; RR no. 4 W E>} Das! ., verni e a Ir ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. von SIE- BOLD IN FREIBURG, DR. TROSCHEL IN BERLIN, PROF. A. WAGNER IN MÜNCHEN UND PROF. RUD. WAGNER IN GÖFEINGEN HERAUSGEGEBEN voN Dr. W. F. ERICHSON, (HELMS-UNIV ERSITÄT ZU BERLIN. PROFESSOR AN DER FRIEDRICH NR ZWOLFT. AHRGANG,. Erster Band. MIT ZVVÖLF KUPFERTAFELN. BERLIN 1846. IN DER NICOLAL’SCHEN BUCHHANDLUNG. v MUAMDLIW N A NOV TRCWÜCHEn un nee ar ee : SnE 755 - . rad ann Kmkı ER % En 7) rc Vu PR Eh er KR ande bs, Inhalt des ersten Bandes. Beobachtungen über das Wachsthum der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. Dritter Abschnitt. Von A. Grisebach Untersuchung über die Chromatophoren bei Loligo. Von Dr. E. Harless. (Hierzu Taf. ].) - ah. Beschreibung neuer oder weniger Bekannter Anneligen Erster Beitrag: Sabella Lucullana Delle Chiaje; S.-luxuriosa Gr. n. sp.; S. lanigera Gr. n. sp.; S. Josephinae Risso; S. penicillatus Sav.; S. pavonina Sav. Von Ed. Grube, (Hierzu Taf. II.) Neue Holothurien-Gattungen. Von Dr. F. H. Troschel Versuch einer Darstellung der Organisation der Räderthiere, nach eigenen Untersuchungen und in Bezug auf die neuesten gegen die Ehrenbergschen Ansichten gerichteten Angriffe. Von Dr. Oskar Schmidt. (Hierzu Taf. 111. Fi. ı-w.) . Clepsine costata, neue Art. Von u Friedrich Müller. (Hierzu Taf. III. Fig. 1.2) . L i ee Uebersicht der Arten der Gattung Astacus. Vom Herausgeber Ueber einen in der Meerenge von Messina gefundenen Delphin. Aus einem Briefe des Prof. Anastasio Cocco an den Prof. R. A. Philippi in Kassel, (Hierzu Taf.IV. Fig. C.) 5 Ueber den Charakter der Thierwelt auf den Inseln des indischen Archipels, ein Beitrag zur zoologischen Geographie. Von Dr. Sal. Müller. Nachträge zu Gurlt’s Verscheen der Thiere, bei’ welchen Ento- zoen gefunden worden sind. Fortsetzung., Von Creplin Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. Zweiter Beitrag: Canephorus elegans Gr.; Ammochares Ottonis Gr.; Dasymallus caducus Gr.; Scalis minax Gr. Von Ed. Grube. (Hierzu Taf. V.) Macrocolus, eine neue Nagergattung aus De Panihe der Sprin: ger. Von A. Wagner. - Ueber die Beutelfledermaus aus Kurnden. en Dr. Ferd. Kirn Professor in Stuttgart. (Hierzu Taf. VI.) Seite | 34 . 104 . 109 a) . 161 . 172 . 178 Selte Beobachtungen über den Nörz. Von Stan. Konst. Ritter von Siemuszowa-Pietruski > 5 B 6 E £ . 183 Ueber den polnischen Biber. Von Demselben Fe: > Wet Fernere Bemerkungen über den Bau der Ganoiden. Von Joh. Müller. . . 190 Die Dreanisaiorverkältnisse der polygaskriseheh Inkeopen mit besonderer Rücksicht auf die kürzlich durch Herrn v. Siebold ausgesprochenen Ansichten über diesen Gegenstand. Von C. Eckhard. (Hierzu Taf. VII und VIII.) 4 2 . 209 Die Entwickelungsgeschichte des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris, nach eigenen Beobachtungen dargestellt von Dr. An- ton Ferd. Franz Karsch zu Greifswald. ‘(Hierzu Taf. IX.) 236 Pflanzengeographische Uebersicht von Texas. Von Dr. Ferd. Lindheimer Ä . B E27 Zur Gattung Oncodes (Ogoodes Dar). on Herausgeßi er .288 Ueber eine neue Art von Hypochthon (Proteus). Von Heinrich Freyer. Mag. Pharm. Museal Custos. (Hierzu Taf. IV. F. 4.2.) 289 Ueber die contractilen Zellen der Planarienembryonen. Von A. Kölliker. (Hierzu Taf. X. Fig. i—13.) & .291 Ueber Gammarus ambulans, neue Art. Von Dr. Frietich Müller. (Hierzu Taf. X. Fig. 4—C.) e . 296 Ueber Acanthocercus rigidus, ein bisher noch urbekankeh Ento- möstracon aus der Familie der Cladoceren. Von Dr. J. Ed. Schödler. (Hierzu Taf. X. X1) . e . 301 Nachtrag zur Uebersicht der Arten der Gattung "Astacus. "Vom Herausgeber . : i : } - e - N . 379 Beobachtungen über das Wachsthum der Vegeta- tionsorgane in Bezug auf Systematik. Von A. Grisebach. Dritter Abschnitt. (S. Jahrg. IX. S. 267. und X. S. 134). Vom Phpyllostron. D:s Wachsthum der Blätter im Sinne des Median - Gefäss- bündels wurde im vorigen Abschnitte abgeleitet vom primären Vegetationspunkt. Während des ersten Stadiums der Entwik- kelung lagen die unter diesem Ausdruck begriffenen Mutter- zellen in der Basis des Blatts oder am Knoten, so dass die Zellenbildung in axipetaler Richtung zwischen dem schon vor- handenen Theile der Lamina und dem Stengel erfolgte. So- dann rückten sie, wenn das Blatt eine Stütze erhalten sollte, dadurch, dass nun auch in entgegengesetzter Richtung Zellen anfıngen sich zu bilden und sich den gebildeten einzureihen, an die Grenze der Lamina und ihrer Stütze. Auf diesem Entwickelungsgange beruht in vielen Pflanzenfamilien das Län- genwachsthum des Blatts allein: aber in einer andern Klasse von Formen, auf welche ich gegenwärtig die Aufmerksamkeit zu lenken wünsche, ist jener Vegetationspunkt nur in den Jüngsten Gebilden thätig. Hier erzeugt er eine mikroskopi- sche Primordial-Lamina, das Phyllostrom, und von diesem geht das fernere Wachsthum vermittelst eines neuen Systems von Mutterzellen, des secundären Vegetationspunkts aus, Das Phyllostrom ist von einem jungen Blatte weder in seiner Form noch in seiner Entstehungsweise verschieden. Es unterscheidet sich'nur dadurch, dass es nicht zu einem ausgebildeten Blatte sich entwickelt, dass es nicht so frucht- Archiv f. Naturgesch, XII, Jahrg. 1. Bd. 1 2) Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum bare Mutterzellen besitzt, wie jenes. Man kann das Phyllo- strom ein unentwickeltes Blatt nennen, gleich wie es unent- wickelte Internodien giebt. Gewöhnlich nur Bruchtheile einer Linie messend, wächst es zwar in vielen Fällen seitwärts zu den Stipulen aus (Phyllostroma stipulatum): aber bei dieser Bildung, atıf ‘welche ich’ die echten 'Nebenblätter (Stipulae) einzuschrähken mich jetzt bewogen finde;'nimmt die Median- länge des Phyllostroms nicht zu. Wo es keine Stipulen ent- wickelt, bildet es nur den basilaren Stützpunkt für den Blatt- stiel oder das ungestielte Blatt (Phyllostroma petiolare), Von dem Gesetze, dass die Medianlinie des Phyllostroms unent- wickelt bleibt, finde ich die einzige Ausnahme in der Blatt- scheide der Gramineen, deren eigenthümlicher Entwicekelungs- gang sich durch die Annahme erklären lässt, dass sie ein aus- wachsendes Phyllostrom sei: denn eben dadurch unterscheidet sie sich von andern Blattstützen, dass sie, wie das Phyllo- strom, sich aus dem an ihrer Basis liegenden, primären Ve- getationspunkte entwickelt. Uebrigens kann man auch jedes Blatt, dessen Längenwachsthum auf dem primären Vegeta- tionspunkt beruht, als ein auswachsendes Phyllostrom betrach- ten und diese Ansicht erhält dadurch eine Stütze, dass die Stipularbildungen des Phyllostroms sich durch alle ihre For- men im Verwandtschaftskreise der Polygoneen und gewisser Monokotyledonen am Blattstiele wiederholen. In allen übrigen Fällen hört, nachdem das Phyllostrom gebildet ist, die Thätigkeit des primären Vegetationspunkts auf und nun beginnt die Entfaltung des eigentlichen Blatts von der “pitze des Phyllostroms aus. Der secundäre Vege- tationspunkt liegt hier, am Ende der Medianlinie des Phyllo- stronis, demnach genau an demselben Orte, wohin der pri- 'märe Vegetationspunkt bei einem noch kurz gestielten Blatte _ erster Ordnung gelangt: aber die Thätigkeit am Phyllostrom beruht nicht, wie hier, auf einer Verschiebung der Mutterzel- len. Auf dem Phyllostrom ist ein neues System von Mutter- zellen thätig: bei der Verschiebung des primären Vegefations- punkts sind es noch die alten, nun in zwei entgegengesetzten Richtungen thätigen Mutterzelleh, welche früher am Knoten lagen. Dies geht hervor aus einer Vergleichuuß‘ Ae Entwik- kelungsganges in beiden Fällen. der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. 3 a E +44 17 19 21 19 1715 10 5 1 I 1 B. t abet 21 19 17 15 10 9 1 341 Die Verschiebung des primären Vegetationspunkts (A.) hat zur Folge, dass der Blattstiel unter der axipetal gebilde- ten Lamina sich axifugal entwickelt, während der secundäre Vegetationspunkt (B.) gleich dem primären das Organ ur- sprünglich axipetal aus sich herausschiebt. Das Phyllostrom ist eine primäre und axipetale Bildung, der Blattstiel entsteht secundär und axifugal. Der secundäre Vegetationspunkt befolgt genau dasselbe Bildungsgesetz, wie der primäre. Entweder schiebt er das ganze Blatt aus der Spitze des Phyllostroms hervor, oder er rückt später weiter hinauf an die Grenze von Blattstiel und Lamina, indem er anfängt Zellen in zwei Richtungen zu er- zeugen. Hierdurch wird das Phyllostrom zur Basis des Blattstiels. Beim Absterben des Blatts erfolgen häufig echte Gliede- rungen an dem Orte, wo der secundäre Vegetationspunkt seine Thätigkeit begann, an der Grenze des Blattstiels und Phyllostroms. Die echten Stipulen sind aus seitlichen Vege- tationspunkten des Phyllostroms hervorgeschobene Segmente und sie sind daher häufig unter der Articulation des Blatt- stiels befestigt. Die Gewächse, bei denen der Medianus des Blattsystems nur aus dem primären Vegetationspunkte hervorgegangen ist, (Folium protogenum) nenne ich Protophyllarier (Plantae pro- _ tophyllae). Die Gewächse, bei denen das Blatt (F?) auf einem Phyllostrom ruht (Folium deuterogenum), heissen Deutero- phyllarier (Plantae deuterophyllae). Hauptarten des F. deuterogenum. I u F. sessile Bin RE RER ati I u LEHE f u —_ > Teär® =... ‚stipulatum Bun — 4* A Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum 1 N Lea F. petiolatum NE ne Ne en 1 1. 1 h En 3 &-—& - pinnatum EYE | BD 1 Mel m.‘ —— - digitatum [— — So äce 1 ER Phyllodium N En En Dr DM => Hauptarten des F. protogenum. 1 F. sessile u 2 ' © ee | - petiolatum EEE =& r Eu 2 nn 0 4 k yarksschll - pinnatisectum me ao En Sa 3 U RAT - pinnatum | => ae Frons PNSETERT sl RE RRERELEN Diese letzte, von mir noch nicht beobachtete Blattent- wickelung, wofür man den bisher morphologisch unbestimmt gebliebenen Ausdruck Frons zweckmässig verwenden kann, hat Nägeli bei den Moosen kennen gelehrt, wo die Blätter nach seiner Untersuchung *) sich wie Phyllodien entwickeln. 1) Zeitschr, ‚für wissensch. Botanik. H.2. S. 175. Nägeli hat bei der Blatt- und Axen-Entwickelung zuerst die Geschichte der einzel- nen Zellen entworfen, indem seine Arbeiten sich auf einfach gebaute 'Cryptogamen beschränken. Im dichten Parenchym der Phaneroga- men hat meine Untersuchungsmethode diese Vollendung nirgends er- reicht. Der Analogie zufolge könnte übrigens der Unterschied des ungleichförmigen und des gleichförmigen Wachsthums so vorgestellt werden, dass im ersteren Falle (A) bei fortschreitender binärer Theilung der Zellen die eine der beiden Tochterzellen weniger oft als die andere diesen Process wiederholt, im zweiten (B) dagegen Gene- rationen von gleichmässig fruchtbaren Zellen erzeugt werden. Intercalar würde das Wachsthum dadurch werden, dass die Mutterzellen an fertige Gebilde grenzen (C). — Oder nach Nägeli’s Bezeichnungsweise: der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. 5 Ich wende mich jetzt zu den einzelnen Beobachtungen, auf welche die dogmatisch vorangestellte Theorie sich gründet. Erste Klasse. Deuterophyllarier. Leguminosen. Folia composita-simplicia — Phyllodia. — Stipulae. I. Astragalus ponticus. Gefiedertes Blatt mit 15 bis 18 Blättchenpaaren. a. Die jüngsten Blätter entsprachen in ihrer Gestalt einer Lamina tripartita, segmentis lanceolatis, Die beiden seitlichen Segmente (st.) sind behaart und dem mittlern, ungetheilten, glatten Segmente (F?) an Länge gleich. Die gemeinschaftliche Fläche an der Basis der drei Segmente ist das Phyllostrom. b. Die Bildung der Blättchen erfolgt axifugal aus seit- lichen Vegetationspunkten des Blattrandes. In der vorliegen- den Entwickelungsstufe sind von der Blättchenreihe erst 5 bis 6 Paare angedeutet und zwar die der Spitze des Blatts nächst gelegenen weniger, als die untern ausgebildet: ein augenscheinlicher Beweis axifugaler Reihenfolge der die Blätt- chen erzeugenden Bildungspunkte. Die untern Blättchen er- scheinen als rundliche Serraturen am Blattrande; die obern werden allmählig flacher, bis sie zuletzt und durch den flexuos gebogenen Blattrand angedeutet sind. Die’ unterste Serratur ist flacher und grösser, als die folgenden: sie wird späterhin zum Blattstiel. Die Längendimensionen von st. und F? stehen noch in gleichem Verhältnisse, wie bei a: das halbkreisför- mige Phyllostrom trägt in der Mitte das Blatt, an den Seiten 11! Ir? P IE 1? Pr EEE A ten B. [PIefeıe | - [ale m] —:—_a 1 RB 7% Pe EL ZZ C. ejmj|n| m mn m 1 1 — Zellen, die wie die erste Mutterzelle sich fortpflanzen. 1 = Zellen, die weniger oft, z. B. nur einmal sich fortpflanzen. 1 Galrueikbare Tochterzellen. 6 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum die Stipulen. — Die erste Bildung der Blättchen aus margi- nalen Vegetationspunkten entspricht demnach der axifugalen Entwickelung des Petiolus communis und der Ort, den der secundäre Vegetationspunkt jetzt einnimmt, Jiegt über dem obersten Blättchenpaar an der Basis des Foliolum terminale, welches vom übrigen Blatte noch nicht deutlich abgeson- dert ist. \ c. F= 14”. — F? besitzt nun bereits sämmtliche'Blätt- chen, die im axifugalen Sinne kleiner werden. d. F = 3". — F? wird von den zweifach längern Sti- pulen eingeschlossen. Blättchen conduplicativ bis zur Voll- ie ihres Wachsthums. .F=6". Der Blattstiel (P=1"") sondert sich vom ea Blättchenpaare ab, f. F= 11". Die Entwickelung der Iieretitich der Blätt- ehenpaare am Petiolus communis erfolgt im axifugalen Sinne. (P=2"; PC misst in den untern fünf Interstitien = 14", 4", 2”, 4”, 4”"; oberer Theil des PC mit Einschluss des End- blättchens = 5""). g- F = 25", UE> — 5; PC= 3"; 20, au au 10, au 14", 14, 4195 41, 44 aM, zu, BuAT Foliolum ter- minale = 4), h. F — 48", P=> 2 10%; PC= 5 4) 4", 3", 3", 2300, ga gu gu gu gu qua gm, 41, Fol, term. = 14%), Lathyrus purpureus. Zweiter Abschnitt X. Thermopsis lanceolata. Gefingertes Blatt. Zweiter Ab- schnitt IX. Cytisus Laburnum. Zweiter Abschn. XV. ') ll. Cercis canadensis. Einfaches Blatt. — Zur Bildungs- zeit der Stipulen hat das Blatt ungefähr gleiche Länge mit dem Phyllostrom. Aus dem Rande des letztern wachsen die Stipulen neben dem secundären Vegetationspunkte hervor. Späterhin ist der Zusammenhang der Nebenblätter mit dem ') Der Blattstiel ist dem Obigen zufolge bei Cytisus nicht aus dem primären, sondern aus dem bei der Bearbeitung des zweiten Abschnitts noch nicht unterschiedenen secundären Bildungspunkte entstanden. Weil die Bedeutung des Phyllostroms damals noch nicht vorlag, so ist in einigen, im Folgenden bezeichneten Beispielen statt des primären gleichfalls dieser letztere zu verstehen. der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. ri Blattstiele. kaum noch zu erkennen, weil das Phyllostrom sehr klein bleibt und ihr Befestigungspunkt unterhalb der Articu- lation des Blattstiels liegt. II. Acacia decipiens. Entwickelung eines Phyllods. a. Die jüngsten Blätter von kaum „4“ Länge bestehen aus dem halbmondförmigen Phyllostrom, dessen convexer Rand an dem Knoten befestigt ist und dessen Hörner zu den Sti- pulen auswachsen. Am innern Rande der concaven Bucht des Phyllostroms, auf dem dem Knoten entgegengesetzten Endpunkte der Medianlinie, ist ‚eine Warze von Zellgewebe sichtbar, bedeutend kleiner als die seitwärts darüber hervor- ragenden Stipulen: diese Warze ist das auf dem Plyllostrom am secundären Vegetationspunkte entstehende F?. Transito- rische Haarbildung neben der Warze. b. Die Stipulen wachsen, ihre lineare Form bewahrend, bis zur Länge von 1” aus. Späterhin bleiben sie unverän- dert und marcesciren frühzeitig. F? ist jetzt erst ‚4 Jang und bildet einen schmalen, weisslich gefärbten Cylinder,, wel- cher in der Folge der der Spitze des Plıyllods (ph) aufge- setzte Dorn (sp) ist. Medianlänge des Phyllostroms, ‚wie auch in den folgenden Entwickelungsstufen, unverändert: kleine Bruchtheile 'einer Linie messend, daher von jetzt an (in Rück- sieht auf die Blattlänge) gleich Null angenommen (F=F’ +0). -e. Das Blatt ist # lang und linear. Die obere Hälfte desselben (sp = +") ist dem weisslichen Cylinder in: b gleich geblieben, die untere Hälfte (ph = 4“) hingegen grün gefärbt. — Diese Veränderung. lässt eine zwiefache Erklärung zu, ent- weder dadurch, dass der secundäre Vegetationspunkt das Stück ph axipetal aus sich herausgeschoben hat, oder aber, dass er selbst axifugal fortgerückt ist. Dass die letztere An- nahme die richtige sei, ergiebt sich aus den folgenden Ent- wickelungsstufen. d. F= 1“, (ph= 3"; sp=#), Das Blatt, jetzt den Stipulen an Länge gleich, hat die frühere Gestalt bewahrt und ebenso scharf sind die beiden Hälften desselben dadurch zu unterscheiden, dass sp kein Chlorophyll enthält. — Die Ver- grösserung von sp auf die doppelte Länge kann daher nicht mehr von einem am Phyllostrom thätigen, basilaren Bildungs- punkte abhängig gewesen sein, sondern ist entweder eine 8 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum Folge der Zellenausdehnung oder dadurch bedingt, dass der secundäre Vegetationspunkt jetzt an der Grenze von ph und sp liegt. e F=2 (ph= 1“; sp=1"). Das Blatt behält zwar, wie bis zur völligen Ausbildung desselben, die lineare Form, aber der obere Theil (sp) ist jetzt fester geworden und hat sich zugespitzt, indem er an dem untern Ende breiter wird. Man erkennt in ihm den nunmehr bereits fertig gebildeten Dorn, in welchen der untere Rand des ausgewachsenen Blatts ausläuft: deshalb ist er ohne Chlorophyll geblieben. Vergleicht man diese Entwickelung mit der des einfachen Blatts von Cercis oder mit der des gefiederten Blatts von Astragalus, so ergiebt sich, dass in der That der Dorn von Acacia decipiens eine Hemmungsbildung der Lamina folii oder des Foliolum terminale eines zusammengesetzten Systems ist. Demzufolge lag der secundäre Vegetationspunkt, wie bei jenen Gewächsen an der Grenze von Blattstiel und Lamina, so hier an der Basis des Dorns und der grüne, untere Theil des Blatts ist ein Blattstiel oder, weil er sich flächenartig entwickelt und statt des Blatts functionirt, ein Phyllod. Das Phyllod wächst zuletzt bis zur Länge von 4“ aus und zwar, wie dessen Gestalt zeigt, axifugal, also einem Blattstiele gleich (vergl. zweit. Abschn. S. 135). Denn schon frühzeitig entsteht am obern, der Axe zugewendeten Rande des Phyllods dicht. über dem Phyllostrom ein kleiner Callus, der allmählig durch unter ihm fortdauernde Zellenbildung von dem Phyllostrom sich entfernt und zuletzt ebenso weit wie der Dorn des Phyllods von demselben absteht. Das Phyllod erhält dadurch seine dreiseitige Gestalt, die Flächen sind lateral, wie beim Iris- Blatt. Der Callus bildet die obere und hintere, der Dorn die untere und vordere, das Phyllostrom die untere und hin- tere Ecke. Die Phyllodfläche ist aus dem von der Seite zu- sammengedrückten Blattstiel marginal nach oben auf dieselbe Weise hervorgewachsen, wie die Blättchen des gefiederten Blatts aus seitlichen Bildungspunkten des Blattstiels entstehen. Auch hierin zeigt sich daher die Analogie des Blattstiels mit dem Phyllod. a Rosaceen. Folia composita-simplicia. — Stipulae, nunc rudimentariae. der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. 9 IV. Rubus idaeus. Bildung des gefiederten und gefinger- ten Blatts, wie bei den Leguminosen. Stipulirtes Phyllostrom. V. Kerria japonica. Die Kürze des Phyllostroms gestat- tet nur einen geringen Zusammenhang zwischen dem Blatte und den Stipulen. Beide Organe entstehen gleichzeitig als Lamina profunde tripartita. VI. Spiraea triloba. Abort der Stipulen, — Die Blatt- knospe wird von zahlreichen Tegmenten eingeschlossen. Diese sind lanzettförmig und an der Spitze behaart: ausserdem kom- men innere Tegmente zwischen den Blättern vor. Die Blät- ter selbst besitzen zu der Zeit, wo F? dem Phyllostrom an Länge gleich ist und an der Spitze in drei stumpfe Zähne ausläuft, zwei einwärts gekrümmte Stipulen, welche seitwärts neben dem secundären Vegetationspunkte aus dem Phyllostrom hervorgewachsen sind und sich später nicht weiter auszubilden scheinen. Sie sind alsdann kaum um die Hälfte kleiner als F?. — Es erhellt aus dieser Beobachtung, dass die Stipulen auch in denjenigen Arten von Spiraea, wo sie im ausgebilde- ten Zustande des Blatts fehlen, vorhanden sind und durch wahren -Abort der Wahrnehmung verloren gehen. Terebinthaceen. Folia composita — simplicia. — Sti- pulae rudimentariae aut transitoriae. VII. Ahus Cotinus. Aus dem abgerundeten, mikrosko- pischen Phyllostrom entspringen am vordern Rande gleichzei- tig die in rudimentärem Zustande verharrenden Stipulen und das von ihnen eingeschlossene in der Form einer Warze er- scheinende Blatt (F?). Hat es die doppelte Länge der Neben- blätter erreicht, so stellt es einen oben schräg abgestutzten Cylinder dar. Aus dem Rande der schrägen Endfläche wächst später die entsprechende Lanına-Hälfte gefaltet hervor und hierdurch wird der Blattstiel von der Lamina äusserlich ab- gesondert, die ihm zu dieser Zeit an Länge gleich ist. Dem- nach wird hier der mittlere Theil der Lamina, welcher in der Folge der Medianus ist, früher gebildet als die Seitentheile, gerade wie am Phyllod von Acacia decipiens der Flügel se- cundär aus dem Blattstiele hervorwächst. Man könnte an- nehmen, dass auch hier die ganze Lamina aus der Spitze des Blattstiels hervorgehe, aber die schräge Endfläche ist früher vorhanden, als dieser. Auf die Bildung der Seitenhälften des 10 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum Blatts folgt ein Zustand, wo der Blattstiel dreimal länger wird als die Lamina, welche zunächst sich nicht vergrössert und röthlich gefärbt ist. Die Axillarknospe wird von zwei oder mehr Tegmenten eingeschlossen, die gleichfalls am Rande diese Färbung zeigen. Diese Tegmente scheinen daher ganzen Blättern zu entsprechen, nicht aber den Stipulen, die, wo sie vorkommen, bei den ruhenden Blattknospen nicht selten zur Tegmentbildung verwendet werden. Aber die Nebenblätter der Terebinthaceen besitzen keine Entwickelungsfähigkeit und sind deshalb bisher übersehen, wiewohl sie auf der zuletzt beschriebenen Entwickelungsstufe noch als kleine Appendices am Grunde des Blattstiels wahrgenommen werden können. — Es ergiebt sich daher hieraus die systematische Folgerung, dass die Terebinthaceen durch fehlende Nebenblätter nicht von den Leguminosen und Rosaceen unterschieden werden können, indem bei ihnen, wie bei einigen Arten von Spiraea, die Sti- pulen nur durch eine Hemmungsbildung zurücktreten. Folgt man der Annahme von der Verwandtschaft der Terebintha- ceen mit Juglans, so würde die Entwickelungsgeschichte von deren Blattknospe, wie sogleich gezeigt werden soll, ‚dieser von Rhus abgeleiteten Bemerkung zur Bekräftigung dienen VII. Juglans alba. Bildung: transitorischer. Stipulen. a. Die ruhende Blattknospe, von Tegmenten umschlossen, besteht im innersten Theil aus ungetheilten, linearen Blattan- fängen und aus der ‚doppelten Anzahl von etwas .breitern, nach oben gesägten Stipulen. Je zwei Stipulen und das von ihnen eingeschlossene Blatt sind einem kurzen Phyllostrom eingefügt und eine Zeit hindurch ungefähr gleich lang. b. Die Bildung der Blättchen erfolgt wie bei Astragalus zu einer Zeit, in welcher das Blatt (FE?) bei Weitem kleiner ist als die inzwischen ausgewachsenen, den Tegmenten in ihrer Form gleichenden, eiförmigen Stipulen. e. Die Stipulen entwickeln sich nun nicht weiter und F ist ihnen bald an Länge gleich. Sie scheinen späterhin abge- worfen zu werden und so haben die Systematiker sie bisher geleugnet. Oxalideen. Folia composita. — Stipulae. Die. Stipu- len sind in dieser Familie von Bartlivug und Endlicher irrthüm- lich geleugnet, von Kunth jedoch wohl bemerkt. der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. 11 IX. Oxralis crenata. Die Stipulen wachsen Anfangs frei aus dem Phyllostrom hervor und sind alsdann ebenso lang als die Lamina trifida (F?), welche sie einschliessen. Von dieser Zeit an entwickeln sie sich nicht weiter und am aus- gewachsenen Blatte, wo sie dicht unter‘ der Articulation des Blattstiels noch sichtbar sind, aber sehr wenig hervorragen, schei- nen sie der Basis des Blattstiels angewachsen. Aber der breitere Theil, zu dem sich der Blattstiel unter dem Artieulationspunkte erweitert, ist eben das Phyllostrom, welches häufig, ohne die Ent- wickelung zu beachten, als aus einer Verwachsung von Blattstiel und Nebenblättern hervorgegangen angesehen worden ist: während es eben allgemeines Bildungsgesetz ist, dass die Nebenblätter aus der vordern Seitenecke des als einfache Lamina gebilde- ten Phyllostroms hervorwachsen und die Unterscheidung freier und angewachsener Stipulen (stipulae liberae und adnatae) bei den Systematikern daher oft bloss auf einen Unterschied in der Grösse des Phyllostroms hinausläuft. Ü Zygophylleen. Folia composita-simplicia. — Stipulae: in den beiden folgenden Beispielen abnorm gebildet, im ersten als einfache, axillare Stipule, im andern stipellirt. X. Melianthus major. Das Blatt entfaltet die in der Knospenlage conduplieirten Seitenblättchen axifugal, wobei die seitlichen Bildungspunkte sich zuletzt über die Interstitien ausdehnen (Folium pinnatum, petiolo communi alato). Ueber dem secundären Vegetationspunkte wächst das Phyllostrom zu einer einfachen, oblongen Lamina aus (Stipula axillaris), welche die Terminalblattknospe von der Blattseite aus umschliesst. Das Blatt scheint späterhin aus dem Rücken des Phyllostroms entsprungen, was jedoch nur darin seinen Grund hat, dass der Stipularfortsatz bei dieser Art einfach ist und dem obern oder vordern Rande des Phyllostroms entspricht, Unrichtig ist daher die Darstellung de Candolle’s (Organogr. veget. 1. p. 338), der denselben aus der Verwachsung zweier Neben- blätter entstehen lässt, wie es bei Ficus wirklich der Fall ist. Xl. Peganum Harmala. Diese Gattung kann wegen ihrer Blattbildung nicht füglich mit den Rutaceen verbunden bleiben und ich zähle sie daher mit Lindley zu den abwei- chenden Formen der Zygophylleen, von denen sie sich durch einfache und wie bei Melianthus alternirendeBlätter unterscheidet. 12 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum a. Einfaches Phyllostrom. b. Phyllostrom mit zwei Stipulen und einfachem Secun- där -Blatt. c. F* spaltet sich in drei lineare Segmente. d. Das Blatt wächst aus, indem entweder die Stipulen nicht mitwachsen (Folium trifidum stipulatum), oder indem sie sich zu langen, linearen Basilarsegmenten ausbilden (Fo- lium tripartitum, segmento medio trifido). Im letztern Falle erhalten die Stipularsegmente noch zuletzt kleine Basilarex- erescenzen, die sich ebenso zu jenen verhalten, wie die Sti- pellen zu Blättehen oder Blattsegmenten, z. B. bei Staphylea (s. u.). Stipularbildungen sind bei Peganum auch an den Kelch- blättern vorhanden, Diosmeen. Bildung des Phyllostroms ohne Stipulen. XII. Coleonema album. Zuerst bildet sich ein halbmond- förmiges Phyllostrom, dessen vorderer, concaver Rand später die Basis der Lamina umschliesst. Der secundäre Vegeta- tionspunkt, aus welchem F? hervorgeschoben wird, beginnt erst thätig zu werden, nachdem das Phyllostrom ganz ausge- ‚ bildet ist, indem dieses keine Stipulen entwickelt, sondern nur durch seine Gestalt die Stellen andeutet, wo in andern Familien die Nebenblätter auswachsen. So wie das Blatt der südafrikanischen Diosmeen zur Erikoidenform gehört, so gleicht auch das Phyllostrom, welches hier so klein bleibt, nach der Ausbildung des Blatts dem Polster, auf welchem die Lamina der Erika-Nadeln ruht: aber die Beziehung desselben zu der Blattbildung ist ganz verschieden vom Sterigma der Eriken und drückt die Verwandtschaft auch der einfachen Diosma- Nadeln mit den zusammengesetzten Blättern anderer Diosmeen aus. Denn hier geht das Blattpolster als Phyllostrom der Bildung der Lamina voraus: das Sterigma hingegen ist die späteste Bildung in der Entfaltung der Erika-Nadeln (s. u.). XII. Agathosma molle. Das Phyllostrom liess sich hier auch an den jüngsten Blattwarzen der Knospe nicht mehr deutlich unterscheiden: der Analogie zufolge scheint es daher hier nur noch kleiner zu bleiben, als im vorigen Fall. Der Blattstiel entsteht zuletzt und die Entwickelung der Lamina aus einem basilaren Bildungspunkte ist leicht zu verfolgen. Rutaceen. Folia simplieia, exstipulata. Zweifelhaft der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. 13 wird diese Gruppe hierher gestellt, indem es mir nicht gelun- gen ist, weder bei Ruta noch bei Boenninghausenia das Phyl- lostrom aufzufinden. Die Analogie mit den Diosmeen ist es daher, wie bei Agathosma, hier allein, wodurch ich bewogen bin, nicht den Entwickelungsgang für verschieden, sondern nur die Beobachtungen für unvollkommen zu halten. XIV. Boenninghausenia albiflora. Entwickelung des Blatts zum Folium bipinnatiseetum, woraus sich ergiebt, dass das zusammengesetzte Blatt der Diosmeen dieser Gattung so we- nig als Ruta zukommt. a. Die jüngsten Blätter bestehen aus einer ungetheilten Lamina. b.F=+#". Das Blatt besteht zur Hälfte aus der ovalen Lamina, zur Hälfte aus dem Blattstiel, an dessen Spitze jeder- seits eine Serratur liegt. Diese Serraturen sind die Anfänge der ersten Segmente. ce.F=3"(P=#"; L=2%"). Drei Segmentenpaare sind jetzt angelegt. Die Zwischenräume ihrer Insertionspunkte in der Richtung vom Blattstiel zum Terminalsegment seien «, P,y:soisteae=0; = #"; y—+ Segm. term. — 2', N I EN Er | Re Hu, 84 20): eF=7"P=1",; L=6"fe = 1", P=1", y— U Sts—=;8i]). f. F — 14" (P — 2"; L = 42 [« = 3, ß = 2, y=41#", S.t.=5#"]). Durch die späte Entstehung von @ zwischen c und d, sowie durch den Uebergang von e zu f wird die axipetale Entwickelung des Stipes communis klar: wenn das Blatt ein gefiedertes wäre und demzufolge &, ß,:y zum Blattstiele gehörten, so würde « früher gebildet werden als # und in der letzten Entwickelungsperiode nicht noch um das Dreifache sich verlängern, sondern längst ausgewach- sen sein. XV. Ruta graveolens. Die Blattsegmente entstehen suc- cessiv an dem zwischen L und P gelegenen Vegetationspunkte und entfernen sich‘ ebenso von einander, wie bei Boenning- hausenia, Geraniaceen. Folia simplicia. Stipulae. XVl. Geranium palustre. Die jüngste Blattform, welche 14 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum untersucht ward, entsprach einen Folium tripartitum; der ge- meinsame Basilartheil ist das Phyllostrom, die seitlichen Seg- mente wachsen zu den Stipulen, das mittlere zu F? aus. Wegen der Kürze des Phyllostroms ist später der Zusammen- hang zwischen dem Blatte und den Stipulen gering. Anfangs bleiben die Stipulen im Wachsthume zurück; F”* entwickelt zwei Serraturen und stellt demnächst eine Lamina trifida dar. Hierauf bildet sich der Blattstiel und nun nehmen die Stipu- len an Grösse zu, umfassen sich gegenseitig und hüllen von jetzt an die Terminalknospe ein. Sie treten in ein Stadium, wo sie mit dem Blattstiel ungefähr gleich lang sind, von des- sen oberem Ende nun die weitere Entfaltung des Blatts ausgeht. XVIl. Pelargonium macranthum. Einen Schritt weiter zurück, als die Untersuchung von Geranium geführt ward, war das Phyllostrom von gleicher Länge mit den Stipulen und ‚der Lamina (Folium trifidum). Hierauf ein Folium tri- partitum durch Wachsthum der Segmente und übereinstim- mende Entfaltung mit der vorigen Gattung. Tropaeoleen. Folia simplicia, exstipulata, (primordia- lia stipulata). XVIl. Zropaeolum majus. Bildungsgeschichte eines Fo- lium peltatum. — Das Phyllostrom der Stengelblätter entwik- kelt keine Stipulen (Ph. petiolare) und dient Anfangs einer breiten Lamina zur Stütze, welche zwei Lappen seitwärts und zwei andere rückwärts‘ treibt. Diese Lappen verschmelzen späterhin durch ungleiches Wachsthum der Peripherie und der zwischen den vordern und hintern Lappen vom Phyllostrom aus abgesonderte Blattstiel erscheint alsdann der untern Fläche der Lamina eingefügt. Die spätere, axifugale Entwickelung des Blattstiels ist Abschn. 2. XIV. nachgewiesen. Lineen. Folia simplicia. 'Phyllostroma exstipulatum. XIX. Linum perenne: Das Phyllostrom bildet eine erst eiförmigey dann 'rundliche Scheibe, an deren Endpunkt F? zuerst als eine feine Spitze sich zeigt. Der secundäre Vege- tationspunkt treibt die ganze Lamina hervor, ohne dass ein Blattstiel sich absondert. Das sitzende Blatt ruht daher auf dem unveränderten, nebenblattlosen Phyllostrom, ähnlich wie bei Coleonema, der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. 15 Sapindaceen. Folia composita. Stipulae transitoriae aut 0. XX. Aesculus Hippocastanum. Drei Paar decussirte Teg- mente hüllen die ruhende Blattknospe ein. Durch ihre Stel- lung und den allmähligen Uebergang ihrer Gestalt in die der Blattstützen (De Candolle Organogr. veget. t. 20) ergiebt sich, dass sie Phyllostrome sind und ganzen Blättern entspre- chen. Hierauf folgt nach innen ein zweites System von grös- seren, durch Harz verklebten Tegmenten, welche gleichfalls die Bedeutung des Phyllostroms haben. Die innersten ent- wickeln zuweilen an der Spitze Blattrudimente, d. h. ein se- eundärer Vegetationspunkt wird an ihnen thätig. Ebenso ent- stehen sodann die eigentlichen Blätter innerhalb der Tegmente: sie sind durch dichten Filz eingehüllt und von diesen getrennt. An den äussern Blättern ist das Phyllostrom breit, von oblon- ger Gestalt, und treibt zuweilen neben dem secundären Ve- getationspunkte kleine Oehrchen hervor, die ächten Stipulen entsprechen. Bei den meisten Blättern geht das Phyllostrom zuletzt in die Basis des Blattstiels über, ohne von diesem deutlich geschieden zu sein. Transitorische Nebenblätter sind hier gleichsam nur als monströse Bildung zu betrachten. XXI. Staphylea pinnata. Die Laubentwickelung dieses Baums hat keine Analogie mit der der Celastrineen und dient Bartling’s Behauptung zur Bestätigung, dass Staphylea den Sapindaceen zunächst verwandt sei. Die ruhende Blattknospe “ist nicht blos auswärts von einfachen Tegmenten umgeben, sondern diese wechseln auch mit den Blättern im Innern der - Knospe und geben sich hier durch ihre Stellung und Zahl als echte Stipulen zu erkennen. Zwischen je zwei solchen Stipulen (seitlichen Exerescenzen eines sehr kurzen Phyllo- stroms) entsteht das gefiederte Blatt. Jedes Blättchen erhält an seinem Insertionspunkte zuletzt zwei Basilarsegmente, welche wie die am Stipes communis liegenden Blattsegmente von Carum Carvi nicht mit dem Blatte in gleicher Ebene lie- gen. Diese Basilarsegmente sind die als Stipellen und Stipu- len von Staphylea beschriebenen Organe. Die echten Stipulen fallen frühzeitig ab und sind von den Systematikern über- sehen worden. Was sie als Stipnlen beschreiben, sind Or- gane, die sich zum untersten Blättchenpaar genau ebenso ver- 16 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum halten, wie die Stipellen zu den übrigen Blättchen. — Dem- nach sind hier die wichtigsten Entwickelungsstufen folgende: a. Phyllostrom, jederseits mit einer blattartigen Exerescenz (Stipula), am Ende der Medianlinie in das Blatt auslaufend. b. Der Blattstiel entwickelt im axifugalen Sinne kleiner werdende Seitenblättchen. c. Die Stipulen sondern als innere Knospen-Tegmente sich von dem auswachsenden Blatte ab. d. Unter jedem Blättchen wachsen kleine Basilarsegmente aus der obern Seite des Blattstiels hervor (falsche Stipulen und Stipellen). Acerineen. Folia simplicia. Stipulae transitoriae. — Auch in dieser Familie, wie bei Juglans und Staphylea, hat man die echten Stipulen bisher nur deshalb übersehen, weil sie transitorische Gebilde sind. XXI. Acer tataricum. Die ruhende Blattknospe ist der von Aesculus ähnlich und wird von mehrfachen, decussirten Tegmenten eingeschlossen, welche vermöge ihrer Stellung gan- zen Blättern oder Phyllostromen entsprechen. Die Blätter im Innern der Knospe, von zartem Bau und zusammengefaltet, entspringen zwischen je zwei abgerundeten Stipulen, welche den Tegmenten in ihrer Textur, aber nicht in der Form glei- chen und zum Theil etwa dreifach kürzer als das Blatt mit diesem einen kurzen Phyllostrom inserirt sind, Sie scheinen frühzeitig verloren zu gehen. Polygaleen. Folia simplicia. Phyllostroma exstipulatum, XXI. Polygala myrtifolia. Das Phyllostrom von rund- licher Gestalt läuft in, zwei abgerundet eiförmige Spitzen aus, ähnlich wie bei Coleonema. In der Emarginatur entsteht der Blattanfang als zarte Warze. Späterhin gleicht sich der obere Rand des Phyllostroms aus, der Sinus verliert sich und das Phyllostrom wird zur Basis der Lamina selbst. Die dichten Haare, welche die Blätter in der Knospe bedecken, bilden sich erst, wenn die Lamina eine im Verhältniss zum Phyllo- strom bedeutende Grösse erreicht hat: so lange dieses emar- ginirt ist, stören sie die Beobachtung noch nicht, wie später der Fall ist. Euphorbiaceen. Folia simplicia. Phyllostroma exsti- pulatum aut stipulatum. der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. 17 XXIV. Zuphorbia orientalis. a. Das eiförmig-dreiseitige Blatt ruht mit seiner truneir- ten Basis genau auf dem Phyllostrom. Beide Organe sind in ihrer Berührungslinie nach dem Rande zu Anfangs getrennt, indem jederseits neben der Oommissur zwei oder drei Zellen übrig bleiben, die sich berühren, ohne verbunden zu sein. In der Folge verwachsen diese sich berührenden Zellen und dadurch wird das Phyllostrom zum Basilartheil der ungestiel- ten Lamina. Durch diesen in den jüngsten Knospentheilen erkennbaren Verwachsungsprocess zwischen den sich berüh- renden Rändern des Phyllostroms und der Lawina ist ein solches einfach gebautes Blatt allein von einem protogenen Blatte zu unterscheiden. b. Das Blatt ist oblong-lanzettförmig, ‚hat die doppelte Grösse erreicht und das Phyllostrom ist nicht mehr als sol- ches zu erkennen. c. Das Blatt wölbt sich concav, indem die äussern Blät- ter der Terminalknospe in convolutiver Aestivation imbri- eirt sind. XNXV. Zuphorbia Peplus. Die Keimpflanze entwickelt die Blätter ihrer Terminalknospe, wie die vorige Art. XXVI. Euphorbia maculata. Die Erwartung, das Phyl- lostrom an einer sogenannten stipulirten Euphorbie deutlicher “entwickelt zu sehen, wurde nicht bestätigt, indem hier keine echte Stipulen vorhanden sind. Die gegenüberstehenden Blät- ter verbinden sich zu einem den Stengel umfassenden Knoten (Nodus integer) und erst späterhin wachsen die Nebenblätter aus dem Rande des Blattstiels hervor. In ihrer Entwickelung entsprechen sie den Serraturen oder Lappen des Blattrandes und diese Art falscher Nebenblätter, welche in die scheiden- förmige Erweiterung des Blattstiels übergeht, ist daher als Aurieula petioli zu bezeichnen !). 2) Wenn in dem vorigen Abschnitte die genetisch verschiedenen Arten von Nebenblättern dem bisherigen Standpunkte der Morpho- logie gemäss zusammengefasst worden sind, so haben wir jetzt be- reits zwei Gebilde und werden noch ein drittes von den Stipulen trennen müssen. Hieraus ergeben sich folgende Begriffsbestimmun- gen für die bisher als gleichwerthige Organe angesehenen Neben- blätter: Archiv f. Naturgesch, XJ1. Jahrg. 1. Bd, 2 18 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum XXVU. Cluytia pulchella. Dies Gewächs besitzt gar keine Nebenblätter: dagegen ist das Phyllostrom hier sehr deutlich, es bleibt am ausgebildeten Blatte als abgesondertes Polster am Grunde des Blattstiels sichtbar. Bei der Entste- hung des Blatts ist es halbmondförmig gestaltet, nachher bildet es eine quadratische Fläche, deren Breite etwas grösser ist als die Dicke des aus diesem Grunde unterscheidbaren Blattstiels. XXVII. Ricinus rutilans. Die Terminalknospe wird von der Stipula oppositifolia des darunter stehenden Blatts um- schlossen. Die Entwickelung dieses Hüllorgans scheint dem von Begonia (s. u.) zu entsprechen, nur mit dem Unterschiede, dass hier zwei echte Stipulen an der dem Phyllostrom gegen- überliegenden Seite der Axe verwachsen: sie erscheinen daher nur gegen die Axe geöffnet und abgesondert. Malvaceen. Folia simplicia. Phyllostroma stipulatum. Frühzeitige Trennung der Stipulen vom Blatt wegen der Kürze des Phyllostroms. XXIX. Malva moschata. Da durch die Anhäufung von Schleim in den Organen der Blattknospe die mikroskopische Analyse erschwert wird, so konnte ich nicht weiter zurück- gehen, als auf eine Entwickelungsstufe, wo das Blatt von den beiden Stipulen, die es einschliessen, getrennt erscheint. Die- ses Lagenverhältniss, wobei die Form der Stipulen und des Blatts sich eine Zeit lang gleich ist, entspricht der Entwicke- lung des Involucrum am Kelche der Malvaceen in dem Grade, dass, wenn man die Involucralblätter als die Stipulen der Kelchblätter ansieht, ihre anscheinende Absonderung hierdurch erklärlich wird. Schon an einem andern Orte (Gött. gel. Anz. 4845. S. 686) habe ich bemerkt, die Unterscheidung des Phyl- lostroms von vorspringenden Zellen der Axe biete in man- chen Fällen so grosse Schwierigkeiten dar, dass die Entwik- 1) Stipulae = Segmente des Phyllostroms. 2) Stipellae — Basilarsegmente aus seitlichen Bildungspunkten des Stipes communis z. B. Sambucus, oder des Petiolus communis z, B. Staphylea. 3) Auriculae — Segmente oder Serraturen des Blattstiels. Da- hin gehören auch die Nebenblätter von Salix (Abschn. 2. VIII). 4) Squamae = in ihrer Ausbildung gehemmte Blätter oder Phyl- lostrome z. B. Rubiaceen, Ampbhigastrien der Lebermoose. der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. 19 kelungsgeschichte, ohne Hülfe von Analogieen, für die einzelne Pflanze nicht immer zum Abschluss führen würde. So habe ich die Ansicht ausgesprochen (zweit. Abschn. S. 147), dass die Nebenblätter von Ampelopsis ohne Zusammenhang mit ihren Blättern zu entstehen schienen: allein durch eine grös- sere Reihe von Beobachtungen finde ich mich geneigt, Schlei- den’s Ansicht beizustimmen, dass alle echten Stipulen aus dem Blatte entspringen, zu welchen sie gehören, nicht als ob ich dieses Verhältniss stets hätte beobachten können, sondern so- fern die Analogie mich nöthigt, die Ursache, weshalb ich in einigen Fällen den Zusammenhang nicht deutlich erkennen konnte, in der Kleinheit oder in dem rudimentären Zustande des Phyllostroms zu erblicken. So ist es nun auch die Ana- logie mit den Stipularbildungen anderer Familien, welche bei Malva auffordert, dem Stadium, wo die Stipulen von ihrem Blatte getrennt scheinen, ein anderes vorangehend anzunehmen, wo sie aus einer beiden Organen gemeinsamen Phyllostrom- fläche entspringen. Die erste beobachtete Bildungsstufe hat demnach die Bedeutung eines Folium profunde tripartitum. Sodann färbt das Blatt sich dunkler und fängt an Segmente in der Form von Serraturen hervorzutreiben. Jetzt tritt eine deutliche Vereinigung zwischen den unverändert gebliebenen Nebenblättern und dem untern Theile des Blatts ein, sei es, dass das Phyllostrom sich noch zu dieser Zeit vergrössere, oder dass eine wirkliche Verwachsung zwischen dem Blatt- stiele und dem innern Rande der Stipulen vor sich gehe. Die weitere Entwickelung des Blatts entspricht der von Ge- ranium,. Rhamneen. Folia simplieia. Phyllostroma stipulatum, nune exstipulatum. Frühzeitige Trennung der Stipulen vom Blatte und spätere Verwachsung beider Organe, XXX. Rhamnus infectoria, a. Das Phyllostrom ist, wie bei Malva, so kurz, dass man den Zusammenhang der Stipulen mit den Blattwarzen auf den Jüngern Bildungsstufen nur mit Mühe wahrnimmt: Folium pro- funde tripartitum, segmentis aequalibus eylindricis. b. Die Nebenblätter werden breiter und, indem sie auf diese Weise dem Mittelsegmente des Blatts mit dem innern Rande sich nähern, tritt eine wirkliche Verwachsung zwischen 2% 20 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum den drei Segmenten ‚ein. Es entsteht eine Fläche, die vorn in drei kurze Zähne, die Spitzen der Segmente, ausläuft (Fo- lium rotundatum apice tridentatum), und die man, ohne auf die frühern Zustände zurückzugehen, leicht mit dem Phyllo- strom verwechseln könnte. Dass diese Fläche jedoch, deren zwei Suturen eine Zeit Jang durch eine gewisse Ungleichheit in der Zellenverbindung kenntlich bleiben, nur an der Basis Phyllostrom ist und übrigens aus den drei Segmenten dieses Organs besteht, geht auch aus der Stellung der mit beweg- lichen Körnern angefüllten Drüsen (Corynidien) hervor, welche in den ruhenden Blattknospen gewöhnlich das Phyllostrom bekleiden und hier nur auf den Basilartheil der Fläche ein- geschränkt sind. c. Aus dem Mittelzahn wächst das Blatt hervor, während die beiden Seitenzähne sich eine kurze Zeit gleichfalls ver- grössern. Die letztern werden dadurch zu den ausgebildeten Nebenblättern, die ‘daher aus dem untern Theile des Blatt- stiels entspringen; ein Lagenverhältniss, welches demnach hier wirklich auf einer Verwachsung des Blatts mit den Stipulen beruht, während die meisten sogenannten Stipulae adnatae nur deswegen den Blattstützen anhangen, weil der beiden gemein- same.Körper Phyllostrom ist. XXXI. Ilhamnus pumia. Eine Verwachsung zwischen den Stipulen und dem untern Theile des Blatts tritt hier nicht ein. Das Phyllostrom ist gleichfalls kurz und daher der Zu- sammenhang des Blatts mit den Stipulen so gering, dass nıan, ohne auf die jüngsten Zustände zurückzugehen, dieselben An- sichten erhält, wie bei Malva. Der jüngste, beobachtete Zu- stand entsprach indessen einem Folium profunde trifidum, segmentis subaequalibus. — Die geringe Grösse des Phyllo- stroms bei den Rhamneen ist wahrscheinlich Schuld, dass es mir bei der exstipulirten Phylica ericoides bisher nicht gelun- gen ist, dieses Organ vom Blatte zu unterscheiden. Ampelideen. . Ampelopsis hederacea. Abschn. 2. VlI. Vergl. die Bemer- kung zu Malva. Urticeen. Folia simplicia. Phyllostroma stipulatum. XNXNI. Urteca urens. a. Der Zusammenhang des Blatts mit den Stipulen ist der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. 21 wegen der Kürze des Phyllostroms so gering, dass man das letztere von vorspringenden Zellen der Axe oder Ungleich- heiten an deren Oberfläche nicht unterscheiden kann: Folium profunde tripartitum, segmentis aequalibus. b. Das Mittelsegment (F?) ist linear, die Stipulen lan- zettförmig und jenem an Länge gleich. c. Das Blatt wird durch Verschiebung des secundären Vegetationspunkts kurz gestielt, die Lamina lanzettförmig: diese überragt die ausgewachsenen, anscheinend frei stehenden Stipulen fast um das Doppelte. XXXIN. Ficus Carica. Bildung eines dem Blatte gegen- überstehenden Nebenblatts. a. Das Phyllostrom sehr junger Blätter stellt eine trapez- ähnliche Membran, concav am vordern Rande, dar. Die bei- den zugespitzten Hörner, welche die Concavität einschliessen und deren Aussenrand geradlinig in das Phyllostrom übergeht, sind die Stipulen. Am Ende der Medianlinie des Phyllostroms, also it Grunde der Concavität ist die Janzettförmig-Jineare, das Plıyllostrom zu dieser Zeit dreimal an Länge übertreffende Lamina inserirt. Der Basilarrand derselben grenzt genau an den Innenrand der beiden Stipulen. b. Die Aussenränder des Phyllostroms und der Stipulen verwachsen mit einander und umschliessen dadurch die Ter- minalknospe, für die jene Organe num als Ochrea sich ver- halten. Bei dem fernern Wachsthum sondert sich diese all- mälig immer mehr von, dem Blatte ab, indem sie in der ur- sprünglichen, als Blattstütze dienenden Medianlinie des Phyl- lostroms sich nicht weiter verlängert. So wird sie nach und nach zu einer Stipula oppositifolia, welche die Knospe umhüllt. XXXIV. Platanus acerifolia. Bildung einer Ochrea. a. Zwei Stipulen wachsen seitwärts aus dem Phyllostrom hervor, wie bei Ficus. b. Die Lamina ist gestielt und in Serraturen zerschnitten, während das Phyllostrom sich nicht weiter verändert. ec, Die Aussenränder der Stipulen verwachsen, wie bei Ficus, und bilden eine Ochrea für die Terminalknospe. d. Die Ochrea erreicht eine höhere Ausbildung, als bei Fieus, indem sie auch an der Axillarseite sich schliesst und 22 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum am obern Rande in eine blattartige Fläche auswächst. Spä- terhin wird sie durch basilare Articulation abgeworfen. Amentaceen. Folia simplicia, Phyllostroma stipulatum. XNXXV. Corylus Avellana. Das Phyllostrom entwickelt gleichzeitig Stipulen und F?: Folium trilobum, Begoniaceen. Folia simplicia. Phyllostroma stipula- tum. Die Stipulen hüllen die Terminalknospe ein. XXXVI. Begonia Martiana, a. Das Phyllostrom trägt zwei oblonge Stipulen und zwi- schen ihnen eine Lamina obovata, die dem Phyllostrom an Länge gleich und doppelt länger als die Stipulen ist. b. Die Stipulen wachsen aus und schliessen, mit condu- plieativer Aestivation über einander greifend ar die Terminalknospe ein. Diese vermöge ihrer Faltung abge- plattete Knospenhülle kehrt dem Blatte den schmalen Rand oder in andern Arten (Beg. dichotoma) umgekehrt die breite Fläche zu. Während auf diese Weise die Knospe geschützt wird, entfernt sich das Blatt seitwärts, indem der secundäre Bildungspunkt über den abstehenden Blattstiel hinaufrückt. Passifloreen. Folia simplicia. Phyllostroma stipulatum, XXXVIL. Passiflora racemosa. Die Stipulen bilden sich am Phyllostrom. Nachdem sie geformt sind, ist das Blatt ein Folium sessile tripartitum, segmentis aequalibus. Der einer Axillarknospe entsprechende Cirrus bildet alsdann einen geraden, dünnen Cylinder von der Länge des Phyllostroms, Violaceen. Folia simplieia, Phyllostroma stipulatum. XXXNVIN Viola tricolor. Jüngster ‚beobachteter Zu- stand: Folium trifidum, lobis oblongis indivisis, medio duplo majori. Der Mittellappen wächst zum Blatte, die seitlichen zu Stipulen aus, die gemeinsame Basilarfläche ist das Phyl- lostrom. Viola persicifolia. Abschn. 2. XI, Frankeniaceen. Folia simplicia. Phyllostroma_exsti- pulatum. XXXINX. Frankenia Nothria. Das Blatt von 1“ Länge zeigt am Grunde eine Erweiterung, welche am Rande gewim- pert ist. Diese transversal oblonge Membran, auf welche das Blatt gestützt erscheint, ist das Anfangs vom Blatte in höherm Grade abgesonderte Phyllostrom; eine Bildung, welche für die der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik, 23 Fraukeniaceen eine nähere, Verwandtschaft mit den stipulirten, paracarpischen Familien andeutet und der Ansicht, dass sie den Caryophylleen näher stehe, zuwider ist. Zweite Rlasse. Protophyllarier. Zu diesen gehören namentlich die Verwandtschaftskreise " der Ranuneulaceen, Crueiferen, Caryophylleen, Calycifloren, Saxifrageen und die monopetalischen Familien. Wahre Sti- pulen habe ich bis jetzt in keiner der hierher gehörigen Pflanzengruppen gefunden. Die mitzutheilenden Beobachtun- gen beschränken sich hauptsächlich auf solche Fälle, wo die Stipulen durch Organe von verschiedener, morphologischer Bedeutung functionell ersetzt werden oder wo die Verwandt- schaft mit entschiedenen Protophyllariern zweifelhaft erschien. Ternstroemiaceen. Bildung der Knospentegmente aus Blättern. XL. Camellia japonica. Die Tegmente der Blattknospe, die später zum Theil zu Blättern auswachsen, alterniren in zwei opponirten, senkrechten Reihen (4). Jedes Blatt oder Tegment besteht Anfangs aus einer eiförmigen, parenchyma- tosen Lamina. An den ältern Blättern der Knospe entfaltet sich die Lamina vom Rande aus zu einer ungemeinen Breite, wodurch alle jüngern Blätter vollständig convolutiv umschlos- sen werden. Die Lamina bedeckt alsdann die Terminalknospe, wie ein spitzes Dach sich über sie ausbreitend, und gleicht dem Cotyledo eines monokotyledonischen Embryo. So wer- den der Reihe nach die jüngern Blätter der Knospe von dem jedesmalig ältern eingehüllt (z. BB a+b von ec, a-b-+c vond,a+-b-+c-+.d von e u.s. w.), ähnlich wie die Pla- tanusknospe von ihrer Ochrea, jedoch auf die Weise, dass Tegmente und Blätter gleiche Organe sind. Zur Zeit der Knospenentfaltung wird sodann die übermässige Breite der meisten Blätter durch rasches Längenwachsthum ausgeglichen. Tamariscineen. XLI. Myricaria germanica. Blattentwiekelung wie bei Erika (s. u.) aus dem primären Vegetationspunkt. Salieineen. Folia simplicia, auriculata. Bildung der Knospentegmente aus Schuppen, XLIl, Populus candicans. In der ruhenden Blattknospe 924 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum stehen abwechselnd convolutive Blätter und flache, harzige, gewimperte Tegmente. Auswärts wird die Knospe von eben solchen Tegmenten eingeschlossen. Ihrer Stellung nach sind sie keine Stipulen, sondern ganzen Blättern entsprechende Schuppen und den Tegmenten der Coniferenknospe analog. XLIN. Salix viminalis. Die äussern Knospentegmente sind denen von Populus gleich, die innern Organe der Knospe wachsen zu Blättern aus. Wie sodann die sogenannten Ne- benblätter an den Blättern spät sich bilden, als Segmente des Blattstiels (Auriculae), ist früher gezeigt worden: Absch.2. VIII. Caryophylleen. Dianthus plumarius. Abschn. 2. II. ‚Chenopodeenm Beta vulgaris. Abschn. 2. XI. Onagrarien. Bildung von Corynidien an der Stelle der Auriculen. D XLIV. Fuehsia Iycioides. Die behaarten, jungen Blätter, welche aus dem primären Bildungspunkte hervorwachsen, ent- wickeln an derselben Stelle, wo die Auriculen von Salix stehen, zwei transitorische Drüsen von rother Farbe, die den Corynidien der Rubiaceen ähnlich sind und bald wieder ver- schwinden. Zu der Zeit, in welcher diese Drüsen sich zeigen, ist der Blattstiel noch nicht vorhanden, der in der Folge bis zur halben Länge der Lamina sich vergrössert. Calycantheen. r XLV. Calycanthus flooridus. Die Blätter entwickeln sich einfach aus dem primären Bildungspunkte und stellen diese Gattung dadurch in nähere Beziehung zu den Calyeifloren, entfernen sie weit von den Rosaceen, mit denen sie Endlicher verwandt hält. Cucurbitaceen. Alternirende Suppression der Inter- nodien. XLVI. Cyelanthera pedata. Die Wickelranke verhält sich bei ihrer Bildung wie ein Blatt: während die Blätter hand- förmig sich spalten und einen Blattstiel erhalten, treibt jene nur ein einziges, basilares Segment aus dem dem Blatte zu- gewendeten Rande (Cirrus bifidus). Das Internodium zwi- schen dem Blatte und der Wickelranke bleibt unentwickelt und so erhält diese eine schief seitliche Stellung gegen jenes. der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik, 25 Bei den Cueurbitaceen wechseln daher entwickelte und un- entwickelte Internodien regelmässig ab und so entsteht die Aehnlichkeit der Wiekelranke mit einem Nebenblatte, die noch dadurch vermehrt wird, dass die letztere keine Axillarknospen produeirt. Bei Cyclanthera wird zwar in der Folge durch ungleiches Wachsthum des Knotens die Axillarknospe zwischen das Blatt und die Wickelranke gerückt, gehört aber seinem Ursprunge nach zum Blatte. Asarineen. XLVN. Asarum canadense. Entwickelung des Blatts aus dem primären Vegetationspunkte. Umbelliferen. Peucedanum alsaticum. Abschn. 2. IV. Astrantia major. Abschn. 2. XVII. Araliaceen. XLVIN. Aralia spinosa. Eine Auxanometermessung zeigte, dass bei den rasch wachsenden Blättern dieser Pflanze die Blattscheide sich gerade so, wie bei Astrantia, durch interca- lares Wachsthum über dem auf der unentwickelten Blattstütze aufgetragenen Maasstabe mehrere Zoll verlängerte. Diese Beobachtung kann dazu dienen, die Familie der Araliaceen in der Folge schärfer zu umgrenzen. Sie thut die nahe Be- ziehung zu den Umbelliferen dar und verweist Hedera in einen andern Verwandtschaftskreis. Saxifrageen. Sazxifraga. hypnoides. Abschn. 2. II. XLIX. Aydrangea hortensis. Blattentwickelung aus dem primären Vegetationspunkte. L. Philadelphus coronurius. Blattentwickelung wie bei Hydrangea. LI. Francoa appendiculata. Die Blattanfänge zu einer Bulbillus-ähnlichen Warze angeschwollen, entfalten sich aus dem primären Vegetationspunkte. Weder diese Gattung, noch die Philadelpheen scheinen von dem Saxifrageentypus getrennt werden zu können. 5 Celastrineen. Folia simplicia, auriculata, nunc exauri- eulata. Die Knospe wird von Tegmentblättern oder vom Blatt- stiel eingeschlossen. LIl, Evonymus latifolius. Die schlank geformte Blatt- 26 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum knospe ist von zwei Paar decussirten Tegmenten eingeschlos- sen. Da auch die Blätter bis in das Innere der Knospe auf das Regelmässigste decussirt sind, so erhellt, dass die Teg- mente Blättern entsprechen. Die Blätter entspringen aus dem primären Bildungspunkte: wenn sich hier zuletzt der kurze Blattstiel entfaltet, ist von den falschen Nebenblättern noch nichts vorhanden. Hieraus ergiebt sich, dass R. Brown, wie- wohl ihm Niemand gefolgt ist, völlig Recht hatte, die Oela- strineen von den Rhamneen weit abzusondern. Ihre nächste Verwandtschaft ist bei den Saxifrageen und Escallonien, LIII. Zvonymus verrucosus. Die falschen Nebenblätter sind lineare Segmente, welche spät aus seitlichen Vegetations- punkten des Blatts hervorwachsen und in der Folge wieder abfallen. An den Tegmenten der Knospe fehlen sie ganz. LIV. Hedera Helix. Diese Gattung kann zu den Cela- strineen gebracht werden als besondere Gruppe mit unterm Ovarium, in Folge dessen die Eier herabhängen. Durch Po- Iypetalie weicht sie von Cornus ab, welche Gattung ich zu den Caprifoliaceen zähle. 4 a. Das Blatt, auf dem primären Bildungspunkte mit brei- ter Basis aufsitzend, von eirunder Gestalt, ist conduplicativ zusammengefaltet. b. Durch Verrückung des primären Bildungspunktes erhält das Blatt einen breiten, scheidenden Blattstiel. c. Dieser Blattstiel breitet sich vom Rande aus fortwach- send zu einer Ochrea für die Terminalknospe aus und son- dert einen obern, ceylindrischen Theil unter der Lamina aus. Dies ist einer der Beweise, dass eine Ochrealbildung eben sowohl vom Blattstiele ausgehen kann, wie von den Neben- blättern, durch deren Verwachsung sie bei Platanus entsteht. Ericeen. LV. Erica strieta. Die Blattwarzen werden basilar in vierzähligen Wirteln aus der Axe hervorgeschoben. Erst spät entsteht der weissliche Blattstiel, als letztes Gebilde des pri- mären Vegetationspunkts. Die ausgebildeten Blätter gleichen manchen Deuterophyllariern in hohem Grade wegen der schar- fen Absonderung zwischen Lamina und Blattstiel: aber die Entwickelungsgeschichte rechtfertigt die Zusammenstellung mit den Rhodoreen, der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik, Pr LVI. Rüododendron ponticum.. Die nach dem Abfallen der Tegmente stetig sich entfaltende Terminalknospe lässt sich leicht in das Innerste verfolgen. Die Blätter besitzen den einzigen für das Längenwachsthum bestimmten Vegeta- tionspunkt an der Basis, wo das Blatt verdickt ist. Zwar entstehen die Blätter in dreizähligen Wirteln, aber doch nicht aus einem zusammenhängenden Knoten (Nodus integer), son- dern aus drei abgesonderten Bildungspunkten. Caprifoliaceen. LVII. Sambucus nigra. Die ruhende Blattknospe wird von zwei Paaren deeussirter Tegmente umschlossen («). Hier- auf folgen zwei opponirte Blätter (?), einem kurzen Blattstiele inserirt, mit gleich grossen convolutiven Segmenten, die am Grunde stipellirt sind: die sogenannten Nebenblätter von Sam- bucus sind gleichfalls Stipellen und gehören zu dem untersten Segmentenpaar. Auf die beiden äussern Blätter folgen nach innen wieder vier Tegmente (/) von ei-lanzettförmiger Gestalt und mit gewimpertem Rande: sodann wieder zwei Blätter (6) u. s. w. Je zwei Tegmente (7) schliessen ein Blatt (d) auf dieselbe Weise zwischen sich, wie zwei Kelchblätter ein mit ihnen alternirendes Blumenblatt. Die innern Tegmente schei- nen nämlich einen einzigen vierzähligen Wirtel zu bilden, aber die Symmetrie der Organe und die Analogie mit den äussern Tegmenten fordert, dass auch die innern Tegmente aus zwei opponirten Blattpaaren bestehend angesehen werden. müssen, zwischen denen das Internodium sich nicht entwickelt. Nebenblätter sind es nicht, weil sie nicht mit den Blättern zusammenhängen. Auch sitzen an ihnen nicht die Corynidien, sondern an den Stipellen: echte Stipulen und Phyllostrome, oder wo diese fehlen, sind die Blätter selbst die Träger der Corynidien in den ruhenden Blattknospen, d. h. derjenigen Organe, in deren Zellen die stickstoffhaltigen Verbindungen während des Winterschlafs aufbewahrt werden. An den Blät- tern (Ö) sind die fünf Segmente auf einen einzigen Punkt zu- sammengedrängt. Sie entstehen daher sämmtlich aus dem verschobenen primären Bildungspunkte und das Blatt ist daher nicht gefiedert, sondern pinnatisect, LVII. Viburnum Opulus. Die Blattknospe ist, wie bei Sambucus, von zwei Paar decussirten Tegmenten eingeschlos- 28 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum sen: jedoch fehlen die innern Tegmente ganz. Dieser Um- stand dient zur Bestätigung der Annahme, dass sie auch bei Sanmıbueus nicht als Nebenblätter, sondern als, unterdrückte Blätter (Squamae) anzusehen sind. Das junge Blatt besitzt eine Lamina pinnatiseeta und nähert sich in seiner Form dem von Sambucus nigra, indem der mittlere, zusammenhängende Theil des Blatts später als die Serraturen und Lappen sich bildet. _ LIX. Viburnum Lantana. Hier gehen auch die äussern Tegmente als solche verloren. Die Blattknospe wird nur von den äussern Blättern, d. h. von Tegmenten eingehüllt, welche fähig sind zu Blättern auszuwachsen. LX. Cornus paniculata. Die Blattknospe wird von einem Paar opponirter Tegmente umschlossen, das zweite Paar ent- wickelungsfähiger Schuppen ist auswärts noch durch Borsten geschützt. Entwickelung der Blätter aus dem primären Bil- dungspunkte. Rubiaceen. Alternirende Suppression der Internodien. Corynidien an der Stelle von Auriculen. Rubia tinctorum. Abschn. 2. X. LXI. Galium rubioides. Die auf das ungleichzeitige Wachs- thum der Stellaten-Blätter gegründete Vermuthung, als seien sie zum Theil Stipular-Bildungen, hat sich bei der Unter- suchung jüngerer Blattknospen nicht bestätigt. Denn die frü- her entwickelten, Axillarknospen tragenden Blätter stehen mit den übrigen niemals in organischem Zusammenhang. Jedes Blatt entspringt ohne Phyllostrom aus dem basilaren Vegeta- tionspunkte eines selbstständigen Knotens (Nodus parlialis). — Bei Galium rubioides, wo die Blattwirtel vierzählig sind, ist in der Knospe das von Rubia beschriebene Bildungsgesetz leicht wahrzunehmen. Die beiden Blätter, welche in der Folge Axillarknospen erhalten, haben schon über die Warzen- form hinaus zur elliptischen Fläche sich fortgebildet, wenn das andere Blattpaar kaum von der Axenspitze abgesondert ist. Dieses ist jünger als jenes. Nun entspricht aber jedes jüngere Blatt einem höhern Insertionspunkte der Axe, als alle früher gebildeten. Die Zahl der Knoten von der Stengelbasis bis zu irgend einem Blatte oder Blattwirtel drückt genau das Altersyerhältniss derselben zu den übrigen aus. Das jüngere der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. 29 Blatipaar von Galium rubioides gehört daher im Verhältniss zu dem ältern Paare zu einem obern Knoten. Beide Blatt- paare stehen in der That innerhalb der Knospe genau in demselben Lagenverhältniss, wie bei Pflanzen mit op- ponirt-deeussirten Blättern (z. B. aus den vorigen Beispielen Evonymus, Viburvum, Cornus) die Blattipaare von zwei durch ein in der Folge auswachsendes Internodium getrennte Kno- ten. Das Internodium kann unentwickelt bleiben: dadurch müssen zwei Blattpaare gleich Blüthenwirteln zusammenrücken. Sind sie decussirt, so entsteht ein scheinbar vierzähliger Wir- tel, und dies ist der Fall bei Galium rubioides. Um daher hier den exacten, morphologischen Ausdruck für die vier zu- sammengestellten Blätter zu gebrauchen, sind sie nicht als vierblätteriger Wirtel zu bezeichnen, sondern als ein System von zwei im Kreuze stehenden Blattpaaren, deren Internodium nicht zur Entwickelung gelangt. Abwechselnd geht ein Inter- nodium verloren, ein zweites entwickelt sich und so sind die Blätter von je zwei Knoten so sehr genähert, dass sie im Wirtel zu stehen scheinen. — Bei einem sechszähligen Stel- laten- Blattwirtel gehen je zwei Internodien verloren und je- desmal das dritte entfaltet sich, bei achtzähligen das vierte. Bei Asperula molluginoides (Orucianella Auct.) sind die un- tern Blattwirtel achtzählig, die obern werden sechszählig: das heisst, unten bleiben auf vier Internodien drei unentfaltet, oben auf drei zwei. Auch hier sind in der Knospe nur im- mer je zwei opponirte Blätter von gleicher Länge oder, was dasselbe bedeutet, in gleichem Abstande von der Sten- gelbasis entstanden. — Bei den Stellaten wachsen die Blätter ‚der Knoten mit unentwickeltlem Internodium gewöhnlich zu gleicher Grösse und Gestalt mit den übrigen aus und unter- scheiden sich zuletzt nur durch die Unfähigkeit in ihrer Axille Knospen zu erzeugen. Bei den echten Rubiaceen erleiden zit dem Internodium auch die Blätter eine Hemmungsbildung und sind im System bisher irrig als Stipulen beschrieben wor- den. Die Rubiaceen-Nebenblätter entsprechen dem oben be- stimmten Begriffe der zu Schuppen verkümmerlten Blätter (Squamae). Alle Rubiaceen stimmen daher in ihrer Blatibil- dung wesentlich mit den Caprifoliaceen überein, von denen sie, wie die den Rubiaceen -Schuppen entsprechenden innern 30 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum Knospentegmente von Sambucus nigra lehren, durch die al- ternirende Suppression der Internodien nicht hinreichend zu unterscheiden sind. LXI. Asperula stylosa (Crue. Tr.). Bei mehreren Stel- laten sind drüsige Excrescenzen an der Basis des Blattrandes wahrgenommen, welche man für rudimentäre Stipulen gehalten und mit den Nebenblättern der echten Rubiaceen verglichen hat. Ich habe sie bei vorliegender Art untersucht und mich überzeugt, dass diese Drüsen nichts anderes sind wie die Co- rynidien der jungen Blätter. Sie haben mit Stipularbildungen ebenso wenig gemein, wie mit den Squamen der echten Ru. biaceen. Oleaceen. Folia pinnata aut simplicia. LXIU. Syringa vulgaris. Blatientwickelung decussirt aus dem primären Bildungspunkte. Die Tegmente der Blatiknospe entsprechen ganzen Blättern. LXIV. Fraxinus excelsior. Die Blattknospe wird von zahlreichen Tegmenten eingeschlossen, die nach ihrer Stellung ganzen Blättern entsprechen. Hierauf folgen die gefiederten Blattanfänge, bei denen die Blättchen aus den seitlichen Bil- dungspunkten des Blattstiels frühzeitig entspringen. Die Blät- ter sind in braune Wolle gehüllt, deren Zellen braun gefärbte Safıkügelchen enthalten. Man hat Fraxinus, wahrscheinlich geleitel durch die, bei den Monopelalen seltenen, zusammen- gesetzten Blätter, so wie durch die Apetalie einiger Arten, mehrfach Familien aus der Reihe der Deuterophyllarier anzu- reihen versucht z. B. den Acerineen, den Ulmen. Indessen ist die Entwickelung der Blätter dieser Ansicht entgegen, und wenn, wie vielleicht Grund ist anzunehmen, die Staubgefässe nicht auf der Blumenkrone, sondern auf dem Torus entsprin- gen, so würde die Familie der Celastrineen wohl diejenige sein, zu welcher die Oleaceen die nächste Verwandtschaft hätten. Bignoniaceen. Folia pinnata, LXV. Bignonia radicans. Das Blatt ist auch hier nach der Entwickelung des Petiolus communis ein echt gefiedertes, dessen Blättchen in der Knospe conduplicirt liegen, Die Blattpaare stehen, wie bei den Oleaceen, decussirt. der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. 3 Apocyneen. Vinca minor, Abschn. 2. S. 147. Gentianeen, Menyanthes trifoliata. Abschn. 2. V. Polemoniaceen. Phlox paniculata. Abschn. 2. I. Synanthereen. LXVI. Dahlia variabilis. Das Blatt stellt Anfangs eine ungetheilte, ei-lanzettförmige Primordialfläche dar. Nachdem sich der Blattstiel abgesondert und halb so lang als die La- mina geworden ist, entstehen am Grunde der letztern, welche zu dieser Zeit conduplicativ gefaltet ist, die beiden ersten Segmente als lanzellförmige Serraturen. Folium pinnatisectum. LXVI. Eine Synantheree des Göttinger Gartens (Mika- mia scandens Hort. nec W.), welche wie Mikania stipulacea den Stipulen ähnliche Bildungen besitzt, zeigte in ihrer Blatt- entwickelung den Unterschied von Auriculen und echten Sti- pulen ungemein deutlich. ei a. Sitzendes, lanzettförmiges Blatt (basilarer Bildungs- punkt). b. Das Blatt, in seiner Form unverändert, wird von einer kreisförmigen Membran gestützt, welche von der an der Ba- sis truneirten Lamina scharf abgesondert ist (Verrückung des primären Bildungspunktes). _ e. Zwischen der am Grunde herzförmig gewordenen, übrigens unveränderten Lamina und der kreisförmigen, am HERE zurückgebliebenen Membran ist ein linearer Blattstiel eingeschaltet. Die kreisförmige Membran ist demzufolge der zuerst gebildete, basilare Theil des Blaltstiels (Peliolus basi biauriculatus; vulgo: stipulae basi pelioli adhaerentes). Der obere Theil des Blattstiels ist ferner axifugal entstanden , die herzförmige Basis der Lamina axipetal. Polygoneen. ‚Bildung der Ochrea aus dem Blattstiel. LXVII. Rumex abyssinicus. a. Aus einem Stengel umfassenden Knoten erhebt sich eine Blattfläche von subulirter Form, deren breite Basis die Axe scheidend umgiebt. Die schmale, kurze Spitze erscheint als der zuerst gebildete Theil des Blatıs. b. Der primäre Bildungspunkt liegt zwischen der zu einer 32 Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum linearen Lamina ausgewachsenen Spitze und der am Knoten stehen bleibenden Axenscheide oder der Ochrea, welche nun am obern Ende auswächst, die inzwischen weiter entwickelte Terminalknospe einschliesst und sich jetzt überhaupt der Pla- tanus-Ochrea analog verhält. Aber bei der Platane war die Ochrea eine Excrescenz des Phyllostroms, eine Stipularbildung: bei Rumex ist sie die Exerescenz eines scheidenden Blattstiels. c. An der äussern Seite der Axenscheide und unterhalb der Ochrealexerescenz wächst der Blattstiel in axifugalem Sinne aus. Piperaceen. N LXIX. Houttuynia cordata. Die Polygoneen-Ochrea wird zur Auricula axillaris. — Der Stengel umfassende Knoten trägt Anfangs eine lineare Blattfläche, deren oberer Theil die convolutiy eingewickelte Lamina, der untere den Blattstiel bildet. An der innern, der Axilla zugewendeten Seite des Blattstiels treibt sodann eine Exerescenz, welche eine kurze Zeit lang die Grösse des Blatts besitzt, dann aber weil zu- rückbleibt. Diese der Ochrea entsprechende Excrescenz ist wie die Lamina zusammengewickelt und umschliesst die Ter- minalknospe. Nach deren Entfaltung bildet sie das axilläre Nebenblatt. — Bei Saururus cernuus umfasst die scheidende Basis des Blattstiels selbst die Terminalknospe: hier wird die Ochrea zurückgeführt auf einen häutigen Blattstielrand (petio- lus basi alatus). — Bei Piper ist der verdickte Blattstiel am Grunde auf der obern Seite nicht selten tief gerinnt und er- innert hierdurch an Saururus, so dass zwischen Piper und den Polygoneen eine stetige, den Stipularbildungen parallel gehende Formenreihe von zum Schutze der Terminalknospe dienenden Excrescenzen in der Sphäre des Blattstiels sich verfolgen lässt. In Bezug auf die Monokotyledonen beschränke ich mich auf die Widerlegung einer irrigen Angabe Morren’s, der be- hauptet hat, bei Hydrocharis und Sagittaria wachse die Lamina secundär aus dem Blattstiele hervor. Ich habe die Blattent- wickelung des hierher gehörigen Verwandtschaftskreises bei der Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. 33 Hydrocharis und Alisma verfolgt und ganz ähnlich gefunden, wie bei den Polygoneen und Piperaceen. LXX. Hydrocharis morsus ranae. Die Terminalknospe wird von Auriculen eingehüllt. a. Die Blattwarze wird zu einer kreisförmigen Fläche und diese bildet in der Folge’ deh Terminaltheil der Lamina, b. Sie wird von einer zweiten, flächenartig gebildeten Membran gestützt, welche die Axe umschliesst, breiter ist als die zuerst gebildete und von ihr abgesondert erscheint. Diese bildet späterhin die scheidende Basis ‚des Blattstiels. ec. Die Basis des Blattstiels wächst zu zwei Auriculen aus, welche in ihrer Form und Lage Nebenblättern entspre- chen und alsbald über das ganze Blatt: um die doppelte Länge hinauswachsen. Zu dieser Zeit schliessen sie die Knospe, indem sie sich imbricativ umfassen, 'vollständig ein. Das Blatt, am Ende der Medianlinie. der Blattstielbasis zwischen beiden Auriculen fortwachsend, tritt rückwärts aus der Knospen- scheide, die sie bilden, hervor, . Die. breite Blattstielbasis, der die Auriculen entspringen, misst in‘ der Medianrichtung nur Bruchtheile einer; Linie, die, Auriculen imessen 4’, das Blatt 2". Das’ Blatt‘'besteht jetzt aus der herzförmigen Lamina (#") und aus dem eylindrischen, ‚obern: Theile des Blattstiels (14”%), welcher nach der Verrückung ‚des primären Bildungs- punktes sich über: der scheidenden Basis gebildet hat, + d. Die herzförmige Lamina ist doppelt so lang geworden, wie der Blattstiel,. — Das Wachsthum der Lamina und des Blattstiels befolgt demnach einen alternivenden Gang, aber die Lamina ist zuerst gebildet, wie, bei allen Gewächsen aus der Klasse der Protophyllarier. — Alisma Plantago, verhält sich zu Hydrocharis, wie Saururus zu Houttuynia, Die ‚scheidende Blattstielbasis umfasst die Knospe, während die Lamina con- volutiv zusammengewickelt ist: statt der Auriculen, functionirt ein. geflügelter Blattstiel als Tegment der Terminalknospe. Archiv f. Naturgeschichte, XII, Jahrg. 1, Bd, 3 34 Untersuchung der Chromatophoren bei Loligo. Von Dr..E.,Harless. (Hierzu Taf. I.). Man kennt eine Reihe von Bewegungserscheinungen an höheren und niederen Thieren, welche entweder aus Mangel aller Nerven oder aus Mangel an Nerven an den Theilen, welche eine lebhafte Bewegung zeigen, seit dem Gebrauch des Mikroskops schon geraume Zeit die Aufmerksamkeit der Natur- forscher auf sich gezogen haben. Dieses Interesse nahm um so mehr zu, als man die Schranken zwischen dem Thier- und Pflanzenreich, welche die Systematik aufgestellt hatte, nach einander fallen sah, bis end- lich die willkürliche Bewegung als das letzte und einzig cha- rakterische Merkmal für die Thiere hingestellt wurde und zur Entscheidung der Frage: ob Pflanze, ob Thier, die mit der Zunahme der Beobachtung und Entdeckungen auf diesem Ge- biet statt klarer, immer verwickelter wurde, benutzt ward. Ich brauche jedoch nur an die Geschichte der Ansichten über die Spermatozoen zu erinnern, um zum Bewusstsein zu brin- gen, 'wie schwierig es ist, zu entscheiden, was willkürliche, was in der Organisation begründete organische oder um mich dem neueren naturphilosophischen Sprachgebrauch zu aeco- modiren, mechanisch geforderte Bewegung sei. Die Bewegung an diesen Elementartheilen ist nach der übereinstimmenden Ueberzeugung aller neuern Forscher keineswegs eine willkür- liche, sondern wenn auch unerklärliche, doch aus dem Wesen der geschwänzten Zelle eben so gut hervorgehende, wie die Flimmerbewegung. Man fasste diese Erscheinungen unter den Namen der elementaren Zellenphänomene zusammen, und neuere Entdeckungen brachten noch andere Erscheinungen, Untersuchung der Chromatophoren bei Loligo. 35 die man an Zellenmembranen aufland, unter diese Rubrik. Es sind dies die von v. Siebold entdeckten Bewegungen ain Dotter der Planaria und die von Henle an den Gregari- nen aufgefundenen Contractionen der Zellenmembran dieser Thiere; endlich rechnete man die von italiänischen Forschern schon gekannten, von R. Wagner zuerst mikroskopisch unter- suchten, Chromatophoren von Loligo zu diesen Gebilden, welche solche elementare Zellenphänomene zeigen. Ueber letzten Gegenstand bemerkt Kölliker flüchtig !), dass Expan- sionen an diesen Chromatophoren wahrscheinlich durch con- tractile Fasern erzeugt werden, und sagt, er hätte eine eigent- liche Membran (Zellenwandung) nicht auffinden können. Auf- "gefordert von R. Wagner, nahm ich die Untersuchung an vielen Exemplaren lebender und todter Loligo-Individuen wieder vor, und gelangte mit Hülfe eines ausgezeichneten Mikroskops von Oberhäuser zu folgenden Resultaten, denen ich kürzlich noch eine Beschreibung des ganzen Farbenspiels vorausschicke, wie es mit unbewafinetem Auge verfolgt werden kann. Bei Loligo finden sich über der ganze Oberfläche des Konus in der grössten Menge verschieden gefärbte Punkte, welche sich, so lange die Thiere leben, plötzlich theils ohne äussere Veranlassung, theils auf mechanische und chemische Reize zu einer grösseren Fläche ausdehnen; gewöhnlich sind es immer grössere Gruppen, nicht vereinzelte Punkte, die die- ses Phänomen darbieten. Die Form der Punkte ist nicht regelmässig rund, sondern von den verschiedensten Linien begränzt. Häufig verwandelt sich auch der Punkt in einen hellen Ring. Die Farbenveränderung besteht nicht in der Um- wandlung einer Grundfarbe in eine andere heterogene, son- ‚dern nur in einem Liehterwerden des ursprünglich dunklen. Punkts' oder im Auftreten eines farbigen Fleckes auf einer Stelle der Hautoberfläche, die dem unbewaffneten Auge als weiss erschienen war, ein und derselbe Punkt bekommt bei seiner Flächenausdehnung stets dieselbe, nie eine wechselnde Grundfarbe, und es besteht der ganze Vorgang einzig und allein in der Ausbreitung des ursprünglich eoncentrirten Farb- stofles, der meist eine Mischung aus roth und blau, oder roth ”) Kölliker, Entwicklung der Cephalopoden p. 71. 3# 36 | E. Harless: und'gelb, seltener. gelb. und blau ist, . Die nächste Frage ist nun; ist ‚diese ‚ganze Erscheinung ein elementares Zellenphä- nomen oder existirt ein’ complieirterer Apparat zu: ihrer Er- zeugung;; hängt sie vom Nerveneinfluss ab, oder nicht? Es war von vorne, herein nicht zu erwarten, „dass jene Contractionen und Expansionen an einer einzigen elementaren Zelle vor sich gehen, denn die Grösse der Chromatophoren beträgt oft 0,090—0,500', ein Durchmesser, den keine tbie- rische Elementarzelle hat; gleichwohl aber konnte das; Phä- nomen durch das gleichzeitige Zusammenwirken einer Gruppe von Zellen erzeugt sein. Ferner liess sich voraussetzen, dass unter den gleichen auf die Hautoberfläche wirkenden äusseren Einflüssen entweder ganz gleichzeitig alle diese Punkte oder nach einander in einer bestimmten Richtung, entweder fort- während oder regelmässig periodisch diese Veränderungen zei- gen, wie wir es an den übrigen sogenannten elementaren Zel- lenphänomenen beobachten. ‚Dass aber hier einzelne Parthien oft ganz ohne äussere Veranlassung, jedesmal aber ‚auf ange- brachte Reize diese Erscheinung zeigen, liess vermuthen, dass einzelne Provinzen durch einen gemeinsamen Mechanismus expandirt und contrahirt werden. Dass die Herrschaft‘ über diesen Mechanismus von, dem Nervensystem ausging, liess sich experimentell dadurch beweisen, dass das Phänomen nur so lange dauert, als das Nervensystem. thätig ist, was sich.an dem Anklanımern der Arme an feste Gegenstände bemessen lässt, zweitens und hauptsächlich dadurch, dass das Phänomen jeder- zeit mit der grössten Lebhaftigkeit eintrat, wenn man nicht an dem gerade beobachteten, sondern irgend einem; anderen ganz entgegengesetzten Punkt der Hautoberfläche mechanische oder chemische Reize anbrachte, wenn man die meisten Saug- näpfe kneipte oder die Centralorgane des Nervensystems me- chanisch reizte, ein Beweis, dass diese Bewegung an den Punkten nicht nur direkt, sondern auch durch Nervenreflex erzeugt werden kann, 'was wir z. B. bei der Flimmerbewe- gung ete. nie zu Stande bringen können. Ueber alle diese theils vermutheten, theils experimentell erschlossenen Punkte konnte nur die genaue mikroskopi- sche Untersuchung Aufschluss geben. Die hierdurch gewonnenen Resultate zerfallen in folgende Untersuchung der Chromatophoren bei Loligo. 87 Theile. 1. Der Vorgang der Expansion im Allge- meinen mikroskopisch betrachtet. Nachdem man die Epidermis weggenommen und die Haut, in der die Chromatophoren: eingebettet sind, unter das Mi- kroskop ‘gebracht hat, bemerkt man, dass die Formverände- rung an den fraglichen Körpern noch 40—20 Minuten nach ihrer Trennung vom 'Gesammtorganismus fortdauert. Blitz- schnell’ geschieht, mit Einem Ruck nach allen Seiten hin, die Expansion, ganz allmählich 'und gleichmässig die Contraction. Allein nach und nach ‚mit dem allmählichen Absterben der Hautpartie ändert sich dieses Verhältniss. Vorausgeschickt muss werden, dass die Form der ex- pandirten Chromatophore eine ganz andere ist, als die der contrahirten. Die letztere ist meist kreis- oder eiförmig; die der ersteren ein unregelmässiges Polygonal von Bogen- linien begrenzt. Die Differenz der Durchmesser beträgt oft das Doppelte und Dreifache in den verschiedenen Contrac- tionszuständen. Beginnt nun das ganze Phänomen schwächer zu werden, so nimmt nicht die Vergrösserung des Durchmessers gleich- mässig ab, sondern die Winkel des Polygonals werden un- gleichmässig vergrössert, so dass der eine, der vielleicht frü- her nur 2—3° betragen hatte, jetzt 10— 20° hat, während ein anderer noch eben so spitz wird, wie beim Beginn der Beobachtung; endlich wird nur ein Winkel abwechselnd spitz und stumpf, und die Expansion tritt ganz allmählich, nicht mehr wie am Anfang mit einem Ruck ein.. Ferner ändert sich sehr häufig die Form einer Chromatophore dadurch, dass sie sich zusammenklappt, und dann das Ansehen eines zusam- mengelegten Bogens Papier hat. Nachdem auf diese Weise der Vorgang im Allgemeinen beobachtet war, wurde es immer klarer, dass hier ein bestimm- ter Mechanismus angebracht sein müsse, welcher diese Ver- änderung der Form, diese Unregelmässigkeit der Bewegung und Ausdehnung bei dem allmählichen Aufhören des Phäno- ‚mens bedinge. Aber welcher es sei, konnte nur nach sorg- fältiger Abtrennung der Oberhaut und Isolirung des Gewebes entschieden werden, in welchem die Chromatophoren einge- bettet sind; zugleich ist zu bemerken, dass nur im ganz fri- 38 E. Harless: schen Zustande die jetzt zu erwähnenden Gebilde der Beob- achtung zugänglich sind, indem sie ausserordentlich schnell der Fäulniss unterliegen. ll. Der Mechanismus, durch welchen die Chromatophoren ausgedehnt werden, ist ziemlich complieirt, und es musste daher vor Allem das ganze Gewebe, in dem diese Gebilde sich befinden, genau untersucht werden. Dieses besteht aber aus Bindegeweb, das sich durch seine gekräuselten wasserhellen Fasern ‘mit ihren einfachen dunkeln Contouren hinlänglich charakterisirt; zweitens‘ aus Nervenprimitivbündeln, die vielfach diese Haut durchsetzen, und durch ihre doppelten Gontouren, ihren schnell gerinnen- den Inhalt nicht zu verkennen sind; drittens aus einem Bal- kengewebe von gerade verlaufenden, hie und da sich spalten- den platten Fasern. Ihr Verlauf ist durch die mannigfache_ Kreuzung trotz der ziemlich weiten Maschen, die dadurch 'ge- bildet werden, etwas schwierig zu beobachten. Viertens end- lich aus den Chromatophoren selbst. Als ich ein solches Paar Fasern verfolgte, theils um Eu Charaktere genauer aufzufassen, theils um ihren Verlauf zu eruiren, sah ich sie plötzlich erzittern, wie in Schwingungen versetzte Saiten, mit grossen Excursionen. Zunächst vermu- thete ich, dass die Contraction einer Chromatophore diese Erscheinung zufällig hervorgerufen, allein endlich gelang es, den organischen Zusammenhang zwischen beiden aufzu- finden, aus dem sich ergab, dass die Expansion der Chroma- tophore in eiher ‚Contraction der Faser seine Ursache hat. Bevor ich jedoch zur Beschreibung des physiologischen Vor- gangs übergehe, gebe ich den anatomischen Thatbestand. An jede Chromatophore gehen 4—8 solcher platter Fasern unmittelbar mit ihren Contouren in die der ersteren verschmelzend. Manch- mal theilen sie sich noch kurz vor ihrer Verschmelzung mit der: Chromatophoren-Hülle, wie Fig. 2. So wie sie sich con- trahiren, ziehen sie nach verschiedenen Richtungen die Chro- matophoren auseinander, die dann auch je nach den Fixa- tionspunkten ‚der Fasern verschiedene Gestalt annehmen müs- sen, indem einem jeden solehen Punkt eine sich ausziehende Spitze des Polygonals entspricht. Dass aber in Folge dieses Anspannens kein Vieleck mit geraden Linien, sondern mit Untersuchung der Chromatophoren bei Loligo. 39 Bogenlinien, wie Fig. 4@a, erzeugt wird, beweist, dass in der Organisation der Hülle ein Hinderniss, eine der Zugkraft ent- gegengesetzte Kraft liegt, die in der Richtung der ganzen Summe der Radien von der Peripherie gegen das Centrum wirkt, sich sogleich in vollem Maass wieder geltend macht, wenn die Fasern erschlaffen, worauf sich die Chromatophore zu einem Punkte zusammenzieht; mit andern Worten es folgt hieraus, dass die Membran der Chromatophore elastisch ist. Sehr häufig sind 6—10 Chromatophoren so mit einander verbunden, dass von: einer zur andern solche Fäden gespannt sind, bei deren Contraction die mit einander verbundenen gleichzeitig expandirt werden müssen; dadurch eben geschieht es, dass diese Expansion in der Regel über grössere Gruppen verbreitet ist. 1. Die genauere Untersuchung der einzeluen Theile dieses ganzen Apparats ergab aber Folgendes: Has A. Die Fasern, die sich, wie in Fig. 8 ete., an die Chromatophoren auf die angegebene Weise befestigen, sind 0,0023" breit, haben ein- fache, nicht sehr dunkle Contouren, und in ihrem Innern eine Menge feiner Pünktchen (Fig. 13). Sehr häufig, besonders in einiger Entfernung von ihrem Insertionspunkt laufen lange Spiralen von Fasern mit dunklen Contouren, bald mit weiteren bald mit engeren Windungen (Fig. 11). Wozu die- nen diese? Dreierlei ist möglich: Entweder dienen sie als Bewegungsapparat dadurch, dass ihre Windungen sich nähern und so die Faser, an der sie befestigt sind, verkürzen, oder sie dienen blos zur Verstärkung der gerade verlaufenden Fa- sern, um ihre Elastieität zu sichern, die durch einen anderen Mechanismus in Anspruch genommen wird, oder endlich haben sie blos die Bedeutung der von Henle sogenannten Kernfasern. Das letztere ist am unwahrscheinlichsten; denn unsere Spira- len schliessen nicht, wie die gewöhnlichen, Fibrillen (von Bindegewebfasern) ein, sondern je eine Faser ist von einer Spirale umwickelt, dann sind die Windungen selbst viel enger und in der Mehrzahl der Fälle regelmässiger als bei den ge- wöhnlichen. Die zweite Möglichkeit, dass durch die Annäherung oder Entfernung ihrer Windungen eine Verkürzung und Verlänge- 40 .E. Harless: rung der umsponnenen Faser bedingt werde, musste als nicht realisirt betrachtet werden, indem die genauste und lange Be- obachtung nicht die geringste Bewegung in der Spirale er- kennen liess. Umgekehrt musste sich aber jede Verlängerung oder Verkürzerung, wenn sie im Verlauf der ganzen Faser eintritt, an der umwundenen Stelle. durch Auseinandertreten oder Näherrücken der Windungen bemessen lassen; allein, wie gesagt, niemals konnte etwas: der Art beobachtet werden. Man sah nur bei der Expansion und 'Contraetion der Chro- matophore Excursionen 'an der ganzen Faser eintreten, so dass d'd' in Fig. 14 die Richtung dd annahm. { Auffallend ist, dass die Spiralen nie bis an den Rand der Chromatophoren gingen, sondern‘ meist viel früher in der Nähe der Insertionsstellen der Fasern im übrigen Gewebe sich befinden. ri Nach lange forkesbtzter Beobachtung der Insertionsstel- len der Fasern an die. Chromatophoren gelang es endlich den Grund hiervon, 'so wie von der Expansion ‘der Körper auf- zufinden. Es wurde oben gesagt, dass die Fasern zwischen ihren Contouren eine Reihe von Pünktchen haben, die zwar nicht so symmetrisch geordnet sind, wie an den Primitivbündeln der willkürlichen Muskeln, in ihrer Form und Function aber ent- schiedene Aelmlichkeit haben; es nähern sich nämlich‘ diese Pünktchen einander so sehr, dass die Faser an der Insertions- stelle anschwillt, oft 2—3mal dicker wird als sonst, und da- durch verkürzt sich entsprechend der Dicekezu- nahme die Faser. Diese Diekezunahme wäre aber unmöglich, wenn hier noch jene Spiralen liefen; sie sind dagegen dort nöthig, wo keine solche Veränderungen der Dimension der Faser vor sich gehen, um die Dehnung: und Zerrung zu vermeiden. Denn zu grosse Dehnung würde verhindern, dass sich die Chromatophore bis zum höchsten, geforderten Grad expan- dirte, und dann würde bei der Zartheit der Faser diese selbst während des ruckweise erfolgenden Zuges leicht gefährdet sein. Dieses Anschwellen der Insertionsstellen (Fig. 12) bemerkt man nur in dem Zeitraum, in dem das Phänomen schwächer und langsamer eintritt. In diesem Zeitraum sieht man auch Untersuchung der Chromatophoren bei Loligo, 4 am deutlichsten, dass die Veränderung der, Chromatophoren von-den Fasern selbst. ausgeht; denn man bemerkt dann oft 2— 3 Oscillationen (convulsivische Contraetionen) an den Fasern, und erst "bei der, dritten oder vierten gelingt es die Chromatophore an der ‚einen oder andern Seite etwas auszu- ziehen. Die Fasern inseriren sich, wie schon früher bemerkt, oft an der 3ten oder 4ten mit Ueberspringen der 2ten oder 3ten Chromatophore, zuletzt aber in dem. übrigen Gewebe, und zwar auch hier häufig sich analog den elastischen Fasern ga- belförmig theilend. B! Der Körper der Chromatophoren ist äusserst schwierig darzustellen, wegen seiner ausserordent- lichen Feinheit und -Durchsichtigkeit. Nur‘ hier und da. sieht man am Rand fein gekräuselte Linien, Fig. 15, deren. Durch- messer 0,0047" ist; endlich: zeigte sich ein paar mal, nachdem ‚durch Quetschung das Pigment theilweise herausgetreten war, die in Falten gelegte Membran Fig.;16 ganz mit feinen Pünkt- chen besetzt, aber ohne alle Faserung.: Die eben angegebenen feinen gekräuselten Linien sind ebenfalls nichts Anderes als die zarten Falten ( Duplikaturen ) ‚dieser, Membran, die einen contractilen Sack darstellt, hervorgegangen aus einer grossen Summe einzelner Zellen, deren: Kerne; geblieben, deren Zel- lenmembranen mit einander verschmolzen sind, so dass sie im vollständig entwickelten Thier nicht mehr. erkamnt werden können. Von ihr wird auch. der Faltenkranz Fig. 1 4 und Fig. 14 e gebildet, der jedesmal: dann bemerkt wird, wenn der Farbstoff nicht ganz die Chromatophore erfüllt. j j C. Die Farbe des contrahirten Gebildes ist stets um so saturirter, je näher dem Mittelpunkt; am Rande befindet sich ein hellerer Saum, (Fig. 14 0), der nur in sehr seltenen Fällen anders gefärbt ist als der übrige Körper Fig. 7 cd. Je mehr die Chromatophore expandirt wird, um so beller wird die Farbe und zwar zuerst an den Punkten, wo sich‘ der Körper in ‚Spitzen, auszieht Fig. 3 4a. Niemals aber tritt eine neue Farbe auf, sondern nur die Tinte wird blässer, und: die einzelnen Pigmentkör- perchen werden unterscheidbar. Dass mit diesem ' Blasserwer- den zugleich. ein gewisser: Farbenwechsel verbunden ist, ver- 42 E. Harless: steht sich von selbst, dieser wird aber nur in der Art statt- finden können, dass ein sehr dunkelrother Punkt durch das hellere Roth bis ins Orange sich färben kann ete. Es musste nämlich entschieden werden, ob die Farbe nur durch eine eigenthümliche, das Licht in einer bestimmten Weise brechende Organisation der Hülle erzeugt werde, oder wirklich mate- rieller Natur sei. Zu dem Ende wurden ‚die Objecte mit Aether, Essigsäure und Salzsäure behandelt, von denen keine im concentrirten oder verdünnten Zustand die Farbe veränderte. Kaustisches Kali dagegen löste sogleich den Farbstoff auf, ohne die Pigmentkörperchen,“ an welche derselbe gebunden ist (Pig. 5 u. Fig. 9), im Anfang zu zerstören. Die Hülle der Ghromatophoren dagegen platzte, es ergoss sich die kalische Lösung des Farbstofls, in welcher wasserhell die Pigmentkör- perchen schwammen, 0,0011 breit und 0,0044" lang. Zugleich entstanden in der Pigmentlösung die Krystalle Fig. 10. Dieser Farbstoff erfüllt jedoch sehr oft nicht vollständig die‘ ganze Hülle, sondern liegt oft zerstreut oft in einen Ring gruppirt in derselben, Fig. 17. Dieser helle Ring, der oft sehr klein ist, mag auch vielleicht zur Deutung des- selben als Zellenkern Veranlassung gegeben haben; allein wie schon aus der Beschreibung des Körpers der Chromatophoren ersichtlich ist, kann an diesem Gebilde von einem Zellenkern oder der Deutung der Hülle als einfacher Zellenmembran nicht mehr die Rede sein. D. Die Form und Grösse der Chromatophoren ist sehr verschieden. Im contrahirten Zustand sind sie meist rund, im Durchschnitt 0,163''—0,300"’ gross. Die Form der expandirten ist, wie schon gesagt, ganz abhängig von der Zahl und Stelle der Insertion der Fasern an der Hülle. Oft dehnen sich die Chromatophoren von 0,163’ bis 0,675” Flächenraum aus. Der Cubikinhalt einer contrahirten Chromatophore lässt sich mit Leichtigkeit aus dem Flächenraum der expandirten, multiplieirt mit der Höhe derselben, die aus dem hellen Saum sich berechnen lässt, an- geben und beträgt im Durchschnitt 0,0689". E. Die Nerven werden nach einiger Maceration oder in Weingeist, wodurch ihr Inhalt vollkommen gerinnt, ganz deutlich; meist geht ein Untersuchung der Chromatophoren bei Loligo. 43 Primitivbündel, aus 2 oder 3 Fasern bestehend, über eine Chromatophore geradlinigt oder einen grössern Bogen bildend durch (Fig. 14 42C) und regt dabei wahrscheinlich die In- sertionsstellen der Fasern zur Uontraction an; denn ihre Ab- hängigkeit vom Nervensystem erhellt aus den Eingangs angegebenen Thatsachen, - So sehen wir in den Erscheinungen an den Ohromato- phoren keineswegs ein einfaches Zellenphänomen, sondern einen complieirten Mechanismus an einem zusammengesetzten Gebilde und keiner einfachen Zelle auftreten, der unter dem Regulator des Nervensystems steht. Die Chromatopho- ren sind demnach aus der Kategorie, in die sie mit dem Dot- ter der Planaria und den Gregarinen gestellt wurden, zu streichen. Erklärung der Abbildungen Taf. I. Fig. 1. 4A der gefärbte zusammengezogene Theil der Chroma- tophore, a die erste, 5 die zweite Faltenreihe der contrahirten Hülle. Fig.2. a ein Theil der contrahirten Chromatophore mit dem concentrirten Farbstoff, & die Fasern, die an ihrer Peripherie mit der Hülle verschmelzen. Fig. 3. A ein Theil der expandirten Chromatophore; bei « wird die Farbe in Folge der Expansion blasser, 55 die expandirten Fasern. Fig. 4. 4 ein Stück expandirter Chromatophore, a« die Bogen- linien des Polyeders, 5 die expandirenden Fasern, c deren Anschwel- lungen an den Insertionspunkten. "Fig. 5. @ eine contrahirte Chromatophore mit ihren Pigment- körperchen, bb die Fasern. Fig. 6. Eine zusammengeklappte-Chromatophore. _ Fig. 7. Eine contrahirte Chromatophore, bei b etwas ausge- zogen; sie hatte, was selten vorkam, einen grünen c und einen vio- letten Saum d. Fig. 8. Eine expandirte Chromatophore, an der man zugleich an dem Rand, an dem sich keine Fasern inseriren, die Umklappung a wahrnimmt, 45 die Fasern. Fig. 9. Die Pigmentzellen einer Chromatophore. Fig. 10. Krystalle, die aus der kalischen Lösung des Farbstoffs anschossen. Fig. 11. @ die expandirenden Fasern mit ihren Spiralen 5b. 44 .E. Harless: Untersuchung der Chromatophoren bei Loligo, Fig. 12. ‘@ der Saum einer Chromatophore, 6 die expandirende Faser, c ihre Anschwellung an der Insertionsstelle. Fig. 13. Die Körnchenbildung in der Faser. Fig. 14. Das Gesammtbild des Gewebes, in dem die Chroma- tophoren eingebettet sind. ABC die Nerven, e die etwas expandirte Chromatophore, 55 die zu ihr gehörigen Fasern, d’d’ und dd die zu anderen Chromatophoren gehörigen, a das über ihnen liegende Epithelium. ’ Fig. 15: Der feine Saum, der von der Hülle einer Chromato- phore gebildet wird, ; Fig. 16. Die Membran der Chromatophore, « das ei Pigment, 5 die in Falten gelegte Hülle. Fig. 17. Chromatophore mit ringförmig gelagertem Planet 45 Beschreibungen neuer oder weniger bekannter Anneliden. Erster Beitrag: Sabella Lucullana delle Chiaie, S. luxu- riosa Gr. nov. sp, S. lanigera Gr. noy. spec., S. Josephinae Risso, S. penicillus Sav., S. pavonina Say. Von Ed. Grube (Hierzu Taf. 11.) Durch die Liberalität der Herren Professoren Lichtenstein, Burmeister, Otto, Gravenhorst und Brandt habe ich eine Reilıe von Anneliden aus den unter ihnen stehenden Sammlungen zur Untersuchung erhalten, welche theils neu oder nicht genau genug. beschrieben, theils zwar bekannt, aber dennoch sehr willkommen waren, da sie mir' eine Revision eigener und fremder Arbeiten gestatteten, und zur Entdeckung mancher Irrthümer verhalfen, Ich werde hier zuvörderst mehrere Arten der Gattung Sabella hervorheben, indem'ich zur vollkommeneren Verstän- digung bemerke, was ich mit einigen Ausdrücken der lateini- schen Diagnose bezeichnen will: Unter Branchiae, Kiemen, verstehe ich die beiden Bü- schel von Fäden, welche aın Vorderende der Sabella in der Eortsetzung der Längsachse liegen, und von O. F. Müller Federn, von Anderen auch wohl Fühler genannt werden, und nenne sie Branchiae aequales, wenn beide gleich gebaut und gleich gross sind, circulum simplicem componen- tes, wenn das Blatt (Lamina basalis) jeder Kieme, auf wel- chem die einzelnen Kiemenfäden stehen, in Form eines Krei- ses eingerollt ist, und die Fäden nur eine einfache Reihe bilden; beschreibt es hingegen mehrere Windungen, indem es eine Spira bildet, so nenne ich die Branchiae bi- tri- etc. 46 Ed. Grube: spirae Margo ventralis ist die dem Munde zugewen- dete, innere Seite.der Kiemenfäden, M. dorsalis die entge- gengesetzte, jene ist in der Regel gefiedert, diese nur selten. Der ungefiederte Faden (la division imberbe Sav.), wel- cher, nach innen von jedem, Kiemenbüschel zu den Seiten. des Mundes steht, wird von mir Fühler, Tentaculum genannt, der dem vordersten Leibessegment der Sabella aufsitzende, aus, einer rechten und linken Hälfte bestehende-Kragen, Col- lare, ist jede Hälfte weiter: in: Lappen zerschlitzt GOollare lobatum, wenn nicht integrum, und die fleischigen Platten, welche die Bauchseite des Leibes bedecken, Scuta ventralia. Das Verhältniss, in welchem die Länge der Kiemenbüschel zum ganzen Körper (Totum.corpus, d, h. die Kiemen mitgerechnet) steht, habe ich, ebenso wie die Färbung dersel- ben, in die Diagnose aufgenommen, obwohl beide wegen der meist geringen Anzahl der untersuchten Exemplare noch nicht als genügend sichere Charaktere zu. betrachten sind: ‚sie er- leichtern nur in etwas die Bestimmung. Alle hier beschriebenen Arten besitzen, wie die eisen, 2 einfache nackte Fühler an ihren Kiemenbüscheln ; doch muss man aus der von Edwards (Ann, d. scienc. nat. TomX. p. 220) gegebenen Andeutung entnehmen, dass es auch Sabellen mit gefiederten, den Kiemenfäden ähnlichen Fühlern giebt. 1. Sabella Lucullana delle Chiaie Taf. I. Fig. 3 Branchis aequalibus, eirculum simpliceem componentibus, tertiam vel quartam totius corporis partem adaequantibus, filis 12—18 albis violaceo-maculatis, margine et ventrali et dorsali pinnatis, pinnis dorsalibus laxius positis, linearibus, latioribus; corpore graciliore, collari integro, scutis ventralibus angu- stioribus. (Charact. emendatus.) Unter dem Namen Sabella Lucullana hat delle Chiaie in seiner Memorie !) eine Sabella abgebildet, deren er. in..der Erklärung der Kupfertafel nur flüchtig erwähnt, ohne ihr eine Beschreibung zu widmen. Aus der, Anneliden-Sammlung der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Petersburg, sowie des Hallenser Museums liegen: mir nun mehrere Exemplare !) Vol. II, Tab. XLII. Fig. 23, 23. a, 24. Beschreibungen neuer oder weniger bekannter Anneliden. 47 einer 'Art vor, die ich von dem so hervorstechenden Charak- ter der Kiemenfäden geleitet, für eben jene Zucullana halten muss, obwohl dann allerdings die citirten Figuren weit davon entfernt sind, ein Abbild der Natur zu geben. Die mir vorliegende Species gehört zu denjenigen Sabel- len, deren Kiemenbüschel gleich gross sind und nur aus einer Reihe von Fäden bestehen (Sabellae simplices Sav.), unter- scheidet sich aber von allen diesen dadurch, dass die Kiemen- fäden nicht blos an ihrem Innenrande zart gefiedert sind, wie gewöhnlich, sondern auch an ihrer Aussen- oder Rückenseite eine Reihe von weitläufiger gestellten Fiederpärchen tragen. Die Kiemenfäden sind weisslich, auf der Aussenseite mit einer Doppelreihe dunkelvioletter Fleckchen von dreiecki- ger, trapezoidaler oder ovaler Form besetzt, welche sich (paarweise) berühren oder gar verschmelzen, und unmittelbar über den Fiederchen der Aussenseite stehen: zuweilen nehmen die Fiederchen der Innenseite, an deren Basis sie sich be- finden, dieselbe Färbung an. Rückenfiederchen zähle ich so viele als Fleckchen (12 Paar und mehr), sie sind linearisch, und etwas kürzer aber stärker als die Fiederchen der Innen- seite, Letztere gehen Nicht ganz bis zur Spitze des Kiemen- fadens. In jedem Kiemenbüschel finde ich 142, bei anderen Exemplaren 18 Fäden von ziemlich gleicher Länge und einen vollkommenen Kreis bildend: sie messen 4, bei anderen 4 des ganzen Körpers oder noch weniger. Die Basis der Kie- men ist bräunlich. Ausser den gefiederten Kiemenfäden sieht man an jedem Büschel noch einen ganz kurzen, weisslichen, etwas eingekrümmten Fühler neben dem Munde nach der Rückenseite zu. Halskragen niedrig, aufstehend, in zwei Hälften getheilt, welehe nicht weiter in Lappen zerfallen, und deren Rand etwas ausgeschnitten und in der Mitte mit einem violetten Fleckchen gezeichnet ist. Leib verhältnissmässig kurz, noch einmal so lang oder Jänger als die Kiemen, ziemlich dünn und eylindrisch, mit flacherer Bauchseite, aus 38—46 Segmenten bestehend. Zahl der Segmente bei ver- schiedenen Exemplaren . . 38 38 41 43 46 50 Länge des Leibes (die Kiemen nicht mitgerechnet) . . . 0,8° 4,1° 1,2° 1,2° 1,5° 1,6° 48 { j Ed. Grube: Breite; bei einem mit-den Kiemen 2°,.langen Exemplar, vorn 0,25. Rückenseite des:Leibes weisslich:mit hräunlichemj Anfluge, Bauchseite etwas ‚dunkler ‚ graubraun, die Baucliplatten‘ noch dunkler: mit ‚einem violetten Anfluge oder braunschwarz, mit zwei “mehr : oder minder; deutlichen | schwarzen Fleckchen. Auch‘ findet sich an der Seite jedes Segments zwischen. dem Bündel der Haarborsten und ‚dem Kämmchen der Hakenbor- sten ein schwarzer Punkt, und‘längs dem. letzteren läuft ein schwarzer Strich herab. ' : Bei manchen Exemplaren ist die Ballskaeite ganz brain und der Rücken weiss Ba: | Borstenwechsel ®, d. h. an den ersten 8 Segmenten, welche die vordere Abtheilung des Leibes bilden, stehen die Hakenborsten unter den ‚Haarborstenbündeln, von dem ‚9ten an kehrt sich die Anordnung um. In. der hinteren Abtheilung sind die Bauchplatten durch eine Längsfurche halbirt,;, welche schräg von. links ‚nach. rechts einsetzend: an dem $ten. oder 10ten Segment beginnt, in der vorderen) dagegen nicht, doch sieht man an den ihrigen zuweilen eine Längslinie; dort stehen die oben beschriebenen schwarzen Punkte niedriger, hier aber höher, auch scheinen die Bauchplatten der vorderen Abtheilung wie ihre Segmente überhaupt etwas kürzer, als die der hiute- ren, in welcher. die Hälften der Bauchplatten' fast quadratisch sind und eben so breit als der Zwischenraum zwischen ihnen und den Bündeln der Haarborsten. Borsten ganz bleich und zart: die Haarborsten aus einem weisslichen kleinen Kegel hervortretend, am Ende etwas geschweift und mit einem schmalen Saum, die Hakenborsten ebenfalls von gewöhnlicher Form. Die Röhren, die diese :Sabella baut, sind grau, dünnwan- dig, von ‚einem 'gleichmässig feinen Material gemacht, wenig länger als der Körper, und sitzen, nach den mir vorliegenden zu urtheilen, in Gesellschaft zusammen, einander 'auf- und angelagert, zwischen ibnen befanden sich junge Mytilus. Um die Mündung von einer dieser Röhren fand ich einen ringför- migen Wulst von Eierchen, wie ihn auch delle Chiaie abbil- det, und auf mehreren der grösseren Röhren sass eine Menge ganz kleiner auf. Beschreibungen neuer oder weniger bekannter Anneliden. 49 Sollte nicht Risso’s Amphitrite ramosa ') dieselbe Art sein? Seine Beschreibung enthält keinen offenbaren Wider- spruch, doch zählt er 110 Segmente auf eine nicht bedeuten- dere Körperlänge, und erwähnt nichts von den so charakte- ristischen Rückenfiederchen der Kiemenfäden. Einige Exemplare dieser niedlichen kleinen Sabella hatte Herr Dr. Krohn in dem Neapolitanischen Meer gesammelt, andere waren von der Küste bei Algier eingeschickt worden. /2. Sabella luxuriosa Gr. nov. sp. Taf. Il. Fig. 4. 5. Branchiis aequalibus, 5-spiris, quartam totius corporis partem adaequantibus, albo rubroque vittatis, filis infimae spi- rae margine et ventrali et dorsali pinnatis, pinnis dorsalibus supra tantum apparentibus, ovato-oblongis (incurvis), corpore crasso, collari lobato. Ich habe nur 1 Exemplar untersucht, welches sich in der Berliner Sammlung befindet. S. Zuxuriosa steht in der Gruppe der Sabellen, die Sa- vigny S. spirograpkes nennt, deren Kiemenfäden auf einem in Spiren emporsteigenden Basalblatte sitzen, und deren bekann- tester Repräsentant die $. znispira Cuv. ist. Die Kiemen zeigen eine schmutzig kirschrothe (im Leben vielleicht höhere und reinere) Färbung, welche über der Basis ein paarmal mit einem ebenfalls unreinen Weiss in breiten etwas verwischten Binden abwechselt, und ein geperltes oder gekräuseltes Ansehen. Dies rührt davon her, dass die (be- sonders starken) Kiemenfäden des äussersten (oder untersten) Umganges an der Rückenseite ihrer oberen Hälfte rechts und links eine Reihe länglich ovaler etwas gekrümmter, häufig zu- gespitzter Blättchen oder Bläschen tragen. Die Innenseite der Kiemenfäden ist wie gewöhnlich zart gefiedert, die Fieder- chen nur wenig länger als die Fäden der äussersten Reihe dick, und bis zur Spitze gehend. Die 5 Windungen des nie- drigen Basalblatts, auf dem die Fäden stehen, erheben sich nur wenig, woher die Kiemenbüschel wie kurze dicke Pinsel ») Hist. naturelle des principales productions de l’Europe meri- dionale, Tome IV. p. 410. Archiv f. Naturgesch, XII. Jahrg. 1. Bd. 4 50 Ed. Grube: oder Quasten erscheinen. Die Länge der Pinsel beträgt etwas weniger als 4 des ganzen Körpers. Die Fühler sind weiss, schmal gesäumt und ziemlich kurz (etwa 4 so lang als die Fäden der äussern Reihe: doch sehe ich nur den linken, der rechte scheint abgerissen zu sein. Der Halskragen zerfällt in zwei Hälften, deren jede wiederum durch Randeinschnitte in zwei fast gleich breite Lappen getheilt ist; zwischen denen der Bauchseite, welche umgeschlagen sind, kommen mitten noch ein Paar ganz schmale ") hervor, und ähnliche, nur kürzere zeigen sich zu beiden Seiten der Mittellinie des Rückens, nach innen -von den Rückenlappen, welche ich stehend fand und mit der Basis der Kiemenblätter abschneidend. Der Leib ist schmutzig weisslich gelb und graulich. In der vorderen Abtheilung hat der Mittelrücken eine ziemlich schmal dreieckige Form, weil die beiden Reihen fleischiger Platten, die ihn einfassen und unmittelbar über den Bündeln der Haarborsten stehen, nur langsam von vorn nach hinten auseinanderweichen, er ist glatt, etwas wasserblau schim- mernd und lässt kaum eine Andeutung von Segmenten erken- nen. Auf der Unterseite dagegen sieht man 8 queroblonge, ungetheilte Bauchplatten, deren Breite vom Halskragen bis zur 4ten schnell abnimmt, und dann sich gleich bleibt, viel schmäler als die der hinteren Abtheilung: rechts und links davon befinden sich die kurzen Kämme der Hakenborsten. In der hinteren Abtheilung des Leibes zeigt der Mittelrücken, welcher überall ziemlich gleich schmal von den queren Wülsten für die Hakenborsten eingefasst wird, eine schwache Mittelfurche, die Mitte der Unterseite nehmen Bauch- platten ein, welche viel breiter aber kürzer als die der vor- deren Abtheilung sind, auch breiter als der Mittelrücken der eigenen Segmente: in der vorderen Abtheilung ist der Leib mehr cylindrisch, in der hinteren mehr flach gedrückt, flach biconvex mit schneidenden, von den Haarborsten besetzten Rändern. Das Schwanzende ist ziemlich schnell zugespitzt. '‘) Diese schmalen Lappen der Bauchseite sind viel weicher als die übrigen und stehen zwischen dem Halskragen und den Kiemen- blättern. Beschreibungen neuer oder weniger bekannter Anneliden. 51 Borstenwechsel #. Die Längsfurche der 9ten Bauch- platte setzt schräg ein. Die Borsten zeigen nichts ungewöhn- liches, das vorderste Bündel ist sehr klein und wie immer ohne zugehörige Hakenborsten. Farbe der Borsten messinggelb. er ganze Körper misst ungefähr 8,8° in der Länge, wo- von 4,9° auf die Kiemenbüschel kommen, 0,9° in der Breite im mittleren Theil, 0,8° am 6ten Segment, 1,1° am Halskragen. Die Breite der Bauchplatten beträgt an der schmalsten Stelle der vorderen Abtheilung 0,45°, am Anfang der hinteren 0,7° und nimmt weiterhin noch etwas zu. Segmente über 110, die letzten schwer zählbar, weil sie zu gedrängt sind, Die Röhre dieser Art war wenig länger als der Körper, nahe der Mündung 1,2° diek, ihre Farbe grau, ihre Consistenz lederartig, ihr unteres Ende einfach in einer Horizontalebene gekrümmt, der übrige Theil senkrecht aufsteigend: bei einem Einschnitt konnte ich zwei Lagen in ihrer Wandung unter- scheiden, eine tiefere knorpelig-häutige, innen glatte und glän- zende und eine äussere aus feinem Schlamm bestehende; an manchen Stellen, namentlich unten fehlte die letztere, Rücksichtlich der Bildung der Kiemenfäden hat $. Zuxru- riosa eine verwandte Art an ‚S. vesiculosa Montague '); allein bei dieser erwälnt Montague nur eines Bläschens an der Spitze jedes Fadens, auch stehen in jedem Kiemenbüschel nur 28 Fäden. Ei 3. Sabella lanigera Gr. nov. spec. Taf. 11. Fig. 1. Branchiis aequalibus, eireulum simplieem componentibus, sextam totius corporis partem adaequantibus, albo rubroque vittatis, filis dorso nudis, 30—31:; corpore crassiore, collari vix Jobato, seutis ventralibus angustioribus. Das einzige Exemplar, das ich untersuchte, ist ein Eigen- thum des Berliner zoologischen Museums. Beide Kiemenblätter sind zirkelförmig eingerollt und niedrig, das rechte trägt 31, das linke 30 Fäden, sie sind zart, mit langen sehr feinen, reichlichen Fiederchen besetzt, daher von fein wolligem Ansehen, weisslich, dreimal mit einem ver- ') Transact. Linn. vol. XI. p. 19. 4* 52 Ed. Grube: blichenen nicht scharf abgesetzten Kirschroth gebändert, an der Basis zeigen die Fäden selbst einen leicht violetten Glas- schimmer. Die Länge der ganzen Kiemenbüschel ist verhältnissmäs- sig unbedeutend, denn sie messen nur c. 2°, etwa 4 der gan- zen Körperlänge (reichen zurückgelegt bis zum 12. Segment). Die Fühler sind kurz (etwa 4 der Kiemenfäden) und stehen mitten vor dem Büschel. Den Halskragen finde ich aufstehend, niedrig, nur mit- ten auf der Rücken- und Bauchseite ansteigend, wie immer aus zwei Hälften bestehend, die aber kaum weiter in Lappen zerfallen: man sieht nur einen kurzen Längseinschnitt und eine Art Falte, welche den untersten Theil des Kragens gegen die Flanke absetzt, die Ränder selbst jedoch begeben sich nicht aus einander und schlagen sich nicht um: der unterste Theil ist bleichroth gefärbt, der übrige Kragen weiss. Der Leib ist stark, vorn fast quadratisch im Durchschnitt, dann.nimmt er an Höhe ab, ohne jedoch an Breite zu wach- sen, und bleibt so vom 15ten Segment bis zum Ende, wo er sich schnell zuspitzt; am Halskragen ist er am breitesten. Die vordere Abtheilung des Leibes besteht aus 7 Segmenten: ihre Bauchplatten sind durch keine Furche ge- theilt, und übertreffen an Breite, weniger an Länge, die fol- genden, besonders lang ist nur die erste. Die Reihen der Borstenbündel auf dem Rücken stehen sogleich vorn am Hals- kragen weit aus einander. Die hintere Abtheilung umfasst etwa 115 Segmente: ihre Bauchplatten werden durch eine schräg einsetzende Mit- telfurche halbirt, werden überall nicht breiter als die vorher- gehenden, wohl aber wenigstens die vorderen etwas kürzer, und entschieden schmäler, auch etwas minder dick, weshalb die der vorderen Abtheilung gegen ihre Seitentheile noch stärker abgesetzt erscheinen: Im Allgemeinen kann man die Bauchplatten dieser Art schmal nennen, da die meisten nur 2 mal oder 2% mal so breit als lang sind, und erst die am Ende stehenden merklich an Länge abnehmen. ‚ Borstenwechsel 2. Beschaffenheit der Borsten ähn- lich der vorigen Art. Länge des ganzen Körpers etwas weniger als 12°, des Beschreibungen neuer oder weniger bekannter Anneliden. 553 Leibes selbst etwas weniger als 10°. Breite am Halskragen c. 0,65°, weiterhin etwas weniger als 0,6. Zahl der Segmente ungefähr 122. Die Röhre von dieser Art habe ich nicht gesehen. Obwohl diese Art in einigen Punkten sich Müller’s nie - renförmiger Amphitrite ') nahe anschliesst, kann ich sie doch nicht für einerlei mit ihr halten, namentlich ist Müller’s Annelide viel schlanker und die Zahl der Kiemenfäden (dort 44) differirt gar zu sehr. 4. Sabella Josephinae Risso. Taf. II. Fig. 6. Branchiis aequalibus, 5-spiris, spira altius adscendente, tertiam totius corporis partem adaequantibus, fulvis violaceo alboque vittatis, filis dorso nudis; scutis ventralibus omnibus sulco longitudinali dimidiatis, anterioribus 2 exceptis; corpore crasso, collari lobato. (Char. emend.) Wenn man davon absieht, dass Risso seiner Ampbhitrite Josephinae ?) Spiren von 4 Windungen zuschreibt, während das vorliegende deren 5 besitzt, so finde ich sonst kein Be- denken, beide für dieselbe Art zu halten. Das einzige Exemplar, das ich untersuchte, gehört der Petersburger Sammlung, und ist ihr von der Sieilianischen Küste durch Herrn Grohmann zugeschickt worden. Die Kiemen sind gleichgross, mit hoch aufsteigender Spira von 5 Windungen, ockergelb, violett und weiss gebän- dert und zwar in der Art, dass die Basis der Fäden und die sie verbindende Membran gelb ist, dann folgt das Violette, das überall nur fleckenweise auftritt, (und bald ganz ver- schwindet), und hierauf das Weisse, das rücksichtlich seiner Ausdehnung zwischen beiden die Mitte hält (und' oben eben- falls fehlt): die 3te Binde, von unten ab gerechnet, ist schon verwischt, und die Spitzen der Fäden erscheinen gleichmässig bleich gelb, die Fiederchen selbst aber überall weisslich. Die Fäden der untersten (und äussersten) Spirale, die längsten, messen an der Rückenseite 6,0° und an der Bauchseite mit ’) Müller. Von Würmern des süssen und salzigen Wassers Tab, XVL. p. 194. ?) Risso. |. c. p. 410 54 Ed. Grube: dem Basalblatt 6,5°, also etwa die Hälfte des übrigen Körpers; alle enden in keine nackte abgesetzte Spitze, sondern sind bis oben hin mit allmählich an Länge abnehmenden Fieder- chen besetzt. Fühler ausserordentlich kurz, etwa nur so lang als die Basalmembran hoch, weisslich. Halskragen auf der Rückenseite wie gewöhnlich klaf- fend, jede Hälfte in drei Lappen getheilt, die untersten seit- lichen sind die ansehnlichsten, umgeschlagen, der umgeschla- gene Theil fast schief herzförmig und violett, die untersten mittleren stehend, schmal und violett, die seitlichen oberen ebenfalls stehend, auf der Aussenseite violettgrau, auf der in- neren rostgelb. Leib graubraun, auf der Oberseite heller, vorn ziemlich viereckig, hinten planconvex, nichts weniger als schlank. Die vordere Abtheilung hatte 6 Segmente, deren Bauchplatten mit Ausnahme der beiden vordersten wie die in der hinteren Abtheilung durch eine Längsfurche getheilt wa- ren: sie zieht sich sogar noch etwas in das 2te hinein, doch ist sie allerdings in der vorderen Abtheilung weniger klaffend als in der hinteren. Die Bauchplatten sind breit zu nennen im Verhältniss zu ihrer Länge und der Körperbreite: der Mittelrücken wird schon am 4ten Segment so breit als er nachher bleibt, indem die ihn einfassenden Borstenkämme schnell rechts und links aus einanderweichen. In der hinteren Abtheilung sind die Bauchplatten durch eine ziemlich breite Furche getheilt, ebenso breit als in der vorderen, und nehmen allmählich an Länge ab. Borstenwechsel %: Borsten messinggelb, von keiner ungewöhnlichen Form. Der Leib war nach seiner Rückenfläche eingekrümmt und mass ungefähr 13°, der Körper mit den Kiemen über 19°: grösseste Breite am 5ten Segment beinahe 1°, Zahl der ‚Seg- mente etwa 176. — Die Röhre des Wurmes habe ich nicht gesehen. Man kann mit Recht die Frage erheben, ob $. Josephinae Risso nicht mit S. volstacornis Mont. ') identisch sei, offenbar !) Transact. Linn. Vol. VII. Tab. 7. Fig. 10. p. 84. Beschreibungen neuer oder weniger bekannter Anneliden. 55 ihrer nächsten Verwandten. Was ich aus Montague's Be- schreibung und Abbildung entnehmen kann, spricht für die Verschiedenheit beider, namentlich zunächst der Umstand, dass M. an der vorderen Abtheilung des Leibes (seinem Scutellum) 3 Reihen von Platten, an der hinteren aber deren 4 angiebt, d. h. dass die Bauchschilder der vorderen Abtheilung bei sei- ner Art ungetheilt waren, während sie bei der unsrigen bis auf die beiden ersten halbirt sind. Weniger Gewicht möchte ich darauf legen, dass bei S. volutacornis der Borstenwechsel erst mit dem 4iten Segment auftritt, bei unserer Art mit dem Tten: der letztere Charakter scheint schwankend (wenigstens verhält es sich so bei S. znispira, von der ich eine Menge von Exemplaren zu vergleichen Gelegenheit gehabt), der er- stere, soweit meine Erfahrungen reichen, beständig. Die Kie- men von S. volutacornis sind gelbbraun, kastanienbraun ge- fleckt und bandirt, also ohne alles Weiss und Violett, der Leib im Verbältniss zur Länge viel breiter, zumal im hinteren Theil, und viel länger im Verhältniss zu den Kiemen, die etwa noch einmal so kurz als bei unserer Art sind. Uebri- gens geht aus Montague’s Beschreibung hervor, dass er, was leicht verzeihlich ist, Bauch- und Rückenseite verwechselt hat. Diejenige Annelide endlich, die Ratlıke fraglich als S. vo- lutacornis Mont. beschreibt, stimmt weder mit dieser noch mit S. Josephinae überein, gehört auch wahrscheinlich, da jeder Kiemenbüschel nur 25 Fäden enthält, gar nicht einmal in diese Abtheilung: ich würde sie ihrer Körperzeichnung wegen $. rubripunctata zu nennen vorschlagen und neben meine $. gracilis stellen. 5. Sabella peniecillus Sav.? Taf. II. Fig. 2. Branchiis aequalibus, spiram simplicem componentibus, dimidium fere corporis adaequantibus (vel etiam multo brevio- ribus?), fulvis, haud maculatis, filis dorso nudis (41 —42), apice subito attenuato, nudo, corpore crassiore, collari integro, Der Berliner Sammlung angehörig. In dem vorliegenden Ringelwurm glaube ich die von Sa- ») Act. Acad. Caes. Leopoldin. Vol. XX. P. 1. p. 221. ?) Systeme des Annelides. p. 79. 56 Ed. Grube: vigny beschriebene, jedoch nicht eigens abgebildete 8. peni- cillus zu erkennen, die er als einerlei mit Rondelet’s Pezieil- lus marinus, aber als verschieden von Linne’s $. penicillus ') aufstellt, obwohl ich eine bemerkenswerthe Abweichung finde: es ist die im Verhältniss zum Leibe viel geringere Länge der Kiemen. Die Kiemenbüschel messen etwa nur 4 der ganzen Körperlänge, während es bei Savigny heisst: „Branchies ega- les en longueur ä la moitie du corps.” Hatte das vorliegende Exemplar bei seiner jetzigen Kiemenlänge einen bedeutend kürzeren Leib, so könnte man über diesen Unterschied leich- ter hinweggehen, da ich auch bei ‚S. unispira Individuen von sehr verschiedener Leibeslänge antraf, bei denen dann die längeren verhältnissmässig kürzere Kiemen zu besitzen pfleg- ten: hier aber würde gerade umgekehrt ein kürzeres Exem- plar Kiemen haben, die im Verhältniss zu seiner Körperlänge eine geringere Grösse zeigten, als bei dem Savignyschen Exemplar, wie folgende Vergleichung vor Augen stellt: Länge des gan- Länge der Zahl der zen Körpers Kiemen Segmente Exemplar Savigny’s 8° 4° 122 Exempl.d. Berliner Samml. 6,6° 1,8° c. 129. Die fast gleiche Zahl der Segmente bei verschiedener Leibeslänge würde weniger von Bedeutung sein, insofern auch bei $. unispira zuweilen bei sehr verschiedener Leibeslänge die Zahl der Segmente nur wenig abweicht *). Uebrigens sind die Kiemenbüschel gleich gross, die Blätter, auf denen die Kiemenfäden stehen, trichterförmig eingerollt und niedrig: die Fäden selbst waren einfarbig, fahlgelb, an der Basis etwas dunkler, nicht bandirt oder gefleckt, liefen in eine plötzlich dünn abgesetzte nackte Spitze aus und hatten Fiederchen, die unten etwa 3 mal so lang waren als der Faden dick. Ihre Zahl betrug im linken Büschel 41, im rechten 42, und die letzten 1 oder 2 Fäden jedes Büschels fielen durch ihre Kürze auf, denn sie waren noch kürzer als die Fühler, Die Fühler massen etwa % der langen Kiemenfäden. !) Systema naturae. Edit. X1l. Nr. 814, ?) Grube, zur Anatomie und Physiologie der Kiemenwürmer p. 24. Beschreibungen neuer oder weniger bekannter Anneliden. 57 Der Halskragen ist niedrig und besteht aus zwei, nicht weiter zerschlitzten Hälften, deren Ränder auf der Bauchseite umgeschlagen sind und so Lappen darstellen. Am Rande der Rückenseite sieht man eine violette Färbung. Savigny be- schreibt dagegen: le premier (segment) fendu en quatre lobes. Leib dick, ganz vorn verengt 0,7° breit, bald dahinter 0,8°, schmutzig grau. In der vorderen Abtheilung desselben sind die Bauch- schilder ungetheilt, verhältnissmässig wohl doppelt so lang als in der hinteren und wie hier braun gefärbt. Auf der Rücken- seite beginnen die Bündel der Haarborsten sehr nahe der Mit- tellinie, divergiren dann aber so rasch, dass das 7te bereits kaum mehr von oben sichtbar ist. Die Bündel sind klein und an ihrer Basis mit einem kleinen dunkelvioletten Halbkreis umgeben, die Zahl der Segmente 9. Die hintere Abtheilung umfasst c. 129 Segmente mit getheilten etwa 6 mal so breiten als langen Bauchplatten, die letzten waren sehr gedrängt und nahmen schnell an Breite ab, während die Bauchplatten selbst kurz davor sich merklich verbreiterten. Borstenwechsel „5. Savigny giebt ihn bei seinem Individuum #8 an. Die Borsten zeigten nichts Ungewöhnliches. Die Röhre dieser Sabella ist mir nicht zu Gesichte ge- kommen. 6. Sabella pavonina Sav. Branchiis aequalibus, semiorbem simplicem componentibus, quintam vel quartam totius corporis partem adaequantibus vel etiam longioribus, filis dorso nudis, albis, violaceo-maculatis, 43—23; corpore gracili, elongato, collari integro. Eigenthum des Berliner Museums, in welchem ich die Art als 8. penicillus ohne nähere Angabe welcher Autorität von Sars bestimmt fand: es kann aber nur die Müllersche Art !) gemeint sein, die eben mit Savigny’s ‚S. pavonina identisch ist. Fundort: die Nordsee. Ich würde es für unnöthig halten, die Beschreibung die- ser Art.zu wiederholen, stellten sich nicht einige Abweichun- ’) Zoologia Danica. Vol. 11. Tab. LXXXIX. Fig. 1. 2. p. 13. 58 Ed. Grube: gen heraus, auf die ich für künftige Untersuchungen die Auf- merksamkeit lenken möchte. Die Kiemenbüschel sind gleich gross, und. bilden jeder für sich etwa einen Halbzirkel mit 13 Fäden, welche in gewöhnlicher Weise gefiedert, weiss und mit 9—10 paari- gen Fleckchen von violettbrauner Farbe geziert sind: an die- sen Stellen zeigen auch die Fiederchen einen bräunlichen An- flug, sie sind etwa 3 mal so lang und länger als der Faden dick und gehen bis zur äussersten Spitze hinauf. Das. Basal- blatt ist weiss und niedrig. Der Fühler weiss mit einem beinahe bis zur Spitze rei- chenden Längsstrich von brauner Farbe, etwa 4 so lang als die Kiemenfäden: die Membran, die rechts und links von seinem unteren Theil herabsteigt und sich an die Kiemenfäden setzt, ist violettbraun. Der Halskragen hat zwei polsterförmig ansehwellende Lappen an der Bauchseite, die nicht weiter zerschlitzt sind: aber zwischen ihnen und den Kiemenblättern sieht man noch ein paar häutige einfach gefaltete schmale Lappen. Leib ziemlich cylindrisch, im Verhältniss zu seiner Länge dünn, mit auffallend langen Segmenten, graulichweiss; der Rücken erhebt sich gegen die Mittellinie flach dachförmig. Bauchplatten nicht merklich dick, die Längsfurche, welche die hinteren theilt, finde ich am Anfang jedes Segments stärker eingedrückt. Die Wülste, in welchen die Hakenborsten in zwei kurzen gegen einander gekehrten Halbmonden stecken, sind nicht wie gewöhnlich stark in die Quere gezogen und kurz, sondern rundlich-quadratisch, die Platten, aus denen sich die Bündel der Haarborsten erheben, etwas grösser und flacher. Die vordere Abtheilung des Leibes hat 8, die hin- tere c, 88 Segmente; Borstenwechsel also 5, Savigny giebt ihn 7, an. Länge des Körpers im Ganzen 4,4°, ohne die Kiemen- büschel 3°, Breite an der dicksten Stelle 0,2°. Zahl der Segmente c. 96. Abilgaard giebt in ade Kiemenbüschel des Müllerschen Thieres 23 Fäden an, Savigny an dem seinigen 21 bei einer Körperlänge von 5 Zoll; sollten dies nur Altersunterschiede sein? Beschreibungen neuer oder weniger bekannter Anneliden. 59 Erklärung der Abbildungen Taf. 11. Fig. 1. Sabella lanigera Gr. von der Bauchseite gesehen, na- türliche Grösse. Fig. 2. Sabella penicillus Sav.? von der Bauchseite gesehen, natürl. Grösse. a ein Stück eines Kiemenfadens stark vergrössert. Fig. 3. Sabella Lucullana delle Chiaie, von der Bauchseite ge- sehen, etwa 24 mal vergrössert. Fig. 4. Sabella luxuriosa Gr. Vordertheil des Leibes von der Rückenseite gesehen, natürl. Grösse. a Haarborsten, d Hakenborsten. Fig. 5. Sabella luxuriosa Gr., von der Bauchseite gesehen. a, b einzelne Kiemenfäden des untersten Umganges der Spira ver- grössert, um die an der Rückenseite ihres oberen Theils sitzenden Blättchen zu zeigen. @ ist die Ansicht vom Rücken, 5 von der Seite, Fig. 6. Sabella Josephinae Risso, von der Bauchseite gesehen, natürl. Grösse. a ein Stück von einem Kiemenfaden derselben ver- grössert. 60 Neue Holothurien-@attungen. Von Dr. F. H. Troschel. Wenn ich im Folgenden einige neue Gattungen von Ho- lothurien aufstelle, so geschieht dies hauptsächlich deshalb, weil dabei einige Beziehungen zur Sprache kommen, welche bisher noch nicht gehörig gewürdigt sind. Es liegt im Wesen der Holothurien, dass ihr Mund von Fühlern umgeben ist, und deshalb werden die Verschiedenheiten in der Entwicklung dieser Organe für die Systematik von Wichtigkeit. Man hat bisher wohl die Zahl der Fühler und ihre Beschaffenheit zu Charakteren von untergeordneter Wichtigkeit benutzt; aber man hat noch nicht hinlänglich auf die verschiedene Entwik- kelung derselben an einem Individuum geachtet. Linne er- kannte das Verhältniss der Staubgefässe in seiner Didynamia und Tetradynamia, und es sind dies wahrlich nicht seine schlechtesten Klassen. Auch in der Abtheilung der Holothu- rien kommt eine solche Regelmässigkeit der ungleichen Aus- bildung der Fühler vor, und die Beobachter möchten, einmal darauf aufmerksam gemacht, hierin ein vortrefiliches Merkmal für die Unterscheidung der Gattungen finden, selbst bei den- jenigen Arten, die schon bekannt gemacht sind. Ich gebe gern zu, dass dieses Verhältniss nicht Gelegenheit zur Be- gründung höherer Ordnungen geben werde, da die folgenden Gattungen ganz verschiedenen Abtheilungen angehören, näm- lich den Homoiopodes und Heteropodes Brandt’s, aber vor- läufig muss eine sichere Sonderung der Gattungen sehr er- wünscht sein. Anaperus Nob. nov. Gen. Corpus pedibus numerosissimis ubique obteetum. Ten- tacula decem ramosissima, quorum duo (vel tres) multo mi- Neue Holothurien- Gattungen. 61 nora. Anus papillis calcareis armatus. Musculi retractores maximi. Stomachus museulosus. Diese neue Gattung von Holothurien gehört zu Brandt's Homoiopodes Dendropneumones Peripodes Sporadipodes, und unterscheidet sich von Sporadipus Br, durch die 10 baumför- migen Fühler, von denen zwei ventrale sehr klein sind. 1. Anaperus peruanus Nob. Holothuria peruviana Lesson Cent. zool. pl. 46. p. Dan Trepang peruviana Jäger Hol. p. 25. Der Körper ist spindelförmig, aufgeschwollen und ver- schmälert sich nach vorn und hinten. Ueberall durchbrechen zahlreiche kleine Füsschen die weiche lederartige Haut. Eine Bauchseite und Rückenseite sind nicht deutlich abgesetzt, je- doch hat die Rückenseite die Neigung sich zu contrahiren, so dass der After und der Kopf in die Höhe gehoben sind, was an die Gattung Psolus erinnert. Der Mund ist von zehn Fühlern umgeben, von denen zwei viel kleiner sind, als die übrigen acht gleich grossen. Jeder der grösseren ist in meh- rere Aeste getheilt, deren jeder einen Haufen weicher fein verzweigter Fäden trägt; der unverzweigte Stamm der klei- neren Fühler trägt ähnliche weiche verzweigte Fäden. Die Fühler dieser und der folgenden Arten scheinen einer geringen Veränderung ihrer Länge fähig zu sein; ihr Stamm besteht aus „einer weissen, sehr festen hohlen Hautröhre, die viele Kalktheile zu enthalten scheint, so dass es knirscht, wenn man mit den Messer über ihre Oberfläche hinfährt. In dieser Röhre liegt lose eine dünnhäutige andere Röhre, die sich mit ebenso vielen Aesten verzweigt wie die äussere Röhre, und die wohl dazu bestimmt ist, die feineren Zweige des Fühlers aufzurichten und zusammenfallen zu lassen. Die hinteren 10 Spitzen des Kalkringes sind 4 so lang wie die Breite desselben. Der Äfter ist von fünf kalkigen Papillen umgeben. — Das Respirationsorgan theilt sich bei seinem Austritt aus der Kloake in zwei baumförmige Aeste, welche ihrer ganzen Länge nach mit ihren Verzweigungen an die Körperhaut angewachsen sind. Farbe: dunkelviolett, auch die Kronen der Fühler sind dunkelviolett. Grösse: 6 Zoll. 62 Troschel:; Vaterland: Peru. lm zoologischen Museum zu Berlin durch v. Winterfeld mehrere Exemplare. Dass die Lessonsche Abbildung wirklich diese Art vor- stellt, ist wohl keinem Zweifel unterworfen; die beiden klei- nen Fühler sind übersehen, was leicht geschehen konnte. 2. Anaperus carolinus Nob. nov. spec. Diese Art hat eine sehr grosse Aehnlichkeit mit der Art von Peru, hat auch auf allen Theilen des Körpers, namentlich auf der Bauchseite sehr zahlreiche und kleine Füsschen, zeigt auch die Neigung den Rücken zu contrahiren, und dadurch Kopf und After erhaben zu tragen. Es finden sich jedoch Unterschiede, welche die specifische Verschiedenheit beider Arten ausser Zweifel setzen. Die Fühler sind ebenso baum- förmig verästelt, haben aber einen kürzeren Stiel, was sie etwas niedriger erscheinen lässt. Das Respirationsorgan be- steht aus zwei weiten dünnhäutigen Säcken, die sich sehr we- nig verästeln. Die hintern 10 Spitzen des Kalkringes sind etwa 2 der Breite desselben lang. Die Blase am Kalkringe ist sehr dünnhäutig und von eiförmiger Gestalt. An einem Exem- plar ist der Darmkanal sehr gut erhalten: ein Schlund von etwa 4 Linien Länge, von da an gerechnet, wo er aus dem Kalkringe austritt, führt in den erweiterten Magen, aus wel- chem hinten der Darm tritt, welcher mehrfach gewunden bis zum After eine gleiche Weite behält. Schlund und Darm sind längsgefaltet und setzen sich in ihren Faltungen vom Magen sehr scharf ab; der Magen ist ebenfalls, aber feiner, längsge- faltet, und ist von viel festerer musculöser Beschaffenheit. Farbe: die Farbe ist an den Weingeist-Exemplaren nicht mehr zu erkennen, scheint aber die Art von der vorigen zu unterscheiden (bräunlich oder grünlich?). Die Fühler sind an allen Exemplaren hell, und scheinen bräunlich gewesen zu sein. Grösse: 2—3 Zoll. Vaterland: Südcarolin.. Im zoologischen Museum zu Berlin durch Crantz. 3. Anaperus fusus Nob. ‚Holothuria fusus O. F. Müll. Zool. dan. tab, 10. Die citirte Abbildung zeigt sehr deutlich, dass die Art in. die Gattung Anaperus gehört. Der Verfasser der Zoologia Neue Holothurien- Gattungen. 63 danica hielt die beiden kleinen Tentakeln für verstümmelt, Ich kenne diese Art nicht aus eigener Ansicht, 4. Anaperus eigaro Nob. nov. spec. Der Körper ist cylindrisch, schmal, wie eine Cigarre, hinten verschmälert, überall dieht mit verhältnissmässig sehr grossen Füsschen besetzt. Die Haut ist weich. Um den Mund stehen zelın Fühler, von denen sieben langgestielt mit einer verzweigten Krone, drei sehr klein, nicht benachbart, und leicht zu übersehen sind. Leider sind an den vorhandenen Exemplaren die Fühler meist nicht mehr vorhanden; nur eins hat sie vollständig. Deshalb bin ich nicht sicher, ob hier viel- leicht das seltsame Verhältniss von 7 langen und 3 kleinen Fühlern als individuell angesehen werden muss. Die Beob- achtung anderer Exemplare dieser Art wird das leicht ent- scheiden können. Darin liegt auch der Grund, weshalb ich diese Bildung nicht zu einer neuen Gattung erhebe, was ge- schehen müsste, wenn sieben grosse und drei kleine Fühler hier die Regel sein sollte. Der After ist von mehreren klei- nen rauhen Papillen umstelll. Das Respirationsorgan theilt sich in zwei baumartige Aeste, welche frei sind. Die Blase am Knorpelringe ist einfach, sehr gross und weit. Sie ist 1 Zoll lang, am Ende dicker, am Grunde eingeschnürt. Farbe: dunkelbraun. Grösse: 6 Zoll lang, $ Zoll breit. Vaterland: Labrador. Im zoologischen Museum zu Ber- lin durch Barth. Orcula Nob. nov. Gen. Corpus pedibus numerosissimis ubique obtectum. Tenta- eula quindecim ramosissima, quorum quinque alternantia multo minora. Papillae anales nullae. Musculi retractores maximi. Stomachus musculosus, Diese neue Gattung steht der Gattung Anaperus sehr nahe, und unterscheidet sich von ihr hauptsächlich nur durch die Beschaffenheit der Fühler, unter denen zwar einige eben- falls verkümmert sind, aber nach einem ganz andern Prineip. Eine Rücken- und Bauchseite lässt sich hier durchaus nicht unterscheiden. Nur eine Art, welehe ich nirgends beschrieben finde, gehört hierher. & 64 Troschel: 1. Orcula Barthii Nob. nov. spec. Der Körper ist fassförmig, dick und kurz, an beiden En- den stumpf abgerundet, am Weingeist-Exemplare mehr als halb so breit wie lang. Die weiche lederartige Haut trägt überall zahlreiche Füsschen. Der Mund ist von funfzehn baumförmig verzweigten Fühlern umgeben, unter denen zehn grosse und fünf kleine sich unterscheiden. Auf zwei grosse folgt immer ein kleiner mit grosser Regelmässigkeit. Am After sind keine harte Papillen wahrzunehmen. Das Respirations- organ ist an dem vorhandenen Exemplare etwas zerstört, scheint jedoch wie bei den Arten der Gattung Anaperus sich in zwei baumförmige Aeste zu theilen; es ist an die Haut an- gewachsen. Die Blase am Knorpelringe ist fast einen Zoll lang, nicht sehr weit, und vom Grunde aus überall gleich dick. Farbe: braun. Grösse: 2 Zoll lang, 1 Zoll breit. Vaterland: Labrador. Im zoologischen Museum zu "Ber: lin durch Barth. Colochirus Nob. nov. gen. Pedes abdominales in tres ordines dispositi. Tentacula decem arborescentia, quorum duo ventralia multo minora. Musculi retractores maximi. Stomachus musculosus. Diese neue Gattung von Holothurien gehört zu Brandt’s Heteropodes Stichopodes und unterscheidet sich von Stichopus Br. durch die zehn baumförmigen Fühler, von denen die bei- den ventralen sehr’ klein sind. 1. COolochirus quadrangularis Nob. nov. spec. Der Körper ist von harter Haut umgeben und ist vier- kantig, so dass eine Bauchfläche, eine Rückenfläche und zwei Seitenflächen unterschieden werden können, die alle gleich gross sind, An jeder Kante zieht sich nicht sehr regelmässig eine Reihe von verhältnissmässig sehr grossen Höckern hin, 40—12 in einer Reihe, aus deren Spitze die dorsalen Füss- chen hervortreten. Ausserdem bilden drei ähnliche Höcker in der Mitte der Bauchfläche dicht unter dem Munde eine kleine Längsreihe. Die ventralen Füsschen sind sehr zahlreich und stehen in drei Längszügen, einem mittleren und zwei Neue Holothurien - Gattungen. 65 seitlichen, ‘unter der ganzen Länge des Thiers. Um den Mund stehen zehn baumförmig verästelte Tentakeln, von denen zwei der Rückenfläche, zwei jeder Seitenfläche, und vier der Bauchfläche entsprechen; die beiden mittleren ventralen zeich- nen sich durch ihre Kleinheit vor den übrigen acht gleich grossen aus, sie sind jedoch ebenfalls baumförmig verästelt. — Das Respirationsorgan theilt sich gleich nach seinem Aus- tritt aus der Kloake in zwei Aeste, welche nur durch wenige Fasern an die Körperhaut angeheftet sind. Farbe: Sie ist an den Weingeist-Exemplaren nicht mehr zu erkennen. Grösse: 2 Zoll lang, die Breite ist etwa fünfmal ‘in. der Länge enthalten. Vaterland: Küste von Malacca. Im: anatomischen Museum zu Berlin durch Cuming. Diese Art hat viel Uebereinstimmendes mit der von Les- son Centurie zool. pl. 31. fig. 1. p. 90 abgebildeten und be- schriebenen Holothuria quadrangularis, mag auch wohl wie diese blau gewesen sein. Die Füsschen der Bauchseite sollen in derselben ohne Ordnung stehen. Dessenungeachtet würde ich keinen Anstand nehmen, beide für identisch zu halten, wenn nicht Lesson ausdrücklich 20 Tentakeln angäbe. So stark kann man sich doch nicht verzählen. Wegen der Mög- lichkeit der Uebereinstimmung nenne’ ich auch meine Art qua- drangularis; sollten sie verschieden sein, so müssten sie sogar verschiedenen Gattungen angehören, und dann können sie auch beide den Namen quadrangularis führen. Schliesslich will ich noch anmerken, dass ich bei Clado- dactyla doliolum Brandt, Diequemarii Brandt, und syracusana Grube, welche das zoologische Museum alle drei durch Grube besitzt, dieselbe Bildung der Fühler finde, wie bei den Gat- tungen Anaperus und Colochirus; es sind nämlich 8 grosse und 2 kleine baumförmige Fühler vorhanden. Auch sie be- sitzen sehr entwickelte Mundmuskeln, welche von den fünf Längsmuskeln abgehen, um sich an den Kalkring anzuheften. Sie sind dazu bestimmt, die ganze Mund- oder Kopfmasse, welche ausgestülpt werden kann, zurückzuziehen. Ferner be- sitzen die drei genannten Arten einen Muskelmagen. Freilich unterscheiden sie sich auflallend genug durch die in 5 Längs- Archiv f, Naturgesch, XJI. Jahrg. 1. Bd, 5 66 Troschel: Neue Holothurien - Gattungen. zügen gestellten Füsschen. Die Cladodactyla pentactes Br. (Holothuria pentactes Müll.) weicht von den eben genannten Arten dadurch. ab, dass die zehn baumförmigen Fühler gleich . gross sind, ist also von den übrigen generisch zu trennen. Während: des Drucks dieses bereits vor längerer Zeit geschrieben Aufsatzes habe ich die Untersuchungen über Ho- lothürien wieder aufgenommen, und habe dadurch Resultate gewonnen, ‘welche ich einer späteren Mittheilung vorbehal- ten muss. Nur so viel will ich bemerken, dass man genöthigt ist, dem Eintheilungsprineip Grube’s nach dem Bau der Fühler den Vorzug zu geben. Danach gehören alle besprochenen Gat- tungen in die Abtheilung der Dendrochiroten. Ihre Anato- mie ist eine sehr übereinstimmende. Sie besitzen musculi re- tractores und einem Muskelmagen. - Versuch einer Darstellung der Organisation der Räderthiere, nach eigenen Untersuchungen, mit Be- zugnahme auf die neuesten gegen die Ehrenberg- schen Ansichten gerichteten Angriffe. Von Dr. Oskar Schmidt. (Hierzu Taf. III. Fig. I—1V). Eine Reihe von Jahren haben die Ehrenbergschen Ent- deckungen im Gebiete der microscopischen Thiere fast nur Bewunderer, Nachbeter und Abschreiber gefunden, mit Aus- nahme der Anhänger einer gewissen philosophischen Schule, Vertheidiger der Urzeugung, welche eine vorgefasste Mei- mung gegen den kühnen Gedanken einer durch das ganze Reich der beseelten Wesen in gleicher Vollkommenheit aus- geprägten Organisation hatten, und abgesehen auch von dem Streit der Botaniker um eine Anzahl von Formen, welche sie als in ihr Bereich gehörig nicht aufgeben wollten. Nun erheben sich in der neuern Zeit von mehreren Sei- ten, aus England, Frankreich und Deutschland gewaltige Stim- men, die Herrn Prof. Ehrenberg nichts Geringeres aufbürden, als dass er in einer Kette von Täuschungen befangen gewesen sei und somit eine Reihe falscher physiologischer Schlüsse gemacht habe. Diese Stimmen, in wie weit sie gegründet sind, zu prü- fen, ist, bei der Ausdehnung des Gegenstandes, eigenstes In- teresse der Wissenschaft. Die fraglichen Punkte beziehen sich nicht nur auf die Infusorien im engeren Sinne, auch über die Deutung der Organe der Räderthiere haben sich so man- nigfache und ansehnliche Zweifel geltend gemacht, dass die Zoo- logen jetzt mehr als je in Ungewissheit sein müssen, welche + Stelle im System sie jener Gruppe anweisen sollen. 5* 63 ©. Schmidt: Versuch einer Darstellung der Organisation So findet denn wohl der nachfolgende Versuch einer Darstellung der Organisation der Räderthiere seine Entschul- digung. Alles, worüber man allgemein einig ist, wird entweder gar nicht berührt oder nur, wo eine gewisse Vollständigkeit es erheischte, kurz angedeutet. Das Gegebene ist das Resul- tat eigener Forschungen, hervorgegangen aus dem Bedürfniss, mit eigenen Augen zu sehen, um urtheilen zu können. Ich bediene mich, wo ich nicht ein Anderes bevorworte, der Ehrenberg’schen Bezeichnungen, als der bekanntesten. I. Der Verdauungs-Apparat. 4. Die Räderthiere zeichnen sich durch ihre grosse Ge- frässigkeit und Gier aus. Selbst verstimmelt und der Auflö- sung nahe, nehmen sie noch Nahrung auf. Es wird ihnen aber die Zuführung derselben um; so leichter, ‚als mit jeder durch die Räderorgane bewerkstelligten Fortbewegung die in der Nähe des Thierchens sich ‚befindenden Nahrungstheilchen in einen Strudel gezogen und der Mundöfinung nahe gebracht werden oder ‚wenigstens nahe gebracht werden können. Ueber die Bewegung der Wimpern, über die durch die Radorgane hervorgerufenen optischen Erscheinungen, werden wir unten Gelegenheit: nehmen weiter zu sprechen. Hierher gehört die Frage, ob die Wimpern nicht etwa. als Fühler die- nen, namentlich auch ‘zur Auswahl der Speise. Im Allgemeinen scheint der Geschmackssinn der Räder- thiere nicht sehr entwickelt zu sein, denn sie. verschlingen ohne Unterschied Oscillatorien, kleinere und grössere Infuso- rien, mit oder ohne Schale. Doch ist Auswahl ‚da, und grü- nen, frischen Pflanzentheilchen geben sie immer den Vorzug vor schon angegangenen. Wo und wodurch wird nun aber die zuträgliche Speise erkannt? Erst nachdem sie in den Schlundkopf aufgenommen oder schon vorher? Vielleicht wei- sen: einige Thatsachen auf den richtigen Weg. Das die Augen tragende Vorderende von Rotifer'ist rüs- selförmig und mit'einem Wimperkreise besetzt, der nie zur Ortsveränderung dient; sondern,' wenn’ man dem Thiere folgt, ist es unverkennbar, dass es mit diesem Rüssel um' sich ‚fühlt und untersucht. Oft, wenn es auf harte Gegenstände stösst, » der Räderthiere nach eigenen Untersuchungen. 69 fährt es zurück, und immer erst nachdem es mit jenem Ap- parat sondirt hat, entfaltet es die zwei seitlichen Räderorgane und wirbelt um zu fressen. Es dient also hier unverkennbar ein Wimperkreis als Tastorgan, ein Wimperkreis, der sich seiner Struetur nach in nichts von einem Nahrung zuführen- den unterscheidet. Beide haben dieselbe Empfindlichkeit und werden fast krampfhaft bei jedem Anstoss eingezogen. Beobachten wir ferner eine Hydatina oder Notommata, so werden wir, besonders bei letzterer, ein ämsiges Umher- fahren und öfteres Zurückprallen wahrnehmen; dann wieder wird sie länger an einem Orte verweilen, immer wirbelnd, aber noch nicht so stark, dass ein Zugang von Speise be- merkbar würde, auch kaut sie noch nicht, bis endlich jener starke Strudel erregt wird, während oder nach welchem das Kauen eintritt. Viele aber von den zugeführten Objecten werden wieder im Strudel ausgeworfen. Was dort seinen besonderen Sitz im Tastrüssel hatte, dieses Gefühls und Unterscheidungs- Vermögen scheint hier und bei den übrigen des Rüssels entbehrenden Räderthieren auf die eigentlichen, die Ortsveränderung vermittelnden Wim- perkreise beschränkt zu sein, will man nicht, wie Einige, jedoch ohne Begründung ihrer Behauptung gethan haben, in mehreren den Schlundkopf umkränzenden Papillen den Sitz eines feinern Geschmackssinnes suchen. Allerdings kann man bei Brachionus urceolaris, namentlich wenn er sich zusammen- gezogen hat, wohl auf diesen Gedanken kommen; doch 'möch- ten diese Papillen eher den grössern Gehirn- oder Schlund- Ganglienmassen angehören. "2. Von dem Vorhandensein, der Anordnung und Function der Zähne und des sie umgebenden Schlundkopfes kann man sich so leicht überzeugen, dass es überflüssig wäre zu wie- derholen, worin alle Beobachter übereinstimmen. Ich führe nur eine Abnormität an, die ich bei Rotifer vulgaris angetroffen, wo in einem der beiden steigbügelförmi- gen Kiefer drei Zähne entwickelt waren statt der gewöhn- lichen zwei. In die von den drei Zähnen gebildeten Furchen ‚passten die gegenstehenden regelmässigen zwei Zähne (Fig. IV). Ebenso 'wenig kann man über die längere oder kürzere, theile mit einem stielartigen vom Zalngerüst ausgehenden 70 0. Schmidt: Versuch einer Darstellung der Organisation Schlundknochen versehene, theils ohne diesen vorkommende Speiseröhre in Ungewissheit sein, 3. Hinter dem Oesophagus erweitert sich gewöhnlich der Speisekanal, und hier sind ihm die sogenannten pancreatischen Drüsen angeheftet, v. Siebold ') nennt sie ‚zwei, selten mehrere dickwan- dige, mit einem Flimmerepithelium ausgekleidete Blindsäcke, deren Wände ebenfalls aus grossen Zellen zusammengesetzt werden.” Dass es Blindsäcke sind, und vom Flimmerepithe- lium habe ich mich noch nicht überzeugen können; vielmehr scheinen die Organe durch und durch drüsiger Beschaffenheit zu sein, Jedenfalls aber dienen sie wohl dazu, einen farb- losen, die Verdauung befördernden Saft auszuscheiden. Bei Rotifer und den verwandten Gattungen, deren Darm- kanal sich nicht zu einem Magen erweitert, sondern eng ver- läuft, ist derselbe bis zur Cloake von drüsenartigen bräun- lichen Körpern umgeben, die Leber. Herr v. Siebold ?) scheint mir nicht genau genug zu un- terscheiden, wenn er allen Räderthieren in ‘gleichem Grade diese Eigenschaft zuschreibt, indem er sagt: „diese (äusserst dicken) Magen und Darmwände bestehen aus grossen Zellen, welche, ausser einem farblosen Kerne, mit braun oder grün- lich gefärbter feinkörniger Masse gefüllt sind und wahrschein- lich die Stelle der Leber vertreten.” Allerdings sind die Wandungen des Darmes im Allge- meinen dicker als z. B. die des Ovarium, zeichnen sich auch durch eine helle braune Färbung aus, doch Zellen und Zel- lenkerne zu erkennen, ausser etwa bei den angeführten Gat- tungen der Zygotrocha nuda Rotifer, Actinurus, Philodina u. a., möchte schwer fallen. Zur Stärke der Magenwandung trägt aber gewiss eine, die innere Epithelialschicht umgebende Muskelschicht bei, da Darm und Magen aller Räderthiere mehr oder weniger un= willkürlichen Contractionen unterworfen sind. Das erwähnte Flimmerepithelium ist es, welches den 1) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie von v. Siebold und Stannius. Berlin 1845. Erste Abtheilung. Erstes Heft. $. 136. 2) a.a. 0. $. 136. der Räderthiere nach eigenen Untersuchungen. 71 Speisebrei in eine kreisende Bewegung versetzt, welche man jedoch auch öfters vermisst. Eine besonders auflösende Kraft hat übrigens der von den pancreatischen Drüsen abgesonderte Saft nicht, ‘da die verschluckten Objecte oft unverändert ausgeworfen werden. U. Respirations- und Circulations-System. 4. Die für ein Respirations- und Circulations-System der Räderthiere sprechenden Thatsachen liegen so 'an der Grenze ‚der Beobachtung, dass wir gezwungen sind, fast nur nach Analogien die wenigen hierher gehörigen Erscheinungen zu deuten. Die neueste Ansicht über diesen Gegenstand ist die von Herrn v. Siebold in dem schon angeführten ‚Werke vorgetra- gene. Da sie von der des Herrn Prof. Ehrenberg sehr ab- weicht, so scheint es mir zweckmässig, sie einer genauen Prüfung zu unterwerfen. Sie ist vom Standpunkt der ver- gleichenden Anatomie aus gegeben, ich muss aber bezweifeln, dass sie nach den Grundsätzen der vergleichenden Anatomie des Herrn v. Siebold selbst in der Hauptsache zulässig ist. Wird es aber nachher auch mir nicht gelingen, ein klares Bild über das eigentliche Verhalten der fraglichen Systeme vor Augen zu stellen, so mag man den Grund in der Schwie- rigkeit der Sache suchen; wenigstens hoffe ich der Wahrheit näher gekommen zu sein. 5. Herr v. Siebold sagt '): ‚das einzige in diesen Thie- ren wahrzunehmende Gefässsystem ist höchst wahrscheinlich ein Wassergefässsystem, welches, seiner Organisation und be- sehränkten Ausbreitung wegen, für ein Respirationsorgan wird erklärt werden müssen. Es läuft nämlich in den meisten Rä- derthieren zu beiden Seiten des Leibes ein schmales, band- förmiges Organ herab, in welchem sich ein gefässartiger, star- rer Kanal entlang windet. An dem vorderen Ende dieser beiden Seitenbänder stehen mit den in denselben enthaltenen 'Gefässen mehrere kurze Seitengefässe in Verbindung, welche in die Leibeshöhle frei ausmünden und in ihren Mündungen einen äusserst schnell schwingenden Elimmerlappen besitzen.” ') 2.0. 0. $. 138. 72 0. Schmidt: Versuch'einer Darstellung der Organisation Der ganze Akt soll aber’ so vor sich ‚gehen, ‘dass das Wasser durch den im Nacken befindlichen Sipho' (der 'bei vielen Gattungen auf eine blosse Oeffnung reduzirt ist) in die Leibeshöhle eintritt, ‘von da durch die Seitengefässe in ‘die langen Kanäle geführt wird. ‚In dem Hinterleibe der Räder- thiere, heisst es weiter, nähern sich jene Seitenbänder ein- ander und ihre beiden Gefässe vereinigen sich zu einer ge- meinschaftlichen dünnwandigen, aber sehr lebhaft contractilen Blase, welche ihren ganz wasserhellen Inhalt durch die Cloa- kenöffnung nach aussen entleert.” Wir müssen nun‘hiermit vergleichen, was Herr v. Siebold bei den’ vorhergehenden Thierklassen unter Wassergefässsystem will verstanden wissen. Das Wassergefässsystem der Polypen besteht darin, dass durch Aufnahme von frischem Wasser’ in die: Leibeshöhle alle Kör- pertheile unmittelbar bespült werden und ‘einen Respirations- process unterhalten !); ähnlich wie bei den Turbellarien durch das äussere Flimmerepithelium, welches fortwährenden Wasser- wechsel bedingt, eine allgemeine Hautrespiration erhalten wer- den soll. Bei den Acalephen wird das Wassergefässsystem in seinen Verzweigungen von Blutgefässen begleitet, auf welche es 'sei- nen Einfluss ausübt ?). um Auch bei den Echinodermen steht es in uhmilkalbilkhe Verbindung mit dem Blutgefässsysteme ?). Anderer Meinung ist Herr v. Siebold über die mit Flim- merorganen versehenen Gefässe bei Trematoden (man erinnere sich an Diplozoon paradoxum), welche er ansteht, ein Was- sergefässsystem zu nennen, einmal, weil „sie nicht durch Oefl- nungen mit der Aussenwelt in direeter Verbindung stehen”, dann stelle sich auf der andern Seite wieder die Schwierigkeit entgegen, ‚‚dass bis jetzt neben diesem flimmernden Gefäss- systeme kein anderes, den Blutgefässen entsprechendes System von Organen in den Trematoden beobachtet werden konnte 4). 6. Aber eben diese Worte lassen die Annahme, die Herr v. Siebold bei den Räderthieren gemacht, nicht zu, denn seine Angabe °), dass jene kurzen flimmernden Seitengefässe frei ») 2.2.0.8. 39ff. 2) 8. 624. 3) 8.89 ff. ») a.a. 0. 8.112. >) 8.138. der Räderthiere nach eigenen Untersuchungen. 73 in die Leibeshöhle münden, finde ich durch keine Beobachtung belegt, vielmehr deutet das abgerundete Ende derselben, wes- wegen sie noch Herr Prof. Ehrenberg, wie ich glaube, durch die Benennung ,„Knöpfchen” bezeichnet, auf ein gänzliches Geschlossensein hin !). Natürlich könnte durch Endosmose Wasser genug aufgenommen werden, aber dann stellt sich ja auf der andern Seite wieder die Schwierigkeit entgegen, wie bei den Trematoden, dass Herr v. Siebold’ kein den Blutge- fässen entsprechendes System von Organen in den Räderthie- ren beobachten konnte. Wozu sollte dieses abgeschlossene Wassergefässsystem ohne ein ihm paralleles, unter seinem Ein- flusse stehendes System von Saft oder Blut führenden Gefäs- sen nützen? „Ein Blutgefässsystem aber, sagt er ?), lässt sich bei den Rotatorien mit Sicherheit nicht nachweisen, daher man annehmen muss, dass hier sämmtliche Organe von dem aus den Wandungen des Darmschlauches herausschwitzenden Nah- rungssafte unmittelbar getränkt werden” ?), eine Meinung, die auch Herr Dujardin theilt. Aber würde sich der Nahrungssaft hier nicht, statt sämmtliche Organe unmittelbar zu tränken, init dem durch den Sipho eingelassenen Wasser vermischen und mit ihm durch die contractile Blase und Cloake denselben Weg gehen, oder höchstens in einer hohen Potenz von Ver- dünnung seinen Zweck einigermassen erfüllen? 7. Herr v. Siebold, obgleich er die grosse Anzahl der zitternden Organe bei Notommata myrmeleo und clavulata kennt, scheint es übersehen zu haben, dass dieselben hier je- derseits an einem besonderen, von jenen in die contractile Blase mündenden Seitenbändern ganz getrennten Stamme sitzen. Schon dieser eine Fall stellt sich der ganzen Hypo- these v. Siebold’s entgegen, selbst wenh er mit uns von dem Vorhandensein besonderer Saftgefässe überzeugt wäre. Jene seitlichen Organe sammt der contractilen Blase sind daher wohl etwas anderes, und ich muss sie an seinem Orte wieder dem Geschlechtssysteme vindiziren. - +) Nur mangelhafter Beobachtung ist es zuzuschreiben, wenn Dujardin sagt: ils (les organes vibrants) m’ont toujours paru formes Jun filament court, agite d’un mouvement ondulatoire. (Duj. Hi- stoire naturelle des zoophytes. Infusoires. p. 590). \ ?) a.a. O, $. 137. 3) 8. 137. 74 0. Schmidt: Versuch einer Darstellung der Organisation _ Die Bemerkung, dass sie bei den Formen, wo sie zu- gleich die fimmernden Organe tragen, nach Verhältniss dicker sind als bei Notommata myrmeleo und clavulata machte die Vermuthung wahrscheinlich, dass auch dort die Flimmerorgane durch einen besonderen Stamm (Gefäss) verbunden sind, der aber seiner ganzen Länge nach mit dem Hoden verwachsen ist: .Es ist denn dieser Kanal noch bei einer grossen Anzahl von Formen von Werneck aufgefunden und in seinem grossen, neuerdings von der hiesigen Akademie der Wissenschaften erworbenen Werk über Infusionsthiere beschrieben und 'ge- zeichnet worden. Dass die zitternden Organe in irgend einer Weise die Respiration vermitteln, daran ist wohl nicht zu zweifeln; vor- züglich, wenn man durch vielfältige Beobachtung die Ueber- zeugung gewonnen, dass der Körper der Räderthiere auch wirklich von Fäden durchzogen wird, die man theils als Ner- ven, theils aber auch als Saftgefässe anzuerkennen sich ge- drungen fühlt, deren —— Verlauf aber anzugeben äus- serst schwierig ist. N 8. Ich gestehe, dass, wie auf viele Beobachter, so auch auf mich die sogenannten Seitenge.ässe (vasa transversa) bei Hydatina senta und Rotifer etc. lange Zeit den Eindruck ge- macht haben, als seien es Abschnitte des gegliederten Kör- pers !). Doch da ich mehrere mit ihnen in Verbindung ste- hende Nerven, die ich unten beschreiben werde, gefunden, auch zum öfteren gesehen, dass besondere Fäden von ihnen nach dem Darnıkanale führen (s. Fig. 2), so ist vor der Hand mein Zweifel über ihre Natur als Gefässe gehoben. Als zum Gefässsystem gehörig bei Brachionus urceolaris möchte ich einen sehr frei flottirenden Faden betrachten, den man leicht unten von der Krümmung des Hoden (Ehrbg.) an bis nach der Blase verfolgt. 9. Dass durch den Sipho, oder, wo dieser fehlt, durch die Nackenöflnung Wasser in die Bauchhöhle aufgenommen wird, darüber sind die genaueren Beobachter einig. Nur wenn dies geschehen, werden die Organe deutlich sichtbar, während, ’) Was dem entgegensteht, sie fur Muskeln anzusehen, werde ich bei dem Kapitel von den Muskeln auseinandersetzen. der Räderthiere nach eigenen Untersuchungen. 75 wenn das Wasser durch die von Zeit zu. Zeit, ‚nie.mit langer Unterbrechung erfolgende Contraction des Körpers wieder ausgetreten ist, die Beobachtung sehr gehemmt ist. Ich bin übrigens der Meinung, dass auch zwischen ‚den Räderorganen hindurch dem Wasser freier Zugang in die Leibeshöhle gestattet ist, wo es frei alle Organe bespült. Die näheren Vorgänge der hier stattfindenden Respiration sind nieht ermittelt, wie auch über die nähere Theilnahme der Ci- lien am Respirationsprocess bis jetzt nichts entschieden wer- den kann. 1. Geschlechtssystem. 40. Der Eierstock zeigt sich als ein sehr dehnbarer, in die Cloake mündender Schlauch, fast immer mit verhältniss- mässig wenigen, auf verschiedenen Entwicklungsstufen befind- lichen Eiern erfüllt. Dass diese mit harter Schale versehen, von den meisten Gattungen wirklich gelegt, oft noch nachher, am Hintertheile des Mutterthieres befestigt, mit herumgetragen werden, ist be- kannt, eben so, dass sie bei den Rotiferen noch in der Lei- beshöhle platzen und diese hierin scheinbar eine grosse Ab- weichung von den übrigen Räderthieren zeigen, Herr v. Siebold, der auch in solchen noch nicht gebore- nen Räderthieren schon die Flimmerorgane und contractile Blase in Thätigkeit gesehen, findet auch hierin eine Bestäti- gung seiner Annahme vom Wassergefässsystem. Es müssten sich in diesem Falle die Jungen ganz frei in der Leibeshöhle der Alten befinden, und er sagt daher 1): „Auf mich hat es jedoch immer den Eindruck gemacht, als trennten ‚sich. die herangereiften Eier der viviparen Philodineen von ihren Ova- rien und geriethen dann frei in die Leibeshöhle, in welcher sich später auch die ausgeschlüpften Jungen umherbewegten. Vielleicht fehlen hier die Eierleiter, und schlüpft die Brut durch eine besondere, neben der Oloakenöffnung befindliche Mündung aus der Leibeshöhle der Mutter hervor.” © Es wäre allerdings eine solche Bauchschwangerschaft möglich, wenn, wie bei höhern Tbieren, der Eierstock nicht ’) a.a. O. $. 140. Anm, 1. 76 0. Schmidt: Versuch einer Darstellung der Organisation im unmittelbaren Zusammenhange mit den Eileitern stände. Von Eileitern aber in diesem Sinne ist bei Räderthieren nicht die Rede. Wenn man will, kann man den eiwas verdünnten, in die Cloake mündenden Hals des Eierschlauches oder Eier- stockes so nennen. Auch die Vermuthung einer besonderen Geburtsöffnung bei Philodineen bestätigt sich nicht. Das wahr- scheinlichste ist daher noch immer, was Herr Prof, Ehrenberg sagt 1), und womit auch die Beobachtungen von Werneck und meine eigenen vollkommen übereinstimmen) ‘dass die im Leibe ausgekrochenen Philodinen von der Haut des selır dehnbaren Eierstocks umschlossen bleiben. Woher bekommen sie aber dann das Wasser für ihr Was- sergefässsystem? Kann man doch aber selbst in den von der Eischale umschlossenen Jungen anderer Gattungen bei. ange- strengter Beobachtung nicht nur die Kaubewegung, sondern auch ein Flimmern wahrnehmen, Erscheinungen, die alle den unwillkürlichen Kindesbewegungen vergleichbar sind. 41. So lange nicht überzeugendere Gründe gegen die Deutung der contractilen Blase als vesicula seminalis aufge: stellt werden, betrachten wir sie und die einmündenden Sei- tenbänder als männliche Geschlechtstheile ?). Gewiss ist die ununterbrochene Thätigkeit der Blase sehr auffallend und am Ende nur durch die Annahme zu erklären, dass’ nicht auch mit jeder Contraction Saamenentleerung verbunden ist. IV. Muskelsystem. 12. Es beschönigt nichts mehr die ungenaue und ober- flächliche Beobachtung, als wenn man sich, wie Herr Dujardin in seinem Kapitel Des teguments et des organes locomoteurs ®) !) Infusionsth. p. 483. 2) Mag man mit den französischen Schriftstellern die Tardigrada zu den Räderthieren stellen oder nicht, jedenfalls ist die Analogie zwischen den in Rede stehenden Organen der Räderthiere und den von Herrn Doyere (Ann. des sc. n. Seconde serie. P. 14) beschrie- benen männlichen Sexualtheilen jener Gruppe.sehr gross, Von Hrn. Doyere sind dort die Zoospernien gefunden, und dies giebt einen Grund mehr, zu hoffen, durch dieses Kriterium auch bei den Räder- thieren künftig den gewünschten Aufschluss zu erhalten. >) a.a. 0. p. 973 ff. - der Räderthiere nach eigenen Untersuchungen. 77 thut, ‘mit dem unbestimmten Begriffe einer masse oder sub- stance contractile par elle m&me begnügt. Er: fasst denn auch die Erscheinungen so wenig scharf auf, dass er die so- genannten Nerven der Räderthiere nicht unterscheiden , zu können eingesteht, wozu wahrlich nicht sonderlich viel gehört. Die durch ihre Streifung und deswegen dunklere Färbung sieh. von der gleichförmigen, weichen und ganz durchsichtigen allgemeinen Körperbedeckung wohl unterscheidenden Bänder im Körper der Räderthiere, welche dadurch, dass sie sich sichtlich verkürzen, nicht indem sie Falten oder Wellen bilden, sondern indem sie, besonders nach der Mitte zu, in die Breite anschwellen, diese Bänder nennen wir mit eben dem Rechte Muskeln, als wir von den Muskeln eines Ochsen sprechen. Können wir in den meisten Fällen die Querstreifung nicht nachweisen, so thun wir besser, zu meinen, es liege in der ‚ Unzulänglichkeit der Hülfsmittel, als sie ganz in Abrede zu stellen; denn wer je die vielbesprochene Euchlanis triquetra gesehen unter einem nur mässig guten Microscop (und mir ist dies zu wiederholten Malen zu Theil geworden), kann hier, wenn er nicht geradezu der Auffassung sich verschliesst, die Querstreifung nicht Jeugnen. Herr v. Siebold spricht !) von ‚‚mehr oder weniger deut- liehen Querfalten, welche die in nicht contrabirtem Zustande glatt erscheinenden Muskeln bei den verschiedenen Rotatorien während der Contraction erhalten”; um so mehr, fährt er fort, müsse es auffallen, dass bei Euchlanis triquetra nach Ehren- berg’s Angabe die Längsmuskeln ganz wie bei den. Wirbel- thieren quergestreift sein sollen. Ich, wie schon. erwähnt, muss aus eigener Anschauung, von: der Herr v. Siebold. in diesem Falle nichts sagt, die Angabe des Herrn Prof.) Ehren- berg bestätigen. Was aber die Querfalten der Muskeln be- trifft, so sind sie wohl auf das eigenthümliche Ziekzack der einzelnen Muskelfasern bei der Contraction ‚zu reduciren, was eine scheinbare Querfaltung des ganzen. Muskels hervorruft. 43. In der. Contraetion der Muskeln aber ist der beste Anhaltepunkt gegeben, die Muskeln von anderen Organen, die möglicher Weise ‚mit ihnen verwechselt werden. könnten, ») a.a. 0. $. 132. Anm. 1. 73 0. Schmidt; Versuch einer Darstellung der Organisation zu unterscheiden, indem letztere, während der Muskel sich verkürzt, an dieser Verkürzung nicht Theil nehmen, sondern zur Seite in einem Bogen oder in einer Schlangenlinie aus- weichen. Unsere vasa transversa, nach Herrn v. Siebold !) ringförmige Quermuskeln, können wir dafür nicht ansehen, weil ihnen die angegebenen Charaktere eines Muskels fehlen, und diese dürften wir hier, bei der Ausdehnung der Organe und ihrer oberflächlichen Lage am wenigsten vermissen. Wie ganz anders erscheinen dagegen die langem Haut- muskeln bei Rotifer. Ueberhaupt aber finden Contractionen in der Querrichtung wenig statt, und wenn sie statt haben, werden sie nicht durch peripherische, sondern durch radiale, von den Seitenwandungen nach dem Intestinum gehende Mus- keln bewirkt. Auf eine detaillirte Aufzählung der einzelnen Muskeln brauche ich hier nicht einzugehen. In Fig. I. sind die Muskeln abgebildet, welche zur Con- traetion der Saamenblase dienen. V. Das Nervensystem. 414. Um zu zeigen, dass wir es bei den Räderthieren nicht, wie Herr v. Siebold sagt ?): ‚mit einem sehr undeut- lieh entwickelten, fast nur auf eine Nacken-Ganglienmasse be- schränkten Nervensysteme” zu thun haben, sondern dass alle die Organe, über deren: Bedeutung im Vorhergehenden gehan- delt’ worden, je von besonderen Nerven begleitet werden, ent- springend''aus verschiedenen Ganglien, theile ich das Ergeb- niss genauer Untersuchungen mit, die ich in Bezug auf das Nervensystem an Hydatina senta und Brachionus urceolaris angestellt. 15. Es gelingt leicht, sich die von Herrn Prof, Ehrenberg bei Hydatina senta beschriebenen Ganglien und Nerven zur Anschauung zu bringen, nämlich die sogenannten Schlund- Ganglien- ‘oder Gehirnmassen, die Nervenschlinge im Nacken, das am Schlundkopf liegende grosse Ganglion mit seinen Fä- den, das mehrere Nerven vereinigende, an der Bauchseite zwischen dem vierten und fünften Quergefässe befindliche Gan- 1) 8.132. 2) a. a.0. $. 130. z | der Räderthiere nach eigenen Untersuchungen. 79 glion, und ein gleiches noch weiter unten. Ausserdem aber habe ich verschiedene Ganglien ermittelt, namentlich: in Be- ziehung auf die verschiedenen Organe, welche sie mit Nerven versorgen. Diese Ganglien und Nerven sind wegen ihrer ungemeinen Zartheit und grauweissen Farbe sehr schwer zu erkennen, wozu noch der Umstand kommt,. dass sie meist sehr versteckt liegen und nur bei der oder jener Verschiebung sichtbar wer- den. Sie sind daher auch nicht zu beliebiger Zeit und an dem ersten besten Exemplare in beliebiger Lage unter dem ‚ Mieroscop zu demonstriren, - Leichter als bei gewöhnlichem Tageslichte stellen sie sich bei dem grelleren Lampen- oder direkten Sonnenlichte und sehr wohl auch bei nicht intensivem farbigen Lichte dar. Ich gehe zur näheren Beschreibung. 16a. Liegt das Thierchen auf dem Rücken, so verschieben sich nicht selten die pancreatischen Drüsen, Hoden und Mus- keln so (Fig. I), dass man zwei Ganglien sieht, auf jeder Seite eines. Es vereinigen sich in ihnen zwei aus dem Ge- hirn kommende Nerven, die sich dann wieder trennen und an die pancreatischen Drüsen gehen. b. Was Herr Prof. Ehrenberg von allen Transversalge- fässen vermuthet oder vielmehr nur unbestimmt ausspricht, dass sie nämlich mit den oberen Ganglienparthien durch Ner- venfäden in Verbindung stehen, kann ich wenigstens von zweien, dem dritten und vierten mit Gewissheit bestätigen (Fig. I). Diese Nerven, in der Mitte ihres Verlaufes zu einem Gan- glion anschwellend, sind bei der Seitenlage des Thieres ganz frei, nichts desto weniger aber, wegen ihrer besondern Zart- heit und Durchsichtigkeit, nur bei der angestrengtesten Aufmerk- samkeit sichtbar. Von diesen Ganglien scheinen ebenso er Nerven nach den Darmkanale zu gehen. c. Zwischen dem siebenten und achten Transversalgefäss (Seitenlage) findet sich ein ansehnliches, aber meist zwischen Eierstock, Hoden und contractiler Blase sich versteckendes Ganglion (Fig. II), das mehrere Nerven abgiebt, zwei an den Eierstock, je einen an die Hoden !), einen an die Cloake und einen an das siebente Quergefäss., ’) Ich habe zwar immer nur den Nerven des einen Hoden ge- 80 0. Schmidt: Versuch einer Darstellung der Organisation d.' Auch‘ die Nerven der contractilen Blase haben sich gefunden. Höchst wahrscheinlich gehen die eben beschriebenen Hodennerven über auf die contractile Blase. Von dieser ab- wärts nach dem achten Ringgefäss zu laufen drei Fäden (F.T]), die’ sich bald verbinden und in fast gleicher Höhe mit dem achten Ringgefäss ein Ganglion bilden. Der Nerv setzt sich weiter fort und verliert sich zwischen den Muskeln des Gabel- schwanzes. 17. Zur vollkommenen Bestätigung, dass ich in keiner Täuschung befangen, diente mir, als sich bei Brachionus ur- ceolaris, dem durchsichtigsten der Brachionen, die Ganglien und Nerven nachweisen liessen, welche denen der Hydatina im vorigen Paragraphen a, ce, d beschriebenen entsprechen. Die Gestalt des Brachionus ist eine gedrängtere, das In- testinum kurz; daher kommt es, dass das Ganglion, welches bei Hydat. se. zwischen Schlundkopf und Pancreas liegt, hier ausserdem, dass es hat zur Seite weichen müssen, in unmit- telbarer Nähe des die Geschlechtstheile mit Nerven versor- genden Ganglion sich findet !). Zwischen diesen verschiedenen Fäden unterscheidet man einen Muskel, welcher, an der Stelle des Panzers sich anhef- - tend, von wo ein grosser Längsmuskel nach oben geht (F. III), quer durch den Körper nach dem Intestinum sich erstreckt und zu dessen Fixirung oder Seitenbewegung dient. Beide, der Quer- und der Längsmuskel, werden von einem Nerven begleitet, wie dies, bei der Zusammenziehung des Muskels der geschlängelte Faden zeigt. Es ist dies die Verbindung mit den oberen massigen Ganglien. 18. Ein langer Faden geht am Eierstock vorbei, um die contractile Blase herum nach dem Schwanze. Hier verliert er sich zwischen den Muskelu, giebt aber, vorher einen Ner- ven ab mit zwei nahe bei einander liegenden Knötchen (F. I). De EEE sehen, doch ist es nicht gut denkbar, dass nicht auch dem anderen Hoden sein Nerv zukäme, und dass ich diesen nicht gesehen, hat wohl nur in der Lage des Thieres semen Grund. 1) Ich spreche nur von der einen Seite; auf der andern ist es symmetrisch eben so. der Räderthiere nach eigenen Untersuchungen. 8 Dieser Nerv lässt sich jederseits bis in die Ecke des Panzer- ausschnittes für den Schwanz verfolgen. 19. Die Hoden stehen mit den Gehirnpartien durch einen Faden in Verbindung (Fig. II). Ob dieser aber Gefäss oder Nerv sei, wage ich. nicht zu entscheiden. Erklärung der Abbildungen Taf. Il. Fig. 1 HAydatina senta, von der Bauchseite gesehen. Fig. ll. Hydatina senta, von der Seite. Fig. 1. Brachionus urceolaris, von der Bauchseite gesehen. Fig. IV. Monströser Zahnapparat von Rotifer vulgaris. Erklärung der Buchstaben: v vas V, V2 V,—V, vasa transversa i intestinum t testis ves. c, vesicula contractilis ov ovarium el cloaca m musculus g ganglion n 7 nervus el. p- glandula pancreatica m. v. C. musculi vesiculae seminalis. im Ü L = ru. I ER 10 7 3 Archiv 8. Naturgeschichte. XII, Jahrg. 1. Bd, 6 83 Clepsine costata, neue Art. Von Dr. Friedrich Müller. (Hierzu Taf. II. Fig, 1,2.) Diagnose: Corpus subcartilaginosum dilatatum fuscescens. Dorsum vitta media longitudinali flava, nigro interrupta, lineisque punetorum obscuriorum prominulis utrinque binis ternisve quasi costatum, Oculi duo, subrotundi. Long. 12 — 16”, Die Zahl der Augen unterscheidet diese neue Art fast von allen bis jetzt beschriebenen Hirudineen; unter den Cle- psinen stimmen nur (2. bioculata Sav. und sanguinea Fi- lippi hierin mit ihr überein '); von beiden ist sie durch die übrigen der angegebenen Charaktere, so wie durch den unten zu beschreibenden Bau’ des Nahrungskanals hinreichend ver- schieden. In Gestalt und Art der Bewegung steht sie der Cl. marginata zunächst, und bildet gewissermassen ein Mittel- glied zwischen dieser und der (U. verrucata. Der Körper ist von etwas knorpliger Konsistenz, sehr flach, bei erwachsenen Individuen sehr breit und nach vorn verschmälert; bei den Jungen ziemlich schmal. Seine Farbe ist grünlichbraun, auf dem schwach convexen Rücken bedeu- tend dunkler als auf der ganz flachen Bauchseite. Mitten über den Rücken verläuft vom Mund bis zum After eine gelbe Binde, die durch drei oder mehr schwarze Flecken (von un- gleicher Lage und Ausdehnung bei verschiedenen Individuen) unterbrochen wird. Auf dem Kopf, der minder deutlich als bei Cl. marginata gesondert ist, wird diese gelbe Binde brei- !) Ausserdem hat Risso (Hist. des prineip. product. de l’Europe merid. Tom. 4. p. 429) eine Sanguisuga marginata mit zwei Augen beschrieben. Clepsine costata, neue Art. 83 ter und trägt hier die beiden ansehnlichen, dem Vorderende sehr nahe liegenden, schwarzen rundlichen Augenpunkte. Zwi- schen dieser mittleren Binde und dem Seitenrande verlaufen jederseits 2—3 durch dunklere Punkte gebildete Längslinien. Die deutlichste dieser Linien ist von drei zu drei Ringen durch einen weissen Punkt unterbrochen. Sowohl diese Längs- linien, als die mittlere Binde springen ziemlich stark vor und geben so dem Thier ein geripptes Ansehen. Der Fuss ist gross, und auf der oberen Seite mit weissen Radien gezeich- net. Der seitliche Rand des Körpers erscheint gekerbt, jeder dritte Ring desselben ist durch dunklere Farbe ausgezeichnet. Die inneren Theile zeigen alle wesentlichen. Eigenthüm- lichkeiten der Clepsinen. — Von jedem Ganglion des Bauch- strangs (dessen einzelne Ganglien um je drei Ringe, von ein- ander entfernt sind) geht jederseits ein einziger Nerv ab, der sich jedoch bald weiter theilt. Die männlichen Geschlechtstheile zeichnen sich aus durch eine auflallend grosse Ruthenscheide (Fig. 1c), und dadurch, dass die Epididymis deutlich in zwei Abschnitte gesondert ist; der in die Ruthenscheide einmündende vordere (Fig. 1.d) ist enger, von einer festen sehnigen, glänzenden Haut umschlos- sen, und von blassgelber Farbe, der hintere (Fig. 1e), der die unmittelbare erweiterte Fortsetzung des gemeinschaftlichen Hodenausführungsganges seiner Seite ist, ist auffallend weit, anscheinend drüsig, von einer zarten Haut bekleidet und weiss von Farbe. Die Zahl der Hodenbläschen, die ausser der Zeit der Fortpflanzung bei den Clepsinen so leicht zu übersehen sind, kann ich nicht bestimmt angeben, " Der Uterus (Fig. 1 f) steht in der Mitte zwischen dem der Ol. complanata und tessulata; mit dem der ersteren stimmt er in der Form, mit dem der letzteren durch seine fleischige Beschafienheit überein. In der Figur ist der obere Querbal- ken desselben etwas nach hinten gezogen, um den darunter liegenden Theil und den Durchtritt des Nervenstrangs deut- licher zu zeigen. — An ilın heften sich zu beiden Seiten die unter Magen und Epididymis nach hinten steigenden Schläuche (Fig. 1g) an, welche in gewöhnlicher Weise die gewundenen keimbereitenden Stränge der Clepsinen einschliessen. Der Magen hat wie bei CZ. marginata, tessulata, verrucata, 6* 84 Friedr. Müller: sieben Paar seitliche Anhänge, der Dünndarm, wie bei allen (einheimischen) Clepsinen, vier Paare; das letzte Paar der Magenanhänge steigt bis vor das vierte Paar der Darmanhänge nach hinten, während es bei CZ. marginata und tessulata noch über dies Paar hinausreicht, bei verrzcata schon vor dem zweiten Paare der Darmanhänge endet. Es trägt an der äus- sern Seite 4 Nebenanhänge (5 bei Cl. marg. und tess., keine bei verr.). Sowohl diese Nebenanhänge des letzten Paares, als die sechs vorderen Paare der Magenanhänge sind, wie bei Cl. marginata, zierlich verästelt. So lässt sich auch diese Art durch Zahl und Form ihrer Magenanhänge scharf von allen übrigen unterscheiden, während auch hier die Vierzahl der allen andern Hirudineen fehlenden Darmanhänge als ein sämmtlichen Clepsinen gemeinsames Merkmal sich bestätigt. Die wichtigste anatomische Eigenthümlichkeit unserer Art ist jedoch der Bau des vor dem Magen gelegenen Theils des Nahrungskanals. — Bekanntlich nähren sich die einheimischen Clepsinen theils von den Säften der Mollusken, theils (X. marginata und tessulata) vom Blute der (Fische (?) und) Batrachier. Bei jenen beginnt gleich vor dem Magen der lange eylindrische muskulöse Rüssel, während bei diesen, deren Magen übrigens durch bedeutendere Verästelung sich auszeich- net, vor demselben noch ein besonderes System von seitlichen Anhängen des Nahrungskanals eingeschoben, und dadurch der Rüssel auf ein 'verhältnissmässig weit geringeres Volumen re- ducirt ist "). ' Clepsine costata schliesst sich im Bau des Ma- gens eng an die letzteren an; dagegen beginnt gleich vor demselben ein ausnehmend langer, nicht eylindrischer, sondern nach vorn immer enger werdender Rüssel (Fig. 1a, Fig. 2), und jederseits liegen neben diesem Rüssel, vor dem Magen, der Ruthenscheide und dem vorderen Theile der Epididymis zwei 'anschnliche weisse Drüsen, eine kleinere vordere, und eine grössere hintere (Fig. 1b, Fig. 2), deren ziemlich lange, anfangs weitere und noch von Drüsenmasse umgebene Aus- führungsgänge, sich nahe dem Hinterende des Rüssels vereini- gen'und sich hier in die Seiten desselben einsenken. Man darf sie ‘wohl ohne Bedenken als Speicheldrüsen bezeichnen. ’) S, dies Archiv 1844. Taf, X. Fig. 14. Clepsine costata, neue Art. {oA} Bei keiner anderen Clepsine kenne ich ähnliche Drüsen; da- gegen erinnert ihre Lage an das vor dem Magen gelegene System von Anhängen bei (2. marginata und tessulata. Soll- ten diese vielleicht dieselbe Function haben, während sie in der einfacheren Form einer blossen Ausstülpung des Nahrungs- kanals auftreten? — Das Vaterland der Clepsine costata ist die Krim, wo sie die Sümpfe der Jaila, d. h. der Hochgebirge am Südrande der Halbinsel bewohnt. Ich erhielt mehrere Exemplare, die Herr Prof. Dr. ©. Koch in Jena lebend aus ihrer Heimath mitgebracht, durch die Güte des Herrn Geh. Rath Joh. Müller. Nach des Herrn Entdeckers freundlicher Mittheilung sollen sie in ihrem Vaterlande auf ähnliche Weise, wie unsere Sangui- sugen, gefangen und medicinisch benutzt werden. Allerdings macht es der Bau ihres Magens wahrscheinlich, dass sie vom Wirbelthierblute leben; allein umsonst suchte ich nach einem Apparate, mittelst dessen sie in die Haut des Menschen ein- zudringen im Stande wären; auch gelang es weder Herrn Prof. Koch, noch mir, sie an uns zum Saugen zu bringen, so dass doch wohl die betreffende Anwendung einer weitern Be- stätigung zu bedürfen scheint. Erklärung der Abbildungen Taf. Ill. Fig. 1. Rüssel, Speicheldrüsen und Genitalien,. der C/epsine co- stata, von oben. Der die Genitalien bedeckende Magen ist wegge- nommen. a Rüssel; 4 Speicheldrüsen; ce Ruthenscheide; d vorderer, blass- gelber,.e hinterer, weisser Theil der Epididymis; f Uterus; g die die keimbereitenden Stränge einschliessenden Schläuche, Fig. 2. Rüssel mit den Speicheldrüsen isolirt. «@ Muskelfasern, die sich auf dem Magen ausbreiten, und zum Zurückziehen des Rüssels dienen. Pe Uebersicht der Arten der Gattung Astacus. Vom An Herausgeber. Durch Milne Edwards ist der Begriff der Gattung Asta- cus auf solche Arten eingeschränkt, bei welchen der letzte untere Halbring des Vorderkörpers, welcher das letzte Paar der Gangfüsse trägt, gegen die vorigen beweglich ist. Dieses Merkmal sondert Astacus von Homarus und Nephrops ab, wo jener letzte Halbring mit den vorigen verwachsen ist, ‘welche Gattungen aber auch ausserdem in ihrem inneren Bau und ihrer Entwickelung sich auf solche Weise von den Süsswas- serkrebsen entfernen, dass die Trennung in jeder Beziehung gerechtfertigt ist. Durch dasselbe Kennzeichen schliesst sich Astacus den Thalassinien an, welche Milne Edwards als eine eigene Familie zu weit von den eigentlichen Astacinen abge- schieden hat. Milne Edwards beschreibt nur fünf Arten von Astacus, und nennt noch eine sechste (Blandingü); es waren aber schon vor ihm fünf andere bekannt gemacht ( Dauricus von Pallas, torrenlium, von Schrank, Zeptodactylus von Eschscholtz, saxa- tilis und tristis von Koch), Gleichzeitig wurden zwei neue südrussische Arten (angwlosus, pachypus) von Ratlıke, dem- nächst eine dritte ( Caspius) von Eichwald, sodann eine neue Art aus Madagaskar von Milne Edwards selbst, eine aus Japan von De Haan, endlich vor Kurzem noch eine sehr eigenthüm- liche Art aus Nordamerika von Dr. Tellkampf hinzugefügt. So sind bis jetzt 17 Astaci beschrieben; die hiesige Sammlung besitzt noch 8 neue, mit welchen die Zahl der Arten in der folgenden Aufzählung auf 25 steigt. De Haan (Faun. Japon. Crust. p. 164) hat die Beobachtung gemacht, dass die nordamerikanischen 4. Bartonü und affinis eine Kieme weniger haben als 4A. Auviatils, Japonicus u. a. Di We ee x Uebersicht der Arten der Gattung Astacus. 87 Ich habe von den neun bekannten amerikanischen Arten sechs'in dieser Beziehung untersuchen können: und gefunden, dass A. pellueidus, Carolinus, Mexicanus und Cubensis wit genannten darin übereinstimmen, dass die Hüften des fünften: Paares der Gangbeine ohne Kieme sind, während sie bei allen untersuch- ten Arten der alten Welt eine Kieme tragen. Es scheint also ein durchgreifender Uharakter der amerikanischen Astaci zu sein, dass ihnen diese Kieme felılt. Aus dem Flusskrebs von Madagascar hat bereits Guerin eine eigene Gattung Astacoides gebildet, wegen vermeint- lichen Mangels der Fühlerschuppen; die Fühlerschuppen sind aber vorhanden, nur kleiner als gewöhnlich.‘ Dieser Krebs weicht aber durch einen anderen Umstand von den übrigen Arten von Astacus ab, nämlich durch: die Bildung der Schwanz- füsse, deren Aeste, wie bei Homarus und Nephrops, häutig und nur am Rande mit einer Reihe kleiner Kalkstückchen ein- gefasst sind. Bei grösseren Stücken von Astacus, vorzüglich bei A. leptodactylus, sieht man sehr deutlich, dass die Aeste der Schwanzfisse aus Reihen kleiner Kalkstückchen zusam- mengesetzt sind, aber die häutige Ausbreitung in der Mitte fehlt allen anderen Formen von Astacus. Unter den vier neuholländischen Arten, welche die hiesige Sammlung besitzt, sind drei, welche zwei eigenthümlichen und neuen Formen angehören. Die eine stimmt darin mit ‘den amerikanischen Arten überein, dass die Hüften des fünften Paares der Gangbeine ohne Kieme sind, sie zeichnet sich aber vor allen anderen Arten der ganzen Gattung durch eine be- sondere Bildung der Schwanzflosse aus. Die andere Form verdient eine vorzügliche Beachtung schon wegen ihrer abwei- chenden Lebensweise, nicht im Wasser, sondern: in der Erde, welche natürlich auch eine abweichende Körperform bedingt. Die hier angedeuteten fünf Gruppen in der Gattung Asta- eus scheinen mir von höherer Bedeutung zu sein als blosse Unterabtheilungen, sie können in der Folge vielleicht die Gel- tung von Gattungen erlangen, vorläufig mögen sie als Unter- gattungen betrachtet werden, welche sich nach folgender Uebersicht unterscheiden. I. Aeste der Schwanzfüsse häutig, am Rande mit Kalkstückchen eingefast . . . „1. dstacoides 88 Erichson: 1. Aeste der: Schwanzfüsse einfach. A. Aeussere Fühler neben den inneren ein- gelenkt. A. Schwanzflosse ganz kalkig. e a. Hüften des fünften Fusspaares mit einer Kieme . . . . 2. Astacus b. Hüften des fünften Fusspaares on Kieme vw. 4... 2.8. Cambarus B. Schwanzflosse halb Häutier 0.4 Cherax B. Aeussere Fühler unter den inneren ein- gelenkt‘ |. . ". Be Be RE Br 07 7777777 2 Durch Astacoides Sohle ae sich an Homarus und Nephrops, durch Zngaeus an die Thalassinien. Die verschiedenen Untergattungen stimmen in Bezug auf die ‚äusseren Geschlechtsorgane nicht alle überein. Bei Asta- coides, Cherax und Engaeus unterscheiden sich die Geschlech- ter nur in. der Lage der Geschlechtsöffnungen, der erste Schwanzring ist ohne ‘alle fuss- oder griflelartigen "Theile, die Schwanzfisse des zweiten Ringes sind auch beim Männchen den folgenden gleich gebildet. Die Männchen ermangeln also der ruthenartigen, vermuthlich den Samen leitenden Theile gänzlich. Bei den Männchen der Untergattung Astacus finden sich zwei Paare solcher griffelartigen Theile, welche gerade nach vorn gerichtet getragen werden, das erste Paar dem ersten Schwanzringe angehörend, das zweite aus den umgestalteten Schwanzfüssen des zweiten Ringes gebildet. Bei den Weib- chen sind die Schwanzfüsse des zweiten Ringes den folgenden gleich gebildet, und der erste Ring zeigt statt der Griffel ein Paar feiner, nach innen gerichteter Stielchen, aber nur bei den grösseren Arten, bei den kleineren (A. tristis, torrentium, Tasmanicus) fehlen auch diese. — Cumbarus hat grosse Ueber- einstimmung mit Astacus, bei den Männchen sind ebenfalls zwei Paare der ruthenartigen Griffel vorhanden, und zwar noch stärker entwickelt als bei Astacus, eigenthümliche Bil- dungen zeigend, welche an die der Taster der männlichen Spinnen erinnern. Ferner zeichnen sich die Männchen von Cambarus durch einen zapfenförmigen, hakenähnlichen Fortsatz am zweiten Gliede des dritten (A. Carolinus, Bartonii, Mexi- canus, Cubensis), oder des dritten und vierten Paares der Uebersicht der Arten der Gattung Astacus. 89 Gangbeine aus (A. pellueidus, Blandingii, Wiegmanni). Die Weibchen verhalten sich wie die von Astacus, nur dass die Stielehen am ersten Schwanzringe überall deutlich sind. Die Kluft, welche in der Bildung der äussern männlichen Geschlechtstheile zwischen Cambarus und Astacus auf der einen, und Astacoides, Cherar und Engaeus auf der anderen Seite sich befindet, wird durch Zomarus und Nephrops ausgefüllt, welche nur ein Paar Griffel und zwar am ersten Schwanzringe besitzen, und die Schwanzfüsse des zweiten Paares den fol- genden gleichgebildet zeigen. Ihre Weibchen verhalten sich wie die der grossen Astacus., 2 In Bezug auf die geographische Verbreitung der Gattung Astacus ergiebt sich, dass die Untergattung Astacws ihr Gebiet über ganz Europa durch das nördliche Asien nach Neuholland ausdehnt, dass die» Form Cambarus in 9 Arten den verschie- denen Breiten Amerika’s angehört, während Jstacordes Mada- gascar, so wie Cherar und Engaews Neuholland eigenthümlich sind. In Neuholland tritt also Astacus in drei verschiedenen Formen auf, während in den übrigen Erdtheilen je nur eine einzelne vorkommt. I. Untergatt. Astacoides. Die äusseren Fühler neben den inneren eingelenkt. Die Aeste der Schwanzfüsse häutig. (Das Männchen ohne Gritfel am ersten Schwanzring, die Schwanzfüsse des zweiten Ringes den folgenden gleich ge- staltet). 41. A. (Astacoides) Madagascariensis. Astacus Madagascariensis Milne Edw, Institut 1839. p. 152. — Archives du Mus. d’hist. nat. II. p. 35. pl. 3. Astacoides Goudotil Guerin Rev. Zool. 1839. p. 109. In der Körperform unserem Flusskrebs nicht unähnlich, abervonkräftigeremBau. Der Panzerschild glatt, einzeln punktirt, an den Seiten des Magenfeldes einzeln gedornt, an denen der Kiemenfelder scharf gekörnt. Der Schnabel kurz, mit aufge- bogenem, und mit einer Höckerreihe besetztem Seitenrande, und abgestutzter, in der Mitte mit zwei stumpfen Zähnchen bewaffneter Spitze. Die Fühlerschuppen kurz, fastaufgerichtet, am Aussenrande sägelörmig gekörnt. Die Schwanzflosse oben mit Stachelhöckern besetzt. Die Scheere gross, glatt, einzeln punktirt, mit säge- 90 Erichson: förmigem Innenrände, die Scheerenfinger Kräftig,, innen ge- zähnt. Das Glied vor der Scheere innen mit einem starken Zahn bewehrt. — Farbe im Leben grünlich braun, Auf Madagascar, in den Flüssen. II. Untergatt. Astacus. Die äusseren Fühler neben den inneren eingelenkt. Die Aeste der Schwanzfüsse und die Schwanzflosse ganz kalkig. Die Hüften des fünften Paares der Gangbeine mit einer Kieme. 4. Schnabel am Rande gekerbt, vor der Spitze ge- zahnt, oben gegen die Spitze hin mit einer scharfen, gekerbten Leiste, 2. A. fluviatilis: Thorace sublaevi, lateribus subtiliter gra- hulato, ad rostri basin utrinque unispinoso. - 4stacus Jluviatilis omn, Ueber den grössten Theil von Europa verbreitet, 3. A. leptodactylus: Thorace tuberculato-scabroso, lateri- bus subspinuloso, ad rostri basin utrinque an chelis depressis (maris elongatis). Astacus leptodactylus Eschsch. Mem. Soc. Imp. d. Nat. d. Mose. VI. p. 109. T. 18. — Rathk. Mem. pres. ä l’Acad. Imp. d. St. Petersb. p. div. sav. 111. 359. 70. T.4. F,1.2. — Nordm. Voy. dans]. Russ. mer. d. M. Demidoff; Crustac. T. 1. Die Unterschiede vom vorigen sind von Rathke sorgfältig auseinandergesetzt. A. leptodactylus ist sogleich kenntlich an dem überall rauhen, an den Seiten sogar scharf höckrigen Panzerschilde; an der Schnabelwurzel zu jeder Seite zwei Zähne, welche in gerader Linie hinter einander stehen, und von denen der hintere sich beim A. fluviatilis oft durch eine leichte Beule angedeutet findet. Die Fühlerschuppen lang, schmal, scharf zugespitzt, nach innen viel weniger erweitert als beim A. fluviatilis, die überstehenden Ecken der Schwanzschilder beim Männchen lanzettförmig zugespitzt, beim Weibchen lanzett- förmig, gleichschenklig (bei A. fluv. sind. sie stumpfer, und der vordere Schenkel ist grösser). Die Scheeren sind flacher als beim A. fluv., beim Männchen sind sie zugleich gestreck- ter, namentlich sind die Scheerenfinger mehr oder weniger, Uebersicht der Arten der Gattung Astacus. 91 oft‘ beträchtlich lang und dabei schmal. — Farbe der Ober- seite (frisch) grau, bratn und gelb gemischt. — Er wird etwas grösser als A. fluviatilis. Im Osten von Europa, vorzüglich in den in das schwarze Meer fallenden russischen Flüssen, und im schwarzen Meere selbst. Unsere Sammlung erhielt ihn aus Ungarn und Kurland. 4A. leptodactylus var. caspia Eiehwald Faun. Caspio- Caucas. p. 225. T. 36. F. 1 aus dem Kaspischen Meere ist kleiner als der eigentliche A. leptodactylus, scheint sonst aber nicht wesentlich verschieden zu sein, und ist vielleicht nur unausgewachsen. 5 74. A. angulosus ‘): Thorace ad latera muricato, anguloso; chelis depressis, latis. Astacus angulosus Rathke Mem. pres. a l’Acad.:d. St. Pe- tersb. p. div. sav. III. 364. 71. T. 4. F. 3. Dem Weibchen des vorigen sehr ähnlich, die äusseren Fühler aber viel kürzer, das Kiemenfeld des Panzerschildes in zwei Hälften geschieden, die unter einem stumpfen Winkel in ein- ander übergehen, in eine obere schmälere, plattgedrückte, dachförmig nur wenig abwärts geneigte und ganz glatte, und eine untere viel grössere, schwach gewölbte, fast senkrecht stehende, und mit vielen verschiedentlich grossen, kegelförmi- gen, spitzen Hervorragungen versehene. Die Scheeren bei . beiden Geschlechtern fast ganz von der Form wie beim Weib- chen des A. leptodactylus, nur noch etwas flacher, Im Leben dunkel olivenfarben, schwarzbraun oder schwarzgrau, In der Krim. B. Der Schnabel am Rande gekerbt, vor der Spitze gezahnt, oben mit undeutlicher glatter Leiste. 75. A. pachypus: „Thorace glabro, chelis magnis, erassis robustis.” Astacus pachypus Rathke Mem. pres. ä l’Acad. Imp. d. St. Petersb. p. div. sav. III. 365. 72. Dem A. fluviatilis sehr ähnlich, der Schnabel mit zahn- losem, kaum angedeutetem Kiel, hinten schmäler, die Seiten- *) Die mit einem + bezeichneten Arten sind mir hur aus den Beschreibungen bekannt. 92 Erichson: ränder stärker aufgebogen (etwa wie beim A. leptodactylus) mit einer Reihe mässig grosser, stumpfer gelblicher Zähne; die überstehenden Ecken der Schwanzschilder sind schmäler und spitzer; die Scheeren sind dieker und die Finger kürzer als der übrige Theil der Scheere, der Ausschnitt am inneren Rande des beweglichen Fingers tiefer; die äusseren Fühler länger. — Die Farbe im Leben ein dunkles, in Olivengrün spielendes Braun. In Südrussland, bei Nicolajew. 16. A. Caspius: „Thorax sublaevis, latus, rostralis spina lateribus aliis mobilibus multo brevior, et in utroque mar- gine exiguis aculeis flavo -transparentibus praedita; chelae tales, quales in Astaco fluviatili; cauda extrema execisa.” Astacus Caspius Eichw. Faun. Caspio-Caucas. p. 227. T.36. F.2. Im Kaspischen Meere bei Baku. Vielleicht vom vorigen nicht verschieden, aus den Be- schreibungen wenigstens werden mir die Unterschiede nicht klar. C. Der Schnabelrand glatt, vor der Spitze mit einem Zähnchen. 7. 4. torrentium: Thorace lateribus granulato, carinula longitudinali utrinque ad rostri basin obsoleta, chelis gra- nulatis, carpis intus denticulatis. Astacus torrentium Koch in Panz. Deutschl. Ins. 186. 24. (Deutschl. Crustac. Myriap. etc. 36. 24). Cancer torrentium Schrank Faun. Boica 111. 247. 2756. „Etwas gestaucht, mit breitem Schnautzenschilde, ziemlich gerade ziehenden, über den Augen kaum ein wenig aufwärts gedrückten schmalen Seitenkanten, ohne Begleitung einer Längs- kante auf der oberen Fläche, und mit sehr kurzer, nicht ge- kielter Schnautzenspitze; die Fühlerdecken breit, sehr spitz und über die Schnautze etwas vorstehend, die Seitenbeule lang, uneben, oben mit geglättetem Kielchen. Der Hinterleib schmal gewölbt. — Aufenthalt in Landseen, in welche sich Bergwässer ergiessen. Wird in Brantwein hellockergelb.” Koch a.a. O. 8. A. saxatilis: Thorace lateribus granulato, cariırula longi- tudinali utringue ad rostri basin distineta, scabriuscula, an- Uebersicht der Arten der Gattung Astacus. 95 tice dente terminata; chelis granulatis, carpis intus dentieu- latis; eiliis lateralibus eaudae brevibus. . Astacus saxatilis Koch in Panz. Deutschl. Ins. 140. 1. (Deutschl. Crust. Myriap. ete. 7. 1). „Die Schnantze sehr kurz, schwach gekielt, der Kiel aber nicht gezahnt; die Seitenkante des Kopfschilds über den Augen in die Höhe gedrückt, und ohne Begleitung einer Längsrippe auf der oberen Fläche. Der Augenhügel sich weit rückwärts verlängernd und uneben. Die Fühlerdecke kurz und breit. Der Hinterleib schmäler als bei A. fluviatilis und tristis. — Aufenthalt in steinigen kalten Flüssen und Bächen, hauptsäch- lich im Gebirgswasser und meistens in ungeheurer Anzahl. Wird im Weingeist gelb, behält aber die weissen Flecke auf dem Hinterleibe.” Koch.a. a. ©. 186. 24. — Im Leben „Cae- sius, ferrugineo -tinetus, caudae serie duplici macularum fla- vescentium.” 9. A. tristis: Thorace lateribus granulato, carinula longitu- dinali utrinque ad rostri basin distineta, scabriuscula; chelis granulatis, carpis intus denticulatis; eiliis caudae lateralibus longis. Astacus tristis Koch in Panz. Deutschl. Ins. 140. 2.. (Deutschl. Crust. Myriap. ete. 7.2). ' „Die Schnautze kurz und nicht gekielt, das Kopfschild über den Augen in die Höhe gedrückt; die Fühlerdecke kurz, an der Spitze verengt, an der Innenseite breit bauchig erwei- tert, der Hinterleib breit, flach gewölbt, an den Seiten der Ringschilde sehr lange Fransen. — Aufenthalt in schlammigen -Gräben und schlammigen Bächen. Färbt sich in Brantwein entweder nicht ab oder wird auf dem Rücken röthlich heller.” Koch a. a. ©. 186. 24. — Im Leben „Nigro fuscus, maculis albidis ad angulos anticos testarum caudae.” Diese drei Arten sind in den Bairischen, vermuthlich in allen süddeutschen Gebirgen zu Hause, Vom Ast. fluviatilis sind sie jedenfalls verschieden, unter einander stehen sie aber ' in der nächsten Verwandtschaft, und werden sich wohl im Leben besser unterscheiden, als dies’'bei todten Individuen der Fall ist. Die von Herrn Forstrath. Koch unserer Samım- lung mitgetheilten Individuen zeigen alle von ihm angegebenen 94 Erichson: Kennzeichen, nur von dem schwachen Kiel auf dem Schnabel, welcher beim A. saxatilis angezeichnet ist, zeigen: auch die beiden anderen Arten eine Spur. Die dunkle Farbe .des A. tristis rührt von einem Ueberzuge von Moder her; 710. A. Australiensis: Thorace laevi, chelis lJaevibus, mar- gine interiore denticulato; carpis intus bispinosis. Astacus Australiensis Milne Edw. Hist. nat. d. Crust. II. 332. 4. pl. 4.815. In Neuholland. D. Der Schnabelrand glatt und ungezahnt. 11. 4. Dauricus: Rostro elongato, apice subulato; carpis spina forti intus, armatis. Cancer Dauricus Pallas Spicileg. IX. p. 82. Uebers. S. 114. Panzerschild oben weitläuftig punktirt, an den Seiten ge- körnt; Schnabel fast bis an die Spitze des dritten Gliedes der äusseren Fühler reichend, in der Mitte stark verengt zu einer langen scharfen, etwas aufgebogenen Spitze. Die überstehen- den Ecken der Schwanzschilder spitzwinklig. Die Scheeren länglich, weitläuftig punktirt, die Scheerenfinger lang, oben runzlig punktirt, mit einigen erhabenen Längslinien. In den Zuflüssen des Amur in Daurien. (Von Hrn. Staats- rath Gebler der hiesigen Sammlung mitgetheilt). +12. 4. Japonicus: Rostro breviter triangulari, apice ob- tuso, carpis spina forti intus armatis. Astacus Japonicus De Haan in v. Sieb. Faun. Japon. Crust. p. 164. T. 37. F. 7. Das Panzerschild punktirt, an den Seiten gekörnt; Schna- bel breit dreieckig mit stumpfer Spitze, so weit als die Stiele der äusseren Fühler reichend. Die Scheeren ziemlich gross, punktirt, mit scharfem Innenrande., N In Japan. 13. A. Tasmanicus: Rostro oblongo-triangulari, apice acu- minato, carpis muticis. Etwas zusammengedrückt. Das Panzerschild fein punk- tirt Der Schnabel etwa bis zur Mitte des dritten Gliedes der äusseren Fühler reichend, nach vorn allmählich zugespitzt, flach, mit scharfem, aufgeworfenem Rande. Die überstehenden Uebersicht der Arten der Gattung Astacus. 95 Ecken der Schwanzgürtel abgerundet. Die‘ Scheerenbeine kurz, das Glied vor der Scheere ohne Dorn, am Innenrande fein sägeförmig gezähnelt; die Scheeren kurz, weitläuftig punk- tirt, am Innenrande fein sägeförmig gezähnelt; die Scheeren- finger kurz und dick, der unbewegliche allmählich zugespitzt, der bewegliche am Grunde des Innenrandes ausgebuchtet. Die äusseren Fühler dünn,"viel kürzer als der Körper. (Ein Weibchen. Länge von der Schnabelspitze bis zum Ende der Schwanzflosse 1” 9", des Schnabels fast 2", des Scheerenbeines 1” 2”, der Scheere 6”, Breite der Scheere 22”; Breite des Panzerschildes 43”’, grösste Höhe \dessel- ben 6"). In Vandiemensland. Von Herrn Schayer gesammelt. III. Untergatt. Cambarus. Die äusseren Fühler neben den inneren eingelenkt. Die Aeste der Schwanzfüsse und die Schwanzflosse ganz kalkig. Die Hüften des fünften Paares der Gangbeine ohne Kieme. 4. Schnabelrand vor der Spitze mit einem Zahn. . 14. A. (Cambarus) pellueidus: Oculis occultis. Astacus pellucidus Tellkampf in Müll. Archiv f. Anat. 1844. S. 383. '" Von schlanker Form. Panzerschild weitläuftig und fein punktirt, die Kiemenfelder fein gekörnt, vorn mit einer Reihe kurzer, spitzer Stacheln eingefasst; das Magenfeld an den Sei- ten mit spitzen, schräg nach vorn gerichteten Stacheln besetzt; ein etwas grösserer Stachel jederseits an der Schnabelwurzel; der Schnabel weit vortretend, flach ausgehöhlt, in eine lange feine Spitze ausgehend. Die Augen klein und unter der Schnautze versteckt. Fühlerblätter mässig gross, aussen mit einem starken Dorn endigend. Die äusseren Fühler länger als der Körper. Die Scheerenbeine lang, der Schenkel höcke- rig, oben und unten stachelig, das Glied vor der Scheere ge- körnt, innen vor der Spitze und unten an der Spitze je mit einem Stachel bewafinet. Die Scheeren lang und schmal, fast walzenförmig, punktirt, am Innenrande gekörnt; die Scheeren- finger ungezähnt. — Farbe durchscheinend weiss. 96 » Erichson: Das zweite Glied des dritten und vierten Beinpaars beim Männchen mit einem hakenförmigen Fortsatz. Länge von der Schnabelspitze bis zum Ende der Balmeanat flosse 2" 8”, des Schnabels 34”’, der Scheerenbeine 2” 4'", der Scheere 4" 4”, grösste Breite derselben 3’, des Panzer- schildes 63". In der Mammuthhöhle im Staate Kentucky in Nordame- rika, : Von Herrn Dr. Tellkampf entdeckt, welcher unserer Sammlung ein schönes männliches Exemplar zum Geschenk gab. 15. A. (Cambarus) affinis: Oculis exsertis. Astacus affinis Say Journ. of the Acad. of nat. sc. of Phila- delph. 1. p.168.n. 3. — Harlan Med. and Phys. Research. p- 230. fig. 2. Astacus Bartonü Milne Edw. Hist. nat. d, Crust. 11. 331. 2. Panzerschild weitläuftig und fein punktirt, Kiemenfelder an den Seiten dicht gekörnt, und vorn mit einem starken, nach vorn gerichteten Stachel bewaffnet; Magenfeld an jeder Seite mit einer Reihe feiner nach vorn gerichteter Stacheln; an der Schnabelwurzel die gewöhnliche Längsleiste, welche nach vorn in einen Dorn ausläuft. Schnabel weit vortretend, oben flach ausgehöhlt, die Spitze schmal und scharf. Die Fühlerblätter mässig gross, der Aussenrand an der Spitze in einen Stachel vortretend. Die äusseren Fühler (beim Weib- chen) etwas kürzer als der Körper. Die Scheeren breit, punk- tirt, am Innenrande mit einem Kamme aus zwei Reihen nie- dergedrückter Höcker eingefasst; die Scheerenfinger innen ge- zähnelt. Das Glied vor der Scheere mit zwei Dornen, der am Innenrande gross und hakenförmig nach vorn gekrümmt. Der Schenkel des Scheerenbeines oben mit zwei spitzen Dor- nen. — Wird 3" lang. In den Flüssen Nordamerika’s, namentlich im Delaware und seinen Nebenflüssen. — Die hiesige Sammlung erhielt ein weibliches Exemplar aus Carolina durch Herrn Cabanis. B. Schnabelrand ungezahnt. 46. A. (Cambarus) Carolinus: Chelis punctatis, intus ‚serrato-marginatis, digitis intus dentatis, carpis intus bispi- -snosis; caudae lamella intermedia utrinque unispinosa. Er hat grosse Aehnlichkeit: mit dem folgenden und ist bisher vielleicht mit ihm: vermengt worden, muss aber von ihm Uebersicht der Arten der Gattung Astacus. 97 unterschieden werden. Das Panzerschild ist grösser, die Kie- menfelder sind gewölbter, nach innen scharf abgesetzt, und treten so nahe an einander, dass nur ein schmaler linienförmiger Zwischenraum auf dem Rücken zwischen. ihnen bleibt; sie sind weitläuftig und fein punktirt und an den Seiten weitläuftig und fein gekörnt. Das Magenfeld ist sehr glatt, an den Seiten mit einzelnen zerstreuten Körnchen; die gewöhnlichen Längsleisten an der Schnabelwurzel stumpf, auf jeder Seite von einer Punkt- reihe begleitet, nach hinten divergirend; der Schnabel kurz, - plötzlich zugespitzt, oben ausgehöhlt. Die Fühlerschuppen lanzettförmig zugespitzt. Der Schwanz im Verhältniss schmä- ler als beim A. Bartonii, alle Fächer der Schwanzflosse schmä- ler und gestreckter, aır der Spitze stärker gerundet, der mitt- lere Fächer an der Quernaht auf jeder Seite mit einem ein- zelnen Dörnchen. Die Scheerenfüsse ziemlich kurz und kräftig, das Glied vor der Scheere am Innenrande mit zwei Dornen, die Scheere breit und kräftig, einzeln punktirt, am Innenrande mit einem scharfen Kanım aus einer einfachen Höckerreihe eingefasst; die Scheerenfinger kräftig, oben reihenweise punk- tirt, innen gezähnt. Beim Männchen hat das zweite Glied des dritten Bein- paares einen hakenförmigen Fortsatz. Länge von der Schnabelspitze bis zum Ende der Schwanz- flosse 2” 4”, des Schnabels 12”, der Scheerenbeine 1" 10”, der Scheere 10°, grösste Breite derselben 5“, des Panzer- schildes 74”, Höhe desselben 7". In Carolina in Nordamerika von Hrn. Cabanis aufgefunden. Hierher gehört vielleicht A. affinis Milne Edw. Hist. nat, d. Crust. II. 332. 3. auf den folgenden passt wenigstens die bedeutendere Grösse (3—4”’) nicht. Die Verwechselung, welche Milne Edwards mit A. affınis und Bartonii vorgenom- men bat, ist vielleicht von Harlan herzuleiten, wo durch einen Druckfehler im Text die Abbildungen unrichtig angeführt sind. 17. A. (Cambarus) Bartonii: Chelis punctatis, intus ser- rulato-marginatis, digitis intus erenatis, carpis intus spinosis, caudae lamella intermedia utrinque bispinosa. Astacus Bartonii F abr. Ent. Syst. Suppl. 407. 3. — Say Journ. © ofthe Acad. of nat. sc. of Philadelph. I. 167.2. — Harlan Med. and Phys. Research. p. 230. f. 3. Archiv f. Naturgesch. XJ1, Jahrg. 1. Bd, 7 98 , Erichson: Kleiner und im Verhältniss breiter und flacher als der vorige, und mit breiterem Schwanze. Das Panzerschild punk- tirt, an den Seiten ziemlich dicht fein gekörnt, die Kiemen- felder auf dem Rücken nur schwach begränzt, und etwas weit auseinander stehend; die Längsleisten an der Schnabelwurzel schmal, kaum divergirend; der Schnabel flach ausgehöhlt, erst allmählich verengt, zuletzt ziemlich stark zugespitzt; die Füh- lerblätter ziemlich gross, der Aussenrand gerade, in eine kleine Spitze ausgehend, der Innenrand gerundet. Die Fächer des Schwanzes kurz und breit, an der Spitze sehr stumpf gerun- det; der mittlere Fächer an der Quernaht auf jeder Seite mit zwei Dörnchen. Die Seheerenbeine ziemlich kurz, das Glied vor der Scheere an der Innenseite mit einem hakigen Stachel und hinter demselben noch mit einem kleinen Dörnchen be- waffnet. Die Scheere kurz, breit, ziemlich flach, punktirt, der Innenrand von einer etwas unregelmässigen Doppelreihe stum- pfer Höckerchen eingefasst; die Scheerenfinger kurz, am In- nenrand gekerbt, oben in Längsfurchen punktirt, — Wird bis 2” lang. Beim Männchen hat das zweite Glied des dritten Bein- paares einen kleinen hakenförmigen Fortsatz. Sehr häufig in Nordamerika in Bächen. Die (nicht völlig erwachsenen) Exemplare unserer Sammlung sind von Herrn Cabanis gesammelt. +18. A. (Cambarus) Blandingei: Chelis tuberculatis, elon- gatis, subeylindrieis, digitis inaequalibus, carpis intus spino- sis, rostro acuminato, Astacus Blandingüi Harlan Med. and Phys. Research. p, 229. fig. 1. Panzerschild an den Seiten gekörnt, Kiemenfelder am Vor- derrande mit einem kleinen Dorn; die Längsleisten an der Schnabelwurzel vorn in einen Dorn ausgehend; der Schnabel lang, bis zum Ende des dritten Gliedes der äusseren Fühler reichend, allmählich zugespitzt. Scheerenbeine lang, das Glied vor der Scheere innen mit zwei Dornen bewehrt, die Schee- ren gestreckt und schmal, fast walzenförmig, überall mit klei- nen Höckern besetzt; die Scheerenfinger schlank, leicht nach innen gebogen, der bewegliche Finger etwas länger als der andere, — Länge von der Schnabelspitze bis zum Ende der Uebersicht der Arten der Gattung Astacus. 99 Schwanzflosse 3” 8“, der Scheerenbeine fast 4”, Breite des Panzerschildes 1”. Das zweite Glied des dritten und vierten Beinpaares beim Männchen mit einem hakenförmigen Fortsatz. In den südlichen Staaten von Nordamerika, häufig in Sümpfen und Bächen. 19. A. (Cambarus) -Wiegmanni: Chelis tuberculatis, di- _ gitis aequalibus, carpis intus dentatis, rostro lato, lanceolato. Panzerschild punktirt, die Längsleisten an der Schnabel- wurzel kurz, etwa bis zur Mitte des dritten Gliedes der äus- seren Fühler reichend, der Schnabel breit, lanzettförmig zu- gespitzt, oben flach ausgehöhlt, mit aufgeworfenem scharfen Rande. Die Fühlerblätter sehr breit, der Aussenrand etwas verdickt, mit überragender Spitze. Die Scheerenbeine ziem- lich kurz, die Scheeren länglich, ziemlich schmal, oben und unten gewölbt, mit kleinen Höckerchen etwas weitläuftig be- setzt, am Innenrande die Höcker dichter und spitzer; die Finger kräftig, gefurcht, in den Furchen punktirt; das Glied vor der Scheere am Innenrande mit einigen Zähnen besetzt. Der Schwanz etwas zusammengedrückt, schmäler als das Pan- zerschild, nach hinten allmählich” etwas verschmälert. Das zweite Glied am dritten und am vierten Beinpaar beim Männchen mit einem hakenförmigen Fortsatz. Länge des Körpers von der Schnabelspitze bis zum Ende der Schwanzflosse 2”, des Schnabels 24”, des Scheerenbeins 1" 4", der'Scheere 8”, Breite derselben fast 3”, grösste Breite des Panzerschildes 6”, Höhe desselben ebenfalls 6°". In Mexiko. Von Deppe gesammelt. 20. 4. (Cambarus) Mexicanus: Chelis granulatis, graei- libus, subeylindrieis, carpis mutieis rostro lato, apice obtu- siusculo. L Panzerschild etwas zusammengedrückt, überall dicht punk- tirt, die Leisten an der Schnabelwurzel ziemlich stark vortre- tend, nach hinten ein wenig divergirend; der Schnabel oben flach ausgehöhlt, breit, nach vorn allmählich ein wenig verengt, mit stumpfer Spitze und scharf aufgeworfenem Seitenrande, Die Fühlerblätter breit, der Aussenrand in eine sehr kleine Spitze vortretend. Die Seheerenbeine mässig lang, die Schee- 7* 100 Erichson: ren schmal, fast walzenförmig, dicht gekörnt, die Scheerenfinger fast etwas kürzer als die Hand, ziemlich dünn, das Glied vor der Scheere etwas länger als breit, gekörnt, ohne grössere Zähne an der Innen- und der Unterseite, Der Schwanz wenig schmäler als das Panzerschild. Das zweite Glied am dritten Beinpaar beim Männchen mit einem hakenförmigen Fortsatz. Länge des Körpers von der Schnabelspitze bis zum Ende der Schwanzflosse 1” 11’, des Schnabels 2”, des Scheeren- beines 1" 4", der Scheere 74”, Breite derselben 2‘, grösste Breite des Panzerschildes 53“, Höhe desselben 54. In Mexiko. 21. A. (Cambarus) Cubensis: Chelis granulatis, graeilibus, subeylindrieis, carpis mutieis, rostro lato, apice acuminato. Dem vorigen sehr ähnlich. Das Panzerschild punktirt, das Magenfeld auf dem Rücken fast glatt; die beiden Längs- leisten an der Schnabelwurzel deutlich, nach hinten etwas di- vergirend, der Schnabel flach ausgehöhlt, breit, vorn an jeder Seite zu einer scharfen Spitze ausgeschnitten. Die Fühler- blätter sehr breit, vorn fast gerade abgeschnitten, der Aussen- rand in eine sehr kleine Spitze vortretend. Die Scheerenbeine ziemlich kurz, die Scheere schmal, fast walzenförmig, fein ge- körnt, die Finger dünn, das Glied vor der Scheere gekörnt, die Körnchen an der Innenseite zu spitzen Stacheln ausge- zogen. Der Schwanz wenig schmäler als das Panzerschild. Das zweite Glied am dritten Beinpaar beim Männchen mit einem hakenförmigen Fortsatz. Länge beim grössten Exemplar (Weibchen) von der Schnabelspitze bis zum Ende der Schwanzflosse 2” 4, des Schnabels 3”, des Scheerenbeines 1" 6", der Scheere 8”, Breite derselben 24”, Breite des Panzerschildes 7”, Höhe desselben 6°”, . Auf Cuba. Von Herrn Ed. Otto gesammelt. +22. A. (Cambarus) Chilensis: Chelis tumidis, supra sub- tubereculatis, carpis muticis. Astacus Chilensis Milne Edw. Hist. nat. d. Crust. 11. 333, 5. Wird gegen 3” lang. In Chile, Uebersicht der Arten der Gattung Astacus 101 IV. Untergatt. Cheraps. Die äusseren Fühler neben den inneren eingelenkt. Das fünfte Beinpaar ohne Kiemen. Die Schwanzflosse halb häutig, Die Bildung der Schwanzflosse ist dieser Untergattung eigenthümlic. An dem äusseren Seitenfächer ist das erste Glied kalkig, das zweite häutig, an dem inneren Seitenfächer läuft der mittlere Längskiel der Oberseite, welcher sonst bis fast an die Spitze reicht, nur bis zur Mitte, endigt hier mit einem kleinen Dorn, und von hier ab ist der Fächer häutig; am Mittelfächer endlich bildet die Quernaht die Gränze zwischen dem kalkigen und dem häutigen Theil. Im Uebrigen hat diese Untergattung viel Uebereinstimmung mit Cambarus, weicht indess auch darin ab, dass der erste Schwanzring bei beiden Geschlechtern ohne Stiele, und das erste Paar der Schwanzfüsse auch beim Männ- chen den übrigen gleich gebildet ist. 23. A. (Cheraps) Preissii. Etwas zusammengedrückt, Panzerschild punktirt, an den Seiten sehr fein gekörnt, Schnabel allmählich zugespitzt, glatt- randig, bis an das Ende des zweiten Gliedes der äusseren Fühler reichend. Die Fühlerblätter gross, eiförmig zugespitzt, fast bis zur Spitze des dritten Gliedes der äusseren Fühler reichend. Die Scheeren kräftig, nach innen und auf der Mitte einzeln, an der Aussenseite dichter und gröber punktirt, der Innenrand zu einer sägeförmig gezähnten Leiste erhoben; die Scheerenfinger stark mit hakiger Spitze. Das Glied vor der Scheere an der Innenseite mit einem Dorn. Die überstehen- den Ecken der Schwanzschilder mit stumpfen etwas abgerun- deten Winkeln. Länge von der Schnabelspitze bis zum Ende der Schwanz- flosse 3” 5", des Schnabels 3”’, des Scheerenbeines 2" 3", der Scheere 1”, Breite der letzteren 5”, grösste Breite des Panzerschildes 9", grösste Höhe desselben 10, In dem südwestlichen Neuholland. Von Herrn Preiss eingesandt. 102 ; Erichson: V. Untergatt. Zngaeus. Die äusseren Fühler unter den inneren eingelenkt. Fünftes Beinpaar mit Kiemen. Die Körperform dieser Krebse erinnert in hohem Grade an die der Edwardsischen Thalassinien, es ist nämlich der Schwanz an der Wurzel auflallend schmal, das Panzerschild zusammengedrückt, der Schnabel klein, die vordere Mündung eng, so dass die äusseren Fühler nicht mehr neben den inne- ren stehen können, sondern nach unten gedrängt sind; auch sind die äusseren Fühler minder entwickelt, ihre Geissel ist fein, und die Fühlerblätter sind klein, Die Scheerenbeine sind oft ungleich entwickelt, doch ist dies individuell, denn bei der- selben Art findet man an einigen Individuen die rechte und linke Scheere gleich gross, an anderen die eine (rechte) Scheere vergrössert, und die andere um so kleiner, je grösser jene ist. Die beiden folgenden Beinpaare haben nichts aus- gezeichnetes, dagegen zeigen das vierte und fünfte eine eigen- thümliche Bildung, indem das letzte Glied etwas breit, an der Unterseite etwas rauh und mit Büscheln kurzer starrer Bor- sten besetzt ist. Die Schwanzfüsse sind wie bei den eigent- lichen Astacus gebildet, der erste Schwanzring ist aber ohne Stiele, und auch die des zweiten Ringes sind beim Männchen von den folgenden nicht verschieden. Die Schwanzflosse wie bei den eigentlichen Astacus. Die Kalkschale ist nur dünn. 24. A. (Engaeus) fossor: Chelis utringue marginatis. Das Panzerschild dachförmig zusammengedrückt, mit sehr schmalem Rücken, fein punktirt, der Schnabel sehr klein mit erhabenem Rande; die Fühlerschuppen klein, lanzettförmig. Die Scheeren punktirt, auf der Aussenfläche oben und unten gerandet, die Kante des oberen Randes aus zwei Reihen Hök- ker gebildet. { Das grösste Individuum hat folgende Maasse: Länge von der Schnabelspitze bis zum Ende der Schwanzflosse 2" 23”, grösste Breite des Panzerschildes 6”, Höhe desselben 73‘, Breite der Schwanzwurzel 24". 25. A. (Engaeus) cunicularius: Chelis infra immarginatis. Dem vorigen sehr ähnlich, aber bei genauerer Verglei- chung in vielen Stücken verschieden. Das Panzerschild ist Uebersicht der Arten der Gattung Astacus. 103 weniger dachförmig, und der Rücken mehr abgerundet; der Schnabel ist etwas breiter, die Augen grösser, die Fühler- schuppen gehen in eine schmale scharfe Spitze aus, die Schee- ren sind auf der Oberseite aussen völlig ungerandet, und auch innen nur schwach gerandet, und die Innenkante wird nur aus einer einfachen Reihe von Höckern gebildet; die Schee- renfinger ungezahnt; der Schwanz ist an der Wurzel nicht ganz so schmal. Von der ersteren Art habe ich etwa sechs, von der letz- ten. nur ein Individuum verglichen. Beide sind in Vandie- mensland von Herrn Schayer gesammelt. Ihre Lebensweise weicht von der der übrigen Astacus-Arten bedeutend ab, in- dem sie nicht im Wasser, sondern in der Erde wohnen. Herr Schayer machte mir darüber folgende Mittheilung: „Die aus Vandiemensland mitgebrachten Krebse leben unter der Erde, im Marschboden, der im Winter stets nass, auch im Sommer, wegen der lehmigen Unterschicht, feucht ist. Sie bohren ring- förmige Löcher aus der Tiefe von 1 bis 2°Fuss nach der Oberfläche, und werfen die dabei heraufgeschobene Erde, die, wie bemerkt, nass und thonhaltig ist, zu einem kegelförmigen Hügelchen zusammen. Den Pflanzenwurzeln scheinen sie nicht gefährlich zu werden, denn obgleich sie in meinem Garten in Menge vorhanden waren, so gedieh doch alles sehr gut. Worin ihre Nahrung besteht, ist daher zweifelhaft. Im Was- ser sterben sie ab.” — Dieser letztere Umstand lässt auf eine verschiedene Bildung der Kiemen schliessen. Sie haben zwar denselben büschligen Bau, sind aber bedeutend kleiner als bei den Wasserkrebsen, und es fehlt die häutige Ausbreitung, welche die letzteren am Ende der grösseren Bogen haben. Das Absterben der Erdkrebse im Wasser scheint also darin seinen Grund zu haben, dass die in demselben enthaltene Luft bei ihren kleineren Kiemen dem Athembedürfniss nicht genügt. — Die Nalırung besteht vermuthlich in Insecten, namentlich mögen die Riedwürmer (Gryllotalpa australis) einen Theil derselben ausmachen. 104 r Ueber einen in der Meerenge von Messina gefun- denen Delphin. Aus einem Briefe des Prof. Anastasio Cocco an den Prof. RB. A. Philippi in Kassel, (In Maurolico Journal des literarischen Kabinets von Messina, neue Folge, , Jahrgang I. Heft VI. Oktober 1841). Hierzu Taf. IV. Fig. C. Obgleich die Erscheinung eines grossen Cetaceums in’ unserm Meere eine ziemlich seltene Sache ist, so werden deren doch von Zeit zu Zeit gefangen, welche wegen der Sonder- barkeit der Gestalt und wegen ihrer grossen Dimensionen die Bewunderung der Leute erregen, so dass sogar das Sehenlas- sen derselben ein Gegenstand der Industrie und des Geldge- winnstes wird. Wohl erinnere ich mich, dass vor vielen Jah- ren ein ziemlich grosses Thier der Art gezeigt wurde, welches die Leute, wie dieses, Organanti nannten, und welches gewiss zum Subgenus Phocaena gehörte, da der Kopf desselben ab- gerundet war, und ein Schnabel gänzlich fehlte. Welcher Art dasselbe aber in Wirklichkeit angehört habe, kann ich jetzt. nicht sagen, denn damals als ich es sah, verstand ich wenig oder nichts von solchen Studien, allein wenn ich. jetzt nach der Gestalt desselben urtheilen dürfte, so scheint es mir, es sei der Delphinus globiceps von Cuvier gewesen. Ich komme jetzt zu dem Delphin, welchen ich Ihnen be- schreiben will, der zu dem Geschlecht Delphinus im ‚engeren Sinne gehört, und den ich, da er wahrscheinlich für eine neue Art zu halten ist, wegen der Hochachtung, die ich für. Sie habe, mit Ihrem Namen belegen will, indem ich ihn De/phi- nus Philippii heisse !). ‘) Meiner Meinung nach dürfte dieser Delphin, von dem leider der Schädel nicht bekannt ist, identisch sein mit Delphinus micro- Ueber einen in der Meerenge von Messina gefundenen Delphin. 105 Dieses Walthier, welches den 23sten des verflossenen Monats September einige Fischer todt in der Meerenge von Messina fanden, hat einen spindelförmigen Körper, und gleicht ziemlich zwei mit ihrer Basis vereinigten Kegeln, die sich ziemlich in der Mitte seiner Länge treffen, welche etwas ge- ringer ist, als das Doppelte seines Umfangs. Der Rücken ist breit und abgerundet bis zum Ursprung der Rückenflosse, aber von dort bis zur Basis der Schwanzflosse wird er dünn: In dieser ganzen Erstreckung werden die Seiten des Körpers, welche vorne rund sind, etwas zusammengedrückt, und die beiden Ränder verlängern in Gestalt von zwei schwachen Kie- len über ‘zwei Drittel der Länge auf der obern und untern Fläche der Schwanzflosse. Der Kopf ist klein, wenig unterschieden vom übrigen Körper, indem er von demselben durch keine Furche abgesetzt ist, er zeigt aber eine leichte Einbiegung an der Stelle, wo das Spritzloch sich befindet.‘ Die Stirn ist sanft geneigt, und verlängert sich in eine conische Schnautze, welche weder flach- gedrückt, noch verbreitert und an der Spitze abgerundet, sondern erhaben, namentlich an der Basis, und stumpf ist. Von den beiden Kiefern ist der obere der kürzere, und verhält sich zur Länge der Brustflossen wie 13 zu 18; er. hat die Gestalt eines Gänseschnabels, ist an der Spitze leicht ge- krümmt, und an den Rändern schwach gebuchtet: der Unter- kiefer ist etwas breiter und hat eine stumpfere Spitze. In den Zahnbogen sind keine Zähne vorhanden, auch bemerkt man in den Kiefern keinen Eindruck, der von Zähnen des gegbnüberstehenden Kiefers hervorgebracht wäre. Dagegen finden sich anstatt der Zähne Rauhigkeiten, oder sehr kleine stumpfe Höckerchen, welche ohne Ordnung zusammengehäuft vermischt stehen, dem Gefühl merkbarer als dem Gesicht, und in der Winkelhälfte des Kiefers grösser sind. Die Zahnbogen sind ferner eben, und ohne irgend erhabene Leiste. Der pterus Cuv., den schon Risso im mittelländischen Meere angetroffen und unter dem Namen D. Desmaresti beschrieben hat. Da jedoch diese Art immer noch nicht gehörig gekannt ist, so ist die hier mit- getheilte Beschreibung jedenfalls ein willkommener Beitrag zu ihres genaueren Kenntniss. A. Wagener, 106 A. Gocco: Ueber einen in der Meerenge Gaumen ist glatt, die Zunge dick und fleischig, und die Augen, deren horizontaler Durchmesser doppelt so gross ist wie der senkrechte, sind elliptisch etwas länger als ein (Siei- lischer) Zoll (= 9,8" Rheinl.); sie stehen etwas hinter der senkrechten Richtung des Spritzloches, und sind vom Mund- winkel, in dessen Linie sie stehen, um fünf Sechstel der Länge der Brustflosse entfernt; ihre Länge beträgt „1; von der Länge des ganzen Wales. Die Iris ist von einer rothen Farbe, welche der des Rebhuhns nahe kommt, und die Pupille ist schwärzlich. Das Spritzloch auf dem Scheitel hat die Gestalt eines halben Mondes, dessen Concavität nach der Schnautze gerich- tet ist; es ist anderthalb mal so lang wie der grössere Durch- messer des Auges, Die Brustfinnen sitzen tief und im vordern Viertel der ganzen Länge, zu welcher sie sich wie eins zu neunzehn verhalten; sie sind unregelmässig eiförmig mit einer etwas verlängerten stumpfen Spitze; der untere Rand ist diek und abgerundet, der ‚obere dünn und schneidend, und entsteht aus der Vereinigung zweier Linien, welcher einen leichten, stum- pfen Winkel im vordern Drittheil bilden. Die Rückenfinne ist beinahe sichelförmig, mit einem dieken Vorderrand, welcher schief von vorn nach hinten und von unten nach oben aufsteigt; der hintere Rand ist dünn und concav; die Spitze stumpflich und etwas gekrümmt. Die Höhe dieser Finne beträgt ein Neunzehntel der Gesammtlänge des Wales; sie ist ungefähr halb so lang wie die Lappen der Schwanzflosse, entspringt im hintern Drittheil des Körpers und ist von der Basis der Schwanzflosse vier und ein halb mal so weit entfernt als die eigene Höhe beträgt. Die Oefinung der Vulva ist verlängert, an beiden Enden verengt, und etwas kürzer als die Höhe der Rückenflosse; der After, der dahinter liegt, ist ungefähr halb so gross. (Die Lage dieser Organe ist nicht angegeben, auch ist nirgends von den Zitzen die Rede). Die Schwanzfinne ist halbmondförmig mit sehr offener Bucht; ihre Lappen übertreffen anderthalbmal die Höhe der Rückenfinne und enden mit einer nach hinten gerichteten ziem- lich spitzen Spitze, und wit einem schwach ausgeschweiften Hinterrand. von Messina gefundenen Delphin. 107 Der Kopf, der Rücken und die obere Hälfte der Seiten haben eine schwarze Schiefer-Farbe; die Seiten sind unten bleifarbig, und der Bauch. ist heller und glänzender; die Flos- sen haben ziemlich dieselbe Farbe, wie der obere Theil der Seiten. Die ganze Länge dieses Delphins betrug neunzehn Siei- lianische Palmi (— 15% Fuss Rheinl.); der Umfang gegen zehn Palmi (= 8 Fuss 24 Zoll Rheinl.) und das Gewicht funfzehn Sieilianische Quintale (a 100 rotoli) (also 25,000 Pfund), Nach der Beschreibung, welche ich Ihnen bis hierher ge- geben habe, fühlen Sie, wie ich, das Bedürfniss, die Splanch- nologie und die Osteologie dieses Delphins kennen zu lernen, und besonders die der Schädel und Kieferknochen. Ich bin überzeugt, dass hieraus das grösste Licht für die richtige Be- stimmung der Art erhalten wäre, allein die Sucht nach Ge- winn, genährt durch die Neugier der Leute, welche in Menge hinströmte das Thier zu sehen, verlängerte die Ausstellung desselben dergestalt, dass es zuletzt in eine Verderbniss über- ging, die es ekelhaft machte ihm zu nahen; und auf der au- dern Seite zerstückelten ilın die Fischer, um nicht den Ge- winnst des Thrans zu verlieren, bei Nachtzeit ganz und gar, bevor ich im Stande gewesen, wenigstens den Schädel dessel- ben zu erwerben. Nichts destoweniger will ich nicht unterlassen, Ihnen einige meiner Betrachtungen mitzutheilen, die Sie vielleicht überzeu- gen werden, dass unser Delphin nicht wohl zu einer der be- schriebenen Arten gerechnet werden kann. Erstlich weiss zwar jedermann, dass vollkommen zahn- lose Delphine beschrieben sind, wie z.B. der Delphinus eden- tulus von Schreber und der D. densirostris von Blainville, Was den ersteren anbelangt, so unterscheidet er sich, abge- sehen von anderen Merkmalen, durch die niedergedrückte, breite, der des gewöhnlichen Delphins ähnliche Schnautze, wenn sie auch um die Hälfte kürzer ist, und durch die gros- sen Augen; wogegen mein Delphin einen kegelförmigen, keil- förmigen, oben erhabenen Schnabel und sehr kleine Augen besitzt, so dass man wahrhaft nach ihnen suchen muss, um sie zu schen. Es ist aber wicht so leicht zu beuriheilen, ob der Del- 108 Ueber einen in der Meerenge von Messina gefundenen Delphin. phinus densirostris dieselbe Art ist, die ich hier beschreibe oder nicht, da der berühmte Französische Zoologe nicht das ganze Thier beschrieben hat, sondern nur ein Bruchstück eines Unterkiefers. Wenn wir aber gerecht sein wollen, so würde allerdings die pyramidalische Form derselben und der Mangel der Zähne sehr wohl mit meiner Art übereinkommen, aber die Zahnränder in jenem haben einen leichten, erhabenen Kiel in der Mitte, welcher gänzlich in meiner Art fehlt, die im Ge- gentheil ebene, und wie oben gesagt, mit Raulhigkeiten besetzte Zahnränder hat. Auch mit dem zweizähnigen Delphin, D. bidentatus Hun- ter (s. Encyel. Tab. II. Fig. 3) scheint mein Delphin Aehnlich- keit zu haben, besonders durch die Bildung des Schnabels, welcher pyramidalisch ist, mit einer etwas verschmälerten und gekrümmten Spitze des Oberkiefers, und durch die Stellung der Rückenfinne, welche wirklich dem Schwanze näher steht; aber ausserdem, dass dieser zwei Zähne an der Spitze des Unterkiefers besitzt, ungeachtet er keine grösseren Dimensio- nen zeigt als der unserige (wie der von Hunter beschriebene, welcher gar nicht viel grösser als der meinige war, und doch der Zähne nicht ermangelte), so scheint auch sein Kopf run- der zu sein, und was noch mehr ist, die Flosse des Rückens ist beim D. bidentatus nicht sichelförmig, sondern lanzettför- mig, spitz und nach hinten geneigt. 109 Ueber den Charakter der Thierwelt auf den Inseln des indischen Archipels, ein Beitrag zur zoologi- schen Geographie. Von Dr, Sal. Müller. Der indische Archipel ist durch seine geographische Lage, seine ethnographischen und naturhistorischen Verhältnisse gleich- sam eine Welt für sich. Als vermittelndes Glied vom indi- schen Festlande und Australien, sind seine Naturerzeugnisse grösstentheils formverwandt mit jenen dieser grossen Nach- barländer, während sie da, wo sich in ihm die Grenze des Uebergangs am entschiedensten ausspricht, in einer kleinen Anzahl origineller Bildungen bestehen. Diesen Uebergangs- strich bilden die Inseln Celebes, Flores, Timor und Buru; er liegt also zwischen dem 136 und 145 Meridian- Grade östlich von Ferro. Die Fauna und Flora der Gewürzinseln ist schon vorherrschend Australisch (Papuisch); denn ausser der bis Neu-Guinea verbreiteten Ordnung Chiroptera, und dem Ge- schlechte Ss gehören alle in jener Gegend ursprünglich ein- - heimische Säugethiere zu den Marsupialien. Die jetzt dort wild lebenden Hirsche, Affen, Zibethkatzen, Ratten und Spitz- mäuse sind durchgängig, was die grössern betrifft, nach histo- rischen Nachrichten vorsätzlich, die kleinern vermuthlich zufällig durch Schiffe aus den westlichen Ländern dahin versetzt worden. Im Allgemeinen nimmt der botanische und zoologische Cha- rakter Australiens seinen Anfang mit Celebes und Timor, so dass diese beiden Inseln als die eigentlichen Scheidepunkte der dortigen organischen Welt zu betrachten sind. Der indische Archipel zerfällt demnach in geographisch- naturhistorischer Hinsicht, der Länge nach in zwei Hälften von ungleicher räumlicher Ausdehnung. Die westliche grös- 110 Sal. Müller; Ueber den Charakter der Thierwelt sere Hälfte umfasst die Inseln Borneo, Sumbawa, Java, Suma- tra und die Halbinsel Malakka; die ‘östliche Hälfte nur In- seln des zweiten und dritten Ranges, nämlich Celebes, Flores, Timor, Gilolo und etwa Mindanao in der äussern Umgrenzung. Die bei Weitem grössere Ländermasse gehört folglich der westlichen Hälfte an; und da dieser Theil in seiner gan- zen Ausdehnung Hinterindien vorgelagert ist, und durch die Halbinsel Malakka unmittelbar mit dem Continent zusammen- hängt, so stimmt auch die organische Schöpfung des Archipels überwiegend mit jener von Südasien überein. Um dieses durch Belege zu erläutern, erlaube ich mir in einer kurzgefassten Uebersicht die charakteristischsten Thierformen jenes interes- santen Inselreichs hervorzuheben. Ich werde mich dabei bloss auf die drei höhern Klassen der Wirbelthiere beschränken, als diejenigen, welche im Allgemeinen die engste und abge- schlossenste Verbreitung haben, dem Beobachter am meisten in die Augen fallen, und somit nächst der Pflanzendecke vor- züglich dazu beitragen, dem Lande ein eigenthümliches Ge- präge zu verleihen. Wir kennen gegenwärtig vom ganzen indischen Archipel, mit Einschluss von Malakka und Neu-Guinea, nahe an 175 Säugethiere, von denen kaum 30 der östlichen Hälfte aus- schliesslich angehören, während daselbst im Ganzen nur etwa 50 Arten vorkommen, die grösstentheils in Flederthieren (CAx- roptera) bestehen. Diese schnell und leicht, in der ungestör- testen Freiheit über Land und Meer ziehende Wesen, beson- ders die meist hoch in die Luft sich erhebenden sogenannten fliegenden Hunde (Pteropus), haben überhaupt unter allen Mammalien Südasiens die weiteste und allgemeinste Verbrei- tung. Diejenigen Geschlechter, welche bis jetzt blos in Einer der beiden Hälften des Archipels beobachtet wurden, gehören alle zu den kleinern Formen. Es sind die Gruppen Mega- derma, Nycteris, Dysopes und Cheiromeles für die westlichen oder grossen Sunda-Inseln, und für die östlichen, nämlich Timor, Celebes und die Molucken, die in ihrer Flughautver- wachsung etwas abweichenden Grossköpfe (Cepkalotes) und Har- pyjen (Harpyia). 2 Weit beschränkter als bei den Fledermäusen, ist die Ver- breitungssphäre aller übrigen, von der Natur durchaus an auf den Inseln des indischen Archipels. 111 ihren Geburtsgrund gehefteten Landsäugethiere, und die Viel- fältigkeit von diesen selbst, wird örtlich durch mancherlei physikalische Umstände unmittelbar oder mittelbar bedingt. Die Verbreitung der Früchte-, Blätter- und Gräserfressenden Thiere hängt von der Beschaffenheit der Pflanzendecke ab; die der Raubthiere von der hinreichenden Menge der zu ihrer Nahrung bestimmten Geschöpfe. Da die östlichen Inseln durch- gängig kleiner von Umfang, niedriger in ihrer Bodenerhebung, im Allgemeinen unfruchtbarer, daher selten mit grossen Wal- dungen prangend, und dabei viel unregelmässiger in ihren klimatischen Verhältnissen sind, als die mit den grössten europäischen Königreichen in Ausdehnung wetteifernden west- lichen, ist auf erstern auch die Zahl der hauptsächlich von vegetabilischer Nahrung lebenden Thiere verhältnissmässig nur geringe. Dieses Missverhältniss in der Vertheilung der thieri- schen Schöpfung daselbst, springt besonders in denjenigen Fa- milien und Ordnungen grell in die Augen, welche sonst über einen grossen Theil der alten und neuen Welt sich ausdehnen. Der durch seine äussere Erscheinung und intellectuelle Fähigkeiten gewissermassen berühmt gewordene Orang-utan, die langarmigen und furchtsamen Gzbbors, die schlankgebauten Semnopitheken: mit einem Worte der ganze höhere Thiertypus, ist dem östlichen Halbtheil des Archipels gänzlich fremd, wäh- rend derselbe sich im westlichen so höchst mannichfaltig und reich in seiner Entwickelung zeigt. Celebes und Timor sind die zwei östlichsten Inseln, welche noch Affen ernähren, aber nur pavianähnliche, von den Geschlechtern Cercopithecus und Cynocephalus, und zwar nicht mehr als 2 oder vielleicht 3 Arten, wovon eine, der längst bekannte ÜCercop. cynomolgus, auch zugleich überall auf den grossen Sunda-Inseln sehr ge- mein ist. Ueberhaupt verschwindet die Ordnung der Vier- händer (Quadrumana) bereits auf den Molucken ganz und gar. Denn selbst das kleine, in seinen Sitten fast froschartige Ge- spenstthier (Tarsius spectrum), geht von Sumatra oder Banka nur bis Oelebes, und der lichtscheue Faulaffe (Stenops tardi- gradus) überschreitet, nach jener Richtung hin, nicht einmal Borneo. — Unter den Nagern verbreiten sich die Eichhörn- chen (Sciurus) und Flughörnchen (Pteromys) ostwärts bis Celebes und nach den Philippinen; aber die Geschlechter 112 Sal. Müller: Ueber den Charakter der Thierwelt Lepus und Aystrix gehören ausschliesslich den grossen west- lichen Sunda-Inseln an. Auf diesen leben ferner aus der Fa- milie der fleischfressenden Raubthiere, die Geschlechter My- daus, Lutra, Canis, Herpestes, Potamophilus, Ursus, Arctictis, Paradoxurus, Viverra, Felis u. a., von denen die sieben zuerst genannten zum Theil schon mit Java den östlichsten Grenz- punkt ihrer Verbreitungssphäre erreichen oder sich höchstens bis Borneo erstrecken, und nur einzelne Arten aus den drei letztern noch über diese grosse Insel hinaus vorkommen. Der gemeine Palmenmarder (Paradozurus musanga) findet sich nämlich von Malakka bis Timor; die Zibethkatze (Viverra zibetha) ist heutigen Tags von Arabien bis Amboina verbreitet. Man weiss jedoch, dass dieses Thier, der wohlriechenden Sub- stanz wegen, welche es liefert, häufig lebend gehalten und von der einen Insel nach der andern verkauft wird. Das Katzengeschlecht, das sich auf Java und Sumatra in 'einer so kraftvollen Entfaltung zeigt durch die Anwesenheit des Kö- nigs-Tigers (Felis tigris) und des Panthers (Felis pardus), sinkt, je weiter man sich östlich von jenen Inseln entfernt, bis zu einer unmächtigen kleinen Katze herab, in welchem Zustande es mit Timor, als der äussersten Ostgrenze seiner Verbreitung, verschwindet. Auf Celebes scheint eine Pantherart zu leben, die wir aber nicht näher kennen; auf Borneo sah ich bei den Eingeborenen keine andere Felle und Zähne von Tigerkatzen, als von der langschwänzigen Felis macrocelis, die ebenfalls Sumatra bewohnt, und gleichsam nur ein ärmliches Bild liefert von dem blutdürstigen und verwegenen „Herrn der Wege und der Thiere” (Margapati und Pasupati), wie der grosse ge- streifte Tiger in der alten Dichtersprache der Javaner genannt wird. Ob Borneo einen wilden Hund besitzt, ist dermalen noch unermittelt; auf Sumatra und Java aber existirt wahr- scheinlich ausser dem (Cazis rutilans, noch eine zweite Art dieses Geschlechts. Die Meinung, dass dasselbe den hinter- indischen Ländern gänzlich fehle, ist jedenfalls ungegründet. Die höchst sonderbaren Eichhörnchen ähnlichen Insecten- fresser, welche unter dem generischen Namen Zylogale oder Cladobates bekannt sind; das von diesen zu den Spitzmäusen den Uebergang bildende Thierehen, welches ich Aylomys swil- Zus nannte; endlich die rattenschwänzige Gymnura Rafftesii, auf den Inseln. des indischen Archipels. 113 ein Thier, das seinem äussern Habitus nach an die südameri- kanischen Beutelratten (namentlich an Didelphis Azarae) erin- nert: sind lauter Formen, von denen der östliche Halbtheil des Archipels keine Spur besitzt. In jenem dagegen tritt der eigenthümliche Typus der Australischen Beutelthiere auf, von denen sich Früchte fressende Arten vom Geschlechte. PAalan- gista westlich bis Celebes und Timor verbreiten, und somit auf diesen beiden Inseln ursprünglich mit den echt asiatischen Thierformen zusammentreffen. Die Molucken bilden den eigent- lichen Mittelpunkt der greifschwänzigen Phalangisten, indem daselbst die meisten bekannten Arten. vorkommen, und weiter östlich, in Neu-Guinea und Neu-Irland, sich nur einzelne der- selben vorfinden. Auf Gilolo gesellt sich zu ihnen der eich- hörnchenartige Flugbeutler ( Petaurus sciureus), wodurch die nahe zoologische Verwandtschaft der Gewürzinseln mit Neu- Guinea und Neu-Holland ganz besonders in die Augen springt. Die Känguruform dagegen tritt erst in den so eben genannten australischen Ländern auf. In Neu-Guinea, dem zunächst den Molucken gelegenen Theile derselben, bilden die, während meiner Reise im Jahre 1828, an der Westküste jener grossen Insel entdeckten Baumkängurus (Dendrolagus), als Uebergang- form zu den Phalangisten, eine sehr charakteristische Gruppe. Raubbeutelthiere sind bis jetzt ebenfalls noch keine westlich - den papuischen Inseln beobachtet worden, und bestehen auch dort nur in den zwei Geschlechtern PAascogale und Perame- Zes mit sehr wenigen Arten, Eins der merkwürdigsten Thiere für den zoologischen Vebergangsbezirk im indischen Archipel ist die Babirussa, ein Geschöpf, das nirgends auf der Erde seines Gleichen hat. Seine auflallende Körpergestalt ist Ursache, dass es, wie der Orang-utan, schon um die Mitte des siebenzehnten Jahrhun- derts in Europa bekannt wurde. Beiden hat die Natur ein ziemlich enges Gebiet zur Wohnstätte angewiesen. Dem Orang- utan wohl das ausgedehnte Borneo nebst Sumatra, aber seine recht heimathliche Domäne ist eigentlich erstere Insel, wäh- rend er auf Sumatra nur gleichsam sporadisch erscheint. Die Babirussa bewohnt bekanntlich die Gebirgsinsel Buru, die ihr nahe liegenden Xulla-Eilande und die östlichen Gestade von Celebes. Letztere Insel nebst Sumatra sind endlich, so weit Archiv 1. Naturgesch, XI, Jahrg. 1. Bil, 8 114 Sal. Müller: Ueber den Charakter der Thierwelt unsere sichere Kenntniss reicht, bis jetzt die einzigen südasia- tischen Länder , welehe Gazellen ernähren :. Celebes, die fast mehr einem jungen Rinde, als einer ihrer zahlreichen übrigen Gruppverwandten ähnlich sehende Antilope depressicornis; Su- nıatra die ziegenartige Int. sumatrensis, die sich zunächst dem Thär von Nepal, dem Ghordl des Himalaja-Gebirges, und der Japanischen Ant. erispa anschliesst. Ein neueres Reisewerk von einem Holländischen Marineofficier, der während eines langen Aufenthalts in Indien viele der entlegeneren und noch wenig. erforschten Inseln besucht hat, spricht von wilden Kü- hen, von der Grösse einer zweijährigen europäischen Kuh, mit geraden Hörnern und von schwarzer Hautfarbe, die auf Timor-laut, im südöstlichen Theil des Archipels, nicht selten sein ‘sollen. Wahrscheinlich eine noch unbekannte Antilope, die nebst der oben genannten Celebischen Art und dem Mo- luckischen Hirsch, zu den grössten Landthieren jenes hinter- indischen Inselstrichs gehört. Welcher Unterschied daher in der thierischen Welt jener östlichen Hälfte und der westlichen des Archipels; indem auf den grossen Sunda-Inseln eine wilde Rinderart (Bos sondaicus), zwei eigene Rhinoceroten, der zweifarbige Tapir, und endlich der Koloss aller Landthiere, der indische Elephant sich finden! Da ich in dieser allgemeinen Uebersicht nur die für die Fauna des indischen Archipels bedeutsamsten Formen hervor- zuheben beabsichtige, so verlasse ich hiermit die Klasse der Säugethiere und gehe zu jener der Vögel über. Es sind hauptsächlich die Geschöpfe dieser Klasse, welche den Eindruck eines Landes erhöhen und ihm Leben und An- muth verleihen. Denn im ‘ganzen Thierreiche prangen die Vögel mit den schönsten Farben, besitzen sie die angenehm- sten Stimmen und erscheinen diese munteren Wesen allent- halben häufig auf oflenen Feldern und Wiesen, in Gärten und Dörfern, in den düstern Wäldern und an den öden Seeküsten. Sie tragen daher wesentlich zur Begründung des eigenthüm- lichen Charakters eines Landes bei, zumal in der heissen Zone, wo sich die Natur so freigebig im Spenden von Schätzen zeigt, und sie in ihrer üppigen Entwicklung nur wenig vom Menschen gestört wird. Der indische Archipel beherbergt mehr Vögel, als ganz auf den Inseln des indischen Archipels. 115 Europa; auch mehr als die ganze nördliche Hälfte von Asien, so weit wir darüber urtheilen können; jene Inselwelt ernährt ungefähr den zehnten Theil von allen bekannten Arten, wenn man deren Zahl auf 6000 ansetzt. Etwa 250 davon bewoh- nen die östlichen Inseln, von Celebes bis Neu-Guinea; die übrige grössere Anzahl die grossen westlichen, unter denen Java allein, als die am besten erforschte, nahe an 300 Arten besitzt. In der dortigen Vögelwelt zeigt das Verhältniss der stärksten Formenentwickelung einen Gegensatz zu den Säuge- thieren, indem der bei weitem grösste Vogel des Archipels, der Caswar, ausschliesslich der östlichen Gegend angehört, nämlich dem Striche von Neu-Guinea bis Ceram. Den Sunda- Inseln, wie ganz Asien, fehlt der kräftige straussartige Vogel- typus ganz und gar. Charakteristisch für die östliche Hälfte des Archipels sind ferner die merkwürdigen Maleo’s oder Grossfusshühner (Megapodius), iiber die schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts der Neapolitaner Gemelli-Carreri und der holländische Geistliche Valentya ziemlich ausführliche Nachrichten mitgetheilt, die aber dennoch erst in der neuern Zeit in den ornithologischen Lehrbüchern Aufnahme fanden. Ihre Verbreitungssphäre liegt innerhalb, der Philippinischen In- seln, Neu-Guinea, Timor und Gelebes, also in derjenigen phy- sikalisch eigenthümlichen Region, in welcher der östliche Mon- sun stürmisch und regnerisch ist. Ausgezeichnet von allen Vögeln insgesammt sind diese Hühner durch den überraschen- den Umstand, dass sie weder selbst brüten, noch auch, wie die Kuckuke und der Kuhfink, ihre Eier andern Vögeln zum Ausbrüten unterschieben. Valentyn bemerkte schon, dass sie dieselben in kleinen Hügeln von 3 bis 5 Fuss Höhe und 20 bis 24 Fuss Peripherie, aus Sand und dürren Blättern beste- hend, verbergen und einzig vermittelst der Sonnenwärme und des Gährungsprocesses, also ähnlich jenen der Krokodile, der Schildkröten und anderer kaltblütigen Thiere, ausbrüten las- sen, lJch habe selbst in den feuchten Küstenwäldern, an der Westseite Neu-Guinea’s, viele derartige Erdhügel beobachtet, die von meinen Amboinesischen Begleitern einstimmig für Ma- leonester erklärt wurden. Aus Gould’s Mittheilungen geht indessen hervor, dass auch die neu-holländischen Talegallen g* 116 Sal. Müller: Ueber den Charakter der Thierwelt sich auf ähnliche Weise fortpflanzen. Die grösste, in ihrem Federkleid schönste und im erwachsenen Zustande durch einen dicken Höcker am Hinterkopf merkwürdigste Art von Maleo, bewohnt Celebes. Dieses ausgezeichnete Thier, von dem Quoy und Gaimard im zoologischen Theil der Voyage de l’Astrolabe p. 239, Pl. 25 den jungen Vogel fraglich unter dem Namen Megapodius rubripes Temm. beschrieben und ab- gebildet haben, dürfte aus verschiedenen Gründen die Bildung eines eigenen Geschlechts, Maerocephalon, rechtfertigen "). Genau über denselben hinterindischen Bezirk, der auch wohl „Region der Sagopalme” genannt wird, sind aus der Familie der Papageien die buntfarbigen Zorz?’s und die weissen Kakatus verbreitet. ÜCelebes und Timor, oder vielleicht Flo- res, bilden für beide Gruppen die westlichsten Länder. Aus zwei andern Gruppen dieser zahlreichen und über die ganze wärmere Zone der Erde verbreiteten Familie, besitzen dagegen auch die westlichen Inseln einzelne Arten (Psittacus pondi- cerianus, barbatulatus, malaecensis, vernalis, gulgulus). Eine der auflallendsten Erscheinungen in der geographischen Ver- breitung der Klettervögel, ist das Vorkommen des sogenann- ten Fratzenvogels (Seythrops novae - hollandiae) auf Cele- bes, wo derselbe sogar, von einigen Alfuresischen Stämmen, ebenfalls als Wetterprophet betrachtet werden soll. Auf Ti- mor habe ich ihn nicht beobachtet, was für die geographische Zoologie um so bemerkenswerther ist. Auf dieser letztge- nannten Insel kommt dagegen eine eigene Sphecothera vor, welches Geschlecht früher blos auf einer einzigen Art von Neu-Holland beruhte, die nur in der Grösse von ‘der Timore- sischen abweicht. Endlich muss ich hier auch noch der grau- farbigen Pinselvögel von den Geschlechtern Tropidorhynchus und Prilotis gedenken, die sich von Neu-Holland und Neu- Guinea bis Timor und Celebes verbreiten, nicht aber bis zu !) Macrocephalon maleo T. Grösse von Euplocomus Macartneyi; Rücken, Schwanz, Oberbrust und Schenkel dunkel schwarzbraun; Unterbrust und alle übrige untere Theile schön röthlichweiss; Kopf und Hals kahl, letzterer nur mit einzelnen kleinen und schmalen Fe- dern bedeckt; der nach hinten gerichtete nackte Kopfhöcker ham- merförmig; Schwanz abgerundet, und wie beim Haushuhn ein senk recht stehendes Dreieck bildend. auf den Inseln des indischen Archipels. 117 den. grossen Sunda-Inseln, auf denen sie durch die grünen Blattvögel (Phylornis) ersetzt werden. Dies wären so ziemlich die originellsten Vögeltypen vom östlichen Halbtheil des Archipels. Auf den äussersten Inseln nach Sonnenaufgang hin, vermengen sich seine Naturprodukte mit den mehr und mehr fremdartigen Formen der australi- schen Welt: wo andere Gewächse, andere Thierbildungen, ein anderer Menschenschlag uns entgegentritt, Dort erscheinen die metallschimmernden Epimachen, die zierlichen Kron- tauben, wovon in neuerer Zeit eine zweite Art daselbst ent- decktwurde;; diewunderbar geschmückten Paradiesvögel, die ihres schönen Gefieders und sonstiger Eigenheiten halber von den Moluckischen Händlern Manuk dewäta‘) d. h. Götter- vögel genannt werden u. a. m. Ihre Aufzählung liegt ausser den Entwurf dieses Aufsatzes. Ich kehre daher in den Kreis desselben zurück. Manche Arten der gefiederten Luftbewohner sind über Jie ganze Ausdehnung des Archipels verbreitet, wie dies na- mentlich, mit vielen Wad- und Schwimmvögeln, mit meh- reren Raubvögeln (Halco leucogaster, pondicerianus etc.), den essbare Nester bauenden Salanganen ?) (Cypselus Fuciphagus und esculentus), dem gemeinen Heuschreckenjäger (Halcyon collaris), der singenden Glanzdrossel (Lamprotornzs cantor), Jem weissbauchigen Schwalbenwürger (Ocypterus leu- corliynchus) u. s. w. der Fall ist. Allgemeiner ist die Verbrei- tung sehr vieler Gruppen, aus denen man allenthalben einzelne ‚Repräsentanten findet, was sich besonders von den Geschlech- tern: Falco, Strix, Corvus, Oriolus, Pitta, Ceblepyris, Edolius, Muscicapa, Rhipidura, Myiothera, Pomatorhinus, Cuculus, Centropus, Psittacus, Buceros, Alcedo, Dicaeum, Nectarinia, Arachnothera, Hirundo, Cypselus, Caprimulgus, Podargus, Co- Jumba, Perdix u. s. w. sagen lässt. Die meisten davon sind indessen artenreicher auf den westlichen als auf den östlichen ’) Wovon das verdrehte Wort „Mauucode” bei Buffon, und „Ma- nucodiata” bei neuern Zoologen für die Paradisea regia, Linn. *) Wahrscheinlich ein verderbter Ausdruck, von dem Malayi- schen: särang (Sundanesisch: söjang) ein Vogelnest, mit dem “Alfıxum an, in welcher Zusammensetzung das Wort so viel heissen würde als: Nest bauend, und mit dem Worte Burong; ein Nest bauender Vogel. 118 Sal. Müller: Ueber den Charakter der Thierwelt Inseln, nnd der Unterschied in dieser Beziehung ist bei eini- gen sehr bedeutend. So z. B. kennen wir aus dem östlichen Halbtheil nur 12 Tagraubvögel und 4 bis 5 Eulen, - während uns von den westlichen Inseln, aus 'ersterer Abtheilung bereits 20 und aus jener der Nachtraubvögel 11 Arten gegenwärtig bekannt sind. ‘Die drei grossen Sunda-Inseln beherbergen 10 Nashornvögel (Buwceros): Celebes hat zwei eigene Arten (Bue. eassidix und eraratus); die Molucken haben nur eine mit Neu- Guinea gemein (Due. ruficollis); auf Timor fehlt dieser Typus ganz. Von den 15 eigentlichen Honigsaugern ( Neetarinmia) des Archipels, gehören nur 5 ‘dem östlichen Theile an, wovon sich 2 (Neet. frenata und aspasia) von Oelebes bis Neu-Guinea verbreiten. Timor besitzt, wie aus vielen andern Thiergrup- pen, auch aus dieser, eine selbstständige Art (Nectarimia sola- ris). Von den 6 bekannten ‚Spinnenjägern ( Arachnothera) lebt nur eine einzige im östlichen Theil, nämlich auf Neu- Guinea. Die von den englischen Systematikern unter dem generischen Namen Myzomela von den Nectarinien getrennten Arten, mit meist schwarzem und weissem Gefieder, und ohne Metallfarben, gehören dagegen ausschliesslich Timor, den Banda- Inseln, Neu-Holland u. s. w. an. — Auch ünter den Wadvögeln 'sind weder alle von den westlichen Sunda-Inseln bekannte Arten, noch alle daselbst vorkommende Geschlechter, über Borneo hinaus, schon beobachtet worden. So namentlich ge- hören die beiden Störche (Ciconia leucocephala und capillata) nur den westlichen Inseln und dem benachbarten Festlande an. Da diese Thiere, der Nahrung wegen, am liebsten in sumpfigen Wiesen und den unter Wasser gesetzten Reisfel- dern einherschreiten, und beide Bodenverhältnisse in den öst- lichen Inseln, wo nur wenig Reis gebaut wird, ziemlich sel- ten sind, ist ihre beschränkte Verbreitung nach jener Seite hin leicht erklärlich. Reiher dagegen, grosse und kleine, weisse und graue, bemerkt man allenthalben mehr oder weni- ger häufig; und das nämliche findet statt hinsichtlich der Ge- schlechter: Totanus, Tringa, Vanellus, Charadrius, Oedicne- mus, Himantopus, Limosa, Numenius, Scolopax, Glareola, Strepsilas, Gallinula, Porphyrio und einiger anderen. Die grossen Sunda-Inseln werden ausserdem: von’ einer nicht geringen Anzahl sonstiger Geschlechter bewohnt, die nür ‚auf den Inseln des indischen Archipels. 119 ihnen und dem’ nahen Festlande eigen sind. Ich will unter diesen bloss hervorheben: den ährenhaubigen Pfau (Pavo spi- cifer), der bis jetzt nur auf Java beobachtet wurde, während sein‘ schon im grauen Alterthum dem: Abendlande bekannter Geschlechtsverwandter, Pavo eristatus, in Bengalen und den an- grenzenden Landschaften einheimisch ist. Einer der merkwür- digsten Vögel, sowohl hinsichtlich seiner Flugwerkzeuge als seiner Sitten, ‘ist der Argusfasan oder Auwau, ‘wie er, nach seinem lauten Geschrei, bei den Malayen auf Sumatra heisst. Derselbe bewohnt ausser dieser Insel; auch Borneo und be- kanntlich Malakka nebst Siam und Pegu. Er ist einer der selieuesten Vögel, die mir je vorgekommen sind, und die Ein- geborenen behaupten, dass noch nie ein Kuwau mit dem Feuergewehr erlegt worden sei. Dagegen wird er leicht bei seinen Kampfplätzen im Walde, wo sich die Männchen um den Besitz der Hennen bewerben, mit Schlingen lebend ge- fangen, lässt sich aber mühsam zähmen. Als Zierde der hohen Wälder von Sumatra, Borneo und der Malayischen Halbinsel, dürfen auch die dureh ihr mehr‘ oder weniger prachtvolles Federkleid sich auszeiehnenden Geschlechter: Oryptonyx, Euplo- comus und. Polypleetron hier nicht unerwähnt bleiben. Wahre Hühner, namentlich ‘der unserm Haushahn so nahe stehende Gallus Bankiva, findet man dagegen von den westlichen Sunda- Inseln bis Timor und Celebes verbreitet. Der Tjangegar (Gallus furcatus), oder die zweite javanische, vom gewöhn- lichen Hühnertypus etwas abweichende Art, ist jedoch allein auf diese südwestliche Insel beschränkt. Die- Eingeborenen fangen den Hahn häufig lebend und sperren ihn mit zahmen Hennen zusammen, um durch deren gemischte Paarung Ba- starde zu erzielen, von denen die männlichen Thiere mitunter das herrliche metallgrüne Gefieder von ihrem wilden Vater erben, und: als’ Seltenheit von den Grossen des Landes sehr geschätzt und mit 40 bis 60 Gulden das Stick ‚bezahlt: wer- den. Die in den Planches coloriees (Pl. 374) unter dem Namen Gallus aeneus stehende Figur, ist nach einem solchen hybriden Halın entworfen. Beachtungswerth für die geographische Zoologie überhaupt ist die zwischen den Wendekreisen in der östlichen Hemi- sphäre mit Borneo oder höchstens Celebes, ihren Endpunkt 120 Sal. Müller: Ueber den Charakter der Thierwelt erreichende Verbreitung mancher über beide Welten sich aus- dehnenden Geschlechter, wie z. B. jenes der Spechte, von dem man 16 Arten auf Java, Sumatra und Borneo findet, während auf Celebes nur eine einzige (Picus fulvus) lebt, und auf Timor und in den Molucken dieser Typus ganz und gar verschwindet. Die weich und schön gefiederten Nagevögel (Trogon), die muntern Baumkleiber (Sitia), die trägen aber meist mit bunten und grellen Farben geschmückten Bartvögel (Bucco) und andere weit verbreitete Geschlechter, verlieren sich im Osten der Tropen bereits mit Borneo. — Mehr aus! schliesslich der Fauna des hinterindischen Festlandes und den Sunda-Inseln angehörend, und daher für jene Gegenden be- sonders bezeichnend, will ich bier zum Schlusse noch anfüh- ren: den prächtigen Feenvogel (Irena puella), die smaragd- grüne Calyptomena, die lieblichen Safranmeisen (Perieroeotus), die scheckigen Gabelstelzen (Zriceurus) und die grasgrünen Häher (Kitta) > Jauter schmuckvolle Waldvögel, deren Typen dem östlichen Theil des Archipels gänzlich mangeln. Ich wende mich zur Klasse der Reptilien. In einer Weltgegend, wo die zwei grossen belebenden Agentien der Natur: Wärme und Feuchtigkeit in intensiver Fülle vorhanden sind, welche bekanntlich auf die Oeconomie der in Rede stehenden Thierklasse einen so mächtigen Einfluss ausüben, lässt sich im Voraus eine ungewöhnliche Vielfältig- keit dieser kriechenden und wenig: gefälligen Wesen vermu- then. In der That scheint es, ausser dem tropischen Süd- amerika, keinen Erdstrich zu geben, der hierin einen Vergleich mit dem indischen Archipel aushalten könnte, Wir kennen nämlich gegenwärtig von jenem: Inselreich schon nahe an ‘460 Reptilien, die folglich fast den sechsten Theil von allen beschriebenen Arten ausmachen. Ungefähr die Hälfte davon besteht in Schlangen, aus welcher Abtheilung uns von den Antillen nicht mehr als 25, aus Guyana etwa 50 und aus beiden Gegenden mit Brasilien und Paraguay, im Ganzen nur ungefähr 80 Arten bekannt sind. Und wieviel grösser ist nicht der Flächenraum jener Ländergebiete der neuen Welt, im Vergleich zu sämmtlichen ostindischen Inseln ! Die Vertheilung der Reptilien über die Inseln des indi- schen Archipels bietet ebenfalls mancherlei berücksichtigungs- auf den Inseln des indischen Archipels. 121 werthe Erscheinungen dar; obgleich in dieser Klasse der Un- terschied des Zahlenverhältnisses zwischen den westlichen und östlichen Inseln weit geringer erscheint, als bei den Vögeln und Säugethieren. Der östliche Theil, mit Inbegriff von Neu- Guinea, Celebes und Timor, wird von 70 bis 80 Reptilien bewohnt, die übrige westliche Hälfte von ungefähr 120 Arten. Man ersieht schon hieraus, dass beide Halbtheile viele Arten mit einander gemein haben, was besonders in Celebes auffällt, wo neben einigen wenigen, die zugleich auf Amboina oder an der Westküste von Neu-Guinea vorkommen, grösstentheils solche angetroffen werden, deren Heimath sich westwärts über Borneo, Sumatra und zum Theil bis Java erstreckt. Timor steht, wie in mancher andern Hinsicht, so auch’in dieser, mehr isolirt, und ist überhaupt verhältnissmässig arm an Thieren. Die Molucken verbinden durch ihre kaltblütigen Wirbel- thiere, fast noch offenkundiger als bei den andern Klassen, die Insel Celebes mit Neu-Guinea, besitzen aber, wie letzte- res Wunderland, daneben auch einige originelle Formen, ' Ich lasse in der folgenden Uebersicht, wie in jener der Säugethiere, die ausschliesslich im Meere lebenden Geschöpfe (Meerschlangen und Meerschildkröten) unberücksich- tigt, da sie einerseits dem Auge stets unsichtbar bleiben und also nichts zur eigentlichen Physiognomie des Landes beitra- gen, und ausserdem ein Element bewohnen, das ihrer allsei- tigen Verbreitung keine unmittelbaren Hemmungen entgegen- stell. Verschiedene Meerschlangen (Aydrophis) verbreiten sich von der Ostküste Neuhollands bis Ceylon; und die Meer- schildkröten (Sphargis und Chelonia) bewohnen fast alle Meere der heissen Zone. Etwas anderes ist es mit den Krokodilen, die sich selten weit von den Küsten entfernep, auch häufig in grosse, träge strömende Flüsse eingehen, ja unter welchen die sogenannten Gaviale blos Süsswasserbewohner sind. Aus der Gruppe der eigentlichen Krokodile (Crocodilus), kommen im indischen Archipel' drei Arten vor, wovon zwei bis jetzt nur in dessen westlichem Theil beobachtet wurden, ‚während die gemeine zweileistige Art, Crocod. biporcatus, an allen Küsten (hauptsächlich in den Häfen, stilen Buchten und weiten Flussmündungen), von Sumatra an bis über Neu-Guinea hinaus in der Südsee, sich vorfindet. Zw den interessantesten 122 Sal. Müller: Ueber den Charakter der Thierwelt Entdeckungen, welche ich während meiner letzten Reise im Jahre 1837 in den ausgedehnten Niederungen im Süden ‚von Borneo zu machen Gelegenheit fand, gehört ohne Zweifel: das seitdem “ausführlich beschriebene Gavial- Krokodil, Crocod, ‚Schlegel. Dieses Thier, das durch den Bau 'seines Kopfes den natürlichen Uebergang bildet von dem schmalrüsseligen Ganges- Gavial zu den eigentlichen Krokodilen, bewohnt die grossen Landseen jener Insel, ernährt sich hauptsächlich von Fischen und Monitoren und ist, ungeachtet seiner 'beträcht- lichen Grösse von ungefähr 15 Fuss, die es erreicht,‘ dem Menschen 'keineswegs gefährlich. Die Malayen daselbst nen- nen es sehr bezeichnend Zuxdja sapit, d. h. Zangenkroko-= dil '). Diese ‘durch Körperbau und Sitten vom gewöhnlichen Krokodiltypus abweichende und sich in beiden Punkten näher dem Ganges- Gavial anschliessende Art, ist dadurch sowohl dessen natürlicher Repräsentant in den Sunda-Gewässern, als für diesen Theil des Archipels ein sehr charakteristisches Ge- schöpf. — Als ganz eigenthümliche‘ Formen für den so ’eben genannten Inselstrich, lassen sich aus der Familie der Eidech- senartigen Thiere nur die Geschlechter Twehydromus und Tro- pidosaura anführen, jedes mit nur einer Art, die ich äusserhalb 2) Wenn mit der Zeit dieses Thier zu einer eigenen Gattung erhoben werden sollte, könnte man es, um die Bedeutung des ein- heimischen Namens zu bewahren, Tomistoma (Zangenmaul) nen- nen. Buäja oder Boäja ist im Malayischen der allgemeine Name für die Krokodile. In der sogenannten Niederjavanischen Mundart werden sie auch Bojo, Badj6 und Badjul genannt; im Hochjava- nischen heissen sie Kelemman. Die Dajaks vom Bejadju-Stamme, auf Borneo, kennen sie unter der Benennung Bedjai.. Im Sanskrit führt das Ganges-Krokodil unter anderen die bildlichen Namen: Ja- lahasti (wörtl. Wasser-Elephant) und Kumbhira (einem Elephan- ten ähnlich sehend), die beide vermuthlich auf die lange rüsselartige Schnauze des Thiers anspielen, und von welchen das zuletzt ge- nannte Wort, im Bengalischen auch Kumbhila, Kumira und Ku- mura ausgesprochen wird; im Hindostanischen lautet es Kumbhir. Mehr gebräuchlich sind im Sanskrit die folgenden Benennungen für den Gavial: Gohi, Godhä und Godhikä, welche sich in der Ben- gali-Sprache inGhadiyäla und Ghadela umänderten, und woraus der im dortigen Vulgär-Diälekt gebräuchliche Name Gariäl entstan- den ist, der sofort durch die Europäer in Gavial verdreht wurde. auf den Inseln des indischen Archipels. 123 Java nirgends beobachtete. Die kleinen harmlosen‘ Drachen (Draco) verbreiten sich von Sumatra und Java ostwärts bis Timor und Amboina; die Varanen (Moxitor), Galeoten (Calo- tes), Gekkonen (Platydactyli, Hemidactyli und Gymnodactyli) und Seinken (Seizcus) über alle Inseln des Archipels bis Neu- Guinea und zum Theil weiter in die Südsee. In der Verbrei- tung der einzelnen Arten dieser Geschlechter herrscht aber grosse Verschiedenheit. Manche sind nur auf eine ‚einzige oder höchstens einige wenige Inseln beschränkt, was nament- Jich mit den meisten Drachen und Galeoten der Fall ist; auch unter den Varanen findet dies bei mehreren Arten statt, wäh- rend andere, wie z. B. Monitor bivittatus und chlorostigma (jener von Sumatra bis Gilolo, dieser von Amboina bis Neu- Guinea) eine weit beträchtlichere Verbreitungssphäre haben. Dieselbe Erscheinimg stellt sich bei den Scinken und Gekko- nen ein. Die erstern, welche bekanntlich im heissen Indien die Stelle unserer Eidechsen vertreten, bilden unter allen da- selbst lebenden Sauriern die an Arten und Individuen reichste Zunft. Wir kennen von ihnen, aus dem Indischen Archipel, bereits 15 bis 16 Arten, welche die neuern französischen Herpetologen in eine Anzahl Unter-Geschlechter vertheilen. Die meisten Arten traf ich auf Neu-Guinea an, nämlich acht, von denen nur eine, der weit verbreitete Ablephurus Peronü, ‘auch im westlichen Theil des Archipels vorzukommen scheint. Einige andere, wie den niedlichen blauschwänzigen Seineus Les- sonii und den herrlich grünen Se. smaragdinus beobachtete i:h ‚ausserdem blos auf Amboina und Timor. Jeh erinnere hier, der natürlichen Verwandtschaft wegen, ‚sogleich auch an die wirmerartigen Schleichen der Geschlech- ter Zyphlops und Acontias. Von diesen träge‘ kriechenden und leicht der Beobachtung entgehenden Geschöpfen habe ich auf fast jeder Insel audere Arten angetroffen, im Ganzen 5 bis 6, die ich auf Sumatra, Java, Borneo, Timor und Neu- Guinea sammelte, Als ganz eigenthümliehes Thier für. das entfernte Neu- Guinea, ist die von mir im Jahre 1828 entdeckte und damals, in einer holländischen Zeitschrift, unter dem generischen Na- men Centroplites (Tribolonotus, Bibr.) angedeutete 'Panzer- Eidechse zu betrachten, die ihre nächsten Fornverwandten im 124 Sal. Müller: Ueber den Charakter der Thierwelt südlichen Afrika, in den Gürtel-Eidechsen (Zozurus) besitzt. Jenes sonderbare, mit einem harten, dornigen Panzer umklei- dete Thier — dem äussern Ansehen nach fast ein Krokodil in Duodecimo -- lebt an schattigen und feuchten Orten im hohen Urwalde. — Ein nicht weniger charakteristisches Ge- schöpf für die Thierwelt der Molucken ist der Amboinische Basilisk (Histiurus), von dem schon der alte Valentyn, vor mehr als hundert Jahren, ziemlich weitläufige Nachrichten mit- getheilt hat. Die Zahl sämmtlicher vom indischen Archipel bekannten Eidechsenartigen Thiere beträgt gegenwärtig ungefähr 45 Arten. An Landschildkröten ist jenes Inselreich auch keineswegs arm. Vom Geschlechte Zmys kennen wir bereits sieben Ar- ten, unter denen sich aber nur eine (Zmys couro), von Java über Borneo und Celebes bis Amboina verbreitet, während die sechs übrigen bloss auf die grossen westlichen Sunda- Inseln beschränkt sind. Das nämliche gilt von den beiden daselbst einheimischen dreiklauigen Süsswasserschildkröten (Trionyz). Dagegen ist uns eine eigentliche Landschildkröte (Testudo emys) von Sumatra, und eine zweite neue Art (Te- studo Forstenü) von der Moluckischen Insel Gilolo bekannt. — Weder Timor noch Neu-Guinea besitzen ein einziges Glied aus den genannten drei Geschlechtern von Landschildkröten. Die Verbreitung der Frösche bietet in geographischer Hinsicht nur in so fern Interesse dar, als die westlichen und östlichen Inseln meist ihre eignen Arten besitzen, deren Ge- sammtzahl sich auf ungefähr 20 beläuft. Wasser-, Laub- und Waldfrösche, in engerer Bedeutung, findet man allenthalben. Das am wenigsten bekannte und merkwürdigste Geschlecht, bilden die Wald- oder Hornfrösche (Megalophrys), die erst in den neuern Zeiten im indischen Archipel entdeckt wurden, und daselbst die südamerikanische Hornkröte ( Ceratophrys) repräsentiren. Diese trägen, schwerfälligen Geschöpfe halten sich am liebsten an dunklen und feuchten Stellen in den Wäl- dern auf, und man findet sie bis zur Höhe von etwa 6000 Fuss über dem Niveau des Meeres. Des Nachts lassen sie häufig einen lauten, ächzenden Ruf hören, der durch seine tiefen 'Basstöne, wenn ‘er plötzlich aus der Nähe erschallt, den Wanderer in den grossen einsamen Wildnissen erschreckt. auf den Inseln des indischen Archipels. 125 In den Gebirgswäldern auf Sumatra fand ich eine noch un- beschriebene Art dieser Gruppe (.Megalophrys rostrata), von bedeutender Grösse, mit hörnerartig emporstehenden Augen- liedern und langem, spitzem Rüssel, wodurch das Thier sein ganz eigenthümlich komisches Ansehen gewinnt. — Unter den Laubfröschen verbreitet sich eine bräunliche Art (Ayla rugosa) von Java bis Timor; eine grosse und sehr hübsch grüne (Ayla cyanea) von Amboina bis Neu-Guinea. Auch ein Was- serfrosch ( Rana cancrivora) geht von den westlichen Sunda- Inseln bis Timor. Kröten ohne Ohrdrüsen (Zombinator) findet man, wenn gleich nur wenige Arten, von der West- bis zur Ostgrenze des Archipels; aber eigentliche Kröten (Bufo) sind mir weder auf Timor und in den Molucken noch auf Neu- Guinea zu Gesicht gekommen. Thiere jedoch wie diese, welche mehr die feuchte Finsterniss als das freundliche Son- nenlicht lieben, bleiben dem Auge des Beobachters oft lange entzogen. Auf den grossen Sunda-Inseln kommen drei Arten vor, unter denen der leistenköpfige Bwfo scaber, der dort, wie in Bengalen und im Dekhan, ein gewöhnlicher Bewohner der Keller, Erdhöhlen und sonstiger dunkler Oerter ist. Unter den 76 Schlangen, welche wir, ohne die Meer- schlangen zu rechnen, gegenwärtig vom ganzen indischen Ar- ehipel kennen, befinden sich 12 giftige Arten, die den Ge- schlechtern: Trigonocephalus, Naja, Bungarus und Elaps an- gehören. Die unschädlichen theilen sich in die folgenden sechzehn Geschlechter: Tortrir, Calamaria, Coronella, Lyco- don, Xenodon, Psammophis, Coluber, Herpetodryas, Dryophis, Dendrophis, Dipsas, Python, Boa, Tropidonotus, Homalopsis und Acrochordus. Im Allgemeinen herrscht in der Vertheilung der nicht- giftigen Schlangen, was nämlich die verschiedenen Gruppen betrifft, in welche sie naturgemäss zerfallen, viel Gleichför- migkeit. Die meisten Geschlechter dehnen sich nach allen Seiten hin aus, aber die Zahl ihrer Arten variirt an den ver- schiedenen Orten sehr bedeutend. Von Java, Sumatra und Borneo sind uns einige funfzig Arten bekannt, von allen übri- gen östlichern Inseln kaum dreissig, wovon fast die Hälfte in Oelebes lebt und die insgesammt auch auf den grossen Sunda- Inseln zu Hause sind. Einzelne Geschlechter, wie Xenodon, 126 Sal. Müller: Ueber den: Charakter‘ der: Thierwelt Herpetodryas und Dryophis,, sind bis jetzt noch gar nicht ‚öst+ lich von Celebes beobachtet worden. Auch Wühlschlangen (Tor- Zrix) und Spulschlangen (Calamaria) fand ich weder auf Ti- mor noch in Neu-Guinea; gleichwohl sind uns einige.derselben von Neu-Holland bekannt. Merkwürdig ist die Vertheilung der Schlinger (Python und Boa). Der riesenhafte Python bi: vittatus bewolnt nur die grossen westlichen Inseln; der viel gemeinere Python Schneideri dagegen geht von da östlich bis Amboina, wo er mit dem hübschen Python amethystinus und der kleinen Boa carinata zusammentrifft, welche letztere zwei sich von genannten Inseln bis Neu-Guinea verbreiten. Auf Timor endlich findet man eine dem Amethystschlinger sehr nahe stehende Art, die ich unter dem‘Namen Python timo- rensis in meinem Reisebericht angeführt habe. Am weitesten und allgemeinsten unter allen Landschlangen des Archipels sind ohne Zweifel Dendrophis pieta und Homalopsis Schnei- deri verbreitet, die man fast auf allen Inseln findet. Die Giftschlangen, welche sich nach obigen Zahlenangaben zu den nichtgiftigen wie 1 zu 6 verhalten, gehören grössten- theils nur der westlichen Hälfte des Archipels an. Das Ge- schlecht Z/aps ist das einzige, von dem man eine Art (BZlaps Müller‘) auch in Neu-Guinea antrifit. Zwei andere (.Zlaps Furcatus und bivirgatus) bewohnen die grossen Sunda-Inseln. Die furchtbaren Kufien oder Dreieckköpfe ( Trigonocephalus), welche die Vipern in jener Gegend repräsentiren, gehen öst- lich nicht über die geographische Länge von Timor hinaus, welche Insel den Trigon. viridis mit Sumatra und der Küste Coromandel gemein hat. Celebes besitzt mit Borneo und Su- matra den etwas grössern Trigon. MWagleri, zu dem sich auf letztgenannter Insel noch eine dritte grüne Art gesellt ( Tiz- gom. formosus). Java, das als Hauptpunkt der südlichen Län- derkette des Archipels, in seinen Naturerzeugnissen überhaupt weit mehr von dem nahen ‘Sumatra abweicht, als diese Insel von Borneo, besitzt zwei eigene Trigonocephalen, ‘die 'beide rothbraun sind, und wovon die eine Art (Trigon. rhodostoma) keinen Rollschwanz hat, und somit nicht im Stande ist Ge- büsche zu besteigen, wie dies namentlich die grünfarbigen häufig zu thun pflegen. Als vorherrschend nächtliche Thiere und von einem äusserst trägen Naturell, bringen diese gefähr- auf den Inseln des indischen Archipels. 127 lichen‘ Giftschlangen glücklicher ‘Weise den’ Zeitraum: meist schlafend im ihren Schlupfwinkeln zu, wenn der Mensch thätig seinem Berufe nachgeht. — Die gemeine Brillenschlange (Naja tripudians) erscheint als schwarze Race auf Java, Sumatra und Borneo, von wo sie sich in nordöstlicher Richtung nach den Philippinen wendet. Auf Celebes, den Gewürzinseln, Timor und Neu-Guinea fehlt dieser Typus gänzlich. Das nämliche ist mit dem Geschlechte Zungarus der Fall, obgleich sich dessen beide Arten (ung. annularis und semifasciatus) ge- meinschaftlich mit der Brillenschlange, von Java und Sumatra nordwestlich bis nach Bengalen und Vorderindien verbreiten. Ausser der berühmten echten Brillenschlange lebt auf den so eben genannten Sunda -Inseln noch eine zweite Art dieser Gruppe (Naja bungarus), die aber kaum einige Fuss lang zu werden scheint, während daselbst die schwarze Cobra de Ca- pello bisweilen die enorme Länge von zehn Fuss erreicht und beinahe so dick wie ein Mannsarm wird. Zu Gaukelkünsten wird sie von den dortigen Inselbewohnern nicht abgerichtet: sie fürchten diese behende und bösartige Schlange zu sehr, um sie sanft zu behandeln. Ganz eigenthümlich muthig und wahrhaft Furcht erregend vertheidigt sich dieselbe, wenn ihr von nahe Gefahr droht. Sie richtet sich dann plötzlich, einem Stocke ähnlich, senkrecht auf, sich nur auf den Schwanz stüt- zend, bläht ihren Hals breit auf, und wirft, unter wüthendem Gezische, ihrem feindlichen Gegner einen weisslichen Geifer entgegen, den die Malayen für Gift ansehen, und sie daher Ular biludakh d. h. giftspeiende Schlange nennen. Ich habe im Obigen ein flüchtiges Bild entworfen von der thierischen Schöpfung einer Weltgegend, in der ich elf der schönsten Jahre meines Lebens zugebracht. Man ersieht daraus, welch ungemein fruchtbares und interessantes Feld dieselbe der Naturforschung darbietet. Zahlreiche Inseln, be- sonders im östlichen Theile des Archipels, sind indessen, im vollsten Sinne des Worts, noch Terrae incognitae für uns, so dass von dorither noch eine reiche Erndte zu erwarten steht. Die Niederländische Regierung, die seit dem allgemei- 128 Sal. Müller: Ueber d. Charakt, d. Thierw. a. d. Ins, ete. nen Frieden schon so viel für die Kenntniss der Länder- und Völkerkunde gethan, lässt fortwährend mit anerkennungswür- Jiger Sorgfalt die Naturschätze ihrer reichen ostindischen Be- sitzungen wissenschaftlich untersuchen und die gewonnenen Resultate, durch zweckdienliche Unterstützung, der gelehrten Welt mittheilen. Der Reichthum der niedern Landthiere, so wie jener der Seen, welche die in Rede stehende Inselwelt umfluthen, erscheint in steigendem Verhältniss zu den höhern Klassen; eine Betrachtung jener Wesen liegt aber ausser dem Plane dieses Aufsatzes. Leyden, im Oktober 1845. 129 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 1. MAMMALIA. ad 4. Zu den bis jetzt beim Menschen vorgekom- menen Eingeweidewürmern ist noch hinzuzufügen: Tetrastoma renale. Ren. feminae. Lucarelli. (S. Isis, 1836, S. 290, angeführt aus Delle Chiaje, Compendio di Elmintografia umana. Ed. 2da. Nap. 1833). ad 114. Sus Scrofa. Echinorrhynchus Gigas Gze. Int. tenue. dt. AVES. 161°. Falco Aesalon. Ascaris depressa Zed. Int. Creplin. ad 162. Falco Albieilla. Trichosomum. Inter tun. ventr. Creplin. Monostomum nematoides Or. n. sp. Int. Otto. Holostomum platycephalum Gr. Burs. Fabr. Crepl. Siebold. (S. die Angabe Siebold’s von den Vögeln, in deren Bursa Fabr. er theils dies Holostom), theils das Disto- mum ovatum angetroflen hat, in diesem Archiv, Jahrg. 1836, Bd. 1, S. 114, Anm.). : Distomum' erassiusculum R. Ves. fell. Idem. Taenia globifera Batsch. Int. Idem. ‚ad 164. Falco apivorus. « Spiroptera media Or. Ventr. Creplin. Physaloptera alata BR. Ventr. Idem. Taenia (globifera Batsch?) Int. Idem. ad 165. Falco ater (F. fusco -ater). Spiroptera media Or. Ventr. Schilling. Ascaris depressa 7, ed. Int. Idem. Holostomum Spathula Cr. Int. Iden. Archiv f. Naturgesch, XII, Jahrg. 1. Bd. 9 130 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, ad 166. Falco Buteo. Trichosomum obtusum R. Oes. Mehlis. Holostomum macrocephalum Cr. Int. Greplin. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Mehlis. ad 172. Falco gallicus. Ascaris depressa L. Proventr. Schilling. Echinorrhynchus globicaudatus Zed. Int. Mus. zool. Gryph. ad 175. Falco lagopus. Trichosomum obtusum R, Int. ten. Mehlis. ad 181. Falco Milvus. Holostomum Spathula Gr, Int. ten. Creplin. ad 182. Falco Naevius. Taenia margaritifera Or. (T. perlata & oeze). Int. Schill. ad 183. Falco Nisus. Trichosomum obtusum R. Int. ten. Mehlis. ‚Spiroptera (laticeps R.?) Oes. Idem. Ascaris depressa Z. Int. Creplin. Mehlis. Holostomum macrocephalum Cr. Int. Greplin. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Mehlis. Taenia. Ventr. Idem. ad 184. Falco palumbarius. Physaloptera megalostoma Or. Oes. et Proventr, Schillin g- Holostomum macrocephalum Cr. Int. ten. Mehlis. ad 186. Falco peregrinus. Tetrameres (= Tropisurus Dies.) haemochrous Crepl. ') 2 Gland, proventr. Laurer. ad 189. Falco rufus. Echinorrhynchus globicaudatus Z. Int. Schilling. ad 190. Falco Subbuteo, Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Mehlis. Siebold. 1)" Schon Wiegmann bemerkte mit Recht (im isten Bande dieses Archivs, S. 338), dass der Name Tropisurus verworfen werden müsse, da er erstlich grammatikalisch unrichtig gebildet und zwei- tens, richtig gebildet, als Tropidurus, schon an eine Eidechsengattung vergeben worden sei. Ich habe deshalb für die durch ihn bezeich- nete Helminthengattung einen andern gewählt und nenne diese Te- trameres (tsıoaueons, viertheilig), von der auflallenden Vierthei- lung des so stark aufgetriebenen Mittelkörpers der Weibchen durch die vier Längslinien. Cr. bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 131 ad 191. Falco Tinnuneulus. Spiroptera (laticeps R.?) Oes. Mehlis. ad 195. Strix brachyotus. Spiroptera laticeps R. Oes. Mehlis. _ decora Crepl. sp.n. 2. Oes. (?) Creplin. Ascaris depressa Z. Int. Idem. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Mehlis. ad 196. Strix Bubo. Spiroptera laticeps R. Oes. Proventr. Creplin. ad 197. Strix dasypus. Ascaris depressa Z. Int. Creplin. Mehlis. ad 198. Strix flammea. Spiroptera fallaz Sieb. Proventr. Siebold. (S. Burdach’s Physiologie, 2te Aufl., Bd. 2, S. 209). 198’. Strix Nyctea. Ascaris depressa Z. Int. ten. Creplin. 203°. Psittacus (auctumnalis?). Ascaris truncata Z. Int. Creplin. ad 205. Psittacus Erithacus. Taenia (sp. n.?). Int. Otto. 207°. Gorythaix porphyreolopha. Taenia filiformis R. Duoden. Owen. (S. dies Archiv, 1835, Bd. 1, $. 336, aus Proceedings of the Zool. Soe.). r. 212°. Picus minor. Taenia crateriformis Goeze. Int. Creplin. ad 231. Lanius Collurio. Filaria cylindrica Mehl. Pleura. Mehlis. ad 232. Lanius Excubitor. Nematoideum dub. Inter tun. ventr. Creplin. ad 233. Lanius minor. Nematoideum dub. Inter tun. ventr. Oreplin. Distomum ovatum R. Burs. Fabr, Idem ad 234. Lanius rufus. Spiroptera euryoptera R. Inter tun. ventr, Mehlis. ad 235. Corvus Oaryocatactes. Echinorrhynchus (teres Westr.?); Int. Laurer, ad 237. Corvus Cornix. Strongylus trachealis Nathus. Trach. Creplin. g%* 132 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, ad 238. Corvus Corone. Holostomum Sphaerula Dwuj. Int. Creplin. WA Taenia Serpentulus Schrk. Int. Idem. \ ad 239. Corvus frugilegus. Taenia 'undulata R. Int. Schilling. ad 240. Corvus glandarius. ‚Spiroptera ornata Mehl. sp. n. Oes. Mehlis. Ascaris conura Mehl. sp. n. Oes. Int. ten. Idem. Distomum ovatum R.:Bursa Fabr. Siebold. ad 241. Corvus Monedula. Distomum ovatum R. Burs. Fabr, Siebold. ad 242. Corvus Pica. Taenia undulata R. Int. Schilling. Mehlis. ad 244. Ooracias Garrulus. Trichosomum (obtusum R.?) Int. ten. Mehlis. Spiroptera truncata Cr. Inter tun. ‚ventr. Idem. ad 249. Anthus arboreus, Taenia platycephala R. Int. Mehlis. 253°. Alauda arborea. Distomum macrurum R. Hepar. Mehlis. ad 256. Sturnus'vulgaris. Taenia dilatata Mehl. sp.ın, Int. Mehlis. ad'266. Turdus pilaris. Echinorrhynchus transversus R. Int. Mehlis. ad 269. Turdus viscivorus. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Siebold. PN \ ad 283. Fringilla coelebs. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Creplin. 294b. Muscicapa (Phoenicornis) flammea. Nematoidea (Ascarides?) Tela cell. subeutan,abdom. Sundevall. (S. Isis, 1842, S. 531). f 295’. Muscicapa muscipeta. Taenia (sp. n.?). Int. Schilling. ad 298. Motacilla alba. Filaria. Abdomen. Mehlis. ad 299. Motacilla flava. Filaria. Abdomen. Creplin.. 304°. Malurus longicauda. Endozoa quaedam elongata, filiformia, Cav. abd. Sundevall: (S. Isis, a. a. O. S. 533). ' bei welchen Entozoei gefunden worden sind: 133 ad 305. Sylvia atricapilla. Ascaris (?) Oystidicola Cr. sp. n.' In eystidibus. subeutaneis. Sehilling. ad 306. Sylvia cinerea. Echinorrhynchus. Sub cute. Schilling. ad 314. Sylvia phoenicura. Fiaria, Abdom. Mus. anat. Gryph. ad 326. Parus major. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Siebold. 328?. Ampelis Garrulus. Distomum (caudale R.?) Int. Mehlis. 329°. Cypselus affinis Gray. | Cestoidea. Int. Sundevall. (S. Isis, a. a. ©. S. 96). ad 329. Cypselus apus. Nematoideum. Int. vect. Creplin. Distomum sp. n. Ves. fell. Siebold. (S. dies Archiv, 1842, Bd. 2, 5.354). Taenia depressa Sieb. Int. Siebold. (S. Müll. Archiv, 1836, S. 51). ad 334. Hirundo urbica. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Siebold. Distomum crassum Sieb. Int. Siebold. (S. Dessen und Stannius’ Lehrb. d. vergl. Anat. Abth.1, H. 1, S. 143, Anm.). Taenia Mlnkradge Sieb. Int. Siebold. (S. ebendas., S. 147, Anm. 25). ad 337. Caprimulgus europaeus. Nematoideum dub. Int. Laurer. (S. Creplin, Nova obss. de Entoz., p.: 36). 342°. Columba Palumbus. Taenia. Int. Schilling. ad 348. Tetrao Urogallus. Ascaris compar Schrank. Int. ten. Mehlis. Taenia tumens Mehl. Int. ten. Idem, ad 354. Phasianus colchieus. Strongylus tenuis Mehl. sp. n. (?) Int, coee. Mehlis. 134 Creplin: Naohträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, ad 355. Phasianus Gallus. Ascaris inflexa Z. In albumine ovi. Mus. zoo]. Gryph. Ebenfalls im Weissen eines Eies vom Prediger Rimrod in Quenstädt gefunden. (S. Riem’s physikal.-ökon. Monats- u. Quartalschrift, 4ter Vierteljahrsband, S, 215). Distomum dilatatum Miram, sp. n. Int. rect. et coec. pullo- rum gallinac. Miram, (S. Siebold in diesem Archiv, 1842, Bd. 2, S. 357, er vermuthet, dass dies keine neue Art, sondern D. echi- natum sei). Distomum echinatum Z. Siebold. (S. ebendas.). Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Siebold. Oviduet. Otto. In Ovo Purkinje, Schilling, Siebold. ad 358. Numida Meleagris. Taenia. Int. Mehlis. ad 359. Meleagris Gallopavo. Ascaris vesicularis Froel. Int. coec. Creplin. Mehlis. ad 360. Pavo cristatus. Distomum cuneatum R. Oviduct. Gurlt. ad 361. Otis Houbara. Strongylus 2 (?). Pulm. Nematoideum. Int. (S. Isis, 1831, S. 407). ad 362. Otis Tarda. Strongylus tenuis Mehl. sp. n. (?) Int. coec. Mehlis. Distomum ovatum R. Bursa Fabr. Otto. } Meyer, Offenbachiensis. ad 370. Ardea cinerea. Fiaria (?). Cor. Barkow. (S. Creplin, Obss. de Entoz., S. 84). Distomum brachysomum Gr. Int. Creplin. _ Bursicola Cr. Burs. Fabr. Idem. ad 374. Ardea minuta. Cystica dub. Tela cellulosa subeut. Mus. zool. Grypb. ad 376. Ardea purpurea. Filaria. Alessandrini. (S. Isis, 1843, S. 530). bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 135 ad 378. Ardea stellaris. Spiroptera triaenophora Mehl, (Dispharagus brevicaudatus Dujard.) Proventr. Mehlis. Ventr. Creplin. Ascaris microcephala R. Proventr. Creplin. Holostomum patagiatum Cr. n. sp. Int. Idem. (Ist von Rudolphi mit seinem Ampkistoma (.Larorum) longicolle vermengt worden. Dujardin scheint beide Würmer nicht gesehen zu haben). Taenia. Int. Creplin. ad 381. Grus cinerea. ‚Spiroptera (bieuspis R.?) Inter tun. ventr. Creplin. Tetrameres haemochrous Cr. 2. GJand. proventr. Laurer. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Creplin. ad 382. Ciconia alba, Distomum pictum Cr. Cloaca. Greplin. (S. den Art. Distoma in der Ersch’- und Gruber’schen Encyclopädie, S. 313 u. 316). ad 383. Ciconia nigra. ‚Spiroptera rubella Mehl. sp. n. Inter tun. ventr, et in ventr, Mehlis. Tetrameres (haemochrous Cr.?). (Spiroptera inflata Mehl.), Gland. proventr. Mehlis. Strongylus. Inter tun. ventr. Mehlis. 386’. Limosa Meyeri. Nematoideum. Inter tun. ventr. Creplin. Taenia (Filum Goeze?). Int. Idem, ad 388. Scolopax Gallinago. Taenia Filum Gze. Int. Schilling. ad 390. Scolopax Rusticula. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Mehlis. ad 393. Numenius Arquata. Ascaris (?). In eystidibus inter tun. intest. aut ad intest. Laurer. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Creplin. Taenia (variabilis R.?). Int. Schilling. Creplin. ad 396. Totanus Calidris. Schistocephalus dimorphus Cr. (statu nondum evoluto). Int. Creplin. 136 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, 398°. Totanus hypoleueus. Spiroptera obvelata Gr. Des. Schilling. „ad 400. Tringa alpina. Trichosomum. Int. Creplin. ‚Spiroptera coronata Mehl. sp. n. Inter tun. ventr. Mehlis. Taenia‘sp. d. n. Int, ten. Idem, ad'406. Tringa pugnax. Spiroptera Talpa Cr. n. sp. 2. Inter tun. ventr. Laurer. x 407°. Calidris arenaria. Distomum leptosomum Gr. Int. Mehlis. Taenia amphitricha R. Mehlis. — . ‚(demniscis unimarginalibus secundis). Burmeister. ad 408. Vanellus ceristatus. Trichosomum obtusiusculum R. Inter tun. ventr. Mehlis. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Oreplin. 408°. Vanellus melanogaster. ‚Spiroptera bicuspis R. Inter tun. ventr. Mehlis. Taenia. Int. Idem. ad 404. Strepsilas collaris. (Tringa Interpres). Echinorrhynchi sp. n. Int. Schilling. Taenia rectirostris Cr. .n. sp. Int. Idem. Creplin. ad 409. ER er cantianus, Spiroptera armata Gr. sp. n. 2. Inter tun. ventr. Cre plin, Echinorrhynchus Lancea Wa Int. ten. Mehlis. _ Zineatus Gr. sp. n. Int. Creplin. Taenia vaginata R. Int. ten. Idem. ad 411. Charadrius Hiaticula. Trichosomum contortum Cr. Oes. et Proventr. Creplin. _ Inter tun. ventr. Mehlis. Spiroptera aculeata Cr. Oes. vel Proventr. Crepl, Mehlis. Distomum brachysomum Cr. Int. coec. Creplin. ad 412. Charadrius minor. Echinorrhynchus inflatus Gr. Int. Mehlis. ad 413. Oharadrius Morinellus. Taenia. Int. Schilling. ad 414. Charadrius pluvialis, Trichosomum. Int. Mehlis. Tetrameres (haemochrous Gr.?) (Spiropt. inflata Mehl.) Gland. proventr. Mehlis., Pe. .''bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 137 Taenia. Mehlis. ad 4148. Recurvirostra Avocetta. Trichosomum contortum Cr. Oes. Creplin. Taenia (rostellata armataque). Mus. zool. Gryph. ad 419. Haematopus Ostralegus. Trichosomum. Inter tun. ventr. Creplin. Mehlis. ‚Spiroptera 2 (?). Oes. vel Tun. ventrie. Creplin. Taenia (sp. n.?). Int. Schilling. ad 421. Fulica atra. Strongylus nodularis R. Var. Inter tun. ventr. Mehl. Crepl. _ Siebold. (S. Burdach’s Physiologie, 2te Aufl. Bd. 2. S. 209). Monostomum gibbum Mehl. n. sp. Int. coec. Mehlis. ‚Schistocephalus dimorphus Cr. (statu non evoluto). Int. Crepl. ad 422. Gallinula chloropus. Strongylus nodularis R. Var. (?). Inter tun. ventr. Mehlis., Monostomum gibbum Mehl. Int. coec. Idem. Distomum (armatum). Int. vect. Idem. = ovatum BR. Burs. Fabr. Siebold. ad 424. Rallus aquaticus. Echinorrhynchus. Int, Mehlis. ad 425. Rallus Porzana. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Siebold. Oystica dub. Sub eute. Dr. v. Hagenow. ad 428. Crex pratensis. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Siebold. 429°, Sterna arctica. Spiroptera (olwelata Cr.?). Oes. Mehlis. Bothriocephalus. Int. Idem. Schistocephalus dimorphus Or. (statu evoluto). Int. Idem. 429°. Sterna caspia. Ligula sparsa R. Int. Creplin. ad 433, Sterna macrura. Holostomum pileatum Duj. Int. Creplin. ad 434. Sterna minuta. Schistocephalus dimorphus Or. (statu utroque). Int. Mus. zool. Gryph. 434". Sterna risoria. Spiroptera obvelata Gr. Oes. Schilling. 138 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, ad 436. Colymbus arcticus. Trichosomum. Int. ten. Mehlis. Spiroptera crassicauda Cr. Inter tun. ventr. Idem. Ascaris‘ spiculigera R. Oes. Idem. Monostomum nephriticum Mehl. sp. n. Renes. Idem. 436°. Colymbus atrigularis. Ascaris spieuligera R. Fauces. Schilling. ad 437. Colymbus auritus. Spiroptera g‘. Inter tun. ventr. Creplin. ad 440. Colymbus cristatus, Spiroptera hamata Cr. sp. n. ‘Inter tun. ventr. Crepl. Mehl. Ascaris anuligera Cr. (Species memorata in meis Obss. noy. de Entoz. p. 28. et hoc Arch., 1844, Vol. 1. p. 131, not.). Int. Creplin. Monostomum holostomoides Mehl. sp. n. Int. rect. Mehlis. _ pingue Mehl. sp. n. Renes. Idem. Holostomum coniferum Mehl. sp. n. Int. ten. Idem. _ platycephalum Cr. Bursa Fabr. Creplin. Distomum canaliculatum Mehl. sp. n. (Int. ten.?) Mehlis. _ concavum Cr. Int. ten, Idem. —_ intermedium Mehl. sp. n. (echinata). Int, Idem. Bothriocephalus macrocephalus R. Int. Idem. Taenia capillaris R. Int. ten. Idem, ad 441. Colymbus minor. Ascaris anuligera Cr. Int. Schilling. Echinorrhynchus polymorphus Brems. Int. ten. Mehlis. ad 442. Colymbus septentrionalis, Trichosomum. Creplin. Spiroptera adunca Cr. Ventr. (Proventr.? Int.?) Creplin. Distomum sp. n. Ves. fell. Siebold. (S. dies Arch., 1842. Bd. 2. S. 354). Distomum xzanthosomum Cr, sp. n. Ves. fell. Creplin !). Taenia capitellata R. Int. Mehlis. 1) Ich fand dies neue Distom, welches vielleicht einerlei Art mit dem eben angeführten, von Siebold gefundenen, ist, am 3. Jan. 1839 und stellte es unter obigen Namen zur Helminthen - Sammlung des hiesigen zoologischen Museums. Cr. bei welchen Entozoen gefunden worden sind, 139 ad 443. Colymbus suberistatus. Ascaris anuligera Cr. Int. Creplin. Holostomum coniferum Mehl. Int. ten. Mehlis. Distomum intermedium Mehl. Int, Idem. _ ovatum R. Burs. Fabr. Idem. Ligula simplieissima R. Int. Creplin. Bothriocephalus. Duod. Mehlis. Taenia abbreviata Mehl. sp. n. (rostellata). Idem. — aspera Mehl. Int. Idem. Creplin. (Haec species, Colymbo subcristato, quantum hucusque expertus sum, pror- sus peculiaris, a Rudolphi [Synops. p. 145 et 488—9] confusa est cum T. lanceolata G@ze. Vid. Mehlis, Isis, 1831. p. 196). 445°. Larus argentatoides. Spiroptera obvelata Cr. Oes. Schilling. Holostomum spathaceum Dujard. (Distoma R.) Int. Idem. 445”. Larus argentatus. ‚Spiroptera adunca Gr. Oes. Inter tun. ventr. Mehlis. Inter tun. ventr. Creplin. Monostomum (vel Distomum?) dub. Int. Mehlis. Holostomum platycephalum Gr. Burs. Fabr. Crepl. Schill. u variegatum Cr. Int. Schilling. Distomum elongatum Mehl. Int. Mehlis. (S. Isis, 1831. p. 177). _ Lingua Gr. Int. Idem. Bothriocephalus ditremus Cr. Int. ten. Creplin. Taenia ciliata Mehl. sp. n. Int. ten. Mehlis. — porosa R. Int. ten. Idem. ad 446. Larus canus. Triehosomum contortum Cr. Oes. Creplin. Spiroptera adunca Cr. Oes. Inter tun. ventr. Mehlis. Inter tun. ventr. Creplin. Spiroptera obvelata Gr. Oes. Idem. Nematoideum dub. Inter tun. ventr. CGreplin. Holostomum platycephalum Cr. Burs. Fabr. Siebold. _ spathaceum Duj. Int. Greplin. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Idem. Bothriocephalus cylindraceus R. Int. Mehlis. Tuenia eiliata Mehl. Int. ten. Idem. 140 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, Taenia porosa R. Int. ten. Idem. Creplin. Schilling. ad 449. Larus fuscus. Spiroptera adunca Cr. Inter tun. ventr. Greplin. _ obvelata Cr. Oes. Idem. Strongylus. Cell. infraorb. Siebold. (S. dies Archiv, 1837. Bd. 1. S. 68). Nematoideum dub. Inter tun. ventr. Creplin. Holostomum platycephalum Cr. Burs. Fabr, Schill. Sieb. ad 451. Larus marimus. Spiroptera adunca Cr. Oes. Inter tun. ventr. Mehlis. Oes. Mus. anat. Gryph. Spiroptera obvelata Cr. Oes. Idem Museum. Holostomum spathaceum Duj. Int. Schilling. —_ variegatum Gr. Int. Idem. (Non in L. maximo.) Distomum elongatum Mehl. Int. Mehlis. Creplin. Bothriocephalus cylindraceus R. Int. Mehlis. Taenia porosa R. Int. Schilling. ad 452. Larus maximus Brehm. Echinorrhynchus globicollis Cr. Int. Schilling. (Non in L. marino Br. ') ad 453. Larus medius, Spiroptera adunca Cr. Ventr. Schilling. ad 456. Larus ridibundus. Spiroptera obvelata Cr. Proventr. ‘Schilling. Strongylus. Cav. nasi. Idem. (S. Creplin, Novae Obss. de Entoz. p. 36 und Sie- bold, dies Arch., 1837. Bd. 1. S. 68). Holostomum platycephalum Gr. Bursa Fabr. Creplin. Distomum elongatum Mehl. Int. Idem. Ligula sparsa R. Int. Schilling. ad 457. Larus tridactylus. Ascaris sp. n. Ventr, Mehlis. Holostomum spathaceum Duj. Duod. Idem. Bothriocephalus cylindraceus R. Int. Idem. ad 459. Lestris parasitica. Holostomum dub. Burs. Fabr. Mehlis. !) Wenn dieser von L. maximus Br. wirklich der Art nach ver- schieden ist. Cr. bei welehen Entozoen gefunden worden sind. 141 ... 459". ‚Lestris pomarina. Holostomum platycephalum Cr. Burs. Fabr. Schilling. ad 462. Halieus Carbo. Holostomum platycephalum Cv. Burs. Fabr. Siebold. Distomum complicatum Mehl. sp. n. Ves. fell. Mehlis. 463°. Halieus Graculus. Ascaris spieuligera R. Oes. Mehlis. Echinorrhynchus Hystrix Leuck. Int. Idem. " Distomum spinulosum R. Int. Idem. 467°. Plotus melanogaster. Endoz0a quaedam singularia. Oes. Sundevall. (S. Isis, 1842. S. 794), ad 468. Anas acuta. Echinorrhynchus polymorphus Brems. Int. Mus. zool, Gryph. 468b. Anas Bernicla. Monostomum alveatum Mehl. sp. n. Int. ten. Mehlis. - verrucosum Z. Int. coec. Idem. ad 469. Anas Boscas domestica. Distomum oxycephalum R. Int. Mehlis. Taenia laevis Bl. Int. Creplin. — trilineata B]. Int. Mehlis. ad 470. Anas Boscas fera, Distomum spinulosum R. (?) Int. ten. Creplin. ad 472. Anas Clangula. Strongylus nodularis R. Inter tun. ventr. Mehlis. Creplin. Ascaris spieuligera R. Int. Mus. zool. Gryph. ex Mus, zool. Holmiensi. Monostomum attenuatum R. Int. coec. Mehlis. Holostomum gracile Mehl. Int. ten. Idem. Distomum. concavum Gr, Int. Creplin. _ echinatum L. Int, Mehlis. _ ovatum R. Bursa Fabr. Creplin. _ ozyurum Gr. Int. Mehlis. Mus. anat, Gryph. Taenia aequabilis R. (?) Int. Creplin, ad 475. Anas ferina, t Spiroptera dub. Inter tun. ventr. Creplin. Monostomum attenuatum BR. Int. coec. Mehlis. Distomum echinatum 7. Int. coec. Creplin., E= ovatum R. Burs. Fabr. Idem. 142 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, Distomum ozxycephalum R. Int. Mehlis. Int. ten. Creplin. Taenia laevis Bl. Int. Creplin. — trilineata B]. Int. Mehlis. ad 476. Anas Fuligula. Monostomum attenuatum R. Int. coec. Mehlis. Distomum echinatum Z. Int. Idem. _ oxyurum Cr. Int. Idem. Schilling. Tuenia Malleus Gze. Int. Mehlis. — megalops Nitzsch. Int. Schilling. — sinuosa R. Int. ten. Mehlis. — Trilineata B]. Int. Idem. ad 477. Anas fusca. Trichosomum brevicolle R. Int. coec. Mehlis. e Spiroptera crassicauda Cr. Inter tun. ventr. Idem. Strongylus nodularis R. Inter tun, ventr. Idem. Creplin. Nematoidea dub. Cav. Nasi. Dr. v. Hagenow. (Seryantur Berolini in colleetione Rudolphiana). Monostomum alveatum ‚Mehl. Int. ten. Mehlis. Creplin. _ attenuatum R. Int. coec, Mehlis. Holostomum erraticum Duj. Int. ten. Creplin, _ gracile Mehl. Int. ten. Mehlis. Distomum concavum Gr, Int. Schilling. _ constrictum Mehl. sp. n. Int. Mehlis. — _ piriforme Cr. Int. Schilling. Taenia microsoma Cr. Int. Idem. — _ tenuirostris R. Int. Mehlis. ad 478. Anas glacialis. Tetrameres haemochrous Cr. Gland. proventr. Creplin. Echinorrhynchus polymorphus Brems. Int. Greplin. Schill. Monostomum alveatum Mehl. Int. Schilling. £ —_ attenuatum R. Int. coee. Mehlis. Creplin. Distomum brachysomum Cr. Int. eoec. Creplin. — concavum Cr. Int. Schilling. _ _ Globulus R. Int. ten. Greplin. _ ovatum R. Burs. Fabr. Idem. u oxyurum Cr. Int. Schilling. — piriforme Cr. Int. ten. Creplin. Taenia Malleus & ze. Int. Idem, - bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 143 ad 486. Anas leucophtlialma Bechst. (An. Ny- raca et africana Gmel.). Taenia megalops Nitzsch. Int. rect. Mehlis. — sp. n. (T. lanceolatae af.) Int. ten. Idem. !) ad 482. Anas Marila, Strongylus nodularis R. Inter tun. ventr. Mehlis. Monostomum alveatum Mehl. Int. ten. Creplin. Laurer. _ verrucosum Z. Int. coec. Creplin. Distomum concavum Gr. Int. Schilling. —_ echinatum Z. Int. Mehlis. Int. ten. Creplin. _ Globulus R. Int. ten. Creplin, —— ovatum R. Burs. Fabr. Idem. _ oxycephalum R. Int. Mehlis. — spinulosum R. (?) Int. Creplin. Taenia laevis B]. Int. ten. Idem. — Malleus Gze. Int. ten. Idem. — megalops Nitzsch. Int. rect. Idem. — tenuirostris R. Int. Mehlis. ad 484. Anas mollissima. Trichosomum. Int. Creplin. Monostomum alveatum Mehl. Int. ten. Idem. Schilling. (Int. ten.?). Monostomum verrucosum Z. Int. Mehlis. Distomum_ constriectum Mehl. Int. Idem. Taenia Malleus Gze. Int. Idem. — mierosoma Cr. Int. Schilling. — tenuirostris R. Int. Mehlis. 485°. Anas nigra. Strongylus nodularis R. Inter tun. ventr. Mehlis. a Distomum constrictum Mehl. Int. Mehlis. = ozyurum Cr. Int. Schilling. Taenia mierosoma Cr. Int. Idem. Laurer. ad 487. Anas Penelope. Strongylus nodularis R. Monostomum alveatum Mehl. Int. Schilling. ») Siebold führt (in seinem und Stannius’ Lehrb. der vergl. Anat. S. 147. Anm. 26) ebenfalls eine neue Taenia aus dieser Ente an, welche er T. bifaria nennt, 444 Creplin: Nachträge zu Gurlt's Verzeichniss der Thiere, ad 488. Anas Querquedula. Strongylus nodularis R. Inter tun. ventr. Mehlis. Distomum spinulosum R. Int. Jdem. _ dub. Idem. ad 492. Anas Tadorna. Trichosomum. Int. Creplin. Spiroptera crassicauda Cr. Inter tun. ventr. Mehlis. Echinorrhynchus polymorphus Brems. Int. Idem. Monostomum attenuatum R. Int. coec. Idem. Distomum echinatum Z. Int. eoee. Creplin. —_ oxycephalum R. Int. coec. et rect. Idem. _ oxyurum Cr. Int: Idem. 494%. Anser aegyptiacus. Echinorrhynchus polymorphus Brems. ( ‚filicollis R.) Extus ad _ Int. Creplin, ad 494. Anser albifrons. Holostomum graceile Mehl. Int. ten. Mehlis. Distomum oxycephalum R. Int. Idem. Taenia fasciata Gze. Int. ten. Idem. ad 495. Anser einereus. Strongylus tenuis Mehl. sp. n. (?) Int. coec. Mehlis. Monostomum attenuatum R. Int. coec. Crepl. (Ans. domest.) Distomum oxycephalum R. Int. Mehlis. ad 497. Anser leucopsis. Strongylus nodularis BR. Inter tun. ventr, Creplin, Ascaris dispar Schrank. Int. coec. Idem, Taenia setigera Froel. Int. ten. Idem. 498%. Anser rufescens Brehm (Ans. segetum Var.?) Taenia setigera Froel. Int. Creplin. 498°. Anser torquatus. Trichosomum. Int. ten. Creplin. ad 500. Cygnus musicus. Monostomum alveatum Mehl. Int. Schilling. ‘Mus. anat. Gryph. Monostomum attenuatum R. Int. coee. Mehlis. Distomum echinatum 2. Int. Bovermann (Stud. Med. Gryph. anno 1835). ' Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Greplin. bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 145 Taenia microscopica Miram, sp. n. Int. ten. Miram. (Bull. de la soc. imp. des naturalistes de Moscou, 1840, No. II, p. 160, nach Siebold in diesem Archiv, 1842, Bd. 2, S.363). Wahrscheinlich keine neue Art, sondern Junge-von Tuenia aequabilis. ad 501. Cygnus Olor, ferus. Distomum echinatum Z. Int. erass. Creplin. ad 503. Mergus Merganser. Trichosomum brevicolle R. Int. coec. Mehlis. Spiroptera crassicauda Or. Inter tun. ventr. Creplin. Mehlis. Ascaris spieuligera R. Oes. Mehlis. Oes. Ventr. Schilling. Monostomum attenuatum R. Int. Mehlis. Holostomum exiguum Mehl. sp. n. Int. ten. Idem. Distomum concavum Gr. Int. Mehlis. Int. ten. Mus. anat. Gryph. Distomum Globulus R. Int. Creplin. _ oxycephalum R. Int. Mehlis. Ligula simplieissima R. Int. Schilling. Taenia multistriata R. Int. ten. Creplin. ad 504. Mergus Serrator. ‚Spiroptera crassicauda Cr. Ventr. Inter tun. ventr. Creplin. Mus. änat. Gryph. Spiroptera obvelata Cr. Oes. (aut inter tun. ventr.?) Creplin. Tetrameres (haemochrous Cr.?) Gland. proventr. Mehlis. Ascaris spieuligera R. Oes. Mehlis. Oes. Proventr. Ventr. Schilling. Monostomum attenuatum RB. Int. coec. Mehlis. Schilling. Holostomum exiguum Mehl. Int. ten. Mehlis. 2 gracile Duj. Int. ten. Idem. PR LERE. Distomum concavum Cr. Int. Mehlis. _ Globulus R. Int. erass. Creplin. _ sp. n. Ves., fell. Siebold. (S. dies Arch., 1842, $. 354). Ligula simplieissima R. Int. Schilling. Taenia Malleus Gze. Int. Mehlis. Schilling. ad 505. Alca Torda. Spiroptera crassicauda Cr. (?) Inter tun. ventr. Oreplin. _ obvelata Cr. Oes, Mus. anat. Gryph. Strongylus tubifer Nitzsch. Proventr. Schilling. Archiv 1. Naturgeschichte. XT1, Jahrg. 1. Bd, 10 446 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, Ascaris spieuligera R. Ventr. Idem. Holostomum variegatum Cr. Int. Idem. Disiomum concavum Cr. Int..ten. Creplin. 2 Globulus R. Int. Idem. ad 506. Uria Grylle. Distomum ovatum R. Burs. Fabr. Siebold. _ spinulosum R. Int. Mehlis. ‚Schistocephalus dimorphus Cr. evolutus. Int. Schilling. Burmeister (1825 Gymnasta Sunden- sis) speeimina a se reperta donavit Mu- seo zool. Gryphiswaldensi. ad 507. Uria Troile. Ascaris spieuligera R. Oes. Proventr. Schilling. Holostomum vwariegatum Cr. Int. ten. Creplin. Ligula sp. dub. Int. Taenia dub. Int. ııt. AMPHIBIA. ad 508. Chelonia Mydas. Kuhl et van Hasselt. Prius ab hisce viris repertum inter oes. et ventr., posterius in ventr. (S. Isis, 1822, S. 13 — 14). Monostomum pseudamphistomum Or. sp. n. Otto. Amphistomum scleroporum Cr. Ventr. vel Int. Idem. (S. dies Arch., 1844, Bd. 1, S. 112 — 115). Polystomum Mydae Kuhl et van Hasselt, qui id repere- runt in Cavo nasi. (S. Isis, a. a. O.) 509°. Emys lutaria. Cucullanus. Siebold. (S. Burdach’s Physiologie, 2te Aufl., Bd. 2, S. 209). 511°. Testudo marginata. Ascaris dactylura R. Coec. Col. Creplin. — Jholoptera R. Int. erass. (Ventr.) Idem. 512°. Testudo.... Ascaris styligera Mehl. sp. n. Int. erass. Mehlis. ad 523. Alligator selerops. Asearis. Ventr. vel. Int. ten. Otto. Monostomum rubrum _ album bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 147 ad 525. Lacerta agilis. Filaria (?). Cerebr. fetus. Rathke. (S. dies Archiv, 1837, Bd. 1, S. 335 — 36). Dithyridium Lacertae Valene. !). Cav. abdom. Gurlt. ad 532. Lacerta viridis. Dithyridium Lacertae Nalenc. (S. Ann. d. sc. nat., 3&me serie, Zool., Tome 2, p. 218 bis 51; mit Abbild.) ad 546. Boa speciei non indicatae. ‚Solenophorus. (S. Hodgkin, Lectures on the morbid anatomy of the serous and mucous membranes, Vol. 1, p. 201). 546°. Boa aut Python speciei incertae. Filaria (?). Pulm. Endozoon Polystomo simile visum. Pulm. Thom. Bell. Hodgkin. ad 548. Python Tigris. Ascaris anura Dujard. ?) Int. Otto, ad 549. Python sp. n. Solenophorus grandis Cr. (non Sol. megacephalus). Int. Otto. ad 555. Coluber Natrix. Strongylus. Int. Creplin. 561°. Trigonocephalus spec. dub. Distomum heteromorphum Cr. sp.n. Os. Otto. ad 563. Vipera Berus. Strongylus 2. Int. Creplin. Echinorrhynchus oligacanthus R. (?) Int. Creplin. 576. Triton alpestris. Ascaris trichura Mehl. sp. n. Int. Mehlis. Distomum crassicolle R. Int. Idem. (S. Hodgkin, a.a. 0., $. 209). ’) Ist in dem Verzeichnisse der Endozoen-Sammlung der Königl. Thierarzneischule zu Berlin irrig als ein Monostomum dubium auf- geführt worden. Cr. ?) Diese Ascaris ist — aus Python bivittatus — bereits von A. Retzius nach ihrem äussern und innern Baue trefflich beschrieben und abgebildet worden in den Kongl. Vet.-Acad, Handlingar för ar 1829, Stockh. 1830, p. 103 ff,, Tab. V, welches dem Herrn Dujardin unbekannt geblieben ist, der sie aber zuerst systematisch benannt hat. Cr. 10 * 148 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, ad 578. Triton taeniatus. Strongylus auricularis Z. Int. Creplin. Ascaris contorta Mehl. sp. n. Int. ten. Mehlis. — Ttrichura Mehl. Int. Idem. Diplodiscus subelavatus Dies. Int. Creplin. Distomum crassicolle R. Int. Mehlis. ad 580. Salamandra maculosa. ‚Strongylus auricularis Z. Int. Mehlis. Distomum glabrum Cr. Int. Creplin. ad 584. Bufo variabilis. Diplodiscus subelavatus Dies. Int. Creplin. ad 585. Bufo vulgaris. Distomum cygnoides Z. Ves. urin. Mehlis. ad 588. Rana esculenta. Acanthosoma Chrysalis Mayer. (Endozxoon problematicum). Periton. Mayer. (S. Müller’s Archiv, 1844, S. 409— 10, mit Abbild.) ad 589. Rana temporaria. Distomum cygnoides Z. Ves. urin. Mehlis. Creplin. 591». Rana.... Trematodum. Renes. Valentin. (S. Valentin’s Repertorium, Jahrg. 1843, S.90, Anm.) 5922. Pipa dorsigera. Ascaris. Ventr. Otto. Nematoideum dub. Ventr. Idem. (S. dies Archiv, 1844, Bd. 1, S. 122). IV. PISCES. 595°. Petromyzon fluviatilis. Vermiculi Diplostomis similes. Cerebr. Joh. Müller. (Dessen Vergl. Neurologie d. Myxinoiden, S. 30, nach Siebold, dies Arch., 1842, Bd. 2, S. 361). ad 600. Raja Batis. Nematoideum. Ventr. vel. Int. Otto. (S. Creplin, dies Arch., 1844, Bd. 1, S. 123 — 26). Bothriocephali sp, n. duae. Ventr. vel Int. Otto. bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 149 ad 601. Raja clavata. Discophorus tenax Mehl. (Nematoideum non descriptum). Ventr. Mehlis. Bothriocephalus tumidulus R. Int. Idem. ad 606. Raja Rubus Bl. (=R. clavata L. d’). Ascaris. A. Retzius. j ad 612. Squalus griseus. Monostomum impudens Cr. sp. n. Int. Otto. Distomum foliiforme Cr. sp. n. Idem. Tetrarrhynchus tenuicollis R. Idem. Bothriocephalus auriculatus R. Idem. _ corollatus R. Int. Miescher. (S. Bericht üb. d. Verhandl. d. naturf. Ges. in Basel, IV, S. 38 £.). ad 613. Squalus Mustelus. Distomum megastomum R. Ventr. } Pe Bothriocephalus ruficollis Eysenh. Int. cr. y £ (S. Diesen in den Verhandl, d. Ges. naturf. Fr. in Ber- lin, Bd. 1, St. 3). 619°. Acipenser Gueldenstaedtii. Tristomum elongatum Nitzsch. Branch. earumque arcus. Creplin. ad 625. Acipenser Sturio. Ascaris. Schilling. Nematoideum. Ves. nat. Creplin. Echinorrhynchus sp. n. S‘. Int. cr. Idem. ad 631. Muraena Anguilla. Trichinae sp. (?). Muse. Bowman. (S. Philos. Transact., 1840, T. 1, p. 480). Echinorrhynchus dasyacanthus Mehl. sp. n. Int. Mehlis. (Est tamen fortasse Ech. angustatus R.). Echinorrhynchus tuberosus Z. Int. Creplin, Distomum. Ventr. Mehlis. 642°. Ammodytes Tobianus. Bothriocephalus (parvus). Int. Creplin. ad 643. Gadus Aeglefinus. Ligula sp. dub. Mehlis. ad 646. Gadus Callarias. Ascaris clavata R. Int. Ventr. Creplin, 150 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, Ascaris sp. n. Int. Mehlis. Nematoideum (Ascaris?) Cav. abdonı. inter app. pylor. Mus. anat. Gryph. Distomi sp. duae dubiae. Ventr. Mehlis. ad 650. Gadus Lota. Filuria bicolor Cr. Int. ten. Creplin. Echinorrhynchus tuberosus Z. Int. Idem. Diplostomum volvens Nord. Lens cryst. Idem. ad 654. Gadus Merluceius. Distomum varium Eysenh. !) Ventr. Eysenhardt. (S. Diesen a. a. O.) Endozoon. Muse. abdominal. Allman. (S. Ann. of Nat. Hist., VI, 382, nach Loven’s Ärsbe- rättelse om Zoologiens framsteg iaren 1840-42, p- 147). ad 663. Pleuronectes Flesus. Bothriocephalus (perparvus). Inter tun. ventr. Greplin. ad 664. Pleuronectes Hippoglossus. Tristomum hamatum Rathke. Superficies cutis. ©. Fr. Mül- ler. (Zool. dan., Tab. 54, Fig. 1—4. Hirudo Hippoglossi). H. Rathke. (Acta Leop. XX, 1, p. 238 sq.; mit Abbild.) Octobothrium digitatum Rathke. (= 0. palmatum Leuck.) Branch. Rathke. (S. Acta Leop. a. a. O., p. 242 sq.; m. Abb.) ad 666. Pleuronectes Limanda. Ascaris collaris R. Oes. Schilling. Distomum. Int. Mehlis. ad 669. Pleuronectes maximus. Nematoideum. Perit. Hep. Creplin. Echinorrhynchus angustatus R. Int. Idem. — tuberosus Z. Int. vel. Ventr. Idem. ') Diese Species ist von dem genannten Beobachter aus den Ru- dolphi’schen Species, Dist. appendiculatum, cuudiporum, grandiporum und rwfo-viride gebildet worden. — Ich bemerke bei dieser Gelegen- heit, dass das Dist. appendiculatum R. nach meinen Beobachtungen seinen eigentlichen Sitz im Magen der Fische hat, aus welchem es auch wohl _bisweilen in die Speiseröhre hinaufsteigt. Einmal nur habe ich es — vielleicht — im Darme, und zwar beim Gasterosteus aculeatus, gefunden, und einmal ein einziges Exemplar in der Schwimmblase eines Störs, Cr. bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 151 ad 672. Pleuronectes Platessa. Echinorrhynchus Proteus Westr. Int. Schilling. Creplin. ad 674. Pleuronectes Solea. Ascaris collaris R. Int. Mehlis. Scolex polymorphus R. Int. Idem. Tetrarrhynchus lingualis Cuv. Idem. 675°. Pleuronectes... Echinorrhynchus tumidus Mehl. sp. n. Mehlis. ad 677. Cycelopterus Lumpus. Nematoideum (Filaria?). Periton. Creplin. —_ Inter tun. ventr. Idem. Bothriocephalus fragiis R. Laurer. ad 679. Cobitis Barbatula. Echinorrhynchus Proteus Westr. Mehlis. Silurus Glanis. Echinorrhynehns globulosus R. Int. Greplin. ad 695. Salmo Eperlanus. Filaria bicolor Cr. Oyst. periton. Creplin. Cucullanus elegans Z. Int. Ideın. Echinorrhynchus Proteus Westr. Int. rect. Idem. ad 697. Salmo Fario. Echinorrhynchus claviceps Z. Int. Mehlis. _ tuberosus Z.(—E. elaviceps Z.?) Int. Creplin. 701°. Salmo oxyrrhynchus. Cucullanus elegans Z. Int. Creplin. Spiroptera Cystidicola R. Ves. nat. Idem. Ascaris obtusocaudata Z. Int. vel. App. pyl. Ventr. Idem. Echinorrhynchus angustatus R. Int. Creplin. ad 704. Salmo Salar. Qucullanus elegans 7. Int. CGreplin. ad 708. Salmo Thymallus. Ascaris dentata Z. Int. Kölliker. (S. Müll. Arch., 1843, S. 69). 710%. Salmo Umbla. i Bothriocephalus (sp. n.?) Duod. Kölliker. (S. ebenda, S. 91). 711°. Esox Belone. Filaria Capsularia R. Perit. Greplin. Nematoideum. VPerit. Idem. 152 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, Echinorrhynchus Proteus W e&tr. Int. Idem. — tuberosus Z. Int. Idem. Tetrarrhynchus (sp. n.? T. attenuato R. afl.). Mus. zool, Gryph. Tetrarrhynchus minimus cystieus. Abdom. Ad viscera. Steen- strup. (S. Dessen Schrift ü. d. Generationswechsel, S. 114, Anm.). Sub eute. Creplin. ad 711°. Esox Lucius. Echinorrhynchus tuberosus Z. Int. Creplin. 715’. Clupea Finta. bothriocephalus fragilis R. App. ‚pyl. Int. Creplin. ad 716. Clupea Harengus. Ascaris gracilescens R. Int. Creplin. ad 719. Cyprinus Alburnus. Distomum globiporum R. Int. Creplin. Taenia torulosa Batsch. Ventr. Idem. ad 721. Cyprinus Aspius. Taenia torulosa Batsch. Int. Creplin.' ad 723. Cyprinus Balerus. Distomum globiporum R. Int. Creplin. ad 724. Cyprinus Barbus. Distomum globiporum R. Siebold. (S. dies Arch., 1836, Bd. 1, S. 218). Ligula simplieissima RB. Abdom. Mehlis. ad 725. Cyprinus Blicca, Echinorrhynchus Proteus Westr. Int, Creplin. Distomum globiporum R. Int. Idem, Diplozoon paradoxum Nordm. Branch. Vogt. (S. Müll. Arch., 1841, S. 33). 726’. Cyprinus Buggenhagii. Echinorrhynchus angustatus R. Int. Creplin. _ globulosus R. Int. Idem. ad 727. Cyprinus Carassius. Ligula digramma Or. ‘) Abdomen. Mus. zool. Gryph. !) Nach meinen Erfahrungen kommt in der Karausche nur diese Ligula vor, und ich zweifle nicht, dass es dieselbe Art war, welche Pallas (s. Neue Nord. Beitr., I, 1, S. 100) in diesem Fische gefun- den hatte und Rudolphi in seiner Entoz. Hist. nat., II, 2, p. 22 bei welchen Entozoen gefunden worden sind, 153 (S. den Art. Eingeweidewürmer in der Ersch’- und Gru- ber’schen Encyel., S. 296). ad 729. Cyprinus cultratus. Distomum (sp. n.?) Int. Creplin. ad 730. Cyprinus Dobula. Filaria ovata Z. Abdom. Mebhlis. Distomum globiporum R. Ventr. Otto. Siebold (Int.?). (S. den Letztern in diesem Arch., 1826, Bd. 1, S. 218). ad 731. Cyprinus erythrophthalmus. Diplozoon paradoxum Nordm. Branch. Creplin. ad 733. Cyprinus Gobio. Diplozoon (paradoxum Nordm.?). Branch. Vogt. (S. Vogt, a.a. O.) ad 736. Cyprinus Jeses. Nematoideum (Int.?) Creplin. Echinorrhynchus angustatus R. Int. Idem. Distomnm globiporum R. Int, Idem. ad 737. Cyprinus Leuciscus. Diplozoon (paradocum Nordm.?). Branch. Vogt. (S. Vogt, a. a. ©.) ad 740. Cyprinus Phoxinus. Distomum globiporum R. Int. Mehlis. ad 741. Cyprinus rutilus. Echinorrhynchus tuberosus Z. Int. Creplin. Distomum globiporum R. Int. Idem. Diplostomum volvens Nordm. Lens eryst. Idem. ad 742. Cyprinus Tinca. Echinorrhynchus angustatus R. Int. Creplin. Lig. constringens nannte. Rudolphi verschmolz diese Species nach- her in der Synopsis Entoz. mit L. simplicissima, obgleich in Pal- las’ Beschreibung von der diese charakterisirenden einfachen Längs- furche zu beiden Seiten des Körpers keine Rede ist, sondern nur viele unregelmässige dergl. erwähnt werden. Es geht aus der ganzen Beschreibung hervor, dass Pallas ein ziemlich zusammengezogenes Exemplar vor sich hatte, und in diesem waren durch Runzelung zu den beiden regelmässigen Längsfurchen sicher die übrigen abnormen hinzu entstanden. — Eine ganz zweifelhafte Species ist die Lig. Pe- tromyzontis branchialis, welches ich bei dieser Gelegenheit mit an- zuführen mir erlaube. Cr. 154 Creplin: Naächträge zu Gurlt’'s Verzeichnis der Thiere, ad 743. Cyprinus Vimba. Holostomum Cuticola Nordm. Cutis. Creplin. Distomum globiporum R. Int. Idem. Caryophyliaeus mutabilis R. Int. Idem. ad 748. Lepidopus Peronii. Nematoideum. Otto. (S. Creplin, dies Arch., 1844, Bd. 1, S. 127 fi.) Echinorrhynchus vasculosus R. Idem, Gymnorrhynchus ‘) reptans R. Idem. ad 759. Gobius Jozzo. Echinorrhynchus Proteus Westr. Int. Creplin. 762°, Gallionymus Lyra. Iscaris magnivalvis Gr. sp. n. Int. Mus. zool. Holm. 762°. Cottus cataphractus. Ascaris sp. dub. Mesent. Mehlis. Scolex polymorphus R. Int. Idem. ad 763. Cottus Gobio. Ascaris. Int. Schilling (?). Nematoideum (Filaria?). Perit. Idem (?). Distomum longicolle Sieb. ?) Ves. urin. Siebold. (S. Dessen u. Stannius’ Lehrb, d. vergl. Anat., Abth. 1, H. 1, S.142, Anm. 3). ad 764. Cottus Scorpius. Ascaris. Mesent. Mehlis. — sp. n.? Int. Creplin. Nematoideum. Hepar. Idem. ad 771. Trigla (Gurnardus?). Ascaris. Mesent. Mehlis. Tetrarrhynchus lingualis Cuv. Idem. ad 775. Gasterosteus aculeatus. Filaria bicolor Cr. Cyst. periton. Creplin. Cucullanus elegans Z. Int. Idem. Ascaris. Ren., Perit ad hep. Idem. ») Ueber diese nicht ferner beizubehaltende Gattung, s. meine Bemerkung unten beim Gymnorrh. horridus Goods. 2) Mit dem Beiworte /ongicolle habe ich in meinen Observa- tiones de Entoz. (1825), p- 57, das bei Perca cernua und P. fluviatilis in Bälgen vorkommende Distom bezeichnet. Cr. bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 155 Echinorrhynchus tuberosus Z. Int. Idem. Gyrodactylus elegans Nordm. In superficie cutis, Idem. (S. meinen Aufsatz über Axine Belones Abildg. in Froriep’s Neuen Notizen, Bd.7, No. 6). ad 777. Gasterosteus pungitius. Echinorrlumchus tuberosus Z. Int. Creplin. Triaenophorus nodulosus R. Hep. (Non Intest.) Idem. Taenia filicollis R. Int. Idem. ad 782. Sparus erythrinus. Polyporus Chamaeleen Grube. nov. gen. ac sp. Branch. Grube. (S. Dessen Actinien, Echinod. u. Würm. ete., S. 49 f.; mit Abbild.) ad 787. Sparus Raji. Monostomum tenuicolle R. Otto. ad 809. Perca cernua. Filaria bicolor Cr. Cyst. perit. Creplin. Echinorrhynchus globulosus R. Int. Idem. Triaenophorus nodulosus R. Int. Idem. ad 811. Perca fluviatilis. Filaria bicolor Cr. Cyst. perit. Oreplin. Echinorrhynchus tuberosus Z. Int. Idem. Distomum longicolle Gr. Cyst. ad hepar. Olfers. (S. J. Fr. M. de Olfers, De veget. et anim. corp. in corp. anim,. reperiundis comm., p. 44, obs. 2). ad 813. Perca Luciperca. Ancyrocephalus paradoxus Cr. Branch. Creplin. (S. den Art. Eingeweidewürmer a. a. O., S. 292, und vergl. Siebold, welcher den Wurm auch, und zwar etwas früher, als ich, an den Kiemen des Zanders ge- funden hat, in diesem Arch., 1841, Bd. 2, S. 299). 816". Mullus auratus Risso. Distoma pachysoma Eys. Int. ten. Eysenhardt, (S. Diesen, a. a. O.) ad 822. Zeus Faber. Tetrarrhynchus. (Gymnorrhynchus ') horridus Goods.) Cyst. in hepate et ad hepar. Goodsir. ’) Die Gattung Gymnorrhynchus ist, weil-sie nur dem Irrthume 156 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, (S. Fror. N. Not., Bd. 20, N. 11; m. Abb.) ad 823. Lampris guttata. Hexacotyle (Polystomum) sp. n. Branch. Sars. (S. Ann. d. sc. nat., T. VII, 1837, S. 247). ad 835. Scomber Scombrus. Filaria papilligera Gr. sp. n. (Fil. CapsulariaeR. afl.) Abdom. Otto. Periton. Schilling. Anthocephalus. Desir. (S. Rayer, Arch. de med. comp., livrais 4/5). 836°. Proctostegus Prototypus Nardo (e fam. Scombroidum). Distoma Gigas Nardo. Ventr. Nardo. — Raynerium Nardo. Int. Idem. (S. Isis, 1833, S. 523 — 24). V. CRUSTACEA. 845°. Crangon septemcarinata. Filaria. Sub seuto dorsuali. Kröyer. (S. Dessen Naturhist. Tidsskr., Bd. 4, S. 269). 845°. Carcinus Maenas. Peltogaster Carcini Rathke. sp. n. Ad abdomen. H. Rathke. (S. Acta Leop., XX, 1, p. 247—49; m. Abb.) j vI. ARACHNIDA. ad 852. Phalangium Opilio. Distomum Cystidicola Cr. sp. n. Creplin. Rudolphi’s, dass die Rüssel bei ihr unbewaffnet mit Haken oder Stacheln seien, ihre Gründung verdankt, ganz zu streichen und die zu ihr gerechneten Arten werden füglich denen der Gattung Teirar- rhynchus angereiht. Cr. bei welchen Entozoen gefunden worden sind. 157 vIi. ENSECTA. 1. Coleoptera. 857°. Carabus clathratus. Filaria. Ventr. Schiödte. (S. Siebold in diesem Arch., 1843, Bd. 2, S. 315). 865°. Galosoma sericeum, Filaria. Ventr. Schiödte. (S. Siebold, ebenda). ad 875. Acilius sulcatus. Endozoon dub. Sub tun. musculosa ingluviei. Schiödte. (S. Sieb. das.) 879%. Aphodius conspurcatus. Anguillina monilis Hamm. Int. ten. Hammerschmidt. 879°. Aphodius fimetarius. Filaria (?) rigida Sieb. Cav. abdom. Siebold. (S. Müll. Arch., 1836, S. 33). 889°. Melolonthae aprilinae Larva. Ozxyuris Leuckarti Hamm. Int. coec. Hammerschmidt. 889°. Melolonthae Fullonis Larva. Oxyuris gracilis Hamm. Int. coec. Hammerschmidt., 890°. Trichius hemipterus. Filarina vitrea Hamm. Int. ten. Hammerschmidt. 890°. Cetoniae marmoratae Larva. Oxyuris depressa Hamm. Int. coec. Hammerschmidt. (Die von Hammerschmidt in Insecten gefundenen Ein- geweidewürmer sind in der Isis, 1838, S. 352—58, be- schrieben und auf einer beigefügten Tafel abgebildet. Die gregarinenartigen Gebilde, von denen er dort eben- falls Beschreibungen und Zeichnungen liefert, und die er, wie Siebold die Gregarinen, als Eingeweidewür- mer betrachtet, kann ich nicht als Thiere anerkennen, und führe sie deshalb hier so wenig, als überhaupt die Gregarinen, in diesem Verzeichnisse auf. Cr.) 8904, Opatrum sabulosum. Endozoon Caryopliyllaeo simile. Ventr. Schiödte. (S. Kröyer’s Naturhist. Tidskr., Bd. 4, $. 208 — 9). 158 Creplin; Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, 2%. Hymenoptera. ad 896. Bombus hortorum et terrestris. Sphaerularia Bombi L. Duf. Abdom. Leon Dufour. (S. Ann. d. sc. nat., 2de serie, Zool., T. VII, p. 9, Pl. 1, A, Fig. 3). 896°. Bombus muscorum, silvarum et ter- rester. Sphaerularia Bombi L. Duf. 2 Cav. corp. Siebold. (S. dies Arch., 1838, Bd. 1, S. 305, Bd. 2, S. 297). 3. Orthoptera. ad 899. Blatta orientalis. Oxyuris Diesingüi Hamm. Int. ten. Hammerschmidt. Ascaris. Int. Siebold. (S. Dessen Beiträge z. Naturgesch. d. wirbellosen Thiere, S. 69). 904. Gryllotalpa vulgaris. Oxyuris (?) Gryllotalpae L. Duf. Ventr. Leon Dufour. (S. Ann. d. sc. nat. a. a. O.; Abb. Pl.1, A, Fig. 2). 4. Lepidoptera. 943b. Noctuae (?) Larva. Filaria acuminata R. Abdom. Mehlis. vied. MOLLUSCA. 1. Cephalopoda. 956°. Loligo Sepiola. Monostomum Sepiolae D. Ch. Delle Chiaje. (S. Isis, 1843, S. 478). 957®. Loligines. k Monostomum, Amphistomum, Polystomum. Delle Chiaje. (S. Isis, 1843, S. 479). 2. Gasteropoda. ad 962. Succinea amphibia. Filaria? Gordius? Cav. corp. Siebold. (S. dies Arch., 1837, Bd. 2, $. 255). bei welchen Entozoen gefunden worden sind, 159 965’. Planorbis marginatus. Distomum Ovum Cr. sp. n. Creplin. 965°. Planorbis... Distomum cysticum. Sub cute in regione ovarii. Henle. (S. Müll. Arch., 1835, S. 597, Anm.) ad 967. Limnaeus stagnalis, “ Filaria (?). Baer. 967°. Paludina impura. Filaria (?). ‚Baer. 968’. Firola carinata. Distomum. Costa. (S. Ann. dell’ Accad. degli aspiranti naturalisti di Napoli, eit. in Guerin’s Revue, p. 1842, 199, nach Loven a. a. 0. 8.137). : 3 Acephala. 971». Anodonta aut Unio. Filaria (?). Baer. IX. ANNULA'TA. 972°. Lumbriconais marina Oerst. Endozoa dub. Int. A. S. Oersted. (S. Kröy. Naturh. Tidsskr., Bd. 4, S. 133; m. Abb.) 972°. Lumbricus rubellus Hofnstr. Nematoideum. Vas sanguif. Fr. Müller, qui specimina duo \ a se d. 14. mens. Apr. 1845 Erfordiae reperta donavit Museo zool. Gryph. 972°. Nephelis vulgaris. Distomum cysticum. Cav. corp. Henle. (S. Müll. Arch., 1835, S. 598, Anm.) 9724, Olepsine complanata. Heptostomum Hirudinum Schomb, Fr. Müller. Schom- ‚ burgk. (S. Fror. N. Not., Bd. 30, No. 9 !). i ’) Nach mündlicher, vom Herrn Dr. Müller mir gemachter, Mittheilung ist der Wurm im März 1844 von ihm entdeckt worden. Cr. 160 Creplin: Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere etc. X. ZOOPHYTA. 973. Holothuriae sp. Taenia echinorrhyncha D. Ch. Delle Chiaje. (S. Isis, 1832, S. 557). » 974. Cydippes sp. Tetrastoma Playfairü Forbes et Goodsir. (— Scolex Aca- lepharum Sars?) Ventr. Forbes. (S. dies Arch., 1842, Bd. 3, S. 340). 975. Mnemia norvegica Sars. Scolex Acalepharum Ss. Ventr. Sars. (S. Das. 1845, Bd. 1, S.1—3; m. Abb.) 976. Bero& rufescens. Distomum Beroes Will. Canal. aqu. Will. (S. Das., 1844, Bd. 1, 5. 343—44; m. Abb.) 977. Velella spirans. Distomum. Ventr. Philippi. (S. Müll. Arch., 1843, S. 66— 67; m. Abb.) 978. Physophora tetrasticha Phil. Distomum Physophorae Ph. Ventr. Philippi. (S. ebenda, $. 63, 66; m. Abb.) Bemerkung. Die Angaben der in diesen Nachträgen als von Mehlis gefunden aufgeführten Würmer habe ich, wenn nicht eine an- dere Quelle genannt worden ist, einem Verzeichnisse vom 12. Oktober 1830, welches mir Mehlis von seiner Helmin- thensammlung schickte, und einem Ersten Nachtrage zu dem- selben, vom 31. Mai 1831, welches ich ihm ebenfalls ver- danke, entnommen. Cr. 161 Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. Zweiter Beitrag: Corephorus elegans Gr., Ammochares Ottonis Gr., Dasymallus caducus Gr., Scalis minax Gr. Von Ed. Grube (Hierzu Taf. V). ‘ Corephorus Gr. gen. nov. Char. gen. Corpus Terebellis simile; os anticum, lamina eirros longos, tortiles gerente ceircumdatum: branchia una, lobata, patelliformis, lamellosa, dorso corporis insidens; pars corporis anterior setis et rostratis et capillaribus ar- mata, posterior solis pinnulis uncinos gerentibus munita. / 6. elegans Gr. Fig. 1. Branchia sinuosa, quadriloba, stilo brevi erasso sustenta, segmento secundo insidente; parte corporis anteriore ex seg- mentis 20, posteriore ex 32 fere composita, colore griseo, paululum iricolore. Die einzige bis jetzt bekannte Art dieser neuen Gattung, nach einem einzigen Exemplar aufgestellt, welches Herr Prof, Otto von seiner letzten Reise aus dem südlichen Italien mit- gebracht hatte. Auf den ersten Anblick erkennt man, dass diese durch ihre Kiemenform sehr auffallende Annelide neben die Terebel- len gestellt werden muss, mit denen sie im ganzen Habitus übereinstimmt, und zunächst vielleicht neben die Gattung Te- rebellides Sars, soviel ich aus der im Wiegmannschen Ar- chiv mitgetheilten kurzen Charakteristik ersehe. Das iste Körpersegment enthält den Mund, eine ansehn- liche Längsspalte, ganz vorn gelegen in der Verlängerung der Archiv 1, Naturgesch, XI, Jahrg. 1. Bd. 41 162 Ed. Grube: Längsachse, und sendet ein fleischiges Blatt ab, welches ihn von oben und von den Seiten überragt, indem es einen nur an der Bauchseite unterbrochenen Kreis beschreibt. Den Rand dieses Blattes besetzen zahlreiche, lange, mannichfach gewundene, während des Lebens wahrscheinlich wie bei den Terebellen sich lebhaft hin und her bewegende Fäden. Bor- sten kommen an diesem Segment nicht vor. Das 2te Körpersegment trägt jederseits nahe dem Rücken ° ein Bündel Haarborsten, und mitten auf dem Rücken ein Or- gan, welches ich für die Kieme halten muss. Es hat etwa die Gestalt einer Schüssel, aber mit mehrfach ein- und aus- gebuchteten Rändern, und ist hinten nicht geschlossen, son- dern läuft in zwei freie Zipfel aus, es besteht aus lauter senk- rechten hinter einander stehenden häutigen Lamellen, und wird von einem kurzen, dicken, fein quergestreiften fleischigen Stiel getragen. Diese Kieme bildete, soweit ich mich über- zeugen konnte, nur ein Ganzes, einen ununterbrochen fort- laufenden Kranz von kammartig an einander gefügten Blättern, nicht, wie in Terebellides, 4 Kämme. — Die Kieme erstreckt sich über drei Segmente. Das 3te, 4te, 5te und 6te Segment tragen jederseits nur ein Bündel von Haarborsten, etwa in gleicher Höhe mit dem ersten. An der Bauchseite des 3ten und 4ten Segmentes sehe ich weitläufig laufende Längsfurchen, wodurch diese Theile wulstig werden. Von hier an bis zum 2isten Segment (exel.) zieht sich seitlich ein nicht sehr breites, über der Fläche etwas hervor- tretendes, dem Körper ganz anliegendes Band oder ein Saum, über dem in jedem Segment ein Bündel von Haarborsten, und unter dem ein doppelter Kamm von Hakenborsten (mit langem Stiel) hervortritt. Beiderlei Borsten stehen in ovalen platten Wülsten, welche in jenen Saum übergehen: die Haar- borsten (Fig. 1a) sind äusserst zart, etwa 3mal so lang als die Hakenborsten ihrer Segmente, und gegen die Spitze hin an dem einen Rande äusserst schmal gesäumt, die Haken- borsten aber nicht so kurz entenhalsförmig wie bei den Te- rebellen, sondern lang gestielt (Fig. 1 b). Vom 21sten Segment an verschwinden beiderlei Borsten, und es treten schmale vom Körper abstehende, am freien Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. 163 Ende etwas verbreiterte Flösschen (Fig. 1d) an ihre Stelle: mit einer stärkeren Vergrösserung bemerkt man an dem freien Endrand derselben einen messinggelben Schimmer, und er- kennt zarte aber kurze Hakenborsten von ähnlicher Form wie bei den Terebellen, als dessen Ursache. Ihr Schnabel ist scharf geneigt, und, wie es scheint, fein kammartig einge- schnitten, ihre Basis noch breiter als dort. Weder von diesen Flösschen noch von der abweichenden Form der Hakenborsten, welche, abgesehen von der Beschaf- fenheit der Kieme, diese Gattung von Terebella scheiden würden, ist an der bezeichneten Stelle bei Terebellides die Rede, was mich nur darin bestärkt, dass beides verschiedene Gattungen sind. Endlich fehlen unserem Thier auch die Bauchplatten der vorderen Abtheilung des Leibes, die bei Terebella vorkommen. Der Leib nimmt nach hinten an Dicke, die Segmente an Länge allmählich ab, so dass die hintersten schon undeutlich werden. Die Farbe ist ein zartes Grau, am hinteren besser erhaltenen Theil bemerke ich auf dem Rücken feine Querstreifung und sanftes Farbenspiel, das den Terebellen ebenfalls abgeht. Länge des Leibes ohne die Cirren ungefähr 4,3°, Breite desselben vorn über 0,2°; Zahl der Segmente etwa 52. Ver- muthlich lebt das Thier in Röhren. Ich habe der Gattung den Namen 2007/90009 gegeben, weil die ganze Gestalt der Kieme einigermassen an einen zier- lichen Korb erinnert. / Ammochares Gr. Char. gen. Corpus eylindratum, postice paululum attenua- tum, segmentis elongatis compositum, paene pellucidum. Os anticum, membrana campanulata, subtiliter laciniata eircum- datum. Setae superiores capillares, penicillatae, inferiores hamatae breviores, ceingula dimidiata componentes. e A. Ottonis Gr. Fig. 2. Lamina os eircumdante arbuseulis (6) laeiniata, arbusculis elongatis, dichotomis, segmentis corporis longitudine deere- scentibus, minus numerosis,.setis eapillaribus in dorso ipso positis, hamatis coacervatis. 11* 164 Ed. Grube: Die einzige bis jetzt bekannte Art dieses neuen Genus, aufgestellt nach mehreren Exemplaren, welche Otto auf seiner letzten Reise an der Küste des Mittelmeers gesammelt hatte. Der Körper besteht aus eylindrischen langgezogenen Seg- menten, welche nach beiden Enden hin, nach vorn rasch, hach hinten langsam an Länge abnehmen, und deren Zahl im Vergleich mit den meisten Anneliden nur gering ist. Die Segmente zerfallen weder in deutliche Ringel wie bei Areni- cola und Clymene, an welche wohl diese Gattung am meisten erinnert, noch sind sie von einander scharf abgesetzt; nur hin und wieder zeigt die Körpercontour- eine leichte Einker- bung, welche der Grenze der Segmente entspricht und zwar kurz vor der Stelle, an welcher das Borstenbündel hervortritt, so dass das gegliederte Ansehen dieser Anneliden fast aus- schliesslich durch die in Absätzen stehenden Borstenringe und Büschel hervorgebracht wird. Der Mund ist eine ansehnliche, unbewaffnete Oeffnung am vordern Körperende, in der Längsachse gelegen, und von einer glockenförmigen, weitspannenden breiten Membran um- geben, in welche sich das erste Segment fortsetzt: der Vor- derrand derselben ist tieflappig eingeschnitten, und die Lappen bilden dichotomisch verzweigte Bäumcehen mit dieken Stäm- men, 6 an der Zahl, welche regelmässig an der Peripherie der Membran vertheilt sind, und von denen die beiden unter- sten durch einen kleinen Vorsprung getrennt werden. Die Aestchen sind langgestreckt und wenig verzweigt, und die erste Gabeltheilung der Stämme geht bisweilen so tief, dass sie fast in zwei zerfallen. Ob diese so zierlich verästelte, dünn häutige Membran die Bedeutung von Tentakeln hat, oder als Kieme fungirt, konnte ich natürlich nicht ermitteln; sie erinnerte mich lebhaft an die freilich gröber gelappte Mem- bran, welche an dem Ende des ausgestülpten Rüssels von Si- punculus nudus steht, und dort den Mund umgiebt, und an die zierlich gefiederten, ebenfalls rund um den Mund herum- gestellten Fühler der Otkonia Fabrici Johnst. Die beiden ersten Segmente sind nur kurz, und tragen an jeder Seite ein durchsichtiges keulenförmiges Läppchen, das ich bei einigen Exemplaren jedoch vermisste, und an des- sen Stelle ich bei diesen einen Pinsel von Haarborsten be- Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. 165 merkte. Unter einander finde ich diese beiden Segmente nicht weiter deutlich geschieden, wohl aber das erste gegen die oben beschriebene Membran durch eine Furche abgesetzt: sein Vorderrand trug bei einem Exemplar ausserdem die Zeich- nung eines vorn eingekerbten Bogens, wodurch wahrscheinlich eine Verdiekung der Körperwand ausgedrückt ist. Das 3te Segment ist länger als das 1ste und 2te zusam- mengenommen, und etwa von gleicher Länge mit dem dten, öten und 6ten: sie beträgt das Fünf- und Sechsfache ihrer Breite. Diese wie die übrigen Segmente sind gleich bewafl- net, oben mit einem Paar äusserst dünner Pinsel von zarten bleichen Haarborsten, unterhalb derselben mit einem auf der Rücken- und Bauchfläche unterbrochenen Gürtel von Haken- borsten, welcher dem unbewafineten Auge als ein blass mes- singgelber Reif erscheint. Was an den Haarborsten besonders auffällt, ist ihr hohes Hinaufrücken, denn sie stehen nur in geringer Entfernung von der Mittellinie des Rückens: von papillenartigen Erhöhungen, aus denen sie hervortreten, kann ich ebenso wenig eine Spur bemerken als von bogigen Wülsten bei den Hakenborsten, diese stehen vielmehr dicht gehäuft, nicht regelmässig in eine oder zwei Zeilen gefügt wie sonst, und ihre Form ist die eines gekrümmten Stieles, der (in der Sehne des Bogens ge- messen) etwa 3 mal so kurz als die Haarborsten ist, und dessen freies Ende in einen gleichmässig gekrümmten Haken ausläuft, nicht aber in einen Schnabel wie bei Corephorus. Vom 6ten Segment an nehmen die folgenden zwar lang- samer als die vorderen, aber doch merklich genug an Länge ab, so dass wir bald auf solche stossen, deren 2 oder 3 auf eines der langen gehen, weiterhin aber auf noch kürzere, olıne dass die Breite beträchtlich abnimmt. Der After liegt als eine Längsspalte am Ende des letzten Segmentes, welches kaum 1} mal so lang als breit ist. Die Farbe des Körpers ist bleich und die Wandung so durelischeinend, dass man das Darmrohr darunter verfolgen kann. Es ist gerade ziemlich gleich weit und häufig mit Sand gefüllt. Die Länge eines Exemplars fand ich 6,2°, die Breite nur 166 Ed. Grube: 0,2°, die Zahl der Segmente 21, bei einem anderen etwas kürzeren nur 19. Diese Anneliden wohnen in durchsichtigen gallertartigen, der Dünnheit ihres Körpers entsprechenden Röhren, deren mittlerer Theil durch eine Kruste von anklebenden Sandkörn- chen und Conchilienfragmenten eine grosse Festigkeit erhält. Beide pflegen, wenn sie flach sind, mit ihrer hohen Kante der Röhre angefügt zu sein, sich auch wohl dachziegelförmig zu überlagern. Die Röhren fand ich an beiden Enden offen, aber die Eingänge verengt, und ihre Länge übertrifft die des Körpers zuweilen bedeutend: so mass eine nicht weniger als 14,4° bei 0,3 Dicke, Nach meinem Dafürhalten würde man die Gattung Ammo- chares (Sand-froh, von “og und xaiew) vorläufig am sicher- sten neben Clymene stellen. J Dasymallus Gr. Char. gen. Corpus eylindratum, longum, crassum, segmentis numerosis compositum; Os subtus versum, lobulo brevi prominente, pharynx exsertilis, inermis, margine plieatili; setae partis anterioris et superiores et inferiores capillares, posterioris, branchias gerentis, hamatae: branchiae ramosae, D. caducus Gr. Fig. 3. Fig. 4. Corpore praelongo, sordide-brunneo, pharynge exsertili brevi, elavata; parte corporis anteriore brevissima, epidermide reticulata; branchiis brevibus, cadueis. Die einzige bis jetzt bekannte Art dieser neuen Gattung, aufgestellt nach der Untersuchung von mehreren, aber nichts weniger als gut erhaltenen Exemplaren, welche Otto an der Küste des Mittelmeers gesammelt hatte. Dieses Thier trägt durchaus den Habitus der Arenicolen; der Körper ist dick, eylindrisch, bei manchen Exemplaren vorn aufgetrieben, beträchtlich lang, aber aus ziemlich kurzen Segmenten zusammengesetzt, welche nicht weiter in deutliche Ringel zerfallen, wie bei Arenicola; die Färbung ist ein schmutziges Braungrau. Der Mund liegt nicht ganz terminal, sondern, zumal bei nicht ausgestrecktem Pharynx, etwas nach unten, und wird von einem dicken kurzen und stumpfen Lappen überragt, der Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. 167 von der Rückenseite des 4sten Segmentes entspringt, und mit dem ähnlich gelegenen, aber dünheren Theil von Arenicola zu vergleichen ist. Der ausgestülpte Pharynx ist nur kurz, an seinem freien Rande faltig und gekräuselt und hier erweitert, also etwa keulen- oder trichterförmig wie bei Arenicola Böckii. Seine Epidermis unterscheidet sich durch ihre überaus fein maschige, schuppenähnliche Musterung, von der der nächstfolgenden Körpersegmente, auf welchen sie gröber genetzt ist, von weit- läuftigeren Furchen durchzogen wird, und von dem Epithelium der Innenfläche durch dessen Glätte, Zartheit und Mangel an Schimmer, der wenn gleich im geringen Grade über sie selbst verbreitet ist. In der vordersten -Abtheilung des Körpers, die bei einem besser erhaltenen Exemplar von geringer Grösse 13 Segmente umfasst, fehlen die Kiemen gänzlich, und ich sehe jederseits nur eine obere und eine untere Reihe zarter Bündel von Haarborsten, die unmittelbar aus der Haut, nicht aus beson- deren Borstenhaltern hervortreten, und beträchtliche Zwischen- räume zwischen sich lassen, Die Segmente der hinteren, unverhältnissmässig längeren Abtheilung tragen, wie es scheint, ‚gar keine Haar-, sondern bloss Hakenborsten, deren Wüilste ebenfalls jederseits 2 Rei- hen über einander bilden (Fig. 4b). Die oberen sind oval oder fast quadratisch mit abgerundeten Ecken, die unteren viel mehr in die Quere gezogen, aber schmäler in der Rich- tung von vorn nach hinten, diese begegnen sich fast in der Mittellinie der Bauch-, jene in der der Rückenfläche, doch mehr im Anfang der hinteren Abtheilung als weiterhin, wo die oberen mindestens weiter aus einander zu rücken scheinen. Zwischen den oberen und unteren Wülsten zeigt die Seiten- wand des Leibes zwei breite unmittelbar über einander lie- gende Bänder, eine Zeichnung, die wohl nur von der Anord- nung der Längsmuskeln herrührt, Was die Kiemen betrifit, so bin ich über die Ausdeh- nung des Gebiets, in welchem sie sich zeigen, nicht vollkom- men sicher, bei einem sehr grossen Exemplar sche ich sie sogleich an dem ersten Segment der hinteren Körperabthei- Jung, bei einem kleineren, in mancher Beziehung sogar besser 168 Ed. Grube: erhaltenen, erst vom 83sten Segment derselben an, doch 'er- kannte ich hier an einigen vorhergehenden auch noch Spuren davon; der Uebelstand ist darin begründet, dass an Weingeist- Exemplaren gar leicht die Oberhaut und mit ihr der fester zusammenhängende Ueberzug der Kiemen verloren geht, so dass von ihnen nur Flocken der Gefässe übrig bleiben, aber auch dann, wenn die Oberhaut erhalten ist, sind oftmals die Kiemen so wenig consistent, dass sie mit Recht die Bezeich- nung „caducae” verdienen. Sie stehen an dem obersten Ende der unteren Borstenwülste, was mich, da man diese Organe an den oberen Borstenreihen zu finden gewohnt ist, anfänglich irre leitete und mich bewog, die Bauchseite des Thieres für die Rückenseite zu nehmen, und bilden immer ein einzelnes, meistens sich dichotomisch verzweigendes Stämmchen, dessen erste Theilung tief herab bis auf die Basis geht (Fig. 4a). Fast überall sehe ich deutlich, dass sich der Borstenwulst in Gestalt einer ziemlich hohen aber kurzen Falte über das Kie- menbäumchen hinaus aufwärts fortsetzt, und dass dasselbe gerade in diese hineingepflanzt ist. Die Haarborsten (Fig. 3 a) sind äusserst zart, mit einem ganz schmalen Saum an dem einen Rande der Spitze versehen, und etwa 8 mal so lang als die Hakenborsten : diese (Fig. 3b) haben eine lang S förmige Gestalt und endigen oben mit einem ziemlich geradlinigen Schnabel, um den herum und noch eine Strecke herab ein Saum läuft, wie an den unteren Borsten einiger Euniceen; sie scheinen immer in 2 Kamm- reihen zu stehen. Ich habe nur ein ganz vollständiges Exemplar untersuchen können: an diesem war das Schwanzende (Fig. 3) vor seiner Spitze lanzettförmig verbreitert und flachgedrückt, wie bei manchen Serpulen, seine Kiemen bestanden nur aus wenigen gabelig gespaltenen Fäden, ragten aber doch seitlich über die vorspringende Kante des Körpers, die sich zwischen den bei- den Reihen von Wülsten bildete, merklich hinaus. Das vollständige Exemplar mass 8,2° in der Länge, 0,4° in der Breite und besass etwa 150 Segmente, ein anderes, aber nicht vollständiges, hatte 34,5° in der Länge, 0,7° in der Breite und gegen 200 Segmente; diese Annelide gehört also jedenfalls zu den anselmlicheren, y Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. 169 Ich habe für diese Gattung den Namen Dasymillus (daov- wakkog dichtwollig) gewählt, weil die Kiemen so’ dicht hin- ter einander stehen und so zarte Büschel bilden, dass das Thier wie mit einem dichtwolligen Saum eingefasst aussieht, und glaube, dass man sie in die Nähe von Arenicola stellen muss. Der Darm scheint keinen Sand zu enthalten, ich sah vielmehr im hinteren Theil eines Exemplars deutlich weiche eiförmige Faecesklümpchen durchschimmern, was auf eine von Arenicola verschiedene Lebensweise hindeuten würde. Diesen Gattungen reihe ich die Beschreibung einer vier- ten, ebenfalls neuen, an, die aber freilich nur nach einem sehr schlecht erhaltenen Exemplar einer Art aufgestellt werden konnte, und deshalb durchaus keine Ansprüche auf Vollstän- digkeit macht; es ist möglich, dass wesentliche Theile -über- sehen wurden, weil sie unkenntlich waren. v Scalis Gr. Char. gen. Corpus Pectinariae simile, parte anteriore seti- gera, posteriore brevissina nuda. Os anticum, velo mem- branaceo prominente; segmentum primum serie setarum ri- gidarum, protentarum transversali armatum; branchiae pecti- natae, dorso segmentorum proximorum insidentes, Sc. minax Gr, Parte corporis anteriore ex segmentis p. 20, posteriore ex s.4 compositum, branchiarum pectinatarum paribus 3, den- tibus pectinum»laeiniatis, setis superioribus capillaribus. Diese Annelide verdanke ich gleich den früheren Otto’s Sieilianischer Reise. Der Körper besteht aus zweien, an Länge sehr verschie- denen Abtheilungen, die vordere viel längere umfasst 20 oder 21 Segmente, die hintere nur 4; die erstere ist wahrscheinlich an allen Segmenten, wiewohl ich sie am 2ten nicht sehe, mit Borsten bewafinet, die letztere nackt mit platten, die Mitte des Rückens und Bauches frei lassenden Wülsten eingefasst. Diejenigen Borsten der vorderen Abtheilung, welche gut er- halten sind, sind Haarborsten von ansehnlicher Stärke und lebhaften Metallglanz: sie stehen in Bündeln längs den Rük- kenrändern, an der Bauchseite einiger Segmente erkenne ich 170 Ed. Grube: hier ebenfalls Wülste, ich kann aber nicht ermitteln, ob sie, wie bei den verwandten Gattungen Hakenborsten tragen, oder nicht. Auf dem Rücken des 2ten, 3ten und 4ten Segmentes stehen die Kiemen nahe dem Rande. Ihre Gestalt ist kamm- förmig oder einseitig gefiedert, die Kammzähnchen oder Fie- derchen sind jedoch nicht einfache Lamellen wie in Pectinaria, sondern zerschlitzt und gelappt, so dass sie wie eine Reihe kleiner Büsche oder Bäumchen aussehen, die auf einem ge- meinsamen Stiele sitzen. Der Stiel ist leicht gebogen und reicht mit seiner Spitze bis auf die Mitte des Rückens. Die Borsten des 1sten Segmentes stehen nicht seitlich, sondern sind alle nach vorn gerichtet, linearisch und dunkel messinggelb, wie die übrigen, aber noch viel stärker und län- ger — ihr vorragender Theil misst 0,4° — und bilden eine quer über den Rücken laufende bloss durch eine mittlere Lücke unterbrochene Reihe, jederseits stehen 15; unterhalb derselben sieht man einen ansehnlich breiten und langen Lap- pen oder eine Membran, die vorn mitten in einen Zipfel vor- springt und die Mundöfinung überwölbt, welche unbewaffnet scheint; doch ragen die Borsten noch über den Rand jener Membran hinaus. Von Cirren kann ich keine Spur entdecken. Das 1ste Segment ist viel länger als die beiden folgenden, und diese wieder etwas länger als die übrigen, doch scheinen die hinteren der ersten Abtheilung an Länge wieder zuzu- nehmen. Länge des Körpers 4,4°, des hintersten nackten Theiles allein 0,3°; Breite vorn an der Borstenreihe des 1sten Seg- mentes 0,6°, hinten am Anhang 0,3°. Diese Gattung, der ich wegen der langen vorderen Bor- sten den Namen Scalis (oxaAig Rechen) gegeben habe, würde ich zwischen Peetinaria und Siphonostomum stellen, doch da- für halten, dass sie der ersteren näher verwandt sei. Erklärung der Abbildungen Taf. V. Fig. 1. Corephorus elegans Gr., etwa 5 mal vergrössert, von der rechten Seite gesehen; auf dem Rücken des 2ten Segmentes sieht man die zierlich gefaltete, von einem Stiel getragene Kieme. a. Eine Haarborste. Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. 174 b. Ein Paar Hakenborsten mit langen Stielen, beide der vorderen Abtheilung des Körpers angehörig, vergrössert. ce. Eine von den kurzen Hakenborsten der hinteren Körperabthei- lung, vergrössert. d. Ein Flösschen der hinteren Körperabtheilung vergrössert, sein freier Endrand ist mit den Hakenborsten c besetzt. Fig. 2. Ammochares Ottonis Gr. etwa Amal vergrössert, von der Rückenseite. a. Eine Haarborste aus den auf dem Rücken stehenden zarten Pin- selchen, vergrössert. 6. Einige gekrümmte Hakenborsten, welche die halbringförmigen unter den Haarborsten gelegenen Wülste zusammensetzen. c. Die zerschlitzte Membran des ersten Körpersegments von einem anderen Individuum, um eine etwas andere Zertheilung der Bäumchen zu zeigen. Der Vordertheil des Körpers steckt in einer ganz durchsich- tigen, gelatinösen Röhre: die mit Sandkörnchen ganz bedeckte Fort- setzung derselben ist abgeschnitten. Fig. 3. Dasymallus caducus Gr., etwa 2mal vergrössert: Vor- der- und Hinterende von der linken Seite gesehen. Der Rüssel, der unter dem Kopflappen aus der Mundöffnung hervortritt, ist nur we- nig hervorgestülpt. a. Haarborste. db. Hakenborsten vergrössert. Fig. 4. Dasymallus caducus Gr., ein anderes, grösseres Indivi- duum, etwa 2 mal- vergrössert von der Bauchseite gesehen. Die Oberhaut war hier an der vorderen Körperabtheilung deutlich gefel- dert,.der Rüssel weiter ausgestülpt, die Zeichnung seiner Epidermis schuppenartig. „a. Eine Kieme, vergrössert, sie steht in Mitten einer gespaltenen Hautfalte, b. Einige Segmente der hinteren Körperabtheilung, von der linken Seite gesehen. Die oberen Wülste für die Hakenborsten, des- gleichen die über die Kiemen hinaufsteigenden Hautfalten sind sichtbar, dagegen die unterhalb der Kiemen gelegenen Wülste uns abgekehrt. Man sieht, dass die Kiemen sehr tief nach unten sitzen. 172 Macrocolus, eine neue Nagergattung Macrocolus, eine neue Nagergattung aus der Familie der Springer. Von A. Wagner. Unter einer Sendung im Branntwein aufbewahrter mexi- kanischer Säugthiere, wie z. B. Bassaris astuta und Ascomys mexicanus, befand sich auch ein Exemplar, das als Meriones labradorius angegeben war. Es war durch den Branntwein so erweicht worden, dass es zum Ausstopfen nicht mehr brauchbar war, indem die Haare nicht mehr hinreichend fest sassen, was jedoch nicht hinderte, seine äussere Beschaffenheit ausreichend zu erkennen und ein vollständiges Skelet davon anzufertigen. ‘ Bei näherer Besichtigung ergab es sich bald, dass dieses Thier von Jaculus labradorius in höchst wesent- lichen Stücken total verschieden ist und dass es zwar der Fa- milie der Springer unter den Nagern angehört, aber keiner der hinreichend gekannten Gattungen zugetheilt werden kann. Ich habe daher aus ihm eine neue Gattung gebildet, der ich den Namen Macrocolus (uaxoös, longus; #@Aov, membrum) beilegte. Ihre hauptsächlichsten Merkmale sind in nachfolgen- der Beschreibung angegeben, In seiner äussern Beschaffenheit kommt der Ma- erocolus, den ich im Deutschen mit dem Namen Bilchspringer bezeichnen will, am nächsten mit den Sandspringern (Seirtetes) und zwar mit dem Scirtetes tetradactylus, überein, unterschei- det sich aber von diesen gleich durch die Kürze der Ohren und die ganz andere Behaarung und Färbung des Schwanzes. Der Kopf ist gross und breit, nach vorn plötzlich in eine zugespitzte Schnautze übergehend. Die Oberlippe ist nicht gespalten; nur die kleine Nasenkuppe ist nackt. Die Schnurren sind sehr lang; die längsten weit über die Ohren aus der ‚Familie ‚der Springer. 173 hinausreichend. Die Augen sind mässig gross. Die Ohren sind klein, rundlich, innen und auch am äussern Rande schwach behaart. Das Missverhältniss in der Länge der vordern Gliedmas- sen zu den hintern ist bei dem Bilchspringer -eben so gross als bei den eigentlichen Springern. Die Vorderbeine sind auffallend verkürzt und fünfzehig. Der Daumen ist sehr kurz und trägt einen kleinen Plattnagel; die Finger sind verlängert und mit mässig langen Sichelkrallen bewaffnet, unter denen die des Mittelfingers die längste ist. Die Handsohle ist mit Warzen besetzt. — .Die Hinterbeine sind beträchtlich lang und nur vierzehig, indem der Daumen ganz fehlt. Die äusserste Zehe ist am kleinsten, die drei andern ziemlich gleich, doch die mittlere etwas länger. Die Zehen sind mit etwas stärkern, aber kürzern Sichelkrallen als die Finger bewafinet. Der Lauf ist auch auf der Unterseite behaart, Der Schwanz ist ausserordentlich lang und dicht mit kurzen Haaren bedeckt, die sich jedoch gegen das Ende ver- längern und hier einen schwachen Pinsel bilden, der 5—6 Li- nien über die Schwanzrübe' vorragt. Das Gebiss ist gänzlich verschieden von dem von Dipus und Scirtetes, so wie von Jaculus. Die Zahnformel lautet: Schneidezähne a Backenzähne Bei Die Schneidezähne sind röthlichgelb gefärbt und die obern von einer tiefen Längs- furche ausgehöhlt. Die Backenzähne haben eine ganz einfache Beschaffenheit: sie sind unregelmässig elliptisch, an der Mitte der Vorderseite meist etwas in eine Spitze ausgezogen, der untere erste mehr viereckig und beiderseits etwas ausgeschnit- ten. Von vorn nach hinten nehmen die Backenzähne etwas an Grösse ab; der letzte ist merklich kleiner als die vorher- gehenden '). Das Knochengerüste kommt im Allgemeinen mit dem der eigentlichen Springer (Dipus und Scirtetes) überein, so dass hauptsächlich nur dieDifferenzen von diesen anzugeben sind. ’) In der Fortsetzung von Schreber’s Säugthieren habe ich auf Tab. COXXXIX. E, die demnächst ausgegeben wird, eine Abbil- dung dieses Gebisses mitgetheilt. 174 A. Wagner; Macrocolus, eine neue Nagergattung Der Schädel hat eine ungemeine Breite, worin er selbst die Springmäuse noch übertrifft, und der grosse und ziemlich platte Hirnkasten setzt schnell und auffallend von dem kurzen und schmalen Schnautzentheil ab, der in fast gleicher Breite nach vorn verläuft. Mit dem Schädel von Dipus und Seir- tetes hat der des Bilchspringers die grösste Aehnlichkeit, und der Hauptunterschied von beiden liegt in der Beschaffenheit des Jochbogens, die daher zuerst erörtert werden soll. Bei jenen beiden Gattungen bildet nämlich der. vordere Theil. des Jochbogens eine weite Brücke über das untere Augenhöhlen- loch, welche auf ihrer Vorderseite von den beiden sich be- gegnenden Jochfortsätzen des Oberkieferbeins, auf ihrer Hin- terseite von dem Joch- und Thränenbeine zusammengesetzt wird. Anders ist es bei Macrocolus; hier fehlt der untere Jochfortsatz des Oberkieferbeins, daher hier keine vollständige Brücke zu Stande kommt und das untere Augenloch deshalb nach unten offen bleibt. Nur der obere Theil dieser Brücke ist vorhanden, indem der obere Jochfortsatz des Oberkiefer- beins mit dem vordern und obern Ende des Jochbeins, sowie mit dem Thränenbeine zusammenstösst und hier eine sehr breite gewölbte Schuppe bildet, die ‚hinterwärts mit einem dünnen Griffel an das Schläfenbein sich ansetzt, auch nicht vorwärts wie bei den ächten Springern, sondern rückwärts gerichtet ist. Die Paukenknochen sind noch beträchtlicher auf- getrieben als selbst bei Dipus, der ohnedies in dieser Bezie- hung die Gattung Seirtetes übertrifft. Scheitelbeine und Stirn- beine sind eben so breit wie bei diesen beiden Gattungen und eben so durch eine geradlinige Nath verbunden; das Zwischen- scheitelbein ist jedoch nicht quer, sondern längsgestreckt. Der Unterkiefer kommt in seiner Form ebenfalls mit den ge- nannten Gattungen überein, doch ist sein Winkeltheil nicht durehbohrt. Die Wirbelsäule entspricht in ihrer Form der der eigent- lichen Springer. Man zählt 12 Rückenwirbel, 9 Lendenwirbel, 4 Kreuzwirbel und 32 Schwanzwirbel; im Ganzen also 64 Wirbel. Von den 12 Rippenpaaren sind 8 ächte, — Schul- terblätter, Schlüsselbeine und Becken halten im Allgemeinen den Typus der genannten Gattungen ein. Dasselbe gilt von der Form und den relativen Grössen- aus der Familie der Springer. 1755 verhältnissen der vordern Gliedmassen. Auch der Ober- und Unterschenkel sind nach dieser Norm gebaut, doch hat der erstere an seiner Aussenseite einen dritten Rollhügel. Am Fusse ist der Mittelfuss zwar ebenfalls bedeutend gestreckt, doch unterscheidet er sich von dem der Gattungen Dipus und Seirtetes, dass jede der 4 Zehen ihren besondern Mittelfuss- knochen hat, so dass also deren 4 vorhanden sind. Obschon diese 4 Knochen mit einander verwachsen sind, so kann man doch nach ihrer ganzen Länge die Trennungslinie wahrneh- men und am untern Ende sind sie auch wirklich von einander gespalten. Die beiden mittlern Knochen des Mittelfusses sind nur um ein Weniges länger als die beiden seitlichen. Die Daumenzehe fehlt zugleich mit ihrem Mittelfussknochen; jede der 4 andern Zehen hat ihre gewöhnlichen Phalangen. Nachstehende Maassabnahmen geben eine nähere Einsicht in die Grössenverhältnisse des Skelets. Länge des Schädels (von der Nasenspitze bis zum Binterhauptsloch)t. tamihmales ward num Binaht Breite des Schädels zwischen den Gehöröffnungen 0 11 Erben wine, bau: ., adesßrslouige belusıb . Fuss nebst Mittelkralle . . 2 2 2 20. Die innern Weichtheile waren ganz zerstört, daher über ihre Beschaffenheit nichts angegeben werden kann. Aus voranstehender Beschreibung geht es zur Evidenz hervor, dass der Bilchspringer weder mit der Gattung Dipus und Scirtetes, noch mit Jaculus vereinigt werden darf. Von diesen allen unterscheidet ihn schon die Beschaffenheit seines Gebisses; von letzterem überdies der Umstand, dass die Hin- terfüsse nur Azehig und der Schwanz dichter behaart ist. Von En .. h an der Kranznath . . ..0 74 h, 5 zwischen den vorderen Joch- Br Schuppen . . 2 ei 0 Länge der Hals-, Rücken- und endiene oinheleihe 1 10 un hi, Kiedswirbele Reihesugnöä.r “0 4 » » Schwanzwirbel-Reihe .= .. . hr 7 Dberarmknochen®l ndoyı nr. sale. Ka pur eh Ellenbogenbein . . . ab. ran. Sale u ‘49 Hand nebst der Mittelkralle ae; ee ru) u BEHBsRchpnkeluatsmg sans. Iauiz serien vol nie oo ‚1 .1 176 A. Wagner: Macrocolus, eine neue Nagergattung Pedetes ist der Unterschied zu auffallend, als dass damit eine weitere Vergleichung nöthig wäre. Dagegen hat Gray eine Gattung Dipodomys aufgestellt, mit der eine solche allerdings vorzunehmen wäre, zumal da sie gleich der unsrigen Mexiko angehört. Indess ist sie bisher nur sehr mangelhaft geschil- dert; die Beschaffenheit des Schädels und der Backenzähne, so‘wie überhaupt des Skelets, noch ganz unbekannt. Dieser Dipodomys kommt in der Beschaffenheit der Gliedmassen, des Schwanzes und der Schneidezähne mit unserem Macrocolus überein, dagegen werden ihm auswärts sich öffnende Backen- taschen zugeschrieben. Beruht nun letztere Angabe nicht etwa auf einer fehlerhaften Präparation des Felles, sondern auf einer natürlichen Beschaffenheit, so ist eine weitere Vergleichung beider Gattungen überflüssig, da in jenem Merkmale eine totale Trennung des Dipodomys von Macrocolus, dem Backentaschen ganz abgehen, gegeben ist. Als generische Merkmale für Ma- crocolus lassen sich nunmehr folgende aufstellen: Habitus Di- podum; auriculae breves rotundatae; pedes posteriores 4-da- etyli; cauda longissima, pilosa, apice subpenieillata; dentes primores superiores sulcati, molares $ simplices. Der Art gebe ich den Namen Macrocolus halticus, mit folgender Diagnose: M. supra fulvido-bruneus, infra albus; cauda bicolore; vellere longo molli. Die Färbung des Körpers hat viele Aehnlichkeit mit der der Springer: oben bräunlich fahlgelb mit feiner schwarzer Sprenkelung und an den Seiten mehr ins Isabellfarbige zie- hend, unten weiss. Auch der Schwanz ist zweifarbig: oben braun, unten weiss. Der Pelz ist sehr lang und weich. Die Haare der Oberseite des Leibes sind dem grössten Theile ihrer Länge nach dunkel schieferfarben, und nur an den Enden bräunlich fahlgelb, zum Theil mit kurzen schwärzlichen Spiz- zen oder auch mit einzelnen ganz schwärzlichen Haaren. Die Haare der Unterseite sind einfarbig weiss. Die feine Behaa- rung der Ohren ist auf der Aussenseite weisslich, doch ab- wärts am Vorderende und auf der Innenseite dunkel; die lan- gen Schnurren sind schwarz. Die Krallen sind Jicht hornfar- ben. Mehr als angegeben, lässt sich bei der Beschaffenheit meines Exemplares über die Färbung nicht sagen. Die derbe Beschaffenheit der Knochen und das Verschwin- aus der Familie der Springer. 177 den mehrerer Näthe lässt auf ein vollständig erwachsenes Thier schliessen. Seine hauptsächlichsten Dimensionsverhältnisse sind folgende: Körper beiläufig . . . 4’6” Schwanzrübe . . . .66 Schwanz mit Pinsel . .7 0 OR IN, 10.15 Hinterfuss mit Kralle . 1 6%. Die Gattung Macrocolus ist eine interessante Erscheinung, da in ihr auf der westlichen Halbkugel die Springer der alten Welt einen noch näher verwandten Stellvertreter, als dies bei Jaculus der Fall ist, gefunden haben. Archiv f. Naturgesch. XII. Jahrg. 1. Bd 12 178 Ueber die Beutel-Fledermaus aus Surinam. Von Dr. Ferd. Krauss, Professor in Stuttgart. (Hierzu Taf. VI.) Unter einer kleinen Anzahl von Fledermäusen, welche das K. Naturalien-Kabinet in Stuttgart kürzlich von ‚August Kappler aus Surinam erworben hat, befand sich auch ein in Weingeist aufbewahrtes erwachsenes Männchen der Beutel- Fledermaus, Saccopteryz.lepturus Jlliger. Schreber hat diese höchst eigenthümliche Fledermaus ebenfalls aus Surinam erhalten und sie zuerst als Vespertilio lepturus in dem ersten Band seiner Säugethiere beschrieben und auf tab. 57 gut abgebildet. Später hat sie Geoflroy nach Schreber’s Beschreibung in sein genus Taphozous eingereiht, unter welchem sie auch bisher von Fischer, Temminck und Schinz angeführt wurde; nur Jlliger hat aus ihr in seinem Prodrom. mammal. et avium das genus Saccopteryx gebildet, was aber einige Bedenken erregt hat, da er hierzu ebenfalls nur die einzig bekannte kurze Beschreibung Schreber’s zu Grund gelegt hat, ohne selbst das Thier gesehen zu haben. Geofiroy hat überdies einige Zweifel über das Vaterland dieses Thieres ausgesprochen, die später auch Temminck in seiner Monograph. de Mammalogie Il. p. 292 getheilt hat, indem er bemerkt, dass es dem Museum in Leyden trotz der angestell- ten Nachforschungen in einer langen Reihe von Jahren nicht gelungen sei, eine ähnliche Species zu erhalten Endlich meint sogar Schinz in seiner Synopsis mammal. I. p. 214, dass sie, wenn sie wirklich vorhanden sei, nicht Surinam, sondern irgend einen Theil von Afrika oder Asien bewohnen müsse. Zuletzt hat sie ein gewisser Lemmert in der Isis 1844. p. 83 angeführt, wo er eine Uebersicht der vierfüssigen Thiere, welche sich in der Kolonie Surinam finden oder finden Ueber die Beutel-Fledermaus aus Surinam 179 sollen, gegeben hat, ohne jedoch dabei bemerkt zu haben, ob er sie selbst gesehen hat. Durch das vorliegende Exemplar sind nun alle Zweifel über Existenz und Vaterland gehoben, und ich freue mich, die Angabe von Schreber nicht allein bestätigen, sondern ihr auch noch einige Bemerkungen beifügen zu können, durch welche ich nachzuweisen hoffe, dass diese Fledermaus von Taphozous getrennt und künftig unter dem ihr von Jlliger geschaffenen Namen Saccopteryz angeführt werden muss. In der Diagnose des genus Taphozous Geofir. heisst es nämlich: Schneidezähne = in der‘ Jugend zuweilen = kein Zwi- schenkieferbein, das durch einen Knorpel ersetzt ist; Backen- zähne =; von welchen die vordern auf jeder Seite falsch sind. Diese Merkmale lassen sich, abgesehen von dem Vor- handensein eines Beutels oberhalb des Ellenbogens, mit meinem Exemplar nicht ganz in Uebereinstimmung bringen, wie aus der folgenden Beschreibung und Abbildung des Schädels Taf. VI. fig. 1a—d zu entnehmen ist. Der Schädel ist kurz, verhältnissmässig breit, ziemlich niedergedrückt, auf der Nase flach und in der Mitte gefurcht. Die Augenhöhlen stehen sehr weit vorn und sind hinten offen. Der Zwischenkieferknochen ist, wie bei Cephalotes Peronii, in Form von zwei deutlichen, bogenförmigen, beweglichen Knochenblättchen fig. 1 d vorhanden, die von einander getrennt, hart an den Eckzähnen liegen und in welchen zwei Schneide- - zähnchen stecken. Diese stehen nicht in gleicher Reihe mit den Eckzähnen, sondern ragen über diese ein wenig hinaus, sind sehr klein, kaum 4 so lang als die Eckzähne, von ein- ander entfernt, aber gegen einander gebogen, Der Unterkiefer ragt an der Spitze mit der ganzen Reihe der Schneidezähne, die daher nur mit den dicken obern Lippen correspondiren, über den Oberkiefer hinaus, ist an den Seiten so schmal, dass die obern Backenzähne fast ganz über die untern her- vorstelien, und hat sechs dicht nebeneinander stehende Schneide- zähnchen, die keilförmig, oben dreilappig und ebenfalls sehr klein, kaum + so lang sind als die Eckzähne. Die Eckzähne des Oberkiefers sind sehr gross, konisch, auf der äusseren 12* 180 Ferd. Krauss: Seite stark convex, auf der innern etwas concay und vorn und hinten an der Basis mit einem sehr kleinen, doch mit blossem Auge sichtbaren Zacken versehen; die der untern sind schmal, rund, etwas kleiner und nur an der vordern Seite mit einem kleinen Zacken versehen. Der Ober- und Unterkiefer haben je 5 Backenzähne, die unter sich verschieden sind. Der erste des Oberkiefers correspondirt mit dem zweiten des Unterkiefers und ist so klein, dass er nur an dem vom Zahnfleisch befreiten Kiefer und dann erst kaum mit blossem Auge zu erkennen ist; der zweite ist wie der Eckzahn, nur etwas kleiner, aber an der Basis der innern Seite mit einem kleinen Absatz versehen, auf welchem der dritte Backenzahn des Unterkiefers kaut; die drei übrigen Backenzähne, von welchen der vierte der grösste und noch einmal so breit ist als der letzte, haben ebenfalls solche Absätze, sind aber auf der äussern Seite so erhaben, dass sie über die Backenzähne des Unterkiefers herabgehen und diese bedecken; diese äussere Seite besteht aus W-förmigen Quer-Lamellen, die in der Mitte ausgehöhlt sind und daher an den Ecken kleine erhabene Höcker, und zwar an dem dritten 4, am vierten 5 und am fünften nur 3 darstellen. Die zwei ersten Backenzähne des Unterkiefers sind ebenfalls den Eckzähnen ähnlich, aber breiter und kleiner, der zweite ist grösser als der erste und mehr als halb so lang als die Eckzähne; die drei übrigen Backenzähne sind gleich gross, ziemlich schmal und haben auf der äussern Seite 2, auf der innern 3 Höcker, von welchen die äussern grösser sind als die innern. — Es sind somit im Ganzen 32 Zähne vorhanden, oder nur 30, wenn die beiden Schneidezähne des Oberkiefers im Alter ausfallen sollten ; übrigens muss ich be- merken, dass der Ossificationsprocess des Schädels vollendet ist, denn in den Nähten ist keine cartilaginöse Masse mehr bemerkbar. Das Thier hat eine stumpfe Schnauze, vorspringende, verhältnissmässig grosse und breite Lippen, von welchen die untere mitten ein wenig ausgerandet ist, aber keine Grube am Kinn hat. Die Zunge ist rauh; die Nase platt, ‘ohne Grube, die Nasenlöcher sind klein und stehen dicht neben einander. Ueber die Beutel-Fledermaus aus Surinam. 181 Die Ohren sind 7” lang, an der Spitze stumpf, am vordern Rand convex, am hintern buchtig; die Ohrendeckel klein, schmal, oben stumpf. ; Was diese Fledermaus aber vor allen andern auszeichnet, das ist ein 4” langer und 2” breiter, unbehaarter, sehr dünn- häutiger, dem Anscheine nach aus einzelnen Windungen zu- sammengesetzter Sack fig. 2, der in der Nähe des Ellenbogens dicht an und zum Theil unter dem Vorderarm liegt und sich auf der Rückenseite dicht am Vorderarmknochen in einer 4" langen Spalte fig. 3 öffnet. Seine innere Oberfläche ist mit feinen, weichen und gefalteten Blättchen ‚besetzt, die mit einer weichen und wie es scheint, fettartigen Masse ausgefüllt sind !). Von der Schulter geht mitten durch die vordere Armflughaut ein schmaler Muskel fig. 2 u. 3a bis zur Oefinung des Sackes und ein etwas schmälerer fig. 2 u. 3b von dem vordern Ende desselben bis an den Rand der Flughaut etwa in der Mitte des Vorderarms, die wahrscheinlich die Ränder der Falte aus- einander zu ziehen die Funktion haben. Die Zwischenschenkelhaut ist hinten in der Mitte abge- stutzt. Das Uebrige ist bekannt. par. Lin. Länge des Schädels vom Hinterhaupt bis zur Spitze des Se N ER 2 werke 058 Breite desselben von einem Inehhagen zum Kan | Höhe desselben . . ea Länge des Unterkiefers u e. 4,3 Breite desselben an dem hintersten EN En zum BR, DENE N Te 47 Körper vom Maul bis zum Raus N ee Aa EA Länge der Zwischenschenkelhaut . » » 2»... .41 BEREBESCHWanzes" I. 6 par. Zoll. Ganze Breite des Thieres mit ausgespannter Flughaut . 7% ’) Ich habe nämlich einen Theil des Inhalts dieses Sackes mit Aether behandelt und glaubte dabei bemerkt zu haben, dass etwas aufgelöst wurde; die unlöslichen sehr dünnen Blättchen zeigten sich unter dem Mikroskop bei 300maliger Vergrösserung als ein aus un- regelmässigen, häufig 6seiten Zellen bestehendes Gewebe. 182 Ferd. Krauss: Ueber die Beutel-Fledermaus aus Surinam. Der Gattungscharakter würde also jetzt heissen: Saccopteryx Jlliger. Dentes primores = superiores minuti, cylindriei, acuti, distantes, in 2 ossieulä intermaxillaria, angusti, arcuati, mo- 1-1 1-1 distincti, conici, antice et postice ad basin processu parvo bilia inserti; inferiores minuti, clavati, trilobi. Laniarii instructi, primoribus sexies Jongiores. Molares 5, primi su- periores minimi, oculo nudo vix distineti, simplices; secundi et 2 antici inferiores conici, laniariis similes sed breviores; reliqui tritores, 3-5-cuspidati. Rostrum produetum, obtusum, Nasus prosthemate nullo. Auriculae mediocres, oblongae, apice rotundatae, trago parvo, obtuso. Corpus patagio digitali, lumbari et anali, membranaceis denudatis cinetum; patagium anale trunco brevius, integrum, medio truncatum. Sacculus parvus, membranaceus, in pagina interiore patagii antipedum ad antibrachii basin, facie interna plicatus et facie dorsali rima angusta aperiens. Cauda patagio anali breviore, basi adnata, apice libera. Syn. Vespertilio Schreb. — Taphozous Geoflr. — Ta- phien Temm. 183 Beobachtungen über den Nörz. Von Stan. Konst. Ritter v. Siemuszowa-Pietruski. Die Podhorodecer Menagerie besass einige Zeit hindurch ein Thier, welches zu den seltenern Europäischen gehört, und welches nebst dem Luchs, dem Biber und dem Bobak die an Naturprodukten aller Art so reiche, leider aber bis jetzt zu wenig bekannte Fauna Galiziens auszeichnet, nämlich die kleine Sumpfotter oder den Nörz, dieses seltene Thier, welches Linne und Buffon nie lebendig sahen, welches Cuvier in seinem Systeme zu den Iltissen, und die ältern deutschen Naturforscher zu den Ottern zählen. Ich glaube daher, dass es nicht überflüssig sein wird eine genaue Beschreibung unse- rer Nurka, so wie die Beobachtungen, welche ich an der le- bendigen zu machen die Gelegenheit hatte, in diesen Blättern mitzutheilen. Der Nörz oder die kleine Sumpfotter, der Stein- hund, Polnisch Nurka !) ezyli wydra mata, Französisch le moenek ou le toungouri, Mustela lutreola Linne, Glöger, Schreber, Putorius Jutreolus Cuvier, Boitard, Wiegmann, Lutra lutreola Blumenbach, Jlliger. Beschreibung. Die Länge von der Nasenspitze bis zum Ende des Schwanzes beträgt 22”, von welchen 7” der Schwanz einnimmt, die Schnautze dick mopsartig; 36 Zähne und zwar 6 Vorderzähne in beiden Kiefern, 2 Hundszähne oben und unten, 10 Backenzähne desgleichen, die Vorderzäline sind conisch, der grosse Reisszahn unten hat innerhalb keinen Höcker; an den beiden Seiten der hellbraunen Nase befinden sich 2 weisse Flecken, welche den ganzen Unterkiefer be- ’) Nurka, d. h. Taucherin von nurzac untertauchen, woraus wahrscheinlich der deutsche Nörz entständen ist. 184 v. Siemuszowa-Pietruski: decken und sich bis an die Kehle erstrecken; die kurzen breiten Ohren sparsam behaart; der kurze Hals nicht viel dünner wie der Körper. Die Füsse haben 5 mit einer kurzen Schwimmhaut verbundene Zehen und halb weiss, halb roth- braun gefärbte Nägel. - Das herrlich glänzende zobelartige Fell ist oben dunkelbrauner, am Halse und am Bauche etwas heller Farbe, der Schwanz ist schwarz. Aufenthalt. Dieses seltene Thier bewohnt Nordamerika, Norwegen, Liefland, Schlesien und Galizien, hier aber im Vergleich mit den andern Raubthieren in sehr geringer An- zahl. Es ist nirgends häufig und dabei so scheu und vor- sichtig, dass man es nur mit grosser Mühe erlegen und fast nie lebendig erlangen kann, nur manchmal im Winter gelingt es auf Tellereisen, die man im Schnee aufstellt, oder mittelst eigens zu diesem Zwecke gemachter Schlingen. , Unser :be- rühmter Naturforscher, der würdige Verfasser der Fauna und Flora Gal., Prof. Dr. Alexander Zawadzki, erwähnt in seiner Fauna, dass die Nörze zwar bei uns einheimisch sind, aber doch immer zu den seltenen Thieren gehören. Der Förster, von welchem ich mein lebendes Exemplar bekam, erzählte mir, dass sie sich gerne in der Nähe von fliessendem Wasser aufhalten, besonders wo tiefe Bäche die Urwälder der Kar- pathen durchschneiden, vorzüglich lieben sie solche aufge- schwemmte Stellen, an deren Ufer sich viele Erlen und Wei- denklötze befinden, manchmal im Winter, besonders im Ja- nuar und Februar, wenn die Gewässer mit Eis bedeckt sind, lassen sie sich auch in der Nähe der menschlichen Wohnun- gen sehen, hauptsächlich bei Kanälen, Teichen, Mühlen, wenn solche Brücken, Dämme, Schleusen haben, auf welchen sie sehr geschickt herumklettern. Endlich was ihre geographische Verbreitung in Galizien betriftt, so muss ich noch bemerken, dass man sie nie in den Ebenen gesehen hat, sondern immer in Gebirgsgegenden und zwar am häufigsten in der Gebirgs- kette des Samborer und Stryier Kreises, vorzüglich bei Mra- znica, Mirun, Wetdrisz, Borynia und in der Skoler Herrschaft. Die Nahrung besteht in kleinen Fischen, Krebsen und Fröschen, von diesen letzten werden nur die Hinterschenkel verzehrt. Ueber die Fortpflanzung ist bis jetzt nichts bekannt, Beobachtungen über den Nörz. 185 es scheint aber, dass der Nörz sich wie die Iltisse im April begattet und dass die Jungen im Juni zur Welt kommen. Sitten und Lebensweise. So wie der Nörz in sei- nem Körperbau viele Aehnlichkeit mit den drei Arten der ihm verwandten Thiere zeigt, nämlich mit dem Baummarder, der Fischotter und dem Iltisse, so auch, was die Sitten und Le- bensweise anbelangt, steht er zwischen diesen Thieren mitten inne, und zwar mit dem Baummarder hat er den schnellen Gang und die Geschicklichkeit im Klettern gemein, deswegen hat man ihn schon öfters im Walde und zwar fern vom Was- ser auf einem Baum kleine Vögel herumjagend gesehen, aber er schwimmt auch eben so leicht wie eine Fischotter und übertrifit diese letzte sogar in der Fertigkeit des Untertauchens bei weitem, und endlich den Geruch, welchen er in der Angst von sich giebt, das Schnauben und Bellen hat der Nörz mit dem Iltisse gemein, daher sein Trivialname Steinhund. Beobachtungen über den Gefangenen. Den 15. Januar 1845 bekam ich einen herrlichen erwachsenen männ- lichen Nörz, welcher in der MraZnicer Waldung, einer dem Grafen Reman Karnicki gehörigen Herrschaft, lebendig gefan- gen wurde; da aber das schöne Thier schon schwach und ent- kräftet in meine Hände kam, so konnte ich nicht viel Hofl- nung hegen, dasselbe lange am Leben zu erhalten, doch liess ich zu diesem Zwecke für ihn einen geräumigen 4 Ellen lan- gen und 2 Ellen breiten Behälter aus Brettern bauen, welcher von der Fronte mit einem Drahtgitter versehen war, und in ‚welchem sich eine kleine Zelle befand, worin ein geräumiges Gefäss mit frischem Wasser stand. Ilierin warf ich ihm täg- lich 20—30 lebende Fische (Cobitis barbatula und Cyprinus phoxinus) vor, und das schöne Thier fing sie sehr geschickt im Wasser schwimmend und untertauchend, was sehr anzie- hend zu sehen war; nach jedesmaligem Fange begab er sich an eine trockene Stelle seines Käfigs, um die erhaschte Beute rubig zu verzehren, Als ein nächtliches und noch dazu kran- kes Thier verschlief er den ganzen Tag in einem absichtlich dazu gestellien Kasten, erst mit Beginn der Abenddämmerung fing er an lebhafter zu werden, anfangs war er sehr wild und beissig, ich zweifle aber keineswegs, dass er sich mit der Zeit vollkommen gezähmt hätte, allein der kurze Besitz ge- 186 v. Siemuszowa-Pietruski: stattete nicht weitere Erfahrungen zu machen. Gegenwärtig befindet sich dieses herrliche Exemplar ausgestopft im Lem- berger Naturalien -Kabinet. Ueber den polnischen Biber. Von - Demselben. Die steigende Bodenkultur, deren natürliche Folge das Austrocknen und Urbarmachen der Moräste und die Ausrot- tung der Wälder den Menschen neue Quellen des Wohlstan- des eröffnet, hat auf einige Thierarten sehr verderblich ge- wirkt, und drohend nähert sich wenigstens in Mittel- Europa das Bibergeschlecht seinem völligen Untergange, man muss sich daher beeilen, um an den wenigen übriggebliebenen Bi- berfamilien durch fleissiges Beobachten die Naturgeschichte dieser Thiere zu vervollständigen. Da ich so glücklich war, durch die Güte des Herrn August Reddik mag. pharmaciae in Krakau einige schätzbare Notizen über die polnischen Biber zu erhalten, so fühle ich mich verpflichtet dieselben in diesen Blättern mitzutheilen. Herr Reddik schreibt mir am 8. Februar 1846: ‚Vor einigen Jahren haben verschiedene Warschauer Zeitschriften die Nachricht von zwei Bibern mitgetheilt, welche in der Nähe der Stadt unter einer Brücke an der Weichsel sich sehen liessen, und dieses Ereigniss als etwas ausserordentliches, ja wunderbares ausgegeben, schon damals hatte ich einen Aufsatz über die Biber verfasst, unglücklicherweise verhinderte eine langwierige Krankheit die Bekanntmachung desselben. Im Anfange des vorigen Jahres las ich wieder mit der lebhaf- testen Freude Ihren freundlichen Aufruf an diejenigen, die am Bug wohnen und mithin diese Thiere an Ort und Stelle be- obachten können, ich beeile mich daher das wenige, was ich über die polnischen Biber zu erfahren die Gelegenheit hatte, mitzutheilen. — Es traf sich als ich einst in Warschau wohnte, . Ueber den polnischen Biber. 187 dass ein Waidjunge aus Zegrze in der Nähe der Vereinigung des Bug mit der Narew Anfangs März 1822, als das Eis auf den Flüssen aufthaute, einen erschossenen Biber brachte, wel- chen ich wegen des damals zu verschiedenen Arzeneien stark gebrauchten Bibergeils für 2 Dukaten kaufte, und weil dieses Exemplar eine bedeutende Menge davon enthielt, so wurden später noch 2 andere von demselben Jäger eingekauft. Der oben erwähnte Waidjunge erzählte uns, dass er- sich seit meh- reren Jahren mit der Jagd dieser Thiere abgebe und zwar immer zu der Zeit, wenn der Bug und die Narew das Eis ablegen, denn alsdann werden die Biber aus ihren Höhlen vertrieben und retten sich auf grössere Eisblöcke, dieser Um- stand ist für den Schützen von grosser Wichtigkeit und ver- half auch unserem Waidjungen, mehrere und namentlich die erwähnten drei Stück zu erlegen, denn im Sommer, obwohl er ihre Schlupfwinkel kannte, war es ihm unmöglich einen einzigen zu bekommen und zwar aus dem Grunde, weil die Biber sehr schlaue und vorsichtige Thiere sind, die, sobald sie nur von weitem Gefahr ınerken, auf der Stelle untertau- chen und verschwinden.” Diese Aussage bestättigte Herr Obrubski, Apotheker in Terespol am Bug; überzeugt, dass sich die Biber in seiner Umgegend befinden, ging er viele Nächte hindurch auf den Anstand, in der Hoffnung einige zu erlegen, wenn sie auf ihre Nahrung, welche aus Erlen- und Weidenrinde besteht, ausgehen, doch vergebens, er bekam nie einen einzigen zu Gesicht, und wenn er eine oder zwei Nächte versäumte, fand er ganz bestimmt an der frisch abgefressenen Baumrinde und abgenagten Stämmchen sichere Spuren ihres Vorhandenseins; inzwischen gelang es ihm einmal einen jun- gen lebendigen Biber, der kaum 4 Monate alt sein konnte, zu bekommen, welchen er ein halbes Jahr hindurch in einem kleinen Teiche hielt und schöne Beobachtungen über die aus- serordentliche Schärfe des Gesichts und Geruchssinnes dieser Thiere zu machen die Gelegenheit hatte. Menschen und Hunde witterte der kleine Biber von weiter Ferne und ver- barg sich sogleich durch Untertauchen, die in einem Winkel gelegten Nahrungsmittel, welche aus verschiedenartiger Baum- rinde und aus kleinen lebenden Fischen bestanden, verzehrte 188 v. Siemuszowa-Pietruski: . er im Verborgenen zur Nachtzeit, manchmal liess er auch ein Geschrei hören, das zwar laut aber traurig klang. „Im Jahre 1826 brachte derselbe Waidjunge wieder einen erwachsenen männlichen Biber zum Verkauf, da wir aber damals genug Bibergeil hatten, so wurde er abgewiesen und begab sich zum Hutmacher, von nun an sah ich den Men- schen nie mehr. Die frühern gekauften drei Biber sowie der zuletzt gebrachte waren schöne grosse Exemplare, das grösste Männchen hatte 3 Fuss Länge, von der Nasenspitze bis zum Schwanzende gerechnet, der Kopf war 5 Zoll lang und 3 Zoll breit und der Schwanz ein Fuss lang; es wog 30 polnische Pfund. Das Gebiss bestand aus 20 Zähnen, in jedem Kiefer 40, nämlich 2 gelbe dicke vorragende Nagezähne, und auf jeder Seite derselben nach einem leeren Raume 4 Backen- zähne, von denen die obern vorn drei nach innen eine, und umgekehrt vorn eine und auch innen drei Falten hatten. Die Artkennzeichen stimmten vollkommen mit denen, welche unser berühmte Zoolog, Professor Doctor Felix P. von Jarocryn Jarocki ') in seiner vortrefllichen Zoologie angiebt, und war der ganze Körper mit doppelten 1%’ langen gelbbraunen Haa- ren bedeckt, der 4 Pfund schwere Schwanz glatt schuppig und von grünlich brauner Farbe, bei der Zergliederung faı- den wir am Bauche nach dem Schwanze zu 2 kleine zellige Säckchen mit 5—6 Loth des berühmten Bibergeils (casto- reum) polnisch Stroi bobrowy angefüllt, welcher alle guten Eigenschaften des Amerikanischen besass. Schliesslich muss ich noch bemerken, was mit dem Fleisch geschah. Es war uns bekannt, dass der Biberschwanz ehe- mals als leckeres Gericht auf den Tafeln der polnischen Ma- gnaten aufgetischt wurde, da wir aber die rechte Art und Weise, wie man diese Delicatesse zurichten soll, nicht wuss- ten, so wurde er mit Blätterkohl zubereitet und schmeckte vortrefflich, und in der That, es war eine fette, weisse, köst- liche Speise, die aber einen balsamischen Geruch hatte; aus den Rippen wurde ein Eingemachtes gemacht, und das übrige Fleisch zu einem Schinken geräuchert, alles war mürbe und gut, verbreitete aber den erwähnten balsamischen Geruch, das ') Gegenwärtig Direktor der Warschauer Naturalien-Kabinette. Ueber den polnischen Biber. 189 Fell wurde dem Kürschner übergeben. — Was die geogra- phische Verbreitung der Biber in Polen anlangt, so muss man annehmen, dass sie ihren Hauptaufenthalt am Bug haben, denn obwohl die oben erwähnten bei Serock, wo sich die Narew mit dem Bug vereinigt, erlegt worden sind, so hat man bis jetzt nie von dem Vorkommen dieser Thiere an jenem Strom gehört; die 3 Stück, welche wir in dem Jahre 1822 ange- kauft, derjenige, welchen wir im Jahre 1826 gesehen, die 2 unlängst bei Warschau gesehenen, so wie der im Jahre 1830 bei Elbing erlegte, haben sich bestimmt aus dem Bug dorthin verirrt. (In Galizien bewohnen sie auch die Ufer der Wisnia vorzüglich bei Rodatycere. Prof. Dr. Zawadzki bemerkt, dass die Ueberschwemmungen im Jahre 1836 viele getödtet haben sollen, an der Wisnia allein 4 Stück, welche in Lemberg des Bibergeils wegen für 20 Fl. Conv. M. verkauft wurden, und im Jahre 1838 war ich selbst so glücklich, der Zergliederung eines Biberweibehens, welche im Lemberger Naturalien-Kabi- nette stattfand, beizuwohnen, wir fanden in demselben 2 kleine Fötus, welche sich bis jetzt daselbst befinden, die Mutter nahm der Eigenthümer weg, Pietruski.) Auch muss man an- nehmen, dass diese Thiere in Polen gar nicht zu den grossen Seltenheiten gehören; weil aber gegenwärtig ihr Aufenthalt nur auf den Bug und die Wisnia beschränkt ist, wo sie ihre Höhlen an unzugänglichen Orten anlegen, und sie überdies noch schlaue vorsichtige Thiere sind, die nur bei der Nacht ihre Schlupfwinkel verlassen, so ist es allerdings begreiflich, warum sie so selten erscheinen; erst dann würde man zu einer ge- nauern Kenntniss der polnischen Biber gelangen, wenn ihr Aufenthalt von einem Zoologen beobachtet würde. Vor der Hand ist aber ihre gänzliche Ausrottung mit Recht zu befürch- ten, wenn die Regierung keine Anstalten trifit, um sie gegen die Nachstellungen gewinnsüchtiger Raubschützen zu sichern.” Podhorodce bei Stryi in Galizien, den 1. März 1846. 190 Fernere Bemerkungen über den Bau der Ganoiden. Von Joh. Müller. (Gelesen in der Akad. der Wissensch. zu Berlin am 12. März 1846.) In der Abhandlung über den Bau der Ganoiden (Archiv f. Naturgesch. 1845. Heft 1) habe ich einige wesentliche in- nere Eigenthümlichkeiten der Ganoiden bekannt gemacht und gezeigt, dass diese Thiere, welche den Knochenfischen im Besitz des Kiemendeckels gleichen, von diesen durch den Be- sitz einer Muskelschicht auf dem Arterienstiel und durch mehr- fache Klappenreihen innerhalb des Arterienstiels, sowie durch den Besitz eines Chiasma nervorum opticorum abweichen, während die Knochenfische nur 2 Klappen am Ostium arte- riosum der Kammer und keine Fortsetzung des Muskelfleisches des Herzens auf den Arterienstiel besitzen, ihre Sehnerven aber ohne Vermischung einfach kreuzend über einander weg- gehen. In diesen Beziehungen stimmen also die Ganoiden mit den Knochenfischen gar nicht, aber gänzlich mit den Se- lachiern (Haifischen, Rochen und Chimären). Ausser diesen allgemeinen und absoluten inneren Charakteren der Ganoiden erwähnte ich andere, welche den Ganoiden zwar auch eigen- thümlich sind, insofern sie niemals bei eigentlichen Knochen- fischen beobachtet werden, welche aber doch nicht bei allen Ganoiden vorkommen. Dahin rechnete ich unter andern die Existenz einer respiratorischen Kiemendeckelkieme und der Spiralklappe im Darmkanal. Erstere erscheint bei den. Stören, Scaphirhynehus und Lepisosteus, fehlt aber den Polypterus und Spatularia, die letztere wird bei den Stören, Scaphirhynchus, Spatularia, Polypterus beobachtet, während sie den Zepisosteus zu fehlen schien. Der Mangel der Spalte in der Netzhaut der Ganoiden war auch noch nicht allgemein beobachtet. Der Ueber den Bau der Ganoiden. 191 Zweck der gegenwärtigen Mittheilung ist, zu zeigen, dass die absoluten oder constant allgemeinen Charaktere der Ganoiden zahlreicher sind und mehrere der Charaktere, welche allen Knochenfischen fehlen, aber nicht allen Ganoiden eigen zu sein schienen, in der That allgemeiner sind. Seit der letzten Abhandlung haben sich die Materialien zur Anatomie der Ganoiden bedeutend vermehrt. Herr Dr. Roemer hat mir eine Spatularia und eine hinreichende Anzahl von Exemplaren des langschnautzigen Zepisosteus in Weingeist aus Nordamerika geschickt. Die neu erhaltenen Lepisosteus haben noch viel mehr Klappen im Arterienstiel des Herzens als das in Paris unter- suchte Exemplar, auch ist die Anordnung der Klappen ver- schieden. In dem Pariser Exemplar waren 5 gleich ausgebil- dete Längsreihen von 8 Klappen, also im Ganzen 40 Klappen vorhanden. In den neulich untersuchten Exemplaren sind 8 Längsreihen von Klappen, darunter 4 Reihen grösserer und 4 Reihen kleinerer Klappen dazwischen. Die Hauptreihen ent- halten 9 Klappen, die Nebenreihen theilweise weniger. Wären alle Klappenreihen gleich ausgebildet, so wären 72 Klappen vorhanden, es sind aber nur gegen 54 bis 60 ausgebildet. Dieser Unterschied zeigt schon speeifische Verschiedenheit an. Die von Dr. Roemer erhaltenen Exemplare sind die ge- wöhnliche langschnautzige Art Lepisosteus bison De Kay zool. of New-York part. III. Albany 1842. p. 271. Tab. 43. Fig. 139. (Lepidosteus osseus Agass. poiss. foss. II. 2. p. 2. Tab. A. Fig. inf. et sup.). Bei dem Pariser Exemplar war die Schnautze kürzer, so wie beim Caiman Eneyel. method. Tab. 71. Fig. 292. Lepisosteus platyrhynchus De Kay p. 273. Tab. 43. Fig. 137. L. semiradiatus Ag. poiss. foss. II. Tab. A. Fig. med., welche identisch zu sein scheinen. Spatularia hat innerhalb des mus- eulösen Arterienstiels 4 Längsreihen Klappen, in jeder 3. Eine wichtige neue Thatsache aus der Anatomie der Ga- noiden betrifft die Ganoiden ohne Kiemendeckelkieme, Poly- pterus und Spatularia. Bei denjenigen Ganoiden, bei welchen die respiratorische Kiemendeckelkieme fehlt, scheint die Kiemenarterie doch noth- wendig einen Ast zum Kiemendeckel zu geben, so dass diese Arterie gleichsam als Aequivalent jener Kieme oder als Aorten- 192 Joh. Müller: bogen anzusehen ist. Ich habe dies, ohne es eben zu suchen, beim Polypterus bichir beobachtet und es verhielt sich in meh- reren Exemplaren in gleicher Weise. Denselben Ast der Kie- menarterie zum Kiemendeckel fand ich dann auch bei der mir von Dr. Roemer gesandten Spatwlaria }). Hieraus geht wieder die tiefere Gesetzmässigkeit her- vor, welche selbst die Abweichungen beherrscht. Bei Kno- chenfischen ist die Verzweigung der Kiemenarterie immer auf die Kiemen beschränkt und es ist nie beobachtet worden, dass sie sich am Kiemendeckel verzweigt hätte. Wohl aber kennen wir zu jenem Verhalten ein nicht ganz analoges Beispiel bei Lepidosiren, wo die Kiemenarterie an der Kehlseite des Kopfes sich verzweigt. Bei Lepidosiren erklärt sich die Erscheinung aus der Gegenwart der Lungen, welche hellrothes Blut zum Herzen schieken, so dass der Arterienstamm vom Herzen ge- mischtes Blut zu den Kiemen sowohl, wie durch jenen Ast und die Aortenbogen zum Körper führt. Bei Polypterus und Spatularia ist die Erscheinung aus dem Eingehen der Kiemen- decekelkieme zu erklären. Die Verbreitung der Kiemenarterie in eine noch vor den Kiemenbogen liegende wahre Kieme ist allgemein bei den Se- lachiern. Alle von mir untersuchten Gattungen von Haifischen, !) Dies Exemplar ist 1% Fuss lang und hat Zähne im Oberkie- fer, Gaumenbeinen, Unterkiefer und auf dem vordern Theil der zwei ersten Kiemenbogen, also Po/yodon folium Lacep., der aber viel- leicht nur das junge der P/anirostra edentula ist, denn alle bisher beobachteten Exemplare mit Zähnen waren jung und alle ohne Zähne waren grössere. Siehe vergl. Anat. der Myxinoiden 1. p. 148. Auf der Schwanzfirste sind Fulera wie bei den Stören und die Seiten des obern Lappens der Schwanzflosse sind auch mit länglichen Knochen- tafeln belegt. Der Isthmus der Kehle und die hintere und untere Circumferenz der Kiemenhöhle sind mit dreilappigen Kartenherzför- migen zerstreuten Schüppchen besetzt. Lacepede hat sich geirrt, wenn: er dem Polyodon 5 Kiemenbogen zuschrieb, es sind nur 4. Dasselbe Schicksal haben die Störe gehabt. Brandt schreibt ihnen 5 Kiemenbogen mit Kiemenblättern (und ausserdem die Kiemen- deckelkieme) zu, aus Brandt und Ratzeburg ist dies Versehen in die Monographie der Störe von Heckel und Fitzinger über- gegangen. Kein Stör hat mehr als 4 Riemenbogenkiemen und dazu die Kiemendeckelkieme. Ueber den Bau der Ganoiden. 193 Rochen, auch die Chimaeren haben eine der Kiemendeckel- kieme der Ganoiden analoge Vorkieme (von einer Pseudo- branchie wohl zu unterscheiden) und ist also eben bewiesen worden, dass die Gefässe dieser Vorkieme aus der Kiemen- arterie entspringend, selbst dann noch vorhanden sind, wenn die Vorkieme durch regressive Metamorphose einge- gangen ist, Ich habe schon früher ein ganz ähnliches gesetzmässiges Verhalten bei den Gefässen der Pseudobranchien nachgewie- sen. - Dort handelt es sich aber um Arterien, die aus Kie- menvenen, nicht aus Kiemenarterien entspringen und welche also hellrothes Blut führen. Ich erlaube mir den Leser an die in der vergleichenden Angiologie der Myxinoiden nieder- gelegten Thatsachen zu erinnern. Es giebt nämlich Haifische mit Pseudobranchien im Spritzloch und ohne Pseudobranchien, selbst ohne Spritzlöcher. Dieselbe Carotis, welche bei den erstern durch das Wundernetz der Pseudobranchie durchgeht, nämlich sich darin auflöst und daraus von neuem zusammen- setzt, dieselbe macht bei Scymnus am Spritzloch nur eine Doppelschlinge, weil die Pseudobranchie fehlt, oder macht bei den Carcharias ohne Spritzlöcher und ohne Pseudobranchien, an der Stelle, wo diese sein sollten, ein plexusartiges Ge- winde, um dann wieder einfach fortzugehen. Die Gefässe be- obachten also ganz dasselbe gesetzmässige Verhalten beim Verschwinden der wahren Kiemen wie der falschen Kiemen, im ersten Fall entsteht aus einem dunkelrothes Blut führenden Ast der Kiemenarterie zur Kiemendeckelkieme durch das Ver- schwinden der letztern eine Körperarterie; im zweiten Fall entsteht aus einem hellrothes Blut führenden Ast der Kiemen- venen, nämlich aus der Arterie der Pseudobranchie durch das Verschwinden der Pseudobranchie eine Körperarterie. Die in den Seymnus fehlende Pseudobranchie habe ich im frühen Fö- tusalter gefunden. Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin a. d. J. 1840. p. 252. Hier» darf man wohl fragen, sollten die Polypterus und Spatularia nicht auch im Fötuszustande die Kiemendeckelkieme der Acipenser, Scaphirhynchus, Lepi- sosteus besitzen, welche der allgemeine Plan der Ganoiden aufnimmt und ist das von uns gefundene Aequivalent nicht auch ebenso durch Reduction einer Kiemendeckelkieme her- Archiv (, Naturgesch, X11, Jahrg. 1. Bd, 13 194 Joh. Müller: vorgegangen? Wenn es aber auch nicht wäre, so ist doch.in dem hier beschriebenen von allen Knochenfischen abweichen- den Verhalten dem allgemeinen Plan der Ganoiden genug ge- schehen. So wie nun in dem Kiemendeckelast der Kiemenarterie bei Polypterus und Spatularia ein letzter Rest der Kiemen- deckelkieme erhalten ist, eben so findet sich bei Zepisosteus eine Spur des Spritzlochs. Als solche betrachte ich eine blinde Vertiefung am Gaumen nach innen von der Pseudo- branchie, bei einzelnen Individuen dringt sie tiefer ein und bildet einen engen Kanal, in ähnlicher Weise wie bei denje- nigen Haifischen, die kein durchbohrendes Spritzloch besitzen, den Carcharias. Da dieser Kanal bei dem Fötus der (arcka- rias durchbohrend ist, so lässt sich dasselbe von den früh- sten Jugendzuständen der Zepisosteus vermuthen. Der blinde Kanal findet sich auch am Gaumen der Scaphirhynchus. In der vorigen Abhandlung. musste ich wegen Mangels an Materialien das Verhältniss der Gefässe der Kiemendeckel- kieme zu denen der Pseudobranchie dunkel lassen, es wurde nun vollends aufgeklärt. Die erstere erhält ihr Blut aus der Kie- menarterie, die Kiemenvene der respiratorischen Kiemendeckel- kieme verwandelt sich in die Arterie des Kiemendeckels. Diese schlägt sich nach aussen um die Einlenkung des Zun- genbeins am Os temporale, dringt wieder zur innern Seite des Kiemendeckels und giebt die Arterie der Pseudobranchie. Die Vene der Pseudobranchie wird Carotis interna, Es steht also fest, dass die Kiemendeckelkieme der Zepisosteus respi- ratorisch ist wie beim Stör, dass die andere Nebenkieme aber Pseudobranchie oder Wundernetz ist, und zwar Rete mirabile caroticum, wie bei den Plagiostomen und Stören ist, wie ich es in meiner ersten Abhandlung voraus gesagt hatte. Die Lepisosteus haben 2 Carotiden, eine äussere und in- nere, von diesen Arterien steht nur die innere in der erwähn- ten Beziehung zu der Pseudobranchie als Wundernetz. Die Carotis facialis des Zepisosteus entsteht auf jeder Seite als ein Ast der Kiemenvene der ersten der 4 Kiemen und dringt jederseits durch eine besondere Oefinung des grossen Flügels des Keilbeins in die Schläfenhöhle ein, um sich in den äus- seren und vorderen Theilen des Kopfes zu verästeln. Die Ze- Ueber den Bau der Ganoiden. 195 pisosteus zeichnen sich vor allen Fischen durch den Besitz der Processus pterygoidei (gebildet vom basilaresphenoideum und der ala ınagna) und die Einlenkung der Ossa pterygoidea an diesen Fortsätzen aus, wovon mir weder unter den Ganoiden, noch überhaupt unter den Fischen ein anderes Beispiel bekannt ist. An der innern Seite dieses Gelenkes ist der Processus ptery- goideus vom Basilare sphenoideum durch einen Halbkanal ab- gesetzt. In diesen tritt dje aus der Pseudobranchie kommende Carotis interna von unten ein, um sich nach aufwärts zu wenden, und über jener Furche tritt auch sogleich die Ca- rotis interna durch eine Oefinung ins Innere der Schädel- höhle. Daher sich bei Injection der Vene der Pseudobran- chie mit Quecksilber die Gefässe im Innern der Schädelhöhle füllen. Polypterus hat eine unpaare Carotis interna, welche aus dem Zusammenfluss der Kiemenvenen entsteht und sehr eigen- thümlich in der Mitte die Basis des Hinterhauptbeins durchbohrt. Die Arterien der zelligen Schwimmblase des Zepisosteus entspringen in grosser Anzahl aus der Aorta, die Venen gehen zu den beiden Subvertebralvenen zurück. Die zellige Schwimm- blase ist daher auch hier der Natur einer Lunge fremd. Bei Polypterus entspringen die Arterien der Schwimm- blasen aus der letzten Kiemenvene jeder Seite ungefähr an der Mitte des an die Kiemenhöhle angewachsenen Kiemenbogens, Die Venen der Schwimmblasen gehen zur mittlern Hohlvene, welche auch die Lebervenen aufnimmt. Diese unpaarige eigent- liche Hohlvene, welche von den paarigen Subvertebralvenen zu unterscheiden, kommt als ein ansehnlicher Stamm vom hintern Ende der Bauchhöhle vor dem After, wo sie mit den Subvertebralvenen und der Vena caudalis zusammenhängt; am hintern Ende der rechten grössern Schwimmblase, welche bis an den After reicht, schlägt sie sich um das hintere Ende der Schwimmblase vor dieselbe und begleitet sie, zwischen ihr und dem rechten sehr langen Leberlappen gelegen, bis zum Diaphragıma, Sie nimmt sehr viele quere Aeste aus der rech- ten Schwimmblase und zuletzt die re der rechten und linken Schwimmblase auf. Die Schwimmblasen des Polypterus sind ganz von einer 13* 196 Joh. Müller: Muskelhaut umgeben, ihre Schleimhaut zeigt nur sehr feine parallele Fältchen in schiefen Reihen. Bei Lepisosteus bildet die Musculatur Fleischbündel auf den Balken der Zellen- abtheilungen, aber die Anordnung der kleinen Zellen ist von den Trabeculae carneae ganz unabhängig. \ Alle Ganoiden besitzen wie die Selachier eine Schild- drüse. Es ist Jie zuerst von Stenonis (Anat. Rajae) bei den Rochen entdeckte Drüse, welche in der Mitte unter dem Kie- mengerüst zwischen diesem und der Kiemenarterie liegt. Sie ist neulich von Simon beim Störe als Schilddrüse beschrie- ben, sie findet sich an derselben Stelle auch bei Polypterus und Zepisosteus, gewöhnlich ist sie einfach, beim Polypterus ist sie doppelt, ihr mikroskopischer Bau stimmt völlig mit der Struktur der ‚Schilddrüse. Die Gefässdrüsen auf der Oberfläche des Herzens der Störe erscheinen bei den Spatularien wieder. Agassiz, Valentin und van der Hoeven haben in ihren Beschreibungen der Eingeweide des Zepisosteus die Spi- ralklappe des Darms nicht bemerkt. Da die von mir unter- suchten Exemplare des zoologischen Museums zu Paris ohne Baucheingeweide, die im anatomischen Kabinet aufgestellten Eingeweide aber nicht zur Hand waren, so musste ich es da- bei bewenden lassen. Nun finde ich aber bei Untersuchung der aus Nordamerika erhaltenen Exemplare, dass die Spiral- klappe allerdings vorhanden ist, sie ist nur rudimentär, so- wohl in Hinsicht ihrer Länge als ihrer Höhe. Der grösste Theil des Darms ist davon frei, sie befindet sich erst gegen das Ende vor dem Mastdarm; sie macht nur 3 Schrauben- windungen und ist ganz niedrig, so dass sie funetionell (Ver- mehrung der Oberfläche) ohne Wirksamkeit ist und nur ein Ausdruck des allgemeinen Planes der Organisation der Ga- noiden ist. Man sieht daraus auch, dass die Spiralklappe derjenigen Fische, welche sie besitzen, Ganoiden, Sirenoi- den, Plagiostomen, sich von der Grenze zwischen dem chylopoetischen Darm und Mastdarm aus zu entwickeln be- ginnt, dass sie von unten nach oben, nicht von oben nach unten an Länge zunimmt. Das Maximum ihrer Entwickelung erreicht sie, wenn sie wie bei Plagiostomen und beim Poly- Ueber den Bau der Ganoiden. 197 pterus bis zur Stelle, wo sich die Galle ergiesst oder bis zur Duodenalportion des Darmes hinaufreicht. Die Existenz der Spiralklappe gehört nunmehr unter die absoluten oder allgemeinen Charaktere aller Ganoiden, aber bei keinem Knochenfisch ist etwas der Art beobachtet. Mehr- reihige Klappen des Arterienstiels, Muskellage auf demselben und Spiralklappe des Darms scheinen sich gegenseitig zu be- dingen, wie bei den Selachiern, auch bei den Ganoiden. Wir “ kennen keine Ausnahme. Kännten wir einen Ganoiden mit Spiralklappe des Darnıs, dessen Arterienstiel und Herzklappen noch nicht untersucht wären, so könnten wir voraussagen, dass er eine Muskellage auf demselben und inwendig mehr- fache Klappenreihen besitze. Und umgekehrt wäre uns letz- teres bekannt, der Darm aber noch nicht untersucht, so könnten wir mit eben so viel Gewissheit voraussagen, dass die Spiralklappe vorhanden sein werde. Die ZLepidosiren un- terscheiden wir mit Recht von den Ganoiden. Die Geschlechtsorgane sind bei den Ganoiden nieht nach einem gemeinsamen Plane gebildet, es giebt vielmehr unter den Ganoiden in dieser Hinsicht eben solche tiefe Unterschiede wie unter den Familien der Knochenfische. Bei den Stören und Polypterus münden die Eileiter frei in die Bauchhöhle, und die Eier werden aus der Bauchhöhle durch die Trich- ter der Eileiter aufgenommen. Zepisosteus hat Abdonminal- öffnungen neben dem After. Die Eierstöcke sind sackförmig, die Eier entwickeln sich in der Dicke der innern Wand des Sackes, welcher sich in den Eileiter fortsetzt. Die Eileiter gehen nicht aus dem Ende, sondern aus der Mitte der Länge der Säcke ab, so dass die Säcke nach vorn und hinten blind sind. Die männlichen Geschlechtstheile bieten nichts eigen- thümliches dar, der Samenleiter hat in seinem Verlauf einige blasenartige Erweiterungen, seine Verzweigung in den Hoden und der ganze Hoden liess sich vom Samenleiter aufblasen. Der Samenleiter führt in den Harnleiter. Eine eigentliche Harnblase ist nicht vorhanden, aber vor der Ausmündung des Oanalis urogenitalis befindet sich eine beträchtliche sackartige Erweiterung, in welche beim Weibchen auch die Eileiter ein- münden. Die Harnblase fehlt auch den Polypterus. Der Um- stand, dass es im Bau der Geschlechtsorgane der Ganoiden 198 Joh. Müller: so grosse Unterschiede giebt, wie zwischen den Familien der Knochenfische, ist sehr interessant für die Bedeutung und den Umfang der Abtheilung, welche die Ganoiden im System ein- nehmen müssen. Man sieht allein schon daraus, dass sie viel mehr als eine Familie sind, und dass man ihre anatomi- schen Eigenthümlichkeiten in keinem Fall als Cha- raktere einer besondern Familie von Knochen- fischen ansehen kann. Ihre Auffassung als Unterklasse auf gleichem Range wie die Selachier, Knochenfische, Cyclo- stomen, Sirenoiden wird hierdurch bestätigt und ebenso wird die Familienverschiedenheit der Zepisosteus und Polypterus von neuem bewiesen. Im Auge des Lepisosteus fehlt der Spalt der Retina und Processus faleiformis wie bei Polypterus, und auch die Cho- roidaldrüse ist nicht vorhanden. Das Gehirn hatte sich nicht erhalten. Die Augennerven vertheilen sich bei beiden Fischen wie gewöhnlich zu den Augenmuskeln, aber in dem Ursprung der- selben bietet Zepisosteus eine sehr auflallende Abweichung dar, die ich in mehreren Exemplaren immer gleich fand. Ner- vus trochlearis und oculomotorius sind mit Aesten des Tri- geminus vereinigt, d. h. sind Zweige von Aesten des 'Trige- minus, beim Ursprung am Gehirn mögen sie wohl getrennt sein und dann in den Trigeminus eingeschlossen werden, von dem sie sich durch Präparation nicht trennen lassen. Trige-' minus tritt durch 2 Oefinungen aus dem Schädel, ein kleinerer Strang durch eine besondere Oefinung in der Ala parva, der übrige Theil des Stammes durch eine Oeflnung zwi- schen der Ala magna und Ala parva. Der erste Ast wird dann zusammengesetzt aus zwei Wurzeln aus beiden Stämmen. Nervus trochlearis und oculomotorius sind Zweige des durch eine besondere Oefinung der Ala parva durchgehenden Astes des Trigeminus. Der Stamm für den Rectus superior, inter- nus, inferior und obliquus inferior schliesst auch die Fasern für die Neryuli ciliares ein. Nervus abducens dagegen tritt mit dem hintern Theil des Stammes des Trigeminus aus einer Oefinung zwischen dem grossen und kleinen Flügel des Keil- beins heraus. Beim Polypterus sind die Augenmuskelnerven sämmtlich Ueber den Bau der Ganoiden. 199 selbstständig. Trochlearis geht zu vorderst durch eine be- sondere Oeflnung, die beiden andern Muskelnerven mit dem ersten Ast des Trigeminus durch eine andere Oefinung.: Zum ersten Ast des Trigeminus tritt noch eine Wurzel von dem weiter hinten austretenden übrigen Stamm des Trigeminus hinzu. Die Oefinung für den Trochlearis und die Oefinung für den ersten Ast des Trigeminus, oculomotorius und abducens befinden sich in der herabsteigenden Lamelle des Stirnbeins, die Oefinung für den übrigen Stamm des Trigeminus zwischen Stirnbein und Keilbein. Der Ramus opercularis des Trigeminus erscheint bei Le- pisosteus und Polypterus in gleicher Weise wie bei den Kno- chenfischen, beim Zepisosteus tritt er durch einen Kanal der Ala magna vom Trigeminus ab, durchbohrt dann das Os tem- porale, verläuft nun eine Strecke an der äussern Seite des Praeopereulum und tritt dann erst auf die innere Seite des Kiemendeckels. Ich verweise auf die Abbildungen, die ich in den Abhandlungen der Akademie geben werde. Die Nebenkiemen des Lepisosteus erhalten Zweige vom N. glossopharyngeus, der sich bei beiden Fischen mit dem Ramus opercularis trigemini verbindet und sich wie gewöhn- lich verästelt. Nervus vagus tritt beim Lepisosteus durch eine Oeflnung des Oceipitale laterale, beim Polypterus zwischen Oecceipitale und Mastoideum aus. Beim Polypterus erhält die längere rechte Schwimmblase vom rechten und linken Ramus in- testinalis Zweige, die kleine linke Schwimmblase nur vom linken Ramus intestinalis. Lepisosteus besitzt nur einen Seitennerven, Polypterus hat deren zwei vom Vagus, einen obern und einen untern, der erstere verläuft nahe der obern Mittellinie unter dem Schuppenpanzer, der untere geht an der Seitenlinie her mit dem Seitenlymphgang, beide liegen über den knopfförmigen Enden der rippenartigen (aber von den Rippen zu unterscheidenden) Fleischgräthen, welche sich mit den Schuppen der Seitenlinie verbinden. Hinter dem Vagus treten beim Polypterus noch 2 Nerven durch den Schädel, durch Löcher des Os oceipitale, nämlich der Hypoglossus für den Musculus sternohyoideus und ein Nerve für die Brustflosse, welche letztere ausserdem noch 2 200 Joh. Müller: Spinalnerven erhält. Bei ZLepisosteus osseus treten noch 4 Nerven hinter dem Vagus durch das Hinterhauptsbein, drei, wovon der vorderste sehr fein, durch Löcher des Oceipitale laterale, der vierte durch eine Oefinung im aufsteigenden Theil des Oceipitale basilare, die beiden ersten verbinden sich 'aus- sen zum Nervus hypoglossus für den Musculus sternohyoideus. Die beiden hintern gehen zur Brustflosse. Hieraus ersieht man klar, dass auf die Zahl der letzten Hirnnerven oder Schädeldurchgänge hinter dem Vagus durchaus kein Werth zu legen ist und eine übereinstimmende Zahl von Hirnnerven für die Wirbelthiere gar nicht zu suchen ist. Der Nervus sympathieus der Ganoiden verhält sich wie bei den Knochenfischen, beim Polypterus verläuft er jederseits der Aorta und steht mit den Spinalnerven durch sehr lange Rami communicantes in Verbindung. Noch ist eine sehr eigenthümliche Erscheinung an den untern Dornen (des Schwanztheils der Wirbelsäule) der Ga- noiden zu erwähnen, bekanntlich bleiben diese untern Dornen beim Polypterus und Lepisosteus als besondere der Wirbel- säule angehängte Knochen bestehen, ganz so wie die unteren Dornen am Schwanz einiger Säugethiere. Vergl. Osteol. der Myxin. 97. Das merkwürdige ist nun, dass diese untern Dor- nen bei den Ganoiden mit knöchernem Skelet, Gunoidei. hol- ostei, nicht wie bei andern Fischen aus der Vereinigung der untern Apophysen der Wirbelkörper (welche bei den Fischen im Jugendzustande besondere Knochenstücke sind) zu ent- stehen scheinen, sondern dass sie bei Lepisosteus deutlich aus der Vereinigung der Rippen selbst gebildet werden. Bei den Knochenfischen ist es ganz anders; dort entstehen sie ohne alle Ausnahme immer aus der Vereinigung der untern Apo- physen der Wirbelkörper, d. h. der untern Wirbelstücke des Fötus und bei sehr vielen Knochenfischen hängen die Rippen noch an den untern Dornen am Ende des Bauches. Dieser Unterschied der Gunoidei holostei, und Knochenfische gehört zu den wesentlichsten osteologischen Abweichungen, welche überhaupt in der Abtheilung der Wirbelthiere vorkommen. Man muss demnach sehr gespannt sein, den Fötuszustand der ‘Wirbelsäule bei diesen Ganoiden kennen zu lernen. Bei den Stören entsteht der untere Dorn wie gewöhnlich nur aus den * Ueber den Bau der Ganoiden. 201 untern Wirbelstücken, welche die ganze Länge der Chorda besetzen. Von meiner ersten Abhandlung über den Bau der Ga- noiden und das natürliche System der Fische hat Hr. C. Vogt eine französische Uebersetzung in den Annales des sciences naturelles 4845. Juillet geliefert und dieser Abhandlung einige Bemerkungen folgen lassen; darin ist eine Beobachtung ent- halten, wodurch diese Materie um eine wichtige Thatsache vermehrt wird. Vogt hat bei Untersuchung der Amia calva des Pariser Museums auf die von mir aufgestellten Charaktere von den Klappen und dem Muskelbeleg des Arterienstiels der Ganoiden in der Amia einen neuen Ganoiden der Jetztwelt entdeckt. Er fand nämlich bei diesem Süsswasserfisch Caro- lina’s, der von Cuvier (gleichwie auch Polypterus und Lepi- sosteus) unter die Ölupeiden gebracht und den ich darunter gelassen, 2 Querreihen von Klappen im Arterienstiel und in jeder Reihe 5—6 Klappen, auch war der Arterienstiel wie bei andern Ganoiden äusserlich von einer scharf abgegrenzten Lage von Muskelfleisch umgeben. Amia hat nach demselben Beobachter auch eine schraubenförmige Spiralklappe des Darıns, welche einige Windungen macht, ohne jedoch den obern Theil des Darms zu erreichen und welche also wie bei Zepisosteus nur auf den Theil des Darms vor dem, Mastdarm beschränkt ist. Ungeachtet dieser anatomischen Uebereinstimmung mit Polypterus und Lepisosteus haben doch die Schuppen der Amia mit den Schuppen jener Ganoiden durchaus keine Aehnlichkeit und man sieht hierbei wieder, wie wenig man sich auf die Sehuppen verlassen kann. Die Schuppen der Amia sind nichts weniger als knöcherne Tafeln, sie sind biegsan und abgerun- det. Unter den fossilen Fischen, welche Hr. Agassiz zu den Ganoiden zählte, giebt es schon ähnliche Schuppen bei den Megalurus und Leptolepis und es ist dies ein Grund mehr, dass diese beiden Gattungen, über welche ich selbst bisher wegen Mangels direkter Charaktere zu keinem bestimmten Urtheil gekommen bin, *Ganoiden sein mögen. Auch im Ha- bitus gleicht die Amia, wie jene, mehr den Knochenfischen, als den übrigen Ganoiden. Ich hatte ihre äussern Charaktere an dem Exemplare der zoologischen Sammlung zu Paris, so 202 Joh. Müller: wie die zellige Schwimmblase an den ausgenommenen Bauch- eingeweiden im anatomischen Kabinet ebendaselbst untersucht.) Vogt glaubt, dass Amia ungeachtet des Baues des Arte- rienstiels von ‚Sudis und Osteoglossum nicht getrennt werden könne, da sie sonst so ähnlich seien. Swdis ist nach meinen Beobachtungen ein Knochenfisch mit 2 Klappen am Ostium arteriosum der Kammer, ohne Muskelbeleg des Arterienstiels und ebenso verhält sich Oszeoglossum ?). Jene Meinung läuft darauf hinaus oder kann so ausgedrückt werden, dass diese Fische zusammen entweder Ganoiden oder zusammen Kno- chenfische seien, sei es, dass die Sudis und Osteoglos- sum der dmia oder die Amia den Sudis und Osteoglos- sum folgen. In der That hält Vogt die 4dmia für einen Ga- noiden und Swdis sei daher auch ein Ganoid. Weil nun Sudis für einen Ganoiden erklärt wird, deswegen sollen die anato- mischen Charaktere nicht exclusiv sein. Ich kan nur die Grundsätze wiederholen, die ich in meiner vorigen Abhandlung zur Ausscheidung der falschen Ganoiden entwickelt habe. Weil die anatomischen Charaktere der Ganoiden jetzt die ein- zigen wesentlichen geworden sind, die wir von ihnen kennen und die an ihnen haften bleiben und weil sie exclusiv sind, deswegen sind die Sudis und Osleoglossum gemeine Knochen- ’) In meinen Mittheilungen von 1842 und 1843 habe ich die Amia übergangen. Sie gehörte mit zu denjenigen Fischen, über welche ich im Herbst 1844 in Paris mich aufzuklären beabsichtigte. In ihrem Habitus lag jedoch nichts, was die Idee eines Ganoiden bei mir erregen konnte, dies war die Ursache, warum ich die Unter- suchung des Herzens unterliess und sie bei den Clupeiden liess. Um so verdienstlicher ist ‘die Beobachtung von Vogt, welcher ohne Zweifel durch die Erinnerung an die abweichenden rund- schuppigen Ganoiden der Vorwelt zu ihrer Untersuchung bestimmt wurde. Aus meinen Notizen über Azua erwähne ich: keine Ne- benkiemen, Oberkiefer nach aussen vom Zwischenkiefer, mit einem Anhang; in der Kiemenhöhle unter und hinter den Kiemen ein eigener langer spitzer, platter knorpeliger Fortsatz von runzeliger Haut überzogen, am Isthmus befestigt, gegen den Schultergürtel gerichtet, Schuppen länger als breit, weich biegsam, der Länge nach gestreift. ?) Die Abbildung des Osteoglossum bieirrosum in Spix pisc. bra- sil. ist in Hinsicht des Schwanzes entweder feblerhaft oder ist von einem Fisch mit monströsem Schwanz entnommen. u a nn. Ueber den Bau der Gänoiden. 203 fische, also aus demselben Grunde, aus dein die vielen andern einst zu den Ganoiden gezählten Knochenfische daraus aus- geschlossen werden mussten. Das war ja eben die Aufgabe meiner Arbeit, Charaktere zu finden, welche über alle äus- seren Formähnlichkeiten hinaus die Fische nach ihren funda- mentalen inneren Verwandtschaften zusammenführen. Ich glaube, dass diese Aufgabe für immer gelöst ist und ich kenne keine äussern Charaktere, die wichtig genug wären, 2 Fische zu verbinden, die ihrem innern Bau nach so verschieden sind als ein nacktes und beschupptes Amphibium, So gewiss alle nackten Amphibien übereinstimmen, dass sie ein Aortenherz besitzen, so nothwendig dieses Herz allen beschuppten Am- phibien fehlt, so scharf unterscheiden sich die Ganoiden und die Knochenfische in diesem absoluten Charakter. Das Schick- sal der Sudis und Osteoglossum ist sicher bestimmt durch den Bau, den icli von ihnen angegeben und ebenso bestimmt ist das Schicksal der Jmia als Ganoiden durch die Beobach- tung von Vogt entschieden. Man hielt ehemals die Zsox, Belone und Lepisosteus für - so ähnlich und verwandt, dass sie vermöge ihrer Form in demselben Genus standen. Nachdem die Lepisosteus entfernt waren, schienen wenigstens die Gattungen Zsoxr und Belone unzertrennlich zu sein; die Anatomie hat diese Verwandtschaft zersetzt, dass davon keine Rede mehr sein kann. Siehe die Abhandlung über die natürlichen Familien der Fische. Arch. f. Naturg.1843.1. Und worin soll nun die bindende Verwandtschaft der Amia mit den Sudis und Osteoglossum bestehen? und mit den Erythrinus? die nach V ogt auch vielleicht Ganoiden sollen sein können, «da sie doch wie bündig bewiesen ist, Characinen sind. Amia, Sudis, Osteoglossum sind Fische mit weichen Flossen, abdominalen Bauchflossen und mit schuppenlosem hartem Kopf, grossen Backenknochen, langer Rücken- und Afterflosse, deren Oberkiefer nach aussen vom Zwischenkiefer liegt. Darin stimmen sie überein, was in gegenwärtiger Frage nicht die ge- ringste Bedeutung hat; den harten schuppenlosen Kopf und grosse Backenknochen haben unzählige Fische der verschiedensten Abtheilungen und es ist so wenig etwas ausserordentliches bei den Sudis als bei den Zrythrinus, Xiphoramphus und Xi- phostoma und manchen andern Characinen. Die Schuppen der 204 Joh. Müller: Sudis und Amia sind gänzlich unähnlich. Diejenigen der Sudis (Arapaima), Heterotis, Osteoglossum sind mosaikartig zusammengesetzt, auf der Oberfläche granulirt, die Schuppen der Osteoglossum auch wie bei andern Knochenfischen con- centrisch gestreift; die Schuppen der Amia sind nicht zusam- mengesetzt und haben auf der Oberfläche parallele der Länge nach verlaufende erhabene Linien. Ich weiss noch weniger, warum Agassiz in der dritten Lieferung seiner poissons fossiles du vieux gres rouge die ‚Sudis zu der Familie der Coelacanthen unter den fossilen Ga- noiden bringen will. Er bildet sogar dort das Skelet eines Sudis zur Erläuterung der Coelacanthen ab. Die Coelacanthen sind nach Agassiz Fische, welche sich auszeichnen, dass ihre Knochen und Flossenstrahlen hohl sind. Bei Coelacan- thus heften sich die Ossa interspinosa auf die Frocessus spinosi und die Flossenstrahlen sind unverästelt. Alles dies kann von den ‚Sudis nicht gelten. Wären die Szdis den Coelacanthen verwandt, so würde ich es als erwiesen ansehen, dass die ächten Kno- chenfische der Jetztwelt, allen frühern Folgerungen von Agassiz entgegen, bis in die ältesten Formationen der Vorwelt hinab- reichen. In der neuern Monographie hat Agassiz die Coel- acanthen mit Hinzuziehung einiger Fische aus anderen Fa- milien anders formulirt, als Ganoiden mit runden dachziegel- förmigen Schuppen und gefalteten Zähnen. Diese runden Schuppen würden sich von den Schuppen der Knochenfische nur durch ihren Schmelz auszeichnen. Aber die Sudis haben weder den Schmelz der Schuppen noch die Zähne der Coel- acanthen. Genau genommen, so wissen wir überhaupt von diesen allgemeiner gefassten Coelacanthen der Vorwelt nur weniges und nur unsicheres. Die Ganoidnatur der ächten Coelacanthen beruht meines Erachtens darauf, dass ihnen die Wirbelkörper fehlen. Undina bei Graf Münster Beitr. V. Taf. 1I., auch von mir selbst untersucht. Dagegen haben wir von den Amia und Sudis ein über ihre Natur entscheidendes Wissen und die unter sich gänzlich verschiedenen Organisa- tionen der Amia und Sudis können schwerlich dazu dienen, "die unsichere Familie der Coelacanthen aufzuklären. Da ich diese Swdis an dem von Rich. Schomburgk eingesandten Weingeist-Exemplare und Skelet längst in allen Beziehungen Ueber den Bau der Ganoiden. 205 anatomisch untersucht habe, so kann ich für gewiss versichern, dass sie sich nicht in einem einzigen Punkt von dem gemein- samen Typus und Plan aller unserer gemeinen Knochenfische der Neuwelt entfernen. Sie schliessen sich ferner durch die Osteoglossum an die Megalops und Aotopterus und durch diese selbst an die Chatoessus und Clupea. Dass sie durch die Pseudo- branchien nicht einmal geschieden sind, sondern eine fortlau- fende Reihe bilden, habe ich in der vorigen Abhandlung bewiesen. Da 4Amia mit den übrigen Ganoiden in den bis jetzt un- tersuchten Verhältnissen ihres Baues, in dem Muskelbeleg des Arterienstiels, in seinen mehrfachen Klappenreihen, in der Spiralklappe des Darms stimmt, so lässt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit voraussagen, dass sie auch ein Chiasma nervorum opticorum, eine Schilddrüse und eine ungespaltene Retina haben werde, und Ja sie keine Nebenkieme am Kie- mendeckel hat, so lässt sich vermuthen, dass sie auch mit Polypterus und Spatularia den Ast der Kiemenarterie zum Kie- mendeckel als Aequivalent der Kiemendeckelkieme haben wird. Die vergleichende Anatomie führt in ihrer vollkommenen Ge- stalt zu solchen nothwendigen Consequenzen, dass sich für die Organisationen Ausdrücke finden lassen, welche dem Aus- druck einer Gleichung ähnlich sind. Sind diese Ausdrücke erst gefunden, so müssen sich im gegebenen Fall, wie in einer Gleichung, aus den bekannten Grössen die unbekannten be- rechnen lassen. Gegen die erneuerte Vergleichung und Zusammenstellung der Siluroiden, insbesondere Loricarien mit den Stören und Scaphirhynchus brauche ich mich wohl nicht anders zu ver- wahren, als dass ich mich auf allgemein anerkannte Thatsachen der Anatomie beziehe und ich bemerke nur, dass die Scapkirhyn- chus, die ich anatomisch untersucht, den Stören vollkommen glei- chen, nicht die geringste Aehnlichkeit mit denLoricarien weder im Skelet noch in den Eingeweiden besitzen, und dass selbst ihre Aehnlichkeit der äussern Gestalt nur metaphorisch ist, indem sie sich bei genauerer Betrachtung der verglichenen Theile, 2. B. des Mauls, Schwanzes als völlige Unähnlichkeit heraus- stellt. Es giebt hier so wenig Uebergänge als zwischen einem Hecht und einem Haifisch. Loricaria und Scaphirhynchus sind durch einen eben so grossen Abgrund von einander getrennt, 206 Joh. Müller: Die anatomischen Charaktere der grossen Abtheilungen müssen allerdings absolut, d. h. ohne Ausnahme sein, sie sind es aber auch. Sie sind nur bis jetzt zu wenig beachtet. Wie _ viele Zoologen und Anatomen hätten es wohl bis jetzt beach- tet, dass alle nackten Amphibien ein Aortenherz besitzen und dass es allen beschuppten fehlt. Welches Amphibium ein Aortenherz besitzt, das, wissen wir, verwandelt sich auch, athmet in der Jugend mit Kiemen, später mit Lungen, und welches Amphibium sich verwandelt, das hat auch ein Aor- tenherz. Sobald ein Reptil ohne Aortenherz ist, so wissen wir auch, dass es ohne Metamorphose ist und umgekehrt. Dass es bei den Ganoiden nicht allein auf die Klappen- reihen ankömmt, liegt auf der Hand, die anffallenden Unter- schiede in den Klappen sind hier gleichzeitig mit der, tiefern Verschiedenheit in dem Bau des Herzens, in der Existenz oder dem Mangel einer ganzen Herzabtheilung. Was unter den Amphibien besteht, ist nicht nothwendig unter den Fischen vorhanden. Es ist aber doch beachtungswerth, dass auch unter den Fischen diejenigen, welche eine auffallende Metamorphose besitzen, mit einem Herz des Arterienstiels be- gabt sind. Ich meine die Plagiostomen, deren Fötus-Larven mit äussern Kiemen versehen sind. Von den Jugendzuständen der Ganoiden wissen wir noch nichts. Unter den Sirenoiden behalten die Protopterus (Lepidosiren annectens) die von Pe- ters entdeckten äussern Kiemen. Ich unterscheide von den absoluten die relativen anato- mischen Charaktere. Organe, welche in einzelnen Familien, Gattungen, Arten fehlen, wie die Schwimmblase, können nicht zur Formulirung der grossen Abtheilungen oder Unterklassen benutzt werden, aber sie haben einen relativen Werth bei den untergeordneten Sectionen; d. h. das Organ, wenn es vorkömmt, muss nach den Principien der Ordnung oder Fa- milie formirt sein. Auf die Gegenwart der Schwimmblase ist unter keinen Umständen irgend ein Werth zu legen, aber ihr Bau ist, sofern sie vorhanden ist, unabänderlichen Gesetzen unterworfen, welche wir kennen, sobald wir die wahren Ord- nungen und Familien der Fische kennen. Nach diesem Gesetz ist sie unter allen Physostomi abdominales und apodes mit einem Luftgang versehen, sobald sie überhaupt da ist und Ueber den Bau der Ganoiden. 207 entbehrt sie des Luftganges bei allen Anacanthini (subbrachii und apodes), allen Acanthopteri, allen Pharyngognathi mit stacheligen oder weichen Flossen. Nach diesem Gesetz der relativen anatomischen Charaktere ist die Schwimmblase bei den Oyprinoiden und Characinen in die Quere getheilt, und bei den Cyprinoiden, Characinen, Siluroiden, sofern sie vor- handen ist, ohne Ausnalıme mit dem Gehörorgan durch eine Kette von Gehörknöchelchen verbunden. Alles dies führte mich gerade zu dem entgegengesetzten Resultat von demjenigen, was Vogt aus seinen Beobachtungen gezogen und womit er seine Bemerkungen schliesst und ich be- weise damit, dassdie anatomischen Charaktere in bestimmter Folge der Abtheilungen, Ordnungen und Familien exelusiv sind, dass man allein danach die Classification der Fische unternehmen kann, auch ist es zu erwarten, dass die vergleichende Em- bryologie der Fische, weit entfernt Thatsachen von abwei- ehender Consequenz zu liefern, nur dasjenige bestätigen kann, was uns die vergleichende Anatomie gelehrt hat, wie es auch schon jetzt in Hinsicht der Embryologie der Knochenfische und Plagiostomen vorliegt. Unter den äussern Charakteren giebt es ähnliche wie die- jenigen, welche wir als relative anatomische Charaktere be- zeichneten und die gehören zu den wichtigern, z. B. die Fulera sind nicht allen Ganoiden eigen, fehlen aber ohne Ausnahme den Knochenfischen. Wo sie vorkommen, zeigen sie mit Evidenz den Ganoiden und dessen ganze innere Struktur an. Sonst sind die äussern Merkmale meist von untergeordneter Wich- tigkeit. Auf Schuppen, Panzer und dergleichen ist niemals „irgend ein Werth von Belang zu legen, das sind Sachen, welche selten in Familien und meist nur bei einzelnen Gat- tungen der Familien in Betracht kommen, Da noch öfter vom Schmelz der Schuppen bei Ganoiden die Rede ist, so will ich nur bemerken: Aria hat keinen Schmelz auf den Schuppen, die Art Schmelz, die aus erhabenen Linien einer von dem Körper der Schuppen verschiedenen Substanz be- steht, kommt den mehrsten Knochenfischen zu, und wie- der giebt es Knochenfische mit tropfartigem Schmelz, wie auf ‘den Schildern einiger Ostracion. Dass aber die Ostracion Knochenfischesind, habeich in der vorigen Abhandlung bewiesen. 208 Joh. Müller: Ueber den Bau der Ganoilen. Ueber die Stellung der Amia im System der Ganoiden lässt sich schon jetzt bemerken, dass sie weder zur Familie der Lepidosteini noch zu der der Polypterini gerechnet wer- den kann. Denn von jenen wird sie durch den Mangel der Fulera an den Flossen ausgeschlossen, von diesen durch den Mangel der nur den Polypterus eigenen Flossenbildung, der Polypterie der Rückenflosse. Ich halte Amia für den lebenden Repräsentanten einer eigenen Familie der Ganoiden, deren analoge Gattungen von ähnlicher Gestalt, Flossenbildung, weichen Schuppen und knöcherner Wirbelsäule unter den fos- silen Megalurus, Leptolepis, T’hrissops und ihren Verwandten, überhaupt unter den Ganoidei holostei ohne Fulera der Flos- sen leicht erkennbar sind. Die Verschiedenheit der Amidae und der Coelacanthi als Familien der Ganoiden ist hinreichend bewiesen durch das was oben über den unossifieirten Zustand der Wirbelkörper bei Undina bemerkt.worden ist; abgesehen davon, dass bei Macropoma auch Fulera der Flossen beob- achtet sind. Die Zepidosteini sind sehr zahlreich durch die fos- silen Ganoiden mit doppelten Reihen der Fulera an den Flos- sen (Lepidotus und Verwandten), die Polypterini gar nicht in der fossilen Vorwelt repräsentirt. Zuletzt verdient erwogen zu werden, in wie weit Aus- sicht vorhanden sei, dass die Zahl der noch lebenden Ganoi- den durch fernere anatomische Untersuchung der Gattungen auf die von mir gefundenen Charaktere vermehrt werden könne. Unter den Seefischen dürften schwerlich noch Ganoiden ver- borgen sein, und wenn es deren noch giebt, so dürften sie unter den wenigen noch nicht untersuchten Gattungen von Flussfischen mit abdominalen Bauchflossen zu suchen sein. Nordamerika, namentlich die Fauna des Ohio, (Rafinesque ich- thyologia ohiensis) würde hauptsächlich in Betracht kommen. Unter einigen noch nicht wiedergesehenen Formen: scheint be- sonders der Sarchirus vittatus des Rafinesque J. Acad. Philad. I. 418. Taf. XVII. Fig. 2 beachtenswerth, den ich wegen seiner äusseren Formen vorläufig zu den Scomberesoces ge- zogen, und dessen Stellung durch -Untersuchung der Schlund- knochen und der Herzklappen u. a. noch festzustellen ist. 209 Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien mit besonderer Rücksicht auf die kürz- lich durch Herrn v. Siebold ausgesprochenen An- sichten über diesen Gegenstand. Von ©. Eckhard. (Hierzu Taf. VII. und VIll.) 1. Seit der Entdeckung und Vervollkommnung der Mi- kroskope hat in allen naturwissenschaftlichen Diseiplinen, wo dieses seine Anwendung finden kann, ein neues wissenschaft- liches Streben begonnen, dem man seine Anerkennung nicht versagen kann, weil es uns mit einer Menge der interessan- testen Thatsachen bereichert hat, die man früher niemals ahnen konnte. Auf dem Felde der Botanik haben sich R. Brown, H. Mohl, M. J. Schleiden u. A. mit Erfolg versucht, und in den zoologischen und anatomischen Gebieten sind nicht min- der wichtige Arbeiten von J. Müller, Bischofl, Schwann, Rei- chert etc. erschienen. Einen Hauptanstoss zu all diesen mi- kroskopischen Forschungen gab unstreitig Ehrenberg durch seine zahlreichen Arbeiten über eine Thierklasse, die vor ihm . sieh nur weniger Arbeiter zu erfreuen gehabt hatte und deren anatomische und physiologische Verhältnisse vor ihm so gut wie unbekannt waren. Leider aber ist dieser Schatz trefllicher Beobachtungen nicht nach Verdienst gewürdigt worden; Vielen ist er unzugänglich gewesen, Andere aber haben die Beob- achtungen entweder gar nicht oder nur flüchtig wiederholt und deshalb Ansichten ausgesprochen, die einer wissenschaft- liehen Kritik nicht Stich halten. Auch in dem im vorigen Jahre erschienen „Lehrbuch der vergleichenden Ana- tomie von v. Siebold und Stannius” hat v. Siebold in Archiv f, Naturgesch. XI. Jahrg, 1. Bd, 414 210 C. Eckhard: dem Abschnitt über Infusorien Ansichten über deren Bau aus- gesprochen, die gänzlich von denen Ehrenberg’s abweichen. Es bedurften diese daher einer vielseitigeren Beleuchtung, um von subjecetiven Meinungen das zu sichten, was als ausge- machte wissenschaftliche Wahrheit gelten kann; zumal da schon in der Wissenschaft Ehrenberg’s Ansichten, weil auf klare Beobachtungen gestützt, Anklaüg gefunden hatten. Herr v. Siebold’s Meinungen über den Bau der Räderthiere hat H. Schmidt schon im vorigen Hefte dieses Journals ausführlich besprochen, ich versuche es durch diese Arbeit rücksichtlich der Polygastrica. Dass ich mich ausführlich in die Organisa- tion und Physiologie dieser Thiere einliess, hat einerseits darin seinen Grund, dass wir bis jetzt keine Abhandlung be- sitzen, die uns im Zusammenhange das hierher Gehörige vor Augen führte (denn Ehrenberg’s Beobachtungen sind sehr zer- streut und wollen selbst im grössern Infusorienwerk gesucht sein), andererseits aber darin, dass ich einige bisher noch nicht bekannte Beobachtungen gemacht habe, die vielleicht von Interesse sein könnten. 2. Ehe ich zur eigentlichen Darstellung der Organisa- tionsverhältnisse übergehe, muss ich eine Aeusserung des H. v. Siebold im eitirten Werke näher besprechen. Es heisst nämlich darin (p. 7): „Aber auch die als Polygastrica noch übrigen Infusorien (nach Ausscheidung der Rotatorien) bedür- fen einer weitern Beschränkung, indem die zu den Oloste- rien, Bacillarien, Volvocinen gezählten Organismen und wahrscheinlich noch viele andere darmlose Magenthiere Eh- renberg’s in das Pflanzenreich verwiesen werden müssen.” Der Streit über die Natur dieser Körper ist alt und datirt sich von der Zeit ihrer Entdeckung. Unzählige Mal ist er erneuert worden, bald von Zoologen, bald von Botanikern; und obgleich dies geschehen, ist doch, wie es scheint, die Wahrheit noch nicht festgestellt. Lehrbücher der Botanik und Zoologie enthalten nicht selten beide eine und dieselbe Gat- tung oder wohl gar Familie. Ich muss befürchten, dass bei einer hier nochmals vorzutragenden Untersuchung es denen lästig werde, welche schon vor längerer Zeit die Thiernatur der vermeintlichen Pflanzen genügend dargethan haben, kann mich aber derselben doch nicht überheben. Es wird daher Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien. 211 zunächst nöthig sein, zu versuchen, die drei von Siebold ins Pflanzenreich verwiesenen Familien wieder in ihr Recht ein- zusetzen. I. Closterien. Für ihre thierische Natur lassen sich Gründe theils aus ihrer Bewegung, theils aus ihrer Organisa- tion anführen.. Ich beobachtete an Blättern von (erato- phyllum, wie viele Closterien mit einem Ende zierlich an jenen festsassen, nach ce. +— 4 Stunde sassen viele von ihnen in derselben Weise an einer höhern Stelle des Blattes, kein einziges Thierchen lag auf der Seite, oder wäre der Länge nach an dem Blatte angeheftet gewesen. Offenbar hatten sie sich in jener Zeit von der untern zur obern Stelle des Blat- tes fortbewegt. Beobachtet man ihre Bewegungen unter dem Mikroskope, so sind diese zwar nicht so schnell wie die man- cher anderer polygastrischer Infusorien, doch immer noch deutlich als thierische zu erkennen. Sie schwimmen, nament- lich im Sommer, nach den verschiedensten Richtungen und Cl. acerosum, Lunula sah ich oft, wenn das Wasser auf dem Objectenträger nach irgend einer Seite hinfloss, gegen diese Richtung schwimmen, während Pflanzenstücke, Spirogyra- Arten und Osecillatorien mit fortgerissen wurden. Hierin kann ınan wohl nicht leicht etwas anderes als thierische Bewegung erkennen; diese aber mittelst Electrieität erklären wollen, wie H. Turpin ?) will, ist gekünstelt und nicht minder absurd, wie die der Muskelfaser durch dieselbe Naturkraft von Strauss. Aber auch die Organisationsverhältnisse der Closterien spre- chen für ihre Thiernatur. Ich will mich bei: Erläuterung der- selben an das auf Taf. VII..Fig. 1 abgebildete C/. acerosum hal- ten. Wir sehen das in der Mitte verbreiterte Thier sich nach beiden Seiten hin symmetrisch verlängern. In der Mitte zeigt sich eine quere Spalte =, die vielleicht zur Aufnahme von Nahrung dienen mag; da, wenn man diese Thiere längere Zeit in gefärbten Wasser hält, man in ihrem Innern Häufchen von Farbstoffen wahrnimmt. An den Enden sieht man jederseits eine Blase 5, worin sich unaufhörlich kleine Körnchen: (?) bewegen. Bei andern Species findet sich noch eine kleine Oefinung r. Sie liegt mehr dem Rücken zu und steht viel- ') Sur les Closteries. 14% 212 C. Eckhard: leicht mit der Zelle in Verbindung. Herr Ehrenberg sah hier 2 mal Fasern (Füsschen?) hervortreten. Im Innern finden sich auf jeder Seite 2—4 Stränge s’ s’ s”" und eine Reihe (bei andern Arten mehrere) drüsenartiger Körper d. Jene habe ich bei der abgebildeten Species in ihrer gegenseitigen Lage sich oft so sehr verändern sehen, dass ich das Zeichnen ein- stellen und warten musste, bis sie wieder in ihrer ursprüng- lichen Lage erschienen. Dies Alles ist nicht pflanzlich, und wenn die Schale der Closterie horniger Natur sein sollte, wie dies aus ihrem Krauswerden beim Erhitzen hervorzugehen scheint, so würden sie dadurch noch sicherer aus dem Pflan- zenreiche entfernt werden. 2 II. Bacillarien. Ueber die thierische Natur der hier- her gehörigen Formen hat man eigentlich die meisten Zweifel gehegt. Ich glaube indess, dass, wenn man alle Beobachtun- gen, die bisher über diese Körper gemacht worden sind, zu- sammenstellt, sie ins Thierreich zu verweisen sind. Erwägen wir daher Folgendes: Navieula Acus und Librile habe ich einige hundert mal so deutlich gegen den Strom schwimmen sehen, wie Closte- _ rien, so dass man gar nicht anders kann, als diese Bewegun- gen von einem Willenseinfluss der Thiere abhängig ansehen. Ueberdies sind die Schalen sämmtlicher Bacillarien viel com- plieirter gebaut (siehe 3) als die andern anorganischen Theile, welche man hin und wieder bei Pflanzen findet. Es kommen wohl Kalkinkrustirungen, Krystalle ete. vor, aber niemals solche symmetrisch gebildete Schalen wie bei den Ba- cillarien. Die Pflanze hat nicht eine solche Macht über den anorganischen Chemismus, dass sie anorganische Stoffe nach ihrem Willen, unabhängig von den Gesetzen jenes, verarbeiten könnte und wie wir sie voraussetzen müssen bei der Bildung der Bacillarienschalen. Für die thierische Natur der Navicu- larien spricht aber entschieden das Hervorstrecken von Füss- chen an ihren vordern und vermuthlich auch untern Panzer- öfinungen. Herr Ehrenberg sah es zuerst und beschrieb es in den Schriften der Berliner Akademie '). Nach ihm beob- achtete es Schmidt und im Spätherbst vorigen Jahres ist es !) Aus dem Jahre 1836. p. 134 und 1839. p. 102. Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien. 213 mir auch gelungen, zu sehen. Dass es nicht häufiger bemerkt ist, liegt daran, dass solche Erscheinungen sich nicht erzwin- gen lassen, sondern von glücklichen Umständen abhängen, die man gerade treffen muss. Wenn endlich die Beobachtung Wernecks '), welcher ein Peridinium im Innern einer Navi- cula sah und meinte, dass dies gefressen worden wäre, wahr sein sollte, wie_es sich von einem so scharfen Beobachter kaum noch bezweifeln lässt; so wäre allem Streite über die Natur der Bacillarien ein Ende. III. Volvoeinen. Wie diese H. v. Siebold hat zum Pflanzenreich verweisen können, ist mir nicht begreiflich; das deutliche Auf- und Niedersteigen des Volvox globator, wenn man ihn in Gläsern hält, die selbstständige Bewegung der beiden Rüssel eines jeden Einzelthierchens, die von Ehrenberg erkannte kontraktile Blase, lassen keine Zweifel mehr übrig. Es liegt uns jetzt noch ob, die Gründe anzuführen und zu prüfen, auf welche sich Herr v. Siebold’s Urtheil über die Natur der drei genannten Familien stützt. Auf p. 8 u. 9 finden sich folgende Bemerkungen, die wenn sie auch nicht sämmt- lich als direkte Gründe der Ansicht des Verfassers angeführt werden, doch als Stofi zu weiteren Betrachtungen dienen können: 4) „Ganz anders verhält es sich mit den Ortsbewegungen der niedrigsten Pflanzenorganismen (wohin bekanntlich auch die besprochenen Familien gezählt werden), indem dieselben nicht die Folge eines innern Willenseinflusses sind und von keinem willkürlich kontraktilen und expansibeln Parenchym ausgehen etc.” Aus den sub. I—IIl. angeführten Beobachtun- gen scheint mir bestimmt hervorzugehen, dass die Bewegungen wirklich von einem innern Willenseinflusse dieser Thiere ab- hängig sind. Was aber die Behauptung betrifft, dass sie von keinem willkürlich kontraktilen und expansibeln Parenchym ausgingen, so ist dieselbe nicht erwiesen. Da der fast wasser- helle Körper der Baeillarien noch von einem Kieselpanzer eingeschlossen ist, so wird es wohl bei unsern jetzigen Seh- mitteln und den bekannten Methoden optischer Untersuchun- gen nicht gut möglich sein, die Körpercontrationen zu beob- #) Monatsberichte der Berliner Akademie 1841. p. 109. 214 C. Eckhard: achten. Ausserdem aber zeigen die von Ehrenberg als Eier- stöcke gedeuteten Organe oft eine so verschiedene Anord- nung, dass man leicht versucht ist, an eine Kontractilität und Expansibilität des Körperparenchyms zu glauben. 2) „Wimperorgane kommen im Pflanzenreiche in Form eines Flimmerepitheliums an den Sporen der Vaucheria und in. Gestalt von einzelnen längern geisselförmigen Fäden. bei den Sporen und Jugendzuständen verschiedener Conferven vor, in welchen man gar manche von Ehrenberg als Mona- dinen und Volvocinen beschriebene Organismen erkennt.” Zu dieser Aeusserung ist. offenbar H. v. Siebold durch einen Aufsatz von Thuret in den Annales des sciences naturelles, welchen er auch eitirt, verleitet worden. Wenn wirklich Flimmerorgane an Algensporen vorkommen, so sind doch diese nie als die eigentlichen Organe der Bewegung anzusehen. Die eigenthümlichen Bewegungen jener, welche gegenwärtig die Naturforscher so sehr beschäftigen, geschehen auch ohne Bewegungsorgane und sind ausserdem noch andern Substan- zen, z. B. kleinen Staubpartikelchen eigen. Durch Ehrenberg’s Beobachtungen an den Sporen der Saprolechnia (Conferva ferax Gruith, Achlya N. ab Esenb.), die ich bestätigen kann, scheint es erwiesen zu sein, dass chemische Prozesse dabei besonders wirksam sind. Eine Stütze findet diese Ansicht durch folgende Entdeckung: Ich beschäftigte mich vergangenen Sommer eine Zeit hindurch mit Untersuchungen über den Keimungsprocess unserer Getreidearten. Die kleinen Theil- chen, welche sich neben den grossen Stärkmehlkörnern in den Zellen des Samenkorns finden, zeigten anfangs nicht die geringste Spur einer Bewegung; sobald aber die Keimung begann, bewegten sie sich lebhaft und als das erste Blatt her- vorsprosste, waren die Bewegungen so auffallend, dass ich sie von denen der reifen Sporen der Achlya prolifera kaum unterscheiden konnte. Dass Herr v. Siebold meint, in vielen Organismen, die H. Thuret abbilde, erkenne man gar manche von Ehrenberg als Monadinen und Volvocinen. beschriebene Organismen, ist sehr richtig. Wer von beiden aber ist im Irrthum befangen? Ist es Herrn Ehrenberg’s Fehler, wenn Thuret Infusorien als Algensporen abbildet? Ich gedenke spä- Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien. 215 ter in einer besondern Abhandlung auf den Aufsatz Thuret’s einzugehen und die Unrichtigkeiten in demselben aufzuzeigen. 3) „Viele dieser niedern Pflanzengebilde (Bacillarien und Diatomeen) sind ihrer Ortsbewegung wegen für Thiere gehal- ten worden, obwohl die an ihnen bemerkbaren Ortsverände- rungen nicht den geringsten Eindruck machen, als gingen sie von einem innern Willen dieser Organismen aus.” Man sieht sogleich ein, dass der subjective Eindruck, welchen diese kleinen Geschöpfe auf den Beobachter machen, nicht als Grund zur Entscheidung irgend einer Frage gelten kann; denn auf wissenschaftlichem Gebiete verlangt man objective Gründe. Auch muss ich gestehen, dass als ich diese Thiere zum ersten Mal beobachtete, sie nur den Eindruck von diesen auf mich machten. So haben wir beide ein und dasselbe beobachtet und verschiedene Eindrücke erhalten. Körperbedeckung. 3. Die polygastrischen Infusorien sind entweder gepan- zert oder panzerlos. Wenn ein Panzer vorhanden ist, so be- steht er entweder aus Kieselerde, die in manchen Fällen nicht geringe Procente von Eisenoxyd enthält, oder er ist mehr horniger Natur (Closterien). Die Schalen sind mannigfach geformt: bald oval und an den Enden abgestumpft, bald sehr schmal und an den Enden. stark zugespitzt, bald breit und'an den Seiten symmetrisch ausgeschweift und welches der Ver- schiedenheiten mehr sein mögen. Unter den panzerlosen giebt es solche, die in grosser Zahl in schleimartige Massen zusam- men eingeschlossen sind, z, B. die Ophrydinen, die oft zu hunderten in grünen, dem Froschlaich nicht unähnlichen Ku- geln beisammen leben. In dem Darm der Frösche kommen Formen vor, von denen einige (namentlich Zursaria Ranarum) in Schleimbälge eingeschlossen sind, was an ähnliche Vor- kommnisse bei den Entozoen erinnert. Bewegungsorgane. 4. Sie sind in mannigfaltiger Form vorhanden und geben uns mit einen Beweis von der Unrichtigkeit der Ansicht, dass die niedrigsten Thierformen durchweg eine einfachere, 'gleich- mässigere und darum unvollkommnere Organisation zeigen, 216 C. Eckhard: als die höhern. Um sie übersichtlicher zu haben, wollen wir sie unter den nachfolgenden 3 Gruppen betrachten: 4) Bewegungsorgane, welche’um den Mund ge- stellt sind. Die hierher gehörigen Organe, in welcher Form sie auch vorkommen mögen, haben immer die Bedeutung von Greif-, Tast- ete. Organen und müssten deshalb streng genom- men von den Bewegungsorganen ausgeschlossen werden. Da sie indess den Händen und ähnlichen Gebilden der höheren Thier- arten entsprechen, so müssen sie hier aufgeführt werden. Bei den Räderthieren sind sie viel vollkommner entwickelt als soge- nanntes Räderorgan, das in den mannigfachsten und kompli- cirtesten Formen erscheint. Die Polygastrica zeigen einfachere Bildungen, doch immer noch Verschiedenheiten genug, um sie näher zu betrachten. Am einfachsten erscheinen sie als 1—2 fadenförmige Rüssel oft von solcher Feinheit, dass sie nur dann sichtbar sind, wenn man dieselben sich zwischen Farb- theilchen bewegen sieht. Zahlreicher entwickelt kommen sie vor bei Vorticella, Epistylis, Enchelys ete. In diesen Fällen bilden sie um den. Mund herum einen Kranz, der entweder aus einer oder zwei Wimperreihen besteht und dann oft über- raschende Aebnlichkeit mit manchen Arten von Räderorganen zeigt. Je nach der verschiedenen Form des Mundes erschei- nen auch diese Wimperkränze verschieden. Bei manchen können sie eingeschlagen werden; am regelmässigsten ist dies der Fall bei Zpistylis grandis. 2) Bewegungsorgane, welche den ganzen Kör- per bedecken, oder als seitliche Anhänge betrach- tet werden können. Bei den meisten der Polygastrica sind dies ebenfalls Wimpern, deren gewöhnlichste Anordnung die ist, dass sich der Länge des Thieres nach Streifen (wahr- scheinlich Muskelstreifen) ziehen, auf welchen jene angeheftet sind. Sie erscheinen oft in grosser Anzahl. Andere zeigen diese Wimpern in Kränze gestellt, welche in schiefer Richtung den Körper in der Mitte umgeben, wie dies z. B. recht deut- lich bei den Peridinieen zu beobachten ist. ‚Spirostomum am- biguum zeigt eine der ganzen Länge des Körpers nach ver- laufende Wimperreihe (6A). Bei den Stylonychien zeigen sie eine auffallende Abänderung. Ihre längliche Mundspalte ist von Wimpern gewöhnlichen Baues umgeben; aber die ihres Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien. 217 Körpers sind mehr rigider Natur. Das auffallendste ist aber an ihnen, dass sie nicht auf längs des Körpers verlaufenden Muskelstreifen, sondern mehr zerstreut stehen und sich na- mentlich am vordern und hintern Körperende entwickeln. Eine jede Borste (so nennt man wohl diese Wimpern zweck- mässiger) ist am Grunde eingelenkt und daher einer selbst- ständigen Bewegung fähig, während bei den Wimpern gewöhn- licher Art die Bewegungen derselben von den Streifen, auf denen sie sitzen, abzuhängen scheinen. (Fig. 2). 3) Bewegungsorgane, welche dem hintern Theil des Körpers angehören. Manche zeigen an dieser Stelle nicht auffallende, sondern nur wie unter 2. beschriebene Wim- pern; andere haben kleine Fasern, mit denen sie sich anhef- ten (Stentoren), noch andere aber zeigen Theile, an denen man vollkommener als irgend anderswo das Muskelsystem in seinen primitivsten Formen studiren kann. Ich denke hierbei besonders an die Vorticellen. Diese Thiere sitzen nämlich an den Enden einfacher oder zertheilter Stiele, deren Struk- tur bei denen, welche die Fähigkeit sich zurückzuschnellen besitzen, diese ist. Eine Scheide (Muskelscheide) Fig. 3s schliesst einen einfachen Muskel ein, der sich ein wenig über der Anheftungsstelle der Scheide auf fremden Körpern verliert. Der unverkennbare Zusammenhang der Bewegungen des Kör- pers mit denen des Muskelstieles lässt schliessen, dass sich der Muskel in das Thier selbst hineinverzweige. Diese Ver- zweigungen zu beobachten ist mir aber bisher nur bei Vor- ticella nebulifera gelungen. Ich sah zwei ganz deutliche, ob- gleich sehr kleine (erst bei einer mehr als 400 maligen 'Ver- ' grösserung sichtbare) Fasern Fig. 3vv, sich in den Körper hinein erstrecken. Ehrenberg sah eine ähnliche Fortsetzung des Muskels in den Körper bei V. Convallaria. Ist dieser Stiel nicht contrahirt, so ist auch das Thier in völliger Ausdehnung seines ganzen Körpers; sobald es aber diesen zusammen- ‚schnellt, namentlich die Mundwimpern einzieht, so verkürzen sich auch Scheide und Muskel (indem der ganze Stiel sich spiralförmig zusammenwindet) und das Thierchen fährt an seinem Stiele zurück; dehnt sich der Körper wieder aus und werden namentlich recht deutlich die Mundwimpern entfaltet, so geht auch der Stiel wieder aus seinem verkürzten Zustand 218 C. Eckhard: in den verlängerten über. Es scheinen bei diesem Schnellen die Mundwimpern und überhaupt der vordere Theil des Kör- pers von Bedeutung zu sein, da Expansion und Contraction des Stieles und Körpers sich gegenseitig bedingen. Welcher Einfluss auf die so eben beschriebenen Bewegungen der Mus- kelscheide und welcher dem Muskel zugeschrieben werden muss, hat sich bis jetzt noch nicht mit Sicherheit ausmitteln lassen. Soviel aber ist gewiss, dass zum vollkommenen Schnellen dreierlei nothwendig ist: Unversehrtheit der Muskelscheide, Unversehrtheit des Muskels und Anhef- tung des ganzen Stieles, denn bei Vorticellen, deren Muskel in unversehrter Scheide zerrissen war, bemerkte ich zwar ein Zusammenschnellen des Körpers, nicht aber war dasselbe von Einfluss auf Ausdehnung und Zusammenziehung des Stieles, ebenso misslang bei andern, deren Scheide verloren gegangen, der Muskel aber noch mit dem Körper verbunden war, jeder Versuch des vollkommenen Schnellens. In beiden Fällen waren die Thiere nicht mehr angeheftet. *) Unter den Räder- thieren haben wir ein den Schnellvorticellen analoges Thier in dem Conochilus volvox, bei welchem aber, abgesehen davon, dass die Einzelthiere desselben nicht auf fremden Körpern angewachsen, sondern mittelst ihrer Stiele mit einander ver- bunden sind, der durch die Muskelscheide gehende Muskel sich in drei oder mehr Bündel trennt, welche einzeln in den Körper des Thiers verlaufen und sich an den innern Seiten desselben festheften. Die lebhaftesten Bewegungen zeigen unstreitig die Vi- brionen, aber es ist bei unsern jetzigen Sehmitteln unmöglich, Bewegungsorgane oder gar eine Muskulatur zu entdecken. Nahrungskanal. 6. In Betreff dieses Theils sind durch H. v. Siebold die meisten Einwendungen gegen die Ehrenberg’schen Ansichten 1) So viel mir bekannt, hat man bisher noch nicht auf den Ein- fluss geachtet, welchen Muskel und Muskelscheide auf diese Bewe- gungen haben. Es wäre daher zu wünschen, dass man die glück- lichen Umstände, bei denen man einen von den Theilen versehrt hat, nicht vorübergehen liesse, um mit Sicherheit zu ermitteln, welcher Antheil der Muskelscheide und welcher dem Muskel bei dem Zusam- menschnellen gebührt. Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien. 219 gemacht worden. Ich werde im Folgenden die einzelnen Theile des Nahrungskanals nach einander betrachten und an den passenden Stellen v. Siebold’s Meinungen prüfen. 4) Mund. Zwar ist nicht bei allen polygastrischen In- fusorien ein Mund direkt erkannt; doch lässt sich in vielen dieser zweifelhaften Fälle mit Sicherheit auf denselben schlies- sen, entweder durch ins Innere aufgenommene Nahrungsstoffe, oder 1—2 längere Wimpern, welche man sonst um einen Mund herum zu finden gewohnt ist, oder durch irgend einen andern Umstand. Wenn er deutlich vorhanden ist, so bildet er bald eine mehr oder weniger rundliche Oeffnung (Parame- eium, Enchelys ete.), bald eine längliche Spalte (Stylonychia), bald eine Spirale (Spirostomum), bald eine anders gestaltete Oefinung. Zahngebilde sind im Vergleich mit denen der Räder- thiere, wo sie so mannigfach gebildet vorkommen, dass man über sie allein eine Abhandlung schreiben könnte, sehr selten und möchten kaum anders als bei Chxlodon, Nassula und Pro- rodon teres beobachtet sein. Bei diesen Thieren ist die kreis- förmige Mundöflnung in ihrem Innern rund herum mit Jläng- lichen Borstenzähnen besetzt. Nach Ehrenberg sollen diesel- ben bei P. teres beim Antrocknen des Thieres aus der Mund- öffnung fortgeschleudert werden !). Ich habe dieses Infusorium bloss einmal beobachtet und da ich auf diese Erscheinung nicht vorbereitet war, sie nicht gesehen; wohl aber habe ich damals die Drüse (6), welche noch nicht bei ihm bekannt war, deutlich erkannt. Bemerkenswerth ist der eigenthümliche Bau des Mundes bei Paramecium stomioptycha?). Er wird nämlich von 3—4 Ringfasern @ umgeben, die von zäherer und festerer Beschaffenheit sind, als das übrige Parenchym des Körpers; an ihnen findet sich ein eigenthümlicher Anhang = (Andeutung einer Zunge?) Hier müssen wir nun auf eine Bemerkung des Herrn v. Siebold näher eingehen. Es theilt nämlich dieser Natur- nn ') Schriften der Berliner Akademie 1533. p.308 u. Infusorien p. 316. *) Ehrenberg fand diese neue Species im Sommer 1845 zwischen Eetosperma clavata und hatte die Güte, mir einige Exemplare zum Studium zu überlassen (siehe kontraktile Blase), 220 C.Eckhärd: forscher die Protozoen (so nennt er Ehrenberg’s Polvgastrica) in Astoma und Stomatoda, indem er zu jenen: Astasieae, Pe- ridinaea, Opalina, zu diesen die übrigen Familien der Poly- gastrica rechnet. Abgesehen von der Frage, ob diese Ein- theilung eine naturgemässe sei, findet sich hier noch einiges zu berichtigen. Was die Astasieen anlangt, so ist zwar der Mund nicht deutlich erkannt, lässt sich aber bei vielen ver- muthen. Die Peridinien dürfen unmöglich sämmtlich zu den Astomen gestellt werden, indem ?. pulvisculus‘) und einctum *) keineswegs eines Mundes ermangeln. Von den Opalinen hat offenbar H. v. Siebold ‘die Op. Ranarum Val., Bursaria Ranarum Ehrb., wie dies aus einer andern Stelle hervorgeht, zum Muster gedient. Mag nun der Verf. die übrigen Arten der Gattung Bursaria ebenfalls zur Familie der Opalinen rechnen oder nicht, auf keinen Fall dürfen ‚sie den Astomen beigefügt werden; denn einen deutlichen Mund habe ich ge- sehen bei: Bursaria truncatella, flava und wenn auch klein, doch klar bei Ranarum. Dass die letztere bisher noch keine Farbstofipartikelchen oder andere feste Nahrungsstoffe in ihr Inneres hat aufgenommen, finde ich eben nicht sehr befrem- dend; denn es leben diese Thiere im Innern anderer von so zarten Säften, dass ihnen festere Theile nicht zur Nahrung zusagen. Selbst wenn aber die Mundspalte nicht erwiesen wäre, so würde ich mich noch besinnen, auf dieses Merkmal einen so grossen Werth zu legen; denn zur Aufnahme sol- cher Nahrungsmittel, wie sie die Opalinen geniessen, möchte schon eine blosse Mundstelle genügen, eine Stelle des Kör- pers von zarterm Bau, als die übrigen Theile, besonders ge- eignet zur Durchlassung thierischer Säfte als Nahrungsstoffe. Wir haben derartige Fälle bei den Eingeweidewürmern. Ihr Rüssel hat keinen Mund und doch gehen von dem vordern Theil desselben schlauchartige Organe aus, die wohl nicht leicht anders als Ernährungswege gedeutet werden können. 2) Darmkanal. Die durch den Mund aufgenommenen Nahrungsstofle gelangen zunächst in einen Schlauch, der sich bei den verschiedenen Gattungen in verschiedener Richtung durch den Körper hin zieht (Fig.5s). An ihm hängen mit- 1) Ehrenberg. Taf. XXI. Fig. 14. 2) Taf. XXI. Fig. 22. Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien. 221 telst hohler Stiele ©, die Magenzellen x. Man könnte leicht versucht sein, den Schlauch m —« einen Darm zu nennen; seine Function aber lässt diese Benennung nicht zu; denn er dient bloss zum Durchgang der Nahrungsstoffe, die sich erst in den einzelnen Zellen anhäufen und hier zur Ernährung verwendet werden. Seine physiologische Bedeutung ist daher nur die eines Schlundes, während die einzelnen Zellen als Magen und Darm funktioniren. Aus den Magenzellen gehen die Stofle wieder zurück in den allgemeinen Schlauch, wan- dern auch wohl von einer Zelle zur andern und entleeren sich endlich durch den After. Diese Darmverhältnisse lassen sich so vollständig, wie wir sie so eben auseinandergesetzt haben, nicht direkt alle zu gleicher Zeit an jedem beliebigen Individuum beobachten, weil sie von zartem durchsichtigen Bau und keinem andern Brechungsvermögen sind, als das Körperparenchym; die einzelnen Beobachtungen aber zwingen zu einer solchen Ansicht. a. Bei nicht allzukleinen Formen kann man deutlich beobachten, wie die Nahrungs- oder künstlich angewandten Fütterungsstofle stets auf einem bestimmten Wege in den Körper gelangen; ja es giebt Fälle, wo dieser erste Theil des Nahrungskanals auch dann beobachtet werden kann, wenn er nicht in Thätigkeit ist, z. B. bei Zynstylis grandis, wo er dann häufig an seiner innern Fläche mit Wimpern besetzt ist, die sich sogar bei den Opercularien zählen lassen. b. Dass aber der Nahrungskanal, dessen Anfang, wie so eben angegeben, klar beobachtet werden kann, sich nicht nur eine gewisse Strecke in den Körper hineinerstreckt und dann aufhört, darüber kann man sich ebenfalls an Zpistylis grandis belehren. Nimmt dieses Thierchen Farbstoffe auf, so bemerkt man, dass, wenn dieselben die Strecke des Darms passirt haben, welche auch sichtbar ist, wenn das Thier nicht frisst, sich oft noch ein geraumes Stück fortverbreiten und dann häufig erst in eine Zelle eintreten. ec. Bei demselben Thiere fixirte ich einst das scheinbare Ende des Darmkanals Fig. 67, um zu, sehen, welchen weitern Verlauf die aufgenommenen Farbtheilchen nehmen würden. Noch hatte das Thier keine Zelle im Innern gefüllt; plötzlich waren es die beiden öö, obgleich ich bei noch keine Nahrung 299 "©. Eckhard: hatte vorbeigehen sehen. Dies deutet nothwendig darauf hin, dass die 2 gefüllten Zellen mit dem allgemeinen Schlauch in einer Verbindung stehen müssen, von welchem aus sie gefüllt werden; und wenn man, nachdem das Thier längere Zeit hin- durch gefressen hat, solche gefüllte Zellen überall im Körper verbreitet sieht, so hat man in dieser Erscheinung den Grund für die Annalıme, dass der Darmschlauch von grösserer Länge ist, als man es auf den ersten Anblick meinen sollte, 3. After. In den allermeisten Fällen werden die auf- genommenen Stofle durch eine besondere Oefinung wieder ausgeworfen. Bei einer grossen Zahl ist er direkt beobachtet und liegt dann bald an dem dem Munde entgegengesetzten Ende, oder neben demselben oder seitlich; bei andern dagegen kann man oft durch eine besonders markirte Stelle auf seine Anwesenheit schliessen. Ich glaube, dass die angeführten Beobachtungen genügen werden, die Richtigkeit der obigen Ansicht von dem Darm- kanal der polygastrischen Infusorien darzuthun. In der Folge werden noch einige Erscheinungen dieselbe unterstützen, und wie ich hoffe, alle etwa noch vorhandenen Zweifel beseitigen. Wenden wir uns nun zur Betrachtung der Ansicht des H. v. Siebold über die Ernährungsverhältnisse der Polygastrica, Da derselbe Astoma und Stomatoda unterschieden hat, so musste er auch für jene eine Erklärungsweise ihrer Ernährung suchen. Was in einem solchen Falle am nächsten liegt, näm- lich Ernährung durch die allgemeine Körperhaut, hat er dann auch gewählt. Für diejenigen Formen, bei denen nicht direkt ein Mund oder mit Farbstoffe erfüllte Magenzellen erkannt sind (deren Zahl aber höchst gering ist, denn selbst bei den Navieulis, Closterien und Monadinen sind die letzten beob- achtet), wollen wir gern bis auf weitere sichere Beobachtun- gen eine solche unklare Ernährungsweise zugestehen. Was aber die Gattung Opalina betrifft, die H. v. Siebold sieh be- sonders zum Vorbild bei Auseinandersetzung der Ernährungs- organe der Astomen genommen hat, so wollen wir seine Meinung darüber hören. Er sagt p. 15: „Die Opalinen zeigen an ihrer Körperoberfläche nirgends eine Mundöffnung, nehmen niemals feste Farbenpartikelehen in sich auf und lassen zu keiner Zeit fremdartige feste, etwa Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien. 223 als Nahrung verschluckte Substanzen in ihrem Innern wahr- nehmen. : Dass aber diese Opalinen mit ihrer Körperober- fläche Flüssigkeiten einsaugen können, erkennt man an solchen Individuen der Opalina Ranarum, welche sich in einem mit vieler Galle angefüllten Mastdarme aufgehalten haben und dann durch und durch grünlich gefärbt sind. Werden die Opalinen, welche nur einen gewissen Grad von Feuchtigkeit zu ihrer Existenz bedürfen, mit Wasser in. Berührung ge- bracht, so saugen sie zu viel Feuchtigkeit aus demselben ein, blähen sich dabei sehr stark auf und sterben nach und nach ab. Es häuft sich bei solchen Opalinen die eingesogene Feuchtigkeit in dicht stehenden hellen blasenförmigen Tropfen unter der Hautbedeckung an. Dergleichen von einer wasser- hellen Feuchtigkeit ausgefüllte Räume der Infusorien sind von Ehrenberg als Magenblasen (ventrieuli) und von Dujardin als vacuoles bezeichnet worden.” Ich habe schon theilweise diese Bemerkung bei Betrachtung des Mundes berührt und füge hier nur noch Folgendes hinzu. Die blasenförmigen Tropfen, von denen hier H. v. Siebold spricht, sind nicht Folge des eingesogenen Wassers; denn sie zeigen sich auch bei den Exemplaren, die man eben aus dem Darm der Frösche her- ausgenommen hat ohne Hinzuthuung von Wasser. Sie sind freilich in dem letzteren sichtbarer, weil dann die Thiere, die im Darme mehr zusammengefaltet liegen, sich ausdehnen können. Auch ist es gar nicht begreiflich, warum bei denje- nigen Individuen, die in einem mit Galle gefüllten Darme lebten, sich diese durch den ganzen Körper hindurch verbrei- ten und nieht auch in solehen Blasen, wie das Wasser er- scheinen sollte oder warum nicht zum wenigsten das in bla- senförmigen Tropfen erscheinende Wasser, in diesen Fällen durch Galle gefärbt sein sollte. Die Ernährungsverhältnisse der Stomatoden, wie sie oben auseinander gesetzt worden sind, werden durch v. Siebold ebenfalls bestritten. ' Seine Ansieliten darüber sind nach $. 12 im wesentlichen diese: Die Polygastriea verschlucken mit dem Wasser die Nah- rungsstoffe (Farbtheilchen). Dieses, so lange es noch am untern Ende des Oesophagus ') hängt, erscheint als eine ge- ') H. v. Siebold läugnet nämlich einen Darmkanal und nimmt 224 ©. Eckhard: stielte Blase. Diese wird durch Contraction des Oesophagus abgelöst und sie erscheint dann als eine ungestielte, in wel- cher die verschluckten Körper vollständig abgeschlossen lie- gen. Die in Form von Blasen verschluckten Massen drängen sich, wenn die Thiere zu viel gefressen haben, gegenseitig im Körper, indem die frühern den spätern ausweichen. Biswei- len geschieht es, dass solche mit festem Futter gefüllte Tropfen in einander fliessen, was beweist, dass dieselben nicht von besonderen (Magen-) Häuten umgeben sind. Dieser allerdings sinnreichen Annahme steht Folgendes entgegen. a. Es ist durch die Beobachtung kein Schlund erwiesen, der nur ein Stück in den Körper fortsetzte und dann auf- hörte, vielmehr sprechen die oben angeführten Erscheinungen dafür, dass ein ununterbrochener Kanal vom Mund bis zum After den Körper durchzieht. 6. Daher ist dann auch die ganze Theorie der Blasen unhaltbar, was durch mancherlei Beobachtungen und Betrach- tungen noch erhärtet wird. Bei Vorticella microstoma ‘) sah ich sehr oft, wie vorn in der Mundöffnung sich ein Häufchen von zu verschlucken- den Nahrungsstoffen bildete, das ich nicht besser bezeichne, als wenn ich es einen Bissen nenne. Nachdem dies, gesche- hen, wurde er von dem Thiere in der Weise verschluckt, dass die einzelnen Theilchen so zusammen blieben, wie sie an der Mundöfinung gebildet worden waren. Der Bissen ging dann durch den Darm eine ziemliche Strecke in den Körper hinein und erschien in derselben Form in einer Magenzelle. Hier hatte sich gewiss kein die Nahrungsstoffe einschliessen- der Tropfen am untern Ende des vermeintlichen Schlundes gebildet, denn die Bildung des Bissens geschah ja in der Mundöfinung; aber anzunehmen, dass der Bissen am Ende des Schlundes in einen Wassertropfen eingeschlossen worden wäre oder ähnliche Erklärungsversuche dieser Thatsache wür- den selbst gegen physikalische Gesetze verstossen. In andern Fällen und dies ist namentlich bei Zpistylis grandis klar zu blos einen Schlund an, der sich nur auf eine gewisse Strecke in den Körper hineinzieht und dann endigt. !) Ehrenberg. Taf. XXV. Fig.3. Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien. 225 beobachten, ist, wenn Farbstoffe in grosser Menge vorhanden sind, bisweilen der ganze Schlauch continuirlich bis zu einer Zelle hin erfüllt. Beim Anblick eines Haufen Farbstofls wie = Fig. 6 ohne einen Wassertropfen, in welchem derselbe ein- geschlossen wäre, und des sich noch fortwährenden Füllens dieses Raumes mit festen Theilen, verschwindet jede Vorstel- lung einer Blase, wie sie H. v. Siebold beschrieben. — Das Zusammenfliessen von solchen, feste Stoffe einschliessenden Wassertropfen, habe ich höchst selten-und zwar nur dann beobachtet, wenn die Thiere anfıngen zu sterben. Wenn es aber auch H. v. Siebold häufiger und stets bei noch lebens- kräftigen Exemplaren gesehen hat, was ich indess bezweifle, so kann er daraus doch noch nicht folgern, dass diese Räume von keinen Häuten umschlossen seien; können sie bei einem gegenseitigen Drängen der erfüllten Magenzellen wegen ihres zarten Baues nicht zerreissen? Ich schliesse die Betrachtungen über den Ernährungskanal mit einer Beobachtung, die mir am allergeeignetsten scheint, v. Siebold’s Ansichten zu widerlegen. Ehrenberg entdeckte nämlich, dass, wenn man Karmin und Indigo in Wasser zu- sammenmischt, in welchem Paramecium Aurelia lebt, nach kurzer Zeit bisweilen einige Zellen dieses Thierchens blos mit rothen, andere nur mit blauen Farbstoffen erfüllt sind. Ich habe dies auch gesehen, zuerst bei meinem Lehrer selbst, mehrere Mal hernach. Hier reicht, wie ich glaube, die me- chanische Erklärungsweise des H. v. Siebold nicht aus, da wir es hier mit einer Erscheinung zu thun haben, die eine ‚nicht geringe Ausbildung des Geschmackssinnes voraussetzt. Anmerk. 4. Seite 16 in der Note 1 heisst es bei Sie- bold: Auch das bei Trachelius Ovum vorkommende und von Ehrenberg (Die Infusionsthierchen p. 323. Taf. 33. Fig. XI. 1) für einen verzweigten Darmkanal gehaltene Organ ist mir immer nur als ein das äusserst lockere Parenchym durchzie- hender, faseriger, keineswegs hohler Strang erschienen, der durch seine Verästelungen dem Innern des Thieres ein grob- maschiges Ansehen giebt.” Ich habe dieses Thierchen bisher nur 2 mal beobachtet, weil es zu selten ist, und mir daher noch keine sichere Meinung über dieses Organ bilden können. Das aber darf ich mit Sicherheit behaupten, dass Archiv f, Naturgesch, X11, Jahrg. 1. Bd. 15 226 C. Eckhard: entweder H. v. Siebold es nie in natura beobachtet oder sei- nen Bau gänzlich verkannt hat; denn es bedarf nur eines flüchtigen Blicks ins Mikroskop, um sich davon zu überzeu- gen, dass auch nicht im entferntesten hier von einem fase- rigen Organ die Rede sein kann. Anmerk. 2. Wenn H. v. Siebold den polygastrischen Infusorien einen Darm abspricht, so weiss ich nicht, mit wel- chem Recht er die Auswurfsstelle einen After nennt und warum die Excremente nicht an einer jeglichen Stelle des Körpers durchbrechen können? Fortpflanzung. 6. Die Organe, wodurch die Erhaltung der Art bedingt ist, haben für den Physiologen von jeher ein besonderes In- teresse gehabt und sind daher auch stets mit einer besondern Vorliebe behandelt worden. Die Feinheit der Theile und das Geheimnissvolle des geschlechtlichen Prozesses haben für den Forscher einen eigenthümlichen Reiz, der bei den Infusorien durch die Kleinheit der Formen noch erhöht wird. Ich werde mich daher auch auf diesen Gegenstand ausführlich einlassen. Wenn wir uns zunächst fragen, auf welche Weise sich die Polygastrica fortpflanzen, so ist darauf zu antworten: 4) Durch Lebendiggebären. Herr Ehrenberg hat dies zuerst beobachtet bei Monas vivipara, wo die Erscheinung nicht selten ist. Ausserdem ist nur etwas Aehnliches bei Stentor coeruleus gesehen, worauf ich weiter. unten zurück - kommen werde. Dies scheint H. v. Siebold übersehen zu haben; denn p. 23 führt er nur als Fortpflanzungsweise der Polygastrica Theilung und Knospenbildung auf. 2) Durch Zygose. Im Thierreich ist dieselbe bisher blos bei den Closterien beobachtet. Es finden sich nämlich im Herbste junge Closterien von der Gestalt, dass 2 Kugeln, deren eine jede ‘nach beiden Seiten hin in eine Spitze ver- längert ist, zusammengewachsen sind. Leider hat man bis jetzt noch nicht die weitern Entwickelungszustände gesehen. Man weiss nicht, ob durch ein innigeres Zusammenwachsen der Kugeln nebst ihren Verlängerungen oder durch ein fort- schreitendes Trennen vollständige Closterien gebildet werden, obgleich das erstere wahrscheinlich ist. Sollten wir so glück- Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien. 997 lich sein, bald darüber ins Klare zu kommen, und sollte sich die Zygose als eine Art der Fortpflanzung der Polygastrica erweisen, so würde sie nicht mehr so selten sein; denn sie ist ausserdem noch beobachtet bei Spirogyra-Arten und einer Schimmelbildung. 3) Durch Theilung. Sie geschieht entweder in die Quere oder in die Länge oder bei ein und derselben Species auch wohl nach beiden Richtungen. Sie ist offenbar bei man- chen Familien eine der fruchtbarsten Fortpflanzungsarten, z. B. bei den Bacillarien, Kolpodeen, Stylonychien etc. Bei den ersten theilt sich regelmässig der Kieselpanzer mit und man könnte vielleicht hierin noch einen Grund finden, sie den Thieren zuzuzählen. 4) Durch Knospenbildung. 5) Eibildung ist zwar nicht direkt beobachtet, aber die verschiedenen Grössen, in denen manche Polygastrica, namentlich Vorticellen, vorkommen, lassen vielleicht auf eine solche schliessen. Am auffallendsten sind die Differenzen in der Grösse bei der Vorticella microstoma. Auf keinen Fall können die so überaus kleinen Individuen dieser Art durch Theilung entstanden sein; auch nicht durch Knospenbildung, denn es ist bei dieser Species- eine solche noch nicht nach- gewiesen. Hieran will ich eine Beobachtung schliessen, die ich im Frühjahr 1845 am Stentor coeruleus machte, um wei- tere Reflexionen daran zu knüpfen. Fig. 7 stellt uns dieses Infusorium dar. In ihm bemerkte ich 3—4 Kugeln in verschiedenen Entwickelungszuständen, welche der Reihe nach durch die Fig. 8—14 dargestellt sind. Im ersten Stadium ist der Inhalt der Kugeln, der aus kleinen Körnehen besteht am unvollkommensten entwickelt; die Körn- chen sind noch in geringer Anzahl vorhanden und die Kugel ist, wenn sie im Körper liegt, wegen des körnigen Paren- chyms des letzteren eben nicht sehr deutlich. Auf der zweiten Stufe der Entwickelung Fig. 9 treten die Körnchen zahlreicher “auf, der Inhalt ist daher concentrirter und die Kugeln können dann sehr deutlich im Körper beobachtet werden. Fig. 10 « stellt die dritte Entwiekelungsstufe vor; Körnchen beginnen sich zusammenzuordnen in eine Reihe m. Bisweilen erschei- 15* 228 C. Eckhard: nen sie an 2 Stellen auf ähnliche Weise gruppirt, wie es Fig. 10 5 zeigt. Die auf diese Art geordneten und dicht neben einander gedrängten Körnchen verschmelzen in ein drüsen- artiges, doch helles Organ, an welchem aber keine Körner- struktur mehr zu erkennen ist; manchmal ist dasselbe eben- falls in 2 Theile getrennt, Fig. 11. 12. Zuletzt erscheint an der Stelle des durchsichtigen drüsenartigen Organs eine Wim- perreihe, offenbar der Mund; (Fig. 13 a) ob aber derselbe aus jenem unmittelbar entstanden ist, habe ich nicht bestimmt er- mitteln können, ist aber höchst wahrscheinlich, da einerseits die Wimperreihe an der Stelle der hellen Drüse sich findet, andererseits auch bei allen den Keimen, welche eine solche zei- gen, jenes Organ fehlt. Gleichzeitig mit der Entwickelung des Mundes zeigen sich auch 1—2 helle Blasen (Fig. 13. 14). Am 18. Mai beobachtete ich im Innern des St. coeruleus einen Keim wie Fig. 13, ich sah die Wimpern sich ganz deutlich bewegen, die Blasen fehlten aber noch, und ich sah ihn dies- mal nicht austreten. Am 2isten sah ich die vollständige Form Fig. 13 und dieselbe auch austreten, während das alte Thier fortschwamm. Ich fixirte nun das Junge, um seine weitern Veränderungen, vielleicht das Zerplatzen der Schale zu beobachten, musste aber nach Verlauf einer halben Stunde die Beobachtung einstellen, -da ich wegen Anstrengung des Auges nicht mehr für die Richtigkeit einer weitern Beobach- tung bürgen konnte. Den 4. Juni sah ich einen Keim wie Fig. 14 austreten; er unterschied sich von dem am 21. Mai beobachteten dadurch, dass anfangs rund, sich mit einem Male an seinem hintern Ende eine Einbiegung zeigte, eine Erschei- nung, die man häufig an jungen, bisweilen auch an alten Stentoren gewahrt, wenn sie aus der länglichen Form sich in eine mehr oder weniger gerundete zusammenziehen. Später habe ich das Austreten eines solchen Keimes noch einmal ge- sehen und es scheint mir, dass der eigentliche Punkt der Reife der sei, wenn sich anfangen Blasen zu zeigen. Bei. ‚Stentor polymorphus Fig. 15 habe ich 2 solcher Kugeln beob- achtet, es ist mir aber nicht gelungen, irgend eine vollständig ausgebildete austreten zu sehen. Im Herbste habe ich oft darnach gesucht, diese Erscheinung wieder zu sehen, habe sie aber niemals so vollständig, wie im Frühjahr beobachten Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien. 229 können, obgleich derartige Kugeln auch in der spätern Jah- reszeit gerade nicht seltene Erscheinungen sind. Für was soll man diese Erscheinung halten? Verschluckte Vorticellen, wie man mir mündlich eingewandt hat, können es nicht wohl sein, da ich so verschiedene Entwickelungszu- stände gesehen und sie auch immer nur an der einen Stelle des Körpers, niemals weiter nach vorn beobachtet habe, was nicht gut möglich ist, wenn es verschluckte Substanzen ge- wesen wären. Ich glaube vielmehr, dass ich die ersten An- fänge der Knospenbildung vor mir gehabt habe, welche ge- wöhnlich an dieser Körperstelle zu erscheinen pflegt. Es ist aber auch möglich, dass es eine eigene Art der Fortpflanzung ist, analog der, welche Steenstrup ') und Andere bei manchen Eingeweidewürmern beobachtet haben und welche darin be- steht, dass im Innern von Mutterthieren Keime (bisher nicht als Folge geschlechtlicher Einflüsse erwiesen) gebildet und ausgeschieden werden, für welche letztere Ansicht die That- sache zu sprechen scheint, dass ich, wie angeführt, jene Ku- geln habe austreten sehen. Wir haben bisher mit Fleiss von den eigentlichen Orga- nen des Geschlechts geschwiegen, um uns nun den Betrach- tungen über diese allein zu widmen. Herr Ehrenberg hat 2 Organe, 4 oder 2 kontraktile Blasen und in ein- oder mehr- facher Anzahl vorkommende Drüsen, als Geschlechtsorgane angesprochen ?). Ich will beide genauer betrachten und sehen, welche Deutung sie erlauben: A Die kontraktile Blase. Beobachtet man eine Stylonychia (Taf. 1. Fig. 2) oder eine Bursaria, so bemerkt man bei geringer Anstrengung eine ‚helle, ziemlich grosse Blase. Sie scheint auf den ersten Anblick eine runde Oefl- nung in der Haut zu sein, woher es auch gekommen ist, dass mehrere Beobachter sie als mit der Respiration in Beziehung stehend angesehen haben, ist es aber keineswegs, sondern liegt im Innern des Körpers. Man kann sich leicht von die- ser Lage überzeugen, wenn man die Thiere beobachtet (wie ») Ueber den Generationswechsel. ?) Ueber eine bis zu den Monaden hinab darstellbare Duplieität des Geschlechts. 230 ©. Eckhard: Ehrenberg. zuerst angab), indem sie sich um "ihre Längsachse drehen. In dem Augenblicke, wo die Blase verschwindet, sieht man deutlich, wie über die scheinbar offene Stelle sich die Linien wegziehen, welche der Länge nach den ganzen Körper überziehen und mit Wimpern besetzt sind. Oft hält es schwer die Blase zu finden, wegen der Menge der Körn- chen, die sich in der Haut finden. Die gewöhnlichste, höchst constante Form ist die runde, fast nie beobachtet man eine auffallend andere Gestalt. Bei einigen Gattungen aber zeigt sie Strahlen, die sich bald kürzer, bald länger sternförmig in den Körper hineinziehen. (Fig. 4). Ebenso sind die Varia- tionen in der Zahl der Blasen gering; gewöhnlich eine (bei den meisten Gattungen) oder zwei (Paramecium, Chilodon Ou- cullulus). Bisweilen kommen wohl mehrere vor; dann aber ist in der Regel das Thier in einer Theilung begriffen. Bei Siebold findet sich $.17 einiges zu berichtigen. Nach ihm soll Trachelius Meleagris eine Reihe von 8—12 runden kontra- ctilen Räumen besitzen (p. 21) und Ehrenberg soll den farb- losen Saft derselben in Folge einer optischen Täuschung als mit röthlichem Verdauungssafte angefüllte Magenzellen ange- sehen haben. Allein die Sache verhält sich so: die 8—12 runden Blasen erscheinen nicht in Folge einer optischen Täu- schung, sondern wegen des in ihnen enthaltenen gefärbten Saftes roth; denn wenn die Thiere zerfliessen, sieht man den rothen Saft herausquellen. Ausserdem zeigt aber dieses Thier noch 2 andere, die eigentlichen kontractilen Blasen. Den 8—10 rothen Blasen des Trachelius Meleagris scheinen mir auch die bei ‚dmphileptus Meleagris ünd longicollis vorkom- menden zu entsprechen, da ihre Kontractionen mir nicht so erschienen, wie ich sie bei den andern Formen zu finden gewohnt war. Dem Spirostomum ambiguum wird v. Siebold ein kontraktiler Behälter in Form eines langen pulsirenden Gefässes, das sich durch den langgestreckten Leib hindurch- ziehe, zugeschrieben. Ich habe dies nie gesehen; vielleicht hat H. v. Siebold die 4, 2 erwähnte Wimperreihe verkannt. Ebenso sollen sich bei Stentor ausser dem grossen, runden kontraktilen Raume am Vorderleibsende noch mehre .an- dere solche Räume am Leibe seitlich heraberstrecken. Bei meinen oben angeführten Untersuchungen über die Fortpflan- Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien. 231 zungsverhältnisse der Stentoren habe ich wohl einige hundert unter den Händen gehabt, niemals aber habe ich ausser dem grossen kontraktilen Raum noch andere seitlich am Leibe ge- sehen. Wahrscheinlich hat v. Siebold die ersten Entwicke- lungszustände (vielleicht wie Fig. 8) zur Beobachtung gehabt. Die wichtigste physiologische Eigenschaft dieser Blase ist, wie schon angedeutet, ihre Kontractilität. Man sieht, wie sie von Zeit zu Zeit sich kräftig, oft krampfhaft zusammenzieht, wie- der ausdehnt und die Zusammenziehung wiederholt. In den Fällen, wo die Blase sternförmige Ausbreitungen zeigt, werden diese am Grunde zwiebelförmig aufgetrieben, gleichsam als wenn ein wässriger Inhalt in sie hineingetrieben würde, was aber keineswegs erwiesen ist, Es geschehen die Contractionen bei einigen in regelmässigen, bei andern aber auch in unre- gelmässigen Zeiträumen. Ich beobachtete mit Schmidt in dieser Beziehung Paramecium Aurelia, Stylonychia pustulata und Dursaria flava. Wir fanden, dass bei ?. Aurelia vom Anfang einer Kontraction bis zur folgenden 6—8 und bei der Stylonychia gegen 10—12 Sek. verflossen, dass dagegen bei Bursarien sich nicht eine Zeit für die Wiederkehr der Zu- sammenziehungen bestimmen liess. Nach diesen Bemerkungen prüfe man, ob der Satz von Siebold allgemein richtig ist: „Es finden sich hohle, rhythmisch kontraktile, gleichsam pul- sirende Räume in manunigfaltiger Form, Zahl und An- ordnung.” Was das Vorkommen der kontraktilen Blasen bei den einzelnen Familien betrifft, so ist sie bei den meisten erwie- sen, Schon in der ersten Abhandlung über diesen Gegen- stand ') wurde auf ihre Anwesenheit bei der Mehrzahl der Formen aufmerksam gemacht und später sind in einzelnen Abhandlungen Ehrenberg’s noch Fälle bekannt geworden, in denen sie erwiesen, obgleich sie früher zu fehlen schien. In- dess ist sie bis heute bei folgenden Familien noch nicht er- kannt (vielleicht wegen Unzulänglichkeit der Sehmittel oder anderer Umstände): Vibrionen, Arcellinen, Bacillarien, Closte- rien, Colepinen, Dinobryinen. ") Ehrenberg: Ueber eine bis zu den Monaden hinab darstell- bare Duplicität des Geschlechts. 22 - ©. Eckhard: B. Die Drüsen. Ausser den Blasen finden sich bei fast allen Polygastrieis Drüsen von etwas festerer Beschaffenheit als der übrige Kör- per. Man bringt sie sich am besten zur Anschauung, wenn man das Infusorium ohne Auflegung von Glasplatten aus Was- sermangel zerfliessen lässt. Ehrenberg unterschied in der ei- tirten Schrift folgende Formen, unter welche sich alle ein- ordnen lassen: 4. Die Kugelform, 2. Eiform, 3. Scheibenform, 4. Nie- renform, 5. Bandform, 6. Perlschnurform, 7. Stäbchenform, 8. Ringform, Sie scheinen zwar mehr verbreitet zu sein, als die Bla- sen; sind aber doch auch bei einigen, obgleich wenigen, Fa- milien nicht aufgefunden. Diese sind: (Colepinen, Vibrio- nen, Dinobryinen und Arcellinen. Auch in Beziehung dieses Organs finden sich bei Siebold ($. 21—23) einige Bemerkun- gen, denen ich nicht beistimmen kann. a. Es scheint ihm dieser Kern lose im Parenchym zu liegen, da man nicht selten die Beobachtung mache, dass sich die Infusorien um den in ihrem Innern still liegenden Kern herumdrehten. Diese Erscheinung ist indess so oft nieht und nur dann zu bemerken, wenn man längere Zeit hindurch un- unterbrochen die Drüse fixirt und den übrigen Körper ausser Acht lässt, stellt sich aber niemals ein, wenn man anfängt zu beobachten und gleichzeitig Drüse und Körper berücksich- tigt. Ich halte daher dieses Phänomen für eine optische Täu- schung, zumal wenn ich daran denke, dass es nicht erklärlich wird, wie die Drüse bei den verschiedenen Gattungen und Species stets eine so konstante Lage behält, was sich nicht bei einem so nachgiebigen Körperparenchyme, wie es v, Sie- bold bei Betrachtung der Ernährungsverhältnisse vorausgesetzt hat, erwarten liesse. b. Auf p. 25 in der Note 2 spricht v. Siebold die Ver- muthung aus, dass die Drüsen sich später vielleicht zu be- sondern Thieren entwickelten, weil sie nach dem Absterben der Infusorien nicht sogleich untergingen. Dies ist mir nicht wahrscheinlich, da ich solche Kerne oft schon nach einer halben oder ganzen Stunde, auch wenn Wasser in hinreichen- der Menge vorhanden war, vergehen sah. Dass sie sich länger Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien. 233 als die andern Körpertheile erhalten, darf nicht auffallen, da sie von festerer Consistenz als diese sind. Anmerk. Was das Vorkommen von Drüse und Blase in einem und demselben Individuum betrifft, so ist zu bemer- ken, dass in allen den Fällen, wo eine Blase vorhanden, auch die Drüse erwiesen ist, oder sicherlich noch wird aufgefunden werden können, wie uns mehre Beobachtungen gelehrt haben (Prorodon teres), dass es aber einige Familien giebt, bei denen die Drüsen wohl, nicht aber kontraktile Blasen gesehen sind (Baeillarien, Closterien). — Sind beide Organe zugleich vor- handen, so liegt, wenn man der Ehrenbergschen Ansicht über die Bedeutung dieser Organe beipflichtet, die Vermuthung nahe, dass sie mit einander in Verbindung stehen. Doch ist dieselbe bis jetzt keineswegs bestätigt. C. Deutung dieser beiden Organe. Ehrenberg deutete diese Organe dahin, dass er die Drü- sen als Hoden und die Blasen als Samenblasen ansprach. In der That, diese Ansicht ist von ihm nicht ohne Grund aus- gesprochen. Die Analogie dieser Blase mit dem kontraktilen Organ der Räderthiere, das durch seine sichtbare Verbindung mit dem Eierstock als Samenblase erwiesen zu sein scheint, spricht für diese Deutung. Wiegmann, als er Ehrenberg’s Entdeckung in seinem Jahresberichte erwähnte !), bemerkte, dass vielleicht die kontraktile Blase ein Herz sein könne, Als Grund führt er an: sie sei bei Längs- und Quertheilung der Thiere stets schon vorgebildet, was darauf hinzudeuten scheine, dass man es mit einem zum Lebensprocesse durchaus noth- wendigen Organe zu thun habe, während dagegen Fortpflan- zungsorgane, die sonst erst bei völliger Ausbildung des Kör- pers zu functioniren anfingen, weder eine so frühzeitige Bil- dung, noch eine so anhaltende Thätigkeit nothwendig machten, Mich däucht aber, dass sich Wiegmann’s Einwand einerseits dadurch entkräfte, wenn man bedenkt, dass die Theilung stets eine wesentlich andere Entstehung des Individuums ist, als die durch geschlechtliche Zeugung und dass daher die Ent- wickelungsgesetze beider Arten der Bildung von neuen Indi- viduen keineswegs dieselben sind; andererseits aber durch die ’) Wiegmann’s Archiv für Naturgeschichte 1831. 234 C. Eckhard: Annahme, dass bei jeder Kontraetion nicht Samenflüssigkeit entleert werde. H. v. Siebold hält auch mit Wiegmann die kontraktile Blase für die erste Anlage eines Circulations- systems und für den ersten Versuch eines Kreislaufs der Er- nährungssäfte; aber nur in Folge dieser Voraussetzung: „Höchst wahrscheinlich ist die Flüssigkeit, welche die durch eine Art von Diastole sich aushöhlenden Räume ausfüllt, eine aus dem Parenchym hervorquellende Ernährungsflüssigkeit, welche bei der Systole wieder in das Parenchym zurückge- trieben wird, wodurch die nöthige Bewegung und Vertheilung dieses Nahrungssaftes bewirkt und eine etwanige Stagnation desselben verhütet wird.” Da v. Siebold’s Ansicht nur hier- auf gegründet, Wiegmann’s Einwürfe ich beseitigt zu haben glaube und Ehrenberg’s Ansicht wenigstens eine, wenn auch in der Wissenschaft nicht ausreichende, Analogie für sich hat, so bekenne ich mich vorerst noch zur Meinung des Letztern; verhehle mir aber nicht dabei, dass das Vorkommen von Drüsen ohne Blasen (bei den Closterien und Bacillarien) mir einen nicht nothwendigen Zusammenhang beider Organe zu beweisen scheint. Doch ist es nicht unmöglich, dass bei Vervollkommnung der Sehmittel, auch in diesen Familien die kontraktilen Blasen noch entdeckt werden können. Anmerk. Es wäre noch ein wichtiger Punkt, nämlich die Augen, (der Räderthiere sowohl als der polygastrischen) in Betracht zu ziehen gewesen; da indess dieselben auch H. Schmidt in seiner Arbeit über die Räderthiere übergangen hat, so giebt dies noch Stoff genug zu einer besondern Ab- handlung, die wir baldigst erscheinen zu lassen versprechen. Erklärung der Abbildungen Taf, VII und VI. Taf. vl Fig. 1. Closterium acerosum. oo Blasen, in denen kleine Körnchen in unaufhörlicher Be- wegung sind. ss" s” kleine dünne Stränge, die ich in ihrer gegenseitigen Lage sich verändern sah. dd Drüsen. ın Oeffnung (Mund). Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien. 235 rr Oeffinungen, welche sich bei einigen anderen Arten von Closterien finden und aus welchen Ehrenberg kleine Füsschen hervorstrecken sah. Fig. 2. Stylonychia pustulata. m Mund. b kontraktile Blase. f die auf Höckern beweglichen rigiden Wimpern. Fig. 3. Vorticella nebulifera. 6 kontraktile Blase. x Magenzellen. s Muskelscheide. m Muskel. vv Verlängerungen des Muskels. / Anheftung in der Muskelscheide. Fig. 4. Paramecium stomioptycha. aaa Fasern, welche ringsum die Mundöffnung umgeben. x ein kleiner Anhang an den vorigen. d Drüse. s kontraktile Blasen mit ihren Strahlen. Fig. 5. Eine Vorticelle. m Mund. s allgemeiner Nahrungsweg (Schlund ). x Magenzellen. ii hohle Stiele derselben. a After. Fig. 6. Epistylis grandis. m Mund. ii Magenzellen, die ich gefüllt sah, ohne gesehen zu haben, dass Nahrungsstoffe das scheinbare Ende 7 des Schlun- des passirt hätten. x gefüllte Magenzelle im Zusammenhang mit dem allgemei- nen Nahrungswege. f Taf. v1. Fig. 7. Stentor coeruleus. b Blase. k Keime, d Drüse. Fig. 8—14. Entwickelungsstufen der im Innern beobachteten kugeligen Körper. Fig. 15. Stentor polymorphus. 6 kontraktile Blase. d Drüse, e Keime, wie die beim St. coeruleus beschriebenen. 236 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte Die Eutwicklungsgeschichte des Limnaeus stagna- lis, ovatus und palusiris nach eignen Beobachtungen dargestellt von Dr. Anton Ferd. Franz Karsch zu Greifswald. (Hierzu Taf, IX.) S, Stiebel: Moeno-Francofurtanus; Dissertatio Limnaei stagna- lis anatomen sistens. Gottingae 1815. — Meckel’s deutsches Archiv für Physiologie. Halle und Berlin 1815. Bd.1l. H.3. p. 423— 26; — Ba. II. H.4. 9.557 — 68. 1816. ©. G. Carus: Von den äussern Lebensbedingungen der weiss- und kaltblütigen Thiere, eine von der Königl. Akademie der Wiss. zu Kopenhagen gekrönte Preisschrift. Leipz. 1824. 4. p. 51—70. . Nova acta physico-medica Academ. Caesar. Leopoldino-Carolinae etc. T. XVII. P. 11, p. 645—75: Recherches anatomiques et phy- siologiques sur le developement du Planorbis cornea, presente ü Pacademie royale des sciences de Paris le 23 Mars 1835 par Emile Jaeqguemin. — T. XVI. P. I. p.3—87. Ueber die Ent- wicklungsgeschichte unserer Flussmuschel von ©. G. Carus. Carl Pfeiffer: Naturgeschichte deutscher Land- und Süsswas- sermollusken. Weimar. III. Abth. 1821, 25 u. 28. fol. m. K. Wiewohl die Gasteropoda pulmonata Blainv. durchweg Zwitter sind, ohne indess dabei sich selbst befruchten zu können, so ist doch bei den verschiedenen Gattungen dersel- ben die Bildung und Lagerung des Geschlechtsapparats und in Folge dessen die Art der Begattung vielfach verschieden. Bei den Linmnäen bestehen aber die Geschlechtsorgane von weiblicher Seite aus dem an der concaven Seite der Leber in der untern Hälfte derselben gelegenen Ovarium, dem von da an der Leber in gerader Richtung unter kleinen Biegungen aufsteigenden, ausserordentlich feinen, dann weiter werdenden, des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 237 mehrfach gewundenen mit mehren, besonders einer vor allen an Grösse ausgezeichneten Sekretionsdrüse versehenen Ovi- dukt, dem breiteren sogenannten Uterus und der wiederum feinen weiblichen Scheide mit der äussern Geschlechtsöffnung; von männlicher Seite aus dem Hoden mit Nebenhoden, dem ausserordentlich langen, feinen, gewundenen Samenkanal und dem Ruthenkörper. Das Nähere über diese einzelnen Organe gehört nicht hierher und man kann es bei Stiebel ]. c., bei Carus: Lebensbed. p. 57—59. T. 11. F.I—-VIl, sowie bei Cu- vier in den Anat. des Mollusques nachsehen: uns küm- mert nur die gegenseitige Lage der äussern Genitalien, um eine entsprechende Einsicht in die Form der Begattung zu gewinnen. Unterhalb des rechten Tentakels, jedoch mehr nach aussen hin, befindet sich bei den Limnäen die Oefinung für den aus einem untern, dickern, bei den verschiedenen Arten verschie- den gestalteten und gefärbten — der pars basilaris penis — und einem obern, feinern, fast fadenförmigen, stets weisslichen Gebilde — der pars filiformis penis — zusammengesetzten, durchbohrten Ruthenkörper, der vermittelst kleiner Muskel- bündel ganz -in das Innere des Thieres zurückgebracht wer- den kann. Das orificium vaginae hingegen liegt zwar auch mehr nach der rechten Seite des Thieres, aber weiter nach hinten unter dem Kragen, also eine ziemliche Strecke von der männlichen Geschlechtsöffnung entfernt, so dass eine Selbst- befruchtung, wenigstens eine äussere, nicht füglich oder doch nur durch eine sehr gezwungene, gleichsam verdrehte Stellung des Ruthenkörpers vor sich gehen könnte, Im Wesentlichen ist diese Bildung und Lagerung der äussern Geschlechtstheile bei den oben genannten Limnäen dieselbe, und es zeigen sich nur kleine, unbedeutende Diffe- renzen. So ist bei Z. palustris die pars basilaris mehr dreh- rund, von bläulicher Farbe, bei Z. ovatus mehr breit und platt, und wie das ganze 'Thier, mehr gelblichgrün gefärbt; beim L. stagnalis ist sie wieder — nämlich im Zustande der Begattung — mehr platt, bläulich und sichtlich quer geringelt. Ebenso ist auch die pars filiformis bei den verschiedenen Arten von verschiedener Dicke und Länge. — Da nun, wie erwähnt, bei den Lininäen keine Selbstbefruchtung stattfinden 238 Karsch; Die Entwicklungsgeschichte kann, es müsste denn sein, dass der ins Wasser gespritzte Same vom orificium vaginae aufgenommen und durch die Scheide etc. an seinen Bestimmungsort geleitet würde, so sind sie trotz ihres Zwitterthums, wie die übrigen Schnecken, auf eine andere Form der Begattung angewiesen, und diese ge- schieht folgendermassen: Wenn die Limnäen sich begatten wollen, so suchen sie meist sehr seichte Stellen im Wasser oder die Oberfläche desselben, wahrscheinlich um der Luft stets nahe zu sein, die sie freilich eine ziemlich lange Zeit entbehren können, wie sie ja bei trüber, stürmischer und kalter Witterung tagelang auf dem Grunde der Gräben und Teiche mit den Schalen- spitzen in den Wasserpflanzen festgewickelt liegen bleiben — die sie jedoch in dieser Periode mehr als sonst zu bedürfen oder mindestens zu suchen scheinen. Oft findet man sie sogar ganz an trocknen Stellen des Ufers oder auf schwimmenden Wasserpflanzen u. dergl., so namentlich den Z. palustris und zwar hier immer in einer bestimmten Lage; das Weibchen liegt nämlich mit der Schalenmündung nach dem Boden ge- richtet, zu seiner Rechten eng sich anschliessend das Männ- chen, die Schalenmündung dem Weibchen zugekehrt. Aus der Darstellung der gegenseitigen Lage der äussern männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane erhellt nun wei- ter, dass bei den genannten Arten des Limnaeus auch keine gegenseitige Befruchtung, wie sie bei andern Pulmonaten vor- kommt, zu derselben Zeit füglich stattfinden kann: denn wenn ein Limnaeus seine Ruthe in die Scheide eines andern ein- geführt hat, so liegt die Ruthe des letztern, die gegenseitige Stellung der Schnecken sei welche sie immer wolle, von der Scheidenöffnung des erstern so weit entfernt, dass eine ge- genseitige Begattung nur durch die gezwungenste Stellung der Ruthe möglich ist. Nichts desto weniger kommt sie bis- weilen vor; bei 2. palustris wenigstens — der beiläufig erwähnt von allen Limnäen wohl der merkwürdigste sein möchte — habe ich sie dreimal ganz entschieden beobachtet; die Ruthe des einen war dabei ganz nach hinten gerichtet und schien arg mitgenommen zu werden, da sie ausserordentlich schlaff war und durchaus keine organische Turgescenz zeigte; in dem einen Falle waren beide Ruthen kreuzweise über einander des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 239 geschlagen. — In der Regel ist aber die Begattung einseitig: das eine Thier vertritt nämlich die Stelle des Männchens, das andere die des Weibchens. Ersteres naht sich, wenn es sich zum Coitus anschickt, dem letztern mit hervorgestülpter, nicht, wie Stiebel I. p. 423 sagt, mit erigirter Ruthe. Von Erection sollte hier überhaupt keine Rede sein, da dies eine ganz ver- kehrte Vorstellung von der Sache giebt. Wenn einige Na- turforscher sogar der Ansicht sind, dass das eigenthümliche sogenannte Wassergefässsystem, welches sich im Fusse der Schnecken findet und an dessen Rande durch kleine Poren ausmündet, auch zum Penis einige Aestchen abschicke, um denselben während der Begattung zur Erection mit Wasser zu füllen, so muss ich dem geradezu widersprechen, denn erstlich ist es weder mir, noch auch irgend einem Naturfor- scher bis jetzt gelungen, jene Aestchen nachzuweisen, zum andern aber ist jene Erection, wenn man sie denn absolut so nennen will, eine reine Muskelaction, wovon man sich schon durch die Bewegungen der bald breit, rund, spitz, platt u.s.w. werdenden pars basilaris hinlänglich überzeugen kann; drittens findet man in dem erigirten Penis nicht mehr Wasser, als im eingestülpten; auch findet endlich beim Z. palustris die Be- gattung oft an trocknen Stellen statt, wo mithin an keine Wasseraufnahme zu ‘denken ist. Es scheint sich diese Ansicht, wie so manche andere, nur durch eine zu eilfertig angewandte Analogie in die Wissenschaft eingeschlichen zu haben. — Die Beschaffenheit des Ruthenkörpers ist aber folgende: Die pars basilaris ist hohl, der sogenannte Samenkanal geht durch diese ganze Höhle hindurch bis zur Spitze der pars basilaris und scheint zugleich der Function des Einstülpens dieses Theiles vorzustehen; denn wenn man den Grund der pars basilaris fixirt, und an dem Samenkanal nach einwärts zieht, so stülpt sich die Spitze der pars basilaris ein. Die. pars filiformis scheint nur eine Fortsetzung des Samenkanals zu: sein, ‚mit dem sie auch an Farbe, Form und Struktur völlig überein- stimmt. So lange die pars basilaris nicht völlig herausgestülpt ist, liegt die pars filiformis in der Höhle derselben eingebettet. Wenn nun der Ruthenkörper an der Oberfläche des Thieres hervortritt, so erscheint er erst mit seinem untern Theile als ein faltiger Ring mit einer Vertiefung in der Mitte, die, indem 240 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte der Ring immer weiter 'hervortritt, mehr und mehr ausge- glichen wird; endlich kommt der ganze Ruthenkörper zu Tage; er ist mit einem wasserhellen Schleime umgeben, der ihm trotz seiner sonst mehr dunkeln Farbe eine mehr bläu- liche verleiht; je nachdem er sich mehr ausdehnt oder zusam- menzieht in den verschiedenen Dimensionen des Raumes, er- scheint er bald flach, bald drehrund u. s. w. Bis jetzt bemerkt man an dem sich hin und her bewegenden bald sich verkür- zenden, bald verlängernden Ruthenkörper nur. die pars basi- laris, nicht aber die pars filiformis, wenigstens nicht ausge- streckt, wohl aber sieht man dieselbe oder auch den Samen- kanal, z. B. beim Z. palustris deutlich innerhalb der pars basilaris in wurmförmiger Bewegung durchschimmern. Das Männchen setzt sich nun meist an die rechte Seite des Weibchens, befühlt und betastet dasselbe mit seinen Ten- takeln und mit der Ruthe, um, wie Stiebel meint, einen Wol- lustreiz bei demselben und Lust zum Coitus zu erwirken. Mir schien es jedoch von Seiten des Männchens dieser Mass- regeln nicht zu bedürfen, da sich das Weibchen immer sehr willfährig zeigte, nicht nur aus seiner Schale so weit sich hervorstreckte, dass es gleichsam das orificium vaginae dem Männchen hinhielt, sondern auch oft mit seinem Fusse die Schale des Männchens dabei so fest umklammerte und an sich hielt, dass es gewissermassen nur mit Mühe von derselben losgerissen werden konnte. Aus diesen Gründen erscheint es wahrscheinlicher, dass dies Betasten nur das Suchen der weiblichen Genitalöffnung bezweckt. Nachdem nun das Männ- chen meist nach einigen vergeblichen Bemühungen die weib- liche Geschlechtsöffnung gefunden hat, führt es langsam die Ruthe in die Scheide ein. — Die pars basilaris penis scheint bei der Begattung hauptsächlich nur zur Unterstützung und zum Schutze des ausserordentlich feinen Samenkanals und der pars filiformis — aus diesem Grunde wohl haben sie ein- zelne Naturforscher mit dem praeputium verglichen — und als muskulöser Theil zum Ausstülpen und Leiten der pars filiformis, der eigentlichen Ruthe, zu dienen. Denn von ihr dringt nur die äusserste Spitze, die sich zum Theil etwas verdünnen und verlängern kann, in die Scheide ein; — am tiefsten scheint die pars basilaris beim L. palustris in die des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 24 Vagina einzudringen, denn es bleibt bei der Begattung von derselben nur ein kleiner Theil sichtbar, mehr jedoch, wenn mehre Individuen zusammenhängen, wo dann schon durch die Schwere der anhängenden Last jener Theil gezerrt und aus- gedehnt werden muss. — Wie tief die Spitze der pars fili- formis sich in die weiblichen Genitalien einsenke, habe ich bis jetzt trotz aller Versuche nieht mit Zuverlässigkeit ermit- teln können; der Länge derselben nach zu urtheilen, möchte sie wohl bis in den sogenannten Uterus dringen. Erst nach- dem die Spitze der pars basilaris in die Vagina eingeführt, wird übrigens die pars filiformis ausgeschoben. — So bleiben die Thiere nun ruhig eine Zeit lang an einander hängen, zu- weilen machen sie indess, “indem sie ihre Schalen hin- und herwerfen, namentlich das Weibchen, vielfache Bewegungen, wie man sie dieselben auch an heitern Sommertagen machen sieht, wenn sie sich ausnehmend wohl befinden. Fig. 1 stellt zwei sich begattende Limnäen dar. Cuvier führt es als eine charakteristische Eigenthümlich- keit bei den Limnäen auf, dass das für das eine Individuum während der Begattung als Männchen fungirende Thier zu- gleich für ein drittes als Weibchen diene und hält dies nach der Lage ihrer Genitalien für unumgänglich nöthig (cf. das Thierreich, geordnet nach seiner Organisation. Uebersetzung von Voigt. Leipz. 1834. Bd. Ill. p. 105), wiewohl das Letztere schwer zu begreifen sein möchte. Allein Gravenhorst in Breslau (cf. dessen vergleichende Zoologie. Bresl. 1843. 4. p- 102) führt dies blos beim Z. palustris gleichsam als eine Merkwürdigkeit auf und scheint auch hier nicht recht daran zu glauben. Beim Z. stagnalis habe ich dies Phänomen nicht beobachtet, wohl aber beim ovatzs, am entschiedensten indess beim L. palustris. Vom L. ovatus fand ich nie mehr als drei, vom L. palustris aber oft gegen 6—8 Individuen auf diese Art mit einander verbunden. Eins von ihnen agirt dabei ausschliesslich als Weibchen, und dieses ist allein im Stande, den ganzen ihm anhängenden Schwarm recht lebhaft von der Stelle zu bewegen und mit ihm nach allen Richtun- gen, selbst vom Boden des Behälters an einer glatten Glas- wand hinauf- und hinunterzukriechen. Alle übrigen Individuen verhalten sich indess meist ganz ruhig. Das diesen Weibehen Archiv f, Naturgesch. XI. Jahrg. 1. Bd. 16 242 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte anhängende Männchen vertritt für ein drittes Individuum wie- der die Stelle eines Weibchens und so fort bis zum letzten, welches blos als Männchen auftritt.’ Die Thiere haften bei der Begattung sehr fest an einan- der und man fühlt in der That einen kleinen Widerstand, wenn man den Penis aus der Scheide herauszieht. Dabei zieht sich die pars filiformis rasch in die pars basilaris und die letztere beim Z. palustris ziemlich rasch, beim ovatus und stagnalis langsamer in die Leibeshöhle zurück. Ueberhaupt lassen sich die Thiere nicht leicht in der Begattung stören; ich habe oft in der Begattung begriffene Thiere weite Strecken und lange Zeit in der blossen Hand oder auch in einer trock- nen Schachtel nach Hause getragen, ohne dass dieselben los- liessen, wiewohl die Thiere sonst, sobald man sie aus dem Wasser nimmt, oder auch nur berührt, sich sofort in ihr Ge- häuse zurückzuziehen pflegen. Mit welcher Begierde die Thiere, wenn sie einmal brünstig sind, den Coitus zu voll- ziehen streben, das hatte ich mehrmals Gelegenheit zu beob- achten. Ich hatte mehre Exemplare von Z. palustris, die je zwei in der Begattung begriffen waren, auseinandergerissen und in einer mit Wasser zur Hälfte gefüllten Flasche, in der sie also wacker durcheinander geschüttelt werden mussten, nach Hause getragen. Nichtsdestoweniger hatten sie hier kaum eine Viertelstunde ruhig gestanden, als ich sie nunmehr zu 5—6 an einander hängen fand. Dies beobachtete ich mehre- male. In diesen: Fällen fand unzweifelhaft eine mehrfache Begattung statt, die sich indess auch beobachten lässt, wenn die betreffenden Individuen nicht, wie es hier allerdings der Fall war, beunruhigt werden. Ob dies indess nur der Fall ist bei einer unvollständigen Begattung, d. h. dann, wenn keine Befruchtung erfolgte, wie dies einige meinen, möchte sich wohl schwerlich ermitteln lassen. Die Dauer des Coitus ist sehr verschieden, selbst bei Individuen derselben Art. Oft hangen die Thiere nur minu- ten-, oft aber tagelang aneinander. Dass das Männchen nach vollendetem Coitus das Weibchen auf das Schleunigste fliehe, wie Stiebel I. p. 423 erwähnt, habe ich nie beobachtet. Beide, Männchen sowohl als Weibchen, scheinen dann vielmehr meist so erschöpft, dass sie sich kaum von der Stelle zu bewegen des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 243 im Stande sind; oft sinken sie auf den Grund des Gefässes nieder und liegen daselbst ganz ruhig, gleichsam trauernd, entweder in die Schalen zurückgezogen oder auch lass daraus hervorhängend. Beim Männchen des Z. stagnalis fand Stiebel den Hoden gekrümmt, gleichsam krampfhaft zusammengezogen. Was die Jahreszeit der Begattung angeht, so richtet sich dieselbe viel nach den jedesmaligen Witterungsverhältnissen. Im vorigen Jahre, in welchem die Witterung bis tief in den April hinein einen mehr winterlichen Charakter an sich trug — am 42ten fiel noch Schnee, und selbst in der letzten Mo- natshälfte waren die Morgen und Abende noch sehr kalt — wo also auch für die Entwicklung namentlich des niedern thierischen Lebens eben keine günstigen Verhältnisse obwal- teten, verspäteten sich denn auch die Wasserthiere bedeutend und in den ersten Tagen des April war von Schnecken noch keine Spur zu finden. Sonst soll sich übrigens unter gün- stigen Verhältnissen, z. B. in Zimmern, nach Stiebel der Z. stagnalis schon im Februar begatten. In diesem Jahre, wo der Februar uns schon das schönste Frühlingswetter brachte, fand man auch schon zu Ende des genannten Monats die Limnäen überall mit dem Coitus beschäftigt. In der freien Natur giebt Stiebel I. p. 423 zwar den März als die Zeit der Begattung an, korrigirt sich aber schon sehr richtig H. p.558, dass dieselbe den ganzen Frühling hindurch bis in den Sommer hinein erfolge. Dasselbe ist beim L. palustris und ovatus der Fall. Wir kommen jetzt zur Entwicklung des Fichens. im Thiere, und haben hier vorerst die weiblichen Geschlechts- theile und besonders den Eierstock, in welchem die erste Bildung desselben vor sich geht, im jungfräulichen und ge- schwängerten Zustande zu betrachten und die Veränderungen, welche mit denselben einerseits und mit dem nach der Be- fruchtung sich entbildenden Embryo anderseits vorgehen, zu verfolgen. Das Ovarium erscheint im ungeschwängerten Zustande aus mehreren unregelmässig geformten Bläschen zusammen- gesetzt, die mit einer weisslichen, deutlich körnigen Flüssig- keit gefüllt sind. Die genaue Darstellung dieses Organs ist mit ausserordentlich vielen Schwierigkeiten verknüpft, Beim 16* 4A Karsch: Die Entwicklungsgeschichte Planorbis corneus orientirt man sich am leichtesten darin; hier liegt es nämlich ‘mehr oberflächlich auf der Leber und steht nicht in so festem, organischem Zusammenhange mit dersel- ben, auch ist-es fester und dauerhafter, so dass es leichter vollständig abpräparirt werden kann. Beim Limnaeus aber liegt es tiefer in das Parenchym der Leber eingesenkt, die Wände zerreissen sehr leicht und es ist selten so vollständig zu isoliren, dass es nicht entweder zerrisse und seine Flüs- sigkeit zum Theil entleere, oder doch einzelne Leberpartikel- chen daran hängen blieben, die dann allerdings leicht zu grossen Täuschungen Veranlassung geben können, indem man dieselben wegen ihrer bräunlichen Farbe leicht für Eierrudi- mente zu halten verleitet wird. Vielleicht waren auch jene Dotterrudimente, welche Stiebel im unbefruchteten Ovarium als kleine Fettklümpchen beschreibt, nichts anderes, als solche von der Leber äbgerissene Drüsenkörnchen, wenigstens be- greife ich nicht, wie die wirklichen Eidotter irgend mit Fett- klümpchen könnten verglichen werden. — Das Ovarium eines noch nicht völlig ausgewachsenen, also auch noch unbefruch- teten Limnaeus erscheint nun aus mehreren ungleichmässig rundlichen Theilen zusammengesetzt, die offenbar Blasen dar- . stellen, deren Wände ausserordentlich dünn und zart sind, so dass sie leicht zerplatzen. Beim Zerplatzen selbst entlee- ren sie eine weissgelbliche körnige Flüssigkeit. In das Ova- rium mündet der dünne Ovidukt und scheint zu jedem Bläs- chen einen Ast zur Aufnahme der Eichen abzusenden. Von Eierrudimenten ist noch keine Spur zu finden. Beobachtet man ein nach der Begattung exstirpirtes Ova- rium, so zeigt dasselbe im Allgemeinen diese Struktur, nur findet man in den einzelnen Bläschen deutliche, völlig runde, grünlich braune Körperchen von feinkörniger Struktur; sie finden sich von verschiedener Grösse und scheinen wegen ihrer Lage sowohl, als auch wegen ihres Vorkommens und ihrer speziellen Gestaltung für die Eierrudimente gehalten werden zu müssen. (Fig. 2a, vergrössert Fig. 3a). Im Ovi- dukt sind diese Körnchen nicht zu finden. Genauer betrach- tet scheinen sie von einer wasserhellen, eng anschliessenden Haut umgeben zu sein, welche einen ziemlichen Grad von Festigkeit hat, so dass sie nicht leicht zerplatzt, und die des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 245 Dotter selbst ohne Gefahr isolirt werden können. Zuweilen gelingt es, durch einen günstig angebrachten Druck den kör- nigen Inhalt von der Blasenwand ein wenig zu entfernen, so dass man dieselbe dann recht deutlich unterscheiden kann. Ein solches Präparat ist Fig. 35 abgebildet. Diese Haut “scheint nichts anders, als die Bierschale zu sein, und die G:ünde, welche für diese Ansicht sprechen, 'sind theils in den folgenden Beobachtungen gegeben, theils aber ist das zu berücksichtigen, dass es die Dotterhaut deshalb nicht sein möchte, weil diese so zart und zerbrechlich ist, dass es am ausgebildeten und bereits gelegten Ei kaum je gelingt, den Dotter unverletzt zu isoliren, und selbst hier ist, wenn das Isoliren auch gelang, niemals, so oft ich es versuchte, jenes oben erwälmte Experiment gelungen. Es scheint somit die Ansicht Stiebel’s, als ob (Archiv Il. 4. p.558) der herabstei- gende Dotter erst im Eiergange mit der Schale umgeben würde, als irrig verworfen, und dagegen die des Carus (Le- bensbed. p. 52), nach welchem die Eierschale den Dotter schon im Ovarium eng anschliessend zu umgeben scheint, als die richtige angenommen werden zu müssen, wie das Fol- gende noch deutlicher lehren wird. Auch schon während der Begattung fand ich stets diese Dotterkörperchen im Ovarium und sie scheinen allerdings schon vor der Begattung gebildet zu werden. Man erkennt ihre Identität sehr leicht an einem hellern Fleck an der einen Seite, wie Fig-3@ zeigt. Ob dieser Fleck vielleicht dasselbe sei, was M. Sars (Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Mol- lusken und Zoophyten in Wiegmann’s Archiv für Naturgesch. VI. Jahrg. H. Il. p. 199. Berl. 1840) in den ersten Tagen an den Embryonen der Tritonia Ascanii hinwegdrücken konnte und als die Vesicula Purkinjüi bezeichnet, wage ich nicht zu entscheiden. — Ob übrigens diese Eichen im Ovarıum an dessen Wände angeheftet seien oder frei in jener Flüssigkeit schwimmen, ist mir ungewiss. Wahrscheinlich ernähren sich die Eichen hier durch einfache Endosmose aus dem sie um- gebenden flüssigen Medium, bis sie zu einer gewissen Grösse angewachsen sind und durch die Begattung zum Hinabsteigen in den Eierleiter veranlasst werden. Eine zweite, überaus interessante Erscheinung ist die, 246 Karsch: Die Entwiekhungsgeschichte dass sich im befruchteten Ovarium Samen findet, der dem blossen Auge als eine weisse, fädige Masse erscheint, unter dem Mikroskop aber eine unzählige Menge sogenannter Sa- menthierchen zeigt, ja fast ganz aus denselben zu bestehen scheint. Sie sind um ein Bedeutendes grösser als die mensch- lichen Spermatobien und 'erscheinen als lange feine Fädchen mit einem verhältnissmässig sehr kleinen Kopfe — denn dieser ist oft 40—50 mal kürzer als das Schwanzende. — Sie be- wegen sich eigenthümlich durch- und gegeneinander, indem sie mit den Schwanzenden fest zu sitzen scheinen, und diese Bewegung ist etwa der der elektrischen Hollunderkügelchen unter dem Glasrezipienten oder um eine allgemeiner bekannte Erscheinung zu wählen, dem Hin- und Herschwanken des langen vom Strome bewegten Ufergrases zu vergleichen. Es ist dieses ganz dieselbe Bewegung, welche auch bei pflanz- lichen Gebilden gefunden wird, namentlich in den Sporidien der Pilze, aber auch in den Antheridien der sogenannten männlichen Blüten derjenigen Moose, welche solche männliche Blüten haben, besonders deutlich z. B. im Polytrichum, nur mit dem Unterschiede, dass hier jedes Spermatozoon in einer besondern Zelle liegt, in welcher es sich spiralig bewegt, scheinbar mit dem Schwänzchen angeheftet; — es ist ganz dieselbe Bewegung, die sich auch an der Oberfläche derjeni- gen Pseudoorganisationen zeigt, die man mit dem Namen Schleimpolypen bezeichnet — das sogenannte Flimmerepithe- lium. — Im Ovarium der Limnäen, Planorben und Paludinen finden sie sich aber in ganzen Ballen zwischen den oben be- schriebenen Eierstockbläschen und scheinbar dieselben ganz einhüllend. Ein Stück eines solchen Ballens stellt Fig. 4 dar, von dem sich einige Thierchen losgelöst haben; Fig. 6 ist ein einzelnes Spermatozoon. — Man kann leicht einzelne Stücke von diesem Ballen ablösen und dann erscheinen die- selben als aus zwei Theilen bestehend, nämlich aus den Sper- matozoen und einem festen Gebilde, welches im Innern des Ballens liegt, an welches die einzelnen Thiere mit den Schwanzenden angeheftet sind und von dem sie in divergiren- den Strahlen sich entfernen, wie Figur 5 zeigt. Unter einer Vergrösserung von 570 im Diameter erscheinen die einzelnen Thierchen als Stäbchen mit einem dieken körnigen Ende, die des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 247 oft einzelne Aeste abschicken (Fig. 7). Bei keiner einzigen Vergrösserung bis 570 hinauf war in jenen Stäbchen irgend ‚eine Höhle noch Organisation zu entdecken. Einige Natur- forscher halten indess diese Bildungen für elastische Röhr- chen, in denen sie einen spiralig gewundenen Kanal gefunden haben wollen, der erst den eigentlichen Samen enthielte und denselben durch Zerplatzen der Röhrchen von sich gäbe. Man findet diese Stäbehen, wenn man sie mit Wasser befeuch- tet, in einer ausserordentlich lebhaften Bewegung, welche all- mählich mehr und mehr abnimmt und am Ende völlig aufhört. Ein Zerplatzen derselben war nie zu beobachten. Man findet indess diese Röhrenballen nicht blos im Ovarium, sondern auch im Eileiter, im Uterus und der Scheide des weiblichen Thieres, und sie sind von denen, die man bei der Begattung im Hoden, Samenleiter und der pars filiformis penis findet, durchaus nicht verschieden. Wenn jene Samenröhren wirklich das sind, wofür sie gelten, wenn sie in der That aus den männlichen Geschlechts- theilen zur Befruchtung in die weiblichen übergeführt sind, so möchte es nach der Beobachtung des Samens im Ovarium keinem Zweifel mehr unterliegen, ob die Eier erst im Eileiter oder im Uterus befruchtet werden. Wenn daher die Meinung Stiebel’s (I. p. 424), dass die Eier wahrscheinlich im Eigange befruchtet würden, indem es unwahrscheinlich sei, dass der Same durch den gewundenen Eigang in den Eierstock ge- lange, im Uterus hingegen die Eier mit Schleim umhüllt seien, so dass der Same sie nicht berühren könne; — wenn diese Meinung im Grunde schon a priori sich selbst widerlegt, in- dem ja doch von der Begattung aus irgend ein stimulus, sei es nun ein rein dynamisches Prinzip, oder ein materielles Substrat, bis zum Ovarium nothwendig gelangen muss, um die dort befindlichen Eirudimente zum Sichablösen und Hin- untersteigen in den Eierleiter zu bewegen: so kann nunmehr diese Frage als vollkommen erledigt betrachtet werden, indem auch a posteriori die Beobachtung einer andern Ansicht das Wort redet. Mag nun der Same durch eine freilich nicht zu erweisende, etwa peristaltische Bewegung des Eierleiters oder durch die eigene Bewegung der Samenröhren selbst oder auf irgend eine andere Weise in das Ovarium gelangen, gleichviel, 248 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte er findet sich so deutlich darin, dass ich mich nicht genug wundern kann, wie ich ihn anfänglich übersehen konnte. Was nun die übrigen weiblichen Geschlechtsorgane an- , belangt, so bereiten sich dieselben, wahrscheinlich durch den Reiz bei der Begattung oder durch den eingespritzten Samen, der vielleicht als ein fremder Körper im Organismus wirken mag, zur Aufnahme und weitern Entwicklung. des Eichens vor. Eierleiter, Uterus und Scheide sind mit Samen angefüllt und fangen an sich allmählich dadurch zu erweichen und zu erweitern, dass sie eine schleimartige Flüssigkeit absondern; die Schleimdrüsen, besonders jene grosse Sekretionsdrüse turgesziren bedeutend; es entwickelt sich überhaupt in allen weiblichen Genitalorganen ein höheres Leben, eine organische Turgescenz, die man nicht mit Unrecht eine Art Entzündungs- prozess nennen könnte, Das Eichen selbst steigt nun nach einiger Zeit, die bald kürzer bald länger währt, nachdem der Dotter völlig ausge- bildet ist, in den gewundenen Schlauch des Eileiters hinab. Erst hier, im Eierleiter soll es nach Stiebel mit der Eierschale umgeben werden. Er glaubt nämlich (Arch. II. 4. p. 558—59) beobachtet zu haben, dass von der innern Wand des Oviduükts die Schleimhaut sich ablöse und gleichsam eine decidua bilde, dass. diese sich ablösende Schleimhaut die Dotterkeime wie eine Röhre umhülle und durch stückweise gleichmässige Zu- sammenziehung des Ovidukts zu ihrer definitiven Form gleich- sam abgeschnürt würden, wodurch sie indess ihren Zusam- menhang nicht ganz verliere, so dass die Eier wie an einen Faden gereihet erschienen. Wir haben uns indess schon oben für die Ansicht Carus’ ausgesprochen und 'zur Begründung derselben einiges angeführt, dem wir hier noch einzelnes bei- | zufügen uns veranlasst sehen. Erstlich scheint nämlich die Schleimhaut des Ovidukts zur Bildung der Schalen einer sol- chen Masse von Eiern, wie sie von einer Schnecke gelegt werden, nicht auszureichen, man müsste dabei eine freilich unerweisliche fortwährende Neubildung jener deeidua suppo- niren. Dann ist nicht zu begreifen, woher die Eichen alle dieselbe Grösse zeigen, da doch der Eierleiter und mithin auch seine Schleimhautröhre durchaus nicht an allen Stellen ein gleiches Lumen zeigt. Bei jener Zusammenschnürung des des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 249 Ovidukts, deren ausserordentliche Gleichmässigkeit man übri- gens bewundern müsste und deren Identität durch keine Be- obachtung nachzuweisen ist, müssten sich ferner doch an den beiden Enden der Eischale, da wo die Schleimhautröhre ab- geschnürt wurde, Närbchen oder doch Verdickungen, Falten und Unebenheiten finden, die sich indess nirgends nachweisen lassen. Abgesehen davon, dass der Verwachsungsprozess der abgeschnürten Partikel durch ein blos momentanes Einschnü- ren nicht begreiflich wird, ist endlich auch nicht wohl einzu- sehen, wie bei einer solehen Ablösung der Schleimhaut und bei dieser Bildungsweise der Eierschale nicht, we nicht jedes- mal, doch mindestens zuweilen auch andere Bildungen, als 2. B. Samenröhren und Schleimtheilchen, deren im Ovidukt doch so. viele enthalten sind, und in welchen letztern, wie Stiebel selbst sagt, die Rudimente umherschwimmen, mit von der Eischale eingeschlossen werden; gleichwohl findet man im Ei nie dergleichen Dinge, sondern immer nur reines Eiweiss. Diese allerdings dringenden Gründe bestimmen uns ausser den schon oben angeführten Beobachtungen zu der Ansicht, dass die Eischale den Dotter bereits im Ovarium umgiebt. Indem die Eichen nun vom Ovarium durch den Ovidukt allmählich in den Uterus hinabsteigen, werden sie auf. diesem Wege allmählich weiter ausgebildet, indem die Schale durch Endosmose aus der sie umgebenden Flüssigkeit Eiweiss in ihre Höhle aufnimmt und so nicht nur die Schale sich weiter ausdehnt und vergrössert, sondern auch in ihren Wänden wie durch eine sekundäre Schicht sich verdickt. Wenn daher Stiebel in der Nähe des Ovariums Dotterrudimente ohne Schale — d. I. ohne deutlich sichtbare Schale — in der Nähe des Uterus aber solche mit der Schale und dem Eiweiss um- geben fand, so ist dıes-ganz natürlich und widerspricht selbst einigermassen seiner Ansicht von der Bildung der Eischale, Richtig bleibt dabei doch immer die Ansicht, dass das Eiweiss ein Produkt des Ovidukts ist, eine Ansicht, welche auch alle Beobachter aussprechen (cf. Pfeiffer III. Helix pomat. p- 70. not. 2; — Carus Lebensbed. p. 63 etc.) Bis hieher hat also die Bildung des Eichens die spre- chendste Aehnlichkeit mit der primären Zellenbildung über- haupt. In der Pflanzenwelt bildet sich ja in dem bildbaren 250 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte Material ebenfalls zuerst der Cytoblast, diesen umhüllt dann eine geschlossene Gallertblase, die von aussen her durch En- dosmose Flüssigkeit aufnimmt, sich dadurch selbst ausdehnt und den Nucleus nach der einen Zellenwand hindrängt — auch beim Eichen der Schnecke zeigt der Dotter diese Lage, ef. weiter unten. — Dieselbe Zellenbildung zeigt der thieri- sche Organismus im adhäsiven Entzündungsprozesse, in dem Cytoblasten — der exsudirten plastischen Lymphe — zeigen sich zuerst Zellenkerne, die sich dann bei fortschreitender Entwicklung mit einer Hülle umgeben und so die vollständige Zelle bilden. — Das Eichen ist somit als eine einfache Zel- lenbildung mit der Anlage zur höhern Fortentwicklung zu betrachten; — als frei sich entbildende Zelle nimmt es mehr eine sphärische Gestalt an, wie der Protococcus ete., treten aber mehrere Zellen in engern Zusammenhang, so entstehen auch hier, wie in der Pflanzenwelt, andere Formen, wie es die Eichen der Paludinen — cf. weiter unten — aufs Deut- lichste nachweisen. Das nunmehr vollkommen in seinem -Dotter sowohl, als in seiner Schale und seinem Eiweiss ausgebildete Eichen ge- langt nun vom Ovidukt in jenen erweiterten Theil desselben, den man ohne Grund mit dem Uterus verglichen und höchst unpassend mit diesem Namen belegt hat. Jetzt hat das Eichen bereits seine vollständige Ausbildung erlangt, was sieh daraus aufs Evidenteste ergiebt, dass dasselbe schon fähig ist, sich zu entwickeln und zum lebenden Embryo zu gestalten. Stiebel wenigstens hat beobachtet, dass die Eichen im Ovidukt, wenn er sie mit demselben herausnahm, das zweite und dritte Ent- wicklungsstadium erreichten und nur umkamen, weil das Was- ser den Ovidukt auflöste. (Arch. Il. 4. p. 559). Dies weiset zugleich darauf hin, dass die spätere Umhüllung der Eichen wohl meist nur zum Schutze, zur Anheftung derselben und dazu bestimmt sein möge, dem ausgeschloflenen Schneckehen die erste Nahrung zu bieten. In den Falten des sogenannten Uterus nämlich befindet sich viel wasserheller Schleim, der theils von den Schleimorganen, theils aber auch von den Wandungen des Uterus selbst sezernirt werden mag. Von diesem Schleime, der indess durchaus nichts Eiweissartiges an sich hat, wie Carus (Lebensbed. p. 53) irrig meint, werden des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 351 die allmählich in den Uterus hinabgetretenen Eichen umhüllt und zu einer sogenannten Eierschnur gleichsam aneinander gekittet. Jetzt ist die Bildung des Eies und seiner Umhüllun- gen vollendet, und die Eierschnur fähig, ausgestossen zu werden. Diese bis jetzt beschriebene Bildung der Eier im Thiere ist durchaus nicht an eine bestimmte Zeitdauer gebunden, und es ist ganz unrichtig, wenn man mit Stiebel meint, es sei allgemein der Fall, dass die Eier zwei Tage nach der Begat- tung gelegt werden, denn nicht selten währt dieser ganze Vorgang fünf bis acht Tage, ja noch länger. Nachdem nun die Eier im mütterlichen Organismus den bezeichneten Entwicklungsgrad erreicht haben, werden sie, in jenen Schleim eingehüllt, durch die sich erweiternde Scheide an die freie Natur abgesetzt, und diese ist eigentlich der Ute- rus, in welchem die weitere Entwicklung des freilich lebens- fähigen, aber noch keineswegs lebenden Dotters so wie auch die eigentliche Geburt des jungen Mollusk vor sich geht. Die Eierschnüre werden stets unterhalb der Oberfläche des Wassers, bald höher, bald tiefer abgesetzt und zwar in fol- gender Weise: Das Weibchen stellt sich zu dem Gegenstande, an den es die Eierschnur anheften will, in eine solche Lage, dass das orificium vaginae denselben fast berührt; daher neigt es sich immer etwas auf die rechte Seite des Rückens, wie es Rossmässler an einen Jaichenden Zimnaeus stagnalis in seiner leonographie der Land- und Süsswassermollusken (Leipz. 1836) I. T. IV. Fig. 84 sehr schön und deutlich abge- bildet hat. Wenn das zuerst aus dem orifieium vaginae her- vortretende rundliche Ende der Eierschnur an den Gegenstand angeheftet ist, so rutscht das Weibchen langsam rückwärts, das orificium stets nahe am Gegenstande haltend, von der Stelle, so dass der übrige Theil der Eierschnur aus der Scheide zum Theil hervorgezogen wird. Das die Vagina zu- letzt verlassende Ende der Eierschnur ist meist etwas spitz zulaufend, indem sich bei seinem Hervorkommen die Vagina allmählich wieder zusammenzieht. Die ganze Eierschnur gleicht somit einem Oylinder oder auch einer Wurst von verschiede- ner Dicke und Länge (Fig. 8). Oft werden die Eier nicht mit einemmale, sondern in mehreren Cylindern abgesetzt. Die 252 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte Gegenstände, an welche die Eierschnüre angeheftet werden, sind nicht nur Steine, schwimmende Holzstückchen und aller- lei Wasserpflanzen, als Potamogeton, Ranunculus ete., sondern auch Schalen anderer Schnecken, welche mit denselben dann ruhig umherschwimmen. — Indem die Schleimeylinder mit dem Wasser in Berührung kommen, erhärten sie an ihrer Oberfläche etwas, theils vielleicht durch eine Art Oxydations- process, theils aber auch dadurch, dass sich allerlei Unrath darauf ablagert, so dass sie alsdann mit einer eigenen Haut umgeben scheinen, in welcher die Eichen von noch flüssige- rem Schleime umhüllt liegen. Der Schleim selbst reagirt übrigens weder basisch noch sauer. In jeder Eierschnur findet sich eine Anzabl von Eiern, oft zu 20, 30 bis 50 an der Zahl. Es liegen dieselben durch- aus unregelmässig in dem Schleime vertheilt, und die Abbil- dung, die Carus Lebensbed. T. 1. Fig. Il. von einem solchen mit einer starken Loupe vergrösserten Eierschnurstückehen des Limnaeus stagnalis giebt, ist daher leicht im Stande, eine falsche Vorstellung von dieser Lage der Eier zu geben, und dies ist auch der Grund, weshalb wir Fig. 10 eine Abbildung derselben mittheilen. Um die Eierschnüre der Limnäen von einigen ähnlichen anderer Thiere unterscheiden zu können, fügen wir noch Folgendes bei: Die Laiche der Planorben sind mehr unregelmässig und platt und zudem mehr rigid, als die der Limnäen, sie werden am liebsten an der Unterseite schwimmender Gegenstände ab- gesetzt. Die Eier der eierlegenden Paludinen sind nicht von Schleim umgeben, sondern sie lagern sich je zwei und zwei in bald längern bald kürzern Reihen zusammen und jedes Ende ist durch ein Eichen abgeschlossen. Jedes Eichen zeigt an der Stelle, wo es mit einem andern zusammenstösst, eine gerade Fläche, die freie Seite ist mehr unregelmässig gerun- det (ef. Fig. 9). Diese Eier haben somit grosse Aehnlichkeit mit den zusammengruppirten Pflanzenzellen. Sie sind auf der Oberfläche mehr gewölbt, auf der untern, wo sie den Gegenständen ankleben, mehr flach, oder vielmehr den Ge- genständen, denen sie ankleben, angepasst, übrigens sehr rigid, anfangs weisslich, später von gelblicher, dann mehr bräun- licher Farbe. Ich habe eben eine solche Eierschnur vor mir, des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 253 welche aus 46 Eiern zusammengesetzt ist, zudem eine klei- nere, von demselben Individuum abgesetzte, die nur aus 6 Eiern besteht. — Ausserdem habe ich noch von einem Thiere ähnliche Schleimeylinder gefunden, mit denen die der Limnäen möglicher Weise verwechselt werden könnten, allein die ausserordentlich längliche Form der darin suspendirten Eier- chen möchten bei etwas genauerer Besichtigung kaum eine Verwechslung zulassen; es entwickelten sich aus diesen Eichen Insektenmaden, deren weitere Entwicklung ich leider nicht verfolgen konnte. Was nun die Eier selbst anbelangt, so bestehen sie im Allgemeinen aus drei verschiedenen Bildungen, aus der Eier- schale, dem Eiweiss und dem Dotter. Die Eierschale (Cho- rion Carus) ist wasserhell und durchaus oval und regelmässig gebildet. Sie zeigt sonst nichts Auffallendes, ist indess sehr elastisch und vermag einem ziemlichen Drucke zu widerstehen, ohne zu zerplatzen. Das von ihr umgebende Fluidum ist das Eiweiss, welches sich als solches sehr deutlich durch die be- kannte Reaktion mit Salpetersäure oder der Siedehitze cha- rakterisirt. Man kann die im Schleimeylinder befindlichen schon mit blossen Augen hinreichend sichtbaren Eichen da- durch sehr deutlich darstellen, dass man den Schleimeylinder mit einigen Tropfen Salpetersäure befeuchtet, welche durch den Schleim und die Eischale hindurch wirkend das Eiweiss oft augenblicklich zum Koaguliren bringt, woraus sich dann auf eine ziemlich bedeutende endosmotische Kraft dieser Theile schliessen lässt. Das Eiweiss röthet übrigens Lackmus- papier. — Das Wichtigste und Wesentlichste im Eichen ist indess der Dotter, als derjenige Theil, aus welchem das junge Schneekehen sich bildet. Dieser Dotter ist im Verhältniss zum ganzen Ei ausserordentlich klein (Fig. 11@) und liegt immer mehr nach der einen Wand der Schale hin, oft die Schale ganz berührend; doch will ihn Jacquemin (]. c. p. 646. $. 9) beim Planorbis, wo er sonst dieselben Verhältnisse zeigt, zuweilen auch in der Mitte gefunden haben. Wenn dies indess nicht auf Täuschung beruht, so ist es gewiss eine sehr seltene Ausnahme von der Regel. Der Dotterpunkt ist schon dem blossen Auge sichtbar und erscheint beim Zimn, 254 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte stagnalis und palustris als gelblicher, beim ovatws mehr als weisslicher Punkt. Meist ist in jedem Eichen nur ein Dotter vorhanden, zuweilen finden sich indess zwei, ja Carus will deren bis sieben beobachtet haben (Lebensbed. p. 53); allein dieses Vorkommen mehrerer Dotterkugeln in einer Eischale muss ziemlich selten sein, da ich bei den Myriaden Eiern, die ich beobachtete, nur fünf mit einem zweifachen Dotter fand, nie- mals aber mit dreien oder noch mehreren, und auch Jacque- min (l. cc. $. 10. p. 646) beim Planorbis nur ein einziges Mal einen zweifachen Dotter sah. Nur ein einziges Mal sah ich, dass beide Dotter das zweite Entwicklungsstadium erreichten; in den übrigen vier Fällen kam der eine Dotter gar nicht zur Lebensäusserung. Dafür findet man aber auch Schalen ohne Dotter; sie sind mehr langgezogen und unregelmässig, wie die Windeier der Vögel; auch sie sind selten und ich habe nur ein einziges gefunden. , Unter dem Mikroskop betrachtet erscheint der Dotter des eben gelegten Eies durchaus kugelrund und aus einer körni- gen Masse zusammengesetzt (Fig. 12, Fig. 13 ist ein einzelnes Körnchen), die durch eine feine Haut, die sogenannte Dotter- haut (Amnion Carus, Membrana vitellina, Chorion Sars) zu- sammengehalten wird. Carus erwähnt hier freilich dieser Haut nicht, allein Jacquemin charakterisirt sie deutlich als eine durchsichtige, die granules umschliessende Dotterhaut (I. c. $. 9. p. 646). Wenn Sars in seinem Beitrage zur Ent- wicklungsgeschichte der Mollusken und Zoophyten p. 199 es für falsch hält, wenn man die Eischale mit dem Chorion ver- gleicht und dafür die Dotterhaut dem Chorion der Säugethiere entsprechend erklärt, so hat er gleichwohl nicht minder Un- recht, indem das Chorion der Säugethiere nur eine Hülle des _ Fötus ist, die mit der Nachgeburt ausgestossen wird, hingegen hier die Dotterhaut ein integrirender Theil des Embryo selbst ist und mit ‘zur Bildung des Thierleibes benutzt wird (cf. unten). Nach Carus erscheint der Dotterumfang nicht immer ganz rund, doch soll man immer an zwei polar entgegengesetzten Punkten hellere durchscheinende Stellen unterscheiden (Le- bensbed. p. 53. Tab. I. Fig. IV. A.B.C.D.a.b). Doch er- des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 255 wähnen weder Stiebel noch Jacquemin dieser Stellen und auch ich habe sie bei keiner Vergrösserung entdecken kön- nen. Zuweilen findet man freilich eine oder andere Uneben- heit an dem Dotter, ja zuweilen sieht man förmliche blasen- förmige Anhänge, allein diese scheinen nicht mit dem normalen Embryoleben in Beziehung zu stehen, sondern vielmehr krank- hafte Zustände desselben zu sein. Carus hielt diese Protube- ranzen wohl deshalb für normale Gebilde, weil er beobachtet zu haben meinte, dass sie die Achse bezeichneten, um welche der Embryo später sich drehe, dass dies indess nicht der Fall ist und nicht der Fall sein kann, ‚wird sich aus dem Folgen- den ergeben, wo wir von der Rotationsbewegung im Speciel- len reden werden. Wir kommen nun zum interessantesten Theile unserer Abhandlung, nämlich zur Entwicklung des Dotters im Eie, einem Vorgange, der an wunderbaren Erscheinungen reich genug ist, um unsere ganze Aufmerksamkeit zu fesseln. — Wenn einige Naturforscher behaupten, dass die Eier mancher Süsswasserschnecken mehrere Jahre lang fast — dies „‚fast” ist übrigens ein mir, ganz unerklärlicher Zusatz — ganz ein- getrocknet sein könnten und dennoch auskämen, wenn sie wieder angefeuchtet würden (Gravenhorst vergleichende Zoo- logie p. 109), so muss ich dem, mindestens was die Limnäen, Paludinen und PJanorben angeht, durchaus widersprechen. Diese Gattungen nämlich sind gewiss nicht zu diesen manchen Süsswasserschnecken zu rechnen, und ich möchte es in der That Keinem, der die Entwicklung ihrer Eier verfolgen will, rathen, auf diese Meinung hin weniger sorgsam dieselben zu behandeln. Denn abgesehen davon, dass die Eichen die em- pfindlichsten Reagentien gegen äussere Einflüsse sind, so dass man sie selbst im Wasser nicht ungestraft einer starken Son- nenhitze aussetzen darf, — wie man denn die Laiche auch meist an schattigen Stellen der Teiche und Gräben findet — hat man besonders noch darauf zu achten, dass sich in dem Wasser, in welchem die zu beobachtenden Eierschnüre sich befinden, weder Pristleysche Materie noch auch Infusorien bilden. Man würde sich dadurch, was allerdings auch von nicht geringer Bedeutung ist, nicht nur die Beobachtung er- schweren, ja ganz unmöglich machen, sondern man wird auch 256 - Karsch: Die Entwicklungsgeschichte bald bemerken, dass die Dotterkugeln absterben, was man daran erkennt, dass sie eine unregelmässige Form annehmen, sich auflösen und dass nicht selten die Eischalen mit unzäh- ligen Schaaren von Infusorien angefüllt sind. Vielleicht be- obachtete schon Bomme (Acta Soc. Flessing. vol. Il. 1773) eine ähnliche Erscheinung in den Eiern der Doris pilosa Müll., er sah nämlich im Rogen nach einiger Zeit viele ‚‚Raderdiert- jes”; Stiebel beobachtete dies Phänomen nur in den spätern Perioden, gegen den 14—16ten Tag, nachdem das Ei gelegt war, sah aber nie über drei Infusorien in der Eiflüssigkeit und ist der Ansicht, dass diese Thierchen sich hier durch ge- neratio aequivoca bilden (Arch. II. 4. p. 560). Ich habe indess oft solche Mengen derselben gesehen, dass es durchaus un- möglich war sie zu zählen. Auch mir scheint es das Wahr- scheinlichste, dass diese wenig ausgebildeten, meist den Mo- naden angehörenden Thierchen sich hier durch Urzeugung bilden; man sieht förmlich, wie die Dotterkugel sich in ihre Körnchen auflöst und wie diese Körnchen allmählich Lebens- thätigkeit gewinnen; während einzelne Thierchen, an Form und Bildung von den Körnchen nicht zu unterscheiden, mun- ter in der Eiflüssigkeit sich umhertummeln, scheinen andere die ersten Spuren eigner Bewegung durch ein Hin- und Her- wanken zu erkennen zu geben, durch ein Rütteln gleichsam an der allgemeinen Körnchenmasse, an der sie noch fest zu kleben scheinen. Es wäre unbegreiflich, wie die Thiere durch die Eischale von aussen her in die Eiflüssigkeit gerathen soll- ten, eben so unbegreiflich, wie die Eier derselben in das Eichen geriethen, um sich daselbst zu entwickeln. Merkwür- dig ist es in der That, dass man in den oft mit allerlei Un- rath gefüllten, zuweilen gleichsam verpesteten, von Infusorien aller Gattungen wimmelnden Gräben doch die Eichen unver- sehrt sich entwickeln sieht und gewiss nur höchst selten In- fusorien in den Eiern antrifit. Warum wagen sie sich denn hier nicht in die Eier, die sie zu Tausenden umkreisen! Eine eigenthümliche Erscheinung ist dabei auch die, dass die Dot- ter, wenn sie abgestorben sind, meist dem Gesetze der Schwere folgen und am tiefsten Theile des Eies, ganz auf der Schale liegend gefunden werden, was man besonders deutlich bei den Eiern «der Paludinen beobachten kann. Ob die Dotter bis des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris 257 zum Beginne ihrer Rotationsbewegung mittelst eines feinen, auch durch das Mikroskop dem Gesichte nicht zugänglichen Fädchens an der Eischale gleichsam aufgehängt seien, ähnlich wie es Pfeiffer bei den Eiern der Helix pomatia beobachtete, wo dann dieser feine Faden zuerst beim Absterben der Auf- lösung unterliege, oder ob die eigenthümliche Vitalität des Eichens, die von allen Seiten gleichmässig auf den Dotter wirke und ihn so schwebend erhalte, allein denselben früher den Gesetzen der Schwere entfremde, möchte schwer zu ent- scheiden sein. Es ist mir nie möglich gewesen, Embryone, die schon Lebensthätigkeit zeigten, wenn ich die Eichen austrocknen liess, wieder zu beleben, wiewohl die zusammengeschrumpfte Eischale sowohl, wie auch der Embryo sich, in Wasser gelegt, in räumlicher Hinsicht bald wieder durch Aufnahme von Flüs-- sigkeit in den vorigen Zustand versetzten; eben so wenig gelang es mit solchen Dottern, die noch auf der niedrigsten Stufe der Entwicklung standen, nach einer derartigen Behand- lung, sie zur Rotation zu bringen. Wir kommen auf die Entwicklung des Dotters zurück; denn dieser ist es, an dem von nun an die wesentlichsten - Veränderungen vor sich gehen und der sich auf Kosten des ihn umgebenden Eiweisses nun weiter ausbildet. Zuerst ist zu bemerken, dass die Entwicklung des Dotters in den ver- schiedenen Arten sowohl, als in den verschiedenen Eiern der- selben Eierschnur durchaus nicht gleichen Schritt hält, wor- auf schon Sars ]. c. p. 200 bei der Entwicklung der Tyitonia Ascanii aufmerksam macht, und dass es deshalb ganz ohne Nutzen, ohne bestimmten Zweck, ja ohne Sinn ist, die Ent- wicklungsstadien nach Tagen bestimmen zu wollen. Man braucht nur die Resultate der verschiedenen bis jetzt ver- öffentlichten Beobachtungen zusammenzustellen und zu .ver- gleichen, um sich von der Wahrheit dieser Thatsache zu über- zeugen. So, um nur ein Beispiel aus vielen zu wählen, be- merkte Carus (Lebensbed, p. 55) schon am 8— 9ten Tage das Herz mit Vor- und Herzkammer, am 10 —AAten die Schale, Stiebel hingegen konnte das Herz erst am 16ten Tage bemerken (Arch. I. p. 425) und nach Arch. II. p. 566 gar erst am 20sten Tage; von der Schale hingegen bemerkte er erst Archiv f. Naturgesch, XII, Jahrg. 1. Bd. 17 258 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte am 25sten Tage die erste Spur (Arch. Il. 4. p. 566), wiewohl er sie Arch. I. 3. p. 424 schon am 16ten Tage deutlich ge- sehen haben will. — Wenn man überhaupt nur bedenkt, wie sehr die Thierwelt und namentlich die niedern von äussern physikalischen u. s. w. Einflüssen in ihrem Entstehen sowohl, als in ihrem Fortbestehen abhängig ist, so wird man leicht begreifen, dass, wie diese Einflüsse nie konstant sind und verschiedene Individuen nie auf dieselbe Weise treffen, so auch ihr Leben und ihre Entwicklung in zeitlicher Beziehung keinen konstanten Typus haben kann, sondern vielmehr nach den jedesmaligen äussern Momenten sich verschiedentlich ge- stalten muss. Es ist indess auch nur die Reihefolge in der Evolution der einzelnen Systeme und Organe, die für natur- historische und namentlich physiologische und morphologische Forschungen von Bedeutung ist. 3 Aber zur Sache! In dem gelegten Eie bemerkt man in der ersten Zeit durchaus keine Veränderung, und man sieht den Dotter in den ersten Tagen ruhig in der oben beschrie- benen Lage und Struktur verharren. Dann aber, mit dem 2—3—6ten Tage oder noch viel später lockert sich die Kugel mehr auf, es erscheinen deutliche Zellen und die körnige Struktur concentrirt sich mehr nach dem einen Ende hin, d. h. sie bleibt hier vorwaltend, wo denn auch der Dotter dunkler erscheint, so dass der sonst homogene Dotter nun- mehr aus zwei heterogenen Theilen, einen mehr zelligen und einem mehr körnigen, opakern besteht. Dabei wird dann auch natürlich der Dotter namentlich an dem zelligen Theile merklich grösser und weicht dadurch einigermassen von der rein sphärischen Form ab, cf. Fig. 14. Eben so beobachteten es auch Carus und Stiebel, nur beschreibt Letzterer den Vor- gang etwas undenutlich, indem er an dem gelben Dotter einen schwarzen Punkt entstehen lässt (Arch. I. 3. p.124, II. 4. p.561), wo er doch nach seiner Abbildung (11. T. Vl. Fig. 3) zu schliessen, nicht von einem Punkte, sondern vielmehr von einem Flecken hätte sprechen sollen. Jacquemin beobachtete es bei den Planorben auf ganz ähnliche Weise, am vierten Tage nämlich näherten sich die Körnchen mehr dem Oentrum, der Rand wurde durchsichtig, der Dotter verlor etwas von seiner Regularität (1. ec. p. 650). Ob man indess diese Con- des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 259 centration in der Mitte oder an der Seite des Dotters be- merkt, das hängt lediglich von der Lage des beobachteten Eichens ab. Ein wichtiger Widerspruch stellt sich hier bei den beiden Beobachtern der Teichhornschnecken - Eier heraus, der aller- dings nicht mit Stillschweigen darf übergangen werden. Nach Carus nämlich (l. c. p. 55) ist jener zellige Theil das Rumpf-, jener mehr körnige das Kopfende des Embryos. Nach Stiebel hingegen (Arch. Il. p.562) scheint sich die Sache anders zu verhalten; nach ihm bildet sich nämlich später jener Theil, der von dem nicht im Centrum liegenden schwarzen Punkte am weitesten entfernt ist, zum Kopfe aus, und von hier aus nach dem hintern Ende zu sind die Bläschen immer kleiner und undurchsichtiger. Es beruht indess diese Ansicht Stiebel’s gewiss auf einer blossen Täuschung, denn man kann die Ent- wicklung jener beiden Theile sehr genau verfolgen und wird bis zum Ende der Entwicklung das Leberende wesentlich von zelliger Struktur finden, das Kopfende dagegen mit dem Fusse und den übrigen Theilen mehr fein körnig oder aus feinern Bläschen bestehend, wie sich aus dem Folgenden und den Abbildungen deutlich genug ergiebt. Wir kommen jetzt zu einem Phänomen, welches eben so viel Interessantes als Wunderbares und Unerklärliches der Beobachtung darbietet, nämlich zur Bewegung des Embryos. Diese Erscheinung ist freilich schon vor fast zwei Jahrhun- derten beobachtet worden; Anton Leeuwenhook nämlich, jener treflliche Naturforscher (Epistolae ad societaten regiam An- glicam et alios illustres viros, ex belgica in Jatinam linguam transv. Lugd. Batav. 1719. T. III. contin. II. epist. 95. p. 26) sah dieselbe im Jahre 1695 an den Eiern seiner Veen-Oestres, Veen-Mosseln (vielleicht, wie wenigstens Carus aus den un- vollkommnen Beschreibungen schliesst, an der Unio tumida Pfeil). Später sahen auch Ev. Home und Franz Bauer (Philos. transaet. p. 45, Heusingers Zeitschrift für organ. Phy- sik. Bd. I. p. 395) dasselbe Phänomen, welcher letztere es in- dess von einer ganz andern Ursache ableitete. Auch Bomme (ef. oben) sah vielleicht in jenen Raderdiertjes die Bewegun- gen der Embryone der Doris pilosa Müll. Seit jener Zeit schien es denn ganz vergessen zu sein und Stiebel gebührt 17% 260 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte jedenfalls das Verdienst, gleichsam zuerst auf diese neue Er- scheinung aufmerksam gemacht zu haben. Wenn daher Jae- quemin sagt, Carus sei der erste Beobachter dieser Embryo- nenrotation, so ist er in grossem Irrthum, den er leicht hätte meiden können, wenn er die Abhandlung des Carus über die Entwieklung unserer Flussmuschel gründlicher gelesen hätte. Uebrigens hat man dieselbe Erscheinung jetzt bereits bei den Embryonen mehrerer Thiere auch aus andern Klassen beob- achtet. Wenn indess Carl Pfeiffer (Naturgesch. ete. II. Abth. p. 9) erzählt, dass ihm eine solche Achsendrehung bei den Mytilaceen nie deutlich geworden sei, so kann uns das kein Wunder nehmen, wenn wir erwägen, dass er dieselbe höchst wahrscheinlich da suchte, wo sie allerdings nicht zu finden war, nämlich in den noch im Ovariun befindlichen Eiern, dass er hingegen die spätere Entwicklung derselben nach dem Uebergange in die äussern Kiemenblätter nicht genau genug verfolgte. Bis dahin nämlich, wo der Dotter erst seine völ- lige Reife erlangt, ist auch wirklich noch keine Rotation vor- handen Bald nachher, nachdem der Dotter die oben bezeichneten Strukturveränderungen erlitten hat, bemerkt man an ihm, meist schon am 4ten Tage, dass er nicht mehr ruhig liegt, sondern sich, immer an seinem Platze bleibend, um sich selbst bewegt. Bei den Mytilaceen soll diese Bewegung in horizontaler Rich- tung statt finden (Carus Flussmuschelentwicklung p. 29), eben so bei den Planorben und zwar konstant von der Rechten zur Linken (Jacquemin $. 28. p. 659), beim Limnaeus stagnalis wird sie indess als eine vertikale, als eine Drehung um eine horizontale Achse beschrieben, die zwar anfangs unregelmässig und ungleich, nichts desto weniger aber stets in ganz be- stimmter Richtung vor sich ginge (Carus und Stiebel 1. e.). Am 5—6—10ten Tage wird diese Drehung besonders lebhaft und deutlich, und es gesellt sich zu der einfachen Rotation zugleich ein Fortrücken vom Platze, so dass nunmehr eine an den Eiwänden spiralig fortschreitende Bewegung entsteht, die der Bewegung der Planeten um die Sonne nicht unähnlich sei (Arch. II. 4. p. 562. — Lebensbed. p. 62). Carus nannte daher diese Bewegung die kosmische. Jacquemin beobachtete diesen Uebergang in eine spiralig fortschreitende Bewegung des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 261 bei Planorbis am 8—9ten Tage (I. e. $. 26. p. 658). In‘ spä- terer Zeit, wo der Dotter mehr an Grösse zunimmt und im- mer mehr von seiner ursprünglichen Kugelform. abweicht, aber auch schon jetzt, ist diese fortschreitende Bewegung dem unbewafineten Auge sichtbar. Ich muss indess gestehen, dass ich diese Rotationsbewe- gung nie so gleichmässig und in derselben Richtung gesche- hend gesehen habe. Es kommt natürlich zu Anfang, wo der Dotter noch eine ziemlich vollkommene sphärische Gestalt hat und nicht auf der Eiwand aufliegt, sondern in der Eiflüssigkeit frei suspendirt ist, bedeutend auf die Lage des Eichens auf dem Objektträger an, wie und in welcher Richtung man die Bewe- gung vor sich gehen sieht. Da diese Lage aber rein vom Zufall abhängt und durch den Willen selbst des geschicktesten Beobachters sieh nicht beliebig einrichten lässt, so ist es durchaus unmöglich, jene Rotation als eine so bestimmte nach- zuweisen, auch wenn sie wirklich eine so bestimmte wäre. Bei einem Eichen z. B., das man zwischen zwei Gläsern lie- gend in einer Rotation von der Rechten zur Linken begriffen findet, wird man, wenn man nun das Doppelglas und somit Eichen und Dotter umkehrt, so dass das früher unten Lie- gende nun zu oberst liegt und umgekehrt, nunmehr die Ro- tation von der Linken zur Rechten vorgehen sehen. Daher sieht man denn auch bei den verschiedenen Eichen derselben Eierschnur diese Rotation hier horizontal, und zwar bald von der Rechten zur Linken, bald von der Linken zur Rechten, dort aber vertikal und eben so bald von oben nach unten, bald von unten nach oben sich erstrecken. Ganz dasselbe ist und muss auch bei der spiralig fortschreitenden Bewegung der Fall sein. — Aber auch au demselben Eichen wird wan, wenn man es eine längere Zeit hindurch beobachtet, eine solche Verschiedenheit in der. Richtung der Bewegung nicht verkennen, obgleich man dem Eichen seine ihm einmal gege- bene Lage lässt; man wird selbst beobachten, wie die eine Bewegung nicht selten gerade in die entgegengesetzte ‚über- geht, nachdem vorher auf einige Sekunden ein förmlicher Stillstand aller Rotation eintrat. So fand ich es nicht blos bei den Limmäen, sondern auch bei den Planorben und Pa- Judinen. 262 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte Zur Erklärung dieser merkwürdigen Erscheinung hat man seit den ersten Beobachtungen derselben sehr verschiedene Ursachen angeführt und nachzuweisen gesucht. Franz Bauer (ef. oben), der sie nur ein einziges Mal sah und nicht weiter nachforschte, meinte, sie rühre her von dem Nagen eines in das Ei geschlüpften Würmcehens, hielt sie also für eine blos zufällige Erscheinung. Stiebel giebt für die einfache Rotation keinen weitern Grund an; er sagt nur (II. p. 561), dass sie die erste organische Bewegungsform sei und durch die Ein- wirkung des Lichtes auf das organische Molekel hervorgerufen werde; den Uebergang in die spiralig fortschreitende Bewe- gung erklärt er auf rein mechanische Weise: dadurch näm- lich, dass das Kopfende weiter hervorragt, als die übrigen Theile, und dadurch, dass nun der oben berührte schwarze Punkt, um den die ganze Masse sich dreht, nicht nur mehr zur Seite, sondern auch mehr nach hinten zu liegen komme, müsse bei jedem Umschwunge der Kopf mehr vorkommen und so würde dann die Bewegung ausser der Rotation auch eine Kreisbewegung längs der Wände des Eies (II. 4. p. 562). — Es kann allerdings nicht in Abrede gestellt werden, dass mechanische und physikalische Kräfte, namentlich aber das Licht und die Wärme einen mächtigen modifizirenden Einfluss auf jene Rotation ausüben, wi die Versuche von Carus (Le- bensbed. p. 51) und Stiebel (11. 4. p.561) in Bezug auf das Licht und die Wärme, und die Beobachtung, dass bei der Drehung um die Horizontalachse die Rotation rascher ist, wenn das wegen seiner Dichtigkeit schwerere Kopfende von oben nach unten sich bewegt, hingegen ungleich langsamer, wenn es von unten nach oben hinaufsteigt, in Bezug auf die mechanischen Kräfte hinlänglich beweisen — Phänomene, von deren Realität man sich bei jeder Beobachtung leicht über- zeugen kann — wie sie aber den Grund dieser Bewegung abgeben können, ist nicht wohl einzusehen. Nach Carus beruht die Rotation auf einer durch Licht und Wärme erregten Differenzirung der homogenen Dotter- kugel in zwei, einen organischen Gegensatz bildende Hälften, wodurch eine Anziehung, ein Einandersuchen zugleich mit der Differenzirung hervortritt. Das Leberende soll dabei die Bewegung zuerst beginnen und sich dem Kopfende nähern; des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 263 da nun aber auch das Kopfende au dieser Bewegung Theil nehmen muss, so erfolge eine allgemeine Rotation der ganzen Dotterkugel ( Lebensbed. p. 61). Allein diese Argumentation umhüllt alles mit noch grösserm Nebel. Worin besteht denn jene Differenzirung zwischen Zellen- und Körnchenbildung, zwischen Kopf- und Leberende, die beide als polar entgegen- gesetzte Bildungen erscheinen lässt! Wie vermag der Einfluss des Lichtes und der Wärme dieselbe aufzurufen! Wie entsteht dieselbe Bewegung in andern organischen Molekeln, wo eine solche Polarität zwischen Zelle und Zellenkörnchen nicht vor- liegt! Dies und vieles andere bleibt bei dieser Erklärungsweise unerklärt und darum dürfte diese Hypothese nicht als gültig angenommen werden. — Weshalb diese Bewegung in eine spiralig fortschreitende übergeht, erklärt Carus nicht. — Nach seinen spätern Beobachtungen über die Entwicklung unserer Flussmuschel (l. ce. p. 33) glaubt Carus die hier in horizontaler Richtung vorgehende Rotation aus der durch den Beginn der Athmung und des davon abhängenden Wirbels der Eiflüssig- keit entstandenen Bewegung erklären zu müssen, und dies könnte schon dem ersten Anscheine nach eher gelten. Die- selben Ansichten nalım Jaequemin zur Erklärung der Rotation seiner Planorbenembryone auf, er sagt l. c. p. 656. $.20: „La cause fondamentale de ce phenomene de vibration est une force electro-galvanique, qui s’etablit par suite de l’heteroge- neite des diverses substances du corps de l’animal d’une part et du milieu ambiant d’autre. Elle joue le röle principal dans la respiration aquatique et les courans aux quels elle donne naissance sont Ja cause primitive du mouvement de rotation exerce par le vitellus pendant la premiere epoque du deve- loppement puis qu’ils entrainent d’une maniere mecanique le meme vitellus dans le sens de leur direction.” — Was indess diese Ansicht angeht, so lässt sich beim ersten Beginne der Rotation und während der ersten Zeit ihrer Dauer gewiss bei der durchweg zelligen und körnigen Struktur des Dotters kein Organ für die Respiration annehmen, geschweige denn nachweisen; auch begreift ınan keineswegs, wie durch ein solches gerade eine Rotation und nicht vielmehr ein stoss- weises lortricken in gerader Richtung erfolge — man denke an unsere Raketen und Feuerräder — man müsste bier wie- 264 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte derum eine eigenthümliche Beschaffenheit, etwa einen schrägen Verlauf der Respirationsröhre supponiren, zudem ist es schon schwer zu begreifen, wie überhaupt durch das Respiriren ein Fortrücken stattfinden soll; wir finden es doch sonst bei kei- nem Thier; die Larven der Libellen z. B. athmen bekanntlich recht kräftig durch den After Wasser ein und aus, das Fort- rücken vom Platze wird aber doch keineswegs dadurch bedingt. Zudem scheint schon die Unregelmässigkeit, die bald hie- hin bald dorthin sich erstreckende Richtung in der Bewegung auf ein anderes Grundverhältniss hinzudeuten. Und wirklich hat man in neuerer Zeit beobachtet, dass diese Bewegung von Wimpern oder Cilien herrührt, die sich bei verschiedenen Thieren an verschiedenen Körpertheilen, so am Vorderende des Körpers, an den Fühlern oder über den ganzen Körper finden. So tragen, um nur ein Beispiel zu nennen, nach den Beobachtungen Lovens (Verhandlungen der Königl. Akad. d. Wissensch. zu Stockholm, Sitzung am 20. März 1845, über- setzt im Archiv skandinavischer Beiträge zur Naturgeschichte von Chr. Fr. Hornschuch. Greifswald 1845. Th. I. H. I. p. 154) die Arten von Zlysia, Bulla, Bullaea, Eulima und Cerithium reticulatum Angl. an den dieken Rändern des grossen, den Kopf umgebenden, aus zwei zugerundeten Lappen zusammen- gesetzten Velum die Flimmerhaare; ähnlich verhält es sich bei der Tritonia Ascanü (ef. Sars ]. e.) etc. Wenn einige Schriftsteller, wie z. B. Dumortier, immer noch das Dasein dieser Wimpern läugnen, so muss man dies wohl dadurch erklären, dass es in der That ausserordentlich schwierig ist, sich von der Existenz derselben zu überzeugen. Wenn man die Wimpern bei den Limnäenembryonen gleich an dem sie begrenzenden Rande sucht, so wird man sich vergebens be- mühen sie zu entdecken, und die verschiedensten Vergrösse- rungen sind nicht im Stande, dieselben deutlich an dieser Stelle vorzulegen; wenn man indess die Oberfläche des Em- bryo unter verschiedenem Fokus observirt, so wird man jene eigenthümliche Flimmerbewegung, die sich durch eine wellen- förmige, wogende Bewegung ähnlich dem Wogen der Korn- ähren charakterisirt, nicht verkennen können. So kann man sich leicht überzeugen, dass der ganze Embryonenkörper mit derartigen kleinen und überaus feinen Wimpern besetzt ist, des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 265 die je nach der Richtung der Rotation gerade in entgegen- gesetzter Richtung sich bewegen. Es bliebe auch wirklich keine andere Ursache der Bewegung übrig, da man eine Con- traetion und Expansion der Dottermasse oder eines und des andern ihrer Theile, wie sie allerdings in spätern Perioden des Embryonenlebens auftritt, bis jetzt noch nicht zu entdek- ken im Stande ist. — Hiermit fällt denn auch zugleich alles dasjenige, was Carus über die später erfolgende Bildung der Schalenwindungen und deren gesetzmässiger Gestaltung so- wohl in seinen Lebensbedingungen p. 63—66, als auch be- sonders in seiner so gepriesenen Schrift: Vom innern und äussern Bau der Muscheln und Schnecken und von den Le- bensbedingungen derselben, in dem Kapitel von der Schalen- bildung und den Urformen des Schalengerüstes und in man- chen andern Schriften so schön entwickelt hat und was von da aus in so viele Lehr- und Handbücher übergegangen ist, als ein Irrthum über den Haufen, wie denn schon Jacquemin an der Richtigkeit dieser Argumentation nach seinen Beob- achtungen mit Recht zweifeln musste; er sagt nämlich 1]. e. II. Chap. 1. $. 28. p. 666: „ll est bien probable, que des mou- vemens aussi prononces et aussi etendus que ceux-la influent sur Ja forme de l’animal et notammant sur celle de sa co- quille; mais d’une autre cote il me parait trop-hazarde, quoi- que ingenieux d’admettre, que les tours de Ja coquille soient les traces du mouvement de rotation de l’embryon, qui se sont solidifiees, comme le pense Mr. Carus. Il est certain, que chez la Planorbe les mouvemens de rotation ont long temps cesser d’exister lorsque les premieres traces de la co- quille se manifestent.” Während dieser Rotation in der Eiflüssigkeit bildet sich der Dotter nun in seinen einzelnen Theilen allmählich weiter aus, und seine Animalität tritt nach und nach deutlicher her- vor. Früher hatte der Dotter nur ein vegetatives Leben, er war, wie das Vegetabil sein ganzes Leben hindurch, bis zur beginnenden Rotation nur Pflanze, natürlich mit der Anlage zu höherer Fortentwicklung und manifestirte sich denn auch als solche durch seine Organisation, durch die einfache Zel- len- oder Bläschenform, deren allmählich sich steigernder Le- bensturgor, deren organisches Wachsthum nur physikalisch, 266 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte durch rein endosmotische Kräfte, nur pflanzlich, durch neue Zellenbildung in den schon gebildeten Zellen bedingt war. Das Thier aber, welches im Grunde nichts weiter ist als eine von der Erde gelöste, in sich bewegte Pflanzenblase, nimmt eine grössere Zahl physikalischer Agentien in sich auf und willkürliche Bewegung ist der erste Charakter des Thieres. Daher zeigt sich auch in den Embryonen der Schnecken zuerst die Bewegung und zwar die willkürliche als die erste Thätigkeit, das erste Zeichen beginnender Animalität und die ersten Organe sind Bewegungsorgane und hier wieder die allereinfachsten und niedrigsten Bildungen, Flimmer, Härchen, Wimpern. Derjenige Theil der Dotterkugel, welcher eine mehr kör- nige Struktur zeigt, also das Kopfende, tritt nun allmählich weiter aus der ganzen Kugel hervor und krümmt sich etwas gegen das Leberende hin, wie es Fig. 15 und 17 zeigt. Denn auch in der weitern Fortbildung des Embryo erscheinen wie- derum die Anlagen für diejenigen Organe, welche in der spä- tern Periode, im freien Naturleben des Mollusk für die Lo- comotion bestimmt sind, zuerst. Diese Organe befinden sich aber am Kopfe — denn das Leberende ist in der Schale un- beweglich — der sich also zuerst aus der sphärischen Form des Dotters herausbilden muss. Der Kopftheil scheidet sich deshalb immer deutlicher vom Lebertheile ab und schon gegen den 6ten Tag frühestens, ‘meist aber bedeutend später bemerkt man an demselben die Anfänge der dreieckigen platten Ten- takel als rundliche Auswüchse (Fig. 18a und 194) und des ebenfalls dreieckigen, nun noch mehr rundlich erscheinenden Fusses (Fig. 195). Von den übrigen Organen des Thieres, namentlich den innern, ist noch nichts deutlich; das Leberende erscheint durchweg aus grossen, ungleich gestalteten Bläschen zusammengesetzt, welche mehr gelblich erscheinen. Zwischen Kopf- und Schalenende wird auch der Kragen sichtbar, der beide Theile von einander trennt. Die Dotterhaut, die bald eher bald später, je nach dem übrigen Entwicklungsgange des Thieres, undurehsichtiger und zur Thierhaut, daher denn auch deutlicher wird, nämlich da wo sie das Leberende umzieht, wird in späterer Zeit in ihren Malpighischen Schleimnetze mit koblensaurer Kalkerde ange- des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 267 füllt und bildet sich so zur Schale um. Je nachdem nun diese Haut von den Beobachtern eher oder später gesehen wurde, hat man auch die erste Schalenbildung in frühere oder spätere Zeitperioden des Embryolebens versetzt. Jaequemin sah schon am öten Tage das erste Häutchen der Schale; meist wird jedoch erst später die Dotterhaut durch Dichter- werden als Anfang dar Schalenbildung sichtbar. Durch Rea- etion mit Salpetersäure lässt sich, wie man es gemeiniglich versucht (cf. Pfeiffer ]. c. etc.) nie nachweisen, ob das, was man darauf untersucht, wirkliche Schalenrudimente seien oder nicht; dies wäre erst dann möglich, wenn in der Dotterhaut, die sich allmählich erst zur dünnen Schalenmembran gestaltet, die kohlensaure Kalkerde sich abgelagert hat. Die Schalen- membran muss aber schon eher vorhanden sein, als jene sich ablagert und durch Hinzutröpfeln von Salpetersäure jenes Aufbrausen durch Entbindung des kohlensauren Gases entsteht. Allmählich, gegen den 8 — 20sten Tag unterscheidet man an der Basis und der innern Seite der Tentakelrudimente, die nun schon ungleich deutlicher sich gestalten, auch deut- liche schwarze Punkte, die Rudimente der Augen (ef. Fig. 20 und 215), ebenso eine Andeutung der Mundspalte (cf. F. 21) und unmittelbar hinter dem Kopfe sieht man ein gelbes Or- gan durchschimmern, welches Carus für die grosse Absonde- rungsdrüse des Ovidukts hält. Das Dasein des Herzens ist nieht eher nachzuweisen, bis es seine Pulsation begann, denn da das ganze Leberstück noch aus grossen Zellen besteht, so vermag man nicht mit Sicherheit anzugeben, welche Zelle gerade als das Herz anzusprechen sei. Nach Stiebel erschei- nen am 10ten Tage regellose Gefässe ohne Pulsschlag (1. 3. p: 424), die aber nach Arch. II. 4. p. 565 erst mit dem 13 bis 14ten Tage hie und da anfangen sichtbar zu werden. Ich habe dieselben indess ebenso wenig, wie Carus (Lebensbed. p: 56. Nota) beobachten können, wüsste auch in der That nicht, wodurch man ihre Identität nachweisen sollte. — Zu gleicher Zeit bildeten sich nach Stiebel da, wo das Kopfende zuerst aus der Bläschenkugel hervortrat, zwei aus einer grös- sern Bläschenreihe bestehende, ligamentähnliche Stränge, die dem Kopfe anlängen; der auf der linken Seite des Thiers befindliche soll der Anfang des -Oesophagus, Jer auf der 268 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte rechten des Mastdarms sein (Arch. II. 4. p. 564), diese waren ebenfalls nie zu finden; auch Carus suchte sie vergebens und hat vollkommen Recht, wenn er sie nicht für das hält, was sie sein sollen (Lebensbed. p. 56). Es ist ja bekannt, dass der Mastdarm im entwickelten Thiere nicht bis zum vordern Kopfende verläuft, sondern schon neben der Oefinung der Respirationshöhle ausmindet, die Speiseröhre aber vom Munde aus in der Mittellinie des Kopfes verläuft. Ich habe über- haupt nie eine Form des Embryo gesehen, welche mit der Stiebel’schen Abbildung (Archiv I. T. VI. Fig. 6) irgend die mindeste Aehnlichkeit gehabt hätte. — In dieser ganzen Zeit geschieht das Wachsthum des Embryo auf Kosten des ihn umgebenden Eiweisses und zwar immer noch durch reine Endosmose, wie bei den niedrigsten Protozoen; der Embryo ist gleichsam noch ein Agastricum Ehrenb. Indem nun der Embryo auf die angegebene Weise in seiner Entwicklung immer weiter fortschreitet, tritt auch die eigentliche animale Thätigkeit desselben inımer deutlicher her- vor. Mit dem 16ten Tage, oft aber eher, oft später, sieht man deutlich die Pulsationen des Herzens; doch ist der Tag des ersten Auftretens dieser 'Pulsation ebenfalls nicht genau zu bestimmen. Es liegt in dem ersten Drittel der Konvexität der Schalenkrümmung und erscheint unter dem Mikroskop als eine Doppelblase, welche, wie Stiebel sehr richtig beschreibt, zwei aus lauter kleinen Ringelehen zusammengesetzte Ringe neben einander bilden, die sich gegen den hohlen Raum in ihrer Mitte von der Seite her bewegen und dann wieder von einander entfernen. Man muss indess bedenken, dass ein Ding unter dem Mikroskop oft ganz anders erscheint, als es in Wirklichkeit aussieht, und von der Richtigkeit der Ansicht Carus (Lebensbed. p. 55), dass das Herz in der That eine Blasenform habe, von der natürlich unter dem Mikroskop nur die peripherischen Theile sichtbar seien, kann man sich leicht durch leise Veränderungen des Fokus überzeugen. Die bei- den Herzblasen (cf. Fig. 19e, Fig. 202 und isolirt Fig. 22. 23. 24) liegen neben- oder wenn man lieber will, übereinander und kontrahiren und expandiren sich wechselseitig, so dass, wenn die eine (az) sich ausdehnt, sich die andere (4) zusam- menzieht und umgekehrt (ef. Fig. 22.23. 24). Die dem Kopf- des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 269 ende des Thiers zunächst liegende Herzblase ist als das Herz- ohr oder die Vorkammer anzusprechen, welche in den spätern Lebensepochen das Blut aus den Respirationsorganen auf- nimmt; die am weitesten von dem Kopfende entfernte dagegen als die Herzkammer. Die Pulsationen selbst sind ziemlich regelmässig und können in ihrer Lebhaftigkeit und Frequenz durch den Einfluss mechanischer und physikalischer Agentien bedeutend gehoben werden. Ich zählte oft 100—108 Schläge in der Minute, meist jedoch nur 40—60. Am stärksten ist jedesmal die Thätigkeit der Vorkammer. Bei jedem Puls- schlage wird das Herz zugleich von seiner Stelle gerückt, gleichsam auf- und abgezogen, und eigenthümlich ist es, dass das Herz langsamer pulsirt, wenn der Embryo eine kraftigere willkürliche Bewegung macht. Die Pulsschläge sind indess nicht immer durchaus regelmässig, und oft tritt momentan ein völliger Stillstand ein, kurz es findet sich alles so, wie es Carus (Lebensbed. p. 67. 68) mittheilte. — Die. Wände des Herzens, die ausserordentlich dünn sind, erscheinen als aus lauter kleinen wasserhellen Ringelchen bestehend, so dass sie einem Netze nicht unähnlich sind. Diese Ringelchen sind wahrscheinlich Bläschen; das Blut selbst ist wasserhell. — Nach Stiebel (Il. p.566) erscheint das Herz am 20sten Tage als längliche, einfache pulsirende Blase. Mir wollte dies nie deutlich werden und ich sah es so lange, bis es wegen der dunkler und undurchsichtig werdenden Schale sich der Beob- achtung entzog, stets als Doppelblase mit der beschriebenen Pulsation. Mit dieser Bewegung steigert sich auch die willkürliche Bewegung des Embryos. Die Wimpern sind verschwunder, es findet keine eigentliche Rotation mehr statt und die Bewe- gung geschieht durch Contraction und Expansion des Thieres, indem es den Winkel, der vom Kopf- und Leberende gebildet wird, verkleinert oder vergrössert und so gleichsam die Kör- perenden als Flossen benutzt. Die Organe der Reproduction treten naeh ebenfalls auf. Das Protozoenleben hört dadurch vollends auf, dass sich ein höher organisirter Nahrungskanal bildet. Von den Reproduectionsorganen unterscheidet man den Mund mit der Zunge, die Speiseröhre, zum Theil die Windungen des Darnıs, 270 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte den Magen und das Afterende des Nahrungskanals. Carus sah, dass sich um diese Zeit der Magen schon mit Contentis anfüllte und dass der Schlundkopf aus der Längsspalte des Mundes — die Zunge? — sich absatzweise hervor- und zu- rückschob. Von den übrigen Eingeweiden ist nichts deutlich zu unterscheiden. Das Organon luteum Stiebel’s ist zugleich mit dem Her- zen ausgebildet. Es ist dies wohl dasselbe Organ, welches Swammerdam als den Sacculus calcarius bei der Helix po- matia beschreibt, und eben dass dessen Vollendung mit dem Beginne der Schalenbildung, d. h. der Ablagerung der koh- lensauren Kalkerde zusammenfällt, scheint für die Meinung jenes alten Naturforschers zu sprechen, Jass es zur Bereitung des Kalkstoffes der Schale dienen möchte. Stiebel hielt es anfangs für eine Niere und fragt, ob nicht, selbst bei höhern Thieren, dieses Organ an der Bildung des Knochensaftes An- theil haben,könne, indem kein Organ ein blos aussonderndes sei (Arch. Il. 4. p. 567), eine Frage, Jie sich freilich bei dem jetzigen Stande der Wissenschaft noch nicht beantworten lässt. Uebrigens ist dies Organ wohl dasselbe, welches Carus (Le- bensbed. p. 55) als das gelbliche obere Secretionsorgan des Ovidukts beschreibt und am 6—7ten Tage, also nach seinen Beobachtungen ebenfalls vor der beginnenden Kalkablagerung entstehen lässt; denn ein zweites gelbes Organ mit Ausnahme der Leber, die allmählich dunkler wird, ist nicht zu entdecken. — Die Richtigkeit der Swammerdam’schen Ansicht möchte indess schwerlich erwiesen werden können und ich wüsste in der That keinen einzigen genügenden Grund für diese Mei- nung anzuführen. Wohl aber sprechen manche Gründe da- gegen, und am meisten die Schalenbildung selbst. Denn diese, nämlich die Ablagerung der kohlensauren Kalkerde be- ginnt weder an allen Punkten der Membrana vitellina zugleich, noch auch in der nächsten Nähe jenes Organi Jutei, sondern gerade an der von ihm am weitesten entfernten Stelle, näm- lich an der Leberspitze, und rückt von hier allmählich mehr zum Kopfende vor, wie es auch in späterer Zeit, nachdem der Embryo ausgeschloffen, der Fall ist. Um diesen Vor- gang zu erklären, müssten neue Hypothesen ersonnen werden, z. B. Gefässe, die von dem Organon luteum aus zur Haut des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 27 und allen ihren Theilchen hinführen, um den im Organon Iu- teum gebildeten Kalkstoff dort abzulagern, man müsste eine eigene Reihefolge in der Entwicklung jener Gefässe supponi- ren oder auch in der Art der Ueberführung jenes Kalkstoffes, zu geschweigen der eigenthümlichen merkwürdigen, biochemi- schen Thätigkeit, die dazu erforderlich wäre. Zudem ist es ja auch vollkommen hinreichend, als das den Kalkstoff bil- dende Organ die Haut selbst anzusprechen, wie ja überall im Rete Malpighii, auch beim Menschen, durch lange andauernde äussere Einflüsse sich gewisse Stoffe ablagern. Anfangs er- scheint die Schale nur als ein dünnes durchsichtiges Häutchen und ist auch nichts als die sich verdickende Dotterhaut; in- dem sich nun aber das Leberende allmählich krümmt, nimmt auch die Schalenhaut diese Krümmung mit an; es bildet sich so die erste Schalenwindung, und indem das Wachsthum nun immer in der einmal angenommenen Direction fortschreitet, eine zweite, dritte und endlich noch eine vierte. Doch ist dies ebenso wenig konstant nach Tagen abzumessen. Indem nämlich die Schale ein ziemlich unwesentliches Organ des "Thieres ist, findet ihre Entwicklung auch keineswegs so regel- mässig statt, und die einzelnen Windungen bilden sich freilich stets in gesetzmässiger, in der auseinandergesetzten Reihefolge, aber in ganz ungleichen Zeiten aus: die Thiere verlassen oft das Ei, wenn ihre Schale erst drei Windungen zeigt, oft erst, wenn deren schon fünf gebildet wurden. Es hängt dies gröss- tentheils von der mehr oder minder kräftigen Reproduction des Thieres ab; ist das Thier nämlich, wie es oft geschieht, sehr rasch gewachsen, so dass es in der Schale des Eies nicht füglich mehr Raum hat, so wird dieselbe gesprengt und das Schneckchen schlüpft heraus, ohne dass die Schalenwin- dungen ihre vollständige Ausbildung erlangt haben; ist die Reproduction aber nicht so stark, herrscht die intensive Ent- wicklung vor, so bilden sich die einzelnen Theile des Thie- res nach ihren speciellen Typen kräftiger aus und auch die Schalenwindungen werden weiter entwickelt. Die von Siebold für die Gehörorgane angesprochenen Bildungen sind jetzt noch immer nicht zu unterscheiden. Auch von den Respirationsorganen ist noch nichts sichtbar; eine Lungenathmung ist nicht möglich, da das Eichen dazu 272 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte nicht Luft genug enthält, eine Kiemenathmung ist ebenfalls nicht nachzuweisen, und wenn überhaupt eine Athmung statt- findet, so möchte es wohl noch die allerniedrigste Form der- selben, die Hautathmung sein, wenn man diese überhaupt eine Athmung nennen will. — Geschlechtsorgane, Nerven und Gefässe sind gleichfalls nicht zu beobachten: ihr Dasein ist indess aus andern Gründen wahrscheinlich, wo nicht gewiss. Die Schale wird allmählich durch stärkere Ablagerung von kohlensaurer Kalkerde bernsteinfarbener und opaker und- oft ist in den letzten Tagen des Embryolebens deshalb nicht ein- mal der Herzschlag mehr zu beobachten. — Die Leber hat noch durchaus nicht ihre duıfkelbraune Farbe, die sie nachher zeigt; ebenso sind alle übrigen Theile noch mehr hell und gelblich gefärbt. In ‘der letzten Zeit kriecht das Schneckehen förmlich mittelst seines Fusses in der Eischale umher, gerade so, wie die vollkommene Molluske. Nachdem nun der Embryo in der Eierschale seine voll- ständige Ausbildung erlangt hat, so weit es nämlich diejenigen äussern und innern Organe des Thiers angeht, welche zum Leben des Individuums nothwendig sind, nachdem er ferner in seiner räumlichen Ausdehnung so weit gediehen, dass er in der Eischale für seine Lebensäusserungen nicht hinlänglich Platz mehr findet, so sprengt er endlich bald früher, bald später, vom 22—60sten Tage, je nachdem die äussern Ver- hältnisse seine Ausbildung begünstigten oder nicht, durch kräftigere Bewegungen die Eischale, in der stets noch etwas Albumen enthalten ist, und löst zugleich den Schleimeylinder auseinander, der nunmehr das Ansehen einer Membrana floc- eulenta gewinnt. Dies ist noch nicht die vollständige Geburt des Schneckchens, denn es verweilt dasselbe noch eine Zeit lang in dem Schleimeylinder, gerade auf dieselbe Weise, wie es im Eichen lebte, nur mit.dem Unterschiede, dass die Di- gestionsorgane nun ihre vollständigere Function antreten, Das junge Mollusk verzehrt nämlich den Schleim und das resti- rende Eiweiss: die Digestionsorgane sind vollständig ausge- bildet, schon zeigen sich nach einigen Tagen kleine, längliche ceylinderförmige Exeremente von grüner Farbe, woraus sich ergiebt, dass auch die Leber bereits ihre Function gehörig übernommen hat. ; des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris. 273 Wahrscheinlich, ja gewiss sind jetzt bereits alle Organe, die dem Individuum als solchem angehören, vollständig ent- wickelt; ihre Grösse abgerechnet, denn das ganze Schneck- chen ist noch nicht grösser als die Eischale war. Für die Ausbildung der Athmungsorgane spricht das Athmen, das nun- mehr beginnt, sobald die Schneckchen den Schleimeylinder verzehrt oder verlassen haben, und von dessen Identität man sich leicht durch die Ausdehnung der Respirationshöhle und das Heraufkommen des Thiers an die Oberfläche des Wassers überzeugen kann. Das Herz ist jetzt mehr muskulös und macht noch weniger Pulsschläge wie früher, ich habe nie über 60 in der Minute gezählt. Die Geschlechtsorgane sind noch am wenigsten ausgebildet; ihre Function gehört ja auch nicht dem Individuum, sondern der Species an; Samenthierchen sind nie vorhanden. Es ist mir nicht möglich gewesen, das Nervensystem deutlich darzulegen, ebenso wenig das Gefäss- system, und das Mikroskop lässt uns hier leider ebenfalls im Stich. Ist das Thier indess erst bedeutend grösser geworden, so lassen sich alle Organe en miniature bei ihm darlegen, die sich auch beim ausgebildeten Thiere finden; dann sieht man auch mit der grössten Dentlichkeit die Gehörorgane und die kleinen Körperchen derselben in stets vibrirender Be- wegung begriffen, die auch noch»eine lange Zeit hindurch fortdauert, wenn man den Theil, in welchem sie sich befinden, gänzlich igolirt hat. — Was die äussern Theile des Thieres anbelangt, so sind auch hier alle Organe, ihre Grösse abge- rechnet, vollkommen entwickelt. Fuss, Tentakel, Augen, Kra- gen, Mund, Zunge, Respirationsöffnung, Geschlechtsöffnungen mit eingestülpter Ruthe, After, alles ist vorhanden; die Schale ist noch sehr zart, aber schon ziemlich, oft völlig undurch- sichtig; zuweilen hindert sie jedoch nicht, den Herzschlag des Thierchens zu beobachten. Man erkennt an ihr deutlich die Struktur, woraus sich die Art der Ablagerung des Kalkes ergiebt; am dünnsten erscheint sie beim ZL. ovatus, am stärk- sten beim Z. palustris. Mit dem allmählichen Grösserwerden des Thierchens wächst auch die Schale in allen Richtungen des Raumes, wie es die Beobachter bei den Schnecken und Muscheln beschrieben haben. Es währt indess stets noch einige Wochen, ja Monate, * Archiv f. Naturgesch. XII. Jahrg. 1. Rd, 18 274 Karsch: Die Entwieklungsgeschichte bevor das Thhier seine völlige Grösse erreicht hat, und noch länger, bis es fortpflanzungsfähig geworden ist. ' Es würde überflüssig sein, wenn wir die Organisation des ausgebildeten Thieres hier’ noch weitläufig erörtern wollten, da wir über diesen Gegenstand bereits die schönsten Darstellungen be- sitzen und das, was allenfalls in einzelnen Punkten zu berich- tigen sein möchte, schon in dem Vorigen auseinandergesetzt ist! ‘Wir verweisen daher auf die ‘oben bereits erwähnten Abhandlungen von Carus, Stiebel und Cuvier und fügen nur bei, dass es sich bei Z. ovatus und palustris im Wesentlichen ebenso verhält. ’ Um das Ganze, was in dem Vorigen weitläufig ausein- andergesetzt ist, mit einem Blicke zu überschauen und eine gedrängte Uebersicht von der Entwicklung der Limmäen zu gewinnen, scheint es nicht unzweckmässig zu sein, ‘die we- sentlichsten Momente jener Entwicklung hier kurz zusammen- zufassen. Es lassen sich dieselben auf folgende Punkte zu- rückführen. 1. Die Limnäen begatten sich meist einseitig, so dass das eine Thier blos die Rolle des Weibchens, das andere die des Männcehens übernimmt, und zwar findet die Begattung oft auch so statt, dass das für das eine Thier als Männchen fun- girende für ein drittes zugleich die Stelle des Weibchens' ver- tritt'u. s. f£ Zuweilen ist die Begattung aber auch gegensei- tig. Sie findet den ‘ganzen Sommer "hindurch vom März bis September statt, je nachdem die Witterung günstig. ist. 2. Die Dotterrudimente finden sich schon vor der Begat- tung im Ovarium und zwar schon mit der Eierschale eng umschlossen. 3. Die Befruchtung der Eichen findet im Ovarium statt, in welches ‘der männliche Same eindringt, der sich durch seine Samenfäden charakterisirt. 4. Von hier steigen die Eichen nach unbestimmter Zeit in den Ovidukt hinab, wo sie mit Eiweiss sich füllen. 5. Alsdann 'gelangen sie, schon völlig‘reif, in den soge- nannten Uterus, in welchem sie mit Schleimmasse umhüllt und zu Schnüren vereinigt werden. 6. Die Schleimeylinder werden dann an Wasserpflanzen ete. des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris: 275 unter der Oberfläche des Wassers abgesetzt und hier der Natur und ihrem eignen Schicksal überlassen. 7. Der Dotter ist anfangs eine einfache Pflanzenblase, welche in ihrem Innern eine körnige Masse enthält und. sich durch einfache Endosmosis. auf, Kosten ‚des ihn: umgebenden Eiweisses ernährt und vergrössert. Die Ernährung ist: somit die erste im sich bildenden Thier auftretende Funktion, welche die Haut übernimmt; das Thier ist blosse Pflanze, gleichsam ein Protococcus, 8. Dann theilt sich der homogene Dotter in zwei hetero- gene Theile, Kopf- und Schalenstück, deren: ersteres eine mehr körnige, letzteres eine mehr zellige Struktur bis zum letzten Stadium des Embryolebens zur Schau trägt. 9. Aber die Pflanze soll nicht ewig auf dieser Lebens- stufe verharren; sie soll sich zum. Thierleib gestalten... Daher bilden sich allmählich Wimpern und.der Dotter 'geräth in der Eiflüssigkeit in eine durch jene Wimpern vermittelte, willkür- liche, daher in den verschiedensten Richtungen, anfangs blos rotirende, dann aber auch fortschreitende Bewegung, die er bis zum Ende des Embryolebens. beibehält nur; mit: dem: Un- terschiede, dass sie: zuletzt in eine. reine Muskelbewegung übergeht. - Willkürliche Bewegung ist der erste Charakter des Thierlebens. 10. Von den eigentlichen Organen des Thieres bilden sich zuerst die Organe der, Locomotion, die amı Kopfe sitzen, also der, Kopf aus, dann das Herz und.der Darm:oder 'Nalı- rungskanal, also die individuelle Reproduction des Thier- lebens. Die Schale ist eine Fortbildung der Dotterhaut, wes- halb letztere weder mit dem Chorion noch Amnion der Säuge- thiere verglichen werden. kann. 41. Dann erst tritt die Athmung und zuletzt die univer- selle Reproduction in der vollkommenen Entfaltung der Ge- schlechtsfunetion auf. — — — — — — — — — Erklärung der Abbildungen Taf. IX. Fig. 1. Zwei Linmmaei palustres in der Begattung begriffen. a fungirt als Männchen, 5 als Weibchen, bei c sieht man den Penis. Fig. 2, Ein Theil eines nach dem Coitus exstirpirten Eierstocks. a die Eierrudimente in den Bläschen des Ovarii (c); ein Bläschen ist geplatzt und hat die Flüssigkeit ergossen (A). 18 * 276 Karsch: Die Entwicklungsgeschichte des Limnaeus etc. Fig. 3a. Ein isolirtes Eirudiment. Am obern Ende erkennt man deutlich die Eischale, in 5 den hellern Fleck, die vesicula Pur- kinjii (?). — Fig. 36. Unten die Eischale deutlich, oben das aus- getretene Contentum derselben. Fig. 4. Samenballen mit den Spermatozoen. Fig. 5. In a der feste Theil, an dem die Thierchen mit ihren Schwanzenden sitzen, 5 die Spermatozoen divergirend von @ sich entfernend. Fig. 6. Ein einzelnes Spermatozoon, a der Kopf, 5 das Schwanzende. Fig. 7. Ein Spermatozoon 570mal vergrössert, a der körnige Kopf, 5 das Schwanzende, c ein Ast des letztern. Fig. 8. Eine Eierschnur; a das hintere, 5 das vordere Ende. Fig. 9. Eier von der Paludina, Fig. 10. Eierschnurstück von Limn. stagnal. vergrössert. Fig. 11. Ei, eben gelegt, mit Schale und Dotter (a). Fig. 12. Dotter isolirt, aus lauter Körnchen bestehend. Fig. 13. Ein isolirtes Dotterkörnchen vergrössert. Fig. 14. Dotter in zwei heterogene Theile sich scheidend, Leber-, 5 Kopfende. Fig. 15. Dasselbe, bei «@ tritt das Kopfende deutlicher hervor und krümmt sich schon etwas gegen den Lebertheil hin. Fig. 16. Dasselbe von einer andern Seite angesehen. Fig. 17. Das Kopfende krümmt sich schon mehr. Fig. 18. Kopf- und Leberende deutlicher geschieden, bei « die Tentakelrudimente. Fig. 19. Dasselbe von der Seite her gesehen. a Tentakelrudi- ment, & Fussrudiment, c Herzblasen. Fig. 20. Dasselbe, nur bei 5 schon ein Auge. Fig. 21. Das Kopfstück von vorn gesehen. Unten der triangu- läre Fuss, « die Mundspalte mit der Zunge, 5 die Augen, ce die Ten- takel. Fig. 22. 23. 24. Herzblasen aus kleinen Bläschen bestehend. 23 und 24 die abwechselnde Contraction und Expansion der Vor- und Herzkammer zeigend. Fig. 25. Ein ausgeschloffner L. palustris vergrössert. Fig. 26. Dasselbe von einer andern Seite. Fig. 27 und 28. Ein ausgewachsner Limnaeus ovatus. 277 Pflanzengeographische Uebersicht von Texas. Von Dr. Ferdinand Lindheimer. Allgemeine Vorbemerkungen: I. Die Flora von Texas bildet nicht in der Weise den Uebergang zwischen der Flora von Mexiko und der der ver- einigten Staaten, dass sie gar keine oder nur wenige ihr allein eigenthümliche Pflanzen aufzuweisen hätte. Dieses früher so ziemlich allgemein verbreitete Vorurtheil hat man nun wohl aufgegeben, nachdem der emsige englische Sammler Drummond (im J. 1834) einen Theil des östlichen und süd- lichen Texas abgesucht, nachdem der wissenschaftliche Dr. Riddell, von New-Orleans, den Trinity aufwärts in das nord- östliche Texas einige Streifzüge gemacht, Dr. Leavenworth von Florida entlang der Ostgrenze botanisirt und endlich der Franzose Berlandier, wie es scheint nur durchreisend, meh- reres gesammelt hat. Indess zu den bei weitem ergiebigsten Fundgruben sind bis jetzt weder die Forscher noch die Sammler vorgedrungen. Weder zu den Terrassen und Kuppen der Guadalupe - Quell- gebirge, noch in die lieblichen Thäler von dem Liano und der Sau Saba, noch zu dem über 100 Meilen nördlicher lie- genden grossen Salzsee am oberen Brazos, noch zu den stei- len Gebirgen an den Quellen des Nueces sind bis jetzt Samm- ler oder naturwissenschaftliche Männer gekommen. Von dem Lande jenseit des Nueces sagt Hooker: es sei ein glorious field für den Sammler. ll. In Mexiko, den vereinigten Staaten und Texas hat sich mir die Bemerkung aufgedrängt, dass die Flora von Ame- rika die von Europa unverhältnissmässig mehr durch die 278 Ferd. Lindheimer: grosse Anzahl der Species als die der Genera übertrifit. Bei der Art, die oft in der grössten Mannigfaltigkeit vorhanden (z. B. bei Solidago, Aster, Oenothera, Gaura, Verbena etec.), muss man noch die Unterart und Spielart bei der Bestimmung zu Hülfe nehmen; ja oft strebt noch in den mannigfaltigsten Zwischengliedern und Schattirungen der Bastard die Schran- ken der Species zu durchbrechen, III. Dass in einem terrassenförmig nach Südost sich ab- dachenden Lande, das noch dazu nicht fern von den Tropen sich befindet, die Vegetation auf den verschiedenen Breiten verschieden sein müsse, kann man voraussetzen; aber dass eine so geringe meridionale Verschiedenheit, als von durch- schnittlich nicht mehr als 10 geographischen Meilen bei übri- gens so ziemlich gleicher Höhe über der Meeresfläche‘ eine so verschiedene Vegetation zur Folge hat, dass sie auch dem mit dem Habitus‘ der einzelnen Pflanzen weniger vertrauten Auge dennoch auflällt, ‘das hat. seinen ‘Grund grossentheils wohl darin, ‘dass das zwischen den verschiedenen Flüssen lie- gende Land geognostisch verschieden ist, während diese Flüsse sb ziemlich von Norden nach Süden das Land durchschneiden, IV. Ferner ist zu bemerken, dass dieselben Species an der Küste früher blühen, als im Binnenlande. Nur 100 bis 120 engl. Meilen aufwärts von der Küste ist die Differenz der Blüthezeit schon ein bis anderthalb Monat. V. ‚Eine 'sonderbare Erscheinung ist es, dass mehrere Gewächse gerade die beiden Extreme in ihrem Standort lieben, dass sie entweder am Meer und Flussufer oder auf Felsen im Binnenlande gefunden werden. So z. B. Juniperus virginiana, Pinmus tueda, eine Art Gelbholz, eine neue Art von Berberis, Opuntia ficus indica und O. frutescens und eine grosse Yucca u.a. Fangen wir ‘mit ‘unserer botanischen Uebersicht an das Land von Texas in der Richtung von Osten nach Westen flüchtig z udurchlaufen, ungefähr auf dem 30sten nördlichen Parallelkreis. In den angrenzenden Simpfen von Louisiana in den Ge- senden der Sabine und des Neches herrscht das riesenmässige Rohr Miegia macrocarpa vor und bildet mit der Zwergpalme, Sabal Adansoni vermischt, Diekichte, die nur der furchtlose Pflanzengeographische Uebersicht von Texas. 279 Jäger, ‚der. niemals ‚seine Richtung verliert, ‚durchdringen kann. Die untermischten Bäume, sind bis‘ zur Unkenntlichkeit. mit den grauen wehenden Büscheln der Zillandsea usneoides über- hangen. Das Fiscum auf den. Bäumen ist die neue. Art, F\ rotundifolium und auf dem sunpfigen Boden findet sich wanche. interessante Marsileacee. Eine herrliche. feuerfarb- blühende, 5 bis 6 Fuss hohe 4sclepias, die ihr Haupt, aus. den sumpfigen Gebüschen erhebt, ist eine neue Art, 4. kimanto- plylla. Doch gehen wir westlicher ‘bis zum Trinidad, .da.ist der Wald gemischt von Fichten, Eichen und wilden Nüssen (Pinus taeda, Quercus falcata, alba, oblusiloba und Arten'von Carya), auf der Prairie findet sich eine kleine Rose mit ku- geliger Frucht, auf feuchten Niederungen der ‚gross-, und schönblüthige Zysianthes glaucifolius. An den ‚Quellen ist es eine allerliebste Dichromena und an den. Flussufern eine bis 10 Fuss hohe Ahynchospora, die sich. von Gräsern. dem Blick einprägen. Zwischen dem Trinidad und dem San Jacinto liegt eine breite öde Prairie, aber die Ufer des San Jacinto und‘ des Buffalo Bayou sind dicht und weit ab mit Pinus taeda. be- waldet, die hier manchmal bis zu 3 Fuss Durchmesser ud 120 Fuss Höhe gedeiht. Dichter an den Flussufern imponiren nieht weniger Cupressus disticha, Liquidambar styracifiua und Magnolia grandiflora, welche, wenn schon kleiner als ‚die anderen, doch 2 Fuss Dicke und 80 Fuss Höhe erreicht und mit wohlriechenden tellergrossen Blüthen monatelang geziert ist. In Dickichten in der Nähe der Flüsse fallen besonders als schönblühend auf das mit pfirsichrothen Blüthen prangende Bäumchen Cereis canadensis, des Dogwood, Cornus ‚florida, wit grossen oft zwei Zoll breiten weissen Blüthen dicht über- säet, ferner Chionanthus virginicus von einer Fülle feinge- spaltener zarter weisser Blümchen umzittert, (weshalb er: auch hier fringetree und snowdroptree genannt wird). Ueber Bäum- chen und Gebüsche schlingt sich mit seinen. gelben Blüthen- guirlanden Wohlgerüche verbreitend, das seltene Gelsemium sempervirens. Am Wasser finden sich die grossen Amarylli- deen; Crinum americanum und Pancratium mexicanum mit überraschender Blüthenbildung und fast betäubendem Wohl- geruch, ferner Lobelia texensis n.s., die an Gestalt und Far- 280 Ferd. Lindheimer: benglanz die L. cardinalis übertrifit. Zaurus Sassafras und Vaccinium arboreum hier häufig, werden westlicher nicht mehr gefunden. Von den schönen Prairieblumen will ich nur die Cooperia Drummondii, eine herrliche Morea, deren Petala ul- tramarinfarbig mit gelben Zeichnungen, die grosse reichblü- hende Gaura Lindheimeri E. und die smalteblaue Zxia coe- lestina erwähnen. Auf feuchter Prairie und dann auch wieder auf sandigem Boden finden sich die schön. blühenden Sträucher Glottidium floridunum und Daubentonia longifolia. Die Prairieen sind reich an Panicum- und Paspalum - Arten, unter denen sich neues finden wird. Andropogon glaucus E. ist eine schöne und neue Art. Charakteristisch ist das auf Eichbäumen wachsende Farn- kraut Polypodium incanum. Einige dieser Gegend eigenthümliche und neue Pflanzen sind: Zanunculus trachycarpus, Amorpha incana, Gaura exal- tata, Ludwigia intermedia, ein Bvolvolus, Solanum texense, Pentstemon digitalis, Tephrosia argentea ete. Auf dem Weg nach dem Brazos hin, ungefähr 40 engl.M., fängt schon man- ches an sich in der Vegetation zu ändern. Fichtenwälder hören nach und nach auf und werden an Flüssen durch an- dere Baumarten ersetzt. Auf der Prairie erscheinen Arten von Phacelia, Astragalus und Vesicaria, die- östlicher nicht vorkommen. Auf sandigen Stellen beginnt die Argemone mezxicana und Helianthus cucumerifolius, die prächtige PAlox Drummondiü, die zierliche Cristatella Jamesü, die sonderbare Paronychia Drummondü und P. setacea und andere. Haben wir den Brazos überschritten, so wird der Unterschied schon auflallender. Gleich am Rande des Brazosthales kommt die Vuchellia Farnesiana als Bäumchen vor, auf sandigen Stellen der Prairie interessante Poa-Arten, das auflallende Petwloste- mon obovatum, Dalea aurea, Nama texensis E. n. 5., Halea Lukloviciuna, Zinnia elegans ete. und auf fruchtbarem, schwar- zem thonigem Boden der Prairie erscheint jetzt Zygodesmia aphıylla, Streptanthus hyacinthoides, Polygala Beirichüi, Gaura Drummondi, Gaura sinuata, lpomopsis elegans, Oenothera rhombifolia und noch vieles, das gleich diese Gegend als eine andere in der Vegetation charakterisirt, Pflanzengeographische Uebersicht von Texas. 251 Jenseits der westlichen Brazosprairie, kaum 20 engl. M. ab vom Flusse, wechselt plötzlich die Scene. Während im Osten von Texas die Vegetation noch den nordamerikanischen Charakter hatte von continuirlichem gemischtem Wald, in dem San Jacinto-Gebiet der Wald als breiter Fichten - Thalwald erschien und im Brazosthale der Wald gemischt, aber grup- pen- und strichweise gleichartig war, in den Prairieen da- selbst aber nur kleine Waldgruppen (Islands genannt) sich vorfanden, so erscheint hier zum erstenmale die Postoak- Gegend, wie dergleichen Land hier schlechtweg genannt wird. Nicht als Flusswaldung, sondern als continuirlicher Landwald tritt hier die Quercus obtusiloba auf, die nur mit einer dünnen Dammerdschiehte überdeckten Strecken von Trieb- und.Flug- sand (quicksand) einnehmend. Für den Botaniker ist in die- sen Wäldern weniger zu finden, aber doch einiges sehr In- teressante, die schöne Palafoxia Hookeriana, von überraschen- der Gestalt und Farbenpracht das Peztstemon flammeum n. s., eine Zwergpflaume, Postoak plum hier genannt, ist wohl von Prunus chicasa, der sie ähnelt, verschieden. Auf den Hügel- gipfeln der wellenförmigen Prairie, die gewöhnlich an den Post- oakwald grenzt, finden sich kleine Baumgruppen von Quer- cus cinerea und öfters Gebüsche von der kleinen krummästi- gen Pflaume Prunus glandulosa. Im Postoak-Wald und den daran grenzenden Prairieen kommen daselbst öfters, ganze Strecken vor, die mit eisenhaltigem Thon und mit Eisenboh- nen überdeckt sind. Ausschliesslich auf solchen Stellen er- scheint Cereus eaespitosus, Portulaca pilosa, Bradburia hir- tella. Doch vieles Interessante und Neue übergehend, wollen wir weiter zum Westen eilen. Noch ehe wir an den Colo- rado kommen, müssen wir uns noch etwas an dem oberen Mill Creek verweilen, wo weisse Sandsteinfelsen zu Tage er- scheinen, meistens-quellenreich an ihrem Fusse. Auf der neuen Formation und Lokalität drängen zuvörderst dem Blicke auf Convolvolus lobatus u. s., Mamillaria similis n.s., Mamil- laria sulcata n. 5., Mamillaria vivipara, die früher nur in dem oberen Missouri gefunden, Aectinella linearifolia, Hedeoma eitriodora un. s., Aselepias Lindheimeri E. n. s., Euphorbia gra- eillima n.s. u.a. Dem Colorado zueilend treffen wir wieder 282 Ferd. Lindheimer: auf Postoakwaldung, an deren. sandigen Wegen häufig. unter anderem Solidago petiolaris auflällt. Auf kiesigen Hügeln in. diesen Wäldern erscheint zuerst der schöne Zchinocactus selispinus n.s.. ‚Wo .die. Gegend ‚sich nach dem Brazosthal hinsenkt, trefien wir wieder auf schwarz- thonige Prairie. Zwei grosse über, mannshohe Euphorbien bieten sich hier manchmal dem Blicke dar: ‚Zuphorbia bicolor n. 5. und Z. wloleuca' n. s., ferner ein crotonartiges Gewächs Hendecandra. tuberculata n,s, An manchen ‚Stellen bildet das Flussthal weissliche thonige Niederungen. Hier erscheint nun zuerst die Algarobia glandulosa häufiger, meist nur noch als Gebüsch. Ein oft über einen Fuss breiter plattkugelförmiger Caectus, mit‘ erhabenen Kanten und sonderbaren breiten ‚ge+ streiften Stacheln ist Zchinocactus gyracanthus E..n, s., am Rand der Gebüsche findet sich, ‚obwohl, etwas selten „doch schon. die interessante Opuntia frutescens. In den Mimosen- gebüschen selbst stehen noch einige Mamillarien. Auf der Westseite des Colorado finden sich wieder Postoak- Wälder, dann Prairien.e Der San Marco ‘und Rio blanco sind hier oben: nur schwach bewaldet, meist mit Ulmen. Die. Bäume und Gebüsche sind ‚oft mit volltragenden Reben dicht, behan- gen, namentlich ist Vilis Zabrusca fruchtbar. Ein ausgezeich- net schönes violett gefärbtes Zryngium kommt ‚hier zuerst vor. Wo die Prairie hügelig und steinig ist, kommen ‚viele einzelne Bäume von Algaroba glandulosa vor. Auf. den Bäu- men. wird die Tillandsea usneoides weniger häufig und es ‚er- scheint dafür die kleine aufrechtstehende Tilandsea recurvata. Verfolgen wir nun den 30sten Parallelkreis weiter, so kommen wir auf. die felsige Wasserscheide der oberu Guadalupe;. dort bin ich noch nicht gewesen und auch kein anderer Botaniker, Denken wir uns von dem obern San Marco eine Linie in südsüdwestlicher Richtung durch das Land, so, wird ‚diese Linie die obere Guadalupe, den Cibolo, den San Antonio ‚und den Nueces. durchschneiden und ungefähr bei Loredo an den Rio Grande und die mexikanische Grenze treffen. In dieser so eben angegebenen Richtung treffen wir noch durch ‚alle westlichen. Flussgebiete von ‚Texas, welche der dreissigste Grad der Breite nicht durchschneidet. In dieser Richtung ist auch das Land, obwohl unbewohnt, doch be- Pflanzengeographische Uebersicht von Texas. 283 kannter,' und ist uns möglich ‘wenigstens einiges in botani- scher ‘Hinsicht darüber zu sagen. An der oberen Guadalupe herrscht der Felsenboden und auf ihm die Ceder vor. Auf oflenen Stellen kommen drei bis vier Arten von kleineren Yuccas vor, an. Wuchs der hier nicht seltenen Y. filamentosa ähnlich, doch in ‘den Blättern von dieser sehr verschieden; ferner mehrere Arten von Ma- millaria. Den Cibolo finden wir in dieser Richtung als ein trock- nes Felsenbett. Man glaubt, dass der Fluss bei dem: niedri- gen Wasserstand in den Sommermonaten unterirdisch fliesse, weil sein Bett weiter oben und weiter unten fortwährend mit fliessendem Wasser gefüllt sei. Die ‚Ufer des Cibolo sind wenig bewaldet. An manchen Stellen ist der felsige Grund um und in dem Bette des Cibolo mit 'einem kleinen Wein- stock (mountain grape hier genannt) überwachsen. Diese kleine Yitis ist nur 2 bis 3 Fuss gross, aufrecht stehend, nicht rankend, die Beeren so gross wie Erbsen. Weiterhin treffen wir auf) steinige Hügel, die mit A/garobia glandulosa dünn bewal- det sind. An fruchtbarern Stellen wachsen Eichen, meist @. virens. Steinige Niederungen überziehen Gebiüsche von Algarobia glandulosa. Das ist die Ansicht des Landes in der angegebenen Richtung bis zum San Antonio-Fluss. Weiterhin bin ich nicht gekommen. Das folgende weiss ich meist nur vom Hörensagen, von Leuten, die auf den Raub an die mexi- kanische Grenze auszogen. Der Nueces ist wenig bewaldet. Er hat seinen Namen von den Niissen, die die Spanier dort zuerst gefunden (ohne Zweifel Juglans olivaeformis). Dort findet sich auch die mexikanische Pulkepflanze. Ein ausgezeichnet schöner Baum, den man an mehreren Orten hier als Zierpflanze kultivirt und von dem der erste Samen vom Nueces mitgebracht worden ist, ist Packinsonia aculeata L. Oberhalb der Mündung des Rio frio ist der Nueces völlig waldlos. Zwischen dem obe- ren Nueces und dem Rio grande liegt eine wald- und wasser- lose Prairie, Eine andere Linie, die Abdachungen des Landes anstei- gend, wird eine eben so verschiedene und interessante Ab- 284 Ferd. Lindheimer: wechselung in der Flora von Texas zeigen, als die eben ver- folgte, welche die Abdachungen des Landes durchschnitt. Wir wollen als Beispiel die Abdachungen des Guadalupe- gebietes nehmen, bei der Halbinsel anfangend, die die Mata- gordabai von der Espiritu-Santobai scheidet. Strand flach, sandig, grossentheils aus Muscheltrümmern bestehend, keine eigentlichen Dünen bildend. 3 Unmittelbar am Ufer der See: Cakile maritima; wenig davon: Oenothera Drummondiü, Teucrium laevigatum, Gaillar- dia picta; etwas höher stehend Gebüsche von Vachellia Far- nesiana, einer unbekannten Berberis-Art (vide Torrey et Gray Flora of North America p. 662) und einigen andern mir un- bekannten Sträuchern vermischt mit einer holzigstrauchartigen Erythrina, einer hochstämmigen ästigen Yxcca (die mit keiner der in Eaton angeführten Arten stimmt) und ausgezeichnet grossen Exemplaren von Opuntia ficus indica, während Opun- tia frutescens hier schmächtiger und seltener vorkommt. Sehr interessant ist ein kleiner Baum, der theils mit diesen Ge- büschen vermischt ist, theils auch für sich selbst kleine Ge- hölze bildet. Das Holz des Baums wird hier für das wahre Gelbholz gehalten und auch als solches zum Färben gebraucht, obwohl nahe verwandt, ist es doch keine Cladrastis. * Die Frucht des Baumes ist eine zwei bis drei Zoll lange runde, nicht gegliederte, nicht aufspringende, fast holzige Schote. Der Same eine korallenrothe Bohne. Die Sträusse der blauen Schmetterlingsblume haben einen Maiblumengeruch, die Blät- ter sind gefiedert und immergrün, das Holz ist gelb und schwer (ist wahrscheinlich ein südamerikanischer Baum). In der Nähe des Meeres kommen hier vor: Ranunculus trachycarpus, Polanisia graveolens, Silene an- tirrhina, Spergula rubra, Linum Berendieri, L. virginicum, Trifolium reflexum, Tr. carolinianum, Vieia Ludoviciana, Astragalıs leptocarpus, Psoralea rhombifolia, Oenothera lini- ‚Folia, Cynosciadium pinnatum, Discopleura capillicea, Lepto- caulis echinatus, Coreopsis Drummondü, Cor. tinctoria, Eri- geron scaposum, Egletes texana n. s., die europäische Anthe- mis arvensis, Sabbatia campestris, Heliotropium curassavicum, Heterotheca scabra, Physalis maritima, Lindernia refracta, Rumex britanica, Lechea Drummondü, Petalostemon emargi- Pflanzengeographische Uebersicht von Texas. 285 natum, Lyonia maritima, Juncus bufonius, Chloris petraea, Juncus polycephalus, Juncus marginatus, J. echinatus, Cyperus articulatus, und wo der Boden thonig und mit Salztheilen geschwängert, überall ein diöcisches Gras, ein neues Genus. Auf thonigem angeschwemmtem Land an den Flussmündungen grosse Exemplare von Zckinocactus gyracanthus und den streitigen Grund behauptende Büschel einer Zimnetis- Art. Mehr stromauf einzelne Ulmen, die vorige grosse Yucca und Opuntien, doch nicht so kräftig. Nicht häufig eine 10 bis 20 Fuss hohe Fächerpalme (Chamaerops palmetto?). Den Boden der kleinen Gehölze an den Küstenflüssen überzieht die Urtica gracilis Raf,, Parietaria pennsylvanica und grössere Arten von Phacelia. Der Boden der Prairie ist schwarze thonige Dammerde, auf derselben noch einige Opuntieen, O. vulgaris und kleinere Exemplare von 0. ficus indica. Der vorherrschende Baum an den Flüssen und in wenigen Grup- pen in der Prairie ist nun @uereus wvirens. Höher hinauf folgt mit dieser untermischt an den Flüssen @. aquatica, dann auch @. /alcata. Steigen wir nun aus dem niederen Küstenland in die wellenförmige Prairie (rolling prairie), 10 bis 20 engl. M. von -der oben genannten Küste, da ist der Waldwuchs an den Flüssen schon mächtig, @Quercus macrocarpa, Juglans. olivae- formis, Cupressus disticha kommen hier schon in ihrer schön- sten Ausbildung vor. An Abhängen kommt immer noch das oben erwähnte Gelbholz vor, in den Gebüschen der Prairie ein anderer interessanter Baum, den die Leute hier für Blau- holz halten. (Blüthe und Frucht des Baumes habe ich nicht gesehen, seine kleinen keilförmigen oder umgekehrt eiförmigen Blättchen sind am Rande fein gekerbt, das Holz ist dunkel- rothbraun und schwer). Ferner erscheint in diesen Gebüschen die Mexican Persimon (eine Anonacee. Frucht kugelig, so gross wie eine Kirsche, wohlschmeckend). Sumpfiges Land von der See bis hierher ist oft dicht mit einer Marsilea über- zogen. Auf sandigen Strecken finden sich schöne Arten von Vesicaria, Astragalus und Phlox, Weiter hinauf, 100 engl. M. von der Küste, wo schon die Eisenconglomerate und ein der Nagelflue ähnliches Gestein öfters zu Tage kommen, wo die Prairie hügelig wird und die 256 Ferd. Lindheimer: Flüsse klarer werden und ‘deren Boden: oft :mit‘ Geröll' von Kalk und Feuersteinen bedeckt ist, sind die Flusswaldungen weniger mächtig. Die Ulme und Cypresse gewinnen die Vor- hand, Juglans olivaeformis ist fruchtbar, während die Mexican persimon 'baumartiger aber unfruchtbarer ist als im Nieder- lande. Platanus occidentalis und Tilia americana sind nicht so häufig und mächtig. Die Prairieen bieten im April den schönsten Blumenreichthum dar, bei dem besonders Zupinus subcarnosus mit Veilchengeruch und herrlichem Blau gemischt mit einem schwefelgelb und feuerfarb variirenden Zuchroma (n.s.?) auf dem frischen Grün der Wiesen reiche Figuren bildet, die in Fülle und Gestalt an ostindische Schäwls er- innern. Wenig höher und wir sind in der Museiteowntry, Mimo- senregion, wo die Algarobia glandulosa zum Baume wird und lichte Wälder bildet, in denen dünnes aber nahrhaftes Gras, das Museitgrass (Agrostis?) wächst. Unterholz ist da keins, oft überzieht Geröll und Gebröckel von Kalk und Feuer- steineh den ganzen Boden, die wie durch einen grünen Flor nur mühsam von den wehenden haarfeinen Grashälmchen ver- deckt werden. Gebüsche von Opuntia fieus indiea sind: mit korallenartiger Starrheit streckenweise unter dem Schutze der Mimosen gelagert. An Waldrändern und mit anderem Busch- werk vermischt erscheint nun Opuntia frutescens kräftiger und häufiger als in’ den’ unteren Gegenden. An den Fluss- ufern waltet die Ulme vor, Cypressen sind mächtig, Platanus, Tilia und Celtis nieht häufig. Die Flussbetten bestehen aus solidem Felsen von grauem kreideartigem Kalk. In’den Fluss- uferwaldungen ist Jeseulus flava (gelb und roth blühend) häufig. In den Ufergebüschen erscheint die schöne Salvia coccinea. Auf der Prairie an den Waldrändern ein'schönes violett gefärbtes Zryngium (n.s.?), auf der Prairie nimmt zu- weilen Helianthus praecox oder (oreopsis bicolor ganze Strek- ken ein. ’ Oberhalb, nördlich der San Antonio Nacogdoches Strasse erhebt sich hier das Land plötzlich‘ zu einer felsigen Hoch- ebene, deren steiler Rand mit Cedern bewaldet ist. Auf der Hochebene selbst erfreuen einige neue Mamillarien den Bota- niker und "besonders schöne Exemplare von Zehinocactus Pflanzengeographische Uebersicht von Texas. 287 setispinus, der in Vertiefungen der oft, wie Tropfstein löch- rigen Felsblöcke auf einem Bisschen leichter schwarzer Damnı- erde zur schönsten Ausbildung kommt. Die Cedern bilden hier breite Waldstreifen an den Flussufern. Ungefähr 20 bis 30 engl. Meilen nördlicher wird die Gegend bergig. Kegel- und sargförmige Berge herrschen vor, ihre Gipfel sind kahl und die deutlichen und vielen horizontalen Streifen der Schich- ten dieser rings gleichmässig abgerundeten Gipfel geben ihnen ein sonderbares kreiselartiges Ansehen. Ebene Stellen sind gewöhnlich voll Steingebröckel oder‘ Felsstücken, oder gar den nackten Felsboden zu Tage zeigend, abschüssig oder staffelförmig gegen die Berge ansteigend. An den Ufern der kleineren Flüsse oft lange und’ hohe senkrechte Felswände. An den Ufern der Flüsschen noch etwas verschiedener Baum- wuchs, meist Ulmen. Auf Bergabhängen und niedriger lie- genden Stellen fast nur Cedern. Einzelne Gebüsche sind von einer strauchartigen Cereis gebildet. Eine kleine stämmige Asclepiadee von auffallender Gestalt, aromatische kleine La- biaten, und eine an Blüten überreiche rothe Gentianee (eine ‚Sabbatia) erinnern an die Flora der Alpen. Leider kann ich nichts Genügendes über . diese dem Botaniker gewiss höchst interessante Lokalität sagen, da ich selbst nur im Fluge und in ganz anderen als botanischen Angelegenheiten durch die Berge gezogen bin. 288 Zur Gattung Oncodes (Ogeodes Latr.). Vom Herausgeber. Bei meiner Bearbeitung der Henopier !) habe ich in der Gattung Oncodes (Ogcodes) die Stelle des Mundes, an wel- cher bei den übrigen Gattungen der Rüssel vortritt, von einer übergespannten Haut vollkommen verschlossen gefunden, und demgemäss das Fehlen des Ruüssels und der Mundöffnung überhaupt vorausgesetzt, da ich damals nicht Gelegenheit zur Untersuchung lebender Individuen hatte. Vor Kurzem erst führte mir der Zufall wieder einen lebenden Oncodes zu, und ich überzeugte mich nun, dass wirklich ein Rüssel vor- handen ist, er ist aber nur sehr kurz, tritt erst hinter jener Hautfläche an der hinteren Seite des Kopfes vor, und ist ge- rade gegen die Vorderhüften gerichtet. Nachdem das Insect eingetrocknet ist, lässt sich von diesem Rüssel keine Spur mehr erkennen, und es ist anzunehmen, dass bei allen übrigen Oncodes-Arten ein ähnlicher Rüssel sich vorfinden wird. Demnach ist die eigene Abtheilung, welche.ich a. a. ©, aus Oncodes gebildet habe, als in der Natur nicht begründet auf- zuheben, und die Gattung der Gruppe der Astomellen (Ocnaea, Astomella, Pialea, Pterodontia, Acrocera, Terphis) zu überweisen, in welcher siemit den beiden letztern Gattungen durch die Bildung der Fühler übereinkommt, so wie sie sich durch die Einlenkung derselben unter den Augen von ihnen unterscheidet. Der oben erwähnte, in diesem Sommer von mir in mei- nem Zimmer gefundene Oncodes gehört einer neuen Art an: O. fumatus: Niger, abdominis segmentis dorsalibus albo-marginatis, pectoris ventrisque lateribus albis, pedibus testaceis, femoribus albidis, alis fuliginosis. — Long. 3 Lin. Dem O. fuliginosus zunächst verwandt, welchem allein er in der Färbung der Flügel gleicht. Der Mittelleib ist fein greis behaart; die Lappen des Halskragens an der Spitze breit weisslich. Die Brust- seiten weiss. Der Hinterleib auf der Oberseite schwarz mit schmal weiss gesäumtem Hinterrande der einzelnen Ringe; der Bauch weiss mit einem schwarzen Längsstreif in der Mitte. Die Beine röthlich gelb mit weisslichen Schenkeln. !") Entomographien S. 137. 289 Ueber eine neue Art von Hypochthon (Proteus). Briefliche Mittheilung von Heinrich Freyer. Mag. Pharm. Museal Custos. \ (Hierzu Taf. IV. Fig. A. B.) Die diesjährige, ungewöhnlich lange dauernde Ueber- schwemmung des Unzflusses im Mauritzthale bei Planina in Innerkrain, lieferte bei dessen Ablauf in unterirdische Räume bei Lase, eine neue, noch unbeschriebene Art von Proteus, welche ich seit 1836 bis zu diesem Jahre nicht wieder zu sehen bekam. Die erste Erwähnung derselben ist S. 45 meiner „Fauna der in Krain bekannten Wirbelthiere, 1842” geschehen. Ich füge hier eine getreue Abbildung bei, so gut sie mein ungeübter Pinsel darstellen konnte. In dem genauen Umrisse sind die Unterschiede in der Kopfform der beiden Arten deutlich ausgedrückt, aber auch die Kiemen sind bei beiden verschieden. Hypochthon Laurentii trägt dieselben gewöhnlich aufwärts gekrümmt, dagegen liegen die des ge- fleckten stets glatt und gerade und bleiben, auch wenn er sie hebt oder ausbreitet, gerader, straffer. Es giebt fleischfarbige und schwärzliche, gelbgefleckte in allen Grössen, deren ich 16 Stück an Herrn Hofrath Ritter von Schreibers lebend ein- gesandt habe. Die Magdalenengrotte bei Adelsberg, über- schwemmte Wiesentümpel bei Haasberg, zu Sittig, Strug, Hof u.s.w. in Krain, Sign in Dalmatien, liefern nur den bekann- #»ten. Die eigentliche Heimath dieses höchst interessanten Rep- tils und seine noch immer in Dunkel gehüllte Fortpflanzung zu erforschen, ist jetzt mein eifrigstes Streben, und wenn mir die nöthigen Mittel zur Hand sein werden, hoffe ich diese von Herrn Hofratlı v. Schreibers angeregte Aufgabe seiner Archiv f. Naturgesch. X1J, Jahrg. 1. Bd 19 290 Freyer: Ueber eine neue Art von Hypochthon (Proteus). Zeit zu lösen. Es werden deshalb die Hypochthonen in ihre unterirdischen Gewässer verfolgt werden müssen. Ich vermuthe nämlich, dass der zeugungsfähige, vollkom- men ausgebildete Proteus noch nicht bekannt ist, seinen fin- stern Wohnort nie verlässt, und dass es nur Quappen sind, die bis jetzt zu Tage gefördert sind, deren Kiemen denen der Salamanderquappe ähneln. ‘Geschlechtsorgane sind ja auch schon an den Raupen nachgewiesen worden. Erklärung der Abbildungen Taf. IV. (Nach dem Leben in natürlicher Grösse). Fig. A. Hypochthon aus der Unz zu Lase bei Planina, Adels- berger Kreis, Anfangs Juli 1845 im Wiesenkessel von Bedin in Mehr- zahl gefangen in Gesellschaft mit Weissfischen (krain. Klinji). — Junges schwärzliches, goldgelb geflecktes Exemplar. Individuen von B Grösse ebenso gefleckt, auf dunklerem, schwärzlichen ins Bläuliche fallenden Grunde, wie bei Salmo Hucho. Es erscheinen auch fleisch- farbige, goldgefleckte Exemplare, meist als jüngere Individuen. — Bisher nur bei Lase! nach lang anhaltender Ueberschwemmung. Ich erhielt daher im Jahre 1836 das erste Exemplar, und sah seit dem keine bis in diesem Jahre. Im Tode verschwinden die gelben Flecke und werden weisslich. Fig. B. HAypochthon Laurentii Fitz. Grosses Exemplar von Rupa bei Sittich im Neustedler Kreise. Am 15, Juli 19845 bei An- schwellung des Rupa-Bächleins gefischt. Fig. A.a. Straffliegende Kiemenbüschel, in ruhiger ‚Stellung. Fig. a.a. - - ausgebreitet, nach ge- schnappter Luft. » Fig. B.b. Gewöhnlich aufwärts gebogene Kiemenbüschel in rubender Stellung. 1 Fig. B.bb. Dieselben in ausgebreiteter Stellung. — b. Die ein- zelnen Kiemenblättchen. Laibach, den 1. Septemb. 1845. 291 Ueber die contraetilen Zellen der Planarien- embryonen. Von A. Kölliker. (Hierzu Taf. X. Fig. 1—13.). Obwohl seit den Beobachtungen von v. Siebold über die contractilen Dotterzellen der Planarien schon eine geraume Zeit verstrichen ist, so hat doch Niemand weitere Bemerkun- gen über dieselben veröffentlicht. Wenn ich im Nachstehen- den einige wenige Erfahrungen über diese Zellen bekannt mache, so geschieht es theils um von neuem auf eine merk- würdige Erscheinung aufmerksam zu machen, theils um mei- nem verehrten Freunde v. Siebold zu entsprechen, der seine Erfahrungen von Jemand Anderm bestätigt zu sehen wünscht. Die Zellen der Planarien, an welchen Contractionen wahrgenommen werden, finden sich nur in befruchteten, in der Entwicklung schon einigermassen vorgeschrittenen, mit einer äusseren Hülle umgebenen Eiern, und zwar theils in solchen, die noch in den Geschlechtstheilen enthalten sind, theils in andern, die schon seit einiger Zeit gelegt wurden. Obschon ich die Entwicklung der Planarien nicht genauer studirt habe, so glaube ich doch, gestützt auf Erfahrungen an andern Thieren, annehmen zu dürfen, dass diese Zellen keine ” andern sind als diejenigen, die überall unmittelbar nach dem Furchungsprocesse entstehen, weshalb ich den Namen ‚,Dot- terzellen”, den ihnen v. Siebold beigelegt hat, mit einem andern vertauscht habe; dagegen kann ich über das weitere Schicksal derselben nichts angeben. Nach v. Siebold ent- stehen in jedem Planarienei aus dem ursprünglichen einfachen Haufen der Zellen, die in Folge der ersten Entwicklung sich gebildet haben, später mehrere Embryonen, eine Behauptung, 19% 292 Kölliker: der ich, obschon dieselbe auffallend erscheint, doch gerne allen Glauben beimesse. Die Beschaffenheit der contractilen Zellen der Embryonen von Planaria lactea ist folgende (Fig. 1): Im ruhenden Zu- stande sind dieselben meist rund, einige auch rundlich läng- lich, oder länglich, ihre Grösse beträgt von 0,009 bis zu 0,024”, doch messen weit aus die meisten 0,014 bis 0,017'”. Alle besitzen als Hülle eine zarte, nur durch eine einfache Contour bezeichnete Membran, die an den im normalen Zu- stande oder bei Zusatz von Speichel und Serum untersuch- ten Zelleır auf keine Weise zu erkennen ist, wohl aber nach dem Hinzufügen von Wasser oder Essigsäure aufs deutlichste sich kund gibt, indem sie durch das Eindringen dieser Flüs- sigkeiten in das Innere der Zellen von dem Zelleninhalte ab- gelöst wird (Fig. 13a) und endlich wenigstens bei sehr vielen Zellen unter den Augen des Beobachters selbst platzt. Der Zelleninhalt besteht aus Flüssigkeit, Körnern und je ‚einem Kerne, Erstere ist blassgelblich, zähe, eiweissartig; die Kör- ner zeigen sich meist in bedeutender Menge, besitzen immer eine sehr verschiedene Grösse, von unmessbarer Kleinheit bis zu einem Durchmesser von 0,003”, und haben. offenbar, wie ihre dunklen Contouren lehren, die Natur‘ von Fettkör- nern oder mit Fett erfüllten Bläschen. Die Kerne endlich sind rund, von 0,003 bis 0,004”, ohne Ausnahme inmitten des Zelleninhaltes gelegen, mit feinkörnigem Inhalt und in man- chen Fällen mit deutlichen Kernchen (nucleoli) versehen. Als bemerkenswerth hebe ich hervor, dass dieselben durch Zusatz von Wasser und Essigsäure gerade wie ihre Zellen sich ver- ändern (Fig. 13). Diese Flüssigkeiten nämlich treten auch in die Kerne ein, drängen die Kernmembran. von dem Kern- “ inhalte ab, so dass die Kerne bis zu einer Grösse von 0,006 bis 0,009"' anschwellen, während ihr Inhalt etwas comprimirt und dunkler sich zeigt, und das Ganze täuschend das Bild einer it Kern und flüssigem Inhalt versehenen Zelle ge- währt. In selteneren Fällen, dann nämlich, wenn die Einwir- kung des eingedrungenen Wassers bedeutender wird, platzt selbst die Kernmembran und es verschmilzt der Inhalt des Kernes mit demjenigen der Zelle. Durch diese Erfahrungen wird schlagend bewiesen, dass, die Kerne Membranen und Ueber die contractilen Zellen der Planarienembryonen. 293 eigenthümlichen Inhalt besitzen, und ferner gezeigt, dass auch Kerne, die sonst der Einwirkung von Wasser und Säuren so energisch widerstehen, wenn auch nicht auf chemische doch auf mechanische Weise durch diese Agentien zerstört werden können. Die Bewegungen der beschriebenen Zellen nun zeigen sich begreiflicherweise nie bei Zusatz von Wasser und Säu- ren; ich habe dieselben nur bei Zusatz von Speichel gesehen und auch dann, wenigstens bei Planaria lactea, die mir allein zu Gebote stand, lange nicht in allen Fällen. Wovon es ab- hängt, dass man oft unter scheinbar ganz gleichen äusseren Verhältnissen an den einen Zellen Bewegungen wahrnimmt, an den andern nicht, weiss ich nicht, doch scheinen es eher Umstände zu sein, die die Eier in toto betreffen, als solche, die nur einzelne Zellen individuell berühren, da ich wenig- stens als Regel in den einen Eiern gar keine Bewegung, in andern solche an den meisten Zellen gesehen habe. Von der Natur der Bewegung macht man sich am besten eine Vor- stellung, wenn man dieselbe, wie sie an einer einzelnen Zelle sich zeigt, mit einer abwechselnd eintretenden peristaltischen und antiperistaltischen Zusammenschnürung eines Darmstückes vergleicht. Nennt man z. B. an einer Zelle (Fig. 1) den einen Pol 4, den andern 2, so nimmt man wahr, wie in einem gegebenen Momente bei 4, in unmittelbarer Nähe des Poles, eine leise ringförmige Einschnürung sich bildet (Fig. 2), die der runden Zelle das Ansehen giebt, als ob sie mit einer kleinen Warze versehen wäre. Langsam schreitet nun diese Einschnürung in der Richtung nach Z weiter, die Zelle wird erst leyerförmig (Fig. 3), dann, wenn die Einschnürung die Mitte der Zelle erreicht hat, biscuitförmig (Fig.4), endlich wenn dieselbe noch weiter nach 2 fortschreitet, wieder leier- förmig (Fig. 5), bis zuletzt, wenn auch die letzte Einschnürung um 2 (Fig. 6) verschwunden ist, die Zelle wieder rund wird (Fig. 7). Zum Beweise, dass die beschriebene fortschreitende Contraction nur in der Zellmembran ihren Sitz hat, dient, dass während die Zelle in der Richtung von A nach 2 sich einschnürt, der Zelleninhalt in seiner Gesammtheit (besonders auffallend der Kern und die grossen Oeltropfen) eine sehr deutliche und lebhafte Bewegung erleidet, die je nach. dem 294 Kölliker: Sitze der Zusammenziehung in der Mitte oder in der Nähe der Pole nach beiden Seiten fast gleichmässig, oder vorwie- gend nach der einen oder andern Richtung vor sich geht. Wenn nun die Zusammenziehung der Membran von 4 nach B hin vollendet ist, so geht dieselbe nach einer kurzen Pause nach der andern Richtung an, und die Zelle macht die schon beschriebenen Formen, nur in umgekehrter Reihenfolge wieder durch (Fig. 8—12). Ich habe viele Zellen bis auf zwanzigmal ganz regelmässig in beschriebener Weise abwechselnd nach der einen und andern Seite sich bewegen sehen und mit der Uhr für die Dauer einer Contraction ungefähr eine Minute, für die Zwischenzeit zwischen zwei Contractionen 12 bis 20 Sekunden gefunden, doch möchte ich nicht behaupten, dass die Bewegungen immer mit dieser regelmässigen Abwechselung und in gleichbleibenden Zeitmomenten vor sich gehen, beson- ders da es mir, freilich in den nicht ganz normalen Verhält- nissen, unter denen die Zellen bei einer mieroscopischen Un- tersuchung sich befinden, einige Male vorgekommen ist, dass einzelne Zellen zwei Mal nach einer und derselben Richtung sich bewegten. — Auch der Grad der Zusammenziehung ist bei verschiedenen Zellen verschieden; bei den einen entstehen tiefe, bei den andern nur seichte Einschnürungen. Hiermit schliesse ich diese wenigen Bemerkungen über die Bewegung der in ihrer Art einzigen Zellen der Plana- rienembryonen. Hätte ich während der Zeit, in der mir Pla- narieneier zu Gebote standen, mehr Musse gehabt, so hätte ich mir die Erforschung der Entstehung und weiteren Um- wandlung dieser Zellen, der Dauer ihrer Bewegungen und des Verhaltens derselben gegen Narcotica, verschiedene Wärme- grade u.s.w. angelegen sein lassen, so aber musste ich mich mit der Hauptsache begnügen. — Was die Ursachen und die Bedeutung dieser Bewegungen betrifft, so bekenne ich meine gänzliche Unwissenheit namentlich in Betreff des ersten Punk- tes, Zwar reihen sich dieselben, obschon sie eine eigenthüm- liche Langsamkeit besitzen, an diejenigen anderer Zellen (ein- zellige Infusorien, Zellen der Herzanlage von Sepien- und Alytes-Embryonen, Bildungszellen der Muskeln von Batrachier- larven, Zellen im Schwanz von Botrylluslarven '), der Wim- 1) Die Bewegungen der 3 zuletzt erwähnten Zellenarten lassen » Ueber die contractilen Zellen der Planarienembryonen. 295 haare und Samenfäden an, insofern sie vom Nervensysteme ganz unabhängig sind; allein mit dieser Analogie ist noch nicht viel gewonnen, da der eigentliche Grund der Bewegun- gen bei allen angeführten Zellen und anderen Elementen ganz unbekannt ist. Eher liesse sich etwas über die Bedeutung der Bewegungen der Planarienzellen sagen. Es scheint mir, dass dieselben, indem sie den Inhalt der Zellen in beständiger Bewegung erhalten und denselben sammt der Zellmembran selbst einem wechselnden Drucke aussetzen, auf die Stoffauf- nahme und Stoffabscheidung und chemische Veränderungen innerhalb der Zellen von wesentlichem Einflusse sein könnten, Wenn dem so ist, so liessen sich diese Bewegungen in Bezug auf ihre Bedeutung wenigstens theilweise den Saftströmungen in Zellen und den contractilen Räumen in einzelligen Infu- sorien, z. B. in Opalina, parallelisiren. Zürich im September 1846. Erklärung der Abbildungen. Taf. X, Contractile Zellen der Embryonen von Planaria lactea. Die Buchstaben «—d bedeuten in allen Figuren die nämlichen Theile. a. Zellmembran, b. Flüssiger Zelleninhalt. ce. Fettkörner. d. Zellenkern. Fig. 1—6. Zellen in denen die Contraction von 4 nach 2 fort- schreitet. Fig. 7—12. Zellen in denen die Contraction von B nach A fort- schreitet. Fig. 13. Contractile Zelle mit Wasser behandelt. a. Zellmembran. 6 Durch das eingedrungene Wasser c theilweise comprimirter Zelleninhalt. d. Kernmembran. e. In den Kern eingedrungenes Wasser. f. Comprimirter Inhalt des Kernes, sich nicht direkt beobachten, sondern nur aus den Bewegungen der mit diesen Zellen versehenen und ausgebildeter Muskelfasern erman- gelnder Theile erschliessen. 296 Ueber Gammarus ambulans, neue Art. Von Dr. Friedrich Müller. (Hierzu Taf. X. Fig. A—C.). Als einzige Repräsentanten der Ordnung der Amphipoden im Gebiet der deutschen Süsswasserfauna sind bis jetzt wohl nur die beiden von Gervais zuerst unterschiedenen Gamma- rus-Arten zu betrachten, der G. fluviatilis Edw. (Roeselii Gery.) und G. pulex Fabr., da Koch’s G. putaneus nur eine durch den Aufenthaltsort bedingte Varietät zu sein scheint. Diesen beiden kann ich eine neue sehr eigenthümliche Art derselben Gattung hinzufügen, die ich zu Anfang Juni dieses Jahres in einem mit Lemna und Hydrocharis bewachsenen Graben bei Greifswald auffand. Schon Grösse, Farbe, allgemeine Körperform und Ma- nieren unterscheiden sie zur Genüge von den genannten Ar- ten. Sie ist im ausgestreckten Zustande gegen 2” lang, ein- förmig dunkel schwärzlich- oder bräunlichgrün gefärbt, selten heller und mehr gelblich, und trägt auf der Stirn zwischen beiden Augen einen lebhaft schwefel- oder eitronengelben querovalen, hinten in der Regel ausgerandeten Fleck, der zugleich sich schwach über seine Umgebung erhebt. Der Körper ist weit weniger zusammengedrückt, breiter, an den Seiten gewölbter, als sonst in dieser und den verwandten Gattungen gewöhnlich, und damit steht im Zusam- menhang eine von der unserer anderen Arten abweichende Bewegungsweise, nach welcher ich den Namen dieser Art gewählt habe. Diese besteht nämlich in der Regel nicht in dem sprungweisen Schwimmen auf der Seite, sondern in einem aufrechten Gange. Dabei werden die drei letzten Abdominal- segmente, die sehr kurz und zu einem Stück verwachsen Ueber Gammarus ambulans. 297 sind, so untergeschlagen, dass ihre Rückenfläche wagrecht auf dem Boden aufliegt; betrachtet man dabei den Körper von oben, so sieht man an seiner hintern Hälfte die drei letzten wahren Fusspaare seitlich weit hervortreten, während die vier vorderen Paare fast immer unter dem Thorax verborgen blei- ben. Dies ist auch die gewöhnliche Stellung des ruhenden Thieres. Nur selten, besonders wenn es gestört und verfolgt wird, schwimmt es nach Art des G. pulex, oder ruht auf der Seite, die letzten Fusspaare nach dem Rücken in die Höhe geschlagen. Der Kopf ist klein, ohne vorspringende Stirn, mit ziem- lich kleinen rundlichen Augen. Die oberen Antennen sind etwa um die Hälfte länger als die untern und erreichen ungefähr ein Drittel der Körper- länge; die drei eylindrischen fast gleich langen Glieder des Stiels, der bis etwa zur Mitte des letzten Stielgliedes der unteren reicht, nehmen der Reihe nach an Dicke ab; die Geissel, gegen 13 mal so lang als der Stiel, besteht aus 44 Gliedern,; die Nebengeissel, ausserordentlich klein, wenig länger als das erste Geisselglied und dreimal dünner als dasselbe, ist aus zwei Gliedern zusammengesetzt (Fig. C). Das erste und zweite Glied der unteren Antennen sind kurz, ersteres mit einem nach unten und vorn gerichteten konischen Fortsatz, in welchem ein cylindrischer Kanal zu verlaufen scheint, das dritte und vierte Glied lang, eylindrisch; die Geissel, wenig länger als das letzte, vierte Stielglied, besteht aus sechs Gliedern. Sämmtliche Geisselglieder der Antennen tragen an ihrem Ende kurze Borsten; die Stielglie- der sind der ganzen Länge nach mit einzelnen Borsten besetzt. Bis zum vierten Segment des Thorax nimmt der Körper an Breite, und die ansehnlichen Epimerien, die am Rande schwach gewimpert sind, an Grösse zu. Der Rücken zeigt weder auf diesen noch auf einem der folgenden Segmente eine Spur von Zähnen oder Dornen. Die vier ersten Fuss- paare, wie gewöhnlich nach vorn gerichtet, sind klein und schwach, weit kürzer als die drei letzten, von denen das sechste das längste is. Die Hände am ersten und zweiten Paare sind fast vollkommen gleich gebildet, nur dass die des zweiten Paares, wie der ganze Fuss, etwas länger und schlan- 298 Friedr. Müller: - ker sind. Das4te und 5te Glied dieser Paare sind stark verdickt, letzteres (das Handglied) länglich viereckig, und: wie die bei- den vorhergehenden Glieder, an der hintern Seite mit zahl- reichen starken Borsten bewafinet. Die Klaue, mässig ge- krümmt, reicht bis zum Ende des fast gerade abgestutzten mit kurzen Borsten besetzten Randes der Hand. Die ersten Glieder der Jangen drei letzten wahren Fuss- paare sind von beträchtlicher Grösse, oblong, doch nach unten etwas verschmälert, (die des siebenten Paares sind die brei- testen), am Hinterende gezähnelt mit feinen kurzen Borsten in den Buchten der Zähne und etwas stärkeren am Vorder- rande. Die grossen, ovalen, die Eier schützenden Lamellen der Weibchen sind am Rande mit einzeln stehenden langen Wim- pern besetzt. Die Weibchen, deren Anzalil die der Männchen bedeutend zu überwiegen scheint, wurden in der Mitte des Juni mit Eiern angetroffen und gegen Ende des Monats be- gannen die entwickelten Jungen die Bruthöhle der Mutter zu verlassen. Die drei ersten Abdominalsegmente sind ein wenig länger als die des Thorax; die vordere Ecke ihres untern freien Randes ist abgerundet, die hintere in eine nach hinten ge- richtete Spitze verlängert. Die Schwimmfüsse, welche sie tragen, sind von gewöhnlichem Bau, nur dass die langen Bor- sten,‘ mit denen ihre Aeste besetzt sind, einfach und nicht, wie z. B. bei G. pulex und locusta, gefiedert sind. Die drei folgenden, letzten Abdominalsegmente sind kurz und zu einem einzigen ungegliederten Stück verschmolzen !), das an seiner untern Seite die !) Selbst bei den jüngsten Thieren, die man der Bruthöhle der Mutter entnommen, ist keine Gliederung zu erkennen. Ueberhaupt sind diese Jungen den Alten schon ganz ähnlich; der Hauptunter- schied liest in der geringern Zahl der Geisselglieder, deren man an den oberen Antennen 4, an den unteren 3 zählt, während die Neben- geissel schon ihre 2 Glieder besitzt. Das Längenverhältniss der Fübler unter sich, zum Körper, der Stiele zu den Geisseln ist übri- gens ziemlich wie später, indem die geringere Zahl der Geisselglie- der durch verhältnissmässig grössere Länge ersetzt wird. Ausserdem sind die Dornen, Borsten u. s. w. noch weit weniger ausgebildet; die Ueber Gammarus ambulans. 299 drei letzten Afterfusspaare, an seinem Ende zwei kleine cy- lindrische, an der Spitze mit (in der Regel 5) kurzen Dornen bewehrte bewegliche Schwanzanhänge trägt. Die Enden der Basalglieder des 4ten und 5ten Afterfusspaares liegen in gerader Linie mit dem Hinterleibsende;, natürlich ist also das Basalglied des weiter nach vorn eingelenkten 4ten Paares län- ger als das des öten; die beiden Aeste des 4ten Paares sind gleich, etwas länger als ihr Basalglied, und überragen die des folgenden Paares, dessen Aeste etwa von gleicher Länge mit ihrem ‚Basalglied, und bei dem der äussere Ast unbedeutend kürzer als der innere ist. Basalglieder und Aeste sind am Hin- terrand und an der Spitze mit starken kurzen Dornen be- wehrt; ich zählte deren. (ohne die Enddornen) 4 an den Aesten des 4ten und dem innern Aste des 5ten, 3 am äussern Aste dieses letzteren Paares. Die Afterfüsse des sech- sten Paares endlich sind ganz rudimentär, kaum als eine winzige Spitze zwischen dem vorhergehenden Paare und den Schwanzanhängen. vortretend; sie bestelen aus einem dieken konischen Basalglied, auf welches ein kurzes an seiner Hinterseite mit einigen Borsten besetztes weit kleineres End- glied aufgesetzt ist (Fig. B). Unter den bekannten Arten der Gattung ist eigentlich keine, die der eben beschriebenen besonders nahe stände; am meisten scheinen noch mit ihr übereinzustimmen G. Ermanii Edw. aus Kamschatka, bei dem aber die sehr kurzen letzten Afterfüsse zwei Aeste tragen und die Schwanzanhänge ohne Haare und Dornen sind (Edw. Hist. nat. des Crust. III. p.49) und G. Zebra Ratlıke von der Küste Norwegens, bei dem aber die Nebengeissel völlig ungegliedert, die einfachen letz- ten Afterfüsse ansehnlich gross, die Schwanzanhänge ganz rudimentär sind (Nov, Act. Ac. Caes. Leop. Vol, XX. p.1.p. 74). Rathke hält es für nicht unzweckmässig, die mit der zuletzt genannten Art durch die Merkmale: „yeux eirculaires, Zähnelung am Hinterrande des ersten Gliedes am 5ten—7ten Fusspaare, die Dornen der Afterfüsse des Aten und 5ten Paares, mit Ausnahme der Enddornen, fehlen noch, die Schwanzanhänge tragen einen ein- zigen Dorn am Ende u.s.w. Das sechste Paar der Afterfüsse ist verhältnissmässig grösser, doch ganz von derselben Form, wie beim Erwachsenen. 300 Friedr. Müller: Ueber Gammärus ambulans. fausses pates abdominales de la sixieme paire ne portant pas deux grands articles ceilies” übereinstimmenden Arten als eigene Gattung von Gammarus abzusondern. In diese würde auch der G. ambulans zu stellen sein. Ueberhaupt dürften wohl die in Form und Zahl ihrer Theile so verschiedenen Afterfüsse und Schwanzanhänge ein passenderes Moment für die generische Sonderung der zahlreichen unter Gammarus und Amphithoe begriffenen Arten abgeben, als die Nebengeis- sel; denn gewiss sind durch Modificationen im Bau der für die Bewegung der Amphipoden so wichtigen Afterfüsse bedeu- tendere Differenzen in der ganzen Lebensweise bedingt, als durch die An- oder Abwesenheit der Nebengeissel, die über- dies bei mehreren Gammarus zu einer fast verschwindenden Kleinheit herabsinkt (G. ambulans, Zebra u. s. w.), und gewiss ist z. B. unser G. ambulans bei weitem mehr als die grosse Mehrzahl der Amphithoe-Arten von den typischen Formen seiner Gattung (G. pulex, locusta) verschieden. Schliesslich die Diagnose der Art: Gammarus ambulans, fronte inermi, oculis subrotundis, antennis superioribus inferiores excedentibus, flagello auxi- liari minimo biarticulato instructis, dorso laevi, pedibus spuriis paris sexti simplieibus, conieis, perexiguis, appen- dieibus caudae duabus, brevibus, cylindrieis, apice spi- nulosis. Long. 2”, antennar. sup. 0,8”. Erklärung der Abbildungen Taf. X. Fig. A. Die 4 letzten Hinterleibssegmente, mit den 3 letzten Paaren der Afterfüsse und den Schwanzanhängen. Fig. B. Das letzte Paar der Afterfüsse, stärker vergrössert. Fig. C. Der Stiel der obern Antennen mit der kleinen Neben- geissel und dem Anfange der 14gliedrigen Geissel. 301 Ueber Acanthocereus rigidus, ein bisher noch un- bekanntes Entomostracon aus der Familie der Cladoceren. Von Dr. J. Eduard Schödler. (Hierzu Taf. XI. und X11.) Seit einiger Zeit mit Untersuchungen unserer Süsswasser- Entomostraceen beschäftigt, habe ich, aufgefordert durch das reichhaltige Beobachtungsmaterial, das ich hierzu in der Um- gegend Berlins in Teichen, Gräben, Flüssen und Seen ‚vor- fand, und besonders gefesselt durch die interessanten und noch vielfach räthselhaften Erscheinungen, welche die Entwickelung dieser Thiere darbietet, meine nähere Aufmerksamkeit auf die Lophyropoden und ins Besondere auf die Cladoceren gerich- tet, Ich liess es mir zunächst angelegen sein, einen Ueber- blick von der hiesigen Fauna dieser Thierchen 'zu gewinnen, und hatte hierbei die Freude, nicht allein zu fast allen bisher bekannten Gattungen dieser Gruppe zahlreiche, an anderen Orten bereits aufgefundene und beobachtete Repräsentanten anzutrefien, sondern auch mehrere hierher gehörige, bis jetzt noch unbekannte Formen aufzufinden. Zu Letzteren gehört das Thierchen, das ich hier einer näheren Betrachtung unter- werfen und womit ich die Veröffentlichung einer grösseren Reihe von Beobachtungs-Resultaten beginnen will. Das hier zu beschreibende Entomostracon, zur Familie der Cladoceren gehörig, bildet einen interessanten Uebergangs- typus von der Gattung Daphnia zu Lynceus (beide Gattungen in der Umgrenzung verstanden, wie sie in neuster Zeit, jene !) von Straus-Dürkheim, diese ?) von W. Baird bezeichnet wor- ’) Vgl. Memoires du Museum d’histoire naturelle. Tom VI. pag. 157. ?2)S. W. Baird, on British Entomostraca, — The Annals and Magazine of natural history. XI. (1813.) p. 87. 302 "Ed. Schödler: den sind.) — In nachfolgenden Zeilen aber wünschte ich, ab- gesehen von dem Interesse, welches das als neu zu beschrei- bende Thierchen schon an und für sich in Anspruch nehmen dürfte, die Aufmerksamkeit der Leser zugleich auf ein anderes, schon von O.F. Müller, dem um die Entomöstraceen so sehr verdienten dänischen Naturforscher, unter dem Namen einer Daphnia curvirostris ) beschriebenes Entomostracon zu len- ken, dessen Milne Edwards in seiner „Histoire naturelle des Crustaces“, in welchem Werke er den zeitigen Bestand dieser Thiere zu geben beabsichtigte, sehr mit Unrecht gar nicht erwähnt. Diese Daphnia curvirostris Müll. zeigt die grösste Verwandtschaft mit unserem Thierchen und unterschei- det sich von diesem nur durch einige äussere Charaktere, die O. F. Mitller in seiner Beschreibung und Abbildung aber so entschieden hinstellt, dass an einer Verschiedenheit beider Formen als Species keinen Augenblick gezweifelt werden darf, Da sich, wie bereits angedeutet worden, das in Rede stehende Thierchen mit keiner der ‘bekannten Gattungen der Cladoceren, meiner Ueberzeugung nach, vereinen lässt, bin ich gezwungen, es als neue Gattung aufzuführen, für welche ich den Namen Acanthocereus ?) vorschlage, ein Name, der mit der Lebensweise des Thierchens in näherer Beziehung steht. Der Acanthocereus lebt nämlich in Torfgräben und nährt sich vom Torfschlamme, den er mit dem Strudel zu den Mundtheilen spült, welcher durch die undulatorische Bewegung der Hinter- leibsbeine erregt, perpetuirlich zwischen den Vorderrändern der Schale hereinströmt, um frisches Wasser den Kiemen zuzu- führen. Hierbei ist unvermeidlich, dass schlammige Massen sich an den Ruderborsten der Beine festsetzen und diese mehr oder weniger in ihrer freien Bewegung hindern. Um diesem Uebel- stande abzuhelfen, bedient sich nun das Thierchen seines, nicht nur an den äusseren saumigen Rändern, sondern auch an bei- den Seiten mit Stachelchen bepanzerten Schwanzes, indem es mit diesem zwischen die Beine fährt und sie, gleichsam aus- kämmend, säubert. Zur Fortbewegung bedient sich der Acan- thocereus des Schwanzes, wie Daphnia, nur dann, wenn er in !) S. O,F. Müller, Entomostraca. 1781. p. 93. tab. XII. fig. 1. 2. 2) Von 7 &xay9e (dxayI96w) und #eoxos: Ueber Acanthocercus rigidus. 303 Engpässe 'gerathen ist, in denen er am freien Gebrauch sei- ner Ruderarme gehindert ist. Die neue Species benenne ich: Ac. rigidus, nach den tın- beweglichen, starren Randborsten der Schale, die so unbieg- sam sind, dass sie bei etwas unzarter Beräksume viel eher ‚mit- ten durchbrechen, als sich vom Rande ablösen. (Vgl. Fig. 14.) Bevor wir aber auf den Gegenstand unserer Untersuchung näher eingehen, mögen folgende Worte hier noch Platz und Entschuldigung finden. Man hat bis in die neueste Zeit, selbst bei generischen Unterscheidungen dieser Thiere meist nur äusserliche und oft ganz unwesentliche ‚Merkmale hervorgehoben. , Eine solche Behandlungsweise muss jedoch den zeitigen Standpunkt der Wissenschaft nothwendig unbefriedigt lassen. Die grossen Fort- schritte, welche in neuerer Zeit auf dem Gebiete der Mikro- skopie gemacht worden sind, geben dem Zoologen bei seinen Untersuchungen Hülfsmittel an die Hand, welche ihm gestatten sogar bei mikroskopisch. kleinen Tbierformen einen Grad von Genauigkeit zu erreichen, wie er bisher bei vielen der grösse- ren Thiere kaum hat möglich gemacht werden können. Zur Bestätigung dieser meiner Aussage dürfte es genügen, ‚an die vielen Bereicherungen und grossen Erweiterungen der Wis- senschaft zu erinnern, welche diese den schöpferischen Unter- suchungen des Herrn Prof. Ehrenberg im weiten Umfange der mikroskopischen Thierwelt verdankt. Obgleich nun eine grosse Zahl der Entomostraceen nicht unter die eigentlich mikrosko- pischen Thierformen zu stellen sein wird, so erheischt doch ihre gründliche Erforschung eine mehr oder weniger aus- schliesslich mikroskopische Behandlungsweise. Vor Allem aber darf die Beobachtung der Entwickelungsgeschichte nicht vernach- lässigt werden, wenn man nicht, anstatt der Wissenschaft zu nüz- zen, nur Verwirrungen hervorrufen will, wie solches in einem neueren Werke des Herrn Forstrathis Koch ") in Regensburg, des- sen Erwähnung ich hier nicht umgehen kann, nur allzusehr der Fall ist. In diesem Werke hat Herr Koch eine grosse Zahl dieser Thierchen offenbar melır gezeichnet und beschrieben, als be- obachtet, daher sowohl die wesentlichen Unterschiede der Ar- *) Koch, „Deutschlands Crustaceen und Myriapoden. 304 „Ed. Schödler. ten nicht hinreichend erkannt, als auch öfter selbst bereits bekannte Formen mit neuen Namen belegt. Um nur unter mehreren einen uns hier nahe liegenden Fall hervorzuheben, will ich bemerken, dass sich aus einer bei uns fast gemeinsten Species der Gattung Daphnia, nämlich der D. pulex Müll., nicht weniger als vier neue Species gemacht finden, indem als solche die verschiedenen Entwickelungs- oder vielmehr Altersstufen angesprochen sind. Ausser der D. pulex‘) nämlich ist noch aufgeführt eine D. longispina, die, wie schon Jurine so entschieden nachgewiesen hat ?), nichts weiter ist als der Jugendzustand der D. pulex; dann eine D. media, d. i. die D. pulex im etwas vorgerückteren Alter, die durch das häu- fige Häuten ein Stück von dem Stiel (Dorn, spina) an der hinteren, oberen Schalenecke eingebüsst hat; ferner eine D, ramosa, d. i. die völlig ausgewachsene D. pulex, und endlich eine D. ephippiata, d. i. die mit dem, von ©. F. Müller soge- nannten Ephippium versehene D. pulex, was Müller ?) bereits beobachtet und ganz richtig erkannt hat. — Nach dieser kleinen Abschweifung wollen wir nur noch wenige Worte über die Beziehungen, in denen die neue Gat- tung zu den übrigen der Familie steht, voranschicken, Der Acanthocereus bildet, wie schon oben angedeutet worden, eine Mittelform zwischen Daphnia und Lynceus: dem ganzen Habitus nach, sowie nach der Struktur der Ruder- arme und der hiermit zusammenhängenden Art und Weise der Schwimmbewegung gleicht er den Daphnien; doch unterschei- det er sich von diesen ganz wesentlich durch die Bildung sei- nes Nahrungskanals, durch eine verschiedene Struktur der Beine; der Antennen, sowie durch eine abweichende Forma- tion der sogenannten Ephippien, — und schliesst sich durch diese, von dem Typus der Daphnien abweichende Merkmale enger an die Lynceen und zwar am nächsten der Untergat- tung Macrothrix *) Bd. an. !) Vergl. i. a. W. h. 35.n. 15; h. 35. n. 17; h. 37. n. 1; h. 35. n. 18, und h. 35. n. 16. 2) S.Jurine Histoire naturelle des Monocles. Geneve. 1820. p. 117. 3) A. a. O. p. 84. %) Vergl. Baird a. a. ©, p. 87. pl. 11. fig. 9. 10. Ueber Acanthocercus rigidus. 305 Es wäre sehr wünschenswerth, Letztere einer umfassen- deren Untersuchung zu unterwerfen, als es durch Baird aus Mangel an Beobachtungsmaterial, wie dieser selbst eingesteht, hat geschehen können; da dieses Thierchen mit dem ihm sehr verwandten Monoculus roseus ') Jur. (Daphnia (?) rosea Milne Edw.) einen höchst interessanten Uebergangstypus von dem hier zu beschreibenden Thierchen zu den Lynceen darbieten dürfte. Ja, ich gestehe, dass ich, um einer Vermehrung der Zahl der Gattungen wenigstens vorläufig auszuweichen, mich vielfach bemüht habe, eine Unterordnung des neuen Thierchens unter die Untergattung Maerothrix. Bd. zu recht- fertigen. Da solcher Vereinigung aber, wie unten gezeigt werden soll, Differenzen der wesentlichsten Gattungscharaktere entgegenstehen, wage ich nicht mich dafür zu entscheiden. Wir werden bei unserer Betrachtung, wie aus dem oben An- geführten schon hervorgeht, speciell nur auf die Gattungen Daphnia und Lynceus Rücksicht zu nehmen haben; da der Acanthocercus mit keiner der übrigen Gattungen, (ich meine die als solche bereits begründeten, wohin die in letzterer Zeit durch Herrn Koch von Daphnia getrennten neuen Gattungen Pasithea und Eunica nicht gerechnet werden können), abge- sehen von allen übrigen Gattungs- Charakteren, schon wegen der entweder grösseren, oder kleineren Zahl und verschiede- nen Struktur der Füsse vereinigt werden kann. Nach der Zahl der Fusspaare nämlich lässt sich der zeitige Bestand der ganzen Familie in folgende drei sehr natürliche Unterabthei- lungen bringen: - Divisio: Entomostraca s. Aspidostraca Burm. . Ordo: Lophyropoda Latreille. + Familia: Oludocera Latr. s. Daphnidae Straus. A. Duodecim pedibus: Genus 1: Sida Strs. Genus 2: Latona Strs. (?) ?) !) Vergl. Jurine a. a. O. p. 150. pl. 15. fig. 4. 5. 2) Die Gattung Latona umfasst nur eine einzige Art, nämlich: L. setigera Strs. (Daphnia setigera Müll.) und ist die einzige Gat- ı Archiv 1, Naturgesch, X11, Jahrg. 1. Bd. ‚20 306 ‘Ed, Schödler: B. Decem pedibus:: Genus 3: Daphnie (Müll.) Strs. ') Genus 4: Acanthocereus mihi. Genus 5: Zynceus (Müll.) Baird. ©. ©cto pedibus: Genus '6: Polyphemus Müll. Genus 7: Evadne Loven. Genus. Acanthocercus. Testa abdominalis. bivalviformis, margine postremo emar- ginata, penultimum corporis segmentum ,nudum relinquens, Gephalothorax parte superiore convexus et, rotundatus; in rostrum ‚obtusum, longe ‚porrectum abiens;, media in parte eius superiore et maxime prominente ‚oculus magnus compo- situs; in, rostri apice, supra antennarum basi macula nigra, quae vulgo dieitur oculus simplex. , Antennae lamellatae, pen- dulae, valde compressae, curyatae, (cornu-copiae, non dissini- les); in: apice inferiore v, libero lamellarum. linguiformium in- aequalium fasciculo exornatae, Pedes natatorii duebus ‚ranıis articulatis, fere aequalibus instrueti: ramus alter 4-articulatus, alter 3-articulatus. .,Seta primi articuli rami, 3-articulati, per- longa, margine ‚interiore spinulosa. ‚Labrum margine inferiore v,\exteriose ‚eristatum. Abdominis pars anterior. in feninis adultis subselliformis: Penultimum corporis segmentum. in facie, exteriore 'v. dorsali spinulis densissime obsitum, Cauda cum 'abdomine anteriore articulate coniuncta, inflexa; per mar- ginem exteriorem v. superiorem paululum sulcata, duabus un- guieulorum seriebus armata; in utroque latere spinulis densis- tung der bekannten Süsswasser-Cladoceren, für die ich bis jetzt in unseren Gewässern keinen Repräsentanten aufgefunden habe! "Sie ist bisher nur von Müller untersucht und -besehrieben worden; in dessen Angaben ist aber gerade die Zahl der Füsse,nicht zuverlässig bestimmt, weshalb ich obiges Fragezeichen hinzufügte, obgleich nach allen übrigen Charakteren die durch obige Stellung angedeutete nächste Verwandtschaft mit Sida gerechtfertigt zu werden scheint: ") Indem ich hier vorläufig die Gattung Daphnia in der Begren- zung hinstelle, welche ihr Straus-Dürkheim (a. bereits a. O.) ange- wiesen hat, umfasse ich dadusch zugleich Koch’s beide Gattungen Pasithea und Eunica; weil aus dem oben angeführten Grunde im Folgenden doch nicht auf sie, als sichere Gättüngen näher eingegan- gen werden könnte. Ueber Acanthocercus rigidus. 307 sime obsita, Duae setae caudalesı perlongae, ‚rarissime.‚pilosae. Pedes abdominales decem, testa omnino obtecti:, sex ‚anteriores unguibus instructi, a quatuor posterioribus structura omnino discrepantes. Intestinum, cuius extremitati cardiacae coeca desunt, in penultimis corporis segmentis semel' conyolutum. 4. Acanthocereus' eurvirostris mihi,., Daphnia curvirostris Müll. ‚ef. ej. Entomostraca, pi. 93, tab. XI. Fig. 4. 2. — Zool. Dan. prodr, 2403. nee inflexa, testa antice pilosa, eornjeulis; pendulis.‘“ 'Notae quibus' ex Mülleri ‚deseriptione ‚haee ‚species ab, se- quente discrepat, ut auetoris; verbis utar,; hae ‚sunt: \. „Caput (eephalothorax) antice infra. apicem lamina ‚serrulata divisum- Duae setae eaudales (per totam longitudinem (?) ): pilis, ramg- sis 'raris ‘obsitae,‘‘ 2. Acanthocereus rigidus mihi, Cephalothorax testa coriacea, pellucida arcte |yestitus; ‚la- mina serrulata 'antice infra apicem non .dividitur. . Gephalotho- raeis pars superior convexa et rotundata, inferior. lata.et plana vel paululum concava. Antennae cornu-copiae non dissimiles mar- gine anteriore et convexo ‚spinulosae; in,apice Jibero et dilatato faseieulo octo Jamellarum Jlinguiformium, inaequalium, quaeı in omnes partes radiatae prominent, exornatae. Pedum natatorio- rum ramus 4-articulatus tribus. setis et .duabus spinis, 3-ar- ticulatus quinque :setis unaque spina. instructns. Omnes_ ra- morum ‘setae biarticulatae et. Jongissima illa ‚laterali, quae primo articulo rami 3-artieulati insidet ‚atque margine. interiore eilis perparvis, rigidis et quindecim : spinulis exornata_ est, excepta, plumosae. ‚Juxta basin utriusque rami trunco spina adhuc insidet. Testa. abdominalis ‚laeyis, pellucida, punctata, angulis obtusa, fere ovata; marginibus liberis, parte superiore marginis posterioris excepta, setis, rigidissimis. obsita, ı |; Setae caudales biartieulatae, articulo terminali. solum ‚pilis tenuissime exornatae, Corpus: \colore modo 'pallide flavescente, modo ru- bro-flavescente. Longitudo, ab äpice rostri usque ad margi- nem: testae postremum nobis metientibus. 7“ non superat. Nach ‚dieser \in- Kürze a Charakteristik wollen wir zu einer ausführlicheren Betrachtung unseres Thier- chens übergehen und, zur besseren Uebersicht, zunächst eine Jetaillirtere Beschreibung ‚der äusseren Gestalt desselben zu 20 * 308 Ed. Schödler: geben und hierauf seine innere Organisation etwas näher zu beleuchten versuchen. 1. Aeussere Gestalt, Wir haben bereits oben die grosse Aehnlichkeit berührt, welche der Acanthocercus bei oberflächlicher Betrachtung mit dem Habitus der Daphnien zeigt und wovon die Betrachtung der beigefügten Abbildungen ‚leicht überzeugen wird. Wie in den verwandten Gattungen, wird schon durch die äussere Bedeckung der Körper des Thierehens deutlich in zwei Theile geschieden: in einem vorderen oder Cephalothorax (Fig. 1.2: A. B.), welcher von der äusseren Bedeckung dicht umkleidet wird, und in einen hinteren, den Hinterleib (abdomen) (Fig. 1. 2. B. C C, und Fig. 9.), welcher nur an seinem vorderen, oberen Theile mit der, ihn sonst frei umhüllenden, der Form nach zweiklappigen Schale verbunden ist. Der Cephalothorax von dem Typus aller verwandten Gattungen, mit Ausnahme der von W. Baird für eine Unter- gattung des Lynceus angesprochenen Macrothrix, abweichend, läuft nach vorn in einen stumpfen, weit vorgestreckten Rüssel oder Schnabel aus, der aber weder nach unten und hinten umgebogen, schnauzenförmig, wie bei den eigentlichen Daph- niien, noch wirklich vogelschnabelartig, wie bei den eigentlichen Lynceen ist. Von der Seite betrachtet (Fig. 2.) sieht der Ce- phalothorax einem Kugelsegment nicht wnähnlich; von der oberen d. i. Rückenseite aus betrachtet zeigt er eine mehr rhomboidische Gestalt; die obere Portion desselben ist abge- rundet, convex, an den Seiten etwas zusammengedrückt; die untere ist fast gerade, oder nur wenig concay und geht nach. hinten in die Oberlippe über. Die äussere Bedeckung des Cephalothorax ist an. der vorderen, sowohl oberen als unteren Portion zwar noch ganz häutig und fest, aber doch sehr dünn und durchsichtig; dagegen am oberen, hinteren Cephalothorax, wo die grösseren Muskeln desselben sich inseriren, sehr stark, lederartig, weniger durch- sichtig und unterscheidet sich -in Nichts von der eigentlichen Hinterleibs-Schale. Sie ragt nicht, die Basis der Ruderarme mehr oder weniger überdachend, wie bei Daphnia und Lyn- ceus, an den Seiten hervor, sondern geht unmerklich in die Ueber Acanthocercus rigidus. 309 äussere Umikleidung der Ruderarme über und verstattet ihnen so die freieste Bewegung nach allen Richtungen. Beim aus- gewachsenen weiblichen Thierchen bildet sich, durch den pe- riodisch wiederkehrenden Hautwechsel und durch die etwas grössere Wölbung, welche die Hinterleibsschale annimmt, be- sonders auf der Rückenseite, wie bei den meisten der ver- wandten Thierchen, eine Art Einkerbung (Fig. 1. 2. B.), die sich als kleine Furche nach den Seiten und nach unten zu fortsetzt und die Stelle anzeigt, wo die Hinterleibsschale bei der Häutung sich ablöst, oder, was dasselbe ist, wo die Schale in die äussere Bedeckung des Cephalothorax übergeht. Bei jungen Individuen ist eine solche Einkerbung vor der ersten Häutung noch gar nicht vorhanden und nach den ersten Paar Häutungen auch nur in geringem Grade bemerkbar. In Be- zug auf die Grössen - Dimensionen des hier als Cephalothorax bezeichneten Körpertheils ist zu bemerken, dass sein grösster Höhendurchmesser, der in der Gegend der Ruderarme zu neh- men ist, ungefähr gleich dem der grössten Dicke oder Querdi- inension sein und beide ungefähr 3 seiner Länge betragen werden. An der schnabelförmigen Spitze des Cephalothorax''und zwar an der unteren Seite derselben trägt unser Thierchen das Paar der wirklichen Antennen (Fig. 2. 3. a. a.) (corni- eula von O. F. Müller, les antennules oder les petites antennes von den französichen Schriftstellern genannt.) Diese Organe, die durch einen besonderen Muskel frei vorwärts und rück- wärts bewegt werden können, und des geraden und verge- streckten Kopfes wegen weiter vorgerückt erscheinen als bei Daphnia und Lyneeus, sind hier, damit sie mit ihrem freien Ende bis in den Strudel, der Nalırung zum Munde und frisches Wasser zu den Kiemen führt, reichen, von grösserer Länge, als in den verwandten Gattungen. Auch ihre Struktur ist eine ganz abweichende und findet nur bei der Macrothrix Bd. und dem Monoculus roseus Jur. ein Analogon. Sie sind eingliedrig, gekrümmt, von den Seiten stark zusammen- gedrückt, noch unten zu breiter werdend, füllhornähnlich; am vorderen, convexen Rande, an dem sich der bewegende Muskel inserirt, ziemlich fest und mit fünf kleinen Dornen verziert. Aus dem unteren, freien und breiteren Ende jeder An- 310 Ed. Schödler: | tenne ragt ein Büschel von 8 zungenförmigen, ungleichen La- mellen (Tentakeln) (Fig. Il) 'bervor, die. nach’ allen Seiten zu strahlenförmig ausgespreizt' sind und jede in ein kleines warzen- förmiges Knöpfchen enden. Am oberen schmaleren Ende und „war an. der Aussenseite: jeder Antenne findet sich eine kleine, rundliche , muschelförmige Vertiefung oder vielmehr Oefinung (f), aus:der eine sehr zarte, bewegliche, Wimper hervorragt. Ueber ‚der. Insertionsstelle der Antennen ist, wie bei den meisten der verwandten Formen, ein schwarzer, rundlicher, unbeweglicher Fleck (Fig. 2. 3. n.) sehr deutlich sichtbar, der nach O. Fi Müllers Vorgange gewöhnlich für ein Nebenauge dieser: Thierchen angesehen worden ist, Ueber \diesen, sowie über das grosse sehr ‚bewegliche, zusammengesetzte Auge (Fig, 1.'2. und 14. A.), das die vordere, ‚obere und am meisten hervorragende Stelle des Cephalothorax einnimmt und durch die gemeinschaftliche Bedeckung desselben, die an dieser Stelle aber: sehr dünn und glatt, ist, gegen äussere Einflüsse geschützt wird, ‚siehe! weiter unten den Abschnitt über Sinnesorgane. Die Ruderarme oder eigentlichen Schwinmbeine, pedes natatorii, (antennae Müll. '), les bras Jur. ?), les grandes an- tennes:;ou les rames Strs. ?), die Mandibular-Palpen Loven *), the rami Bd. °), antennae maiores Zaddach ®)), für welche wir die: Benennung beibehalten, welche ihre Funktion bezeichnet und es hier unentschieden lassen wollen, ob sie nach Straus wirklich für das erste Fusspaar oder nach der Mehrzahl der übrigen ‚Schriftsteller für das zweite Antennen-Paar dieser Thiere zu halten sein werden, haben beim Acanthocereus eine ganz ähnliche Struktur, wie bei den Daphnien (Fig. 1. 2. 10). Sie sind'über dem Oesophagus, vor den Mandibeln, innerhalb der Krümmung, welche hier. der magenförmig: erweiterte Darm macht, mit dem Cephalothorax verwachsen und bestehen jeder aus einem ‚starken stielförmigen, zweigliedrigen. Basaltheile (truncus), welcher sich an seinem oberen Ende in zwei frei bewegliche, fast gleich lange, ästig-gegliederte Arme (rami) theilt. ' Der Basaltheil dieser Organe (T. T.) ist stark, eylin- »), (2), (2), () a. a. O.; (*) vel. Loven „Ueber Evadne Nord- manni“ in diesem Archiv IV. (1838). 1. S. 155. — (°) E. G. Zaddach „Synopseos Crust. Pruss. Prodromus.“ Reg. 1844, p, 21 et sqgq. Ueber Acanthocercus rigidus. 31 drisch, anseiner Basis. etwas dicker als am oberen Ende ‚und nicht nur am Cephalothorax ganz frei beweglich, sondern kann, ungefähr initten ‘in seiner Längendimension,, zum Behuf des Schwimmens ganz. ellenbogenartig, unter beliebigem Winkel eingeknickt werden. Um die Ellenbeuge herum zeigt er, 6—8 Einschnürungen,, ‘die durch eben ‚so ‚viele Ringmuskeln, | wie wir. weiter»unten «sehen ‚werden, bedingt werden.| Am äusse- ren, ünteren Rande. der Ellenbeuge‘ stehen. auf einem kleinen Fortsatz.zwei kleine, gleiche, gegliederte Borsten (s"). "Sonst wird die äussere Bedeckung von einer ‚zwarı dün- nen, ‚durchsichtigen; aber. sehr festen Haut gebildet, welche auf ihrer ganzen! Oberfläche mit kleinen schuppenartigen Tu- berkeli oder Stachelchen bepanzert ist. ‚In Betrefl des Län- gen-Verhältnisses ist zu bemerken, dass die Spitze. des ellenbo- genförmig eingeknickten und nach, vorn gerichteten‘ Truncus dei Schnabel des Cephalothorax nicht oder nur. unmerklich überragt. (Vgl. Fig.2. u. 10.) Das obere Ende des Truncus trägt endlich zur Seite jedes der beiden Aeste noch einen ziemlich ‚starken Dorn (d,d). Die beiden, dem eben beschriebenen Basaltheile gelenkig eingefügten, nebeneinander stehenden, gegliederten Aeste (R. R‘), an der äusseren Oberfläche wie dieser beschaffen, mit Schwimm- borsten und Dornen versehen, sind fast gleich lang, cylindrisch, und nehmen nach der Spitze zu allmählig an Durchmesser, ab. — Der eine dieser Aeste und zwar der äussere (R‘) ist vier- gliedrig, trägt an der Spitze des äussersten Gliedes drei gleiche Schwimmborsten, einen kleinen Dorn (d’) und an der Spitze des zweiten Gliedes noch einen etwas grösseren Dorn (d‘). Was (die einzelnen Glieder dieses Astes anbelangt, so ist das erste oder Basalglied das kleinste von allen, oben. et- was schief abgestutzt und scheint ganz besonders zu bedin- gen, dass dieser äussere Ast bald vor, bald hinter den ande- ren gebeugt und so die Schwimmfläche dieses Ruderorgans beliebig modifieirt werden kann. Das zweite, mit einem \Doru bewaflnete Glied ist das längste und zwar fast eben so lang, als Jdas vorletzte und letzte, die einander an Länge ziemlich gleich, zusammenge- nommen betragen, Der andere.etwas kürzere Ast jedes Ru- derbeins (R) ist nur dreigliedrig; aber mit fünf gegliederten 312 Ed. Schödler: Schwimmborsten und einem Dorn bewaffnet,’ welche‘ so ver- theilt sind, dass drei’ einander ganz gleiche Schwimmborsten und der Dorn \der' Spitze des letzten Gliedes, wie beim vori- gen» Aste, 'aufsitzen, eine’ vierte'etwas längere Schwimmborste der Spitze des mittelsten Gliedes und die fünfte,‘ längste und stärkste dem ersten Gliede in! gleicher‘ Weise seitlich eingefügt ist. ' Die‘ Glieder dieses Astes entsprechen respective dem zweiten, vorletzten und letzten 'Gliede' des vorigen; 'doch ist das erste Glied des inneren Astes etwas länger als das zweite . des 4gliedrigen. Sänmtliche Borsten 'sind deutlich gegliedert und mit Ausnahme jener längsten seitlichen (s‘), auf ihrer gan. zen Länge dicht 'gefiedert. ") Die seitliche Borste des ersten Gliedes (s‘) jedes dreigliedrigen Astes ragt nicht sowohl’ durch ihre bedeutende Länge unter allen übrigen ‘hervor, wie‘ dies bei‘der Macrothrix Bd. der Fall sein soll, als durch die et- was bedeutendere Dicke und ganz besonders dadurch, dass sie nicht, wie alle übrigen, gefiedert, sondern, am inneren Rande bis zum ersten Gelenke mit kurzen, steifen- Wimpern und von da ab mit fünfzehn kleinen Widerhaken oder Dornen besetzt ist. In der eben dargelegten Struktur der Ruderarme stimmt unser Thierchen bis auf die Zahl und Struktur der einzelnen Borsten ziemlich genau mit den Daphnien ?) überein. Es be- dient sich, wie diese, der’ Ruderbeine fast ausschliesslich zur Fortbewegung, welche ein ganz analoges sprungweises Schwim- ınen, wie bei Daphnia und Sida ist. Wenn nun gerade nach diesen Charakteren die neue Gattung als den Daphnien am nächsten stehend bezeichnet werden musste, so unterscheidet sie sich 'andererseits hierdurch ganz wesentlich von allen Lyn- ceen ?) und lässt sich 'an der sprungweisen Schwimmbewe- !) Aehnlich gefiederte Borsten besitzen alle wirkliche Daphnien an ihren Ruderarmen, und es muss einer fehlerhaften Beobachtung zugeschrieben werden, wenn Straus-Dürkheim (Memoires du Mus. T. VI. p. 158) das Fehlen solcher Fiederung als specifischen Unter- schied, z. B. bei D. sima, bei D. longissima, d, i. D. pulex im jugend- lichen Zustande, hervorhebt. 2) Vgl. hierüber Straus-Dürkheim a. eben a O. p. 157. ®) Vgl. W. Baird a. a. O, p. 87 et sgg. tab. 11. fig. 4. 9. 10. 13., tab. ıl. fig. 3. 10. a Ueber Acanthocercus rigidus. 313 gung schon mit unbewafinetem Auge als Nicht-Lyneee er- kennen. !) Als äussere Theile des Cephalothorax sind nun noch die Mundtheile zu betrachten, von denen sich eine Oberlippe (la- brum), ein Paar Mandibeln und ein Paar Maxillen finden. "Die Oberlippe (Fig. 2. 12. L.) bildet die unmittelbare Fortsetzung der unteren Seite des Cephalothorax und wird in ruhiger Lage, d. i. wenn sie den Mund verschliesst, ganz von dem vorderen Theile der Schale bedeckt; sie kann jedoch zur Aufnahme von Nahrung ziemlich weit nach unten und vorn zurückgeschlagen werden. 'Sie bildet einen fleischig-muskulö- sen‘ Körper, der an seinem Ende einen verdickten, abgerunde- ten und dicht behaarten Lappen (l) und an seiner unteren ..') Ueber die Struktur der Ruderarme bei den Lynceen finden sich in fast allen Handbüchern die unrichtigsten Angaben. Baird hat das Verdienst, die Lynceen zuerst einer gründlichen Untersuchung un- terworfen, die Gattungscharaktere derselben und unter diesen auch die Struktur der Ruderarme zuerst ins Klare gebracht zu haben. Wenn daher auch jene Angaben, die auf uncorrecten früheren Beob- achtungen basiren und selbst die in Milne Edwards Histoire naturelle des Crustaces T. 111. p. 374 und 386 enthaltenen Widersprüche hier füglich unberücksichtigt bleiben dürfen, so glaube ich doch die fol- gende, meines Wissens neueste Schilderung, welche Zaddach in sei- nem bereits erwähnten Synop. Crust. Pruss. Prodr. S.27 bei Beschrei- bung der Gattung Lynceus über diese Theile giebt, näher anführen zusmüssen. Es heisst daselbst wörtlich so: „Antennae autem, ut in Lynceo trigonello vidi, ab iisdem Daphniarum partibus nonnisi seta- rum dispositione et structura discrepaut. Truncus duos habet arti- culos, alterum breviorem, alterum longiorem et ad excipiendos ramos apice triangularem. Ramorum anterior sive interior e guatuor arti- eulis constat, quorum primus perbrevis,.... — Ramus posterior sive exterior Zribus articulis, quorum ultimo tres setae longae insertae sunt, compositus est, Setae omnes medio quidem articulatae, non vero pinnatae sunt,” Eine solche Struktur der Ruderarme hat Baird, der zwölf verschiedene Species der Gattung Lynceus beobachtet und sehr genau beschrieben hat, unter denen sich auch der L. trigonellus Müll. (Pleuroxus trigonellus Bd.) befindet, bei keiner derselben ge- fünden. Ich selbst habe bis jetzt zehn verschiedene Species dersel- ben Gattung, und unter ihnen gleichfalls den L. trigonellus, in unseren Gewässern aufgefunden und vielfach beobachtet, aber niemals eine Abweichung von dem durch Baird aufgestellten allgemeinen Typus der Lynceen gefunden. 314 Ed. Schödler: oder vielmehr äusseren, "abgerundeten Seite’ "einen‘ ‚starken, helmförmigen Fortsatz (p) trägt. Die obere Seite der,Ober- _ lippe ist flach rinnenförmig ausgehöhlt, geht unmittelbar'in den Schlund “über und überdeckt ‘beim Kauen die. eigentlichen Kauflächen ‘der Kiefer. Der 'helmförmige Fortsatz'(p), der unter fast rechtem Winkel der Oberlippe aufgesetzt, an! seinem vorderen convexen Rande’ sehr fest und mit kleinenDornen verziert ist, dient den bewegenden Muskeln. derselben zur‘ In- sertion und ragt 'bei der Bewegung der‘ Oberlippe "über den Vorderrand der Schale hervor. "Ein soleher. Appendix findet sich an ‘der Lippe der Daphnien !) nicht; er ist aber, und zwar in noch grösserer Ausbildung,’ bei allen ‚Lynceen’?)) vor- handen. ’ Die eigentlichen Kiefer des Acanthocereus unterscheiden sich kaum von denen der verwandten Gattungen. Die Mandibeln (Fig. 2.4, 10D.), die eigentlichen Kau- werkzeuge dieser Thiere, sind bügelförmig gekrümmt, nach Aussen convex,und an der inneren convexen Seite durch einen starken Muskel mit dem Thorax, unmittelbar hinter der Inser- tionsstelle der Ruderbeine, verwachsen. Das untere, ‚diekere, rundliche, nach Innen umgebogene Ende trägt die eigentliche Kaufläche (k), die scharf, zahnförmig gerieft oder vielmehr mit 8—10 zahnartigen Erhabenheiten versehen ist. — Hinter den Mandibeln sitzen noch unmittelbar am Munde ein Paar Maxil- len (Fig. 4. 5.), die aber sehr klein und schwierig zu erken- nen sind; sie sind von analoger Bildung: am freien Ende mit vier gekrümmten, fast borstenartigen Haken besetzt, aber mehr horizontal nach hinten, gerichtet, während die Mandibeln in fast vertikaler Richtung‘ den seitlichen und unteren Theil des Thorax halsbandartig umfassen. — Andere Mundtheile habe ich weder bei Acanthocereus, noch beim den verwandten For- men unterscheiden können, Der Hinterleib (abdomen), den wir nach Straus, Vorgange hierin ıder Begrenzung nehmen, wie diese durch die äussere ’») Vgl. Straus, Mem. du Mus. T. V. p..399 und Jurine (a. a. O. S. 94), der das Labrum ‚la soupape des mandibules“ benennt und ganz bezeichnend so beschreibt: „de la forme d’une auge ou d’une demigouttiere‘*, 2) Vel. W. Baird a. a. O. S. 85. Ueber Acanthocercus rigidus. 315 ‚Bedeckung (die eigentliche Schale) meist:schon:äusserlich mar- ‚kirt, wird , ‚geht \unmerklich in. den Thorax über, ist nur an seinem; ersten Segmente mit der. Schale verwachsen, von: der er. sonst ganz frei umhüllt ‚wird, 1 Was die Schale (Fig. 1.2. 14, SS.) zunächst ianbelangt, die amı Vorderrande mit der oberen schaligen 'Bedeckung des Gephalothorax'verwächst und in ihrer Begrenzung von dieser nur durch. eine flache, schräg verlaufende Furche zu erkennen: ist, so ist. .sie.der Gestalt, nach zwar; eine zweiklappige, bestelit aber nicht wirklich aus zwei getrennten Valveln, wie-bei den eigentlichen Daphnien «(D, magna, pulex, sima, serrulata), son- dern.‚wie..bei den Lynceen ‚nur ‚aus einem Stück, das, ganz dem Schilde (seutum) der. Apoden entspricht. - Von der, Seite betrachtet (Fig. 2. 14.) hat die Schale eine mehr oder weniger eiförmige Gestalt; sie; ist nach Aussen bauchig' erweitert, an den Ecken abgerundet; am vorderen mit dem Thorax: verwach- senen und am hinteren freien Rande tief ausgeschnitten, ‚und it Ausnahme dieses ausgerandeten Theils am ganzen übrigen freien Rande mit einem Kranz von ganz steifen, abstehenden, unbeweglichen Borsten besetzt. Der Ausschnitt des hinteren Schalenrandes gewährt dem sogenannten Schwanztheil (des Ab- domens bei seinen. Bewegungen ganz freien Spielraum. Die äussere Oberfläche der mehr oder weniger durchsichtigen Schale ist glatt, schwach punktirt, wie die ganze übrige Epidermis des Thierchens, ‘von der sie auch gebildet wird. Aus dieser Schale, die den grössten Theil’ des Körpers umhüllt, ragen bei dem in Ruhe befindlichen Thierchen nur die Krallen der vorderen 'Fuss- paare, die. Endkrallen \des Schwanzes, die langen Schwanz- ‚borsten und die‘obere mit Stachelchen dicht 'bepanzerte Por- tion des vorletzten. Körpersegments hervor, +» Der Hinterleib (Fig. 1. 2. 9,:B.0 C’) ‚besteht aus zwei deutlich gesonderten Theilen,, von,denen wir den vor- deren und grösseren, welcher an seinen vorderen Ringen die fünf Fusspaare trägt, mit Brandt als „Brusttheil des Hinter- leibs‘, den hinteren, ‚der hier niemals Füsse trägt und ge- wöhnlich unter ersteren zurückgeschlagen ist, als „Schwanz- theil des Hinterleibs“ nicht unpassend zu benennen glauben '). ') Vgl. hierüber W. F. Erichson’s’Entomoer.. Berlin 1840, S. 19 . 316 Ed. Schödler: Der vordere oder Brusttheil des Hinterleibs (B C) ist’vom Rücken 'aus etwas platt gedrückt, bei erwachsenen Weibchen in seinem‘ mittleren Theile ganz sattelförmig gekrümmt "und lässt nur sehr undeutlich eine Sonderung in Leibesringe er- kennen. ‘Durch die Krümmung dieses Brusttheils entsteht beim weiblichen Thier zwischen ‘der Rückenseite und der inneren Schalenwand 'ein nicht unbeträchtlicher leerer Raum, ' den zu- erst Jurine, und ihm folgend auch Baird, mit dem Namen der Matrix (la matrice!) bezeichnet haben, da er bestimmt ist die Eier, sowie sie aus dem Ovarium heraustreten, aufzuneh- men und so lange schützend zu bewahren, bis die juuge Brut vollkommen ausgebildet ist und sich selbstständig zu "bewegen und ernähren vermag. Diese Benennung werden auch wir im Folgenden der Kürze halber beibehalten. — Die einzelnen Ringe dieses Körperabschnittes sind so innig mit einander 'ver- schmolzen, dass ihre Zahl nicht mit völliger Sicherheit zu 'be- stimmen ist. lch zähle deren acht, oder vielmehr zwölf, in- dem’ sowohl das erste Segment, welches allein mit der Schale verwachsen ist, das Herz enthält und die drei vorderen Fuss- paare trägt, als auch das letzte, welches mit seiner Oberfläche zum Theil aus der Schale hervorragt und das erste an Aus- dehnung noch etwas übertrifft, aus drei, aufs Innigste mit ein- ander verschmolzenen Ringen zu bestehen scheint. Die kleine - Differenz, welche sich zwischen dem Durchmesser der drei ersten und letzten Ringe einerseits und dem der mittleren Ringe ander- erseits bemerkbar macht, findet dadurch ihre Erklärung, dass sich bei der Entwickelung des Embryo längs der Rückenlinie dieser mittleren Leibesringe ein ziemlich breiter Streif ablöst und mit der Schale verwächst (s. Fig. 2. E F.). Ueber diesen Rückenstreifen, der sich bei allen Cladoceren und in grösster Ausdehnung bei der Daphnia brachyura Zadd. ”) findet, wer- den wir noch näher ‘zu sprechen weiter unten Gelegenheit haben. — Das letzte Segment (G ©) lehnt sich mit seiner Rückenfläche wieder näher an die Schale an und verschliesst durch’ eine 'stumpfe, etwas hervorspringende Ecke (G) die sogenannte Matrix. Es ist an seinem hinteren Theile, da, wo —— !) S. Jurine a. a. O. S.104 und Baird a. a. O. S. 86. 2) Vgl, Zaddach a. a. O. S. 24. Ueber Acanthocercus rigidus. 317 « es in den Schwanztheil des Abdomens übergeht, von den Sei- "ten stark zusammengedrückt und auf seiner bogenförniig 'ge- krümmten Rückenfläche, so weit diese durch die Ausrandung der Schale unbedeckt gelassen wird, wie bereits erwähnt, mit kleinen Stacheln dicht bepanzert. Die Füsse des Abdomens (Fig. 5—8). Ihre Beob- - achtung ist einer der schwierigsten Punkte der ganzen’ Unter- suchung, und es darf kaum befremden, wenn wir selbst in den neusten Bearbeitungen hierher gehöriger Thierformen nicht einmal zuverlässige Angaben über die Zahl der Fusspaare fin- den. Die versteckte Lage dieser Theile, da sie'von der Schale, die in gewissen Perioden der Häutung kaum durchscheinend genannt werden kann, ganz überdeckt werden, die grosse Zahl von Appendices, welche sie tragen, und ganz besonders ihre stete, schnelle, undulatorische Bewegungen erschweren die Un- tersuchung ungemein. Andererseits muss es meines Erach- tens nothwendig gefordert werden, dass man wenigstens bei generischen Unterscheidungen die Struktur der Beine näher berücksichtige, als es bisher geschehen ist, da sich gerade hierin sehr bedeutende und wesentliche Differenzen vorfinden müssen, und, wie ich hinzufügen kann, wirklich vorhanden sind. Es sind die Beine bei der Mehrzahl dieser Thierchen, wie bekannt, wenigstens nicht unmittelbare Organe der Fort- bewegung, sondern sie fallen vorzugsweise und vielleicht in gleichem Grade, sowohl dem Systeme der Ernährung, als dem der Respiration anheim. Wenn wir hierzu die Modification rechnen, welche dieselben Organe, als wesentlichste Hülfsorgane bei der Copulation, bei den Männchen erleiden, so dürfte obige Meinung wohl hinlänglich gerechtfertigt erscheinen. — Wir haben oben den zeitigen Bestand der ganzen Familie der Cladoceren nach der Zahl der Fusspaare allein in drei Ab- theilungen gebracht, die sich nach der Struktur dieser Or- gane noch näher rechtfertigen lassen, wie wir an einem andern ‚Orte ausführlicher zu zeigen gedenken. Hier wollen wir nur noch bemerken, dass von jenen drei Gruppen die mittlere den eigentlichen Mittelpunkt der Familie repräsentirt, und gleichzeitig auch die nächsten Beziehungen zu ‘der verwandten Familie der Cypriden (Ordre des Ostracodes M. Ed.) öffen- baret. Die erste jener Gruppen, welche die Cladoceren mit 318 Ed. Schöndler. : “ sechs Paar Füssen umfasst, bildet nicht'nur durch. die grössere Zahl der Füsse und deren Struktur, sondern ‚auch. durch ‚die etwas abweichende Bildung ihres Herzens und: Nahrungskanals, so. wie durch die ganze Lebensweise einen sehr hübschen Uebergang zu der grösseren verwandten Gruppe der Phyllo- poden (Ordre des Phyllopodes M.-'Ed.) und zwar ‚zunächst zu den: Limnadien. Die letzte jener Gruppen, welche. die Gladoceren mit 4. Paar Füssen einschliesst, bekundet nach. den- selben: Charakteren den natürlichsten Uebergang zu. den. Co- pepoden M..Edwards. — Gleich wichtige, wenn, nicht. noch bedeutendere Beziehungen finden sich nun auch ‚gerade ‚in. .der Struktur der Beine zwischen den einzelnen Gattungen: der Familie. - Daher wollen: wir: in: möglichster Ausführlichkeit näher darzulegen versuchen, was wir 'bei unserem; Thierehen durch vielfache und vielfach wiederholte Untersuchungen, so- wohl an lebenden, als: in Spiritus getödteten und erhärteten Individuen, als übereinstimmendes- Resultat über die Struktur dieser Theile gefunden: haben. Anden 10 Füssen des Acanthocereus findet Re Jim Be zug auf Strucktur und Funktion ein ganz wesentlicher Unter- schied zwischen‘ den 3 vorderen Fusspaaren, die von.dem.ersten, grösseren Segmente des Brusttheils, welches wir ‚eben; deshalb als.aus 3 verschiedenen, mit einander innigst ‚verschmolzenen Leibesringen bestehend annehmen, getragen. werden und. den beiden letzten, welche dem vierten‘ und ‚fünften Ringe ‚ange- hören; die übrigen Ringe besitzen keine Füsse und ebenso- wenig. der weiter unten zu, betrachtende Schwanztheil des Abdomens. Die 6 vorderen Füsse . beweisen. schon. durch ihre Struktur, so wie noch ganz besonders das ‚erste. Paar durch ' seine »dem Munde genäherte.. Insertion,, hinlänglich, dass sie vorzugsweise ‚im Dienste des ‚Mundes; thätig.. sind, was «auch durch‘ die ‚Beobachtung der Procedur. des Kauens vollkommen bestätigt wird. Es erinnern ‚diese Beine, wie .die vieler verwandten Thierformen: (der . Siphonestomen und Poecilopoden ) an eine geistreiche ‚Hypothese ‚Oken’s, ‚nach welcher die Kiefer aus den ‚Gliedern 'hervorgewachsen und als die nach dem: Kopf 'hinaufgezogenen Füsse anzusehen sind, welche Vorstellung gerade in. der Klasse. der Crustaceen.. bis zur Evidenz bewiesen wird, . Auch. unser, Thierchen: und mit Uchber Acanthocereus rigidus. 319 ihm seine’ nächste Verwandten ‚(die Lynceen); meinen wir, re- präsentiren in ihren vorderen Fusspaaren noch einen ‚solchen; wenn auch nur annäherenden Uebergangstypus, Sämmtlichen Fusspaaren derselben ist ‚ein höchstens mit- telbarer Antheil an der Fortbewegung zuzuschreiben, den. sie durch die perpetuirliche, undulatorische Bewegung der „drei letzten Fusspaare ausüben dürften‘, wodurch ein ‚anhaltender . Strudel erregt wird, welcher, zum Vorderrande der Schale her- einströmend, stets frisches Wasser zu den-Respirationsorganen und gleichzeitig auch die nöthige Nahrung zu den Mundthei- len führt. Die beiden vorderen Fusspaare aber. nehmen auch selbst an dieser undulatorischen Bewegung nur selten Antheil; dagegen sind ihnen, und zwar fast ausschliesslich, zwei andere Funktionen der Extremitäten geblieben, nämlich das Ergreifen und theilweise Zerkleinern der Nahrungsmittel. Diese nämlich, bis in die Schale gelangt, werden von den scharf gezähnten Krallen der Tarsus-Glieder gepackt und besonders vermittelst der. kräf- tigen und mit starken Zähnen besetzten Krallen der Sehien- beine des zweiten Fusspaares oberflächlich zerkleinert ‚und erst dann vermittelst der gegliederten Borsten der Schienbeine, so wie ganz besonders durch die vier Fressspitzen des ersten Fusspaares zum Munde gebracht, von dem’ sie durch Auf- oder vielmehr Zurückklappen Oberlippe aufgenommen und so den eigentlichen Kiefern zur weiteren ‘Verarbeitung überliefert werden. ' Die drei vorderen Fusspaare, die dem Obigen ‚gemäss ebenso gut Kieferfüsse als Ruderfüsse genannt werden: dürften, auf deren Beschreibung wir nun: zunächst übergehen, bestehen aus vier, unter einander artikulirenden Gliedern, welche dem ‚Hüftstücke (coxa), Oberschenkel (femur), Unterschenkel oder Schienbein (tibia) und dem eigentlichen Fuss- oder Endgliede (tarsus) respective zu vergleichen sind. Das innerste.. oder Hüftglied ist sehr kurz oder vielmehr‘ so’ sehr mit den‘seitli- chen Muskeln des Körpers verwachsen, dass es nicht anders als in und an der Bewegung dieser Füsse als vorhanden zu erkennen ist, Mit ihm ist gelenkig verbunden ‘das viel grös- sere, zweite Glied, welches wir als Oberschenkel bezeichnet haben (Fig. 5—7. F,) Dieser ist, etwas schräg nach unten und aussen vom Körper abstelhiend, "bald mehr oder: weniger 320 Ed. Schödler: nach vorn zu, (wie bei dem ersten und zweiten Fusspaare), bald fast ausschliesslich seitwärts gerichtet (wie bei dem drit- ten Paare), viel länger als breit, von seiner oberen, vorderen Seite etwas zusammen- oder flach gedrückt und trägt an sei- nem inneren und zwar oberen Rande einen kleinen rundlichen, mehr blattartigen, mit kurzen Borsten besetzten Fortsatz (b), welcher sich auch bei Daphnia !) und Lynceus findet und je- nem Fortsatz zu vergleichen ist, der auch an den Beinen der Phyllopoden vorgefunden und bald Afterzahn (von Schäffer 2), bald die freie, innere Basis (basis interna libera, von Bur- meister ?) genannt worden ist. Diese buckelartig vorsprin- genden Ecken der Oberschenkel der sechs vorderen Füsse bilden hier, wie bei den Phyllopoden, längs der Bauchseite eine Art Kanal, in dem ein Theil der Nahrung durch die ge- gliederten Borsten der Schienbeine bewegt, leicht nach: dem Munde hin gleiten kann. Diese Bewegung lässt sich sehr be- quem beobachten, wenn man dem Thierchen auf dem; Ob- jectträger des Mikroskops einen Tropfen durch. Karmin oder Indigo gefärbten Wassers giebt. An dem unferen Theile trägt die innere Seite jedes Oberschenkels, und zwar unmit- telbar über der Gelenkstelle des Schienbeins, am etwas mehr nach aussen gekehrten Rande, noch einen flaschen- oder birn- förmigen, sackartigen Anhang (k), über den wir weiter unten, in dem Abschnitt über Respiration, das Nähere. beibrin- gen werden. Das so gestaltete zweite oder Oberschenkel- glied, das an seiner übrigen Oberfläche ohne weitere Anhänge und kahl erscheint, bildet mit dem nun folgenden Schien- beine (tibia) ein deutliches Knie, dessen Kniebeuge oder Knie- kehle, um mich so auszudrücken, am unbewegten, ruhenden Beinchen einen fast rechten, in der Bewegung aber einen bald stumpfen, bald spitzen Winkel bildet. Das Schienbein näm- lich ist, während der Oberschenkel mehr oder weniger nach aussen und vorn gerichtet war, mehr oder weniger nach un- ten und innen gekehrt. Das Knie des zweiten Fusspaares ’) Vgl. L. Jurine a. a. O, p. 97. sq. Pl. 10. fig. 1—6. 2) Vgl. J. C. Schäffer, Der krebsartige Kiefenfuss mit der kurzen und langen Schwanzklappe. Regensburg. 1750. 3) Vgl. H. Burmeister, Die Organisation der Trilobiten. Berlin 1843. 8. 19. p. 45. sq. Taf. VI. Fig. 9—15. B. Ueber Acanthocereus rigidus. 321 (Fig. 6.) ist etwas mehr zugespitzt als das der anderen beiden und passt in die Kniebeuge des ersten Paares, welche es in der Regel ganz überdeckt. Beim dritten Fusspaare ist das eigentliche Knie mehr nach aussen gekehrt, da der Oberschenkel desselben fast ausschliess- lich nach unten und aussen gerichtet, während das Schienbein nach unten und innen gekehrt ist; weshalb auch die Gesammt- bewegung dieses Fusspaares, der Richtung nach, von der der beiden vorderen etwas abweicht. — Wenn wir nun aber auch bisher die ‚Struktur dieser Beine zusammenfassend schildern konnten, so zwingt uns die an jedem Fusspaare etwas abwei- chende Bildung ‘des Schienbeins jedes Paar für sich zu be- trachten. Dieses dritte Glied (T) nämlich zwar an allen sechs Füssen fast von gleicher Länge mit dem Oberschen- kelgliede, an seiner inneren Fläche blasenförmig aufgetrieben, verdickt, mit gegliederten Borsten ‚oder: Krallen besetzt, an seinem untern Theile, wo es in das Endglied übergeht, bei allen Fusspaaren mehr oder weniger tief eingeschnit- ten oder gespalten, zeigt aber gerade in .der Struktur und Zahl seiner Anhänge sehr wesentliche Unterschiede. Hat man diese einmal erkannt, so kann man jedes einzelne Füsschen seinem Paaare nach aus dem grossen Gewirr, das sie dem Auge bei der ersten Beobachtung darbieten, sehr leicht unterscheiden und studiren. Die ganze nach aussen, d. i. der inneren Schalenwand zugekehrte Seite ist bei allen, wie die des Oberschenkels glatt, unbehaart (s. Fig. 5. 6.), während die innere Fläche‘ dicht mit kurzen Härchen besetzt erscheint (s. Fig. '5'.) Aber:schon der vordere Rand (oder, wie es in Bezug auf das dritte Fusspaar fast richtiger heissen müsste, der äussere Rand) zeigt eine Verschiedenheit; er ist zwar, bei allen dreien von ziemlicher, fast hornartiger Con- sistenz, da er vorzugsweise den bewegenden Muskeln zur Insertion dient, trägt aber an den beiden Beinen des ersten Paares 8—10 kurze, sehr starke, schräg nach unten ge- richtete zahnartige Zacken, von denen immer je zwei eng aneinander stehen (Fig. 5 u. 5’. z. z.). Diese zahnartige Rand- verzierung fellt den, folgenden Fusspaaren.;, Ausserdem trägt jeder Fuss des ersten Paares an dem oberen, inneren Theile Archiv 1. Naturgeschichte,. XII, Jahrg. 1. Bd, 21 322 Ed. Schödler: seines Kniees zwei fingerförmige, deutlich zweigliedrige und den Vorderrand des Kniees weit überragende Fressspitzen (p). Dieser Fressspitzen, welche anı inneren Rande ihres Endgliedes fein gezähnt sind, und mit denen das Thierchen, indem es den Fuss nach dem Munde zu erhebt, bis an die Kauflächen der Mandibeln reichen kann, bedient es sich wie Finger bei dem Aufnehmen seiner Nahrung. — Der hervorragende Rand der verdickten, nach innen gekehrten Seite desselben Schienbeins endlich bildet, wie bei den beiden folgenden Paaren, durch deutliche Einkerbungen drei ruderlappenartige Abschnitte, welche nlit'zehn in der Mitte gegliederten , fast gleichen, nach innen gerichteten Borsten besetzt sind, von denen die drei, dem un: teren Lappen angehörigen (u”) etwas kürzer und krallen- artig erscheinen, während die übrigen deutlich gefiederte Schwimmborsten sind. Die Fiederung erstreckt sich jedoch nur auf das Endglied und ist bei den drei Borsten (s') des mittleren Lappens so dicht, dass diese ein ganz pinsel- oder bürstenförmiges Aussehen erhalten und dadurch sehr leicht be- merkbar werden. — Die Schienbenme des zweiten Fusspaa- res (Fig. 6 T), die an der nach innen gekehrten Seite eben- falls dicht behaart sind, unterscheiden sich von denen des vorhergehenden durch ihre etwas beträchtlichere Dicke, durch einen Kranz von langen, feinen Wimpern, mit welchem, wie bei dem dritten Fusspaare der Vorderrand um das Knie her- um verziert ist und ausser dem bereits angedeuteten Mangel der Fressspitzen und der Zähnelung am Vorderrande, ganz besonders durch die Borsten und Krallen ihres hinteren, di i, nach’innen gekehrten Rändes. Dieser nämlich trägt am obe- ren seiner drei Ruderlappen neun gleiche, in der Mitte deut- lieh gegliederte, am Endgliede schwach gefiederte, nebenein- anderstehende Borsten (s); anstatt der drei dicht gefiederten Borsten, wie wir sie am mittleren Lappen der vorhergehenden Beine kennen gelernt haben, finden wir hier fünf sehr starke, in der Mitte gegliederte und an der Innnenseite des Endgliedes mit kräftigen Zähnen besetzte Krallen (u“‘); sie erreichen zwar kaum die halbe Länge der oberen Borsten (s), sind aber viel kräf- tiger gebaut, als diese. Mit diesen 10 sägeförmigen Krallen wird nun vorzugsweise die oben berührte, oberflächliche Zerkleinerung der Nahrung ausgeführt. — Unter diesen Krallen sitzen endlich auf Ueber Acanthocercus rigidus. 323 dem (dritten Lappen noch drei mehr borstenartige, in der Mitte gleichfalls gegliederte, ungezähnte Krallen (u‘). — «u Auch‘ das dritte Fusspaar, obgleich es im Uebrigen dem zweiten ganz: analog gebildet ist, unterscheidet sich am vor- letzten Gliede (Fig. 7. T.) ‘wesentlich durch den Borstenkranz des nach innen gerichteten, dreilappigen Randes. Dieser trägt zwar an seinem oberen: Theile ebenfalls neun ganz ähnlich gebildete Borsten' (s) und 'an seinem: unteren Lappen ‘drei borstenartige, gegliederte Krallen (u‘‘); doch fehlen dem mitt- leren Lappen jene‘'kräftigem, gezähnten Krallen und statt dieser finden sich hier nur 5 oder 8 krallenförmige Borsten, die ge- gliedert und an der Spitze schwach gefiedert erscheinen. © Das eigentliche Fussglied (tarsus), wie wir den äussersten Theil (R), in welchen das Schienbein jedes Fusses allmählich ausläuft, weil er gelenkig und für sich beweglich mit diesem verbunden ist, ist von viel geringerer Dieke und an seinem unteren, zweilappig ausgeschnittenen Rande mit vier unglei- chen, gegliederten Krallen versehen. ‘Von diesen Krallen, welche ganz 'angelhakenförmig gekrümmt, oder über den Scha- lenrand hinausgestreckt werden können, ist bei den beiden vor- deren Fusspaaren: die äusserste und längste (u)'an ihrem End+ gliede fein, kammförmig gezähnt; die drei übrigen, kleineren (u‘)' aber sind an demselben Theile bloss mit feinen , seitlichen Querriefen versehen. Am dritten Fusspaare aber sind diese Kral- len schon rein 'borstenartig und weder gezähnt, noch zahnar- tig gerieft, sondern wie alle Schwimmborsten der Beine bis zum ‚Gelenk gefiedert. "= Wenn’ wir nach solchen Struktur- Verhältnissen die bei den‘ vorderen Fusspaare alsı Kieferbeine vorzugsweise an- zusprechen' geneigt 'waren,: so werden wir 'nach : denselben Verhältnissen das: dritte: Fusspaar als eine Uebergangsbildung von einem Kieferfusse zum Ruderbeine bezeichnen können. Dieses mittelste: Fusspaar ist im Dienste des] Mundes wolil nur in sofern thätig, als es durch seine fortwährende, schnelle, undülatorische Bewegung, welche in’ der Regel mit der der ‚hinteren Fusspaare ganz rhythmisch ist‘, jenen oben bezeich” beten Strudel erregen hilft, gleichzeitig die darin enthaltenen Nahrungstheile‘ zurückhält und den vorderen Beinen über- liefert, 21* 324 ieiEduSchödler: n. \\/Ueber: die Lage der drei vorderen. Fusspaare ‘wollen :wir noch bemerken, ‚dass |'deri Unterschenkel eines jeden: ‚dieser Füsse:mit‘ Seinen‘ sehräg' nach, innen gerichteten -Borsten‘ oder Krallen‘ zum: grössten Theil ‚von dem Vorderrande: des nach- folgenden, also der ‚erste'in dieser Weise von dem’ des.zweit ten Fusses iu. s. 'w. überdeckt wird. ni das ad Von diesen: 6. vorderen ‚Füssen nun, sind ihrer Struktur nach (völlig verschieden‘ die der beiden ı letzten: Fusspaare; welche auch: schon durchvihre schräg nach ‘unten und hinten gerichtete: Stellung zum Körper von jenen abweichen. Sie sind: zwar gleichfalls ausımehreren;, ‚und! zwar aus drei unter- scheidbaren 'Gliedern zusammengesetzt, doch sind\.diereinzel- nen Glieder unter ‘einander: nicht gelenkig verbunden;! son- dern zu. einem fest 'zusammenhängenden' Ganzen 'verwach- sen. +-Das erste Glied oder der oberste Theil (Fig.'8. F.), welcher: dem Oberschenkel der vorderen Fusspaare zu ent- sprechen‘ ‚scheint, | jenen: aber ‘an Länge übertrifit, ist von den Seiten etwas zusammengedrückt und trägt: an seinem ‘hih- teren oder‘ oberen ‚Rande ein ähnliches, birnförmiges Säck- chen, wie die vorderen Fusspaare; doch findet: sich \an ihm keine Spur von jenem inneren, rundlichen Vorsprung (der'ba- sis interna :libera) der, vorderen Füsse. — Das zweite, dem Schienbein entsprechende Glied: findet sich bei! jedem: dieser 4 hinteren Füsse zu einer grossen, blättartigen; scheibenför- migen, durchsichtigen Lamelle‘(T) erweitert, welche ganz all- mählich "in das'/obere ‚Glied. (F) übergeht:«\Diese 'Lamelle, über die wir weiter unten noch näher zu sprechen haben wer- den, ist in beiden »Fusspaären: fast'von derselben Gestalt und Grösse und 'unterscheidet'sich nur durch die! Zahl’ der langen nach oben (und hinten gerichteten «Borsten i(s),; welche, dem oberen Rande derselben aufsitzen , ungegliedert und auf ihrer ganzen! Länge; dicht gefiedert sind.ı.,Soleher: Borsten trägt..die Lamelle des vierten Fusspaares dreisund die des letzten nur zwei. Am ganzen übrigen freien Rande. ist jede’Lamelle mit feinen Wimpern: besetzt und trägt nur an ihrem unteren Theile vier (an vorletzten) oder fünf: (am: letzten. Fusspaare) kurze, röhrenförmige,.imit'feinens Wimpern! gefranzte, Fortsätze:‘(t), die gleichsam alsı die rudimentären: Krallen, und Borsten ‘der Ueber Acanthotercus rigidus. 325 vorderen Beine zu betrachten‘ sind.”— Der vordere Rand je- des der'vier hinteren Füsse läuft endlich an seiner äussersten Spitze in einen unbeweglichen, klauenförmigen Fortsatz (R) aus, der mit einer’ oder zwei gekrümmiten, 'ungegliedertens dicht gefiederten Borsten besetzt ist und dem eigentlichen Fuss- gliede (tarsus)‘der vorderen Füsse zu vergleichen sein möchte: "* Die schräg nach hinten und unten 'gerichtete Lage macht, dass die vier hinteren ''Füsse' etwas kürzer‘ erschienen als die vorderen; sie ragen" nicht "über! den 'Sehalenrand 'hin- aus. Es fehlt ihnen auch’ jene ’Kniebildung, die wir ‘an deu vorderen ‘Beinen so deutlich’'ausgeprägt fanden.‘ ! Sie’ sind so zu einander gestellt, dass die scheibenförmige Lamelle des letzten ‘'Fusspaares einen’ Theil des in ruhender' Lage un- ter- den‘ Bauch zurückgekrümmten ' sogenannten ‘Schwanzes überdeckt und von der Lamelle des vorjetzten Paares wieder zum Theil gedeckt wird. Sie sind in einer schnellen , unauf- hörlichen, mit den Pulsationen des Herzens fast rhythinischen, pendelnden Bewegung begriffen, ‚durch deren Hemmung der Lebensprocess dieser Thierchen nicht‘ nur bedeutend beein- trächtigt, sondern sehr bald gänzlich unterdrückt wird. Diese Erscheinung habe ich mehrmals zu beobachten Gelegenheit’ ge- habt, sowohl an Individuen, die ich der'bequemeren Obser- vation halber ‘durch feine‘ Deckgläschen vorsichtig belastete, als auch besonders häufig an solchen, welche ich in’nicht' oft erneuertem Wasser längere Zeit gefangen gehalten hatte, "In letzterem Falle versammeln sich ‘sehr bald Schaaren von polygastrischen Infusorien und Räderthierchen, von denen viele sich überall san Entomostraceen 'auf längere‘ oder: kürzere Zeit‘ festsetzen und "besonders gern jene zarteren Theile der‘ Beine zu ihrem Aufenthaltsorte wählen. ‘Hierdurch wird nun die‘ Bewegung dieser: Theile’ mehr‘ oder’ weniger gehemmt: und: allmählich ' gänzlich unterdrückt. Das’ allmäh- lige Ableben solcher, auf die, genannte Weise "gleichsam feindlich angefallenen und überwältigten’Entomosträceen findet nicht, wie Jemand einwenden: dürfte, in einem Mangel an den mothwendigen Lebensbedürfnissen, wozu hier’ frisches Wasser mit den erforderlichen Nahrungsmitteln zu rechnen: wäre, seine Erklärung; denn 'es fand statt, ‚selbst wenn ich ‘alle jene 'Be- dingungen zu erfüllen suchte, sobald jene mikroskopisch-klei- 326 Ed, Schödler: nen Feinde einmal, die Uebermacht.' gewonnen „hatte. ..Ja\,ıch beobachtete. dieselbe Erscheinung bisweilen an einzigen. Fxem- plaren, während ‚andere, die aus demselben ‚Glase entnommen und befreit von jener feindlichen Bürde geblieben waren, un- ter sonst gleichen Umständen munter fortzuleben; vermochten. — Um gleich noch etwas hierauf Bezügliches einzuschalten, will ich hinzufügen, dass unsere Süsswasser --Entomostraceen und ihre Trabanten- Schaaren ‚von ‚Infusorien ‚von. der. Natur ‚ange- wiesen sind, sich ‚einen ‚gegenseitigen. Dienst zu. erweisen); Letztere sind die fast ausschliessliche/Nahrung für 'eine grosse Zahl der Entomostraceen, während diese nach ihrem ‚Ableben von Infusorien. verzehrt‘ werden, welche grosse Massen von solchen Cadavern bis auf die festeren, schaligen Ueberreste in überraschend kurzer Zeit verspeisen. ‘ Hierin bekundet. sich ein. höchst » wichtiger Einfluss ,. den das \unsichtbar wirkende organische Leben im grossen,Haushalte! der Natur ausübt, und welcher meines Erachtens‘ nicht geringer! anzuschlagen sein dürfte, als jener, welchen die. aasfressenden Vögel in. Bezug auf die grösseren Thiere geltend’ machen. 5 Nach dieser kleinen Abschweifung wieder auf unser Thema einlenkend, haben wir'hier zunächst die Differenzen, welche in. der Struktur ‚der-Beine zwischen der neuen 'Gattung und ihren verwandten ‚Formen bestehen, wenigstens: ‚noch kurz anzudeuten. In dieser Beziehung ist die grosse. Verwand- schaft des Acanthocercus mit den Lynceen besonders her- vorzuheben,, zu. denen‘ er nach. alleiniger Berücksichtigung der Hinterleibsbeine mit gleichem Rechte zu zählen wäre, als eine alleinige Berücksichtigung ‚der Bildung der Ruderarme, d. i. der ‚eigentlichen Fortbewegungsorgane, für. eine Unter- ordnung unter:die Gattung Daphnia in Anspruch nehmen dürfte. In den eben angeführten Verwandtschaften der neuen: Gattung, nach der einen oder ‚anderen Seite hin, liegen aber gleichzei- tig in umgekehrter :Weise ebenso ‘grosse und wichtige /Unter+ schiede und wenn wir. im 'Obigen nach der Bildung ‚der Ru- derarme unser Thierchen als Daplinie ‚und als Nicht-Lyucee zu bezeichnen geneigt waren, so würden wir es nach. 'der Struktur seiner Fusspaare als Lyncee und Nicht - Daphnie hinzustellen haben. — Zur näheren Bestätigung des Gesagten Ueber Acanthocercus rigidus. 327 mag. es nach der einen Seite hin genügen, auf die ‚musterhaf- ten Untersuchungen über diese Theile bei der Gattung ‚Daph- nia von L. Jurine. (a. a. O.) und Straus-Dürkheim (Mem. du Mus. V. p. 406. fi. pl. 29 fig. 11— 15.) in Kürze, zu ‚ver- weisen, da schon eine oberflächlich vergleichende Betrachtung des hier über die Struktur der fünf Fusspaare Beigebrachten mit jenen Untersuchungen genügen wird, ‚die, grossen Differen- zen nach dieser Seite hin,erkennen zu machen, ‚Nach. der an-, deren Seite.'hin, -d. i. in Bezug ‚auf die.Lyneeen ‚können wir unsere ‚Behauptung durch. keine. der früheren! Beobachtungen genügend unterstützen; da selbst in den neuesten Beschreibun- gen dieser Thierchen ‚gerade die, Partie der. Beine wegen der grossen Schwierigkeit, welche die Untersuchung, darbietet, sich zu. stiefmütterlich behandelt findet '); Wir begnügen uns ‚aber hier damit, den Acanthocercüs, ‚was: die Struktur-Verhältnisse seiner fünf Fusspaare anbetrifft, als nächsten Verwandten der Lyneeen bezeichnet zu haben und behalten ‚es einer späteren Arbeit vor, über die abweichenden Verhältnisse dieser Theile zwischen ihm und den angrenzenden Gattungen „etwas Näheres beizubringen. Hinter dem letzten Fusspaare finden sich an der Bauchseite, dem achten Leibesringe angelörig, nöch zwei unbewegliche, etwas schräg vom Körper abstehende, muskulöse Fortsätze (Fig. 2. und 9. v, v’), welche an ihrem oberen, etwas ‚dickeren ‚Ende ein wenig gebogen sind und an dem unteren, freien Ende nach innen eine rundliche, verschliessbare Oefinung haben, die an ihrem Rande ringsherum mit kurzen feinen Wimpern besetzt ist. ») Die ausführliehsten und meines Wissens neuesten Schilderun- gen dieser Theile sind die von W. Baird und E. G. Zaddach (a. a. O. P- 27.) gegebenen. Jene (W. Baird a: a, ©. p.&6. pl. 11. fig. 8.), welche die umfassendere ist, möge zur Bestätigung des Gesägten hier anzu- führen erlaubt sein; sie lautet wörtlich so: „The feed are five pairs in number. The first pair are the largest, and consist each ‚of a Nlechy sort of body, bent a little, strongly ciliated on its upper edge and furnished at its extremity with five long and strong 'setae, which in general project a li.tle beyond the edge of the valves. The other pairs are diffieult, from their extreme delieaey of structure and trans- pareney, to be mad’out. They are very much like’ those of the Daphniae howewer in structure eonsisting of branchial plates and finely plumo-e setae, and have the same functions and uses” — 328 Ed. Schödler: Diese tubenartigen Anhänge, welche sich in etwas anderer Gestalt sowohl bei den Lynceen als Daphnien ') finden, und auf welche wir weiter unten noch’ einmal zurückkommen werden,;''halte ich für die äusseren Geschlechtsorgane des weiblichen 'Thier- chens. Jene untere Oeffnung ist daher’ als äussere Ge- schlechtsöffnung (vulva) zu bezeichnen. Sie 'überragen mit ihrem unteren Ende den’ Vorderrand des unter den Bauch zu- rückgeschlagenen Schwanzes, werden aber von den grossen blattförmigen Lamellen des letzten Fusspaares noch zum Theil überdeckt und bilden gleichsam 'röhrenförmige Scheiden, jenen vieler Insekten mit dem Unterschiede vergleichbar, dass sie von den Funktionen einer wirklichen vagina tubiformis nur die des Samenaufnehmens besitzen. MunınH Der Schwanztheil des Abdomens (Schwanz, led Fig. 2. und 9. CC’) ist mit ‘(dem vorderen’ Theile desselben. gelenkig verbunden, wie bei den Lynceen; in der Regel’ un- ter den Bauch zurückgeschlagen ; zeigt ‘keine Spur vonveiner Sonderung in einzelne Ringe und gleicht seiner Grösse und Gestalt nach am meisten dem des Eurycercus lamellatus Bd. 2): lm ’) Ueber diese Organe bei: den Daphnien findet sich schon von Straus-Durkheim (Mem. du Mus. V. p. 411. pl, 29., fig. 16a) folgende Notiz: „Immediatement en avant, de cette derniere paire de membres la meme segment porte en dessous une espece de queue roide. Elle a la forme d’une longue spine legerement courbee en avant, et venant se terminer pres du bord inferieur des valves. Cette spineoffre a sa base un fort renflement, cache en grande partie par la derniere paire de membres. Je n’ai point apergu de mouvement dans cet or- gane, et je n’ai nullement pu m’eclairer sur son usage.” Der sonst so genaue Beobachter irrt, wenn er nur Ein solches Organ bei den Daphnien annimmt, weil er nur Eins gleichzeitig beobachten konnte. wie es wegen des kleinen Abstandes, welcher zwischen beiden für die freie Bewegung des Schwanzes bleibt, nicht leicht anders geschehen kann. Es sind deren wirklich zwei vorhanden, wie schon die Zwei- zahl der deutlich ausgeprägten, äusseren männlichen Geschlechtstheile vermuthen liess, über die der genannte Beoachter aber ebenfalls im Unklaren verblieben ist. Gerade bei den Daphnien, bei denen allein von allen Cladoceren bis jetzt die Männchen sicher „erwiesen sind, habe ich zuerst die obige Bedeutung dieser Organe erkannt und ıer- theile sie denen des Acanthocercus eben nur nach der;Analogie ihrer Bildung mit denen von Daphnia. — Vergl, hierüber weiter unten den Abschnitt über innere Geschlechtstheile. intel 2) Vergl. Baird a. a. ©. p. 86 und 88. \ Ueber Acanthocercus rigidus. 399 Er ist von den Seiten stark zusammengedrückt; "erscheint in der Seitenansicht von fast rhombischer Gestalt; ist an der ün- teren, ‚hinteren Ecke’abgerundet; längs’ des ganzen’ äusseren, hinteren oder oberen’! Randes;, wie 'beivden’ Lyneeen ‚'gefürcht und an jedem’ der''dadurch entstehenden seitlichen 'Säume''mit eiher diehten Reihe, von’ kleinen Krallen" besetzt. "Seine 'sehr beträchtliche Breite”erreicht! fast die ‘Hälfte der Länge.’ Die äusserste Spitze; unter! welcher ‚sich der Darmkaial indem After (Fig. 2. a')'endet, trägt, 'wie.bei/den' verwandten For- men, zwei ‘grosse, sehr 'kräftige, feste Krallen (Fig. 9. w)) welche an den Seiten fein 'gezähnt 'sind’und an’ der Basis jede wei ‘gleiche, ‘grössere; abstehende ‘ Zähnehen ‘haben. -"'Die Oberfläche’ des Schwanzes ist, wie bereits erwähnt, 'voin'hiti= teren Rande ab bis ungefähr zur Hälfte der Breite ‘dieht"nlit kleinen 'Stacheln ‘bepanzerti' An‘ seinem oberen''Theile, un- mittelbar unter der Gelenkstelle desselben mit'/dem !vorletzten Segmente, trägt der Schwanz’ auf ‘einem sehr kürzen‘ rund- lichen Fortsatze zwei sehr lange, schräg 'nach oben: gerichtete Borsten (Schwanzborsten, setae caudales, Fig. 4. und 2. s’”)} welehe ungefähr die Länge, der ‚ Hinterleibsschale erreichen, deutlich ‚gegliedert und bei unserem, Thierchen am, oberen Theile mit langen Wimpern ‚oder, Haaren dünn besetzt. sind, Eine so bedeutende Länge der Schwanzborsten findet sich bei keiner Species der verwandten Gattungen. Ob diese Borsten nach Gruithuisen’s Meinung ') „ohne Zweifel, ein _Tastorgan, den Bartfäden einiger Säugethiere vergleichbar”; oder nicht vielmehr ein blosses Hülfsorgan beim Rudern (eine Art Steuer- ruder) sein mögen, müssen wir hier dahingestellt sein lassen. Durch den Schwanztheil des Abdomens unterscheidet sich der Acantliocereus ebenfalls sehr deutlich von allen Daphnien, bei denen, abgesehen von der mehr breit gedrückten For und der eigenthümlichen, stachlichen Oberfläche, sich weder eine solche Furchung längs des ganzen oberen Randes, noch eine deutlich gelenkige Verbindung mit dem vorletzten Kör- persegmente findet; weshalb’ diese auch bei der Bewegung ») Vergl.’Gruithuisen: Ueber die Daphnia Sima und ihren Blut- kreislauf. — Nova acta academiae Caes. Leop. Carol. Tom XIV. P.1. p: 402. 330 Ed. Schödler: des, Schwanzes den ganzen Hinterleib mitzubewegen gezwun- gen sind. Ueber die Lebensweise des von uns "beobachteten Thierchens, haben wir ‚oben gelegentlich Einiges angeführt und ebenso, sein. Vorkommen in. Torfgräben, (hinter Moabit, in der Nähe der Jungfernheide), die. von! Ceratophyllum;, ‚‚Callitriche und verwandten’ Pflanzen dicht durchwachsen sind, bereits ge- nannt. ; Wir. fügen’ deshalb nur noch hinzu, dass es sich sehr gern in schlammige, ‚torfige Massen, aus denen es seine Nah- rung (entnimmt, ''einwühlt, und in solcher Lage, oder sich an Pflanzen mit seinen Ruderarmen anhängend, wie die Daphnia Sima, lange Zeit träge verharrt und nur selten freiwillig und so; munter umherschwimmend, wie die meisten der verwandten Thierchen , beobachtet wird. ) Was endlich seine ‚Farbe anbetrifft, so wechselt dein nach der Periode der-Häutung , im welcher sich das 'Thierchen befindet, vom Weisslichgelb. bis zum Röthlichgelben und. er- scheint ‚oft fast ziegelroth. Hiernach ist auch die Durchsich- tigkeit der einzelnen Theile des Körpers eine sehr verschiedene. II. Anatomie. In diesem Abschnitt wollen wir versucheu, in der Kürze ein Bild von der inneren Organisation des in Rede stehen- den Thierchens zu entwerfen und auch hierbei gleichzeitig Al- les näher berücksichtigen, was sich zur Rechtfertigung der oben aufgestellten generischen Verschiedenheit geltend machen lässt. Zu diesem Zwecke gehen wir zunächst zu dem Mus- kelsysteme über. 41. Muskelsystem. Hier werden. wir jedoch auch nur die eigentlich bewegen- den Muskeln vorzugsweise berücksichtigen, welche in ihrer Thä- tigkeit dem Auge des Beobachters mehr ‚oder weniger sichtbar, sind, und von deren Natur als Muskel wir uns daher vollständig überzeugen können. — Was die Textur der Muskeln im Allgemei- nen betrifft, sobedarfsie hier keiner weiteren Berücksichtigung ; da es eine längst erwiesene Thatsache ist, von der man sich auch sehr leicht überzeugen kann, dass sie in den kleinsten Formen der Crustaceen dieselbe deutliche Längs- und Querstreifung zeigt, wie sie in den grössten der Säugethiere erkannt ‚wird. — Ueber Acanithocereus rigidus. 331 Sämmtliche Muskeln: sind’ von gelblich weisser,‚oder|weisslicher Farbe und «ie \meisten ‚derselben so zart ‚und " durehsichtig, dass ‚man sie eben’ nur -in ihrer Thätigkeit’ deutlich.als Mus- keln von. der übrigen spongiösen. Fleischmasse des Körpers zu (unterscheiden. vermag. Zur, bequemeren Beobachtung jein- zelner grösseren Muskeln , welche wieder ‚aus. einer /grösseren oder kleineren Anzahl von Längsbündeln bestehen, ist, es nicht nur ‚ganz praktisch, ‘sondern fast-nothwendig; siei' zuvor einige Minuten in. Spiritus erhärten| zu. Jassen. = ‚Wir beginnen ‚mit den Muskeln ‘des Ceobaleikoren on gedenken zunächst derer, ‚welche; ‚den Antennen! angehören. Es; sind ‚ein, Paar langgestreckte, feine, etwas platt; gedrückte, fast fadenförmige Muskeln: (Fig. 2, 3. 12. m.),: welche sich un- inittelbar ‚vor der Gelenkung der Oberlippe: inseriren , ‚längs der‘ Unterseite 'des Kopfes verlaufend, in die‘: Antennen ‚je einer ‚in jede. derselben selbst übergehen und sich; an: dem. con- sistenteren, convexen Vorderrande' derselben festheften. ‚Durch diese Muskeln: können die Antennen etwas gehoben und herab- gesenkt, etwas vorwärts und rückwärts bewegt werden; sie sind Jaher hier nur als Heber oder Senker' dieser Organe (m..levar- tores antennarum) zu bezeichnen, !) " Das Auge wird durch acht Muskeln (Fig. 2. und 10a) a welche, ‘wie solches schon Straus ausgesprochen hat, den: vier geraden Muskeln der höberen, Thiere ‚entsprechen. Sie sind an, einem. Ende mit der, äusseren, ‚das! Auge rings unmschliessenden Membrane verwachsen; verlaufen untereinan- der convergirend ‚schräg nach hinten und ‚unten und inseriren sich mit ihren anderen Enden am vorderen Theil. der grossen Beuger der Ruderarme, Durch diese, Muskeln werden ‚dem Auge, das unter der gemeinschaftlichen, äusseren. Bedeckung ‚des Kopfes frei beweglich ruht, folgende Bewegungen, welche aber nur Umwälzungen um seinen Mittelpunkt sind, ertheilt: bei alleiniger Wirkung der oberen und unteren Muskel-Paare -.#),Straus-Durkheim. hat in seiner Anatomie von Daphnia (a. a. O.) diese Muskeln der Antennen ganz übersehen; sie sind bei den Weibchen der Daphnien auch in der That sehr zart und kaum zu entdecken; bei den Männchen dagegen, bei denen die Antennen viel grösser werden und ein sehr kräftiges Haftorgan zu tragen haben, werden diese Muskeln sehr stark und gewähren jenen Organen eine schr freie Bewegung. 332 Ed! Schödler: wird dasselbe um seine horizontale ‘Axe in einem Bogen von ungefähr 60° gewälzt. Diese Bewegung ist die grösseste von allen, deren das Auge fähig ist. Düurch' alleiniges Wirken ‘der Muskeln wird dem Auge eine analoge Bewegung um seine ver- tikale Axe ertheilt 'und ‘durch die gemeinsame Thätigkeit' aller Muskeln ist 'es’ auch 'einer'grösseren oder kleineren pe reire in den Zwischenrichtungen fähig. u Die Oberlippe wird in ihrer Gelenkung mit dem’'Kopfe, die wir als eine Art von’ Klappenverbindung (syndesis) ")'be- zeichnen möchten, durch zwei lange, bandförmige Muskeln (m. abductores labri, Fig. 2. und 12''m’) zur Aufnahme von Nah- rungsstoffen weit nach unten und''vorn zurückgezogen. Diese Muskeln inseriren sich mit ihren unteren, ‘fast sehnig erhärteten Enden am-oberen vorderen Theile des Oberlippenhelmes ‘und steigen ‘in fast‘ paralleler‘ "Richtung. mit‘ der Speiseröhre, untereinander divergirend, schräg nach „oben 'und vorn ,"wo sie'sich zwischen Auge und’ dem 'Magentlieile ‘des Darmes'an die’ schalige Bedeckung des Kopfes’ 'anheften. "Das Zu- rückklaffen öder enge Ueberklappen der‘ Oberlippe über die Kiefer‘ '' während ‘des Kauens wird ‘nicht, "wie" Straus' bei den Daphnien anzunehmen scheint, ' durch‘ das’ Erschlaffen' der eben erwähnten, im Zurückziehen der Oberlippe sich con- trahirenden Muskeln allein bewirkt, sondern noch‘ vorzugs- weise ‘durch einen kürzeren starken Muskel (adductor labri), welcher sich 'mit dem einen Ende an der inneren, oberen Wand‘ der Lippe unterhalb der Mandibeln ausbreitet und mit dem anderen 'vor der Gelenkung der Oberlippe, am’ Unter+ theile des Kopfes inserirt. — Ausserdem besitzt‘ die Oberlippe noch folgende vier Paar Muskeln (Fig. 12. m’ und m’), wel- che bestimmt 'sind, dem oberen, rinnenförmigen Theile der- selben eine eigenthümliche, das Kauen und Verschlingen der Nahrung ‚unterstützende Bewegung zu ertheilen; sie sind 'nur sehr kurz, aber stark 'und''erstrecken sich quer durch den eigentlichen Körper der Lefze, indem sie mit ihren oberen und breiteren Enden die innere Wand der rinnenförmi- gen Oberseite auskleiden und mit den entgegengesetzten En- den sich entweder an der inneren unteren Wand ‚der, ‚Lefze 1) VergloH. Bike Entomologie. Berlin 1832. 1. S261. Ueber Acantliocereus rigidus. 333 selbsti(m’')/ oder: des “helmartigen .;Fortsatzes- (m!) (derselben anheften.' Die:beiden vorderen, dieser Muskelpaare' vermögen den vorderen, „etwas erhabeneren: Theil der Oberlippenfurche,; welcher :die Maxillen noch zum Theil überdeckt, .herabzuziehen und: auf diese. Weise ein: Hinabgleiten der von diesen Kiefern oberflächlich zerkauten: Nahrung. bis.‘ zu den, Kauflächen der Mandibeln zu.\bewirken. Ist \nun. durch. die, ‚letzteren ‚die Nahrung‘: vollständig. zerkleinert ‚und ‚bis ‚zum, Verschlingen vorbereitet, so:-öflnet sich durch eine ganz entsprechende Thä- tigkeit des anderen -Muskelpaares der Eingang in die Speise- röhre,.d. is. derlseigentliche Schlund oder Rachen (faux) und der Bissen gleitet\so in. diese. hinein '). .!Wir.\werden diese Muskelpäare ihren: Funktionen ‚gemäss daher als, Herabzieher oder Senker. der Lefzenfurche und zwar (die ersteren (m’’) als Senker des vorderen Theiles (depressores marginis interioris labri ‚ anteriores) ‚die‘ .anderen, welche den. abductor., Jabrj zum Theil umschliessen ‚. als Herabzieher des hinteren Theils oder als eigenthümliche: Schlundmuskeln ‚(depr. marginis. int, labri posteriores s. musculi faueis) zu bezeichnen ) haben. , An die Letzteren schliesst. sich. eine, ganz: eigenthümliche Muskel- bildung: der Speiseröhre (Fig. 12. 0.) Diese ist nämlich, ‚wie weiter unten. näher ‚ dargethan werden: 'soll, auf ihrer‘ ganzen Länge gespalten, so dass sie aus zwei übereinander geklapp- ten: rinnenförmigen: Theilen ‚besteht, 'von denen der ‘vordere die unmittelbare Fortsetzung ‚der! Oberlippe bildet. Jede’ die- ser Hälften besteht aus kleinen, Ringmuskeln, von denen die vier ‚ersten an ihrer, Aussenseite ‚vier besondere, fast |band- oder zungenförmige Muskeln tragen, oder sich in solche, nach aussen fortsetzen. . Die vier Muskeln der vorderen Hälfte (m,), welcheälso eben so vielen: Ringmuskeln derselben entsprechen, inseriren. ‚sich mit: ihren anderen ‚Enden vor.der! Gelenkung der Oberlippe an. der äusseren ‚Bedeckung dieses Kopftheils; die ihnen ‚entsprechenden: vier. der. anderen Hälfte‘ (m,) verbinden sich mit ihren. analogen Enden: mit dem m; adductor 'mandibu- _ _.*) Diese, interessanten. Kauproceduren lassen sich am lebenden Mbierchen sehr scharf beobachten, wenn man nur recht durchsichtige Individuen zur Beobächtung auswählt, sie in angemessener, aber mög! liehst behaglicher Lage und mit hinreichendem Nahrungsstoff enthal- tenden Wasserquantum versehen unter das Mikroskop bringt. 334 Ed.iSchödler; larum. ' Diese‘ acht Muskeln haben eine gleiche» Verrichtung, wie die obenerwähnten Schlundmuskeln, ‘mit denen! sievin eine und ‘dieselbe Kategorie zu stellen (und die einen als depres- sores 8. retractores partis anterioris, die'anderen als retracto- res part. 'post. oesophagi am besten zu bezeichnen)‘ sein‘ wer- den. ' Sie zerren nämlich, ‘indem einer nach‘ dem andern sich eontrahirt, den oberen Theil der Speiseröhrenhälften ‚ welche sich mit ihren 'saumigen Rändern genau decken, weit: ausein- ander und bereiten so dem verschluckten Bissen' einen beque- men ‚Durchgang durch ‘diesen Theil der ‘Speiseröhre. 'i'Die- serı Vorgang’ des Verschlingens wird ‘durch das’ successive Erschlaffen "derselben Muskeln ‘noch bedeutend unterstützt und beschleunigt.‘ Ist nun''aber der Bissen' auf solche! Weise bis in jenen Theil der Speiseröhre gelangt, 'der'keine Spur von solchen: bandförmigen Muskeln’ zeigt und welcher der'bei* weitem 'grössere'ist, so wird. er durch die. den‘ Ringmuskeln der Speiseröhre eigene selbstständige. Bewegung''allein weiter expedirt, (Vergleiche'hiermit weiter unten den‘Abschnitt über Digestions- Organe.) Die “beiden Oberkiefer werden durch’ fünf Muskeln bi wegt, von denen’ der stärkste (Fig. 4. M.) die beiden. Kiefer unter einander und mit'dem 'Körper verbindet und zu diesem Behuf sich von: der inneren, coneaven Fläche‘ einer Mandibel zur anderen , quer durch .den-Körper erstreckt (adduetor man- dibularum) und eine) kleine Bewegung nach aussen, ein‘'gerin- ges Auseinanderklaffen ‘der Kauflächen zu bewirken hat. Die eigentlichen Kaubewegungen, welche in’ einem Aneinander- wetzen der gezahnten Kauflächen in der Richtung von vorn nach hinten bestehen, werden durch die vier'übrigen Muskeln (rotatores‘ mandibularum. ‚Fig. 40 .r und r')''ausgeführt,''von denen‘ je’ ein Paar‘ jeder Mandibel angehört. ‚Sie: heften' sich mit ihren oberen Enden an die äussere Bedeckung des Cepha- lothorax und, den Darm von beiden'Seiten umschliessend, .in- seriren 'sie‘sich mit’ den unteren''an' die seitlichen’ Flächen der Mandibel - Bügel; der eine (r) an die vordere (rot. ante- rior), der andere (r’) an die hintere Seitenfläche jedes Bügels (rot, posterior mandibulae) und. bewirken, durch ihr wechsel- weises Contrahiren ‚und Erschlaffen. jene Bemegunaud der Man- dibeln. u Ueber Acanthocercus rigidus. 335 Die bewegenden Muskeln der Unterkiefer habe ich wegen der versteckten Lage und Kleinheit dieser Theile "nicht unter- scheiden können; sie scheinen sich auf den m. adductor man- dibularum zu stützen. Nach der Bewegung der Unterkiefer, welche keine Drehbewegung, wie bei den Oberkiefern- ist, dürfte jedem derselben ein Beuger und Strecker zuzuschrei- ben sein. Die grössten und 'kräftigsten aller Muskeln des’ Gephalo- thorax sind die der Ruderarme; sie sind schon durch Straus bei Daphnia zum Theil, doch nicht immer richtig beschrieben und’ verzeichnet worden !) Es sind sämmtlich sehr ‘breite Muskeln, die jeder aus einem Complex vieler Muskelbündel bestehen. Der sogenannte Stiel (truncus) jedes Ruderarmes wird dureh fünf solche, deutlich unterscheidbare'Muskeln be: wegt, von denen zwei von einem Ruderarm zum anderen quer durch (den Cephalothorax verlaufen und dadurch zugleich, wie der m. adductor mandibularum dem Magentheile des'Darmes zur Stütze dienen, sich bis in den oberen, 'dünneren Theil jedes’ Truneus, dessen innerste Muskelschicht bildend, erstrek- ken'und dort in mehreren Aesten und zwar der' eine an 'der oberen Seite (Fig. 10 f), der andere an der untern .(f) inse- riren. Sie sind die eigentlichen Beuger des Stiels (Hexores truneorum); während die drei übrigen sich mehr als 'Heber 'und Strecker bekunden. ' Diese sitzen mit ihren ‘oberen Enden an der hier sehr festen, schaligen Bedeckung des Cephalothorax fest und‘ verlaufen," von ‘beiden Seiten den Darm umringend, schräg nach ‘unten in’ den Ruderarm. Es scheint jeder derselben aus zwei besonderen Muskeln zu be- ‚stehen; sie zeigen keine Spur von sehnigen Enden, sondern heften' sich mit ihrer ganzen Muskelbauchbreite an die Schale fest. Der vordere (1)' geht in einem fast bogenförmigen Ver- lauf von oben schräg’ nach unten, dringt''an ‘der. unteren inneren Seite in den Stiel und ‘scheint nicht über das Basal- glied, an dessen innerer hinterer Wand’ er in mehreren Aesten verläuft, hinauszugehen. Er zieht bei alleiniger Wirkung den Stiel nach hinten und unten und ist Heber des Basalgliedes, levator proprius artieuli basalis trunci, le muscle elevateur 'propre ’) Vergl. Mem, du Mus. d’hist. nat. V. p. 402 sq. pl. 29. fig. 2. 336 Ed. Schödler: Ju. petit article de..Ja'base) du!,bras) von Straus genannt’ wor- den. ; Die ‚beiden übrigen (l’,und 1”) ‚sind. fast,,eben so. breit, aber von viel ‚grösserer, Längenausdehnung; sie erstrecken sich. bis in! die. Spitze des Stieles, die äussere Muskelschicht desselben bildend und senden Zweige bis: zu den Gliedern und den. äussersten Schwimmborsten. der einzelnen Ruderarmäste, Sie sind die eigentlichen Heber und Beweger dieser. Ruder- organe, (levatores pedum natatoriorum |proprii) und als solche sehon. ganz 'riehtig- durch Loven bei Evadne Normanni erkanut worden,!).! Der vordere: (l'), dieser, beiden Muskeln (leyator ped,./nat. proprius, anterior, oder le muscle elevateur.propre du.bras ‚Straus) 'umkleidet die vordere, ‚obere Seite des gan-+ zen Stiels;’ geht dann ungefähr mit seiner halben Breite, in den dreigliedrigen.. Ast (R) ‚über, und, verläuft ‚hier nach ‚oben zu immer schmaler; werdend, in. eben ‚so viele einzelne, Zweige, als Glieder, Schwimmborsten und. Dornen vorhanden: sind. ‚In ganz, (entsprechender Weise verläuft, der, hintere,,(le musele flechisseur ‚propre du bras,. nach Straus) ‚dieser Muskeln (l”).an der: hinteren und: unteren‘ Seite des, Stiels und. versieht den viergliedrigen ‚Ast (R’)! mit ‚den ' erforderlichen ‚. bewegenden Muskeln. Er. ist daher seines ganz analogen Verhaltens ‚wegen wohl mit Loven. richtiger. ‘als. hinterer'Heber des Ruderarmes (levator 'ped. nat. ‚proprius posterior)‘ zu bezeichnen. —. Durch das. gleichzeitige Wirken. der beiden letzteren Muskeln wird der ganze Ruderarm gehoben; durch. die vorwaltende Thätig- keit des einen oder des anderen dieser Muskeln erfährt 'er da- gegen. eine kleine Drehung ‚um seine Axe nach vorwärts ‚(eine Art Pronation) ‘oder ‚nach ‚rückwärts (Supination).,— Die:bei- den Aeste, jedes Ruderarms, welche ‚als! Theile des Ganzen den oben, erwähnten! Bewegungen. mehr. oder; weniger zu, fol- gen gezwungen. sind, besitzen. aber ausserdem, noch |selbst- ständige, von jenen undbhängige Bewegungen, welche dadurch bedingt werden, ‚dass die Aeste selbst durch eine freie Ge- lenkung(arthrodia) mit dem Stiel verbunden sind und dass jeder ‚derselben wieder aus mehreren, in. gleicher Weise unter einander. verbundenen: Gliedern! besteht. , Beide Aeste können ausgestreckt, dicht neben einander gelegt, oder, wie zwei Finger, 1) Vergl;. Dies. Archiv IV. 1. p. 155. t. V. fig. 1. k*. Ueber Acanthocercus rigidus. 337 beliebig weit ausgespreizt'und 'sogar ein wenig um ihre Län- genaxe gedreht ‘werden. — Die Bewegung der einzelnen Glieder ist weniger bedeutend und nur am Basalgliede des viergliedrigen Astes recht in die Augen fallend. Dieser wird nämlich dadurch ganz besonders befähigt, seine Stellung gegen den anderen‘ Ast verändern und, indem er sich bald mehr vor, bald neben oder hinter denselben in gespreizter Lage wendet, die Richtung der Schwimmbewegung ganz beliebig modificiren' zu können !), — Die Schwimmborsten der Aeste endlich sind .den betreffenden Gliedern gelenkig einge- fügt und können, ausser der Bewegung in ihren Gliedern, in der freien Gelenkung mit dem Aste beliebig ausgespreizt, oder wie in ein Büschel zusammengelegt werden. In Spreiz- Lage bilden sie vermittelst ihrer Fiederung eine breite, dichte Fläche, die eigentliche‘ Ruderfläche, mit der kräftige Schläge gegen die Wasserfläche ausgeführt ‘und dadurch‘ die eigen- thümliche' stoss- 'oder sprungweise Fortbewegung möglich ge- macht wird. Die längere der seitlichen Borsten, welche der Spitze des’ersten Gliedes (nicht der Wurzel des zwei- ten, wie es nach Baird ?) bei'Macrothrix der Fall sein soll) angehört, wird durch einen sehr kräftigen Muskel bewegt und dient ganz besonders zum‘ Anklammern an Pflanzen oder an- dere feste Gegenstände. "Um ‘die 'ellenbogenartige Gelenkung jedes Ruderarmstieles herum endlich finden sich noch 6—8 Ringmuskeln (s. Fig. 410. 10), welche die grossen Heber und Strecker des Stiels, wie Bänder unischliessen und fest zusammenschnüren.' Da- durch'werden: eben so viele Einschnürungen an der ‘äusseren Oberfläche sichtbar. Am Hinterleibe erwähnen wir nur kurz der verbin- denden Muskeln, welche als sehr dünne Schicht die Leibes- wandungen bilden und aus zahlreichen, innigst mit einander ’) Aus der sehr freien Gelenkung der Ruderarm-Aeste ist auch ihre, verschiedene Benennung bei den Daplinien allein‘. zu erklären; bei, denen einzelne, Schriftsteller den einen. Ast bald als vorderen oder inneren, den anderen bald als hinteren oder äusseren bezeich- nen. . Vergl. Jurine, Straus, M. Edwards a. d. a. O. ?) A. a. O. p.87. Archiv f. Naturgeschichte. X11, Jahrg. 1, Bd, 22 338 Ed. Schödler: verwebten Längs- und Querfaserschichten bestehen. Sie sind trotz der Zartheit in scharfer Begrenzung bequem. zur "Anschauung zu bringen, 'wenn man das Präparat vor. der Ob- servation nit verdünnter Säure behandelt. Von dieser Mus- kellage gehen alle radialen Muskeln aus, durch welche die unter dem Herzen ausgespannte Membrane (s. weiter, unten), der.'Darm,: die Ovarien oder andere, Organe fixirt' werden. Au der Rückenseite verbindet dieselbe Muskellage die Schale enger ‚mit den vorderen Leibesringen; lässt aber hier, wie es scheint, einen von Muskeln freien Raum, 'welchen ‘das Herz, unmittelbar unter, dem Parenchym der Schale ‚liegend, ein- nimmt, Den.bewegenden Muskeln des Hinterleibs gehören fast ausschliesslich die breiten, starken Seitenmuskeln an, welche mit ihren AnfängenitheilsanderSchale, (wodurch die Valveln derselben willkürlich auseinander ‚und fast bis zur gegenseitigen ‚Berüh- rung. der unteren ‚Ränder wieder, zusammengeklaflt werden können '), theils ‚bis. an. der hinteren Portion der grösseren Quermuskeln des Cephalothorax festzusitzen scheinen. Sie bilden zwei dieht über einander liegende, sich gegenseitig deckende Muskellagen, deren jede in ihrem: anfänglichen Ver- laufe, zu, einem: breiten: Muskel verschmolzen erscheint, bald aber in fünf getrennte, unter einander divergirende Muskeln deutlich ‚geschieden schräg nach unten und. hinten! verlaufen und: in die Beine übergehen. Jedes’ Beinchen wird durch zwei Muskeln bewegt ?),; von. denen der eine, welcher der äusseren jener Muskellagen. angehört, als Strecker (exten- sor), der andere, von..der inneren Muskellage ausgehend als Beuger (flexor) wirkt. Ersterer erstreckt sich, die Innen- }) Durch eine ähnliche, aber viel kräftigere Schliessmuskelbil- dung wird auch das willkürliche Auseinander- und Zusammenklaffen der Valveln bei den Cypriden bewirkt, welche sich bei jeder annä- hernden Gefahr schnell mit allen Leibesanhängseln in ihre Schalen- ‚panzer zurückziehen, 2) Bei Sida (erystallina) Strs. unterschied ich deutlich vier in die 'Fusswurzel eindrigende Muskeln (zwei flexores und zwei ex- tensores); ich vermuthete daher auch beim Acanthocercus diese Muskeln in der Vierzahl; allein es gelang mir nicht mehr als zwei zur Anschauung zu bringen. Ueber Acanthocercus rigidus. 339 wand des Vorderrandes auskleidend von der Coxa bis zum Tarsus und giebt an jedes Glied einen besonderen: Ast ab. Er nimmt besonders im Schienbeine eine bedeutende Aus- breitung an; 'da er hier jede Borste und Kralle mit einem besonderen Muskel: zu versehen hat. Er übertrifft auf solche Weise an Ausbreitung im Fusse den anderen, welcher dem hinteren Rande angeheftet ist, aber nur bis zum Schienbein zu verlaufen scheint. Die ganze Bauchseite entlang verläuft ferner ein star- ker, 'bandförmiger, zusammengesetzter Muskel, welcher am m. adductor der Oberkiefer festsitzt; auf diese Weise den Brusttheil auf der Bauchseite noch enger mit dem Cephalo- thorax verbindet und sich in dem neun- bis zwölften Leibes- ringe in mehrere Aeste theilt (Fig. 9. m). Von diesen Aesten verläuft der mittelste längs des Vorderrandes des Schwanzes, sich hier festsetzend, bis in die beiden Endkrallen. Zwei Paar seitliche Aeste, von denen sich‘ jeder wie- der 'gabelförmig theilt, wählen auf divergirenden Wegen ihre Insertion an den hinteren Rändern des Schwanzes und umschliessen so von beiden Seiten den Darmkanal. Dürch kräftiges Anziehen dieser Muskeln wird der Schwanz aus'seiner ruhenden, d. i. unter den Bauch zurückgekrümmten Lage weit nach hinten ausgestreckt oder zurückgezo- gen. — Die über die ruhende Lage, in welche der Schwanz dureh Erschlaffen derselben Muskeln zurückkehrt, nach vorn zu hinausgehenden Bewegungen werden durch acht schräg verlaufende Muskeln ausgeführt, welche fast in ihrem ganzen Verlauf dem vorletzten Körpersegmente angehören und deren je vier auf jeder Seite (Fig. 9. m’) von der Innenwand der | stachlichen Riickenfläche in schräger Richtung nach der Bauchseite verlaufen. Sie ahastomosiren unter einander und inseriren sich mit ihren Enden unmittelbar unter der _ Gelenkung des Schwanzes am Vorder-(Bauch-)rande des- ı selben und gewähren dadurch den oben erwähnten Streck- muskeln desselben Theils bei ihren sehr kräftigen Contractio- men noch einen festen Unterstützungspunkt. Sie werden ihrer Function nach als eigentliche Beuger (flexores) des Schwan- zes zu bezeichnen sein; während die anderen sich als Strek- 22% 310 "Ed. Schödler: ker oder Zurirekziieher (extensores v.' retraetores nd bewähren: Die langen Schwanzborsten, die tief-in den Bee bis hinter den After hin, eindringen, besitzen‘ endlich noch ‚jede einen eylindrischen Muskel, welche. mit ihren‘ sehnigen Anfängen zu einer‘ ArtıKnorpel verschmolzen‘ erscheinen, der hinter dem After am unteren Schwanzrande fixirt ‘ist. 2. Von dem Verdauungsapparate. Dieser besteht bei den Acanthocerken, ausser den Mund- theilen, aus: der Speiseröhre, dem eigentlichen Darme (oder Magen) und dem Mastdarme. Ueber die Mundtheile (Kiefer und Lefze) wurde ul oben das Nähere angeführt. Der Mund selbst, wie bei den verwandten Gattungen weit nach hinten gerückt, wird in der Regel ganz von der Oberlippe verdeckt. Es fehlt ein eigent- licher'Rachen oder Schlund (faux), wenn man als solchen nicht, wie wir oben gethan, den hinteren Theil der ausge- furchten Lippe anspricht !). Die Speiseröhre (oesophagus. Fig. 12.0). Auch ihre merkwürdige Bildung, die vollständige Spaltung bis an den Darm haben wir schon oben kennen. gelernt. Wir finden darin ein Analogon, jedoch iu-noch weiterer Ausbildung, für die'gabelförmige Theilung der Speiseröhre, wie 'solche..als charakteristisch für eine Gruppe der Insekten (der BEER) längst bekannt‘ist ?). ') Wenn man nach der älteren Ansicht von’ Latreille (Regne animal Tom. 4) nur den verdickten, lappenförmigen Anhang ((lelobe suspendu mach. ‚Straus a. a. 0.) als Labrum. betrachtet, so’ lässt sich der übrige Theil des von uns als Labrum gedeuteten und hier so vorwiegend ausgebildeten Körpers vielleicht nicht unpassend mit dem sogenannten Schlingorgane (Pharynx) vieler Würmer ver- gleichen; jedoch mit dem Bemerken, dass im vorliegenden Falle dieses Organ innig mit dem Labrum verwachsen ist und, da diese Thierchen fast ohne Unterbrechung kauen, permanent aus der Ra- chenliöhle hervorgestreckt bleibt. 2) Vgl. Burmeister’s Entomologie, 1. S. 132. Anm. Die oben beschriebene auffallende Bildung der Speise- röhre ist nicht ausschliesslicher Charakter der neuen Gattung, Son- dern scheint allen Cladoceren eigenthümlich zu sein. Sie findet Ueber Acanthocercus rigidus. 341 Der Textur nach besteht jede Hälfte des ‘Oesophagus aus zwei Häuten. Die äussere derselben ist eine zarte Mus- kelhaut (tunica museularis), welche aus einer Reihe von Haälbringmuskeln: besteht, deren untere. die . oben | beschrie- bene Muskulatur: besitzen.‘ — Diese Muskelhaut wird innen von einer/anderen dünnen, glashellen, glatten, strukturlosen Haut’imkleidet, welche als unmittelbare Fortsetzung der äus- seren Epidermis erscheint und in die innerste Wandung, des eigentlichen Darms übergeht, Sie. entspricht ‚der Schleim- haut (tunieä mucosa) der höheren Thiere und wird, ‚wie die äussere Epidermis, mit jeder Häutung im ganzen Darmkanal erneuert '). J 1 5 "Die Richtung des Oesophagus'geht vom Schlunde aus zwischen Gehirn und der Wurzel der Ruderarme schräg nach vorn und oben. — Die Vereinigung mit dem Intestinum geschieht in ungefähr gleicher Höhe mit dem unteren Augen- rande. Der Eingang in dasselbe scheint durch einen sehr expansibeln Ringmuskel, welcher durch die Verwachsung: der Oesophagus-Hälften entsteht, verselilossen zu werden. "Der eigentliche Darm (intestinum) der Acanthocerken (Fig. 2. 12. J) ist mit der Speiseröhre unter fast rechtem Win- kel verbunden; nimmt eine bedeutende Erweiterung an, welche er ‚fast unverändert auf seiner ganzen; Länge beibehält und erscheint sehr diekwandig. ' Er krümmt sich um die Quer- muskeln der Ruderarme, auf denen 'er it seiner vorderen Portion ruht; geht zwischen den grossen Hebern derselben Organe und den Drehern der Oberkiefer hindurch, unter dem Herzen hinweg; m den Hinterleib über und, verläuft an dessen Rückenseite‘ in derselben Krümmung, welche, jenem 'eigen- thümlich ist. So bis in den Schwanztheil (und zwar" bis’ über sich jedoch nicht bei allen Cladoceren in gleicher Vollkommenheit; oft vereinigen sich beide Hälften schon vor dem Uebergange in den Darm (bei einigen Daphnien z.B. D, magna). Doch scheint im Ju- gendzustande vollkommene Theilung bei’allen vorhanden zu sein. --*) Man thut deshalb. gut, sich für (die Untersuchungen über den Bau des Nahrungskanals Objecte zu wählen, welche die Häutung eben überständen haben; da unmittelbar vor der Häutung diese Un- tersuchungen durch geringere Durchsichtigkeit sehr erschwert, wo wicht gänzlich unmöglich werden. 342 Ed. Schödler: das erste Drittel der Länge desselben ) gelangt, wendet er ° sich, um seine die Körperlänge übertreflende Länge zu pla- eiren, gegen die Bauchseite und wieder zurück in das vor- letzte Hinterleibssegment und kehrt, indem er'hier eine voll- ständige Umwindung macht, wieder in den Schwanz zu- rück, an dessen Spitze er, unterhalb der Endkrallen'in den After (anus) mündet '). Diesen letzten Theil, von der Darm- schleife bis zum After, bezeichnen wir seiner abweichenden Textur halber als Mastdarm (rectum). Der vordere, im Cephalothorax gelegene Theil des In- testinums (extremitas cardiaca) hat eine nur unbedeutend grössere Dicke als der übrige Theil, welchem er sonst in Allem gleicht. Ihm fehlen die pankreatischen blind- darmähnlichen Drüsensäcke (les deux coeca nach Straus), welche die Daphnien besitzen ?) und welche über- !) Der Bau des Darmkanals bietet einen sehr bequemen Gat- tungscharakter dar, welcher bei den grösseren der hierher gehörigen Formen schon mit unbewaffnetem Auge zu erkennen ist. Gleichwohl sind diese Unterschiede, wie sie sich, abgesehen von allen Struktur- verhältnissen, schon durch "die Länge des Darmschlauches geltend machen, noch bis heutigen Tag nur unvollständig berücksichtigt wor- den. Schon durch die Darmlänge bekundet sich die neue Gattung als wesentlich verschieden von den Daphnien, welche nur ein ein- faches, nieht gewundenes (die Leibeslänge nicht erreichendes) Intestinum besitzen (s, Straus a. a. O. V.S.401) und bildet eine schöne Mittelstufe zwischen diesen (den Daphnien) und den eigentlichen Phyllophagen der Cladoceren, den Lynceen. Diese besitzen ein mehrere Male gewundenes Intestinum, das sonach verhältnissmäs- sig noch viel länger ist als das der Acanthocerken. Ausser der 1% Windung nämlich, welche W. Baird (a. a. ©.) für die meisten seiner Untergattungen in den vorderen (Füsse tragenden) Leibesringen nachgewiesen hat, macht das Intestinum der Lynceen, mit Ausnahme des Eurycercus Bd., auch noch eine und eine halbe Windung in den hinteren (fusslosen) Leibesringen; so dass das Intestinum der Lynceen drei Windungen macht, ehe es in den Mastdarm über- geht. Beim Eurycercus (lämellatus) Bd. aber findet sich statt dieser hinteren Darmwindung ein wirklicher Blinddarm (coecum). — Den sorgfältigen Beobachtungen W. Baird’s ist jedoch sowohl diese Blind- darmbildung beim Eurycercus (vergl. a. a. ©. p. 88. pl. 11. fig. 6), als die hintere Darmwindung bei den übrigen Lynceen entgangen. 2) Vgl. Straus a. a. O. V. p. 401. pl. 29. fig. 6. Ueber Acanthocercus rigidus. 343 haupt nur bei den Cladoceren mit einfachem Intestinum |vor- zukommen scheinen. Die Textur des dickwandigen Intestinums "lässt drei verschiedene Hautlagen unterscheiden, ‚Ausser der ‚oben er- wähnten: glasbellen und strukturlosen Schleimhaut, welche die innerste Darmwandung bildet, findet sich. in unmittelbarer Verbindung mit dieser eine zweite, welche ebenfalls struktur- los, bisweilen aber ziemlich 'diek und schwammig erseheint; Sie scheint der eigentlichen Darmhaut (membrana propria) zu, entsprechen. Ihr liegt die Erneuerung der Schleimhaut ob.’ — Zwischen der mittleren und der nun folgenden dritten Hautlage ; welche eine feste, fleischige Muskelhaut (tunica museularis) ist und aus einem zarten Gewebe yon Längs- und Querfasern zu bestehen scheint, bleibt ein Zwischenraum, der mehr als ein Fünftel des Darm-Lumens beträgt und eben jenes diekwandige Aussehen bedingt. ‚Er wird von dicht an- einander gedrängten, mit bräunlichgelber, granu- lirter Flüssigkeit erfüllten Zellen ausgefüllt. - Dieses zellig-Jockere Gewebe, von welchem das Intestinum auf seiner ganzen Länge ringsherum umhüllt wird, ist ohne Zweifel das stellvertretende Leberorgan, dessen flüssigkörniger Inhalt durch Endosmose in den Darm gelangt und durch seine Ein- wirkung die schnelle Verdauung dieser Thierchen bewirkt !). Der Mastdarm (Fig. 12'.M) ist von gleicher oder noch etwas grösserer Weite als der hintere Theil des Intestinums und verläuft in schräger Richtung nach der Schwanzspitze. Er wird von einer doppelten, zarten, durchsichtigen Mem- brane gebildet, die aber sowohl an der inneren als äusseren Wandung durchaus strukturlos erscheint und sieh nicht von der oben erwähnten Schleimhaut unterscheidet. Als Zwi- schenlage findet sich aber hier noch eine Schicht ringför- miger Muskeln (Sphincteres ), welche besonders am unteren = ’) Ein analog gebildetes Leberorgan scheinen alle Claduceren zu besitzen. Es hat diese Leberbildung viele Aehnlichkeit mit jener lockeren, grossmaschißen Darmhülle, welche v. Nordmann (Mikroskopische Beiträge. 11. S.6 und 126) bei den parasitisehen En- tomostraccen beobachtet und gleichfalls für die Leber derselben an- gesehen hat. 344 Ed. Schödler: Theile‘ sehr deutlich hervortreten und durch \Anastomosen zu einer förmlichen Ringmuskelkette verbunden''sind. ‘Der letzte dieser Muskeln (Sphineter ani) fixirt zugleich den! fe am äusseren Schwanzrande. Loisioansy Der so gebildete Darmkanal ist einer sehr lebhaften, fast ununterbrochenen 'peristaltischen‘ und antiperistaltischen Be- wegung unterworfen, ‘durch welche ‘der Speisebrei:im'Intesti£ num 'vielfach"hin’und her gewälzt'wird. Der:bei diesem Ver! dauungsprocess ausgeschiedene Chylus' gelangt ‘durch Exos- mose in die Leibeshöhle. — Der: unbrauchbare' Theil: des Darminhalts (faeces) wird, sobald’ er 'aus' der‘ Darmschleife in den Mastdarm gelangt ist, durch die Thätigkeit ser _. muskeln mit grosser, Rapidität 'ausgestossen. voran Von absondernden' Drüsen findet‘ sich ausm ‘der öben betrachteten Leber, am ganzen Darmschlauche keine'Spur. Im‘ sogenannten Labrum aber glauben wir "ein Paar 'rund- liche, fast nierenförmige 'Conglomerate als drüsige Körper (vielleicht als Speicheldrüsen, glandulae' salivales) an- sprechen zu müssen, welche zwischen den Herabziehern: der Lefzenfurche liegen und zwar so, dass der eine der vorderen Portion des Labrums, ‘der andere aber’ der! Basis ‘des 'helm- förmigen Aufsatzes angehört !). | ne obeilı derm 3. Von dem Respirations- Systeme. ac u DEZTIE Als Respirationsorgane haben wir drei ‚»erschiedane Kor- men zu nennen. Die ‚erste ist, die Hinterleibsschale, welche auch hier, , wie bei: den Daphnien ?). zugleich als Kieme fungirt. Sie hat folgende Struktur: Unmittelbar unter der Epidermis, ‚welche, sowohl; die nach ‚aussen,. als die dem Körper zugekehrte Schalenwand überzieht, d. i, zwischen beiden Epidermisschichten, liegt, eine dünne, homogene, schwammige oder feinkörnige Parenchymschicht von meist blassgelber Farbe, welche sich durch die ganze ') Ich fand dieselben Körperchen äıch in dem ganz ähnlich ge- bildeten Labrum der Lynceen (Eurycercus lamellatus); doch schienen sie mir bei den Daphnien zu fehlen. ?) Vgl. Gruithuisen, Ueber Daphnia Sima; a, a. 0. ' Ueber Acanthocercus rigidus. 345 Schale ‘erstreckt und sogar bis in den oberen Cephalothorax fortsetzt.! Längs' des Rückenrandes erscheint dieses 'Paren- chym zu jenem‘ Rückenstreifen (Fig. 2. E F)-verdiekt, anıdem keine Spur von muskulöser Textur zu 'entdecken ist und von dem‘ wir. ‚schon‘ oben’ gesprochen haben. —"Die Epidermis, welche diese Parenchymsehicht‘ von' beiden‘ ‚Seiten umhüllt; erhärtet an der Aussenwand der Schale (und ebenso an allen übrigen Körpertheilen, wo Muskeln ihre Insertion zu nehmen haben) zu‘ einer förmlichen Coriumschicht; an der Innen- seite "dagegen ' erscheint! sie stets sehr zartiund‘durchsichtig, sodass" es das’ Aussehen‘ gewinnt,’ als'"bestände die! Schale aus ‘drei ihrer Natur "nach versehiedenen Theilen.; — Durch fortwährendes' Bespülen’ der inneren Schalenseite mit frischem Wasser scheint nun die:Oxydation des‘ in»einem-förm- lichen 'Capillar-Kanalnetze durch: die-Schale: eirkülirenden Blu- tes, wie’ gleich näher gezeigt werden: soll, vermittelt zu’werden. “Aelnlich gebildet’ erscheint. die zweite,Form von Kie- men, ‘als welche wir die grossen ‚scheibenförmigen Platten (Lamellen) der beiden letzten ’Fusspaare (Fig.8 T) ansprechen, Als’Mittelschieht' finden, wir ‚auch'hier eine sehr dünne Lage von gleichgestaltetem Parenehym;,\ welches» auf ‚beiden Seiten von einer äusserst zarten, durchsichtigeii, ee ten’ Epidermis umkleidet wird! ln. mon! s Als dritte Form‘ haben‘ wir endlich noch jene birn- förmig gestalteten Anhängev'oder ‘Säckchen (Fig. 5—8K) anzuführen, welche wir als»ällen Füssen: angehörig bereits kennen gelernt haben. Die versteckte ’Lage dieser Theile liess mich jedoch ihre Struktur nicht genügend erken- nen: ‘da die schnell pendelnde Bewegung der Beinchen: an lebenden Individuen kaum ihre Form und Insertion | unter- scheiden lässt. Durch Alkohol erhärtete ‘Präparate. liessen mich als Inhalt jener Säckchen eine feinkörnige, weissliche Masse erkennen, welche der geronnenen. Blutmasse, dieser Thierchen sehr ‚ähnlich sieht. -— ; Ich ertheile ihnen aber hier ‘obige Bedeutung "schon ' wegen‘ der "grossen (Ana- logie mit jenen Fussanhängseln sehr 'nahe verwandter En- tomostraceen (der Phyllopoden), welche bei diesen in neuerer Zeit sogar vorzugsweise als Respirationsorgane angesprochen 346 Ed. Schödler: worden sind '). Die Identität ‘dieser beutelförmigen Fuss- anhänge bei den Phyllopoden ?) und Daphnien hat: schon Straus ?) ausgesprochen. Sie scheinen jedoch nicht bei allen Cladoceren vorzukommen, sondern den Achtfüssern derselben zu fehlen; denn sie wurden weder von Loven bei Evadne, noch von mir am Polyphem aufgefunden. | 4. Von dem Circulations-Systeme. Ueber das Gefässsystem ‚der Daphnien besitzen wir zwei Abhandlungen, in denen Perty *) und Gruithuisen ‚ihre Beobachtungen, welche sie an zwei verschiedenen Species hier- über ‘gemacht, mitgetheilt haben. Die schon oben eitirte Ar- beit von Gruithuisen, auf welche Perty als die umfassen- dere selbst verweist, enthält neben mehreren Irrthümern ‚recht schätzenswerthe Aufschlüsse über das in Rede stehende Sy- stem. ‘Wir werden die darin enthaltenen, von der ‘Wahrheit abweichenden Punkte im Folgenden gelegentlich zu bemerken, hier um so mehr veranlasst, weil leicht der Vermuthung Raum gegeben werden könnte, als existirten solehe Abweichungen als generische Differenzen zwischen Daphnia und dem Acanthocercus. Den Centralpunkt des ganzen Gefässsystems. bildet das blasenförmige Herz (Fig. 1. 2. 15. 16 H), welches durch seine lebhaften Pulsationen sehr leicht in die Augen fällt. Es kann mit Recht ein Arterienherz genannt werden. — Seine Lage: im ersten Segmente des sogenannten Brusttheils, un- mittelbar unter dem Parenchym der Rückenwand, über dem Intestinum,' von dem es nur durch eine, gleich näher zu be- trachtende Membrane geschieden wird, ist schon oben an- gedeutet worden. Es ist von länglich ovaler Gestalt, Seine Länge erreicht fast das Doppelte seiner Höhe. Seine Längenaxe ist unter etwas spitzen Winkel gegen die des Kör- ı) Vgl. Burmeister, Die Organisation der Trilobiten. S. 45 ff. und Zaddach, De Apodis cancrif. anat. et hist. evol. p. 14. 2) Ueber frühere, abweichende Deutungen derselben Theile bei den Phyllopoden vgl. Schäffer, „Der krebsartige Kiefenfuss” — und Berthold „Beiträge zur Anatomie des krebsartigen Kiefenfus- es”. Isis 1830. p. 685. 3) A. a. O. V. p. 406. ») Ueber den Kreislauf der Daphnien. Isis 1832. S. 725 f. Ueber Acanthocerceus rigidus. 347 pers gerichtet; aber ziemlich parallel mit der des darunter liegenden Darmtheils. ‘Durch diese schräge Lage wird es bedingt, dass das Herz, von der Rückenseite aus betrachtet, fast kreisrund erscheint (vgl. Fig. 4 und 16). — Am vorderen Theile verengert es 'sich in einen kurzen, aber. deutlichen dünnen Hals (bulbus arteriosus). "Auf jeder der ‚beiden Sei- ten ist es mit einer grossen Querspalte (r) versehen. Diese öffnen sich weit im Zustande der Contraction, welche in der Richtung der Höhenaxe erfolgend, das Blut in die Ar- terien treibt und gewähren zugleich dem aus dem Körper zurückkehrenden Blute freien Eintritt in das Herz. Die sau- migen Ränder dieser Querspalten, welche am expandirten Her- zen vollkommen geschlossen sind, scheinen sich an der Innen- fläche klappenartig zu decken und K jenen innigen Ver- schluss noeh zu verstärken, Von der eigentlichen Textur des Herzens, welche den sehr schnellen und kräftigen Pulsationen zu Folge 'eine sehr ausgebildete sein muss, lässt sich nur ‚an der äusseren Ober- fläche ein deutliches Muskelgeflecht erkennen. Man muss zu diesem Zwecke durch vorsichtiges Pressen die Pulsationen des Herzens, aber ohne eine Verletzung herbeizuführen, be- deutend tenıperiren. Jenes Muskelgeflecht nun besteht Jarin, dass, wie Meridiane um den Globus, hier kräftige Muskelstrei- fen, die wieder vielfach unter einander anastomosiren, nach allen Richtungen in der Herzwandung verlaufen und sich alle (wie jene) in zwei Punkten (Polen), einem oberen und einem unteren kreuzen. — Durch mehrere feine Muskelfäden, welche nach den umliegenden festen Theilen abgehen, wird. das Herz an diese fixirt '): ») Was die Lage und Strukturverhältnisse des Herzens anlangt, so fand ich eine Abweichung von den hier beschriebenen weder bei den Daphnien, noch bei den Lyneeen. Dagegen unter- scheiden sich die beiden grösseren Gruppen der zwölffüssigen (von ihnen untersuchte ich zwei verschiedene Species von Sida, S. erystallina und eine noch unbenannte, neue Art) und achtfüssigen Cladoceren ganz wesentlich durch die Bildung ihres Centralgefäss- organs. Erstere nähern sieh dadurch, wie schon oben angedeutet wurde, der Herzbildung der Phyllopoden (vgl. hiermit Zaddach, De Apodis canerif. anat. p 17. tab. Il. fig. IV. V). — Ueber die Achtfüsser vergl. Loven a. a. O. 8.158. Taf. V. Fig. 1. 2. 348 Ed. Schödler: "Eine mehrfach veranstaltete Bestimmung der Zahl der sehnellen Pulsationen ergab mir als Mittelzahl in runder Summe zweihundert und funfzig Herzschläge ‘in einer Minute !).. Von einem zweiten oder Venenherzen, ‘das nach Gruithuisen‘?) und Perty bei den Daphnien vorhanden 'seih soll, habe ich ‘weder’ eine Spur bei’ den Acanthocerken; noch bei den Daphnien oder: Lynceen, ‘noch bei einer der übrigen Gattungen‘ auffinden können.‘ — Unter dem Herzen aber findet sich (bei allen ‘Cladoceren‘) eine ‘zarte, sehr durchsichtige, muskulöse Membrane 'ausgespannt, ‘welche die Höhlung, in»der das Herzchen liegt, nach allen: Seiten auskleidend verschliesst und nur für die aus dem Hinterleibe und der Schale 'zurück- kehrenden grossen 'Venenkanäle freie Oefinungen lässt.’ Da- durch wird jene Höhlung zu einer Art Blut-Behältniss®), welches dem Atrium cordis der höheren Thiere vergleich- bar ist und in welchem das Herz wie eine kleine‘ Saug- pumpe fungirend liegt; indem es’ mit jeder Systole das Blut indie Arterien treibt und mit jeder Diastole durch die beiden Querspalten wieder frisches Blut in sich aufnimmt. u Aus dem Herzen (dem Arterienherzen Gruith.) "wird nun das Blut durch folgende Arterien (d. h. vom Herzen ausgehende @efässemit eigenen Wandungen) inalle Theile des Körpers geführt 4): unbe ran er !). Ich; machte (in Ermangelung einer Sekundenuhr) digse, Be- stimmung (wobei ich sehr wohl darauf bedacht war, dass ich das zu beobachtende Thierchen in bester Lebensthätigkeit und in mög- lichst behaglicher Lage unter das Mikroskop brachte) in der Weise, däss ich zu zählen versuchte, wie viele solcher Herzschläge genau auf einen meiner eigenen Pulsschläge zu rechnen seien. Hiernach ergab sich (als ziemlich genaue Mittelzahl meiner Pulsschläge 70 in 1 Minute angenommen), dass sieben Herzschläge des Acanthocer- cus mit zweien der meinigen ziemlich isochronisch waren; woraus sich in runder Summe obige Mittelzahl leicht ergiebt. 2) A. a. O. 8.404. >») Es ist dieser Blutbehälter jedoch nicht mit dem zweiten Her- zen Gruithuisen’s in Einklang zu bringen. Vgl. a. a. O, S. 405 und die dazu gehörige Abbildung. %), Das Vorhandensein eigenwandiger arterieller Gefässe bei den 'Daphnien hat schon Gruithuisen (a. a. O. S. 404) ausge- sprochen. Entgegengesetzter Meinung ist Zaddach, der (De Ap. canc. anat. p. 33) eigenwandige blutführende Gefässe allen nie- ee 0 EI 9 Ueber Acanthocereus rigidus. 349 Der: oben sogenannte bulbus arteriosus' (Fig: 15. 16a), den Gruithuisen ganz bezeichnend als aufsteigende Arte- rie (arteria aorta) beschrieben hat, theilt sich gleich bei sei- nem Uebergange in den‘ Cephalothorax in drei (nicht in zwei wie 'Gruithuisen 'S. 404 angiebt) verschiedene: Aeste, welche die Arterien des Cephalothorax bilden... Von diesen drei Arterien verläuft die mittliere (0),' welche ' der artere ophthalmique des Audouin und‘ 'M.:Edwards !) vergleichbar, in ‘gerader ‚Richtung nachdem’ Auge zu in das Parenchym ! des: oberen Cephalothorax eindringt und als eigenwandiges Gefäss- nicht "über die’ grossen Heber der Ruderarme hinauszugehen scheint. 'Sie setzt'sich aber durch Ca- pillarkanäle bis über das Auge hinweg‘ fort‘ und‘ erscheint somit als das 'ernährende'Gefäss des oberen’ Cephalothorax ?). Viel leichter zu erkennen und in seinem Verlaufe zu verfol- gen ist jeder 'dervseitlichen, "ganz gleich bedeutenden Aeste (Fig: 15 aa’), welche den arteresiantennaires ÄAud. und M. Edw. entsprechen.‘ Diese‘'Arterie ist auch von Grui- thuisen alsıoberer Ast der aufsteigenden Arterie,'je- doch irriger Weise‘ als unpaarig vorhanden’ schon beschrie- ben wörden. Jede dieser Arterien: (sowohl die rechte als linke) verläuft, nachdem’ sie’sich unmittelbar hinter ihrem Ur- sprunge aus.der Aorta 'gabelförmig getheilt hat, mit ihreni grösseren ‘Zweige in schräger Richtung, zwischen Intestinum (d.h. zur Seite desselben‘) und: den Hebern der Ruderarme nach vorn, bis ungefähr zum vorderen Rande des Intestinums; hier geht sie abermals ‚eine Spaltung! in zwei Aeste (a? und a?) ein welche sämmtliche Organe des! Kopfes mit Blut ver- deren Erustaceen abspricht., Ich muss diese Behauptung Zaddach’s, soweit sie die Cladoceren betrifft, als unbegründet zurückweisen; indem ich nach der durch vielfache eigene Untersuchungen gewon- nenen Ueberzeugung der Ansicht a gie s beizupflichten gezwungen bin. ..*) Vgl. „Recherches anatomiques et re sur ‚la ir. culation dans les Crustaces” par Audouin; et, Milne Edwards. Anna- les des sc. nat. XI. p. 360. 2) Diese Arterie, welche beiallen ikdoderkh vorhanden, jedoch etwas schwierig zu erkennen ist, hat Gruithuisen bei Däphnia über- sehen. 350 Ed. Scehödler: sorgen. Der obere (a?) dieser Arterienäste nährt das Auge und die Antennen; während der andere (a?) als nutritive Ar- terie für Gehirn, Speiseröhre und Mundtheile sich nach unten und hinten wendet. Sämmtliche Endzweige dieser Arterien aber erreichen nicht als eigenwandige Gefässe die Theile, welche sie mit ihrer Flüssigkeit nähren sollen; sondern zerfliessen gleichsam ‚noch ehe sie bis zu jenen| gelangt sind in je einen, oder, da sich dieser meist bald wieder theilt, in mehrere. sogenannte Capillarkanälchen. Essind dies wandungslose, kanalförmige Lücken des Parenchyns, in’ denen sich die erhährende Flüssigkeit bis zu und in den betreffenden Theilen herum bewegt. Wir werden hierauf noch einmal zurückkommen. Der kleinere der oben erwähnten Zweige (a®), de durch die erste gabelförmige Thieilung der zuletzt betrachteten Arterie entstanden (der unterste Ast der aufsteigenden Arterie nach Gruithuisen), theilt sich wiederum in zwei Zweige, von denen der eine in die häutige Bedeckung des Thorax über- geht und hier zu verlaufen scheint, während der andere und zwar der stärkere in den Ruderarm eindringt und: als veigent- liche Armarterie an dessen unterer Seite bis in die äus+ serste Spitze verläuft. Diese Arterie verliert gleich nach ihrem Eintritt in den Arm ihre eigene Gefässwandung. Sie sendet auf ihrem Wege von Zeit zu Zeit Querkanälchen nach der entgegengesetzten Seite des Arms, welche sich hier zu einem, von der Spitze aus immer stärker werdenden, zurückfliessen- den Blutstrome, der Armvene vereinigen. Durch die bisher betrachteten Arterien wird somit Blut aus dem Herzen zu allen Theilen des Cephalothorax ge- führt. — Dem Hinterleibe gehören folgende Arterien an: Am vorderen Theile der unteren Seite des Herzens entspringt eine Arterie (die absteigende Arterie nach Gruit- huisen), welche sich gleich nach ihrem Austreten aus dem Herzen in zwei starke Aeste (b.b) theilt, von denen: einer auf der rechten, der andere auf der linken Seite, den Darm umringend, in schräger Richtung nach der Bauchseite verläuft, an jeden Fuss einen besonderen Zweig absendet und bis in den Schwanz hinabsteigt.. Diese Arterie ist bei Daphnia auch Ueber Acanthocercus rigidus. 351 = schon von Jurine und Straus ') beobachtet, aber von ihnen, wie von Gruithuisen unrichtiger Weise für die einzige und zwar unpaarige Hinterleibsarterie gehalten worden. Sie entspricht mit der gleichnamigen der anderen Seite, ihrer Lage nach, den von Audouin und M. Edwards sogenannten Arteres hepatiques, ohne jedoch mit diesen gleiche Function‘ zu haben; da sie ausser den Füssen nur noch besonders: das Ovarium und überhaupt die an der Bauch- seite gelegenen Organe zu nähren scheint ?). Endlich entspringt noch eine Arterie aus der hinteren Portion der Unterseite des Herzens (c), welche vollkommen der Artere sternale Aud. und M. Edw.’s zu entsprechen scheint. Sie findet sich ebenfalls bei den verwandten Gattun- gen; ist aber von Gruithuisen gänzlich übersehen worden °). Sie verläuft längs des Intestinums bis zum vorletzten Hinter- leibssegmente, woselbst sie sich gabelförmig theilt, mit jedem ihrer Aeste (c'.c’') schräg-seitwärts in den Schwanz hinabsteigt und‘ ganz besonders für den Darmkanal oder für‘ die der Rückenseite des Hinterleibs zunächst liegenden Theile über- haupt bestimmt zu sein scheint. Von den bisher betrachteten Blutgefässen, durch welche die ernährende Flüssigkeit aus dem Herzen in alle Körper- theile verbreitet wird und deren Totalverzweigung wir das arterielle Gefässsystem nennen wollen, sind alle übrigen, durch die das Blut von den betrefienden Organen zurück, in die Kiemen und aus diesen wieder zum Herzen geführt wird, die Venen durch keine natürlichen Scheidewände gesondert *); 1) Vel. a. a. O, V. p.412. pl. 29. fie. 20. b. 2) Auch Gruithuisen beobachtete hiermit übereinstimmend, dass die absteigende Arterie den Darmkanal (also auch die Leber) nur sparsam mit Blut versorge (a, a. O. S. 405). ?) Von dem Vorhandensein dieser Arterie bei Daphnia findet sich schon eine Notiz bei Schäffer (vergl. die grünen Armpolypen und die geschwänzten und ungeschwänzten zackigen Wasserflöhe. Regensburg 1755. S. 43. Taf. 11. Fig. 2), dessen Beobachtung Straus (a. a. 0, V. 8. 390) mit Unrecht in Zweifel zieht, *) Ganz willkürliche Scheidepunkte der Art (zwischen Arterie und Vene), wie sie Gruithuisen (a. a. O. S. 406) aufstellt, können daher hier keine Bedeutung haben; sie sind wenigstens, da 352 Ed. .Schödler: - sondern beide Systeme gehen unmittelbar in einander über und ‚das aus dem Herzen strömende Blut ist auch nur zum Theil wirklich, arterielles. Das Venensystem aber zeigt‘ noch die Eigenthümlichkeit, welche schon Gruithuisen erkannte und welche durch die neueren Untersuchungen von Lund), Schultze ?), Krohn ?), Zaddach *) u. A. als gültig für die meisten Gruppen der Crustaceen wohl erwiesen ist, dass ihm durchweg eigenwandige Gefässe abgehen. ‘Die venöse Blutmasse bewegt sich frei durch die respiratorischen Organe und die übrigen ‚Leibestheile, entweder in. Kanälen der. oben beschriebenen Art (Capillarkanälen Gruithuisen) oder in grösseren Strömen, zu welchen diese Oapillarkanäle sich vereinigen, und welche durch eigends hierzu ausgespännte Membranen ‚gebildet. werden. . Durch solche Membranen schei- nen ‚auch besonders die Uebergänge aus ‚den »grösseren Venenströmen in-die respiratorischen Organe. und. umgekehrt vermittelt zu, werden. ‚Am deutlichsten zu erkennen ist jene Membrane, welche sich als Fortsetzung der unter'dem Herzen ausgebreiteten längs des ganzen Intestinums, unmittelbar. über demselben ausspannt und so zwischen der. Rückenwandung und dem Intestinum einen grossen Kanal bildet, ‚im wel- chem die. Hauptvene des Hinterleibs (die, aus.dem Klauenschwanze aufsteigende Vene’ Gruith.) zum Her- zen, d..i. in! das es umgebende Blutbassin. strömt‘). — . die Begriffe des Arteriellen und Venösen hier durchaus’ nicht streng festzuhalten sind, nicht geeignet, unsere Einsicht in diese’ Ver- hältnisse zu fördern. 1) Vgl. Lund, Zweifel über das Dasein eines Circulationssystems bei den Crustaceen. Isis. 1825.:8. 594 ff. — Dess. Forigenekuie Un- tersuchungen. Isis. 1829. 8.1299 ff. ' \ 2); Lund.und Schultze,: Fortgesetzte Untersuchungen. Isis. 1830. S. 1222 ff. IE) 3) Krohn, Ueber das Gefässsystem des Flusskrebses. Isis. 1834. S.518 ff, va *) Zaddach, De Apodis cancer. anat. 8. 15 ff. 5) Den vorderen Theil dieser Hinterleibsvene, der sich nur nach vorn etwas halsförmig verengt, um seinen Inhalt durch die oben erwähnte Oeffnung ‚in ‚das; sogenannte ‚Atrium, des Herzens zu ergiessen, haben Perty,und Gruithuisen für ein zweites oder Venenherz erklärt. Er schliesst sich nach hinten nicht (wie u Ueber Acanthocercus rigidus. 353 Unmittelbar unter dieser zarten, durchsichtigen und, wie es scheint, durchweg muskulösen Membrane, verläuft die Arte- rie des Darmkanals, durch deren lebhafte Pulsationen jene kleine Erschütterungen zu erleiden und in ihren, die Blut- strömung beschleunigenden schwachen Vibrationen unterstützt zu werden scheint. Wir haben oben bei der Betrachtung der Arterien ge- sehen, dass diese sich sämmtlich von ihrem Ursprunge aus dem Herzen bis zu ihrem Uebergange in die zu ernährenden Körpertheile vielfach gabelförmig theilen. Wenn wir dieses Auseinandergehen, die immer zunehmende Ver- zweigung als Eigenthümlichkeit der Arterien festhalten, so werden wir an der umgekehrten Erscheinung, also an der successiven Wiedervereinigung jener feinen Kanäle, als welche wir die Arterien (Kapillararterien Gruith.) verliessen, die sonst hier von der Natur versagte Un- terscheidung zwischen Arterie und Vene durch den gan- zen Körper, mit Ausschluss der respiratorischen Organe sehr leicht machen können. Als Venen werden wir also hiernach jene Blutströmchen bezeichnen, welche aus dem Kopfe zurückkehrend sich jederseits dem oberen Theile des Thorax zuwenden und, nachdem sie sich immer mehr durch Vereinigung mit den aus diesem Theile zurück- strömenden Kanälchen und ganz besonders durch Aufnahme der Armenvenen verstärkt haben, in die Schalenkieme ein- treten. Der Uebergang in dieses ohne Zweifel wie das Schild der Apoden respiratorische Organ erfolgt jederseits, wie auch Gruithuisen richtig beobachtet hat, durch zwei Kanäle, welche den vaisseaux aflerens des branchies Aud. und Milne Edwards ') zu vergleichen sind. Hier -verbreiten sie sich nun zum Behuf der Respiration in ein wahres Netz von Kapillarkanälen, indem sie sich wiederholentlich gabelför- ınig theilen, vielfach unter einander anastomosiren und sich ewdlich alle in jenem gemeinschaftlichen, an seiner vorderen Portion) durch eine halsförmige Verengerung von dem ganzen übrigen Kanale ab, und deshalb ist seine obige Deutung unzulässig. ') A. a. O0. 5.360. Archiv 1, Naturgeschichte, XH, Jahrg. 1, Bd, 23 354 Ed. Schödler: unpaarigen, grossen Kanale (den vaisseaux aflerens des branchies Aud. und M. Edw.’s !) vergleichbar) wieder vereini- gen, welcher in der verdickten Parenchymschicht des Rücken- randes nach vorn zu verlaufend, sich durch eine trichterför- mige Mündung in den Blutbehälter des Herzens ergiesst. Durch diesen Kanal, den gemeinschaftlichen Stamm der Schalenkiemenvenen, wird dem Herzen vollständig oxydirtes Blut zugeführt. Anders verhält es sich, wie wir gleich sehen werden, mit der oben genannten Hinterleibsvene. Eine andere Venenpartie verläuft im unteren Cephalo- thorax und begiebt sich in die Kiemen der Beine. Sie beginnt mit ihren ersten Anfängen schon in den Kapillarvenen, welche von den Antennen, dem Gehirn und den Mundtheilen herkommen: und scheint alle Venenkanäle, welche die Organe des unteren Thorax und der vorderen Portion des Hinterleibs entsenden, in sich zu vereinen. Diese Partie ist der direkten, Beobachtung zum. grossen Theile unzugänglich. Es hält schon sehr schwer, die Bluteirculation in den Kiemen. selbst (ich meine nur die als solehe oben gedeuteten blattförmigen Theile der hinteren Fusspaare) zu erspähen. Doch gelingt es, wenn man durch vorsichtiges Pressen die schnelle Bewegung der Kiemenbeine ein wenig zu hemmen. sucht. , Die hier zu oxy- dirende Blutmasse strömt (in der in. Figur 8. durch Pfeile angegebenen Richtung) am Vorderrande des Beinchens nach unten, durchfliesst, in sechs bis acht dicht neben einander verlaufende Kanäle ausgebreitet, die eigentliche Kieme und kehrt am entgegengesetzten Rande wieder in die Leibeshöhle zurück. Die Uebergänge dieser Blutströmung in) die Beine und aus diesen zurück, so wie, die weitere Communication bis zum Herzen hin, sind bei den Acantlıocerken und den mei- sten der verwandten Formen kaum zur klaren Anschauung zu bringen. — Diese Lücke glaube ich durch eine Beobachtung ausfüllen zu können, welche ich an einem kleinenLynceus, am Chydorus sphaericus Bd. machte. Es war im Spät- sommer, als ich ein Exemplar dieses Thierchens unter das Mikroskop bekam, an dem mir die Bluteirculation (ohne ge- rade hierauf observiren zu wollen) in den grossen Venen- ') A. a. 0. $. 361. Er Ueber Acanthocereus rigidus. 355 kanälen sogleich in die Augen fiel; sie hatte in einem so auf- fallenden Grade statt, wie ich sie zuvor noch nicht an ihm gesehen hatte. Das Thierchen selbst zeigte von üppigster Lebensfülle und stand im Begriff, seinen Häutungsprocess einzugehen. Das Herzchen war in grösster T'hätigkeit und es fand das lebhafteste Zu- und Abströmen des Blutes statt. Allein das eigentlich Auffallende des Phänomens bestand für mich darin, dass ich, was ich zuvor noch nie beobachtet, ganz deutliche Communicationen zwischen den Respirations- organen der Beine und dem Herzen wahrnahm. Die oben betrachtete Venenpartie der vorderen Bauchseite nämlich strömte, nachdem sie in den Beinen den Atlımungsprocess bestanden hatte, in drei breiten Kanälen (auf jeder Seite), welche auf gleiche Weise‘ wie der oben beschriebene Kanal der grossen Hinterleibsvene gebildet zu sein schienen und wie diese unmittelbar unter der Leibeswandung verlie- fen, in schräger Richtung der Rückenseite zu und ergoss sich in den vorderen Theil jener Hinterleibsvene (also nicht unmittel- bar in das sogenannte Atrium des Herzens selbst). Von die- sen drei Kanälen (den Canaux branchio-cardiaques Aud. und M. Edw.’s !) vergleichbar) gehörte je einer dem vierten und fünften Beine (Kiemenbeine) an; während der dritte den drei vorderen Beinen allein zu genügen schien. Da ich dieselbe Beobachtung an wenigstens zehn verschiedenen Individuen derselben Art wiederholt und mich jedes Mal in überzeugendster Weise von der Rich- tigkeit der ersten Beobachtung überführt habe, so glaube ich mich berechtigt, die eben beschriebenen Kanäle für die normalen Communicationen zwischen den Respirationsor- ganen der Beine und dem Herzen halten zu. dürfen. Da sich ferner im ganzen übrigen Blutkreislauf keine erheb- Jiehe Differenz zwischen irgend welchem Lynceus und dem Acanthocercus nachweisen lässt, so glaube ich die Gültigkeit jener an Lynceus gemachten Beobachtung auch auf die neue Gattung (ja vielleicht auf alle Cladoceren) ausdehnen zu dürfen. Es bleibt uns zur vollständigen Ergänzung des Gesammt- ’) Vergl. a. a. O. S. 361. 23% 356 Ed. Schödler: blutkreislaufes noch übrig, die Venen des eigentlichen Hinter- leibs von ‚ihren Anfängen aus zu ‚verfolgen. Wir erkennen diese au dem oben aufgestellten Merkmale zuerst ‚deutlich in dem Schwanztheil ‚des Hinterleibs, wo sie die unmittelbare Fortsetzung ‚der Hinterleibsarterien bilden. Sie umgehen in immer zunehmender Vereinigung. jederseits ‘den unteren Theil: der‘ Darmschleife und verlaufen von. da ab iin dem oben beschriebenen. Kanale Jängs der Rückenseite, dem vereinigten Stamme der Hinterleibsvene, welche überdies noch den durch‘ Exosmose ausgeschiedenen Chylus in sich aufnimmt und mit diesem, vermischt auf dem oben beschriebenen Wege zum Herzen gelangt. Von solcher Mischung von ve- nösem ‚Blute und Chylus zeigt, schon die. grosse ‚Ungleichheit der einzelnen. Blutkügelchen. in diesem Venenkanal, — Auf diesem Wege erhält also das Herz Blut, das: vorher. keiner Respiration unterworfen war... Da dieses mit dem ‚übrigen vermischt: von dem Herzen. durch Imbibition aufgenommen und durch die Arterien gleichfalls in den Körper geführt wird, so ergiebt sich die Richtigkeit der oben vorangeschick- ten. Behauptung, über ‚das Ineinanderfliessen beider Systeme von selbst '). 5. Von dem Nervensysteme. Der Untersuchung des Nervensystems stehen weniger Hülfsmittel zu Gebote, als die mikroskopische Analyse der Gefässe, Muskeln und anderen Organe in Anwendung bringen kann. Sie ist nur an lebenden, ganz durchsichtigen Objeeten zu veranstalten und vermag der versteckten Lage wegen nur einen Theil desselben zur klaren Anschauung zu bringen. Diese zugängliche Partie des Nervensystems umfasst das Ge- hirn mit seinen Hauptverzweigungen. ') Die von Gruithuisen (a. a. ©. S.406) gemachten Schlussbe- merkungen können wir hier füglich übergehen; sie finden ihre Er- ledigung im Verlaufe der obigen Betrachtung. Von einem Wechsel- verhältniss, das zwischen der Ruderbewegung der Arme und dem ungestörten Fortbestehen des Blutkreislaufes vorhanden sein soll, habe ich niemals etwas beobachtet. Ueber Acanthocercus rigidus. 357 Das Gehirn (eerebrum, Fig. 2 und 11.C) ist ein grosser, von den Seiten stark zusammengedrückter, lappenförmiger Nervenknoten von länglich viereckiger Gestalt, welcher vor der Speiseröhre im unteren Cephalothorax und zwar so ge- legen ist, dass seine Längendimension in etwas schräger Rich- tung von unten nach oben aufsteigt. Es erscheint an seiner vorderen und breiteren Partie etwas mehr angeschwollen als an seiner hinteren und schmäleren und besteht aus einer kaum durchscheinenden, feinkörnigen, grauweissen Substanz '). Aus dem Gehirnganglion und zwar an seiner Vorder- fläche entspringen: "Zwei sehr starke Sehnerven (nervi optiei Fig. 11 0), welche aus den oberen Ecken hervortreten und in ziemlich gleicher Richtung mit der Längenaxe des Gehirns schräg nach der hinteren Fläche des grossen Auges gerichtet sind. Sie sind von konischer Gestalt und als zwei vollkommen von einander getrennte Nerven nur im Embryo zu erkennen. Sie verwachsen mit ihren stumpfen, verdickten, dem Auge zuge- kehrten Enden schon sehr früh zu einem starken Bulbus, welcher einen Büschel sehr feiner Nervenfäden in das Auge selbst absendet. An ihrer Basis, d. i. den unteren, zugespitz- ten Enden scheinen diese Nerven jedoch selbst bei ganz aus- gewachsenen Thierchen getrennt zu bleiben. Am unteren, mehr abgerundeten Theile derselben Fläche nehmen zwei andere Nerven (Fig. 11.n.n) ihren Ursprung, welche nach der Spitze des Rostrums verlaufen und in die Antennen übergehen. Wir werden sie deshalb als Fühler- nerven (nervi antennales) bezeichnen können. Sie haben bei den Acanthocerken des mehr ausgestreckten Kopftheils wegen eine verhältnissmässig grössere Längenausdehnung als bei den Daphnien und Lynceen und sind ihrer freieren Lage wegen auch bequemer als bei diesen zu beobachten, Sie umgehen jederseits über‘ der Basis der Antennen den soge- ') Die hier beschriebene Gestält und Lage erleidet in den verwandten Formen grössere oder kleinere Modificationen, die sich aber alle aus der abweichenden Bildung des Kopftheils von selbst ergeben. Vergl. hiermit Straus a. a. O. V. S. 396. P1.29. Fig. 6 und Loven a. a. O. S. 151. Taf. V, Fig. 5. 358 Ed. Schödler: nannten schwarzen Fleck und schwellen hier zu kleinen Ganglien. (g. g. „les deux petits ganglions. fusiformes” ’) an, welche feine Nervenfädchen san jenen abgeben. . Vor- her aber entsendet jeder Fühlernerv. noch. zwei Zweige, einen oberen (a), welcher sich an die häutige'Bedeckung des Vorderkopfes begiebt und einen unteren (b),, welcher dem bewegenden Muskel des Fühlers angehört.‘ Der Fühler selbst wird seiner ganzen Länge nach (s. Fig. 3) vom ‚Haupt- zweige (c) des Nerven durchlaufen ; im.letzten Viertel dieser Länge aber schwillt dieser wieder ein wenig an. und ‚spaltet sich in einen Büschel von eben so vielen Nervenfäden,, als zungenförmige Tentakeln aus der Fühlerspitze ‘hervorragen. Aus der hinteren Fläche des Gehirns, entspringen fol- gende Nerven: R N Die lappenförmig vorspringende untere: Ecke ‚sendet einen, wie es scheint, unpaarigen Nerven (n') aus, welcher in die Oberlippe eindringt (nervus Jabri) und auf, seinem Wege vorzugsweise die Muskeln dieses Theils mit ‚Nerven- fäden zu versehen scheint. Der obere Rand endlich giebt zwei ziemlich. starke Nervenstränge (n”n”) ab, welche in etwas schräger Richtung nach hinten verlaufen, die Speiseröhre umfassen und in ihrer Vereinigung, welche unterhalb des m. adductor der Oberkie- fer Statt hat, das erste Ventralganglion bilden. Letzteres vermochte ich schon nicht mehr mit Sicherheit zu unterschei- den ?); völlig unzugänglich für direkte Beobachtung ist, die ganze übrige Ventralganglienkette.. Von jenem Nervenringe aber, der die Speiseröhre umfasst, salı ich noch deutlich jeder- seits zwei Nervenzweige nach oben abgehen. Der vordere und schwächere derselben (d), welcher unmittelbar vor der Speiseröhre entspringt, scheint an den. vorderen. Theil des Darms zu verlaufen; der hintere und stärkere (f). dagegen dringt in den Ruderarm ein. ! ') Vergl. Straus a. a. O. V. S. 398. 2) Am. deutlichsten unterschied ich das erste Ventralganglion bei einer verwandten Form, der Daphnia brachyura Zadd., welche über- haupt für die’Observation der Nervenyerzweigungen als sehr geeig- net zu empfehlen ist. Ueber Acanthocercus rigidus. 359 6. Von den Sinnesorganen. Das Sehorgan ist hier, wie in den verwandten Gat- tungen, durch ein grosses, zusammengesetztes, sphä- risches Auge (Fig. 1. 2.0 und 11 A) vertreten, dessen Lage schon oben genügend bezeichnet wurde, Es ruht frei beweg- lich unter der an dieser Stelle sehr zarten und glatten häutigen Bedeckung des Kopfes und ist durch die innigste Vereinigung zweier, eigentlich zusammengesetzter Augen entstanden '). In deutlicher Trennung (wie Fig. 13 A’ dar- stellt) sind beide Augen jedoch am Embryo zu unter- scheiden; sobald das Junge die Matrix verlässt, ist solche nur noch an einer schwachen Ausrandung des hinteren Augen- randes und an den noch fast ganz getrennten Sehnerven zu erkennen. Das vollkommene Auge ist mit Ausnahme der hinteren Fläche, welche ein wenig abgeplattet ist, sehr stark convex und besteht aus folgenden Theilen: Der dunkele Kern des Auges, welcher den grössten Theil desselben einnimmt, wird von einem schwarzbraunen Pigment gebildet, das von einem sehr zarten Häutchen um- ») Diese Verschmelzung der beiden Augen zu einem grossen Auge, die allen Cladoceren und in grösster Vollkommenheit der hiernach benannten, verwandten Familie der Cyclopiden (Mono- euli) eigenthümlich ist, beginnt schon bei den Phyllopoden und lässt sich von diesen ausgehend bis zu jenen eigentlichen Einaugen hin in allmählich zunehmender Progression verfolgen. Eine gegen- seitige Annäherung der beiden, bei den Branchipoden weit von einander getrennten Augen zeigen schon die Limnadiiden (vergl. Brongniart, Memoire sur le Limnadia. Mem. du Mus. VI. p.85); eine Verwachsung an den Vorderrändern findet sich schon bei den Apoden (vgl. Zaddach, De Apod. etc. p.45). Weiter vorgeschrit- ten finden wir sie unter den Cladoceren, bei denen sie nur selten (wie bei Daphnia sima, D. mucronata) am völlig ausgewachsenen Thierchen noch durch eine deutliche Ausrandung des hintern Augen- randes zu unterscheiden ist, Bei denLynceen und achtfüssigen Oladoceren, sowie bei den Cyproiden (mit Ausnahme von Cy- pridina) schwindet die Spur einer solchen Verwachsung immer mehr, bis sie sich endlich in den Cyclopiden ganz verliert. — Gegen solche Entstehungsweise des einen grossen Auges dieser kleinen Krebse spricht sich Jurine (Hist. nat. des Monocles p. 137) aus; jedoch, wie es scheint, mehr aus Liebe für die von ihm gewählte Benennung dieser Thierchen, 360 Ed. Schödler: schlossen zu ‚sein scheiut und: sich der näheren Betrachtung als eine flüssig-körnige Masse ergiebt, welche beim Zer- quetschen die lebhafteste Molekularbewegung zeigt. In die- sem Pigmente sitzen, über die ganze, nach aussen gekelrte Hemisphäre des Auges verbreitet und dicht neben ‚einander gelagert die Krystallkörperchen (coni erystallini), deren ich vier und zwanzig zählte. Sie haben (vergl. Fig. 13 k) eine fast birnförmige Gestalt; ‚sind durchsichtig, von weisser Farbe und bedeutender Consistenz. Mit ihren verdickten und convexen Enden ragen sie weit aus dem, Pigmente hervor, Mit den unteren, dünneren,. fach-abgestutzten Enden scheint der Nerv in Verbindung zu stehen, welcher an der hinteren Augenfläche in einem, Büschel von eben so vielen einzelnen Fäden in das Pigment eindringt, als Krystallkörperchen vor- handen sind. — Zwischen diesem inneren Kern des Auges und der äusseren, dasselbe ganz umschliessenden Membrane (cornea), die sehr dünn und durchsichtig, ‚aber ziemlich fest ist, bleibt noch ein deutlicher Zwischenraum, welcher von einer klaren, durchsichtigen Flüssigkeit erfüllt zu sein scheint, — Ueber die Muskeln des Auges wurde schon oben das Nä- here angeführt. Den Sinnesorganen ist ferner ohne Zweifel der. schon mehrfach erwähnte unbewegliche schwarze Fleck zu- zuzählen, der in der Spitze des Rostrums, unmittelbar über der Insertionsstelle der Antennen zwischen den kleinen Gan- glien der Antennen-Nerven liegt (Fig. 2 und 3n) und durch seine dunkele Farbe sehr leicht sichtbar wird. Er erscheint hier, von der Seite (d. i. am lebenden Thierchen en profil) betrachtet als rundliches, drüsenartiges Körperchen, von gleicher Farbe mit dem Augenpigmente; ist verhältniss- mässig zwar grösser als bei den Daphnien, jedoch kleiner als bei den Lynceen und. viel kleiner als das zusammengesetzte Auge. . Seine Natur blieb. bis jetzt noch ‚ganz. zweifelhaft. O. F. Müller, der erste Beobachter desselben, vindieirte ihn der scheinbar grossen Aehnlichkeit wegen, welche er mit dem wahren Auge besonders bei den Lynceen zeigt, dem Ge- sichtsorgan!). Diese Deutung desselben als zweites oder ») Vergl. O. F. Müller a. a. ©. 8.67. Ueber Acanthocercus rigidus. 361 Nebenauge findet sich auch noch'in vielen Handbüchern ver- breitet. Auf die Unhaltbarkeit: dieser Deutung hat zuerst Jurine !) aufmerksam gemacht; ebenso später Straus ?), der an Daphnien '(D. pulex) und Baird.?), welcher an Lyyneeen (Eurycereus) denselben Punkt untersuchte. Sie gelangten‘ dureh ihre Untersuchungen übereinstimmend zu der Ueberzeugung, dass jenes dunkele Körperchen kein Auge sein könne; ohne jedoch ermitteln zu können, welche andere Bedeutung in ihm zu suchen sei. Um dieser auf die Spur zu kommen, unterwarf ich dasselbe Organ einer vergleichenden mikroskopischen Untersuchung. Ich fand es, variirend in Gestalt und Grösse bei allen Clado- ceren wieder *), die mir zu untersuchen vergönnt war; doch sind nicht alle gleich geeignet, Aufschluss über dessen Natur zu geben. 7 Dass jener Punkt oder Fleck kein Auge ist, darüber belehrt uns, glaube ich, schon hinlänglich eine vergleichende Betrachtung seiner äusseren Gestalt. Sie, durch die Mül- ler gerade vorzugsweise zu seiner Deutung verleitet wurde, nimmt bei einigen Daphnien eine so eigenthümliche Ausdeh- nung an, welche, wenn an diesen die erste Beobachtung ge- macht worden wäre, wohl kauni auf die Vorstellung eines Auges geführt haben würde. Bei der Mehrzahl der Arten ist sie, in der Seitenansicht (d. i. am lebenden Thierchen en profil entnommen): zwar mehr oder weniger rundlich, augenför- mig (bei Sida, den Lynceen, Acantlıocerken, vielen Daphnien); jedoch deutlich Jangstreckig, scharfeckig, rhomboi- disch bei der Daphnia serrulata Kch. und dem jugend- liehen Thierchen der D. sima Müll. und noch mehr in die Länge gezogen, ganz spindelförmig, besonders am oberen, dem Gehirnganglion zugekehrten Ende fadenförmig ausge- ») Vergl. Jurine („La täche noire immobile”) a. a, ©. 8. 147. +?) Vergl. Straus („Le point noir”) a. a. O. V. 8.398 und VI, 8.158; 2) Vergl. Baird („The bleak spot”) a, a. O. S. 81. *) Beim Lynceus longirostris Müll., wo jener vermeintliche Augenfleck vermisst wurde (vgl. O. F. Müller, Entomostraca S. 76), ist er seiner Kleinheit und versteckten Lage wegen nur weniger leicht in die Augen fallend, 362 Ed. Schödler. zogen bei der ausgewachsenen D. sima. — Von der unteren, d.i. der Bauchseite aus tritt die Gestalt desselben Organs nur in wenigen Fällen deutlich hervor. Am geeig- netsten ist auch hierzu wieder noch die Daphnia sima, bei der eine ziemlich tiefe, deutliche Ausrandung seiner un- teren Fläche, sowie eine zipfelförmige Verengerung desselben nach jeder Seite, d,i. nach dem Grunde jedes Füh- lers hin sichtbar wird. Bei allen anderen Arten ist kaum mehr als ein mehr oder weniger rundlicher, dunkler Fleck zu unterscheiden. Betrachten wir die Lage desselben Organs, ‚so glauben wir auch hieraus einerseits noch Zweifel an der Richtigkeit jener früheren Deutung, andererseits aber deutliche Andeu- tungen einer anderen Bedeutung entnehmen zu können, Seine Lage ist zwar überall eine ganz bestimmte; sie bekundet, bei allen Arten eine möglichst nahe Verbindung mit dem Grunde der Fühler und scheint nur in dem Grade zu variüiren, als sich die Kopfbildung und mit ihr auch die Insertion der Antennen (s. oben) verändert. Tief in der Fleischmasse des Kopfes liegt dieses Organ bei einigen Daphnien (D. magna, pulex) und fast im Mittelpunkte des eigentlichen Kopfes bei Sida. Bei dieser Gattung, welche die Antennen an den Kopf- seiten (an den Wangentheilen, wenn ich mich so ausdrücken darf) trägt, wird es sogar von den Vorderrändern des hier deutlich zweilappigen Gehirnganglions ganz umschlossen. Dieser Umstand, sowie noch der, dass der Theil der häutigen Kopfbedeckung, unter welchem jenes Organ liegt, beim Acan- thocerceus, bei den meisten Lynceen (bei Baird’s Unter- gattungen: Eurycercus, Pleuroxus, Peracantha und einigen Daphnien (D. mucronata Müll.) weder so glatt noch durchsichtig wie über dem wahren Auge ist, scheint mir noch besonders gegen Müller’s Auslegung zu sprechen, Um noch nähere Aufschlüsse über; den.Bau des obigen Organs zu erlangen, als solche auf dem bisherigen Wege durch unmittelbare Beobachtung desselben am lebenden Thier- chen möglich waren, versuchte ich dasselbe durch ein Paar Querschnitte und ‚durch vorsichtiges Herausquetschen ganz bloss zu legen. Es gelang mir, dies, auch. wirklich bei Daphnia sima, dem Acanthocercus und Euryeereus, nn ae D Ueber Acanthocercus rigidus. 363 und zwar am besten, wenn ich das Präparat in verdünnten Alkohol ein wenig erhärtete, wodurch das Organ selbst keine Veränderung erleidet. Ich erkannte auf diesem Wege ein mehr oder weniger deutlich herzförmig gestaltetes drüsiges Körperchen (Fig. 3n'), dessen dunkel gefärbter Inhalt von einem äusserst zarten Häutehen zusammengehalten wird und sich in Nichts ‘von dem schwarzen Augenpigmente zu unterscheiden scheint. 'Er besteht in einer ebenso gefärb- ten und im wunerhärteten Zustande ebenso körnig-flüs- sigen Masse, welche beim Zerquetschen gleichfalls eine sehr. lebhafte Molekularbewegung zeigt. — Der untere, verdickte und ausgerandete Theil dieses Organs läuft an sei- nen zipfelförmigen Ecken in zwei äusserst feine Kanäl- chen aus, durch welche das Organ vermittelst einer Oeff- nung über dem Grunde jedes Fühlers mit der Aussen- welt commuftteirt. Dieser Oefinung, beim Acanthocereus an der Seite des Fühlers gelegen (Fig. 3f), wurde schon oben gedacht; sie liegt bei Daphnien und Lynceen, denen eylindrisch oder konisch gestaltete Antennen eigen sind, am Vorderrande derselben. Von dieser Communication des Organs mit der Pore am Grunde der Fühler überzeugt man sich wiederum am leichtesten bei der ausgewachsenen Daphnia sima; bei ihr nämlich sind die verbindenden Kanälchen ge- wöhnlich bis zum Grunde der Fühler mit derselben Masse erfüllt, welche den Kern des Organs bildet; ja es gelingt so- gar bisweilen der -Versuch, diese Masse durch vorsichtiges Pressen aus dem Kerne in jene Kanälchen hineinzudrängen. Die oben berührte Metamorphose, welche dieses Or- gan bei Daphnia sima zeigt, besteht nur darin, dass es sich hier an seinem oberen, geschlossenen, gewöhnlich abgerun- deten Ende in einen Jangen Zipfel erweitert und dadurch jene langstreckige, spindelförmige Gestalt (in der Seitenansicht) ge- wälrt. Bei allen übrigen Arten nimmt dieses Organ schon am Embryo, noch ehe er die Matrix des Weibchens verlässt, diejenige Gestalt an, in welcher es bei dem ausgewachsenen Thierchen angetroffen wird. Die Entwickelung desselben im Embryo geschieht ganz gleichzeitig mit der des Auges. Wenn nun aber aus den angeführten Strukturver- hältnissen und der Lage des in Rede stehenden ‘Organs 364 Ed. Schödler: überhaupt ein Schluss auf seme Natur erlaubt sein‘ darf, so möchte ich jenen vermeintlichen Augenfleck der Clado- ceren, so sonderbar es auch klingen mag, dem Gehör- organe derselben vindieiren. Seine constante Lage am Grunde der Fühler, sowie seine Communication nach aussen scheinen ‘deutlich hierfür zu sprechen '). Ich halte dieses Organ somit für das Analogon jener drüsigen Kör- per, welche im Grunde der inneren Fühler bei den grossen Krebsen gefunden und als Repräsentanten des 'Gehörorgans betrachtet werden ?). Von einer näheren Bestätigung dieser Deutung durch den Nachweis von Otolithen, kann hier um so weniger die Rede sein, als das Vorkommen derselben bei den Crustaceen überhaupt noch nicht erwiesen ist. Ein anderes Sinneswerkzeug finden wir endlich ganz un- verkennbar noch in den Fühlern selbst, oder vielmehr in jenem Büschel äusserst zarter Lamellen ig. 2. 3.1.1) vertreten, welche aus dem freien Ende jedes Fühlers nach allen Seiten strahlenförmig hervorragen °). In jede Lamelle dringt ein besonderer Nervenzweig (s. oben). Ihnen liegt die schon oben angedeutete Function ob, den zum Munde und den Kiemen strömenden Wasserstrudel zu sondiren, Sie scheinen hiernach der Sitz eines sehr ausgebildeten Tast- organs zu sein oder vielleicht jenem Organe zu entsprechen, ») Bemerkenswertli erscheint mir noch der Umstand, dass bei Evadne, wo Loven dieses Organ vermisst zu haben scheint, ein anderes hinter dem Auge, mitten auf der inneren Fläche des Kopf- schildes (vergl. Loven a. a. O. S. 147. Taf. V. Fig.1.2.5.h) auftritt, das jedoch weder seiner Lage, noch Struktur nach mit jenem zu vergleichen ist und grosse Verwandtschaft mit dem soge- nannten Nebenauge der Phyllopoden (vergl. Zaddach De Apod. etc, S.48 ff.) zu verrathen scheint. 2) Vergl. Arthur Farre „Ueber das Gehörorgan bei den Cru- staceen” Philos. Transact. of the Soc. of London. 1843. p- 283. 3) Die oben beschriebene zungenförmige Gestalt dieser Ten- takeln scheint nur den Acanthocerken und der Untergattung von Lynceus: Macrothrix Bd. eigenthümlich zu sein; bei Sida, den Daphnien und übrigen Lynceen sind sie ganz fadenför- mig und nur wenig stärker als die in sie verlaufenden Nervenfäden; aber gleichfalls in warzige Knöpfchen auslaufend. - Ueber Acanthocercus rigidus. 365 das im Grunde der äusseren Fühler bei den grossen Kreb- sen gefunden und als Geruchsorgan gedeutet worden ist '). 7. Von den Fortpflanzungs-Organen. Wir‘ sind hier gezwungen, unsere Betrachtung auf die weiblichen Geschlechtsorgane zu beschränken ?); da alle Individuen, welche ich bisher beobachtete, nur Weibchen zu sein schienen. Die grosse Aehnlichkeit aber, welche der weib- liche Geschlechtsapparat der Acanthocerken mit dem der Daphnien, von denen auch die Männchen bereits bekannt sind, bestimmt mich, die neue Gattung für getrennten Geschlechts zu halten. Die Männchen scheinen hier, wie in den verwandten Gattungen, sehr selten zu sein, oder we- nigstens nur zu gewissen Zeiten vorzukommen und besitzen vielleicht eine so grosse Aehnlichkeit mit den Weibchen (wie unter den Phyllopoden bei: Apus), dass sie eben dadurch ihrer Entdeckung so leicht entgehen ?). ») Vergl. Arthur Farre a. a. O. n 2) Einige Beiträge zur Anatomie und Physiologie der männ- lichen Fortpflanzungsorgane verwandter Entomostraceen ge- denke ich an einem anderen Orte binnen Kurzem zur Kenntniss ge- langen zu lassen. #) Einer derartigen Ursache möchte ich auch zuschreiben, dass bei den eigentlichen Lynceen bisher noch keine Männchen un- terschieden wurden. — Auch die meines Wissens bisher allein be- kannten Männchen einiger Daphnien können im Vergleich mit dem massenhaften Vorkommen dieser kleinen Krebse mit Recht selten genannt werden. Sie werden am häufigsten im Herbste angetroffen und sterben nach vollzogener Befruchtung der Weibchen sehr bald ab. Sucht man sie aber durch Isolirung von den Weibchen von der Vollziehung dieses Aktes abzuhalten, so kann man sie viele Monate hindurch lebend erhalten. Ich hegte auf diese Weise Männchen der ‚Daphnia magna und pulex vom September bis in den Februar. Nur die Männchen dieser beiden Arten scheinen bisher (vergl. O. F. Müller, L. Jurine und Straus a. a. ©.) beobachtet worden zu sein. Ich fand im Spätsommer des vorigen Jahres auch ziemlich häufig die Männchen von Daphnia retieulata, sowie (jedoch. seltener und zwar in der Spree bei Strahlau) die des Lymceus longi- zostris Müll. (Eunica Keh.) und Mitte September desselben Jahres auch ein Männchen der Sida erystallina im See bei Gru- newald. Erstere habe ich auch in diesem Jahre wieder angetroffen; 366 Ed. Schödler: Der weibliche Geschlechtsapparat der Acanthocer- ken tritt in allen seinen Theilen doppelt auf und erfüllt fast den ganzen freien Raum, welcher im vorderen Theile des Hinterleibs zwischen Darm und Leibeswandungen vorhan- den ist. Jede der seitlichen, einander ganz gleichen. Hälften, die an ihm zu unterscheiden sind, besteht aus einem Keim- stoeke (ovarium proprium), welcher einen fast birnförmigen Behälter (Fig. 9. 0") darstellt, an der Bauchseite ‚der. vorderen (Füsse tragenden) Leibesringe gelegen, vielleicht mit dem ‚der anderen Seite verbunden ist und» sich. durch ‚seine ‚blasse Fär- bung und Durchsichtigkeit auszeichnet. Derselbe ist mit ein- fachen runden Zellen, den eigentlichen Eikeim en. dicht an- gefüllt. Mit seinem vorderen Theile, der sich allmählich .hals- förmig verenget, steigt er in schräger Richtung nach..oben, wendet sich in ungefähr gleicher‘ Höhe mit dem Darm wieder rückwärts und geht in den Anfang des Eierleiters oder eigentlichen Uterus über. Der kurze, enge Theil, wel- cher den Uebergang aus dem Keimstocke in den Uterus ver- mittelt, kann als Tuba Fallopii betrachtet werden. Der hierauf folgende erweiterte, schlauchförmige Uterus (Fig.9.0’0) verläuft neben dem Darmkanale bis in den achten Leibesring, wo er sich der Rückenseite nähert und. bier, vermittelst einer verschliessbaren Oeffnung (l'ouverture uterine ‚nach Jurine) mit der Matrix (einer hier deutlich ausgebildeten, sehr geräumigen Bruthöhle) communicir. Er behält fast während. des ganzen Verlaufs bis zu seiner Ausmündung eine gleiche Weite bei; ist, nur sehr dünnwandig, aber dennoch einer kräftigen peristaltischen Bewegung fähig. In ihm erhal- ten die Eier ihre erste Entwickelung. Soweit hat die Untersuchung dieser Organe keine grossen Schwierigkeiten. Der mit befruchteten Eikeimen angefüllte Uterus *) besonders ist in allen Fällen sehr bequem ‚zu be- nach Letzterem aber suchte ich seitdem vergeblich. Sie’alle besitzen äusserliche Hülfs-Copulationsorgane und werden schon daran sehr leicht erkannt. Bei den Daphnien ist sogar schon an der jungen Brut das Männchen vom Weibchen zu unterscheiden. ') Ihm entsprechen die von Straus (a. a. O. S.413) und von Baird (a. a. ©.'8.86) als Ovarien der Daphnien und Lynceen be- schriebenen Theile. Ueber Acanthocercus rigidus. 367 obachten.. Schwieriger ist die Entscheidung der Frage, welche Bedeutung den Theilen zuzuschreiben sei, die hier als sehr wesentliche Anhänge der Ovarien auftreten und von denen aus die Befruchtung ‚der Eikeime vermittelt zu werden scheint. Hierher gehört ein gewisser schlauchförmiger An- hang jedes Ovariums, den ich in Fig. 9 mit R bezeichnet und hier vielleicht in zu bestimmten Umrissen angedeutet habe; da ich ihn mir bis jetzt nur bruchstückweise zur An- schauung bringen konnte, ja bei vielen Individuen gar nicht zu entdecken vermochte. Er besteht in einem von einer grau-weissen, feinkörnig flüssigen Masse erfüllten Schlauche, der mit dem Anfange des Uterus in Verbindung zu stehen scheint und welchen ich wegen der grossen Aehn- lichkeit, die ich zwischen seinem Inhalte und dem der Hoden (den Spermatozoiden) der Daphnien-Männchen fand, für ein Receptaculum seminis zu halten geneigt bin ‘). Er erstreckt sich vom Anfange des Uterus nach hinten fast bis an die Darmschlinge; schien an dieser Stelle eine sack- förmige Erweiterung anzunehmen und sich von hieraus wie- der nach vorn windend endlich in die (der betreffenden Seite angehörige) muskulöse Röhre (v), deren schon oben gedacht wurde, zu verlaufen. Als den Fortpflanzungsorganen zugehörig sind endlich noch jene Massen röthlich-gelber, körnig-blasiger Körperohen zu betrachten, welche in sehr verschiedener An- häufung und Grösse durch den ganzen Hinterleib frei zer- streut zu liegen scheinen und sich bei allen Entomostraceen wiederfinden. Es sind äusserst dünnwandige, einfache, ') Ich entdeckte diese Anhänge der Ovarien zuerst in den Lyn- ceen (Eurycercus, Chydorus), wo sie von gleichem Inhalte erfüllt sind, aber in verhältnissmässig viel weiteren Schläuchen bestehen, und fand sie auch in Daphnia (sima) wieder. Allein ich vermochte weder bei den Lynceen, noch bei Daphnia ihre Verbindung mit jenen muskulösen Röhren an der Bauchseite (den Pseudo-Scheiden, um mich so auszudrücken, welche gleichsam wie eine ausgezogene Coxa des letzten Fusspaares erscheinen) zu entdecken. Hier schie- nen sie mir vielmelir vom Anfange des Uterus bis tief in den Schwanz zu verlaufen, wo ich ihre Spur verlor, 368 Ed. Schödler: runde Zellen, deren Kern von einer fettig-glänzen- den, klaren Flüssigkeit gebildet wird. Sie erfüllen den Hinterleib in manchen Perioden in so massenhafter Weise, dass derselbe dadurch ein fast ziegelrothes Aussehen gewinnt. Da sie sich vorzugsweise um die Generationsorgane herum gelagert finden, aus allen Theilen der Leibeshöhle ‚suecessiv nach diesen zu vorrücken und von diesen (bei Weibchen) mit Jeder Brut immer mehr ‚und mehr aufgezehrt werden, :so glaubte ich Anfangs, in ihnen Dotterstöcke repräsentirt zu sehen, Eine Bestätigung dieser Vermuthung glaubte ich darin zu finden, dass ich dieselben Körperchen in ganz un- veränderter Gestalt und Grösse auch wirklich im Ute- rus wiederfand, sobald hier nur die beginnende Entwickelung der Eikeime, von denen sie sich jedoch deutlich unterscheiden, zu beobachten war. Hier Anfangs ganz unregelmässig zer- streut liegend, schaaren sie sich bald um eben so viele Centra (wie ich es in Fig. 9 auch darzustellen versucht habe) zusammen, als Eier in jedem Uterus zur Entwickelung gelan- gen. In den Eiern selbst, sowie diese aus dem Uterus in die Matrix treten, um hier zur weiteren Entwickelung zu gelangen, ergiebt sich der grosse, helle Keimfleck (das Purkinj e’ches Bläschen), welcher vom Mittelpunkte des Eies aus durch die dunkelgefärbte, eigentliche Dottermasse hindurchschimmert, bei näherer Untersuchung als ein Aggregat obiger Zellen. — Auf dieser und der folgenden Entwickelungsstufe haben die- selben Kügelchen auch schon Jurine’s grösste Aufmerksamkeit in den Embryonen der Daphnien erregt!) und sind auch in den Eiern vieler anderen verwandten Thiere längst beobach- tet worden ?); ohne dass ihre physiologische Bedentung hat genügend ermittelt werden können. Sie scheinen einer Ver- vielfältigung durch Theilung zu unterliegen. Ihr primitives Erscheinen, glaube ich, ist nicht in den sich entwickelnden Eiern, ja vielleicht auch nicht einmal in den Weibchen überhaupt zu suchen, sondern vielleicht in den Männchen, in denen sie ebenfalls um Hoden und Darm gelagert, in ’) Vergl. Jurine a. a. O. 8.114. 2) Vergl. Burmeister, Beiträge zur Naturgeschichte der Ran- kenfüsser. Berlin, 1834. S. 14. EEE Ueber Acanthocercus rigidus. 369 grösster Menge auftreten, In dieser Vermuthung bestärkte mich noch besonders eine Beobachtung, die ich im Monat September an Daphnia sima machte Bei mehreren, frisch eingefangenen Weibchen dieser Art fand ich nämlich die ganze Leibeshöhle und auch jene Pseudo-Scheiden bis an ihre äussere Mündung ganz strotzend von sol- chen Körperchen erfüllt, so dass es das Aussehen hatte, als habe hier eben eine Aufnahme derselben von aussen her und zwar durch jene Scheiden stattgefunden. Letzteres schien noch dadurch bestätigt zu werden, dass die in den Scheiden enthaltenen Kügelchen auch wirklich aus jenen suc- cessiv in die Leibeshöhle vorrückten und hier, wie oben an- gegeben, nach und nach verbraucht zu werden schienen. — In den Embryonen sind sie nicht mit den sogenannten Em- bryonalzellen zu verwechseln, welche oft eine sehr ähn- liche Färbung und Gestalt haben, sich erst durch ihre Ein- wirkung auf Kosten der Dottermasse bilden und. die begin- nende Gestaltung der Embryonen bezeichnen. Die Fortpflanzung des Acanthocereus selbst zeigt in ihren Erscheinungen keine wesentliche Abweichung von der der verwandten Gattungen. Sie geht auch ohne Zuthun eines zweiten Individuums von Statten und scheint die be- kannte, besonders bei den Daphnien!) wohl über allen Zweifel erhobene Thatsache von Neuem’ zu bethätigen, dass eine einmalige Befruchtung der Weibehen für meh- rere Generationen ausreicht. Um mich hiervon zu überzeugen, separirte ich mehrere ‚Junge, die eben der Brut- höhle entschlüpft waren und noch keine Spur von Fortpflan- zungsorganen erkennen liessen. Allein ich konnte nicht er- mitteln, bis zu welcher Descendentenstufe diese interessante Erscheinung sich erstrecke, Ich verfolgte sie nur ein Mal bis zur dritten Generation; gewöhnlich starben mir die Individuen, an welchen ich diese Beobachtungen machte, schon früher ab; jedoch, wie es schien, nur aus Mangel an der ge- wohnten, natürlichen Nahrung ?). ’) Vergl. Jurine a,a. O.S.124ff. und Ramdohr, Beiträge zur Naturgeschichte einiger deutschen Monoculus-Arten. Halle 1805. 8,27 ff. +2) Geeigneter für solche Beobachtungen sind die Daphnien und Archiv f. Naturgesch. X11. Jahrg. 1. Bd. 21- wr 370 Ed. Schödler: Es erinnert diese Erscheinung, mit der jene dotterähn- lichen Körperchen vielleicht in. Verbindung stehen, wohl zunächst an die bekannte Analogie, welche die Fortpflanzung der Aphididen (Blattläuse) darbietet. Inwieweit wir es aber, wie bei den Aphididen, auch hier mit sogenannten ammen- den Generationen, mit Bildungen vollkommenster Ammen !) zu thun haben mögen, muss ferneren Forschun- gen anheimgestellt bleiben. Die Entwickelung der Brut wird auf zweifache Weise vermittelt. Die eine ist auf eine schnelle Artver- mehrung berechnet; der anderen liegt die Arterhal- tung ob. Im ersteren Falle treten bereits in der Entwick- lung begriffene Eier (Eiembryonen) aus dem Uterus in die Bruthöhle und werden hier. vom Mutterthierchen bis zu ihrer vollendeten Entwicklung umhergetragen, gleichsam ausgebrütet. Die Vermittelung des Mutterthierehens ist in diesem Falle durchaus nothwendig. Der ganze Vorgang der Entwiekelung aber ist wie bei den Daphnien ?2). Er zeigt so auflallende Aehnlichkeiten mit dem vieler lebendig- gebärenden Thiere, dass man ihn wohl geradezu als ein Le- bendiggebären hat bezeichnen wollen ?). Ein solcher Ei- embryo hinterlässt keine Spur von Eihäuten in der Brut- höhle und hat folgende Bestandtheile: Sein Centrum nimmt der schon oben besprochene Keimfleck ein. Um diesen herum, den grössten Theil des Embryos ausmachend, ist. die körnig -blasige, hier schmutzig braungefärbte Dottermasse gelagert. Auf diese folgt eine verhältnissmässig nur geringe meisten Lynceen, welche weniger, wählerisch in ihrer Nahrung, und somit leichter zu unterhalten sind. Bei Daphnia magna verfolgte ich dieselbe Erscheinung bis in die fünfte Generation; noch weiter bei Lynceen (Chydorus sphaericus und Pleuroxus trigonel- lus). — Vergl. hiermit Jurine a, a. O. S. 154. ') Vergl. Steenstrup, Ueber den Generationswechsel oder die Fortpflanzung und Entwickelung durch abwechselnde Generationen, eine eigenthümliche Form der Brutpflege in den niederen Thierklas- sen. 1842, S. 121 ff. 2) Vergl. Jurine, ebendas. p. 112 ff. pl. 9. Fig. L—10. ?) Vergl. Ramdohr a.a. 0.8.22. Jurine a,a. 0.8.115. , 17 Ueber Acanthocercus rigidus. 37 Eiweissschicht und endlich das Ganze umschliessend findet sich noch ein äusserst feines, sehr durchsichtiges und aus- dehnbares Häutchen. Dieses zarte Häutchen aber ist eine eigentliche Keimhaut und geht nach und nach in die äussere Leibeswandung des Embryo über. Die Zeit, welche eine Brut zu ihrer vollständigen Ent- wicklung bedarf, von der ersten sichtbaren Eibildung im Ute- rus bis zum Ausschlüpfen der Jungen aus der Bruthöhle ge- rechnet, beträgt in den Sommermonaten nur selten weniger als 4 Tage und nimmt unter sonst gleichen Umständen in demselben Grade zu, als die mittlere Temperatur abnimmt. — Die einzelnen Bruten folgen gewöhnlich so auf einander, dass sich der Uterus schon wieder mit frischen Eikeimen füllt und eine neue Brut vorbereitet, während die alte noch im letzten Stadium ihrer Entwickelung begriffen ist. — Die Zahl der Jungen, welche mit jeder Brut zur Entwickelung gelan- gen, ist verschieden und wächst mit dem Alter des Thier- chens; doch fand ich sie niemals grösser als sechs. Ein wahres Eierlegen finden wir im anderen Falle, dem die Function der Arterhaltung obliegt. Er besteht in der Entwicklung sogenannter Wintereier, welche von Zeit zu Zeit statt jener Eiembryonen gebildet werden. Viele En- tomostraceen nämlich, zu denen auch die neue Art gehört, durchleben kaum das Sommerhalbjahr. Andere bewohnen wieder fast ausschliesslich Gewässer, welche bald im Win- ter, bald im Sommer gänzlich oder zum Theil austrocknen; wodurch diese Thierchen oft einen sehr plötzlichen Untergang finden. Für alle diese Fälle sind nun jene Wintereier bestimmt. — Da dieselben ganz unabhängig vom Mutterthier- chen zur Entwickelung gelangen sollen und oft eine lange Zeit hindurch allen Temperatureinflüssen widerstehen müssen, so werden sie auch schon im Uterus, in welchem sie länger als jene Eiembryonen verbleiben, zu diesem Behufe mit einer doppelten Eihülle versehen. Die äussere derselben ist ziemlich dick, durchsichtig und widersteht einem nicht unbe- deutenden Drucke, ehe sie platzt. Die innere Hille, welche die Bestandtheile des Eies umschliesst und nicht mit der oben erwähnten Keimhaut zu verwechseln ist, ist äusserst zart, - ganz glashell, aber dennoch einer sehr bedeutenden Ausdehn- 21% 372 Ed. Schödler: barkeit fähig. — Solche Eier, tragen. bei ihrem Austreten aus der. Geschlechtsröhre nicht. die geringste Spur einer. begon- nenen Entwicklung und: haben eine ganz compacte, vegelmäs- sig eiförmige Gestalt. Die Daphnien bilden, für sie, bekanntlich noch beson- dere, ganz eigenthümliche, zellig-wandige. Eierkapseln, welche man ephippia genannt hat !). Eine „entsprechende, aber viel einfachere Bildung findet sich auch beim Acanthocercus. Bei ihm und ebenso auch bei den Lynceen wird gewöhnlich Jie ganze Hinterleibsschale, ohne eine bemerkbare Metamor- phose eingegangen zu sein, zu solchem Eierbehälter verwendet (vergl. Fig. 14). , Das ganze Eierpacketchen wird. bei: der nächsten Häutung abgelegt und. mit; bewunderungswürdiger Geschicklichkeit: an Pflanzen oder an die Wände des Gefässes, in welchem man die Thierchen gefangen hält, angeklebt. Von seinem Anheftungspunkte losgerissen , sinkt.es zu Boden und unterscheidet sich auch dadurch ‘von ‚den; ‚Ephippien der Daphnien, die immer specifisch leichter ‘als Wasser sind ‚und, dem freien Spiel der Wasseroberfläche ‚überlassen bleiben. — Auch in Bezug auf die Zahl der Eier unterschei- den sich die Eierpacketchen des Acanthocercus (und ebenso auch die. des Eurycercus lamellatus) von denen der Daph- nien.. Im jenen scheint dieselbe mit dem Alter des Weib- chens zu, wachsen; denn ich fand in denen der neuen Art ‘bald 2, 3 und 4 Eier und in denen des Eurycercus.sogar 2 bis 10 Eier. In den Ephippien der Daphnien ist die Zahl der Eier: stets permanent und scheint nicht über zwei hinauszugehen. Letztere ‚haben aber dann eine so ‚bestimmte Lage zu ‚einander, dass man bisweilen schon ‚aus ihr, allein mit völliger Sicherheit ‚die Species, welcher jene: angehören, entnähmen kann ?), !) Vergl, Straus, Mem, du Mus. V. p. 415; pl 29. Fig. 16 et 17. 2) Aus der gesetzmässigen Eierlage (die durch ganz bestimmte Struktur-Verhältnisse bedingt wird) der einander sehr ähnlichen Ephippien von Daphnia magna und pulex allein lässt sich z. B, nachweisen, dass das von Straus (a a. O. Fig. 16 und 17) als der D. pulex zugehörig abgebildete Ephippium nicht von dies ki sondern nur von der D. magna sein kann. ; Ueber Acanthocerceus rigidus. 373 Auf den Hergang der Entwickelung in solchen Eiern werden wir ausführlicher zurückkommen. Er nähert, sich am meisten der Eientwickelung der Phyllopoden. Durch welche der beiden, in Kürze bezeichneten Brut- pflegen aber die jungen Acanthocerken atıch ihre Entwik- kelung erhalten haben mögen, so sind sie dem Mutterthierchen stets vollkommen ähnlich. Sowie sie aus der Bruthöhle oder dem Ephippium entschlüpfen, sind ‚sie auch bis auf die Fortpflanzungsorgane vollständig ausgebildet und schwimmen munter und ganz unbekümmert um das Muttertlierchen im Wasser umher !). Sie wachsen sehr schnell heran: sind im Sommer nach einem Zeitraum von 12 bis 15 Tagen schon wieder fortpflanzungsfähig und häuten sich während dieses ersten Wachsthums gewöhnlich drei Mal. Die Häutungen dehnen sich bei diesen Thierchen bekanntlich auch auf alle inneren Schleimhäute aus und wiederholen sich periodisch ?) durch das ganze spätere Leben. Erklärung der Figuren. Sämmtliche Figuren sind in vergrössertem Maassstabe gezeichnet. Fig.1. Acanthocercus rigidus, von der Rückenseite aus gesehen. Natürliche Grösse $”. — TT die Ruderarme; H das Herz; OO die Ovarien (Uterus im geschwängerten Zustande); SS die Hinterleibsschale; s’ die längere seitliche Ruderarmborste; s’” die Schwanzborsten. Fig. 2. Dasselbe Thierchen in der Seitenansicht; die Brut- höhle (EG) ist mit fast vollständig entwickelten Embryonen erfüllt; der linke Ruderarm an der Wurzel (W) abgeschnitten. O das Auge; aa die Antennen; C das Gehirn; L die Oberlippe; H das Herz; SS die Schale; JJ der Darmkanal. Fig. 3. Die Rüsselspitze mit den Antennen (a a) und dem schwar- zen Flecke (dem muthmasslichen Gehörorgane n und n'). Fig. 4. Die Kiefer: DD das Mandibeln-, EE das Maxillen-Paar. Fig. 5. Ein Fuss des ersten Fusspaares von der äusseren Seite gesehen; p die Fressspitzen desselben. ‘) Niemals habe ich zu beobachten Gelegenheit gehabt, was Pritchard, Microscopie Cabinet p. 90 von Chydorus sphaeri- cus erzählt: „The young play near their parent, and at the approach of danger swim for protection within the shell of tie mother, which she, conscious of their feebleness, immediately closes.” ?) Vergl. hiermit Jurine a. a. O. S. 117 fl. 374 Ed. Schödler: Ueber, Acanthocercus rigidus. Fig. 5..: Derselbe Fuss von der inneren. Seite. Fig. 6. Ein Fuss des zweiten Paares von der äusseren Seite; u” eine Kaukralle des Schienbeines. Fig. 6. Derselbe von der inneren Seite. Fie. 7. Ein Fuss des Äritten Paares von der äusseren Seite. Fig. 8. Ein. Fuss des vierten Paares. In Fig. 5—8 sind die einander entsprechenden Theile mit glei- chen Buchstaben bezeichnet worden und zwar der Schenkel mitF, das Schienbein mit T, der Fuss mit R; k ist das allen Füsschen eigenthümliche Kiemenbeutelchen; ss’ sind Ruderborsten; u, u, u” u” krallenförmige Greif- oder Kauwerkzeuge. Fig. 9. ‚Der von der Schale: befreite Hinterleib mit den Fort- pflanzungsorganen der einen Seite. Fig. 10... Ein Theil des Cephalothorax, besonders für die Mus- kelstruktur des Ruderarmes (T) entworfen; 1,1',1” Heber des Ruder- armes; f,f Strecker desselben, rr Dreher zug Oberkiefers; mm Muskeln des Auges; J’ein Stück des Darms. Fig. 11. A das Auge des aüsgewachsenen Thierchens “er ein Theil des Nervensystems: ,C das Gehirn, o der Augennerv; nn das Fühlernervenpaar; n”n” der Schlundring; n’ ein nnpaarer (?), Nerv des Labrums. Fig. 12. L die Oberlippe; O die Speiseröhre; mm’...m, Mus- keln dieser Theile; J das vordere Ende des Darms. Fig. 1%. JJ die Darmschlinge; M der Mastdarm; A After. Fig. 13. A’ Auge im Embryozustande; k Krystallkörperchen des ausgebildeten Auges. Fig. 14. Ein Wintereier-Packetchen (ephippium). Fig. 15. Das Herz (H) mit‘ den Arterien-Verzweigungen von der Seite gesehen; r eine Herzspalte. Fig. 16. Dasselbe von oben. a 375 Nachtrag zur Uebersicht der Arten der Gattung Astacus. Vom Herausgeber. Nachdem ich eine Aufzählung der Arten von Astacus (in diesem Bande, S. 86) gegeben hatte, habe ich noch die Be- schreibungen mehrerer Arten aufgefunden, welche zur Ver- vollständigung der Uebersicht hier nachgetragen werden mögen. Eine nordamerikanische Art ist von Randall Journ. of the Acad. of Nat. Scienc. of Philadelphia. VII. (Pt. 1.);p. 138. T.7. (1839) bekannt gemacht worden, welche dem A. (Cam- barus) affınis zunächst verwandt, und vermuthlich: gleichfalls ein Cambarus ist. Astacus Oreganus ‚‚testa Sranulata, bimaculata,, fronte valde producta.” Der Körper braun, gekörnt. Der Schnabel in 'eine lange feine Spitze auslaufend, an jeder Seite einzahnig. Das Magen- feld des Panzerschildes an jeder Seite mit fünf Dornen, näm- lich drei vor und zwei hinter den Seitendornen; dıe Kiemen- felder jeder mit einem grossen rothen Fleck. Das Glied vor der Scheere mit einem scharfen Dorn an der Innenseite; der Schenkel des Scheerenbeines oben mit einem Dorn an jeder Seite. — Länge 4". Im Columbiafluss an der. Westküste Nordamerika’s. Die übrigen Arten sind aus Neuholland, und von Gray aus der Sammlung des britischen Museums im Anhange, zu Eyre’s Journ. of Expeditions of Discovery into central Austra- lia. Vol. I. (1845) beschrieben worden. \Astacus Franklini Gray a. a. 0. p. 440. N.1. T.3. F.1. Panzerschild an den Seiten: gewölbt, ‚hinten: an den Seiten etwas gerunzelt, der Schnabel kurz, mit aufgebogenem, gezäh- neltem Rande, Die Scheeren zusammengedrückt, runzlig, mit 376 Erichson: dickem gezähneltem Rande; das Glied vor der Scheere an der Innenseite mit 4 oder 5 kegelförmigen Dornen, von denen der vorderste der stärkste ist. Die Seiten des zweiten, Sehwanzringes stachlig. j Von Vandiemensland. Dem A. Madagascariensis sehr ähnlich, namentlich in der Kürze des Schnabels und in.den Stachelhöckern des zweiten Schwanzringes ihm gleichend, in der Länge der Scheerenfinger aber abweichend; auch scheint die Schwanzflosse ohne Sta- chelhöcker zu sein. Vermuthlich eine zweite Art der Unter- gattung Astacoides. Astacus quinguecarinatus Graya. a. O.p.410.N. 2. T.3. F. 3. ah Panzerschild glatt, etwas gewölbt, oben mit drei Kielen. Der Schmabel lang, zugespitzt, glattrandig, die Seitenränder jeder in einen Kiel nach hinten fortgesetzt. Die Scheeren lang, zusammengedrückt, glatt, mit verdicktem, gezahnten, oben gewimperten Innenrande. Das Glied vor der Scheere an der Innenseite mit zwei kegelförmigen Dornen. In. Westaustralien, in der Nähe des Schwanenflusses ein- heimisch. Jedenfalls ein Cheraps und dem A. Ch. Preissii nahe verwandt, indess durch die fünf Längsleisten auf dem Panzer- schilde unterschieden. Astacus bicarinatus Gray a.a.O. p. 410. N.3. T.3. BE U 22 Panzerschild glatt, etwas niedergedrückt, oben auf jeder Seite vorn mit einer Längsleiste. Der Schnabel lang, flach, an der Spitze dreizähnig. Die Scheeren etwas zusammenge- drückt, glatt, mit dünneren, leicht gezähneltem Innenrande. Das Glied vor der Scheere dreieckig, der vordere Innenwin- kel in eine spitze Ecke vorgezogen. Die mittlere Schwanz- flosse mit zwei allmählich etwas auseinander weichenden Kie- len, und gleich den übrigen Blättern am Ende dünn und biegsam. | Die innere Seitenflosse jede mit zwei Kielen; "welche jeder in einen Dorn auslaufen. Von Port Essington. Dieser Krebs stimmt in vielen Punkten mit meinem Abta- Nachtrag zur Uebersicht der Arten der Gattung Astacus. 377 eus Tasmanicus überein, nur passt die dreizähnige Schnabel- spitze nicht, welche auch die Abbildung nicht darstellt, auch entfernt ihn das Vaterland, und die Angabe einer biegsamen Spitze der Schwanzflossen würde eher auf eine Art der Un- tergattung Cheraps schliessen lassen. Neuholland scheint besonders reich an Astacus-Arten zu sein, deren jetzt schon acht festgestellt sind; es ist hier aber noch eine weitere Ausbeute in Aussicht. Herr Eyre brachte die Zeichnung von einen Krebse aus dem Murray mit, wel- cher dem Ast. 5-carinatus gleicht, aber die fünf Leisten auf dem Panzerschilde nicht hat und 3 bis 4 mal grösser ist, näm- lich über 6" lang wird. Dieser Krebs findet sich in den an- geschwemmten Flächen des Murrayflusses in Südaustralien, die zu ‚Zeiten überfluthet werden. Während der trockenen Jahreszeit findet er sich tief unter der Erde in einer Art Win- terschlaf, und wird in Gärten und auf Feldern öfter ausge- graben. Wenn die Ueberschwemmung eintritt, welche ge- wöhnlich im August oder September ihren Anfang nimmt und bis zum Februar oder März dauert, stellt sich der Krebs im Wasser ein. Anfangs ist er matt und mager, bald aber wird er fett und feist, und gewährt den Eingebornen viele Wochen Jang eine reichliche Nahrung. In einzelnen Jahren tritt der Murray nicht aus; in diesem Falle bleibt der Krebs anderthalb Jahre unter der Erde. — Ausserdem kommt im Murray noch ein Krebs vor, der 44 Pfund schwer wird. Ein kleinerer Krebs lebt in den Lachen des Torrens-Flusses (Eyre Exp. I. 5.408). Durch die Mittheilungen des Herrn Eyre wird das Vorkommen der Flusskrebse in Neuholland erklärlich, wo die meisten Flüsse während des grösseren Theils des Jahres aus- getrocknet sind. Es finden sich also die neuholländischen Astacus-Arten unter zweierlei Bedingungen in der Erde: 1. Wasserkrebse, welche während der trockenen Jahreszeit dort nur ihre Zuflucht nehmen, 2. Erdkrebse der Untergattung En- gaeus, welche wirklich in der Erde leben. Berichtigungen. Y ..129, Z. 10 v. u. (bei Dist. crass: R. Ves. fell. st. Idem 1. Creplin, „133, 2. 8 v. u. st, Nova l. Novae. . 147, Anm. 2, Z.3 v. o. st. ar. Ar, . 457, letzte Z. st. Tidskr. 1. Tidsskr. . .158, Z. 2 v. o. st. terrestris 1. terrester. .159, Z. 22 v. o. st. Hofmstr. 1. Hoffmstr. S. 161, 163, 1. Canephorus (zavngvoos) st. Corephorus (x007pogos). Ferner 1. zu der Ueberschrift, S. 129, Nachträge ete., noch: Fortsetzung Dunmun nn Gedruckt bei den Gebr. Unger in Berlin. ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. GEGRUNDET VON A. F. A. WIEGMANN. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. GBISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. von SIE- BOLD IN FREIBURG, DR. TROSCHEL IN BERLIN, PROF. A. WAGNER IN MÜNCHEN UND PROF. RUD. WAGNER IN GÖTTINGEN HERAUSGEGEBEN voN Dr. W. F. ERICHSON, PROFESSOR AN DER FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT ZU BERLIN, ZWÖLFTER JAHRGANG. Zweiter Band. u |... BERLIN 1846. IN DER NICOLAVSCHEN BUCHHANDLUNG. RT VERDEA, ni ATMWIIHILADAUTK £ f ‚eum ARZaARLaNET MI AOAT , zit nr JaH9eoaT Aa ‚Damarı EHE .aua aond and vandn m a. yaozırrön ni PRPTAT IE u } Be a AERTSHIETANAN = vg u ‘ mov, \ Mosnpinz .ı.m ‚mLanan Ux TÜTIRREFRRU-ARATE RT NOIR TE MAR ET ur ua N SE R . ae DRDAHRL KarAUS > = ‚hust Er ET N Br anar vnanae DRTIANAHHIUE naudera1odın naa Inhalt des zweiten Bandes. Seite. Jahresbericht über die Arbeiten für physiologische Botanik in den Jahren 1844 und 1845. Von H. F. Link 1 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der a thiere während des Jahres 1815. Vom Prof. Andr. Wagner in München 5 . 113 Bericht über die Keisiunpen in der Na chi der Vögel während des Jahres 1845. Von Demselben . 164 Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in der Natınee- schichte der Insecten, Arachniden, Crustaceen und Entomostra- ceen während des Jahres 1845. Vom Herausgeber . 185 Bericht über die Leistungen in der Pflanzengeographie und der systematischen Botanik während des Jahres 1845. Von Dr. A. Grisebach ö . 313 Bericht über die Leistungen ii in der Herpetologie während des Jahres 1845. Von Dr. F. H. Troschel . 395 Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie Fährend des Jahres 1845. Von Demselben . 399 Bericht über die Leistungen in der Natuigeächichte der Mollus- ken während des Jahres 1845. Von Demselben . 42 b; Da Kiel. °. x h" a, ü %: 4% f ‚? i Ri r p Ir x u ar, ? r A \ > = * aa a ET r ans ei ” Bi } aba ET: uob !adat mr unehaue Ener 3 3 ir z re Be tat N un moltodıt hand | 7 £ TE HarL ACH noV Beam, 7 yuid POTBENEIT EYE 2 Er yoga d aib . Beine HR ar une era ea re an ” lies ns, audi ak.m IIe 7.) Be ragwep Ban UTE) hi Pe "a Pre un ER a DR FaRaR Ka ar Jay Te Ver 156° hust) sihgergosyssanfl, Prren® SU or. ak akt uauinAuni ao Duruis aeg Are ae hy ER 2 Br | Pr Al. Zenllobt ee aka Btkisrlung ul laame hart äholg % j 4 ae r ie 2 4 2 ee A ee bi, top a Zu Eee De Felt un ee 7 ara Im Sa Yh eiles vi Er ee aaa i ar FRE 2 0 I rn re wor „sr PRO NUE rad I year are fen E wii „las " er PrToRR: , PC 5 hl area “er. m 2 Se ee ee Jahresbericht über die Arbeiten für physiologische Botanik im Jahre 1844 und 1845. Von H:.E,.L i.n,k. Allgemeines. Die Physiologie, und mit ihr die physiologische Botanik, ınachte, wie man meinte, in der Ruhe bedeutende Fortschritte, indem die Zahl der Mitarbeiter sich immer mehrte und die, allerdings sehr verschiedenen Meinungen, wenigstens nicht mit auffallender Heftigkeit vertheidigt wurden. Da erschienen einige Männer, welche sich bemühten diese Ruhe zu stören, welche nicht allein ihre Meinungen mit grosser Heftigkeit vertheidig- ten, sondern auch die anders Denkenden angriffen, sie zum Kampf herausforderten, ja sogar zuweilen verhöhnten. Unter diesen will ich vor allen anderen drei nennen: Liebig, Gau- dichaud und Schleiden. Alle drei schreiben gut, Liebig sogar vortrefllich, allen dreien fehlt es nicht an Geist und Scharf- sinn, aber alle drei können sich in ihrem Eifer nicht halten, sondern überlassen sich einer Heftigkeit, die, wenn auch ihnen nicht selbst auf einige Zeit schadet, vielleicht sogar hilft, um rasch berühmt zu werden, doch immer der Sache, welche sie vertheidigen wollten, nachtheilig ist. Liebig sagt in der ersten Ausgabe seines berühmten Buches: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agri- eultur und Physiologie (Braunschw. 1840) S. 35. „Sobald den Plıysiologen die geheimnissvolle Lebenskraft in einer Erschei- nung entgegentritt, verzichten sie auf ihre Sinne und Fähig- keiten, das Auge, der Verstand, das Urtheil und Nachdenken, alles wird gelähmt, so wie man eine Erscheinung für unbe- greiflich erklärt.” Das ist nun wohl der Fall nicht gewesen; sie haben auch wohl äusserst selten eine Erscheinung für un- begreiflich erklärt, vielmehr gar oft im Gegentheil gefehlt; aber Archiv 1. Naturgesch. X11, Jahrg. ?. Bd, A 2% H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten gesetzt, sie hätten es gethan, so könnten sie doch immer jenen Naturforschern, welche Alles auf Mechanik und mechanisch wirkende Kräfte wollen gegründet wissen, dreist zurufen: Sagt uns doch, ihr Schmähenden, habt ihr denn die Grund- lehre eurer ganzen Mechanik, habt ihr die Mittheilung der Bewegung nur im Geringsten begriffen, ist sie nicht von allen Erscheinungen, die uns umgeben, die unbegreiflichste? Und wenn nun geantwortet würde, es sei die erste, die gemeinste und die gewisseste Erfahrung, worauf man sicher etwas grün- den könne, so liesse sich doch leicht erwidern, dass sei der- selbe Fall mit dem Leben, und man könne nicht einmal die Frage nach einer Mittheilung der Bewegung aufwerfen, ohne zu leben. Was eben gesagt wurde, möchte man vielen Natur- forschern, besonders im Auslande, zu einer sorgfältigen Er- wägung empfehlen, wenn sie die mechanischen Erklärungen bis auf das Aeusserste treiben, wo sie ohne Haltung gleichsam in der Luft schweben. Dutrochet mag zum Beispiel dienen, der alle Bewegungen an den Pflanzen mechanisch erklären will, durch Endosmose und Exosmose, durch Ein- und Aus- strömen von Säften in Zellen und Gefässen, welche die Mem- branen durchdringen, die Zellen anfüllen und ausdehnen, und vermittelst dieser Ausdehnung Bewegungen hervorbringen, auch im Ausströmen ein Zusammenfallen und entgegengesetzte Be- wegungen verursachen sollen. Und doch sind die Erschei- nungen der Endosmose und Exosmose, welche dieser Theorie zum Grunde liegen, keinesweges ihren Gründen nach erforscht; es ist durchaus nicht nachgewiesen, dass der Wechsel der aufgelösten Stoffe durch die leblose Membran, welchen wir in jenen Versuchen gewahr werden, in den Pflanzen durch die lebende Membran der Zellen geschehe, aus dem einfachen Grunde, weil wir nicht finden, dass nahe liegende Zellen ver- schiedene Säfte enthalten, wodurch ein solcher Wechsel könnte hervorgebracht werden; es ist nicht einzusehen, wie das all- mälige Einströmen und Ausströmen in der Endosmose und Exosmose die raschen Bewegungen, namentlich der Mimosa pudica zu bewirken vermöge, worauf Dutrochet seine Theorie anwendet; es ist endlich nach Grundsätzen der Mechanik nicht erklärt, wie jenes Ausdehnen und Zusammenfallen der Zellen im Stande sei, ganze Theile der Pflanze zu erheben. Den- für physiologische Botanik. 3 noch betet das Volk nach, einst Decandolle an der Spitze! — doch still, damit ich nicht in den Fehler verfalle, den ich an Andern rüge. Ist es nicht besser, statt mit solchen Erklärungen und deren Darstellung die Wissenschaft in ihren Fortschritten zu hemmen, fürs erste auf eine Lebenskraft zurückzugehen, deren Gesetze zu bestimmen, unser Zweck, und zugleich unsere nicht ungegründete Hoffnung bleibt. Einigermassen, doch nur einigermassen hat Liebig in Rücksicht auf die Lebenskraft in den gewöhnlichen Weg ein- gelenkt. In dem Buche: Die organische Chemie in ihrer An- wendung auf Physiologie und Pathologie (Braunschw. 1842), in dem dritten Theile, wo von den Bewegungserscheinungen im Thierorganismus die Rede ist, sagt er (S. 200): „Wenn die Lebenserscheinungen, nämlich als Aeusserungen einer eigenthümlichen Kraft angesehen werden, so müssen die Wir- kungen dieser Kraft an gewisse erforschbare Gesetze gebunden sein, die mit den allgemeinsten Gesetzen des Widerstandes und der Bewegung im Einklange sind, welche die Weltkörper und Weltkörpersysteme in ihren Bahnen erhalten, wodurch Form- und Beschaffenheits- Aenderungen in den Körpern be- dingt werden, ganz abgesehen von dem Stoff, welcher als Träger der Lebenskraft sich darstellt, oder der Form, in: der sich die Lebenskraft äussert.” Der Verfasser ist durchaus nicht klar in seinen Ansichten über die angebliche Lebens- kraft. Was heisst, in Einklang stehen? Sollen sie dieselben sein, oder nur ähnlich? Man sieht nicht ein, warum sie nicht gerade entgegengesetzt, oder ganz verschieden sein könnten. Aber auch über eine rein physische Kraft, über die Schwere hat der Verfasser nicht klare Ansichten. Er sagt (daselbst S. 205): „Von einer gewissen Höhe herabfallend, macht er (der Stein) einen bleibenden Eindruck an dem Orte, den er berührt, von einer noch grössern Höhe (längere Zeit) fallend, macht er ein Loch in die Tischplatte; seine eigene Bewegung theilt sich einer gewissen Anzahl Holztheilchen mit, die nun mit dem Stein selbst fallen. Keine dieser Eigenschaften be- sass der ruhende Stein. Die erlangte Geschwindigkeit ist stets die Wirkung der bewegenden Kraft. Sie ist unter sonst gleichen Umständen dem Druck proportional. Bin frei fallen- A% A H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten der Körper gewinnt nach einer Secunde eine Geschwindigkeit von 30 Fuss. Derselbe Körper, auf dem Monde fallend, würde in einer Sekunde eine Geschwindigkeit von z%%5 F. — 0,1 Zoll gewinnen, weil dort die Intensität der Schwere (der Druck, welcher auf den Körper wirkt, die bewegende Kraft) 3600 mal kleiner ist.” Wir wollen uns nicht bei den einzelnen Ausdrücken auf- halten, die nicht immer richtig angewendet wurden, wir wollen nur fragen: Warum sagt Liebig nichts von dem Gesetze der Trägheit, welches allen mechanischen Bestimmungen zum Grunde liegt, welches eben macht, dass die Geschwindigkeit eines fallenden Körpers immer zunimnit, je längere Zeit er fällt. Galilei wandte es an, ohne es auszusprechen, als er den Satz fand, dass die Räume, durch welche ein Körper fällt, sich verhalten, wie die Quadrate der Zeiten, in welchen er fällt. Newton nannte es das Gesetz der Trägheit (lex iner- tiae), stellte es an die Spitze seiner Prineipia Philosophiae naturalis mathematica, und drückte es folgendermassen aus: Ein Körper beharrt in seinem Zustande der Ruhe und der Bewegung in derselben Richtung und mit derselben Geschwin- digkeit, bis eine bewegende Kraft ihn zwingt, diesen Zustand zu verändern. Es ist vielleicht in Deutschland der Naturphi- losophie zuzuschreiben, dass man dieses Gesetz bei der Er- klärung der Naturerscheinungen vergessen, wenigstens über- sehen hat, sogar dass Naturforscher, wie Liebig, die wahrlich der Naturphilosophie nicht huldigen, dieses Gesetzes nicht er- wähnen. Nicht allein die zunehmende Geschwindigkeit beim Falle der Körper wird dadurch erklärt, sondern auch die ge- meinsten, täglichen Erscheinungen auf der bewegten Erde können ohne dasselbe nicht erklärt werden, warum nämlich ein Stein am Hause, am Thurme herabfällt, warum er nicht, wenn man ihn an der Westseite eines Hauses fallen lässt, weit hinter dem Hause zur Erde kommt, indem das Haus auf der äusserst schnell sich drehenden Erde, von ihm gleichsam wegfliegt, warum endlich dennoch beim Falle des Steines von einem hohen Thurme eine Abweichung geschieht, indem die Spitze des Thurms sich schneller bewegt, als der Boden am Fusse desselben, zu welchem der Stein herabkommt. Doch ich schäme mich, Sachen lehren zu wollen, die zum ersten für physiologische Botanik. 5 Schulunterricht gehören. Mit Recht schrieb Newton den Kör- pern eine Trägheit zu und nicht ein Beharrungsvermögen, wie einige Physiker den Körpern beilegen wollten. Denn der Körper hat, so lange er diesem Gesetz unterworfen ist, kein Vermögen, er ist in einer völligen Apathie, er vermag nicht sich in Bewegung ‘zu setzen, wenn er in Ruhe ist, er vermag nicht die Bewegung, die er. von Aussen ohne seine Mitwirkung bekommen hat, im Geringsten zu ändern, mit einem Worte sei es gesagt, er ist leblos. Hier haben wir also einen be- stimmten, scharfen Charakter von Leblosigkeit, von dem. wir ausgehen können, von dem wir ausgehen müssen, wenn von Leben und Lebenskraft die Rede sein soll. Der Gegensatz des Lebens gegen diese Trägheit, diese Apathie ist klar; ein Körper muss lebend genannt werden, wenn er sich selbst aus der Ruhe in Bewegung zu setzen, oder wenn er die Bewe- gung, worin er sich befindet, zu ändern oder überhaupt zu bestimmen vermag, woraus dann leicht folgt, was man Lebens- kraft zu nennen hat. Nur eine Anwendung des Gesagten. Ist die allgemeine anziehende Kraft eine Lebenskraft? Die Antwort ist verneinend, der Körper nähert sich einem andern nur so weit als er angezogen wird, er selbst setzt sich da- durch nicht in Bewegung, er bestimmt seine Bewegung nicht aus eigener Kraft, sondern sie wird nur durch die Anziehung eines andern bestimmt. Dadurch wird es allein möglich, dass der Astronom mit Bestimmtheit und Genauigkeit die Bewe- gungen der Himmelskörper berechnen kann. Wir finden hier also eine Kraft, welche zwar andere Körper in Bewegung zu setzen vermag, aber nicht den Körper, worin sie sich befindet, und durch den sie wirkt. Es ist gar nicht einzusehen, warum es nicht Kräfte geben sollte, welche den Körper, worin sie sich befinden, in Bewegung zu setzen vermögen, da wir sehen, dass es in den lebenden Körpern Bewegungen giebt, die nicht von äussern Kräften abzuleiten sind. Wir nennen sie Lebens- kräfte, Sie sind nicht im Geringsten unbegreiflicher als die anziehende Kraft, ja sie sind es noch weniger, als diese. Al- lerdings hat Newton für die anziehende Kraft das Gesetz ge- funden, dass die Stärke, womit sie auf einen Körper wirkt, sich umgekehrt verhalte, wie das Quadrat der Entfernung die- ses Körpers von dem Mittelpunkte der Anziehung. Aber hat 6 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten man dieses Gesetz für andere Kräfte erwiesen, gilt es für Cohäsion, Elasticität, magnetische Kraft u. s. w.? In den Chemischen Briefen, deren Erscheinen in das Jalır 1844 fällt (Heidelberg) sagt Liebig (S. 18): Sie (die Aerzte) und ihre Geistesverwandten verdriesst es, dass die Wahrheit so einfach ist, obwohl es ihnen mit aller Mühe nicht gelingt sie praktisch zu nützen, daher geben sie uns die unmöglich- sten Ansichten und schaffen sich in dem Worte Lebenskraft ein wunderbares Ding, mit dem sie alle Erscheinungen erklä- ren, die sie nicht verstehen. Mit einem durchaus unbegreif- lichen, unbestimmten Etwas erklärt man alles, was nicht be- greiflich ist!!” Dass die Körper sich nur in bestimmten Verhältnissen chemisch verbinden, ist allerdings ein Gesetz für die Verbin- dungen, aber ich möchte doch wissen, nach welchem Gesetz die chemischen Zerlegungen geschehen. Ist die zerlegende Chemie etwas anders, als ein Verzeichniss des Erfolges von Versuchen, die man über einzelne Körper angestellt hat, und zwar jeden einzelnen Versuch nach einer bestehenden Form berechnet? Ist das Wort Verwandtschaft mehr als ein Wort? In der Chemie ist nichts erklärt; Alles ist in der Chemie un- begreiflich. Die Lebenskraft hat dagegen allgemeine Gesetze. Sie hat das Gesetz des Perjiodismus, das gerade dem Gesetze der Trägheit entgegensteht, dass nämlich die Bewegung sich ver- mehrt bis zu einem gewissen Grade, dann aber wieder sich vermindert; sie hat das Gesetz der Gewohnheit, dass nämlich die Gegenwirkung nicht immer der Wirkung gleich ist, son- dern sich mindert, je öfter die Wirkung wiederholt wird. — Doch ich schreibe keine allgemeine Physiologie. Liebig’s oben erwähntes Buch, Die organische Chemie in Anwendung auf Physiologie und Pathologie, bleibt immer ein treflliches Buch. Es ist eine Nachweisung, wie sich das Ver- hältniss der Bestandtheile der Säfte und der festen Theile des tierischen Körpers aus den Verhältnissen der Bestandtheile der Nahrungsstoffe ableiten lässt. Gewiss der erste Schritt, um die Ernährung des thierischen Körpers und die Secretio- nen in demselben zu erklären, aber nur der erste Schritt, und die zerlegenden sowie die verbindenden Kräfte kennen wir für physiologische Botanik. 7 nicht. Sie scheinen allerdings mehr zu den physischen Kräf- ten zu gehören, als zu den Lebenskräften, aber wenn wir auch dieses gefunden haben, wird es doch noch immer darauf ankommen zu bestimmen, wodurch zuletzt diese Kräfte in Thätigkeit gesetzt werden. Und für den Arzt wird es doch vorzüglich darauf ankommen, die Thätigkeit jener Kräfte zu mehren, oder ihre Thätigkeit, wenn sie zu gross ist, zu min- dern. — Einstimmen muss man mit Liebig, ja man möchte mit seiner Heftigkeit schelten, wenn man sieht, ‚wie manche Physiologen das Wort Leben missbrauchen, aber darum sind nicht alle Physiologen zu tadeln, wenn sie das Wort Lebens- kraft richtig gebrauchen, nämlich da, wo die chemischen Kräfte ihrer Natur nach nicht mehr wirken können. Es ist allerdings nöthig, mit Physik und Chemie so weit vorzudringen, als man kann, aber man muss nur beiden Wissenschaften nicht mehr zutrauen, als sie zu leisten im Stande sind. Mit grosser Entschiedenheit ist Gaudichaud gegen Mir- bel in der Akademie der Wissenschaften zu Paris aufgetreten. Beleidigt durch einige Ausdrücke, deren sich Mirbel in seiner Abhandlung über den Bau des Stammes der Dattelpalme be- dient hatte, welche Gaudichaud nicht mit Unrecht auf sich deutete, protestirte er, sogleich nach der Vorlesung jener Ab- handlung, in wenig Worten gegen dieselbe, und erklärte das System von Mirbel für unrichtig, auch erschienen bald darauf im Jahre 1843 zwei Abhandlungen, um seine Protestation zu rechtfertigen. Es ist davon im Jahresbericht für 1842 und 43 geredet worden, sowie von seinen Recherches generales sur l’Organographie ete. des plantes im Jahresbericht für 1841. In den Comptes rendus vom Jahre 1844 findet sich nun die dritte und vierte Protestation gegen Mirbel (I. S. 597 u. 899). Er hat nicht abgelassen; im Jahre 1844 las Mirbel eine Ab- handlung über den Bau des Stammes von Dracaena australis, wovon weiter unten die Rede sein wird, und in den Comptes rendus von 1845 finden sich nicht weniger als sieben Vor- lesungen gegen jene Abhandlung von Mirbel. Schon viele Jahre vorher war Gaudichaud von seiner Theorie so einge- nommen, dass er Einwürfe, die man ihm mündlich machte, kaum anhörte oder auf Untersuchungen verwies, die er in der Folge bekannt machen wollte. Seine Schreibart ist kurz, fast 8 H. FE. Link: Jahresbericht über die Arbeiten aphoristisch, entscheidend, doch nicht ohne Wiederholungen, aber sagt er, sich entschuldigend: ich muss so lange wieder- holen, bis mein System allgemein angenommen ist. Von sei- ner Beharrlichkeit lässt sich erwarten, dass er nicht nach- geben wird. Diese Beharrlichkeit zeigte Gaudichaud auch in seinem Leben. Er war Pharmaceut, machte als Pharmacien botaniste die Untersuchungsreise unter dem Befehl von Freycinet mit, und ging im Jahre 1817 im September an Bord der Corvette Urania, die am 14. Februar 1820 an den Maluinen Schiffbruch litt. Sie war von Port Jackson gegen Süden gesegelt, traf dann auf einige Eisbänke, ging nun um Cap Horn und warf in der Bai Bon Succes am Feuerlande Anker. Ein heftiger Windstoss zwang sie die Anker zu kappen und in See zu gehen. Einige Tage nachher, bei dem schönsten Wetter von der Welt, stiess sie auf verborgene Felsen in der Nähe der Maluinen und zwölf Stunden später auf den Sand der Fran- zösischen Bai oder Bucht der Einsamkeit genannt, wo sie sich noch befindet. Es war vier Uhr Nachmittags, als sie auf den Felsen stiess, und vier Uhr Morgens, als sie auf der Sandbank scheiterte und dort unterging. Die Zwischenzeit zwischen diesen beiden Begebenheiten war eine schreckliche Nacht voll Angst und Gefahren. Gaudichaud kam glücklich davon, aber alle seine Sammlungen waren unter Wasser und konnten, nachdem sie sechs und dreissig bis vierzig Tage unter Wasser gewesen waren, erst herausgezogen werden. Er war gewungen jedes Paket, sogar jeden Bogen mit süssem Was- ser auszulaugen und zu trocknen, und so gelang es ihm wäh- rend der vier Monate, die er hier zubrachte, von 6000 Pflan- zen-Exemplaren ungefähr 4000 zu retten. Mit der Corvette la Physicienne, welche die Regierung auf den Maluinen ge- kauft hatte, kam er nach Frankreich im December 1820 zurück. Hier gab er den botanischen Theil der Reisebeschreibung heraus, und machte auch den Entwurf zu seiner Organogra- phie und Physiologie der Pflanzen. Dann ging er wieder im Jahre 1831 auf der Fregatte Herminie unter dem Commando von Villeneuve Bargemont nach den Küsten von Süd-Amerika. Die Fregatte umsegelte zweimal Cap Horn und kehrte 1832 von Rio de Janeiro nach Frankreich zurück, Gaudichaud erhielt für physiologische Botanik. 9 aber” die Erlaubniss, in Brasilien zu bleiben, aus welchem Lande er im Juni des Jahrs 1833 wieder auf der Corvette La Bonite, Capt. Duränd, in Toulon ankam. Im Jahre 1835 im April übergab er seine Bemerkungen über die Organogra- phie, Organogenie und Physiologie der Pflanzen dem Institut, und im December desselben Jahres, an dem Tage, als ihm der Preis aus der Monthyonschen Stiftung zuerkannt wurde, verliess er Paris, um auf der Corvette La Bonite seine dritte Reise zu machen. Er ging im Februar 1836 von Toulon ab, und kehrte auf demselben Schiffe am Ende des Jahres 1837 wieder. Als er gerade in Canton war, wählte ihn das Institut zum Mitgliede. Diese Nachrichten habe ich aus der Lebensbe- schreibung in. der Revue generale biographique genommen, welche noch hinzufügt: Gaudichaud, dieser energische Mann, mit der Revolution 1789 geboren und in ihr aufgewachsen, habe viele Duelle gehabt, ‚‚mais’”, heisst es weiter, ‚tous ceux qui ont connu M. Gaudichaud savent, que jamais il n’alla au devant de ces sortes d’affaires”. — Es ist nicht ganz ohne Absicht, dass ich diese Nachrichten von Gaudichaud’s Leben hierher gesetzt habe. „Was ist”, sagt er (s. Compt. rend. 1844. 1. 598), „eine monokotyle Vegetabilie ihrem ersten Ursprunge nach, z. B. ein Dattelbaum? Eine belebte (animee) Zelle, welche einen Embryo oder eine Knospe hervorbringt. Ein Embryo, alle Botaniker wissen es jetzt, ist eine freie, isolirte, unabhängige Zelle. Dieser Embryo, oder dieses primitive Phyton, ist ein Individuum für sich, welches seine eigenthümliche Organisation und seine eigenthümlichen Functionen hat. Das erste In- dividuum bringt bald ein zweites hervor, das zweite ein drit- tes, das dritte ein viertes und so fort während des ganzen Lebens der Pflanze. So wie der Embryo seine Organisation und seine eigenthümlichen normalen Functionen hat, eben so werden auch die Individuen, welche von ihm und von allen denen entstehen, welche auf ihn folgen, die ihrigen für sich haben, Jas heisst, modificirt nach den Stufen ihrer Entwicke- lung und ihres Alters, indem unmittelbar und beständig das zweite auf das erste, das dritte auf das zweite und so fort eines auf das andere gepfropft ist. Das erste Individuum, der Embryo, nimmt die Prineipien seiner Existenz von aussen her, 10 H. F. Link; Jahresbericht über die Arbeiten von Wasser, Luft, Licht und Wärme, besonders aber ausdem Eiweisskörper (perisperme), wenn er vorhanden ist, der den Embryo säugt und dadurch resorbirt wird, das zweite wird vom ersten ernährt, das dritte vom zweiten und ersten, das vierte von den drei andern, so wie auch von den vorher ge- nannten Elementen, woraus dann folgt, dass, wenn die Phytons ganz entwickelt sind, das erste sehr schwach bleibt, das zweite etwas stärker wird, das dritte noch stärker, und dass alle fol- genden nach und nach stärker werden, auch mehr zusammen- gesetzter in Form und folglich auch in Functionen bis zum Normalblatt, welches die höchste Stufe von Organisation er- reicht hat.” Alle Botaniker wissen es jetzt, sagt Gaudichaud, dass der Embryo eine Knospe ist. Daraus wird nun bald gefolgert, die Knospe sei dem Embryo ganz ähnlich, und werde auch Wurzeln haben, wie jene. Aber nein, der Embryo ist keine Knospe und die Knospe kein Embryo. Es ist eine alte und alltägliche Erfahrung, welche ich kurz auf folgende Weise aus- zudrücken pflege: der Embryo — durch Befruchtung entstan- den — setzt die Art fort, die Knospe das Individuum. Der Zweig mit Knospen von einem Borsdorfer Apfelbaum gepfropft, bringt immer wieder Borsdorfer Aepfel hervor, der Same von einem Borsdorfer Apfel nie, Unähnlich in dieser Haupteigen- schaft mögen sie auch sonst unähnlich sein, und es folgt nicht, dass die Knospe Wurzeln habe, wie der Embryo. Ferner, das Blatt ist kein Individuum; es ist nur ein sol- ches in Verbindung mit den Knospen und diese zeigen im An- fange fast nur Zellgewebe, äusserst wenige Spiralgefässe. Solche Knospen untereinander vereinigt, bilden Mirbel’s Phyl- lophor. Wir wollen Gaudichaud weiter hören. „Nach den alten Theorien bildet sich das Gefässsystem des zweiten Individuums durch Abtrennung von Gefässen des ersten Individuums, und so weiter in den folgenden. Das Ge- fässsystem des zweiten Individuums ist. also aus einem Theile des ersten zusammengesetzt. Aber wenn die Gefässorganisa- tion des zweiten Individuums zusammengesetzter ist, als die des ersten, so kann also das Gefässsystem des zweiten nicht von dem Gefässsystem des ersten gebildet sein. Giebt man für physiologische Botanik, 11 zu, dass alle Gefässe des Embryos in das Primordialblatt über- gehen, so müsste dieses immer nur die Organisation des Em- bryo haben. Doch diese Theorie ist, glaube ich, mit Recht jetzt verlassen. Nach der Theorie, welche Ihnen am 12. Juni (von Mirbel) vorgetragen ist, müssten aus der innern Peri- pherie des Embryo, die Gefässe des Primordialblattes hervor- kommen. Hier treffen wir auf dieselben Schwierigkeiten. In der That, was wird aus dieser Theorie, wenn wir Ihnen durch eine grosse Menge von Thatsachen beweisen, dass in der Re- gel das Primordialblatt weiter in der Organisation ist, als das Embryoblatt, und dass z. B. das vierte und fünfte Blatt fast immer mehr Gefässe enthält, als die drei oder vier ersten; wenn wir ferner durch dieselben Thatsachen darthun, dass nicht allein das Cotyledonarblatt keine Gefässe dem Primor- dialblatte zuschickt, sondern auch, dass in vielen Fällen es keine von oben erhält, und dann allerdings nur eine ephemere Existenz hat, In diesem Falle hört das erste Blatt, da es nicht durch das zweite Blatt gestärkt und gewissermassen be- lebt wird, sehr bald auf zu existiren. Ist dieses nicht ein ofienbarer Beweis von der individuellen Vitalität der Phytons.” Mirbel behauptet, meine ich, dass alle Gefässe des Palm- stammes nicht allein aus der innern Peripherie des Embryo kommen, sondern auch, dass überall, wo die Blätter entsprin- gen, neue Gefässe sich entwickeln, dass sie also an den Rin- gen inwendig in der Peripherie des Stammes hervorkommen. Ich glaube nicht, zufolge der Untersuchungen, welche ich dar- über angestellt habe, dass Mirbel Recht hat; ich finde keine Holzbündel oder Gefässbündel, welche von den Ringen auf der innern Seite des Stammes ausgehen, vielmehr kommen alle von der Basis des Stammes und durchziehen ihn dann der ganzen Länge nach. In der Nähe der Peripherie drängen sich die Gefässbündel so dicht zusammen, dass man sie mit Mühe sondern und ihren Verlauf finden kann. Gaudichaud fährt fort: „Wir werden natürlicher Weise dieses Prineip auf das Anwachsen der Stämme, Blätter, Früchte u.s. w. anwenden, auch werden wir sie bis auf die Blüthen und andere flüchtige Theile der Vegetabilien ausdehnen, Wir wollen sie auch sogleich auf die Stämme der Vellosia anwen- den, die, da sie fast nichts von den Blättern erhalten, welche 12 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten am Ende der Aeste sich befinden, immer sehr dünn bleiben, aus dem einfachen Grunde, weil die Wurzelgefässe der Blät- ter, welche die Verdickung der Stämme werden hervorgebracht haben, sich sogleich bei ihrem Entstehen nach der äussern Rinde (& l’exterieur du perixyle) wenden und so als Wurzeln (a l’etat de racines) längs den Zweigen, den Aesten und Blät- tern,‘ bis in den Boden herabsteigen. Das Primordialblatt (das erste nach dem Embryo) empfängt ohne Zweifel Leben und Nahrung vom Enıbryo, aber nichts weiter; das Primordial- blatt giebt eben so Leben und die Hauptnahrung dem zweiten Blatte und eben so ist es mit dem zweiten Blatte im Verhält- niss zu dem dritten u. s. w.” In diesem aphoristischen Stil schreibt Gaudichaud bestän- dig, der noch dadurch anffallender wird, dass die Perioden von einander abgesetzt werden und eine neue Zeile anfangen. Er sagt ferner (a. a. O. S. 610): „In der That, wenn die 3eobachtung zeigt, dass der Embryo, dieses kleine isolirte Wesen, ursprünglich nur aus Zellgewebe besteht, und dass dieses Zellgewebe durch seine physiologische Wirkung die Gefässe erzeugt, dass die Gefässe in dem Stammgliede (meri- thalle tigillaire) anfangen, dann in dem Blattstiel- und Blatt- flächengliede erscheinen, dass sie schon ganz gebildet oder doch vorgezeichnet sind in diesen Gliedern (dans les parties merithalliennes), ehe sie sich in dem Wurzelknöpfchen (mam- melon radiculaire) zeigen, so führt uns schon die Analogie darauf, dass es eben so sein muss mit der Organisation der andern Individuen, von welcher Art sie auch sein mögen, die von der Pflanze hervorgebracht werden. Diese Thatsache, ich wiederhole es, ist eine Hauptsache und des Nachdenkens würdig. Ich bin mehre Mal darauf zurückgekommen, und werde noch darauf zurückkommen, weil sie, wie ich glaube, der Schlüssel zur vegetabilischen Organographie ist, weil sie die Theorie der Glieder (merithalles) in sich fasst, die ich vertheidige, und weil sie alle anderen Theorieen hinter sich zurücklässt (infirme)”. In diesen Worten ist allerdings die Grundlage des Systems enthalten. Die ganze Theorie von Gaudichaud beruht darauf, dass die Knospen dem Embryo völlig gleich sind, und dass sich in jenen Wurzeln oder wurzelartige Theile bilden, wie in für physiologische Botanik. 13 diesem, wenn das Stämmehen auswächst. Es wird dadurch das Wachsen in die Dicke erklärt, welches allerdings seine Schwierigkeit, besonders in den Monokotylen und zwar in dem Caulom der Palmen hat. Es ist schon oben gesagt wor- den, dass zwischen dem Embryo und den Knospen die Ueber- einstimmung nicht so gross ist, als Gaudichaud meint. Bloss nach einer doch nur einseitigen Analogie werden den Knospen Wur- zeln zugeschrieben, welche in dem Stamm abwärts wachsen. Wenn Mirbel die Verdickung des Palmstammes dadurch er- klärt, dass neue Gefässe von dem innern Umfange des Stam- mes entspringen, so hat die genauere Darstellung des ganzen Vorgangs dennoch ihre grossen Schwierigkeiten, abgesehen davon, dass man diesen Ursprung der Gefässe bei genauer Untersuchung nicht findet. Aber die Schwierigkeiten fallen weg, wenn man ein seitliches Anwachsen annimmt, wie es sich beim ersten Blick wahrscheinlich macht. Ich habe in meinen Vorlesungen über die Kräuterkunde (II. Heft. Berlin 1845. S. 309) gezeigt, dass der Stamm der Dattelpalme in der Jugend einer Zwiebel sehr ähnlich ist, welche ebenso erst in die Dicke wächst, und dann in den Stamm aufsteigt; ich habe ferner daselbst (S. 237) Beobachtungen angeführt, woraus sich ergiebt, dass im Stamme der Dikotylen eine Schicht bald dicker, bald dünner anwächst, welches doch besonders auf ein seit- liches Anwachsen deutet. Tief hinab gehen also die Wurzeln der Knospen nicht in den Stamm. Dass etwas Zellgewebe aus den Knospen in den Stamm herabwachse, ist höchst wahr- scheinlich, ob aber Gefässe aus den Knospen in den Stamm wachsen, ist zweifelhaft, tief dringen sie auf diese Weise nicht ein. (S. m. Vorles. a. a.O.S.265). Ueberhaupt nehmen Mir- bel und Gaudichaud zu wenig Rücksicht auf das Anwachsen und Anlegen eines Gefässes an das andere. Der beharrliche Mann, wie sein Leben zeugt, wird schwer- lich etwas von seiner Theorie den Gegenreden aufopfern, und wenn dieses auch selbst die unparteiischen Prüfer endlich zu ermüden vermag, so sollte es doch nie so weit gehen, dass man die Theorie unangesehen verwirft. Von allen den im Anfang genannten Botanikern ist Schleiden der heftigste. Sowie er eine entgegengesetzte Meinung antrifit, verwirft er sie sogleich und so entschieden, 14 H. F. Link; Jahresbericht über die Arbeiten dass auch nicht eine kleine richtige Seite daran bleibt. Noch schlimmer geht es dem, der solche Meinungen geäussert hat; an ihm bleibt gar nichts Gutes. So hat er, bis auf einige wenige, alle botanischen ‚Schriftsteller gegen sich erregt, und mancher seiner Lehren den Eingang bei Andern versperrt. Es muss nicht abhalten, das Gute und Treffende bei ihm zu erkennen. Wenn man den geraden, entschiedenen Gaudichaud sieht, so erwartet man wohl eine Beharrlichkeit in seinen Mei- nungen, aber Liebig’s liebenswürdiges Aeussere lässt den scharfen Mann nicht ahnden, und eben so lässt der stille Schleiden nicht vermuthen, dass er alle anders Gesinnten nie- dertreten möchte. Die erste Ausgabe seiner Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik wurde in Frankreich nicht mit Un- recht ein Libell genannt; dieser zweiten würde man mit Un- recht jenen Vorwurf im Ganzen machen, wenn auch im Ein- zelnen sich jene Heftigkeit zeigt, welche in seinem Innern ihren Grund haben mag. Nach einer bescheidenen Zueignung an Humboldt, die jedem ansprechen muss, der Humboldt kennt, folgt sogleich in der Vorrede folgende Stelle: „Unendlich schwer ist es, das Bildungsmittel ganz wieder fortzuschaffen, und nur die Bildung selbst zu behalten, die erstickte Kraft nur selbständig und in’ selbstgewählten Zwecken frei zu ver- wenden. Im Grossen zeigt sich das am auffälligsten in dem lächerlichen Vorurtheil für lateinisch-philologische Erudition und der mittelalterlich klosterseligen Bücherweisheit, welche als ererbte Dyskrasie in unserer Bildung alle wahrhaft leben- dige Entwickelung krankhaft verrenkt und verkrüppelt er- scheinen lässt, und selbst da wo sie am allerabsurdesten auf- tritt, in den Naturwissenschaften, noch immer uns die frische Lebensquelle trübt.” Wenn dieses vor hundert Jalıren oder noch früher gesagt wäre, so möchte man es ein Wort, geredet zur rechten Zeit, nennen, aber jetzt kommt es wahrlich zu spät. Jetzt müssen wir vielmehr den Männern danken, die, wie Humboldt, den Sinn für alte Sprachen und philologische Erudition noch lebendig zu erhalten wissen. Humboldt hat dieses in sehr vielen Schriften und noch zuletzt im Kosmos auf eine Weise gethan, die, wie man hoffen kann und wün- schen muss, Einfluss auf ein Zeitalter haben wird, welches . nur zu sehr das Leichte vorzieht, damit anfangen und damit für physiologische Botanik. 15 enden möchte. Ich will hier nicht von der Wirkung auf den Geist reden, welche die wunderbare Kraft und Einfachheit der alten Sprachen hervorbringt, wenn man sich dem Eindruck ganz überlässt, ohne an die Verwässerung zu denken, die sie durch jede Uebersetzung in neuere Sprachen erdulden müssen. Dies gehört nicht hierher. Aber in den Naturwissenschaften ist wahrlich ihr Gebrauch nicht absurd, wenigstens in der be- schreibenden Naturgeschichte sehr zu empfehlen und bis jetzt auch immer beibehalten worden. In diesen Sprachen verstehen sich alle europäischen Nationen, die von uns Deutschen be- schriebenen Pflanzen und Thiere erkennt man wieder von Lissabon bis Moskau, Zwar redet Schleiden von Speciestän- delei, doch das ist wieder in seiner Art und Weise zu viel gesagt, denn zuerst muss man wissen, wovon die Rede ist, und die Speciesbestimmung muss als Alphabet der Wissen- schaft gelten, und dann führt sie einleitend zur Beantwortung einer der wichtigsten Fragen in der Botanik, nämlich was Art, was Abart sei und wie letztere hervorgebracht werde, Es ist vielleicht sehr zweckmässig, dass Schriften, welche sich über jene gleichsam mechanische Darstellung der Gegenstände erheben, überall in der Muttersprache geschrieben werden, aber es wäre sehr gut, wenn überall so viel Lateinisch ge- lernt würde, dass man aphoristisch geschriebene Lehrbücher, besonders in den Naturwissenschaften, im ganzen Auslande verstände. Noch immer wissen Engländer, Franzosen, Italie- ner wenig von dem, was bei uns in den Naturwissenschaften geschehen ist. Wir, bei denen es zur Jugendbildung gehört, die Sprachen jener Nationen zu lernen, kommen leichter zu den Kenntnissen der Ausländer, als diese zu den unsrigen, weil unsere Sprache für diese Nationen viel zu schwer zu erlernen ist. Bis jetzt haben die Russen in den Schriften für jene Wissenschaften sich meistens der lateinischen, französi- schen und deutschen Sprache bedient; aber wenn sie anfangen sollten, nur in ihren Sprachen zu schreiben, und zugleich grosse Fortschritte in den Wissenschaften zu machen, dann werden wir entweder unwissend bleiben oder ihre Sprache lernen müssen. Aber Schleiden verwirft das Lernen aus Bü- chern, und nach ihm würde es nicht darauf ankommen, ob wir lernen, was die Ausländer beobachtet haben, oder nicht. 16 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Er sagt in derselben Vorrede: „Höchstens in und. mit Büchern kann man etwas wahrhaft Bildendes, das edlere Menschliche in uns Förderndes lernen, aber nie und nimmer aus Büchern. Das Lernen aus Büchern ist die geheime, unbeargwohnte Quelle, aus welcher zuerst die Unlauterkeit und Lügenhaftigkeit genährt wird, die unser ganzes neueres Leben vergiftet, die uns von Jugend auf gewöhnt nichts selbst zu sagen, zu den- ken, zu thun, sondern nur mit fremden erborgten und ererb- ten Gedanken unsere magere, dürre Seele auszustopfen, um diese Fülle für Gesundheit auszugeben.” Er kommt oft dar- auf zurück, dass er sich bestrebt habe eigenthümlich und ori- ginell zu sein. „lch — sagt er in derselben Vorrede — hatte es versucht, einmal ganz ohne die Berücksichtigung des schon Dagewesenen, aber ausgerüstet mit allen den Hülfsmitteln, die die neuere Zeit uns zu Gebote gestellt, nur die ganze Wis- senschaft unmittelbar aus der Betrachtung der Natur wieder neu zu erfinden, und so erhielt meine Arbeit eine Originalität der Anschauungsweise, die abgesehen von ihrer Richtigkeit, immerhin etwas Anziehenderes hat, als das historisch-philolo- gisch zusammengetragene Material.” Der Verfasser täuscht sich etwas. Wo Lärm ist, laufen Knaben und Müssiggänger herbei. In seinen Ansichten hat er weit weniger Originalität als Thouars, Turpin, Agardh, Nees v. E., Oken, und in der Darstellung selbst ist Gaudichaud durchgreifender und be- stimmter. Was die Richtigkeit betrifft, so lässt sich diese nicht so leicht und so bald beurtheilen, dass sie auf das Urtheil des Lesers einen besondern Einfluss haben könnte. Beim Stamme z. B. folgt er in der ersten Ausgabe seines Buches der Lehre der französischen Botaniker von den Axen, die er allerdings genauer bestimmt, und beim Palmstamm kritisirt er das, was ich vom Caulom gesagt habe, ohne etwas Originelles dafür zu geben. Die originellen Schriftstelier sind wahrlich nicht diejenigen, welche der Wissenschaft den meisten Vortheil gebracht haben, vielmehr haben sie oft die Fortschritte ge- hemmt, und ich würde es für keine Empfehlung halten, wenn man sagte, Schleiden sei originell in seinen botanischen Leh- ren. WUeberhaupt empfiehlt er die kritische Methode, ja er hält sie sogar für die einzig richtige, aber Kritik lässt sich nicht denken ohne vorhergehendes System; sie steht sogar der für physiologische Botanik. 47 Eigenthümlichkeit und Originalität entgegen. Sie ist in einem hohen Grade schätzbar, und wir würden dem Scharfsinn des Verfassers dankbar sein, wenn-er seine Kritiken zwar bestimmt und scharf, aber ohne jene Auswüchse gäbe, die der Wirkung mehr schaden als sie fördern. Es ist ebenfalls sehr schätzbar, wenn ein Schriftsteller in der Naturwissenschaft nichts sagt, als was er selbst gesehen hat, aber es ist nicht möglich, eine Wissenschaft aus der Betrachtung der Natur neu zu erfinden; man muss wissen, worauf man bei der Betrachtung achten sall, und darauf muss man durch Unterricht und zwar zuletzt atıs Büchern gekommen sein. Ohne diese Mittel würde man lauter Erfindungen machen, die längst bekannt wären. Wenn man es nicht aus Büchern gelernt hätte, würde man nicht wissen, dass Jod die Stärke blau färbt; ich musste dieses Mit- tels bei meinen früheren Untersuchungen entbehren, was nach- her die Wissenschaft sehr gefördert hat. Es ist im höchsten Grade übertrieben, ja falsch, dass Bücher die Unlauterkeit und Lügenhaftigkeit nähren, die unser ganzes Wesen vergifte, Eher kann man das gesellschaftliche Leben überhaupt anklagen, welches allerdings manche Verstellungen nothwendig macht, damit wir uns nicht auf den Strassen schlagen. Indem der Verfasser in der Methodologischen Grundlage (S. 23) gegen den Dogmatismus kämpft, fällt er folgendes un- gerechte Urtheil über Endlicher’s und Unger’s Grundzüge der Botanik (Wiem 1843). ‚Auf die höchste Spitze getrieben, sagt er, findet sich diese falsche Form in dem neuesten Werke von Endlicher und Unger, dessen Erscheinen man unter der Aegide solcher Namen nur ernstlich bedauern kann. Mir scheint es, dass, abgesehen von manchem im Einzelnen zu Tadelnden, was später zu berühren ist, das ganze Buch in einer streng scholastischen Weise für unsere Zeit ein schlim- mer Missgriff ist. Von Anfang bis zu Ende schreitet es in systematisch an einander gereihten leeren Namenserklärungen fort, die um so unfruchtbarer sind, als die Verfasser meisten- theils nicht einmal sich die Mühe gegeben haben Beispiele zu nennen. Das, was allein das eigentlich Gehaltvolle und die wirkliche Grundlage des Gesagten sein könnte, nämlich Ent- wickelungsgeschichte, Anatomie und Physiologie wird, in sich selbst sehr mager und unbedeutend, den einzelnen Abschnitten Archiv f, Naturgesch. XII, Jahrg. 2. Bd, B 18 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten hinten angehängt, weder formell noch materiell mit dem doch allein hieraus Abzuleitenden in Verbindung gesetzt.” Alle Kenntniss in den Naturwissenschaften beruht auf Begriffen, denn jede Thatsache wird als Begriff gefasst. Nur dadurch, dass sich die Wahrnehmung eines Gegenstandes oder einer Begebenheit wiederholt, wird sie als ein Mannichfaltiges in die Einheit des Begriffs aufgenommen, und in dieser Form gelangt sie zur Kenntniss. In allen Wissenschaften, besonders . in der Naturwissenschaft muss von bestimmten Begriffen an- gefangen werden. ‚Wir müssen zuerst einen bestimmten Be- griff von einem Theile eines organischen Körpers haben; die äussere Form, die Verbindung mit anderen Theilen ist das erste, das wichtigste, worauf zu sehen ist, denn daran erken- nen wir den Theil; der innere Bau, das Anatomische, ist eine zwar nothwendige, aber doch dem Ganzen untergeordnete Be- stimmung. Die Entwickelungsgeschichte kommt nachher, denn erst muss ich wissen, was und woraus es sich entwickelt, und ganz zuletzt folgt die physiologische Untersuchung der Art. Nun gestehe ich, dass mir kein Lehrbuch der Botanik bekannt ist, welches in einer aphoristischen Kürze seinen Zweck so treffend erfüllt, als die Grundzüge der Botanik von Endlicher und Unger. Dass ich in manchen, sogar vielen Lehren der Verfasser nicht mit ihnen übereinstimme, thut nichts zur Sache, denn es ist nicht möglich, in einem so reichen Gegenstande überall das Richtige zu treffen. Schleiden tadelt als Beispiel den Unterschied, den die Verfasser zwischen Kegelboden und Scheibenboden machen, indem sie vom Blütenboden reden, und thut eine Menge Fragen, die sich leicht erledigen lassen, wie ich meine. Der Scheibenboden hat unter dem Ovarium rund umher einen Vorsprung, welcher dem Kegelboden fehlt, und diesen Vorsprung halten die Verfasser, so verstehe ich sie, für die Andeutung eines andern Stengelgliedes, welches hier anfängt. So haben sie allerdings die Gegenwart der man- nichfaltigen Theile unter dem Ovarium erklärt, denn Erklären heisst den innern Zusammenhang der Erscheinungen zeigen. Nur habe ich einen Zweifel, ob nicht immer unter dem Ova- rium ein Ansatz sich befindet, welcher den Anfang eines an- deren Gliedes andeutet. Die Lehre von den Gliedern des Stammes, merithalles, für physiologische Botanik. 19 wie sie die Franzosen wie gewöhnlich mit einem barbarischen, aus griechischen Wörtern gegen alle Analogie zusammenge- setzten Ausdrucke nennen, ist alt. Man nannte die Stelle, wo ein Blatt mit einer Knospe sich befindet, einen Knoten und sah diesen als den Anfang eines Gliedes an. An den Gräsern ist jeder Knoten deutlich der Anfang eines Gliedes: an den Palmen sind die Glieder dicht an einander geschoben und schon weniger kenntlich; an den Labiaten, Karyophylleen u. s. w. mit gegenüberstehenden Blättern sind die Knoten und mit ihnen die Glieder ebenfalls deutlich, an den Gewächsen mit wechselnden Blättern laufen sie in einander, Wenn wir den Ausdruck Knoten als Bezeichnung eines Gliedes ansehen, so mögen wir mit E. und U. sagen, beim Kegelboden ist über den Staubfäden kein Knoten mehr bis zum Ovarium, wohl aber beim Scheibenboden. „Das Eigenthümliche der inductiven und heuristischen Methoden, sagt Schleiden (S. 25), besteht darin, dass man überhaupt zunächst von allen Hypothesen abstrahirt, kein Prin- eip voraussetzt, sondern von dem unmittelbar Gewissen, von den einzelnen Thatsachen ausgeht, diese rein und vollständig auszusondern sucht, nach ihrer innern Verwandtschaft anord- net, und ihnen selbst die Gesetze, unter denen sie stehen, die sie als Bedingung ihrer Existenz voraussetzen, abfragt, und so rückwärts fortschreitet, bis man bis zu den höchsten Be- griffen und Gesetzen gelangt, bei denen sich eine weitere Ab- leitung als unmöglich erweist.” Das mag sehr richtig sein, aber es ist am wenigsten auszuführen, wenn man zur Grund- lage der Untersuchung Entwickelungsgeschichte, Anatomie und Physiologie nimmt. Das zweite Buch, Die Lehre von der Pflanzenzelle, fängt auf folgende Weise an (S. 197): ‚Nur in einer Flüssigkeit, die Zucker, Dextrin und Schleim enthält (Cytoblasteme), können sich Zellen bilden. Es geschieht auf zweierlei Art. 4. Die Schleimtheile ziehen sich zu einem mehr oder weniger rundlichen Körper, Zellenkern (Cytobla- stus) zusammen, und verwandeln an ihrer ganzen Oberfläche einen Theil der Flüssigkeit in Gallerte, einen relativ unlös- lichen Stofi; es entsteht eine geschlossene Gallertblase, in diese dringt die äussere Flüssigkeit ein und dehnt sie aus, so dass jener Schleimkörper auf einer Seite frei wird, an der B* 20 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten andern der innern Wandung ankleben bleibt; er bildet dann eine neue Schicht an seiner freien Seite und wird so in einer Duplicatur der Wandung eingeschlossen, oder er bleibt frei und wird dann meist aufgelöst und verschwindet. Während der allmählichen Ausdehnung der Blase wird dann in der Re- gel die Gallerte der Wandung in Zellstoff verwandelt, und die Bildung der Zelle (cellula) ist vollendet. 2. Der gesammte Inhalt der Zelle theilt sich in zwei oder mehr Theile, und aus jedem bildet sich sogleich eine zarte Gallertmembran, so sind mehrere Zellen fertig, die dann aber die Zelle, in der sie entstanden, von vorn herein genau ausfüllen.” Wie viel Ungewisses wird hier zum Grunde gelegt! In der Erklärung sagt der Verfasser sogleich selbst, wir wären noch lange nicht über die Flüssigkeit im Klaren, woraus die Zellen sich bilden. Das ist so gewiss, dass der Verfasser mit „Es scheint” anfangen sollte. Es ist ferner nicht gewiss, wird von Vielen bezwei- felt, auch von mir, dass ein Cytoblast sich eher als die um- gebende Zelle bildet; wir haben es nicht gesehen. Wenn in einer hellen Flüssigkeit sich Körner zeigen und nachher Zel- len, so folgt nicht, dass diese aus jenen sich bilden, auch sind dann die jungen Zellen oft leer, ohne Körner, auch wohl mit mehr Kerner. Man kann es ferner nicht sehen, es ist hypothetisch, dass der Zellenkern einen Theil der Flüssigkeit in Gallerte verwandele; es ist eben so hypothetisch, dass die äussere Flüssigkeit in die Gallertblase dringe und sie aus- dehne; es ist endlich nicht weniger hypothetisch, dass die Gallerte der Wandung in Zellstoff verwandelt und so die Zelle vollendet werde. Es ist hier keinesweges meine Ab- sicht, behaupten zu wollen, dass jene Sätze falsch sind; ich wollte nur sagen, dass man damit nicht anfangen müsse, nicht mit dem Zweifelhaften, Ungewissen. Schon einige Mal habe ich erinnert, dass man die Zellen der Algen nicht als Analogieen ansehen könne, um daraus die Entwickelung der Zellen in den Phanerogamen zu erklä- ren. Die Zellen der Algen sind eher mit den Stengelgliedern der Phanerogamen zu vergleichen, als mit den einzelnen Zel- len, woraus der Stengel besteht. Die Zellen der Algen stecken in einer langen Röhre, und wurden daher schon von Roth utrieuli und zwar utriculi matricales genannt, Die son- für physiologische Botanik. 21 derbaren Vorgänge, die wir in manchen dieser Algenzellen bemerken, z. B. in Spirogyra, Stellulina u. a. scheinen sie auch als eigenthümliche Organe zu charakterisiren. Beiläufig sagt der Verfasser (S. 205): ‚Um falschen An- sichten vorzubeugen, muss ich hier bemerken, dass die von Link vorgetragene Theorie der Krystallisation, nach welcher die Krystalle aus Zusammenfliessen kleiner Rügelchen ent- stehen sollen, auf mangelhafter Beobachtung beruht.” — Es ist mir niemals eingefallen, so etwas zu sagen. Wenn man ein frisches Präcipitat, z. B. von kohlensaurem Kalk schnell unter das Mikroskop bringt, so bemerkt man zuerst lauter Kügelchen und zum Beweise, dass sie flüssig sind, sieht man sie in grössere Kügelchen gar oft zusammenfliessen. Dann entsteht plötzlich der Krystall; in dem erwähnten Falle, nach Verschiedenheit der Temperatur, ein Rhomboeder oder ein Arragonitkrystall. Schleiden hat das nicht gesehen und meine kleine Schrift: Ueber die Bildung der festen Körper, Berlin 4841, nicht gekannt. Meine Freunde H. und G. Rose und Poggendorf haben es gesehen. Doch weiter. „Zuerst ist doch wohl natürlich, dass, wenn man das Entstehen der Krystalle beobachten will, man dazu nicht die Präcipitation wählt, die von den Chemikern zu der sogenannten tumultuarischen Kry- stallisation gerechnet wird, sondern dass man zuerst die Be- obachtung bei einfach aus concentrirten Flüssigkeiten anschies- senden Krystallen macht. Hier bemerkt man jedesmal, z. B. beim Salpeter, Platinsalmiak, am schönsten und leichtesten beim Zinksalmiak u. s. w., dass der Kernkrystall plötzlich in keinem angebbaren Zeitmoment in der ganz klaren und klar bleibenden Flüssigkeit hervorspringt und dann scheinbar ruhig in fast unmerklichen Pulsen durch Ansatz von Aussen fort- wächst.” — Wenn einige Chemiker die Präcipitation zur tu- multuarischen Krystallisation rechnen, so haben sie übel ge- than. Das angegebene Mittel zur Beobachtung ist durchaus unpraktisch. Lässt man die concentrirte Auflösung langsam verdunsten, so kann man den anfangenden Krystall äusserst schwer beobachten, lässt man sie plötzlich erkalten, so ent- stehen die Krystalle so plötzlich und in solcher Menge, dass sich der einzelne Krystall schwer verfolgen lässt. Am besten nimmt man langsam krystallisirende Niederschläge, z. B. von 23 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten kohlensaurem Kalk; wovon sich auch sehr wenig unter das Mikroskop bringen lässt. Bei schnell krystallisirenden Nie- derschlägen z. B. von schwefelsaurem Kalk gelingt es nicht immer, den ersten Zustand von Kügelchen wahrzunehmen, die Krystallisation folgt zu schnell, aber eben deswegen gelingt die Beobachtung zuweilen höchst überraschend. Doch weiter. — „Lässt man dagegen unterm Mikroskop zwei Flüssigkeiten, die einen Niederschlag bilden, zusammentreten, so bemerkt man im Augenblick der Berührung das plötzliche Entstehen einer beide Flüssigkeiten trennenden Membran. Bei genauer Beobachtung erkennt man, dass diese Membran ganz aus Kry- stallen besteht, von denen einige gleich deutlich zu erkennen sind, andere bei stärkerer, noch andere bei den stärksten Ver- grösserungen sich als Krystalle zu erkennen geben, bis end- lich die kleinsten selbst bei den stärksten Vergrösserungen nur als Punkte erscheinen. Stört man die Flüssigkeiten nicht, so wachsen allmählich einige der entstandenen Krystalle zu beiden Seiten in die Flüssigkeit hinein; mischt man aber die Flüssigkeiten, so löst sich ein grosser Theil der Krystalle augenblicklich wieder auf, andere wachsen stetig fort, und neue Kernkrystalle entstehen plötzlich an Stellen, wo die Flüssigkeit ganz klar ist.” — Die Beobachtung ist im Ganzen richtig, die sogenannte Membran ist eine Wand von trüber Flüssigkeit. So lange man sie als scheinbare Membran sieht, besteht sie nicht aus Krystallen, aber sehr bald entstehen diese und dann besteht sie daraus. Eine solche trübe Wand er- scheint auch, wenn man das Gefrieren von Wasser mikrosko- pisch beobachtet. S. Poggendorfl’s Annal. B. 64. (1845). S. 479. Endlich — „Nach meinen vielfältigen und sorgfältigen Beob- achtungen glaube ich überhaupt, dass jede unorganische Ma- terie, wenn sie ohne Störung in den festen Zustand übergeht, augenblicklich Krystallform annimmt, die meisten der soge- nannten pulverigen Niederschläge bestehen aus Krystallen, und bei andern verbietet die relative Kleinheit überhaupt über ihre - Form zu sprechen.” — Das ist allerdings die gewöhnliche Meinung. Aber Ehrenberg hat zuerst gezeigt, dass viele Fos- silien aus kleinen an einander gereihten Kügelchen, also nicht aus Krystallen bestehen, und wenn der Tropfen, worin der Niederschlag von kohlensaurem Kalk unter dem Mikroskop für physiologische Botanik. 23 sich befindet, zu schnell austrocknet, so zeigt sich zwischen den Rhombo@dern noch eine Menge von Pulver, welches ganz aus kleinen Kügelchen besteht. Der pulverige Zustand der Materie, den, meine ich, Weiss fast allein als einen besondern Zustand annimmt, möchte demnach nicht zu verwerfen sein. Dass übrigens die Krystalle in der Flüssigkeit nicht vorgebil- det sind, sondern dass erst ein Kern aus einer Flüssigkeit plötzlich entstehe, welcher sich nachher vergrössert, zeigen meine mikroskopischen Beobachtungen über die Präcipitate offenbar. Was der Verfasser (S. 53 folg.) von der Entstehung der Gestalten in der Natur sagt, ist im Ganzen richtig und tref- fend. Die Gestalt schliesse entweder bei der Entstehung die Mutterlauge, d. i. die bildende Flüssigkeit, aus, oder sie schliesse sie ein. Das Erste ist bei den unorganischen Kör- pern der Fall, das Letzte bei den organischen. Ich möchte nicht sagen, dass der Krystall bei seiner Entstehung die bil- dende Flüssigkeit ausschliesse, den das ganze Kügelchen, oder das ganze Häufchen von Kügelchen geht, in den oben er- wähnten Versuchen, in den Krystall über. Auch scheint diese Bestimmung seiner eigenen Meinung über die Krystallisation zu widersprechen, nach welcher der Krystall in der Flüssig- keit schon vorgebildet sein soll, und indem er sich vergrös- sert, nur Theilchen aus der bildenden Flüssigkeit anzieht. Wohl aber ist es von grosser Bedeutung, dass der organische Körper sich innerhalb einer Hülle bildet, wo die äussern Ein- wirkungen nach dem Mittelpunkte der bildenden Flüssigkeit gerichtet sind. Wenn der Verfasser sagt: Wir charakterisiren also hier den Begriff Organismus als das Verbältniss der Ge- stalt zur eingeschlossenen Mutterlauge und Leben als Wech- selwirkung zwischen der Mutterlauge und der Gestalt, so wird er selbst das Ungenügende dieser Charakterisirung bei einigem Nachdenken -einsehen. Dagegen ‘habe ich mit Vergnügen ge- lesen, was der Verfasser (S. 64 folg.) von den Mineralien, Pflanzen und Thieren sagt. Es ist darin — wenn er es nicht übel nehmen will — ein dichterischer Anflug, der wenn er die Thatsachen nicht entstellt, eine angenehme Deecoration der Rede giebt. Die Abhandlung über das Mikroskop ($. 82 folg.) ist alleı 2A H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten denen, welche sich-mit diesem Gegenstande beschäftigen, sehr zu empfehlen, ungeachtet ich am Ende folgende Stelle finde (S. 105): „Man meint es gehöre zu einer mikroskopischen Beobachtung nicht viel mehr als ein gutes Instrument und ein Gegenstand, dann könne man nur das Auge über das Ocular- glas halten, um au fait zu sein. Link, in der Vorrede zu seinen phytotomischen Tafeln spricht diese grundfalsche Ansicht so aus: „„lch habe meist die Beobachtung meinem Zeichner, dem Herrn Schmidt, ganz allein überlassen, und die Unbefan- genheit des Beobachters, der mit allen Theorieen der Botanik unbekannt ist, bürgt für die Richtigkeit der Zeichnungen.’ Das Resultat dieser Verkehrtheit ist, dass Link’s phytotomische Tafeln, trotz seines berühmten Namens, so unbrauchbar sind, Jass man geradezu wenigstens den Anfänger, der daraus ler- nen will, davor dringend warnen muss, damit er sich nicht durch lauter falsche Anschauungen verwirre. Link hätte eben- falls ein Kind oder einen operirten Blindgebornen um die scheinbare Entfernung des Mondes fragen, und wegen ihrer Unbefangenheit das beste Urtheil erwarten dürfen. So gut, wie wir mit unbewaffneten Augen von unseren Kinderjahren an erst sehen lernen u. s. w.” — Ich muss doch die Vorrede zu meinen Anatomisch-botanischen Abbildungen (I. Hft. 1837) hierher setzen: ‚Die Anatomie des menschlichen Körpers hat erst die grossen Fortschritte gemacht, deren sie sich erfreut, seitdem die Gelehrten angefangen haben, das, was sie sahen, durch geschickte Künstler abbilden zu lassen, Diesem Bei- spiele möchte ich folgen, so viel ich vermag. Denn selten verstehen die Gelehrten gut zu zeichnen, und wenn sie es auch verstehen, so haben sie doch keine Zeit dazu. Dazu komnt nun noch, dass sie gar oft darstellen, was sie nie sahen, oder was sie, von irgend einer Theorie verführt, glaub- ten gesehen zu haben. Besonders ist dieses der Fall, wenn man die Gegenstände durch ein Mikroskop sehen muss. Am besten schickt sich dazu ein tüchtiger Künstler, dem aber alle anatomische Wissenschaft fremd ist, dem man aber auch nicht vorschreiben muss, was er sehen soll. Ein junger Künstler, C. H. Schmidt, der sich damit beschäftigt Pflanzen zu malen, hat seit sieben Jahren die innern Theile der Pflanzen, durch ein Mikroskop betrachtet, bei mir ‚gezeichnet. Nachdem er für physiologische Botanik. 25 sich an das Mikroskop gewöhnt hatte, sagte ich zu ihm, er möge nur zeichnen, was er sähe, und immer geradezu wider- sprechen, wenn ich anders wolle. Er bekümmert sich nicht um die Theorieen der Gelehrten, auch nicht um meine. Von einer grossen Menge von Abbildungen lege ich einige vor, die mir sehr genau und fleissig gemacht scheinen, und werde damit fortfahren, wenn die Unternehmung Beifall finden sollte.” Ich überlasse also dem Zeichner die Beobachtung keineswegs, wohl aber die Zeichnung; ich verbessere ihn, verlange aber nicht sogleich Folgsamkeit, wie ein junger blöder Künstler wohl hat, sondern Widerspruch, Ich gestehe, ich dachte an die Abbildungen über das Circulationssystem der Pflanzen und zwar besonders an Meyen’s Darstellung des Netzes der sogenannten Lebensgefässe auf den Blättern von Alisma Plan- tago. Die kurze Vorrede zum zweiten Heft der Anat. botan. Abbildungen endigt sich mit den Worten: Aber wir lernen sehen, sowohl mit den Augen, die uns die Natur giebt, als mit den Augen, die uns die Kunst macht. Seitdem bis jetzt (im Januar 1846) arbeitet Herr Schmidt fünf Tage in der Woche des Morgens bei mir, ausgenommen während meiver Herbstreisen, und zeichnet nichts, was ich nicht selbst genau beobachtet habe, auch sind meine Augen, Gottlob! so scharf als sonst. Ich habe den Zeichner für mikroskopische Zeich- nungen gebildet, und nach sieben Jahren war er es so, dass ich ihn konnte mitreden lassen, jetzt nach 46 Jahren noch mehr. Wie kann man Jemanden für so thöricht halten, dass er unter seinen Augen zeichnen lässt, ohne zu sagen, worauf es ankommt. Ich bitte Herrn Schleiden, nieht andere Leute für dumm zu halten, und sich allein für klug. Doch ich muss den Leser um Verzeihung bitten, dass ich weitläuftig geworden bin, da es meine Person betraf. Also noch etwas über einen rein wissenschaftlichen Gegen- stand. „Schon oben, sagt der Verfasser in dem Kapitel von dem Leben der Zelle (S. 273) ist die Eigenschaft der Zelle erwähnt, Flüssigkeiten durch sich durchzulassen. Es ist eine ganz überflüssige und unbeholfene Hypothese, hierbei an kleine, unsichtbare Poren zu denken, vielmehr stehen hier Membran und Flüssigkeit in demselben Verhältniss zu einander, wie Salz und auflösendes Wasser. So wie hier in jedem Massen- 26 H. F. Link; Jahresbericht über die Arbeiten differential (sit venia verbo) sowohl Salz als Wasser vorhan- den ist, so auch in der Membran Zellstoff und Wasser, nur mit dem Unterschiede, dass die Membran nie durch das Was- ser verflüssigt wird, weil sie nur eine bestimmte geringe “Menge auflöst und dann nicht eher neues Wasser aufnimmt, als bis ihr das zuerst aufgenommene wieder entzogen worden ist.” — Wo sollen nun die Wassertheilchen in der Membran sich befinden? Nirgends anders können sie vorhanden sein, als in den Zwischenräumen der Membran, wie klein diese auch sein mögen, und wie klein die Theilchen der Membran sein mögen, zwischen welche die Wassertheilchen eindringen. Es müssen durchaus solche Zwischenräume, und die nennen wir unsichtbare Poren, vorhanden sein, wenn man nicht eine Durchdringung von Membran und Wasser bis ins Unendliche annehmen will. Abgesehen davon, dass eine solche Durch- dringung sich nicht wahrnehmen, nicht einmal vorstellen lässt, würde doch Wasser und Membran zu einer nicht scheidbaren Materie werden. Auch wäre jene Durchdringung eine völlig grundlose Hypothese. Gewiss ist aufgelöstes Salz nur in den Zwischenräumen des Wassers vorhanden; auflösbare Körper treiben die Kohlensäure aus den Poren des Wassers, weil sie solche selbst einnehmen. Unsere ganze Physik müsste eine Aenderung erleiden, wenn man die unsichtbaren Poren ver- werfen wollte. Nur die Naturphilosophie könnte hier eine Erklärung geben, da nach ihren Lehrsätzen alle Materie ein- ander ursprünglich gleich ist, und eine in die andere Cohä- sionsvermehrung und Cohäsionsverminderung zu setzen ver- mag, worauf die Unterschiede beruhen. Und doch würde es ihr schwer werden, bei Membran und Wasser Auskunft zu finden, ohne solche Poren anzunehmen. Wollen wir denn, die wir mit dem Mikroskop zu arbeiten gewöhnt sind, uns anmassen, alles sehen zu können? Da haben wir die ver- schiedenen Gasarten, von denen wir keine sehen, und in denen wir grosse Zwischenräume annehmen müssen, um die Erschei- nungen zu erklären, welche bei der Vermengung derselben unter einander und mit Wasserdämpfen sich zeigen. Dass solche Poren keine zerstreute leere Räume sind, versteht sich wohl, sondern in den meisten Fällen mit zarter Materie, Luft, Wärmestoff und dergl. gefüllt.“ Die Membran der orga- für physiologische Botanik. ar nischen Körper lässt Flüssigkeiten durch, in der Endosmose vermuthlich durch elektrische Strömung geführt, im lebenden Körper werden diese Poren, wie es scheint, geschlossen und geöffnet; eine Wirkung der Lebenskraft, die sich in vielen andern Fällen als Contraetion und Expansion zeigt.” Schleiden folgt in seinen philosophischen Ansichten durch- aus Fries und hat eine Flugschrift gegen Hegel und Schelling geschrieben, worin er nicht ihr System angreift, wie er selbst sagt, sondern nur ihre Unwissenheit in der Naturkunde zu zeigen sucht. Anhänger beider Philosophen möchten manches dagegen zu erinnern haben, auch meine ich, die Anhänger von Fries gegen die Darstellung und Anwendung der Friesi- schen Philosophie. Ich rechne mich selbst mehr zu den letz- tern. Es ist hier nicht der Ort darüber zu reden. Von Oken sagt der Verfasser nichts, der doch wohl eine Rücksicht verdient hätte. Doch ich will keinen Streit herbeiführen, der hier und unter diesen Umständen keinen Nutzen der Wissen- schaft bringen möchte. Sonst sind wissenschaftliche Streitigkeiten von Nutzen für die Wissenschaften. Sie vermehren nicht allein die Theil- nahme an der Wissenschaft selbst, indem sie etwas Neues in den einförmigen Gang derselben bringen, sondern sie haben auch den Vortheil, dass der Streitende die Gründe für seine Meinung noch mehr entwickelt, um eine klare Darstellung zu geben und den Gegner zu überzeugen. Ob das Letzte ge- lingen werde, muss der Streitende dahin gestellt sein lassen; so viel ich weiss, ist es nie sogleich oder sobald der Fall, oft aber kommt die Ueberzeugung des einen oder des andern später. Der Vortheil der Entwickelung der Gründe für oder gegen eine Behauptung fällt ganz weg, wenn man im Streit abspricht, das heisst ohne Gründe verwirft. Am wenigsten bringt es der Wissenschaft Vortheil, wenn der Streit mit einer wahrhaft originellen Grobheit geführt wird, wie Hr. Schleiden zu thun pflegt. Es ist sehr unrecht; wenn man der Naturphilosophie vor- wirft, sie achte die Thatsachen nicht, sondern verfahre nach blossen erdichteten Vorstellungen. Das ist nicht der Fall ge- wesen. Oken, Nees v. E., Wilbrand legen wie alle anderen Naturforscher Thatsachen zum Grunde, und fehlen nur darin — 28 » H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten nach meiner Ansicht — dass sie solche unter Begriffe von zu weitem Umfange bringen. So werden von ihnen unter dem Begriff von Polarität so viele verschiedene Erscheinungen gebracht, dass die Bestimmung und Anwendung des Begriffs zu willkürlich wird. Im Allgemeinen bedeutet Polarität einen Gegensatz nach verschiedenen Richtungen. Ein solcher findet allerdings in der Natur Statt, jedoch so überall, dass die Be- rufung darauf nicht allein langweilig, sondern auch überflüssig wird, und von wichtigern genauern Untersuchungen abzieht. Eine genauere schärfere Bestimmung der Begriffe ist nothwen- dig, und diese‘ erfordern auch genauere und schärfere Be- stimmungen der Thatsachen. Die Gegner der Naturphilosophie haben in dieser Rücksicht ebenfalls gefehlt. So ist der Be- griff von Zelle, allgemein gefasst wie jetzt, an sich nicht zu verwerfen, sieht man aber, wie Embryosack, Mark- und Rin- denzelle, Spiralgefäss und Glied der Algen darunter so zusam- mengefasst wird, dass von dem einen gelten soll, was von dem andern gilt, so läuft man Gefahr in die grössten Irrthü- mer zu fallen. Den grössten Schaden hat die Naturphiloso- phie dadurch gethan, dass sie die mechanische Physik nicht allein verwarf, sondern auch verachtete. Darüber sind die Grundlehren der Physik, die Lehren von der Bewegung, im Unterricht so vernachlässigt worden, dass ihre Unkunde auch bei den Gegnern der Naturphilosophie in dem Vorhergehen- den zu rügen war. Innerer Bau der Gewächse. Ueber keinen Gegenstand der physiologischen Botanik, wenn wir die Entstehung des Embryo ausnehmen, ist in den letzten Jahren so viel gearbeitet worden, als über die Ent- stehung und Bildung der Zellen. Es ist allerdings ein Be- streben nach Gründlichkeit, welches auf die ersten Anfänge der Pflanze zurückführt, und in dieser Hinsicht sind die Un- tersuchungen sehr zu schätzen. Zuerst hat derjenige, dem wir das Meiste in dieser Hinsicht zu verdanken haben, Hugo von Mohl: Einige Bemerkungen über den Bau der vegetabilischen Zelle in der Botanischen Zeitung von H. v. Mohl und L. v. Schlechtendal. Berlin 1844. St. 15 folge. S. 273 folg. geliefert. Es waren Hartig’s Unter- für physiologische Botanik. 29 suchungen über den Bau der Zellen und dessen Annahme einer innersten Haut der Zellen, einer Ptychode, wie er sie nennt, welche ihn zu diesen Forschungen veranlassten. ,„Un- tersucht man den einjährigen Trieb eines Baumes, oder den Stamm einer einjährigen Pflanze, welche man vor Vollen- dung ihres Wachsthums in Branntwein legte und längere Zeit in demselben aufbewahrte, so findet man in allen denjenigen Zellen und Gefässen, deren secundäre Schichten ihre voll- ständige Bildung noch nicht erreicht haben, eine innere Mem- bran, welche sich von den übrigen Zellhäuten auffallend un- terscheidet. Diese Membran stellt eine vollständig geschlos- sene, dünnwandige, zellenartige Blase dar, welche in der fri- schen Pflanze genau an der innern Wandung der Zelle anliegt und deshalb der Untersuchung entgeht, während sie bei den in Branntwein aufbewahrten Exemplaren zusammengezogen ist, und sich mehr oder weniger von der Zellenhaut ablöste.” Er nennt diese zellenartige Blase den Primordialschlauch; er fand ihn in einer. Reihe von dikotylen Gewächsen, z. B. Sam- bucus Ebulus, Ficus Carica, Pinus sylvestris, Asclepias sy- riaca, Hoya carnosa, Euphorbia canariensis, Caput Medusae u.s.w. Bei den Monokotylen bemerkte er ihn in der Spitze des Stammes und der Wurzel. — Man kann aber auch statt des längern Aufbewahrens der Pflanzentheile in Weingeist, auf eine kürzere Weise dazu gelangen, diesen Schlauch wahrzu- nehmen. Gewöhnlich reicht es hin, das Präparat auch nur wenig® Minuten lang der Einwirkung von Salpetersäure oder Salzsäure auszusetzen; sättigt man alsdann diese Säure mit Ammoniak und färbt das Präparat durch Jod, so kommt der Primordialschlauch eben so schön als durch lange Aufbewah- rung in Weingeist zum Vorschein. Da nun der Primordial- schlauch in allen jungen Zellen sich findet, so meint der Verf., dass er zur Bildung und Vermehrung der Zellen beitrage, denn, setzt er hinzu, es sind nur zwei Arten der Zellenver- mehrung denkbar, entweder Theilung der ältern Zellen durch Bildung einer Scheidewand, oder Bildung von Zellen in Zel- len. Er meint nun in der Cambiumschicht von Pinus sylve- stris, Sambucus Ebulus, Asclepias syriaca, Euphorbia Caput Medusae zwei Primordialschläuche gesehen zu haben, ehe eine Scheidewand zwischen ihnen erschien, wodurch also die letzte 30 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Entstehung bestätigt würde, Doch ist er darüber keineswegs ausser Zweifel. Mit Schleiden’s Theorie komme die eben ge- äusserte im Ganzen überein, nur meine Schleiden, der Nucleus bilde die Zellhaut. Mohl hingegen meint die Zellhaut umgebe immer den Kern, ferner sei nach Schleiden die erste Zellhaut auch die spätere, äussere Haut der Zelle, nach Mohl wird die Haut des Primordialschlauches zur äussern Haut. Herrmann Karsten in seiner Abhandlung de cella vitali habe den Pri- mordialschlauch schon gesehen, aber ihn mit den innern Zel- lenschichten verwechselt. Von den verschiedenen Zellen- schichten führt der Verfasser mehrere treffende Beispiele an, und schliesst gegen Hartig’s Meinung auf folgende Weise: „Das Vorausgehende zeigt, dass eine bestimmte Entscheidung darüber, ob die Zellen von einer besondern Haut ausgekleidet sind, keinen geringen Schwierigkeiten unterliegt, indem theils optische Täuschung — (ein Lichtschein, wie Mohl meint), — theils eine geringe Modification in der Substanz der inner- sten Zellenschicht, wie eine solche auch .an zwischen lie- genden Schichten vorkommen kann, leicht zum Glauben, man habe eine solche Haut gefunden, Veranlassung geben kann. Hartig habe seine Beweise von den Zellen in Taxus baccata hergenommen, von denen Mohl schon längst gezeigt, dass eine dritte Schicht dort vorhanden sei. Dankbar müssen wir es anerkennen, dass Mohl zuerst die wahre Beschaffenheit der Zellenhaut gelehrt hat, dass näm- lich die Wandung der Zellen und Gefässe, aus einer primären äussern, undurchlöcherten, und aus einer secundären, meist von Oeffnungen durchbrochenen Membran zusammengesetzt seir. Es ist die Grundlage unserer Kenntnisse über diesen Gegenstand. Wir wollen mit Payen hinzusetzen: die äussere Haut wird durch Jod nicht gelb gefärbt, wohl aber der innere Ansatz. Mohl setzt hinzu, die innere Membran bestehe aus über einander liegenden Schichten. Allerdings nicht selten, besonders in den festen, knorpligen, sogenannten steinigen Zellen, wovon der Verfasser auch in dieser Abhandlung viele auffallende Beispiele anführt, aber nicht in allen, wenigstens erkennt man sie durchaus nicht. Warum sollen wir sie denn annehmen, da wo wir sie nicht sehen? Wie der Primordial- schlauch zur besondern für sich bestehenden Zelle werde, ist für physiologische Botanik. 3 von dem Verfasser keinesweges dargethan, und es wird noch unten davon die Rede sein, dass er sich nicht allein in den jungen Zellen findet, sondern auch in völlig ausgewachsenen, ja sogar nicht selten in alten Zellen, wenn sie nur nicht zu fest und knorplig sind. Wenn aber Mohl sagt, die Vermeh- rung der Zellen geschehe entweder. durch Theilung der ältern Zellen vermittelst einer neu gebildeten Scheidewand, oder durch Bildung von Zellen in Zellen, so ist ofienbar noch eine dritte übersehen, nämlich die Bildung von neuen Zellen zwi- schen alten. Mirbel hat in seiner Abhandlung über Marchan- tia dieses schon gezeigt. Mir scheint diese Art der Vermeh- rung die wahre zu sein. Ich habe in der Anatomie der Pflanzen in Abbildungen H. 1. T.1. die Anatomie der Zwiebel von Amaryllis formosissima zeichnen lassen. Hier sieht man Fig. 4 an der Basis der Blätter, wo sie bekanntlich besonders anwachsen, eine Zone von kurzen, seitwärts ausgedehnten Zellen mit dünneren Wänden, als die darüber und darunter befindlichen, daher sie neu entstanden scheinen, auch werden die darin enthaltenen Körner nicht von Jod blau gefärbt, wie die Körner in den darüber und darunter befindlichen Zellen. Die letztern Zellen sind gross und vieleckig, auch von ziem- lich gleichem Durchmesser und enthalten grosse Amylumkör- ner. Wenn man jene transversalen Zellen der Länge nach ausgedehnt sich vorstellt, so erhalten sie eine Form wie die darüber befindlichen vieleckigen. Diese transversalen Zellen scheinen mir die neu entstandenen, und zwar da entstanden, wo die grossen vieleckigen Zellen sich von einander entfern- ten und eine Lücke liessen. Dass beim Anwachsen der Theile solche Lücken entstehen müssen, ist nothwendig. Beim An- wachsen des Stammes in die Dicke werden die Bastbündel vom Mark entfernt und dazwischen wachsen die Holzschichten an, die gewiss nicht die Theile aus einander treiben können, zwischen denen sie anwachsen, sondern diese müssen durch ein besonderes eigenthümliches, lebendiges (vitales) Ausdeh- nungsvermögen von einander sich entfernen, damit das An- wachsen geschehen könne. Die Physiologen, indem sie ihren Blick zu dem Kleinen wenden, verlieren oft das Grosse aus den Augen, und so auch dieses eigenthümliche Vermögen. Uebrigens hat Mohl nicht bewiesen, wie er selbst mit grosser 32 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Bescheidenheit gesteht, dass durch die Primordialschläuche die Vermehrung der Zellen geschehe. Sonst sind die Beobachtungen, welche Mohl über jenen Schlauch mittheilt, wie sich erwarten lässt, genau und richtig. Ich habe nicht allein Pflanzentheile untersucht, die lange Zeit in Weingeist gelegen, sondern auch und viel öfter solche, welche einige Zeit in Salpetersäure eingeweicht waren. Es ist gar nicht nöthig, dass man die Salpetersäure durch kohlensaures Ammoniak neutralisire, sondern man darf die Schnitte nur durch Wasser ausspülen, um die Resultate eben so deutlich zu haben. Die Färbung mit Jod macht die Ge- genstände noch deutlicher und ist daher sehr zweckmässig. Es ist auch nicht nöthig, dass man Theile nehme, die noch nicht ausgewachsen sind, es ist hinreichend, dass sie nur nicht zu hart und. ausgetrocknet sind, um dieselben Resultate zu haben. lch habe dieses an manchen Pflanzen versucht; unter diesen will ich nur die Blätter von Allium Porrum nennen, weil in den Laucharten sich die kugelrunden, hellen Körper finden, die gleichsam eine Zelle innerhalb der andern bilden, und zuweilen die Untersucher in der Meinung bestärkt haben, als ob die jungen Zellen innerhalb der alten vorhanden wären. Wir wollen sie Afterzellen nennen. Wenn man Längsschnitte mit der Oberfläche parallel, oder auch senkrecht auf -dieselbe, sowohl in dem obern grünen, als dem untern ungefärbten Theile des Blattes macht, und sie wie gewöhnlich unter einem ° Wassertropfen bei gehöriger Vergrösserung betrachtet, so sieht man in dem weissen Theile nur die hellen Zellen rein und durchsichtig, in dem grünen bemerkt man hier und da etwas von jenem körnig zelligen Stoff, welcher sich in den meisten Zellen findet, auch kommen die hellen kugligten Af- terzellen vor. Benetzt man aber die Schnitte mit Salpeter- säure einige Minuten, spült sie nun mit Wasser aus, und färbt sie mit Jodtinktur, so findet man Alles verändert. Im innern Raum der Zellen sieht man nun einen Schlauch von gelblicher Farbe und fast von der Gestalt der Zellen, doch mehr oder weniger unregelmässig, oft zerrissen, von ihren Wänden mehr oder weniger entfernt, also mehr oder weniger zusammenge- zogen. Er ist überall mit jener körnig zelligen Materie an- gefüllt, und wenn Afterzellen vorhanden waren, so finden sie . für physiologische Botanik. 33 sich innerhalb des Schlauches an verschiedenen Stellen, dunk- ler gefärbt als der Zellenschlauch und durchaus mit Körnern erfüllt. Die äussere Zellenhaut ist durchsichtig und ganz un- gefärbt geblieben. Was nun aber besonders auffällt, sind die kleinen, warzenartigen Zapfen am Rande des Schlauches, welche in Höhlungen der äussern Zellenhaut passen, zwischen denen diese Haut rundlich aufgetrieben erscheint, ja man sieht zuweilen dunkel angedeutete Schichten in diesen angeschwol- lenen Stellen. Nach diesen Untersuchungen muss ich also Hartig über den Bau der Pflanzenzelle meinen Beifall geben. Die Haut des Schlauches ist offenbar seine Ptychode, eine Haut, die sich in die sogenannten Poren der äussern Haut versenkt und wirklich eine für sich bestehende, den innern Inhalt umfas- sende, aber zu den secundären Schichten gehörende Haut ist, denn sie wird durch Jod gelb gefärbt, da hingegen die äussere Haut, Hartig’s Eustathe, und die Zwischenlage, Hartig’s Asta- the, ungefärbt bleiben. Hartig möge es mir nicht verargen, wenn ich solehe Kunstwörter nicht annehme. Sie sind nicht allein völlig überflüssig, sondern erschweren auch die Wissen- schaft; es sind die Häute, welche die Wissenschaft bei jeder Erneuerung wieder abstreifen muss. Die innere Haut der Zelle oder die Haut des Schlauches gehört mit der Spiralfaser zu den seceundären Bildungen und hat unstreitig eine Bezie- hung zur Bildung der Spiralfaser, wenn auch nicht so, wie Hartig schon viel- zu bestimmt angegeben hat. Ich führe hier sogleich an: ‘ Das Leben der Pflanzenzelle, deren -Entste- hung, Vermehrung, Ausbildung und Auflösung von Dr. Theodor Hartig. Berlin 1844. 4. Die Schrift be- darf einer genaueren Prüfung, welche sich nicht im Kurzen geben lässt. Hier nur etwas darüber, In dem ersten Ab- schnitte: Das Leben der Pflanzenzelle in der Periode der Zellenmehrung, sagt der Verf.: a) „Entstehung der Zellen. Zellen entstehen nur im Innern einer Mutterzelle. Sie sind ursprünglich einfache Ptychodenzellen mit flüssigem Inhalte, dem Zellsaft. Im Verlauf ihrer Entwickelung spaltet sich die Ptychode in eine innere und äussere Ptychodenhaut, dadurch entsteht ein vom Zellraume gesonderter Ptychodenraum. In Archiv f. Naturgesch, X1, Jahrg. 2. Bd, Ü 34 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten letzterem sondert sich aus dem Zellsafte eine dem Milchsafte ähnliche Flüssigkeit, der Ptychodensaft. Im Ptychodensafte bildet sich die neue Zellbrut, die zu dreifach verschiedenen Zellenarten, zu Verdauungs-, Fortpflanzungs- und Farbzellen sich entwik- kelt. Die Verdauungs- (Metacard-) Zellen verrichten das Geschäft weiterer Verarbeitung des Zellsafts. Die Fortpflan- zungs- (Epigon-) Zellen entwickeln neue Zellbrut dreifach verschiedener Natur in ihrem Ptychodenraume, wie die Mut- terzelle selbst. Die Schönfarb- (Euchrom -) Zellen bilden in ihrem Ptychodenraume das Euchrom (wohin auch die Chloro- phylisubstanz gehört) und das Stärkmehl.” Es folgen nun Beobachtungen, worin über den Inhalt der Zellen viele, so weit ich nachgesucht habe, richtige und genaue Angaben vor- kommen. Wohl zu genaue, denn das was hier gesehen wird, scheint mir den Namen der Zellen nicht zu verdienen, höch- stens könnte man sie Zellkerne, Zellbläschen oder mit dem Verfasser selbst Kernkörperchen nennen. Sie sind immer von sehr verschiedener Grösse, von verschiedener Gestalt, nie, wenn sie auch dicht zusammengedrängt sind, regelmässig eckig, also nicht durch innere Ausdehnug gebildet, nie regelmässig gestellt, und oft scheinen sie inwendig ganz dicht zu sein, wie die Stärkmehlkörner. Am regelmässigsten sind die After- zellen, wie ich sie oben genannt habe, die wiederum kleine Zellkörner enthalten. Auch die Chlorophylikörner haben in den saftigen Pflanzen und in den Wassergewächsen eine ziem- lich regelmässige Bildung, doch scheinen sie dicht, und über- haupt von den äussern umgebenden Zellen ihrer Natur nach sehr verschieden. Der Cytoblast erscheint mir als eine kör- nige Masse, die mit einer Haut umschlossen sein mag, was ich nicht entscheiden will, dem Verfasser ist er eine vollkom- men entwickelte, nicht jugendliche Zelle. Er sagt von ihm Folgendes: „Es ist wohl kaum zu bezweifeln, dass die Zell- brut des Cytoblasten und der Kernkörperchen eben so, wie die des Ptychodenraumes, unter Resorbtion der äussern Pty- chodenhaut frei und fortbildungsfähig werden können; allein eben so gewiss ist es, dass die Zellbrut nicht ausschliesslich daher stammt, da sie sich in gleicher Weise, wie im Innern des Cytoblasten, auch an andern Stellen des Ptychodenraumes der Zelle bildet, wo keine Cytoblasten vorhanden sind. Ich für physiologische Botanik. 35 glaube sogar, dass in der Regel der Cytoblast keine Fort- pflanzungszellen erzeugt, seine Function vielmehr die Verar- beitung und Umwandlung des Zellsaftes im Ptychodensaft sei.” Wenn der Verfasser das Letzte glaubt, so darf er nicht sagen, das Erste sei kaum zu bezweifeln. Es ist im Gegentheil sehr zu bezweifeln, und durch keine Beobachtung des Verfassers erwiesen. Bei allen diesen Untersuchungen wäre es sehr zu wünschen, dass man die Gegenstände genau unterschiede. Was von den Algen gilt, kann darum nicht als geltend für Phanerogamen angenommen werden, noch weniger, was an Pilzen beobachtet ist, wie es der Verf. thut. Die Beobach- tungen an den Zellen der unreifen und reifen Beeren von Solanum nigrum sind schätzbar, aber es ist ein Gegenstand für sich, der auch für das Reifen der Früchte wichtig werden kann, und es wäre zu wünschen gewesen, der Verfasser hätte eine genaue Vergleichung in dieser Rücksicht angestellt. Uebrigens sagt der Titel: Das Leben der Pflanzenzelle, zu viel. Von dem Leben der Pflanzenzelle weiss mein Freund Hartig eben so viel, als ich, das heisst, nichts. Leben ist Bewegung aus innerm Antriebe, und die Bewegungen der Säfte in der Zelle, wodurch die Bildungen hervorgebracht werden, kennen wir nicht. Schleiden sagt in seinen Grundzügen der wissenschaft- lichen Botanik S. 200: Ueberall glaube ich hier auch im jüng- sten Zustande der Zelle eine zarte Membran aus einem durch Jod nicht gefärbt werdenden Stofl unterscheiden zu können, welche den Cytoblasten vollständig von allen Seiten umschliesst. Mohl hat mich, wie es scheint (Botan, Zeit. 1844. Nr. 15 folg.) nieht verstanden, indem er sich an einen allerdings übel von mir gewählten Ausdruck hielt, durch welchen ich in der ersten Bekanntmachung meiner Entdeckungen die Sache glaubte an- schaulich machen zu können. Sobald sich aber diese primäre Zellenmembran nur etwas durch Ausdehnung vom Cytoblasten entfernt hat, findet man sie auf ihrer ganzen inneren Fläche sehr häufig mit einem zarten Ueberzug eines halbflüssigen (gar oft in netzartig anostomosirenden Strömchen eirculirenden) Sehleimes bedeckt, der zuweilen granulos, zuweilen ganz ho- mogen und wasserhell, durch Salpetersäure, Alkohol und Jod aber stets sichtbar zu machen ist, dies ist Mohl’s Primordial- G6*# 36 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten schlauch” Die körnig zellige Masse, Cytoblast genannt, scheint allerdings immer von einer zarten Membran umgeben. Zuerst ist jene Masse dicht zusammen, später vertheilt sie sich und dann erst ist es möglich die Bewegung der kleinen Körner zu sehen. In den Markzellen der eben entwickelten Zweige von Weiden (z. B.) liegt jene Masse noch ziemlich dicht zusammen, in den einjährigen Zweigen hat sie sich ver- theilt und getüpfelte Zellen gebildet. Mir scheint es nun, dass jene noch zarte Membran sich an die Wände der Zelle gelegt hat, an einigen Stellen durch den secundären Ansatz tiefer eingedrungen, ist bis auf die äusserste Membran, wodurch dann die scheinbaren Löcher oder Tüpfel entstanden sind. Die Zäpfchen an dem durch Salpetersäure abgelösten Schlauch, die in Vertiefungen der Zellhaut passen, die Anschwellungen zwischen ihnen scheinen dieses zu beweisen. Die Salpeter- säure wirkt wahrscheinlich nur dadurch, dass sie die Theile zusammenzieht und sichtbar macht. Die Haut um den körni- gen Inhalt, nachdem sie von den Zellwänden abgelöst ist, wird nur schwach gelb durch Jod gefärbt und mag wohl ur- sprünglich gar nicht gefärbt werden. Dass sich diese Haut an die äussere Zellenhaut anlegt, durch die Wirkung der Sal- petersäure aber wiederum davon abgezogen wird, scheint mir aus dem Vorhergehenden klar, aber eben darum ist sie kein Primordialschlauch. Die Abhandlung von Unger über das Wachsthum der Internodien von anatomischer Seite beobach- tet in der Botanischen Zeitung 1844. S. 498 folg. ge- hört vorzüglich hierher. Der Verf. hat an Campelia Zanonia die Zellen der Internodien gezählt und ihre Zahl mit der .Länge und Breite verglichen, woraus zuerst ‘die Folgerung entstand, dass die Vergrösserung der Glieder fortwährend durch Anwachsen neuer Elementartheile erfolge, ferner, dass die Vergrösserung der Internodien der Axe zugleich durch Zusatz neuer Elementartheile und durch Vergrösserung bereits vorhandener erfolge. Er geht dann weiter und stellt die Frage auf, wie und auf welche Weise beim Wachsthum der Internodien der Zusatz neuer Elementarorgane (Zellen) er- folge. Er betrachtet einen durch mehrere Internodien gehen- den Längsschnitt, wo sich dann zeigt, dass in den Internodien für physiologische Botanik. 37 selbst und nicht in dem Knoten die Bildung neuer Elemen- tartheile vor sich geht. „Betrachten wir ein Zellgewebe, sagt er ferner, in welchem Neubildungen vor sich gehen, etwas genauer, so werden wir es sehr auffallend finden, dass nicht sämmtliche Zellen gleich starke (dicke) Wände besitzen, son- dern dass im Gegentheil einige derselben zarter gebaut sind, andere hingegen selbst kaum bemerkbar werden. Hieraus lässt sich mit vieler Wahrscheinlichkeit schliessen, dass diese letztern späterer Entstehung sind, und ich zweifle kaum, dass irgend ein Beobachter sowohl die Thatsache als den Schluss in Abrede stellen wird.” Es war nun die Frage, ob die Scheidewand einfach oder doppelt sei. Der Verf. wählte zu dieser Untersuchung junge sich eben erst entwickelnde Haare der neu entstandenen Blätter von Syringa vulgaris. Er suchte durch Einwirkung chemischer Substanzen eine Verdichtung und Zusammenziehung des feinkörnigen Inhalts hervorzurufen, ‚um die Wände besser untersuchen zu können. WVerdünnte Mineralsäure leistete etwas, am besten wirkte aber Behand- Jung zuerst mit Aetzkali, dann mit Jod. Hierbei blieben aber jene Scheidewände immer einfach. Der Verfasser meint also, dass dieses der Anfang einer Theilung in mehr Zellen sei, und nennt daher diese Zellenvermehrung die merismatische, Joch eilt er über diesen Gegenstand zu rasch hinweg. Da Unger sich gegen Schleiden’s Theorie von der Zellenbildung geäussert hatte, so erhält der Entdecker der Spermatozoen (oder wie man sie nennen will) in den Antheren der Moose und der Flimmerbewegung der Sporen der Algen u. s. w. in den Grundzügen der Wiss. Bot. S. 210 folgende Weisung: „Quer- und Längsschnitte und ein Blick durchs Mikroskop, und wäre es auch noch so gut, genügen heut zu Tage wahr- lich nicht mehr bei phytotomischen Untersuchungen.” In der Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik v. Schlei- den und Nägeli (Zürich 1844) findet sich im ersten Heft eine Abhandlung von Nägeli über Zellenkerne, Zellen- bildung und Zellenwachsthum, worin von den Phane- rogamen Schleiden’s Lehre vorgetragen wird. Im zweiten Heft (das. 1845) ist ein Aufsatz überschrieben: Begriff der Zelle. Nachdem der Verfasser einige Bemerkungen gegen Sehleiden’s Definition gemacht hat, sagt er: „Der Begriff der 38 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Zelle liegt darin, dass eine Partie von organischen ‚Stoffen sich individualisirt, mit einer Membran sich bekleidet, durch dieselbe nach aussen durch Aufnahme und Abgabe von Stoffen eorrespondirt, und im Innern sieh chemisch ‘und plastisch verändert.” Der Anfang ist sehr richtig, der Begriff der Zelle liegt darin, dass eine Partie von organischen Stoffen sich in- dividualisirt, so dass die festen Theile zu äusserst eine Hülle bilden, innerhalb welcher sich wenigstens zum Theil flüssige, oder auch luftförmige Stofie befinden. Ob in allen Zellen ein fester Körper zuerst entsteht, gehört nieht zum Begriff, auch ist es noch nicht durch die Beobachtung überall erwie- sen. Der Zellenkern, wie er mir und andern erscheint, ist ein unregelmässiger Haufen von Körnern oder Bläschen, der mehr der rohe Anfang einer Bildung als eine ursprüngliche Bildung selbst scheint, die hier, wie fast überall, aus einer Flüssigkeit hervorgeht. Ganz recht sagt der Verf., der Be- griff des Organismus vereinige zwei wesentliche Momente, dass er lebt und dass er sich fortpflanzt. Wenn aber hinzu- gesetzt wird, beides habe seinen Grund darin, dass er aus Zellen bestehe, so ist wahrlich der Grund nicht einzusehen. Wenn erwiesen wird, dass Brown’s Molekulen sich aus innerm Triebe bewegen, so leben sie, welche innere Form sie auch haben mögen. Der Organismus erfordert eine Wechselwir- kung der Theile unter einander als Organe, welche allerdings durch eine Bewegung von Flüssigkeiten im Innern am leich- testen geschieht, aber es folgt nicht, ist unerwiesen und gegen die Erfahrung, dass er ganz aus Zellen bestehe. Wenn ge- sagt wird, dass er aus Zellen entstehe, so antworte ich, das sei allerdings wahrscheinlich, aber nichts weiter. Bei der Un- tersuchung über den Begriff! von Pflanze und Pflanzenreich, wird viel auf die Abwesenheit des Stickstoffs in der Membran der Pflanzenzelle gerechnet, so wie auf die Gegenwart des Stickstoffs im Thierreiche. Aber wenn sich in der Membran mancher Pflanzenzelle Stickstoff befände, würde die Pflanze darum aufhören Pflanze zu sein? Boussingault hat gezeigt, dass sich in den Pflanzen viel Stickstoff befindet, wo? ist keinesweges ausgemacht. Ueberhaupt ist es eine verkehrte Methode, mit der Chemie in der Naturgeschichte anzufangen, und zwar erstlich, weil die chemische Analyse die schwierigste für physiologische Botanik. 39 ist, zweitens,‘ weil sie unerschöpflich ist und keine als die letzte darf angesehen werden, und endlich, weil sie uns über die innere Beschaffenheit der organischen Körper keine Aus- kunft giebt, wie die isomeren Körper beweisen. Die Mem- bran der Pflanzen ist isomer mit dem Stärkmehl, wie Payen gezeizt hat, und doch sind beide verschieden genug. Einige Untersuchungen über die Vermehrung von Zellen, von Dr. Schaffner in Herstein. Flora 4845. 481: „‚Ist es erlaubt, sagt der Verf., aus den dargeleg- ten Untersuchungen Folgerungen zu ziehen, so vermehren sich durch primäre Zellenerzeugung: 1) die Cambiumzellen (die sich später entwickeln in Prosenchym und Gefässzellen), 2) die Bastzellen, in frühster Jugend von den Cambiumzellen nicht wesentlich verschieden, aber ein eigenes System bildend; 3) ein Theil der Parenchymzellen, wozu vorläufig die Blatt- zellen (mit Ausnahme der Kotyledonenzellen) und die Paren- ehymzellen der Aepfel- und Pflaumenfrucht gehören — wenn nämlich das Fehlen der Tochterzellen hier bestätigt werden sollte. —” Darauf kommt nichts an, sondern nur ob die sogenannten Tochterzellen wirklich solche sind, nämlich aus der Mutterzelle hervortreten. — „Durch Bildung von Töch- terzellen vermehren sich die übrigen Parenchymzellen, z. B. die Mark- und Rindenzellen u. s. w.” (???) — „Eine Ver- mehrung der Zellen durch Theilung findet bei phanerogamen Gewächsen bestimmt nicht Statt.” (?) In einem Nachtrage über die Milchsaftgefässe räthı er gar nichts zu lesen, da das meiste darüber Gesagte viel Wider- sprüche enthalte, er führt Bischoff und Schleiden an. Meiner hat er nicht erwähnt. Im ersten Hefte meiner Vorlesungen über die Kräuterkunde würde er manches gefunden haben, nnd eben so viele Abbildungen im ersten Hefte meiner Ana- tomie der Pflanzen in Abbildungen, ! Recherches sur les premieres modifications de la matiere organique et la formation des cellu- les par Mr. Öoste. Compt. rend. 1845. 2. 911. 1396: Die Abhandlung betrifit besonders die thierische Zelle und sucht durch Betrachtung mehr als Untersuchungen darzuthun, dass die Theorie, als ob der Kern die Zelle erzeuge, auf keinen sichern Erfahrungen beruhe. 40 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Die vorhergehenden Untersuchungen über die Art, wie neue Zellen entstehen, veranlassten mich zu fortgesetzten eigenen Beobachtungen. Wenn es nämlich darauf ankonmt, das. Fortwachsen der Zellen in den Phanerogamen kennen zu lernen, ohne die Erscheinung mit andern nicht hierher gehö- rigen zu vermengen, so bleibt es am zweckmässigsten das Verfahren anzuwenden, was Unger gebraucht hat. In dieser Absicht liess ich Zwiebeln von Allium Cepa auf einem mit Wasser gefüllten Blumenglase wachsen, und an den hervor- gewachsenen Wurzeln Zeichen mit Tusche machen, eines dicht an der Zwiebel, eines dicht an der kegelförmigen Spitze und eines in der Mitte zwischen beiden. Nach einigen Tagen waren die Wurzeln gar sehr angewachsen; die kegelförmige Spitze gar nicht, so viel sich bemerken liess, die Basis wenig, am meisten das Stück zwischen der Spitze und der Mitte, Das letzte wurde noch einmal in der Mitte eingetheilt, und es fand sich, dass wiederum der Theil gegen die Spitze sehr stark, der gegen die Mitte sehr wenig’ angewachsen war. Ein Längsschnitt von dem Zeichen an der Spitze bis gegen das obere Zeichen durchgeführt, in Salpetersäure eingeweicht und nun mit Jod behandelt, zeigte sehr viele kurze Zellen in der Nähe der Spitze, die nach oben zu allmälig länger und zuletzt sehr lang wurden. Doch waren die Zellen im Umfange der Wurzel länger als die gegen die Mitte. In allen hatte sich die innere Haut von den Zellenwänden getrennt und um den körnigen Inhalt zusammengezogen, welcher stark braun gefärbt war. Der dadurch entstandene Schlauch trug die Gestalt der umgebenden Zellen, deren Wände durchaus nicht von Jod gefärbt erschienen. In jeder Zelle fand sich der kugelrunde Schlauch, den ich oben eine Afterzelle genannt, ebenfalls braun gefärbt und mit einer körnigen Masse erfüllt. Er lag immer in dem längern Schlauch, aber an verschiedenen Zellen bald an den Enden, bald in der Mitte, bald gegen die Mitte. Es schien also hier eine Entstehung kurzer Zellen, da wo das Anwachsen am stärksten sich zeigte, Statt gefunden zu haben, die sich dann verlängert und das Anwachsen vollbracht hatten. Eine Theilung der Zellen konnte ich mit Deutlichkeit nicht wahrnehmen. — Wie an den Wurzeln hatte ich an den jungen hervorgewachsenen Blättern derselben Zwiebel ähnliche für physiologische Botanik. 44 Zeichen machen lassen; eines in der Nähe der Zwiebel, eines dieht unter der Spitze und eines in der Mitte zwischen den beiden andern Zeichen. Das Zeichen an der Spitze war nicht verändert; die Spitze des Blattes wie die Spitze der Wurzel nicht angewachsen; der Theil von dem Zeichen an der Spitze bis in die Mitte hatte wenig zugenommen, ganz anders als an den Wurzeln, wo dieser Theil am meisten gewachsen war, dagegen hatte der Theil des Blattes gegen die Basis gar sehr zugenonmen, welcher hingegen an den Wurzeln nur einen geringen Zuwachs bekommen hatte. Es wurde nun ein Längs- schnitt in einem bezeichneten Blatte mit der Oberfläche paral- lel, von der Basis des Blattes an der Wurzel nach oben zu gemacht, und wie vorher behandelt. Auch hier zeigten sich, was vorher an der Wurzel bemerkt wurde, an der Basis des Blattes gegen die Stelle, von wo das Wachsthum ausging, kurze, wenn auch nicht breitere Zellen, welche sich naclı oben gegen die Mitte des Blattes immer verlängerten. Die Entstehung dieser kurzen Zellen und die Verlängerung der- selben bedingte offenbar das Anwachsen des Blattes, wie ich schon in den Vorlesungen ü. d. Kräuterkunde S. 83 bemerkt und Anat. d. Pfl. in Abbild. H. 1. T.1. F.4b habe abbilden lassen. Es war durchaus kein Hervortreten einer Zelle (Toch- terzelle) aus einer andern (Mutterzelle) zu beobachten, und der innere Schlauch blieb unverändert ein innerer Schlauch, und wurde auf keine Weise zum äussern. So ist es beim Anwachsen der Zellen in den Theilen der Phanerogamen. Was im Einbryosack geschieht, oder auch in den Zellen der Algen, die, wie die sonderbaren Erscheinungen in den Zellen der Spirogyren zeigen, eine andere Bedeutung haben als die Zellen der Phanerogamen, gehört nicht hierher, und es kann kein Schluss von jenen sogenannten Zellen auf die Zelle in eigentlicher Bedeutung gemacht werden. — Die Spitzen der Wurzeln und der Blätter, welche nicht anwachsen, bestehen aus sehr kurzen Zellen, welche insgesammt einen bedeutenden Kern enthalten, der aber, wie in den übrigen Zellen des Blat- tes und der Wurzel, nie sich zu einer besondern Zelle aus- bildet. Ueber das Eindringen der euticula in die Spalt- öffnungen von H. v. Mohl. Botan. Zeit. 1845. S. 1. 42 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Die verschiedenen: Angaben hierüber veranlassten den Verf. einige Untersuchungen über denselben anzustellen. Er bediente sich dabei der Methode, den zu untersuchenden Abschnitt der Blätter mit Jodtinktur zu färben, mit Wasser auszuwaschen und alsdann der Einwirkung der Schwefelsäure auszusetzen. Durch die letzte wird nicht bloss die gelbe Färbung der durch Jod gefärbten Outicula erhöht, sondern es wird besonders der Vortheil erreicht, sagt der Verf., dass die Epidermiszellen der meisten Pflanzen je nach der Stärke der angewendeten Säure unter Blaufärbung aufgelockert oder völ- lig aufgelöst werden, weshalb die Guticula auf eine sehr.leichte Weise von denselben unterschieden und getrennt werden kann. Als allgemeines Resultat ging aus diesen Untersuchungen her- vor, dass, wie Payen angegeben hatte, eine unmittelbare Fort- setzung der Cuticula in die Spaltöffnungen eindringt, und sich in Form einer von beiden Seiten sehr stark zusammengedrück- ten Röhre zwischen den Porenzellen zur Athemhöhle hinab- zieht. Dass diese Röhre weder beim Eingange in die Spalt- öffnung noch weiter unten zwischen den Porenzellen geschlos- sen ist, darüber kann bei sorgsamer Untersuchung nach des Verfassers Meinung kein Zweifel Statt finden. An der innern Mündung der Spaltöffnung angekommen, breitet sich . diese Röhre in eine kleinere oder grössere trichterförmige Erwei- terung aus, welche die untere Seite der Epidermis, so weit sie die Athemhöhle von aussen abschliesst, bekleidet. In Be- ziehung auf diese trichterförmige Erweiterung kommen bei verschiedenen Pflanzen Verschiedenheiten vor, welche der Verf. angiebt. Es überzieht nämlich die Cuticula nur die Wandungen der Athemhöhle, ohne in die Intercellulargänge zu dringen, oder sie dringt in einige oder auch in alle solche Gänge, welche mit der Athemhöhle in Verbindung stehen. Zu- letzt sagt der Verf. etwas darüber, ob die Guticula eine eigene von der Epidermis verschiedene Haut sei, Er glaubt dieses nicht, sondern ist der Meinung, dass ihre Eigenthümlichkeit von einer Umwandlung der Substanz der äussern Sehichten der Epidermiszellen selbst herrühre. — Darf ich es mir er- lauben, einmal leicht, wie der Verf, von mir sagt, (wenn auch nicht grazios) darüber hinzugehen, so würde ich sagen, es komme nicht darauf an, wie die Guticula entstehe, sondern für physiologische Botanik, 43 _ ob sie aus den äussern Wänden der Zellen der Epidermis bestehe, und da man dieses nicht sieht, so muss sie für eine eigene Membran gelten, bis dieses gefunden ist. Allerdings bleibt die Frage, wie sie entstehe, Aber darüber müssen wir, wie über alle Entstehung im organischen Körper, einen hellen Blick erwarten, der noch nicht gethan ist. Untersuchungen über die zellenartigen Aus- füllungen der Gefässe Von einem Ungenannten. Botan. Zeit. 1845. S. 225. Der Verfasser zeigt zuerst, dass diese Ausfüllungen aus wahren Zellen bestehen, oder dass sie, wie er sich ausdrückt, der gewöhnlichen einfachen Pflanzenzelle analoge Erscheinungen sind. Diese Zellen ent- stehen überhaupt erst im Alter; an einjährigen Aesten von Vitis vinifera und Sambucus nigra, so wie in den Stengeln von Cucurbita Pepo waren die Gefässe im Sommer leer, spä- ter im Oktober und Anfangs November enthielten sie nur kleine, an der Gefässwand festsitzende Zellchen in geringer Anzahl, einen Monat später fand er sie reichlich mit grössern und kleinern Zellen versehen. An einem vierjährigen Zweige von Robinia Pseudacacia verhielt sich der äusserste Jahrring wie die einjährigen Zweige jener Gewächse; die drei innern waren ganz mit Zellen erfüllt. In Bezug auf ihre Anheftung machte er die merkwürdige Beobachtung, dass die kleinen Zellchen stets an der Seite des Gefässes befestigt sind, wo dasselbe von Holzzellen oder dem Parenchym der Markstrahlen umgeben ist, nie aber an einer Wand, die von einem daneben liegenden Gefäss begrenzt wird. Ferner sah er, dass ein solches Zellchen stets vor einem Gefässtüpfel liegt, der mit den Tüpfeln der benachbarten äussern Zelle correspondirt, Er glaubte ferner zu sehen, dass die Membran des Bläschens mit der — der äussern Zelle und dem Gefässe angehörenden und die beiden Tüpfelkanäle verschliessenden — primären Membran in einigem Zusammenhange stehe, und dass’dasselbe in seinem ersten Beginne eine Ausdehnung dieser primären Membran in die Gefässhöhle sei. Die innere Zelle verdankt also ihre Entstehung der Wirksamkeit und Fortbildung einer angrenzenden äussern Zelle. Man sche dieses am deutlich- sten, wenn man Präparate von Vitis vinifera und Sambucus nigra dieser Gefässe mit Kalilauge behandele. Um ermüdende 44 H. F. Link: Jahresberieht über die Arbeiten Umschreibungen zu vermeiden, setzt er hinzu, wird man nicht umhin können, die Gegenstände mit Namen zu belegen, näm- lich die alte Zelle, von dem blasenartigen Sack, den er Thylle nennt, zu unterscheiden, welche beide zusammen ein 'Ge- sammtorgan bilden. Nun kommen Betrachtungen über die Entstehung und Bildung dieser so wie anderer Zellen. Die Untersuchungen des Verf. verdienen die grösste Aufmerksam- keit und eine genaue Wiederholung, um diese Beobachtungen einer sonderbaren Erscheinung zu bestätigen oder zu berichtigen. Ueber die chemischen Eigenschaften der Pflanzenzelle haben wir zuerst genaue und zur Uebersicht zusammengestellte Versuche von Payen erhalten, nachdem er vorher seine vor- trefllichen Untersuchungen über die Stärke gemacht hatte. Alle diese Untersuchungen sind bereits 1842 in seinen Me- moires sur les Developpemens d. Vegetaux abgedruckt. Zuerst stellte er seine Versuche mit dem Zellgewebe an, worin ausser der Membran wenig andere Stoffe enthalten sind, und zwar mit sehr jungen Theilen, z. B. den Eichen vom Mandelbaum, vom Birn- und Apfelbaum und von Helianthus annuus, mit den zarten Häuten, welche an den coagulirten Tropfen ent- stehen, die aus den Einschnitten in die Gefässe der Gurke ausfliessen, ferner mit dem Marke junger Zweige von Sam- bucus nigra, mit ein- und zweimal gereinigter Bauniwolle, den Spongiolen von Wurzeln, und dem Marke von Aeschy- nomene paludosa (Reispapier). Alle diese Substanzen wurden mit verdünnter Salzsäure und Ammoniak mehrmal behandelt, zwischendurch mit Wasser ausgewaschen, endlich mit Wein- geist und Aether erschöpft. Sie wurden dann stark getrock- net, so viel als möglich gepulvert und nun mit Kupferoxyd erhitzt. Er fand als Resultat der Elementaranalysen eine Zu- sammensetzung von C?* H??* 0? isomer mit Stärke. “Hierbei giebt er einen leichten direkten Versuch an, die Zellmembran unter dem Mikroskop zu erkennen. Er bringt einen kleinen Schnitt, z. B. von Reispapier, in einem Wassertropfen unter das Mikroskop, setzt zwei oder drei Tropfen von einer wäss- rigen Jodauflösung hinzu, welche eine leichte gelbe Färbung hervorbringt, und zuletzt einen Tropfen concentrirter Schwe- felsäure. Zuerst entsteht dann eine blaue Färbung der Mem- bran und endlich eine völlige Auflösung derselben, so dass für physiologische Botanik. 45 nur gelbe Spuren von den in der Membran enthaltenen Stof- fen übrig bleiben. Besser als dieses von Payen angewandte Verfahren ist es, die Schnitte für die Untersuchung mit dem Mikroskop unter einen Tropfen von Wasser zu bringen, dann Salpeter- oder Salzsäure, einen Tropfen, beizumischen, zwei Minuten ungefähr stehen zu lassen, mit Wasser auszuwaschen und nun mit Jodtinktur zu färben. Die reine Membran er- scheint nun ganz ungefärbt, zuweilen hier und da bläulich von aufgelöster Stärke, und alle andern fremden Stoffe dun- kelgelb gefärbt, so dass man sie leicht von der Membran un- terscheiden kann. Auf diese Weise wurden die oben erzähl- ten Beobachtungen mit den Blättern von Allium Porrum und den Wurzeln von Allium Cepa gemacht. Man muss beden- ken, dass hierbei die Jodkörner aufgelöst werden, und will man also diese wahrnehmen, so darf man keine Säure an- wenden. Kehrt man den Versuch um und betrachtet zuerst die Schnitte mit Jodtinktur, so erkennt man allerdings die Stärke, aber man darf keine Salpetersäure hinzusetzen, weil diese die jodisirten Substanzen auflöst, und die Membran zu- rücklässt, welche nun, wenigstens nicht leicht, zu erkennen und zu zeichnen ist. Doch sieht man bei diesem Verfahren deutlich in dem Innern der Zellen die Häute der Bläschen, deren Inhalt aufgelöst ist. Aetzkali und Aetznatrium nehmen ebenfalls den Inhalt der Membranen weg, und lassen diese allein, obwohl in einem undeutlichen Zustande zurück. Doch ich kehre zu Payen’s Untersuchungen zurück, Er prüfte nun ferner auf Elementaranalyse die durch manche Auflösungsmit- tel erschöpften Blätter von Endivien und von Ailanthus glan- dulosa, das innere Zellgewebe von Agave americana, die Spi- ralgefässe von Musa sapientum, die Würzelehen von Mais, die Theile, welche der Verdauung der Thiere widerstanden hatten, das Gewebe des Albumen von Mais und Korn, das Albumen von Phytelephas und von Dattelkernen, ‘die Haare der Samen vom virginischen Pappelbaum, die vegetabilischen Häute, welche das Nest der Wespen bilden, das innere Holz von Eichen, das Holz von Coniferen, ferner Conferva rivula- ris und oscillatoria, die Membran von Agaricus edulis, ver- muthlich Ag. campestris L., vorher setzt er auch neben Ohi- eoree Endivie den Namen Scariola. Was werden alle chemi- 46 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten schen Untersuchungen helfen, wenn man. nicht bestimmt sagt, was man untersucht hat! Hierauf folgen Untersuchungen der Stoffe, welche sich in den Zellen befinden, in welchen auch Stiekstoff vorkommt. — Ich habe diese Anführungen hierher gesetzt, um auf eine Abhandlung von Fromberg über die Cellulose zu kommen, welche sich in den Scheikundigen Onderzoekingen 2 D. S. 36 findet und im Auszuge im Journ. f. praktische Chemie 32. B. S. 198. Er hat Cetraria islandica und Agarieus albus auf Elementar- Analyse untersucht und findet die Resultate mit denen von Payen gefundenen ziemlich übereinstimmend. Er macht dann folgende Bemerkung: „Auch bin ich von der vollkommenen Richtigkeit seiner Versuche überzeugt, doch kann ich nicht läugnen, dass ich verwundert bin erstlich, nirgends angeführt zu finden, dass er eine Be- stimmung des Aschengehalts vorgenommen habe ausser in sei- ner ersten Abhandlung (Annal. d. Sciene. natur. 2 Ser. T. 11. p- 27), da er doch, wenn er durchaus keine Asche gefunden hätte, dieses hätte erwähnen müssen. Da ferner keiner der von mir erwähnten analysirten Stoffe gänzlich von der soge- nannten inkrustirenden Substanz frei gewesen ist, da die Re- sultate der Versuche von Payen zu derselben Folgerung füh- ren, was sich auch erklärt aus der von ihm beobachteten Innigkeit, womit diese Stoffe in das primäre Zellgewebe ein- dringen, da ferner die in dem Pflanzenreiche allgemein ver- breitete Kieselerde sehr wahrscheinlich in diese Stofle wird eingedrungen sein, so scheint es nicht glaublich, dass die un- tersuchten Pflanzengewebe gänzlich frei sein sollten von Rie- selerde.” Die Erinnerung ist sehr richtig. Payen giebt den Aschegehalt bei den Pflanzentheilen an, die noch nicht von den auf der Cellulose abgesetzten Stoffen befreit sind, auch finden sich 10,80 an 100 Kieselerde in den Blättern der En- divie angegeben, aber gar keine in den bis zur Cellulose er- schöpften Blättern derselben Pflanze. Das ist sehr unwahr- scheinlich, denn die Menge der Kieselerde in den nieht ge- reinigten Blättern der Gramineen wird zu 12,25 angegeben, von den gereinigten Blättern finde ich keine Analyse. Hier muss aber die Menge der Kieselerde in der Cellulose sehr gross sein, denn das durchgeglühte Blatt wird ganz in Kieselerde so verwandelt, dass man unter dem Mikroskop alle Theile für physiologische Botanik. 47 genau unterscheiden kann; eine merkwürdige Erscheinung, die noch eine genaue Untersuchung erfordert, da sie dem, was wir über die Cellulose wissen, widersprechen. In denselben Scheikundigen Onderzoekingen a. a. O. S. 62 Journ. f. praktische Chemie a. a. O. S. 204 befindet sich auch eine Analyse der Samen des Phytelephas Ruiz et Pavon (Elephantusia Willd.) ') von Baumhauer. Er giebt das Resultat mit folgenden Worten an: ‚Aus unseren Versuchen ergiebt sich deutlich, dass das Perispermium des Phytlephas nicht, wie Payen sagt, aus reiner Cellulose be- steht, verunreinigt mit Albumin, zwei stickstoffhaltigen Sub- stanzen, Kieselerde, zwei fetten Körpern und Salzen, sondern dass es ausser diesen, von welchen das Albumin, die zwei stickstoffhaltigen Stoffe und die zwei fetten in äusserst gerin- ger Menge in demselben vorkonmen, noch eine abgesetzte Materie enthält, welche in ihrer procentischen Zusammen- setzung sich sehr wenig von der Cellulose unterscheidet.” Wir wollen hiermit verbinden, was über das Stärkmehl in dieser Periode gesagt worden ist. Zuerst: Merkwürdige Formen von Stärkmehlkörnern in Sarsaparillwur- zeln und im Wurzelstock von Hedychium Gardne- rianum beschrieben und abgebildet von G. Bischoff in der Botanischen Zeitung 1844. S.385. Die Körner in der ersten Wurzel bilden sehr oft eine Halbkugel oder ein halbes Ellipsoid, auch hängen sie mit ihren Grundflächen zusammen, oder es sind vier und mehr Körner regelmässig zusammen- gefügt. Diese verschiedenen Formen sind genau beschrieben und abgebildet. Der Verf. vergleicht sie mit den Zusammen- fügungen mancher Pollenkörner, man konnte sie auch mit einer Capsula tricocca oder tetracocca vergleichen. Es liessen sich noch einige andere hinzufügen. Mir ist die Form vorgekom- men, wo-ein eckiges kleines Korn in der Mitte liegt, und die andern fünf umher gestellt sind, so dass die ganze Gestalt einer regelmässigen fünfblättrigen Blume nicht unähnlich war. ’) Es sei eine ganz überflüssige Veränderung des Wortes Phy- telephas in Elephantusia, meint ein Botaniker. Aber Phytelephas heisst ein Pflanzen-Elephant, und ein solches Pflanzenthier ist doch gar zu schrecklich. 48 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Der Verf. macht hierbei die Bemerkung, dass die concentri- sche Schichtung bei Tageslicht nicht merklich. war, bei ge- dämpftem Lampenlichte hingegen merklich wurde. - Auch an Körnern von Kartoffelstärkmehl fand der Verfasser eine Zu- sammensetzung von zwei Körnern. Das Stärkmehl in dem Rhizom der Scitamineen ist sonderbar genug. Die Körner sind stielrund, bogenförmig gekrümmt oder sogar winkelför- mig gebogen, sie gehen von der Keulenform in allerlei Ge- stalten über, welche oft Aehnlichkeiten mit einem Hutpilze haben und die dadurch, dass sie zwischen den Ringen einge- schnürt sind, die schichten- oder schalenförmige Zusammen- setzung deutlich erkennen lassen, wobei jeder Hauptring. wie- der eine grössere oder geringere Anzahl von äusserst feinen, parallelen, bogigen Querstreifen zeigt. Die grössern Abthei- lungen bezeichnen ohne Zweifel die einzelnen Körner der Zusammensetzung, deren jedes wieder fein geschichtet ist. Ueber das Amylum der Gloriosa superbaL. von Julius Münter. Botan. Zeit. 1845. S. 193. Die Form der Stärkmehlkörner, welche sich im Rhizom der genannten Pflanze befinden, ist zuweilen vollkommen rund oder auch elliptisch, doch bei weitem die meisten Körner sind von einer oder von mehreren ebenen Flächen begrenzt, die bald in einem Neigungswinkel, bald in einer Ecke zusammenkommen, Würde man ein Ei, sagt der Verf., in seiner Mitte senkrecht auf die Längenaxe durchschneiden, so dass durch den Schnitt zwei paukenförmige Hälften entstehen, so würde man genau im Grossen Formen vor sich haben, wie sie häufig diese Stärke von Gloriosa zeigt. Andere Stücke gleichen einer Form, die entstehen würde, wenn man parallel der Längsaxe von einem Ei ein beliebiges Stück abschnitte; wieder andere stellen Ku- gelausschnitte vor, d. h. Stücke, welche von zwei ebenen in einem Neigungswinkel von 120° sich schneidenden Flächen und einer sphärischen Fläche begränzt werden. Zuweilen sieht man drei ebene und eine sphärische Fläche, und endlich erkennt man auch rein stereometrische Formen, Penta@der, Hexaöder und Oktaöder. Zuweilen finden sich auch Stücke von unbestimmter, schwer zu beschreibender Form. Auch Maranta bicolor Kerr. und Jatropha Manihot zeigen penta&- drische Amylumkörner. Der Verf. führt dieses als Beweis an, für physiologische Botanik. 49 dass auch eine organische Verbindung in Krystallform auftre- ten könne, und in dieser Rücksicht bedient er sich des Aus- _ drucks Drusen. Man bemerkt nun, dass solche Drusen so- gleich zerfallen, so wie sie aus der Zelle genommen ins Was- ser des Objektträgers kommen, welches sonst nicht der Fall ist, sondern die Körner bleiben in andern Pflanzen zusammien- hängend. Der Verf. geht nun zu der Untersuchung über, wie diese Stärkmehlkörner entstanden und gebildet sein könn- ten. Es ist zuerst denkbar, sagt er, dass nach Art der Kry- stallbildung das Amıylumplasma (gleichsam die Mutterlauge) sich an die kleinen zuerst sich aussondernden Kügelchen an- legt und so aus der fortschreitenden Anlagerung an die äus- sere Oberfläche grössere Stücke hervorbringt. Wir mögen zu des Verf. Darstellung hinzufügen: dass sich die Körner um einen Kern bilden, wie man gewöhnlich von der Bildung der Krystalle annimmt. Hier müsste nun, nach dem Verf., bei Zwillingskörnern der Kern des einen Individuums dicht neben dem Kern des andern Individuums liegen und zwar in der Nähe der Ebene, worin beide zusammengefügt sind, oder in der Nähe des Paukenfells, wenn man die obige Verglei- chung beibehalten will. Dieses ist aber nicht, sondern der Kern liegt in der Tiefe der Pauke, am Ende des elliptischen, oder sphäroidischen Abschnittes (dieses geht auch aus den von Bischoff gegebenen Abbildungen hervor). Nun geht der Verf. zu der Frage über, ob nicht vielleicht die eckige Form durch den Druck der umgebenden Zelle könne entstanden sein. Aber dieses ist nicht der Fall, da Körner die eckige Gestalt haben, wo noch Platz für sie in der Zelle ist. Aus allem diesen geht nun hervor, sagt der Verf., dass der Druck nicht die Ursache der Entstehung der Stärkedrusen sein kann. „Nach allem dem, setzt er hinzu, bleibt nur noch die Aus- sicht auf die der Pflanzenwelt eigene Bildungsweise. Von der Pflanzenzelle wissen wir es ganz bestimnit, ‘dass die concen- trischen Conturen, z. B. bei den sogenannten Steinen der Holz- birnen u. s. w. lediglich der centripetalen Schichtenbildung ihr Dasein verdanken. Nichts steht aber auch der Ansicht ent- gegen, dass die Schichten des Stärkekorns durch centripetale, d. bh. innere Ablagerung entstanden sind, vielmehr unterstützt wird diese lypothese durch die Thatsache, dass der so- Archiv f, Naturgesch. XI1,. Jahrg. 2. Bd. D 50 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten genannte Kern nach‘ Fritzsche‘ oder die Centralhöhle nach Schleiden wasserreicher und gleichsam gelatinös ist. Denn sobald man Schwefelsäure unter dem Mikroskop zu den Stärke- körnchen bringt, und diese den inneren Schichten das Wasser zu entziehen beginnt, so tritt an die Stelle des Kerns eine Luftblase; dasselbe geschieht, wenn das Stärkekorn erhitzt wird; ja schon wenn frische Stärke bei gewöhnlicher Luft- temperatur trocknet. Die letztere, weder von Fritzsche noch Schleiden beobachtete Erscheinung erklärt daher auch die Spaltbildung in der Nähe des Kerns. Wenn nun aber, wie aus diesen Beobachtungen hervorgeht, der Kern und dessen nächste Schichten wasserreicher sind als die äussern, d. h. wenn sie weicher und noch weniger consolidirt als die äussern sind, so darf man eben so sicher annehmen, dass diese cen- tralen, den Kern umgebenden Schichten die jüngern sind, die peripherischen die ältern. — Hält man nun diese Hypothese als die wahrscheinlichere fest, so ist keine Schwierigkeit vor- handen, die Stelle zu erklären, wo der Kern hinkommen soll. Je nachdem die Schichten dick oder dünn ausfallen, muss auch der Kern mehr oder weniger excentrisch liegen, ja es ist sogar notliwendig, dass er excentrisch liegen muss‘ bei grossen Kügelehen. Denn sobald die centripetale Schichten- bildung gleichmässig in allen Punkten der innern ‚Oberfläche ist, so würde bald ein Zustand eintreten, der die Weiterbil- dung unzulässig macht, indem die überall gleich dieken Wände die Durchlässigkeit neuen Nahrungsmaterials hindern würden, dagegen tritt dieser Zustand nie ein, wenn eine Stelle des Korns dünner als die andere ist. Bei dickern Zellenwänden sind für die erleichterte Nahrungszufuhr bekanntlich andere Mittel gesetzmässig in Anwendung gekommen, nämlich die Tüpfelkanäle.“ Der Verf, fügt noch hinzu: ,„Bescheiden wir uns vorläufig nit dem auf negativem Wege gefundenen Satze, dass ein dem Zellenbildungsprozesse ähnlicher Vorgang auch für die Stärkekörner anzunehmen ist, dessen Wie? Aufgabe der fernern Forschung sein muss.“ Es ist sehr erwünscht, dass der Verf. von‘ den gewöhnlichen Erklärungen der Bildung des Stärkemehls abweicht. Ich bin ganz der Meinung des Verf, dass sich das Stärkekorn von Aussen nach Innen bildet, dass dieses aber nach einem eigenthümliehen Bildungsprocess ge- für physiologische Botanik. 5| schehe, der zwar mit dem Bildungsprocess der Zelle Achn- lichkeit hat, nur noch nicht immer völlig geregelt ist. Die Excentrieität der Schichten um den Kern möchte ich allein dieser unregelmässigen Bildung zuschreiben. Das Stärkekorn saugt, wie es scheint, von allen Seiten die Feuchtigkeit ein und bildet inwendig die Schichten erst später aus. Eine solche innere Bildung ist auch die Ursache der regelmässigen Ab- sonderung der Körner in der Sarsaparillwurzel, die dann end- lich bis zur äusserlich krystallinischen Form der Körner in den Knollen der Gloriosa superba übergeht, wie der Verf. zuerst gefunden hat. Nicht alle Körner in demselben Knol- len, sogar neben einander haben dieselbe Gestalt, einige sind ganz abgerundet von aussen, einige sind von einer Seite abgerundet, von der andern in zwei Ebenen eingeschlossen, weil sie sich dort ursprünglich von einander sonderten, andere sind von allen Seiten in ebenen Flächen eingeschlossen, wie das mittlere Korn in der Zusammensetzung von Körnern der Sarsaparillwurzeln. So möchte ich diese krystallinischen Ge- stalten innern Sonderungen der Körner zuschreiben, zu wel- cher Meinung mich die Amylumkörner in der Zwiebel von Ornithogalum (Myogalun) nutans geführt haben. Doch der Verf. wird darüber selbst seine Untersuchungen mittheilen, Hier fügt er noch einige Bemerkungen über das bei, was Schleiden in seiner Systematischen Botanik gesagt hat. Die formlose Stärke aus dem Samen von Coriandrum minus rühre vom Eintrocknen her, eben so sei dieses der Fall mit den becherförmigen Stärkekörnern im Rhizom von Iris pallida. Gegen Meyen läugne Schleiden mit Unrecht das Vorkommen scheibenförmiger Körner in den Oannaeeen, in Canna- varia- bilis z. B. finde man nur solelhe. Was unter Arrowroot-Mehl im Handel vorkomme, sei gar sehr verschieden, und der Verf. giebt auch diese Verschiedenheiten an, Von Taeca pinnatifida kommt das meiste käufliche. Eben das gelte auch vom Sagu. In Rad. (Stolones) Iwaranceusae könnte er keine becherför- migen Körner finden, wie sie Schleiden angiebt. Ich erwarte die Fortsetzung dieser genauen und treflliehen Untersuchun- gen des Verf. Einige Bemerkungen über die Bildung des Amy- lums von K. Müller, Botan. Zeit. 45. 833 sind an Uhara D* 52 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten erinita angestellt und zeigen nach des Verf. Ausdrücken Fol- gendes:. Die Cytoblasten sind es, welche sich zu Stärkmehl umbilden, und dieses geht nur in schon fertigen Zellen vor sich. Note sur les phenomenes de polarisation pro- duits ä travers les globules feeulaces par M. Biot. Compt. rend. 1844. 1. 795. Schon früber hat der Verf. die Stärkekügelchen durch zwei kreuzweise unter einem rechten Winkel über einander liegende Prismen betrachtet, jetzt hat er den Apparat dahin abgeändert, dass er eine Platte von Marienglas zwischen die beiden Prismen bringt, so dass eine Mittellinie zwischen den beiden Axen mit den Hauptschnitten der Prismen einen Winkel von 45° macht. Dann sieht man die Masse des Kügelchens von lebhaften Farben erleuchtet, deren Niiancen mit der Zahl der Lagen wechseln, und mit der Richtung, nach welcher die Lichtstrahlen durchgehen, so dass man, wie in einem Gemälde, alle Biegungen der Um- risse, alle Undulationen ‚der Oberfläche, alle Besonderheiten der Structur, und die geringsten zufälligen Aenderungen ge- wahr wird. — Allerdings für andere Fälle vielleicht vortrefi- lich. Hier möchte jedoch bei der grossen, zufälligen Mannig- faltigkeit der Structur der Stärkekügelchen die Sache weniger bedeutend sein. \ Doch wir gehen von den Zellen zu den Gefässen über. Ich habe in dem Jahresbericht von 1841 in diesem Archiv Jahrg. 1842. 11. 96 einige Bemerkungen über das Werk von C. H. Schultz. über die Cyklose in den Pflanzen gemacht. Gegenerinnerungen finden sich in einem Buche von demsel- ben Verf., wovon noch weiter unten die Rede sein wird: Die Entdeckung der wahren Pflanzennahrung, Ber- lin 1844, S. 54. Er sagt dort, in Rücksicht auf meine: Erin- nerungen: „Es kommt hier also auf zwei Punkte wesentlich an; einmal, ob es richtig ist, dass ich die hier ‚sogenannten Baströhren Lebenssaftgefässe genannt habe, und zweitens, ob die Saftströme bei Commelina coelestis ohne Spur von. Ver- ästelung ein Kreisen (Rotation) der Körner wie bei. Vallis- neria sei.“ Alles ist entstellt, und ich bin daher gezwungen, das Wesentliche meiner Erinnerungen im Kurzen zu. wieder- holen. Schultz hat die Bewegung der Säfte in den sogenann- für physiologische Botanik. 53 ten eigenen Gefässen zuerst gesehen, er hat auch zuerst gute Darstellungen von diesen Gefässen gegeben. Aber um seine Hypothese von einer Oyklose durchzuführen, hat er solche Gefässe, die er Lebenssaftgefässe nennt, vielen Pflanzen zu- geschrieben, worin sie sich nicht finden. So sollen sie in der Rinde vieler Bäume sein, namentlich der Birke, aber ich sehe dort nur Bastsöhren, und niemand hat sie dort gesehen, selbst der Verf. stellt sie nur im Querschnitt dar, nicht im Längsschnitt, also weiss man nicht, ob er sie wirklich gesehen hat. Aın auffallendsten ist es bei Commelina coelestis, wo im Stamme, in der Nähe der Spiralröhren, verästelte Lebenssaft- gefässe ausgehen und sich über die nahgelegenen Zellen ver- breiten sollen. Er hat sogar eine Abbildung davon gegeben. Aber ich sehe neben den Spiralröhren nur Reihen von Paren- chymzellen, worin Körner kreisen wie in den Zellen von Val- lisneria; dann kommen andere Reihen von weitern Zellen, in denen sich Saftströme zeigen, gewiss nicht in Gefässen ein- geschlossen. Also keine Spur von verästelten Gefässen. Das Resultat ist: Die Bewegung der Säfte in den sogenannten Lebensgefässen ist eine solche Art von Bewegung, wie wir sie auch sonst in den Pflanzen gefunden haben, nämlich, wie das Kreisen in den Zellen der Pflanzen, zuerst von Corti entdeckt, von Meyen an Vallisneria zuerst genau beobachtet, und die Saftströme, zuerst von Rob. Brown in den ‚Haaren der Tradescantia beobachtet. Auch die Bewegung der Flüs- sigkeit in den Gliedern der Chara gehört hieher. Der Verf. sagt unter andern Folgendes: „Es ist zu bedauern, dass der Verf. den angestrengten Bemühungen und Aufopferungen, eine solche Aufgabe zu lösen, so wenig Achtung hat abgewinnen können, dass er sie vielmehr gänzlich verkennt, und sich durch die unnütze Gegenwirkung gegen die Ausbildung von Wahrheiten, deren Grösse und Bedeutung im Auslande zuerst hat anerkannt werden müssen, den Ruhm abschneidet, zur Förderung derselben mitgewirkt zu haben.” Ein Beispiel von der unbegreiflichen Arroganz des Verf., die an fixe"Idee gränzt. Die Akademie zu Paris hat seiner Abhandlung über die eigenen Gefässe den Preis zuerkannt, wie niemand tadeln wird, aber sie hat zugleich erklärt, dass sie an seinen Mei- nungen keinen Theil nehme. Keine Akademie ist im Stande, 5A H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten alles Einzelne zu prüfen, was ihr in den Preisschriften vor- gelegt wird, und so konnte es auch hier die Pariser nicht. Eine Analyse des Milchsafts von Asclepias syriaca von demselben Verf. findet sich in Flora. Jahrg. 1844. S. 374. Etudes phytologiques par Mr. le Comte de Tristan. 4&me Men. Recherches sur les reservoirs et canaux lati- eiferes. Annal. d. science. natur. 38. T.1. p. 176. Die Abhandlung ist ganz gegen Schultz gerichtet. Man finde Theile an den Pflanzen, wo es keine Milchgefässe gebe, sie können also nieht zur Ernährung dienen. Ueber die Eigen- schaft des Milchsafts (latex). Verschiedenheiten der vaisseaux laticiferes. Ein Auszug aus dieser Abhandlung lässt sich nicht wohl geben. Stamm und Wurzel. Ueber die Abhängigkeit des Wachsthums der dikotylen Bäume in die Dicke von der physiolo- gischen Thätigkeit der Blätter von H. Mohl. Botan. Zeit. 1844, S. 89. Nach der Theorie von Du Petit-Thouars, sagt der Verf., steht die Verdiekung des Stammes mit der Entfaltung der Knospen, also mit der Entstehung und Aus- bildung neuer Blätter im Zusammenhange, und beruht auf Jem Umstande,, dass die Knospen, nach Art einer keimenden Pflanze, Wurzelzasern treiben, welche zwischen der Rinde und dem Stamme abwärts wachsen und eine neue Holzschicht erzeugen; nach einer andern Theorie hängt das Wachsthum der Bäume in die Dicke von der Thätigkeit der Blätter ab, indem sie den Nahrungssaft bereiten, welcher zur Erzeugung neuer Holzschichten verwendet wird. Um hierüber zu ent- scheiden, mass der Verf. den Stammumfang von einigen, etwa achtjährigen, in kräftigem Wachsthum stehenden Bäumen in verschiedenen Zeiten von Anfange bis Ende der Vegetations- zeit und berechnete die mittlere tägliche Zunahme des Stamm- umfanges für jeden dieser Zeitabschnitte. Die Bäume waren: Gymnocladus canadensis, Gleditschia macracantha, Tilia ar- gentea, Populus graeca, Favia lutea und Morus alba. Eine Tabelle des Wachsthums ist beigefügt. Aus den Bemerkungen, welche der Verf. zu diesen Beobachtungen macht, heben wir Folgendes heraus. An Pavia Iutea waren am 22. Juni die für physiologische Botanik. 55 Endknospen bereits erschienen, das Diekwachsthum nahm nun aber, statt zu erlöschen, in der folgenden Periode bis zum 2. August noch etwas an Stärke zu, und sank dann erst bis auf eine geringe Grösse herab. Es vergrösserte sich der Um- fang des Stammes vom 2. März bis zum 22. Juni, also vor Entwiekelung der Endknospen, um 11,8 Millimeter, vom 22. Juni bis zum Ende des Jahres um 16,2 Millimeter, so dass also der bedeutend grössere Theil des Zuwachses in die Zeit fällt, in. welcher keine Blätter zur Entwickelung kommen. Dasselbe war der Fall, wenn gleich nicht auf eine so auflal- lende Weise, bei Gleditschia und Gynmmocladus. Daraus zieht nun der Verf. den Schluss, dass diese Beobachtungen der Lehre von Petit Thouars ganz widersprechen. — So schätzbar sie an sich sind, so werden doch die Anhänger von Petit Thouars sich nieht dabei beruhigen, sie werden einwenden, dass die Wurzeln der Knospen zwischen Rinde und Stamm, wodurch sich der Stamm verdickt, im Anfange noch klein und zart wären, dass sie aber dann mit der Thätigkeit der Blätter zunähmen, und so die Verdiekung des Stammes be- wirkten. — Noch fügt der Verf. hinzu, dass mit der ersten Vergrösserung und Entfaltung der Knospen auch der Stamm- umfang, wenn auch nur in geringem Maasse zunehme. Er meint also, dass zur ersten Verdickung des Stammes im Früh- jahre ein schon im Jahre zuvor bereiteter Nahrungsstoff ver- wendet werde, ohne dass die Blätter ihn zubereiten. — Warum nicht? Wenn es auch durch viele Versuche ausge- macht scheint, dass die Blätter zur Bereitung des Nahrungs- saftes dienen, so ist doch gar kein Grund vorhanden, diese Bereitung auf die Thätigkeit der Blätter allein einzuschränken, wenn die Beobachtungen auf eine andere Art der Bereitung bestimmt hindeuten. — Zuletzt gegen Agardh’s Behauptung, dass die Bäume in der ersten Hälfte des Sommers vorzugs- weise in die Länge, in der zweiten vorzugsweise in die Dieke wachsen, welche durch die Beobachtung nicht bestätigt wird, Ueber das Wachsthum der #Internodien von anatomischer Seite betrachtet von Prof. Unger. Botan. Zeit. 1844. 5.489. Es ist von dieser Abhandlung schon oben S. 36 geredet worden. Dort musste sie angeführt werden, wegen der Entstehung neuer Zellen durch Theilung, 56 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten eine Entstehung, welche ich auf die Algen allein beschränken möchte. Hieher gehört das Anwachsen der Theile überhaupt, wo der Verf. sehr bescheiden sagt, Jass es in einem speciel- len Falle,. nämlich in Campelia Zanonia, ‘nicht allein durch Entstehung neuer Zellen, sondern auch durch Vergrösserung der früher entstandenen geschehe. Wohl könnte man diesen Satz auf alle Phanerogamen wenigstens ausdehnen. In den Compt. rend. 1844. T. 1 finden sich S.-899 und 972 die Quatriemes Notes relatives a la protestation de Mr. Ch. Gaudichaud, wovon bereits geredet ist. Suite des recherches anatomiques et physio- logiques sur quelques vegetaux monocotyles pär Mr. de Mirbel. (Second Memoire). Gompit. rend. 1844. 2. 689. In dieser Abhandlung giebt der Verf, eine sehr genaue Beschreibung des Stammes der Dracaena austra- lis (Cordyline australis) in Rücksicht auf den innern Bau, be- sonders in Rücksicht auf den Verlauf der Gefässbündel. Er sucht nämlich darzuthun, dass sie aus der Wurzel und aus der innern Wand des Stammes entspringen. Nicht allein den erwachsenen Stamm, sondern auch den jungen hat er mit gros- ser Sorgfalt beschrieben. Meine Meinung über diesen Gegen- stand habe ich zuerst ausgesprochen auf der Versammlung der Italienischen Gelehrten in Mailand und sie befindet sich abgedruckt in den Atti della sesta reunione degli Scienziati ltaliani tenuta in Milano, Milan. 1845. 4. p. 511, etwas aus- führlicher in der Flora 1845. S. 272, ferner in den Vorlesun- gen über die Kräuterkunde, 2. Abth. Berl. 1845. S. 309. ‚Es ist dort von der Dattelpalme die Rede. Beim Keimen ver- längert ‚sich der Embryo, oder der Kotyledon, wie gewöhnlich bei den Monokotylen, und spaltet sich in eine Scheide, aus deren Basis der Stamm nach oben hervorwächst, und die Wurzel nach unten. Jener, mit einer: Scheide umgeben, ent- hält in seinem Innern ‘einen kleinen knollenartigen Körper, aus Parenchym und umherziehenden feinen Spiralgefässen be- stehend, nach oben bildet er sogleich eine aus lauter Blättern bestehende Knospe, wie es bei den Monokotylen gewöhnlich ist. Die Blätter erreichen eine bedeutende Länge, indem der Stamm eine fast kugelrunde Knolle bleibt. Untersucht man ihn nun nach einer Reihe von Jahren, etwa sechs bis acht für physiologische Botanik. S7. Jahren, so findet man beim Durchschnitt einen Kern, welcher ganz und gar von einem Geflecht von Gefässbündeln durch- zogen ist, die sich in den mannichfaltigsten Richtungen durch- kreuzen. Eine Rinde von Parenchym umgiebt den Kern, auch befindet sich oben unter der Knospe eine Schicht von Paren- chym als Rinde, durch welche Gefässbündel vom Kern zu den Blättern gehen. So gleicht also die junge Palme ganz und gar einem Zwiebelstock, der sich von der wahren Zwie- bel nur durch den Mangel der fleischigen Deckblätter unter- scheidet. ‘ Durchschneidet man ein Stück. von dem hohen Stamme einer Dattelpalme, so findet man eine Menge Gefäss- bindel der Länge nach den Stamm durchziehend. Gegen den Umfang stehen sie immer dichter zusammen, und im Um- fange selbst am dichtesten, gegen die Mitte hingegen lockerer, mehr mit Zellgewebe umgeben und in des Stammes Mitte am lockersten. Betrachtet man aber die Holzbindel genauer, so sieht man, dass sie keinesweges einander parallel sind, son- dern dass sie sich auf eine mannichfaltige Weise durchkreuzen, aber dabei nur sehr kleine Winkel machen. Der Palmstamm ist also ein in die Länge ausgewachsener Zwiebelstock. Auf diesen zwiebelartigen Zustand des jungen Palmıstam- mes haben weder Mirbel noch Gaudichaud Rücksicht genom- men, auch nicht bestimmt darauf, dass die Palme bloss am Gipfel wächst und dass dort allein die Gefässbündel aus dem Innern entstehen und nach den Blättern zu wachsen. Ich kann also Gaudichaud’s Meinung nicht sein, dass die Gefäss- bündel von den Blättern ausgehen, ungeachtet er mich oft unter einer sonderbar genug gewählten Reihe von Männern anführt, die seiner Meinung sind. Auf der andern Seite kann ich aueh mit Mirbel nicht übereinstimmen, dass Gefässbündel vom Innern des Stammes ausgehen. Das Anwachsen geschieht allein oben am Gipfel, und dort kommen die Gefässbündel aus dem Innern. Die Abhandlungen von Gaudichaud gegen Mirbel be- finden sich in den Compt. rendus. 1845. I. 1375. 1436. 1677. 11.99. 201. 261, wozu auch noch die Abhandlung über den Stamm von Ravenala in demselben Jahre I. 391 gehört. Ueber den Wachsthumsprocess der Palmen, be- sonders über den Faserverlauf im Palmgestamme, 58 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten trug der Dr. von Martius einen Aufsatz vor, welcher in den Gelehrten Anzeigen d. K. Bayerischen Akade- mie der Wissenschaften im Febr. 1845 abgedruckt ist. Die Resultate hat der Verf. der Akademie der Wissensch. zu Paris mitgetheilt, sie sind demgemäss in den Compt.‘ rend. 1845. I. 1038 aufgenommen; Gaudichaud hat sich rasch dar- über und dagegen S. 1207 vernehmen lassen, auch Mirbel wird nicht damit zufrieden sein. Das liess sich erwarten; wer einen Mittelweg gehen will, wird von beiden Seiten gestossen. Die Gefässbündel, sagt der Verf., entstehen an dem Scheitel des Aufwuchses, in dem Knospenkern oder Phyllophor nach Mirbel, zwischen dem neuern bildungsfähigen Zellgewebe, welches hier eine eigenthümliche, die darunter liegenden ältern Theile gleichsam mantelförmig überziehende Schicht bildet; und zwar entstehen sie so, dass die neuern stets ausserhalb, und mehr oder weniger oberhalb der bereits vorhandenen gebildet werden. Dies wird im Verlauf der Abhandlung auf folgende Weise erläutert. Da die junge Pflanze bereits in ihrer ersten Periode nach dem: Keimen mit tutenförmigen, an der Peripherie der Axe hervorkommenden Scheidenblättern versehen ist, und auch diese, wie alle spätern Blätter, ihre Gefässe von der Axe erhalten, so muss die erste frühste Ent- wicekelung von Gefässen eine peripherische sein, und diese Suecession wird beibehalten, so lange überhaupt Blätter ge- bildet werden. Das obere Ende der Gefässbündel, sagt der Verf. ferner, geht gegen den Grund des Blattes hin, das un- tere Ende verlängert sich schräg abwärts, als ein feiner blos aus Prosenchym bestehender Faden, welcher aber nie in die Wurzel übergeht. Die Orte, wo die Gefässbündel auf dem Scheitel der Knospe entspringen, sind’ organisch vorbestimmt, hier liegen sie mit ihrem obern Ende schräg nach dem Innern convergirend, und verlängern sich nach beiden Seiten hin, d. h. wachsen nach unten und nach oben. Der Ort, wo das obere Ende des Gefässbündels zum Blatt tritt, liegt entweder auf derselben Seite des Stammes, auf welcher der Gefässbün- del überhaupt verläuft, oder dem Ursprungspunkte des Ge- fässbündels schräg e diametro gegenüber, in welchem letztern Falle also der Gefässbündel den ganzen Stamm schräg durch- setzt. Jeder Gefässbündel kreuzt bei zunehmender Länge und für physiologische Botanik. 59 Dicke des Scheitels andere Bündel, entweder im Innern des Stammes oder näher an der Peripherie, da wo er steil an- steigend, oder plötzlich in horizontaler Richtung nach aussen liegend ins Blatt tritt, — Unstreitig das Treffendste, was über diesen Gegenstand gesagt worden ist, und ich freue mich, dass dadurch bestätigt wird, was ich vorher, nur nicht aus- führlich gesagt habe. Doch muss ich gestehen, dass ich über das Wachsthum der Gefässbündel nach oben und nach unten in Zweifel bin. Es liegt in der Darstellung des Verf. nichts, wodurch dieses Anwachsen nach zwei Richtungen bewiesen würde. Es geschieht, wie ich meine, immer nach oben, jedoch auf die Weise, wie wir es im Zwiebelstock an der Basis des jungen Stammes sehen, nur kreuzen sich die Bündel, so wie der Stamm heranwächst unter geringern Winkeln. Zuweilen mögen manche Bündel stärker divergiren, wie der Verf. Mir- bel beistimmend sagt. Dass auch hier junge Gefässbündel zwischen ältern entstehen, welches wie in den dikotylen Bäu- men gewiss geschieht, zweifele ich nicht. Sulla teoria di Meritalli di Gaudichaud Jal Prof. Gius. Meneghini, Giornale encycelop. italiano T.1.p. 17. Schon im Jahre 1843 geschrieben zur Zeit der Versammlung der Gelehrten zu Lucca, soll diese Abhandlung vorzüglich dazu dienen, um auf Gaudichaud’s System auf- merksam zn machen. Er entwirft die Grundlage dieses Sy- stems, welche in der Einheit des Axensystems der Pflanze mit dem Appendikularsystem besteht, wo die Pflanze betrachtet wird, als zusammengesetzt aus Phytons, Mitteldingen so zu sagen von Blatt und Stamm. Der Verf. nimmt dieses System als ausgemacht an, sucht es zu erläutern durch die Achnlich- keit mit den Thieren, und meint, es müsse den grössten Ein- fluss auf die Organographie haben. Es wäre zu wünschen gewesen, dass der Verf. mit dem Scharfsinn, den er besitzt, die ganze Theorie genauer untersucht hätte. Er würde dann gesehen haben, dass die Darstellung des Systems auf einer willkürlichen Annahme beruht, die nur Willkürliches erzeugen kann. Dass die radieula im Samen der Dikotylen, der Gräser und Cyperoiden der künftige Stamm ist, wissen wir schon seit dreissig Jahren, aber bei den übrigen, Monokotylen. ist es nicht der Fall. Dass alle Theile eines organischen Wesens 60 H. F. Link; Jahresbericht über die Arbeiten ursprünglich Eins sind, kann niemand bezweifeln, dass es sich aber sogleich in diese Theile entwickelt, und dass die entwickelten Blätter, z. B. nicht der ganze Stanım sind, zeigt ebenfalls der erste aufmerksame Blick. Der Verf. sagt, seine Erklärung von Gaudichaud’s System sei folgende: Die Fibern steigen weder abwärts noch aufwärts; sie bilden sich in dem präexistirenden Zellgewebe durch eine allmälige Verwandelung der Parenchymzellen; es sind die Ströme der Nahrungssäfte und der herabsteigenden Säfte, welche die Organisation der Fibern bestimmen, wozu die mechanische Wirkung derselben und die Materialien, welche dadurch herbeigeführt werden, beitragen u. s. w. Aber jene Verwandlung ist nicht erwiesen, höchst wahrscheinlich ‘ganz falsch, und die Strömungen der Säfte können sich plötzlich ändern;: in dem keimenden wur- zelnden Kotyledon der Monokotylen steigen sie plötzlich nach oben in den Stamm und nach unten in die Wurzel. Doch es ist vielleicht nicht Recht, eine ältere Abhandlung zur Beur- theilung hervorzusuchen, da der Verf. seit der Zeit in seinen Untersuchungen fortgeschritten ist,- und wir von ihm noch Vieles zu erwarten haben. Nouvelles recherches sur le developpement des axes et des appendices dans les vegetaux, par M. €. Naudin. Annal. d. Science. naturell, 3 Ser. T. 1. p- 162. Diese Bemerkungen sind meistens richtig und treffend, wenn sie auch nicht neu sind. Die blattartigen Theile (ap- pendices), sagt der Verf., sind das Seitenprodukt einer Axe, die anfangs nur aus Zellen besteht, auch enthalten sie eben- falls im Anfange nur Zellen, keine Gefässe, und die Spitze dieser Axe, das Centrum einer Knospe, stellt eine Warze (mammelon) dar, welche mit dem Marke zusammenhängt. In dem zweiten Hefte meiner Ausgewählten 'anatomisch- botani- schen Abbildungen sind viele Figuren, welche Jieses deut- licher ‚darstellen, als der Verf. gethan hat, aber so geht es, wir arbeiten mit den Ausländern parallel, gehen aber in der Regel einige Schritte voran. Doch nein, der Verf. kennt wirklich Duchartre, Guillard und Schleiden, die über diesen Gegenstand sollen gearbeitet haben. Neuerlich sind in zwei- ten Heft der Anatomie der Pflanzen in Abbildungen wiederum Darstellungen über diesen Gegenstand gegeben worden. Was für physiologische Botanik. 61 er nur. von einigen Monokotylen sagt, dass sich nämlich. die Stelle, wo die Gefässe entstehen werden, durch eine Modifi- cation des Zellgewebes auszeichnet, gilt von den meisten Pflanzen, und ist ebenfalls in dem eben angeführten Hefte dargestellt worden. Der Unterschied, den der Verf. zwischen Axe und bJattartigen Theilen angiebt, dass nämlich jene mit dem äussern Ende fortwachsen, indem an: diesen zum äusser- sten Ende nichts hinzukommt, ist nicht ganz richtig, denn zum äussersten Ende oder dem äussersten Umfange der Axen- theile kommt wirklich auch nichts hinzu, eben so wenig als zur Spitze und dem obern Umfange der Blätter. Der Verf. verwechselt dieses nıit einem andern Gegenstande, dass näm- lich das Blatt vor dem Blattstiel erscheint und entwickelt wird, und führt dabei Morren an, der (gegen mich) behauptet hatte, dies finde bei den Wasserpflanzen, z. B. Hydrocharis Morsus ranae nicht Statt, aber wenn man die ganze Pflanze betrachtet, sieht man deutlich die Anfänge der Blätter, ehe eine Spur vom Blattstiel zu sehen ist. Was der Verf. von der Entwiekelung der Monokotylen sagt, ist höchst mangel- haft; er redet allein und zwar sehr oberflächlich von der Zwiebel von Nareissus Pseudonareissus. Dass die Gefässbün- del sich aus dem Stamm in die Wurzel fortsetzen, ‚hätte er ebenfalls sehr auflallend im ersten Heft meiner ausgewählten anatom.-botan. Abbild. schen können. Einen treffenden Ge- danken hat er, um spadix von einer Aehre zu unterscheiden; in den meisten Fällen bedecken nämlich Blätter. den Gipfel der Knospe, hier aber wächst er nackt aus. Recherches mierometriques sur le developpe- ment des parties elementaires de latige annuelle des plantes dicotyledonces par M. G. Harting. An- nal. d. Science. naturell. 3 Ser. T. 4. p. 210. Von. die- ser grossen und reichhaltigen Abhandlung ist es schwer’ einen Auszug zu geben, ohne die Grenzen zu überschreiten, die für eine Zeitschrift, wie diese, bestimmt sind. Der. Verf., redet nur von den diesjährigen (heurigen) Trieben der dikotylen Pflanzen. Zuerst die Art und Weise, wie er seine mikrome- trischen Untersuchungen angestellt hat. Dann der Satz, dass man einen jährigen Trieb ansehen kann, als sei er aus meh- reren Individuen, Gliedern (merithalles) von verschiedenem 62 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Alter zusammengesetzt, aber von demselben ursprünglichen Bau, so dass man aus* der Untersuchung der verschiedenen Glieder desselben Triebes auf die Veränderungen schliessen kann, die ein Glied des Triebes im Verlauf seines Wachs- thums erlitten hat. Das jüngste Glied des Gliedes ist ‚wie bekannt das äusserste, und eine oberflächliche Untersuchung zeigt schon, dass die untern Glieder zuerst zu wachsen auf- hören. Nun folgen die Untersuchungen über das Anwachsen der Triebe von Tilia parvifolia in Tabellen gebracht, und zwar: Zunahme der einzelnen Glieder in der Länge, Anwach- sen des einzelnen Gliedes im verschiedenen Alter, Anwachsen des Markes, Vermehrung der Zellen des Markes, Vergrösse- rung des Längen- und Querdurchmessers; Gefäss und Bast- schichten, Querdurchmesser in Verhältniss zum Anwachsen des Längsdurchmessers; Parenchymschicht der Rinde. Zahl der Zellenreihen, Verhältniss des Durchmessers dieser Schicht zum Durchmesser des Gliedes, Anwachsen der Zellen dieser Schicht in Vergleichung mit dem Anwachsen der Markzellen; Kallenchymschicht nach Schleiden "), nämlich die Schicht von ausgezeichneten langen Zellen, welche sich an manchen Pflan- zen unter der Epidermis finden. Zahl der Zellen in den pe- ripherischen ‘Schichten. Dann folgen ähnliche Untersuchungen über Humulus Lupulus, auch über den nucleus (cytoblaste) in den Markzellen, die Körperchen in Bastschichten, Anwach- sen eines Zweiges, der seiner Blätter an der Spitze beraubt war. Ferner Untersuchungen über ‘die Triebe von Aristolo- chia Sipho, Phytolacca decandra; Sempervivum arborescens. Nun folgen die Resultate: 1. Das Anwachsen jedes Gliedes hängt ab von der Bildung neuer Zellen, von der Ausdehnung der Zellen und von der Verdickung der Zellenwände. 2. Die Vermehrung der Zellen findet in drei Richtungen Statt, nach dem Radius radiale Vermehrung, nach der Peripherie periphe- rische Vermehrung, und nach der Axe, Längsvermehrung, longitudinale Vermehrung. 3. Die radiale Vermehrung findet sich nur in’ der Knospe. 4. Diese Vermehrung geschieht durch Querwände, welche in den schon vorhandenen Zellen !) Ein eben so elegänter als überflüssiger Ausdruck, sagte mir einst Schleiden bei einer ähnlichen Veranlassung. für physiologische Botanik. 63 entstehen, ohne dass diese nachher resorbirt werden; die so gebildeten Abtheilungen 'isoliren sich immer mehr und mehr dadurch, dass sie sich nach allen Seiten ausdehnen. 5. Die Ausdehnung der Zellen in der radialen Richtung ist gleich- förmig und gleich, so dass die Durchmesser immer dasselbe Verhältniss behalten, bis die Verholzung geschieht. 6. Die verholzenden Schichten (Gefässschichten und Bast) dehnen sich erst dann radial aus, wenn die Wände der fibrosen Zel- len anfangen diek zu werden, aber mit einer Kraft, welche diejenige übertrifit, womit das Mark und das Rindenparenchym sieh. ausdehnt. 7. Während dieser Periode dehnen sich die Höhlungen der Zellen und Gefässe gleichförmig aus, welches auch noch geschieht, wenn die Verdickung der fibrosen Zellen angefangen. Der grössere Raum, den die Gefäss- und Bast- schichten in den ältern Gliedern einnehmen, muss dieser Ver- diekung zugeschrieben werden, und folglich nicht einem Ab- satz auf die innern Wände. — In einer Anmerkung sagt der Verf., die Entwickelung der Frucht in den Drupaceen und des Albumens in dem Samen einiger Monokotylen zeige, dass die Verdickung auch durch den Absatz auf die äussern Wände geschehe. Ist es denn nothwendig, dass die Ausdehnung durch eine Verdiekung geschehe? Das Zwischenwachsen von Zellen und Gefässen, welches in ältern Stämmen unbezweifelt geschieht, deutet auf eine Ausdehnung ohne alle Verdickung. 8. Die Erweiterung der Zellen, welche die verschiedenen Schichten bilden, geschieht in der Regel (wenigstzus im Mark, im Rindenparenchym und der Epidermis) mit einer gleichen Kraft nach allen Richtungen. Doch leidet dieses Ausnahme nach dem Wachsthum. 9. In den Stämmen der Pflanzen, worin sich kein Oentralkanal entwickelt (Tilia, Aristolochia ) vermehren sich die Zellen, welche das Mark, den Bast und das Rindenparenchym bilden, nicht peripherisch, sondern nur nach der Längsaxe. Nur in den Schichten der Epidermis und des Kallenchyms bemerkt man eine peripherische Vermehrung. 40. In den eben genannteh Pflanzen nimmt die Zahl der Ge- fässbündel nicht zu, auch nicht die Zahl der Gefässe. Der Durchmesser der letztern nimmt zu in Verhältniss der Aus- delmung der Gefässschichten. 11. In den Pflanzen hingegen, wo sich ein Centralkanal entwickelt, vermehren sich die Zellen 64 H, F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten aller Schichten peripherisch, es ist eben so mit den Gefässen. - Diese Vermehrung verursacht; wie der Verf. meint, die Ab- sorption der Säfte in der innern Zelle und die Austrocknung derselben, auch wie nım aus einander gesetzt wird, die’ Ent- stehung der‘ innern Höhle. 12. Wenn sich im Mark oder Rindenparenehym Gummikanäle finden (Tilia), so nehmen diese beim Anwachsen wenig im Durchmesser zu, wohl aber ver- mehren sie sich, nehmen aber, wenn die Verlängerung ge- schehen ist, wiederum ab und werden verdickt. Sie sind übri- gens in der ersten Jugend schon vorhanden. . 13. In. den Stämmen, worin sich kein Centralkanal bildet, hängt das An- wachsen in die Breite von der radialen Ausdehnung der Zel- len ab, ausgenommen die Schichten des Rallenchyms und des Markes. ‘In den Stämmen, wo ein Centralkanal sich findet, ist der Antheil, den die Vermehrung und Ausdehnung. der Zellen daran nimmt, verschieden. 414. Das Letzte gilt auch von dem Anwachsen in die Länge. 15. Die Vermehrung der Zellen der Länge nach, so wie ihre Ausdehnung findet an allen Punkten des Gliedes zugleich Statt, aber in den Glie- dern, die sich noch verlängern, sind die Zellen des Markes, des Rindenparenchyms und: der Epidermis an der Spitze des Gliedes kürzer als an der Basis, und diese wiederum kürzer, als die an der ‚Spitze des folgenden ältern Gliedes. Wenn die Ausdehnung der Zellen an der Basis aufgehört hat, fährt die der Zellen an der Spitze noch einige Zeit fort. 16. Die kleinsten Zellen vermehren sich am meisten, so die Zellen der Epidermis mehr als des Rindenparenchyms, und. diese mehr als des.Markes, doch geschieht dies nicht verhältniss- mässig. '17. Wenn das Glied noch sehr jung ist, so geschieht das Anwachsen meistens nur durch Vermehrung der Zellen. Wenn die Glieder einer Pflanze, nachdem die Verlängerung geschehen ist, eine wenig verschiedene Länge haben (Tilia, Humulus, Aristolochia), so machen die Zahlen der Mark- und Rindenzellen in den jüngern Gliedern eine'geometrische Pro- gression. Man bemerkt ferner, dass die Glieder desto weni- ger anwachsen, je jünger sie sind, und dass, wenn das An- wachsen im Alter sich beschleunigt, es in einer geometrischen Progression geschieht. Alles dieses beweist, dass die Ver- mehrung der Zellen ‚selbst in einer solchen Progression ge- für physiologische Botanik. 65 schieht. Jede Zelle z. B. theilt sich in zwei, jede der letz- tern wiederum in zwei u.s. f. So wie die Glieder älter wer- den, wird das Anwachsen noch stärker, weil dann die Aus- dehnung der Zellen sich mit der Vermehrung vereinigt. End- lich nimmt das Anwachsen immer mehr ab, weil nachdem die Vermehrung der Zellen aufgehört hat, die Ausdehnung noch etwas fortdauert. 18. Man kann also in dem Anwachsen der jährigen Triebe der Dikotylen drei Hauptperioden unterschei- den; erstlich, wo das Glied noch einen Theil der Knospe ausmacht und nur eine radiale Vermehrung der Zellen Statt findet; zweitens, wo das Glied zugleich in die Länge und in die Dieke wächst, und zwar wiederum, a. wo dasselbe nur durch Vermehrung der Zellen wächst, oder 5. durch Vermeh- rung und Ausdehnung der Zellen zugleich, oder endlich e. durch Ausdehnung derselben allein; drittens, wo das Anwach- sen in der Richtung der Axe aufgehört hat, aber die Erwei-. terung nach den Seiten noch fortdauert. 19. Da der Längs- durehmesser der Zellen in den Gliedern, die sich nicht mehr verlängern, derselbe bleibt, so muss die verschiedene Länge der Glieder nur von der Entwickelung einer grössern Menge von horizontalen Schichten herrühren. Der Verf. schreibt die Unterschiede, die man bemerkt, wenn man auf die Witte- rung beim Anwachsen Rücksicht nimmt, diesem Umstande zu, indem nämlich bald mehr, bald weniger solcher Schichten ent- wickelt werden. 20. In den Zellen des Markes und des Rin- denparenchynis der jüngsten Glieder, wo das Anwachsen fast nur durch Vermehrung der Zellen geschieht, findet man eine Materie, die aus sehr kleinen Kugeln besteht. Nur wenige Zellen haben einen Kern (Cytoblast), worin ein Körperchen (eorpuseule) enthalten ist. Im Gegentheil sieht man in man- chen Zellen kleine Gruppen oder nur Kreise, die aus diesen Kügelchen bestehen. Untersucht man das folgende ältere Glied, so erkennt man in einer grossen Anzahl von Zellen, und in dem darauf folgenden Gliede (wo Vermehrung und Ausdehnung der Zellen zugleich geschieht) in allen Zellen sehr wohl entwickelten Kerne, ganz durchsichtig und mit ihren Körperchen versehen. Im Querschnitt erscheinen sie im Cen- trum der Zellen, im Längsschnitt sieht man, dass sie meistens an der Wand der Zelle befestigt sind. Sie haben eine abge- Archiv 1, Naturgeschichte, X11, Jahrg. 2. Bd, E 66 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten plattete Gestalt, daher sieht man sie schwer von dieser Seite. In dieser Epoche ist die körnige Materie meistens verschwun- den. In dem jüngsten der Glieder, die sich nicht mehr ver- längern, und gewöhnlich auch in dem noch folgenden Gliede findet man noch Kerne in wenigen Zellen, aber sie neh- men gewöhnlich die Seitenwände der Zellen ein. In den ältern Gliedern verschwinden sie. 21. Während der ersten Periode des Anwachsens des Stammes hängt weder die Erzeu- gung neuer Zellen, noch die Ausdehnung derselben, noch die Verdickung ihrer Wände von der Gegenwart der Endknospe oder von den Blättern ab, die sich am Ende des Gliedes be- finden. Diese vortrefllichen Untersuchungen können den Grund legen zur Lehre vom Anwachsen der Gewächse. Es ist sehr zu wünschen, dass ähnliche Untersuchungen angestellt werden über Dikotylen, deren Stengel bestimmt durch Knoten geson- dert ist, und dann über Monokotylen. Die wmerismatische Vermehrung der Zellen für die Pflanzen, welche der Verf. untersucht hat, scheint mir bewiesen. Dass aber die entste- hende Scheidewand doppelt sein muss, kann wohl nicht be- zweifelt werden, aber die Art, wie sie entsteht, ist noch zu erforschen. In vielen Fällen geht das Anwachsen gewiss nicht in einer geometrischen Progression, und dort muss ein Zwi- schenwachsen von Zellen Statt finden, vielleicht mit einer me- rismatischen Theilung verbunden. Doch es ist durch alle Untersuchungen völlig entschieden, dass beim Anwachsen oder Fortwachsen der Pflanzentheile keine Bildung von Zellen in Zellen Statt findet, wenn man nicht, was doch uneigentlich wäre, eine merismatische Theilung dahin rechnen wollte. Keinesweges will ich eine solche Ent- stehung da läugnen, wo ganz neue Körper und Theile gebil- det werden, und die Entstehung der jungen Pflanze im Em- bryosack ist selbst schon Erzeugung von Zellen in Zellen. Ueber das Drehen Jer Stämme nach dem Licht soll in einem Artikel berichtet werden, wo von den Wirkungen des Lichts auf die Pflanzen überhaupt die Rede sein wird Dutrochet hatte Beobachtungen über die Bewegungen der freien Spitzen rankender Gewächse gemacht, wovon im vori- gen Jahresbericht die Rede war. In den Compt. rend. 1844. für physiologische Bötanik. 67 2. 295 sind Beobachtungen von demselben Verf. über die Bewegungen der freien Spitzen windender Ge- “wächse angestellt. Sie geschehen in derselben Richtung wie der Stamm sich windet. Dutrochet bringt damit die Spiral- stellung der Blätter in Verbindung. An Solanum Dulcamara sei die Windung des Stamines bald von der Rechten zur Lin- ken, bald umgekehrt, und auch die Spirale der Blätter eine doppelte. Hierbei erinnere ich nur daran, dass Mohl das Drehen sowohl der Stämme als der Ranken, wo sie keine Stütze haben, schon bemerkt hat. Dutrochet giebt nun sogar die Zeit an, in welcher die Drehungen geschehen, doch scheint nicht viel Beständiges daran zu sein. Dutrochet hat auch die Bemerkung gemacht, dass an Epi- lobium molle Lam. (E. parviflorum Schreb.) einige Stämme sogleich in die Erde wachsen, wie die Wurzeln. Sie sind dicker, als die aufrechten Stämme, und haben mehr Rin- densubstanz, welcher Dutrochet das Absteigen in die Erde zuschreibt, oder die Dicke der Rindensubstanz rührt von der Feuchtigkeit der Erde her. S. Compt. rend. 1845. II. 1186. Boucherie giebt Nachricht, dass Holzschnitte auf seine Weise präparirt, s. Jahresber. f. 1840. S. 360. 384, sich drei Jahre in der Erde gehalten, während andere unpräparirte von derselben Holzart, an demselben Orte ganz verfault waren, S. Compt. rend. 1845. II. 1153. Auf die Morphologischen Mittheilungen von Wydler. Bot. Zeit. 1844. 641. 657. 688. 705 will ich nur aufmerksam machen, da sie keinen Auszug erlauben, Der Verf. legt hier eine sinnreiche Darstellung zum Grunde, welche Al. Braun (Flora 1842. 694) gegeben hat. Nur wären statt der undeutlichen und schiefen Ausdrücke, ein- und zweiaxig, andere zu wählen, da diese höchst undeutlich sind. Beson- ders hat Wydler in diesen Untersuchungen den merkwürdigen Bau der Solaneen darzustellen gesucht. Er ist so ausgezeich- net, dass man die natürliche Ordnung daran erkennt, doch findet sich ein ähnlicher bei andern natürlichen Ordnungen und einzelnen Gattungen, z. B. den Borragineen, Phytolacca und anderen. E* 68 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Wurzel. Knollen. Stacheln. Ranken. Glandeln. Spaltöffnungen. Ueber das Bestreben der Wurzeln in die Erde (eigentlich nur in Quecksilber) zu dringen, von Payer. Compt. rend. 1844. I. 993. Im Jahre 1829, sagt der Verf., bemerkte Pinot, dass Samen von Lathyrus odoratus, die er hatte auf Quecksilber keimen lassen, mit ihren Wurzeln in das Quecksilber drangen. Man behauptete nachher, dass die- ses Eindringen nur von dem Gewicht des Samens herrühre, andere beobachteten gar kein Eindringen, und de Oandolle meinte, das Eindringen rühre von der Steifheit der Wurzel her. Payer stellte nın Versuche darüber an und fand, dass die Wurzeln von Polygonum Fagopyrum, ungeachtet sie steif und diek genug sind, auf der Oberfläche bleiben, da hingegen die viel zartern Wurzeln von der Kresse (Lepidium sativum) ziemlich tief eindringen. Auch das Gewicht trägt nichts dazu bei. Zieht man eine Wurzel wieder aus dem Quecksilber, so dringt diese nicht wiederum ein, wohl aber treibt sie zu- weilen weiter und dieser neue Theil dringt dann ein. Licht und \ärme verstärken das Vermögen einzudringen. Der Verf. meint, das Vermögen der Wurzeln in die Erde zu drin- gen, rühre von dem Vermögen her, das Licht zu fliehen und gute Erde zu suchen, das heisst das Unbekannte durch das noch mehr Unbekannte erklären. Wir erhalten hier nur einen Auszug aus der Abhandlung. Nur das Resultat einer Abhandlung von Durand über denselben Gegenstand findet sich Compt. rend. 1845. J. 861. Geschichtlich führt er zuerst die Beobachtung von Pinot an und setzt hinzu, dass Dutrochet diese Erscheinung nur dem Druck des Samens zugeschrieben habe, dann redet er von Mulder’s Untersuchungen, zu derselben Zeit angestellt, welche das Gegentheil beweisen. Nun führt er die Resultate seiner Versuche an. Befestigt man die Samen über der Ober- fläche des Quecksilbers, so dringen die Wurzeln ein, geschieht dieses aber nicht, so dringen sie nur ein, wenn die Samen an die Seite zwischen Glas und Quecksilber kommen, oder wenn sich aus dem Wasser von der organischen Materie eine Schicht niedersetzt, welche das Pflänzchen befestigt. Die u für physiologische Botanik. 69 Samen von Polygonum Fagopyrum geben keine solche Mate- rie dem Wasser ab, daher dringen die Wurzeln nicht ein. Der Bericht der Commission über beide Abhand- lungen ist Compt. rend. 1845. I. 1257 geliefert. Manches, was in jenen Abhandlungen nicht gesagt, sondern nur ange- deutet wurde, ist mehr auseinandergesetzt. Der Berichterstat- ter Dutrochet tadelt an Payer’s Abhandlung, dass er nicht angegeben, ob und wie er die Samen über dem Quecksilber befestigt habe. Aus Durand’s Abhandlung wird Folgendes angeführt: Wenn die Samen von Polygonum Fagopyrum beim Keinien gehörig befestigt werden, so dringen die Wurzeln allerdings in das Quecksilber. Liegen überhaupt Samen, ohne befestigt zu sein, auf Wasser über Quecksilber, so verlieren sie so viel an Gewicht, als das Wasser wiegt, dessen Stelle sie einnehmen, drücken also weniger auf das Quecksilber und können daher nicht eindringen. Sind sie in diesem Falle nur wenig bedeckt, so dringen sie etwas ein. — Es ist, wie oben erwähnt worden, die halbfeste Schicht von niedergeschlagenen, organischen Substanzen, welche das Pflänzchen auf der Ober- fläche des Quecksilbers festhält und die künstliche Befestigung ersetzt. Da die Samen von Buchweizen dem Wasser keine organischen Substanzen abgeben, so darf man nur etwas von einem Extract in das Wasser bringen, um denselben Erfolg zu haben. Nun folgen eigene Versuche von dem Berichterstatter (Dutrochet). Wir haben, sagt er, mehre Arten von Samen zu diesen Versuchen gebraucht, namentlich die von Lathyrus odoratus; aber nie haben wir gesehen, dass die Würzelchen dieser Samen sich tiefer in das Quecksilber versenkten, als durch den Druck verursacht wurde, den das Gewicht der Samen auf die Würzelchen ausübte, das heisst nicht über 3 Millimeter, Der Bericht schliesst damit, dass die Erscheinung nach bekannten Naturgesetzen erfolge, dass Herr Durand ent- deckt habe, das Eindringen der Würzelchen in Quecksilber hänge von der Befestigung des Samens ab, und wenn diese nicht Statt finde, dringen die Würzelchen nur so tief ein, als der Druck des Samens beträgt. Der Bericht wirft Herrn Payer Ungenauigkeit in Beschreibung seiner Versuche vor, aber noch mehr könnte dieses von dem gelten, was der Be- richterstatter von seinen Versuchen erzählt. Denn es ist gar 70 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten nichts von der Richtung der Würzelchen ‘gesagt, welche in das Quecksilber eindrangen und darauf kommt es doch an, wenn der Druck des Samens es war, welcher die Würzelchen in das Quecksilber hineingetrieben hatte. Ferner wird es als etwas leicht Erklärliches angesehen, dass die Wurzeln in Quecksilber eindringen, wenn der Samen befestigt ist, da doch das Merkwürdige allein darin liegt, und es ist sonderbar genug, wenn das angeführt wird, was Durand sagt: Liegen überhaupt Samen, ‘ohne befestigt zu sein, auf Wasser über Quecksilber, so verlieren sie so viel an Gewicht als das Wasser wiegt, dessen Stelle sie einnehmen, drücken also weniger auf das Quecksilber und können daher nicht eindringen. Denn durch die Befestigung wird das Gewicht ganz aufgehoben, und des Gewichts wegen würden die Wurzeln gar nicht eindringen; es bleibt also nichts übrig, als der Trieb der Wurzel herab- zusteigen und es ist merkwürdig, dass dieser durch Queck- silber nicht zurückgehalten wird. Besonders merkwürdig ist der Versuch von Payer, der die Wurzeln von Lathyrus odo- ratus durch mehrere Schichten von Quecksilber in einem sinn- reich dazu eingerichteten Apparate herabsteigen sah. Auch ist es merkwürdig, dass wenn man die Wurzel aus dem Queck- silber wieder herauszieht, der eingedrungene Theil nicht wie- der eindringt, sondern der neue hervorgetriebene, ein Ver- such, der alle mechanische Erklärung ausschliesst. Die Ver- suche über das Eindringen der Würzelchen von lose liegen- den keimenden Samen auf Quecksilber scheinen mir unbe- deutend. Eine Bemerkung, die schon oft gemacht ist, wird in den Compt. rend. 1845. Il. 360 von H. Jaubert wiederholt, dass nämlich an der Seite, wo die Aeste der Bäume am stärk- sten sind, auch sich starke Wurzeln finden. Er sagt, dass er “ dieses gar oft in der Sologne beim Ausroden von Bäumen gefunden habe. Es ist gut daran zu erinnern, da diese Beob- achtungen dafür sprechen, dass die Nahrungssäfte durch die Spiral- und punktirten Gefässe aufsteigen, und zwar, da die Gefässe nicht verästelt sind, von der Wurzel an in gerader Richtung. Dass aber die Zweige Biegungen annehmen, wie. Jie Wurzeln, wie hiernach einer Beobachtung angeführt wird, scheint zufällig. für physiologische Botanik. 71 Treviranus hat eine merkwürdige Knollenbildung bei Sedum amplexicaule DC. in Botan.Zeit. 1845. S.265 beschrieben. Bei diesem Gewächse, sagt er, sind die neuen, zur Reproduction bestimmten Triebe an ihrer Spitze auf etwa eines Zolles Länge stark verdickt, und zugleich hier die Blätter sehr gedrängt, die am untern Theile des Triebes weitläuftig stehen. Um die Zeit der Sonnenwende stirbt der Hauptstamm, welcher geblüht hat, nicht alleinab, sondern auch die Seitenzweige, deren verdickte Spitzen eben jene neugebildeten lebenden Triebe sind. Untersucht man diese Triebe, so zeigt sich von dem vertrockneten scheidenförmigen Untertheile der Blätter völlig -eingehüllt, eine eylindrische Masse von Zellgewebe, in deren Zellen sich Stärkekörner befinden, und die Axe derselben nimmt ein kleiner Kreis von Fasern und Gefässen ein und an der Spitze bemerkt man eine Knospe aus einigen Blattanfängen bestehend und mit den Narben abgefallener Blätter bezeichnet, Es ist ein Knollen, welcher sich durch das Ineinanderfliessen dichtgedrängter Blät- ter gebildet hat. Gegen die Mitte des Augusts treiben diese Knollen neue Blätter, welche den Stengel des künftigen Jah- res, der in eine Blüte endet, bekleiden, die aber nicht schei- denartig sind wie die, welche die Knollen umgeben, sondern halbeylindrisch, wie die Blätter von Sedum acre, reflexum u.a. m. Pietro Savi über die Stacheln an Amarantus spinosus. Giorn. eneiel. Ann. 4. T.1. P. 17. 310. Diese Stacheln sind keine stipulae, behauptet der Verf., wie man geglaubt hat, sondern es sind die untersten früh entwickelten Blätter eines Axillarastes. Die Meinung des Verf. ist sehr richtig, sie stehen in dem Winkel eines Blattes tief unten an dem Axillaraste, und der Hauptbeweis besteht darin, dass sie in ihren Winkeln Büschel von Blüten haben, welches bei sti- pulae nie der Fall ist. Es wäre allerdings sonderbar genug, wenn an einer Art von Amarantus stipulae vorkommen, welche man an keiner andern Art, auch nicht an verwandten Gattun- gen bemerkt hat. Ueber die Ranken der Oucurbitaceae von At- tilio Tassi. Giorn. eneyel. A.1.T.1.P.2.p.382. Gegen die Meinung, dass sie stipulae seien. Als Gründe führt er 72 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten ' vorzüglich das Beispiel von Sieyos Buderoa Hook. an, deren wechselnde Blätter an einer Seite und zwar unter der Basis ein, drei oder sechs Fäden haben, wovon im letzten Falle aber nur drei oder vier zur vollkommenen Entwickelung kommen. Auch spricht der Verf. von dem, was auf den Ita- lienischen wissenschaftlichen Congressen darüber gesagt wurde. Auguste St. Hilaire (Memoir. d. Musee. T. 9. p. 192), den der Verf. nicht nennt, ist es, der-diese Ranken für stipulae hält, und das Beispiel von Elaterium und einer Abänderung von Cueurbita Pepo anführt, die stipulae statt der Ranken hervor- gebracht hatte. Darüber habe ich schon in meinen Elem. Philos. botan. T. 1. p. 318.319 gesagt: „Aber die sogenannten Nebenblätter am Kürbis hatten an der Spitze eine kleine Ranke; die Ranke hatte also (wie der Stachel oft thut) Blät- ter hervorgebracht. An Elaterium scheint diese kleine Ranke absorbirt. Denn die wahren Nebenblätter entstehen nie an einer Seite des Blattes allein, sie sind sehr selten gestielt, und der Stiel ist nie rund, wie fast immer die Ranke. Die Ranke, ‚wovon hier die Rede ist, steht eben so neben dem Ast wie der Stachel, und ist auch ein überflüssiger Ast.” A. St. Hilaire redet auch darüber in seiner Morphologie ve- getale p. 185. 186 und sagt gegen den Grund, dass die Ranke auf einer Seite des Blattes sich befinde, man finde an einer Seite des Blattes eine entwickelte, an der andern Seite eine verkiimmerte stipula (Ervum monanthos) und von dort bis zum gänzlichen Mangel sei ein kleiner Schritt (?). Auch habe er an einer Cucurbitacee im Pariser Garten zwei Ran- ken bemerkt. Meine El. Ph. bot. kamen schon 1837 heraus, die Morphologie 1841. Etwas müsste sich doch Herr. Tassi aus Italien herausbewegen. Nuove ricerche sulla struttura dei Cistomi fatte da Gugl. Gasparrini. Napoli. 1844. 4. Der Verf. hat schon früher einen Beutel oder Sack beschrieben, welcher an der Spaltöffnung nach innen zu anhängt. Diese Beutel nennt er cistomi, weil sie an den Spaltöffnungen (stomi) be- festigt sind. In der vorliegenden kleinen Schrift beschreibt er nun Kanäle, welche von den Säcken ausgehen sollen. Seine Untersuchungen sind besonders an Caetus peruvianus' angestellt, dann auch an Ornithogalıum nutans und Arum ita- für physiologische Botanik. 73 lieum. Ich habe die Untersuchungen an Cactus peruvianus ebenfalls angestellt, und die Säcke ebenfalls, aber nicht die Seitenkanäle, die der Verf. ebenfalls nur an einigen abgebildet hat, nicht an allen. Aber man muss die Epidermis stark mit Salzsäure kochen, um den Sack zu erkennen, und so scheint dieser Sack nichts zu sein, als die innere Haut des Luftbe hälters, in den sich die diekere Oberhaut (cuticula) hinein- gezogen und ihn überzogen hat, wie schon von Mohl bemerkt worden. Auch hat Mohl ebenfalls gefunden, dass die Ober- haut zuweilen sich in das Zellgewebe hineinerstreckt, ‘und dort gleichsam Kanäle bilde. Eine zu starke Behandlung mit Säuren stört zu sehr den Zusammenhang der Theile, so dass man die wahre Beschaffenheit nicht mehr erkennt, und das ist hier der Fall. — Die Kanäle, ‘welche der Verf. aus Ornithogalum nutans abbildet, habe ich nicht gefunden. Ueber die harzartigen Ausschwitzungen der Bir- ken hat K. Müller einige Bemerkungen Bot. Zeit. 1845. 793 geliefert. Unter der Epidermis zeigt sich ein kleiner Haufen von Zellen mit Grünstoff gefüllt, der sich wenig über die Oberfläche erhebt, nach und nach grösser wird und die Oberhaut zerreisst. Es legen sich nun melir Zellen über ein- ander an und bilden ein Köpfehen mit einem mehr oder min- der dicken Füsschen, den untern Zellen. Die äussern Zellen verwandeln sich weiterhin ganz in einen harzartigen Stoff und sind mit einer dichten spröden Masse umgeben, wobei doch das Füsschen unverändert bleibt. Endlich fallen die Körner aus der Epidermis heraus. In Weingeist oder Aether löst sich die dichte Masse in eine schleimige Masse auf, ohne Spur von zurückbleibenden Membranen (die sich aber gar leicht in der schleimigen Masse verbergen können). Der Verf. führt die chemischen Untersuchungen des Betulins an; es ist, wie es mir scheint, eine Art von Stearopten. Blätter. Einige Bemerkungen über die Blattstellung der Dikotyledonen v. K. S. Kunth. Bericht d. Akad. d. Wiss. z. Berlin f. October 1843. Die Stellung der Blätter stimmt mit der der Knospen überein, sagt der Verf., und wenn eine Knospe entstehen soll, drängt sich ein Theil / 7A H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten des Markes durch den Holzkörper nach der ‘Oberfläche des Stengels. Die Stelle, wo dies erfolgt, wird durch die Anord- nung der Holzbündel bedingt, so sind die einjährigen Triebe der Eiche fünfeckig und die Blätter stehen auch in fünf Blatt- zeilen. Versucht man die Blätter auf dem kürzesten Wege durch eine Linie zu verbinden, so kann dies nur in spiraliger Richtung geschehen und zwar von der Linken zur Rechten, auch muss die Spirallinie, um das zunächst stehende Blatt zu erreichen, eine Holzkante überspringen, um zu einem Blatte zu gelangen, welches derselben Reihe angehört. Nicht immer sind fünf Kanten vorhanden, doch lassen sich immer bei die- ser Blattstellung fünf Holzabtheilungen annehmen. Der Verf, bringt nun die zweizeilige Blattstellung an den Zweigen von Castanea vesca auf die fünfzeilige, indem er sagt, dass wenn man mit der hintern ungepaarten Blattzeile anfängt, die vierte und dritte ausgebildet, die erste, zweite und fünite aber zu- rückgeblieben sind. Auf eine ähnliche Weise bringt er die Jdreizeilige Blattstellung von Alnus glutinosa auf die fünfzei- lige. Von den wechselnden (zerstreuten, sagt der Verf., wel- ches aber der Gegensatz von büschelicht ist) Blättern konmt der Verf. zu den entgegengesetzten Blättern, welche er nun wie jene betrachtet, als nicht in gleicher Höhe, in einem senkrecht auf die Axe gemachten Querschnitte stehend, sondern nur genähert wechselnd. Eben so verfährt derselbe mit den wirtelförmigen oder quirlständigen Blättern. Dieser schätzbare Beitrag zur Lehre von der Blattstellung verdient alle Aufmerksamkeit, und es ist gewiss von Wichtigkeit, bei der Blattstellung auf die Kanten des Stammes Rücksieht zu nehmen. Hiermit ist zu verbinden: Ueber die Stellung der Blütentheile v. K. S. Kunth in d. Berichten d. Akad. d. Wiss. z. Berlin. Febr. 1844. Sämmtliche Elemente einer vollständigen Blüte, sagt der Verf., bilden mehrere de- primirte, gleichgliedrige Wirbel (Wirtel), und lassen sich ent- weder durch eine einzige, oder durch zwei parallel laufende Spirallinien verbinden. Hiernach müssen ein- oder zweispiralige Blüten unterschieden werden. Die Organspiralen der dikotyledo- nischen Blüte bestehen typisch aus fünfgliedrigen zweispiraligen Wirteln. Doch kommen auch einspiralige Blüten vor, in diesem für physiologische Botanik. 75 Falle ist sie gewöhnlich‘ dreiwirtlig, der erste Wirtel stellt Kelchblätter, der zweite Staubgefässe, der dritte Pistille dar. Diese Blüten sind die einzigen wahren apetalischen, indem es andere apetalische Blüten giebt, die sich durch die Zahl und "Stellung der Staubgefässe aber leicht unterscheiden, wohin die Thymelaeen, Polygoneen u. a. gehören. Die Blüten der Monocotyledonen unterscheiden sich von den zweispiraligen dikotyledonischen bloss durch die dreigliedrigen Wirbel, und haben also eben sowohl als diese einen Kelch und eine Blumenkrone aufzuweisen, man schreibe ihnen also fälschlich ein Perigonium zu. Hierbei will ich nur die Bemerkung machen, dass dieser Ausdruck von Ehrhart herrührt und Kelch und Blume (corolla) zugleich bedeutet. Das Wort ist sehr gut gebildet. P. externum ist Kelch, P. internum ist Blume (corolla). Man kann also den Ausdruck bequem gebrauchen, wo eine Mittelform vorhanden ist, wie bei sehr vielen Mono- kotylen, besonders aber bei den Thymelaeen, den Polygoneen der Phytolacca u. a., denn der wahre Kelch eines Chenopo- dium ist dem Baue nach sehr verschieden von dem Kelch oder Blume einer Daphne. Su di un proposto problema di Filotassi, dis- quis. di Anton. Prestandrea. Messina 1843. Ein H. Argentano hatte in einer Zeitschrift (Interprete Ann. 4. Nr. 7) ein Problem aus der Lehre von der Blattstellung zur Auflö- sung aufgegeben, und es ist erfreulich zu sehen, dass diese deutsche Lehre bis Sicilien vorgedrungen ist, welches aller- dings nicht würde der Fall gewesen sein, wenn nicht in den Annal. d. Science. natur. der vortreflliche Bericht darüber von Martins und Bravais erschienen wäre, Das Problem ist: An einer Pflanze mit spiraler Blattstellung winde sich die Spirale 43mal um den Stamm, und der Divergenzwinkel betrage 43744 Grad, man suche die Zahl der Blätter oder blattartigen Theile, welche den Cyelus bilden. Die Auflösung ist sehr leicht. Nennt man den Divergenzwinkel d, die Zahl der Win- dungen z, die Zahl der blattartigen Theile im Cyelus m, so o Bu} . » Pr ‚ wo man eine der drei Grössen als gesucht z nennen kann. Auch wird hier 1374-4 = u gesetzt, woraus (137 +44) x = 360°.13 und r—=34 folgt. ist nach Schimper d—= a m 76 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Die Aufgabe ist eine Erinnerung an Schimpers Lehren, wenn auch nur Al. Braun genannt wird, wobei die Divergenz der umfassenden Spirale (spire generatrice) zu 13744 Grad nach Bravais angenommen wird. Der Verf. hält viele Reden über die Hülfe, welche eine Wissenschaft der andern leisten kann, wovon dieses als Beispiel gegeben wird, und rechnet dabei das Exempel Anfängern vor. Schimper’s Darstellung der Blattstellung ist unstreitig eine sehr sinnreiche, indem sie die schwankenden Aeusserun- gen über die Spiralstellung der Blätter zu einer umfassenden Uebersicht zusammenfasste. Die oben gegebene Formel muss als die Grundformel betrachtet werden, woraus die übrigen abzuleiten sind. Die Anwendung auf entgegengesetzte und wirtelförmige Blätter, auf die Blätter der Axillaräste, sogar auf die Einwickelung der Blätter in den Knospen, so wie auf die Blütentheile, ist nicht weniger scharfsinnig. Schimper’s Darstellung ist etwas unbehülflich, es war also sehr zweck- mässig, dass Al. Braun dieses System genauer, ausführlicher und klarer auseinandersetzte. Nun erschien eine vortreffliche Abhandlung von den Herren L. und A. Bravais in den Ann. d. Science. natur. 2 Ser. T. 7. p. 42—110. Die Verf. betrach- ten die spiralen Stellungen der Blätter und blattartigen Theile, die sekundären Spirallinien, wie sie auf der entwickelten Fläche eines Stammeylinders sich darstellen,- wo nämlich die Spirallinien von der Rechten zur Linken, und die von der Linken zur Rechten einander schneiden, und beweisen als die Grundlage der ganzen Theorie, dass nämlich, wenn die Zah- len jener beiden Reihen von Spirallinien unter einander Pri- märzahlen sind, so giebt es eine Spirallinie, welche alle Blatt- stellen begreift, eine erzeugende (spire generatrice), oder un- fassende Spirale, haben sie aber einen gemeinschaftlichen Divisor, so entstehen wirtelförmige Stellungen. In dem ersten Falle werden die Winkel, sowohl der besondern Spiralen (secundären Spiralen) und der einzelnen Glieder in den Spi- ralen mit der Horizontallinie, die secundären Divergenzen mit der Divergenz der erzeugenden oder allgemeinen Spirale verglichen. Nennt man die Zahl eines Gliedes in einer se- eundären Spirallinie », die Divergenz dieser Spirale d», die Divergenz der allgemeinen Spirale di und »» die Zahl der für physiologische Botanik. 77 Windungen dieser Spirale, um zum Gliede 2 zu gelangen, so ist di —= m. 360° + dn. Die Formel dient zur Berech- nung der Divergenz der allgemeinen Spirale. Er findet dann durch direkte Beobachtungen, dass diese Divergenz in den meisten Fällen = 137° 30' 28” einem irrationalen Winkel ist, in einigen andern seltenen Fällen ist der Winkel, ebenfalls irrational = 99° 30' 6", oder 77° 57' 19" oder 151° 8' 8". Alle diese Winkel werden, wenigstens nach ihrem mittlern Werth, durch die Ungleichheit der auf einander folgenden Glieder und andere lokale Umstände nicht geändert. Der Zusatz, wenigstens nach ihrem mittlern Werth, ist besonders bei Schimper’s Art und Weise die Divergenzwinkel zu finden wohl zu merken, indem man nicht immer auf einen gerade in einer Verticallinie darüber befindlichen Blatttheil trifft. Es wird auch bemerkt, dass man, um dahin zu gelangen, oft die äussere Rinde wegnehmen muss, um die falschen Kanten von den wahren zu unterscheiden. Die Verf. dehnen die Bemer- kungen auch auf die falschen Wirtel aus, sie zeigen, dass die umfassende Spirale bis zu den unterirdischen Stämmen dringt, dass die Richtung der Spirale an Stamm und Aesten gleich- gültig ist, aber auf die Richtung der windenden Stämme kei- nen Einfluss hat. Die Convergenz zweier Spiralen in eine, wie man sie zuweilen bemerkt, kann von dem Abortiren einer Spirale oder einem Zusammengehen zweier Spiralen in eine herrühren, wie denn überhaupt eine ganze Reihe ausbleiben kann, wodurch die Existenz vieler Reihen zweifelhaft wird. Es schien mir zweckmässig, wiederum an diese Abhandlung zu erinnern, da sie weniger gelesen scheint als sie verdient, denn sie enthält sehr viele, nicht allein theoretische Betrach- tungen, sondern an den Pflanzen selbst angestellte Untersu- chungen. Was darüber in den vorigen Jahresberichten von Meyen gesagt worden, schien mir nicht ganz zutrefiend. In meinen Grundlehren der Kräuterkunde Th. I. S. 450. 451 suchte ich einen allgemeinen Ausdruck für die von Schim- per und Braun gegebenen Darstellungen, damit man sie leich- ter übersehen könne. Die Abhandlung von Bravais kannte ich nicht; sie erschien 1837 zugleich mit den Grundlehren. Ich ging von Schimper’s Lehren aus. Es sei die Zahl der Blätter (wir verstehen darunter auch Bracteen) zwischen 78 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten zweien, in einer Längslinie zunächst auf einander folgenden Blättern , die aber in « Windungen um den Stamm gestellt sind. Projieirt man sie auf einen Wirtel, so ist die Distanz zwischen zwei nächsten Blättern gleich einem Winkel = der seinen Scheitel in der Axe des Stammes hat; zieht man aber diesen Kreis amal auseinander, so wird der Winkel Fr Dies ist Schimper’s Satz, wobei eine alle Blätter umfassende Spi- rale angenommen worden, auch der Umfang des Kreises —1 gesetzt ist. Die mit der Axe des Stammes parallele oder convergirende Linie, zwischen zwei in dieser Linie stehenden Blättern wollen wir die Hauptlinie nennen, weil es die ist, wovon man bei dieser ganzen Untersuchung ausgeht. Um nun die Lage eines jeden Blattes oder Gliedes in der ganzen umfassenden Spirale kennen zu lernen, wollen wir den Ab- stand desselben von der Hauptlinie suchen. Das ersie Glied . . . . [7 ist, wie so eben gezeigt, um den Winkel — entfernt, das N 2a b 3a : zweite um —, , das dritte um Zus. w, welches, wenn wir jeden Winkel von 360° oder 1 abziehen, die Reihe 1 5, 2a 3a 5 2 1— —, 1— — u.s.w. giebt. Also überhaupt m m m—a m — 2a m — 3a m—na m— ma m ? m H m N m ar m 2 womit sich die Reihe endigt, weil nur 2 Glieder vorhanden sind. Da hier bei Bestimmung des Abstandes der ganze Um- fang des Kreises mehrmal durchlaufen ist, so müssen wir diese Umläufe bei der Berechnung der Zahlen weglassen, um den wahren oder kleinsten Abstand zu finden. Es sei m—=21, a=S$, wie Al. Braun für Tannenzapfen gefunden hat, so sind die Zähler, ohne Rücksicht auf die Zeichen zu nehmen 13.5.3.10.2.6. 7.1.9. 4 4.9.1. 7.6.2.10.3.5.13. Es kehren also die Zahlen in der zweiten Hälfte wieder, wie aus der Gestalt der Reihe folgt, und wenn 72 eine ungerade Zahl ist, wird die mittlere Zahl verdoppelt. — Für r==5, a2 der gewöhnlichste Fall, haben wir 3.1.1.3, woraus sich sogleich ein doppeltes Ueberspringen der Kanten ergiebt, für physiologische Botanik. 79 wenn etwa der Stanım regelmässig fünfkantig sein sollte und die Blätter auf den Kanten sitzen. Wenn m in ra aufgeht, so bricht die Reihe ab, auch ehe alle Blätter oder Glieder in der Spirale aufgestellt sind, weil alsdann der Quotient ein Vielfaches (in geraden Zahlen) von = wird, dem Grundwin- kel des Abstandes eines Blattes von dem andern, wodurch ein Blatt in eine gerade Linie über das andere fällt, und mit demselben eine Hauptlinie macht. Einundzwanzig Blätter kann man in 2.4.5.8.10.11.13 Windungen der um- fassenden Spirale stellen, aber nicht in 3.6.7.9.12, weil diese Zahlen ein Produkt 2@ geben können, worin 2 = 21 aufgeht, nämlich 7.3, 7.6, 3.7,9.7, 2.7. — Es ist hier nicht der Ort, die Anwendung auf die secundären Spiralen zu zeigen, deren Zahl und Eigenschaften sich aus der Fun- damentalreihe sehr gut ableiten lassen, wie in dem angeführ- ten Buche geschehen ist. Mir scheint es, als ob jene Reihe am leichtesten alle Fälle der Blattstellung übersehen lässt und ich habe sie daher wiederum in Erinnerung gebracht, auch einiges umständlicher und verständlicher angegeben. Die Abhandlung von Naumann über den Quincunx als Grundgesetz der Blattstellung im Pflanzenreiche in Poggen- dorff’s Annalen hat der Verf, zwar unverändert, aber doch von Druckfehlern gereinigt, besonders abdrucken lassen. In dem vorigen Jahresberichte ist davon die Rede gewesen. Die Polarität der Knospen und Blätter von Max Wichura. Flora 1844. 161. Vielleicht ist die Mei- nung des Verf. aus folgenden Stellen am besten zu übersehen. „Wenn man von einem Knospenpunkte zu dem nächst höhern gelangen will, sagt er, so kann dies allemal auf zwei ver- schiedenen Wegen geschehen. Der eine erhebt sich in der Richtung naclı Rechts, der andere in der Richtung nach Links. Versucht man dies an einem Stengel, dessen Knospen durch die Divergenz 5 von einander getrennt sind, so ist es freilich ganz gleichgültig, ob man den Weg nach Rechts oder nach Links einschlägt, da beide gleich lang sind, Bei allen übrigen Divergenzen aber muss der eine der beiden Wege kürzer sein, als der andere, und nun fragt es sich: 41. Folgen die Knospen dieses Stengels, wenn man sie entweder sämmtlich 80 H. F. Link: Jahresbericht über die-Arbeiten auf dem längern oder sänmtlich auf dem kürzern Wege mit einander verbunden denkt, in derselben Richtung über einan- der, so dass die Verbindungslinie eine continuirliche Spirale darstellt, oder ist dieses nicht der Fall? 2. Welcher der bei- den. ungleich langen Wege läuft nach Rechts, welcher nach Links? Die Erörterung der ersten dieser beiden Fragen lässt uns erkennen, dass neben den zahlreichen Pflanzen, für welche dieselbe zu bejahen ist, auch solche existiren, bei denen die Richtung der Spirale mit jedem Knospenpunkt in die entge- gengesetzte umwandelt. Wenn wir also dort die Verbindungs- linie eine continuirliche Spirale nannten, werden wir sie hier nach Analogie dessen, was in der Geometrie eine gebrochene Grade heisst, mit dem Namen einer gebrochenen Spirale be- legen. Beispiele dieser Stellung bieten uns die zweireihigen Knospen, eines Theils der Papilionaceen, von Tilia, Celtis, Cerecis, Ulmus, Carpinus, Corylus, Morus, Statice, Begonia, Phyllanthus und viele andere.” Ich habe einen Zweig von Tilia grandifolia vor mir, und finde eine gar nicht seltene Blattstellung, nämlich #2, und nach der Fundamentalreihe sind die Divergenzen der einzelnen Glieder: 2.1.4.7.10, also eine kleine und drei grosse Distanzen, wodurch die Blätter fast zweireihig erscheinen, es aber keinesweges sind; sie stehen vielmehr deutlich in einer continuirlichen Spirale. Der Verf. fährt fort: „Es unterscheidet sich also überhaupt das System der continuirlichen Spirale, yon dem der gebrochenen nicht nur durch die Richtung, in welcher die Knospen ‚auf einander folgen, sondern auch durch das innere Wesen der Knospen selbst. Knospen, welche in derselben Richtung, eine über die andere sich entwickeln, den Stengel von zwei oder mehreren Seiten umgeben, stehen unter einander in einem gleichartigen Verhältnisse, welches häufig in regellose Un- gleichheit ausartet. Dies ist der Zustand der Indifferenzknos- pen. Diejenigen hingegen, welche in zwei, um weniger als den halben Umfang des Stengels von einander abstehenden Reihen in stets wechselnder Richtung über einander folgen, sind symmetrisch und das Produkt gleichartiger, aber nach entgegengesetzten Richtungen wirkender Kräfte und dies ist der Zustand der Polarität. Aber alle Knospen und Blätter des Stammes wachsen doch von unten auf, und ich sehe nicht für physiologische Botanik. 81 ein, wie Polarität hier wirken soll. Sie wirkt immer in ge- rade entgegengesetzten Richtungen und nicht in Winkeln, So schätzbar es ist, einen Gegenstand nicht einzeln und für sich, sondern im Ganzen zu betrachten, so gehört doch die Pola- rität nicht hierher, wenn man nicht dem Worte Polarität Ge- walt thun will. Die Grunderscheinung ist Aufsteigen in einer Spirale, aus einer Wirtelstellung. Morphologische Mittheilungen von Wydler. Zur Cha- rakteristik der Blattformationen ausser der Blüte, Bot. Zeit. 1844. S. 625. W. redet hier von einigen Schim- ‚perschen Bestimmungen der Blätter. Er theilt die Blätter an einer Pflanze in Niederblätter, Laubblätter und Hochblätter, ferner jedes Blatt in Scheide, Stiel und Spreite. Die Laub- blätter sind: a. Scheidenblätter, aus blossen Scheiden be- stehend, z. B. Iris; 2. Stielblätter bloss aus einem Stiel be- stehend, z.B. Acacien, Indigofera juncea, Lathyrus Aphaca; ‚c. Laubblätter aus Scheide und Stiel, z. B. Allium Cepa; d. Laubblätter aus Blattstiel und Spreite, wie die meisten Pflan- ‚zen; e. Spreitenblätter aus blossen Spreiten, z. B. Folia ses- 'silia; /. Laubblätter aus Scheide, Stiel und Spreite, z. B. Arum, Palmae, Rheum, Umbelliferae, Leguminosen, Rosaceen. — Manches hiervon ist anwendbar. Der Name Scheide ist nicht unzweckmässig, auch kann man leicht damit die Unter- schiede ganze und halbe Scheide bezeichnen. Statt des un- _ deutschen Wortes Spreite haben wir Platte, Blattplatte. Die Blätter von Iris bestehen nicht aus blossen Scheiden, sondern aus Scheide und Blattplatte, Allium Cepa hat ebenfalls eine Blattplatte, wie man an jüngern Blättern sieht. Die Abthei- dung e zeigt, dass die ganze Abtheilung keine bestimmte, trefiende Uebersicht darbietet, denn das Verhalten der Haupt- nerven und Nervenvertheilung überhaupt ist übergangen. In diesem Archiv 1844. 1]. 134 finden sich Beobach- tungen über das Wachsthum der Vegetationsor- gane in Bezug auf Systematik von A. Grisebach. Die Beobachtungen sind an Phlox panieulata, Dianthus plu- marius, Saxifraga hypnoides, Peucedanum alsaticum, Menyan- thes trifoliata, Aristolochia Sipho und Ampelopsis hederacea angestellt. Auch finden sich Bemerkungen über das Wachs- tihum der Nebenblätter. Da die Beobachtungen so zu sagen Archiv f. Naturgesch. XT1, Jahrg. ?. Rd, F 82 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten individuell sind, so lässt sich kein Auszug daraus geben. Ein Nachtrag findet sich S. 345 mit einer bestimmten An- gabe der Vegetationspunkte in den Scheiden der Blätter. Sonderbar genug, dass hier von Mutterzelle und ‘darin ent- haltenen Tochterzellen geredet wird, da doch der Verf. S. 138 aus der Beobachtung an Phlox panieulata den Schluss zieht, dass hier das longitudinale Wachsthum der Lamina durch Mohl’s Zellentheilung bewirkt werde, h Ueber Zucker auf den Blättern vom Pr. von Schlechtendal. Bot. Zeit. 1844. 6. Der Verf. beschreibt vorzüglich Zuckerdrüsen an Viburnum Tinus, welche sich am Rande der Blätter näher an der Basis befinden, auf jeder Seite eine, welche wie ein stumpfes Zähnchen vorsteht. Auf diesen Drüsen erhebt sich, wenn man die Pflanze im Winter im Zimmer gehalten hat, ein weisses Klümpehen von Zucker. Da die Klümpcehen von Zucker an Viburnum Tinus, so wie an Rhododendron ponticum und an Clerodendron fragrans nur an Pflanzen im Zimmer beobachtet. wurden, so vermuthet der Verf., dass die Trockenheit es ist, welche die zucker- artige Flüssigkeit verdichtet. Ueber Zuckerdrüsen der Blätter von Unger. Flora 1844. S 703. An vielen Acacien, z. B. A. longi- folia, armata, verticillata, myrtifolia, sah der Verf. eine zucker- artige Flüssigkeit abtropfen und fand bei genauer Untersu- chung an der Basis des Phyllodiuns zunächst dem Wulste'an dem obern Rande eine kleine punktförmige Vertiefung, die der Ausführungsgang einer spaltförmigen Höhle in der Sub- stanz des Phyllodiums ist. Diese Höhle wird von eigenthim- lichen dünnwandigen Zellen umgeben, die zusammen einen Drüsenapparat bilden, in welchem der Zuckersaft angesammelt und aus demselben nach und nach entleert wird. Zwei Ge- fässbündel stehen mit den Zuckerdrüsen in Verbindung, geben Zweige dahin ab, deren Gefässe kurzgliedrig und gekrümmt werden, und sich so in das Parenchym ihres Umfanges ver- lieren. Der Verf. fügt noch einige Bemerkungen hinzu, be- sonders über honigartige Aussonderungen aus den Blättern und Zweigen, welche durch Insekten verursacht werden. Ueber die Vermehrung von Cardamine praten- sis L. vermittelst der Blätter von Jul Münter. Bot. für physiologische Botanik. 8 Zeit. 1845. S. 537, ‚Der Verf. beschreibt genau ‚die Ent- wickelung von jungen Pflanzen aus den Blättern der Carda- mine. pratensis, meistens nach. Cassini, deren Richtigkeit Sclileiden verdächtig gemacht hatte. Das halbkugelförmige Knötehen, ‚woraus sich die Pflanze entwickelt, befindet sich da, wo.die 3 Hauptnerven des Foliolum aus einander in das Blatt hineinstrahlen. Die Wurzeln entspringen an der obern Seite, wachsen im Anfange aufwärts und nachher, wenn sie lang genug werden, abwärts. Ausser diesem entsteht oft noch ‚eine zweite Knospe aus dem Centrum der Mittelrippe, Am ‚merkwürdigsten ist die Bestätigung der Cassini’schen Beob- achtung, dass die Blätter der Cardamine pr, sich ablösen, unter Wasser sich erhalten und dort junge Pflanzen treiben. Der Verf. salı hierbei ein Verschwinden des Chlorophylis und meint hierbei nicht mit Unrecht, dass dieses zur Ernährung der jungen Pflanze beitragen möge. Herr Pietro Savi hat ebenfalls die Entwickelung junger ‚Pflanzen aus den Blättern von Cardamine pratensis in dem Gärten zu Pisa beobachtet, und beschreibt solche mit kurzen Worten in einer Anmerkung zu Meneghini’s und Savi’s Abhandlung über die Anhängsel der Blättehen von Acacia cornigera in Giorn. enciclop. l. 1406. Diese Anhängsel befinden sich an der Spitze der Blättchen, und ‚zwar nur der untern Blättchen, den obern gegen die Spitze ‚fehlen sie, sind elliptisch länglich (elittico allungate ), haben den sechsten oder achten Theil der Länge des Blättchens, ‚eine weissgelbliche Farbe und einen Mittelnerven, der eine ‚Fortsetzung des Blattnerven ist. Um. den Mittelnerven be- finden sich Spiralgefässe, sonst besteht älles aus Zellgewebe. Es wird dann über den morphologischen Charakter dieser ‚Anhängsel geredet, und von der Meinung, dass diese Anhäng- sel fehlgeschlagene Gemmen sein möchten, nach Gaudichaud’s Lehre, nach welcher das Blatt ein Phyton ist. Obgleich sich wicht läugnen lasse, dass die Blätter so können betrachtet werden, wo denn als Beispiel Cardamine, pratensis angeführt wird, so müsse man sie doch mehr als Degenerationen der Extremität der Zähne der Blätter selbst, oder ihres ganzen Umfangs betrachten (come degenerazioni dell’ estremita delle dentellature delle foglie stesse e del Joro totale). Wäre dieses F* 84 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten nicht, so müsste man sie als Glandeln ansehen, welches doch ihrer beständigen Stellung am Rande der Blätter und besonders an den meist hervorstehenden Punkten derselben widerspricht. — Diese Anhängsel sind offenbar sogenannte Glandeln, welche keinen Saft absondern. Ihr morphologischer Charakter, wie es mir scheint, ist Andeutung einer weitern Fiederung des Blattes. Vielleicht meinen die Verf. dasselbe. Kirschleger beschreibt die stipulae Platani. Flora 1844. 725. Diese allerdings längst bekannten Theile beschreibt der Verf. nur, weil Endlicher sagt bei Plataneae, stipulae nullae. Aber Endlicher hat Recht, es sind keine sti- pulae, es sind ochreae, wie man sie an den Polygoneae u. a. m. findet. Sie stehen ‚nicht an den Seiten der Blattstiele, sondern umgeben den Axentheil über der Basis des Blattstiels. Blüte. Befruchtung. Zur Kenntniss der Inflorescenz von Cannabis, Humulus, Urtica und Parietaria, ferner von Parnassia palustris, Erodium und Impatiens v. Wydler. Flora 1844, 735. 757.759. Enthält genaue Darstellungen und Ergänzun- gen zu der Abhandlung in der Linnaea 1843, wovon in dem vorigen Jahresberichte die Rede war, auch Bemerkungen über die Ramification der letztgenannten Pflanzen. Auch vergleiche man hiermit die Bemerkungen des Verf. über ‚die Blattstellung von Polycarpon tetraphyllum. Flora 1845. 33. Einige Bemerkungen über Symmetrie. der Blu- menkrone von D. Wydler. Bot. Zeit. 1844. 609. Die morphologischen Untersuchungen des Verf, sind sehr undeut- lich mitgetheilt. „Bekanntlich, sagt der Verf., lässt sich die Mehrzahl symmetrischer Blumenkronen durch eine Linie in zwei gleiche Hälften theilen, welche man sich von der Ab- stammungsaxe der Blüte ausgehend, durch die Mitte der obern unpaaren Kelchblätter und der untern unpaaren Kronenblätter nach dem Tragblatt der Blüte hingezogen denkt. Unter an- dern gehören hierher die Blumenkronen von Pinguieula, Utri- eularia, der Labiaten u. s. w.” Aber die Blumenkrone ist eine körperliche Gestalt, welche durch eine Linie nicht kann in zwei gleiche Hälften getheilt werden, wohl aber durch eine Ebene. Der Verf. will sagen, ein Querschnitt der Blüte in für physiologische Botanik. 85 der Nähe der Basis, ein Grundriss der Blüte, wird durch eine Linie in zwei gleiche Hälften getheilt. So stellen auch die beigefügten Figuren die Sache vor. Mit einer andern Dar- stellung liessen sich manche Resultate ziehen, die sich aber hier nicht geben lassen. Morphologische Betrachtungen über Arduina bispinosa von Pietro Savi. Giornal. eneiel. I. 113. Bemerkungen über einige mikroskopische und oberflächliche Organe der Pflanzen von P. Savi. Giorn. botan. italiano I. 27. Der Verf. beschreibt die Papillen mit ihrem Inhalt, die sich auf den Blüten von Chrys- anthemum indiecum Thunb. befinden. Er hält sie für Glan- deln. Ich finde es nicht erwähnt, dass diese Papillen schon längst auf allen wahren Blumenkronen gefunden und beschrie- ben sind. » Mit Unrecht wird der blaue Staub auf den Blät- tern von Chenopodium und Atriplex hierher gerechnet. Er besteht aus Wachskügelchen. Ueber merismatische Zellbildung bei der Ent- wicklung des Pollens von Dr. F. Unger. 1844. Eine vortreflliche Abhandlung auf wenigen Blättern. ‚Meinen Be- obachtungen zufolge, sagt der Verf., erscheinen die ersten Spuren der erneuerten Organisation in der reifen Mutterzelle als sehr dünne, zarte Streifen, welche entweder quer durch die Mitte derselben, oder je nach der Lage der Mutterzelle seitlich verlaufen. Diese Streifen sind, wie man sich eben “durch Drehen der Mutterzellen überzeugen kann, nichts An- deres, als äusserst dünne und durchsichtige. Wände, welche die gleichförmige Körnermasse in mehrere Partien sondern. Diese Wände, die sich nothwendig aus dem eben genannten Inhalt herausbilden müssen, sind noch so hinfällig, dass sie im Wasser aufgelöst werden, was für ihre Beschaffenheit aus Gummi spricht. Gleichzeitig mit dieser Erscheinung tritt aber auch eine selbstständige Sonderung des gekörnten Schleimes ein, welche sich besonders dadurch zu erkennen giebt, dass sich von diesem Momente an in jeder Portion ein Zellkern zu entwickeln anfängt. Die Ausbildung jener Wände schreitet noch vorwärts, so dass sie bald nicht nur eine grössere Festig- keit, sondern auch eine bedeutendere Dicke erlangen. Der erste Ansatz zur wahren imembranartigen Ausbildung (die 86 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten frühere Anlage kann kaum noch eine solche genannt werden) geschieht sichtlich von den Wänden aus nach dem Mittel- punkte zu. Zuerst erscheinen vorspringende Leisten und von diesen aus krystallisiren gleichsam die Häute immer mehr nach innen, so dass man die Fortschritte stufenweise verfol- gen kann.” Weiter. „Es giebt also keine Spezialmutterzellen, welche gesondert und von der Mutterzelle umschlossen wären, sondern nur Spezialmutterzellen, welche sich als Fächer der Mutterzellen bilden, und nur auf der höchsten Stufe ihrer Ausbildung eine theilweise Sonderung erfahren.” Das Resul- tat also ist, dass auch im Pollen nirgends eine Zellenbildung aus einem Zellenkerne entsteht. In Flora 1844. S. 359 theilt Facehini die Untersu- ehungen von Amici in Florenz über die Befruch- tung des Embryo mit, welche Schleiden’s Tlteorie von der Entwickelung des Embryo entgegen sind. Schleiden ver- säumt nicht sogleich zu antworten das. 787. Facchini liefert also den italienischen Text zu Amici’s Ab- handlung, wie er sich in den Verhandlungen der Scienziati von Padua befindet, mit den Bemerkungen, dass die Anwesen- den von Amiei überzeugt worden wären. Darauf beschuldigt nun Schleiden das. 593 alle Anwesenden einer krassen Unwissenheit und schimpft über die Abbildungen von Amieci nach seiner Weise. Wer wissen will, wie Amiei, der Ent- decker der Pollenschläuche, behandelt wird, mag diese Auf- sätze lesen. Doch wir verlassen mit Vergnügen diesen Ge- genstand und wenden uns zu einem ausgezeichneten Werke, Versuche und Beobachtungen über die Be- fruchtungsorgane der vollkommneren Gewächse von ©. Fr. Gärtner. Stuttgart, 1844. 8. Wir erhalten hier einen solchen Reichthum von Versuchen und Beobach- tungen mit einer grossen Ruhe und Umsicht angestellt, dass wir mit Recht behaupten können, kein Werk habe in neuern Zeiten so viel Beiträge zur Physiologie der Pflanzen geliefert, als dieses. Es ist hier nicht der Ort, alles genau durchzu- gehen, es kann hier nur im Allgemeinen und Etwas von dem Mannichfaltigen angegeben werden, was hier zu finden ist. Auch kommt zu dem Neuen und Eigenthümliehen überall die Rücksicht auf andere Meinungen, die mit Gründen und Er- zu für physiologische Botanik. 87 fahrungen widerlegt und bestätigt werden. 1. Von der Blume. Ursachen der Abortion und. des Abfallens der Blume. 11. Von Jem Kelche. Wenn die Befruchtung des Ovariums nicht an- geschlagen ist, schwindet der Kelch und nimmt ein krankhaf- tes Ansehen an, hat aber die Befruchtung des Ovariums Statt gefunden, so erhält er sich mehrere Tage, je nach Art der Pflanzen. Ill. Von der Blumenkrone. Auf die Corolla hat die Castration keinen Einfluss, und das Vorhandensein ‚der Staubgefässe ist überhaupt zur Integrität und vollkommenen Ausbildung nicht nothwendig. In der Regel entwickeln sich die Griffel später als die Blumenkrone, nur bei einigen findet der umgekehrte Fall Statt, z. B. Lychnis diurna, vespertina, Dianthus barbatus, superbus. Wenn in diesem Falle die Nar- ben mit dem eigenen Staube bestäubt werden, während die Blume noch wenig oder halbentwickelt ist, so wird das Wachs- tbum der letztern gehemmt oder hört ganz auf. Ueber den Tagschlaf der Blume sind viele Beobachtungen und Versuche augestellt; die Befruchtung hat grossen Einfluss darauf. IV. Von der Nektar-Absonderung in den Blumen. Mehr zur Wi- derlegung mancher aufgestellten Meinungen als zur Aufstel- lung bestimmter Gesetze. V. Von den Staubgefässen der Pflanzen. Die Beobachtung ist merkwürdig, .dass die Hybri- dirung zur Contabescenz der Antheren geneigt mache. Die Dauer der Kraft des Pollens ist bei verschiedenen Pflanzen sehr verschieden, auch verschieden von der Dauer der Gon- ceptionsfähigkeit der weiblichen Organe. Was der Verf. von den Pollenschläuchen und von dem Eindringen derselben in Jie Mikropyle sagt, steht allerdings mit dem Uebrigen in kei- nem Verhältnisse. VI. Ueber die Wärmeentbindung in den Blumen. Viele eigene Beobachtungen. Sie zeigt sieh auch an den weiblichen Organen, und hängt oft mit dem Geruch zusammen. VII. Von dem Pistill. VII. Von den Reizbar- keits- und den Bewegungs-Erscheinungen an den Blumen und Befruchtungsorganen der Pflanzen. Eine Menge Versuche und Beobachtungen, besonders über die Reizbarkeit der Narbe von Mimulus. Entwickelung derselben. Abgeschnitten und in feuchtem Sande erhalten, verhielt sie sich eben so wie un- abgeschnitten, Zerstörung der einen Narbe hat keinen bedeu- tenden Einfluss, Erschütterung wirkt nicht darauf. Versuche 88 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten mit chemischen Reizmitteln. Unter diesen sind auch Ver- suche mit Morphiumöl (ein Gemenge aus Morphium und ol. Papaver.), welche beweisen, dass die Reizbarkeit und Bewe- gungsfähigkeit der Narbe des Mimulus durch das Morphiumöl geschwächt und endlich_ zerstört wird. Eben dieses ist auch der Fall mit dem Strychninöl. Die Castration hatte auf’ die Reizbarkeit keinen weitern Einfluss, als dass dadurch die Dauer der Blume und so auch der- Narben verlängert wurde. Versuche über die Einwirkung des eigenen Pollens; sie ist nur zur Zeit der Conceptionsfähigkeit vorhanden; chemische Reize wirken aber auch ausser dieser Zeit. Bei manchen Blumen ist Bewegung zur Zeit der Conception ohne Reiz- barkeit; Beobachtungen über das Verhalten der Blumen von Tropaeolum majus u. a. Beobachtungen an Stylidium, IX. Von der Befruchtung der vollkommenen Gewächse. Die De- hiscenz der Antheren tritt bei manchen Gewächsen regelmäs- sig vor der Oefinung der Blume ein, bei den meisten nach- her. Wirkung von Licht, Wärme, Feuchtigkeit. Nie gelang es dem Verf. an abgeschnittenen und in Wasser gestellten Zweigen dikotyledonischer Pflanzen reife Samen zu erhalten. Andere Beförderungen der Befruchtung. An Malva mıauritiana waren erst vierzig Pollenkörner im Stande Befruchtung zu bewirken, Aehnliche Versuche an Tropaeolum majus. Vorsichtsmaass- regeln und Erscheinungen bei künstlichen Befruchtungen. Die Eichen können auch ohne Befruchtung eine Zeit hindurch fortwachsen, doch ohne einen Embryo zu erzeugen. Erschei- nungen im Eichen und Samen nach der Befruchtung an zwölf Blumen von Lychnis vespertina beobachtet, Aehnliche Beobach- tungen an Staphylea pinnata vier Monate hindurch; in beiden Fällen mit genauern anatomischen Beschreibungen, doch ohne Abbildungen. Seinen Beobachtungen über den Embryo von Corydalis reiht er die meinigen über Angraecum an, aber ihm blieben die Abbildungen in den. Anatom. -botan. Abbildungen. unbekannt, die den grossen Unterschied würden gelehrt haben. X. Von der Abortion der Blumen, Früchte und Samen. Kür- zer als die übrigen Abtheilungen. XI, Von der Erzeugung von Früchten mit keimungsfähigen Samen ohme Pollenbestäu- bung. Die Beobachtungen Anderer darüber werden beurtheilt und ihre Mangelhaftigkeit wird gezeigt. Eigene Beobachtun- für physiologische Botanik. 89 gen gaben ein völlig negatives Resultat. XII. Von dem Fruchtungsvermögen der Gewächse. XIII. Von der Afterbe- fruchtung. So nennt der Verf. mit Kolreuter eine nicht be- zweckte Befruchtung mit eigenen Pollen. XVI. Von Bestäu- bung der Narbe mit fremdartigen Materien. Eigene Versuche des Verf. gegen Henschel’s bald vergessene Versuche. Mit Sehnsucht erwarten wir den zweiten Theil. Ueber die Blüte der Gräser finden sich Untersuchun- gen in einer Schrift von Röper: Zur Flora Mecklen- burgs. 2 Th. Rostock, welche wir jedem Botaniker zu lesen empfehlen. Sie ist besonders gegen Schleiden’s Theo- rie, dass nämlich die untere und äussere Klappe der glumella oder die palea inferior, mit der obern und innern Klappe der glumella, die ursprünglich aus zwei Klappen besteht, eine dreiblättrige Blumenhülle mache. Wie Schleiden’s Tadelsucht ihn zu den grössten Inconsequenzen verleitet, wird hierin deutlich gezeigt. Ueberdiess kommen hier noch viele andere Untersuchungen vor, welche von Wichtigkeit sind. Da ich in den ‘meisten Fällen des Verf. Meinung bin, so ist es über- flüssig Bemerkungen zu machen. Auch ist hier nicht der Ort, den wahren Blütenstand von Lolium temulentum (Crae- palia Schrank) auseinander zu setzen, den der Verf. zu ver- kennen scheint, Nur noch eine Erinnerung. Der Verf. nimmt den Philologen zum Trotz Ausdrücke wie sepalum, tepalum u, dergl. in Schutz. Das Wort ist eine so merkwürdige, wunderbare Ausgeburt des menschlichen Geistes, dass man damit keine Kindereien treiben muss; ein unglückliches Ver- fahren, welches in spätern Zeiten De Candolle besonders er- neuert hat. ‘ " Ueber die Bedeutung der untern Blumenspelze der Gräser von Hugo v. Mohl. Botan, Zeit. 1845. 33, Der Verf. zeigt ebenfalls durch eine Analyse der gewöhnlichen Monstrosität der Blüte von Poa alpina, dass die untern Blu- menspelze nicht als ein Perigonialblatt, sondern als Deckblatt zu betrachten ist. Note sur l’organogenie de la fleur des Malva- cees par M. P. Duchartre. Compt. rend. 1844. 1. 487. 1845. 1. 349. Rapport ib. Il. 417 und ausführlich Ann. d. Science, natur. 3 Ser. T. 3. p. 123. Rapp ort p. 150. Zuerst 90 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten entsteht der äussere Kelch, dann der innere aus einem Stück. In diesem erhebt sich eine Kugel, die fünf Warzen. zeigt, welche sich bald wieder in zwei Theile theilt, und so hat die Blume schon in dem frühesten Zustand zehn Staubgefässwar- zen. Nun erscheinen zunächst am Kelch fünf kleine Falten, ziemlich weit von einander entfernt, die Anfänge der Blumen- blätter. Die Blume ist also im Anfange fünfblättrig. Dann folgt die Entwickelung der Staubgefässe nach innen ‚auf eine doppelte Art, erstlich durch concentrische Kreise, die nach innen fortwachsen und dann durch die Verdoppelung. der Staubgefässe. Sie sind wirklich den Blumenblättern gegen- überstehend, aber man sieht an vielen Malvaceen die Staub- fädenröhre über den Staubfäden sich verlängern ‚und fünf Zähne bilden, die mit den fünf Gruppen des Androceums wechseln, also die innere Reihe von Staubfäden vorstellen. Die Bildung der Pistille ist verschieden und der Verf. nimmt vier verschiedene Arten dafür an. Hiermit hängt zusammen: Observations sur l’orga- nogenie de la fleur et en partieulier de l’ovaire chez les plantes ä placenta central libre par M.P. Duchartre. Compt. rend. 1844. I. 1105. Entwickelung der Blüte der Primulaceae. Zuerst zeigt sich der Kelch aus einem Stück und nicht aus mehren, wie Schleiden will. Dann sieht man fünf Warzen, woraus die Staubfäden sich entwik- keln, die Erscheinung der Blumenkrone scheint den Staub- fäden voran zu gehen, wenn sie mit den Abtheilungen der Blume wechseln, sonst aber zu folgen. Das Pistill zeigt sich mit der Blumenkrone zugleich als ein Kegel und die Placen- tenwarze füllt das Ovarium an. Dann erhebt sich. das Ova- rium und bildet den stylus. Die Spitze der placenta verlän- gert sich, erst später und dringt dann erst in den Styluskanal ein, hängt also im Anfange nicht mit der Narbe zusammen, Der Rapport über diese Abhandlung von Ad. Brongniart, Ach. Richard und Gaudichaud ist im Ganzen beifällig. Hiermit vergleiche man die Abhandlung von Gelez- noff über die Entwickelung der Blüte von Trade- seantia virginiea, Bullet. de la Societe imper. des Naturalistes a Moscou T. 16. 1843. Flora 1844. 144. Bot. Zeit. 1844, 183. für physiologische Botanik. 91 Die Akademie zu Neapel hat Nachricht gegeben von den Abhandlungen, die ihr zur Antwort auf das Pro- gramm über die Caprification zugekommen sind, Die Abhandlung Nr. 4 verwirft den Einfluss, den sie auf die Befruchtung hat. Man finde immer weibliche Blüten in den Früchten, ‘keine männliche, und die Befruchtung (der Feigen bleibe ein Geheimniss. Der Verf. empfiehlt überhaupt die Caprification nicht. — Die Abhandlung Nr. 3 führt auf fol- gende Schlüsse: 1. Der Caprificus ist nicht das Männchen der zahmen Feige, wie man geglaubt hat. 2. Da die Struk- tur der Blüte und der Samen in den Abänderungen der zah- men Feige durchaus gleich ist, so sieht man nicht ein, warum die Caprification in einigen Abänderungen nöthig sein soll, in andern nicht. 3. Das Insekt beschleunigt das Reifen nicht, trägt auch zum Ansetzen der Früchte nichts bei und eben so wenig zu ihrer Befruchtung. 4. Das Abfallen der Früchte von Caprifieus, worin keine Larven sind, beweist nichts, denn wenn der Baum viel Früchte ansetzt, fallen sie“doch ab, wenn auch Larven darin sind. 5. Die Ursachen des Abfallens muss man in andern Umständen suchen: im Klima, Abwech- selung der Witterung u.s. w. 6. Die Oaprification ist ganz unnütz, sowohl zum Reifen als zum Ansetzen der Früchte, — Die Abhandlung Nr.5 hat zum Schluss: Die Wirksamkeit des Cynips auf die zahmen Feigen ist ganz mechanisch und dient wie jeder andere Reiz, nur "die Reife der Früchte etwas zu beschleunigen. Wo man dieses also nicht nöthig hat, ist die Caprification ganz unnütz und sogar der vollkom- menen Reife der Früchte ganz nachtheilig. — Die Abhand- Jung Nr. 6 hält doch die Caprification für nöthig, aber nur für die abortiven Feigen. Nur eine Abhandlung, deren aber nur kurz erwähnt wird, meint, dass sie auch zur Befruchtung nothwendig sei. — — In meiner Jugend hatte ich Gelegen- heit, die Caprification in Portugal zu beobachten, und in mei- ner Reisebeschreibung habe ich schon gesagt, dass die Capri- fieation auf die Befruchtung keinen Einfluss habe. Wohl aber werden manche Abänderungen dadurch grösser und schöner, wenn sie von diesem kleinen Cynips durchstochen werden, wie die Abhandlung Nr. 5 sehr wohl sagt. In der Thüringer Garteuzeitung Nr. 1 und 2 99 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten = redet Prof. Bernhard über die Bastardformen. Er meint jetzt, dass die sogenannten Bastardformen der Gattung Gymnogramma (Ceropteris) wohl nicht durch Befruchtung, sondern durch Verwachsung der Wurzeln unter einander ent- stehen möchte, weil sie in den Treibhäusern gesellschaftlich keimen. Als Beispiel führt er Cytisus Adami an, dadurch entstanden, dass C. purpureus auf C. alpinus gepfropft sei, wodurch ein Mischling entstand, der sich oft wie ein Bastard verhielt, oft zu seinen primitiven Verhältnissen zurückkehrte, indem er bald purpurne, bald gelbe Blüten hervorbrachte. — Das wäre sonderbar genug und das erste Beispiel, dass auf liese Weise Bastarde entstehen könnten. Frucht. Samen. Keimen desselben, Memoire sur les developpements et les carac- teres des vrais et faux arilles par J. E. Planchon. Montpell. 1844. Ein vortrefilicher Beitrag zur Kenntniss der Veränderungen des Samens im frühen Zustande. ' Zuerst eine Geschichte der Bedeutung des Wortes arillus. Dann Untersuchung des Eichens in Passiflora. Da sich hier eine Erweiterung des Nabelstranges erst nach der Befruchtung bil- det, da sie mit dem Samen nur um die äussere Nabelöffnung (hilum) zusammenhängt und am entgegengesetzten Ende weit geöffnet ist, da also dieses Gebilde mit der allgemein ange- nommenen Bestimmung des Wortes arillus übereinkonmt, so nennt der Verf. dasselbe einen wahren arillus.. Ganz anders verhält sich der arillus von Euonymus latifolius, wenn er gleich in manchen Kennzeichen “mit dem vorigen überein- kommt. Nach dem Falle der Blumenblätter und der Staub- gefässe wächst das Eichen noch etwas, dann entsteht um den Rand der Exostome eine Wulst, welche anwächst, sich in einen membranösen Rand ausbreitet, und indem er sich gegen die Basis des Eichens umschlägt, eine hemisphärische Decke bildet, welche die Basis des Eichens bedeckt, aber die mi- eropyle ganz unbedeckt lässt, da hingegen der wahre arillus die micropyle bedeckt. Der Verf. nennt den arillus von Euo- nymus einen falschen, oder einen arillodes. Die Definitionen dieser Theile sind nun: der wahre arillus ist eine accesso- rische Bedeckung des Eichens, welche sich um die Nabel- für physiologische Botanik. 93 öffnung (hilum), wie die eigenen Bedeckungen entwiekelt und die Exostome bedeckt oder bedecken würde, wenn sie sich so weit entwickelt. Der falsche Arillus oder Arillodes ist eine Ausdehnung der Ränder der Exostome, die sich um diese Oefluung zurückschlägt, sie aber immer unbedeckt lässt. Beispiele von wahren Arillen geben die Dillenia- ceen, die Samydeen, die Bixineen, Nyınphaea coerulea und alba, doch fehlt er in Nufar Jutea. Ferner wird als Bei- spiel angeführt Chamissoa und dann eine Beschreibung von dem Samen des Cytinus Hypocistis gegeben. Das Ovarium dieser Pflanze ist mit einem Schleim angefüllt, an dessen Wänden sich ästige, jedoch compact aufeinanderliegende pla- centae befinden. Die Beschreibung der Ovula und Samen will ich mit seinen eigenen Worten anführen: Ovula ortho- tropa, creberrima, minutissima, oceidua, utrinque attenuata, basi arillata. Integ. unicum, vasculis destitutum, arete adhae- rens, membranaceum, pellueidum, apice perforatum. Nucleus solidus, cellulosus, ovulo conformis, subdiaphanus. Arillus irregulariter cupuliformis, brevis, crassus, margine inaequalis e cellulis laxis latis constans, vix quartam ovuli partem in- feriorem obtegens, ab eodem facillime secedens. Semina (in fructu siccato) ovulis conformia, pallide lutea, mucilagine in lacrymas solidas, vitreas coagulata involuta. Arillus et inte- gumentum ut in ovulo, prior non raro oblitteratus. Nucleus solidus, omnino cellulosus. Embryo nullus. Der Verf. meint wirklich, es sei kein Embryo vorhanden, denn da das oyulum orthotropum sei, so könne die Befruchtung nicht anders als durch den Schleim des ovarium geschehen. Doch sollte der ganze Nucleus nicht Embryo sein? Zu den falschen Arillen rechnet er nun die sonderbare Umhüllung des Samens in Opuntia, deren Entstehung aus zwei Seiten- Ausdehnungen des Nabelstranges hier gezeigt wird. Auch gehört hieher der bereits erwähnte unächte Arillus von Euonymus latifolius; eben so ist die Warze in den Euphorbiaceen nur. der ver- diekte Rand der Exostome, und der sogenannte Arillus in ‚den Polygaleen kommt damit sehr überein. In Clusia flava muss man annehmen, dass die äussere Umhüllung des Eichens, einfach in dem grössten Theile ihrer Ausdehnung, jenseits der Exostome sich in zwei ungleiche Verlängerungen verdop- 94 H. F. Link+ Jahresbericht über die Arbeiten pelt. Zweifel, ob nicht der Arillus der Muskatnuss hierher gehöre. Strophula nennt der Verf. glandulose Auswüchse längs der Raphe, unabhängig von Nabelstrang und der Exo- stome und führt als Beispiel die Samen von Arum canadense an, Zuletzt Geschichte der Eichen einiger Veronica-Arten - und zwar V, hederaefolia und V. Cymbaria, wie auch Bemer- kungen über die Gattung Avicennia. Die eigenthümliche Decke des Samens der letztern entsteht aus dem Embryosäck, der sich in Veronica in ein Albumen verwandelt. Der Em- bryosack der Avicennia hat den Kern (nucelle) im Ovarium zerrissen, -und ebenso zerreist der Embryo durch. ein zu rasches Keimen in der Frucht den Embryosack. In: Veronica hederaefolia wird das Eichen schon früh nur auf den Embryo- sack redueirt und ist ohne Bedeckung. Das Genauere muss man beim Verfasser nachsehen. In einer Abhandlung, die H, Guglielmi Gasparini schon 1842 in der Akademie zu Neapel vorgelesen hat, sucht er darzuthun, dass die Frucht der Opuntia nur ein Zweig ist, zu diesem Zweck eingerichtet. Die Eichen stehen im Anfange in der mittlern Höhlung in Reihen, den Wandungen der Höhle, ist kein besonderes Organ, wie das Ovarium in andern Pflanzen, sondern es entsteht aus einem besondern verwickelten Fasergewebe, welches zu dieser Bil- dung eingerichtet ist. Dieses Fasergewebe ist zugleich podo- spermum und trophospermum.. Das freie Podospermum, ob- gleich sehr kurz, ist die ‚erste Membran des Eichens; nach der Befruchtung bedecken sie sich mit Zellen (otricelli), welche von dem Anwachsen des äussern Zellgewebes herkommen und die pulpa bilden, wodurch die Samen sich von einander ent- fernen und in die pulpa verlieren. Die pulpose Masse mit dem Samen hängt nicht am receptaculum oder an der Spitze des blühenden Astes, sondern an der obern Rinde, wo die Blumenblätter, Staubfäden und die äussern Griffel ent- stehen, vermittelst eines Fasergewebes, welches herabsteigt, um sich in den Samen zu endigen. — Der Gegenstand ver- dient genauere Betrachtungen, nicht allein in Rücksicht auf die Verwachsung des Kelchs mit dem Ovarium, sondern be- sonders auch in Rücksicht auf Planchons Untersuchungen, die eine Ergänzung von Gasperini’s scheinen, für physiologische Botanik. 95 Note sur P’embryogenie du Taxus baccata par Mr. de Mirbel et Spach. Compt. rend. 1844. ]. 114. Ausser dem Embryo, der sich entwickelt, fanden die Verf, noch zwei Blasen, von denen sie nicht glauben, dass sie ab- ortirte Embryone sind, denn lange ehe der Embryo erscheint, heften sich diese Blasen mit ihrer Basis an die Spitze des Embryosacks, und der Schlauch (boyau), welcher über einer jeden ist, verlängert sich durch die nucelle bis nahe an die Oberfläche der höchsten Spitze. Daher glauben die Verf., dass die Blasen bei der Befruchtung dienen. Untersuchung einiger vegetabilischen Mon- strositäten, welche den Ursprung des Pistills und der Eichen erläutern können, von Adolphe Bron- gniart. Compt. rend. 1844. |. 513. Es ist die Frage, ob die Samen an der Axe oder an den Rändern der Kapil- larblätter entstehen. Das Beispiel, was ich bekannt machen will, sagt der Verf., zeigt in seinen Karpellen alle Stufen der Blattbildung, es zeigt am Rande Eichen, bald kaum verschie- dene von den normalen Eichen, bald unmerkliche Uebergänge zu Seitenlappen ‘des Karpellarblatts. Es ist von einem Del- phinum elatum hergenommen, welches 1841 im Pariser Gar- ten blühte. Ueber die Entwickelung des Eichens, des Em- bryo und der anomalen Korollen der Ranuncula- ceen von Barneoud. Compt. rend. 1845. 11. 352. So wie die Reilıen der Staubfäden sich verdoppeln, sielit man an ihrer Basis zwei ovale ziemlich genäherte Platten, die mit dem Kelch wechseln und ein wenig weiter nach innen in einer andern Ebene, fünf andere eiförmige Platten, kleiner als jene beiden und den Abschnitten des Kelchs gegenüber. Dieses zeigt, dass die beiden spornförmigen Blumenblätter in einen andern grossen Wirtel gehören, wovon die andern Ele- mente regelmässig abortiren, auch der folgende Wirtel abor- tirt. — Das Eichen ist immer anatrop, hat aber drei ausge- zeichnete Typen. Dem ersten zufolge macht es eine halbe Drehung um sich selbst, aber in horizontaler Richtung und die Exostome ist gegen die Placentarseite des Ovariums ge- richtet, wie bei den Helleboreen und den Paeonieen, anatropie transverse. Nach dem zweiten Typus dreht sich das Eichen 96 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten vertikal und der Rand der Exostome ist gegen die Basis der Karpelle gekehrt, anatropie infere, wie bei den Ranunculaceen; nach dem dritten ist das Eichen hängend und die Exostome gegen den Gipfel des Fachs gekehrt, anatropie supere, wie bei den Clematiden und Anemoneen, Der Embryosack ist vor der Befruchtung da, er füllt sich mit Zellen, die zum Albumen werden. Recherches chimiques sur la maturation des fruits. Compt. rend. 1844. 784. Der Gegenstand ist einer der wichtigsten, und da die chemischen Veränderungen beim Reifen der Früchte sehr ausgezeichnet sind, vielleicht nicht so schwer zu erreichen. Aber einzelne Bemerkungen gegen den und jenen, wie sie hier gegeben werden, helfen zu nichts, Die Versuche müssen nur zuerst mit einer Frucht angestellt werden, und es wäre dazu die Kirsche vorzuschla- gen, da sie schnell reift und grosse Veränderungen beim Rei: fen erleidet, auch ist die Analyse, wie es mir scheint, leichter als mit Birn u. s. w. - Keimen von Chaerophyllum bulbosum von Prof, Kirschleger. Flora 1845. 401. Die Samen hatten im Frühling mit zwei Kotyledonen gekeimt, aber zwischen den Kotyledonen entstand keine Knospe, wohl aber entwickelte sich an der Basis des Stämmchens_ eine Knolle, welche ‘noch in demselben Jahre Wurzelblätter, im folgenden Jahre Stanın, Blüten und Früchte trug. — Die Sache ist nicht unbekannt, und schon lange an Bunium Bulbocastanum beobachtet. An account of some seeds buried in a sandpit which germinated, by Will. Kenmp. Annal..of Nat. Hist. V. 13. p. 89. Die Sandschicht, worin die Samen sich fanden, war beinahe 22 Fuss unter der Oberfläche, Sie keim- ten und es war Polygonum Convolvulus und eine Abart von Atriplex patula, auch Rumex Acetosella und eine Atriplex u. s. w., Jauter gemeine brittische Pflanzen. Der Verf. bringt ein ungeheures Alter heraus, indem er annimmt, der Tweed habe das Thal durchflossen, und. die Samen abgesetzt, ehe ein grosser Trapgang es durchsetzte. — Vermuthlich wird man mit weniger Zeit auskommen bei genauer Untersuchung. Bil- liger ist das, was Wahlberg in den Berichten der Schwedischen Akademie der Wissenschaften erzählt. S. Flora 1845, 61. für physiologische Botanik. y7 Er hatte mancherlei Pflanzen, ausländische und schwedische, gesäet. Vier Jahre hindurch wurde der Platz nun mit Bau- materialien belegt, und als diese weggenommen und der Bo- den aufgegraben wurde, wuchsen mehrere Pflanzen hervor, welche früher dort geblüht hatten. Blüte- und Reifezeiten mehrerer wild wachsenden und kultivirten Pflanzen, welche als Massstab für die Entwicke- lung der Vegetation in verschiedenen Punkten des Herzog- thums Nassau im Jahre 1842 beobachtet worden sind, in Jahrbüchern des Vereins für Naturkunde im Her- zogthum Nassau von Dr. RK. Thomä. Wiesbaden 1844. Die Pflanzen sind: Ribes rubrum, Grossularia, Fra- garia vesca, Rosa canina, Primula veris et officinalis, Samnbu- eus nigra, Prunus spinosa, domestica, avium, Pyrus Malus, Secale cereale, Triticum vulgare, Hordeum vulgare, Avena sativa, Solanum tuberosum, Vitis vinifera, Juglans regia, Ca- Stanea vesca. Einzelne Ordnungen und Gattungen der Phanero- gamen in Bezug auf Physiologie, Description of the female flower and fruit of Rafflesia Arnoldi, with remarks on its affinities, and an illustration of the structure of Hydnora africana. By R. Brown. Transact. of the Linn. Soe, V01.19. P. 3. (1844) 221. Mit der gewohnten Genauigkeit und dem bekannten Scharfsinn des Verf. untersucht er die genannten Gegenstände, und redet darüber mit einer gewissen Gemüthlichkeit, die an den Gegenstand fesselt. Erläutert ist alles durch die vortrefllichen Zeichnungen von Ferdinand ‘ Bauer. Das Ovarium von Hydnora kann man betrachten, als bestehend aus drei zusammenfliessenden Pistillen, welche wirklich Wandplacenten haben, die aber nur an der Spitze der Höhlung hervorkommen. Es würde aber sehr schwierig sein, Rafllesia auf diesen Typus zurückzuführen. Der Verf. beschreibt nun die Entwickelung der Ovula von Rafflesia im j ngsten Zustande, welche mit der Bildung der meisten Pha- nerogamen Bermkomn!: indem der untere Theil der papilla sich erweitert, einen Becher bildet und das künftige Integu- ment und den Nucleus umschliesst. So stellt der Verf. die Archiv 1. Naturgesch. X1, Jahrg. 2. Bd [& 98 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Sache dar, mit Recht, nicht so wie Mirbel. Ilier entsteht eine Biegung, wie bei manchen Phanerogamen, doch nur in den obern Theile des funieulus, da sonst in den Phanerogamen- Pflanzen die Krümmung in dem Theile des funiculus hervor- gebracht wird, welcher mit der testa verwächst. Die Ursache mag sein, sagt R. Br., weil dem Samen von Rafflesia die testa fehlt. Nur an Cytinus sah der Verf. Pollenschläuche. Die testa in dem Samen der Räfflesia ist keine andere als die, welche sich am unbefruchteten Eichen zeigt, und sehr hart, die innere Membran ist dünn, der Nucleus scheint ganz aus Zellgewebe zu bestehen, aber man bemerkt in der Mitte des- selben einen cylindrischen Theil, der aus andern grossen hel- len Zellen zusammengesetzt ist, welchen der Verf. für den Embryo hält, Der Same von Hydnora ist in manchen Stücken verschieden von dem Samen der Rafflesia. Der Nueleus hat ein dichtes Albumen, in welchem ein sphärischer Embryo ge- funden wird. In Cytinus sind die Samen klein und haben an ihrer Basis die zweigetheilte Membran, welche man am sicher- sten für eine Verlängerung der Testa ansehen kann. Diese ist leicht zu trennen vom Nucleus, welcher aus einer gleich- förmigen Zellenmasse zu bestehen scheint, wie in den Orchi- deen. Dass die Spiralgefässe in den Rafflesiaceae und den Balanophoreae nicht fehlen, wird zuletzt behauptet und hinzu- gesetzt, dass oft äusserlich sehr verschiedene Pflanzen im in- nern Baue ähnlich sind; ich möchte hinzufügen, z. B. Oyea- deae und Coniferae. Zuletzt die botanische Beschreibung der weiblichen Blüte und Frucht von Rafenia Arnoldi und Hy- dnora africana. G. Heinzel de Macrozamia Preissii. Nov. Act. Acad. Leop. Vol. 21. P. 1. p: 203 ist eine zu Breslau er- schienene Inaugural-Dissertation, die es wohl verdient in diese Sammlung aufgenommen zu werden. Die Beschreibung der Pflanze ist sehr gut, und die Rücksichten auf die Physio- logie fleissig genommen. Es ist hier nicht vom Stamm und Blättern die Rede, obwohl diese wichtig genug sind, sondern von den männlichen und weiblichen Geschlechtstheilen. Aller- dings ist es sonderbar genug, dass die harten einfächerigen Antheren aus der Schuppe bei den meisten Arten unregel- mässig hervorgehen. Der Verf, beschreibt ‚einen kleinen Sti- für physiologische Botanik. 99 pellüs, worauf die Anthere sitzt, sehr richtig, ich habe ihn bei andern Cycadeen gefunden, und finde immer ein Gefäss- bündel darin. Der Verf. giebt nun eine abenteuerliche Mor- phologie, nach welcher die Schuppen aus lauter zusammen- gedrehten Staubfäden (filamentis) bestehen sollen. So ge- waltsam darf man im Pflanzenreiche nicht verfahren, und es ist viel besser gar keine Morphologie als eine erzwungene. In Rücksicht auf das Eichen folgt er Rob. Brown nicht, son- dern er meint, was dieser für ein Exostomium hält, sei viel- mehr ein Stigma. — Eine umständliche Recension dieser Sehrift vom Dr. Gottscehe in Altona findet sich in der Bot. Zeit. 1845. S. 366. 377. 398. 413. 433. 447. 507, welche aber sehr viel Eigenthümliches enthält und daher alle Auf- merksamkeit verdient. So findet sich hier eine genaue Unter- suchung der Ovula von Encephalartus longifolius mit verglei- ehenden Beobachtungen anderer ÜOycadeen und Coniferen. Wir können den Untersuchungen des Verf. nicht folgen, da dieses eine besondere Abhandlung veranlassen würde. Ueber den Bau eines erwachsenen Stammes von Cyeas eireinalis von F. A. W. Miquel. Linnaea 1844. 125. Tab. IV, V, VI. Eine gute Beschreibung eines er- wachsenen noch lebenden Stammes, wie wir sie noch nicht ‘haben. Vorzüglich ist der innere Bau merkwürdig. Er be- ‚steht aus einem Rinden-Parenchym, welches aus drei Lagen von Zellen besteht. Das Holz ist in eoncentrischen unglei- -ehen und unregelmässigen Lagen abgetheilt, welche durch . mehr oder weniger starke Schichten vom Amylum führendes Zellenparenchym von einander getrennt sind. Jede Holzlage „ist durch deutliche Markstralen in fast viereckige oder keul- förmige Holzparthien getheilt. Betrachtet man die grossen Holzlagen, so sieht man, dass sie einen sehr geschlängelten Verlauf haben. Die seitwärts gehenden Gefässe durchbohren die Rinden und gehen zu den Schuppen und Blättern. Die Gefässe des Holzes sind alle getüpfelt. Die Wurzel war zum Theil abgehackt, kam doch aber im Ganzen mit dem Stamm überein. Ich habe schon in den Icon. sel. 'an. bot. t. 2 den Unterschied gezeigt, welcher zwischen dem Baue der Dikoty- len und. der Cycadeen Statt findet, ‚die Gefässe gehen nicht gerade in die Höhe, wie in den Dikotylen, und durchziehen G* 100 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten die Rinde überall nach den Blättern und Schuppen, welches in den Dikotylen nur an einzelnen Knospen der Fall ist. Später habe ich in einer kleinen Abhandlung in der Akademie der Wissenschaften ‘zu zeigen gesucht, dass die Schuppen eigentlich die Blätter, die sogenannten Blätter aber eigentlich Zweige sind. Daraus wird besonders das Keimen sehr be- greiflich. Merkwürdig ist besonders die Pfahlwurzel, welche sonst allen Monokotylen fehlt. Observationes de ovulo et embryonibus Cyea- dearum. Auct. T. A. Guil. Miquel. Ann. d. Se. nat. 3. Ser. T. 3. 193. Folgende Perioden der Entwickelung des Eichens scheinen hier zu unterscheiden: 1. Vor der Befruch- tung wird das Zellgewebe des Nucleus unter dem Amnion ganz absorbirt und eine Höhle gebildet, worauf das Amnion liegt. Die Höhlung des Amnion wird im Gegentheil von der Basis an nach und nach mit Zellgewebe erfüllt. 2. Diese Höhlung des Nucleus voll Schleim bildet nun eine Zellen- masse, die mit den Wänden der Hüllen nicht zusammenhängt, aber von einer Membran, die mit der Membran des Amnion zusammenhängt, eingeschlossen zum Albumen wird. Die Ent- stehung des Albumens hängt nicht von der Befruchtung ab, denn ‘es findet sich auch in unfruchtbaren Samen. Die Bil- dung der engeren Höhlungen im Amnion scheint von der Be- fruchtung abzuhängen. 3. Indem sich im Ammnion die eigen- thümlichen Höhlungen bilden und der Embryoblastanon (nach Hartig) nach unten herauswächst, steigt das ganze Amnion, die äusserste Membran ausgenommen, in den 'ausgehöhlten Scheitel des entstehenden Albumen herab, und wird davon eingeschlossen, und die Spitze des Eiweisses wird durch die äussere offene Spitze des Amnion mützenhaft bedeckt.’ 4. Jetzt wird das Zellgewebe des Amnion, absorbirt, weich; die Säcke bleiben, welche den Schleim durchziehen und nach oben von einer weichen Membran bedeekt und dadurch ver- bunden werden. ‘5. So wie der Embryo grösser, wird das Embryoblastanon nach oben zurückgeschlagen zusammenge- drückt, die schleimige Materie, welche die Säcke umgiebt, vertrocknet, die Membran, welche sie bedeckt, schwindet, so dass beim reifen Samen an der Spitze der hervortretenden Wurzel unter der gebliebenen Membran des Amnion das E m für physiologische Botanik. 101 bryoblastanum mit den Säcken "als eine amorphe Masse ge- funden wird. — Der Verf. redet nun von den Antheren der Oyeadeen und sagt, dass sie wie andere Antheren, cellulae fibrosae enthalten. Endlich charakterisirt er die Gattungen Oycas, Macrozamia, Encephalartos, Zamiä nach der Gestalt des Embryo. — In einem Nachtrag T. 4. p. 79 wird die’ Ent- stehung des Albumens vor der Befruchtung bestätigt. On the plurality and development of the Em- bryo in the seeds of Coniferae. By Rob. Brown. Ann. of Natur. History T. 13. p. 369. Diese Abhandlung wurde schon vor der British Association in Edinburgh 1834 vorgelesen, dann aber erst in den Annal. d. Scienc. natur, October 1843 französisch abgedruckt, worauf die obige folgt. Nachdem der Verf. an seine früheren Aeusserungen über die Pluralität der Einbryonen in den Gycadeen erinnert, und die Aehnlichkeit der Cycadeen mit den Coniferen gezeigt, berich- tet er nun über seine Beobachtungen an den Samen von Pinus sylvestris. Die ‚erste und bedeutendste Veränderung, sagt er, ist die Erzeugung oder Absonderung eines bestimm- ten Körpers in dem Nueleus des Ovulum, der vor der Be- fruchtung eine dichte gleichförmige Substanz ist. In diesem Zustande hat der eingeschlossene Körper oder ‘das Amnion eine etwas concave Gestalt und ist mit zerrissenem Zellge- webe bedeckt, das entweder von der Sonderung an der Spitze des ursprünglichen Nucleus herrührt, oder von einem Anhang, - der es mit der Spitze verbindet. Unter der concaven Spitze ist das Amnion bis auf ein Viertel der Länge hell, weiter unten aber dunkel; es besteht aus Zellgewebe, Ehe die Em- bryonen oder die Funieuli erscheinen, sind die Areolae, wo sie entstehen werden, sichtbar. Diese Areolae, drei oder fünf an der Zahl, wie sie an den Lerchenbaum 1827 im Mai beobachtet wurden, liegen in einer kreisförmigen oder ellipti- schen Reihe nahe an ‘der Spitze, womit sie ‘durch einige schwer sichtbare Punkte communiciren. An Pinus sylvestris waren sie im Juni oder Juli schon weiter, vier bis sechs an der Zahl, bestauden aus konischen Membranen von einer braunen Farbe, die Spitzen gegen die Oberflächen gekehrt, indem die Basis in die heller gefärbte zellige (pulpy) Masse des Amnion überging. Zu jeder von diesen konischen Mem- 102 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten branen oder bis in ihre Nähe erstreckt sich ein langer Fu- niculus einfach oder mit wenigen Aesten, in der Regel aus vier Reihen von langen durchsichtigen Zellen bestehend. Das obere Ende von jedem Funiculus war bedeutend dicker, von einer platten, sphärischen Form und in jeder Zelle war einer von den Körnern (areolae), wie sie in den Monokotylen häufig vorkommen. In Pinus Pinaster ist der Funiculus ohne alle Querwände, doch erscheinen sie zuletzt an den Enden. Dass nun jeder von den dunkeln Körpern, womit die Funiculi en- digen, Embryonen in ihren Anfängen sind, sieht man, wenn man sie bis zur Entwickelung verfolgt. Der Verf. schliesst daraus, dass die Vielheit der Embryonen in der Ordnung der Coniferen völlig constant sei. — In einem Postseript von 1844 zeigt nun R. Brown, dass er die Pluralität der Embryonen in den Cycadeen bereits in seinen Prodrom. Flor. N. Hollan- diae angegeben habe. Doch die Hauptsache habe Petit Thowars entdeckt. Er kommt nun auf Schleiden’s Theorie und sagt: Schleiden hat die Existenz meiner Areolae oder Corpuscula erkannt, die er grosse Zellen in dem Embryosack oder Al- bumen nennt; er behauptet, dass es ihm gelungen sei, ‚die ganzen Pollenschläuche (pollen tubus) von den Papillen im Nucleus (nucleus papillae) bis zu dem Grunde dieser Gor- puseula frei zu präpariren. Aber, wenn meine Beobachtungen richtig sind, setzt Br. hinzu, und sie ‚scheinen von Mirbel bestätigt zu werden, so werden die Gorpuseula in Pinus bis zum folgenden Frühling oder Sommer nicht entwickelt, und wenn also Dr, Schleiden’s Behauptung richtig. ist, so muss der Pollen wenigstens 12 Monat inactiv. bleiben, "Unmöglich sei dies nicht, meint Br., aber wenn es auch sei, so führe ‚es doch noch nicht zu der Annahme von Schleiden’s Theorie. Was aber die Cycadeen betrifft, setzt Br. hinzu, so ‚bliebe es auf alle Fälle ausgemacht, dass die Vergrösserung der Frucht, die Verdichtung des Albumen und‘ die völlige Bildung der Corpuseula in ihrer Spitze ganz unabhängig vom männlichen Einfluss sei; denn er habe dieses in Fällen in England ge- sehen, als die männlichen Pflanzen der untersuchten weib- lichen Cycadeen in England noch ni@ht existirten. Ueber die Apocynces, von Alphonse de Candolle für physiologische Botanik. j 103 Ann, d. Seiene. natur. 3 Ser. T. 1. 235 führe ich hier an, wegen der Untersuchungen der Stipulae dieser Pflanze. Memoire sur Ja famille des Primulacces par M. J. E. Duby. Geneve 1844. Keimen der Samen von Uy- cJamen, wo eigentlich sogleich der grosse Knollen sich bildet, und die Kotyledonen sich nicht entwickeln. Recherches sur le developpement et la struc- ture des Plantaginees et des Plumbaginees par M. E. M. Barneoud. Compt. rend. 1844. 11. 262.. I. Plan- taginees, ‘Wenn man die Blüte in ihrem ersten Zustande betrachtet, so sieht man, dass die Entwiekelung von Aussen nach Innen geschieht, gegen Schleiden’s Theorie. Die Blume besteht zuerst aus vier Zäpfchen (mamelons), Jie ganz die Struktur und Form der Antheren haben, auch jedes ein Bün- del Spiralgefässe besitzt und sich in eine Röhre vereinigen. Die Blume ist. also eine Röhre, welche die Staubfäden trägt, wie - an den Gomphreneen und Achyrantheen. Die Ränder der Klappen des Ovariums sind zuerst ganz von einander entfernt, und nähern sich immer mehr, kommen aber nie ganz zusam- men, und-es giebt also keinen axilen Körper im Oyarium für ‚diese Ordnung. Il, Plumbaginees. Die Symmetrie scheint hier auomal, weil eine Reihe von Staubfäden vorhanden, den Blumenblät- tern gegenüber. Aber der Verf. hat an Plumbago micrantha ‚die Anfänge von Staubfäden entdeckt, die aber bald ver- ‚schwinden, so dass nun die Reihe der grossen Staubfäden an der Regel ist. ' Observation sur le genre Aponogeton et sur ses affinites naturelles par J. E, Plauchon.. Ann..d. Seiene. natur. 3 Ser. T. 1. 107. S. auch Compt. rend. 1844. 11. 227. Mit Recht eutfernt der Verf. diese Gattung von den Saurureen und bringt sie den Alismaceen nahe. Das Keimen wird hier besonders genau beschrieben. Ein ‚Koty- ledon, woran zwei Wurzelanlagen und eine Plumula aus einer Spalte, deren Blätter sich aber nicht scheidenartig_einschlies- sen. Doch es ist nöthig, die Figuren selbst zu vergleichen. Sull’ anatomia dell’ Aldrovanda vesiculosa dal Prof. Parlatore. Giorn. enciclop. I. 237. Compt. rend. 1844. I. 998, Eine genaue Beschreibung dieser 104 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Pfianze, die durch ihre Bläschen (ampullae), eigentlich Blatt- platten, wie Utricularia, bekannt ist. Folgendes ist merkwür- dig: „Der Theil, welcher an den Bläschen sitzt, ist aus läng- lichen und 'unregelmässigen Zellen’ gebildet und‘ zeigt ganz sonderbare Körper, wie ich sie nie bemerkt habe,’ und wie sie, meine ich, noch von keinem Botaniker bemerkt wurden. Diese Körperchen, sehr zahlreich und nahe bei einander, zei- gen sich als kleine offene Scheeren, weil man mit Leichtigkeit daran’ vier Arme erkennt, die in der Mitte durch eine Art von Knoten vereinigt sind. Ich finde dieselben scheerenartigen Platten. Ueber die Stammoberfläche und den Markzel- leninhalt von Nufar luteum Sm. von J.' Münter. Botan. Zeit. 1845. 505. Der Verf. hat die merkwürdige Beobachtung gemächt, dass die Gruben am Stamm (cormus) unterhalb der Blattstielnarben, von freiwillig sich ablösenden Wurzeln entstehen; ein Fall, der bis dahin im Pflanzenreiche noch nicht beobachtet ist. In den Markzellen fand er die Formen von Amylum wieder, die er früher an Amylum von Alstroemeria beobachtet hatte. | Recherches sur Ja structure et le develope- ment de Nufar lutea par M. Aug. Treeul. Ann. d. Soc. nat. 3 Ser. T. 4. 286. Eine Anatomie, die manches Treffende angiebt. Der Verf. hat noch zu wenig Uebersicht in Untersuchungen dieser Art, und es würde viel zu weitläuf- tig werden, diese Abhandlung zu beurtheilen. Sur la Clandestine d’Europe par Duchartre. Compt. rend. 1844. 1. 93 enthält die Nachricht, dass die Clandestina europ. auf den Blättern und den jungen Stämmen Spaltöffnungen hat. Ein Rapport über die ausführliche Ab- handlung findet sich Compt. rend. 1845. I. 1268. Der Olandestine fehlt der sogenannte etui medullaire, es sind auch keine Markstralen vorhanden. Note sur l’Orobanche Eryngii Vauch. par M. P. Duchartre, Ann. des sciene. nat. 3 Ser. T.4. 74, Die Orobanche Er. habe Spaltöffnungen. Ueber die Abwesenheit der Markstralen. In dem zweiten Hefte meiner Vorlesungen über die Kräuterkunde ist über den Bau des Stammes sehr viel gesagt, was, soviel ich weiss, anderwärts nicht gesagt ist. Ich wollte für physiologische Botanik: 105 in diesem Bericht, bei’ Gelegenheit des Stammes nicht davon reden, weil mir schon früher vorgeworfen wurde, dass ich mich selbst zu oft angeführt. Doch wünschte ich sehr, dass manche Gegenstände, z. B. die Einkeilungen im Holz und’ in der Rinde, und ihr‘ Unterschied von den Markstralen nicht übersehen würde. Farn. Moose. Lichenen., Algen. Pilze. Neue Arten der Gattung Isoötes aus Algerien beschreibt Bory St. Vincent. Compt. rend. 1844. 1. 1167. Sie sind ausser Isoetes Delilii, Is. longissima aus Siimpfen, und terrestres, nämlich I. Duriei, Hystrix. Bory führt dabei an, ©]. Richard habe gesagt, ‘die Isoeteae müsste eine eigene natürliche Ordnung ausmachen, und eben dieses mag man auch von Salvinia und Pilularia sagen. Schon Roeper, Zur Flora Mecklenburgs. Erst. Theil. 1843, worin viel Treffendes besonders Spezielles über die Farn enthalten ist, hat mir vor- geworfen, dass ich die Lykopodiaceen zu den Farn gerech- net, und ein Aehnliches kann man von’ den Equisetaceen sagen. Doch möchte ich die ganze Klasse vereinigt lassen, weil die Ordnungen derselben gleichsam die Repräsentanten einer Flora der Vorwelt zu einer gewissen Zeit sind. ‘Auch tragen sie den Charakter jener Gewächse; überall sieht man das Unentwickelte, noch nicht Gesonderte; der Stamm der Lykopodien ist seinem innern Bau nach Wurzel; der Wedel ist ein Schaft und ein Blatt zugleich; ‘die männlichen und weiblichen 'Geschlechtstheile sind noch in den Salviniaceen zusammengezogen u. S. w. Bewegliche Spiralfäden an Farn von €. Nägeli. Zeitschr. f. wissensch. Botanik 1H. 169. ' Auf der un- tern Fläche des Keimblattes, am Rande, selten auch auf einer Oberfläche stehen drüsenartige Organe. Häufig scheint es, als ob sie blos von einer einzigen Zelle gebildet wären, mei- stens erkennt man, dass es ein Sack ist, welcher aus einer einfachen Zellschicht besteht. Dieser Sack ist mit scheinbar körnigem und undurchsichtigem Inhalte erfüllt. Er platzt an der Spitze und lässt eine Anzahl kleiner runder Zellchen heraustreten. Diese Zellchen bewegen sich lebhaft im Wasser. In jedem liegt ein spiraliger Faden, welcher, indem die Mem- \ - 106 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten bran des Zellchens reisst, frei-wird und dann die gleiche Be- wegung zeigt, wie die Samenfäden der Moose, Lebermoose und Charen. Eine interessante Zugabe zu den Beobachtun- gen über diese Entophyten. Lamellen der Moosblätter von K. Müller, Lin- naea T.18.p.99. Die erhabenen Streifen, welche man auf der obern Fläche mancher Moosblätter an der Seite und in Verbindung mit dem Nerven findet, sind zuerst von Trevira- nus genau untersucht worden und hier wiederum genau abgehandelt. Sie bestehen aus einer Reihe ‘von ausgezeich- neten Zellen. Von einem Zweck ist wohl ‚nicht zu reden; sie gehören zum Bildungsprineip. De evolutione sporidiorum in capsulis Musco- rum. Dissert. inaug. ser. Bo. Jung. Scato Georg Lantzius Bening. Gött. 1844, Ein: vortrefllicher Beitrag zur Untersuchung der Moose. Die Gruppirung der Sporidien in eine vierfache Stellung, in eine Tetraktys, ist seit Mohl oft beobachtet worden, doch Niemand hat diese Bildung vom ersten Ursprunge an so genau beobachtet als der: Verf. Aus seinen Beobachtungen folgt, dass die Sporidien in den Kap- seln der Moose, durch eine öfter wiederholte Bildung von Zellen in Zellen geschehe, die z.B. in Polytrichum viermal, in Hypnuni dreimal, in manchen andern Moosen aber nur zweimal geschieht. Ob die Trennung der Zellen von innern Wänden oder von den körnigen Stoffen ausgehe, könnte noch wohl gefragt werden: vermuthlich tragen beide dazu. bei; es bildet sich eine Wand um die Trennung des Kerns. — Bil- dung von Zellen in Zellen kommt im einfachen Laufe der Vegetation nirgends vor, wohl aber, wo die Vegetation in Generation zurückkehrt. Wachsthumsgeschichte der Laub- und Kar moose von C. Nägeli. Zeitschr. f. Wissenseh. Bot. 2H. 138. Die Wachsthumsgeschichte von ‚Echinometrium und mehrerer Lebermoose erlaubt keinen Auszug. G. Mettenius Beiträge zur Entwickelungsge- schichte der beweglichen Spiralfasern von Chara hispida. Bot. Zeit..1845. 17. Die beiden Fühlfäden, die Thuret constant beobachtet hat, sah ich nicht, sagt der Verf. — Ich sah sie gar wohl, und das ändert die Sache ganz und gar. ern für physiologische Botanik. 107 Identität der Faser- und Schleimhautconferve von Dr. Schaffner. Flora 1844. 568. Wahrscheinlich gemacht, aber nicht erwiesen. Diese kleinen Wesen sehen sich gar sehr ähnlich. Es sind keine Conferven sondern Pilze. “ Caulerpa prolifera Ag. von C. Nägeli. Zeitschr. f. wiss. Botanik 1 H. 131. Entwickelungsgeschichte von DelesseriaHypoglossum von Dems. Das. 2H. 121. Für die Algen trifft die deskriptive Botanik mit der phy- siologischen so nahe zusammen, dass man beide nahe zusam- menstellen muss. Es findet sich in Annals of Natural History: T.13.375 on british Desmideae von Ralfs; T.14.240 on the fructification of Gloiosiphonia capillaris von Dav. Landsbo- ronglı; ibd. 256. 361 on british Desmideae, Fortsetzung. Wiehtig für die Beschreibung der Algen ist ferner: Sur la structure des Ctenodus, Delisea et Lenormandia par Mon- tagne, Annal. d. Sc. nat. 3 S. T. I. 151; Note sur quelques Algues a frondes reticulees par M. J. Decaisne ibd. T. 2. 233; Note sur la mode de reproduction du Nostoc verrucosum par M. Gust, Thuret ibd. 319: Observations sur les Tetra- spores par M.M. Crouan ibd. 365. Ueber die Farbe des rothen Meers von Mon- tagne. Ann. d’Hist. nat. T. 2. 332. Nachrichten darüber und Bestätigung von Ehrenberg’s ‚frühern Beobachtungen. Es ist eine Alge, die Ehrenberg Trichodesmium erythraeum nennt. Del genere Geramium e di aleune sue specie (dal Pr. Meneghini. Giorn. eneicl. I. 178.'. Eine Kritik von Kützing’s Abhandl. in Linnaea. T. 15. Prof. Meneghini "beschäftigt ‚sich vorzüglich mit den Algen. Zur Entwickelungsgeschichte der Charen von K. Müller. Botan. Zeit. 1845. 393 folg. Es ist schon oben viel über die Bildung der Zellen gesagt worden. Hier findet man besonders eine Entwickelungsgeschichte der Zellen in Ohara aus Cytoblasten, Ueber Haematococeus pluvialis von J. v. Flo- tow in d. Verhandlung der K. L. ©. Academ. d. Na- turforsch. B.12. Abth.2. 413. Eine wichtige Abhandlung. Der Verf. beschreibt mit der grössten Sorgfalt und Genauig- ‚keit die Verwandlungen einer 'kleinen Alge oder eines kleinen Infusionsthierehens, Haematococeus pluvialis in die verschie- 108 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten densten Formen. Es fand‘ sich ursprünglich in dem Regen-- wasser einer Granitplatte' (bei Hirschberg) eine rothe ‘Materie, die aus äusserst zarten, kugligen, glänzenden, mit ‚einer im feuchten Zustande karminrothen, krumigen Masse erfüllten Bläschen bestand; an das Papier angetrocknet, war! ihre Farbe 'zinnoberroth. Diese Körner erlitten nicht allein nach einiger Zeit eine Farbenveränderung, besonders ins Grüne, sondern es ‚entstanden Ende September und Anfang Oktober Bewegungen der Körner und. zwar 1. Fortbewegung in einer Curve (Längsbewegung); 2. Heben und Senken iin Schlangen- linien; 3. rotirende Bewegung. Nun wurde aus dem erwähn- ten Tümpel geschöpftes Wasser von Zeit zu Zeit untersucht, und die veränderten Formen mit einer ausserordentlichen Ge= nauigkeit betrachtet und beschrieben. So kamen am 30. No- vember Fadenbildungen vor, am 13. December untersucht er von dem am 9. Oktober geschöpften und seitdem im geheiz- ten Zimmer gehaltenen Regenwasser, und sah ein Infusions- thierchen, Astasia pluvialis, der A. nivalis Shuttlew nahe ver- wandt. Ich kann den Gedanken nicht abweisen, sagt er, dass diese Astasia aus Haematococcus entsprungen, nur eine hö- here Entwiekelungsstufe desselben sei. Ihre Uebereinstimmung in Farbe und Inhalt mit den Haematococeus-Kügelchen selbst, die Menge Mittelformen von, bewegten, ganz runden, von erst ein wenig, dann immer mehr ovalen oder eirunden und läug- lichen, warzenlosen oder bewarzten Gestalten lassen kaum zu, zwischen den phytonomisch ' oder infusorisch belebten Indivi- duen eine absolute Grenze zu ziehen. In keinerlei Aufgüssen wird man diese Astasia pluvialis: entstehen ‘sehen, - welchen nicht Haematococcus pluvialis beigemischt war, der zu ihrer Erzeugung eine nothwendige Bedingung ist. Zwischen beiden findet auch eine stete Wechselwirkung Statt; die Astasia ver- mehrt sich durch Theilung, ihre Brut aber wird theilweise wieder Haematococeus. lch muss dies wenigstens annehmen. Der Verf. sah nämlich in aufgestellten‘ Schalen den Haemato- coceus sich mehren und an die Ränder sich anlegen, auch infusoriell belebte Individuen dazwischen, aber nie den danı ruhenden Haeınatococeus sich theilen. Er liess Haematocoecus entfernen, und er fand dann, dass jeder Wechsel von Wärme und Feuchtigkeit, vorausgesetzt, dass das Element rein’ ist, für physiologische Botanik. 109 und die Kügelchen ihre Reife erlangt haben, in dem H. plu- vialis eine Formveränderung hervorbringen. AufBeobachtungen folgen Versuche mit eben derselben grossen Genauigkeit erzählt. Sie sind mit Aufgüssen von Haematococcus angestellt, und enthalten eine Menge sehr merkwürdiger Beobachtungen von den mancherlei Formen, welche dieses Wesen hervorbringt, aber wir müssen den Leser selbst auf die Abhandlung ver- weisen. Der Verf. schwankt, ob er den Haematococcus zu dem Thierreiche oder dem Pflanzenreiche bringen soll, bleibt aber bei der letztern Meinung stehen, ' Denselben Gegenstand behandelt eine kleinere Schrift: Ueber die Verwandlung der Infusorien in niedere Algenformen von Dr. Fr. Traug. Kützing. Nord- hausen 1844. 4. Nach dem Geschichtlichen, wobei auch Flotow’s Abhandlung angeführt wird, erzählt der Verf. einige Beobachtungen, woraus hervorgeht, dass Chlamidomonas Pul- visceulus gar vielfacher Veränderungen fähig sei, dass sich aus ihm eine 'entschiedene Algenspecies, Stygeoclonium' stellare entwiekele, dass aber auch noch andere Bildungen aus ihr her- vorgehen, welche ebenfalls einen entschiedenen Algencharakter an sich tragen, obgleich sie zum Theil der äussern Form nach auch für ruhende Infusorienformen in ib genom- men werden können. Im Schlussworte sagt der Verf.: „Die Naturgeschichte der Organismen ist bisher nach zweierlei Methoden behan- delt, je nachdem man das Objekt als ein Fertiges oder als ein Werdendes betrachtet. — Als Erfinder der definirenden Methode in der Naturgeschichte kann Linne, als Erfinder der exponirenden Methode Goethe angesehen werden.” Warum spricht der Verf, ein trefllicher Kopf, solche Reden nach? Kann man wohl einen Körper als einen werdenden betrach- ten, wenn man nicht weiss, was er zu werden bestimmt ist? Muss man nicht immer mit der bestimmenden (definirenden) Methode anfangen, und dann erst zur exponirenden über- gehen? Haben es nicht alle Naturforscher so gemacht? Hat man nicht zuerst die Frosch- und Salamander-Arten bestimmt, und musste man es nicht, um die Metamorphosen, die sie in der Jugend erleiden, nicht zu verwechseln? Ferner sagt der Verf.: „Ein Theil unserer Gelehrten behauptet, es sei noth- 110 H. F. Link: Jabresbericht über die Arbeiten wendig, dass man zwischen den Pflanzen und Thieren scharfe Grenzen annehme, weil ohne diese Annahme die Wissenschaft in phantastischen Mystieismus ausarte,” Nun, so seharf wird man sich doch nicht ausgedrückt haben. Aber wenn ich Thiere und Pflanzen unterscheide, so muss ich doch wissen wodurch. Ehrenberg nimmt den ursprünglich von Blumen- bach gegebenen Charakter der Thiere, den Behälter (Magen) an, woraus das Ganze ernährt wird. Es ist hier nicht: der Ort darüber zu reden, ob dies richtig sei, oder nicht, Hat Haematococcus einen Magen, würde Ehrenb. fragen? Nicht, nun so ist er auch kein Infusionsthier, sondern‘ ein Theil, der Same einer Alge, der vielleicht durch ‚mehre Metamor- phosen gehen muss, ehe er sich ganz entwickelt. So. ist auch die Spore von Ectosperma (Vaucheria) mit ihren Flim- mern darum noch kein Thier, wohl aber, wie Unger recht sagt, im Uebergange zum Thierzustande, sofern wir nämlich auf die eigenthümliche Bewegung sehen. Uebrigens sind Be- obachtungen und Versuche, wie sie hier von Kützing und Flotow erzählt worden, von grosser Wichtigkeit, nur wünschte ich den letztern einen etwas einfachern Gang. Ueber die Spiralfaserzellen bei den Pilzen. Bo- tan. Zeit. 44. 369. Nachdem der Verf. Pr. v. Schlechtendal berichtet, was bereits Roman. Hedwig, später Corda darüber gesagt, führt er seine eigenen Beobachtungen an einigen trocknen Trichien an. Die Zellen sind entweder nicht sehr lang und dann an beiden Enden zugespitzt, enthalten wenige Spiralen, wodurch die Zellenwand wie ausgespannt wird, oder die Zellen sind sehr lang, gabelig verästelt und vielfach durch einander gewirrt. Ferner haben die ‘Sporen immer einen grössern Durchmesser als die Spiralfaserzellen, die ühörbaup! zur Beobachtung starker Vergrösserungen bedürfen, , Ueber Lanosa nivalis Frs. von Prof. Unger in Grätz. Bot. Zeit. 1844. 369. Dieser sonderbare weisse Fadenpilz, von welchem der Verf. zuerst die röthlichen (sich abschnürenden?) Sporidien beschreibt, dessen nur Fries und Corda erwähnen, fand sich in grosser Menge unter dem weg- thauenden Schnee am Ende Februar und Anfang März um Grätz. Der Verf. schreibt ‘die plötzliche Vegetation dieses Pilzes dem Umstande zu, dass ungeachtetet ‚des starken für physiologische Botanik. 111 Schneefalls im Januar und Februar dennoch der Boden un- gefroren blieb. Eine Kranke, die besonders an schwerem Schlingen litt, brach Pilzsporidien aus, die zuweilen schnurweise an einander gereiht waren. H. Gruby versicherte sich, dass alle ihre Nah- rungsmittel frisch und gut waren. Compt. rend. 1844. I. 586. Beobachtung von Cysten mit Fadenpilzen aus dem innern Gehörgange eines Mädchens von Prof. - ‚Mayer. Müller’s Arch. 1844. S.404. Nach Beschreibung und Abbildung ist der Pilz entschieden Mucor Mucedo. In dem Bericht der Schwedischen Akademie der Wissen- schaften von 1844 ist ein Beispiel von Tödtung der Fische durch Achlya prolifera. Mein Freund Lichtenstein hat mir einen kleinen Fisch Cyprinus Alburnus mitgetheilt, dessen Maul durch die herausgewachsene Achlya prolifera ‚ganz ver- stopft war. Fast alle Fische in dem Teiche waren dadurch zu Grunde gegangen. Ich sah bei der Untersuchung, dass „der angegebene Unterschied von Achlya und Saprolegnia un- richtig ist, dass nämlich manche Fäden Querwände hatten, manche nicht. Identität der Schleimhaut- und Faserconferve von Dr. Schaffner. Flora 1844. 567, ferner Flora 1845. ‚501. Als Nachtrag zu seiner Bemerkung über die Schleim- “haut-Conferven führt der Dr. Schaffner an, dass dieses Ge- ‚wächs Byssocladium fenestrale ist. Auch fand er dieses Bys- ‚socladium in dem Auswurf eines an Lungentuberkeln Leiden- den. Auch die staubähnlichen Borken von Porrigo leprosa "und die Krusten des skrofulösen Grindes sind eine Abän- derung von Byssocladium fenestrale. Flora 1845. 501. Es ist kein Zweifel, dass viele dieser Pilze noch unent- wickelt sind. Wie viele Rhizomorphen bildet nicht der Thal- Jus vom Merulius (Xylophagus) Vastator, dem Hausschwamm. Und noch auffallender sind die Fäden, welche sich in Zucker- wasser, in eingemachten Sachen, ja sogar in den Auflösungen " weinsteinsaurer Salze entwickeln. Man muss sie lange Zeit fortwuchern lassen, ehe man gewahr wird, dass diese Fäden immer zu Penicillium glaueum gehören. Ich kann nicht genug empfehlen diese Pilze, wo man sie findet, sich selbst lange zu überlassen, damit man ihre wahre Fructification sche. Bis 112 H. F. Link: Jahresber. über die Arbeiten für physiol. Botanik jetzt ist noch viel: Verwirrung in dieser Lehre. — Ueber den Gährungspilz ist nichts entscheidendes Botanisches erschienen. Monstrositäten. Ueber einige Blattmissbildungen von dem Her- ausgeber, von Schlechtendal. Bot. Zeit. 1844. 441. 457. Ist eine Uebersicht beobachteter Blattmissbildungen und folglich keines Auszugs fähig. Auch die von Kirschleger beschriebenen Monstrositäten müssten ganz abgeschrieben werden. S. Flora 1844. 129 566. 728; 1845. 402. 613. Ich erwähne noch der Antho- lysen von Valentin N. Act. Acad. Leop. 18. 1. 223, der beiden Fälle von Duchartre Annal. d. Science. natur, 3Ser.T.1. 292 und von Cappari Giorn, eneicl. T. 2. 261. Su di una rarissimae speciale ramificatione della Yucca aloifoliaL. relaz. di Antonio Prestan- drea da Messina. Messina 1845. 8. Sogar selten sind doch solche Verästelungen besonders in warmen Klimaten nicht. Oft habe ich Verästelungen des scapus von Agave americana unter dem Blütenstande bei Messina selbst gesehen. Sehr sonderbar ist eine Monstrosität von Primula sinen- sis,'wo auf dem Stylus sich ein becherförmiger Körper be- fand und darauf die nackte Placenta. Babington Ann. of Nat. Hist. 13. 464. Viele Monstrositäten von Gentiana cam- pestris beschreibt Dr. Dickie das. 15. 87. | Monstrositäten von Digitalis purpurea, Generationen hin- durch beobachtet von Vrolik. Flora 1844. I. Sehr interessant ist noch, was Pr. v. Schlechtendal über die Monstrosität der Kapsel von Papaver somniferum sagt. Bot. Zeit. 1845. 6. Ein Nachtrag über Ernährung der Pflanzen u. s. w. wird nachfolgen. Sean: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1845. Vom Prof. Andr. Wagner in München. Billig beginnen wir unsern Bericht mit der Anzeige eines neu 'angefangenen Unternehmens, das für die Therologie von der grössten Bedeutung zu werden verspricht. Dies ist die Natural History of the Mammalia by G. R. Waterhouse. Hlustrated with engravings on wood and coloured plates. London 1845. 8. Diese Naturgeschichte soll in ausführlieher Darstellung alle Ar- ten Säugthiere, sowohl die lebenden als die untergegangenen, schil- dern. Alle Gattungen und viele Arten sollen theils durch Stahlstiche, theils durch Holzschnitte erläutert werden; ausserdem werden noch einzelne charakteristische Theile, wie Schädel, Zähne, Füsse etc. in besonderen Abbildungen dargestellt. Jeden Monat soll ein Heft in ‚Oktav erscheinen, das mit illuminirten Tafeln 3 Schilling, mit schwar- zen. 2 s. 6d. kostet; bis jetzt sind 5 Hefte ausgegeben, welche sich mit den Macropoden unter den Beutelthieren und mit den Gabel- thieren (Monotremen) befassen. Die Beschreibungen sind mit gros- ser Genauigkeit und Ausführlichkeit entworfen; die Literatur, sorg- fältig berücksichtigt, selbst die deutsche, von der die meisten eng- lischen Therologen und Ornithologen sonst gar keine oder nur eine höchst mangelhafte Kenntniss haben, erlangt hier die gehörige Be- rücksichtigung. Die Abbildungen sind gut gearbeitet, und da das Ganze glücklicher Weise nicht auf ein Luxuswerk zur 'Ergötzung müssiger Dilettanten, sondern auf den wissenschaftlichen Gebrauch berechnet ist, so wird es auch einen Preis erlangen, der seine Ver- breitung in grössern Kreisen möglich macht. Bei dem Reichthume der nice Sammlungen an Material und bei der Trefflichkeit, mit der Waterhouse die Bearbeitung ausführt, wird hiermit die the- rologische Literatur zu einem ihrer bedeutendsten Werke kommen, Bei der Ordnung der Beutelthiere werden wir näher auf den Inhalt der bisher erschienenen 5 Hefte eingehen. Archiv f, Naturgeschichte,. X11. Jahrg. 2. Bd, Hl 114 Andr. Wagner: Bericht über die Leistnngen in der Systematisches Verzeichniss aller bis jetzt bekannten Säugethiere oder Synopsis Mammalium nach dem Cuvier’schen Systeme von Dr. H. Schinz. 2ter Band. Mit diesem 2ten Bande, der mit den Nagern beginnt und mit den Wallen endigt, hat Schinz seine Synopsis Mammalium vollendet: Da sie weniger aus einer strengen kritischen Prüfung der Arten her- vorgegangen ist, als vielmehr nur eine Zusammenstellung der in der Literatur aufgeführten Spezies beabsichtigt, so hätte wenigstens die letztere sorgfältiger verglichen werden sollen, womit es sich aber der Verf. etwas zu leicht gemacht hat. So sind z. B, die Walle fast ganz aus Fischer’s Synopsis Mammalium entnommen, ohne dass Rapp’s und Schlegel’s Arbeiten dabei in Berücksichtigung gekommen wären und die Abweichungen von ersterem sind nicht immer zum Vortheil ausgefallen. Fischer z. B. unterscheidet die ihm zweifel- haften Arten mit einem Sternchen und führt die meisten derselben nicht unter fortlaufenden Ziffern an; beides hat aber Schinz nicht befolgt und dadurch eine Menge Arten erhalten, die wohl auf dem Papiere, aber nicht in der Natur existiren. Ebenso hätte er sich, wenn er nicht die Original-Abhandlungen nachschlagen wollte oder konnte, genauer an die Ausdrücke von Fischer halten sollen, um nicht in Fehler zu verfallen. So z.B, giebt letzterer von Delphinus Bredanensis ganz richtig an: „Ad oras Batavas. Van Breda”, indem der bekannte Naturforscher Breda diesen Delphin an den holländi- schen Küsten beobachtet hat; diese Angabe ändert Schinz dahin: „habitat ad oras Bataviae” und setzt dann noch hinzu: „bei Breda gefangen”, wodurch der Delphin nach Java verlegt und aus dem Be- obachter eine Stadt gemacht wird. Solche Ungenauigkeiten kommen öfters vor, wie z. B. die Errichtung der Gattung Hesperomys Bach- man und Wagner zugeschrieben wird, während sie von Waterhouse ausgeht, Delphinus Fitzroyi ins indische Meer verwiesen wird, wäh- rend er an der patagonischen Küste gefangen wurde, überdies nicht zu den eigentlichen Delphinen, sondern zu den Phocaenen gehört. Immerhin aber wird diese Synopsis Denen, welche keinen grossen literarischen Apparat besitzen und gleichwohl eine Uebersicht der Säugthier-Arten wünschen, gute Dienste leisten. Schreber’s Säugthiere, fortgesetzt von Andr. Wag- ner. Vliter Band. Mıt dem Doppelhefte 123a und 129 hat Ref., nachdem die 4 Ab- theilungen des Supplementbandes vollendet sind, den 7ten Band be- gonnen, welcher den Ruderfüssen und Wallen bestimmt ist. Da das Manuskript bereits vollständig vorliegt, so wird im laufenden Jahre der Druck dieses Bandes beendigt und damit das ganze Werk ge- schlossen werden. Die angezeigten beiden Hefte bringen den Text von der Ordnung der Ruderfüsser. Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1845. 115 Die geograpliische Verbreitung der Säugthiere, dargestellt von A. Wagner (Abliandl. der mathem. physikal. Klasse der k. bayerisch. Akadem. der Wissenschaften IV. Abth. 2.) Diese 2te Abtheilung, die gemässigte Provinz -von Nordamerika und die tropische südasiatische Provinz behandelnd, ist zu Ende des hier in Betracht kommenden Jahrganges ausgegeben worden. Nomenclator zoologicus. Auctore L. Agassiz. Fasc. VII et VII. Enthält, nebst Anderem, Zusätze und Berichtigungen zu dem früheren Namensverzeichnisse der Gattungen der Säugthiere und Vögel. Im vergangenen Jahre ist beendigt worden: Owen’s Odontography, or a Treatise on the Comparative Anatomy of the Teeth, their physiological relations, mode of development and microscopie structure in the Vertebrate Anfals, Lond. 1840 — 1845. 2 Bde. gr. 8. Ein klassisches Werk über das Zahnsystem, dessen grössere Hälfte sich mit den Säugthieren befasst. Der eine Band enthält den Text und der andere die Abbildungen mit 150 Tafeln, wovon 74 auf die erste Klasse kommen. Besonders wichtig ist diese Arbeit durch die genaue Darstellung des mikroskopischen Baues der Zähne, so wie der Beschaffenheit ihrer Entwickelung, worüber der Verf. eine reiche Erfahrung sich in allen Ordnungen erworben hat, Von aus- gezeichneter Schönheit und Genauigkeit sind die dazu gehörigen Ab- bildungen. Wenn von Owen auch sonst gar keine andere Arbeit als nur diese vorläge, sie allein wäre ausreichend seinem Namen in der Geschichte der Naturwissenschaften ein ehrendes Andenken zu sichern. En - Würdig stellen sich diesem Werke zur Seite: J. Hyrtl’s vergleichend anatomische Untersuchungen über das innere Ge- hörorgan des Menschen und der Säugthiere. Prag 1845. 139 S. mit 9 Kupfertafeln. fol. "Während bei den drei untern Klassen der Wirbelthiere die Be- schaffenheit des innern Gehörorgans schon seit längerer Zeit Gegen- stand genauer Untersuchungen geworden ist, hat es hieran noch sehr bei den Säugthieren gefehlt, was theils von der Schwierigkeit der Behandlung dieses Sinnesorgans herrührt, theils, und vielleicht haupt- sächlich, von dem Umstande, dass bei einer solchen Untersuchung der Schädel zertrümmert werden muss, wozu man sich natürlich bei enen und theuern Stücken nicht leicht entschliesst. Hyrtl hat ses Opfer gebracht, dafür aber auch die merkwürdigsten Resul- tate erlangt. Eine ausserordentliche Menge von Schädeln aus allen Ordnungen der Säugthiere hat er auf das innere Gehörorgan unter- sucht, so dass uns jetzt auf einmal ein klares Bild von dessen ver- 1* 116 Andr, Wagner: Bericht über die Leistungen in der schiedenen Bildungsverhältnissen vorliegt. Mit unübertrefflicher Ge- nauigkeit ist diese Arbeit durchgeführt, und das Interesse an dersel- ben wird durch die reichlich eingeflochtenen physiologischen Bemer- kungen nicht wenig erhöht. Auch die Abbildungen entsprechen in ihrem Werthe ganz dem des Textes. Es ist diese Arbeit eine der gelungensten und erfreulichsten, welche das vorige Jahr geliefert hat. Von Blainville’s Osteographie ist Heft 16—18 erschienen, die Gravigrades (Elephas und Dinotherium) und die Onguligrades (Hy- rax) enthaltend. Die Zeichnungen sind fortwährend musterhaft durch Genauigkeit und Schönheit. S In Marburg ist von F. Knorz eine Inaugural- Dissertation de pili structura et genesi erschienen, welche ausser fleissiger Zusam- menstellung der Literatur (doch: ist Erdl’s wichtige Abhandlung über- sehen) auch mehrere eigenthümliche Beobachtungen bringt. Ein Werk, von dem es für den Ruhm seines Verfassers zu bedauern ist, dass es nicht schon vor 50 Jahren im Druck herauskam, sind die Descriptiones animalium quae in itinere ad maris australis terras per aunos 1772, 1773 et 1774 su- scepto. collegit, observavit et delineavit Joannes Reinol- dus Forster. Nune demum' editae auctoritate et impensis Academiae litterarum regiae Berolinae curante H. Lichten- stein. Berol. 1844. Bekanntlich hatte Joh. Reinh. Forster nebst seinem Sohne Georg Forster unter Cook eine Weltumsegelungs- Reise ausgeführt. Die von ihnen beobachteten Thiere hatte der Vater beschrieben und der Sohn abgebildet; durch Ungunst der Umstände kam jedoch dieses Werk nicht zur Publication, sondern die Kupfer geriethen in die Bibliothek von Banks und der handschriftliche Text seit 1800 in die Bibliothek zu Berlin. Beide wurden seit dieser Zeit zwar mehrmals benutzt, aber niemals vollständig, so dass immer noch viel im Rück- stand blieb. Auf Lichtenstein’s Anregung entschloss sich die Berliner Akademie zur Herausgabe des Textes und ersterer unterzog sich, deren Besorgung. Wenn nun auch gleich ein grosser Theil der hier beschriebenen Arten nicht mehr neu ist, so ist es doch von grossem Werthe, dass die Originalbeschreibungen Forster’s endlich einmal vollständig zur Publizität gebracht worden sind. Fische und Vögel machen den Hauptgegenstand der Beschreibungen aus, doch sind auch die Säugthiere nicht vernachlässigt und die Antilopen sogar in einer besondern Monographie behandelt. Lichtenstein hat sich den Dank aller Zoologen erworben,’dass er sich der grossen Mühe un- terzogen hat, das Forster’sche Manuskript zu einem Gemeingute der Wissenschaft zu machen. Unter den Reisen, die zur Förderung der Naturgeschichte beigetragen haben, ist zuerst zu nennen: Narrative of the Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1845. 117 United States Exploring Expedition. During the years 1838, 1839, 1840, 1841, 1812. By Charles Wilkes, U. S. N. Commander of tlıe Expedition. In five Volumes and an Atlas. Philadelph. 1845. gr. 8. " Die erste Weltumsegelungs-Reise, welche von der Regierung der Vereinigten Staaten Nordamerika’s ausgerüstet wurde, theils um die für den Wallfisch- und Robbenfang höchst wichtigen Stationen in der Südsee genau kennen zu lernen und die einheimischen Interessen daselbst zu vertreten, theils aber auch, um zur Förderung wissen- schaftlicher Zwecke ebenfalls mitzuwirken. Ausser tüchtigen See- offizieren wurden deshalb in letzterer Hinsicht der Expedition bei- gegeben: Hale als Sprachforscher, Pickering und Peale als Na- turforscher überhaupt, Couthry als Conchyliolog, Dana als Mine- ralog, Rich als Botaniker, Drayton und Agate als Zeichner, Brackenridge für Gartenbau-Interessen. An Wilkes hatte die Ex- pedition einen erfahrenen und humanen Befehlshaber, der mit eben so viel Ausdauer als Geschick die lange und bei ihrem zweimaligen Vordringen gegen den Südpol auch sehr schwierige Reise zu einem gedeihlichen Resultate führte. Sein Name wird für alle Zeiten in der Reihe der berühmten Seefahrer mit Ehren genannt werden. Die 5 vorliegenden Bände enthalten die Geschichte der Reise und ge- hören hinsichtlich der Pracht und Vollendung ihrer äussern Ausstat- tung zu dem Ausgezeichnetsten, was je aus den Officinen hervorge- gangen ist, wobei es nicht wenig lobenswerth ist, dass gleichwohl jeder unnützer Luxus vermieden wurde, , Die Kosten der Herausgabe sind von der Regierung bestritten worden. Ueber den Fortgang der beiden andern Südpolar-Expe- ditionen, des Erebus and Terror unter dem Kommando von Ross, und des Astrolabe unter der Leitung von D’Urville können wir für diesmal nichts berichten, da uns von der hier einschlägigen zoologischen Abtheilung der ersteren keine neuen Lieferungen zugekommen sind, von der französischen aber der Text zu dieser Partie noch gar nicht begonnen hat. Es ist bei dieser Gelegenheit ein grosser Uebelstand zur Sprache zu bringen, der mit der Herausgabe der neueren französischen Reise- werke, die auf Kosten der Regierung erscheinen, verbunden ist. Während die Engländer in solchen Fällen jede Abtheilung gesondert halten und jede Thierklasse in besondern Heften zugleich mit den u ‚gehörigen Kupfern ausgeben, so dass das Publikum immer eine Einsicht in den Fortgang des ganzen Werkes und eine leichte . utzung der erschienenen Abtheilungen hat, geht in den französi- schen Reisewerken Alles confus durcheinander, so dass in einem Hefte die heterogensten Gegenstände beisammen liegen, von einzelnen Klassen Kupfer erscheinen, während Jahre lang dazu der Text nicht 118 Andr. Wagner; Bericht über die Leistungen in der nachfolgt, was zur Folge hat, dass man solche Werke unbenutzt lie- gen lassen muss, bis sie endlich einmal zum Abschlusse gekommen sind, der gewöhnlich nicht mit besonderer Eile herbeigeführt wird. Dabei werden diese Reisen meist in eine Breite ausgedehnt, die zwar der Leser durch Ueberschlagen vermindern kann, die aber von unsern Bibliotheken, denen solche Werke nicht wie den französischen geschenkt werden, mit theuerem Gelde erkauft werden muss. Am Weitesten hat es in dieser Hinsicht der Astrolabe gebracht, indem in der Reisebeschreibung auf den Bericht des Kommandanten auch noch in einem besondern weitläufigen Anhange die Berichte der Of- fiziere und Schiffsärzte folgen, so dass, wer Lust hat, das Nämliche mehrmals, nur immer in andern Worten, lesen kann. Dies geschieht selbst in der Erzählung der Prostitutionen, die schamloser Weise auf Tahiti begangen wurden; Schilderungen, die man freilich nicht in einem unter den Auspizien des Ministers Guizot erscheinenden Reise- werke gesucht hätte. — In Ermangelung eines vorliegenden Textes haben wir daher auch nichts über den Fortgang der Publicationen der Weltumsegelungs-Reise der Venus unter Kommando von Du Petit-Thouars und der nordischen Expedition zu berichten. D’Or- bigny’s Reisebeschreibung, deren Bekanntmachung schon vor zwölf Jahren begonnen, will wie eine Schraube ohne Ende gar nicht zum Abschluss gelangen. Der ornithologische Theil ist ins Stocken ge- rathen und der therologische hat sich begnügt vor längerer Zeit einige Tafeln als verlornen Posten auszustellen. Jacquemont’s Reise, deren Publication bereits vor zehn Jahren ihren Anfang nahm, hat glücklicher Weise ein Ende gefunden; von ihr werden wir bei Aufführung der Lokalfaunen noch besonders zu sprechen haben, Von den zoologischen Jahresberichten, welche von der schwedischen Akademie ausgehen, ist eine neue Fortsetzung erschienen unter dem Titel: Arsberättelse om Zoologiens franısteg under ären 1840—1842. Till Kongl. Vetenskaps- Akademien afgiven af Zoologiae Intendenterna vid Rikets Na- turhistorika Museum. Första delen (Anim. vertebrata) af ©. J. Sundevall. Stockh. 1844. xıy u. 322 S. 8. Sundevall’s Bericht erstreckt sich über alle Leistungen in der Naturgeschichte der Wirbelthiere, die innerhalb der Jahre 1840— 1842 publizirt worden sind. Auch die fossilen Thierüberreste aus dieser Abtheilung, sowie die Menschenrassen sind von ihm in Betracht ge- zogen worden. Sein Bericht zählt mit grosser Vollständigkeit die im bezeichneten Zeitraume erschienenen Leistungen auf und theilt eine Menge werthvoller Bemerkungen über dieselbe mit. Es ist Jaher sehr zu bedauern, dass seiner allgemeinern Verbreitung durch die Sprache, in er er verfasst ist, ein grosses Hinderniss in den Weg gelegt wird. Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1845. 119 Die Lokal-Faunen sind mit Arbeiten wieder gut bedacht worden. Catalogo metodico dei Mammiferi europei di Carlo L. Principe Bonaparte. Milano. 365. 4. Nach Voraussendung einer allgemeinen Uebersicht über das Sy- stem der Säugthbiere folgt die Aufzählung der europäischen Arten, wobei jeder einige Synonyme beigegeben und in der Regel eine Ab- bildung citirt ist. Als europäische Arten sind von dem Prinzen fol- gende Arten aufgeführt: 1. PRIMATES. — 1. Inuus sylvanus. 1. FERAE. — a. Canidae: Canis lupus und aureus. — Vul- pes vulgaris, melanogaster, corsac und lagopus. b. Viverridae: Herpestes Widdringtoni. — Genetta vul- garis. c. Felidae: Lyncus borealis, cervarius, Iynx, pardinus, chaus. — Felis catus. d. Mustelidae: Lutra vulgaris. — Mustela lutreola, vulga- ris, boccamela, erminea. — Putorius vulgaris und sarmaticus. — Martes foina, abietina und zibellina. — Gulo luscus. — Meles taxus. e. Ursidae: Ursus niger?, arctos und formicarius, — Tha- larctos maritimus. 11. PINNIPEDIA. — a. Phocidae: Phoca vitulina, foetida (annellata), groenlandica und barbata. — Pelagius monachus. — Stemmatopus cristatus. — Halichoerus gryphus. b. Trichechidae: Trichechus rosmarus, IV. CETAE. — a. Delphinidae: Delphinorhynchus co- ronatus und micropterus. — Delphinus delphis und rostratus. — Tursio truncatus. — Phocaena communis, orca, melas (globi- ceps), Rissoana und grisea. — Delphinapterus leucas. — Hype- roodon diodon. — Epiodon Desmaresti. — Monodon mono- ceros. b. Physeteridae: Physeter macrocephalus. c. Balaenidae: Balaenoptera rostrata Schreb. tab. 336. — Balaena mysticetus. V. BELLUAE. — a. Sus scrofa. — b. Equus caballus. VL PECORA. — a. Cervidae: Capreolus caprea und py- gargus, — Cervus elaphus und corsicanus. — Dama platyceros. — Tarandus rangifer. — Alces palmatus. b. Bovidae: Saiga tatarica. — Capra caucasica, ibex, pyre= naica und aegagrus. — Ovis orientalis und musmon. — Rupicapra capella und pyrenaica. — -Bos urus und taurus. "VL. CHIROPTERA. — Dysopes Cestonii. — Plecotus auri- tus und brevimanus. — Capaccinius megopodius. — Myotis mu- rinus, Bechsteinii, Daubentoni, dasyenemus und ? Nattereri. — Se- 120 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der lysius, emarginatus und mystacinus. — Miniopterus Orsinü (s. Schreibersii). — Noctula serotina (V. noctula), turcomana und Leisleri. — Vespertilio murinus, scrotinus, alcythoe, aristippe, leueippe, Savii, Bonapartii und borealis (s. Nilssoni). — Pipistrel- lus Nathusii, Kuhlii, marginatus, ursula, typus (V. pipistrellus) und nigricans Gene? — Barbastellus Daubentoni (V. barbastellus). — Rhinolophus clivosus, ferrum equinum und hippocrepis. VII. BESTIAE. — a. Talpidae: Talpa europaea und coeca. b. Soricidae: Myogalea moschata. — Galemys pyrenaica. — Crossopus fodiens. — Sorex araneus (s vulgaris Nath.), al- pinus, Antinorii, pygmaeus und rustieus. — Pachyura etrusca. — Crocidura musaranea (cum var. S. thoracicus) und leucodon. c. Erinacidae: Erinaceus europaeus und auritus. IX. GLIRES. — a. Sciuridae: Sciurus vulgaris, italicus? und anomalus. — Tamias striatus. — Pteromys volans. — Spermo- philus citillus, musicus, mugosaricus, fulvus und undulatus. — Ar- ctomys bobac und marmota. b. Muridae: Myoxus glis, dryas, quercinus und avellanarius. — Dipus halticus und sagitta. — Alactaga acontion und jaculus. — Meriones tamaricinus, meridianus und opimus. — Sminthus loriger und betulinus. — Micromys vagus, agilis?, agrarius und minutus. — Mus Pecchiolii, sylvaticus, hortulanus, musculus, islan- dieus?, leucogaster?, tectorum, decumanus, rattus, — ? Musculus frugivorus, dichrurus. — Cricetus nigricans, frumentarius, arena- rius, phaeus, accedula. c. Castoridae: Castor fiber. — Lemmus lagurus, torquatus, norvegieus, schisticolor. — Arvicola terrestris, monticola, Musig- nani, pertinax, amphibius, medius, ratticeps, arenicola, insularis, agrestis, arvalis, Savii, incertus, subterraneus, socialis, oeconomus, nivalis, rutilus, glareolus. ) d. Bathyergidae: Chthonoergus talpinus.. — Spalax typhlus und Pallasii. e. Hystrix cristata. f: Lepus aquilonius, variabilis, borealis, hibernieus?, timidus, canescens, mediterraneus, cuniculus, vermicula Gray? — Lagomys pusillus Im Ganzen sind 207 Arten aufgezählt und ist also wie das neueste, so das reichhaltigste Verzeichniss europäischer Arten; bei den Wallen sind indessen mehrere Veränderungen anzubringen, wie dies eine Vergleichung mit meiner deinnächst beendigten Menrer- phie der Walle ergeben wird. Schulz, Fauna Marchica. Berl. 1845 ist mir noch nicht zu Ge- rat gekommen. Verzeichniss der in Würtemberg gegenwärtig häufiger vorkommenden, theils in freiem, theils in gezähntem; Zustande Naturgeschichte der Säugthiere während: des Jahres 1845. 121 lebenden Säugthiere, von G. Jäger (Würtemberg. naturw. Jahreshefte I. S. 236). Als merkwürdigere Vorkommnisse sind anzuführen: die Wild- katze, hin und wieder in den Wäldern, der Hamster, in einzel- nen Jahrgängen in der Gegend von Heilbronn und im Hohenlohischen vorkommend, namentlich wurden im Jahre 1842 mehrere in der Ge- gend von Heilbronn getödtet,; der Biber, noch einzeln und selten an der Donau bei Ulm; das Wildschwein, selten mehr frei in den Wäldern. Der Luchs ist seit Menschengedenken nicht mehr ge- sehen worden; in einer Jagdordnung von 1742 ist er indess noch unter den jagdbaren Thieren aufgeführt. Beigegeben sind interes- sante Bemerkungen über die ältere Fauna Würtembergs, Einige Bemerkungen über die Fauna um Udskoy Ostrog am ochotskischen Meer finden sich in Th. v. Middendorff’s Bericht von seiner im Jahr 1844 unternommenen sibirischen Reise (Bullet. de la classe physico-math. de l’Acad. de Pe- tersb. IV. p. 18 und 231). Von Landsäugthieren wurden blos Rennthiere und Bären ge- sehen. Das Meer ist unerklärlich leer an Brutvögeln, dagegen voll Robben. Delphinus leucas sah M. täglich schaarenweise; am 13. Juli zogen deren bei seinem Standort über tausend vorbei. An demsel- ben Tage unternahmen die Wallfische auch eine Wallfahrt, deren Ursache in der Ferne sichtbare Orca-Delphine zu sein schienen; diese hielten die Höhe und die Wallfische drängten sich dergestalt dicht an das Ufer, dass einige derselben sich schon in den Riffen verirrten. Ueber 4% Stunden dauerte ununterbrochen ihr Zug, so dass die Gesammtzahl auf 500 geschätzt wurde. In der Kopfform ähnelten sie vollkommen der Balaena mysticetus, doch spricht die Geringfügigkeit der gefundenen Barten für eine andere Spezies; „dass kein Wasser ausgespritzt wird, war evident.” Zwei Werke über die südasiatische Fauna sind beendigt worden. Das eine gehört zu Jacquemont’s Reise und führt den Titel: Voyage dans PInde par V. Jacquemont pendant les annees 1828. Atlas. Planches des descriptions des collec- tions. Paris 1844. Die zoologische Ausbeute ist sehr unbedeutend, so dass die ganze zoologische Abtheilung in diesem Atlas nicht mehr als 24 Ta- feln aufzuweisen hat, wovon 8 auf die warmblütigen Thiere kommen. Diese Tafeln stellen dar: 1. einen ganz jungen Tiger, 2. Felis Jac- quemontü Is. Geoffr.,. 3. Schädel von Kelis chaus, caligata und Jacquemontü, 4. Pteromys inornatus, 5. Arctomys caudatus Jacg, 6. Antilope Hazenna ls. Geoffr., 7. Phasianus albieristatus Gould 8. Ardea Bray Is. Geoffr. Der Text zu den Säugthieren und vo. 122 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der geln ist von Is. Geoffroy gearbeitet, und zum grössten Theil von uns schon in den früheren Jahresberichten erwähnt. Desto bedeutender ist das andere Werk: Verhandelingen over de Natuurlijke Geschiedenis der Nederlandsche overzee- sche Bezittingen door de Leden der Natuurkundige Gommissie in Indie en andere Schrijvers. Uitgegeben op Last van den Koning door ©. J. Temminck. Zoologie. Leiden. 1839 bis 1844. Hiermit ist ein Unternehmen zum Abschluss gekommen, dessen grossen Werth wir schon mehrmals in unsern Jahresberichten her- vorgehoben haben; ein Hauptwerk unserer Literatur, das von nun an das Fundament zur Kenntniss der Thierwelt des indischen Archi- pels abgiebt. Wir sind der holländischen Regierung zum grössten Danke verpflichtet, dass sie in grossartiger Weise die Mittel zur Herausgabe dieses Werkes verwilligt und dadurch zum Fortschritte unserer Wissenschaft kräftiglich mitgewirkt hat. Die therologische Parthie in selbigem besteht aus folgenden Stücken: 1. Ueber die Säugthiere des indischen Archipels von S. Müller S. 1— 57 nebst Tabellen. — 2. Beiträge zur Naturgeschichte des Orang-Utans von H. Schlegel und S. Müller S. 1. — 3. Anatomische Unter- suchung eines erwachsenen Orang-Utans männlichen Geschlechtes von G. Sandifort 5.29. — 4. Monographische Uebersicht der Gat- tung Semnopithecus von S. Müller und H. Schlegel S.57. — 5. Ueber die zur Zeit bekannten Eichhörnchen des indischen Ar- chipels von denselben Verf. S. 85. — 6. Beschreibung eines Fleisch- fressers aus der Familie der Zibethkatzen, des Potamophilus barbatus, von denselben Verf. S. 115. — 7. Ueber eine neue Art von Zibethkatzen auf Borneo S. 121. — 8. Ueber 3 Beutelthiere aus der Familie der Kängurus S. 129. — 9. Beschreibung einer neuen Art fleischfressender Beutelthiere, Phascogalea melas. S. 149. — 10. Beschreibung eines merkwürdigen Insektenfressers, Hylomys suillus. S. 153. — 11. Ueber die auf den indischen In- seln lebenden Arten der Gattung Hylogalea, S. 159. — 12. Ueber die wilden Schweine des indischen Archipels. S. 169. — 13, Bei- träge zur Naturgeschichte der Nashörner des indischen Archipels. 5.183. — 14. Ueber die Rinder des indischen Archipels. S, 195. — 15. Ueber die Hirsche des indischen Archipels. S. 209; sämmtlich von Nr. 7 an (gleich den meisten vorangehenden) von S. Müller und H. Schlegel gearbeitet. — Zu dieser Abtheilung gehören 45 Tafeln, darunter etliche Doppeltafeln, die mit der grösst-möglichen Vollendung verfertigt sind und dadurch würdig dem gediegenen Texte zur Seite stehen. Von den aufgezählten Abhandlungen sind in unsern frühern Jahresberichten schon mehrere zur Sprache gekommen; die andern werden im gegenwärtigen in Betracht gezogen werden. 7 Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1845. 123 Wahlberg. übersandte an ‚die ‚schwedische Akademie einen kurzen Bericht von seiner Reise im südlichen Afrika. Derselbe befindet sich in der Öfversigt af K. V. A. Förhandl. Arg. 2. S. 56 (ausgezogen im Archiv skand. Beitr. z. Naturgesch. 1. 3.$. 413) und man ersieht daraus, dass Wahlberg äusserst reichhal- tige Sammlungen, namentlich auch von Säugthieren, zusammenge- bracht hat. Seine Bemerkungen über die Nashorn-Arten werden wir später mittheilen. Von A. Smith’s Nlustrations of the Zoology of South Africa hat das Jahr 1845 wieder 2 Hefte, Nr. 22 u. 23 gebracht, in denen 3 Arten von Säugthieren beschrieben und abgebildet sind. J. v. Tsehudi’s Untersuchungen über die Fauna Pe- ruana auf einer Reise in Peru während der Jahre 1838, 1839, 1840, 1841 und 1842. St. Gallen, haben bereits die therolo- gische Abtheilung vol!ständig in den ersten 6 Heften geliefert, Ueber den Werth dieser ausgezeichneten Arbeit brauchen wir uns nur auf unsern vorjährigen Bericht zu berufen, indem Alles, was wir von den ersten Lieferungen sagten, auch von den folgenden gilt. Reich an neuen Beobachtungen, gründlich und gediegen in der Fest- stellung der Arten, treu in den Abbildungen, gefällig in der äussern Ausstattung und doch dabei fern von unnützer luxuriöser Pracht, den Mann der Wissenschaft, nicht den Dilettanten ins Auge fassend, haben wir hier ein Werk vor uns, wie wir zum Nutz und Frommen unserer Wissenschaft uns recht viele wünschen möchten. Dasselbe können wir leider nicht sagen von einer andern Fauna, auf deren Erscheinen wir uns sehr gefreut hatten: Audubon and Bachman, the viviparous quadrupeds of North-America. New-York. Die nordamerikanische Säugthier-Fauna ist wegen ihrer Ver- wandtschaft mit der europäischen, zumal durch ihre stellvertretenden Arten, so interessant, gleichwohl bisher gerade in Bezug auf letztere noch keineswegs mit der erforderlichen Genauigkeit untersucht, dass Bachman eben deshalb Gelegenheit hatte eine höchst verdienstliche Arbeit auszuführen. Durch seine Reisen in Europa ist er mit unse- rer Literatur, unsern Sammlungen und unserer Fauna bekannt ge- worden und von ihm ist deshalb am ersten eine genaue Auseinan- dersetzung der nordamerikanischen Arten mit Angabe ihrer verwandt- schaftlichen Verhältnisse zu den europäischen zu erwarten, Leider aber hat er sich den Maler Audubon zugesellt, der daraus ein Bil- derwerk gemacht hat, das, wenn es vollständig sein wird, über tau- send Gulden zu stehen kommt, also einen Aufwand erfordert, um den man fast alle nordamerikanischen Säugthier-Arten sich anschaf- fen kann. ‚Unter solchen Umständen kann es natürlich für den Na- turforscher vom Fache gar keine Frage sein, was er vorzieht, ob 124 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der die Natur oder ihre Kopie, mag diese auch mit noch so viel Kunst gefertigt sein. Es wird aber — und dies ist der grosse Uebelstand — nur höchst wenigen Naturforschern die Benutzung dieses Bilder- krames möglich werden, da es selbst den grössern Bibliotheken nicht; zugemuthet werden kann, denselben, mit Hintansetzung des An- kaufes streng wissenschaftlicher Werke, sich anzuschaffen. Wenn also der Text von Bachman nicht besonders zu haben sein wird, was Ref. dermalen noch nicht in Erfahrung hat bringen können, wenn etwa das Bilderbuch von Audubon ein unerlässliches Anhängsel ist, so mag zwar diese Fauna in den Zirkeln der reichen Dilettanten eine Verbreitung finden, in den wissenschaftlichen Kreisen dagegen wird sie so ziemlich als nicht vorhanden behandelt werden. Bis jetzt hat Ref. nichts weiter als etliche Hefte vom Bilderbuche ge- sehen; vom Text ist ihm noch nichts zugekommen. Ueber derartige Luxuswerke, die zum grossen Schaden der Wissenschaft jetzt immer mehr in unsere Literatur sich eindrängen, theilt Ref. ganz das Ur- theil, das J. v. Tschudi über sie ausgesprochen hat und das im or- nithologischen Berichte mitgetheilt werden wird. Lund hat seine interessanten Untersuchungen über die brasilischen Thiere der Vor- und Mitwelt fortgesetzt und in den Abhandlungen der dänischen Akademie von 1843 eine neue Arbeit erscheinen lassen unter dem Titel: Om de nule- vende og uddöde Arter af Rovdyrenes Familie paa det tro- piske Brasiliens indre Höisletter. Förste Afdeling: Hunde- gruppen. S.1— 78 mit Tab. 40— 46. Wie schon der Titel aussagt, handelt es sich in dieser Arbeit von den brasilischen Arten der Familie der Hunde, sowohl von den |, noch lebenden als von den ausgestorbenen, deren Ueberreste Lund in den brasilischen Höhlen entdeckt hat. Wir werden auf diese treffliche Abhandlung bei Vorführung der Arbeiten über die Familie der Hunde zurückkommen und werden sie dann ausführlicher be- sprechen. Durch die Arbeit von Lund sind wir bereits auf das pa- laeontologische Gebiet hinüber geführt, und reihen somit gleich unsere Anzeige von den hier uns zur Kenntniss gekommenen anderweitigen Leistungen an. Zur Fauna der Vorwelt. Fossile Säugthiere, Vögel und Reptilien aus dem Molasse-Mergel von Oeningen. Von H. _ v.Meyer. Frankf. 52 S. fol. mit 12 Tafeln Abbild. Die Versteinerungen von Oeningen gehören zu den berühmtesten in der Welt, daher H. v. Meyer eine dankenswerthe Arbeit mit ihrer genauen Bestimmung und ihrer Darstellung in meisterhaften Zeich- nungen vorgenommen hat. Unter den Ueberresten von Säugthieren Natürgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1845. 195 hat er erkannt: 1. Mastodon, 2. Canis palustris, 3. Lagomys oenin- gensis und Meyeri. An Ueberresten von Vögeln haben sich vorge- funden: eine Feder, ein kleiner Schädel mit Federn und Schnabel versehen, ein Unterschenkel nebst dazu gehörigem Mittelfuss und Ueberresten von Zehen. Mit Sicherheit konnten diese mangelhaften Fragmente von Vögeln keiner bestimmten Gattung zugewiesen werden. A History of British Fossil Mammalia and Birds. By R. Owen. Lond. 1845. Part 7 — 10. Im verwichenen Jahre sind uns hiervon 4 Hefte zugekommen, welche die Diekhäuter mit Einschluss der Einhufer zu Ende bringen und den Anfang von den Wiederkäuern liefern. Deseriptive and illustrated Catalogue of the Fossil Or- ganie Remains of Manımalia and Aves contained in the Mu- senm of the Royal College of Surgeons of England. Lond. 1845. 391 S. 4. mit 10 Kupfertafeln. Der Verf. dieses Katalogs ist weder auf dem Titel noch in der Vorrede genannt, doch werden wir nicht irren, wenn wir die Ver- muthung aussprechen, dass das vorliegende Verzeichniss unter Owen’s Leitung angefertigt wurde und dass ganze Parthien wohl von ilım unmittelbar bearbeitet sind. Man staunt bei der Durchsicht über den Reichthum an urweltlichen Ueberresten, die in einer Samm- lung aufgehäuft sind, wo man sie gar nicht gesucht hätte. Aus Owen’s früheren Arbeiten weiss man schon zum Theil, welche kost- bare Schätze aus den verschiedenartigsten Ländern hier aufbewahrt sind. Genauer wird man mit ihnen bekannt aus diesem Katalog, der allein aus der Klasse der Säugthiere 1549 Nummern an fossilen Ueberresten derselben aufzählt, die folgenden Gattungen angehören: 1. Carnivora: Ursus, Gulo, Putorius, Canis, Machairodus, Hyaena, Felis. — 2. Rodentia: Castor, Trogontherium, Ctenomys. — 3. Edentata: Megatherium, Megalonyx, Mylodon, Scelidotheriuın, Glyptodon. — 4. Pachydermata: Toxodon, Elephas, Mastodon, Dinotherium, Lophiodon, Coryphodon, Tapirus, Palaeotherium, Rhi- noceros, Acerotherium, Elasmotherium, Macrauchenia, Equus, Hippo- potamus, Hexaprotodon, Anthracotherium, Sus, Choeropotamus, Hy- racotherium, Anoplotherium, Dichobune. — 5. Ruminantia: Came- lopardalis, Cervus, Palaeomeryx, Microtherium, Sivatherium, Bos. — 6. Cetacea: Delphinus, Monodon, Hyperoodon, Zeuglodon, Physe- ter, Balaena, — 7. Marsupialia: Diprotodon, Nototherium, Ma- eropus, Hypsiprymnus, Phascolomys, Dasyurus, Thylacinus. — Man ersieht schon aus diesen Angaben die Wichtigkeit der hier aufbe- wahrten Ueberreste, Alle sind in diesem Katalog besonders aufge- führt und, wo es nöthig war, auch ausführlich beschrieben. Die vomOwen aufgestellten Gattungen Diprotodon und Nototherium findet man hier zuerst umständlich geschildert, Der Katalog ist also weit mehr als ein Namensverzeichniss, er ist zugleich wesentlich be- 126 Andr, Wagner: Bericht über die Leistungen in der schreibender Art und giebt so viele neue Aufschlüsse, dass er einen wichtigen Beitrag zur Palaeontologie bildet. ‘Noch ist der vortrefi- lich auf Stein ausgeführten 10 Tafeln, Ueberreste von Glyptodon, Diprotodon und Nototherium darstellend, zu erwähnen, unter denen insbesondere auf Tab. 7, 8 und 9 aufmerksam zu machen ist, da sie in einer eigenthümlichen Tuschmanier gearbeitet sind, die mit glei- cher Vollendung die sanftesten wie die kräftigsten Töne zulässt, während die Schärfe der Umrisse allenthalben bewahrt bleibt. Fauna antiqua sivalensis, being the Fossil Zoology of the Sewalik Hills in the north of India. By Hugh Faleoner M.D. and Proby T. Cautley, Letter-press. Part, I. 1846. 8. — Ilustrations. Part. I. 1845. fol. H. Falconer, Militairarzt in Indien und Cautley, Capitain bei der bengalischen Artillerie, haben sich schon seit längerer Zeit durch Entdeckung höchst merkwürdiger Ueberreste urweltlicher Thiere in den Sewalikbergen des nördlichen Indiens bekannt gemacht. Den unvollständigen früheren Mittheilungen soll jetzt die vollständige Beschreibung nachfolgen, und Falconer hat sich deshalb nach Eng- land begeben, um dieselbe dort auszuführen. Der Anfang ist mit den rüsseltragenden Dickhäutern gemacht und es liegen uns bereits 2 Hefte vor, wovon das eine den Text, das andere die Abbildungen eröffnet. Nach diesen Proben darf man sich ein Werk von Bedeu- tung, auf gründlichen Untersuchungen und genauer Kenntniss der Li- teratur beruhend, versprechen. Dasselbe wird übrigens nicht blos die in den Sewalikbergen ausgegrabenen Ueberreste, sondern auch solebe aus andern Gegenden Indiens, welche ähnliche Denkmale ge- liefert haben, schildern. Der Text erscheint in Oktav, was sowohl der bequemern Benutzung als auch der Verminderung der Kosten wegen sehr zu billigen ist; die Abbildungen dagegen, welche vor- trefllich auf Stein ausgeführt sind, in Folio. Der Titel dürfte übri- gens hinsichtlich des Ausdrucks: Fossil Zoology verbessert werden, denn nur die Objekte, aber keineswegs die Kenntniss derselben ist fossil. Anleitungen zum Präpariren und Aufbewahren sind mir aus eigener Durchsicht zwei bekannt geworden: Demonstrative Naturgeschichte oder Erfahrungen und Be: lehrungen über das Sammeln, Präpariren, Klassifieiren, Auf- stellen, Verwahren und Demonstriren der Naturkörper aller drei Reiche, nebst Beschreibung der Lebensweise der Thiere, so wie ihrer Körperhaltung bei allen Bewegungen, von Dr. A. Held. Stuttg. 536 S. mit 7 Taf. Abbild. 8. e Der Verf. dieses Buches hat in der Kunst des Präparirens und Aufstellens der Thiere eine unübertroffene Meisterschaft erlangt, wie dies die von ihm bearbeiteten Gegenstände in unserer, Sammlung Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1845. 127 bezeugen und wie solches Rudolf Wagner in Bezug auf die Monti- rung der Skelete in seinen lcones zootomicae $. ıy bereits attestirt hat. Er theilt nur im vorliegenden Buche seine Methode mit und nicht nur dies, sondern zugleich seine Erfahrungen über die Lebens- weise, Sitten und Bewegungen der Thiere, wie sie ihm aus einer langen Beobachtung bekannt geworden sind und womit der Präpa- rator vertraut sein muss, wenn er naturgemässe Darstellungen für die Sammlungen liefern will. Diese Abtheilung des Buches ist aber nicht blos für den Präparator, sondern für jeden Zoologen höchst belehrend, da die Schilderung der Lebensweise der Thiere durch- gängig auf eigenthümlichen Beobachtungen ruht, indem der Verf. von Jugend an jede Gelegenheit zur Anstellung derselben benutzt und mit scharfem Blicke aufgegriffen hat. Es soll daher dieses Buch, als ein sehr belehrendes, den Naturforschern bestens empfohlen sein. Der Conservator oder praktische Anleitung Naturalien aller Reiche zu sammeln, zu conserviren und für wissenschaft- liche Zwecke wie auch zum Vergnügen aufzustellen. Von Streubel. Berl. 396. 8. Die Erfahrungen eines grossen Meisters in der Kunst des Prä- parirens, des Inspektors Rammelsberg, sind hier zu Grunde gelegt. Nebst dem ist aber viel Fremdartiges, das man in einem solchen Buche nicht gesucht hätte, wie denn z.B. von S. 71—253 eine Ueber- sieht der in Deutschland wild wachsenden phanerogamischen Pflan- zenfamilien und Gattungen mitgetheilt wird. Für den eigentlichen Zweck bleibt also nicht sonderlich viel Raum übrig. Zuletzt erwähne ich noch eines Werkes, wenn gleich es nur in allgemeineren Beziehungen den Gegenstand unseres Berichtes berührt, Es ist dies die Histoire des sciences de Vorganisation et de leur progres comme base de la philoso- phie, par M. D. de Blainville. Bis jetzt sind 3 Bände von dieser Geschichte der Wissenschaf- ten, die sich mit den organischen Naturreichen befassen, erschienen und ein vierter soll noch nachfolgen. Dies ist ein seltsames uner- freuliches Buch. Man erfährt aus selbigem nur, wie der Verf. nach seinen subjektiven Meinungen die Geschichte sich construirt, nicht wie sie objektiv sich gestaltet hat. Man nehme nur z.B. die Liste der Namen, die er als Contemporains aufführt. Diese sind: Jussieu. — Vieg d’Azir. — Pinel. — Bichat. — Broussais. — Gall. — La- marck (Cuvier). — Oken (Kant, Fichte, Schelling, Goethe, Oken). Man staunt sowohl darüber, welche Namen hier als Repräsentanten der sogenannten organischen Wissenschaften genannt, als auch dar- über, welche nicht genannt oder in welcher Stellung sie genannt sind. So macht man Geschichte; eine Kunst, die allerdings in neue- rer Zeit es zur grossen Virtuosität gebracht hat. Während hier 123 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Vieg d’Azir und Pinel eine Bedeutung erlangen, die sie in der ge- sehichtlichen Entwickelung der Naturgeschichte gar niemals gehabt haben, wird dagegen Cuvier in einer Weise herabgesetzt, die blos Indignation erregen kann. Man höre nur, was unter anderem 11. p- 409 über ihn zu lesen ist: „Esprit penetrant,.il parut capable de tout; mais n’aborda jamais aucune difficulte serieuse pour la resou- dre. ]l savait choisir tout ce qui se pretait a une exposition rapide et facile; eloignant avec soin toutes les diffieultes, il eerivit le plus souvent pour ceux qui lisent, mais non pour ceux qui etudient. — ll ne restera que peu de chose de lui dans la science, .... deja son systeme zoologique est abandonne; il en est de meme de son systeme paleontologique. et de sa theorie de la terre. Il ne restera que des faits nombreux d’anatomie comparee et de paleontologie. Cuvier n’est done pas l’Aristote des temps modernes, puisqu’il n’a point embrasse le cercle des connaissances humaines. — Il ne pouyait done pas caracteriser une epoque; il n’est peut-etre que le comple- ment de Lamarck dans la seule direction anatomique. So wagt von einem der hochbegabtesten Naturforscher aller Zeiten, auf dessen Riesenschultern die ganze neuere Zoologie und Palaeontologie ruht, ein Mann zu sprechen, der sich denn doch bei einiger Bescheiden- heit zuvor die Frage hätte beantworten sollen, ob ihn denn wohl das stimmfähige Publikum als eine Autorität zur Aburtheilung über Cuvier gelten lassen würde. Blainville dünkt sich freilich unendlich erhaben über seinen Vorgänger, weil er glaubt den ganzen cerele des connaissances humaines umspannt und mit der Macht philoso- phischer Speculation durchdrungen zu haben, während Cuvier sich nur auf einen Theil des menschlichen Wissens beschränkt und über- dies der Naturphilosophie gar keinen Respekt bezeugt, ja vielmehr sie als eine den richtigen Entwickelungsgang der Naturwissenschaft störende Erscheinung bezeichnet habe, Wir treten auch in dieser Beziehung der Meinung Cuvier’s bei und sind des weitern Dafürhal- tens, dass jeder Unbefangene, der nur einigermassen die Richtung und Leistungen der neueren französischen, sogenannten naturphiloso- phischen Schule kennt, sie mit uns theilen wird und wirklich theilt, indem sie in der That blos innerhalb eines sehr kleinen Kreises ru- mort, ausserhalb desselben aber gar keine Notiz von ihr genommen wird. Höchst ergötzlich ist es, das Urtheil Blainville’s über die deutsche Philosophie zu lesen, die ihm offenbar nicht aus dem Quel- lenstudium, sondern aus dem Referate eines Dritten bekannt ist, wie er sich denn auch einmal hinsichtlich eines Ausspruchs von Kant ganz naiv auf eine Mittheilung von Spix beruft. Ueber Goethe, auf den er zunächst in seiner Eigenschaft als Naturforscher zu sprechen kommt, fällt er ein noch weit schlimmeres Urtheil als über Cuvier, indem er ll. S. 484 sagt: „Goethe, le Voltaire de l’Alle- magne, qui avec son esprit satanique, sa vanite oorgueilleuse,. va saper de front toute morale et toute idee grande.” So wenig Ref. Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1845. 129 den Götzendienst, den eine grosse Menge mit Goethe treibt, theilt, so wenig kann er ihm seine grossartigen Leistungen durch die An- griffe eines beschränkten Zeloten, der nicht einmal der Sprache des Dichters mächtig ist, verkümmern lassen. Am Befremdlichsten tritt uns in Blainville’s Geschichte eine engherzige religiöse Anschauungs- weise entgegen, wie man sie ganz anderswo als_bei einem Mitgliede des pariser Institutes gesucht hätte. So z. B. heisst es von Haller (111. p. 475): „on est attendri de cette elevation continuelle de son äme ä Dieu, qui faisait de toute sa vie une admirable priere; ‚on voit qu’il manquait une chose a sa consolation et l’on regrette qu’elle ne lui ait point ete donnee, c'est la foi. orthodoxe.” Blain- ville begnügt sich nicht damit, als höchste Aufgabe der Wissenschaft die Versöhnung des Wissens mit dem Glauben darzustellen, sondern ihren Zeitpunkt bezeichnet er mit der Devise: „These catholique dernier besoin de la science.” Und damit man nicht etwa meine, dass dieses letzte Bedürfniss noch in. grauer Ferne uns vorschwebe, sondern bereits realisirt sei, braucht man nur die Tabelle anzusehen, auf welcher in immer grösser werdenden Kreisen die Namen der Männer, welche die verschiedenen Entwicklungsstufen und Richtun- gender sogenannten organischen Naturwissenschaften repräsentiren, eingetragen sind, bis zuletzt ein allergrösster Kreis kommt, in dem "nur obige Devise zu lesen ist, während der dankbaren Mit-. und Nachwelt es vorbehalten bleibt, den Namen des grossen Reformators der Naturwissenschaften selbst einzutragen und seiner Thesis sich anzubequemen, Simiae, "Von Breschet ist eine Abhandlung angekündigt: Recherches anatom. et phys. sur la gestation des Quadrumanes, welche in den Mem. de l’Acad. des sciences de Institut de France XIX, (1845) erschienen, uns aber noch nicht zugekommen ist. Simiae catarrhinae. Ueber die auf den Sunda-Inseln lebenden ungeschwänzten Affen-Arten hat Sal. Müller die Resultate seiner umfassenden Untersuchungen bekannt gemacht. Da dieselben in unserem Archive S. 72 eingerückt sind, so ist jede weitere Anzeige hier überflüssig, nur will Ref. bemerklich machen, dass er mit S. Müller’s Festsetzung der Arten vom Orang- Utan und den Gibbons vollkommen einverstanden ist und schr viele Belehrung aus dieser interessanten Abhandlung geschöpft hat. En Ueber die indischen Affen mit Einschluss der in Assam, Arracan und Tenasserim sich ‚ aufhaltenden hat E. Blyth seine Beobachtungen mitgetheilt. Sie finden sich im Journ, of tlıe Asiat, Soc. of Bengal 1844. Nr. 66 und daraus in den Ann. of nat. hist. XV, p. 449, Nachstehende Arten kommen daselbst vor: Archiv 1. Naturgesch, XI, Jahrg. 2. ld I 130 Andr. Wagner: Bericht über (die Leistungen in der 1) Hylobates syndactylus, nach Helfer bis zum 15° n..Br. ver- breitet. — 2. H. Lar, gemein in Tenasserim, nordwärts bis nach Arracan und südwärts bis zur Strasse von Malakka. — 3. H. Hulock, auf den Bergzügen von Assam, Sylhet und Arracan. 4. Semnopithecus Entellus, in Bengalen und Assam; Cuttack? — 5.8. Anchises Elliot, Central-Tafelland der indischen Halbinsel und Fuss der westlichen. — 6. $.'schistaceus, Nepal. — 7. S. Pria- mus Ell., Koromandelküste. — 8. $. hypoleucos Blyth, Travancore und Malabar. — 9. $. pileatus Blyth, Tipperah und Chittagong. — 10. S. cephalopterus Zimm., Geylon und Nilgherries. — 11. $. ob- scurus (©. eristatus? Raffl.), Arracan, Tenasserim, südwärts bis zur Strasse und wahrscheinlich (?) Sumatra. 12. Macacus silenus, Ceylon und die benachbarten Bezirke der Halbinsel. — 13. M. nemestrinus (2), Arracan, Tenasserim. — 14, M. Rhesus, Bengalen, Assam, Nepal, Simla. — 15. M. assamensis, Assam, — 16. M. cynomo/gus?, Arracan, Tenasserim. — 17. M. ra- diatus, indische Halbinsel. — 18. M. sinieus, südlichster Theil von Indien und Ceylon. Aus den weitläufigen Bemerkungen Blyth’s dürfte hier Folgendes hervorzuheben sein. Vom Hulock hat. er ein Exemplar gesehen, welches durch seine blasse Färbung sich ganz demjenigen annäherte, das als A. choromandus bezeichnet wurde. Die Schlankaffen bringt er in 2 Gruppen, wovon die eine Jen $. obseurus, pileatus und .ce- phulopterus, die andere die übrigen Arten umfasst; letztere, die meist unter S. Entellus eonfundirt wurden, sind charakterisirt durch ihre Physiognomie und haben einen Haarwirbel an der Stirne, etwas hin- ter dem Augenbraunen-Kamme. Es wäre sehr zu wünschen, dass Blyth sich mit der Monographie der Schlankaffen von H, Schlegel und $. Müller bekanft gemacht hätte, damit er daran ‚seine, neu aufgestellten Arten hätte prüfen können. Observations on the external characters and habits of the Troglodytes niger by Thomas S. Savage, and on its organization by Jeffries Wyman (Boston Journal of Natu- ral History. IV. 3 (1843) p. 362, 4 (1844) p. 377. Missionar Savage, am Kap Palmas in Oberguinea stationirt, hatte an die naturhistorische Gesellschaft in Boston mehrere Stücke vom Schimpanse, zugleich mit seinen Beobachtungen über die Lebens- weise und die äussern Charaktere dieser Thiere eingeschickt. Die eingesandten Stücke bestanden aus einem fast ganzen Skelete, dem Kopfe mit den Integumenten bedeckt, den Respirations-, so wie den männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen und den vordern und hintern Händen, Alles von Erwachsenen; ausserdem ein ganzes Exem- plar von einem jungen Männchen. Dieses Material benutzte Wyman zu einer höchst sorgfältigen und genauen Vergleiehung mit Tyson’s und Owen’s Angaben von dem äussern und innern Bau des Schim- ‘ Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1845. 191 panses, und indem er ältere’ und auch mehr Exemplare als die ge- nannten Beobachter vor sich 'hatte, konnte er jene Arbeiten in meh- reren Stücken vervollständigen. Sehr werthvoll sind ebenfalls die mitgetheilten Beobachtungen von Savage üher die Lebensweise die- ser Thiere, da sie die ersten authentischen sind und wir daraus er- sehen, dass die Schimpanses auch in dieser Hinsicht mit ihren sun- daischen Verwandten, den Orang-Utans, übereinkommen. Nur das Wichtigste soll aus dieser trefllichen Abhandlung hier hervorgehoben werden. Die Länge erwachsener Thiere beträgt fast 5’. Die Augenbrau- nen-Leiste bei allen auffallend vorspringend. Die Alten können ihre Hand nicht nach Art der menschlichen ausbreiten, indem die Finger durch lange Verwendung zum Greifen gekrümmt und zusammenge- zogen sind. Diese Contractionen sind von der Art, dass sie beim vierfüssigen Gang auf den Knöcheln anstatt auf den Handsohlen ruhen, weshalb an jenen Theilen die Haut sehr verdickt ist. Owen fand am Schädel die Näthe deutlich- erhalten, während sie Wyman an einem älteren Exemplare ganz vermisste, auch das Unteraugen- höhlenloch nicht einfach, sondern gedoppelt, ja an einem anderen Individuum sogar dreifach wahrnahm. Wirbel sind vorhanden: 7 Halsw., 13 Rückenw., 4 Lendenw. und 9 Kreuz- und Steissbeinwir- bel. Die Samenbläschen des Männchens sind im Verhältniss zu den menschlichen ausserordentlich gross, wie dies bei den Weibchen mit der Clitoris der Fall ist. Der Fruchthälter ist ähnlich dem menschlichen, doch weniger birnförmig. Der Kehlkopf ist mit einem grossen häutigen Sack versehen, der mit den Ventrikeln communizirt, und beim jungen Exemplare eine andere Beschaffenheit zeigte als sie Vrolik angab. Anstatt nämlich einfach zu sein, war er, der Mitte des Kehlkopfs gegenüber, zweispaltig, wobei jeder Zipfel eine birnförmige Gestalt hatte und sich unter dem Schlüsselbein bis zur Achsel ausdehnte. Die Nahrung der Schimpanses besteht im Freien in Früchten, doch werden sie in der Gefangenschaft leicht an das Fleisch gewöhnt. Ihre Wohnstätten erbauen sie sich auf Bäunten, doch gleichen sel- bige mehr Nestern als Hütten, wie sie irriger Weise von einigen Naturforschern genannt wurden. Gewöhnlich bauen sie nicht hoch über dem Boden und legen ihr Nest aus Aesten und Zweigen an, die niedergebogen oder auch theils abgebrochen und eingeflochten wer- den. Bisweilen sieht man es auch gegen das Ende eines starken belaubten Astes in einer Höhe von 20—30 Fuss über dem Grunde; in einem Falle entdeckte es Savage sogar noch höher. Ihr Aufenthalt ist kein ständiger, sondern wird zur Aufsuchung der Nahrung und der Ruhe nach Umständen gewechselt. Selten averden mehr als ein oder zwei Nester auf einem Baume oder in der Nähe beisammen gesehen; ein einzigesmal wurden fünf gefunden. Sie leben nicht in „Dörfern”, wie die älteren Erzählungen fabelten, werden auch mehr paarweise 132 Andr.Wagner: Bericht über die Leistungen in der als in Horden gesehen, doch sollen sie bisweilen in grösserer An- zahl sich zum Spielen versammeln. In der Ruhe nehmen sie ge- wöhnlich eine sitzende Stellung an. Mitunter trifft man sie wohl stehend und gehend an, wenn sie aber so entdeckt werden, werfen sie sich gleich auf alle Viere und entfliehen. Ihre Organisation ist von der Art, dass sie nicht aufrecht stehen, sondern vorwärts sich neigen; daher legen sie auch beim Stehen die Hände auf den Hinter- kopf oder die Lenden, um das Gleichgewicht, wie es scheint, nicht zu verlieren. Wie schon erwähnt, sind die Finger der Erwachsenen gekrümmt und können nicht vollkommen «estreckt ‚werden. | Ihre natürliche Stellung ist auf allen Vieren, wobei der Körper vorn auf den Knöcheln ruht. Sie sind vortreffliche Kletterer, schwingen sich von Ast zu Ast auf eine grosse Entfernung hin und springen mit er- staunlicher Geschicklichkeit. Niemals scheinen ‚sie zum Angriffe überzugehen und ihre Vertheidigung beschränkt sich auf Beissen, , In ihren Gewohnheiten sind sie sehr unreinlich; in der Gefangenschaft essen sie selbst ihre eignen Exkremente. Nach der allgemeinen Sage der Eingebornen sollen diese Affen einst Mitglieder ihres eig- nen Stammes gewesen, aber wegen ihrer schlechten Aufführung von aller menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen worden sein, wo, sie dann durch Verharren in ihren schlimmen Gewohnheiten endlich in ihren gegenwärtigen Zustand versanken. Trotz dieser Verwandtschaft werden sie gleichwohl von den Negern gegessen. Die Schimpanses zeigen einen merkwürdigen Grad von Intelligenz und die Mütter eine grosse Liebe zu ihren Jungen. Horsfield brachte Cantor’s Beobachtungen über zwei Arten Schlankaflen der malayischen Halbinsel zur Publizität (Ann. of nat. ‚hist. XV. p. 497). Der eine ist der Semnopithecus cristatus Horsf, der sowohl auf der Prinz Wales-Insel als auf der gegenüberstehenden Seite der ma- layischen Halbinsel vorkommt. Der andere wird von Cantor als eine neue Art unter dem Namen Semnopithecus halonifer folgen- dermassen charakterisirt: „nitide cinereo-nigrescens, crista occipitis cana, abdomine subalbido, cauda subcinerea; facie, auribus, manibus, pedibus tuberibusque ischiatieis nigris; palpebris labiisque lacteis veluti,. halonibus circumdatis; tarsis palpebrarum nigris, phalan- gibus digitorum primis membrana inter se junctis. Juvenis palli- dior, crista oceipitis cinerea,.facie nigro-coerulescenti. Neonatus nitide fulvus.” Scheint nahe verwandt dem S. maurus Horsf. und der Magen ist, mit einigen Modificationen von derselben Beschaffen- heit wie bei den andern Arten, J. E. Gray trenme von ÜCercopithiecus Petaurista eine besondere Art unter dem Namen (©. melanogenys ab (Ann. of nat. hist. XVI. p. 212). Er unterscheidet sich durch die Vertheilung der Farben an den Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1845. 133 Wangen, die bei C. melanogenys unten schwarz, oben gelblich sind, während bei C. Petäurista sie oben schwarz und unten gelblich sind, gleich der Kehle und Brust; 2 durch den Nasenfleck, der bei dieser oval und länglich, bei der neuen Art breit und herzförmig ist, 3 durch die allgemeine Färbung. Bei der grossen Veränderlichkeit der Färbung von C. Petaurista scheint die neue Art noch wenig gesichert zu sein. — Gray giebt mn eine schematische Anordnung der Meerkatzen.- a. Gesicht fleischfarbig, Backenbart weiss: .e. cynosuros. 5. Gesicht schwarz, Backenbart weiss: «. keine Stirnbinde, €. sabaeus; 3. deutliche Stirnbinde, kein Kinnbart, ©. pygerythrus, ©. engytlithia (\) und C. ruber, y. deutliche Stirnbinde und Kinnbart, ©. Diana. ce. Gesicht schwarz, Backenbart geringelt: €. albigularis, mona, Campbellü?, leucocampyz, labiatus, Temminckii, Burnettü, pogonias. d. Nase röthlich: €. erythrotis. ee. Nase blau, unten weiss: ©. cephus. JS. Nase weiss: CO. nictitans, petaurista und melanogenys. Auch Blyth will in den Ann. of nat. hist. XV. p. 461 eine neue Meerkatze: Cercopithecus chrysurus, unbekannter Heimath» aufstellen, doch kann ich nicht finden, wodurch sie sich von C. sa- baeus unterscheiden soll. Owen hat abermals einen fossilen Zahn eines urwelt- lichen Makakos bekannt gemacht (Rev. zool. p. 352). Derselbe wurde in der Grafschaft Essex in einer Süsswasser- Formation gefunden, die zu der Abtheilung gehört, welche L.yell mit dem Namen neuer Pliocene bezeichnet; mit ihm kamen ausserdem noch Ueberreste vom Mammuth, vom Rhinoceros leptorhinos und vom Rinde vor. Es ist dies der vorletzte obere rechte Backenzahn,. der seiner Form nach einem Thiere aus der Gattung der Makakos angehörte. Indem Owen dann die Fundorte der fossilen Affenüber- reste bespricht, ist es ihm immer noch nicht bekannt, dass ich be- reits vor sieben Jahren das vollständigste Bruchstück, das hiervon in Europa gefunden wurde, in diesem Archiv und in den Abhandlun- gen der Münchener Akademie beschrieben habe. Simiae platyrrhinae. Is. Geoffroy hat in den Ar- chives du Museum d’hist. nat. IV. 1 u. 2 (1845) p. 5 von. sei- ner Description des mammiferes-nouveaux ou imparfaitement eonnus etc. eine Fortsetzung mit der Ueberschrift: »Singes americains geliefert, worin die beiden Gattungen Chryso- und Nyctipithecus behandelt sind und am Schlusse noch eine Schilderung von Callithrir moloch beigefügt wird, Von dieser- Abhandlung hat Is. Geoffroy schon früher in den Compt. rend. von 1843 einen Auszug geliefert, dessen wir bereits in 134 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der unserem Jahresbericht. über die Leistungen aus dem Jahre 1843 'ge- dachten. Wie damals unterscheidet auch hier der Verf. 4 Arten von Chrysothrix, nämlich 1. Saimiris sciureus Auct., 2. S. ustus n.sp., 3.5. entomophagus D’Orb. und 4.,S. lunulatus n.sp.— Der $.ustus (8, A dos.brüle), beruht auf einem einzigen Exemplare, das Geoffroy sen. im J. 1808 aus demKabinet zu Lissabon wegnahm und es nach Paris brachte. Diesen S. ustus unterscheidet derVerf vondemS.sciureusdurch dieFär- bung desRückens. Während nämlich bei letzterem der Rücken längs der Mittellinie olivengrün, an den Seiten, auf dem Kopf und dem grössten Theil der Gliedmassen und des Schwanzes graulich ist, ist dagegen bei S. ustus der Rücken sowohl ‚längs der Mittellinie als an den Seiten roth, und, schwarz gemischt, wobei das Roth vorn und an den Seiten, das Schwarz hinten vorherrscht; die Haare sind hier an der Wurzel gelblich, dann rostroth mit schwarzer Spitze. — Der S. en- tomophagus wird durch die Diagnose charakterisirt: „Pelz hell- gelblichgrau, etwas dunkler auf dem Rücken;, Vorderarme und vier Hände gelb; Nacken und Oberseite des Kopfes schwarz (erwachsener Zustand oder schwärzlich (jung).” — Der S. lunulatus beruht auf A..v. Humboldt’s Titi de l’Orenoque, von dem übrigens kein Exem- plar in. ‚der Pariser Sammlung existirt, . Is. Geoffroy charaktexisirt diese Art, „si son existence est confirmee”, durch die Phrase: „Pelz goldgelb; auf dem Kopf 2 schwärzliche Halbmonde.” Von Nyetipithecus nimmt Is, Geoffroy ebenfalls 4 Arten an: 1. N. felinus Spix (Douroucouli von Fr. Cuvier, aber nicht von Humboldt), 2. N. lemurinus n. sp., 3. N. trivirgatus Humb. und 4. N. vociferans Spix., endlich wird auch noch S. 23 die Miriquouina so behandelt, als ob sie von den vorhergehenden verschieden wäre. Aus Autopsie kennt der Verf. weder den N. vociferans, noch den N trivirgatus; von letzterem sagt er, dass er seit Humboldt nicht wie- der gesehen und beschrieben worden sei. Sehr ausführlich wird der N. lemurinus beschrieben und in einer schönen Abbildung darge- stellt. Charakterisirt wird er durch folgende Diagnose; „Pelz grau, oben roth gewässert, an den Leibesseiten und auf der Aussenseite der Gliedmassen grau, unter dem Bauche und der Brust (aber nicht unter dem Halse) orangegelb. Schwanz schwarz, mit mehr oder weniger Roth gemischt, an der Wurzel unten röthlich und oben röth- lichgrau. Auf der Stirnmitte ein schwarzer, wenig ausgedehnter Fleck zwischen 2 weissen Flecken, und mehr nach aussen 2 schwarze Streifen. Ohren sehr kurz” Den Namen lemurinus hat Is. Geoffroy gewählt, weil der Pelz eben so wollig als bei den Makis ist. Diese Art ist gemein in den Waldungen der gemässigten Zone von Quindiu in Neu-Granada, die 1400 Metres und darüber hoch liegen, ls. Geoffroy kommt also hier auf 2 Gattungen zu sprechen, die ich ebenfalls mit grosser Ausführlichkeit in den Abhandlungen der Münchner Akademie der Wissenschaften vom Jahre 1837, in meiner Fortsetzung von Schreber’s Säugthieren vom Jahre 1840 und bei Ex Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1815. 135 etlichen Gelegenheiten auch in unserm Archive behandelt habe. Von allen diesen Arbeiten hat weiter nichts als meine Diagnose von Chrysethrix entomophagus, die ich in diesem Archive mittheilte, den Weg zu den französischen Professor gefunden, der gleich seinem Collegen Blainville es selır bequem findet die deutsche Literätur so viel als möglich zu ignoriren. Wenn ich hier diesen Umstand rügend hervorhebe, so geschieht es nicht blos in der Empfindung ‘verletzten persönlichen, sondern hauptsächlich des nationalen Selbstgefühles, das vom Auslande Beachtung der Leistungen seiner wissenschaft- lichen Institute und aller grössern wissenschaftlichen Unternehmun- gen der Einzelnen mit demselben Rechte zu fordern hat, als umge- kehrt das Ausland dasselbe anderwärts von seinen Leistungen erwar- tet. Akademische Denkschriften, die noch dazu an alle Akademien versendet werden, Journale, wie z. B. unser Archiv, Arbeiten, wie meine Fortsetzung von Schreber’s Säugthieren, welche im Laufe von zwölf Jahren nach und nach alle Ordnungen monographisch behan- delt und mit einer Menge Abbildungen erläutert hat, unbeachtet zu lassen, zeigt eine Geringschätzung deutscher Wissenschaft, die man nicht gleichgültig hinnehmen kann. Doch wieder zurück zur Sache. Was Is. Geoffroy’s Aufstellung einer neuen Art von Saimiris unter dem Namen $. zs/us anbelangt, so ist zu bemerken, dass diese Art nichts weniger als stichhaltig ist, sondern dass darunter nur alte ausgefärbte Individuen von Chr. seiurea zu verstehen sind, von welch letzterer G. blos jugendliche Exemplare kennt. Der 8. ustus ‚ist daher ganz zu kassiren und nur Chrysothrix seiurea zu belassen. Natterer hat eine Meuge Exemplare desselben aus den verschie- denen Altern mitgebracht und 2 davon, Männchen und Weibchen, die von der Barra do Rio Negro abstamımen, und ganz mit dem S. ustus übereinkommen, uns überlassen. Diese Art ist es, die von Daubenton, Pennant (sein Orange ape), Barrere, Froger und Schreber (bei letzterem ein jüngeres Thier) gemeint ist und die im nordöstlichen Theil vom tropischen Südamerika ihre Verbrei- tung hat. "Von dieser Ch. sciurea hat Spix keine Exemplare mitgebracht, wohl‘ aber von einer andern Art, die er in 3 Exemplaren bei Ega am Solimoes (50 Stunden westlich von der Barra do Rio Negro) erhielt Diese Art, die ich in unserm Museum als Chr. nigrivit- tata bezeichnet habe, ist bisher nirgends erwähnt, denn wenn auch Humboldt’s Titi de ’Orenoque durch die Kopfzeichnung daran exin- nert, so passt seine übrige Beschreibung nicht dazu, wenn anders dieser letztere Theil der Schilderung sich nicht auf Chr. sciurea be- zieht, da A. v. Humboldt wirklich von 2 Arten spricht. Die Heimath dieser Art scheint der nordwestliche Theil des tropischen Südame- rikas zu sein. — Was zuletzt Geoffroy’s Charakteristik der Chr. en- tomophaga anbelangt, so ersche ich aus seinen Angaben, dass er keine alten ausgefärbten Exemplare vor sich hatte. Diese Art gehört dem südwestlichen Theil des tropischen Amerikas an. 136 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Vorstehende 3 Arten, die auch verschiedene Verbreitungsbezirke zu haben scheinen, lassen sich folgendermassen charakterisiren: 1. Chrysothrix migrivitiata Wagn., supra olivaceo-cana, nigro-adspersa; dorso minus splendide colorato; vitta nigra utrinque ante et supra auriculas ducta; antibrachiis manibusque saturate ferrugineo- fulvis. — 2%. Chr. entomophaga D’Orb., supra olivaceo-serina, nigro- adspersa; dorso splendide colorato; capite supra aterrimo; antibra- ehiis manibusque splendide aureo-fulvis — 3. Chr. sciurea Auct,, supra olivaceo-flavescens, nigro-adspersa; dorso splendide aurantiaco- mixta; capite supra e nigro flavidoque subtilissime punctulato vit! tisque privato; antibrachiis manibusque dilute rubigino-fulvis. Was die Nachtaffen anbelangt, so hat sich Is. Geoffroy durch Nichtbeachtung unserer Arbeiten viel vergebliche Mühe mit der Un- terscheidung ihrer Arten gemacht. Schon im Jahresberichte von 1842 habe ich erklärt, dass Gray ganz richtig den N. felinus Spix spezifisch von N. trivirgatus abscheidet und habe nach Natterer’s Mittheilungen von letzterem eine vollständige Beschreibung gegeben. Der N. trivirgatus ist also nicht, wie Geoffroy behauptet, seit Hum- boldt’s Zeiten nicht wieder gesehen und beschrieben worden, son- dern beides hat durch Gray und Natterer statt gehabt und zwar in Schriften, die aller Welt zugänglich sind. Eben so ist es durch Rengger, der freilich auch deutsch schrieb, seit dem Jahre 1830 nachgewiesen und in meine Monographie aufgenommen, dass der Miriquina mit N. felinus eine und dieselbe Art ausmacht. Ferner ist N. lemurinus identisch mit N. vociferans Spix, worüber Geoffroy nicht einen Augenblick hätte zweifelhaft bleiben ‘können, wenn er meine im Jahre 1840 erschienene Beschreibung ‘desselben, nebst den späteren Bemerkungen in meinen Jahresberichten, gelesen hätte, Das einzige Verdienst, was also dem Verf. bleibt, ist, dass er mehr Exemplare von dieser Art als Spix vorgeführt und zugleich die Dif- ferenzen im Schädelbau angegeben hat. Die 3 Arten der Nachtaffen sind, wie ich noch zufügen will, auch nach ihrer geographischen Verbreitung in ähnlicher Weise wie die Saimiris geschieden, ; Zuletzt hält sich G. noch für berufen nach Schädel- und Zahn- bau die generischen Unterschiede zwischen Chrysothrixz und Calli- tıriz festzusetzen. „La confusion”, sagt er, „qui a ete faite si long- temps et que l’on fait chaque jour encore, entre deux groupes aussi differents que le sont les Saimires et les Callitriches, sufft pour montrer combien les caracteres generiques de ces derniers ont öte peu rigoureusement etablis.” Darauf habe ich zu bemerken, dass ich dieser Confusion bereits im 2ten Bande der Abhandl. der München. Akademie von 1837 in einer 6 Seiten langen Auseinandersetzung der zwischen Callithrix und Chrysothrix im Bau des Schädels und der Eckzähne bestehenden Differenzen ein Ende gemacht, und natürlich auf diese Arbeit bei meiner Schilderung der amerikanischen Affen in: Schreber’s Fortsetzungen vom Jahre Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1845. 137 1840 mich bezogen habe. Aber freilich sind diese Arbeiten in deut- scher Sprache erschienen, die von nicht wenigen französischen und englischen Schriftstellern wie eine Art Barbaren-Sprache gemie- den wird. Die Gattung Mycetes bereicherte J. E. Gray auf ein- mal mit nicht weniger als 4 neuen Arten und gab zugleich in der Richtung der Stirnhaare ein neues Eintheilungsprinzip für diese Gattung an (Ann. of nat. hist. XVI. p. 217). a. Stirne hoch, mit rückwärts gelegten, einen Kamm über die Mitte des Kopfes bildenden Haaren. x 1. M. ursinus Nwd. (M. fuscus, M. stramineus, M. barbatus foem. Sp. t.332); braun oder schwärzlich, gelb überlaufen; Haare ziemlich steif, braun mit gelblichen Spitzen. 2. M. seniculus Kuhl., röthlich kastanienfarben; Rückenmitte goldgelb; Haare bis zur Basis einfarbig, kurz, ziemlich steif, ohne Unterwolle, am Kopf kurz. 3. M. laniger n. sp., Färbung eben so, aber Haare verlängert, sehr weich, an der Basis dunkelbraun, an der Spitze golden oder kastanienfarben, mit dichter Unterwolle, am Kopfe ziemlich. lang. Columbien. { 4. M. bicolor n. sp., schwarz; Haare ziemlich steif, einförmig - schwarz, Seiten der Lenden gelb gescheckt; Haare dieser Gegend schwarz, mit breiter, mittelständiger falber Binde. Brasilien. b. Stirne mit vorwärts gerichteten Haaren; Scheitel glatt mit ausstrahlenden Haaren. 5. M. auratus n. sp , dunkelroth-kastanienbraun, Rücken und Seiten goldgelb; Haare ziemlich kurz und steif, an der Basis dunkel; Bart dunkler. Brasilien. 6. M. caraya Humb., schwarz; Haare ziemlich lang und steif, einförmig schwarz; die Seiten, zumal an den Weichen, mit einge- imengten röthlichen 'Haaren. Brasilien. 7. M. barbatus Spix (tab.32 9); schwarz; Umfang des Gesichts, Hände, Füsse, Innenseite der Schenkel und Schwanzende graulich; Haare mässig lang, ziemlich steif, einfarbig Brasilien. 8. M. beelzebul Linn. (M. rufimanus Kuhl); schwarz; Hände, Füsse, obere Linie und Ende des Schwanzes, Fleck vor den Ohren und am Knie röthlichgelb; Haare ziemlich weich, einförmig schwarz oder röthlich, mit einigen braunen Schulterhaaren, Brasilien. 9. M.villosus n. sp., schwarz, Haare sehr lang, weich, einfar- ‚big, an den Wangen unter den Ohren bräunlich an der Basis. Bra- ‚silien. Ausser diesen 9 Arten bleiben noch 2 übrig: M. chrysurus und Navicaudatus, welche Gray den verglichenen Exemplaren nicht völlig anpassen konnte. Ich glaube, dass dieses neue Eintheilungsprinzip nebst den A neuen Arten zugleich fallen wird. Zuvörderst kann ich versichern, 138 Andr. Wagier: Bericht über die Leistungen in der dass, an den vielen Exemplaren, welche die Münchener Sammlung von M. Caraya und M. fuscus besitzt, also von Arten, die Gray unter seine beiden Gruppen vertheilt, die Kopfbehaarung von gleicher Weise ist, nämlich die Stirnhaare aufgerichtet und rückwärts stre- bend, die Scheitelhaare vorwärts strebend, wodurch ein Querkamm gebildet wird. Bei unsern Exemplaren von M. seniculus Kuhl ist in Folge schlechten Ausstopfens die Richtung der Kopfhaare nicht mit Sicherheit zu bestimmen, dagegen bei einem M. ursinus Kuhl ist sie gerade so wie bei dem Caraya. Diese Art der Kopfbehaarung dürfte also wohl der ganzen Gattung gemein sein, wird bei alten Individuen sich stärker aussprechen, dabei, wie bei den Rollaffen, mancherlei individuelle Verschiedenheiten darbieten. Dasselbe gilt auch bezüg- lich der grössern oder geringern Länge der Haare des Pelzes und wohl auch von ihrer gröbern oder feinern Qualität. Die 4 Arten, welche hier Gray als neu aufstellt, fallen mit den bekannten zusam- men. ' Ueber die Auseinandersetzung der Arten von Brüllaffeu ist mein vorjähriger Jahresbericht, so wie die bereits gedruckte dritte Abtheilung meiner Darstellung der geographischen a ik der Säugthiere S. 62 zu vergleichen. Pucheran kündigte 3 neue Arten aus den Gattungen Gebus und Hapale an (Rev, zool. p. 335). a. Cebus versicolor; Kopf oben und seitwärts bis hinter die Ohren, eben so Kinn und Unterhals weiss. Gegend zwischen den Ohren schwarz, vorn in einer Spitze endend, im Nacken ins Braune übergehend. Mitte des Rückens dunkelblond, auf der Kruppe ins Röthliche übergehend; die Seiten braungrau: Brust, Unterleib und Gliedmassen, aussen wie innen, lebhaft roth; die vier Hände aber schwarz. Schwanz an der Wurzel der Kruppe gleichfarbig, im mitt- lern Drittel dunkel braungrau und im letzten hellblond. Dem C. chrysopus verwandt, aber schon durch das Schwarz des Nackens und der Hände verschieden. Von Santa Fe de Bogota. b. Hapale Geoffroyi aus Panama ist identisch mit dem von Spix als H. Oedipus var. beschriebenen und abgebildeten Exem- plare, das in unserer Sammlung aufbewahrt wird, und das ich eben- falls als eigene Art nunmehr ansehe, seitdem ich mit der H. Oedipus, wie sie Daubenton und Humboldt beschrieben, genauer bekannt ge- worden bin. T fi c. Hapule Jlligeri; Kopf und Gesicht schwarz, Oberlippe weiss behaart, Nacken, Unterleib und vordere Gliedmassen röthlich, die 4 Hände schwarz mit Roth melirt; auf den Hintergliedern und der Unterseite des Schwanzes an seiner Basis ist das Roth vorherr- schend. Heimath wahrscheinlich Columbien. — Ist nur eine geringe Abänderung von H. fuscicollis Spix- und wird deshalb noch in den Kreis der vielen Farbennüancen von N. labiata gehören. Prosimii. \Wie Blyth (Ann. of nat. hist. XV. p. 461) be- merklich macht, kommt der Nyctivebus tardigradus in den, unteren Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1845. 139 Theilen von Bengalen nicht vor, sondern mag sich vielleicht in den Berggegenden aufhalten. In Arracan ist er gemein und scheint auch in Assam und Tenasserim vorhanden zu sein. Chiroptera. Ueber die indischen Handflügler theilte Blyth (Ann. of nat. hist. XV. p. 462) weitläufige Bemerkungen mit, da er jedoch Temminck’s Monographie nicht vergleichen konnte, bleiben viele | Naturgeschiehte der Vögel während. des, Jahres ‚1845. 153 Gray hat jedoch bereits in. den. Genera, of Birds seine Aenderung zurückgenommen. Erodii. Von Gould wurde ein neuer holländischer Reiher in den Ann. of nat. hist. XV]. p.335 als Ardea (Herodias) pi- cata bekannt gemacht. Limicolae. In den Genera of Birds wurden von Gray die Tringinae n.16 und Chionidinae n. 12 verzeichnet. Tringinae: Hemipalama mit 2, Philomachus (Machetes) mit 1, Tringa mit 26, Eurinorhynchus mit 1, Heteropoda mit 1, Calidris mit 1 Art. — Chionidinae (von Gray zu den Hühnervögeln ge- stellt): Chionis mit 2 Arten. Zwei neue Gattungen: Leptopus und Thinornis, wur- den in dieser Familie errichtet; erstere von Fraser in den Ann. of nat. hist. XV. p. 431, letztere von Gray in der Zool. of the voy. of Ereb. and Terror. Birds p. 11. & Bei Leptopus ist der Schnabel gerade so, wie bei Totanus chloropygius gebildet, während die Füsse denen von Hiaticula tri- collaris gleichen; hierher L. Mitchellii aus Chili. — Thinornis unterscheidet sich von Hiaticula durch die Länge und Dünne des Schnabels, die Stärke und Kürze des Tarsus und durch die Stärke der Zehen; hierher TA. Rossi: von der Auckland -Insel. Zu Glareola wurden 2. neue Arten hinzugefügt: 1. @. limbata von Rüppell in seiner systematischen Ueber- sicht der Vögel Nordost-Afrika’s S. 113. tab. 43, in Abyssinien und um Djetta in Arabien. 2. @. Geoffroyi von Pucheran in der Rev. zool. p.51 aus Madagaskar. Sonstige neue Arten: Gallinago Bernieri von Pucheran in der Rey. zool. p. 279. — Gallinago aucklandica von Gray in der Zool. of the voy. of Ereb. Birds p.13. tab. 13, von der Auck- land-Insel. — Von Gould wurden in den Birds of Austral. n. 18 Haematopus longirostris und fuliginosus, und n. 19 Hiaticula bi- cincta und nigrifrons abgebildet. Desmurs glaubte in der Rev. zool. p. 274 die Omithologen darauf aufmerksam machen zu müssen, dass der von Gould für Vö- gel dieser Familie angewendete Name Pedionomus nicht zu gebrau- chen sei, weil, was bisher übersehen worden sei, Vieillot die Trap- pen als Pedionomi bezeichnet habe. Diese Aenderung wird allerdings nöthig, nur hat schon der Nomenclator zoologieus von Agassiz dar- auf aufmerksam gemacht, auch muss ein besser construirter Name u den Desmurs vorschlägt, in Anwendung ge- mi acht werden. _ Sundevall wies nach, dass Gray mit Unrecht den Namen Nu- mendus auf eine Gattung übertrug, deren Typus Scolopazx gullinago ist, und dass er seine gewöhnliche Bedeutung behalten müsse (Arch. skand. Beitr. S. 312). 184 Andr. Wagner; Ber. ü. d. Leist. i. d. Naturgesch. d. Vögel Natatores. Longipennes. Die Larinae und Rhynchopinae sind es, die von Gray in den Genera of Birds n. 16 u. 17 behan- delt wurden. Larinae: Stercorarius (Lestris) mit 5, Rähodostethia mit 1, Larus mit 37, Xema mit 2, Rissa mit 2, Pagophila mit 1 Art. — Rhynchopinae: Rhynchops mit 4 Arten. Thompson suchte in den Ann. of nat. hist. XVI. p. 357 nach- zuweisen, dass Larus capistratus keine von L. ridibundus ‚verschie- dene Art ist. — Larus Bridgesii aus Chili wurde von Fraser ebenda S.60 als neue Art aufgestellt. Aydrocheilodon albi- striata aus der Südsee wurde von Gray in der Reise des Ereb. Birds p. 19 unterschieden und tab. 21 abgebildet. Tubinares. Gould lieferte in den Birds of Austral. n. 18 u.20 die Abbildungen von Thalassidroma marina und Nereis. Unguirostres. Von Gray wurden 4 seiner Unter- abtheilungen in den Genera of Birds verzeichnet. Cygninae n.6: Cygnus mit 9 Arten. — Anserinaen.7: (e- reopsis mit 1, Anser mit 8, Bernicla mit 16, Nettapus mit 3 Arten. — Anatinae n. 11: Dendrocygna mit 7, Tadorna mit 3, Casarka mit 3, Aiz mit 2, Mareca mit 7, Dafila mit 3, Anas mit 23, Quer- quedula mit 15, Pterocyanea mit 5, Chaulelasmus mit 1, Spatula mit 3, Mulacorhynchus mit 1, Cairina mit 1 Art. — Plectropte- rinae n. 12: Anseranas mit 1, Plectropterus mit 1, Sarkidiornis mit 3, Chenalopex wit 4 Arten. Zur Unterscheidung des Cygnus Bewickis theilte Gerbe in der Rey. zoo]. p. 244 ausführliche Bemerkungen mit. — Merganetta columbiana wurde als 2te Art dieser Gat- tung von Desmurs in der Rey. zool. p. 179 zugefügt. — Mergus orientalis aus China wurde ven Gould in den Ann. of nat. hist. XVI. p- 48 aufgestellt. — Querquedula hottentotta von A. Smith in: den Ilustrat. of the Zool. of South Africa tab. 105. — Von Gould wurden in den Birds of Austral. abgebildet: Malacorhynchus membranaceus n.18, Anas superciliosa und punctata n.19, Spatula rhynchotis, Oygnus atratus, Leptotarsis Eytoni n.20. Steganopodes. Die Pelecaninae wurden von Gray in den Genera of Birds n. 9 folgendermassen angeordnet: Sula mit 11, Graculus mit 34, Pelecanus mit 10, Atagenmit? Arten. Aus Abyssinien unterschied Rüppell in seiner syst. Uebers. der Vögel Nordost-Afrik. S.134. tab, 50 einen Phulacrocorazlugubris. Pygopodes. Podiceps australis von Neuholland und Vandiemensland ist eine der vielen neuen Arten, die Gould von daher in den Ann. of nat. hist. XV. p. 142 bekannt machte. — Eudyptes pachyrhynchus wurde von Gray in der Reise des Erebus. Birds p- 17 charakterisirt. s Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in der Naturgeschichte der Inseeten, Arachniden, Cru- staceen und Entomostraceen während des Jahres 1845. Vom Herausgeber. Im diesjährigen Berichte habe ich zunächst auf ein Paar Aureden, welche Newport an die Entomologische Gesell- schaft zu London als zeitiger Vorsitzer derselben gerichtet hat, die Aufmerksamkeit zu lenken, welche sie durch ihren tief wissenschaftlichen Geist in Anspruch nehmen: An Address delivered at the anniversary meeting of the Entomologieal Society of London, on the 22nd January 1844, by George Newport F. R. C. S., President, London 1844, und An Address delivered ad the adjourned anniversary meeting of the Entomological _ Society of London, on the 10th February 1845, by George Newport, F. R. €. S. President, London, 1845. Der Verf. behandelt zunächst die Angelegenheiten = Gesellschaft, giebt iber den Zustand ihrer Sammlungen Nachricht, mustert so- dann ihre Thätigkeit, erörtert mit besonderer Vorliebe und Gediegenheit die physiologischen Arbeiten, berichtet sodann über die entomologischen Leistungen in Einen ausserhalb der Gesellschaft, und wendet sich endlich zur auswärtigen Literatur, wo man allerdings mit Verwunderung gewahrt, dass der sonst so gründliche Verf. in diesem Theile auf ein ihm durch- aus fremdes Feld geräth. In dem letzteren Berichte rühmt der Verf. den erfreulichen Aufschwung, den die entomologische une des Britischen Museums nimmt, welche in Kurzem ‚einer der reichhaltigsten heranwachsen dürfte, und erwähnt er Reichthümer, welche das Huntersche Museum an Zerglie- j ngen von Insecten enthält, fast alle von Hunters eigener Hand. Archiv f. Naturgesch. XII. Jahrg. 2. Bd, N 186 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Auch die Sitzungen der Entomologischen Gesellschaft zu Paris sind von ihrem Vorsitzer Oberst Goureau mit einer Anrede eröffnet (Ann. d. ]J. Soc. Ent. d. Fr. S. 5), in welcher die praktische Anwendung der Entomologie ins Auge gefasst, und namentlich eine für den Seinebezirk gegebene amtliche Verordnung über das Abraupen geprüft wird. Ueber die wis- senschaftlichen Arbeiten der Gesellschaft im Jahre 1844 stat- tete Desmarest den Bericht ab (ebenda S. 15). Ueber die wissenschaftliche Thätigkeit in den Vereinigten Staaten von Nordamerika hat J. Morris einen höchst anzie- henden Vortrag gehalten (im National- Institute, Aprilsitzung 4844, abgedruckt in Sillim. Am. Journ. II. Ser. I. S. 17. 1846). Der Vater der amerikanischen Entomologie ist Melsheimer, ein Deutscher, welcher als Feldprediger mit Braunschweigschen Truppen nach Amerika kam, von den Amerikanern gefangen wurde und sich dort niederliess. Er stand in entomologischer Verbindung mit Knoch, dem er viele amerikanische Insecter mittheilte (welche sich jetzt in der hiesigen Sammlung finden). Er gab ein Catalogue of the Coleoptera of Pennsylvania heraus, welcher in Nordamerika als Grundlage für die Artenkenntniss betrachtet wird. Seine Samm- lung ging nach seinem Tode 1840 auf seinen Sohn John Melsheimer, ebenfalls Geistlichen, über, nach dessen Tode sie Eigenthum eines anderen Sohns Dr. F. E. Melsheimer wurde, der noch jetzt ein thä- tiger Entomolog ist, eine Menge Käferarten in den Proceed. Acad. Nat. Sciene. Philalph. beschrieben hat, und bedeutende Handschriften über Schmetterlinge, vorzüglich die Eulen besitzt, auf deren ge- legentliche Veröffentlichung gehofft wird. — Ein anderer thätiger Entomolog aus früherer Zeit ist der verstorbene Prof. Peck zu Cam- bridge in Massachusetts, welcher mehrere Abhandlungen in dem „Massachusetts Agricultural Repository and Journal geliefert hat. — Darauf wird Thom. Say genannt, dessen ausgebreitete und glückliche Thätigkeit leider durch einen frühzeitigen Tod unterbrochen wurde, Unter den gegenwärtig thätigen Entomologen sind vorzüglich Major Leconte und sein Sohn John Leconte, Dr. Harris, Prof. Hentz und Prof. Haldeman zu erwähnen; der letztere hatte eine vollständige Monographie der Cerambyeinen für die Transact. of the Am. Phil. Soc. bereit. Im Allgemeinen spricht sich jetzt bei den Nordamerikanischen Entomologen das Bestreben aus, die Bearbeitung ihrer Fauna nicht mehr den Europäern zu überlassen, und sie sind bereits sehr thätig, ihre neuen Arten zu beschreiben. Da dies all- gemein in verschiedenen Gesellschaftsschriften geschieht, welche bei uns wenig verbreitet sind, bleiben uns diese Arbeiten im Ganzen wenig zugänglich. Ein grosser Fortschritt wird es sein, wenn die Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1815. 187 Fauna der Vereinigten Staaten erst in selbstständigen Werken und in grösserem Zusammenhange behandelt wird. In England hat sich ein Verein gebildet unter der Be- zeichnung „Ray Society”, dessen Wirksamkeit für die Na- turwissenschaften bedeutend zu werden verspricht. Sie ist nämlich dahin gerichtet, Schriften zoologischen oder bota- nischen Inhalts drucken zu lassen, neue Ausgaben verdienstvoller Werke, so wie Uebersetzungen von Abhandlungen und selbstständigen Büchern zu veranstalten. Jedes Mitglied zahlt jährlich eine Guinee und erhält dafür einen Abdruck von jedem in dem Jahre herausge- gebenen Werke. Ueber ein Jahr hinaus erstreekt sich die Verpflich- tung der Mitglieder nicht. Es ist mir nicht bekannt, ob die Gesell- schaft auch ausserhalb ihres geschlossenen Kreises für die Verbrei- tung ihrer Werke Sorge trägt, indem sie dieselben in den Buchhandel stellt, was gewiss dann von Wichtigkeit wäre, wenn sie bedeutende selbstständige Werke herausgiebt. Es mag dies aber in England Schwierigkeiten haben, wie überhaupt die mangelhzfte Einrichtung des englischen Buchhandels die Entstehung dieser und ähnlicher (d. Parker, Camden, Sydenham u. a.) Gesellschaften hervorgerufen zu haben scheint. Zu dem ersten Unternehmungen des Ray Vereins gehört die Uebersetzung der Jahresberichte unseres Archivs, und es ist erfreulich zu bemerken, wie dadurch der Einfluss derselben er weitert worden ist, und Erörterungen veranlasst sind, mit welchen, wenn man den Gegenstand derselben überhaupt beachtete, hervorzu- treten nicht der Mühe werth gehalten wurde, so lange die Berichte nur in deutscher Sprache vorlagen. | Agassiz’s Nomenclator Zoologicus ist jetzt bis auf das allgemeine Reßister vollendet, und enthält das Ööte Heft die Neuroptera und Orthoptera, das Ste Heft Nachträge zu den - Crustaceen, Hemipteren, Orthopteren und Neuropteren, und die Hymenopteren, das 9te und 10te Heft die Lepidoptera, Strepsiptera, Diptera, Myriapoda, Thysanura, Thysanoptera, Suctoria, Epizoa und die Arachniden, das fite Heft endlich die Coleoptera. Ueber die Ausführung nur eine Bemerkung, die jedem Namen beigefügte Ableitung betreffend. Dieselbe war in vielen Fällen leicht ı geben, wo sie nämlich von den Namengebern selbst angezeichnet . In den übrigen Fällen ist sie oft schwer zu ermitteln, und es azu eine genaue Sprach- und Sachkenntniss erforderlich. Häufig die Ableitung dem Sprachkundigen allein zugefallen, welches oft Y nderliche Missgriffe unvermeidlich machte. Diese sind in vielen Fä leicht zu berichtigen, und thun der Brauchbarkeit des Werkes ‚um so weniger Abbruch, als dieser etymologische Theil gerade als ‚der unwesentlichste des Werkes erscheint. N*# 188 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der In der Vorrede prüft der Verf. die Gesetze der zoologischen Namengebung. Mit Recht führt er sie auf Linne zurück und weiset nach, dass die in der Philosophia botanica gegebenen Regeln auch auf die Zoologie anzuwenden seien. Dann werden die von den Eng- lischen Gelehrten aufgestellten Gesetze (Vergl. Ber. f. 1843. S. 249) gemustert. Einige Bemerkungen hieraus sind nicht zu übergehen. Die Familien- und Gruppennamen sind bisher noch völlig ausser Gesetz gewesen, die Engländer erkannten diesen Uebelstand und gaben in der Regel den Familien die Endung idae, den Gruppen die Endung inae. Agassiz verwirft beides, weil die griechische En- dung idae sich nicht mit lateinischen Wörtern (z. B. Equidae), die lateinische Endung inus sich nicht mit Wörtern griechischen Ur- sprungs (z. B. Cynocephalinus) vertrage. In dem ersteren Falle hat Agassiz durchaus Recht, und Equidae, Corvidae und dergl. sind un- statthafte.Bildungen, im zweiten Falle geht Agassiz aber zu weit, denn wenn einem griechischen Wort die lateinische Endung us gegeben wird, steht ihm auch die Adjectiv-Endung inus zu (z.B Ca- melus, Camelinus). Hinsichts der Familiennamen spricht Agassiz die Ansicht aus, dass auch hier die ältesten Namen, so weit sie an sich zulässig sind, beibehalten werden müssten, und ich habe mich bei dem Antheil, welchen ich an der Ausführung des vorliegenden Wer- kes genommen, auf das vollkommenste überzeugt, dass dies der ein- zige richtige Weg sei. Dadurch wird die auf einer anderen Seite wohl wünschenswerthe Gleichmässigkeit der Namensendungen aufge- geben, dieselbe wäre aber ohnehin schwer durchzuführen, weil wir bald Wörter lateinischen, bald solche griechischen Ursprungs zu be- handeln haben. — Ferner stellen die Engländer die Regel auf, wer eine neue Gattung beschreibt, müsse die Ableitung des Namens und die Art, welche als Gattungstypus zu betrachten sei, angeben. Agassiz tritt diesem Vorschlage zum Theil bei, wenigstens was die Angabe der Ableitung betrifft, ich kann mich mit jener Vorschrift aber durchaus nicht einverstanden erklären, so weit sie die Angabe des Gattungstypus betrifft, denn ich halte es für fehlerhaft, eine Gat- tung, welche mehrere Arten und selbst verschiedene Formen enthält, auf einem bestimmten Typus zu gründen. Es liessen sich über manche andere Vorschriften noch weitere Bemerkungen machen, ich gehe indess nicht darauf ein, in der Ueberzeugurg, dass in dieser Sache das Beispiel mehr wirkt als alle Lehren, und setze gern vor- aus, dass diejenigen Naturforscher, welche sich selbst achten, auch ihren Werken die möglichst vollendete Form zu geben bemüht sein werden. \ Agassiz hat 31,000 Namen in seinen Verzeichnissen gesammelt, und es hat sich ergeben, dass von diesen ungefähr 3000 zugleich an Pflanzen und Thiere, und nicht weniger als 10,000 an Thiere dop- pelt und mehrfach vergeben sind. Es wird einer besonderen Auf- merksamkeit bedürfen, um dieses Uebel auszubessern, ‘Agassiz legt TE ne Naturgeschichte der Iusecten während des Jahres 1845. 159 diese Sorge den Monographen an das Herz, besser würde es aller- dings sein, wenn dies in einem, die Botanik und die Zoologie um- fassenden Werke geschehen könnte. Jedenfalls hat Agassiz darin vollkommen Recht, wenn er das Recht, die vorhandenen Namen zu ändern, Niemanden einräumt, als wer zugleich eine gründliche syste- matische Arbeit liefert. Dies ist jetzt, wo der Nomenclator zoolo- gieus so weit vorliegt, möglich gemacht, und wird dann vollends sehr erleichtert sein, wenn erst der Index generalis erschienen sein wird. Ueber den Bau und die Bildung der Blutkörperchen hat Newport der Königlichen Gesellschaft zu London eine Ar- beit vorgelegt, in welcher nachgewiesen wird, 1. dass die Blutkörperchen der Insecten denen der Wirbelthiere entsprechen, und 2. dass die Verrichtung derselben der der absondernden Zellen vergleichbar sei. Indem der Verf. R. Wagner’s Ansicht, dass das Blut der Insecten dem Chylus der Säugthiere entspreche, entgegentritt, nimmt er viel- mehr an, dass die Blutkörperchen bei den Insecten nicht nur mit denen der Wirbelthiere übereinstimmen, sondern auch ähnliche Ver- änderungen erleiden. Diese Veränderungen der Blutkörperchen tre- ten in vier Stufen auf: 1. Molekule, den Chylusmolekulen der Wirbelthiere entsprechend; 2. haferförmige oder kernartige Kör- perchen, den wahren Chyluskörperchen der Wirbelthiere vergleich- bar; 3. Kügelchen oder Kernchen; 4. Scheiben, welche nur bei einigen Gliederthieren vorkommen, und den Rothklutkörperchen der Wirbelthiere entsprechen. Diese Formen sind verfolgt von einem Zeitpunkt, wo das Körperchen ausserordentlich klein ist, und wo noch kein Kern in ihm zu entdecken ist, bis zu ihrer vollständigen Entwickelung, wo der Kern ein von einer Menge Kernchen zusam- mengesetzter Körper ist. Das Körperchen berstet dann und wird zugleich mit den meisten Kernchen im flüssigen Theile des Blutes aufgelöst, indem die Centralkernchen allein die Kügelchen zu bilden scheinen, welche bei Schmetterlingen noch weiter in Scheiben ent- wickelt werden. Fast sämmtliche haferförmige Körper, welche das Blut der Raupe zeigt, verschwinden während des Puppenstandes der Schmetterlinge, wo die Veränderung und Entwickelung des Baues am thätigsten von Statten geht, und sehr viele der Körperchen, welehe noch im Blute vorhanden sind, bis der Schmetterling die Puppe verlässt, werden berstend in die Blutgänge der Flügel getrie- ben, und wirken so unmittelbar auf die Bildung und Festigung dieser { eile in ihrer raschen Entwickelune. Diese Thatsachen betrachtet ewport als Beweis für die Richtigkeit der Ansicht, welche die lutkörperchen mit den absondernden Zellen der Drüsen vergleicht. Fror. N. Notiz. 34. Bd. $.9. Ann. d. Se. nat. 3. Ser. 11. $. 361. In stitut 2. Juill. 1845). 190 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Die Luftröhren in dem zusammengesetzten Auge der Gliederthiere sind von Dr. Brants untersucht worden (v. d. Hoev. en de Vries. Tijdschr. v. naturl. Gesch. en Physiol. All. p. 233, pl. 3). Bei Musca domestica tritt ein Paar röhriger Luftgefässe aus dem Mittelleibe in den Kopf, vereinigt sich über dem Gehirn, geht dann aber wieder auseinander nach aussen, jedes einen weiten Luft- behälter bildend, welcher den Augennerven umkreiset. : Aus diesem Luftbehälter gehen zahlreiche Aeste, welche sich unterhalb der Ner- venplatte, von welcher die Pyramidalfäden ausgehen, verbreiten, die Nervenplatte durchbohren und in röhrenförmige, blinde Schläuche ausgehen, welche zwischen den Pyramidalfäden gelagert sind. (Py-' ramidalfäden sind die Nervenstränge, welche von der Sehnervenplatte zu den Glaskegeln gehen). Zwischen den Schläuchen verbreiten sich feine Luftröhrenästehen Aehnlich ist der Bau bei den übrigen In- secten, nur dass es oft schwer ist, den Zusammenhang zwischen den blinden Schläuchen und den Luftröhren zu sehen, den der Verf. bei Musca domestica deutlich erkannt hat. Einen Spiralfaden in der Wandung dieser Schläuche zeigte M. domest. so wenig als Tabanus tropieus und Libellula vulgata, dagegen fand er sich bei Aeschna und einigen Zweiflüglern, z. B. Eristalis tenax vor, aber nur bei 400 maliger Vergrösserung wahrnehmbar. In diesen Schläuchen erkennt der Verf. dieselben Theile, welche Will als muthmassliche Bewe- gungsfäden gedeutet hatte, und zeigt, dass dieser geschickte und glückliche Zergliederer dadurch die wahre Beschaffenheit dieser Theile verkennen musste, dass er Augen untersuchte, welche lange in Weingeist gelegen hatten. Die Untersuchung der Nerven wird durch solche Behandlung allerdings erleichtert, die der Luftgefässe verlangt aber frische Insecten. Ueber die Bedeutung der, Augen bei dem Insecten hat Newport der Entomologischen Gesellschaft zu London einige werthvolle Erfahrungen mitgetheilt: On the means by which the Honey Bee finds its way back to the Hive, Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 54. Es sind früher die Meinungen darüber getheilt gewesen, ob die Honigbiene dureh ihr Gesicht nach ihrem Stocke zurück geleitet würde, oder durch das Gehör oder den Geruch. Für die erstere Ansicht schien der Umstand zu sprechen, dass die Biene, sobald sie sich beladen hat, geraden Wegs zurückkehrt. Diese Ansicht wurde durch folgenden Versuch bekräftigt: Ein Bienenstock wurde im März aus dem Schauer genommen und Angesichts desselben, in einer Ent- fernung von 10—15 Klafter ausgestellt, An einem warmen Tage flogen mehrere Bienen aus, aber keine kehrte zurück, dagegen fand sich eine Anzahl von Bienen am Schauer an der Stelle ein, die der Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 191 ausgestellte Korb eingenommen hatte, und alle diese Bienen waren offenbar in grosser Verlegenheit. Es geht daraus hervor, dass die Bienen nur durch das Gesicht ihre älte Wohnstelle erkannten. Dies bestättigte dem Verf. der berühmte Bienenzüchter Dr. Bevan, welcher ihm mittheilte, dass er, wenn er einem Bienenkorbe eine neue Stelle gebe, er ihn jedesmal eine Zeitlang geschlossen halte, um die Bienen aufdie Veränderung aufmerksau zu machen; auch finde er es vortheil- haft, die Eingänge der verschiedenen Körbe mit verschiedenen Farben zu bezeichnen, um das Verirren der Bienen zu verhüten. Auch ist es durch das Gesicht, wodurch die Drohnen während des Schwärmens die Königin ausfindig machen. Eine ähnliche hohe Ausbildung des Gesichts zeigen die Libellen, Tagschmetterlinge, überhaupt alle in der freien Luft sich bewegenden Insecten, und sie sind durch den Bau des Auges auch durchaus dazu befähigt. Die Weitsichtigkeit der Inseeten hängt überhaupt von zwei Umständen ab, vom Durchmesser und der Wöl- bung der Hornhaut, und von der Entfernung der Hornhaut, von der Netzhaut oder der Ausbreitung des Sehnervenfadens. In beiden zei- gen sich bei verschiedenen Insecten verschiedene Verhältnisse, die mit der Verschiedenheit der Lebensweise in Uebereinstimmung zu sein scheinen. Ueber die Mitie!, mit welchen verschiedene Thiere auf stark polirten senkrechten Flächen gehen, von Black wall (Annals of uat. hist. XV. p. 115). Neue Versuche, um die früher vom Verf. im 16ten Bande der Tr. Lin. Soc. aufgestellte Ansicht zu bekräftigen, dass es nämlich mittelst einer klebrigen Aussonderung geschehe. — Fein gepulverter Höllenstein wurde am Boden und den Wänden eines wohl gereinigten Glasgefässes vertheilt, und verschiedene Insecten und Spinnen hin- eingethan, welche, nachdem sie darin herumgekrochen, später nicht mehr im Stande waren, an senkrechten, glatten Flächen zu kriechen. Darauf sah der Verf., bei starker Vergrösserung, aus den haarför- migen Papillen der Haftläppchen an Schmeiss- und Stubenfliegen auf einen mässigen, auf Schenkel, Schiene und Fuss ausgeübten Druck eine Flüssigkeit hervorquellen, welche an der Luft gerann. Auch konnte der Verf. die Spuren solcher Flüssigkeit an senkrechten Glasflächen, an welchen Insecten und Spinnen gekrochen hatten, unter starker Vergrösserung und Beleuchtung und unter günstigen Winkeln wahr- nehmen. Endlich waren die Insecten unter der Luftpumpe so lange im Stande, an senkrechten Glaswänden zu kriechen, als sie überhaupt kriechen konnten, ja einige Fliegen starben an der senkrechten Wand anhängend, ein Beweis, dass sie nicht durch den Luftdruck in dieser Lage gehalten werden. Zu den Versuchen dienten Coceinella 22pun- ctata, Forficula auricularia, Apis mellifica, Vespa vulgaris, Musca domestica und vomitoria, Philodromus dispar und Drassus sericeus Spence (Transact, Ent. Soc. Lond. IV, 8.18) tritt Blackwall’s 192 Erichson: Bericht über die wissensch, Leistungen in der Erklärung bei, und will dieselbe auf eine grosse Zahl von Insecten ausgedehnt wissen. Voyage au Pole Sud et dans l’Oceanie sur les corvettes V’Astrolabe et la Zelee pend. l’ann. 1837—1840 sous le com- mand. d. M. Dumond D’Urville. Der Zoologische Atlas ist bereits auf 21 Lieferungen herange- wachsen, welche einen grossen Reichthum an Crustaceen und Insec- ten enthalten, der aber durch den noch fehlenden Text erst zugäng- lich gemacht werden muss. Inseeten. Histoire des fnsectes traitant de leur moeurs et de leur inetamorphoses en general et comprenant une nouvyelle classi- fication fondee sur leur rapports naturels, par Emile Blan- chard, aide naturaliste au Museum d’histoire naturelle de Paris; Paris, 1845. Dies zwei Bände starke Werkchen bildet einen Theil eines „Traite complet d’histoire naturelle” und ist nur nach dem Mass- stabe einer Buchhändler-Unternehmung zu beurtheilen. Es sind zwar sowohl viele der Dejean’schen und ähnliche bisher nur dem Namen nach bekannt gewesene Gattungen aufgenommen, als auch mehrere neue eingeführt, sie sind aber alle so dürftig und oberflächlich ge- schildert, dass diesen Aufstellungen ein wissenschaftlicher Werth nicht beigelegt werden kann. Wie unreif und übereilt das Buch überhaupt ist, lässt sich aus folgendem Beispiel entnehmen: „Der Mund der Schmetterlinge besteht aus einem in der Ruhe eingerollten Rüssel, welcher hauptsächlich aus der sehr entwickelten Un- terlippe gebildet wird. Die Unterkiefer befinden sich an jeder Seite in der Gestalt sehr zarter Fäden, deren jeder einen äusserst feinen Taster trägt u. s. w. (2. Bd. S. 318). Genera quaedam Insectorum iconibus illustravit et de- seripsit I. Burmeister. Nach längerer Unterbrechung ist dies Werk mit drei neuen Hef- ten vermehrt und geschlossen. Das Ste Heft enthält Fulgora nebst Pyrops, Euchirus, Ulopterus, das te Heft: Trichopius, Hoplostomus, Rhagopteryx und die Mundtheile mehrerer Cremastocheiliden -Gat- tungen; das 10te Heft (1846 ausgegeben) enthält Copris, subg. Helio- copris, Pelidnota, Trichius subg. Clastocnemis und Trigonopeltastes. Arcana Entomologiea or Ulustrations of new, rare and interesting Insects, by J. ©. Westwood, Auch dieses Kupferwerk ist mit der 24sten Lieferung geschlossen worden. Es ist zu bedauern, dass Unternehmungen dieser Art, selbst wenn sie, wie es hier der Fall war, allen Anspruch darauf haben, nicht die nöthige Theilnahme und Unterstützung finden. Naturegeschichte der Inseeten während des Jahres 1815. 193 Fauna Insectorum Europae, cura E. F, Germar. Fasc. XXIN. Halae imp. Künmel. Dies Heft enthält ausser von mehreren unten anzuführenden Ar- ten schöne Abbildungen von Cieindela Fischeri Ad., Polydrusus vit- tatus, Dorcadion Kindermanni, Sturmii Waltl, Saperda phoca Fröhl., Polyopsia bipunctata (Sap. bipunctata Zoubk.), Dasypogon litura Zell., Tabanus trieolor Zell., Sargus melampogon Zell., Syrphus dispar Loew., Callicera rufa Schumm. Symbolae Physicae, seu lcones et descriptiones Insecto- rum, quae in itinere per Africam borealem et Asiam oceiden- talem, F. G. Hemprich et ©. G. Ehrenberg studio novae ant illustratae redierunt. Percensuit Dr. Fr. Klug, Regis iussu et impensis edidit Dr. C. Ehrenberg. Decas quinta. Berol. Impensis Reimeri. 1845. Die Verhältnisse haben eine lange Unterbrechung im Erscheinen dieses Werkes herbeigeführt, wodurch die vorliegende Lieferung erst spät zur Veröffentlichung gelangt ist, obschon der grösste Theil der Tafeln längst vollendet war. Sie enthält von Coleopteren einen Theil der Lamellicornien, von Hemipteren die Pentatomiden, von Hy- menopteren die Chrysiden, ferner die Gattungen Larra, Palarus, Phil- anthus, Cerceris, Megilla, Saropoda, Eucera, von Lepidopteren drei neue Arten aus den Gattungen Euploea und Vanessa. Meletemata Entomologica, auctore Dr. Fr. Kolenati. Fasc. 1, 2, Petrop. 1845. Der Verf. hat im Auftrage des K. Bot. Gart. die Kaukasusländer bereiset, und theilt in diesem Werke seine entomologischen Entdek- kungen und Beobachtungen mit. Die vorliegenden Hefte geben das erste eine Uebersicht über die Cieindeleten, Carabieinen, Dytisciden und Gyriniden, das zweite über einen Theil der Hemipteren. Die neu aufgestellten Arten habe ich grossentheils, wenigstens bei den Käfern, in der Sammlung des Verf. zu sehen und näher zu vergleichen Gelegenheit gehabt. Im ersten Hefte ist die Verbreitung der Insec- ten im Kaukasus im Allgemeinen betrachtet, und die Landschaft zu ‚diesem Zweck in fünf Gebiete getheilt. 1. Das‘Alpengebiet, fängt mit der oberen Walderenze, in einer Höhe von 900— 1300 Klafter an, und reicht bis auf die höch- sten Rücken und Gipfel des Hochgebirgs. Der-Sommer ist in diesem Gebiete kurz, und eben so kurz ist die Erscheinungszeit der Insecten. A. Der Schneebezirk, die höchsten schneebedeckten Rücken und Spitzen der Alpen einnehmend, fängt im Kaukasus mit 1400, in den Armenischen Hochgebirgen mit 1500, im Hochgebirge des Ararat und nördlichen Persiens mit 1600— 1700 Klafter an und reicht bis auf eine Höhe von 1400--2000 Kl. — In diesem kalten Gebiet leben schr wenige, aber ihm eigenthümliche Insecten, deren noch viele zu 194 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der entdecken sein mögen, fast ausschliesslich Käfer, namentlich Carabi- cinen von flacher Form aus den Gattungen P/atychrus, Feronia, (Omaseus, Pseudomaseus, Platysma), Nebria, Culathus, Amara, Treehus und Tachys, welche den Onisciden, Myriapoden sowie den Schnecken des Hochgebirgs nachstellen; ferner Philonthus, Lathro- bium, Xantholinus, Hister, Helops, Elmis, Hydraena, Ochthebius, Meriones und Otiorhynchus. Kaum ein Schmetterling, und von Or- thopteren, Neuropteren und Hemipteren keine Spur. Bemerkenswerth ist, dass alle Käferformen ungeflügelt sind, wodurch allein schon ihre geringe Verbreitung bedingt wird. B. Der Alpenbezirk reicht von der unteren Schneebezirks- grenze bis an die obere Waldgrenze (v. 1200 —1700 Kl. bis 900 bis 1300 Kl.). Ausgezeichnet durch Pflanzenreichthum. Zahlreich sind Käfer, Schmetterlinge und Hemipteren, aber sehr sparsam die Or- thopteren und Neuropteren, die Singeicaden fehlen ganz. Vorherr- schend sind von Käfern die Gattungen Carabus, Pristonychus, Ago- num, Poecilus, Pterostichus, Haryalus, Leirus, Bembidium, Colym- betes, Emus, Omalium, Tuachyporus, Aleochara, Synaptus, Ludius, Hister, Byrrhus, Elmis, Hydraena, Sphaeridium, Cercyon, Ontho- phagus, Aphodius, Geotrupes, Hoplia, Apion, Cleonis, Bothynoderes, Omias, Phytonomus, Sibinia, Campylorhynchus, Gymnetron, Leptura, Pachyta, Saperda, Donacia, Cassida, Guleruca, Haltica, Timarcha, Gastrophysa, Colaspis (ich finde unter diesen vielen genannten Gat- tungen keine, welche für den Bezirk der Alpenpflanzen bezeichnend sein möchte, auffallend aber erscheint der Mangel der Form der Hochgebirgs-Chrysomelen, Oreina Chevr.); von Lepidopteren: Par- nassius, Colias, Sutyrus, Polyommatus, Hesperia, Chelonia, Zygüena, von Hemipteren Cicadella, Rhopalus, Cydnus, von Orthopteren For- Jicula, Gomphocerus und Oedipoda. ll. Das Waldgebiet reicht von der oberen Waldgrenze bis zum Fuss der Berge hinab, wo Gehölz und Gebüsch aufhören und Weiden sich ausbreiten. Indess steigt das Waldgebiet an den Flüs- sen noch tiefer hinab (von 900—1300 bis 200 Kl.). A. Der Hochwaldsbezirk ist mit Ausnahme der Melasomen und eigentlichen Orthopteren reich an Insecten aus allen Ordnungen und Gattungen, unter den Käfern vorzüglich an Procerus, Procrustes, Carabus, Calosoma, allen Formen der Holzkäfer u. s. w., unter den Schmetterlingen an Argynnis, Vanessa, Sphinz, Syntomis, Spinnern, Spannern, Wicklern und Schaben, unter den Hemipteren an Cicadel. len, Rhynchocoris, Pentatoma, Aradus, unter den Orthopteren an Blatta. B. Im Niederholzbezirk herrschen vor von Käfern Cicin- dela, Polystichus, Brachinus, Panagaeus, Callistus, Chlaenius, Lieci- nus, Badister, die Sternoxen, Malacodermen, Teredilen, Clavicornen, Palpicornen, Sisyphus, Onthophagus, Aphodius, Geotrupes, Melo- lontha, Omaloplia, Hoplia, Amphicoma, Trichius, Cetonia, Helops, Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1815. _ 195 Cistela, Lagria, Nylophilus, Mordella, Oedemera, Anthouomus, Or- chestes, Ceuthorhynchus, Cionus, Cis, Triphyllus, Clytus, Saperda, Pachyta, Leptura, Lema, Adimonia, Galeruca, Luperus, Haltica, Chrysomelu, Cryptocephalus, Clythra, Phalacrus, Coccinella, Psela- phus; von Schmetterlingen Ayınphalis, Satyrus, Vanessa, Limenitis, Hesperia, Zygaena, Sesia, Lithosia, Noctuen, Schaben; von Ortho- pteren Blatta, Heterogamia, Forficula, Nya, Mantis, Saga, Qedi- poda, Decticus, Locusta; die Hemipteren sind zahllos, hier kommen die Singeicaden vor; von Neuropteren Myrmeleon und Mantispa; Hymenopteren und Dipteren schwärn.en in grosser Menge. ll. Das Flurgebiet begreift hüglige Felder, in welche das Niederholz allmählich übergeht, und welche entweder Sümpfe oder nasse und kräuterreiche Wiesen oder Brachen, oder Saatfelder ein- schliessen. In den Sümpfen kommen vorzugsweise Chlaenius, Ago- num, Bembidium, Donacia, Haemonia, ferner Truzalis, unzählige Neuropteren und Dipteren, von Hemipteren endlich Sa/da vor. — Auf den Wiesen und Triften finden sich hauptsächlich Onthophagus, Onitis, Copris, Gymnopleurus, Blüthenkäfer, Blüthenwanzen, zahlreiche Orthopteren, besonders Wanderheuschrecken und Locusten. Die Brachen sind früher beackerte, jetzt wieder verwildernde Landstrek- ken, auf denen allgemach mit den ursprünglichen wilden Pflanzen auch die übrigen ursprünglichen Erzeugnisse wieder erscheinen. Auf den Saatfeldern herrschen Zabrus, Cratonychus, Anisoplia, Melo- lontha, Rhizotrogus, Bruchus, Haltica, und es erscheinen von Zeit zu Zeit die Wanderheuschrecken. IV. Das Steppengebiet, nicht höher als 200 Kl. ansteigend, ist wieder in zwei Bezirke zu theilen. A. Die Strauchsteppe (Burian der Russen, der Verf, setzt irrthümlich hinzu, Jungle der Engländer, die letzteren bezeichnen solche Gegenden mit Serub), mit Sträuchern, Halbsträuchern und Gestripp bedeckt aus folgenden Pflanzengattungen: Ephedra, Paliurus, Cotoneaster, Cytisus, Astragalus, Alhagi, Glyeyrrhiza, Xanthium, Artemisia, Verbascum, Eremostachys, Peganum. Hier leben an Kä- fern: Cymindis, Dromius, Ditomus, Acupalpus, Stenolophus, Dinodes, Lieinus, Dolichus, Stomis, deinopus, Trechus, Falagria, Capnodis, Sphenoptera, Synayptus, Agrypnus, Cardiophorus, Isosoma, Dasytes, Tillus, Lethrus, Scarabaens, Tunyproctus, Omuloplia, Cetonia, Ten- iyria, Gnathosia, Pedinus, Heliopathes, Cistela, Steropes, Myodes, MMeloe, Cerocoma, Mylabris, Lydus, Epicauta, Lytta, Zonitis, Anon- eodes, Mycterus, Spermophagus, Psalıdium, Plinthus, Pholicodes, Lizus, Larinus, Ceuthorhynehus, Cionus, Chrysochus, Lema, Cly- peaster, Chilocorus, Scymmus, Pselaphns, Claviger. — Holzkäfer und Chrysomelinen fehlen fast, ebenso Schmetterlinge; Hymenopteren und Dipteren sind sehr spärlich, die Orthopteren dagegen in uner- messlicher Menge, namentlich Saga, Bradyporus, Phaneroptera, Co- nocephalus, Decticus, Calliptamus, Oedipoda, Eremobius, Heteroga- 196 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der mia, Empusa, Mantis, von Hemipteren mehrere Arten von Singeiea- den, und mannigfaltige Heteropteren, an Neuropteren Myrmeleon, Ascalophus, Mantispa. B. Dürre Steppen, Abhänge oder Ebenen mit spärlichem und magern Pflanzenwuchs, und einem aus aufgelösten vulkanischen Steinen gebildeten, dürren, trockenen, bei gelegentlicher Nässe aber fruchtbaren Boden. Auf demselben wachsen folgende Pflanzen: He- lianthemum, Ceratocarpus, Paronychia, Gnaphalium, Arenaria, Ho- henackeria, Valerianella, Onosma, Phyteuma, Schismus, Pterotheca, Thymus, Teucrium, Poa, Stipa, Aeluropus, Glaucium, Papaver, Gyp- sophila, Trinia, Dodartia, Cousinia, Asterothrix, Lasiospora, Dian- thus, Cymbocarpum, Artemisia. An Käfern leben hier Cieindela, Lithocharis, Ateuchus, Tanyproctus, Pandarus, Opatrum, Leichenum, Microzoum, Mylabris, Cleonis, Lixus, Larinus, Baris, Stenopterus, Dorcadium, Hispa, Dibolia, Entomoscelis, Chilocorus, an Orthopte- ren Eremobius, Thrynchus, Tetrix und Nocarodes, an Hemipteren Phyllomorpha;, keine Schmetterlinge, auch keine Hymenopteren mit Ausnahme von Mutillu, keine Dipteren. V, Das Meeresgebiet. A. Die Salzsteppen gehören nach der Bodenbeschaffenheit und der Natur des Pflanzenwuchses unter diesen Begriff, obgleich sie zuweilen fern vom Meere und höher als dasselbe liegen. Die Salzsteppe macht sich durch aus dem Boden ausschlagendes Salz kenntlich, so wie durch stehende Salzwässer und eigenthümliche Pflanzen, wie Trinia, Gypsophila, Salsola, Aeluropus, Nitraria, Ana- basis, Halocnemis, Schoberia, Lagonychium, Chenopodium, Halosta- chys, Salicornia, Glinus, Tamarix, Statices, Zygophyllum, Harmala, Capparis. Hier zeigen sich nur einige Käferformen: Megacephala, Pogonus, Ditomus, Ophonus, Perotis, Anthicus, Tentyria, aus an- deren Ordnungen ist kaum ein Insect zu bemerken, B. Der Meeresstrand. Hier finden sich die fleischfressenden Heteromeren, welche die ausgespülten Muscheln verzehren, nämlich: Erodius, Pimelia, Trachyderma, Akis, Scaurus, Tentyria, Tagenia, Blaps, Pedinus, Steropus, ausserdem Aeinopus, Zabrus, Blethisa, Pogonus, Cephalotes, Sphodrus, Scarites, Ditomus, Zuphium, Gyri- nus, Coccinella, Cartallum, Parandra, Trox, Ateuchus, Silpha, Hister, von Hemipteren Galgulus, Ochtherus, Hebrus. Im Allgemeinen ist der Kaukasus, vorzüglich aber Transkauka- sien, an Schmetterlingen, Hymenopteren und Dipteren nicht reich, sehr reich dagegen an Käfern, Hemipteren und Orthopteren. Der Verf. leitet diese Erscheinung zum Theil von der sengenden Som- merhitze her, unter welcher schon in der Mitte des Juni die Pflan- zen verdorren, und. die Insecten daher auf die kurze Frühlingszeit beschränkt werden. Dann tragen die insectenfressenden Nager und die unendliche Menge der zum Ueberwintern schaarenweise heran- fliegenden Zugvögel viel zur Verminderung der Raupen und Puppen 0 we or Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 197 bei. Ausserdem brüten in Transkaukasien die Schwalben, Bienen- fänger, Stelzen und Fliegenschnäpper zweimal im Jahre, und zwar Anfang Mai’s und Ende Juni’s und stellen, ihre Bruten zu füttern, allen weichschaligen Insecten gierig nach. Schliesslich bemerkt der Verf., dass der Kaukasus in seiner Flora und Fauna ganz europäisch sei, dass in dem Gebiet zwischen dem Kaukasus, dem Ararat und den Ghilanischen Hochgebirgen die Fauna und Flora anfange ein etwas asiatisches Gepräge zu erhalten, und erst hinter dem Ararat und den Ghilanischen Gebirgen rein asiatisch aufträte, In Jacquemont Voyage dans l’Inde pendant des an- nees 1828—32 sind die Insecten von Blanchard bearbeitet worden, es ist aber dieser Theil des grossen Reisewerks nicht reichhaltig. Die wenigen neuen Arten werden unten aufge- führt werden. In Eyre’s Journals of Expeditions of Discovery in to central Australia and overland from Adelaide to King George’s Sound ete. London 1845” findet sich im ersten Bande ein naturgeschichtlicher Anhang, in welchem von Gray drei Astacus-Arten, von Doubleday einige Schmetterlinge, von White einige Inseeten aus den Ordnungen der Orthoptera, Neuroptera und Hemiptera beschrieben sind. Die Reise an sich hat ein hohes Interesse, es war aber weder der Zweck derselben, Sammlungen von Naturgegenständen zu ma- chen, noch erlaubte es die Lage des Reisenden auf der beschriebenen Unternehmung sie zuletzt mit sich zu bringen. Was nun hier be- schrieben ist, ist der Reise selbst fremd. Ein naturwissenschaftlicher - Anhang wird da von Wichtigkeit sein, wo, wie in Dieffenbach’s Neu- seeland, eine möglichst vollständige Uebersicht über die Natur- erzeugnisse des bereisten Landes gegeben wird, oder wenn die eige- nen Sammlungen des Reisenden wissenschaftlich bearbeitet werden. So, wie es hier geschehen ist, wird nur der Wust der einzeln und noch dazu an einem Ort, wo sie nicht leicht jemand sucht, beschrie- benen Arten vermehrt, schwerlich zum Gewinn für die Wissenschaft. Ich muss mich um so mehr dagegen aussprechen, als dies schon Nachahmung gefunden hat. Ueber die Inseeten - Fauna der Ansiedlung Adelaide im Süden von Neuholland hat Hope einige interessante Mit- theilungen aus den Briefen von Fortnum gemacht (Trans- act. Ent. Soc. Lond. IV. S.100, Proceed. Ent. Soc. S. 98) und zugleich eine Reihe der von Fortnum eingesandten Co- leopteren beschrieben. Nach der Schilderung Fortnum’s ist die Gegend von Adelaide schön und fruchtbar, einem Park gleich, im Sommer (Mitte Decem- 198 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der bers) mit einer Wärme 'von 110° Fahr., im Winter mit 40— 50° F Sie ist aber nicht reich an Insecten. Vorherrschend sind Ameisen, mannigfaltig in Grösse und Form, dem Anschein nach die Raubkäfer theilweise ersetzend. Diese letzteren finden sich grösstentheils unter losen Baumrinden. Ueberaus häufig ist ein kleiner Elaphrus- artiger Käfer (ohne Zweifel Scopodes). Von Adelotopus sind drei Arten ge- sammelt. Staphylinier sind nicht häufig, Onthophagus (drei Arten) und Aister (vermuthlich Saprinus) flogen nach Menschenkoth. Ein Trox ist sehr häufig. Eine kleine Cassida (?, von Hope nicht näher bestimmt) wurde unter Callitris- Rinde gefunden. Von Orthopteren kam eine Forficula vor, Blatten in grosser Zahl, von Mantis inter- essante kleine Formen mit geflügelten Männchen und ungeflügelten Weibchen, von Phasmiden mehrere Arten, namentlich eine mit Phyl- lium verwandte Form, am Ufer einer Bucht die Larve einer Xya und zwei schöne Arten von Gryllaeris. Unter den Neuropteren sind drei Arten von Mantispa, sieben von Myrmeleon und eine von Asca- laphus bemerkt. Ueber die Schmetterlinge jener Gegend gab Behr in einem aus Bethanien geschriebenem Briefe einige Nachricht (Entom. Zeit. S. 210). Er schildert ebenfalls die Fauna derselben als auffallend arm. Unter Tagschmetterlingen findet sich ein Papilio, wie Demoleus, und vielleicht mit Citronenbäumen eingeführt, ferner einige Pontien, 3 Vanessen, 3 Hipparchien, mehrere Lycaenen. Am Interessantesten ist ein mit Castnia nahe verwandter Schmetterling, welcher im Pine- forest (die Kiefer der Ansiedler ist Callitris) fliegt, und in Färbung und Benehmen unserer N. Parthenias gleicht. Die Nachtvögel sind bei weitem zahlreicher, namentlich schien die Zunft der Microlepi- dopteren an Artenreichthum der europäischen Fauna nichts nachzu- geben. Einzelne tropische Formen tauchen hier auf, namentlich un- geheure Hepiolus und ein Erebus. (Da die vom Dr. Behr gesammel- ten Schmetterlinge von der hiesigen Königl. Sammlung angekauft sind, kann ich die obigen Angaben noch etwas vervollständigen. Die Pontien sind Pieris Aganippe und Teutonia Don., die Vanessen F Calybe God., Itea F. und eine noch unbenannte der V. Cardui sehr ähnliche Art, die Hipparchien sind A. (Lasiommata) Merope F. — deren beide Geschlechter als zwei verschiedene Arten gezählt worden sind — und Singa Boisd. Der Lycaenen sind 10 Arten, auch sind drei Arten von Thymelen gesammelt Die mit Castnia verwandte Gattung ist kürzlich von Doubleday unter der Benennung Synemon aufgestellt worden; Behr’s Sammlung enthielt 4 Arten der- selben. Unter den Spinnern sind mehrere Neuholland eigenthümliche Formen, eben so fehlen Agaristen nicht (A. /atina Don., tristifica Hüb. und 2 noch unbestimmte Arten). Ueber die entomologischen Eigenthümlichkeiten von Neu- - f u. . 22.00 Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1845. 199 seeland ist in der entomologischen Gesellschaft zu London eine Abhandlung von Stevenson gelesen worden (die Proceed. ders. Ann. nat. hist. XVII. S. 285). Nachdem die Eigenthümlichkeiten des Klimas und der Vegetation erläutert worden (dieser Theil der Abhandlung ist nicht mitgetheilt), widerlegt der Verf. die Ansicht, dass Neuseeland arm an Insecten sei, der mächtige Pflanzenwuchs erfordere eine grosse Zahl von In- secten, um ihn in Schranken zu halten, und in der That bilden die Tetrameren drei Viertel der Coleopteren. Nur zwei Cieindelen wur- den beobachtet und nur wenige Carabici und Staphylinier. Die Ela- teriden waren zahlreicher, aber keine Buprestiden wurden gefunden. Die Clavicornier sind auch nicht häufig und nur sehr wenige Luca- niden und Cetonien, keine Spuren von Geotrupiden, und nur zwei oder drei Heteromeren giebt es. Unter den Curculioniden sind meh- rere von sehr sonderbarer Form, die Larven einiger mit Brenthus verwandter Käfer bohren im harten Holz der Bäume, die Longicor- nen sind in Menge vorhanden. Die Larven einiger der grösseren Arten werden von den Eingebornen gegessen, entweder roh oder halbgeröstet. Nur zwei Coccinellen. Unter den Orthopteren sind die kleinen Grashüpfer zahlreich, in alten Bäumen findet sich sehr häufig eine grosse, abentheuerliche, ungeflügelte Heuschrecke ( Dei- nacrida White), wo sie sich in Löchern der Rinde versteckt. Fer- ner 2 Forficula- und 5—6 Arten von Libellen. Von Cicada sind drei Arten beobachtet. Von Hymenopteren nur 7—8 Arten, darunter eine Biene mit grossen Blüthenstaubladungen an den Hinterbeinen, Unter den Dipteren spielen die Aasfliegen überall eine wichtige Rolle, Ti- puliden und Moskitos sind in Menge vorhanden, aber entschieden nur wenige Schmetterlinge, deren einige an englische erinnern, wie der Distelfalter und der Admiral. Die Erforschung der in den Ameisennestern lebenden In- secten fährt fort die Entomologen zu beschäftigen. Zur Beurtheilung der in den Ameisennestern vorkommen- den Inseeten, insbesondere der Käfer. Von einem süddeut- schen Entomologen (Entom. Zeit. S. 119). Der Verf. findet, dass Märkel in seinen verdienstvollen Arbeiten den Begriff der Myrmecophilen zu weit ausgedehnt habe, und sucht deshalb denselben fester zu stellen, indem er diejenigen Insecten, welche wirklich eine Beziehung zu den Ameisen haben, in zwei Gruppen theilt. Bet. Ameisengäste, Ins. formiceticola, d. h. solche, welche we- 4 . . . .. . F * mi tens in einem ihrer Verwandlungszustände ausschliesslich in Ameisennestern vorkommen, z. B. Cetonia aurata, Claviger. E97 Ameisenfreunde, Ins. myrmecophila, solche, welche nur im Zustande der vollendeten Entwickelung, und auch dann nicht aus- schliesslich in den Ameisennestern und deren nächster Umgebung 200 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der angetroffen werden. Diese Bestimmungen können aber nicht aus- reichen und es steht offenbar Cetonia aurata in einem ganz anderen Verhältniss zu dem Ameisennest als der Claviger. Man könnte unter den Bewohnern der Ameisennester einen Unterschied machen zwi- schen den Nestfreunden und den Ameisenfreunden. Die er- steren, welche man auch Ameisengäste nennen könnte, werden von den Ameisen geduldet, die letzteren sind ihre Hausthiere. Zu den ersteren gehören die Larven der Cetonien und Clythren, ferner die Rüssel- und Holzkäfer; diese finden ihre Nahrung in dem Baustoff des Nestes, mit welchem manche Larve in das Nest getragen werden mag, und dort ihre Verwandlung übersteht. Auf solche Weise mögen die Ptinus, mehrere Rüsselkäfer u, a. m. in das Ameisennest ge- rathen. Ich untersuchte auf diese Vermuthung eine Anzahl der Sten- gelstückchen aus Ameisennestern, und fand verhältnissmässig viele ausgefressen. Die eigentlichen Ameisenfreunde sind in ihrem Dasein mehr auf die Ameisen selbst angewiesen, wie es vom Qlaviger be- kannt ist, und wie ein ähnliches Verhältniss bei den Lomechusen und mehreren Staphyliniern stattzufinden scheint. In beiden Abthei- lungen vielleicht, in der ersten gewiss, wird man unter gelegentlichen und beständigen Freunden zu unterscheiden haben. So gehören z. B. eine Reihe von Cryptophagus-Arten zu den gelegentlichen Nestfreun- den, während Emphylus glaber ein beständiger Nest- oder selbst Ameisenfreund ist. Es ist hier der Beobachtung noch ein weites Feld offen. N Die Myrmecophilen in Berlins nächster Umgebung. Von B. Grimm (ebenda S. 123. 131). Es sind vom Verf. 69 Arten, meist Käfer beobachtet, unter denen einige neue Staphylinier, welehe unten namhaft gemacht werden sollen. Von Interesse sind aber auch die Beobachtungen des Verf., welcher oft A—5 Stunden vor einem Ameisenhaufen verweilte und dem Ge- wühl vor demselben zusah. Gegen Abend kommen viele der Ein- wohner, namentlich die Histeren, hervor und machen Ausflüge. Di- narda Märkelii zeigte zu den Ameisen eine ähnliche Beziehung, wie Müller sie an Claviger entdeckte. Der Verf. sah nämlich wiederholt, dass die Dinarda bei Annäherung einer Ameise den Hinterleib über- bog, und dass in dieser Stellung die Ameisen die Behaarung der Hin- terleibsspitze beleckten. Diese Gunst wurde aber nicht jeder Ameise zu Theil. Zugleich hält der Verf. Märkel’s Vermuthung, dass eine grosse Anzahl der Myrmecophilen den Excrementen der Ameisen nachgehen, für gegründet, und fügt hinzu: „Vielleicht stehen sogar die Geschlechtsameisen selbst in irgend einer, noch unerklärten Be- ziehung zu den Myrmecophilen”. Diese anscheinend sonderbare An- sicht scheint in folgender, im Eingang mitgetheilter Bemerkung ihre Begründung zu finden: „Es ist mir aufgefallen, dass ich in den gros- sen Kolonien niemals Geschlechts- oder weibliche Ameisen beobach- Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1845. 201 tete, und dass die Ameisenfreunde hier um so häufiger waren, je zahlreicher dieselben sich vorfanden”. Die Verhältnisse aufzuklären, in welchen die Ameisenfreunde zu den Ameisen stehen, bedarf es noch vieler einzelner Beobachtungen. v. Kiesenwetter (Entom. Zeit. S. 226) sah in einem Bau der Form. fuliginosa eine Myrmedonia funesta, welche von einer Ameise trotz alles Sträubens länger als eineViertelstunde festgehalten wurde, und nach- dem er endlich beide in ein besonders Gläschen gesperrt, hatte nach längerer Zeit die Myrmedonia die Ameise mitten von einander ge- bissen und theilweise verzehrt. Auch erinnert sich der Verf. einmal in einem Haufen der F. fuliginosa, in welchem die Myrmedonien in unglaublicher Zahl vorhanden waren, eine grosse Menge einzelner Leiber und Köpfe von Ameisen gefunden zu haben, er möchte indess daraus keineswegs folgern, dass die Myrmedonien als Raubthiere unter den Ameisen leben, weil man im Gegentheil findet, dass Amei- 'senhaufen, welche reichlich mit Myrmedonien besetzt sind, Jahre lang bei gleicher Stärke bestehen. Luceiani (in Toskana) hat die Bemerkung gemacht, dass Bren- thus Italicus beständig in Gesellschaft der Formica nigra lebt, und zwar in den Gängen derselben in faulem Eichen- und anderem Holz. (Annal. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. II. Bull. S. cır). j Beobachtungen über die Beziehungen der Ameisen zu den Blatt- läusen sind von Robert beschrieben (Ann. d. sciene. nat. 3. Ser. II. 5.99). Neue Thatsachen haben sich nicht ergeben. Bei der vielseitigen Aufmerksamkeit, welche die vorig- jährige weit verbreitete Kartoffelkrankeit auf sich zog, kamen auch die an den kranken Kartofleln vorgefundenen Insecten _ um so eher zur Sprache, als Einige in ihnen die Ursache des Uebels sehen wollten. Unter allen wissenschaftlichen Er- örterungen hat die von Ehrenberg (Bericht über die Ver- handl. d. K. Preuss. Acad. d. Wissensch. zu Berlin, 1845. S. 296) das Verhältniss derselben am treflendsten dargestellt: „Die Inseeten und Würmer, welche man in ganz verdorbenen faulen Kartoffeln findet, haben, wenn es auch noch so viel wären, gar kein Interesse für die Kartoffelkrankheit oder den Kartoffelbau, wohl aber haben solche Thiere ein bedeutendes Interesse, welche } die gesunden Kartoffeln so beschädigen, dass sie davon erkranken müssen oder können. Die Larven der Trauermücken (Seiara), welche oft sehr zahlreich in faulen Kartoffeln sind, haben ebenfalls in dieser iehung kein Interesse erregt, wohl aber haben sehr zahlreiche, e, an sich unbedeutend erscheinende Beschädigungen der Ober- _ Näche der Kartoffeln durch Inseeten verschiedener Art die Aufmerk- samkeit des Verf. lebhaft gefesselt. Die Urheber derselben schienen Er vielartigrzu sein, doch zeichneten sich drei Thiere entschieden _ aus. Eines derselben ist ein kleiner, rothfleckiger, weisser Vielfuss, Archiv f, Naturgesch. X1l. Jahrg. 2. Bd, 10} mn? 202 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Julus (Blaniulus) guttulatus, welcher kleine runde Löcher in die Oberhaut frisst, und zu 10 bis 20 Individuen in einer Kartoffel wohnt. Häufig bei Wismar im September und selten bei Berlin im October fand ihn der Verf. Bei Pyrmont fand ihn zahlreich im September Herr Dr. Menke. Die übrigen sind Limax agrestis, die nackte Erd- schnecke und eine Phalänenraupe, welche bei Berlin (Rixdorf) viel beschädigt hatte. Es scheint die Raupe der Noctua (Agrotis) sege- tum zu sein. Solche, oft kleine unscheinbare Verletzungen, lagen gewöhnlich, wo keine Warzen waren, im Centrum der kranken Stellen.” Auch Guerin hat über die Acarier, Myriapoden, Insee- ten und Helminthen, welche in kranken Kartoffeln sich finden, Untersuchungen angestellt: Von Acariern kamen zwei neue, verschiedenen Gattungen ange- hörende Arten vor, welche von ihm Glycyphagus fecularum und Ty- roglyphus feculae benannt sind. Von Myriapoden ist ebenfalls Julus guttulatus genannt. Die-Insecten gehören theils zu den Coleopteren theils zu den Dipteren: 1. ein Staphylinier, der Gattung Calodera nahe stehend (vermuthlich eine Homalota, wenigstens habe ich H. angustula mit ihrer Larve in faulenden Kartoffeln gefunden). — 2. Eine Staphylinier-Larve, vermuthlich zu Nr. 1 gehörend. — 3. Eine andere Coleopteren-Larve, einer der kleinsten Arten der Fungicolen angehörig. — 4. Eine sehr kleine Art von Trichopteryx (rugulosa Guer.), kaum 0,3” lang. — 5. Eine von Herrn Roger bei Metz beob- achtete Elateren-Larve, welche sowohl die gesunden als kranken Kartoffeln anfrisst, und überhaupt dem Getreide und Gemüse, so wie vielen Zierpflanzen sehr schädlich ist. — 6. Eine kleine kaum 23” lange neue Fliegenart, Limosina Payenii. — 7. Eine Fliegenlarve, vermutlich die der Limos. Payenii. — 8. Eine grössere Fliegenlarve, welche einer anderen Art zugehören muss. — 9. Eine dritte Zwei- flüglerlarve, welche eine junge Tipularien-Larve zu sein scheint. Die in den kranken Kartoffeln gefundenen Helminthen gehören zu Rhabditis, wohin auch die Vibrionen des Weizens, Kleisters und Essig gezählt werden, und bilden eine neue Art Rh. fecularum Guer. Der Verf. erklärt sich gleichfalls zu der Ansicht, dass alle diese Thiere nicht die Kartoffelkrahkheit verursachen, sondern erst in Folge derselben sich einfinden. (Compt. rend, XXI. S.876. Froriep's N. Notiz. 36 Bd. S.185 Rev. Zool. 8.395. Amnal. d. I. Soc. Ent. d. Fr. lt. Bull. S. cv). ı Die Ansicht, dass die Kartoflelkrankheit wenigstens theilweise thierischen Ursprungs sei, ist vörzüglich von Gruby vorgetragen, welcher eine Milbe so wie zwei Arten von Würmern, ‘der eine mi- kroskopisch, der andere dem blossen Auge sichtbar, nebst einer Schwarzsucht und einer Pilzkrankheit als Ursachen der Epidemie aufstellte (Compt. rend. XXI: 'S. 696). — Guerin erklärte die Milbe für Glyeiphagus fecularum, die Würmer vermuthet er möchten In- Naturgeschichte der Inseeten während des Jalıres 1845. 203 sectenlarven sein (Rev. Zool. S. 358), der mikrosköpische Wurm könnte wohl eher auf Rhabditis bezogen werden. Focke in seiner gehaltvollen Schrift „Die Krankheit der Kar- toffeln im Jahre 1815, Bremen 1846” bildet aus den kranken Kar- toffeln eine Milbe und ein Stück einer Insectenlarve ab, welche letz- tere er für die Larve der Sciara vitripennis hält; die Anlage der Luft- gefässe lässt jedoch auf eine Muscarien-Larve schliessen. Goureau (Ann. d. ]l. Soc. Ent. d. Fr. Il. S. 75) theilte seine Beobachtungen über die Insecten mit, welche im Car- duus nutans leben. Diese Insecten sind die kleinen Schmetterlinge Catoptria Car- duana Guen. und Eupoecilia hybridella Guen. Die Raupe der erste- ren lebt im Grunde des Blüthenbodens, die der letzteren am Grunde der Haarkronen der Samen, deren Keim sie ausfrisst. Im Blüthenboden leben ferner in besonderen Zellen die Larven des Rhinocyllus lati- rostris und der Trypeta (Urophora) cuspidata und zwar in den mittleren Zellen die des ersteren, in denen am Rande die der letz- teren. Zwischen den einzelnen Blüthen des Blüthenkopfes findet sich in Menge eine rothe Cecidomyien-Larve, von deren Raube eine kleine Blüthenwanze, Anthocoris fuscus lebt. Als schmarotzende Hymeno- gieren finden sich Bracon urinator in den Larven des Rhinocyllus, Eurytoma verticillata, Semiotus diversus?, Trigonoderus umabilis?, und zwei Arten von Entedon in den Larven der Trypeta, endlich erzog der Verf. noch eine Cyaips, welche er als C. zitida bestimmt, deren Galle am Blüthenkopf oder am Stiel gesessen haben mochte. (a Eine wichtige Arbeit über fossile Ueberreste von Inseeten ist in England erschienen: A history of the Fossil Inseets in the Secondäry Rocks of England, by the Rev. P. B. Brodie, London, 1845. Striekland (Rep. of the Brit. Assoe. f. 1845. S. 55) stattete _ über dies Werk folgenden Bericht ab: „Die Kenntniss fossiler In- secten, welche bisher noch sehr beschränkt war, ist durch Rev. Brodie beträchtlich erweitert, und zwar aus zwei Hauptgruppen, aus Wealden und Lias. Aus Wealden sind nicht weniger als 74 In- secten aus Brodie’s Sammlung von Westwood beschrieben und abgebildet. Sie sind im Allgemeinen durch ihre geringe Grösse merkwürdig und aus ihren zoologischen Charakteren nimmt West- wood ab, dass sie dem gemässigten Klima angehören; die grossen _ Käfer, Heuschrecken, Cicaden unserer Tropen fehlen, dagegen finden kleine Rüsselkäfer, Schnaken, Libellen, Blattläuse, wie sie ge- ärtig in Europa vorkommen. Dies ist um so auflallender, als N riesenmässigen Reptilien und die merkwürdigen Pllanzenformen der Wealdenbildung auf ein tropisches Klima schliessen lassen. Man muss deshalb entweder annehmen, dass die europäischen Insecten- formen mit Parnbäumen und anderen tropischen Erzeugnissen gleich- j 0* ’ 204 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der zeitig vorhanden waren, oder, was wahrscheinlicher ist, dass diese Insecten auf einem grossen Flusse aus einem kälteren Landstrich in das grosse im warmen Klima liegende Wealdenbecken geschwemmt wurden, wie noch heutigen Tages aus Oberkanada und dem Felsen- gebirge die Erzeugnisse einer kalten Himmelsgegend durch den Mis- sisippi in den mexikanischen Meerbusen mit tropischen Palmen und Alligatoren zusammengeführt werden. Ein anderes Ergebniss über- raschender Art ist aus diesen Untersuchungen an das Licht gekom- men, nämlich eine merkwürdige Uebereinstimmung der fossilen In- secten mit den gegenwärtig lebenden Formen, so dass sie sich meist in die Familien und selbst in die Gattungen der gegenwärtigen Fauna einreihen lassen. Nur einmal hat Westwood einen neuen Gattungs- namen aufgestellt, und zwar für eine Form, welche sowohl dem Lias als dem Wealden angehört.” Diese neue Gattung nennt Westwood Orthophlebia, und er hat sie auf Flügelabdrücken errichtet, welche im Geäder dem von Panorpa am nächsten kommen. Am deutlichsten sind die Hautflüge] und die Decken ausgedrückt, undeutlicher sind Flügeldecken und ganze Insecten. Die Bestimmung der Käfer nach den vorliegenden Abdrücken unterliegt daher noch grosser Schwierigkeit und Unsicher- heit, leichter und sicherer ist die der Inseeten mit Hautflügeln und Decken nach dem Geäder. Dass diese Insecten einem gemässigten Klima angehört haben, scheint mir eine etwas gewagte Annahme zu sein, und wenn Westwood (S.xır) sie auch dadurch bekräftigt, dass unter den Abdrücken Blattläuse vorkommen, welche unseren Tropen fehlen, so ist dies letztere nicht, allgemein gültig, denn in Ostindien giebt es Blattläuse. Dagegen erscheint das Ergebniss vollkommen sicher, dass die in den secundären Felsen aufbewahrten Ueberreste der Inseceten mit den jetzt lebenden Insecten eine nahe Uebereinstim- mung zeigen, so dass die Insectenwelt keine grossen Veränderungen erlitten zu haben scheint. Coleoptera. „Die Gattungen der deutschen Käfer-Fauna, nach der analytischen Methode bearbeitet, nebst einem kurzgefassten Leitfaden zum Studium dieses Zweiges der Entomologie, mit zwei Kupfertafeln, von Ludw. Redtenbacher, Dr. med. Wien 1845”. Dies Werkchen ist dazu bestimmt, den Anfänger in die Entomo- logie einzuführen, und ist zu diesem Behuf sehr zweckmässig ein- gerichtet. Die Einleitung enthält folgende Abschnitte: 1 Von den verschiedenen äusseren Theilen und Organen der Käfer. Il. Von den äusseren Eigenschaften, welche mehreren Organen derselben zukom- men. Ill. Von dem Vorkommen und dem Fange der käfer nebst den dazu erforderlichen Requisiten. IV. Von der ferneren Behandlung a Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 205 der gefangenen Käfer. V. Von der zweckmässigsten Art eine Samm- lung anzulecen und im guten Zustande zu erhalten. VI. Von der Untersuchung kleiner Körpertheile ‚der Käfer, insbesondere der Fress- werkzeuge. — Vll. Vom Gebrauch der folgenden zwei Tabellen. Vlll. Uebersicht der Ordnungen der Insecten. Die erste der Tabellen ist zur Bestimmung der Familien, deren 72, die zweite zur Bestim- mung der Gattungen, deren 738 aufgenommen sind. Einige neu auf- gestellte Gattungen sollen unten namhaft gemacht werden. Die Darstellung des Verfahrens, welches der Verf. zur Untersu- chung kleiner Körpertheile, namentlich der Mundtheile anwendet, ist auch in der Entom. Zeit. S.295 mitgetheilt worden. Zur Aufbewah- rung dieser Theile empfiehlt der Verf., dieselben zwischen Glasplatten in reinen Canadabalsam einzulegen. Milne Edwards hat der Pariser Akademie Untersuchun- gen von Blanchard über das Nervensystem der Käfer vorge- legt (Compt. rend. XXI. S. 752). Die Ursprünge der Nerven für die Mundtheile bemerkt M. E., seien bisher noch wenig beachtet, er finde eine grosse Ueberein- stimmung bei vielen Käfern. Die Nerven der Oberlippe entspringen aus dem unteren Theile des Gehirnganglion, die anderen Mundtheile erhalten ihre Nerven aus dem unteren Kopfganglion, so dass die Aeste für die Mandibeln am meisten nach aussen, die für die Unter- lippe am meisten nach innen liegen. Ferner trägt M.E. vor, dass man die paarigen Eingeweidenerven mit Unrecht als zum Nahrungskanal gehörig betrachte, er habe sich durch genaue Untersuchungen überzeugt, dass das erste Paar an das Rückengefäss, das zweite an die Luftgefässe seine Aeste gebe. Dies ist die Bestättigung und Erweiterung einer Beobachtung, welche ich - schon vor 14 Jahren gemacht habe (Gen. Dyt. S.11), es ist dies aber, wie aus Brandt’s Untersuchungen über die Mundmagennerven hervorgeht, kein allgemein gültiges Gesetz. Darauf bemerkt M. E,, dass er sich auch mit vergleichenden Untersuchungen über das Ner- vensystem der Käfer und deren Larven beschäftigt und dadurch die Einsicht gewonnen habe: 1. Dass die Eintheilung in Stämme und Familien nur in so weit als wohl begründet angesehen werden könne, als sie vorzugsweise auf organischen Kennzeichen beruhe; 2. dass das Nervensystem, da es mehr als jeder andere Theil des Organismus Abweichungen zeige, welche mit den bedeutenden Abtheilungen zusammentreffen, bei der Würdigung der natürlichen Verwandtschaften vorzüglich berücksichtigt werden müsse; 8. dass für die untergeordneten Abtheilungen die Kennzeichen sich leichter in der Gestalt des Nahrungskanals, der Geschlechts- organe und des Systems der Anhänge (d. h. Fühler, Mundtheile und Beine) finden werden. Es würde ein wunderliches System geben, wollte man die Fa- 206 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der milien nach dem Nervensystem, die Hauptgruppen derselben nach dem Nahrungswege, die Untergruppen nach den Geschlechtstheilen, die Gattungen endlich nach den Anhängen bestimmen. Wir müssen alle Abtheilungen, gross und klein, so aufnehmen, als sie uns die Natur zu geben hat, und den Organismus als ein Ganzes betrachten, wie er es ist, und in welchem jedes organische System sein Recht hat, und selbst in seiner Anwendung auf die ‘Systematik geltend macht. So wird es einzelne Familien geben, in welchen das Nerven- system in eigenthümlicher und beständiger Form auftritt und bei einer andern wird es die äussersten Abweichungen zeigen, während eine besondere Bildung eines andern Organs für dieselbe bezeichnet wird, Der Verf. wäre überhaupt nicht mit dem Ausspruch einer überwiegenden Wichtigkeit des Nervensystems für die Eintheilung aufgetreten, hätte er zahlreichere Untersuchungen angestellt, oder hätte er die Arbeit seines Schülers näher geprüft. In der letzteren ist überdies ein verkehrter Weg eingeschlagen, indem aus’den ein- zelnen Familien nur einzelne oder einige Formen als Vertreter der- selben untersucht sind. Um zu einem wissenschaftlich genügenden Ergebniss zu gelangen, musste der volle Inhalt jeder Familie geprüft werden, freilich ein sehr mühevolles Verfahren, wobei man aber nicht, wie bei jenem oberflächlichen, dem Zufall anheim gegeben ist, ob man das Rechte trifft oder nicht. — Die Abhandlung des Herrn Blanchard, welche in den Ann. d. sc. 1846 erschienen ist, kommt im nächsten Bericht zur Sprache. Eine Abhandlung von Schiödte „Ueber die Stellung der Ptilien im Systeme, ‚nebst einigen Andeutungen über die Systematik der Clavicornen” (Kröy. Nat. Tidsskr. N. R. 1. S. 380, deutsch in der Ent. Zeit. S. 189) gewährt einen zwar flüchtigen aber doch reichhaltigen Blick in die systematischen Verhältnisse einer bedeutenden Reihe von Käfer-Familien. Nach der Zahl der Malpighischen Gefässe zerfallen die Keulhör- ner in zwei Gruppen, in solche mit 4 und solehe mit 6 Malp. Ge- fässen. Zu den ersteren gehören die Palpatoren, Histerinen, Silpha- len, Scaphidilier, ferner die Anisotomiden, Pselaphier, Staphylinier, endlich die Trichopterygier, zu den letzteren die, Nitidularien, Engi- diten, Cryptophagen, Dermestinen, wenigstens einige der Byrrbier, ferner sämmtliche Latreille’schen Xylophagen, sie gehören zu wel- chen Familien sie wollen, also auch die von ihnen, welche sich den oben genannten Gliedern seiner Clavicornen anschliessen. Diese Reihe dürfte, fährt der Verf. fort, ehe zur Bestimmung ihrer syste- matischen Verhältnisse geschritten werden kann, mit denjenigen unter Latreille’s Serricornes zu vergleichen sein, bei welcher sich die Mal- pighischen Gefässe in ähnlicher Weise verhalten. Claviger und Pha- lacrus so wie Heterocerus und die Parniden waren vom Verf. noch nicht untersucht. Beachtenswerth ist die Bemerkung, dass bei den Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 207 meisten Keulhörnern, wo das Duodenum bei einer natürlichen Fami- lie mit blinden Anhängen versehen ist, dieselben bei den kleinen Formen an Anzahl und Weite (nicht aber an verhältnissmässiger Länge abnehmen). So verhält es sich mit den Choleuen im Gegen- satze zu Neerophorus und Silpha, mit den Aleocharinen u. a. im Vergleich mit den Staphylininen, mit Cyrtusa im Vergleich mit dem grösseren Lioden, mit Abraeus im Vergleich zu Hister, mit Cercus und Meligethes im Vergleich mit Cyllodes und Pocadius, mit Episte- mus im Vergleich zu Antherophagus. (Diese Bemerkung ist um so weniger zu übersehen, als sich ein gleiches Verhältniss zwischen den grossen und kleinen Formen einer Familie auch in der Ausbil- dung des Flügelgeäders zeigt, also an einem ganz verschiedenartigen Organ.) Die Trichopterygier haben jene Duodenum-Anhänge sehr entwickelt, woraus schon hervorgeht, dass sie nicht als Zwergform irgend einer anderen Familie eingeschlossen werden können, Erheb- liche Unterschiede finden sich zwischen mehreren Familien der oben . epwähnten ersten Reihe in der Bildung der Hoden; ein eigenthüm- | . licher zusammengesetzter Bau der Samenblasen ist den Histerinen mit den Hydrophilinen gemein, und der Verf. betrachtet deshalb die Histerinen als das Bindeglied der Clavicornen und Palpicornen. Mikroskopische Untersuchungen über den Bau der Flü- geldecken bei den Käfern, von Bernard-Deschamps (Ann. d. se. nat. 3. Ser. Il. S. 354). Die Käfer Europa’s, nach der Natur beschrieben von Dr. H. ©. Küster, mit Beiträgen mehrerer Entomologen (Nürn- berg, b. Bauer und Raspe). 2. u. 3. Heft. Das Werk ist im raschen Fortschreiten und macht viele neue Arten bekannt. Dankenswerth ist es auch, dass der Verf. öfter grös- sere Reihen von Arten aus einer Gattung folgen lässt: durch solche monographische Behandlung kann dies Unternehmen an Wichtigkeit gewinnen, Den vorliegenden Heften sind je zwei Tafeln mit Abbil- dungen von Gattungsrepräsentanten beigegeben, welche trefllich in der Zeichnung, im Stich nur noch etwas kräftigere Behandlung zu wünschen übrig lassen, welche sich indess, bei grösserer Uebung des Künstlers, H. Bruch, in diesem Fache, von selbst finden wird. Deutschlands Insecten von J. Sturm, 16. u. 17. Bänd- chen. (Käfer). (Nürnb. b. Verf.). Das 16te Bändehen enthält die Bearbeitung der beiden schwie- rigen Gattungen Meligethes und Cryptopbagus, und die überaus schönen Abbildungen müssen das Bestimmen der Arten für die Folge wesentlieli erleichtern. Der Verf. hat die Güte gehabt, mir die Ta- feln von Oryptophagus unausgemalt mitzutheilen, und so sauber auch die Ausmalung ausgeführt ist, scheint es mir doch als hätte durch dieselbe der Stich einen Theil seiner Schönheit eingebusst. Es hät- ten auch die Abbildungen der beiden abgehändelten Gattungen, in 208 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der denen die Färbung so wenig Anhalt für die Bestimmung bietet, füg- lich schwarz bleiben können, obgleich dadurch allerdings eine Ab- weichung von der Behandlung der ganzen Reihe der früheren Bände herbeigeführt worden wäre. Das 17te Bändchen enthält eine Mono- graphie der Trichopterygier von Dr. Gillmeister. Naturgeschichte der Insecten Deutschlands, von W. F. Erichson. Erste Abtheilung: Coleoptera. III. Bd. 1ste u. 2te Lief. Berlin, 1845. In den vorliegenden Lieferungen sind die Familien der Scaphi- dilia, Trichopterygia, Anisotomidae, Phalacrides, Nitidulariae, Co- Iydii, Rhysodides und ein Theil der Cucuiipes abgehandelt. Novae in Fauna Fennica Coleopterorum species, deseri- ptae a F. G. Maeklin (Bull. Mose. 1845. II. S. 544). Sechs neu aufgestellte Arten, welche unten näher aufgeführt werden. p „Notices entomologiques sur le gouvernement et la ville de Kiew” vom Baron M. von Ghaudoir (ebenda S. 158). Die vorliegenden Mittheilungen beziehen sich auf die Pselaphier, die Scydmaenen, die Catops, Colon und Monotoma. Der Verf. giebt auch in der Einleitung einige Nachrichten über die Bodenbeschaf- fenheit der genannten Landschaft. Die Gegend von Kiew ist eine Ebene, welche nur von den tiefen Einschnitten der Wasserläufe durchbrochen wird: der des Dnieper hat eine Tiefe von 2— 300°. Der Grund dieser Schluchten, welcher nur im Frühling vom ange- schwollenen Wasser bedeckt wird, ist bald sandig, mit magerer Ve- getation, bald sumpfig, zum Theil auch Weideland oder mit Flugsand bedeckt. Die obere Ebene ist mit Kiefer- oder Eichenwäldern be- deckt, aber junges Holz, so dass eigentliche Holzinsecten noch feh- len, bevölkert von der Myrmica rubra. Die Nester der Form. rufa fehlen fast ganz. Nirgend finden sich Geschiebsteine, welche in an- dern Gegenden so vielen Insecten zur Zuflucht dienen. Eine zweite vom Verf. untersuchte Gegend, die von Jitomir, ist noch flacher, aber sie ist mit 100jährigen Wäldern bedeckt, von zahlreichen Flüssen durchschnitten, welche Sümpfe bilden, in den Niederungen grosse blumenreiche Wiesen. Die trockenen Flächen, vorzüglich die Kie- ferwälder sind mit zahllosen Ameisennestern besetzt, welche sich indess auch in den Birken- und Eichenwäldern finden. Das Klima ist hier weniger mild als zu Kiew, so dass sich südlichere Formen, als Pelor blaptoides nicht mehr finden. _ Von V. v. Motschoulsky sind ebendaselbst mehrere Abhand- lungen aufgenommen, welche sich auf die Käferfauna des Russischen Kaiserstaats beziehen: Remarques sur ma collection de Coleopteres russes (I. 8.3). — Lettre ä la Societe Imperiale des Naturalistes de Moscou (I. 8.269). — Die coleopterologischen Verhältnisse und die Käfer Russlands (1. S. 3). — Observations sur le Musee entomolo- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1815. 209 x gique de l’Universit& Imperiale de Moscou (11.332). Da diesen Auf- sätzen ein wissenschaftlicher Maasstab nicht angelegt werden kann, so ist in diesem Bericht nicht näher auf sie einzugehen. Charakteristik der vonHrn. Dr. Schrenk in den Jahren 1842 und 1843 in den Steppen der 'Dsungarei gefundenen neuen Coleopteren-Arten; von Dr. Gebler (Bull. d. ]. class. phys. math. de l’Acad. Imp. d. sc. de St. Petersb. III. S. 97). 34 neue Arten, welche unten einzeln aufgeführt werden. Einige neue Käferarten von Assam sind von Hope (Trans- act. Ent. Soc. Lond. IV. S.73) und von Parry (ebenda S.73), neue Arten aus China (theils von Tschusan, theils aus der Gegend von Canton) von Hope (ebenda S.4) beschrieben. Einige Käfer — hauptsächlich Cieindelen — von Macao sind von Ch®evrolat (Rev. Zool. S.95) bekannt gemacht. Einen Beitrag zur Fauna von Mosambik hat Prof. Ber- toloni (Nuov. Annal delle Scienz. Nat. 2. Ser. IV. S. 416) geliefert, indem er 22 Arten auflührt, welche von Herrn For- nasini in der Umgegend von Inhambene gesammelt sind. Diese Arten sind folgende: 1. Manticora latipennis Hope; 2. Anthia thoracica F., 3. A. Burchellii Hope; A. A. Fornasini; 5. Thermophila Ranzani; 6. Th. leucospilota; 7. Tefflus Megerlei Leach; 8. Lycus palliatus F.; 9. Pachylomerus (Ateuchus) femoralis Kirby; 10. Gymnopleurus splendidus Dej.; 11. Orycetes Boas F.; 12. Popilia bipunctata F.; 13. Dieranorhina Derbiana Melly; 14. Amau- rodes Passerinii Melly; 15. Cetonia Alessandrini; 16. Moluris Berto- Zoni Hope; 17. Moluris hirtus; 18. Brachycerus sacer Latr.; 19. Pur- _ puricenus Medici; 20. Callichroma Caffra F., 21. Tragocephala va- riegata; 22. Sagra amethystina Dej. — Eine grosse Uebereinstim- | mung dieser Fauna mit der der Weihnachtsländer ist zu erwarten, da die Proy. Inhambene, in welcher diese Käfer gesammelt sind, un- mittelbar an dieselben gränzt, ausserdem zeigt sich, dass ein Theil der Arten, wie n.2und8 nach dem Cap, andere wie n. 7und 22 nach Guinea und dem Senegal, noch andere wie n. 10 und 18 nach dem Sennaar hin sich verbreiten. Die Diagnosen, mit welchen die neu aufgestellten Arten (n. 4, 5, 6, 15, 19, 21) bezeichnet sind, werden unten mitgetheilt, Guerin (Rev. Zool. S.283) gab einige Nachrichten über die Reise des Herrn Delegorgue in Südafrika, vorzüglich in der Nähe der Weihnachtsbai, im Gebiet der Masilikatzi. Diese Nachricht ist mit den Diagnosen einiger neuer, vom Rei- senden gesammelter Arten begleitet, welche im Mag. d. Zool. abgebildet werden sollen. . 210 Erichson: Bericht über die wissensch, Leistungen in der Einen kleinen Beitrag zur Fauna der Vereinigten Staaten lieferte John L. Le Conte: , Deeriptions of some new and interesting Insects, inhabiting the United States. Read before the Boston Soc. Nat. Hist. Novemb. 6, 1844. (Boston Journ. of Nat. hist.). . Beschreibungen der von Capt. King bei der Aufnahme der Maghellansstrasse gesammelten Insecten, von J. Curtis (Transact. Lin. Soc. XIX. S. 441. T. 41). Die Fortsetzung einer im XVlll. Bande der Linn. Transact. an- gefangenen Arbeit, einen Theil der Käfer enthaltend, und zwar die Familien der Histerinen, Hydrophilier, Lamellicornen und die Hete- romeren. Waterhouse hat aus den Sanımlungen von Darwin einige neue Formen von Heteromeren (Ann. nat. hist. XVI. S.317) und die Käfer-Fauna der Galapagos- Inseln (ebenda S. 19) bearbeitet. Die letztere ist arm und unscheinbar, zeigt einige Uebereinstim- mung mit der Westseite von Peru, überhaupt hat die Fauna durch- aus das Gepräge Amerika’s, wie sich denn auch der Hydrophilus isteralis F. dahin verbreitet. Die meisten Arten sind natürlich neu, die übrigen der bekannten gehören zu den allverhreiteten (Corynetes rufipnes, Dermestes vulpiuus), Cicindeletae. Eine neue Gattung, welche Amblycheila und Omus gleicht, durch grosse Augen aber an Dromica erinnert, ist von Guerin (Bull. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. 111. p. xcv) aufgestellt: Dromochorus: Lefze quer und die Wurzel der Mandibeln bedek- kend; Taster von gleicher Linge, mit etwas verdicktem und an der Spitze abgerundeten Endgliede; die Lippentaster dem Munde ange- legt und nicht herabhängend; das Kinn stark ausgebuchtet, mit einem starken keselförmigen Zahn in der Mitte der Ausbuchtung; die Augen gross, vorragend; die ersten Glieder der Vorderfüsse bei den Männ- chen schwach erweitert, verlängert, unten mit einer Bürste aus sehr dichten einfachen Haaren; die Flügeldecken von sehr verlängerter Eiform; keine Flügel darunter. Die Art D. Pilatei: „ater, opacus, capite magno, oculis pallidis, prominentibus, labro transverso, flavo, ante medio tridentate, mandibulis palpisque flavis apice nigris, elytris punctis subimpressis obsoletis cyaneo-virescentibus” ist von Velasco in Texas. Cieindela ist wit einer Menge neuer Arten bereichert worden, nämlich: ©. fasceiato-punctata (Friv.) von C. sylvatica hauptsächlich durch die nieht narbigen Flügeldecken unterschieden, aus der Türkei, durch Germar (Faun. Ias. Europ. XI. 1). Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1845. 211 ©. Kirilowii (Fisch.) vom Balhasch-See in der Dsungarei, durch Gebler (Bull. Acad. St. Petersb. 1. 97. 1). C. Assamensis, latipennis, (Heptodonta) Hopei durch Parry (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. 5.84) von Assam. €. flavo-macnlata (Koll.), vom Verf. selbst als örtliche Ab- änderung der €. aurulenta F. betrachtet; C. dorsolineo/ata, der ©. lugubris Dej. sich anschliessend; €. Candei, der €. cancellata und catena sehr ähnlich; ©. speculifera, der C. perplexa Dej. verwandt; C. anchoralis, der C. longipes F., und (©, ysamımo- droma, der C. tenuipes Guer. nahe stehend; endlich C, nivi- eincta, welche mit C. limosa Saund. übereinstimmen könnte, wenn nicht den Flügeldecken ein breiter weisser Saum beigelest würde, alle von Macao bei China, durch Chevrolat (Rev. Zool, S. 95). €. Audubonii (Bost. Journ,) aus dem Missurigebiete durch Le- comte. C. Clausseniiaus Minas Geraes in Brasilien (nach meiner Ansicht von C. apiata Dej. nicht abzusondern); €. ferrugata aus Mexiko (schon als C. Sommeri von Mannerheim beschrieben); €. palliata von Cumana in Columbien (vielleicht Abänd. der C, auraria Sch. Kl); €. fulgidiceps ebendaher (unter dem Namen C. daedalea Nob. aus der hiesigen Sammlung mehrfach versandt); €. Minarum aus Brasilien durch Putzeys (Premie. Ent. S.13 — 17). Carabiei. Eine vorzügliche Bereicherung erhielt diese Fa- milie durch eine ihr gewidmete Abhandlung Premices Entomologi- ques, von Putzeys (in den Mem. d. ]. Soc. roy d. Scienc. d. Liege T.1.S.353— 416, und auch in besonderem Abdruck unter obigem Titel, Lüttich, bei Dessain erschienen). Sie enthält: 1. einen mono- graphischen Ueberblick über die Gattung Pasimachus und eine neue _ verwandte Gattung. 2. Beschreibung von 62 neuen Cicindeleten und Carabicen. Der Zuwachs, den diese Familie durch diese und einige andere Arbeiten erhalten hat, wird sich am leichtesten in der systematischen Folge überblicken lassen. Carabicini. Von Mannerheim wurde nachgewiesen, dass der Cychrus striato-punctatus des Chaudoir nur Abänderung des C. ventricosus Esch., dagegen der ©, interruptus Men., in welchem Chaudoir den C. ventricosus zu erkennen glaubte, eine besondere Art sei, (Observations critiques sur quelques especes de Carabiques de Californie. Bull. d. 1, Class. phys. math, d. l’Acad. Imp. d. St. Petersb. IV. S.105). Unter dem Namen Carabus (Procrusticus) Paiafa. bil- dete White (Ann. nat. hist. XV. pl. 8. f.3) eine merkwürdige neue aus Xanthos ab, welche wohl als ein Procrustes anzusehen zu sein scheint. Carabus Lafossei Feisthamel (Ann. d. 1. Soc, Ent, d. Fr. III. 8.103. T.2) aus Tschusan zeichnet sich durch eine Spitze aus, in welche die Flügeldecken sich verlängern, die übrigens auf ähnliche Weise wie bei C. smaragdinus gekörnt sind. 2]2 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Eine neue Gattung Platychrus errichtete Kolenati (Melet. 1. S.25) für die Carabus-Arten von flacher Gestalt, welche Fischer bereits mit Tribax bezeichnet hatte, als €. Puschkini Ad., Riedelüi Men., Creutzeri F., depressus Bon. u. s. w. Calosoma erhielt eine Bereicherung an ©. clathratum Kole- nati (Melet. 33.36) aus Transcaucasien, 0. nigrum Parry (Trans- act. Entom. Soc. IV. p.85) aus Assam, ©. Curtisii und ©. australe Hope (ebenda S.104) von Adelaide in Neuholland, C. Zepidum und ©. triste Leconte (Bost. Journ.) aus dem Missurigebiete und €. blaptoides Putzeys (Prem. 48.47) aus Mexiko. 2. Panagaeini: Tefflus Delegorguei („niger, thorace punctato, latiore quam longiore, elytris sulcatis, suleis elevato-pun- etatis, tibiis extrorsum longitudinaliter sulcatis. Long. 55, lat. 20 mill.) Guerin (Rev. Zool. p. 235), aus Südafrika, ferner Panagaeus Mezicanus aus Mexiko, und Coptia brunnea aus Cumana (Ve- nezuela) Putzeys (Prem. 49. n. 48. 49). Odacanthiini. Casnonia Funckii aus Cumana und O. mar- ginestriata aus Mexiko (Putzeys Prem. 18. n. 6.7). Agra Klugii Desselb. (ebenda. 20. n.8) aus Venezuela. Da der Name schon vergeben ist, hat der Verf. sie später A. humilis genannt. , Lebiini. Diese Gruppe wurde mit einer neuen Gattung ver- mehrt: Cylindronotum Putzeys (Prem. S.22) mit Calleida zunächst verwandt, von der sie sich durch das Kinn, welches keinen Zahn in der Ausrandung hat und auch in der Körperform durch das fast walzenförmige Halsschild unterscheidet. ©. aeneum, aus Cayenne (die hies. Königl. Sammlung besitzt diese Art aus Columbien, und eine zweite aus Brasilien. Der Gattungsname ist aber zu ändern, da Faldermann schon eine Tenebrionen-Gattung Cylindronotus ge- nannt hat). Neue Arten sind: Cymindis rufescens, ruficollis, tricolor Gebler (Bull. Acad. Petersb. 111. S.98) aus der Dschungarei. Calleida basalis, nitida, cordicollis Putzeys (Prem. S. 20. n. 9—11), die zweite aus Brasilien, die beiden andern aus Mexiko. Miscelus unicolor Desselb. (ebenda S.23.n.13) aus Java. Dromius subfasciatus und multiguttiatus Desselb. (ebenda n.14.15) von Cumana (nach meiner Ansicht stehen beide Arten passender unter Tetragonoderus). Cryptobatis hexagona Desselb. (ebenda n. 16) aus Brasilien. Lia comma, albosinuata Desselb. (ebenda n. 17.18) eben- daher. — Lia fasciata St. var. Desselb. (ebenda) ist Lebia elegans Mannerh. Von Lebia beschreibt Putzeys (ebenda n. {19—40) eine Menge Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1855. 213 von Arten: L. longipennis, pendula, Minarum, marginata, scutellata, annulipennis, N. nigrum, nigrofasciata, cir- cularis, angusticollis aus Brasilien, L. rotundipennis aus Cayenne, L. Heydenii aus Neugranada, L. rugiceps (später di- stinguendu genannt), C. nigrum, Cumanensis, maculicol- lis, granaria, apicalis (später terminalis genannt) von Cu- mana, L. nigriventris, ceutromaculata, Bonellii aus Me- xiko, L. Dupontii aus Vandiemensland. Coptodera bifasciata und elongata Desselb. (ebenda n. 41. 42), die erstere aus Brasilien, die zweite aus Mexiko; €. bi- einceta Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S.15) von Canton in China. Brachinini. Zwei neue Arten von Brachinus sind B. brun- nipennis und atripes Putzeys (Prem. n. 44. 45) aus Brasilien. Anthiini. Neue südafrikanische Anthien sind von Bertoloni (a. a. O. S. 419. n. 4—6) aus der Gegend von Inhambene, von Guerin (Rev. Zool. S.235) aus dem Gebiete der Masilikatzi, aufgestellt wor- den, die ersteren mit folgenden Diagnosen; Anthia Fornasini: nigra, punctata, vix hirsuta, elytris costatis, margine externo tomento ferrugineo tecto; aptera; long. 4%, lat. 1% cent. — Thermophila Ranzani: nigra, semisplendens, capite thoraceque cordato pedibus- que tenuiter punctulatis, elytris costatis, scrobiculis seriatis concavis, tomentosis; costis internis postice interminatis; aptera; long. 3%, lat. 1 cent. (Scheint mit Anth. alveolata Reiche s. vorigjähr. Bericht einerlei zu sein). — Therm. leucospilota: nigra, capite impresso, thorace cordiformi oblongo punctulatis, abdomine ovato, elytris an- tice costatis, postice maculis duabus rotundis tomentosis candidis; aptera; long. 3 cent., lat. 9 mill. — Die Arten‘von Guerin sind: Anthia Massilicata: Nigra, ovata, labro utringue emarginato, elytris 8costatis, margine albo integroque, angulum humeralem non attingente; long. 41, lat. 14 mill. — A. cephalotes: nigra, elongata, parallela, labra leviter utringue emarginato, capite magno, supra duabus vittis longitudinalibus maculaque alba utrinque infra oculos, medio thoracis vitta lata flava; elytris elongatis, sulcatis, maculis tribus (una scutellari) basalibus fulvoflavis, postice albo marginatis; long. 31, lat. 9% mill.). — A. graphipteroides: Nigra, depressa et postice dilatata, vitta lata longitudinali flava in medio capitis, thoracis et basi suturae; elytris basi profunde sulcatis foveolatisque, duabus maculis transversalibus obliquisque ultra medium flavis; long. 28, lat. 9 mill. . Helluonini. Helluo brunneus Putzeys (Prem. n. 43) ist eine neue Art aus Brasilien. Pseudomorphini. Silphomorpha orectocheiloides und topus Fortnumi Hope (Transact. Ent. Soe. Lond. S. 101) sind neue Arten aus Adelaide in Neuholland. Scaritini. „Note monographique sur le genre Pasimachus et Zn A 214 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der sur un nouveau genre voisin”. Putzeys Prem. S. 1. — Die neue Gattung nennt der Verf. Molodbrus, ein Name, der vielleicht besser vermieden wäre, da er bei den Dipteren, wenn auch jetzt nur als Synonym, vorkommt. Sie unterscheidet sich von Pasimachus durch folgende Merkmale: Das Endglied der Maxillartaster länger als das vorhergehende, nach der abgerundeten Spitze hin breiter werdend. Die Nebenzungen häutig, an den Seiten der Zunge aus einander wei- chend, innen und hinten kurz behaart. Die Fühler kürzer, die Glie- der mehr kegelförmig, alle ungekielt. Das Halsschild bald ohne Hinterecken, halbkreisförmig, bald fast herzförmig mit deutlichen Hinterecken. Die Flügeldecken eirund, sehr gewölbt, mit abgerun- deten Schulterecken, tief gestreift oder gefurcht, in den Zwischen- räumen punktirt; der kleine Schrägstreif an der Wurzel der Naht deutlich. Die Mittelschienen in der Mitte mit einem starken Zahn, unter demselben wie ausgerandet, über demselben noch mit zwei oder drei deutlichen Zähnchen. Die Trochanteren der Hinterbeine zugespitzt, wie bei Scarites. — Mit Carenum stimmt die neue Gaät- tung mehr noch als mit Pasimachus überein und unterscheidet sich wesentlich nur durch die Gestalt der Lippentaster, aber auch durch ihre Heimath Mexiko. Ausser dem Pas. rotundipeunis Chevr. be- schreibt der Verf, noch zwei neue Arten M. purpuratus und splendidus. Von Pasimachus führt der Verf. nur 5 bereits be- kannte Arten auf. Lecomte (Boston Journ.) unterschied mehrere nordamerikani- sche unter dem Scarites subterraneus F. verwechselte Arten: 1. Se. substriatus Hald.: mandibularum parte exteriore suleo laevi, pro- fundo, linea elevata obliqua diviso; parte interiore oblique striatä; long. 1453—12”; in den südlichen Staaten, unter Baumrinden. — 2. Sc. Ephialtes: mandibulis totis oblique striatis, capite antice ru- goso; impressionibus frontalibus rugosis; long. 144°“, mit den vori- gen. — 3, Se. intermedius: mandibularum sulco valde profündo, indiviso, laevi, impressionibus frontalibus latioribus, rugosis, profun- dioribus; long. 12”; in den westlichen Provinzen. — 4. Se. subter- ranews auct.: mandibularum sulco laevi, rugulis solum paueis in- distinetis; impressionibus frontalibus laevibus; long. 9" ;’überall. — 5. Se. affinis: mandibularum sulco linea obliqua elevata diviso, laevi; impressionibus frontalibus rugosis, linea obliqua solita satis distincta,; long. 9”, überall. — 6. Se. patruelis: mandibularum sulco profundo, excavato, laevi; impressionibus frontalibus profunde rugosis; long. 6}; in Georgien, unter Holzstückchen. Dyschirius ruficollis Kolenati (Melet. 1. 5.23) ist eine neue, dem D. gibbus verwandte Art aus Transkaukasien. Harpalini. Als neue Arten sind hier aufzuführen: Ophonus Caucasicus Kolenati (Melet. S.59) vom Kasbek, Harpalus rotundicollis Desselhb. (ebenda S. 65) von Tiflis. — Selenophorus (?) Galapagoensis und Amblygnathus {!) ob- > Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1945. 215 seuricornis Waterhouse (Ann. nat. hist, XVl. S. 22) von den Galapagos-Inseln, Amblygnathus suturalis Putzeys (Prem. n. 54) von Cumana, ferner Harpalus cyanescens, diffieilis, tre- choides Hope (Transaet. Ent. Soc. Lond. IV. S.14) von Canton in China. — Vielleicht ist auch Amara orientalis Desselb, (eben- daher hier aufzuführen, und ebenso zweifelhaft ist die Gattungsbe- stimmung von Jeinopus australis Desselb. (ebenda S.105) von Adelaide in Neuholland. Pterostichini. Ueber Aguosoma Men: spricht Mannerheim die Ansicht aus, dass sie eine eigene, allerdings dem Stenomorphus Dej. nahe stehende Gattung sei, indem „die verlängerte Gestalt des Halsschildes, der im Verhältniss kleine Kopf, die unbedornte Aussen- kante der Hinterschienen, die ungewöhnliche Kleinheit der Füsse, so wie die eigenthümliche Form der hinteren Schienen, welche in der Mitte erweitert, flachgedrückt und der ganzen Länge nach mit tiefen Furchen versehen sind”, eine ungezwungene Vereinigung mit Stenomorphus nicht zulassen (Observ. erit. sur quelg. especes de Carabiques de Californ. Bull. Acad. ä Petersh. IV. .S. 108). — Ich kann mich an den Stücken unserer Sammlung von diesen Unterschie- den nicht überzeugen. Drei neue Gattungen sind von Putzeys a. a. O. aufgestellt: Geta (5.47), mit Morio und Homalomorpha zunächst verwandt, von denen sie sich durch einfachen Zahn in der Ausrandung des Kinnes unterscheidet, auch sind die Fühler noch kürzer als bei Morio. Der Körper ist sehr flach. Die Streifen der Flügeldecken reichen mit Ausnahme des 5ten und 6ten bis zur Spitze. Die Art, G. Lacordairei, ist in Brasilien einheimisch. Marsyas (S.52), mit Cynthia Latr, und Euchroa Brull. ver- wandt, von beiden dadurch unterschieden, dass das Endglied der Ma- xillartaster schwach beilförmig ist. Die Art M. aeneus ist in Brasilien zu Hause, und ist dem Anschein nach Perty’s Poecilus thalassichroma, indess ist dessen Abbildung zu schlecht, als dass sich hierüber mehr als die Vermuthung aufstellen liesse, Corax (8.54). Eine Zwischenform zwischen Pereus und Stero- pus, den letzteren ähnlicher, von dem es durch eine Sumnie von „Mehr und Weniger” abweicht. Ausserdem hat der letzte Bauchring des Hinterleibes bei den Männchen von Steropus eine kurze Quer- leiste, bei Corax eine lange scharfe Längsleiste. — Cor. Ghilianii, eine neue Art aus Andalusien. \ Eine neue Art aus Asturien ist Steropus Lacordairei Put- zeys (ebenda n. 52. — Omaseus fornicatusKolenati (Melet. S. 45) _ scheint mir von O. Caspius Men. nicht verschieden, Platysma Kus- bekiana Dess. vom Kasbek ist mir unbekannt, Amara adaman- tina Dess. von den Armenischen Alpen ist A, obsoleta Dej., leb- haft gefärbt, 4. weruginosa Desselb. vom Caucasus ist A. curta “ 216 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Dej. — Feronia calathoides und Galapagoensis Water- house (Ann. nat. hist. XVI. S.21) sind von den Galopagos-Inseln, Anchomenini. Sphodrus Schrenkii Gebler (Bull. Acad. St. Petersb. 111. S.99) ist eine neue dem Sph. laticollis ähnliche Art aus der Kirgisischen Landschaft Karkaruli. — Pristonychus convezus und Mannerheimii aus Transkaukasien, und Calathus peltatus aus Somchetien sind von Kolenati (Melet. I. S.40) entdeckte Arten. Trechini. Zwei neue deutsche Arten von Trechus stellte Put- zeys (Prem. n. 56.57) auf: Tr, ovatus aus der Steiermark und Tr. pulchellus aus der Sächsischen Schweiz. Lachnophorus pallidipennis Putzeys (ebenda n.55 ist eine neue Art aus Cumana. Ders. (Entom Zeit. S. 136) sichtete die dem Bembidium An- dreae ähnlichen Arten auf folgende Weise: 1. Beine ganz hellgelb. A. Halsschild herzförmig: 1. B. fluviatile Dej. — B. Halsschild etwas herzförmig. a. alle Streifen verschwinden vor der Spitze, der sechste fehlt oder ist kaum sichtbar. «. Grundfarbe schwarzgrün mit roth- gelben Flecken: 2. B. Lusitanicum, eine neue Art aus Portugal. — ?. Grundfarbe der Flügeldecken weisslich gelb mit schwarzer Naht: 3. B. concinnum Steph., kommt bei Ostende und Antwerpen an Stellen vor, die bei der Fluth vom Meere bedeckt sind. — b. die Streifen bis zur Spitze verlängert, der sechste deutlich. «. Hals- schildswurzel in der Mitte stark punktirt, die Mittellinie bis zur Wurzel verlängert, die Taster an der Spitze schwarz: 4. B. Andreue F. — #. Die Halsschildswurzel in der Mitte kaum punktirt, die Mit- tellinie die Wurzel nicht erreichend, die Taster ganz gelb; 5. B. eruciatum Dej. — II. Die Schenkel schwarz oder braun. A. Die ersten Fühlerglieder rostroth. a. Halsschild herzförmig: 6. B. oblon- gum Dej. — b. Halsschild an der Wurzel erweitert: 7. B. sawatile Gyll. — B. Das erste Fühlerglied rostroth, die folgenden an der Wurzel rostroth. a. Die Steifen breit, tief, stark punktirt: 8. B. Bruzxellense Wesm., femoratum Gyll., Schiödt. — b. Die Streifen wenig tief, schwach punktirt: 9. B. femoratum St. Dej. Steph. Er. Ders. (Prem. n.60) beschrieb als Bemb. Dejeanii eine neue Art, welche viel Aehnlichkeit, namentlich in der Zeichnung, mit No- taph. fumigatus hat, indess nach der Skulptur des Kopfes eine Leia ist. Der Verf. hat sie bei Antwerpen auf dem rechten Scheldeufer gefunden (sie ist auch bei Erlangen von Dr. Rosenhauer entdeckt worden). Schaum (Entom. Zeit. 5.402) beschrieb den Klaphr. nebulosus Rossi als eine vierte Art der Tachypus-Gruppe, und unterschied das auf Sardinien und Corsica einheimische B. Andreae Germ. Fn. Eur. 18. 2 als Bembl. Küsteri von dem B. pallidipenne Jll. des nördl. Europa. VonKolenati (Melet. 1.S.68—80) sind folgende neue Arten auf- gestellt: Trechus melanocephalus aus Armenien, Tr. umauroce- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 217 phalus vom Kasbek (scheint mir von Tr. minutus nicht verschie- den zu sein). — Tachys dibrachys, inaequalis, anomala, drei ausgezeichnete, einander sehr ähnliche Arten, Notaphus hama- zus aus Armenien (mir unbekannt), Peryphus Menetriesii vom Caucasus (desgl.)., — Leia Maeotica. — Tachypus pietus aus Transkaukasien, f Neue amerikanische Arten sind Tachys sulcatus, Bembidium longipenne, Reichei, centroplagiatum Putzeys (Prem. n.58.59.61.62) von Cumana und Notaphus Galapagoensis Wa- terhouse (Ann. nat. hist. XVI. p.21) von den Galapagos-Inseln. Dytiscidae. Ueber mehrere zweifelhafte Hydroporus-Arten hat Dr. Schaum in der Ent. Zeit. S.404 Aufklärung gegeben: 1. Hydroporus ambiguus des Aube ist einerlei mit H. vittula Er. — 2. Hydr. piceus St. Er. und H. pubescens Gyll. Aub., melauno- cephalus St. gehen in einander über, und hierhin gehören auch H. piceus, scopularis und pubescens Schiödte. — 3. H. nivalis Heer ist eine eigene Art, und H. foveolatus Heer zufällige Abänderung davon. -— 4. H. elongatulus St. Er. ist von Aube, nicht beschrieben, und der H. elongatulus des Schiödte ist davon. verschieden. — 5; H. @yl- lenhalii des Schiödte ist einerlei mit A. piceus Steph. Aub. (nec. St. Er.).— 6. H. acuminatus St. ist allem Anschein nach nichts anderes als H. angustatus St. Er. Aube, Schiödt. — 7. Eine neue dem H. umbrosus verwandte Art ist von Kiesenwetter entdeckt und H. ze- glectus benannt. — 8. H. alpinus und bidentatus sind ohne Zweifel Männchen und Weibchen einer Art. v. Kiesenwetter (ebenda S.149) hat auch von Hydroporus unistriatus eine zweite, glanzlose Form des Weibchens aufgefunden, Germar (Faun. Ins. Europ. 23. 3) stellte eine neue Art Hy- droporus semirufus (collaris Dahl) aus Mittel-Italien auf, und gab zugleich eine Abbildung des H. /autus Schaum aus dem Manns» felder Salzsee (ebendas. n. 4). Kolenati (Melet. 1. S.82) stellte vier neue Arten auf: Aga- bus luniger aus Armenien, Hydroporus stearinus vom Kara bagh, H. Airumnus aus Armenien, und H. symbolum aus Trans- kaukasien (der letzte ist von H. geminus nicht verschieden, die bei- den ersten sind mir nicht bekannt, Neue aussereuropäische Arten sind Dytiscus marginicollis Lecomte (Bost. Journ.) aus dem Missuri, Copelatus? Galopa- goensis Waterhouse (Ann. nat. hist. XVI. p.23) von den Gala- pagos-Inseln und Haliplus Sinensis Hope (Transact. Ent. Soc: Lond, IV. 15. 10) von Canton in China. e- Gyrinites. v. Kiesenwetter stellte gegen Suffrian die An- sicht auf, dass Orectochilus villosus ein Nachtinsect sei, wenn gleich der Käfer von S. im hellen Sonnenschein an der Oberfläche des Wassers gesehen sei, weil es namentlich bei Schmetterlingen öfter Archiv I, Naturgesch, XJl, Jahrg. 2, Bd, pP Pa 318 Erichson: Bericht über die wigsensch! Leistungen in der sich ereigne, dass Nächtthiere bei hellem Tage umherschwärmten (Ent. Zeit. S.147). Jene Meinung, dass der O. villosus ein Nachtinsect sei, ist von Ahrens als eine Vermuthung hingeworfen, und seitdem von vielen Schriftstellern wiederholt worden. Ich glaube, wir sind jetzt im Stande sie zu beseitigen. Das Haarkleid des Orectochilus und der ihm zunächst verwandten Gyrinen ist dem der Parniden gleich, und dient ohne Zweifel, wie es bei diesen der Fall ist, einen Firniss abzusondern, durch welchen eine grössere Luftmasse einge- schlossen wird, mit der die Käfer im Stande sind, lange unter dem Wasser auszuhalten, Daraus ergiebt sich, dass die so behäarten Gyrinen bestimmt sind, in der Tiefe zu leben, und es hat wenig Wahr- scheinlichkeit, dass sie „nur des Nachts in munteren Kreisen auf dem Wasser umhertaumeln.” Wünschenswerth wäre es, dass ein Entomolog, welcher Gelegenheit hat, sich lebende O. villosus zu verschaffen, sie längere Zeit im Glase beobachten möchte, Buprestides. Germar (Entomol. Zeit. $.,227) setzte die europäischen Arten von Eurythyrea aus einander: 1. E. micans (B. micansP.), zu welcher der Verf. B. aurulentaRossi zu ziehen geneigt ist, welche indess sicher zu E. austriaca gehört. —- 2. B. earniolica (Bup. carniolica Hbt.) eine bisher übersehene oder mit der folgenden 3. E. austriaca (B. austriaca L. F., quercus Hbt.) verwechselte Art, von welcher sie sich u. a. durch die Form des Schildehens un- terscheidet, welches bei ihr abgerundet ist, während es bei E, austriaca wohl dreimal so breit als lang ist. — Als 4te Art ist 2. aurata Pall. angezeigt, welche dem Verf. nur aus den Angaben von Pallas und Maännerheim bekannt war. (Sie gleicht der E. ınicans Am meisten, nähert sich aber in der Gestalt des Schildehens der E. austriaca an). 6 Klingelhöfer (ebendas. S. 347) stellte eine Ohrysobothris, deren Larve bei Darmstadt in Kiefernpflänzlingen lebte, als neue Art! Chr. Pini auf, indem ihm Gory’s Beschreibung seiter Chr. Solieri nieht vollkommen mit jenem Käfer übereinstimmte. Ich kant diese Bedenken um so weniger theilen, als Gory’s Beschreibungen höchst mangelhaft sind und höchstens zur Ergänzung seiner nur mittelmäs- sigen Abbildungen dienen köhnen. Den Häuptunterschied der neuen Art von Chr. affinis, die weiteren Gruben der Flügeldecken, giebt Gory richtig an, über die übrigen Unterschiede geht er flüchtig hinweg. ya Lueeciani (in Toskana) fand die Larven der Bupr. festiva in trockenen Wurzeln des Wachholder (Juniper. comm.), wo sie zwi. schen Holz und Rinde ihre Gänge gefressen hatten, welche mit dem gegen die Epidermis befindlichen Puppenlager endigten, Unter der Rinde der Aeste desselben Strauchs fanden sich in Menge B. undata, taeniata, Cavolini (Ann. d. ], Soc. Ent. d. Fr. 11. Bull. S. cxu). Neue neuholländische Arten sind: Stigmodera Fortnumi, Bremei, coccinata, Parryi, @uerinii Hope (Transact. Ent. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 219 Soc. Lond. IV. S.102) von Adelaide — Dass die zweite und dritte Art als Conognatha bezeichnet sind, scheint ‚auf einem Schreibfehler zu beruhen, um so mehr als beide Gattungen nicht wesentlich ver- schieden sind. Eucnemides. Hypocoelus attenwatus ist von Mäklin (Bull. Mosc. II. S.547) als neue finnländische Art aufgestellt, und vorzüglich durch die Bildung der Fühler und des Halsschildes von H. filum unterschieden. Sollte sie nicht das andere Geschlecht sein? — Eine neue Art ist Galba chrysocoma Hope. (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S,14. T.1.F.3) aus der Gegend von Canton in China. Elaterides. Lacon Kokeilii Küster (Käf. Europ. 11. 6.) von Laibach im Krain, unterscheidet der Verf. durch vorn weniger verschmälertes Halsschild, etwas vortretende Ecken und wenig ge- wölbten Rücken desselben, hinten mit zwei sehr kurzen Querleisten; md fast flache Flügeldecken, — Cardiophorus pietus Germar (Faun. Europ. 23.6.) aus der Türkei (richtiger wohl aus Vorderäsien) scheint mir- von der im Caucasus einheimischen kleineren gleichnamigen Faldermannschen Art verschieden zu sein. — Callirhipis angu- losa Desselb. (ebenda n.5), gleichfalls angeblich aus der Türkei (der Käfer ist in Kleinasien, namentlich bei Smyrna zu Hause), wird eine eigene Gattung bilden müssen, welche zunächst mit Cebrio und Phyllocerus verwandt, von. der zu den Rhipiceriden gehörenden Callirhipis selbst der Familie nach sich unterscheidet. — Ampedus suturalis Gebler (Bull. Acad. St. Petersb. III. S.99) aus der Dsun- garei, ist eine neue ausgezeichnete Art, welche.die hiesige Sammlung _ auch von der Eversmannschen Reise nach Bokhara besitzt und nach meiner Meinung ein Limonius ist. — Neue Arten sind ferner Diacanthus fuscipennis „fusco-niger, antennis pedibusque ni- gris, prothorace undique fortiter punctato, linea media impressa, elytris fuscis, costatis, long. 20—22 mill.”) Blanchaxd:in Jacquem. Voy. dans l’Inde, aus Kaschmir, Alaus irroratus Parry (Trans- act, Ent. Soc. Lond. IV. S.85). von Assam, dgrypnus orienta- lis, Ludius ochropus, Juteipes, Alineatuws Hope (ebenda 5.9) von TVsehusan und PAysorhinus Galapagoensis Water- house (Ann, nat. hist. XV1. $. 25) von den Galapagos-Inseln. Auf einem bebauten Felde fand Luecciani männliche und weib- liche Puppen von Cebrio gigas in ihren Puppenhöhlen im lehmigen ‚Boden, , Die abgelegte Larvenhaut glich der des Tenebtio molitor, d. 1, Soc. Ent. d. Fr. 1. Bull. S.xı). Aus: diesem Vergleich heint bei der äussern Aehnlichkeit der Tenebrionen- und Elateren- hervorzugehen, dass Cebrio wirklich eine Elaterenlarve hat. " Lampyrides. Als neue Art wurde von Reiche (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 11. p. 353) Aspisoma candelaria, von Bahia in Brasilien, aufgestellt, und die von Herrn Mocquerys dort gesammelte Larve derselben von Goureau (ebendas. 5.343) beschrieben. Sie pP %* 220. Erichson; Bericht über die wissensch. Leistungen in der hat grosse Uebereinstimmung mit der Larve unserer Lampyris no- etiluca, und zeichnet sich vor dieser nur dadurch aus, dass sie auf die ‘Unterseite des vorletzten Ringes ein Paar gelber Blasen hat, welche vermuthlich leuchten. Wenigstens hatte. Herr Mocg. das Leuchten der Larve beobachtet, Colophotia flavida Hope (Transact. Ent. Soc, Lond. IV. p: 10) ist eine neue Art von Tschusan, Lyeides. Ebendaher ist Lycus Cantori Dess. (ebenda). Omalisus sanguinipennis Dej. Lap. ist von Costa auf dem Berge von St. Angelo bei Castellamare bei Neapel aufgefunden, und in den Ann. dell’ Accad. degli Aspir. Natur. I. (1843) S.205 ausführlich be- schrieben, Melyrides. Neue Arten sind Malachius fulvicollis Gebler (Bull, Acad. Petersb. II. S.99) aus den Steppen am Bal- ehasch-See in der Dsungarei und Dasytes nigricans und fuscipennis Hope (Transact. Ent. Soe. Lond. IV. S. 105) von Adelaide in Neuholland. Clerii. Der Marquis Spinola hat diese Familie in einer reich ausgestatteten Monographie „Essai monographique sur les Olerites, Insectes Coleopteres’” behandelt. Die Grundlage der Bearbeitung bildet die Dejeansche Sammlung, aus welcher der Verf, die die Clerier enthaltende Abtheilung durch Ankauf erworben, und durch Beiträge von mehreren Seiten her auf 235 Arten erweitert hatte. Die Eintheilung des Verf. ist folgende: 4. Der Prothorax aus nur zwei Stücken, der Rückenplatte und dem Prosternum gebildet. B. Die Flügeldecken mit ihrem Seitenrande an die Hinterleibs- seiten schliessend. I. Unterfam. Cleroiden. Die Netzaugen unten ausgerandet, die Fühler vor den Augen eingelenkt. a. Füsse deutlich 5gliedrig. b. Fühler sägeförmig. 1. Cylidrus Latr. (8 Arten). — 2. Denops (1 A). — 3, Tillus T. (6 A.). — 4. Perilypus n. Gatt. mit einmal gezahnten Klauen (1 neue A. aus Mexiko). — 5. Callitheres Dej. (4 A.). — 6. Priocera Rirby (6 A.). — 7, Axina Kirb. (2 A.). b.b. Die Fühler allmählich nach der Spitze hin verdiekt. 8. Xy- lobius Guer., später Stenocylidrus genannt, (Till. azureus Rl. und Xyl. elegans Guer. von Madagascar.) — 9. Systenoderus n. G. mit, einfachen Klauen und an der Wurzel tief eingeschnürtem Hals- schilde (2 neue A., eine aus Mexiko, die andere aus Columbien). — 10, Colyphus Dup. mit einmal gezahnten Klauen und fast walzen- förmigem Halsschilde (5 neue Arten, A aus Californien, 1 aus Colum- bien). — 11. Cymatodera Hope (8 A.). — 12. Xylotretus Guer, eine neuholländische Form, welche von Serobiger, und Chalcielerus schwerlich zu trennen ist (3 A.). Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 18455 221 a,a. Die Hinterfüsse mit nur 4 von oben sichtbaren Gliedern. 13. Tilticera (1 A. Cl. Javanus Dej.). — 14. Tenerus Lap. (8 A. — ist einerlei mit Cylistus Kl.). — 15. Serriger, die 4 letzten Fühler- glieder sägeförmig, die Endglieder beider Tasterpaare einander gleich, beilförmig (1 neue Art aus Mexiko). — 16. Omadius Lap. (4 A.). — 17. Stigmatium Gray (1 A.). — 18. Thanasimus Latr. (Cler. mutilla- rius, formicarius, Amaculatus F. u, a. m. 8 A.). — 19. Natalis Lap. (Notox. porcatus F. 3 A.). — 20. Thaneroclerus Lef. (2 A.). — 21. Trogodendron Guer. (Trichod. fasciculatus Schreib.). — 22. Notoxus F. (6 A. — Obgleich der Verf. sonst auf Form und Skulptur ein be- sonderes, auf die Färbung nur geringes Gewicht legt, vereinigt er doch hier die in der Skulptur so deutlich unterschiedenen N. dome- sticus St. und pallidus Ol. mit N. mollis F., wie es auch eben so mit Unrecht mit Cl. formicarius und rufipes geschehen ist). — 23. Olesterus, n. Gatt. mit stark beilförmigem Endgliede beider Ta- sterpaare, über die Flügeldeckenspitze hinausreichenden Hinterschen- keln, ausgezeichnet durch kapuzenförmiges Halsschild, welches herab- geneigt sich der Mittelbrust anlehnt (1 neue Art vom Schwanenfluss). 2. Serobiger (CI. splendidus Newm. vom Schwanenfluss). — 25. Clerus FE. (rufus Ol. u. a. 39 A.). — 26. Chaleiclerus, 3 A. aus Neuholland, von Serobiger nicht zu trennen, — Der Verf. unterschei- det sie dadurch, dass, bei Scrobiger eine 3gliedr., bei Chalcicler. eine Agliedr. Fühlerkeule sich findet. — 27. Yliotis Sp. (Y. Passe- rinii Sp. = Trichodes ochropus Kl., zeigt aber die Fussbildung von Corynetes). — 38. Zenithicola Sp. (Clerus australis Dej., Tricho- des australis Kl.). — 29. Tarsostenus Sp. (Oler. univittatus Ross.) — 30. Eburiphora Sp. (E. Reichei Sp. = Opil. callosus Kl.). — . Trichodes F. (18 Arten). — 32. Aulicus Sp. (Cler. instabilis ewm. Trichod. instab. Kl. aus Neuholland, und 1 neue Art aus Me- xiko. — 32.a. Muisca Sp., von der vor. Gattung durch weniger breite Endglieder der Taster unterschieden (1 neue Art von Bogotä). — 33. Platyelerus Sp. (Cl. planatus Lap. = Opilus planat. Kl. 2A.). — 34. Phloiocopus Guer. (tricolor Guer. Icon. Reg. an. 2 A.) — 35. Enoplium F. (serraticorne F. und E. Apunctatum Say). — 36: Pelonium Sp. (pilosum Forst. 26 A.). — 37. Apolopha Sp., Füh- ler 9gliedr. mit 3gliedr. Keule (1 neue Art aus Columbien). — 38, Monophylla Sp. Fühler undeutlich 9gliedr., das letzte viel länger als die übrigen zusammengenommen (Enopl. megatoma Dej. und ag (Macrotelus) terminatus Say, Kl.), IL Unterfam. Hydnoceroiden. Die Augen innen oder gar t ausgerandet. Die Fühler am Innenrande der Augen stehend. ar ©. Die Augen innen ausgerandet. A 39. Phyllobaenus Dej. mit durchblätterter Fühlerkeule (Ph. ansversalis Dej.). — 40. Epiphloeus Dej. (6 A.). — 41. Plocamo- er 'ru Sp. von der vor. Gattung nur durch sehr kurze, flachgedrückte Glieder der Fühlerschnur und langhaarige Keule unterschieden (1 neue A, aus Columbien). — 42. Ichnea Lap. (8 A.). 22% Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der c.c. Augen’ ohne merkliche Ausrandung. 43. Evenus Lap. (1 A.). — 44. Lemidia Sp. (Hydnocera nitens Newm.)..— 45; Ellipotoma Sp. Fühler 10gliedr. mit 3gliedr, Keule (1. neue A. aus Columbien). -— 46. Hydnocera Newm. (10 A.). B.B. Flügeldecken seitlich erweitert. 1IL. Unterfam. Platynopteroiden: 47. Erymanthus Kl. (1 A.) — 48. Platynoptera Lap. (3: A.). — 49. Pyticera Dup. eine Enoplien- form mit’11 deutlichen Fühlergliedern (1 neue A. aus Brasilien). 4.4. Prothorax aus vier Stücken, der Rückenplatte, dem Pro- sternum.und zwei Episternen, zusammengesetzt. IV. Unterfam, Corynetoiden: 50. Ryparus mit zur. Auf- nahme der. Schienen ‚gerinnten Schenkeln (‚Cler. tamentosus Dej.). — 51. Lebasiella Sp. (L. erythrodera = Enopl. lepidum Kl. nach Spin.) — 52, Orthopleura (Enopl. damicorne und sanguinicolle). — 153. ‚Chariessa Perty (Ch. ramicornis Perty und Brachymorphus _ vestitus Dej.). — 54. Notostenus Dej. (1 A.). — 55. Corynetes Payk. (4 A.). — 56. Necrobia Latr. (6.A.). — 57. Opetiopalpus Sp. (Cor. seutellaris Pz. AA.). — 58. Paratenetus Sp., eine heteromerische Gattung, welche gewiss.nicht hierher gehört, sondern sich zunächst an. Anaedus ‚Dej. schliesst, (Cor. punctatus Dej,, 2 A.). Was das Kennzeichen betrifft, welches die Unterfamilie der Co- rynetoiden von den übrigen absondert, so sind 1. die Theile, welche hier am Prothorax zum Vorschein kommen, nicht Episterna, sondern es sind. die Hüftanhänge (Trochantin), welche hier wie bei den Te- lephoriden u. a. zu Tage. liegen; 2. findet dies nicht bei den Coryne- toiden ‚allein. ‚statt,, sondern man kann. auch bei günstiger Richtung der Vorderbeine bei allen übrigen Cleriern, diese, Theile ‚wahrneh- men. Jene. Abtheilung. muss also eingehen. Zu bedauern ist, dass die Grössenverhältnisse. der Fussglieder nicht, die. ‚gehörige Berück- sichtigung gefunden haben, sie,‚erfordern allerdings eine sehr sorg- fältige Beobachtung, würden aber auf so, sichere ‚Grundlagen der Eintheilung geführt-haben, wie.sie sich, in.Klug’s Monographie dar- gelegt finden. (S. d. Jahresber. f. 1842. S.177)., Uebrigens bemerkt der Verf, mit Recht, dass sein Werk, ‚welches schon durch ‚seine äussere, schöne: Ausstattung, und dureh ‚den. Reichthum ‚der ‚Abbil- dungen (47 Tafeln) eine ausgezeichnete Stelle’ unter den neueren Er- scheinungen.in der entomologischen Literatur ‚einnimmt, ‚durch Klug’s inzwischen ‚erschienene Monographie nicht überflüssig ‚gemacht sei, indem, abgesehen von der Verschiedenheit ‚der, systematischen, Be- handlung; in. beiden ‚Arbeiten, in jeder ‚eine. sehr grosse Reihe von Arten beschrieben wird, die der anderen fehlt. Spinola hat im An- hange bereits den Versuch gemacht, die den beiden Monographien ge- meinschaftlichen Arten ‚auf einander zurückzuführen, oft mit Glück, oft.aber auch nicht; hier ist um so weniger der Ort, diese Einzie- hungen. zu berichtigen oder zu vervollständigen, als Klug selbst die Absicht hat, seine, BEER hierüber, wesentlich hekannt zu machen. t Naturgeschichte der Insecten während ‚des Jabres.1845. 223 Schliesslich ‚beschreibt der Verf. noch zwei Gattungen, welche obschon anscheinend den Cleriern ähnlich, doch ‚denselben nicht: an- gehören: Eurypus Kirb. und Dupontiella., Die letztere ist neu und ihre Stellung zweifelhaft; sie erinnert durch ihre schlanke Form und den langgestreckten Kopf an Denops, hat ‚deutlich ögliedr. Füsse, aber ohne Haftläppchen; einfache Klauen, eine dreigliedrige sägeför- mige Fühlerkeule, kurze Taster mit fast eiförmigen Endgliedern. Eine Art D. ichneumonoides, ist aus Columbien, eine zweite, nach einem- sehr beschädigten Stücke beschriebene und deshalb zwei- felhafte D. fasciatella ebenfalls aus Südamerika. "Haftlappen an den Fussgliedern betrachtet der Verf. als eines der wesentlichen Merkmale der Clerier, und hiernach würde die chilesische Gattung Epxclines allerdings in diese Familie gehören, ı wo sie eine durch ihre verlängerte äussere Lade der Maxillen aus- gezeichnete Gattung bilden würde. Der Verf. hatte den E. Gayi anfänglich unter Cymatodera eingereiht, später zwar sich von der Eigenthümlichkeit der Gattung Epiclines überzeugt, aber Rücksich- ten gefunden, welche ihn von der Beschreibung der Arten zurück- hielten. - Ptiniores. Guerin hat folgende Eintheilung der Bostrichi- den (Apate F.) aufgestellt (Bull. Soc, Ent. de Fr. 2. ser. IN. p. xvı): 1. Der Kopf unter dem Halsschilde ganz oder theilweise ver- deckt, A. Der Körper walzenförmig. 4A. Die beiden ersten Glie- der der Fühler länger oder so lang als die fünf folgenden zusammen. 1. Apate: Die Fühlerkeule kürzer als die Fühlerschnur, stark säge- förmig. (A. terebrans Pall., franeisca Ol., monacha Ol. u. a); — 2. Xylopertha Guer.: Die Keule so lang oder länger als die Füh- lerschnur, wenig oder gar nicht sägeförmig. (A. minuta F., truncata Dej., Zongicornis F., sinuata F. u. a. — 3. Trypocladus Guer.: Die Keule länger oder so lang als die Schnur, stark durchblättert, (4A. muricata, bidentata, Ol. unidentata F. u. a.). B. Die beiden ersten Glieder der Fühler kürzer als die fünf folgenden zusammen: 4. Rhizopertha Steph. Die Keule stark sägeförmig. (4A. pusilla F.). — 5. Bostrichus Geoffr. Die Keule einfach (A. cornuta Ol., bicornuta Latr., Zuctuosa Ol., capucina Geoffr. u. a.). 3. Der Körper nicht walzenförmig, oben etwas niedergedrückt: 6. Dinoderus Steph. (A. elongata Payk. u. a.). Il Der Kopf frei. A. Der Körper walzenförmig: 7. Heterar- thron Guer., 8. Exopsoides Guer. (Welch’ ein Name!) — 2. 9. sides Westw. — 10. Ezops Curt., 11. Psoa Fab. Die neuen Gattungen Heterarthron und Exopsoides sind nicht näher bezeichnet, — Zu bemerken ist nur noch, dass Dysides von Periy aufgestellt ist, und’ dass Trypocladus Guer. mit Aukaezlon Duftschm. (Faun, Austr. I. 8.85) zusammenfällt. '.! Apate nigriventris Küster (Käf. Europ. II. 12) aus Nord. 224 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der afrika, ist unter demselben Namen schon von Lucas aufgestellt, ist aber, wie ich im Bericht für 1843 (8.274) gezeigt habe, Abänderung von Bostr, luetuosus Ol. Hope (Transact. Ent. Soc, Lond. IV. S.16.17) führte zwei neue Arten, Apute reiecta und rufa, von Canton in China auf. Silphales. Chaudoir (Bull. Mosc. I. S.195) theilte eine Aufzählung der in der Landschaft von Kiew vorkommenden Arten von Catops und Colon mit, welche von der ersten Gattung 17, von der zweiten 14 Arten enthält. Neue Arten sind Caztops longipen- nis „dem C, umbrinus verwandt, ein wenig grösser, etwas länglicher, das Halsschild breiter, an den Seiten mehr gerundet, die Flügeldecken weniger bauchig, flacher, länglicher; die Fühler dünner, das letzte Glied feiner, zugespitzter.” — Cat. sericatus, die kleinere Form des ©. sericeus, ebenfalls nicht durch bestimmte Merkmale, sondern wiederum durch Mehr und Weniger vom Verf. unterschieden. — Col. reetangulus, dem C. brunneus ähnlich, die Hinterecken rechtwinklig, an der Spitze etwas abgerundet, die Hinterschenkel des Männchens einfach. — Col. sinuatus: die Halsschildseiten einen stark abgerundeten Winkel vor der Wurzel bildend, und nach vorn leicht ausgebuchtet; Hinterschenkel des Männchens einfach, an der Wurzel verdünnt, erweitert und im rechten Winkel an der Spitze abgeschnitten. — Col: subdepressus, dem C. brunneus ähnlich, kleiner, kürzer, hinten mehr gerundet, weniger gewölbt u. s. w., Hinterbeine des Männchens eben so gezähnt, aber der Zahn schwä- cher. Als bemerkenswerth für die Lebensweise der Colon führt der Verf. an, dass er die meisten derselben (11 Arten) allein in einem Birkenwalde auf einer trockenen Stelle im Kraute, und zwar auf einem kleinen Fleck von weniger als 100 Klafter im Geviert, und auch nur an einigen warmen Abenden im Mai gefangen habe. Seydmaenides. Chaudoir (a. a, O. S.181) lieferte eine Aufzählung der bei Kiew beobachteten Scydmäniden, "nämlich 19 Scydmaenus, 3 Eumierus, 2 Eutheia, -1 Megaloderes. Sieben neu aufgestellte Arten von Scydmaenus sind von Herrn Dr. Schaum nach vom Verf. mitgetheilten Stücken geprüft (Entom, Zeit. 1846. S. 355), und danach: Scydm. tuberculatus Ch. für Abänderung von. Sc, collaris, Se. propinguus Ch. für etwas breitere Form desselben, Sc. vicinus Ch. für Sc, exilis Er. St., Sc. minutus Ch. und .pa-, rallelus ‚Ch. für neue Arten aus der Gruppe des Sc. angulatus, Se. fimetarius Ch. für hellere, vermuthlich unausgefärbte, Stücke des Sc. hirticollis, Se. minimus Ch. für nanus Märk, erklärt. Den Sc. minutus, welcher Name schon bei Fabricius und Gylienhall vor- kommt, hat Herr Schaum Sc. pumilio genannt. ‚ Pselaphii. Ders. (ebenda S. 163) hat, auch die bei Kiewil gefundenen Pselaphier gemustert, und 3 Batrisus, 1 Tyrus, 1'Tricho- nyx; 10 Euplectus, 2% Drimium, 9 Bytlinus, 1 Tychus, 5 Bryaxis, " Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845, 225 2 Pselaphus aufgezählt. Trichonyz ist eine neue aus dem Psel. suleicollis Rehb. gebildete Gattung, von Euplectus deshalb abgeson- dert, weil an den Füssen sich zwei sehr ungleiche Klauen finden, die innere fein, fast borstenförmig. Die neu aufgestellten Arten sind "Herrn Dr. Schaum ebenfalls meist zur Ansicht zugesandt, und von ihm (a. a. 0.8.353) Euplectus gracilis Ch. als vermuthlich nur kleine Stücke von E. Karstenii, E. nigricans Ch. als dunkel gefärbte Stücke von E. bicolor Denny, E. Zativentris für E. Schmidtii Märk., Bythinus Chaudoiri Hochh. für B. crassicornis Aube, B. distinctus Ch. als muthmasslich einerlei mit B. securiger beurtheilt worden. Trimium brevipenne Ch. ist eine eigene Art, welche sich ausser durch die Form des letzten Fühlergliedes u. a. durch stets rostgelbe Farbe unterscheidet, und unter welcher Dr. Schaum (a. a. 0.) mit Unrecht die von mir in den Käf. der Mark Brandenh. angegebene rothgelbe Abänderung vermuthet; letztere sind nur unausgefärbte Stücke von Tr. brevicornis. Von Maeklin (Bull. Mosc. II. S.550) ist Euplectus Fenni- cus als neue Art aufgestellt worden, welche indess von Herrn Dr. Schaum (a. a. O. 8.358) für einerlei mit E. bicolor Denny. (Psel. glabriculus Gyll.) erkannt worden ist. Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S, 106. T. 7. F.1) lieferte Beschreibung und Abbildung des Articerus Fortnumi, einer von Fortnum zu Adelaide in Neuholland in einem Ameisennest entdeckten Art. Sstaphylinii. „Ueber die Linneischen Arten von Staphyli- nus”, von Westwood (Transact. of the Ent. Soc. of Lond. IV. S. 45). Eine Anzeige über diese Abhandlung ist nach den Proceed. Ent. Soc. schon im Bericht über 1841 (S. 210) gegeben, der ich hier nur noch Einiges hinzufüge. Der Staph. murinus der Linneischen Sammlung ist St. nebulosus L., auf welchen allerdings auch die Angabe ‚inter - majores, non maximus numerand.” besser zutrifft, — Ueber St. ma- zillosus scheint L. ursprünglich den St. olens F. verstanden zu haben. — Unter St. erythropterus befinden sich in Linne’s Sammlung 4 Stücke, 3 sind caesareus Cederh., das vierte castanopterus Gr. Der Zettel ist unter einen der ersteren gesteckt: da hieraus hervorgeht, dass L. selbst beide Arten verwechselt hat, muss man sich jedenfalls an seine Beschreibung halten, in welcher er unverkennbar den casta- nopterus vor sich hatte. — Staph. rufipes L. ist einerlei mit meinem Tachin. rufipes (pullus Grav.). v. Kiesenwetter (Entom. Zeit. S. 222) theilte Bemerkungen über einige Arten der Staphylinier mit:'1. Myllaena grandicollis des , ist einerlei mit M. gracilis Heer. — 2. Gymnusa varie- gata, eine bei Dresden entdeckte neue Art mit Zeichnungen von gelblicher Behaarung. — 3. Homalota atramentaria erhielt der Verf. von Prof. Waltl aus Kempten, also nicht von der Meeresküste. — & Stenus pieipennis Er., in Mehrzahl bei Dresden gefangen, hat ge: wöhnlich schwarze Flügeldecken, die Hinterleibsbildung des Männ- 226 Erichson: Bericht über die, wissensch. Leistungen in. der chens wie bei St, tempestivus. — 5. Stenus nitidus Boisd. ist bereits an verschiedenen Orten des mittleren Deutschlands aufgefunden, — 6. Philonthus salinus des Verf, kommt zuweilen mit seidenglänzendem Halsschilde vor. — 7. Quedius suturalis, eine neue, dem Q. mau- rorufus verwandte, Art’ aus verschiedenen 'Gegenden Deutschlands. Grimm (ebenda 8.126.131) hat die Reihe der in Ameisennestern lebenden Staphylinier mit mehreren neuen Arten vermehrt: Myr me- donia ruficollis, der M. lugens: verwandt, aus der Steiermark; Ozxypoda hospita und occulta, beide der O. togata sehr ähn- lich, ‘bei Berlin, die erstere aus den Nestern der F. fuliginosa, die zweite aus denen der F. rufa, Leptacinus angustatus, in Ber- lin in einem Mistbeetkasten, wo eine Kolonie der F. brunnea hauste, entdeckt. N Einige neue Arten aus Finnland sind von Mäklin (Bull. Mose. II. 8.544) beschrieben worden: Oxypoda picea, der ©. promi- scua ähnlich, durch die Fühlerbildung verschieden; Placusa de- pressa, unter Kieferrinde lebend; Latkrobium rufipes, dem L. punctatum ähnlich, mit längerem, sparsamer punktirten Halsschilde, feiner punktirten Flügeldecken, rothen Beinen; beim Männchen der öte und 6te Bauchring mit seichter Längsrinne und der letztere an der Spitze ausgeschnitten. „Ueber die Gattung Micralymma” hat Schiödte eine lehrreiche Abhandlung geschrieben (Kröy. Naturh. Tidskr. N. R. I. S. 370. T.4), Ref. hatte von ‚dieser Gattung nur ein einziges auf Glimmer: aufge- klebtes Stück aus Aube’s Sammlung zur Untersuchung, welche deshalb mangelhaft, bleiben ‚musste. „Der Verf, zeigt, dass die Gattung, zu den Omalinen gehören müsste, indem sie die wesentlichen Merkmale derselben, stützende Trochanteren, Nebenaugen u. s, w. hesitze. Zu- gleich zeigt der Verf., dass auch den Omalinen die, ‚von mir abge- sprochenen Nebenzungen zukommen, sie. sind. mit, der, Innenfläche der Zunge verwachsen, und von oben yon den Stämmen der Lippen- taster verdeckt, so dass sie bei durchfallendem Lichte nicht sichtbar werden. Daher rührt es auch. wohl, dass sie von, mir ‚übersehen sind. Der: Verf. hat sich aber übereilt, wenn er meine Abbildungen der 'Unterlippen überhaupt als verfehlt bezeichnet, weil sie die auf der Innenfläche liegenden Nebenzungen anf der äusseren Fläche dar- stellen, denn ‚wer diese Theile unter, dem Mikroskop bei duxchfal- lendem Lichte, auch ohne Anwendung des Pressschiebers, untersucht, wird immer finden, dass die Nebenzungen sich: auf ‚beiden: Seiten fast gleich deutlich darstellen. Für meinen Zweek, war es mir ‚daher nicht..von. Bedeutung, die Lage’ der: Nebenzungen besonders darzu- stellen. Es könnte mit. eben so viel Recht Jemand tadeln, dass\ich immer nunr‘einen Lippentaster abgebildet‘ habe, da,doch in der Natur zwei vorhanden sind. — Der Verf. unterscheidet zwei Arten, M. bne- vipenne E.(Ontal. brev. Gyll., Mier. Johnstonis Westw.) von dexSee- küste Schwedens, Norwegens und Schottlands, „labio.fulero stipiti- v Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845- 227 busque palporum exsertis” und M. brevilinguwe, neue Art aus Grönland „labio fulcro stipitibusque palporum obsoletis.” Ich habe ein Bedenken, nicht gegen die Arten, sondern gegen das zur Unter- scheidung benutzte Merkmal, welches wohl nur auf etwas Zufälligem beruht, indem unter den Staphyliniern das Vermögen vorkommt, die Zunge vorzustrecken und in gewissem Maas zurückzuziehen, so dass also die Zungenstütze und die Stämme der Lippentaster bald vor dem Kinn vortreten, bald von demselben verdeckt erscheinen. Vergl. ‚meine G. et Sp. Staphyl. S.10. (Diese Abhandlung ist verdeutscht in der Linnaea Entomolog. 1. 1846. 5.156 aufgenommen). Misterini. x. Kiesenwetter machte darauf aufmerksam, dass HAister Amaculatus F. in den Dunghaufen den Aphodien nach- stellt und sie frisst. (Entom. Zeit. S.227). Ich habe dasselbe am A. Anotatus beobachtet (auf den sich vielleicht auch die Bemerkung des Verf. bezieht), es scheint indess dieser Zug in der Lebensweise unter den Histeren nicht allgemein zu sein, wenigstens sah ich 4. Jimetarius Hht,, welcher an derselben Stelle schwärmte, an dem Aphodien-Schlachten keinen Antheil nehmen. Hister fasciolatus Gebler (Bull. St. Petersb, 11. S. 100, 2,8) aus der Dsungarei, scheint mir, übereinstimmend mit der An- sicht des Verf., einerlei mit Hist. interruptus Fisch, (nec Payk.) zu sein, Ich habe diese Art schon vor 12 Jahren Bieren. ornatus genannt (Klug Jahrb. S. 176). Curtis (Transaet. Lin, Soc. XIX. S.441) stellte Air neue süd- amerikanische Arten auf: Hister Matthewsit von Valparaiso (einerlei mit Saprinus bisignatus des Ref.), Hist, furcatus von Rio (einerlei mit Saprinus connexus des Ref., Hist. con- nexus Payk.) und Hist. castanipes (laevis, niger, thoraeis late- ribus punctulatis, elytris pedibusque castaneis, illis stria suturali furcata, duabus aliis aequilongis alteraqgue humerali breviore; 13”) von Gorrite an der Mündung des Platastroms; vermuthlich ebenfalls ein Saprinus, » "" Eine Bearbeitung der Nordamerikanischen Histerinen im Boston Acad. Journ. 1815 von Maj. Lecomte ist mir ic nicht zugänglich nerirnee karl um Mydrophilii. Ueber die früheren ‚Stände desı Speroheus emarginatus gab v. Kiesenwetter Nachricht (Entom: Zeit. S. 220). Die Weibchen dieses Käfers tragen bekamntlich die Eier in einem Sack eingesponnen mit sich herum. In diesen Säcken sind je 50-55 Bier enthalten. ‘Die Jungen kommen aus dem Eiersacke an der dem Bauch der Mutter zugekehrten Seite 'hervor, 'sind sehr ‘beweglich und munter, und obgleich sie nicht schwimmen können, kriechen sie lebhaft unter der Oberfläche des Wassers oder 'an Wasserpflanzen umher. Sie nähren sich vom Raube‘ und liessen sich ‚mit Mücken und Fliegen ernähren. In ihrem Baue kommen sie sehr mit den Hy- 228 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der drophilen-Larven überein. Ausgewachsen sind sie 4—5”’ lang. (Mir ist an den eben ausgekommenen Larven die beträchtliche Weite der Hauptstämme der Luftgefässe. aufgefallen, welche wie ein Paar Schläuche im Körper liegen), Von Curtis (Transaet. Lin. Soc. XIX. S. 442) hat zwei neue südamerikanische Arten aufgestellt: Aydrophilus chalybeatus aus Brasilien und 4. ochripes von Valparaiso und Brasilien. Der letztere scheint der H. nitidulus Brull. d’Orb. Voy. zu sein. — Hy- drobius neglectus Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. 8.16) ist von Canton, — Sphaeridium Amaculatum Küster (Käf. Europ. 11.23) von Sardinien (auch Sieilien), mit kleinem Fleck an der Spitze der Flügeldecken neben der Naht, und dunkleren Beinen, scheint mir nur eine örtliche Abänderung des Sph. scarabaeoides zu sein, um so mehr als auch bei uns zuweilen so dunkel gefärbte Stücke vorkommen; ausser der Färbung findet sich kein Unterschied. Seaphidilia. Diese von Latreille in den Gen. Cr. et Ins. aufgestellte Familie ist vom Ref. (Deutschl. Ins.) zwar auf Scaphi- dium F. beschränkt, .aber in sechs Gattungen zerlegt. Von der heu- tigen Gattung Scaphidium hat Europa nur eine Art (4imaeulatum), indem Sc. immaculatum F. zu Scaphium Kirb. verwiesen ist. Die dritte europäische Gattung Scaphisoma zählt in Deutschland 4 Arten, Sc. agaricinum, boleti, assimile Schüpp. und fimbatum Dahl. Diesen älteren Gattungen sind drei neue hinzugefügt, Cypa= rium, mit keulförmigen Fühlern und bedornten Schienen, aus einer neuen Art, A. palliatum aus Mexiko, Amalocera, mit haarfeinen Fühlern "und freiem Schildehen, ebenfalls aus einer neuen Art A, picta aus Brasilien, und Baeocera aus Sc. concolor F. gebildet, mit haarfeinen Fühlern, bedecktem Schildchen, von Scaphisoma hauptsächlich durch die Verhältnisse der Tasterglieder und die Füh- ler abweichend, an denen nur die drei Endglieder etwas verdickt sind. Trichopterygia. Eine vom Ref. in den ‚Ins. ‚Deutschl. S..43 ‚aufgestellte Familie, welche. viel Eigenthümliches zeigt, be- sonders in der Mund- und Fussbildung. Die Füsse sind dreigliedrig, zwischen den Klauen@mit einer Haftborste von ähnlicher Form, wie sie bei vielen Milben vorkommt. Von den Mundtheilen sind die Lippentaster von ungewöhnlicher Kleinheit, die Stämme: derselben aber in einen ladenartigen Lappen verlängert. Die Familie’ ist in zwei Gruppen getheilt:' die erste, Ptilina hat zwei Laden an den Maxillen, die Fühler haarförmig, die Flügel federförmig. Der Hin- terleib zeigt bei dem Einen 7 Ringe, bei Tröchopteryx (Tr. ato- maria u. a.) sind die Hinterhüften zu einer Deckplatte erweitert, bei Ptilium (Pt. minutissimum u. a.) sind sie einfach. Bei den Andern finden sich 5 Hinterleibsringe: hier sind ‘die Hinterhüften wieder einfach bei Ptenidium (Pt. pusillum), zu Deckplatten er- weitert bei Nossödium (Derm: pilosellus Marsh.). — Die zweite ER ZEERERR Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 229 Gruppe Sphaerina, auf dem Sphaerius acaroides Waltl gegründet, hat nur 3 Hinterleibsringe, die Flügel sind zwar lang gewimpert, aber von gewöhnlicher Bildung, die Maxillen haben nur eine Lade, den gespaltenen, vierspitzigen Mandibeln fehlt die grosse Mahlfläche, welche die Ptilinen haben; in den wesentlichen Kennzeichen der Fa- milie, der Bildung der Unterlippe so wie der Haftborste an den Füssen stimmen beide Formen überein, Gillmeister’s Monographie der Trichopterygia (in Sturm’s Deutschl. Ins. 17tes Bändchen) zeichnet sich vor Allem durch unge- mein schöne Abbildungen aus, bei welchen der Verf. als Zeichner und Herr Friedr. Sturm als Kupferstecher an Vollendung gewett- eifert haben. Nur die beiden ersten Tafeln, welche die Zergliede- zungen geben, muss ich verwerfen, weil sie viele Unrichtigkeiten enthalten, namentlich ist die Darstellung der Mundtheile ganz ver- fehlt; es scheint als habe der Verf. zu schwache Vergrösserungen angewandt. Die von mir aufgestellten Gattungen hat der Verf. nicht anerkannt, bei mehreren seiner Arten bin ich zweifelhaft, wohin sie gehören; dies ist auch der Grund, weshalb ‘sie in meiner: Arbeit nicht aufgenommen sind, obgleich der Verf, mir Beschreibungen derselben handschriftlich mitzutheilen die Gefälligkeit hatte. In den meisten Fällen aber sind die beiden Bearbeitungen gemeinschaftlichen Arten schon auf einander. zurückgeführt, da der Verf, meine, Be- schreibungen anführen konnte. Den Vorwurf aber, den derselbe mir macht, als habe ich „die Sündfluth in der entomologischen Syn- onymie um ein Bedeutendes vermehrt”, kann ich nicht annehmen; denn ich habe nur einen bis dahin handschriftlich gebliebenen Namen, den des Omalium microscopicum Waltl, geändert, um Verwirrungen vorzubeugen, da von W. drei Arten unter diesem Namen versendet werden; alle übrigen Bamensänderungen kommen auf Rechnung des Verf, selbst. „Ueber die systematische Stellung der Ptilien” hat Heer in Er- widerung auf Schiödte’s Abhandlung (S. o. S.206) eine Mittheilung in der Entom. Zeit. S. 307 gemacht. „Ueber die Ptilien Russlands” hat V. v. Motschulsky (Bull. Mose. 11. 8.505) geschrieben, die Arbeit ist aber, sowohl was die Beschreibungen der Arten als die vom Verf. gegebenen Abbildungen derselben betrifft, durchaus ungenügend, wmn\ Anisotomidae. Diese Familie ist vom Ref. in den Ins. Deutschl. bearbeitet. Sie steht mit den Silphalen in der nächsten andtschaft, und es wird auf die Kenntniss der früheren Stände e Entscheidung beruhen, ob sie nicht mit derselben zu vereinigen ‚Sie umfasst die älteren Gattungen Anisotoma und Agathidium, "zwei Gruppen Anisotomini und Agathidini geschieden, er- ere mit bedornten Schienen, mit nach den Gattungen verschiedener, nach dem Geschlechte (sexus) aber gleicher Fussgliederzahl; die letztere mit meist glatten Schienen und nach dem Geschlecht ver- 2330 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der schiedener Fussgliederzahl. (Die Männchen haben immer 5,5,4, die Weibchen entweder 5,4,4 oder 4,4,4 Fussglieder). Die erste Gruppe enthält die Gattung Triarthron Märk., Hydnobius Schm., Anisotoma F., Cyrtusa Colenis (beide im Jahresber. f. 1841 schon angezeigt), Agaricophagus Schm., die zweite Gr. enthält ausser Agathidium und Liodes (Leiodes Schm.), die neue Gatt. Amphicyllis (globus F. mit der Abänd. A. staphylaeum Gyll. und globiformis Sahlb.) durch Agliedrige Fühlerkeule u. s. w. von Agathidium abweichend. In geographischer Hinsicht bemerkenswerth ist der Umstand, dass diese Familie fast ausschliesslich der europäischen Fauna angehört, und nur einzelne Arten von Hydnobius, Liodes und Agathidium auch in Nordamerika und Mexiko einheimisch sind. Phalacrides. Eine vom Ref. in „Deutschl. Ins.” neu be- gründete Familie, der Gattung Phalacrus entsprechend, welche weni- ger den Erotylenen, denen Latreille sie einschloss, als den Nitidu- larien verwandt erscheint, von denen sie hauptsächlich durch kuglige Vorderhüften abweicht. Auch hier ist noch von der Kenntniss der früheren Stände näherer Aufschluss über die natürlichen Verwandt- schaften zu erwarten. Die einheimischen Arten theilen sich in zwei Gattungen Phalacrus (corruscus) mit grossem Schildchen und kur- zen Füssen und ohne deutliche Enddornen der Schienen, und Ole- _ brus (bicolor u. s. w.) mit gestreckten Hinterfüssen, an denen na- mentlich das erste Glied verlängert ist. — Eine mit Olibrus ver- wandte aussereuropäische Form bildet eine dritte Gattung Lito- chrus (Sphaerid. testaceum F. u. a. A.), bei welcher das zweite Glied an den lang gestreckten Hinterfüssen verlängert ist. Eine vierte südeuropäische Gattung To/yphus (Ph. granulatus Dej.) mit nicht verlängerten Hinterfüssen und zugleich deutlichen Enddornen, weicht in der Körperform und der Bildung der Beine etwas von 2 übri- gen ab. Nitidulariae. Der Bearbeitung dieser Familie in seinen Ins. Deutschl: hat Ref. seite frühere Eintheilung (s, Jahrb..£ 1842. S.183. u. f. 1844. S. 101) zum Grunde gelegt, nur mit der Abänderung, dass die Gruppe der Strongylinen auf sölche Nitidularien beschränkt ist, bei welchen der Hinterrand des Halsschilds auf die Wurzel der Flügeldecken übergreift, so dass also die Gattungen Pria, Meligethes, Thalycra und Pocadius noch in der Gruppe der Nitidulinen aufge- hommen sind. Die Gatt. Meligethes ist von Sturm im 16ten Bändchen seiner „Deutschl. Ins.” abgehandelt, und durch trefflliche Abbildungen er- läutert, welche in dieser Gattung von besonderem Werth sind, da die Unterschiede der Arten oft wenig in die Augen fallen, und zum Theil vorzüglich in der Zahnung der Vorderschienen liegen, die der Verf, denn auch immer besonders dargestellt hat. Während Dejean in seinem Catalog nur M. pedicularia und aenea als Arten aner- VE “ Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 231 kannte, sind von Herrn St. bereits 29 Arten abgebildet, und da Ref. kurz nachher in seinem Werke noch 21 neue deutsche Arten hinzu- fügen konnte, scheint noch eine weitere Nachlese in Aussicht zu sein. Cryptarcha quadrisignata Küster (Käf. Europ. 1. n. 15), bei Erlangen in Gesellschaft der Cr. strigosa und imperialis einmal gefunden, scheint mir ein zwerghaftes Stück der ersteren dieser bei- milie der Colydier einen Theil der Latreille’schen Xylophagen zu- ‚sammengefasst, welche an allen Füssen vier Glieder und zugleich kuglige Vorderhüften haben, Mit ihnen verbinden sich noch einige Gattungen, welche von Latreille mit Unrecht theils zu den Pentame- ren, wie Colobicus, theils zu den Heteromeren, wie Sarrotrium u.a. gezählt waren. Ref. hat a. a. ©. zugleich eine Uebersicht über den Inhalt der ganzen Familie gegeben, welche sich auf folgende Weise in Gruppen und Gattungen gliedert. 4. Hinterbeine genähert. 1. Gr. Synchitini. Die Bauchringe des Hinterleibes von glei- cher Länge. | "A. Die Schienen ohne Enddornen. Die drei ersten Fussglieder ziemlich gleich kurz. ‚, a. Die Fühler vorgestreckt und nicht unter den Kopf zurückzu- legen. 1. Sarrotrium J1l. (3 deutsche Arten). — 2. Cortieus Dej. Latr. (4 südeuropäische Arten). — 3. Rhagodera Mann. — 4. Dio- desma (1 deutsche Art). b. Die Fühler unter den Kopf zurückzulegen. 5. Rechodes, neue Gattung mit 2 afrikanischen Arten. — 6. Ulonotus, neue Gat- tung mit 1 Art aus Neuseeland. — 7. Endophloeus Dej. (3 südeuro- Päische Arten). — 8. Priolomus, neue Gattung mit 1 neuen Art aus Madagascar. — 9. Sparactus, neue Gattung (Ditoma inter- Fupta Er. aus Vandiemensland). — 10. Cözelus Ziegl. Latr. — 11. Tarphius, neue Gattung mit 1 Art aus Sieilien. — 12. Paryphes, neue Gattung aus Columbien (1 Art). © °B. Die Schienen ziemlich gleich’ dick, mit kleinen feinen End- dormen, die drei ersten Fussglieder ziemlich gleich kurz, va. Mandibeln mit zweizähniger Spitze. (Fühlerkeule zweigliedrig): 13. Ditoma (Bitoma Hbst.). — 14. Phlveodalis, neue Gattung aus Brasilien (1 Art). — 15. Cerehanotis, neue Gattung aus Mädagas- car (2 Arten). — 16. Trachypholis, neue Gattung aus Ostindien (Oparr. hispidum F.). — 17. Colobicus Latr. - _ b. Mandibeln mit einfacher Spitze. 18. Diplotoma, neue Gat- ng aus Madagascar (2 Arten). — 19. Synchita Hellw. (S. Juglandis). — 20. Cicones Curt. ©. Die Schienen an der Spitze ein wenig erweitert, und hier ger den kleinen Enddornen noch mit feinen Dörnchen besetzt, € drei ersten Glieder der Füsse gleich kurz. — 2. Lusconotus, } | den Arten zu sein. , Colydii. Ref. (Deutschl. Ins. I. S.251) hat unter der Fa- BF - 232 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der neue Gattung (1 Art aus Mexiko). — 22. Phloeonemus Dej. (1 Art aus Columbien). D. Die Schienen mit längeren Enddornen, das erste Fussglied länger als die mittleren: — 23. Meryx Latr. — 24. Acropis Burm. — 25. Plagiope, neue Gattung (1 Art aus Portorico). 1. Gr. Colydiini. Der erste Bauchring des Hinterleibes länger als die übrigen. j j A. Die Einlenkung der Fühler vom Stirnrande verdeckt: — 26. Mecedanum, neue Gattung von ungewöhnlich langstreckiger Form, aus Madagascar. — 27. Aulonium, neue Gattung, die europäischen Arten Trogosita sulcata F. und Colyd. bicolor Herbst, und mehrere amerikanische Arten, als Colyd. bidentatum F. und Col. parallelo- pipedum. Say enthaltend, — 28. Colydium F. — 29. Eulachus, neue Gattung mit einer neuen Art aus Westindien. B. Die Einlenkung der Fühler frei. — a, Augen vorhanden. 30, Nematidium, neue Gattung (Col. eylindricum F.). — 31. Teredus Dej. — 32. Oxzylaemus, neue ‚Gattung (Lyet. cylindrieus Panz., 2 Arten). — b. Keine Augen. 33. Aglenus Er. (Hypoph. brunneus Gyll.). — 34. Anommatus Wesm. B. Die Hinterbeine auseinandergerückt. I. Gr. Bothriderini. Der erste Bauchring ‘des Hinterleibs länger als die übrigen. Der Taster fadenförmig. — 35. Deretaphrus Newm.. — 36. Sosylus, neue Gattung (Codyd. rufipes F.)..— 37. Bothrideres De). IV. Gr. Pycenomerini. Die Bauchringe des Hinterleibes von gleicher Länge. Die Taster fadenförmig. —: 38. Pycnomerus Er. (Lyct. terebrans F.). . V. Gr. Cerylini, Das vorletzte Glied der Taster verdickt, das letzte klein , pfriemförmig. — 39. @/yptolopus, neue Gattung aus Brasilien (1 Art). — 40. Phüothermus Aube. — 41. Cerylon Latr, (4 deutsche Arten). — 42, Discolom.a, neue Gattung, (1. Axt aus Cuba). — 43. Mychocerus, neue Gattung (3 amerikanische Arten). Ueber die Gattung Rhagodera habe ich nachträglich zu bemer- ken, dass die oben genannte Mannerheim’sche von der Eschscholtz- schen verschieden ist: Die letztere ist heteromerisch und gehört zu den Zopheriten; den von Mannerheim als RA. tubereulata Eschsch. beschriebenen Käfer aber. hatte Eschscholtz unter der Bezeichnung Lyctus? serricollis der. hiesigen Sammlung mitgetheilt. Die von Redtenbacher (d. Gatt, S, 24.155) errichtete Gattung Anoectochilus fälit mit meinem Aulonium zusammen. Paussili. Westwood hat seine neuere Monographie dieser Familie in den Arcan. Ent. fortgesetzt und zum Schluss geführt. Es sind noch die Gattungen P/atyrhopalus und Paussus abgehandelt und mit zahlreichen Abbildungen erläutert worden (T. 68 u, 88—94). Neue Arten sind Platyrhopalus angustus aus Ostindien (S. 78. T. 68. F. 3) mit welchem (5.190) Pl. suturalis W. (S.161. T.88.F.1) Naturgeschichte der Insecten während. des Jahres 1845. 233 "vereinigt wird, Paussus Boysii (S.177. T. 92. F. 2.T. 90, F. 6), ebendaher, P. denticulatus (S. 179. T. 92. P.1. T, 90, F.17) eben- daher; P. Latreillei. (8.184. T.91.F.5) aus Sierra Leona und vom Senegal, P. cölipes (S.185. T.93. F.3) von Sierra Leona, Paussus aethiops Blanch. (S. 186. T.93.F.6) aus Nubien, P. Shuckardi(S. 187. T. 92, F. 5) aus Südafrika, P.cognatus (S. 189. T.94.F.3) aus Bengalen, P., Saundersii (S.190. T.94.F.6) aus | Ostindien. Auch die systematische Stellung der Paussilen ist vom Verf, vielseitig geprüft worden, wobei sich ihm ergeben hat, dass sie eine vereinzelte und höchst abweichende Gruppe bilden (S. 168). Sehr lehrreiche und wicbtige Mittheilungen sind inzwischen von Capt. Boyes über Paussus gemacht (Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal, N. Ser. 1943. 1. 8.421) und im Auszuge in den Ann. of Nat. - hist. XV. S. 88 und in Westw.+Arcan. Ent. a. a, ©, mitgetheilt. ‚Der Verf. betrachtet sie als den Caraben verwandt, um so mehr als die Füsse eigentlich 5gliedrig sind. Im Fluge sind sie äusserst flink und beweglich, und lassen sie sich nieder, so ziehen ‚sie die Flügel so schnell ein, dass es scheint, als wären sie heruntergefallen, auch sitzen sie dann noch einige Minuten still, wie es viele Caraben zu thun pflegen. Ihr Gang ist aber sehr langsam und unbeholfen; die Fühler sind dabei vorgestreckt, und zuweilen in zitternder Bewegung. - Das diesen Käfern beigelegte Vermögen zu puffen, wie die Brachinen, _ _ wird vom Verf. bestättigt; der Dunst hat einen Geruch nach Sal- petersäure und entschieden ätzende Eigenschaften. Die Beule, welche - sich bei mehreren Arten am Rande der Flügeldecken findet, hat unter sich einen ähnlich gestalteten Anhang des Hinterleibes, welcher eine eiterartige Flüssigkeit bereitet, welche in der Gefahr über die Flügeldecken ergossen wird. Einige vom Verf. entdeckte neue Arten sind in Westwood’s Monographie aufgenommen, in der Abhandlung “ von Boyes sind sie zwar beschrieben und abgebildet, aber nicht be- mannt. — Die Paussus wurden vom Verf. in hohem Grase geschöpft, die meisten jedoch in dunklen Nächten bei Licht auf einem Bogen weissen Papiers gefangen (Proceed. Ent. Soc. S. 76). — Eine sehr wiehtige Entdeckung des Verf. ist die der Verwandlung von Paussus (Ceratoderus) bifasciatus Koll., (ebenda S. 104) und ‘wünschenswerth, dass sie bald möchte veröffentlicht werden, da dadurch ein Aufschluss ee. die Stellung der Familie erhalten werden könnte, 2 4 Bhysodides. Vorläufig ist von Ref. (Deutschl. Ins. S. 297) aus Rhysodes und Clinidium eine eigene Familie gebildet, deren Ver- 'wandtschaft zu den Carabicinen, obgleich schon von Kirby angedeu- ‚tet, doch moch nicht hinlänglich gewürdigt war, Sie spricht sich 'vornämlich in gleicher Gliederung des Hinterleibes, der Beine und zum‘Theil selbst der Brust aus, namentlich ist die Unterseite des Prothorax der der Caraben durchaus entsprechend, nur mit der Ab- weichung, dass hier die bei den Caraben vorhandene Nahtlinie zwi- ‚schen Prosternum, und Episternen fehlt. In dieser Bildung den, Pro- 1 Archiv f. Naturgesch. XJL, Jahrg. 2. Bd, Q 234 Erichson: Bericht über die wissensch, Leistungen in der thorax schliessen sich die Rhysodiden aber auch den ‘Cucujen an, wo wenigstens bei den Passandrinen eine sehr ähnliche vorkommt, Die von denen der Caraben sehr abweichend gebildeten Mundtheile sind bisher noch nicht richtig dargestellt gewesen. Die Maxillen zeichnen sich durch zwei lange borstenförmige Laden aus; das Kinn ist mit der Unterfläche des Kopfes verwachsen, die Unterlippe an’ der Innenseite desselben angeheftet, zweilappig, lederartig. Die beiden Gattungen Rhysodes und Clinidium sind dadurch unterschieden, dass bei der ersteren zusammengesetzte, bei der letzteren nur einfache ‘Augen sich finden, ich habe mich aber später überzeugt, dass es unter Olinidium auch ganz blinde Arten giebt, wie Kirby es beschrie- ben hat. Rhysodes trisulcatus Germar aus Sicilien ist in der Faun. Ins, Europ. 23. 7. abgebildet. R r Cucuiipes. Ref. (Deutschl. Ins.) stellte in dieser Familie folgende Eintheilung auf. A. Passandrini. Maxillen‘ durch einen Fortsatz des Kehlrandes bedeckt, die Füsse bei beiden Geschlechtern Sgliedrig. 1. Passandra Dalm. — 2. Hectarthrum Newm., 3. Cato- genus Westw., 4. Ancistria Hifgg. (Colydium retusum F.); 5. Sca- lidia, neue südamerikanische Gattung; 6. Prostomis Latr. (Mega- gnathus Dej.). — B. Cucuiini. Fussglieder des Männchens hete- romerisch, Maxillen frei, Mandibeln ohne Mahlfläche: 7. Cuewius F., 8. Palaestes Perty (Camptognathus Dej.), 9. Platisus Er.; 10. Pedia- cus Shuck. (Biophloeus Dej.); 11. Phloeostichus Redt.; 12: Ino Lap., 13. Laemophloeus Dej., 14. Lathropus, neue Gattung (Trogosita se- picola Müll). — €. Brontini. Mandibeln mit einer Mahlfläche, Maxillen frei; Füsse in beiden Geschlechtern Sgliedrig: 15. Dendro- phagus Schönh.; 16. Brontes Payk.; 17. Platamus, 18. Telephanus, zwei neue, die folgende mit der vorhergehenden verbindende ameri- kanische Gattungen; 19. Psammoecus Boud.; 20. Silvanus Latr. (Die Gattung Adelina Chevr. ( Cucuius Planiıs FR.) gehört nicht hierher, sondern zu den Tenebrionen). Germar (Faun. Ins. Europ. 23. 10) bildete unter den Namen €. puniceus einen Käfer ab, den ich (a. a. O.) als C. haematodes von C. sanguinolentus unterschieden habe. Der C. puniceus Eschsch. Mann. von Sitkha nähert sich‘ durch seine rothen Beine mehr dem nordamerikanischen C. clavipes. — Ebendas. T. 10 Ban En auch eine Abhildung des Phloeostichus denticollis, Uryptophagides. Chaudoir (Bull. Mose. Il. 8. 206) er- richtete eine neue Gattung Myrmecinomus auf, welche sich zwi- schen Paramecosoma und Atomaria einreihen könnte, mit der erste- ren kommt sie in der Stellung der Fühler überein, weicht aber durch die Bildung der Füsse ab, an welchen das vierte Glied so gross’ist als die vorhergehenden. Die Fühler zeichnen sich dadurch. aus, dass ausser den drei letzten eine Keule bildenden Gliedern auch das fünfte = u Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 235 Glied’ dicker ist als die übrigen. Zugleich weicht die Gattung von den übrigen ‘dieser Familie’ dadurch ab, dass der letzte obere Hinter- leibsring von den Flügeldecken unbedeckt ist. Ueberhaupt' scheint mir ihre Stellung in dieser Familie noch nicht ganz unzweifelhaft zu sein. M. Hochhuthii.ist ein, einer kleinen schmalen Monotoma im: Ansehen ähnliches Käferchen, welches bei Kiew im Neste der Form. rufa entdeckt wurde, ‘da es auch schon von Herrn Schüppel bei Berlin angetroffen worden ist, wird es sich auch in Deutschland wohl wieder auffinden lassen, Dermestini. Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 105) stellte einen Anthrenus australis von Adelaide auf; sollte es nicht ‚ein abgeriebener Anthr, varius sein, welcher auch schon in Neuholland eingeführt ist? - Zamellicornia. Bemerkungen über die blätterhörnigen Kä- fer der Neapolitanischen Fauna sind von Ach. Costa mitgetheilt worden (Osservationi intorno ai Coleotteri Lamellicorni del Regno di Napoli, Ann. dell. Accad. degli Aspirant. nat. di Napoli Il. 19. 3. 1844). Der Verf. vergleicht zunächst die neapolitanische Fauna mit der anderer Gegenden Europa’s, namentlich Südfrankreichs, beschreibt dann drei neue Arten (s. u.) und liefert zuletzt ein Verzeichniss der im Neapolitanischen gefundenen Arten. Im ersten Abschnitte finden sich über das Vorkommen einzelner Arten einige Mittheilungen, unter denen folgende vorzugsweise einer Erwähnung wertli sind. In der Nähe der Rauchspalten des Vesuv, wo die sandige Lava eine Wärme von 67° R. hat, findet sich eine eigenthümliche Art von Aphodius, welcher vom Prof. Costa bereits als Aphod. Macri (Atti della R. Accad. dell. scienc. I, 39. 5) beschrieben ist; ausserdem fanden sich dort (im Mai 1836) Aphod. urenarius, merdarius, scybalarius, gra- narius, ausser Arten anderer Familien, unter denen Dromius qua- drillum vorherrschte. — Pachypus excavatus hält sich an feuchten Stellen am Meere auf, und der Verf. vermuthet, dass die Larve des- selben in den Stämmen des (Vitex) Agnus castus lebt. > Ateuchini. In den Symbolae Physicae sind von Klug meh- ere neue Arten yon Ateuchus und Gymnopleurus dargestellt worden. Ateuchus compressicornis, aus den Wüsten Arabiens, ist dem A. sacer und pius zunächst verwandt, A. parumpunctatus, aus Unterägypten und Syrien, steht in naher Verwandtschaft mit A. pun- otieollis Latr., wenn nicht unter diesem Namen die gegenwärtige Art mit’den A. Armeniacus Mann. verwechselt wird; ein besonderes In- teresse bietet eine dritte Art, 4. PR PR SICH] mit verlängerten Vorderbeinen und vielzahnigen Vorderschienen, von Alexandrien, dar, indem sie Mnematium mit Ateuchus verbindet, in der Weise, dass entweder A. multidentatus als ein geflügeltes Mnematium oder die Mnematien als ungefügelte Ateuchen zu betrachten sind. Von den vier neuen Gymuopleuren, welche alle im Wüsten Arabien einhei- Q* 336 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der misch sind, gehören @. anthracinus zu denen mit Azähnigem, @. atratus, lacunosus und elegans zu denen mit a Kopfschilde. br Westwood (Proceed. Ent. Soc. S.100) machte zwei neue süd- afrikanische Arten dieser Gruppe, Scarabaeus (Sebasteos) Ga- lZenus und Sceliages Hippias bekannt; die neue Untergattung Sebasteos ist mit folgenden Kennzeichen aufgestellt: „Antennae ar- tieulis 3. et 4. 5to duplo longioribus, 5to et 6to brevibus; elypeus radiatus, subtus tridentatus. Tibiae anticae angulatae, extus Aden- tatae, dentibus 2 apicalibus inter se remotis, intus serrulatae dente- que medio armatae. Tarsi 2 postici articulis subelavatis.” Derselbe (Descriptions of some Coprophagous Lamellicorn Beetles from New-Holland; Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 114. T.8) hat eine Arbeit über die Ateuchinen Neuhollands veröffentlicht, welche aus den Proceed. Ent. Soc. schon im Bericht für 1942 angezeigt ist. Hier sind die neuen Arten durch genauere Beschreibungen und durch Abbildungen erläutert. Abgebildet sind: Temnopleetron rotundum — der Gattungsname bezieht sich, auf den abgestutzten Enddorn der Vorderschienen, eine Eigenthümlichkeit des Männchens vieler Ateu- chinen, also keineswegs dieser Gattung -— Tessarodon angulatus, Coproecus hemisphaericus, Aulacium carinatum, Cephalodesmius ar- miger. Diese Abhandlung ist ein höchst schätzbarer Beitrag zur Kenntniss der Neuholländischen Insectenwelt. Aus der Gruppe der Coprini sind mehrere neue Arten von On- thophagus und Copris beschrieben worden, nämlich; | Onthophagus chalybeus, dem O. Iphis ähnlich, aus dem Wüsten Arabien, 0. melanocephalus vom Ambukohl in Aethio- pien und O. in fuscatus aus dem Wüsten Arabien, beide, dem O, furcatus verwandt, O. sellatus und O. nitidulus aus Oberägyp- ten, beide mit einfachem Nackenhorn der Männchen, sämmtlich von Klug in den Symb. Physicae, Onth. Sinicus Hope (Transact. Ent, Soc. Lond. IV. S.6) von Tschusan. Copris Sinicus und Sinensis Desselb, (ebenda) ebendaher, Copris semisquamosa Curtis (Transact. Lin. Soc. XIX. S.443) von Rio Janeiro und C. punctatissima Desselb. (ebenda S. 444) von Chiloe. Die letzte ist das Weibchen der Copr. torulosa Eschsch. Entomogr. Aus der Aphodien-Gruppe ist in den Symb. Phys. von Klug eine Reihe neuer Arten dargestellt worden: A. contractus, von Ambukohl, zu Colobopterus Muls. gehörend, zeichnet sich, durch seine kurz gedrungene Form aus, A. Zucidus und leucopterus, von Alexandrien, beide dem A. merdarius ähnlich, 4A. desertus, dem A. sordidus nahe stehend, aus dem Wüsten Arabien, A. hiero- glyphicus, dem A. conspurcatus verwandt, von Alexandrien, 4. drunneus aus Nubien, 4. vitellinus von Alexandrien, beide dem Aph. nitidulus ähnlich, 4, angustatus, der ungefleckten. Abänd, Naturgeschichte! der Insecten während des Jahres 1845. 237 des A. bimaculatus ähnlich, aus Oberägypten, A. rutilus, von der Grösse und‘Form des A, rufus St., aus dem Wüsten Arabien, Psam- modius laevicollis, ebendaher, mit einzeln punktirtem, unge- furchten Halsschilde, Endlich noch eine neue Gattung Corythode- rus, mit erhöhtem, hinten eigenthümlich gefaltetem Halsschilde, kurz dreieckigem Kopfschilde, schwach zweizähnigen Vorderschienen, ungedornten, an der Wurzel. stark zusammengedrückten hinteren Schienen, gleich langen, zusammengedrückten Fussgliedern und sehr feinen Klauen. Die Art C. Zoripes, nur 14’ lang, ist von Dongola. Costa (a. a. O.) stellte zwei neue Arten auf: Die eine Oxyo- mus arenarius (S.17.N.1) ist ein ausgezeichneter, auch auf Si- cilien einheimischer Rhyssemus, die andere, Psammodius laevi- pennis (S.18.N. 2), von der Grösse des Ps. poreicollis, aber hinten breiter, vorzüglich durch die Flügeldecken mit feinen eingegrabenen Längslinien, in deren Grunde sich auch mit einer scharfen Lupe keine eingestochenen Punkte bemerken lassen, ausgezeichnet; 'an san- digen Küsten. Zwei neue Arten sind ferner Euparia nigricans (W.) und Ryparus Desjardinii (Guer.) Westwood (Proceed. Ent. Soc. 5.93), die letztere aus Isle de France, die erstere unbekannten Va- terlandes. Die Gruppen der Trogiden und Geotrupiden sind von . Westwood einer genaueren Prüfung unterworfen worden: On the Lamellicorn Beetles, which possess exserted Mandibles and Labrum, and 10jointed Antennae, Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 155. T. 11. 12). Die beiden genannten Gruppen erscheinen durch so viele Zwischen- formen verbunden, dass die bisher aufgestellten Kennzeichen zur Unterscheidung derselben nicht ausreichen. Der Verf. entwirft dem- nach folgende Eintheilung: h - - Geotrupidae: Antennarum clava .articulo basali infundibuli- formi, maxillarum lobi membranacei; Jabium lobis plerumque por- rectis. - A. Antennae 11-articulatae. Geotrupes, Lethrus, Athyreus, Ele- phastomus, Bolboceras. 3. Antennae 10-artieulatae. — a. Prothorax integer. b. Tibiae anticae eg — c. Mandibulae om .uneinatae . . 200 0. Hybosorus 0»66, Mandibulae Jatiores, - - 2. "Ungues bitdi— 2. Tibiae posticae in medio inermes . . . . Sülphodes nee. Tibiae posticae in medio dentatae . . . Coelodes dd. Ungues simplices . » . .» 2.2... .. Chaetodus bb. Tibiae anticae bidentatae . . . . . . Apalonychus aa, Prothorax canalieulatus . . . . . . . Anaides. ” = Progidae: Antennarum clava artieulis liberis; maxillarum lobi eornei, externo ciliato-dentato; Jabium lobis plerumque retractis. 238 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der A. Antennae 9-articulatae. j a. Corpus breve, latum . ... 2202... Jegialia aa. Corpus longum parallelum . . . ... . Chiron "WW B. Antennae 10-articulatae. Ama b. ‚Corpus supra Denen mentum profunde ineisum . .W. ul ime al Aesfprigeinaie bb. Corpus plus minus convexum; mentiim haud profunde ineisum, ce. Caput sub pectus haud contractile; corpus haud globosum, ; d. Pedes mediocres, tarsis gracilibus. e. Prothorax maximus, antice subbituberculatus Geobius ee. Prothorax mediocris, antice haud subbitu- bereulatus. f. Prothorax antice plus minusve retusus, dorso i irregulari, caput saepius cornutum in dd; maxillarum lobts internus denticulatus. &- Mandibulis Adentatis . . . 2... . . Orphnus gg. Mandibulis 3dentatis . ... » » + =. . Dröodontus ggg. Mandibulis 2dentatis . , . degidium ff. Prothorax et caput simplicia; an . lobus internus in spinam curvatum productus Ochodaeus dd. Pedes abbreviäti, tarsis crassis . . . . Trox, sen ce. Caput sub pectus contractile; corpus glo- bosum .... a. orale Re und die von Wertär- Hatok äBeedonderten Untergattungen. Genau genommen finden sich aber unter diesen beiden Abthei- lungen mehrere enthalten, und natürlicher gestalten sich die Reihen, wenn die oben aufgeführten Gattungen in folgende Gruppen vertheilt werden: 1. Geotrupes, Lethrus, Athyreus, Bolbocerus (mit Einschluss yon Elephastomus). 2. Hybosorus, Silphodes, Coelodes, Apalonychus. . 3. Hybalüs (Geobius), Triodontus, Orphnus, Aegidium, Ochodaeus. 4. Trox (mit Einschluss von Phoberus), Chaetodus, Anaides, Cry- ptogenius, Acanthocerus (mit den verwandten, von Germar un- terschiedenen Gattungen). Hinsichts der Kennzeichen und der Einordnung dieser Gruppen verweise ich auf meine Ins. Deutschl. — Die Gattungen Aegialia und Chiron müssen ‘den Aphodien angeschlossen werden; eine diesen ent- sprechende Form der Copriden ist die von W. übergangene Gattung Aulonocnemis RI. Indess gehört die vorliegende Arbeit zu den ausgezeichnetsten durch die genaue mit vielen Zeichnungen erläuterte Darstellung einer Reihe neuer oder noch unvollkommen bekannt gewesener Gattungen: I. Hybosorus Mae L. ist naturgemäss beschränkt, jedoch müssen FRE a2 2, dan A nu Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845, 239 die Arten noch genauer festgestellt werden. Der Verf. führt deren 8 auf: 1. H. arator F. M’L. aus Südfrankreich und Spanien (unter- scheidet sich von der Art, welche ihrer Verbreitung nach arator F. sein könnte). — 2. H. latipes Germ. (ist Acanthoc. aphodioides Germ.) — 2. H. orientalis aus Ostindien (hierzu gehört Scar. stereorator Hbst.). — 4. H. Roei, ebendaher und nach W. eigener Meinung schwerlich verschieden. — 5. H. Laportei W., aratur Lap. vom Senegal (nach meiner Meinung der wahre arator). — 6? 4, nitidulus Duf. Lap. ‚ ebendaher (nach Dejean’s ohne Zweifel richtiger Bestim- mung ein Orphnus). — 7. H. thoracicus, ebendaher (vermuthlich Abänd. des eigentl. Arator). — 8; A. pinguis W., von Sierra Leona (vielleicht eine auch am Senegal, in Kordofan und Abessynien vor- kommende Art, welche von den übrigen durch dichte Wimpern der Halsschildseiten abweicht. — Die von mir als H. arator (F.) ange- nommene Art hat eine sehr weite Verbreitung, nämlich über ganz Afrika mit Einschluss von Madagaskar, nach Arabien und nach den Inseln Italiens und Griechenlands, Portugal, auch findet sie sich in Nord- amerika, es ist hiernach also die Angabe von W., dass die Gattung auf die alte Welt beschränkt sei, zu berichtigen). — U. Si/phodes W., zeichnet sich vorzüglich durch einen von W. nicht hervorgeho- benen Umstand aus, dass nämlich die Lefze mit dem Kopfschilde verwachsen ist; die sechs Arten, $. Indica, Madagascariensis, dubia, Sumatrensis, Philippinensis und @Gambiensis sind alle nach ihrem Vaterlande benannt, — Phaeochrous Lap. ist trotz. der dürftigen Angaben dieselbe Gattung, und der Ph. emargina- tus Wied. desselben wahrscheinlich einerlei mit Sumatrensis, — III. Coelodes (nicht Coilodes), eine südamerikanische Form, enthält 4 Arten, 1. C. gibbus (Hybos. gibbus Perty, brasiliensis Lap., gemina- tus Dej,) aus Brasilien, 2. C. Chilensis W. aus Chile, 3. C. casta- neus (Bugq.) aus Columbien, 4. C. parvulus W. aus Brasilien, nach des Verf, Ansicht yielleichtnur Abänd. einer einzigen Art. — IV. Chaeto- dus W., eine ebenfalls südamerikanische Gattung, welcher 1. Ch. piceus W. und 2. Ch. irregularis W., beide aus Brasilien, ange- hören, die dritte Art, C'h.? basalis W., aus Cayenne, von welcher der Verf, ein Stück ohne Kopf beschrieb, bildet eine eigene Gattung Dicraeodon des Ref., welche in die Reihe von Hybosorus gehört. — .V. Anaides, (Adelops Dej.) bildet mit Chaetodus und Crypto- genius ‚eine Zwischenform zwischen Trox und Acanthocerus, welchen letzteren sie sich schon durch die eigenthümlich gestrichelte Unter- seite annähern; eine Art A. fossulatus W. aus Südamerika, — VL Apalouychus (Trichops Dej.) mit einer Art A, Waterhou- sei von Cuba; der Verf. hat nur Männchen gekannt, das Weibchen ist, von plumperem Bau und hat einfache Klauen. — VJI. Crypto- genius W. mit einer Art Cr. Miersianus W. aus Neugranada (auch Brasilien). — VIIL Geobius Brull. (Hybalus Dej., welcher Name auch vorzuziehen ist, da Dejean eine Carabengattung Geobius 340 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in. der beschrieben. hat) 'mit 2'Arten, G. Dorcas (Copr.. Dorcas.F:, Hyb. cornifrons Dej.) und G. barbarus Lap, — IX. Triodontus. W., gleicht Orphnus sehr, weicht aber auch ausser den Zähnen der'Man- dibeln durch die Bildung des Halsschilds ab; auf einer kleinen, unter dem Namen Orphn. Madag.ascariensis verbreiteten, und als O. niti- dulus von Guerin in der Icon. R. A. abgebildeten Art gegründet, — 4Aegidium Dej:, ‚eine südamerikanische Form mit vier.'Arten:' 1. Ae. Columbianum Westw. aus Columbien, 2. de. parvulum Billb. (Ae. muticum Dej. von Guadeloupe, 3. de. haedulus Dej. aus Brasilien, 4. de.? Guianense W. aus Guiana, von den übrigen Arten durch kürzere Gestalt u, s.. w. ein wenig abweichend. — XI. Orphnus M’Leay, mit 10 Arten: 1. 0..bicolor (F.) M’L, — 2. 0. Mysoriensis Westw. von Mysore, — 3..0. picinus W. von.Bom- bay, — 4. O. impressus W. aus Mittelindien, — 5. O. nanus W. aus Ostindien, — 6. 0. Meleagris Dej. vom Senegal, — 7..0, Mac Leay Lap: ‘ebendaher, vielleicht derselbe, — 8. 0. Senegalensis «Lap. ebendaher, — 9. 0. Verreauzii Reiche vom Cap, —: 10,0, nitz- dulus Duf. Dej. Cat. (unbeschrieben) vom Senegal. Die russischen Arten der Gattung Lethrus wurden von Gebler (Bull. Mose, 1. S. 327) auseinandergesetzt. 1. L. cephalotes auct., in Podolien, Südrussland und der östlichen Kirgisensteppe. — 2. L. seopurius Fisch., in der östlichen Kirgisensteppe. — 3. L. Kare- lini Gebl., in derselben Steppe an den Flüssen Lepsa und Tentek. — 4. L. longimanus Fisch., aus der nördl. und östl. Kirgisensteppe. 5. L. crenulatus Gebl., neue Art, aus gleicher Gegend 'mit n.3. — 6. L. podolicus Fisch., eine zweifelhafte, von Besser und Dejean als kleine Abänd. des L. Cephalotes mit an der Spitze abgeschnitte- nem Kopfschilde und kürzerem und von der Spitze nicht verdeckten Fortsatze der Mandibeln, betrachtet. — In einem Zusatze (ebenda S. 337) setzte Fischer v. Waldheim die Unterschiede zwischen L: cephalotes und podolicus ausführlich auseinander, und fügte noch zwei neue Arten hinzu: L. dispar, mit einem die Mandibel selbst überragenden Fortsatz derselben beim Männchen, von Ekatherinos= law, und Z. bulbocerus, die kleinste Art, mit nicht abgestutzter, sondern zugerundeter Fühlerkeule, aus der östlichen Kirgisensteppe. „Die Coleopteren-Gattungen Arhyreus und Bolboceras, dargestellt nach den in der Sammlung hiesiger Königl. Universität davon vor- handenen Arten, von Dr. F. Klug (Abhandl. der Kön. Acad. d. Wis- sensch. z. Berlin a. d. J. 1843. Berl. 1845. S.21).” Von Athyreus sind 17 Arten beschrieben, davon sind neu: 4. A. trituberculatus aus Brasilien, 6. A. /Zanuginosus aus Columbien und Brasilien, 7. 4. angulatus von Cuba, 8, 4. mexicanus aus Mexiko, 10. A. cya- nescens aus Brasilien, 11. A. aeneus, desgl., 12. A. corint hius, desgl., 13. 4. anthracinus, desgl., 14. A. violacens, desgl., 16. A. Kordofanus aus Kordofan. — Von 26 Arten von Bolboceras sind neu: 3, B. coronatus, aus dem südwestl. Neuholland, A. 2, Natürgeschichte der Insecten während (des Jahres 1845. 241 quadricornis, desel., 6. B.ezcavatus, desgl., 9. B.castaneus aus Brasilien, 10. 3. /utulentus, desgl., 11. B. validus, aus dem Wüsten Arabien, 14. B: trisulcatus, aus Bengalen, 16. B: ca- pensis, vom Cap, 22. B. bonariensis, aus Montevideo, 25. 2. lZucidulus, aus Brasilien, 26. B. caesus, aus dem Britischen Gu- iana. Die Abhandlung ist durch schöne Abbildungen erläutert. Athyreus frontalis Parry (Transact. Ent. Soc. Lond. IV, S.85) ist eine neue dem A. orientalis Hope verwandte Art aus Assam. Curtis (Transact. Linn. Soc. XIX. S. 444) stellte 3 Chilesische Arten von Troz auf: Tr. bullatus, eine grosse ungeflügelte meue Art; Tr. lacrymosus’ ist als Tr. brevicollis schon von Esch- scholtz (Entomogr.) beschrieben; Tr. trisulcatus ist dem euro- päischen Tr. scaber so ähnlich, dass sich kaum ein Unterschied an- geben lässt. Alle drei Arten sind von Valparaiso. — Acanthoce- rus muricatus Desselb. (ebenda) ebendaher, scheint mir mit Acanthoc. posticus Germ. (Zeitschr. IV. S. 144) übereinzustimmen. Costa (Ann. dell Accad. degl. Aspir, 11. S. 19) stellte einen neuen Hybosorus unter der Benennung AH. Hopei auf, die genaue Beschrei- hung macht es indess unzweifelhaft, dass es nichts als Trachy- scelis aphodioides Latr. ist. Hope hat die aus den Proceed. E. S. bereits im Jahresber. für 1842. S.195 erwähnte Phaenognatha Erichsoni von Port Essington durch eine treffliche Abbildung erläutert. Sie schliesst sich wohl der brasilischen Gattung Aclopus des Ref. zunächst an, Die Dynastiden-Gruppe bereicherte Hope mit zwei neuen Gattungen: Dipelicus (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 7. T. 1. F.1) zeichnet sich besonders durch das stark beilförmige Endglied der Lippentaster aus. Die Mandibeln ungezahnt, die Maxillarlade drei- zähnig, der untere Zahn 3-, der an der Spitze 2zackig. Der Kopf mit einem kleinen Horn, das Halsschild eben; die Beine kurz, stark, die hinteren Füsse mit erweitertem ersten Gliede; die Enddornen der Hinterschienen blattförmig erweitert. Dip. Cantori, von Tschusan. — Corynophyllus (ebenda S.112. T.6. F.4) durch eine verlängerte, an der Spitze erweiterte, gekrümmte Fühlerkeule aus- gezeichnet; die Mandibeln aussen erweitert gerundet; die Maxillen nit kurzer, lang behaarter Lade; die Stirn zweihöckrig, die Füsse schlank. ©. Fortnumi, von Adelaide‘in Neuholland. “ Neue Arten sind Scarabaeus quadridens Gebler Bullet. Acad. Petersb. III. 5.100) von Tschuifluss in der Dsungarei, dem Se. bidens Pall. ähnlich, aber kugliger und von anderer Farbe, braun, unten rostroth. — Dynastes Cantori Hope (Transact. Ent. Soc. Bond. 1V.S.76) von Assam, dem D, Hardwickii ähnlich, mit welchem er, nach der Ansicht des Verf. eine eigene, von Chalcosoma ver- schiedene Gattung bildet. — Oryctes Galapagoensis Water- house (Ann. nat, hist. XVI. S.26) von den Galapagos-Inseln. — Xy- Zotrupes pubescens von den Philippin, Ins. unterscheidet Ders, 242. Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in’ der (Transaet. Ent. Soc. Lond. IV. 8.40) durch seidenartige Behaarung vom X. Oromedon. — Oryctomorphus pietus Curtis (Trans- act. Linn. Soc: XIX, S.447. T. 41.F.1) von Valparaiso ist das Weib- chen des ©. variegatus Guer. - „Bemerkungen über die Gattung Cryptodus und deren Ver- wandte”, von Westwood (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S.19, T.2). Wieder eine schätzbare Abhandlung, welche zur Kenntniss einiger zweifelhafter und neuer Formen einen wichtigen Beitrag liefert, ohne indess den fraglichen Punkt zur Entscheidung zu bringen. Es han- delt sich nämlich um die Stellung von Cryptodus; der Verf. hat sie dadurch zu ermitteln gesucht, dass er eine Reihe von Gattungen nachweist, welche augenscheinliche Uebereinstimmungen mit Crypto- dus haben, damit ist aber noch nicht der Nachweis geführt, dass durch diese Uebereinstimmungen eine wirkliche Verwandtschaft be- dingt wird. Den einzigen sicheren Weg gewährt in solchen Unter- suchungen die Prüfung der Merkmale, auf denen die fraglichen Abthei- Jungen beruhen. Die mit Cryptodus hier verglichenen Gattungen Rhizoplatus, Actinobolus und Leptognathus W. sind schon im Jah- resber. f. 1841. S.227 nach den Proceed. E. S. aufgeführt worden. In Betreff der Arten von Cryptodus habe ich hier nur noch zu be- merken, dass die dem Verf. gemachte Mittheilung, in der Berliner Sammlung befinde sich eine grosse, 16” lange Art, auf einem Irrthum beruhen muss, denn von den drei Arten, die sich hier finden, ist keine grösser als Cr. anthracinus des Ref., welche von Cr. Tasmannianus W. nicht verschieden ist. Die vollständige Monographie der asiatischen Ruteliden-Gat- tung Parastasia ist von Westwood in den Transact. Ent. Soc. Lond, IV. S:91 geliefert worden (vergl. Jahresber. f. 1841. S. 228). Im Nachtrage sind noch drei neue Arten P. scutellaris, dimidiata und nitidula, aus dem Sund von Singhapur, mit den Beschreibun- gen des Ref. aufgenommen, Im Ganzen sind jetzt 15 Arten bekannt, Melolonthiden-Gruppe: „Ueber die Flugperiode der Maikäfer und Beschreibung einer neuen‘ Species Melolontha rhenana Bach”, von M. Bach. (Verhandl: des naturhist. Vereins der preuss, Rheinlande. 2. Jahrg. S. 17). Die vermeintlich‘ neue Art ist die ‘durch dickere weisse Behaarung und’ durch den dem Weibchen fehlenden Aftergriffel ‘von M. vulgaris verschiedene M. albida Dej. Muls,, welche bisher in Deutschland noch. nicht. beobachtet war. ,— Der Verf. nimmt freilich nach ‚wenigen Wahrnehmungen, für die) Rhein- lande eine dreijährige Flugperiode an, welche Annahme. von. Wirt- gen: (ebenda S.62) durch eine grössere Reihe von. Beobachtungen bestättigt wird. Entsprechende Beobachtungen sind in der Entomol. Zeit., 5.243 vom Niederrhein und der Weser angezeigt. „Beitrag zur näheren Kemntniss der Hoplia life Dftschm.? von Dr. Rosenhauer (Ent. Zeit. S. 243). "rn Naturgeschichte der Inseeten während’ des Jahres 1845. 243 Neue südasiatische Arten sind: Mimela sapphirina Parry (Transact. Ent. Soc. Lond. IV, S. 85) aus Assam, Mimela Downe- sit, Popilia Macclellandii, castanoptera, Holotricha Si- nensis, plumbea, Serica sinica Hope (ebenda S.7) von Tschu- san, Melolontha Chinensis (vermuthlich einerlei mit Melolonth. (Oplosternus) Chinensis Guer. Voy. Favor.) und Auomala con- troversa Desselb. (ebenda S.13) von Kanton. — Eucheirus qua- drilineatus Waterhouse von den Philippin. Ins. ist (ebenda S.41) ausführlich beschrieben. Anoplognathus (Calloodes) Grayianus White „supra laete metallico-virescens, flavo-circumdatus, subtus ferrugineus, me- tallico-tinctus; long. 12— 13%” aus Neuholland (Ann. nat. hist, XV. S.38) weicht von den übrigen Anoplognathen durch mehr vollkom- men eirunden Umriss, und die den letzten obern Hinterleibsring fast bedeckenden Flügeldecken ab; die weitere Begründung der Untergat- tung ist an einem anderen Orte zu erwarten. Einen namhaften Beitrag zur Kenntniss südamerikanischer Me- lolonthiden hat Curtis (Transact. Linn. Soc. XIX. S, 448) gelie- fert. Eine neue Gattung Tribostethes ist aus Brachysternus ca- staneus Lap. gebildet, welche von Brachysternus ausser einigen Un- terschieden in den Mundtheilen durch einfache Klauen abweicht. — Darauf ist die Gattung Callichloris Dej. beschrieben. Callichl. per- elegans Curt., einerlei mit Aulacopalpus elegans (Dej.) Burm. Guer. - ist aber nicht mit Aulacopalpus Guer. zu verbinden. — Lexco- thyreus? spurius aus Brasilien, und L.? antennatus von Mon- teyideo, sind zwei neue Arten von Geniates, aus der Abtheilung, wo die Männchen ohne Kinnbart sind. — Die Gattung Sericoides Guer. (Cumptorhina Kirby) ist durch eine Beschreibung und Abbildung erläutert, und eine neue Art $. atricapilla (Kirby) beschrieben. — Athlia rustica des Ref, der Gattung und Art nach von Neuem be- schrieben. — Pacuvia, neue Gattung, scheint zunächst mit Liogenys Guer. verwandt zu sein, von der sie sich durch 9gliedrige Fühler unterscheidet: P. castanea, neue Art, von Valparaiso. — Accra, neue Gattung, Fühler 9eliedr,, mit langem dünnen dritten Gliede und mit schmaler 3gliedr. Keule, Beine lang, die Füsse lang und dünn, unten unbehaart, das erste Glied von der Länge des 2ten, die Klauen dünn, einfach; Lefze vortretend: A. Zucida, neue Art von Port St. Elena, vom Ansehen eine Serica. — Colporhina bifoveo- data, ein neuer Brasilischer Käfer, welcher Plectris mit Ceraspis zu verbinden scheint, dessen Fühler und Mundtheile nicht näher be- - schrieben sind; mit stumpf zweizähnigen Vorderschienen, dünnen und _ behaarten Füssen, und an der Spitze gespaltenen Klauen. — Macro- ' dactylus marmoratus, neue Art aus Chiloe. "Die Gattung Maechidius Mae L. ist von Westwood (Transact. Ent. Soc. Lond: IV. 5.78) einer sorgfältigen‘ Prüfung unterworfen worden. Der Verf. weist ihre natürliche Verwandtschaft mit den 244 Erichson: Bericht über die wissensch« Leistungen in der Melolonthiden nach, und meint,‘ dass sie sich einigen; der ‚vielen kleinen ‘Aphodius-artigen Melolonthiden Neuhollands anschliessen werde, Sie 'hat indess viel Eigenthümliches. ' Es sind 6 Arten M. Kirbianus (Trox spurius Rirb.), M. Hopianus, M. Mellianus, M.. Mac Leayanus, M. Raddonanus und M. rufus beschrieben. Die Gattung Geobatus Dej. ist mit Maechidius einerlei. Ein kritisches Verzeichniss aller bisher bekannt re Arten der Cetonien-Gruppe ist von Schaum in den Annal d. |. Soc. Ent. d. Fr. Ill. S.37 mitgetheilt worden. Eine kritische Uebersicht der Arten, von Trigonophorus und Rhomborhina lieferte Westwood (Transact. Ent. Soc. Lond. IV: S:87) und gab zugleich die Beschreibungen und Abbildungen zweier neuer Arten T. gracilipes und Rh. dives aus Sylhet. Eine neue Goliathidenform ist von White (Ann. nat.vhist. XV. 5.39) bekannt gemacht: O(ompsocephalus, Kopfschild des Mäm- chens nach vorn in zwei aufgebogene, abgestutzte und ausgerandete Hörner verlängert, das Halsschild vorn in einen spitzen Höcker vor- tretend. Die Vorderschienen des Männchens innen stark gezähnelt, aussen dreizähnig: C. Horsfieldianus, in Abessynien von Dr. Roth auf der Gesandtschaftsreise des Capt. Harris nach Schoa ge- sammelt. Eine Abbildung dieses Käfers nach 'beiden Geschlechtern lieferte auch Westwood Arcana Ent. T.95. — Reiche (Rev, Zool, S. 119) vermuthet, dass das von White beschriebene (und von Westw, abgebildete) Weibchen zu einer anderen Art gehört, von welcher er das Männchen besitzt. und. welche er C: Galinieri nennt. Sie würde sich von C. Horsfieldianus durch geringere Grösse, Mangel der Eindrücke auf dem Halsschilde und durch schwarze Flecken auf den Flügeldecken (die bei jenen einfarbig gelb sind) unterscheiden. Ausserdem lieferte Westwood .(a.a. O.) eine, Abbildung von Goliathus giganteus W., nach einem Stücke aus Herrn Turners Sammlung, das, wie das Drurysche, vom Gaboonflusse stammt. — Waterhouse (Transact. Ent. Soe. Lond. IV. S.36) lieferte ausführ- liche Beschreibungen der schon im: Jahresber. für 1841 erwähnten Mycteristes Cumingüü, Lomaptera cupripes, nigro-aenea, Macronota Philippinensis und nigrocoeruleu, alle von den Philippin. Inseln. — Eine neue Art ist noch Cetonia Alessandrini Bertoloni (a. a.0. S.421.N.15) „nigra, splendens, punctata, thorace vitta mar- ginali flava; elytris macula fulva magna interrupta, ultimo. segmento abdominis quadrimaculato; long. 1 cnt. 24 mill.; der C. ee F. Ol. ähnlich, von Inhambene in Südafrika. Ueber das Vorkommen und die Verwandlung der Ein von Cetonia aurata F., von Braselmann (Verhandl. d. naturhist. Ver- eins der preuss. Rheinlatrde 2. Jahrg. 8.38): Die Lucaninen sind von Parry (Transact. Ent. Soc. Diond, IV. 8.55. T.1. F.4) mit einer neuen Gattung -Mitophyllus berei- chert worden, welche durch.ihre ungetheilten Augen sich an Platy- ı » Naturgeschichte der‘Inseeten während des Jahres 1845. 245 eerus schliesst, und sich durch die drei fadenförmig verlängerten Fühlerblätter des Männchens auszeichnet: M. irroratus, von Neu- seeland, ist dem Platycerus caraboides an Grösse und Form ähnlich, aber mit‘anliegenden Härchen bekleidet. — Derselbe Käfer ist von Guerin unter der Benennung Ptzlophyllum Godeyi bekannt ge- macht (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. Ill. Bull. S. xevn). -» /Eine Reihe neuer Arten wurde von Hope aufgestellt: Lucanus Confweius (Transact. Ent. Soc. Lond. IV.S.5) von Tschusan, L. Oantori, Mearsi, platycephalus, Mucclellandii, Dorcus Antaeus, Tityus, Reichei, punctilabris, Blanchardi, cögnatus und Chevrolatii (ebenda S. 73) von Assam und Sylhet. — Vier neue Arten von Aegus wurden von Westwood aufgestellt: Ae. platycephalus, uegualis, Malabaricus und distinctus (Proceed. Ent. Soc. S. 101) das Vaterland (Mababar) ist nur bei der dritten Art angegeben. — Der von Curtis unter dem Namen Dor- cus rufo-femoralis Guer.? (Transact, Linn. ‚Soc. XIX, S. 456) beschriebene bei Port Famine häufige Käfer scheint mit Dorcus fe- moralis Guer. Rev. Zool. 1839. S. 303 einerlei zu, sein. .- Hope hat ein Verzeichniss seiner reichen Sammlung von Luca- ninen veröffentlicht: A Catalogue of the Lucanoid Coleoptera in the Collection of the Rev. F. W. Hope, together with descriptions of ihe new, species therein contained. London 4845, Diese Schrift ist eine angenehme Gabe, indem der Verf. yon einer Menge neuer. Arten die zum Theil in, verschiedenen Zeitschriften zerstreuten Beschrei- bungen gesammelt mittheilt, die Arten selbst aber sorgsam geordnet hat. Dies ist besonders mit der ausgedehnten Gattung Lucanus der Fall, welche hier Dorcus Aegus u. a. unter sich begreift, welche - aber nach der Zahl der Fühlerblätter, der Bewaffnung der Schienen u. s. w. vielfach in Abtheilungen gebracht ist. Eine neue Gattung Sclerognathus mit einer neuen Art, Sc/. costatus, aus Brasi- lien, hat Aehnlichkeit: mit Xiphodontus, namentlich auch darin, dass das, ‚Halsschild des Männchens gehörnt ist. ‚Die Larve und FURRE des Figulus striatus Westw, sind von Blanchard (Hist. nat. d. Ins. T. 8) abgebildet. Menebrionites. Neue Arten der Eroditen-Gruppe ‘sind Zophosis nitida und Capnisa (?) Schrenkii Gebler Bull. Acad. Petersb. 111. S. 100 aus der Steppe am Tschuifluss in der ‚Dsungarei. Die Tentyriten-Gruppe bereicherte Waterhouse (Ann. nat, hist. XVL) mit zwei neuen Gattungen: Stomion ($. 27) stimmt mit ‚dem deutlichen Schildchen, den queren und nicht von der Seitenfalte des Kopfes bedeckten Augen, dem abgestutzten Kinne und den ein- fachen Schienen mit Anatolica überein, hat aber die Fühler dünner mit verdickten Endgliedern, das Kinn ohne Ausrandung und die Kör- ‚perform von eigentlichen Helops.' Drei'neue Arten St. Galapa- goensis, helopioides, laevigatus sind von den Galäpagos- 246 Erichson: Bericht über die’wissensch. Leistungen in der Inseln» — Megalophrys (ebenda S. 321) schliesst sich'an'Hylithus, Thinobatis, Evaniosomus und Melaphorus durch ungetheilte, gewölbte und stark: gekörnte Augen; die Fühler sind'wie bei den beiden letz- teren, nach der Spitze hin nicht verdickt, aber mit’ längerem dritten Gliede, der Kopf ist kürzer, das Halsschild an den Seiten gerandet; 1 neue Art, M. Patagonica), von Port Desire an der Südspitze von Amerika.‘ — Neue Arten sind Thinohatis rotundicollis Wa- terhouse (ebenda S. 320) vermuthlich ebendaher, ferner Dentyria Zaevicollis und Anatoliea tatarica Gehler Bull. Acad. St, Petersb. 111..S.102) aus der Dsungarei. Neue Arten ‘der Pimeliten-, Macropoditen-"und Akidie ten-Gruppen sind Pimelia punctaia, Trigonoscelis Schren- kii,, Adesmia Gebleri (Mann.) und Akds truncata Desselb, (ebenda S. 101) ebendaher. j Aus der Nycteliten-Gruppe gab Curtis (Transact. Linn: Soc. XIX. S. 461-467. Taf. 41. F.9—16) Beschreibung und Abbildung einer Reihe meist neuer Arten: Emalodera multipunctdta von Port Famine, Nyctelia caudata von Port St. Elena, N. undatipen- nis, ebendaher, N. Fitzroyi Curt. Waterh. Proc. Zool. Soc., von Valparaiso, N. granulata Curt. Waterh. ebenda, vom Cap Gregory, N. Bremii Waterh. Ann. nat. hist. XIII., von Cap Fairweather, N.? eorrugata, ebendaher, weicht von Nyctelia darin ab, dass, wie bei’ Epipedonota, die Vorderschienen länger sind als die Füsse und dass der äussere Dorn an der Spitze fehlt, in den Mundtheilen und im Ansehn stimmt sie ganz mit Nyctelia überein. — Mötragenius araneiformis von Port Elena, Epipedonota BAARTE WARE POCHE: ebendaher. in der Tageniten-Gruppe errichtete Waterhouse eine neue Gattung Grammicus (Ann. nat. hist. XVI. S. 323) vom Ansehn einer Tagenia, näher noch mit Microtelus verwandt, von diesen und allen anderen verwandten Gattungen unterschieden durch die kleinen Augen, welche ganz oberhalb des Seitenrandes des Kopfes liegen. Eine neue Art: G. Chilensis, 13” lang, mit zwei Leisten auf dem Hals- schilde und vier auf jeder Flügeldecke, ist von Valparaiso. Neue Arten aus dieser Gruppe sind: Ammophorus Galapa- goensis, bifoveatus, obscurus Desselb, (ebenda S. 30). von den Galapagos-Iuseln, ferner Scotobius Akidoides Desselb. (ebenda S. 319) von Port Desire in Patagonien, Scotod. bullatusiund Le- ptynoderes twberculatus Curtis (Transact. Linn. Soc. XIX. S. 459, 460. T. 41. F. Du: der erstere von Port Famine und‘ an en der ‚zweite von Port 'St. Elena. ultra Die Praociten-Gruppe bereicherte Waterhouse (Ann: wu hist. XVI. S. 317) mit einer neuen Gattung Platestihes, welche in naher Verwandtschaft mit Gyriosomus und Praoeis steht, und sich namentlich ‚dureh. die Körperform auszeichnet, indem der Rücken fast ganz flach ist. , Pl. sölphordes ist von Port Desire in Patagonien, » Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 247 Eine neue Art ist Praocis laevicosta Curtis (Transact. -Linn. Soc. XIX. S.457) von Valparaiso. Neue südafrikanische Arten der Moluriten-Gruppe sind: Mo- Zuris hirta Bertoloni (a.'a. O. S.423.n.17) „nigra, 'hirta, capite thoraceque crebre reticulato-venosis, punctatis, scutello minimo, ely- tris tuberceulatis, tubereulis inaequalibus postice recurvis; long. 4 cent, Von Inhambene, — Moluris cubica, discoidea und variolosa Guerin (Rev. Zool. $.285) aus den Natalländern. Neue Arten der Blaptiden-Gruppe sind: Blaps transver- salis und caudata und Prosodes brevis Gebler (Bull. Acad. St. Petersb. 111. S. 102), die ersteren aus den Steppen am Tschui, die „ letzte aus den Steppen am Ajagus-Flusse. — Ferner Nycterinus rugiceps Curtis (Transact. Linn. Soc. XIX. 5.468) von Valparaiso. Bei der Aufstellung einer neuen Gattung der Pedinoetes gab Waterhouse (Ann. nat. hist. XVI. S.34) folgende Uebersicht über die Pediniten-Gruppe: 1. Ungeflügelt mit verwachsenen Flügeldecken. 1. Die Augen durch den Seitenrand des Kopfes getheilt. 4A. Die Vorderschienen gegen die Spitze hin deutlich erweitert. A. Die Fühler kurz, schnurförmig .... . . Heliophilus B. Die Fühler mit meist umgekehrt kegelförmi- gen Gliedern. a. Die Mittelschienen gegen die Spitze erweitert. Pedinus “0.00 b Die Mittelschienen gegen die Spitze nicht wiss erweitentirwgigu.d den lassjezmmaly op Mi; Isocerus .B. Die Vorderschienen gegen die Spitze hin nicht ar brweiterudoji tilain Igor asp. dat youmaiwall ©; Pedinvecus © 2. Die Augen unbedeckt (nicht vom Kopfrande getheilt). 04. Das Kopfschild gerade abgeschnitten oder hin schwach gerundet. .2....... 0.020, Platyscelis B. Das Kopfschild vorn ausgerandet. Kite! A. Die Fühler deutlich an der Spitze verdickt Eurynotus 0 0B. Die Fühler mit länglichen, nicht dickeren Bndgliedem zu oa a hier. van Hab. ‚Dendarus 1. Geflügelt, die Flügeldecken frei. AR 4. Die Augen vom Kopfrande getheilt .... . Blapstinus 3. Die Augen von den Seiten unbedeckt . . ... Opatrinus. Die neue Gattung Pedinoecus hat das Ansehn von Blapstinus, unterscheidet sich aber durch längere Beine und gewölbtere, verwach- sene Flügeldecken. Die drei Arten P. Galapagoensis, costa- tus und pubescens sind neue Arten von den Galapagos-Inseln. u dlphitobius? punetatus Curtis (Transact. Linn. Soc. XIX. ‚8,469) von Valparaiso, ist vermuthlich ein Blapstinus. Neue Arten aus dieser Familie sind Opatrum terrosum. Küster (Käf. Europ. 11.28) aus Sardinien, Upis Sinensis, Ama- nyapmis curbonurius, Epilampuspulcher und chrysosti- 248 Erichson: Bericht ‚über die wissensch. Leistungen in der etus Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S.16) von.Canton, und folgende von Curtis (Transact.. Linn. Soc. XIX. S.469) beschrie- bene: Epilasium rotundatum (Dej.) von Maldanado und Gor- rita, Epitragus aeneo-brunneus von Rio Janeiro, Ep! semi- castaneus von Gorrite und Prostenus hirsutus von St. Ca- tharina, Hope (Transact: Ent. Soc. Lond. IV. S. 106) hat eine Reihe neuer Arten aus Neuholland aufgestellt, aus den Gattungen Trigo- notarsus, Tagenia, Platynotus, Opatrum, Isopteron, Endophloeus, Neomida, Tetraphyllus, Cnodalon, Tenebrio, Helops, Allecula. Ein Theil dieser Arten muss wegen unzulänglicher Bestimmungen der Gattungen (z: B. Platynotus, Tagenia, Endophloeus) zweifelhaft blei- ben. Die neue. Gattung Trigonotarsus wird mit Coelus verglichen, und der Verf. verspricht in Kurzem eine Abbildung ‚derselben zu geben. Guerin bemerkte, dass das überall verbreitete als Margus Jer- rugineus bekannte Käferchen die Gattung Stene Steph., zugleich aber die ältere Gattung Tribolium Mac Leay bilde, und also Tribolium castaneum M’L., Colyd. castan. Hbst. benannt werden müsse (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Ill. Bull. S. 16. 117). Es ist dabei zu bemerken, dass Mac Leay sein Tribolium irrthümlich als pentamerisch angiebt, woraus sich erklärt, dass die Gattung so lange verkannt werden konnte. Mordellonae. Guerin (Ann, Soc. Ent. d. Fr: III. Bull. S.ıxıx) fand in trockenen Stengeln von Euphorbia und zwar in einem Gange im Mark die Darye von einer Mordella, die er als aculeata? be- zeichnet; diese Bestimmung ist aber wohl nicht richtig, denn die von mir im Archiv 1842, 1.S.372 beschriebene Larve der M, aculeata lebt in faulem Holze; auch hat der Verf, meine Beschreibung übersehen, indem er bemerkt, dass diese Larven noch unvollkommen bekannt seien. Zwei neue südamerikanische Arten sind von Curtis ‘(Transaet. Linn. Soc. XIX. S.474) beschrieben: Mordella tachyporiformis von St. Paul und M. argenteipunctata von Conception. Hagriariae. Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 11) machte Lagria nigricollis von Tschusan, mit derselben unbe- richtigten und unvervollständigten Diagnose bekannt, welche ich schon im Jahresb. f. 1842. S.159 als unverständlich. bezeichnet hatte. Meloides. Neue Arten sind Cerocoma Wagneri Küster (Käf. Europ. 11. 32) aus Algier, Mylabris Mannerheimii Geb- ler (Bull. Acad. Petersb. I. S. 103. n. 20) aus. der Steppe am: Ajagus- Flusse, — Mylabris Jacquemontii („Omnino niger, elytris flavis, fasciis tribus, prothorace gracile”) Blanchard (Jacquem. Voy. dans VInde) aus Kaschmir, — Teiraonyz 7Tguttatus und cunctus Curtis (Transact. Linn..Soe, XIX. S, 472), der. erstere von Concep- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 249 tion, der zweite von Lima, — Tmesidera violacea, assimilis, rubricollis Hope Transaet. Ent. Soc. Lond. IV. S.103 von Ade- laide. Oedemeritae. Nacerdes? alternans Curtis (a.a. ©. S.473) von Gorrite an der Mündung des Platastroms, und Nacerdes Chinensis Hope (Transact. Ent. Soc. Lond, 1V. S.10) von Tschu- san sind als neue Arten aufgestellt. Curculionides. Schönherr’s „Genera et Species Curcu- lionidum” ist mit der zweiten Lieferung des 8ten Bandes oder 4ten Supplementbandes geschlossen worden. Dies Werk ist trotzdem, dass es sich auf die Bearbeitung einer einzelnen Familie beschränkt, eins der grössten, welches die neuere entomologische Literatur auf- zeigen kann, und giebt eine Probe von dem unermesslichen Umfange der Insectenwelt, in welcher eine einzelne Familie zahlreicher auf- tritt, als in anderen Theilen des Thierreichs ganze Klassen, es scheint selbst, dass diese in ihrer Nahrung auf das Pflanzenreich angewie- sene Familie, demselben an Artenreichthum kaum nachstehen wird; denn welche Pflanze ernährt nicht ihren Rüsselkäfer, und wie manche nicht deren mehrere, selbst eine grössere Anzahl? Als Schönherr vor 30 Jahren die Bearbeitung der Rüsselkäfer aufnahm, waren 7—800 Arten bekannt, sein Werk enthält jetzt gegen 7000 Arten, welche in 644 Gattungen vertheilt sind. Die Eintheilung und Aus- einandersetzung der Gruppen und Gattungen ist die Arbeit des Verf., in der Beschreibung der Arten ist er von seinen Landsleuten kräftig unterstützt, von denen Boheman allein ausser 20 neuen Gattungen 3050 neue Arten, Gyllenhall 1573, Fahraeus 601, Munk von Rosen- - schöld 122 ausführliche Beschreibungen geliefert haben. Die vorliegende letzte Lieferung enthält den Schluss der Cry- ptorhynchiden mit folgenden neuen Gattungen vermehrt: Hete- ropus (Chevr.) vor Desmidophorus stehend, mit einer neuen Art vom Senegal; Acentrus (Cheyr.) mit einer südeuropäischen Art (4. histrio Dej.); Pantoteles mit Cryptorhynchus sehr nahe ver- wandt, und hauptsächlich durch die hinter den Vorderhüften nicht deutlich gefurchte Brust unterschieden, mit 2 neuen Arten aus Süd- amerika; Traphecorynus, aus Ooelosternus anzius und inaequalis von Madagascar gebildet, mit Ithyporus verwandt, mit welcher letz- teren Gattung jetzt Colobodes IV. S. 465 verbunden ist; ferner Lob- ops, ähnlich dem Conotrachelus, aber näher verwandt mit Piazurus, mit einer neuen Art aus Brasilien. Eine neue Gruppe Campylo- scelides „antennae mediocres, funiculus 7articulatus, clava subso- lida, indistinete articulata. Rostrum deflexum, teres. Pedes antici basi distantes; tibiae eurvatae” geht den Rhynchophoriden vorher, und besteht aus den neuen Gattungen Campyloscelus und dmor- baius mit je 1 Art aus Guinea und Epiphylax mit 2 Arten aus Ma- dagascar. Die us. sind bereichert mit den neuen Archiv 1. Naturgesch. AJ1, Jahrg. 2. Bd, R 250 Erichson: Bericht über ‚die wissenseh, Leistungen in der Gattungen: Harpacteriuws, im Körperbau sowohl. Rhina als Baridius ähnlich, mit.2 neuen Arten aus Brasilien; Litorhynchus mit einer neuen Art aus Assam, und Phacecorynus (Calandr. Sommeri Burm.). Endlich ist den Cossoniden Microxylobius Chevr. zugefügt worden. In einem Nachtrage wird noch eine Anzahl neuer Arten und Gattungen beschrieben. Die letzteren sind: Dia- phanops (Westermanni Sch. vom westlichen Neuholland), eih Bruchus-ähnlicher Käfer, von Lacordaire als eine Sagra-Form be- trachtet (s. u.) — Deuterocrates, eine von Imhoff aufgestellte An- thriben-Gattung; Rhyparophilus, mit Polyphrades verwandt, neu- holländisch; Porophorus vom Cap, Strophosomus ähnlich, Ere- psimus aus Brasilien, Sciaphilus ähnlich, Geotragus, vom Hima- laja, Cyclomus ähnlich; Periorges aus Brasilien, Promecops zu- nächst stehend; Catamonus, vom Cap, mit Tropirhinus nahe ver- wandt, Terapopus vom Cap, Brachystiylus, auf Chlorophanus acutus Say gegründet, mit Phyllobius verwandt; Aoplocnemus aus Neuholland, den Eurhinus gleichend, Peltophorus aus Mexiko, Zyg- ops ähnlich. una Labram und Imhoff’s „Die Gattungen der Rüsselkäfer” ist mit zwei’neuen (12te und 13te) Lieferungen fortgesetzt; worden. ‚Die 12te Lieferung enthält die Darstellung der. Gattung Brachycerus, welche: auf folgende Weise eingetheilt wird: 1. Ende der vordersten Schienen. abgerundet, Füsse unten schwammig; Br. tuberculosus Sch. aus Guinea. — 11. Vordere Schienen am Ende erweitert, die äussere Ecke in die Quere gerundet, ausgedehnt. Füsse ziemlich dick, unten mit häufigern oder sparsamern Haaren versehen. A. Halsschild an den Seiten gerundet: Br. albarius, cornutus, curruca, texatus, per- tusus Sch. B. Halsschild seitlich mit einem Dorn bewaffnet oder eckig: Br. obesus var. d Sch, apterus var. y Sch. (dieser Käfer bil- det eine eigene Art, wohin tessellatus, Dregei Seh. u. a, m. als Ab- änderungen gehören), sacer Latr; (= bufo Koll. Sch.), duplicatus Sch. — N: Vordere Schienen am Ende buchtig eingeschnitten, der äussere Winkel in einen Zabn vorgezogen, Füsse, vorzüglich die hintersten ziemlich dünn, unten mit sparsamen, steifen Haaren ver- sehen, ‚Hinterkörper, kuglig eiförmig oder fast viereckig. A. Der äussere Endzahn der vordern Schienen abgestutzt; Br. Besseri, albi- dentatus Sch. — B. Der äussere Erdzahn der vordern Schienen zu- gespitzt: Br. superciliosus, undatus Sch. In der 13ten Lieferung sind die Gattungen Microcerus (grisescens Sch,), Rligus (horridus,, Fal- dermanni, irroratus), Cydianerus (araneiformis), Polyteles (Guerini), Entimus (splendidus ), Phaedropus (togatus) und eine neue Gattung der Rhinomaceriden, Mesoptilius, ausgezeichnet durch eine gefie- derte Fühlerschnur, ‚mit; einer , neuen. Art. M. apicalös aus Neu- granada. Walton (Ann. nat. hist. XV. S. 331. 392) lieferte die Fortsetzung seiner kritischen Untersuchungen über (die britischen Apionen (übers. ''Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1845: 251 Entom. Zeit. S. 229. 256.279), und theilte ferner (Ann, nat. hist: XVI. S.224) ähnliche sehätzbare Untersuchungen über die Gattung Oxy- stoma und Mag@dalis mit (übers. Entom. Zeit. 1846. S.183). „Nach- träge zu den Beschreibungen einiger Apionen” gab Germar (Entom. Zeit. S. 141). — Mehrere im Schönherr’schen Werke alsı neu be- sehriebene Arten dieser Gattung wurden von Schaum (ebenda 8.144.410) auf ältere Arten zurückgeführt. Derselbe (ebenda S 86.410) zeigte, dass mit Choragus Shep- pardi Kirby vereinigt werden müssen: Anthribus Bostrichbides Müll., Germ. Mag. IV. S.188.4, Anthrib. pygmaeus Robert Guer. Mag. d. 'Zool. 1832. T. 16 und Alticopus Galeazzi Villa Sch., und dass als eine zweite Art Brachytarsus bostrichoides Sch. dieser Gattung an- gehört, welche, da sie von A. bostr. Müll. sich unterscheidet, als Ch. pteeus Schm. aufzunehmen ist; ferner dass Anthrib. bilineatus Germ. Wett. Ann. zu Tropideres signatus Sch. gehört. ' Suffrian (ebenda S. 98) setzte seine „Bemerkungen über einige deutsche Rüsselkäfer, mit besonderer Beziehung auf Schönbherr’s G. et Sp. Cureulionidum” fort. Urodon conformis Chevr., den Schönh. als Abänderung des U. suturalis aufführt, ist eine eigene, in den Rheinlanden einheimische Art. — Lizus paraplecticus lebt, nach Murfields, die Beobachtungen von Dieckhoff bestätigender Mittheilung, nur in den Stengeln von Sium latifolium. — Tychius Schneideri, nach frischen Käfern beschrieben, lebt in Anthyllis vulneraria. — Bei vielen Ceuthorhynchus- Arten findet sich ein mehr oder weniger auffallender Geschlechtsunterschied, indem die Weibchen einen je nach der Art verschieden gestalteten Eindruck auf dem letzten Hin- terleibsringe haben. Schilling (Arbeit. d. Schles. Gesellsch, f. vaterl. Kultur im J. 1845) setzte seine Auseinandersetzung der schlesischen Rüsselkä- fer fort. Eine neue Anthriben- Gattung Ormiscus ist von Waterhouse (Ann, nat. hist. XV]. S. 37) aufgestellt. Sie hat mit Araeocerus Aehn- lichkeit, weicht aber ab durch längliche Form der Augen, unmittelbar r denselben, in einer kleinen Grube eingelenkte, Fühler mit aus „drei dieht aneinander schliessenden Endgliedern gebildeter eiför- iger Keule. 0, variegatus, auf den Galapagos-Inseln von Dar- win gesammelt. - Redtenbacher (Gatt. $.96) errichtete für Rhunomacer leptu- 0 eine eigene Gattung Nemonyz, da aber Rh. attelaboides der männliche Diodyrhynchus ist, muss der Gattungsname Rhinomacer ir den ersten erhalten bleiben, Die beiden von Waterhouse aufgestellten, wit Rhynchites ver- wandten Gattungen Metopon und Minurus (s. Bericht f. 1842. 8.206) sind in den Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S; 69 ausführlicher be- schrieben -und T. 5. F. 1.2 abgebildet. R* 252 Erichson: Bericht über die wissensch, Leistungen in der Neue Arten sind Bruchus magnicornis Küster (Käf. Europ. 11.36) von Ragusa, (scheint mir das Männchen des B. dispar zu sein). — Caryoborus Germari Desselb. (ebenda 11. 37) aus Dalmatien. — Bruchus biguttatus „omnino flavo-sericeus, ‚ely- trorum punctis ‚duobus posticis nigris, long. 5mill.” Blanchard (Jacquem. Voy.) aus Kaschmir, Cleonus Samsonowii, elonga- tus, Schrenkii, Otiorhynchus ursus Gebler (Bull. Acad. Pe- tersb. 111. S.103) aus der Dsungarei, Promeces Sinensis Hope Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S.17) von Canton, Brachyaspistes velatus Chevrolat (Rev. Zool. S. 98) von Macao, Polycleis plumbeus Guerin (ebenda S.286) aus den Natalländern, Ot7o- rhynchus cuneiformis und Anchonus Galapagoensis Wa- terhouse (Ann. nat. hist. XVI. S..38) von den Galapagos-Inseln. — Coeliodes zonatus Germar (Faun, Ins. Europ. 23.9) aus der Steiermark. ‚ Die Entwickelungsgeschichte des Rhinocyllus latirostris ist von Goureau (Ann, d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 11. S. 77) beschrieben. Guerin (ebenda Bull. S,xxxıı) beobachtete die Larve des Ceuthorynchus sulcicollis, welche an Kohlwurzeln in fleischigen Gallen lebt, zur Ver-: wandlung aber in die Erde geht; Blanchard (ebenda S,ıy und Hist. nat. 'd. Ins. 11. S.114) stellte die früheren Stände des Pachymerus Pandani, einer neuen Art aus Madagascar, dar, welche in den Früchten von, Pandanus lebt. j Beobachtungen über Aylesinus erenatus sind von Guerin (Ann. d. 1. Soc, Ent. d. Fr. III. Bull. S. xxym), — über mehrere Eccoptogaster- Arten von Letzner (Arb. d. Schles. Gesellsch.), — über die Verhee- rungen des Bostrichus curvidens unter den Weisstannen des süd- lichen Deutschland von v. Weidenbach (Ent. Zeit. S, 116) mitge- theilt worden. — Bostrichus Euphorbiae Küster (Käf. Europ. 11. 39) ist eine neue von Handschuch bei Ragusa entdeckte Art, welche in den Stengeln der Euphorbia dendroides lebt; ihre Bohr- löcher finden sich im Centrum der Blüthenstengel, und machen sich durch ausgeflossenen Saft und Excremente kenntlich. Cerambyeini. Eine neue Untergatt. der Prionier stellte White (Ann. nat. hist. XV. S, 109. T.8.F.1.2) unter der Benennung Prionacalus auf. Sie kommt im Wesentlichen mit Psalidognathus überein, und unterscheidet sich vorzüglich durch kurze Lippe, die kurzen, dem Anschein nach in der Naht verwachsenen Flügeldecken des Männchens, und die starken breiten zusammengedrückten Schen- kel des Weibchens. Da die Unterlippe bei den verschiedenen Arten von Psalidognathus sich verschieden gebildet findet, ist keiner dieser Unterschiede wesentlich, und wird der Prionac. Cacicus des Verf. (schwarz mit rothen Beinen und Fühlern) aus Mexiko, als eine eigen- thümliche, in beiden Geschlechtern ungeflügelte Art von Psalidogna- thus zu betrachten sein. EEE Ber \ Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845: 253 In der Gruppe der eigentlichen Cerambycinen bildete Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 11) eine neue Gattung Trirachys, von Hamaticherus durch je einen Dorn am 3ten, ten und ten Füh- lerglied und zwei Dornen an den Flügeldecken abgesondert. Man betrachtet sie wohl natürlicher als eine Unterabtheilung von Hama- ticherus. Tr. orientalis des Verf. ist von Tschusan. — Ebendaher ist Hamatich. Cantori, eine grosse, dem H. Paris verwandte Art. Küster (d. Käf. Europ. II. 42—49) hat eine Reihe zum Theil neuer Arten von Humaticherus aus dem europäischen Faunengebiet beschrieben, nämlich 42, H. heros. 43. H. nodicornis Küst., aus Dalmatien, ist H. nodulosus Germ. (Reis. n. Dalmat.). — 44. H. ve- _ lutinus Dej. Brull. Muls. — 45. H. orientalis Küst., neue Art von Brussa in Kleinasien, 46. H. carinatus Küst., ebenfalls neue Art aus Dalmatien, 47. A. Thirkii Küst., neue Art aus Brussa, —. 48. H. eerdo, — 49. H. Nerii Chev. Er. — Ich bemerke bei dieser Ge- legenheit, dass der im Jahresb. f. 1842. S. 214 erwähnte Ham. Mir- beckii Lucas, aus Algier, den die hiesige Sammlung vor Kurzem aus Paris erhielt, nicht wie ich aus der Beschreibung vermuthete, H. ve- lutinus Dej., sondern eine eigene Art ist, welche auch auf Sieilien vorkommt. Ausserdem "sind als’neu aufgestellte Arten aufzuführen: Purpu- ricenus Fellowsii White (Ann, nat. hist. S.111. T.8. F.4) von Xanthus, welcher indess einerlei ist mit dem P. dalmatinus Sturm. Cat. 1843. T.6. F.2. — Purpuricenus Medici Bertoloni (a. a. 0. 8.422. n, 19): niger, antennis corpore longioribus elytris vittis dorsalibus duabus transversalibus purpureo-ochraceis, long. 1 cent. 8 mill., von Inhambene in Südafrika. — Dorcasomus Delegor- guei Guerin (Rey. Zool. S.286) ebenfalls aus Südafrika. — C/y- tus 5-maculatus Gebler (Bull. Acad. Petersb. 11]. S.104) vom Tschuifluss in der Dsungarei, dem C. Verbasci ähnlich, C/ytus Ma- caumensis Chevrolat (Rev. Zool. S.98) von Macao (China). Zwei neue Callidien- Gattungen führte Redtenbacher (Gatt.) auf, nämlich Leioderes, wegen des ausgerandeten Mesosternum von Phymatodes unterschieden, mit einer neuen’ Art, und Notho- rhina (Callid, muricatum Sch., scabricolle Redt.). Letztere Gat- tung hat G. R. Rath, Schmidt schon Drymonius genannt. Neue Arten der Lamien-Gruppe sind: Tragocephala variegata Bertoloni (a. 4,0. S.423.n. 21) „nigra, supra flavo-maculata, subtus flavo albo cinereoque variegata, antennis nigris longitudine corporis, thorace spinoso, spinis apice nigris, pedibus cinereis; long. 3 cent. 3 mill.”, von Inhambene in Süd- afrika. — Lamia (Batocera) Downesii und Parryi Hope (Transaet, Ent. Soc. Lond. IV. S.76.77) aus Silhet und Batocera Calanus und Porus Parry (ebenda S.86) ebendaher, Mono- hammus alternatus und Oplophora Horsfieldii Hope (ebenda 8. 12, die letztere abgebildet T.1. F.2) von Tschusan; — 254 Erichson: Bericht über die wissensch, Leistungen in der Coptops annulata Chevrolat (Rev, Zool. S. 98) von Macao. — Lamia BelliiLeconte (Bost. Journ.) aus; dem Missuri- Gebiet und. den südlichen Staaten (ist L. scalator F.) Waterhouse (Transact. Ent. Soc. Lond, IV. S. 42) Jieferte aus- führliche Beschreibungen von. Doliops cureulionoides und geometrica von ‚den Philippin. Inseln. Guerin (Ann. .d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IH. Bull. S.ıxv) beobachtete die Naturgeschichte der Agapanthia marginella, welche im südlichen Frankreich dem Getreide nachtheilig wird. Die Larve lebt in den Halmen, welche sie von innen anfrisst, sich zum Herbst in die Wur- zel begiebt, wo sie überwintert und sich verwandelt. Den yon ihr bewohnten Halmen. brechen die Aehren ab. Der Käfer erscheint in der Mitte des Juni, wo das Getreide in Blüthe steht; er nährt sich von den Staubbeutel. — Die Larve. und Puppe der Lam, Rubus ist von Blanchard Hist. nat. d. Ins, T.11 abgebildet. Die Leptureten-Gruppe ist mit folgenden neuen Arten berei- chert: Rhagium ru fiventre (Find) Germar (Faun. Ins. Europ. 23.16) aus dem Banat, Pachyia picta (Mannerh.) Mäklin (Bull. _ Mose. 11. 5.549) aus Finnland und Daurien, Toxotus tamento- 4 und Stenura nebulosa Gebler (Bull. Acad. Petersb. III. S. 105..n. 27.28) aus der Dsungarei. Buquet (Ann. Soc. Ent. d. Fr. III. Bull..S.xı) bemerkte, dass das Weibchen der von ihm im Mag. de Zool, aufgestellten Gattung Heteropalpus einfache Taster habe, nichts desto weniger sei die Gat- tung zu erhalten, Lucciani fand am 30. August auf einem angebauten Felde in einer Tiefe von 6 Zoll ein kugliges, aus zusammengeklebten Erd- körnchen bestehendes Gehäuse, welches die Nymphe des Vesperus Zuridus enthielt, Diese verwandelte sich, schon nach Verlauf von zwei Tagen. (Ann. d. l. Soc. Ent. de Fr. III. Bull. S. cxı). Ueber die Gliederung der Cerambycinen-Larven sind von Leon Dufour weitere Untersuchungen mitgetheilt worden (ann d. 1, Soc. Ent. Ill. S. 493). COhrysomelinae. Eine monographische Bearbeitung die- ser Familie hat Lacordaire begonnen: „Monographie des Coleopteres subpentameres de la famille des Phytophages”, deren erster Theil den dritten Band der Memoires de la So- ciete Royale des Sciences de Liege bildet, indess auch unter dem. obigen Titel besonders erschienen ist. Es ist ein Unter- nehmen von solchem Umfange, dass man es als eine Lebens- aufgabe betrachten kann, und welches in dieser Hinsicht sich Schönherr’s Werk über die Curculionen zur Seite stellt. Es ist zu wünschen, ‚dass die Umstände diese Arbeit möglichst begünstigen und fördern, welche durch ihre Gediegenheit ihre ) L . z | 4 Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 255 Stelle unter den werthvollsten. Erscheinungen in der entomo- logischen Literatur einnehmen wird. Der Verf. hat sich überzeugt, dass die Familien der Eupoda und Cyclica Latr. von den eigentlichen Chrysomelinen natürlich sich nicht absondern lassen, und hat sie deshalb unter der von Dumeril vor- geschlagenen Benennung Phytophaga vereinigt; mir scheint dieser Name aber nicht passend, denn 1. sind die anderen Familien der so- genannten Subpentameren, namentlich auch die der Curculionen und Cerambyeinen eben so ‚ausschliesslich Phytophagen, 2. ist die Be- zeichnung Chrysomelinen passender, weil sich, die Familie ‚haupt- sächlich auf Linne’s Gattung Chrysomela gründet, 3, hat selbst die Benennung Chrysomelinae das Alters-Vorrecht, indem Latreille schon vor Dumeril (in der Hist. nat. d. Crust, et Ins.) sie für die, ganze Familie mit Einschluss der später abgesonderten Gruppen gebrauchte. Die ganze Familie theilt der Verf. in zwei Abtheilungen Aposta- sicerides und Metopocerides, je nachdem die Fühler auseinan- der stehen oder genähert sind. Die erste Abtheilung enthält die Gruppen: Sagrides, Donacides, Criocerides, Megalopides, Olythrides, Cryptocephalides, Eumolpides, Chrysome- lides, die zweite umfasst die Galerueides, Hispides, Cassi- dides. Die beiden letzten Gruppen hat der Verf. hauptsächlich in Rücksicht auf ihre Larven getrennt gehalten, indess sind die Beob- achtungen noch zu vereinzelt, als dass sich schon jetzt beurtheilen liesse, in wie weit die Verschiedenheit durchgreifend ist. Vielleicht hat der Verf. in der Unterscheidung Recht. Dann hätten aber auch die Halticen, welche er theils bei den Galeruciden theils bei den Eumolpiden untergebracht wissen will, folgerechter Weise als eigene Gruppe erhalten werden müssen, indem ihre Larven als Blattminirer angegeben werden. Dies gilt namentlich für die Form der H, nemo- rum (Phyllotreta Dej.). Andere, deren Larven frei auf den Blättern leben und sich unter der Erde yerpuppen, wie H. oleracea (Grapto- dera Dej.) würden zu den Galeruciden gestellt werden müssen. Ich stimme dem Verf. vollkommen bei, wenn er die Sprungfähigkeit die- ser Käfer als von untergeordneter Bedeutung betrachtet, doch kann “ich durchaus nicht zugeben, was der Verf. S.xxvı behauptet, dass nämlich das Sprungvermögen der Halticen mit der Auftreibung der Hinterschenkel durchaus nicht im geraden Verhältniss stehe. We- ‚nigstens bei unseren einheimischen Arten habe ich stets die Sprung- = mit der Dieke der Hinterschenkel im geraden Verhältniss ge- a und ich zweifle, dass die Theorie uns irre leitet, wenn wir an Verhältnis bei allen Halticen voraussetzen. Man darf nur nicht erwarten, dass der Käfer immer von seiner vollen Kraft Gebrauch # macht. Im vorliegenden ersten Bande hat der Verf. die Gruppen der Sagriden, Donaciden, Crioceriden und Megalopiden bearbeitet. Ihm stand ein reiches Material aus den vorzüglichsten Pariser sowohl als auch mehreren deutschen Sammlungen zur Benutzung, und eben 256 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der so ausgezeichnet wie durch den reichen Inhalt ist die Auseinander- setzung durch Schärfe und Klarheit. Die Gruppe der Sagriden enthält 9 Gattungen, unter denen die über Südasien und Afrika verbreitete Sagra am artenreichsten ist (33 Arten), am formenreichsten ist Neuholland, dem 6 Gattungen an- gehören, welche zum Theil als Bruchiden betrachtet gewesen sind: Megamerus Mac L, (1 A.) — Prionesthis, neue Gattung von der vorigen hauptsächlich durch ungespaltene Zunge und ‚eiförmiges End- glied der Taster unterschieden (1 A.). — Carpophagus MacL. (1 A.) Rhynchostomis neue Gattung, durch den in einen Jängeren Rüssel verlängerten Kopf ausgezeichnet (1 Art: Rh. curculionides, einer- lei mit Diaphanops Westermanni Schönh. S. 0.). — Meeynodera Hope (1 Art: Lema cowalgica Boisd., M. pieta Hope, Mesophalacrus Spi- nolae St.). — Ametalla Hope (2 Arten). — Eine südamerikanische Form ist Atalası's, neue Gattung, am nächsten mit Mecynodera verwandt, von der sie sich hauptsächlich durch vortretende Vorder- ecken des Halsschildes und zwischen die Mittelhüften vorragendes Metasternum unterscheidet (1 Art: M. Sagroides, aus Buenos Ayres). Endlich gehört die durch ihre gespaltenen Klauen von den übrigen abweichende Gattung Orsodaena (15 Arten) der nördlichen Halbkugel, Europa und Nordamerika an. Y Die Donaciden-Gruppe umfasst nur die beiden Gattungen Do- nacia und Haemonia, Die erstere enthält 68, die zweite 9 Arten. Die Crioceriden-Gruppe enthält wieder eine grössere Zahl von Gattungen 1. Syneta Esch. (6 Arten). — 2. Zeugophora Runze (4 Arten, der Verf. führt hier als zweifelhaft eine Reihe von Hope unter Auchenia aufgestellter Arten auf, es ist ihm aber entgangen, dass die Auchenia der Engländer eine Galerucen-Form ist). 3. Me- gascelis Dej. (52 Arten). — 4. Plectonycha, eine neue, südameri- kanische Gattung (5Arten) mit der folgenden 5. Lema F. (ausser 16 dem Verf. nur aus Beschreibung bekannten, 257 Arten) darin über- einstimmend, dass die Klauen dicht aneinander schliessen, und darin unterschieden, dass bei Plectonycha das Metasternum nach vorn eine Vorragung bildet, bei Lema nicht. Zu Lema gehören von den euro- päischen Arten L. rugicollis, cyanella, Erichsonii, flavipes, melan- opa, und eine neue L. Hoffmannseggii aus Portugal, die übri- gen zu: 6. Crioceris (43 Arten nebst 3 zweifelhaften), wo die Klauen auseinander stehen. 7. Brachydactyla, neue Gattung, unterschei- det sich von Crioceris vorzüglich durch die mehr kugelförmigen und etwas auseinander stehenden Vorderhüften (2 Arten). 8. Rhaebus (1 Art). 9. Eubaptus, eine südamerikanische neue ebenfalls Bru- chen-ähnliche Gattung, von mehr eirunder Form, mit einfachen Klauen und mit einer Vorragung der Mittelbrust (1 Art). 10. Ateledera, ebenfalls eine südamerikanische neue Gattung, von der Form einer Oedemera, mit einem ähnlich verlängerten Halsschilde wie bei Agra, und mit ähnlichen Fühlern wie die von Megascelis (1 Art). Rn Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 185. 257 Die Gruppe der Megalopiden ist in 6 Gattungen zerlegt: 1. Mastostethus, mit kegelförmig nach vorn vortretendem Metaster- num (59 Arten). — 2. Homalopterus Perty, die Flügeldecken seitlich gekielt, mit senkrecht abfallenden Seiten (2 Arten). — 3, Agatho- merus, die Flügeldecken gleichmässig gewölbt, an der Naht schlies- send; das Schildchen rundlich dreieckig. (M. discoideus, sellatus Rl. u. a. 23 Arten). — 4. Megalopus P., die Flügeldecken mit klaffender Naht (16 Arten). — 5. Temnaspis, von der vorigen Gattung durch das an der Spitze abgerundete Schildchen unterschieden (4 Arten). 6. Poecilomorpha Hope, durch die ungetheilte Zunge, welche bei den übrigen zweilappig ist, unterschieden (6 Arten), Die letzte Gattung enthält alle afrikanischen, die vorletzte die ostindischen Arten, die vier ersten Gattungen sind durchaus amerikanisch. Die in dem: Lacordairischen Werke enthaltenen deutschen Arten hat Suffrian einer ausführlichen und sehr gründlichen Musterung un- terworfen (Entom. Zeit. 1845. S. 302, 327, 359. 1846. S. 51, 80, 152). Reiche (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 11. S.xrvı) theilte einige Be- merkungen über die Gattungsverschiedenheiten bei den Hispiden mit. Neue Arten von Cässida sind C. apicalis Gebler (Bull. Acad. St, Petersb. III. ‚S. 30) aus der Dsungarischen Steppe, und C. pipe- rata Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 12) von Tschusan. Neue Arten der eigentlichen Chrysomelinen sind Ohrysomela unicolor und Gastrophysa ruficeps Gebler (Bull. Acad. Pe- tersb. III. S.105) aus der Dsungarei. Blanchard (Ann. d. ]. Soc, Ent. d. Fr. S.ıv) bemerkte, dass von der Gattung Dia drei Arten auf Sicilien vorkommen: 1. Eumolp. aerugineus F., 2. D. nitida Dahl., 3. eine neue Art D. odlonga Blanch., etwas grösser als die übrigen, die Flügeldecken kaum brei- ter als das Halsschild. -Ferner sind Eumolpus ögnicollis Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. 5.17) von Canton, E. pyrophorus Parry (ebenda S. 86) von Assam, und Chrysochus punctatus Gebler (Bull. Acad. St. Petersb. 111. S.106) als neue Arten aufgestellt worden. Ueber die Entwickelung und Fortpflanzung der Clythren. und Cryptocephalen hielt Dr. Rosenhauer einen sehr lehrreichen Vor- trag bei der Versammlung der deutschen Naturforscher zu Nürnberg, 1845. (Amtl. Bericht über die 23. Versamm]. deutsch. Naturf. und Aerzte in Nürnb.. S. 179). Beobachtet sind C/ythra laeviuscula, Apunctata, Asignata, Labidostomis pubicollis n. sp., humeralis, longi- mana, Coptocephala Amaculata, Pachybrachis hieroglyphicus, COry- ptocephalus Coryli, dispar, 12punctatus, Moraei, sericeus, vittatus, minultus, Disopes Pini. Die Larven der ächten Clythren leben nur in Ameisennestern, und sie leben nur von animalischer Nahrung, In- seeten sowohl als Fleisch von Säugthieren. Todte Ameisen fressen sie nicht, der Verf. vermuthet daher, dass ihnen die Nahrung von den Ameisen zugetragen wird. Die Labidostomis-Laryen finden sich 258 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der unter Steinen, allerdings in der Nähe von Ameisen, aber nicht an dieselben gebunden, wie. es scheint, ‚Coptocephala scheint Vegeta- bilien zu fressen, wie dies auch bei allen Cryptocephalen mit Ein- schluss von Pachybrachis und Disopus der Fall ist; sie bewegen die Blätter mach ‚Art. .der Schmetterlingsraupen. — Diese Larven sind bekamntlich Sackträger. Das Gehäuse wird von Koth gemacht, dem Wachsthum angemessen erweitert, längliche Stücke auf der Unter- seite und schräge an den. Seitentheilen eingesetzt. Das Material wird: vom After, der in ‚der natürlichen Lage unter die Brust ge- krimmt.ist, zum: Munde befördert, hier gehörig mit Schleim ver- arbeitet, an seine passende Stelle gebracht und festgedrückt. Das Gehäuse ‘der ‚Clythren ist dünn, kunstreich gemacht, mit mehreren Längsrippen auf der Oberseite, das der Labidostomis mit, ziemlich langen Haaren vermischt, deren Bau vom Verf. nicht näher ‚unter- sucht wurde; das der Cryptocephalen ist dieker, fester, selten mit einigen ‚erhöhten Linien versehen. Bei den Häutungen und bei der Verwandlung wird das Gehäuse verschlossen, bis auf eine kleine Oeffnung. Bei der Verwandlung dreht sich die Larve, um, und der Käfer kommt an dem blinden Ende des Gehäuses hervor, wo er ein rundes Stück ausbeisst. Das erste Gehäuse erhält schen das Ei von der Mutter, diese fasst das eben gelegte 'eylindrische Ei mit beiden Hinterfüssen, , und bedeckt es auf eine höchst regelmässige Weise von unten bis oben mit einer Kothschicht, die in kleinen länglichen Parthien gelegt, und mit dem After ganz genau angepasst wird. Der Vorgang dauert ungefähr % Stunde. Die Clytlıren und viele Crypto- cephalen legen die Eier ohne sonstige besondere Anhänge, und lassen sie fallen, oder werfen sie weg, sobald sie sie umhüllt haben, die der Pachybrachis haben einen besonderen zapfenförmigen Anhang, die der Coptocephala Amaculata werden mit einem langen haararti- gen Stiel an Pflanzen befestigt. — Als Parasiten beobachtete der Verf. bei Cryptoceph. 12punctatus zwei Pezomachus, darunter Pez. vagans Gray. und zwei Pteromalinen, darunter Eupelmus annulatus Nees. Auch aus den Puppen des Cryptoceph. minutus kam ein klei- ner Pezomachus aus. Chevrolat (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. I. Bull. S.ır) theilte die Bemerkung mit, dass die Larven der Cryptocephaliden von hol- zigen Stoffen leben. Nach seiner Meinung zehren die Clythra-Lar- ven in den Ameisennestern von den dort aufgehäuften Holzstückchen. Cryptocephalus-Larven waren von ihm am Reiserholz gefunden, und an den Reisern nagend beobachtet. Auch finden sie sich im Walde von St. Germain in Menge unter trockenem Eichenlaube, wo sie wahrscheinlich kleine Holzstückchen finden. Der Verf. meint, dass diese Larven sich von denen der übrigen Chrysomelinen entfernen und denen der Lamellicornien annähern, was bei oberflächlicher An- sicht allerdings der Fall zu sein scheint. (Der Widerspruch in den Erfahrungen von Rosenhauer und Che- vrolat über die Nahrung der Clythra-Larven löst sich durch die Be- un Se | Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1845. 259 trachtung, dass viele Insecten, welche ursprünglich Pflanzenfresser sind, doch auch die Fleischnahrung nicht verschmähen, Eine solche Er- fahrung machte Ratzeburg an den Larven der Chrysomela tremulae. Forstins. I. Nachtr. S. 54). Neue Arten von C/ythra und Cryptocephalus aus Nordafrika stellte Lueas (Revue Zool. 8.120) auf: 1. Cl. (Labidostomis) ru- bripennis, von Oran. — 2. Cl. hybrida (scheint mir Cl. 4notata F. zu sein). — 3. Cl. (Labidost.) forcipifera, von Oran. — 4. Cl. (Lachnaea) stramineipennis, von Oran. 5. Cl. (Coptoceph.) dispar, von Calle. — 6. Cl. (Smaragdina) gratiosa. 7, Cl. (Cyaniris) unicolor, von Calle und Constantine. 8. Cryptoce- phalus cicatricosus, von Oran. 9. Cr. Dahlii (die Dejean’sche Art, aber schon unverkennbar als Cr. Spunetatus Dalm. Schönh, Syn. 11.368. 72beschrieben und wahrscheinlich auch von Olivier als Cr. curvili- nea abgebildet). 10. Or. gravidus (ebenfalls der von Dejean benannte, auch in Südfrankreich einheimische Käfer). Da wir in Kurzem eine umfassende Bearbeitung der Clythren von Lacordaire zu erwarten haben, wird diese kurze Anzeige hinreichen. — C/ythra nigri- /rons Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S,12) ist eine neue Art aus Tschusan. Ueber die Neuholländischen Cryptocephalen ist von Saunders eine Bearbeitung (Descriptions of the Chrysomelidae of Australia allied to the Genus Cryptocephalus, Transact. Ent. Soc. Lond. IV, 8.141) erschienen, welche nach den Proceed. E.S. schon im Bericht f. 1842 (S. 219) angezeigt worden ist, «wozu indess noch mehreres nachzutragen sich findet. Der Verf. sagt, dass (die neuholländischen Cryptocephalen von den: übrigen sich entfernen, vorzüglich in der Art, wie bei den meisten das Schildchen hinten ansteigt, und sich fast in rechtem Winkel über die Fläche der Flügeldecken erhebt; ich finde hierin. aber keinen namhaften Unterschied, und es muss dem demnächstigen Monographen dieser Gruppe vorbehalten bleiben, das Verhältniss der neuholländischen zu den übrigen Formen festzu- stellen. Nach der Form der Fühler und der allgemeinen Körper- gestalt hat der Verf, mehrere Untergattungen aufgestellt, welche zu- nächst in zwei Reihen zerfallen, je nachdem die Seitenränder des Halsschilds glatt oder gekerbt sind. Die ersteren sind nach der Füh- ‚lerform auf folgende Weise eingetheilt: die 6 letzten Gl. eine deutliche in Keule bildend . „ . ... .„ Dicenopsis fast keulfi p n ae die 7 letzten Gl. allmählich an \ Dicke zunehmend . . . . Idiocephala Fühler /schwerdförmig . 1 Habe . Aporocer« das Ste.Gl. zweimal so lang als en das4te . .. 2'200, Mitocera fadenf di , ern das Ste Gl. höchstens eben so lang als.das dte . » 2. . Ochropsis. 260 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Es ist hierbei auf die Geschlechtsverschiedenheit in der Fühler- bildung nicht Rücksicht genommen, sie ist aber öfter bemerklich genug, so dass die Männchen’ mancher Idiocephalen von Mitocera keinen Unterschied zeigen. — Der zweite Theil dieser Arbeit wird im nächsten Bericht angezeigt werden. Neue Arten der Galerucen und Halticen sind Galeruca atri- pennis und erosa Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 17) von Canton, und Haltica Galapagoensis Waterhouse (Ann. nat. hist. XV]. S. 39), von den Galapagos-Inseln. Germar (Faun. Ins. Europ. 23. 17) bildete die Orestia alpina des Dej. Cat. ab, und bemerkte, dass sie wegen ihrer deutlich Aglie- drigen Füsse mit zweilappigem vorletzten Gliede, und ihrer zuge- spitzten Taster nicht zu den Endomychiden gerechnet werden könne, dass sie sich in der Fussbildung mehr den Erotylenen anzunähern scheine, von diesen sich aber in der Bildung der Fühler, Mandibeln und Taster entferne. Mir scheint die Gattung unter den Halticen ihre natürliche Stelle zu finden, und zwar zunächst an Crepidodera Cheyr. sich anzureihen. Guerin (Ann. d. ].-Soc. Ent. d. Fr. Ill. Bull. S.ıxvır) berichtete über den erheblichen Schaden, welchen die Larven einer zu H. ole- racea gerechneten Haltica in mehreren Gegenden Frankreichs am Wein anrichten. Coceinellidae. Neue Arten sind: Coccinella vitlata Gebler (Bull. Acad. St. Petersb. III. S. 106.34) aus der Dsungari- schen Steppe, €. 18spilota, succinea, tetraspilota Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 13) von Tschusan, Seymnus Ga- lapagoensis Waterhouse (Amn. nat.‘hist. XVI. S.41) von den Galapagos-Inseln. Eine Monographie der Gattung Alexia theilte Redtenbacher (Ent. Zeit. S. 315) mit. Sie enthält die drei bekannten Arten A. g7o- bosa (Phalacr. gl, Sturm), A. pilifera (Tritom. pilif. Müll.) und 4. pilosa (Tritom. pilos. Panz.), zugleich aber auch eine genaue Be- schreibung der Gattung. Der Verf. ist der Ansicht, dass dieselbe neben Triplax und Tritoma ihre richtige Stellung habe, da aber nur vier Fussglieder vorhanden sind, wird sie dieser Familie zugewiesen werden müssen. Endomychidae. Germar (Faun. Ins. Europ. 23.18) bildete Lycoperdina rubricollis Dahl, aus Ungarn, ab. Aus diesem Käfer hat Chevrolat in Dejean’s Catalog die Gattung Hylava gebil- det, gegen deren Aufnahme der Verf. Bedenken trägt, weil der Un- terschied in der Fühlerkeule, auf welchem diese Gattung beruhe, um so ‘weniger durchgreifend ‚sei, als alle Lycoperdinen-Arten in diesem Theile Abweichungen darböten, so dass die Form der Fühlerkeule hier nur Art-, nicht aber Gattungsmerkmal sein könne. Bde Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 261 Lathridii. Chaudoir (Bull. Mosc. ll. p.%09) führte 13 bei Kiew gesammelter Arten von Monotoma, unter denen eine neue, M, trapexicollis, auf. Orthoptera. Spectra. Ueber die Wiedererzeugung der Beine sind von Fortnum in Adelaide Beobachtungen. an Diura violascens gemacht (Proceed, Ent. Soc. S.99)., Einer über 1°” langen, Baeillus-ähnlichen Larve derselben war beim Fange ein Mittelbein abgebrochen. Sie wurde mit jungen Eucalyptus-Blättern gefüttert, und wuchs sehr rasch. Bei der ersten Häutung, erschien an dem alten Stumpf ein kleines Bein, aber ohne ausgebildete Glieder. Bei der zweiten Häutung er- reichte das Bein die Hälfte der natürlichen Grösse und alle Glieder waren ausgebildet. Nach der dritten Häutung erschien bei der Puppe das Bein von mehr als zwei Drittel der natürlichen Grösse, und bei der Verwandlung zum vollkommenen Insect hatte das Bein seine voll- ständige Grösse gewonnen. Nach der Häutung verzehren die jungen Phasmen jedesmal die abgelegte Haut. Loeustariae. Ueber den merkwürdigen Bau der Spermato- zoiden in dieser Familie hat v. Siebold seine Untersuchungen mit- getheilt (Ueber die Spermatozoiden der Locustinen. Act. Acad. Caes. Leop. Carol. Nat. Cur. XXI. 1. S.251. T. 14. 15). Acridii. Nach den Mittheilungen von Guyon (Compt. rend. XXI. S. 1107) so wie von Lucas und Audinet Serville (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. ]II. Bull. S. xxxı. xxxıx. cxy) erschienen in Alge- xien zahlreiche Heuschreckenschwärme von deridium peregrinum Ol.; diese Heuschrecke ist es auch, welche von den Arabern gegessen wird. v. Siebold (Entom. Zeit. S.322) bemerkte, dass Gryll. coeru- lescens L. und G. fasciatus Germ. zu einer Art gehören, da sie sich nur durch die Färbung der Unterflügel unterscheiden. Die blauflüg- lige Abänderung scheint mehr dem Norden, die rothflüglige mehr dem Süden anzugehören; in Mitteldeutschland treffen beide zusammen, denn in der fränkischen Schweiz, bei Muggendorf, Rebenstein u. s. w, traf der Verf. beide in bunter Menge durch einander an. Eine neue neuholländische Art ist Petasida ephippigera White in Eyre Journ. of Expedit. 1. S. 432. T.4. F.1. Psoeidae. Westwood theilte einige Bemerkungen "über diese Familie mit (Observations upon the structural Character of the Deatlı Watch, Atropos pulsatoria, with Decription of a new Bri- tish Genus in the Family to which it belongs. Transact. Ent, Soc. Lond. IV. S. 71). Bei zahlreichen Psoeus fand der Verf. 13, bei Atro: pos pulsatoria 15 Fühlerglieder. Auch überzeugte sich der Verf, durch Untersuchung lebender Psocen von verschiedener Grösse, dass die Lippentaster so gut wie die Maxillartaster vorhanden sind, (Ver- 262 Erichson: Bericht‘ über die wissensch. Leistungen in der muthlich 'hat der Verf. die ladenartigen' Theile der 'Unterlippe als Taster genommen, ‚Ref. wenigstens hat Latreille’s Angabe über’den Mangel der Lippentaster nur bestättigen können, 's. Germ, Zeitschr. 1. 8.153). Die neue Form Clothilla studiosa mit etwa 27 Fühler- gliedern ist nach den Proceed. E. $. schon im Jahresber. für 1840. S. 196 aufgeführt. Libellulinae. Eine Monographie der Britischen Libelluli- nen ist von W. F. Evans herausgegeben: British Libellulinae or Dragon-flies, Lond. 1845, 8. Schneider musterte die von Zeller in Sicilien (Entom. Zeit. S.339) und die von Loew in Kleinasien (ebenda S. 110. 153) gesammelten Li- bellulinen, unter den letzteren finden sich mehrere neue Arten: L’- bellula ampullacea von Kellemisch, Z. anceps von Mermeriza, L. taeniolauta von Rhodus, L. eryihroneura von Kellemisch und Patara, L. morio von Kellemisch, Jdeschna mierostigma, ebendaher, Cordulegaster insignis desgl. (kommt auch in Sy- rien vor), Gomphus flexuosus, ebenfalls von Kellemisch, @. as- similis desgl.; Epallage Fatime Charp. von Davas und Merme- riza ist nach. ausgefärbten Stücken. und. beiden Geschlechtern neu beschrieben. Libellula caudalis Charp. wurde von Hagen (Entom. Zeit.S.318) nach den verschiedenen Alterabstufungen der Färbung geschildert, und von den verwandten Arten unterschieden. Zu den Abänderungen der L. caudalis gehören L. Hellmanni und fallax Ev., L, albifrons Sel. Ramb., L. ornata Britting., L. platyura Sundew. i. lit. Die verwandten Arten sind 1. L. aldifrons Burm., exusta Sund. i. litt., sylvicola Hag., L. leucorrhinus Charp, part., L. fallax var. Eversm. — 2. L. leucorrhinus Charp., rubicunda Curt. Brit. Ent., nemoralis Hansem, i. litt., gracılis Hag. i, litt. — 3. L. rubicunda L. F., pra- tensis Hansem., infuscata Eversm. — 4. L. pectoralis Charp. Sel,, melanostigma Ev., rubicunda Ramb., rubicunda var, Müll. „ 1 KEphemerides. Diese Familie ist von Pictet in einer vor- trefflichen Monographie erläutert worden: Histoire naturelle des In- sectes Neuropteres. Seconde Monographie, Famille des Ephemerides, Geneve, 1845. Die Mundtheile der Larven tragen auf eine sehr be- stimmte Weise das Gepräge des Orthopterenmundes, indem die la- denartigen Theile der Unterlippe vollkommen ausgebildet sind; zu- weilen tritt zwischen ‘denselben auch noch die Zunge vor., An den Maxillen ist nur eine Lade entwickelt; die Mandibeln zeichnen. sich durch eine quergeriefte Mahlfläche an der Innenseite ‚aus.‘ Bei der Verwandlung bleiben alle harten Theile der Mundtheile in der Pup- penhaut zurück, und die Mundtheile. bleiben weich, auch scheinen die Lappen der Unterlippe zu verschwinden und: die Taster, welche sowoll an der Lippe als an den Maxillen vorlianden sind, verkür- zen sich, wenn sie, beim Subimago noch etwas, länger als. bei der Natürgeschicht® der Iusecten während des Jahres 1845. 263 Larve ‘erscheinen. Die Flügel ‘des Subimago unterscheiden sich von denen‘ des eigentlichen Imago darin, dass: sie dicht mit Härchen oder Häkchen besetzt sind; der Hinterrand ist ausserdem ‚mit längeren Haaren: besetzt, welche bei den Gattungen Potamanthus und 'Cloe oft dem blossen Auge sichtbar sind. Bei den vollkommen ausgebil- deten Eintagsfliegen sind die Flächen der Flügel vollkonımen glatt, der Vorderrand ist mit kurzen anliegenden Dörnchen weitläufig be- setzt, der Hinter- und Innenrand ist mit hornigen Bildungen in der Form von Schuppen und Fäden bewehrt; bei Palingenia longicauda ist die Fläche des Flügels mit Höckerchen besetzt. “Die Eintheilung der Familie in Gattungen ist folgende. a. Die Flügel genetzt, mit zahlreichen Querherven. b. Die Augen beim Männchen einfach. c. Drei Schwanzborsten. d. Dieselben gleich.bei beiden Geschlechtern .. , Ephemera dd. Die mittlere derselben verkümmert, ee beim Männchen . . . 2.000, Palingenia . ec. Zwei Schwanzborsten, er Sn einer ek Baetis bb. Augen des Männchens doppelt . . . . . . Potamanthus aa. Die Flügel mit wenigen Quernerven. e. Augen des Männchens doppelt . . . »...., . Cloe ee. Augen des Männchens einfach. N De Aweigklügel Sn, ./lneiiitl emwanmtarıın mas nz rarAERTR TI. Nier Elüeel; in: - 2 2.2.» Oligoneuria. Die vom Verf. anerkannten u, Mn sich auf folgende Weise in diese Gattungen. 1. EphemeraL. 1. E, vulgata, Europa; 2. E. danica Müll. Mitteleuropa; 3. E. glaucops n. sp. Schweiz, Italien, Deutschland. 4. E. guttulatan. sp. aus der Neuchateler Sammlung. 1. Palingenia Burm. 1. P. virgo (Ol.) Ebene von Mittel- europa; 2, P. puella n. sp. von Neuorleans; 3. P. limbata Serv. Nordamerika; 4. P. albicans Perch. Brasilien, 5. P. Indica Koll. Ostindien. 6. P. dorsalis Burm. Brasilien; 7. P. longicauda (Ol. Eph. flos aguae Jll.) Holland, Belgien, Ungarn (auch Deutschland). "DI. Baetis Leach. 1. B. fluminum n. sp. bei Genf am Rhone, 2. B. venosa (Deg. F.) Europa, 3. B. cyanops Pict. am Rhone, 4. B. montana n. sp. Schweizer Alpen. 5. B. purpurascens n. sp. Schweiz, 6, B. lateralis Curt. (phaeopa Steph.) Schweiz, England. 7. B. semicolorata Curt. (basalis Steph.) Schweiz. 8; 3. semitinct« Schweiz. 9 B. obscura Steph. Genfersee; 10. B. cerea n; sp: .desgl. 11. 2. sulphurea Müll. Rhoneufer. 12. B. flaveola Koll. Nord- amerika; 13. 3. guttata n. sp: Chile, 14. 3. Australasica Neu- holland. 3 IV. Potamanthus m. g. 1. P. Ferreri n. sp. Turin. & P. Iuteus (Lin.) Europa, 3. P. marginatus L. desgl., 4. P. Geeri Pict. (vespertina Zett., fusca Burm.) desgl.; 5. P, eastaneus n.sp: Gen- 264 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der fersee; 6. P. brunneus n. sp. Schweiz; 7. P. cinctus (Retz.) ‘Genf. 8. P. erythrophthalmus (Schr.) Europa; 9. P. gib bus n. sp. Schweiz, 10. P. aeneus.n. sp. desgl. 11. P.? inanis.n. sp. Brasil. V. Clo& Burm, (Cloeon Leach.). 1. C. bioculata (L.) Europa. 2. ©. Rhodanin.sp. häufig am Rhoneufer; 3. ©. fuscata (L.) Genf; 4. ©. pumila Burm. Deutschland. 5. €. translucida n.sp. Schweiz, Oesterreich, Turin, 6. €. a/pina n.sp. Schweizer Alpen, 7. ©. me- lanonyz n. sp. desgl. 8. ©. litura Piet. Schweiz, 9. ©. fasciata Koll. Brasilien. 10. C. undata n. sp. Mexiko. 11. ©. diptera (L.) Europa. VL Caenis Steph. (Oxyeypha Burm.). 1. C. Zactea Hoffm. Deutschl., Engl., Schweiz. 2. €, grisea n. sp. Schweiz. 3. ©. ar- gentata Koll. Sicilien, 4. C. varicauda Koll. Oberägypten, 5 €. luctuosa Burm. Deutschland, 6. €. oopAhora Koll. Sardinien. VII. Oligoneura.n.g. 1. O. anomala Koll. Brasilien. Diese Gattung zeichnet sich auch durch geringe Zahl der Längsnerven und verkümmerte Beine aus. Die Gattungen unterscheiden sich auch sehr durch die Bildung und Lebensweise der Larven, soweit dieselben bekannt sind. Der Verf. giebt darüber folgende Uebersicht. 4A. Grabende Larven. a. Kiemen büschelförmig . . . > 202... Ephemera b. Kiemen in Form gewimperter Blättchen . . Palingenia B. Kriechende Larven, mit einfachen Schwanzborsten. a. Körper sehr fach... ww 2.02. Baetis d. Körper nicht fach . . . : 22020. 2 Potamanthus €©. Schwimmende Larven mit angkewimpbrieu Schwanzborsten . . . ern) Am IOEL Clo& fusca ist von !Sohneider (Entom. Zeit. S. 340) als eine neue Art aus der Gegend von Messina aufgestellt. Neuroptera. Ueber die Neuropteren der Linne’schen Sammlung machte Ha- gen in der Entom. Zeit. S.155 eine Mittheilung. Ebendas, gab Schneider: ein Verzeichniss der von Herm Prof. Dr. Loew im Sommer 1842 in der Türkei und Kleinasien gesammel- ten Neuropteren (S. 153), und: ein Verzeichniss der von Herrn Ober- lehrer Zeller im Jahre 1844 in Sieilien und Italien gesammelten Neu- ropteren (S. 338). Neue Arten sind Ascalaphus rhomboideus von Rhodus (8.153). Megistopus? variegatus, von Rom, ver- muthlich eine eigene Gattung, für welche in Bezug auf den Mangel der Spornen an allen Schienen der Verf. den Namen @ymnocene- mia vowschlägt (S.343). Mucropalpus fuseinervis, aus Oester- reich (S.344). Chrysopa viridana und elathrata von Neapel, die letztere auch von Sicilien (S.345), Hydroptila fuseicornis Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 265 von Messina (S.346), Sericostoma flavicorne von Kellemisch in Kleinasien (S. 155). Eine neue schlesische Art ist Chrysopa pallida Schneider (Arbeit d. Schles. Ges.), welche durch schmale Flügel und schwarze Färbung des Cubitus von den übrigen abweicht. — Die als neue neu- holländische Art aufgestellte Chrysopa maculipennis White (Eyre Journ. I. S. 432. T. 4. F.2) ist Osmylus strigatus Burm. Die von Rambur beschriebenen Arten von Raphidia wurden von Schneider (Entom. Zeit. S.250) gemustert. Diese kleine Abhand- lung ist für die Kenntniss der Arten von Wichtigkeit, da sie aus der Prüfung der von R. beschriebenen Stücke selbst hervorgegangen ist, Guerin theilte der Entomol. Gesellsch. zu Paris (Ann. Soc. Ent- ll. Bull. S.xxxıy) die Beobachtung mit, dass die Puppe von Raphi- dia lebhaft herumlaufe, und da sie von Anderen im ruhenden Zu- stande angetroffen sei, stellt er die Ansicht auf, dass die Raphidien sich in Hinsicht der Verwandlung gleichzeitig als Orthopteren und Neuropteren verhalten. Dies ist aber nicht der Fall, Raphidia hat - eine ruhende Puppe, welche erst dann zu laufen anfängt, wenn der wesentliche Theil der Verwandlung vorüber ist. Man sagt also rich- tiger, die Raphidia läuft nach überstandener ner umher, ehe sie die Puppenhaut abstreift. Hymenoptera. Die Histoire naturelle ‚des Insectes. Hymenopteres. Par . M. le Comte Lepelletier de Saint Fargeau, ist mit dem dritten Bande, 1845, fortgesetzt worden. Dieser Band enthält die sämmtlichen Grabwespen, mit mehreren neuen Gattungen und einer grossen Zahl neuer Arten bereichert, die letzteren bedürfen zum Theil noch einer besonderen Prüfung, um so mehr ‘als der Verf. in der Literatur, vorzüglich der neueren, sehr fremd war. Dies ist auch nicht ohne Einfluss auf die systematische Behandlung gewesen, welches sich namentlich in den letzten Fami- lien, den Scolieten und Mutillarien, bemerklich macht. Hymenoptera Europaea, praecipue Borealia, formis typicis nonnullis_specierum generumve exoticorum aut extraneorum propter nexum Systematicum associafis, per Familias, ‚Genera, Species et. Varietates disposita et descripta’ab A, @, Dahl- bom. Tomus Sphex in sensu Linnaeano, Lund. 1843 — 45. Der Anfang dieses Werkes ist schon im Jahresber. f. 1843 ange- zeigt worden, jetzt liegt die erste Abtheilung vollendet vor. Eine ungemein fleissige Arbeit, gleichwohl ist die Kenntniss der Literatur für ein Werk dieser Art nicht ausreichend. Unangenehm ist es aber, dass man nicht weiss, wie man mit dem Buche daran ist, denn wie es sich ankündigt und wie es ist, ist es weder eine Monographie Archiv 1, Näturgeseh, X, Jahrg. 2, Bd, 266 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der noch eine Fauna; nach meiner Ansicht hätte der Verf. besser gethan, seine Arbeit auf die ihm vollständiger bekannte skandinavische Fauna zu beschränken. Die Berücksichtigung der Mundtheile für die Ein- theilung der Hymenopteren weiset der Verf, zurück, besonders um die Anfänger damit nicht zurückzuschrecken, ich kann dagegen nur bemerken, dass die Wissenschaft nicht der Anfänger wegen da ist, und dass ihr an den Jüngern, die vor solchen Schwierigkeiten zurück-+ weichen, kein Verlust entsteht. Tenthredinetae. v. Siebold wies eine Tenthr. (Allant.) intermedia als das Männchen der T. (All.) Coryli nach. (Entomol. Zeit. S.325). Diese Beobachtung ist auch schon von Saxesen ge- macht worden: Vier Verzeichn. als Beitr. zur Kenntniss d. Faun. u. Flora des Harzes S. 13. Urocerata, Westwood (Memoirs on various Species. ‚of Hymenopterous Insects, I. On the Economy and Relations ‚of the Genus Xiphydria. : Transact. Entomol. Soc. 1V. 8.123. T. 10. F.1—17) beschrieb die früheren Stände von XArphydria, wies die Stellung der Gattung in dieser Familie als naturgemäss nach, und widerlegte die neuerlich von Spinola vorgetragenen angeblichen Beobachtungen über eine schmarotzende Lebensweise der Holzwespen. Ichneumonides. Eine Bearbeitung der belgischen Ichneu- monen hat Wesmael unternommen: Tentamen dispositionis metho- dicae Ichneumonum Belgii, auctore C. Wesmael Prof. Bruxell. (1844). Academ. Roy. d Bruxell. T.XVIN. (1845). Ein sehr wichtiger Bei- trag. zur Artenkenntniss, theils durch. Berücksichtigung der in der Skulptur liegenden Unterschiede, theils durch vielfache Aufklärung über die oft so verschieden gebildeten und gefärbten Geschlechter einer Art, theils durch eine eigenthümliche Eintheilung. Die in die- ser Abhandlung bearbeitete Gattung Ichneumon ist in ähnlicher Aus- dehnung wie von Gravenhorst angenommen, indess ist Alomya und Hoplismenus noch darin aufgenommen, Stilpnus dagegen zu Cryptus verwiesen. Diese Gattung ist auf folgende Weise in 5 Gruppen getheilt: a. Abdominis segmentum primum spiraculis inter medium et api- cem sitis. 5. Metathorax spiraculis linearibus vel lineari-ellipticis, raro URAN. c. Petiolus abdominis nullatenus depressus. d. Abdomen feminarum apice acutum, segmento ultimo Bpaheeı ab origine terebrae plus minus distante 1. Ichn. oxypygi (Ich. grossorius Gr.) dd. Abdomen feminarum apice obtusum vel at saltem segmento ultimo. ventrali terebram attingente 2. Ichn. amblypygi (Ich. subsericans Gr.) cc. Petiolus abdominis paululum depressus (i. e. diametro eius transversali paulo maiore quam diametro verticali 3. Ichn, platyuri (Ich. pedatorius Gr.) Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 267 "5b. Metathorax spiraculis ‘eircularibus 4. Ichn. pneustici (Ich. melanogonus Gr.) “ aa. Abdominis segmentum primum spiraculis in medio sitis . 5. Ich. heterogastri (Alomya ovator Gr.) Die weitere Eintheilung in Untergattungen ist folgende: I. Ichn. oxypygi: «a, Scutellum ut plurimum ‚parum convexum, apicem versus sensim. leniter declive. — d. Clypeus margine antico anguste reflexo: 1. Subg. Eristicus (l. clericus Gr. 1.sp.). — bb. Clypeus immarginatus. — c. Tarsi feminarum anteriores paulum di- “ latati: 2. Subg. Eupalamus (I. oscillator, 5 ; deliratorius g‘ Gr., 9: pallipes 2 Gr. 2sp.). — cc. Tarsi absque dilatatione. d. Clypeus antice emarginatus: 3, Subg. Chasmodes (I. motatorius, lugens Gr. 2sp.). dd. Clypeus margine antico integro vel interdum subbisi- nuato. e. Abdomen feminarum segmento dorsali octavo exserto, te- xebra valvis latiusculis: 4. Subg. Exephanes (I. hilaris Gr. 2 sp.) — ee. Abdomen segmentis septem dorsalibus distinetis: 5. Subgen. Ichneumon (1. lineator Gr. 117 sp.). — aa. Scutellum gibbulum, postice abrupte declive: 6. Subg. Hoplismenus (H. perniciosus Gr. 3sp.): I. Ichn. amblypygi. a.- Abdomen feminarum compressum, apice truncatum; clypeus margine antico bisinuato: 7. Subg. Lime- rodes (A nov.sp.). — aa. Abdomen oblongum vel subovatum. 5. Abdomen feminarum segmentis septem dorsalibus; antennae marium articulo flagelli nullo externe dilatato. — c. Pedes solita inter se longitudinis relatione, tibiis rectis. d. Tarsi subtus setosi. e. Cly- peus margine antico recto: 8. Subg. Amblyteles (1. fasciatorius Gr. 38 sp.). — ee. Clypeus margine apicali medio angulato: 9. Subg. Acolobus (I. albimanus Gr. 2sp.). dd. Tarsi (feminarum saltem) subtus brevissime tomentosi, setis nullis vel subnullis. /. Scutellum modice convexum: 10. Subg. Hepiopelmus (1. leucostigmus Gr. 3sp.). /f. Scutellum subpyramideum. g. Clypeus margine apicali medio obtuse subangulato: 11. Subg. Trogus (Tr. lutorius Gr. 2sp.). — gg. Clypeus margine apicali recto; 12. Subg. Automa- Zus (Tr. alboguttatus Gr. 1 sp.). — cc. Pedes anteriores ratione posticorum breviusculi, postici validi tibiis subarcuatis, A. Tarsi unguieulis simplieibus: 13. Subg. Anisobas (1. cireulatorius Gr. 25p.). — hh. Tarsi unguiculis serratis: 14. Subg. Listrodomus (I. nyethemerus Gr. 1 sp.). — 5b. Abdomen feminarum segmento dorsali octavo breviter exserto, Antennae marium articulis 12— 16 externe subdilatatis; tibiae 'graciles, posteriores subarcuatae: 15. Subg. Hypomecus (1.n. sp.). ; I. Ichn. platyuri. a. Abdominis segmentum primum flexura media gibba: 16. Subg. Probolus (1. fossorius Gr. 1sp.). — aa. Abdominis segmentum primum flexura plana, interdum hicarinata. D, Seutellum gibbulum, lateribus immarginatum: 17. Subg. Euryla- Ss“ 268 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der bus (2sp.). — 5. Scutellum gibbulum, lateribus totis vel ultra me- dium marginatis: 18. Subg. Platylabus (]. pedatorius Gr. 15 sp.) IV. Ichn. pneustici. A. Planoscutellati, «a. Metathorax apice medio ultra coxas posticas non prominulo. d. Clypeus aeque lon- gus ac latus, metathorax bispinus: 19, Subg. Apaeleticus (2n.sp.) — 5b. Clypeus latior quam longior, metathorax muticus vel submu- ticus. ec’. Clypeus margine apicali levi et mutico. d. Mandibulae in dentem unicum desinentes; 20. Subg. @nathoxys (I. marginel. Zus Gr.? 1sp.). dd. Mandibulae apice subbidentatae, dente supe- riore valido, dente inferiore brevissimo: 21. Subg. Herpestomus (I. brunnicornis Gr. 8sp.). — ddd. Mandibulae apice dentibus duo- bus subaequalibus instructae. e. Abdominis segmentum 2. impressione basali nulla. f. Mandibulae feminarum margine infero sinuato; an- tennae marium flagello filiformi: 22. Subg. Colpognathus (I. ce- lerator Gr.). — ff. Mandibulae marginibus integris. g. Postscutel- lum biscrobieulatum: 23. Subg. Dicaelotus (I. pumilus Gr. 3sp.). — gg. Postscutellum laeve; antennae marium flagello basi attenuato: 24. Subg. Centeterus (I. opprimator Gr. 3sp.). — ee. Abdominis segmentum 2 juxta basin distinete vel subobsolete impressum. 7, Segmentum secundum scrobiculis duobus basalibus; 25. Subg. Ne: matomicrus (1An.sp.) — Ah. Segmentum 2. impressione basali transverso-lineari: 26. Subg. Phaeogenes (Il. stimulator Gr. 34 sp.) — c?, Clypeus apice medio late excavato: 27. Subg. Oiorhinus (1.n.sp.). — c®. Clypeus intra marginem apicalem foveola media impressa: 28. Subg. dethecerus (Ae. dispar W., I. ischiomelinus var 1 Gr., 6sp.). — c*. Clypeus margine apicali summo toto abrupte depresso: 29. Subg. Diadromus (I. troglodytes Gr. 9 sp. — nach- träglich mit Aethecerus vereinigt). — c°. Clypeus apice unidentatus: 30.Subg. Misetws (1.n. sp.). — aa. Metathorax apice subcaudatus: 31. Subg. Oronotus (1n.sp.). — B. Gibbososecutellati: 32, Subg. /schnus (I. thoracicus Gr. 3 sp.). V. Ichn. heterogastri: 33. Subg. Alomya (4. ovator Gr, 1 sp.). „Ueber die Ausbildung und Umbildung der Flügel und Flügel- zellen, besonders der areola (mittelsten Cubitalzelle) in der Familie der ächten Schlupfwespen (Ichn. genuini)” legte Grayenhorst seine Untersuchungen in den Arbeit. u. Veränd. der Schles. Gesellsch. vor, Beobachtungen über die Larven von Microgaster theilte Gou- reau (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. III. S. 355) mit. ‚ . Chaleidiae. Westwood trug in der Entom: Gesellschaft zu London eine Abhandlung über die Lebensweise der Gattung ‚Pal- mon Dalm. vor (Proceed. S.103) und zeigte, dass die Arten dersel- ben, so weit ihre Lebensweise bekannt ist, in den Eierhülsen der Mantiden vorkommen. Die Arten sind: 1. P. bellator Dalm., 2. P, clavatellus Dalm., 3. P. pachymerus Westw., Priomerus pach. Walk., 4. P. religiosus Westw., aus den Eiern der Mantis religiosa; 5, Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 269 P. insularis Westw., aus den Eiern einer‘ Mantis von Isle de France, 6. P. fraternus Westw., mit der vorigen; 7. P. obscurus Westw. vom König Georgs-Sund; '8. P. melleus Westw., aus den Eiern einer Mantis aus Brasilien. — Eine verwandte neue Gattung Pachytomus Westw. unterscheidet sich von Palmon nur durch den plattgedrückten verlängerten Hinterleib des Männchens, nur vier Dor- nen der Hinterschenkel, erweitertes Grundglied aller Füsse und die Lebensweise, die Art, P.Klugianus Westw., lebt nämlich nach Art der Blastophagen in (ägyptischen) Feigen. Procetotrupii. Förster machte einen Zwitter der Diapria elegans bekannt. (Entom. Zeit. S. 390). i Chrysidides. Klug hat in den Symb. Phys. T.45 einen namhaften Beitrag zur Kenntniss dieser Familie geliefert: Parnopes ist mit einer neuen Art, P. elegans, von Ambukohl bereichert. Die Beschreibung der neuen Arten von Chrysis ist für die Eintheilung der Gattung von Bedeutung: Bei der eigentlichen Chrysis sind die Mandibeln einfach zugespitzt, und die Unterlippe ist kurz, kegelför- mig. Bei den Einen ist der Hinterrücken in einen Fortsatz verlän- gert (Pyria Enc.), zur Unterabtheilung derselben mit 6zähniger Hin- terleibsspitze gehört Chr. nobilis (Pyria stilboides Spin., Stilbum 6dentatum Guer.) von Ambukohl; — bei den Anderen ist der Hin- terrücken einfach; zur Unterabtheilung derselben mit Azähniger Hin- terleibsspitze gehören Chr. chlorospila von Ambukohl und Chr. coelestina von Fajum. — Eine Untergattung Spintharis ist für solche Arten aufgestellt, welche vor der Spitze einmal gezahnte Man- dibeln und eine verlängerte, gespaltene Unterlippe haben. Zur iten Unterabtheilung mit Azähniger Hinterleibsspitze gehören Chr. zan- thocera von Alexandrien, maculicornis ebendaher, humeralis von Ambukohl, refu/gens ebendaher, frontalis von Sakkahra, fascioluta von Ambukohl. — Bei der 2ten Unterabtheilung findet sich an der Hinterleibsspitze nur ein Zähnchen auf jeder Seite; Chr. prasina von Dongola (wohin Chr. bihamata Spin. als Abänd. ge- hört). Chr. viridissima von Sakkahra und Chr. pumila von Ambukohl, — Zur 3. Unterabtheilung mit glattrandiger Hinterleibs- spitze gehört Chr. integerrima aus dem Wüsten Arabien. Spheeides. Lepelletier (a. a.O.) stellte in dieser Familie zwei neue Gattungen auf: Dynatus (S.332) weicht nach den ange- gebenen Gattungskennzeichen von Sphex nur durch Sgliedrige Ma- xillartaster ab, und enthält eine neue Art, D. Spinolae, unbekann- ten Vaterlandes (‚Sans patrie” sagt der Verf.!) — Coloptera (S. 387) von Ammophila und Miscus dadurch unterschieden, dass nur zwei Cubitalzellen vorhanden sind, mit einer neuen Art, ©. barbara, von Oran. Die von Dahlbom (Hymen. Europ.) in dieser Familie errich- teten Gattungen habe ich schon im Jahresber. f. 1843. 5.308 aufge- 270 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der führt; 'es ist hier nur zu bemerken, dass Chalybion vom‘ Verf. im Nachtrage S.432 als Untergattung von Pelopoeus eingeordnet wird, und dass die Absonderung derselben wirklich hauptsächlich auf der blauen Farbe beruht. Pompilii. Lepelletier (a. a. O.) bringt diese Familie in zwei Abtheilungen: Pompilites mit bei beiden Geschlechtern lose gegliederten, aufgerollten Fühlern und Pepsites mit bei den Männ- chen geraden Fühlern. In die erste gehören Aporus, Euagetes, Pla- niceps, Salius, Micropteryx, Calicurgus, Pompilus, Anoplius, Macro- meris, in die zweite Ceropales, Ferreola, Pepsis, Pallosoma. Die neue Gattung Euagetes (S.390) beruht auf dem Aporus bicolor der Encycl., und unterscheidet sich von Aporus durch zweizähnige Man- dibeln, gewölbten Hinterleib und im Flügelgeäder dadurch, dass die 2te Cubitalzelle den ersten, die 3te den zweiten rücklaufenden Nerven aufnimmt. — Micropteryx (Pomp. brevipennis F.) hat kurze, den ersten Hinterleibsring nicht überragende, runzlige Flügel. — Cali- curgus umfasst diejenigen Pompilus-Arten (z. B. P. exaltatus) mit kammförmig beborsteten Vorderfüssen und gezähnelten und dornigen Hinterschienen, während Pompilus auf solche (z. B. viaticus) be- schränkt ist, wo die Vorderfüsse einfach, höchstens gewimpert, die Hinterschienen gezähnelt sind, und Anoplius diejenigen (z. B. pe- tiolatus) enthält, wo die Vorderfüsse ganz einfach und die Hinter- schienen ungezähnelt sind. — Macromeris ist auch als neue Gattung aufgeführt, es ist aber vergessen worden, dass dieselbe schon in Guer. Mag. Zoo]. 1.ann. abgebildet wurde. — Ferreola ist in seiner Abtheilung dadurch ausgezeichnet, dass der Prothorax länger als der Mesothorax, der Metathorax noch länger als beide zusammen, der ganze Mittelleib also sehr langstreckig ist: eine neue Art, F. Al- gira von Bona. — Pallosoma von Pepsis dadurch unterschieden, dass die Fühler des Männchens nicht verdickt sind, und dass der erste rücklaufende Nerv dicht an dem Scheidungsnerven der 2ten und 3ten Cubitalzelle mündet; entl. Peps. nıgrita F. u. a. Dahlbom’s (Hym. Eur. S. 440) hat folgende Gattungen der Pompilier: 1. Dolichurus Spin., 2. Ceropales, 3. Salius (vergl. Jah- resh. f. 1843. S.310); 4. Homonotus, von der vor. Gattung durch schmalen Körper, glatten, vorn und hinten gerade abgeschnittenen Mittelleib, lange dünne Fühler unterschieden, ohne Zweifel der eigent- liche Salius F., 5. Entypus, ‚der vor. Gattung ähnlich, ‘durch eine tiefe Seitenfurche des Prothorax ausgezeichnet, 6. Pluniceps Latr., 7... Aporus Spin., 8. Pompilus, 9. Pogon«us (der Name wäre wegen der schon vorhandenen Pogonus, Pogonias zu vermeiden gewesen) von der folg. Gattung dadurch unterschieden, dass der‘ Qubital- und Discoidalnerv in 'den 'Flügelrand auslaufen, und ‚dass die: Maxillen stärker behaart sind: den P. bifasciatus, hircanus, intermedius und variegratus enthaltend; — 10: Agenia Schiödt: — 11. Ctenocerus, Fühler des Männchen kammförmig, Cr. Klugii, schwarz, Amerika? Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 271 Das ist Alles was der Verf. angiebt; wahrscheinlich.hat er ein In- seet aus der hiesigen Sammlung im Sinne, welches Westwood auch schon gelegentlich erwähnt; dies Insect ist aber nicht aus Amerika. Es kann wohl nicht gestattet werden, einen Namen nach flüchtiger Erinnerung des Gegenstandes aufzustellen, der obige Gattungsname ist ohnehin nicht mehr frei. — 12. Priocnemis Schiödt. Klauen un- ten einzähnig. — 13. Cyphononyz, neue Gattung, von der vorigen nur durch an der Spitze gespaltene Klauen abweichend, den P. la- vicornis F., P. castaneus Kl. u. a. enthaltend. — 14. Hemipepsis, neue Gattung, von Priocnemis durch unten zweizähnige Klauen un- terschieden: P. /uteipennis F., fulvipennis F,, flavus F. u. a. — 15. Pepsis F. Larratae. Klug (Symb. Phys.) beschrieb folgende Arten von Palarus: P. Dongalensis von Ambukohl, P. Zepidus von Sakkahra, P. /aetus von Fajum (diese beiden Arten sind von Spi- nola unter P. histrio verwechselt), P, ambustus von Sakkahra. Eine neue Gattung Bricyrtes ist von Lepelletier (a. a. O. 8.53) aufgestellt und von Nysson durch folgende Kennzeichen unter- schieden: Seiten des Hinterrückens nach hinten verlängert, aber nicht in einen Dorn ausgehend; die Spitze der Radialzelle weiter als die dritte Cubitalzelle von der Flügelspitze entfernt; die beiden genann- ten Zellen haben eine gemeinschaftliche Seite. Die Art, B. Servil- - Zei ist von Philadelphia. — Dahlbom (Hym. Eur. S. 514) führt eine neue Gattung Notoglossa auf, welche von Oxybelus sich durch nichts als zungenförmige Gestalt des Dorns des Hinterrückens un- terscheidet. Von einer anderen neuen Gattung, welche hinter Nysson eingereiht ist, Entomosericus, ist nichts gesagt, als dass sie sehr sonderbar ist (S. 486). Bembecides. Aus der Gattung Stizus (hier Larra genannt) sind von Klug in den Symb, Phys. T.46 folgende Arten dargestellt: 1. L. lepida von Fajum in Aegypten, 2. L. zonata aus dem Glückl. Arabien, 3. L. succinea von Ambukohl, 4. L. citrina von Fajum, 5. L. antennata aus Syrien, 6. L. Syriaca eben- daher, 7. L. unnulata desgl., 8. L. tenella von Dongola, 9. L. dichroa von Sakkahra in Aegypten, 10. L. bixonata (Stix. biz. Spin.) von Fajum, 11. L. fuliginosa von Syene, 12. L.infuscata von Ambukohl, 13. 2. apicalis aus dem Glückl. Arabien, 14. 2. Jasciata F. von Ambukohl. Die Arten 8, 10, 11, 43 sind auch in der Deser. d. Egypt. abgebildet, die übrigen mit Ausnahme von 14 _ ganz neu. ' Dahlbom (Hym. Eur. $.479) begründete seine Gatt. Sphecius durch einige Abweichungen im Flügelgeäder von dem von Stizus, und rechnete ausser der Sph. speciosa Dr. noch eine französische Art, Stiz. nigricornis Duf. dazu. Natürlicher stellte Lepelletier (Hym, 111. $.288) unter der Benennung Hogardia mit zwei ameri- 272 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der kanischen Arten, H. rufescens (Stiz. Hogardi Latr.) von St. Domingo (auch auf Cuba einheimisch) und A. speciosa (Sph. specios. Dr.) aus Nordamerika, dieselbe Gattung ‚mit dem Unterschiede von Stizus auf, dass die Nebenaugen hier auf der Stirn, bei Hogardia auf dem Schei- tel stehen. - Crabronites. Klug (Symb. Phys. T. 47) bereicherte die Gattung Philanthus und Cerceris mit folgenden Arten: Phil. dimi- diatus von Ambukohl, PA. pallidus ebendaher, Cerc. histrio- nica von Sakkahra und Fajum, ©. albisecta von Ambukohl und Doebbe in Dongola, €. vidua aus dem Wüsten Arabien, (. insig- nis aus dem Glückl. Arabien, C. annulata von Fajum, €. pul- chella von Fajum, C. excellens von Sakkahra. Dahlbom (Hym. Eur.) stellte eine neue Gattung Ant hophi- Zus auf, welche mehrere Nordamerikanische Arten (PAil. politus Say, Phil. vertilabris F. und Vespa (nicht PAxl.) gibbosa F.) enthält, und sich von Philanthus dadurch unterscheidet, dass die Hinterleibsringe nicht eingeschnürt sind, und dass die Analzelle der Hinterflügel: hin- ter, dem Ursprunge des Cubitalnerven geschlossen ist. — Unter dem Namen Simblephilus erhebt der Verf, den Phil. petiolatus, Spin. zu einer neuen Gattung, es ist ihm aber entgangen, dass diese Art zu Trachypus Kl. gehört (s. Jahresb. f. 1841. S. 271), welchen der Verf, unter den Spheciden untergebracht hat, der aber hier bei Phil- anthus an seiner natürlichen Stelle steht. Eine neue Gattung Didesmus (S.502 Diamma S.225) bildete Ders. aus Cerceris petiolata Spin., in Rücksicht auf die von Spinola beschriebene eigenthümliche Gestalt des Hinterleibes. Unter dem Namen Entomognathus errichtete Ders, (S, 295) eine neue Gattung für Crabro brevis V.d. Lind., welcher durch einen Ausschnitt der Mandibeln von Lindenius Lepell. abweicht. Die Gat- tung Megapodium (ebenda) ist später (S.510) als mit Dasyproctus Lepell. übereinstimmend eingezogen worden. Crossocerus, ‚Blepharipus, Thyreopus, Ceratocolus, Solenius Le- pell. sind von Dahl'bom:als Untergattungen von’Crabxo betrachtet; diesen sind.noch drei neue Untergatt. zugefügt: Br achymerus(S.519): Hinterleib gelbgefleckt, Brust‘ und Hinterrücken: dicht und fein längs- gestrichelt, Schenkel kurz, verdickt: eine noch unbeschriebene‘ Art Cr: Megerlei. — Anothyreus. (ebenda): Hinterleib gelbgefleckt, Kopf und Mittelleib lederartig, matt, punktirt, behaart, Hinterrücken zunzlig; Beine und'Fühler einfach: Cr. /apponicus Dahlb. — Eeti- meniuws (5.389): Hinterleib gelbgefleckt, Brustseiten längsgestrichelt, Hinterrücken runzlig; Fühler bei beiden Geschlechtern 12gliedr.. beim Männchen einzelne Glieder ausgerandet; die Mandibeln: am Innen- rande zwischen Wurzel und Mitte mit einem starken Zahn, an der Spitze beim Männchen zwei-, beim Weibchen dreizähnig: Solen. rubi- cola Duf., Cr. vagus F,, Sol; dives Lepell., Or, guttatus V. d. Lind, Cr. rugifer n. sp. i i Naturgeschichte der Insecten wäbrend des Jahres 1845. 273 Seolietae. Lepelletier (a.a.0.) hat von Scolia zwei Gat- tungen, Campsomeris und Colpa abgesondert; Campsomeris: ge- wöhnlich drei Cubitalzellen, gewöhnlich zwei rücklaufende Nerven von der zweiten Cubitalzelle aufgenommen. —- Scolia: drei oder vier Cubitalzellen; ein einziger rücklaufender Nery von der zweiten Cubitalzelle aufgenommen; — Colpa: drei oder vier Cubitalzellen, spatelförmige Enddornen der hinteren Schienen. Vespariae. Lucciani theilte einige hübsche Beobachtungen über Eumenes coarctata mit (Ann, d. 1. Soc. Ent. d. Fr. II. Bull, S.cx). Er erzog aus den Nestern derselben Mesoleptus albitarsus und Chrysis ignita. Vom Eumenes finden sich jährlich zwei Bruten, die eine entwickelt sich im Juni, die andere im August; die letztere braucht zu ihrer Entwickelung nur 23 Tage, die erstere überwintert im Larvenstande; er schliesst sich zu diesem Zweck in einem Ge- spinnst von weisser Seide ein, während die Parasiten (wohl der Me- soleptus) sich ein röthliches Gehäuse von knorpliger Beschaffenheit weben. Die für die Eumenes-Larve eingetragene Nahrung besteht aus drei bis vier lebenden Raupen (und der Mesoleptus ist wahr- scheinlich mit denselben hereingebracht). Westwood beschrieb die Beobachtungen, welche er an einem von Frankreich nach England übergesiedelten Stock der Polistes gallica machte (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 136). Er theilt hier die Beobachtung Audouin’s mit, dass bei den Larven derselben die Luftlöcher sich nur am 2. und 3. Thorax- und am ersten Hinterleibs- ringe finden, eine dadurch bedingte Eigenthümlichkeit, dass durch die Erweiterung dieses Theils des Vorderkörpers der Zutritt der Luft zu dem in der Zelle enthaltenen hinteren Theile abgehalten wird. (Bei der Larve der Polistes versicolor habe ich mich indess über- zeugt, dass auch die folgenden 8 Hinterleibsringe ihre Luftlöcher haben). Apiariae. Eine Monographie der britischen Arten von Pros- opis (HBylaeus) ist von Smith in (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S.29, T.3) erschienen. Es sind 9 Arten, meist nach beiden Geschlechtern beschrieben, und zum Theil durch Abbildungen erläutert. 1. H. an- nulatus Kirb. Mon. 2. A. annularis Kirb. Mon. 3. H. signatus Kirb. Mon. 4. H. dilatatus Kirb. Mon. 5. H. pallidens Kirb. neue Art, | Männchen, mit weissem Gesicht, gelben Mandibeln und stärker punk- tirtem Mittelleibe. 6. H. cornutus Kirby, neue Art, Weibchen, sehr ausgezeichnet durch ein Paar Hörnchen auf dem Kopfschilde. 7. 4. plantaris, neue Art, Männchen, wiederum ausgezeichnet durch er- weitertes erstes Glied der Mittelfüsse. 8. H. punctulatissimus, neue Art, beide Geschlechter. 9. H. hyalinatus, ebenfalls eine neue kleinere Art, beide Geschlechter, — Der Verf. glaubt, dass die Gattung schmarotzt, er konnte nie ihre Nester ausfindig machen, fand sie aber häufig an einer Stelle, wo Andrena Afzeliella in Menge nistete, Be 374 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Ders. hat die britischen Arten von Bomhus, Nomada, Megachile und Osmia gemustert in einer von Newman herausgegebenen Zeit- schrift „The Zoologist”, welche mir bisher noch nicht zugänglich gewesen ist. Klug hat in den Symb. Phys. T. 49. 50 folgende meist Meue.Ar- ten’ der Gattungen Megrlla, Saropoda und Eucera beschrieben und abgebildet: Meg. scopipes ( Anthoph. scopip. Spin.) aus Aegypten, M, vetula aus dem Wüsten Arabien, M. Zanata von Alexandrien, M. robusta, socia, caliginosa aus Syrien, M, nubica Lepell, von Ambukohl und aus Aethiopien, M. vidua aus Aegypten, M. con- einna aus Syrien, M. incana von Ambukohl, M. mucorea von Dongala, M. valga aus dem Wüsten Arabien, M. crocea aus Don- gala, M. farinosa aus dem Glückl. Arabien, M. alternans aus Aegypten und Sakkahra. — Saropoda byssina, lutulenta, te- nella ebendaher. — Eucera (mit 2 Cubitalzellen) Aelvola und nigripes aus Syrien (mit drei Cubitalzellen): E. ruficollis (Macroe. rufie. Brull. Lepell., Tetralonia atricornis Spin., Macroe. alternans Brull.) aus Aegypten, E. Zanuginosa ebendaher, E. erinita aus Syrien, E. atrata, cuniculina und pumila von Kahira, In Jacquem. Voy. dans ’Inde sind von Blanchard zwei neue Arten beschrieben: Bombus pictus, „Niger, prothorace antice po- sticeque albo sive pallido piloso, abdomine flavo-piloso, fascia nigra apiceque rufo”, von Kaschmir, und Xylocopa lativentris „Omnino nigra, pilis nigris vestita, alis violaceis, nitidissimis”, wahr- scheinlich das Weibchen von X. latipes F Newport (On the habits of Megachile centuneularis: Transact. Ent. Soc. Lond. IV. 8.1) beobachtete die genannte Biene beim Nest- bau und bemerkte, dass sie eine Zeitlang mit Stücken von Rosen- blättern abwechselnd einen anderen Stoff eintrug, der sich als Baum- wollenzeug ergab. Als der Verf. später das Nest öffnete, zeigte sich, dass die Biene das Zeug angewandt hatte, um den sehr buchtigen Grund des Ganges, in welchem das aus fünf Zellen bestehende Nest angelegt war, zu ebnen, Zum Eintragen eines Stückes Rosenblatt, die Zeit; des Ausfliegens, Abschneidens und Heimkehrens eingerech- net, brauchte die Biene höchstens 45, zuweilen nur 30,Secunden. Smith (ebenda S,34) beobachtete die Nester der Osmia, leuco- melaena in trocknen Brombeerzweigen. Der Gang geht etwas wel- lenförmig in dem Mark. Die Zellen liegen hinter einander, 5 an der Zahl, In gleichen Zweigen nistet ein Odynerus (Epipone), dessen Gänge unterscheiden sich dadurch von denen der Osmia, dass das ganze Mark ausgeräumt ist, — Den Epeolus variegatus beobachtete der Verf. als Schmarotzer von Colletes suceincta. Die Eingebornen von Neuholland haben eine sigaiihimliche Art, die Stöcke ‚der 'einheimischen Bienen (Melipona) ausfindig zu machen. Sie fangen eine Biene, kleben ihr mit: Gummi ein weisses Federchen an, lassen sie wieder ‚fliegen, und setzen ihr nach; ‚stolpern dabei + Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 275 über Bäume und Büsche, verlieren sie aber selten aus dem ‚Gesicht, bis sie auf diese Weise zum Neste geleitet worden sind (Eyre Journ. of Exp. 11. S. 273). Lepidoptera. Lepidopterologische Beiträge. IV. Von Dr. Ad. und O. Speyer, Ueber den äusseren Bau der Schmetterlinge in den drei ersten Entwickelungsstadien. Isis, S. 816. Freyer Neue Beiträge zur. Schmetterlingskunde, Heft 74 —80. 'Herrich-Schäffer Systematische Bearbeitung der Schmet- terlinge von Europa. Heft 10— 12. In der Bearbeitung des Textes sind die Tagfalter und damit der erste Band zum Schlusse gebracht. Anzeige von Boisduval’s ,„‚Genera et Index methodicus Europaeorum Lepidopterorum”” mit Bemerkungen von Freyer (Isis. S. 645). Ergänzungen, Zusätze und Berichtigungen zu Dr. Her- _ rich-Schäffer’s „Nomenclator Entomologieus” von Garduus x (Ebenda S. 87). _ Catalogue methodique des Lepidopteres d’Europe, distri- bues en familles, tribus et genres, avec l’exposee des carac- teres sur lesquelles ces divisions sont fondees et l’indication des lieux et des epoques ou l’on trouve chaque espece: pour servir de complement et rectification & Y’histoire naturelle des Lepidopteres de France, devenue celle des Lepidopteres d’Eu- rope_par.les supplements qu’on y a. ajoutes,, par M. P,A.J. Duponchel. Paris 1845, " Europaeorum Microlepidopterorum Index methodicus, sive Pyrales, Tortrices, Tineae et Alucitae Linnaei secundum novum naturalemque ordinem dispositae, nominibus genuinis restitutis, synonymia ‚accurate elucidata, locis indicatis, novisque specie- bus aut larvis brevi descriptis; auctore A. Guenee, Pars 1. sistens Tortrices, Phyeidas, Crambidas Tinearumque initium, Paris 1845. Dieses mit grossem Fleisse ausgearbeitete Verzeichniss ist auch unter der Ueberschrift „Essai sur une nouvelle classification des Mi- corolepidopteres et catalogue des especes Europöennes connues jus- qua ce jour par M, A.'Guen&e in den Ann. d, 1. Soc, Ent. d. Fr. 111. 8.105.297 erschienen. Vorausgeschickt ist eine sehr anziehende 276 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Einleitung, in welcher der Verf. seine Ansichten über die Behandlung der Namen ausspricht, in Bezug auf einige Abänderungen, welche von Zeller gegen den in der Lepidopterologie herrschenden Gebrauch gemacht sind. Es ist auf der einen Seite allerdings nicht zu läugnen, dass die von Linne bei den kleinen Nachtschmetterlingen eingeführten eigenthümlichen Namenendigungen Manches für sich haben, obgleich von Neueren viele höchst abgeschmackte Namen hinzugefügt: sind, auf der andern Seite geht man aher zu weit, wenn man auf einem Gebrauch wie auf einem Gesetze besteht, und Herr Zeller ist im vollen Rechte, wenn er für die Lepidopterologie dieselben Gesetze in Anspruch nimmt, welche für die übrigen organischen Naturkörper gültig sind. Die Microlepidopteren der Provinz Preussen, von A. v. Tiedemann (Preuss. Prov. Blätt. S. 525). ; Nachtrag zum Verzeichnisse der preussischen Schmetter- linge, von Dr. H. R. Schmidt in Danzig (ebenda S. 278). Enumeration des Insectes lepidopteres de la Belgique par E. de Selys Longehamps. Mem. d. l’Acad: Roy. d. Sciene. d. Liege. T. II. S. 1— 35. Tagschmetterlinge 88, Sphingiden 36, Bombyeiden 104, Noctuen 214, Phalaeniden 217, Pyraliden 61, Tortrices 140, Crambiden 36, Tineen 108, Pterophoriden 47, im Ganzen 1021 Arten; da sich noch gegen 80 unbestimmte Tortrices und Tineen vorfinden, schlägt der Verf. die Zahl der beobachteten Arten auf 1100 an. Einige als neue beschriebene sind unten namhaft gemacht. Beitrag zur Lepidopteren-Fauna von Oberkärnthen und Salzburg. Von Dr. Niekerl in Prag (Entom. Zeit. S. 57, 85, 104, 212). Lepidopterologische Bemerkungen theilten ebend. Freyer (S. 22. 286. 333), Keferstein (S. 357) und v. Prittwitz (S.245) mit. Einige exotische Schmetterlinge sind von Doubleday (Ann. nat. hist. XVI. S. 176, 232, 304) und van der Hoeven (Tijdschr. f. natuurl. Geschied. XII. S. 251. T. 4) bekannt gemacht. Die Beschreibung einiger merkwürdiger Abänderungen von Le- pidopteren ist von Brittinger (Entom. Zeit. S. 108) mitgetheilt. Ein Zwitter von Smerinthus Populi ist von Thrupp in den Transact. Ent. Soc. Lond. S.68 beschrieben. Zwitter von Euprepia purpurea und Hipparchia Janira bildete Freyer (Neue Beitr. T. 458. F.4 und T. 464. F.4) ab. Papiliones. Mehrere neue Arten von Papilio sind von Dou- bleday in den Ann. nat. hist. XVI. beschrieben: P. Aidonius (S. 178) vom Himalajah. P. Elphenor (8.305) von Sylhet, P. Evan (S.235) ohne Vaterlandsangabe, P. Bromius (S.176) aus dem Lande der Aschanti. Der letztere ist dem P. Nireus zunächst verwandt, von welchem der Verf. die südafrikanische Form als P. Lyaeus un- terscheidet, Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. : 277 Zugleich bemerkt der Verf. (S.304), dass die von ihm und von Westwood aufgestellten, von mir im Jahresber. f. 1842 zusammenge- zogenen P. Ganesa und Arcturus, Polyeuctes und Bootes, Xenocles und Pollux, alle as Sylhet, wirklich sechs verschiedene Arten sind und spricht die Ueberzeugung aus, dass ich die Beschreibungen nicht eingesehen habe, sondern durch unrichtige Nachrichten aus England irre geleitet sei. Wäre das letztere der Fall gewesen, würde ich nicht verfehlt haben, meinen Gewährsmann zu nennen. So wie ich die Sache jetzt finde, sehe ich wohl ein, dass ich zu weit gegangen bin, aus einer anscheinenden Uebereinstimmung der Beschreibung auf die Uebereinstimmung der Arten zu schliessen, denn 1842 hatte Doubleday’s P. @anesa einen grossen blauen Fleck auf den Hinter- füügeln (near the external angle is a large brilliant blue patch Gray Zool. Misc. 11. p. 73), im Jahre 1846 ist er dadurch kenntlich, dass er keinen blauen Fleck auf den Hinterflügeln hat (P. Ganesa is in both sexes destitute of tlue splendid blue patch on the po- sterior wings so conspicuous in P. Arcturus. Ann. n. h, XVI. S.305). Dieser Widerspruch, den wenigstens der finden muss, der die Schmetterlinge nicht in der Natur vor Augen hat, giebt mir Veran- lassung zu der Erinnerung, wie wenig Licht in die Wissenschaft durch Aufstellung und Beschreibung vereinzelter Arten gebracht wird; es ist eine Selbsttäuschung, wenn die Beschreiber meinen, damit künftigen Bearbeitern einen Vorrath zu: bereiten, in der Mehrzahl der Fälle wird für sie nur ein Unrath aufgehäuft, den sie wegzu- schaffen haben. Es liegt dies in der Natur der Sache, denn eine gute Beschreibung einer einzelnen Art zu entwerfen, ist, besonders ‚wenn sie zugleich kurz sein soll, meist eine schwierige Arbeit, weil sie die Berücksichtigung aller schon vorhandenen Arten voraussetzt. Dazu kommt, dass solche Beschreibungen aus den verschiedensten oft schwer zugänglichen Zeit- und Gesellschaftsschriften zusammen- gesucht werden sollen. Auf dem Festlande hat man sich schon mehr. fach von der Unzweckmässigkeit vereinzelter Beschreibungen überzeugt, und Dejean ging bekanntlich so weit, dass er,sie ganz unberücksich- tigt wissen wollte. Jetzt wird ein Papilio aus Sylhet nach dem an- dern beschrieben, “warum wird nicht lieber durch eine zusammen- hängende Bearbeitung derselben eine Abhandlung geliefert, welche unfehlbar wissenschaftlichen Werth haben würde? Danaides. Neue Arten dieser Gruppe sind Euploea (Danais) Dorippus Klug (Symb. Phys. T.48) von Dongala und Ambukohl und /dea Blanchardi Marschall (Rey. Zool. p.168) von Bor- neo; diese letztere ist kleiner als I. Agelia, von der Grösse der 1. Lyncea, anders gefleckt, und mit gleichsam berauchtem Hinterrande der Flügel. - Nymphalidae. Ueber das Flügelgeäder von Argynnis hat BE. Doubleday genauere Untersuchungen mitgetheilt: Remarks on the Genus Argynnis of the. Eneyel. meth., especially in regard to: the 378 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in’ der subdivision by means of Characters drawn from the Neurätion of the Wings; Transaet. Linn. Soc. XIX. S. 477. T. 42. — In der Be- stimmung des Flügelgeäders ist der Verf. im Allgemeinen Lefebvre gefolgt, indess mit einigen Abänderungen, welche aus folgender Auf: fassung hervorgehen: „Nach der normalen Bildung der Insectenflügel sind zwei verschiedene Abtheilungen von Luftgefässen oder Nerven vorhanden, von denen drei der vorderen, drei der hinteren Flügel- hälfte angehören; bei solchen Arten, wo die Flügel den möglichst normalen Bau haben, sind auch alle diese Nerven vollständig und ihrer eigentlichen Bestimmung gemäss entwickelt; in tieferen Stufen finden wir zuerst einige der Nerven weniger ausgebildet, aber noch ihren Dienst erfüllend, dann verkümmern sie allmählich und gehen zuletzt ganz ein; diese Abstufung ist theils von der Stellung, welche die Arten im natürlichen System einnehmen, theils von ihrer Le- bensweise abhängig.” „Die drei oberen Nerven sind im Vorderflügel eines grossen Theiles der Heteroceren vorhanden, aber der unterste oder Discoidalnerv fehlt oft, obgleich seine Aeste bleiben; bei den Rhopaloceren fehlt er beständig und seine Aeste sind entweder mit dem Subcostal- oder Mediannerven verbunden.” Nach dieser Ansicht finden sich bei den Rhopaloceren ein’Mediannerv mit beständig drei Aesten, über demselben zwei Discoidalnerven, dann der Subcostal- nerv mit gewöhnlich 5, zuweilen 'aber auch nur mit 3 Aesten, ‘Bei den Suspensi ist die Zahl dieser Aeste fast ohne Ausnahme 5, bei den Suceineti ist sie weniger beständig, besonders bei den Erycini- den. — Die Gattung Argynnis des Godart zeigt immer 5 Subeostal- äste, welche, wie der Verf. glaubt, nie mit’dem Costalnerven in Ver+ bindung treten. Durch Entfernung von Arg. Alcandra, Aceste und Lucinda, und'durch Hinzufügung einiger Cethosien gestaltet sich Ar- gynnis zu einer sehr natürlichen Gruppe, welche sich vorzüglich in Rücksicht auf die Subcostaläste, auf folgende Weise gliedert: 1. Agraulis Vanillae und Moneta. 2. Arg. Thais, Olagia u. a., wohin auch trotz der abweishenen Färbung Terinos Clarissa Boisd, gehört,. weshalb Terinos als Untergattungsname dienen mag. 3. Arg. Jole. 4. Die Gattung Phalanta Horsf. mit Einschluss von Arg. Eryman- this und Prosope. 5: Arg.. Egesta. 6. Die Gattung Clothilda Blanch, ey i 7. Boisduval’s Abtheil, Maores von Argynnis, mit Einschhiss von 4A. Lathonia und einiger anderen, als Niphe und Chüldrenae: aus der alten, und Aphrodite, Cybele und Diana aus der neuen Welt. 8. Boisduval’s Abtheil. Minores, mit Ausnahme einiger Arten, aber mit Einschluss mehrerer Arten aus den gemässigten Theilen von Nord- und Südamerika. — Die Gattung Melitaea. hat, ebenfalls drei Abtheilungen,. die eine ist zahlreich in Europa;; die zweite, aus.M. 7 Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 279 Phaeton und Chalcedona Boisd. bestehend, ist auf Nordamerika be- schränkt, die dritte (z. B. Arg. Tharos und Ismeria) verbreitet sich in zahlreichen Arten von der Hudsonbay bis zu den hohen Breiten der südlichen Halbkugel. - Freyer bildete (N. Beitr.) Argynnis polaris (T.439.F.1.2) aus Lappland und Melitaea Boisduvalii Somm. (T.441.1) von Labrador, ab, die letztere ist indess von Boisduval schon in Ind. meth. mit Recht als Abänd. von Arg. Chariclea beurtheilt worden. In Bezug auf Vanessa Prorsa und Levana theilte Pierret (Ann. d. 1. Soc. Ent. d, Fr. II. Bull. S.ıxxvı) Beobachtungen mit, aus wel- chen er zeigt, dass bei warmer Witterung V. Prorsa, bei kühler und nasser dagegen V. Levana entstände, — Die Raupe der. Limenitis Camilla wurde von Dems. (ebenda) auf Xylosteum vulgare gefunden, Als neue aussereuropäische Arten dieser Gruppe beschrieb Klug (Symb. Phys. T.48): Vanessa Limnoria und YV. Orthosia, die erstere aus dem Glückl., die zweite aus dem Wüsten Arabien, beide der V. Laodice verwandt. — v. d. Hoeven (Tijdschr. X1..S: 251. T.4) Aterica Edwardsii aus Guinea. — Doubleday (Ann. nat. hist. XVI. S. 178.232) Apatura Namouna unbestimmten Vater- landes; Adolius Euthymius von Himalajah, Diadema Bois- duvalii aus dem Aschantigebiet, D. Anthedon aus Westafrika, D. Nyetelius, Nama, Lisarda aus Sylhet. " Satyrides. Folgende Arten wurden von Freyer (N. Beitr.) als neue abgebildet: Hipparchia Pontica Friv. (T.475. F.2.3) aus Creta, (später von Friv. als H. Amalthea versandt), — H. Vir- dius (T.463. F.1.2) aus Südrussland, der H. Actaea F. Bryce O. anscheinend sehr nahe stehend, und vielleicht nur Abänderung der- selben. — H. Crambis Somm. (T.440. F.3.4) aus Labrador, — H. Rhamnusia (T.457.F.2.3) aus Sicilien, durchaus nur eine ört- liche Abänd. von Eudora, — H. Demophile (T.439. F.3.4) aus Lappland, schwerlich mehr als örtliche Abänd. von Davus, — H. Arcanoides (T.457.1) angeblich aus der Schweiz, nach einer von Eversmann an Keferstein mitgetheilten Bemerkung: (S. Entom. Zeit. S. 359) aus Algier; — H. Thyrsis Friv. (T.475. F.1) aus Creta. Doubleday (Ann, nat. hist. XV1. S.234) stellte als neue Mor- phiden-Art TA aumantis Diores, und als Satyriden (ebenda $. 306) Hetaera Esmeralda von Para und Argyrophenga Antipo- dum aus Neuseeland auf. Die neue Gatt. Argyrophenga schliesst $ich nahe an Erebia, erinnert durch verlängerte Taster und kurze Fühler an Libythea, und zeichnet sich ausserdem durch Silberzeich- nungen auf der Unterseite der Hinterflügel aus. Lyeaenides. Polyommatus Polonus ist eine zwischen P, Adonis und Corydon stehende neue Art, welche Zeller (Entomol, Zeit. 8.351) beschrieben hat. P. Trochilus und Psylorita Friv. sind neue Arten aus Creta, von Freyer N. Beitr. T.440.F.1 und 7.469, P.3.4, die letztere auch von Herrich-Schäffer Suppl. N 280 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der F. 328, 329 abgebildet, — ıP. Bella Herr. Schäff, (8.127. F,227. 228) ist eine noch zweifelhafte neue, mit P. Aegeon zunächst ver- wandte Art aus Brussa. — Ebendaher ist Lycaena candensDes- selb. (F. 229.230). — L. Oranula Freyer (N. Beitr. T.455. F.1.2) aus Lappland ist nur eine kleinere Abänd. der L. Virgaureae, Hesperides. Herrich-Schäffer (a, a. O.) vereinigte alle europäischen Arten wieder. in eine Gattung Hesperia. — Eine neue Art ist H. Phlomidis Friv. (Suppl. F,8.9) aus der Türkei, Sphingides. Van der Hoeven (Tijdschr. XII. S.254) weist die von mir im Jahresb. f. 1840 gemachte Bemerkung, dass die von ihm abgebildete Deslephila tridyma mit Sph. Peneus Cram. einerlei sei, zurück; vor der Hand muss ich jedoch bei meiner früheren An- sicht bleiben. Darin sind wir einverstanden, dass Cramer’s Abbil- dung eine schlechte sei. Eine gute Abbildung des fraglichen Schwär- mers findet sich aber bei Pallisot Beauvois als Sph. accentifera (Ins. rec. en Afr. et en Am. T.24. F.1), so dass van der Hoeven’s Art jedenfalls eingezogen werden muss. Chelonarii, Freyer (N. Beitr. T.446.452) bildete die frü- heren Stände von Zygaena Lonicerae und Astragali, ab; beide Ar- ten auf Wicken, Klee u. dergl., die letztere namentlich ‚auf Hippo- crepis comosa und Lotus siliquosus. — Z. Pythia Friv. Desselb, T.473. F.1 (von Frivaldsky auch als Z. Kefersteinii versandt), von Creta, ist nur Abänderung von Z. punctum. Niekerl entdeckte auf den Kärnther Alpen, in einer Höhe von 7000° eine neue Art, Atychia chrysocephala (Entom. Zeit.S. 93, FreyerN. Beitr. T. 458. F. 1.2). Freyer,(Entom. Zeit. S.333) macht von Neuem wahrscheinlich, dass Eup. Urticae Abänd. von Eu. Menthastrü sei, Neue .neuholländische Arten. sind Callimorpha selenaea, Chelonia pallida und Ch. fuscinula Howbkedays in Eyre Ex- ped. 1. S. 437. T. 5. F.2—4. Bombyces. Neue Arten von Lithosia sind L. melanomos und FreyeriNickerl (Entom. Zeit. S. 104. Freyer N. Beitr. T.459. F.2.3) von den Kärnther Hochalpen und L. Ayalina Friv. (Freyer N. Beitr. T.473.F.2) von Creta. Eine neue neuholländische Sackträger-Art ist TAyridopteryz nigrescens Doubleday (Eyre Exp. 1. S. 437. T.5.F.1). Die früheren Stände der Gastropacha Neogena, Eversmanni und populi sind von Freyer (N. Beitr. T. 470. 476. 477) dargestellt. Döbner (Entom. Zeit. S.217) zeigte an, dass die Raupe von Orgyia selenitica sich in der Nähe von Aschaffenburg den Lärchen sehr verderblich gezeigt hatte, ohne, im gemischten Bestande, die Kiefern zu berühren. Keferstein (ebenda S.357) hat sie bei Erfurt auch auf Eichen und Schlehen beobachtet, ohne dass sie jedoch denselben geschadet hätte. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 281 v. Prittwitz (ebenda $.249) machte auf die eigenthümliche Bildung der Hinterbeine des Männchens des Hepiolus hectus aufmerk- sam. Dohrn und Keferstein (ebenda S. 331. 357) zeigten indess, dass dieselbe schon von Degeer beobachtet sei. Lucas (Ann. Soc. Ent. d. Fr. 111. Bull. S. ı1. Lv. x. Lxxum. LXXXIV) hatin Paris eine Brut der Saturnia Cecropia aus dem Ei aufgezogen, und seine Beobachtungen an derselben ausführlich mitgetheilt. Er hofft, den Schmetterling in Frankreich einheimisch zu machen, so dass er auf Seide benutzt werden könne. Derselbe (ebenda S.rxxxır) theilt die Beobachtung mit, dass bei Bomb. Mori zuweilen zwei Raupen ein gemeinschaftliches Ge- spinnst machen: es sind immer Männchen und Weibchen, und so ge- lagert, dass das Weibchen zuerst ausschlüpfen muss; die Schmetter- linge kommen aber selten zur vollständigen Entwickelung. Pierret zeigte einen ähnlichen Fall von 3. Everia, Duponchel von Calli- morpha dominula an (ebenda). Ueber die Bildung der Seide hat Robinet Untersuchungen an- gestellt (Compt. rend. T. XVII. Fror. N. Not. 34. Bd. S. 54), aus denen sich ergab, dass die Seide schon innerhalb der Spinngänge, und zwar schon vor der Vereinigung derselben, fest wird. Dadurch, dass ‘ die Raupen das Knie, welches durch die Vereinigung der Seiden- gänge gebildet wird, andrücken können, sind sie im Stande sich an dem abgesponnenen Faden aufzuhängen. Grill zeigte einen Fall an, wo eine Raupe von Cossus ligni- perda lebend im Magen eines geschlachteten Schafes gefunden wurde (Öfvers. K. Vet. Acad. Förhandl. 1845. S. 12). NWoetuae. Freyer (N. Beitr.) hat eine Reihe neuer und we- niger bekannter Arten dieser Familie abgebildet: Noctua Lappo- nica T.455.F.4 aus Lappland. — Agrotis Nagyagensis T.448. F.1.2 aus Siebenbürgen; — Agr. bardana T.471. F.3 vom Ural. — 4gr. deplana Ev. T. 448. F.3 ebendaher. — Agr. quadrangylum Ey. T. 471. 2 ebendaher. — Apamea Nickerlii T. 466. F.4 von Prag. — 4. vinetuncula Hüb. T.468. F.1 (Abänd. der A, furuncula nach Boisd.) — A. rubeuncula T.468 (von Boisd. ebenfalls mit Recht schon als Abänd, von A. latruncula beurtheilt). — A. Zucens T.468. F.3 aus der Berliner Gegend (Abänd. von A. nictitans) — 4. erupta T7.472. F.1.2 ebendaher (unter den verschiedenen Namen, unter wel- chen diese Eule schon bekannt gemacht ist, muss Haworthi als der älteste erhalten bleiben. S. Entom. Zeit. 1844. 8.107). — Hadena cana Ey. T.448. F.4. T.479. F.2. — H. Behenis Nickerl T. 467. F. 4 - von Nickerl in Salzburg entdeckt, der H. Cubulali sehr nahe stehend; — AB. retina Friv. T. 478. F.2 aus Creta. — Leucania maculata Ev. T.449. F.4. — L. lineata Ev. T.478. F. 1 vom Ural. — Cara- drina lutea 7.455.F.3 aus Lappland (schwerlich von C. palustris Hü. zu unterscheiden). — ©. aspersa Ramb. T. 467. F.1.2 und ©. Germainil Boisd. T.467. 3 aus Südfrankreich; — Cosmia eximia Archiv f, Naturgesch. XJ1, Jahrg. 2. Bd, T 2823Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der T.442. F.3, aus der Türkei, eine schöne, der C, abluta verwandte neue Art. — C. Weissenbornii T.466. F.3, eine nach ‚einem 'ein- zigen verkrüppelten Stück aus der Erfurter Gegend. aufgestellte, höchst unsichere Art, welche besser nicht veröffentlicht wäre, viel- leieht eine Abänd. von C. 00.— Cleophana superba T. 441, F.1. aus. der Türkei; — Plusia Zosimi Hü. T. 449, F.1. — PI, Eugenia Ey. T.449.F.2. — Pl. Sevastina T.455.F.5, aus Lappland, einer- lei mit Pl. macrogamma Ev., welche Eversmann später mit Recht als Abänd. mit Pl. Jota verbunden hat; — P/. mandarina T.479. F,3 vom Ural, der Pl. gamma sehr nahe stehend, als deren Abän- derung sie von Kindermann versendet wird; — Ophiusa Cuilino T.449, F.3 vom, Ural (Eversmann bemerkt, dass sie von der O. Cail. in Boisduval’s Sammlung verschieden sei, Keferstein dagegen versichert, dass seine aus Frankreich und vom Ural erhaltenen Stücke überein- stimmen. Entom. Zeit. S.359. Eversmann dürfte indess doch Recht haben, ich kann wenigstens die Verschiedenheit der hier abgebildeten von der spanischen O. Cailino bestättigen); — Anthophila lito- rea T.479.F.1 vom Ural (von A. caliginosa Hü. kaum verschieden; — Erastria Skafiota Friv. T. 473. F.3 von Creta. Zeller (Entom. Zeit. S.354) setzte die Unterschiede 'von An- thophila rosina Hü. und purpurina aus einander; die erstere ist in der Wiener Gegend einheimisch, die letztere kommt erst bei Ofen vor. Von folgenden Eulen bildete Freyer in den N. Beitr, die frü- heren Stände ab: Triphkaena consegua T.453; Apamea didyma T.443; Miselia iaspidea T. 465; Cosmia 00 T.554; Xylina somniculosa T.462; Cleophana lithorhiza T. 460; Oucullia umbratica T. 447; Catocala concubina T. 461. Van der Hoeven (Tijdschr. XI. T.4) bildete Noctua dotata F., sowohl nach dem Ex. aus Fabricius’ Sammlung, als nach einem anderen aus Japan ab; ferner eine neue Art Plusia Duvernojii “aus Brasilien. — Doubleday beschrieb Aeontia? pulehra aus Neuholland (Eyre Exped. 1. S.439, T. 5. F.5). — Blanchard (Hist. @. Ins. T. 17. F.6) gab eine Abbildung eines südafrikanischen Schmet- terlings, den er als Caloptera formosa bei den Bären einreihte; derselbe ist jedoch schon als Vaillantina von Stoll T.31.F.3 ab- gebildet und gehört eher zu den Eulen. Geometrae. Metzner (Entom. Zeit. S. 183) bemerkte, dass Geon. Lapidosaria Frey. mit Halia Stevenaria Boisd. zu verbinden sei, und beschrieb Ennomos trinotata aus der Türkei, Fido- nia tessularia aus Südrussland und Larentia columbata aus der Türkei als neue. Arten. Freyer (Neue Beitr. T.474) bildete zwei neue. Arten Fidonia baltearia von Orenburg und Boar- mia. luridaria von Ural ab, und stellte die früheren Stände von Cidaria pyralaria (T.444) und Ennomos euonymaria (T.480) dar. — De Selysı Longehamps (a. a..0. S. 27.28) stellte» Bub olda obliterania (zwischen E. ligustraria.und ferrugaria) und dAnarites Naturgeschichte der Insecten während des Jalıres 1845. 283 Donkeriaria auf, die erstere von Spa, die zweite aus der Lütti- ‚cher Gegend. Pyralides. Freyer (N, Beitr.) bildete Botys praetextalis Tr. und ämbalis Hü. (T.450. F,1.2), ferner eine ausgezeichnete neue Art Pyralis Weissenbornialis (T.478.F.4.5) aus Creta, und die früheren Stände von Botys terrealis (T.456) ab. — De Selys Longchamps (a. a. O. S.28) beschrieb Hydrocampa ‚obscur.a- Zis, der H. potamogalis zunächst verwandt und vielleicht nur dunk- lere Abänderung derselben, aus Belgien. Tortrices. v. Prittwitz (Entom. Zeit. S.245) erzog aus den Samenköpfen der rothen Flockenblume Tortr. minorana. Hü., und lieferte eine vergleichende Beschreibung derselben und der T. dubitana. Ferner entdeckte er auch das Weibchen der im vorigen Jahre aufgestellten T. salicetana, aber nur ein einzelnes unter einer Unzahl von Männchen (ebenda S.248). — Freyer (N. Beitr. T. 450) bildete T. Lathoniana Hü. und T. Parreyssianan.sp. ab, die letztere ist indess nach des Verf. eigener Angabe nur kleinere Ab- änd. von T. hydrargyrana Ev. Alucitae. De Selys Longchamps (a. a.0.S.29) stellte Pterophorus-hemididactylus als neue Art auf: sie ist von Pt. didactylus nur durch geringere Grösse (5%” Flügelspannung) unter- schieden. ! Diptera „Dipterologische Beiträge” von Prof. Dr. Löw. Pro- gramm des Königl. Friedr. Wilh. Gymnasiums zu Posen, 1845. „Diptera Scandinaviae disposita et descripta” auct. Zet- terstedt. Tom. IV. Lundae 1845. Das Werk schreitet ununterbrochen vor. Der vorliegende Band enthält die Fortsetzung der Muscarien, nämlich die Sarcophagarien, Muscarien und einen grossen Theil der Anthomyziden. „Erster Beitrag zu einer künftig zu bearbeitenden Dipte- - rologie Russlands, von B. A. Gimmerthal” (Bull. Mose, 1845. 1. S. 287). Dieser erste Beitrag verzeichnet 15 Arten von Culex, 2 von Ano- ' -pheles, 1 von Aedes, 3 von Corethra, 56 von Chirenomus. „Grönlands Antliaten, beschrieben von ©. Stäger (Kröy. - Nat, Tidsskr. II. R. I. S. 346). Von 55 Arten, welche dem Verf. aus dieser Fauna Kakaunt ge- worden sind, sind nicht weniger als 24 über den grössten Theil von Europa verbreitet, 15 Arten kommen auch in Lappland vor und scheinen überhaupt im hohen Norden sehr verbreitet zu sein, so dass nur 16 Arten Grönland eigenthümlich zu sein scheinen. Diese 95 Arten sind: Ouwlez nigripes Zett., Chironomus hyperboreus n. sp., turpis Zeit,, frigidus Zett., variabilis Stäg., basalis n. sp., byssinus T# 284 Erichson: Bericht über die wissehsch. Leistungen in der Meig., aterrimus Mg., picipes Mg:, Diamesa Waltlii Mg., Tanypus pictipennis Zett., crassinervis Ztt., tibialis n.sp., Ceratopogon sor- didellus Ztt., Erioptera fascipennis Zett., Tipula nodulicornis Zett., Trichocera maculipennis Mg., Boletina groenlandica n. sp., Sciara iridipennis Zett., flavipes Mg., Simulia vittata Ztt., Rhamphomyia nigrita Ztt., Dolichopus groenlandicus Ztt., Helophilus arcticus Zitt., borealis n. sp., Syrphus topiarius Mg., tarsatus Ztt., lapponicus Ztt:, ambiguus Ztt., hyperboreus n. sp., Sphaerophoria strigata n. Sp., Sarcophaga mortuorum Mg., Musca erythrocephala Mg., groenlan- dica Zett., Anthomyia dentipes Mg., ürritans Mg., frontata Zett., trigonifera Ztt., arctica Ztt., triangulifera Ztt., scatophagina Zit., siriolata Mg., ruficeps Mg., ciliata Mg., Scatophaga squalida Mg., litorea Mg., fucorum Mg., Cordylura haemorrhoidalis Mg., Helomyza tibialis Ztt., geniculata Ztt., Piophila casei Mg., pilosa n. sp., Ephy- dra stagnalis Mg., Notiphila vittipennis Zett., Phytomyza obscu- rella Fall. : Ueber die dipterologischen Abhandlungen von C. Ron- dani sind in der Isis 1845. S. 719 fernere Nachrichten. gege- ben. S. d. vor. Ber. S.148. Die vierte Abhandlung (1842) handelt über den Geschlechisunier: schied von Phasia dispar (erassipennis und analis), dissimilis, ‚tae- niata. — Die fünfte Abhandl. (1843) betrifft die in Getreidehalmen lebenden Larven von Chortophila sepia, Urophora signata, Phyto- phila (Cecidomyia) cerealis. — Die sechste Abhandlung (1843) stellt mehrere neue Gattungen auf (Leopoldius erostratus) ein Conopier, Albertia (Stomoxys s. Ramphina pedemontana); Rainiera (Calobata calceata), Ludovieius impar, ein Dolichopod. S, u. — Die neunte Abhandl, (1844) gründet eine neue, von Cheilosia abgesonderte Gatt. Dinanthea (aurea n. sp. und euprea, Conops cupr. Scop.). Diese Abhandlungen finden sich in den Nuovi ‘Annali delle Scienze natur. di Bologna. Ueber die folgenden Arbeiten des thätigen Verf. wird ausführlicher berichtet werden. Die zweiflügeligen Insecten vom rs bci Gesichtspunkt aus betrachtet, nebst einer systematischen Zusammenstellung der geographischen Vertheilung derselben, von Dr. Hensler. Freiburg 1845. Culicina, Loew (Beitr. S.3) musterte die Gatt. Anopheles und fügte ihr eine neue Art zu, A. pictus „alis maculatis, femoribus anticis basi incrassatis”; long. 3” von Rhodus und der gegenüber- liegenden Küste Kleinasiens. — Gimmerhal (a. a. 0. S.295) stellte ‚dedes rufus als eine mit A. cinereus näher zu vergleichende Art auf. Tipulariae. Ders. (ebenda) stellte folgende neue Arten auf: Corethra pilipes von Riga, Chironomus albicinctus ‚eben- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 285 daher, Ch. livonensis aus Livland, Stäger (a. a.O.) beschrieb Chironomus hyperboreus, basalis und Tanypus tibialis aus Grönland. Ueber die früheren Stände des Ceratopogon gieniculatus Guer. hat Leon Dufour seine Beobachtungen mitgetheilt (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. III. S.215). Loew (Beitr.) erörterte drei aus in Kopallack eingeschlossenen Tipularien gebildete Gattungen; Syringomyia, eine Erdmücke, von der Gestalt und dem Rüsselbau einer Limnobia, der Flügelbau dem von Aporosa Macq. vergleichbar, von welcher die gegenwärtige Gattung sich nicht allein durch den Mangel der vorderen Hülfsader» sondern auch durch den kurzen Rüssel unterscheidet. Diplonema, eine Gallmücke, vom Ansehen einer Psychoda, am Körper, auf den Flügeln, so wie an den Fühlern und Beinen eben so behaart, ausge- zeichnet durch den Bau der Fühler, welche an Länge dem ganzen Inseet gleichkommen. — Philaematus, eine schlankfüssige, leicht- flüglige Gallmücke, überall mit langer feiner Behaarung verdeckt, zunächst mit Haemasson Loew verwandt, von welcher sie sich durch verlängerte Hüften, und kurzen, an der Wurzel die verlängerten Ta- ster tragenden Rüssel unterscheidet. Der Verf. unterwirft hier die Eintheilung der Gallmücken überhaupt einer Prüfung, und bildet nach. dem Flügelgeäder folgende Anordnung: 1. Flügel vielnervig. A. Zweiter Längsnerv einfach gegabelt. Phalaenomyia Loew, Diplonema. B. Zweiter Längsnery unvollständig doppelt gegabelt. Nygmatodes Löw, Philaematus Löw, Posthon Löw, Haemasson Löw, Phlebotomus Rondani, Psychoda Latr. ll. Flügel wenignervig. A. Zweiter Längsnerv nicht gegabelt. Cecidomyia Meig., Phytophaga Rond., Ozyrhynchus Rond., Campylomyza Mg% Lasioptera Mg. B. Zweiter Längsnerv gegabelt. Lestremia Macq., Zygoneura Mg., Microsciara Rond., Catocha ‚7 Halid., Anarete Halid. etc. _ Ders. (Entom. Zeit. 5.394) beschrieb Lasioptera obtusa und Anarete albipennis, zwei neue Arten aus der Gegend von Cassel, Eine neue Pilzmücke ist Boletina Grönlandica Stäger a. a. 0.$.356 („nigro - fusca, thorace cinereo, vittis tribus nigris, intermedia gemina, pedibus calcaribusgue flavis, coxis posticis, fe- morum posticorum apice tarsisque omnibus fuscis; long. 2%”; mas abdomine unicolore, ano nigro; fem, segmentis abdominis flavo-mar- n Gimmerihal Bull. Mosc, 1. S.330) stellte eine neue Gattung Crapitula auf: sie hat grosse Uebereinstimmung mit Penthetria, weicht aber durch 12gliedr. Fühler, und auch im Flügelgeäder ab: Or. Motschulskii „atra holosericea; thorace postice aurantio, alis fuscis; long. 23—3”'” ist aus dem östlichen Sibirien, 286 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Ders. (ebenda S.326. Entom. Zeit. 8.151) theilte Beuiakungee über Dilophus antipedalis mit. Tachydromiae. Wahlberg (Öfvers. K. Vet. Akad. För- handl. S.253) wies die Beziehung nach, in welcher die Bildung der Beine bei dieser Familie zur Lebensweise steht, indem die verdick- ten und mit starren Borsten besetzten Mittelbeine dazu dienen, den Raub festzuhalten, während er ausgesogen wird, Scenopinii. „Ueber die systematische Stellung von Sceno- pinus und Beschreibung ‚einer neuen Art” von Loew (Entom. Zeit, S. 312). Die anatomische Untersuchung hat dem Verf. den Aufschluss gegeben, dass Scenopinus sich dem Xylonomen (Thereua) zunächst anschliesst, und sich wahrscheinlich zwischen dieselben und die Xy- lophagen stellen wird. Später fand der Verf., dass seine Beobach- tung nur die Ansicht von Bouche besttätigt, welcher schon die Ueber- einstimmung in den früheren Ständen von Scenopinus und Thereua erkannt hatte. — Die neue Art ist Sc. Zeller: aus Sicilien. Dolichopodes. Rondani (S. Isis 1845. S. 719) theilt Sy- bistroma auf folgende Weise in drei Gattungen: A. Mares tarsis duobus dilatato-orbiculatis et articulis duobus aristae elongatis. B. Arista in utroque sexu articulis duobus elongatis composita, apice haud incrassatis (Sybistroma Meig.). BB. Arista in mare tantum biarticulata, artieulis elongatis et distinete incrassatis (nodicornis et Wiedemann). AA. Maris tarsi nulli dilatato-orbiculati; arista mase, tantum biarticulata, apice spathulata: artieulo primo longissimo, terminante brevissimo. (Ludovicius impar). Medeterus magius Loew (Entom. Zeit. $. 392) ist eine neue, durch wunderliche Anhänge der Vorderfüsse des Männchens ausge- zeichnete Art aus Sicilien. Stratiomydae. Eine neue Gattung Alliocera, ist von Saunders (Transact.. Ent, Soc, Lond. IV. p. 62. pl. 4.£.1) aufgestellt. Sie ist zunächst mit Stratiomys verwandt, und unterscheidet sich vorzüglich durch die Fühler, deren Endglied (bei beiden Geschlech- tern) vor der Spitze erweitert ist, die Spitze selbst dieser Erweite- rung-schief aufgesetzt. Die Art, 4. graeca, welche auch in Form und Färbung den Stratiomys-Arten, wie Str. chamaeleon, ähnelt, wurde in Albanien, an den Ufern des Golfs vom Ambracia im April und Mai auf Dolden gefangen. Loew (Beitr.) setzte die unter Oxycera hypoleon verwechselten Arten auseinander: 1. O. Meigenii Stäg. „magna nigro flavoque va- ria, lunula humerali flava” ist Strat. hypol. Fab. Preyssl. Panz, Ozye. hypol. Meig. — 2. 0. Fallenii Stäg. „magna, nigro flavoque varia; pedibus flavis, femoribus antieis basi nigris” ist Strat. hypol. Fall. Oxye. hypol. Zett. — 3. O, pulchella Meig. „magna, nigro flayoque Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1845. 287 varia, 'alis byalinis; pedibus flavis; femoribus omnibus late nigris” ist O. hypoleon Stäg. — Eine durch schwarze Beine ausgezeichnete neue Art ist 4. O, dives: „magna nigro-flavoque varia, pedibus ni- gris” aus Schlesien (auch in Kärnthen einheimisch). — In Betreff der Musca hypoleon Lin. weist der Verf. mit überzeugenden Gründen nach, dass sie auf keine dieser Arten zu beziehen sei, sondern auf eine Oxycera, welche vielleicht Abänd. der ©. trilineata ist, von welcher sie durch ihre gelbe Grundfarbe abweicht, und welche viel- leicht eigener Art ist. \ Syrphici. Die Gattung Ceria wurde von Saunders (Ann. Soc. Ent. Lond. IV. S. 63, 67. T. 4. F.2—6) mit mehreren neuen Arten bereichert. Der Verf. theilt die Arten in zwei Gruppen nach der Form des Hinterleibes: A. Hinterleib walzig, schwach keulförmig: C, conopoides L., subsessilis J1l., vespiformis Latr., intricata Saund,, neue Art aus Albanien, scutellata Macg. und orzata Saund., neue Art von der Nordwestküste von Neuholland. — B. Hinterleib deut- lich keulförmig: C. zuvana Wied,, eumenioides Saund., Hope: Saund. neue Art von Sierra Leona, Gambiana Saund., neue Art vom Gam- bia, dreviscapa Saund., neue Art von Port Philip in Neuholland. €. afra Wied,, welche der Verf. in die erste Gruppe stellt, gehört ebenfalls zur zweiten. — Amerika spricht der Verf. die Gattung Ceria ab, unsere Sammlung besitzt jedoch einige Arten aus diesem Welttheil. ’ Ein Beitrag zur Verwandlungsgeschichte des Mecrodon mutabilis von Elditt ist in der Entom. Zeit. S.384. T.1. F.6—14 mitgetheilt- Die Larve ist von eigenthümlicher Bildung, und von mehreren Na- turforschern für eine Landschnecke (Parmula v. Heyd., Scutelligera Spix) gehalten worden. Schlotthauber hat die Naturgeschichte des Insects ausführlich dargestellt, doch ist seine in der Versammlung der Naturforscher zu Göttingen vorgelegte Abhandlung noch nicht erschienen. Die vorliegenden Mittheilungen beziehen sich auf die Puppe, welche, wie allgemein in dieser Familie, in der erhärteten Larvenhaut enthalten ist. Von der Puppenhaut gehen nach aussen, vom oberen Theile des Kopfes hinter den Augen mit einer kugel- förmigen fleischigen Anschwellung entspringend, ein Paar derbhornige - Stiele nach aussen, welche die Hülse durchbohren, und wie Hörner hervorstehen. Sie dienen der Fliege, um beim Ausschlüpfen die Puppen- hülse zu zerbrechen, und sind zugleich die Luftgänge der Puppe. Nach der Versicherung des Verf. treten die zu diesen Gängen gehen- den Tracheen aus dem Inneren des Kopfes heraus. , Dies ist ganz ungewöhnlich, man möchte eher glauben, dass sich die Lappen des Prothorax näher an den Kopf legen, und dass von ihnen jene Hörner ausgehen. Dann wäre alles in der Ordnung, Auch die hin- teren Luftlöcher der Larve finden sich an der Puppenhülse noch vor, am hinteren Theil derselben auf einer kleinen Erhöhung liegend; sie fübren auch in Tracheen, welche aber nur der Innenseite der Hülse 283 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der anliegen, und so weit des Verf. Untersuchungen reichen, keine Ver- bindung mit der Puppenhaut haben. Die italienischen Arten der Gattung Chrysotoxum sind von Ron- dani beschrieben: Species Italicae generis Chrysotoxi ex Insectis Dipteris, observatae et distinctae a. C. Rondani; fragmentum deci- mum ad inserviendum Dipterologiae Italicae. Ann. d. 1. Soc. Ent. .d. Fr. III. S.193. — Die Arten sind auf folgende Weise auseinander- gesetzt: A. Articulus 3. antennarum duplo eirciter longior‘ primis duobus coniunctis. Sp. 1. Chr. Italicum Rond. (Chr. arcuatum Ross.). — AA. Articulus 3. antennarum aut magis aut minus brevior primis coniunetis aut vix longior. B. Fasciae flavae intermediae 2.3. et4. segmenti abdominis latitudine subaequales. C. Abdomen omnino lutei-fulvi-cinctum a basi ad anum: Sp. 2. Chr. Cisalpi- num Rond. In Mittel-Italien nicht häufig. — CC. Abdomen lateribus aut omnino nigris aut, alternis lutescentibus et nigris. D. Articulus primus antennarum manifeste longior secundo: Sp. 3. Chr. Par- mense Rond., selten im Parmesischen. — DD. Articulus 1.antenna- zum secundo subaequalis nisi brevior. E. Fasciae abdominales ex- trinsecus antice et postice convexae, marginibus posticis flavis seg- mentorum: Sp. 4. Chr. chrysopolita Rond. Im Parmesischen, nicht häufig. — EE. Fasciae abdominales extrinsecus marginibus segmentorum postice tantum coniunctae, nisi liberae. — F. Scutel- lum macula nulla determinata, maris femora basi nigricantia: Sp. 5. Chr. fasciolatum Meig. — FF. Scutellum macula centrali nigra de- terminata. — @. Fasciae abdominales latera tangentes et lineis mar- ginalibus posticis apice coniunctis: Sp. 6. Chr. elegans Loew. — GG. Fasciae abdominales nec latera tangentes nec lineis marginali- bus coniunctae: Sp. 7. Chr. arcuatum F. — BB. Fascia tertii seg- menti abdominalis exilissima, praecedente et subsequente distincte dilatatis. 4. Femora omnino flavescentia: Sp. 8. Chr. tricinctum Rond. (bicinetum Ross.). — HH. Femora omnino nigricantia: Sp. 9. Chr. bicinctum L. Die Italienischen Arten von Merodon sind von Demselb. einer Prüfung unterworfen worden: Sulle Specie Italiane del genere Me- rodon, Memoria XIV. per servire alla Ditterologia Italiana (Nuovi Annali delle Scienz. Nat. 2, Ser. IV. p. 254). Der Verf. giebt über die Arten folgende Uebersicht: a. Pedes omnino nigri, vel raro prope en tantum anguste subrufescentes. b. Tibiae posticae intus tuberculatae in mare. c. Thorax pilis fulvis vel luteis antice tectus, postice nigris. Spec. 1. M. Bulborum Rond. (d equestris F., transversalis Meig. © nobilis Meig. cc. Thorax pilis omnino fulvis vel luteis tectus. Spec. 2, M. tuberculatus Rond. (d‘ Narcissi F. 9 constans Ross., flavicans F., ferrugineus F.?) Diese beiden Arten sind selten in Italien, Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1845. 289 5b. Tibiae posticae non tuberculatae in utroque sexu. d. Antennae articulo tertio subovato, non distinete elongato nec subprismatico. Spec. 3. M. clavipes F. (Q gravipes Ross.). Sehr häufig auf den Vorbergen der Appeninen im Mai auf Blüthen der Euphorbien, dd. Antennae articulo tertio distincte elongato seu subprismatico. e. Thorax haud manifeste albo - vittatus. Spec. 4. Mer. senilis Meig. Aeusserst selten. ee. Thorax distincte albido quadrivittatus. Spec. 5. M. Italicus Rond. (Z‘ Melancholicus Fab. Mg. Q na- tans F. Meig.). Nicht sehr selten auf den Vorbergen der Appeninen. aa. Pedes saltem basi tibiarum distincte et satis late rufescentes. f. Abdomen haud rufo-maculatum nec rufo-tinctum. &. Antennae articulo extremo distincte elongato. Spee. 6. M. cinereus F. (posticatus Meig.?) zg. Antennae articulo tertio subovato, non elongato. h. Coxae posticae apophysi subspiniformi instructae. i. Abdomen vittis albidis non signatum. Spee. 7. M. aeneus Mel. ii. Abdomen saltem segmento tertio vittis duabus albidis trans- versis signatum. Spec. 8. M. sub fasciatus Rond., neue Art aus Sicilien. Bräun- lich schwarz, etwas metallisch, behaart, die Behaarung auf dem Kopfe und Mittelleibe weisslich, letzterer mit einem schwarzen Bü- schel an der Flügelwurzel und einer undeutlichen schwarzen Binde. Auf dem Hinterleibe der 2te und 3te Ring in der Mitte bleichhaarig, der dritte Ring mit zwei weissen Querbinden, der letzte Ring an der Wurzel schwärzlich behaart. Vorder- und Mittelschienen röth- lich mit breitem braunen Ring. Hinterschienen braun, an der Wur- zel und Spitze sehr schmal röthlich. Fühler gelblich braun mit schwarzer Borste. hh. Coxae posticae inermes, vel tuberculo tantum brevissimo in- structae. Bi Spec. 9. M. funestus F. Eine der gemeinsten Arten. -fS. Abdomen saltem basi rufo -vel testaceo-maculatum. 'k. Coxae posticae in mare appendicibus longiusculis instructae. Spec. 10. M. armipes Rond. Rev. Zool. 1843. Ausser dem Fort- satz an den Hinterhüften haben die Hinterschenkel noch in der Mitte einen Höcker, und die Hinterschienen zwei Anhänge am Ende. Zwei Männchen bei Parma gefunden. kk. Coxae et tibiae posticae inermes. 1. Tarsi vel omnino vel late nigricantes saltem superne. ‚m. Thorax superne grisei-trivittatus quamvis saepe parum mani- feste. Fasciolae albicantes praesertim segmenti tertii, margini antico subparallelae, Spec, 11. M. varius Rond,, eine der gemeinsten Arten in Ita- "290 Eriehson: Bericht über die wissensch, Leistungen in der lien, vom Mai bis September, in der Farbe äusserst veränderlich. Die Grundfarbe des Mittelleibes schwärzlich erzfarben, mit blass- röthlicher oder weisslicher Behaarung; die drei mittleren der’grauen Striemen: genähert.. Schildehen gleichfarbig mit blasserer Behaarung. Die Grundfarbe des Hinterleibes gelblich oder röthlich, auf dem Rücken: unregelmässig schwarz gefleckt oder schwärzlich mit röth- lichen Seiten und Einschnitten, ı mm. Thorax magis vel minus sed semper manifeste albido qua- drivittatus. Fasciae albieantes abdominis obliqui. Spec. 12. M. nigritarsis Rond., neue sehr seltene Art aus dem Parmesischen, von M. spinipes durch schwärzliche Färbung der Füsse und mehr braun an den Schienen; von M. ruficornis durch die deutlichen Striemen des Mittelleibes, von M. rufitibius durch die schwärzlichen Füsse und Schienenringel unterschieden. 2!. Tarsi omnino rufi vel rufescentes. n. Antennae nigrae vel nigricantes articulo textio. Spec. 13. M. spinipes F. (viaticus Meig.?) nicht selten in Mittel- Italien. nn. Antennae rufae vel rufescentes, saltem articulo tertio, 0. Articulus tertius antennarum subeircularis. Spec. 14. M. Sicanus Rond., neue Art aus Sicilien, unterschei- det sich von allen anderen leicht durch die ziemlich kreisrunde Form des dritten Fühlergliedes; sonst stimmt er in hohem Grade mit M. spinipes, ruficornis und rufitibius überein, ist indess ein wenig grösser, 00. Articulus tertius antennarum ovatus. p. Tibiae nigricante annulatae. Thorax yittis albidis indistinetis. Spec. 15. M. ruficornis Meig. pp. Tibiae omnino fulvae. Thorax vittis quatuor albidis magis vel minus sed semper manifestis. Spec. 16. M. rufitibius Rond, (J avidus Rossi 9 Pruni Rossi). Gemein in ganz Italien. Merod, armipes Rondani ist in Guer. Mag. d, Zool, Ins. Ti 154 abgebildet. Bouche (Entom. Zeit. S.150) bemerkte, dass der eigentlich südeuropäische Merodon Narcissö F. seit einigen Jahren durch Ein- führung der Zwiebeln von Narcissus niveus aus Italien und dem süd- lichen Frankreich in mehreren Gärten einheimisch geworden sei, und dass er sich durch Erziehung desselben vielfältig überzeugt habe, dass die Art in der Farbe und Zeichnung sehr abändere, und ‚dass M. ephippium, transversalis, nobilis, constans, ferrugineus, flavicans und rufus des Meigen nichts als Abänderungen des M. Nareissi sind. Der Verf. beschreibt eine Reihe von zwölf Abänderungen dieser Art. Bigot (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IN. Bull.’ S.ıxıv) zeigte, dass bei den Weibchen von Volucella die Fühlerborste stärker und auch stärker befiedert ist als bei den Männchen. Sehr auffallend ist dies bei Volucella bombylans. Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1845. 291 Stäger (a. a. ©.) beschrieb drei neue Arten aus Grönland: Helophilus borealis, Syrphus hyperboreus, Sphaeropho- ria strigosa. — Loew bildete in Germ. Faun. Ins. Europ. 23. 22, 23, Eristalis pulchriceps (Helophilus pulchr. Meig.) und als neue südeuropäische Art E. fasciatus ab; die letztere, der ersteren sehr ähnlich, aber durch einfarbige Augen unterschieden, gehört zu den weiter verbreiteten Arten, welche von den Philippinen bis zum Senegal vorkommt, deren Weibchen E. 5lineatus F. Wd., eine Ab- änd. des Männchen E. 5striatus F. Wd. ist. Der Name E, fasciatus ist ohnehin von Wiedemann schon gebraucht. Rondani (Guer. Mag. d. Zool. Ins. T.155) bildete seinen Sp«- zigaster Appenini ab. Derselbe hat eine grosse Uebereinstimmung mit dem Weibchen des Syrphus dispar Loew (S. Germ. Faun. Ins. Europ. 23. 24), indess zeigt die Abbildung den Hinterleib nach vorn mehr allmählich verschmälert und die Knie sind gelb. Desvignes beschrieb die in England gefangene Didea fasciata Maegq. (Proceed. Ent. Soc. Lond. S. 101). Henopii. Loew bereicherte derocera mit einer neuen von Zeller auf Sicilien entdeckten Art A. trigramma (Entomol. Zeit. S. 290). Conopica. Die Geschlechtsunterschiede der Conopier und Myopinen sind von Rondani geprüft worden: Sulle differenze ses- suale delle Conopinae et Myopinae negli Insetti Ditteri; Memoria XI per servire alla Ditterologia Italiana (Nuovi Annali delle Scienz. Natur. 2. Ser. II, 1845. S.5). Die Untersuchungen haben zu folgenden Ergebnissen geführt: 1. Die Haftläppchen und Klauen der Füsse sind deutlich länger bei den Männchen einiger Conopier. — 2. Der klap- penförmige Bauchfortsatz ist den Weibchen mehrerer Conopier und Myopinen eigenthümlich. — 3. Dieser Fortsatz gehört nicht dem vierten, sondern dem fünften Ringe an. — 4. Der fünfte Hinterleibs- ring ist bei den Weibchen mehrerer Conopier sehr kurz. — 5. Bei dem grössten Theile der Myopinen und bei allen Conopiern ist das Hornstück, welches bei einem der beiden Geschlechter vorkommt, den Weibchen eigen, und nicht den Männchen, wie man allgemein ‚angenommen hatte. — 6. Daraus folgt, dass man den Anhang bei Dalmania irrthümlicher Weise als einen männlichen Theil betrachtet hat. — Die Weibchen sind demnach kenntlich, entweder durch ge- zingere Länge’der Haftlappen und Klauen der Füsse, oder durch Ge- genwart eines mehr oder minder entwickelten und verschiedentlich gestalteten Hornstücks an der Hinterleibsspitze, oder durch eine klappenförmige Erweiterung eines Bauchringes oder durch verhält- nissmässige Kürze des fünften Hinterleibsringes. Ders. vertheilte die italienischen Conops-Arten in mehrere Gat- tungen: Genera Italica Conopinarum, distincta et descripta a Cam. Rondani; fragmentum XII ad inserviendum Dipterologiae Italicae 292 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der (Guer. Mag. d. Zool. Ins. T.153). Der Verf. setzt die Gattungen auf folgende Weise aus einander: A. Proboscis crassiuscula et. brevis, epistoma vix superans. Gen. 1. Leopoldiws Rond. (L. erostratus und diadematus Rond., der letztere neu und hier abgebildet)., — AA. Probosceis magis vel minus exilis et ultra epistoma satis’ aut valde producta. B. Capsula valviformis ventralis in femina ampla et manifesta, oviductus apice subacuminatus. €. Abdominis segmen- tum 5. in femina sexto subaequale; capsula ventralis inferne subro- tundata lateribus impresso-compressa. — Gen. 2. ConopaeiusRond. (©. Afasciatus Deg., flavipes L. und flavifrons Mg.). CC. Abdominis segmentum 5. in femina valde angustius praecedente et subsequente; capsula ventralis inferne acuminata, subdentiformis. D. Abdomen prope basin distinete aut valde coarctatum; proboscis ultra produ- ctionem frontis elongata, apice non distincte dilatata; femora postica prope basin tantum modo irregulari incrassata: Gen. 3. Conops (C. pusilla Mg., lacerus Meg., vittata F., macrocephala L., ferner die nicht italienischen C. rufipes und maculata), — DD. Abdomen sub- eylindricum, seu prope basin non distinete angustatum; proboseis non producta ultra apicem frontis, dilatatione apicali distinetissima; femora regulariter incrassata: Gen. 4. Conopideus Rond. (C. fer- ruginea Macq.). — BB. Capsula ventralis in femina indistineta; oviduetus tubereuliformis, subhemisphaericus: Gen. 5. Comwopilla ' Rond. (©. ceriaeformis Meg.). Oestrides. Eine ausführliche Abhandlung über die schon im vorjährigen Berichte erwähnte Outerebra nozialis hat Goudot in den Ann. d. sciene. nat. 111. 221 geliefert. Bemerkenswerth ist, dass das Insect vorzüglich das Rindvieh befällt, und während Pferde und Maulthiere verschont bleiben, geht es häufig Hunde 'an und selbst Menschen, wie der Verf. in eigener Person an verschiedenen Körper- theilen mit den Larven besetzt wurde. Dieselben leben, wie die von Oestrus bovis, in Beulen unter der Haut. Vermuthlich ist der noch immer zweifelhafte Oestrus hominis auf diese Bremse zu beziehen, obschon es möglich ist, dass auch noch andere Dipteren unter (der Haut vorkommen. Es sind besonders Schmeissfliegen (Calliphora, Lucilia), welche ihre Eier in Geschwüre legen, so dass sich bald Fliegenlarven darin finden; diese sind auch öfter als Oestrus 'hominis angesprochen worden (S. auch Fror. N. Notiz. 36. Bd. 8.33). Sundevall (Öfvers. K. Vet. Acad. Förhandl. 1844. S.162. 1815. S.98) berichtete über eine, unter der Haut bei einem Kinde 'gefun- dene Zweiflüglerlarve, und Bensiuite zugleich, dass keine Zweiflügler- art in Scandinavien lebe, von welcher ein solches Vorkommen be- kannt wäre. Nach der eben angezeigten Abhandlung von Goudot wäre allerdings hierbei an Oestrus, namentlich an einen verirrten Oestrus bovis zu denken. Ein genaueres systematisches Studium der Oestriden- und Muscarien-Larven muss in der Zukunft in solchen Fällen auf die richtige Spur lenken, und ist daher wünschenswerth, Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 293 dass alle ähnliche Fälle gesammelt und die vorgefundenen Larven für eine spätere Untersuchung aufbewahrt bleiben. Memoire sur l’Anatomie et la Physiologie du Gastrus Equi, par J. L. Schröder van der Kolk. Amsterd. Sülpke, 1845 (macht den 1iten Theil der Niewe Verhandl. d. eerste Klasse van het Kon. Nederl. instit. aus). Muscariae. Neue Untersuchungen über die Zweiflügler aus der Gruppe der Tachinarien von M. Macquart (Ann. d.]. Soc. Ent. d. Fr. Il. S.237. T.4—6). In einer allgemeinen Betrachtung prüft der Verf. die Borsten dieser Fliegen in ihrer Wichtigkeit sowohl für das Leben des Insects als auch für die Systematik, ebenso das Flü- gelgeäder. In der besonderen Bearbeitung ist der Anfang mit den- jenigen Tachinarien gemacht, welche eine dreigliedrige Fühlerborste haben, und sind die Gattungen auf folgende Weise aus einander gesetzt: Das zweite Glied der Fühlerborste mehr als doppelt so lang als das erste. A. Das 3te Fühlerglied kürzer als das 2te. B. Taster verlängert: Gatt. 1. Echinomyia Dum. — B.B. Taster kurz: Gatt. 2. Cuphocera (Micropalpus ruficornis Macg. Meig.). — 44. Das 3te Fühlerglied länger als das 2te. C. Taster kurz: Gatt. 3. Micropalpus Macg. — CC. Taster verlängert. D. Fühlerborste gebrochen. Rüssel kurz. E. Körper breit: Gatt. 4. Gonia Mg. — EE. Körper schmal. F. Gesicht geneigt, erste Hinterzelle der Flü- gel den Rand vor der Spitze berührend: Gatt. 5. Jlligera Mg. FF. Gesicht gerade, erste Hinterzelle den Rand an der Spitze be- xührend: Gatt. 6. Thryptocera Macg. — DD. Fühlerborste ge- rade, Rüssel verlängert. G. Rüssel nur an der Wurzel gebrochen: Gatt. 7. Aphria Rob.D. (Oliveria Mg.). — GG. Rüssel doppelt gebrochen: Gatt. 8. Siphona Mg. _ „Beschreibung zweier neuer Zweiflügler - Gattungen”, von Ron- dani (Descrizione di due generi nuovi di Insetti Ditteri. Memoria XII per servire alla Ditterologia Italiana. Nuovi Annali delle Scienze naturali. 2. Ser. II. p.25. T.1). Die beiden neuen Gattungen sind mit Thryptocera Macg. zunächst verwandt, und da sie mit Gonia in einigen Merkmalen, namentlich der Gestalt der Fühlerborste über- _ einstimmen, die sie von den übrigen Tachinarien unterscheiden, bil- det der Verf. aus ihnen eine kleine Gruppe Gonichetae mit fol- den Kennzeichen: Proboscis brevis crassiuscula, numquam bicu- ‘ Palpi semper elongati, circiter usque ad marginem anticum epistomatis. Antennarum articulus tertius longior secundo vel lon- simus. Aristae articuli duo primi vel saepius secundus tantum u minusve distincte cubitatus: si raro brevis, tunc vel facies ncte buccata vel vena prima transversaria magis proxima se- eundae, quam secunda cubito quintae Jongitudinalis. Oculi semper distantes in utroque sexu. — In dieser Gruppe unterscheidet der Verf. sechs Gattungen auf folgende Weise: 294 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 4. Vena secunda transversaria, nisi abest, magis proxima' primae quam cubito venae quintae longitudinalis, si fere aequidistans aristae articulus secundus manifeste elongatus. — Areola quinta exterior ad apicem alae eirciter aperta. 3. Vena quinta longitudinalis ad cubitum interrupta. C. Vena secunda transversaria completa 1. Actia R:D. CC. Vena secunda transversaria nulla . 2.PhytomypteraRond. BB. Vena quinta longitudinalis non interrupta. D. Aristae articuli primi tertio breviores. — Macrochetae abdominis superae mar- ginales tantum segmentis secundo et bertioe 1er 4. lan DER. .3. Thryptocerä Macg. DD. Aristae articuli primi elongati eir- ceiter ut tertius. — Macrochetae abdo- minales intermediae et marginales seg- mentis secundo et tertio . . » . „4 Bigonicheta Rond. 44. Vena secunda transversaria magis distans a prima quam a cubito venae quintae longitudinalis, — Areola quinta exterior aperta longe ab apice alarum. E. Facies obliqua, non buccäta; genae nudae. — Macrochetae aliquae inter- mediae segmentis secundo et tertio ab- dominis . . . 00.0.9. GermariaR.D. BEE. Facies non obliqua, magis vel minus buccata, Genae plus minusye setigerae. Macrochetae nullae intermediae segmen- tis seeundo et tertio abdominis . . . 6. @onia Meig. Bei der neuen Gattung Phytomyptera reichen die Fühler bis zum Untergesicht, das zweite Glied kurz, gewimpert, das dritte gross, aussen an der Spitze schräg abgeschnitten. Die Fühlerborste in der Verbindung des zweiten und dritten Gliedes schwach gekniet, das zweite Glied etwas verlängert, das erste sehr kurz. Die Augen kahl. — Eine neue Art Ph. nitidiventris: Gesicht weisslich mit gelb- licher Stirnstrieme, Mittelleib grauschwarz. Hinterleib glänzend schwarz, die Wurzel der einzelnen Ringe an den Seiten schwach weisslich schimmernd. Flügelschuppen bräunlich gelb. Flügel was- serklar. ° Beine schwarz. Fühler an der Wurzel röthlich. — Bei Bigonicheta veichen die Fühler fast bis zum Untergesicht, das erste Glied ist kurz, gewimpert, das dritte sehr lang, prismatisch. Die Fühlerborste mit drei fast gleich langen Gliedern, in den Gelen- ken zweimal gekniet. Die Augen deutlich behaart. B. Mariettii: Gesicht bräunlichgreis mit schwach röthlicher Stirnstrieme, Mittel- leib dunkel bräunlichgreis, vorn mit vier dunkleren Striemen. Hin- terleib schwarz, die einzelnen Ringe an der Wurzel mit bräunlich greiser Binde. Flügelschuppen blassgelblich. Flügel fast wasserklar. Beide neue Arten aus dem nördlichen Italien. Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1845. 295 Die Kenntniss der Ocyptera-Arten ist noch ferner erweitert wor- den; Winnertz (Entom. Zeit. S.33) theilte genaue Beschreibungen einiger Meigenschen Arten — 0. cylindrica F., interrupta, pusilla — nach von Meigen selbst bestimmten Stücken mit. Loew (ebenda S.170) erörterte diese Arten durch weitere kritische Prüfung und musterte demnächst die von Zeller auf Sicilien gesammelten Arten, unter denen sich zwei neue O. carinata und O. crassa auszeich- nen. Eine dritte neue Art ist O. excis« aus Ungarn (die letzte ist auch in den Beitr. S.19 beschrieben. Leon Dufour (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Ill. S.205) entdeckte in Schwalbennestern eine Fliegenlarve, welche dort schmarotzt, in- dem sie von den jungen Schwalben Blut saugt. Sie ist walzenför- mig, nach vorn etwas zugespitzt, der erste Ring als Saugnapf gestal- tet, in dessen Mitte der Mund liegt, welcher mit’ seinen hakenförmi- gen Mandibeln das Anbohren der Haut verrichtet. Der hinterste Körperring ist zu einer fünfeckigen Hautplatte erweitert. Zur Ver- wandlung lassen sie sich aus dem Neste fallen, unter welchem sich dann die reifen Larven und die. Puppentönnchen finden. Die Fliege ist vom Verf. Lucilia dispar genannt und mit folgender Diagnose bezeichnet: L. viridis vel coerulea, facie orbitisque griseo-subsericeis, pilosis, vitta frontali, antennis pedibusque atris; alis elaris (sie!), nervo externo-mediano a eubito concavo; calyptris albis.- Fem. tho- race viridi-aeneo, vittis 5 aeneis, abdomine viridi. Mas maior, uni- formiter coeruleus, thorace vittis 5 abbreviatis vix distinguendis. — Long. 10—13 Mill. — Hab. in floribus Gall. mer. occ. Loew hat in seinen Beiträgen mehrere Muscarien - Gattungen einer Prüfung unterworfen: Sapromyza: Unter $. Zitura hat Meigen als Abänderungen zwei verschiedene Arten vereinigt, welche als $. Wiedemanni (var.1) und S Baumhaueri (var.2) unterschieden werden. Eine neue, durch eine verlängerte Klaue der Hinterfüsse ausgezeichnete Art ist S. anisodactyla aus dem westlichen Deutschland. Ulidia: Macquart hat Timia Mg. mit dieser Gattung verbunden, letztere ist aber nicht sowohl durch die in Grübchen ruhenden Fühler als durch einfache 5te Längsader der Flügel unterschieden, welche bei Ulidia gegabelt ist. Unter Ulidia haben die meisten Arten in übchen ruhende Fühler und nur U. demandata hat sie frei auf- gend, Solchen, welche hierin einen Gattungsunterschied anneh- en, schlägt der Verf. für diese Art den von Latreille aufgestellten Mosillus vor. Ulidia im engern Sinne ist mit mehreren neuen n vermehrt worden: U. nigripennis aus Schlesien und Posen, U. parallela aus Schlesien, U. albidipennis von Rhodus und Mermeriza, U. atrovireus aus Kleinasien, U. megacephala von Makri, Mermeriza, Rhodus. Platystoma: den drei bereits beschriebenen Arten P/. umbrarum, rufipes und seminationis ist eine vierte Pl. pubescens von Rhodus zugefügt. 296 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Mycetaulus, eine neue Gattung der Sepsideen 'mit folgender Bezeichnung: „oris apertura mediocris, setis mystacinis utrinque una; palpi lati, alarum neryus auxiliaris cum longitudinali primo connatus, longitudinalis sextus usque ad marginem alae productus; cellulae basales retractae, minutissimae; abdomen depressum.” M. Hoffmeisteri lebt bei Cassel im Herbst auf faulenden Fliegen- schwämmen, Tetanocera: Auseinandersetzung folgender Arten. 41. T. odseu- ripennis von Rhodus und aus Kleinasien, der folgenden sehr nahe, verwandt. 2. T. marginata; 3. T. cincta; 4. T. recta (reticulata Fall.), der folgenden sehr ähnlich; 5. T. rufifrons Mg. 6. T. rufa, Musc, ruf. Panz. T. cucullaria Mg. — 7. T. divisa, neue, der vor. ähnliche Art aus der Posener Gegend. — 8. T. cucularia, Musc, cue, Lin. aus Pommern, eine bisher verkannte und übersehene Art. — 9. T. lineata, 10. T. aratoria, 11. T. dorsalis; 12. T. obliterata, 13. T. gracilis, neue Art von Rhodus. Enkel; diese von v. Roser aufgestellte Gattung ist von Chlor- ops durch mehrere Merkmale unterschieden und hier mit folgender Bezeichnung festgestellt: „antennarum articulus secundus orbicularis, seta biarticulata crassissima, pilosa, oris apertura pilis subtilioribus eincta, mystacinis duobus erassioribus; scutellum elongatum, planum, transverse subtiliter rugulosum; alarum costa'usque ad nervum lon- gitudinalem quartum crassior; nervi transversales approximati; oris partes ut in Chlorope.” Die bekannten Arten sind: 1. Chi. cornuta, 2. Chl. femoralis Mg., wenn diese wirklich von der sehr veränder- lichen Chl. eornuta wesentlich verschieden ist, 3. Chl. brevipennis. Elachiptera brevip. Macg. (Die auf dem unwesentlichen Merkmal der Kürze der Flügel gegründete Gattung Elachiptera ist mit Recht verworfen); diesen ist eine Ate neue Art, Or. bimaculata, von Rhodus, zugefügt. Hydrellia bereicherte Derselb. (Entom. Zeit. S. 398) mit zwei neuen Arten H. alboguttata und annulata aus dem westlichen Deutschland. Piophila pilosa Stäger (Kröy. Nat. Tidsskr. N. R. I. S. 368) ist eine neue Art aus Grönland. Diopsis Hearseiana Westwood, eine kleine,neue, der D, brevicornis Say verwandte Art, lebt nach Hearsey’s Mittheilung in Indien in verschiedenen Monaten und Orten theils an Fensterschei- ben, theils auf Orangen- und Citronenblättern, theils auf Gurken- kraut; sie scheinen entweder von der süssen Aussonderung der Blatt- läuse sich zu nähren oder von den Blattläusen selbst. — Da Sykes die D. Sykesii als räuberisch angegeben hatte, ist das letztere eher anzunehmen. (Proceed. Ent. Soc. Lond. S. 99). Rondani theilte die Beobachtung mit, dass die Larve der Jgro- myza aeneoventris Fall., aenea Meig. im Mark der Stengel des Car- duus nutaus lebt. Ehe sie sich verpuppt, bohrt sie einen Gang durch Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1845. 297 die Rinde; welcher nur von der dünnen Epidermis verschlossen bleibt (Ann..d. l. Soc. Ent. d. Fr. 11. Bull. S.xıvu). Coriacea. Anatomische und physiologische Forschungen über die zweiflügligen Insecten der Familie der Pupiparen” von Leon Dufour (Annales des science. nat. 3. Ser. III. p. 49. fl.2.3). Die Un- tersuchungen sind an Hippobosca equina, Ornithomyia viridis und Melophagus ovinus angestellt. So übereinstimmend diese Insecten sonst gebaut sind, findet sich eine auffallende Verschiedenheit in der Zahl der Stigmaten, deren Melophagus neun, Hippobosca und Ormi- thomyia nur sechs Paare haben. Bei Melophagus findet sich näm- lich ein Paar zwischen dem Pro- und Mesotlhorax, das zweite auf dem Metathorax, beide Paare gleich gross, rund; das dritte auf der Bauchseite an der Hinterleibswurzel sehr versteckt, das vierte dem dritten sehr nahe, an den Seiten mehr nach oben, die drei folgenden an den Hinterleibsseiten, die beiden letzten Paare in der Ausrandung der Hinterleibsspitze. Bei Hippobosca und Ornithomyia ist das vor- dere Paar der Thoraxstigmen sehr gross, das hintere fehlt; die Hin- terleibsstigmen sind sehr klein und schwer zu erkennen, die vier ersten Paare haben ganz die Stellung, wie die vier Paare, die bei Melophagus auf das erste folgen, welches hier fehlt; das fünfte senkt sich auf der Oberseite und ein wenig nach aussen in den ersten haarigen Höcker der Hinterleibsspitze. Die Luftgefässe des Hinter- leibes sind einfach, ohne Luftsäcke, und auch die bei.den Zweiflüg- lern sonst gewöhnlichen grossen Luftbehälter an der Hinterleibswur- , zel fehlen. Dagegen finden sich sowohl bei der geflügelten als bei der ungeflügelten Form in gleicher Entwickelung im Mittelleibe zwi- schen den Muskeln Luftbehälter vor, die oberflächlichen mehr röh- renförmig, die tiefer liegenden blasenförmig. —, Die Ganglien des Mittel- und Hinterleibes sind alle zu einem grossen runden Nerven- knoten vereinigt, welcher in der Mitte des Mittelleibes liegt und von dem die Nervenstränge strahlenartig ausgehen; zwei Paare grosser Stränge gehen in den Hinterleib, die inneren an die Geschlechtstheile, die äussern an den Nahrungskanal. — Die Speichelgefässe erstrecken sich bis in die Hinterleibswurzel, wo sie bei Melophagus mit einer kugligen Anschwellung endigen, während bei Hippobosca und Ornitho- myia das Ende darmförmig und gewunden ist. In der Mitte des Mittel- - Jeibes dehntsich der Speichelgang bei allen zu einem runden, flachgedrück- ten Behälter aus. Der Nahrungskanal, von beträchtlicher Länge, bie- tet wenig Bemerkenswerthes dar. Am Mastdarm finden sich vier kleine kugelförmige Körper, zu denen beträchtliche Luftgefässe tre- ten, und die der Verf. als Muskeln betrachtet. Gallengefässe vier, mit freien Enden und sehr zart. Die männlichen Geschlechtswerk- zeuge bieten wenig Bemerkenswerthes dar. Die Hoden werden aus einen einfachen, zusammengeknäuelten Samengefäss gebildet, die Sa- menblasen gefässförmig, bei Hippobosca und Melophagus in zwei gleich lange Aeste, gespalten, hrä BRCHTR einfach, mit einem Archiv f. Naturgesch. X1l, Jahrg. 2 U 298 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der kleinen taschenförmigen Anhang an der Stelle des zweiten Ästes. Die weiblichen Geschlechtswerkzeuge verdienen aber besondere Auf- merksamkeit. Die Eierstöcke bestehen jeder nur aus einer ein- fachen, ein einziges Ei enthaltenden Tasche, der eine, in dem das Ei in der Entwickelung weiter vorgeschritten ist, grösser als der andere. Der Samenbehälter am Eileiter in zwei Schenke getheilt, welche bei Melophagus einfach sind, bei Hippobosca noch mehrere Seitenäste haben. Die paarigen Schleimgefässe bei allen drei Gat- tungen sehr gross und baumförmig verästelt. Unterhalb dieser An- hänge erweitert sich der Eileiter zu einer Art von Gebärmutter, in welcher das Junge bis zum Puppenstande gezeitiet wird. Die Ent- wickelung des Jungen bot dem Verf. viel Abweichendes dar, und er war nicht im Stande weder ein förmliches Ei im Eierstock noch eine Larve in der Erweiterung des Eileiters zu erkennen. Beide schienen ihm aus einer formlosen Masse zu bestehen. Die Eihaut löste sich nicht aus dem Eierstock, als das Ei in den Eileiter hin- abstieg, sondern blieb mit dem oberen Ende angeheftet, so dass das Junge noch in der Erweiterung des Eileiters wie an einem Strang aufgehängt erschien, den der Verf. als einen eigentlichen Nabelstrang betrachtet, und der erst zerriss, als sich Luftgefässe im Körper des Jungen gebildet hatten; diese münden in ein Paar Stigmen, welches sich an dem der Geschlechtsöffnung des Mutterinsects zugewandten Hin- terende des Jungen befinden. Dieser Theil der Beobachtungen, wird noch einige Berichtigungen erfahren müssen. Es verdient übrigens alle Anerkennung, dass der unermüdet thätige Verf. sich mit den neueren anatomischen Forschungen der Deutschen und ‚ Engländer vertraut zu machen sucht. Gimmerthal (Ent. Zeit. S. 152. Bull. Mose. 11. S.328) bemerkte, dass in Kurland allgemein behauptet wurde, dass Ornithobla pallida Meig. ein Schmarotzer des Elenn sei, und machte den Vorschlag, den Gattungsnamen in Alcephagus umzuändern. — v. Siebold (Ent, Zeit. S.275) wies aber die Unwahrscheinlichkeit der obigen Behauptung nach, und theilte eine von ihm gemachte Beobachtung mit, nach welcher das Elenn vom Lipoptena cervi bewohnt wird. A. Costa hat eine kleine Arbeit über einen Schmarotzer. der Biene geliefert: „Storia completa dell’ Entomibia apum A. Costa (Nuovo genere d’insecti ditteri) et su i danni che arreca alle api da miele (Istituto d’incoraggiamento Vol. VII). Diese Entomibia des Costa ist indess schon vor langer Zeit von Nitzsch ihrer systemati- schen Stellung nach richtig beurtheilt, und von ihm Braula (coeca) genannt worden. Nach Costa’s Darstellung ist sie übrigens nicht blind, sondern hat zwei einfache Augen, je ein am inneren Rande der Fühlerwurzel. Hemiptera, Unter dem Titel ,„Entomologie Frangaise, Rhynchotes” hat Amyot in den Amnal, d. ]. Soc. Ent, d, Fr. Ill. p. 369 die französi- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 299 sche Hemipterenfauna zu bearbeiten angefangen, mit Anwendung einer „Mäthode mononymique”. Der Verf. findet es nämlich lästig, dass die Namen, besonders die Gattungsnamen so oft gewechselt werden, und kehrt deshalb zu der von Buffon festgehaltenen Weise einfacher Namen zurück. Die tiefere wissenschaftliche Bedeutung der Linnei- schen Benennungsweise hat der Verf. sich nicht klar gemacht. Kolenati’s Meletemata Entomologica Hft. II. enthält die Bear- beitung der Coreiden, Lygaeiten und Capsinen der Kaukasusländer; da ich noch nicht Gelegenheit gehabt habe, die hier aufgestellten heuen Gattungen und Arten näher zu prüfen, werde ich mich mit der blossen Aufzählung derselben begnügen. \ Für die Abtheilung der Homopteren ist eine Arbeit von Bohe- mat, in welcher er die Kenntniss der schwedischen Fauna durch einen namhaften Beitrag meist neuer Arten erweiterte, von Wichtig- . keit (Nya Svenska Homoöptera, beskrifna af C. H. Bolieman: Kongl. Vet. Acad. Handl. för ar 1845. S.21—63. — Vet. Acad. Öfvers. 1845. S. 155). ” Pentatomides. In den Symbolae Phys. (T. 43. 44) hat Klug die Pentatomiden der Ehrenbergschen Reise bearbeitet; neue Arten sind Tetyra (Trigonoscelis) subspinosa von Alexandrien, Cyd- nus hispidulus aus dem Wüsten Arabien, €. pilosulus von Alexandrien, Aelia virgata aus Syrien, de. fuliginosa aus Abessynien, Sciocoris conspurcatus von Alexandrien und Am- bukohl, Sc. pallens von Alexandrien, Sc. cribrosus aus dem Wüsten Arabien, Cimez poecilus aus dem Wüsten Arabien, ©. iucundus ebendaher, C. coloratus von Ambukohl, C. linea aus. Syrien, €. miliaris von Ambukohl, ©. virens vom Sinai, ©, tar- satus ebendaher. Coreides. Kolenati’s (a.a. 0.) neue Gattungen und Arten sind: Centrocoris (neue Gattung Coreus gleichend) Westwoodii, va- riegatus, pallesceus, — Coreus disciger, eine neue Untergat- j tung, Palethrocoris „antennarum articulo tertio alato” bildend, — Porizus Caucasicus, rufescens. — Alydus hirsutus, _ Tragacänthae, — Hebecerus (neue, Meropachys Lap, glei- chende Gattung) persieus. — Berytus Caucasicus, — Rhub- docoris (neue, an Leptocoris erinnernde Gattung) arcuata. Lygaeites. Derselb. (ebenda) beschrieb aus dieser Fami- ;“ als neue Arten: Lygueus Asiaticus und ventralis, — Pa- Nymerus anomalus, Ibericus — Platygaster margina- dus, — Heterogaster bicolor, Coronillae, Waltlii, — Cy- mus Origani, Saturejae, Hyrcanieus. Eine Monographie der im Neapolitanischen Reiche einheimischen Arten von Ophthalmicus hat Costa (Annal. dell’ Accad. degli Aspir. Nat. 1, 1813. S.203) geliefert, Die Arten sind; 4. mit Halbdecken ohne Hautstück: 1. O. gryllöides. — B. mit vollständigen Halbdek- Ur ER 300 Erichson; Bericht über die wissensch. Leistungen in der ken: 2.0. erythrocephalus (Sald. eryth. Enc.). — 3. 0. pallidi- pennis: „prothorace et scutello minus fortiter at erebrius et undi- que ‚aequaliter impresso-punctatis, niger, nitidus, prothoraeis angulis postieis, abdominis, punctis marginalibus, metathoracis subtus angulis postieis albidis; ‚elytrorum corio albido, macula transversa in mar- gine postico nigra, membrana alba hyalina; pedibus testaceis, femo- ribus medio nigris; — long. 1%, lat. 3°”; neue Art aus der Umgegend von Neapel; vielleicht fällt O. angularis Fieb. mit ihr zusammen. — A. O. lineola „prothorace et scutello minus fortiter et crebriuscule impresso-punctatis, niger, nitidus, prothoracis linea intermedia im- punctata alba, elytris albo-hyalinis, corii margine postico fusco -ni- gricante, pedibus pallide testaceis; long. 1%, lat. 3”; ebenfalls aus der Gegend von Neapel, vielleicht von der gleichnamigen Art Ram- burs nicht verschieden. Kolenati (a. a. O0. S.94) führt O. (Geocoris), angularis Fieb, als kaukasische Art auf und verbindet O. Siculus Fieb. als Weibchen mit derselben. Capsini. Die von Kolenati (a.a. O0.) aufgestellten Arten sind: Miris Taucasica, Polymerus (Lophyrus) Meyeri, Phytocoris alpina, albida, Heterotoma oblonga, cincta, — Die. neu errichtete Untergattung Lophyrus muss wenigstens diesen schon mehrfach gebrauchten Namen wechseln. N Aradites. Leon Dufour (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. II. 8.225. T. 3. n.ıı) beschrieb Aradus Perrisii als neue Art aus dem südwestlichen Frankreich. Es ist Arad. leptopterus Germ. Reduvini. Westwood (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. 8.119. T.7) beschrieb die im Jahresb. f. 1843 nach den Proceed. E, S. be- reits aufgeführten Eetrichodia imperialis und Platymerus ducalis vom Palmencap und die neue Gattung Ectinoder us, die letztere, mit welcher Pristeuarma Serv. synonym ist, enthält drei Arten, E, longimanus Westw., vermuthlich von Singhapur, E. Philippen- sis Westw. von ‚den Philippin. Inseln, und E. bipuncetatus, Prist, bipunctata Serv. et Am. — Hinzugefügt ist noch eine neue Art von Holoptilus, welche zugleich eine neue Untergattung Orthocnemis bildet; indem sie die deutlich dreigliedrigen Fühler und die einfach borstigen Schienen von Holoptilus mit den gefleckten und ‚geäderten Halbdecken von Ptilocnemis verbindet; die Art, Hol. (Orth.) ba- salis Westw. ist von Adelaide in Neuholland. yuk Notonectides. Ball zeigte die Thatsache an, dass Coriza striata laute und starke Töne hören lasse, einigermassen dem Zirpen der Heuschrecken vergleichbar. Das Thier war dabei 2%” unter Wasser, der Ton gleichwohl so laut, dass er durch die geschlossene Thür in einem anstossenden Zimmer vernommen wurde, Fräulein. Ball hatte den Laut vor zwei Jahren zuerst und seitdem häufig ge- hört, und H, Ball sich von der Richtigkeit der Beobachtung überzeugt Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1845. 301 (On noises produced by one of the Notonectidae. Report of the British Association f. 1845). Fulgorellae. Boheman (a. a. O.) entdeckte in Schweden ausser De/phax limbata F, (anceps Germ., signifera Boh. Vet. Acad. Öfvers. 164, 30) zwei neue Arten dieser, Gattung. D. speciosa und D. perspicillata. Gu£erin (Ann. Soc. ‚Ent. Fr. Il. Bull. xcyr) stellte eine neue der F. candelaria, verwandte Art, Fulgora cya- nirostris, aus Java auf. — White Ann. nat. hist. XV, S,36 be- schrieb als neue Arten Poeeiloptera dianthus aus Indien, ver- muthlich von Java, P. papilionaria von Java, Aphaena leuco- sticta von den Philippin. Ins. und Aph. delicatula von Nankin. — Nachträglich (S. 119) bemerkte der Verf., dass seine Poec. dian- thus mit P. eirculata Guer. zusammenfalle. . Membracides. Ueber die früheren Stände von Centrotus cornutus und Genistae hat Ach. Costa neuere Untersuchungen ange- stellt (Note, sulle larye e metamorfosi de’ Centroti cornutus e Ge- > nistae: Annal. dell’ Accad. degli Aspiranti Nat. d. Napoli 1I., 1844. S.36). Der Verf. hatte früher diese Larve für eine eigenthümliche Insectenform gehalten, und eine eigene Gattung daraus gebildet, welche er anfangs Trigonosoma, später Cophosoma nannte; jetzt nimmt er (diese Gattung wieder zurück. Bei der grossen Ueberein- stimmung ihrer Larven hält der Verf, es für unzweckmässig, sie in verschiedene Gattungen zu bringen. Endlich bemerkt er, dass die Larve des €. Genistae bei Neapel stets nur ‘auf Colutea arborea, niemals aber auf Ginster gefunden werde. ..Cicadellae. Boheman (a. a. O.) hat die Schwedische Fauna mit folgenden, meist neuen Arten bereichert: Eupeliw. spathulata Germ., — Deltocephalus calceolatus, formosus, frigidus, bipunctipennis, — Athysanus argentatus (Fab.), quadrum, pieturatus (Sahlb.), — Thamnotettix flaveola, paludosa, ntennata, Cyane, atricapilla, 5notata, intermedia, adumbrata (Sahlb.) — Typhlocyba Wahlbergii, mollicula, “eoronula, pullula, parvula, Zetterstedtii, aureola, — Bythoscopus faleiger, — Jassus Tiliae, scutellatus, Rubi, Alni, fuscinervis. White (Ann. nat. hist. XV. S, 34) machte eine neue Gattung u _ Ancyra bekannt, welche einige Aehnlichkeit mit Eurymela_ hat, und sich durch seitlich erweiterten Kopf, — ohne dass, wie bei Eürymela die Wangen erweitert wären — und eigenthümliche Bil- dung der Flügel auszeichnet: Die Decken haben nämlich am Hinter- rande einen Ausschnitt, und beim Männchen an der Spitze einen - Jangen fadenförmigen, am Ende verdickten Anhang; die Unterflügel endigen mit einer hakenförmigen Spitze. A. appendiculata ist von Moulmein (Hinterindien). "Zugleich stellte Derselb. (ebenda S. 35) eine Reihe Cercopis- 502 Erichson; Bericht über die wissensch. Leistungen in der Arten von. den. Philippin. Inseln auf: C. Proserpina, Theora, Charon, perspicillaris, zanthomelaenu, mactans. In Betreff der Gattung Eurymela bemerkte Derselb. (ebenda), dass nach Herrn Harringtons Mittheilung in Neuholland die verschie- denen Arten Mannafliegen genannt werden. Sie bohren die grüne Rinde der Gummibäume (Eucalyptus) an, der Saft fliesst dann aus, trocknet und fällt zu Boden, zuweilen in grossen Massen. Diese Mamna hat einen sehr süssen Geschmack. — Eine neue Art von Eurymela ist E. /aeta White in Eyre Exped. ]. S.433. T.A. F. 3; zwar ist die Gattung als „Eurybrachys” bezeichnet, da die Abbildung aber unverkennbar eine Eurymela darstellt, scheint dies auf einem Schreibfehler zu beruhen. Stridulantia. Eine neue Form nenholländischer Cicaden wurde von Demselb. (ebenda S.433. T.4. F.4.5) unter dem Gat- tungsnamen Tettigarcta aufgestellt; sie zeichnet sich sowohl durch den kleinen schmalen Kopf als das breite, an den Seiten eine Ecke bildende, nach’hinten in starker Rundung erweiterte Halsschild, die Art T. tomentosa auch durch dichte Behaarung des Kör- pers aus. Aphidii. Bemerkungen und Berichtigungen zu den von Boyer \de Fonscolombe beschriebenen Pflanzenläusen sind von Kaltenbach mitgetheilt (Verhandl. des naturhist. Vereines der preuss. Rheinlande 2. Jahrg. S.8 und Entom. Zeit. S.14). — Die Arbeit von Boyer deF. ist im ‚Bericht f. 1841 (S.309) angezeigt. Nach den Untersuchungen von K. ist Aph. Artemisiae Boy. = A. Tanacetaria K.. — Aph. Isatis B. = A. Brassicae L. — 4. Lonicerae B. = A. Xylostei Schr. A. Onobrychis B. — A. Pisi K. = Ulmaria Schr., welcher jelztere Name das Vorrecht hat. — 4. Persicae B. = A. Persicae R. — 4 Pruni Mahaleb B. wahrscheinlich = A. Padi L. — 4. Rhamni B, ist"versohieden von A. Rhamni Kalt., daher derselbe die letztere jetzt mit A) Frangulae bezeichnet. — A. Verbasci B. vermuthlich — A, Verbasei Schr. — A. Roboris F.? Boy. A. Roboris L. — A. Filaginis B. vielleicht — Pemphigus Gnaphalii K. — A. Pyri B. = A. Crataegi.K. — A. radicum B. vermuthlich — Trana radicis RK, — Phylloxera quercus RK. — Vacuna coccinea v. Heyd. — Piytosern coccinea K. -— Phylloxera longirostris B. — Lachnus quercus L. Ueber die übrigen Arten ist im "Allgemeinen nicht- mit Sicherheit zu entscheiden. Coceides. Costa entdeckte auf den Höhen von Posilipo eine neue Art von Calypticus, welche auf Mesembrianthemum aeinaciforme lebt, und aus einer schaumigen, rein weissen Ausschwitzung einen walzenförmigen Behälter für: die Eier und Jungen bildet, Das alte Weibchen ist roth, die Jungen sind hellgrün (Decrizione di una no- vella specie di Cocciniglia del genere Calittico Cost, che vive,sopra il Mesembriantliemum aeinaciforme: Annal, dell’ Accad, degli Aspir. Naturgesohiobte der Inseeten. während des Jahres 1845. 303 Nat, .d. Napoli 11. 1844. 8. 273). — Die. Gattung Calyptieus ist 1827 vom Verf. aufgestellt, mit zwei Abtheilungen Monaspidea ‚und Poly- aspidia, je nachdem ‚der. der. Gattung eigenthümliche, ‚durch Aus- sehwitzung gebildete Schild aus’ einem oder mehreren Stücken be- steht. . Sie stimmt also ‚mit Aspidiotus Bouche (1834) überein. Thysanura. Bemerkungen zur Abhandlung des Herrn Nicolet über die Podu- rellen, vom Abbe Bourlet (Rey. Zool. p. 62). Der Verf. verdächtigt die Beobachtungen von Nicolet über den inneren Bau dieser Thier- chen, weil es ihm selbst nicht gelungen sei, unter dem Microscop das Geringste davon wahrzunehmen. Das kann wohl sein, denn um mit dem Microscop etwas auszurichten, muss man auch mit dem Instrument umzugehen wissen. Von Herrn Nicolet, der als Zeichner an vielen ausgezeichneten zoologischen Arbeiten mitgewirkt hat, darf man erwarten, dass er in microscopischen Untersuchungen bewandert ist. Der Verf. glaubt ferner Herrn N. in der Darstellung der Blut- strömungen auf einen Fehler zu ertappen, indem er das Blut sich von vorn nach hinten bewegen liesse, während doch feststände, dass das Blut im Rückengefäss von hinten nach vorn ströme. Es bedarf aber nur eines Blickes auf die Abbildung (T.4. F.3), wo N. die Blutströ- mungen angedentet hat, um sich zu überzeugen, dass hier ein Miss- verständniss obwaltet. Es mögen daher die Bedenken des Verf. über diesen Theil der Nicolet’schen Arbeit ihr Bewenden haben. Die Feststellung der Arten, bemerkt der Verf., bedürfe grosser Umsicht, indem die Thierchen in Grösse, Farbe, Ansehn grossen Ver- schiedenheiten nach dem Alter und anderen Umständen unterworfen seien, und dass nach seinen Erfahrungen viele der Nicolet’schen Ar- ten eingezogen werden müssten. Er führt dieselben auf folgende Weise auf die von ihm beschriebenen Arten zurück: Achorutes tuberculatus, eigene Art. " Anurophorus fimetarius = Adieranus fimetarius B.; A. laricis = Adier. corticinus B. " Podura aquatica — Hypogastrura aquatica B., P. similata = Hypogast. murorum, jung; P. eyunocephala = dies. jung; P. cella- ris — dies.; P. armata — Podura palustris B.; P. rufescens = Hy- pogastr. aquatica, jung. Desoria glacialis, eigene Art; D. virescens = Podura trifa- sciata B;; D. tigrina — dies.; D. fulvomaculata = Podura bifa- sciata B.; D. cinerea — nivalis B.; D. cylindrica = Podura villosa B.; D. »iatica — dies.; D. pallida = dies.; D. ebriosa — dies.; D, annulata — P. annulata B., D. riparia = Pod. palustris B.; D. fusca = dies. kleiner. . Cyphodeirus capueinus = Lepidocyrtus curyicollis, jung; ©, gibbulus — dies. kleiner, jung; C. lignorum — dies.; C. pusillus = dies.; aeneus —= dies, etwas älter; €. agilis = dies, braun, nach 304 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Alter oder Oertlichkeit; ©. parvulus = dies.; ©. albinos — Lepido- eyrt. argentatus B. Tomocerus plumbeus = Macrotoma plumbea B. (Diese Art rollt die Fühler nicht auf, wie es Herr N. angiebt, dies ist einer an- deren Art 'eigenthümlich, welche B. deshalb M. spiricornis nennt), T. celer = dies. jünger, Degeeria. Alle 11 von N: unterschiedenen Arten erklärt B. für Abänderungen von Podura cursitans. ‚Orchesella melanocephala = Aetheocerus rufescens B.; O. wl- losa — dies. brauner und haariger; O0, fastuosa — Aeth. pulchricor- nis B.; O. unifasciata — Aetlı. einetus B.; 0. sylvatica — Aeth. ru- fescens B.; ©. bifasciata —= Aeth. cinctus B. Sminthurus signatus — Dicyrtoma dorsimaculata B. Abänd.; S. oblongus vielleicht neue Art; S. viridis — Sminthurus viridis B.; S. fuscus = Dieyrtoma atropurpurea B.; S. ornatus —= Dicyrt. dor- simaculata B., andere Abänd.; $. Coulonii — dies. Arachniden. Araneae Blackwall hat seine zahlreichen Beobachtungen zusam- mengestellt und in den Ann. nat. hist. XV. S. 221 mitgetheilt: Researches ‚into the Structure, Functions and Occonomy of the Araneidea. Ueber die Entwickelung der Spinnen im Eie ist in Halle eine Inaugural-Schrift erschienen: Observationes quaedam de Aranearum ex ovo evolutione, auct. @G. H. de Wittich. Epeirides. Koch (Die Arachn. 12. Bd. S. 94. T.A417) hat bei der Gattung Mithras das vierte Paar Augen gefunden, welches die äusseren Augen der vorderen Reihe bildet, sie sind ‚aber sehr klein und schwer zu entdecken, stehen auch den mittleren Augen der hin- teren Reihe am nächsten. Wegen der eigenthümlichen Stellung der Augen und abweichenden ‚Lebensweise will der Verf. eine eigene Familie auf dieser Gattung begründet wissen. Neben beiden Ge- schlechtern des M. paradoxus ist eine neue Art abgebildet, M. un- dulatus aus der Oberpfalz. Theridides. Koch (Die Arachniden 12. Bd. 4. 5. 6. Heft) hat die Gattungen Phrurolithus, Eucharia, Galena, Ero, Linyphia, Meta, Theridium, Pachygnatha, Micryphantes, Hahnia durch Abbildungen zum Theil neuer Arten erläutert. Die neuen Arten sind: "Phruro- lithus pallipes aus Baiern, Eucharia atrica.aus Deutschland, Galena xzonata, vermüthlich aus Aegypten, Ero atomaria von Bamberg, Linyphia furcula, von Regensburg, L. marginata, in Deutschland, Frankreich, L. terricola, in den Gebirgswaldun- rn 6 A Naturgeschichte der Arachniden während des Jahres 1845. 305 gen der Oberpfalz und bei Karlsbad, L. aurulenta, auf St. Tho- ‚mas, L. circumflexa, in Baiern, Theridium reticulatum bei Karlsbad, Pachygnatha tristriata und P. wanthostoma, beide in Pensylvanien, Micryphantes laminatus, M. phaeops, M. alutaceus, M. hystricus, M. villosus in Baiern einheimisch. ‚Thomisides. Ders. (ebenda 12. Bd. 2. 3.4. Hft.) bildete eine Reihe von Arten der Gattungen Ocypete (Olios Walk.), Eripus, Se- lenops, Delena, Thomisus, Sparassus und Thanatos ab. Neue Arten sind: Ocypete megacephala vom Vorgeb. der Gut. Hoffn., O. derasa ebendaher, O, melanogaster desgl., O. detrita aus Afrika, O.,gracilipes unbek. Vaterl., O. murina aus Ostindien, O.tersa aus Morea, O. thoracica von Java, O. draco von St. Thomas, Delena impressa aus Neuholland, Thomisus Smacu- Zatus aus Ostindien, Th. capparinus aus Ungarn, Th. cerinus und Th. devius ebendaher, TA. /uctans aus Pensylvanien, Xy- sticus confluens und X. graecus aus Griechenland, letzterer auch aus Ungarn, Sparassus ligurinus aus Griechenland, Tha- natus striatus aus Baiern. Drassides. Ueber das Vorkommen des Clotho Durandii im südlichen Frankreich machte Lucas eine_Mittheilung (Ann. d. |, Soc. Ent. d. Fr. IM. Bull. S. xxv). _ Dysderides. Derselb. (ebenda S. 67. T.1. F.2) machte eine neue Art Scythodes longipes, aus Mexiko bekannt. Walkenaer glaubte darin Scythodes rufipes Lucas (Guer. Mag.) zu erkennen (ebenda, Bull. S.xc), indess wies Lucas (ebenda S, xcı) die Ver- schiedenheit beider nach. Mygalides. Der Gattung Actinopus fügte Lucas eine neue Art A. Pertii aus Nordamerika zu (Note sur une nouvelle espece d’Araneide appartenant au genre Actinopus, de M. Perty, Ann. Soc; Ent. Fr, III. S.57. T.1.F,1). Zugleich bemerkt der Verf., dass er in Nordafrika eine mit Actinopus sehr nahe verwandte Spinne auf- gefunden habe, welcher er den Gattungsnamen Oyrtocephalus beilegt; die Unterschiede yon Actinopus bestehen in dem sehr brei- ten und stark gewölbten Vordertheil des Vorderleibes, den weit aus einander stehenden Augen, den dicken und vortretenden Mandibeln und der schmalen, eirunden Brustplatte. Der Verf. hat zwei Arten in Algerien gefunden; vielleicht gehört auch Actinopus aedificatorius Westw. (von Tanger) in diese Gattung, sie scheint indess von jenen Arten verschieden zu sein. — Solifugae, Scorpionides. Eine beachtenswerthe Abhandlung hat Paul Gervais veröffentlicht: Remarques sur la famille des Scorpions et description de plusieurs @speces nouvelles de la collection du Museum. 306 Erichsom:; Bericht über die wissensch. Leistungen in der (Archives du Museum d’hist. ınat. T.1V.S, 203. Taf.11. 12), welche der Bearbeitung dieser Familie in den Ins. Apter., (Suit. a Buff‘) zum Grunde gelegt ist. Der Anordnung der Scorpione ist durch folgende Betrachtungen ihre Richtung festgestellt: 1. Der Schwanz, anfangs breit und dick, wird allmählich schlank und dünn; 2. die Kämme nehmen allmählich an Länge und Zahl der Zähne ab, 3. die Zahl der Augen steigt von 12 auf 10, dann auf 8 und zuletzt auf 6 herab. Demgemäss ordnen sich die acht Untergattungen, welche der Verf. annimmt, auf diese Weise: 1. Androctonus Ehr., 2. Centrurus Ehr., 3. Atreus Koch, 4. Telegonus Koch, 5. Buthus Leach, 6. Chactas, neue Untergattung mit dem Ansehn von Buthus, aber nur zwei Paar Seitenaugen; 7. Scorpius Ehr., 8. Ischnurus Koch. — Androctonus ist in Südeuropa, Westasien und Afrika einheimisch, Centrurus Ame- rika fast eigenthümlich, Atreus findet sich in der alten und neuen Welt, ist besonders artenreich in Amerika, fehlt aber in Europa; Telegonus ist eine amerikanische Form, der sich eine neuhollän- dische Art nahe anschliesst; Buthus ist vorzüglich in Asien und Afrika zu Hause, kommt aber auch in Nordamerika vor; Chactas gehört dem tropischen Amerika an, Scorpius ist auf den nördlichen Theil der alten Welt, besonders das Gebiet des Mittelmeers be- schränkt, Ischnurus verbreitet sich über die auf der südlichen Halb- kugel liegenden Theile der alten Welt und Nordamerika. — Endlich ist noch eine Reihe meist neuer Arten beschrieben und durch Ab- bildungen erläutert: Sc. Androctonus Madagascariensis und curvidigitatus von Madagaskar; armillatus aus Hinterindien und.den Philipp. Ins. — Atreus Edwardsii aus Columbien, De- geerii aus Chile, Hemprichii von Cuba, biaculeatus Latr. von Mexiko und Guyana, odscurus ebendaher, forcipula aus Colum- bien, spinicaudus aus dem Kaffernlande, maculatus Degeer aus Columbien, Peroni: von Timor, margaritatus von der Indisch. Ins. Puna, spinaz aus Indien. — Buthus (Brotheus) Whitei von Mexiko, Lesueurii aus den Verein. Staaten von Nordamerika. — Telegonus squama von Vandiemensland, vittatus von Chile und- Peru, Ehrenbergii aus Peru; — Chactas maurus Degeer aus Me- xiko und Guyana, Vanbenedenii aus Columbien, granosus aus Mexiko; — Scorpius Hardwickii vom Himalajah, Tschnurus elatus aus Columbien, Cumingii von den Philipp. Inseln, Wai- giensis aus Waigiu, trichiurus aus dem Kaffernlande. Din Koch (Arachniden 12. Bd. 1.Hft.) bildete folgende neue Arten ab: Lychas scutilus aus Ostindien und Z. Paraensis aus Para in Brasilien. Obisides. Loew (Dipterologische Beiträge S.29. Anm.) be- schrieb eine kleine neue Art von Chelifer, wegen der lebhaft koral- lenrothen Farbe des Vorderleibes und der Taster Ch. corallifer genannt, zu Ofen auf Ulidia demandata schmarotzend gefunden. Lau "# 2 0 dd 2 ze Naturgeschichte der Arachniden während des Jahres 1845. 307 Galeodides. „Observations sur l’organisation d’un type de la elasse des Arachnides, le genre Galeodes, par M. Blanchard (Compt. rend. XX1. 8.1383). DerVerf. fand die Blinddärme phlebenterisch entwickelt, nichts desto weniger aber die Luftgefässe sehr ausgebil- det, welche, wie er sagt, zuerst von Milne Edwards in der neuen Ausgabe von Cuviers Regne An. dargestellt sind. Sie sind indess schon längst bekannt durch Ehrenberg. Dann ist der Verf. darauf gekommen, aus den Ursprüngen ihrer Nerven die Mundtheile zu deuten. Die Zangen bestimmt er deshalb als Antennen, weil er gefunden haben will, dass ein aus dem oberen Hirnknoten entspringender Ner- venknoten sich in ihnen verzweigt. (Ich habe im Jahresb. f, 1844. S.68 gegen die Deutung der Zangen als Antennen den Umstand an- geführt, dass sie ihre Nerven nicht aus dem Gehirn empfangen). Die Mandibeln findet der Verf. in verkümmertem Zustande unter der Oberlippe. Die Vorderbeine betrachtet er als den Kieferfüssen der Crustaceen entprechend. Opiliones, Gonyleptides. Einige neue Arten sind von Koch (Arach- nid. 12. Bd. 1.Hft.) abgebildet, nämlich Stygnus forcipatus aus Columbien, Goniosoma vatrazx und Gonyleptes pectinatus, beide aus Brasilien. Acta, „Erste Abhandlung über die Acarier, besonders über die Ath- mungsvorrichtung und die Mundtheile dieser Thiere”, von Dujardin (Ann..d. sc. nat. 3. ser. Hl. p.1). Von ‘dieser der Pariser Academie vorgelegten Arbeit ist nach dem in Berichten derselben (Compt. rend.) mitgetheilten Auszuge bereits im vor. Jahresb. eine Anzeige gemacht worden, welcher nur noch einige Angaben hinzuzufügen sind. Der Verf. fand, wie vor ihm Treviranus, nur einen einzigen Ner- venknoten, und hei wiederholten Untersuchungen gelang es ihm weder einen anderen Nervenknoten, noch einen Schlundring zu sehen. — Die Augen sind meist vier an der Zahl, ungestielt und vereinigt, oder paarweise auf der Rückenfläche genähert, zwischen dem ersten und zweiten Fusspaar. Bei den Trombidien allein sind gestielte Augen bemerkt, diese sind aber nicht einfach, wie man geglaubt hat, son- dern doppelt oder mit je zwei ungleichen Hornhäuten. Penthaleus zeichnet sich durch eine andere Eigenthümlichkeit aus, indem er im Nackefi ein einzelnes, aber aus acht bis zehn kleinen Hornhäuten zusammengesetztes Auge führt. Einige andere haben ein einziges Auge im Nacken, wie gewisse Oribates und Molgus. — Die Ge- schlechtswerkzeuge sind noch sehr ungenügend bekannt, Trombidium ist das einzige, wo der Verf,, wie Treyiranus, einen zweiarmigen röhrigen Eierstock geschen hat; hei den übrigen scheinen sich die 308 Erichson|: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Eier im 'Körpergewebe zu entwickeln. — Ueber die naturgemässe Eintheilung der Acarier giebt der Verf. schliesslich folgende Andeu- tungen: „Zunächst lässt sich aus solchen mit zangenförmigen Mandibeln eine Reihe bilden, welche von Gamasus, wo ein vollständiges Luft- röhrensystem vorhanden ist, bis zu Acarus herab verfolgt werden kann. Eine zweite Reihe wird diejenigen umfassen, deren Mandibeln mit einer Klaue endigen, und welche meist zugleich ein doppeltes Athmungssystem für das Ein- und Ausathmen haben. Eine dritte Reihe enthält die mit griffelförmigen Mandibeln. Einige Gattungen endlich, wie Ixodes, Limnochares, Cheyletus müssen vorläufig eben so viele Zwischengruppen bilden.” Dr. Gros hat über Milben eine Menge von zum Theil nur flüchtig Angedeuteter Beobachtungen mitgetheilt (Bull. d. 1. Soc, Imp. d. Mose. S. 397, Taf. 11), aus welchen ich Fol&endes heraushebe. So lange das Thier sich ruhig verhält, sieht man keinen merklichen Blutumlauf, sobald es aber die Beine und Mandibeln bewegt, sieht man eine lebhafte „eirculation globuleuse.” Wenn man eine Milbe unter Wasser, oder noch besser unter Essigsäure bei durchfallendem Lichte beobachtet, sieht man in den Beinen den Gefässkanal, sehr deutlich, nicht aber. die Muskeln. Diese lassen sich aber, wenn man eine Milbe eintrocknen lässt und dann mit Wasser bedeckt, in.den - Gelenken der Beine erkennen. — An der Milbe der Horniss und zuweilen auch bei der des Hister unicolor findet sich eine schmarotzende Milbe, von + bis # Millim., an den Beinen, oft zwei an einer Milbe und immer an den Beinen. Der vordere Theil des Körpers ist von einem Schilde bedeckt; von den vier Fusspaaren endet das erste mit einer grossen; stark gekrümmten Klaue, mit welcher das Thierchen sich anklammert, die beiden folgenden Paare haben kleine Klauen, das letzte, kürzere ein Büschel aus langen Haaren an der’ Spitze. Der Verf. schlägt für diese’ Milbe den Namen Scutacarus femoris yor.. — Beim Auerhahn fand der Verf. unter der Haut und selbst'an den Muskeln einen Schmarotzer ‚von 1:Millim. Länge; walzenförmig und an beiden Enden zugerumdet. Vier Fusspaare, die Füsse kurz, dreigliedrig, mit einigen Haaren: ‚Die beiden ersten Haare stehen dicht am Kopf, die beiden andern weiter abwärts, nach der Mitte des Körpers hin. Am Hintertheil unterscheidet man eine Haut, welche dem Körper das Ansehn giebt, als wäre er von- einem Balg' einge- schlossen. Am Kopf ein Saugrüssel. — In der Muffel des Hundes, Fuchses, Pferdes, Rindes u. s. w. findet man auch‘ einen Demodex, welcher ein wenig in seinen Formen abändert. Sollte der, welcher sich an der Wurzel der weiblichen Schamhaare findet, fragt der Verf. schliesslich, von dem an der Nase verschieden sein? Gruby hat ebenfalls Beobachtungen über das Simonsche Thier- chen angestellt, und dasselbe unter 60 Personen von verschiedenen Nationen bei vierzig gefunden. Auch beim Hunde kommt es vor, wo es bei grosser Menge eine Hautkrankheit hervorbringt. (Compt. Naturgeschichte der Crustaceen; während des Jalıres 1845. 309 xend. XX. S.569). ‚Die Nachricht, welche der Verf. vom Tode des Herrn Simon giebt, beruht auf, einer Verwechselung ‚mit einem an- deren Gelehrten, gleichen Namens. Lucas beschrieb eine Zecke, welche in der Menagerie des Pa- riser Pflanzengartens am Python, Sebae 'an der inneren Augenhöhlen- wandung gefunden wurde, unter der Benennung Ixodes transver- salis. Die genannte Riesenschlange stammt vom Senegal; die Zecke war aber auch auf andere Art (Boa constrietor) übergegangen, welche neben derselben ihre Stelle hat. E Ueber eine in England auf Rindern vorkommende Art von Ixodes legte Shadbolt der Microscopischen Gesellschaft in London. seine Beobachtungen ‚vor (Ann. nat. bist. XVL S. 64). Pyenogonides, Quatrefages hat eine ausführliche Abhandlung über den Bau der Pyenogoniden veröffentlicht (Memoire sur l’organisation des Pyenogonides, Annal. des sciene. nat. 3. ser. IV. S. 69), deren wesent- licher Inhalt schon im vorigen Jahresbericht nach dem Auszuge der Compt. rend. mitgetheilt worden ist. Der Verf. spricht sich auch weitläuftig über die systematische Stellung der Pycenogoniden aus, und entwickelt die Ansicht, dass dieselben niedere Crustaceen seien, den niederen Milben unter den Arachniden vergleichbar, Diese Dar- stellung entbehrt aber durchaus der logischen Begründung, weil sie nicht von den wesentlichen Merkmalen der genannten Rlassen ausgeht. j ©" Nymphon giganteum ist von Goodsir als neue Art aufge- stellt, mit folgenden Kennzeichen: „Taster zweimal so lang als der Rüssel, die beiden letzten Glieder derselben gleich lang; die Kiefer- zangen sehr lang und linienförmig; die Paztngenden Füsse länger als die ersten vier Glieder der Gangfüsse” Die Spannung der Beine beträgt 6”. In der See, bei Embeton (Proceed. of the Berwickshire Naturalist’s Club. II. Nr. 12. Annals nat. hist. XV. S. 293). Yan Crustaceen. 0 Die Crustaceen-Fauna des Staats Neu-York ist mit Rücksicht auf _ die nordamerikanischen Crustaceen überhaupt bearbeitet worden in _ einem grossen, die Naturgeschichte von Neu-York überhaupt behan- delnden, auf Kosten des Staates herausgegebenen und schön ausge- statteten Werke: Zoology of the New York Fauna, By James De Kay. Part IV. Crustacea, Albany 1844, "Die Crustaceen der Jacquemont’schen Reise (s. 0.) sind von Milne Edwards bearbeitet worden. Da der Reisende an den Kü- ' sten nicht weilte, konnte seine Ausbeute auch nicht bedeutend sein, und sie beschränkt sich auf 3 Arten, von welchen indess die eine neu ist und zugleich eine neue Gattung bildet. Die Kenntniss der reichen nordischen Orustaceenfauna ist durelı Kröyer’s unermüdliche Forschungen durch eine Reihe neuer Arten + 2 310 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen ih der und Gattungen vermehrt worden. (Kareinologiske Bidrag. eur telse. Kröy. Naturh. Tidsskr. N.R. I: S. 453-638. T.6. 7). Crustaceen aus schwimmenden Tangmassen sind von BEER beschrieben worden: Description of some Animals found amongst the Gulfweed. Annals nat. hist. XVI. p.73. T.7. Die Thiere waren theils zwischen 25° und 36° N. B. und 4° W.L., theils unter dem 40° N. B. gesammelt wörden, und die von beiden Fundorten stimmten fast ganz überein. Es sind Nautilograpsus minutus Edw., Hippolyte ensiferus, Palaemon natator, Amphitoe pelagica, Bopyrus squillarum, die letzte aus der Hipp. ens., deren meiste Stücke mit diesem Schma- rotzer besetzt waren. Untersuchungen über das Nervensystem verschiedener Crustaceen sind von S. Tommasini und T. Livio de Sanctis mitgetheilt (Nota sul sistema nervoso di taluni Crostacei: Annal. dell’ Accad. degli Aspir. Natur. di Napoli 11. 1844. S. 121). Decapoda. Gecareinii. Der oben erwähnte von Jacquemont entdeckte Krebs ist von Milne Edwards Gecarcinucus Jacquemontii genannt worden., Er steht in gewisser Hinsicht in der Mitte zwischen den Gattungen Gecarcinus, Cardisoma und Uca, Der ersten schliesst er sich durch die allgemeine Körperform und die Bildung der Stirn an, den Cardisomen nähert er sich sehr in der Art der Einlenkung der Endgeissel der äusseren Kieferfüsse, und hat mit Uca die Abwei- chung von den übrigen Gattungen gemein, dass das Deckelstück der äusseren Kieferfüsse den Mund vollkommen schliesst, ohne eine Lücke in der Mitte zu lassen; sie weicht von Uca aber darin ab, dass das dritte Glied der äussern Rieferfüsse breiter als lang ist und die Geissel in der Mitte des Vorderrandes trägt. Diese Landkrabbe lebt in den Morästen des hohen Thals von Hindaoni und ist sehr häufig zu Keurli. 5 Astacini. Gray (Eyre Exped. 1, S.407. T.3) hat drei neue neuholländische Arten von Astacus beschrieben: A. Franklinii, quinquecarinaltus und bicarinatus. Carides. Zwei neue Gattungen der Garneelen sind von O. G. Costa aufgestellt (Su due nuovi geheri di Crostacei Decapodi Ma- erouri Nota: Annal, dell’ Accad. degli Aspir, Natur. di Napoli II. 1844. S.285). 1. Typton, zur Gruppe der Alpheen gehörend, zunächst mit Pontonia verwandt, unterschieden indess durch das Fehlen der blatt- artigen Platte der äusseren Fühler, das weder starke noch nach unten gebogene Rostrum, und dadurch, dass keine Fühlergeissel an der Spitze gespalten ist. Die Art, Tr. spongicola „rostro acuto gracili, spina supraorbitali rostrum aequante, segmento caudali ultimo _ spinis tribus, colore albo, mitido” findet sich nicht selten'in den Höh- lungen der Spongia tubulosa. — 2. Periclimenes gehört zur Gruppe u ll U LAlL U a u Naturgeschichte ‘der Crustaceen während des Jahres 1845. 311 der Palaemonen und wird vom Verf. wegen derBildung der Fühler u. s.w. von Hyppolyte abgesondert; es sind indess die Unterschiede, auf welche er Gewicht legt, nicht hervorgehoben, und in der Beschrei- bung kam ich kein Kennzeichen auffinden, welches nicht eher Art- als Gättungsmerkmal sein mögte. Dagegen zeichnet sich die Art sehr durch ihre Färbung aus: P. insignis „hyalina, maculis ocel- laribus lateralibus quatuor totidemque dorsalibus, in thorace unica, triangulari. Am Vorgebirge von Posilipo gefischt. Kröyer a. a. O. beschrieb eine neue nordische Art von Pas:- phae: P. tarda, und lieferte eine ausführliche Beschreibung von Pandalus borealis Kröy. Derselbe (ebenda) machte ein mit Mysis oculata in der Nähe von Spitzbergen gefangenes Krebschen als Myto Gaimardii, wel- ches sich vielleicht einmal als früherer Entwickelungszustand eines Decapoden ausweisen könnte, mit folgender Gattungsbezeichnung be- kannt: Branchiae nullae. Septem pedum thoracicorum paria; primum secundum tertiumque palpo instructa, quartum palpo et flagello; quintum, sextum septimumque simplicia, et palpo et flagello desti- tuta. Sextum pedum abdominalium par cum cauda conhatum. Man- dibulae nullo armatae palpo, Flagella antennarum superiorum non articulata. Stomapoda. Eine neue Art ist Gonodactylus setimanus DeKay (a,a. 0.5.34. T.8. F.23) in dem Magen eines Kabeljau gefunden. Amphipoda, Aus dieser Ordnung sind die meisten der von Kröyer (ä.a. O.) beschriebenen Krebse, unter denen folgende neu: 1. degina lon- gispina, aus dem Christiania-Fiord, — 2.Siphonocoetus, eine neue zunächst mit Corophium verwandte Gattung der Gammarina gresso- ria, mit einer Art $. zypicus, welche an der Grönländischen Küste vorkommt, und in einer Röhre aus Steinchen und Muschelstücken wohnt. — 3. @laucome, ebenfalls eine neue Gattung der Gamma- rina gressoria von niedriger und breiter Gestalt, mit flachgewölbtem glatten Rücken, kleinen Schenkelplatten, plumpen Fühlern u. s. w. am meisten mit Ischyrocerus verwandt, aus einer ebenfalls grönlän- dischen Art, @/. leucopis gebildet. — A. Eusinus, eine neue mit Gammarus und Amphithoe. nahe. verwandte, aber schon durch die Form der beiden ersten Fusspaare. abweichende Gattung der Gam- marell. salt.; die beiden ersten Fusspaare, unter sich von gleicher Grösse und Gestalt, haben eine grosse blattförmige scheerenartige Hand, mit grosser, aber dünner Klaue, das vorhergehende (Aritt- letzte) Glied lang, schmal, hinten mit einem Fortsatz, der bis zur Mitte der Hand reicht; die Art E, cuspidatus ist ebenfalls aus 312 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in. der Grönland. — ‚5; Dulichia, eine merkwürdige: neue, Gattung, welche in verschiedener Hinsicht als Uebergangsglied zwischen Gammarellen und Caprellinen erscheint, namentlich in der langgestreckten. Form, der fussartigen Beschaffenheit, .der Fühler, der ‚Verwachsung des sechsten und siebenten Vorderleibsringes, dem nur aus 5 Ringen be- stehenden Schwanze, dem Verschwinden der Epimeren, den verlän- gerten, mit einer Greifklaue endigenden Beinen des äten bis 7ten Paa- res. Dulichia spinossima ist gleichfalls aus Grönland." Die folgenden sind schon früher (Tidsskr. IV. S. 150—159) auf- gestellt, und hier durch ausführliche Beschreibungen und zum Theil durch Abbildungen erläutert. Stegocephalus inflatus, Pontoporeia femorata, Leucothoe glacialis, welcher hier eine neue Art aus Grön- land Leucoth. clypeatu zugefügt ist, Phoxus Holbölli, plumosus. — Endlich hat der Verf. die Arten der in seinen Grönl. Amphipod. aufgestellten Gattung Anonyx auseinandergesetzt: 1. 4. ampulla (Canc. ampulla Phipps, Anon. lagena Kr. Grönl. Amph. Q, -Inon. appendiculosus Kr. ib. ,g', Lysianass. Lagena Edw., Lysianass., ap- pendiculata Edw.). — 2. A. Vahlii Kröy. (Lysianass. Vahlü, Edw.) — 3. A. gulosus, neue Art, aus Grönland. 4. A. Zitoralis, neue Art, von, Spitzbergen. — 5. A. plautus, neue Art aus Grönland, Talitrus quadrifidus DeKay (a.a.O. S. 36. T.9. F.27) ist eine neue Art von Neu-York, wo sie häufig unter Steinen und See- tang vorkommt. Isopoda Unter dem Namen Fluvicola stellte DeKay (a.a.0.S.53. T. 10. F.37—39) eine neue Gattung mit zwei Arten F7. Herrickii und Fi. tuberculata auf, welche er am zweckmässigsten hier un- terzubringen glaubt; es ist dies aber jedenfalls eine merkwürdige Form von Inseeten-, wahrscheinlich Käferlarven, von welcher ich auch schon in diesem Archiv 7. Jahrg, 1841. 1. S, 107. Bem. 2 eine Nachricht gegeben habe. Die Gattung Cymothoa bereicherte Ders. mit zwei neuen Arten: €. triloba (8. 46. T.10. F.40) sehr häufig auf verschiedenen Fischen, und €. olivacea, im Hafen von Neu-York, an den Kiemen und im, Munde des Rhombus triacanthus. Myriapoda. Chilognatha. Eine neue Art von Julus ist von Lucas in Südfrankreich, bei Toulon entdeckt, und als J. albolineatus be- schrieben (Annal. Soc. Ent. Fr. 11.'S. 365. T.7. 1) in \ Chilopoda. Newport hat eine Fortsetzung seiner, im von, Jahresb. (S. 175), angezeigten Arbeit geliefert (Monograph, of the Class Myriapoda, Order Chilopoda; Transact. Linn. Soc, XIX. S, 349; T.40). Die vorliegende Abtheilung enthält eine Auseinandersetzung Naturgeschichte der Entomostraceen während des Jahres 1845. 313 und Beschreibung sämmtlicher Arten der Chilopoden, nach dem rei- chen Stoff, welchen die Londoner Sammlungen dem Verf. darboten. Die Anordnung ist ein wenig abweichend von dem im vor. Berichte mitgetheilten Entwurf: 1. Fam. Cermatiidae. 1. Cermatia, 18 Arten. U. Fam. Lithobiidae. 2. Lithobius, 19 Arten, — 3. Henicops, 2 Arten. ll. Fam. Scolopendrellidae. 4. Scolopendrella, 2 Arten. IV. Fam. Scolopendridae. 4. Unterfam. Scolopendrinae: 5, Scolopendra, 58 Arten, 6. Scolopoeryptops, 5 Arten, — 7. Uryptops, 6 Arten, — 8. Theatops, 1 Art. B. Unterfam,. Heterostominae: 9. Branchiostoma, & Arten, — 10. Heterostomu, 11 Arten, — 11. Scolopendropsis Brandt, 1 Art. €. Unterfan, Cormocephalinae: 12. Cormocephalus, 13 Arten, — 13. Rhombocephalus, 5 Arten. V. Fam. Geophilidae: 14. Megistocephalus, 5 Arten, — 15. Ar- thronomalus, 7 Arten, — 16. Gonibregmatus, 1 Art, — 17. Geophilus, 18 Arten, Die neue Gattung Aranchiostoma, welche übrigens anders benannt werden muss, beruht auf folgenden Kennzeichen: „Antennae pedesque elongati. Dentes triangulares, acuti, mandibularis maxi- mus; spiracula circularia, membrana branchiformi corrugata intus vestita; pedes postfemi graciles, spinis minutis, articulari plerumque j obsoleta.” Entomostraceen. Ostracoda. Cypris hispida De Kay Zool. of the New-York Fauna IV. 5.64. T. 10. F. 48. 49) ist eine neu& nordamerikanische Art. Copepoda. Vogt (Beiträge zur Naturgeschichte der Schweiz. Crustaceen: Neue Denkschriften der Allgem. Schweiz, Gesellsch. f. d. Naturwis- sensch. VII. 5.17. T.2) beschrieb Cyclopsine alpestris als eine neue Art, welche der C. staphylinus am nächsten kommt, sich indess durch die Form der hinteren Antennen unterscheidet, welche bei der neuen Art zweigespalten, bei jener einfach sind; ferner durch blatt- artige Hinterfüsse, fehlende Schwanzborsten beim Weibchen, den ' nur wenig Eier enthaltenden Eiersack u. s. w. Die Farbe ist-rosen- roth mit lebhaften karminrothen Flecken längs der oberen Körper- fläche. Das Thierchen fand sich in Menge in einer kleinen von Archiv f, Naturgesch, XJJ, Jahrg. 2, Ba, V EN D 314 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der grünen Algen erfüllten Lache am Fusse des Aargletschers in einer Höhe von 8500 ü..d. M., also an der Schneegränze, in Gewässern welche nie über 2° erwärmt sind und nur während 3—4 Monaten fliessen, die übrige Zeit des Jahres hindurch aber fest eingefro- ren sind. Goodsir hat einige mit Saphirina verwandte neue Copepoden beschrieben: On Several new species of Crustaceans allied to Sa- phirina (Ann. nat. hist. XVI. S.325). Die Thierchen sind Sterope ovalis, armatus, interruptus, Carillus oblongus, Zaus spinatus benannt, die Beschreibungen sind aber mangelhaft, die Abbildungen unvollständig, so dass es nicht möglich ist, die Kenn- zeichen der neuen Gattungen festzustellen, was vom Verf. selbst auch nicht geschehen ist. Ueber das Vorkommen ist nichts weiter ange- geben, als dass diese Thierchen in Gesellschaft der Pontien schwimmen. Siphonostoma. Zur Kenntniss des Baues des Argulus foliaceus hat Vogt einen schätzbaren Beitrag geliefert (Beitr. zur Naturgesch. der Schweiz, Crustaceen: N. Denkschr, d. allgem. Schweiz. Gesellsch. f..d. ges, Naturwissensch. 8.3. T.1). Besonders wichtig sind die Beobachtun- gen des Verf. über den Kreislauf. Jurine hatte die keulförmige Mund- höhle, welche in beständiger Bewegung ist, als das Herz betrachtet, das wirkliche Herz liegt zwar in derselben Körpergegend, aber mehr nach dem Rücken hin, und bildet einen länglichen Schlauch, dessen Wände man beim lebenden Thiere auf’s Deutlichste sich wellenför- mig zusammenziehen sieht. Auch die Blutströmungen sind, der gros- sen Menge rundlicher Blutkörperchen wegen, welche die Gefässe erfüllen, bei der Durchsichtigkeit des Thiers in grosser Ausdehnung zu erkennen. An vielen Gefässen konnte der Verf. deutliche Wan- dungen sehen, au anderen Stellen, besonders den, Behältern, vermisste er sie, und es schien hier das Blut wirklich nur in den Zwischen- räumen der Organe enthalten zu sein.- Vom Vorderende des Her- zens aus gehen mehrere Arterien an die Organe des Kopfes, andere arterielle Gefässe gehen, . wahrscheinlich ebenfalls vom Vorderende des Herzens entspringend, an den Seiten desselben nach dem hinteren Körperende, in der Gegend des ersten Paares der Ruderfüsse sich vereinigend und erst am Spalt der Schwanzspitze sich wieder thei- lend. Vorher giebt sie noch je einen Ast für dies Fusspaar ab. Die übrigen Ruderfüsse scheinen ihre Arterien von einem an der Seite des Körpers verlaufenden Gefäss zu erhalten. Die Arterien der Füsse verlaufen am Vorderrande bis zum Ende des zweiten Gliedes, biegen sich dann um und laufen auf der Hinterseite zurück. In die Ruderglieder dringt das Blutgefäss nicht ein, noch weniger in die Borsten und Stachelu. Deshalb können die Ruderfüsse auch nicht als Athınungsorgane betrachtet werden, Das zurücklaufende Blut da U Le in u Naturgeschichte der Entomostraceen während des Jahres 1845. 315 sammelt sich in einem Paar, je zwischen dem Saugnapf und ersten Fuss- paar auf jeder Seite befindlicher Behälter, von wo aus es durch eine grosse Anzahl Zweige über den Seitenschild des Körpers nach hin- ten strömt. : Die Hauptarterie des Seitenschildes läuft längs der äus- seren, die Hauptvene längs des inneren Randes, erstere von vorn nach hinten, letztere in umgekehrter Richtung, um unter der Brücke des Seitenschildes hindurch in das Herz einzutreten. Unzählige Ca- pillarnetze vermitteln auf dem Seitenschilde den Uebergang des Blu- tes aus der Arterie in der Vene. Bei der grossen Vertheilung des Blutes durch vervielfältigte Capillarnetze auf dem Seitenschilde, der Lage dieser Netze auf der unteren Fläche des Schildes, in un- mittelbarer Nähe ‘der Füsse, welche, auch wenn das Thier ruht, durch ihr beständiges Schwingen einen steten Strom von frischem Wasser an der Unterfläche des Seitenschildes unterhalten, kann es keinem Bedenken unterliegen, den Seitenschild mit seinen Capillar- netzen als das Athmungsorgan zu betrachten. — Mit dieser Verthei- lung der Gefässe steht wahrscheinlich auch die schon von Jurine richtig erkannte Verästelung des Darmkanals in Beziehung, dessen Anhänge in den Seitenschild eindringen, wo sie sich nach Art eines Capillarnetzes verzweigen, und nahe am Rande des Schildes in fei- neren Verzweigungen blind enden. Sie ‘sind meist mit Nahrungs- flüssigkeit, oft auch mit brauner körniger Substanz erfüllt, welche lebhaft hin und hergetrieben wird. „Offenbar, sagt der Verf, begün- stigt diese Anordnung eine stete Wechselwirkung der in dem Darm- kanal enthaltenen Stoffe, welche in die Circulation durch Endosmose über- gehen, mit dem Respirationsmedium und auf diese Weise schnelleren und kräftigeren Umsatz.” — Die Mundtheile beschreibt der Verf. als aus einem beweglichen, namentlich vorstreckbaren Stachel und zwei Paarefi im Grunde des Mundes liegender, sich nach innen bewegen- der Hornplättchen bestehend. Diese letzteren muss man wohl als zwei Kieferpaare betrachten; den Stachel deutet der Verf. als einer Oberlippe entsprechend: sollte er aber nicht aus einem Paar ver- einigter Kiefer bestehen? Die neben den Augen liegenden haken- und tasterförmigen Theile sieht der Verf. mit Recht als aus den drei Paaren der Thoraxbeine zusammengesetzt an. Cirripedia. „Bemerkungen über Cirripedien, nebst Beschreibung einiger Ar- ten, welche an Schiffen ansitzend gefunden, die aus Ichaboe an der Westküste von Südafrika gekommen”; von Mac Gillivray (Edinb. New Philos. Journ. xxxvun. S. 294. xxxıx, 5. 171). Die Schiffe waren von Aberdeen in Schottland durch das Atlautische Meer über die Azoren bis in die Nähe des Vorgebirges der Guten Hoffnung, und nach einem kurzen Aufenthalt zu Ichaboe, einem Inselchen unter 15° 26° 5.B., wo Guano eingenommen wurde, über St. Helena und 1% Mo - 316 Erichson: Ber. über die wissensch. Leist. in der Naturg. ete. - die Inseln des Grünen Vorgebirgs zurückgesegelt. Bei ihrer Rück- kehr in Aberdeen waren sie mit Cirripedien besetzt, welche keines- wegs Ichaboe angehören, sondern wahrscheinlich auf der Höhe des Atlantischen Meeres aufgenommen wurden; bei der Ankunft in Aber- deen waren alle todt, obschon zum Theil noch frisch. Diese Cirri- pedien sind vom Verf. genauer untersucht und beschrieben. Es sind Lepas anatifera, L.nauta, neue Art, der vorigen ähnlich, von Einigen mit L. anserifera verwechselt, L. incurvata, ebenfalls eine neue, durch ihre halb-herzförmige, gekrümmte Form ausgezeichnete Art — Cineras membranacea (Lepas memb. Mont., ©. vittata Leach). — Otion auritus (Lepas aur. Lin., Otion Cuvieri Leach). — Bala- nus porcatus. Lepas unatifera und incurvata sassen oft dicht neben einander, oft auch an einander, die eine auf dem Stiel der anderen befestigt. Auf beiden sass Cineras membranaceus sehr häufig, ge- wöhnlich auf den Stielen, zuweilen auf dem Mafıtel, selten auf der Kalkschale. Otion sass gewöhnlich für sich, häufig haftete aber Cineras auf den Stielen desselben oder seinem Mantel. Lepas nauta fand sich nur an einem einzigen Schiffe. Diese Cirripedien sassen nicht blos auf dem Holze, sondern auch auf dem Eisen und. selbe auf dem Kupferbeschlage der Schiffe. Ueber Trilobiten ist eine sehr lehrreiche und treffliche Schrift: „Ueber einige böhmische Trilobiten, von Dr. Ernst Beyrich, mit einer Kupfertafel, Berlin, 1845” zu erwähnen. Ueber mehrere schwe- dische Trilobiten hat Loven sehr genaue und umsichtige Untersu- chungen mitgetheilt (Öfvers. Kongl. Vet. Acad. Förhandl. 1845. S. 46. 104. T. 1.2). % 317 Bericht über die Leistungen in der Pflanzengeo- graphie und systematischen Botanik während des Jahres 1845. Von Dr. A. Grisebach. Die Betrachtung, dass der grösste Theil der literarischen Erscheinungen auf dem Gebiete der systematischen Botanik sich auf die Bearbeitung einzelner Florengebiete bezieht und deshalb in den bisherigen pflanzengeographischen Jahresberich- ten berücksichtigt werden musste, hat den Verfasser derselben überzeugt, dass durch eine veränderte Anordnung des Stofls und unter angemessenen Beschränkungen der Darstellung auch die Systematik in das Bereich dieser Uebersichten gezogen werden kann, ohne den durch die Zwecke des Archivs- vor- geschriebenen Raum zu überschreiten. Das Jahr 1845 ist ohnehin an pflanzengeographischen Ergebnissen verhältniss- mässig arm gewesen, so dass der gegenwärtige Zeitpunkt zu einem erstem Versuche, die botanischen Jahresberichte jenem Gesichtspunkte gemäss zu erweitern, geeignet erscheint. Hier- durch werden sie, indem sie in Verbindung mit denen über - Pflanzeuphysiologie das ganze Gebiet der Botanik umfassen, erst zu einer den zoologischen Berichten entsprechenden Voll- ständigkeit und damit, wie ich hoffe, zu einer grössern prak- tischen Brauchbarkeit gelangen. Eine wesentliche Beschrän- kung des botanischen Berichts bleibt freilich bestehen, nämlich - die, dass aus der Uebersicht der systematischen Arbeiten so- > wohl der Abdruck von Pflanzenbeschreibungen als die Nach- weisung über einzelne Arten schon bekannter Gattungen aus- geschlossen ist: aber nicht bloss der Raum gebietet hierauf zu verzichten, sondern auch überflüssig wäre es, hier zu wie- derholen, was auf so dankenswerthe Weise in den Zusammen- RR 318 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der stellungen mehrerer botanischer Zeitschriften und Repertorien alljährlich geleistet wird. A. Pflanzengeographie. Die allgemeineren Darstellungen über Pflanzengeographie (vergl. Jahresber, für 1842. S. 376) von R. B. Hinds sind im verwichenen Jahre fortgesetzt (Memoirs on geographic bo- tany in Ann. nat, hist. vol. 15), enthalten jedoch wie die frü- heren, fast nur bekannte Thatsachen und Ansichten, wobei nicht selten auch Irethümer sowohl im Faktischen als in den Folgerungen unterlaufen. Wir finden hier diesmal z. B. Schätzungen der vorhandenen Pflan- zen *), Bemerkungen über Schöpfungscentra, die H. leugnet, über Verbreitung gewisser Familien, über mittleres Areal für die Exten- sion jeder Art, Grundsätze zur Vergleichung zweier Floren, zur Phy- siognomik u. s. w. Nur auf eine dieser Ansichten finde ich Veran- lassung einzugehen, indem eine gleichzeitige, durch Originalität aus- gezeichnete Arbeit von Forbes dadurch unter einen angemessenen Gesichtspunkt gestellt wird. Der veralteten Hypothese von einem einzigen Schöpfungscentrum, von welchem aus alle Pflanzen über den Erdboden verbreitet seien, sowie der spätern Annahme, dass einige wenige Centra einer solchen Wanderung der Organismen zu Grunde liegen, setzt H. den allgemeinen Satz entgegen, dass überall, wo Pflanzen ihre Lebensbedingungen fanden, auch ursprünglich die heutige Vegetation entstanden sei. Jeder Wanderung der Pflanzen entgegen, giebt er nicht einmal solche Veränderungen des ursprüng- lichen Zustands zu, dass dadurch einzelne Arten könnten ausgerottet und aus der Reihe lebendiger Organismen verschwunden sein: wäh- rend doch ein solches Ereigniss z. B. für endemische Gewächse von St. Helena ebenso gewiss feststeht, als für den Didus ineptus. Die historischen Wechsel des Waldbestandes, die unter unsern Augen und nicht bloss im Gefolge des Menschen vor sich gehenden Wan- derungen einzelner Gewächse lassen sich nicht mit einem Satze ver- einigen, der in solcher Allgemeinheit ausgesprochen ist. Die That- sache, dass gewisse Inseln des indischen Meeres, wie z. B. Darwin dargestellt, nur angespülte Pflanzen besitzen, von denen sie dicht bewachsen sind, widerlegt im Hinblick auf die ihnen benachbarten, *) H. schätzt die Zahl der bekannten Pflanzen zu 89,170, der auf . dem, Erdboden vorhandenen; zu. 134,000 ‚Arten. ‚Er stützt sich auf Zählungen der in den vier ersten Bänden von de Candolle’s Prodro- mus enthaltenen Arten. Dies sind 20,100 sp., darunter: 3875 Legu- minosen, 1631 Rubiaceen, 1009 Umbelliferen, 990 Cruciferen, 759 Caryophylleen, 715 Myrtaceen u. s. w. > u 9 nn Ze Pflanzengeographie während des Jahres 1845, 319 Eilande mit endemischer Vegetation die Annahme von überall ver- breiteter Erzeuguneskraft oder beschränkt sie wenigstens auf beson- dere, schöpferische Epochen. Erwägt man die wohlbekannten That- sachen, welche H. übrigens ohne Sicherheit und Genauigkeit im Ein- zelnen zur Begründung seiner Meinungen anführt, so lassen sie aus- ser den seinigen auch anderweitigen Hypothesen freien Spielraum. Seine Sätze sind folgende: 1. Je weiter die Vegetationsbezirke durch das Meer von einander abgesondert sind, desto weniger Pflanzenarten haben sie gemein. Daher die grosse Menge gemeinschaftlicher Arten in den drei Erdtheilen der arktischen Zone, und um so grösser der Gegensatz, je weiter man nach Süden vorrückend die Floren ent- sprechender Climate vergleicht, indem die Erdtheile in der südlichen Hemisphäre weiter auseinander treten. 2. Theilt man die ganze Erde in sechs Florenbezirke — was freilich willkürlich genug sein würde — so erhält man für jeden derselben fast nur endemische Arten, wozu man beifügen kann, dass dasselbe Resultat auch dann noch eintritt, wenn man über 30 Florenbezirke annimmt. 3. In entspre- chendem Clima verschiedener natürlicher Floren kehren zwar ähn- liche Formen, nicht aber gleiche Arten wieder. 4. Es giebt Inseln mit durchaus endemischer Vegetation, die daher nicht durch Wan- derung von auswärts ihre Pflanzen können empfangen haben u. s. w. Alle diese und ähnliche Erfahrungen widerlegen gewiss die Wande- zung der Pflanzen von einem Punkte der Erdoberfläche zu allen übrigen, die auch schwerlich jetzt noch irgend ein Naturforscher annimmt: allein von hieraus ist eine weite, durch Thatsachen nicht ausgefüllte Lücke in der Argumentation bis zu der Behauptung, dass es überhaupt keine Schöpfungscentra gebe, sondern dass jeder Punkt die Gewächse erzeugt habe, die er besitze. Wir wissen, dass einige Gegenden der Erde viel reicher an endemischen Arten sind als an- dere, ohne dass Boden oder Clima diesen Reichthum erklären. Wie nach den Radien eines Kreises, in dessen Mittelpunkt ein Schöpfungs- centrum gelegen wäre, nimmt der Reichthum an endemischen Formen in der Richtung auf irgend eine klimatische Grenze ab, daher man z. B. in Europa von westlichen, östlichen, südlichen Pflanzenformen sprechen kann, die ostwärts, westwärts oder nordwärts allmählich eine nach der andern sich verlieren. Zwischen einer Insel, die nur endemische Pflanzen besass, wie St. Helena, und einem Bezirke des : Continents, der, wie Spanien oder Jllyrien, an endemischen Arten reich ist, scheint kein anderer Unterschied obzuwalten, als dass hier zu den letztern durch Wanderung sich auch noch andere Pflanzen von auswärts gesellt haben, was dort wegen der Entfernung des Festlandes nicht leicht geschehen konnte. Ueberblicken wir alle gegebenen Thatsachen und suchen die einfachste Theorie, ihren Zu- sammenhang zu erklären, äuf, so müssen wir bei der Annahme so vieler Schöpfungscentra, als Bezirke endemischer Pflanzen äuf der Erde gegeben sind, stehen bleiben. So schwierig es bei der Ver- 320 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der mischung der Schöpfungsheerde im weiten und zusammenhängenden Bereich der Continente sein wird, ihre ursprünglichen Centra im Einzelnen zu bestimmen, immer wird dies die wichtigste Aufgabe der Pflanzengeographie bleiben. Nur das Problem der Schöpfungs- heerde giebt dieser Wissenschaft einen eigenthümlichen Inhalt und erhebt sie über den Vorwurf, ein, Aggregat disparater Sätze aus ver- schiedenen Disciplinen zu sein: denn nur unter diesem Gesichtspunkte ist ihr eine bestimmte und selbstständige Untersuchungsmethode, ein fortschreitender Entwickelungsgang geboten. Von den Beobachtungen über das geographische Areal jeder einzelnen Pflanzenart ausgehend, hat die Pflanzengeographie zuerst zu bestimmen, welche Schranken der gegebenen Verbreitung die Mischung des Bodens oder die Glie- derung des Festlands gesetzt hat; hierauf weist sie die klimatische Sphäre der Arten nach; und findet sie nach dieser doppelten Be- schränkung, dass das natürliche Areal enger sei, als das mögliche: so hebt das geologische Problem an; was Boden und Klima nicht bewirkt haben, das muss auf historischen Gründen, auf der ‚Ge- schichte der Erde beruhen. Wenn gleicher Boden und gleiches Klima nur ähnliche, nicht aber gleiche Formen erzeugt haben, so weist uns dies auf einen Schöpfungsact verschiedener Art, also auf ein geologisches Moment hin. n Neben einer solchen Verknüpfung geologischer und pflanzengeo- graphischer Untersuchung hat E. Forbes nun einen anderweitigen Versuch gemacht, die Verbreitung der Pflanzen zu geologischen Schlussfolgerungen zu benutzen (Report of the meeting of the Bri- tish association held at Cambridge in Ann. nat. hist. 16. p. 126). Vergleicht man die Verbreitungscentra (specific centres) der in Gross- britannien einheimischen Pflanzen, das heisst die Mittelpunkte ihres geographischen Areals, so ergiebt sich, dass der grösste Theil der Oberfläche des Landes zur deutschen Flora gehört. Auf demselben Raume finden sich zugleich die Verbreitungscentra der wenigen Ar- ten, welche den britischen Inseln eigenthümlich sind. Neben diesem Hauptareal lassen sich nach gleichem Grundsatze vier. kleinere Ve- getationsgebiete unterscheiden: 1. Die Gebirgslandschaften des west- lichen Irlands besitzen eine Anzahl von Pflanzen mit dem nordwest- lichen Spanien und den Pyrenäen gemeinschaftlich; 2. Südirland, Devonshire, Cornwallis und die Kanal-Inseln mit dem westlichen Frankreich; 3. das südöstliche England, besonders dessen Kreide- distrikte, mit Nordfrankreich; 4. die Hochlande von Wales, Nord- england und:Schottland mit den norwegischen Fjelden. Diesen Zu- sammenhang durch Boden und Klima zu erklären, hält F. nicht für zulässig und sucht also dem oben entwickelten Grundsatze gemäss geologische Ursachen auf. Er glaubt sie in ehemaligen: Landverbin- dungen zwischen Grossbritannien und dem Continent zu finden, die in frühern. geologischen Perioden, namentlich der Tertiärzeit, bestan- den ‚haben sollen: nicht als ob ein solcher Verband, wie er ihn zur Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 321 Erklärung gebraucht, geologisch feststände, sondern eben durch diese pflanzengeographischen Verhältnisse sucht er seine geologischen Hy- pothesen zu stützen. Von diesem, allerdings nicht tadelfreien Be- streben geleitet, beschränkt F. sich nun, nicht bloss im Allgemeinen solche Landverbindungen zu behaupten, sondern, indem er durch vorausgesetzte Hebungen und Senkungen des Bodens zu bestimmten Ansichten über die Reihenfolge der eingetretenen Veränderungen ge- langt, unterscheidet er sogar jene Floren nach den Zeiträumen, in denen sie entstanden sein sollen. Auch möchte ich hierbei wenig- stens dies einräumen, dass, wenn zwei verschiedene Floren in der That demselben Boden und Klima angehören, allerdings die einfachste Hypothese ist, ihren Ursprung verschiedenen, geologischen Epochen zuzuschreiben: sind aber, wie ich annehme, klimatische Bedingungen für die bezeichnete Vertheilung britischer Gewächse vorhanden, so würde der Fehler nicht in der Methode, sondern in deren Anwen- dung liegen, welche F. zu folgenden Ergebnissen geführt hat. Nach ihm entsprechen die oben unterschiedenen Vegetationsgebiete eben so viel geologischen Zeiträumen, so dass die westirische Flora die älteste, die der Hochlande die vierte und die nach Deutschland wei- sende die jüngste sein würde. Die erstgenannte stamme aus einer Zeit, in welcher quer durch’s atlantische Meer eine Bergkette Irland mit Spanien verbunden habe: dadurch erkläre sich ihre Verschie- denheit von der Vegetation der Hochlande, wiewohl auch sie dem Gebirgscharakter entspreche. Ferner sei in der zweiten und dritten Periode der Kanal zuerst westwärts, dann auch im Osten durch Landverbindungen geschlossen gewesen und dadurch die Verbreitung französischer Pflanzen nach England vermittelt. Die alpine Flora der Hochlande erklärt F. durch Agassiz’s Eiszeit: damals wären die britischen Alpen niedrige Inseln gewesen, nach Norwegen hinüber- ‚reichend und mit arktischer Vegetation bekleidet, die nach erfolgter Hebung und dem Wechsel des Klimas unterworfen, sich allmählich auf die Gipfel der neu entstandenen und noch bestehenden Berge zurückgezogen habe. Endlich habe sich auch der Meeresgrund der Nordsee selbst gehoben, habe zwischen England und Deutschland grosse Ebenen trocken gelegt, auf denen der Elk und andere ausge- storbene Vierfüsser gehaust und worüber die deutschen Gewächse eingewandert seien: — bis dann zuletzt das Meer durch neue Sen- kung wird wieder vollgeflossen sei, nachdem der wichtige Zweck, Rosen und Dornen über’s Meer zu verpflanzen, erfüllt war. Weiter kann man wohl das Spiel mit Hypothesen nicht treiben, die ich hier nur um deswillen vollständig wiedergebe, weil F. mit diesem Anlauf eine neue Bahn in der Pflanzengeographie brechen zu wollen scheint, da jener ersten Vorlesung seitdem schon ähnliche gefolgt sind. Die Kritik seines Unternehmens liegt einfach in der Verneinung eines der ersten Sätze, womit er anhebt: actuelle Naturkräfte, das Meer, Flüsse, Luftströmungen, welche die Samen verbreiten, oder Thiere 322 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der und der Mensch selbst seien, um die Wanderung er Pflanzen über die britischen Meere zu bewirken, in der Mehrzahl der Fälle unzu- reichende Mittel. Ich behaupte, dass diese Kräfte vollkommen aus- reichen, falls die importirten Samen nur das entsprechende Klima und den naturgemässen Boden finden. Jene westeuropäischen Pflan- zen, welche, durch das atlantische Küstenklima bedingt und je nach ‘dem Grade dieser Abhängigkeit bald mehr bald weniger tief in den Continent sich verhreitend, den Verf. hier nach Spanien, dort nach Frankreich hinweisen, sind auf der Küstenlinie des Festlandes selbst gleichfalls nicht überall anzutreffen, sondern fehlen oft auf weiten Strecken, deren Boden ihnen nicht zusagt: wenn man z. B. Erica einerea vom Rhein bis zum Fjord von Bergen nirgends beobachtet, wer wollte hier verschwundene Landverbindungen voraussetzen, wo noch jetzt der Zusammenhang grossentheils besteht, ohne doch zur Verbreitung jenes Strauchs beizutragen? Wenn die Alpen so viel alpine Pflanzenarten mit arktischen Gegenden gemeinschaftlich be- sitzen, so ist noch leichter: zu bemerken, wie wenig das zwischen diesen Endpunkten gelegene Festland zur Aufklärung solcher Ueber- einstimmungen dient: die Ebenen, welche ohne jenen alpinen Schmuck z. B. von Kola bis zu den Karpaten reichen, eignen sich doch wohl weniger zum Transport fremdländischer Gewächse, als ein Meer, das rasch die Samen hinüberströmt. Oder wenn F. bei der Ver- breitung der arktischen Pflanzen wieder die Eiszeit ins Spiel brächte: wie wird er so manche_mitteleuropäische Arten der Sierra Nevada oder des Pindus über die weiten Landstrecken herüberbefördern, wodurch sie von ihrem Schöpfungscentrum getrennt sind? wie wird er durch die complicirtesten Dislocationen die Minuartien und Que- rien in geologischen Zusammenhang setzen, die zwischen Castilien und der Krim nirgends gedeihen mögen? Es ist nicht abzusehen, weshalb das Wasser ein grösseres Hinderniss für die Verbreitung der Pflanzen sein. sollte, als ein Boden, der sie nicht trägt: grosse Meere freilich scheiden ab, wenn keine Strömung querüber führt oder wenn beiden Küsten ungleiche Klimate zugetheilt sind. Zur Lehre von der Vegetationszeit in verschiedenen Kli- maten hat A. Erman einen Beitrag geliefert (Arch, für arrrer land. Bd. 5. S. 617—640). Er prüft die Frage, in welchem Verhältniss die Butiiebeiäig: stufen der Vegetation zu der Temperatur stehen, bei welcher sie in verschiedenen Breiten bei denselben Pflanzenarten eintreten, Seine Untersuchung führt nur zu dem negativen Resultat, dass ein von Quetelet vermuthungsweise ihm mitgetheiltes Gesetz nicht begrün- det sei: dieses sollte darin bestehen, dass gleiche Entwickelungsstufen an zwei verschiedenen Orten dann eintreten, wenn die Summe der Quadrate der Tagestemperatur seit dem: Anfang der Vegetationszeit für beide gleich wird. B. zeigt zugleich, dass die Entwickelungs- EEE 20000 WERL ZEIEDERBETWET Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 323 stufen und die Summen der auf sie einwirkenden Temperatur an ver- schiedenen Orten keineswegs in geradem Verhältniss stehen. Aus dem Gebiete der pflanzengeographischen Physiogno- mik ist eine Bemerkung von J. D. Hooker zu erwähnen (On Fitchia in Lond. Journ. of Bot. 1845. p. 640). -_ Auf mehreren entlegenen Eilanden mit endemischer Flora finden sich Holzgewächse aus der Familie der Synanthereen, welche zum Landschaftscharakter wesentlich beitragen und eigenthümlichen Gat- tungen angehören, die auf den Continenten nicht vertreten sind, Zur Erläuterung dient folgende Uebersicht: St. Helena besitzt 4 gen, 10 sp. Synanth,, alle Holzgewächse. JuanFernandez „ 8 „ 17, ns darunter 3 gen. 12 sp. Holzg. Gallopagos nid, n,,21.» „ ” Id ” Neu-Seeland ,„ 30 „ 60 „ 4 ne REN RER Elisabeth-Eiland, zum Vegetationsgebiet der Südsee-Inseln süd- licher Hemisphäre gehörig, aber der Insel Juan Fernandez und dem amerikanischen Continent mehr als die übrigen genähert, besitzt ebenfalls den neuen Cichoraceen-Baum Fitchia, während den übrigen Inseln dieser Archipele ähnliche Pflanzenformen abgehen. l. Europa Von v. Ledebour’s Flora rossica (s. Jahresb. für 1841 u. 1843) erschien 1845 das sechste, 1846 -das siebente Heft (Vol. 11. P. 2). Die statistischen Verhältnisse der darin abgehandelten Familien sind folgende: Synanthereen 890 sp. [Vernonieen nur vertreten durch die kaukasische Gundelia; unter den Eupatorieen neben westeuro- päischen Gattungen Nardosmia mit 7 arktischen Arten; Asteroideen enthalten die auf Asien beschränkten Gattungen Turezaninowia, Ca- limeris, Arctogeron, Diplopappus, Rhinactina, Myriactis, Brachy- actis, Dichrocephala, Karelinia, Eclipta und die bis zur Krim ver- breitete Siegesbeckia; unter den Senecionideen, wozu aus Sibirien die Helenieen Richteria und Cancrinia, die Chrysanthemee Brachan- themum, vom Altai Waldheimia, vom: Kaukasus Cladochaeta und Ambilyocarpum, aus Podolien Senecillis gehören, sind die artenreich- sten Gattungen Artemisia (83 sp.), Senecio (52sp.), Achillea (31 sp.), Pyrethrum (29'sp.); unter den Cynareen, wozu vom Altai Acantho- cephalus, Haplotaxis (3 sp.);, Ancathia, aus Sibirien Alfredia (A sp.), aus den Steppen Cousinia (20 sp.), 4eroptilon und aus Armenien Acantholepis, Chardinia, Oligochaeta kommen, sind am artenreich- sten Centaurea (61 sp.), Cirsium (51 sp.), Serratula mit Jurinea (86 sp.), Saussurea (32sp.); Cichoraceen enthalten aus den Steppen Heteracia und Microrhynchus, vom Kaukasus Asterothrix, aus der Krim /ntybellia, aus Armenien und Sibirien Youngia (5sp.), aus Si- birien Jzeris und Nabalus, von Sitcha Apargidium, und an grössern 324 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Gattungen Hieracium (25sp.), Crepis (23 sp.), Scorzonera (19 sp.), Lactuca (17 sp.), Tragopogon (17 sp.)]; 'Lobeliaceen 2 sp.: L. dort- manna und in Ostsibirien L. sessilifolia; Campanulaceen 66 sp.: dar- unter Michauzxia und Symphyandra vom Kaukasus, Platycodon aus Daurien, als artenreichste Gattungen Campanula (36 sp.) und Adeno- phora (10 sp); Vaccinieen 11 sp.: darunter Asp. von Sitcha, 1 sp.’ von den Aleuten und V. Arctostaphylos vom Kaukasus; Ericeen 36 sp.: auf den Kaukasus beschränkt 2 Rhododendra und Axalea pontica von da bis Dombrowitza in Lithauen verbreitet, auf Sibirien be- schränkt 4 sp. von Cassiope, Bryanthus, 2 sp. von Amothamnus, 5 sp. von Rhododendron, auf Sitcha 2sp. Cassiope, Menziesia, 1 sp. Phyl- lodoce, Kalmia und Cladothamnus; Pyroleen 7sp., den deutschen Arten entsprechend; Monotropeen 1 sp. Von Trautvetter’s Kupferwerk (Plantarum imagines Floram rossicam illustrantes, Monachii, 1845. 4. s. vor, Jah- resb.) erschienen das öte und 6te Heft, Taf. 21—30 enthaltend. Die Petersburger Akademie hat angefangen, Beiträge zur Pflanzenkunde des russischen Reichs herauszu- geben (Lief. 1. Petersb. 1844. 30 pag. in 8., Lief. 2. 67 pag. u. 6 Taf,, Lief. 3. 56 pag., Lief. 4. 93 pag. ib. 1845. Das erste Heft enthält eine Lokalflora des Gouvernements Tam- bow (unvollständig, mit 312 sp.), das vierte Beiträge von Ruprecht zur Petersburger Flora. Derselbe Verf. hat in der dritten Lieferung sich über die Farne und Charen des russischen Reichs verbreitet: in dieser Arbeit sind auch einige neue Farne aus Sibirien, der Mon- golei und dem amerikanischen Russland, so wie Charen aus der Soongarei publicirt. Von allgemeinerem Interesse ist das zweite Heft, worin Rus precht seine botanische Reise in den höchsten Norden des euro- päischen Russlands beschrieben hat. In dem ungünstigen Sommer des Jahres 1841 sammelte er im östlichen Theil des Gouvernements Archangel, namentlich am Mesen, auf der Halbinsel Kanin und auf der Insel Kalgujew. Vom skandinavischen Lappland unterscheidet sich der Naturcharakter des Landes zunächst dadurch, dass die Wald- grenze bis in die Nähe des Polarkreises zurücktritt, wodurch grosse, baumlose Tiefebenen längs des arktischen Meeres ausgesondert wer- den. So fehlen auf Kanin (mit Ausnahme eines unter 674° N. Br. gelegenen, bereits absterbenden Abies-Gehölzes) die Nadelholz-Wäl- der ganz, halten sich um den Indega-Fluss etwa 5 g. Meilen vom Meer und überschreiten kaum den Polarkreis jenseits der Petschora. Ebenso reicht die Kultur der Gerste und Kartoffel nur bis zur Stadt Mesen. Auf die Wälder folgt nordwärts zunächstein Gürtel‘ von niedrigen Birken und Weidengesträuch, sodann die Zwergbirke nebst den arktischen Ericeen und zuletzt hört mit diesen auch der zusam- menhängende Rasen alpiner Regionen auf: es gedeihen nur noch Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 325 einzelne Ranuneulaceen, Saxifrageen und Gräser, ohne den Boden vollständig zu bedecken. — Es wurden auf dieser Reise im Ganzen 342 phanerogamische Pflanzen gesammelt, eine Ausbeute, die auch dadurch von der skandinavisch-lappländischen Flora abweicht, dass sie einen beträchtlichen Antheil nichtskandinavischer Arten einschliesst. Elf neue und durch Abbildungen erläut@rte Arten gehören zu den Gattungen Ranunculus, Viola, Parnassia, Saliv und Poa (7sp., von den übrigen je 1sp.). Von Czerniaiew rühren zerstreute Bemerkungen über den Einfluss des Klimas auf die Vegetation der Ukraine her, womit er die Beschreibung einiger neuen Pilze einleitet (Bul- letin des naturalistes de Moscou, T. 18. P.2. p. 132— 157). Viele Gewächse sind durch die tiefe Isochimene ausgeschlossen, während die hohe Sommerwärme der Kultur des Mais und mehrerer Cucurbitaceen günstig sein soll, so wie der Verf. auch hieraus die sonderbare Thatsache zu erklären versucht, dass die Beeren von Solanum nigrum in der Ukraine ihr narkotisches Princip verlieren und bei der Reife zuckerhaltig und essbar werden. Vor der anhal- tenden Dürre des Sommers, die auf den Vegetationscharakter der benachbarten Steppe in so hohem Grade einwirkt, schützt hier den Wald und Acker die 10 bis 15 Fuss tiefe Humuserde (Tscherno Sem: vergl. Jahresb. f. 1843. S. 377). Deshalb gedeihen hier vorzüglich die Waldbäume, welche tiefe Wurzeln treiben, z. B. Eichen, Linden, Ulmen, Pyreen; die Rothtanne (P. Abies), welche auf der dünnen Erdkrume Skandinaviens vorherrscht, ist in der Ukraine unbekannt und die Eschen gehen oft in der trockenen Jahreszeit zu Grunde. Der tiefe Humusboden treibt manche einheimische Stauden hier zu ungemeiner Höhe: Cephalaria tatarica wird 9, Delphinium elatum 5—6’ hoch; Disteln und Umbelliferen werden gewöhnlich doppelt so gross, wie in andern Gegenden; unter den Pilzen giebt es 3° breite Hüte von Polyporus und Leuzites, die neue Morchella alba wird einen Fuss hoch. Aber das sonderbarste Bild dieses üppigen Ent- wickelungstriebs gewährt der neue Bovist Lycoperdon horrendum: eine Schwammkugel von 3 Fuss Durchmesser. Dieser Pilz, sagt der Verf., vermag in der That einen nicht geringen Schrecken einzujagen: wenn er im finstern, Walde plötzlich vor Augen steht, meint man ein niedergekauertes Phantom in weissen oder braunen Gewändern zu erblicken. Es muss wohl ein grosser Vorrath von Nahrungsstoffen für die Pflanzenwelt in dieser schwarzen Erde Südrusslands nieder- gelegt sein, der dieses wuchernde Wachsthum bedingt: denn auch der Roggen wächst hier, wie in den besten Gegenden Englands oder Deutschlands, ohne jemals Dünger zu erfordern. — Was die Pilze der Ukraine betrifft, so hebt Cz. die ungemein reiche Mannigfaltig- keit ihrer Formen der Species-Armuth von Moosen, Lichenen und Farnen gegenüber hervor. Naclı seinen Untersuchungen besitzt die 326 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Ukraine allein über 1000 Hymenomyceten, aber noch charakteristi- scher ist der Reichthum an Gasteromyceten. Weinmann zählt in seinem 1836 erschienenen Prodromus für ‚ganz Russland 300 Bauch- pilze auf, während Cz. in der Ukraine allein schon beinahe die dop- pelte Zahl von Arten aufgefunden hat: darunter viele neue Formen und einige neue Gattungen; Weinmann hat die Laubmoose des russischen Reichs bearbei- tet (Bullet. Moscou T. 18. P.1. p.409—489 und P.2. p. 447 —503): seine neuen Arten gehören zu Funaria (1 sp.) und Aypnum (4 sp.). — Kaleniczenko beschreibt 10 neue Pflanzen aus Südrussland und dem Kaukasus- (das. P. 1. p.229—240): 2 Umbelliferen ( Pimpi- nella, Pastinaca), 2 Leguminosen (Arthrolobium), 6 Synanthereen (Inula 2 sp., Centaurea 3 sp., Jurinea). Die Reise durch Lappland von A. Bravais und Ch. Martins (Bibliotheque univ. de Geneve, 1845. 2. p.147—173) durchschneidet das nördliche Skandinavien fast auf demselben Wege, den L. v. Buch in seinem berühmten Werke über den hohen Norden .beschreibt, als er vom Alten-Fjord in Finmar- ken nach Torneä am bottnischen Meerbusen zurückkehrte. Aber die französischen Reisenden glauben unter günstigeren Umständen die Vegetationsgrenzen gemessen zu haben, daher ihre Ergebnisse hier einen Platz finden müssen. Sie vollen- deten ihrerseits die beschwerliche Reise vom 6. bis 26. Sep- tember 1839: indem sie bemerken, dass theils wegen der Gewässer, die zu überschreiten, theils wegen der Mücken- schwärme des Jappischen Sommers, die zu vermeiden sind, der September der einzige Monat sei, der zur Reise sich eignet. In den Wäldern von Alten (70° N.Br.) massen die Kiefern bis zu 60° Höhe, die Birken durchschnittlich 45. Am dritten Tage wurde die obere Terrasse des Kjölen-Plateau’s überschritten. Unter dem Namen Nuppivara erhebt sie sich hier nur bis zu 600m, aber sie ist ähnlich gebaut, wie die weit höher gelegenen, wellenförmig gestal- teten und seenreichen Hochflächen der Langfjelde: auf nacktem Fels- boden besitzt sie nur dürftiges Gestrüpp von Betula nana, nebst Empetrum, Andromeda tetragona, oder Salix lapponum mit Juni- perus communis. An der Südseite folgen zunächst wieder Birken- wälder und reichen über Kautokeino hinaus nicht weiter als bis Ka- resuando (68° 36): denn von hieraus bedeckt ein einziger, zusammen- hängender Kieferwald das ganze Land bis zum bottwischen Busen. Gemessene Vegetationsgrenzen: Nordabhang des Kjölen im Thal von Alten. Pinus sylvestris. Geschlossener Wald. — 249m, _ Einzeln , zwerghaft. — 500m, Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 327 Betula pubescens. Geschlossener Wald. — 380m, _ Als Krummholz. — 432m, _ _ Lokal. — 534m. Südabhang des Nuppivara. Betula pabescens. — 477m, 480m. (Die neben einander gestellten Ziffern bedeuten die Ergebnisse verschiedener Messungen. Sorbus aucuparia. — 477m. Wasserscheide zwischen Eismeer und Ostsee. Gegend von Kala- nito bis Suvajervi. Pinus syWwestris. — 341m. 374m, Betula pubescens. — 493n. 498m, 50m. 530m, Sorbus aucuparia. — 474m. Um Karesuando. Pinus sylvestris. — 440. Ein Verzeichniss der um Karesuando vorkommenden Phanero- gamen von Laestadius ist dem Reisebericht eingeschaltet, ‚ Ein Bericht von Blytt über seine botanische Reise durch das Thal Valders in Norwegen enthält grösstentheils nur aus- führliche Fundortsverzeichnisse (Bot. Notiser 1845. Nr. 1—3). Doch knüpft der Verf. an seine Darstellung der Kalkvegeta- tion bei Torpen einige Bemerkungen über den Einfluss des Kalks auf die Verbreitung norwegischer Gewächse.. Es giebt dort nur wenige kalkstete Pflanzen und manche in an- deren Ländern auf den Kalkboden eingeschränkte Arten wachsen auf Norwegens Gneissformation. B. erkennt in Norwegen nur folgende Phanerogamen als kalkstet an: Anemone ranunculoides, Trifolium montanum*, Libanotis*, Monotropa, Stachys arvensis, Carduus acanthoides*, Ophrys myodes *, Neottia nidus avis, Malaxis Loeseli: nur die mit einem Sternchen (*) versehenen Arten sind meines Wis- sens auch in andern Gegenden kalkstet, auch die angeführten Liche- nen und Moose sind es nicht überall. Indem B. sodann das bekannte Unger’sche Verzeichniss kalksteter Pflanzen der Kritik unterwirft, scheidet er daraus folgende Arten aus, die in Norwegen auf der Gneissformation und zum Theil nur auf dieser wachsen: Hepatica triloba, Corydalis fabacea, Astragalus glyeypliyllus, Dryas, Rubus saratilis, Sorbus Aria, Cotoneaster vulgaris, Sawifragu oppositifolia, Asperula odorata, Pyrola rotundifolia, Arctostaphylos alpina, Fagus, Tazus, Convallaria majalis, vertieillata, Polygonatum, Calamagro- stis sylvatica, Brachypodium gracile. — Grimmia apocarpa, Hy- pnum Halleri, Lecidea vesicularis und cundida, Gyalecta. cupuluris. Aehnliche Unterschiede zwischen Norwegen und Tirol weist B. auch in Bezug auf diejenigen Pflanzen nach, welche nach Unger häu- figer auf Kalkboden, als auf andern Substraten in den Alpen vor- kommen. ’ Das Dovrefjeld schildert W, P, Schimper, besonders 328 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der dessen Laubmoose, von denen er auf dem oft beschriebenen Boden sogar noch mehrere neue Arten entdeckt hat (Regensb; Flora 1845..8. 113— 128). Schwedische Arbeiten zur skandinavischen Pflanzen- To- pographie: Andersson plantae vasculares eirca Quiekjock Lapponiae lulensis (Upsal. 1845. 8. 36 pag.); enthält 356 sp.; Lagerheim und Sjögren botanische Bemerkungen auf einer Reise von Stockholm nach dem Snaasahög in Jemtland im Jahre 1844 (Bot. Notiser 1845. Nr. 14); Schagerström conspectus vegetationis Uplandicae (Upsal. 1845. 8. 83 pag.): enthält 870 sp.; Lindeberg eine Excursion am Mälarsee (Bot. Notiser 1845. Nr. 12); Lindgren Notizen über die Ve- getation am Wenersee (das.): mit Beschreibung einiger neu unterschiedener Hutpilze; Lindeberg über die Umgegend von Grenna am Wetternsee (das. Nr. 4). — Systematische Beiträge zur schwedischen Flora: Andersson Salices Lap- poniae cum figuris 28 specierum (Upsal. 1845. 8. 90 pag.): nach Fries’ Ansichten bearbeitet; Lund conspeetus Hymeno- mycetum circa Holmiam crescentium (Christiania, 1845. 8. 118 pag.). Zur dänischen Pflanzen- Topographie: Petit Bemerkun- gen über die Vegetation des südwestlichen Seeland (Kröyer’s naturhistor, Tidskr. Zweite Folge. Bd.1); J. Lange über die Vegetation auf Laaland und Falster (das.): für eine ziemlich grosse Anzahl von Pflanzen, welche hier genannt werden, liegt auf diesen Inseln die nördliche Verbreitungsgrenze. Zur britischen Pflanzengeographie bereitet Watson neue Arbeiten vor, über deren Plan er berichtet (Lond. Journ. of Bot. 1845. p. 199 — 208). Mit Recht beabsichtigt er hierbei die topographischen Fundortsbereicherungen von den allge- meinern Untersuchungen abzusondern, die ein wirkliches wis- senschaftfiches Interesse darbieten.. Die beiden Pflanzenregio- nen, welche er in Grossbritannien unterscheidet, nennt er Agrarian und Arctic region: das Areal der Getreideregion falle mit der Verbreitung von Pteris aquilina zusammen. Beiträge zur britischen Pflanzen - Topographie: Balfour über Exeursionen auf der schottischen Halbinsel Kantyre und der Hebride Isla (Ann, nat. hist. 15. p. 425—26); Gardiner über die Hochlande von Braemar (Botanic rambles in Braemar, u an Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 329 Dundee, 1844): in pittoreskem Styl geschrieben; Moore über die seltenern Pflanzen von Yorkshire (Report of Brit. Asso- eiation held at York p. 70—714); Andrews über die Insel Arran an der westirischen Küste (Lond. Journ. of Bot. 1845. p: 569—70). Britische Lokalfloren: Power über die irische Grafschaft Cork (The botanists guide for the county of Cork in: Con- tributions towards a Fauna and Flora of the county of Oork. London, 1845. 8.): enthält 885 Phanerogamen und 936 Kıy- ptogamen; Jenner über die Umgegend von Tunbridge-Wells in Kent (A Flora of Tunbridge Wells. Tunbr., 1845. 8.): bezieht sich auch zugleich auf Kryptogamen. Systematische Arbeiten über britische Pflanzen: Bell Salter drei neue Rubus-Arten (Ann. nat. hist. 15. p. 305); Babington über Cuscuta (das. 16. p. 1—3): darin Abbildun- gen von ©. Trifolii und ©. approximata Bab., letztere mit Melilotus-Samen aus Ostindien eingeführt; Parnell über Grä- ser (Descriptions of the grasses of Great Britain, illustrated by 210 figures); Spruce über neu aufgefundene Moose (Lond. Journ. of Bot. 1845. p. 169—195): 23 Laubmoose mit 4 neuen Arten; Taylor über 6 für Grossbritannien neue Lebermoose (das. p. 276— 278): darunter eine neue Art; Sal- wey seltene Lichenen von Wales (Ann. nat. hist. 16. p.90—99); Hassall a history of the British Freshwater Algae, including the Desmideae and Diatomaceae, with upwards of 100 plates (London, 1845. 2 Vol. 8.). Der Phytologist (s. vor. Jahresb.) wird fortgesetzt. — Von Sammlungen getrockneter Pflanzen sind zu erwähnen: Salicetum britannieum auct. Leefe (s. Jah- resb. für 1843) Fase. Il.: vergl. die kritischen Bemerkungen von Sonder (in Ann. nat. hist. 15. p. 275); Mc Calla Algae hibernicae. Vol. 1. (Dublin, 1845. 4.): mit 50 sp.; Ayres My- eologia britannica (London, 1844): 50 sp. enthaltend, als Fort- setzung von Berkeley’s Heften zu betrachten. - VandenBosch hat die dritte Fortsetzung seiner Flora von Seeland (s. Jahresb. für 1842) publieirt, die Lichenen und einige Nachträge enthaltend (v. d. Hoeven Tijdschr. Vol. 12. p-1—22): z. B. sind in den niederländischen Küstenlandschaf- ten aufgefunden Cerastium tetrandrum, Trifolium subterraneum, Ventaurea nigra häufig verbreitet, Salix holosericea, Carex Archiv 1. Naturgesch. XJ1, Jahrg. 2, Bd, W 330 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der trinervis (C. rigida Fl. leydens.), Zygodon viridissimus. — Die Beiträge zur kryptogamischen. Flora der Niederlande von Dozy und Molkenboer sind fortgesetzt (das. S. 257—288): Pilze, darunter einzelne neue und durch Abbildungen erläu- 'terte Arten enthaltend. Allgemeine Werke über die deutsche Flora: Reichen- bach’s Icones Vol. 7. Dec. 5—10. mit den Najaden, Alisma- ceen, Hydrocharideen, Nymphaeaceen und einem Supplement zu den Gräsern; Sturm’s Flora Abth. 1. Ilft. 89. 90, nament- lich mit Viola-Arten und Labiaten; v. Schlechtendal’s und Schenk’s Kupferwerk Bd. 6; Lincke’s Publication Hft. 50 bis 59; Koch’s Synopsis ed. Il. Fasc. 3 (Lips. 1845) mit den Farnen, nebst Nachträgen und Register: ein Auszug dieses Werks erschien als unerlaubter Nachdruck unter dem Pseu- donym Herold; Nees v. Esenbeck’s Genera plantarum Flo- rae germanicae, fortgesetzt von Putterlick und Endlicher Fase. 24 (Bonn, 1845. 8.). — Specielle Arbeiten zur Syste- matik deutscher Gewächse: Sauter’s neue Beiträge zur Flora Deutschlands (Regensb. Flora 1845. S. 129—132): unbedeu- tende Notizen nebst Diagnose einer neuen Riccia; Perktold die Hypnen Tyrols (Neue Zeitschr. des Ferdinandenms. Bd. 11); Rabenhorst’s Deutsche Kryptogamen-Flor (s. vor. Jahresb.) Bd. 2. Hft. 1:. die Lichenen enthaltend; Roemer die Algen Deutschlands (Hannover, 1845. 4. Mit 11 Tafeln): auf Süss- wasseralgen und besonders auf die Formen-beschränkt, welche der Verf. auf dem Oberharz aufgefunden und die er durch schlechte Lithographien ungenügend erläutert, ohne bei der von Kützing entlehnten Systematik die Entwiekelungsgeschichte zu berücksichtigen; Kützing’s Phycologia germanica (Nord- hus. 1845. 8.): Die Gesammtflora umfassend, zwar nur wenige Wochen später als voriges erschienen und mit Benutzung des Roemer’schen Materials, dennoch ganz unabhängig von dem- . selben bearbeitet und, wiewohl bekannten systematischen Aus- stellungen unterworfen, zum Verständniss von des Verf. grös- serem Algenwerk unentbehrlich. Deutsche Lokalfloren: F. Wimmer Flora von Schlesien. Ergänzungsband. (Breslau, 1845. 12.); J. ©. Metsch Flora hennebergica, ein Beitrag zur Flora des Thüringer "Waldes preuss, Antheils. (Schleusing., 1845, 8.); F. Schultz Flora der Pfalz (Speier, 1846, 8,): doch schon 1845 erschienen. u Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 331 In der Abhandlung von Metsch über Pflanzen um Swi- nemünde (Regensb. Flora 1845. S. 705—708) ist eine Ueber- sicht von den Pflanzenformationen auf der Insel Usedom ent- halten. Der sandige Boden dehnt sich bald zu Ebenen, bald vertieft er sich, um Torflager oder salzige Seen aufzunehmen, bald wölbt er sich zu Höhen, die zum Theil mit Kiefern, selbst mit ansehnlichen Buchenwäldern bekleidet sind. Die Dünen längs der Küste werden durch Wurzeln von Glumaceen oder Salix befestigt. Nur einige cha- rakteristische Pflanzen können, da der Verf. nur die seltenern Arten ‚aufführt, hier erwähnt werden: 1. Formation der Dünenpflanzen; z, B. inne arenaria und baltica, Elymus arenarius, Carex arenaria, Kochia hirsuta, Hali- mus portulacoides, Petasites spurius, Anthylls maritima. 2. F. der Halophyten: z. B. Aster salignus, Erythraea linari- folia, Zannichellia pedicellata, Juncus balticus, Scirpus Rothir, Hie- rochloa borealis. 3. F. der Sumpfpflanzen: z. B. Thalictrum aquilegifolium, Bar- barea stricta, Helosciadium inundatum, Lysimachia thyrsiflora, Euphorbia palustris, Salix daphnoides und rosmarinifolia, Stratiotes, Carex filiformis, Calamagrostis stricta. 4. F. der Torfpflanzen: 2. B. Ledum Ei em Betula fruticosa, Empetrum, Myosotis sparsiflora. 3. F. der Stauden auf sonnigen Hügeln: z. B. Thalictrum minus und simple, Silene viscosa, Ononis hircina, 6. F. der Wälder: z. B. Arabis arenosa, Vicia villosa, Peuceda- num ÖOreoselinum, Arctostaphylos officinalis, Pyrola chlorantha, media und umbellata, Goodyera repens. v. Mohl schrieb eine Abhandlung über die Flora von Würtemberg (Würtemb. naturwissenschaftliche Jahreshefte. Jahrg. 1. S.69—109. Stuttg. 1845. 8.). Er beginnt mit allgemeinen Bemerkungen über die wissenschaft- liche Bedeutung von Lokalfloren. Er stellt als Aufgabe, die Ver- breitungsgrenzen der Arten innerhalb eines grössern Gebiets zu un- tersuchen und zu diesem Zweck z. B. die würtembergische Flora mit der der Nachbarländer zu vergleichen. Auf diesem Wege weist er nach, dass Würtemberg bei einer naturgemässen Eintheilung Deutschlands seinen Nachbarfloren anheimfällt und keine eigenen Vegetationscentra besitzt. Als vier besondere Gebiete unterscheidet v. Mohl das Flusssystem des Neckar und Tauber, den Schwarzwald, ‚die rauhe Alp und die oberschwäbische Tertiärebene, 1. Das zwischen dem schwäbischen Jura und Schwarzwald ge- legene Neckargebiet ist in Rücksicht auf Pflanzenverbreitung als ein Theil des Rheingebiets anzusehen. Eine nicht geringe Zahl von Pflanzen findet am Jura ihre Ostgrenze, aber mit alleiniger Ausnahme w* 332 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der von Orobus albus (bei Tübingen) wächst vom Neckar zum Tauber keine Art, welche nicht auch das Rheinthal besässe. Allein im Ver- hältniss zu diesem letztern ist das diesseitige Gebiet arm: denn „einer allgemeinen Erscheinung gemäss” bleiben mit der Verengerung eines Flussbetts manche Pflanzen zurück, welche stromabwärts häufig sind. Uebrigens giebt der Verf. doch ein Verzeichniss von mehr als 50 Arten, welche jenen Zusammenhang beweisen, und woraus wir folgende als charakteristische Formen des Rheingebiets herausheben: Helianthemum oelandicum (vineale), Myagrum perfoliatum, Isatis tinctoria, Diplotawis tenuifolia und muralis, Althaea hirsuta, La- thyrus hirsutus, Rosa gallica, Helosciadium nodiflorum., Oenanthe peucedanifolia, Carum Bulbocastanum, Crepis pulchra, Lactuca sa- ligna, Artemisia pontica, Centaurea nigra, Heliotropium europaeum, Calamintha officinalis, Mentha rotundifolia, Parietaria difusa, Spiranthes aestivalis, Scirpus mucronatus. Geognostisch betrachtet zerfällt das Neckar- und Tauber-Gebiet in den Bezirk des Muschel- kalks, des Lias und Keupers. Unter diesen äussert besonders der Muschelkalk, wie in Thüringen, den erheblichsten Einfluss auf die Verbreitung der Pflanzen, während Lias und Keuper, als weniger gleichartige Formationen, einer grössern chemischen Manniefaltigkeit der Erdkrume Raum geben. Ein Verzeichniss von etwa 20 Sand- pflanzen, dagegen von fast 100 Gewächsen des Muschelkalks weist nach, wie der letztere die Zahl der einheimischen Arten in bedeu- tenderem Masse steigert, als die übrigen Formationen. 2. Der Schwarzwald, dessen Erdkrume aus buntem Sandstein oder plutonischen Gesteinen abstammt, besitzt auf würtembergischem Gebiet nur einige wenige ihm eigenthümliche Phanerogamen, indem die höheren Erhebungen dieses ohnehin pflanzenarmen Gebirgs zu Baden gehören. Unter den Pflanzen des würtembergischen Schwarz- walds, sofern sie nicht auch in andern Gegenden des Königreichs vorkommen, ist ferner keine einzige, welche nicht über den grössern Theil der deutschen Gebirge verbreitet wäre, so dass z, B. alle ge- nannten ausser Crocus vernus auch am Harze vorkommen. Verglei- chen wir hiermit, was Kirschleger über den ganzen Schwarzwald im Allgemeinen bemerkt hat (s. Jahresb, für 1843), so dürfen wir dieses Gebirge nicht zu den selbstständigen Vegetationscentren der deutschen Flora zählen, indem dessen Phanerogamen sämmtlich als von den Alpen, Vogesen, dem Jura oder den xheinischen Gebirgen eingewandert angesehen werden können, 3. Die rauhe Alp (schwäbischer Jura) besitzt die charakte- ristische, von der Schweiz bis Franken gleichmässig verbreitete Ve- getation des Jurakalks. Indessen sind, obgleich das mittlere Niveau der Hochfläche mehr als 2000° beträgt und einzelne Gipfel sich über 3000" erheben, die alpinen Pflanzenformen, welche auf dem höhern Jura der Schweiz häufig sind, hier grösstentheils ausgeschlossen und selbst die wenigen Arten (7 sp.), welche zu dieser Kategorie gehör en Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 333 sind meist nur an einzelnen Punkten aufgefunden: dagegen viele Kalk- pflanzen aus den Thälern der Voralpen bier allgemein vorkommen. Etwa 50 Arten sind in Würtemberg nur auf der rauhen Alp gefun- den, 34 Kalkpflanzen sind mit dem Neckargebiet gemeinschaftlich, 18 Arten mit Oberschwaben für sich, 16 andere mit diesen beiden Gebieten und 5 mit dem Schwarzwald. Als charakteristische Formen können aus der Liste der dem schwäbischen Jura eigenen Pflanzen mit Hinweglassung solcher, die in den Kalkalpen verbreitet sind, etwa folgende bezeichnet werden: Thalictrum galioides, Thlaspi montanum, Sisymbrium austriacum, Erysimum 'crepidifolium und odoratum,.Dianthus caesius, Linum flavum (bei Ulm), Coronilla montana und vaginalis, Sorbus latifolia, Leontodon incanus, Doro- nicum Pardalianches, Jasione perennis, Specularia hybrida, Digitalis dutea, Nepeta nuda, Orchis pallens, Aceras anthropophora, Iris ger- manica. 4. Die oberschwäbische Tertiärebene, 1250’—2000' über dem Meer zwischen Jura und Alpen gelegen, ist geographisch ein Theil des oberbairischen - Plateaus und besitzt auch dessen Vegetation, während der Jura weit weniger, als man erwarten sollte, damit übereinstimmt. Schon die Torfmoorbildung ist hier dieselbe, wie in den bairischen Moosen. Oberschwaben, wiewohl am wenigsten botanisch durchforscht, ist wahrscheinlich der pflanzenreichste Theil Würtembergs vermöge des fruchtbaren, kalkhaltigen Molasse-Bodens, der nicht unbeträchtlichen Niveau-Differenzen, des Wasserreichthums und der Nachbarschaft der Alpen, von denen manche Gewächse, wie in Baiern, herabgespült werden. — Das Verzeichniss oberschwäbi- scher Pflanzen, die im übrigen Würtemberg noch nicht beobachtet sind, umfasst über 90 Arten. Darunter sind, mit Ausschluss der Al- penpflanzen, als charakteristisch zu bezeichnen: Ceratocephalus fal- catus, Viola lactea, Linum viscosum, Alsine stricta, Potentilla nor- vegica, Saxifraga Hirculus, Helosciadium repens, Gentiana utricu- losa, Pedicularis Sceptrum, Primula acaulis, Betula humilis, Stra- tiotes, Iris graminea, Allium suaveolens, Juncus tenuis, Carex capi- tata, microglochin, chordorrhiza, cyperoides und Heleonastes. Ueber die Verbreitung von Alpenpflanzen nach dem bairisch- oberschwäbischen Plateau theilt v. M. scharfsinnige Naturbeobach- tungen mit. Er unterscheidet verschiedene Arten der Verbreitung: 1. Die Samen werden beständig auf's Neue mit den Gewässern her- abgeschwemmt und die Individuen, welche keimen, sind daher nur zufällige Bewohner des Gerölles am Ufer, ohne festen Standort: - 2. B. an der Jller Campanula caespitosa, Hutchinsia alpina u. s. w. 2. Andere Alpenpflanzen, welche auch in den Alpen selbst auf dem Gerölle der Flüsse wachsen, finden ihre Lebensbedingungen in der Hochebene wieder und bilden daher hier eine bleibende Formation: z. B. Myricaria, Salix daphnoides, Epilobium rosmarinifolium. 3. Andere Gewächse der alpinen Flora kommen in der Ebene auf Torf- 334 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der mooren, weit entfernt von den jetzigen Alpenflüssen, in geselliger Verbreitung vor: z. B. Bartsia alpina, Primula Auricula, Gentiana acaulis in grossen Massen auf den oberbairischen Moosen, Veratrum album auch in Oberschwaben. In den Alpen wachsen diese Pflanzen zum Theil auf ganz verschiedenen Standorten: doch soll nach der Meinung des Verf. kein Zweifel darüber stattfinden können, dass sie gleich den früher genannten aus den Alpen herstammen, wiewohl sich nicht mehr ermitteln lässt, unter welchen Bedingungen diese Ansiedelungen erfolgt seien. Er erklärt in dieser Beziehung Zucea- rini’s Ansicht für eine sehr gewagte Hypothese, wonach die ersten Samen in vorhistorischer Zeit durch dieselben Fluthen herabge- schwemmt sein sollen, durch welche die ganze Tertiärebene mit Alpenmolasse ausgefüllt und als Festland entstanden ist. Diese Idee ist schon deshalb unstatthaft, weil die Erscheinung vom Vorkommen der Alpenpflanzen in Torfmooren offenbar dieselbe ist, die wir auch im nördlichsten Dentschland vor uns haben, wo z. B. Primula fari- nosa, Swertia perennis, Salix daphnoides unter gleichen Bedingungen anzutreffen sind. Der humose Wiesenboden der Alpen ist der Torf- substanz wohl nicht so ganz fremdartig, das Klima in Oberbaiern wohl für manche Pflanzen nicht so sehr abweichend von dem Meck- lenburgs, als dass dieses gleichzeitige Wachsthum einzelner ‚Arten in entlegenen Ebenen und auf dem Gebirge jede Erklärung durch Boden und Klima unzulässig machte: dann aber brauchen wir keine geolo- gische Ursachen hypothetisch uns auszumalen. Reichen nicht Luft- strömungen aus, einen winzigen Gentianeen-Samen, die Wolle einer Weide nach allen den Orten von Deutschland, ja wohl von Europa hinzuführen, wo Klima und Boden ihr Keimen und Gedeihen erlaubt? Welches hingegen der ursprüngliche Standort sei, ob Ebene oder Alpe, scheint mir eine müssige Frage, weil sie keiner wissenschaft- lichen Lösung fähig ist. A. Aehnlich verhält es sich mit einigen Al- penpflanzen, welche im südöstlichen Winkel Oberschwabens eine beträchtliche Verbreitung erlangt haben: z. B. Rhododendron ferru- gineum, Gentiana. asclepiadea, Campanula barbata, Streptopus um- plexifolius u. a. Dass dieselben, urtheilt v. M., ursprüngliche Ge- wächse Oberschwabens seien und dass ihre Abstammung nicht in den Alpen zu suchen sei; diese Ansicht werde einem Jeden, der aus eigener Anschauung mit den Vegetationsverhältnissen der Alpen ver- traut sei, ganz unhaltbar erscheinen, wiewohl wir nicht im Stande seien auszumitteln, wie sie an ihre jetzigen Standorte gelangt sind. Das Letztere scheint mir einfach, wenn wir bedenken, dass eben der grössere Theil dieser Gewächse auch auf den Sudeten und andern entfernten Gebirgen gedeiht, also wahrscheinlich eine weite klima- tische Sphäre und zugleich Mittel erleichterter Verbreitung durch die Luft besitzt: wie aber die erstere Frage durch Anschauung ent- schieden werden könne, verstehe ich nicht, da doch eine Pflanze ebenso üppig und allgemein auf einem secundären als primären Stand- Pflanzengeographie während des Jahres 1845. ; 335 orte sich ausbreiten kann, wie z. B. die Distel der Pampas von Bue- nos Ayres lehrt, die in der alten Welt, wo sie einheimisch, nur auf einzelnen Punkten gefunden, dort in geselligster Gemeinschaft die Ebene bedeckt. Den Schluss der wichtigen Arbeit macht ein Namenverzeichniss aller bis jetzt in Würtemberg gefundenen Phanerogamen ohne Stand- orte, nur 1287 Arten enthaltend, d. h. über 100 Arten weniger als im Königreich Hannover (nach meiner Handschrift) bekannt sind: wo- durch das Urtheil v. M.’s, dass in Würtemberg noch viel aufzufinden sei, gerechtfertigt erscheint. In der Topographie des Oberpinzgau’s (s. Jahresb. für 4840. S.441) befindet sich eine mir durch Beilschmied’s Auszug (Regensb. Flora 1845. S. 501—507) jetzt bekannt ge- wordene Arbeit von A. Sauter über die pflanzengeographi- schen Verhältnisse dieses Bezirks, der zwischen den Tauern und Kitzbühler Thonschiefer- Alpen das Längsthal der oberen Salzach begreift. "Wir finden hier neben Verzeichnissen seltenerer Arten eine Uebersicht der Pflanzenregionen, jedoch ohne dass die Quelle der Höhenangaben bezeichnet ist. 1. Region des kultivirten Landes. 2400 —4000° an der Südseite, — 3000° ander Nordseite des Gebirgs. Weidegründe wechseln hier mit Waldungen, spärlicher sind Wiesen und Aecker. Die meisten Laubhölzer, namentlich ist Alnus incana häufig, gehen nicht höher. — 2. Waldregion. Durchschnittlich 3500° bis 5500. Pinus Abies, die den Bestand bildet, soll jedoch nur bis 5000° gedeihen, P. Picea bis 4000', dagegen P. Cembra hier und da die obern Abhänge bewaldet und an der Tauernkette sogar his 6000° ansteigt, ebenso hoch wie P. Larix. — 3. Alpine Region. Durch- sehnittlich 5500 —8000°. Auch sie besitzt wenig Wiesenfläche, mehr nackten Fels und Gerölle. Die subalpinen Gesträuche bilden hier keinen geschlossenen Gürtel: Rhododendron ferrugineum findet sich gruppenweise bis 6000°; Zwergweiden, Empetrum, Arctostaphylos und Azalea procumbens bis 7000°. Ueber die Pflanzenregionen bei Trient im südlichen Tyrol las Perini in der Versammlung der italienischen Naturfor- scher (Atti di VI riunione p. 460). e Eine botanische Excursion im nördlichen Istrien hat L. v. Heufler beschrieben (die Golazberge in der Tschitscherei. Triest, 1845. 4.). " Südlich von der Fiumaner Strasse sammelte der Verf. am 16. Juni auf einem nur 3410’ hohen Bergzuge des Karst 300 Pflanzen- arten und diese werden in der lJuxuriös gedruckten Schrift nach ihrem Vorkommen aufgezählt. Auf der beigefügten Charte sind in der Richtung vom adriatischen Meere bis zur Spitze des Terglou folgende 336 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Regionen des illyrischen Küstenlandes, jedoch ohne Angabe, wie die Höhen bestimmt wurden, unterschieden: 1. 0’—500'. Olivenregion. 2. — 2000’. Eichenregion (wobei fehlerhaft, dass die Region der nordeuropäischen von der der mittelmeerischen Arten nicht unter- schieden ist. 3. 2000’—4800'. Buchenregion. 4. —6500'. Krumm- holzregion. 5. —8500'. Region der Alpenkräuter. 6. — 9036’. Schnee- region. — Die Vegetation der Golazberge zerfällt in Eichenwald (1500’— 2000’: Quereus Robur, pedunculata, Cerris und pubescens), Buchenwald (2000'—3410'), Bergwiesen und rupestre Formation. Ne- ben dieser Haupteintheilung werden noch besondere Gruppirungen aufgeführt: z. B. Gesträuche von Ornus im untern, von Corylus Avel- lana im obern Theile der Eichenregion, Kräuterwiesen mit Cytisus und Genista u. S. w. Ein Verzeichniss der seit dem Erscheinen der neusten Schrift über die Flora des Banat (Rochel’s Reise in das Banat. 4838) in dieser Provinz aufgefundenen Pflanzen hat Wierz- bicki publieirt (Regensb. Flora 1845. S. 321 — 325); ebenso Prof. Fuss in Hermannstadt ein Verzeichniss von 319 sie- benbürgischen Pflanzen mit Fundorten (Archiv des Vereins für siebenbürg. Landeskunde. Bd. 2. Hft. 3). Die Abhandlung von O. Heer über die obersten Gren- zen des thierischen und pflanzlichen Lebens in den Alpen der Schweiz (Zürich, 1845. 4.) ist zwar wegen der darin beschrie- benen und abgebildeten neuen Insecten der Schneeregion für Zoologie wichtiger als für Botanik, enthält jedoch einige schätz- bare Beobachtungen über die Pflanzenformen, welche unter besonderen Bedingungen noch über der Sclneelinie (8500') vegetiren. - Weit über Phanerogamen und Moose reichen Lichenen hinaus, die auch auf dem Gipfel des Montblanc vorhanden sind. Von allen Phanerogamen fand H. im höchsten Niveau Androsace glacialis (pen- nina Gaud.) bei 10700’ auf dem Piz Linard; von dieser Höhe abwärts der Reihe nach von 10700’ bis 10000' auf verschiedenen Firninseln, d. h. wegen der Lage oder Abdachung schneefreien Plätzen der rhä- tischen Alpen: Gentiana bavarica var. imbricata, Silene acaulis, Chrysanthemum alpinum, Ranunculus glacialis, Cerastium latifolium var. glaciale, Saxifraga oppositifolia und bryoides, Cherleria, Poa laxa. Zu diesen gesellen sich zwischen 10000’ und 9000’ noch 50, und bis 8500’, d. h. bis zur Schneelinie abwärts noch 46 andere Ar- ten, so dass die ganze Flora der Schneeregion in den rhätischen Alpen aus 106 Phanerogamen besteht, welche sich auf 23 Familien vertheilen, Alle diese Gewächse sind perennirend, die meisten Rasen bildend, also auch ohne Samenreife sich fortpflanzend, alle klein und » . Kup ERDE Pflanzengeographie während des Jahres 1845, 537 niedergedrückt, daher weniger von der Luft- als Bodenwärme affıcirt: ja die beiden einzigen Holzgewächse sind Zwergweiden, die ihren Stamm fast ganz in die Erde verstecken. Und doch erhebt sich auch die Bodentemperatur in den angegebenen Höhen wahrscheinlich nur kurze Zeit über den Gefrierpunkt. Dass dennoch das Wachsthum dieser Pflanzen möglich sei, erklärt der Verf, sehr richtig aus der Kürze ihrer Vegetationszeit, indem sie, ins Tiefland versetzt, ohne Ausnahme als Frühlingspflanzen sich verhalten, die in wenigen Wo- chen vom Ausschlagen zur Fruchtreife gelangen, während hingegen ihr Winterschlaf um so länger andauert. Ausserdem zeigen sie im Tieflande sämmtlich die grösste Unempfindlichkeit gegen die Kälte, so dass sie selbst in der Blüthezeit, von Frost überfallen, keineswegs leiden. Auch wenn an ihrem hohen Standorte einmal für sie in einem Jahre gar kein Frühling erwachte, so würden sie selbst eine mehrjährige Winterruhe ertragen, ohne abzusterben. Bei Vegeta- tionsbedingungen, welche so verschieden von denen des flachen Lan- des sind, ist es erklärlich, dass die Phanerogamen der Schneeregion freiwillig in die Thäler sich niemals verbreiten. Bei den Kryptoga- men ist es anders: denn je niedriger die Organisation stehe, desto weniger, meint H., brauchte die Form umgebildet zu werden, um sie dem fremdartigen Klima anzupassen. Mougeot und Nestler haben von ihrer bekannten Sammlung getrockneter Kryptogamen aus den Vogesen, in Verbindung mit W. P. Schimper, die zwölfte Centurie her- ausgegeben (Stirpes eryptogamae Vogeso-Rhenanae. Fasc. XII. Bruyere, 1844. 4.). Französische Lokalfloren und Beiträge zur Systematik französischer Pflanzen: Obseryations sur quelques plantes Lor- raines par Godron (Nancy, 1835. 8. 31 pag.): Nachträge zu dessen Flora von Lothringen enthaltend; Choulette Synöpsis de la Flore de Lorraine et d’Alsace. Partie I: Tableau analy- tique (Strassb. 1845. 16.); Cosson et Germain Flore de- seriptive et analytique des environs de Paris (Paris, 1845. 8. 2 Vol.): durch Genauigkeit und systematische Untersuchungen ausgezeichnet, z. B. über Astrocarpus Olusii, Trifolium pari- siense, Euphrasia Jaubertiana, Potamogeton tuberculatus, Ca- rex Mairii Aufschlüsse gewährend; Puol catalogue des plan- tes, qui croissent dans le departement du Lot (im Annuaire du departement p. 1845 et 1846): bis Hexandria reichend; F. Schultz Fortsetzung der Mittheilungen über französische Orobanchen (Regensb. Flora 1845. p. 738); Desmazieres elfter Beitrag zur französischen Kryptogamenkunde, Pilze ent- haltend (Ann, sc. nat. 1845. 3. p. 357—370). 338 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Die im vorigen Jahresbericht erwähnten, trefflichen Unter- suchungen von Ch. Martins über das Klima Frankreichs sind. jetzt in ‚grösserer Ausführung publieirt worden und: mit einer Darstellung der pflanzengeographischen Verhältnisse ver- mehrt (Essai sur la meteorologie et lä geographie botanique de la France: besondere Abtheilung des eneyelopädischen Werks Patria. La France ancienne et moderne. Paris. 8.): . Die französische Pflanzengeographie gründet sich inzwischen nur auf die in Duby’s Botanicon gallicum gegebenen Thatsachen. Durch eine Reihe von Verzeichnissen wird die Vertheilung von etwa 3700 Phanerogamen über Frankreich gezeigt: 1. 1250sp. sind durch das ganze Land verbreitet, d.h. sie konimen zugleich in den Lokalfloren von Boreau, Godron, Cosson und Germain, Dumortier und in Ben- thams Catalog der Pyrenäen-Flora vor. 2. Etwa 30 sp., grösstentheils in. Mitteleuropa weit verbreitet, entsprechen in Frankreich dem Vo- gesen- und Seine-Klima (s. vor. Jahresb.). 3. Etwa 30 sp. des Rhein- thals sind auf das Vogesen-Klima beschränkt: von diesen ‚werden Gebirgspflanzen der Vogesen getrennt, die jedoch ‚auch auf anderen französischen Gebirgen vorzukommen scheinen, ferner südliche For- men des Rheinthals (10 sp.), die inzwischen nach ihrer Verbreitung vielmehr mit der dritten Liste zu coordiniren sind. 4. Etwa 30 sp. nordwestliche Pflanzen, die dem Seine-Klima entsprechen. 5. Das centrale Frankreich bildet ein Uebergangsgebiet vom Norden zum Süden und hat nur 3 sp. eigenthümlich. 6. 750 sp. südfranzösische Pflanzen entsprechen dem Garonne- und Rhone-Klima, finden. sich aber zugleich auch im mittelmeerischen Gebiet. 7. 800 sp. sind auf das mittelmeerische Klima beschränkt. 8. 500 sp. gehören der suh- alpinen Region französischer Gebirge an, welche M. zwischen dem 46° und 49° N.Br. auf das Niveau von 600 bis 1600m, südlich vom 45° von 1000m bis 1800m rechnet. 9. 300 sp. wachsen über dieser Grenze in der alpinen Region. — Zum: Schluss folgen auch 'Pflanzen- listen nach den Standorten. In derselben Schrift publieirt M. auch folgende Messungen von Vegetationsgrenzen im Dauphine: Roggenkultur. Obere. Grenze. Col de la Vachere Nordseite 1745m. Südseite 2110m . Fagus sylvatica. O. Gr. Grande Chartreuse 1465m. Col des 7 Lacs. 1475m, Pinus Abies. O. Gr. * Grande Chartreuse 1631m. Strauchartig —1900m . P. Picea. O..Gr. - Col des 7 Lacs Nordseite 1770m, Südseite 2015m. Alnus viridis. O. Gr. Col des 7 Lacs Nordseite 1910. u en Sn ee ee Mr u re u Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 339 Sorbus aucuparia. O. Gr. Col de la Vachere Nordseite 000m. Rhododendron. Untere Grenze. Col des 7 Lacs Nordseite 1160m. Grande Chartreuse 1660». Col de la Vachere Nordseite 2125m. Obere Grenze. Col de la Vachere 2410m. Pinus Cembra. Untere Grenze. Col de la Vachere 1740m, Obere Grenze. Col Longet 2515m. P. Larix. O. Gr. Col Longet 2515. Zwei öde, fast wüste Gegenden an der südfranzösischen Küste hat v. Daum beschrieben (Bemerkungen über die Land- wirthschaft in Südfrankreich. Charlottenb., 1844. 8.): Die Ebene der Crau, südlich von Arles gelegen, fast 25 Qua- dratstunden gross, eine Kiesfläche mit einzelnen, jedoch nahrhaften Stauden und Gräsern, auf welcher kein Ackerbau getrieben werden kann, sondern nur 300000 veredelte Schafe vom Spätherbst bis zum Frühling, bis sie in die Sennen der Seealpen ziehen, zur Weide gehen, und welche man gegenwärtig anfängt, durch künstliche Be- wässerung in Wiesengrund zu verwandeln; sodann die Ebene der Camargue im Rhonedelta, eine sumpfige Salzmarsch, fast zur Hälfte Wasserfläche und Sumpf, übrigens Weideland und wenig Acker, wo man jedoch mit Hülfe eines grossen Kapitals gleichfalls beginnt, durch Entwässerungskanäle Grosses zu leisten. Ueber den Acker- bau in der Provence bemerkt der Reisende, dass wegen des Wein- stocks, der viel Dünger erfordert, ohne dem Vieh Nahrung zu geben, vorzüglich das Augenmerk auf Futterbau gerichtet sei: denn da es keine Wiesen gebe, müsse der Luzernklee auf dem Acker Alles lei- sten, Dies zeichnet den Naturcharakter des Landes. In Cuynat’s Topographie von Catalonien (Memoires de V’academie de Dijon. 1845) befindet sich ein Catalog der in dieser spanischen Provinz beobachteten Pflanzen (2.p.91—100). 600 Arten werden aufgezählt, allein dieselben sind grossentheils an den mittelmeerischen Küsten weiter verbreitet, als dass sie eine xichtige Vorstellung von dem eigenthümlichen Gepräge der cataloni- schen Vegetation, welche noch nicht dargestellt ist, zu verschaffen vermöchten. Als Beitrag, diese Lücke auszufüllen, ist Willkomm’s Skizze des Monserrat zu erwähnen, womit er seine botani- schen Berichte ans Spanien beschliesst (Bot, Zeit. 1846). Dieses isolirte Conglomerat-Gebirge, welches der Reisende im April besuchte, ist kaum über 3000' hoch, allein die Kuppe nur durch P2 340 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der ein tiefes Felsenthal zugänglich, das in nordwestlicher Richtung ein- schneidet, während die Aussenseiten unersteiglich steil sich erheben. In Catalonien reicht die „warme Region”, ohne Zweifel der R. des Chamaerops (s. unten) entsprechend, kaum über 1000’, daher der grösste Theil des Monserrat „der Bergregion” (R. der immergrünen Eichen) angehört, und der Gipfel sogar die subalpine Region (R. der Kiefer) erreicht. Mittelmeerische, sodann mitteleuropäische sind in diesem Gebirge mit einer Anzahl pyrenäischer Pflanzen. gemischt. In der untern Region tragen die Höhen von Bruch Wälder von Pinus halepensis und Pinea: übrigens ist dieselbe von freudig vegetirendem Montebaxo bekleidet, aus immergrünen Eichen, Pistacia Lentiscus, Erica arborea und andern Sträuchern gebildet. -Charakteristische Pflanzen: Genista hispanica, Euphorbia oleifolia G., Globularia Aly- pum, Coris monspeliensis, Passerina tinctoria Pourr.; in mittlerer Höhe: Polygala sawatilis Lag., Erodium supracanum, Sarcocapnos enneaphylla, Carduus tenuiflorus Salzm., Ramondia pyrenaica, Con- volvulus sawatilis. Die obere Region war in jener Jahreszeit noch nicht entwickelt, doch blühten Arczostaphylos uva ursi, Globularia nana Lam., Nareissus Jonquilla. Die artenreichsten Familien der Flora von Castilien bilden nach Reuter’s Sammlung, welche 1232 sp. enthält, folgende Reihe (Bois- sier Voy. en Espagne. 1. p.207): Gramineen (161 sp.), Leguminosen (130), Synanthereen (125), Cruciferen (74), Caryophylleen (64), Um- belliferen (61), Labiaten (53), Serophularineen (52), Rosaceen (38), Ranunculaceen (33), Boragineen (31), Chenopodeen (26). Die Sierra Morena besitzt nach Willkomm (a.a.0.) unge- achtet ihrer gewaltigen Länge und Breite eine ungemein gleichmäs- sige Vegetation: Mit einer durchschnittlichen Breite von 8 g. Meilen reicht sie von Murcia bis Algarvien, aber nur als Mittelgebirge, dessen Kämme grösstentheils nur zu 2—3000’ ansteigen und dessen höchste Erhebungen kaum 5000’ hoch sind. Durch dichte Bewaldung oder hohe, schattige Gesträuche, durch diese zusammenhängende, grüne und frische Vegetation unterscheidet sich die S. Morena von allen übrigen Gebirgen Andalusiens, die nur noch einzelne Flecken Wald und einen niedrigern, dürrern Montebaxo besitzen. Geogno- stisch betrachtet ist das Hauptgestein der S. Morena Sandstein, der als Grauwacke den grössten Theil des Gebirgszuges zusammensetzt, A bis 6 g. Meilen breit in sanft gerundeten Bergen und wellenförmi- gen Kuppen hervortretend, bei Almaden mit Thonschiefern, in der Provinz Huelva mit Gneis wechselnd und südwärts gegen die Tief- ebene des Guadalquivir von andern Sandsteinformationen umschlos- sen. Sodann wird der mittlere Theil des Gebirgs durch die mächtige Granitformation von Cordova durchbrochen, welche als Hochebene von Hinojosa sich nordwärts senkt und sich hier an weisse Quarz- gesteine anschliesst, die zwischen Almaden und Fuencaliente die höchste Kette der ganzen Sierra zu bilden scheinen. Nach diesen, Pflanzengeographie während des Jahres 1845, 34 wiewohl petrographisch unbedeutenden, geognostischen Gegensätzen riehtet sich dem Reisenden zufolge der Charakter der Vegetation. Auf der Grauwacke ist bis nach Portugal hinein der vorherrschende Strauch Cistus ladaniferus, welcher die S. Morena in einer Länge von mehr als 50 g. Meilen überzieht und „häufig ganze Quadratmei- len ausschliesslich bedeckt.” Nächst diesem sind allgemein PAxlly- rea angustifolia, Rosmarinus und ein Helianthemum. Die Wälder der Grauwacke bestehen aus immergrünen Eichen, aus Quercus Hex, Ballota und Suber: die erstere bleibt jedoch meistens strauchartig. Das öde und wasserarme, aber dicht bevölkerte Granit-Plateau ist sehr steril: doch besitzt es ausgedehnte Wälder von Quereus Ilex und Ballota, übrigens nur sehr kümmerliches Gesträuch von @. lex, vermischt mit Cistus ladaniferus, Phillyrea angustifolia und Arbutus Unedo. Die südlichen Sandsteinketten haben einen ungemein üppi- gen und mannichfaltigen Montebaxo, der bei der Stadt Cordova mit Gehölzen von Pinien und mit Korkeichen wechselt. Die Quarzge- steine der Mancha sind gleichfalls von einem sehr formenreichen Montebaxo bedeckt, unter dessen Sträuchern Ciszus populifolius sich auszeichnet. Endlich gesellen sich in Huelva zu den übrigen Sträu- chern auch portugiesische Formen, als Genista tridentata, Ulex genistoides, mit diesen Erica umbellata, Teuerium fruticans, He- lianthemum halimifolium. — Leider hat W. die Frühlingsvegetation der S. Morena, die am interessantesten sein wird, nicht kennen ge- lernt. Aber erst mit dem Juli beginnt hier die Dürre des Sommers, dann giebt es bis zum Herbst fast keine blühende Kräuter mehr. Sehr gleichmässig verbreitet erscheinen. im Herbste verschiedene Zwiebelgewächse, z.B. Squilla maritima, Scilla autumnalis, Leuco- jum autumnale, Merendera Bulbocodium u. a. Die wichtigste Bereicherung der Pflanzengeographie im verflossenen Jahre ist die grosse Arbeit Boissier’s über den Südrand von Granada und die Sierra Nevada (Voyage bota- nique dans le midi de l’Espagne. T.4. Narration und Geo- graphie botanique. 241 pag. Paris, 1845. 4.: über die früher erschienenen systematischen Abtheilungen dieses Kupferwerks [T. 2] s. Jahresb. f. 1840 u. 1841). B.’s treffliche Darstellung begreift die Küstenterrasse zwischen Gibraltar und Almeria landeinwärts bis zur andalusischen Hochfläche und schliesst daher die höchsten Kettengebirge Südspaniens vollstän- dig ein. Längs der ganzen Küstenlinie erhebt sich sogleich, fast im- mer ohne Vorland, eine Reihe von einander abgesonderter Gebirgs- züge aus marmorartigem Kalkgestein, deren Westende jedesmal am höchsten ansteigt, während ostwärts der Grat allmählich sich senkt: zu diesem System gehören die Serrania de Ronda (6000), Sierra Tejeda (6600'), Sierra Gador (7000). Diese Ketten, welche der Küste parallel laufen, sind als südliche Randgebirge des spanischen Plateaus 342 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der zu betrachten: denn ihr nördlicher Fuss geht in einer Höhe von 2000’ bis 2500' unmittelbar in die Hochebene von Ronda, die Vega von Granada oder in die grossen Flächen von Guadix und Baza über. Nur auf 22 Stunden Länge, auf der Linie von Durcal unweit Granada bis Almeria, ist zwischen den Randketten und der Hoch- fläche noch die beinahe doppelt höhere, jedoch schmale Kette der Sierra Nevada eingeschaltet, deren höchste Gipfel bis zu 11000' an- steigen: sogar die Pässe liegen im westlichen Theile nicht unter 9500', während nach Osten die mittlere Höhe des Kamms bis 8000’ sich zu senken scheint. Die Hauptmasse der S. Nevada ist Glimmer- schiefer, aber bis zu 6000’ sind an ihren Flanken secundäre und ter- tiäre Formationen mitgehoben. Als ein bedeutender Bestandtheil des Gebirgs ist der Distrikt Alpujarra zu bezeichnen, das Längsthal zwischen der Küstenkette S. Contraviesa und der S. Nevada nebst den südlichen Querthälern der letztern begreifend. — Einige der von B. barometrisch gemessenen Höhen sind: Plateaustädte Ronda —2300', Granada —=2200'; S. Nevada: Meierei San Geronimo —=5064', Col de Vacares — 9477, Picacho de Veleta = 107%8, Mulahacen — 10980". x Vier Pflanzenregionen, welche B. in Südgranada unterscheidet, haben ihm 1900 Gefässpflanzen geliefert, die er für vier Fünftel aller dort einheimischen zu halten geneigt ist. Zu den allgemeinen Cha- rakteren der Flora rechnet B., dass zahlreiche Formen den Boden gesellig bedecken, und ferner, dass unter allen Ländern Europa’s Südspanien an dornigen Gewächsen das reichste ist und dadurch an die vorderasiatischen Steppen erinnert, wiewohl die Dornen entwik- kelnden Familien nieht dieselben sind. Die warme Kegion (R. chaude) begreift den Küstenabhang bis zum Niveau von 2000’. Intensive atmosphärische Niederschläge fallen während des October und November; die weniger regelmässige Früh- lings-Regenzeit dauert vom Februar bis März, zuweilen bis in den April; ununterbrochene Dürre herrscht vom April bis Ende Septem- ber: die trockene Jahreszeit hat also hier wahrscheinlich eine län- gere Dauer, als an irgend einem andern Punkte der mittelmeerischen Flora. Ueber die Vertheilung der Wärme werden fast dreijährige Beobachtungen. aus Malaga von Haenseler (1836 — 1839) mitgetheilt, deren Temperatur-Extreme und monatliche Mittel, aus den entspre- chenden Monaten der Beobachtungsjahre *) berechnet, folgende Werthe ergeben: Med. Max. Min. Med, Max. Min. Januar 120,25 170,22 ..6%,2 März 159,81, 219,62 10%,0 Februar 149,3 180,25 61 April .17%,8 259,0 ©1.119,25 - *) Die von mir berechneten Mittel beziehen sich für Juni, Juli und August auf 2, für die übrigen Monate auf 3 Jahre, | EN Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 343 Med. Max. Min. s Med. Max. Min. Mai SARA 5 150,72 Sept. 240,4. 299,87 , 199,37 Juni 239,4. 26°,87200,421.0ct. 220,25: 259,9 19°,25 Juli 269,2 31%87.0.23%5 Nov. 18°,15:) 22°,75 11% August ©26°%,8 30%,6 230,75 Dec. 15°,75 21%,0 80,5 Mittlere Jahrestemperatur = 17°,3. Die Vegetation durchläuft folgende, diesem Klima entsprechende Phasen: nach der trockenen Jahreszeit entwickeln sich Liliaceen mit den ersten Regen des October oder November; hierauf folgen die annuellen Pflanzen, die den ganzen Winter hindurch blühen; in den April und Mai fällt die Blüthezeit der meisten Gewächse; im Juni und Juli, wo die jährigen Kräuter sämmtlich verdorrt sind, blühen noch Stauden aus den Familien der Synanthereen, Umbelliferen und Labiaten; vom August zum September herrscht endlich die tiefste Ruhe des Pflanzenlebens, so dass nur noch zwei oder drei Liliaceen, Mandragora und Atractylis gummifera übrig bleiben. — Botanisch ist die warme Region zunächst durch Chamaerops charakterisirt, welcher grosse Strecken bedeckt und der Kultur entzieht: wie in Valencia steigt er nur bis 2000' an. Unter den Kulturgewächsen entsprechen die Orangen gleichfalls genau dem Bereich dieser Re- gion. Uebrigens ist der Boden vorzüglich dem Weinstock einge- räumt, dessen Trauben gegen Ende August reifen. Die Cerealien bedürfen der Bewässerung von auswärts: wohin das Gebirgswasser durch sein Gefälle oder durch Aquaeducte gelangt, sieht man zuwei- len die reichsten Mais- und Weizen-Felder, umschattet von Orangen- und Morus-Bäumen. Aber solche Oasen sind selten an diesen nack- ten und dürren Gehängen, wo der Weizen schon in, der letzten Hälfte des Juni, die Gerste im Mai geerndtet wird. Auf ein schma- les Litoral, welches bald als salzhaltige Lagunen-Fläche, bald als Hügelstreifen die Küstenketten umgürtet und nur bei Malaga eine grössere Alluvial-Ebene aufnimmt, sind hingegen die Kulturgewächse der heissen Zone beschränkt (0'—600'), wie das Zuckerrohr, die Baumwolle, Batate, desgleichen die Dattelpalme und Ceratonia, ebenso die eingewanderten Agaven und Opuntien, so wie mehrere einheimische Gewächse, als Aloe perfoliata, Withania: einheimische Bäume fehlen in diesem Litoral ausser der Weisspappel durchaus. Ueberhaupt zählt B. für die warme Region 19 Baumarten auf, unter denen jedoch ein Theil gleich den Agrumen fremden Ursprungs ist. Als einheimisch können nur gelten: — 2000’ ansteigend Ceratonia, Zizyphus, Punica, Celtis australis, Populus alba und in die folgende _ Region reichend, wo sie häufiger werden, Ficus Carica (0 — 3000", am Südabhange — 4000’), Olea europaea (s. u.), Quereus Ballota und lusitanica (— 3000), Q. Suber (—A000'), @. ex (—4500') und Pinus Pinaster (5. u). — Zu den wichtigsten Formationen der warmen Re- gion gehören: a. Maquis (Montebaxo). Gesträuche von 3 bis 6’ Höhe bedecken den grössten Theil des geneigten Bodens, aus Cha- 344 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der maerops, mehreren Cisten, namentlich ©, /adaniferus, albidus und Clusü, Pistacia Lentiscus, Rhamnus Iycioides, Philyrea, zahlxeichen Genisteen, am häufigsten Genista umbellata und Retama sphaero- carpa, und aus einigen Eichen gebildet, in deren Schatten zahlreiche annuelle Kräuter und Gräser im Winter und Frühling blühen , selte- ner später entwickelte Stauden. Gesträuche von Nerium bezeichnen den feuchten Uferboden. d. Campi. Auf nackter Oede herrschen Thymbra capitata, Lavandula multifida, Teuerium Polium und zahl- reiche Stauden, unter denen Kentrophyllum arborescens ‘sich aus- zeichnet. An andern Orten tritt an deren Stelle die gesellige Ma- crochloa tenacissima. An diese beiden Hauptformationen schliessen sich sodann noch die Halophyten des Litorals, die Gewächse, die auf nacktem Fels, die in den Sümpfen von Malaga heimisch sind, endlich die Pflanzen des Kulturlandes mit seinen Hecken von Agaven und Opuntien. — Zu den endemischen Formen der warmen Region von Granada gehören: Calha europaeu (Celastrus Voy.), Genista umbellata und gibraltarica, Sarothamnus baeticus und malacitanus, Ulex baeticus, Leobordea lupinifolia, Ononis gibraltarica und fili- caulis, Elaeoselinum Lagascae und foetidum, Lonicera cunescens, Withania frutescens, Triguera ambrosiaca, Lycium intricatum, La- Juentea rotundifolia (nach Willkomm, fehlt bei B.), Digitalis lacı- niata, Sideritis lasiantha und arborescens, Salsola Webbii, Passerina canescens und villosa, Osiris quadrifida, Euphorbia medicaginea und trinervia, Quercus Mesto, Salix pedicellata, Ephedra altissima. Die zweite Region (R. montagneuse), oder die Region des spa- nischen Plateaus, ist Spanien eigenthümlich und mit der Gebirgs- vegetation anderer europäischer Länder nicht vergleichbar. Zur Einleitung in B.’s Darstellung schicke ich hier eine Bemerkung über die klimatische Ursache dieses eigenthümlichen Verhältnisses voraus. In Italien, Dalmatien, in der Türkei finden wir unmittelbar über der immergrünen Region waldreiche Abhänge mit mitteleuropäischen Baumformen und andern diesseits der Alpen heimischen Gewächsen: Laubhölzer, die im Winter die Blätter verlieren, fangen oft schon bei 1200' oder 1500' an, diese zweite mitteleuropäische Region zu bezeichnen, In Spanien werden von Boissier, wie von Andern, zwei immergrüne Regionen unterschieden: eine untere, die nach ihrem Vegetationscharakter mit der italienischen oder dalmatischen über- einzukommen scheint und bis 1500’ in Catalonien, bis 2000’ in Gra- nada reicht, eine obere, die von 2000’ bis über 4000’ sich ausbrei- tend den grössten Theil Spaniens einschliesst und im ganzen euro- päischen Süden keine Analogie hat. Es ist durch Schouw’s Unter- suchungen dargethan, dass die klimatische Ursache der immergrünen Vegetation am Mittelmeer in der Dürre des Sommers liegt, welche die nordeuropäischen Gewächse nicht ertragen. Ausserhalb Spaniens finden die letztern auf den südeuropäischen Gebirgszügen ihre Le- bensbedingungen wieder, in der Nähe der Wolkenregion, wo auch ı He ee 2 tn A u Pflanzengeographie während des Jahres 1845, 345 im Sommer die Luft aus dem Wasserdampf Nebel bildet, wo die gesunkene Temperaturskale das nördliche Klima wiederholt. Die spanischen Hochflächen ‘hingegen ‘sind im Sommer noch :dürrer, als die Küstengegenden: hier folgen auf den feuchtmilden Frühling, \der alle Pflanzen zur Blüthe treibt, ein heisser, trockner Sommer, ein kalter Winter, die drei Jahreszeiten der russischen Steppe scheiden sich aus. Wenn sich‘ hierdurch erklärt, dass einige Gewächse des spanischen Plateaus in der Krim oder auf den kleinasiatischen Hoch- flächen wiederkehren, so ist deren’Anzahl doch nur klein: denn der Gegensatz des insularen vom excessiven Klima des innern Kontinents macht sich hier so sehr geltend, dass der grösste Theil der spani- schen Pflanzen die hohe Winterkälte der ‘östlichen Hochebenen und Steppen nicht erträgt. Es muss daher ein grosser Theil der spani- schen Plateau-Flora aus‘ endemischen Gewächsen bestehen, weil solche klimatische Bedingungen nirgends in Europa wiederkehren, Dies macht sich in Centralspanien (s. Jahresb. f. 1843) noch viel auf- fallender bemerklich, als in Granada, wo auf den Abhängen des Ge- birgs der Plateau-Charakter weniger entwickelt und auch die Vege- tation 'formenärmer ist. Allein .es ist klar, dass in 'einem solchen Klima mehr Pflanzen der immergrünen Küsten-Region fortkommen können, als des nördlichen und mittlern Europa’s.'— Boissier, um zu ihm zurückzukehren, rechnet die dem spanischen: Plateau ent- sprechende Region in Granada von 2000’ bis 4500’ 'an nördlichen, bis 5000’ an südlichen Abhängen. In diesem Bereich, aber nicht fern von der untern Niveaugrenze, liegen die Städte Granada und Ronda, wo im Winter das Thermometer regelmässig einige Tage 3—4° unter den Gefrierpunkt fällt. An der obern Grenze, z. B.'im Dorfe Tre- velez in den Alpujarras, bleibt der Schnee sogar 4 Monate liegen, vom December bis April. Die Sommerwärme ist in Granada oft grösser, als an der Küste, aber die nächtliche ‘Abkühlung sehr be- . merklich. Die Vertheilung der atmosphärischen Niederschläge ist dieselbe, wie in der untern Region: nur dass im Sommer sich nicht selten an der S. Nevada Gewitterstürme ausbilden und daher der Boden selten so vollkommen ausdorrt, wie unten. — Der Ackerbau ist wesentlich Weizen- und Mais-Kultur, deren obere Grenze zugleich Grenze der Region ist. Im Juli, oder an höhern Standorten zu An- fang August wird der Weizen geerndtet. Bis‘ zu demselben Niveau, wie der Weizenbau, reicht auch die Kultur der Obstbäume: die Ka- stanie, Morus und Wallnuss bis 5000’, etwas höher Birnen und Kir- _ sehen (letztere lokal bis 6500'). Am merkwürdigsten aber ist die ; Erscheinung, dass hier, ganz abweichend von ihrem horizontalen Areal, der Oelbaum und Weinstock nahezu bis zu gleichen Niveau- grenzen fortkommen (Olea am Nordabhang bis 3000', am Südabhang bis 4200’; Vitis bis 3500’ und 4200’). — Die Formationen der zweiten Region sind fast dieselben, wie in Castilien:#. Maquis von glei- chem Ansehen, wie in der untern: Region, aber grösstentheils aus Archiv f. Naturgesch,. X1J, Jahrg. 2. Bd, X 346 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der verschiedenen Arten gebildet. Genisteen und Cisteen' sind hier all- gemeiner, namentlich vorherrschend Cistus populifolius, Genista hir- suta, ferner Sarothamnus arboreus, Ulex provincialis, Daphne Gni- dium, Rosmarinus u. a, — 'b. Lichte Waldungen von Pinus Pi. naster (1200'—4000') und P. halepensis (2—3000°) oder: von immer- grünen Eichen, nämlich von Quercus Iex, Ballota, Suber'(s. 0.). Das Unterholz wird auch hier von Cistus- Sträuchern gebildet, ‘die um so dichter wachsen, je weiter die Bäume auseinander rücken, Charakteristische Formen der Waldvegetation: Cistus laurifolius, populifolius und salvifolius, Lithospermum prostratum, Herniaria incana, Scabiosa tomentosa u.a. In der Serrania de Ronda ersetzt diese Haine ein gemischter Waldbestand von Adies Pinsapo B. (3500' bis 6000’) und Quercus alpestris B. (3000'— 6000’). : Ausser den ge- nannten kommen nur noch folgende Bäume in dieser’ Region vor: Fraxinus excelsior (3000'— 5000), Ulmus campestris: (2000'-- 4000)), Populus nigra (2000'—5000') und Pinus Pinea (3000').. — €. Tomil- lares. Niedrige Halbsträucher und Stauden aus: den Familien ‚der Labiaten, Synanthereen und Cistineen bilden eine ‚dichte Pflanzen- decke, aus welcher stellenweise hohe Stipa-Rasen sich absondern, Charakteristische Formen: TAymus Mastichina, zygis und: hirtus, Salvia Hispanorum, Teucrium capitatum, Sideritis hirsuta, Helian- themum hirtum, Stipa Lagascae, Linum suffruticosum,. Artemisia Barretieri und campestris, Lavandula Spica und: Stoechas, Heli- chrysum serotinum, Santolina, rosmarinifolia. — d. Wiesen‘von harten, hohen Gräsern, welche das Vieh wenig berührt, ‚aus Avena ‚Klifolia und bromoides, Festuca granatensis und Macrochloa tena- cissima bedecken einzelne Abhänge. — e. Cynareen-Vegetation auf Brachäckern des Thonbodens. — ‚f. Gyps- Vegetation mit. Halophy- ten (vergl. Reuter’s Beschreibung von Castilien im Jahresb. f. 1843), besonders auf den Hochflächen von Guadix ‘und Baza | verbreitet. Charakteristische Pflanzen, meist glauceseirend und zum Theil’ mit fleischigen Blättern: Peganum, Frankenia thymifolia und corymbosa, Lepidium subulatum, Ononis crassifolia, Helianthemum, squamatum, Statice, Atriplex, Salsola, Juneus acutus. — Zu den endemischen Formen der zweiten Region von Granada gehören ausser. den ge- nannten z. B.: Aplectrocapnos baetica, Crambe filiformis, Hyperi- cum baeticum und caprifolium, Rhamnus velutinus, Ules baeticus, Genista biflora und Haenseleri, Sarothanınus affınis, Ononis spe- ciosa, Anthyllis tejedensis, Saxifraga gemmulosa, Elaeoselinum mil- lefolium, Lonicera splendida, Santolina canescens, viscosa und pecti- nata, Centaureu acaulis, Clementei, Prolongi und granatensis, Cy- nara alba, Chamaepeuce hispanica, Digitalis laciniata, Salvia can- delabrum, Thymus longiflorus, Teuerium fragile und Huenseleri, Salsola Webbii und genistoides, Euphorbia Clementei und, leuco- tricha, Oligomeris glaucescens. Dritte Region (R. alpine B.'s) von 4500’ (5000’)—&000'. “Der Do ua Pflanzengeographie während des Jahres 1845, 347 Name für diese Region ist nicht glücklich gewählt, da man sie höch- stens mit der subalpinen Vegetation ‚der-Alpen vergleichen könnte. Allein da hier neben vielen endemischen wenigstens ein grosser Be- standtheil (2) aus mitteleuropäischen Gewächsen besteht, so würde es passender sein, nach diesen die Region zu bezeichnen. Aber wichtiger als über den Namen ist die Frage, ob die Region natur- gemäss begrenzt sei. Hierbei fällt es: sogleich auf, dass die Baum- grenze, welche in den meisten Gebirgen so scharf die mitteleuropäi- sche von der alpinen Region abscheidet, hier in die Mitte der letz- tern fällt (6000'— 7000’), wie sie B. nämlich bestimmt hat. Zu den Bäumen, welche hier vegetiren, gehören Pinus sylvestris, Tazus, Salix caprea, Sorbus Aria, also in der That Formen des mittel- europäischen Waldes. Mögen nun gleich an der S. Nevada die Wäl- der überhaupt so sehr zurücktreten oder im Laufe der Zeit ver- schwunden sein, dass sie wenigstens heutiges Tags auf den Natur- charakter des Gebirgs nicht bedeutend einwirken, so. ist es doch, um Vergleichungen mit andern Gebirgen möglich zu machen, noth- wendig, nach der Verbreitungssphäre solcher Arten die Regionen zu bestimmen, welche einen, grossen Theil von Europa bewohnen und daher für das Klima einer einzelnen Region den sichersten Massstab abgeben. Bei der Eintheilung eines Gebirgs in Regionen soll nicht bloss aufgefasst werden, in welchen Höhen die Vegetation einen ent- schiedenen Wechsel erleidet, sondern auch wo die Klimate anderer Breiten annäherungsweise wiederkehren: eine Bestimmung, die nur durch Vergleichung der vertikalen Verbreitung gleicher Gewächse möglich ist. Hierzu kommt noch ein anderer ‚entscheidender Grund, ‚welcher dazu nöthigt, die Regionen der S. Nevada jenseits der Baum- grenze (R. alpine zum Theil und R. nivale B.’s) in eine einzige zu- sammenzufassen.. Zwischen beiden stellt B. keinen andern durch- greifenden Unterschied fest, als dass in der Region nivale Schnee- flocken im Sommer liegen bleiben und dass die höhern Sträucher fehlen. Denn dass zugleich mit der Höhe die alpinen Gewächse selbst.sich vielfach ändern, finden wir überall in den obern Gebirgs- zegionen,. die man hiernach beliebig eintheilen könnte, ohne die Richtigkeit und Deutlichkeit des Bildes dadurch zu erhöhen, Nun entspricht aber offenbar die Region der Genista aspalathoides den Rhododendren der Alpen, den Zwergbirken und Weidensträuchern des Nordens: Formationen, die man stets zur alpinen Region gerech- net oder als subalpine von dieser ausgeschieden hat. Hiernach schlage ich für Granada folgende Regionen vor, die mit andern Ge- birgsländern Südeuropa’s vergleichbar sind und wobei das Auffal- lendste, dass die alpine Region einen sehr weiten, die mitteleuropäi- sche einen sehr engen Höhenumfang hat, der allgemeinen, anderwei- tig von mir erörterten Thatsache gegenüber verschwindet, dass in Europa die Baumgrenze südwärts von den Alpen sich nicht erhebt. x* 348 - Grisebach: Bericht über die Leistungen’in der A. Immergrüne Region. 0’— 5000’ (4500). . b sah am a. Region des Chamaerops. 0'—2000'. (R. chaude B/s.) db. Region der Cisten. 25000’ (4500'). (R. 'montagheuse'B?s‘) B. Mitteleuropäische Region oder R. der Kiefer. 5000’) (4500) bis 6500. (R. alpine B.’s zum Theil.) uLZe BE ©. Alpine Region. 6500' — 11000’. ‚h undi EDIT E IT? a. Region alpiner Sträucher. 6500°—8000'. (R, alpine 2. Th.) 5. Region alpiner Stauden und Gräser, 8000" ARAUNBr (R.ni- vale B.’s.) n He Allein wir müssen hier der weitern Darstellung Boissier’s folgen und daher die beiden Regionen, welche in seiner R. alpine enthalten sind, zusammenfassen. Im obern T'heile derselben bleibt der Schnee schon Ende September liegen und die letzten Schneemassen schmel- zen erst Anfang Juni (also Klima der alpinen Region ‘der ’Alpen), während im untern Theil der Boden nur vier Monate von Schnee bedeckt ist (also Klima der Coniferen-Region). ‘Die Vertheilung der Wärme entspricht übrigens der Küstenlage: der Winter’ ist nicht kalt, im Sommer nie über 25° Wärme. Die atmosphärischen Nieder- schläge vertheilen sich "hier über das 'ganze Jahr, indem ‘Nebel und Gewitter im Frühling und auch den Sommer’ hindurch den Erdboden frisch 'erhalten und zwar’ im höhern Grade am nördlichen‘ als am südlichen’ Abhange, woraus 'sich der grössere Pflanzenreichthum‘ der Nordseite des Gebirgs erklärt: damit sind’ folglich alle’ Vegetations- bedingungen des eisalpinischen 'Buropa’s gegeben. — Ackerbau wird hier nur ‘wie im Garten, an den Sennhütten (Hato’s), getrieben: Kar- toffeln und’ Roggen), letzterer meist nur bis 6300), an einem einzigen Orte des Südabhangs'sogar noch bei 7600. Feste Wolinsitze fehlen, nur als Weide wird der Boden genutzt, doch"ohne \dem Vieh’ die reiche Nahrung’ anderer Gebirge darzubieten: denn der‘ zusammen- hängende Wiesenrasen ist selten und auch hier bedecken Sträucher und Dornen: den grössten Tlieil ‘der Abhänge. —! Formationen der mitteleuropäischen Region: a. Gesträuche von Surothammus sco- parius, Genista ramosissima und ‘Quercus Toza, bis’'6000' ansteigend; an den Sennhütten statt dessen Dickichte von Rosw'canina. und Ber- beris vulgaris. — b. Lichte Wälder von Pinus syloestris (5000'— 6500’), auf der S. Nevada von geringer Ausdehnung, ’die Bäume nur 20 bis 30' hoch; auf der Serrania de Ronda die bei der vorigen Re- gion erwähnten Pinsapo- Wälder "nebst einzelnen‘ Taxus-Bäumen (5—6000°). Auch'die Sierra de las Almijarras, südlich von der’Stadt Granada, ist zum Theil 'bis zum "Gipfel von 'Nadelholz''bewaldet (s. u.), so wie denn’ überhaupt‘ die heutigen Wälder nur Vals' die Ueberreste des zerstörten Coniferengürtels erscheinen, der einstmals alle diese Gebirge umkleidete. Auch‘in den Flussthälern der 'S. Ne- vada’ finden sich einzelne Baumgruppen, als Ueberreste''grösserer Gehölze, worunter folgende Arten, zum Theil nur in einzelnen Stäm- men vorkommen: Sorbus Aria (5000'—6500'), Cotoneaster granatensis, Pflanzengeographie während des Jahres 1845, 349 (5000'’—6000'), Adenocarpus decorticans (4500'—5500'), Acer opulifo- Zium: (5000'—-6000'), FPrazinus ezcelsior (3000'-5000), Salix caprea (6000’— 6500) und Lonicera arborea (6000'— 7000'), die unter allen Bäumen am höchsten steigt. — c. Dornige Halbsträucher von niedrigem Wuchs bilden mit a. eine isohypsile Formation, die be- sonders dem Kalkboden angehört: Erinacea hispanica, Genista hor- rida, Astragalus creticus, Vella spinosa und Ptilotrichum: spinosum. — Sodann besitzt die Region noch mannichfaltige Felspflanzen, be- sonders das Kalkgestein: endlich sumpfige Quellen nebst beschränk- ten'Wiesen in den Thälern, und dieses simd die Standorte, wo die meisten mitteleuropäischen Arten sich vorfinden. — Formationen, die nach meiner Beurtheilung zur alpinen Region zu zählen sind: a. F. des Piorno (Genista aspalathoides). Dieser Strauch, lokal zu- weilen durch Juniperus nana und Sabina ersetzt, bildet übrigens einen breiten, zusammenhängenden Vegetationsgürtel (—8000') und verbreitet sich abwärts, gleich den Alpenrosen,- eine Strecke weit in die Waldungen herab (—5500')., 6. Wiesen von harten Gräsern sondern sich, auf abhängigem Boden zwischen dem Piornogesträuch aus. Sie bestehen aus Avena ‚filifolia, Festuca granatensis und. du- riuscula, Agrostis nevadensis; — Zu ‚den: endemischen Formen der dritten Region B.’s gehören ausser ‚den genannten z. B.: Sarcocapnos erassifoliu, Silene Boryi, tejedensis und nevadensis, Arenaria pun- gens undıarmeriastrum, Erodium trichomanefolium und drei andere sp.; Anthyllis tejedensis und Ramburei, Astragalus nevadensis, Pru- nus Ramburei, Sazifraga Haenseleri, Reuteriana, arundana, biter- nata und spathulata, ‚Reutera gracilis und procumbens, Butinia bunioides, Scabiosa pulsatilloides, Pyrethrum radicans und, arunda- num,ıSenecio Boissieri und elodes, Haenselera granatensis, Odontites granätensis, Thymus granatensis und membranaceus, Teuerium fra- güe, compactum und andere sp., Passerina.elliptica und nitida, „Vierte Region (R.' nivale). 8000'’—41000'. Einzelne Schneeflocken verschwinden niemals ganz: eine zusammenhängende Schneedecke liegt wenigstens 8 Monate. Die Erde wird auch im Sommer durch den schmelzenden Schnee stets feucht gehalten. Sennhütten findet man nicht mehr, wiewohl das Vieh wohl so hoch hinaufgetrieben wird. — Die Vegetation besteht aus alpinen Stauden und Gräsern. Von niedrigen Sträuchern gehören nur vier Arten'entschieden dieser Region an: aber darunter sind Pilotrichum spinosum und Salix hastata äusserst selten, die beiden andern Veecinium uliginosum und Reseda complicata erheben den'holzigen Stamm nicht vom Bo- den. Borreguiles werden die Alpenmatten genannt, welche hier eine dichte, feine Grasnarbe von Nardus strieta, Agrostis nevaden- sis, Festuca Hallert und duriuscula besitzen: auf diesem Rasen wach- sen Leontodon, Ranunkeln, 'Gentianen und andere Alpenkräuter. Oder die rasenförmig wachsenden Stauden überwiegen und verdrängen die Grashärbe: z. B. Silene rupestris, Arenaria tetraquelra, Potentilla 350 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der nevadensis, Artemisia granatensis, Plantago nivalis. Aus kleinen Seen, so wie aus einem einzigen Fleck Gletschereis entspringen die Alpenbäche, wo in feuchten Schluchten. höhere: Stauden erscheinen, als Eryngium glaciale, Carduus carlinoides, Digitalis: purpurea, Endlich folgen die Pflanzen der‘ Gerölle, wie Papaver pyrenaicum, Ptilotrichum purpureum, Viola nevadensis u. a., SO wie des ‚anste- henden Gesteins, z. B. Androsace imbricata, Draba hispanica, Ara- bis Boryi, Sazxifraga mixta. — Zu den endemischen Formen ge- hören ausser den genannten: Ranunculus acetosellifolius und demis- sus, Lepidium stylatum, Silene Boryi, Arenaria pungens, Bunium nivale, Meum nevadense, Erigeron frigidus, Leontodon Boryi und mierocephalus, Crepis oporinoides, Jasione amethystina, Gentiana Boryi, Echium flavum, Linaria glacialis, Holcus caespitosus, Trise- tum glaciale, Festuca pseudoeskia und Clementei. u Zur Statistik der Flora von Granada verdienen nach B.’s Anga- ben folgende allgemeinere Verhältnisse angeführt zu werden, Die artenreichsten Familien der systematischen Abtheilung von B.’s Werk sind: 239 Synanthereen (darunter 80 Cynareen, 65 Cichoraceen, 64 Senecionideen, 29 Asteroideen und 1 Eupatorinee), 202 Leguminosen, 164 Gramineen, 105 Cruciferen, 97 Umbelliferen, 95 Labiaten, 90 Ca- ryophylleen (darunter 39 Sileneen, 31 Alsineen und 20 Paronychieen, 63 Serophularineen, 38 Cistineen, 38 Ranunculaceen, 37 Rubiaceen, 36 Boragineen, 34 Chenopodeen, 33 Rosaceen, 33 Liliaceen, 32 Cy- peraceen und 30 Orchideen, — Statistische Uebersicht der vier, von B. angenommenen Regionen. In der ersten Region wurden 1070 Arten beobachtet, wovon nur + in der zweiten Region gleichfalls vorkamen, nur einige wenige Pflanzen sonniger ‘Standorte auch in den obern. In jener Summe sind 542sp. ©, 442 2,, 46 @%) begriffen: meines Wissens ist dies die einzige bis jetzt bekannte Gegend, wo die Zahl der jährigen Gewächse ebenso gross oder grösser.ist, als der ausdauernden. Zu den 442 2, „gehören, 19 ‚Bäume (s..0.), 58 Sträucher unter und 68 über.3’ Höhe, die übrigen sind Stauden. Unter den Sträuchern sind 22 Leguminosen (14 Genisteen), 14 Cisti- neen, 13 Labiaten (niedrige Halbsträucher), 6 Chenopodeen, A Aspa- rageen (2 Smilax), 4 Amentaceen, 4 Solaneen u. s..w. Die Region besitzt 860 Dicotyledonen, 200 Monocotyledonen, 10 Gefässerypto- gamen, vertheilt unter 82 Familien, unter denen die artenreichsten folgende: Leguminosen (147), Synanthereen (124), Gramineen (106), Cruciferen (47), Umbelliferen (47), Labiaten (46), Caryophylleen (46), Chenopodeen (33), Serophularineen (26), Cistineen (21), Boragineen (20). Kryptogamen sind sehr selten, indem die Dürre den Moosen, das Kalkgestein den Flechten nicht zusagt. Nach geographischer Verbreitung zerfällt die Flora der ersten Region in folgende Bestand- theile: a. Etwa 200 für Spanien endemische, oder bis zur Berberei oder zur Provence verbreitete Arten. Nur 12sp. kehren im Orient wieder. Charakteristische Familien: 12 Cruciferen (zur Hälfte Bras- D Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 351 sieeen), 20: Leguminösen (darunter 13 Genisteen), 24 Synanthereen (darunter 11: Cynareen), 11 Serophularineen (9 Linarien), 13 Labia- ten. 6. Etwa 770 mittelmeerische Pflanzen, die eine grössere, jedoch auf die Küsten des mittelländischen Meeres beschränkte Verbreitung haben. ce. 200. mitteleuropäische Pflanzen, grossentheils entweder Ruderal- oder‘ Sumpf-Gewächse. — In der zweiten Region beob- achtete B. 698 Arten, von denen 4 auch in die dritte Region und einige noch höher änsteigen. Darunter sind 202 ©, 465 2. und 31@. Zu den 2j. gehören 21 Bäume, 43 höhere, 68 niedrige Sträucher: unter den höhern Sträuchern sind 11 Leguminosen (10 Genisteen), 4 Cistineen, 4 Caprifoliaceen, 4 Rosaceen; unter den Halbsträuchern der Tomillares 13 Labiaten (4 Thymus-Arten), 12 Synanthereen (5 sp. Santolina), 7 Cistineen, 7 Leguminosen (Genisteen und Astra- galus tumidus), 4 Eriken, 4 Chenopodeen, 3 Thymeleen. Die Region besitzt 597 Dicotyledonen, 93 Monocotyledonen und 8 Farne, ver- theilt unter 65 Familien, unter denen die artenreichsten folgende: Synanthereen (97), Leguminosen (50), Labiaten (44), Cruciferen (41), ı Umbelliferen (40), Gramineen (36), Scrophularineen (27), Cistineen (23). Kryptogamen werden häufiger, Baumlichenen beginnen bei 3300’ in der Serrania de Ronda. Nach geographischer Verbreitung geordnet, besitzt die zweite Region folgende Bestandtheile; a. 220 spanische Pflanzen, darunter 32 sp. bis zur Provence verbreitet, 9 sp. im Orient wiederkehrend. Charakteristische Familien: 15 Cruci- feren, 15 Leguminosen (11 Genisteen), 15 Umbelliferen, 33 Synanthe- reen (19 Cynareen), 15 Scrophularineen, 17 Labiaten. db. Etwa 220 mittelmeerischre Pflanzen. c. 260 mitteleuropäische Pflanzen. — In der dritten Region sammelte B. 422 Arten: darunter 333 2), 78©, 11@. Zu den 2, gehören 14 Bäume, 44 grossentheils niedrige Sträu- cher: unter diesen 9 Labiaten (Thymus 5 sp.), 8 Leguminosen (6 Ge- nisteen, 2 Astragaleen), 5 Rosaceen, 4 Thymeleen. Die Region be- sitzt 358 Dicotyledonen, 54 Monocotyledonen und 10 Farne, vertheilt unter 52 Familien, unter denen die artenreichsten folgende: Synan- thereen (55), Leguminosen (29), Gramineen (29), Cruciferen (29), Caryophylleen (29), Labiaten (27), Scrophularineen (24), Umbelli- feren (20). Unter den Kryptogamen sind hier die Moose am reich- lichsten. Nach geographischer Verbreitung geordnet, besitzt die dritte Region: a. 182 spanische Pflanzen, unter denen 101 sp. bis jetzt auf Granada eingeschränkt erscheinen. Charakteristische Familien: 12 Cruciferen, 14 Caryophylleen, 15 Leguminosen, 21 Synanthereen, 12 Serophularineen, 16 Labiaten. 5. 185 mitteleuropäische Pflanzen. c. 55 mittelmeerische Pflanzen. — In der vierten Region fand B. 117 Arten, von denen % auch in der dritten vorkommen. Darunter sind nur 5©, 3@ und 1092,; ferner 97 Dicotyledonen, 16 Mono- cotyledonen und 4 Farne, vertheilt unter 34 Familien, unter denen die artenreichsten: Synanthereen (16), Gramineen (11), Cruciferen (11), Caryophylleen (8), Scrophularineen (8), Ranunculaceen (5), 352 Grisebach: Bericht,über die Leistungen.in der Gentiäneen (5). Unter den Kryptogamen sind Steinlichenen häufig. Nach geographischer Verbreitung geordnet, ‚besitzt: die vierte Re- gion: a. 45 spanische Pflanzen, wovon 30'sp. bis:jetzt der S. Nevada eigenthümlich, 13 sp, auch in den: Pyrenäen einheimisch sind.‘ 2.166 Alpenpflanzen, ‚zum ‘Theil auch in den 'nordeuropäischen Ebenen wiederkehrend, ..c. 6 Arten, -welche die S..Nevada mit zudem Bi europäischen 'Gebirgen gemein hat. ’ Ueber ganz‘ Andalusien verbreiten sich ‘die bötminahde Reisebriefe Willkomm’s (a. a. ©.) und dienen sowohl zür Bestätigung ‚als Ergänzung der. systematisch durchgebildeten Darstellung. Boissier's. In der S. Nevada fiel dem deutschen Reisenden sogleich, auf, dass sie viel kahler und auch an. Gesträuchen ärmer sei, ‚als. die übrigen spanischen Gebirge. Die nördlichen Abhänge fand er, wie B., pflanzenreicher und feuchter, als die Alpujarras. In der Serrania de Ronda sah er die Pinsapo-Wälder, eines Baums, der den Wuchs der Kiefer mit der Rinde und Zweigstellung der Fichte (Rothtanne) verbinde, aber durch die dichten, kurzen Nadeln bedeutend abweiche. In, früherer Zeit ist, ein grosser Theil..der Serrania von Pinsapo- Wäldern bedeckt gewesen, aber. allmählich ist die Abholzung so weit fortgeschritten, dass, man den Pinsapo als Baum nur noch auf hoch- gelegenen Standorten sieht: aber als Gesträuch findet man ihn an den Abhängen bis 3000’ herab. ‚Ebenso soll: die Sierra Tejeda, Do- lomitgebirge zwischen Granada und Velez. Malaga, ehemals von Taxus-Wäldern bedeckt gewesen sein, von deren spanischem Namen Tajo des Gebirges, Namen abgeleitet wird: jetzt stehen dort nur. noch einzelne Bäume‘ an. der Taxus-Quelle (Fuente del Tejo). Die nie- drigere, östliche Fortsetzung der S. Tejeda, die oben erwähnte S.de las Almijarras, ist zwischen Motril und Granada noch jetzt von Na- delholz und Eichen theilweise bewaldet, von Pinus,Pinea, halepensis und Pinaster, von Quercus llex und lusitanica. An den Küstenabhän- gen dieses Gebirgszuges ist, auch die Heimath ‚der Catka europaea, eines Strauchs, ‚der. zwischen Nerja und ‚Motril allgemein anzutreffen ist. — Die Gebirge im östlichen ‘Theile yon Granada scheinen in ihrer Vegetation mit der S., Nevada am meisten übereinzukommen: so. die gleichfalls kahle S. de Alfacar (7000'), welche die fruchtbare Vega Granada’s von der öden, dürren Hochebene um Guadix trennt: Lavandula Spica nebst einigen Cisten ‚bildet dort die ‚gesellige Be- kleidung der nackten Abhänge. Die Ebenen von-Guadix und Baza besitzen ‚die. Vegetation des Gypses und salzhaltigen Bodens. Dann folgt an der Grenge gegen Murcia. das hohe Kalkgebirge Sagra bei Huescar (fast 8000'), ‘wo grössere. Rieferbestände (P. sylvestris) vor- kommen; die Vegetation scheint 'auch hier der der S. Nevada ähn- lich zu sein, so wie z. B, daselbst Lonicera arborea beobachtet ist. Dasselbe gilt von der S. de Filabres bei Almeria (7000'), wo W. eine Reihe der für die S. Nevada endemischen Pflanzen antraf, Tr Pflanzengeographie während des Jahres 1845, 3553 “Die andalusische Tiefebene oder das Thalgebiet des'Guadalquivir steht dem südlichen Hochlande an Pflanzenreichthum nach, aber ist auch sorgfältiger angebaut, namentlich in der Gegend von Sevilla. Die wüst liegenden Strecken zwischen Sevilla und Huelva fand W. mit Zwergpalmen bedeckt, auch Gehölze von Pinien und Korkeichen waren häufig. ‘Im Herbste blühten hier allgemein mehrere Liliaceen, auch die Amaryllidee Carenoa lutea B. (Pancratium humile Cav.). Längs der sandigen Küste, innerhalb ‘der Lagunen und Salzsümpfe, die z. B. bei Huelva weithin sich ausdehnen, reichen von der Strasse von Gibraltar bis zur Mündung des Guadiana Pinienwälder, deren Unterholz den Küstenverzweigungen der S. Morena gegenüber aus Cistus ladaniferus, Ulex Boivini u.a. besteht. Am. östlichen End- punkte dieses Küstenstrichs, auf der Sierra von Algesiras, traf. der Reisende einen prachtvollen Hochwald von Korkeichen mit. Oelbäu- men, wie nirgend in Spanien, ebenda wo ‚Rhododendron ponticum von Boissier erwähnt wird. "1 Algarvien "besuchte W. im Februar 1846. Drei Regionen Wverden hier in der Landessprache unterschieden. a. Der sandige Küsten- strich (Cousta), kaum zwei Stunden landeinwärts reichend, 'war ursprünglich eine von den Wogen zerrissene Wüste, ist äber durch Industrie, namentlich bei Tavira, in paradiesisches Gartenland mit Plantagen von Südfrüchten, Weingärten und Weizenfeldern umge- wandelt worden. Zwischen Faro und Albufeira unterbricht 'diese Kulturfläche ein ausgedehnter Pinienwald mit Erica umbellata,. Cha- rakteristische Pflanzen: Empetrum album, Ulex Boivini und geni- stoides; Myagrum iberioides, Arenaria emarginata, Linaria praecox und Zinogrisea, Aristolochia baetica (glauca Brot.), Scilla odorata und pumila. — b. Das Hügelland (Barrocäl), bis 1000' reichend, sehr coupirt, aus verschiedenen Kalkconglomeraten bestehend, ist gleichfalls fruchtbar und wasserreich: doch liegt viel guter Boden wüst, mit Montebaxo bedeckt. Die Vegetation war noch zurück: um Loule z. B. wurden Erica australis und lusitanica, Osyris qua- dripartita, mehrere Nareissen bemerkt. — c. Die Gebirgsregion (Serra), eine letzte wellenförmige Fortsetzung der S. Morena, wie diese aus Grauwacke und Thonschiefer, nur im westlichsten Theil, in der Serra de Monchique, aus Granit und Basalt gebildet, erschien dunkelgrün, doch unwirthbar. Merkwürdig ist und spricht für den grossen Einfluss des geognostischen Substrats, dass selbst hier noch die Sträucher der spanischen S. Morena herrschen, namentlich all- gemein Cistus ladaniferus, verbunden freilich mit den beiden Eriken des Barrocäl. Bewaldet sind hingegen die Thäler um die Serra de Monchique mit Kastanien und Korkeichen, mit denen Rhododendron ponticum in Gemeinschaft wächst. Diesks Gebirge erhebt sich nach portugiesischen Messungen zwar nicht über 3800’, aber die Vegeta- tion. wird oben subalpin, andalusischen Höhen von 5—6000' entspre- chend, was ich jedoch mit dem Verf. nicht sowohl der Wärmecapa- 354 Grisebach: Bericht über die’ Leistungen in der eität des Granits, als vielmehr dem; Aufhören des Plateau-Einflusses zuschreiben möchte. Nicht die Stürme sind es, wodurch das Klima unter das natürliche Maass herabgedrückt werden soll, sondern’ das benachbarte Meer und Tiefland lassen im vertikalen Sinne eine nor- male Abnahme der Temperatur zu, wogegen Andalusien und ganz Spanien in dieser Hinsicht sich abnorm verhalten ‚und die Vegeta- tionsgrenzen übermässig in die Höhe rücken. Schouw hat seine Arbeit über die italienischen Nadel- hölzer (s. Jahresb. f. 1841) jetzt in grösserer Ausführung, mit- getheilt (Ann. sc. nat. 1845. 1. p. 230). Verbreitungsbezirk der Arten; 1. Pinus sylvestris L. (wozu P. uncinata DC. gezogen wird). Südabhang der Alpen 6000’ — unter 1000' am Tagliamento; Apennin des Montferrat. 2. P. Pumilto Hk. Südabhang der Alpen 4000’— 7500. 3. P. magellensis Sch. (P. Pumilio Ten. und Mughus Guss.) soll sich zu 4., wie 2. zu 1. verhal- ten. Abruzzen am. Majella 5600’ —8300°. 4. P. Larieio.Poir. (P. sylvestris und nigrescens Ten.) bildet die Wälder des Aetna,.4—6000°. Calabrien und Abruzzen am Majella. P. nigrieans Host und ‚P. Pal- lasiana Lamb. seien wahrscheinlich dasselbe: wie ich gleichfalls, an- genommen, 5. P. Pinaster Ait. Apennin. 0'-—2800’ am Monte Pi- sano, 6... P. Pinea L. Apennin bis Genua mit 5. 0’—1500' im. west- lichen ; Apennin,, — 2000’ im südlichen Italien. 7. P. kalepensis Lamb. Ganz Italien bis zum Apennin. 0’—2000' an der Somma bei Spoleto...8..P. drutia Ten. Calabrien, am Aspromonte' bei Reggio 2400'— 3600’. . Scheint. mir jedoch von P, Laricio ‚nicht ‚hinlänglich verschieden. 9. P. CembraL. Alpen 4—6500'. 10. Abies ezcelsa DC. (P. Abies L.) Alpen... 1000’ ( Tolmezzo) —7000’ (Stilfser Joch). 11. Abies pectinata DC. (P, Picea L.). Von den Alpen bis zu der Madonie. 1000'— 4500’ ‚in. den Alpen, — 5500’ im Apemnin. 12. Larix europaea. Alpen 1500' (am Piave) — 7000. 13. Cupres- sus sempervirens.L. Alpen bis Sicilien 0'—2500'. 14. Junipe- rus communis L. Südlich bis 40°. , Alpen 0'—5000'. 15; J. nana W. Alpen 5— 7500’; Apennin. 16. J. hemisphaerica Prl. Aetna 5—7000'. Calabrien. 17. J. Oxycedrus L. Apennin 1000’— 3000’. 18..J. macrocarpa Sibth. Längs beider Meere von Pisa bis Siei- lien. 19.1J. Sabina L. Alpen; Apemnin. 20. J. phoenicea L. Längs beider Meere von. Nizza bis Sieilien.. 21. Taxus baccata L. Alpen; Apehnin. ; n Eine Flora von Palermo hat Parlatore begonnen (Flora palermitana. Vol. I. Firenze, 1845. 8.). Der erste Band ent- hält nur Gramineen (130 sp.) in sehr ausführlichen Beschrei- bungen. 4 Neue Arten: Avena Heldreichü, Melica nebrodensis, Vulpia pa- normitana und. attenuata (Festuca sicula Mor.). Pflanzengeographie während des Jahres: 1845. 355 Ueber die Vegetationszeit des Weizens. (Triticum vulgare hybernum) finden wir‘ bei v. Daum (a. a. 0. S. 347) folgende Beobachtungen aus dem Jahre 1842. Mittl. Saatzeit. Erndtezeit. Malta = 1De. ..... .,.. 13 Mai. ’= 164 Tage. Sieilien — 1 Dec. . . Palermo = 20Mai. — 171 „ Neapel = 16 Nov. . ...... 2Jm. = 1% „ Rom = 1Nov. ....2.0..0.:2 Jul = 242 1, Berlin ..21,.,5./1* enden ‚Einige Bemerkungen über die Vegetation von Dalmatien las Link in der Berliner Gesellschaft für Erdkunde (Monats- berichte Bd. 2). Einzelne Pflanzen aus Griechenland und Kleinasien liess Visiani nach Parolini’s Sammlungen abbilden (Memorie dell’ Istituto Veneto. Vol. 1. 1843): 6 Labiaten (Thymus, Stachys), 2 Boragineen (Anchusa, Lycopsis), Dianthus Webbianus und Sedum Listoniae. Die hier neu, aufgestellten Arten waren in- dessen zum Theil schon anderweitig beschrieben, ll. Asien Von Gr. Jaubert’s und Spach’s Illustrationes planta- rum orientalium (s. Jahresb. für 1843) sind Lief. 11—18 er- schienen (Paris, 1844. 45). Ausführlicher bearbeitete Familien und Gattungen: Polygoneen, Asarineen, Chenopodeen, Legu- minosen, namentlich Genisteen (darunter G. gracilis t. 143 = G. carinalis m.), Cousinia. — In Lorent’s 'orientalischer Reise (Wanderungen im Morgenlande. : Mannheim, 1845, 8.) sind 35 Arten von Hochstetter als neu publicirt, meist aus Syrien und Armenien. — Sechs von Kotschy am persischen Meerbusen gesammelte Algen haben Endlicher und Die- sing beschrieben (Bot. Zeit. 1845. S. 268). Mahlmann hat die von Chanykoff herrührenden Be- obachtungen über das Klima von Bokhara bearbeitet, (Berliner Monatsber. für Erdkunde. Bd. 2. S. 132—140). Beständig herrschen Nordwinde im Chanat, also stets in der Richtung von.der Steppe zum Hindu-Kusch, wodurch die Regenlosig- keit und continentale Wärmevertheilung erklärlich sind. In 8 Mo- naten wehte der Wind nur zehnmal in entgegengesetzter Richtung. In der Stadt Bokhara (1116’ über dem’Meere) fand Ch., jedoch in einem strengen Winter, die mittlere Wintertemperatur = —1?,5 C,, d.h. tiefer, als mit Ausnahme von Peking unter gleicher Breite be- 356 Grisebach: Bericht über die Leistuneen'in’ der obachtet worden ist. Die Bäume schlagen: zwischen dem 20. März und 10, Aptil aus. ‘Die Vegetation der ‚Steppe, zwischen Samarkand und Karschi dauert nur von Mitte März bis Ende April. Aber ‚die Temperatur bleibt ‘von Mitte März bis Ende November hoch und wird im Sommer exoessiy. In Tschihatcheff’s Rigzögsäre über den östlichen. Altai, namentlieli das Quellengebiet des Jenisei (Voyage dans l’Altai oriental. Paris, 1845. 4.) befindet sich ein Verzeichniss der vom’ Reisenden auf theilweise unbetretenem Boden gesammel- ten Pflanzen, welche, von Turezaninow bestimmt, mit der Ve- getation der Nachbarländer übereinstimmen. ß An Bäumen kommen vor: Larix sibirica, Abies Pichta, Pinus sylestris und Cembra, Alnus viridis, Betula alöa, Salz Potelirana, pentandra und stipularis Turez., Populus alba, tremula und. lauri- Folia, Sorbus aucuparia. —, Von Turczaninow’s,Flora der Bai- kalgegenden (s., vor. Jahresb.) erschienen als Fortsetzung (Bull. Mos- cou. 1845) folgende Familien und Gattungen: 1 Adona, 1. Oornus, 6 Caprifoliaceen, 7 Rubiaceen, 6 Valerianeen, 2 Scabiosa sp. G. Reichenbach beschrieb Ei Orchideen der Gö- ring’schen Sammlung aus Japan (Bot. Zeit. 1845. S. 333). Von R. Wight’s Kupferwerken über die Flora von Hin- dostan (Jahresb. für 1840) sind laut Anzeige: folgende Abthei- lungen erschienen: von den’ Jllustrations of Indian Botany Vol. 2. P.1. mit‘ 39 Tafeln’ (Madras, 1841); von: den Icones plantarum Indiae orientalis, nach Vollendung des ersten aus 16 Heften und 318 Tafeln bestehenden "Bandes Vol. 2 ‚mit 318 Tafeln '(ib..1840—42) und Vol. 3. P.1—3 mit’ 409 Tafeln (ib. 1843—46). ' Ausserdem hat W. ein Spieilegium’neilgher- rense mit 50 Tafeln 'herausgegeben (ib. 1846. ’4:), worin aus- gewählte Pflanzen der Nielgherrie’s abgebildet sind: dies scheint jedoch nur ein Auszug 'aus dem vorigen Werke zü sein (vergl. Gardner’s Bemerkung ‘im Lond: Journ. ‘of Bot. 4845. p. 565). — Nach’ einer brieflichen Mittheilung' findet sich in dem zu Delhi erscheinenden Quarterly med. and lit. ‚Jour- nal (1845. p. 34—118) eine Abhandlung,.über indische 'Coni- feren von Madder. — Gardner, der brasilianische Rei- sende, welcher jetzt Vorsteher des Eartänk zu Columbo auf Ceylon ist, berichtete über. botanische Excursionen in ‚den Nielgherries; (a, a. 0..p.393—409. u, A keine: dor: tiger. Pflanzen aufzählend. ernun De Vriese hat ein Kupferwerk über gewählt Pfän« . Pflanzengeographie während des Jahres’ 1845. 357 zen atıs niederländisch Indien herauszugeben angefangen (Nou- yelles 'recherches sur’ la Flore des possessions Neerlandaises aux Indes , orientales. Fasc. 1. mit 3 Tafeln. Amsterdam, 1845. fol.):; enthält die Beschreibung neuer Styraceen ‚aus Sumatra und Java, ‚eine ‚Abbildung‘“der, Casuarina. sumatrana,..so wie ‘der neuen’ Pinus Merkusii ‘aus Sumatra. — Hasskarl setzt seine 7 zerstreuten Bemerkungen über javanische Pflanzen so- wohl in ‚der Regensburger Flora (1845. S. 225 u. f.: Rubia- ceen enthaltend), als in v. d. Hoeven’s Zeitschrift ‚fort (Bd, 12. S.77u; f.: darin Malvaceen. und | verwandte.) Familien). Montagne bearbeitet Lichenen und Moose von'den Philip- pinen nach Cuming’s Sammlungen (Lond. Journ. of Botan. 1845. p.3 11). | 2. ir..Afrika j "Beiträge zur Flora’ von Abyssinien hat Fresenius nach Rüppell’s Sammlungen bearbeitet (Mus. Senckenbergian, Vol. 111. 1845) : ausführliche Beschreibungen der schon früher publicirten Polygoneen und neue Synanthereen enthaltend. "Hier ist auch eine Abbildung des abyssinischen Lobeliaceenbaums Gibarra (Rhynchopetalum montanum = Jibera des vor. Jahresber.) mitgetheilt und der Habitus folgendermassen geschildert: | auf 6—- 7’ hohem, hohlem ‚Stamm eine Krone lanzettförmiger Blätter und hoher Blüthentrauben, demnach von Rüppell in Simen zwischen 11000’ und 12000° in kleinern Dimensionen, als von Harris in Schoa, beobachtet ' | (vergl. vor. Jahresb. S. 389). — Einige neue abyssinische Cichoraceen Rüppell’s hat C. H. Schultz beschrieben (das. 8.47). \ Neue Algen’ aus der Colonie Natal bearbeiten Endlicher | und Diesing (Bot. Zeit. 1845. 'S. 288-290). AiThahalt u IV. Amerika, "Zu "einer Pflanzensammlung von den Küsten der Davis- Strasse und Baffıns-Bay giebt Seller in den Annals of natu- ral history (Vol. 16. p. 166—174) einzelne im nn Be- merkungen. "Die auf den meteorologischen Stationen der vereinigten Staaten seit 1819 erhaltenen Resultate hat Forry verglichen und, ‚die, Vertheiluug der Wärme nach verschiedenen Gesichts- punkten verfolgt (Amerie. Journ. of Science,.4844: extrahirt - imBiblioth, de Geneve. Vol. 57, p. 140-150). hr > \ i 342 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Die ungemeine, ja beispiellos grosse Anhäufung, süssen Wassers in den canadischen Seen, welche bei einer mittleren, Tiefe von. 1000’ eine Fläche von fast 4000 g. Quadratmeilen einnehmen, verschafft den nördlichen Staaten bis tief in das Innere des östlichen Waldge- biets ein insulares Klima. Excessiv wird der Gegensatz von Winter und Sommer daher erst jenseits des Missisippi, aber auch zwischen den Seen und dem atlantischen Meere, z; B. in Niedercanada, sind die Temperatur-Extreme etwas grösser, als in Michigan einerseits oder an der Küste von Neu-Schottland andererseits. In den südlichen Staaten ist die Jahrescurve unter dem Einfluss zweier Meere noch schwächer gekrümmt, als im Norden, bis sie in Florida einer fast tropischen Gleichmässigkeit Raum giebt. Hier beträgt die Differenz zwischen der‘Temperatur des: Sommers und Winters zu Key-West nur 6°,2 C.; hier sprossen das ganze Jahr hindurch Blumen, ohne allgemeinen. Winterschlaf. Während eines Zeitraums von 6 Jahren stieg auf dieser Station das Thermometer nicht über 32°, sank nicht unter 7°. Die atmosphärischen Niederschläge sind in Florida un- gleichmässig vertheilt: im Innern kommen auf das Jahr 309 heitere Tage, an der Küste 250 und an.den Seen im nördlichen Theile des Staats nur 117, aber überall ist die Luft reich an Wasserdampf und Thaubildung häufig. ? Mac Nab setzte seinen botanischen Reisebericht, aus Nordamerika fort (Ann. nat. hist. 15. p. 65 u. 351). — Ber- keley. publieirte. einige neue Pilze aus Ohio (Lond. Journ. of Bot..1845. p. 298—313). Die Nachweisungen Geyer’s über ‘den Vegetstionscha: rakter der Prairieen diesseits und jenseits der Rocky Moun- tains (Lond. Journ. of Bot. 1845. p. 479 — 492 u. 653 — 662) schliessen sich, in Verbindung mit Fremont’s Forschungen (s. u.), unmittelbar an die Darstellung des Prinzen von Wied, welcher die ersteren zwar durch allzu aphoristische Form! bei Weitem nachstehen, aber an systematischer Pflanzenkenntniss ebenso sehr überlegen sind. Der Reisende stieg vom Staate Missouri aus durch das Osage- Gebiet den Platte-Fluss bis zu dessen Quellen an den Rocky Moun- tains aufwärts, überschritt das Gebirge und den californischen Colo- rado ungefähr unter dem 42sten Parallel und gelangte auf diesem Wege in das Oregon-Gebiet. Am untern Kanzas im Distrikt Osage (39° N.Br.) ist die West- wie,die Südgrenze der Prairieen ' nicht mehr fern, die südlich vom Arkansas (nach,D. de Mofras’ Charte) an die Wälder von Neu-Mexiko (37°) sich anschliessen. Deshalb zeigen sich schon hier die Thalwälder längs der Ströme mannigfal- tiger, die Prairieen blumenreicher, ihre Sommerdürre verkürzt sich. Die allgemeinsten Arten unter den Laubhölzern von: Jllinois, fast u - »»Pflanzengeographie während des’ Jahres 1845. 343 dieselben, welche der Pr. v. Wied nennt (Jahresb; f. 1842. S. 424), die noch am untern Missouri den Uferwald bilden, finden hier all- mählich ihre Westgrenze und nehmen an Höhe ab, je mehr man dem sandigen Thalwege des Platte sich nähert. Aber die Stauden: dieser fruchtbaren Prairie werden um so mannigfacher und durch ununter- brochenen Blüthetiwechsel ersetzen sie sich den Frühling und ganzen Sommer hindurch. Im April erscheinen einzelne Frühlingspflanzen; im Maäi und Juni steht auf unermessliche Weiten die ganze Wellen- fläche in Blüthe z. B. von Amorpha canescens, Batschia, Castilleja, Pentstemon Cypripedium candidum u. a.;, dann folgen höhere Stau- den: Petalostemon, Buptisia, Phlox aristata,, Asclepias tuberosa, Li- lium 'canadense, Melanthium virginicum; und zuletzt im, späteren Sommer fast ausschliesslich Synanthereem; hohe Heliantheen bis zum niedrigen Aster sericeus. Mit dem Kalkstein des Missouri, der diese Vegetation begünstigt, endigt am Platte der reichere Prairienboden: nun folgt die untere, 900’ —1000' hohe Terrasse, die weiterhin stromaufwärts an die obere Steppen-Hochfläche sich anschliesst. Granitgerölle bilden die'steinig sandige Erdkrume, die über horizontal geschichteten Sandsteinen und bituminösen Schiefern sich ausbreitet. Die Inselwaldung des Stroms ist nun auf " Populus canadensis, Ulmus americana und fulva, Ne- gundo und Celtis occidentalis beschränkt; am Ufer herrschen Ge- sträuche von Salix longifolia, nebst Amorpha frutescens, Rosa parvifolia, Rubus occidentalis und Rhus glabrum. Auf der offenen Prairie, die im Mai und Juni von atmosphärischen Niederschlägen befeuchtet wird, währt die Vegetation doch kaum länger als diese kurzen Frühlingswochen. Aus der Prairieenflora, die zwar nach Standorten abgetheilt, jedoch vom Verf. nicht übersichtlich geordnet ist, können folgende Formen als charakteristisch genannt werden: von Leguminosen Astragalus z. B. A. adsurgens und caryocarpus, Ozytropis, Phaca, Petalostemon, Psoralea, Glycyrrhiza, Schrankia ; Malvaceen Sida coceinea; Cacteen Marillaria simplex und Opuntia missurica; Onagrarien Oenothera, Gaura; Synanthereen namentlich "Heliantheen z. B. Echinacea, Rudbeckia, Heliopsis, ferner Artemisia z.B. A. caudata, Lygodesmia; Scrophularineen Pentstemon, Castil- leja; Hydrophylieen Ellisia Borragineen Batschia ;' Nyctagineen Ca- Iymenia; Liliaceen Yucca; Gramineen z. B. Sesleria dactyloides, Crypsis, Stipa, Agrostis, Eriocoma u. a. Das übrige, grosse Gebiet bezeichnet G. als obere und Salz führende Terrasse (Saline desert Region), deren Areal sich weithin zu beiden Seiten der Rocky Mountains vom Missouri bis zum untern Oregon gleichmässig ausdehnt: eine öde, auf Sandsteinen ruhende und von 1200’ bis über 4000’ allmählich ansteigende Hochfläche, so dass die Ketten des Felsgebirgs, ihrem hohen Mittelrücken aufgesetzt, keineswegs als Vegetationsscheide zu betrachten sind. Als Grenzen dieser unermesslichen, doch überall Weidegrund bietenden Steppe 360 Grisebach:), Bericht über die Leistungen in der nennt G. im Norden den. Saskatchawan und Winnipeg-See, im Osten (gleich dem Pr. v. Wied) eine Linie, die durch Jowa oder den.ehe- maligen Sioux-Distrikt’der Länge nach hindurchläuft (grosser Sioux- Fluss und Moines-Fl.), im Süden den obern Arkansas, im Westen die Mündung des Wallawalla in den Oregon (deutlicher bei Fremont die Vereinigung der beiden Hauptgabeln dieses Stroms, des: Lewis- River‘ und 'obern Columbia): also etwa 38%--54° N. Br. und 77°—101° W:L: von Ferro. Mit Ausnahme‘ der Coniferen-bekleideten Rocky Mountains (pine- and snow-elad central chain) ist dieser ganze Raum waldlos: Derselbe Charakter der Flora,' den der Pr.’ v. Wied vom obern Missouri geschildert, ist allgemein der herrschende. Auch jenseits: der Rocky Mountains, ebenso wie ‘im: Quellengebiet des Platte, ist die Steppe vonrzwei geselligen Artemisia-Sträuchern be- wachsen (Art. tridentata und cana); überall bis am Oregon hinab bewohnt den salzhaltigen ‚Boden der Pulpy-Thorn Surcobatus ver- mieularis (S. Maximiliani, N.) auch Salt-cedar genannt: ein vielsten- geliger, 3—8' hoher Sträuch mit abstehenden, dornigen: Aesten und dunkelgrünem, 'saftigem Laub. Bei der Aehnlichkeit des, Klimas und Bodens 'der Prairieen mit den russischen Steppen ist die Thatsache bemerkenswerth, dass. diese aus Wied’s Sammlungen zuerst als eigen- thümlich erkannte Gattung, nach dem Zeugniss sowohl Lindley’s als Torrey’s (Fremontia ej,, Butis, vernucularis Hook.) eine ächte Che. nopodee: ist, (Lond. ‚Journ. ‚of Bot. 1845. p. 1 u. 481) und mit andern Halophyten aus derselben Pflanzengruppe in.Gemeinschaft wächst. — Die übrigen Gesträuche der obern Steppe sind im, allgemeinsten: Elaeagnus argentea und Shepherdia argentea,,, sodann ‚dmorpha' frutescens, Rosa parvifolia und holzige Synanthereen z.B, Iva, Bi: gelovia, Auf \die Missouri-Gegenden unterhalb der Mündung des Yellowstone ‚scheint Juninerus andina (J. repens bei Wied) nebst Yucca angustifolia beschränkt. — Die fernere Absonderung meh- rerer.Vegetationsbezirke im.Gebiete der obern Terrasse bei Geyer ist nicht ‚klar genug durchgeführt. Als charakteristische Formen können betrachtet werden: von Leguminosen ‚Astzragalus, Homolobus, Psoralea, Glyeyrrhiza, Hosackia, Schrankia, Amorpha; Cruciferen Stanlaya pinnatifida,;. Loaseen, Bartonia ornata; Onagrarien Oeno- thera;, Cacteen Opuntia missurica,; Umbelliferen Cymopterus; Syn- anthereen ausser ‚den genannten Sträuchern mehrere Chrysopsideen, Cichoraceen, Achillea; Scrophularineen. die Gattungen der untern Terrasse; Chenopodeen ausser Sarcobatus; Kochia, Salsola, Cheno- podium, Atriplex; Liliaceen Calochortus, Allium; Iris; Triglochin maritimum; Carex; Gramineen 2. B. Triticum missuricum, Hordeum jubatum, Ceratochloa. | Geographisch verständlicher wird Geyer’s Darstellung (durch das Ausgezeichnete Reisejournal Fremont’s, der als Chef einer. Ent- deekungs-Expedition, aber auch mit botanischen Kenntnissen ‚ausge- rüstet, die ganze nordamerikanische Prairieen-Steppe bis zum untern Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 361 Oregon und Obercalifornien in verschiedenen Richtungen mit dem glücklichsten Erfolge durchdrang (Narrative of the Exploring expe- dition to the Rocky Mountains in 1842 and to Oregon and North California in 1843—44. Washington, 1845: mir nur aus dem englischen Nachdrucke, London 1846. 8. bekannt). Diesseits der Rocky Moun- tains folgte F. zuerst demselben Wege am Platte-Fluss, wie Geyer, das zweite Mal zog er am Kanzas und dessen Nebenflüssen zur Cen- tralkette hinauf. Das Land steigt von der Gabelung des Kanzas (79° W.L.) ganz allmählich bis zum Fusse der Rocky Mountains an und ebenso senkt sich der Boden wieder auf der Westseite des Ge- birgs bis zum Zusammenfluss des Lewis und Oregon: wie sich aus folgender, von Ost nach West die ganze Steppe durchschneidenden, durch F. barometrisch bestimmten Niveaulinie ergiebt. Gabelung des Kanzas (79° W.L.) = 92%6'; Platte-Fl. (81°) = 2000’; Platte-Fl. (83°) = 2700’; Fort Laramie am Platte (87°) = 4470’ und fast unter gleichem Meridian Fort Vrains (40° 16' N. Br.) = 4930, so wie Ar- kansas-Fl. (38° 15’ N. Br.) — 4880’; Artemisien-Steppe am östlichen Fuss der R. Mountains (41° 36’ N. Br. u. 90° W.L.) = 68%0'; South Pass durch die R. Mount., in einer tiefen Depression ohne Gebirgs- charakter, (42°27’) = 7490; Fuss der R. Mount. am obern Lauf des californischen Colorado (41° 46') = 6230’; Fort Hall am Lewis (43° N, Br. 95° W.L.) = 4500’; Lewis-Fl. (43° 49 u. 99°) = 2100'; Lewis-Fl. (44° 17’ u. 100° W.L.) = 1880. Die offene Prairieensteppe jenseits der Rocky Mountains ist all- gemein von den. Artemisia-Sträuchern bewachsen, zwischen denen das Vieh jedoch auch überall Futter an nahrhaften Gräsern findet. Ein eigenthümlicher Strauch ist die Spiraeacee Purshia tridentata, der die Artemisien häufig begleitet. Nahrungspflanzen zur Noth für die jagenden Indianer sind, entsprechend der Psoralea esculenta am Missouri, hier: Valeriana edulis (Tobacco-root), Cirsium virginia- num, Anethum sp. (Yampeh) und Kamassa (Kamas) Fr. indeser. — Erst in den tiefern Gegenden kehren die Uferwaldungen von Cotton- Wood (Populus) wieder, die auf der obern Terrasse ganz zu fehlen scheinen. Wo an der Gabelung des Oregon die Prairie endigt (101° W,L.), beginnen die waldigen Vorberge der westlichen Alpenkette, die den Rocky Mountains an Ausdehnung zu vergleichen ist und, allenthalben über die Schneegrenze hinausragend, dieselben vielleicht an Höhe übertrifft. Als Fortsetzung der californischen Anden führt sie in Obercalifornien den Namen Sierra Nevada, am Oregon Blue Mountains und Oascaden-Kette, wo sie an der Südseite des vereinig- ten Stroms bei Fort Vancotver noch zu hohen Schneebergen, wie ‘zum Mount Hood, sich erhebt. Am Oregon bestehen die Wälder dieses Hochgebirgs (zwischen 2700' und 3800' durchwandert), die nur von den schönsten Wiesenabhängen unterbrochen werden, aus Bir- ‚ken, aber hauptsächlich aus verschiedenen Nadelhökern, welche durch die ungeheuersten Bean sich auszeichnen, wie sie nir- "Archiv f Naturgesch, XJJ, Jahrg. 2, Bd, ’ Y 362 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der gend sonst auf dem Erdboden beobachtet sind. Die Lärelen; waren zuweilen 200’, hoch (p. 182), ebenso hoch die Fichten bei; einem Stammdurchmesser bis zu 7’: bei den exstern war der ungetheilte Stamm unter der Krone zuweilen 100 gemessene Fuss lang. Tannen (white spruces), bis zur Wurzel Zweige tragend, schienen demunge- achtet 180, vielleicht 200' zu messen. — Die Cascaden-Kette scheidet das milde Klima der Westküste des Oregon- Gebiets von den trock- nen: Prairieen ebenso scharf, nur in umgekehrtem Sinne, wie die 'pe- ruanischen Anden das wüste Litoral von dem feuchteren Hochlande. Jenes Meridiangebirge, welches der Columbia etwa 25 bis 30 Meilen von der Mündung quer durehschneidet, fängt die Nebel und Regen auf, welche vom stillen Meere herübergetrieben werden, aber in den heitern Himmel der Steppe nicht eindringen. An den Stromschnellen des Columbia, den Dalles innerhalb der Gebirgslinie, ist bereits die Regenzeit unbekannt, welche an der Küste den Winter bezeichnet, und diese Jahreszeit macht sich dort (45° N. Br.) nur durch ‚eine leichte Schneedeeke bemerklich, welche kaum zwei Monate den Erd- boden bedeckt: Die Ursache der Winterregenzeit an der Mündung des Oregon, wo westliche Luftströmungen: hertschend sind, scheint mir einfach darin zu liegen, dass im Sommer das Meer, im: Winter das Festland der kältere Punkt ist, so. dass während der letztern Jahreszeit die feuchten Seewinde über der Küstengegend rasch ihre Feuchtigkeit verlieren müssen. Die hinter dem, Gebirge gelegene Steppe hingegen ist Hochland, als solches übertrifft sie die Küste an Wärme und Trockenheit und kann daher nicht leicht aus, westlichen Luftströmungen den Wasserdampf niederschlagen. Dasselbe gilt aber hier auch für andere Himmelsrichtungen, aus denen der Wind wehen mag, so dass nicht, Steppe, sondern Wüste zwischen den Rocky Mountains und californischen Anden sich ausbreiten würde, wenn dieses Binnenland nicht eben von denselben Gebirgen aus so reich- lich bewässert und dadurch auch zu lokalen Niederschlägen geschickt würde. Uebrigens erklären die klimatischen Verhältnisse des Ore- gon-Gebiets auch die vom Pr, v. Wied geschilderte Dürre der Prai- rieen am Missouri; vollkommen. ; Vom Columbia zog F. am östlichen Fusse der Sierra Nevada bis zum 39sten Breitegrade südwärts, der Grenzlinie zwischen Steppe und Waldregionen folgend. Unter dem 42sten Grade, an der süd- lichen Wasserscheide des Oregon-Stromgebiets, erhebt sich das Bin- nenplateau zu einer westöstlichen, nicht waldlosen Gebirgskette, wo- durch ein Zusammenhang der californischen Anden (S. Nevada) mit den Rocky Mountains ‚bewerkstelligt zu werden. scheint. Südlich von dieser Kette liegt ein wüstes, wahrscheinlich zum’ grossen Theil unbewohnbares Hochland, das, nach Bodenbeschaffenheit- und Gefälle mit den unwirthbarsten Gegenden Persiens zu vergleichen, die cali- fornische Salzwüste genannt zu werden verdient (great interior Ba- sin F.’s). Ein indianischer Führer. wies auf sie mit den Worten hin: Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 363 „dort sind die grossen Jlanos — no hay agua, no hay zacatä, nada” — d. h. Ebenen ohne Wasser, ohne Graswuchs: „jedes Thier, das hineingeräth, müsse sterben.” Rings von Randgebirgen umgeben, nördlich durch die Oregon-Wasserscheide, südlich durch eine ähn- liche, Schnee bedeckte Kette gegen den Colorado und zu beiden Seiten von der S. Nevada und den Rocky Mountains begrenzt, besitzt sie nur Binnengewässer, die sich in der Wüste oder in salzigen Seen verlieren, und ist vielleicht viele Tagereisen weit dürr und quellen- leer. Da der grösste Theil noch von keinem Reisenden betreten ward, so ist man rücksichtlich des Niveau’s auf folgende Messungen E.'s, die freilich nur den äussern Rand angehen, beschränkt: auf dem Plateau grosser Salzsee Utah (41° 30' N. Br. u. 95° W.L.) — 4200, Pyramid Lake am Fuss der S. Nevada (39° 51’) = 4890’, Fuss der S. Nevada (38° 50’) = 50%’; auf den Randgebirgen Bear River am Abhang der Rocky M. (42° u,.93°) — 6400, Pass vom Bear River zum Colorado (41° 39') = 8230', Pass über die S. Nevada nach der Bai von S. Francisco (38° 44') = 9338. — Von den Prairieen des Missouri, wie von der Artemisien-Steppe am Oregon unterscheidet sich die Salzwüste durch excessive Dürre, felsigen Boden mit vulka- nischen Gesteinen, durch allgemeinern Salzgehalt der Erdkrume und zufolge dieser Bedingungen durch Mangel. nahbrhaften Graswuchses: doch lässt die Stärke und Zahl der von den Randgebirgen einströ- menden Flüsse auf Oasen an ihren Gewässern schliessen. Die Ve- getation besteht fast nur aus strauchartigen Chenopodeen, mit denen - streckenweise die Artemisien und längs der S, Nevada und südlich [4 vom Aisten Breitegrad auch Ephedra occidentalis als ein immergrü- ner Strauch verbunden sind, Die allgemeinste Chenopodee ist auch hier Sarcobatus vermicularis; sodann wird Obione erwähnt, wovon O. rigida Torr. und Fr. nebst einer andern neuen Art am Utah vor- kamen; Salicornia bedeckte gleichfalls das Ufer dieses Sees. — Die Gehölze des Randgebirges nördlich vom Utah bestanden aus Laub- hölzern: Populus, Salix, Quercus, Crataegus, Alnus, Cerasus, Unter dem 39sten Breitegrade wurde die Sierra Nevada mit grossen Schwierigkeiten tief im. Winter überstiegen, um in das Thal des Sacramento zu gelangen. Der: unterste Waldgürtel an der Wü- stenseite des Gebirgs bestand aus einer Fichte mit essbaren Samen (Pinus monophylla Torr.), einem Baum von 12—20' Höhe und höch- stens 8’ Stammdurchmesser, der die Indianer neben einigen Wurzeln und den Lächsen der Gewässer ernährt. Weiter aufwärts wurde diese Fichte (nut pine) etwas grösser bis zu 15’ Durchmesser. Aber erst bei 6000’ erreichte man Nadelholz-Wälder höhern Wuchses und anderer Art, von einen üppigeren Vegetation begleitet, in welcher man die ersten Vorboten eines schönern Klimas begrüsste. Bei 8000' war der Wald wieder gigantisch, fast wie am Oregon: rothe Fichten bis 140’ boch und von 10’ Durchmesser (Pinus colorado der Mexi- kaner) vorherrschend,, neben diesen 130’ hohe Cedern (tall cedars), Y* 364 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der und zwei Arten von Tannen gleich hohen Wuchses (white spruce und hemlock spruce). Trappgesteine bilden weithin den fruchtbaren Boden dieser prächtigen Hochwälder. An der Westseite des Gebirgs gelangte F. unter dem Coniferen-Gürtel in eine Region immergrüner und anderer Eichen, was Hinds’ Schilderung vom Landschaftscharak- ter der Gegend von $, Francisko entspricht: hier entzückte nach den Eindrücken der Wüste den Reisenden der üppigste Frühlingsflor in den Thälern des Sacramento und S. Joachim, Auf der Rückreise überstieg F. die californischen Anden auf einem weit niedrigeren Passe unter dem 36sten*Grade und kehrte, dem Colorado parallel reisend, am Südrande der Salzwüste nach dem grossen Salzsee und den Rocky Mountains zurück, Diese Strasse, der Caravanenweg von Neu-Mexiko nach Californien, war steinig und gebirgig (etwa von 5000’ bis 2000’ gegen den Colorado abgedacht): die Vegetation dürftig, dem Charakter der californischen Flora entsprechend. Ein hoher Zygophylleen-Strauch (Zygoph. ca- lifornicum Torr. Fr.), eine Yucca und zahlreiche Cacteen sind über weite Räume die bezeichnenden Pflanzenformen. Und bis an die Yucca-Gehölze reicht von Norden her die Artemisia tridentata der Steppe, ohne dass der Reisende den erstern den Vorzug gäbe, da ihm vielmehr die steife und unsymmetrische Gestalt der Yucca als das widerwärtigste Gebilde der Natur erschien. Unter den Gesträu- chen dieser Gegend erwähnt er Ephedra occidentalis, Garrya elli- ptica, welche dichte Gestrüppe an den Flussufern bildet, eine 20 hohe Mimosee Spirolobium odoratum Torr. Von den nördlichen For- men verbreiteten sich bis hierher (36° N: Br.): Pinus monophylla, Purshia tridentata, Populus und Salix an den Flussufern. Die Schneelinie der Rocky Mountains wurde am Snow -Peak (42°—43° N. Br.) auf 11800’ geschätzt (d. h. geschätzt 1800’ über dem gemessenen Punkte 10000‘). Dieser Berg, dessen 13570’ hohen Gipfel F. erstieg, gehört zu der Nebenkette der Windriver-Berge, wird in- dessen für den höchsten des ganzen Systems gehalten. Ueber der Coniferen-Region, deren Niveaugrenzen hier nicht bestimmt worden sind, besitzt derselbe eine reiche, alpine Vegetation, die nach den angeführten Beispielen, wie die der Alpen durch arktische, so durch Formen aus Hudsonien wesentlich charakterisirt wird. Höchst merkwürdig sind die Angaben F.’s über die Baumgrenzen des nordamerikanischen Continents, wodurch sich herausstellt, dass dieselben weit höher liegen, als unter entsprechender Breite in Eu- ropa. Nicht bloss in den californischen Anden reichten die Nadel- holzwälder über 8000’ hinaus, sondern an der Ostseite der Rocky Mountains in der Gegend der sogenannten Parks, im Quellengebiet der südlichen Platte-Gabel und des Arkansas (39° 20’ N.Br.), befand sich F. bei 10430’ noch innerhalb der Waldregion (our elevation here was 10430’ and still the pine forest continued and grass was good — we continued our road, occasionnally through open pines, De EEE | 5 Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 365 with a very gradual aseent — and having ascended perhaps 800 feet, we reached the summit of the dividing ridge, which would thus have an estimated height of 11200’: p.314). Hiernach ist für die Baum- grenze der Rocky Mountains in der Breite von Valencia ein Niveau von 11000’ anzunehmen: die höchsten Baumgrenzen Südeuropa’s, un- ter so ungleich wärmern Isothermen, liegen kaum über 7000. Wenn so gross der Einfluss der nordamerikanischen Hochlande wäre, die vertikale Abnahme der Sommertemperatur zu mässigen, so ist man berechtigt, ähnliche Erscheinungen in Centralasien zu erwarten. Al- lerdings giebt es eine dieser Voraussetzung entsprechende Beobach- tung, die einzige, welche mir bekannt ist: vom Spiti-Thal in Klein- Tibet, wo nach Jacquemont in gleicher Höhe, jedoch südlicherer Breite (32° N. Br.), indessen nur niedrige Bäume fortkommen. Aber die Wärme ist’s nicht allein, die in Nordamerika den geschlossenen Hochwald zu so beträchtlichen Höhen ansteigen lässt: auch die Feuchtigkeit der Luft oder des Bodens muss hierbei berücksichtigt werden. In Südeuropa steigt mit zunehmender Wärme die Baum- grenze nicht, die vielmehr an der Südseite der Alpen oft höher liegt, als an irgend einem südlicher gelegenen Punkte des Continents. In Tibet, wo das Hochland selbst zum Niveau der Baumgrenze sich erhebt, ist nicht Kälte, sondern Trockenheit die Ursache der Be- schränkung des Baumwuchses. Nun haben beide nordamerikanische Gebirgszüge mit einander gemein, dass sie unter südeuropäischer Polhöhe weit über die Grenze des ewigen Schnees sich erheben. Durch die Schneemassen wird hier der austrocknende Einfluss des tief unter den Wäldern liegenden Plateaus aufgehoben: nicht so in Tibet, wo Plateau-mässig das Land bis zur Schneelinie ansteigt, Auf den nordamerikanischen Gebirgen, wie auf der Südseite der Alpen, thaut im Sommer Wasser genug von den grossen Schneefeldern, um die Hochwälder zu befeuchten: hierin besitzen sie eine dauernde Feuchtigkeitsquelle, auch wenn die Prairieen Monate lang ohne Re- gen bleiben, niemals versiegend, während am Pindus und Apennin der winterliche Schnee gar bald verzehrt ist, während in Tibet der geschmolzene Schnee auf der Hochfläche gleich wieder verdunstet, ohne den Boden zu befruchten. . Im botanischen Anhange zu Duflot de Mofras’ Werke über die Westküste von Nordamerika (Exploration du terri- toire de l’Oregon etc. 2 Vol. 8. Paris, 1844) wird ein Ver- zeichniss von ungefähr 300 californischen Pflanzen mitgetheilt, welches jedoch ältern Quellen entlehnt und durch Druckfehler bis zur Unbrauchbarkeit entstellt ist, -_ In dem Werke selbst finden sich folgende Angaben über den Verlauf der Jahreszeiten in Californien: 1. In Obercalifornien, z. B. in der Breite von S. Francisko (38° N. Br.), dauert die regnichte Jahreszeit bei herrschendem Südostwind von Oktober bis März. 366 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Von April bis September wehen nordwestliche Luftströmungen und dann regnet es niemals, wiewohl Küstennebel nicht selten ‚entstehen, dann verliert der Boden sein Grün (2. p. 46). Wegen dieser langen Dürre ist die Masse der atmosphärischen Niederschläge geringer, als in Südeuropa. — 2. Die dürre Westküste von Niedercalifornien (30°. bis 23° N. Br.) hat hingegen ihre Vegetationszeit nebst atmosphäri- schen Niederschlägen im Sommer (1. p: 239), — 3. An der Ostküste dieser Halbinsel, am Cap "Lucas, im californischen Golf (mer ver- meille) und an. der Nordwestküste von Mexiko findet eine Umkehrung des Passats statt (inversion de l’alize 1. p. 171), indem hier südwest- liche, oder, westliche Winde herrschen. In Mazatlan (23° 12’) fällt die Regenzeit mit südwestlichen und westlichen Luftströmungen zu- sammen, die trockne Jahreszeit mit nordwestlichen (1. p. 172): eben so bei. $. Lucas, wo diese letztern Moussons vom November bis zum Mai herrschen (1. p.229). Innerhalb des Golfs, wo die Mous- sons, wiewohl ausserhalb des Wendekreises, dieselben sind, scheint die Regenmenge sehr abzunehmen: die Einbildungskraft könne sich nichts Traurigeres, Verlasseneres denken, als diese beiden Küsten, welche der Wassermangel wüst gelegt (1. p. 205). Plantae Lindheimerianae von Gray finde ich citirt, wahr- scheinlich die Ausbeute Lindheimer’s aus Texas enthaltend, kenne dieses Werk inzwischen noch nicht. A. Richard und Galeotti beabsichtigen eine Monogra- phie der mexikanischen Orchideen herauszugeben, welche 460 Sp. umfassen wird, unter denen beinahe der dritte Theil neu ist: von diesen neuen Arten haben sie vorläufig Diagnosen publicirt (Ann. sc. nat. 1845. T. 3. p. 15—33). — v. Schlech- tendal’s diesjährige Beiträge zur ınexikanischen Flora be- ziehen sich auf die Asphodeleen (Bot. Zeit. 1845). Purdie (Jahresb, f. 1843) hat seine botanischen Berichte aus Jamaika fortgesetzt (Lond. Journ. of Bot. 1845. p. 14—27). An der Nordseite der Insel sollen die Cacteen fehlen, die an der Südküste allgemein sind.» Dort, bei Bath, war das etwa 3000’ hohe Küstengebirge mit einem Hochwalde von Podocarpus Purdiena Hook. bedeckt, einem (der grössten Waldbäume Jamaikas: ein gefallener Baum mass über 100’, bis zur Krone 40/, in Mannshöhe über der Wurzel 3%' Durchmesser. P. coriacea findet sich über dem Niveau von 5000’ oder 6000”. — Die Kaffeeplantagen liegen an der Südseite der Insel, z. B. am Pass von Kingston nach Bath, zwischen 3000’ und 6000’: höher gedeiht Coffea nicht. In Caracas von Moritz gesammelte Farne hat Kunze aufgezählt und neue Arten beschrieben (Botan. Zeit. 1845. S.281—288). — Von Bentham’s Bearbeitung der Schom- PP OREEESFR Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 367 burgk’schen Pflanzen aus Guiana sind die Polygoneen (14 sp.) und Thymelaeen (3 sp.) erschienen, so wie von Nees v. Esenbeck dessen Acanthaceen (17 sp.) (Lond. Journ. of Bot. 1845. p. 622 — 637). Einzelne Arten seiner Sammlung hat Schomburgk selbst beschrieben (das. p. 12. 375). — Gard- ner hat, als Fortsetzung seiner frühern Arbeit, die Diagnosen von 100 neuen, in Brasilien von ihm entdeckten Pflanzen pu- blicirt (das. p. 97—136). Ueber die Bearbeitung von @.s Moosen (s. vor. Jahresb.) ergreift K. Müller noch einmal das Wort (Bot. Zeit. 1845. S.89 u. f.). — Naudin’s fortge- setzte Beiträge zur brasilianischen Flora (s. vor. Jahresber.) begreifen die Melastomaceen (Ann, se. nat. 3. p. 169 —192. u. 4. p. 48—57). Eine botanische Exeursion, am. Chimborazo beschreibt Jameson (Lond. Journ. ‚of Bot. 1845. p. 378—385). An der Westseite der westlichen Cordillere von Ecuador, zu welcher der Chimborazo gehört, schlagen sich die Wasserdämpfe der Seewinde nieder: hier herrscht daher gleichzeitig mit der Re- genzeit der Küste von Guayaquil feuchte Witterung von Ende De- cember bis Mitte Mai, während am östlichen Abhang und auf der Hochfläche von Riobamba der Himmel heiter ist. Dieser Gegensatz ist von bedeutendem Einfluss auf die Vegetation: so sind die zahl- reichen Calceolarien, die Alstrogmerien auf den westlichen Abhang beschränkt; so fimden sich hier in den obern Regionen hochstämmi- gere Holzgewächse isohypsil mit den Gesträuchen der centralen Cor- dillere. Zwischen 13000' und 14000’ bildet die Sanguisorbee Poly- lepis lanuginosa einen eigenen Gehölzgürtel, wobei J. bemerkt, dass diese Bäume in höherem Niveau wachsen möchten, als irgendwo sonst auf der Erde Baumwuchs beobachtet ist. Abwärts folgt am Wege von Riobamba nach dem an der Westseite der Chimborazo- Kette gelegenen Orte Guaranda eine Wiesenregion von gleichem Um- fange, bis man bei 12000’ auf’s Neue Gehölze von Aristotelia Maqui und Columellia sericea antrifft, in denen das Unterholz aus Synan- thereensträuchern, Rosaceen, Melastomaceen und Serophularineen besteht. — Der Bericht wird mit einer Liste der zwischen 12000' und. 14000’ vorkommenden Pflanzenfamilien geschlossen. Fast 250 Arten, welche hier von J. beobachtet sind, vertheilen sich auf etwa 50 Familien. Die artenreichsten sind: 29 Synanthereen, 15 Scrophu- larineen, 11 Gramineen, 11 Rosaceen, 8 Leguminosen, 7 Gentianeen, 7 Umbelliferen, 7 Cruciferen; 14 Farne und 13 Laubmoose; ferner charakteristische ‚alpine Formen: Ranunculaceen (5), Caryophylleen (4), Ericeen (4), Vaccinieen (3), Valerianeen (4), Orchideen (5), Cy- peraceen (3). Südamerikanische Formen: Loaseen (2), Passifloreen 368 Grisebach: Bericht über die Leistungen"in der (1), Escallonia (1), Columellia (1), Solaneen (5), Lobeliaceen (2). Von tropischen Formen finden sich noch in diesem Niveau: Mela- stomaceen (4), Homalineen (1), Loranthaceen (2), Bromeliaceen (2). Bridges schreibt über den ersten Erfolg seiner botani- schen Reisen in Bolivien (das. p. 571). Von einem sehr wichtigen Werke über Chile von Cl], Gay ist uns die erste Lieferung der botanischen Abtheilung zugekommen (Historia fisica y politica de Chile por Cl. Gay. Botanica. Tom. 1..p. 1—104. Paris, 1845. 8.). Die Diagnosen sind lateinisch, die Beschreibungen spanisch, Das Werk soll in der Reihenfolge des Prodromus alle chilesischen Gewächse umfassen und durch ausgezeichnete Kupfer eine Auswahl der- selben erläutern: aber auch Gartenpflanzen sind aufgenommen. Die in dem ersten Hefte abgehandelten, einheimischen Gattungen sind folgende. Ranunculaceen: 7 Anemone, 2 Hamadryas, Barneou- dia, 13 Ranunculus, A Psychrophila, Paeonia; Magnoliaceen: 2 Dry- mis; Anonaceen: 1 Anona; Lardizabaleen: 2 Lardizabala, 1 Boguila; Berberideen: 23 Berberis; Papaveraceen: 3 Argemone, Papaver; 1 Fumaria. . V. Australien und oceanische Inseln, J. D. Hooker tritt gegen die hergebrachte Meinung auf, wonach alle oder doch die meisten Südsee-Inseln zu demsel- ben Schöpfungsheerde gehören (Lond. Journ. of Bot. 1845. p- 642). L Die Aechnlichkeit ihrer Vegetation sei mehr scheinbar als wirk- lich und hauptsächlich theils in Litoralpflanzen, theils in solchen Gewächsen ausgesprochen, welche mit dem Menschen über ihre ur- sprüngliche Heimath hinaus nach Osten gewändert sind. Dass aber die ursprüngliche Vegetation, zu welcher diese eingebürgerte sich gesellt hat, wenigstens für die grössern Inselgruppen endemisch sich verhalte, zeige z. B. eine Vergleichung der Flora des Sandwich- und Societäts-Archipels, die beide unter ähnlichen klimatischen Bedin- gungen, der eine nördlich, der andere südlich vom Aequator gelegen sind. Nur wenige unter den hervorstechenden Gattungen finden sich in beiden Gruppen zugleich. Aermer sind die Societäts-Inseln, aber tropischer in ihren Formen und weniger eigenthümlich: hier über- wiegen die grossen Familien der heissen Zone, wie Malvaceen, Le- guminosen, Apocyneen, Urticeen, auch Melastomaceen und Myrta- ceen. Von den eigenthümlichen Formen der Sandwich-Inseln, den Synanthereen, Lobeliaceen, Goodenovieen und Cyrtandraceen findet man hingegen wenige oder gar keine Repräsentanten. Andere Fa- milien, wie die Gräser, Euphorbiaceen, Rubiaceen u. a., die in bei- Pflanzengeographie während des Jahres 1845. 369 den Archipelen zahlreich sind, bleiben doch nach Massgabe der Arten grösstentheils abgesondert. Derselben Ansicht über den endemischen Charakter der Flora der Sandwich-Irseln begegnen wir auch bei Hinds (Ann. nat. hist. 45. p.91—93). Mit andern und zwar den verschiedensten Floren sind nur vereinzelte Vergleichungspunkte nachzuweisen. Unter 165 Arten, die der Reisende dort und zwar an der Küste sammelte, ist die Hälfte endemisch. Physiognomisch betrachtet, ist die Waldmasse in Vergleich zu andern Tropenländern gering, die Bäume sind nicht hoch und nur in feuchte, geschützte Thäler zusammengedrängt. Cin- ehonaceen, Guttiferen, Sapindaceen, Euphorbiaceen sind hier mit Farnbäumen und einer einzigen, ursprünglich einheimischen Palme verbunden. Das Werk von Strzelecki über Neuholland enthält eine Reihe werthvoller Angaben über die Vegetationsbedingungen dieses Continents (Physical description of New South Wales and Van Diemens Land. London, 1845. 8.). Die extratropische Südostküste besitzt ziemlich regelmässig wechselnde Luftströmungen, die von den Moussons der Nachbarmeere abhängen, aber sich ungleich unter den verschiedenen Breiten ver- halten. Bei Port Jackson und Port Macquarie (32° S. Br.) herrschen Aequatorialströmungen im Sommer, Polarströmungen im Winter; in Port Philip (Südostende des Continents) Aequatorialströmungen im Winter, Polarströmungen im Sommer; in Vandiemensland überwiegen die Aequatorialströmungen im ganzen Jahre (p. 168). Die Regen- menge ist an der Küste weit bedeutender, als man erwarten sollte: im Mittel beträgt sie in Neusüdwales — 48”,6, in Vandiemensland —=41",3 (p.192). Der Temperaturgang ist weit gleichmässiger, als in der nördlichen Hemisphäre unter entsprechenden Breiten, wie sich aus folgender Zusammenstellung (p. 229) ergiebt: Woolnorth PortMacquarie. P.Jackson. P.Philip. in Vand.L. Mittlere Temperatur +20° C. +192C. +16%3C. —+14°,1C. M. Sommertemperat. +23°,9 , +23%2 ,, +20%8, +16 M.Wintertemperatur +16°,1 „ -+15%1 , +11%9,, —+12%3 ,, Maximum i. Sommer + 31%,3 „') +2798 „?) +32,5 2) +20°%,4 ®) Minimum im Winter + 82 „’) + 7°%,4 „?2)+ 9,7 ,2) + 8 >) Die geognostischen Verhältnisse sind für die Vegetation, wie für die Kultur des Bodens, nach S. yon der entscheidendsten Bedeutung, was sich aus einer Vergleichung von Neusüdwales und Vandiemens- land ergiebt. In Neusüdwales überwiegen Granite, Sandsteine und !) Der wärmste Monat ist der November, der kälteste der August. ?) Der wärmste Monat ist der November, der kälteste der Juli. ?) Der wärmste Monat ist der Januar, der kälteste der August. ’ [2 370 Grisebach: Bericht über die Leistungenin der Conglomerate, Kalksteine sind nur auf wenige Oertlichkeiten 'be- schränkt; in Vandiemensland herrschen Porphyre, Grünsteine, ‘Basalte und Trachyte, auch Kalkgesteine sind häufiger (p.360).: Dort 'begün- stigt Kieselgehalt des Bodens die nächtliche Abkühlung und würde noch nachtheiliger wirken, wenn nicht ‘die dichtere Vegetation zu häufiger Wolkenbildung Anlass gäbe (p. 219). Aber die geringe Menge löslicher Bestandtheile in der Erdkrume macht sie nur für einheimi- sche Gewächse, also zum Weideland geeignet, nicht für den Ackerbau. Die botanischen Briefe aus Neuholland von Leiekhardt (Lond. Journ. ofBot. 1845. p. 278—291), vor dessen grosser, an Erfolgen. nie übertroffener Entdeckungsreise durcl. das Innere des Continents geschrieben und nicht zur Publicität bestimmt, erwecken die entschiedene Hoffnung, dass auch die botanische Charakteristik Australiens durch ein ‚solches Talent zur Beobachtung aufgefasst und mit ebenso glücklicher Feder wiedergegeben, diesem Reisenden einst einen kedeniE Ben Ge- winnst verdanken wird. Systematische Beiträge zur australischen Flora: Sonder’s Diagnosen von 76 neuen Algen aus Preiss’ Sammlung von Swan River (Bot. Zeit. 1845. S.49—57); Berkeley’s neue Pilze (54 sp.) ebendaher nach Drummond’s Sammlung, J. D. Hooker schrieb eine Abhandlung über die Ver- breitung der Coniferen in der südlichen Hemisphäre (Lond. Journ. of Bot. 1845. p. 137—157). Vandiemensland besitzt 10 verschiedene und für die Insel ıende- mische Coniferen, die zum Theil nur an beschränkten. Standorten vorkommen und meist von ‘Gunn entdeckt sind: Callitris australis Br. (Oyster-Bay-Pine), ein 50'—70' hoher Baum; €. Gunnii D. Hook. (Native Cypress), 6'— 10/"hochz Artärotazis 3 sp.; Mierocachrys te- tragana.D.Hook., ein 15'—20' hoher Baum; Podocarpus ‚alpina Br,, Strauch am Mount Wellington im Niveau von 3’—4000'; ‚P, Lawren- ci? D. Hook.; Phyllocladus asplenifolia Rich. (Celerytopped Pine) 50'—60' hoch; Dacrydium Franklinü D. Hook. ‚(Huon-Pine); der schönste Baum von allen, 60.—100’ hoch bei 2!—8 Durchmesser, aber von beschränktem Vorkommen, jedoch am Macquarie -Hafen als Schiffsbauholz gebraucht. — Uebersicht der Verbreitung der bis jetzt aus der südlichen Hemisphäre bekannt gewordenen Coniferen : 16 sp. in Neuholland (10 Callitris, A Podocarpus, 2 Araucaria an der Moreton-Bai), 10 sp. in Tasmanien (s.o.); 13sp. in Neuseeland und den Südsee-Inseln (6 Podocarpus, darunter an der Inselbai am häufigsten ‚der Kaikatia = P. dacrydioides Rich., 3 Daerydium, Thuja Doniana Hook, Phyllocladus trichomanoides Don, Dammara austra- lis = Kauri Pine, Araucaria ezxcelsa Ait. = Norfolk Island Pine und Pflanzengeographie während des Jahres 1845. ya wahrscheinlich auf diese Insel ‘beschränkt; 8 sp. in Südamerika (4 Podocarpus in Chile und Brasilien, Thuja chilensis Hook. = an- dina Pöpp., Th. tetragona Hook. — Alerse von Chiloe, Araucariu brasiliensis = Brazilian Pine, Ar. imbricata — Chili Pine, auf den Anden von 37° bis 46° S.Br., zweifelhaft bleibt Juniperus uvifera Don von Cap Horn; etwa 6sp. in Südafrika und«Mauritius (2 Podo- carpus, 3 Pachylepis, darunter P. Commersoni von Mauritius, Juni- perus capensis Lam. zweifelhaft. Von J. D. Hooker’s Kupferwerk über seine antarktische Reise liegen uns bereits 15 Lieferungen vor (The Botany of the Antaretic Voyage. London, 1845. 4.). Der Vegetationscharakter des Lord-Aucklands-Archipels ist deut- licher, als früher (Jahresb. f. 1843) dargestellt. Es wurde bereits erwähnt, dass über diese Inseln, deren vulkanischer Boden sich in sanften Hügelformen bis zu 1500’ erhebt, Wälder, Gesträuche und Weidegründe gleichmässig vertheilt sind. Metrosideros lucida bildet auf dem reichen Humusboden der Küste den Wald, vermischt mit einem baumwüchsigen Dracophyllum, nebst Unterholz von der Ru- biacee Coprosma, Veronica-Sträuchern und Panax. Wie in Neusee- land herrschen im Schatten der Holzgewächse gesellige Farnkräuter. Unter ihnen ist’eins, Aspidium venustum Hombr. Jacquin., welches sein üppiges Laubdach vom Gipfel eines 2—4 hohen, 6” starken Stamms ausbreitet, etwa wie die Zwergpalme an den tropischen Him- mel, so hier an das Klima der neuseeländischen Farnbäume durch die Anlage des Wuchses erinnernd. Oberhalb der auf die Küste be- schränkten Waldregion stehen die Gesträuche für sich bis zum Ni- veau von 800’, wo allmählich holzlose Triften von Stauden und Grä- sern sie verdrängen. Diese Stauden entfalten Blumen von alpiner Farbenpracht und sind grossentheils vikariirende Arten arktischer Gewächstypen, wie Gentiana, Veronica, Cardamine, Ranunculus. — Campbells-Insel ist von Felsen, wie St. Helena, umgürtet und daher ohne zusammenhängende Waldregion. Im Innern von Wiesen be- deckt, besitzt sie nur in einzelnen geschützten Lagen die von Ge- sträuchen beschatteten Farne der Aucklands. Unter den antarkti- schen Formen gedeiht hier auf den felsigen Höhen eine grosse, gold- gelbe Liliacee (Chrysobactron) in solcher Ueppigkeit, dass der Far- benton ihrer Blüthen von den Vorüberschiffenden bis auf eine eng- lische Meile von der Küste bemerkt wird. Uebersicht der Flora des Lord-Aucklands- Archipels und der Campbells-Insel: 3 Ranuneulaceen (Ranunculus), A Cruciferen (Car- damine), 4 Caryophylleen (Stellaria, 3 Colobanthus), 1 Drosera, 1 Geranium, 3 Rosaceen (Sieversia und 2 Acaena), 3 Epilobium, 1 Callitriche, 1 Metrosideros, 1 Montia, 1 Bulliarda, 3 Umbelliferen (Pozoa und 2 Anisotome), 1 Panax, 1 Aralia, 7 Rubiaceen (6 Co- prosma und Nerter«), 11 Synanthereen (Trineuron, Ceratella, 3 Le- pfinella, Oxothunmus, Helichrysum, 2 Plenrophylium, Celmisia, Gna- 372 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der phalium), 3 Stylidieen (2 Dracophyllum und Forstera), 1 Lobeliäcee (Pratia), 1 Epacridee (Androstoma), 1 Myrsinee (Suttonia), 2 Gen- tiana, 2 Myosotis, 3 Veronica, 2 Plantago, 1 Rumex, 2 Urtica, 8 Orchideen (2 Thelymitra, 2 Caladenia, Chiloglottis, Acianthus, 2 in- determ.), 2 Asphodeleen (Chrysobactron, Astelia), 5 Junceen (2 Jun- ceus, 2 Rostkovia, Luzula), 1 Restiacee (Gaimardia), 6 Cyperaceen (3 Carex, Uncinia, Isolepis, Oreobolus), 14 Gramineen (2 Hierochloe, A Agrostis, Trisetum, Bromus, 2 Festuca, 3 Poa, Catahrosa), 17 Farne (5 Hymenophyllum, Aspidium, 3 Asplenium, Pteris, 2. Lomaria, 2 Polypodium, Phymatodes, Grammitis, Schizaea); 66 Moose in Ver- bindung mit Wilson bearbeitet; 85 Hepaticae von D. Hooker und Taylor bearbeitet; 30 Lichenen von denselben, 57 Algen von D, Hooker und Harvey; 15 Pilze von Berkeley. Unter den Kryptoga- men sind manche Arten europäisch, unter den Phanerogamen nur einige wenige, die entweder eingeführt sind oder, als Varietäten auf- geführt, der Bestimmung nach nicht zweifellos erscheinen. Mit der elften Lieferung des Werks beginnt die Flora der ant- arktischen Länder, unter welcher Bezeichnung alle Breiten zwischen 45° und 64° S.Br. zusammengefasst werden: namentlich gehören hie- her die vom Reisenden besuchten Punkte von Fuegia, von der Süd- westküste Patagoniens, die Falklands, Palmers Land und einige be- nachbarte Inseln, Tristan d’Acunha und Kerguelens Land. — Ueber- sicht der bis jetzt abgehandelten Familien: 15 Ranunculaceen (Ane- mone, 8 Ranunculus, 3 Hamadryas, 3 Caltha), 1 Magnoliacee (Dri- mys), 3 Berberis, 11 Cruciferen (Arabis, 2 Cardamine, 3 Draba, Pringlea antiscorbutica = Kohl von Kerguelens Land s. Jahresb, f. 1843, Thlaspi, Senebiera, 2 Sisymbrium), 1 Bixinee (Azara in Süd- chile), 4 Viola, 1 Drosera, 13 Caryophylleen (Lychnis, Sagıina, 4 Colobanthus, 4 Stellaria, Arenaria, 2 Cerastium), A Geranium, 2 Ozxalis, 2 Celastrineen in Fuegia (Maytenus, Myginda), 1 Rhamnee ebenda (Colletia), 8 Leguminosen (2 Adesmia, 3 Vicia, 3 Lathyrus), 15 Rosaceen (2 Geum, Rubus, Fragaria, Potentilla, 10 Acaena), 2 Onagrarien (Fuchsia in Fuegia, Epilobium), 6 Halorageen (Myrio- phyllum, Hippuris, Callitriche, 3 Gunnera), 5 Myrtaceen (Metroside- ros auf‘dem Chonos-Archipel, 2 Myrtus, 2 Eugenia), 1 Montia, 1 Bulliarda, A Ribes, 3 Saxifrageen (2 Escallonia, Cornidia, 2 Saxi- fraga, 2 Chrysosplenium, Donatia). Die Umbelliferen sind noch nicht vollendet. Die Bearbeitung der antarktischen Te a im Londoner botanischen Journal (s. vor. Jahresb.) ist fortgesetzt worden: 38 neue Hepaticae sind von D. Hooker und Taylor publieirt (1845. p. 79—97), 76 neue Algen von D. Hooker und Harvey (p. 249 bis 276 und 293—298) und von denselben die neuseeländischen Algen (bis jetzt 124 sp.) aufgezählt (p. 521—551). Zu. dem durch Dumont d’Urville’s antarktische Reise veranlassten Kupferwerk ist jetzt der erste.Band des botani- systematischen Botanik während des Jahres 1845. 373 schen Textes erschienen, die Zellenpflanzen von Montagne enthaltend (Voyage au Pole Sud et dans l’Oceanie sur les corvettes Astrolabe et Zelee. ‘Botanique. T.1. Plantes cellu- laires. Paris, 1845. 8.). Die ganze Ausbeute besteht aus 438 Algen, 42 Lichenen, 48 He- paticae und 40 Moosen. In der Vorrede sind Verzeichnisse der in beiden Hemisphären zugleich zwischen dem Pol und dem 50sten Pa- rallel gefundenen Kryptogamen mitgetheilt (dies sind 9 Algen, 66 Li- chenen, 11 Hepaticae und 14 Moose); ebenso eine Liste der zugleich in hohen und in tropischen Breiten vorkommenden Arten (171 sp.), endlich von kosmopolitischen Arten (8 Algen, 6 Lichenen, 5 Hepati- cae, 10 Lebermoose). — Die neuen Gattungen Montagne’s waren schon früher in einem Vorläufer der jetzigen Arbeit bekannt gemacht — Die Kupfertafeln zur phänerogamischen Abtheilung von Hom-. bron und Jacquinot, deren Text noch nicht erschienen, haben, so vortrefllich sie auch gezeichnet sind, vom jüngern Hooker eine scharfe Kritik erfahren (Lond. Journ. of Bot. 1845. p. 28). B. Systematik. Dem Charakter der bisherigen systematischen Literatur gemäss waltet auch jetzt die Beschreibung neuer Formen vor, wogegen der tiefern Begründung des Pflanzensystems auch die tüchtigen Kräfte sich immer noch allzu sehr entziehen. Da aber dieser Bericht die letztere Richtung vorzüglich ins Auge fassen soll, so wird die Kürze desselben nicht allein in mangelhafter Kenntniss der Literatur, von der wichtige Schriften oft zu spät mir zugehen, Entschuldigung suchen, sondern zugleich in dem gewählten Plane der Arbeit begrün- det sein. ‚Von De Oandolle’s Prodromus systematis naturalis (Paris. 8.) wurde im Januar 1845 der neunte Band heraus- gegeben, dem im April 1846 der zehnte folgte. Die abge- handelten Familien werden unten erwähnt werden. — Von Walpers’ Sammelwerk der in neuern botanischen Schriften enthaltenen Diagnosen (Repertorium Botanices systematicae. Lips., 1845 — 46. 8.) erschienen 1845 in den letzten Heften des dritten Bandes der Abschluss der Labiaten, in dem bis jetzt nicht weiter fortgesetzten vierten Bande (Fase. 1.) die Verbenaceen, Myoporineen, Selagineen, Stilbineen, Globula- rineen und Plantagineen, so wie im fünften Bande Supple- 374 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der mente zu den polypetalischen Familien der ersten Bände, na- mentlich ein Nachdruck von Jussieu’s Monographie der Mal- pighiaceen.: doch sind diese Auszüge und Abdrücke bekanhıt- lich nichts weniger als correct. Von, Sir. W. Hooker’s lcones plantarum wurde eine Lieferung von 50 Tafeln 'publicirt ( Part 15. Vol. 8. P. 1. Nr, 701-750. London, 1845. 8.). Leguminosen. Bentham bearbeitet die Mimoseen und giebt von dieser Pflanzengruppe eine vollständige Synopsis der Gattungen und Arten (Lond. Journ. of Bot. 1844—45): im verflossenen Jahre nur Inga mit 134 sp. Diese Gattung ist hier in einer engern Be- grenzung aufgefasst (— Euing‘a Endl.), indem B. bemerkt, dass ent- weder die monadelphischen Mimoseen, d. h. } aller bekannten, in eine einzige Gattung zusammenfallen, oder auch die Blattbildung als generischer Charakter anerkannt werden muss. So unterscheidet er Inga nur durch einfach gefiederte Blätter von Picetholobium (mit doppelt gefiederten Blättern), gewinnt aber auf diese Weise auch habituelle Charaktere in der längern, pubescirenden Blüthe, in der dickern, am Rande geschwollenen Hülse, Ohne Zweifel ist es als richtiger Grundsatz anzuerkennen, dass, wenn man höhere Abthei- lungen des Systems, wie Familien, nach Vegetationscharakteren be- grenzt, die unteren Kategorieen, nämlich die Tribus und Gattungen in dem Falle eben sowohl darauf beruhen können, wo eine natür- liche Gliederung der Gruppe dadurch erreicht wird. — Die neue Sophoree Alerandra, ein Baum des britischen Guiana mit kolossa- len Blumen, ist von Rob. Schomburgk beschrieben worden (das. 1845. p. 12). — Die Revision der Gattung Genista von Spach (Ann. sc, nat. III. Ser. Vo]. 2..3), enthält zwar eine, bedeutende Anzahl neu aufgestellter Arten, aber ist, gleich den frühern systematischen Ar- beiten des Verfassers, keineswegs als Abschluss gder dem Geiste der Wissenschaft entsprechende Darstellung des vorhandenen Mate- rials, sondern nur als eine übermässig weitläuftige Aufzählung von descriptivem. Detail anzusehen. Die neuen Arten sind zum Theil nur unbedeutende Formen, wie sich z. B. schon aus der Beschrei- bung mehrerer zu G. tinctoria gehöriger ergiebt; die Diagnosen von übergrosser, durch nichts erforderter Länge, bieten keineswegs eine Synopsis der distinctiven Charaktere, vielmehr, ihrem Zweck wider- ' sprechend, neben den ausführlichen noch besondere, abgekürzte Be- schreibungen, welche die Erkenntniss der Art als solcher nicht er- leichtern, sondern, indem sie zu den festen auch veränderliche Cha- raktere aufnehmen, dieselbe nothwendig erschweren müssen. Von grösserer Bedeutung ist die Aufstellung der. Sectionen und Subgenera, die zwar unnöthig vermehrt sind, aber doch analytische Einzelnheiten und neue Beobachtungen enthalten, die für einen künftigen Monogra- phen nützlich sein werden, Als eigene Gattungen sind von Genista ” systematischen Botanik während. des Jahres 1845. 35 abgesondert: Dendrosparton Sp. (3. p-152) = Spartium aetnense Biy., so wie Gonocytisus Sp. (p.153) = Sp. angulatum L. Myrtaceen. D. Hooker und Harvey beschreiben Back- housia n.gen. aus Neusüdwales (Bot. mag. 1845. t. 4133). ;Melastomaceen. Von Microlicia trennt Naudin M. alsine- Jolia DC. und variabilis Mart. wegen ihres etwas abweichenden An- therenbaus als Uranthera und behält Chaetostoma DC. bei, ohne dass im aufgestellten Charakter ein distinctives Merkmal von Micro- licia vorhanden ist (Ann. sc. nat. 111. 3. p. 189. 190). Arthrostemma seet. Monochaetum erhebt er unter dem Namen der Section zur eigenen Gattung (4. p.48). — Neue Gattungen: Octomeris Naud. Sträucher der Anden, wozu auch Mel. octoxa Humb. Bonpl. gehört, (p.52); Stephanotrichum Naud. (p.54) und Ohiloporus Naud. (p.57), beide aus Neugranada. + Lythrarieen. Hierzu bringt Planchon (Lond. Journ. of Bot. 1845. p. 474) Henslowia Wall. (Henslowiaceen Lindl.), welcher Gat- tung er eine Capsula loeulicida, valvis medio septiferis basi et apice comnexis zuschreibt und sie neben Abatia R.P. stellt. Nach der Ab- bildung in der Flora peruviana hält er auch Alzatea R.P. (Celastri- nea dubia) für. eine Lythrariee und zieht, jedoch nur auf die Be- schreibungen der Pflanzen gestützt, als zweifelhafte Synonyme zu Henslowia Crypteronia Bl. (Rhamnea dub. Endl.) und Quilanum Blanc. (dub. sedis Endl.). Diosmeen. Planchon zieht hierher eine dioeeische Gattung von Holzgewächsen des malaiischen Archipels, welche er, jedoch ohne den Bau des Ovariums zu kennen, als Rabelaisia n. gen. be- schrieben hat (a. a. O.p.519). Bei dieser Gelegenheit kündigt der Verf. Reformen in der Begrenzung der Diosmeen an, mit denen er die Zanthoxyleen zu vereinigen gedenkt, nachdem er von dieser letz- tern Gruppe, wie schon bei Bennet angedeutet, Brucea und Arlan- thus getrennt und nebst der bis jetzt zu den anomalen Polygaleen gestellten Soulamea (Cardiophora Benth. nach Autopsie des Verf.) mit den Simarubeen verbunden hat. — Eine mit Zanthoxylon nahe verwandte Gattung, Thamnosma n.gen., aus Obercalifornien, ist von Torrey und Fremont beschrieben (Frem. Exploring Expedit. Americ. edit. nach Bot. Zeit. 1847. 8.41). Ochnaceen. Hostmannia n. gen. (Hook. ie. t. 709) aus Su- rinam wird ungeachtet ihres zweifächerigen Ovariums von Sir W. Hooker zu dieser Familie gerechnet. Euphorbiaceen. Zwei australische Gattungen hatPlanchon beschrieben (a. a. ©. p. 471. t. 15.16): Stachystemon Pl. mit Pseud- anthus und Bertya Pl. mit Calyptostigma zunächst verwandt, Sapindaceen. Die im Handel neuerlich vorgekommenen Schlangensamen (Snake-seed) sind die von der Testa befreiten „ spi- ralförmig gewundenen Embryonen einer Sapindacee, Ophiocaryon Schomb., des Snake-Nut-Tree am Essequibo, den der Entdecker, 376 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Rob. Schomburgk, früher zu den Anacardiaceen gezählt hatte, jetzt aber vollständiger beschreibt und zur richtigen Familie beimet (a. a. ©. p.375—378). Malvaceen. Eine bedeutende Untersuchung über die Blüthen- entwickelung der Malvaceen hat Duchartre bekannt gemacht (Ann. sc. nat. I. 3. p. 123—150), über deren Verdienst Ad. Jussieu sich ausführlich ausspricht (Compt. rendus. 1845. Aug. p. 417—426). Der Aussenkelch scheint bei seiner ersten Bildung als Bracteensystem aufzutreten. Den synsepalischen Kelch lässt Duch., wie alle ein- blättrigen Blüthenhüllen überhaupt, nicht durch Verwachsung ur- sprünglich abgesonderter Organe entstehen, wie Schleiden gewollt hat: sondern zuerst bilde sich eine zusammenhängende Kelchbasis (bourrelet continu), aus deren oberem Rande die 5 Kelchblätter her- vorwachsen. Nach meinen neuern Untersuchungen, namentlich am Kelch der Onagrarien, ist diese Ansicht ihrem Hauptgedanken nach in der Natur begründet, aber die Reihenfolge der Erscheinungen un- richtig dargestellt: zuerst entstehen die freien Organspitzen, dann aber verschmelzen die basilaren Bildungspunkte durch laterale Ver- grösserung jedes einzelnen und somit wird also nach Bildung der Loben eine zusammenhängende Kelchbasis (tubus calycis) aus dem Torus hervorgeschoben. Eine Randverwachsung von Blüthenorganen desselben Wirtels ist, wo sie vorkommt, der Allgemeinheit dieses Processes gegenüber nur als Ausnahme zu betrachten. — Die wich- tigste Entdeckung Duchartre’s bezieht sich auf die Stellung der Staub- gefässe und dient zur Bestätigung für die vermuthete Affinität der Malvaceen mit den Rhamneen. ‘Nachdem der Kelch angelegt ist, bilden sich etwas früher als die Blumenkrone (ebenso wie bei meh- reren Familien mit opponirten Staubgefässen) diese letztern als fünf mit dem Kelch alternirende Blattanfänge (mamelons). Diese theilen sich, kaum gebildet, zunächst in zwei Segmente (dedoublement col- lateral), auf ähnliche Weise, wie ein getheiltes Blatt (leur develop- pement se faisant plus fortement des deux cötes que sur la ligne mediane, il en resulte, ä la place des cing eminences primitives, cing paires de petits mamelons arrondis). Mit der Theilung der ersten Staubgefässe ungefähr gleichzeitig erscheinen die Petalen, die mit jenen in Opposition stehen, in bedeutendem Abstande von einander. Die Polyandrie wird dadurch hervorgebracht, dass vor jenen 10 päar- weise verbundenen Staubgefässen, also an der Innenseite derselben, sich die gleiche Bildung mehrmals wiederholt (dedoublement paral- lele: sur un cercle plus interieur apparaissent cing nouvelles paires de mamelons, opposees aux premieres). Diese Vervielfältigung der Staubgefässe sieht D. nicht als Entstehung neuer opponirter Wirtel auf dem Torus an, sondern scheint sie, und gewiss mit Recht, aus einer Erweiterung der primären Blattsubstanz nach innen abzuleiten. Die Polyandrie wird sodann oft noch durch eine zweite collaterale Theilung der einzelnen Staubgefässe erhöht. Bei Malope trifida und u un 7 . systematischen Botanik während des Jahres 1845. 377 einigen andern Arten hat D. sogar zuletzt noch eine dritte collate- rale Theilung sowohl der Anthere als des Staubfadens beobachtet, so dass hıer und vielleicht allgemein die Antherae uniloculares als ‚Hälften eines wirklich dimidiirten Staubgefässes zu betrachten wären. Fünf Zähne auf der Staubfadenröhre, ‘die mit den Blumenblättern alterniren, sollen in der Knospe allgemein sein, und werden 'ohne- überzeugende Argumente für einen zweiten Kreis von Staubgefässen erklärt. — Beim Pistill der Malvaceen nimmt D. vier Grundformen am, von ‘denen die beiden ersten darin übereinkommen, dass ‘sich ‚ zuerst ein fünfseitiger, zusammenhängender Wulst (bourrelet penta- gonal) im ’Umfange der Axenspitze (mamelon central) aus dem Torus erhebt, dessen Ecken den Blumenblättern gegenüberstehen (wenig- stens bei Malope ist diese Lage erwähnt): aus dem Rande dieses Wulstes wachsen nun erst entweder zahlreiche Carpophylle hervor (Malopeen), oder nur auf den Ecken deren fünf (Hibisceen). Auch bei den Malveen und Sideen geht der Carpophyllbildung ein Wulst voraus, der aber hier nicht fünfseitig, sondern ringförmig ist: die Zahl der aus dessen Rande hervorwachsenden Carpophylle ist hier ganz unbestimmt. Am abweichendsten scheinen endlich Pavonia und einige verwandte Gattungen, wo auf einem ringförmigen Wulst sich . @war zuerst zehn Griffelänfänge zeigen sollen, die aber nachher zu fünf Ovarien verschmelzen. ' " "Hypericineen. Cosson und Germain (Flore de Paris) er- kennen Spach’s Gattung Elodea (Hyper. elodes) an, indem sich die- selbe durch parietale Placentation von Hypericum unterscheide, Ay- pericum habe dagegen eine Placenta centralis. Der Unterschied scheint mir hingegen nur darin zu liegen, dass die parietalen Pla- centen bei Hypericum in der Fruchtaxe zusammenstossen, bei Elodea nicht: ob dies ein generischer Charakter ist, wird erst eine künftige Monographie der Familie entscheiden, indem Spach’s Arbeit dazu nicht ausreicht. Caryophylleen. J. Gay’s Monographie von Holosteum (Ann, se. nat. 11. 4. p.23—44) zeichnet sich durch die bekannte Genauig- keit des Verf. äus, leidet aber an der mit solcher Genauigkeit leider so oft verbundenen Weitschweifigkeit, namentlich endlosen Citaten. G. stellt in dieser Abhandlung folgende neue Gattungen auf: Rhod- alsineG.(p. 25)= Arenaria procumbens V., die sich von allen übri- gen Alsineen durch Stamina biseriata unterscheiden soll, was nur ein sehr relativer Charakter ist; und Greniera (p. 27) = Alsine Douglasü Fzl. und Arenaria tenella Nutt.: durch scheibenförmig zu- ‚sämmengedrückte Samen ausgezeichnet. _ Cacteen. Eine wissenschaftliche Uebersicht der Cacteen ver- danken wir dem Fürsten Salm, dem Besitzer der grössten Samm- lung des Continents (von gegen 700 Formen), aber auch zugleich einem der vorzüglichsten Kenner dieser schwierigen Pflanzengruppe (Cacteae in horto Dyckensi eultae, additis tribuum generumgue cha- Archiv f, Naturgesch, X, Jahrg. 2, Bd, Z 378 Grisebach: Bericht; über die Leistungen in, der racteribus emendatis a Principe Jos. de Salm-Dyck, Paris, 1845. 8.). Neu ist ‚darin die Gattung Pfeiffera S. (p. 40). uleeliae Cucurbitaceen. ‘ Für die. ‚Seringe -De Candolle’sche Ansicht, dass ‚der Medianus der Carpophylle: in der, Axe der Frucht stehe, und dass die Fruchtfächer durch ‚reyolutive Randkrümmung, derselben gebildet werden, ist Wight im Madras Journal ‚of Science aufgetre- ten: und sucht: nebst Gardner (Lond. Journ. of Bot..1845.,p. 401) diese paradoxe: Theorie durch den ‚Entwickelungsgang. des Ovariums zu unterstützen. Die, äussere Fruchtwand wird. ‚nach,‚Gardner nur von. .der Kelehröhre gebildet, an welche im Ovarium. von Coceinia indica.:die Dissepimente ‚sich nur lose anlegen, ohne damit zu. ver- wachsen.« Auch der ‚Verlauf der Gefässbündel, deren; ‚Hauptstämme hier ‚und »bei Bryonia in der .Axe liegen, spreche für 'Seringe. ‚Vor Allem! aber müsste bei der. Lösung. dieser Frage, ‚auf,die ‚sichere | Un- terscheidung der' Placenten von wirklichen ‚Carpophyllen Rücksicht genommen werden, ‚was bis jetzt nicht geschehen ist; ‚höchst unwahr- scheinlich .‚bleibt,: dass 3 Blätter hier ‚aus; der. Axenspitze hexyor- wachsen sollen. — Payer bemerkt: (Ann, ‚se, ' nat. 111. 3..p. 163), dass an.den untern Knoten, wo. 3 Gefässbündel.in den Blattstiel, eintreten, der Stengel. der. Cucurbitaceen keine Ranken besitze, dass hingegen für die’ obern Blätter, je nachdem ein oder zwei Ranken vorkommen, nur zwei Gefässbündel oder nur das mittlere bestimmt sind. ‚Er\.er- klärt dadurch die, schiefe Lage der Axillarknospe, die. immer, dem mittlern Gefässbündel gegenüber: liegt und daher da, ‚wo „wie ‚ge- wöhnlieh,, nur, eine ‚Ranke ‚das Blatt ‚beg gleitet, eine schiefe, Stellung erhält. Allein ex beweist damit, nicht, ‚dass die Ranken Blattsegmente oder Stipulen sind, wogegen, wenn man sie für ganze Blätter erklärt, dies ‚durch jüngere Entwickelungsstufen vor aller Gefässbi an ‚nach- gewiesen werden kann (dies, Archiv 1846. S. 24). ai Crueiferen. Barneoud bat'!die kleine Grunpe dan Schizope- taleen bearbeitet, wozu ausser der Hauptgattung (mit-2sp,); Pez- veymoudia n, gen. Barn, aus,Chile (mit 4 sp.) gehört, (Ann. sc. nat. 111. 3. p. 165 — 168).. Der Charakter beschränkt sich auf die ge- theilten Blumenblätter und die ästigen Haare,, indem Perreymondia die. getheilten Cotyledonen nicht besitzt, sondern einen ‚gewöhnlichen notorrhizeischen Embryo, und, da dies der einzige Unterschied, wohl als; Gattung nicht bestehen kann, — Trautvetter trennt von, Mat; thiola M. deflexa Bg. als Microstigma Tr. (Pl. ‚ross, ‚imagines T.25)- — Neue Gattungen: „Lyrocanpa Hook. Harv. „(Lond, Journ. of Bot. 1845. p. 76), mit einer Silicula panduriformis, von Coul- ter in Californien entdeckt; Dirhyrea Hary, (das. p. 77), mit Biscu- tella verwandt, aus gleicher Quelle; Ozystylis Torr. Frem. (Ex- plor. Exp. u. a. a. O.S.41), sehr ausgezeichnet, an die Capparideen anerenzend, ebenfalls aus Californien, Pr inglea, Anders, d. ‚Hook, (Antaret. 'Voy. p. 238. T. 90. 91), der oben erw ähnte ‚Kergueleus- Cabbage. h } ’ \ systematischen Botanik»während des Jahres: 1845. 379 " Papaveraceen. Neue Gattungen aus Californien: Rom- neya Harv. (a. a. O. p.'73), von Papaver namentlich ‚durch Trimerie der beiden äussern: Wirtel unterschieden; Aretameco» Torr. Frem. (a.a. O.p:40), nach der Beschreibung »ur durch Semina strophio- lata von Papaver abweichend. ‚Ranunculaceen. Ueber die bis jetzt nur unvollständig mit- getheilte Arbeit von Barneoud ı(Compt. rend. 1845. 2. p: 352—354) ver&l den physiologischen Jahresb. von Link (8.95). — Cl. Gay hat zwei chilesische Gattungen gegründet: Psychrophila (Hist. de Chile. Bot.'1.p.47.T.2), von Caltha abgesondert, und Barneou- dia (ib. p. 29. T.1. F.'2), mit Helleborus verwandt. "Saxifrageen. Einen von Gardner auf den Orgelbergen bei Rio entdeckten Strauch beschreibt derselbe als Raleig'hia (Lond. Journ. of Bot. 1845. p.97) mit folgendem, wesentlichen Charäkter: itheiliger, valvirter Kelch; keine Corolle; zahlreiche, perigynische Staubgefässe; einfächeriges: Ovarium ‚mit einfachem Griffel und 3 (2) Placenten, die zahlreiche Eier tragen und später auf der Mit- tellinie der Kapselklappen: stehen; Samen mit axilem Embryo; oppo- nirte, am Grunde verbundene, gesägte Blätter. Sie wird vom Ent- decker zu den Bixaceen gerechnet, aber von Bentham mit Recht zu den Cunonieen, neben Belangera gestellt, indem sie durch) rein parietale Placentation zwar. von ‚diesen ein Uebergangsglied zu den parietalen Familien bildet, aber, durch, die Insertion ‚von den letztern sich ‚unterscheidet. Eine ganz verschiedene Ansicht über Raleighia vertritt Planchon (ib. p.476), indem er, auf Autopsie, sich beru- fend, diese Gattung für kaum generisch trennbar erklärt von der Ly- thrariee Abatia (s..o.): was nur in dem Falle, dass sowohl Gardner als Bentham die Früchte und Samen ganz falsch beschrieben, hätten, begründet sein, könnte, £ Umbelliferen; Neue Gattung vom Lord- Aucklands- Archi- pel: Anisotome D. Hook. (Antarct. Voy. p. 76. T.8—10). — Die in der, Phytographia canariensis ‚aufgestellten Umbelliferen, Tanssulaceny U.5.W. bleiben bis zum Abschluss des Werks zurück. his Epacrideen Neue Gattung: Androstoma D. Hook. von den Aucklands (Antaret; Voy. p. 44. T.30). "0 -Myrsineen. Neue Gattung: Labisia Lind]. (Bot. reg. 1845. T. 48), aus Penang, durch induplicative Aestivation der Corolle ab- weichend. ! Bignoniaceen. Im Prodromus ‘ist diese Familie nebst den Sesameen (Vol. 9) nach Vorarbeiten des ältern De Candolle vom Sohne abgehandelt. Die Sesameen, welche hier auch die Pedali- neen begreifen, scheinen nur deshalb von den Bignoniaceen getrennt zu sein, weil ei quinärer Fruchttypus angenommen ist. Von Sesal mum‘ werden die afrikanischen Arten als Sesamopteris abgeson- . dert; von Bignonia folgende Gattungen unterschieden: Pachyptera, Macfadyena = B. uncinata Mey:, Anemopaegma Mart, Distietis Z# . 380 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Mart:, Pithecotenium‘ Mart., Cybistax Mart., Adenocalymna Mart., Sparattosperma \Mart., Heterophragma = B. .quadrilöcularis Roxb., Craterocoma Mart. — Die’ von’ Endlicher den Gesneriäceen angereihten Crescentieen bilden hier die zweite‘ durch Fructus inde- hiscens und Semina aptera charakterisirte Tribus der Bignoniaceen, besonders in Madagascar vertreten: abgesondert von Tanaeerum ist Kigelia = T. pinnatum W., neu Parmentiera aus Mexico. — Zweifelhaft bleibt die Stellung von Bravaisa — rn bibra:= cteata Bert. Gesneriaceen. Nachdem die Gesnerieen schon frühöeä im nHBöh dromus erschienen waren, bleiben im 9. Bande die Cyrtandraceen 4 noch als selbstständige Familie bestehen, ebenfalls vom ältern De Can- dolle schon vorbereitet. Hierher ‘wird. mit, Recht als besondere; durch septicide Capseldehiscenz bestimmte Gruppe Ramondia,, Ha- berlea nebst Conandron Zuce., aus Japan gezogen. \ Acanthaceen. Neue Gattungen: Lankesteria Linde. won Sierra Leone (Bot. reg. Miscell. 1845. p.86.); Whitfüeldia Hook, ebendaher (Bot. mag. t. 4155.); Salpiwanthia Hook. von Tanne (das. t. 4158.). si Scerophularineen. Bentham’s Monographie füllt den gröss- ten Theil des 10. Bandes vom Prodromus. Mit Ausnahme der Sal- piglossideen, die ungeachtet der anisomeren Staubgefässe passender ausgeschlossen und zu den Solaneen gebracht werden würden, be- sitzen alle Gattungen imbricative Corollenaestivation. Die Stellung des vierten und fünften Blumenblatts, welche die Oberlippe in der Lippenblume bilden, scheidet die beiden Haupttribus, indem sie wäh- rend’ der Knospenlage bei den Antirrhineen die äussern sind, bei den Rhinantheen umschlossen werden. Neue Gattungen. 'Salpiglossi- deen: Leptoglossis aus Peru. Antirrhineen: ats dem westlichen Nordamerika Chionophila und Eunanus—= Mimulus nanus Hook. und andere; aus Chile Melosperma. KRhinantheen: Tricholoma (neben Limosella) aus Neuseeland; Camptoloma aus Südafrika, Bryodes von Mauritius; Syntäyris (wozu Wulfenia reniformis Benth. gehört) aus dem westlichen Nordamerika; Radamwea und Rhaphispermum aus Madagaskar; Micrargeria aus Ostindien; Synnema= Pedicularis avana Wall. aus Ava. Von Gerardia sind abgesondert: Otophylla, Silvia und Graderia. Was die spe- cielle Behandlung betrifft, so zeichnet sich Bentham’s Arbeit durch naturgemässe Gliederung der Gattungen und durch 'zweckmässige Zusammenziehung der Formen sehr vortheilhaft aus: die neuen Arten sind ungemein. zahlreich. — Webb hat über die Verwandtschaft der eanarischen Gattung Campylanthus Rth. Bemerkungen mitgetheilt (Ann, sc. nat. 111. 3...p- 33.), deren Stellung auch Bentham zweifel- haft geblieben ist. Von den Veroniceen unterscheide sie sich durch den ‘Charakter der Staubgefässe:: bei jenen seien 2 hintere, bei Cam- pylanthus 2 vordere Staubgefässe entwickelt, wie bei Anticharis und systematischen Botanik während des Jahres 1845. 381 Achetaria. W. bildet daraus eine besondere Gruppe, worin ihm eher beizustimmen, als indem er sie den’ Salpiglossideen ‘und Solaneen zu nähern wünscht, von denen sie durch die Aestivation abweicht. Solaneen. Cyphomandra Märt. = Solani sp. R. P., vonSendt- ner monographisch bearbeitet, unterscheidet sich von Solanum durch ein grosses Connectivum (Regensb. Flora 1845. $. 161 — 176.). — Neue Gattungen; Jochroma Benth. — Habrothamnus Lindl. ol. (Bot. reg, 1845. t.20.), aus Ecuador; Salpichroa und Hebecla- dus Miers = Atrope sp. Amer. austr. (Lond. Journ..of Bot. 1845. p-321.); Lycioplesium und Chaenestes Mrs. —= Lyeü sp. Amer. austr, (ib. p. 330..336.); Dorystigma Mrs. = Jaborosae sp. chi- lensis Hook. ol. (ib. p: 347); Trechonaetes Mrs. (ib. p. 350.) aus Chile; Pionandra Mrs. = Witheringiae sp. Mart. u.a. (ib. p. 353.) '" Nolaneen. Im Jahre 1844 hatte Lindley im Botanical Register Nolana in 5 natürliche Gattungen getheilt und die dazu gehörigen Arten bezeichnet. Jetzt hat sich auch Miers mit den Charakteren dieser kleinen Gruppe beschäftigt (a.'a. O. p. 365. 469.) und einen neuen Typus aus Chile, Alidrexia (p.505.), beschrieben. M. be- trachtet sie als Mittelglied zwischen den Borragineen und Convol- vulaceen: von den erstern vorzüglich habituell und durch die Lage des Embryo, von diesen ‚durch die getrennten Oyarien unterscheid- bar, , Grabowskya (Borraginee bei Endl., Solanee nach Andern) bilde den Uebergang zu den erstern, die Dichondreen zu. den letztexn. Will man ‚eine ‚Grenze zwischen den Borragineen und Convolyulaceen festhalten, so müsste man, entweder die Nolaneen als besondere Familie anerkennen und die Dichondreen ihnen. beirechnen, ‚oder aber, den Blüthenstand und die Aestivation der Borragineen voran- stellend, beide Gruppen mit den Convolvulaceen verbinden, M. da- gegen zieht nur Grabowskya, als besodere Tribus zu den Nolaneen und lässt die Dichondreen bei den Conyolvulaceen. Eryeibeen. Erycibe, ein anderes Uebergangsglied von den Convolyulaceen zu den Borragineen, haben DeCandolle der ältere und jüngere im Prodromus (Vol. 9.) gleichfalls als besondere Familie abgesondert, besonders durch den fehlenden Griffel und das einfäche- rige Ovarium bewogen, Hydroleaceen. Sie sind von Choisy im Prodromus bear- beitet (Vol. 10.). A. De Candolle bemerkt, dass bei Aydrolea die Capseldehiscenz marginicid, bei den übrigen Gattungen loculicid sei, und er glaubt, dass bei den letztern ein einfächeriges Ovarium mit nach der Axe vorspringenden Placenten anzunehmen sei, wonach er vorschlägt, dieselben mit den Hydrophylleen zu vereinigen. Dagegen erklärt sich Choisy, jedoch ohne diese Argumente zu entkräften. - Hydrophylleen. Von’A, De Candolle sind'sie im Prodro- mus (Vol. 9.) bearbeitet, der von Eutoca zwei Typen absondert: Microgenetes aus Chile und Miltitzia aus Californien. " Polemoniaceen, Ebendaselbst von Bentham bearbeitet, “ 382 Grisebach : Bericht über. die Leistungen, in der Gonvolvulaceen ‚Choisy’s Bearbeitung im Prodromus (das.)» ist weniger ‚gut, als die andern Theile,des,‚Werks, von. der Kritik aufgenommen. ‚Neue, von ihm aufgenommene, Gattungen: sind Mar- cellia Marxt, aus Brasilien. und Seddera Hochst.;Steud. aus Abyssinien. — Pfeiffer (Bot, Zeit. 1845..S.673.) sondert, yon Cuscuta .C. epili- num als Epilinella ab, indem ‚diese Art einen fünfblättrigen ‚Kelch besitzt; ‚ebenso, die. Arten mit: kopfförmiger Narbe als Enge/man- nia, ein Name, der schon vergeben sein wird“ jotf) Borragineen. - A De Candolle'hat' sie," nach Vorarbeiten seines Vaters, im Prodromus (Vol: 9. 10:) auf ausgezeichnete! Weise bearbeitet und in vier Tribus gegliedert: Cordieen, Ehretieen ‚' He liotropeen 'und Borrageen. ‘Neue Typen: Gynaion (am Cordia monstri?) vom Himalayah; Meratia,' mit Myosotis verwandt," von Caracas, Von Helotropium‘ werden abgesondert Heliophytum und Pentacarya, von Onosmodium Maharang a mit einer ‚Co- rona: basilaris, jaus dem. Himalayah; | von Lithospermum Pentalo- phus aus den Prairieen;' von ‚Cynoglossum Gruvelia aus Chile; von Echinospermum'Heterocarium,, mehrere Arten aus; den sasia- tischen 'Steppen. — Moristrennt Bug lossites—= B: er 'DE: von. 'Borrag:o (Turiner Samenkatal. f. 1845). " Avyiceunieen. Griffith legte der Linnean Society die Ent- wickelungsgeschichte des Ei’s von Avicennia vor (Proceedings ( öf Linn. Soc. Nov. 1844 in Änn. nat. hist. 15. p. 197.). Avicennia hat eine freie Centralplacente mit hängenden Eiern, welche keine Integumente zu besitzen scheinen, ünd von St. Hilaire für Funiculi gehalten sind. Der Embryosack a6 fruchtbaren Ei’s wächst nach der Befruchtung in der Axe des Nucleus nach beiden Seiten aus, tritt aus der vor- dern Seite desselben hervor und erlangt hier seine Hauptentwicke- lung, die erst ausserhalb des ursprünglichen Eis anfangt mit Albu- menablagerung verbunden zusein. Späterhin "bildet sich 'auf der vordetn Seite des Albumen’s eine dem Cotyledonar-Ende ’des 'Em- bryo’s entsprechende Grube, während gleichzeitig der Embryosack rückwärts in die Placenta hineinwächst und sich in ihr verzweigt. Aus jener Grube wächst zuletzt der Embryo selbst hervor, 86 dass im reifen Samen nur noch die Radicula vom Albumen eingeschlossen ist, die Cotyledonen hingegen frei aus demselben hervorragen. Gentianeen. Sie sind, von mir im Prodromus bearbeitet (Vol. 9.). Neue Typen: Gyrandra aus Mexico, Pagaea ‚aus Süd- amerika. Von Sabdatia habe ich abgesondert Lapithea, von $e- baea Exochaenium, von ‚Canscora, Pladera und von Leianthus Petasostylis. g wis A E Ir Loganiaceien. So wie, diese: Gruppe im: Prodromus: (Voll 9), we ‚sie.von «P«; Die Caudolle, 'bearbeitet; und vom! Sohn: revidint isty: begrenzt wird: umfasst sie, die abweichenden! Pormen ‚aus mehreren verwandten. Bamilien;: nämlich \aussex.deit! bei Endlicher. aufgenom- systematischen Botanik während des Jahres 1845. 383 "menen Typen die Spigelieen nebst Mitrasacme, Mitreola und Poly- Preinlerh, ferner Lachnopylis Hochst. und Gelsemium Juss. 'Jasmineen. Nach Wight’s und Gardner’s Untersuchung (Caleutta Journ. of nat. hist. und Lond. Journ. of Bot. 1845. p. 338.) steht zwischen diesen und den Öleineen die zweifelhaft zu llex ge- stellte Gattung Azima Lam. (Monetia \'Her.). Von den Oleineen unterscheidet sie sich wesentlich nur durch Tetrandrie, durch auf- rechte Eier und fehlendes- Albumen, von dem Jasmineen durch Po- Iypetalie und Dioecie, d. h. durch Charaktere, welche, einzelfi bei den, Oleineen vorkommen: im Habitus ‚gleicht sie kletternden Jas- mineen. "Caprifoliaceen. C.A, Meyer lieferte eine Monographie, der Cornus-Arten ohne Involucrum (Mem. de St. Petersb, 1845., abge- druckt in Ann. sc. nat. Ill. A. p. 58 — 74.) Sie begreift 13 sp. und “unter diesen 4 neu unterschiedene. . Synanthereen. Neue Gattungen: Antarktische bei D. Hoo- ker: Trineuron, Ceratella und Pleurophyllum von den Aucklands (Antarct. Voy. Part 2.); Brachyactis Led. (Fl, ross. 2. P- 495) — Conyza altaica.DC.;, Leucopodum Gardn. (Lond, Journ. ofBot. 1845. p- 124.), Conyzee mit opponirten Blättern aus Brasilien; Nicolletia Gray (Frem. Explor. Exped,. u. a,a.O. p.55.), Tage- tinee aus Californien, Ceradia Lindl. (Bot. reg. Misc. 1845. p. 11.), succulente Erechthitee aus Westafrika; Fifchia D. Hook. (Lond. Journ. of Bot. 1845. p. 640.), Cichoraceenbaum; Harpochaena Bung. (Delect. sem. dorpat. 1845.) — Acanthocephalus Kar. Kir., zu den Hyoserideen übertragen; Heterachaena Fres. (Mus. Sen- ckenb. 3. p. 74.), Cichoracee aus Abyssinien. — Spach hat Micro- lonchus monographisch bearbeitet (Ann. sc. nat. Il, 4. p. 161 —169.): 8 sp., zum Theil aus Algerien, werden unterschieden. Plantagineen. Die Monographie von Barneoud (Monogra- phie generale de la famille des Plantaginees,,, Paris, 1845. 4. 52 pag.) ist nur eine, Exposition der Arten (114 sp., woyon 14 sp; neu) mit kurzen ‚Diagnosen nach. den reichhaltigen ‚Materialien ‚der Pariser und Genfer Museen. Bei Littorella, hat B. die Entdeckung gemacht, dass ‚vor der Befruchtung das, Ovarium zweifächerig ist und dass von zwei, Eiern, die ;an der Basis der dünnen Scheidewand, entsprin- gen, das ‚eine frühzeitig verschwindet. Auf, die in dem, Antherenbau von,, Plantago liegenden Charaktere hat der Verf. keine Rücksicht genommen. — Die Bolivische Bougueria De C's. ist bei Hooker abgebildet (Lond. Journ. ‚of Bot. 1845. t. 19.). - ‚Aristolochieen, ‚Griffith stellte die neue Gattung Asipho- nie aus Malakka auf (Linn. Transact. 19. ,p. 333.);und, beschrieb aus- führlich, ‚Thottea Rottb. (ib.,p. 325). ı. Rafflesiaceen. Eine wichtige "Abhandlung über diese Gruppe von Griffith: ist bald;nach der von R. Brown herrührenden «siehe Link’s physiol. Jahresb.) in der Linnean Society vorgelesen (Linn. 384 Grisebach: Bericht über,die. Leistungen in der Transact., 19. p- 303—347. t.34—39). G. hält, die Rhizantheen für eine künstlich ‚zusammengebrachte Klasse und erklärt, sie, für einen Rückschritt in der Entwickelung des botanischen Systems. Der Em- bryo, den er als homogen bezeichnet, weicht, wie R. Brown (s. u.) bereits bemerkt hat, nicht von dem anderer Parasiten, z. B. Orchi- deen, Orobanchen, ab, Aber Balanophora und Sarcophyte besitzen als Oyalum einen einfachen Sack (simple sacs, without any, integu- ment or definable punctum), vielleicht dem nackten Nucleus der Lo- ranthaceen analog: deshalb können sie nicht mit den Rafflesiaceen verbunden bleiben, deren Ei vollkommen organisirt ist. — Eine neue Rafflesiacee, Sapria vom Himalayah, wird ausführlich von Griffith beschrieben. Sodann folgen Untersuchungen über die Cytineen. Die Staubgefässe von Aydnora betrachtet G. mit E. Meyer als indefinit und zu einer dreitheiligen Säule verbunden; auch die Antheren von Cytinus (C. dioecus Juss.) möchte er lieber für einfächerig halten, Die Terminalzähne der Columna erklärt er hier nicht für Narben- rudimente, sondern für Connectivwucherungen, Die Bildung des Pi- stills von Hydnora vergleicht er mit Papaver und Nymphaea; das Stigma steht hier mit den Placenten in einer solchen organischen Verbindung, dass man, daraus einen neuen Einwurf gegen Schleiden’s axile Placentation schöpfen könne, (stigma discoideum, trilobum, e lamellis plurimis in placentas totidem pendulas undiqus oyuliferas productis). — G.’s Ansichten stimmen in den wesentlichsten Punkten mit denen R. Brown’s überein, Der letztere beharrt bei seiner frühern Idee, dass Rafflesia mit den Cytineen eine Verwandtschafts- reihe bilde, die, wie auch G. anzunehmen scheint, den Asärineen zunächst stehe, dass jedoch keine Beziehung von dieser zu den Ba- lanophoreen statt finde. Seine Abhandlung (Linn. Transact. 19. p. 221 bis 239. t. 22—30) ist der schon, im Jahre 1834 gelesene und damals im Auszuge bekannt gewordene Aufsatz, wozu jetzt ein Supplement (ib. p. 240249) mit einer systematischen Uebersicht der Rafflesia- ceen hinzugefügt ist. Dieselben werden in folgende Tribus abge- theilt: Rafflesieen (Roflesia, Sapria, Brugmansia), Hydnoreen (Bydnora), Cytineen (Cytinus), Apodantheen (Apodanthes und Pilostyles).‘ Hiernach lautet der Familiencharakter: Perianthium mo- nophyllum, regulare; corolla 0 (in Apodantheis 4petala); stamina: antherae’mumerosae, simpliei serie; ovarium: placentis' pluribus po- lyspermis, ‘oyulis orthotropis v. in quibusdam recurvatione apicis, penitus v. partim,, liberi füniculi' quasi anatropis (also Iycotropis m.); pericarpium indehiscens, polyspermum; embryo indivisus, ‘cum v.' absque albumine; parasiticae radieibus (V. Apodantheae ramis) Dieo- tyledonearum. — Bei Raflesia ist das Ovarium’ in der ‚Blüthe gröss- tentheils frei vom Perigonium und in der Frucht vollständig: Der Bau des Pistills bleibt ein morphologisches Räthsel die zahlreichen, unregelmässigen Höhlen desselben, deren Wände von Eiern bedeckt sind, könnten, "falls man die Fortsätze des 'Discus als Griffel be- 1 systematischen Botanik während des Jahres 1845. 385 trachtet, als abgesonderte (aber zusammenhängende), Ovarien ein- facher Pistille gelten, ‚die in mehrern Reihen: concentrisch um eine ideale Axe geordnet wären. Allein dieser Deutung. widerspricht die neue R..Cumingi von Manilla, wo die Zahl der Ovarien; bedeutend grösser ist als jener Discus-Fortsätze. ‚Auch die ‚Placenten. von Hydnora klären diese Schwierigkeit nicht auf, deren Bau .R.,Brown ähnlich wie Griffith deutet; (the placentae may be said’ to be conti- nuations of the subdiyisions: of the, stigmata; — the ovarium.of Hyd- nora may be regarded as composed of three confluent pistilla, having placentae really parietal, but only produced at, the top of the ca- vity). Der Samen von Rafllesia besitzt eine harte Testa, die dem einfachen Integument des Ei’s- entspricht. In einem losen'Zellgewebe (Albumen) ist der Embryo als ein cylindrischer Körper (Embryo in: divisus Br.) eingeschlossen. Bei Aydnora liegt der sphärische, Em- bryo in einem cartilaginösen, Albumen; bei Cytinus konnte in. der Testa des sehr kleinen Samens nur ein homogener Nucleus erkannt werden, wie bei den Orchideen. Balanophoreen. Ueber die Verwandtschaft derselben äussert sich R. Brown (a. a. O.) bis jetzt nicht positiv, bemerkt aber Fol- gendes gegen ihre Vereinigung mit den Rafflesiaceen zur Klasse der Rhizantheen: 1. dass ein Embryo, gerade wie bei diesen Parasiten gebildet, bei den Orchideen vorkomme und sich bei Orobanche wiederhole; 2. dass der anatomische Bau der Gewebe (Armuth an Gefässen, Beschränkung derselben auf die Form der Spiralgefässe) nicht als Charakter der Rhizantheen dienen könne: a. weil die Co- niferen mit den Wintereen so nahe im Gewebe übereinkommen; b. wegen der Eigenthümlichkeit des Holzkörpers vieler Lianen, die sich in verwandten Gattungen nicht wiederfindet; c. weil in manchen Familien grosse Abweichungen des anatomischen Bau’s auf einzelne Gewächsformen beschränkt sind, z. B. bei den Loränthaceen, wo das Holz von Myzodendron Bks. (statt Misodendron Aut.) nur aus gestreiften Gefässen (vasa scalariformia) besteht. — Nach Griffith (a. a. O.) bestehen die Balanophoreen aus folgenden Gattungen: Ba- lanophora (wozu 5neue, indische Arten hinzugefügt werden), Lungs- dorffia, Phaeocordylis Gr. (Sarcocordylis Walt.?), Helosis und Scy- balium. ‘Was ihre systematische Stellung betrifft, so spricht sich G. dahin aus, dass sie problematisch als Urticeen-Form mit homoge- nem Embryo aufgefasst werden können: äber andererseits bemerkt er, dass ihr Pistill an die Sporangien der Moose erinnere und dass der Griffel vor der Befruchtung geschlossen, nachher geöffnet sei. Bei Phaeocordylis gleichen die Haare, in welche die Früchte einge- bettet sind, den Paraphysen von Neckera. Deutlicher 'ergiebt sich G.’s Ansicht vom Bau der Familie aus dem Charakter von Balano- phora: Flores dielines (rarissime monoclines); S bracteati, perigonio 3—5sepalo valvato, staminibus totidem monadelphis bilocularibus (in unica specie multiloeularibus); Q ovariis nudis’stipitatis, recepta- 386 Grisebäch:"Bericht über /die "Leistungen in der culo 'apice incrassato-glanduloso affıxis, 'stylo setaceo persistente, stigmäte ineonspicto, fructu pistilliformi'sieco.'2= Von den Baläno- phoreen!schliesst’G. aus: Sarcophyte‘ von unbekannter Verwandt: sehaft) vielleicht mit einer Tendenz zu det Urticeen; und Mystrope: talon''Harv., welches nur mit Cynomorium einige Verwandtschaft habe und’ eitWleder als eigne Familie (planta sui ordinis) oder äls problematische Loranthäceen-Form mit homogenem Embryo zu be. trachten''sei. Beide Gattungen sind nach Harvey’schen Exemplaren genau beschrieben. Die Beschreibung: von Sarcophyte ist von der gewöhnlichen Därstellung”sehr abweichend (namentlich: cölumnae stamineae.3(—-4), antheris indefinitis unilocularibus stipitatis), allein Endlicher ‘hat 'schon‘ Aehnliches über den Bau der Staubgefässe bemerkt. Thymeläeen. Neue Gattungen aus Guiana, nach 'Schom- burgk’s Sammlung: Lasiadenra Benth. (Lond. Journ. of Bot. 1815, p- 632) und @oodallia Benth. (ib. p. 633). Santaleen. Bei Osyris, dessen Ei sich übrigens wie bei San- talum, entwickelt, wächst, nach. Griffith der Embryosack ‚aus dem Nucleus: heryor..und lagert das Albumen;,; wie bei Avicennia, ‚nur in in. diesem; hervorragenden. Stücke. ab .(Proced.. of Linn; Soc. «Nov, 1844 in- Ann, .nat. hist..15. p- 197). dinssifst Loranthac.een.|, Aus, Myzodendron bildet R: Khan die Tri- bus der. Myzodendreen mit folgendem; Charakter: ‚Ovula 3,.in.apice placentae ‚centralis ‚suspensa, unum. fertile (durch ‚diesen Bau. den Santaleen; ‚angenähert); flos.,g\, nudus;, appendices plumosae.in Q et embryo. indivisus, ‚radicula ex alhnmipe £ exserta (Linn. nun air P«1232). Polygoneen. Newe Ba ann ie Jaub; Sp: (Jlustr., or. t. 107 — 109), in. Persien und. Arabien» einheimisch; TA y- sanella, Gray, (Pl. .Lindheimer.) — Polygonum ‚fimbriatum; Sym- meria ‚Benth. (Lond. Journ. of ‚Bot. 1845..p 630), dioeeischer Baum, vom; Essequiho. unlian Chenopodeen,,, a N. ist: in. der ‚amerikanischen Aus- gabe. von. Frem.ont’s Exploring Expedition als. Kremontia, abgebil- det «(t.3). — Neue Gattumgen;,Pterochiton, Torr. Frem, (das. u.a: a. 0. S.57),- aus dem westlichen ‚Nordamerika; Physogieton und. Halothamnzzs Jaub., Sp.\(J1l. or, t,.135..136), aus, Persien’. Urticeen. „Gasparrini, trennt, von Ficus' folgende Arten ‚ge- nerisch, (Ann,..sc. nat. UL 3..p. 338— 348): Tenorea= F,stipulata; Urostigma=F. religiosa,und.6 andere. sp.; Visiania==F\ ela» stica;. Cystogyne = 'F, leucostictau; GalogIychia'= F.. Saussu: zeana DC. und ‚galactophora, Ten., Covellia=,F. ulmifolid. Auch in. E: Carica sieht .en,; indem. er wohl..zuviel Gewieht, auf ‚den Um- stand. legt, ‚dass .Oynips‘ Psenes, nur, auf dern ‚wilden ‚Feigenbaume, (Caprificus); lebt. nicht, ‚nur..2, verschiedene.) Arten, ‚ sondern) ‚sogar. 2 Gattungen ,„ dieser, als, Ficus=F. Cariew, foenuina Lund ı ‚Capri fieus=F. Carica androgyna L. unterscheidet. systematischen Botanik während des Jahres 1845. 587 ol Saurureen. Spathium chinense‘ Lour. beschreibt Decaisne und: bildet daraus die Gattung ee ge (Ann, se, nat. IN. 3: p: 100-—102). ‚Piperaceen.‘-Miquel hat einen sehr’ reichhaltigen Nachtrag zu seiner Monographie geliefert, der nach dem Hooker’schen Herba: rium- bearbeitet'ist (Lond.' Journ. of Bot: 1845. p. 410470). Coniferen. ‘Ueber die Diagnostik der europäischen Pinus-Arten hielt Koch einen Vortrag in der Versammlung deutscher Naturfor- scher (Regensb. Flora 1845. S. 673— 683). — Die neue Gattung Mz- erocachrys D. Hook. (Lond. Journ. of Bot. 1845. p. 149) ist oben erwähnt. 3 "> Gnetaceen. Eine 'gründliche Monographie von Ephedra 'ver- danken wir den Untersuchungen von C. A. Meyer, von welcher ein Auszu®, die Diagnosen von 19 Arten enthaltend, im verflossenen Jahre erschienen ist (Bullet. Petersb. 5. p. 3 — 36). Cycadeen. Link sucht zu beweisen, dass die Stellung der Cycadeen bei den Coniferen unhaltbar sei und dass sie näher mit den Palmen verwandt seien (Regensb, Flora 1845. 3.289). Auch ab- gesehen vom Embryo widerlegt Schleiden’s Beobachtung der Cam- bialschicht unter der Rinde (Grundzüge der Bot. 2. Ausg. 2. S. 152) solche Ansichten vollkommen, Die Blätter der Cycadeen erklärt L. nach Miquel’s Vorgange für Axenorgane. — Miguel hat sich ge- nauer, als in seiner Monographie geschehen, über die Blüthe und besonders über Ei und Embryo der Cycadeen ausgesprochen und seine Untersuchungen durch Abbildungen erläutert (Ann. sc. nat. III. 3. p- 193— 206. t. 8. 9). Gegen die Ansicht, dass die einfächerigen Antheren als Antherenfächer zu betrachten sind, macht M. mehrere Einwürfe. Sie wachsen, wie Antheren, aus dem Spadix hervor, sind, wie ‚diese, 'von einer Spiralzellenschicht umgeben, öffnen sich mit einer 'Spalte, werden zuweilen durch Haar-Reihen von einander ab- gesondert und entwickeln den Pollen, wie die einfächerigen Antheren anderer Pflanzen: aber alle diese Verhältnisse gelten auch von dimi- diirten Antheren, z.B. hei Salvia, so dass die Antherenfächer der Oyeadeen sich von diesen nur durch ihre grosse Anzahl unterschei- den. — Wiewohl die Entwickelung des Embryo bei den Cycadeen noch nicht beobachtet ist, so steht doch durch die Vergleichung des Ei’s mit dem Samen und durch die Entwickelung des erstern im unbefruchteten Zustande als sicheres Ergebniss fest, dass die Be- ‚fruchtung nach demselben Gesetz yor sich geht, wie bei den Coni- feren. Damit aber ist für das natürliche Pflanzensystem, so fern dasselbe wesentlich sein oberstes Prineip aus den Reproduktions. örgätien 'schöpft, ein scharfer und eigenthümlicher Charakter der Gymnospermen allen übrigen Phanero ‚amen und auch den nackt- samigen Lorauthaceen gegenüber gewonnen, nämlich der, dass nicht unmittelbar aus dem Pollenschlauch der Embryo sich entwickelt, sondern aus der Terminälzelle eines’ cellulosen Strangs, des Embryo. 988 Grisebach: Beriehtüber\die Leistungen in der trägers (Funiculus -R. Br. ;» Embryoblastanon‘Härt. Migq.), welcher nach der. Befruchtung von. besondern Behältern, den‘Embryobläse- säckchen (Corpuscula R. Br.) aus in das Endosperm. hineinwächst: Von. den Goniferen unterscheidet sich! das unbefruchtete,Ei, der Cy- eadeen durch+ die Absonderung mehrerer 'umhüllender: Zellenschich- ten, unter denen die innerste Haut Spiralgefässe' besitzt, so: dassıdie- selben mehr dem Begriff eines Arillus. als’ eines Integumenten-Systems, wie M. will, ‚zu entsprechen. scheinen (Stratum externum,/carnosum, seeundum. ligneum, ‚tertium —=textus cellularis laxus intus.spiroideis vasis pertensus). ‚Die Behauptung, ; dass, diese Zellenschichten . vor dem Nucleus entstehen sollen, bedarf der Bestätigung und ist viel- leicht, nur ‚daraus zu erklären „; dass die Beobachtung nicht früh ge- nug begonnen, ward. In:dem obern, bleibenden. Theile des Ei’s oder der Nucleus-Warze (Amnios R. Br., Kernwarze Schleid.) hat M. zwei oder mehrere, um die Axe des Organs geordnete ‚Embryoblastsäck- chen (Cayitates Miq., Corpuscula.R. Br.) gefunden, ohne Schleiden’s Darstellung des Coniferen-Ei’s zu beachten, wonach diese im pbern Theile des Endosperms ‚entstehen. Er erklärt ausdrücklich, dass die Nucleuswarze oder vielmehr die Embryoblastsäckchen die Bedeutung des Embryosacks haben, nicht aber die Höhle, in der das Albumen entsteht, welches daher nach seiner Deutung im Nucleus erzeugtes Albumen sein würde: er sieht nämlich die Nucleuswarze als „ein zusammengesetztes Amnios an‘, dessen „einzelne Embryosäcke“ die Embryoblastsäckchen wären. Ferner hat.M. aus ‚dem, Samen den Zusammenhang der gewundenen Embryoträger mit den Embryoblast- säckchen nachgewiesen, ebenso die Anastomosen der erstern, und endlich eine verschiedene Form des Embryo an allen vier Gattungen aufgefunden, wonach sie unterschieden werden können, Im Nach- trage (4. p. 79) erkennt er, wiewohl er selbst im unbefruchteten, Ei die Embryoblastsäckchen nie, habe finden können, R. Brown’s Beob- ? achtung (Ann. nat. hist. 1844. May) an, wonach sie unabhängig von der Befruchtung entstehen können. Diese Beobachtung findet eine Bestätigung durch die übereinstimmenden , Angaben Gottsche’s (Bot. Zeit. 1845. S. 402), der eine ausführliche, kritische Abhandlung über die Blüthe der Cycadeen und Coniferen geschrieben hat (das. nr. 22—27), worin seine Beobachtungen an lebenden Cycadeen ein- gestreut, sind. Nach G, besitzen ‚die Embryoblastsäckchen, die bei Cupressus nur einfache, grössere Zellen ‚des Endosperms sind, bei Macrozamia und Encephalartos, wo, sie 1”' lang und etwa 3" ‚breit sind (S. 399. 400y, eine, cellulöse, Wand, was wohl eine spälgen Ent-, wickelungsstufe sein dürfte. Auch G. hat inzwischen nicht ‚vermocht, die widersprechenden Behauptungen über die Bedeutung. dieser Säcke beim Befruchtungsakt durch neue Beobachtungen auszugleichen, wie- wohl er, gegen Hartig.und für Schleiden auftretend, ‚die Vermuthung ausspricht (S. 417), dass. auch bei den Cycadeen die Pollenschläuche in die Embryoblastsäckchen eindringen. Wenn ich, gleich nicht an- systematischen Botanik während des Jahres 1845. 389 stehe, diesen ‚Punkt! als durch die Beobachtung bei den 'Coniferen sichergestellt anzuerkennen, so ist’ doch von hier aus noch eine unausgefüllte Lücke übrig bis zu Schleiden’s Ansicht, dass 'sich der Pollenschlaueh weiterhin zum Embryoblast selbst verlängere, womit weder R. Brown’s noch Miquel’s bildliche Darstellung vom Ursprung des Embryoblasten aus einer kugelförmigen, in dessen Säckchen ein- geschlossenen, einem Pollenkorn ähnlichen Zelle zu vereinigen: ist. Diese beiden Figuren, ‘die eine von den Coniferen, ‘die andere von den Cycadeen hergenommen, sind so übereinstimmend, dass sie nicht angezweifelt werden können. Sie lassen meiner Ansicht zufolge nur die, einzige Deutung zu, dass im vorgebildeten Embryoblastsäckchen die Spitze des Pollenschlauchs nur eine erste Embryonalzelle erzeugt und dass diese in der Folge, nachdem der Pollenschlauch längst zer- stört ist, zum Embryoblast auf eine ähnliche Weise auswächst, ‚wie Anfangs der Pollenschlauch aus der Pollenzelle. Nach dieser, Hypo- these bestände der einfachste Ausdruck für die Befruchtung der Gymnospermen ‚darin, dass ihr Embryo nicht im Pollenschlauche selbst, sondern in der Spitze einer Tochterzelle desselben entsteht, welche zu einer Zeit, wo sie ihre Mutterzelle längst verloren hat, erst sich zu entwickeln beginnt. -, Palmen. Von v. Martius’ grossem Palmenwerke erschien die achte Lieferung (Monach. 1845. fol.), den Schluss des Textes, eine Abhandlung über fossile Palmen von Unger und den Anfang der Mor- phologie der Familie aus v. Martius’ eigner Feder enthaltend. Der Text liefert die Vollendung von Phoenix und; die, Coceineen, Die morphologische Abtheilung, worin bis jetzt vom, Stamm, und der Blattbildung gehändelt wird, ist mehr histologischen und physiolo- gischen, als systematischen Inhalts. Auf die bei der Keimung ent- stehende fibröse Wurzel folgt alsbald die Rhizom-Bildung aus einem axillaren Zweigsystem der Stengelbasis ($. 23) mit neuen Radicellen, die überall aus der Rindenschicht des Rhizoms hervorbrechen kön- nen ($. 24), während die Zweige höherer Ordnung nur aus Axillar- knospen der Blattrudimente des Rlizoms entstehen, daher gleich dem Stamme nur Blatt-Gefässbündel 'besitzen und nicht selten zu Turionen auswachsen. Der ältere Palmenstamm ruht, nachdem die frühern Radicellen. abgestorben, auf: Adventivwurzeln, die‘ seitwärts aus dem untern, Theile des Stamms, meist in der Nähe von Blatt- narben, entspringen : wobei Schleiden’s Erklärung dieses Phänomen’s (Grundzüg. I. Ausg. 2. p. 122) in Abrede gestellt wird. —' Die ’Struktur des Stamms; ist sehr ausführlich abgehandelt. Die,Ergebnisse stim- men wesentlich mit denen y. Mohl’s ‚überein: neu ist die Bemer- kung, dass die Gefässbündel nicht immer an derselben Seite des Stamms zur Rinde zurückkehren, wo ihr Blatt liegt, sondern nach der entgegengesetzten, so dass sie in schiefer Richtung den ganzen Stamm durchsetzen. Das Gefässbündelsystem der Wurzelu und des Stamms sull geschieden sein. — Die Morphologie des Blatts ist noch 390 Grisebach: Berieht'über die Leistungen in ‚der nicht beendet und weicht in der Genese zum Theil von Mirbel'ab. Nach .den, Tafeln scheint es klar, ‚dass die Segmente wirklich durch Zerreissung einer 'einfachen Lamina entstehen. Der Verlauf’ der 'seit- lichen Gefässbündel bezeichnet schon die Segmente, wenn die La- mina, noch einfach |ist, j ann Typhaceen. Schnitzlein hat diese Gruppe bearbeitet (die natürl. Familie'der Typhaceen mit besonderer Rücksicht auf die deutschen Arten. ‘Nördlingen, 1845. 4. 28 Seiten). Die morphologi- schen Betrachtungen stützen sich auf eine genaue Untersuchung des Bau’s von Typha’'angustifolia und Sparganium natans. Der Verf. hält die Typhaceen den Cyperaceen näher verwandt als’ den Aroi- deen, wogegen die Structur des Samens streitet. Die sterilen Staub: gefässe erklärt er für 'Perigonien, was durch ihre ga schichte genau’ bewiesen werden müsste. Orchideen. Neue Gattungen: Dialissa Lindl. (a 'cen- ; tury of new Genera and Species of Orchideous plants in Ann. nat, hist. 15. p. 107), neben Stelis, aus Neu-Granada; Helc’a Lindl. (Bot. reg. 1845. Misc. p: 18), neben Trichopilia, aus Guayaquil; Porpax Lindl. (ib. p. 63), neben Eria, aus Ostindien; Galeottia "Rich. Galeott. (Orchidographie mexicaine in Ann. Sc. nat. II. 3, p- 3), neben Maxillaria; Galeoglossum und Ocampoa Rich. Gal. (ib. p. 31), zwei Neottieen. — Lindley hat systematische Uebersichten von Miltonia (Bot. reg. t.8), von Odontoglossum (ib. Misc. p. 49 — 59) und von mehreren Sectionen von Epidendrum gegeben (ib. P. 22 —29 und 65— 179): die NEtZIgENADAtE, ‚rüber begonnene Moin ist hiemit vollendet worden. forlgrom Irideen, Herbert hat seine Bearbeitung von Cracus Torlge- setzt (Bot. reg, 1845. t. 37 und Misc. p.1—8, 31. 80 — —83)., 2: Taccaceen. An der Grenze dieser Gruppe (mit hemerkens- werther ‚Tendenz zu Burmannia), steht die neue Gattung Thismia Griff. von Tenasserim, monocotyledonischer Repräsentant, der Rhiz- antheen (Linn. Transact. 19, p..343). and Amaryllideen. ‚Von Haemantlıus anna nassa Herb. = H. dubius Ktl. (Bot. xeg. 4845...Mise.,p-16)..0 Liliaeeen. Newe\Gattung: "Chrysobactron‘D.‘ Hook. (Antaret. ‚Voy. p.'72. t. 44.:45) s.'0. — Von der neuholländischen Gattung Blandformia' gab ei eine kleine ne '(Böt. reg. 1845. t. 18). urbumid) Junceen. Eine auf den Anden von'Neu-Gränada, bei 5000 Me- ter Höhe wachsende, Rasen bildende, dioecische Pflanze, Goudotia n. gen., hatDecaisne beschrieben und den Junceen angereiht (Ann. se. Hat. 4. p.8A), wovon sie durch ein gefärbtes) 'sechsblätttikes, von dreiblättriger Hülle umgebenes Perigonium abweicht: weshalb jene 'Stellung,'da auch die Struktur des Samens noch unbekannt, nur als eine provisorische anzusehen ist. A systematischen Botanik während des Jahres 1845. 391 „Cyperaceen. ‚v Schlechtendal schrieb einige, ‚Bemerkun- gen über Scleria (Bot, Zeit. 1845. nr. 28 — 30): ‚Gramineen. Die; beiden Paleae erklärt v. Mohl für das Pro- dukt. verschiedener. Axen und 'sucht 'hiedurch-R.;Brown’s Theorie:der Grasblüthe zu widerlegen, wobei. er die vivipare.Monstrosität, von Poa alpina ‚als, entscheidendes ‚Argument , benutzt (Bot. Zeit. 1845. 3.33—37)., Auch ich .habe.die Ansicht, wonach.diese Organe Bra- eteen sind, zu vertheidigen versucht (Gött.. gel. Anz. 1845. S. 683 —687). — Parlatore hat aus, diropsis, agrostidea, DC. und Adira agrastidean Guss, die; Gattung. Antinoria gebildet , (Fl) paler- mit. 1. p. 92). Farne... Von Kunze’s Kupferwerk (Die Farnkräuter iu colo- rirten ‚Abbildungen, Leipzig, 1845. 4) erschien die, 8..Lieferung des ersten Bandes mit Taf. 71—80. — Presl gab, einen Nachtrag zu sei- ner Pteridographie heraus, worin Gattungen, und Arten ansehnlich vermehrt sein sollen (Supplementum tentaminis Pteridographiae, con- tinens genera et Species ordinum,.g. d, Marattiaceae, Ophioglossa- seae, Osmundaceae,. Schizaeaceae et Lygodiceae., Pragae, „1815. 4. 119 pag,). — Von Sir W. Hooker’s Species, filieum; hat der dritte Band, mit 20 Tafeln die Presse verlassen. — J. Smitlutrennt einige Arten des Archipel’s von Oxygonium als Syngramm.a (Lond, Journ. of ‚Bot. 1845. p- 168). Moose, Nägeli hat eine gediegene und, physiologisch reich- baltige ‚Abhandlung über das Wachsthum der. vegetativen:Organe ‚bei den Laub-ı und ‚Leber-Moosen bekannt gemacht (Zeitschr...für wis- senschaftl. Bot. ‚Hft, 2, S. 138 — 209), ‚woraus. die, systematische; Fol- gerung sich ergiebt, dass ‚bei dem Moosblatt ein, eigenthümliches Bildungsgesetz obwaltet: Die Spitze des Organs wird zuletzt, ‚die Basis zuerst durch. Zellenbildung angelegt, während ‚das Wachsthum der einzelnen Zellen früher an der Spitze als an der Basis. des, Or- gans, sich abschliesst. Ueber die Keimung bemerkt N. (8.175), dass sie sich bei den Moosen, wie bei den Farnen, verhalte:; in ‚beiden entsteht die Axe aus einer einzigen Mutterzelle des Proembryo, wo- durch „die frühere Annahme, dass der. Vorkeim cin Geflecht. bilde und dass aus diesem Geflecht das Stämmehen ‚durch, Verwachsung mehrerer Zellfäden entstehe, widerlegt ist.“ ‚In beiden Familien ‚aber hat, jene Mutterzelle nur die Fähigkeit, nach ‚oben. auszuwachsen, woraus ‚folgt, das alle Wurzeln einen lateralen Ursprung, haben, aber nicht, wie Schleiden will, dass gar keine Wurzeln vorhanden seien. Ebenso wie die erste Axe des Mooses aus einer Mutterzelle des Pro- embryo (Sporenkeimfaden N’s) sich entwickelt, so verhält, sich, z. B, bei Phascum auch die Entstehung von neuen, Axen aus gewissen aarwurzeln (Brutkeimfaden N,’s), während andere, ‚gleichgeformte urzeln diese Bildungsfähigkeit nicht besitzen sollen und .daher nach 5 Auffassung die einzigen, wahren Wurzeln sind. — Bruch und Schimper, jetzt auch in n Verbindung mit Gümbel, ‚haben in. vier 392 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Lieferungen ihrer europäischen Moosgeschichte die Gattungen Schi- stidium, Grimmia und Racomitrium herausgegeben (Bryologia euro- paea. Fasc. 25— 28. Stuttg., 1845. 4). — Hampe begann ein Kupfer- werk über Moose unter ‘dem "Titel: Icones muscorum 'novorum 'v. minus cognitorum (Dec. 1—3. Bonn., 1844—45, 8). — K. Müller bearbeitete eine Uebersicht ‘von Macromitrium *(Botan. Zeit. 1845. nr. 32.33). — Neue Gattungen: Garckea K. Müll. (das. S. 865), aus Java; aus Chile Leptochlaena Mont. (Cing. Centurie de plan- tes cellulaires exotiques nouv. in Ann. sc. nat. 111. 4. p. 105), Aschist- odon (ib. p. 109), Diplostichon (ib. p. 117) = Pterigynandrum longirostrum Brid., und Eucamptodon (ib. p. 120. 366. t. 14); vom Lord-Aukland-Archipel, Sprucea Wilh. Hook. — Holomitrium Brid. und Lophüöodon Wilh. Hook. = Cynodon Brid. (Autarct. Voy.). Lebermoose. Von der Synopsis Hepaticarum, welche Gott- sche, Lindenberg und Nees v. Esenbeck gemeinschaftlich her- ausgeben, erschienen 1845 das 2te und 3te, 1846 das Ate Heft, womit dieses wichtige Werk bis auf ein hinzuzufügendes Supplement be- schlossen ist (Hamburg, 8. 624 Seiten). Folgende neue Gattungen sind darin unterschieden: Acrobolbus N. aus Irland; Gotischea N. — Jung. Sect. Nemorosae Aligerae,;, Sphagnoecetis N,—J. Sphagni Dies. u. a; Liochlaena N. = J. lanceolata; Mieropterygium = J Pterygophyllum u, a.; Polyotus G. = Jung. sp. Hook. und Tayl. aus der Südsee; Thysananthus Ld. = Trullania Sect. Bryopteris; Omphalanthus = Jung. sp. american. u. a.; AndrocryphiaN. = Noteroelada Tayl., Carpolipum N. = Carpobolus Schwein. Lichenen. Montagne beschreibt die neue Gattung Stego- bolus aus Cuming’s Sammlung von den Philippinen (Lond, Journ. of Bot. 1845. p. 4). — Zu den Collemaceen gehört das neue, von 'Mon- tagne und Berkeley beschriebene Genus Myriangium, welches in den Pyrenäen, in Algier und am Swan River gefunden ist (ib. p. 72); es bildet einen Ucbergang zu den Pilzen, indem es äusserlieh einer Dothidea gleicht. Algen. Nachdem die Tetrasporen der Florideen bei den Fucoi- deen nachgewiesen waren, hat sie Montagne auch bei einer Con- fervee, der von Durieu bei Algier entdeckten Gattung ThAwastesiu Mont., zuetst aufgefunden, die sich von Zygnema nur durch diesen Charakter unterscheiden soll (Compt. rendus. 1845. Oct.): die Gat- tung ist indess 'späterhin zweifelhaft geworden, indem bei mehrern andern" Zygnemeen gleichfalls Tetrasporen entdeckt worden ‚sind (Revue botan. 1846. p. 469). — Decaisne und Thuret haben sich mit den Antherideen der Fucoideen beschäftigt und weisen nach, dass der Gegensatz zwischen ihnen und den Sporangien ebenso gross sei, wie bei den Charen oder Moosen (Ann. sc. nat. 3, p.5—15. t. 1. 2). — K. Müller untersuchte die Entwickelungsgeschichte der Charen (Bot. Zeit. 1845. nr. 24 —27. t.3). Die grosse, mit Amylum gefüllte Zelle des Sporangium ist als eine, von zwei Zellenschichten einge- systematischen Botanik während des Jahres 1845. 393 kapselte Spore zu betrachten, die bei der Keimung aus ihren Hüllen hervorwächst (Fig. 4. 6). Vorher ist schon an die Stelle des Amy- lum Cytoblastem getreten, wobei vielleicht der trübe Saft einer klei- nern, unter der Spore gelegenen und mit ihr im Sporangium einge- schlossenen Zelle (Fig. 1. 2) eine wichtige Rolle spielt. Von Anfang an entwickelt sich die Axe, wiewohl ein blosser Zellenfaden, in zwei entgegengesetzten Richtungen, wie Wurzel und Stengel: dasselbe hat Kaulfuss gesehen, und Nägeli Aehnliches von der Caulerpa-Zelle eben- falls gezeigt. Später entfalten sich aus Adventivwurzeln der untern Stengelzellen „neue“ Individuen (Turionen nach Fig. 10). Weit spä- ter entstehen die Wirtelzweige und Rindenzellen des Stengels von Chara, welche der Verf. in der Terminalknospe verfolgt hat: erstere entspringen aus longitudinaler Theilung des Zelleninhalts der Termi- nalzelle (Fig. 12), diese aus einer Wucherung der Zweige ähnlich wie bei Batrachospermum. — Fresenius hat eine Abhandlung über den Bau der Oscillaterien publieirt, worin eine historische Kritik der diese Gewächse betreffenden Beobachtungen enthalten ist (Mus. Sen- ckenberg. 3. S. 263— 292). — Neue Algengattungen. Fucoideen: Cymaduse Decs. Thur. (Ann. sc. nat. 111. 3. p. 12) = Fucus tuber- eulatus Huds.; Pelvetia D. Th. (ib.)—=F. canaliculatus; Oxothal- lia D. Th. (ib.) = F. nodosus L. (Physocaulon Kütz): so dass für -Fucus nur F. vesiculosus und serratus übrig bleiben; Pinnaria Endl. Dies. (Bot, Zeit. 1845. S. 283), neben Laminaria, von Port Na- tal; Contarinia Endl. Dies. (das. S. 289) ebendaher, neben Scyto- thalia; Stereocladon Hook. Harv. (Lond. Journ. of Bot. 1845. p: 250) vom antarktischen Amerika; Scytothamnus Hook. Harv. (ib. p. 531) = Chordaria australis Ag. von Neuseeland. Florideen: . Die Sphärococcoideen Dieranema Sond. von Swan River (Bot. Zeit. ı 1845. S. 56), Sarcomenia Sond. ebendaher (das.), Phalerocar- pus Endl. Dies. von Port Natal (das. S. 290), AcanthococcusHook. Harv. vom antarktischen Amerika (a. a. O0. p. 261) und Aydropuntia Mont., schon früher aufgestellt, jetzt ausführlich beschrieben und als abweichende Form zu dieser Gruppe gestellt (Voy. au Pöle Sud. Bot.1. p.166. t. 1); die Rhodomeleen Lenormandia Sond. nec Mont., Kützingia Sond. und Trigenea Sond. von Swan River (a.a.0.8.54), Epineuron Harv. von Neuseeland — Fucus lineatus Turn. u.a. (a. a. O. p. 352); die Lomentariee C/adhymenia Harv. von Neuseeland (das. p.539); die Cryptonemeen Apophlaea Hary.' von Neuseeland (das. p. 549) und Gelinaria Sond, von Swan River (a. a. O. S.55); die Ceramieen Hanowia, Ptilocladia und Da- syphila Sond. von Swan River (a. a. O. S.52. 53). Conferva- eeen: die Siphoneen Struvea Sond, von Swan River (a. a. O. S.49), Cladothele Hook. Hary. von den Falklands (a. a. O. p.293), Der- besia Solier = Bryopsidis sp. (Revue bot. 1. p. 452); die Confer- - voidee Arechongia Meneg. — Phycophilae Kütz. sp. et Confervae J \ auctor (Atti di VI riunione p. 456). Archiv f. Naturgesch. XJJ, Jahrg. 2, Bd, Aa 394 Grisebach: Bericht über systematische Botanik etc. Pilze. Das Kupferwerk von Harzer ist mit dem 16. Hefte ge: schlossen (Naturgetreue Abbildungen der vorzüglichsten, essbaren, giftigen und verdächtigen Pilze. Hft. 16. Dresden, 1845. 4). — Neue Gattungen und monographische Bearbeitungen. Pyrenomyceten. Von ‚Sphaeria trennt de Notaris folgende Typen: Venturia, Massaria=Sph. inquinans Tod., Rose/linia=Sph. aquila Fr., Bertia — Sph. moriformis Tod. (Atti di VI riunione p. 484 — 487, t.1). Leveille beschreibt Lembosia und Asterina (Champign. exotiques in Ann, sc, nat. III. 3. p. 58. 59); Montagne die neuen Pezizoideen Aymenobolus aus Algerien: (das. 111. 4. p. 359) und Aserophallus aus Cayenne (das. p. 360). — Gasteromyceten, Montagne beschreibt aus Algerien Xy/opodium und Lasioderma (das. p. 364); Czerniaiew aus der Ukraine Endoptychum (Bull. Mose. 1845. 2. p. 146), Trichaster (ib. p. 149), Endoneuron (ib. p. 151), Disciseda (ib. p. 153) und Xyloidion (ib. p. 154): Die Tuberaceen Choiromycees Vitt. und PrcoaVitt. haben die bei- den Tulasne monographisch bearbeitet; Podascon pistillaris Fr. von den Cap-Verdischen-Inseln hatBerkeley beschrieben (Lond, Journ. of Bot. 1845. p. 291—293. t. 10). — Hyphomyeeten: Sphae- romyces Mont. von Algier (a. a. O. p. 365). — Coniomyceten: Polydesmus Mont. (das. p. 365); Phylacia Leveill. (a. a.0. p. 61), aus der zu den Coniomyceten zu ziehenden Gruppe der. Cytispo- reen; Piptostomum Lev. (das. p. 65). Podisoma ‚macropus auf Juniperus virginiana wird von Wyman und Berkeley beschrie- ben (Lond. Journ. of Bot, 1845. p. 315 — 319. t. 12). DEE 6 AMOMEEEEN VE | Bericht über die Leistungen in der Herpetologie während des Jahres 1845. Von Dr. F. H. Troschel. In „Journals of expeditions of discovery into central Australia and Overland from Adelaide to King Georges Sound in the Years 1840—41 ct. by Edward John Eyre,“ London 4845. 8. Vol. I. p. 415 ist ein Verzeichniss der Reptilien ge- geben, welche im King George's Sound gefunden wurden, von Neill. Es werden 7 Schlangen aufgezählt. v. Tschudi gab in diesem Archiv 1845 p. 150 einen „Conspectus Reptilium quae in Republica Peruana reperiuntur et pleraque observata vel collecta sunt in itinere,“ Daselbst werden 7 Schildkröten, 34 Echsen, 17 Schlangen und 18 Ba- trachier, also im Ganzen 76 Amphibien aufgeführt. Osservationi zootomico-fisiologiche sulla respirazione delle Rane, Salamandre e testuggini di Bartolomo Panizza (Nuovi Annali delle Scienze naturali Serie II. 3. 1845. p. 37 und Annales des sciences nat, troisieme serie IN. p. 230). Chelonmii. Berthold machte die Bemerkung, dass Cinyxis homeana im westlichen Afrika lebe, während man sich neuerlich der Ansicht hin- neige, dass die Gattung amerikanisch sei. (Comptes rendus XXI. p- 447). Rüppell bildet im dritten Bande des Museum Senkenbergianum 1845 eine neue Schildkröte von Schoa südlich von Abyssinien ab: Cinyzis schoensis testa oblonga subquadrata, antice subdepressa, po- stice globosa, scutellis vertebralibus 1, 4 et 5 convexis, 2 et 3 pla- nis, colore flavo-umbrino, margine anteriore cultrato subexciso, po- steriore rotundato, pedibus anterioribus macro-lepidotis, unguibus quinque lamnaribus robustis; pedibus posterioribus cute reticulata, unguibus quatuor latis subelongatis; cauda supra lamina unguilari terminali. Aut 396 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Trionyxz Mortoni Hallowell Proc. Philadelphia 11. p. 120. Verf. kennt nur den Jugendzustand. Afrika. Sauri. Coleonyx Gray noy. gen. aus der Familie der Geckonen. Annals XVI. p. 162. Zehen etwas zusammengedrückt, gleich dick in ihrer ganzen Länge, am Ende stumpf; Ränder einfach, abge- rundet, oben mit einer Reihe und seitlich mit drei Reihen sechs- seitiger Schuppen bedeckt, unten mit einer Reihe kleiner Querschup- pen; am Ende jeder Zehe breite Schuppen, die eine Scheide für die kleinen Krallen bilden, und eine Schuppe bedeckt die Nath zwischen beiden Schuppen von oben. Afterschuppen deutlich, in einer wink- ligen Reihe; Schuppen körnig mit Reihen grösserer Granula. Schwanz eylindrisch, mit Ringen grösserer Tuberkeln, unten am After ange- schwollen, und mit breiten Tuberkeln jederseits. C. eleguns von Be- lize im tropischen Amerika. Ferner beschreibt Hallowell folgende Echsen in den Proceedings of the Academy of nat, seienc. of Philadelphia II, als neu: j Calotes versicolor p. 247: grün und olivenfarbig gemengt, unten hellolivenfarbig. 20”. Liberia. Tropidolepis africanus p.171: oben kleigrau, Kopf bräunlich. 7”. Afrika. Euprepis Blandingii p.58: oberhalb broncefarbig mit vielen schwarzen Flecken, eine Reihe weisser Flecke an der Seite, darunter eine breite schwarze Binde und eine hinter dem Auge; dicht unter dieser eine weisse schmale Binde, unterhalb grünlich silbergrau. 5”. Liberia in Westafrika, Plestiodon Harlani p.170: oben hellbraun, an den Seiten zahl- reiche dunkle senkrechte Binden, mit weissem Zwischenraum, unten hellgelb. 10”. Afrika. Leiolepis Auduboni p.246: bräunlich chocoladenfarbig mit grünen und gelben Flecken. 17”. Columbia. } - Serpentens. Auch aus dieser Abtheilung finden sich neue Arten von Hallowell in Proceedings: of Philadelphia Vol. II: Python liberiensis p.249 von Liberia, Coluber laevis Hallowell p. 118 oben broncefarbig mit 8 oder 10 gelblichen Binden. Bauchschilder 150, Schwanzschilder 100. 2%" Der Name ist vergeben. — C. Phillipsiü p. 169 grünlich oliven- farbig mit schwarzen Flecken, unten theegrün. 3’4”, Bauchschilder 172, Schwanzschilder 22. — €. ater von sehr dunkler Farbe. Bauch- schilder 144, Schwanzschilder 72. Alle von Liberia. — €. Spiwiü \ Herpetologie während des Jahres 1845. 397 p- 241 oben seegrün, unten strobfarbig. Bauchschilder 164, Schwanz- sehilder 113. 5%. — ©. fuscus oben dunkelbraun, unten strohfarbig. Bauchschilder 190, Schwanzschilder 115. 3%. — C. Pickeringü p-242 oben seegrün, unten strohfarbig. Bauchschilder 160, Schwanz- schilder 128. 7’. — C. vittatus schwarz, jederseits eine weisse Binde. Bauchschilder 156, Schwanzschilder 36. %. — C. fuliginosus oben dunkelbraun, unten strohfarbig, Schwanz unten braun gefleckt. Bauch- schilder 158, Schwanzschilder 28. 14. — (©. Ashmeadii p. 244 asch- farbig, eine Reihe dunklerer, weissgerandeter Flecke, eine dunkle Binde hinter dem Auge, ein dunkler Fleck jederseits am Nacken. Bauchschilder 191, Schwanzschilder 113. 13'. — €. variegatus bräun- lich mit aschgrau gemischt, eine Reihe brauner, weiss gerandeter Querbinden mit Zwischenräumen von %”. Bauchschilder 178, Schwanz- schilder 96. 1%. — C. atratus p.245 oben schieferfarbig mit einer weissen Binde am Hinterhaupt. Bauchschilder 145, Schwanzschilder 46. 13”, Alle von Columbien (Südamerika). Leptophis gracilis p. 60 oben grasgrün, unten heller, am Nacken milchweiss, an jeder Seite eine dunkle Binde. Länge des Körpers 193”, Länge des Schwanzes 14”. Bauchsch. 159, Schwanzsch. 153. — L. Kirtlandü. Kopf oben und an den Seiten broncefarbig, eine weisse Binde von der Schnauze bis an den hinteren Winkel des Oberkiefers, Körper oben dunkelbraun, schwarz gewölkt, unten eben so dunkel, nur der vordere Theil ist schmutzig weiss. Schwanz- schilder 154. Länge des Körpers 154”, des Schwanzes 9" 10”. — L. viridis p. 172 oben grün, unter der Kehle milchfarbig. Bauch- schilder 211, Schwanzschilder 107. Alle drei aus Liberia, Dipsas carinatus p. 119 oben bräunlich mit zahlreichen gelben Binden, unten gelblich. Bauchschilder 247, Schwanzschilder 273, Afrika. — D. Blandingü p.170 oben hellgelb, an jeder Seite eine Reihe bleifarbiger Flecken, der Kopf ist oben hellblau, unten gelb. Bauchschilder 272, Schwanzschilder 131. Liberia. Trigonocephalus Colombiensis p. 246 gelblich aschfarbig, jeder- seits eine Reihe dreieckiger dunkler Flecke, dazwischen zahlreiche Punkte von derselben Farbe; eine Reihe dunkler Flecken jederseits am Bauche, 1’ 8”. Bauchschilder 207, Schwanzschilder 70. Columbien. Batrachia. Von einem in Gestein eingeschlossenen Frosch ist ein neues Beispiel vorgekommen. In der Penydaran-Kohlengrube in Südwales fand sich beim Sprengen bei einer Tiefe von 135 Fuss ein Frosch, dessen Rücken genau in die Höhlung passte. Er war sehr schwach und konnte kaum kriechen, seine Augen waren vollkommen ausgebildet, aber hatten keine Selkraft, sein Mund war geschlossen und konnte nicht geöfl- 398 Troschel: Bericht über die Leistungen in der net werden. (Cardiff Guardian. London and Paris Observer, No. 1035, Febr. 23, 1845. — Froriep’s Notizen XXXIIl. p. 329). Rana Bibroni Hallowell Proc. Philadelphia glatt, mit Längs- falten auf dem Rücken, grau mit dunklen Flecken, eine weisse Längs- binde in der Mitte. Liberia. Perialia nov. gen. Gray in Journals of expeditions of disco- very into Central Australia and Overland ct. by Edward Jolın Eyre Vol. I. p. 406. Zunge rund, ganz, Gaumen concav mit 2 Gruppen von Zähnen zwischen den innern Naslöchern, Kiefer mit Zähnen, Augen vorgequollen, Trommelfell kaum sichtbar, Haut glatt, Schenkel ziem- lich kurz, Zehen vorn 4, hinten 5, am Ende spitz, fast frei, die vierte Hinterzehe lang, die übrigen ziemlich kurz ; Knöchel mit einem läng- lichen, zusammengedrückten, hornigen, scharfrandigen Tuberkel an der Innenseite der Basis der Innenzehe; Männchen mit einem imnern Stimmsack unter der Kehle. Kopf und Körper zusammengedrückt und hoch. P. Eyrei vom -Murrey River und P. ornata von Port Essington. In demselben Werke ist Cystignuthus dorsalis Gray Annals 1841 und Phryniscus australis Dum. Bibr. abgebildet. Ixalus concolor Hallowell Proc. Philadelphia 11. p. 60 oben ein- farbig hell chöcoladenfarbig, Kiefern und Kehle schmutzig weiss, Bauch und Unterseite der Beine dunkel chokoladenfarbig. Kopf und Körper 10’, Hinterbeine 1” 3%”. Liberia. Bufo einereus Hallowell Proc. Philadelphia 1. p. 169, oben aschfarbig mit dunklen Flecken, unten gelb, 2”. Der Näme ist ver- geben. Afrika. Pouchet theilte der Pariser Akademie mit, dass die Spermatozoen des Triton cristatus hinten eine sehr feine Mem- bran, eine Flosse ‚besitzen, welche am Rande gefaltet ist. Den freien Rand derselben hat man früher für einen gewun- denen Fadeiı genommen. Die: Bewegung geschieht durch Un- dulationen der Flosse (Comptes rendus XX, p. 1341). . 399 Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie während des Jahres 1845. Von Dr. F. H. Troschel. Von der Ichthyologie der ,‚Voyage of H. M. S. Sulphur under the command of Captain Sir Edward Belcher ‚‘“ bearbeitet von John Richardson, ist der Anfang (öte Lief.) bereits im vorigen Jahresberichte besprochen. Im Jahre 1845 ist die Abtheilung der Fische beendet. Im Ganzen enthält sie 98 Seiten Text und 30 Tafeln in Steindruck. Mehrere neue Ar- ten und auch einige neue Gattungen sind aufgestellt, die in verschiedenen Erdgegenden gesammelt sind. Von v. Siebold’s „Fauna japonica“ erschienen im Laufe des Jahres 1845 die 7te, Ste und 9te Lieferung der Fische, bearbeitet von Temminck und Schlegel. Der Text behandelt den Schluss der Scomberoiden, die Familie der Taenioiden, Teuthyer, Mugiloiden, Blennioiden, Gobioiden, Pediculaten und den Anfang der Labroiden. In dem „Report of the fifteenth Meeting of the britisch association for the advancement of science held at Canıbridge in June 1845. London 1846,“ ist eine Uebersicht der Chinesi- schen Fische von Richardson enthalten, denen der Verf. die Fische von Japan nach der Fauna von v. Siebold hinzugefügt hat. ’Sehr reich ist die Aufzählung durch die Benutzung der Abbildungen geworden, welche John Reeves von solchen Fi- schen hat anfertigen lassen, die auf den Markt von Canton kommen; deren sind 340 Arten. Die Zahl’der neuen Arten ist nicht unbeträchtlich, daher beschränke ich mich meist imten auf Nennung der Namen. Es sind aufgezählt: 15 Haifische, 49-Rochen, 1 Stör, 39 Pleetognathen, 5 Lophobranchier, 3 Öarpopterygier, 37 Oyelopoden, ‘93 Percoiden, '7 Mulliden, 50 Panzerwangen, 27. Sciaenoiden, 5 Maeniden, 17 Sparoiden, 400 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 6 Teuthyer, 21 Squamipennen, 3 Fistulariden, 7 Mugiloiden, 15 Labyrinthfische, 11 Labroidei etenoidei, 35 Labroidei ey- cloidei, 6 Scomberesoces, 8 Blennioiden, 73 Scomberoiden, 22 Pleuronecten, 2 Gadoiden, 25 Siluroiden, 52 Cyprinoiden, 7 Scopelinen, 1 Salmonoid, 22 Clupeoiden, 28 Apodes — also im Ganzen 661: Arten: In „Journals of expeditions of discovery into central Australia and Overland from Adelaide to King Georges Sound in the Years 1840—41 ct. by Edward John Eyre”, London 1845. 8. Vol. I. p.418 findet sich ein Verzeichniss der in King George’s Sound gesammelten Fische von Neill. Im Ganzen enthält das Verzeichniss 59 Fische. Von vielen ist nur der Gattungsname bestimmt, und es sind die Zahlen der Flossen- strahlen, so wie der Name bei den Eingebornen hinzugefügt. In einer Aufzählung solcher Thiere, die für die Fauna Irlands neu sind, giebt Thompson Brama Raji Cuv. 2, an. (Annals XV. p. 311). Cenni sui pesci d’acqua dolce della Lombardia di F. de Filippi. Estratti dalle Notizie naturali e civili sulla Lom- bardia Vol.l. Milano 1844. (Nuovi Annali della Scienze na- turali. Serie H. 3. 1845. p. 81). Es werden hier 34 Arten auf- gezählt, unter denen mehrere neue, deren Diagnosen unten angegeben sind. Storia naturale di quei peseiolini. volgarmente tra noi conoseiuti ‚col nome di Cicinelli o Cieinielli del Prof. Costa. (Atherina hepsetus, Clupea sprattus und Gobius Aphya). (An- nali dell’ accademia degli Aspiranti naturalisti. II. 1844. p. 88). Agassiz legte der britischen Versammlung für den Fort- schritt der Wissenschaften zu York im September 1844 einen Aufsatz vor: Memoire sur les poissons fossiles de’ l’Argile de Londres. (Annales des sciences naturelles troisieme serie tom. Il. p. 21). Derselbe ist in sofern für die Systematik der Fische der Jetztwelt wichtig, als’ darin auf Charaktere: einer Anzahl von Familien aufmerksam gemacht wird, die sich an den Schädeln finden. Es ‚sind die Familien ‚der Pereoiden, Sparoiden, Teuthyer, Xiphioiden, Scomberoiden, Sphyraenoi- den, Labroiden, Blennioiden, Scomberesoces, Glupeiden, ‚Ga- doiden und Aale in: dieser Beziehung erwähnt. 1660 Ichthyologie während des Jahres 1845. 401 Physiologische Bemerkungen über die Statik der Fische von J. Müller, als Auszug aus dem letzten Theil der ver- gleichenden Anatomie der Myxinoiden in Müller’s Archiv 1845. p- 456. In einem Nachtrag über den Bau der Ganoiden spricht J. Müller über die verschiedene Bedeutung des truneus arte- riosus bei den verschiedenen Fischen. (Bericht der Akademie zu Berlin von 1845. p. 33). Blanchet zeigte an, dass bei Marseille im Hafen alle Fische vor einigen Jahren starben und an der Oberfläche schwammen. Er schiebt das auf Schwefelwasserstoff, welcher sich aus den Seiffabriken kommend in das Wasser mischte. Er will dadurch den plötzlichen Tod, wie er bei den verstei- nerten Fischen vorgekommen sein muss, zum Theil erklären. (Comptes rendus XX. p. 112). Ebenda p. 252 macht Morren darauf aufmerksam, dass die im Wasser aufgelöste Luft einen sehr verschiedenen Reich- tihum an Sauerstoff hat, eine Folge der Einwirkung des Lich- tes und der Gegenwart der verschiedenen mikroskopischen Thierchen und Wasserpflanzen. Im Mittel enthält die aufge- löste Luft 32 — 33% Sauerstoff, wenn derselbe bis 19 oder 185 sinkt, dann sterben die Fische. Dipnol Lepidosiren paradoxa. Monographie von Joseph Hyrtl. Prag, 1845. 4. Mit 5 Kupf. Ist mir nicht zu Händen ge- kommen. Nähere Angaben über einen dem Lepidosiren annecteus verwandten Fisch von Quellimane von Peters (vergl. den vorjährigen Bericht p. 191) finden sich in: Müller’s Archiv 1845. p.1. Dazu drei Tafeln mit Abbildungen, Ebenda p. 534 theilt Heckel seine Ansicht mit, dass der Peters’sche Fisch generisch von Lepidosiren paradoxa ver- schieden, und ihm ‚daher der Owen’sche Name Protopterus annectens zu restituiren sei. Teleostei. Acanthopteri. Ambassis Vachelii Richards. Report. p. 221. D. 7—1.9; A. 3.9. Canton. 402 Troschel: Bericht über die Leistungen’ ih der Serranus megachir, shippan, variegatus, ‚Reevesi, Aaästsapo- mus, cyanopodus Richards. Report von China. Mesoprion hoteen Richards. Report von Canton, Hapalogenys maculatus Richards. Report von Canton. Scolopsides pomotis Richards. Report von Canton. Lobotes incurvus und eitrinus Richards. Report von China. Priacanthus tayenus Richards. Report von ‚China, Upeneus tragula Richards. Report von Canton. Prionotus horrens Richards. Sulphur A..9 mit ründen Brust- flossen und P. birostratus A. 1. 10 mit abgestutzten Brustflossen. Beide vom Golf Fonseca an der Westseite Amerika’s. Richardson stellt im Sulphur eine neue Gattung Centrider m- ichthys-in der Nähe von Cottus auf, die sich durch das’ Vorhan- densein 'von Gaumenzähnen auszeichnet. Die Haut ist mit kleinen Stachelehen' besetzt. Dahin gehört‘ Cottus asper Richards. 'Fauna boreal. americ.; und eine neue Art C. ansatıs von China mit in die Höhe gebogenem Stachel des Vordeckels, scheint mit none unci- natus Schlegel Faun. jap. identisch. Eine neue Art der Gattung Chirus Steller (Labrax Pallas) be- schreibt Richardson Sulphur als Ch. denarius D. 4. 25; A. 1. 3. Die vierte Seitenlinie ist nicht unterbrochen. Sitka. Scorpaena leonina Richards. Report von Canton. | Platycephalus cultellatus Richards. Report von Canton, Sebastes caurinus Richards. Sulphur mit hoher bogenförmiger Rückenflosse, und ungefleckten Flossen. Sitka. — S. longiceps Ri- chards. Report. p. 214. D. 13. 10; A. 2. 6. — 8. serrulatus ib! D. 13. 11; A. 3. 5. Beide von China. Synanceia breviceps Richards. Sulphur mit kürzerem Kopf als bei'S. astroblepa Rich. D. 13.12; A. 2.13. China. Pelor tigrinum Richards. Report von Canton. Sciaena lucida Richards. Sulphur D.8—1.2%6; A. 2. 11. Chinay. — Sc. crocea id. Report von. Canton, Otolithus Reevesü, aureus, tridentifer Richards. Report, alle drei von Canton. Corvina grypota und albiflor« Richards. Report von Canton. Pristipoma pihloo, chloronotum, gaallinaceum,, grammopoecilum Richards, Report. Lethrinus anatarius Richards. von Canton. Chrysophys auripes und xanthopoda Richards. Report von Canton. | Crenidens leoninus Richard. Report von "Cahton. ET Hoplegnathus maculosus Richards. Report von Canton. Ophicephalus puticola, Jovis Richards. Report von Canton. Mugil zanthurus, melancranus, strongylocephalus, ventricosus Richards. Report p. 249 von China. —ıM, japonicus und Bar cheilus Temminck und Schlegel Faun. jap. n) Ichthyologie während des Jahres 1845. 403 Chorinemus leucophthalmus und delicatulus Richards. Report von China. Trachinotus auratus und melo Richards. Report von China. Seserinus Vachelüü Richards. Report von Canton, Caranz cancroides, cestus und margarita Richards. Report von Canton, Seriola purpurascens, aureo-vittata, quinque-radiata und inter- media Temminck und Schlegel. Fauna japon. Dieselben stellen ebenda eine neue Gattung Erythrichthys auf: Eine Reihe sehr feiner Zähne imr Zwischenkiefer; eine schmale Binde im Ober- und Unterkiefer; zwei aneinanderstossende Rücken- flossen; Schuppen von mittlerer Grösse, fast viereckig. B. 6. D. 10 — 2.10; A. 3.10. Die Art hat keinen Namen, + Ebenda eine zweite neue Gattung Scombrops. Eine Reihe grosser spitzer Zähne im Unterkiefer; im Zwischenkiefer vorn eine Reihe viel kleinerer Zähne, dahinter in der Mitte ein Paar grosser Zähne, die jederseits von zwei kleineren begleitet sind; hechelför- mige Zähne am Vomer und am Gaumen, D. 8—2.13; A. 2.12%. Die Art ist ebenfalls ohne Namen. Coryphaena japonica ib. Stromateus japonicus desgl. * Zeus nebulosus ebenso, höher als die andern Arten, schuppenlos. D. 8—6.7; A. 1.6. Equula nuchalis ih. mit einem schwarzen Fleck am Nacken. D. 8.17; A. 3.15.— E. rivulata mit schiefen schwärzlichen Streifen am Rücken. D. 8. 16; A. 3.14. Richardson stellte in den Annals XV. p.346 eine neue Gattung aus der Familie der Scomberoiden auf: Gasteroschisma. Der Bauch ist scharf, und die grossen Bauchflossen, welche hinter den Brustflossen liegen, werden von einem Spalte desselben aufgenom- men. Seitenlinie unbewaffnet. Brustflossen klein, Rückenflossen ver- einigt, mit falschen Flossen. After\gegen das Ende der Bauchspalte, Schuppen ‚zart, ziemlich gross. Zähne klein, borstenförmig.- 5,Strah- len in der Kiemenhaut. Kiemenöffnung weit.. Eine Art. @. melampus. Cepola hungta Richards. Keport von Canton. Lophotes Capellei Temminck und Schlegel. Die Stirnleiste bildet einen weniger scharfen Winkel; die erste Rückenflosse ist hö- her als bei cepedianus; die Rückenflosse geht bis zur Afterflosse; Mund weniger vertical. D. 1.8— 212; A. 3. 18, Amphacanthus aurantiacus D. 14. 9; A. 8.8 und A. albopuncta- tus Temminck und Schlegel in der Fauna japonica. - Blennius auro-splendidus und fasciato-latoceps Richards. Re- port von Macao, -Petroscirtes (Blennechis) Bankieri Richards. Sulphur, = Schnei- detähne; Schwanzflösse Joderuchth rot einem kurzen Faden. Hong Kong. A0A Troschel: Bericht über die Leistungen in der Stichaeus hexvagrammus Temminck und Schlegel Fauna jap. B. 6. D. 40. A. 29. Gunnellus nebulosus D. 74. A. 2.36 und @. crassispina D. 78. A. 2. 40 ebenda. Eine neue Gattung Dictyosoma der Verfasser der Fauna japo- nica unterscheidet sich vom Gunnellus und Zoarces durch völliges Fehlen der Bauchflossen. B. 6. D. 58.9; A. 2.43. Die Art ist na- menlos geblieben. Eine interessante Gattung Calloptilum stellte Richardson Sulphur auf; sie scheint zu den Blennioiden zu gehören. Körper beschuppt, eylindrisch, Kopf kurz, stumpf, Mund klein, kleine Zähne in den Kiefern, Augen seitlich, vorn, Wangen und Vordeckel be- schuppt. Kiemenöffnung weit, Kiemenhaut mit sechs Strahlen. Ein langer Strahl im Nacken. Zwei gegliederte Rückenflossen mit vielen einfachen kleinen Strahlen dazwischen, zwei Afterflossen ebenfalls mit kleinen Strahlen dazwischen, Brust- und Schwanzflossen klein, Bauchflossen ‚sehr lang, vor den Brustflossen, mit drei langen Strah- len, und 16 kleinern Strahlen am hinteren Rande. Seitenlinie ganz oben am Rücken, China. Das Berliner Museum besitzt die einzige Art €. mirum von den Philippinen. Nach der Untersuchung J, Mül- ler’s besitzt sie keine Nebenkieme; die Bauchflossen scheinen nur articulirte Strahlen zu enthalten. Magen ohne Blinddarm. Darm ganz gerade, ohne Absonderung des Magens, keine Schwimmblase. Gobius fasciato-punctatus, ommaturus, stigmothonus Richards. Sulphur von China. — @. platycephalus, ripilepis, margariturus Richards.Report ebenfalls von China. — @,favimanus D.8—15; A. 12; V. 10. — @. brunneus D. 6—10; A. 8; V. 12. — @. olivaceus D. 6 —10; A. 8. 8; V. 10. — @. virgo B. 4. D. 8-36, A. 1. 26; V. 10. — G. hasta D. 8-20; A. 17, V. 10. Diese 5 Arten sind von Tem- minck und Schlegel in der Fauna Jap. aufgestellt. ." Boleophthalmus aucupatorius Richards. Sulphur von China D. 5—26; A. 1.25. — B. campylostomus id. Report von Canton. Apocryptes serperaster Richards. Report von Macao. Amblyopus rugosus Richards. Report von Macao. — A. Lace- pedii Temminck und Schlegel B. 5; D. 6. 42, A. 1. 41. Periophthalmus modestus ebenda. Eleotris cantherius Richards. Report von Macao. — E. ob- scura Temminck und Schlegel ist verwandt mit E. tumifrons €. V., hat aber eine flache Stirn. D. 7—9; A. 8. — E. ozycephala ib. D. 6—9; A. 9. - Callionymus longicaudatus ib. D. A—9; A. 8. — C. variegatus ib. D. A—8; A. 7. — CO. Valenciennei ib. D. A—9; A. 9 (8). — C. Zunatus ib. D. 4—9; A. 9. — C.altivelis ib. Die erste Rückenflosse ist hinten ohne Membran, die zweite Rückenflosse ist sehr hoch und besteht ganz aus verästelten Strahlen, und der Vorderdeckel verlän- gert sich einfach in zwei ziemlich breite Stacheln. D. 4—8; A.ı7. U nn Ichthyologie während des Jahres 1845. 405 Gobiesox tudes Richards. Sulphur einfarbig, eine Reihe klei- ner cylindrischer Zähne in den Kiefern, oben dahinter ein Haufen kleinerer. B. 5; D. 8; A. 5. China? 5". Achille Costa las in der 6. Versammlung der Italieni- sehen Naturforscher: Osservazioni interno alle Echeneidi in generale ed in particolare su l’Echeneis Musignani (Annali dell’ academia degli Aspiranti naturalisti II. 1844. p. 234.) Chironectes tridens Temminck und Schlegel zahl mit sehr kleinen Bauchflossen. D. 3—11 (12); A. 7. Eine neue Gattung in der Familie der Armflosser, von der sich bereits eine kurze Notiz in Oversigten over Videnskabernes Selskabs Forhandlinger for 1844 S. 140 findet, beschreibt Henrick Kroyer in seiner Naturhistorisk Tidskrift zweite Folge I. p. 639 ausführlich: Ce- ratias forma valde compressa et exaltata. Rictus sat magnus, ver- ticaliter fere fissus. Dentes mediocris magnitudinis, mobiles, conici, subincurvi ossium intermaxillarium maxillaeque inferioris, nulli vero vomeris vel palati. Apertura branchialis infra pinnas pectorales, sat magna, rotundata. Membrana branchiostega radiis sex. Tria arcuum - branchialium paria binis Jaminarum branchialium seriebus instructa; duo paria externa libera, tertium par margine interiori faucibus con- natum. Pinnae ventrales-nullae; pectorales minimae, sed brachiis suffultae sat longis; dorsalis anterior duobus modo composita radiis liberis mobilibus, altero longissimo capitis, altero medii ferme dorsi; Jorsalis posterior et analis perbreves, pinnae caudali maximae valde approximatae. Radii omnium pinnarum magna ex parte liberi, e cute conjungente prominentes (insigniter vero radii pinnae caudalis et pectoralis), cartilaginei, non articulati, apieibus mollibus, filifor- mibus. Squamae verae nullae; innumeri vero harum loco aculei ossei recurvi, e basi scutiformi surgentes. Vesica natatoria nulla; appendices duae pyloricae parvae. Sceleton molle et cartilagineum. Die Art ©. Holbölli ist ganz schwarz. D. 1.1.4; A. 4; C. 8. Grönland. Anacanthini. Platessa velafracta und balteata Richards. Report von Canton. Hippoglossus orthorhynchus und goniographicus Richardson Report von Canton. —. H. dentex Richards. Sulphur mit langen pfriemförmigen Zähnen D. 47; A. 33. China. Solea ommatura, ovalis, foliacca, ovata Richards. Report von China. Plagiusa aurolimbata, puncticeps, nigrolabeculata, grammica, melampetala, favosquamis Richardson Report von China. Pharyngognathi, Labrus eöthinus Richards. Report von Canton. — L. rubigi- nosus Temminck und Schlegel. D. 9—11; A. 3.9 (10). 406 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Cienolabrus aurigularis und rubellio Richards. Sulphur von China, ? Cossyphus cyanostolus und ommopterus Richards. von Canton. Julis exornatus und thersites Richards. Report von China. — J. poecilepterus, pyrrhogramma und cupido von’ Temminck und Schlegel Fauna japon. Xyrichthys puniceus Richards. Report von Canton. — X. dea Temminck und Schlegel. D. 2—11. 9; A. 3. 12. Cheilinus nebulosus Richards. Report von China. Eine neue Gattung Cirrhilabrus ward von Temminck und Schlegel aufgestellt. Sie hat ein gezähntes Praeoperculum, eine unterbrochene Seitenlinie, der Kiemendecket ist beschuppt, die Bauch- flossen sind in lange Fäden ausgezogen. B. 5; D. 11.9; A. 3.9. Die Art hat nach der Sitte der Verf. keinen Namen. Scarus pyrrostethus Richards. Report von China. Calliodon chlorolepis Richards. Sulphur von China. Pomacentrus notostigmus Richards. Sulphur ein heller Fleck auf dem Rücken, eine solche Nackenbinde, eine Linie unter dem Auge und ein runder Punkt oben auf dem Deckel. D.13. 13. A. 2.12. Südsee ? Glyphisodon Bankieri Richards. Report p. 253. D. 13. 11, A. 2.11. China. Heliases reticulatus Richards. Report p. 254. D. 12. 15; A. 2.13. China. ; Amphiprion chrysargyrus Richards. Report von China. Belone ciconia Riehards. Report von Canton. Exocoetus monocirrhus Richards. Report von China, Physostomi. Silurus zanthosteus Richards. Sulphur mit 4 Bartfäden, brau- ner Schwanzflosse mit der braungerandeten Afterflosse zusammen- hängend. B. 15; D. 5, 6 oder 7; A. 80, Chusan. Canton. Bagrus crinalis, limbatus, bouderius (an Pimelodus?), Vachelö Richards, Report von China. Galeichthys stanneus Richards. Report von Canton. Arius falecarius Richards, Sulphur. Maxillar-Bartfäden von Länge desKopfes, Brustflossen roth, Rückenflosse schwarz gerandet. D. 1.7; A. 19. Canton. Pimelodus mong, fulvidraco Richards. Report von Canton. Clarias pulicaris Richards. Sulphur. D. 64; A. 47. China. Peters beschreibt in Müllers Archiv 1845 p. 375 das elektrische Organ des Zitterwelses, Malapterurus electricus. Es besteht aus einer fingerdicken Schicht von faserig zelligem Ansehen, welche sich über den ganzen Körper. erstreckt, mi ns nn. N Ichthyologie während des Jahres 1845. 407 und anı Bauche ihre grösste Dicke hat. Bei der Untersuchung unter dem Mikroskop besteht es aus einer äusserst feinen Haut, die sich leicht in feine Fältchen legt, welche man nicht mit Fasern verwechseln darf, und aus runden mikroskopi- schen Körperchen, welche eine gallertartige Masse zusammen- setzen. Catalogo metodieco ct. Verzeichniss der Europäischen Cyprinen nebst Bemerkungen über den 17. Band der Histoire naturelle des poissons von Valenciennes, vom Prinzen Carl Lucian Bonaparte. 4. Mailand 4845, ist mir nur aus der Anzeige in der Revue zool. 1845. p. 298 bekannt, geworden. Die Europäischen Cyprinen werden in zwei Unterfamilien ge- theilt, in Cyprinini und Leueiscini, deren erste 7, die zweite 13 Gattungen enthält, zu denen im Ganzen 126 Arten auf- gezählt werden. Die angefügten Bemerkungen über den 17. Band der Hist. nat. des poissons sind ausführlich a. a. O. mitgetheilt. und enthalten zahlreiche Berichtigungen, welche sich meist auf die Species beziehen, und welche alle hier zu wieder- holen. der Raum nicht gestattet. Einige Bemerkungen iiber Cyprinen der Belgischen Fauna, als Berichtigung des 17. Theils der Hist. nat. des Poissons von Valencieunes macht Selys-Longchamps in der Revue zool, 1844. p. 399. Cyprinus atrovirens, flammans, hybiscoides, acuminatus, scul- poneatus, abbreviatus Richards. Report von China, Abramis terminalis Richards, Report von Canton, Gobio Iutescens Filippi ]. c. ore infero, parvo, oculis laterali- bus, corpore subquadrilatero, pinna caudali apieibus acuminatis, superiori longiusculo D. 10; A. 8. Chondrostoma jaculum Pilippi ]. c. longitudine altitudinem sexies superante; squamis argenteo-micantibus. D. 11. A. 12. Drei neue Arten Leueiseus bei Richards. Sulphur Z. hypo- phthalmus, nobilis, bambusa von China. Ebendaher L. recurviceps, moritorella, hemistictus, machaerioides, piceus, zanthurus, eurri.- culus, homospilotus Richards. Report. — L. pagellus Filippi dor- sali elevata; corpore depresso, spatio interoculari sesquimajore dia- metro oculi; oculo magno, capite longiuseulo, quartum longitudinis eorporis cauda excepta subaequanti. D. 11 (12). A. 11 (12). — L. scardinius Filippi corpore crassiusculo; altitudine longitudinem pa- rum ultra ter superante, capite parvo; fronte convexa; spatio inter- oeulari duplo diametro oculi; ore infero; dorsali ventralibus oppo- sita, D. 11. A, 11. — L. pauperum Filippi corpore depresso, al- 408 Troschel: Bericht über die Leistungen in der titudinem longitudine quatuor superante; pinna dorsali -altiuscula; capite brevi; spatio interoculari duplo diametro oculi. D. 12. A. 12. Aspius alborella Filippi l. c. longitudinem altitudinem quintu- plo superante; dorsali ventralibus valde retroposita. D. 11. A. 14 (16). Cobitis psammismus Richards. Report von Canton. Horae ichthyologicae. Beschreibung und Abbildung neuer Fische von J. Müller und F. H. Troschel. Heft 1 und 2. Berlin 1845. Unter diesem Titel haben die Verf. eine Mono- graphie der Characinen, welcher andere folgen sollen, her- ausgegeben. Es ist dies eine weitere Ausführung der Syno- psis dieser Familie, welche bereits früher in diesem Archiy 1844. p. 81 bekannt gemacht worden ist. Die Familie der Charaeinen ist in dieser Schrift durch eine neue Gattung Ago- niates gegen die Synopsis vermehrt, auch sind einige neue Arten hinzugefügt. Die neuen Arten sind auf 41 Kupfertafeln abgebildet, auch ist die Bezahnung aller Gattungen, als Hauptcharakter dargestellt. Saurus argyrophanes Richards. Report von China? Eine neue Gattung Astronesthes stellt Richardson Sulphur auf. Die Haut ist schuppenlos, ein Bartfaden an der Spitze des Un- terkiefers, im Zwischenkiefer lange Hundszähne, im Oberkiefer, Gaumen, Unterkiefer und auf der Zunge pfriemförmige Zähne. Fett- flosse. Die Gattung unterscheidet sich von Odontostomus beson- ders durch den Bartfaden. Eine Art A. nigra 3”, wahrscheinlich von China. B. 15; D. 15; A. 14. Clupea isingleena,nymphaea, coeruleovittata, flosmarisRichards. Report von China. Alosa Reevesi Richards. Report von China. Chatoessus aquosus Richards. Report von China. Megalops eurtifilis Richards. Report von China. Elops purpurascens Richards. Report von China. Eine neue Art der Grayschen Gattung Coilia von China nennt Richardson Sulphur €. Grayi B. 10; D. 12; A. 86. Aus der Familie der Muraenoiden ist eine ziemliche Anzahl Ar- ten von Richardson Sulphur beschrieben und abgebildet. Anguilla avisotis und clathrata, beide von Canton. — Congrus (Muraenesox) tricuspidatus Mc Clelland und Zepturus ebendaher. — Ophisurus dicellurus und vimineus von China. — Muraena isingleena, Reevesiü, tessellata, pavonina, tlyrsoidea, polyxona fast alle von China. — Moringua lumbricoidea. — Ichthyophis vittatus. — Sphagebranchus quadratus von China. Von Demselben sind im Report Ophisurus spadiceus, Mu- raena cerino-nigra und Monopterus helvolus aufgestellt. EZ 2 Ichthyologie während des Jahres 1845. 409 Plectognathi. Tetrodon. albo-plumbeus Richards. Sulphur an Rücken und Bauch rauh, an den Seiten glatt; oben bleifarbig mit weissen: Flek- ken. — T. spadiceus id. ungefleckt, die Stachelchen des Rückens und Bauches hören vor der Mitte auf. — T. luterna id. Nase mit Fäden, purpurbraun mit dunklen Wolken, und weissen Flecken, Bauch weiss mit honiggelben Streifen. ‘Richardson Sulphur beschreibt mehrere neue Arten’ Balistes: aureolus, castaneus, hihpe, Vacheli. Monacanthus lineolatus Richardson Report of the britisch Association p. 201. A. 34; C. 12, P. 13. Etwa 12 horizontale Linien auf dem Körper. China. Lophobranchii. Pegasus latirostris Richardson, der Schnabel ist fast so breit wie lang. China. Ganoideiüi. Der in diesem Archive’ enthaltene Aufsatz über den Bau und die Grenzen der Ganoiden von J. Müller (1845 I. p. 9) ist von Vogt ins Französische übersetzt und es sind von demselben Bemerkungen über Amia calva hinzugefügt (Annales des sciences naturelles 1845. IV, p- 1). . Diese Bemerkungen gehen dahin, zu zeigen, dass die vielen Klappen im Arterien- stiel, welche bei Amia vorkommen, auch bei andern Fischen als bei Ganoiden, bei den Clupeiden vorkommen könnten. Die Abhandlung von J. Müller erschien in erweiterter Form in den Schriften der Academie zu Berlin vom Jahre 1846 begleitet vau 6 Kupfertafeln. Hier spricht sich der Verf. auch über den Aufsatz von Vogt aus, und erklärt die dort, gege- benen Thatsachen für beweisend, dass Amia ein wirklicher lebender Ganoid sei. i John Humphreys zeigt den Fang eines Hausen, Acipen- ser Huso bei Cork an. Annals XV. p. 213. Selaehli. Portlock gab eine Notiz über die Eier von Seyllium Gatulus, welches die gemeinste Art von Corfu ist (Annals XV. p- 261 und 345). Archiv 1. Naturgesch, XL, Jahrg. 2, Bd, Bb 410 Troschel:-Bericht über ‚die,Leistungen in der Cantor fand in einem Hammerfisch (Zygaena laticeps Cantor), 18 Foetus, von denen 7 männliche. Er hält diesel- ben für identisch mit Zygaena Blochii Val,, so dass’ letztere Art der Jugendzustand von laticeps wäre. Diese Fölus waren über '1 Fuss lang. Natalis Guillot übergab er Academie zu ‚Paris, eine Note, in welcher er auf eine grosse Höhle zwischen dem Rück- grat und dem Verdauungskanal bei den erwachsenen Rochen aufmerksam macht. Vorn commuünieirt die Höhle mit den Ve- nen durch zwei. sehr kleine Löcher, ‚das Innere ist in Zellen - getheilt, Alles Blut muss durch diesen grossen Raum,gehen, um zum Herzen zu gelangen. Diese Beobachtung schliesst sich an die von Milne. Edwards und Valenciennes kürzlich erörterten Thatsachen in Betreff, der, durch. Lücken. unterbro- chenen Circulation bei den Mollusken (Comptes: rendus XXI. p. 1179). — Milne Edwards hält diese Thatsache bei den Rochen für neu und bemerkt, dass ‚gleichzeitig Robin etwas Aehnliches bei den Haien gefunden habe., Ebenda p. 1185 und p. 1282. Mateucci macht neue Beobachtungen ‚am Zitterrochen bekannt (Comtes rendus XXl. p. 575; Hroriene NO: p- 241). Stark beschreibt Aulais XV. p. 121 ein een Or- gan bei den Rochen, das bei Raja Batis mehr ‚entwickelt, ist, als bei den übrigen Arten. Es ist ein breites Kissen ‚an jeder Seite des Schwanzes, und besteht aus Scheidewänden, deren Zwischenräume wieder durch Scheidewände getheilt werden, Die so entstandenen Räume sind mit Gallerte erfüllt. Die zugehörigen Nerven entspringen von dem achten Paar und die Endfäden bilden breite regelmässige Schlingen in der Gallerte, Goodsir fügt ebenda darüber hinzu, dass jede Höhlung an den Wänden Nervenschlingen enthält, die meist zu drei und drei vereinigt sind: jede,Schlinge enthält eine oder mehrere mit Kernen versehene Körperchen. Mit diesen Nervenschlin- gen sind Blutkügelchen-Schlingen gemischt. Das Innere der Höhlungen ist mit Gallerte' erfüllt, welche im Innern einen leeren Raum hat.) Die ‚Gallerte ‚besteht aus Feldchen, die dureh Stäbe gebildet werden. , Goodsir. schliesst,damit,'.dass_ Ichtyologie während des Jahres 1845. 411 dies Organ das Ansehen eines electrischen habe, hält das aber nicht für hinreichend, es wirklich für ein solches auszugeben. Retzius: Om de förmenta elektriska organerna hos de icke elektriska Rockorna. (Öfversigt af Kongl. Vetenskaps Aca- demiens Förhandlingar första ärgangen 1844. Stockholm 1845. p. 177). Die Untersuchungen beziehn sich anf Raja batis und Squalus acanthias. Rhinobatus hynnicephalus Richards. Report von Canton. Nareine lingula Richards. Report von China. Trygon carnea Richards. Report von China. Leptoeardii. Quatrefages hat das Rückenmark des Branchiostoma lubrieum Costa’ (Amphioxus lanceolatus Yarrell) aus hinter einander liegenden ‘Anschwellungen bestehend ‘gefunden, und vergleicht diese mit den Ganglien der Gliederthiere. Die Ner- ven entspringen von der Mitte des Ganglions. ' Das vordere Ganglion sieht Verf. als Gehirn aıf, von ihm sah er 5 Nerven- paare entspringen. Das zweite Paar bildet die Augennerven, die sich am Ende in eine ringförmige Pigmentmasse verdik- ken, 'woran eine Kristalllinse liegt, Das Geruchsorgan , wie es Kölliker beschreibt, wird bestätigt. (Comptes rendus XXI. p- 519). -} Bb * 42 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1845. Von Dr. Troschel, Die Gehäuse uud sonstigen Gebilde der Mollusken in ihrem naturhistorischen oder anatomisch physiologischen Ver- halten, so wie ihre Nutzanwendung, ihr Vorkommen in Ver- steinerungen u.'»s. w. dargestellt von Dr. Heinrich Karl Geubel. Mit einem Vorwort von Wilbrand. Frankfurt a. M, 1845. Es thut mir.leid, diesmal den Bericht über die Fort- schritte der Wissenschaft fnit einem Werkchen beginnen zu müssen, das offenbar nur einen Rückschritt 'erstrebt. Verf. bemerkt ganz naiv, dass er eine zu unvollständige Conchylien- sammlung und kein Mikroskop besitzt. Es sind keine Unter- suchungen, sondern nur Betrachtungen über die Produkte der Mollusken niedergelegt, und die bekanntesten Organisations- Verhältnisse scheinen dem Verf. unbekannt. Verf. will eigent- lich die Gehäuse wieder zu Ehren bringen, und um dem Le- ser eine Vorstellung zu geben, zu welchem Resultat derselbe kommt, theile ich nur sein System mit: 1. Käfermollusken (Chiton), 2. Schuppenmollusken (Balanus, Lepas), 3. Röhren- mollusken (Arytaena, Cleodora, Pholas, Solen, Mya, Denta- - Jium), 4. Schalenmollusken a. gleichschalige (Unio, Anodonta, Cyclas), d. ungleichschalige (Pecten, Terebratula, Ostrea), 5. Gehäusemollusken «a. mit Deckel (Cyelostoma, Nerita, Turbo), d. Deckellose (Voluta, Limaeina), e. mit unvollkom- menen Schalen (Bulla, Patella, Testacella), 6. Nacktmollusken a. mit verborgenen Schälchen (Limax, Pleurobranchus, Aply- sia), d. eigentlich nackte (Doris, Clio, Phyllirho&), 7. Wir- belmollusken (Octopus, Sepia), Das wird genügen. Unter dem gemeinsamen Titel „Bibliothegue conchyliolo- gique‘“‘ gab Chenu ’ältere conchyliologische Schriftsteller mit A Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1845. 413 französischem Text von Neuem heraus. Die premiere serie enthält vier Bände: I. Donovan British shells mit 48 Tafeln. II. Martyn Le Conchyliologiste universel mit 56 Tafeln. II. Say Conchyologie americaine mit 17 Tafeln; Leach, die Conchylien aus dessen Melanges zoologiques mit 9 Tafeln; Conrad Nouvelles coquilles d’eau douce des Etats unis suivie de la Monographie du genre Aneulotus, et du tableau synoptique des Najades d’Amerique mit 4 Tafeln; Rafinesque Mono- graphie des coquilles bivalves fluviatiles de la riviere Ohio mit 4 Tafeln. IV. Montagu Testacea britannica mit 12 Ta- feln. Dieser Band ist von 1846. Die deuxieme serie beginnt mit dem ersten Bande von 1845, der alle Mollusken aus den Transactions of the Linnean society of London enthält; sie sind aus 37 Abhandlungen zusammengestellt, die von 1791— 1835 publieirt worden sind. "Dazu 43 Tafeln. — Der Her- ausgeber giebt dadurch Gelegenheit in den Besitz dieser aller- dings wichtigen Werke zu gelangen, kann jedoch die Originale dadurch nicht ersetzen. Man kann z. B. nicht danach eitiren, und es bleibt immer der Zweifel der Treue der Copien, wenn man nicht die einzelnen verglichen hat. Von Philippi’s Abbildungen und Beschreibungen neuer oder wenig gekannter Conchylien erschienen in regelmässiger Folge im Jahre 1845 die 1. und 2. Lieferung des zweiten Ban- des. Erstere enthält Tafeln aus den Gattungen Helix, 'Buli- mus, Trochus, Fusus, Tellina und Arca, die andere Fissu- rella, Trochus, Natica, Cylindrella, Astarte, Venus. Kiener’s Species general et lconographie des coquilles vivantes hatte seinen regelmässigen Fortgang. Im Jahre 1845 erschienen die Lieferungen 405 bis 112. In ihnen ist der Text für die Gattung Cypraea mit 145 Arten, unter denen 13 neu enthalten, so wie die Tafeln für die Gattung Conus. Von @. B. Sowerby’s Thesaurus Conchyliorum or figu- res and deseriptions of recent shells erschien noch im Jahr 1844 Part V. mit den Monographien der Gattungen Terebra, von der 103 Arten auf 5 Tafeln abgebildet sind, und Voluta mit 58 Arten auf 10 Tafeln. Erstere Gattung ist von Brins- ley Hinds bearbeitet. Unter dem Titel: ‚‚Systematisches Conchylien-Cabinet von Martini und Chemnitz. Neu herausgegeben von H. C, Küster“ 414 'Troschel: Bericht über die Leistungen. in. der erscheint seit dem Jahre. 1837 in Nürnberg ‚ein Werk-in.Hef- ten, das die alten Chemnitzschen Abbildungen mit neuem Text und hinzugefügten Tafeln, auf; denen neuere Arten ‚abgebildet sind, liefert. ‚Dies Unternehmen geht regelmässig ‚fort. In den früheren Berichten ‚ist: 'es übergangen , weil\mir das; Werk hier in Berlin bisher nicht ‚zugänglich war, . Da'im 5. Heft ‚des 10. Jahrganges'dieses Archivs, eine Uebersicht der erschienenen Hefte 'angeheftet wurde, sehe‘ ich; mich. einer nachträglichen Anzeige des Ganzen überhoben, ‘und beschränke mich, hier auf die 6. im Jahre 1845 erschienenen: Lieferungen, Sie, ent- halten Abbildungen aus den Gattungen Turbinella, Fasciola- ria, Pyrula, Fusus, Tritonium, Strombus, Pterocera , Rostel- laria, Chenopus, Tritonium, ferner, von Helix, Bulimus, Glan dina; Clausilia, Pupa und endlich von Aenigma, einen; neuen Muschelgattung (s. unten). Der Text bezieht ‚sich auf.die ‚Gat+ tungen: Turbinella, Strombus,' Turbo) bearbeitet. ‘von Philippi, Auricula, Jaminia, 'Scarabus, so |wie,auch:von.Aenigma.. Die Zahl der! neu aufgestellten ‚Arten ist nur gering. 1... In. D’Orbigny begann sein ‚neues Werk. ‚unter; dem Titel Mollusques vivants et fossiles au; Description de, toutes ‚les especes de cöquilles'/et,.de Mollusques classees: suivant/ leur distribution geologique 'et‘geographique. » Avec un Atlas, -Mir ist nur. die,serste Lieferung (1845) | bekannt geworden. Das Ganze istauf:40. Bände 8,und. auf 300 Tafeln in ‚demselben Format berechnet. Es‘ soll. .das Allgemeine über die einzelnen Klassen, eine Organographie; und'alle Gattungen und’ Species umfassen. In jeder Gattung: sollen ‚die Arten nach: ‚geologi- . schen und geographischen Rücksichten ‘geordnet werden...) The Conchologist’s 'Nomendlator.. By Agnes Gatlow, assisted by Li Reeve, London 1845. 8. ist mir nichtıbekannt geworden. Aria Scholtz gab in Menke’s Zeitschrift 1845. p. 97 Zusätze zu. 'seiner Abhandlung über die Molluskenfäuna Schlesiens, worin ‚einige Arteıı und viele Fundorte hinzugefügt werden; so dass jetzt das Verzeichniss 133 Arten in26, Gattumgen ent- hält; Hieran schliessen sich" Bemerkungen’ zu einigen Arten von Menke, ebenda p. 110. { Von ‘der bereits im. Jahre 1844 begonnenen Uebersicht der. Mollusken der ‚deutschen ‚Nordsee von,Menke in dessen EN un an aan Naturgeschichte‘ der Mollusken während des Jahres 1845. 415 Zeitschrift,’ erschien im Jahr 1846 die Fortsetzung p: 33 und p.'49. Es werden Auricula_ tenella'Mke. ‚'Limnaeüs) balticus Nils., L. fuscus Pf., Paludina stagnalis Mke., Rissoa interrupta Mke., exigua Des Moul. und pedicularis 'n. ‚sp: beschrieben. Die Synonymie ist hinzugefügt: Ferner‘p. 49 Littorina.litto- rea, L. rudis: Mke., obtusata Mke. Catalogue: des Mollusques terrestres et fluviatiles ‚obser- ves dans' le departement de la Moselle par M. Aug. Joba. Metz 1844. 8. 16 Seiten‘ und: eine Tafel Abbildungen. . ‚Ent- hält‘ nach‘ der‘ Anzeige von ‘Philippi in Menke’s: Zeitschrift 94 Arten. i ? "Auch die ‚Histoire des Mollusques: terrestres et fluviatiles vivant dans les Pyrenees oceidentales par. -C. Mermet. ‚Pau (ohne Jahreszahl), ‚Extrait du Bulletin de ‚la Societe (des: scien- ces, Lettres et Arts’ de Pau. 8. 96 Seiten, ist mir nur’ aus der ebenda befindlichen Anzeige Philippi’s bekannt geworden. ‚Es sind 129 Arten angegeben. "> Description des Mollusques'terrestres et fluviatiles du Por- fugal par Arthur 'Morelet. Paris 1845.| Durch dieses schön ausgestattete Werkchen erhalten wir einen lange vermissten Aufschluss über die Portugiesische Molluskenfauna. ' Im Gan- zen kommen hiernach 118 Arten von Binnenmollusken in Por- tagal vor, von denen 77'auch in Frankreich sich finden, drei andere auch auf den westlichen Inseln vorkommen (Testacella Maugei, Helix barbula,‘undAncylus 'striatus) und von denen 38 meist neue Arten Portugal eigenthümlich zukommen.’ Alle neue Arten sind sehr zierlich' auf 14 colorirten Tafeln ‚abge- bildet, und sind durch‘ Diagnose und ‚Beschreibung im Texte festgestellt; auch sind Bemerkungen über Verwandtschaftsver- hältnisse und Fundort hinzugefügt. Da das Buch in Deutsch- land wohl weniger ‘allgemein verbreitet ist, werden: .die Dia- gnosen der neuen Arten unten mitgetheilt. Thompson. macht in den Annals XV. p.:311 eine Reihe Mollusken bekannt, welche für die Fauna Irlands neu sind, unter denen mehrere neue. Doris ‚obvelata Johnst., Polycera punetilucens :d’Orb., Eolis violacea Ald. Hanc,, Actaeon viri- dis-Mont., Bulla producta Brown, Bulla hyalina (zu welcher Verf. drei Arten von Brown zählt, Utriculus candidus er- wachsen, pellucidus halberwachsen, minutus jung), Volvaria 416 Troschel: Bericht über die Leistungen in der subeylindrica Brown, Rissoa’costulata Risso,, 'Buceinum:zetlan- dicum Forbes. "Die neuen: Arten, ‘welche abgebildet sind, "sind unten‘ passenden Orts verzeichnet. en? Contributions towards a Fauna and Flora: of the County of Cork London 1845: 8. ist mir'nur''aus der Anzeigein den Annals XV. p. 419 bekannt geworden...Die Evertebratä sind von Humphrey’ bearbeitet; 'es'sind darin enthaltenvon Süss- wassermollusken 54 Gasteropoden und«5.Conchiferen, von Seemolusken'68'Gasteropoden: und 106 'Acephalen. ' | Landsborough gab: ein Verzeichniss:von-etwa‘80 Mol- lusken, die sich in der Lamlash Bay finden. (Annals XV..p1'225.) Derselbe machte ' ebenda‘ p. 327, eine: Notiz. über einige Seltenlieiten an der''Westküste von Schottland bekannt. Er fand daselbst Crania personata,' Aplysia' pünctata und.depilans. Die Farben von Actaeon viridis Mosits werden N be- schrieben. A. Oersted lieferte in Kröyer’s Nedsırhistariek Tidsskrift zweite’ Folge l.'p. 400 ein Verzeichniss ‘von 'Thieren , welche er im Christianafjord bei Drobak, wo «O.'F. Müller viel Stoff zu seiner Zoo]. danica’ fand, gesammelt hat. : Von Mollusken sind- 20: Gasteropoden, »'2 Brachiopoden,, »31 Testacden und 2 Tünicaten aufgezählt. D’Orbigny’s' Arbeit |‚Rechzscheg sur: les oil qui pie dent'a la distribution‘ geographique des’ mollusques 'cötiers ma- , rins“, von welcher bereits in (dem ‚vorjährigen Bericht:p.308 die Anzeige‘ gemacht |ist, ist in den’ Annalesdes- sciences. na=- turelles troisieme serie Ill. p.. 193 erschienen; « Ich füge “nur noch die Zahlen der ‚Arten, wie sie’ in.den: einzelnen: Faunen Südamerika’sı angegeben: sind," hinzu.! Die Küstenfauna der Malvinen besitzt 7 Arten, die an den: Küsten Patagoniens nicht vorkommen. ''Nordpatagonien hat 49 eigenthiimliehe, Arten, mit la Plata sind ihm 13, mit Ja‘ Plata und: Rio «de Janeiro 42:.ge- mein. ‘La Plata hat’ 7 eigenthümliche Arten, «mit Rio de Ja- neiro ist ihm 'ausser‘den 12 patägonischen nur. noch eine'ge- mein: Das’ tropische Brasilien besitzt 65 eigene Arten. Wenn Verf, die Küsten von Brasilien 'als' die. heisse, alle südlicheren Küsten‘ als die‘ gemässigte Zone bezeichnet, so:kommen auf die gemässigte Zone‘ 80 Arten, auf: die heisse, 65, und beideir gemein ‚sind 13 Arten. Das giebt" im Ganzen für ‚die Ostküste Naturgeschichte der Mollusken während des'Jahres 1815. 417 Südamerika’s 158 Arten. Von diesen kommt nur eine, näm- “lieh ‘Siphonaria Lessonii Blainv., auch im stillen Ocean vor, und zwar im Süden von Patagonien und im Süden von Chili. — Chili, hat 45 eigene Arten, mit Cobija und Arica gemein 9, mit Cobija, Arica und Callao gemein 16. Cobija und Arica haben 45 eigenthümliche Arten , mit Callao gemein sind 45. Callao besitzt 40 eigenthümliche Arten, mit Payta und Guaya- quil gemein ist ihm nur 4. Payta und Guayaquil haben wie: der 67 eigenthümliche Arten. So kommen hier 45 Arten auf die gemässigte Zone, 127 auf die heisse, beiden gemein: sind 24. Philippi machte in Menke's Zeitschr. 1845 p. 68 Be- merkungen über ‘die Molluskenfauna‘ von Massachusetts nach Gould’s Report on the Invertebrata of Massachusetts. Cam- bridge 1841. 8. (373 Seiten 'und 15 Tafeln). Zuerst werden die'269 Arten aufgezählt; dann eine Vergleichung dieser Fauna mit denLändern des Mittelimeers, 22 Arten, also84 ; mit Grossbri- tannien 59 Arten , also 20$;;mit Grönland 128 Arten, also 264, Hierauf folgten einige. kritische Bemerkungen über die Arten. >" Plummer machte sein. Verzeichniss der um Richmond, Wayne ‘County, Indiana’ vorkommenden 'Land- und Süsswas- sermollusken bekannt. Es sind 30 Schnecken, 'unter denen 49 Helix, und 4 Muscheln, unter denen kein 'Unio, ‚(Silliman American Journ. Vol. XLVII. p. 95.) + In Silliman’s: American. Journal of science and arts Vol. XLVII. p. 271 findet sich ein Catalogue 'of the shells of Con- nectient by. the.Jate James H. Linsley. Darin werden ausser 42 Annulaten und 16 Cirrhopoden 495 Conchiferen, 149 Ga- steropoden und 3 Cephalopoden aufgezählt. Neue Arten sind nicht ‚beschrieben. 'Milne Edwards machte seine Beobachtungen über die Cireulation der,Mollusken bekannt, (Comtes rendus XX. p. 261; Ann. de se. nat. troisieme serie III. p. 289; und Frorieps No- tizen XXXIV, p. 81 und p. 97.) Seine Untersuchungen an Octopus, Loligo, Helix, Tritonium, Haliotis, Aplysia, Mactra, Pinna und Ostrea ergeben, dass die Venen nicht als geschlos- sene Kanäle das Blut zu den Athmungsorganen führen, son- dern dass sie in die grosse Leibeshöhle sich öffnen, von wo dann die Athmungsorgane wiederum das Blut empfangen. Es ist also der Circulationsapparat nicht vollständig, sondern’ die 4 418 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Venen. sind durch'grosse'Lücken ‘unterbrochen. ' Häufig fehlen die Venen ganz, und werden. durch die Lücken'ersetzt. Durch Einspritzungen in die Leibeshöhle einer Schneeke füllen sich die‘ Venen, "und auch die Kiemen (oder' Lungen)‘ und das Herz. 'So steht die Beobachtung Cuvier’s, "dass bei Aplysia das Blutsystem*sich in. die Bauchhöhle münde, nicht mehr ein- zeln‘'da. "Auch schliessen 'sich die Beobachtungen Owen’s und Valeneiennes 'an ‘Nautilus, so‘ wie die von Delle‘ Chiaje an Pecten "hier an. ) T j Pouichet macht Prioritätsansprüche , 'er'hat den 'Gegen- stand schon bei Limax ruber in seinen 'Recherches sur l’ana- tomie ‘et’la physiologie’ des ee berührt re ren+ dus XX. p.354). H ua) In einem ‘andern Aufsatze'theilen Milne Bdwilden und Valenciennes'fortgesetzte Beobachtungen über diesen Ge- genstand) mit.: Es ’kam''den ‘Verfassern darauf‘ 'an, zu‘ erfor- schen ‚wie weit diese Bildung des Circulationsapparates in der Klasse der Mollusken verbreitet sei. Nicht bloss frische, 'son- dern schon längere Zeit in Weingeist aufbewahrte Exemplare lassen sich von der Bauchhöhle aus’ injieiren und 'so 'hat''sich auch 'bei Eledone ‚ Argonauta, Sepia, Sepiola, Onchidium,'Do- ris,'Polycera, Tritonia, 'Seyllaea, Dolabella, Notarchus, Am- pullaria, Buceinum, Patella, ‚Chiton ein "ähnliches Verhalten gezeigt." Ferner 'bei Cardiumy''Venus 'und Solen.' Auch bei Pneumodermon ist 'ein’ Ausspritzen der Kiemengefässe von’der Bauchhöhle' aus’ gelungen. Da bei den’Ascidien’ bereits früher von Milne' Edwards Aehnliches’ nachgewiesen'ist, 'sorist es wohl keinem Zweifel unterworfen ‚dass ‘diese Unvollkommen- heit des Circulationsapparates der ganzen Mollusken-Klasse ohne Ausnahme zukomme. (Comptes rendus XX. p. 750; Ann. d. sc, nat. IN. p. 314; Froriep’s Notizen XXXIV.''p!257. 0 Owen theilte in einem Briefe an Milne Edwards (Comp- tes rendus XX. p. 965; Ann. d. sc. nat. III. p. 315) mit, dass die Brachiopoden ein ähnliches lückenhaftes Venensystembe- sitzen wie die übrigen Mollusken. Bei Terebratula flavescens öffnen sich die'beiden Herzohren frei in die Eingeweidehöhle. Auch'die ‘Vorhöfe ‘der beiden Herzen bei Lingula "anatina empfangen das Blut durch Oeffinungen aus''der Eingeweide- höhle, von wo es ins Herz und dann wie bei’Terebratula in SC Pa AT I En - Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1845. 419 die Gefässe' ‘des Mantels: und den Atlimungsapparat geführt wird. In den Ann. d. sc. nat. ist der Aufsatz durch Abbil- dungen erläutert. Steenstrup gab eine Schrift heraus, die wohl‘ geeignet ist die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich zu ziehen: Undersögelser over Hermaphroditismens Tilvaerelse i naturen. Kjöbenhavn 1845. Dieselbe ist aus dem Dänischen übersetzt von Hornschuch: Untersuchungen über‘ das Vorkommen des Hermaphroditismus in der Natur, Greifswald 1846. Das Werk- chen: ist von 2 Tafeln mit Abbildungen begleitet, deren zweite der Anatomie der Geschlechtsorgane der Zwitterschnecken gewidmet ist; Verf. leugnet, das Zwitterthum in der Natur völlig.‘ Man mag gern zugeben, dass viele Thiere, die bisher für! Zwitter gehalten: wurden, wirklich getrenntes Geschlecht besitzen, aber. gerade in dem Abschnitt, welcher die Schnek- ken betrifit, darf man sich den Ansichten des Verf. nicht fügen. Derselbe: ist der Ansicht, die sogenannten Zwitterschnecken besitzen :doppelte Geschlechtsorgane, von denen ‚immer: nur eins thätig, das andere jedoch unthätig sei, etwa wie der rudi- mehtäre zweite,Eierstock ‚mancher Vögel. | Das drüsige' Organ hinten in-der Leber 'wäre immer der thätige Theil, Eierstock oder Hode, das zungenförmige Organ der entsprechende unthä- tige Theil, beide Ausführungsgänge verlaufen neben einander, und der sogenannte Penis entspreche der gestielten Blase, welche letztere immer der thätigen Seite angehöre. Der Be- weis gegen diese Ansicht ergiebt sich aus der gegenseitigen Begattung , nach welcher beide Individuen Eier legen, was nicht der Fall sein könnte, wenn ein Individuum nur Männ- chen wäre. Die Meinung des Verf,, dass eine solche Begat- tung auch von zwei Weibchen, freilich ohne Folgen, bewerk- stelligt werden könnte, würde einen widernatürlichen Luxus der Natur voraussetzen. Besonders ‚zeigt die gegenseitige aber nicht gleichzeitige Begattung, sowie die kettenweise Begattung mehrerer Individuen, worauf Karsch in einem Anhange der . Uebersetzung p. 122 aufmerksam macht, die wirkliche Zwitter- natur dieser Thiere. Albany Hancock lieferte eine ‚sehr ‚interessante Notiz über den Apparat der bohrenden Schnecken und Muscheln Annals XV. p. 113. Er fand, dass bei den Eolidien' die Zun- 420 Troschel: Bericht über (die Leistungen in der genzähne aus Kiesel bestehen, und meint, dass dies auch bei Buceinum und andern der Fall sei. So schliesst er, wäre das Durchbohren von Muscheln gleichsam als ein Durchnagen leicht zu: erklären. Bei Pholas und Teredo ist der vordere Theil des Thieres auf der Oberfläche mit Kieseltheilchen versehen, welche die‘ Haut raulı machen, und so ‘können Holz, Kalk und hartes Gestein leicht durchbohrt werden. Auch Saxicava ru- gosa ist mit einer Reibefläche von Kieseltheilchen versehen. Dieselbe ist ganz vom vordern Theile des Mantels gebildet, dessen vereinigte Ränder verdickt sind und eine‘ Art' Kissen bilden, das nach den Willen‘ des Thieres vorgestreckt werden kann. Der Fuss ist klein, tritt durch eine enge Oeffnung und trägt den Byssus, welcher die Schale im Grunde der Höhlung befestigt, und so den Bohrungsapparat in unmittelbarer Be- rührung mit dem zu durchbohrenden Gestein erhält, Pfeiffer giebt in Menke’s Zeitschrift 1845 p. 21 Kriti- sche Bemerkungen, die sich auf die Synonymie ‘von Arten aus den Gattungen Helix, Bulimus, Pupa, Cyclostoma, Halio- tis, Venus und Pisidium beziehen. Ebenda‘'p. 60 hat Derselbe Kritische Bemerkungen über einige‘ von Lea beschriebene Heliceen ‘bekannt gemacht. Cephalopoda. Eine ins Einzelne gehende Darstellung der Circulations- verhältnisse bei Octopus giebt Milne Edwards Annales d. sc. nat. troisieme serie III. p. 341 mit, 4 Tafeln. Auch hier findet sich wieder ein Jückenhaftes Venensystem,, so dass die innere Körperhöhlung zwischen den Eingeweiden mit Venen- blut erfüllt ist. Bei einer Aufzählung von 9 Cephalopoden der nordischen Fauna beschreibt Loven eine neue Art: Rossia’ glaucopis pinnis mediis, brachiis membrana basali connexis, acetabulorum serie duplice ar- matis, tentaculis gracilibus, membrana apicali dimidio infra. basin tori sita. ‚Bei Hammerfest. .(Öfversigt af Kongl. vetenskaps-Acade- miens Förhandlingar 1845. Stockholm 1846. p. 121.) Einen neuen Cephalopoden aus der Gattung Octopodoteuthis Rüppell, die bei 8 Armen die Flossen von Loligo hat, besprach Krohn in diesem Archiv XI. 1. p. 47. ; Ueber das Thier von Spirula erhielten wir nähere Kennt- niss durch Gray (Annals XV. p. 257). | | Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres: 1845. 421 Die beiden längeren Arme’ sind nicht vollständig an dem vorhan- denen Exemplar; die acht kürzeren sind auf der inneren Fläche mit sehr kleinen gestielten mit Hornring versehenen Saugnäpfen in 6 Rei- hen besetzt. Die Arme sind gleich weit von einander entfernt, mit Ausnahme der beiden Bauchpaare, welche durch eine breite seichte Grube an der Unterseite des Kopfes getrennt sind. Das untere Paar jederseits ist innen und aussen durch eine kurze Membran vereinigt, welche zusammen eine kurze Scheide,um die Basis des Stiels der langen Arme bilden. Flossenartige Anhänge ‚sind nicht vorhanden, der Körper ist hinten zusammengedrückt, und lässt hinten einen Theil der Schale sehen, doch scheint es, als ob dieselbe beim lebenden Thier ganz von den Hautlappen bedeckt gewesen wäre. Die Schale liegt senkrecht, so dass die letzte Windung dem Rücken entspricht. Das Ende des Körpers hinter ‚der Schale ist abgerundet, und von einer runden ziemlich dicken Drüse mit centraler Höhlung bedeckt, und die Linie zwischen der Drüse und dem Mantel ist mit Sandkör- nern bedeckt, die wahrscheinlich von der Drüse abgesondert sind. Kopf und Arme an dem Weingeistexemplar sind röthlich mit vielen kleinen Rostflecken, der Mantel ist hell gelblich, und die Drüse am Ende des Körpers ist rothbraun. Der Mantel ist vorn rundum frei und obne Knorpelstück. Der vordere Rand bildet oben in der Mitte eine Spitze, und unterhalb eine jederseits neben dem Trichter, Der Trichter ist nicht mit dem Mantel verwachsen. Das lebende Thier kann nach Belieben steigen und sinken. Von der Anatomie ist nichts mitgetheilt, weil Verf. das einzige Exemplar nicht verletzen wollte. Der Aufsatz ist durch Abbildungen erläutert. Gasteropoda. Nudibranchia. A Monograph of the British Nudibranchiate Mollusca, with figures of all species. By Joshua Alder and Albany Hancock. London 1845. 4. No. 1. Mit 10 Tafeln. (Doris flammea, D. Johnstoni, Idalia aspersa, Dendronotus arbore- scens, Eolis tricolor, E. Farrani und E. despecta.), Dieses Werk, was in den Annals XVI. p. 252 sehr lobend angezeigt ist, ist mir leider noch nicht zu Händen gekommen. Souleyet: kommt noch "einmal ausführlich auf die im vorigen Jahresbericht p. 307 besprochenen Phlebenteraten von Quatrefages zurück (Comptes rendus XX. p. 73), und weist nach, dass ihre Organisation im. Wesentlichen ‚wicht von der der Gasteropoden abweiche. Nach ihm sind Herz, Gefäss- system, Kiemen,, After vorhanden; die sogenannten Veräste- 422 Troschel: Bericht über die EUBNEIEDENE der! lungen ‘des Verdautmgskanals erklärt er wie früher für Gal- lengänge, auch vom Geschlechtsapparat wird angegebe en ,"er sei den übrigen Nacktkiemern analog. — Ueber Auen Ha Verf. hinzu, die Tasche‘ am, Rücken, welche Quatrefages für den’ Magen genommen, sei die Lunge wie bei den 'Limnaeen, mit‘ denen 'sie‘ auch in der Lebensweise übereinstimmten, an ihr liege das Herz, den Vorhof nach hinten und gegen die Lungenhöhle gewendet. Der Oesophagus durchdringt sehr zart den Schlundring, erweitert sich zu einem Vormagen), und gleich dahinter: zu: dem wirklichen Magen; oben von ihm’ent- springt ‘der Darm neben dem Eintritt des Schlundes, "wendet sich erst nach vorn, dann nach hinten und’ öffnet sich rechts neben der Mittellinie vor der Oeflnung. der Lungenhöhle.. Die . grüne Leber erfüllt die, ganze Körperhöhle und: giebt dem Thier die ‘Farbe. ''Der' Geschlechtsapparat' ist‘ zwitterig.‘ In der Jugend ist das Thier von einer mit einem Deckel versehe- nen 'nautilusartigen Schale versehen. "Verf. will diese Gattung den Lungenschnecken anreihen, und ‚sie namentlich in die Nähe von Onchidium setzen, nachdem man. sie gewöhnlich zu den‘ Aplysien, Delle‘ Chiaje zu: den: Planarien und Quatrefages zu den“Phlebenteraten gestellt hat. Die Stellung im System muss doch erst noch gründlicher nachgewiesen werden. Quatrefages antwortet auf das Vorhergehende ebenda p- 152, und behauptet‘ Souleyet habe bei Eolidia den Magen für das Herz genommen, und ihn injieirt, ‘auch gäbe es kein Gefässnetz an den Rückenanhängen. Den Lungensack bei Actaeon leugnet er, OARRR Souleyet leugnet wiederum (ebenda p. 238), die Ver- wechselung des Herzens mit dem Magen und das. Fehlen des Gefässnetzes'der Rückenanhänge, und bleibt bei seiner Ber tung der Lunge. Von Albany Hancock und Dennis Eübtetoi er- schien in den Annals XV. p. 4 und’'77 ein Aufsatz über die Anatomie der Gattung Eolis mit 5 Tafeln. Derselbe 'behan- delt den Verdauungsapparat. Es sind zwei Kiefer vorhanden. Die Zunge bestelit bei allen ‘Arten aus einer Reihe Platten, die am Hinterrande) 'einen oder mehrere Zähne tragen, Die Zungen von E. papillosa, nana, alba und olivacea sind abge- bildet, ebenso die Kiefer von E. papillosa und coronata. Die Naturgeschiehte.der Mollusken während des’ Jahres 1845. 423 cheinische Untersuchung: ergiebt, dass die Zähne, welche die Zunge bewafinen, ‚aus; Kiesel: bestehen. ‘Von der 'Mundmasse führt ein enger Oesophagus in den Magen, der sich bekannt- lich nach hinten in einen blinden Schlauch fortsetzt, von wel- chem beiderseits ;alternirende Gefässe abgehen, die sich zu den Kiemen! verästeln. Vor dem verlängerten 'Schlauch tritt das kurze Rectum aus dem Magen und führt zum‘ After. ı Es sind die Verdauungskanäle von E. papillosa, coronata, oliva- cea und despecta abgebildet. Die drüsige Masseıin den Kie- men,;am Ende der Verästelungen des Nahrungsschlauches er- klären.die Verf. für Leber. ., Im Ende jeder Kiemenpapille ist ein ovales Bläschen enthalten, das mit der Leber communieirt und: sich! an der Spitze nach aussen öffnet. Dies Bläschen enthält läugliche Körper mit langem haarförmigen Anhange, so. dass dieselben ganz das Ansehn von Spermatozoen gewäh- ren. Die Verf. wollen jedoch über (die wahre Natur derselben noch nichts entscheiden. » Wenn die Thiere sich’ frei bewegten, sahen ‘die Verfasser die eingenommene Nahrung nur in dem Magen und denı grossen Anhang hin: und 'herwallen, nur wenn ein Thier, gepresst wurde, traten Theile der Nahrung bis in die Leber und in’ das: Bläschen am Ende der Kiemenanhänge, so/ dass: ‚dieser Fall nur als, etwas krankhaftes anzusehen: ist. Die Speicheldrüsen sind sehr klein, und liegen zwischen den Kiefern 'und den’ Muskeln der Wangen. Sie bestehn: jederseits aus zwei Massen, die durch einen schmalen Gang verbunden sind. Der Ausfülrungsgang geht nach hinten und öffnet sich in den Anfang des Oesophagus. „Alder und Hank beschrieben 7 neue Arten ‚Eolis, nämlich Eolis glauca, inornata, punctata, tenuibranchialis, amoena, elegans und amethystina. Alle von Torbay. (Annals XV. p..311.) Allman giebt in den Annals XVI. p. 145 eine Anatomie von Actaeon viridis, die von drei Tafeln mit Abbildungen be- gleitet ist. Die Zunge besteht aus einer Reihe stachelartiger Platten. Der kurze Oesophagus hat einen kropfartigen, klei- nen Anhang. Der Magen ist Jängsgestreift, und von ihm führt ein kurzer Darm zum rechts gelegenen After. ‚Vier Speichel- drüsen sind vorhanden, von denen sich zwei vor der Mund- masse in einen kurzen Kanal, der zur Mundmasse führt, er- giessen; die beiden andern münden dicht über dem Austritt des Oesophagus in die Mundmasse, die letzteren sind sehr AA Troschel: Bericht über die Leistungen in der lang und bilden eine schmale Röhre mit kleinen Blindsäcken. Kurz vor dem Eintritt des Schlundes in den Magen'tritt(das vielfach verästelte Organ (die Leber) aus, welches sich nach vorn und hinten durch den ‘ganzen Körper verbreitet.‘ Ein rundliches Organ in der Mitte am Rücken, 'das von einem ringförmigen Gefäss umgeben ist, sieht Verf. als Herz mit der Vorkammer an. In dieses ringförmige Gefäss münden die Gefässe, ‘welche aus den lappenartigen Ausdehnungen des Rückens kommen, daher denn die Rückenlappen als Kiemen zu deuten sind. ‘Der Schlundring besteht aus 7 Ganglien. Augen und Gehörsorgane sind vorhanden; die letzteren stehn am Ende eines Stiels, der zwischen dem ersten und'zweiten Ganglion entspringt. Das Thier ist zwitterig. "Der Hoden ist gefaltet, länglich und liegt rechts, an ihm liegt seitlich eine gestielte Blase; nach hinten führt ein kurzer Kanal in einen birnförmigen Körper, von 'welchem 2 Kanäle abgehen; der eine führt zu’ einem länglichen Körper, der wieder nach hin- ten einen Gang) entsendet, ‘der sich verästelt aber nicht weit verfolgt werden konnte, der andere führt nach vorn, ist das vas deferens:und: endet hinter dem rechten Fühler in die Ruthe, Hinten unter jeder Kieme liegt ein Eierstock; er'ist ein, viel- fach verästeltes Organ, das überall ‘sackförmige kleine‘ An- hänge mit körniger Masse hat, ausserdem sitzen an ihm viele grössere kuglige Säcke, welche die Eier enthalten. ' Der Zu- sammenhang mit den übrigen Geschlechtsorganen, und die Ausführungsöffnung: ist nicht beobachtet. ‘Die Eier werden'in spiralförmig gewundenen Scheiben abgelegt. ‘Die Jungen schlüpfen schon nach 6 Tagen aus, hatten wie die übrigen Nudibranchien eine Schale mit Deckel und ein Wimperorgan am Kopfe. — Schliesslich giebt Verf., um die Stellung der Gattung Actaeon im System zu begründen, folgende Ueber- sicht der Eintheilung der Nudibranchien, die auf dem Ver- halten der Leber und der Kiemen begründet ist: 4. Fam. Dorididae. Leber massig. Kiemen in der Mitte des Rückens, um den After gestellt. Doris, Polycera ct. 2. Fam. Tritoniadae. Leber massig. Kiemen längs den Seiten oder zerstreut.- Tritonia, Sceyllaea, Thetis. 3. Fam. Eolididae. Leber ästig. Kiemen papillenartig oder verzweigt. Eolis, Alderia, Dendronotus, Glaucus et. Ds Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1845. 495 4. Fam. Actaeonidae. Leber ästig. Kiemen blattartig. Actaeon, Placobranchus? Vogt giebt in den Comptes rendus XXI. p. 821 einige Bemerkungen über. die. Embryologie von. Actaeon, ‚dessen Begattung und das einige Zeit darauf erfolgte Eierlegen er beob- achtete. Die Entwickelung der Eier verfolgte er dann einen Monat lang. Zuerst von allen inneren Organen sah er das Ohr sich bilden, dann die Schale mit Deckel. Das Herz war nach einem Monat noch nicht beobachtet. A. v. Nordmann lieferte unter dem Titel: ‚Versuch einer Monographie des Tergipes Edwardsii, ein Beitrag zur Natur- und Entwickelungsgeschichte der Nacktkiemer,“ eine sehr sorgfältige, Arbeit, welche in den Memoires de l’Academie Jmperiale des Sciences de St. Petersbourg, par divers savants etrangers T. IV. abgedruckt ist. Fünf Steindrucktafeln beglei- ten die Abhandlung. . Das schwarze Meer ist sehr arm an niederen Thieren, und Verf. fand von Nacktkiemern nur zwei Arten, welche er der Gattung Ter- gipes zuzählt, deren Gattungs-Charakter er folgendermassen auffasst: Tentacula ‚duo filiformia, elongata, ante duos oculos in vertice po- sita. _Caput discretum, processu frontali filiformi vel triangulari utrinque instruetum. _Dorsum appendieibus turgidis, elavatis, per paria seriebus duabus longitudinalibus dispositis; ano inter primum et secundum par sito. Aperturae sexuales in latero dextro anteriore. Die beiden neuen Arten sind: T. Edwards corpore albido, proces- subus frontalibus elongatis, filiformibus, appendicibus dorsalibus cla- vatis, simplicibus 8. 2". — T. adspersus corpore albido‘supra ma- eulis coerulescentibus adsperso, processubus frontalibus brevioribus triangularibus; appendieibus dorsalibus clavatis 10, quorum 3 ante- riora paria ad basin furcata. 13”. — Die nun folgenden anatomischen Untersuchungen beziehen Er auf T. Edwardsii. Dem Oberkiefer entspricht eine kleine, dreieckige, knorplige Platte, ausserdem sind zwei Seitenkiefer vorhanden. Die Zunge besteht (wie es bei allen Aeolidiern, Phlebenteraten der Fall zu sein scheint), aus einer ein- zigen Längsreihe von Platten, deren jede halbkreisförmig gebogen ist, und nach hinten am convexen Rande etwa 12 Zähne trägt, deren mittlerer der grösste ist. Zum Magen führt ein kurzer Oesophagus. Vom Magen entspringt ein Kanal, der sich fast geradlinigt bis zum Hinterende des Körpers erstreckt, dort blind endet, und in. seiner änge in jeden Anhang des Rückens einen Ast abgiebt. Am Anfange dieses, ‚Kanals entspringt der Mastdarm, der sich am Rücken, etwas rechts zwischen den ersten und zweiten Rückenfortsatz öffnet, Unter und hinter dem Magen liegt die Leber, die nur mit einem Kanal Archiv 1. Naturgesch, XJ1, Jahrg, 2, Bd. Ce 426 Troischel: Bericht über die Leistungen in der hinten in’ den Magen mündet; vorn in der Leber liegt ein ovaler Kör- per von intensiv gelber Farbe, den Verf. als Gallenblase ‚deutet. Zwei Speicheldrüsen, die bis an den hintern Theil des Magens reichen, sind vorhanden. — Das Herz liegt dicht unter der Rückenhaut, und besteht aus Vor- und Herzkammer. Auffallend ist es, dass das aus der Vorkammer entspringende Gefäss, welches sich bald in zwei Aeste theilt, deren jeder sich bald wieder spaltet, als Aorta geschil- dert wird, und die beiden aus der Herzkammer entspringenden als Venen, was nach der Analogie mit den übrigen Mollusken gerade umgekehrt sein müsste. Am Austritt der Aorta aus der Vorkammer findet sich eine Klappe. Das Blut umspült ausser den kurzen Ge- fässen frei alle Eingeweide, so dass also auch hier die Unterbrechung der Venen, wie sie auch Milne Edwards und Valenciennes darstellen (s. oben), beobachtet worden ist. Die Rückenanhängsel, in welche sich die Aeste des Darmkanals erstrecken, für Kiemen zu halten ist Verf. nicht geneigt. — Der Schlundring besteht aus 4 Ganglienpaa- ren, von denen ein oberes vorderes Paar, das Augen und Gehör- organe trägt, ein oberes hinteres, das die Verbindung der vorderen Ganglien herstellt, ein seitliches und ein unteres Paar unterschieden werden können, — Die gemeinschaftliche Geschlechtsöffnung liegt rechts. zwischen dem Fühler und dem ersten Rückenanhang. Sie ist die Oeffnung einer rundlichen Geschlechtshöhle, in welche drei Aus- führungsgänge münden, die der männlichen und weiblichen Ge- schlechtsorgane und der Schleimblase. Eine mit Samenthierchen ge- füllte grüne Blase, die einen kurzen Gang von der Lebergegend her empfängt, und sich durch einen Ausführungsgang in die Geschlechts- höhle mündet, sieht Verf. als Hoden an. Der weibliche Apparat wird ‘geschildert, als aus Eierstöcken bestehend, die durch kurze Gänge in Befruchtungstaschen münden, und aus einem grossen Uterus, in den .diese wieder münden. Solcher Befruchtungstaschen finden sich A—8, und jede derselben trägt 3—6 Eierstöcke. Die Entwickelung der Eier in diesen, so wie die Entwickelung der Samenfäden in den Samentaschen ist deutlich beobachtet. Sollte nicht die Deutung der Geschlechtsörgane vielmehr so zu ändern sein, dass die Samen- taschen als wirkliche Hoden, mit besonderen Ausführungsgängen an- gesehen würden, und dass die grüne Blase, entsprechend der bekann- ten gestielten Blase der Zwitterschnecken, dazu bestimmt sei, die Samenflüssigkeit bei der Begattung aufzunehmen? Verf. glaubt hier eine Selbstbefruchtung dadurch nachweisen zu können, dass er ganz kleine Individuen isolirte, und später beinahe von allen einige Eier erhielt, die sich entwickelten. — Der zweite grosse Abschnitt be- trachtet die Entwickelungsgeschichte. Die Eier werden in Blasen von 1 Linie Länge abgelegt, welche 1—80 Eier enthalten. Im Grossen ist die Entwickelung'so, wie sie Sars von den Nacktkiemern darge- stellt hat. Eine Schale und Wimperorgane am Kopf sind in der Ju- gend vorhanden. Beiläufig wird erwähnt, dass sich von der Dotter- Naturgeschichte ‘der Mollusken während des Jahres 1845. 497 masse einzelne Körnchen loslösen, die sich in mit langen Wimper- büscheln besetzte, frei im. Ei schwimmende Körper verwandeln. Verf. sieht sie als parasitische Wesen an und giebt ihnen den Namen Cosmella hydrachnoides. Joshua Alder kommt auf die Gattungen Euplocamus, Triopa und Idalia zurück, welche Philippi als identisch an- sieht. Er bemerkt zunächst, dass die Riemen immer mit Wim- pern besetzt sein müssen, wenn auch dazu mikroskopische Untersuchung gehört, dass aber natürlich nicht ‚alle gewim- perte Anhänge als Kiemen anzusehen sind. Zur Gattung Euplocamus zählt Verf. die Arten, welche auch seitliche Kie- men haben, croceus und ramosus. Als den Typus für die Gattung .Triopa sieht er Doris clavigera Müll, an, wozu auch D. fimbriata und lacera Müll. gehören mögen; Idalia cirrhigera und laciniosa seien sehr passend in die Leuckartsche Gattung Idalia gestellt. Annals XV. p. 262. Alder und Hancock bilden aus Tritonia arborescens eine neue Gattung Dendronotus, die sich von den übrigen 'Tritonien durch die Gestalt ihrer Fühler, und durch die baumförmigen Kiemen unter- scheidet. Wegen der abweichenden Verdauungsorgane wird sie in die Familie der Aeoliden gestellt. (Report of the 15 Meeting ‚of the british Association p. 65; Annals XVI. p. 124.) Eumenis nov. Gen. Alder und Hancock. Körper länglich, vierkantig; Kopf nach unten, mit hornigen Kiefern. Zwei Fühler am Rücken, keulenförmig und blättrig, mit Scheiden. Kiemen papillös, an einer wellenförmigen Mantelausdehnung, jederseits am Rücken. Fuss linienförmig. Geschlechtsöffnungen rechts. Der verzweigte Ver- dauungsapparat setzt-die Gattung zu den Eolidien, die mit vielen Rei- hen von Zähnen besetzte Zunge zu den Tritonien, so dass die Gat- tung zwischen beiden Familien einen Uebergang bildet; ich sehe dar- in einen Beweis, dass die Familien noch keineswegs scharf begrenzt, und richtig aufgefasst sind. Die Art heisst E. marmorata und kommt an britischen Küsten vor. (Annals XVI. p. 311.) Peach bildet die eben aus dem Ei geschlüpften Jungen einer Doris, die weiter nicht bestimmt ist, ab. (Annals XV. p- 445.) Doris Ulidiana Thompson Annals XV. p. 312 verwandt mit D. muricata Müll. — D. diaphana verwandt mit bilamellata, pusilla verwandt mit depressa, subguadrata und oblonga sind von Alder und Hancock (Annals XVL p. 313) beschrieben Goniodoris castanea Alder und Hancock Annals XVI. p. 314. ‘ Co* . 128 ‘ Tros chel:'Bericht über: .die' Leistungen in. der " Tectibranchia; Aplysia nexa Thompson Annals XV. p. 313 dunkel karminroth, Mantel schwarz gerandet. 1”. Torbay und Belfastbay. Inferobranchia. Morelet beschreibt in dem oben citirten Werk über Por- tugisische Mollusken 3 neue Arten Anceylus: 4A. vitraceus testa conoideo-compressa, membranacea, nitida, flavo-virescente, intus violacea, decussatim striata; angulatim costu- lata; 'apice excentrico, obtusiusculo; apertura subrotundo-elliptica. — A. strictus testa longitudinali, flavo-virescente, decussatim striata; apice, postice acuminato; apertura elliptico-angusta, antice subdila- tata. — 4. obtusus testa ovato-conoidea, rugosiuscula, opaca, fusca vel nigricante, intus coerulescente; apice obtuso, postico; apertura ovata depressiuscula, antice subdilatata. Pulmonata. Paasch beschrieb. die Geschlechtsapparate von Helix aspera,, austriaca, incarnata, umbrosa, strigella, ericetorum, striata, ı frutieum, verticillus, cellaria, Clausilia ventricosa, Bulimus radiatus, Arion hortensis, Physa fontinalis. Der Auf- satz ist von zwei Tafeln mit Abbildungen begleitet. (Dies Archiv 1845. I. p 34.) Arion sulcatus Morelet 1. c. omnino niger, margine radiato, castaneo; clypeo granuloso; corpore suleis taeniaeformibus exarato. Apertura branchiali subantica, -— A. fuligineus ib. fuligineus, margine angusto, radiato, rubescente, antice flavo; clypeo gibboso, vermicu- lato; corpore ruguloso; apertura branchiali subantica. — A. timidus ib. fusco-nigricans; margine lutescente, radiato, linea castanea bipar- tito; clypeo parvo, vermiculato; corpore cylindraceo, postice obtu- sim conoideo, rustice sulcato; capite tentaculisque brevibus, saepius semireductis; cavitate branchiali antica. Limax nitidus ib. aterrimus; elypeo laevi, gibboso; corpore cy- lindraceo, subrugoso; cavitate branchiali subpostica. — L. angui- Jormis ib. fusco-virescens; corpore eylindraceo, utringue nigro-fasci- ato, rugis tenuibus strietim reticulato; celypeo elongato, depresso, laevi, atomis nigris notato; capite tentaculisque coeruleis, sub clypeo Saepius contractis, cavitate branchiali antica. — L. sguammatinus ib. parvulus, gracilis, aureo-virescens; lateribus coerulescentibus; tenta- eulis nigris; corpore minutim'reticulato, quadrifasciato; lineis late- ralibus parallelis, dorsalibus in unum convergentibus; apertura media. —ıL, viridis ib. nigrö-viridis, omnino 'laevis; corpore 'cylindraceo, obtusim truncato, obsolete carinato; clypeo paryulo augusto; tenta- Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1845. 429 eulis nigris; eavitate branchiali intermedia. — L. lumbricoides ib. gracilis, carnicolor, atomis nigris notatus; corpore subcarinato, po- stice acuminato, rugosiusculo; clypeo striis adversis sulcato, ante- rius libero, valde contractili. Succinea longiscata Moreletl. c. ist länger und regelmässiger als amphibia, und der Mundsaum ist symmetrisch gekrümmt und parallel der Axe. — $. virescens ib. entspricht der S. Pfeifferi, aber sie ist bauchiger, die Spindel ist weiss, die Schale gelblich grün. — '$. abbreviata ib. klein, kuglig, grün, mit weiter rundlicher Mündung. Beliz (Nanina) Pfeifferi Philippi. Dies Archiv 1845. I, p. 62. Nach Menke Zeitschr. 1845. p. 14 ist Helix striatula Linn. — Ca- rocolla limbata Phil., Leucochroa limbata Beck, Helix amanda Rossm., Helix Boissyi Terver. — Helix rimata Klett und striolata Klett, die derselbe früher beide für H. striatula L. gehalten, werden jetzt erstere für eine junge conspurcata Drap., letztere für eine junge candidula Stud. gehalten. H. lenticula Fer,, die ebenfalls von mehreren für H. striatula erklärt ist, hält Menke davon für verschieden. — Ebenda p- 25 finden sich kritische Bemerkungen desselben Verf. über H. algira, leucas, pupa, barbara Linn. Ueber die specifischen Unterschiede von Helix nemoralis und H. hortensis spricht v. Voith (Menke’s Zeitschr. 1845. p. 92) und hebt hervor, dass hortensis mehr Neigung habe durchsichtig zu werden, kommt aber doch zu keinem recht durchgreifenden Resultat. _ Leguillou beschreibt 6 neue Arten Helix in der Revue zool. 1845. p. 187. H. Foullioyi Triton Bay; Hogoleuensis Carolinen; un- dulata Triton Bay; Tritoniensis Triton Bay; sphaeroidea Essington Bay (Nord-Australien); spiralis Arrow-Inseln. — 19 Arten Helix be- sehreibt Pfeiffer als neu Proc. zool. soc. 1845 April. — Desglei- chen ebenda Mai 8 Arten; ferner 18 Arten. — Desgleichen ebenda Juni 10 Arten. — A. simplicula Morelet ]. c. testa parvula, lenticu- lari, subprominula, valde umbilicata, tenuissime striata, pallide cor- nea; ultimo anfractu subangulato, subtus convexiusculo; apertura depressa, peristomate simplici. — H. turriplana ib. testa pallide cornea, depressa, umbilicata, carinata, punctis eminentibus scabri- uscula; apice levi, planissimo, taeniato; anfractibus marginatis; ul- timo subtus turgido, circumsulcato; apertura depressa, angusta, sub- tetragona; peristomate flexuoso, replicato, calloso, albo-labiato, bidenticulato; extus plieis geminis impressis signato. — H. serrula ib. testa lenticulari, carinata, umbilicata, lamelloso-striata, pallide fulva; apertura subrotundo-angulata. — H.ponentina scheint die spä- ter von Pfeiffer als H. Lisbonensis bei Philippi Abbild. II. tab. VI. - f.10 beschriebene Art zu sein. — AH. eistorum ib. testa utrinque or- bieulato-convexa, depressiuscula, umbilicata, subtiliter striata, tenui, supra fuscescente, subtus cineracea, subcornea, flammulis albidulis undatim variegata; ultimo anfractu subangulato, zonula nigricante interrupta cincto; apertura ovata; labro columellari arcuato. — 430 Troschel: Bericht über die Leistungen in der H. inchoata ib. testa orbiculato-conyexa, tenui, perforata, corneo- lutescente vel avellanacea, saepius pellucida, interdum absque ni- tore; spira prominula; anfractibus 'subplanis, striatulis, infimo fasei- ato, subtus turgidulo; apertura subrotunda; Jabro simpliei, fragili.— H. trachelodes, Menke in dessen Zeitschr, 1845. p. 131 von Guinea, — 13 Helix-Arten beschreibt Pfeiffer ebenda p. 152. Die 6te Helix-Tafel bei Philippi Abbild. enthält folgende neue Arten; H. chinensis Ph., helvacea Ph., pyrrhozona Ph. von China, H.nigritella Pfeiffer aus dem stillen Ocean, tenwicostata Dunker von Mexico., Ausserdem sind auf derselben Tafel H. nanioides Ben- son, Testae Phil., cromyodes Pfr., Humboldtiana Valenc., stigma- tica Pfr., muscarum Lea, cubensis Pfr., intertexta Binney, epistylium‘ Müll. abgebildet. i Pfeiffer veröffentlichte in Menke’s Zeitschrift 1845. p. 81 eine Uebersicht der mit innern Lamellen versehenen Helix-Arten. Es wer- den 4 Gruppen unterschieden: «a. Wölbung des letzten Umganges unbewaffnet, eine oder mehrere Lamellen in dem Basalttheile der Mündung (Sagda Beck), dahin: Cookiana Gmel,, epistyloides Fer,, epistilium Müll., macrodon Mke., gularis Say, interna Say, marga- rita Pfr. n, sp., Rafinesquea Fer, — d. Vorletzter Umgang unbewaff- net, in der letzten Windung mehrere von der Mitte ausstrahlende Reihen zahnförmiger Lamellen. Dahin H. lineata Say und multiden- tata Gould. — c. Wölbung des letzten Umganges mit einer oder meh- reren Lamellen besetzt, rechter Saum unbewaffnet. Dahin: H.ticho- stoma Pfr., und Öilamellata Pfr. n. sp. — d. Mündung beiderseits verengert durch scharfe Lamellen auf der Wölbung des vorletzten und im Innern des letzten Umganges, dahin: H. eolina Duclos, Pro- serpina Pfr. n. sp. von Jamaica, lamellosa Fer., contorta Fer,, opa- rica Anton, sewlamellata Pfr. n. sp. von der Insel Gambier.. — Als eine andere Gruppe werden wegen des zurückgeschlagenen Mund- saums angesehen; H. Rivolii Desh., achatina Gray n. sp., pollo- donta d’Orb,, seulpturata Gray n. sp. von Damarha in Südafrica. Auf der sechsten Helix-Tafel bei Philippi Abbild. sind auch zwei neue Arten der Gattung Streptaxis abgebildet: S7. aweus Dunker und Dunkeri Pfr. beide aus Brasilien, Diesen fügt Pfeiffer die Diagnosen von 4 neuen Arten, die nicht abgebildet sind, hinzu: St. albida, deplanata, ovata und pyriformis. Letztere stammt von der Insel Rodriguez, die ersteren drei sind unbekannten Vaterlandes. Eine neue Gattung von Heliceen stellt Pfeiffer unter dem Na- men Geomelania auf. Proc. 1845. May: testa imperforata, tur- rita; apertura integra, efiusa; peristoma simplex, reflexum, ad hasin appendieula porrecta instructum. G. jamaicensis von Jamaica. Long. 12; diam. 4 mill, \ Tomogeres turbinatus Pfeiffer. Proc. zool. Soc. 1845. May aus Brasilien, Bulimus caledonicus Petit de la Saussaye Revue: zool. 1845. Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1845. 431 p: 53, verwandt mit Auricula auris bovinae. Mündung eng mit dickem Rande, Labrum oben mit einer Falte, Labrum aussen zusammenge- drückt, oben stark ausgerandet. Neu Caledonien. — Bulimus gilvus Pfeiffer Proc. zool. soc. 1845. May von der Insel Bohol. — Ebenda B. leopardus, egregius, canaliculatus und castaneus von demselben. — Ebenda Juni B. Grayanus, coarctatus, Deshayesi, Thompsonii, siquijorensis von demselben. — B. venezuelensis Nyst. von Cumana und coloratus ebendaher. (Bulletins de l’Academie de Bruxelles XII. 1. p: 227; vergl. auch Menke Zeitschr. 1845. p. 95). — 6 Arten Bulimus beschreibt Pfeiffer in Menke’s Zeitschr. 1845. p. 156. — B. Ferus- saci Dunker von Loanda ib. p. 164. — B. Funckii Nyst und Labeo Brod. sind in den Bulletins de l’Academie de Bruxelles XII 2. p. 146 abgebildet und beschrieben; desgleichen drei neue Arten aus Süd- amerika: B. melanocheilos Nyst, taeniolus Nyst und Popelairiana Nyst. — B. bivittatus Philippi. Dies Archiv 1845. p. 62 von Peru; der Name ist vergeben, daher nennt Nyst die Art am eben citirten Orte p. 153 B. ditaeniatus;, Philippi selbst nennt sie in seinen Ab- bild. Böfasciatus. — Bei Philippi Abb. Bulimus tab. 3 sind abge- bildet: B. Funckii Nyst, bellulus Jonas, fulguratus Jay, malleatus ‚Jay, bifasciatus Phil., Lagzliierti Phil. n. sp. von St. Catarina in _ Brasilien, und umbilicaris Souleyet. Achatina semisculpta, reticulata, papyracea, fusiformis, costu- lata sind von Pfeiffer Proc. zoo]. soc. Juni aufgestellt. Die ersten drei sind afrikanisch, die beiden letzteren amerikanisch. — A. ceyla- nica Pfeiffer Menke Zeitschr. 1845. p. 157 von Ceylon. — A. Pfeif- feri von Loanda und semisculpta von Benguela beschreibt Dunker ebenda p. 163. Glandina obtusa Pfeiffer Proc. zool. soc. 1845. April von Cen- tral-Amerika. — Gl. nigricans und monilifera Pfeiffer ib. Juni, beide von Vera Cruz. — Glandina Griffithi Adams Ms.»und Phil- lipsi Adams Ms., beide von Jamaica beschreibt Pfeiffer in Men- ke’s Zeitschrift 1845. p. 158. Von der Gattung Cylindrella sind in Philippi’s Abbildungen ct. auf einer Tafel 16 Arten abgebildet, von denen C. hyalina Pfr., re- cticosta Pfr., sanguinea Pfr. von Jamaica, Binneyana Adams, Phikppiana Pfr., Dunker:i Pfr., Cumingiana Pfr. von den Philippi- nen, seminuda Adams von Jamaica neu sind. Diesen sind noch die Diagnosen zweier neuer Arten von Jamaica alabastrina und Gossei hinzugefügt, jedoch ohne Abbildungen. Clausilia Oumingiana Pfeiffer Menke Zeitschr. 1845. p. 158 von den Philippinen. Auricula gracilis Morelet l.c. testa minima, fusiformi, striata, albescente; apertura bidentata; peristomate dilatato, replicato, albo- labiato. — 4. ciliata ib. testa ovato-conoidea, cormeo -fuscescente, apice acuto, tenuissime striata; anfraetibus angustis, attenuatis, infra 432 Troschel: Bericht über die Leistungen in der suturam eiliatis ‚ ultimo’ dilatato;; columella saepius bidentieulata. — 4A. triticea Phil. von China? Dies Archiv 1845..1. p. 63. .ı Pedipes octanfracta Jonas von den. Sandwich -Inseln. Menke Zeitschr. 1845. p. 169. Physa,scalaris Dunker von Benguela Menke Zeitschr. 1845. p. 164. Planorbis bengwelensis Dunker Menke Zeitschrift 1845. -p. 164 von Benguela, verwandt mit Pl. nitidus. Limnea acutalis Morelet]. c. testa ovato-acuta, zen lien, tenui, pellueida, striata, fulvescente; spira conico-acuminata; ultimo anfractu spiram bis superante; apertura ovata, labro columellari ‚re- plicato. — L. sandwicensis Philippi dies Archiv 1845. I, p. 63. Amphipeples cumingiana Pfeiffer von Luzon. Proc. zool. soc, 1845. Mai. Pulmonata operculata. Referent lieferte in diesem Archiv 1845. I. p. 197 eine Anatomie von Ampullaria urceus, in der er nachwies, dass die Thiere wirklich neben den Kiemen auch mit Lungen athmen. Daselbst ist die Ansicht ausgesprochen, dass die mit Deckel versehenen Lungenschnecken eine. eigene Unterordnung der Schnecken bilden müssen, zu der die Familien der Cyclosto- miden und Ampullariaden zu zählen sind, Die Gattung Lanistes ist von Ampullaria verschieden, und ent- hält alle links gewundenen Arten, von denen die dem Ref. bekannten 7 Arten aufgezählt sind. ‚Darunter befindet sich eine neue L. ovum Peters. Ampullaria marginatra Jonas Menke Zeitschrift 1845, pr 160. Ctenobranchia. ’ Paludina Michaudü Duval Revue zool. 1845. p. 211 bei Rennes gefunden, wird mit Pal. impura verglichen, gehört also in die Gat- tung Bithynia. — P. inflata Hansen Ofversigt af Kongl. Vetensk. Ak. Förhandl. 1844. Stockholm. p. 254. In einer Uebersicht der lebenden Valvata-Arten werden von Menke (dessen Zeitschrift 1845. p. 115) 11 Arten aufgezählt, unter denen annelata vom Sinai und naticina von Pestlı neu. Ausserdem sind noch 3 Arten, als dem Verf. unbekannt angegeben. Melania Charreyi Morelet]. c. testa solida, perforata, fusi- formi, ventriculosa, glabra, luteo-virescente, linea albida pone sutu- ram; apice acuto, violaceo; apertura parva, ovato-angulata; peristo- mate subtruncatulo. — M. Tamsii Dunker von S. Antonin Afrika. Menke Zeitschr. 1845, p. 165. Odostomia crassa Thompson Ann, XV. p. 315 von Galway. 0,15", ‚Rissoa Warreni Thompson Annals XV. p. 315 durchscheinend, sechs Windungen, mit tiefem Nabel. 0,2”. Dublin. —.R. pedicularis ' Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres’ 1815. 433 Menke. Zeitschrift 1845. p.43 durchscheinend, eng quergestreift, 4 Windungen, Labrum wenig umgeschlagen, von Helgoland. — R. bi- dentata Philippi von den Freundschaftsinseln, dies Archiv 1845, 1. p. 614. tenien globosa, arenica Nuttall sp. ined., cingulifera und pulchella beschreibt Dunker in Menke’s Zeitschr. 1845. p. 166. Scalaria magellanica Philippi dies Archiv 1845. 1. p. 65. Recluz lieferte in Guerin’s Mag. de zool. 1845. pl. 115 — 134 (s. den vorjährigen Bericht p. 318) eine Monographie der Gattung Narica, und erhebt sie, zur eigenen Familie. Das Thier ist Kammkiemer ohne Sipho, die Tentakeln sind drei- eckig, mit den sitzenden Augen an ihrem äusseren Grunde; der Fuss besteht aus zwei Theilen, der vordere ist halbrund, der hintere rund und zwei häutige Anhänge tragend. Die Schale ist kuglig oder eiförmig, äusserlich, immer quer ge- streift oder gefurcht, zuweilen längsgefaltet oder gegittert; immer genabelt. Deckel ohne Spirale. — Die Gattung gehört dem Meere an, der Kopf ist schnauzenartig vorstehend, die Kiemenhöhle ist gross mit einer Kieme, deren Blättchen drei- eckig sind. (Nach der Abbildung ist die Kieme der ganzen Länge nach angewachsen). Nach den anatomischen Bemer- kungen, welche dem Verf. durch Souleyet mitgetheilt wurden, sind zwei Kiefer vorlıanden, und die Zunge ist mit zwei Rei- hen Haken besetzt. Das letztere scheint mir höchst wichtig für. die Stellung im System; die Familie -der Nariciden würde sich an die Familie der Bullaceen zunächst .anreihen müssen, und es ist mir wahrscheinlich , dass sie auch zwittrig ist, was der Verf. zweifelhaft lässt. — Die 22 Arten werden nach der Sculptur der Schalen in Gruppen gebracht. 11 Arten sind gegittert, darunter eine N. Mauritiae neu; 5 sind gefaltet, darunter N. elathrata neu; 7 sind quergestreift und die Spira gerippt, darunter N. Cuvieriana neu. Alle Arten sind vor- treflich abgebildet und man wird leicht danach bestimmen können. Natica atrocyanea, patagonica, acuta (Nyst nennt die Art, weil der Name vergeben ist, in den Bulletins de l’Ac. de Bruxelles XI. 2. p.153 N. Philippiana), impervia Philippi dies Archiv 1845. 1. p. 64. — Derselbe bildet in seinen Abbild. ausser den eben ge- nannten Arten ab: filosa Ph. (lineolata olim), Rizzae Phil., cornea Möller, canaliculata Gould, nana Möller, pusilla Say, glaucina Linn., papyracea v. d. Busch n. sp., Cumingiana Recluz. Calyptraea decipiens und costellata Philippi dies Archiv 1845. 1. p. 61. 434 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Morelet bildet l. c. vier portugisische Neritinen als neu ab: N. violacea testa globoso-ovata, violacea vel fulvescente, lineolis creberrimis fulminata; spira proiminula; apice eroso; apertura semi- lunari, anterius attenuata; margine columellari subinerassatos — N. inquinata testa globoso-ovata, Iutescente vel' fulvescente, lineolis subartieulatis transversim tessellata ; apice subprominulo; apertura lutea, semilunari, subelongata;-margine centrali Juteseente. — N, gua- dianensis testa conoidea, glabra, crassiuscula, olivacea vel rufe- scente; lineolis densissimis subangulatis obumbrata, apertura brevi, attenuata; margine externo sinuoso; callo columellari crasso, con- vexo, flavicante; ultimo anfractu subangulato, juxta peripheriam coarctato; apice eroso. — N. elongatula testa globoso-elongata, lae- vigata, albida vel pallide-flava, lineolis nigro-violaceis vel rubescen- tibus reticulata; spira prominula; apertura brevi, ovato-attenuato; callo columellari flavo, convexo, crassiusculo; operculo radiatim stri- ato; limbo superiori purpureo-marginato, — N. aspera, cirrata und bicanalis Philippi dies Archiv 1845. I. p. 63. Delphinula ducalis Philippi Menke Zeitschr. 1845. p. 148. Philippi zeigt, dass der echte Linnesche Trochus umbilicaris = Tr. fuscatus Gmel. und Desh. und verschieden sei von Tr. excava- tus Lam. —= Tr. umbilicaris Schröter und Desh. (Menke Zeitschrift 1845. p. 87). Trochus tentorüformis Jonas in Menke Zeitschr. 1845. p- 66. Die Nath verläuft auf dem das Gehäuse umlaufenden Kiele. — Tr. nudus, Tr. (Margarita?) lineatus Philippi dies Archiv 1845. 1. p. 66. In Philippi’s Abbildungen sind 2 Tafeln (5 und 6) der Gattung Trochus (im weiteren Sinne) gewidmet, Es sind darauf abgebildet: Tr. magnificus Jonas, aureus Jonas, obscurus Wood, euryomphalus Jonas, moestus Jonas, elongatus Wood, melaleucos Jonas, occultus Phil. (an Tr. nassaviensis Chemn.?), tentorium Anton n. sp. und modestus Koch n. sp. — Tr. columellaris Phil. n. sp. von China, prasinus Menke, ciliaris Menke, Lehmanni Menke, ‚pulcherrimus Wood (Preissii Menke), dellulus Dunker n, sp. von Neuholland, leucostigma (Phasianella) Menke n, SP, iriodon Quoy et Gaim, (vir- gata Menke). Monodonta lactea Philippi dies Archiv 1845. I. p. 66. Turbo venustus Philippi Menke Zeitschr. 1845, p. 148. Haliotis nodosa, fulgens, sulcosa Philippi ib. p. 150. — H. kamtschatkana Jonas ib. p. 168, Fissurella nigra, alba Philippi dies Archiv 1845. I. p, 60. — F. solida, concinna, elongata, adspersa Phil. ebenda p. 142. — In dessen Abbildungen ist F. maxima Sow. dargestellt, und ausserdem elongata, adspersa und alba Phil. Lovell Reeve theilte eine Beobachtung mit, welche Hankey an Cypraeen machte, dass das Thier bei einer gewissen Grösse, wo die Schale bereits vollständig ist, diese N. Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1845. 435 völlig aufzulösen vermag, so dass es eine kurze Zeit nackt erscheint, um sich eine neue grössere Schale ‘zu: bilden, Es erklärt sich dadurch die Thatsache, dass die Cypräen. dersel- ben Art in sehr kleinen und in grossen Exemplaren mit voll- endeter Mündung erscheinen, so dass dann kein Wachsthum mehr möglich ist. Lamarck war der Meinung gewesen, das Thier könne seine Schale verlassen, um eine neue zu bilden. (Annals XVI. p. 374.) " Bei Kiener Il. e. finden sich folgende neue Arten der Gattung Cypraea: ©. Sowerbyi (C. zonata Sow.) von Californien, zrina, fer- ruginosa, Grayi, nebulosa vom Cap, Boivini, cervinetta von den Antillen, chrysalis, fabula von Mozambique, rotunda (vulgo rosea), intermedia, hordacea aus dem Indischen Ocean, pilula, Lovell Reeve beschreibt Proc. zool. soc. 1845. May. 89 Arten Mitra als neu; sie sind in der Conchologia iconica abgebildet. Dolium ampullaceum, marginatum, crenulatum Philippi in Menke’s Zeitschr. 1845. p. 147. Von den Jungen von Buccinum reticulatum giebt Peach an, dass sie sehr viel Aehnlichkeit mit denen von Doris haben. Sie haben viele Feinde in den Infusionsthieren, gegen die sie sich mittelst der Wimperorgane vertheidigen. Ann. XV. p. 446. Buccinum patagonicum und taeniolatum Philippi dies Archiv 1845. I. p. 68. Purpura bimaculata Jonas Menke Zeitschr. 1845. p. 174, , Tritonium elegans Thompson Annals XV. p. 317 thurmförmig, bauchig, mit vielen Wülsten, grünlich weiss mit zwei doppelten gel- ben Spirallinien. Dublin. Fusus cancellinus und decolor Philippi dies Archiv 1845. I. p-67. — In dessen Abbild. sind gegeben F, granatus Koch n. sp. Wiegmanni Anton, gracilis und constrictus Koch n. sp., adustus und lividus Phil. n. sp. Pleurotoma Guerini Duval Revue zool. 1845. p. 212 gelblich fleischfarben, braun gefleckt und mit brauner Binde. 52 Millim. — Pl. Farran! Thompson Annals XV. p. 316 mit 9 Windungen, zehn vorspringenden Rippen, quergestreift. 7’. Irland. (Portmarnock). — Pl. Ulidiana?hompson ib. mit 8 Windungen und 11 Rippen. (Down.) Turbinella spinosa Philippi dies Archiv 1845, I. p. 68. Jonas erklärt in Menke’s Zeitschr, 1845, p. 181 den Murex lan- cea Gmel., der von Deshayes bei Fusus lancea allegirt ist, für eine Turbinella, die T. /anceola heissen müsste. Cerithium pullum, exiguum, diminutivum Philippi dies Archiv 1845. 1. p. 66. 436 Troschel: Bericht über die Leistüngen in der Cyclobranchia. Patella hyalina, Cymbium und vitrea Philippi dies Archiv 1845. 1. p.59: Chiton ‚argyrostictus id. ib..p. 59. Brachiopoda. Philippi stellt in diesem Archiv 1845. p. 57 drei neue Arten Terebratula auf: T. eximia aus der Magellan-Strasse, /upinus von den Chonos-Inseln, und rkombea aus der Magellan-Strasse. Vogt lieferte eine Anatomie von Lingula 'anatina in den Neuen Denkschriften der Allg. Schweizerischen Gesellschaft Band VII. Neuchatel 1845. 18 Seiten mit 2 Steindrucktafeln. Der Stiel besteht aus einer hornartigen Scheide, und aus einer inneren Muskelmasse, die von einer dünnen Haut umgeben ist; die Muskelfasern folgen alle der Längsrichtung des Stiels. Der Stiel ist also contractil; bei der Zusammenziehung müssen sich die Schalen ein wenig öffnen, indem sich die Muskeln an die inneren Flächen des Schlosses anheften.: Der Mantel besteht aus zwei Blättern, einem äussern, das Verf. Ciliarblatt nennt, und. einem innern, dem äussern nur leicht angehefteten, dem Kiemenblatt. Zwischen beiden Blättern,. dem äusseren ange- hörend, entspringen die Ciliarröhren, in denen die Cilien stecken, lange spröde Borsten, die etwa ein Viertel ihrer Länge aus der Schale hervorstehen, ‚längsgerippt, und wie Equisetum mit-Querabtheilungen versehen 'sind. In dem Kiemenblatt zei- gen sich zwei Hauptgefässe, welche von den beiden Herzen herkommen, und nach dem Rande der Schale zu convergiren; von ihnen entspringen nach innen unverzweigte Gefässe, die nach aussen abgehenden schwellen am Ende zu einer Blase an, in der sie sich verzweigen. Die spiralförmig aufgerollten Arme, deren Stamm hohl, sind doch überall völlig geschlossen ; die Höhlungen beider Arme communieiren nicht mit einander, sondern sind durch 'eine-dünne Scheidewand in der Mitte ge- trennt. An dieser Röhre finden sich einige Membranen, von denen die eine die Franzen trägt, welche in ähnlichen Röhren stecken wie die Cilien. Die Franzen selbst sind sehr bieg- same, hohle Blindsäcke, ohne alle Gliederung. Von der Ba- sis des Armes bis zur Mitte verläuft an der oberen Seite, ein Muskel, der den Arm entrollen hilft. Der Mund liegt im Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1845. A437 Grunde zwischen den Armen und ist unbewafinet. Der Darm läuft, fast überall gleich weit, nach‘ oben und öffnet sich'nach mehreren Windungen rechts am Rande etwa in der Mitte der Länge des Thiers, da wo die Mantellappen frei werden. . Die Leber erfüllt den ganzen oberen Raum der Eingeweidehöhle, Die Drüsen, welche Cuvier Speicheldrüsen nennt, liegen ganz unten in der Eingeweidehöhle, sie umhüllen eine geringe Er- weiteruug des Darmkanals, und münden mit zwei Ausführungs- gängen in denselben. Eine andere Drüse, welche noch wei- ter dem Munde zu den Schlund umhüllt, sieht Verf. als Spei- cheldrüse an, und lässt die Deutung der vorigen Drüsen ungewiss. Bekanntlich sind zwei Herzen vorhanden, ein vor- deres und ein hinteres. Ueber jedem Herzen liegt ein Sack, der vom Verf. nicht gedeutet wird (wird wohl der Vorhof sein), Von Muskeln sind noch 5 zu nennen, einer, der quer durch- geht, liegt ganz oben am Schloss, in der Mitte des Einge- weidesackes entspringen rechts ein vorderes und hinteres Mus- kelbündel, die sich so theilen, dass links vier Bündel 'er- scheinen, zu beiden Seiten des Mundes finden sich noch zwei grosse schiefe Muskelpaare, die links vier getrennte Muskel- köpfe bilden. Die Lage des Afters bestimmt den Verf., eine rechte und eine linke Schale’ zu unterscheiden, nicht eine obere und eine untere. Testacen. Duvernoy machte nachträgliche Bemerkungen zu seinem Aufsatz über das Nervensystem der Muscheln. (Vergl. -den vorigen Bericht p. 322). Er sagt unter anderm, die Muscheln, welche den Mantel weit oflien haben und besetzt mit zahlrei- chen Fühlern und Augenhöckern, sind die höchstentwickelten, während die mit geschlossenem Mantel die niedrigsten Formen sind. (Comptes rendus XX, 'p. 482.) Auch Blanchard machte Beobachtungen über das:'Ner- vensystem der Muscheln bekannt. Er fand ausser den drei bekannten Ganglien-Paaren zuweilen ‚mehrere, bis 15. Bei Mactra, Venus, Oytherea und Solen, welche Röhren besitzen, die durch. Rückziehmuskeln befestigt sind, bieten die Haupt- nerven , welche atıs den hintern Markcentren entspringen; in ihrem Laufe mehrere kleine Ganglien dar, die in den Muskeln 138 Troschel: Bericht über die Leistungen in der: liegen. Jedes Paar dieser 'Ganglien: wird durch eine. Oommis- sur‘mit einander verbunden, . Bei Solecurtus fehlen die Gan- glien. Bei Solen reicht der: Mantel’ weit über den’Mund hin- aus, und bildet eine Muskelschicht, ‘welche an der Schale befestigt ist; Nerven, welche von den Hirnganglien entspfin- gen, gehen zu dieser Muskelschicht. Auf diesen Muskeln be- finden sich bei Solen 12—13 Ganglien, die durch Nervenfäden mit einander communieiren. Bei.Arca Noae und Solen vagina findet sich im Verlaufe der Nerven, welche vom Hirnganglion zu dem hinteren gehen, ein kleines Ganglion, welches Fäden an die Seiten des Fusses abgiebt. Bei Ostrea, bei, der man beim Mangel des: Fusses auch das eine Ganglienpaar ‘vermisst hat, entdeckte Verf. ein Ganglienpaar sehr nahe dem Hirn- ganglion. Verf. glaubt, dass aus den Verschiedenheiten -des Nervensystems Nutzen für die ‚Olassification gezogen ‚werden könne, und er stellt den Satz auf, dass die Muscheln mit weit offenem Mantel tiefer stehen, als die mit geschlossenem Mantel. (Comtes rendus XX.;p. 496; Frorieps Notizen XXXIV. p. 225. Annales des sciences nat. troisieme serie III. p. 321. Auf einer beigefügten Tafel sind die Nerversysteme von Solen vagina, Mactra helvacea und Pecten maximus abgebildet,) In den Comptes rendus XXI. p. 377 findet sich eine kürze Anzeige einer Abhandlung-von Carbonnel über die Austern der Küsten Frankreichs, die Verbesserung der Bänke und über die Gewissheit künstliche Bänke anzulegen. Verf. be- hauptet, dass es nicht nöthig sei sehr oft das Wasser’ in den künstlichen Bassins, in welchen man die Austern hält, zu er- neuern. Er hat Versuche bei Agen angestellt, die Austern bleiben vortrefllich, — Diese Abhandlung ist in Guerin’s Mag. de Zool. 1845 abgedruckt. Verf. giebt an, dass 'er sich über- zeugt habe, dass (die Austern etwa zehn Jahre leben. Jede wächst jährlich vom April bis zum September, und.erlangt in dieser Zeit drei Aufsatzlamellen. Im übrigen Theile des Jah- res wächst sie nicht. Ist eine Auster drei Jahre alt, ‚so..ist sie vom April bis September nicht geniessbar, im welcher Zeit sie sich fortpflanzt. . / Reade sprach in der British Association ct. über die Cilien anıden Mundlappen der Austern, ‚welche Ströme bewir+ ken, durch welche die aus Infusionsthieren bestehende Nahrung x Naturgeschichte. der Mollusken während des Jahres 1845. 439 in den Mund gebracht wird. (Report of the fifteenth Meeting of the british association for the advancement of science held at Cambridge in June 1845. p. 66; Annals XVI. p. 124. Koch stellte in der Küster’schen neuen Ausgabe des Martini- Chemnitzschen Conchylien-Kabinets eine neue Gattung denigma in der Nähe von Anomia auf: testa inaequivalvis, plus minusve regula- riter elliptica vel oblonga. Valva superior vertice incumbente ad marginem cardinalem, acuto, subprominente, a margine remoto; in- ceisione instructo. Valya inferior tenuissima, affıxa, perforata, nati- bus fissis, et plica respondente incisioni valvae superioris praedita. Ligamento interno. Die vier Arten 4. roses (Tellina aenigmatica Chemn.), reticulatum Koch von den Philippinen, convexzum Koch und corrogatum Koch von den Sandwich-Inseln, sind auf einer Ta- fel abgebildet. Pecten immaculatus Recluz Guerin Mag. de zool. 1845. pl. 114 sehr klein, vom Ind. Ocean. — P. Mac Gillivraii Edmondston von. ‚Aberdeen Annals XV. p. 250. — P. australis und natans Philippi dies Archiv 1845. I. p. 56. Lima pygmaea Philippi dies Archiv 1845 p. 56. Anodonta regularis Morelet l. c. testa ovato-oblonga, ventri- 'cosa, fragili, vix alata; anterius breviter’ovata; posterius subdilitata; inferius regulari; umbonibus tumidis, decorticatis; epidermide lamel- liformi, nigro-virescente. — 4. imacilenta ib. testa oblongo-depressa, alata, transversim carinata, rustice sulcata, laevigata, mediocriter crassa, viridi-fuscescente; anterius vix producta, rotundata; posterius obtuse truncata; inferius saepius sinuata; umbonibus -compressis; pube carina circumscripta. — A. lusitanica ib. testa elliptico-elon- gata, tumidiuscula, solida, rugoso-strigata; anterius anguste producta; posterius obtuse truncata; margine superiore adscendente; umboni- bus parum eminentibus; epidermide olivaceo, posterius largiter ra- diato, — A. ranarum ib. testa elongata, depressiuscula, sulcata, te- nui, anterius parum producta; posterius rostrata; margine superiore horizontali, vix alato; epidermide viridi vel flavescente; posterius obscure radiato. Unio Wolwichii Moreletl. c. testa ovato-compressa, carinata, subauriculata, tenuissime striata, nigra; latere antico sinuoso-rotun- dato; postico producto, incurvo; margine dorsali compresso ; umbo- nibus depressis; dente Cardinali in valvula dextra subbifido, lamelli- formi, eminente, incuryo; in sinistra triangulari; in utraque valde anteriori. — U. tristis ib. testa ovato-compressa, subcarinata, rari- sulcata, laevigata, aterrima; anterius rotundata; posterius producta, sinuoso-attenuata; margine dorsali acuto; umbonibus valde depressis; dente cardinali in valvula dextra simplici, obtusiusculo; in sinistra subapiciali, erenulato; Jamina in utraque simplici — U. dactylus ib. testa cylindracca, crassiuscula, fusca, fulvo-lutescente longitudinaliter zonata; anterius yiX producta, rotundata; posterius ovato-truncata; 440 Troschel: Bericht über die Leistungen in der umbonibus parum eminentibus; dente cardinaliin valvula dextra'sim- plici, crasso, striato; in sinistra subbifido, compresso, rugoso;' liga- mento valde "elongato, — U. mucidus ih. testa ovato-elongata, fusco- nigricänte vel virescente, anterius brevi, angusta, rotundata; poste- rius producta, oyato-truncata; umbonibus parum tumidis, valde de- _ corticatis; pube sulco obsolete eircumscripto. Pectunculus concinnus (nach späterer Bemerkung des Verf. p- 142 =P. giganteus Reeye) und P. miliaris Phil. dies Archiv 1845. 1..p. 56. Philippi beschreibt das Thier von Arca_diluvii Lam. in diesem Archiv 1845. I. p. 195. — Arca Lamarckiü Phil. ebenda p. 55 aufge- stellt ist nach des Verf. späterer Bemerkung p. 142 A. scapha Chemn. —gd.linter Jonas aus dem Indischen Ocean Menke’s Zeitschr. 1845. p. 172. — In Philippi’s Abbild. sind auf einer Tafel der 1. Lief. des zweiten Bandes 6 Arten dieser Gattung abgebildet: A, Brandt Phil., amygdalum Phil. von China, Deshayesii Reeve, obliquata Gray, hemidesmos Phil., deren Ligament bloss den hinteren Theil der Area einnimmt und Zicors Jonas aus dem indischen Ocean. R Die Thiere von Nucula sulcata und N; (Leda) emarginata” (die Verf. übereinstimmend mit Arca pella Linn. hält) bildet Philippi in diesem Archiv 1845. p. 192. Taf. VII. ab, Cardium Loveni Thompson Ann. XV. p. 317, sehr verwandt, vielleicht identisch mit C. scabrum Phil. — C. distortum Philippi dies Archiv 1845. I. p. 55 von den Freundschaftsinseln. Cardita elongata Philippi ib. p. 54 vom stillen Oceän. Für die Gattung Astarte ist in Philippi’s Abbild, ct. II. Lief. 2 eine Tafel bestimmt. Sie enthält 10 Arten: A. undata Gould, sulcata Mont., scotica Mont., semisulcata (Crassina) Gray‘, castanea (Venus) Say, fusca (Tellina) Poli, borealis (Venus) Linn., multicostata Mae Gillivray, pulchella Jonas n. sp., bipartita (Lucina) Phil, Diese Gat- tung Astarte Sow. sen. ist identisch mit Crassina Lam., Nicania 2 Goodallia Turton. Venus (Pullastra) Bruguieri Sylvanus Hanley ist in dei Enc. meth. als decussata abgebildet. Annals XVI. p. 356. — Ebenda Y. magnifica Hanley von Ticao, nahe verwandt mit puerpera. — Y. entobapta Jonas Menke Zeitschr. 1845. p. 66 aus dem stillen Ocean. V. expallescens und agrestis Phil. dies Archiv 1845. 1. p.54. — In Philippi’s Abbild. ct. II. Band Heft2 sind abgebildet: V. lithoida Jonas, agrestis Phil., neglecta Sow. (entohapta Jonas), bella Jonas, Paupereüla Chemn. Cytherea ovum Sylvanus Hanley Annals XV]. p. 356. — C. erythraea Jonas Menke Zeitschr. 1845. p. 65 von Batavia, — C. amoena und Zvida Philippi dies Archiv 1845. 1. p. 53 beide aus dem stil- len Ocean. Drei neue Arten der Gattung Artemis von Sylvanus Hanley Proc. zoo]. soc. 1845. Januar, — 4A. Isocardia und Orbignyi Dun- ker von Westaftica in Menke’s Zeitschr. 1845. p. 167. Diplodonta inconspieua Phil. von Chiloe dies Archiv 1845. 1. p.53. Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1845. 441 " William King bemerkt, Annals XV. p:112, dass Cyprina tri- angularis von den Britischen Küsten in. die Gattung Circe, Untergat- tung von Venus gehöre. Cyclas Creplini Dunker Menke Zeitschr. 1845. p. 20. Vordertheil länger als der kurze Hintertheil. 44”. Bei Cassel. Philippi beschreibt in Menke Zeitschr. Tellina lacunosa Chemn, von Guinea, fumida Brocch., Gruneri Phil. von den Antillen und cöaretata Phil.'von China. Philippi lieferte auch'von dieser Gat- ARE! in seinen Abbild. eine Tafel; darauf sind dargesteilt: T. alter- nata Say, scalaris Lam:, fusca (Psammobia) Say, proxima Brown, Iris Say, sordida Couthouy, similis Sow., pulchella Lam., striata ONE polita Say.ıv "6 neue Arten Donax von Sylvanus Hanley aus der Cuming- schen Sammlung. Proc. zool. soc. Februar. ‚Desgleichen: 2 ib. März 1845. — D. securiformis Philippi dies Archiv 1845. p- 53: ” "Walenciennes beobachtete an den Gattungen Lueina und Corbis, dass jederseits nur eine Kieme vorhanden sei, und ‚dass + Mundlappen fehlen; er will die beiden Gattungen zueiner. besondern Familie vereinen; ‚Zugleich wird ‚ange- geben, dass der Fuss der Lueinen eine muskulöse Röhre sei, die ihrer ganzen Länge nach durchbohrt sei, und mit dem Innern des Körpers in Verbindung stehe. (Comtes rendus XX. p: 1688; Frorieps Notizen XXVI.,p. 97.) Deshayes bemerkt über diesen Gegenstand (Comptes rendus XX. p. 1794), dass bereits Poli die einfachen Kiemen jederseits angedeutet habe; er selbst hat beobachtet, dass den- noch „jederseits zwei Kiemen ‚vorhanden und nur am Rande verwachsen seien. Die Aufstellung einer besondern Familie für die beiden in Rede stehenden Gattungen will er nicht gelten lassen; er zieht namentlich die Gattungen Ungulina und Uyre- nellaiu dieselbe Familie, die in den übrigen Merkmalen .über- einstimmend, doch jederseits zwei Kiemen besitzen. Ferner macht Valenciennes ebenda XXI. p. 511 die Mit- theilung „ dass auch. Tellina crassa nur eine Kieme jederseits hat, während sie sonst den übrigen Tellinen. gleicht. Die, übri- gen runden Tellinen, T. scobinata, 'rugosa und solidula haben zwar jederseits zwei Kiemenlappen, aber der äussere ist schmal und unter den Mantel aufgerichtet, so dass er wie eine Aus- Jehnung des andern Lappens erscheint, Dasselbe findet sich bei YTellinides timorensis ‚Lam, Tellina planata hat wieder gewöhnliche zwei Kiemen, ebenso auch die Psammobien. Archiv f. Naturgesch, X11. Jahrg. 2. Bd, Dd4 a2 Troschel; Bericht’ über die Leistungen in der. Der ‘Herausgeber ; der‘ Annals ‚miachtıbei: Gelegeiiheit‘ der Mittheilung 'der Valenciennes’ schen Beobachtungen (Ann. xV1. p- 44) die Bemerkung, ‚dass Owen in seinen Leetüres' of the Invertebrata 1843, p. 283 auch, bei den Gattungen Pholadomya und, Anatina, nur ‚eine Kieme jederseits beobachtet habe, Lucina (Venus) edentula Lion. wird. von. Philippi in. einer Ost- indischen Muschel; wiedererkannt; | ‚so‘! dass ‚die Westindische, ‚auf welche der Linne’sche Name: bisher bezogen ist, neu wäre; sie ‚erhält den Namen; 4. chrysostoma Phil. Menke Zeitschrift. 1845. p. 181, Philippi hat ’sichüberzeugt, dass seine Gattung Ptychina‘(Enum. Moll. Sie. 1. p.15) mit Sowerby’s Gattung Axinus (Min. Gonch. tab.'314) vollkommen zusammenfällt. ' Zu, den Sowerbyschen ı Charakteren: „zweischalig, 'gleichschalig, ‘gestreckt, frei; hinten sehr kurz, ‘vorn verlängert, abgestutzt,' mit einer Vertiefüng.'unter‘‚den ‚Schnäbeln; ein: langes, schiefes,, in, einer Furche gelegenes Schlossband“ will er hinzufügen: testa tenuissima, postice biplicata, cardo edentulus, ‚aut in valva dextra unidentatus, denticulo ab ipso margine formato; i im- pressiones musculares duae, suburbiculares?, sinus palliaris nullus! Es gehören dahin ausser 7 fossilen ‘Arten 'auch zweiilebende'A.'sinua- tus- (Tellina Montagu). von: den: englischen Küsten und vom Mittel- meer und A. Sarsii n. sp. aus.dem norwegischen Meere, _ Verf. ‚zwei- felt;‚ob die Gattung Lucina getrennt werden müsse. Menke, Zeitschr, 1845. p 90.) Amphidesma intermedia Thompson Annals XV. e — a Irland. Kellia: bullata und! miliaris Philippi dies Archiv 18157 1. m ss Derselbe ‚sellt,ebenda eine neue Gattung Cyamium, auf. ‚C.ant-, arclieum von Patagonien. Derselbe beschreibt ebenda p 191 das Thier von Erycina Renieri. Erycina franciscana und caroburgensis Recluz, welche in der Rev. zool. 1844 aufgestellt wurden, sind in Guerin’s Mag. de’ 'z00l. 1845 abgebildet. ö Lutraria tenüis Philippi, dies, Archiv 1845. 1.p.50 von,der Magellan-Strasse, Die ‚Gattung Ligula wurde durch Recluz Revue zool. 1815. p- 377 und 407 monographisch behandelt, und ihre Charaktere so gestellt: Animal ignotum. 'Testa libera, bivalvis, 'aequivalvis, ple- rumque 'inaequivalvis, 'transversalis, "ovato-oblonga, antiee major, rotunda, 'postice sensim vattenuata,.|parum hians. | ‚Apices minnti, acuti, integerrimi.,, Cardo.dens cardinalis cochleariforinis in utraque valvula aequalis, antrorsum oblique porrectus, constat., Ligamentum duplex: internum cartilagineum, cochlearibus affxum; externum Ii- - neare, fibrosum, minimum. Impressiones musculares duae: antica elongata, arcuata, angusta, parum obliqua; postiea parva, rotundata. Sinus palliaris oblongus, Aantice ‚obtuse-rotundatus, cum angulo pallii x Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1845. 443 elongato, triangulari, postice acuto. Es werden zu dieser Gattung gerechnet L. praetenuis Montagu, Mya declivis Mont. und die fossile L. oblonga Philippi. . Philippi bildet das Thier von Petricola lithophaga Kam. in diesem Archiv 1845. p. 188. Taf. VlI. ab. Desgleichen von Venerupis perforans ebenda. Petricola chiloensis Philippi dies Archiv 1845. p. 53. Eine neue Gattung Entodesma stellt Derselbe ebenda auf. E. chilensis. | Saricava antarctica und conchotrypa Philippi ebenda p. 51. Das Thier von Gastrochaena Poliana bildet Derselbe ib. p. 185. Taf. VII. ab. Gedruckt bei den Gebr. Unger in Berlin. Gh ‚ein ob bassdie undanliomt ob sidailaangumai _ said Hansi ahnen Sieg ‚nslunit „alagacıl sllzaol nih bau HM arriloab aM ‚uyainoM auınadonıg „I Jana n Jagd An ne mel aendgontsit slorinsT nor Will 2a tshlid igqilrd9 I MUT Al.g Rah shaade ansayliag ziquanusZ, now usuielganll .£6.q ‚chat viva asib iqgqgilidd enschiin, Shore 1»QG 1lbta wm2shorn ii waniısı) rnit, al wenn A „ R f im chnsdn »dfn iqqgibsdT Dayvorlsnen bau asıthtaiun msosiind I! susiloT anontHornend nr re arg dr salsdıntli ds 17 327 1546 Te, f: 78 NEN — b (( “ © 2 CHSchmeat bil VOBL. BRnnannnamnanrammne? naunasaunmnanaun un! PrTEIT una ih. Grube ed War verg ad nal, de. NET. wi ZA a 27; aD" ON LWÄRRBRERTLEEE RER 7LL7-. 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