KAREL f y rn SEN N Y a RES SAHNE Wahr , ei a HANKERRUERE ir Ze en EEE a ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. GEGRUNDET VON A. F. A. WIEGMANN. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. von SIE=- BOLD IN FREIBURG, DR.’ TROSCHEL IN BERLIN, PROF. A. WAGNER IN MÜNCHEN UND PROF. RUD. WAGNER IN GÖTTINGEN HERAUSGEGEBEN voN Dr. W. F. ERICHSON, .- PROFESSOR AN DER FRIEDRICH- - S-UNIVERSITÄT ZU BERLIN. Y %, en VIERZEHNTERSFÄHRGANG. Erster Band. MIT SIEBEN KUPFERTAFELN. BERLIN 1848. IN DER NICOLAL’SCHEN BUCHHANDLUNG. # $ Bar? 1 N ur kaöp) ‚ E Er oe 2 ZENTREN STE ind wos EL > ER » Tape : N ‘ e ı Ba re 1 * i £ a 5 & E . f E £ In be > I ee j nn t a U Ben RE Dr Er er RN an Aor Plahef Raser: A nt nr EEE a n DR EN: | Inhalt des ersten Bandes. Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneie. Von Dr. Friedrich Müller in Greifswald. (Hierzu Taf. 1.) Beobachtungen und Reflexionen über die Naturgeschichte der Bla- senwürmer. Von Dr. Rud. Leuckart in Göttingen. (Hierzu ur 32 WEHT ae 2 ee ee Beschreibung zweier neuen Helminthen. Von Dr. Rud. Leuckart in Göttingen. (Hierzu Taf. I. Fig. IH. u. IV)... 2.2.2... Notiz über die Anwesenheit eigenthümlicher Luftkanäle bei Velella and Porpita. Von Dr. A. Krohn ..... 22222200. Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. Dritter Beitrag: Die Gattung Sabellaria Lam. (Hermella Sav.) und ihre Arten. Von Ed. Grube. (Hierzu Taf. IL). ....... Orchestia Euchore und Gryphus, neue Arten aus der Ostsee, be- schrieben von Dr. Friedrich Müller. (Hierzu Taf. IV.) Ueber die Vermehrungsweise des Chlorogonium euchlorum Ehr. Von Dr. J. F. Weisse in St. Petersburg. (Hierzu Taf. V.) Beiträge zur Kenntniss der Arten von Ctenomys, mitgetheilt von A. 2 ee en ns Mittheilung über eine Original-Abbildung des Dronte (Didus ineptus Linu&) von Roland Savery in der k. k. Gemälde - Gallerie im Bel- vedöre zu Wien. Von Dr. L.J.Fitzinger.......... Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. Von William Gambel. (Mit Bemerkungen von J. Cabanis.) ....... Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. Vom Aka- demiker Hamel, zu St, Petersburg... . . 2 2. 2222022. Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneie. Von Hein- RI ER LE REN En cs CR FE Ueber Echinorrhynchus Tuba. Von Dr. Creplin ........ Beschreibung einer neuen Spulwurm-Art, gefunden im Python bivit- tatus, nebst vergleichenden Bemerkungen. Von Andr. Retzius. OO ENTELONELEN ED go 20 2 EEE ehe Ba re EEE We Zur Anatomie und Naturgeschichte von Angiostoma limacis Duj. Von Prof. Dr. Friedrich Will in Erlangen . .. ........ Seite 1 7 26 30 34 53 65 72 79 82 118 157 163 166 Seite Beschreibung einiger kleinen Säugthiere aus Syrien und Afrika. Von AN Wagner... SA ee er. te 0 180 Einige nachträgliche Bemerkungen über Gregarinen. Von Dr. A. v. Frantzius.. (Hierau Taf. VIL)..@. = - 1. 20 50 ae „ 188 Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer. Von P. Alberg Holm. Aus Kröyer’s Naturhistorisk Tidsskrift, neuer Reihe, 2tem Bande (S. 465 — 525), übersetzt von Dr. Creplin ... . 197 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen enthaltenen Auf- sätze. Nach den Autoren geordnet .... 2.2... . 237 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen eithehshn Kat sätze. Systematisch geordnet ...... 2.2.22. 22e00e 303 Anzeige. E: ist bereits das zweitemal, dass das Archiv für Naturge- schichte seinen Redacteur durch den Tod verloren hat — Wilhelm Ferdinand Erichson ist nach längerem Leiden am 18. November Morgens 9 Uhr sanft verschieden. Die Wissenschaft verliert in ihm einen fleissigen und gelehrten Forscher, der sein ganzes Leben, selbst mit Vernachlässigung der seinem Körper so nöthigen Erholung ihr hingab; — die reiche Insectensammlung des Berliner zoologischen Museums, an der er seit 15 Jahren seinem väterlichen Freunde Klug eine sorgfältige und treue Stütze war, wird schwer einen Ersatz für ihn finden; — das Archiv für Naturgeschichte, dem er seit dem Bestehen desselben thätigen Beistand leistete, und dessen Seele er seit sieben Jahren war, verliert in ihm einen erfahrenen und einsichtsvollen Herausgeber, der durch viele. eigene trefiliche Arbeiten den Werth desselben erhöhte; — Alle, die ihm näher standen, betrauern in ihm einen wohl- - wollenden, anspruchslosen, lieben Freund. Leider haben mehrere Umstände zusammengewirkt, das regelmässige Erscheinen dieses Archivs zu verhindern, so dass vom Jahrgange 1847 noch ein Heft, vom Jahrgange 1848 noch vier Hefte im Rückstande sind. Die hauptsächlichsten Ursachen sind die längere Krankheit des Verewigten und die politischen Verhältnisse, welche störend auf alle Mitarbeiter einwirken mussten. Die geehrten Leser mögen uns ihre Nachsicht nicht versagen, und können versichert sein, dass wie ich dies schon einmal nach dem Tode des seligen Wiegmann, des Gründers dieser Zeitschrift, gethan habe, ich es für eine dringende Pflicht gegen meinen Freund Erichson halte, so schnell wie möglich die noch rückständigen Hefte erscheinen zu lassen. Das Archiv für Naturgeschichte hat nunmehr vierzehn Jahre bestanden und hat sich 'einen ehrenvollen Namen er- worben. Ich hoffe, es werde sich denselben auch für die Zukunft bewahren, und ich würde gern auch fernerhin ihm meine Kräfte weihen, wenn ich die Hofinung haben dürfte, dass die bisherigen Mitarbeiter ihm ihre Theilnahme nicht, ent- zögen. Sie alle ersuche, ich freundlichst und ergebenst, “auch in der Folge ein Unternehmen zu unterstützen, das nur durch ihre Mitwirkung die Anforderungen des wissenschaftlichen Pu- blikums hat befriedigen können. Eben so ergeht an alle För- derer der Wissenschaft die dringende Bitte, Aufsätze aus dem Bereiche der Naturgeschichte mir zugehen zu lassen, deren schleunigen Druck ich versprechen kann. Die bereits einge- sendeten Aufsätze und Jahresberichte sind unter der Presse, Berlin, im December 1848; Dr. F. H. Troschel. Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneie. x Von Dr. Friedrich Müller in Greifswald. (Hierzu Taf. 1.) Van Beneden bemerkt in seiner ‚Entwieklungsgeschichte der Aplysia depilans bei Gelegenheit des Furchungspro- cesses: „En m&eme temps que le vitellus se divise, il sort de linterieur une vesicule blanche, contenant un liquide trans- parent, et qui va se perdre dans l’albumen. Cette vesicule est quelquefois suivie d’une seconde qui suit Ja m&me marche. Cette vesicule, simple ou double, sort de la m&me maniere du vitellus des Limaces, et, d’apres M.M. Dumortier et Pou- chet, des Limnees. Comment faudrait-il la determiner? Sa constance merite une attention toute partieuliere.” (Ann. des Se. nat. II® Ser. Zool. Tom. XV. 1841. p. 126). Schon ehe mir diese früheren Beobachtungen zu Gesicht gekommen, war auch ich bei Untersuchungen über die Ent- wicklung einer kleinen Ostseeschnecke '), aus der Gruppe der Phlebenteres dermo-branches von Quatrefages, . ) Das selten über 3—4” lange Thierchen ist schon von O. F. Müller (Hist. verm. Vol. 1. p.2. 1774. p.70) als Fasciola capi- tata, später von O. Fabricius (Danske Vidensk. Selsk. naturvid. og math. Afhandl. Anden Deel. 1826. p.23 und Isis 1845. p.66) als Planaria limacina beschrieben. Von Johnston ist es (Lond. Mag. of Nat. Hist. IX. p.79), wie ich aus einem Citat in Örsted’s Werk über Plattwürmer ersehe, schon richtig als Gasteropod erkannt und mit dem barbarischen Namen Limapontia (!) nigra belegt worden. Auf dem Greifswalder Museum hat diesen Hr. Dr. Creplin in den richtiger gebildeten Ponto limax (varians) umgewandelt. Archiv f. Naturgesch. XIV. Jahrg. 1. Bd, 1 | 2 2 Friedr. Müller: auf ähnliche Bläschen und auf ihre Beziehung zum Furchungs- process aufmerksanı geworden. Die wichtige Rolle, die sie dabei spielten, liess mich ein allgemeineres Vorkommen der- selben vermuthen, — eine Vermuthung, die durch die ange- führte Stelle, wenigstens für die Gasteropoden,. vollkommen bestätigt wurde. Um so mehr fühle ich mich veranlasst, durch baldige Publication der durch zahlreiche Beobachtungen ge- wonnenen Resultate die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf diesen Gegenstand zu lenken, der für die Theorie des Furchungsprocesses von besonderer Wichtigkeit werden dürfte. Das frisch gelegte Ei unserer Schnecke enthält im nor- malen Zustande — (die nicht gar seltenen, namentlich für die Erklärung der Eischalenbildung bemerkenswerthen Abweichun- gen sind hier ohne Interesse) — ein bis drei eigelbe Dotter mit zarter Dotterhaut und meist noch mit nicht recht scharf umschriebenem hellen Fleck als Rest des Purkinjeschen Bläs- chens, um diese Dotter eine ziemlich dünne, trübe, nur wenig durehscheinende, anscheinend körnige Eiweissschicht, die von einer structurlosen, dünnen, durchsichtigen Schalenhaut um- schlossen ist. Die Form des Eies ist durch den Druck der benachbarten mehr oder weniger unregelmässig. Sofort nach dem Legen beginnt das Eiweiss durch Was- seraufnahme aufzuquellen; es wird durchsichtiger und zeigt sich aus kleinen, lose nebeneinander liegenden Zellen beste- hend; bald lösen sich auch diese Zellen auf und eine ganz wasserhelle Schicht liegt zwischen dem Dotter und der Schale, die jetzt zu einem regelmässigen Ellipsoid ausgedehnt ist, dessen grosse Axe 4 bis 6mal den Durchmesser des sphäri- schen Dotters- übertrifft. Sobald das Eiweiss etwas durchsichtiger zu werden be- ginnt, — meist schon 10 bis 15 Minuten nach dem Legen, — fällt in der Nähe des Dotters ein die Eiweisszellen an Grösse weit übertrefiendes Bläschen in die Augen, gefüllt mit einer schwach 'gelblichen Flüssigkeit, in der wenig zahlreiche mole- eulare Körnchen schwimmen... Der Auflösungsprocess der Eiweisszellen beginnt fast constant. an der von diesem Bläs- chen entferntesten Stelle des Eies und um das Bläschen herum sieht man, wenn er seinem Ende naht, die letzten Spuren. der Eiweisszellen. — Der ‚Furchungsprocess dagegen geht ohne Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneie. 3 Ausnahme aus von der dem Bläschen zugewandten Seite des Dotters, und da auch in seinem weitern Verlauf durch die Lage des Bläschens die Richtung der theilenden Furchen und der neu sich bildenden Furchungskugeln bedingt wird, mag dasselbe weiterhin mit dem Namen Richtungsbläschen, vesicula direetrix, bezeichnet werden. Zunächst nun zeigt sich (Fig. 1), dem Richtungsbläschen zugewandt, ein hellerer Saum im Dotter; die Dottermasse zieht sich etwas von der Dotterhaut zurück (Fig. 3, @), ein ähnlicher Vorgang findet am entgegengesetzten Pole statt und bald wird eine den ganzen, nun mehr oder weniger in die Breite gezogenen Dotter durchsetzende Furche bemerklich (Fig. 2). Das Richtungsbläschen liegt in der die beiden so entstandenen Furchungskugeln trennenden Ebene oder dersel- ben sehr nahe. Eine besondere Haut um die Furchungskugeln konnte ich 'noch nicht wahrmelimen, wohl aber meist, nahe der dem Richtungsbläschen zugekehrten Fläche, in jeder der- selben einen helleren’ runden, besonders bei stärkerem Druck deutlichen Fleck. — Ob es Zufall, dass ich in den um diese Zeit und später untersuchten Eiern meist zwei kleinere Richtungsbläschen, in den früher untersuchten meist nur ein grösseres wahrnahm, oder ob auch dies Bläschen seinen Furchungsprocess hat, der sich aber auf ein einmaliges Zer- fallen in zwei beschränken würde, oder ob endlich, wie Van Beneden annimmt das zweite Bläschen während der Furchung de Y’interieur du vitellus aufsteigt, kann ich nicht bestimmt entscheiden. Weiterhin finden sich die beiden Furchungskugeln, jede von einer besonderen Haut umschlossen und ohne gemeinsame Haut, meist soweit auseinanderweichend, dass sie nur eben sich berühren. Eine helle Stelle zeigt sich, dem Richtungs- bläschen zugekehrt, in jeder Kugel (Fig. 3, b), und durch eine von dieser Stelle ausgehende neue Furche (Fig. 4) werden beide Kugeln halbirt und der Dotter ist so durch zwei auf- einander senkrechte Ebenen, in deren Durchschnittslinie die Richtungsbläschen liegen, in vier Kugeln zerklüftet. Diese vier Kugeln (Fig. 5) bieten sich der Beobachtung meist in einer auf der Sehaxe senkrechten Ebene liegend und verdecken ‚ Jann natürlich die Richtungsbläschen (Fig. 5, 4), wenn nicht 4* A Friedr. Müller: eine Lücke zwischen ihnen dieselben gewahren lässt (Fig. 5, 5); leichter fallen sie in die Augen, wenn, wie in seltneren Fäl- len (Fig. 5, c), die Ebene der Kugeln vertikal steht. Die vier folgenden Furchungskugeln entstehen nicht dureh ein Zerfallen der vier erst gebildeten in gleiche Theile, son- dern zeigen sich anfangs als kleine, fast ganz wasserhelle, nnr wenig Dotterkörperchen enthaltende Bläschen, die mit Jen älteren abwechselnd an der den Richtungsbläschen zuge- wandten Seite derselben hervortreten (Fig. 6, a, 6), allmählich mehr Dottermasse in sich aufnehmen und auf der älteren Kosten zu einer diesen gleichen Grösse heranwachsen (Fig. 7). Wie sie aus denselben hervorgehen und während ihres Wachs- thums mit denselben zusammenhängen, ist mir nicht klar ge- worden. Ihre mit den älteren alternirende Lage wird beson- ders deutlich, wenn man Eier, deren vier Furchungskugeln, wie meist der Fall, in einer horizontalen Ebene liegen, (am besten nach vorherigem Betupfen mit Weingeist) stärker presst (Fig. 6, e). Für den weiteren Verlauf des Furchungsprocesses, der, wie von den Schnecken bekannt, bis zur Umwandlung des Dotters in eine Kugel mit wieder fast glatter Oberfläche fort- schreitet, habe ich die Beziehung der Richtungsbläschen zur Lage .der neuen Furchungskugeln noch nicht specieller nach- zuweisen vermocht; die Verhältnisse. werden durch die grös- sere Zahl der Furchungskugeln zu complieirt. Im Allgemei- nen jedoch ist auch jetzt noch ihr Einfluss nieht zu verken- nen (ef. Fig. 8). — Nach Ablauf des Furchungsprocesses ist die erste weitere Erscheinung das Auftreten zarter Flimmer- cilien an der einen (vorderen) Hälfte des noch: kugligen Em- bryo und die damit beginnende Bewegung desselben. Bei Embryonen, deren Bewegung noch eine sehr langsame war und nur in leichten Schwankungen, noch nieht in vollständiger Drehung bestand, fand ich die Richtungsbläschen meist in der Nähe des vorderen bewimperten Theiles, so dass also dieser Theil, das Kopfende, dem Ausgangspunkte der Furchung zu entsprechen scheint. Sobald die Bewegungen des Embryo einigermassen lebhaft werden, kann natürlich die Lage der Richtungsbläschen keine constante mehr bleiben; sie scheinen jedoch bis zum Ausschlüpfen der (wie bei Doris, Aplysia Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneie, u.s.w.) mit nautilusartiger Schale und Deckel versehenen, mittelst der Jangen Wimpern des grossen zweilappigen Mund- segels sehr hurtig umherschwimmenden Jungen unverändert sich zu erhalten. Dies das Verhältniss ‘der Richtungsbläschen zum Fur- chungsprocess und ihre muthmassliche Beziehung zur Bildung des Embryo. — Welches aber ist nun ihre eigentliche Bedeu- tung? Wo und wie entstehen sie und welchen Zusammenhang haben sie mit den frühern Vorgängen der Zeugung? — Noch bin ich zu keinem Resultate darüber gelangt, (was überhaupt leichter an Schnecken, die nicht durch ihre Kleinheit die Zer- gliederung erschweren, zu gewinnen sein wird) ünd kann nur zwei vereinzelte Beobachtungen anführen, die kaum eine Ver- muthung in dieser Hinsicht auszusprechen berechtigen. — Das eine Mal nämlich vermisste ich bei Untersuchung einer kürzlich gelegten, ausnahmsweise kleinen Eierschnur in allen Eiern das Richtungsbläschen in seiner gewöhnlichen Form, fand dagegen in einem einzigen Ei ein ähnliches Bläschen, anscheinend etwas grösser und mit Jangen Wimpern besetzt, durch die es die benachbarten Eiweisszellen- in einen lebhaf- ten Strudel versetzte. Der Dotter erschien homogen, ohne Spur:von Purkinje’schen Bläschen oder von beginnender Fur- chung. In einem Theile dieser Eierschnur, der erst nach 24 Stunden untersucht wurde, war noch keine Veränderung der Dotter eingetreten, während sonst in Tagesfrist der Furchungs- process fast beendigt zu sein pflegt (bei einer Temperatur von durchschnittlich ++ 20° R.). War dies bewimperte Bläs- chen ein früherer Entwicklungszustand der Richtungsbläschen, und fehlten diese vielleicht eben deshalb, weil sie noch nicht zur nöthigen Reife gelangt, in den übrigen Eiern? Ganz ähnliche Bläschen, eine leicht gelbliche Flüssigkeit mit einzelnen kleinen Körnchen umschliessend wie die Rich- tungsbläschen, aber mit langen Wimpern besetzt und durch diese in rascher drehender Bewegung, beobachtete ich ein zweites Mal in grosser Menge, als ich einen Theil des Ge- schlechtsapparats, die Theilungsstelle des “Ausführungsgangs der Zwitterdrüse in Eileiter und Samengang mit mehreren in deren unmittelbarer Nähe einmündenden Nebenorganen, unter das Microscop gebracht, in der aus diesen Theilen ausgetre- 6 Friedr. Müller: Zur Kenntn. d. Furchungsproe. i. Schneckeneie. tenen Flüssigkeit. In welchem Theile des gerade an dieser Stelle sehr complieirten Apparates sie enthalten gewesen, konnte ich nicht ‚ermitteln; später habe ich sie noch nicht wieder gefunden. Es liegt nahe, bei den langen Wimperfäden dieser Bläs- chen an die bei unserer Schnecke einfach fadenförmigen, frei- lich mindestens 'noch 3'bis 4mal so langen Spermatozoiden zu denken. — Doch, es wird gerathener sein, vor der Hand und bis genüigendere Anhaltspunkte vorliegen,. auf alle theo- retisirenden Betrachtungen zu verzichten. Erklärung der Abbildungen Taf. I. Von den beigegebenen Figuren sind Fig. 1—8 unmittelbar aus dem Text klar. In allen sind die Richtungsbläschen durch a bezeichnet; wo sie in der Zeichnung fehlen, werden sie durch den Dotter verdeckt. — Fig. 3 stellt zwei in einer Eierschnur nebenein- ander gefundene Eier dar, das eine (a) mit zwei Dottern im Beginn der Furchung, das andere (5) mit einem einzelnen schon in zwei Furchungskugeln zerfallenen Dotter; beachtenswerth ist, wie ausser der Grösse auch die Lage der Richtungsbläschen und der hellen Stellen des Dotters sie unterscheidet. — Die Figuren 6, c sind nach mit _Weingeist betupften, stärker gepressten Eiern gezeichnet; daher auch die schärfere Umgrenzung der hellen Flecken der Kugeln. Fig. 9—12 geben eine schematische Darstellung des Furchungs- processes in seiner Beziehung zu den Richtungsbläschen. Denkt man sich nämlich durch die Mitte des Dotters ein rechtwinkliges Coordinatensystem der zyx so gelegt, dass die-Axe der x durch das (hier als stets einfach angenommene) Richtungsbläschen geht und die Ebene der yz die erste Furchungsebene bildet, so geben die Fig. @ die Projection des Dotters und Bläschens auf die Ebene der 2y, die Fig, 6 auf die Ebene der zz, die Fig. ce auf die Ebene der yz, die Fig..d auf eine durch die Axe der x gehende Ebene, welche den rechten Winkel zwischen den Ebenen der xx und yx halbirt; und zwar entspricht Fig.9 dem in Fig. 1, Fig. 10 dem in Fig. 3,5, Fig. 11 dem in Fig. 5, Fig. 12 öndlich dem in Fig. 6 aardelteikten Zustande des Dotters. Beobachtungen und Reflexionen \über die Natur- | geschichte der Blasenwürmer. | Von Dr. Rud. Leuckart in Göttingen. (Hierzu Taf. 11. Fig. ]. u. II.) Trotz der so sehr überraschenden und wichtigen Entdek- kungen unserer Zeit in Bezug auf die Entwicklung und die Lebensverhältnisse der Helminthen, herrscht immer noch ein grosses, geheimnissvolles Dunkel über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. Wenn es auch sonst vielfach gelungen ist, die Entstehung jener parasitischen Geschöpfe der Herrschaft einer autokratischen Generatio aequivoca zu entziehen und bei ihr mit gleicher Gesetzmässigkeit denselben eyelischen Verlauf von Erscheinungen nachzuweisen, wie bei den übri- gen Thieren, die minder leicht der unmittelbaren Beobachtung entgehen, so bot doch immer noch die Gruppe der Blasen- würmer einen scheinbar ganz mächtigen Anhaltspunkt für die Anhänger einer Lehre, die, einst von so grossem Ansehn, allmählich immer mehr zu einem blossen Schatten ihrer frü- heren Grösse herabgesunken war. Thiere, wie diese, die augenscheinlich ohne Generationswerkzeuge waren und dadurch ausser Stande sich befanden, auf geschlechtlichem Wege sich fortzupflanzen, wie anders konnten sie sich bilden, als unmit- telbar durch die schöpferisch wirkende Kraft der Natur, viel- leicht aus einer Masse, die ursprünglich einem andern Orga- nismus unterthan, jetzt ihm entfremdet, selbstständig zu einenı neuen Wesen sich entwickelt? Ganz anders aber musste diese Frage sich gestalten, wenn nur irgend auf eine Weise nachgewiesen werden konnte, dass -- die Thiere, welche man den Blasenwürmern zuzählte, nicht 8 Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen eigene, ausgebildete Formen seien, sondern bloss unvollstän- dig entwickelte Individuen anderer Arten. Embryonale Zu- stände indessen, so musste man bald finden, waren dieselben wohl schwerlich. Die Cestoden, die einzigen Würmer, die man nach ihrer gesammten Organisation als deren Mutter- thiere betrachten könnte, tragen niemals am Ende ihres Kör- pers jene eigenthümliche, mit wässriger Flüssigkeit gefüllte Blase, welche die Cystici so auffallend auszeichnet. Doch eine andere Vermuthung blieb noch übrig. Nicht embryonale Formen, wohl aber verkümmerte und degenerirte Individuen von Cestoden konnten die Blasenwürmer sein; Cestoden, die an ihren Aufenthaltorten nicht alle Bedingungen ihrer Ent- wicklung gefunden hätten, und deshalb denn auch unvollstän- dig entwickelt geblieben und selbst in gewisser Beziehung krankhaft verändert wären. Fand man doch für diese Ver- muthung einigen Anhalt in dem Umstande, dass die Blasen- würmer- niemals in solchen Organen vorgefunden wurden, wo die Cestoden vorkommen, und diese wiederum nicht an den- jenigen Orten leben, welehe von den Blasenwürmern zu Wohn- plätzen erwählt werden. Ueberdiess wusste man, dass auch sonst wohl Pflanzen und Thiere an gewissen Stellen niemals ihre vollständige Entwicklung und Geschlechtsreife erreichen (wie u. a. Ligula und Schistocephalus in den Fischen) und erst dann zur völligen Ausbildung kommen, wenn sie an einem neuen Wohnorte günstigere Verhältnisse antreflen. Die Ge- schlechtslosigkeit der Cystiei liess nun wohl auf diese Weise sich erklären, allein die Formverschiedenheit von den Cesto- den war doch, besonders bei Echinococcus, zu gross, als dass eine derartige Ansicht, wie sie in unsern Tagen vorzüglich von Dujardin") und v. Siebold ?) vertreten wurde, ohne Weiteres ganz allgemein hätte angenommen werden können. Für die Anhänger der oben erwähnten Lehre von der Gene- ratio aequivoeca waren die beigebrachten Gründe noch nicht beweisend und zwingend. Selbst v. Siebold’s Ausspruch, dass der Hakenkranz des Üysticercus fasciolaris aus der Leber = ’) Histoire natur. des Helminthes. Paris. Pag. 544 u. 633. 2) Wagner’s Handwörterbuch der Physiologie. Art. Parasiten. Bd. II. S. 676. ’ N über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. g der Maus in Anordnung und Form seiner Elemente vollkom- men übereinstimme mit dem Hakenkranz der Taenia crassi- collis aus dem Darmkanal der Katze, konnte nicht alle Be- denken gegen die Identität dieser beiden Geschöpfe hinweg- räumen. Sieht man ja doch auch in anderen Thieren, dass gewisse Gebilde bei mehreren bestimmt verschiedenen Arten vollkommen sich gleichen, wie z. B. in vielen Fällen die Bor- sten der Chaetopoden. Nicht uninteressant nun möchte bei der jetzigen Sachlage vielleicht der Versuch sein, die schwebende Frage auf einem andern Wege der Entscheidung näher zu bringen, durch die Untersuchung des anatomischen Baues und der Entwicklungs- weise der Blasenwürmer. Sehr instructiv war mir in ersterer Beziehung ein sehr ansehnliches, in den Peritonealfalten an der Milz eines Mandril auf dem hiesigen physiologischen In- stitute von mir aufgefundenes Individuum '") des Cysticercus tenuieollis Rud. (Fig. 1.). Der Leib desselben mass vier und einen halben Zoll, wovon vier Linien auf den vordern Körper (Ibid. @), drei Zoll auf den Hals (Ibid. 5) und der Rest auf den. eigentlichen Bauch (Ibid. ce) der Schwanzblase kamen. Der Hals, der etwa die Dicke eines kleinen Fingers hatte, verjüngte sich etwas nach vorn, war aber gegen den vordern Körper, der eine/deutliche Quergliederung besass, immer noch sehr stark abgesetzt. Schon bei seiner äussern Besichtigung fiel mir ein eigenthümliches wurmartiges Gebilde (Ibid. d) auf, welches von dem Körper bis in den Anfang der hintern Blase hineinragte und in der Flüssigkeit flottirte. Als darauf der Hals unseres Wurmes durch einen Längsschnitt geöffnet war, zeigte sich, dass dieser Körper bei einer weisslichen Farbe eine solide Textur und platte, bandförmige Gestalt hatte. Am vordern Ende ging derselbe eben so unmittelbar und conti- nuirlich in das Parenchym des eigentlichen Körpers über, wie die Haut der Blase und des Halses in dessen äussere Bedek- kungen. Das freie hintere Ende war hie und da etwas un- ») Eine vorläufige kurze Beschreibung desselben habe ich vor einiger Zeit bereits an einem andern Orte (Anatomie und Morpho- logie der Geschlechtsorgane. Göttingen 1847. S 5. Besonders abge- druckt aus dem zweiten Bande der Göttinger Studien) gegeben. 10 Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen regelmässig zerrissen und oflenbar im Zustand der Maceration, während der vordere Theil augenscheinlich eine viel festere Beschaffenheit: hatte und: seitlich auch an einigen‘ Stellen (Ibid. e. e. e) durch einen brückenartigen Verbindungsstrang mit‘ .der äussern davon abstehenden Haut zusammenhing. Was nun diese anatomische Untersuchung ansich schon sehr wahr- scheinlich machte, dass nämlich das betreffende Gebilde ein integrirender Theil des vordern Körpers sei, wurde durch das Mikroscop ausser Zweifel gesetzt. Sehr deutlich sah ich bei dessen Anwendung sowohl die eigenthümlichen zellgewebs- artigen Muskelfasern, welche bei den Cestoden unterhalb der Integumente sich vorfinden, mit den dazwischen eingestreueten Conerementen von kohlensaurem, an eine organische Protein- substanz gebundenem, Kalk, als auch zwei parallel neben ein- ander herablaufende Gefässe, welche oflenbar die Nahrungs- kanäle der Cestoden waren, und endlich eine grosse Menge von Anhäufungen einer dunklen körnigen Masse, die von Eschricht als Brust-, Rücken- und Seitenkörper bezeichneten Drüsen, welche, wie ich mit v. Siebold vermuthen muss, die Keimdrüsen des Genitalapparates sind. Daneben aber weder Eibehälter, noch Quergefässe zwischen den beiden Er- nährungskanälen, noch sonst auch irgend eine Spur von Glie- derung. Dass die Nahrungskanäle unmittelbar mit den ent- sprechenden Gefässen des vordern Körpers zusammenhängen, kann nicht bezweifelt werden, obgleich ich hiervon, ‘da das Präparat geschont werden sollte, nicht durch eine unmittelbare Untersuchung mich überzeugt habe. Vollkommen: gerechtfertigt ist nach dem Ergebniss dieser Untersuchung der Schluss, dass jener bandförmige Körper im Innern des Blasenhalses ein Theil des eigentlichen Thierkör- pers sei, bei dem aber die äussern Bedeckungen von dem darunter liegenden Parenchym !) durch die Ansammlung einer !) Interessant ist mir eine Stelle in Rudolphi’s Synopsis (p- 585. $. 5), aus der hervorgeht, dass schon ihm der im Innern der Schwanzblase flottirende Körper bekannt gewesen sei. Er sagt: „Quoad Cystica observationem in Cysticereo Delphini, male tamen “observato, factam solummodo referam; cujus scilicet in vesica cau- dali deliquescente fila longissima, tenuissima, plana reperi, über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. 11 wässrigen Feuchtigkeit getrennt seien. Dass wirklich die Haut des Blasenhalses denselben früher, wie ein Integument, über- zogen habe, geht ‘wohl deutlich genug aus der Verbindung hervor, in welcher beide, wie erwähnt, durch einige brücken- artige Stränge mit einander nahe stehen. Dass das betreffende Gebilde keine Gliederung mehr zeigt, ist unwesentlich. Auch sie war unstreitig in früherer Zeit vorhanden und wurde wohl nur durch den Einfluss jener Flüssigkeit, welche die äussern Bedeckungen abhob und zu einer Blase ausdehnte, verwischt. Wie zerstörend überhaupt diese Flüssigkeit auf das Parenchym des in ihr flottirenden Körpers einwirkte, war theils aus dem Zustande der Maceration an dessen hinteren Rändern zu er- sehen, theils aber auch daraus, dass man am Boden der Blase eine Menge jener scheibenförmigen Kalkeoncremente, hie und da auch ein Mal das Rudiment einer Faser aufland, die allein aus dem Körper stammen konnten und damit dann den Nach- weis lieferten, dass derselbe zum Theil schon durch die Ein- wirkung der Flüssigkeit aufgelöst sein musste. Unstreitig haben wir in- letzterem auch den Grund für die nur unvoll- kommene Entwicklung des Geschlechtsapparates zu suchen, so wie auf der andern Seite für die Verdickung der äussern Integumente, die an der Blase in Stärke und Festigkeit bei Weitem die Bedeckungen des vordern unversehrten Körper- theils übertreffen. Bei einem solchen hemmenden und zerstörenden Einfluss dieser Flüssigkeit auf den Körper des Wurms sind wir gewiss zu der Annahme berechtigt, dass die Ansammlung derselben nicht in die Grenzen einer normalen Entwicklung des betref- fenden Tlieres fehle, dass sie. vielmehr eine pathologische Erscheinung sei. Sie bietet in ihrem Vorkommen die grös- seste Analogie mit einem Hydrops. Auch bei diesem sehen wir häufig, dass die: Wandungen des wassersüchtigen Gebildes allmählich sehr stark sich verdicken, während die umschlosse- nen Organe nicht bloss in’ ihrer Function gestört sind, son- dern bisweilen auch atrophisch werden und degeneriren (so z.B. der Hoden bei längerer Dauer einer Hydrocele). Selbst quae mieroscopio subjeeta fere erispata, forsan ob macerationem, visa sunt.” 12 . Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen i die chemische Beschaffenheit der im Innern der Blase befind- lichen Flüssigkeit spricht für eine solche Analogie. In unserm Fall !), wo Herr Dr. Frerichs hieselbst auf meine Bitte eine derartige Analyse ausführte, enthielten hundert Theile dieser Flüssigkeit, die alkalisch reagirte, Wasser. items zer 96 Albüminlkmsi Hadamar) Fett (Olein) u. 2.02 0..200008 Extractivstoffe und Salze (Chlornatrium), schwe- fel- u. phosphors. Na- e - 3,08 tron, sowie — I ge- ringer Menge — Erd- phosphate Bei einer Vergleichung dieser ‚Analyse mit den Angaben der Chemiker über die Zusammensetzung der hydropischen Flüssigkeit wird man wenigstens finden, dass die Abweichung nicht grösser ist, als zwischen den einzelnen Analysen ‚der letztern allein. (Vergl. Vogel, Pathologische Anatomie. Th. 1. S. 16). Haben wir so nun erkannt, dass die sogenannte Schwanz- blase von Cysticereus nur das Produkt einer pathologischen Wasseransammlung unter den Integumenten ?) ist, so fällt der ') Die ebenfalls von Dr. Frerichs vorgenommene Analyse der im Innern einer Echinococcusblase aus der Leber des Schweins ent- haltenen Flüssigkeit ergab in 100 Theilen: NEL Me Pa a Natalie RR RR Rett. .sdlwmnloie sa erh Extractivstoff . 2. 2... 0.026 Chlornatrium, schwefel- und phosphorsaures } 0,83 Natron ? Kohlens. Kalk 17771007 \ Erdphosphate . .» . ... . 0,01. 2) Dass übrigens diese Wasseransammlung nicht bloss auf die hintern Leibessegmente sich zu beschränken braucht ( obgleich letz- tere allerdings vorzugsweise für dieselbe prädisponirt sind), beweist, wie mir scheint, der Cyst. pileatus Boj. (Enthelminthica in der Isis 1821. S.162), eine Form, die ohne Zweifel dadurch entstanden ist, dass neben dem hintern Leibesende auch das vordere hydropisch über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. 13 einzige Grund. welcher die Annahme rechtfertigen könnte, als seien die dahin gerechneten Geschöpfe eigene und selbststän- dige Thierformen. Wir können jetzt dieselben nur für ein- zelne krankhaft veränderte Individuen verschiedener Cestoden halten, für Taenien, mit denen sie nicht bloss in der Forma- tion des Kopfes und des vordern Leibes, sondern auch, wie wir gezeigt haben, in dem ganzen anatomischen Bau vollkom- men übereinstimmen. Wie wir in so vieler Hinsicht Gelegenheit haben, den Scharfblick und richtigen Takt, sowie die genaue Beobachtung . der ältern Naturforscher zu bewundern, so auch hier. ‚ Bis auf Bloch, Schrank und Zeder rechnete man (Pallas, Götze, Gmelin u. A.) ganz allgemein die Cystieercen und übrigen Blasenwürmer zu dem Gen. Taenia (als T. hydatigena oder T. vesicularis); ja Tyson, dem wir neben Hartmann und Malpighi die Entdeckung der thierischen Natur dieser Geschöpfe verdanken, beschreibt ') die ersteren sehr richtig als Lumbrieci hydropici. In der spätern Zeit indessen, beson- ders seit Rudolphi, welcher aus den Blasenwürmern (Cystici) ‚eine eigene, den Nematoden, Acanthocephalen, Trematoden. und Cestoden gleichwerthige Ordnung ?) schuf — ein Ver- fahren, welches von den meisten Zoologen noch bis heute gutgeheissen wird — ging die ursprüngliche Annahme von der Analogie und Identität der Blasenwürmer mit den Cesto- den immer mehr verloren, bis dieselbe endlich in unsern Ta- gen wieder auftauchte und meines Erachtens als richtig auch erwiesen werden konnte. degenerirte. Den in die vordere Blase hineinragenden Stumpf möchte ich für das Rudiment des von seinen Bedeckungen getrennten vor- dern Körperparenchyms halten. ') Philosoph. Transact. Vol. XVII. For the year 1693. N. 195. p- 506. — Act. erudit. Lips. 1692. p. 435. 2) Ueber die sogenannte Klasse der Eingeweidewürmer vergleiche man besonders die Schrift meines Onkels, Fr. S. Leuckart, Ver- such einer naturgemässen Eintheilung der Helminthen. Heidelberg, 1827, so wie meine demnächst erscheinenden Grundzüge einer natür- lichen Classification der wirbellosen Thiere, nebst einer Aufzählung und Beschreibung der um Island bisher aufgefundenen wirbellosen Seethiere. _ 14 Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen Bevor ich aber jetzt an den Versuch gehe, die übrigen Blasenwürmer, Coenurus und Echinococeeus?), zurückzufiihren auf die bei Cysticereus gefundenen Verhältnisse, habe ich noch einiges auf die letzterwähnte Form Bezügliches hier zu 'er- wähnen. Durch die schon oben erwähnten Umstände in 'dem Vor- kommen der Blasenwürmer gegenüber dem Vorkommen der entwickelten Cestoden wird es mehr als wahrscheinlich, dass überall dann nur diese letztern auf die beschriebene Weise hydropisch werden und verkümmern, wenn sie, anstatt in den Darmkanal zu gerathen, in dem sie (die Arten des Gen. Tae- nia), wie es scheint, allein die vollständigen Bedingungen ihrer völligen Ausbildung vorfinden, an eine andere Stelle des Lei- bes gelangen ?), die für ihre Entwicklung minder günstig und geeignet ist, wenn sie, wie v. Siebold sagt, sich „verirren”, Dass übrigens bisher die Blasenwürmer fast ausschliesslich ?) bei Säugethieren beobachtet sind, scheint ganz einfach darauf sich zu redueiren, dass auch diese Thiere vorzugsweise und ungleich häufiger, als Vögel, Amphibien und Fische, von den !) Das Genus Anthocephalus, welches wahrscheinlich blosse Ent- wicklungsformen verschiedener Rhynchobothrius-Arten enthält (vergl. Dujardin l.c.p.545) muss nach den Untersuchungen meines Onkels (Zoolog. Bruchstücke, Heft]. S. 66) von den Blasenwürmern entfernt werden, obgleich Rudolphi und auch neuerlich wieder v. Siebold (a. a. O. S.676) dasselbe dazu rechnen. 2) Auf welchem Wege die Ueberführung der Taenien in einen lebenden Organismus geschieht, ist durch die unmittelbare Beobach- tung noch nicht nachgewiesen. Jedenfalls aber liegt die Annahme am nächsten, dass dieselben als Keime oder junge Embryonen (vor- zugsweise durch das Trinkwasser) in den Darmkanal gerathen. Ver- weilen sie hier, so entwickeln sie sich vollständig, wandern sie von hier aber weiter, was, wie man bei Distomum, Tetrarhynchus u. a. nachgewiesen hat, mit Hülfe des Hakenkranzes geschieht, mittelst dessen sie die Organe durchbohren können, so treten die erwälnten andern Verhältnisse ein. In manchen Fällen mögen dieselben auch wohl in das Lumen von grössern Gefässen gerathen und durch die Bewegung des Blutes eine Strecke weit, bis z. B. in das Gehirn, fort- gerissen werden. ») Bellingham (Ann. of nat. hist. Vol. X1V. p. 396) fand auch bei Cobitis barbatula an Leber und Darmkanal einen kleinen kurz- halsigen Cysticercus mit eylindrischem, unbewaffnetem Rüssel. über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. 15 Arten des Gen, Taenia heimgesucht werden. «Worauf es aber beruht, dass allein diese letztern Cestoden, so viel wir bis jetzt wissen (wenn wenigstens die Anthocephalen keine Bla- senwürmer sind), an jener hydropischen Ansammlung unter den Integumenten leiden, können wir nicht bestimmen, obgleich auch dieser Umstand sehr wahrscheinlich mit bestimmten ana- tomischen Structurverhältnissen in Zusammenhang steht. Es wiederholt sich hierin dieselbe Erscheinung , welche wir auch sonst so häufig wahrnehmen, indem wir sehen, dass vorzugs- weise bestimmte Thierformen (und Organe) zu gewissen Krank- heiten und Missbildungen !) sich eignen. Noch bleibt die Frage zu erörtern, in welchem Alter die Taenien, um zu Cysticercen zu werden, von der Hydropie heimgesucht werden, ob schon bei den Embryonen sich ‘die Wasseransammlung einstellt, oder.erst später, nachdem die- selben bereits eine Zeitlang fortgewachsen sind und bis zu einem gewissen Punkte ganz normal sich 'entwickelt haben, Mögen nun hier auch mancherlei Verschiedenheiten vorkom- men, so glaube ich doch im Allgemeinen mich unbedingt für die letztere Annahme entscheiden zu müssen. Bei dem oben beschriebenen Cysticercus tenuicollis wenigstens war der Kör- per ursprünglich in geraumer Länge entwickelt und erst all- mählieh durch die Einwirkung und den Druck der hydropi- schen Flüssigkeit zum Theil verkümmert und zerstört. Noch auflallender ist dieses Verhältniss bei ©. fasciolaris, der durch die so sehr beträchtliche Länge seines vordern Körpers sich auszeichnet und dadurch denn auch am auflallendsten an die Taenien sich anschliesst. Auch die zahlreichen Verschieden- heiten in der Grösse der Schwanzblase bei dem letzteren, die schon Götze?) kannte, scheinen auf ein spätes Entstehen und ein allmähliches Wachsen derselben zu deuten. Dass übrigens die Oysticercen, wenn sie zufällig unter andere günstigere Verhältnisse gerathen, ihre Schwanzblase ’) Man vergleiche hierüber meine von der Göttinger mediecini- schen Fakultät im Jahre 1845 gekrönte Preisschrift, de monstris eorumque de caussis et ortu. p. 9. *) Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweidewürmer thieri- scher Körper. Blankenbg. 1784. S. 2i4. 16 Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen P 4 verlieren und ihre normale Gestalt bekommen können, scheint mir sehr glaublich. Wissen wir doch, dass die Bandwürmer sehr leicht ihre Glieder bis auf den Kopf verlieren, und dass dieser dann allein im Stande ist, durch unvollkommene Quer- theilung eine ganze neue Kette von Gliedern zu reproduciren. Derselbe Process bei den Gysticercen !) wird, wenn dieselben unterdessen in einen geeigneteren Boden überpflanzt worden sind, mit Nothwendigkeit aus ihnen bestimmte Taenien ent- wickeln. Welche Arten aber hier den verschiedenen Cysti- cereusformen entsprechen, wissen wir noch nicht — vielleicht mit Ausnahme der Taenia erassicollis, in welche nach einer sehr wahrscheinlichen Vermuthung v. Siebold’s der Cysti- cercus fasciolaris sich verwandelt, wenn er aus der Leber der Mäuse in den Darmkanal der Katzen gelangt. Die äussere Hülle, in welcher die Cysticercen meistens eingekapselt sind, gehört überall dem Organe, in dem diesel- ben vorkommen, und bildet sich um sie, wie um andere fremde Körper, in Folge der Exsudation eines Blastoms im Umkreise. Dass dem so sei, beweist theils die chemische Analyse, die in ihr eine andere Zusammensetzung, als in den Integumenten der betreffenden Würmer nachweist (vergl. die Schlussbemer- kung dieser Abhandlung), theils auch ‚die Beobachtung, dass die Cysticercen (z. B. im Hirn) derselben bisweilen entbehren. Haben wir nun ein Mal die Cysticercen als unaüsgebil- dete und krankhaft veränderte Taenien erkannt, so liegt die Vermuthung sehr nahe, dass auch die übrigen bekannten Bla- senwürmer, Coenurus und Echinococeus, die in der Gestalt ihres Kopfes mit jenen eine so grosse Uebereinstimmung zei- gen, ganz dieselbe Bedeutung besitzen. Allerdings ist nicht zu verkennen, dass zur Hervorbringung einer derartigen Form, wie die letzterwähnten Geschöpfe sie darbieten, auch noch anderweitige morphologische Processe von der-Natur zu Hülfe genommen seien, Processe, von deren Einsicht das ganze Ver- ständniss der betrefienden Bildungen abhängt. ') Schon an ihren gewöhnlichen Wohnplätzen scheinen diese Geschöpfe bisweilen ihre Schwanzblase zu verlieren. So beobachtete Götze (a. a. ©.) einst einen C. fasciolaris, dessen Hinterleib voll- kommen unverletzt und von der Blase getrennt war. “ % über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. 17 Beginnen wir hier mit der einfachsten Form, mit der Be- trachtung des Coenurus, dessen Verhältniss zu dem nahe ver- wandten Cysticereus bereits die ältern Zoologen ganz richtig beurtheilt haben. Schon die von diesen gebrauchten Bezeich- nungen, wie Taenia multiplex, T. vesicularis u. a. lassen wohl deutlich erkennen, dass sie den Coenurus bloss für eine Co- lonie von Cysticercen hielten, wie die Corallen für eine Co- lonie von Hydren. Wie vollkommen naturgemäss eine solche Anschauung sei, haben die neuern Untersuchungen !) über die Bildung der betreffenden Form gezeigt. Die einzelnen soge- nannten Köpfe, die übrigens neben einer vordern Anschwel- lung mit Sauggruben und Hakenkranz auch einen quergerun- zelten Körper besitzen, welcher unmittelbar in die gemein- schaftliche Blase übergeht, wie bei Cystieercus der einfache Körper in die Schwanzblase, entstehen an letzterer allmählich immer in grösserer Anzahl durch eine Knospenbildung, und zwar ursprünglich als höckerförmige Erhebungen auf der in- nern Fläche, die erst später, wenn sie eine bestimmte Grösse erlangt haben, nach aussen sich vorstülpen und mit Sauggru- ben und Haken sich versehen. Das ganze Gebilde ist dem- nach gleichzusetzen einem Cysticercus, bei dem durch eine Knospenbildung aus der Schwanzblase allmählich eine grössere Menge von Leibern hervorgewachsen sind, die unter sich und mit deın Anfangs allein vorhanden gewesenen Bandwurnkör- per vollkommen übereinstimmen. Der Annahme, dass nun auch wirklich Coenurus auf solche Weise aus einer wasser- süchtigen Taenia sich’ entwickelt habe, steht Nichts im Wege. Die Möglichkeit einer Knospenbildung, der einzige Punkt, um welchen die Frage sich dreht, können wir nicht in Abrede stellen. Schon der Umstand verbietet dieses, dass die Anbil- ‘dung der Glieder bei den Cestoden durch den Process der (unvollkommenen) Selbsttheilung vermittelt wird, und .dass, wie wir wissen, unendlich häufig neben dieser zugleich eine Vermehrung durch (unvollkommene) Knospenbildung auftritt. Bei den ausgebildeten Taenien. ist man bisher einer Knospen- bildung nun allerdings nicht auf die Spur gekommen, doch dieses ist kein Grund gegen unsere Annahme, denn theils mag ') So von v. Siebold a. a. O. S.578, Archiv 1. Naturgesch. XIV, Jahrg. 1. Bd, 2 18 Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen # ” gerade der abweichende Zustand, in welchem die Schwanzblase durch die hydropische Ausdehnung sich befindet, einem der- artigen Process sehr förderlich sein, theils aber auch die Hem- mung des ganzen Thieres auf einer unvollkommenen Entwik- kelungsstufe, die in Folge der krankhaften Degeneration ein- getreten ist. Wir sehen ja überall, dass das. jugendliche Alter vorzugsweise zur Production einer Nachkommenschaft auf un- geschlechtlichem Wege befähigt, dass Quertheilung und Knos- penbildung unendlich häufiger vor der Geschlechtsreife sich vorfinden, als nachher. Das letztere ist sogar verhältnissmäs- sig so selten, dass es von Steenstrup ') vollkommen ge- leugnet werden konnte. Was endlich die Möglichkeit einer Knospenbildung bei Cysticereus über allen Zweifel erhebt, ist die direkte Beob- achtung. Schon der treflliche Bremser ?) fand einst unter einer Menge frei in der Leibeshöhle von Mus arvalis schwim- mender Oysticercen (wahrscheinlich ©. longicollis, von welcher Art wenigstens in,Bremser’s Icones helminthum ein förmliches Monstrum duplex abgebildet ist) an der Schwanzblase bei einigen zwei, bei andern sogar drei Körper heraushängen, die mit ihrem Halse, wie mit einem Stiele, derselben aufsassen. Bremser selbst schon redueirt diesen Fall auf eine Fort- pflanzung durch Ableger und vergleicht dieselbe mit der ana- logen Erscheinung bei den Corallen, Polypen u. s. w. Auch fügt er hinzu, dass auf ähnliche Weise vielleicht die Köpfe von Coenurus entständen, eine Vermutlung, die, wie ange- führt, jetzt vollkommen bestätigt ist. Auch Rudolphi er- wähnt ?) mehrerer zweiköpfiger Individuen von Cysticercen, besonders bei C. tenuicollis und ©. erispus. Ob ausserdem noch die von Götze *) und neuerdings von Bendy °) beob- achteten Fälle hierher gehören, wage ich nicht zu entscheiden. Doch möchte ich dieselben nach den vorliegenden Beschrei- *) Untersuchungen über das Vorkommen des Hermaphroditismus. S. 104. 2) Lebende Würmer im lebenden Menschen. S. 62. ®) L. c..p. 599. *) A. a. O0. S.240. ’) Oken’s Isis vom Jahre 1844. S. 813. u u a [3 über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. 19 bungen lieber einem andern Processe unterordnen. "Doch .davon später. Nach solehen Beobachtungen sind wir meines Erachtens vollkommen zu der Annahme berechtigt, dass die als Coenu- rus bekannte Form der Blasenwürmer ein blosser durch un- vollständige Knospenbildung zu einer förmlichen Colonie her- angewachsener und ausgebildeter Oysticereus sei. Was wir oben daher von diesem gesagt haben, gilt in gleichem Maasse von Coenurus. Woher es aber komme, dass, wenn auch nicht ausschliesslich, doch vorzugsweise in dem Gehirn, wo Coenurus sich vorfindet, eine wassersüchtige Taenia Knospen an dem blasig ausgedehnten Leibe treibe, können wir noch nicht beantworten. Jedenfalls müssen die äussern Bedingun- gen dem Zustandekommen eines solchen Processes sehr gün- stig sein,‘obgleich, wie wir wissen, auch bisweilen ganz ein- fache Oysticercen (besonders €. cellulosae beim Schwein) im Gehirne angetroffen werden. Viel verwickelter als bei Coenurus, werden die Verhält- nisse bei Echinococeus. In gleichem Masse steigt dabei auch die Schwierigkeit einer Erklärung. So viel indessen wird auch hier auf den ersten Blick wohl klar, dass zu der Pro- duetion einer Form, wie Echinococeus sie darbietet, ebenfalls eine Knospenbildung an der Mutterblase unumgänglich noth- wendig ist. Auch ist das wirkliche Vorkommen derselben durch die Untersuchungen von Chemnitz ''), J. Müller ?) und v. Siebold ?), denen ich noch meine eigenen anreihen kann, ausser allen Zweifel gesetzt. Auch hier erheben sich auf der innern Fläche der Mutterblase, wie ich mehrfach ge- sehen habe, höckerförmige Exerescenzen, die allmählich, doch ‚ohne nach aussen sich hervorzustülpen, wie bei Coenurus, je zu einem sogenannten Echinococcusköpfchen Sich umgestalten #), ») De hydatid. Echinoe. hom. Dissert. 1834. ?) Müller’s Archiv, 1836. S. CVI. #) Burdach’s Physiologie Bd. 11. 1837. S. 183, 4) Nie habe ich, wie v. Siebold, gesehen, dass die Echinococ- eusköpfehen im Innern eines besondern kleinen, auf der Innenfläche der Mutterblase hervorkeimenden Bläschens sich entwickeln und erst - durch das Bersten des letztern frei hervortreten. 2%* 20 Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen das, wie die beigefügte ') Abbildung (Fig. 11.) zeigt, aus einem vordern taenienartigen Kopf (mit vier vorspringenden Saug- näpfen und einem centralen hakentragenden Rüssel) besteht und einem kurzen cylindrischen Leibe. An letzterem konnte ich weder äusserlich eine deutliche Quergliederung, noch in- nerlich eine bestimmte anatomische Structur wahrnehmen. Man sieht in einem körnigen Stroma nur eine Menge jener kalkigen Concretionen, die allenthalben im Leibe der Cestoden vorkommen und hier vorzugsweise auf den hintern eylindri- schen Körper sich beschränken. Befestigt wird ein jeder ein- zelne Körper auf seinem Mutterboden durch einen dünnen, stielförmigen Anhang, der in das hintere abgerundete Ende, wie der sogenannte Schwanz in den Leib der Cercarien, ein- gepflanzt ist und eine deutliche Muskulatur erkennen lässt. In diesem Zustand nun zeigt der Körper ganz deutliche und ‚kräftige Bewegungen, durch die er auch wohl bisweilen von seinem Mutterboden sich losreissen mag. Ob übrigens diese Trennung, wie allgemein angenommen wird, die Regel sei, wage ich nicht zu entscheiden. So viel aber sah ich ganz deutlich, dass bei Weiten die meisten freien Würmchen be- reits abgestorben waren. Die wenigen, die im freien Zustande noch eine völlige Integrität besassen, mögen vielleicht erst bei der Präparation abgerissen sein. Wenigstens trugen die- selben sonst alle noch ihren Stiel. Von dem Mutterboden getrennt, scheinen sie bald dem Process der Auflösung an- heimzufallen. Sie contrahiren sich, verlieren ihre Haken und schrumpfen allmählich in eine unförmliche bräunliche Masse ein mit undeutlichen, zerrissenen Contouren, in eine Masse, die nur noch durch die Menge jener Kalkkörperchen und die zahlreichen Uebergänge zu der Gestalt der lebenskräftigen Würmchen ihren Ursprung beweist. Tausende solcher abge- storbenen Körper liegen dicht neben einander auf dem Boden der Blase. Man sieht, wie auffallend sich in mancher Beziehung ein ') Die zahlreichen vorhandenen Abbildungen, selbst die von Bremser, stellen alle die Echinococcen nicht im Zustand der vollen Lebenskräftigkeit und Integrität dar, sondern wie sie nach dem Tode mehr oder minder verändert und macerirt sind. über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. 21 Echinococcus von einem Coenurus unterscheidet, wenngleich beide in dem einen wesentlichen Punkte, die Fortpflanzung durch Knospen betreffend, übereinstimmen. Bei Echinococcus aber ist die ursprüngliche Bandwurmform vollkommen’ ver- loren gegangen. Kein nach aussen vorragender Leib verräth die Entstehung aus einem Cysticereus. Indessen ist doch die Analogie, auch in dem Auftreten der Mutterblase, nach meiner Meinung zu zwingend, als dass man nach. einer andern Ent- stehungsweise, die auch Kkum möglich scheint, sich umzusehen hätte. Dass von dem ursprünglichen Bandwurmkörper keine erkenntliche Spur mehr vorhanden ist, scheint mir darauf hin- zudeuten, dass bei der jungen Taenia, die in die Blasenwurm- form sich umwandelte, nicht bloss, wie bei Cysticereus und Coenurus, der hintere Theil des Leibes, sondern der ganze Körper durch die hydropische Ansammlung bis auf die äus- sern Integumente zerstört und zu einer Blase ausgedehnt wurde. Bei dieser Umwandluug würde der Kopf (wie bei dem oben erwähnten Öyst. pileatus) vollkommen. verwischt, der Hakenkranz verloren gegangen sein. Von der frühern Taenia bliebe dann nur noch eine mit Wasser gefüllte Blase, auf deren innerer Fläche, wie bei Coenurus, die Leiber, die hier nur sehr klein bleiben, hervorkeimen. Durch die Ent- wicklung des hintern dünnen Stieles, der schon frühe angelegt wird, möchte aber hier ein Hervorstülpen nach aussen, wie es bei Coenurus eintritt, unmöglich werden. Die Knospe bleibt beständig an der innern Wand befestigt, organisirt sich indessen auch so, der ihr innewohnenden Tendenz gemäss, zu einem taenienartigen Würmchen. Was bei diesem Process besonders auflallend erscheinen muss, ist der Umstand, dass eine ganz einfache, Blase ohne alle weitere Zusammensetzung noch zar Fortsetzung des Le- bens und selbst zur Production einer Brut befähigt ist — ein Verhältniss, welches übrigens auch schon an der Schwanzblase von Oysticereus bei der Umbildung in die Form des Coenurus auftritt, da auch diese weder durch Gefässe, noch nachweis- lich durch Nerven mit dem vordern unverletzten Körper in Verbindung steht. Auf’s Neue zeigt uns dieser Umstand die Mangelhaftigkeit unserer jetzigen Kenntnisse von den Bedin- gungen und den Verhältnissen des Lebens bei den niederen 22 Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen Thieren. Wie er auf der einen Seite den Beweis liefert, dass unter gewissen Umständen schon die einfachsten Structurver- hältnısse zu einer bestimmten Lebensäusserung hinreichen, so lässt er auf der andern Seite auch die Unhaltbarkeit der An- nahme erkennen, dass ein jeder Organismus, er möge noch so tief stehen, doch inımer aus einer grössern Summe von Organen und anatomischen Systemen zusammengesetzt sein müsse. Die Fortpflanzung der Echinococcusblase beschränkt sich übrigens nicht bloss auf die Production jener sogenannten Köpfchen. Nicht selten findet man vielmehr in ihnen wiederum auch grössere oder kleinere Blasen von derselben Beschaffen- heit und denselben Fähigkeiten, wie die aus der Degeneration einer Taenia entstandene primäre Mutterblase. Mitunter kom- men sogar solche Rinschachtelungen von drei, vier oder fünf Generationen vor. Diese eingeschlossenen Blasen nun, von denen manche übrigens steril bleiben, d. h. keine Würmchen hervorknospen lassen, können möglicher Weise auf zweierlei Art entstanden sein. Entweder können sie nämlich, wie die- ses Bremser ') bei der Untersuchung einer Echinococeus- colonie aus den Lungen eines Dromedars wahrgenommen zu haben glaubte, dadurch entstehen, dass die kleinen an der Innenfläche der Mutterblase hervorgeknospeten Würmer sich ausdehnen und zu neuen Blasen (einer zweiten, dritten u. s. w. Generation) sich umgestalten, oder sie können auch unmittel- bar, wie jene Köpfchen, aus der Wand der primären Blase hervorkeimen und erst später durch Abschnürung frei werden. Für die erstere Entwicklungsweise spricht ausser der Brem- ser’schen Beobachtung, die übrigens nicht näher mitgetheilt wird, besonders die Angabe von v. Siebold, dass er öfters an ihnen äusserlich anhängende Häkchen, die er für Reste eines zerstörten Hakenkranzes halten möchte, und sogar Ueber- bleibsel von Saugnäpfen glaube gesehen zu haben; eine An- - gabe, welche die ganze Frage erledigen würde, wenn sie mit Bestimmtheit ausgesprochen wäre und darum keinen Zweifel zuliesse. Um so erwünschter würde ein derartiger Nachweis sein, als er eine sehr passende Analogie zu der von mir an- ») A. 2.0.5 6%. über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. 23 genommenen Entstehungsweise der ersten Mutterblase lieferte. Meine eigenen Untersuchungen haben mich leider zu keinem bestimmten Resultate über diesen Vorgang kommen lassen. Nie sah ich Etwas, welches einer solchen Umwandlung eines Echinococeusköpfchens nur ähnlich gewesen wäre. Im Gegen- theil sah ich letztere nach dem Tode immer nur mehr oder minder aufgelöst und meistens sogar ohne deutliche und scharfe Begrenzung, wie sie doch bei einer derartigen Metamorphose zuerst müsste erkannt werden können. Zugleich aber beob- achtete ich zuweilen, dass eine kleinere Blase an der innern Wand einer grössern Blase befestigt war; ein Fall, der viel- leicht eher für die letzterwähnte Entwicklungsweise spräche. Das Auftreten einer neuen nachgebildeten Generation im Innern der primären Mutterblase scheint übrigens auch bis- weilen, wenngleich unendlich viel seltener, bei Cysticercus sich zu finden. Hierher möchte.ich wenigstens den schon oben angeführten Fall von Götze ziehen, wo sich im Innern der Schwanzblase von Eyst. fasciolaris eine kleinere Blase mit einem dunklen Punkte fand, die Götze für ein Junges hielt. Auch vielleicht den Fall von Bendy. Ebenso giebt Tschudi!) an, dass man bei Cyst. pisiformis schon in einer „Blase” (Schwanzblase?) eine grosse Menge kleinerer Blasen mit mehr oder weniger ausgebildeten Oysticercen gefunden habe. Sollte ein derartiges Verhältniss in der Folge sich bestätigen, so würde die zweite der möglichen Entstehungsweisen bei den eingeschlossenen Mutterblasen von Echinococcus einen neuen Anhaltspunkt gewinnen, da wohl schwerlich hierbei eine Um- wandlung eines Cysticercuskopfes in die innere Blase wird. stattgefunden haben. Was ich hier über die Blasenwürmer gesagt habe, bedarf unstreitig vielfach noch der Bestätigung. Sollte es aber auch nur in den Hauptzügen der Wirklichkeit entsprechen, wie ‚ich unbedingt glaube, so wäre damit für unsere Kenntniss von den niedern Thierformen schon immer Vieles gewonnen. Zu- nächst hätten wir dann die Aufgabe, den Nachweis zu liefern, welches die Blasenwurmform der einzelnen Cestoden sei. Nur !) Die Blasenwürmer. Ein monograph. Versuch. Freiburg 1837. 8.25. 24 Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen von der Taenia crassicollis können wir erst mit Wahrschein- lichkeit vermuthen, dass sie, entstellt durch den hydropischen Process, den Cysticercus fasciolaris der Zoologen bilde. Ob wir übrigens bei einem solchen Nachweis allein mit einer etwaigen Uebereinstimnung in der Form der Haken des Rüs- sels uns begnügen dürfen, weiss ich nicht. Wenigstens dürfen wir nicht vergessen, dass die charakteristische Form derselben erst allmählich sich hervorbildet und ‘2. B. bei den Embryonen eine andere ist als bei den entwickelten Individuen derselben Species. Jedenfalls aber seien die merkwürdigen Blasenwürm- formen der Aufmerksamkeit der Naturforscher angelegentlichst empfohlen. Ihr näheres Verständniss wird vielleicht noch ein grosses Licht auf unsere dermalen noch immer sehr dürftige Kenntniss von den Infusorien !) .werfen, auf diese räthselhaften Geschöpfe, die, wie die Blasenwürmer, beständig der Ge- schlechtstheile ermangeln und besonders dadurch heraustreten aus der Reihe der übrigen Thiere, die im Zustande der völ- ligen Ausbildung alle mit jenen Organen ‘versehen sind. Schliesslich will ich nur noch erwähnen, dass, ebenfalls nach den Untersuchungen von Dr. Frerichs, die Zusammen- setzung der Mutterblasen von Echinococeus (nicht aber der äussern dieselben umkleidenden Oyste, die, wie bei Cysticer- cus, ein Produkt ist des Organismus, in welchem diese Para- siten leben) sich unterscheidet sowohl von den Proteinver- bindungen ?), als auch von den leimgebenden Geweben. Sie giebt beim Kochen weder Leim, noch mit Salzsäure gekocht eine violette Färbung. Kaustisches Kali löst dieselbe nur zum Theil; auch wird die Lösung nicht durch Essigsäure gefällt. Eben so wenig entsteht nach dem Zusatz von Blutlaugensalz in der sauern Flüssigkeit ein Niederschlag. Verbrannt gaben 400 Theile der trocknen Wand 28 Theile Asche, in welchen enthalten war: !) Ein Mehreres über die Natur dieser Formen vergleiche man im Anfang meiner oben erwähnten Schrift über die Morphologie der Geschlechtsorgane. 2) Mit Unrecht wird von Scherer (Thiel, über den Echino- coccus. Würzburg. 1844) und von Vogel (a. a, O. $.434) eine der- artige Uebereinstimmung angegeben. über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. 25 Chlornatrium Phosphorsauresu.% . . ... . 2,73 Schwefels, Natron Kohlens"Kalk 2 1.9. V.. 442.0. 2,97 Erdphosphate . ». x . . . . 22,30. Eine ganz ähnliche, vermuthlich dieselbe Substanz — eine Elementaranalyse konnte noch nicht vorgenommen werden — findet sich auch in den Integumenten von Ascaris lumbricoi- des. Sehr wahrscheinlich ist es mir, dass dieselbe auch noch in vielen andern Würmern, vielleicht in allen, vorkomme. Geht das Chitin doch als constanter Bestandtheil des äussern Skelets durch die ganze Abtheilung der Arthropoden, Cellu- lose durch die ganze Klasse der Tunikaten. Fig. Fig. nass es Erklärung der Abbildungen Taf. Il. . Cysticercus tenuicollis in natürlicher Grösse. Vorderer Körper. Hals. Leib der Blase. . Parenchym des hintern, vom Wasser umspülten Körpers. Verbindungsstränge desselben mit den äusseren Integu- menten. Echinococcus veterinorum. Stark vergrössert. Von der Seite. 4. B. Schräg von oben. C. Völlig von oben. Beschreibung zweier neuen Helminthen. Von Dr. Rud. Leuckart in Göttingen. (Hierzu Taf, ]I. Fig. IH, u, IV.) Strongylus alatus Nov. spec. Wie nothwendig die von Dujardin vorgenommene Sich- tung des Rudolphi’schen Genus Strongylus gewesen sei, wird bei einer Vergleichung der verschiedenen dahin gerech- neten Arten leicht ersichtlich. Selbst in dem gegenwärtigen Umfange enthält aber dieses Geschlecht noch mancherlei von einander sehr abweichende Formen, die späterhin vielleicht als die Typen noch anderer neu zu errichtender Gattungen wer- den betrachtet werden müssen. Der Wurm wenigstens, den ich in Folgendenr beschreiben werde, entfernt sich in mehr- facher Beziehung von den übrigen Species dieses Genus und schliesst sich zum Theil, durch Gestalt und Lebensart, an das von Dujardin aufgestellte Geschlecht Lepturus !). Die mir in grosser Menge vorliegenden Individuen desselben haben eine hellbräunliche Farbe und eine Länge von 5—6 Linien (Rh. M.) bei einer verhältnissmässig ganz ansehnlichen Dicke, , die im vordern Drittheile des Körpers am grössesten ist und von da nach den Enden, besonders in der hintern Hälfte, all- mählich abnimmt. Das Schwanzende ist dünn, fast fadenför- mig, zugespitzt. Der Kopf (Fig. I. 4.) ist abgerundet, ohne Papillen und Vorsprünge. Die Mundöfinung befindet sich im Centrum des Kopfendes. Sie ist rundlich und führt in das 1) Fast fühle ich mich versucht, aus unserem Wurm ein neues diesem nahe verwandtes Genus Pharurus (von y«oos, Lappen, und ovo«, Schwanz) zu bilden, a en ann nn Beschreibung zweier neuen Helminthen. 27 eylindrische Lumen, des Oesophagus, der am Anfang ein wenig verdickt ist, doch ohne irgend eine hornige Bewaffnung. Nach hinten geht der Oesophagus mehr allmählich, ohne eine deut- liche Abgrenzung, in den Darm über, indem seine Wandungen sich verdünnen und einen bräunlichen Belag (von den soge- nannten Leberzellen) bekommen. Der Schwanz ist in beiden Geschlechtern ganz gerade und, besonders bei den weiblichen Individuen, zugespitzt. Die Schwanzblase der Männchen — die etwas seltener zu sein scheinen als die Weibchen — ist sehr unvollkommen und besteht (Fig. I. 3. u. C.) aus einer lamellösen Ausbreitung der äussern Bedeckungen, die, wie ein Mützenschirm in der Mitte, auf dem.Rücken am längsten ist und von da nach der Medianlinie des Bauches zu allmäh- lich niedriger wird. Am Rande zeigt dieselbe jederseits einen Einschnitt, wodurch sie in drei neben einander liegende, an der Basis aber immer noch verbundene Lappen zerfällt. Die beiden seitlichen Lappen (Ibid. 2. 5.) sind abgerundet, während der mittlere (Ibid. «.) seitlich nochmals einen kleinen, fast zahnartigen Vorsprung besitzt. Unterstützt und in der Lage erhalten wird ein jeder dieser Lappen durch eine kurze und breite rippenartige Verdickung der Integumente. Wo die bei- den seitlichen Lappen in der Medianlinie des Bauches auf einander stossen, erhebt sich eine ziemlich hohe flossenartige Längslamelle (Fig. I. C.c.), die nach dem Kopfende zu eine Strecke weit heraufsteigt und erst allmählich wiederum schwin- det. Der Penis besteht aus zwei langen, weit hervorragenden und geschwungenen Spicula (Ibid. d. d.), an denen sich ein Schaft unterscheiden lässt und eine saumartige Kante, die nach der Spitze zu sich verschmälert und durch dichte zahlreiche Querstreifen ein fast kammartiges Aussehen bekommt. Der After ist hinter dem Penis an der Bauchseite gelegen, doch nicht ganz endständig. Dicht davor liegt bei den weiblichen Individuen die Vulva (Fig. I. D.c.) auf einer kleinen Hervor- ragung, welche von einem schmalen Saum umgeben ist. Der Oviduet (Ibid. 4.), der eine Strecke weit vor dem Mastdarm (Ibid. @.) emporsteigt, ist weit und enthält eine unzählige Menge völlig entwickelter, doch noch in den Eihülsen einge- schlossener Embryonen. Aus der Schädelhöhle (wahrscheinlich aus den Sinus ve- 28 ( Leuckart: nosi) des Narval. In- der Sammlung des hiesigen physiologi- schen Institutes durch den Schiffschirurgus Herrn Matt. Bothriocephalus maculatus Nov. sp. Bekanntlich ist die Zahl der bisher in den Säugethieren aufgefundenen Arten des Gen. Bothriocephalus nur ausseror- dentlich gering. Mit Ausnahme des B. latus, der, wie man weiss, besonders von den slavischen Nationen Europa’s be- herbergt wird, fand man solche bisher nur in einigen Katzen (Natterer bei Felis macroura, Creplin bei F. Catus dom.), Seehunden (Fischer bei Phoca monachus, Creplin bei Ph. foetida) und in Procyon lotor (Natterer). Um so interes- santer war es mir, als ich im verflossenen Frühjahr bei der Untersuchung eines in einer Menagerie crepirten und dem hiesigen physiologischen Institute‘ überkommenen erwachsenen männlichen Leoparden im Dünndarm eine neue, sehr ausge- zeichnete Art dieses Genus in mehreren Exemplaren auffand. Das ansehnlichste derselben misst bis an 24 Fuss bei einer Breite von reichlich 3 Linien an den hintern Segmenten. Der Kopf (Fig. Il.) ist lang, vorn abgestutzt und stark deprimirt. Seine Länge verhält sich zu der vordern Breite etwa =6:1, zu der hintern =4:1. Die Gruben erstrecken sich über die ganze Länge und sind nach hinten etwas, aber nur wenig er- weiter. Das Ende des Kopfes geht unmittelbar mit seiner ganzen Breite in den Körper über, der nur sehr allmählich einen grössern Querdurchmesser annimmt. Dicht hinter dem Kopf beginnt auch schon die Gliederung, doch wird solche bei unbewaflnetem Auge erst etwa 14 Zoll weiter nach unten “sichtbar, wo die Breite des Leibes etwa 4 Linien beträgt. Die Glieder sind überall sehr viel breiter als lang, selbst da, wo sie am längsten sind. Die hintern Ecken der Glieder sind etwas verlängert und springen fast konisch über die folgende verengte Wurzel vor. Der Uterus der einzelnen Glieder zeigt von der Menge der in ihm enthaltenen Eier eine sehr 'auffal- lende braunrothe Färbung und macht überall als ein sehr distineter rundlicher Fleck sich bemerkbar. Dicht vor einem jeden derselben liegt in der. Mitte der einzelnen Glieder der ansehnliche, von einem Wulst umgebene Porus genitalis. Beschreibung zweier neuen Helminthen. 29 Erklärung der Abbildungen Täaf. 1. Fig. 111. Strongylus alatus. 4A. Kopfende. B. Schwanzende des Männchens von vorn betrachtet, ohne Spicula. a. Mittlerer Lappen der Schwanzblase. ' d.b. Seitliche Lappen. €. Schwanzende von der ‘Seite. Mit Spicula. a. b. wie bei B. c. Flossenförmige Längserhebung in der Medianlinie der - Bauchfläche. d. d. Spicula. k D. Schwanzende des Weibchens. Von der Seite. a. Mastdarm. b. Oviduct. c. Vulva. . Fig. IV. Kopf von Bothriocephalus maculatus. 30 Krohn: Notiz über die Anwesenheit Notiz über die Anwesenheit eigenthümlicher Luft- kanäle bei Velella und Porpita. Von Dr. A. Krohn. Bekanntlich besteht der hydrostatische Apparat, durch dessen Hülfe die Velellen und Porpiten frei schwebend an der Meeresoberfläche sich erhalten, aus einer bei Velella länglich- ovalen, bei Porpita kreisrunden Scheibe von knorpliger Con- sistenz, die hohl und mit Luft gefüllt ist. Die Structur dieser Scheibe oder sogenannten Schale, ist dem Wesentlichen nach schon von Eschscholtz ermittelt worden. Der hohle Innen- raum ist nämlich von einer Menge fast senkrecht gestellter, concentrisch um den Mittelpunkt der Scheibe angeordneter Scheidewände durchschnitten, und zerfällt dadurch in eine . entsprechende Anzahl eben so concentrisch um einander ge- reihter Kammern. Die innerste oder Centralkammer hat noth- wendigerweise die Form einer einfachen rundlichen Zelle. Delle Chiaje hat, was Eschscholtz und neuerlich noch Hollard (s. Annal. d. sc. natur. Serie 3, Tom. 3. 1845) entgangen ist, nachgewiesen, dass sämmtliche Kammern bei Velella, mittelst kreisrunder, in den Scheidewänden angebrachter‘ Oeffnungen, in Höhlengemeinschaft mit einander stehen (s. d. Chiaje, Ani- malis senza vertebre della Sicilia eiteriore, Tom. 4, p. 106). Jede Scheidewand ist in der That, an zwei einander diametral entgegengesetzten, in der Richtung des Längendurchmessers der Scheibe gelegenen Stellen, von einer solchen Communi- cationsöffnung durchbrochen. Ich habe nicht Gelegenheit ge- habt, mich von der Anwesenheit ähnlicher Oefinungen bei Porpita zu überzeugen, zweifle aber keinesweges, dass sie auch hier vorhanden seien. — Diese Details über den Bau der Scheibe musste ich vorausschicken, weil sie, wie man so- gleich sehen wird, mit dem Gegenstande meiner gegenwärtigen Mittheilung in enger Beziehung stehen. e eigenthümlicher Luftkanäle bei Velella und Porpita. 3 Betrachtet man die untere Körperfläche einer lebenden Velella oder Porpita aufmerksam mittelst der Lupe, so fallen alsbald unter der sie überziehenden Haut, und zwar in den Interstitien zwischen den einzelnen, von jener Fläche herab- hängenden Saugröhren, sehr feine, silberglänzende Kanäle in die Augen. Der Silberglanz rührt wie an den Tracheen der Insecten, von Luft her, welche die Kanäle ausfüllt. Diese Juft- führenden Kanäle, deren Porpita eine grössere Menge besitzt, zeigen einen äusserst gewundenen Verlauf, lassen aber weder Verzweigungen noch Anastomosen wahrnehmen. Einzelne der- selben senken sich in Schlangenwindungen längs den Saug- röhren herab, entschwinden aber schon dem Blick, bevor sie das Drittheil der ganzen Länge jener Organe erreichen, und lassen also den Beobachter über die Art ihrer Endigung in Zweifel. Man findet sie in grösserer Zahl auf dem Central- saugrohr, das bekanntlich die übrigen Saugröhren bedeutend an Umfang übertrift. Den Tentakeln oder Fangfäden fehlen sie, desgleichen auch der peripherischen, über den Umkreis der Scheibe nach aussen ragenden Körperportion, der soge- nannten Randhaut nämlich, nach der Bezeichnung von Eschscholtz. Alle diese Kanäle lassen”sich, bei vorsichtigem Ablösen der Weichtheile von der Scheibe, bis an die untere Fläche letzterer verfolgen, wo sie in die Kammern derselben ent- weder isolirt, wie bei Porpita, oder mittelst einzelner Stämm- chen, wie bei Velella, einmünden. Für diesen Ursprung der Kanäle aus der Scheibe spricht auch die Beschaffenheit ihrer Wandungen, deren Substanz mit der der Scheibe identisch, nur viel zarter und durchsichtiger ist. Bei Porpita entsenden sämmtliche Kammern, die beiden dem Rande der Scheibe zunächst liegenden ausgenommen, eine zahlreiche Menge solcher isolirten Kanäle. Letztere dringen auf ihrem Wege zur untern Körperfläche durch eine schwärz- liche, gleich unter der Scheibe und iiber dem Boden des Cen- tralsaugrohrs gelagerte Masse, welche zuerst von delle Chiaje und Hollard bei Velella beobachtet,-und als Leber angespro- chen worden ist '). Was die Gattung. Velella 'anbetrifft, so *) Zur Unterstützung dieser Ansicht über die Bedeutung der schwärzlichen Masse, führe ich hier beiläufig folgende den Bau der- 32 Krohn: Notiz über die Anwesenheit sind die Kanäle hier, wie ich eben anzeigte, Zweige beson- derer Stämmchen, deren Zahl indess sehr gering ist. Auch entspringen diese Stämme blos aus der Centralpartie der Scheibe, stehen daher nur mit den Kammern, welche in den Bereich jenes beschränkten Raums fallen, in Communication. Jedes Stämmcechen theilt sich in Aeste, diese, während ihres Verlaufes in der Lebermasse, wiederum in Zweige. Diese Zweige sind. es, die man zuletzt auf der untern Fläche des Körpers zum Vorschein kommen und auf die gleich anfangs geschilderte- Weise verlaufen sieht. Von einem ganz eigenthümlichen Aussehen, zeigen sich die Kanäle unter dem Mikroskop. Bei Velella nämlich, sind sowohl Stämme als auch Aeste und Zweige, durch eirculäre, in das Lumen vorspringende Einfaltungen ihrer Wandung, in längliche Abtheilungen zerfallen. Die Falten finden sich in ziemlich gleich weiten Abständen von einander, so dass die Abtheilungen fast überall gleich lang sind. Bei Porpita ist diese Gliederung der Kanäle weit unregelmässiger. Die ein- zelnen Abtheilungen variiren nicht nur in Bezug auf Gestalt und Länge, sondern ihre Oberfläche ist noch ausserdem durch bald mehr bald minder vollständige eirculäre Einschnürungen oder secundäre Einfaltungen, in zahlreiche ringförmige Wülste hervorgehoben. Woher die, in dem eben beschriebenen. hydrostatischen Apparate enthaltene Luft stamme, ist eine sehr interessante Frage, die aber dermalen kaum befriedigend zu lösen.ist. Es bleibt die Wahl zwischen zwei Voraussetzungen. Entweder nämlich ist jene Luft der Atmosphäre entnommen, oder sie ist, wie in der Schwimmblase der Fische, das Produkt einer organischen Ausscheidung. Von.der ersten Hypothese aus- gehend, habe ich oft nach besondern Vorrichtungen, und zwar nach Oefinungen, die etwa auf der obern, dem Contakt der selben betreffende Thatsachen an. Sie besteht aus durch häufige Anastomosen mit einander communizirenden Kanälen, voll von zahl- reichen, braunschwarzen, ziemlich festen Körnern, ähnlich denen, die man in der Leber der Mollusken antrifft. Die Kanäle münden mit- telst einer Doppelreihe ansehnlicher Oeffnungen in die Höhle des Centralsaugrohrs, dem wohl sicher, wie dies schon durch Esehscholtz hinreichend dargethan worden ist, die Function der Verdauung obliegt. eigenthümlicher Luftkanäle bei Velella und Porpita. 33 Atmosphäre am meisten ausgesetzten Fläche der Scheibe, zu finden sein möchten, gesucht, aber immer vergebens. Mög- licherweise könnte indess die äussere Luft auf andern Wegen eindringen, was um so mehr zu berücksichtigen ist, als die Endigungen der auf den höchst beweglichen Saugröhren sich erstreckenden Luftkanäle noch ganz unbekannt sind. Für die zweite Hypothese liessen sich einige Gründe aus naheverwand- ten Gattungen anführen. Ich erinnere hier an die Luftbehäl- ter der Physophoriden, die nach dem Zeugnisse mehrerer Be- obachter, denen auch ich beistimmen muss, an ihrem freien Ende blindgeschlossen, der Atmosphäre keinen Zugang -ge- statten, und demnach wahrscheinlich ihren Luftinhalt aus- scheiden, Archiv f. Naturgesch, XIV. Jahrg. 1. Bd. 3 34 Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. Dritter Beitrag: Die Gattung Sabellaria Lam. (Her- mella Sav.) und ihre Arten. Von Ed. Grube. (Hierzu Taf. 111.) Sabellaria Lam. Sabellaria Lam. Extrait du Cours de zool. p.96 (von ihm eitirt in seiner Hist. nat. des anim. sans vert. Ed.1. T. V. p- 350), Blainv. Diet. des seienc. nat. Hermella Sav. Syst. des Annel. Die Namen Chrysodon, den Oken, und Psammato- tus, den früher schon Guettard der Gattung gegeben, haben in der Wissenschaft keine Verbreitung gefunden. Bei Linne finden wir die Arten dieser Gattung unter Sabella, bei Pallas unter Nereis, bei Gmelin unter Sabella und Amphitrite. Char. gen. emend. Corpus vermiforme, subteres paulo depressum, ex sectionibus 2 inter se valde differentibus constans, anteriore erassa, finem versus sensim attenuata, branchias setasque gerente, posteriore tenui nuda, plus mi- nus longa, caudam mentiente; lobus capitalis magnus, forma laminae carnosae, a lateribus cylindri instar convolutae, infra in longitudinem fissae, fronte serie tripliei vel duplici palearum coronatae, ad basin utrinque tentaculis multis fili- formibus ornatae; os in fundo cylindri situm; segmentum buccale branchiis setisque et infra-lobulis 4 labialibus mu- nitum; tubercula setigera utrinque disticha, superiora tori transversi vel pinnulae uncinis, segmenti 2di 3tii 4ti paleis armatae, inferiora fasciculo setarum capillarium instructa; branchiae dorsuales lingulatae vel triangulae angustissimae Beschreibung neuer und wenig bekannter Anneliden. 35 elongatae versus finem sectionis anterioris longitudine de- erescentes; tubi animalium ex arenulis fragmentisque con- chyliorum confeeti, plerumque erecti connexi, caespites crassos componentes. Der Körper der Sabellarien besteht wie der der Pecti- narien aus zwei sehr verschieden gebildeten Abtheilungen: die vordere merklich dickere, nach hinten allmählich verjüngte, ist in Segmente getheilt, und trägt auf dem Rücken Kiemen, an den Seiten Borstenbündel, die hintere dagegen ist sehr dünn, gleichmässig, nicht in Segmente getheilt, ziemlich lang und vollkommen nackt, jene rundlich mehr oder weniger Bachgedrückt, diese mehr stielrund, während sie bei Pectinaria ganz platt und kurz erscheint und Spuren von Segmentbil- dung zeigt. Besonders auffallend ist das Vorderende des Körpers ge- bildet. Das 1ste vollständige Segment nämlich, — das Mund- segment, Segmentum buccale — setzt sich an seinem ganzen Umfange in ein starkes fleischiges ansehnliches nach vorn ge- richtetes Blatt fort, das also von den Seiten her wie ein Cy- lindermantel eingerollt, in der Mittellinie der Bauchfläche aber nicht geschlossen, sondern der‘Länge nach gespalten ist: der vordere oder Stirnrand jeder Hälfte ist abgestutzt und mit einem Halbkreise von messinggelben, lebhaft glänzenden, in mehreren Reihen stehenden Plattborsten oder Paleen besetzt, unterhalb derselben öfters noch mit einer Reihe kurzer Blätt- chen oder Läppehen umgeben, und an der Bauchseite mit einer Menge von langen diinnen Fühlern versehen, welche sich von der Basis jeder Blatthälfte bis zur Paleenkrone erstrecken. Die Rückenseite bleibt frei davon, zeigt aber eine mittlere Längsfurche, wodurch hier ebenfalls die beiden Hälften ange- deutet werden. Dieses fleischige Blatt, dessen Bewafinung zum Verschliessen der Röhre dient, sobald sich das Thier in sie zurückzieht, und das deshalb mit Bezug auf den Deckel der Serpulen von Savigny ‚couronne operculaire” genannt wird, hat gegen das Mundsegment dieselbe Lage als der Kopf- lappen der Nereiden, Eunicen, Amphinomen und anderer frei lebender Anneliden, ich bezeichne es also vorläufig mit dem- selben Namen als „Lobus capitalis”, bis die Anatomie nach- weist, dass es nicht das obere, diesem Theile zugehörige 3% 36 Grube: Schlundganglion enthält oder bis die Entwicklungsgeschichte uns eines Bessern belehrt. Der Stachelkamm, welcher vorn auf dem Rücken der Peetinarien, Ocalis und Ampbieteis (Am- phitrite Gunneri Sars) steht, gehört dem 4sten vollständigen oder Mundsegment dieser Würmer, nicht aber ihren Kopf- lappen an, wie denn überhaupt der Kopflappen nur in: sehr seltenen Fällen Borstenbündel trägt, und wenn sich meine Deutung bestätigt, würden die Sabellarien durch die starke Bewaffnung desselben ganz eigenthümlich dastehen, Schon die Stellung dieser Borsten am vordersten Körperende, aber nicht minder auch ihre Beschaffenheit ist sehr charakteristisch, und die letztere rechtfertigt: die Wahl einer besonderen Be- zeichnung „paleae”, bei Lamarck paillettes, bei Cuvier pailles. Man kann an ihnen zwei verschiedene Theile un- terscheiden, der im Fleisch steckende ist dünn: wie ein Stiel, der hervorragende breit und platt, metallisch glänzend und geht von jenem unter einem stumpfen Winkel ab, oder setzt sich wenigstens durch seine Breite merklich genug ab. Sie stehen bei fast allen Arten in 3 Kreisen, die des innersten sind nach innen gegen die entsprechenden der andern Hälfte, die des äussersten nach aussen gerichtet, die des mittelsten neigen sich ebenfalls nach aussen und: stehen etwas in die Höhe; bei den von mir untersuchten Arten zeigten die Paleen des innersten und mittelsten Kreises dieselbe und eine andere Beschaffenheit als die des äussersten, dies scheint aber nicht für alle Arten zu gelten, wie wir später sehen werden. Was ich Fühler nenne, wurde von Lamarck und Savigny, indem sie wahrscheinlich auf eine Analogie mit den Serpulen und Sabellen fussten, für Kiemen gehalten, Milne Edwards hat jedoch durch die anatomische Untersuchung und Beobachtung an lebenden Thieren einer ganz nahe verwandten Gattung ') nachgewiesen, dass ganz andere Organe zur Respiration die- nen: es sind die längs den Rückenrändern der vorderen Kör- perabtheilung stehenden schmalen Züngelchen, welche jene Naturforscher als blosse Rückeneirren betrachtet hatten. Das Aste vollständige Segment, in welchem der Mund ') Seiner Hermella alveolata. Ann. des science. nat. Seconde Se- rie. Vol.X. p. 220. Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. 37 liegt, trägt jederseits weit nach unten 2 zarte Bündel von feinen kurzen Haarborsten; Savigny läugnet sie, ich habe sie aber an den von mir untersuchten Exemplaren deutlich ge- sehen, in der Abbildung des Dietionnaire des sciences natu- relles Chetopodes pl. 4. Fig. 1 finde ich wenigstens eines je- derseits angegeben, und es ist daher wahrscheinlicher, dass sie leicht ausfallen, und so dem Beschreiber entgehen, möglich aber auch, dass ihre Gegenwart mit den Arten wechselt. Un- ten am Vorderrande des Mundsegments zwischen dem unter- sten Paar der Borstenbündel trägt das Mundsegment einen nach vorn gerichteten zweitheiligen Lappen, der den Eingang zum Munde von unten besetzt, und an den bei den von mir untersuchten Sabellarien jede Hälfte wiederum am Vorderrande tief eingeschnitten ist. Wenn ich die Herren Frey und Leuckart ’) recht verstehe, so vergleichen sie jenen Lappen mit den Deckelstielen der Serpulen, allein diese Theile sind umgewandelte Kiemenfäden und stehen auf der Rücken- nicht auf der Bauchseite, was sich auch von den sogenannten Ten- takeln mehrerer Sabellen nachweisen lässt, ich ziehe vielmehr eine Parallele zwischen jenem Lappen und dem Halskragen der Sabellen, und wenn ausser den Borstenbündelchen des Mundsegments auch seitliche Läppchen an seinem Vorderrande uns begegnen, stelle ich diese in dieselbe Kategorie. Das 2te, 3te und 4te Seginent laufen seitlich in Flösschen aus, welche senkrecht stehen und eine Reihe von weithervor- ragenden und geraden Paleen tragen, an denen nur der End- theil verbreitert ist; unter jedem Flösschen steht ein Bündel von Haarborsten. Diese fehlen auch den übrigen Segmenten nicht, wohl aber die Paleen, statt deren sich winzige Haken- borsten (uneini) zeigen, und zwar sitzen die Hakenborsten an den nächstfolgenden Segmenten auf wulstigen Erhöhungen oder niedrigen Kämmen, weiterhin dehnen sich diese Erhöhungen, indem sie zugleich dünner werden, blattartig aus und verwan- deln sich wiederum in Flösschen. Zwischen den Hakenbor- sten dieser Flösschen kommen auch zarte Haarborsten vor, so dass hier sowohl in der untern als in der obern Zeile der Borstenhöcker Haarborsten zu finden sind, am 2ten, 3ten, 4ten ') Beiträge zur Kenntniss wirbelloser Thiere p. 153. 38 Grube: und den: nächstfolgenden Segmenten aber nur‘ in der unteren; eine Abweichung von der ’allgemeinen Regel, welche sich in der hinteren grösseren Körperhälfte der Sabellen und Serpu-. len wiederholt. Die Bündelchen der Haarborsten sind gegen die Mittellinie der Bauchfläche gerichtet. Riemen von der Form langgestreckter schmaler Züngel- chen zeigen sich an allen oder wenigstens den vorderen Seg- menten der vorderen Körperabtheilung, ihr Platz ist unmittel- bar über der oberen Zeile der Borstenhöcker oder Flösschen, und ihre Länge nimmt in dem Masse ab, als man sich dem Ende dieser Abtheilung nähert. Die Röhren, in welchen die Sabellarien wohnen, sind nach allen Beschreibungen aus fremdem Material, namentlich aus Sandkörnchen und Conchylien-Fragmenten zusammenge- kittet, also wohl denen der Terebellen und Pectinarien ähn- lich. Sie sollen oben trichterförmig erweitert sein, parallel neben einander stehen und ziemlich ansehnliche Massen bilden. | 1. S, magnifica Gr. Fig. 1—5. ? Sabellaria crassissima Lam. Hist. nat. Ed.1. Tom. 5. p- 352, Ed.2. Tom. V. p. 605. Corona palearum tripliei, paleis utrinque eirciter 120, externis 60, mediis 30, internis plus 24, internis cum me- diis forma congruentibus geniculatis, parte libera anguste trigona, externis diserepantibus cultratis, parte libera lata sub acumine dentata, orbe laciniarum seu eirrorum brevium 48 sub corona palearum posita, branchiis utringue -cireiter 34 paulo compressis margine (denticulis membranaceis) ei- liatis, segmentis sectionis anterioris 38, seetione posteriore fere quadrantem totius longitudinis aequante. Das fleischige Blatt, welches die Borstenkrone trägt, ist ohne dieselbe ebenso lang oder etwas länger als die 4 näch- sten Segmente. Die Paleen der äussersten Reihe sind etwa wie eine breite auf einer schmalen Angel sitzende Messerklinge gestaltet, die Schneide der Klinge ist gerade und unterhalb der Spitze mit einigen scharfen Zähnen gesägt, der Rücken sanft gewölbt, die breiten Flächen dieser Paleen sahen nach oben und unten und griffen wie Dachziegel ein wenig über einander. Die Paleen der mittelsten und innersten Reihe Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. 59 stimmten der Form nach unter sich überein, wichen aber von den eben beschriebenen bedeutend ab. Ihr freier Theil bildet auch eine Platte, die aber schmal dreieckig und an den im Fleisch steckenden Stiel unter einem stumpfen Winkel ange- setzt ist, keine Zähne trägt und auf der hohen Kante steht; bei den Paleen der innersten Reihe sind die Endspitzen der Achse des Körpers zugewandt, bei denen der mittelsten von ihr abgewandt, nach aussen gerichtet, wodurch in der Krone zwischen diesen Reihen eine breite Rinne entsteht, die inner- sten Reihen aber der beiden Hälften stark gegen einander convergiren. Beim Durchzählen fand ich in der äussersten Reihe der ganzen Krone eines Exemplars ungefähr 120, in der mittelsten 60, in der innersten über 48 Paleen, zusammen also gegen 240, eine Zahl, an die auch nicht einmal eine An- näherung in den Abbildungen der übrigen Sabellarien gefun- den wird. Unterhalb der äussersten Reihe unmittelbar unter ihrer Basis läuft ein Kreis von 48 kurzen schmalen Blättchen, welche kaum bis zum freien Rande derselben hinaufragen. Ausser ihnen sieht man einen Schopf von langen faden- förmigen mehr oder weniger gelockten Fühlern jederseits an der Unterfläche des fleischigen Blattes von der Paleenkrone bis zur Basis, doch steigen sie nicht bis zu den Flanken .hin- auf; die vorderen sind kürzer, die hinteren so lang, dass sie bis zur Basis der äussersten Paleenreihe reichen. Das iste vollständige Segment, welches den am Grunde des Kronenblattes befindlichen, und von diesem überdeckten Mund enthält, trägt 2 Paar kleiner Borstenbündel und einige weiche Anhänge, nämlich zu oberst jederseits eine Kieme und unter ihr an den Seiten einen kleinen nach vorn gerichteten Cirrus, unter welchem die beiden Borstenbündel. Die am tiefsten und schon an der Bauchseite selbst stehenden nehmen ein ansehnliches fleischiges Blatt von etwa breit dreieckiger Gestalt zwischen sich, welches am Vorderrande dieses Seg- mentes liegt, und der Länge nach bis gegen die Basis hin ge- spalten ist; die Spalte führt von unten zum Munde, der dicht dahinter als eine Längsspalte zwischen 2 Lippen liegt. Jede Hälfte ist abermals durch einen Längseinschnitt in zwei Lap- pen getheilt, von denen der innere der grössere, Die Flösschen des 2ten, 3ten und 4ten Segments ragen 40 Grube; ziemlich weit vor, und in jedem derselben zählte ich 8, mit- unter auch 12 Paleen, welche gerade und am Ende stumpf und spatelförmig verbreitert sind; an Glanz geben sie denen der Krone nichts nach. An den: nächstfolgenden Segmenten, etwa bis zum 40ten, erhebt sich jederseits ein mit einem lan- gen Kämmehen von Hakenborsten besetzter Wulst, der vom Rücken bis zur Bauchseite herabreieht und hier, wenigstens an den vordersten Segmenten, in einen spitzen häutigen Zipfel ausläuft, vom 10ten aber an werden die Wülste höher, mehr häutig, nehmen die Gestalt eines fächerförmigen Flösschens an und sitzen bloss an der Mitte der: Seitenwand; auch ent- halten sie hier ausser den Hakenborsten noch sehr zarte Haar- borsten, deren im Innern steckende Theile durch das Flöss- chen hindurchschimmern. Unterhalb der Kammreihe von Ha- kenborsten und noch in den sie enthaltenden Wülsten steht an dem Bauchrande jedes Segments ein Bündel von Haarbor- sten, wie schon oben erwähnt. Die Haarborsten erscheinen bei starker Vergrösserung unterhalb der Spitze längs dem einen Rande sehr fein und lang gezähnelt; die Hakenborsten oder Häkchen haben die Form eines kurzen Taschenkämm- chens mit 'seicht eingeschnittenen schrägen Zähnen. An das untere Ende des Kämmchens setzt sich unter rechtem Win- kel ein haardünner Stiel an, mittelst dessen es im Fleisch befestigt ist. So neben einander gestellt bilden die Haken- borsten herablaufende Reihen, Die Kiemen haben die Gestalt einer unten breiteren, oben sehr schmal zulaufenden langen fleischigen Zunge, welche an beiden Rändern durch winzige Zähnchen weitläuftig gefiedert ist und feine Ringstreifung zeigt. Sie nehmen bis zum Sten Segment an Länge zu, und werden hier so lang, dass sie quer über den Rücken gelegt die Borstenwülste der entgegengesetz- ten Seite berühren, — dann bis zum 10ten langsam ab, wor- auf sie sich plötzlich bedeutend verkürzen. Die vordersten 4 Paare zeichnen sich vor den übrigen durch die Breite ihres Basaltheils aus, der so rasch in eine diinne Spitze ausläuft, dass die beiden Seitenränder etwas ausgeschnitten aussehen. Was den Leib selber anlangt, so ist seine vordere Ab- theilung rundlieh, aber dabei oben und unten merklich platt, breiter als hoch, und verjüngt sich gegen ihr Ende hin be- Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. 4 trächtlicb. Der Mittelrücken erscheint gegen die wulstigen Seitenränder stark abgesetzt und zeigt an den vordersten 3 Segmenten eine tiefere mittlere Längsfurche ; der mittlere Theil der Bauchfläche ist vom öten Segment an rinnenförmig ver- tieft, am 6ten und Tten Segment bemerkt man hier eine ge- meinsame länglich ovale Oefinung von ansehnlicher Grösse mit scharf abgesetztem Rande, über deren Bedeutung ich nichts ermitteln konnte; die übrigen Beschreiber von Sabellarien er- wähnen derselben nicht, ‘doch finde ich sie bei Ellis und Guet- tard abgebildet. Die Zahl der Segmente, welche die vordere Körperabtheilung bilden, beträgt 38, doch scheinen die vor- deren deutlicher gegen einander begrenzt als die hinteren, ihre Rückenseite ist fein in die Quere gestreift. Die hintere sehr dünne gleichmässig stielrunde Abtheilung ‚des Körpers scheint aus verschmolzenen Segmenten zu bestehen, deren Zahl vielleicht eine Reihe meist paariger weisser Fleckchen bezeichnet (etwa 20 — 26). Die Farbe der untersuchten Weingeist-Exemplare war blass fleischfarbig, die Seiten des Kronenblattes bräunlich vio- lett, die letzten Segmente der vorderen Körperabtheilung und die Zwischenräume der Wülste vom Ödten bis 9ten Segment fand ich bei einem Exemplar braun punktirt. Länge eines Exemplars 1” 11"”', wovon auf den nackten schwanzförmigen Anhang 5,5” kommen; er mass hier also noch nicht 4, bei einem andern dagegen fast 5 der Körper- länge: grösste Breite 2,5". Vielleicht gehört hierher die an einem Seeigelstachel sitzende Röhre, welche Guettard Mem. Tom. Ill. pl. 70. Fig. 2 abbildet. Sie ist unter Nr. 3 aufgeführt als: Psamatotus a tuyau convexe d’un cote, applati de l’autre et ä ouverture de deux lignes de dia- metre. Diese Art fand ich im Berliner zoologischen Museum als Sabellaria alveolata aufgestellt, doch unterscheidet sie sich von allen unter diesem Namen beschriebenen Sabellarien wesentlich, zunächst auch schon durch ihre Grösse. Ihre Röhre war nicht aufbewahrt und daher die Vergleichung mit denen von S. erassissima Lam., von der man doch ver- muthen muss, dass sie ebenfalls eine beträchtliche Dicke be- sitzt, nicht möglich. . 42 > Grube; 2. S. longispina Gr. Fig. 9. 10. V ? Hermella ostrearia Frey et Leuck. Beitr. p. 153. Corona palearum triplici, paleis utrinque fere 45, exter- nis 21, mediis 12, internis 12, internis cum mediis forma congruentibus paene falcatis, parte libera leniter curvata quasi faleiformi, externis discrepantibus parte libera dilatata, oblonga, apice truncata, dentibusque longis teneris ineisa, stipiti paulo oblique insidente, orbe laciniarum seu eirro- rum brevium nulla, branehiis utringue 8, segmentis sectio- nis anterioris 28. Das einzige von mir untersuchte Exemplar dieser Art war von Otto aus dem Mittelmeer mitgebracht, aber weder vollständig, indem die ganze hintere Körperabtheilung fehlte, noch besonders gut erhalten. Der Hauptcharakter, auf den ich diese Art begründe, liegt in der Form der Paleen. Die der äussersten Reihe, deren ich in einer Hälfte 21 zähle, bestehen aus einer breiten oblon- gen, am Ende abgestutzten und an diesem Rande durch mel- rere Einschnitte gezähnten Platte, welche unter einem stumpfen ° Winkel auf einem dünnen im Fleisch steckenden Stiele sitzt. Ich fand 7 Zähne, alle schmal und spitz, der mittelste zeich- nete sich durch seine Länge aus und überragte weit die vor- deren, welche nach beiden Seiten hin an Länge abnahmen; bei stärkerer Vergrösserung erscheint die Platte nicht nur fein quergestreift, sondern auch von Längsstreifen durchzogen, die von den Zähnen ausgehen. Die Paleen der mittelsten Reihe, mit welchen die der innersten ganz übereinstimmen, sind so- wohl an ihrem freien Theile als in ihrem Stiel länger als die ersteren: jener hat das Aussehen einer äusserst schwach ge- krümmten Sichel, deren concaver Rand jedoch nicht schnei- dend, sondern rinnenartig' ausgehöhlt ist, und die sich am Grunde etwas verbreitert. Die Zahl der so gestalteten Paleen betrug für die Hälfte sowohl der mittelsten als der äussersten Reihe 12: jene sind mit ihren Spitzen nach-aussen, diese nach innen gerichtet, die concaven Ränder der Sicheln sehen nach oben, ihre Stiele kreuzen sich. Bei starker Vergrösse- rung erkenne ich auch an den Platten dieser Paleen Quer- aber keine Längsstreifung. Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. 43 Den Kranz von kurzen Fädchen oder Blättchen, welcher bei der eben beschriebenen Art unterhalb der Paleenkrone sitzt, habe ich hier durchaus nicht finden können. Die Fühler zeigen nichts Auffallendes. Das ganze Blatt, das die Krone trägt, ist an Länge den nächsten 4 Segmenten zusammenge- nommen gleich, die Paleen nicht mitgerechnet. Die Gestalt der geraden Paleen, welche in den Flösschen des 2ten, 3ten und dten Segmentes sitzen, weicht etwas von denen bei S. magnifica ab, indem ihr verbreitertes Ende nicht stumpf spatelförmig, sondern lanzettförmig und spitz ist, auch erscheint ihr freier Theil viel kürzer und ihre Farbe mehr bleich- als goldgelb, woher sie weniger ins Auge fallen. Am hintersten Flösschen zähle ich nicht über 10, die Kämm- chen an den vorderen scheinen lückenhaft und waren zum Theil abgerissen. Die Hakenborsten ragen weit vor, und er- scheinen bei 200 maliger Vergrösserung an beiden Rändern sehr fein und langgezähnelt, die Hakenborsten ähneln denen von S. magnifica, zweifelhaft bin ich, ob sie nicht in 2 Reihen stehen. Kiemenpaare habe ich-nur 8 gesehen, ihre Beschaffenheit konnte ich nicht näher untersuchen, doch waren sie verhält- nissmässig kürzer als bei S. ee Die vordere allein erhaltene Körperabtheilung bestand aus 28 Segmenten und mass fast 7’’ in der Länge (3,2” bis zur Sten Kieme) und beinahe 1" in der grössten Breite, Die Färbung war bleich fleischroth, die Röhre des Thieres nicht aufbewahrt. Mit dieser Art könnte die von Frey und Leuckart be- schriebene Hermella ostrearia identisch sein, die Paleen der Krone stehen bei ihr ebenfalls in 3 Kreisen, die des in- nersten werden schaufelförmig beschrieben, die des äussersten mit schaufelförmig erweitertem und mit 5 oder 6 starken Zäh- nen bewaffnetem Vorderrande, der mittelste Zahn ist der längste und soll wiederum gezähnelt sein, was ich bei meinem Exem- plar nicht bemerken konnte, die Gestalt von den Paleen der mittelsten Reihe wird nicht näher angegeben, sondern nur hin- zugefügt, dass sie gerade in die Höhe stehen, auch über die Zahl der Paleen erfahren wir nichts. Wäre ein Kreis von kurzen Fädchen unterhalb der Borstenkrone vorhanden ge- AA Grube: wesen, so wäre seiner wohl gedacht worden. Die Paleen der vorderen Flösschen stehen zu je 8 und sind am Ende ver- breitert und zugespitzt, die Fühler bilden 4 Paar vor einander liegende Büschel, von denen jedes auf einer gemeinschaftlichen papillenartigen Erhöhung aufsitzt. Die vordere Abtheilung des Körpers besteht nur aus 24 Segmenten, die alle Kiemen tra- gen, und die Gesammtlänge beträgt gegen 10". Die Färbung ist gelblich, die oberen und seitlichen Flächen des Kronen- blattes bräunlich. Das Wenige, was Cuvier von seiner Amphitrite ostrea- via sagt '!), ist wohl nicht ausreichend, um eine genauere Vergleichung anzustellen, die kleinen erläuternden Abbildungen (copirt auf unserer Tafel Fig. 13. a. d.) zeigen in Ueberein- stimmung mit dem Text eine dreifache Paleenkrone mit nicht sehr zahlreichen Paleen, eine Menge fadenförmiger Fühler und in jedem Flösschen der bezeichneten 3 Segmente sieht man 5 Paleen, übrigens, fügt er hinzu, sei diese Art wohl sehr schwer von Amphitrite alveolataEllis zu unterschei- den. Da nun die Paleen von dieser in der beigefügten Figur ganz anders aussehen als die, die Frey und Leuckart be- schreiben, und Cuvier sie von seiner A. ostrearia nicht ins “ besondere dargestellt hat, muss man wohl annehmen, dass er beide übereinstimmend fand und ihn vorzugsweise nur die Bauart der Röhren veranlasste, seine Art als eine eigene zu betrachten. Sie baut sie nämlich einzeln auf Austern, wäh- rend die übrigen Sabellarien gesellig wohnen, und ebenso fanden Frey und Leuckart die Röhren ihrer Art, die übrigens aus Sandkörnchen gebildet waren, unregelmässig auf Steinen kriechend. Savigny ist der Ansicht, dass Cuvier’s A. ostrea- ria einerlei mit A. alveolata sei, und ebenso betrachtet Blainville Sabellaria alveolata.als gesellig bauende, S. ostrearia als einzeln lebende Individuen derselben Species. Eine Parallele hierzu würden wir an Aleyonella stagno- rum und repens haben. Mit diesen Arten müssen wir nun die Sabellaria al- '") Behn. Cuvier’s Briefe an Pfaff p. 205. Tab, V. Fig. 22 — 30: Dict. des scienc. nat. Tom. p. 70 und Regne animal Ed. II. Tom II. pag. 196. : Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. 45 veolata selber vergleichen. Unter diesem Namen sind aber, soviel ich aus den Beschreibungen und den öfter mehr sagen- den Abbildungen entnehmen kann, wenigstens 3 verschiedene Arten, vielleicht sogar 4 enthalten, und ich würde vorschlagen, ihm für diejenige Art zu bewahren, die Savigny ausführlicher als seine Vorgänger beschrieben hat; eine getreue Abbildung mit den erforderlichen Einzelnheiten ist seiner Beschreibung leider nicht beigefügt. 3. 5. alveolata Sav. Fig. 11. Ver a tuyau Reaum. Hist. de l’Acad. des science. Ann. 1711. p- 128 und 134. pl. 3c. Fig. 15, 16, 17, Psamatotus a tuyau eonique sans cowvercle Guettard M&m. Tom, 111. p. 68. Nr. 1. Hermella alveolata Sav. Syst. des Annel. p. 82. Corpore rubido, splendore violaceo, segmentis sectionis anterioris 33, sectione posteriore dimidiam longitudinem ejus excedente, corona palearum triplici, paleis utrinque eirciter 80, externis 36, mediis 23 — 30, internis 15 — 18, externis cum mediis forma congruentibus, parte libera den- tibus 4 secundis et 1 ab iis averso, opposito armata, inter- nis diserepantibus, dentibus nullis, orbe laciniarum seu eir- rorum brevium sub corona palearam posita, branchiis elon- gatis compressis acuminatis. Zu dieser Charakteristik muss ich aus Savigny’s Be- schreibung noch hinzusetzen, dass die Körperlänge 15” be- trägt, dass die Fühler in 10 Reihen geordnet sind und die Paleen des 2ten, 3ten und 4ten Segments eine lanzettförmige Spitze haben, und muss besonders darauf aufmerksam machen, dass bei dieser Art die Paleen des mittelsten Kreises der Krone nicht wie in den zuerst beschriebenen Arten mit denen des innersten, sondern mit denen ‚des äussersten Kreises in der Form übereinstimmen. Da Savigny selbst die Reaumur- sche Art als identisch mit der seinigen eitirt, so gebe ich auf der beigefügten Tafel der Vollständigkeit wegen auch eine Copie der Reaumur’schen Figur. Ausser dem Ver & tuyau Reaumur’s citirt Savigny noch den Psamatotus, welchen Guettard ') unter Nr. 2 als „Psa- ’) Mömoires sur differentes parties des sciences et des arts T. 111 p- 68. pl. 69. Fig. 2. 46 Grube: matotus ä tuyau conique, un peu applatietquiauh couvercle” beschreibt und abbildet. Guettard’s Memoiren selber sind mir nicht zugänglich, ich ersehe aber aus einem Auszug der betreffenden Stelle, den ich der Gefälligkeit des Herrn Dr. Fr. Stein verdanke, dass Guettard diese 2te Art nicht für einerlei mit Reaumur’s Ver a tuyau hält, den er unter Nr. 1 als „Psamatotus a tuyau conique sans couvercle” aufführt, dass er dagegen als synonym mit jener 2ten Art die Tubularia arenosa Anglica von Ellis!) nennt. Wenn nun Savigny selber vermuthete, dass diese letz- tere leicht eine von seiner Hermella alveolata verschie- dene Species sein könnte, so gehört auch der genannte Psa- matotus Guettard’s Nr. 2 nicht hierher, sondern muss mit der Ellis’schen Art verbunden werden, diese aber scheint seitdem gar nicht mehr genauer beobachtet zu sein, und ich bin ausser Stande andere genügende Artcharaktere anzugeben als die aus den beiden vollkommen übereinstimmenden Abbildungen ge- nommenen. Die Sicherheit der nächstfolgenden Arten bleibt demnach in Zweifel gestellt. 4. S. Anglica (Ell.) Fig. 12. Tubularia arenosa Anglica Ell. Naturgesch. d. Corall. p. 97. Tab. XXXV1. Psamatotus a tuyau conique, un peu applati, et qui a un couvercle. Guett. Mem. Tom Ill. p. 68. pl. 69. Fig. 2. Tubipora arenosa Linn. Syst. nat. Ed.X.1. p. 790, (eitirt in der Xllten Ausgabe). Sabella alveolata Linn. Syst. nat. Ed. XII. Tom 1. p. 1268, Ed. X11]. Gmel. Tom I. P. VI. p. 3749. Corona palearum triplici, paleis utrinque eirciter 48, externis 14—17, mediis 13 — 16, internis 15— 18, mediis neque cum externis neque cum internis forma congruentibus parte libera internarum angusta triangula acumine truncato, mediarum oblonga lata apice subito acuminata, externarum oblonga lata acumine dentibus magnis incurvis deorsum spectantibus 2—3 armato, orbe laciniarum coronae nullo. Die Abbildungen von Ellis und Guettard geben eine !) Naturgeschichte der Corallenarten. Uebersetz. Nürnberg 1767. “ =, Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. A7 verschiedene Zahl von Paleen in der Krone an, jener 17 äus- sere, 18 mittlere und 13 innere jederseits, dieser 14, 17 und 15, die Formen stimmen bei beiden überein und berechtigen zu der Annahme, dass bei dieser Art die Paleen aller 3 Kreise von einander abweichend gebildet sind; die äusseren laufen in einen, wie Guettard selber hinzufügt, abwärts gekehrten Haken aus, 1 oder 2 Zähnchen ausser diesem Haken zeigt bloss die Figur von Ellis, aber weder er noch Guettard haben überhaupt die Paleen näher beschrieben. Ein Kranz von kur- zen Fädchen unterhalb der Borstenkrone ist nirgends erwähnt oder abgebildet. Die Länge des bei Ellis dargestellten Thier- chens beträgt 6” ohne den schwanzförmigen Hintertheil, wel- cher abgerissen war, die Zahl der Paleen in jedem Flösschen ist 6. Die Röhren dieser Art, welche an den Küsten bei Yar- mouth und Dieppe vorkommt und zur Zeit der Ebbe gefunden wird, bilden ansehnliche Massen bis zu 6” Länge, 5” Breite und 3” Dicke, und stehen dicht neben einander. Sie sind am oberen Ende trichterförmig ausgebreitet und meistens mit einem kleinen aus Sand zusammengekitteten Deckel versehen, weiter hinab etwas schlangenförmig gekrümmt, nicht überall von glei- cher Weite, aus verschiedenen Massen zusammengesetzt und im Innern gekammert. (Den Röhren von S. alveolata Sav. «(Ver ätuyau Reaum.) soll ein Deckel fehlen). Aehnliche Röhren, wiewohl ohne Deckel, finde ich auch bei Donovan ') pl. 37. Fig. 3 unter dem Namen von Sabella alveolata abgebildet und Donovan bezieht sich ausdrücklich auf Ellis l.e., aber auch auf Pennant, obwohl Lamarck aus dessen Sabella alveolata eine besondere Art S. erassis- sima bildet. Der Durchmesser der trichterförmigen Mündung ist hier mehrere Linien breit, die Oefinung auf ihrem Boden, die in die eigentliche Röhre führt, nur 1’” breit, die Länge der Röhren soll 3—4" betragen. Den gekammerten Bau der Röh- ren beschreibt Ellis, Linne (Ed. XII) setzt hinzu, dass diese Kammern durch eine Oeflinung mit einander in Verbindung ständen, ’) Histoire naturelle des Coquilles d’Angleterre, ouvrage traduit de l'anglais par Chenu p. 93. 48 Grube: 5. S. uncinata (Gr.) Fig. 6.7.8. Sabellaria alveolata Dict. des scienc. nat. Chetop. pl.4. F.1, Cororia palearum tripliei, paleis utrinque eirciter 45, externis 13—16, mediis et internis fere totidem, internis cum mediis forma congruentibus (?) genieulatis parte libera anguste trigona, externis diserepantibus uncinatis, parte Jibera in uncum introrsum spectantem exeunte, ad basin dente ex- terno armata, orbe laciniarum coronae nullo. Die im Dietionnaire des sciences naturelles gegebene Ab- bildung der Sabellaria alveolata, der ich die eben auf- gestellten Charaktere entnehme, stimmt weder mit denen von Ellis und Guettard noch mit der von Reaumur und der dazu gehörigen Beschreibung von Savigny. Das fleischige Blatt, welches die Paleenkrone trägt, er- scheint merklich länger, der schwanzförmige Hintertheil des Leibes, wenn er nicht etwa verstümmelt war, viel kürzer als bei den andern Sabellarien; jenes, die Paleen nicht mitgerech- net, kommt: an Länge den nächsten 7 Segmenten gleich‘, bei den übrigen Arten nur den nächsten 4 oder 5, der schwanz- förmige Hintertheil den nächsten 5 oder etwa einem Zwanzig- theil der Gesammtlänge. Abgesehen hiervon zeigen die Paleen des äusseren Kreises der Krone eine-ganz eigene Form, denn ich zweifle nicht, dass die vergrössert abgebildete hakenartige Palee demselben angehört. Sie laufen in einen ziemlich scharf gekrümmten, an seiner Basis auf der entgegengesetzten Seite mit einem geraden spitzen Zahn versehenen Haken etwa von der Gestalt eines Gemshornes aus, die Haken dieses Kreises stehen, wie aus der daneben stehenden Darstellung der Pa- leenkrone hervorgeht, nicht nach aussen, wie bei S. Anglica, sondern nach innen. Die vergrösserte Abbildung der andern Palee stimmt mit denen des innersten und mittelsten Kreises meiner S. magnifica überein, ihre Form ist gekniet, indem der schmaldreieckige freie Theil unter einem stumpfen Winkel von dem dünnen Stiele abgeht. Da nur diese beiden Paleen vergrössert dargestellt sind, so muss man wohl annehmen, dass in der Paleenkrone dieser Sabellarie auch nur 2 ver- schiedene Formen sichtbar waren, und darf nach der Analogie und nach der Abbildung der ganzen Krone zu urtheilen, weiter Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. 49 folgern, dass die eine derselben, nämlich die hakige, bloss den Paleen des äussersten Kreises, die andere denen des mittelsten und innersten zukommt. Ein Kreis von kleinen Blättchen unterhalb der Paleenkrone ist nicht zu bemerken, die Fühler sind verhältnissmässig sehr kurz dargestellt, die Paleen des 2ten, 3ten und 4ten Segmentes zahlreich (12—14 an jedem Flösschen) und nicht merklich dicker als die Haarborsten ihrer Segmente, die Kiemen erscheinen stielrund, allmählich zuge- spitzt und sind an allen Segmenten der vorderen Leibesab- theilung dargestellt, deren ich etwa 34 zähle, die des 3ten, 4ten, 5ten und 6ten Segmentes sind die Jängsten, die vorher- gehenden etwas kürzer, die hintersten. ganz winzig. Ueber die Länge des Thieres ist Nichts angegeben, die neben ihm abgebildeten Röhren sind eine Copie nach Ellis. Zu welcher Art eine 4te von Gueitard |]. e. pl. 70. Fig. 3 abgebildete Röhre gehört, die er als „Psamatotus a tuyau com- pose de grains de sable recouvert de difierentes especes de coquilles a ouverture d’une ligne de diametre”, ist, da er keine Andeutungen über ihren Bewohner giebt, nicht zu ermitteln. Bei allen bisher besprochenen Sabellarienarten, mochten sie nun genauer oder oberflächlicher gekannt sein, war an der Paleenkrone ein dreifacher Kreis von Paleen zu unterscheiden. Anders scheint sich dies bei der nächsten Art zu ver- halten: 6. S. chrysocephala (Pall.). Nereis chrysocephala Pall. Nov. Act. Petrop. Tom]. p. 235, Tab. V. Fig. 20. , Amphitrite chrysocephala Gmel. Linn. Syst. nat. Ed. XI. Tom.]. P. Vi. p. 3111 Chrysodon biseriale Oken Lehrb. d. Naturgesch. Bd. ]IT. p.377. Hermella chrysocephala Sav. Syst. des Annel p:85. Corona palearum dupliei, paleis externis utrinque circi- ter 21, latioribus acutis, internis eirciter 22 longioribus setaceis. Diese Art ist im Indischen Meere gefunden, und zeich- net sich schon durch ihre Grösse aus, indem ihre Länge über 4 Zoll beträgt, sie scheint sich aber auch durch ihre Paleen- krone vor allen übrigen Arten auszuzeichnen, wenn man an- Archiv 1. Naturgesch. XIV. Jahrg. 1. Bd. 4 50 Grube: ders den Pallas’schen Ausdruck richtig deutet. Er sagt näm- lich in seiner Beschreibung ausdrücklich „Truncati verti- cis discus coronatus paleolis aureis confertis bi- fariam dispositis”; hätte er bloss die Richtung der Paleen- kreise anzeigen wollen, so würde er gewiss, wenn 3 Kreise vorhanden gewesen wären, noch hinzugesetzt haben, dass der eine derselben doppelt war, wie wir es vom äusseren bei S. magnifica, longispina und anderen wissen, diese Dupli- eität konnte ihm um so weniger entgehen, da das beschriebene Exemplar eine bedeutende Länge, also wahrscheinlich auch keine unbeträchtliche Dicke hatte und die Paleenkrone nähere Unterscheidungen auch ohne bedeutendere Vergrösserungen zu- liess. Ausserdem entnehmen wir der Beschreibung — denn die Abbildungen sind nicht eben genügend — dass die Gestalt der Paleen von denen aller bisher gekannten Arten verschieden war „exterioribus latioribus acutis, divergentibus, interioribus introrsum et versus scissuram dire- etis longioribus setaceis. Lamarck hat diese Art gar nicht aufgeführt, bei Savigny und Blainville !) steht sie als 2te Species neben S. alveolata, ohne dass diese Unter- schiede hervorgehoben sind. Die Anwesenheit kurzer Fäd- chen unterhalb der Paleenkrone wird bei Pallas eben so wenig erwähnt als die Zahl der Segmente in der vorderen Körper- abtheilung, die Fühler sollen zahlreich sein. Die Sabella alveolata Pennants hat Lamarck zu einer eigenen Art erhoben: Sabellaria crassissima, von der schon oben die Rede war. Es bleibt endlich nur noch übrig, die Abbildung einer Sabellarienröhre anzuführen, die Guettard als Ate Art nennt: Psamatotus a tuyau compose de grains de sables recouvert de differentes especes de coquilles etä une ouverture d’une ligne de diametre. Mem. pl. 70. Fig. 3; ob sie einer eigenen Art angehöre, wage ich nicht zu entscheiden. Diejenige Annelide, die Milne Edwards in seinen Unter- suchungen über den Blutumlauf dieser Thiere als Hermella alveolata pl.11. Fig. 3 abgebildet, scheint zu der Gattung ') Dictionnaire des sciences naturelles Tom. LVIl. p. 435. Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. 51 Centrocorone zugehören, die ich aus Rathke’s Amphitrite - Taurica gebildet habe, und die sich namentlich dadurch von Sabellaria unterscheidet, dass ihre cylindrisch zusammenge- krümmte Kopfplatte auf dem Rücken der Länge nach gespal- ten, also vollkommen zweitheilig ist. Erklärung der Abbildungen Taf. II. Fig. 1—5. Sabellaria magnifica Gr. Fig. 6—8. Sabellaria uncinata (Gr.) (Sabellaria alveolata Dict. des scienc. nat.). Fig. 9, 10. Sabellaria longispina Gr. Fig. 11. Sabellaria alveolata Sav. (Ver a tuyau Reaum.). Fig. 12. Sabellaria Anglica (Ell.) (Tubipora arenosaAnglicaEll.) Fig. 13. Sabellaria ostrearia Cuv. Fig. 1. Sabellaria magnifica etwa 3mal vergrössert, von der rechten Seite gesehen, der Körper verdünnt sich nach hinten allmäh- lich, und geht so in den ungegliederten borstenlosen schwanzförmi- gen Anhang über, während er ganz vorn fast am breitesten ist, und die stärkste Bewaflnung trägt. Fig. 2. Dasselbe Thier stärker vergrössert, um die charakte- ristischen Partieen des Vordertheils zu- zeigen, von der linken Seite gesehen. Das 2te, 3te und äte Segment tragen die Kämme von Pa- leen, welche längs dem oberen Rande der Seitenfläche stehen, unter den Paleenkämmen die kleinen Bündel von Haarborsten an dem Bauchrande, oberhalb der Paleenkämme die spitz zungenförmigen Kiemen. Das iste Segment besitzt zwar auch sein Kiemenpaar, aber keine Paleenkämme, sondern nur winzige Borstenbündel. Vor dem isten Segment parallel der Längsachse des Körpers liegt das grosse eylindrisch nach unten zusammengekrümmte und hier also offene fleischige Blatt, dessen Vorderrand die Paleenkrone ziert und unmit- telbar unter derselben ein Kranz von schmalen häutigen Blättchen, an seiner Bauchseite dagegen ist es mit einer Menge langer dünner Fäden (Tentakeln) besetzt. Fig. 3. Dasselbe Thier bei gleicher Vergrösserung von der Bauchseite gesehen, so dass man in die Längsspalte blickt, welche die eylindrisch herabgebogenen Hälften des fleischigen Kopfblattes hier aus einander hält; den Mund, der im Grunde dieses Cylinders im ersten Segment liegt, verdeckt-das breite zweitheilige und aber- mals eingeschnittene Lippenblatt desselben Segments, zu dessen rech- ter und linker Seite man ein zartes Borstenbündel bemerkt. — Die nächsten Segmente hinter dem 4ten tragen scharfrückige Querwülste, in denen eine Reihe Hakenborsten steckt, und von denen die vorde- ren an der Bauchseite in einen Zipfel auslaufen, die Bündel der Haar- borsten stehen ganz an der Bauchseite. In der Mitte des 6ten und Tten Segments sieht man die im Text besprochene grosse ovale Oeff- nung der Bauchseite. 4* 52 Grube: Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. Fig. 4. 6. Eine einzelne Kieme 6mal vergrössert, der Rand ist kurz und weitläufig gezahnt. e.i. Päleen der dreifachen Krone, die das grosse Kopfblatt trägt; etwa 10mal vergrössert. e. eine Palea des innersten Kreises der Krone; von derselben Gestalt sind die des mittleren Kreises, aber jene nach der Mittel- linie des Körpers hin, diese von ihr abgewendet. ; 7. eine Palea des äussersten Kreises, deren frei hervorragender Theil breit wie eine Messerklinge sich gegen den im Fleisch stek- kenden ganz schmalen merklich absetzt. Fig. 5. P Ein Flösschen, wie es die hintern Körpersegmente statt des scharfrückigen Wulstes tragen, vergrössert. Seinen breiten Endrand besetzt eine Reihe von winzigen Hakenborsten, zwischen denen einzelne Haarborsten stehen, unterhalb des Flösschens befindet sich das Bündelchen der Haarborsten, das auch die vordern Segmente tragen. c. eine Haarborste, « eine kammförmig gezähnte Hakenborste (uncinus). p. eine Palea aus den Kämmen des 2ten, 3ten und äten Seg- ments vergrössert. Fig. 6. Sabellaria uncinata copirt aus dem Dict. des science. nat. vergrössert, der schwanzförmige Endtheil des Leibes ist wahrschein- lich. verstümmelt. Der Kranz von Läppchen unmittelbar unter der Borstenkrone scheint gänzlich zu fehlen. Fig. 7. Paleen der Krone stärker vergrössert. ‘ 7. eine des innersten Kreises, deren Gestalt mit denen des mitt- leren übereinstimmt. e. eine des äussersten Kreises, entschieden hakig gekrümmt. Fig. 8. Die ganze Paleenkrone mit dem fleischigen Kopfblatt, auf dessen Stirnrand sie sitzt, von oben und zugleich von der Bauch- seite gesehen. Fig. 9. Sabellaria longispina etwa 5mal vergrössert, von der linken Seite gesehen. Der Kranz von Läppchen unterhalb der Pa- leenkrone fehlt dieser Art. Fig. 10. Paleen der Krone etwa 20mal vergrössert. i. eine des innersten Kreises, deren Gestalt mit denefi des mitt- leren übereinstimmt. e. eine des äussersten Kreises, merklich breiter und kürzer als die der beiden andern Kreise. i Fig. 11. Sabellaria alveolata Sav. copirt aus Reaumur’s Me- moire, vergrössert, Fig. 12. Paleenkrone von Sabellariu Anglica copirt aus Ellis Naturgesch. d. Corall. Fig. 13. Sabellaria ostrearia Cuv. copirt aus seinen Briefen an Pfaff. a, das ganze Thier in natürlicher Grösse. Ö. die Paleenkrone etwas vergrössert. Bar) Orchestia Euchore und Gryphus, neue Arten aus der Ostsee, beschrieben von Dr. Friedrich Müller. (Hierzu Taf. IV.) Die Gattungen Talitrus und Orchestia bilden eine durch mehrfache Eigenthümlichkeiten des Baues und der Lebens- weise ausgezeichnete Gruppe der Familie der Ganimarinen, deren Arten vorzugsweise wärmeren Meeren anzugehören, in den arktischen Gewässern, der eigentlichen Heimath der typi- schen Gammarinen, dagegen ganz zu fehlen scheinen '). In Bezug auf diese geographische Verbreitung der Gruppe, zugleich als Beitrag zur Kenntniss der heimischen Fauna, mag die Entdeckung zweier neuen Ostsee-Arten nicht ohne Inter- esse sein. Ueberdies sind dieselben auch in systematischer Hinsicht bemerkenswerth.. Während nämlich die genannten beiden Gattungen in der Kürze der obern Antennen, im Bau der Mundtheile (Mangel des Mandibularpalpus u. s. w.), in der Grösse des fünften Epimerienpaares, in der Weise der Bewe- gung, zalılreiche gemeinsame Abweichungen darbieten von dem gewöhnlichen Verhalten der Gammarinen, werden sie bekannt- ») Unter den zahlreichen von Kröyer beschriebenen grönlän- dischen Amphipoden findet sich kein Thier dieser Gruppe; eine ein- zige Art, Orch. nidrosiensis Kr., durch den Bau der Antennen und Kieferfüsse schon an Gammarus sich annähernd, ist von der an Gam- marinen so reichen norwegischen Küste bekannt geworden; dagegen sind z. B. aus Aegypten unter 5 Gammarinen 2 Orchestia und 1 Ta- litrus, aus Südamerika unter ebenso viel 3 Orchestien, aus Neuhol- land und Neuseeland {1 Amphithoe, 1 Orchestia und 1 Talitrus be- schrieben 54 Friedr. Müller: lich von einander einzig durch das bei Orchestia mit grossen Händen versehene zweite Fusspaar unterschieden. Dass nun auch dies Merkmal keinen Gattungsunterschied begründen könne, dafür liefern die beiden zu beschreibenden Arten einen neuen Beleg, indem danach bei ihnen wie bei Orchestia pla- tensis Kr., die Männchen zu Orchestia, die Weibchen zu Ta- litrus gestellt werden müssten. Einstweilen mögen sie, nach Kröyer’s Vorgang, als Orchestien beschrieben werden. Orchestia Euchore (Fig. 1) ist von ziemlich schlanker Ge- stalt, mässig von den Seiten zusammengedrückt, von schmutzig bräunlicher Farbe und gegen 5" lang. Der Kopf ist, wie gewöhnlich, mässig gross ohne vor- springende Stirn, mit runden ansehnlichen, schwarzen, dem Scheitel sehr nahestehenden, etwa um die Breite ihres Durch- messers von einander entfernten Augen; der Rücken glatt; die Epimerien gross, das erste Paar kürzer und besonders schmäler, das fünfte, unten tief ausgerandete, weit breiter als die dazwischenliegenden; das sechste und siebente klein; alle am unteren Rande kurz und schwach bewimpert. Die obern Antennen, etwa von der Länge des Kopfes, reichen bis zum Ende des vorletzten Stielgliedes der unteren; ihre 5gliedrige Geissel ist fast ebenso lang als der 3gliedrige Stiel. Die untern Antennen erreichen etwa 4 der Körper- länge; Stiel und Geissel sind gleich lang, letztere besteht aus 16—18 Gliedern,; von denen das erste doppelt so lang als die folgenden. Kurze Borsten finden sich am Ende der Geissel- glieder und zerstreut längs der ganzen Stielglieder, Die Mundtheile zeigen nichts Besonderes: die Man- dibeln (Fig. 2) ziemlich dick, ohne alle Spur eines Palpus, an der einwärts gebogenen Spitze in mehrere hornige Zacken gespalten, darunter an der Innenseite sechs kurzgefiederte Borsten; unter diesen eine ansehnliche gefurchte Kaufläche; die Unterlippe (Fig. 3) fast bis auf den Grund gespalten; des ersten Maxillenpaares (Fig. 4) äussere Platte an der Spitze mit 8 bis 9 starken, an der Innenseite stumpf gezähn- ten hornigen Dornen, die schmale innere Platte mit zwei ein- wärts gebogenen Federborsten; eine lange Federborste an der Innenseite der innern Platte des zweiten Maxillenpaares Orchestia Euchore und Gryphus. 55 (Fig. 5); der Palpus der Kieferfüsse (Fig. 6) kurz, mit kurzem abgerundeten Endgliede. Die Füsse des ersten Paares sind ziemlich schwach; das vierte Glied derselben nach dem Ende stark verbreitert, (von dreieckiger Form), am unteren hintern Winkel mit star- ken Borsten bewaflnet und beim Z mit einem häutigen Saum eingelasst; das fünfte Glied ist beim Z\ nach dem Ende ver- breitert, unten gerade abgeschnitten, am hintern Rande. mit einem häutigen Saum eingefasst (Fig. 7). beim 2 von gleich- mässiger Breite, ohne häutigen Saum, doch mit etwas stärke- ren Borsten längs des hinteren Randes (Fig. 9). Die starke wenig gekrünmte Klaue (Fig. 8), deren Basis die halbe Breite vom untern Rande des öten Gliedes einnimmt, ist anscheinend zweigliedrig und trägt etwa in der Mitte ihres Innenrandes zwei kurze dünne etwas gebogene Dornen. . Die Füsse des zweiten Paares sind durchweg bei beiden Geschlechtern verschieden. Die der Männchen (F. 10) sind kräftige Greiffüsse; das erste Glied von ziemlich gleich- mässiger Breite; die drei folgenden, besonders das vierte, sehr kurz; das Ste von sehr ansehnlicher Grösse, elliptisch (Breite zur Länge etwa wie 3:4), mit schiefenm, mässig convexen mit kurzen Borsten besetzten unteren Rande und einem kleinen abgerundeten Vorsprung an dessen hinteren Ende. Die kräf- _ tige Klaue, von derselben Krümmung wie der untere Rand des fünften Gliedes, und längs des Innenrandes einzelne sehr kurze fast haarförmige Borsten tragend, reicht bis zu dem erwähnten Vorsprung. Das zweite Fusspaar der Weibchen (Fig. 13) ist dünn und schwach; das erste Glied ist blattförmig verbreitert, nach der Spitze stark verschmälert, mit vorderem convexen gewim- perten und hinterem geraden Rande; das vierte und fünfte von ziemlich gleicher Grösse und Form, nach unten stark verbreitert mit einem häutigen Saum längs des Hinterrandes. Am Ende des vorderen geraden Randes des fünften Gliedes (Fig. 14) ist die kurze ziemlich stark gekrümmte Klaue inse- rirt; sie reicht bis zum Ende eines von ihrer Basis schief nach unten und hinten gerichteten geraden, dicht und kurz bewimperten Randes, und wird überragt durch das abgerun- dete Ende des häutigen Saumes, der den längeren convexen 56 \ Friedr, Müller: hinteren Rand einfasst. Die Seiten dieses Gliedes tragen längs der Grenze des häutigen Saumes mehrere Reihen dünner Bor- sten. — Das gegenseitige Verhältniss der 5 Fussglieder und der Klaue dieses Paares ist beim Männchen ungefähr wie 10:3:3:2:15:10; beim Weibchen, wie 9:4:3:5: 5: 1. Diese auffallende Geschlechtsverschiedenheit ist indess um so weniger ausgeprägt, je jinger die Thiere sind; noch bei einem Männchen von & der Länge des Erwachsenen, welches 4 Geisselglieder an den oberen, 13 an den unteren Antennen besass, war die Hand (Fig. 12) auffallend klein; bei einem anderen von der halben Länge des Erwachsenen, mit 3 Geis- selgliedern der oberen, 12 der unteren Antennen, stand auch die Form der Hand (Fig. 11) so in der Mitte zwischen’ der männlichen und weiblichen Bildung, dass danach ‚allein das Geschlecht nicht zu erkennen gewesen wäre, Die übrigen Fusspaare zeigen nichts Auffallendes, als dass beim Männchen das dritte und vierte Glied des sieben- ten Paares verdickt sind (Fig. 1, @), während beim Weib- chen dies Paar dem sechsten ganz gleich gebildet ist. — Die Längenverhältnisse der 7 Fusspaare sind annähernd folgende: {SA unntıs:as: PS) :{ ar :14 :12:13: 18: 2. 53: Die Kiemen des ersten Paares (Fig. 13, 5), am Grunde des zweiten Fusspaares befestigt, sind lang und schmal, 4—5 mal so lang als breit, und wurmförmig gebogen; die übrigen vier Paare (Fig. 15) weit kürzer und von ovaler Ge- stalt; alle mit einzelnen sehr zarten krausen Haaren besetzt. Die Eierplatten der Weibchen, am Grunde des zwei- ten bis fünften Fusspaares sind lang, schmal, am Rande lang gewimpert; sie nehmen, bei ziemlich gleicher Breite, der Reihe nach an Länge ab, so dass die erste (Fig. 13, c) gegen Aal, die letzte nur doppelt so lang als breit ist. Die Schwimmfüsse sind schmächtig; das Basalglied, besonders des ersten Paares, weit länger als die aus gegen 8 Gliedern bestehenden, mit wenigen kurz und fein gefiederten Borsten besetzten Aeste. Von den drei letzten Afterfusspaaren, den Springfüssen, ist das erste bei weitem das längste, das dritte (Fig. 16) sehr Orchestia Euchore und Gryphus. 57 kurz mit einem einzigen konischen Endgliede. — (Das Ver- hältniss dieser drei Fusspaare ist etwa 8:5: 2). Es ist endlich ein einziger Schwanzanhang (Fig. 17) vorhanden, eine ziemlich dieke, in der Mitte seicht ausgeran- dete Platte, die jederseits am Ende sowohl als auf der obern Fläche‘ mit drei Dornen bewaffnet ist. Zunächst verwandt mit der eben beschriebenen Art ist die Orchestia platensis Kr.*) von Montevideo, unterschieden jedoch durch die nur 14gliedrige Geissel der unteren Anten- nen, durch die elliptischen Augen, die unbewaffnete Klaue des ersten Fusspaars, den abgestutzten nicht ausgerandeten, mit nur 10 Borsten besetzten Schwanzanhang. Von dem Männ- chen unterscheidet sich ferner Orch. Zittorea Leach durch die fast rudimentäre Klaue des ersten Fusspaares; von dem Weib- chen Talitrus saltator Edw. durch das weit kräftigere erste Fusspaar, durch das nach dem Ende verdünnte Ste Glied des- selben, dessen ganzen Endrand die Klaue einnimmt, durch Form und Grössenverhältniss der letzten Glieder des zweiten Eusspaares u. s. w., 7. Beaucoudraii Edw. durch die das Ende des fünften Gliedes überragende Klaue des zweiten Fusspaares. Ich fand die Orchestia Euchore an der Ostküste Rügens, an dem steinigen Strande zwischen Sassnitz und Stubbenkam- mer, in immenser Häufigkeit. Wo nur irgend zwischen den Steinen, sicher vor den Wellen des Meeres, unter einer Decke von Laub oder Tang ein feuchtes Plätzchen sich fand, da sah man, sobald man die Decke hob, hunderte nach allen Seiten mit ungemeiner Behendigkeit in grossen Sätzen davonspringen und kaum hatte man ein Thier gefasst, so war auch schon der ganze Schwarm in die Spalten des umliegenden Gerölles verschwunden. Orchestia Gryphus (Fig. 18) ist im Habitus dem Talitrus saltator Edw. sehr ähnlich, von mehr gedrungenem Bau als O. Euchore, wenig seitlich zusammengedrückt, von blassgelb- licher Farbe, glänzend glatt und gegen 4” lang. Der Kopf ist mässig gross, ohne vorspringende Stirn, mit runden schwarzen Augen, die etwa um das Doppelte ihres ') Kröyer’s Naturhistorisk Tidsskrift. Ny Räkke. Bd. 1. Hit. 3. 1844. p. 304. 58 Friedr. Müller: Durchmessers von einander entfernt stehen; der Rücken glatt; die Epimerien, wie bei ©. Euchore, der vordere untere Rand des ersten besonders stark bewimpert. 2 Die oberen Antennen sind etwas kürzer als der Kopf; der dreigliedrige Stiel, dessen mittelstes Glied das bei weitem längste, ist über doppelt so lang, als die 6gliedrige Geissel. Die unteren Antennen des Männchens errei- chen etwa die Hälfte der Körperlänge; das erste und zweite Glied des Stieles sind sehr kurz; das vierte, Jeicht nach unten gekrümmt, bildet reichlich die Hälfte des ganzen Stiels und ist von ungefähr gleicher Länge mit der aus 20 Gliedern be- stehenden Geissel. Die Borsten an den Seiten der Stiel- und am Ende der Geisselglieder sind sehr kurz. Beim Weib- chen !) sind die unteren Antennen weit kürzer, zeigen jedoch dasselbe gegenseitige Verhältniss der einzelnen Stielglieder und des Stiels zur Geissel; — sie erreichen nur 4 der Kör- perlänge (?). Die Mundtheile zeigten sich nur durch die weit stär- ker vorspringende Kaufläche der Mandibeln, über welcher nur vier Federborsten gezählt wurden, von denen der ©. Euchore verschieden. Das erste Fusspaar des Männchens (Fig. 19) ist von mässiger Grösse; das erste Glied lang, mit vorderem ge- raden, hinterem etwas convexen Rande, wenig nach dem Ende zu verbreitert; die beiden folgenden kurz; das vierte nach dem Ende zu stark verbreitert; das fünfte etwas kürzer als das vorhergehende, gleichmässig breit; alle am hintern Rande mit ziemlich starken Borsten bewaffnet; das vierte und fünfte am hinteren unteren Winkel mit kleinen abgerundeten häutigen ’) Ich muss bemerken, dass das einzige Weibchen, welches sich unter meinen Exemplaren fand, noch nicht völlig ausgewachsen war; die Grösse differirte nicht merklich von der des ausgewachsenen Männchens, doch hatte die Geissel der unteren Antennen nur 15 Glieder und die Eierplatten waren in einem noch sehr unentwickel- ten Zustande. Uebrigens pflegt ja in unserer Familie die relative Länge der Antennen, im Verhältniss zum Körper, vom Alter ziemlich unabhängig zu sein, mindestens nicht mit der Zunahme der abso- luten Länge und der Gliederzahl in gleichem Masse zu wachsen. Orchestia Euchore und Gryphus. 59 Vorsprüngen versehen; die Klaue (Fig. 20) stark, halb so lang als das fünfte Glied, anscheinend zweigliedrig mit einem kleinen gekrümmten Dorn in der Mitte des Innenrandes. — Beim Weibchen zeigte dieses Fusspaar eine ganz gleiche Bildung; nur wurden (vielleicht als blosse Altersdifferenz) die häutigen Vorsprünge anı 4ten und öten Gliede und der Dorn an der Klaue vermisst. Die Füsse des zweiten Paares sind beim Männ- chen (Fig. 21) kräftige Greiffüsse von sehr charakteristischer - Form: das erste Glied ist lang, ziemlich schmal und gleich- mässig breit; das zweite und das knieförmig gebogene dritte kurz; das vierte bildet nur einen schmalen Wulst an der Ba- sis des sehr grossen fünften, dies ist sehr breit und theilt sich in einen dickeren und längeren vorderen (oder oberen ) und einen kürzeren, schmäleren, in eine scharfe Spitze aus- laufenden hinteren (oder unteren) Ast, die einen Winkel von ungefähr 45° einschliessen. Im Grunde des-zwischen beiden Aesten liegenden tiefen Ausschnittes findet sich ein kleiner flach gewölbter Vorsprung. An der Spitze des vorderen Astes inserirt sich die starke, schwach und besonders nur nach der Spitze zu gebogene Klaue, die nicht völlig bis zur Spitze des hinteren Astes reicht und längs des Innenrandes einzelne sehr kurze, feine Borsten trägt, -während der ihr gegenüber- liegende Rand des vorderen Astes mit etwas stärkeren Bor- sten besetzt ist. — Das zweite Fusspaar des Weibchens (Fig. 22) hat grosse Aehnlichkeit mit dem der Orch. Euchore; nur ist das erste Glied weniger blattförmig erweitert und hat den vorderen und hinteren Rand in gleicher Weise gebogen; das vierte Glied ist etwas länger als das fünfte, hat seine grösste Breite nahe der Basis und zeigt hier am hintern Rande einen starken, gerade abgestutzten Vorsprung; das fünfte Glied mit der Klaue (Fig. 23) ist ganz wie bei Orch. Euchore ge- bildet, nur wurden ein paar stärkere Borsten am Ende des der Klaue gegenüberliegenden schiefen Randes, die dort sich finden (ef. Fig. 14), hier vermisst. Die übrigen Füsse sind von gewöhnlichem Bau; das sechste und siebente Paar von fast gleicher Länge und auch beim Männchen von gleicher Form, ohne Verdickung des drit- 60 Friedr. Müller: ten und vierten Gliedes am siebenten Paare. — Die Längen- verhältnisse der Füsse sind annähernd (beim d'),; wie: 10:11:12: 10:9:15:15. Die Kiemen des ersten Paares (Fig. 24) sind wie bei Orch. Euchore lang, schmal, wurmförmig gebogen; die des zweiten und dritten (Fig. 25) kürzer und breiter, doch noch etwas gebogen; die des vierten und fünften Paares (Fig. 26) endlich einfach oval. Die Schwimmfüsse sind mässig stark, alle drei Paare von fast gleicher Länge; die Basalglieder etwas kürzer (etwa um 4) als die aus ungefähr einem Dutzend Gliedern bestehen- den mit Federborsten besetzten Aeste. Die drei Springfusspaare (Fig. 27) stehen etwa in dem Verhältniss von 4:2:1; das Basalglied des ersten ver- hält sich zu dessen äusseren und inneren Aste, wie 5:4:3; beim zweiten sind Basalglied und äusserer Ast gleich lang, wenig länger als der innere Ast; das letzte (Fig. 28) trägt auf einen: dicken konischen Basalglied ein einziges weit schmä- leres, an Länge diesem ziemlich gleiches Endglied. Der Schwanzanhang bildet eine einzige, dicke, seicht ausgerandete Platte von der Länge der letzten Springfüsse, mit sechs Borsten an seinem Ende und gegen 10 an seiner oberen Fläche. Das Männchen der Orchestia Gryphus unterscheidet sich von allen bei Edwards (Hist. nat. des Crust. Ill. p. 15) auf- geführten Arten dadurch, dass nicht, wie dort als allgemeines Merkmal hingestellt wird, die Füsse des ersten Paares eine kleine unvollkommen scheerenförmige Hand besitzen, sondern einfache Geh- oder Grabfüsse sind. Auch sonst ist unter allen beschriebenen Arten nur die ägyptische ©. Deshayesü Aud. ähnlich, und zwar nach der kurzen von Edwards gege- benen Beschreibung in hohem Grade. — Das Weibchen un- terscheidet sich von Talitrus saltator Edw. durch das bei wei- tem schwächere erste Fusspaar, von 7. Beaucoudraü Edw., wie Orch. Euchore. 4 hr Von Orchestia Gryphus wurden nur wenige Exemplare an der Ostküste Rügens, an dem sandigen Gestade zwischen dem Peerd (auf Mönchgut) und dem Kieköwer gefunden in Gesellschaft des dort sehr häufigen Talitrus saltator. Orchestia Euchore und Gryphus. 61 Eine genügende Diagnose unserer beiden Arten aufstellen zu wollen, würde vergeblich sein, bevor eine kritische Revi- sion der bisher beschriebenen Talitrus und Orchestia stattge- funden; manches, was in den vorhandenen Beschreibungen als oft fast einziges Art-, selbst als .Gattungsmerkmal betrachtet wird, — Länge der unteren Antennen, Bildung der ersten beiden Fusspaare, Verdickung des siebenten Fusspaares, — mag auch hier als blosser Geschlechtsunterschied sich heraus- stellen. Es genüge einstweilen für die drei Arten, deren auf- fallende Geschlechtsdifferenz bis jetzt bekannt ist, und die später wahrscheinlich in eine eigene Gattung vereinigt werden müssen, die wichtigsten sowohl gemeinschaftlichen als unter- scheidenden Merkmale hervorzuheben: Orchestia platensis, Euchore et Gryphus inter se conve- niunt: Antennis sup. capitis longitudinem haud aut'vix super- antibus; mandibulis palpi ne vestigio quidem gaudentibus; maxillarum paris li lamina interna angusta setis pinnatis eurvatis duabus instructa; palpi pedum maxillarium arti- eulo ultimo brevi lato rotundato; pedibus Il! paris in d’ manu valido instructis, in 2 debilibus, ungue exiguo articuli Vi! foliaceo-dilatati, cujus margini anteriori inseritur, apicem haud superante praeditis; branchiis lÜ paris angustis elon- gatis flexuosis; pedibus saltatoriis paris ultimi exiguis conieis, stylo terminali unico donatis; Jamina caudali unica crassiuscula, spinis ornata. Differunt: Orchestia platensis Kr. Antennis superioribus caput Jongitudine aequantibus ‘aut vix superantibus; antennis inf. vix tertiam corporis partem longitudine (aequantibus, pedunculo flagellum 14artieu- latum parum excedente; oculis elliptieis; primi pedis ar- ticulo quinto apicem versus in g* dilatato, haud dilatato in 2, ungue valido inermi; manu pedis secundi in 5 lata ovali; pedis septimi articulo quarto in incrassato, in 2 gra- eili; Jamina caudali truncata; longitudine linearum 6, Orchestia Euchore F. Müll. Antennis superioribus caput, inferioribus terliam corporis partem, harum peduneulo flagellum 18articulatum 62 Friedr. Müller: longitudine aequantibus; oculis rotundis; primi pedis arti- culo quinto apicem versus in d’ dilatato, haud dilatato in Q, ungue valido spinulis duabus in margine interiore arınato; manu pedis seeundi in d ovali; pedis septimi artieulo quarto in d inerassato, in 2 gracili; lamina caudali emarginata; long. 5". Orchestia Gryphus F. Müll. Antennis sup. capite brevioribus; inferioribus in d' dimidiam, in @ quintam (?) corporis partem longitudine aequantibus, flagello 20articulato pedunculi dimidiam sub- aequante; oculis rotundis; primi pedis artieulo quinto nee in d', nee in 2 dilatato, ungue valido spinula unica in mar- gine interiore armato; manu pedis secundi lata, ineisura profunda in ramos duos, divisa, anteriorem longiorem latiorem unguigerum, posteriorem acuminatum; pedis septimi arti- eulo quarto in utroque sexu gracili; Jamina caudali emar- ginata; long. 4”. ° Bemerkungen zu Zaddach’s Synopseos Crusta- ceorum Borussicorum prodromus. Von Dr. Friedrich Müller. 1. In dem Gattungscharakter von Leptocheirus ist (l. c. p- 7) der Mangel der Nebengeissel an den obern Antennen aufgenommen. Eine solche ist aber bei Z. pilosws Zadd., der einzigen, im Greifswalder Bodden nicht eben seltenen Art, in der That vorhanden, wenn auch in sehr rudimentärem Zu- stande, redueirt auf ein einziges kleines Glied, welches kaum die halbe Breite und $ bis $ der Länge des ersten Geissel- gliedes erreicht und an der Spitze ‘mehrere Borsten trägt, unter denen in der Regel eine, oft das zweite Geisselglied überragend, durch Länge sich auszeichnet. Da diese winzige Nebengeissel meist an der inneren Seite des ersten Geissel- gliedes verborgen liegt, würde sie leicht der Aufmerksamkeit Orchestia Euchore und -Gryphus. 63 entgehen, wenn dieselbe nicht durch die an der Seite dieses Gliedes hervortretenden Endborsten derselben darauf JURBe- lenkt würde. 2. Die Jaera der Ostsee, die von Zaddach (I. c. p. 11) als J. Kröyerü_Edw. ausführlicher beschrieben wird und.die ebenfalls im Greifswalder Bodden und an der Rügenschen Küste unter Steinen einzeln vorkommt, kann ich nicht für die genannte. Art halten. Milne Edwards sagt nämlich von seiner pe Kröye- rü (Hist. nat. des Crust. III. p. 149): „corps tres-etroit;... l’abdomen se termine par- un petit prolongement scuti- forme de chaque cöte duquel est une @chancrure semi-cir- eulaire-ou s’inserent les dernieres fausses pates.”” — Unsere Jaera dagegen ist nur kaum dreimal so lang als breit und eine solche schildförmige Verlängerung des Hinterleibes fehlt ihr; im Gegentheil zeigt das Ende desselben (Fig. 29), wie auch Zaddach richtig angiebt, einen breiten mehr oder we- niger tiefen Ausschnitt, in welchem die styli caudales liegen. Diese Unterschiede berechtigen wohl, sie als eigene Art zu betrachten, die sich von Jaera Kröyeri durch die angege- bene Abweichung. im- Bau des Hinterleibes und den breiteren Körper, und wie diese von J. zivalis Kr. durch die Länge der äussern Antennen, von J. albifrons Leach durch die von einander weit entfernten Augen unterscheidet. Sie giebt ein neues Beispiel für die Eigenthümlichkeit der Crustaceenfauna der Ostsee und mag den Namen Jaera baltica führen. Erklärung der Abbildungen Taf. IV. Fig. 1. Orchestia Euchore j', dreimal vergrössert. Fig. 2. Mandibel derselben. Fig. 3. Unterlippe. Fig. 4. Erste Maxille. Fig. 5. Zweite Maxille. Fig. 6. Kieferfüsse. Fig. 7. Erstes Fusspaar des g'. 8. Fig. Klaue desselben, mehr vergrössert. Fig. 9. Die letzten Glieder desselben Fusspaares vom 9. Fig. 10. Zweites Fusspaar des Z. Fig, 11 u.12. Dasselbe von jüngeren Männchen. Fig. 13. Dasselbe vom Weibchen; « epimerum, 5 erste c Eierplatte. 64 Friedr. Müller: Orchestia Euchore und Gryphus. Fig. 14. Dieses Fusses fünftes Glied mit der Klaue, stärker vergrössert. Fig. 15. Kieme des zweiten Paares. Fig. 16. Letztes Hinterleibsfusspaar. Fig. 17. Schwanzanhang, von oben. Fig. 18. Orchestia Gryphus g, viermal vergrössert. Fig. 19. Erstes Fusspaar des d. Fig. 20. Dessen Klaue, stärker vergrössert. Fig. 21. Zweites Fusspaar des d. Fig. 22. Dasselbe vom 9. Fig. 23. Dieses Fusses fünftes Glied mit der Klaue, stärker vergrössert. Fig. 24. Kieme des ersten, Fig. 25. des zweiten, Fig. 26. des fünften Paares. Fig. 27. Die drei letzten Hinterleibssegmente. Fig. 28. Letztes Hinterleibsfusspaar, mehr vergrössert. Fig. 29. Hinterleib der Jaera baltica, von oben. 65 Ueber die Vermehrungsweise des Chlorogonium euchlorum Ehr. Von Dr. J. F. Weisse in St. Petersburg. in dem Bulletin physico-math@matique de l’Academie des sciences de St. Petersbourg, Tom. VI, No. 20.) (Hierzu Taf. V.) Wenn Prof. Ehrenberg in Berlin hinsichtlich der Infu- sorienkunde mit vollem Rechte, gleich Paracelsus, seinen Zeit- genossen zurufen kann: ‚Ihr mir nach, nicht ich Euch nach”, so muss jeder Beobachter dieser so geheimnissvollen Welt des kleinsten Lebens eine besondere Freude empfinden, wenn er Etwas in ihr entdeckt, was dem so schwer zu erreichen- den Meister entgangen ist. In diesem Falle befand ich mich vor wenigen Monden, als ich unerwartet an dem in der Ueber- schrift genannten Infusorium eine höchst überraschende Ent- deckung in Betreff seiner Vermehrung machte — eine 'Ent- deckung, welche nicht nur eine Reduction der Infusorien-Zahl bedingt, sondern vielleicht auch die Anwesenheit von Eiern bei den sogenannten Polygastricis ausser Zweifel setzen dürfte. Ende Mai d. J. beobachtete ich zum ersten Male das CAlo- rogonium euchlorum als auch bei uns vorkonımend. Das dick- liche, dunkelgrüne Wasser einer halbausgetrockneten Lache, in welchem ich das Thierchen fand, hatte einen ausgezeich- neten, spermatischen Geruch und enthielt ausserdem Sphace- lomonas Pulvisculus und Euglena viridis in grosser Menge. Das hier in Rede stehende Infusorium aber war in so ge- drängter Anzahl vorhanden, dass ich in jedem Tropfen wohl mehrere Tausend Individuen annehmen konnte, welche sich in Archiv f, Naturgesch. XIV. Jahrg. 1. Bd. 5 66 Weisse: den verschiedensten Entwickelungsstufen zeigten. Ein Theil der hübschen wasserhellen, starren Spindel enthielt im Innern eine ziemlich gleichmässig vertheilte grüne Masse mit nur we- nigen kleinen hellen Bläschen (Fig. 1): bei anderen hatte sich diese Masse mehr oder weniger von der Hülle zurückgezogen (Fig. 2. 3. 4); wieder bei anderen bildete sie zwei, drei und ınehrere schief ablaufende Häufchen, an welchen mitunter ver- tical verlaufende Einschnitte bemerkbar wurden (Fig. 5. 6. 7. 8); noch andere endlich glichen spindelförmigen Weintrauben (Fig. 9 u. 10), besonders wenn man sich die durchsichtige Hülle nicht zur Anschauung brachte (Fig. 9). Letzterer Gestalt er- wähnt auch Ehrenberg, ohne jedoch von ihr eine Abbil- dung zu geben. Die Worte seines Textes: (S. 114): „In der Contraction gleicht der Körper oft einer spindelförmigen Weintraube” und noch mehr die unter der Erklärung der Ab- bildungen des CAlorogonium sich befindenden: „Alle gekörnte Figuren sind Contracetionszustände, alle in die Quere eingeschnürten sind Theilungszustände, wobei keine Schaale sichtbar wird u. s. w.” fielen mir auf, weil ich nicht die ge- ringste Spur von Contraetilität an den Thierchen bemerken konnte und stets die starre Hülle wahrnahm. Ich richtete meine Aufmerksamkeit daher besonders auf diese traubenför- migen Individuen, welche sich übrigens, gleich den anderen, mit grosser Lebendigkeit vorwärts bewegten und sich zugleich um ihre Längsaxe drehten. Nachden: ich eine solche Traube längere Zeit hindurch verfolgt hatte, blieb sie bewegungslos liegen ') und schien abgestorben zu sein, obgleich es nicht an Wasser gebrach. Bei fortgesetzter Beobachtung glaubte ich indessen zu bemer- ken, dass die abgekörnten Theilchen der innern grünen Masse mitunter ihre Gestalt änderten, sich zuweilen mehr länglich, zuweilen wieder mehr rundlich darstellend; ja von Zeit zu Zeit schien es mir, als ob sich’s in denselben rege. Von nun an liess ich das Thier nicht:mehr aus dem Auge und suchte durch ein Deckglas. das zu schnelle Verdunsten des Tropfens '‘) Dies geschieht gewöhnlich in der Nähe eines fremden Kör- pers, an welchem sich das Thier vermittelst seiner Rüssel anzuheften scheint. Ueber die Vermehrungsweise des Chlorogonium euchlorum Ehr. 67 zu verhindern. Bald überzeugte ich mich davon, dass in der That eine Fortbildung der einzelnen Körnchen, in denen bald hier bald da eine leise zuckende Bewegung Statt hatte, vor sich gehe.. Nach einer gewissen Zeit hatten die meisten von ihnen eine länglichere, fast spindelförmige Form angenommen — und nun hub ein allgemeineres Regen an, was bald in eine lebhafte Bewegung und endlich in ein rasches Durcheinander- wühlen der zum selbstständigen Leben eingehenden Brut über- ging. In Folge dieser wiederholten energischen Bewegungen ward die sie gemeinschaftlich umschliessende Hülle nach we- nigen Minuten gesprengt und es entschlüpfte ein Junges, gleich einer Maus, durch den entstandenen Riss, bald darauf noch eines, und in einem Nu zerstreute sich alsdann die ganze junge Generation, welche ich in der Geschwindigkeit auf mehr denn zwanzig Individuen schätzte, mit einer nicht zu be- schreibenden Behendigkeit nach allen Richtungen hin, und ver- lor sich in dem zwischen Deck- und Objectivglas befindlichen Wasser, für sie noch immer ein Ocean (Fig. 11). An ihrer Geburtsstätte konnte ich auch nicht das geringste Ueberbleib- sel wahrnehmen, obgleich ich noch kurz vor ihrem Abzuge die starre spindelförmige Hülle gesehen hatte, Das höchst anregende Schauspiel, welches dieses leben- dige Zerfallen eines Organismus darbietet, übertrifft Alles, was ich bisher unter dem Mikroskope zu sehen Gelegenheit gehabt habe. Nachdem ich mir dasselbe zu wiederholten Malen vor- geführt hatte, ging ich später mit der Uhr in der Hand an’s Beobachten und fand, dass von dem Zeitpunkte des schein- baren Absterbens der spindelförmigen Traube bis zum Wahr- nehmbarwerden der ersten Regungen in den einzelnen Körn- chen etwa eine halbe Stunde, und von hier an bis zu dem die Hülle zersprengenden Gewühle abermals ungefähr eine halbe Stunde verstrich. Nach dieser Zeitbestimmung mich richtend, konnte ich in der Folge mehreren naturforschenden Freunden ") dieses merkwürdige Phänomen zu jeder Zeit vor- ') Unter diesen befand sich auch der Hr. Staatsrath Postels, rühmlichst bekannt in der literarischen Welt. Derselbe hatte die Gefälligkeit, sogleich das von ihm Gesehene zu zeichnen, woraus die hier beigegebenen Abbildungen hervorgegangen sind. 5 68 Weisse: legen, ohne genöthigt zu sein, fortwährend in’s Mikroskop zu schauen. Einige Wochen später schöpfte ich an einem andern Orte ein ähnliches Wasser und fand das hier besprochene Thierchen fast in noch grösserer Menge, als das erste Mal. Nachdem dasselbe einige Tage lang bei mir im Zimmer gestanden, hatte sich der grösste Theil der Thierchen zu Boden gesenkt, wahr- scheimlich um daselbst zu kreissen (sz£ vera verbo!), denn wenn ich mit einem Haarpinsel einen Tropfen aus dem Grunde der Schüssel, in welcher ich das Wasser aufbewahrte, auf das Ob- jeetivglas brachte, konnte ich den Geburtsact zu gleicher Zeit an vielen Individuen und in den verschiedensten Perioden beobachten. Das oben in der Schüssel befindliche Wasser war aber jetzt mit Hunderttausenden der (neugebornen) Zvella Bodo erfüllt. Voranstehendes führt mich zu der Schlussfolge, dass Uvella Bodo, Glenomorum tingens und Chlorogonium euchlo- rum ein und dasselbe Thier, nur in verschiedenen Entwicke- lungsphasen stehend, seien. In Hinsicht der beiden letztge- nannten stieg dieser Gedanke schon früher in mir jedes Mal auf, wenn ich die Abbildungen bei Ehrenberg betrachtete; jetzt aber, nachdem ich alle drei erwähnte Thierchen selbst gesehen und die Entstehung der Uvella Bodo beobachtet habe, ist mir die Identität derselben keinem Zweifel mehr unterwor- fen. Uebrigens hat Ehrenberg solches selbst schon vermu- thet, wie aus mehreren Stellen seines grossartigen Infusorien- werkes erhellt. Wenn derselbe jedoch, zur Unterscheidung des Glenomorum von Chlorogonium, S. 27 sagt: -,„Sie ist be- sonders nahe verwandt der Gattung Cklorogonium, die aber eine mehrfache gleichzeitige Selbsttheilung zeigt, und sich, den Astasiaeen gleich, willkürlich etwas zusammenzieht und aus- dehnt”, so habe ich zu bemerken, dass sie, als im Jugendzu- stande sich befindend, noch nicht den erst später auftretenden Furchungsprocess zeigen kann und dass ich, wie schon oben bemerkt, bei Chlorogonium durchaus nicht die geringste äus- sere Körperveränderung wahrzunehmen vermochte, auch des- halb der Meinung bin, dass diesem Geschöpfe sowohl, wie auch dessen Abkömmlingen, ein anderer Platz im Systeme, als wo Ehrenberg sie hingestellt hat, einzuräumen sein Ueber die Vermehrungsweise des Chlorogonium euchlorum Ehr. 69 dürfte. Uvella Bodo, von welcher, beiläufig gesagt, er selbst es für möglich hält, dass sie der Jugendzustand von Ckloro- gonium sei, steht gewiss mit Unrecht bei der Monaden - Gat- tung: Dvella, selbst wenn sie nicht das Junge von letzterem wäre, was aus Ehrenberg’s eigenen Worten: „die beeren- artigen Haufen haben das Eigenthünliche, dass sie nicht wie die der übrigen Uvellen nach allen Richtungen, über den Kopf der Thiere, rollen, sondern sich um die Längsaxe drehen und das stumpfe Ende vorn führen” deutlich hervorgeht. Ehren- berg scheint mir auf das zufällige Aneinanderhängenbleiben dieser Thierchen da, wo sie sich in gedrängter Menge vor- finden, ein zu grosses Gewicht zu legen. Soll man nun das hier geschilderte lebendige Zerfallen eines thierischen Wesens Selbsttheilung oder ein Lebendigge- bären nennen? Oder ist vielleicht das Infusorium, welches den Namen Chlorogonium führt, nichts weiter als ein sich frei be- wegender Eierschlauch? Die Beantwortung dieser Fragen muss ich Naturforschern ex professo überlassen, mich damit begnü- gend, zuerst diesen merkwürdigen Hergang belauscht zu haben. Zusatz von dem Akademiker Baer. Ein Lebendig-Gebären wird man die von Herrn Weisse sorgfältig beobachtete und anschaulich dargestellte Vermeh- rungsart von Chlorogonium euchlorum wohl kaum nennen dür- fen, da nichts übrig bleibt als die leere Hülse. Der gesammte Mutterkörper ging, mit alleiniger Ausnahme der epidermati- schen Hülle, also mit seinem ganzen lebendigen Inhalte, in die Brut über. Der Begriff des Gebärens setzt ein Gebären- des voraus, d. Ih. einen lebendigen Mutterkörper, der die Brut entwickelt und austreibt oder wenigstens austreten lässt. Le- bende Brut setzt einen frühern Ei- oder Keimzustand voraus, aus welchem die Brut zu selbstständigem Leben herangebildet wird. Entwickelu sich nun diese Keime oder Eier in einem einzelnen Theile des Organismus, den wir Keim- oder Eier- ock nennen können, möge er mehr oder weniger ausgedehnt 70 Weisse: sein, so lässt sich noch ein Lebendig-Gebären annehmen. Vom Chlorogonium bleibt aber nichts übrig als die Hülse, die von dem eingedrungenen Wasser schnell aufgelöst zu werden scheint. Selbst der Pigment-Fleck scheint nach dieser Dar- stellung in die Theilungsmasse überzugehen, obgleich wir dar- über in Zweifel bleiben, ob seine Substanz sich gleichmässig in die neuen Individuen vertheilt oder nicht. Ich möchte da- her nicht anstehen, die hier beschriebene Vermehrungsart für diejenige Form der Selbsttheilung zu erklären, welche über die einfache Theilung hinausgehend, in’ eine grössere Zahl neuer Individuen übergeht, wie wir sie von mehreren Infuso- rien, am längsten vielleicht von Gonium pectorale kennen. Dass hier die einfache Theilung in zwei Hälften als die mehr- fache Theilung einleitend, mit Bestimmtheit beobachtet ist, macht diese Beobachtung sehr interessant, weil dadurch die wesentliche Uebereinstimmung im Processe der Dottertheilung und dem Zerfallen einiger Infusorien, sowohl der vegetabili- schen als der animalischen Sphäre, auch dem Zweifelnden an- schaulich werden dürfte. Dass dort histogenetische Elemente, hier neue Individuen gebildet werden, scheint nicht sowohl eine Differenz des Processes als eine Differenz des Resultates, bedingt durch das verschiedene Verhältniss in der Lebens- Energie des zerfallenden Organismus, wie denn auch in neue- rer Zeit vielfach nachgewiesen worden ist, dass in manchen einzelnen Theilen eines schon über die erste Bildung weit fortgeschrittenen Organismus die histogenetischen Elemente (man erlaube mir diesen Ausdruck für das in neuerer Zeit missbrauchte Wort „Zellen”) sich durch Theilung mehren. Sehr muss ich bedauern, dass ich von der Hauptstadt abwesend war, als mein Freund, Herr Dr. Weisse, mir die- sen Theilungsprocess am Chlorogonium zeigen wollte, und nach meiner Rückkehr das Thierchen nicht mehr zu” finden war. Die sogenannten „Bläschen” im Innern der Substanz sind deutlich gewesen. Sollte es nicht möglich sein, wenig- stens theilweise zu erkennen, welchen Antheil sie am Thei- lungsprocesse nehmen? Dass sie den Kernen in den Dotter- theilungen ') gleichbedeutend sind, wird niemand bezweifeln ») Dass die Dottertheilungen in neuerer Zeit von vielen Beob- Ueber die Vermehrungsweise des Chlorogonium euchlorum Ehr. 71 wollen. Die grüne Färbung der übrigen Masse mag es sehr erschweren, vielleicht unmöglich machen, zu beobachten, ob auch hier die Theilung von den Kernen ausgeht, (wie ja bei der einfachen Theilung der Infusorien offenbar ist, vergl. Sie- bold’s vergl. Anat. Bd. 1, S.2, 3). Doch möchte ich künftige Beobachter darauf aufmerksam machen. Dass dort der Kern dunkler, hier heller erscheint als die umgebende Substanz, ist ein ganz gleichgültiger Umstand. Nicht gleichgültig aber ist es, dass im CAlorogonium euchlorum vor der Theilung eine Mehrzahl von Kernen beobachtet ist. Ob _etwa vor der ersten Theilung diese Kerne zu einem gemeinschaftlichen sich ver- einigen, oder ob nicht ausser ihnen ein Central-Kern sich ausbildet? mögen spätere Beobachter entscheiden. achtern der „Furchungs-Process” genannt werden, ist eine charakte- ristische Erfindung der Neologie. In meinem ersten Berichte über die Dottertheilung im Froschei hatte ich mich zu Anfange allerdings des Wortes „Furchung” bedient, allein bloss um mich an die Dar- stellung von Prevost und Dumas anzuschliessen. Sehr umständ- lich aber erzählte ich die einzelnen Vorgänge um nachzuweisen, dass sie in Theilungen beständen, und dass die Bestimmung zur Theilung von Innen wirke; vergl. z. B. Müller’s Archiv 1834. Ich wusste freilich noch nicht, dass das Innere eines individualisirten Theiles ein Kern heissen müsse, es möge halb oder ganz flüssig sein, weil ein solcher Theil nothwendig eine Zelle ist. Wenn aber der Dotter - oder der Keim in viele Zellen sich theilt oder zerfällt, warum sollte man diesen Vorgang eine Furchung nennen? 12 Beiträge zur Kenntniss der Arten von Ctenomys, mitgetheilt von A. Wagner. Von dieser noch sehr unvollständig gekannten Gattung sind bisher 3 Arten aufgestellt worden: Otenomys brasiliensis von Blainville, C£. Zorguatus von Lichtenstein und C£. magellanicus von Bennett, ohne dass es ihren Begründern möglich gewesen wäre, eine mit der andern zu vergleichen. Er fehlt daher noch viel zur Sicherung der Selbstständigkeit der genannten 3 Arten, um so mehr als Ct. brasiliensis und magellanicus, wie es scheint, nur nach jungen Individuen auf- gestellt sind. Da nun Natterer 2 Exemplare von Kamm- ratten aus Brasilien mitgebracht hat, überdies unsere Samm- lung ebenfalls ein Exemplar, und zwar aus Bolivien, erhalten hat, so will ich hier von diesen eine, auf die bisher aufge- stellten Arten Rücksicht nehmende Beschreibung liefern, um dadurch einen Beitrag zur genauern Kenntniss der Spezies von Ctenomys zu geben. 1. Ctenomys brasiliensis Blainv. Die brasilische Kammratte. Natterer hat aus Caissora (Provinz Matogrosso) 2 Exemplare (Männchen und Weibchen) mitgebracht, die ich vorläufig zu Blainville's Ct. brasiliensis zählen will. Ueber ihre Färbung hatte ich mir schon bei meinem letzten Aufent- halte in Wien folgende Notiz aufgeschrieben: „Farbe falb- braun, längs des Rückgraths und Oberkopfs schwarzbraun, auf dem Unterleib mit einigen. weisslichen Flecken von unbe- stimmter Form und Anzahl; an dem einen Exemplare (Weib- chen) findet sich Weiss nur am Hinterbauch und ganz un- deutlich hinter den Vorderbeinen, am anderen Exemplare (Männchen) sind diese Flecken grösser.” Nach Natterer’s Beiträge zur Kenntniss der Arten von Ctenomys. 73 Aufzeichnungen hat das Weibchen eine Länge von 124” im rheinl. Maasse, wovon der Schwanz 3%” wegnimmt, und das Männchen misst 12", wovon 32” auf den Schwanz kommen. Auf mein Ansuchen hatte die Direction des k. k. Natura- lienkabinets in Wien die Gefälligkeit, mir das eine dieser Exemplare (das Weibchen) zur Ansicht und zur Vergleichung mit meinem bolivischen Exemplare zukommen zu lassen, wonach ich nun noch einige weitere Bemerkungen beifüge. Der ganze Kopf und insbesondere die Schnautze ist sehr breit und flach; die Nasenkuppe ist fast nackt, nur mit einem höchst feinen Anflug von Härchen besetzt; die Augen sind klein, die Schneidezähne sehr breit und ungefurcht. Die Gehöröffnung ist nicht blos von einem einfachen Saume, sondern von einer wirklichen, wenn auch sehr kleinen Ohrmuschel umgeben, die dieselbe Form wie bei Loncheres hat und. also einigermassen an die des menschlichen Ohres erinnert. Die Krallen der Vorderfüsse sind weit grösser als die der hintern; jene mit ihren Rändern unten vereinigt, letztere nicht. Die Sohlen sind nackt und die Zehen der Vorder- wie der Hinterfüsse sind an der Wurzel der Nägel mit längern starren, vorwärts gerichteten Haaren besetzt, die indess doch nur an den Hin- terfüssen eigentlich kammartig gestellt sind; auch die Sohlen- ränder der Hände und Hinterfüsse sind mit steifen Haaren eingefasst. Der Schwanz ist an der Wurzel sehr dick und rund, und gegen die Spitze seitlich zusammengedrückt; er ist nur spärlich behaart, doch reichlicher auf der obern Kante. Die Behaarung ist auf dem Kopfe sehr kurz, so dass sie die Ohren nicht verdecken kann, am übrigen Körper ist sie zwar länger, aber nicht besonders reichlich und überall glatt anlie- gend und glänzend, Die Färbung des gedachten Exemplares ist einförmig und etwas glänzend bräunlich rostfalb, auf der Oberseite mit eivi- ger feinen schwarzen Sprenkelung und einer ins Schwärzlich- braune fallenden, unbestimmt begrenzten Binde, die längs der Mitte des Oberkopfs und Rückens fortzieht, bis sie in der Kreuzgegend allmählich erlischt. Die ganze Unterseite des Körpers ist ohne alle schwarze Beimengung und hat eine ein- förmige licht rostfalbe Färbung, die nur durch etliche weisse und unbestimmte Flecken unterbrochen wird, die hinter den 74 A. Wagner: Vorderbeinen und vor den Hinterbeinen sich finden. Die einzelnen Haare der Oberseite sind in ihrem wuntern Theil schieferfarben, was an den Seiten an Intensität und Ausdeh- nung abnimmt, bis es auf der Unterseite des Körpers ganz verschwindet, so dass die Haare hier einfarbig oder selbst etwas lichter an der Wurzel sind. Die Schnurren sind weiss, die Schneidezähne lebhaft safranroth, die Krallen weisslich hornfarben und die Haare der Zehen ebenfalls schmutzigweiss. Wie Natterer in seinen Aufzeichnungen bemerkt, sind die Soh- len licht fleischfarben; von derselben Farbe scheint auch die Haut der Zehen und des Schwanzes zu sein; letzterer ist mit hell röthlichbraunen Härchen besetzt. Noch bemerke ich nach Natterer’s Notizen, dass das Weibchen zwischen den Hinter- beinen zwei Zitzen hat, und dass dem Männchen ein hängen- der Hodensack fehlt. Nachstehende Messungen habe ich selbst von dem beschriebenen Exemplare abgenommen, und zwar, wie alle andern, im pariser Maasse. Körpers rel Schwanz 2a fnab Anteil 2 Olrhöhessiiäldun kun re Verl Ohrbreite . . . 0 33 Länge der. obern Belnlbädiihnn 054° Breite von beiden am Lippenrande 0 34 Mittelkralle des Vorderfusses nach der Krümmung . . „0.64 Mittelkralle des RR 03 Hinterfuss nebst Mittelkralle . 19. Vergleiche ich nun diese beiden, von Natterer gesammel- ten Exemplare mit dem von Blainville- beschriebenen, so finde ich allerdings als Differenz, dass von letzterem die Grösse geringer und der Bauch hellfarbiger erscheint; Verschieden- heiten, von denen die erstere blos vom jüngeren Alter, die letztere auf zufälligen Abänderungen beruhen könnte. Für die spezifische Vereinigung dieser 3 Exemplare dürfte auch noch der Umstand sprechen, dass sie gleichen Wohnort haben, indem sie aus aneinander grenzenden Provinzen abstammen. Da indess die Beschreibung von Blainville viel zu wenig An- haltspunkte zur vollständigen Vergleichung darbietet, so könn- ten freilich, wenn einmal jene Schilderung vervollständigt Beiträge zur Kenntniss der Arten von Ctenomys. 75 werden sollte, erhebliche Differenzen sich ergeben, um das von ihm beschriebene Thier spezifisch von den durch Natterer zurückgebrachten, trennen zu müssen. In der Ungewissheit, in der ich über diesen Punkt bleibe, mögen einstweilen die von mir beschriebenen Exemplare aus Caissara unter dem Namen Ct. brasiliensis mitbegriffen werden, doch mag es bis zur definitiven Entscheidung gestattet sein, sie einstweilen als Ct. Nattereri von dem Blainville’schen Exemplare zu un- terscheiden. Mit dem C£. torgwatus Licht. geht es mir nicht viel besser, als mit dem ©t. brasiliensis Blainv. Zwar sind die Differenzen anscheinend grösser, indem bei jenem die Unter- seite schmutzigweiss ist und ausserdem ein weisser Kehlkragen sich finde. Wenn wir indess erwägen, dass bei dem männ- lichen von Natterer’s beiden Exemplaren die weissen Flecke der Unterseite sich erheblicher ausdehnen als bei dem weib- lichen, so wäre nur noch ein Schritt zu thun, um die ganze Unterseite weiss erscheinen zu lassen. Auch der weisse Kehl- kragen ist bei dem mir vorliegenden Exemplare schon etwas angedeutet, da an dieser Stelle wirklich die Färbung etwas lichter erscheint. Selbst die Heimathsverhältnisse des Ct. tor- quatus würden zu Gunsten einer Vereinigung mit Ct. Nattereri sprechen, wenn sonst nicht etwa Differenzen, derer in der kurzen Beschreibung von jenem nicht gedacht ist, einen Wi- derspruch einlegen möchten, was durch eine genaue Verglei- chung jenes Exemplares mit meiner Beschreibung von Ct. Nattereri nunmehr wohl zur Entscheidung gebracht werden könnte !). 2. Ctenomys opimus nob. Die langhaarige Kammratte. Vom Naturalienhändler Brandt ist mir eine Kammratte unter dem Namen Ctenomys brasiliensis zugekommen, die seiner Angabe zu Folge aus Bolivia abstammt und in der auf- fallendsten Weise von allen vorhin angeführten Kammratten abweicht. Schon gleich die Beschaffenheit der Behaarung un- terscheidet diese Art auf's Bestimmteste von allen vorhin er- ') Vergl. unten. 76 A. Wagner: wähnten Exemplaren. Bei letzteren nämlich ist sie glänzend, dicht anliegend und nicht besonders reichlich, bei dem Ct. opimus dagegen ist sie ausserordentlich reichlich, lang, locker und matt. Der erste Blick verräth es, dass dieser mit seinem dichten langen Pelze zu einem Aufenthalt in kalten Gegenden, der andere dagegen mit seiner knappen Haardecke für heisse Regionen bestimmt ist. Ein anderer erheblicher Unterschied liegt in der Form der Schneidezähne. Diese sind bei Ot. opimus nicht blos etwas schwächer, sondern die obern haben auch eine andere Richtung, indem sie sich im grössten Theil ihrer Länge ab- und dabei etwas auswärts und erst gegen das Ende einwärts biegen, während sie beim O©t. Nattereri gleich vom Lippenrande an sich einwärts richten. Eine weitere Ver- schiedenheit geben die Krallen zu erkennen, die zwar dasselbe Verhältniss untereinander wie bei Ct. Nattereri haben, und wovon die vordern ihre Seitenränder auf der Unterseite eben- falls bis kurz vor der Spitze vereinigt haben, dabei aber weder so ungemessen lang, noch so stark sind. Ob der Schwanz des Ct. opimus nur in Folge des Ausstopfens den dicken Umfang an der Wurzel verloren hat, muss dahin gestellt blei- ben; er ist ebenfalls gegen die Spitze hin seitlich zusammen- gedrückt und an diesen seitlichen Endtheilen meist kahl, wäh- rend er sonst ziemlich behaart ist, und die Haare im Endtheil auf der Oberseite einen stärkern, auf der Unterseite einen schwächern Kamm bilden, die zuletzt beide in einer Spitze zusammenstossen. Nicht mindere Differenzen als in den Formen sind in der Färbung gegeben. Diese nämlich ist schmutzig weisslichgelb, was auf der schmalen Oberseite in ein nicht sonderlich dunk- les Falbbraun übergeht, das fein schwarz bespritzelt ist. Alle Haare, auch die der Unterseite, sind in ihrer untern Hälfte schieferschwarz, während bei Ct. Nattereri die Haare des Un- terleibs einfarbig sind. Die Schnurrborsten sind meistens weiss, die vordersten schwarz. Die Schneidezähne. weichen in der Färbung auffallend von denen des Ct. Nattereri ab, denn während sie bei diesem orangeroth oder vielmehr safran- roth sind, sind sie beim Ot. opimus von einer gesättigten orangegelben Farbe. Die Krallen sind nicht licht wie bei jenem, sondern braun mit dunklern Flecken; die Haut des Beiträge zur Kenntniss der Arten von Ctenomys. 77 Schwanzes und der Oberseite der Füsse erscheint auch nicht fleischfarbig, sondern dunkel, beinahe schwarz. Ueber die Farbe der Sohlen kann ich nichts sagen, da sich an selbigen die Oberhaut abgelöst hat. Die Behaarung des Schwanzes ist schmutzig gelblich mit einem dunkelbraunen Längsstreif, der über die Oberseite verläuft. Da ich den Schädel von ©t. Nattereri als noch im Balge haftend, nicht mit dem von Ct. opimus, den ich herausgenom- men habe, vergleichen kann, so kann ich nichts über die Dif- ferenzen an diesem Theile beibringen, doch scheint mir der Schnautzentheil bei ersterem (nach der straff darüber gespann- ten Haut zu schliessen) weit breiter zu sein. Indess um den Ct. opimus als eine von Öt. Nattereri, brasiliensis und tor- quatus total verschiedene Art hinzustellen, braucht es der Vergleichung der Schädel nicht einmal; es sind überflüssig genug Differenzen in den Formen und der Färbung gegeben, um jeden Zweifel über die spezifische Verschiedenheit abzuweisen. So weit sich aber in seinen Merkmalen der Ct. opimus von Ct. Nattereri entfernt, so nahe steht er dagegen einer andern Art, dem Ci. magellanicus, der,nur in dem einzi- gen, von Bennett beschriebenen Exemplare bekannt ist. Die- ser ist ebenfalls mit einem reichlichen Pelz bedeckt und alle Haare sind zweifarbig. Auch die Färbung nähert sich der unsers Ct. opimus, doch ist die des Schwanzes und der Kral- len verschieden, auch ist nichts gesagt über die Farbe der Haut am Schwanze und den Füssen. Eben so fehlt es an einer Angabe der Färbung der Schneidezähne, was bei Nagern ein wichtiger Punkt ist. Bemerken will ich noch, dass der Schädel des Ct. opimus, an dem übrigens die beiden Joch- bögen abgebrochen sind, im Ganzen ziemlich mit der von Bennett gegebenen Zeichnung des Schädels von Ct. magella- nieus übereinkommt, doch ist jener grösser und der Winkel- fortsatz des Unterkiefers länger. Die Richtung der obern Schneidezähne ist in jener Zeichnung die nämliche wie bei unserem Öt. opimus, von dem ich noch erwähnen will, dass ‚seine Paukenknochen hinten weit auseinander gerückt, die bogenförmigen Linien weit von einander getrennt sind und das Wurzelende der obern Schneidezähne gerade über dem ersten Backenzahn aufsitzt, an derselben Stelle, wo auch der 78 A. Wagner: Beiträge zur Kenntniss der Arten von Ctenomys. Jochbogen sich anfügt. Schliesslich gebe ich noch die haupt- sächlichsten Dimensionsverhältnisse des Ct. opimus an. Körper Ye ante am 7A Schwauaätlsml ansich wind: dl 26 Mittelkralle des Vorderfusses nach der Krümmung . . 0 4 Hinterfuss nebst Mittelkralle . 1 54 Schädellänge 19 Breite am Hinterhaupt Aka » » Schnautzentheil . 0 4 Länge der obernBackenzahnreihe 0 5 Länge des Unterkiefers -. 1 3 Grösste Weite desselben . .„ 1 34. Englische Zoologen, die Gelegenheit haben das von Ben- nett mitgebrachte Exemplar des Ct. magellanicus zu verglei- chen, werden nın von mir genug Anhaltspunkte bekommen haben, um zu entscheiden, ob der Ot. opimus mit jenem zu vereinigen oder als selbstständige Art von ihm zu sondern ist. Zusatz. Cienomys torguatus Licht. (vom Uruguay) ist gewiss nicht mit der ersten Art, viel eher als Abänderung mit dem Cf. opimus Wagn. zu verbinden. Er stimmt nämlich mit ihr in der reichlichen, lockeren Behaarung überein, ferner sind alle Haare, auch die der Unterseite, an ihrer unteren Hälfte schieferschwarz, die Schneidezähne sind auf der Aussenseite orangegelb, die Vorderkrallen sind weniger lang, überhaupt treffen die oben angezeichneten Dimensionsverhältnisse des Ct. opimus auf den Ct. torquatus Licht. vollkommen zu. Auch zeigen die beiden ausgestopften, in der hiesigen Sammlung aufgestellten Exemplare des letzteren die verdickte Schwanz- wurzel nicht. Der Unterschied zwischen beiden scheint ledig- lich in der Färbung zu beruhen, indem bei Öt. torquatus der ganze Rücken gelbbraun ist, was sich auf dem Kopfe auf die Unterseite fortsetzt und auch an der Aussenseite der Beine herabläuft, dagegen setzt sich die gelblich grauweisse Färbung der Unterseite hinter dem Kopfe bis an das Ohr nach oben fort, wodurch die halskragenartige Zeichnung gebildet wird, die zu der Benennung Anlass gegeben hat. Auch sind die Krallen weisslich. Er. F 4 Mittheilung über eine » Original-Abbildung des Dronte (Didus ineptus Linne) von Roland Savery in der k. k. Gemälde-Gallerie im Belvedere zu Wien. Von Dr. L. J. Fitzinger. Die Bekanntmachung’ der Wiederauffindung eines Schädels des Dronte aus dem ehemaligen Gottorp’schen Museum im königl. Museum zu Kopenhagen durch Lehmann und die Uebersendung eines Gyps-Abgusses desselben an die vorzüg- lichsten Museen Europa’s, gibt mir Veranlassung, durch Ver-- öffentlichung der Existenz einer bisher gänzlich unbeachtet gebliebenen Original-Abbildung dieses Thieres, welche offenbar der Natur entnommen wurde und aus der ersteren Zeit der Entdeckung desselben stammt, einen kleinen Beitrag zur Er- weiterung der Kenntniss dieses höchst merkwürdigen, seit mehr als 130 Jahren von Erdballe gänzlich vertilgten Vogels zu liefern, Diese Abbildung befindet sich seit langer Zeit her in der kaiserl. Gemälde-Gallerie im Belvedere zu Wien und ist eine Arbeit von Roland Savery, des geschätztesten Thiermalers seiner Zeit, der 1576 zu Courtray in Flandern geboren und 1639 zu Utrecht gestorben. Sie stellt den Vogel in gebück- ter Stellung von der linken Seite dar und misst vom Rücken bis zur Zehen-Sohle 4 Zoll 9 Linien, von der Schnabelkuppe bis zum Schwanzende 2 Zoll 11 Linien. Das Bild, auf welchem sich diese Figur befindet, ist 1 Fuss 4 Zoll hoch und 1 Fuss 10 Zoll breit, in Oel auf Kupfer gemalt und bildet ein Gegenstück zu dem von demselben Künstler gemalten, gleichfalls in der kaiserl. Gemälde-Gallerie im Belvedere befindlichen Paradiese. 80 Fitzinger: Mittheilung über eine Original-Abbildung Es zeigt uns in einer offenen, von einem Flusse durch- strömten Landschaft, in deren Hintergrunde man zur Linken auf einem Felsen einen alten runden Thurn und weiter davon _ entfernt, gegen die Mitte zu, eine ideale Stadt des Orients gewahrt, eine Masse von Vögeln in den natürlichsten Stellun- gen, theils auf dem Lande und-im Wasser, theils in der Luft, von denen alle mehr im Vordergrunde befindlichen, mit wahr- haft naturhistorischer Genauigkeit ausgeführt sind und sich sämmtlich speciell systematisch bestimmen lassen. Sowohl dieser Umstand, als auch die auf der Rückseite des Bildes neben dem Namen des Künstlers angebrachte Jah- reszahl 1628, welche die Zeit der Anfertigung dieses Gemäl- des bezeichnet und gerade in die erstere Zeit der Entdeckung dieses Thieres fällt, endlich aber auch die Uebereinstimmung im Allgemeinen mit der zuerst durch Edwards und später durch Shaw publieirten Original-Abbildung, welche von Sloane auf Edwards und von diesem auf das britische Museum über- ging, berechtigen zur Annahme, dass wir eine vollkommen naturgetreue Abbildung jenes höchst merkwürdigen Vogels vor uns haben, welcher wohl ohne Zweifel dasselbe Original zum Grunde lag, nach welchem auch das Oelgemälde im bri- tischen Museum gearbeitet wurde. Verfasser dieser Zeilen, welcher seit mehr als 30 Jahren von der Existenz dieses Bildes Kenntniss hatte, hätte längst für die Veröffentlichung desselben Sorge getragen, wenn ihn nicht mancherlei Verhältnisse und insbesondere der Umstand, dass ihm kein Künstler zu Gebote stand, welcher eine getreue Copie zu liefern im Stande gewesen wäre, daran gehindert hätten; wie denn auch ein im Jahre 1845 gemachter, gänzlich misslungener Versuch diesen Mangel genügend bestätigte. Durch die besondere Gefälligkeit seines Freundes, des gefeierten Künstlers, Herrn Ludwig Schnorr von Carolsfeld, Custos an der k. k. Gemälde-Gallerie im Belvedere, welcher eine das Original vollkommen getreu wiedergebende Copie anzufertigen die Güte hatte, wäre es ihm nun allerdings mög- lich geworden, seinen längst gehegten Wunsch in Ausführung bringen zu können und der Wissenschaft dadurch eine gewiss nicht unwesentliche Bereicherung zuzuführen, wenn nicht ge- rade in dem Augenblicke, als er dieses Bild zur Oeffentlichkeit ci des Dronte (Didus ineptus Linne) von Roland Savery. 81 bringen wollte, Strickland bei der Naturforscher-Versammlung zu‘ Oxford die Auffindung zweier anderer, gleichfalls von Roland Savery herrührender Original-Abbildungen des Dronte, im Haag und zu Berlin und einem dritten zu Oxford von dessen Neffen John Savery, zur Sprache gebracht und kurz darauf in der Ankündigung seiner gemeinschaftlich mit Mel- ville herauszugebenden monographischen Bearbeitung des Dronte und Solitaire die Absicht ausgesprochen hätte, alle bis jetzt bekannten Abbildungen dieses Vogels in getreuen Copien wie- derzugeben. Unter diesen Umständen hielt er es für gerathen sein Vorhaben aufzugeben und sich mit der einfachen Bekannt- machung der Existenz einer bisher unbeachtet gebliebenen Original- Abbildung in der k. k. Gemälde-Gallerie im Belve- dere zu Wien zu begnügen, die Publication einer Copie der- selben aber der Arbeit Strickland’s und Melville’s vorzube- halten. Archiv f. Naturgesch. XIV, Jahrg. 1. Bd. 6 8 Ueber die in Oberkalifornien heobachteten Vögel. Von William Gambel. (Aus den Proceed. of the Acad. of nat. bare of Philadelphia. Vol. 111.) [Mit Bemerkungen von J. Cabanis.] Acecipitrer. Cathartes Californianus (Shaw). Dieser mächtige und interessante, mit dem Condor an Grösse wetteifernde Vogel ist auf die Küsten des Stillen Mee- res beschränkt und in Kalifornien besonders den Winter durch häufig; er kommt wahrscheinlich vom Oregon, da er aus der Gegend des Columbia um diese Zeit verschwinden soll. Er ist nicht stets so scheu und es ist nicht immer so schwierig, ihm nahe zu kommen, wie man berichtet hat, und gleich dem Cathartes aura ist er es besonders, wenn er ein- sam ist, er kommt aber auch oft in die Nachbarschaft der Städte, ohne sich eben vor Menschen zu fürchten. ?) !) Ich kann ein Beispiel davon anführen, wie geneigt die Geier sind, zahm zu werden, und zeigen, wie sie sich in dieser Bezie- hung von den anderen Raubvögeln unterscheiden, mit welchen sie im System vereinigt werden. Ein Condor, den ich in Valparaiso in Chile in der ersten Hälfte des vorigen Jahres sah, hatte die Freiheit, die Stadt überall zu durchstreifen, und ihm wurde wegen seiner auf- fallenden Gelehrigkeit von Jedermann freundlich begegnet. Gleich einem Hundefolgte er einem Menschen oderging neben ihm her auf weite Strek- ken, und liess sich ohne Widerstand anfassen und die Federn streicheln. Eine bedeutende Anhöhe führte zu dem Stadttheil, wo sein Eigenthümer wohnte, und wenn er seines Aufenthalts dort überdrüssig ward, oder alles verzehrt hatte, was ihm dort zum Futter gegeben wurde, brei- tete er seine gewaltigen Flügel aus, und schwebte herunter in die Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 83 Er ist sehr gefrässig und nicht weniger als ein gefallenes Pferd oder Rind kann eine Mahlzeit für mehrere ausmachen; aber an solehen’ Mahlzeiten fehlt es ihnen nicht, wenigstens im Herbste, wo das vertrocknete Gras zufällig oder absicht- lich von den Indianern abgebrannt wird. Diese Feuer ver- breiten sich über grosse Strecken Landes, und in Folge der- selben, so wie der Trockenheit des Sommers, kommen!’ viele Rinder um. Nicht selten Sieht man sie im Verein. ‚mit ‚den Möven einen an. die Küste geworfenen Wallfisch mit Gier verzehren; auch verwundetes Wild wird oft von ihnen verfolgt. Beim Männchen ist im ausgefärbten Kleide die Kopf- und Nackenhaut orangegelb und die Iris karminroth. Cathartes aura (Lin.) Ebenso häufig und zutraulich in Kalifornien als in den südlichen Theilen der Vereinigten Staaten. Er wird selten gestört, da man den Nutzen kennt, welchen er Städten und Gehöften dadurch bringt, dass er den Abgang von den Rin- dern, welche in grosser Zahl geschlachtet werden, aufräumt. Die Aaskrähe (C. azratus Wils.) ist sehr gemein um den Golf von Kalifornien und wird.namentlich ‘zu Mazatlan in ‚der Umgegend der Stadt, in grossen Schaaren gesehen. In ihrer Gesellschaft glaube ich die neue und gut unterschiedene Art gesehen zu haben, welche mein Freund, Hr. Cassin, in der Sammlung der Academie entdeckt und beschrieben hat }). Wahrscheinlich sind beide auch in. Oberkalifornien zu finden. Stadt, vielleicht auf einem Thurm oder einen anderen hohen Punct sich niederlassend. Von Kindern liess er sich liebkosen, von ihnen mit Ruthien schlagen und sie selbst versuchen auf ihm zu reiten. Er steckte seinen Schnabel gern in meine Tasche oder unter die Rie- men meiner Beinkleider, zugleich machte er seine Augen zu und liess mich seinen Kopf reiben. In der That erinnere ich mich nicht, je einen zahmeren und zutraulicheren Vogel gesehen zu haben, als die- sen merkwürdigen grossen Condor. Es ward mir versichert, dass dort einige andere ähnliche Beispiele bekannt seien. ’) Cathartes Burrovianus Cassin, Proceed. Acad. Nat. Sciences Vol.2. p. 212. / Diese Beschreibung lautet: „Z. ©. eapite nudo,'laevi, naribus magnis,, ovatis, corpore 6* 84 Gambel: [Es scheint den Nordamerikanischen Ornithologen bis jetzt unbekannt geblieben zu sein, dass Prinz Max von Neuwied den von ihnen für Cath. aura gehaltenen Vogel als C. se- ptentrionalis spezifisch getrennt hat, während ihnen doch das reichlichste Material zur definitiven Erledigung dieses an- scheinend noch fraglichen Punktes zu Gebote steht. Der spezifische Werth dieser, sowie der hier als ©. Bur- rovianus aufgeführten Art bleibt mir, aus Mangel an genügen- dem Material zweifelhaft. Das Berliner Museum besitzt eine ziemlich reichliche An- zahl von Exemplaren aus verschiedenen Gegenden Südameri- omnino nigro, viridi-coerulescente subnitido, subtus pallidiore; plumis extendentibus sursum super posteriore cervicis, parvo spa- tio in pectore nudo. Alis longis, remigibus et rectrieibus nigris, scapis primarum albis et conspicuis, tertia prima longissima. Haec species est minima vulturum Americanorum cognitorum. Long. tot. (exuvii) 22 une., rostri 24, alae 18, caudae 8%. Hab. — Prope Vera Cruz. n Der Kopf nackt, glatt; die Nasenlöcher gross, eirund. Die Be- fiederung des Körpers ganz schwarz, mit grünlich blauem Schein, unten lichter. Die Federn erstrecken sich aufwärts über den Hinter- hals; ein kleiner kahler Fleck auf der Brust. Die Flügel lang, die Schwingen und Steuerfedern schwarz, die Schäfte der Handschwingen weiss und sichtbar, die dritte Handschwinge die längste, Der kleinste der bekannten americanischen Geier. _ Länge im Ganzen (Balg) 22 Zoll, Schnabel 2%, Flügel 18, Schwanz 8%. Aus der Gegend von Vera Cruz. Diese Art gleicht dem C. aura (L.) in der Gestalt des Schnabels und der Näsenlöcher, so wie in dem gerundeten Schwanze, unter- scheidet sich aber nicht nur in der Grösse, sondern auch darin, dass die Federn sich den Hinterhals aufwärts erstrecken und anliegen, statt eine Krause zu bilden. Das Gefieder des vorliegenden Vogels ist schwarz, ohne dass eine Feder blasse Ränder hätte, wie es beim C. aura gewöhnlich der Fall ist. Die Schäfte der Handschwingen sind rein weiss, und der Kopf ist mehr, wie bei jenem, ganz ohne Daunen. Die Füsse sind länger und dünner. u Der Kopf des C. Burrovianus ist ganz glatt, worin er, wie in anderen Hinsichten sich sehr vom C. atratus Wils. unterscheidet. Diese Art wurde in der Nähe von Vera Cruz durch den verstor- benen H. Burrough, D.M., erlangt, zu dessen Ehren ich sie benannt habe, als eine geringe Anerkennung seiner schätzbaren Verdienste um die Naturgeschichte und um unsere Academie.” Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 85 ca's (Carthagena, Venezuela, Brasilien, Montevideo, Chile und Peru) aber nur 4, anscheinend jugendliches, Stück aus Nord- america (von Neu-Harmony am Wabash) und 1 männliches Exemplar aus Mexico. Letztere beide haben nicht die für C, Burrovianus als charakteristisch angegebenen Kennzeichen, lassen sich aber auch nicht von den südamericanischen Exemplaren, welche in Grösse, Färbung u. s. w. ziemlich merkliche individuelle Ab- weichungen zeigen, spezifisch unterscheiden. Unter den südamericanischen Exemplaren befinden sich 2 Stücke (von Para und Montevideo), welche in der Färbung des Gefieders, durch weisse Schäfte der Handschwingen und die hinten am Halse höher hinaufsteigende Befiederung, die für C. Burrovianus angegebenen Kennzeichen tragen, sonst aber nicht von C. aura zu unterscheiden sind und ausserdem unter sich in den Maassen, der Schnabelstärke und Laufhöhe bedeutend differiren, indem das Exemplar von Montevideo einen sehr kleinen Schnabel und merklich kurze Läufe hat. — Cab.] Haliaetos leucocephalus (Lin.) Häufig. Im Winter nährt er sich von den Enten und Gänsen, welche die Ebenen in unermesslichen Flügen bedecken. Das Nest habe ich auf hohen. vereinzelten Felsen längs der Küste gefunden. Es enthielt schon früh, in der Mitte des Februar, Eier. Interessant ist der Umstand, dass dieser edle Adler, das Emblem unseres Landes, von den eingeborenen Indianerstäm- men der Küste und des Inneren von Kalifornien heilig gehalten wird, wie mir oft versichert ist. Ein anderer grosser brauner Adler, Aguila real, wahr- scheinlich der Adler Washingtons [ Hal. Washingtoni Audub.] wird nach Angabe der Indianer und Anderer gelegentlich hier wahrgenommen. Pandion Carolinensis (Gmel.) Gemein längs der Küste, vorzüglich auf den felsigen In- seln, wo er brütet. Zu Santa Oatalina fand ich ihn auf stei- len Klippen, im Februar, zugleich mit dem Hal, leucocephalus. 86 Gambel: Butaötes Sanceti Johannis (Gmel.) Gemein in den Prairie-Thälern, den Winter hindurch, sich viel auf dem Boden aufhaltend. Die Alten, in ihrem’ dunklern Kleide, obgleich sie häufig gesehen werden, sind viel’ weniger gemein als die Jungen. Buteo borealis (Gmel.) Sehr häufig, wie auch im Innern in den Ketten des Fel- sengebirges. Buteo lineatus (Gmel.) Das Geschrei „Ki-u” dieser schönen Art wird zu jeder Zeit um die Weinberge und Gehöfte der niedern Theile von Oberkalifornien gehört, wo sie häufiger ist als um Monterey. Buteo Swainsonii Bonap. Buteo montana Nutt. Man. p. 112. 2. ed. B. vulgaris Aud., pl. 372, et auct. Diese Art wurde zuerst aus den Pelzdistrieten von Ri- chardson mitgebracht, der sie als einerlei mit dem europäi- schen Buteo vulgaris betrachtete. Bonaparte unterschied sie in seiner vergleichenden Liste der Vögel Europa’s und America’s mit dem Artnamen Swain- sonä, wit Anführung von Audubon’s Beschreibung und Abbil- dung des von. Townsend vom Oregon. mitgebrachten Vogels. Mein Freund Nuttall hat den gemeinen Bussard als einen Bewohner der Pelzgegenden auf Richardson’s Auetorität: be- halten und Bonaparte’s Synonym zu der Art gebracht, diese aber, welche er als hinlänglich verschieden betrachtet, unter dem Namen des weisskehligen Bussard, Buteo montanus, be- schrieben. Nach Richardson’s Angabe enthält das Nest drei bis fünf Eier von der Grösse eines Hühnereies, von grünlich weisser Farbe, mit einigen. dunkelbraunen Sprenkeln an dem dicken Ende. Townsend, welcher den Vogel von dem Felsengebirge mitbrachte, fand ihn dort im Juli brütend, und zwei weisse Eier im Neste. A. L. Heermann, M.D., fand bei einem kürzlichen Aus- fluge in: die Prairien, diese Art am Platte-Fluss brütend, und verschaffte sich auch das Ei, von deıa er mir eine: Abbildung Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 87 und’ Beschreibung gütig mittheilte. Es ist beträchtlich kleiner als das des europäischen Bussard, ‚und unterscheidet sich Jarin, dass es rein weiss ist, mit wenigen dunkeln Sprenkeln am spitzern Ende, während das letztere eine bläuliche oder grün- liche Färbung hat, mit verloschenen Zeichnungen einer unbe- stimmten Farbe, welche anscheinend in die Schaale eindringen, und mit zerstreuten dunkelbraunen Sprenkeln. Die Angaben Dr. Heermann’s über das Nest stimmen so genau mit denen von Richardson überein, dass ıch die Vögel unbedenklich für dieselben halte. Elanus leucurus Bonap. Dieser lebhafte, schöne Falk ist ziemlich häufig in Kali- fornien. Bei der Mission von St. Johannes, zwischen Mon- terey und St. Francisco, erhielt ich drei Exemplare an einem Tage. Er fliegt niedrig und kreisend über die Ebenen nach Art des Strigieeps uliginosus, und nährt sich von den kleinen Vögeln, welche so ‚häufig auf dem Boden sind. Man kann ihm leicht nahe kommen, besonders wenn er auf Bäumen sitzt. Er lässt ein sehr lautes und .durchdringendes Geschrei hören, besonders wenn er verwundet oder gefangen ist, wo er sich boshaft zur Wehr setzt. Falco anatum Bonap, Gelegentlich‘ gesehen‘ längs der Küste. Er nistet auf Klippen an der See. | Falco columbarius Lin. Gemein an der ganzen westlichen Küste. Cerchneis Sparveriws (Linn) Diese kleine zutrauliche Art ist häufig im ganzen Lande: Astur fuscus (Gmel.) Ein streitbarer kühner Räuber, wie es scheint über ganz Nordamerica verbreitet. Astur Cooperii Bonap, Es findet die merkwürdigste Aehnlichkeit in Gefieder zwischen dieser und: der vorigen Art: in jedem Alter statt, und obgleich es. bei ihrer bedeutenden Grössenverschiedenheit unmöglich ist sie zu verwechseln, würden sich doch, wie ich glaube, 88 Gambel: kaum hinreichende Kennzeichen aufstellen lassen, wenn man das Gefieder allein berücksichtigt. Wir finden in der That in jedem Zweige der Naturgeschichte, dass solche Merkmale, welche in einer Gattung oder Familie zuverlässige Artunter- schiede abgeben, in andern ziemlich unbrauchbar oder wenig- stens mit Vorsicht anzuwenden sind. Dieser Vogel ist an der Küste des Stillen Meeres überall gemein. Strigiceps uliginosus (Gmel.) In niedrigen Thälern und Sümpfen in ganz Kalifornien, dem Felsengebirge und Neu-Mexico sind wir sicher diese weit verbreitete Art anzutreffen. Bubo Virginianus (Gmel.) Gemein in den waldigen Strichen von Ober-Kalifornien. Athene socialis Nobis. Strix cunicularia Bonap., Aud., Nutt. Dieser Vogel, welcher bisher als derselbe in dem ganzen weiten Umfang von Nord- und Südamerica angenommen wurde, lässt sich nach meiner Ansicht ebenso gut trennen, als viele der Eulen, welche allgemein als verschieden gelten. Es ist unnöthig, hier die trefllichen Beschreibungen zu wiederholen, welche Bonaparte und Audubon von der nordamericanischen Erdeule gegeben haben; ich will nur die Unterschiede ange- ben, welche ich zwischen der nord- und südamericanischen zu finden glaube. Ich bemerke einen Unterschied in der Färbung im All- gemeinen. Sie ist lichter bei unserer Art, die Zeichnungen und Schwingen sind gewöhnlich mit blassgelblichem oder zimmtfarbenem Anfluge, während bei der andern die Färbung immer viel tiefer ist und sich dem Dunkelbraunen nähert. Der bestimmteste Unterschied liegt in den Füssen und Läufen, welche bei unserer dünn und zart, bei der anderen länger und viel kräftiger sind. Die Flügel sind kürzer und haben die erste und fünfte Schwinge gleich lang, wo nicht die erste die längere ist; bei der südamericanischen Art ist die fünfte Schwinge beträchtlich länger als die erste. u Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 89 Der Schnabel ist bei unserer in jeder Hinsicht kleiner und von dunkler Hornfarbe, mit Ausnahme der Firste und der Ränder, bei ‘der andern scheint er nur an der Wurzel dunkel zu sein. Aber wie kann auf eine von diesen beiden die Beschrei- bung stimmen, welche Brisson von der Eule von Coquimbo gegeben hat, die so viel grösser ist, mit schmutzig weissem ungefleckten Schwanze? Ich habe diesen Vogel in Neu- und Alt-Mexico, im Fel- sengebirge und in Kalifornien gesehen, wo er überall nur wenig Unterschied in seinen Sitten zeigt. Er lebt beständig in Gängen in der Erde, entweder einzeln, wie ich ihn häufig gesehen habe, oder in kleinen Gesellschaften. Wenn er sich die Baue anderer Thiere zu Nutze machen kann, thut er es immer, so dass stets ein Eindringling in die Wohnungen der Prairie-Hunde, und in Kalifornien in die der grossen Erdhörn- chen ist, welche dort so gemein sind. Oft gräbt er aber auch selbst und lebt in zerstreuten Gesellschaften von vier oder fünf. Nuttall hat sich nach meiner Meinung geirrt, im Betreff seiner Wanderung aus Kalifornien im August. Jch habe ihn dort zu allen Jahreszeiten gesehen. In den Prairien soll sein Ruf dem der Murmelthiere glei- chen, in deren Gesellschaft er sich aufhält. Die Nachricht, welche Vieillot von seiner nächtlichen Lebensweise und seinem Ruf giebt, ist von Bonaparte und meinem Freund Nuttal be- zweifelt. In ihrer Brutzeit bin ich, wenn ich in der Nähe ihrer Höhlen schlief, aufgewacht von ihrem lauten, gemessenen und feierlichen Geschrei, welches sie ziemlich in der Art ihrer Gattungsgenossen hören lassen, nur eigenthümlich feierlich. [Die hier vorgenommene spezifische Trennung der Athene socialis von der südamerikanischen Ströx cunicularia Gm. er- giebt sich bei genauer Vergleichung als nicht hinreichend be- gründet, wohl aber lassen sich nach der geographischen Ver- breitung einige interessante 'klimatische Abweichungen fest- stellen. Die Extreme zeigen sich in dieser Beziehung am merklichsten zwischen Exemplaren von Kalifornien und denen von der Westseite Siidamerika’s (Chile und Perw) und stim- men die vom Verfasser angegebenen Unterschiede zwischen 90 Gambel: A. socialis und cunieularia am besten auf die von mir unter- suchten Stücke von Chile und Peru. Bei diesen ist die Grundfarbe eim ziemlich dunkles braun, wodurch die hellen Flecke sich nieht nur lebhafter 'absetzen, sondern sie sind auch an allen Stellen des Gefieders viel grösser. Weniger in die Augen springend- ist der Unterschied in den Läufen, welche ich theils länger und stärker, theils gleich lang, theils aber auch kürzer und mindestens ebenso schwach. als bei dem von mir untersuchten kalifornischen Exemplare fand. Die 5te Schwinge fand ich merklich länger als die 1ste, bei einem Exemplare aber auch beide Schwingen gleich lang. Der Schnabel: ist merklich grösser, die Färbung desselben aber stimmt mit der vom Verfasser für A. socialis angegebe- nen, während das von mir untersuchte kalifornische Exemplar weniger als die Basalhälfte dunkel hat, der grössere Theil des Schnabels aber gelblich ist. Anders verhält es sich mit den von mir untersuchten brasilianischen Stücken. Diese stimmen in der Färbung voll- ständig mit dem kalıfornischen, wenigstens lassen sich keine auch nur annähernd für spezifisch zu erachtende Unterschiede auffinden. Bei einigen ist der Schnabel zwar etwas, aber doch nicht erheblich grösser; indess fand ich bei’ allen die öte Schwinge länger als die 1ste, sie stimmen also in dieser Be=- ziehung nicht mit der kalifornischen Varietät, sondern mit der von der Westküste Siüdamerica’s. In der Mitte zwischen den bisher erwähnten Abweichun- gen stehen die von mir aus der Gegend von Montevideo un- tersuchten. Sie stimmen in der Färbung theils mit den bra- silianischen überein, theils haben‘ sie die dunkle Färbung und die grösserm hellen Flecke der Exemplare von Chile und Peru, bilden also eine vollständige Uebergangsform von der einen zur andern vermeintlichen Art. Die 1ste Schwinge fand: ich hier‘ theils beträchtlich länger als die Ste, theils aber auch kaum länger und bei einigen Exemplaren beide Schwingen gleich fang. Alle untersuchten Exemplare schienen vollständig ausgemausert zu sein. Auch die Grösse des Schnabels variirt und ist einerseits wie bei den brasilianischen Stücken, wäh- rend sie andererseits beträchtlicher ist, aber doch immer nicht 2 Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 91 die der stärkeren unter den Exemplaren vom westlichen Süd- aimerica erreicht. Aus dem Gesagten scheint zur Genüge zu erhellen, dass zwar in den Exstremen ziemlich merkliche Unterschiede sich zeigen, eine scharfe Grenze zur spezifischen Sonderung sich aber nicht ziehen lässt. Cab.] Nyctale Acadica (Gmel.) Ich erhielt nur ein Exemplar dieser Art zu Monterey im October. j Strix pratincola Bonap. Diese zartgefiederte und zutrauliche Eule, deren Vorkom- men im Westen der Atlantischen Meeresküste bisher, wie ich glaube, nicht bekannt war, habe ich sehr häufig in Kalifornien gefunden, ‘mit derselben Lebensweise, wie sie von der ihr ent- sprechenden europäischen Art beschrieben ist. Ihr Lieblings- Aufenthalt ist in der Nähe der Städte und verfallenen Missionen, obgleich sie auch in der Umgebung der Gehöfte und gelegent- lich in den Prairie-Thälern gefunden wird, wo sie an Mäusen und andern kleinen Thieren reichlichen Lebensunterhalt findet. Sie baut ihr Nest unter den Ziegeldächern der Häuser in den Städten, viele unter einem Dach, und zeigt wenig Furcht, wenn man ihr nahe kommt. Ich habe kaum eine Mission besucht, ohne diese Vögel aufzuscheuchen, wo sie über dem Altar, im Kronleuchter u. s. w. der Kapelle sassen und den Segen des Paters anhörten, dafür dass sie das Oel aus den Lampen trin- ken. WUeberall in Kalifornien, wo von ihr gesprochen wird, ist man sicher, dass von ihrer Neigung, das geheiligte Oel zu trinken erzählt wird, mit welchem Recht, weiss ich nicht. Die Stücke, welche ich untersucht habe, stimmen in jeder Bezie- hung mit denen von dieser Seite unseres Welttheils überein, und zeigen dieselben von Audubon angegebenen Unterschiede von den europäischen Exemplaren. h [Auffallend ist, dass alle nordamericanischen Ornithologen bisher gänzlich übersehen haben, dass die der europäischen Stric flammea äusserst nahe verwandte amerikanische Art be- reits von Lichtenstein im Jahre 1823 (Verzeichn. d. Doubl. p- 59. No. 613) als eigene Art unterschieden wurde Stri.x ‚ perlata Licht. unterscheidet sich von St. flammea Lin: haupt- 92 ' Gambel:. sächlieh durch grössere Körperverhältnisse, und besonders durch den grösseren Schnabel und höhere Läufe. ! Das Berliner Museum besitzt Exemplare aus Mexico (Tezceuco und Oaxaca) Venezuela, British Guiana, Cayenne, Brasilien und Montevideo. Ferner ist das Vorkommen dieser Art an der Westküste von Südamerica durch Tschudi’s An- gabe (Faun, Peruana Ornith. p. 121) bereits constatirt. Ob nun Sf. perlata Licht. identisch ist mit SL. pratincola Bonap., Sf. americana Audub, vermag ich zwar nicht zu ent- scheiden, da sich in der hiesigen Sammlung kein nordamerik. Exemplar befindet, zweifle aber kaum daran, Sf. pratincola wird nur in den südlichen Gegenden Nordamerica’s angetrof- fen, die Verbreitung von $7. perlata aber lässt sich über fast ganz, Südamerica und Mexico nachweisen und ist daher wohl anzunehmen, dass ‚St. pratineola nur der nördliche Ausläufer von St. perlata ist. Mit dieser Annahme steht freilich Audubon’s Angabe im Widerspruche, „dass bei ‚Sf. pratincola die am Rande des Ohrendeckels stehenden Federchen auf die Spuhlen redueirt und ohne Schaft und Fähnchen seien.” Es fragt sich, ob dies Kennzeichen wirklich so constant, wie es nach Audubon’s An- gabe anzunehmen ist? Bei vielen von mir untersuchten Exem- plaren von S£. perlata fand ich diese Federchen vollständig vorhanden, aber zuweilen auch fast gänzlich bis auf die Spuh- len abgenutzt. Die in Westindien (Cuba) vorkommende St. furcata Temm., welche Gray in Gen. of Birds XIX. mit Unrecht als Synonyn zu ‚St. perlata Licht. stellt, unterscheidet sich constant durch den ausgerandeten Schwanz, durch besonders lange Krallen und die fast rein weisse Färbung des Schwanzes und der meisten Armschwingen, St. punctatissima Gray, von den Gallapagos-Inseln ist mir nicht bekannt. CGab.] Passeres. Hirundo thalassina Swains. Diese schöne Art fand ich auf ihrem Zuge durch Rali- fornien nach Norden, im Frühlinge. Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 93 Hirundo fulva Vieill. Dies ist die häufigste Schwalbe an unserer westlichen Küste, In Kalifornien kommen sie in der letzten Hälfte des Februar oder im Anfang des März an, Sie begeben sich gleich in die Nähe der Städte, ‚Missionen und Gehöfte, und fangen sofort an, ihre alten, retortenförmigen Nester herzustellen, womit die Mauern unter den Dachvorsprüngen, Regentraufen und selbst die Fenstereinfassungen zuweilen fast bedeckt sind. Das Nest wird häufig auch an den Stämmen ‘grosser Bäume in den Wäldern angelegt. Sie verlassen nicht leicht ihre alten Nestplätze, und bauen immer von Neuem dort, wenn ihnen auch ihre Nester entweder vom Regen oder von den Einwoh- nern zerstört werden. Chelidon bicolor (Vieill.) Diese Art ist ebenfalls gemein, und einige wenige Indi- viduen scheinen den ganzen Winter zu bleiben, der grösste Theil indess kommt in der letzten Hälfte des Februar an. Zu Santa Barbara fand ich ihre Nester, wie gewöhnlich, in den Astlöchern der immergrünen Eichen, im April, Cotyle riparia (L.) Gemein; sie gräbt ihre Nester in die sandigen Uferwände kleiner Flüsse und Bäche, welche tiefe Schluchten ausge- höhlt haben. Ich habe nicht weit von Monterey im August noch eine andere Schwalbe gesehen, mit einem tief gegabelten Schwanze, gleich unserer Scheunen - Schwalbe (Hirundo rufa Gm.), aber augenscheinlich anders gezeichnet. Ceryle alcyon (Lin.) Gemein längs des ganzen westlichen Gestades. In Rali- fornien wird er nie an den Flüssen und Bächen des Binnen- landes gesehen, sondern ausschliesslich an den felsigen Küsten und Inseln. Calliphlox rufa (Gm.) Dieser kleine Kolibri ist ziemlich häufig durch ganz Ka- lifornien. 94 Gambel:; Calliphlox Anna (Less.) Trochilus icterocephalus Nutt. Man. Orn. Vol. L 2. ed- p. 712. Eine häufige und interessante Art, von welcher eine Menge den Winter in Ralifornien zubringt. In dieser Zeit bewohnt sie geschützte Abhänge und Ebenen, wo zu allen Jahres- zeiten einige Sträucher in Blüthe stehen, und ihr eine spär- liche Nahrung gewähren. In grösserer Zahl erscheint sie aber in der letzten Hälfte des Februar und im Verlauf des März, die Landschaft überzieht sich dann mit einem Teppich von Blumen, und in ihrem Honig schwelgend, beginnt dieser Ko- libri sein Brutgeschäft. Am Pueblo, wo die Weinberge und Gärten sein Lieblingsaufenthalt sind, baut er sein zartes flau- miges Nest in einem kleinen blühenden Strauch oder an einer versteckten Stelle der Umzäunung. Im April und Mai sind diese Nester fast in allen Gärten zu finden. An andern Stellen befestigt er sein Nest fast ausschliess- lich an einen niedrigen wagrechten Zweig der immergrünen Eiche (Quercus agrifolia), welche so häufig im ganzen Lande wächst. Das Nest ist klein, etwa einen Zoll tief und einen und ein Viertel Zoll im Durchmesser. Es ist nicht sehr dick, und auf das Sauberste von Pappus und der Wolle verschie- dener Pflanzen gebildet, zusammengehalten und zu einem weichen Filz in einander verflochten mit Spinnengewebe. Ich habe es oft beobachtet, wie sie die letzteren im Frühlinge zu diesem Zweck an Hecken und Zäunen sammelten, und glaubte zuerst, sie suchten dort nur nach Mücken und andern kleinen Insecten, welche sich darin. gefangen haben möchten, allein ich habe jetzt ein Nest vor mir, an welchem der Boden aus einigen trockenen männlichen Blüthenkätzchen der Eiche be- steht, womit das anliegende filzartige Geflecht von Pappus mittelst einer dicken Schicht. Spinnengewebe angeklebt und um den Zweig befestigt ist. Die Eier, wie gewöhnlich zwei, sind weiss und elliptisch, Der Ruf gleicht dem der Calliphlox rufa, und besteht in einem schwachen oft wiederholten „Dschip” (Chep), während der Brutzeit aber sind sie sehr streitsüchtig und die kleinen Kämpfer schiessen ‘wie Meteore durch‘ die Büsche mit einem lauten und wiederholten zwitschernden Ge- schrei. Er hat auch das mit Call. rufa gemein, dass er bei Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. ° 95 heiterem Himmel zu. einer beträchtlichen. Höhe sich in die _ Lüfte erhebt, und Yann mit grosser Geschwindigkeit wieder herabsteigt, wobei er einen eigenthümlichen Ruf hören lässt. Nuttall, welcher diesen Kolibri aus Kalifornien brachte, erhielt das Männchen nicht, sah es aber häufig und nahm an, dass es einen gelben Fleck auf der Haube hätte. Ich habe gefunden, dass er hierin getäuscht wurde, und zwar durch den klebrigen Blüthenstaub einer röhrigen Blume, in der der Vo- gel seine Nahrung sucht, und welcher sich auf den steifen Federn seiner Haube festsetzt, und ihm das Ansehn giebt, als hätte er wirklich einen gelben Kopf. Ich habe auch den hal- ben Schnabel mit demselben Ueberzug bedeckt gesehen. Sitta Carolinensis Briss. Gemein an den Fichten des Felsengebirges und auch in den bewaldeten Strecken der Westküste. Sitta Canadensis Lin. Ich fand diesen kleinen Wandervogel sehr häufig auf den Gebirgen .im Innern Kaliforniens, im October, in der. Geseil- schaft der rastlosen Flüge des Parus montanus nob. schwärniend. Sitta pygmaea \ig. Ungemein häufig im Winter in Oberkalifornien, zuweilen fast die Stämme und Aeste der Fichten bedeekend, in denen sie ausschliesslich ihr Futter sucht. In der Umgegend von Monterey besonders sind die Bäume zu Zeiten lebendig durch diese kleinen unruhigen Geschöpfe, welche unaufhörlich ihren eintönigen klagenden Ruf hören lassen, so wie sie um die Zweige laufen. Der Ruf ist gewöhnlich ein wiederholtes, flüsterndes „hwit hwit”, in welches, wenn einer anfängt, die übrigen einstimmen. Sie lassen auch ein flüsterndes Trillern hören, wenn sie eben emsig im Durchsuchen des Baumes be- griffen sind, den sie erst verlassen, wenn sie jede Ritze nach den versteckten Insecten durchspäht haben. Harpes rediviva Nob. Proceed. Acad. Nat, Se, Vol.2. p. 264. ') Promerops de la Californie Septentrionale La Perouse Voyag. Atlas pl. A7. ') „Gattung Harpes: Schnabel länger als der Kopf, von der 96 Gambel:. “Dieser sehr merkwürdige Vogel wurde zuerst von La Perouse bekannt gemacht, der ihn im Atlas zu seinen Reisen Wurzel an gebogen, flach gedrückt; Oberschnabel breit und flach ge- drückt, mit sehr scharfen Rändern, der Unterschnabel schmäler und etwas kürzer. Nasenlöcher an der Wurzel, offen, gerundet. Ein Borstenbüschel an der Wurzel des Oberschnabels. Flügel kurz und sehr gerundet. Schwanz lang, keilförmig. Zehen und Läufe lang und kräftig. Zunge kurz und flach. Färbung schlicht. Harpes rediviva. Oben glänzend braun, unten, vom unteren Theile der Brust an ockergelb, welches am Steiss und auf den unteren Schwanzdecken ins Röthliche fällt. Die Kehle grauweiss, der untere Theil des Halses, die Brust und die Seiten bräunlich, etwas lichter als auf dem Rücken, Ein dunkler Strich auf jeder Seite der Kehle, von der Wurzel des Unterschnabels an. Die Ohrlöcher gross und offen, die Ohrfedern lose und etwas steif, die vereinzelten haarartigen Spulen schwärzlich. Ein schmutzig weisser Strich über dem Auge. Der Schwanz 5} Zoll lang, keilförmig, unten von der röthlichen Farbe des Bauches, und durchweg mit Spuren schmaler dunkler Bänder; die beiden äussersten Federn sind etwa einen Zoll kürzer als die mittelsten. Die Flügel kurz und gerundet; ihre Spannung beträgt 124 Zoll; jeder misst vom Bug 4 Zoll, Die erste Handschwinge ist etwa halb so lang als die dritte, welche kürzer ist als die 7te, 8te und 9te; die 4te, 5te und 6te sind gleich lang, und die längsten. Der Lauf 1; Zoll; die Hinterzehe mit der gekrümmten Kralle 1 Zoll, die Kralle etwa eben so lang als die Zehe. Länge überhaupt 12 Zoll, Der Schnabel schwarz, auf der Firste gemessen 15 Zoll lang; die Innen- seite des Oberschnabels fast flach, mit scharfen, vorragenden Rän- dern, jeder Kiefer dreikantig, der Unterkiefer schmäler als der Ober- kiefer. Die Augen vorragend. Die Iris nussbraun. Dieser seltsame Vogel wurde zuerst von den Naturforschern der La Perouse’schen Expedition gesehen, wie dieser berichtet, der ihn als einen Promerops betrachtet; er giebt auch weiter nichts über ihn an, als: „wir schossen und präparirten einen Promerops, welchen die meisten Naturforscher als der alten Welt eigenthümlich betrach- ten.” Eine nähere Beschreibung ist nicht gegeben. Die Abbildung auf der Tafel No.37 des Atlas ist sehr ungenau in jeder Hinsicht, ausgenommen in der Grösse; der Schwanz des Vogels ist nicht so stufig und zugespitzt wie auf dem Bilde, und ob- gleich nur die Brust sichtbar ist, sind die breite Brustbinde und die weisse Kehle nicht angegeben; der schwarze Strich über dem Auge ist auch unrichtig, indess ist die Abbildung ziemlich eben so gut als die der kalifornischen Wachtel. Meines Wissens ist über diesen Vogel von La Perouse’s Zeit a Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 97 abbildete, und seitdem von anderen Schriftstellern, welche die Tenuirostres behandelten, auf seine Auctorität als ein Prome- rops aufgeführt. Bei genauerer Untersuchung wird sich ergeben, dass er in der grossen Familie der Certhidae an seiner richtigeren Stelle steht; er ist mit den Töpfervögeln Südamerica’s (Fur- narius) verwandt, sowohl in seinem Ansehn im Allgemeinen, als auch, so viel ich erfahren, in seinen-Sitten, indess sein Schnabel gleicht mehr dem einiger grossen Zaunkönig-artigen Vögel (Thryothorus?) des tropischen America. Er ist nicht die einzige Art in unserm Lande. Herr Audubon zeigte mir nämlich vor Kurzem einen Vogel, den er aus der Gegend von Galveston in Texas erhalten hatte, und von welchem er vermuthete, dass es der von mir be- schriebene sein möchte, bei näherer Vergleichung wies er sich aber als eine eigene Art aus, deren Schnabel an der Spitze stärker gebogen und weniger flach ist. Ohne Zweifel wird bald eine Beschreibung von ihm erscheinen. [Der Verfasser lässt es unentschieden, welchen Platz dieser mir unbekannte, für die Systematik anscheinend sehr interessante Vogel, im System einzunehmen habe. Die Grup- pen der Troglodytinae und Furnarinae, auf welche hingewie- sen wird, sind keineswegs nahe verwandt, wie neuere Unter- suchungen (siehe „Johannes Müller: Ueber die typischen Ver- schiedenheiten der Passerinen” und „Ornithologische Notizen I. im Archiv für Naturgesch. 1847”) sowohl anatomisch als auch nach äusseren Kennzeichen nachgewiesen haben, und können im natürlichen Systeme ferner nicht in einer Familie: Cer- thiadae vereint bleiben, sondern gehören sogar in verschiedene Ordnungen. bis jetzt keine weitere Nachricht gegeben, und es ist auffallend, dass so viele Reisende, welche die Gegend, wo er vorkommt, durchzogen sind, ihn nicht gefunden haben sollten. Ich nehme daraus ab, dass er an Ort und Stelle selten sein muss. Beide Exemplare, welche ich gesehen habe, waren an der Erde geschossen, bei Monterey in - Oberkalifornien. Auch Vieillot und Latham erwähnen des Vogels, aber nur mit Anführung von La Perouse’s Worten, folglich ohne Namen und Be- schreibung. Archiv 1. Naturgesch. XIV. Jahrg. 1. Bd. 7 98 Gambel: Ob der hier in Rede stehende Vogel nun in die Ordnung der Osecines oder der. Olamatores gehört, würde sich aus der Beschaffenheit der Laufbekleidung sogleich folgern lassen, lei- der aber fehlen inder vom Verfasser gegebenen Beschreibung die Angaben: über diesen wichtigen Punkt gänzlich. Aus den vorhandenen Angaben über die Bildung der Flügel und des Schwanzes lässt sich indess vermuthen, dass der Vogel wohl eher ein Singyogel sei und zu -den. Troglodytinen oder in deren Nähe gehören- möchte, Vielleicht steht er der Gattung Campylorhynchus Spix nicht fern, und ist wohl noch näher” mit Toxostoma Wagl. verwandt. Der für den Vogel vorgeschlagene Gattungsname. Harpes ist bereits früher anderweitig vergeben und macht daher die Bildung eines neuen Gattungsnamens: Harporkynchus (von &oren, Sichel und 6U7xog, Schnabel) nöthig. Harporhynchus redivivus bildet den Typus der Gattung, zu welcher vielleicht die vom Verfasser erwähnte, von Audubon in Texas entdeckte 2te Art kommen möchte. Cab.] Troglodytes Bewickii Aud. Gemein, hält sich in niedrigem Gebüsch und Reisigbün- deln, auch an alten abgestorbenen Baumstämmen und Holz- kloben auf, über und um welche er mit der grössten Behen- digkeit schlüpft, wobei er, wenn man ihm nahe kommt, das gewöhnliche schnarrende Geschrei der Zaunkönige hören lässt. Troglodytes palustris Wils. Ich fand diese Art auf- kleinen mit Rohr bewachsenen Wiesen im innern Felsengebirge, im. October. Troglodytes sylvestris Nobis. T. Americana Aud. Orn. Biog. Vol.?. p. 452. pl. 179. Ein Sommerbewohner der immergrünen Eichen Kalifor- niens, in denen er singt und brütet. 3 Ich habe den Namen, welcher dieser Art von ihrem Ent- decker gegeben wurde, geändert, weil ein „TZroglodytes ame- ricanus” aus Cayenne von Cuvier in der Gal. du Paris be- schrieben ist. S. Lesson Traite de Ornithologie p. 400, Sialia arctica Swains. Dieser schöne Azur-Sänger ist überall gemein in den Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 99 nördlichen Provinzen von Mexico. In der Nachbarschaft von Santa Fe ist er häufig, und hält sich in der Nähe der Häuser und in Gärten auf, wo er brütet, und sein Nest oft in Kästen baut, welche die Einwohner ihm zu diesem Zweck hinstellen. In den Ketten der Felsengebirge, soweit sie sich in Kalifor- nien erstrecken, haben wir ihn häufig gefunden, und immer im Gesellschaft der S. Mexicana, welche beide in dieser Jah- reszeit gelegentlich ihren lieblichen Gesang hören lassen, und uns damit an die Heimath erinnern. Sialia Mexicana Swains. S. occidentalis Townsend, Aud. Ueberall im Felsengebirge in Gesellschaft der vorigen, und in Kalifornien bei weitem die häufigste Art. Im April und Mai fand ich sie in den Astlöchern der immergrünen Eiche brütend. Im Winter sammeln sie sich in kleine Flüge und besuchen die kräuterreichen Flächen und Thäler des Gebirges. Turdus migratorius L. Wir fanden diese Drossel einzeln im ganzen Felsengebirge und wenige werden zu allen Jahreszeiten in Kalifornien ‚ge- funden, Turdus naevius Gmel. Ich habe: diese schöne Art nur im Frühling und Herbst auf dem Zuge durch Kalifornien in stummen Flügen wahrge- nommen. Turdus minor Gmel. T. nanus Aud. Orn. Biog. V. p.204. pl. 419. Nutt. Man. p- 396 '). T. solitarius Auct. *) In den Proceed. of the Acad. of Philadelph. I. S. 262 (April 1843) theilt der Verf. über diesen Vogel Folgendes mit: „Turdus nanus Aud. Nutt. Diese kleine und nach meiner Mei- nung vollkommen bestimmte Art sehen wir häufig im Felsengebirge, an niedrigen, einsamen Stellen, und sich viel auf dem Erdboden auf- haltend. In Kalifornien und auch in der Nähe des Pueblo de los Angelos sah ich im Januar einige Vögel dieser Art in den Weiden- hecken und buschigen Stellen in Gesellschaft der Sperlinge. Obgleich er im Ganzen dem T. solitarius gleicht, ist er doch leicht durch 7* 100 Gambel: - Die Verwirrung, welche in der Beschreibung der Gruppe der einander nahe verwandten Drosseln herrscht, zu welcher diese Art gehört, hat die Bestimmung derselben äusserst schwierig und unsicher gemacht. Die Zwergdrossel (7. narus) Audubon’s ward auf Stücken aus den Atlantischen Staaten gegründet, und ohne Zweifel auf dem wahren 7. minor Gm. Herr Pickering und auch Herr Nuttall müssen den seitdem vom Dr. Brewer und Dr. Giraud aufgestellten 7. olivaceus vor sich gehabt und irrthümlich für T. minor angenommen haben, als sie T.nanus als eine eigene Art unterschieden. Ein Vergleich von Stücken des 7. minor von den nord- americanischen Küsten des Atlantischen und des Stillen Mee- res weist durchaus keine Verschiedenheit nach, ausgenommen, dass die von der Westküste etwas kleiner sind, allein der Unterschied ist kaum zu bemerken. Bei der Ausmessung vie- ler Stücke aus dem Westen habe ich die Länge 64” und die Flügelspannung 104” gefunden, der Schwanz, die Flügel und die relative Länge der Schwingen sind dieselben wie bei un- sern östlichen, und ich halte es in der That für unmöglich, sie als Arten zu unterscheiden. Ein europäisches Exemplar derselben Art, welche sich in der jetzt der Academie gehöri- gen Sammlung Rivoli’s befindet, stimmt in jeder Hinsicht mit der unsrigen überein. Was besonders bemerkenswerth in dem Betragen dieses zarten und niedlichen Vogels ist, ist sein einsames und zu- rückgezogenes Verhalten. Die zudringliche Beobachtung des Menschen meidend, zieht er sich in den dichtesten Schatten des Waldes oder Untergehölzes zurück, und nur selten gelingt es ihn zu belauschen, wenn er emsig beschäftigt ist auf dem Boden scharrend Futter zu suchen, oder auch ihn zu be- schleichen, wenn er ruhig auf einem niedrigen Zweige sitzt, und von dichtem Laube umgeben sich verborgen und sicher glaubt. In den bewaldeten Strichen der Felsengebirge fand ich ihn ziemlich häufig, immer auf oder sehr dicht am Boden. Er ist sehr häufig in ganz Kalifornien und lässt sich im Früh- seine geringere Grösse, welche nie über 6 Zoil Länge beträgt, zu unterscheiden.” ne e ee Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 101 linge in den entlegenen Hecken der Weinberge finden, wo er wahrscheinlich brütet. i [Die hier gerügte- Verwirrung habe ich bereits früher in v. Tschudi’s Fauna Peruana Ornith. p. 187. u. f. durch genaue Sichtung der Synonymie und Angabe der wesentlichsten Un- terschiede der 3 unter dem Namen Turdus minor Gm. häufig verwechselten Drosseln, zu beseitigen versucht. In meinen Ornith. Notizen ]. (Archiv f. Naturgesch. 1847. p. 205) finden sich ferner einige Berichtigungen des in der Faun. per. Ge- sagten. f Der vom Verfasser hier als T. minor Gm, aufgeführte Vogel ist identisch mit der von mir mit dem Namen 7. Pal- Zasit belegten Drossel, und mit Recht scheint zu dieser Art T. nanus Audub. als Synonym gestellt werden zu müssen. Der nach der Angabe des Verfassers neuerdings von Dr. Brewer und Dr. Giraud aufgestellte 7. olivaceus ist mir bis jetzt unbekannt geblieben, zu vermuthen steht indess, dass dies die von mir schon früher als Turdus Swainsonii be- schriebene neue Art ist. Schliesslich ist noch zu bemerken, dass der Speziesname olivaceus schon früher mehrfach an andere Arten der Gattung Turdus vergeben ist, Cab.] Mimus montanus (Towns.) Wir trafen Stücke dieses Spottvogels längs der buschigen Flussufer im Innern, während des September und October. Er war um diese Zeit stumm. Mimus polyglottis (Linn.) Ich beobachtete einzelne derselben in geschützten Schluch- ten während des Winters. Im Mai erklangen die Gehölze um Santa Barbara von ihrem nachahmenden Gesange, in wel- chem sie damals dem Ieterus Bullockii und der Sialia mexi- cana nachmachten. Cinclus Americanns Swains. Nur wenige desselben wurden längs der Ströme in den Einöden des Innern gefunden. Anthus Ludovicianus Licht. Diese Art scheint zu den am: weitesten verbreiteten nord- 102 Gambel: americanischen Vögeln zu gehören, indem er durch die ganze Länge und Breite unseres Landes gefunden wird. In den Wüstenstrichen zwischen Santa Fe und Kalifornien war er einer der wenigen Vögel, welche wir antrafen. Er ging in kleinen Flügen entweder auf die Ebenen zwischen die Step- penpflanzen (arid Artemisia and sage bushes), oder längs des Laufes der Flüsse und Bäche. In Kalifornien ist er häufig, besonders im Winter, wo er die Seeküste besucht, um In- seeten und vielleicht auch kleine Muscheln aus dem angespül- ten Seegrase aufzupicken. Regulus calendula Licht. Diese Art wird, wie die meisten der ganz kleinen Vögel, über die ganze Ausdehnung unseres grossen Continents ver- breitet gefunden, und zeigt damit, dass derselbe einen einzigen zoologischen Schöpfungsheerd bildet. Auf den höchsten Ketten des Felsengebirges trafen wir den Reg. calendula in grossen Flügen in Gesellschaft des ebenfalls zu grossen Flügen vereinigten Parus minimus Towns. an; sie beleben diese traurigen Einöden mit ihrer rastlosen Beweglichkeit und ihrem Gezwitscher, während sie nach Fut- ter suchen, In ganz Kalifornien ist er ebenfalls häufig, er wechselt immer in seinem Betragen und seinem Rufe, und wird dadurch nur zu häufig ein Opfer der Flinte, indem man immer glaubt etwas anderes vor sich zu haben. Gatt. Chamaea'). Schnabel kurz, nach der Spitze verschmälert, spitzig und zusammengedrückt. Beide Mandibeln ‚ganzrandig, die Firste der oberen erhaben und fast von der Wurzel an..gebogen. Die Nasengrube gross, eirund, frei, die Nasenlöcher sich unter einer Haut in die Nasengruben öffnend. Die Flügel sehr kurz und stark gerundet. Der Schwanz sehr lang, stufig. Läufe lang. Chamaea fusciata Nobis. Parus fasciatus nobis, Proceed. Acad. Nat. Se, Vol. 2. p- 265 ?). !) Von gaucı, auf der Erde. >) „Parus faseiatus. Männchen. Die Kopffedern verlängert, in einen Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 103 ‚ Auf diesem interessanten Vogel, den ich vorläufig zu den Meisen gestellt hatte, habe ich jetzt eine Gattung gegrün- det, da ich keinen passenden Platz für ihn unter den bereits beschriebenen Gattungen finden kann. Einige Monate vorher, ehe ich den Vogel entdeckte, hörte ich zwischen‘ den Feldern mit abgestorbenen Senfstengeln, den 'kräuterreichen Flussufern, niedrigen Dickigten und bu- schigen Stellen, ein anhaltendes lautes, knarrendes, schnarren- des Geschrei, welches ich für das einer Zaunkönig-Art hielt, bis ich zuletzt fand, dass er von dieser Zaunkönig-Meise, wie man sie nennen könnte, herrührte. Sie ist immer schwer zu sehen und hält sich an den angegebenen Stellen dicht an der Erde auf, und entzieht sich ihrem Verfolger dadurch, dass sie in die diehtesten Haufen von Kraut oder hohem Grase oder in dicht verflochtene Büsche schlüpft, ihren knarrenden zaunkönigartigen Ton hören lassend, so oft man sich ihr nähert. Belauscht man sie aber ruhig, wenn sie nach In- Schopf aufzurichten; der Kopf graubraun, an den Wangen und Hals- seiten mehr in das Bläulich-graue fallend. Der Rücken, der Leib, die Flügelränder und Schwanzfedern olivenbraun. . Unten blassroth, mit bläulich-grauem Anfluge auf der Kehle und Brust, und mit bläulichem an den Seiten und dem Steiss. Flügel und Schwanz dunkelbraun, der letztere überall deutlich gebändert, mit 20—25 Bändern, die Schwingen ebenfalls auf ihren inneren Fahnen in derselben Weise gebändert. Schnabel und Füsse dunkel hornfarbig. Die Federn zwi- schen den Nasenlöchern und den Augen weisslich. Die Flügel kurz und gerundet, Die erste Schwinge einen Zoll kürzer als die fünfte, sechste und siebente, welche die längsten sind, die dritte kürzer als die 9—12te; vom Bug 2: Zoll. Der Schwanz sehr lang, keilförmig, 34 Zoll lang, die beiden Aussenfedern 14 Zoll kürzer als die mitt- lern. Der Lauf hoch und dünn, 1 Zoll lang. Ganze Länge etwa 5%» Zoll, Flügelspannung ebenso. Nachdem ich diese sehr bestimmte Art einmal entdeckt hatte fand ich sie ganz gemein in Kalifornien an den buschigen Stromrän- dern und. kräuterreichen Stellen. In ihrem Betragen steht. sie, zwi- schen Meisen und Zaunkönigen in der Mitte, beiden gleicht sie in einigen Beziehungen. Vor der Hand stelle ich sie in die Gattung Parus, aber ich glaube in Rücksicht auf ihren Schnabel und andere Eigenthümlichkeiten könnte sie von derselben abgesondert werden. Die Binden auf dem Schwanze und den Flügeln sind, bei einigen Stücken undeutlicher als bei andern.” 104 Gambel: secten sucht, sieht man sie die Zweige und trockenen Gras- stengel seitwärts besteigen, wobei sie ihren langen Schwanz wippt, und ihn aufrecht trägt wie ein Zaunkönig, dem sie mit ihren kurzen Flügeln in solcher Stellung so sehr gleicht. Zu- gleich lässt sie einen sehr langsamen, eintönigen, singenden, Meisenartigen Ton '), wie pi pi pi pi pip hören; zu andern Zeiten sind die Töne etwas anders, und man hört ein langsames, flüsterndes, anhaltendes p wit, pwit, pwit, pwit, pwit, pwit. Wieder, im Frühling bei schönem Wetter habe ich eine der andern antworten gehört, wobei sie auf einem niedrigen Zweige sassen und in einer weniger feierlichen Weise, einem Sperling nicht ungleich, ein munteres pit, pit, pit,trrrrrr sangen, aufgescheucht aber sogleich ihr knarrendes Geschrei wieder annahmen. Parus inornatus Nobis. Proceed. Acad. Nat. Sc, Vol. 2. p. 265 ?). Diese Meise entdeckte ich zuerst bei Monterey am 20. No- vember. Sie flatterte lebhaft umher zwischen den immergrü- nen Eichen in der Nachbarschaft, in Gesellschaft grosser Flüge von Parus rufescens und minimus, alle in rastloser Thä- tigkeit, auf jedem Zweige nach Insecten suchend. In dem unruhigen Gedränge konnte ich ihren Ruf nicht recht unter- scheiden, er schien mir aber dem des Par. atricapillus sehr zu gleichen, und als ich sie verfolgte, liess sie ein lautes Ge- schrei hören, richtete ihren hohen und spitzen Federbusch auf, und blickte so zornig als möglich dazu. ') Chieckadee note: Chickadee ist Parus atrieapillus L. 2) „Parus inornatus. Männchen. Geschopft, oben olivenbraun, unten grauweiss mit einem leichten bräunlichen Anflug an den Seiten. Die Stirn dicht am Schnabel, der Umkreis der Augen und die Ohren greisgrau. Der Schopf hoch und spitz, wie bei dem P. bicolor. Schnabel und Füsse bleigrau, der erstere sehr stark und plump. Flü- gel und Schwanz dunkelbraun, die Federn mit der Farbe des Rückens gerändert, einige der Handschwingen auch mit einem schwachen weissen Rande. Die Iris holzbraun. Die erste Handschwinge halb so lang als die zweite, die 4te, Ste und 6te gleich. Der Schwanz fast eben, 2% Zoll. Ganze Länge 53 Zoll. In Oberkalifornien gemein, in Gesellschaft der andern westli- chen Arten in den immergrünen Eichen sich aufhaltend.” Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 105 Später fand ich sie in grosser Menge in hohen Büschen und den Zweigen kleiner Bäume. Sie liess ein schwaches “und feines tsi dä dä, tsi dä dä dät hören. Parus montanus Nobis, Proceed. Acad. Nat. Sc. Vol. 1. S. 259 t). Alles was ich über diese hübsche neue Art in Erfahrung gebracht, habe ich schon in der angeführten Beschreibung mit- getheilt. Sie war ausserordentlich gemein in den westlichen Ketten des Felsengebirges, besonders in den hohen Kämmen am gros- sen Salzsee, in deren bewaldeten Theilen sie in grossen Flü- gen schwärmte, und von da nach dem kalifornischen Kamme, auf dessen anderer Seite ich sie nie gesehen habe. In ihrem ') „Parus montanus. Männchen. Der Kopf, der obere Theil des Rückens, die Kehle und der obere Theil der Brust rein schwarz: zwei weisse Streifen fangen auf der Stirn an und reichen über die ganze Länge des Kopfes, und lassen eine schwarze Binde in der Mitte und einen über jedem Auge nach dem Nacken herablaufenden Streif frei. Wangen und Schultern weiss. Flügel und Schwanz bräunlich grau; unten weisslich, an den Seiten und dem Steiss mit braunem Anfluge. Füsse bläulich. Länge etwas über 5 Zoll. Schwanz 2% Zoll. Diese neue und bestimmte Art. beobachteten wir zuerst eine Tagereise von Santa Fe in Neu-Mexico, und von da in allen Ketten der Felsengebirge in der Nähe von Kalifornien. Im Betragen und im Ruf gleicht sie sehr dem ‘gemeinen P. atricapillus, aber der letztere ist schwächer und mannichfaltiger. Sie hält sich gleichfalls beson- ders in niedrigen Büschen auf, wo man sie vom Morgen bis Abend mit unermüdlicher Geduld und Emsigkeit von Strauch zu Strauch hüpfen und diese auf’s Genaueste nach kleinen Insecten durchsuchen sieht. Sie kommt auch häufig auf die Erde, um kleine Sämereien aufzupicken. Bei dieser Beschäftigung hält sie gelegentlich inne, sieht um sich, und lässt ein feines ti, di, di, di hören, wechselt dann mit di, di, dät, und fliegt auf nach einem andern Strauch. Am Rio Colorado hält sie sich vorzüglich in den Pappelbäumen (cotton wood trees) auf, welche längs der Ufer desselben wachsen, und ihr Ruf, welcher uns vertraut wurde, war fast der einzige, welcher sich in dem Winter unseres Aufenthalts hören liess, unsere Reise zu er- heiterm Diese Art lässt sich zuweilen in Gesellschaft des P. minutus Towns. und Regulus calendula sehen, welche um diese Zeit in gros- sen unruhigen Flügen längs der kleinen Flüsse umherstreifen, Sie findet sich wahrscheinlich auch in den kalifornischen Gebirgen.” 106 Gambel: Betragen wie im Ansehn gleicht sie dem P, atrieapillus sehr, sie unterscheidet sich aber gleich durch die beiden weissen Linien, welche auf dem Kopfe über den Scheitel nach dem Hinterhaupt laufen, Parus rufescens Towns. Im Nachsommer und im Winter wurden die Jungen die- ser Art in grossen Flügen um Monterey. gefunden. Parus minimus Towns. Dieses ganz kleine, interessante Vögelchen ist in den Felsengebirgen und in Kalifornien ausserordentlich häufig. Während des Winters sind die sonst so schweigsamen Wäl- der lebendig von unruhigen lärmenden Schaaren dieser emsi- gen Vögel, welche ihr spärliches Futter in Gesellschaft des Regulus calendula und in jeder möglichen Weise und Stel- lung von Strauch oder Baum auflesen. Es ist unterhaltend, ‘sie bei ihrem ängstlichen Suchen nach Futter zu beobachten. Sie sind dabei in unaufhörlichem Zwitschern, und sind so eifrig bei ihrem Geschäft, dass sie das Gesicht für die Gefahr verloren zu haben scheinen, denn oft bin ich so dicht umgeben gewesen von einem Fluge, dass ich sie fast mit der Hand. hätte greifen können. Die angeführten neuen Arten, nebst dem kürzlich von meinem Freunde, Hrn. Edward Harris, in den Proceedings der Academie beschriebenen P. septentrionalis, haben die Zahl der nordamericanischen Meisen, mit Ausschluss der Chamaea fa- sciata, auf neun Arten vermehrt. Trichas Marylandica. Diese über ganz Nordamerica verbreitete Art ist gemein, sowohl in dem Felsengebirge als in Kalifornien. Vermivora celata (Say). Flüge dieser Art sind während des Winters: in Oberkali- fornien gemein, wo sie niedrige Sträucher und Flussränder besuchen. Auf der Insel Santa Catalina habe ich ihren ein- fachen aber lieblichen Gesang gehört, der mit einem lauten, angenehmen Triller anfängt und in tschi up ausgeht, zuwei- len beträchtlich verändert wird, meist aber errrrrrtschi up lautet. Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 107 Sylvicola Auduboni Towns. Dieser hübsche Sänger ist im Westen überall häufig. Ich beobachtete ihn zuerst in Neu-Mexico, von da durch die Ket- ten des Felsengebirges nach Kalifornien, wo namentlich im Winter die jungen Vögel in grossen Flügen gefunden werden, meist in den Spitzen der Bäume. In der Lebensweise wie im Anselın hat er viel Uebereinstimmung mit der S. coronata; gleich derselben schliesst er sich gern dem Menschen an, kommt in die Städte und nistet in Gärten, Zäunen selbst den ‚Höfen bei den Häusern; er kommt auch häufig auf die Erde mit den "Agelaius-Arten (Blackbirds: Iet. phoeniceus und gubernator‘) 3 und Sperlingen. Sylvania pusilla (Wils.) (Nutt.) Myiodioctes Wilsonii Aud. Gemein sowohl in dem Felsengebirge als in Kalifornien, Culicivora coerulea (Lath.) Häufig in Oberkalifornien. Tyranıula pusilla Swains. Ich beobachtete diese Art in Menge um den Pueblo de los Angelos in Oberkalifornien, wo sie wahrscheinlich brütet. Während des Aprilmonats besucht sie die Hecken der Wein- berge und die benachbarten Bäume, und lässt einen angeneh- men und sehr mannichfaltigen Gesang hören. Die folgende Beschreibung eines ausgefärbten, hier im Frühlinge geschosse- nen Vogels mag dazu dienen, um zu zeigen, dass es dieselbe Art ist, welche von Swainson in der Arctie Zoology beschrie- ben und welche von Audubon in Labrador gefunden ist. Oben olivengrün, Flügel und Schwanz schwärzlichbraun, die Deck- federn mit trüb weissen Spitzen, wodurch zwei Binden auf dem Flügel gebildet werden; auch die Schwingen dritter Ord- nung breit ebenso gerandet. Unten gelblich,” am lichtesten auf dem unteren Theile der Kehle, der Brust und dem Bauche. Läufe und Füsse licht bleigrau. Ein gelblicher Ring um das Auge. Oberkiefer schwarz, Unterkiefer blass fleischfarbig; innen beide orange. Der Schwanz gerade, 24 Zoll, die Flü- gel 22 Zoll lang. Lauf & Zoll.‘ Schmabel längs der Firste etwa $, vom Mundwinkel $ Zoll. Ganze Länge 5 Zoll. Die 108 Gambel: erste Schwinge etwas kürzer als die sechste; die dritte und vierte fast gleich lang. Der Vogel hat einen merklichen Schopf. Tyrannula Saya Bonap. T. pallida Swains. Syn. Bds. of Mexico. Diese Art, gemein überall in den westlichen Gegenden unseres Landes, ist es namentlich in Kalifornien und den nörd- lichen Provinzen von Mexico. In ihren Sitten hat sie grosse Uebereinstimmung mit Tyrannula fusca, sie hält sich in der Nachbarschaft der Städte, kräuterreichen Abhängen und Flä- chen, hinter vorüberfliegende Insecten von Zweig zu Zweig schiessend, mit dem Schwanze wippend, und ausser einem gelegentlichen Kehlzwitschern nur ein einzelnes leises, singendes Dschip hören. lassend, ganz verschieden von dem harschen zornigen Tschip der T. nigricans, mit der sie sich so oft ver- gesellschaftet. Sie brütet in Kalifornien, ohne Zweifel gleich ihrem dunklen Gefährten in der Nähe der Häuser und Missio- nen, ich habe aber ihr Nest nicht gefunden. Tyrannula nigricans Swains. Dieser Vogel ist häufig in Kalifornien und liebt gleich unserer. Tyrannula fusca besonders die Nähe des Menschen. Mit der grössten Dreistigkeit habe ich sie zutraulich um die Höfe und Gärten und sogar die Thüren selbst fliegen gesehen. Ueber einer solchen, an einem vorspringenden Balken fand ich etwa in der Mitte des April ihr Nest. Es war für die Grösse des Vogels gross, und bestand aus einer festen runden Lehmwand, mit eingemengten Grashalmen u.s. w., und mit einer dünnen Schicht weicherer Stoffe, Grasblättern, feinen Rindenstreifen aus nahe liegenden Weinbergen, und Pferde- haaren ausgelegt. Es enthielt vier Eier. Dies war das zweite “Nest, welches in dem Jahre gebaut war, denn nachdem das erste vom Inhaber des Hauses zerstört war, ward dies noch näher der Thür angelegt. Mir ward versichert, dass es schwer halte, diese Vögel von dem Platze wegzubringen, den sie sich einmal für ihr Nest ausersehen hätten, und dass, wenn es ab- gerissen würde, sie sogleich ein neues zu bauen anfingen. Im vorigen Jahre waren drei. Nester hinter, einander zerstört. Diese Vögel sind Standvögel, und so wie in der Nähe der Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 109 Häuser sind sie auch über das ganze Land verbreitet, sowohl an Waldrändern, als an buschigen Flächen, fast immer paar- weise, Sie sind sehr zänkisch, und man sieht sie oft in der Luft mit einander kämpfen, und einander von Zweig zu Zweig verfolgen, wobei sie ihr eigenthümliches lautes und zorniges Tschip, welches man beständig vernehmen kann, hören las- sen. Ihrer Farbenvertheilung nach können sie in einiger Ent- fernung, wenn sie dem Beschauer mit der Brust zugewandt sitzen, leicht für Fringilla hyemalis L. (Snow birds) angesehen werden. ? Tyrannus borealis Swains. T. Cooperi Nutt. Ich fand diese Art hin und wieder im Felsengebirge, ganz häufig ist sie in den Fichtenwäldern Oberkaliforniens, für welche sie eine grosse Vorliebe zu haben scheint. In der letzten Hälfte des Juli -schoss ich das noch nicht ganz flügge Junge in den Fichten bei Monterey, wo sie also mussten gebrütet haben. Tyrannus verticalis Say. Dieser Tyrann ist ein häufiger Einwohner Kaliforniens. In der Umgegend des Pueblo de los Angelos nimmt er die Hecken der Weinberge, Pflanzungen und Gärten in Besitz; lärmend, streitsüchtig und immer auf dem Platze leidet er keinen Eingriff in sein Gebiet; Habichte, Raben oder Krähen, nicht einmal seine eigenen Artgenossen lässt er unangefochten hindurch. Aus diesem Grunde hat er den Namen Correcuerbo (Krähenjäger) von den Einwohnern. erhalten, welche ihm auch gern seinen vollen Besitz erlauben. Tyrannus crinitus? Eine grosse Art von Fliegenfänger, welche dem Tyr. cri- nitus (Great Crested) sehr gleicht, ist in Kalifornien ziemlich häufig. Mein Freund S.F. Baird von Carlisle ist im Besitze eines Exemplars; er betrachtet es als eine neue,Art, und wird sie bald in einer Abhandlung über die nordamericanischen Vögel dieser Faiilie beschreiben. Bei Monterey habe ich ihn den Ruf päup von dem Tyr. crinitus ausstossen gehört, und zu Santa Barbara brüteten sie in den Astlöchern der immergrünen Eichen im Mai, 110 Gambel: Ptilogonys Townsendii Aud. Diesen seltenen Vogel fand ich häufig im Felsengebirge des Innern von Kalifornien. S. die Proceedings der Acade- mie, April, 1843. ') Icteria viridis (Gmel.) Kommt in Kalifornien in der Mitte des April an, und begiebt sich in die Hecken von Weinbergen und Gärten und an buschige Plätze, wo er ohne Zweifel. nistet. ; Er ist sehr weit über unsern Continent verbreitet, ich habe ihn auch als gemein längs der Küste von Peru beobachtet. Vireo solitarius WVieill. Während des Nachsommers und Winters sind die jungen Vögel dieser Art häufig. Sie leben in niedrigen Gebüschen und Dickigten, in kleinen Flügen. Lanius Ludovicianus Linn. L. excubitoroides Swains. North. Zool. p. 115. pl. 34. ?) !) „Ptilogonys Townsendii Aud. Nutt. Diesen seltenen und son- derbaren Vogel, von welchem nur ein einziges Exemplar im Oregon erlangt wurde, traf ich zuerst im October an den Ufern eines kleinen Bergstroms im Felsengebirge zwischen dem Rio Colorado und Kali- fornien. Hier in der tiefsten Einöde flog er längs des Stroms, liess sich auf den Felsen nieder, wippte lebhaft seinen Schwanz, und frass nichts als Büffelbeeren (Shepherdia), welche in Menge an den Ufern wuchsen und von welchen sein Magen voll gestopft war. Später fan- den wir ihn auf einem der höchsten und ödesten Berge, an einer kleinen Wasserpfütze, nach welcher am Abende verschiedene Vögel- arten kamen, um zu trinken, darunter zwei Individuen dieser Art, welche ich schoss. Es waren indess Weibchen, wie das Exemplar, welches Townsend, und alle, welche ich erhielt. Er scheint ziemlich das Betragen der Fliegenfänger zu haben, und ich habe nie einen Ruf von ihm gehört.” 2) In den Proceed. Acad. Philadelph. I. S. 261. (Apr. 1843) führt der Verf, diesen Würger als L. elegans Swains. auf. Er bemerkt von ihm: „Diese Art, von der nur ein einziges Exemplar den Orni- thologen bekannt ist, fand ich häufig in Kalifornien, auf strauchigen Flächen, zuweilen auch in den Hecken in der Nähe der Städte. Sie fliegt dicht am Boden, setzt sich auch häufig auf die Erde und auf niedere Kräuter. Wenn sie fliest,, kann man die weissgebänderten Flügel sehr deutlich sehen. Bei den Erwachsenen ist die Brust rein Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 111 In den Würgern haben wir eine Gruppe von Vögeln vor uns, welche einander nahe verwandt sind, und solchen Verände- rungen im Gefieder unterliegen, dass es schwer fällt, sie sicher zu unterscheiden. Obgleich Swainson sie mit grosser Sorg- falt in der Fauna Boreali- Americana untersucht hat, scheint es doch, als habe er zu viel Gewicht auf Merkmale gelegt, welche der Abänderung sehr unterworfen sind, als Grösse, relative Länge der Schwingen und Farbe. Der ausgewachsene L. Ludovicianus ist ein schöner Vo- gel, und konnte wohl L. exeubitoroides genannt werden, denn seine Uebereinstimmung mit dem europäischen L. excubitor in Färbung und Zeichnung ist sehr gross. Oben ist er von reiner perlgrauer Farbe, die oberen Schwanzdecken und äus- sern Ränder der Schulterfedern fast rein‘ weiss; unten rein weiss. Die Menge des Weiss an den Schwanzfedern ändert ab, aber meist im Verhältniss zum Alter des Vogels. Die verhältnissmässige Länge der Schwingen ist bei den Würgern ein unsicheres Kennzeichen, und ändert nach dem Alter sehr ab. ‘Bei den Jungen dieser Art ist die zweite Schwinge gewöhnlich viel kürzer als die sechste, aber bei den Erwachsenen ist sie eben so lang oder übertrifft sie sogar an Länge. Das Verhältniss der dritten, vierten und fünften Schwinge zu einander ist ebenfalls ausserordentlich veränder- lich, und es ist in der That sehr häufig, in den beiden Flü- geln eines und desselben Vogels merkliche Abweichungen in den Verhältnissen der Schwingen zu finden. Dies ist nach meinen Erfahrungen bei den europäischen und bei den ame- ricanischen Arten der Fall. Es ist etwas auflallend, dass dieser in den südlichen, westlichen und nordwestlichen Theilen unseres Landes so ge- meine Vogel nicht auch in den mittleren und nördlichen atlan- tischen Staaten gefunden werden sollte. In Kalifornien ist er sehr gemein. J weiss, bei den Jungen ist sie mit Dunkelbraun gemischt, wie bei un- serer gemeinen Art, mit Ausnahme der Kehle und des Steisses, welche weiss sind. Zuweilen, wenn sie aufgescheucht wird, hat sie einen harschen, schreienden Ruf, ähnlich einem Heher, päh, päh, päh.” 112 Gambel: Lanius septentrionalis Gmel. L. borealis Vieill. Swains. Ich fand diesen Würger auf dem kalifornischen Gebirgs- kamm im November, aber ich traf ihn längs der Küste nicht während des Sommers an, wo er von dem L. Ludoviecianus ersetzt zu werden scheint, welcher ein Zugvogel (a summer resident) ist. Perisoreus Canadensis (Lin.) Bonap. Wir trafen Schaaren dieses harmlosen und zutraulichen Vogels in dem Felsengebirge des Innern. Cyanocorax Stelleri (Pallas) Bonap. Diese Art trafen wir hin und wieder in den Fichtenhai- nen der Gebirge von Neu-Mexico bis nach Kalifornien an. Cyanocorax Californicus (Vigors) Nobis. Garrulus Californicus Vigors Zool. Beechy Voyage. @G. ultramarinus Aud. Nutt. non Bonap. Der kalifornische Heher ist bisher von den americanischen Ornithologen mit dem vom Prinzen Bonaparte im Journal der Academie von 1825 genau beschriebenen, ‘und später von Temminck in seinen Planches colorees 439 beschriebenen und abgebildeten mexicanischen G. ultramarinus verwechselt. Es ist auffallend, dass der Prinz selbst denselben Irrthum begeht, und in seiner „Comparative list of the Birds of Europe und North - America” beide Arten vermengt, indem er Audubon’s Abbildung und Beschreibung anführt, welche offenbar zum Californieus gehört. Die Unterschiede der beiden Arten sind sehr beiräehilieh, wie aus der folgenden Vergleichung erhellt: Cyanocorax ultrama- Cyanocorax Oalifor- rinus. nicus, "Viel grösser, von 13 — 134 Länge 114 —12 Zoll. Zoll Länge. Rücken braun. Eine breite Die Oberseite ganz blau, Linie weisser Flecken erstreckt Kopf und Wangen ebenfalls sich über dem Auge längs des blau, nur der Raum zwischen Kopfes; der Raum vor dem Auge und Schnabel schwarz. Augeund die Ohrgegend dunkel, Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. Cyanocorax ultrama- rinus. Das Blau erstreckt sich an den Seiten des Nackens herab, aber ohne eine Binde auf der Brust zu bilden. Die Kehle allein weisslich, die ganze übrige Unterseite schmutzig bräunlichweiss,dunk- ler auf der Brust. Flügellänge 7 Zoll. Der Schwanz fast gerade, 6% Zoll lang. Der Lauf 13 Zoll. 113 Cyanocorax Galifor- nicus. Ein Halbmond von Blau umgiebt den oberen Theil der Brust, Die Kehle und der obere Theil der Brust weiss, schwärz- lich gestrichelt, das übrige un- terhalb des blauen Halbmonds bräunlich weiss, Flügellänge beinahe 5 Zoll, Der Schwanz stufig oder stark zugerundet, 5% Zoll lang. Der Lauf 14 Zoll. Der C. vltramarinus ist durch seine bedeutendere Grösse, blaue Oberseite und die fehlende Brustbinde, nebst seinen sehr verschiedenen Verhältnissen leicht vom C, Californicus zu unterscheiden, welcher viel kleiner ist, einen braunen Rücken, eine weisse Linie über dem Auge, trübweisse Kehle und Brust und ein blaues Halsband auf derselben hat. Der @. sordidus Swains. (Syn. Bds. Mex.), welcher all- gemein als Synonym beim C. ultramarinus aufgeführt wird, stimmt nicht ganz mit ihm, es sei denn, dass die Beschreibung von einem jungen Vogel genommen sei, an welchem der Schwanz unregelmässig gerundet und die Grösse etwas gerin- ger ist. Der kalifornische Häher ist sehr häufig und ein Stand- vogel. In seinem Betragen ist er ungemein unruhig und zu- gleich munter und anmuthig, immer vom Baum zu Baum flat- ternd, und ein harsches schnarrendes djä, djä rufend, worin er zuweilen mit käic, käic wechselt. Gleich allen Hähern lärmt er gern, und ein Schwarm desselben umgiebt und ver- folgt jeden Gegenstand, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht, mit ihrem ohrzerreissenden widerwärtigen Geschrei. u Pica Hudsonica (Sabine) Bonap. Wir trafen diese Elster häufig auf unserem Wege von Neu-Mexico nach Kalifornien an. Sie hielt sich in der Nähe Archiv 1. Naturgesch. XIV. Jahrg. 1. Bd, s 114 Gambel: 1 unseres Lagers auf, um den Abfall aufzupicken, und stahl zu- weilen das Fleisch, welches an den Büschen aufgehängt war. Pica Nuttallii Aud. Es gewährte mir grosses Vergnügen, als ich zu Santa Barbara in Oberkalifornien ankam, in ihrem natürlichen Auf- enthalt diese wohl unterschiedene schöne Elster zu sehen, welche von meinem Freunde, dem unermüdlichen Naturforscher und Reisenden, entdeckt wurde, nach dem sie genannt ist, unter andern ein gerechter Tribut für die unschätzbaren Dienste, welche er der Naturwissenschaft während seines mehr als dreissigjährigen Aufenthalts bei uns durch seine unverdros- senen Forschungen über die Erzeugnisse ımseres Landes er- wiesen hat. Diese Elster ist in Kalifornien wenigstens, wo sie, wie ich glaube, bisher einzig gefunden ist, höchst local, und so weit meine Beobachtungen reichen, auf die unmittelbare Nach- barschaft von Santa Barbara beschränkt, wo sie zwischen den schönen immergrünen Eichen (Quereus agrifolia) der Umge- gend häufig ist. Lebhaft und anmuthig in ihren Bewegungen ist sie ein Lieblingsvogel der Einwohner, und wenn sie nicht beunruhigt wird, zeigt sie viel Zutrauen und konımt bis vor die Thüren der Häuser, aber sie wird merkwürdig scheu und vorsichtig, wenn sie gejagt und nach ihr geschossen wird. Während meines dortigen Aufenthalts schoss ich viel nach ihnen, und. obgleich sie zuerst zahlreich in kleinen Flügen sich zeigten, wurden sie danach mit der Zeit so selten, dass wäh- rend der Brutzeit sehr wenige zu sehen waren. Offenbar hatten sie sich in die Schluchten des benachbarten Gebirgs begeben, und ich fand kein einziges frisches Nest, obgleich die Gehölze voll von denen des vorigen Jahres waren. Die alten Nester waren gross und lose von Zweigen zusammen- gelegt, wie Krähennester, in den höchsten Zweiggabeln, wohl versteckt vom Laube. Corvus ossifragus Wils. « Häufig längs der Küste des Stillen Meeres. Corvus Americanus Aud. ' Gleich häufig an der ganzen Küste des Stillen Meeres wie im Innern. Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 115 Corvus catatotl Wagl. Dieser Rabe ist durch seine Organisation jeder Art des Lebensunterhalts angepasst, und ‘es giebt ‚wenige Theile von Nordamerica, wo er. nicht ‚gefunden würde. In dem ‚Steppenstrich zwischen dem. Rio Colorado und Kalifornien ‚macht sein ominöses ‚Gekrächze ‚die Einsamkeit der Wüste noch unheimlicher, und auf den unbewohnten Fel- seninseln, welche der Küste von Kalifornien gegenüber. liegen, ist er der Gefährte des Fischadlers und der Möven; in. Kali- fornien aber statt zerstreut und, vereinzelt zu sein, wird. er der ‚häufigste und zutraulichste Vogel, und: in Gesellschaft seiner Kameraden, der Truthahn- Geier ‚und Hunde, wird, er dadurch höchst nützlich, dass: er den: Abfall der Rinder ver- zehrt, welche in so grosser Zahl: geschlachtet werden. Am Pueblo de los Angeles waren sie so häufig in und. bei ‘der Stadt, dass ich auf dem Hofe eines einzigen Hauses nicht we- niger ‚als 150 zugleich gezählt, habe. Nucifraga Columbiana (Wils.) Aud. Wir trafen diesen eigenthümlichen Vogel hier und da in den Gebirgen des Innern zwischen zerstreuten Fichtengehölzen. Quiscalus maior Vieill. Dieser grosse und schöne Vogel ist sehr häufig um. den Golf und kommt hin und ‚wieder auch/noch so weit nordwärts vor, als Oberkalifornien sich erstreckt. Scolcopkagus ferrugineus (Wils.) Bire. Wir fanden diese Art sehr gemein in Neu-Mexico und Kalifornien, wie auch den $. Mericanuws Swains.,'der kürz- lich von Audubon als Quiscalus Breweri: abgebildet ist. Sturnella neglecta Aud. Diese nahe verwandte Art fanden wir häufig auf den Prai- rien in Neu-Mexico, Rio Colorado und Kalifornien. Im Früh- . linge ist um den Pueblo de los Angeles ihr zarter und me- lodischer Gesang überall ‚zu. hören. Bei Monterey hielt sie sich im Winter in und längs der Ränder der Fichtenwälder auf. Molothrus pecoris (Gmel.) Swains. Häufig in Gesellschaft des Sturnella neglecta, in Flügen 8* 116 7 Gambel: die Kuhhöfe und Gehöfte von .Neu-Mexico und Kalifornien besuchend. Icterus Bullo ckii Swains. Die Männchen dieses schönen Vogels kommen in ihren Sömmerguartieren um den Pueblo de los Angeles und Santa Barbara in Kalifornien etwa in der ersten Woche des April an, und die Weibchen ungefähr eine Woche später. Sie las- sen sich in entlegenen Hecken der Weinberge und Pflanzun- gen nieder, ‘und zeigen sich auch gelegentlich zwischen den Bäumen in’der Stadt. Ihren Gesang lassen sie während die- ser 'lieblichen' Jahreszeit in einem lauten klaren Ton hören, der zuweilen geändert wird, gewöhnlich aber in uik ti tik tschi-o tschi-o tschi-o, uik ti'tik tschi-o besteht. Er wird in Zwischenräumen fortgesetzt, während sie durch die blühenden Bäume flatternd nach Inseeten suchen. Wenn der Vogel einen Gegenstand seines Argwohns entdeckt, stösst er einige knarrende, scheltende Kehllaute aus, und versteckt sich zwischen den ‚belaubten, Zweigen, In der Mitte des April etwa sah ich, sie ‚anfangen ihr Nest aufzuhängen nach. Art unseres Icterus Baltimore ;‚an die herabhängenden Zweige von Weiden und anderen Bäumen am Rande der Weinberge, und so weit ich mich erinnere, sie fer- tig gesehen zu haben, war es aus demselben kunstreichen Ge- flecht zarter Stoffe in Form eines Beutels gefertigt. Agelaius zanthocephalus Bonap. Häufig in Kalifornien. Agelaius phoeniceus.(Lin.) Vieill: Häufig in Neu-Mexico und ‘Kalifornien. Agelaius tricolor Aud. ‘Diese hübsche, von Hrn. Nuttal entdeckte und mit dem obigen Namen an Audubon gesandte Art ist häufig in Kali- fornien, in kleinen Flügen in Gesellschaft der anderen Arten ziehend. ihr Ruf ist sehr verschieden von dem des A. phoe- niteus, in dessen Gesellschaft sie vorkommt, und besteht in einer Art von Kehl-Aechzen, wie von einem verendenden Thiere. ‚Das Roth auf den Flügelu ist nicht) sichtbar, wenn Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. 117 diese geschlossen sind, dann scheinen sie nur eine weisse Binde zu haben. Agelaius gubernator (Wagler) Bonap. Dieser nette Vogel ist auch in Kalifornien und längs der westlichen Küste von Mexico häufig. Er wird oft in Gesell- schaft des A. phoeniceus, »demver‘ sehr ähnlich ist, gefunden, beide halten sich zusammen auf Höfen und Stellen, wo Kühe gestanden haben, auf. 118 x Der Dodo, die Einsiedler: und. der erdichteie Nazarvogel. Vom Akademiker Hamel, zu St. Petersburg. Aus dem Bulletin de la classe physico-mathematique de l’academie im- periale des sciences de Saint-P£tersbourg. Tom. VII. N. 5. 6. (März 1848). Vorerinnerung. Ich hatte der Akademie im Jahr 1844 aus London einen Aufsatz, betitelt: Ueber Dinornis und Didus, zwei ausgestor- bene Vogelgattungen, zugesandt, welcher im Bulletin de la Classe physico-mathematique, Tome IV. No. 4 et 5. 1845, ab- gedruckt worden ist, ohne dabei zu bemerken, dass die Arbeit unbeendigt sei, daher sie dem Leser ungenügend erscheinen musste, weil zu den von mir selbst aufgestellten Fragen die Antwort mangelt. Am 9. Januar 1846 trug ich der Classe als Fortsetzung jenes Aufsatzes dasjenige vor, was hier folgt. Dass diese Ergänzung nicht sogleich gedruckt ward, kam daher, dass ich erst den mir auf meiner Reise aus England nach St. Petersburg (1845) in Copenhagen zugesagten Abguss von dem im dortigen naturhistorischen Museum befindlichen Dodokopf, so wie eine mir versprochene Copie von dem Dodo in Roeland Savery’s berühmtem Gemälde im königlichen Mu- seum im Haag zu sehen wünschte. Ueber den Empfang des Kopfabgusses aus Copenhagen habe ich schon am 29. Mai 4846 berichtet (Bulletin, Tome V. No.20. 1846). Dieser Kopf stammt, wie bekannt, aus der ursprünglich von Paludanus zu Enkhuysen gebildeten Kunstkammer, welche durch Olearius für den Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein nach Gottorp übergeführt und 1666 beschrieben worden ist. Die auf meine Bitte von unserm ersten Gesandtschafts- Secretair im Haag, Herrn Alexander von Beck, gefälligst besorgte treue Copie Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 119 des Dodo’s aus dem erwähnten Savery’schen: Kunstwerke/ welches Orpheus mit seiner Lyra als Bezauberer der 'Thiere darstellt, ist erst im Sommer. 4847 hier angelangt. Dieses Dodobild hat von der Kralle der äusseren Zehe des linken Fusses bis zum Scheitel vier und einen halben Zoll Höhe, von der Schnabelrundung bis zu den änssersten Schweiffedern vier Zoll. Im Ganzen ist es den andern Abbildungen, die wir vom Dodo haben, ähnlich, aber der Flügel ist bedeutend länger, und gerade nach unten herabhängend; dabei sind die einzelnen Endfedern desselben, sechs an der Zahl, von ein- ander abstehend oder ausgespreitzt dargestellt, Vielleicht ‚hat der Künstler durch diese Haltung der Flügel die Wirkung der Zauberlaute des Orpheus auf den Vogel ausdrücken wol- len. Ich. hatte mich auch an den ‘Herzog von Marlborouglı gewandt mit der Bitte, untersuchen zu lassen, ob: nicht in dem auf dem Schlosse zu Blenheim befindlichen holländischen Gemälde, welches ebenfalls Orpheus als Thierbezauberer .dar- stellt, ein Dodo aufgeführt sei. Da wirklich in diesem Bilde ein sonderbarer Vogel ‘im Vordergrunde steht, so. hatte die talentvolle und kunstliebende Herzogin von Marlborough die Güte, denselben eigenhändig für mich zu copiren. Es ergab sich jedoch, dass dieser Vogel kein Dodo, sondern eine Phan- tasie des Malers. sei. ‚Das grosse, lange unberücksichtigt ge- bliebene, Bild eines: Dodo’s im Tradescant-Ashmole’schen Mu- seum zu Oxford, gemalt 1651 von ‚Johannes Savrey”, viel- leicht dem Nefien Roeland’s, habe ich 1845 daselbst genau eopirt. : Es misst von den Zehen des linken Fusses zum Scheitel drei Fuss zehn Zell, von der Wölbung. der Gnatho- tliek bis zu den äussersten Schweiffedern drei Fuss acht Zoll; Bei den Füssen des Vogels ist ein Frosch und ein Pilz ge- malt. Das Bild ist dem Museum. von Dr, Kidd‘ geschenkt worden, weleber es 1813 yon einem Herrn William Henry Darby erhalten hatte. Da es wünsehenswerth ist, die Herkunft dieses Dodo-Portraits zu kennen, suchte ich, mit gütiger Bei- hilfe des Dr. Buckland’s, jetzt Decan von Westminster, aus den. Büchern in Christ-Church College, wo Herr Darby ‚seine Studien gemacht hatte, Auskunft über ihn zu erhalten, ‚es fand sich aber keine Nachweisung über seinen Aufenthaltsort vor. Seitdem ist es mir gelungen, e’ne frühere Adresse seines 120 Hamel: Vaters aufzufinden, unter welcher ich an ihn geschrieben, bis jetzt aber keine Antwort erhalten habe. ''Von dem aus Sir Hans Sloane’s Sammlung stammenden, jetzt im British Mu- seum befindlichen Gemälde, in welchem der Hauptgegenstand ein Dodo ist, giebt es mehrfache Copieen. Den Dodo allein hat Edwards in seinen Gleanings of Natural History dargestellt.- Mit einem der Papageien ist er als Holzstich in das Penny Magazin von 1833, No. 75 aufgenommen worden. In der Penny Oyclopaedia unter dem Artikel Dodo ist das ganze Gemälde, der Dodo 'mit andern Thieren, ebenfalls im Holz- schnitt abgebildet; der Schenkel des Dodo ist aber falsch dargestellt oder vielmehr ganz verzeichnet. In dem hier fol- genden Theil meiner Abhandlung hatte ich geäussert, dass es interessant sein müsste, alle Savery’sche und andere hollän- dische Gemälde aus der ersten Hälfte des siebzehnten Jahr- hunderts, in welchen Thiere dargestellt sind, zu untersuchen, um zu sehen, ob nicht unter denselben der Dodo sich be- finde. Nach dem Nagler’schen Verzeichniss der Savery’schen Bilder nannte ich die zu Wien, Berlin, Schleissheim u. a. m. . So eben erfahre ich, dass Dr. Fitzinger in Wien den Dodo in einem der Savery’schen Gemälde des Belvedere von 1628 beschrieben hat. Das Bildchen ist aber sehr klein.. Der Dodo in gebückter Stellung misst vom Rücken bis zur Zehen-Sohle nur einen Zoll neun Linien, von der Schnabelkuppe bis zum Schwanzende aber zwei Zoll eilf Linien. Von dem Kopf des Dodo’s aus Tradescant’s Museum, so wie von dem Fuss im British Museum besitze ich Gypsabgüsse und von dem gleich- zeitig mit dem Kopf, 1755, von Tradescant’s Dodo abgehack- ten Fuss, welchen Dr. Kidd auf Dr. Carus’ Anrathen 1844 anatomirt, nämlich von der Haut entblösst hat, so dass man jetzt die Knochen und Sehnen untersuchen kann, habe ich gleich darauf, so wie auch von dem Kopf, mehrseitige photo- graphische Ansichten besorgt. Aus dem ganzen von mir zu- sammengebrachten Material ist hierselbst ein Dodo in natür- licher Grösse modellirt worden, dessen Abgüsse nach den Oelgemälden der beiden Savery’s für unsere Museen colorirt werden sollen. Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 121 In meinem Aufsatze: Dinornis und Didus (Bulletin, T.IV. No. 4 et 5) habe ich angeführt, dass der merkwürdige, erst seit ungefähr ‘zweihundert Jahren vertilgte Walgvogel oder Dodo mehrere berühmte Zoologen veranlasst hat, die Ge- schichte, sowohl seiner Bekanntwerdung, als auch seiner Aus- rottung zu studiren. Ich erwähnte namentlich Herrn Profes- sor Blainville in Paris und den Verfasser des Artikels Dodo in der Penny Cyclopaedia in London und habe nachgewiesen, dass beide irren, indem sie glauben, Vasco de Gama habe bei seiner Fahrt nach Ostindien im Jahr 1497 jenseits des Caps in einer Meeresbucht in der Nähe einer Insel Vögel gesehen, welche seine Matrosen Solitaires genannt hätten, diese Vögel seien Dodos und die Insel sei Mauritius gewesen. Ich erinnerte daran, dass die von Vasco de Gama be- suchte Bucht nicht der Insel Mauritius, sondern dem festen Lande von Afrika angehöre, und dass die beschriebenen Vögel nicht von den portugiesischen Matrosen Solitaires, wohl aber von den damaligen Bewohnern der Küste von Siüd- Afrika, den Negern (später Hottentotten genannt), mit dem Namen Sotilicairi, oder mit ähnlichen Lauten bezeichnet wurden. Ferner habe ich dargethan, dass Lichefild, der englische Uebersetzer der ältesten portugiesischen, nämlich Oastanheda’s, Beschreibung von Gama’s Fahrt, welcher natürlich das 'hotten- tottische Wort Sotilicairi in keinem Wörterbuche finden konnte, dafür ganz willkührlich quid pro quo hinsetzte. Einmal, bei der Hinfahrt, schreibt er Siares ( Stwrni vulgares), und das andere Mal, bei der Rückfahrt, Solitarius. Da nun die verschiedenen portugiesischen Fahrten’nach Indien zusammengestellt zuerst in England herausgegeben wurden, so bediente man sich als Material für die Reise von Vasco de Gama vorzüglich der bereits 1582 von Lichefild gemachten Uebersetzung, ohne den erwähnten unverzeihlichen Fehler, so wie auch andere Irrthümer zu verbessern. Eben so wenig haben dies die späteren französischen und deutschen Uebersetzer des englischen Sammelwerkes gethan, ja sie haben sogar noch mehr Unrichtigkeiten in die Erzählungen gebracht, so dass man ihnen keinesweges unbedingt trauen darf. Dieses mag wiederum die Ursache sein, dass so manche in den frü- 122 Hamel: - heren Reisen enthaltene interessante naturhistorische Notizen unbenutzt bleiben. Es wird nöthig sein, den in Frage: stehenden Satz hier in. der ursprünglichen englischen, von John Green für Thomas Astley angefertigten und 1745 gedruckten: New, general col- leetion of Voyages and Travels, so wie auch in der. ‚deutschen Uebersetzung aus der: Allgemeinen Historie der Reisen, deren erster Band 1747 erschien, Wort für Wort anzuführen. Green sagt: „On the twenty forth (November) they (came to ’Angra de San Bras, which is sixty leagues beyond the cape and near the island where the birds are called: Solita- rios shaped like a goose ‚but wings resembling those of Bats.” Bis hieher ist Green dem Capitain Stevens, Farina’s engli- schem: Uebersetzer,’ gefolgt, dann aber: fügt er in demselben Satze, nach Lichefild, folgendes hinzu: ‚On a rock in this harbour, about halfe a mile from there, were many Stares, as large as Ducks, which bray like an Ass, but do not fly having no feathers in their wings.” In meinem erwähnten Aufsatze habe. ich schon bemerkt, dass in’ der. ersten französischen, nämlich in: der Pariser 1746 vom Abbe Prevost begonnenen Ausgabe ‘der: Histoire gene- rale des Voyages der letzte Satzabschnitt hinsichtlich der Stare auf ‚dem Felsen weggelassen worden, dass dieser Abschnitt aber in der‘gleich darauf imHaag erschienenen Ausgabe wie- der hinzugefügt und also der ganze Satz dem Englischen ent- sprechend wiedergegeben worden ist, Dies ist num auch bei der deutschen Uebersetzung in. der Allgemeinen Historie der Reisen der Fall, wo dieser Satz, Band. Seite 41, so lautet: „Am vier und zwanzigsten (November) kamen sie zu Angra de, San Blas, welches sechzig Meilen ‚über dem Vorgebirge liegt: Nahe dabei ist die Insel, wo sich die Vögel befin- den, die ‚Solitario genannt werden, Ihre Gestalt ist ‚wie einer Gans ihre, aber sie haben Flügel, die der Fledermäuse ihren ähnlich sind. — Auf einem Felsen” (hier ist, wieder die obige Insel zu verstehen) ‚in diesem Hafen ‚. etwa eine halbe Meile vom Ufer: befanden sich — ausser Seewölfen, so gross als Bäre — auch viel Staare, so gross. als Enten; sie schreien wie ein Esel, fliegen aber nicht, weil sie keine Federn in ihren Flügeln haben.”, Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 123 In diesem unsinnigen Satze sind zwei schlechte Beschrei- bungen ein und derselben Sache zusammen geworfen. ' Das in dem ersteren Abschnitt vorkommende Wort: Solitarios ist es, welches erst Herrn J. V. Thompson (in Loudon’s Maga- zine, 4829) und sodann Herrn Blainville glauben gemacht hat, Vasco de Gama habe hier Dodo’s gesehen, denn die von eini- gen Franzosen auf den im indischen Ocean gelegenen Inseln Bourbon früher ‚Maskarenhas genannt) und Rodriguez be- schriebenen Vögel, die mit dem Namen Solitaire (Einsiedler) belegt sind, ‘hat man bekanntlich in ornithologischen Werken als eine Spezies von Didus aufgestellt. Carre und Leguat haben, der Erstere 1699, der Letztere 4708, Nachrichten über Solitaires ‚genannte Vögel veröffent- licht. Es giebt aber‘noch andere Hinweisungen auf die von Carre beschriebenen. Die Insel Maskarenhas war 1545 von den Portugiesen in Besitz genommen, aber nicht weiter von ihnen behauptet wor- den. » Am 27. December 1611 kam der 'Fähnrich Johann Verkens, ein Deutscher aus Leipzig, von welchem ich 'weiter- hin‘ Mehreres zu sagen haben werde,’ an diese unbewohnte Insel; er meldete, es gebe auf derselben ‚‚mancherlei selt- sames Gevögel.’ Im Jahr 1643 hatte der englische Schiffer John Tatton diese Insel, die er damals wegen der vielen Waldung auf der- selben ‚Englands Forrest”’, seine Gefährten: aber nach dem Schiff „„Pearle Hand’ nannten, besucht.» Man: blieb auf: der Insel vom 27. März bis zum 1. April und Tatton beschreibt einen dort beobachteten Vogel, welcher ohne Zweifel der nachgehends von den Franzosen Solitaire‘ genannte gewesen ist; Er war so gross wie ein kalekutischer Hahn, sehr fett, weiss von Farbe und mit ganz kleinen, zum Fliegen untaug- lichen Flügeln versehen. Die Matrosen erschlugen viele mit Stöcken und Steinen. In dem auf Mauritius gedruckten Al- manac von 1837 wird ohne Grund das Schiff Pearle bei den Besuchen dieser Insel (Mauritius) angeführt. Im Jahr 1619 brachte der Holländer Willem Isbrantszoon Bontekoe mit einem‘ grossen Theil der Mannschaft‘ seines Schiffes ein und zwanzig Tage auf Maskarenhas zu. ‘Der Ver- / fasser des Artikels Dodo in‘ der Penny Cyclopädia glaubt 124 Hamel: irrthiimlich, er 'sei auf Mauritius 'gewesen. In dem ‚erst: 1646 gedruckten, sogenannten: Journal von Bontekoe’s abentheuer- licher Reise. geschieht eines auf: Maskarenhas gesehenen Vo- gels. mit kleinen, zum Fliegen untauglichen Flügeln |Erwäh- nung. "Obgleich diese Vögel in ‚der gedruckten Reisebeschrei- bung ‚Dodaersen, ‚was Dodos bedeutet, genannt‘ werden, so hat.doch Bontekoe diesen Namen keinesweges von Bewohnern - der Insel Maskarenhas hören können, weil es ihrer gar keine » gab, als.'er dort war. : Die Benennung ist aus Reiseberichten ‚anderer Holländer entlehnt, welche in den ersten Jahren des siebzehnten Jahrhunderts ‚auf ‚der ‚Insel: Mauritius : gewesen waren; und:'die daselbst gesehenen Dodaerse beschrieben hatten. Die Aehnlichkeit der Flügel machte glauben, es seien diesel- ben Vögel. Bontekoe selbst hat: schwerlich Notizen oder ‘ Skizzen, welche er etwa auf Maskarenhas gemacht! haben konnte, nach Holland gebracht, denn ‘bald nachdem er diese Insel : verlassen hatte, explodirte sein in Brand: gerathenes Schiff \und er:wurde wunderbarer Weise aus der See gerettet. Er kam erst‘ 1625 nach Holland zurück» und seine Reisen wurden, 'wie ‘gesagt, ‚erst 1646 veröffentlicht. Man: muss nicht glauben, ‚dass «die höchst ; possierliche bildliche‘ Darstellung eines Dodo’s, welche Thevenot 1663 seiner ‚französischen Uebersetzung ‘der Bontekoe’schen Reisebeschreibung beigefügt hat, von Bontekoe herrühre; sie ist aus einem ‘andern ‘hollän- dischen Reisejournale, namentlich aus Pieter van den Broecke’s entlehnt. Dieser Broecke war zwar vom19. April’ bis zum 23. Mai 1617 in Mauritius gewesen, er‘erwähnt: aber. der Dodaersen nicht, so, dass man nicht''ergründen kann, warum sich ‚auf der seiner Reise beigegebenen Tafel, Seite 137, ‚diese Vogelcarricatur neben dem Bock 'mit einem Horn, 'welchen er.am 17. März 1624. von dem Statthalter zu Agra ‘bekam, befindet: ‘Weil Thevenot geglaubt haben muss,"'es sei‘ von Bontekoe wirklich der Dodo gemeint, ‘so fügte‘ er ‘der aus Van. den: Broecke’s Reise entlehnten Tafel noch eine ‘Copie von dem bei G. Piso befindlichen Bilde bei, welche. er aber sehr unrichtig unterschrieb: „cette figure est en quelque chose differante de celle du voyage de Bontekoe.” ; Da spätere Rei- sende nichts von Dodo’s, wohl aber von Solitaires auf Mas- karenhas oder Bourbon erwähnen , Bontekoe aber nicht von Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 125 zweierlei Vögeln mit kleinen Flügeln 'spricht, so darf man wohl annehmen, dass der von ihm, oder von seinem Schifls- volk gesehene’ klein beflügelte Vogel nicht der Dodo, sondern der Solitaire, der Einsiedler, war. Seit dem Jahr 1650 waren nach Maskarenhas bisweilen Franzosen von Madagascar aus exilirt worden. Im Jahr 1657 begab sich Herr Flacourt von letzterem Orte aus mit einigen Franzosen dahin, richtete die französische Flagge auf und gab der Insel den Namen Bourbon »)ı Die unter Colbert 1664 begründete Ostindische Compagnie hatte den Personen, welche mit ihren ersten nach Madagas- car bestimmten Schiffen abgingen, befohlen, die Insel Bourbon zu besuchen. Man fand zwölf Franzosen vor und liess noch zwei und zwanzig andere zurück. St. Denis im Norden der Insel war der erste Ansiedlungsort. Auf der 1666 von Frankreich nach Madagascar abgehen- den Flotte befand sich unter andern der Director der Ostin- dischen Handelscompagnie Francois Caron, ein in Holland geborner Franzose, der früher lange im Dienst der holländi- schen Compagnie in Ostindien gewesen war. Es wurde ihm von 'Colbert der Franzose Carre beigegeben, und diesem auf- getragen, das Reisejournal ‘zu führen. ‘Da Caron iin Mada- gascar die Geschäfte der Compagnie in einem wenig verspre- chenden Zustande vorfand, so schifite 'er sich bald von da nach Surate ‘in Ostindien ein und besuchte auf dem Wege dahin’ die'Insel Bourbon. Bei dieser Gelegenheit erhalten wir über den’ daselbst vorhandenen Vogel mit den kleinen Flügeln die erste Nachricht unter dem Namen Solitaire, Einsiedler, welchen ihm die bereits dort ansässigen Franzosen wegen sei- ner isolirten Lebensweise gegeben 'hatten. Carre schrieb, der Einsiedler würde‘ mit einem kalekutischen Hahn verglichen werden können, wenn er nicht höhere Beine hätte; 'das sehr schöne Gefieder sei ins Gelbliche spielend, das Fleisch sehr ’) Im Anfang der französischen Revolution, wurde die Insel: ‚Ile de la Reunion, später: Bonaparte und Napoleon genannt. Im Jahr 1815 war ihr der Name ]le de Bourbon wieder gegeben worden und so eben hat die provisorische Regierung von Frankreich beschlossen, sie von Neuem Ile de la Reunion zu nennen. 126 Hamel: wohlschmeckend. Caron nahm zwei der Solitaires auf seinem Schiffe in ‚der. Absicht mit, sie dem König Ludwig dem Vier- zehnten als eine Seltenheit zuzusenden; 'sie starben aber sehr bald, wie Carre glaubte, vor Gram, Anfangs October 1669 kam: auf der Fregatte St. Paul un- ter. andern ein gewisser D. B. aus Frankreich nach Madagas- car, wo Champmargou zum. Generallieutnant auf der Insel ernannt ward, bei welchem dann D. B. das Amt eines Secre- tairs und Hausintendanten übernahm, Im November 1670 war De la Haye als neuer Statthalter des Königs nach Madagascar gekommen und im April 4671 unternahm er eine Reise nach Surate, auf welcher er, wie früher Caron mit Carre, die Insel Bourbon besuchte, ' Bis. auf diese Insel, auf welcher man bei der seit 1665 bestehen- den Ansiedlung St. Denis am 1. Mai landete, begleitete ihn der erwähnte D. B., welcher nach De la Haye’s noch in’ dem- selben Sommer. erfolgten Weiterreise seiner Gesundheit halber bis zum Herbst des folgenden Jahres daselbst verblieb; es bestanden damals schon vier Plantagen. - Eine der Hauptverordnungen De la Haye’s auf Bourbon hätte für die Ornithologie wichtig werden können, wenn:sie befolgt worden wäre — ich meine sein. strenges Jagdverbot. Er hatte Lebensstrafe auf das Uebertreten desselben. gesetzt und liess wirklich einen von drei schuldig befundenen Fran- zosen an einen Baum binden und auf ihn feuern. "Obgleich das Gewehr nur blind geladen gewesen, so erschrak: dieser beim Schuss doch so sehr, dass er bald nachher den: Geist aufgab. , Ungeachtet des erlassenen strengen Befehls gestand De la Haye doch dem D. B. unter der Hand die Erlaubniss. zu, nach ‘seiner Abreise auf die Jagd zu gehen. ‚Je lui de- mande ‚permission. de chasser en l’Isle pour ma subsistance, ilıne m’octroya pas cela mais il me dit que je ne me misse point ‚en peine sur ce sujet et qu’il y donnerait ordre dont je le remerciai humblement.” Wahrscheinlich hinterliess De laHaye dem von ihm zum Gouverneur der Insel eingesetzten De la Hure einen mündlichen Befehl. Diesem Umstande ver- danken wir eine Carre’s Angabe bestätigende Notiz über die Existenz der Solitaire auf Bourbon in dem von D. B. verfass- ten Memoire, welches Charles Telfair, ein Mitglied der natur- Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 1297 forschenden Gesellschaft auf Mauritius, der‘zoologischen Ge- sellschaft in London zugesandt hat, in‘ deren Bibliothek ich dieses Manuseript durchgesehen habe. Die Grösse‘ des Ein- siedlers wird mit‘ der einer grossen Gans verglichen, das 'Ge- fieder, wie bei Carre, weiss angegeben, jedoch mit schwarzen Enden der Flügel und des Schweifes, welcher: letztere dem des Strausses gleicht. Der Hals lang, der Schnabel wie"bei den Becassen, nur'grösser, Beine und Füsse wie die der 'ka- lekutischen Hühner. Man haschte den Vogel im Lauf, da er nur wenig fliegen konnte. — Erst am 4. September. 1672 schifite siclr D. B. ein, um nach Madagascar zurückzukehren. Dieses sind die Notizen, welche wir über die Existenz der Solitaire auf der Insel Bourbon haben. Eine spätere, um- ständlichere. Nachricht über einen mit: demselben 'Namen be- legten Vogel auf der Insel Rodriguez: giebt uns der Franzose Frangois Leguat, welchen ‚die Widerrufung des‘ Ediets von Nantes veranlasst hatte 1689 aus seinem Vaterländenach Hol- land zu gehen, wo er sich 1690 im Juli mit neun Landsleu- ten einschiffte, um sich.auf der vom Marquis Du‘ Quesne als ein Eden geschilderten Insel Bourbon niederzulassen. ' Der Gapitain aber, statt die Passagiere hier abzusetzen, brachte sie nach Rodriguez, wo sie am 1.:Mai 1691 alle! gelandet waren und wo: sie sich, in Gesellschaft eines ‚der Steuerleute ihres Schiffes, an der Nordseite ansiedelten. Sie verblieben hierüber zwei Jahre, nämlich bis zum 20. Mai'1693, an wel- chem Tage sie auf einem von ihnen erbauten Boote sich (zum zweiten Male) in die See wagten, um ‚nach: Mauritius. zu segeln, wo sie am 29. Mai glücklich anlangten, und wo einige von ihnen viele‘ Abentheuer ‚auszustehen ‚hatten. Ein Jahr nach Leguat’s Zurückkunft nach. Holland, näm- lich 1699, erschien des erwähnten Carre’s Buch, in: welchem der auf Bourbon Solitaire genannte ie vorkommt; Leguat’s Reisebeschreibung aber war mit Hilfe des Ex -Benedictiners Gabillon erst 1707 fertig geworden. ‘Es wäre alsg ‚möglich, dass Leguat den Namen Solitaire aus Carre’s Schrift entlehnt habe. Auch sagt er wirklich nicht mit Bestimmtheit, dass’ er und seine Collegen dem Vogel während ihres Aufenthalts auf der Insel Rodriguez. den Namen gegeben. Im Französischen steht: „‚ä laquelle (espece d’oiseau) on a donne' le nom de r 128 Hamel: Solitaire.”” ‘Im Englischen heisst es: „which goes by the name of the Solitary.”» Der deutsche Uebersetzer (1709) sagt daher nicht richtig: „Unter allen Vögeln ‘auf dieser Insul ist die merkwürdigste Art diejenige, der wir (Leguat und seine Ool- legen) den’ Namen der Einsiedler gaben.”’ Uebrigens ‚ist 'es keinesweges ausgemacht, ob die auf Bourbon und auf Rodri- guez ‚als Solitaires beschriebenen Vögel ein und dieselben seien. ı Der auf Bourbon soll, nach Carre und nach D. B., weiss gewesen sein. Von den’auf Rodriguez im Verlauf von zwei Jahren vielfältig beobachteten sagt Leguat, der männliche sei graulich, auch braun; von den weiblichen seien einige blond, andere braun. Von den letzteren, den weiblichen, sagt er: „sie haben quer über der Schnabelwurzel wie eine Art Binde, ‘ähnlich der, welche die Wittwen zu tragen pflegen (Elles ont-une 'espece de bandeau comme un bandeau de veu- ves au haut du bec qui est de couleur tanee). In der eng- lischen Ausgabe steht ganz etwas Anderes: „They have a sort of Peak like a Widow’s upon their Breasts, which is of a dun Colour.” Hier ist jedoch die Farbe auf die Binde ange- wandt und wahrscheinlich ist es unrichtig, dass sie in der deutschen Uebersetzung auf den Schnabel bezogen wird, in- dem es heisst: ,,Oben’am Schnabel, welcher dunkelbraun ist, haben sie gleichsam eine Binde, wie die Wittwen einen 'Schleier zu tragen pflegen.” Die Binde über dem Schnabel ist auch in Leguat’s Figur angegeben. Er sagt ausdrücklich ‚ dass auf dem Kopf weder Kamm noch Büschel vorhanden seien.‘ Bei den weiblichen beschreibt er den Kropf als vorn in zwei Er- habenheiten getheilt, auf welchen die Federn von weisserer Farbe waren, so dass gewissermassen weibliche Brüste vor- gestellt wurden‘ (qui represente merveilleusement un beau sein de femme). .Da Leguat diese Theilung des Kropfes auch auf einer Zeichnung sehr deutlich angegeben hat, so darf man wohl glauben, dass sie auch bei den männlichen stattfand. In den 'spätggen Ausgaben, z. B. in der von 1721, hat man die Theilung des Kropfes in dem Bilde nicht wiedergegeben. Den Schnabel beschreibt Leguat als etwas gekrümmter wie der eines kalekutischen Hahnes; ‘den graden Hals und die Beine als etwas länger. Die die Schenkel deckenden, zahlreichen Federn sind nach unten muschelförmig abgerundet. Das Auge Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 129 schwarz und sehr lebhaft. ‘Der Hintertheil des Körpers wie der eines Pferdes, fast_ohne Schweif, bloss mit Federn be- deckt. Die Flügel zu klein, um den bis fünf und vierzig Pfund schweren Vogel zu heben; sie dienen ihm bloss dazu, um sich zu vertheidigen und sich schnell im Kreise herumzu- -drehen, wobei ein ansehnliches Geräusch verursacht wird, durch welches einer den andern herbei ruft. Die Flügelkno- chen sind am äusseren Ende dicker und abgerundet, beinahe wie eine Musketenkugel. Dem von Leguat beschriebenen Rodriguez’schen- Einsied- lervogel sollte die Ehre widerfahren, in die Himmelskarte als ein Sternbild aufgenommen zu werden. Der französische Astronom Pingre war 4760 nach der Insel Rodriguez gereist, um dort am 6. Juni 1761 den Durchgang der Venus zu be- obachten. Um das Andenken Pingre’s zu ehren, der aus Liebe zur Wissenschaft sich auf der fast unbewohnten Einsiedlers- Insel eine geraume Zeit lang aufgehalten hatte, entschloss sich Le Monnier im Jahre 1776, den Rodriguez’schen Einsiedler- vogel als neues Sternbild da einzusetzen, wo er, in einer Lücke zwischen den Sternbildern: Wage, Scorpion und Was- serschlange, mehrere Sterne neu beobachtet und ihre Lage in Bezug auf den Aequator und die Ekliptik genau bestimmt hatte, Hierbei wurde aber ein ornithologischer Fehler began- gen. Statt in Leguat’s Buch die Figur des Rodriguez’schen Solitaires aufzusuchen, consultirte man Brisson’s 1760 er- schienene Ornithologie, in welche der Leguat’sche Solitaire gar nicht aufgenommen ist. Man fand jedoch im zweiten Theil auf Seite 268 ein Capitel mit der Ueberschrift: le Solitaire. Unter diesem Namen werden hier drei Drosselarten als’ Twr- dus solitarius aufgeführt. Da von einem dieser Solitaire auf Seite 273 gesagt wird, dass er von den Philippinischen Inseln dem Ritter Turgot überbracht worden sei, so scheint man denselben irriger Weise für den Rodriguez’schen gehalten zu haben. Man copirte das Bild dieses Solitaire’s von Brisson’s Tafel XXV. Figur 1, denn Bufion’s colorirte, etwas verschie- den gestellte Figur erschien erst ein Jahr später (1777) in seiner Histoire naturelle des Oiseaux, Tome IV. p. 86 auf Ta- fel 339 und das Brisson’sche Bild des Vogels, welches man in den Memoires de l’Academie, annee 1776. p. 562. Taf. XVII Archiv 1. Naturgesch. XIV. Jahrg. 1. Bd, 1} 130 Hamel: inLebensgrösse sehen kann, ward in die Himmelskarte einge- tragen. Der Vogel steht auf dem Schwanze der Wasser- schlange; der Kopf und die Kehle befinden sich in der süd- lichen Wagschale. So gerieth durch einen Irrthum,, welcher auf gleicher Benennung ganz und gar unter sich verschiede- ner Vögel beruht, anstatt Leguat’s stattlichen Einsiedlers (Di- dus solitarius), welcher weit höher als ein kalekutischer Hahn war und über ein Pud wog, eine kleine, von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze kaum achtehalb Zoll lange Drossel (Turdus solitarius) in die Himmelskarte. Nach dieser Erinnerung an dasjenige, was über die Ein- siedler auf Bourbon und Rodriguez vorliegt, wollen wir un- tersuchen, was die von den Herren Thompson, Blainville und Andern für Solitaires und Dodos gehaltenen Vögel eigentlich waren und was für eine Insel die von Vasco de Gamä er- wähnte ist, von welcher jene Naturforscher meinten, es sei die im Jahr 1598 von den Holländern Mauritius genannte In- sel, an deren Küste sie denn auch die Blasius-Bucht (Angra de San Bras) gesetzt haben. Weder Vasco de Gama selbst, noch ein anderer,der ersten portugiesischen Seefahrer nach Ostindien, besuchte Mauritius, denn man fuhr damals zwischen der Ostküste Afrika’s und der Insel Madagascar nordostwärts, nicht aber Madagascar’s südlicher Spitze vorbei. Die Bucht des heiligen Blasius befand sich an der Ost- küste Afrika’s. Ich glaube in dem bereits gedruckten Theil meiner Abhandlung als wahrscheinlich dargethan zu haben, dass diese Bucht schon vor Vasco de Gama von Bartholomeo Diaz besucht worden sei und in Folge dessen ihren Namen bekommen habe. Meine Vermuthung, dass Diaz am 11. Fe- bruar 1487 daselbst angelangt sei, indem dieses der dem ge- nannten Heiligen gewidmete Tag ist, wird durch den Floren- tiner Giovanni da Empoli, der sehr bald nach Gama, nämlich schon 1503, die Bucht besuchte, bestätigt, indem er sagt: „un porto ‚chiamato l’acqua di San Biagio, perche fu discoperto detto porto 2 detto di et in esso porto v’a uno piccolo ere- mitorio fatto in sua memoria.” Auch meldet Perestrello Mes- quita, welcher in den Jahren 1575 und 1576 auf Befehl des Königs von Portugal die geographische Lage aller östlich vom Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 131 Vorgebirge der guten Hoffnung bis zur Lagoa Bucht befind- lichen Caps und Buchten bestimmte und beschrieb, ‘er habe in der Blasius-Bucht die fünf bis sechs Palmen hohen Ueber- reste einer zur Zeit der Entdeckung der Schifffahrt nach In- dien auf diesem Wege errichteten, dem heiligen Blasius gewid- meten Kapelle auf einer Anhöhe über der Quelle, die den Schiffern das Trinkwasser liefert, vorgefunden. Die portugiesischen. Beschreiber von Vasco de Gama’s Reise melden uns, dass in der Bucht des heiligen Blasius eine kleine Insel sei, auf welcher, ausser Seehunden, die von den Hottentotten Sotzlicairi genannten -Vögel in Menge vorhanden wären. Wir haben gesehen, dass die Uebersetzer aus: Insel in einer Bucht gemacht haben: Bucht an einer Insel, und dass hierdurch Thompson, Blainville und Andere verleitet wurden zu glauben, es handle sich um die Insel Mauritius. Leider haben uns die Portugiesen keine auf Gama’s Fahrt speciell Bezug habende Karte hinterlassen. Die Holländer aber haben sich eine solche, wahrscheinlich durch Cornelius Houtman, der wegen seiner ruchtbar gewordenen Forschun- gen hinsichtlich der Handelswege der Portugiesen, in Lissa- bon eingekerkert worden war, verschafft, und mehreren’ ihrer vielfältig herausgegebenen Beschreibungen der ersten ostin- dischen Reise von 1595, bei welcher sich Houtman, der Ur- heber derselben, anfänglich als Commissarius, später aber als Führer der Expedition, befand, ist eine Karte des südlichen Theils von Afrika beigefügt, wo die Angra de San Braz, so- gar mit Bezeichnung der kleinen Insel in derselben, portu- giesisch, wie alles Andere, angegeben ist. Auf diesem Blatte wird überdem die Angra de San Bras noch besonders in ver- grössertem Masstabe mit der kleinen Insel in derselben vor- gestellt. Im Text wird die Insel und die Vögel auf derselben beschrieben. Es heisst im lateinischen Diarium: „Die quarto Augusti ingressi sumus Sinum, vulgo Aquado de Sant Bras, ubi ad latus oceiduum anchoram iecimus. In hoc sinu est parva insula aut scopulus in qua invenimus copiam magnam avium, quas nominavimus Pinguyones, erantque magnitudinis parvi anseris, sine alis, sed ipsarum loco Pinnis coriaceis praeditae erant, quibus natant.” Also Pinguine sind die Vögel, die bei den Negern oder 9% 132 Hamel: Hottentotten, als die Portugiesen hundert Jahre vor den Hol- ländern in der Blasius-Bucht waren, Sotilicairi hiessen. Diese Pinguine sind auch die Vögel, welche Lichefild zu Stares so- wohl als zu Soktarius, Thompson, Blainville und. die Penny Cyelopaedia aber zu Dodos gemacht haben. Welches ist nun namentlich die Bucht an der Ostküste Afrika’s, die zur Zeit der portugiesischen, und auch noch zur Zeit der ersten holländischen Fahrten nach Indien, den Namen St. Blasius-Bucht trug? Es ist die Bucht, welche jetzt Mossel-Bay (Muschel Bucht) genannt wird. Mit dieser Namensveränderung hat es folgende Bewandtniss. v e Der Holländer Paulus van Caerden, welcher unter dem Admiral Pieter Both- im December 1599 mit einer. aus vier Schiffen bestehenden Flotte nach Indien abgegangen war, wurde dort 1600 von Both zum Befehlshaber über zwei der Schiffe ernannt. Auf seiner Rückreise nach Holland im Jahr 1601 ‘ward er, da das eine Schiff durch Sturm beschädigt worden, genöthigt, in eine Bucht an. Afrika’s Südostküste einzulaufen, wo er vom 8. bis zum 14. Juli verweilte. Caer- den nannte diese Bucht nach Muscheln, mit denen er sich begnügen musste, da er von den Eingebornen am Lande kei- nen Fleischproviant bekommen konnte, Mossel-Bay, so wie er dann zwei anderen von ihm besuchten Buchten die Namen Vis- und Vles-Bay gab. Nun hat man später geglaubt, ‚die von Caerden Mossel-Bay benannte Bucht sei die Blasius-Bucht gewesen. Es würde aber höchst auffallend ‚sein, wenn. Caer- den wirklich der Blasius-Bucht diesen Namen gegeben hätte, da ‚sich nachweisen ‚lässt, dass er ihren früheren, von Diaz 4487 ertheilten, gekannt haben muss, indem er schon auf der ersten sogenannten Houtman’schen Expedition mit: derselben in. dieser Bucht vom 4. bis zum 14. August 1595 .'gewesen war, während welcher Zeit man auf dem Lande Freundschaft mit den Eingebornen gemacht hatte. Auch war schon ein volles. Jahr vor Caerden’s Abreise von Holland mit Both, nämlich. 1598, die Beschreibung der ersten Reise abgedruckt und bei derselben befand sich sowohl die erwähnte Karte der Küste von Süd-Afrika, als der Plan der Blasius-Bucht. In den verschiedenen Beschreibungen der Houtman’schen Fahrt Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 133 wird bloss erwähnt, dass am 5. und am 8. Februar 1597 ein Mann von dem Schiff Hollandia an’s Land zum König von Bally auf Java gesandt worden sei. In dem lateinischen Dia- rium aber finde ich bei dieser Gelegenheit den Paulus van Caerden genannt, ‘woraus sich dann ergiebt, dass er auch 1595 in der Blasius-Bucht gewesen sein musste. Er kann daher sich 1601 nicht in der jetzt Mosselbay genannten Bucht befunden haben, denn diese hätte er erkennen müssen. Auch finde ich, dass als er sechs Jahre später, nämlich 1607, längs der Küste Afrika’s hinsegelte, er selbst von der Agi di San- bras, nämlich der Blasius-Bucht, spricht, indem er sagt, die Bai Formosa, in deren Nähe er damals war, sei östlich von ihr gelegen. Man muss also glauben, er sei 1601 in irgend eine andere Bucht eingelaufen, obgleich die frühere Blasius- Bucht seitdem irriger Weise Mosselbay genannt worden ist, weil man meinte, Caerden habe hier die Muscheln vorgefun- den. Sie wurde übrigens noch eine lange Reihe von Jahren mit dem alten Namen bezeichnet. ‘So wird sie in demi 1613 gedruckten, vom Leipziger Johann Verkens während ‘der im Jahr 1607 unternommenen Expedition des Admirals Pieter ! Willemszoon Verhoeven nach Ostindien geführten, Tagebuch Aquada de sambras genannt. Visscher’s 1652 gestochene Karte von Afrika hat die Mossel-Bay noch nicht, aber auf Hondius’ 1666 von Jansson herausgegebenen Karte ist zu den alten portugiesischen Benennungen der Buchten, 'ausser- halb noch Mosselbay, Vis baij und Vleijs Baij hinzugravirt; ersterer Name steht hier zufällig gegenüber der Bay Fremosa, letzterer aber gegenüber der Agua de S. Bras. Seller’s Atlas maritimus von 1675 hat Mosselbay mit Hinweglassung von Blasiusbay und auf den neuen Karten ist meistentheils Mos- selbay an die Stelle von Blasiusbay gesetzt; jedoch heisst die am Westende der Bucht hervorspringende Felsecke bis auf diese Stunde Blasius-Cap. Die Mosselbay ist in deutschen Uebersetzungen zu Nosselbay und dann in französischen zu Baie de Nossel gemacht worden. Der Agent der ostindischen Compagnie Rear -Admiral Pringle hat das Verdienst, dass er 1797 dem Lieutenant Rice eine genaue Aufnahme der drei vorzüglichsten Buchten öst- lich vom Vorgebirge der guten Hofluung auftrug, “worunter 134 Hamel: denn auch die Mosselbay, der Portugiesen St.-Blasius-Hafen, ist, so dass wir nun, nach einer richtigen Aufnahme, den in dieser Bucht hervorragenden Fels, das kleine Inselchen, vor uns haben, welches von Vasco de Gama 1497 und von den Holländern 1595 mit Sotilicairi oder Pinguinen bedeckt vor- gefunden, in neuerer Zeit aber von Naturforschern mit der Insel Mauritius, auf welcher viele Dodos waren, verwechselt worden ist, Latrobe’s 1818 gedrucktem Journal seiner Reise in Süd- Afrika ist eine ‚Ansicht der Mosselbay mit der kleinen uns interessirenden Insel beigefügt. Leider ist wohl jetzt auf immer die Hoffnung geschwun- den, über das Wort Sotilicairi, die hottentottische Benennung der Pinguine in der Blasius-Bucht, nähere Auskunft zu erhal- ten, denn der Missionär Hans Peter Hallbeck, welcher sich von 1817 bis 1836 viel Mühe gegeben hatte, im Süden Afrika’s Alles was nur möglich war über die fast verschwundene hot- tentottische ‚Sprache zusammenzubringen, verlor bei einem 14836 in Europa gemachten Besuch alle seine Papiere durch den Schiffbruch der Dorothy Cook an der Küste bei Harwich. Er kehrte 1837 nach Südafrika zurück, ist aber daselbst zu Genadendal 1841 gestorben. Herr Blainville sagt, dass die Beschreibung, welche die Holländer von ihrer Besitznahme von Mauritius, während ihrer zweiten Fahrt nach Ostindien im. Jahr 1598, wo von ihnen der Dodo (als Walgvogel) erwähnt wird, nicht eher als im Jahr 1725 zu Rouen in einem Recueil des Voyages gedruckt worden sei. Die von Blainville hier gemeinte und im Dietionnaire des Sciences Naturelles Artikel Dodo, auch eitirte französische Sammlung von Reisen ist eine der vielfältigen Ausgaben des- selben Werkes, welches bloss eine Uebersetzung der 1646 in Holland in. der Landessprache gedruckten Sammlung von Reisebeschreibungen ist. Der Uebersetzer war de Constantin; die erste Ausgabe erschien 1702—6 zu Amsterdam. Der ur- sprüngliche Bericht über die in Frage stehende Reise war aber schon im Jahr 1601, sowohl holländisch als französisch, mit vielen Kupfern in Holland gedruckt worden. Diese zweite Expedition war im März 1598, bald nach Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 135 der Zurückkunft der ersten, abgefertigt worden. ' Sie bestand aus acht Fahrzeugen. Man wollte sich, wie auch bei der ersten geschehen war, nach dem Beispiel der Portugiesen, in der Blasius-Bucht mit Wasser und mit frischem Proviant ver- sehen. Die kleine Flotte war aber am Cap: der guten Hofl- nung durch Sturm zerstreut worden und vier Schiffe, worun- ter, auch das des Vice-Admirals Wybrand van. Warwyck, ge- riethen an eine Insel, ‚welche. nach. portugiesischen: Karten Ilha do Cirne (Cisne, Schwaneninsel) heissen sollte, die sie aber am 29. September nach dem Statthalter‘ von Holland Mauritius nannten. Die Bucht, in welcher sie Anker gewor- fen hatten, erhielt ihrem anwesenden Chef zu Ehren den Na- men Warwycks-Bucht. Es ist dies der sehr geräumige Hafen im südöstlichen Theil der Insel, wo sich auch die Holländer später am Ufer zuerst ansiedelten. Eine nach Süden zu im Hafen liegende Insel mit Cocosbäumen, jetzt Ile des Aigrettes genannt, bekam den Namen Heemskerk-Insel. Dies geschah zu Ehren desselben Jakob Henrikszoon Heemskerk, welcher zwei Mal unsere Nordküste besucht und den Winter von 1596 auf 1597 auf Matiuschina Semlia' (bisher unrichtig No- waja Semlia genannt) ohnweit der Nordostecke dieser Insel, welche Ecke für uns immer noch ‚‚Hoeck der Begeerde” ist, zugebracht hatte, jetzt aber, im September 1598, sich bereits hier bei der Mauritius-Insel befand. Er war als Ober-Com- missair auf dem Schiffe Gelderland, welches, im Hafen, der nach ihm benannten Jnsel am nächsten vor Anker lag, dahin gekommen und war vielleicht der Erste, der diese damals an Cocosnüssen reiche Insel besuchte. Späterhin, nämlich am 4. Januar 1599, wurde Heemskerk zu Bantam vom Admiral des ganzen Geschwaders, Jakob Corneliszoon van Neck, der von dort mit vier beladenen Schiffen nach Holland zurück- kehrte, zum Vice-Admiral, und Warwyck zum Admiral über die nachbleibenden vier Schiffe ernannt, welche nach den mo- Jukkischen Inseln segeln sollten, wo der thätige Heemskerk sich im Bezug auf die Feststellung des Handels seinem Va- terlande sehr nützlich machte. In den Notizen über die erwähnte Reise der Holländer, auf welcher Mauritius von ihnen zuerst besucht und benannt, auch der Dodo zuerst beschrieben worden, bleibt gewöhnlich 136 Hamel: unangemerkt, dass Jacob Heemskerk mit auf Mauritius‘ war, dahingegen ist irriger Weise gesagt worden, der Admiral Van Neck sei dabei gewesen. Es ist möglich, dass’ Jan Cornelis- zoon, der Befehlshaber einer der in den Warwycks-Hafen - eingelaufenen Fahrzeuge, genannt Vriessland, derselbe war, welcher 4596 gleichzeitig mit Heemskerk und Willem Ba- rentszoon van der Schelling aus Holland zur Aufsuchung der Nordostpassage abgesegelt war und dessen Streit mit Willem Barentszoon wegen der zu nehmenden Richtung jene Fahrt nach dem hohen Norden bewirkte, auf welcher die Bären- (Cherry-) Insel und Spitzbergen entdeckt wurden !), Was die am 18. September 1598 zum ersten Mal auf der Insel Mauritius gelandete Mannschaft der holländischen Schiffe, ausser den sehr grossen Schildkröten, am meisten in Erstau- nen versetzte, war die Zahmheit der hier angetroffenen Vö- gel, welche sich mit den Händen greifen liessen. Es waren vorzugsweise graue Papageien und Turteltauben. Ganz neu aber waren ihnen Vögel von der Grösse der Schwäne, ‘deren grosse Köpfe mit einer Haut gleichsam bekappt waren. Statt der Flügel hatten sie bloss, wie gesagt wurde, drei oder vier schwarze und statt des Schweifes vier oder fünf gekräuselte !) Diesen Jan Corneliszoon (Rijp) fand Heemskerk und seine Gefährten nach der Ueberwinterung auf Matiüschina Semlia und nach der Fahrt auf dort zugerichteten Böten, zu ihrer nicht geringen Freude, im Kolabusen mit seinem Schiffe vor und auf diesem kehr- ten sie ins Vaterland zurück, nachdem sie am 11. September 1597 ihre beiden Böte, mit Bewilligung des Woiewoden, „zum Andenken an ihre merkwürdige Fahrt” auf dem Kaufhofe zu Kola zur Aufbe- wahrung abgegeben hatten. Jan Corneliszoon, der mit Heemskerk zugleich zwei Mal um das Nordcap von Europa gesegelt und mit ihm sogar bis Spitzbergen gewesen war, konnte gewünscht haben, nun auch in seiner Gesellschaft das Südcap von Afrika zu umschif- fen. Als der zum Vice-Admiral ernannte Heemskerk am 8. Januar 1599 mit vier Schiffen von Bantam nach den molukkischen Inseln segeln sollte, wurde Jan Corneliszoon, dessen Schiff damals mit drei andern, unter Van Neck’s Leitung, nach Holland zurückzukehren be- stimmt war, auf eines von jenen übergeführt, und als diese sich am 11. März zu Amboyna wieder theilten, blieb Jan Corneliszoon mit dem Seinigen bei dem von Heemskerk, um mit ihm nach Banda zu segeln. Es scheint, als ob er sich nicht von Letzterem habe trennen können. Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 137 Federn. In der ältesten holländischen Beschreibung steht: „4 oft 5 gekrulde pluymkens, van coleur graeuwachtigh”, so dass man nicht weiss, ob die grauliche Farbe bloss: auf die Schweiffedern, oder vielmehr auf den ganzen Vogel zu bezie- hen sei. Die frühen Uebersetzer dieser Beschreibung: Gott- hard Arthus (aus Danzig) bei den DeBrys, und Levin Hulsius setzten eben so zweideutig: „vier oder fünf kleine gekrümmte Pflaum(?)federn, sein von Farbe grauwlich”. Clusius aber be- zog 1605 diese grauliche Farbe mit Bestimmtheit auf die Schwanzfedern. Er setzte: ‚pennulae cineracei coloris” und die späteren Uebersetzer haben dasselbe gethan. So heisst es in der Allgemeinen Historie der Reisen: „ihr Schwanz be- steht nur aus vier oder fünf graulichen und krausen Federn”, und die Penny Oyclopaedia hat: ‚their tails consisting of four or five eurled plumelets of a greyisch colour”. Aus dem Er- folg wird sich ergeben, dass die grauliche Farbe hier sich nicht auf die Schwanzfedern, sondern auf den ganzen Vogel beziehen soll. Das Schiffsvolk gab diesem Wildpret, nachdem es davon gegessen hatte, den Namen Walgvögel (Walghvogels, auch Walchstocken), das heisst: Ekel erregende Vögel, weil ihnen ihr Fleisch nicht so gut schmeckte wie das der Turtel- tauben, deren sie eine Menge auf der Insel todt schlugen. Wie sehr die Matrosen, während ihres vierzehntägigen Aufenthalts auf Mauritius, die Zahl der Vögel daselbst mögen verringert haben, lässt sich daraus schliessen, dass drei der- selben an einem Nachmittage nicht weniger als hundert und funfzig Turteltauben meistens mit der Hand gegriffen, zum Theil aber mit Stöcken todt geschlagen hatten. Gleich bei der ersten Landung brachten sie, ausser sehr vielen kleinen, acht oder neun grosse Vögel, die sie erschlagen hatten, auf's Schiff, Letztere waren ohne Zweifel Walgvögel, das heisst Dodos, denn von den Reihern wurde gesagt, dass man ihnen nicht beikommen könne. Am 418. September 1598 wären also die ersten Dodos, die historisch bekannt geworden sind, in den Besitz von Men- schen gekommen. Der erste dem Dodo gegebene und ver- öffentlichte Name war der eben erwähnte holländische: Walgh- vogel, d. h. Ekelvogel. Buflon sagt ohne allen Grund, dass die Portugiesen ihm den Namen Dodo gegeben hätten, da 138 Hamel: doch bis jetzt nicht nachgewiesen worden ist, dass vor den Holländern je ein Portugiese des Dodo’s unter irgend einem Namen erwähnt habe. Er hat diese Behauptung Herbert nach- geschrieben, der sie in den zwei ersten Ausgaben (von 1634 und 1638) seiner Reisen (Some yeares travels into Africa and Asia) aufgestellt, in einer spätern Ausgabe aber selbst wieder gestrichen hatte. Ferner sagt Bufion: Dronte sei der ursprüngliche Name des Vogels gewesen auf der Insel Mau- ritius, von wo er herkomme; die Insel war aber völlig unbe- wohnt, als Warwyck mit Heemskerk und der übrigen Gesell- schaft im Jahr 1598 dahin kam. Buffon hat hier nicht die von ihm gleich nach dem- Artikel über den Dodo empfohlene strenge kritische Prüfung der Nomenclatur der Thiere ange- wendet. Ich muss hier daran erinnern, dass die De Brys in dem schon im Februar 1600 beendigten vierten Theil ihrer Orien- talischen Indien eine von dem Danziger Gotthard Arthus aus dem Holländischen übersetzte Reisebeschreibung der erst im Juli 1599 mit dem Admiral Van Neck aus Bantam nach Hol- land zurückgekehrten vier Schiffe gegeben haben. Von diesen Fahrzeugen war jedoch nur eines, die erwähnte Jacht Vriess- land, im Hafen bei Mauritius gewesen. Der in Bantanı neu ernannte Capitain derselben, so wie der darauf befindliche Commissair, hatten sich aber bei dem Besuch auf Mauritius befunden und konnten also über das daselbst Gesehene Mit- theilungen machen. Daher erklärt es sich, dass die De Brys in dem erwähn- ten Theil ihres Werkes unter andern ‚‚lustig und zierlich in Kupfer gestochenen Contrafeyungen” auf der dritten Tafel das Merkwürdigste von dem, was auf Mauritius beobachtet wor- den sein sollte, zusammen zu stellen versucht haben. Es sitzen hier zwei Holländer auf einer grossen Schildkröte, die, der Last ungeachtet, vorwärts kriecht. Ein Mann steckt le- bendig ergriffene Papageien in einen Sack. An drei verschie- denen Orten schlagen andere Schiffisleute vorbeifliegende Vö- gel mit Stöcken todt. Ein grosser Vogel, der ein Dodo sein soll, aus Versehen aber ein Casuar (Emeu) ist, schreitet ruhig in der Nähe einer Gruppe von zelın schmausenden und einem aufwartenden Matrosen vorbei. In der Bucht ist ein Schiff Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 139 zu sehen, von welchem so eben ein Boot mit vier Personen landet, deren eine im Begriff auszusteigen ist, um zwei hart am Strande befindliche Vögel, die Dodos (Walgvögel) vor- stellen sollen, in der That aber wieder Casuare sind, zu grei- fen. Einer dieser Vögel sieht den aussteigenden Mann ohne Scheu an, der andere fährt fort vom Boden etwas aufzulesen, „was vielleicht auf die sehr oft im Magen der Walgvögel vor- gefundenen Steine Bezug haben soll. Diesen letzteren Vogel hat der Künstler der De Brys von sich aus gezeichnet, die andern zwei aber von einem, dem XXXIV. Capitel der Beschreibungen der Houtman’schen: Reise beigegebenen Kupfer copirt, welches auch auf der achten Tafel bei den De Brys wiedergegeben worden. Hier wird von ihnen selbst erklärt, dass der Vogel von Java sei, ja sogar angemerkt, dass er dort Eeme heisse, demungeachtet aber sagen sie in der Erläuterung der erwähnten dritten Tafel, dass diese seltsamen Vögel auf Mauritius von den: dort gewe- senen Holländern Walckvögel genannt worden seien und setzen noch hinzu, sie hätten einen mit sich nach Holland gebracht. Wenn man dieser Nachricht Glauben beimessen dürfte, so müsste der erwähnte Dodo im Juli 1599 in Holland ange- langt sein. Man darf aber den De Brys hier. nicht trauen. Sie konnten bei dieser Notiz den von der ersten holländischen Reise aus Java nach Amsterdam mitgebrachten Emeu mit einem Dodo verwechselt haben, wie es denn auch in der. be- schriebenen ‚ÜContrafeyung”” geschehen ist. Der erwähnte Emeu wurde dem Capitain Schellinger am Tage vor seiner Ermordung, nämlich am 4. December 1596, als sein Schifi vor Ciday (auf Java) ankerte, vom dortigen König Sella als ein Geschenk zugesandt und mit den im Juli 1597 zurück- gekehrten Schiffen als eine wunderbare Neuigkeit mit nach Holland gebracht, wo ihn auch Clusius im Haag im Garten des Grafen von Solms gesehen hatte, ehe dieser ihn dem da- maligen Churfürsten zu Cöln schenkte, von welcher er später dem Kaiser Rudolph II. verehrt wurde. Dem jetzt sehr seltenen, von Cornelius Gerhardszoon ver- fassten Anhang zu dem Diarium Nauticum von 1598 ist ein für damalige Zeit recht artiger Holzschnitt eines Emeu hin- 140 Hamel: zugefügt worden, und durch Clusius erfahren 'wir, dass der erwähnte erste nach Holland gebrachte Emeu daselbst in Oel portraitirt worden sei; es wäre daher wohl zu vermuthen, dass dem ersten nach Holland gekommenen Dodo eine gleiche Ehre widerfahren sein dürfte. Da aber Clusius 1605 weder von einem lebend in Holland gewesenen, noch von einem daselbst abgebildeten Dodo etwas meldet, so muss man um so mehr glauben, dass die von den De Brys mitgetheilte Nach- richt von einem schon 1599 durch die Holländer mitgebrach- ten Dodo ungegründet sei. Das von den Holländern 1598 am 18. September begon- nerie Todtschlagen der Walgvögel auf Mauritius wurde von den späterhin von Zeit zu Zeit daselbst landenden Seefahrern fortgesetzt. Ich will im Folgenden nur an jene ihrer Besuche auf Mauritius erinnern, in deren Beschreibung der Walgvögel Erwähnung geschieht. Im Jahr 1601 segelte der Admiral Wolfert Hermanszoon mit fünf, und der mehrerwähnte Admiral Heemskerk mit acht Schiffen nach Ostindien. Ersterer hatte sich auf der Hinreise ungefähr einen Monat bei Mauritius aufgehalten und als fünf von’ Heemskerk’s Schiffen zu Bantam ihre volle Ladung er- halten hatten, fertigte sie letzterer Admiral, da er selbst mit den übrigen noch in Indien verbleiben wollte, unter dem Oberbefehl von Schuermans und dem Vice-Admiral Jan Gar- nier nach Holland ab. Diese Schiffe verblieben bei Mauritius vom Ende Mai bis zum 8. September 1602. Wir haben zwei Berichte über den Aufenthalt ihrer Mannschaft auf der Insel. Der eine ist von Reyer Corneliszoon, dem Steuermann auf dem Schiff des Vice- Admirals, der andere von Willem van West Zanen (zu Saardam ansässig), welcher die Jacht Enk- huysen, auch Bruin-Vis genannt, befehligte und der schon 1598 als Schiffszimmermann mit Warwyck und Heemskerk auf Mauritius, wie auch 1595 auf der Houtman’schen Reise mitgewesen war. Die Mannschaft eines jeden der fünf Schiffe erbaute sich ein Haus auf Mauritius. Sowohl Reyer Corne- iszoon als Willem haben verschiedene auf der Insel vorge- fundene Thiere aufgezeichnet !). !) Reyer Corneliszoon erzählt, man habe eine an der Südwest- g Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 141 Ersterer nennt den Dodo bloss bei seinem ihm 1598 ge- gebenen Namen: Wallich-Vogel. ‚In: Willem’s, freilich nur erst spät gedrucktem und von einem Fremden (H. Soute- Boom) mit Zusätzen bereichertem Reisejournal wird daran erinnert, weshalb der Vogel diesen Namen bekommen habe, ausserdem aber heisst es: „‚Einige nennen diese Vögel Do- daarse, andere hingegen Dronten.” ‚Bei einer Vergleichung ergiebt sich, dass die Notiz über die auf Mauritius vorhande- nen Thiere in Willem’s gedrucktem Reisebericht grossentheils aus dem vier Jahre später auf des Admirals Matelief’s Reise nach Indien geführten Tagebuch abgeschrieben ist, wo sich denn auch. diese Namen der Walgvögel vorfinden. Bei der näheren Beschreibung dieser Vögel ist bloss die Bemerkung, dass der Kopf mit einer Hautkappe bedeckt sei, aus der Be- schreibung der ersten Reise genommen, das Uebrige lautet wie bei Matelief, nur ist die Vergleichung der Grösse mit der der Schwäne und die Angabe, dass der ganze Körper mit kleinen grauen Federn bedeckt sei, weggelassen worden. Auch sind der Schnabel, die Augen und die Füsse nicht, wie dort, näher bezeichnet. Wahrscheinlich sind alle naturhistorischen Nachriehten, die Beschreibung der Insel und besonders auch der Walgvögel von dem Bearbeiter des Willem’schen Jour- nals zugesetzt worden, jedoch kommen die Namen Dodaars - ecke der Insel vorgefundene Art Bische .mit dem Namen: „Jacob Evertz” belegt. Der 1623 verstorbene Bontius hat diesen „Jacob Evertsen” genannten ‚Fisch (bei Piso auf Seite 77, Capitel XXIV) mit der Ueberschrift: Aselli (Indiei) species bildlich dargestellt und mel- det, er sei gelb mit schwarzen Flecken und eben so sei der von Wuchs kleine Seemann, dessen Namen er trägt, auch gewesen. Letz. teres sagt er auch auf Seite 6. Bloch (Ichthyologie, septieme partie, p- 26) giebt den durch eine Spöttelei Jacob Evertsen benannten Fisch als Bodianus guttatus und liefert sein Bildniss auf Tafel COXXIV. — Der Holländer, welchem auf diese Weise die Ehre geworden, sei- nen Namen in die Ichthyologie aufgenommen zu sehen, scheint mir für uns einiges Interesse zu haben. Ich vermuthe nämlich, dass es derselbe Jacob Evertz ist, der mit Heemskerk 1596—1597 auf Matiu- schina Semlia überwintert hatte und glücklich mit ihm und noch zehn Personen auf zwei dort zur Fahrt auf der See bestmöglichst zugerichteten Böten nach Kola zu Jan Corneliszoon’s Schiff ge- langt war. 142 Hamel: und Drönte auch sonst'noch im Verlauf von Willem’s Erzäh- lung vor, so dass man glauben möchte, er müsse dieselben gekannt haben. Der Name Dronte erscheint auch in einem Reime: „Vitali sookt' man heer en vlees van’t pluim gediert, Der pallembomen sap, de dronten rond van stuiten”. Es wird erzählt, dass die Matrosen der Jacht einmal funf- zig Vögel an Bord brachten und dass darunter vier oder fünf und zwanzig Dodaarsen waren, so gross und schwer, dass die Matrosen nicht zwei davon in einer Mahlzeit ganz verzehren konnten; die übrigen wurden eingesalzen. Ein anderes Mal waren von ıhnen während drei Tagen hundert und funfzig Vögel todt geschlagen worden, unter welchen sich zwanzig Dronten befanden, die man eben so benutzte. — Die Schiffe langten im April 1603 in Holland an. Clusius, welcher in seinen 1605 gedruckten Exotieis eine Beschreibung der „Walghvoghels’” gab, hat das Material dazu theils aus ‘den: veröffentlichten Berichten über die erste der eben angeführten Reisen, theils aus mündlichen Nachrichten von Personen, die auf der zweiten mitgewesen waren, erhal- ten. Er beschreibt den Schnabel als nicht flach, sondern dick und bedeutend lang, der obere Theil hackenförmig gebogen, der untere mit einem bläulichen Fleck in der Mitte zwischen gelb und schwarz. Der Körper des Vogels ist mit kurzen Federn sparsam bedeckt. Statt der Flügel finden sich bloss vier oder fünf schwarze Federn. Die in der ersten Beschrei- bung erwähnte graue Farbe wendet auch Clusius irrig auf,die vier oder fünf Schwanzfedern an, Der Hintertheil des Kör- pers ist sehr dick und fett, die Beine eher dick als lang, der obere Theil bis an das Knie mit schwarzen kleinen Federn bedeckt, der untere, so wie auch die Füsse, gelblich. Vier Zehen, von denen die drei längeren, nach vorn, die vierte kür- zere nach hinten stehen, sind» alle mit schwarzen Krallen ver- sehen, von welchen die der hinteren Zehe die längste ist. Clusius sah in der Sammlung des Leidener Professors Pauw einen aus Mauritius gebrachten Fuss und beschrieb ihn näher. Grey glaubt, dass der Dodofuss, welcher sich in der 1681 von Grew catalogisirten Sammlung der Royal Society vorfand, jetzt aber im British Museum zu sehen ist, der von Clusius Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 145 beschriebene sei. Bei Porret sah Clusius zwei Steine, die in den Mägen der Walgvögel gefunden sein sollten; einen der- selben hat er abgebildet. Das Fleisch war ihm als zähe, bloss die Brust und der Magen einigermassen wohlschmeckend be- schrieben worden. Die Namen Dodaars und Dronte scheint Clusius nicht gehört zu haben, da er ihrer nicht erwähnt. Ein Grund mehr zu glauben, dass diese Benennungen erst später in Willem’s Jo@fnal eingetragen sind, zumal da Clusius sich mit dem Vice-Admiral Garnier über den auf Mauritius ge- machten Besuch mündlich unterhalten hatte. Am 4. Januar 1606 langte der Admiral Cornelis Matelief auf seiner Fahrt nach Ostindien mit sieben Schiffen bei Mau- ritius an und fand daselbst den nach Holland zurückkehren- den Admiral Steven van der Hagen mit zwei Schiffen vor. Matelief verblieb hier bis zum 27. Januar. Das Tagebuch über seine Reise eıthält eine Beschreibung der Insel: mit Be- zeichnung ihrer Haupterzeugnisse. Nach namentlicher Erwäh- nung von zwölf verschiedenen Vögeln heisst es: „Man findet da auch gewisse Vögel, die von einigen Dodaerse, von andern Dronten genannt werden; die ersten hier, Angekommenen hiessen sie Walghvogels.” Darauf folgt eine nähere Beschrei- bung dieser Vögel, in welcher das Wichtigste für uns die Nachricht ist, dass der ganze Körper mit kleinen, grauen Fe- dern bedeckt sei. Der Schnabel wird als gross und die Augen als lebhaft erwähnt... Statt gehöriger Flügel befinden sich 'nur kleine Fittiche, statt des Schweifes vier oder fünf Federn, die mehr als die übrigen erhaben sind. Die Beine sind gross und dick. Im Magen befindet sich gemeiniglich ein Stein von der Grösse einer Faust. Zum Essen sollte der Magen der beste Theil sein. “ Aus des Handelsmannes Paulus van Soldt’s Tagebuch, geführt auf der Nachhausereise zweier Schiffe aus Bantam im Jahr 1607, ersehen wir, dass diese, den dem Ostwind offenen Warwyck-Hafen vermeidend, bei der Südwestecke der Insel Anker warfen und dass sich die Mannschaft der Schiffe bei einer Bucht (vielleicht war es die Baie du Cap) Ende Novem- ber ‚an’s Land begab. Während der drei und zwanzig Tage, die sie auf der Insel zubrachte, ass dieselbe nichts als Dodaerse, Schildkröten, Tauben, Turteltauben, graue Papageien 144 Hamel: und anderes Geflügel, welches sie mit den Händen einfing. Soldt's Tagebuch enthält, wie das über Matelief’s Reise ge- führte, eine Beschreibung der Insel mit ihren zwei Haupthäfen, und nennt-mehrere darauf befindliche Thiere. . Von den Dod- aersen wird hier wieder gesagt, dass man sie eingesalzen habe. Es wird angemerkt, dass in der Nähe der Häfen das Geflügel schon seltener zu werden anfange, weil so viele Schiffe da- selbst anlegen; im Innern der Insel jedoch se®desselben noch genug vorhanden. Eine Beschreibung von Mauritius und von den 16411 da- selbst beobachteten Dodaersen verdanken wir dem schon zwei- mal erwähnten Leipziger Johann Verkens, der aber, als Sachse, „Tottersen” anstatt Dodaersen schrieb. Im Jahr 1607 war der Admiral Pieter Willemszoon Verhoeven, nachdem er un- längst zuvor sich zur Seite Heemskerk’s befunden hatte, als dieser in der glorreichen Schlacht vor Gibraltar durch eine Kugel getödtet ward, mit einer starken Flotte nach Indien abgegangen. Auf diese hatte sich damals Verkens als Soldat anwerben lassen, er war aber späterhin in Indien zum Fähn- rich befördert worden. Er hatte ein Reisejournal geführt, welches von dem schon genannten Danziger Gotthard Arthus bearbeitet und 1612 und 1613 von J. T. De Bry,‘ so wie 4613 auch noch von Levin Hulsius” Wittwe durch den Druck veröffentlicht wurde. Das Schiff, auf welchem Verkens nach Holland zurückkehrte, Jag vom 7. November bis zum 24, De- cember 1611 im Warwyck (Südost, später Bourbon-) Hafen von Mauritius vor Anker; ein anderes war schon früher da- selbst angelangt und hatte dieses abgewartet, auch kam noch ein Schiff mit einer Jacht aus Holland dahin. Verkens’ Be- schreibung des Dodo’s ist besonders deswegen interessant, weil er uns, wie Matelief, mit Bestimmtheit sagt, die Farbe des Vogels sei eine grauliche gewesen und weil er die Flü- gelfedern ihrer Zahl und Farbe nach richtiger anzugeben scheint, als seine Vorgänger, die Holländer. Diese hatten in den Beschreibungen ihrer Besuche auf Mauritius in den Jah- ren 1598 und 1602, so wie, ihnen folgend, auch Clusius 1605, gesagt: der Dodo habe statt der Flügel drei oder vier schwarze Federn, Verkens hingegen schreibt, er habe ihrer fünf oder sechs gelbe, Wirklich sind in dem von mir copirlen Oel- Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 145 gemälde /des Tradescant-Ashmole’schen- Musenmsiin (Oxford die. Endfedern der! ‚schwärzlichen Flügeli>gelb mit "einigen braunschwarzen Schattirungen, ‘und. die‘ Zahl der ‘grösseren Federn‘ ist sechs !)... Verkensı;macht ‚auch 'besonders»noch auf die Stärke des Schnabels aufmerksam. Er: sagt, die Tottersen seien ‚Vögel ‚an der Grösse.den Schwanen gleich, mit gros- sen Köpfen, \.haben. keine, Flügel , ‚denn ‚statt, derselben haben sie etwann fünff oder,sechs gelbe Federlein, ‚dessgleichen haben sie auch an statt des/Schwantzes etwann vier ‘oder fünff über sich. gekrümmte Federn stehen, von Farbe 'seynd sie grawlicht, mann. nennt sie Tottersen‘‚oder.Waltvögel (so steht ‘bei «De Bry;. die Hulsius’sche ‚Sammlung (hat: 'Totersten oder’ Walck- vögel).| Derselben nun. gibt. es" daselbst eine grosse Menge, wie. denn die Holländer täglich derselben viel gefangen und gessen; haben... Die ‚Tottersen: ( Totersen) oder''Waldtvögel (Walchvögel) ‚hatten ‚sie mit den! Händen‘ gegriffen ‚ mussten sich..aber wohl fürsehen,,. dass. sie nichtı von- ihnen mit den Schnäbeln, welche sehr gross, diek“und »krumb seyn, etwann bey eim. Arm.oder Bey ergriffen. würden, dann sie: fast hart ‚zu. beissen pflegen.” Der Engländer, Thomas: (später Sir Thomas) Herbeit, der 1629 auf der Insel Mauritius gewesen: war, beschreibt'insei- nem ’1634 gedruckten Buche .den als’ Walgvogel, Dodaers'und Dronte. ‚bereits bekannten‘ Vogel zum ersten Mall unter'rdem Namen Dodo. ‚Ich habe schon erwähnt,.dass' Herbertiin-den zwei ersten ‚Ausgaben. seiner’ Reisebeschreibung sagt.\dieses sei, ein portugiesischer Name. Er fügt hinzu, “derselbe be- ziehe sich, auf des ‚Vogels Einfältigkeit: (simpleness).» Inıspä- teren Ausgaben, wo Herbert. diese Bemerkungen weggelassen hat, führt.er statt dessen’ an, ‚dass. die Dodos: von den’ Hol- ländern Walghvogels, auch Dod Eersen genannt werden!! Nach ihm soll.der Dodo selten weniger als fünfzig | Pfund (gewogen haben, - Ich ‚werde. in Herbert’s. hier. folgenden Beschreibung „..\,'). In der aus dem. Haag erhaltenen .Copie des Dodo’s im Save- ry’schen Oelgemälde des dortigen Museums hat ‚der Flügel auch sechs grössere Endfedern, die-hier, wie ich bereits in der Vorerin- nerung erwähnt habe, auseinander gespreitzt stehen; sie sind gelb mit bräunlicher und grauer Schattirung; in einigen der Flügelfedern sind auch schwärzliche Streifen. Archiv 1. Naturgesch. XIV, Jahrg. 1. Bd. 10 146 Hamel: dieivon ihm in den spätern Ausgaben ''gestrichenen Wortevmit Cursivschrift ‘bezeichnen. ‚Der Schnabel! ist sehr ‘gekrümmt und nach unten!gebogen.'''Die'Nasenlöcher befinden"sich' in der Mitte-des' Schnabels, dessen‘ Ende von diesen Oefinungen am-leicht grün, vermischt mit ‘blassgelb ist.' Die’ Augen sind : rund und klein, glänzend wie Diamanten.‘ Eine Hälfte‘ des Kopfes: ist mit: faumartigen , 'schwärzlichen Federn (später: „mit! einem: dunkelfarbigen Flaum’). bedeckt, ‘die andere ist nackt, weisslich «(of av'white hue),; als’ob’ ein derchscheinendes feines ‚Gewebe (Jawn))' darüber gezogen wäre. "Der Körper des ‚Vogels ist rund und: ausserordentlich fett, so 'dass' er'nur gar. Jangsam dahinzuschreiten 'im Stande ist. Statt der Federn istıer mit Daunen, 'wwie>die der jungen Günschen, bedeckt. Die Beine ‚sind diek' und schwarz und: stark, die\'Krallen scharf, (später::gross).' Die’ kleinen Flügel scheinen nur ge- ıgeben zu sein, um den Dodo 'als Vogel zu caraeterisiren. ‚Der 'Schweif ist dem Bart eines Chinesen ähnlich, er besteht ‚bloss ‚aus drei ‘oder vier kleinen‘ Federn.” — (Blainville''hat 'hier sehr: unrichtig übersetzt. Was Herbert von'den' Flügeln sagt, lässt er ganz weg und anstatt, des Schweifes (trayne), den Herbert, freilich nicht nach der Natur, sondern nach sei- nem eigenen Carricaturbilde mit einem chinesischen Bart ver- gleicht, setzt Blainville: Flügel, statt Bart (beard) aber: Vogel (bird), und so entstand bei ihm: Les ailes sont comme‘ dans l’oiseau' de Chine, formees de 3—4 plumes courtes). — ‚Das Gesicht des Vogels ‘drückt Melancholie aus, ‘als cb er fühle, dass ihn die Natur beleidigt habe, indem sie ihm so‘ kleine Flügel! gab, die den grossen, massiven Körper nicht im'Stande sind zu heben. ‘Der Magen des Dodo ist 'so 'hitzig,' dass er leicht. Steine znd Zisen‘ verdauen kann”. Uebrigens spricht sich. Herbert nicht‘ mit Bestimmtheit' aus, ob’ er" den Dodo selbst “auf der Insel'Mauritius gesehen 'habe;‘'er konnte, we- nigstens ‘später, manches nach ‘dem ausgestopften Exeniplar bei Tradescant in South Lambeth, auch nach dem um das Jahr 4638 lebendig in London vorgezeigten Dodo, beschreiben und verbessern. Ich habe in Oxford zwei von Herbert im Jahr 1680 an Ashmole geschriebene Briefe gesehen, in dem einen bemerkt er, dass er Tradescant’s Museum oft besucht, auch einiges dahin gegeben habe; in dem andern,sagt er von Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 147 seinem Werk, wie auch in diesem selbst, ‘es sei: the fruit of youth and haste. In den spätern Ausgaben hat er die an- fänglich "aufgestellte Behauptung, als ob der Dodo auch auf Rodriguez zu Hause wäre, an‘ der Hauptstelle weggelassen; er war dieser Insel bloss vorbeigefahren, ohne dass das Schiff geankert hätte. Die seitdem wiederholt aufgestellte Behaup- tung, als ob man den Dodo nicht nur auf Mauritius, sondern auch auf Rodriguez gesehen habe, ist ganz grundlos. Im Jahr 1638 war der aus Rouen gebürtige, erst zwei und zwanzig Jahr alte Franzose Frangois Cauche vierzehn Tage auf der Insel Mauritius gewesen. Das Schiff, mit wel- chem er am 15. Januar aus Dieppe gesegelt war, hatte auf Bourbon und Rodriguez landen lassen, um des Königs von Frankreich Wappen daselbst aufzustellen. Bei Mauritius legte es erst in dem Südost-Hafen, ‘wo die Holländer damals- ein Fort bauten, an. Am folgenden Tag segelte das Schiff zu dem Nordwest-Hafen, der jetzt Port Louis genannt wird. Hier waren bereits sechs Holländer ansässig. Man fischte und'jagte, nahm Proviant ein und segelte nach‘ Madagascar, wo Cauche blieb und von wo er erst 1644 nach Frankreich zurückkehrte. In Dijon wurde er von dem als Schriftsteller bekannten Ad- vocaten Morisot freundschaftlich aufgenommen. "Dieser for- derte ihn ‘auf, ihm über seine Reise Mittheilungen zu machen, welche er dann redigirte (m’ayant regeu charitablement en sa "maison a Dijon, et appris de moy mon voyage le mit par escrit). In dem auf diese Weise entstandenen und erst 1651 gedruckten Werke (Relations veritables et curieuses de Pisle de Madagascar etc.) steht nun, dass Cauche auf Mauritius Vögel gesehen habe, grösser als ein Schwan, der Körper mit einem schwarzen Flaum bedeckt, der Hintertheil ganz rund mit eben so vielen krausen Federn als der Vogel Jahre zählte. Statt der Flügel hätten‘ sie schwarze und gekrümmte Federn, seien ohne Zunge, ihr Schnabel gross, etwas nach unten 'ge- krümmt, die Beine hoch, beschuppt, am Fusse (er meinte wohl. nach vorne) nur drei Zehen. Sie schrieen ‘wie die Gänse, ihr Fleisch sei keinesweges wohlschmeckend. Man entdeckt, der mehrfachen Entstellungen ungeachtet, leicht, dass hier der Dodo gemeint gewesen.‘ Es finden sich in dieser Schilderung des Vogels mehrere Ausdrücke, welche in dem 10* 148 Hamel: französischen, schon. 1600 gedruckten Bericht über den. ersten Besuch der Holländer auf Mauritius beider Beschreibung».der Walgvögel gebraucht worden sind, z. B. ‚‚eul»rond’” mit,,plu- mes 'erespues’”’ und, statt der.Flügel: „plumes;noires’. ‚Es wird‘ freilich weiterhin bei Cauche im Bezug auf den Namen gesagt: Nous les appellions oiseaux de Nazaret, und hieraus haben ‚die Naturforscher einen besondern Nazarvogel gemacht, welchem der Name Didus Nazarenus. gegeben ‚wurde. Ich glaube aber nicht zu irren, ‚wenn ich vermuthe, ‚dass die Cauche-Morisot’sche Benennung ‚Oiseau de nazaret ‚durch 'un- richtiges Lesen oder Abschreiben des Namens Oiseau’de nau- see entstanden sei, welches die französische Uebersetzung. des ursprünglichen Namens Walgvogel, das heisst: Ekelvogel, ist. In der erwähnten Beschreibung des Besuches auf‘ Mauritius im Jahr 1598 steht: ‚‚Ces oyseaux' furent, de nous nommez Oyseaux de nausee”. Diese Benennung: hatte Cauche allem Anschein: nach abgeschrieben... Das Wort, Nausee wurde aber später in Nazare umgewandelt, weil: dieser Name sich als Insel und Untiefe ohnweit Mauritius auf den Karten vorfand. Mo- risot' setzt auch hinzu: „Vielleicht kommt der Name (Nazaret) daher, dass dieser Vogel zuerst ‚auf der Insel Nazare 'gefun- den ist, welche nördlich von Mauritius liegt”. Wirklich hat Morisot auf der von ihm seiner Arbeit beigegebenen Karte eine bedeutende Insel Nazaret nördlich von Maskarenhas (Bourbon), die bei ihm östlich von Mauritius liegt, hingezeich- net. Diese Nazar-Insel ist lange für die Geographen eben das gewesen, was der Nazarvogel für die Ornithologen. . See- fahrer. haben die erdichtete Nazar-Insel erst für eine. Untiefe erklärt, später aber auch diese nicht finden können und'/daher ganz von den Karten verbannt. In dem Supplement au. Nep- tune oriental von d’Apres de Mannevillette, welches-1781 'er- schien, steht: ‚Ich habe in der verbesserten Karte ‚die zwei Nazarethbänke weggelassen, da sie nicht ‚existiren” und Alexander Dalrymple schrieb 1787 in seinem Memoire über eine Karte ‚des indischen Oceans: „Mit den Nazarethbänken hat es etwas Unerklärliches’”’ und weiterhin: ‚die Nichtexistenz der Nazarethbänke scheint klar dargethan zu. sein, obgleich Samuel Thornton ihr Dasein zu beweisen suchte”. Der junge Cauche war 1638 nur vierzehn Tage auf Mauritius, nachdem Der Dodo, die Einsiedler'und der erdichtete Nazarvogel. 149 im’ Verlauf von‘ vierzig Jahren die Holländer diese Insel ‚so oft besucht, zuerst am Südost-Hafen ein Fort erbaut und dann am Nordwest-Hafen sich angesiedelt hatten. Wir haben aus der ersten Zeit oft: wiederholte Zeugnisse über das Vorhan- densein des Walgvogels (Dodaers, Dronte, Dodo), aber keine Erwähnung von einem andern ‘ähnlichen Vogel, der'nicht flie- gen’ konnte. Schon dreissig’Jahre früher, namlich 1608, hatte Paulus van Soldt geschrieben, das Geflügel werde in der Nähe der Landungsplätze' selten. Es ist also keinesweges wahr- scheinlich, dass Cauche, der weder Naturforscher noch sonst ein gebildeter 'Mann. war, bei seinem flüchtigen Besuche einen früher auf 'der Insel nicht beobachteten‘ Vogel ohne Flügel sollte entdeckt haben und die Ornithologen können den .Na- zarvogel‘ dreist streichen.‘ Uebrigens- ist die Erdichtung des Oiseau de Nazare im’ Jahre 1651 keinesweges auffallender, als die eines Oiseau de’'Chine im Jahre 1830. Um dieselbe Zeit, da Cauche auf Mauritius gewesen war, nämlich -um’s: Jahr. 1638, wurde in London ein lebendiger Dodo als eine! Seltenheit für Geld gezeigt. ‘Wir. verdanken dem als Schriftsteller bekannten L’Estrange eine zufällige No- tiz hierüber. : Vor dem’ Hause befand sich ein Schild mit der bildlichen Darstellung des sonderbar gestalteten Vogels. Die- sen beschreibt L’Estrange grösser als ein kalekutischer Hahn, mit Beinen und Füssen wie diese sie haben, nur stärker und dieker; die ganze Haltung war eine mehr aufrechte. , Vorn war seine Farbe wie die der Brust eines jungen Fasanhahnes; der Rücken war hirschbraun (of dunne or deare coulour). Diese Schilderung der Farben stimmt einigermassen mit ‚dem Oelgemälde zu Oxford, welches ich copirt habe, überein, jedoch ist das Colorit überhaupt dunkler, als man ‚nach L’Estrange’s Angabe glauben sollte. L’Estrange sagt ausdrück- lich, dass der Eigenthümer den Vogel Dodo nannte; er gab ihm mehrere abgerundete Steine von der Grösse einer Muskat- nuss zu verschlueken. Es wäre nicht unmöglich, dass der hier erwähnte, in London 1638 vorgezeigte Dodo nach seinem Tode in das Tra- descant’sche Museum zu South Lambeth gekommen sei. ‚John Tradescant der: Aeltere starb zwar im eben genannten. ‘Jahre, aber sein Sohn, ebenfalls John, sorgte eifrig für die, Vermeh- 150 I» Hamel: rung der Gegenstände‘ im Museum sowohl als in dem dabei befindlichen Pflanzen - und Blumengarten. In ‘dem 1656’ ge- druckten Inhaltsverzeichnisse beider Etablissements steht auf Seite 4: „Dodar (sollte Dodaars oder Dodaers heissen) from the Island Mauritius, it is not able to fly, being so big”. Ray schreibt, ‘dass er mit dem 1672 verstorbenen Franeis 'Wil- loughby, mit welchem er von 1661 bis 1666 mehrere: natur- wissenschaftliche Reisen gemacht hatte und dessen Ornitholo- gie er herausgab, den Dodo in Tradescant’s Museum gesehen habe. Dass derselbe Dodo, nach Uebermachung der Tra- descant’schen Sammlung an Ashmole, im Jahr 1683 mit nach Oxford in das zur Aufnahme derselben von Sir Christopher Wren erbaute und nach Ashmole benannte Museum gekom- men sei, beweist der bald darauf, 1684, von dem Aufseher- gehülfen Lihwyd angefertigte Catalog.‘ Auch sagt der Oxfor- der Professor Thomas Hyde in seinem 1700 gedruckten Buche: De veterum 'Persarum, Parthorum et Medorum religionis his- toria, dass der ausgestopfte Dodo dort ausgestellt 'sei. ‘Er beschreibt des Vogels Kopf, also wahrscheinlich denselben, der jetzt, durch Motten beschädigt: und von der Gnathothek entblösst, im erwähnten Museum aufbewahrt wird. ' Seine Worte Jauten also: ,‚Hujus avis vultus prae se fert Melan- choliam”.' (Herbert hatte schon 1634 etwas Aehnliches ge- sagt). ,‚Sineiput nudum, oceiput lanugine teetum est ut et totum corpus”, (Also war der Tradescant’sche Dodo 41700 noch nicht von den Inseeten zerstört). ,Rostrum a naribus ad 'maeronem leviter virescit, admixta Tinetura sublutea”. Be- kannt genug ist leider, dass das Gefieder dieses Dodo’s, so wie ‘aller andern Vögel aus der Tradescant’schen Sammlung, später eine Beute der Motten wurde, und dass in Folge des- sen am 8. Januar 1755 von Seiten der Universitätsverwaltung der Befehl erfolgte, sie alle 'wegzuwerfen. Die auf dem, aller Wahrscheinlichkeit nach, ‘damals abgehauenen und jetzt im Museum aufbewahrten Kopf zurückgebliebenen Feder- oder Flaumstoppeln (den ‘einzigen in der Welt vorhandenen Rest vom Gefieder des Dodo’s) habe ich nicht unterlassen, näher zu untersuchen, den ganzen Kopf aber von beiden Seiten pho- tographisch 'copirt. ‘Den, wie man glauben muss, ebenfalls 4755 vom Tradescant’schen Exemplar abgehackten Fuss hatte Der Dodo, die Einsiedler und ‚der erdichtete Nazarvogel. 151 Dr., Carus, ‚als,‚er. 1844. mit, dem ‚König ıvon ‚Sachsen in Ox- ford,war,.. von der,)Haut,;zu, entblössen ‚gerathen,. damit, man dem'Knochenbau und,.die ‚Sehnen ‚studiren könne., Dieses bat Dr...Kidd ;auch, bald, ‚darauf gethan. und ‚ich‘ lege der Classe hier auf Daguerre’schen ‚Platten, ‚vielseitige. ‚photographische Ansichten von. 'diesemi,interessanten Präparat yor;, den: G@yps- abguss habe, ich.‚schon. früher) übersandt. Leguat,.'der vom Mai 1693. bis zum ‚September 1696. auf Mauritius, war, ‚den ‚grössten‘ Theil dieser, Zeit aber ‚auf einem der,,irechts ‚von. der Haupteinfahrt in ‚den‘ ‚Südost-Hafen, aus der. See hervorragenden‘ und kleine‘ Inseln ‚bildenden Felsen als Gefangener. ;zugebracht. hatte, ‚erwähnt ‚des :Dodo's gar, nicht;; wahrscheinlich, ‚war ‚er, damals. ‚schon längst ‚ganz ver- tilgt.... Leguat hatte auf. Rodriguez einmal‘ einen. auffallend grossen ‚Vogel, der seinen ‚Kopf sechs Fuss hoch (über ‚der Erde;, ‚nicht aber, ‚wie, in: der deutschen‘ Uebersetzung ‚von Leguat’s Buch steht, über dem Leibe) trug und den er daher Riese (Geant) nennt, nicht nur gesehen, sondern weil ‚er; sich nieht zum;Flug ‚erheben konnte, mit den; Händen gegriffen. Er mag sich geirrt haben, ‘wenn ‚er jetzt ‘auf ‚Mauritius ähn- liche Vögel: beobachtet zu.‚haben, glaubte. Da im Verlauf von hundert Jahren Niemand ‚von ; einem ‚sechs Fuss, hohen: Vogel auf dieser Insel etwas. gemeldet hat, ‚so ist man berechtigt zu glauben, dass Leguat daselbst, vielleicht während seiner Ge- fangenschaft ‚auf dem Felsen, in‘‚der, Ferne gesehene Reiher für. solche Riesenvögel. ‚gehalten ‚habe.‘ Der. Körper des ‚auf Rodriguez, eingefangenen Vogels, den Leguat auch. nach: seiner Weise. bildlich. darstellt, war nicht grösser ‚alsıder einer Gans; die Farbe weiss, bloss eine kleine rothe Stelle unter. den Flügeln... Den Schnabel beschreibt Leguat als dem‘ einer-Gans ähnlich, nur schmäler oder spitziger; der Vogel kann also nicht, wie man geglaubt hat, ein Flamingo gewesen sein, es liesse sich ‚aber an die, Familie ‚der. /Struthioniden, ‚denken. Werden ‚einmal, wie sehr‘ ‚zu: wünschen ist, ‚auf Neuseeland auch fossile‘ Kopfknochen in" der ‚Nähe der übrigen Skelet- theile von den ausgestorbenen Vögeln, die Owen mit" dem Namen Dinornis. belegt hat, aufgefunden, so wird sich mit mehr Wahrscheinlichkeit ‚wie jetzt. schliessen lassen, ob der von Leguat auf Rodriguez gesehene sogenannte. Riese ‚nicht 19 wo ame]? ib ‚obadı vielleicht’ das"letzte ’Exemplar' einer‘ der kleineren Arten’ die- ser ausgestorbenen Vogelgattung auf jener risel gewesen’seit). Thompson (bei'Loudon) hält'irrig den’ Bourbon’schen 'Eit- siedler für den Rodriguez’schen Riesenvogel und'den Rodri- guez’schen‘ Einsiedler für den Dodo. ) 1 Die ohne weitere Erklärung den 1634“ gedruckten Reise- beschreibungen des Holländers Pieter van’ den Broecke (von 1613’ bis 1630) und des Engländers Thomas Herbert (von 1626 bis 1630) beigegebenen Abbildungen von einem kleinen Vogel mit fast 'unbemerkbaren, 'in''der That''aber vielleicht gänzlich" fehlenden ‘Flügeln 'und mit langem dünnen Schnabel möchten "beinahe glauben ‚machen, "dass sie’ den‘ Apteryx Australisvorstellen sollen, der damäls’inoch''an' Orten; wo er jetzt längst 'vertilgt"ist, vorhanden sein konnte. ' Sie sehen, zumal” die Figur bei Van den Broecke, dem : ApteryX"nicht weniger ähnlich, als die nebenbei ar ig ern he dem Dodo. } | " Teh schliesse bier meine historische Uebersicht der Bei schreibungen des Doödo’s "aus der’ Zeit seiner Existenz, denn die nachfolgenden ‘konnten 'nur'' auf diesen beruhen. | Nähere Belehrung über den!/Knöchenbaudes Dodo’s, der Einsiedler, Vielleicht 'äuich "des'Riesenvogels, ist'jetzt"blos aus dem Archiv der Erde zu erwarten." Ich" habe 1844 in Lon- don einen’ der damals dort zufällig anwesenden reichsten Zuk- Kerplantagen “Besitzer 'auf'Mauritius gebeten, 'Nachsuchüngen nach Knochen ‘des’Dodo’s "anstellen 'zu lassen. ‚Dieses müsste besonders in der Nähe des Südost-Hafens, wo die ersten'hol- ländischen 'Schiffe "und erg so viele andere’ geankert, ii I | „1.05 "Was seo Einsiedler auf Bourbon 'betrifit, so wäre vor- 2ls sus \ N ’) Eben erfahre ich, Husd der zu Wellington auf Neuseeland an- sässige Herr William Mahtell, 'Sohn des bekannten Dr. Mantell’s, der 'Zo00lögischen Gesellschaft in London neuerdings’ viele auf jener Insel gesammelte fossile, Knochen: und darunter auch ‚nehrere Vogel- schädel,vorgelegt hat und dass Herr Owen einige von denselben als der Gattung, Dinornis, andere aber als ‚einer, von ihm jetzt mit dem Namen Palapteryx belegten Gattung angehörig bestimmt hat. Der Schnabel dieser letzteren soll entschieden dem der Strausse ähnlich (struthious) sein. j Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 153 zugsweise in’ der Nähe von St. Denis nachzuforsehen. ‘Hier war die erste Ansiedlung und hier ‘wurden ihrer ‘gewiss viele verbraucht, ehe man 'andere''Thiere' importirte und diese sich hinlänglich'vermehrt hatten. ni Auf der Insel Rodriguez‘ kennen ‘wir den 'Ort, wo Leguat mit seinen Gefährten zwei'Jahre‘lang''angesiedelt lebte. Es scheint, (dass Pingre 1760 —1761 ebendaselbst gewohnt und seine astronomischen Beobachtungen 'angestellt habe, denn er sagt (Memoires de ’Academie, 1761,\p. 415), man ‘nenne: .die- sen Ort: „lEnfoncement de'Francois le'Guat”.' Nach dem von Leguat in''seinem Buche‘ gelieferten Kärtchen lässt sich sogar genau‘ der Platz nachweisen, wo sich ‘der’ Angesiedelten gemeinschaftliche Küche‘ befand‘ und wo der gross@ Baum stand ,' unter welchem sie auf einer Bank sitzend ihre Mahl- zeit zu halten pflegten. Der Baum mit‘ der‘Bank'ist in die Karte eingetragen. An diesen beiden Orten liessen sich wahr- scheinlich‘ die Knochen "zu einem vollständigen ' Skelett des von. Leguat beschriebenen Einsiedlers zusammen lesen, bei dem Local der Küche die Schädel- und Fussknochen, ‘bei dem des Baumes‘ das Sternum ‘und die übrigen Knochen. 'Man hat Unrecht‘ gehabt, bisher in Höhlen an der Küste nach Knochen dieser Vögel zu suchen, wo sich grösstentheils nur Ueber- bleibsel von Schildkröten vorfanden. . In den Proceedings der Londoner Zoologiehl Society von 4839 steht, dass ’der Gesellschaft von Herrn Telfair' aus Mau- ritius fossile, auf der Insel Rodriguez gesammelte Knochen übersandt worden seien. Ich habe gewünscht, diese'Knochen zu sehen, kann aber versichern, ‘dass jetzt im Museum der zoologischen Gesellschaft sich keine befinden. Im Anderson’schen Museum zu Glasgow habe ich ‘die als Dodoknochen bezeichneten fossilen Fragmente besehen; es sind’ aber meistens 'Schildkrötenknochen. »Da sie dem Museum von dem früheren Curator desselben ‚Dr. Scoular, verehrt worden sind, so schrieb ich an ihn nach ‚Dublin, wo er jetzt in‘der‘ Royal’ Dublin Society Mineralogie und Geologie vor- trägt: ‘Er benachrichtigte mich, dass ‚diese Knochen auf der Insel Rodriguez von Telfair gesammelt’ und an“Sir William Hooker gesandt‘ worden, von dem’ er,‘ Dr. Scoular,''sie 'erhal- 154 | Hamel: ten !hatte, 'und dass er drei oder vier Vogelfussknochen unter ilinen zu erkennen glaubte.: Von),den:in-Paris befindlichen Knochen, ‚von denen Cuvier meinte, sie seien aus Mauritius, ist» beliauptet: worden, dass sie aus Rodriguez gekommen, so dass sie vielleicht den Le- guat’schen Solitairessangehört'haben, Von: bildlichen- Original-Darstellungen: des: Dodo’s haben wirsaus der Zeit, in welcher seine ‚Existenz documentarisch nachgewiesen werden kann: \ a) in Kupfer gestochene;,‚eärricaturähnliche: 4)-in der‘ De Brys 4601. deutsch ‚und lateinisch heraus- gegebenen ‘Orientalischen Indien‘ (India: Orientalis) im fünften Theil, auf: Tafel IL der: ,,Wahrhafftigen und Eygentlichen Fürbildungen ete. sampt zierlicher. Con- terfactur vetlicher Schiffe, Vögel 'ete. 2) auf:dem Titelkupfer zu diesem Buche. 3) bei‘ Clusius, in ‘seinen Exoticis von 1605, nach. einer auf den: 1599 ‘oder 1603 zurückgekehrten Schiffen mitgebrachten' Skizze. 4)/bei: Pieter van: den Broecke, welcher Mauritius 1617 besuchte, auf: Seite 137 seiner 1634 gedruckten Reise- beschreibung: Korte Historiael ende Journaelsche Aen- teyckeninghe ete. 5) bei: Thomas Herbert, ‚welcher 1629 auf Mauritius war und. dessen Reise: Some yeares travels etc, ‚ebenfalls 1634 gedruckt ist. b).Oelgemälde: 4) In! Roeland Savery’sıBild im Belvedere zu Wien von 1628. ‚2) in dessen Gemälde im ‚königlichen Museum’ im Haag, _ 9 ‚ohne Datum. Roeland Savery starb 1639, ungefähr mn ein ‘Jahr nach der: Zeit, aus welcher wir die. letzte Nachricht ‘von einem lebendigen Dodo "haben. Ich toi erwarte 'eine 'Copie von dem Dodo in: diesem Bilde. Das wohl bekannte, jetzt im: Bfitish Museum) in einem der Schränke der: omithologischen Abtheilung 'hängende Ge- mälde, in welchem‘ der Dodo Hauptgegenstand ist, hat weder Jahreszahl;noch Namen des Künstlers; es kann jedoch in «der Zeit, wo der Vogel noch existirte, verfertigt worden sein. Der Dodo, die. Einsiedler und. der, ‚erdichtete Nazarvogel: 155 Von: dem Dodo: in. diesem Gemälde ‚wäre eine’richtigere Co- pie‘ 'zu wünschen, 'als Edwards, ‚das Penny’Magazin und die Penny’ Gyclopaedia. geliefert haben; die Flügel und ‚Schweif- federn: müssten mit besonderer ‘Sorgfalt nachgebildet werden. Nach der ‘Stellung des Halses, der, Beine und ‚der obern Schwanzfedern: möchte man. glauben, dass dieses 'Dodobild dem’ 4658 gedruckten: Holzschnitt bei Piso, als, Zugabe zu Bontius, zum. Muster. gedient habe. Eine Copie. von diesem Holzschnitt hat Thevenot 1663 seiner Uebersetzung der: Bon- tekoe’schen ‚Reise beigefügt und zwar, ganz unnütz, da, wie ich gezeigt, Bontekoe nicht Dodos,: sondern BE gesehen haben muss. S Das sehr grosse, nie copirte Dodo-Portrait im Trades- eant-Ashmole’schen Museum zu. Oxford ist, wie auf demselben angemerkt steht, von „Johannes Savrey”, wahrscheinlich dem Neffen Roeland Savery’s, im Jahre 1651’ gemalt. :Wenn wir auch nicht nachweisen können, dass'sich in’ diesem Jahre''ein lebendiger Dodo in Europa befunden, so war es doch mög- lich, obschon‘ Tasman, der auf seiner berühmten geographi- schen Entdeckungsreise‘ im Spätjahre 1642 einen Monat lang mit seiner Jacht Heemskerk im Warwick-Hafen der Mauritius- Insel vor Anker gelegen und ‚Matrosen auf den Wildpretfang ausgesandt hatte, des Dodos gar nicht erwähnt; auch konnte Johannes Savery den Vogel früher nach dem Leben gezeich- net'haben. Ueberdem war damals wahrscheinlich‘ der ausge- stopfte Dodo schon im Tradescant’schen Museum in South Lambeth aufgestellt. Der 1656 vollzogene Druck des Cata- logs war mehrere Jahre verzögert worden. John Tradescant, der zweite dieses Namens, sagt in der Vorrede, dass der Tod seines einzigen Sohnes (des dritten und letzten John Trades-” cant’s) eine der Ursachen gewesen sei, warum das von zwei Freunden (diese waren der Dr. Thomas Wharton und Elias Ashmole) angefertigte Manuscript so lange liegen geblieben sei. Da nun der erwähnte jüngste Tradescant im Jahr 1652 gestorben ist, so war wohl der Dodo schon 1651 in der . Sammlung. Ueber die Tradescants und ihr Museum findet sich nähere Auskunft in meiner Abhandlung: Tradescant der Aeltere 1618 in Russland ete., welche dem Recueil des Actes von 1845 beigegeben ist. 156 Hamel; Der Dodo, die Einsiedler u. d. erdichtete Nazarvogel, Alsich’ 1814 zum ersten Mal in Oxford war, führte mich Dr. Kidd in das Museum, wo ‚ich mir den Dodokopf skizzirte; Das Gemälde war ihm damals unlängst von einem in Christ- Church’ studirenden jungen Herrn geschenkt worden’ und er hat‘es dem Museum verehrt. . Ich habe mir’ viel Mühe gege- ben, die Herkunft dieses interessanten Documents’ auszufinden und fahre damit noch fort. ‘Bei meinem letzten Besuch "in Oxford im Jahr 1845 habe ich das Dodobild ganz genau’ in der Grösse des ‘Originals mit Farben‘ copirt. Mrs. Wingfield von KettelHall war so 'gütig, mir hiebei im Interesse der Wissenschaft hülfreiche‘Hand zu leisten. Recht sehr wäre zu wünschen, dass alle von 1600 bis 1650 von holländischen Künstlern verfertigte Gemälde, in wel- chen’ Thiere vorgestellt sind, 'z. 'B: 'Paradiese, Einzüge in’die Arche, die Bezauberung durch die Lyra (des Orpheus u. a. m,, deren es nach ‘den: Verzeichnissen in’Wien, Dresden‘ und in Berlin, 'Zu Blenheim, Schleissheim, 'Pommersfelden und ander- wärts giebt, untersucht würden, ‘ob nicht 'unter‘ den Vögeln auch Dodos' sich befinden. : Diese farbigen Portraite machen uns mit“dem Aeusseren ‘des Vogels: bekannt; durch‘ sie und durch die zu Oxford, London und ‘Copenhagen’ aufbewahrten Ueberbleibsel desselben, so wie durch‘ die aus Mauritius zu erwartenden Skelettheile,' werden wir: in den’ Stand gesetzt werden, dem Dodo, diesem ‚‚mirae conformationis avi”, die ihm 'zukommende Stelle unter den Vögeln’ anweisen zu können. j 157 „zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneie. Von Heinrich Rathke. Aus dem Dotter verschiedener Gasteropoden dringt zu der Zeit, da in demselben die Durchfurchung beginnt, ein klei- ner rundlicher und farbloser Körper hervor, dem nicht selten ein zweiter noch kleinerer nachfolst. Man hat diese Körper für Bläschen gehalten, also für häutige Hohlkugeln, die mit einem andersartigen (flüssigen) Stoffe gefüllt sind.) Dafür sind sie neuerlichst auch von Dr. Friedrich Müller ausgegeben worden, der sie in den Eiern eines kleinen Gasteropoden der Ostsee (Pontolimax varians) beobachtet, über sie in diesem Archiv (Jahrgang von 1848. Heft 1) verschiedene Bemerkun- gen mitgetheilt, und ihnen aus dem Grunde, weil nach seiner Ansicht durch sie die Richtung der theilenden Furchen des Dotters und der neu sich bildenden Furchungskugeln bedingt wird, den Namen Richtungsbläschen gegeben hat. Ihre Be- deutung aber blieb Müllern unbekannt, und er stellte daher für Andere die Fragen auf: Welches ist ihre eigentliche Be- deutung? Wo und wie entstehen sie, und welchen Zusammen- hang haben sie mit den frühern Vorgängen der Zeugung? Auf diese Fragen will ich hier eine Antwort geben, der eigene Beobachtungen an Eiern von Gasteropoden und ver- schiedenen andern Thieren zum Grunde liegen ?). ..') So viel mir bekannt, hat zuerst Pouchet. ihrer Erwähnung gethan und sie für Bläschen ausgegeben (Annales des sciences natur. Second serie X, 63). 2) Seit 1841 habe ich während der bessern Jahreszeit, so, weit ‚es mirnur möglich war, an Eiern von Thieren aus den verschieden- sten Klassen Untersuchungen auf die Beschaffenheit des Eies und die 158 Rathke: Nach Untersuchungen an Eiern von Lymmnaeen, Planorben und Paludina impura dringt aus dem Dotter gewöhnlich kurz zuvor, ehe die Durchfurchung an ihm beginnt, seltener wenn die erste Furche im Entstehen begriffen ist, ein kleiner Kör- per hervor, dem mitunter dann bald nachher von eben .der- selben Stelle aus noch ein in. Hinsicht der Beschaffenheit ihm gleicher, doch-an Grösse kleinerer nachfolgt. Der eine, wie der andere, geht in die Masse des dünnen Eiweisses über, "und bleibt dann in der Nähe des ‚Dotters schweben, welcher Umstand, beiläufig bemerkt, schon für sich allein darthut, dass der Dotter der genannten Thiere zu der Zeit, da an ihm die Durchfurchung beginnen soll, von keiner besondern Dotter- haut umhüllt ist, obgleich, er in , dem, Eierstocke eine solche allerdings besitzt. Aber auch die in Rede stehenden Körper besitzen keine besondere häutige Hülle, noch sind sie über- haupt im Innern hohl, und es. ist daher für sie der Namen von Bläschen nicht beizubehalten. Sie sind vielmehr nichts weiter, als kleine Massen einer dicklichen zähen Flüssigkeit, die aus dem Dotter hervorquillt und sich in der dünnern Flüssigkeit des Eiweisses, nachdem sie von dem Dotter sich ganz abgelöst hat, zu Kugeln zurundet. Mehrmals habe ich die angegebenen Massen aus dem Dotter sehr langsam her- vorquellen und wenn sie anfangs die Form eines Ovals hat- ten, sich zurunden gesehen. Diese Tropfen von Flüssigkeit nun aber — denn mit einem solchen Namen dürften sie wohl am passendsten zu belegen sein — sind ausgestossene Theile des Liquor vitelli, d.h. des dicklichen formlosen Bindemittels der Formelemente des Dotters, welches Bindemittel in der Mitte des Schnecken-Dotters am stärksten angehäuft und da- selbst auch weniger dick und zähe ist, als nach der Ober- fläche desselben hin, wo die Substanz des Dotters vor der Durchfurchung gleichsam eine dicke und mässig feste Rinde darstell. Ganz ähnliche Kugeln habe ich aber auch in etwas grösserer Zahl, nämlich bis 3, hervorquellen gesehen, wenn ich Dotter frisch gelegter Eier etwas presste. — In dem Entstehung des Embryos der Thiere angestellt, gedenke aber dieselbe noch einige Zeit fortzusetzen, the ich eine ee der dabei gewonnenen Ergebnisse bekannt mache. Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneie. 459 Eiweiss des Eies erhalten sich ‘die angegebenen Körper oder Tropfen einige Tage, verschwinden 'dann aber, wie'wohl’nür langsam, durch‘ Auflösung. Noch’ in solchen Eiern, in denen sich der Dotter schon zu drehen anfıng, doch 'nur erst 'sich äusserst langsam und kaum merklich bewegte, habe ich einige- mal 'Ueberreste von ihnen gesehen. ‘Schneller zwar werden sie vom Wasser aufgelöst, wenn 'sie mit solchem’ in Berührung gebracht sind, doch erfolgt auch in diesem Mittel’ ihre Auflö- sung nur sehr allmählich. In einer verhältnissmässig noch viel grössern Quantität, als in’ den Eiern der Gasteropoden, wird in’den Eiern 'man- cher andern Thiere um die Zeit,’ da in ihnen’ der Embryo entstehen soll, ein Theil des Ziguor vitelli' nach aussen rein ausgeschieden, so namentlich in denen der Spinnen, Amphi- poden, Isopoden, “Glepsinen und der Ascaris. nigrovenosa. Es nimmt diese Ausscheidung ihren Anfang, wenn die Durch- furchung. des 'Dotters beginnt, geht aber in ‘den Eiern der Spinnen und‘ der genannten Crustaceen erst dann am 'stärk- sten vor sich, wenn sich um den gänzen Dotter schon eine Embryonalsubstanz (der Keim )' bemerklich gemacht hat, und eine dünne Schichte besonderer mit einem Kern versehener Zellen darstellt. Weil aber in den Eiern aller’ dieser Tliiere die Dotterhaut erst ziemlich spät vergeht, so kann in ihnen die erwähnte rein ausgeschiedene Flüssigkeit nicht, "wie 'in den Eiern der Gasteropoden, den Dotter verlassen und sich dem Eiweiss beimengen, sondern muss sich unter der Dotter- haut anhäufen, wo sie dann deshalb, und weil sie auch'nur dünnflüssig ist, den übrigen Theil des Dotters, welcher ‘die Formelemente desselben enthält, oder auch bereits von einer Schichte Embryonalsubstanz eingeschlossen ist; rings umgiebt, doch besonders reichlich da abgelagert ist, ‘wo sich die Bäuch- seite des Embryos bilden soll. Früher oder 'später, je nach den verschiedenen Thierarten, verschwindet nachher wieder jene Flüssigkeit, indem sie durch Endosmose in den Embryo aufgenommen wird, wie dies auch mit dem Eiweiss der Fall ist, wenn ein solches in einem Eie vorkommt. — Dass: übri- gens jene Flüssigkeit aus dem Dotter, ‚wenn der Embryo. ent- stehen soll, in der That ausgeschieden wird, nicht aber etwa von aussen her durch die Dotterhaut zu dem Dotter hinge- 160 yo .. Rathke: langt,.indem entweder»ein ‚Theil, des: Eiweisses; die Dotterhaut durchdringt,,, oder; Wasser aus‘ der. Umgebung .in...das: Innere des, Eies aufgenommen. wird, lässt. sich ‚am unzweideutigsten an.den.Eiern ‚der. Spinnen erkennen: denn: diese, sind,, wenn sie; gelegt worden, von jeiner'-wasserdichten Hülle eingeschlos- sen, und. von einem‘ zwischen. Dotterhaut und Schalenhaut !be- findlichen: Eiweisse kommt. in ihnen keine Spur vor; sondern es liegen diese ihre. Häute..allenthalben. dicht an’ einander. an- geschlossen. ' Die ‚ Ursache von, der ‚beschriebenen. Ausscheidung des Liquor ‚vitelli, liegt oflenbar darin, ‚dass,. wenn die Durchfur- chung beginnt, und im Gange ist, die ‚Formelemente des Dot- ters sich einander. anziehen und in Folge, davon sich.in den Eiern verschiedener 'Thiere mehr oder weniger stark zusam- mendrängen, ‚wobei sich aber ‘die Richtung ‚gegenseitiger An- ziehung so verändert, «dass ‚sich die einzelnen Formelemente zu. immer kleinern Abschnitten ‚des ganzen Dotters, ‚den. so- genannten Furchungskugeln.oder Furchungsballen' gruppiren.!). Dass eine. Anziehungskraft auf die Formelemente wirkt, lässt sich am; deutlichsten : wohl in ‚solchen‘, von. ‚einer 'Dotterhaut umschlossenen Dottern. erkennen, in; denen die Durchfurchung sehr tief eingreift: denn augenscheinlich ‚nehmen in. denselben . während ‚der Durchfurchung sämmtliche Formelemente ‘einen kleinern Raum, als kurz vor ‚der ‚Durchfurchung 'ein.. Bei diesem ‚Zusammendrängen der, Formelemente. des Dotters nun aber muss ein; Theil des. Bindemittels ‚derselben, oder ‚des Liquor vitelli, nach, aussen.hervordringen und sich. ausserhalb der erwähnten. Formelemente ‚ablagern, ‘was indess . in..den Eiern verschiedener, Thiere in: einem verschiedenen Grade ge- schieht, je nachdem einestheils, die Durchfurchung. des: Dotters mehr: oder ‚weniger tief..eingreift, -anderntheils der ZLigwor vi- telli. mehr, ‚oder ‚weniger ‚flüssig: ist., Mitunter, auch..drängen sich‘ dann 'erst, wenn,sich.,um ‚den Dotter ‚schon eine: dünne Schichte von. Embryonalsubstanz gebildet hat, ‚die -Formele- 1) Dass dabei die Kerne der Furchungsballen eine nicht unbe- deutende Rolle spielen, dürfte wohl sehr wahrscheinlich sein: dass aber auch ohne dergleichen Gebilde ‚die Durchfurchung ‘vor sich gehen kann, giebt sich an den Eiern der Spinnen kund. Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneie. 161 mente desselben und mit ihnen die Embryonalsubstanz, ein modifieirter Dotter, am stärksten auf einen kleinern Raum zusammen, wie dies namentlich in den Eiern der Spinnen der Fall ist, in denen sich die eigentliche Durchfurchung des Dotters nur: schwach äussert. Nach- dem Angeführten kann ich also diejenigen in dem Eie der Gasteropoden vorkommenden Theile, welche Fr. Müller die Richtungsbläschen genannt hat, nur für ausgeschiedene Massen des sehr dicklichen Ziguor vitelli dieser Thiere aus- geben, die von dem Eiweiss, in welches sie hineingelangen, nur sehr schwer, und daher denn auch nur erst nach längerer Zeit aufgelöst werden. Ihre Entstehung ferner’ kann ich nur daher leiten, dass bei dem Beginn der Durchfurchung des Dotters die Formelemente desselben sich durch gegenseitige Anziehung auf einen kleinern Raum zusammenziehen, wobei denn ein Theil ihres Bindemittels nach aussen hervorgetrieben und aus dem Dotter ausgeschieden wird. ') Eine besondere Bedeutung aber für die Entwickelung oder überhaupt das Leben des Eies kann ich ihnen nicht beimessen, sondern muss Jhre Entstehung als durch den Furchungsprocess bedingt, ihr Dasein aber als ganz einflusslos auf das fernere Verhalten des Dotters und Embryos ansehen. In den Eiern aller derjenigen Gasteropoden, von welchen ich sie untersuchen konnte, habe ich die aus dem Dotter aus- geschiedenen Theile (die sogenannten Richtungsbläschen) ent- weder ganz klar, oder nur ein wenig wolkig gesehen, niemals aber darin, so viel ich mich erinnere, Molekularkörper der Art bemerkt, wie es die kleinsten Formelemente des Dotters sind. Dagegen giebt Fr. Müller von seinen Richtungsbläschen ’) Dass in den Eiern von Pontolimax das sogenannte Richtungs- bläschen an derjenigen Stelle des Dotters hervordringt, von welcher der Furchungsprocess ausgeht, dürfte sich wohl daher erklären las- sen, dass sich zuerst an dieser Hälfte des Dotters die Formelemente desselben zusammendrängen, so jedoch, dass sie nach 2 Punkten, den künftigen Mittelpunkten der beiden ersten Furchungskugeln hin- streben, wobei denn an derjenigen Stelle, wo die erste Furche zu entstehen beginnen soll, dem Hervordringen eines kleinen Theils des Liquor vitelli am wenigsten ein Widerstand geleistet wird. Archiv 1. Naturgesch. XIY. Jahrg. 1. Bd. 11 162 Rathke: Zur Kenntniss des Furchungsproc. im Schneckeneie. aus den Eiern des Pontolimax an, dass in ihnen wenig zahl- reiche Molekularkörnchen vorkommen. Erwünscht‘ dürfte es daher: wohl: sein ,; wenn: Herr Müller ‘gelegentlich noch mit- theilen möchte, ‘ob diese Körnchen eine ähnliche, oder viel- mehr eine ganz andere Beschaffenheit, als: die kleinsten gelben Formelemente des Dotters haben. 163 Ueber Echinorrhynchus Tuba. Von Dr. Creplin. Auf den Wunsch ‘des Herrn ‚Dr. Creplin in Greifswald sandte ich ihm..die, in der Rudolph’’schen Eingeweiuewürmer- Sammlung. noch . vorhandenen E’semplare , des rächselhaften Echivorhynchus, Tuba. zu genauerer; Untersuchung und: erhielt sie mit’ folgendem‘ Schreiben begleitet zurück: Lichtenstein. Mit meinem herzlichsten Danke beehre ich mich, Ihnen beigehend die mir mit so. .bereiiwilliger Güte zugesendeten, in der Rudolphi’schen Sammlung jeizt nur noch ‚befindlichen zwei Exemplare vom 'Echinorrhynchus Tuba unversehrt. zu- rückzuliefern. Sie meinen, Rudolphi habe deren 4 (in der Thurmeule) gefunden, wogegen ich mir zu bemerken. erlaube, dass er an. der von Ihnen eitirten Sielle, wie früher in seinen Observationes c. Verm. in:est,, P. IL. p. 13, nur. 3 ‚angiebt. In den beiden mir .‚zugekommenen Exemplaren erkenne ‚ich die ‚beiden ‚kleineren, Exemplare jenes Fundes; das grösste, nach! seiner Angabe von 14" Länge, an dem er die, Tuba ge- sehen haben will, ist also fort. Das kleinste ist (jeizt) nicht #”, sondern nur 3—4” lang, und mit demselben nichts zu machen, da.der Vorderiheil (Hals und Rüssel), abgeschnit- ten ist. Das mittlere, eirca 11” lange ist, ob zwar, wie das kleine, im Spiritus braun geworden, doch ein ganzes und auch sonst völlig gut erhalten, und in ihm erkannte, ich ‚sogleich den Echinorrhynchus globocaudatus Zed., welcher in! Strix flammea selten seyn muss, da die-Wiener ihn, so’ viel bekannt ist, in ihr nie gefunden haben, ich selbst in nicht wenigen Eulen . dieser Art ebenfalls nicht, und nur, Dujardin, eben wie hier Rudolphi, einmal. Es ist nun zwar durch meine Untersuchung ‚ausgemittelt, dass Rudolphi wenigstens ein Exemplar des wirklichen Ech. globocaudatus für den proble- 11* 164 Creplin: matischen Ech. Tuba genommen hat; aber sie giebt natürlich keinen Aufschluss über die Bewandtniss, die es mit der Tuba an dem nun nicht mehr vorhandenen Exemplare gehabt hat. Dennoch glaube ich nun, Dujardim Recht geben und dafür halten zu müssen, dass die Tuba ungenauen Beobachtungen Goeze’s sowohl, als Rudolphi’s, ihr Daseyn verdanke und nichts Anderes sei, als ein Stückchen der innern Haut des Eulendarms, welches am Ende des Rüssels bei den erwähnten zwei (dem einen von Goeze, dem andern von Rudolphi gefundenen) Individuen vom Ech. globocaudatus hangen ge- blieben sei. Wenn man Goeze’s Fig. 12 auf Taf. XI be- trachtet, so ist erstlich die übereinstimmende Streifung der Tuba und des gezeichneten Darmstückchens der Eule auffal- lend; zweitens lässt die Breite, mit welcher die Tuba vom Rüssel abgeht, sowohl, als ihre noch grössere Endbreite und ihre grosse Länge, bei gehöriger Ueberlegung, nicht recht ein- sehen, wie sie sich sollte in die feine Rüsselpapille hineinzie- hen können, die die Fig. 11 an derselben Kratzerart zeigt. Endlich bestätigen Goeze’s eigene Worte die Meinung Du- jardin’s. Er sagt nämlich (Naturgesch. S. 153), „Ein in dem Darmstück festsitzender Kratzer wurde stark gezogen. Der Rüssel zeigte sich, und gleichwohl sass er an einer aus dem Rüssel vorgetretenen Verlängerung noch am Darme fest. Unter dem Komposito zeigte sich diese Verlängerung des Rüssels als eine Trompete, deren weite Oefinung sich unten fest an den Darm angesogen hatte.” Hieraus ergiebt sich, dass durch starkes Ziehen des Wurms die Röhre oder Trompete erst zum Vorscheine gekommen ist; dass sie vom Darme los ge- löst worden wäre, wird nicht gesagt, und der scharfe Rand, mit welchem sie sich in der Figur am Darm endigt, hat daher in der Wirklichkeit sicher nicht bestanden. Ebenso dürften auch wohl die für einen Ech. globocaudatus viel zu starken Rüsselhaken in den Goeze’schen Figuren nur ungenauer Zeichnung diese Stärke verdanken. — Rudolphi beschreibt die Tuba wie Goeze. Er hat sich, wie es mir scheint, hier auf Goeze so sehr verlassen, dass er die präsumirte Tuba gar nicht recht untersucht hat. ©. Fr. Müller, den er in der Entoz. Hist. nat. bei dieser Speeies anführt, hat in der Zool. dan., Vol. H. p. 39. Tab. 69. Fig. 7—11, ebenso wie Ueber Echinorhynchus Tuba, 165 Frölich, dessen er in der Synopsis p. 324 erwähnt, im Na- turforscher, St. 29. S. 65—66. Tab. II. Fig. 14, den Ech. (Alu- conis) globocaudatus beschrieben und abgebildet. Darüber kann kein Zweifel sein, obgleich die Abbildungen schlecht sind. Einer Tuba erwähnen diese beiden ‚Schriftsteller nicht, und auch sonst, ausser Goeze und Rudolphi, aus eigner Beob- achtung keiner. Dujardin zufolge hat Bremser geglaubt, sie an Kratzern aus Strix Bubo zu sehen; aber alle Kratzer aus dieser Eule in der Wiener Sammlung sind verdorben und wahrscheinlich schon verdorben gewesen, als sie gefunden worden sind. Nach allem Obigen kann man nun wohl nicht anders schliessen, als dass der Echinorrhynchus Tuba als Art ein- gehen und die zu ihm gezählten Specimina unter Ech. globo- caudatus, den einzigen bisher mit Gewissheit bekannten Eulen- kratzer (denn auch der Ech. aequalis Zed. ist schwerlich von einer andern und eignen Art), gestellt werden müssen. "Vor kurzem. hat zwar der Pfarrvicar Jäckel in einem Verzeich- nisse fränkischer Vögel (Isis 1848. H.1), von denen er auch die ihm in und an denselben vorgekommenen Schmarotzer- thiere hernennt, den Ech. Tuba, als von ihm in Strix 'Aluco, flammea und Bubo gefunden, angeführt; aber darauf gebe ich nichts, da der Mann schwerlich ein Helminthologe ist und also hinsichtlich mancher Würmerspecies wohl leicht hat getäuscht werden können. Er rührt auch Eingeweidewürmer, Läuse und Sehmarotzermilben ‚‚wie Krebse und Kalbfleisch in. ein Ra- gout” zusammen, und dies Ragout nennt_er Entozoen. In Strix Otus will er Ascaris vesicularis gefunden haben. Wie käme die in eine Eule? U. s. m. Greifswald, 21. Febr. 1848. 166 Beschreibung einer neuen Spulwurm-Art, ge- funden im Python bivittatus, nebst vergleichen- den Bemerkungen. Von Andr. Retzius. Aus dem Schwedischen von Fr. Chr. H. Creplin "). (Hierzu Taf. VI.) Bei dieser Ascaris’ist der Vordertheil desKörpers schmäler, als der Hintertheil, der Kopf ohne Flü- gellappen; dieMundklappen sind klein, gerade vorwärts hervorspringend, Jänger, als ‘dick, eben‘ so gross an den En- den, wie'an der Basis, gegen die Enden in stumpfe Winkel auslaufend, von Kinamdce etwas’ getrennt. Die grösste 'Läuge des; Thiers beträgt im susgsetheektich Zustande 5” franz. M. Die grösste Dicke des Männchens 414”. et 5 „®',, Weibcehens 2": Beim Männchen, welches vorzüglich gegen das’ Vor: derende: dünner, als das’ Weibchen! ist, ist" mehrentheils" das !) Die Beschreibnng, welche ich hier mittheile, ist’ die erste von der Ascaris anura Duj. (Dujardin, Hist. nat. des Helm. p.221—22) gelieferte, wenig aber, wie es scheint, bekannt gewor- dene. Ich habe sie wenigstens, so sehr sie es auch verdient hätte, zur nähern Kenntniss der Helminthologen zu kommen, in deren Schriften nirgends angeführt und berücksichtigt gefunden, obgleich in der Isis 1831. S.1345 auf sie aufmerksam gemacht worden ist, und es deswegen für nützlich erachtet, nachdem ich zuvörderst in meinem ersten Nachtrage zu Hrn. Pr. Gurlt’s Verzeichniss d. Th. in w. En- toz. gef. worden, (s. dies Archiv 1846. I. S. 147. Anm. 2) auf sie hin- gewiesen, sie nun auch (aus den Kongl. Vetensk. Akad. Handlingar för ar 1829. p.103—8) ganz übersetzt und von ihrer Kupfertafel be- gleitet, diesem weit verbreiteten und viel gelesenen Archive einzu- verleiben. Cr. Beschreib; 'einer neuen Spulwurm-Art, gef. im Python bivittatus. 167 Hinterende gegen seinen letzten Theil hin eingekrümmt ‚und mit einem doppelten Spiculum' versehen, welches nahe vor der Körperspitze heraustritt. ‘Die Haut ist beinahe‘ farblos, halb durchsichtig, im ausgedehnten Zustande ganz glatt, mit zwei breiten, völlig durchsichtigen und farblosen Seitenrändern. Das Weibchen ist etwas dicker, als das Männchen, und nach den Enden'des: Körpers‘ hin | weniger verschmälert; der hinterste Theil des Körpers mehrentheils dick und: stumpf ab- gerundet, entweder gerade, ‘oder sehr unbedeutend gebogen, wogegen sich der Körper in der Mitte stärker zusammenbiegt. Anatomische Kennzeichen: Der Darmkanal. hat keine Abtheilungen, nimmt gleichmässig, wenn auch unbedeutend; nach hinten an Breite zu und bildet seiner ganzen Länge nach regelmässige, ineinander einspringende, sich auf beiden Sei+ ten gegenüberstehende, ringartig‘ verbundene Winkelfalten. Beim ‘Weibchen ist die Gebärmutter viertheilig, nämlich ‘in vier haarfeine Eiergänge übergehend, welche unter einander zusammengewunden sind und in'eben so viele, etwas dickere, eierbildende Röhren übergelien. . “ Das Thier lebt im Darmkanale des Python bivittatus. Der Darmkanal ist meistentheils platt und hat eine obere und eine untere Fläche’ und zwei Seitenränder.' Die letzteren sind, wie bei Ascaris lumbricoides, mit ‘den durchsichtigen Seitenlinien durch ein lockeres Gewebe verbunden. Die Fal- tenfurchen oder die Falten, welche sich aussen zeigen, ent- stehen durch die inneren‘ Falten und sind sich‘ an der obern und der untern Seite des Darms einander gleich und 'gegen- überstehend. Am vordern Ende des Darms bilden sie spitzige, geradlinige, nach hinten gerichtete Winkel, eine Strecke hin- ter dem Vorderende und bis zum Ausgange des Darmes wer- den die geraden Linien der Winkel krumm und: bekommen eine Aehnlichkeit mit einem kleinen griechischen Zeta ([). - Diese solchergestalt gebildeten krummlinigen Falten vereinigen sich nach hinten paarweise mit einander, stehen nach vorn mehr heraus, convergiren etwas an den Enden und umfassen den hintern Theil des zunächst vor ihnen liegenden Paares. 468 Retziws: Beschreibung: einer neuen Spulwurm-Art, Hierdurch bekommt ‘der Darm ‘das Ansehen, als ob er aus einer Menge in einander eingeschobener Glieder bestände. Von dem Vereinigungspunkte zwischen jedem Paar Fal- ten, dem nämlich, welcher den Winkelspitzen der vorderen Paare entspricht, geht eine tiefere, ungepaarte Falte' nach hinten und legt sich zwischen die äusseren [-förmigen Furchen, ohne die nächst dahinter liegende zu treffen. Zwischen den solchergestalt beschriebenen Furchen oder Falten bildet der Darm entsprechende Erhöhungen, welche den zweiblättrigen Lilienfiguren gleichen, die auf einigen V.erzierungen vorkom- men. Die letztgenannten ungepaarten Falten vereinigen sich mit diesen wie ein Stiel; eine Figur ist in die nächste einge- schoben, und so weiter bis zum Ende des Darms. Eine so regelmässige und schöne Faltenbildung kennt man, meines Wissens, bei keinem andern Thier in diesem Organe. — An den Rändern des Darmes vereinigen sich die sich an. den oberen und: unteren Seiten entsprechenden Falten ‚in andere spitzige, nach vorn gerichtete Winkel, so dass das Ganze, besonders gegen das vordere Ende hin, beinahe das Ansehen einer hübschen, geflochtenen Litze bekommt. 4 Wenn man den Darm längs des einen Randes aufschnei- det und ihn unter Wasser ausbreitet, so dass die innere Fläche sichtbar wird, so bekommt man die inneren Falten zu sehen, welche den Falten oder den Furchen der Aussenseite entsprechen und wiederum Furchen, welche den Erhöhungen der Aussenseite entsprechen. ‚Sieht man diese Falten von einem Aufschnittsrande des Darms bis zum andern oder quer über den auseinander gelegten Darm, so gewahrt man sie w-förmige Figuren bilden, welche querüber laufen und sich unter einander sämmtlich parallel sind. Diese Falten sind jedoch nicht allein durch eine Faltung der Darmhäute entstan- den, sondern werden auch durch dickere Ränder an der in- nern Darmwand gebildet, welche eine hellere Farbe, als die zwischen ihnen: befindlichen Furchen besitzen. Die Geschlechtstheile des Männchens bestehen aus einer einfachen Samenröhre, welche sich, wie. es mir schien, gemeinschaftlich mit dem Darm öffnete. Am äussersten Ende nach unten ist diese Röhre enger; sie wird aber nach vorn sogleich viel weiter und diese Weite behält sie ungefähr gefunden im Python bivittatus. 169 bis zur Körpermitte (wenn sie ausgestreckt liegt), wonach sie fast plötzlich so dünn wie ein Kopfhaar wird; aber etwas weiter nach vorn erweitert sie sich wiederum und erlangt die Weite der weiteren Theile der weiblichen eierbildenden Röh- ren, und erst ihrem blinden Ende (richtiger ihrem Anfange) näher wird sie von neuem haarfein. Bei den von mir untersuchten Exemplaren lag der wei- teste Theil fast gerade vorwärts, der übrige war dagegen in eine Menge von Oehsen zusammengelegt, welche den Darm nicht umgaben, sondern unter ihm lagen. Die ganze Röhre hatte, ausgestreckt, ungefähr die drei- fache Körperlänge. Die Wand der Röhre war dünn und durchsichtig ‘und enthielt einen kreideweissen dieken Samen. Im hintersten Theile des Thiers liegen ausserdem zwei andere, kürzere, weisse Röhren, nämlich die Scheiden, welche die beiden Spieula enthalten, wenn diese zurückgezogen sind. Diese Scheiden scheinen sich ganz nahe bei einander zu öffnen und endigen sich vorn, im Innern des Thiers, jede mit zwei ebenfalls weissen, gerade nach vorn laufenden Strängen, welche sich an die durchsichtigen Seitenlinien heften. Jede Scheide mit den Endsträngen hat ungefähr. ein Fünftel der Körperlänge. Die beiden Spicula ‚schienen in keiner Verbindung mit einander zu stehen, sondern waren jedes in seiner Scheide © befestigt und konnten aus derselben, jedes für sich, heraus- gezogen werden. Wurde das eine herausgezogen, so runzelte sich dessen Scheide; wurde diese dagegen ausgestreckt, so ging das Spiculum wieder hinein. Auf diese Weise konnte man jedes besonders aus- und einziehen, ohne dass -das an- dere sich gerührt hätte. An einem Exemplare sah ich nur ein Spiculum herausgeschoben. Dieser Untersuchung zufolge öfinet sich das Samengefäss nicht in die Spicula, wie man es nach der Angabe mehrerer Physiologen vermuthen möchte. Das Samengefäss öfnet sich wahrscheinlich gemeinschaftlich mit dem Darme, und die Spi- eula sind nur als Festhaltungsapparat während der Paarung zu betrachten. Vielleicht mögen sie, in die Vagina gebracht, 470 Retzius: Beschreibung einer neuen Spulwurm-Art, dazu beitragen, den Samen, längs ihrer äussern‘ Fläche, in dieselbe zu leiten !). ..") Die Spieula sind bestimmt bei’ allen Nematoideen undurch. bohrt und dienen, sind sie doppelt, als eine Rinne oder auch als eine aus beiden zusammengesetzte Röhre, um beim Coitus den aus der Samenblase stets neben ihnen austretenden Samen tief in die weibliche Scheide zu leiten; ist nur ein einfaches da, wie z.B. bei Triehocephalus,, so, kann es den Samen nur längs seiner Aussenseiten hineinleiten. Mehlis hat dies Verhalten zuerst aus Strongylus- und Ascaris-Arten nachgewiesen, ferner noch namentlich das anatomische Verhältniss des männlichen Geschlechtsapparates bei Trichocephalus ganz vortrefilich mit wenigen-Worten dargelegt. (Isis 1831. S. 85 ff.). Ich'habe mich gewundert, in Siebold’s Lehrb.'d. vergl. Anat. der wirbellosen Th. S. 152—54 (wo von den männlichen’ Geschlechtsthei- len. der Nematoideen gehandelt: wird), Mehlis in. dieser Beziehung gar nicht erwähnt zu finden, in welcher dort nur auf Cloqguet, Mayer und Dujardin verwiesen wird, Mehlis ist hier dennoch erste und sichere Auctorität. Frey und Rud. Leuokart führen ihn zwar än, haben übrigens aber seine Beobachtungen bei ihrer kurzen Darstellung des’ männlichen: Geschlechtsapparates derı Nema: toideen auch ‚nicht benutzt. Die Vesicula seminalis, sagen sie, führe bei ‚diesen durch einen kurzen Ductus ejaculaterius in den Penis; eine — mangelhafte — von Wagner für seine Icones zootomicae copirte Cloquet’sche Figur von Ascaris Jumbricoides g' soll das deutlich machen. — Cloquet verwirit die von Laennec entdeckte Duplicität des Penis bei Ascarislumbricoides, sagt, er habe diesen nur einfach ‚gefunden, ‚und. .diesen einfachen /Penis giebt er als aus dem Ende der Samenblase hervorgehend und als durchbohrt an, mit Hülfe des Mikroskopes selıe man, fügt er hinzu,,auf der Spitze einen gerundeten Porus. So mit der Samenblase verbunden und durchbohrt, bildet er den Penis auch ab. (S. sein bekanntes Werk S.44-45 und Taf. U. Fig. 9). Diese Figur ist von Owen in dem Ar- tikel „Entozoa” von Todd/s Cyclopaedia of Anat.'and Physiol: unter Fig. 94 copirt wiedergegeben worden, wobei im Texte eben- falls nur von einem einzigen Penis die Rede ist, an dessen Ende das Mikroskop einen kleinen Porus zeige. Mehlis’ Entdeckungen hin- sichtlich der Nematoideen sind, wie überhaupt dessen helminthologi- sche Bemerkungen in der Isis 1831, Owen unbekamnt geblieben. — Was den phantasiereichen Mayer betrifft, so ist seine Angabe (Bei- träge z. vergl. Anat. d. Entozoen S.8), dass sich bei Trichocepha- lus die Vesicula seminalis „mit ihrem feinern Ausführungsgang” in den Penis öffne und dieser durchbohrt sei, eben so unrichtig, als wenn er den Penis als ein Corpus cavernosum betrachtet und dem Wurme (Trichocephalus 9°) eine besondere Afteröffnung neben der gefunden im Python bivittatus. 171 Die 'Geschlechtstheile des Weibehens beginnen mit einer‘ einfachen Röhre (der Vagina), welche‘ sich in.-eine einfache‘ Mündung (die Vulva) am ‚Schlusse des’ ersten, Kör- perviertels : öffnet.‘ Die Vagina ist ein Fünftel so lang, wie das ganze Thier, und'theilt sich in vier weitere Röhren (die Cörnua uteri), welche‘so diek wie die Mitte der Vaginasind, sich aber in ihrem Fortgange verschmälern. und endlich, unter einander :zusammengewunden, so fein wie ein Kopfhaar wer- den.‘ Danach “werden. \diese ‚Gänge. wieder: etwas dicker‘, bis sie nach einer ziemlich bedeutenden Strecke ihre ebeil \er- wähnte Feinlieit von Neuem: bekommen; miti-welcher: sie! dann männlichen: Genitalöffnung zuschreibt.' Alle diese Dinge bestehen nur in.der Einbildung, ‘keineswegs in der Wirklichkeit. Was den Canal betrifft, den man im Penis (jeder Penishälfte) ‚der Ascaris Jumbri- coides, wie in dem des Trichocephalus dispar u. a. Nematoideen sieht, so ist er nichts Anderes, als eine Markröhre oder -Höhle, um welche sich die klare, homogene, hornige Corticalsubstanz am Aussenende eben sowohl wie an,den. Seiten! schliesst, und die man auch in an- deren hornigen Theilen bei den Endozoen, z.,B. den Rüsselhaken der Echinorrhynchen, den Kopfkranzhaken,.der.Taenien u, a.m; an- trifft... Die die. ;Röhre ganz iausfüllende Marksubstanz| fand ich bei Asc. lumbricoides und Asc. spiculigera von feinkörniger oder krüm- licher Beschaffenheit, bei Trichocephalus unguiculatus klarer und wenig mit’ dicklichen Theilen angefüllt. — Dujardin verschafft we- der durch seine Worte, noch"durch seine Abbildungen, so dankens- werth diese übrigens sind, eine richtige Vorstellung von ‘dem wahren Verhältnisse, in welchem bei den Nematoideen das Samengefäss zu den hornigen Begattungsgliedern steht. Doch ist eine dahin gehörende Beobachtung von ihm merkwürdig, in welcher er nämlich’ bei’ einem männlichen Prichosome aus dem Buchfinken"(Thominx Maniea Duji) aus der Penisscheide sich eine Menge feiner, 0,017 Millim. langer, in einen Zirkelbogen gekrümmter Fädchen‘ ergiessen 'sah, "während der Penis ‘selbst abwechselnd vorgeschoben‘'und | zurückgezogen wurde (Hist. d. Helm. p.'22. 23). Seiner ‚Meinung nach dürften’ diese Fädchen die Spermatozoiden des Wurms gewesen ’sein. — Siebold äussert sich im angeführten Werke nicht darüber, ob der ‘Penis der Nematoideen durchbohrt ‚sei oder nicht. ‘Hinsichtlich der ’Endung des Darms in den Ductus ejaculatorius, des: Uebergangs dieses letz- tern in die Penisscheide und deren alleiniger, für Darm- und Ge: sehlechtsorgan gemeinschaftlicher Oefinung in der Gattung Tricho- eephalus hat er früher (in dies. Archiv J.1842. Bd. 11. S.343) Mehlis Beobachtungen aus’ eigenen Untersuchungen an Trichocephalus dispar et ungulculatus S bestätigt. Cr. 172 _Retzius: Beschreibung einer neuen Spulwurm-Art, endigen. Sie lagen zu einer Menge von Oehsen und Umwick- lungen unter einander zusammengelegt, umwickelten ‘aber bei den von mir untersuchten Exemplaren den Darm nicht. ; Sie enthielten nach ihrem ganzen Verlauf Eier; diese aber konnte ich, aus Mangel an'einem passenden Mikroskope, nicht genau untersuchen. Eben so wenig konnte ich die Länge der Röhren bestimmen, weil sie beim Auseinanderwickeln zerrissen. — Bisher hat man, meines Wissens, nur Ascariden mit zwei- spaltigem Uterus’ gekannt. (Cuvier Le Regne animal T.IV, p-32 u.a.) ). Es fanden sich in den dieken Gedärmen eines Python bivittatus aus Bengalen, aus denen diese Würmer gesam- melt wurden, 13 Exemplare, grössere und kleinere. — Die grössten und schönsten habe ich hier beschrieben, ‘und sie sind auch die Originale zu den Zeichnungen geworden; Erklärung der Figuren. Fig. 1. Ein Männchen in natürl. Gr., ausgestreckt und mit her- ausgeschobenen Spiculis. Fig. 2. Ein Weibchen in natürl. Gr. Fig. 3. Ein Weibchen, aufgeschnitten; man sieht die untere !) Dujardin hat für die Ascariden mit mehr- als zweitheiligem Uterus eine Untergattung der Gattung. Ascaris gebildet, welche er Polydelphys (unrichtig geschrieben Polydelphis) nennt: (Hist. d.. Helm. p. 221), in ihr aber nur, als einzige bekannte dahin gehö- rende Art, die Ascaris anura aufgeführt, bei welcher er wie Retzius den Uterus viertheilig fand. Siebold sagt (vergl. Anat. S. 151. An- merk. 1), es kommen auch Ascaris-Arten vor, bei deren Weibchen die Vagina sich in eine dreifache und fünffache Geschlechtsröhre spalte, und meldet zugleich, dass er in Asc. microcephala @ den Uterus in drei Röhren gespalten gefunden habe. Anderer Ascariden, bei denen ‚dies der Fall sei, erwähnt er nicht und von solchen mit fünftheiligem Uterus gar keiner, obgleich ‘dies wünschenswerth ge- wesen wäre. Mir ist keine dergl. bekannt. Ich vermuthe indessen einen Schreibfehler in der citirten Angabe, dass nämlich statt Asca- riden („Ascaris-Arten”) stehen sollte „‚Nematoideen”. In dieser gan- zen Ordnung hätten wir dann bis jetzt, meines Wissens, für jede der genannten mehr- als zweifachen Theilungsarten des Uterus nur eine Art als Repräsentanten, nämlich für die dreifache Ascaris mierocephala, für die vierfache Asc. anura und für die fünf- fache Filaria labiata. Cr. gefunden im Python bivittatus. 173 Seite des Darmkanals der Länge nach. Zu den Seiten desselben zeichnen sich die klaren Linien durch blaue Farbe aus. Seitwärts liegt die viertheilige Gebärmutter. Fig. 4. Ein Stück vom hintern Darmende, von der einen Sei- tenfläche angesehen. Fig. 5. Ein Stück vom’ vordern Darmtheile, die w-förmigen Falten zeigend. Fig. 6. Der’ Köpf vergrössert, mit den drei die Mundöffnung umgebenden Klappen. ‚za Zur Anatomie und Naturgeschichte von Angiostoma limaeis Duj. Von Prof. Dr. Friedrich Will in Erlangen. Dujardin beschreibt in seiner Helminthologie einen zur Familie Strongylus gehörigen Eingeweidewurm, der sich in den Eingeweiden von Limax rufus findet, unter der Bezeich- nung Angiostoma limacis. Ich habe mehrfach Gelegenheit ge- habt, in der Athemhöhle, in den Nieren und in den Einge- weiden von Arion rufus und Limax agrestis Eingeweidewür- mer zu beobachten, welche in vielen Eigenschaften mit der genannten Species übereinstimmen, während sie in manchen anderen davon abweichen. Indem ich durch meine jüngsten Beobachtungen den Schlüssel zur Erklärung dieser Abwei- chungen gefunden zu haben glaube, unterliess ich es, dem von mir beobachteten Entozoon einen neuen Namen zu geben; weshalb ich auch die Beobachtungen unter dem obigen Titel veröffentliche und dies um so mehr, als ich Dujardin darin vollkommen beistimme, dass der eigenthümlich geformte Ein- gang in den Schlund (capsule cornee nach Duj.) einen hin- reichend unterscheidenden Gattungscharakter bildet. Nur darin kann ich Dujardin nicht geradezu beistimmen, dass er den bezeichneten Schlundeingang (vielleicht besser Mundhöhle) eine hornige Kapsel nennt, denn erstens möchte es schwer sein, den Beweis zu liefern, dass wirklich Hornsubstanz vor- handen ist, und zweitens habe ich die sogenannte Kapsel sich verkürzen und verlängern, erweitern und verengern gesehen, während bei einem Horngebilde doch kaum Bewegungen der Art möglich sind. Ich hielt mehrere Zimax agrestis in einem Glase, um die Entleerung der Fäces und des Harns zu beobachten. Als ich wiederholt den Harn untersuchte, fand ich fast jedes Mal Zur Anatomie u. Naturgeschichte von Angiostoma limacis Duj. 175 in» demselben‘ eine. &rosse‘‘Menge der’ fraglichen |Entozoen. Später ging ein Exemplar derSchnecken zu Grund und blieb einige Tage’ auf dem feuchten Boden des Glases liegen; "als ich dasselbe’ 'herausnahm, war nicht nur seine ganze Körper“ oberfläche, sondern auch die nächste Umgebung völlig mit Entozoen bedeckt. Beschreibung und Anatomie der ausgewacht senen Würmer. Länge 4} L., Dicke der‘ Männchen zZ”, der Weibehen‘ „4; weiss;"hinteres und vorderes' Körperende zugespitzt,das hintere jedoch in ‚beiden Geschlechtern ver- hältnissmässig weniger, als das vordere; die äussere Haut fein quergestreift; Mund unbewaflnet; zwischen ‘der Mundöffnung und dem Anfang des Schlundes ein ‘dünner Durchgang, der von dunkleren Linien begrenzt ist und von fesierer Substanz umschlossen zu sein scheint, als der Schlund; zwischen die- sem Eingang und dem Anjang: des ‘Schlundes eine ‘ziemlich tiefe Einschnürung, welche zuweilen mehr, zuweilen weniger hervortritt; ‘Schlund biscuitförmig, fein quergestreift; hinter dem Schlund 'eine kugel- oder: vielmehr birniörmige' Aufirei- bung; Magen stark abgeschnürt von dieser Aufireibung, läng- lich, ziemlich umfänglich, so dass 'er das ganze Lumen der Leibeshöhle einnimmt; Darm vom Magen wenig abgesetzt, läuft ganz gerade bis zum Schwanzende;; Magen und Darmkanal, letzterer nur zum grossen Theil, mit: feinen, .'grünlich schim- mernden Körnchen von 745" Durchmesser besetzt (Leber). DieHoden paarig, asymmeirisch, einfache eylindrische Schläuche; die Vasa deferentia ziemlich weit, gehen zur Basis je einer Ruthe; der grössere Hoden reicht nach hinten bis in’ das: letzte' Drittel des Körpers, nach‘ vorn bis ‚an den Magen 'und' ist‘ hier mach hinten zurückgeschlagen; der kleinere Hoden liegt fast nur im letzten Drittel des Körpers; beide sind mit'/runden' durchsichtigen Zellen von z45” Durchmesser 'angefüllt, "die wieder wasserhelle, äusserst pellucide Zellen mit einem Kern enthalten; bei weiterer Entwicklung‘: nehmen die ‚pelluciden Zellen die ganze‘ Höhle der ersteren (Mutterzellen) ein und' erscheinen fein granulirt; entwickelte Spermatozoiden zu sehen, ist mir nicht gelungen. Die Ruthen doppelt, 'gleichgross, ein- fach, etwas gebogen und spitzig; 'ein accessorisches lancett- förmiges Blättchen hinter den Ruthen an deren Spitze; die 176 Will: Zur Anatomie und Naturgesehichte Ruthen: bilden von: unten gesehen ‚ein: V ‚indem..die ‚Basal- enden ‘ziemlich weit von einander stehen. : Die Caudalmem- bran ist an der breitesten Stelle J„5,— 5" breit: und zwar: da, wo. die Ruthen liegen; sie wird von 16 einfachen Stäbchen getragen, deren je acht auf einer Seite und zwar 4 vor und 4 hinter den Ruthen sich befinden; am äussersten Schwanz- ende sind die Stäbchen spitzig und etwas nach innen gebogen; die Schwanzspitze reicht nicht über die Caudalmembran.hin- aus. Die Breite der Caudalmembran erscheint aus doppeltem Grunde sehr wechselnd; erstens ist sie verhältnissmässig klei- ner und schmäler bei jüngeren Thieren und zweitens erscheint sie schmäler, wenn die Ruthen und mit ihnen die umliegen- den Weichtheile aus dem Körper hervorstehen. ‘Der Ausgang der weiblichen Geschlechtstheile liegt etwas hinter der; Mitte des Körpers; es ist eine zweilippige Spalte ohne alle acces- sorischen Gebilde; Eierstock und Eileiter doppelt; der vordere Eierstock reicht bis zum Magen, der hintere 'bis in die Nähe des Afters; beide sind eylindrische Schläuche, in denen die Eier in’ mehrfachen Reihen neben einander liegen ; die Eileiter kurz, weit, häutig; die Eier länglich rund, 25" lang, 5" breit; der Embryo schlüpft im Eileiter aus und ist dann „5 — 3” lang und z'5” dick; er bleibt noch 'geraunie Zeit in.der Leibeshöhle der Mutter und scheint, ‘wenigstens in manchen Fällen, die übrigen ‘Stücke des Eierstockes u. s. w. zu seiner Nahrung zu verwenden, denn man sieht ihn frei in der Kör- perhöhle des Mutterthieres nach allen Seiten und Richtungen sich bewegen und in kurzer Zeit bedeutend an Grösse zu- nehmen, während von Eierstöcken nichts mehr zu‘ bemerken ist und die Eileiter nur als Fetzen an der äussern Geschlechts- öffnung hängen; dabei bewegt sich das Mutterthier immer noch lebhaft und nimmt ebenfalls Nahrung zu sich. Das Schwanz- ende des ausgebildeten Weibchen ist abgerundet und trägt auf der Rückenseite des Thieres einen feinen, geraden, nicht aus- gezogenen, sondern plötzlich aus dem Körperende hervorge- henden Stachel von -4”' Länge und 45” Dicke. Der After liegt etwas vor dem ‘Schwanzende. Entwicklung und Häutung. Ich kann: wohl: füglich die Entwicklung des primitiven Eies bis zum Ausschlüpfen des Embryo übergehen, da sich dieselbe in Bezug auf Dotterzer- von Angiostoma limaeis Duj. 177 klüftung u. s. w. genau an das anschliesst, was bereits bekannt ist und nichts beobachtet wurde, was neues Licht über ‘den Gegenstand verbreiten könnte. Sind die Jungen aus dem Ei ausgeschlüpft, so sieht man in ihrer Leibeshöhle nichts, als eine körnige Masse, durch welche sich von der Schlundanschwellung bis zum ‚After ein dünner, gelblicher, durchsichtiger Streifen, der Darmkanal, zieht. Der zwischen Mundöfinung und Schlund liegende Durch- gang (capsule cornee) ist sehr eng und schwer zu sehen; auch die biscuitförmige Bildung des Schlundes und die kugel- förmige Anschwellung sind sehr wenig entwickelt. Am meisten verschieden aber sind diese jungen Thiere von den -ausge- wachsenen in Bezug auf die Form der Schwanzspitze., Die- selbe ist nämlich bei allen Individuen, sie mögen: sich‘ zu Männchen ‘oder ‘zu Weibchen entwickeln, eine langgezogene, aus der ganzen Dicke des Hinterleibes hervorgehende Spitze. Diese Form behält der Schwanz ‘lange Zeit. Es häuten sich selbst die Thiere mehrmals, bekommen aber immer wieder die Jang ausgezogene Schwanzspitze. Soweit meine Beobach- tungen reichen, entwickelt sich‘ die oben beschriebene Form des Schwanzendes erst, wenn die Thiere zeugungsfähig wer- den. ‘Doch scheint dies, aber nur bei: den Weibchen, hie und da Ausnahmen zu erleiden, denn ich habe zuweilen weib- liche Individuen mit lang ausgezogener Schwanzspitze gesehen, in deren Eileitern sich Eier mit Embryonen befanden. Ob später, wenn sich einmal die charakteristische Schwanzspitze ausgebildet hat, noch eine oder mehrere Häutungen stattfinden, konnte ich nicht beobachten. Ich muss aber bemerken, dass ich nie abgelegte Häute dieser Art sah, dagegen häufig solche mit der ausgezogenen Schwanzspitze. Die Häutung selbst geht in folgender Weise vor sich: in der Nähe des Kopfes bekommt die äussere Haut einen queren Riss, durch welchen der Wurm mittelst verschiedener Bewe- gungen und Contractionen sein‘ Kopfende herauszubringen sucht; ist dies gelungen, so zieht sich das ganze Thier durch beständiges Schlängeln allmälig aus der Haut heraus, die nun in vollständigem Zusammenhang 'zurückbleibt. Zuweilen hat sich Kopf und Schwanz schon von der abzulegenden ‘Haut abgelöst, ehe der quere Riss erfolgt; das Thier bewegt sich Archiv 1. Naturgesch, XIV, Jahrg. 1. Bd. 12 178 Will: Zur Anatomie‘ und Naturgeschichte nun in seiner Haut,. wie in einer etwas weiteren, den Körper "hinten und vorn überragenden ‚ äusserst durchsichtigen Scheide Wie oft sich die Thiere häuten ‚bis'sie ihre völlige Ausbildung erreichen, konnte ich nicht ausmitteln‘, da es mir bisher nicht gelungen ist, die veinzelnen Individuen‘ getrennt längere‘ Zeit lebend zu‘erhalten. :Wenn ich aber oben sagte, dass sie'sich mehrmals häuten, so beruht dies auf wiederholter Beobachtung des Häutungsaktes bei sehr verschieden grossen Thieren, auf dem nicht seltenen Vorkommen verschieden’ grosser abgelegter Häute und endlich auf der Erfahrung, dass schon ‘ziemlich grosse Individuen in Bezug auf die Entwicklung innerer ‚Or: gane: sich von den jüngsten Embryonen kaum unterscheiden, während bei der Häutung, aus welcher der Wurm mit der charakteristischen Schwanzspitze und den entwickelten äusse- ren Geschlechtstheilen hervorgeht, auch die innern Geschlechts- organe bereits ausgebildet sind. Die innern Organe entwickeln sich ‘aber ‘sicher erst dann, ‘wenn das: Thier eine gewisse Grösse erreicht‘ hat. Vergleichen wir‘ nun..die von: mir gegebene Beschreibung mit) der ‘von :Dujardin, ©so finden wir eine völlige Ueberein- stimmung in: Bezug auf Mundtheile ‚; Schlund, Magenü. s. w.; vermissen dagegen: die! Uebereinstimmung' in Bezug ‘auf .die Gestalt der’ Schwanzspitze und der Caudalmembran. ' Ich 'bin weit entfernt, die Richtigkeit der Angaben dieses: vortrefllichen und sorgfältigen Beobachters in Zweifel‘ zu ziehen, allein da ich. .nirgends angedeutet finde, dass Dujardin die'Veränderun- gen (gekannt hat, welche ‚die ‚Schwanzspitze des.in Frage ste- henden‘ Entozoom erleidet,: so dürfte ‘wohl der' Gedanke nahe liegen, dass’ die gegebene Abbildung und Beschreibung nach einem nicht vollständig entwickelten Exemplar. gemacht‘ sei. Indessen wäre es gewiss sehr wünschenswerth, Jass sich der geehrte Beobachter durch diese Bemerkungen veranlasst finden würde, entweder meine Vermuthung zu bestätigen ‚oder die Artverschiedenheit nachzuweisen, was ihm bei seinem grossen diagnostischen: Scharfblick sicher nicht schwer fallen dürfte. Lebensweise. Wie schon oben bemerkt, habe ich die Thiere in den Harn-, Respirations- und Digestionsorganen von Arion rufus und Limax agrestis gefunden. Sie werden jeden- falls mit dem Harn und den Excrementen entleert und können von Angiostoma limacis Duj. 179 im Freien unter günstigen Bedingungen lange Zeit leben. Ich habe sie an einer todten Schnecke und an faulenden, immer feucht erhaltenen Pflanzenstoffen drei Monate lang lebend er- halten, Es entwickelten. sich zugleich eine ungeheure Menge von Jungen und zu jeder Zeit fand ich trächtige Weibchen. Sie gehören ohne Zweifel zu denjenigen Entozoen, welche ebenso gut ausserhalb, als ‚innerhalb des Körpers der Schnecken gedeihen, und ihr Aufenthalt in den Schnecken kann nicht als ein zu ihrer’ Entwicklung nothwendiger betrach- tet werden. Ja, ich habe im verflossenen Frühjahr dasselbe Thier in den Gräben der Stadt beobachtet, wo sie sich gleich- sam in Nestern im Schlamm und zwischen Conferven in gros- ser Menge fanden und ebenfalls mehrere Wochen lebend er- halten wurden. Erlangen am 8. Oktober 1848. 12% 180 Beschreibung einiger kleinen Säugthiere aus Syrien und Afrika. Von A. Wagner. Von 5 der hier aufgeführten Arten habe ich schon früher- hin die Diagnosen in diesem Archive mitgetheilt und. lasse nun hier die ausführlichere Beschreibung nachfolgen; von zwei noch unbeschriebenen Arten habe ich die Charakteristik bei- gefügt. 1. Rhinolophus Gigas. Rh. maximus, fuliginosus; capite, gastraeo lateribusque albi- dis; auriculis elongatis angustis; cauda brevi. Rhinolophus Gigas A. Wagn. in Wiegm. Archiv 1845. 1. S. 148. Unter den Kammnasen ist diese die grösste und zu un- serer ersten Abtheilung gehörig, wohin diejenigen Arten, deren hinteres Nasenblatt ein querliegendes schmales Blatt bildet, gestellt sind. Sie hat ein furchtbares Gebiss, und dies in Verbindung mit dem verhältnissmässig ungeheuren Schädel würde dem Thiere, wenn sein Knochengerüste im grösseren Maassstabe ausgearbeitet wäre, ein wahrhaft schreckbares Ansehen gewäh- ren. Der knöcherne Schädel hat eine Länge von 1” 5”, wäh- rend die ganze Wirbelreihe nur 2” 11’”’ misst. Das Gebiss besteht aus 4 Schneidezähnen, 41 Eckzähnen 4. e - Ben : und 4 Backenzähnen. Die obern Schneidezähne sind. sehr klein; die untern etwas grösser und dreilappig, das äussere Paar zurückgestellt. — Die Eckzähne sind ausserordentlich stark. Die obern auf der Innenseite platt, mit vorspringendem Längskiele in der Mitte; auf der Vorderseite mit tiefer Hohl- kehle; auf der Aussenseite gewölbt, hinten schneidend. Beschreibung einiger kleinen Säugthiere aus Syrien und Afrika. 181 Der Zwischenkiefer‘ bildet eine schwache Lamelle; die Scheitelleiste ist stark entwickelt. An Wirbeln sind im Ganzen 30 vorhanden, nämlich 7 Halsw., 11 Rückenw., 6 Lendenw., 3 Kreuzw. und 3_ Schwanzwirbel. Die Schnautze ist stumpf. Das’ Hufeisen ist gross, hinten durch einen‘ aufgesetzten ‘queren Wulst begrenzt, hinter wel- chem ein eben so breites halbovales Blatt sich aufrichtet; an jeder 'Seite ‘des Hufeisens zeigen sich 3 .häutige Querfalten. Die Ohren sind hoch, schmal, länglichoval, zugespitzt, nackt, im untern Theil an den Seiten mit Wolle ‚beflogen. Die Flü- gel sind ausserordentlich lang, das Fersengelenk nicht ganz erreichend, nackt, oben längs des Körpers und der Sehultern nur wenig, unten ‘etwas mehr behaart. Der Schwanz: ist kurz, die Schenkelflugbaut schmal, beiderseits etwas behaart und der Schwanz’ ragt über sie hinaus. Die Farbe der Oberseite ist trüb: russbraun, an den Sei- ten und auf dem ’Kopfe schmutzig graugelblichweiss. Die Un- terseite' ist gelblichweiss, längs der Mitte des Hinterleibs mit teübem Schimmer. ' Die russbraunen Haare der Oberseite sind in:ihrer untern ‘Hälfte schmutzig weisslich.: Die weissen Haare der Unterseite sind an den Seitentheilen und: am: Halse fast einfarbig, längs der Mitte des Hinterleibs aber ‘mit dunklem Grundtheil. Am Ende des Vorderhalses findet sich ein Haar- wirbel. Der Nasenbesatz, zumal aber die Ohren sind dunkel; der Grund der Innenseite scheint bei-letztern fleischroth ge- wesen zu sein; in der untern Hälfte sind sie an den Seiten- theilen mit grauweisslicher Wolle beflogen. Flügel und Glied- massen sind oben russbraun; unten sind erstere'ebenso, aber die Oberarme und hintere Hälfte der Vorderarme zeigen Spu- ren von rother Färbung, der auch, jedoch‘ weit trüber, an den Schenkeln und der obern Hälfte der Schienen sichtlich ist. Die Längenverhältnisse sind folgende: Körper . . .°...04”41”" Schenkelflughaut längs Bien anblid uraaA lm der Mitte ©»... 0" 14" Seliwanzio u 20.0, 44" 2" Vorderäarm u 2100 ld!" Freier Theil desselben 0" 24” Flugweite . 2.23" 0" Das beschriebene Exemplar ist ein Männchen, das unsere 182 Wagener: Beschreibung einiger kleinen 'Säugthiere Sammlung ''von ‘dem Naturalienhändler Brandt ‘erhalten hat, mit der Angabe, dass es von’ Benguela in: Nieder-Guinea 'ge- kommen sei. 2. Myozus orobinus. M.:supra brunneo-lutescens, subtus flavido-albus; pilis'omni- bus 'bicoloribus; macula ‘alba inter ‘oculos; 'cauda 'undique willosa, rotundata ‚'griseo-fuscescente. Myozus orobinus A. Wagn. in Wiegm. Archiv 1845. 1. S. 149. Gehört ‘zur Untergattung' Zliomys,; obwohl die :Backen- zähne einige Modificationen darzubieten scheinen. Die obern Schneidezähne sind honiggelb , die untern weiss- lich. ' Die‘ Backenzähne sind'an dem: Exemplare, ‚das mir zur Beschreibung diente, bereits sehr abgeführt, daher\ die’ Be- schaffenheit ihrer Schmelzfiguren nicht mehr anzugeben. Sie sind’ nicht‘'so ‘lang’ (‘von vorn 'nach hinten) als bei Myoxus Nitela,\\aber ‘auch nicht''so ‘gross’ als wie. bei.M. @lis; die obern etwas 'ausgehöhlt 'mit‘stark'vorgezogenem Aussenrande, der in’ der‘Mitteeingekerbt‘ ist; auf (der Kaufläche zeigen sich! Spuren ''von 2 bis 3''Querfurchen. "Die untern:;Backenzähne kommen mehr: mit 'Eliomys’überein, 'sind aber ebenfalls: nicht: so Jang und'tief napfförmig' ausgehöhlt.' "Der: Winkel ki Un- terkiefers: ist nicht durchbohrt, Die Schnautze ist spitz; die Schnurren sind zieh zühle reich ‚und die längsten reichen: bis hinter das-Ohr. » Die Ohren sind ziemlich‘ gross); gerundet, gegen den:Rand fein/mit‘Häärs chen‘.beflogen:« Der'Daumen''anı den Vorderfüssen ist ganz rudimentär. ''Der' Schwanz: ist allseitig ‚behaart, daher rund; nach hinten dicker 'werdend,, aber an diesem Exemplare nicht vollständig. Die Sohlen sind nackt. ! Die Farbe‘ der ganzen Oberseite ‚ist: bräunlich fahlgelb, längs des Rückgraths etwas dunkler überlaufen durch:dunklere Haarspitzen. Die Unterseite ist abgeschnitten 'gelblichweiss, was auch die ‘untere Kopfhälfte einnimmt und einen kleinen Fleck auf dem Nasenrücken zwischen den Augen bildet. Alle Haare der Ober- wie: der Unterseite sind in der untern ‘Hälfte schieferschwärzlich. und die längs des Rückgraths' überdies mit etwas: dunklern Spitzen ;'nur die Haare des ‚Vorderhalses' sind aus Syrien und Afrika: 183 einfarbig. \\Die Oberseite des Kopfs ist. etwas’ lichter: als der Rücken; die Augen‘ liegen‘ iin „einem ‚schwarzen ‚Ring. ‚Die längern Schnurren. sind schwarz, mit lichten Spitzen; (die kür- zerh weisslich. Die Füsse sind.‚auf der Oberseite fein.\gelb- bräunlich.behaart, was an den Zehen ins Weissliche ‚übergeht; die Krallen’'sind weisslich.. Der ‚Schwanz. ist ringsum gleich- farbig; \bräunlich mit‘ graulichweiss, untermengt. Die nackten Theile‚scheinen fleischfarbig, die Ohren mit ‘dunklerem Rande: Könpersichbnsur ana: Metro Schwanz abgebrochen 1” 10 Hinterfuss 1... ....0" 64" Kotschy hat diese, Art’im Sennar entdeckt. _ Sie steht hinsichtlich ihrer äusserlichen Beschaffenheit am nächsten dem Myozus Coupei, der, aber von. ihr durch. folgende Diagnose leicht unterschieden werden kann: M. minor, supra cinereus, leviter flavido-indutus; subtus albidus: pilis unicoloribus; cauda einerascente, j { 3. Meriones myosuros. M. »supra.- fulvidus ‚| paululum, nigro -adspersus, subtus albido- ‚lutescens; \cauda corpore: breviore, nuda, 'squamata;,.denti-, bus ‚primoribus .haud' sulcatis, f Meriones: myosuros. A. Wagn. in Wiegm. ; Archiv 4845) 1. se S.149;,Schreb, tab.,232.A. „) Das Ansehen ist ‚ganz rattenähnlich, zul durch,.‚den nackten Rattenschwanz, aber.die Backenzähne des Unterkiefers, die /allein' an. dem von mir untersuchten Exemplare, erhalten waren, ‚deuten auf /Meriones hin, jedoch mit dem Unterschiede, dass der ' hintere ‚Zahn 2, Lamellen hat, Ein. weiteres! Unter- scheidungsmerkmal ist der ‚Umstand, dass die ‘Schneidezähne nicht,;.wie bei ‚den ächten Meriones, gefurcht- sind. ‚Durchr ‚diese, beiden Merkmale, so wie durch..den ‚Rattenschwanz ist eine. eigene Untergattung angezeigt. Die Ohren von dieser Art sind klein, «oval, nackt; die Schnurren fein und nicht über. das Ohr reichend. Der Schwanz spitzt sich hinterwärts zu und ist nackt mit zahlreichen Schups penringen, in deren Zwischenräumen einzelne kurze, wenig sichtliche, feine bräunliche. Häärchen sitzen. Die Oberseite ist licht rostig falb, was, auf Kopf, u Näcken am lebhaftesten,ist und an den Seiten ins, Ockergelbe 184 Wagner: Beschreibung einiger kleinen Säugthiere übergeht; die‘ Unterseite ist weisslichgelb. Die‘ ‘Haare der Oberseite‘ sind in ihrer untern Hälfte 'schieferfarben, in der obern fahlgelb; einzelne ganz schwarze und weit längere’Haare sind ihnen beigemengt, die an den Seiten verschwinden.’ Auf dem "Unterleib sind ‘die Haare nur am Grunde etwas grau, Die Füsse sind mit sehr kurzen, feinen, lichtbräunlichen Häär- chen besetzt. - Die Schnurren sind’ meist schwärzlich; die Schneidezähne lebhaft gelb; Ohren und Füsse blass, was im Leben wohl licht fleischfarbig gewesen sein wird. Die Nägel sind weiss, der Schwanz 'braun. Körper . 2.200.2098"6” Ohren. 20 Tr Schwanz . 2 ..2..04"9" HBinterfas u „vr E" Kotschy hat diese Rennmaus in Syrien aufgefunden. 4. ‚Aypudaeus cinerascens. H. supra cinerascens, subtus niveus; auriculis prominentibus pilosis; pedibus albis; cauda nudiuscula quartam corporis partem aequante. Die Schnurren sind lang und zahlreich; die Ohren’ ragen weit aus dem Pelze hervor; der Schwanz, der bei'dem vor- liegenden Exemplare vollständig erhalten’ ist, ist sehr kurz und mit feinen Häärchen beflogen. Der Pelz ist weich. Die Oberseite ist licht aschgrau, mit hell bräunlichgelbem Anfluge, der an den Seiten merklicher hervortritt. Die Un- terseite ist abgeschnitten und rein weiss. Die Haare der Ober- seite sind in ihrer grössern untern Hälfte schieferfarben, dann licht gelblichgrau mit dunkelbraunen Spitzen; letztere ver- schwinden an den Seiten. Auch die Haare der Unterseite sind an der Wurzel mehr oder weniger schieferfarben. Die längern Sehnurren sind schwarz, mit weisslichen Spitzen; die kürzern Schnurren sind weisslich. Die Ohren’ sind aussen dunkler, innen lichter behaart. Füsse und Schwanz sind im Leben licht fleischfarben, erstere deutlicher, letztere undeut- licher mit weissen Häärchen besetzt, die längs der Mitte ‘der Oberseite des Schwanzes dunkler sind. Körper "07 anlaanın guigiriOhren”) Hunb DITEOLAN Schwanz . . . 2.0" 8” Hinterfuss . 0. ...0"6%” Obwohl der H. ceinerascens dem H. syriacus Licht. sehr nahe verwandt ist, so scheint er doch nicht mit ihm eine Art aus Syrien und Afrika. 185 auszumachen, da nach Lichtenstein’s Beschreibung bei letzte- rem der Schwanz fast nochmal so lang, die Färbung der Oberseite des Körpers mehr gelblich und Unterleib nebst Füssen graulich Sind. Die Heimath beider Arten ist gleich, indem Kotschy die unsrige aus Syrien an die Wiener Samm- lung überbracht hat. 5.. Mus fuscirostris. M. supra 'brunneo-flavescens, nigro-adspersus, subtus abrupte albus; nasi apice dorso concolore; auriculis majusculis; cauda corpore breviore. Mus fuscirostris A. Wagn. in Wiegm. Archiv 1845. 1. S. 149. Die Färbung ist ähnlich der der Waldmaus, aber blasser. Die Oberseite ist bräunlich fahlgelb mit schwarzer Sprenke- lung, die an’ den Seiten verschwindet. Die ganze Unterseite ist abgeschnitten weiss mit gelblichem Anfluge. Die Haare der Oberseite sind in ihrer untern Hälfte dunkel schieferfarben, längs des Rückens zum Theil mit schwarzen Spitzen und mit einzelnen ganz schwarzen Haaren. Die Haare längs der Mitte der Unterseite sind einfarbig; die an den Seiten haben aber ebenfalls einen dunkeln Grund. Die obere Hälfte des Kopfes ist dem Rücken gleichfarbig, die untere bis zur Stelle der Schnurren weiss; die Nasenspitze ist der übrigen Oberseite gleichfarbig, ohne weissen Fleck. Die Schnurren reichen nicht bis zur Ohrspitze und sind schwarz mit lichten Spitzen. Die Ohren sind ziemlich gross und fast nackt; die Füsse weiss behaart, die Nägel weisslich. Der Schwanz ist nackt, nur mit wenig merklichen feinen braunen Häärchen beflogen. Körper . . . . . 6” 0". Ohren, ungefähr . . 0" 73” Schwanz’ . "Way nz Hinterfüss "I. Or Von Kotschy im Sennar entdeckt. Diese Art hat viele Aehnlichkeit mit M. albipes Rüpp., unterscheidet sich aber durch weit kürzern Schwanz und den Mangel des weissen Flecks an der Nasenspitze. — Ein anderes Exemplar von 4" 2" Körperlänge mit etwas trüberer Färbung ist entweder ein Junges von M, fuscirostris oder eine eigene Art, deren vielleicht schon Rüppell im ‚Mus. Senckenb. IH. S.108 als Varietät von M. albipes gedenkt. 186 Wagner: Beschreibung: einiger kleinen Säugthiere 6. Mus limbatus. { M.; supra ‚brunneo-griseus ;'subtus, abrupte, albidus, striga.la- terali flavida; ‚cauda corpore; breviore. Mus ‚limbatus A. ‚W.agn.., in, ‚Wiegm.‘, Archiv 1845...1. S. 149. Die Ohren sind gross und fast nackt; die längsten Schnur- ren erreichen noch nicht die Ohrspitze. Der Schwanz ist viel kürzer als. der Körper und, nur spärlich (mit feinen, wenig, merklichen Häärchen versehen... Das Weibchen besitzt: 4 Paar Zitzen in den Weichen. Die, Oberseite ist ‚aus; trüb ‚Bräunlichgelb und Schwarz gesprenkelt, wobei das Grau der Haarwurzeln durehschimmert, so dassı die allgemeine Färbung trüb ist, sehr verschieden von dem falben, Tone ‚der ‚Waldmaus‘ und) ‚nicht einmal. so, lebhaft als bei der Wanderratte. ; Die;Haare ‚sind im grössern Theil ihrer Länge :schieferfarben ‚ und) nur, die ‚Spitzen.'sind. farbig. Die Unterseite ist abgeschnitten weiss mit,gelblichem Anhauche. Zwisehen ihr und ‚der Oberseite | findet, sich..eine blass, /ocker- gelbliche, schmale Binde, ;welche, ‚dadurch, entsteht, dass. die Spitzen der Haare der Oberseite. lebhafter; werden und kein Schwarz ansetzen. Die, Haare der, Unterseite; auch längs der Mitte, desselben, sind. alle am Grunde dunkel schieferfarben.; Der Kopf ist. oben dem Rücken, unten der Unterseite-gleich- farbig., Die Füsse sind ‚schmutzig gelblichweiss , behaart. die Nägel licht hornfarben. ; Der Schwanz ist; dunkel; ‚die Häßrehen auf der Unterseite. etwas lichter. Körpes a, ir 45h re 1 Ah last ai Mm! 34" Schwanz „nl sole 0 Hinterfuss- il sind Oi Auch diese, Art hat Kotschy-im Sennar aufgefunden. Sie ist von. Mus leucosternum. verschieden durch Mangel von Roth in der Färbung, durch ‚die gelbe. Binde ‘zwischen. den. beiden Hauptfarben, den .gelblichweissen ‚Ton. des ‚Unterleibs‘, und etwas kürzere Schnurren. ; dert 1. Mus maniculatus. M. ‚supra, brunneo--fulvescens, nigro-adspersus, subtus'cano=- albidus; auriculis‘ brevibus pilosis, , pedibus.albidis; .ceduda corpore breviore pilosiuscula. aus Syrien und Afrika, 187 Das Ansehen dieser Maus erinnert durch die Kürze und Behaarung der Ohren und des Schwanzes schon sehr an, die Wiühlmäuse (Hypudaeus), doch ist sie, wie Gebiss und Schä- del ausweist, ein ächtes Glied der Gattung Mus; ihr Zwischen- scheitelbein hat im Allgemeinen, die Form wie. bei, Mus tectorum, Die Oberseite ist falbbraun mit viel Schwarz gesprenkelt; die Unterseite ist graulichweiss, was allmählig in die Farbe der Oberseite übergeht. Alle Haare sind an ihrem untern Theile schieferschwarz und die des Rückens meist mit längern oder kürzern schwarzen Spitzen. Die Schnurren sind dunkel- braun und haben meist lichte Enden. Die Ohren sind kurz, gerundet und auf beiden Seiten mit braunen Häärchen besetzt. Die Füsse sind dünn, mit weisslichen Häärchen besetzt und die Krallen weisslich hornfarben. Der Schwanz ist, beträcht- lich kürzer als der Körper, braun und. ziemlich häufig mit Häärchen besetzt, ohne,dass jedoch dadurch die Schuppenringe verdeckt werden. Borber uw I) Fortan (Ohren Auokie Mol. VOR Schwanz ... ...,. 4"3” Hinterfus ....... 1rqn ‚Wir haben diese Art ‚von Herrn Dr. Pruner aus Aegypten erhalten. 188 Einige nachträgliche Bemerkungen über Gregarinen. Von Dr. A. v. Frantzius. (Hierzu Taf. VII.) Da seit dem Erscheinen meiner Inaugural -Dissertation, in welcher ich die Resultate meiner Untersuchungen über die in vielfacher Hinsicht so interessanten Gregarinen veröflent- lichte, zwei sehr wichtige und unsere Kenntnisse derselben wesentlich erweiternde Arbeiten erschienen sind, dieselben sich aber mehrfach auf meine genannte Schrift beziehen, so benutze ich diese Gelegenheit einige nachträgliche Bemerkun- gen und Berichtigungen derselben mitzutheilen, die ihr bei- gefügte Kupfertafel hiermit dem Publikum zu übergeben und ausserdem die letzteren wichtigen Resultate der seither ange- stellten Untersuchungen kurz zusammenzustellen. Ich unterlasse es den Inhalt meiner Inaugural-Dissertation, namentlich den historischen Theil ausführlich mitzutheilen und beschränke mich nur darauf für diejenigen, welche auf ein spezielleres Studium dieser Thiere einzugehen gedenken, sämmtliche bisher hierüber erschienene Literatur anzugeben: 4. Leon Dufour Annales des sciences nat. tom. VIII. 1826. pag. 45 u.ff. Recherches anatomiques sur les carabi- ques et plusieurs autres Insectes coleopteres. 2. Derselbe Annal. d. se. nat. tom. XIII. 1837. pag. 366. Note sur la Gregarine, nouveau genre de ver, qui vit en troupeau dans les intestins de divers insectes. 3. Derselbe Annal. d. sc. nat. tom. VII. 1837. pag.5. Re- cherches sur quelques Entozoaires et Jarves parasites des insectes Orthopteres et Hymenopteres. 4. Helminthologische Beiträge von Dr. Hammerschmidt zu Wien, Oken’s Isis 1838. $S. 351. Taf. IV. Einige nachträgliche Bemerkungen über Gregarinen. 189 Du} . Beiträge zur Naturgeschichte' der wirbellosen Thiere von Dr. €. Th. von Siebold. Danzig 1839. Ueber die zur Gattung Gregarina' gehörigen Helminthen. . Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik von M. J. Schleiden und ©. Nägeli. 2tes Heft. Zürich 1845. — Die Lehre von der thierischen Zelle und den einfachen thieri- schen Formelementen nach den neuesten Fortschritten dargestellt von Dr. A. Kölliker S.97 u. fl. . J. Henle Ueber die Gattung Gregarina. Müller’s Archiv für Anat. u. Physiolog. 1845. S. 369— 374. Taf. XIII. Fig. 3—7. 8. A, de Frantzius Observationes quaedam de Gregarinis Berolini 1846. 9. Dr. F. Stein. Ueber die Natur; der Gregarinen, Müller’s Archiv für Anat. u. Physiol. 1848. S.182 u. fi. Taf. IX. 40: A. Kölliker. Beiträge. zur Kenntniss niederer Tbhiere. Zeitschrift für wissenschaftliche, Zoologie von .v. ‚Sie- bold und Kölliker 1848. S. 1. Taf, I—ll. I) 1 1. Ueber die Natur der Gregarinen. Denjenigen meiner Hauptsätze, dass. die, Gregarinen nicht vollständig ausgebildete Thiere seien, muss. ich jetzt zurück- nehmen, nachdem durch die verdienstvolle Arbeit des Dr. Stein dasjenige, was Kölliker im, Voraus als Hypothese hinstellte, jetzt zur Evidenz, erwiesen ist, dass nämlich die Gregarinen vollständig entwickelte Thiere seien, die keine weitere Meta- morphose eingehen und als solche in die Reihen des zoologi- schen Systems einzuordnen sind. Stein stellt sie in ‚eine der untersten zu den Infusorien gehörigen Abtheilung, derer ‘den Namen der, Symphyten beilegt.. Alle ‘unsere Anschauungen und ‚Betrachtungen über diese Thiere haben. hierdurch. eine feste Basis gewonnen, durch ‚die eine Menge bisher izweifel- hafter Verhältnisse sich jetzt von selbst erledigen. Es steht somit nichts mehr im Wege die für die allgemeine Physiologie wichtigen Schlüsse und Folgerungen aus dem Wesen der Gre- garinen zu ziehen; die zuerst angeregt zu haben. Kölliker’s grosses und unbestreitbares Verdienst ist !). ’») Siehe unter den oben angeführten Schriften Nr. 6. 190 Asws Prantzius: Kölliker’s-Hauptfolgerung | im Gegensatz; ‚zu ‚Ehrenberg’s Ansichten war .die, dass die.niedrigsten Thiere) in..ihrer Zu- sammensetzung einer einfachen Zelle gleichkommen.. Hierfür sollten! .dier Gregarinen einen ‚Beweis liefern;., es war demnach zuerst nachzuweisen, dass die Gregarinen wirklich vollkommen entwickelte, Organismen ‚seien, die,keine weitere Metamorphose eingehen, was, bereits, wie oben bemerkt, wurde, durch Stein geschehen ‚ist; und ferner, dass die; Gregarinen wirklich als Zellen zu betrachten seien. Hiegegen trugen Henle und ich bisher einige. Bedenken. Die des, Ersteren sind bereits schon früher erledigt worden, und was die meinigen betrifit, so muss ich dieselben jetzt auch fallen lassen, nachdem durch Kölliker’s, Stein’s und meine eigenen fortgesetzten Unter- suchungen ‚meine Kenntnisse über die Natur der Gregarinen sich wesentlich erweitert haben. Diejenigen Formen nämlich, bei denen die Scheidewand fehlt und die Stein sehr passend mit dem Namen‘ Monoeystideae ‘belegt, können gewiss. ‘ohne weiteres 'als Zellen betrachtet werden. Die in’ den übrigen Gregarinen vorkommende Scheidewand, die ich ‘nicht wie Kölliker nur für eine verdickte Schichte des flüssigen Körper- inhaltes, sondern mit Stein ebenso wie die übrige Körperhülle für eine Membran halte, ist: einmal etwas ‘dem: Begriff der wahren Zelle Fremdartiges. Immerhin bleiben indessen auch diese Gregarinen wegen dieser’ der Zellenform aufs. 'engste sich anschliessenden Einfachheit’ ein’ strikter Gegenbeweis gegen die Ehrenberg’sche Ansicht der hohen Organisation ' der‘ Infu- sorien. z "aibuitell Was die Natur des in der Körperhöhle ‘der Gregarinen befindlichen durchsichtigen Körpers’ betrifft, ‘so kanır (ieh'nur‘ wiederholen ,„ dass bei Gr. Blattarum' wenigstens ich 'mich aufs’ deutliehste überzeugt habe, dass derselbe nicht ein’ Bläschen, sondern ’'ein‘'aus"einer zähen homogenen Masse bestehender Körper ist. Für die Richtigkeit dieser Behauptung führe ich! an, dass der durch seine exakten mikroskopischen /Unter- suchungen bekannte Dr. Reinhard in Berlin Augenzeuge war, als’ ich jene (a. a.'O. 8.31) früher mitgetheilten Experimente ausführte; auch freut es mich zu sehen, dass Dr. Stein'mir in diesem Punkte vollständig beistimmt. Wenn ich in meiner Dissertation S. 33 sagte „corpus illud pellucidum iis insitum Einige nachträgliche Bemerkungen über Gregarinen. 191 non esse‘ vesiculam, 'neque igitur nucleum’’,; so muss ich die- sen: letzten Schluss ‘als einen 'unbegründeten 'zurücknelimen; da einmal‘ die Gregarinen‘ wirklich als Zellen 'zu betrachten sind’ und die Solidität des durchsichtigen Körpers’ ‘durehaus nicht dem. Begriff eines Zellenkerns Eintracht thut. 2. Ueber die Entwickelung der Gregarinen. Während der Cyklus der. Entwicklung bei den Gregarinen bisher unseren angestrengtesten Forschungen verborgen ge- blieben war) 'so müssen wir: jetzt durch Stein’s sinnreiche Be- obachtungsmethode und. deren’ überraschende 'Resultate , "dass die, Gregarinen,, wie ich’ schon oben bemerkte, wirklich voll- ständig entwickelte Thiere sınd, die sich meistens durch 'Ver- einigung zweier erwachsener Individuen in. eine‘ Cyste (die früheren Pseudonavicellenbehälter) ‘verwandeln, aus deren In- halt sich. die Keimkörner (Pseudonavicellen ‚'Spindelzellen) bilden, die sich dann zu neuen Gregarinen 'entwickeln.' Ueber das' Spezielle dieser Entwickelung, die Stein ‘bei ‘mehreren Gregarinen vollständig nachgewiesen hat,‘ verweise ich auf dessen eigene ‘Arbeit in Müller’s Archiv. Ob nun aber, wie ‚Kölliker meint, vor der: Umwandlung der ‚ Gregarinen zu‘ Cysten immer zwei Kerne in denselben auftreten. oder ob das Vorhandensein zweier Kerne, wie Stein angiebt, auf eine'vörhergegangene Vereinigung zweier Indivi- duen' beruht, bedarf gewiss noch einer sorgfältigeren undıge= natien‘ Untersuchung. Was: meine Abbildungen betrifft, ‘die Kölliker als Stütze für seine Ansicht benutzt, so kann Fig. 1.4 deshalb nicht als solche dienen, weil ich ‚mich nicht von der Gegenwart eines ‚in der vorderen -Leibeshöhle » befindlichen: Kernes überzeugt habe, sondern nur 'naturgetreu ‚eine > hier befindliche Lücke’ in der feinkörnigen Masse des Körperinhal- tes dargestellt habe. Fig. VII. 1 u. 2, wo ich mich wirklich von der Anwesenheit eines Kernes in ‘beiden Leibeshöhlen' über- zeugt habe, möchte ich jetzt, da Kölliker mir durch seine Fig. 10. Taf. 1 gezeigt hat, dass dieselbe von der meinigen ganz verschieden ist, ‚für eine Zygocystis halten, da beide Körperhälften gleich‘ und sie mit ‘dem sich entsprechenden diekeren Ende verwachsen sind nach Art der 7: cometa Stein. Ich nenne sie daher Z. Ephemerae. 192 A. v. Frantzius: Dass in: einzelnen Fällen sich wirklich nur ein‘ Kern in den Cysten findet, davon habe ich mich auf’s entschiedenste überzeugt und zwar bei einer Monocystis aus dem Regen- wurm,: von der ich aber nicht weiss, ob sie mit Stein’s M. agilis identisch ist. Ich möchte daher glauben ‚ dass 'bei allen Monocystis- Arten die Cyste im Anfange nicht, wie bei den übrigen Gregarinen aus zwei halbkugligen Hälften besteht, und dass dann auch nur ein Kern vorhanden ist. Wie sich dies Verhältniss bei den Sporadinen, Stylorhynchen und Acti- nocephalen gestaltet, die doch ursprünglich auch alle isolirt leben, bedarf noch genauerer Untersuchungen. Dass auch bei den Insekten, wie bei den Würmern, der Aufenthaltsort der Gregarinen sich nicht blos auf den Darm- kanal beschränkt, sondern. dass sie auch hier frei in der Bauchhöhle vorkommen, dafür habe ich: bis jetzt zwei Bei- spiele gefunden. Bei Blatta fanden sich bei einer ganzen An- zahl von Exemplaren aus einer bestimmten Bäckerei regel- mässig eine grosse Anzahl Gregarinen frei in der Bauchhöhle. Diese Beobachtung habe ich gemeinschaftlich‘ mit ‘meinem Freunde Dr. v. Babo gemacht, der darüber genauere Mitthei- lungen zu veröffentlichen versprochen hat. Ein anderes Mal fand ich in der Bauchhöhle eines Scarabaeus stercorarius eine grosse Anzahl Gregarinen, deren Hinterleib kugelrund waı und auf welchem der Vorderleib wie ein kleines rundes Knöpf- chen aufsass. Sie glichen sehr der von Hammerschmidt be- schriebenen Bullinia Tipulae, von der er ebenfalls angiebt, dass sie frei in der Bauchhöhle vorkommt. Von dem Prinzip, alle in einem Mutterthiere beisammen lebenden Gregarinenfor- men als zu einer Spezies gehörig anzusehen, bin ich längst zurückgekommen , weshalb ich Stein’s Unterscheidung der drei von mir in Tenebrio molitor gefundenen Gregarinenformen ganz billige. Aus demselben Grunde sehe ich mich veranlasst, die unter Fig. I. 2 von mir abgebildete Gregarinen als eine nicht zur Gr. Heerii gehörige Art zu betrachten, da sie aber durch einen kuglig erweiterten Hals sich von der Gr. Sieboldii unterscheidet, auch ein anderes Mutterthier bewohnt, so ver- dient sie gewiss als besondere Art genannt zu werden, ‘der ich den Namen Gr. octacantha gebe. Ich lasse jetzt die Erklärung der Tafel folgen, wie ich Einige nachträgliche Bemerkungen über Gregarinen. 193 sie in meiner Dissertation gegeben habe, und füge daran die aus dem obigen sich ergebenden Berichtigungen. ICONUM EXPLICATIO. I. Er. Heerii Koellik. 1. 2. 4. Individua capite colloque munita. 5.6. 7. Variae formae, quas haecce Gregarina inter motum induit. (Forma capitis collique expers delineata est.) 3. Receptaculum Navicellarum, in quo Navicellae nascentes insunt, strato mucoso pellucido circumdatum. 8. Navicellae ex illo receptaculo. Il. Er. rubecula Hammerschm. 1. Forma ex insecto capite colloque instructa. 2. Individuum parvum. 3. Nucleus amplificatus. 4. Forma capitis expers ex larva ee insecti. 5. Receptaculum Navicellarum. 221. Er. Blattarum Sieb. 1. Individuum luce permeante conspeetum. 2. Idem luce incidente visum. 3. Variae Gregarinae naturalis magnitudinis, luce incidente conspectae, inter quas etiam receptacula Navicellarum quae- dam adsunt. 4. Forma cum extenuata parte posteriore. 5. Duo individua cohaerentia. 6. Nucleus ex interioribus amplificatus. IV. Gr. elongata mihi. 1. 2. Individua adulta. 3. 4. Individua parva. 5. Peculiaris horum animalium contractio sub motu 6. Navicellarum receptaculum. V. Er. polymorpha Hammerschm. 1. 2. Variae formae, plerumque in larvis obviae. 3. 4. 5. Formae, quae in insecto plerumque occurrunt. 8. 9. 10. Priores evolutionis gradus. 6. 7. Navicellarum receptacula. VI. Gr. Miystacidarum mihi. 1. Individuum cum subtilissimis ciliis in parte posteriore. 2. 3. Variae formae, quas haec animalcula inter motum osten- dunt. 4. Exemplar parvum. 5. Nucleus ex interioribus amplificatus. 6. Navicellarum receptaculum, Archiv f. Naturgesch, XIV, Jahrg. 1. Bd. 13 194 A: v. Frantzius: VvEI. Er. elavata Koell. 1. 2. 3. Variae formae. 4. Navicellarum receptaculum vesd. Gr. Dytiscorum mihi. 1. Gregarina ipsa. 2. Navicellarum receptaculum. IX. Gr. ovata L. Duf. x. Er. Juli mihi. 1. Individuum adultum. 2. Individuum parvum, Zu berichtigen ist: Fig. 1. 2 ist Acanthocephalus octacanthus mihi. ; 2. Fig. V. 3u.4 ist Stylorhynchus ovalis Stein 5. zwei zur Con- jugation aneinander getretene Individuen. 3. Fig. V. 1 ist Gregarina cuneata Stein. 4. Fig. VII. ist Zygocystis Ephemerae mihi. Schliesslich stelle ich der bequemeren Uebersicht wegen sämmtliche bis jetzt bekannten Gregarinen nach dem von Stein sehr passend gewählten Eintheilungsprineip zusammen. I. Monocystideae. Einzellige Gregarinen. 1. Monoeystis. 2. Zygocystis. Einzeln lebende. Zu zweien verbundene. M. Nemertis-Koell. Z. Sipuneuli Koell. (Nemertes). (Sipuneulus). M, Terebellae Koell. Z. Saenuridis Koell. (Terebella). (Saenuris). M. Spionis Koell. Z. cometa Stein. (Spio). (Lumbricus). M. Enchytraei Koell. Z. Ephemerae Frantz. (Enchytraeus). (Ephemera). M. pellucida Koell, (Nereis). M. agilis Stein. (Lumbricus). M. Clavellinae Koell. (Clavellina). Einige nachträgliche Bemerkungen über Gregarinen. 195 H. Gregarinariae. Gregarinen, deren Körperhöhle durch eine Scheidewand in zwei Hälften getrennt wird. 3. Sporadina, Einzeln lebend ohne Kopfanhang. Sp. curvata Hammerschm. (Cetonia). Sp. oblongata Hamm. (Opatrum sab.) Sp. clavata Koell. (Ephemera). Sp. Dytiscorum Frantz. (Dytiscus). Sp. Reduvii Stein. (Reduvius). Sp. Juli Frantz. (Julus). Sp. Scolopendrae Koell. (Seolopendra). 5. Actinocephalus. Einzeln lebend mit strahlen- förmigen Kopfanhängen. A. caudatus v. Sieb. (Seiara). A. conieus L. Duf. (Gryllus). A. rubecula Hammersch. (Dermestes). A. Sieboldii Koell. (Agrion). A. Lucani Stein. (Lucanus). A. Acus Stein. (Carabus). A. octacanthus Frantz. (Phryganea). 4. Stylorhynchus. Einzeln lebend mit rüsselartigem Kopfanhang. St. oligacanthus v. Sieb. (Callopteryx). St. Heerii Koell. (Phryganea). St. brevirostris Koell. (Hydrophilus). St, ovalis Stein. (Tenebrio). St. longicollis Stein. (Blaps). St. Phallusiae Koell. (Phallusia). St. Balani Koell. (Balanus). 6. Gregarina. Stets zu zweien aneinander- geheftet. Gr. Amarae Hammersch. (Amara). Gr. Psocorum v. Sıeb. (Psocus). Gr. ovata L. Duf. (Forficula). Gr. Blattarum v. Sieb, (Blatta). Gr. oblonga L. Duf. (Oedipoda). Gr. tenuis Hammerschm. (Allecula). Gr. elongata Frantz. (Cryptieus). Gr. polymorpha Hammersch. (Tenebrio). 13* 196 A.v.Frantzius: Einige nachträgliche Bemerk. ü. Gregarinen. Gr. cuneata Stein. (Tenebrio). Gr. mystacidarum Frantz. (Mystacida). Gr. Gammari? (Gammarus). III. Didymophyideae. Gregarinen, die durch zwei Scheidewände in drei Abtheilungen getheilt werden. 7. Didymophyes. D. gigantea Stein. (Oryctes). D. paradoxa Stein. (Geotrupes). D. longissima v. Sieb. (Gammarus). 197 Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer. Von P. Alberg Holm. Aus Kröyer’s Naturhistorisk Tidsskrift, neuer Reihe, 2tem Bande (8. 465—525), übersetzt von Dr. Creplin. Seit meiner Kindheit interessirte mich die Natur, und dies ist sehr begreiflich, da ich auf den Färöern, in wilden und in ihrer natürlichen Freiheit unbeschränkten Umgebungen auferzogen worden, deren scharfe Charakterzüge nothwendig einen zeitigen Eindruck hervorbringen mussten. Da diese frühe Neigung durch den Unterricht, welchen ich während meiner ganzen Schulzeit in der Naturgeschichte genoss, mehr Bestimmtheit erhalten hatte, wurde es für mich em Bedürfniss, meine Kenntnisse theils durch Sammlungen und Beobachtungen in der Natur, theils durch das Studium wissenschaftlicher Werke, so oft sich Gelegenheit dazu darbot, zu entwickeln und zu ordnen. Am meisten fesselte mich die Ornithologie, und nachdem ich mir etwas Theorie sowohl, als Praxis in diesem Fache erworben hatte, ergriff ich mit einem solchen Interesse in lebender Erinnerung die erste sich mir darbie- tende Gelegenheit, nach den Färöern zu reisen, wenn gleich meine Hauptabsicht dabei war, mein Heimathsland wiederzu- sehen. Die Jahreszeit (Juni und Juli) war indessen weniger günstig zu speciellen Beobachtungen, und zudem legte sich noch eine Menge anderer Hindernisse in den Weg. Als Folge davon vollführte ich das nicht, was ich wünschte, und die Mängel, welche sich aus’ dem Folgenden, ergeben werden, 198 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, haben darin ihren Grund. Dessenungeachtet beschloss ich, wohlwollenden Lesern meine Anzeichnungen mitzutheilen, wo- bei ich jedoch beständig daran erinnern muss, dass ich hier nichts Vollständiges und Abgeschlossenes liefere, dass ich’ aber durch fortgesetztes Studium, besonders wenn sich noch recht bald Gelegenheit fände, nach den Färöern zu reisen, die.Mängel hierin ausgleichen und ‚berichtigen will. _Nament- lich schwebe ich rücksichtlich des Zarus favipes, der Lestris parasitica, der Bestimmung von Uria und des Verhaltens mit den sogenannten Gjeltfuglar noch: in ‚einiger Ungewissheit. Ich habe in diesen Blättern über die färöischen Vögel gehan- delt, will aber später versuchen, auch das Uebrige der färöi- schen Fauna, so weit es geschehen kann, zu bearbeiten; denn die Natur dieser Inseln ist so» wenig berücksichtigt worden, dass ich glaube, möglicherweise dadurch einige Beiträge von Interesse zu liefern. Dass ich die einzelnen Vögel nicht be- schrieben habe, rührt daher, dass ich Wiederholungen ver- meiden, wollte,‘ wenn. diese Thiere schon früher, ausführlich behandelt worden waren; in welchem Falle ich‘ natürlich ‚auf die. speciell ‚die, Färöer betreffenden Bücher, verwiesen ‚habe, als: Landt’s Forsög til en Beskrivelse over: Färöerne,. Kjö- benhavn 1800, und Graba, Tagebuch, geführt auf einer Reise nach Färö ii. J, 1828, Hamb. 4830. _ Ausserdem ‚habe ich. be- sonders verglichen: Faber, Ueber: das. Leben ‚der hochnor- dischen Vögel und ‚Prodromus ‚der isländischen Ornithologie; Nilsson’s Skandinavisk Fauna, Temminck, Manuel d’Or- nithologie, u. m... — ‚Ich, überliefere, sonach ‚diese, Beobaehtun- gen ‚dem ‚Urtheile ‚kundiger Leser mit der Ueberzeugung, \dass sie auf den. Standpunkt Rücksicht nehmen werden, ‚auf welchem ich zu ‚stehen, erklärt habe, ’ Kopenhagen im ‚April .1847. Wenn. man, die Shetlands Inseln hinter ‚sich habend, ‚in das atlantische Meer kommt, zeigen sich schon. viele, Vorboten der. färöischen ‚Vogelfauna, hochnordische und, völlig, oceani- sche Formen, welehe man im. Sommer nie in der. Nordsee antrifit.. Schaaren vom, Zarus tridactylus. giebt ‚es überall im übersetzt von Dr. Creplin. 199 Meere; sie halten sich dort schaarenweise auf und schwimmen umher, am liebsten im Kielwasser des Schiffes, wo sie unter beständigem Geschrei bald umherflattern, bald sich setzen und aus den Wogen Seethiere auffischen. Ich versuchte, sie mit- tels der Angel zu fangen; das wollte aber nicht gelingen, eben so wenig, wie mit Procellaria glaeialis; denn sie ver- schluckten den Köder nicht, sondern pflückten ihn ab, Die- sem zufolge kann ich nicht bestimmen, in welchem Alter diese Vögel waren; alle diejenigen aber, welche ‘ich Gelegenheit hatte nahe beim Schiffe zu sehen, waren Junge; zeigte‘ sich ein Grind (Delphinus globiceps) am'Horizonte, so flogen alle Vögel dahin. Dass Thalassidroma pelngieca, wenn sie die Leeseite des Schiffs sucht, Sturm anzeigt, ist ganz gewiss und völlig natürlich, da sie auf solche Weise Schutz; gegen den Wind erhalten will. Kommt man aus ‘dem Meere dem Lande näher, so zeigt sich ‘natürlich eine Menge zufälliger Flüchtlinge vom Lande, von welchen wir an ihrer Stelle reden wollen; denn’ sie ge- hören in dieser Jahreszeit nicht den Meere an. Ich will mir jetzt erlauben, den Leser an einem Tage der Sommermitte in eine gewöhnliche färöische Bucht (Fjerd), d. h. eine solche, in welcher sich kein Vogelfelsen (Vogelberg, dän. Fugle- Fjeld) befindet, zu führen, und zwar amı liebsten, wenn die See von Nebel bedeckt und das Wetter still ist; denn unter solchen Umständen pflegen die meisten Vögel beisammen und wegen des Nebels so ruhig zu sein, dass man sie leicht be- obachten kann. Sitze ich nun ruhig in einem Boot und fische, so wird die Sterna arctiea sogleich ganz treuherzig in dasselbe hereinfliegen, in welchem Falle ich sie durch Um- schlingung mit einer Angelschnur habe fangen sehen; eben so kommt Zarus tridactylus dieht über und neben das Boot. Hat L. tridactylus sich gezeigt und ein Stück Fisch oder Speck bekommen, so hört man einen Augenblick danach ein schal- lendes J—joh!, und Zestris parasitica schiesst wie ein Pfeil hinter jene Möwe her, welche jämmerlich ächzt; und nun wiederhallt die ganze Bucht von der muntersten Musik, wenn gleich diese unläugbar ein wenig schneidend und unharmonisch ist; hat die Raubmöwe der andern’Möwe den Bissen abge- peinigt, so ist Friede, bis sich dieselbe Scene wiederholt, 200 Holm; Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, indem Zestris Catarrhactes bisweilen die Rolle jener Raub- möwe übernimmt, welches jedoch seltener geschieht, da sie den ausgeworfenen Speck lieber selbst aufnimmt. Neben dem Boote schwimmt als treue Begleiterin Uria Grylie, welche jeden Augenblick untertaucht, aber auch gleich wieder auf- kommt und lustig umherschwimmt, indem sie pfeift und mit dem Kopfe nickt. Etwas weiterhin im Nebel hören wir ein immerwährendes aah—orr—rrrr; dieses rührt von einem Hau- fen des Mormon arcticus her, welcher sieh mit Uria Troile vereinigt hat, um sich in dem klaren Meere zu ergötzen; unter den letzteren zeigen sich mir Uria Troile et Bruennichii und deren Var. laerymans, wie man auch U. Grylle, alt und jung, in einer solehen Bucht antreflen wird, welche allezeit von Klippen umgeben ist, von denen aus die brütenden Vögel Ausflüge nach Nahrung machen, besonders wenn es neblig ist. Von Puffinus arcticus wird man grosse Schaaren sehen; sie sind aber sehr scheu und fliegen in sehr weiter Entfernung auf; beim Auffliegen neigen sie sich immer nach der einen Seite, so dass oft ganze Schaaren schief fliegen. Von Fuli- gula mollissima wird man einige, nicht viele, sehen, da sie sich selten aussen in der Bucht aufhalten, sondern längs dem Lande zwischen den Scheeren und den grossen Steinen, oder auch auf dem Meere. ZLarus fuscus fliegt über das Wasser, um Nahrung zu suchen, während sein Nest oben auf einer Felsebene in der Nähe ist. Einen einzelnen ZL. marinus kann man auch weit hören; aber dieser Vogel ist ziemlich be- schränkt in Anzahl auf den Färöern, während die anderen dort vorkommenden Möwen sich in ungeheuren Massen zeigen; L. argentatus wird man auch aussen in der Bucht gewahr werden, doch eben nicht in grosser Menge. Rudern wir etwas weiter landeinwärts und bewegen wir uns längs des Strandes, so’ zeigen sich hier einige Verschiedenheiten ‘von dem, was wir in der Bucht sahen; die Küste ist entweder sehr steil, indem die Klippe oben grün und ziemlich eben ist, dann aber plötzlich abschiesst und eine hohe, ganz glatte und steile Wand gegen die Bucht oder das Meer bildet; oder es zeigt sich eine andere Gestaltung der Küste, wenn nämlich die Felsebene nicht steil abschiesst, sondern sich mehr oder minder schräge gegen die See hinabsenkt. An der erstern übersetzt von Dr. Creplin. 201 Küstenform giebt es oft und meistens keine Klippe oder grös- sere Steine, sondern nur Stufen und grosse Absätze, gebildet von dem Felsen, während die schräge Küste nicht eben und flach gegen die See hin, sondern von einer Masse grosser Steine und Klippen bekränzt wird, welche einen Rand um das Land bilden (dies meistens gegen die Buchten, nicht so oft gegen das Meer). Nach dieser verschiedenen Gestalt der Küste richten sich auch die Vögel, so dass man von ihnen ganz andere Formen an steilen Strändern, als zwischen Klippen und Steinen, an- trifft. Begeben wir uns also aus der Bucht nach dem Lande, wo es schräg abnimmt, so werden wir eine grosse Menge von Uria Gryllie sehen, welche zwischen den flachen Steinen bauet; Anthus rupestris läuft hurtig zwischen den grossen Steinen dahin oder schwingt sich zwitschernd in die Luft, aus welcher er wieder niedersteigt und nach dem Gipfel einer “ Rlippe fliegt mit einem oft wiederholten pist, pist; finden sich Inselchen am Strande, so wird man oft Fuligula mollissima bauend antreflen; Sterne arctica hat auch oft ihr Nest auf solchen Inselchen, welche aber hoch sein müssen, wogegen die Eiderente sich mehr an niedrige hält; so hauset eine grosse Colonie von Sierna (mehrere hundert Paar) auf dem Hojviks- holm, welcher sehr hoch ist, wogegen der Kjirkjiböholm, auf welchem Fuligula mollissima Nester in grosser Anzahl hat, sehr niedrig ist. Selten trifft man Strepsilas collaris an; ich bin nieht so glücklich gewesen — Ist die Küste gegen das Meer steil, so dass sich dort gleichmässige Klippenwände bil- den, so wird man fast allenthalben einige Uria Troiles und Alcae Tordae antrefien, welche Nester in den Aushöhlungen der Felswand, neben einander haben; unter diesen sitzen einige Reihen von Larus tridactylus auf ihren Nestern, ‚die schneeweisse Brust der See zugewendet, welches hübsch aus- sieht; doch sind hier noch keine so grossen Massen beisam- men, wie auf den eigentlichen Vogelbergen; aber kleine Vo- gelberge giebt es überall, wo die Küste jäh abschiesst. Unter dem eigentlichen Felsen, auf den Klippen, welche etwas her- vorragen, sitzen die beiden Phalaerocorax-Arten, am häufig- sten der oristatus, oft sehr hoch hinauf: sie sitzen aufrecht und strecken ihre langen Hälse aus, während sie mit den 202 Holm: Ormithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Flügeln fächeln; kommt man ihnen nahe, so stürzen sie sich kopfüber ins Meer, wo sie mit dem ganzen Körper unter dem Wasser schwimmen. Auch Zarus argentatus wird ‘man an diesen steilen Wänden, ziemlich hoch, auf Absätzen , die mit Gras bewachsen sind, brütend finden. Steigen wir an das Land bei einem Kirchspiel und begeben wir uns auf das bebauete Feld, welches immer die Häuser umgiebt, so werden wir dort zwar nicht das Leben von Vögeln finden, wie an einem Som- mertage in Dänemark, aber wir werden doch verschiedene Vögel antreffen, welche, vereint mit den unendlich grünen . Feldern, der Scene ein freundliches und gemüthliches, wenn auch nicht lachendes Ansehen verleihen. Wir sehen dann sogleich auf den Zäunen bei den Häusern, ja auf alten Schorn- steinen, einen Zroglodytes punetatus mit seinem Neste und durch sein lustiges Wesen, wie durch seinen anmuthigen Ge- sang, seine Umgebungen erheitern; auf allen grossen Steinen, welche sich immer auf dem bebaueten Lande finden, so. wie ebenfalls auf den Zäunen, hält sich Saxzcola Oenaunthe sehr häufig auf und lässt ihren eigenthümlichen, knarrenden Gesang den grössten Theil der Nacht hindurch erschallen. Auf dem- selben Boden ist Anthus pratensis gemein und tritt folglich hier 'an die Stelle der Singelerche, obgleich diese auch gewiss auf Sandö und Suderö nistet, da ich sie von daher in der Mitte des Sommers oft erhalten habe; in den Rinnen zwischen den bebaueten Stücken (tejar) stösst man oft auf einen ‚Sco- lopax Gallinago und einen Crex pratensis, wie auch Corvus Corax et Cornix zugleich mit Columba Livia die Felder be: suchen. An einigen Stellen, z.B. auf Fuglö, nistet Thalas- sidroma pelagica auf Häusereinzäunungen (d. h. den Steinwän- den, welche in einigem Abstande das eigentliche Haus um- geben, welches natürlich von Holz ist); dasselbe gilt von Mo- tacilla alba, welche bei weitem nicht gemein auf den Färöern ist, wenn sie sonst dort auch bauet. Da alle Kirchspiele dicht an der See liegen, so folgt daraus von selbst, dass man dort gemeiniglich die meisten Zarö, Lestrides etc. sieht. Wir be- geben uns nun aus der Bö, d. i. dem cultivirten Lande, her- aus und gehen weiter im Häga, d. i. dem unbebauten höhern Lande, wo wir ausser den auch hier häufigen Anthc pratenses und Scolopaces den Haematopus Ostralegus in grosser Menge, übersetzt von Dr. Creplin. 203 Charadrius ‚apricarius, Numenius phaeopus, antreflen; von diesen hält sich der letztere meistens auf den feuchten Mooren auf, wo er sich eine erhöhte Stelle zum Standquartier gewählt hat, von welcher er seine klare, flötende Stimme, als Anzeige der Nähe seines Nestes, ertönen lässt. Den Char. apr. ‘sieht man am ehesten auf den trocknen Heiden, höher nach den Bergen: zu, wo er mit grosser Angst, unter fortwährendem Pfeifen, hurtig: umher läuft. : Der Haematopus liebt mehr die sog. Hedla, d. i. die nackte Steinebene, auf welcher nur hier und‘da ein wenig Gras in den Ritzen der verwitterten Masse wächst, die ausserdem mit: aus Sand bestehenden Stücken ab- wechselt; eine kleine Felswand (tjödn) pflegt in der Nähe zu sein. In-den Thälern' und auf den grasreicheren Bergebenen wird man 4Anas Boscas und Mergus Serrator: finden, obgleich sowohl‘ diese, als die übrigen ‚‚Enten’”” als brütende Vögel selten, dagegen als vorüberstreichende sehr gemein sind. Gehen wir von einer niedrigern Bergebene zu einer höhern oder von einer höhern zu einer niedrigern, so muss dies meistens durch das Passiren eines sog. „Hammers” ') geschehen, ‘da die fä- röischen Berge Treppenform ‘haben. Zwischen den grossen Steinen auf diesen Hämmern wird man Corvus Cornix häufig brütend finden, so auch den kleinen Falco Lithofalco, wel- cher oft sogar nach Krähen jagt, wenn diese sich nicht zur Vertheidigung zusammenschaaren. Ferner wird man auf der Oberfläche eines solchen Absatzes, welcher mit ein wenig Gras bedeckt ist, häufig grössere oder kleinere Colonien der Sterna arctica brütend finden. Befinden sich tiefe Klüfte (gjegv) auf dem Berge an der dem Lande zugewendeten Seite, so pflegt der Rabe an solcher Stelle sein Nest zu haben, die Klippentaube [ Columba Livia] das ihrige aber in den dunklen, dem Meere zugewendeten Klüften. Sowohl auf den sumpfigen ') Das dänische Wort Hammer finde ich im dänischen Lexikon (von Reisler) nur in der ursprünglichen Bedeutung des gleichen deutschen Wortes, dasselbe schwedische Hammare aber in Rin- 'man’s Bergwerkslexicon in geognostischer Beziehung eine Klippe oder einen plötzlichen Bergabsturz von grosser Steilheit bezeichnend, Hier kann es wohl nichts Anderes, als jähe, stufenförmige Absätze an den Bergen bedeuten. Im Deutschen ist mir eine geognostische Bedeutung des Wortes Hammer nicht bekannt. Cr 204 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färoer, Bergebenen, welche die Bergseen umgeben, als auf den Süm- pfen, welche zu beiden Seiten der Flüsse in den Thälern (bottnar) sich erstrecken, sind beide Zestris-Arten sehr häufig, meistens in grossen Colonien, welche gemeinschaftlich nisten; Larus flavipes nistet ebenfalls in grosser Menge auf den Ber- gen, aber auf trockneren und steinigeren Stellen, als Zeszris, am liebsten auf der Oberfläche eines breiten Hammers, wo sie frei nach der See zu liegt, nicht in Thälern oder abseits an den Bergen. Am Rande aller grösseren Bergwände hat der rothkehlige Taucher (Colymbus rufigularis) sein Nest, dicht aussen an der Kante des grünen Rasens; auf den höch- sten, sandigen Strecken bauen endlich Oharadrius Hiaticula und 7ringa maritima, keins von ihnen in grosser Anzahl, eben so wenig, wie ich im Sommer Zmberiza nivalis auf den Färöern gesehen habe. Noch trifft man auf allen Buchten im Sommer den Colymbus glacialis an, obgleich man bisher sein Nest auf den Inseln nicht gefunden hat, weshalb auch viele Sagen über seine Brüteweise im Umlaufe sind. Ich habe nun versucht, in Kürze die wichtigsten Punkte in der färöischen Vogelfauna zu schildern, indem wir uns vom Meer und den Buchten aus durch das bebauete Land nach den Bergen hinauf begeben haben, und es wird sich nun zeigen, dass die Färöer in ornithologischer Hinsicht ein eigen- thümliches Gepräge hinsichtlich der dort vorkommenden Vö- gelarten sowohl, als deren Lebensweise besitzen. Die Lage der Inseln mitten im Meere und ihr unbedeutender Flächen- inhalt schliesst viele Formen aus, welche sich sonst unter derselben Breite, ja weit höher nach Norden, finden; ihr gänzlicher Mangel an Wald verursacht eine grosse Armuth an Raub- und Sperlings-Vögeln, ein völliges Ausschliessen von Hühnervögeln, und die geringe Ausdehnung der Thäler und Ebenen lässt sie viele Sumpf- und Schwimmvögel ent- behren, die sich sonst dort finden würden. Aber auf der andern Seite versammelt sich eine grosse Menge eigenthüm- licher, besonders oceanischer Formen um diese Inseln, und gerade aus denselben Gründen, welche den eben berührten Mangel verursachen, nämlich die insularische Zersplitterung, die unbedeutenden Ebenen und .die eigenthümliche Gestalt der Berge. Das ganze klimatische Verhalten der Färöer, welches übersetzt von Dr. Creplin. 205 natürlich genau mit ihrer Lage und Beschaffenheit zusammen- hängt, äussert auch grossen Einfluss auf den ornithologischen Charakter, besonders aber auf die Lebensweise der Vögel; denn, wenn auch dieselben Arten z.B. dort, wie bei uns vorkommen, so zeigen sie doch mehrere Verschiedenheiten rücksichtlich des Nistplatzes, der Lebensweise, der Wanderung, von denselben Vögeln in Dänemark. Diejenige Fauna, mit welcher die der Färöer am füglichsten zu vergleichen wäre, würde wohl die von Island und namentlich den um dieses herum liegenden Inseln sein, während doch sein grosser Flä- cheninhalt, weitläufige Heidenstrecken, kleine Wälder und grosse Seen eine bedeutende Verschiedenheit bewirken, wozu noch kommt, dass die Temperaturverschiedenheit zwischen den Jahreszeiten weit stärker auf Island, als den Färöern ist. Norwegen ist in so vielen Rücksichten wesentlich verschieden, dass die Vergleichung mit ihm ohne natürliche Nothwendigkeit sein würde, ausgenommen möglicherweise die mit den Inseln, welche längs dem Lande liegen. Betrachten wir also die isländische Vögelfauna, so werden wir in ihr viele Vögel finden, welche auf den Färöern fehlen, und umgekehrt, ob- gleich das Erstere überwiegend ist. Von Falken, von denen Island Albieilla, islandieus und Lithofalco als allgemein. brü- tend besitzt, haben die Färöer nur den letztern; von Eulen haben weder‘ Island, noch die Färöer, eine brütende; von Rabenvögeln hat Färö, so wie Island, den Corax als brütend; dazu kommt aber noch Corzix als sehr gemein und der ganz eigenthümliche gefleckte Corax nebst Pyrrkocorax, welcher zwar dort nicht nistet, aber doch ein ziemlich häufiger Gast ist. Von Hühnervögeln hat Island das Steinhuhn, welches man auf den Färöern nie sieht, wogegen die wilde Taube Island fehlt. Fringüla islandica ist dieser Insel eigenthümlich und bauet dort nebst Fr. Linaria, während auf den Färöern keine Fringilla baut. Von Zmberiza haben die Färöer nur die nivalis, und es ist ungewiss, ob sie dort niste; auf Island nistet Turdus iliacus, nicht auf den Färöern, wo dagegen Sturnus, auch Motacilla alba vorkommen; Saxicola Oenanthe ist, so wie Troglodytes punctatus, Anthus pratensis et rupestris, beiden gemein. Limosa melanura nistet nicht auf den Färöern, eben so wenig, wie Totanus Calidris, Tringa islandica und 206 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Phalaropus hyperboreus, und den Phal. platyrrhynchus sieht man dort nicht. Die Urien sind ihnen gemeinschaftlich, 'aus- genommen U. Alle, welche auf den Färöern nicht nistet; von der Puffinus-Gattung hat Island den major und Anglorum auf den vor ihm liegenden Inseln; ' die Färöer haben bloss’ den letztern; 'Colymbus glacialis nistet wohl nicht auf den Färöern; eben so wenig wie irgend ein Podieipes, welche auf Island gemein sind. Von der Gattung Aras hat Island eine Menge brütende,,' die Färöer haben sicher nicht mehrere, als Anas Boscas et mollissima; Anser und Cygrus brüten nur auf Island, aber Sula ist gemeiner auf‘ den Färöern und nistet nur auf kleinen Inseln‘ südlich von Island, und von Zarzs fehlen Island Aavipes, argentatus und capistratus, den Färöern leu- copterus und glaueus. Lestris Catarrhactes ist weit häufiger auf den Färöern; aber pomarina fehlt; dagegen ist Thalassi- droma den Färöern eigenthümlich. Das Resultat dieser Vergleichung ist,‘ dass Island sich durch mehrere Formen in ornithologischer Hinsicht als 'be- stimmt boreal' bezeichnet, während die Färöer sich theils an dasselbe, theils’an die südlichere Zone schliessen, theils ganz für sich dastehen. Durch die Vögel Falco islandieus, Embe- riza nivalis als brütend, durch‘, PAalaropus platyrrhynelüs, Uria Alle, Colymbus glacialis, Tetrao Islandorum,‘' Anas hi- strionica, Lestris pomarina, bestimmt sich Island als boreal; durch Zarus glaucus als herrschende Möwe (denn Z. trida- etylus nimmt Seeschwalben-Charakter an) und Procellaria gla- cialis als charakteristischen Sturmvogel schliesst diese Insel sich an Grönland, Spitzbergen und das nördliche Norwegen, also an die arktische Sphäre, Dasselbe beweist ‘der Mangel an Corvus Cornix, Sturnus, Larus flavipes u. m. Arten, welche die Färöer besitzen. Ferner wird Islands Fauna ‘mehr eine Festlandsfauna durch Teirao Island., Fringilla Linaria, Dur- dus üiacus, die. Podieipes-Arten, Mergus, die grosse Menge Anates, die brütenden Anseres und Oygzi und Lestris poma- rina; durch die ‘kleinen Buschgehölze, besonders im Enjöski- Thale, wird die Anwesenheit von Fringilla und Turdus er- klärlich, Als oceanische Inselfauna "charakterisirt Island sich rücksichtlich der vor ihm liegenden Inseln durch die Puffinus- Arten ‚ Lestris Catarrhactes und Sula alba, als boreale Küsten- übersetzt von Dr. Creplin. 207 fauna durch alle die Bergvögel, Uria, Mormon, Alca, Phala- crocorax, Larus tridactylus und Procellaria glacialis. Wir sahen, dass Islands Fauna sich durch mehrere Vögel mit der borealen Zone verbindet, in einigen die Farbe des Festlands anlegt, während doch, ihr Charakter als oceanische Insel- und Küstenfauna überwiegend ist; wir. werden jetzt sehen, wie fern man sagen könne, dass die Färöer diese Eigenschaften theilen.. Von den Arten, durch welche sich Island dem arktischen Charakter nähert, besitzen die Färöer keine einzige als brütenden Vogel; statt Larus glaucus wird L. argentatus hervschend, L. Zridactylus beiden gemeinschaft- lich; dieser aber ist nur der ganzen Küste des Oceans bis nach Schottland herab eigenthümlich; anstatt Procellaria gla- cialis tritt T’halassidroma pelagica als charakteristisch auf. In dieser Hinsicht sind also die Färöer wesentlich verschieden von Island, und wir müssen den hochnordischen Standpunkt verlassen und eine Stufe südlicher herabsteigen. Die Vögel, welche Island dem Festlande nähern, fehlen alle auf den Fä- röern, so dass wir auch hier ‚uns losreissen müssen, Dagegen hat Islands Fauna ‚die Eigenschaft einer oceanischen Inselfauna und die boreale Küstenfarbe mit der der Färöer gemein; denn alle die Thiere, welche Island als solche auszeichnen, brüten auch auf den Färöern; doch ist dieser Charakter weit schär- fer gezeichnet auf den Färöern. So ist Puffinus Angl. selten auf Island und findet sich nur auf Heimaey, südlich vom Lande, wodurch also im Grunde keine Ausnahme entsteht, da jener sich nicht auf dem Festlande (S. Ueb. d. Leben d, hochnord. Vögel, I, S. 10), während überall in grosser Menge auf den Färöern (s. a. a. ©. I, S.15) findet; dasselbe ist der Fall mit Sula alba und Lestris Catarrhactes , welche auf Island nur an einzelnen Stellen (s. ebeuda, I, S.44 fl.), auf den Fä- röern überall nisten, SıwJa ausgenommen. Die Färöer schlies- sen sich sonach an: Island und die übrigen Polarländer in ornithologischer Hinsicht durch den gemeinsamen Charakter einer Kistenfauna, unterscheiden sich davon aber durch das hervortretende oceanische Colorit und schliessen sich an die südlichere Zone durch: die Anwesenheit vieler Vögel, welche dieser südlichern zum Unterschiede von der mehr, borealen r 208 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, angränzenden angehören, z. B. Sturnus vulgaris, Larus ar- gentatus, flavipes u. m. Was die Stimmung des ornithologischen Lebens auf den Färöern betrifft, so hat sie mich als überwiegend melancho- lisch angesprochen, wenn gleich ein bedeutendes phlegmatisches . Element und ein unbedeutenderes sanguinisches Schattirungen in diesen Grundton brachten; das cholerische Moment ist sehr zurückgedrängt. Auf dem Meere wird der Haupteindruck phlegmatisch sein; denn alle Uriae, Alcae, Mormones, Puf- fini, Sulae und Phalacrocoraces sind äusserst gleichgültiger Natur, sogar gegen den Verlust ihrer Jungen, wenn nur ihre individuelle Wohlfahrt durch keine Gefahr bedroht wird. Auf diesem Standpunkte tritt das Melancholische hervor in den Larus-Arten und den wenigen Anates, namentlich A. mollis- sima, da diese ihre Brut eifrig vertheidigen und im Ganzen ein lebendigeres Wesen zeigen, als die erstgenannten. Auf dem bebaueten Lande repräsentiren die wenigen Singvögel das sanguinische Moment, aber doch mit melancholischer Nuance; denn des Saricola ganze, scheue und abgesonderte Lebensweise, des Anthus rupestris, des Staars und des Zaun- schlüpfers ganzes Wesen ist verschieden von unserer lebens- frohen Singvögel rücksichtsloser Lustigkeit. Auf den Bergen ist Alles melancholisch; das Brummen der Becassine, das an- muthige Flöten des Brachvogels von den Erdhügelchen her, das ängstliche Pfeifen des Regenpfeifers zwischen dem Heide- kraute, die klare Stimme des Austernfischers, das jammernde, zerschmetterte Benehmen der Raubmöwen bei ihren Nestern werfen einen träumerischen, melancholischen Schatten über die an und für sich geheimnissvolle Stille, welche sie allein beleben. Hoch in der Luft fliegt der Colymbus rufigularis und verkündet durch seine wunderliche Stimme bald (turkaträ) Dürre, bald (warwick) feuchtes Wetter. (So meinen die Fä- ringer, welche durch die angegebenen Laute seine Stimme bezeichnen.) Freilich besitzen Zarus flavipes, Sterna, Lestris | und Corvus Corax et Cornix einen grossen. Theil vom chole- rischen Temperamente; dieses aber tritt bei ihnen nicht so | rein hervor, wie bei den eigentlichen Raubvögeln, deren ein- | ziger Repräsentant auf den Färöern Falco Lithofalco ist; denn | die tiefe, wohlklingende Bassstimme des Raben, das heisere | übersetzt von Dr. Creplin. 209 gau gau der Möwen weithin im Nebel gewähren beständig einen Gefühlseindruck, welcher. den ganzen Ton des färöischen Vogellebens als melancholisch hervortreten lässt, wenngleich auch ‘hier so wenig, wie irgendwo sonst, das Temperament rein und ungemischt ist. Ich habe also nun versucht, den Totalcharakter der Vo- gelfauna auf den Färöern so darzulegen, wie er sich mir vor Augen gestellt hat, und nur von diesem Standpunkt aus wird der Leser diese Zeilen beurtheilen können; denn von einem ‘objeetiven Gesichtspunkt aus kann ich wohl fehlgesehen haben, wenn ich gleich einen richtigen Blick in die Natur, wenigstens in dieser Sphäre, zu haben meine. ‘Im Folgenden werde ich eine kurze Angabe der färöischen Vögel machen, durch welche ich. theils meine hier, ausgesprochene Ansicht begründen werde, obzwar hier die subjective Rücksicht natürlich. in‘ Schatten tritt, da mehr die Rede von ‚einem Referate von Factis ist, als von einer Anschauung und bestimmten Auffassung derselben. Falco Lithofalco Gmel. Dän. Steenfalk. Fär. Smiril. Dies ist die einzige auf den Färöern. nistende Falkenart; doch ist sie nicht häufig; sondern nur.einzelne Paare hausen auf Bergabhängen, welche weit von den Häusern entfernt lie- gen. , So nistet ein Paar an der schroffen Abdachung, welche sich.nach Kirkibö hinab erstreckt, ein Paar auf dem Abhange vom Odnadals-Tind gegen das Kollefjordsthal (beide auf Strömö) u. s.w. Er ernährt sich von kleinen ‚Vögeln; na- mentlich ist der Staar seinen Verfolgungen sehr ausgesetzt (S. Landt, S.244, Graba,S. 218). Doch sah ich ihn auch nach Krähen jagen, bis diese. sich. sammelten, und ihn fort- Jagten, Corvus Corax L. Dän. Ravn. Fär. Ravnur, Gorpur. (Graba, S.34 etc. Landt, S. 244). Gemein überall, im Sommer auf den Bergen, auf denen er in unzugänglichen ‚Klüften und Löchern 'nistet; im Winter kommt er nach den Häusern, wo er oft das Federvieh beun- Archiv £. Naturgesch, XIV, Jahrg. 1. Bd, 14 210 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, ruhigt. Selbst kleine Lämmer sind vor seinen Angriffen nicht geschützt, wenn er im Frühling und Herbste ausgehungert ist. Wenn der Rabe zum Nistplatz andrer Vögel (besonders des Haematopus und der Sterna) kommt, so wird er einstim- mig verfolgt und muss sich davon machen; seines Kampfes mit dem Lunde [Mormon] (Landt, S.245) habe ich niemals erwähnen gehört. Corvus Corax var. lZeucophaeus. (C. leucophaeus Vieill. CO. borealis albus Briss. _C. varius Bruenn.) Fär. Kvitraynur. (Landt, S.244, Graba, S. 51, 60 u. s. w.) Diese Varietät, welche sich, so viel ich weiss, nirgends sonst, als auf den Färöern findet, ist jetzt bei weitem nicht so häufig, wie früher; denn oft wird er geschossen, um nach Dänemark geschickt zu werden, und theils verfolgen’ ihn Krähen und andere Vögel, sobald er sich zeigt. Während meines zweimonatlichen Aufenthaltes im Lande glückte es mir nur, zwei zu sehen, den einen zwischen Kvivik und Vest- mannahavn, den andern beim Kirchspiele Lejnum, beide auf Nordströmö. Sie waren äusserst scheu, und es war unmög- lich, sie zum Schusse zu bekommen. Der weisse Rabe ist, soviel ich sehen kann, keine eigne Art, sondern eine constante Varietät, welche vermuthlich durch das eigene‘ klimatische Verhalten der Färöer entstanden ist. Der eine‘ von denen, welche ich sah, hatte einen schmutzig weissen Kopf, eben solchen Hals und Flügel; das übrige Kleid war: schwarz (so zeigte er sich mir in ziemlich weiter Entfernung); sonst war die gewöhnliche Zeichnung derjenigen Exemplare, die ich selbst bekam oder in Museen sah, schwarz mit weissem Kopfe, weisser Kehle, einem weissen Fleck auf dem Bauche und einigen weissen Schwung- und Ruderfedern, blauschwarzem Schnabel, oft mit weissen Strahlen, helleren Füssen als beim gemeinen Raben, weissen Sohlen. Er paart sich mit dem schwarzen und erzeugt mit ihm bald bloss schwarze, bald so- wohl schwarze als weisse Junge, so wie zwei schwarze ge- sprenkelte Junge haben können. Als Beispiel hiervon kann ich, ausser dem Paare, welches Graba von Sandö erwähnt, übersetzt von Dry: Creplin. 211 ein Paar nennen, welches in einer hohen Kluft an der west- liehen Seite des Binnensees Lejnnavattn auf 'Nord-Strömö nistet. Corvus CornixL. Dän. Krage. Fär. Kräka. (Landt, S.246, Graba, S. 34 ff.) Die Nebelkrähe: ist eben so gemein auf den Färöern, wie bei uns; sie nistet in Felsenklüften, wo sie 4—5 Eier lest, welche etwa in 3 Wochen ausgebrütet werden; ihre Lebens- weise ist nicht verschieden von der der gewöhnlichen, mit Ausnahme des sonderbaren Phänomens mit dem Krähenthing [Kragethinget], dessen Landt erwähnt (S. 246). Eine Varietät von ihr habe ich dort zu Lande nicht gesehen. Sturnus vulgaris L. Dän. Stär. Fär. Stäri. (Landt, S. 270, Graba, S. 49.) Der Staar hält sich im Sommer paarweise zwischen den Bergen auf, wo er in schmäleren Felsenspalten (analog mit seiner engen Wohnung bei uns in hohlen Bäumen) nistet; aber wenn die Jungen am Schlusse des Juni und zu Anfange des Juli flügge sind, versammeln sie sich nach und nach im Binnenlande, wo sie späterhin und den ganzen Winter hin- durch in grossen Schaaren angetroffen werden (vgl. Faber, Ueb. d. L. etc. S.18). Seine Lebensweise ist, wenn wir statt des Waldes Felsen und grosse Steine nennen, völlig der unsers Staars gleich, welcher ja auch durch sein häufiges Nisten unter Dächern zeigt, dass er zum Theile der Felsen- natur angehöre. Emberiza nivalis L. Dän. Sneespurv. Fär. Snjofuglur. (Landt, S. 271, Graba, S.218.) Dieser Vogel lebt im Winter sehr zahlreich um die Häu- ser; aber im Sommer hält er sich auf den höchsten Bergen auf und pflanzt sich fort; in dieser Jahreszeit ist er selten und findet sich nur in einzelnen Paaren, wenn er überhaupt dort auf den Inseln brütet; denn ich habe ihn da in Sommer- 14* 212 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, tracht weder selbst gesehen, noch Exemplare in solcher von dort bekommen. Graba fand sein Nest nicht, (vgl. a. a. O.), Svabo (Ny kgl. Samling, Nr. 1950, in der königl. Bibliothek) führt ihn als seltnen Standvogel auf. Anthus rupestris Nilss. Dän. Skjärpiber. Fär. Gratitlingur. (Landt, S. 271, Fringilla —? Graba, S.56.) Ueberall an den färöischen Küsten, wo es Klippen und grosse Steinblöcke giebt, sieht und hört man diesen kleinen Vogel; er hält sich meistens auf den äussersten Scheren auf, wo die Brandung braust und die Steine bespült. Von der Spitze eines Steins schwingt er sich singend in die Lüfte und senkt sich wieder nieder, seinen Gesang beendend, wenn er sich setzt. Er lebt von Insecten, welche sich in den Ritzen der Steine aufhalten, ünd sucht auch Ringelwürmer und an- dere kleine Seethierchen im Meere auf. Sein Nest, welches aus Gras, Moos und Wolle zusammengesetzt ist, baut er in Löchern zwischen Steinen; die Eier (4—5) sind mit unzäh- ligen grauen Tüpfeln besprengt, welche fast in eins zusam- menlaufen, und gleichen sehr den Lercheneiern; sie sind grösser und grauer, als die des 4. pratensis (vgl. Skandin, Fn., Foglar, I, 261). Er ist ein Standvogel, wenigstens mit einer grossen Individuenmenge. Anthus pratensis Bechst. Dän, Engpiber. Fär. Grätitlingur. (Graba, S. 67.) Dieser Anthus ist auf den Färöern eben so gemein, ‚wie der vorige, hält sich aber auf dem bebaueten Lande oder auf den grünen Strecken in den niederen Bergabhängen auf und macht mit Saxicola Oenanthe, einzelnen Motacillae albae und Troglodytes die einzigen Singvögel aus, welche an den mei- sten Stellen die färöische „Bö’” im. Sommer beleben. Sein Nest legt er im Grase im Schutze eines Erdhäufchens oder Steines an;' die Eier sind stark braungefleckt, kürzer als die vorigen. übersetzt von Dr. Creplin. 213 r Motacilla alba L. Dän. Blaa Erle. Fär. Erla kongsdöttir. (Landt, S.272, Graba, S. 99.) Wenn die königlichen Handelsschiffe an’s Land kommen, so pflegt dieser Vogel sie zu begleiten (gewöhnlich zu An- fange des Maies); er verschwindet aber an den meisten Stellen bald wieder, während er auf anderen Stellen nisten (ich habe dies nicht erfahren), A—5 Eier legen und sie binnen 3 Wo- chen ausbrüten soll (Svabo). Ich sah ihn dort nicht und habe kein Exemplar von daher empfangen. Er ist inzwischen der Färinger Erla kongsdöttir, und dies nicht, wie Graba meint, Strepsilas collaris; denn dessen färöischer Name_ ist stets Tjaldurs-grälingur, wegen seiner rothen Beine, vermöge welcher er dem Aaematopus ähnelt. Sazicola Oenanthe Bechst. Dän. Steenskyätte, Steenpikker. Fär. Stejnstolpa. (Landt, S.272. Graba, S. 50.) Nach. der Mitte des Aprils und bis in den September findet sich dieser Vogel allenthalben ‚auf den Saatfeldern so- wohl, als oben zwischen den Bergen. Man trifft ihn auf allen grossen Steinen und Zäunen an, zwischen welchen. er. sein Nest. auf, dieselbe Weise, wie bei uns, baut; in diesem finden sich 4—6 hellblaue Eier. Troglodytes europaeus Leach. Dän. Gjärdesmutte. Fär. Musabrödhir. Dieser kleine muntere Vogel ist auf den Färöern gemein, besonders auf den Norderinseln, wo ihm weder Ratten noch Katzen in die Quere kommen. Im Allgemeinen lebt er und baut sein Nest im Sommer auf abgelegenem Felde unter einem Erdhäufchen oder Steine; die Eier sind meistens 8 an der Zahl und rothgetüpfelt; nicht selten brütet er in den Häusern. Er lebt meistens von Puppen und Larven; im Herbst und Winter jedoch frisst er auch von dem gedörrten Lammifleische der Einwohner. 214 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, "Columbia Livia Briss. Din. Fjelddue. Fär. Vildduva. (Landt, S. 270. Col. Oenas. @raba, S.61.) Die Felsentaube ist ein Standvogel, welcher auf allen Färöern nistet, doch nicht sehr bemerkt oder oft geschossen wird, weil er sich an steilen Bergseiten anfhält und zur Brüte- zeit in dunklen Höhlen wohnt, von welchen aus er die be- bauete Erde besucht, um Futter zu suchen. Einer der reich- sten und interessantesten Nistplätze dieses Vogels ist eine dunkle Klippenhöhle auf der Westseite von Nälsö. Ich empfing zwei Eier aus seinem Neste; sie sind grösser, als die Eier von Columba Oenas, rund und weiss (Länge 1” 5”, Breite 4" 2”). Das königliche Museum besitzt ein Exemplar, wel- chem die schwarzen Binden über die Flügel fehlen, welches vom Etatsrathe Reinhardt in der Tidsskrift for Naturviden- skaberne erwähnt worden ist. Graba’s Beschreibung von diesem Vogel (S.62) passt nicht auf einen ganz ausgefärbten; denn wenn dort von ihm die Bemerkung gemacht wird, ‚‚der Mantel ist so stark schwarz gefärbt, dass man schwarz für die Grundfarbe halten möchte”, und weiterhin, ‚der ganze übrige Theil des Flügels ist schwarz und blau gescheckt”, so sieht man, ‘dass das beschriebene Exemplar nicht alt gewesen ist, da in solchem Falle der ganze Mantel (Rücken und Flügel) mit Ausnahme der beiden schwarzen Binden blau ist. Der andere von Graba be- schriebene ist noch jünger gewesen. Charadrius apricarius L. Dän. Brokfugl, Hjejle. Fär. Legv, Lä. Wenn man das bebaute Land verlässt und zwischen die Berge hinansteigt, so trifft man diesen Vogel allenthalben an, Sein Nest baut er auf den grossen Heiden zu Anfange des Maies und legt in dasselbe 4 birnförmige Eier, von ‚Farbe olivengrün, mit grossen dunklen Flecken. Im Juni und in der ersten Hälfte des Juli trifft man ihn meistens einsam auf dem Heidekraute sitzend an; aber je mehr man sich ihm .nä- hert, desto unruhiger wird er; er fliegt dann. eine. kleine Strecke weit, kommt aber bald zurück und läuft ängstlich übersetzt von Dr. Creplin. 215 dem Heidekraute unter immerwährendem Pfeifen zu, Am Schlusse des Juli und Anfange des August sieht man Junge und Alte schaarenweise auf den Bergen, von welchen herab sie sich allmählich dem Strande nähern und das Land am Anfange des Septembers verlassen, obzwar stets einige über- wintern, (Ihre Ankunft geschieht am 19. oder 20. März.) Charadrius Hiaticula L. Dän. Prästekrave. Fär. Svarthälsa (?). (Landt, S.268. Graba, S. 122.) Diesen Vogel trifft man im Sommer sehr einzeln auf den Färöern an, im Frühling aber und im Herbste oft am Strande, Er nistet stets ganz oben auf den Bergen in Gesellschaft von Tringa maritima (vgl. Skandin. Fn., Foglar, II, 120); so erhielt ich ihn aus dem höchsten Theile von Nälsö, zwischen Saxin und Kvalvık auf Nord-Strömö u.s. m. Das Nest war eine Aushöhlung zwischen Sand und Gries und enthielt 4 gelb- graue Eier mit schwarzen Tüpfeln. Am Strande fand ich ihn (vom Juni bis zum August) nie, und einige Färinger ver- wechselten ihn mit Tringa maritima, indem sie ihm den Na- men Fjadlmurra gaben, weil er mit diesem zugleich auf den Bergen nistet. Graba fand ihn brütend bei Sörvägsvattn, welches hoch hinauf auf Vägö liegt. Uebrigens sind seine Stimme, Lebensweise und Tracht von denen des unsrigen nicht ver- schieden; nur'ist er etwas kleiner. Dass Boie ihn auf dem Gebirge in Norwegen fand, beweist, dass er dort dieselbe Lebensweise führt; auf Island brütet er an Bergwässern (Faber). Gallinula Crex Lath. Dän. Vagtelkonge. Fär. Äkurskrift. (Landt, S. 268, Ortygometra alis rufo-ferrugineis. Graba, S. 217.) Es ist höchst annehmbar, dass dieser Vogel auf den Fä- röern niste, obgleich ich dies aus eigener Erfahrung nicht behaupten kann; denn theils schreibt Svabo, dass sein Nest am 6. Aug. 1781 bei Todnäs auf Sandö gefunden worden sei, theils habe ich mehrere Exemplare von den dortigen Inseln in den mehrsten Jahrszeiten erhalten, und Graba hat 216 Holm: Ormithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, ihn bei Thorshavn im Sommer geschossen; ausserdem ver- sichern die Färinger, dass er dort niste. Rallus aquaticus L. Dän. Vandrixe. Fär. Järdhakona. (Landt, S. 266.) Ungeachtet man gewiss weiss, dass die Wasserralle sich auf den Inseln im Sommer sowohl, als im Winter, aufhält und sich dort also fortpflanzt, so ist es doch eine grosse Seltenheit, ihrer habhaft zu werden, und viele Färinger haben sie nie gesehen und kennen sie gar nicht. Sie lebt auf Sumpfstrecken oben zwischen den Bergen, wo sie in den Gängen der lockern Erde herumläuft und äusserst schwer zu finden ist. Dass ihr Nest dort gefunden worden: wäre, weiss ich nicht. Durch den Namen „Järdhakona” (Erdweib) wird ihr Aufenthalt in den Erdrinnen angedeutet, so wie die islän- dische Benennung ‚„KReldusvin” das Eigenthümliche ihrer Le- bensart daselbst bezeichnet. Soolopax Gallinago L. Dän. Dobbelt Bekkasin, Horsgög. Fär. Myrusnipa. (Landt, S.266. Graba, S.51 etc.) Im Vereine mit Charadrius apricarius, Numenius und Haematopus bewohnt dieser Vogel alle bewachsene Strecken zwischen den Bergen, solchergestalt, dass das trockne Heide- kraut zunächst dem Charadrius, die sandigen, mit einigen Alpenblumen geschmückten Flecke zwischen den grossen Fels- blöcken und an den Ufern der Binnenseen dem Haemutopus, die moosigen Strecken dem Scolopax angewiesen sind, wel- cher sich jedoch auch in den grasreichen Gruben der bebau- ten „Bö” aufhält. Seine Lebensweise, Stimme, Eier sind ganz wie bei dem unsrigen. Auf den Färöern ist er ein Standvogel, welches gegen Faber’s Beobachtung in Rücksicht auf Island streitet (vgl. Ueb. d. Leb. d. h. V., I, 64); obzwar einige auch von den Färöern wegziehen, welche dann in den letzten Tagen des Märzes anzukommen und in der Mitte des Octobers abzuziehen pflegen. Er brütet im Mai. TE ————. übersetzt von Dr. Creplin. 217 Numenius phaeopus Lath. Dän. Enkelt Regnspove. Fär. Spegvi. Spövi. (Landt, S. 366.) Auf den Erdhäufchen und den grasreicheren Stellen des abgelegenen Landes ist der Regenbrachvogel sehr gemein; er kommt zu Lande am Ende des Aprils und zieht zu Ende des Septembers fort, wird aber schon unruhig am Anfange des Augusts, welches die Färinger durch das Sprichwort ausdrük- ken: täi Spegvi sär sätu, so-kylir i knokkinum, d. h. wenn der Regenbrachvogel einen Heuschober sieht, so ist es kühl in seinen Knochen. Er sitzt gewöhnlich auf einem Erdhäuf- chen, von welchem her man seine wohlklingende, flötende Stimme in weiter Ferne hören kann; kommt man näher, so wiederholt er sein t-y-y öfter; endlich fliegt er unter bestän- digem Flöten auf und umschwärmt unaufhörlich den Jäger, welcher daraus schliessen kann, dass sein Nest in der Nähe sei. Dieses ist ganz kunstlos von Stroh und Moos im Grase angelegt; die 4 Eier sind hübsch, zugespitzt birnförmig, oli- vengrün mit braunen Flecken, besonders am dicken Ende, glatt und glänzend; er brütet in 3 Wochen aus. Haematopus Ostralegus L. Dän. Strandskade. Fär. Tjaldur. (Landt, S. 268.) Er hält sich sehr häufig überall auf den Bergen auf und . baut sein Nest auf der Oberfläche eines Hammers, wo Gras- flecke und Sand abwechseln; das Nest ist in. die Sanderde hineingehöhlt, besteht aus Stroh und Moos und enthält 3 Eier, von Farbe gelbgrau oder hellgrau im Grunde mit schwarzen Flecken und Strichen. Er legt im Anfange des Maies und brütet 3 Wochen lang; Svabo erzählt, dass er oft 2—3 Nester baue, und von diesen eins auswähle. Gegen Menschen und Vögel, welche sich dem Neste nähern, bezeigt er sich sehr dreist und verfolgt sie mit einem schallenden, oft wie- derholten klip-klip, welches beständig zwischen den Bergen und am Strande wiederhallt, wohin der Vogel des Abends häufig zieht, um Nachtquartier zu suchen, zu welchem er grosse Steine zu wählen pflegt, indem eine ganze Menge auf 218 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, einem Beine steht und schläft, sofern sie anders Ruhe vor den Seeschwalben haben; denn diese haben oft denselben Platz inne, und da sie sowohl als der Austernfischer äusserst geschwätzig sind, so dauert es meistens ziemlich lange, ehe sie zur Ruhe kommen. Ringelwürmer und Mollusken machen seine Nahrung aus. Er kommt zu Lande am 12. März und soll zuerst im niedern Theile (dem Schwanze) von Hestö, westlich von Strömö, erscheinen; im September zieht er weg; mitten im Juni fand ich erwachsene Junge. Bei Thorshavn bekam ich ein altes Exemplar mit gebogenem, messerförmigem Schnabel. Tringa maritima Bruenn. Dän. (Norweg.) Fjaeremuus. Fär. Fjadlmurra (im Sommer), Grägrälingur (im Winter). (Landt, S.267, Tr. fusca; striata (?). Graba, 'S. 125 etc.) Die Färöer liegen allzu südlich, als dass dieser Vogel dort in Menge nisten sollte, und die Berge sind sicher auch zu niedrig dazu; aber im Herbst und Frühlinge findet er sich in grosser Anzahl am Strande, und den ganzen Winter hin- durch ist er sehr eifrig mit dem Aufsuchen von Seethieren beschäftigt, welche zum. Vorschein kommen, wenn die Ebbe das Wasser von ‚den Steinen herabzieht. Auf den höchsten Bergrücken (z. B. zwischen Saxin und Kyalvık auf Nord- Strömö) soll er sein Nest bauen, welches ich indessen nicht so glücklich war zu finden; die Färinger wussten mir auch Nichts davon zu berichten. Am 26. Juli 1844 erhielt ich ein Exemplar in der Wintertracht. Sein Nest bauet er ohne alle Kunst auf den Bergen; es enthält 4 Eier, welche von Form wie die des Numenius, von Farbe gelbgrau, mit dunkelbraunen, am dicken Ende grösseren Flecken sind. Diese Eier erhielt ich in diesem Herbste. Tringa alpina L. Dän. Ryle. Fär. Grälingur. (Landt, 8.266, wo der färöische Name zu ‚Strepsilas gehört. Graba, S. 67 etc.) Der Alpenstrandläufer hält sich, wie der vorige Strand- läufer, im Frühjahr und Herbst an den Strändern auf, aber überseizt von Dr. Creplin. 219 doch nie in so grossen Schaaren, wie, an den dänischen Küsten, Im Sommer sah ich einzelne Paare auf Heiden und Sandebenen der Berge, wo sie auch ihr Nest bauen, Er ist von dem dänischen Alpenstrandläufer in Nichts verschieden, Strepsilas collaris Temm. Dän. Polsk Vibe. Fär. Tjaldursgrälingur. (Graba, S. 99.) Ich selbst habe diesen Vogel auf den Färöern nicht ge- sehen, und, ungeachtet ich mehrere Exemplare daher erhalten, so ist doch kein einziges in ausgefärbter Sommertracht unter denselben gewesen. Graba (a.a. ©.) schoss den ersten im Mai bei Kyalvık auf Strömö, und man kann wohl annehmen, dass er dort zu Lande niste, da das Local dazu passlich ist, falls nicht der Continental-Inhalt der Färöer zu klein für diesen Vogel, wie für mehrere sein sollte, welche sonst dort zu erwarten wären. Sterna arctica Temm. Dän, Hätte-Terne. Fär. Tedna. (Landt, S.265. Sterna Hirundo.) Ueberall auf den Färöern, wo die Küste nicht zu steil ist, schwärmt diese Seeschwalbe in Menge herum, und man kann sie fast als Stellvertreterin der Schwalbe betrachten, indem ihre ganze Gestalt deren Gestalt gleicht, sie oft, da alle Kirchspiele dicht an der See liegen, in die Häuser hin- einfliegt und ihr munteres Geschrei allenthalben wiederhallt. Sie kommt zum Lande in derselben Zeit, in welcher Anas glacialis dasselbe verlässt (die Färinger sagen: Egvedla og Tedna mötast ved Halvarsöka, den 15. Mai), und zieht mit dem Michaelistage fort. In der ‘Mitte des Juni fand ich ihr Nest auf der breiten Fläche eines Hammers, wo eine Menge Lari flavipedes nistete., Das Nest ist in die Erde hineinge- höhlt, mit Stroh gefüttert und enthält 2 Eier, welche bald braun, bald grau, bald olivengrün von Grundfarbe, mit Tüpfeln und Strichen in. mannigfaltigen Abwechselungen sind. Unter einer ‚grossen Menge Eier fand ich ein sehr kleines in der Grundfarbe olivengrünes, mit grossen braunen Flammen, Sie ist durchaus nicht scheu, sondern nähert sich sehr, besonders 220 Holm: Omithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, den Fischerböten, und wenn man ihr Nest beunruhigt. Ich bekam oft brütende Exemplare mit vielen weissen Federn in der Kappe. Sie fängt“oft den Ammodytes (Nebbasild). Larus tridactylus L. Dän. Tretaaig Maage. Fär, Rita. (Landt, S. 262. Graba, S.36, 49, 61, 95 etc.) Erst wenn ‚man die Nordsee durchschifftt und die ‚Shet- landsinseln erreicht hat, sieht man diesen Vogel schaarenweise auf der See und den Klippen am Lande, welche oft ganz weiss,.von ihm sind; zeigte sich ein Grind [Delphinus globi- ceps] in weiter Ferne, so flogen sie alle dahin. Auf den Färöern trifft man ihn allenthalben an, aber in Menge nur auf den Inseln, auf denen es Vogelberge giebt, die er mit- besetzt. Er nimmt auf ihnen den untersten Platz. ein, da Phalacrocoraxr auf dem eigentlichen Berge nicht nistet; hier legen sie ihr Nest an, welches aus Erde, Tang und Seegras besteht und meistens mit Stroh gefüttert ist. In dasselbe legt er in der Mitte ‘des Maies 2 Eier, welche äusserst verschieden, meistens gelbgrau mit braunen Strichen, sehr dünn und glanz- los sind. Männchen und Weibchen füttern die Jungen aus dem Kropfe. Sie ernähren sich von Fischen und Mollusken, nach denen sie stossen; oft schwimmen sie aber auch in Masse. Sie kommen am 25. Januar an und ziehen am Mar- tinstage fort. Mittelst eines gefangenen. Vogels (Lätu rita) werden sie im Netze gefangen. Larus argentatus Bruenn. Dän. Graanakke.. ‚Fär. Mäsi. Sküri (das Junge.) (Landt, 9.264. L. glaucus. Graba, $. 36, 46, 61,99 etc.) Findet sich allgemein und allenthalben im Sommer, wie im Winter; 'nistet an jähen Felsseiten auf isolirten, von der Felsmasse losgerissenen Rlippen und Scheren, nicht oben auf dem Berge oder Felsen selbst, wie Z. flavipes et marinus. Das Nest besteht aus Erde, Tang, Thon und Stroh; in das- selbe legt die Möwe im Mai 3 bläuliche Eier mit braunen Strichen. Sie ist äusserst scheu und schwer zu schiessen; hauset ganz’ oben auf den Vogelbergen. | u ee übersetzt von Dr. Creplin. 221 Larus flavipes Meyer (ZL. fuscus L.) Dän. Sildemaage. Fär. Likka. (Landt, $.263. Graba, S.79, 99, 122 etc.) Allenthalben ziemlich häufig. Nistet colonienweise auf der breiten Fläche, eines Hammers, _ welche mit etwas Gras bewachsen ist, und legt im Mai 3 Eier, deren Grundfarbe vom dunkeln Olivenfarb bis zum Gelbgrau mit dunkleren Flecken geht; binnen 4 Wochen werden sie ausgebrütet. Ich fand von.diesem Vogel 2 verschiedene Formen, welche ich mir erlauben will hier kurz anzuführen, während ich später nach Erlangung mehrerer Exemplare eine vollständigere Er- läuterung derselben geben zu können hoffe. A. ist im Ganzen genommen etwas kleiner als B., der Schnabel schwächer, die Füsse sind heller, die Ferse bedeutend kürzer, die Rücken- farbe heller bei ihr, während alle Dimensionen stärker bei B., und die Farbe dunkler; der weisse Fleck auf der Spitze der Schwungfedern grösser bei A., welche Flecke in abnehmender Grösse bei ihr fortlaufen, während ich sie bei B. nur auf der ersten oder den ersteren Schwungfedern sah. Ich wurde zu spät aufmerksam darauf, als dass ich bestimmt sagen. könnte, in wie fern die Lebensart beider verschieden sei, oder nicht; nur kam es mir vor, dass A. mehr hüpfend flöge und ein feineres Geschrei, etwa nach dem Verhältniss wie, zwischen L. canus et argentatus, hätte, Sie nisteten zusammen, und ich erhielt Männchen und Weibchen ‘von beiden: Larus marinus L. Dän. Havmaage.. ‚Fär. Bäkur, (Landt, S. 263. Graba, S. 65 etc.) Diese Möwe ist ziemlich gemein auf den Färöern, findet sich aber nie in Menge. Sie ist ein Standvogel, welcher seine 3 Eier im Mai oben auf steilen Strändern, nicht auf den Vo- gelbergen, legt. Ihre Dimensionen sind grösser und ihre Farbe ist dunkler, als bei der, welche wir hier in Dänemark haben. Das Junge wird von den Färingern gegessen, bis ‚es den „‚Blutstropfen” bekommt, 922 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Lestris parasitica Boie. Dän. Tyvmaage. Fär. Tjegvi, Tjoi. (Landt, S.263, Zarus paras. Graba, S. 98, 164, 189 etc.) Kommt zum Lande in der Mitte des Aprils und zieht am Michaelistage ab, legt am Schlusse des Maies 2 Eier, welche olivenbraun oder hellgrau mit braunen Flecken sind. Das Nest ist in die Sumpferde oben auf den Bergen an einem Binnensee oder in einem Thale zu beiden Seiten des durch dasselbe laufenden Flüsschens hineingehöhlt. Was das Ver- halten zwischen Z. paras., Bufonü, Schlepi et Richardson betrifft, so muss ich gestehen, dass dasselbe mır nicht klar ist; welchem zufolge ich hier den Namen parasitica beibehal- ten habe, obgleich ich geneigt bin zu glauben, dass die Zestris, welche auf den Färöern vorkommt, eher Z. Richardsoniüi sei; denn alle Exemplare, die ich erhalten habe, stimmen völlig mit Temminck’s Beschreibung von dieser überein, während sie auf der andern Seite allzu schmächtig ist, um Sie zur L. Buffonü zu stellen, wobei dann auch der Mangel der lan- gen Schwanzfedern und der blauen Binden auf der Ferse in Betrachtung kommen würde. Beim Vergleichen meiner färöi- schen Lestrides mit einigen Exemplaren von Island fiel es mir sogleich in die Augen, dass die färöische kürzer ‘und gedrungener, der Schnabel kürzer und stärker ist, und die übrigen Charaktere auf Z. Rüchardsonii passen. Rücksichtlich des Verhaltens der weissbauchigen zu der braunen muss ich Nilsson’s Meinung (Skand. Fn., Foglar, II, 340) beitreten, dass das Männchen weiss, das Weibchen braun sei; denn meine Erfahrung hat dies immer gelehrt, und ich habe viele frische Exemplare von diesem Vogel gehabt. Lestris Catarrhactes Jllig. Dän. Stor Tyvmaage. . Fär, Skyggvur. (Landt, S. 264, Cataracta Skua. Graba, 'S. 186,); Sehr gemein; kommt ins Land in’ der Mitte des Aprils, zieht fort mit dem Michaelistage. Sie baut ihr Nest oben zwischen den Bergen auf dieselbe Weise, wie die vorige, und legt in der Mitte des Maies 2 Eier, welche etwa in 4 Wochen ausgebrütet werden; in der Mitte des Augusts hat sie flügge übersetzt von Dr. Creplin. 223 Junge. Das ganze Aeussere dieser Raubmöwe charakterisirt sie als einen Falken in Schwimmvogelform, gleichwie die Möwe in dieser Ordnung in die Stelle des Geiers tritt, und ihre Lebensweise stellt sich auch in dasselbe Verhältniss, so dass z.B. die ihrige zu der des Zarus marinus sich verhält wie die eines Falco fulvus zu der des Vultur fulvus; denn sie benutzt weder ihre Schwimmfähigkeit, noch ihre Tauch- fertiekeit, die letztere nicht einmal in Luftstosstaucherform, wie Z. parasitica. Ihre Nahrung besteht meistens in Vogel- jungen; auch junge Lämmer sind nicht sicher vor ihr, wogegen sie sich selten herablässt, dem Larus tridactylus seine Beute abzupeinigen. Ungeachtet die Meisten (vgl. Skand. Fn., Fog- lar, II, 336, Temminck, Manuel d’Ornith., II, 792, cf. IV, 494).die alte Z. Catarrh. als mit dunkelbraunem Rücken und Halse mit gelben Schaftstreifen beschreiben, muss ich doch sie als hellbraun mit grossen graugelben Streifen und hell- grauen Federkanten angeben, während das Junge (einjährige) dunkelbraun mit wenigen Streifen und schwarzem Kopfe ver- sehen ist. Die am hellsten gefärbten bekam ich jedesmal von den Nistplätzen (auf Sandö und Nord-Strömö), während die dunkler gefärbten z. B. im Nälsöfjord, 3 Meilen von ihrem Nestplatze, geschossen wurden. Eben so deuten der stärkere Schnabel und die stärkeren Füsse des helleren auf einen sehr alten Vogel hin. Vor einigen Jahren erhielt ich dazu ein Junges im Flaumkleide von dieser Zestris lebendig; dieses hatte ich etwa 2 Jahre lang, und in der Zeit bleichte seine Farbe mit jeder Mauserung, während sein erstes Kleid dunkel war. Zufolge meiner Erfahrung muss ich demnach Graba widersprechen, wenn er (a.a. O.) sagt, die Jungen seien den "Alten „durchaus gleich”, wonach Temminck (IV, 494) seine Meinung gerichtet hat; Naumann’s Zeichnung ist also nach einem jüngern Vogel entworfen. Hiermit wird nicht gesagt, dass der, Vogel nicht erwachsen wäre, bevor er die hellere Farbe bekommen hätte; sondern. ich meine bloss, dass der hellere Vogel älter sei, als der dunklere, ‚Dass er auf Island ein Standvogel ist (Faber), ist wunderbar; denn auf den Färöern sieht man ihn im Winter nicht, ausgenommen wenn ‚ein Sturm ihn aus dem offenen Meere hineintreibt, welches auch der Fall mit: den Bergvögeln ist, 224 Holm: Omithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Procellaria glacialis L. Dän. Stormfugl. Fär. Häfhestur. (Landt, S. 255.) Wenn man auf der Reise nach den Färöern bei den Shetlandsinseln vorbeikommt, so sieht man diesen Vogel über den Wogen dahin schweben, besonders wenn ein Sturm im Anzug ist, und zwar, wie den folgenden, am ehesten an der Leeseite des Schifis. Ist es gutes Wetter, so kommt er selten an das Fahrzeug, ‚sondern fliegt in Gesellschaft über das Meer hin, wobei er sich oft mit einem sonderbar heisern Laute setzt. Als ich ihn mitten in der Brütezeit südlich von anzutreffen; denn es schien mir nicht anzunehmen, dass..er im Sommer so weit:von seinem nächsten Brüteplatz entfernt angetroffen werden sollte, für welchen, so viel ich weiss, Island bisher angesehen worden ist. Diese Hofinung täuschte auch. nicht, denn der Vogel nistet wenigstens auf Store Dimun, von woher ich. ein altes Männchen, ‚welches auf dem Nest ergriffen worden war, am 416. Juni 1845 erhielt; es ist auch anzunehmen, dass er dort auf mehreren Stellen niste. _ Sonach sind wohl die Färöer sein westlichster Nistplatz im Nord- meere; denn in der Nordsee wird er nicht angetroffen, und ich weiss nicht, dass er auf den Shetlandsinseln niste, wo- gegen Macgillivray ihn als nistend auf St. Kilda angiebt. Die Färinger essen weder den Vogel, noch seine Eier, seines strengen Geruchs wegen. Im Winter hält er ‚sich draussen auf dem Meer auf; Stürme treiben ihn aber öfters ans Land. Thalassidroma pelagica Vigors. Dän. Petersfugl. Fär. Drunkviti. (Landt, S.256. Graba, $. 175.) Dieser ächte Meerbewohner ist ziemlich gemein auf den Färöern im Sommer, wie im Winter, nistet aber nur'auf einzelnen Inseln, nämlich auf Nälsö, Sandö und den Norder- öern (Fuglö, Kunö, Svinö). Sein Nest findet man in dunk- len Felsenhöhlen, in denen sich der Vogel ein Loch zwischen den herabgeworfenen Steinen und Gries gräbt und in diese ein Ei legt, welches weiss mit einem 'röthlichen Kranz um übersetzt von Dr. Creplin. 225 das dieke Ende (nicht bei allen Exempl.), länglich oval, nicht wie Nilsson schreibt (Sk, Fn., II, 350, vgl. Temm. Ma- nuel, II, 811), rund wie ein Eulenei ist; wenigstens habe ich dies in einer mir zu Augen gekommenen Menge derselben bei keinem gesehen; das Ei riecht ganz 'so übel wie der Vo- gel, und behält diesen hässlichen Geruch wenigstens 3 Jahre lang. Länge 1” 13”, Breite 95—10”. Er legt in der Mitte des Juli; denn am 20. Juli erhielt ich frische Eier. Da er meistens der Nacht angehört und sich im Winter auf dem Meer aufhält, so war seine Lebensart nicht sehr bekannt ge- worden, bis Graba (a.a. O.) sie aufklärte, auf welchen ich demnach den Leser verweisen will. Während meines Auf- enthalts auf den Färöern hatte ich oft genug Gelegenheit, ihn zu beobachten; da dies aber in seiner Brütezeit war, so be- kam ich nicht so viel zu wissen, als ich gewünscht hätte; denn man sieht ihn zu jener Zeit nur des Nachts und wenn das Wetter neblig und trüb ist. (Hier muss ich Faber, Ueb. d, L. ete., II, 292, widersprechen.) Ist dies der Fall, so schwebt er fast wie Hirundo rustica über die Wogen hin, aus denen er seine Nahrung aufschnappt. Diese besteht in Quallen und anderen schleimigen Thieren (Velella ete.), von denen sich eine grosse Masse bei den Färöern findet; denn in allen (über 20), welche ich öffnete, fand ich nur einen klaren Thran. Dieser Vogel gehört dem südwestlichen Theile der borealen Zone an, und sein Aufenthaltsort ist sehr be- schränkt; denn sein vornehmster Nistplatz sind gewiss die ‘ Färöer. Er gehört dem ofinen Ocean an; denn ich sah ihn nieht in der Nordsee, und die Seeleute behaupteten, dass man im Sommer ihn zuerst jenseits der Shetlandsinseln an- träfe; Nilsson sagt von ihm, er komme erst einige Meilen von der Küste des oflenen Meeres (,nägra mil utom hafs- bandet”) vor, während er die schottischen Inseln und die Fär- öer als seine eigentliche Heimath angiebt (Skand. Fn., Fogl. I, 349). Macgillivray (Manual, II, 266) führt ihn als nistend in Cornwallis, den Shetlands-, Orkney- und hebridi- schen Inseln an. Er ist ein Stosstaucher und schwimmt selten, sondern berührt nur die Meeresfläche, um Nahrung zu suchen. Archiv 1, Naturgesch. XIV. Jahrg. 1. Bd. 15 226 Holm: Omithologischer. Beitrag zur. Fauna der Färöer, Puffinus arcticus Faber. Dän. Lire. Fär: Skräpur. Liri (jun.). (Landt, S.255. Graba, S.72, 137, 172, 217.) Auch dieser Meerbewoliner ist eine der charakteristischen Eigenthümlichkeiten der ‚färöischen Fauna. Er findet ‚sich in grosser Menge auf den Färöern, nach denen er am. 12. März kommt und die er 3 Wochen nach Olai (d. 29. Juli) wieder verlässt, Er gräbt sich auf ‚Bergabhängen, wo. ‚grosse Steine mit loser, herabgerieselter _Sanderde abwechseln, ein ‚tiefes. ‚Loch, in welches er am. Ende des Aprils ‚ein weisses Ei legt; seine häufigsten Nistplätze wenden ‚sich gegen die Buchten hinaus, und die ihnen 'entnommenen Jungen wer- den Bjargalirar genannt; bisweilen aber. nistet er ‚an. Berg- abhängen, . welche sich nach den Thälern hin wenden, und diese werden Fjadlalırar genannt. Svabo. berichtet und..die Färinger bekräftigen es, dass dieser Vogel Lust zum. Ziehen hat und, die, Stellen. verlässt, an denen er früher in Menge nistete, um nach anderen hinzuziehen (z. B. von Skuö nach Sandö); ob. dies aber in einer bestimmten Richtung, oder mit bestimmter Rücksicht auf die Beschaffenheit des Locales'‚ge- schehe, habe ich noch nicht erfahren können. Wenn die Jungen grösser ‘geworden sind, so nimmt man sie mit einem Haken an einer Stange aus dem Neste, oder man gräbt ein Loch von oben in.dessen Gang hinab; dieses aber muss sorg- fältig wieder verstopft werden; denn wenn Regen in das Nest kommt, so: nistet der Vogel dort nicht mehr. Von: Aussehen ist das Junge ‘dem Alten ganz gleich, und Naumann’s Zeichnung entspricht denen, die ich ‚gesehen habe, nicht, so wie auch die Füsse unrichtig gefärbt sind; diese sind nämlich fleischfarben (wie beim Colymbus rufigularis), und ‚an der innern Seite schwarz. Auch. der, Pu/fin ist ‚am meisten,.in “ trübem und stürmischem Wetter in Bewegung, und man sieht, besonders im Nebel, ‚grosse Schaaren von ihm, in den» Buch- ten schwimmen, aus denen sie sich mit hübschem‘ und leich- tem Fluge erheben, wobei der ganze Schwarm;schräge fliegt, indem, er sich nach der einen Seite hin neigt. Er taucht mit Leichtigkeit, benutzt aber diese Fertigkeit nicht oft, da er so vortrefllich fliegt. Er ernährt sich von Fischen und fängt sich | | übersetzt von Dr. Creplin. 227 besonders häufig Heringe; aber ich fand ausserdem fast immer Vegetabilien in seinem Magen, welcher mit einem klaren Thran angefüllt war, der nicht roch, wie bei Procellaria und Thalassidroma. Seine Stimme habe ich nicht gehört; die Fä- ringer aber drücken sie aus durch takka-jäkup. Sula alba Meyer. Dän. Tossefugl. Fär. Sula.. Grä Sula (jun.). (Landt, $. 259.) Nistet nur auf einer Insel, nämlich Mykinesholm, welche westlich von der bei Vägö liegenden Insel Mykines liegt; hier ist ihr einziger Brüteplatz; man sieht sie aber ziemlich häufig um die Buchten fliegen (ich bekam mehrere von Nälsö-Fjord bei Thorshayn), wo sie Sei (Gadus virens) fischt. Sie kommt zum’ Lande am 25. Januar und’ legt in der Mitte des Aprils ein Ei; ehe sie es gelegt hat, fängt man sie mit den Händen, wenn 'sie auf dem’ Neste 'sitzt und schläft, und sie soll am festesten schlafen, wenn der Wind landwärts weht und es hagelt; die Jungen fängt man 3 Wochen vor Michaelis. Sie zieht am 41. Novbr. weg; aber ab und an sieht man sie zur Winterszeit im Sturme. Sie ist ein durchaus oceanischer Vo- gel; denn sie brütet nur auf den kleineren Inseln in Meere, nicht z.B. auf Island selbst, sondern auf den Vestmanöern. Nilsson weiss keinen Nistplatz für sie auf der [skandinavi- schen] Halbinsel anzugeben. Die Abänderung ihres Kleides nach dem Alter ist bekannt, und ich habe über dieselbe nichts Neues mitzutheilen; da ich aber sehe, dass in der Skand.Fn. (11, 472) ein Platz für die Farbe der Beine offen gelassen ist, so will ich mir erlauben, diesen auszufüllen: der Fuss ist dunkelgrün, mit 3 hübsch hellgrünen Streifen längs der Vor- derseite des Laufs und einem längs jeder Zehe; Schwimmhaut schmutzig dunkelgrün. Phalacrocorax Carbo Briss. Dän. Aalekrage.. Fär. Hiplingur, (Landt, 8.257. Graba, S. 68, 150.) Dieser Vogel ist nicht so gemein auf den Färöern, wie der folgende, wogegen er in Grönland und in Dänemark der einzige, auf Island und in Skandinavien der gemeinste dieser 15* 228 Holm: Omithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Gattung ist. Hieraus schliesse ich, . dass diese Form. mehr dem: Festlande angehöre, Jagegen 7%. cristatus den. Inseln im Oceane und denen, welche an der Küste des Festlandes liegen, z.B. den Lofoden, eigen sei. Er. bauet ganz unten.an.den Vogelbergen; oft jedoch ist ‚sein Nest ziemlich hoch oben. auf einem Absatze des Felsen, aber abgesondert vom eigentlichen Vogelberge. Er legt 3—4 Eier, und die Jungen sind am St. Johannistage erwachsen. Rücksichtlich der Ausmessung des Vogels und der Beschreibung seiner merkwürdigen Zunge verweise ich auf Graba, $. 150 u. 151. Phalacrocorax eristatus Briss. Dän. Top-Skarv.. Fär. Skarvur. (Landt, 8.258. Graba, S.36, 68, 152 fi.) Wie ich schon bei der vorigen Art'andeutete, glaube ich, dass, dieser Vogel mehr oceanisch sei und desswegen: in. so grosser Menge den Färöern angehöre, welches mir auch durch Nilsson bestätigt zu werden scheint, wenn. dieser (Sk. En, 11, 480) ihn: als. besonders der norwegischen Scherengruppe angehörig bemeldet, und durch Faber (Prodr., 53), wenn er ihn als höchst gemein auf dem südlichen und westlichen Theile von Island (die Inseln werden mitgerechnet) betrachtet, Was die Beschreibung des Vogels betrifft, so wird wohl nicht leicht an der Genauigkeit etwas auszusetzen sein, mit welcher Graba (8.152) sie abgefasst hat; nur muss ich hinsichtlich der Ausmessung hier, wie für die meisten übrigen Stellen bemerken, dass ich eine so grosse Verschiedenheit in ‚der Grösse gefunden habe, dass sich gewiss nicht, leicht: eine Normaldimension aufstellen lässt. Hinsichtlich der Crista muss ich Graba’s Meinung beitreten; denn es ist gewiss, dass von allen Exemplaren, die ich gehabt und gesehen habe, allezeit diejenigen die grössten und hübschesten gewesen sind, welche dieselbe trugen, und da hierbei Nichts aus der Jahreszeit ge- schlossen werden kann, indem jene im Sommer wie im Win- ter angetroffen wird, so ist wohl am füglichsten anzunehmen, dass erst der alte Vogel sie vollständig bekomme. Der ge- häubte Scharbe ist ein Standvogel auf den Färöern; er nistet unter den grossen Massen herabgestürzter Steine am Fusse der Berge, stets nach dem offenen Meere hinaus, weshalb übersetzt von Dr. Creplin. 229 man ihn im Sommer‘ selten 'in den Buchten sieht, während sich im Winter grosse Schaaren von ihm in diesen finden. Sein Nest steht gewöhnlich nicht so hoch, wie das des Cor- morans; es ist’ gross, aus Seegras und Tang gebaut, immer feucht und schlüpfrig; die 3—4 Eier sind klein, bläulich schmutzigweiss, mit einem .dieken kalkartigen Ueberzuge; sie werden am Schlusse des Märzes oder im April gelegt, und die Jungen sind am Schlusse des Juni gross. Dieser Scharbe wird sehr von Ungeziefer geplagt und oft von einer Art Pest befallen, durch welche er ganz verwirrt wird, wonach er sich dann mit den Händen greifen lässt. (Svabo.) Colymbus septentrionalis L. Dän. Lom. Fär. Lömur. (Landt, $S. 261. Graba, S.49, 68, 118.) Dies ist der einzige Taucher, von welchem man mit Be- stimmtheit sagen kann, dass er auf den Färöern brüte; er ist äusserst gemein auf allen Binnenseen oben zwischen den Ber- gen, wo er sein Nest dicht an der Kante der Grasfläche legt, damit er‘ sich hurtig ins Wasser bei drohender Gefahr werfen und so die Flucht ergreifen ‘kann; denn auf dem Lande ist er ganz hülflos. Er ist sehr furchtsam, und ich kenne Bei- spiele, dass 2 Taucher seiner Art bei einem Binnensee (Tjödn) auf einer der Norderinseln wieder herabgefallen sind, nachdem sie die Flucht ergriffen hatten, weil geschrien und Lärm ge- macht worden war, Er kommt zum Lande in der Mitte des Märzes (nach dem südlichen Island am 10. und 11. April, Faber) und zieht am Schlusse des Septembers und am An- fange des Octobers fort; am Ende des Maies legt er 2 Eier, welche in etwa 4 Wochen ausgebrütet werden. Er fliegt hoch mit hurtigen Flügelschlägen, wobei er zwei verschiedene Stimmen hören lässt, nämlich warwick, woraus die Färinger feuchtes Wetter prophezeihen, und turkaträ (so drücken die Färinger es aus), worauf man Trockenheit erwartet. Anas Boscas L. Dän. Vildand. Fär. Stokkondt. Vild-dunna. (Steggi Z'. DunnaQ .) (Landt, S.262. Graba, S.68, 69, 80.) leh habe schon früher die Vermuthung geäussert, dass 230 Holm: Ornithologischer Beitrag zur, Fauna der Färöer, der, Flächeninhalt der. Färöer zu klein: sei,.um-manche Vögel dort finden zu lassen, welche man sonst auf ihnen’ zu finden erwarten möchte. Dies ist nun namentlich. der Fall mit;den Gattungen Anser und Anas, da. sie.an süssen Gewässern, und aın ‚liebsten. weit entfernt vom: Meere, nisten. Von: Azseres findet sich ‚daher, meines Wissens, dort kein einziger brütend; denn vom. A. .cinereus (intermedius?), welchen Svabo und Landt anführen, habe ich Nichts erfahren, können, und er ist sicher weggeschossen. ‚Von Anates ist Boscas die einzige, von welcher ich gewiss. weiss, dass sie dort brütet; doch ist sie daselbst nicht so. häufig, wie bei uns; ihr Nistplatzistıan Süsswasserseen zwischen den Bergen. Sie ist ein Standvogel. Fuligula mollissima Bonap. Dän. Äderfugl, Fär. Ava (2): Ävu-blikur (JS). (Landt, $.249. Graba, S.36, 68.) Gemein auf den Inseln das ganze Jahr hindureh; ihr Auf- enthalt ist längs der Scheren und ‚den grossen Steinen am Strande; von da aus aber zieht sie, schaarenweise in die Buch- ten umher, auch in das offene Meer hinaus, um zu‘fischen; im Herbst ‚und Winter sind besonders ‚die Buchten von ihr stark ‚bevölkert. Sie baut: ihr Nest, welches aus Tang und Stroh, mit einem ‚Kranze von Dunen ringsum besteht, auf dem ‚Lande,, doch nicht weit vom Meere;, oft in ‚grossen Mas- sen auf Inselehen (z.B. dem Kjirkjibö-Hölm), wo sie unbe- unruhigt und. daher ausserordentlich zahm ist; diese Inselchen liegen gewöhnlich‘ nicht hoch! Ami/Ende des Maies legt‘ sie 4—5, selten 6—7 Eier, welche binnen 4 Wochen ausgebrü- tet werden; die. Alten führen danach die Jungen aus dem Neste dem Meere‘ zu; diese schwimmen nun munter umher, von. .der Mutter, geführt, ‘welche mit einer wohlklingenden Stimme, den Zug zierlich und keck leitet. Die Färinger be- “ haupten, ‚sie gehe. stets zum Neste ‚hinauf, fliege aber da- gegen von. demselben herab. Mergus Serrator L. Dän..Lille Skallefluger. -Fär.. Toppondt. (Landt, $.252. Graba, S. 68.) . Findet, sich hier; nicht. selten, ‚aber beirweitem nicht in übersetzt von Dr: Creplin. 231 Menge; man kann Vieles von den Färöern bereisen, ohne ihn zu sehen; denn‘ die einzelnen Paare, welche sich dort‘ auf- halten, nisten in’ abgelegenen ‘Thälern an einem Binnensee (z: B. Lejnnavatn auf Nord -Strömö), wo das Nest sich zwi- schen grossen Büschen von Rumex und Angelica findet; dieses enthält meistens’ 12 Eier, in’der Mitte des Juni. Im Herbste haust er in ziemlich grosser Menge in den Buchten. Uria Grylle Lath. Dän. Teiste. Fär. ‚Tejsti (Tejstapisa, jun.). (Landt,'S. 260. Graba, S, 37.ete.) sobald man aber in die Buchten kommt; trifft man ihm, "sowohl in der Bucht selbst, als längs: des Strandes an;'hier hat er seine Eier (1—2) ohne- Unterlage’ auf dem blossen Steine lie- gend; auf den Buchten versammelt er sich meistens in stillem, nebligem Wetter; aber ich sah ihn nie in so grossen Schaa- ren, wie Mormon, Alca und Uria Troile. Er ist sehr zu- traulich, ‚aber doch‘ schwer zu schiessen, weil er vor'dem Schusse: theils untertaucht, theils, wenn derselbe nicht sogleich tödtlich wär, fortbleibt nnd nicht mehr heraufkommt, welches ieh zum öftern im Nälsöfjord bei 14—20 Faden Wassertiefe erfuhr. "Im Juni und Juli fand ich nur wenige in re'ner Som- mertracht, indem der Spiegel 'theils mit Grau gemischt war, theils der schwarze Unterleib viele weisse Federn hatte. Er ist ein Standvogel und findet‘sich im Winter in grossen Schaaren tief einwärts in ‘den Buchten. Ich habe ihn oft Blennius und Ammodytes fangen sehen; aber er frisst auch Krebse und: Weichthiere. Uria Troile Temm. Dän. Spidsnäb, Aalge. Fär. Lomvia. (Landt, 5.262. Ur, Lomvia, Graba, S.95, 106.) Allenthalben auf’ den Färöern, auf den eigentlichen Vo- gelbergen sowohl, als auch sonst überall, wo die Küste etwas steil ist; auch trifft man diesen Vogel’schaarenweise schwimmend in den Buchten und vor dem Lande an, selbst mitten in der Brütezeit. Auf den Vogelbergen nimmt er den dritten Platz von unten ein, indem Phalncerocoraz und Larus tridactylus 232 Holm: Ornithologischer, Beitrag zur Fauna der Färöer, weiter. nach unten nisten.‘ ‚Er kommt.erst ‘zu Anfange des Märzes nach dem Lande ‚und zieht im September fort, wird aber doch auch ab. und,an im Winter gesehen und besonders häufig, wenn Sturm und Unwetter ihn todt oder lebendig ans Land), treiben. Am; Schlusse des Juli erliielt ich erwachsene Junge, welche nur ‚noch auf dem Kopfe Dunen trugen; die Tracht glich ‚der Wintertracht der: Alten; aber das Schwarz war stärker auf der Kehle, und am ganzen Halse waren schwarze Federn sichtbar; der Schnabel war kurz und von dem der Alca Torda-Jungen schwer zu unterscheiden; das Junge ging in einer schrägen, ziemlich aufrechten Richtung auf den Zehen und sank nur auf die Fersen zurück, wenn es längere Zeit still stand; sein Geschrei war fein ‚pfeifend. Ich,.habe nur eine. .Art „„Aalge” auf den Färöern gefunden und ‚glaube nicht, dass man Uria Bruennichü (Sabine) dort antreffe; denn ich traf freilich viele an, deren Schnabel kürzer und höher war, als bei anderen, deren ganzer Körper dicker war und deren übriges Ansehen wohl auf Ur. Br. passen konnte; aber theils war dies nicht constant, theils "bewog - mich die Vergleichung mit der ächten Ur. Bruenn. aus Grön- land zum ‚gänzlichen Verwerfen der Identität. Am 26. Juli verglich. ich eine grosse Menge frischer Urien, wodurch es sich zeigte, dass alle ‚‚Stuttnefier” [ Uria Druennichü], von denen ich 36 vor mir hatte, ohne Brutfleck waren, wogegen alle „Langnefier” [Uria Troile] ihn hatten; ausserdem hatten die Langnefier helle, gelbbraune Zehen, die Stuttnefier dun- kelbraune; dies Verhalten bestätigte sich bei Uria ringvia Fab. Ich bin daher sehr zu der: Annahme: geneigt, dass die färöische Stuttnefia nur eine jüngere Langnefia sei, und dass dagegen U. Bruenn. dort nicht vorkomme, wenigstens nicht im Sommer. — Dria lacrymans Valenciennes ist sehr häufig auf den Färöern, wo sie sich vereint mit U. Zroile findet; über die Selbstständigkeit ihrer Art bin ich ‘nieht im Stande mich mit Bestimmtheit zu äussern; da sich aber unter ihrer Anzahl Formen mit diekerem und dünnerem, längerem und kürzerem Schnabel fanden, da das Verhalten hinsichtlich der Füsse dasselbe war, wie bei U. Troile in. ihrer. ältern und: jüngern Form, so bin ich fast geneigt, sie als Art'an- zuerkennen, ‚obgleich ich keineswegs Graba (8.107) oder übersetzt von Dr: Creplin. ! 233 Faber (Prodr., S. 43) widersprechen darf, welche‘ sie nicht als solche anerkennen; denn ich hatte nicht Gelegenheit, sie so oft zu beobachten, als’ es nöthig gewesen wäre. Die Fä- ringer geben ihr keinen andern Namen, als der U. Troile. Alca Torda L. Dän. Pappegöie-And. Fär. Alka. (Älkupisa, jun.) (Landt, S.253. Graba, S. 60, 78, 102.) Sehr gemein auf den Färöern, zu denen sie am Anfange (d. 12.) des Märzes gelangt, und von denen sie am Anfange des Septembers wieder abzieht. ' Auf den Vogelbergen nimmt sie mit U, Troile den dritten Platz ein; aber sie kommt bei weitem nicht in so grossen Schaaren vor, wie jene. Am Sehlusse des Juli ‘erhielt ich‘ erwachsene Junge; sie glichen ganz den Alten, indem der Hals ganz bis hinab auf die Brust braun war; der Schnabel war aber fast ganz wie bei dem Jungen der U. Troile, ausgenommen dass sich dort schwache Andeutungen von Querfurchen zeigten; und der weisse Strich vom Auge her war ganz deutlich. ‘ Sonach ist Nilsson’s Beschreibung fehlerhaft, wenn er sagt (Sk. Fn., II, 521), das Junge gleiche dem Alten in der Wintertracht; denn es legt dieses zu derselben Zeit an, wie das Alte, nämlich meistens bei seinem Abzuge vom Lande; dagegen hat Faber (Prodr., 5.47) das Richtige. Die lebenden Jungen, welche ich beob- achtete, bewegten sich mit weit grösserer Schwierigkeit als die von U. Troile; sie watschelten mit platschendem ‘Schritte, meistens auf den vordern Theil der Ferse gestützt, während der übrige schräge gebogen stand; ihre Stimme glich der der U. Tr., war aber heiserer. Der‘ Alk findet sich im‘ Winter in Massen todt am Strande liegend, wenn es gestürmt hat. Mormon arcticus Jllig. Dän. Söpappegöie. Fär. Lundi. (Lundapisa, jun.) (Landt, 5.254. Alca arct. Graba, $.68, 78, 108, 116.) Dieser ist ein Vogel des Oceans, da er nur auf den In- seln im Nordmeere brütet, z. B. bei Island auf den Vestman- öern, bei Grönland auf den Klippeninseln vor dem südlichen Theile des Landes, auf den Lofoden u. s. w.; auf den'Färöern ist er äusserst gemein und nistet überall, wo lockerer Sand- 234 Holm: Omithologischer' Beitrag zur‘Fäuna der Färöer, boden: auf ‘den Klippen ist, «sowohl’ gegen das’ Meer’ und! die Buchten hin, als einwärts gegen ‘die Thäler an dem schrägen Bergabbängen (dies ist das am wenigsten Gemeine); auf den Vogelbergen bewohnt er den obersten Platz. Auf den Bergen, und wo er sonst sein Nest hat, ist er sehr dreist und bös, wenn man ihm zu nahe kommt; aber ausserhalb des Nist- platzes, wenn er z.B. in kleinen Schaaren auf den Buchten schwimmt, ist er äusserst scheu und schwer zu schiessen, da er unaufhörlich untertaucht und man ihn ‘nieht bekommt, wenn. der Schuss nicht: augenblicklich “tödtlich gewesen: ist. Er kommt zu den Färöern am 14. April und beginnt am Ende des Augusts wegzuziehen; verschiedene lassen sich jedoch bis in’ den September hinein blicken; er: zieht, wie die übrigen Bergvögel, allezeit nach Osten mit denı Strome. Ehe er weg- zieht, sagen die Färöer, reinige er sein Nest, und untersuche es, wenn er komme; weshalb man sich wohl ‘in Acht nehmen müsse, Regen in dasselbe kommen zu lassen, falls man es, um die Jungen zu bekommen, ‚ausgegraben habe. Drei Wo- chen nach seiner Ankunft fängt er an, 'Eier zu legen. Er hat zwei Brutflecke, einen an jeder Seite, wie Alea Torda. Seine gewöhnlichste Nahrung besteht in kleinen Fischen, und man sieht ihn besonders häufig wit einem Ammodytes 'schwim- men oder fliegen, welcher sich um seinen Schnabel krümmt. Er geht sehr gut und stützt sich nur auf die ganze Sohle, wenn er sich ausruht; sein Flug ist hurtig und schnurrend; er taucht mit ausgebreiteten Flügeln. Es giebt häufige 'Varie- täten von diesem Vogel,: besonders ‘die sog: weissen 'Lunde, von. denen schon Svabo sagt, dass er sie von der Fuglö gesehen habe; diese sind fast rein weiss am Körper, mit.Aus- nahme ‚einzelner schwarzer Federn auf dem Rücken; Kopf und Flügel schwarz mit einzelnen weissen Federn; Füsse un- bedeutend heller, als bei dem gemeinen. Bisweilen sind der Kopf, die Flügel und der Schwanz hellgrau, und das Uebrige ist weiss, die blasse Iris noch heller als gewöhnlich. Rücksichtlich der Beschreibung der Vogelberge und deren Bewohner weiss ‚ich. Graba’s vortrefllicher. Abhandlung (8. 100—117), mit welcher Pastor Landt’s Artikel vom Vö- übersetzt von Dr. Creplin. 235 gelfange (S.'366—376)' verglichen werden dürfte, Nichts hin- zuzufügen. Ich‘habe nun: die Vögel aufgeführt, von denen ich ziem- lich‘ gewiss ‘wusste, dass sie auf den Färöern brüten und folglich diesen Inseln eigentlich angehören; es waren ihrer wenige (42) Arten und diese fast sämmtlich oceanische For- men, welche zum Theil auch sonst kleine Felseninseln be- wohnen, | z. B. Bergvögel, Anthus rupestris, u. s. w., zum Theile sich nur auf den kleinen Inseln im nördlichen atlan- tischen Meere finden, 'z. B. Lestris Catarrhactes, Puffinus, Thalassidroma, Sula, u. m. Aus diesen Formen besteht also die färöische Vogelfauna im Sommer; aber Frühling und Herbst bringen grosse Veränderungen, indem sich die Anzahl natürlich auf der einen Seite durch die fortziehenden Vögel vermindert, auf der andern aber sich in einem noch höhern Grade durch die ankommenden vermehrt. Dies gilt also so- wohl für die Vorbereitungszeit für die Sommerfauna und für die Einleitung zur Winterfauna, da die Färöer auch für den Winter ihre bestimmten Vögelformen haben, welche durch sehr viele Zufälligkeiten vermehrt werden. Von Standvögeln besitzen die Färöer: Falco Lithofalco, Corvus Corax et Cor- nix, Columba Livia, Sturnus vulgaris, Emberiza nivalis, An- thus rupestris, Troglodytes, Gallinula Crex, Charadrius apri- carius, Rallus aquaticus, Tringa maritima, Larus marinus, tridactylus, fuscus, argentatus, Thalassidroma pelagica, Pha- lacroeorax Carbo et cristatus, Anas Boscas, Fuligula mollis- sima, Mergus Serrator und Uria Grylle; von einigen dieser (z. B. Anthus, Charadrius) kann man jedoch sagen, dass ein grosser Theil wenigstens fortziehe, und möglicherweise sind diese Arten auf den Färöern Zugvögel, und die Individuen, welche sich dort im Winter aufhalten , müssen, dann Flücht- linge, z.B. von Island, sein, wodurch freilich: der Charakter von Standvogel und Zugvogel: mehr «rein. gehalten ‘werden würde; woher aber sollte dann ‘z. B. Sturnus kommen ,‚'daver nieht auf Island existirt? Denn. der Winterzug geht ja von Norden nach Süden; von Norwegen her würde es ein wun- derlicher Weg sein. Sowie es also Sommerzugvögel, für. die 236 Holm: Ornithologischer Beitrag 'zur‘Fauna der Färöer, Färöer giebt, so giebt/'es auch solche im Winter, nämlich solche, welche jeden Herbst kommen und sich dort im Win- ter aufhalten: Fringilla Linaria, Numenius arcuatus, Tringa islandica, Larus glaucus et leucopterus, Anas glacialis, Mer- gulus Alle. Zu (diesen constanten Einwohnern kommen nun noch einige, z.B. Pyrrhocorax, welche sich fast jeden Winter in‘ ziemlich grosser Menge sehen lassen. Jetzt will ich mir erlauben, die Vögel aufzuführen, welche auf den Färöern angetroffen worden sind, ohne dort zu nisten, seien sie nun stetige Gäste, oder vorübergehende Zufälligkeiten. Falco Albieilla L. Dän. Gaase-Örn. ‘Fär. Örn. (Landt, S. 243. Vultur Albic.) Schon Pastor Landt führt (a. a. ©.) diesen Vogel als auf den Färöern ausgerottet an, mit der Bemerkung, dass er auf dem Tintholm (bei Vägö) niste. Ich habe keine Exem- plare von dorther erhalten; aber verschiedene Namen (z. B. Arnafalstindur auf Österö) deuten darauf hin, dass er früher daselbst gewesen sei. Jm Decbr. 1842 wurden einige auf Vägö gesehen. Falco Haliaötus L. Dän. Flodörn, Blaafod. Das Universitätsmuseum hat im vorigen Jalire ein altes Exemplar dieses Vogels von dorther erhalten; ich habe nicht gehört, dass er daselbst früher geschossen worden sei. Falco islandicus Briss. Dän. Jagtfalk. Fär. Fälkur. (Landt, S. 243. Falco —? Graba, S. 202.) Ich bin überzeugt, dass dieser Falke nicht auf den Fä- röern nistet, auch weiss ich kein anderes Beispiel davon, dass er dort im Sommer 'angetroffen worden sei, als dass dies von Graba (a. a. ©.) am 22. Juni 1828 auf Suderö gesche- hen ist. Im Herbst und Winter dagegen sieht''man ihn sehr oft und besonders oft pfeilschnell niederschiessen und eine Gryll- Lumme oder''einen andern Vogel erhaschen, übersetzt von Dr. Creplin. 237 Falco Tinnunculus L. Dän. Taarnfalk. Das Universitätsmuseum empfing einen jungen Vogel in diesem Herbste. Strixenyctea L. Dän. Snee-Ugle. Fär. Katt-Uggla. Diese Eule findet sich selten. einmal nach den Färöern verirrt, vermuthlich von den Shetlandsinseln her, da Mac. gillivray sie als dort sich aufhaltend .anführt (Manual, 1. 61). Ich habe nur das Exemplar gesehen, welches das Königl. Mu- seum durch den Amtmann Tillisch bekommen hat. ' Es wurde auf Nord-Strömö gefangen, und die Färinger ängstigten sich sehr beim Anblick seiner glühenden Augen. Strix brachyotusL. Dän. Mose-Ugle. Von dieser habe ich in den letzteren Jahren oft Exem- plare von den Färöern gesehen und bekommen, besonders von Sandö, wo sie sich jeden Herbst in nicht unbedeutender Anzahl einfindet. Sollte sie auf Island nisten und von da aus ziehen? Strix OtusL. Dän. Lille Horn-Ugle. Während meines Aufenthalts auf den Färöern erhielt ich ein Exemplar, welches im Frühjahr 1844 zwischen den Häu- sern in Thorshavn ergriffen worden war. Pastor Landt führt in seinem Buche, S.244, Ströx passerina an; hierunter ist wohl Linne’s Sir. passerina zu verstehen; aber jedenfalls habe ich sie nicht gesehen, noch auch gehört, dass sie dort gefunden worden sei. Corvus Corone L. Dän. Sort Krage. Fär. Hjaltlands-Kräka. Unter diesem färöischen Namen habe ich C. Corone dort- her empfangen, während Landt (S.247) dem C. Monedula diesen Namen giebt (Shetland, fär. Hjaltland); aber ich habe 238 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, nie gehört, dass ©. Monedula auf den Färöern gefunden wor- den sei. Pyrrhocorax Graculus Temm. Dän. Alperayn. Fär. Rökur. Ungeachtet ich selbst diesen Vogel von den Färöern nicht bekommen habe, weiss ich doch mit Bestimmtheit, dass er sich dort gemeiniglich im Herbste in nicht unbedeutenden Schaaren aufhält. So zeigte er sich im Septbr. und Octbr. 1846 überall auf den südlichen, wie auf den nördlichen Inseln. Maecgillivray führt an, dass er»schaarenweise nach Eng- land, Irland und Schottland komme, wo er sich‘ auf Klippen im Meer aufhalte. »Landt giebt (8.147) Corvus Corone den färöischen Namen, welcher diesem zukommt. Hirundo urbica L. Dän. Bysvale. Fär, Sväli. (Landt, S$. 272.) Während. die Schwalbe auf dem Festlande weit nördlicher nistet, als die Breite der Färöer ist (Skand. Fn., I, 209), ist sie doch ein sehr seltner Gast auf diesen Inseln; den Grund dazu hat man wohl in dem scharfkalten 'Seenebel, zu suchen, Caprimulgus europaeus L. Dän. Natravn. (Graba, S.78.) Ausser dem Exemplare, dessen Graba (a.'a. O.) als dem Etatsrathe Reinhardt 'zugesendet erwähnt,‘ habe ich nur eines gesehen, welches ‘ich ‚selbst erhielt; es war todt “bei Thorshavn im Juli 1842 gefunden worden. Muscicapa atricapilla L. Dän. Svalespurv. Das Universitätsmuseum hat ein Männchen, geschossen bei Thorshavn d. 7. Mai 1846, erhalten. Sylvia Trochilus Temm. Dän. Spurvekonge. Das eben Genannte besitzt ein Exemplar von den Fä- röern, angetroffen auf Nälsö im Octbr. 1845. übersetzt von Dr. Creplin. 239 Regulus eristatus Willughb. Dän. Fuglekonge. Graba erwähnt (S. 146 uw. 147), dass im Herbste 1827 einige dieser Reguli auf Nälsö gefunden worden seien; ich habe nicht gehört, dass man sie später auf den dortigen In- seln angetroffen habe. Motacilla flava L. Dän. Guulspink. Da Graba (S.125) diese Bachstelze am Strande von Vägö d. 2. Juni 1828 gefunden hat und ich mehrmals gehört habe, dass sie dort oft im Sommer gesehen worden sei, so bin ich nicht ungeneigt anzunehmen, dass sie eine der Neu- ankömmlinge :sein möge, von welcher die Färöer gewiss nach und‘ nach immer mehrere bekommen. Cinclus aquaticus Bechst. Dän. Strönstär. Fär. AÄarpisa. (Landt, S. 271. Sturnus Cincl.) Svabo spricht von diesem Vogel als auf den Norder- öern nistend; Landt beınerkt (a. a. O.), dass er nur einen erhalten habe und dass die meisten Färinger ihn nur dem Namen nach kennten; Graba erwähnt seiner nicht. Ich be- mihte mich, einige Nachricht von ihm zu erhalten, erfuhr aber bloss, dass die Einwohner ihn ungefähr eben so kennten, wie den Aallus aquaticus, und habe auch keine Exemplare von dort gesehen. Turdus iliacus L. Dän. Viindrossel. Fär, Odhinshäni, (Landt, S. 270. Graba, S. 34.) Mit jedem Frühjahre (im April) findet diese Drossel sich in nieht geringer Anzahl ein, zieht aber nach einigen Wochen wieder davon und nistet nicht auf den Färöern, weil das Bir- kengebüsch, welches sie auf Island in Menge findet, hier fehlt. Turdus pilaris L. Dän, Snarre. Fär. Odhinshäni. Ich habe nur ein Exemplar (altes Z') vom Krammetsvogel 240 Holm: Omithologischer Beitrag zur'Fauna der Färöer, von den dortigen Inseln erhalten, welches bei Thorshavn im Decbr. 1843 geschossen worden war; aber ich glaube sicher, dass er da häufiger werde gefunden werden. Alauda arvensis L. Dän. Sanglärke. Von diesem Vogel habe ich in mehreren Jahreszeiten mehrere Exemplare von Sandö bekommen, und ein eingebor- ner, wissenschaftlich gebildeter Mann hat mich versichert, dass er wenigstens auf dieser Insel niste, wozu auch gewiss Suderö hinzugefügt werden kann, , da die ziemlich grossen Ebenen auf diesen Inseln es sehr annehmbar machen, dass die Lerche sich dort aufhalten könne. Da Landt (S. 271) sie, freilich als sehr selten, anführt, so bestätigt sich gewiss meine Vermuthung, dass die färöische. Vogelfauna allmählich durch neue südliche Ankömmlinge vermehrt werde, in einigem Grade. Graba erwähnt ihrer ($.205) als Suderö eigen. Fringilla Linaria L. Dän. Sisken -Röllik. Landt spricht (S. 271) von diesem Finken ganz unbe- stimmt; aber ich führe ihn doch hier an, weil ich von zuver- lässigen Zeugen die Versicherung erhalten habe, dass er sich jeden Winter in Menge finde, welches auch sehr annehmbar ist, da er in Island gemein ist und in. der Regel von. dorther wandert (Faber, Prodr., S.16). Dagegen glaube ich, nicht, dass er, eben so wenig wie irgend eine andere Aringilla, dort niste; wenigstens suchte ich ihn vergebens, und die Localität ist wegen Mangels an Birkengebüsch ungünstig. Ich habe keine Exemplare von da her erhalten. Fringilla caelebs_L. Dän, Bogfinke. Das Universitätsmuseum hat ein bei Thorshavn am: 22. Oct, 1845 geschossenes Exemplar erhalten, ein junges Männchen. Charadrius Vanellus Pall. Dän, Vibe. Fär. Vipa. Landt führt ihn. (8.268) als Zringa Vanellus L. mit übersetzt von Dr. Creplin. 241 der Bemerkung auf, dass man ihn sehr selten sche; Faber erwähnt seiner als. auf Island ab und an getroffen (Prodr., S.26); ich selbst habe ihn nicht bekommen; aber ein glaub- würdiger Mann hat mir gesagt, dass er oft auf Suderö, be- sonders bei Sumba (auf der Südspitze), gesehen worden sei, Ardea cinereaL. Dän. Graa Hejre. Fär. Hegri. Der Reiher wird einzeln zu allen Jahreszeiten, selbst mitten im Winter, angetroffen; so bekam ich 1842 einen jun- gen Vogel, welcher bei Thorshavn am 15. Jan. geschossen worden war. Er nistet dort nicht. Wenn man ihn sieht, so hält er sich entweder am Strande, oder an den Binnenseen auf, wo er Forellen und Goldfische fängt. Landt erwähnt seiner $. 265. Ibis Falcinellus Vieill. Dän. Sort Ibis. Fär. Svartur Spegvi. (Graba, S. 146.) Dieser südöstliche Vogel, welcher ziemlich häufig in Eng- land vorkommt (Macgillivray, Manual, I, 140), ist auch mehrmals auf den Färöern angetroffen worden, wo man ihn unter dem [dänischen] Namen „Sort Spove”. kennt. Numenius arcuatus Lath. Dän. Dobbelt Regnspove. Fär. Tannspegvi. (Landt, S. 266. Scolop. arc. Graba, S. 36.) Während dieser Vogel in Norwegen und Schweden ein Zugvogel ist (Sk. Fn., Il, 478), trifft man ihn auf den Fär- öern jeden Winter an, und zwar am Strande, wo er wohl von Ringelwürmern lebt. Limosa melanura Leisl. Dän. Sorthalet Kobberhöne. Im Decbr. 1845 bekam ich ein .altes Männchen von die- sem Vogel, welcher früher nicht als färöisch angezeichnet worden ist; er ist gemein im südlichen Island (Faber, Prodr., $8.25); aber ich glaube nicht, dass die Oertlichkeit ihm er- lauben könne, auf den Färöern zu nisten, Archiv f. Naturgesch, XIV, Jahrg. 1. Bd. 16 34% Holm: Ormnithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Totanus Calidris Bechst. Dän. Rödbeen. Fär. Stelkur, (Landt, S. 266.) Schon Svabo bemerkt, dass man diesen Vogel häufig in der Mitte des Aprils sehe und dass er im Sommer weg- ziehe; daher ist also anzunelımen, dass die Färöer für ihn, wie für den Turdus iliacus, eine Zwischenstation auf seiner Wanderung nach Island seien, wo er als brütender Vogel gemein ist (Faber, Prodr., S.25); auf den Färöern nistet er nicht. Ich habe mehrere Exemplare daher erhalten und unter ihnen eines in vollständiger Wintertracht im Frühlinge 4845; dieses war bei Thorshayn geschossen worden, wo es sich am Strande in Gesellschaft von Tringa maritima und der erwähnten Zimosa aufgehalten hatte. Tringa islandica L. Dän. Staalsneppe. Obgleich Landt’s ganze Beschreibung der Lebensweise dieses Vogels, welchen er Tr. fusca, striata, cinerea nennt, ganz auf Tr. maritima passt, so wie der färöische Name, welchen er gebraucht, und der nach der Vergleichung ‚mit Eggert Olaffon nur diesem zukommen kann (s. S. 267), so habe ich jenen Vogel dennoch als färöisch aufgeführt, unge- achtet ich selbst kein Exemplar von ihm bekommen habe, theils weil Landt’s Bezeichnung „einerea” mich erwarten lässt, dass er denselben vor sich gehabt habe, theils weil sein häufiger Aufenthalt auf Island und seine Wanderung von dort vermuthen lassen, dass er sich auch auf den Färöern finden möge. Gallinula chloropus Lath. Dän. Sumphöne. Das Universitätsmuseum hat ein junges Exemplar von diesem Vogel bekommen, geschossen bei Sands auf der Insel Sandö am 6. Decbr. 1845. Fulica atraL. Dän. Blishöne. Fär. Sjohöna. Schon Landt führt (S. 270) diesen Vogel als einen übersetzt von Dr. Creplin. 243 seltnen Fremdling auf den Färöern' an. lch habe Exemplare von ilım in mehreren Zeiten des Jahrs erhalten, weshalb ich annehmen muss, dass er sich dort ziemlich häufig zeige. Faber erwähnt (Prodr., S. 63) seiner von Island. Phalaropus ruficollis Pall. Dän. Odinshane. Fär. (Hälsarejdhi). Landt: führt. (S.267) unter dem Namen Tringa lobata diesen Vogel als brütend auf den Färöern an; dasselbe thut schon Svabo, welcher sagt, er lege 4 Eier an Binnenseen, Ich suchte ihn dort vergebens, Graba erwähnt seiner nicht, und ich habe nur wenige Exemplare von jenen Inseln gesehen, weshalb ich annehmen muss, dass, wie ich bei Alauda arvensis bemerkte, es. vermehre sich die färöische Vogelfauna von Süden her, sie sich von Norden her zum Theile verringere, falls es nicht überhaupt ein unglücklicher Zufall ist, dass weder Graba noch ich ihn gefunden haben. Macgillivray (Manual, II, 84) führt ihn als brütend auf den Shetlands- und Orkney-Inseln an, und ich bin jedenfalls überzeugt, dass er als Zugvogel auf den Färöern ziemlich häufig anzutreffen sein müsse. Larus glaucus Bruenn. Fär. Islandsmäsi (adult.) Vallmäsi (jun.). Diesen Vogel führt Landt (S.264) unter dem Namen L. Ayperboreus Leem. an, und Svabo erwähnt seiner schon als im Winter häufig; doch sind es meistens junge, welche unter dem Namen Vallmäsi jeden Herbst schaarenweise vor- kommen. Ich habe mehrere solche junge Vögel gesehen und erhalten, aber nur einen alten gesehen, welchen das Uni- versitätsmuseum bekam; es war ein Weibchen in der Winter- tracht, geschossen am 7. Novbr. 1845. Er nistet nicht auf den Färöern. Larus leucopterus Faber, Fär. wie der vorige. Findet sich gemeiniglich im Herbst unter den vorigen und wird auch eben so von den Einwohnern benannt; ‘ich «habe mehrere junge von dort erhalten, aber nur 2 alte, geschossen 16* 944 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, im 'Octbr. 1843 bei Thorshavn, wo sie sich schaarenweise aufhielten; sie waren in reiner Sommertracht, Larus capistratus Temm. Fär. Fransa -Tedna (?). (Vgl. Temminck, Manuel d’Ornith., II, p. 284, IV, p. 485.) Da das Königl. Museum ein Exemplar von dieser Möwe von den Färöern besitzt und dessen Ansehen auf die Beschrei- bung der Färinger von deren „Fransatedna” passt, so’ habe ich sie hier unter diesem Namen aufgeführt, ungeachtet ich selbst keine Exemplare von den dortigen Inseln empfangen habe. Landt’s Benennung Z. ridibundus (S.264) deutet auch darauf hin, dass es vermuthlich dieser Vogel ist, wel- chen ich meine, Die Färinger sagen, dass er auf der Suderö niste, Colymbus glacialis L. Dän. lislom. Fär. Havgäs. (Landt, S.261. Graba, S.78, 125, 142.) Es war mir nicht möglich, das Nest dieses Vogels zu finden, ungeachtet ich ihn jeden Tag in den Buchten schwim- men sah; nicht glücklicher waren Svabo, Landt und Graba, da diese seiner wohl als gemein erwähnen, die beiden Erste- ren aber ausdrücklich bemerken, dass man sein Nest dort nicht gefunden habe und dass die Einwohner deshalb glauben, er brüte seine Eier unter den Flügeln aus. Ich habe nur jüngere Exemplare von da her empfangen, da die älteren so ausserordentlich scheu und schwer zu schiessen sind; aber ich bin überzeugt, dass er dort niste, welche Vermuthung ich später bestätigen zu können hoffe. Podieipes cornutus Lath. Dän. Hornet Lappedykker. Von diesem Vogel habe ich einige Exemplare von dorther erhalten; aber, es waren fast allezeit junge im Herbstkleide, und ich selbst sah ihn dort nicht, wie ich auch keinen im Sommer von daher bekommen habe. übersetzt von Dr.: Creplin. 245 Podicipes arcticus Boie. Dän. Nordisk Lappedykker. Auch diesen Vogel trifit man dort oft, im Frühjahr und Herbst, an; aber er nistet eben so wenig, wie der vorige, da- selbst, da die nothwendige Localität, Binnenseen weiter land- einwärts, welche Island in-Menge besitzt, hier mangelt. Landt erwähnt ‚unter dem Linneischen Namen ' Colymbus cristatus einen Vogel (8.262); dieser muss ‚entweder . Pod.‘ cornutus oder arcticus sein, da P. cristatus, für welchen Nilsson als Synonym Linne’s Col. cristatus anführt, auf den Färöern, meines Wissens, nie gefunden worden ist. Podicipes minor Lath. Dän. Dverg-Lappedykker. Das Universitätsmuseum hat ein. junges Exemplar von diesem Vogel bekommen, welches am 24, Novbr. 1845 auf Nälsö geschossen worden war. Cygnus musicus Bechst. Dän. Sangsvane. Fär. Syänur. Wegen Mangels einer passenden Localität auf den Fär- öern kann der Schwan dort nicht nisten; aber im Herbst und Frübjahr findet er sich nicht selten an den grössern Berg- seen, z. B. Sörvägsvattn auf Vägö, Lejnnavattn auf Nord- Strömö; doch ist er jetzt seltner, als früher, da man ihn allzu schonungslos verfolgt hat. Anser segetum Meyer. Dän. Sädgaas. Fär. Grägas. (Landt, S. 247, Anas. Anser ferus.) Svabo sagt von diesem Vogel, er lege im Mai 6 Eier auf ebener Erde und ziehe am Michaelistage weg; dasselbe wiederholt Landt (S.247) mit dem Beifügen, dass er (i. J. 1800) anfange, selten zu werden. Jetzt brütet er nicht auf den Färöern, wird aber doch, nach glaubwürdigen Berichten, ab und an dort angetroffen; ich selbst habe von den dortigen Inseln kein Exemplar erhalten. 946 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Anser torquatus Frisch. Dän. Ringgaas, Fär. Helsingag’s. (Landt, S. 248. Anas Bernicla.) Findet sich dort ab und an im Frühling und Herbst, nistet aber daselbst nicht. Da er vermuthlich auf Island brütet (Faber, Prodr., S.80) und von da zieht, so ist es wohl wahrscheinlich, dass er, wie der Schwan, unterweges auf den Färöern ausruhe. Anser leucopsis Bechst. Dän. Fjeldgaas. Fär. Bramgäs. (Landt, S.248. Anas erythropus.) Wird besonders im October in Schaaren von 30—50 In- dividuen, aber nicht regelmässig, gesehen, und man bekommt ihn nicht oft von den Färöern, da er sich auf denselben nur eine kurze Zeit hindurch aufhält. Anas Orecca L. Dän. Krikand. Fär. Krikk - Ondt. (Landt, S.251. Graba, S.80.) Nistet nicht auf den Färöern, lässt sich aber im Frühjahr auf ihrer Reise nach Island, wo sie ein gemeiner Zugyogel ist (Faber, Prodr., S. 77), sehen. Graba sah sie am öten Mai, während Faber ihre Ankunftszeit in Island auf die dritte Woche im April setzt; hier muss also dieser Termin weiter hinausgerückt werden, denn ihr Nest ist auf den Fär- öern nicht gefunden worden, und die Localität ist dort auch nicht passlich. Anas acuta L. Dän. Spidsand. Fär. Stikkondt (?). (Landt, S.250. Graba, S. 125.) Landt führt diese Ente als zufällig auf den Färöern an; schon Svabo erwähnt ihrer, hat auch eine gute Zeichnung von ihr geliefert. Graba (a.a. O.) sah sie am Strande auf Vägö am 2. Juni; dies reimt aber nicht dazu, dass sie auf ihrem Zuge nach Island durchkäme, wo sie am 17—27. April übersetzt von Dr, Creplin. 247 aulangt (Faber, Prodr., S. 76); auf der ‚andern. Seite ‚sehe ich keine Wahrscheinlichkeit darin, dass sie auf. den. Färöern nisten sollte, wenn die übrigen Enten der Gattung, welche sämmtlich unter eine und dieselbe Kategorie gehören, dies nicht thun, es wäre denn, dass man annehmen könnte, wozu ich geneigt bin, dass die färöische Fauna auch hinsichtlich dieser Gattung sich allmählich vermehrte; denn es ist gewiss, dass schon in. meiner kurzen ‚Praxis die Anzahl der. auf den Färöern geschossenen. Anates in den. letzten 4—5 Jahren be- deutend zugenommen hat. Was diese Art betrifit, so ‚sah ich sie dort nicht. selbst, konnte auch keine Nachrichten von ihr erhalten, habe aber Exemplare in der Paarungstracht von daher gesehen. Anas Penelope L. Dän. Piband. Ich habe nur ein altes Exemplar von diesem Vogel von den dortigen Inseln gesehen, welches das Universitätsmuseum im vorigen Herbst erhielt; es ist aber zu vermuthen, dass er auf dem Zuge nach Island, wo er nistet, öfter werde ange- troffen werden. Fuligula glacialis Bonap. Dän. Havlit. Fär. Egvedla. (Landt, S.251. Anas hyemalis. Graba, S. 46.) Diese Ente hält sich den ganzen Winter hindurch auf den Färöern in grosser Menge auf, zieht aber um den 15ten Mai weg, wo Sierna arctica ankommt. Graba (a. a. O.) sah sie zu Anfange des Maies in Sommertracht; aber die Zugzeit passt nicht zu Faber’s Beobachtung (Prodr., $.70), wenn er ihre Ankunft bei den Nistplätzen auf die letzte Woche im April verlegt. Ich sah sie nicht in den Monaten Juni und Juli und bin sowohl nach dieser Erfahrung, 'als nach schrift- lichen und mündlichen Versicherungen von Zeugen gewiss, dass sie auf den Färöern nicht nistet. Fuligula Marila Bonap. Dän, Bjergand, Polsk Ädelmand. Wird in den Zugzeiten ziemlich häufig angetroffen; doch 348 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, habe ich auch im Decbr. 1843 ein. Weibchen und im Juli 4846 ein altes Männchen von dorther empfangen. Ich selbst fand sie. dort nicht, glaube auch nicht, dass sie auf jenen In- seln niste. Fuligula fusca Bonap. 2 Dän. Flöjelsand. Obgleich die Sammetente nicht auf Island nistet und also nicht unter dieselbe Kategorie kommt, wie die übrigen Enten dieser Gattung, welche zufällig auf den Färöern angetroffen werden, so sind doch junge und alte von ihr mehrmals, aber doch lange nicht so häufig, noch in so grosser Menge, wie von den anderen, geschossen worden. Sie mag wohl’ von Norwegen über die Nordsee dahin kommen; denn sie gehört mehr. dem Osten an und brütet gewiss nicht auf den Shet- landsinseln. (Macgillivray, Manual, II, S.180.) Landt erwähnt ihrer $. 249, obschon der von ihm angeführte Name, Sjö-Orre, der Fulig. nigra angehört. Fuligula Clangula Bonap. Dän. Hvinand. Findet sich sehr häufig schaarenweise in. den Buchten zur Frühlings- und Herbstzeit, nistet aber dort noch nicht. Ich habe viele Exemplare von da her gesehen. Mergus Merganser L. Dän. Stor Skallesluger. Fär. Topp-Ondt. (Landt, $. 252.) Ab und an auf dem Zuge von Island; nistet aber auf den Färöern nicht. Mergulus Alle Ray. Dän. Grönlandsdue. Fär. Fullkubbi. (Landt, 8. 255. Alca: Alle.) Dieser Polarvogel verirrt sich im Winter oft nach den Färöern und findet sich dann in grossen Schaaren in den Buchten; doch geschieht dies nicht regelmässig alle Jahre, und man beschuldigt ihn deshalb, dass er Sturm und einen strengen Winter bringe, welches auch meistens der Fall ist. nn übersetzt von Dr. Creplin. 249 Er nistet weder auf Island (Grimsey kann hier nicht mitge- rechnet werden), noch auf den Färöern, und muss also wohl von Grönland her kommen. Sie sind zwischen den grossen Steinen in den Buchten so verwirrt, dass man sie mit den Händen greifen kann. Jetzt will ich nur noch die Vögel, deren Landt erwähnt, nennen, die ich weggelassen habe, theils weil ich nicht selbst Exemplare derselben von den Färöern gesehen, theils weil ich keine sichere Nachricht darüber habe erlangen können, ob sie sich dort noch finden. Es sind: Corvus Monedula und Iynz Torguilla (5.247), welche gewiss auf den dortigen In- seln seit Landt’s Zeit nicht angetroffen worden sind, Fuk- gula spectabilis, welche Graba und ich vergebens dort ge- sucht haben, und von welcher ich nicht einmal ein Exemplar von daher gesehen habe, 4ras ceircia (S.251), welche‘ ver- muthlich A. @Querguedula ist, die mir aber auch von dort nicht zu Gesicht gekommen ist. Von Faligula histrionica habe ich von; dorther auch Nichts gehört oder gesehen, und doch ist sie auf Island ein Standvogel. Von Alca impennis sagt schon Svabo, sie werde nur sehr selten unter den Bergvögeln auf Fuglö gefangen; Landt bemerkt bloss, dass sie anfange selten zu werden. Jetzt findet sie sich nicht mehr auf den Färöern, und die Einwohner kennen kaum ihren Namen. Faber hat seinem Buche, ‚Ueb. d. Leben d. hochnord. V.”, ein Verzeichniss der verschiedenen Namen der nordischen Vögel in den Mundarten der Länder angehängt, in welchen man sie antrifit; dasselbe leidet jedoch, namentlich was die färöischen Vögel betrifft, an manchen Unvollkommenheiten, wozu grossentheils die gänzliche Unfähigkeit’ ‘der Deutschen beiträgt, unsere nordischen Sprachen zu drucken '). Ich will ') Ich habe mit der Orthographie der färöischen und isländischen Namen, wie sie sich in dem Original-Aufsatze finden, für diese Uebersetzung keine andere Veränderung vorgenommen, als dass ich das eigenthümliche, gestrichene — dem englischen weichen th ana- loge — d durch dh, und das nur in den isländischen Namen vor- kommende, dem englischen harten th analoge Buchstabenzeichen durch th wiedergegeben habe. Cr. 250 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, mir deshalb erlauben, eine Liste der färöischen, isländischen und grönländischen Namen mitzutheilen, da ich durch viel- jähriges Sammeln zu der Ueberzeugung gelangt bin, dass Un- kenntniss der bei den Eingeborenen üblichen Benennungen oft Dinge verloren gehen lässt, welche man sonst wohl er- halten möchte; und ausserdem geben diese Namen oft inter- essante Winke hinsichtlich der auffallendsten Züge im Leben der Vögel. Die -färöischen Namen kenne ich aus dem Lande und. der Sprache selbst, die isländischen habe ich theils von Faber, theils aus mündlicher Mittheilung, so wie die grön- ländischen theils aus Fabricius’ Fauna groenlandica, theils von Eingeborenen,, welche sie mir jedoch nur nach der nord- grönländischen Aussprache mittheilten, nach welcher ‘ich sie deswegen hinzugefügt habe, wo sie verschieden von denen in Fabricius’ Texte lauteten. Bragmaörche Färöische. | Isländische. | Grönländische. Falco Albieilla. . |Örn. Örn. Nektoralik. » @yrfalco. |Falkur. Valur. Falki. |Kirksoviarsuk,(aus- gespr. Kissav), d. alte Kiss, Kakor- tok (ist weiss). „ Lithofalco. |Smiril. Smirill. r Strix Nyctea. Katt-Uggla. |Uggla. Orpik. Corvus Corax. Ravnur, Gor-|Hrafn, Krummi.| Tullugak. pur. „. var. leuco- |Kvitravnur. " % phaeus. „» Corone. Hjaltlands- » Ri Kräka. „. Cornix. |Kräka, „ ” Pyrrhocorax Gra-|Rökur. = F culus. Sturnus vulgaris. |Stäri. n ” Turdus ziliacus. Odhinshäni. |Skogar-Thröstr. “ Cinclus aquaticus. |Äarpisa. R Me Troglodytes pun- |Musa-Brödhir|Rindill, Musa- er etatus. Mor-Titlingur| brödhir. Sazxicola Oenanthe.Stejnstölpa. |Steindepill. Kyssektak(Kussak). Motacilla alba. Erla Kongs- |Märiu-Erla. er Döttir. I | übersetzt von Dr. Creplin. 251 Systematische | fürdische. | Isländische. | Grönländische. Namen. Anthus rupestris. \Grätitlingur. |Grätitlingr. Mr „ pratensis. do. Thufutitlingr. y Emberiza nivalis. |Snjofuglur, |Snjö-Titlingr, | Kopanavarsuk. Snjoö Titlingur Sölskrikja (Z'). 5 lapponica Hj (Thufu-Tit- Narksarmiutak lingr?) (Flachlandsbewoh.) Fringilla Linaria. = Audnu-Titlingr. | Orpingmiutak (Heidebewohner), Columba Livia. Duva, Vild- Re a Duva, Digya. Tetrao Lagopus. 4 Haematopus Ostra-\Tjaldur. legus. Charadrius apri- carius. Legv, Lö, Lä. Rjüpa (g' Keri).| Akejksek (wegen des Lautes). ” Tjaldr. Löa. Kajorrovek (?). „ Hiaticula.\(Svarthälsa.) |Sandloa. Tukagvajok (mit verworrenemHaar). Strepsilas collaris. \Tjaldurs-Grä-|Tilldra. Telligvak (ausge- lingur. spr. fak). Ardea cinerea. Hegri. Hegri. > Numenius phaeopus Spegvi, Spöi.|Spoi. ER z arcuatus. Tannspegvi. 4 e; Tringa alpina. \Grälingur. |Löarthraell. Tojuk. e maritima, |Fjadlmurra. |Selningr. Sarbarsuk (?). (Somm.) Grä- erälingur (Wint.) » Tslandica. “ Raudh Brystingr 2 Totanus Calidris. \Stelkur. Stelkur. er Limosa melanura, ” Jardhreka. vs Scolopax Gallinago)Myrusnipa. |Myruskitr,Hros- 2 sa- Gaukr. Rallus aquaticus. \Järdhakona. |Keldusvin. EN Gallinula Crex. |Äkurskrift. Br ”, Fulica atra. Sjohöna. ” ‘2 Phalaropus rufi- 2 Odhinshani, Nelloumirsortok callis. Sundhani. (schwimmt dreist) „ . Fulicarius. 2 Thörshani. Kajok (ist roth). Podicipes cornutus.\Sevondt. Flörgodhi, Flöra > = arcticus. m Sefönd, Flöa- EN skitr. Sterna arctica. 'Tedna. Kria, Therna. 'Imerkotejlak. 252 Holm; Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, m—mm—m—————— ts Sy Piemnalinehe | Färöische. | Isländische. Grönländische. Larus eburneus. en zR Najauarsuk. » leucopterus.\ A Bor p „ glaueus. | Vallmasi. Hvitmäfr. Naja. „ tridactylus. |Rita. Skegla, Ritur. | Tattarak. „ . marinus. Bäkur, Veidhibjalla, |Najardluk. Svartbakr. » Fuscus. Likka. Fn » (wi argentatüs. |Mäsi. - 4 „ capistratus. |Fransa- N » Tedna (?). Lestr.Catarrhactes Skyggvur. Häkalla-Skümr. vu Lestris parasitica. |Tjegvi, Tjöi. |Bjöi. Isingak (ausgespr. Isungak). „ crepidata. @) h do. „_ ) pomarina. n Skumr. "N Procellaria glacia- Hävhestur. |Fylingr, Fill. [Kakordluk‘ (auch lis. Mallemuk). Anas Boscas. Vild-Ondt, Graenhöfdha Kaertlutok. Vild-Dunna. Grä-Önd, Stora Stockönd, Bla- 'kollsönd. » acuta. S Längviu-Gräönd; pt GraföndGrasönd „ Crecca. Krikkondt. |Urtönd, Urt. n „ ! Querquedula |Kriblingsondt. 5, 9) „» Penelope. En Raudhhöfdha e, Gräönd, Raudh- dufa. Mergus Merganser Stora Toppönd, IIroppont Gulönd. } Pajk. » Serrator Litla Toppönd. Colymbus glacialis.\|Havgäs. Himbrimi,Brüsi.) Tudlik. „ septentrionalis|Lömur. Lömr. Karksauk. Uria Troile. Lomvia. Längvia, Läng- 1“ nefia. 2 „ Bruennichü. B: Stuttnefia. Akpa. „ var. lacrymans|Lomvia. Hringvia. „' Grylle. Tejsti. Mergulus Alle. Fullkubbi. Alca Torda. Älka. „ impennis. Gärfuglur. Theisti(kofa,jun) Serkak, Haftirdill,.. Häl-) Akpalliarsuk. kion. Alka, Klumba |Akparnak. Prestkona, Fi Geirfuglur. Isarokitsok. übersetzt von Dr. Creplin. 253 Systematische Namen. Mormon arcticus, Thelassidroma_ pe- lagica, Puffinus arcticus. a major. Sula alba. Phalacrocorax Carbo. ” eristatus. Anser segetum. albifrons. leucopsis. n torquatus. Cygnus musicus. Fuligulamollissima ” spectabilis. histrionica glacialis. Marila. nigra. Clangula. Barrovii. nice Färöische. Lundi. Drunkviti. Skräpur (Liri, jun.) Sula. Hiplingur. Skarvur. Grägäs (im Plur. Gragäs) Bramgas. Helsingagäs. Svänur. Ava (blikurg‘) Ävu-Kongr. Brimondt(Rö- tu-Gäs?) Egvedla. Isländische. Grönländische. Lundi, Prestr. ”» Skrofa, Skrofa. Süla, Hafsüla, Skarfr, Dila- skarfr. Skarfr, Topp- skarfr. Killangak. ” „ Kuksuk. Okaitsok. ” Grägäs (im Plur.| Nerdlernak. Grägäs). do. ” ” Syanur, Alft. ” Nerdlek. Mittek (9). Aedhur, Aedhar-| Amanlik (J‘). fuglr (bliki J'). Aedhar-Konungr| Kingalik (Gross- Straumönd, Brimönd, Brim- Duüfa. Hävella, Föella. Hrafnsönd, Dük- önd. Hrafnsönd. Hüsönd. do. nase). Tornaviarsuk. Aglek. ” ” Niakortok (Gross- kopf). Framett Er FEFRBPEIEREN vor) Ar “. ‚ , .e x I z* Erz “ 2 - . . E Grienahe ruhe N Be oe ” a PEReN Solange: "> LTR IM 1a 5 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen enthal- tenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. Archiv f. Naturgesch. XIV, Jahrg. 1. Bd. 17 -Iscino nsankgdal clossaiv Pe ob ni ‚sstkaluh fans „mabrosy notaluA mob Hanf - . >, gar? x wir „* > Be 4 vi ‚bB 4 yulal, „UK amt A vide Te Agassiz. Ueber die Familie der Karpfen . Ueber Belemniten . . » » = x 2.2. Anton. Diagnosen einiger neuen. Conchylien-Arten (Solen, Lutraria, Maetra, Amphidesma, Tellina, Donax, Cyclas, Venus, Perna, Anomia, Parmophorus) . 2... % Ascherson. Ueber die Fructificationsorgane. der höhe- Ba Dilze, V 1: 5 Be N Audubon, James. Ueber das Vorkommen der nordamerikani- schen Schlüpfer (Troglodytes) Naturgeschichte des Cupido-Huhns . vw. Baer. Schilderung des thierischen Lebens auf No- vaia Zemlia OR ER 3 Ueber den Zubr oder Auerochsen des Kau- ER, A IDEE, Nochmalige Untersuchung der Frage: ob in Europa in historischer Zeit "zwei Ar- ten von wilden Stieren lebten? (gelesen in der Petersburger Academ. den 4. Mai MB) . N. en. 5 WNZRUn 4 Jahrgang. | II. ‚I. II. Il, II. 17* Seite. 73. 244. 281. 164. 160. 268. 62, 260 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Seite. Ueber die Entstehungsweise der Schwimm- blase ohne Ausführungsgang . . . . | HL Zusatz zu Weisse’s Aufsatz über die Ver- mehrungsweise des Chlorogonium euchlo- rumyElnboa 7. 0. ak nen 2a NERV 248. 65. Barentin, Bemerkungen zur Naturgeschichte des Blut- ED S7E Fe a TE EN Die Vegetation in der Mark Brandenburg. Ein Beitrag zur Pflanzengeographie).. vl. 285. 331. Blasius und v. Keyserling. Uebersicht der Gattungs- und Artcharaktere der europäischen‘ Fledermäuse‘... % V. Nachträgliche Bemerkungen zur Uebersicht der Gattungs- und Arteharaktere der . europäischen Fledermäuse. im 5, Jahrg. . VI. Berichtigung von Artnamen (Mus, Sminthus) VI. Ueber ein zoologisches Kennzeichen der Ordnung der Sperlingsartigen-'oder Sing- vögel EEE .. Erwiederung auf Burmeister’s Aufsatz: Be- merkungen über die Bekleidung des Laufs der Singvögel | singdigomsbzon, mb yoyupaWL Blume. Einige Bemerkungen über den Culilawan- . er Baum des Rumphius .. ......)|) L1 116. Boje. Bemerkung ‚zu dem Aufsatze der Herren v. Keyserling und Blasius über, die euro- päischen Fledermäuse SR sorge 262. Bonaparte, Prinz von Musignano, Be 1 Cheloniorum 'tabula analytica . enthaltenen’ Aufsätze." Nach’ den’ Autoren geordnet. Die italienischen Spitzmäuse, nach den An- gaben der Iconografia della Fauna italica. Im Auszuge mitgetheilt von A.-Wagner- Brandt. Bemerkungen über den innern Bau des Wuychucol (Myogale moschata) im Ver: gleich mit dem des Maulwurfs und der Spitzmaus (Sorex araneus), ein Send- schreiben an den Herausgeber '. . Ueber eine neue Ordnung‘ der Myriapoden v. Bredow. Auszüge aus dem Schreiben des reisenden Naturforschers C. Moritz in Südamerika Broderip. Neue Arten von Conchylien, gesammelt von Herrn Cuming (Tritonium) Bronn. Ueber die fossilen Gaviale der Lias-Forma- ‚tion und der Oolithe . Burmeister. Einige Bemerkungen. über die Bekleidung des Laufs der. Singvögel, _Passerinae, Nitsch . aa ron Die Verwandlungsgeschichte von; Chlamys monstrosa (Abb.) u 100 Distomum globiporum Rud. Ausführlich beschrieben (Abb) u...» « Vergl. auch „u... Cabanis. Ornithologische Notizen I. Abb. . Ornithologische Notizen: II. Jahrgang. V. I. HL, 261 Seite. 297. 176. "238. 408. 289. 1 | 220. 245. 187. 217. 186. 308. 262 Verzeichniss:der’in. den ersten vierzehn Jahrgängen Bemerkungen zu Gambel’s Aufsatz, über die in Ober- Californien beobachteten Vögel „MI 2 de Candolle. Ueber die geographische Nerheeiie der Compositen . 2.0 er Cocco. Ueber einen in der Meerenge von Messina gefundenen Delphin. Aus einem Briefe an Philippi in Kassel. Abb... . Couch. Bemerkungen über den. Häutungsprocess der Krebse und Krabben Creplin, Ueber die Fortpflanzungsweise des Aals. Aus einer brieflichen Mittheilung . . Ueber Echinorrhynchus Tuba . . . Helminthologische Bemerkung (in Den eingeschlossene Nematoideen besitzen niemals Geschlechtsthele . . » » Monostomum Faba Bremseri (Abb) . Endozoologische Beiträge. 1. Ueber Taenia denticulata Rud. und Taenia expansa Rud.; 2. Monostomum expansum n. sp.; 3. Distomum veliporum n. sp.,: Abb. Endozoologische Beiträge. Fortsetzung. 4. Amphistomum seleroporum n. sp.; 5. Zweifelhafte Rundwürmer. Abb. . . . Beschreibung zweier neuer Amphistomen- Arten aus dem Zebu-Ochsen (Amphisto- mum crumeniferum, explanatum). Abb. Nachträge zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, bei welchen Entozoen gefunden worden Bat ya en. Allemsio Jahrgang. XIV. VI. XI. IV. VIH. Seite. 82. 287. 104. 337. 112. 30. 129, "enthaltenen Aufsätze, Nach den Autoren'geordnet. Nachträge zu Gurlt’s’Verzeichniss der Thiere,; in welchen Endozoen gefunden ‘worden sind. Zweiter Nachtrag ! . . x Beschreibung der Psorospermien des Kaul- « barsches nebst einigen Bemerkungen über die der Plötze u.a. Abb... 2.00% Cuvier, F. Eligmodontia, neues Nagethier-Genus : Dana, Conspectus Crustaceorum in orbis_ terra- rum eircumnayigatione, C.Wilkes e classe Beipublicae Foederatae duce, collectorum Dassen. Ueber die Bewegungen der Pflanzen . Ueber die Bewegungen der Pflanzen (Schluss) Eckhard, Die Organisationsverhältnisse der polyga- strischen'Infusorien mit besonderer Rück- sicht auf die kürzlich durch Herrn v. Siebold ausgesprochenen Ansichten über diesen Gegenstand. Abb, . . . Ehrenberg, A, Einige Bemerkungen zu dem Aufsatze von Werneck über die, Stiebelsche Abhand- lung: die Grundformen der Infusorien in denHeilquellen „ ;- «11,2, euer: Ehrenherg, ©.6 Naturreich des Menschen, oder das Reich der willensfreien beseelten Naturkörper, in 29 Klassen “übersichtlich geordnet. RANZEN, N Jahrgang. XI: vll. 1. XIM. 263 Seite, 289. 61. 407. 301. 215. 345. 209. 111. 130. 264 Verzeichniss ‚der in.den ersten ‚vierzehn, Jahrgängen Jahrgang. Ueber die thierische Organisation. Auszug aus dem Schluss.'eines ‚Vortrages in der Berliner 'Atademie der Wissenschaften, am 18. Juni 1835, über die Acalephen des rothen Meeres . d wenig 1.2; Ueber bisher unbekannte F' 6 und Nessel-Organe, so wie über das angeb- lich getrennte Geschlecht der Acalephen. Abbild. .ı. . iyaaltenedT zuuhe l, Vorläufige Mittheilung Eh die Infusorien der Carlsbader Mineralquellen . . . II. Ueber fossile Infusionsthiere. Auszug aus dessen Vorträgen in, der physikalischen Klasse der Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 27. und 30. Juni 1836 . I. Ueber die fossilen Infusorien - Gattungen Xanthidium und Peridnium . . . . 11. Ueber fossile Infusorien . . ».... un Eichwald. Einige Bemerkungen über das kaspische | ° Meert.. . "s 3 zes IV. Ueber die Kultur des Bahanıı; du I: Ekström. Beiträge zur Naturgeschichte der’ Eider- Ente (Anas mollissima) . . .». ... II: Sommerkleid der Anas clangula . . ... | Ik Erdi. Ueber die beweglichen Fäden in den Ve- nenanhängen der Cephalopoden. Abb. . IX. Ueber den Bau der Organe, welche an’der äusseren Oberfläche der Seeigel sicht- banfeinds Abby Hm ERST, VIH. Erichson, Ein Blick auf die Classification der wirbel- e lösen) Thiele. an Wen. ey ME Seite, 123. 67. 240. 333. 273. 275. 97. 392. 66. 69. 162. 45. ‚entlialtenen Aufsätze. Nach den Autoren ‚geordnet: Conspectus Insectorum Coleopterorum, quae in Republica Peruana; observata sunt Neue Südamerikanische Käfergattungen: aus der Familie der Blätterhörner (Scatono- mus, Aclopus, Symmela, Athlia, Cra- toscelis, Lichnia). Abb. ä Beitrag zur Insecten-Fauna von Angola, in besonderer Beziehung zur geographischen Verbreitung der Insecten in, Afrika . . Beitrag zur Insecten-Fauna von Vandie- mensland, mit besonderer Berücksichti- gung der geographischen Verbreitung der Insecten. Abb. P 2 Zur Naturgeschichte der Mans ER Aus einem Schreiben des Herrn Chr. Zimmermann mitgetheilt . Ueber die Gattung Pteroloma . Zur Gattung Oncodes (Ogcodes De): Zur systematischen Kenntniss der Insecten- larven. Erster Beitrag. Die Lärven der Coleopteren , . . . Zur systematischen Kenntniss der ikedien- larven. Erster Beitrag. Die Larven der Coleopteren. Fortsetzung . . . Zur systematischen Kenntniss der Ingahiei‘ larven. Fortsetzung Uebersicht der Arten der Gattung Atal - Nachtrag zur Uebersicht der Arten der Gattung Astacus Zusatz zu dem Philippi’schen Aufsatze fiber die neapolitanischen Pycnogoniden Eschscholtz. Auchenia Savigniana, Abb. . Falk. Ueber die Abkunft des: mittleren Waldhuh- nes (Rackelhenne, Tetrao hybridus L.) . Jahrgang. AM. I. 256. 199. 83, 390. 119. 288. 74. 266 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen | Jahrgang. Seite. Fitzinger. Mittheilung über eine Original - Abbildung des Dronte (Didus ineptus Linne) von Roland Savery in der k. k. Gemälde- Gallerie im Belvedere zu Wien . . .. XV: 79. v. Frantzäus, Einige nachträgliche Bemerkungen über Gre- garinen. Abb. |; „ Win. .umpeant, XIV. | 488. Erey. Ueber die Entwicklung: ‚der Gehörwerk- zeuge der Mollusken. Abb.. „ .„ . » I XI 217. Freyer. Ueber eine neue, Art von Hypochthon (Proteus). 'Briefliche Mittheilung, Abb. . XU. 289. Fries. Beobachtungen über die Frühlingsmauser von Anas glacialis. . . . II. 68. Untersuchung der an den ee Küsten vorkommenden Arten der Gat- tung Gobius L.. . . - - ee: vl. ‚233. Ichthyologische Beiträge zur Me schen Fauna. Erster Theil. Das Geschlecht Syngnathus. (Abb) . x... ir 2, 236. Metamorphose, bemerkt bei der aber Meernadel (Syngnathus lumbriciformis). Abbild. . ! „. sp IV. 251. Entgegnung an den eh nie thus aequoreus habe der Bloch’schen Ab- bildung als Original gedient) . . . IV. 374. Ichthyologische Beiträge (Ueber den Stirr, Salmo salmulus Raji; Pterycombus Brama; die Gattung Callionymus L.; die Gattung Clinus Cw.) . . . iR; N% 9. Ichthyologische Beiträge zur Sk ahhävi ö schen Fauna (Pleuronectes) . . VI. 18. "enthaltenen Aufsätze, Nach den’ Autoren geordnet. Fritsche. Ueber die Entwickelung ' des Pflanzeneies in seinen frühesten Zuständen und über die Bildung der Häute desselben. (Mit- getheilt in der Botanischen ‚Section der Versammlung der Naturforscher zu Bonn) Gampbel. Ueber die in Ober-Californien beobachteten Vögel (mit Bemerkungen von J. Cabanis) Gebler. Perdix altaica Gloger. Berichtigungen (über die Charaktere der BIGENDEEN)) ve) We er Sau en 5 Göppert. Bemerkungen über das Vorkommen von - Pflanzen in heissen Quellen und in un- gewöhnlich warmem Boden . Gottsche. Die seeländischen Pleuronectes-Arten N. Gould, Uebersicht der Ramphastiden . Gray. Ueber einige neue oder wenig bekannte Säugethiere, besonders aus der Samm- lung des britischen Museums (Paradoxu- rus, Herpestes, Maeropus —:Halmaturus — Petrogale — Bettongia — wi prymnus, Sciuroptera). , . ! Jahrgang. 1.2. XIV. 1. VI. II. L 2. II. 267 Seite. 229. 82. 267. 227. 201. 133. 307. 188. 268 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang, Seite, Beiträge zur Kenntniss der geographischen { Verbreitung der ‚Säugethiere Australiens, mit Notizen über, einige, neu entdeckte Arten, Im Auszuge mitgetheilt von A. Wagner |...) wählen VI 4 83- Eine Mittheilung über‘ die Verbreitungs-Art . des Mytilus polymorphus Pal. . . . v: 108. Ueber die Familie der Trogmuscheln (Ma- ctradae Gray)| wistlsadond nsineliid IV. 86. Grisebach. Beobachtungen über das Wachsthum der Vegetationsorgane in Bezug auf Syste- matik. Erster Abschnitt. Ueber das Wachsthum der Stengelglieder. . . . IX. 267. Beobachtungen über, das Wachsthum der Vegetationsorgane in Bezug auf Syste- matik. Zweiter Abschnitt. Ueber das Wachsthum der Blätter. Abb... . . . X, 134. Nachtrag zu den Beobachtungen über das f Wachsthum der Blätter. Abb... , . . X, 345. Beobachtungen über das Wachsthum der Vegetationsorgane in Bezug auf Syste- matik. Dritter Abschnitt. Vom Phyl- IT RR EN XI. 1. Ueber den Vegetationscharakter von Har- dangar in Bergens Stift . ». . 2... X. 1. Grube, Beschreibung einer auffallenden an Süss- wasserschwämmen lebenden Larve, Abb. IX. 331. Ueber den Lumbricus 'variegatus Müller’s und ihm verwandte Anneliden. Abb. ; Xu 198. Beschreibungen neuer oder weniger be- kannter Anneliden. Erster Beitrag: Sa- bella lucullana, S. luxuriosa, lanigera, Josephinae, penicillus, pavonina. Abb, ; xXIk 45. enthaltenen Aufsätze... Nach’ den»Autorenj geordnet, Beschreibungen neuer:oder wenig. bekann: ter Anneliden. Zweiter Beitrag: Cane- phorus elegans, Ammochares Ottonis, Dasymallus caducus, Scalis minax. Abb. Beschreibungen neuer ‘oder wenig bekann- ter’ Anneliden. Dritter Beitrag. Die Gat- | tungen Sabellaria Lam. (Hermella Sav. ) und ihre Arten. Abb... . . . Gruner. Einige neue Land- und Süsswasser - Con- chylien (Unio, Bulinus). Abb, Gundlach. Beschreibung von vier auf Cuba rt Fledermäusen Ä Ueber zwei von mir geikunnelie Hösk von Gühad Rnr- +% Eurlt. Ueber Häutung und Metamorphose von Strongylus armatus. Abb. Verzeichniss der Thiere, bei welchen En. tozoen gefunden worden sind . Vergl. auch Desgleichen Hall, l Ausflüge in die Nachbarschaft von Quito und zum Gipfel des’ Chimborazo "im Jahre 1831... Hamei. Der Dodo, die Einsiedler und der erdich- tete Nazafybgel Harless. Untersuchung der Chromatophoren bei Lo- BON ABUIA . ya... lad, add Jahrgang. XIV; VI. VI VI. XIV. 269 Seite. 161. 34. 100. 270 Verzeichniss der in''den ersten vierzehn Jahrgängen s Jahrgang. | Seite. Ueber die Nieren der 'Sepia: oder dieso- | genannten Venenanhänge.: Abb. „u. | XII. 1. Hartig. | Ueber die gestielten‘ Eier der‘ Schlupf- wespen: !Abb: 1.1 HG vmenkiait zus II. 151. Hienle und Müller. Ueber die Gattungen der Plagiostomen. | Zweite Mittheilung ... 2.2...) IV 83. Hoechstetter und. Seubert. Uebersicht der Flora der azorischen Inseln. Abbild. Esseı Alsteheen Bohrer. as | 18: 1. Hodgson. ‚ : Ueber den Gauri Gau. Abb. . . . .. vi. 263. van der Hoeven. Berichtigung einer Stelle der Isis von Oken für 1836 (über die Farbenveränderung des Chamäleons . . e II. 229. Einige Worte über die sang en B IV. 331. Hoffmann, 3. FE. Beiträge zur näheren Kenntniss von Lemna’ arrhiza nebst einigen Bemerkungen über L. polyrrhiza, gibba, minor und trisulca Abbild.y,..= +1. yure gnptäddte ae Hoffmeister. Beitrag zur Kenntniss deutscher Landan- neliden. (Lumbricus, Rhynchelmis, Ha- plotaxis, Enchytraeus, Saenuris). Abb. . IX. 483. Holm, Alherg. Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, übersetzt von Creplin . .. .. . |. XIV. | 197. enthaltenen Aufsätze. ; Nach. den Autoren geordnet, 271 Hornschuch und Schilling. Ornithologische Beiträge aus dem zoologi- schen Museum der Universität zu Greifs- wald (I. Ueber Limosa Meyeri Leis]. und Limosa rufa Briss.) ... . .» 2 v. Hügel. Mittel gegen die Brunstwuth der Elephanten v. Humboldt. Ueber den Manati des Orinoko (aus dessen französischen Manuscripten übersetzt von Wiegmann). Abb. . Jahlonski, Beitrag zur Lösung der Frage, ob durch den Vegetationsprocess chemisch unzer- legbare Stoffe gebildet werden? Abb. . Jonas. Ueber Helix rosacea und H. Iucana Mülleri, nebst Diagnosen einiger neuen. Gonchy- lien. (Helix, Helicina, Ampullaria, Stra- thiolaria,. Cassis, Thracia, Venus, Acha- BNByAAbbes . 1 Serie eroli Die Entwickelungsgeschichte des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris, nach eigenen Beobachtungen dargestellt. Abb. Karsten. Verschiedene Bemerkungen über einige eryptogamische Gewächse. Abb. .. Kaup. RR | Bemerkungen’ über. die drei Arten Masto- don und die drei Arten Tetracaulodon des Herrn Isaac Hays. . . . . . . Jahrgang. Seite. IV... 16% ! a rs IV. 1 ll. 206. Y. 334, x. | 236 IX 338 . IX,0u0] 168, 272 Verzeichniss der in'den‘ ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Seite, v. Keyserling und Blasius. ask Uebersicht der Gattungs= und Arteharak- i tere der europäischen'-Fledermäuse '. . V: 293. Nachträgliche Bemerkungen zur Uebersicht der Gattungs- und Artcharaktere der | europäischen Fledermäuse im 5. Jahrgange VI. 1. Berichtigung von Artnamen (Mus, Sminthus) v1. 330, Ueber ein zoologisches Kennzeichen der Ordnung der ie oder Sing- he b8 0 ee RR er 2 V. . 332, Erwiderung auf Burmeister’s Are Be. merkungen über die Bekleidung des Laufs der, SINSVOBEL Eco, u 0...00 Se Keen vl. 362. Kirtland. , Ueber die sexuellen Charaktere der Najaden I. ' 236. Kietzsch, Neue und weniger gekannte südamerika- “ nische Euphorbiaceen-Gattungen. Abb; ; VI. 175. Tuckermania, eine neue'nordamerikanische ii Gattung aus der natürlichen Ordnung Ki) „uıl Empetreae .| uud. auun? „einen. diraV.;afalauß. Die Crotoneae der Flora von Nordamerika‘ | VII. | 250. Die Gattung Trewia L.. . 2.2... Vk- 1,255. Klug. BR a ie Bestimmung, dreier neuen a und Auseinandersetzung einiger verwandten | Arten von Madagascar, aus den Familien Cicindeletae und Carabici.. (Pogonostoma, Eudromus, Beleopterus, ee Abbild: EmtMbrsiie: A. : 1. 3: 381. Ueber zwei neue Kefereliungen aus Ma- ar dagaskar (Colobodera, Aulonocnemis) .:|. IV. 67. Auszug aus einem Briefe‘des Herrn ra bar öl über Raupen. | 2. 22.2, 2 ABER. enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. Koeh, ©, L. Systematische Uebersicht über die Familie der Galeoden Or a Systematische Uebersicht über die Ordnung der Zecken . . Koch, T. Beobachtungen über das Cupido-Huhn. Te- trao Cupido L. (Prairie-Henn, Ruster) Kolliker. Zur Lehre von den Furchungen . Kölliker. Ueber die contractilen Zellen der Planarien- Embryonen. Abb. . . vw. Krassow. Beobachtungen schwedischer Zoologen, im Auszuge mitgetheilt. a. Beiträge zur Naturgeschichte der Eider- Ente (Anas mollissima von L. U. Ekström b. "Beobachtungen ‘über die Frühlingsmau- ser der Anas glacialis von B. Fries. ce. Sommerkleid der Anas clangula yon Ekström . . . Ka d. Wie viele Luchsarten. Beh es in rd dinwwien? . . .. . } e. Ueber das Vorkommen a Edelhirsches in Scandinavien von Sundewall # Ueber die Abkunft des mittleren Wald- huhns (Rackelhane, . Tetrao hybridus L.) von Hermann nn 4 . Krauss. en - Ueber die Beutel-Fledermaus aus en (Saccopteryx lepturus). Abb. - . . Archiv f. Naturgesch, XIV, Jahrg. 1. Bd. Jahrgang. vl. X. XII. XI. Il. II. 11. II. -M. II. 159. 291. 66. 68 TA Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Beite. Krohm, Ueber das Brütorgan der Gattung Hippo- campus. Briefliche Mittheilung an den Herausgeber . . . . VI. 16. Ueber einen neuen Cepkalofaden (Octon. podoteuthis). Abb... . . . XI. 47. Ueber eine neue ee u; (Tiede- mannia creniptera). Abb. . . . . x, 324. Nachträge zu den Aufsätzen über Tiede- mannia, Octopodoteuthis und Alciopa. Abbild. „. le.» XI. 36. Zoologische und alien Täinekkingen über die Alciopen. Alb. . . . XLyaah.7171. Notiz über die Anwesenheit either Luftkanäle bei Velella und Porpita . . XIV. 30. Kroyer. , Zur Verbreitung von Pre Farenus . II. 393. Die Dänischen Austerbänke . . . . . ie 358. Kunth. Einige botanische Bemerkungen (Myosurus, Narben der Gattung Papaver, Embryo der Crueiferen, (Gattung Teesdalia) . 11. 231.. Berichtigung (über die Deutung der Blüthen der Garten-Balsamine) . . IL: 367. Ueber die Natur des schlänchkrtipdn Or. gans (Utrieulus), welches in der Gat- tung Carex das 'Pistill und 2. die Frucht einhüllt. Abb. . . . . I. 2. 349. Ueber dieFruchtbildung derCy kohle Abb. u. 213. Leuehart, F.S. Berichtigung des Genus Idalia Leuck. und das’ Genus Euplocamus Phil. betrefiend Leuekart, Rud, Ueber die männlichen Geschlechtstheile der - \ Sepiola vulgaris. Abb. . 2 2.09% XI. 23. enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. Beschreibung zweier neuer Helminthen ' (Strongylus, Bothriocephalus). Abb, Beobachtungen und Reflexionen über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. Abb. Lichtenstein. Ueber Lutra maculicollis aus ln Kaffer- landei Abb. |! . - » a Wirbelbewegung der Be von Syngna- thus Hippocampus . 5 Einige Wahrnehmungen an RUE IK Ge phalopoden . . . . Lindheimer., Pflanzengeographische Uebersicht von Texas Link. Beiträge zur botanischen ‚Geographie des südlichen Europa . Loven. Evadne Nordmanni, ein bisher unbekanntes Entomostracon. Abb. ee Beobachtungen über die Da einer Annelide. Aus den K. Vetenskaps-Aca- demiens Handlingar für 1840 übersetzt von Dr. W. Peters. Abb. b Myzostoma eirriferum Leuck,, ein parasiti- scher Wurm. Abb. . . . 5 Beitrag zur Kenntniss der kamen, A panularia und Syneoryne. 1. Campanularia Beitrag zur Kenntniss der Gattungen Cam- . panularia und Syncoryne (Schluss ). 2. Syncoryne. Abb, . Meckel, I. F. Beschreibung der vom Herrn A. v. Een: boldt nach Europa gebrachten und‘ dem Nationalmuseum zu. ‚Paris geschenkten " Amerikanerschädel . Jahrgang. XIV. XIV. 27 Seite. 26. 1 89. 228. 120. 277. 328. 143. 302. 306. 249, ot 276 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Melchior. Die Säugethiere des Dänischen Staats und Norwegens u.5.w. . . . 0. Menge. Zur Rothwürmer-Gattung Euaxes. Abb. Meyen. Essbare Tange . Ueber die u eu SE Fe Fucus pyriferus L. (Abb.) . Einige nachträgliche Bemerkungen über die Pilzbildung auf den Leibern der abge- storbenen Fliegen . Vergleichende Bemerkungen über ‚die Ver- breitung der Vegetation in den grössten Höhen des Himalaya und in Hoch-Peru Ueber die Epidermis der Gewächse . Beiträge zur Pflanzenphysiologie. (Ueber die Entwickelung des Getreidebrandes in der Mays-Pflanze; über einige Eigen- thümlichkeiten in der Epidermis verschie- dener Orchideen; einige Worte über das Vorkommen von Brutknospen bei den Laubmoosen; über auffallende Bewegun- gen in den verschiedenen Pflanzentheil- chen). Abb. n Ueber vegetabilische Seren R Ueber die Bildung der faserförmigen Zellen (Faser-Zellen) oder Baströhren der Pflanzen 5. Wok DEE ZH SR Erklärung der eigenthümlichen Stellung der Embryonen im Mistel-Saamen, wenn de- ren mehrere in einem und demselben Saamen vorkommen Noch einige Mittheilungen über rothen ai grünen Schnee ; Jahrganz. 1.24% VI VI. Beite, : 76. 24. 131. 389. 354. 313. 211. 419. 212. 297. "164. 166. enthaltenen Aufsätze. Nach den Antoren georduet. Schreiben desselben an den Herausgeber (Wiegmann) gegen die Thiernatur eini- ger Algen Miquel, Untersuchungen über die Reizbarkeit der Blätter von Mimosa pudica L.. Mirnm, Ueber die Lebenskraft der Eingeweidewürmer Moritz. Notizen zur Fauna der Insel Puertorico . Auszug aus einem Briefe über ‚amerikani- sche Raupen. . . ik Ueber Südamerikanische Belnnanı Harsnders über die dortigen Brenn- und Giftraupen Auszüge aus den Schreiben desselben aus Südamerika . . » 3 Noch einige Worte über Perinatas Guild. Bastard- Annona. Notiz. ». „....0. Müller, A. Ueber den Byssus der Acephalen, nebst einigen Bemerkungen zur Anatomie‘ der Tichogonia Chemnitzii Rossm. (Mytilus polymorphus Pall.) Abb... . ; Müller, August. Ueber einige vaterländische Landschnecken. WBbIEl,. 0 | Hab, monde oh Neitller, Friedrich, Ueber Gammarus ambulans, neue Art. Abb. Orchestia Euchore und Gryphus, neue Ar- ‘ten aus der Ostsee. Abb. } Ueber Hirudo tessulata und marginata 0. -F. Müll. Abb. Jahrgang. I. II. << III. 277 Seite. 417. 91. 35. 373. 303. 183. 408. 176. 84. 278 Verzeichniss der in den ersten vierzehn -Jahrgängen Jahrgang, Clepsine costata, neue Art. Abb. . . . xH. Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneie. Abb. - .- . 2 .=.0 2 | XIV, Seite, Müller, Johannes, Nachschrift zu Nilsson’s Abhandlung über die systematische Eintheilung und spe- cielle Beschreibung der Phoken (Otaria) vul. Beiträge zur Kenntnigs der natürlichen Fa- ; milien der Fische (gelesen in der Königl. Academie der Wissenschaften zu. Berlin am 16. und 23. Juni 1842 und am 3. August 1843) . . . - IX. Nachträge zu der Abbatdlung über BL na- türlichen Familien der Fische .. .... IX. Ueber den Bau und die Grenzen der Ga- ‘noiden, und über das natürliche System der Fische (gelesen in der Academie der Wissenschaften zu Berlin am 12. Dec. RE ee gern XI. Fernere Bemerkungen Kibel! dan And Ee Ganoiden (gelesen in der Academie der Wissensch. zu Berlin am 12. März 1846) | XI. Ueber einen neuen Wurm Sipunculus (Phascolosoma) seutatus. Abb... . . . X, Ueber die Gattungen und Arten der Coma- tulen (gelesen in der-Königl. Academie der Wissensch. zu Berlin am 13. Mai ABA TEEN vi Neue Beiträge zur ennisich der 3 And der Comatulen . . He 5E> IX. Ueber den Bau des Pentacrinus caput Medusae idiasıe VI. 333. :292. 381. 9A. 190. 4166. 139. 131. 307. Müller, J. und Henle, Ueber die Gattungen der Plagiostomen . | I. Nachträgliche Bemerkung über die Gattun- gen der Plagiostomen . . 2... II. 394. 434. enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. 279 Jahrgang Seite, Ueber die Gattungen der Plagiostomen, Zweite Mittheilung.., » sur man 20. IV. 83. Müller, 3. und Troschel. Synopsis generum et specierum familiae Charaeinorum. Prodromus deseriptionis novorum generum et specierum . . , X. 81. Ueber die Gattungen der Asterien . ....) VI. 318. Ueber .die Gattungen der Ophiuren. . . vl. 326. Fortgesetzte Bemerkungen über die Gat- tungen der Asteriden . . „0.1. VI. 367. Neue Beiträge zur Kenntniss der Antssideni 1. Beschreibung neuer Arten; 2. Ueber die Ophiuren mit Häkchen an den Ar- men; 3. Ueber die geographische Ver- breitung der Asteriden . 2... IX. 113. Beschreibung neuer. Asteriden . .. ... . X. 178. Müller, Salomon. Ueber die auf den Sunda-Inseln lebenden \ ungeschwänzten Affen-Arten . . . XI. 12. Ueber den Charakter der Thierwelt auf den Inseln des indischen Archipels, ein Bei- trag zur zoologischen Geographie. (Säug- thiere, Vögel, Amphibien) . . ... . x. 109. Mützell. Ueber cine neue Art der Gattung Deile- EEE Inder a) 6 171. Nathusius. Bemerkungen über den Schädel von Lutra Mmnd Spalax! . .°. . - IV. 130. Beiträge zur Kenntniss Pr Eich Spitzmäuse. Erster historischer Theil . | IY. 19. Helminthologische Beiträge. Erster Beitrag. Ueber einige Eingeweidewürmer des schwarzen Storchs. ‚Filaria Jabiata Crepl. und Strongylus trachealis (Syngamus healis;w. Sieb.) .. .ios” u. Asus 1. 52. 280 Verzeichniss (der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Seite, Raumann., Ornithologische Reise: nach und durch Ungarn Mia. PER II. 69. Ornithologische Notiz (Türdus pallidus bei Cöthen gefangen) ! » 2.2 2.2... IV. 372. Zwei Arten Singschwäne. in Deutschländ. | Abbild. Soll... o1RyaSl EEE BON, 361. Nilsson. ; Entwurf einer systematischen Eintheilung und speciellen Beschreibung der Phoken Vu. 301. Nitzsch. Einige Bemerkungen über die Gattung Ar- etiscon und den Macrobiotus Hufelandii j als Art derselben . . .» I.:4i 374. Ueber‘ die Fortpflanzung dr Piödpks Vespertilionis Dufour. Abb... . . ... I. 327. Örsted, Zur Olassification der Annulaten, mit Be- schreibung einiger neuer oder unzuläng- lich bekannter Gattungen und Arten. Abb. X. 99. Ueber die Entwickelung der Jungen bei einer Annelide (Exegone naidina) und über die äusseren Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern. Abb. . . . . XI 20. Opatowski. De familia fungorum Boletoideorun. Abb. I. A, d’Orbigny. Naturhistorische Schilderung des nördlichen Patagonien . . ind Ve karl Al7: Ueber die EI ER Verbreitung und die Lebensweise der südamerikanischen Singvögel, ‚mitgetheilt von Stein . . . V. 12'235. enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. Jahrgang. Die Foraminiferen Amerika’s und der Ca- narischen Inseln. Im Auszuge mitgetheilt von Troschel ||. yasii. VI. Holopus, eine neue Gattung der ni HD a V. Owen. . Anatomie des Kinvi oder Kivikivi (Apteryx australis Sh.) SM ARUEe Le, Fortgesetzt . . . . Lepidosiren ist kein Reptil ‚ Gnathostoma. Ein neues Genus der Bi tozoen. . . Eee IV. Ueber die one von ee EN [ei E Paasch. Beschreibung einer neuen bei Berlin ge- fundenen Paludina. Abb. . . 2, VI. Ueber das Geschlechtssystem und über ale Harn 'bereitenden Organe einiger Zwit- “terschnecken. Abb... . . .. 5 I® Beiträge zur genauern Kenntniss de Mol- lusken (Geschlechtsorgane von Helix, ‚Olausilia, Bulimus, Physa). Abb... ... xl. Pfeiffer. Bericht über die Ergebnisse meiner Reise |. nach Cuba im Winter 1838—1839 . . V, Uebersicht der im Januar, Februar und März 1839 auf Cuba gesammelten Mol- lusken (Fortsetz. von Jahrgang V. p.346 | VL Beiträge zur Molluskenfauna Deutschlands, insbesondere der österreichischen Staaten Vu. Beschreibung einer neuen Litorina, nebst Bemerkungen ‘über die Conchylien des Ostseestrandes bei Travemünde . . N: _ Cylindrella, noy. Genus. ' Nebst Behief! kungen über die übrigen Gattungen der Belichen *: . ll wu? ERTL NE 34. 346. 250; 215. 81. 38. 282 Verzeichniss der in’den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Seite, Philippi. Ueber Veretillum pusillum. Abb.. .“. .| L4. 277. Ueber das Thier der Solenomya' mediterra nea., Abb.r |, % r. 1. 271. Beschreibung einiger neuen He Arten (Vermetus, Diplodonta, Tellina, Corbula, Chama, Venus) und Bemerkun- gen über die Gattung Lacuna von Tur- ton (Abb) . . . II. 224. Verzeichniss der auf Helgola Be nenen Molluken . 2... N, L220r Ueber die Flora Siciliens im Ve | zu den Floren anderer Länder . . . I. 337. Ueber die mit Asterias aurantiaca verwand- ten und verwechselten Asterien der sici- lianischen Küste . ... II. 193. Beschreibung zweier ee Ban Igel, nebst Bemerkungen über die Echi- niden überhaupt. (1. Monströser Echinus Melo. 2. Beschädigter und geheilter Spa- tangus. 3. Ueber das Wachsthum der Echiniden. 4. Ueber die Füsschen der Echiniden)-„Abb. u... 1a \erasdie ge. lh il. 241. Ueber Gorgonia paradoxa . . . IH. 217. Pododesmus, ein neues Genus NE ee phalen. Abb... «41»... Are II. 385. Beweis, dass die Nallpeeen Pflanzen el II. 387. Einige zoologische Notizen. 1. Zwei neue Arten von Euplocamus; 2, Ueber ‚das Thier von Pileopsis, Garnoti Payr.: (Pa- tella Garnoti Phil. Enum. Moll. Sieiliae); 3. Ueber das Thier von Galeomma; 4. Oculina ramea Ehrenberg (Caryophyllia ramea Lamk.); 5. Chelura terebrans, ein neues Amphipoden-Genus; 6. Pandorina corruscans Scacchi; 7. Ueber das Thier von Astarte incrassata de la Jonk; 8. Ueber das Thier von Pleurotoma Ber- enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. 283 {randi Payr.; 9. Ueber die Eier von Ver- | ’*ew& | seite metus gigas Bivona; 10. Hersilia apodi- formis, ein neues Genus der Entomo- straceen; Peltidium purpureum, ein neues Genus der Entomostraceen , . . V, 113. Zoologische Bemerkung. (Ns 1. Clavagella balanorum Scacchi; 2. Das Genus Zo& ist der erste Zustand von Pagurus; 3. Asterope, ein neues Genus der Ostracopoden; 4. Kurze Charakte- ristik mehrerer neuer Genera aus der Familie der Copepoden; 5. Peneus si- phonoceros; 6. Pontarachna punctulum, eine Hydrachnide des Meeres; 7. Des- mophyllum Stellaria Ehrenberg. Abb. . VI. 181. Zoologische Bemerkungen. Fortsetzung. 1. Fossarus, ein neues Genus der kamm- förmigen Mollusken; 2. Ueber das Genus Eulima Risso; 3. Ueber das Genus Trun- catella Risso; 4. Ueber Tornatella; 5. Onchidium nanum nov. sp.; 6. Euploca- mus Jaeiniosus n. sp. Abb... . . . . vn. 42. Bemerkungen über einige Linneische Con- chylien-Arten, welche von den spätern Conchyliologen verkannt sind. . . . | VIL 258. Berichtigung von Berichtigungen. 1. Pan- ü dorina corruscans Scacchi; 2. Paludinella -Pfeiffer; 3. Sigaretus und Lamellaria . VI. 339. Zoologische Beobachtungen. Fortsetzung. 4. Ueber Pyrgiscus Ph.; 2. Bebryce mol- lis.Ph., ein neues Genus der gorgonien- artigen Zoophyten; 3. Evagora rosea, ein neues? Zoophyten-Genus aus der Fami- lie der Xenien; 4. Dysmorphosa conchi- “ cola, ein neuesCoryne-artiges Zoophyten- Genus; 5. Ueber Isis oder Mopsea elon- gata Esper.; 6. Verzeichniss der im Mit- telmeer von mir beobachteten Arten Cya- thina Ehrbg. Abb. . 2... vl VIE, 33. 284 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Seile. Fernere Beobachtungen über die Copepoden des Mittelmeeres. (Euchaeta n. gen., über Cyclopsina, Idya n.gen., Metis n. gen., Aenippe n.gen., Oncaea n. gen., Euryte n.gen.), Idomene n. gen. Abb. . . . IX. 54. Ueber die neapolitanischen Pyenogoniden (Endeis nov. gen., Pariboea n. gen.) Abb. IX. 175. Bemerkungen über die Molluskenfauna Un- ter-Italiens in Beziehung auf die geogra- phische Verbreitung der Mollusken und auf die Mollusken der Tertiärperiode . X. 28. Einige Bemerkungen über die Gattung Ser- pula, nebst Aufzählung der von mir im Mittelmeer mit dem Thier beobachteten Artend Abb>...l.,n 0. X. 186. Bemerkungen über die ne Un. ter-Italiens. Fortsetzung . . X. 348. Diagnosen einiger neuen Conchylien din traria, Cyamium, Kellia, Saxicava, En- todesma, Petricola, Donax, Diplodonta, Cytherea, Venus, Cardita, Cardium, Arca, Pectunculus, Lima, Pecten, Tere- bratula, Chiton, Patella, Fissurella, Ca- Iyptraea, Helix, Bulimus, Auricula, Lim- naeus, Neritina, Rissoa, Natica, Scalaria, Trochus, Monodonta, Cerithium, Fusus, Turbinella, Buceinum, Balanus, Chthalanıus | XI. 50. Berichtigung zu den Diagnosen neuer Con- chylien (s. S.50). (Arca, Pectunculus, Eissuxella,Mifra), 2.0.08 01.0 aan. [RR 142. Bemerkungen über einige Muschelgeschlech- ter, deren Thiere wenig bekannt sind. (Gastrochaena, Petricola, Venerupis, Ery- eina, Nucula, Arca). Abb, . „u. % XI. 485. Beschreibung einiger neuer Echinodermen nebst kritischen Bemerkungen über einige weniger bekannte Arten (Spatangus, Ci- daris, Echinocyamus). Abb. . . . „| XL 344. enthaltenen Aufsätze. Nach den.Autoren. geordnet. 235 Jahrgang. Seite, Beschreibung zweier neuer, Conchylienge- schlechter, Dibaphus und Ampbichaena, nebst einigen Bemerkungen, über. Cya mium, Ervilia und: Entodesma. Abb. .. XI. 61. Pöppig. Ueber den Cucurrito Chile’s (Psammoryctes noctivagus Poepp.). 2 2 en en I. 1 252.. Vergl. auch . I. 1 397. Psittacus cyanolyseos ART & I. 1 87. Crustacea chilensia nova aut minus nota (Cancer, Hepatus, Grapsus, Gecarcinus, Corystes, Leucosia, Inachus, Porcellana, Päliemon)., Abb.rindlkundnug ARE II. 133. Power. Bemerkungen über das Thier von Argo- nauta Argo (November 1836. Nach dem in der Isis vom Jahre 1845, S. 606—613, gegebenen Abdrucke des Aufsatzes in den Atti dell’ Accademia gioenia di Scienze naturali di Catania, Tomo XII, Messina 1839, übers. vom Dr. Creplin XI. 369. Pusch. Neue Beiträge zur Erläuterung und end- Jiehen Erledigung der Streitfrage über Tur und Zubr (Urus und Bison) . - VI. 47. Quensteddt. Ueber die Identität der Petrificate des Thü- ringischen und Englischen Zechsteins. CAbbild.)ı 1... reirildsiant sen Yale ins L.2: 75. Ueber das Oefinen und Schliessen der Brachiopoden . ... i I. 2. 220. Ueber die Enkriniten des Blasobejliaikne R 1.2 223. Beiträge zur Petrefactenkunde ; II, 245. Ueber einige Hauptorgane der Net n II, 251. 286 Verzeiehniss der in den ersten vierzehn Jabrgängen Jahrgang. Seite. Ueber den Rautenberg bei Schöppenstedt I. 254. Die Stylolithen sind ‘anorganische Abson- derungen. Abb. . . . II. 136. Beiträge zur Pbiroßsetehldande KUngelites; Lingula). Abb. , . . U. 142. Beitrag zur Kenntniss der Trilobiteni kai besonderer Rücksicht auf ihre bestimmte Gliederzahl' |.) Alumarga „nerıg) ‚ah 04 II. 337. Rang. Bemerkung über das Thier der Argonauta | Il. 256. v. Rapp. Anatomische Untersuchungen über das ja- vanische Moschusthier. Abb. . . . . IX. 43. Neue Batrachier (Hyperolius marmoratus, Engystoma guttatum, Breviceps- verru- £osus). Abb. als Mazıt Tue VII. | 289. Ueber die Balanideen . 2» 2 2 2 0.» Vi. 168. Rasch. Beschreibung einer zur Gattung Thyroptera gehörigen Fledermaus. Im Auszuge über- setzt und mit Bemerkungen begleitet von BA. Wagner] #0. an un oe ee en IX. 361. Ralhke. Nachträgliche Bemerkungen zu den Bei- trägen zur Fauna Norwegens .. . . . X. 287: Ueber die Seeschlange der Norweger . . VII. 278. Ueber die weiblichen Geschlechtswerkzeuge ” des Aales (Anguilla fluviatilis). . . » IV. 299. Zur Entwickelungsgeschichte der Dekapoden. (Astacus marinus,- Pagurus Bernhardus, Galathea rugosa, Hyas araneus) . . » VI. „241. Beobachtungen und Betrachtungen über die R Entwickelung der Mysis vulgaris. Abb. m 195. Filaria? im Gehirn eines Eidechsen-Fötus. | Briefliche Mittheilung . . 2...) U 335. enthaltenen Aufsätze: Nach den Autoren geordnet. ' 237 | Jahrgang: Seite, Anch'nia Savigniana Eschsch. Abb. . „u. 1. 1. 85. Zur Kenntniss des re im Schneckeneie . . er: XIV. 157. Ueber das Leuchten . Biken verur- | sacht durch Oceania Blumenbachii, eine bei Sewastopol gefundene, leuchtende Meduse . . . ditun.nlsiedailst 1l: 117. Bemerkungen über ER oe squamata. Abbild. SR. ae ME X. 155. Ratzehurg. Ueber den Bau und die Lebensweise zweier an der Kiefer lebenden Gallmücken-Lar- Wan ANDON € at era ee Mae VI. 233. Beinhard, J. Ichthyologische Beiträge zur Fauna Grön- : lands (Lyeodes, Bythites) . 2... | 1m. | 235. Ichthyologische Beiträge zur Fauna Grön- lands (Trachypterus, Olinus unimaculatus, Scopelus glacialis, Motella argentata) . | au. 263. Reinhardt, J. T. Beschreibung einer neuen Art der Gattung ET Re. X. 240. Bengger. Notiz über die Aasvögel . . . ...| MM 404. Ueber Spinnen Paraguay’'s . . . . .. I. 130. BRetzius. Beschreibung einer neuen Spulwurm- Art, gefunden im Python bivittatus, nebst ver- _ gleichenden Bemerkungen. Aus dem Schwedischen von Creplin. Abb... . . | XIV. | 166. >. BRisso. Observations sur quelques poissons de la mer P "de Nice. ‚(Notacanthus, Dentex, Sebastes)' |" VI. 376. 288 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Seite. Sur une nouvelle espece du Genre Gym- netre (Gymnetrus). » 222220. VL 13. Roemer, A, Familien unter den Kanım-Muscheln . . IH. 379. Ross. Z.oologische Resultate von John Ross zwei- ter NordpokReie . . » ». 2.2 2% U. 183. Roulin. Ueber die Benennungen des Tapir . . . II. | 240. Rüppell. Neue Wirbelthiere, zu der Fauna von Abys- sinien gehörig. Frankfurt a. M. 1835. Erste Lieferung (Anzeige) . » .» . . 743 281. Sars. Zur Entwickelung der Anneliden Ba eirrata). Abb. . . . H H xl. le Ueber einen TE RR in einer A: lephe (Scolex Acalepharum). Abb. . . XI. 1: Zur Entwickelungsgeschichte der Mollusken und Zoophyten. Briefliche Mittheilung an den Herausgeber (Tritonia Ascarii; Eolidia badoensis; Doris muricata; Aste- rias sanguinolenta Müll.) . . . II, 402. Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der . Mollusken und Zoophyten (Tritonia Asca- rii, Aeolidia badöensis, Doris muricata Var., Aplysia guttata). Abb. . . . . VI. 196. Zusätze zu der von mir gegebenen Dar- stellung der Entwickelung der Nudi- ; branehrenAhb4. En: Zr ala X. 4. Ueber die Entwickelung der Seesterne. Fragment aus meinen „Beiträgen zur Fauna von Norwegen, Abb. . „2... X. 169. enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. Ueber die Entwickelung der Medusa aurita und der Cyanea capillata. (Fortsetzung der Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Mollusken und Zoophyten). Abb, v. Schierbrand. Beiträge zur Kenntniss der sogenannten Indianischen Vogelnester Sehilling und Hornschuch. Ornithologische Beiträge aus dem zoologi- schen Museum der Universität zu Greifs- wald (I. Ueber Limosa Meyeri Leisl. und Limosa rufa Briss.) Sehlegel. Beschreibung von Zonurus microlepidotus Cuv. und Zonurus Novae Guineae Schleg. Sehleiden. Notiz über die Einwirkung freier Kohlen- säure auf die Ernährung der Pflanzen Einige Blicke auf die Entwickelungsge- schichte des vegetabilischen Organismus bei den Phanerogamen. Abb. Berichtigungen von Druckfehlern im vori- gen Aufsatz . Botanische Notizen (1. Ueber [Bodenstätig, keit der Pflanzen. 2. Ueber den Inhalt des Pollenkornes. ‘3. Ueber die Grüb- chen in der Epidermis einiger Blätter. 4. Zur Geschichte der Metamorphose. 5. Ueber das Vorkommen der Spaltöffnun- gen. 6. Harmlose Bemerkungen über die Natur der Spaltöffnungen. 7. Einige Bemerkungen über die sogenannte Holz- faser der Chemiker. Abb. Archiv f. Naturgesch, XIV, Jahrg. 1. Bd. Jahrgang. VH. VI. IV. II. IM. I. IT. IV. 19 289 Seite. 393. 167. 279. 289. ‚414, 49, 290 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Botanische Notizen. 1. Ueber die Blüthe | Jhreane. | Seite der Loranthaceen; 2. Ueber die morpho- logische Bedeutung der Placenta; 3. An- deutungen über die anatomisch-physiolo- gischen Verschiedenheiten der Stengel- gebilde; 4. Ueber die weibliche Blüthe der Cannabineae; 5. Einige Bemerkungen über die Hydropeltideae; 6. Ueber einige eigenthümliche Bastzellen; 7. Ueber die | sogenannten Luftwurzeln der tropischen Orchideen. Abb, ., . -enianerueu S 211. Botanische Notizen (Fortsetzung). 1. Ueber Bastarderzeugung und Sexualität; 2. Ueber Crystalle in Cryptogamen; 3. Ueber das Verhältniss der Cytoblasten zum Le- bensprocess der Pflanzenzelle; 4. Ueber die Ausdehnung der vegetabilischen Faser | durch Feuchtigkeit; 5. Ueber den Bau | der Zellenmembran bei Moosen und Le- bermoosen; 6. Zur Kenntniss von Pellia epiphylla; 7. Ueber den Bau des Eichens bei den Ericeen, Sceleranthaceen, Ranun- eulaceen und Typhaceen; 8. Ueber das Zerfallen der Conferven in ihre einzelnen Glieder; 9. Ueber die Spiralzellenschicht in der Frucht der Laurineen; 10, Spalt- öffnungen auf Saamen-Integumenten; 11. Ueber den Familiencharakter der Elaeag- Dr Ahir er Varta 2683. Sehlotthauber. Beitrag zur Diagnostik der einheimischen IEEOSCHATLEN 6 creme X, 255. Schmidt, Oscar. Versuch einer Darstellung der Organisation der. Räderthiere, nach eigenen Unter- suchungen, mit Bezugnahme auf die neue- sten gegen die Ehrenberg’schen Ansichten gerichteten Angriffe. Abb, , . 2.2. X. 67. enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. Sehödler. Ueber Acanthocereus rigidus, ein bisher -noch unbekanntes Entomostracon aus der Familie der Cladoceren. Abb. . Sechomburgk, Robert. Ursprung des ‚Wuraly- oder Urary-Giftes. Mohz u. Sehwägrichen. Ueber den Cryptorhynchus Lapathi und seine Verwüstung des Erlenholzes. Abb. Seubert und Hochstetter. Uebersicht der Flora der azorischen Inseln, Abbild. Siekler. Thierfährten im bunten Sandsteine . Vergl. auch v. Siehold. Cyprinus Farenus Art. ein, ne Fisch : B Ueber die Er Hlechlanärkähngen von Syn- gnathus und Hippocampus. Aus einem Sendschreiben an die schwedische medi- einische Gesellschaft in Stockholm Zoologische Notizen. (Vergraben des Pe- lobates fuscus; Begattung der Libellen) Ueber das Eierlegen der Agrion forcipula Ueber das Stimm- und Gehörorgan der Orthopteren. Abb. ‚Ueber Strepsiptera. Abb. Ueber die weiblichen Eubechlechtsorgene der Tachinen- . . RUN Lange Lebensdauer der (Bpkruitnzgen bei 1 AL A Jahrgang. xIL I. XI. bu u a IL. VI. 301. 230. 337. 327. 292. 375 205. 52. 137. 191. 107. 292 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Helminthologische Beiträge (Monostomum | "zz | *ei« mutabile). Abb.y er... ne. SL 45. Helminthologische Beiträge. Zweiter Bei- trag. (Syngamus trachealis. Ein doppel- leibiger Eingeweidewurm). Abb. . - . u. 105. Helminthologische Beiträge. Dritter Bei- trag. Berichtigung der von Burmeister gegebenen Beschreibung des Distomum globiporum. Abb. . . . h : Il. 217. Belminthologische Beiträge. Vierter Beilrse, Ueber geschlechtslose Nematoideen . . IV. 302. Zusatz zu einem Aufsatz von Nathusius über Syngamus trachealis . . .. .| ME 66. Ueber das Gehörorgan der Mollusken. Abb. vu. 4148. Ueber die Sexualität der Muschelthiere . II. 51. Ueber den Unterschied der Schalenbildung der männlichen und weiblichen Anodonten I. 415. vw. Siemuszowa-Pietruski. Beobachtungen über Jie Brunst-, Trag- und Setzzeit der gemeinen Landbären (Ursus aretos), nebst einer genauen, atıf vieljähriger Erfahrung gegründeten Be- schreibung der vier galizischen Bären- _ Rassen . . NN IX. 369. Beobachtungen abeh a Dach . II. 160, Beobachtungen über einen ungewöhnlich zahmen und äusserst klugen Baummarder En en (Mustela martes) ET BLLE N: V. 251. Beobachtungen über den Nörz ur NR XU. 183. Ueber den polnischen Biber . . . . . XI. 186. Verzeichniss der Vögel Galliziens . . . vl. 369. Briefliche Nachricht über einige sehr sel- tene Vögel, welche nach der Herausgabe meines Verzeichnisses der Vögel Gali- ziens entdeckt worden sind, als Beitrag zu demselben . . . - v2. 335. Nutzen der Spechtmeise (Sitta Er durch die Vertilgung der Borkenkäfer , | _IV. 48. enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. Fortpflanzung der Ringeltaube in der Ge- fangenschaft Sowerby. Cumingia, neue Bivalven-Gattung Stein. Ueber die geographische Verbreitung und die Lebensweise der südamerikanischen Singvögel, mitgetheilt aus d’Orbigny’s Reise er et Entwickelungsgeschichte mehrerer Insecten- Gattungen aus der Ordnung der Neuro- pteren (Raphidia, Panorpa, Osmylus). Abbild. TRY (TE RENT ELTERN Sundewall. Ueber das Vorkommen des Edelhirsches in Scandinavien Tellkampf. Beschreibung einiger neuer in der Mam- muth-Höhle in Kentucky - aufgefundener Gattungen von Gliederthieren (Adelops, Phalangodes, Anthrobia, Triura). Abb. . Temminck. Ueber das Geschlecht der Blattnasen (Rhi- nolophus Geoflr.) (mit Zusätzen von Wiegmann) Torrey. Monograph of Nord American Cyperaceae Troschel, Ueber einige Bloch’sche Fisch-Arten (Pla- ‚tycephalus scaber Bl.; Scorpaena gibbosa Bl.; Mugil cephalus Bl.; Cossyphus An- ‚ehorago (Sparus Anchorago Bl.) ; D“ Jahrgang. VI. IV. II. VI 315. 73. 318. S1. 106. 267. 2394 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Seite, Ueber die Mundtheile einheimischer Schnek- ken. Abb: 1.2 1. uk ran 14 327 2.7. 1 a Ai u. 257. Neue Süsswasser-Conchylien aus dem Gan- ges. (Limnaeus, Paludina, Melania, Ne- ritina, Unio) SIESE N I Pure II. 166. Steganotoma noy. gen. Abb. . . » ..| MH. 163. Anatomie von Ampullaria urceus und über die Gattung Lanistes Montf. Abb. . . | XI. 197. Zur Gattung Scarabus Montf. (Abb.) . . IV. 202. Ueber die Gattung Amphipoplea Nilss. (mit- getheilt in der Gesellschaft naturforschen- der Freunde zu Berlin den 21. August 1838). Abb... . . . Vo 176. Ueber die en FEB ae und Kiemen zur Familienunterscheidung der Muscheln und über die Familie der NajsdnwAbbileny. arte Hung XI. |. 257. Auszug aus d’Orbigny’s Foraminiferen Ame- rika’s und der Oanarischen Inseln . . VI. 398. Neue , Holothurien-Gattungen (Anaperus, Oreula, 'Colochirus) in ln, X. 60. Troschel und 3. Müller. Synopsis generum et specierum familiae Characinorum. Prodromus descriptionis novorum generum et specierum . . « x. 81. Ueber die Gattungen der Asteriden. . . Va: 318. Ueber die Gattungen der Ophiuren . . . VI. 326. Fortgesetzte Bemerkungen über die Gattun- gon.der ‚Asteriden lese. VI. 367. Neue Beiträge zur Kenntniss der Asteriden., 4. Beschreibung neuer Arten; 2, Ueber die Ophiuren mit Häkchen an den Armen; 3. Ueber die geographische ran der Asteriden . 2 20.2. R alee IX. 113. Beschreibung neuer Asteriden . 2... X, 478. enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. v, Tschudi, Mammalium conspectus, quae in republica Peruana reperiuntur et pleraque obser-- vata vel collecta sunt in itinere Avium conspectus quae in republica Pe- ruana reperiuntur et pleraeque observa- tae vel collectae sunt in itinere Nachträgliche Bemerkungen zu meinem Conspeetus avium etc. (Cyclarhis, Cer- thiola) . - Diagnosen einiger neuer ahseher vö- gel. (Ampelis, Columba, Penelope, Thi- nocorus, Crypturus, Odontophorus, Oedi- enemus, Charadrius, Crex, Larus, Fulica, Sterna, Dysporus, Anser, Anas) Reptilium conspectus, quae in republica Peruana reperiuntur et pleraque obser- vata vel collecta sunt in itinere - Die Familie der Ecpleopoda ; Neues Genus von Wasserschlangen (Ste- phanohydra). Abb. Briefliche Mittheilung. (Besatung ar Sa. lamander) . 5 Ungenannt (C. W. S.) Zur Lehre vom Instinkt Wanbeneden. Bemerkung zu des Herausgebers Aufsatz über Mytilus polymorphus . de Vriese. Ueber den Stern-Anis (Jllicium anisatum L.) Vergl. auch ! Die Meinungen von Käinpfor; Mhunber; Linne u. Anderen über die Mutterpflanze ‚des Sternanises des Handels, vertheidigt gegen v. Siebold und Zuccarini | Jahrgang. xl. IX, XI. XI. il. xl. I. IV. 295 Seite, 244. 262. 360. 385. 150. 41. 331. 366. 132. 141, 296 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang, de Vriese und Vrolik. Fortgesetzte Versuche über die erhöhte Temperatur des Kolbens einer Colocasia odora (Caladium odorum). Abb. . . . V. Vrolik und de Vriese. Fortgesetzte Versuche über die erhöhte Temperatur des Kolbens einer Colocasia odora (Caladium odorum), in dem bo- tanischen Garten zu Alerlan) ange- stellt. Abbi} 7. 1.1.9 Sooatnunisuen len, NZ Wagner, Andreas, Beiträge zur Kenntniss der geographischen Verbreitung der Sängethiere Australiens, mit Notizen über einige neuentdeckte Arten von J. E. Gray. Im Auszuge mitgetheilt. . . . VIH. Diagnosen neuer Arten Ihrastirahens Säng- thiere (Callithrix, Chrysothrix, Hapale, Phyllostoma, Lutra, Didelphys, Sciurus, Cercolabes, Loncheres, Hesperomys, Da- SYHrOcta)IRf rn > SEIEN VIH. Bericht über die neuesten SEE von Lund, bezüglich der gegenwärtigen wie der ausgestorbenen Säugthierfauna Bra- siliens. Im Auszuge mitgetheilt und mit einigen Bemerkungen versehen . . . IX. Berichtigung einiger von Herrn Duvernoy gemachten Bemerkungen über meine Be- schreibungen der Säugthiere in Dr. M. Wagner’s Reisen in der Regentschaft Alkier In. VI. Fossile ebenen von einem Afenschädel. Notiz", aen?. V. Diagnosen neuer FerER brafilikcher Haid flügler. (Phyllostoma, Chilonycteris, Em- 3 ballonura, Dysopes) . » : 2.0. IX. Seite, 135. 135. 339. 356. 347. 212. 171. 365. enthaltenen Aufsätze, Nach den Autoren geordnet. Beschreibung einer zur Gattung Thyroptera gehörigen Fledermaus von H. Rasch. Aus dem Nyt Magazin for Naturvidens- kaberne (Bd. 1Y. Heft 1. Christiania 1843) im Auszuge übersetzt und mit Bemer- kungen begleitet = Bemerkungen über die Ars eeite & Be diluvianischen Höhlenbären . E Die italienischen Spitzmäuse nach den a gaben der lconographia della Fauna ita- lica di ©.L. Bonaparte, Eann® di Ca- nino e Musignano . - Beschreibung einer neuen Art von Ba kuts, Perameles myosurus, nebst Bemer- kungen über Perameles obesula Gruppirung der Gattungen der Nager in natürliche Familien, nebst Beschreibung einiger neuen Gattungen und Arten . Beschreibung einiger kleinen Säugethiere aus Syrien und Afrika (Rhinolophus, Myoxus, Meriones, Hypudaeus, Mus) . Diagnosen einiger neuen Arten von Nagern und Handflüglern. (Mesomys, Isothrix, Loncheres, Dactylomys, Hesperomys, Sciurus, Vespertilio, Rhinolophus, Mus, Myoxus, Meriones) E > . Macrocolus, eine neue Nagergatung aus der Familie der Springer Beiträge zur Kenntniss der Arten von Öte- nomys . en _ Beschreibung einiger neuer ai Krilder bekannter Nager (Ctenodactylus, Habro- coma, Mus, Holochilus, Meriones, Hy- pudaeus, Hystrix) . ‚ Nachtrag zu meiner Bosshreibbng von Ha- brocoma und Holochilus . Wagner, Moritz, Ueber Macroscelides Rozeti Jahrgang, IX. VI. vi. VI. XIV. XI. 297 Seite, 361. 24. 297. 289. 111. 180. 445. 172. 288. 79. 298 Verzeichniss der in den ersten vierzelin Jahrgängen Jahrgang, Wagner, Rud. Ueber die Zoolithenhöhle bei Rabenstein und den darin gefundenen fossilen Un- terkiefer einer kleinen Katzenart. (Abb.) I. 2. Ueber die Spermatozoen. Briefliche Mit- theilang. Abb. 7. une. a Skill V. Einige Bemerkungen über den Bau der zusammengesetzten Augen der Insecten, (Abb) 2 a ae Ueber die merkwürdige Bewegung der Far- benzellen (Chromatophoren) der Cepha- lopoden und eine. muthmasslich neue Reihe von Bewegungsphänomenen in der OrBanischeit2 Natur). ”., 2 Bear ER SEBESETZEEN TE Bemerkungen über die Geschlechtstheile Her) Sahnecken fi. 2, u 22.20.2200 Insch, Briefliche Mittheilung (Geschlechtsverhält- nisse von Cypris, Cyclas, Limax, Helix, Paludina impara; — Saamenthierchen von Minbelthieren) 2 Se 0 Sera Entdeckung männlicher Geschlechtstheile bei den Actinien. (Abb) . . 2... 2 Ueber muthmassliche Nesselorgane der Me- dusen und das Vorkommen eigenthüm- licher Gebilde bei wirbellosen Thieren, welche eine neue Klasse von Bewegungs- organen zu constituiren scheinen . . . Vu. Weaterhouse. Diagnosen der neuen Mäuse, welche auf Darwin’s Reise entdeckt wurden . . . v1. IS CHINSS Ce ee re nn 1... 16230; v1. Weisse. Ueber die Vermehrungsweise des Chloro- gonium euchlorum Ehrbg. Abb. . . . XIV. Seite, 96. 41. 372. ü enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. Werneck. Kurze Betrachtung über die Abhandlung, betitelt: Die'Grundformen der Infusorien in den Heilquellen, nebst allgemeinen Bemerkungen über die Entwickelung der- selben von Dr. S. F. Stiebel. Mit einer Tafel. Frankfurt a. M. Verlag von Carl Jügel. 1841. Quart. 22 Seiten . White. Zwei Fälle, in denen eine Hauskatze Mut- terstelle bei Jungen anderer Thiere ver- treten haben soll Wiegmann, Im Jahre 1837 neu aufgestellte Säugethier- arten, deren Diagnosen im Jahresberichte „des vierten Jahrganges aus Mangel an Raum wegbleiben mussten . Fossile Quadrumanen (Notiz) . Fossile Quadrumanen (Notiz) . u Betrachtungen über das Gebiss der Raub- thiere. Erste Abhandlung. Das Gebiss der carnivoren und omnivoren Raub- thiere ’ Ueber das Gebiss Are Walltosses ronee- tragen in der Gesellschaft naturforschen- der Freunde zu Berlin im Juli 1833) . Ueber die Gattung Procyon Zur geographischen Verbreitung der Bde mäuse (Notiz) } Einige Bemerkungen über Kids Chinchilla 5 Notiz über das Gebiss des Moco ( Cavia rupestris Neuw. Kerodon Fr. Cuv.) . Mittheilungen über die Rehbrunst Begattung des Elephanten Zusatz zu dem Aufsatz A. v. Humboldrs über den Manati des Orinoko . Jahrgang. II. III. I. 299 Seite, 105. 401. 403. 373. 95. 257. 413. 353. 82, 204. 378. 195. 110. 300 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen NachträglicheBemerkung zum Jahresberichte | Jatrzang. | Seite. des ersten Jahrganges (Ada Commerso- nii Less. und die Gattung a Kittl. betreffend. .... .!. x I. s0. Uebersicht der im Jahre 1837 neu fee stellten Genera und Arten der Raubvögel, - Singvögel und Rlettervögel, welche im Jahresberichte des vorigen Jahrganges unerwähnt bleiben mussten, Nachtrag . zum zweiten Bande des vorigen Jahr- Banbesy. (. ..6.2 . e V. 373. Zusatz zu Nayahnr Auflakz er En schwäne. Abb. . . . . IVe 367. Ueber Amystes, eine neue Ealmıe der Lacerten, ohne Augenlieder . . . 1. 2. 1. Herpetologische Notizen: 1. Akuysien WierEn, = Ophiops Menetr. 2. Scincus Fitz. 3. Diploglossus Wiegm. 4. Euprepes. 5. Xenodermus Reinh. . . . III, 123. Ueber die fusslosen Amphisbänen hai Brust- schildern (Lepidosternon Wagl.) Abb. , D. 152. Zoologische Resultate von John Ross zwei- ter Nordpol-Reise (Säugethiere, Vögel) Il. 183. (Fische, Insecten, Crustaceen, Mollusken) 11. 280. Electrische Erscheinungen am Zitterrochen &atiz) 7.7 T. 5 Ne 1. 377. Nachträge und Besen zum ersten Bande. «. Thierfährten im bunten Sand- steine. 8. Der Cucurrito. y. Ueber die Krätzmilbe des Menschen und Pferdes . Idi 395. Beobachtungen englischer Naturforscher über die Afterscorpione (Chelifer) . . . I. 2. 186. Beschreibung einiger neuen Crustaceen de Berliner Museums aus Mexico und Bra- silien (Atya, Palaemon) . . . 2... 1. 145. Abweichende Form der Blutkörperchen und Blutlauf bei Lämopoden . . . . V. 111. Einige Bemerkungen über Guilding’s Periz patus.ı 0 1 lan rl A 195. enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. 301 Jahrgang. Seite. Ueber Mytilus polymorphus (Tichogonia BEDSSME)) I. C4- Sg IV. 342. Ueber neue Arten der Eakang Tehorone Rossm. (Dreissena Vanben.) nach den Exemplaren des Berliner Museums . . IH. 47. Anmerkung zu Kirtland über die sexuellen |. Charaktere der Najaden . . . .... 1. 239. Ehrenberg's neuere Entdeckung über die BRGnlarren! (INOHZIL Aura here Din ehe IN. 377. Rechtfertigung gegen Gloger . . . . . VI. 229. Wiegmann (in Braunschweig). Ueber einen Agaricus, der in einem ver- schlossenen Glase auf mit kohlensaurem Ammoniak begossenen Sägespähnen ge- BBGlsenzwar"., ei. 4 0,15 0 HERR 122: | 232. will. Ueber das Leuchten einiger Seethiere . . X. 328. Ueber Staurosoma, einen in den Actinien lebenden Schmarotzer. Abb. . . . . X. 337. Ueber Distoma Bero&s. Abb. , . . . X. 343. Zur Anatomie und Naturgeschichte von Angiostoma limaeis Duj.. . . . ...| XIV. | 174. Zimmermann. Zur Naturgeschichte der Mantis carolina . IX. 390. Zueearini. Berichtigung der Angaben des Herrn Pro- fessor de Vriese über die Mutterpflanze BasBlernanises;... >... 0,0002 ur ll. 204. Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen enthal- tenen Aufsätze. Systemalisch geordnet, : PETERS ORG 4 iz Be ET I IT‘ Br a. | li lastaehr u 2a Pr - rule Ba rt A Ka 4. nab E af Has aaltı>d TalkHe Isdinn. veank u en ua a 2.012 iur Rapp lo Fa a Re Ur tr 1 uni au) BE | es olenlanallie Tal dot : } en ee a a ee EL ET ER NY, ‚touln en T 2.1 go ‚rose Dir sh, rau) msn ie j . vAhrhi ET ‚ehhpie } >? FE) EN <: + . AD a a Pi Lina ng ERRN u rar am Pr ve N 3 u 4} De Dann 2 Re, are rayinr ORT. u Nu: ah BE u Be ne anhand ui 4oologie. Ehrenberg: Ueber die thierische Orga- nisation. Auszug aus dem 'Schlusse eines Vortrages in der Berliner Akademie der Wissenschaften am 18. Juni 1835, über die Acalephen des rothen Meeres . Ehrenberg: Naturreich des Menschen, oder das Reich der willensfreien beseel- ten Naturkörper in 19 Klassen über- sichtlich geordnet . Sa, R. Wagner: Ueber die an — Briefliche Mittheilung (Geschlechtsver- hältnisse von Cypris, Cyclas, Limax, Helix, Paludina impara; — Saamenthier- chen von Wirbelthieren) . v. Siebold: Lange Lebensdauer Ber Brer matozoen bei Vespa 2 Kölliker: Zur Lehre von den Purchangen FE. Müller: Zur Kenntniss des Furchungs- processes im Schneckeneie . Rathke: Zur Kenntniss des Farokaßge‘ processes im Schneckeneie . 5 - Will: Ueber das Leuchten einiger Sen EU a, 2 s v. Baer: Schilderung ds tische Es: bens auf Novaia Zemlia . \ Moritz: Notizen zur Fauna der ve Puertorico $ E Archiv 1. Naturgesch, XIV, PR: 1, Bd, Jahrgang. 1. 2. I. 20 Seite. 123. 130. 41. 160. 373. 306 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen v. Bredow: Auszüge aus den’ Schreiben des reisenden Naturforschers ©. Moritz in Südamerika k D’Orbigny: Naturhistorische Seiderung des nördlichen Patagonien . Eichwald: Einige Bemerkungen über das kaspische Meer (Fische, Mollusken) . S. Müller: Ueber den Charakter der Thierwelt auf den Inseln des indischen Archipels, ein Beitrag zur zoologischen Geographie Wirbelthiere. Süugethiere. Meckel: Beschreibung der von Herrn A. v. Humboldt nach Europa gebrachten und dem Nationalmuseum zu Paris ge- schenkten Amerikanerschädel Wiegmann: Im Jahre 1837 neu aufge- stellte Säugethierarten, deren Diagnosen im Jahresberichte des vierten Jahrganges aus Mangel an Raum wegbleiben mussten Melchior: Die Säugethiere des Dänischen Staats und Norwegens A. Wagner: Berichtigung einiger von Herrn Duvernoy gemachten Bemerkungen über meine Beschreibungen der Säug- thiere in Dr. M. Wagner’s Reisen in der Regentschaft Algier Adsk Ueber Rüppell’s Neue Wirbelthiere, zu der Fauna von Abyssinien gehörig. Frankfurt a. M. 1835. Fol. Erste Liefe- rung Säugethiere Zoologische Resultate von gran Ross’ zweiter Nordpol-Reise (Säugethiere) . Jahrgang. | IH. I. vH. Seite. 408. 109. 212. 281. 183. enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. A. Wagner: Bericht über die neuesten Leistungen von Lund, bezüglich der ge- genwärtigen wie der ausgestorbenen Säugthier-Fauna Brasiliens. Im Auszuge mitgetheilt und mit einigen Bemerkungen versehen v. Tschudi: Mammalium conspectus, quae in Republica Peruana reperiuntur et ple- raque observata vel collecta sunt in itinere Gray: Beiträge zur Kenntniss der geogra- phischen Verbreitung der Säugethiere Australiens, mit Notizen über einige neu entdeckte Arten. Im Auszuge mitgetheilt von A. Wagner . 93 A. Wagner: Beschreibung einiger kleinen Säugethiere aus Syrien und Africa. (Rhi- nolophus, Myoxus, Meriones, Hypudaeus, BE. 0.0 Hassan - 88 — Diagnosen einiger neuen Arten von Nagern und Handflüglern (Mesomys, Isothrix, Loncheres, Dactylomys, Hespe- romys, Sciurus, Vespertilio, Rhinolophus, Mus, Myoxus, Meriones) Gray: Ueber einige neue oder wenig be- kannte Säugethiere, besonders aus der Sammlung des britischen Museums (Pa- radoxurus, Herpestes, Macropus, Halma- turus, Petrogale, Bettongia, Hypsiprym- aus, Sciuroptera) . PETE x A. Wagner: Diagnosen neuer Arten bi: silischer Säugthiere ( Callithrix, Chryso- thrix, Hapale, Phyllostoma, Lutra, Didel- phys, Sciurus, Cercolabes, Loncheres, Hesperomys, Dasyprocta) Ber S. Müller: Ueber die auf den Sunda- Inseln lebenden ungeschwänzten Affen- ‚Arten Jahrgang. IX. VII. XIV. xl. vn. xl. 20 * 307 Selte. 347. 244. 339, 180. 145. 188. 356, 72. - 308 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Seite. A. Wagner: Fossile Ueberreste von einem Affenschädel ... \. unibeutosananeoN een V. 171. — Fossile Quadrumanen . . . 2»... IE 372. — Fossile Quadrumanen (Notiz) . . . IV. 95. v. Keyserling und Blasius: Uebersicht der Gattungs- und Artcharaktere der enropäischen Fledermäuse . . . . . V. 293. v. Keyserling und Blasius: Nachträg- liche Bemerkungen zur Uebersicht der Gattungs- und Artcharaktere der euro- päischen Fledermäuse. . . . 2... VI. Mi. Boie: Bemerkung zu dem Aufsatze der Herren v. Keyserling und Blasius über = die europäischen Fledermäuse. . . . u. - 262. A. Wagner: Diagnosen neuer Arten bra- silianischer Handflügler (Phyllostoma, Chilonycteris, Emballonura, Dysopes) . | IX. 365. Gundlach: Beschreibung von vier auf Cuba gefangenen Fledermäusen . . v1. 356. Temminck: Ueber das Geschlecht uf Blattnasen (Rhinolophus Geofir.) . . . 11. 81. Rasch: Beschreibung einer zur Gattung Thyroptera gehörigen Fledermaus, im Auszuge übersetzt und mit Bemerkungen begleitet von A. Wagner . . 2... X 361. Krauss: Ueber die Beutel-Fledermaus aus Snrinam ‚yo 1.)e Draumen eat. re XI. 178. M. Wagner: Ueber Macroscelides Rozeti M 79. Nathusius: Beiträge zur Kenntniss der europäischen Spitzmäuse. Erster, histo- tischen Theil; .). Aajges Iaimie. Ki a ee IV. 19. A. Wagner: Die italienischen Spitzmäuse nach den Angaben der lconografia della Fauna italica di ©. L. Bonaparte, Prin- eipe di Canino e Musignano Fase. XXIX. 4840: Imjänszuse >41. 0... VI. 297. enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. Brandt: Bemerkungen über .den innern Bau des Wuychuchol (Myogale moschata), im Vergleich mit dem des Maulwurfs und der Spitzmaus (Sorex araneus) Wiegmann: Betrachtungen über das Ge- biss der Raubthiere (Ferae). Erste Ab- handlung. Das Gebiss der carnivoren und omnivoren Raubthiere Er At: v. Siemuszowa-Pietruski: Beobach- tungen über die Brunst-, Trag- und Setzzeit der gemeinen Landbären (Ursus arctos), nebst einer genauen, auf viel- jähriger Erfahrung gegründeten Beschrei- bung der vier galizischen Bären-Rassen A. Wagner: Bemerkungen über die Art- rechte der antediluvianischen Höhlenbären Wiegmann: Ueber die Gattung Procyon v. Siemuszowa-Pietruski: Beobach- tungen über den Dachs . . .. . — — Beobachtungen über einen unge- wöhnlich zahmen und äusserst klugen Baummarder (Mustela martes) . — — Beobachtungen über den Nörz Gloger: Berichtigung (Stellung des Nörz) Wiegmann: Rechtfertigung e Liechtenstein: Ueber Lutra maculicollis Licht. aus dem Kafferlande . 3 Nathusius: Bemerkungen über den Schä- del von Lutra und Spalax . . 2. A. Wagner: Die lebenden Arten der brasilianischen Hunde . Alan White: Zwei Fälle, in denen eine Haus- katze Mutterstelle bei Jungen anderer Thiere vertreten haben soll Krassow: Wie viele Luchsarten giebt es in Scandinavien? Jahrgang. I. Il. 309 Seite. 257. 369. 24. 353. 160. 251. 183. 228, 231. 89. 130. 356. 401. 70. 310 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen R. Wagner: Ueber die Zoolithenhöhle bei Rabenstein, und den darin gefundenen fossilen Unterkiefer einer kleinen Katzenart A. Wagner: Beschreibung einer neuen Art von Bandikuts, Perameles myosurus, nebst Bemerkungen über Perameles obesula a a ee Fa — Gruppirung der Gattungen der Nager in natürlichen Familien, nebst Beschrei- bung einiger neuen Gattungen und Arten (Rhombomys, Mystromys, Euryotis, Den- dromys, Pteromys, Lepus) . — Beschreibung einiger neuer oder min- der bekannter Nager (Ctenodactylus, Habrocoma, Mus, Holochilus, Meriones, Hypudaeus, Hystrix) . — Nachtrag zu meiner Beschreibung von Habrocoma und Holochilus . Waterhouse: Diagnosen der neuen Mäuse, welche auf Darwin’s Reise entdeckt wurden Schluss . sk RT REES v. Keyserling und Blasius: Schreiben. (Mus Nordmanni ist — Mus hortulanus Nordm. ‚ Sminthus Nordmanni ist = Smin- thus loriger Nath.) nr Zur geographischen Verbreitung der Spring- mäuse (Notiz) : A. Wagner: Macrocolus, eine neue Nager- gattung aus der Familie der Springer F. Cuvier: Eligmodontia, neues Nage- thier-Genus SLOT OB UAR REES A. Wagner: Beiträge zur Kenntniss der Arten von Ötenomys . : Wiegmann: Einige Bemerkungen über das Chinchilla Jahrgang. Seite, 1. 2 96. vn. 289. vn. 414. VI, 1. VIH. 288. vl 174, vi 281 VI 330 IV 82. XI. 172. u 407 XIV. 72 enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. Pöppig: Ueber den Cucurrito Chile’s (Psammoryctes noctivagus Poepp.) Bemerkung dazu . Reinhardt: Beschreibung einer neuen Art der Gattung Cercolabes . - v. Siemuszowa-Pietruski: Ueber den polnischen Biber ae a Wiegmann: Notiz über das Gebiss des Moco (Cavia rupestris Neuw. Kerodon E. Cuy.).. a Sr oe 2 Sundewall: Ueber das Vorkommen des Edelhirsches in Scandinavien - Wiegmann: Mittheilungen über die Reh- brunst . sinn eorts v. Rapp: Anatomische Untersuchungen über das javanische Moschusthier z v. Baer: Nochmalige Untersuchung der Frage: ob in Europa in historischer Zeit zwei Arten von wilden Stieren lebten? . Pusch: Neue Beiträge zur Erläuterung und endlichen Erledigung der Streitfrage über Tur und Zubr. (Urus und Bison) v. Baer: Ueber den Zubr oder Auer- ochsen des Kaukasus . Hodgson: Ueber den Gauri-Gou, A Em Journ. of tlıe Asiatic Soc. of Bengal. VI. Bd. 1. 5. 499 und VII. Bd. 2. S. 745 zu- sammengestellt von Wiegmann . v. Hügel: Mittel gegen die Brunstwnth der Elephauten Wiegmann: Begattung de Eieknäiten Roulin: Ueber die Benennungen des Tapir Nilsson: Entwurf einer systematischen Eintheilung und speciellen Beschreibung der Phoken. Uebersetzt von Peters . J. Müller: Nachschrift zu vorstehender Abhandlung . Jahrgang. 1. 1. a Vu. NV. stil Seite, 252. 397. 240. 186. 378. 73. 195. 43. 62. 47. 268. 263. 109. 110. 240, 301. 333. 312 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Seite. Wiegmann: Ueber das Gebiss des Wall- | rösses 2" 27... Au.) Zur BANN“ 113. v. Humboldt: Ueber den Manati des OrNoROrEr N BEER RER IV. 1. Zusatz vom Herausgeber . .... IV. 10. Cocco: Ueber einen in der Meerenge von Messina gefundenen Delphin. Aus einem Briefe an Philippi in Kassel . . ..| XH. 104. Vögel. Cabanis: Ornithologische Notizen I. . . XI. | 186. — Ornithologische Notizen I. . . . . | XII. | 308. Naumann: Ornithologische Reise nach und durch Ungarn . . » 2 200. Il. 69. v. Siemuszowa-Pietruski: Verzeich- niss der Vögel Galiziens . . ... VI. 369. — — Briefliche Nachricht über einige sehr seltene Vögel, welche nach der Herausgabe meines Verzeichnisses der Vögel Galiziens entdeckt worden: sind, als Beitrag zu demselben mitgetheilt . | VI. 335. Alberg Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, übersetzt von Greplin . #:.7% 7. Mb ERIEROREE RING XIV. | 197. Zoologische Resultate von John Ross zweiter Nordpol-Reise (Vögel) . . . IT. 193. Gambel: Ueber die in Ober - Californien beobachteten Vögel (mit Bemerkungen VER LEELENN EN) NEE XIV. 82. v. Tschudi: Avium conspectus quae in Republica Peruana reperiuntur et ple- raeque observatae vel collectae sunt in ItIDereE Ve met aan Srase T 262. Nachträgliche Bemerkungen zu dem Con- spectus ayiam °. ostnrmeugnitr fair 360. r enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. v. Tschudi: Diagnosen einiger neuer pe- ruanischer Vögel (Ampelis, Columba, Pe- nelope, Thinocorus, Crypturus, Odonto- phorus, Oedienemus, Charadrius, COrex, Larus, Fulica, Sterna, RSBEREHAL Anser, BASE El. |; Wiegmann: Uebersicht der i im Jahre 1837 neu aufgestellten Genera und Arten der Raubvögel, Singvögel und Klettervögel, welche im Jahresberichte des vorigen Jahrgangs unerwähnt bleiben mussten Stein: Ueber die geographische Verbrei- tung und die Lebensweise der südameri- kanischen Singvögel. Mitgetheilt aus d’Orbigny’s Reise . Se v. Keyserling und lasins! Ueber ein zoologisches Kennzeichen der Ordnung der Sperlingsartigen oder Singvögel . Burmeister: Einige Bemerkungen über die Bekleidung des Laufs der Singvögel, (Passerinae Nitzsch) 4 Blasius und v. Keyserling: Brwibde: rung auf Burmeister’s Aufsatz: Bemer- kungen über die PS des Laufs der Singvögel 5 Gloger: Berichtigung (Charaktere der Singvögel) . ... Kae Wiegmann: Rechtfertigung Naumann: Ornithologische Notiz(Turdus) Audubon: Ueber das Vorkommen der nordamerikanischen ee (Troglo- dytes) . . 2 an. v. Siemuszowa- Biere Nutzen der Spechtmeise (Sitta europaea) durch die Vertilgung der Borkenkäfer v. Schierbrand: Beiträge zur Konnieiss der sogenannten Indianischen Vogelnester Zur Lehre vom Instinkt (Kanarienvögel) . Jahrgang. VI. IV. 313 Seite, 385. 373. 235. 332. 220. 362. 227. 229. 372. 312. 48. 393. 132. 314 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen zum Jahresberichte des ersten Jahrganges (Ada Commersonii Less. und die Gattung Jahrgang. Seite. Wiegmann: Nachträgliche Bemerkung Pteroptochus Kittl.) betreffend . -I. 80. Gould: Uebersicht der Rhamphastiden Il. 307. Pöppig: Psittacus cyanolyseos Mol. 11: 87. Rengger: Notiz über die Aasvögel 1l. 109. v. Siemuszowa-Pietruski: Fortpflan- zung der Ringeltaube in der Gefangen- schaft te VI. 43, Falk: Ueber die Abkunft Be hltlerh Waldhuhns IE 74. Koch: oe une - a Huhn, Tetrao Cupido L. (Prairie-Henn, Ruster) UI. 159. Audubon: Wafdrneschichte dag Cupra, Huhns (The pinnated Grous, Tetrao Cu- pido L.) - ll. 164. Gebler: Perdix alfaite II. 267. Fitzinger: Mittheilung über eine nal-Abbildung des Dronte (Didus ineptus Linne) von Roland Savery in der k. k. Gemälde-Gallerie im Belvedere zu Wien XIV. 79. Hamel: Der Dodo, die Einsiedler und der f erdichtete Nazarvogel . XIV. | 118. Owen: Anatomie des Kiwi oder Kivikivi (Apteryx australis Sh.) Y: 85. Fortsetzung V. 364. Hornschuch und Schillunn Datei gische Beiträge aus dem zoologischen Museum der Universität zu Greifswald. (Ueber Limosa a Leisl. und Limosa rufa Briss.) IV. |..167. Erythrogonys Gould. Neue re ia Wadvögel Arc V. ‚397. Naumann: Zwei Arten Singschwäne in Deutschland . IV. 361. Zusatz vom He rahien: u IV. 367. enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. Ekström: Sommerkleid der Anas clangula Fries: Beobachtungen über die Frühlings- mauser der Anas glacialis Ekström: Beiträge zur Nahe der Eider-Ente (Anas mollissima) Amphibien. v. Tschudi: Reptilium conspectus, quae in Republica Peruana reperiuntur et ple- raque observata vel collecta sunt in iti- nere k Bonaparte, Dahz von enaioh Che- loniorum tabula analytica Bronn: Ueber die fossilen Esvine a Lias-Formation und der Oolithe Van der Hoeven: Berichtigung einer Stelle der Isis von Oken für 1836 (Far- benveränderung des Chamäleons). . . v. Tschudi: Die Familie der Ecpleopoda Schlegel: Beschreibung von Zonurus mi- erolepidotus Cuv. und Zonurus Novae guineae Schleg. . Wiegmann: Ueber A eine neue -Gattung der Lacerten, ohne Augenlieder — Herpetologische Notizen (1. Amystes Wiegm. — Ophiops Menetr. 2. Scincus Fitz. 3. Diploglossus Wiegm. 4. Eupre- pes. 5. Xenodermus Reinh. . . . . — Ueber die fusslosen Amphisbaenen mit Brustschildern (Lepidosternon Wagl.) Gundlach: Ueber zwei von mir gesam- melte Boen von Cuba v. Tschudi: Neues Genus von Wissen - schlangen (Stephanohydra) . Schlotthauber: Beitrag zur Eiiagineitik der einheimischen Froscharten . v. Siebold: Pelobates fuscus Jahrgang. II. ul. II. X. IV. VIU. I. XII, 315 Selte. 69. 68. 66. 150. 136. 316 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen f Jahrgang. Seite. v. Rapp: Neue Batrachier (Hyperolius, Engystoma, Breviceps) . . VII. | 289. v. Tschudi: Briefliche Mittheilung (Begat- tung des schwarzen Salamander) . . . xl. 366. Freyer: Ueber eine neue Art von Hypo- chthon (Proteus). Briefliche Mittheilung XI. 289. Rathke: Die Seeschlange der Norweger vn. 278. Fische. Zoologische Resultate von John Ross zweiter Nordpol-Reise (Fische) . . . II. 280. J. Müller: Ueber den Bau und die Gren- ; zen der Ganoiden, und über das natür- liehe System der Fische . . . . xl. 91. — Fernere Bemerkungen über den Bau der Ganoiden . . . Xu. 190. — Beiträge zur Kenntniss a echen Familien der Fische . . . IK. 292, — Nachträge zu der AERÄHaEERS au die natürlichen Familien der Fische . . . IX. 381. v. Baer: Ueber die Entstehungsweise der Schwimmblase ohne Ausführungsgang . IH. 248. Lepidosiren ist kein Reptil. . . . . V. 398. Troschel: Ueber einige Bloch’sche Fisch. Arten (Platycephalus, Scorpaena, Mugil, Cossyphus Anchorago [Sparus Ancho- rago Bloch]) . . . \ VE 267. Risso: Observations sur ee pin de la mer de Nice nn Bari Sebastes) . . - v1. 376. Reinhard: Tchtiiyolößtsche Beiträge zur Fauna Grönlands (Trachypterus Bogma- rus, Clinus maculatus, Scopelus glacia- lis, Motella argentata . . . . II. | 263. Fries: Pterycombus, eine neue Fihöhphk: tung aus dem Eismeere . . . y* 19. Risso: Sur une nouvelle espece du re Gymnetre (Gymnetrus) -. » 2... VI. 13. enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. Fries: Untersuchung der an den schwe- dischen Küsten vorkommenden Arten der Gattung Gobius L. übersetzt von Creplin — Die Gattung Callionymus L. — Die Gattung Clinus Cuv.. Reinhard: Ichthyologische Beiträge zur Fauna Grönlands (Lycodes, Bythites) Gottsche: Die seeländischen Pleuronectes- Arten ee Fries: Ichthyologische Beiträge zur skan- dinavischen Fauna (Pleuronectes) . Agassiz: Ueber die Familie der Karpfen v. Siebold: Cyprinus Farenus Art. ein preussischer Fisch . : Kroyer: Zur iz von Bee - Farenus £ J. Müller et Bren ee gene- rum et specierum familiae Characinorum Fries: Ueber den Stirr, Salmo Salmulus Raji. Rathke: Ueber die len Geschlechts werkzeuge des Aales (Anguilla fluviatilis) Creplin: Ueber die ee des Aals . 1.48 Fries: Ichthyologische Beiträge; zur scan- dinavischen Fauna. Erster Theil. Das Geschlecht Syngnathus 5 — Metamorphose, bemerkt bei nn klei- nen Meernadel (Syngnathuslumbriciformis) — Entgegnung an den Herausgeber (Syn- gnathus) . Lichtenstein: Erler aknng, der Kie- men von Syngnathus Hippocampus v. Siebold: Ueber die Geschlechtswerk- ‚zeuge von Syngnathus und Hippocampus Krohn: Ueber das Brütorgan der Gattung Bippocampıs : . . . Jahrgang. VII. 317 Seite. 233. 26. 34. 235. 393. 230. 236. 251. 374. 128. 292. 318 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Seite. Müller und Henle: Ueber die Gattungen der Plagiostomen aM ER I. 394. Nachträgliche EA kun ds dt. SIE 434. — — — Ueber die Gattungen der Pla- ° giostomen. Zweite Mittheilung . . IV. 83. Electrische Erscheinungen am itteihndhen IH. 377. Creplin: Beschreibung der Porospermien des Kaulbarsches nebst einigen Bemer- kungen über die der Plötze u.a. .. vl. 61. Gliederthiere. Erichson: Ein Blick auf die Classification der wirbellosen Thiere . . . .. vn. 1. Tellkampf: Beschreibung einiger neuer in der Mammuth-Höhle in Kentucky auf- gefundener Gattungen von Gliederthieren (Adelops, Phalangodes, Anthrobia, Triura) X. 318. Arachniden. Rengger: Ueber Spinnen Paraguays . . 1. 130. Beobachtungen englischer Naturforscher über die Afterscorpione (Chelifer) . . I. 2. 186. Koch: Systematische Uebersicht über die Familie der Galeoden. . . . g VIN. 350. Philippi: Ueber die Neapolitanischen Py. enogoniden (Endeis, Pariboea) . . . IX. 175. Zusatz von Erichson . . . IX. 181. Nitzsch: Ueber die SA ERMLLANT des Pteroptus Vespertilionis Dufour . . . II. 327. Wiegmann: Ueber die -Krätzmilbe des Menschen und Pferdes . . . .... 1. 1. 398. Koch: Systematische Uebersicht über die Ordnung der Zecken... . . . 2... X. 217. Philippi: Pontarachna punctulum Ph. eine Hydrachnide des Meeres. . . .». . VI. 191. enthaltenen Aufsätze. Systematisch Insecten. Zoologische Resultate von John Ross zweiter Nordpol-Reise (Insekten) Erichson: Conspectus Insectorum Co- leopterorum, quae in BR Peruana observata sunt . —_ Beitrag zur Insecten - Fauna von An gola, in besonderer Beziehung zur geo- graphischen Verbreitung der Insecten in Afrika . } — Beitrag zur Dein ana von an land, mit besonderer Berücksich- tigung der geographischen Verbreitung der Insecten . u ee R. Wagner: Einige Bemerkungen über den Bau der zusammengesetzten Augen rd EEE TAN hei Erichson: Zur systematischen Kenntniss der Insectenlarven. Erster Beitrag. Die Larven der Coleopteren .- Fortsetzung EZ ee Burmeister: Die Verwandlungsgeschichte von Chlamys monstrosa . - . Klug: Bestimmung dreier neuen Gattungen und Auseinandersetzung einiger verwand- ten Arten von Madagascar, aus den Fa- milien Cieindeletae und Carabici (Pogo- nostoma, Beleopterus, Thyreopterus) Erichson: Ueber die Gattung Pteroloma — Neue Südamerikanische Käfergattungen aus der Familie der Blätterhörner (Sca- tonomus, Aclopus, Symmela, Athlia, Cratoscelis, Lichnia) . e Klug: Ueber zwei neue Käfergatinngeh aus Madagaskar (Colobodera, Aulono- yet, EEE Aselkgarkı ih, geordnet. Jahrgang. II. XIH. IX. VI. Lit; II. IV. 319 Seite. 286. 67. 199. 83. 372. 60. 363. 275. 245. 381. 119. 256. 67. 320 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Seite, j Schwägrichen: Ueber den Cryptorhyn- chus Lapathi und seine Verwüstung des Erlenholzese ne mn er N N, XI. 337. Erichson: Systematische Auseinanderset- zung der Familie der Borkenkäfer (Bo- N ER : N. 45. . Siebold: Ueber “ N B Ge- N bene der Orthopteren . . . X. 52. Erichson: Zur Naturgeschichte der Man- tis carolina; aus einem Schreiben des Herrn Zimmermann . . 2 2 200. IX. 390. Drewsen und Boie: Beiträge zur Ge- schichte der Hymenopteren . . . N. 35. Hartig: Ueber die gestielten Eier ne Schlupfwespen . . > II. 151. v. Siebold: Lange nee He Sper matozoen bei Vespa . . . . . : Wr 107. — Begattung der Libellen . . . IV. 375. — Ueber das Eierlegen der Agrion forl CImUla are. VI. 205. Stein: Enikiekehune@eesreble Anehesree Insectengattungen aus der Ordnung der Neuropteren (Raphidia, ee Osmy- lus maeulatus) . . . IV. 334. Grube: Beschreibung einer aorkllerhaehi, an Süsswasserschwämmen lebenden Larve IX. 331. Mützell: Ueber eine neue Art der Gat- tung Deilephila . . . . vi. 171. Klug: Auszug aus einem Biel des Brei ’ A. Moritz (über Raupen) . . . It 303. Moritz: Ueber südamerikanische rosa, besonders über die dortigen Brenn- und Giftraupen . . II. 183. Ratzeburg: Ueber den Bau Hu Air R bensweise zweier an der Kiefer lebenden Gallmücken-Larven . . Vi, 233. v. Siebold: Ueber die raibherieh Ge- schlechtsorgane der Tachinen . . . . IV. 191. enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. Erichson: Zur Gattung Oncodes ER des Latr.). 5 v. Siebold: Ueber nen, Brandt: Ueber eine neue Ordnung “en Myriapoden Crustaceen. Dana: Conspectus Crustaceorum in orbis terrarum eireumnavigatione, ©. Wilkes e classe Reipublicae Foederatae duce, col- lectorum 4 Zoelogische Resultate von Son n Rose zweiter Nordpol-Reise (Crustaceen) . Wiegmann: Beschreibung einiger neuen Crustaceen des Berliner Museums aus Mexico und Brasilien . 5 ie Pöppig: Crustacea chilensia nova er mi- nus nota Couch: erktungeii Shen dod Haubunees process der Krebse und Krabben. ‚Rathke: Zur Ehe der | Dekapoden 3 Philippi: Das Genus Zos ist 2 er Zustand von Pagurus . Erichson: Uebersicht der Anker re Gat- tung Astacus . . — Nachtrag zu dieser Uebersicht b Rathke: Nachträgliche Bemerkungen zu den Beiträgen zur Fauna Norwegens (Hippolyte, Podocerus, Nephthys) Philippi: Peneus siphonoceros n. sp. Rathke: Beobachtungen und Betrachtun- gen über die Entwickelung der Mysis vulgaris LE TREE SENROTERTBETN,D F, Müller: Ueber Gammarus Ba, neue Art . — Orchestia Euchore und sahne, neue ‚Arten aus der Ostsee . dla Archiv 1. Naturgesch, XIV, Jahrg. 1, Bd. Jahrgang XI. IX. I. XI. u. 11. 321 Seite. 288. 137: 238. 301. 294. 322 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Philippi: Chelura terebrans, ein neues | Jahrgang. | Seite. Amphipoden-Genus . . V. 120. Wiegmann: Abweichende Komm aaa Blut- körperchen und Blutlauf bei Laemopoden V. 111. Van der Hoeven: Einige Worte über die Gattung Limulus . . . £ IV. 334. Schödler: Ueber Nesuthonssans nsdus) ein bisher noch unbekanntes Entomostra- con aus der Familie der Cladoceren . XI. 301. Loven: Evadne Nordmanni, ein bisher unbekanntes Entomostracon. . . . . IV. 143. Philippi: Peltidium purpureum, ein neues Genus der Entomostraceen .... 2. . . N; 431. — Hersilia apodiformis, ein neues Genus der Entomostraceen are Vv. 128, — Fernere Beobachtungen über 2 ‚Desn, poden des Mittelmeeres (Euchaeta, Cy- elopsina, Idya, Metis, Aenippe, Oncaea, Euryte, Idomene . . . ital IX. 54. — Kurze Charakteristik Ehren neuer Genera aus der Familie der. Copepoden (Nauplius, Laophonte, Psamathe, Thyone) VI. 188. — Asterope, ein neues Genus der Ostra- copoden.. ... its Mani Abi: ulkland ua 186. Will: Ueber Staurosoma, einen in den Actinien lebenden Schmarotzer . . X. 337. Nitzsch: Einige Bemerkungen über ie Gattung Arctiscon und den Macrobiotus | Hufelandii als Art derselben . . . . |. 114. | 374. Philippi: Bemerkungen über Lepas anse- ifera Le rind 258. v. Rapp: Ueber die Balsuilann herr Vu. 168. Philippi: Neue Arten von Balanus, Chtha- lamusı 2) rare 69. Würmer. Oersted: Zur Classification der Annulaten, mit Beschreibung einiger neuer oder un- zulänglich bekannter Gattungen und Arten X. 99. enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. Sars: Zur Entwickelung der Anneliden Loven: Beobachtungen über die Metamor- phose einer Annelide, übersetzt von Peters Oersted: Ueber die Entwickelung der Jungen bei einer Annelide und über die äusseren Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern } Krohn: Zoologische ar wheärhinehe Be- merkungen über die Alciopen . . . Nachtrag dazu N weis: Rathke: Nachträgliche Benötigen zu den Beiträgen zur Fauna Norwegens (Nephthys) RITA Wiegmann: Einige Bemerkungen über Guilding’s Peripatus C. Moritz: Noch einige Worte iiber Pe- ripatus Guild. Philippi: Einige Behunskunken vübeb ‚die Gattung Serpula, nebst Aufzählung der von mir im Mittelmeer mit den Thier beobachteten Arten tn, Grube: Beschreibungen neuer oder we- niger bekannter Anneliden. Erster Bei- trag: Sabella . h — Beschreibungen neuer oräken RER ne: kannter Anneliden. Dritter Beitrag. Die Gattung Sabellaria Lam. ee Sav.) und ihre Arten . — Beschreibungen neuer ar wenig FR kannter Anneliden. Zweiter Beitrag (Co- 'rephorus, Aınmochares, Dasymallus, Scalis) Hoffmeister: Beitrag zur Kenntniss deut- scher Landanneliden. (Lumbricus, Rhyn- chelmis, ui ie Enchytraeus, Sae- nuris) . Grube: Ueber" dan Banikkiede watiicktes und ihn verwandte Anneliden . Menge: Zur Rothwürmer-Gattung Euaxes Jahrgang. xl. VI. II. XIV. XI, IX. 2,6 xl. 21* 323 Seite, 11. 302. 195. 45. 34. 161: 183. 198. 24. 324 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen | Jahrgang. J. Müller: Ueber einen neuen Wurm Sipuneulus (Phascolosoma) seutatus . . X. Barentin: Bemerkungen zur Naturge- schichte des Blutegels . . . vl. F. Müller: Ueber Hirudo kuseläle Be marginata|O, FE. Müll: 0 Eur X. — Clepsine costata, neue Art. . . . Xu. Kölliker: Ueber die contractilen Zellen der Planarien-Embryonen . . Xu. O0. Schmidt: Versuch einer Dorsblene der Organisation der Räderthiere, nach eigenen Untersuchungen, mit Bezugnahme auf die neuesten gegen die Ehrenberg- schen Ansichten gerichteten Angriffe. . xl. Miram: Ueber die Lebenskraft der Einge- weidewürmer.. . . DI: Gurlt: Verzeichniss der Thies, er er chen Entozoen gefunden er sind . XI. Creplin: Nachträge zu diesemVerzeichnisse xl. — Nachträge zu diesem Verzeichnisse . XI. — Nachträge zu. diesen Verzeichnisse. Zweiter Nachtrag . . . : X. v. Siebold: Hekniiiskhlesietiie Beiträge k 61: Rathke: Filaria? im Gehirn eines Eidech- sen-Fötus . . . b - II. Retzius: Bescfneikalgin einer neuen Me wurm-Art, gefunden im Python bivittatus, nebst vergleichenden Bemerkungen. Aus dem Schwedischen von Creplin . . . XIV, Gurlt: Ueber Häutung und ae von Strongylus armatus . . . X. Nathusius: Helminthologische Bellzäge, - Erster Beitrag. Ueber einige Eingeweide- würmer des schwarzen Storchs. Filaria labiata Crepl. und Strongylus trachealis N. (Syngamus trachealis v. Sieb.) . . | IM. v. Siebold: Zusatz zum vorhergehenden Kufsatze 0. Pagani u Nor Seite, 166. 285. 370. 82. 291. 67. 35. 223. 325. 129. 289. 45. 335. 166. 322. 52. 66. enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. v. Siebold: Helminthologische Beiträge. Zweiter Beitrag. (Syngamus trachealis. Ein doppelleibiger Eingeweidewurm) R. Leuckart: Beschreibung zweier nener Helminthen (Strongylus, Bothriocephalus) Will: Zur Anatomie und Naturgeschichte von Angiostoma limacis Duj. s Owen: Gnathostoma, ein neues Genus der Entozoen EAN, Sars: Ueber einen Einscheiieab in einer Acalephe (Scolex Acalepharunı) Creplin: Zweifelhafte Rundwürmer v. Siebold: Helminthologische Beiträge. Vierter Beitrag. Ueber geschlechtslose Nematoideen . 5 Creplin: Hölninthelögische Benerkunk (Ueber geschlechtslose Nematoideen . — Ueber Echinorrhynchus Tuba v. Siebold: Ueber die Fortpflanzung des Monostomum mutabile Zed.. naG Creplin: Monostomum faba Bremseri — Monostomum expansum — Amphistomum scleroporum - — Beschreibung zweier neuen Amphisto- men-Arten aus dem Zebu Ochsen. Burmeister: Distomum globiporum Rud. v. Siebold: Helminthologische Beiträge. Dritter Beitrag. Berichtigung der von Burmeister gegebenen Beschreibung des Distomum globiporum . h Creplin: Distomum veliporum . Will: Ueber Distoma Beroes . Fan, Loven: Myzostoma eirrifernm Leuck., ein parasitischer Wurm Creplin: Ueber Taenia dentichifata Rud. und Taenia expansa Rud. R. Leuckart: BeobadhinfektilindRetexios nen ‘über die Naturgeschichte der Blasen- würmer Jahrgang. 1 326 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Mollusken. v. Siebold: Ueber das Gehörorgan- der Mollusken Frey: Ueber die Entwicklung a Gehör- werkzeuge der Mollusken Philippi: Verzeichniss der in Helen gefundenen Molluken . . 2... Pfeiffer: Beiträge zur Molluskenfauna Deutschlands, insbesondere der österrei- chisehen Staaten Philippi: Bemerkungen ber ‚die Mollus- kenfauna Unter-Italiens in Beziehung auf die geographische Verbreitung der Mol- lusken und auf die Molluskenfauna der Tertiärperiode Fortsetzung Zoologische Resultate von Joh n bee zweiter Nordpol-Reise (Mollusken) . Pfeiffer: Bericht über die Ergebnisse mei- ner Reise nach Cuba im Winter 1838— 14839. (Uebersicht der gesammelten Mol- lusken).. Dr 77 2, Fortsetzung R Aalada Philippi: Bemerkungen über N pe neische Conchylien-Arten, welche von den spätern Conchyliologen verkannt sind (Lepas, Tellina, Cardium, Mactra, Voluta, Murex, Trochus, Turbo, Nerita, Helix) — Berichtigung von Berichtigungen. (Pan- dorina, Paludinella, Sure und Lamel- laria) Bub — Diagnosen einiger neuen Gonalglien. (Lutraria, Cyamium, Kellia, Saxicava, En- todesma, Petricola, Donax, Diplodonta, Cytherea, Venus, Cardita, Cardium, Arca, Pectunculus, Lima, Pecten, Tere- bratula, Chiton, Patella, Fissurella, Ca- Iyptraea, Helix, Bulimus, Auricula, Lim- Jahrgang. v1. xl. ll. vi. x. I. Ye SV Seite, 148. 217. 233. 215. 28. 348. 298. 346. 250. 258. 344. enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. naeus, Neritina, Rissoa, Natica, Scalaria, Trochus, Monodonta, Cerithium, Fusus, Turbinella,Buceinum,Balanus,Chthalamus) Berichtigung dazu ; See — Beschreibung einiger neuen Ehchr- lien-Arten (Vermetus, Diplodonta, Tel- lina, Corbula, Chama, Venus) und Be- merkungen über die Gattung Lacuna Turton) BEN 1" | ER NE erh Gruner: Einige neue Land- und Süss- wasser-Conchylien (Unio, Bulimus) . Jonas: Diagnosen einiger neuen Conchy- lien-Arten (Helix, Helieina, Ampullaria, Struthiolaria, Cassis, et Venus, Achatina) . R B Anton: Diagnosen einiger neuen Obnchy lien-Arten (Solen, Lutraria, Mactra, Am- phidesma, Tellina, Donax, Cyclas, Ve- nus, Perna, Anomia, Parmophorus) . Troschel: Neue Süsswasser - Conchylien aus dem Ganges. (Limnaeus, Paludina, Melania, Neritina, Unio) ok Philippi: Beschreibung zweier neuer Con- chyliengeschlechter, Dibaphus und Am- phichaena, nebst einigen Bemerkungen über Cyamium, Ervilia und Entodesma Cephalopoden. Lichtenstein: Einige Wahrnehmungen an lebenden Cephalopoden . x. 2... Erdl: Ueber die beweglichen Fäden in den Venenanhängen der Cephalopoden . Harless: Ueber die Nieren der Sepia oder die sogenannten Venenanhänge . » » R. Wagner: Ueber die merkwürdige Be- wegung der Farbenzellen (Chromatopho- ren) der Cephalopoden und eine muth- masslich neue Reihe von Bewegungsphä- nomenen in der organischen Natur Jahrgang. X. xl. 1. vll. XI. u. IX. Xi. vH. 327 Seite. 50. 142. 224. 276. 341. 281. 166. 61. 120. 162. 1. 35. 328 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Seite, Harless: Untersuchung der Chromatopho- | ren bei Loligo . . . Xu. 34. Rang: Bemerkung über ra Thier m Re gonauta, . 2.1e: II. 286. Jeannette Power: recbeda: Thier von Argonauta Argo . . . xl, 369. Krohn: Ueber einen neuen Penalonoden (Octopodoteuthis) . . 2 2 2.2. xl. 47. Nachtrag dazu . . . ; XI. 38. R. Leuckart: Ueber die ae Ge- schlechtstheile der Sepiola vulgaris . . XI. 23. Quenstedt: Ueber einige Hauptorgane der Nautlleen, 4.4 url users und II. 251. Schnecken. . Müller: Zur Kenntniss des Furchungs- processes im Schneckeneie . . » y XIV. d. Rathke: Zur Kenntniss des ER processes im Schneckeneie . . . E XIV. 157. Troschel: Ueber die Mundtheile ink h scher Schnecken . . . IT, 257. h Paasch: Beiträge zur genauern Kemminss j der Mollusken . . . xl. 4. ® R. Wagner: Bekehluhhztn über die Ge- ö schlechtstheile der Schnecken . . . Ink 368. ; Paasch: Ueber das Geschlechtssystem ar über die Harn bereitenden Organe eini- ger Zwitterschnecken . . . . IX. 24. Krohn: Ueber eine neue Ptnknpidien Art » 3 (Tiedemannia .ereniptera). » » 2.2.1, X. 324. Nachtrag dazu . . . We X. 36. j Troschel: Anatomie von er ur- \ ceus und über die Gattung Lanistes Montf. Xl. 197. @ — Steganotoma nov. gen. . . II. 163. Philippi: Ueber das Genus Trtuieateil * Risso' Hedi Yalnr Horn vll. 51. Paasch: Beschreibung einer neuen bei Berlin gefundenen Paludina. . . . . | VI | 300. Bee rein N ie ze enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. 3239 Pfeiffer: Beschreibung einer neuen Lito- | Jahrgang. | Seite, rina, nebst Bemerkungen über die Con- chylien des Ostseestrandes bei Travemünde V. 81. Philippi: Ueber Pyrgiseus Ph... . . . VIH. 33. — Fossarus, ein neues Genus der kamm- re Mollusken . . . vn. 42. Ueber die Eier von Yormölik gigas Bivona. .,.. V. 128. — Ueber das Thier von Bike Gar- noti Payr., Patella Garnoti Phil. 44 V. 115. — Ueber das Thier von Piko Ber- trandi Payr. . . . V. 127. Broderip: Neue Riten von "Conchylien! gesammelt von Herrn Cuming (Triton) . I. 1. 289. Philippi: Ueber das Genus Eulima Risso VI. 48. — Ueber Tornatela ... . v1. 55. Jonas: Ueber Helix rosacea a Bee Nidleri.W1r 2. nkaisin li areas V. 334. A. Müller: Ueber einige vaterländische Landschnecken (Helix scarburgensis, Ver- tigo plicata, Vertigo pusilla Müll.) . . IV. 209. Pfeiffer: Cylindrella, nov. Genus. Nebst Bemerkungen über die übrigen Gattun- gen der Heliceen . . VI. 38. Troschel: Zur Gattung Bunahns Montf. IV. 202. Karsch: Die Entwickelungsgeschichte des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris, nach eigenen Beobachtungen dargestellt XI. 236. Troschel: Ueber die Gattung Amphipeplea lese... 2 feiern a 177. Sars: Zur Entwickelungsgeschichte der Mollusken und Zoophyten (Tritonia, Eoli- aa, Doris) .' eiensanlı I. 402. — Beitrag zur Einbilckölingebeschichte der Mollusken und Zoophyten (Tritonia, Aeolidia, Doris, Aplysia) . 2... VI. 196. — Zusätze zu der von mir gegebenen Darstellung der Entwickelung der Nudi- chi? eenbuh xl. 4. 330 Verzeichniss der in den ersten vierzelin Jahrgängen Philippi: Zwei neue Arten von Euplo- camus s : — Euplocamus RE F. S. Leuckart: Berichtigung des Gem Idalia Leuck. und des Genus Euplocamus Phil. betreflend . yr Philippi: Onchidium nanum , Muscheln. Quenstedt: Ueber das Oefinen und Schliessen der Brachiopoden . . — Beiträge zur Petrefactenkunde en lites, Lingula, Orbicula) . v. Siebold: Ueber die Sexualität 8 Mu- schelthiere . ; Philippi: Beureugeen über Be Mu- schelgeschlechter, deren Thiere wenig bekannt sind (Gastrochaena, Petricola, Venerupis, Erycina, Nucula, Arca) . A. Müller: Ueber die Byssus der Ace- phalen, nebst einigen Bemerkungen zur Anatomie der Tichogonia Chemnitzii Rossm. (Mytilus polymorphus Pall.). . . » Kroyer: Die dänischen Austerbänke. An- zeige von Wiegmann . : A Philippi: Pododesmus, ein neues Osiris der Acephalen F Roemer: Familien unter &u Kanta.Mir- scheln . 5 27% FRA Kirtland: Ueber dis Sesnellen Onsaktare der Najaden : ur. nhlLar- A Anmerkung dazu von Wiekmans v. Siebold: Ueber den Unterschied der Schalenbildung der männlichen und weib- lichen Anodonten Troschel: ‚Ueber die Bränelibarköit Afer Mundlappen und Kiemen zur Familien- unterscheidung und über die Familie der Najaden Jahrgang. V. Vu. vu. vl. Il. xl. X. Seite. 113. 57. 345. 56. 220. 142. 51. 185. 236. 257. eg enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. 331 Jahrgang. Seite, Wiegmann: Ueber Mytilus en (Tichogonia Rossm.) . - Aeihadıska IV. 342, Van Beneden: Bemerkung zu des Her- ausgebers Aufsatz über Sch poly- morphuss . . . IV. 376. Noch eine Mittheilung über die werbrei- tungs-Art des Mytilus polymorphus Pall. v 108. Wiegmann: Ueber neue Arten der Gat- tung Tichogonia Rossm, (Dreissena Van- ben.) nach den Exemplaren des Berliner BIrERamEE 2 Re LE HEDBANFRNFFRE OSILT, 47. Philippi: Ueber das Thier von Astarte incrassata de la Jonk . Ns 125. — Ueber das Thier von Galeomma NR 117. Gray: Ueber die Familie der ie ln (Mactradae Gray) . . . . IV. 86. G. B. Sowerby: TEREAR N, neue ati ven-Gattung . . . £ Ser: 4 288. Philippi: Pandorina corruscans SEE Y% 122. — Ueber das Thier der Solenomya medi- ferranea .. . . Ber Lptle 271. — ÜClavagella en Search =: NY 181. R. Owen: Ueber die Anatomie von Ola- vagella . I. 1. 362. Rathke: Anch’nia check Lit: 85. Foraminiferen. d’Orbigny: Die Foraminiferen Amerika’s und der Canarischen Inseln. (Im Auszuge mitgetheilt von Troschel) . . . . . VI. 398. Strahlthiere. Echinodermen. Troschel: Neue Holothurien - Gattungen (Anaperus, Orcula, Colochirus) . . . XI. 60. 332 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Philippi: Beschreibung einigerneuerEchi- | Jahrgang. | Seite, nodermen nebst kritischen Bemerkungen über einige weniger bekannte Arten (Spa- tangus, Cidaris, Echinoceyamus) . . . XI. 344. — Beschreibung zweier missgebildeter See- - Igel, nebst Bemerkungen über die Echi- niden überhaupt. 4. Monströser Echinus Melo. 2. Beschädigter und geheilter Spa- tangus. 3. Ueber das Wachsthum der Echiniden. 4. Ueber die Füsschen der Behinidents tn Ss a A er IN. 241. Sars: Zur Entwickelungsgeschichte der Mollusken und Zoophyten (Asterias san- guinolenta Müll.) . . . Se 24 Iil. 404. — Ueber die Entwickelung Ben N Fragment aus meinen „Beiträgen zur . Fauna von Norwegen” . . & X alr 109, Philippi: Ueber die mit Be auran- tiaca verwandten und verwechselten Aste- rien der sicilianischen Küste . . I. 193. J.Müller und Troschel: Ueber die Gat- tungen der Asterien . . v1. 318. — — Ueber die Gattungen her Ophiiren VI. 326. — — FortgesetzteBemerkungen über die Gattungen der Asteriden. . . . VI. 367. — — Nene Beiträge zur Kenntniss a Asteriden (Beschreibung neuer Arten; über die Ophiuren mit Häkchen an den Armen; über die geographische Verbrei- ? tung der Asteriden)) Neu, ce IX. 113. — — Beschreibung neuer Asteriden . x 178, J. Müller: Ueber die Gattungen und Arten ö der Comatulen . . . vn. 139. — Neue Beiträge zur Kenner der Arten der Comatulen . . . .» IX. 131. — Ueber den Bau des an apa Medusae . . . VI. 307. d’Orbigny: Balopnäke eine neue at der Crinoiden „ur an Ta Enba N Vi 155. enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. Quallen. R, Wagner: Ueber muthmassliche Nessel- organe der Medusen und das Vorkommen eigenthümlicher Gebilde bei wirbellosen Thieren, welche eine neue Klasse von Bewegungsorganen zu constituiren scheinen Ehrenberg: Ueber bisher unbekannte Fang-Angeln und Nessel-Organe, so wie über das angeblich getrennte Geschlecht der Acalephen a Rathke: Ueber das Teuslien ei RR verursacht durch Oceania Blumenbachii, eine bei Sewastopol gefundene leuch- tende Meduse Elm: Krohn: Notiz über die n Se eigen- thümlicher Luftkanäle bei Velella und Porpita Sars: Ueber die Eulen dar Merten aurita und der COyanea capillata (Fort- setzung der Beiträge zur Entwickelungs- geschichte der Mollusken und Zoophyten) Rathke: Bemerkungen über die Coryna squamata mAh Km kei Philippi: Dysmorphosa conchicola, ein neues Coryne-artiges Zoophyten-Genus Lowen: Beitrag zur Kenntniss der Gat- tungen Campanularia und Syncoryne. (1. Campanularia) 2. Syncoryne . Polypen. R. Wagner: Entdeckung männlicher Ge- schlechtstheile bei den Actinien Philippi: Oculina ramea Ehrbg., Per 4 phyllia ramea Lam. 5 — Verzeichniss der im Mittelmeer von mir beobachteten Arten Cyathina Ehrbg. — Desmophyllum Stellaria Ehrbg. . PN Jahrgang. vl. VIH. I. XIV. 333 Seite, 38, - 67. 30. 155. 249. 321. 215. 119. 40. 193. 334 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Philippi: Ueber Isis oder Mopsea elon- gata Esper : a — Ueber Gorgonia Tora 5 — Bebryce mollis Ph., ein neues Genus der gorgonienartigen Zoophyten — Ueber Veretillum pusillum n. sp. — Evagora rosea, ein neues? Zoophyten- Genus aus der Familie der Xenien — Beweis, dass die Nulliporen Pflanzen sind . Infusionsthiere. Eckhard: Die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien mit beson- derer Rücksicht auf die kürzlich durch Herrn v. Siebold ausgesprochenen Ansich- ten über diesen Gegenstand Ehrenberg: Vorläufige Mittheilung übe die Infusorien der Carlsbader Mineral- quellen . Werneck: Kurze BehtMone "über =: Abhandlung, betitelt: Die Grundformen der Infusorien in den Heilquellen, nebst allgemeinen Bemerkungen über die Ent- wickelung derselben von Dr. S. F. Stiebel Ehrenberg: Einige Bemerkungen zu dem vorigen Aufsatze . } Weisse: Ueber die Nr ach Chlorogonium euchlorum Ehrbg. Zusatz von dem Academiker Baer . Ehrenberg: Ueber fossile Infusionsthiere — Ueber fossile Infusorien 5 b — Ueber die fossilen Infusorien - Gattun- gen Xanthidium und Peridinium Ehrenberg’s neuere Entdeckungen über die Bacillarien Meyen: ‚Schreiben an den Hetoukeii (Wiegmann) gegen die Thiernatur eini- ger Algen Jahrgang. VII. 1. VI. 174 VI. IH. xl. N. IX. IX. XIV. XIV. 1. I. I. II. 209. 240. 105. 417. Erz enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. Meyen: Noch einige Mittheilungen über rothen und grünen Schnee . k v.Frantzius: Einige nachträgliche Ba kungen über Gregarinen . Botanik. Schleiden: Ueber den Bau der Zellen- membran bei Moosen und Lebermoosen — Ueber einige eigenthümliche Bastzellen Meyen: Ueber die Bildung der faserförmi- gen Zellen (Faser-Zellen) oder Baströh- ren der Pflanzen Schleiden: Harmlose Eeulceifen über die Natur der Spaltöffnungen - ‘ Ueber das Vorkommen der Spaltöfl- nungen . _ Spaltöffnungenanf en: sch na Meyen: Ueber die Epidermis der Gewächse — Ueber einige Eigenthümlichkeiten in der Epidermis verschiedener Orchideen : Schleiden: Ueber die Grübchen in der Epidermis einiger Blätter r — Ueber die Spiralzellenschicht in = Frucht der Laurineen . — Ueber den Bau des Ficken hei es Ericeen, Scleranthaceen, Ranunculaceen und Typhaceen . Meyen: Ueber “osshllischn EEE Karsten: Verschiedene Bemerkungen über einige eryptogamische Gewächse . Ascherson: Ueber die Fructificationsor- gane der höheren Pilze 3 Schleiden: Zur Kenpinis von Pellia epiphylla Jahrgang. VI. XIV. Jahrgang. V. V. IV. IV. IV. IX. 335 Seite. 166. 188. Seite, 277. 231. 297. 56. 55. 290. 211. 421. 51. 288. 281. 212. 338. 372. 279. 336 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. | Seite. Schleiden: Einige Bemerkungen über die Hydropeltideae . . . N 230. — Ueber das Zerfallen Br DARETEen in i ihre einzelnen Glieder . . V, 286. Meyen: Ueber die Eich Iong, 2 ms treidebrandes in der Mayspflanze. . . ILL. 419. — Einige nachträgliche Bemerkungen über die Pilzbildung auf den Leibern der ab- gestorbenen Fliegen . . . l. 2; 354. Schleiden: Ueber das Verhältnis 2 Cytoblasten zum Lebensprocess der Pflan- zenzele . .. „ Vi 265. — Einige Blicke auf ki Enteinkolitars, geschichte des vegetabilischen Organis- mus bei den Phanerogamen. . . Il. 289. — Andeutungen über die anatomisch- Dr siologischen Verschiedenheiten der Sten- welgebildeki Ah „noufiännene hei IV. 219, Grisebach: Beobachtungen über das Wachsthum der Vegetationsorgane in Be- zug auf Systematik. Erster Abschnitt. “Ueber das Wachsthum der Stengelglieder IX. 267. Zweiter Abschnitt. Ueber das Wachs- thumjder "Blätter... usa Be 134. Nachtragr dazu t.. 44 Ierlscateer kun X. 345. Dritter Abschnitt. Vom Phyllostrom . X. 1. Fritsche: Ueber die Entwickelung des Pflanzeneies in seinen frühesten Zustän- den und über die Bildung der Häute desselben . . . » 172: 229. Dassen: Uckop hie Piwerun pehaerRdenern IV. 214. Schluss . . » ARE IV. 345. Meyen: Ueber erde En in den verschiedenen Pflanzen-Theilchen . III. 425. Miquel: Untersuchungen über die Reiz- barkeit der Blätter von Mimosa pudica L. V. 90. Schleiden: Ueber die Ausdehnung der ve- getabilischen Faser durch Feuchtigkeit . Y, 274. enthaltenen Aufsätze. Systematisch geordnet. Vrolik und de Vriese: Fortgesetzte Versuche über die erhöhte Temperatur des Kolbens einer Colocasia odora (Oa- ladium odorum), in dem botanischen Gar- ten zu Amsterdam angestellt 3 Schleiden: Einige Bemerkungen über die sogenannte Holzfaser der Chemiker . — Ueber den Inhalt des Pollenkornes — Ueber Crystalle in Cryptogamen Jablonski: Beitrag zur Lösung der Frage, ob durch den Vegetationsprocess chemisch unzerlegbare Stoffe gebildet werden? Schleiden: Notiz über die Einwirkung freier Kohlensäure auf die Ernährung der Pflanzen ee TO DE Göppert: Bemerkungen über das Vor- kommen von Pflanzen in heissen Quellen und in ungewöhnlich warmem Boden Wiegmann: Ueber einen in verschlosse- nem Glase auf Sägespänen gewachsenen Agaricus . ... : Schleiden: Ueber Bdasseune Br Sexualität . — Zur Geschichte der Meischphöse: — Ueber die morphologische Bedeutung der Placenta . £ Meyen: Ueber die Blenkelarlire Bildung bei dem Fucus pyriferus L. ar — Einige Worte über das Vorkommen von Brutknospen bei den Laubmoosen . Kunth: Ueber die Fruchtbildung der Cy- peraceen - f — Ueber die Natur 2 schlaurhärtigen Organs (Utriculus), welches in der Gat- tung Carex das Pistill und später die Frücht einhüllt . Schleiden: Ueber die ihdnlen Luft- wurzeln der tropischen Orchideen "— Ueber die weiblieheBlüthe der Cannabineae Archiv f. Naturgesch, XIV, Jahrg. 1. Bd, Jahrgang. 1. V. m 22 2. 337 Seite. 135. 59. 49. 264. 206. 279. 201. 232. 253. 55. 21a. 389. 424. 213. 349. 232. 229, 338 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Meyen: Erklärung der eigenthümlichen | Jahrgang. | Seite, Stellung der Embryonen im Mistel-Samen, wenn deren mehrere in einem und dem- selben Samen vorkommen . . VI. 4164. Sehleiden: Ueber die Blüthe der a thaceen, , .i%. | si asihl „nina ale 211. Kunth: Berichtigung (über die Deutung der Blüthen der Garten-Balsamine) . . | 1. 367. Schleiden: Ueber .Bodenstetigkeit der Pflanzen ” +... ‚us t sub ya, LroR IV. 49. De Candolle: Ueber die geographische Verbreitung der Compositen. Uebersetzt von Walpers. . . Jun Vils 287. Link: Beiträge zur bosanläehäi Geogre- phie des südlichen Europa . . . . N. 328. Philippi: Ueber die Flora Siciliens im Vergleiche zu den Floren anderer Länder II. 337, Barentin: Die Vegetation in der Mark Brandenburg. Ein Beitrag zur Pflanzen- geogräphie ;. | .nnassslimnssg nyasgesger UWE 331. Grisebach: Ueber den Vegetationscha- rakter von Hardangar in Bergens Stift . R.:: 1. Meyen: Vergleichende Bemerkungen über die Verbreitung der Vegetation in den grössten Höhen des Hate: und in Hoch-Peru . . ce An 1. 313. Seubert und Hoshaikfitere Uebersicht ; der Flora der azorischen Inseln . . . IX. 1. Lindheimer: Pflanzengeographische Ueber- sicht von Texas. 2. a |. Xu. 277. Hall: Ausflüge in die Nachbarschaft x von Quito und zum Gipfel des Chimborazo im Jahre 1831... . 1. 2. 100. d’Orbigny: Nakarhiaknääche Selilderung des nördlichen Patagonien . . . V. 47. Philippi: Be dass die Binlipasn Pflanzen sind. g II. 387. Meyen: SchräibentknenEieakäkekbr (Wings ei mann) gegen die Thiernatur einiger Algem | IH. 417. enthaltenen Aufsätze. Systematiseh geordnet. 339 Meyen: Noch einige Mittheilungen über | Jahrzang. | Seite. rothen und grünen Schnee . . . VI. 166. Opatowski: De familia fungorum Bole- toideorum . . . II. 4. Torrey: Mongmapkie der Nördaniericait. schen Oyperaceen, Anzeige. . . NV: 106. Hoffmann: Beiträge. zur näheren Kennt- niss von Lemna arrhiza nebst einigen Bemerkungen über L. polyrrhiza, gibba, minor und trisulea. . 2»... VI. 138. _ Schleiden: Ueber den Fainiliencharakter der Elaeagneae . . . ON V. 291. Klotzsch: EN eine neue nord- amerikanische Gattung aus der: natür- lichen Ordnung Empetreae - . . ! yıl. 248. — Neue und weniger gekannte shdamıe! rikanische Euphorbiaceen-Gattungen „ . | VI. 175. — Die Gattung Trewia . . . vi. 255. .— Die Crotoneae der Flora von "Nord- Amerika. si. | ungoriad namain, 1olım, vH. 250. Kunth: Einige botanische Bemerkungen (Myosurus, Papaver, Cruciferes, Teesdalia) 1m. 231. Meyen: Essbare Tange . . 1. 1. 131. Eichwald: Ueber die Kultur aa Safeank I. 1. | 392. Blume: Einige Bemerkungen über den Culilawan-Baum des Rumphius . . . 1. 1. 116. R. Schomburgk: Ursprung des Wuraly- oder Urary-Giftes . . - . „vo lm 230. C. Moritz: Bastard-Annona. Notiz . !/ | W. 84. de Vriese: Die Meinungen von Kämpfer, Thunberg, Linne und Anderen über die Mutterpflanze des Sternanises des Han- dels, vertheidigt gegen v. Siebold und Efecarını AN . augen hat IH. 111. Zueearini: Berichtigung der Angaben des Herrn Professor de Vriese über die Mut- terpflanze des Sternanises . . 1. 204. De Vriese: Ueber den Stern- Ana mi. om anisstum L) I Rn I, 2. 233, 340 Verzeichn. der in den ersten vierzehn Jahrg, enthalt. Aufsätze. Petrefactenkunde. Quenstedt: Ueber die Identität der Petri- ficate des Thüringischen und Englischen Zechsteins o — Ueber den Baltankete Be Schöppenstedt — Beiträge zur Petrefactenkunde . Sickler: Thierfährten im bunten Sandsteine Bemerkung dazu , Quenstedt: Die Stylolithen Er ee nische Absonderungen N A. Wagner: Fossile VcHErreter von einem Affenschädel . . . » a6 Fossile Quadrumanen, "Notiz Fossile Quadrumanen . . 2 0... — Bemerkungen über die Artrechte der antediluvianischen Höhlenbären R. Wagner: Ueber die Zoolithenhöhle bei Rabenstein und den darin gefundenen fos- silen Unterkiefer einer kleinen Katzenart Kaup: Bemerkungen über die drei Arten Mastodon und die drei Arten Tetracau- lodon des Herrn Isaac Hays . Bronn: Ueber die fossilen Gaviale där Lias-Formation und der Oolithe Quenstedt: Beitrag zur Kenntniss der Trilobiten, mit besonderer Rücksicht auf ihre bestimmte Gliederzahl . — Ueber einige Hauptorgane der Nankilecn Agassiz: Ueber Belemniten . Quenstedt: Beiträge zur Palkefabien- kunde (Ungulites, Lingula, Orbicula) — Ueber die Enkriniten des Muschelkalkes Ehrenberg: Ueber fossile Infusionsthiere — Ueber fossile Infusionsthiere . . . — Ueber die fossilen Infusoriengattungen Xanthidium und Peridinum . .. Jahrgang. I. 2. II. I. I. 1. I. 1. II. I. 2. Seite, 96. 168. 77. 337. 251. 244. 142. 223. 333. 275. 273. ARCHEV FÜR NATURGESCHICHTE. GEGRÜNDET VON A.F. A. WIEGMANN. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. von SIE=- BOLD IN FREIBURG, DR. TROSCHEL IN BERLIN, PROF. A. WAGNER IN MÜNCHEN UND PROF. RUD. WAGNER IN GÖTTINGEN HERAUSGEGEBEN von Dr. W. F. ERICHSON, PROFESSOR AN DER FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT ZU BERLIN. VIERZEHNTER JAHRGANG. Zweiter Band. — a BERLIN 1848. IN DER NICOLAL’SCHEN BUCHHANDLUNG. eg yon era MET r ee En Bi ‚RER ere erree a en vw "u02 er ar BE MR see SUR i Sr Re N. ST AR ie vo ae Inhalt des zweiten Bandes. Seite Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Vögel wäh- rend des Jahres 1847. Von Dr. G. Hartlaub ........ 1 Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in der Naturgeschichte der Insecten, Arachniden, Crustaceen und Entomostraceen wäh- rend des Jahres 1847. Vom Herausgeber ......... 27 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. Von Prof. A. Wagner in München . 141 Bericht über die Leistungen in der systematischen Botanik während des Jahres 1846. Von A. Grisebach. .........e. 169 Bericht über die Leistungen in der Herpetologie während des Jahres BEN on" DrE.H. Droschel’ „0. vo. 0 an 195 Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie während des Jahres BEN on Demselbenzn Zu nen re ee 8 203 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1847. Von Demselben .......... 213 Bericht über die Leistungen in der geographischen und systematischen Botanik während des Jahres 1847. Von Dr. A.Grisebach . . 257 Bericht über die Leistungen im Gebiete der Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. Vom Prof. C. Th. v.Siebold . 351 a » ar Tan Fed R D72 - 92 i RR r t BITTT aaa) ol a wale ‚Srannk \ wre in ir. ‚ms aa; Pie 14 Anbie, enge alu an vo ihn ind RO. han ae In | tu Et Pe rt ma Te en EI ENDET PIE TTET 4 a BIT ET TU Ban I: I7 00 Lam Does DU ER 4 URL | gr Arunshinäh, arirtosiragun peu 2915 af names r Br in = UBx “= e ie ER Be Bra Ei de 63 DR Bar, are 6 er Ba uk er (Bi: led Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte - der Vögel während des Jahres 1847. Von Dr. G. Hartlaub. E: hat sich im verflossenen Jahre eine vielseitige und leb- hafte Theilnahme an der Förderung der Ornithologie ausge- sprochen, Von der noch immer grossen Anzahl neu entdeck- ter Arten stammen mehr als zwei Drittheile aus Amerika, Afrika lieferte sehr wenige, gar keine Europa. Der so an- ziehendex biographische Theil der Naturgeschichte der Vögel hat verschiedene talentvolle Bearbeiter gefunden, als Gosse für westindische, Delegorgue für afrikanische und Verreaux für australische Arten. Für Classification und Systematik haben aber die fortgesetzten anatomischen Untersuchungen Johannes Müller’s über die typischen Verschiedenheiten der Stimmorgane der Passerinen, so wie die in diesem Archiv von Cabanis mit- getheilten Studien über die entscheidende ‚Wichtigkeit der Lauf- bekleidung und des numerischen Verhältnisses der Schwung- und Sehwanzfedern für eine naturgemässe Abgrenzung -der Ordnungen, Familien, Unterfamilien und Gattungen, wie zu hoffen steht, in der Ornithologie eine neue Aera angebahnt. Da diese „ornithologischen Notizen” ja ohne Zweifel allen Lesern unseres Berichts zu Gesicht gekommen sein werden, - erscheint ein Eingehen auf die Einzelnheiten derselben an die- sem Orte überflüssig. Mit Recht verwahrt sich Cabanis gegen jede einseitige ÖOlassification nach diesen Charakteren. Sein Bemühen bei den Passerinen ‚nach constanten äussern Kenn- zeichen zu suchen, aus welchen man mit Sicherheit auf das Vorhandensein des inneren Singmuskel-Apparates schliessen könnte”, verdient die dankbarste Anerkennung, und das um so mehr, als es erfolgreich gewesen ist. Bei aller der grossen Archiv 1. Naturgesch, XIV. Jahrg. 2. Bd, A ) Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der und durchgreifenden Wichtigkeit, welche wir in dieser Hin- sicht anatomischen Kennzeichen zugestehen müssen und gern zugestehen, bedarf es doch nach unserer festen Ueberzeugung gerade in der Ornithologie nothwendig auch der Auffindung und Anwendung guter äusserer Merkmale, wenn nicht die- ser so anziehende Theil der Thiergeschichte seine Popularität - einbüssen und eben dadurch in seiner fortschreitenden Ent- wickelung beeinträchtigt werden soll. Von diesem Gesichts- punkte aus müssen wir denn auch den auf an und für sich sehr verdienstliche und werthvolle anatomische Arbeiten ge- stützten Vorschlag Cornay’s, die Vögel nach der Verschieden- heit des os palatinum anterius.zu classifieiren, als unphiloso- phisch und einseitig zurückweisen. Ebenso wenig können wir es billigen, dass Thienemann in seinem schönen Werke über die Fortpflanzung der Vögel die generische Gruppirung der- selben- nach den Eiern durchzuführen sucht, sind jedoch mit ihm davon überzeugt, dass die Eier bei einer solchen weit mehr berücksichtigt zu werden verdienen, als dies bisher ge- schehen ist und bei unserer sehr unvollständigen Bekannt- schaft mit der exotischen Oologie geschehen konnte. — In der Manie neue Gattungen zu creiren scheint endlich ein er- freulicher Nachlass eintreten zu wollen. Man gelangt von vielen Seiten her zu der Einsicht, dass eine maassvolle Ein- gränzung der Genera die richtigste und zweckmässigste sei, im Gegensatz zu jener unmässigen Restringirung derselben, welche, wie schon mehrfach bemerkt wurde, allmählich dahin führen müsste und würde, dass jede Species für sich allein Gattungsrang beanspruchen könnte. Allerdings muss unser ganzes Bestreben dahin gerichtet: sein, die Charaktere einer Gattung möglichst scharf zu fassen, möglichst bestimmt zu formuliren, niemals aber wird dies in dem Grade vollständig erreicht werden können, dass nicht in diesem oder jenem Ge- nus neben den eigentlich typischen Arten auch weniger typi- sche werden Platz finden müssen. Kaup sagt: „es will gefühlt sein, was zusammengehört” und daran ist etwas Wahres. G. R. Gray’s schönes Werk „The Genera of Birds” ist bis zum 44sten Hefte vergeschritten. Mit dem 50sten darf v Naturgeschichte der' Vögel während des Jahres 1847. a3 man den Schluss desselben erwarten. Die 'Specieslisten lassen nach wie vor viel zu wünschen übrig, namentlich was Kritik und synonymische Auseinandersetzung betrifft. Bei ‘der Cha- rakterisirung der Gattungen wird der ursprüngliche Plan fest- gehalten, was wir, wenngleich inzwischen mehrere andere und wichtige Gesichtspunkte für dieselbe gewonnen wurden, nicht eben tadeln können. Die Abbildungen bleiben vortrefllich. Auch Desmurs „lconographie ornithologique” hat einen regelmässigen Fortgang genommen. Dieses Werk nimmt so- wohl.der schönen treuen Abbildungen als auch des sie be- gleitenden Textes wegen ein lebhaftes Interesse in Anspruch. Desmurs ist namentlich in der Auswahl ‚der abzubildenden Gegenstände sehr glücklich. Von Du Bus „Esquisses ornithologiques” liegen uns zwei neue Hefte vor, deren innerer und äusserer Inhalt sich nicht wesentlich von dem des ersten unterscheidet. Die Mehrzahl der sehr hübsch abgebildeten Arten ist neu und stammt aus Peru und Mexico. Die Brüsseler Sammlung gehört be- kanntlich zu den reichsten und scheint den Plan einer derartigen wis- senschaftlichen Nutzbarmachung durchaus zu rechtfertigen. Von Fraser’s „Zoologia typica” sind zwei neue Liefe- rungen erschienen, - Sie geben gute Abbildungen von Timalia Malcolmi, Bucco sub- sulphureus, Palaeornis modestus, Petrocincla pandoo, Oriolus Kun- doo und Psittacus Guildingü. Cheval. Regley’s „Histoire naturelle des Oiseaux”, Li- moges, 12mo, eines vermuthlich populär gehaltenen Werk- chens, vermochten wir nicht ansichtig zu werden. Dasselbe gilt von: J. Rennie „Bird Miscellanies illustrative of the habits and the, faculties” 2 vol. in 18mo, Der Verfasser ist durch frühere Arbeiten ähnlichen Inhalts vortheilhaft bekannt. Von E. Stanley’s (Bischoff von: Norwich) ‚Familiar History of Birds, their nature, habits and instinets” 2 vol. 42mo ist die 4te Auflage erschienen. l Bei uns in Deutschland würde der Verleger eines solchen Buches, wie anziehend und unterhaltend dasselbe auch immerhin gesehrieben sein möchte, ganz sicher noch an der ersten Auflage würgen. Die Vorliebe des englischen Publikums für dergleichen populär gehaltene naturwissenschaftliche Werke ist eben so merkwürdig wie erfreulich. A# A Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Wir bedauern lebhaft, dass sich Lafrenaye von der Mit- arbeiterschaft an d’Orbigny’s Dietionaire d’histoire naturelle, wie es scheint, gänzlich zurückgezogen hat. Nur die ersten zwei oder drei Bände enthalten Beiträge von seiner Hand, die ornithologischen Artikel der späteren stanımen fast sämmtlich von J. Gerbe her und sind, mit sehr wenigen Ausnahmen, unkritische Compilationen ohne wissenschaftlichen Werth. Die neuste Arbeit Lesson’s haben wir ungeachtet ihrer selir anspruchlosen Form als eines der wichtigeren unter den ornithologischen Werken allgemeineren Inhalts, welche das Jahr 1847 brachte, hervorzuheben. Dieselbe führt den Titel: Description de Mammiferes et d’oiseaux recemment decouverts precedee d’un tableau sur les races humaines” und bildet das Tte Bändchen des ornithologischen Theils der Leveque’schen Ausgabe von Büffon’s Werken. „Ce volume, heisst es in der Vorrede, ne renferme que des descriptions faites sur na- ture soit d’animaux nouveaux soit d’animaux connus, mais pour ces derniers, les details auront pour but de redresser quelques erreurs de leur descriptions primitives”. In Ueber- einstimmung mit diesen Worten sind 483 Vögelarten mehr oder weniger ausführlich beschrieben. . Von vielen derselben gab Lesson bereits Nachricht in der Revue zoologique, andere Artikel sind fast wörtlich reprodueirt aus dem bei uns sehr wenig bekannten „Echo du Monde Savant”. Ein grosser Theil der beschriebenen Arten ist neu und wurde von des Verfassers Bruder, dem Marinearzt Adolph Lesson, an den Ufern des stillen Meeres, in Centralamerika, Guajaquil, auf den Mar- quesas- und Gambierinseln gesammelt. Ungern vermisst man in diesem Buche genaue Maassangaben der einzelnen Theile. Ohne Fortsetzung blieb leider die von F. A. L. Thiene- mann angefangene „Rhea”, so wie dessen Fortpflan- zungsgeschichte der gesammten Vögel. Die Synonymen der europ. Vögel sind, alphabetisch ge- ordnet, bearbeitet von Ant. Schembri unter dem Titel „Vo- cabulario de’ Sinonimi Classici dell’ Ornithologia Europea pre- sentato (i. MSS.) al Settimo Congresso dei Scienziati Italiani” in den Nuov. Annal. d. Scienz. Nat, (di Bologn.) Ser. 11. Die bisher (1846 und 1847) erschienenen Stücke dieser weitläuf- Naturgeschichte; der Vögel während des Jahres 1817. h) tigen Arbeit, Tom. V. S. 188. 292. 461, VI. S. 62. 127.267. 335, VI. S. 34. 87, 314 reichen bis Fulmarius glaeialis. Joh. Müller’s hochwichtige Abhandlung über die bis- her unbekannten typischen Verschiedenheiten der Stimmorgane der Passerinen” erschien vollständig: 71 Seiten 4to und 6 Kupfertafeln. Dr. J. E. Cornay in Rochefort hat in der Revue zoo- logigue „Considerations generales sur la classifica- tion des oiseaux fondees sur la consideration de Vos palatin anterieur” veröffentlicht. Letzteres sei „le premier organe de classification” der Vögel. Darnach kämen denn z. B. die Kukuke neben die Mandelkrähe, die Kletter- vögel sehr nahe den Cassicusarten zu stehen u.s. w. Wir haben uns schon oben gegen jeden Qlassificationsversuch er- klärt, welchem ein einzelner aus dem Zusammenhange heraus- gerissener Theil, mag derselbe immerhin „so variirt in der Klasse der Vögel sein, wie es die Blumen bei den Pflanzen ‚sind” als Grundlage dient. Auch müssen wir wiederholt die Nothwendigkeit der Anwendung äusserer Kennzeichen urgiren, selbst auf die Gefahr hin als „Dry-skin Philosopher” verschrien zu werden. Ueber den musikalischen Sinn der Vögel schreibt de Tar- ragon: Rev. zool. p.178 und p.250. Der Ton musikalischer Instrumente scheint auf einzelne Arten, so z. B. auf Loxia atricapilla, cantans, fasciata, maja, die wunderbarste Wirkung hervorzubringen. Der ornithologischen Beiträge zu den Lokalfaunen sind nicht ganz so viele wie im vorigen Jahre, Von J. F. Naumann’s „Naturgeschichte der Vögel Deutschlands” ist das zweite Heft des 13ten Bandes, Nach- träge zu der Naturgeschichte der Raubvögel enthaltend, er- schienen. Von Susemihl’s „Vögel Europa’s” kam uns die 34ste Lieferung zu Gesicht. Dr. E. W. Willibald „Die Vögel Teutschlands”, eine genaue Beschreibung und Naturgeschichte aller in Teutschland vorkommenden Vögel u, s. w. in systematischer Ordnung für die Jugend bearbeitet. 12mo, 6 Hartlaub; Bericht über die Leistungen in der "Von Zander”’s „Naturgeschichte der Vögel Mecklen- burgs”, einer sehr gründlichen und guten Lokalornithologie, erschien die 6te Lieferung. H. Graf v. d. Mühle beleuchtet in der Isis S. 457 Schle- gel’s „kritische Uebersicht der europäischen Vögel”. Man liest seine Bemerkungen dazu mit dem grössten Interesse. Schlegel’s Ansichten erfahren mehrfach Berichtigung. So besteht v..d. Mühle z. B. auf die Artselbständigkeit der Motacilla, melanoce- phala, bestreitet dagegen die der Sylvia familiaris Men., S. ochro- genion Lind. sei nur melanocephala, der gelbe Kinnfleck rühre vom Genuss der Früchte des Cactus opuntia her u. Ss. w. T. M. Bechstein’s Werk über die Stubenvögel wurde von W. E. Shuckard ins Englische übersetzt und erschien unter dem Titel: Bechstein’s Chamber-Birds, their natural history, management, habits, food, disease, treatment and the method of catching them, etz to which are added ob- servations compiled from the works of British naturalists” 384 S. mit Holzschnitten. Von Th. Bewick’s „A history of British Birds” erschien eine neue Ausgabe mit einem systematischen Catalog aller britischen Vögel; 2 vol. 8. - T. W. Barlow’s „A Chart of British Ornithology” giebt auf möglichst kleinem Raum eine systematische Uebersicht der Ordnungen, Familien und Gattungen der grossbritannischen Vögel, nebst dem Charakter und den Arten einer jeden. Ueber die Singvögel Englands enthält W. J. Bro- derip’s hübsches Buch „Zoological Recreations” verschiedene anziehende und lebensvolle Schilderungen. Das erste Kapitel handelt von denselben. M. E. de Chelaniat’s „Catalogue des oiseaux qui ont ete obseryes en Auvergne” 8 feuilles 8vo, konnten. wir noch nieht zur Einsicht erhalten, Im zweiten Bande des an die in Genua versammelten italienischen Naturforscher vertheilten Werkes ‚„Descrizione di Genova e del Genovesato” Gen. 1846, 8vo, werden auf Seite 151. die Vögel um Genua vom Marchese Durazzo auf- gezählt. S Derselbe nennt 343 Arten und giebt die nicht colorirten Abbil- dungen von Turdus solitarius, Emberix« rustica, E. schoeniculoides und Fringilla incerta. Naturgeschichte.der Vögel während des Jahres 1817. 7 H. Rasch liefert im ,‚Nyt Magazin for Naturvidenska- berne” v.1I.p. 33 Nachträge zu seinen früheren umfassenden Arbeiten über die Ornithologie Norwegens. Mehrere inzwi- schen von ihm als vorkommend constatirte Arten werden nam- haft gemacht, einzelne davon werden ausführlich und verglei- chend beschrieben, und verschiedene interessante Mittheilungen über Lebensweise und geographische Verbreitung erhöhen den Werth dieser Arbeit, Zu A. Malherbe’s Uatalogue raisonne d’oiseaux de l’Algerie ist, ursprünglich in den Memoires de l’Academie royale de Metz, eine 7 Seiten starke „Premiere suite” er- schienen. In derselben werden den früher namhaft gemachten Arten noch verschiedene andere als in Algerien vorkommend hinzugefügt, und eine neue, Chloropicus Vaillantii, wird ausführlich beschrie- ben. Zu den in der Provinz Bona häufig vorkommenden Arten ge- hört auch Anas mersa Pall. und Motacilla eitreola Pall. Unter den bis jetzt erschienenen Lieferungen des Pracht- werkes „Exploration seientifique de l’Algerie” befinden sich auch einige ornithologische Kupfertafeln von grosser Schön- heit. Der Text dazu scheint noch zu fehlen. Der Bearbeiter dieses Theils der Zoologie ist Levaillant. Von A. Smith „Ilustrations of the Zoology of South Africa” erschienen zwei neue Hefte, das 25ste u. 26ste. Beide enthalten nur wenig Ornithologisches. Es ist uns in den letzten Lieferungen dieses schönen Werkes un- angenehm aufgefallen, dass der Verfasser diese oder jene Art, welche sich ihm, wie es scheint, nicht in frappanter Weise als zu dieser oder jener modernen Gattung gehörig präsentirt, ohne Weiteres zum Typus einer neuen erhebt. A. Delegorgue’s „Voyage dans l’Afrique australe”, 2 vol. 8vo, ein sehr interessantes zoologisches Reisewerk, ent- hält neben dem reichsten Material zur Naturgeschichte der südafrikanischen Säugethiere auch mehrere sehr anziehend und lebendig verfasste Schilderungen aus dem Leben der dortigen Vögel. Wir werden darauf bei den einzelnen Arten zurück- kommen. Wir haben über zwei neue Lieferungen des ornithologi- schen Theils der „Fauna Japonica” zu berichten. Sie enthalten die sehr schönen Abbildungen folgender Arten: Lusciola cyanura, Zosterops japonicus n. sp,, Motacilla lugens, 8 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Turdus chrysolaus, Accentor rubidus, Parus varius, Corvus dauricus ad. et juv., Coccothraustes personatus, Biophorus paradisiacus, Pittanympha, Anthus arboreus var., A. pra- tensis japonicus, Turdus daulias, T. pallens, T. cardis SE u. juv., T. sibiricus juv., Pica cyana, Garrulus glandarius japonicus. Der Text ist noch zurück und schliesst auf S.60 mit Mot. lugens. Strickland veröffentlicht in den Ann. and Magaz. of Nat. History „Bemerkungen über einige Vögelarten von Ma- lacca”, eine sehr nützliche etwa 40 Arten umfassende Arbeit, welche zahlreiche synonymische Berichtigungen, Prioritätsre- clamationen, Ergänzungen und Beschreibungen neuer Arten enthält: 1. c. vol. 19, p. 129. Ein Paar der letzteren wurden von Blyth, dem befähigten und wachsamen Censor indischer Vögel, als nicht neu nachgewiesen. Strickland’s englische Uebersetzung von Sundevall’s.. „Foglar frän Caleutta” ist zum Schluss gekommen: Ann, and Mag. vol. 19. p. 87, 164 und 232. Einen sehr kenntnissreichen und interessanten Commentar zu dieser Uebersetzung verdan- ken wir aber Blyth: ibid. vol. 20, p. 382. Man sieht recht, wenn man diese „Critical remarks” liest, wie schwer es selbst dem gewissenhaftesten Reisenden werden mag, bei sehr kurzem Aufenthalt in einer fernen fremden Gegend zu nur eini- germassen richtigen Resultaten zu gelangen, wie misstrauisch man den Bericht über solche Resultate eigentlich aufnehmen sollte. — Blyth begreift nicht, wie S. den Gesang der indischen Vögel neben den der schwedischen zu stellen wagt. „Der beste Singvogel in die- sem Theile der Welt sei ohne allen Vergleich der „Schämah” (Krr- tacincla macroura [Gm.]), der komme aber niemals vor auf dem Flussallurium, welches allein von S. besucht sei, auch der dann fol- gende, Mirafra cantillans Jerd., werde kaum jemals dort angetrof- fen; der beste Sänger, welche S. gehört haben könne, sei Alauda gulgula Fr., welche ungefähr wie unsere Feldlerche singe”, Dann werden noch einige indische Baumsänger mit nicht unangenehmen Stimmen namhaft gemacht, als Copsychus saularis, Pycnonotus ben- galensis, einige Drongo-Arten u. s. w., und endlich versichert Blyth, das „tout ensemble” des indischen Vogelgesangs sei recht dürftig. Von grösstem Interesse für die Freunde der exotischen Ornithologie sind ferner desselben Verfassers ‚Kritische Anmerkungen” zu G. R. Gray’s von uns im vorigen Jahres- berichte besprochenen Cataloge der von B. H. Hodgson denı britischen Museo zugekommenen Vögel Nepals und Thibets: Ann. and Magaz. vol. 20. p. 313. Auf diese sehr. wichtige Ar- beit kann hier eben nur hingewiesen werden. \ Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1847. 9 Nachdem schon Ref. und nach ihm Strickland Jen gröss- ten Theil der von Eyton als neu beschriebenen Malacca- vögel auf bereits bekannte Arten zu redueiren gewusst hat- ten, musste diese schwache Arbeit auch noch der scharfen kriti- schen Geissel Blytlı’s anheimfallen: Journ. of the Asiat. Soc. of Beng. XV. 10 u. 52. Eyton beschreibt gewiss keine Ma- laccavögel wieder. Der verstorbene Dr. Hoffmeister hat nach der Samm- lung von A. Hay in Simlah 216 Vögelarten des Himalajah beschrieben: Briefe aus Indien, p. 369. Diese Arbeit ist, wenn- gleich die Beschreibungen wenig ausführlich sind und von den meisten Arten nur der Gattungsname aufgeführt ist, nicht ohne Interesse, namentlich der Messungs- und Standortsanga- ben wegen. Die in Gould’s „Century of Himalaja Birds” ab- gebildeten, so wie manche der von Hodgson bekannt gemach- ten Arten sind übrigens auch mit dem Speciesnamen versehen. - Sir William Jardine’s Ornithologie Tobago’s ist zum Schluss gekommen: Ann. and Mag. vol. 20. p. 328 und 370. Ausser den weiter unten zu erwähnenden neuen Arten werden von südamericanischen aufgeführt Galbula leptura Sw., Ceryle ame- ricana, Thryothorus striolatus Sw., Troglodytes furva V., Trogon collaris, Dendrocincla turdina, Sclerurus albogularis Sw.;, von nord- americanischen: Alcedo alcyon, Sylvicola aestiva und Sylvicola pa- rus. Die ganze Arbeit ist ein sehr werthvoller Beitrag zu unserer Kenntniss der Vögel Westindiens. P. H. Gosse’s „The Birds of. Jamaica” 1 vol. 8. möge hier die ehrenvollste Erwähnung finden. Dieses Buch gehört in die nieht zahlreiche Klasse derjenigen ornithologischen Werke, welche neben dem erforderlichen aber nothwendig trocknen Material an Beschreibungen, Messungen, Nomenelatur, so an- muthvolle und reizende Schilderungen aus dem Leben der Vögel enthalten, dass man sich nur ungern von der bectüre derselben trennt, und sie zu den Lieblingen der Bibliothek rechnet. Der Verfasser hielt sich zoologischer Forschungen halber längere Zeit in Jamaica auf und wurde bei der Her- ausgabe seines Buches auf's wirksamste unterstützt von einem Jort ansässigen Ornithologen, Richard Hill von Spanisch-Town, Von den 185 Arten, welche als auf Jamaica vorkommend aufge- führt werden, sind 23 neu und 55 werden, da Gosse sie nicht selbst zu beobachten Gelegenheit hatte, nur namhaft gemacht. Von allen übrigen sind genaue Maassangaben der einzelnen Theile, von der 10 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Mehrzahl derselben, zumal den neuen und den weniger vollständig bekannten, auch Beschreibungen mitgetheilt. Bei bekannteren ist oft nur die so vergängliche Färbung der von Federn entblössten Theile angegeben. Die Bestimmung und Nomenclatur der Arten lässt mitunter einiges zu wünschen übrig. Der interessanteste und wichtigste Theil des Buches bleibt der biographische. Ueber so manche Arten, von deren Lebensweise vorher so gut wie gar nichts zu unserer Kunde gelangt war, als z. B. über Nyezibius jamaicensis, Todus viridis, Trochilus polytmus und humilis, Myiadestes armillatus, Corvus jamaicensis, Saurothera vetula, Rallus longirostris, Sula parva, Tityra leuconotus, giebt dasselbe in der anziehendsten Weise Aufschluss. Wie sehr dürftig erscheint neben dieser Arbeit Gosse’s der biographische Theil von Ramon de Sagra’s Werk über die Vö- gel Cuba’s! „Einige Bemerkungen über die geographische Verbreitung der Vögel in Westindien” publieirte William Denny: Ann. and Mag. vol. 19. p.464. Diese Arbeit beruht wie es scheint hauptsächlich auf einer bei längerem Aufenthalt gewonnenen Bekanntschaft mit den Vögeln Jamaica’s, doch umfasst dieselbe in gewisser Hinsicht auch noch Cuba, Mexico und die Ver- einigten Staaten von Nordamerika. Es werden nämlich folgende vergleichende Listen mitgetheilt: 1) Vögel, welche Jamaica, Cuba und den Vereinigten Staaten eigen sind (45 Arten), 2) Vögel von Jamaica und Cuba, zwar auf dem Festlande, aber nicht in Nordamerika beobachtet (7 A.), 3) Vögel, Westindien eigenthümlich, oder doch nur höchst selten auf dem Fest- lande oder in den Ver, Staaten angetroffen (60 Arten), 4) Wasser- vögel, welche mit sehr wenigen Ausnahmen gleichmässig verbreitet zu sein scheinen über die Vereinigten Staaten, Mexico, Jamaica und Terra firma (71 Arten). Die Listen Nr. 3 und 4 enthalten manche Unrichtigkeiten, und die ganze Arbeit laborirt in hohem Grade an Unvollständigkeit. Unter den Arten, welche Cuba und Jamaica be- wohnen sollen, wird auch die mexicanische Pipilo maculata Sw. ge- nannt. Auch die mexicanischen Schwalben, Hirundo melanogastra Sw. und thalassina Sw. stehen unter Nr. 3 aufgeführt; letztere dürfte leicht mit Gosse’s H. euchrysea zusammenfallen. Ref. hat in der Isis S. 604 ‚Ueber den gegenwärtigen Zustand unserer Kenntniss von der Ornithologie Westindiens” geschrieben. Der ornithologische Theil von d’Orbigny’s „Voyage dans l’Amerique meridionale” ist, obgleich nur etwa bis zur Hälfte vollendet, zum Schluss gekommen. Unbearbeitet blieben aus der Ordnung der Klettervögel die Psit- taciden und Cuculiden, dann aber die ganzen Ordnungen der Co- Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1847. 11 lumbae, Gallinae, Grallae und Anseres. Das wissenschaftliche Pu- blikum ist, da der Verfasser lebt und ein Buch nach dem andern schreibt, wohl berechtigt nach der Ursache einer so unbegreiflich willkührlichen, den Werth und Nutzen des ganzen Werkes im hohen Grade beeinträchtigenden Abschliessung zu fragen. Wahrscheinlich wurde der Verf. der übernommenen sehr umfangreichen Arbeit satt und müde '); mag aber auch die Ursache sein, welche sie wolle, so viel bleibt gewiss, die Käufer dieses überaus kostspieligen Werkes sind geprellt, denn sie haben statt des erwarteten Ganzen eine Reihe will- kührlich zugeschnittener Fragmente erhalten. — Die Anzahl der be- schriebenen Arten beträgt 332; davon sind 130 abgeb. auf 66 Kupfertaf., zudem die Eier von 40 Arten. Text und Atlas schliessen mit Aula- corhynchus caeruleocinetus. Alphabetisches u. synonymisches Register. Band I. von Richard Schomburgk’s „Reisen in Bri- tish-Gujana’” enthält verschiedene interessante Stellen die Le- bensweise und Verbreitung der dortigen Vögel betrefiend. So berichtet S. auf S.430 über Chasmorhynchus carunculatus im Canucugebirge, auf S. 432 u. 442 über die ebendaselbst von ihm be- obachtete Rupicola aurantia, von deren wunderbaren Tänzen oder Pantomimen er, wie sein Bruder, Zeuge war. In der zu Rio de Janeiro erscheinenden Zeitschrift Mi- nerva sollen sich Beschreibungen brasilischer Vögel: von SilvaMaja befinden. (Less. Mammif. et Ois. nec. decouv.p. 10). T. Bridges theilt in den Proceed. of the zoolog. Soa. auf p. 2 interessante Notizen über die Lebensweise und die Wohnorte einiger von ihm in Chili und Bolivien beobach- teten Vögel mit. - Dieselben betreffen folgende Arten: Tinamotis Pentlandii (14000 hoch bei Tapaquilcha); T. elegans d’Orb., (sehr weite Verbreitung); Attagis Gayi bei Tapaquilcha; Diglossa carbonaria und sittoides (8000 — 10,000’ hoch um Cochabamba); D, mystacalis Lafr. Jungas von La Paz; Colaptes rupicola d’Orb. nur auf dem Boden im Grase lebend, 12000 bis 14000’ hoch; endlich Dendrocolaptes procurvus, in den offenen Palmhainen Boliviens, nie im dichten Walde. W. Yarrell beschreibt die Eier von dreissig.chilesi- schen Vögelarten: Proceed. zoo]. Soc. p. 51. Er geht von der Ansicht aus, das Ei eines Vogels sei „a stage or condi- tion” im Leben des Thieres; dass die Färbung und Zeichnung der Aussenfläche der Schaale sehr beachtenswerthe Winke für Classification an die Hand gebe, und dass die Eier congene- *) Oder der Regierung wurden die Kosten der Herausgabe die- ses sehr weitläuftig angelegten und saumselig ausgeführten Werkes zu gross, Er. 12 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der rischer Arten einander an Färbung und Zeichnung: ähnlich seien, selbst bei der grössten Entfernung und Verschiedenheit der geographischen Lokalität derselben. Einzelne seltene Aus- nahmen kämen allerdings vor, und der grösste Betrag an Ab- weichung werde bei den Laridae angetroffen. William Gambel’s ‚Bemerkungen über die in Ober- kalifornien beobachteten Vögel” erschienen im dritten Bande der „Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Phi- ladelphia”. Diese „Bemerkungen” sind schon als die erste umfassendere Arbeit über die Vogelfauna Kaliforniens von grosser Wichtigkeit; man lernt aber auch in dem Verfasser derselben einen sehr tüchtigen Ornithologen kennen und liest seine biographischen Nachrichten über manche Arten, z. B. über Athene socialis, Cathartes californianus, Calliphlox anna, die kalifornischen Meisenarten u. s. w. mit lebhaftem Inter- esse. Wir werden auf diese Arbeit, von welcher uns erst ein Theil zu Gesicht gekommen ist, im nächsten Jahresberichte zurückkommen. „Systematischer Index zu Don Felix de Azara’s Apunta- mientos ete.” ist der Titel einer 30 Seiten starken Abhandlung in 4to, welche Ref. veröffentlichte, in der Absicht den aus- gezeichneten Verdiensten des spanischen Naturforschers seine Anerkennung und Huldigung auszudrücken, und in der Hoff- nung den Ornithologen die Benutzung eines der trefllichsten Werke ihrer Wissenschaft dadurch erleichtern zu können, Gould fährt fort in den „Proceedings” neue australi- sche Vögel zu beschreiben: S.1. 31. 50 und 93. Sein grosses Werk „The Birds of Australia” ist bis zum 3dsten Theil vor- geschritten und wird mit dem 35sten beendigt sein. Es wird somit nahe an 600 Kupfertafeln enthalten und, wie wir erfah- ren, 7 Bände bilden. Das letzte Heft wird die Vorrede, Ein- leitung und systematische Classification bringen. Aceipitres. 1. Tagraubvögel. Die wichtigste, Arbeit, deren wir unter dieser Rubrik zu gedenken haben, ist Kaup’s „Monographien der genera der Falconidae” mitgetheilt in den ersten fünf Heften der Isis. Der Verf. will diese ziemlich ausführliche Arbeit nur als Vor- läufer eines grössern Werks über die Falken betrachtet wissen, vor dessen Veröffentlichung er jedoch erst alle bedeutenderen Museen ’ Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1847. 13 Europa’s zu durchmustern gedenkt. Er kennt und benutzte bis jetzt die von Leiden, London und Frankfurt. Nach Kaup zerfallen die Falkoniden in 5 Subfamilien: Falconinae, Milvinae, Accipitrinae, Aquilinae und‘ Buteoninae. Jede dieser Subfamilien begreift 5 ge- nera in sich, nämlich die Falconinae die genera: Hierax, Tinnun- eulus, Harpagus, Falco und Jeracidea; die Milvinae: Ictinia, Nau- elerus, Circus, Elanus und Milvus; die Aceipitrinae: Spizaetos, Nisus, Geranopus, Astur und Asturina; die Aquilinae: Aquila, Helotarsus, Circaetos, Pandion und Haliaetos, und die Buteoninae: Buteo, Per- nis, Polyborus, Rostrhamus und IJbyeter. Die Mehrzahl dieser genera zerfällt (natürlich!) wieder in 5 subgenera, und wo dies nicht der Fall ist, wird auf noch zu erwartende Entdeckungen vertröstet. Die genera werden durch eine kurze Diagnose und durch eine Beschrei- bung charakterisirt, die subgenera nur durch eine Diagnose. Von den 184 Arten, welche Kaup als gute kennt, wird, wenige ausge- nommen, eine kurze Diagnose, eine ziemlich ausführliche Original- beschreibung und die sehr werthvolle Messung der einzelnen Theile mitgetheilt. Synonymie, geographische Verbreitung und Lebensweise werden nur kurz berührt. Zum Schluss giebt Kaup eine sehr nütz- liche allgemeine Uebersicht der von ihm untersuchten Falken nebst der übersichtlichen Darstellung ihrer Verbreitung, ferner eine Ueber- sicht der Linn@’schen und Gmelin’schen Arten der ed. XIII. des Sy- stema naturae, der von Vieillot in der Encyclopedie methodique auf- gezählten und endlich eine sehr dankenswerthe Revision der Falken Azara’s. Zwei Kupfertafeln mit hübschen kleinen Figuren sollen des Verfassers systematische Ansichten erläutern. — Für eine eigentliche Kritik dieser verdienstvollen Arbeit Kaup’s ist hier nicht der geeig- nete Ort. Das „Quinary System” glaubten und hofften wir mit Swainson für immer aus der Zoologie verbannt; wie voreilig diese Hoffnung gewesen, davon belehrte uns die Kaup’sche Monographie der Falkoniden. Von Vollständigkeit ist diese Arbeit weit entfernt; wenn der Verfasser seinen Plan ausführt und die Pariser Sammlungen besucht, wird er finden, dass Spizaetos Isidori, Tinnunculus gracilis Less., Haliaetos vociferoides von Madagascar, Herpethoteres naso, Astur erythrofrons Less. u. s. w. gute Arten sind, welche seiner Liste fehlen. Der diktatorische Ton, welchen derselbe dem bisher Gelei- steten gegenüber annimmt, wird durch den Gehalt seiner eigenen Arbeit keineswegs gerechtfertigt, und macht auf den Leser keinen angenehmen Eindruck. Desmurs bemüht sich die Specieswürde der bis jetzt mit Spiz- aetos ornatus Daud. für identisch gehaltenen Harpyia braccata gel- tend zu machen; er beschreibt den ausgefärbten Vogel, Spix kannte nur den jüngeren: Rev. zool. p. 315. — Interessante biographische Beiträge zur Naturgeschichte von Sarcorhamphus papa, Cathartes aura und C, foetens giebt Richard Schomburgk: Reisen in Gu- jana, I. p.461. Niemals sah er die Cathartes-Arten lebende Thiere 14 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der angreifen. Ihm scheinen diese Vögel beim Auffinden des Aases hauptsächlich durch die feinen Geruchsnerven geleitet zu werden, (Sehr merkwürdige und schlagende Belege für diese Ansicht theilt auch Gosse mit: Birds of Jamaica, p.2). Die wunderbare Superio- rität, welche dem $. pap@ über die Cathartes-Arten zugeschrieben wird, fand er vollkommen bestätigt. Neue Arten sind: Cymindis Wilsonii Cassin, von Cuba, Proceed. Acad. nat. sc. of Philad. IH. p. 199 und Ann. and Mag. vol. 20. p. 356. — Falco punicus Levaill. aus Algerien, Explor. seien- tif. de l’Alger. Ois. pl. 1; vielleicht doch nur Lokalvarietät von F. peregrinus. — Chondrohieraz erythrofrons Less. von St. Carlos in Centralamerika: Deseript. de Mammif. et d’ois. recemm. decouv. p. 172. — Nisus pacificus Less. ib. von Acapulko bis Californien. — Tinnunculus phalaena Less. ib. von San Blas und Acapulco. Desmurs giebt eine schöne Abbildung des Tinnunculus gracilis (Less.), Iconogr. pl.25. Derselbe stammt von den Seychellen. 2. Nachtraubvögel. Neue Arten sind: Ephialtes grammi- cus Gosse Birds of Jam. p.19 und Szrix fasciata Desm. Ico- nogr. pl.37, aus Chili. Letztere Art ist auffallend ähnlich der indi- schen S. radiata Tickell. Desmurs bildet noch ab: Scops porto- ricensis Less. pl. 26. Passerinae. Corvinae. Das 35ste Heft von Gray’s „Genera of Birds” enthält die Gymnoderinae mit 4 Gattungen: Pyroderus 3 Arten, Gymnocephalus 1 A., Cephalopterus 1 A. und Gymnoderus 1 A. Ab- gebildet wird Pyroderus orenocensis Lafren. Neue Arten sind: Biophorus paradisiacus Temm. aus China, Fauna Japon. Voeg. t. 3 suppl. Wenn wir nicht irren, exi- stirt kein Exemplar dieses prachtvollen Vogels in der Leidner Samm- lung; wohl aber sah v.Siebold denselben in Japan gezähmt. — Cor- vus lugubris Agassiz, aus Nordamerika, soll sich specifisch von unserem C. corax unterscheiden: Ann. and Mag. 20, p: 142 (aus Silliman’s Journal). — Eine schöne Abbildung der Pica mauritanica findet man: Explorat. scientif. de l’Algerie, Ois. pl.8. Ampelidae. Neue Arten; Pericrocotus modestus Strickl. Malacca. Ann. and Mag. vol. 19. p.131. — Jodopleura Isabellae Parzudh. von Venezuela, Rev. zoo]. p, 186; ist der J. Laplacei sehr ähnlich. — Hemipipo chlorion Cabanis aus Cayenne und Xe- nopipo atronitens Cab. aus Gujana: Ornith. Not. p. 234. 235. Pipra coronata Spix fand Delätre in Neugranada: Rey. zool. pag- 70. Fringittidae. Neue Belege für die Fortpflanzung des Kreuz- _ schnabels im Winter giebt Sundevall: Hornsch. Arch, 1. p. 175. Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1847. 15 Im’13ten Bande des Bullet. de l’Academ. de Brux. bespricht Selys Longchamps die Kreuzschnäbel, namentlich Loxia leucoptera und bifasciata. — Ueber Rhamphocelus varians schreibt Lafrenaye: es giebt in Neugranada drei Varietäten dieser Art, nämlich eine mit hochrothem, eine zweite mit orangefarbigem und eine dritte mit schwefelgelbem Unterrücken, und es scheint die Intensität der Fär- bung desselben mit der Höhe des Wohnorts im Verhältniss zu stehen. R. Passerini: ist eine verschiedene weit kleinere Art: Rev. zool. p. 215. — Derselbe Autor über Tanagra gyrola Gm. und gyroloides Lalr. Letztere ist Swainson’s peruviana. — Macronyx Ameliae Tar- rag. wird in Delegorgues „Voyage dans l’Afrique australe” unter dem Namen Alauda hamgazy beschrieben, ]. p. 328. Neue Arten sind: Poephila leucotis Gould aus dem Innern Neuhollands: Ann. and Mag. 19. p. 135. — Fringilla funerea Tarr. von Port Natal; soll von der westafrikanischen nitens ver- schieden sein: Rev. p. 180. — Coccothraustes personatus Temm. aus Japan, Faun. Japon. Ay. pl. 52. — Linaria anualoides Lafr. von Lima, Rev. p. 75. — L. inornata Lafr. ib. von Boli- vien. — Coccoborus cyanoides Lafr. von Panama, ib. p.74. — Cardinalis granadensis Lafr. ib, — Saltator maculipe- ctus Lafr. von Neugranada, ib. p.73. — S. striatipectus Lafr. ib. — Arremon aurantiirostris von Panama, ib. p.72. — Ta- chyphonus Delattrei Lafr. von St. Bonaventura, ib. p. 72. — Aglaja Fanny Lafr. von Neugranada, ib. — Aglaja Wilsonii Lafr. von Peru, ib. p.71. — Tanagra palpebrosa Lafr. aus Peru, ib. — Pyranga roseogularis Cabot aus Yukatan: Sillim. Amer. Journ. May 1847, p.486 und Ann. and Mag. 20, p.143. — Calliste chrysotis Dub. Esq. orn. pl.7 aus Peru. — C. /arvata Dub. aus Mexico, ib. pl. 9. — Euphonia elegantissima Bon. ib. pl.8. — Tachyphonus lacrymosus Dub. ib. pl.10 aus Peru. Euphonia occipitalis Dub. ib. pl. 14 aus Mexico. — Saltator ieteropyga Dub. ib. pl.13 aus Mexico. — Tiaris omissa Jard. von Tobago: Ann. and Mag. 20, p. 332. — Coturniculus tixzicrus Gosse aus Jamaica: Birds of Jam. p. 242. — Spermophila ano- zantha Gosse ib. p.247. — S. adoxa Gosse ib. p.253. — Mi- raffra Horsfieldii Gould von Neuholland: Ann. and Mag. 19, pag. 348. Lafrenaye’s Tanagra zenoides, abgeb. in Desm. Iconogr. pl.40 muss nigricephala Jameson heissen und wurde von Jardine unter dem Namen Spindalis bilineatus abgebildet. — Heft 25 von Smith Illustr. of S. Afr. Zool. giebt die Abbildungen von Bra- chonyx apiata Vieill. und B. pyrrhonota V. Sturnidae. Heft 39 von Gray’s Genera of Birds giebt die Paradiseinae mit 7 Arten; abgebildet wird: P. rubra. — Lesson bildet für den südafrikanischen Pastor carunculatus Temm. die Gat- tung Creatophora: Mammif. et Ois. rec. decouv. p. 308, Vieillot 16 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der nannte denselben schon 1816 Dilophus. — Vollständige Nachricht über seinen Cassicus uropygialis giebtLafrenaye: Rev. p.218. Unter- scheidet sich namentlich durch den gekrümmten Schnabel von hae- morhous. — Lamprotornis obscurus Dub. von Neuseeland ist abge- bildet: Esquiss. orn. pl. 12. Neue Art: Cassicus pyrohypogaster aus Neugranada, As Tarragon, Rev. zool. p.252. 4 Dentirostres. Gray behandelt in Nr. 34 der Genera of Birds die Querulinae: Querula mit 2 und Lipaugus mit 5 Arten; abgebildet ist L. hypopyrrhus Vieill.; ferner die Laniinae: Tephro- dornis 8, Lanius 34, Enneoctonus 6, Nilaus1, Prionops 3, Telepho- nus 7, Eurocephalus 1, Cyclarhis A, Falcunculus A, Oreoica 1 und Colluricincla 6 Arten; abgebildet ist Lanius nigriceps Francl.; end- lich in Nr. 40 die Aleetrurinae: Taenioptera 10, Fluvicola 8, Li- chenops 1, Arundinicola 2, Alectrurus 2, Gubernetes 1 und Copurus 2 Arten; abgebildet ist Fluvicola cyanirostris Vieill. — Lafrenaye schreibt über Ptilochloris arcuatus; sein P, remigialis sei der alte ausgefärbte Vogel: Rev. zool. p. 183. Neue Arten: Myiagra pectoralis Hay Madr. Journ. 1846 und Strickl. Ann, and Mag. 19, p.131 von Malacca. — Chloropeta natalensis Smith Illustr. S. Afr. Zool. XXV. pl. 112. Scheint der Gattung Cryptolopha zunächst zu stehen. — Conopophaga nae- vioides Lafr. Rey. p. 69, aus Peru. — Artamus albiventris Gould aus Neusüdwalis, Ann. and Mag. p.459. — Myiobius pal- lidus, tristis und stolidus Gosse, alle drei aus Jamaica: Birds of Jam. p. 166, 167 und 168. — Bathmidurus major Caban. aus Mexico. — Cyelorhynchus brevirostris id. aus Mexico. — Myiobius erythrurus Cab. aus Gujana, dies Arch. t. 5. fig. 1.— Elaenia leucophrys Cab. von Venezuela. — Colopterus cri- status Cab. aus. Gujana, ib. fig. 2.3. — C. pilaris (Licht.) aus Neugranada. — Psaris ezilis Less. Mammif. et Ois. rec. dec, p: 316. — Tehitrea pretiosa Less. ib. p. 324 von Nossibe auf Madagascar. Nr, 41 von Gray’s Genera of Birds giebt die Abbildung von Ju- hina pyrrhoura Hodgs. Der Text zu den Sylvicolinae fehlt noch. Subulirostres. Gray behandelt in Nr. 33 seiner „Genera ete.” dieParinae: Parus 50, Suthora 1, Paroides 5, Certhiparus 3, Sphenostoma 2, Parisoma 2% Arten; abgebildet ist Parus caeruleatus Malh. von Algier; ferner die Motacillinae: Lessonia 1, Muscisazxi- cola 7, Motacilla 16, Enicurus 8, Grallina 1, Ephthianura 3 und Anthus 35 Arten; dann in Nr. 38 die Turdinae: Chaetops 1, Zoo- thera 2%, Turdus 114, Bessonornis 10 und Mimus 20 Arten; abgebildet ist: Turdus castaneus Gould; endlich in Nr. 41 die Pyenonotinae: Miscroscelis 7, Criniger 11, Andropadus 3, Pycnonotus 40, Hypsipetes 7, Sibia 3 und Phyllastrephus 3 Arten; abgebildet ist: Pyenonoztus Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1847. 17 lavulus Hodgs. — Motaeilla eitreola Pall. kommt häufig in Algerien vor: Malh. Ois. Alger. Suite, p. 4. — Sylvia turdoides wurde in England angetroffen: Hancock, Ann. and Mag. 20. p.135. — Sehr interessante Mittheilungen über die Lebensweise von Orthonyz spi- nicauda Temm, macht Jules Verreaux: Rev. zoo]. p. 211. — In Desmurs Iconographie werden abgebildet Pitta angolensis Vieill. (P: pulik Fraser), Philepitta sericea und Isidori, Grallaria monticola Lafren. Rev. p. 68 von Pasto in Peru. Neue Arten sind: Malacopteron olivaceum Strick]. Amn. and Mag. 19. p.132. — Petroica superciliosa Gould, ib. p. 135. — (Cisticola lineocephala G. aus "Neuholland: ib. p. 348, — Amytis macrourus G, ib. p.349. — Sericornis maculatus, osculans und /aevigaster G. ib. p. 349. — Acanthiza apica- lis G. ib. p. 460. — Cysticola isura G. ib. und Chtonicola mi- nima (G.) ib. p. 462; sämmtlich von Neuholland. — Enicurus in- trepidus Hay: Hoffmeist. Briefe aus Ind. p.378. — Zosterops japonicus Temm. F, Jap. Av. pl.22. — Accentor rubidus T. ib. pl. 32. — Parus varius T. ib. pl. 35. — Pittanympha T. von Corea, ib. pl. A. Suppl. (nördlichste Art dieser Gattung). — Turdus zanthoscelus Jard. von’ Tobago: ‘Ann. 20. p. 329. — Drymoica subcinnamomea und D. fasciolata Smith Illustr. S. Afr. /Zool. XXV. pl.111. — Sylvia obscura Smith ib, pl. 112, — Sylvicola eva, pannosa und pharetra Gosse aus Jamaica: Birds of Jam, p. 158. 162 und 163. — Myrmonax lugubris Cab. und M. leucophrys Cab. aus Gujana, — Pyriglena picea Cab. ebendaher. — Hypocnemis poecilonotaCab. t.4.f.2.3 aus Gu- jana. — Dasycephala haematodes (Licht.) aus Brasilien. — Formicivora intermedia Cab. aus Columbien und F. guadri- vittata Licht. aus Gujana. — Thamnomanes glaucus Caban. aus Cajenne. — Chamaea (Parus) fasciata Gambel Proceed. Acad. nat. Sc. of Philad. II. p. 265 aus Oberkalifornien. — Parus inornatus und montanus Gamb. ib. ebendaher. — Eine Varietät von Cinclus leucocephalus Tschudi beschreibt Lafrenaye: Rev. pag. 68. Certhiaceae. Gray behandelt in Nr. 34 seiner „Genera of birds” die Dendrocolaptinae: Dendrocolaptes 18, Xiphorhynchus 3, Picolaptes 13, Glyphorhynchus 1, Dendrocincla 5 und Sittasomus 2 Arten; in Nr. 35 die Menurinae: Menura 1, Hylactes 2, Rhino- erypta 1, Pteroptochus 19, Cyphorhinus 3, Tesia 4, Oligura 1, Rham- phocaenus A, Troglodytes 47 und Campylorhynchus 12 Arten, abge- bildet sind: Rhamphocuenus rufiventris Bonap. und Tesia castaneo- coronata (Burt.); in Nr. 36 die Certhinae: Certhia 2, Caulodromus 1, Salpornis 1, Tichodroma 1 und Climacteris 6 Arten, abgebildet sind Salpornis spilonota (Franelin) Gr. und Caulodromus Gracei Gray, beide charaeterisirt und beschrieben: Ann. and Mag. 19. p. 352; ferner in Nr. 38 die Promeropinae: Drepanis 7, Moho Archiv f. Naturgesch, XIV, Jahrg. 2. Bd. B 18 Hartlaub: Berieht über die Leistungen in der 1, Promerops 1, Nectarinea 100, Arachnothera 9 und Dicaeum: 27 Arten; und endlich in Nr. 31 die Upupinae: Upupa 4, Irrisor 10 und Fuleulia 1 Art; abgebildet ist Irrisor melanorhynchus (Licht.). — Gould.ist eifrig beschäftigt mit: einem neuen Arrangement der Trochiliden. Er.characterisirt die Genera Petasophora (Trochi- Zus serrirostris Vieill. ete.), Oreotrochilus (Typus: T. estella d’Orb.), Eriopws (Typus: T. veszitus), Metallwra (Typus: T. smaragdinicollis d’Orb. etc.), Doryfera (T. Louisae), Cometes (0. sapho Less.): Proceed. zool. Soe. p. 7. 16. 30. und 94. Neue Arten sind: Dendrocolaptes lineatocephalus Gray, Gen. 34. pl. — D. susurrans Jard. von Tobago: Ann. and Mag. 19. p, 81. — Dendroplex picirostris Lafr. von Neugranada: Rev. p. 76. — Sittasomus griseus Jard. von Tobago: Ann. and Mag. 19. p.82. — Synallaxis terrestris Jard. ib. p.80. Tobago. — Climacteris melanotis Gould von Neuholland, ib. p. 136. — Sylviorthorhynchus maluroides Desm. Iconogr. pl. 45 aus Chili (=S. Desmurii, Claudio Gay Hist. fisic. y polit. de Chile). — Geositta peruviana Lafr. Rev. p. 75. — Coereba nitida Hartl. aus Peru: Rev. zool. p.84. — Arachnothera uropygia- lis Gray Gen. part38. — Campylorhynchus nuchalis Caban. von Venezuela. — Cyphorhinus leucostictus (Licht.) aus Gu- jana und Mexico. — Cinnyris aureus Less. Mammif. et Ois. p.271. — Melithreptus chloropsis Gould von Westaustralien, dem lunulatus rahestehend: Proceed. p. 220, — M. albogularis Gould ib. von Nord- und Östaustralien. — Trochilus Popelairii Dub. Esq. orn. N. pl.6. — Petasophora jolota Gould Proceed. p- 9 von Bolivien. — Oreotrochilus leucopleurus G. von den Andes Chili’s, ib. p. 10. — O! melanogaster G. ib. — Calotho- razx callinpe 6. ib. von Mexico. — Cometes phaon G. ib. p. 31 von Peru. — Doryfera violifrons 6. ib. p. 95. — Lophornmüs reginae G. ib. — Glaucis caeruleogaster G. ib. — Trochi- lus Augusti Bourc. Annal. Soc. d’agrie. de Lyon X. von Caraccas. — T. Filippii Boure, ib. Bolivien. — T. Luciani Boure. ib. Rev. zool. p. 401. — T. mirabilis (Lodd.) Bourc. Proceed. p. 42. Peru, — T. aguila id. ib. Neugranada. — T. Millerii id. ib. 43. Rio Negro. — T. Schreibersii id. ib, Rio Negro, — T. Mathew- sii id. ib. Peru. — T. Watertonii ib. p. 44. Essequibo. — T. Evelinae, ib. Nassau, New Providence. — T. Johaunae, ib. 45. Peru. — T. Conradii, ib. Caracas. — T. Yarrellii, ib. Monte- video. — T. Spencei, ib. Merida. — T. Buckeri, ib. — T. Dox- sledayi, ib. 46. Rio Negro. — T. Mitchellii, ib.,47. Zimapan. — T. Norrisii, ib. Guajaquil. Alle diese Arten sind auch in der Re- vue zoo]. beschrieben, S. 253. Petrodroma mexicana Less. wird von diesem Autor zur Gat- tung Leg riocinclus erhoben: Mammif. et Ois. rec. decouy. p. 278. — Desmurs bildet noch ab Diglossa brunneiventris Lafr. auf pl. 43 Naturgeschichte der’ Vögel während des Jahres; 1847. 19 Dendroplex picirostris Lafr. auf pl.51, und Dryocopus flavigaster Sw. (D. eburneirostris Less.) auf'pl.52. — Der von Laperouse auf pl. 47 seines Atlas abgebildete „Promerops de la Californie -septentrionale” wurde vom Gambel wieder aufgefunden und! Harpes rediviva getauft: Proceed. Acad. Philad. II. p. 264. Hirundinaceae. Blackwall spricht mit vielen Belegen gegen die von Einigen behauptete Wintererstarrung der Schwalben: Ann. and Mag. 19. p. 371. Neue Arten sind: Tachornis phoenicobia Gosse Birds of Jamaica, -p. 58. Gosse, giebt eine äusserst anziehende Schilderung der Lebensweise dieser Art; die Gattung soll zwischen Collocalia und Cypselus stehen. — Hirundo poeciloma Gosse ib. p.64, sehr ähnlich der fulva, V.— H. euchrysea Gosse, ib. p. 68; steht der thalassina nahe. Clamatores Caprimulginae, Gray giebt in Nr. 33 seiner „Genera etc.” die Caprimulginae: Caprimulgus 4, Nyctidromus 1, Eleothreptes 1, Chordeiles 6 und Eurostopodus 7 Arten; ferner in Nr. 42, die Po- dagerinae: Scotornis 2, Macrodipteryx 2 und Podager 3 Arten. — Capr. odonpteron Less. und ezilis Less. werden ausführlich be- schrieben: Mammif. et Ois. rec, decouv, p. 260. — Desmurs bildet ab Nyetibius leucopterus Pr. Wied, lconogr. pl. 49 u. 50. Neue ‚Arten: Nyetibius pallidus, Gosise Birds of Jamaica, P-49. — Podager Gouldii Gray Gen. part 42. Todidae. Heft33 von Gray’s „Genera of Birds” enthält die Eurylaiminae: Eurylaimus 6, Cymbirhynchus 3 und Peltops 1 Art, Abgebildet ist E, rubropygius Hodgs.; Heft 36 die Todinae: Todus mit 4 Arten; abgebildet ist T. subulatus Gould; dann Heft 40 die Momotinae: Momotus mit 13 Arten, abgebildet ist: M. momotula (Licht.). — Lafrenaye publicirt in der Rey. zool. p.326 einen mo- nographischen Versuch über die Gattung Todus Er nimmt 4 Arten derselben an 1. T. viridis auct. Jamaica. 2. T. dominicensis Lafren. Pl. enl. 585. Vieill. Galer. II. pl. 124, Domingo und Martinique. 3. T. portoricensis Less. (multicolor Gould), Portorico und Cuba. 4. T. mezxicanus Less., Tampico. Den T. subulatus hält er für eine Va- rietät des dominicensis. — Biographische Notizen über Pröonites bahamensis Sw. auf Tobago werden (nach Kirks Mittheilungen) von Jardine bekannt gemacht: Ann. and Mae. p.79. — Desmurs bil- det ab Atelornis squamigera lconogr. pl. 39 und Coracias caudata L. ib, pl. 28. Neue Art: Momotus subhutu Less. Mammif. et Ois. rec. de- couv. p. 265, von Mexico. B* 20 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Lipoglossae. Gray giebt in Nr. 40 seiner „Genera” die Alcedininae: Alcedo 19, Alcyone 6, Ceryle 15 Arten. Abgebildet ist Alcedo picta Bodd. — Ueber Buceros buccinator, Merops bul- lockoides und M. nubicoides macht interessante Mittheilungen Dele- gorgue Voy. dans l’Afr. austr. I. p. 110, 11. p. 364 und II. p. 504. Letztere Art ist abgebildet in Desm. Iconogr. pl. 35. Ebendaselbst pl. 34: Merops Lefeburiü D. aus Abyssinien. — Buceros lugubris Begbie ist nach Blyth nur das alte Männchen von B. sumatranus Raffl. Neue Art: Ceyxz rufidorsa Strickl. Ann. and Mag. 19. p. 129 von Malacca. Wohl nur das Weibchen des C. tridactyla auct. Zygodaetyli. Galbulidae. Diese werden von Gray in Nr. 38 der „Genera of Birds” behandelt: Galbula 10, Jacamerops 2 Arten. Abgebildet ist @. albiventris Sw. Cuculinae. Heft 35 desselben Werkes enthält die Indica- torinae: Indicator mit 9 Arten; abgebildet .ist J. maculatus Gr. n.sp.; Heft 39 die Cuculinae: Cuculus 51, Oxylophus 4, Eudyna- mis 11 Arten; (Chalcites ist mit grossem Unrecht, scheint uns, ein- gezogen). Abgebildet ist C. malayanus Raffl. — Ueber Trogon za- lapensis Dub. schreibt Lafrenaye: Rev. zool. p. 180. — Derselbe über Saurothera: Rev. p.353. Unter $. vetula steckten drei Arten, 1. S. jamaicensis Lafr. (Cuc. vetula Gm.) beschrieben von Sloane; 2. S. dominicensis Lafr. Pl. enl. 772 Domingo. (Auch der Her- zog von Würtemberg unterscheidet diese Art als S. domingensis). 3. S. vetula Vieill. Cuba? Eine Ate Art ist S. Merlini d’Orb. von Cuba (S. havanensis, Pr. v. Würtemberg). — G. A. M’Call berich- tet über die Lebensweise von Geococcyz viaticus (Licht.): Proceed. Acad. nat. Sc. Philad. II. p.233; dieser Vogel frisst nicht nur Insec- ten, sondern vorzugsweise Süsswasserconchylien. Das erinnert leb- haft an den Coua (Coccyzus Delalandi) auf Madagascar, welcher nach Ackermann’s Mittheilung fast ausschliesslich von Achatinen lebt. Neue Arten: Centropus reetunguis Strickl. Ann. and Mag. 19. p.134. Malacca. Ist nach Blyth C. Lathami (Shaw). — Chal- cites osculans Gould, ib. 460. Neusüdwales. — Indicator ma- culatus Gray Gen. 35. { Piaya cinnamomeiventris Lafr. ist Cuculus pluvialis auct. Auch Gosse bespricht dieselbe unter dem Namen P. pluvialis: Birds of Jamaica p. 277. Bucconidae. Eine neue Art ist: Malacoptila pana- mensis Lafren. Rev. zool. p. 79. Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1847. 21 Pieinae. Strickland giebt eine genaue Beschreibung der Tiga Rafflesii Vig. Ann. and Mag. 19. p.133. — Lafrenaye be- schreibt zuerst das Weibchen des Picus callonotus Waterh. Rev. p- 77. — Desmurs bildet ab: Picus Herminieri Less. Iconogr. pl. 38. Nur auf Guadaloupe; Dryocopus erythrops Cuv. ib. pl. 27. Neue Arten sind: Picumnus granadensis Lafr. Rev. p. 78. — Chloropicus Vaillantii Malh. Catal. Ois. Alger. Suite p. 5- Dem canus sehr nahe stehend. — Tiga !abarum Less. von Su- matra: Mammif, et Ois. rec. decouv. p. 199 (ist bestimmt identisch mit T. Rafflesii). — Picus anais Less. ib. 203, dem Boiei nahe stehend. — Pzrcus similis Less. ib. 204 von San Carlos. — P. subocularis Less. ib. 205 von Realejo. Psittacinae. Eine Beschreibung des merkwürdigen Nacht- papageien Neuseelands (Kakapo, Strigops habroptilus Gr.) giebt G. R. Gray Ann. and Mag. 20. p.55 u. 66, und Proceed p.60. Nach- richten über seine Lebensweise theilt F. Strange mit, ib. p. 50. Nach ihm bewohnt der Kakapo die Westseite der Mittelinsel, ver- lässt die von ihm selbst gegrabene Höhle unter einer dicken Baum- wurzel oder einem gewaltigen Felsblock bei Tage nie, und nährt sich von Farrenkrautwurzeln. Eine sehr detaillirte Beschreibung dieses Vogels, nach einem von der Stewartinsel stammenden Exem- plar der Pariser Sammlung, verdanken wir Pucheran: Rev. zool. p- 385. Die Nachrichten, welche Jules Verreaux über ‘die Le- bensart des Kakapo erhielt, stimmen mit denen von Strange über- ein. Die Höhle soll eine Tiefe von 4 bis 5 Fuss haben; am Ende derselben befindet sich das Nest. Man trifft gewöhnlich nur ein Exemplar; mehr wie zwei werden nie bei einander gefunden. Pu- cheran weist dieser Gattung- ihre systematische Stellung neben Pe- zoporus an. In der Sitzung der Academie des Sciences vom 20. De- cember theilt Pappenheim seine mieroscopische Untersuchung der Federn des Strigops mit; dieselben zeigen viel Verwandtschaft zu denen der Nachtraubvögel. — Desmurs bildet ab: Conurus acuti- caudatus (Vieill.) Iconogr. pl. 31. — Lesson’s als neu beschriebener Stylorhynchus erythrofrons (Rev. p.210 [1842] und: Mammif. et Ois. rec. decouv. p.186) ist nur Psittacara leptorhyncha King, ein längst bekannter chilesischer Vogel. Neue Arten: Ara rubrogenys Lafr. von Bolivien: Rey. p. 65. — Ara castaneifrons Lafr. ib. p. 66. — Pionus melunotis Lafr. ib. p.67, von Bolivien; alle drei von d’Orbigny mitgebracht, Ramphastidae. -Von Sturm’s Ausgabe der Gould’schen Monographie der R. erschien Heft 4. Darin sind abgebildet: R, Swainsonüi, Pteroglossus Beauharnaesii, Axarae, Bailloni, piperivorus und sulcatus. Den Schluss bilden anatomische Beobachtungen von R. Owen und R. Wagner, 22 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Columbinne. Eine wichtige und ausführliche Arbeit über die Tauben des Hi- malaja, des Industhals, Assams, Sylhets, Tipperahs, Arracans und Ceylons veröffentlichte Blyth im Journ. of the Asiat. Soc. of Beng. Nr. 169 u. s. w. Zu einem Abdruck dieser Arbeit in den Ann. and Mag. 19. p. 41 u.s.w. hat Strickland Noten geliefert. Alle Arten werden genau beschrieben und die Synonymie derselben wird festgestellt. Für die Ornithologie Indiens leistet Blyth wirklich ausserordentliches. Neue Arten sind: Treron viridifrons Blyth von Tanasse- rim, Ann. and Mag. p. 49. — T..apicauda Hodgs. ib. p.50, — T. chloroptera Bl. ib. p. 48, von den Nicobaren. — Columba pulchricollis Hodgs. ib. 406. — Wohl identisch mit C. Elphin- stonii. — ©. punicea Tickell, ib. 107. — Columba solitaria M’Call, der oenas ähnlich, aus Mexico: Proceeed. Ac. nat. Se. of Philad. Ill. p. 233. — Chamuepeliaiönca Less. Mammif. et Ois. rec. dec. p. 211. Mexico. — Col. Delegorguei von Port Natal: Del. Voy. 1I. 615. Gosse’s Geotrygon sylvatica (Birds of Jam. p. 316) wurde zuerst von Lafrenaye beschrieben als Columbigallina versico- lor. Desmurs bildet diese prachtvolle Taube ab: Iconogr. pl. 47. Gallinacene. Gray behandelt in Nr. 34 seiner „Genera” die Turnicinae: Turnix 22, Pedionomus 1 und Ortyzelos 1 Art. Abgebildet wird: T. jondera Hodgs.; und in Nr. 40 die Megapodinae: Megapodius 7, Leipoa 1 und Mesites 2 Arten; abgebildet wird Megapodius For- sten! Temm. — Den Bastard zwischen Birkhahn und Haushenne beschreibt Sundevall in Hornsch. Arch. 11. p. 168. In den Testi- keln fanden sich Spermatozoen. Nach ihm wäre Lyrurus derbyanus Gould nichts als Gelthuhn vom L. tetrix. Derselb. theilte in den Öfvers. af Kongl. Acad. Förhand. 1847. S.%01 über das Vorkommen von Perdix coturnix in Schweden, und über Tetrao tetrix lagopides Beobachtungen mit. — Dr. Morton berichtet über Bastarde zwi- schen Haushahn und Perlhuhn, sowie zwischen Perlhuhn und Truthahn: Proceed. Ac. nat. Sc. of Philad. lil. p. 185 und Ann, and Mag. 19. p. 210. Die Färbung ist ein Gemisch von beiden. — Ca- banis behandelt in Ersch und Grub. Eneyel. sect. II. vol. 22. p. 143. die Phasianinae; sehr hübsch und ausführlich, aber es geht wie- der nicht ohne neue Gattungsnamen ab! Die P, werden nach der Laufbekleidung in natürliche Gruppen gebracht. — Desmurs bildet ab: Perdix Bonhami Fraser, lconogr. pl.29 und Ortyz leucopogon Less. ib. pl. 31. Eine ausführliche Beschreibung dieser Art findet man in Less. Mammif. et Ois. rec. dec. p. 217. Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1847. 23 Neue Arten: Coturniz Delegorguei von Port Natal: Deleg. Voy. Afr. austr. Il. p.615. Wer diese Art so benennt, ‘erfährt man nicht, „un savant dont les ouyrages sont encore inedits.” — Orta- lida ruficauda Jard. von Tobago: Ann. and Mag. W. p. 374. Cursores. Ueber die straussartigen Vögel in der Menagerie Lord Derby’s berichtet Yarrell: Ann. and Mag. vol. 19. p. 350. — Gould erhielt von der Mittelinsel Neuseelands eine zweite Art Apteryx, welche er A. Owenii nennt und die er beschreibt: Ann. and Mag. p. 282, und Proceed. zool. Soc. p.93. Diese Art ist von der Grösse: des A. australis, unterscheidet sich aber von diesem durch den kürzeren gekrümmteren Schnabel, durch das noch- haarähnlichere Gefieder, die noch rudimentäreren Flügel und durch die unregelmässige Quer- streifung des Colorits. Von einer dritten weit grösseren Art erhielt F. Strange Kunde; dieselbe soll die Mittelinsel bewohnen und drei Fuss hoch sein; die Robbenschläger, welche diese Küsten alljährlich besuchen, kenzen den Vogel und nennen ihn „Fireman” Proceed. pag. 51. Durch W. Mantell gelangten mit einer Sendung von über 800 Moaknochen auch Eierschalenfragmente des Dinornis nach Eng- land: Ann. and Mag. 20. p.285. &rallae. Alectorides. Parra cordifera Less. von Centralamerika wird abgebildet von Desmurs: Iconogr. pl. 42. Fulicariae. Dubus giebt die Abbildung seines Gallirallus Fuscus Esquiss. ornith pl. 11. — Neue Arten sind: Porzana leu- ceophrys Gould von Nordwestaustralien, Ann. and Mag. p 461. — Rallus concolor Gosse Birds of Jamaica, p. 369. Krodii. Gray behandelt in Nr. 36 seiner „Genera of Birds” die Tantalinae: Tantalus 4, Ibis 5, Geronticus 18 Arten; abgebil- det wird I. longirostris Wagl.. — Von der Lebensweise des Ibis ha- gedash erzählt Delegorgue: Voy. Afr. austr. I. p. 114. — Des- murs bildet ab Ardea nigricollis Wagl. Iconogr. pl. 30. — Das gi- gantische Nest von Scopus umbretta beschreibt Delegorgue Voy- 1. p- 516. Neue Arten sind: Egretta nivea Gosse, Birds of Jam. p. 334 — E. ruficollis Gosse ib. p. 338. — Nycticorazx oceanicus Less. von den Maärquesas-Inseln: Mammif. et Ois. rec. decouv. p. 242, — Grus australasianus von Neuholland, wenig verschieden von G. antigone; Gould Proceed, p. 230. — Herodias plumiferus 24 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der G. ib. von Neusüdwales. — Herodias pannosusG. ib, ebendaher. — drdetta stagnatilis G.ib. von Port Essington. Limicolae. Heft35 der „Genera of Birds” enthält die Cha- radrinae: Vanellus 5, Chettusa 13, Erythrogonys 1, Hoplopterus 13, Squatarola 2, Charadrius 46, Thinornis 3 und Phegornis (Lepto- pus Fraser) 1 Art; abgebildet ist Vanellus ptiloscelis Gr. n. v.; Heft 39 die Limosinae: Jdrdorhynchus 1, Numenius 16 und Limosa 8 Arten; abgebildet ist N. tenuirostris V.; Heft41 die Recurviro- strinae: Recurvirostra 5, Cladorhynchus 1 und Himantopus 6 Ar- ten; abgebildet ist R. oceidentalis Vig.; endlich Heft42 die Haema- topodinae: Haematopus mit 11 Arten; abgebildet H. niger Temm. — Desmurs bildet ab Leptoscelis Mitchell (Phegornis Gr.) von Chile: Iconogr. pl. 41. Neue Arten: Totanus oceanicus Less. von Ualan: Mammif. et Ois. rec. decouv. p. 244. — Actitis empusa Gould von Port Essington: Proceed. zool. Soc. p. 222. Natatores. Longipennes. Larus eburneus wurde abermals an der eng- lischen Küste geschossen; Ann. and Mag. 19. p. 23. — Neue Arten sind: Anous Herminieri Less. von den Antilten: Ois. rec. de- couv. p. 255. — Sternula antillarum Less. ib. 256. — Ster- nula melanorhyncha Less. ebendaher; ib. p. 257. — Sterna gracilis Gould von „Houtman’s Abrolhos” Westaustralien: Pro- ceed. p.222. Steht der S. Dougallii nahe. Tubinares. Zwei neue Arten sind: Procellaria brevi- rostris Lawrence, von Florida: Sillim. Journ. May 1847. — P. larvata Less. vom Cap: Mammif. et Ois. rec. dec. p. 255. Unguirostres. Ein Verzeichniss der bis jetzt bekannten Entenbastarde giebt Selys Longchamps; er nennt 25; ‘davon sind 5 zweifelhaft, 15 sah er selbst: Bullet. Acad. de Brux. XII. p. 335. — Ueber eine zufällige rosenrothe Färbung bei wilden Enten berichtet Tyzenhaus; er traf bei drei Exemplaren von A. crecca Stimm, Backen und die ganze Unterseite des Körpers lebhaft rosen- roth; die Ursache dieser auffallenden Erscheinung glaubt T. in einer _ Verbindung des Salicin mit dem thierischen Schweiss zu finden. (??) Die von Naumann solcher rothen Färbung zum Grunde gelegten Blattläuse einiger Weidenarten vermochte er an dem Orte, wo jene drei Enten erlegt waren, nicht aufzufinden, wohl aber fand er die Lagerstellen der Enten auf Wurzelfasern von Weiden roth gefärbt. U. s. w. Rev. zool. p. 273. — Eine anziehende Schilderung von der Lebensweise des Phoenicopterus antiquorum in Südafrika entwirft Delegorgue Voy. Afr. austr. 1. p. 53. — - Erismatura ‚mersa ist häufig in einigen Gegenden Algeriens: Malherbe Catal. Suite p. 6. >: Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1847. 25 -— Er. maccoa Smith ist abgebildet: lllustr. of S. Afr. Zool. XXV. pl. 108 und 109. — Ueber Anas glaucion sehe man Less. Mammif. et Ois. rec. dec. p. 249. — Desmurs bildet ab: Merganetta armata G. 2 Icon. pl. 48. Neue Arten: Fuligula ferinoides Bartl. Ann. and Mag. 19. p-422. Das einzige Exemplar wurde bei Great Yarmouth in England erlegt; es unterscheidet sich von F. ferina durch den weissen Spie- gel, die kleinere Statur, die dunklere Färbung und die strohfarbenen Augen. Ohne Zweifel ein Bastard. — Anas mazima Gosse Birds of Jam. p.379. Ob Bastard von boschas und moschata? — Cyano- pterus inornatus Gosse ib. p. 402. — Erismatura orty- goides Gosse ibid. p. 406. — Fuligula (Lampronetta) Fi- scheri Brandt von der Steffensinsel in Nortonsund, nordwestl. America. Die schöne und ausserordentlich seltene Ente wird von Brandt in einem eigenen Werkchen beschrieben und abgebildet, wel- ches den Titel führt: Lampronettam Fischeri, novam avium rossica- rum speciem, praemissis observationibus ad Fuligularum generis sectionem et subgenerum quorundam characteres et affinitates spe- etantibus descripsit J. F. Brandt. 4to. Petersb. — Anser nigri- cans Lawrence von Egg Harbour, Nordamerika: Ann. of the Lye. of Nat. Hist. of New-Jork. IV. 172. T. 12. Sillim. Journ. May. 1847. Ann. and Mag. vol. 20. p. 211. Steganopodes. Ueber den „Fishing Cormorant” in China Phalacrocoraz sinensis auct. schreibt sehr interessant und ausführlich Rob. Fortune, Wander. in the north. Provinc. of China, p-109. — Gray bildet ab Phaeton candidus Br. Gen. of Birds, part 38. Eine neue Art ist Plotus novae Hollandiae Gould Pro- ceed. p. 34. Südaustralien. Ueber Sula parva vergleiche man: Gosse Birds of Jam. p. 418. Pygopodes. Ueber die antarctischen Aptenodytes-Arten (so wie über Procellaria nivea) vergleiche man Sir J. Ross Voyage to the antarctic pole, II. p. 158 u. s. w. — Nach den Beobachtungen und Mittheilungen des Dr. Obeuf veröffentlicht Verreaux in der Rev. zool. p. 241 sehr merkwürdige Nachrichten über die Lebensweise dreier Pinguin-Arten, Aptenodytes patagonica, Pygoscelis papua und chrysocome auf den Crozets- und Possessions-Inseln. Letztere beide Arten bewohnen die nackten felsigen Abhänge der Berge, während der „Pingouin royal” vorzugsweise die Ebenen liebt. Die Brutzeit dieses Vogels beginnt auf den Crozetinseln gegen Ende Oktobers. Während aber A. papua und chrysocome ihr Ei in ein von Moos und Kräutern auf den Felsenspitzen construirtes Nest legen, trägt das Weibchen des A. patagonica dasselbe in einer Längsfalte der Bauchhaut (poche incubatrice) zwischen den Schenkeln und trennt sich niemals davon. Es kann damit 8 bis 10 Fuss weite Sprünge ausführen. Wenn man das Ei aus dieser Hauttasche entfernt, ver- 26 Hartlaub: Ber. ü. d. Leist. i. d. Naturgesch. d. Vögel etc. schwindet dieselbe alsbald vollständig. Lafrenaye-'bemerkt dazu mit Recht, dass diese gänz ausserordentliche Brütart des „Pingouin royal” dessen generische Isolirung rechtfertige, ja nothwendig mache, aber mit Unrecht proklamirt er die Beobachtung derselben als neu. Schon Wedell berichtet, wenngleich weniger ausführlich dieselbe Thatsache vom Königspinguin auf Südgeorgien: Deutsch. Uebersetz, pag. 40 !). Gray behandelt in Nr. 42 seiner „Genera of Birds” die Alci- nae: Fratercula mit 4 und Alca mit 2 Arten; abgebildet wird #. corniculata Naum. Y) „Denn sie haben kem Nest und die Henne ist deshalb zwi- schen Schenkeln und Schwanz mit einer Höhlung versehen, in welche das Ei passt.” 27 Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in der Naturgeschichte der Insecten, Arachniden, Cru- staceen u. Entomostraceen während des Jahres 1847. pi Vom Herausgeber. Ueber die systematischen Verhältnisse der Gliederthiere hat Zaddach eine Arbeit geliefert, welche unter dem Titel „über die Eintheilung des Thierreichs in Kreise und Klassen” in’ einer Gelegenheitsschrift erschienen ist und hier näher be- “trachtet zu werden um so mehr Anspruch machen darf, als gerade für die Eintheilung der Gliederthiere der Verf. neue Gesichtspunkte aufgestellt hat, welche aus einem sorgsamen Studium ‚von Ratlıke’s werthvollen Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte hervorgegangen sind. Ich zweifle nicht, dass umfassende Forschungen über die Entwickelung zu vollkommen sicheren Ergebnissen führen werden, nur müs- sen sie von anderen einfacher gebauten Formen ausgehen als vom Flusskrebs, der vom Urtypus der Körperbildung eines Gliederthiers sich möglichst weit entfernt, und bei dem auch dadurch, dass ihm die Verwandlung fehlt, die Entwickelung im Ei nothwendig eine andere sein muss als bei der grossen Mehrzahl der Gliederthiere, wo eine allmähliche Ausbildung in späteren Lebensabschnitten vor sich geht. Auch sind die vorliegenden Untersuchungen über embryonale Entwickelung, so werthvoll sie an sich sind, noch ihrem Umfange nach viel zu vereinzelt, um einer Eintheilung überhaupt eine Grundlage zu bieten. Und über Rathke’s Beobachtungen ist der Verf. nicht hinausgegangen. Die vier Hauptabtheilungen oder Kreise des Thierreichs bestimmt der Verf. nach dem Vorherrschen einer der vier Lebensverrichtungen, für den nüchternen Verstand eine leere Spielerei; denn was soll man dazu sagen, wenn dem isten Thierkreise, den Strabl- oder Pflanzen- 28 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der - thieren „vorherrschende Entwickelung der geschlechtlichen Verhält- nisse” zugeschrieben wird, während in der That die geschlechtliche Fortpflanzung einer der hier gerechneten Abtheilungen, den Infuso- rien, ganz fremd ist, bei zwei andern, den Polypen und Quallen, die Vermehrung durch Knospen und Theilung eine wenigstens eben so grosse Rolle spielt als die geschlechtliche Fortpflanzung und nur die beiden übrigen Abtheilungen, die Seesterne und Seeigel sich in Bezug auf die letzte eben so verhalten als die übrigen Thiere. Es könnte hier also viel eher ‘von einem Zurücktreten als von einem Ueber- wiegen der geschlechtlichen Verhältnisse die Rede sein. — Ebenso wenig passt für den 3ten Thierkreis, die Brust- oder Gliederthiere, da die Gliederwürmer mit eingeschlossen sind, die „vorwaltende Ent- wickelung der Bewegungsorgane”, denn selbst wo bei den Glieder- würmern passive Bewegungsorgane vorkommen, sind sie für die Be- wegung des Thiers nur von untergeordneter Bedeutung. Zwar be- trachtet der Verf. die Gliederwürmer als die unterste Abtheilung der Gliederthiere, wo die Bewegungsorgane noch nicht ausgebildet sind, aber abgesehen davon, dass es unlogisch ist, für eine Abtheilung einen Charakter aufzustellen, der nur einem Theile derselben zu- kommt, findet zwischen den Gliederwürmern und Gliederthieren (In- secta L.) ein systematischer Zusammenhang nicht Statt, denn sie sind nach einem verschiedenen Typus gebildet, und die Gliederung, welche einem Theile der Gliederwürmer zukommt, hat eine andere Bedeutung als die der Gliederthiere. Auch die Entwickelung ist bei beiden verschieden. Wir haben uns also schon lange dafür entschie- den, dass die Gliederthiere mit den Gliederwürmern nicht zu ver- binden sind. Gehen wir zu den Untersuchungen des Verf. über die Glieder- thiere über, so finden wir hier eine ganz neue Auffassung der Glie- derung des Körpers; sie scheint vorzugsweise aus dem Studium der embryonalen Entwickelung des Flusskrebses und des Scorpions her- vorgegangen zu sein, und daraus erklärt sich die Abweichung von der bisherigen Betrachtungsweise, welche von einfacheren Verhält- nissen ausging. „Körperabschnitte”, sagt der Verf., „erscheinen im Ganzen vier, und wie bei dem strahligen Typus des ersten Kreises gewisse Zahlen sich wiederholen, so scheinen auch hier für die Glie- derungen der einzelnen Abschnitte gewisse Zahlenverhältnisse aufzu- treten. Der erste Abschnitt des Körpers ist der Kopf. Wo er am vollständigsten ausgebildet ist, setzen vier Ringe denselben zusam- men; aber diese verschmelzen nicht nur frühzeitig in der ersten Pe- riode der Entwickelung, sondern sie verbinden sich auch stets noch mit einigen Ringen des zweiten Körperabschnitts, so dass ein wirk- lich gesonderter Kopf in der ganzen Reihe der Gliederthiere nirgends hervortritt. Der zweite Abschnitt, die Brust, besteht allgemein aus fünf Ringen, und hat bei den Krebsen eine sehr mannigfache Ent- wickelung, gestaltet sich aber bei den Insecten und ‚Spinnen, während x Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 29 ein Ring oder zwei Ringe sich von den übrigen trennen und zum Kopfe treten, in seinen hinteren Ringen zum Träger der Bewegungs- organe um. Der dritte Abschnitt des Körpers, der Bauch, wird wie- derum aus fünf Ringen gebildet, durchläuft in der Klasse der Krebse ebenfalls sehr verschiedene Entwickelungsstadien, indem er bei vielen die Function der noch wenig ausgebildeten Brust übernehmen muss, und erreicht ebenfalls erst in den beiden oberen Klassen seine Be- deutung als Sitz der vegetativen Organe des Körpers. Der letzte Abschnitt des Körpers, der sich in seiner Gestalt stets von den vor- hergehenden unterscheidet, kommt nur bei den Krebsen und einer kleinen Abtheilung der Spinnen, den Scorpionen vor und besteht gewöhnlich aus 6 oder 7 Ringen. Man hat ihm in neuerer Zeit den Namen postabdomen gegeben, ich nenne ihn den Hinterleib '), — An allen Ringen des Körpers können sich Gliedmassen ausbilden, und dies geschieht auch-bei den Krebsen fast allgemein, während bei den Insecten und Spinnen am Bauchtheile sich niemals Glied- massen entwickeln. Sonst aber treten diese in den mannigfachsten Formen und sehr verschiedener Bedeutung, bald als Kiemen-, Schwimm- oder Ruderfüsse, bald als Beine zum Gehen, bald als Kiefer, ja endlich sogar als Sinnesorgane auf.” Die Entwickelung der Kopfgliedmassen ist beim Krebse beobachtet worden: „Bei den Krebsen bilden sich im Ei am vordern Ende der zuerst entstandenen Bauchseite drei oder vier Paare kleiner Piatten, die in ihrer ersten Erscheinung oder in dem nächsten Stadium ihrer Entwickelung sich durchaus so verhalten wie die später entstehenden Leisten, aus denen sich die Brust- und Bauchgliedmassen entwickeln. Wir werden daher auch diejenigen Organe, die sich aus diesen Platten hervorbilden, wenn wir die Belehrung, welche uns die Entwickelungsgeschichte über die Deutung der Körpertheile gewährt, nicht gänzlich zurück- weisen wollen, als eben so viele Gliedmassen bezeichnen müssen, Es bildet sich aber von ihnen bei den Krebsen der höheren Ordnun- gen im Laufe der Entwickelung das am meisten nach hinten liegende Paar überall zu den Mandibeln, die beiden darauf folgenden Paare zu den beiden Antennenpaaren und endlich das vorderste Paar, wo es vorkommt, zu den Stielen der zusammengesetzten Augen aus, Diese Organe sind also als vier Kopfgliedmassen zu betrachten, und es ist durchaus nothwendig, dass man diese allgemeinste Bedeutung derselben festhalte, um durch die verschiedenen Formen, in denen sie auftreten, in ihrer Deutung nicht irre geleitet zu werden. In ’) Diese Bezeichnung ist ganz unstatthaft, und muss nothwendig zu Missverständnissen führen, weil sie von jeher als Uebersetzung von abdomen in Gebrauch ist. Ebenso unpassend sind die Benen- nungen „Bauch” und „Brust” hier angewandt, denn es ist längst fest. gestellt, dass Bauch #venter) die Unterseite des Hinterleibs, Brust die des Mittelleibs bezeichnet. 30 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der welcher Reihenfolge diese Theile entstehen und ob dieselbe bei allen Gliederthieren dieselbe ist, lässt sichnach den vorhandenen Untersuchun- gen über die einzelnen Arten nicht mit Bestimmtheit ersehen.” Es scheint mir sehr misslich, in dieser Beziehung vom Krebse auf an- dere Gliederthiere schliessen zu wollen, weil beim Krebse ganz ab- weichende Verhältnisse sich vorfinden. Die Fühler nämlich stehen ebenso wie die Augen auf besonderen Stielen, welche die Sinnes- organe enthalten. Will der Verf. die Sinnesorgane als Kopfglied- massen betrachten, so mag das sein, man darf aber nicht vergessen, dass die Sinnesorgane ihre Nerven aus dem oberen, die Mandibeln mit den beiden anderen Kieferpaaren aus den unteren Kopfganglien erhalten. Aus diesem Grunde will es mir auch nicht als riehtig er- scheinen, wenn der Verf. die vor dem Munde liegenden Klammer- füsse der parasitischen Entomostraceen, welche ich als erstes Fuss- paar gedeutet habe, als umgewandelte Antennen betrachtet wis- sen will. Die Gliedmassen der Brust stellt der Verf. auf folgende Weise dar: „Auf den Kopf folgt als zweiter Abschnitt des Körpers, die Brust. Sie besteht allgemein aus fünf Segmenten, von denen fast durchgängig jedes Gliedmassen trägt.” „Bei keinem Thiere indessen entwickeln sich alle diese Gliedmassen zu Bewegungswerkzeugen, allgemein schliessen sich einige derselben, zuweilen alle, dem Kopfe sehr ge- nau an, und gestalten sich zw Hülfsorganen des’ Mundes um, "die dann den Namen der Kiefer oder Kieferfüsse erhalten. Allerdings ist es, seit Savigny seine umfassende Untersuchungen über die Mund- theile der Gliederthiere anstellte, bekannt, ‘dass die Kiefer nichts anderes als die umgewandelten Beine seien; aber es ist nöthig, dass man sich es’überall deutlich mache, dass diese Beine nicht dem Kopfe, sondern der Brust angehören, wovon man sich leicht durch einen Bliek auf die Abbildungen, die Hr. Prof, Rathke in seiner Ent- wickelungsgeschichte des Scorpions, des Flusskrebses und anderer krebsartiger Thiere gegeben, überzeugen kann. Es entstehen hier sämmtliche Brustgliedmassen, nachdem die Entwickelung der Kopf- gliedmassen längst begonnen, und der Hinterleib sich bereits ausge- bildet hat, dicht hinter''einander, sind anfangs alle von gleicher Ge- stalt, und nehmen erst später verschiedene Formen an, indem die vorderen sich langsamer entwickeln als die hinteren. Daher ist denn auch die Zahl derer, welche die Bedeutung von Bewegungsorganen verlieren, und sich als Kieferfüsse dem Munde anschliessen, in den verschiedenen Ordnungen sehr verschieden, alle fünf Brustgliedmas- sen werden Kieferfüsse bei den Decapoden, vier bei den Schizopo- den und Laemodipoden, drei bei allen Isopoden und Amphipoden, zwei bei allen Insecten, ein Paar bei allen Spinnen. Die Segmente dieser Kieferfüsse bilden sich nicht vollständig aus, sondern werden vom, Kopfschilde ‚überdeckt und eingeschlossen, welcher sich bei vielen Krebsen auch noch über einige oder alle Bauchsegmente hin- Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 31 überwölbt. Man pflegt daher bei diesen und den Spinnen von einem Cephalothorax zu sprechen, indessen gebührt dieser Name entweder den Spinnen allein, weil hier alle Ringe der Brust und des Kopfes zu einem Stück verwachsen, oder er kommt auch den Inseeten zu, weil auch bei ihnen der Kopf mit zwei Brustsegmenten innig verbunden ist. Das dritte Segment aber, welches bei allen Krebsen in seiner Form und Stellung mehr den vorderen als den dahinter liegenden ähnlich ist, zeigt diese Richtung auch noch sehr häufig bei den Insecten, indem bei vielen der dritte Brustring, ge- wöhnlich die Vorderbrust genannt, von den beiden auf ihn folgenden getrennt bleibt, oder indem, wie bei andern Insecten die Gliedmas- sen ‘dieses Ringes durch Schwäche und Stellung an Kieferfüsse er- innern.” — Wenn beim Embryo des Flusskrebses und Scorpions die zwei hinteren Kiefer und die drei Thoraxbeine (Kieferfüsse beim Krebse) sich in einer Reihe und gleichmässig entwickeln, ist dies leicht erklärlich, denn beiden fehlt ein abgesonderter Kopf, und die genannten Gliedmassen liegen auch beim ausgebildeten Thier in glei- cher Reihe und sind von ziemlich gleicher Gestalt. Der Verf. geht aber offenbar zu weit, hieraus beweisen zu wollen, dass auch bei den eigentlichen Insecten mit abgesondertem Kopfe die beiden hinte- ren Kieferpaare zum Thorax zu rechnen seien. Hätte er Köllikers Observ. de prim. insect. genesi zu Rathe gezogen, würde er sich auch von der Unhaltbarkeit dieser Ansicht überzeugen können. „Der Bauchtheil”, sagt der Verf. ferner, „entwickelt sich von allen Körperabschnitten zuletzt und scheint allgemein, wie die Brust aus fünf oder aus zweimal fünf Ringen zu bestehen. Bei den Crusta- ceen ist die Zahl fünf constant, bei den Scorpionen ebenso, bei den Phalangien sieht man deutlich auf der Rückenseite zehn, auf der Bauchseite fünf Segmente, und auch für die Insectenlarven scheint die Zahl zehn für die Bauchsegmente normal zu sein, obgleich hier allgemein die Zahl neun als solche angegeben wird.” Der Verf. be- trachtet die Nachschieber der Insectenlarven als den zehnten Ring, er bildet aber nur eine Fortsetzung der Unterseite des neunten Rin- _ ges. Neun Ringe lassen sich auch bei vollkommenen Insecten nach- weisen, nicht aber zehn. Den Hinterleib (postabdomen) betrachtet der Verf. um so mehr als einen vom Bauchstück wesentlich unterschiedenen Theil, als er bei Embryo des Scorpions und Krebses auf eine von der Entstehung des übrigen Körpers abweichende Weise gebildet wird; „hier zeigt sich nämlich schon frühe und zugleich mit der ersten Entwickelung der Kopfgliedmassen am hinteren Ende des Urtheiles eine warzen- förmige Ausstülpung der Keimhaut, die allmählich zu einem schlauch- artigen Anhange auswächst, und bald eine ähnliche Gestalt annimmt, wie der Hinterleib der ausgewächsenen Krebse zeigt; sodann bilden sich durch Einschnürungen an ihm sieben Ringe aus, erst viel später aber wachsen an der Bauchseite jeden Ringes die Gliedmassen hervor.” 32 Erichson: Bericht über die wissensch. "Leistungen in der Ueber den Blutumlauf der Inseeten sind mehrere Abhand- lungen erschienen. Die ausführlichste ist eine von der Kön. Belgischen Academie gekrönte Preisschrift: Memoire en re- ponse & la question suivante: eclairir par des observations nouvelles le phenomene de la circulation dans les. Insectes, en recherchant si on peut la reconnaitre dans les larves des differents ordres de ces animaux par M. Verloren Dr. en sc. (Mem. cour. et mem. des sav. etr. tom. XIX.) Eine lehrreiche und sehr sorgfältige durch schöne Abbildungen erläuterte Arbeit, in welcher zunächst Leon Dufour’s wunderliche Behauptung, dass bei den Insecten kein Blutumlauf stattfinde und das Rückengefäss ein blosser Strang ohne Höhlung sei, einer aus- führlichen Widerlegung gewürdigt ist. Darauf sind Bau und Verrich- tung des Rückengefässes sehr genau geschildert. An den Flügelmus- keln des Rückengefässes konnte der Verf. bei den Larven von Chi- ronomus plumosus, bei Vespa Crabro, -bei der Raupe des Cossus ligniperda keine Spur von Querstreifen entdecken, wohl aber bei den Larven des Gastrus equi und beim Lucanus cervus. Die Fasern der Befestigungsbänder dieser Flügelmuskel umgeben das Rückengefäss gleichsam mit einer Scheide, während sie sich an verschiedenen Stellen an die Wände des Gefässes inseriren. Die Membran, welche nach den Angaben einiger Schriftsteller das Rückengefäss äusserlich wie ein Sinus umgiebt, scheint dem Verf. mit dieser Scheide über- einzustimmen, welcher oft Fettkügelchen anhängen, und welche eigentlich nur eine netzförmige Hülle ist, durch welche die im Nah- rungsstoff enthaltenen Kügelchen, die häufig nichts Anderes als Fett- kügelchen sind, bisweilen zurückgehalten werden, so dass man bei einigen nur sehr wenige Kügelchen sich im Rückengefäss bewegen sieht. Die Zahl der seitlichen Oeffnungen desselben stimmt nach der Meinung des Verf. im Allgemeinen mit der Zahl der Hinterleibsringe überein, es ist aber sehr schwierig, dies durch Beobachtung nach- zuweisen, weil es nie gelingt, dasselbe in seiner ganzen Länge wahrzunehmen, und auch bei der Section des Insects die Oeffnungen in dem umgebenden Fett sich verstecken. Bei der Larve des Pom- pilus viaticus sah der Verf. vom 9ten bis 12ten Ringe 4, bei der des Syrphus Ribesii 3, bei der des Chironomus plumosus 2 Paar Oefi- nungen, bei der eines Rüsselkäfers aus Ulmenblättern 8. Die mi- eroscopische Untersuchung kleiner durchsichtiger Larven. hat mehr Werth für die Bestimmung der Lage dieser Oeffnungen als die Zer- legung grosser Insecten, weil sie durch die Klappen, mit welchen sie nach innen versehen sind, beim Pulsiren des Rückengefässes leichter erkannt werden. Auf diese Weise hat der Verf. sie bei vie- len Larven beobachtet und stets gefunden, dass in jedem Hinter- leibsringe ein Paar vorhanden war. Bei der Raupe der Sphinx Li- gustri entdeckte der Verf. jedoch am Anfange des Rückengefässes Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 33 im 12ten Ringe ein doppeltes Paar, das eine lag horizontal in dem horizontalen Theile dieser Abtheilung des Rückengefässes, das andere mehr vertical in dem Theile, der sich in einer verticalen Richtung über dem horizontalen erhebt. Wenn man, eine Einspritzung von gefärbter Flüssigkeit in das Rückengefäss macht, läuft dieselbe in der Mitte jeden Ringes auf beiden Seiten des Rückengefässes aus und verbreitert sich im Fettgewebe, dies findet aber nur bis zum Aten Ringe statt, wo der Aortentheil des Kückengefässes anfängt, dem die Oeffnungen fehlen. Auch hierin sieht der Verf. einen Beweis davon, dass es in der Mitte jeden Ringes ein Paar seitlicher Oeffnun- gen giebt. Hinsichts der Function des Rückengefässes tritt der Verf. der durch Strauss-Dürkheim verbreiteten Annahme entgegen, dass die einzelnen Kammern abwechselnd sieh ausdehnten und zusammen- zögen, er weist vielmehr nach, dass Ausdehnung und Zusammenzie- hung sich allmählich von vorn nach hinten fortpflanzen, in der Weise, dass der hinterste Theil sich schon wieder zu erweitern anfängt, wenn die Zusammenziehung noch nicht bis zum vordersten Theile gelangt ist. Das zurückkehrende Blut Niesst in vier Hauptströmen: einer unter dem Rückengefäss, einer längs der Ganglienkette, und einer auf jeder Seite längs der grossen Luftröhrenstämme. Die Frage, ob diese Strömungen in besonderen Gefässen stattfinden, verneint der Verf., indem 1. er nie einen Ast aus dem Rückengefäss entspringen gesehen; 2. sich auch unter dem Microscop keine Spur von Gefäss- verzweigung erkennen liess; 3. wenn man einen kleinen Einschnitt in das eine Körperende einer Larve macht und sie an dem anderen frei aufhängt, fliesst das Blut aus dem Körper vollständig aus, was nicht geschehen könnte, wenn dasselbe in Gefässen eingeschlossen sei; 4. bei Einspritzungen gefärbter Flüssigkeiten in das Rückengefäss er- giessen sich dieselben zwischen die inneren Theile, und färben diese auf der ganzen Aussenseite, ohne sich in Gefässverzweigungen zu vertheilen; 5. wenn man den Körper eines Insects, welches längere Zeit in Weingeist gelegen, öffnet, findet man gewöhnlich das Blut zu Flocken geronnen zwischen den Organen; 6. bei microscopischer Be- obachtung sieht man die Blutströmungen häufig Stelle und Richtung wechseln; endlich 7. die Vertheilung der Luftgefässe und auch die Beschaffenheit der Muskeln, welche nicht durch Zellgewebe verbun- den sind, sondern frei von der Ernährungsflüssigkeit bespült werden, verbieten die Annahme von Gefässen. (Ich finde nicht, dass durch diese Gründe das Vorhandensein besonderer Gefässe durchaus wider- legt wird, denn wenn sie sehr dünnwandig sind, zerreissen sie beim Einspritzen einer Flüssigkeit, schon gleich, wenn sie aus der derben Aorta in die zarten Aeste am Schlunde übergehen. Ich habe öfter gesehen, dass die Aorta unter dem Gehirn sich in zwei oder drei Aeste spaltet, welche sich‘nicht weit verfolgen lassen, habe auch ein die Ganglienkette begleitendes Gefässrohr gesehen, so dass ich für mein Theil sehr geneigt bin, Newport’s Darstellung der Gefäss- Archiv I. Naturgesch. XIV, Jahrg. 2. Bd, © 34 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der vertheilung bei Insecten für genau zu halten, wenn auch dies System nirgends ganz geschlossen und bei verschiedenen Inseeten sehr ver- schieden ausgebildet ist, und namentlich bei Larven, vorzüglich bei jungen Larven noch kaum vorhanden sein mag). In den Anhängen des Körpers, den Beinen, Fühlern, Flügeln u.s.w. muss der Blutumlauf von anderen Mitteln abhängen, denn die vom Rückengefäss abhängigen Blutströmungen im Körper können auf dieselben nicht einwirken. Für die Beine bestättigt der Verf. die Beobachtung von Behn, welcher in den Beinen einen besonderen beschleunigten Kreislauf und im oberen Theil der Schiene ein eigenes pulsirendes knotenförmiges Organ wahrnahm, welches wie ein Pum- penstempel auf- und abstieg. Wenn es in Thätigkeit ist, verursacht es eine lebhafte Strömung, welche in einem schmalen Raum an der äusseren und vorderen Seite herabsteiet, und langsamer in einem weiteren Raum an der inneren und hinteren Seite wieder aufsteigt. Nur ein kleiner Blutstrom dringt in die Tarsen ein, welcher nur we- nig Blutkügelchen enthält und daher schwer zu bemerken ist. Bei einigen Aphis-Arten vollbrachte es gewiss mehr als hundert Pulsa- tionen in der Minute. Diese Pulsationen finden namentlich statt, wenn die Beine in Bewegung sind, und sie pflegen noch eine Zeitlang fortzudauern, wenn die Beine wieder in Ruhe sind. Auch bei jungen Cicaden beobachtete der Verf. das pulsirende Organ und zugleich Blutkügelchen, und hier sah er auch die Circeulation im Fusse, wenn das Organ in Bewegung war, während sie beim Stillstande des Or- gans stets fehlte. Bei anderen Inseeten konnte er von solchen Or- ganen nicht die geringste Spur entdecken, hält es aber für wohl möglich, dass hier eine andere Einrichtung vorhanden ist. In den Fühlern konnte der Verf. nur im ersten Gliede Blutströmung sehen. In den Flügeln fand er sie auf ähnliche Weise, wie sie Carus be- schrieben, nur bei Phryganea grandis zeigten sich zwei Ströme zu beiden Seiten des Hauptnerven, ein ein- und ein ausströmender. Am Grunde der Schwanzfäden der Larve von Ephemera diptera entdeckte der Verf. ein eigenes Herz für diese Theile, welches einer Kammer des Rückengefässes gleicht, demselben auch dicht anliegt, aber schwerlich mit ihm in Zusammenhang steht, da seine Bewegungen viel rascher sind, häufig auch aufhören, während das Rückengefäss zu pulsiren fortfährt. Dieser Theil scheint mit einem einfachen Klap- penapparat versehen zu sein, der in einer entgegengesetzten Richtung angebracht ist als die Klappen des Rückengefässes, so dass bei den Zusammenziehungen und Erweiterungen die Flüssigkeit in einer ent- gegengesetzten Richtung bewegt werden muss als im Rückengefäss. Die Schwanzfäden sind durch eine häutige Seheidewand der Länge nach getheilt, in dem einen engeren Raum strömt das Blut ein, in dem anderen weiteren fliesst es wieder zurück. Eine etwas gedrängtere deutsche Bearbeitung dieser Abhandlung hat der Verf. in den „Holländisehen Beiträgen” I. S. 302 unter dem ‚ Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 35 Titel „Von den „Ernährungsfunetionen bei den Inseeten” mitgetheilt, (In ‚einer früheren Abhandlung ebenda S.251 hat der Verf. unsere Kenntniss über die Circulation der Insecten bis auf den heutigen Standpunkt geschichtlich entwickelt). Zu einem anderen Ergebniss ist Blanchard (Compt. rend. XXIV. S. 870. Schleid. u. Fror. Notiz. 111. S. 342. Ann. nat. hist. XX. S. 112) in seinen Untersuchungen über den Blutumlauf der Insecten gelangt. Er sagt: „ein einfaches Mittel, denselben zu verfolgen, geben Ein- spritzungen gefärbter Flüssigkeiten. Mag man durch das Rückenge- fäss einspritzen, oder durch die freien Räume (Lacunen), auf der Stelle füllt sich das ganze Circulationssystem: alle Luftröhren werden durch die Einspritzung gefärbt, aber nicht der kleinste Tropfen dringt in das Innere derselben.” Der Verf. folgert daraus, „dass das Blut zwischen den beiden Häuten, zwischen denen der den Luftgefässen eigenthümliche Spiralfaden liegt, sich bewege; dadurch käme es in beständige Berührung mit der in den Luftröhren befindlichen Luft, die Blutsveränderung ginge vor sich, wie bei den mit Lungen verse- henen Thieren. Wenn die Luftgefässe blasig werden, wo der Spiral- faden bekanntlich verschwinde, würden sie von äusserst feinen Ka- nälen nach allen Richtungen hin durchzogen.” Der Verf, sagt ferner: „wenn man ein Insect durch das Rückengefäss einspritzt, so läuft die Flüssigkeit, nachdem sie dasselbe in seiner ganzen Ausdehnung durchschritten, in die freien Räume (Lacunen) des Kopfes und Mit- telleibes aus und verbreitet sich alsdann in die des Hinterleibes.. Sie dringt alsdann durch die freien Räume, welche die Luftlöcher um- geben, zwischen die beiden Häute, und wird endlich in das Rücken- gefäss durch die Seitenkanäle zurückgeführt, welche sich auf dem Rücken bis an den Ursprung der Luftröhrenbündel erstrecken. Dieser zuführenden Kanäle sind also ebenso viel als Luftlöcher des Hinter- leibs, ebenso gross ist auch die Zahl der Oefinungen des Rückenge- fässes, welche auch bei verschiedenen Insecten verschieden ist. Die Luftröhren leiten mit der Luft auch das der Athmung unterworfene Blut in alle Theile des Körpers; der Raum zwischen den Häuten der Luftröhren scheint aber als ernährende Gefässe zu dienen.” Der Verf. hat mehrere Insecten verschiedener Ordnungen untersucht, und bei allen dasselbe gefunden, auch bei den Larven zeigte sich kein wesentlicher Unterschied. „Ueber die Bildung und den Nutzen der Luftsäcke und erweiterten Tracheen bei den Insecten” hat Newport in der Linneischen Gesellschaft zu London einen Vortrag gehalten (Gard. Chron. n. 51. S.38. Ann. of nat. hist. 2. Ser. I. S. 383). „Die bekannten Luftsäcke der Inseeten finden sich am zahlreich- C* 36 Erichson: Bericht‘über die wissensch. Leistungen in der sten und grössten bei den Hymenopteren, Lepidopteren und Dipteren. Sie sind zahlreich und weit bei den Libellen, ‘kleiner und spärlicher bei den Ephemeren, Sialiden und Scorpionfliegen. Unter den Coleo- pteren kommen sie nur bei fliegenden Arten vor, und selbst in, einer Gruppe, z. B. den Caraben, werden sie nur bei den geflügelten, nicht aber. bei den ungeflügelten Arten gefunden. Bei allen Insecten, wo sie, vorkommen; sind sie am grössesten und zahlreichsten bei den kräftigsten Individuen. Unter den Orthopteren werden sie nur bei den wandernden Familien gefunden, während bei eigentlichen Sprin- gern die Tracheen in einigen Theilen ihres Verlaufs erweitert sind, aber nicht eig-ntlich als mit Säckchen besetzt, betrachtet werden können. Und im Larvenzustande werden bei keinem Inseet Säcke gefunden. Die Säcke werden durch Erweiterung der Tracheen wäh- rend der Verwandlung gebildet, welche im Larvenzustande anfängt, wenn das Insect aufhört zu fressen. Diese Erweiterung schreitet bei solchen Arten, welche überwintern, nur in den ersten wenigen Tagen vor, und fängt dann im Frühlinge wieder an, bei solchen, wo die Ver- wandlung im Sommer Statt findet, schreitet sie ununterbrochen vor. — Die Längstracheen im dritten und vierten Körperringe der Larven geflügelter Insecten geben an den Seiten jeden Ringes einen kleinen Ast ab, welcher in zwei Theile gespalten, nach aussen geht und von einer Falte der neuen Haut, welche sich unter der alten Larvenhaut einige Tage vor der Häutung bildet, eingehüllt wird. Diese Haut- falten, jede mit ihren Tracheen versehen, haben genau das Ansehen der äusseren Hinterleibskiemen von im Wasser lebenden Neuropteren, und werden später die wichtigsten Organe des ausgebildeten Insects, die Flügel. Die Ausdehnung dieser Organe bei der Verwandlung wird vorzüglich durch die Tracheen bewirkt, welche statt erweitert zu werden, wie die im Innern des Körpers, sich verlängern '), und so einen Strom Blutes in diese Hauttheile führen, welches ihre Aus- dehnung zu Flügeln befördert. Diese Verlängerung so wohl als die Erweiterung der Tracheen im Innern des Körpers ist die Folge star- ker Athmungsanstrengungen des Insects. Ueber wirklichen Nutzen der Luftsäcke findet der Verf. schwierig, eine genügende Erklärung zu geben. Er nimmt indessen die von John Hunter aufgestellte An- sicht an, dass die Blasen hauptsächlich dazu dienen, das Insect in Stand zu setzen, das specifische Gewicht seines Körpers während des Flu- ges nach Belieben zu ändern, und so die Muskelanstrengung zu min- dern, welche während dieser Bewegung erfordert wird. Um diese Ansicht zu stützen, musterte der Verf. die verschiedenen Klassen der ‘) Dies ist nicht allgemein richtig, denn bei vielen Insecten findet auch im Innern des Körpers keine Blasenbildung an den Tracheen Statt, bei anderen, wo Blasenbildung herrscht, kommt diese auch an den Flügeln vor, wie man an den Flügeldecken des Rhizotrogus solstialis leicht sehen kann. f Naturgeschichte der Inseeten wäbrend des Jahres 1847. 37 Wirbelthiere, und zeigte, dass obgleich die blasige Form der Ath- mungswerkzeuge überall vorkomme, doch nur die Vögel in dieser Hinsicht ‘eine nähere Uebereinstimmung mit den Insecten hätten, und erinnerte daran, dass bei ungeflügelten Insecten sowohl als solchen Vögeln, welche nicht flugfähig sind, die Athmungswerkzeuge weniger ausgedehnt und weniger allgemein verbreitet seien. Diese Thatsache gilt nicht allein für solche Inseeten, bei denen beide Geschlechter ungeflügelt sind, sondern wenn das eine Geschlecht geflügelt-und flugfertig, das andere ungeflügelt ist, fanden sich im Körper des er- steren immer blasige Tracheen, während diese bei dem anderen un- geflügelten sich einfach verzweigten: so bei beiden Geschlechtern des Johanniswürmcehen und bei Geometra brumaria. Diese That- sachen, ‘welche einen Schluss auf den Gebrauch der Blasen erlauben, sind noch unterstützt durch eine Beobachtung, über die Art und Weise, wie der gemeine Mistkäfer sich zum Fluge vorbereitet, in- dem er rasch die Einathmung vermehrt, und seinen Körper in dem Augenblick ausdehnt, ehe er seine Flügel entfaltet und versucht sich auf ihnen zu erheben.” — Mir ist es unbegreiflich, wie der Verf. über den Nutzen der Luftblasen noch in Zweifel sein konnte; es ist allgemein bekannt, wie die Maikäfer ihren Körper voll Luft pumpen, um auffliegen zu können, dasselbe sieht man auch an den Sphinx- Arten, welche eben aus der Puppe gekommen sind, und langer Zeit bedürfen, ihre Luftblasen zu füllen, bevor sie auffliegen können; es kann hier also von keinem Belieben (pleasure) des Insects die Rede sein, mittelst der Blasen das speeifische Gewicht zu ändern und sich dadurch den Flug zu erleichtern, sondern es liegt auf. der Hand, dass bei den mit Blasen versehenen Inseeten dieselben mit Luft gefüllt sein müssen, ehe der Flug möglich ist. So allgemein übrigens die Luftblasen bei den hautflügligen Insecten sind, so wenig ist dies bei den Käfern der Fall, sicherlich nicht in dem Grade, wie es aus den Angaben des Verf. hervorzugehen scheint. Hier finden sie sich nur bei einzelnen Familien, z. B. den Scarabaeiden und Bu- prestiden, bei den den letzteren nalıe verwandten Elateriden aber nicht. Wie der Verf. zu der Angabe gekommen, den geflügelten Ca! rabicen mit Luftsäcken ‘besetzte Tracheen znzuschreiben, ist mir fremd, bisher sind nur einfach verästelte angegeben, und ich habe sie auch nicht anders gesehen. Ueber den Bau der einfachen Augen bei den Gliederthie- ren hat Dujardin seine Untersuchungen mitgetheilt \(Compt. rend. XXV. S. 711), seine Behanptungen sind aber alsbald von Pappenheim (ebenda S. 809) widerlegt. Dujardin will in seiner Abhandlung, der allgemein angenommenen Ansicht entgegen, dass das Sehen bei allen Crustaceen, Arachniden und Insecten wie bei den Wirbelthieren sich verhält, dass nämlich jedes einfache Auge, und jedes einzelne Auge in einem zusammen 38 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der gesetzten aus einer Vorrichtung besteht, welche wie die Linse in einer Camera obscura sich verhält, nur. an dem Ende des Sehnerven ein umgekehrtes Bild der äusseren Gegenstände zu bilden. Dies Auge zeigt immer ein, entweder auf beiden, oder'auf einer Seite convexes stärker brechendes Mittel, welches als Linse wirkt, um die von aussen einfallenden Lichtstrahlen zu sammeln. ‚In der Form und Zu- sammensetzung des stärker brechenden Mittels kommen aber ausser- ordentliche Verschiedenheiten vor: bald planconvexe, bald bieconvexe Linsen, oft aus der Hornhaut allein gebildet, zuweilen auch durch eine kleinere Linse verstärkt, welche der Crystalllinse der Wirbel- thiere entspricht; bei einigen ist es dagegen die Hornhaut; welche überall von gleicher Dicke, durch ihre blosse, eine Flüssigkeit ein- schliessende Wölbung das Licht hinreichend bricht, um ein Bild auf dem Ende: des Nerven hervorzubringen. Die verschiedenen Mittel, das Auge zum deutlichen Sehen mehr oder weniger entfernter Gegen- stände zu befähigen, bestehen 1. in der Krümmung des brechenden Mittels allein, wenn die Länge der Augenkammer unveränderlich ist; ist diese aber veränderlich, 2. in der Dehnbarkeit des Glaskörpers, welchen man neuerlich i Unrecht Crystallinse genannt habe; oder 3. endlich in der Dehnbarkeit der Wände der Augenkammer, wenn diese nur eine Flüssigkeit enthält, wie bei dem-Dipteren. In diesem Fall wird auch der Sehnerv durch eine Vereinigung dehnbarer Stränge gebildet, oder von dehnbaren Fasern begränzt, um das Ende des Sehnerven auf eine Entfernung zu stellen. — Bei den Lepidopteren ist die Hornhaut dünn, gewölbt und enthält eine brechende Flüssig- keit, wie bei den Dipteren; bei den Coleopteren ist sie planconvex oder doppelt gewölbt, und es folgt auf sie ein dehnbarer Glaskörper, bei anderen, namenglich, bei den Hymenopteren und auch bei den einfachen Augen der Arachniden und Inseeten, hat der Verf. eine abweichende Bildung bemerkt, nämlich ihre Linse ist aus concen- trischen Schichten zusammengesetzt, und der Verf. überzeugte sich, dass diese Linsen so viele Brennweiten haben als Schichten vorhan- den sind. (Dies würde aber auf die Gesichtsweite dieser Inseeten von kaum merklichem Einfluss sein.) Die durch diese Linsen hervorge- brachten Bilder sind zwar deutlich, aber nicht so scharf wie die von einer einfachen Linse. Auch giebt der Verf. an, dass die bre- chenden Mittel der einfachen Augen vollkommen ohne Einwirkung auf das polarisirte Licht sind und dass sie sich hierin von der Kry- ställinse der Wirbelthiere unterscheiden. Pappenheim dagegen fand in den von ihm untersuchten ein- fachen Augen immer eine deutliche Hornhaut und eine. biconvexe Linse. Die letztere erscheint concentrisch gestreift, scheint eine eigene Linsenkapsel zu haben und ist in frischem Zustande elliptisch. — Die isolirte Linse einer Spinne zeigte sowohl beim Tages- als auch beim Kerzenlicht sehr deutliche Einwirkung auf polarisirtes Licht, und mit grösserer Stärke noch, wenn eine empfindliche Platte zwischengefügt wurde. — Den dehnbaren Glaskörper der Coleopteren FOREN Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 39 konnte der Verf., ungeachtet zahlreicher Untersuchungen, nicht auf- finden. — Ebenso wenig glückte es dem Verf., sich von der Dehn- barkeit der Sehnerven zu überzeugen. Alle Untersuchungen über die Bedeutung der Antennen bei den Insecten haben wir in diesen Berichten mit besonderem In- teresse verfolgt, ohne bisher ein genügendes Ergebniss zu erhal- ten. Keine dieser Untersuchungen ist von einer genaueren Be- trachtung der Antennen selbst ausgegangen. Ref. hat sich diese Aufgabe in einer kleinen Schrift (Dissertatio de fabrica et usu antennarum in insectis) gestellt, welche er bei Gelegenheit von Klug’s am 27. Nov. 1847 gefeiertem funfzigjährigen Doctorjubi- läum verfasste; da sie nicht in den Buchhandel gekommen ist, theilt er. hier den Inhalt derselben ausführlicher mit. Die Hauptergebnisse der microscopischen Untersuchungen sind: 1. dass die Hornschale der Antennen bei den Insecten von vielen feinen Löchern durchbohrt ist; — 2. dass diese Löcher von der Innenseite mit einer feinen Haut geschlossen, und — 3. dass diese Löcher bei verschiedenen Insecten auf den Antennen ver- schieden vertheilt sind. — Die Wurzelglieder, namentlich das erste und zweite Glied, sind immer undurchlöchert und nur mit einzelnen abstehenden Haaren besetzt. Die durchlöcherten Antennenglieder sind bei den meisten Insecten mit einer äusserst kurzen und feinen Behaarung überzogen, welche den Zweck zu haben scheint, die Lö- cher vor dem Eindringen von Staub und Feuchtigkeit zu bewahren. Aus gleichem Grunde sind die Insecten auch so emsig im Putzen ihrer Antennen, und zu diesem Behuf so oft mit besonderen Vorrich- tungen versehen. Die einfachste Fühlerform findet sich bei Hylotoma. Hier finden sich nur drei Glieder vor, die beiden Wurzelglieder klein, kurz, mit undurchlöcherter Hornschale; das dritte Glied (des Weibchens) stellt eine lange sehr fein behaarte Keule dar, welche überall mit kleinen aber weitläuftig gestellten Löchern durchbohrt ist, welche an der Spitze etwas dichter stehen, nach der Wurzel hin weitläuftiger, und nur an der äussersten Wurzel fehlen. — Aehnlich verhalten sich die vielgliedrigen faden- oder borstenförmigen Fühler, und welche, so weit sie mit Löchern versehen sind, mit dichterer oder dünnerer Behaarung bekleidet sind. Ich habe eins der mittleren Glieder des Fühlers einer Blatta americana abbilden lassen: hier finden sich nur einzelne und sehr feine Löcher; ebenso fein aber zahlreicher sind sie am Carabus-Fühler, vorzüglich an der Spitze. Bei vielen Hyme- nopteren, den Bienen, Ameisen, Wespen, die gebrochene Antennen haben, ist der Stiel glatt und undurchlöchert, die Geissel ist aber vom zweiten Gliede an überall dicht mit feinen Löchern durchbohrt, welche bei der Dicke der Hornschale ziemlich trichterförmig sind; zugleich sind diese Glieder mit der feinen Behaarung überzogen. — Die säge-, kamm-, wedelförmigen und ästigen Fühler verhalten sich 40 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der ebenso, nur dass die Rhachis undurchlöchert und kahl und nur der verlängerte Theil jeden Gliedes mit den Löchern und der Behaarung versehen ist. Je stärker also ein Glied entwickelt ist, um so grös- ser ist die Zahl der Löcher, zumal die Löcher hier dichter zu stehen pflegen; bei Rhipicera marginata z. B. sind die einzelnen Aeste des Fühlers so dicht durchlöchert wie ein Sieb. — Eine eigenthümliche Bildung des Fühlers kommt an den sägeförmigen Fühlern einer Reihe von Buprestiden vor. Bei Eurythyrea z.B. scheint nämlich der Füh- ' ler der ganzen Länge nach kahl und undurchlöchert zu sein, unter- sucht man aber die Hinterseite des Fühlers, so bemerkt man an der Spitze jeden Gliedes, vom 4ten an, eine Grube, und gelingt es, den diese Grube enthaltenden Theil der Fühlerschale durch einen Schnitt zu sondern, so sieht man unter dem Microscop, dass der Grund dieser Grube von einer mehr lederartigen, siebförmig durchlöcherten Platte gebildet wird. Da sich-diese Gruben vom 4ten Gliede an finden, hat jedes dieser Insecten sechszehn solcher Platten. — Bei den geschuppten Fühlern des Prionus coriarius fand ich die erweiterte Endfläche der einzelnen Glieder von zahlreichen feinen Löchern durch- bohrt. — An den keulförmigen Fühlern sind nur die Glieder der Keule mit Löchern und dem feinen Haarfilz versehen, oft mit Aus- nahme des ersten Gliedes derselben, welches die eigentliche Keule napfförmig umgiebt. Ich habe ein Stück vom letzten Fühlergliede des Necrophorus vespillo abbilden lassen, der sich bekanntlich durch einen sehr scharfen Geruch auszeichnet: hier ist die Hornschale von dichten feinen Löchern siebförmig durchbohrt. — Aehnlich verhält sich die Blätterkeule der Scarabaeiden, wo ich schon sowohl in den Käf. Deutschl. das Vorkommen der Löcher an den Fühlerblättern, als auch die in dieser Hinsicht bei den verschiedenen Gruppen vor- kommenden Verschiedenheiten angegeben habe. Am leichtesten sieht man die Löcher, wenn man ein Fühlerblatt von einem männlichen Maikäfer unter das Microscop legt, man sieht aber zwei Lagen von Löchern, indem jede der beiden Seitenwände von verhältnissmässig grossen Löchern durchbrochen ist. Spaltet man aber mit einem scharfen Messer ein Fühlerblatt auf die Weise, dass man eine ein- zelne Schicht dieser Löcher erhält, sieht man die Bildung derselben auf das Schönste; sie sind nämlich etwas trichterförmig, die äussere Oeffnung weiter als die innere, auch erkennt man leicht, namentlich am Schnittrande, die feinen Häute, mit denen die Löcher von innen her verschlossen sind. Endlich sind noch die Fühler der Fliegen untersucht, an denen die Hornschale des dritten Gliedes von dichten feinen Löchern siebförmig durchbohrt ist, also trotz des auffallenden Formunterschiedes von den andern Fühlern dieselbe wesentliche Bil- dung derselben. — Ohne Zweifel sind die hier beschriebenen feinen Löcher der Antennen sehr wesentliche Theile derselben, und da die Antennen gewiss Sinneswerkzeuge der Inseeten sind, kann es keinem Bedenken unterliegen, dass diese Löcher, oder: vielmehr die zarten Naturgeschichte der Inseoten während des Jahres 1847. 4 Häute am Grunde derselben, der Sitz ‚eines Sinnes sei. — Dem Ge- fühls- oder Tastsinne ‘können sie indess nicht angehören, denn am Grunde der oft ziemlich dieken Hornschale gelegen, und ausserdem theils durch ihre Lage, theils durch ihre Behaarung geschützt, kom- men sie nicht in Berührung mit tastbaren Körpern; wo die Antennen der Insecten zum Fühlen und Tasten dienen, geschieht dies vielmehr durch besondere Borsten, welche die Hornschale durchbohren, und den Schnurtborsten der Nager und Raubthiere vergleichbar sind. Es bleibt also nur die Frage, ob die Löcher der Antennen dem Geruch- oder dem Gehörsinn angehören, denn so fein sie im Allgemeinen sind, so dringt die Luft doch immer in sie hinein, und stehen durch sie die empfindlichen Theile der Antennen mit der äusseren Luft in Berührung, und das in so höherem Grade, je zahlreicher und dichter sie sind. Ich habe mich dafür entschieden, in den Antennen das Geruchs- organ zu erkennen. Der früher gebrauchte Einwand gegen diese Annahme, dass die Hornschale der Antenne für die Gerüche undurch- dringlich sei, ist durch meine hier mitgetheilten mieroscopischen Un- tersuchungen widerlegt. Ein anderes Bedenken, welches gleichfalls gegen jene Ansicht aufgestellt ist, dass nämlich bei den übrigen Thieren das Geruchorgan mit den Athemwegen verbunden und also auch bei den Insecten am Eingange der Luftlöcher zu suchen sei, kann ebenfalls nicht Stich halten und ist auch schon durch Ver- suche widerlegt. Bei den Wirbelthieren, wo die Geruchhöhlen sich im Schädel befinden, mussten sie wohl mit den Athemwegen in Ver- bindung stehen, damit die Gerüche ihnen zugeführt würden; dies ist aber auch schon bei den Fischen nicht mehr der Fall, wo die Nasen: höhlen hinten geschlossen sind; ja bei einigen Formen von Tetrodon sind nach Joh. Müller’s Untersuchungen die Nasenlöcher ausgestülpt und gleichen den Tentakeln der Molluscen u. s. w., welche den An- tennen der Insecten völlig vergleichbar sind. Die Riechhaut bei den Wirbelthieren ist eine Schleimhaut, bei den Insecten scheint etwas ähnliches Statt zu finden, denn es geht aus mehreren Umständen her- vor, dass die feinen Häute am Grunde der Löcher eine Feuchtigkeit absondern. — Wollte man die feinen Löcher der Antennen als Sitz des Gehörsinnes ansehen, so müsste man natürlich die Häute am Grunde derselben als Trommelfelle betrachten, es scheint aber, als ob die Antennen entweder ganz, oder einzelne Theile derselben, wie die Blätter bei den Scarabaeiden, oder die Borste bei den Fliegen, zum Auffangen der Schallwellen geeigneter sein müssten als die mieroseo- pisch kleinen am Grunde der Löcher ausgespannten Häutchen. Erkennen wir in diesen also das Geruchorgan, wird uns die Be- deutung der verschiedenen Fühlerbildungen klar, deren Benutzung für die Systematik nicht mehr eine blosse Formenbetrachtung bleibt. Zugleich giebt die verschiedene Vertheilung der Riechlöcher auf den Antennen dem Systematiker noch trefflliche Kennzeichen für manche 42 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Abtheilüngen in die Hand, welche allerdings eine microscopische Untersuchung verlangen, im Allgemeinen durch die die Löcher meist umgebende feine filzartige Behaarung auch schwächeren Vergrösse- rungen leicht erkennbar werden. Ein von Badhanı unter dem Titel „Inseet Life” herausge- gebenes Werk veranlasste J. W. Douglas zu einigen Bemer- kungen (Transact. of the Ent. Soc. of Lond. IV. S. 286). Der vollständige Titel des genannten Werkes ist: Insect Life, by David Badham M.D., late Radcliffe Travelling Fellow of the Uni- versity of Oxford; F. R. C. S. London; M. Ent. Soc. France. W. Blackwood and Sons. Edinburdh and London 1845. — Douglas hebt hier die Betrachtungen des Verf. über die Sinne der Insecten hervor, welche der Verf. sämmtlich läugnet, obgleich er wenigstens bei den Augen zugestehen muss, dass diese vollkommen zum Sehen einge- richtet sind, „aber alle kleinen Hornhäute seien innen mit einem un- durchsichtigen Firniss überzogen, welcher gar kein Licht durchlasse.’ Auf diese Weise erklärt der Verf. alle Insecten für blind, auf ähn- liche Weise disputirt er ihnen Gefühl, Geruch, Geschmack und Ge- hör ab, um alle Erscheinungen des Insectenlebens auf den Instinct zurückzuführen. Douglas nimmt sich in der angeführten Abhand- lung die Mühe, die Widersprüche, in die der Verf. verfällt, nachzu- weisen. \ Westring hat seine Untersuchungen über die Lautorgane bei den Gliederthieren fortgesetzt (Bidrag till Historien om Insekternes Stridulations Organer: Kröy. Naturhist. Tidsskr: N, R. 1. S. 334). Bei Elaphrus und Blethisa entdeckte der Verf. eine Vorrichtung zum Zirpen, welche aus einem Paare auf der Oberseite des letzten Hinterleibsringes gelegener gekerbter Leisten besteht, deren jede gegen eine auf der Unterseite der Flügeldecken befindliche, der Länge nach fein gestreifte Erhöhung streicht.‘ Diese Leisten finden sich nach der Schilderung des Verf, auf jeder Seite des letzten Rücken- halbringes, von dem weichhäutigen vorletzten Rückenhalbringe aus- gehend und mit dem äusseren Ende nach den Vorderecken des letz- ten Halbringes gerichtet (mir scheinen sie indess vom Hinterrande des vorletzten Rückenhalbringes gebildet zu sein). Die kleinen auf- rechten Riefen, durch welche die Leisten gekerbt erscheinen, stehen bei Elaphr, uliginosus, cupreus und vielleicht auch Zapponicus, nicht sehr dicht beisammen, wodurch die Zwischenräume so breit oder selbst breiter erscheinen als die Riefen selbst, deren Anzahl 10—12 nieht zu übersteigen scheint; bei Zlaphr. riparius stehen die Riefen dichter und sind wohl doppelt so zahlreich. Bei Blethisa multipun- etata sind die Leisten wieder mit sparsameren Riefen besetzt, wie es bei E. uliginosus der Fall’ist. — Bei der nahe verwandten Pelo- phila borealis fehlt diese Vorrichtung, ebenso bei Nebria. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 43 Serica (Omaloplia) brunnea lässt zwischen den Firigern gehalten einen schwachen knarrenden Laut hören. Bei genauerer Aufmerk- samkeit glaubte der Verf. wahrzunehmen, dass er durch Reiben des Halsschilds gegen den Hinterkörper entstände, und dies bestättigte sich auch bei näherer Untersuchung. An der Innenseite des Proster_ num findet sich nämlich ein länglicher dunkler Fleck, welcher unter Vergrösserung regelmässig quergestreift erscheint. Dies ist das active Lautorgan; das passive besteht in einer scharfen Querleiste am Vor- derrande des Metasternum, welche in ihrer natürlichen Lage von dem hinter den Vorderhüften sich erstreckenden Theil des Proster- num bedeckt wird. Ceuthorhynchus pericarpius, inconspectus, litura, quercus, mar- ginatus, Ericae u. a. sowie Oryptorhynchus Lapathi können einen zirpenden Laut hervorbringen, indem sie den letzten Hinterleibsring gegen die Flügeldecken reiben. Dies ist gewiss auch bei den mei- sten eigentlichen Ceuthorhynchen der Fall. Mit voller Gewissheit konnte der Verf. nicht ermitteln, ob der Laut durch das Reiben des rauhen Pygidium gegen die Flügeldecken entsteht, oder durch ein besonderes über dem Pygidium gelegenes Organ. Bei COryptorh. Lapathi bemerkt man auf dem gelbbraunen vorletzten Rückenhalb- ringe an jeder Seite einen eirunden matten Fleck, ebenfalls von gelb- brauner Farbe, welcher unter scharfer Vergrösserung chagrinirt er- scheint. Bei Ceuthorhynchus pericarpius zeigt das Pygidium selbst an seinem Vorderrande einen halbkreisförmigen Querfleck von glei- cher Beschaffenheit, schwarz von Farbe, gleich der übrigen Bedek- kung des Segments, aber durch seine matte Oberfläche ausgezeichnet. Der Verf. vermuthet um so eher, dass dies das eigentliche active Zirporgan sei, als sich eine gleiche Bildung bei den meisten Arten der Gatt. Lema findet, wo der Verf. sich durch Beobachtung leben- der Thiere davon überzeugte, Bei Lema ist aber der Fleck quer- gestrichelt und nicht chagrinirt, wie bei den genannten Rüsselkäfern, Der Fleck hat bei verschiedenen Lema-Arten eine verschiedene Forms fehlt aber bei L. (Zeugophora) subspinosa und Jlavicollis. In seiner früheren Abhandlung hatte der Verf. die Vermuthung geäussert, dass das Weibchen des Theridion (Asagena) serratipes keinen Laut hervorbringen könne, dies hat sich auch durch spätere Untersuchung bestättigt. Das Männchen des Theridium Apunctatum F. dagegen zirpt auf gleiche Weise und durch dieselbe Vorrichtung wie Th. serratipes. Auch das Männchen des Ther. guttatum Wid, zeigt eine ähnliche Vorrichtung, bei der geringen Grösse dieser Spinne kann ihr Laut aber nur sehr schwach sein. Bei Th. serrati- pes und Apunctatum fand der Verf. übrigens bei weiterer Untersu- chung unter dem gekerbten Bogen an der Wurzel des Hinterleibes noch mehrere, niedrige, dicht stehende erhöhte Bogenlinien, welche an dem Zirpen auf die Weise theilnehmen, dass, der gröbere knar- rende Laut durch die Reibung der grösseren gekerbten Leiste, einige 44 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in ‘der schwächere Töne aber durch die Reibung der unteren Linien gegen den Thorax hervorgebracht: werden. Am Schluss kommt der Verf. noch auf einige seiner frühern Beob- achtungen zurück. Bei Trox sei es nach den Untersuchungen an Lema und Cryptorhynchus Lapathi nicht unglaublich, dass durch Einwirkung der Muskeln die weiche Rückenhaut in Stand gesetzt werde, gegen die gestrichelte Kante zu streichen, welche sich in einiger Entfernung von der Spitze an der inneren Seite der Flügel- decken neben der Naht findet. (Mir scheint dies der zwischen lie- genden Flügel wegen nicht möglich zu sein, der Verf. giebt aber auch zu, dass es wohl glaublich sei, dass der Ton durch Reibung _ der rauhen Seiten des Hinterleibsrandes gegen den Rand der Flügel- decken erzeugt werde. — Auch bei Cychrus hat der Verf. eine an- dere Vorrichtung als die früher beschriebene ermittelt: es findet sich nämlich an der Innenseite der Leiste, welche dem Flügeldeckenrande folgt, da wo sie sich unweit der Spitze nach innen biegt, eine Fläche, deren Innenseite matt und unter Vergrösserung fein scabrös erscheint. Die passive Reibung wird durch Heben und Senken des letzten Hin- terleibsringes hervorgebracht, dessen umgeschlagener Rand, gelb- braun von Farbe, ebenfalls matt und scabrös erscheint. hr Ueber den bisher noch vielfach bezweifelten Punkt, dass bei manchen Insecten von unbefruchteten Weibchen fruchtbare Eier gelegt werden, sind im vorigen Jahre zwei Beobachtun- gen mitgetheilt worden, welche wohl geeignet sind, die etwa noch vorhandenen Zweifel zu heben. Diese Beobachtungen sind, gleich den meisten frühern, an Nacht- schmetterlingen gemacht. Einen Fall theilte Boursier mit (Compt- rend. XXV. S.442): Ein eben aus der Puppe gekommenes Weibchen des Seidenschmetterlings setzte sich an eine Stelle, wo es dem Son- nenschein etwa zwei Stunden lang ausgesetzt blieb, und das Ther- mometer 26—27° R. zeigte. Darauf legte es an demselben und an dem folgenden Tage gegen 40 Eier, welche der Verf. sorgfältig sam- melte. Im weiteren Verlauf der Zeit liessen sich im Innern dieser Eier dieselben Veränderungen wahrnehmen wie in befruchteten Eiern und wirklich lieferten jene unbefruchteten Eier Raupen, welche mit anderen aus befruchteten Eiern frassen und aufwuchsen. Der Verf. schreibt die Befruchtung dieses jungfräulichen Weibchens der Ein- wirkung der.Sonne zu! Lehrreicher sind die Beobaehtungen von A. Speyer an einer Sackträgerschabe, Talaeporia lichenella Zell.: (Zur Naturgeschichte der Talaeporia_lichenella Zell., Ps. triquetrella Tr.: Ent. Zeit. S.18). Der Verf. hatte schon vor mehreren Jahren gesehen, dass aus etwa einem Dutzend Säcke, welche er zu Anfange des April an einem Gar- tenzaun festgesponnen fand, im Mai lauter Weibchen erschienen, von Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 45 denen mehrere unter seinen Augen sich aus dem Sacke hervordräng- ten, die Puppenhülse sprengten, ausschlüpften, kurze Zeit still sassen, und dann, ohne eine Begattung abzuwarten, ihre Eier mittelst der Legeröhre in das Innere des Sackes absetzten. Aus diesen Biern entwickelten sich nach etwa 4 Wochen die,Raupen sämmtlich. Der Verf. glaubte sich damals von diesem Ergebniss über die zeugungslose Fortpflanzung der Sackträgerschaben hinreichend belehrt: der spätere Zweifel aber, ob nicht bereits innerhalb der Puppenhülse eine Be- fruchtung der Weibchen durch Männchen stattgefunden habe, veran- lasste einen weiteren Versuch. Es wurden also im März wiederum eine Anzahl Lichenella-Säcke eingesammelt, die z. Th. noch Raupen, z. Th. schon Puppen ent- hielten. Die Schmetterlinge, lauter Weibchen, entwickelten sich dies- mal schon in der zweiten Hälfte des April. Vier derselben, deren Auskriechen und Eierlegen der Verf. selbst mit angesehen hatte, wur- den zur ferneren genaueren Beobachtung in eine besondere Schachtel gethan. In den ersten Tagen des Juni schlüpften die Räupchen aus in solcher Menge, dass alle oder fast alle Eier zur Entwickelung gekommen sein mussten. Ihre Erziehung machte wenig Schwierig- keit, denn einige mit Flechten überzogene Stückchen Holz von alten Zäunen und Baumrinde, die täglich besprengt, aber nicht erneuert wurden, genügten Anfangs zu ihrer Ernährung; später machten todte Schmetterlinge ihr Futter aus, von denen sie alle Theile bis auf die allzu harten verzehrten. Hierbei wuchsen sie langsam, so dass sie erst im Herbst ihre volle Grösse erreichten, im October zu fressen aufhörten, und ohne sich festzuspinnen, für den Winter verkrochen, Erst im März fingen sie wieder an sich zu regen, liefen einige Wo- chen unruhig umher und spannen sich dann fest. Etwa hundert Rau- pen gelangten zur (Verpuppung. Diese gaben zur gewöhnlichen Zeit, Ende April, wieder lauter Weibchen. Nur 6 Stück krochen nicht aus. Der Verf. liess sie Jange unberührt, in der Hoffnung Männchen zu erhalten, als er aber endlich die Säcke öffnete, fand er nur ver- trocknete Raupen oder weibliche Puppen. Die ausgekrochenen Weib- chen legten wieder auf die bekannte Weise ihre Eier bald nach dem Auskriechen, und einen Monat später wimmelte wieder die Schachtel von junger Brut. „Es ist somit unwidersprechlich bewiesen”, sagt der Verf., „dass Lichenella sich ohne Begattung fortpflanzt, ja dass es für zwei hinter einander folgende Jahresgenerationen keiner Männ- chen bedarf.” Es wäre zu wünschen, dass der treffliche Verfasser seine Beob- achtungen noch weiter fortführte. Hat er nachgewiesen, dass bei diesen Insecten, ähnlich wie den Blattläusen, Generationen vorkom- men, die nur aus Weibchen bestehen, so fragen wir zunächst, ob hier auch der Generationswechsel so regelmässig ist, wie bei den Blattläusen, denn es muss einmal eine Generation eintreten, welche aus Männchen und Weibchen besteht, und in welcher durch Befruch- 46 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der tung der letzteren die Fortpflanzungskraft erneuert wird. Es‘ist hier noch ein weites dunkles Feld aufzuklären, und.da wir alle Ursache zu der Vermuthung haben, dass die Erscheinung des Generations- wechsels auch in andern Insectenordnungen ihre Rolle spiele (z. B. bei den Gallwespen), werden diese Untersuchungen auch ein mehr als specielles Interesse haben. Ueber die Wiedererzeugung verloren gegangener Glieder bei den Gliederthieren schrieb Newport in (Ann. of nat*hist. XIX. S. 145). Die früheren, vorzugsweise -an Myriapoden und den Raupen der Vanessa Urticae angestellten Beobachtungen des Verf. sind aus un- seren früheren Berichten bekannt, hier bildet er eine neuholländische Panesthia (Blatta) ab, an welcher das eine Hinterbein viel kleiner ist als die übrigen, etwa nur ein Drittel so gross als das der andern Seite, aber alle wesentlichen Theile eines Beins, selbst Spuren von Enddornen der Schienen enthält, der Fuss ist aber nur 3gliedrig. Daneben ist das Mittelbein einer Vanessa Jo abgebildet, deren Raupe am Ende der vierten Häutung das linke Mittelbein abgeschnitten wurde, und welches wiedererzeugt beim Schmetterling dieselbe Stufe der Ausbildung erreicht hat als das jener Panesthia. Der Verfasser sehliesst mit voller Wahrscheinlichkeit, dass das kleine Bein der Panesthia ein wiedererzeugtes sei. Die Wiedererzeugung neuer Theile hängt von vielen Umständen ab, namentlich sind zu ihrem Gelingen ein angemessener Wärmegrad, ein angemessener Grad von Feuchtig- keit und reichliches Futter nöthig. Nach früheren Versuchen des Verf, an Schmetterlingen und Goodsir an Crustaceen konnte man glauben, dass die Wiedererzeugung von einem kleinen erhabenen Mittelpunkt unterhalb der Narbe ausging, ja Goodsir’s Beobachtun- gen schienen zu zeigen, dass schon in dieser frühen Periode das Bein mit bestimmter Gliederung gebildet ist, neuere Versuche an Chilo- poden und Forficulinen haben den Verf. indess überzeugt, dass dies nicht der Fall ist, dass die neugebildeten Theile vielmehr ursprüng- lich als kleine Höcker erscheinen, welche sich bis zu einem gewis- sen Grade verlängern, und dass ihre Sonderung in Glieder erst in späterer Zeit Statt hat. Newport’s Lehre findet indess Widerspruch, Westwood ver- spricht in der Folge nachzuweisen, dass die ungewöhnliche Rleinheit eines Beins bei Insecten mit fusslosen Larven nothwendig die Folge einer verzögerten Entwickelung sei, ebenso die verringerte Grösse der Flügel bei einigen Arten (ebenda S. 279). — Pictet erklärt es für blossen Zufall, wenn Newport den Raupen einzelne Beine abschnitt, und bei den aus diesen Raupen erzogenen Schmetterlingen die ent- sprechenden Beine mehr oder weniger verkümmert waren, da nach seinen Beobachtungen kein Uebergang der Beine der Larve in die des Insects Statt finde, und die Glieder beider Zustände sich nur der Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 47 Lage nach entsprächen, dass also hier von einer eigentlichen Wie- dererzeugung nicht die Rede sein könne (Bibl. univ. d. Genev. 15. Dec, ‘1846. Schleid. u. Fror. Notiz. 1. S. 344). Es giebt gewiss keinen stär- keren Beweis gegen diese Ansicht, als die Newport’schen Versuche. Verschiedene Misbildungen an Insecten sind theils von Mehreren in dem Bull. der Annal. d. l. Soc. Ent. d. Fr., theils von Wahlberg in Öfvers. Vet. Acad. Förhand. (S. 100) be- kannt gemacht worden. Die an ersterem O. aufgeführten Fälle betreffen Coleopteren und Lepidopteren; von ersteren ein Carabus nodulosus mit unregelmässi- ger Wölbung und Höckerung der Flügeldeeken (S, xxxıx), ein Chlae- nius festivus mit verkürzter rechter Flügeldecke (S. xcvrı), ein Co- Zymbetes bipustulatus mit missgebildetem rechten Fühler (S. ıxıy) und eine Melolontha fullo mit einer Wulst auf der Mitte der einen Flügeldecke (S. xcvın) — von letzteren eine Thais Cassandra, der der rechte Unterflügel ganz fehlt, ohne dass der Schmetterling ver- krüppelt wäre (S. cxr); eine Liparis dispar, welche eine Spur von Zwitterbildung zeigt, indem bei sonst durchaus männlicher Bildung der rechte Oberflügel stellenweise weibliche Färbung besitzt, wäh- rend sie auf dem linken ganz die gewöhnliche ist (S. xcvu); und eine Himera pennaria, wo der eine Fühler über, der andere unter dem linken Auge eingelenkt ist (S. ıxxxv). Die von Wahlberg angeführten bemerkenswerthen Fälle bezie- hen sich auf die Ordnung der Dipteren. Eine Scaeva clypeata zeigt eine ungewöhnliche Zwitterbildung, indem der Hinterleib mit den Geschlechtstheilen und die erweiterten Vorderbeine männlich, der Kopf mit den kleineren Augen und der breiten Stirn weiblich sind; eine Eristalis scutellata, deren eine Fühlerborste dreiästig, die an- dere von der gewöhnlichen Bildung, und ein Männchen von Condy- lura hircus, welche sich in diesem Geschlecht sonst durch ein ab- weichendes Flügelgeäder auszeichnet, mit dem Flügelgeäder des Weibchens, d. h. dem gewöhnlichen. Ueber die Einwirkung des Schwefeläthers auf die Glieder- thiere theilte v. Heyden seine Erfahrungen in Schleid. u. Fror. Notiz. II. S. 21 mit. Der Verf. benutzt schon seit einer langen Reihe von Jahren den Schwefeläther bei der Behandlung sog, Microlepidopteren, wo die betäubende Wirkung schon nach 5—15 Secunden eintritt; wirkliche Tödtung wird durch einen Einstich mit einer mit Vitriolöl getränk- ten Nadelspitze bewirkt. Das Erwachen aus dem Scheintode erfolgt je früher, je kürzere Zeit sich das Thier im Aetherdunste befunden, doch finden hierin auch noch Verschiedenheiten nach der Individua- lität Statt, indem gleichzeitig betäubte Thiere bald früher, bald spä- 48 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen'in der ter erwachen, einzelne aber auch an diesem. oder jenem Körpertheil gelähmt bleiben, oder selbst gar nicht wieder erwachen. Werden Scolopendern oder andere langgestreckte Thiere in Aetherdunst ge- bracht, so verbreitet sich die Betäubung allmählich von vorn nach hinten zu, und das Thier läuft noch umher, während der vordere Theil schon völlig leblos erscheint. Bei geflügelten Inseeten werden öfter die Flügel eher wieder brauchbar als die Beine. Oft sind es die Klauenglieder, welche beim Erwachen zuerst Bewegung zeigen. Sehr zart gebaute Insecten, z. B. Ephemera, Chironomus, Coccus-Männ- chen u. a. sind, nachdem sie in Betäubung verfallen, auch sehr bald völlig todt. Gliederthiere mit sehr festem Hornscelet, wie viele Kä- ferarten, die in Brantwein gelegt, und dann nach mehreren Stunden wieder herausgenommen, wieder aufleben, bleiben, auch kurze Zeit in Schwefeläther getaucht, völlig todt. Endlich zeigt der Verf., dass bei kleinen Thieren, wie Milben, welche ihrer beständigen Beweg- lichkeit wegen unter dem Microscop nur schwierig zu beobachten sind, das Betäuben mit Schwefeläther ebenfalls mit Vortheil ange- wendet werden könne, indem sie beim Wiedererwachen ihre geglie- derten Körpertheile anfangs nur schwach bewegen, und hierdurch eine deutlichere Ansicht möglich machen. Untersuchungen über die Uebertragung der Muscardine durch Sporen auf gesunde Raupen von verschiedenem Alter stellten. «:Guerin Meneville und Eugene Robert an (Compt. rend. XXV. S. 126, 671. — Schleid. u. Fror. Notiz. IV. S. 188). Guerin übertrug die nur „4, Millim. messenden Sporen der Muskardine auf gesunde Seidenraupen, und verfolgte die Entwicklung der Pilze, indem er sie alle 2—3 Stunden miecroscopisch untersuchte. Er sah die Fäden des Pilzes in die Fettsubstanz der Raupen ein- dringen, die im jungen Zustande nach 6, nach der letzten Häutung nach 7 Tagen der Krankheit erlagen. Die Anwesenheit nicht fructi- ficirender Muscardine hatte für gesunde Raupen keine nachtheilige Folgen, nur durch die Sporen wurde das Uebel ihnen mitgetheilt, Erwachsene, durchaus gesunde Raupen wurden bald nach der vierten Häutung in ein ganz neues Behältniss gebracht und mit Muscardine- sporen bestäubt: nach Verlauf von 7—8 Tagen waren alle an der Muscardine gestorben. Durch die Sporen war zugleich das Behält- niss infieirt, so dass junge, erst aus den Eiern gekommene Raupen in dasselbe gebracht, von der Krankheit heftig befallen wurden und starben, während andere, von derselben Zucht, auf einen Baum ge- setzt, vollkommen gesund blieben. Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 49 Insecten. Germar hat das 24ste Heft seiner „Fauna Insectorum Europae” herausgegeben. Abgebildet sind von Coleopteren: Tolyphus granulatus, Endo- phloeus exsculptus, Endophl. squarrosus, Tarphius gibbulus, Dro- desma subterraneum, Ischnodes acuticornis, Porthmidius (n.g.) ful- vus, Anaspis phalerata n.sp., Tropideres bilineatus, Trop. undu- latus, Mesagroicus occipitalis n.sp., Platytarsus aurosus.n.sp., Leio- pus punctulatus, Pachyta spadicea, Cassida lucida; — an Hemipte- ren: Lygaeus maculicollis n.sp., Lyg. Nerü n.sp-., Pseudophloeus Genei, Microphysa myrmecobia; — an Dipteren: Chrysops parallelo- grammus, Chrysotoxum vernale, Chrysot. elegans, Idia speciosa, Mycetaulus Hoffmeisteri. Die specielleren Arbeiten beziehen sich fast alle auf die Verbreitung der Insecten in verschiedenen Gebirgen. Das Riesengebirge in entomologischer Beziehung ist von v. Kiesenwetter in der Allg. Naturhist. Zeit. der Gesellsch. Isis in, Dresd. 2. Jahrg. S. 161 geschildert. Die entomologische Fauna des Riesengebirges hat vieles mit den mitteleuropäischen Alpen, vieles auch mit den Hochgebirgen Scan- dinaviens und den arctischen Regionen gemein, indess lässt sich eine grössere Uebereinstimmung in Betreff der Formen mit den Alpen nicht verkennen, während wieder der geringere Artenreichthüm an die Armuth des nordischen Klima’s erimert. Aus einer Vergleichung mit den Angaben Heer’s über das Vorkommen der Käfer in Bezug auf die Höhe mit den Beobachtungen des Verf. zeigte, dass die für beide Localitäten gemeinen Arten auf dem Riesengebirge um 1500 bis 2000’ niedriger vorkommen als auf den Schweizer Alpen, welches auf eine um eben so viel niedrigere Schneegränze schliessen lässt. An eigenthümlichen Lepidopteren ist das Riesengebirge nicht gerade reich, namentlich fehlen ihm die zahlreichen Hipparchien der Alpen, als H. Adllo, Hiera u. s. w., welche nur durch die den schlesischen Gebirgen vorzugsweise eigene A. Euryale vertreten werden. In der montanen Region ist Geom. caesinta im Fichtenwalde, häufig auch @. elutata; auf freieren Plätzen mit üppiger Vegetation herrschen Geom. alchemillata, montanata, luctuata und auf höheren Puncten Pyralis alpinalis vor. Auf dem Kamme sind wenig Schmetterlinge beobachtet, ausser der Tortr. Sudetana Standf. nur einige Crambus- Arten. — Viel zahlreicher treten die Dipteren auf und sitzen mitunter in unglaublicher Menge auf Blumen und Schirmpflanzen, vorzüglich häufig zeigten sich Tipularien, Empis- und Syrphus-Arten. In ihrer Gesellschaft finden sich ganze Schaaren von Hymenopteren, einige Tryphonen, Alomya ovator, mehrere Pteromalinen, mehrere Nema- Archiv 1. Naturgesch. XIV. Jahrg. 2. Bd, D 50 Erichson: Bericht'über die wissensch. Leistungen in der tus-Arten und besonders häufig Tenthredo olivacea. Unter den Käfern sind Individuen aus einzelnen ächt alpinen Gattungen der Brachelytren in unglaublicher Menge vorhanden, namentlich die Anthophagen mit einer Reihe z. Th. den Sudeten eigenthümlicher Arten und die An- thobien. Die letzteren bedecken die ausserdem von kleinen Dipteren und Hymenopteren wimmelnden Dolden fast schichtenweise. Ein An- thophagus wurde, beim Verzehren einer kleinen Fliege beobachtet, und daraus gefolgert, dass das Blumenfressen keineswegs Sache der Anthophagen sei (dies folgt indess nicht, sondern dass die Nahrung eine gemischte sein möge, aus Blüthenstaub und Raub, wie es bei vielen Insecten der Fall ist). — Am Rande von Gewässern, am schmelzenden Schnee und “unter Steinen zeigt sich ein reges Leben von grösseren und kleineren Caraben, namentlich finden sich hier Nebria Gyllenhalü, ein neuer Trechus, so wie mehrere Staphylinen von ächt alpinem Character. Unter den Steinen auf dem Kamme des Gebirgs finden sich allgemein Otiorhynchus maurus Gyll. und O. monticola Dej. Auch die Gewässer waren belebt, zeigten aber keine alpinen oder hochnordischen, sondern nur die auch in der Ebene gemeinen Arten. In einem ziemlich hoch gelegenen Bache fand sich Elmis Maugetii. Der genauere Bericht über die mit Märkel gemeinschaftlich un- ternommene Excursion, auf welcher diese Beobachtungen gemacht wurden, ist in der Entom. Zeit. S.73 fortgesetzt. Auch in der Arbeit der entomologischen Section der schle- sischen Gesellsch. f. vaterländ. Kultur i. J. enthält, wie immer, namhafte Beiträge zur Kenntniss der schlesischen Fauna. Letzner berichtete über zwei Ausflüge in das österreichisch- schlesische Fürstenthum Teschen, wegen beschränkter Zeit konnte nur ein Theil der Beskiden (irrthümlich auch Klokaczgebirge genannt), welcher das obereWeichselthal einschliesst, untersucht werden. DerVerf. fand, dass diese Gegend an Insectenreichthum dem Altvatergebirge bedeu- tend nachsteht, wie auch der Pflanzenwuchs auf dem viel unfruchtbare Erde liefernden Gestein, aus welchem die höheren Berge fast ganz allein bestehen (Grauwacke und Grauwackenschiefer): minder üppig ist, Am wenigsten arm ist die Fauna an Carabieinen, und unter die- sen sind wieder am zahlreichsten die Bembidien, welche an dem breiten, 'theils nassen, theils trockenen, theilweise steinigen, an manchen Stellen aber sandigen oder mehr schlammigen Weichselbett angemessene Wohnstätten finden. — Vorläufig hat der, Verf. a. a. O. eine Uebersicht, über (die ‚beobachteten Carabieinen gegeben, unter denen 22 Arten von. Bembidium, „Ueber die entomologische Fauna der Umgebungen ‚des Glockners von v.‚Kiesenwetter”, Allgem. Deutsche natur- hist, Zeit. 2. Jahrg. S, 420. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 51 Der Verf. hatte seinen Aufenthalt im Dorfe Heiligenblut genom- men, welches an der Südseit& des Heiligenbluter Tauern im Möllthale liegt, hier wird noch vollständiger Ackerbau getrieben, während auf der anderen Seite des Tauern Wiesen mit ganz alpinem Charakter liegen, und zwischen Lärchen und Fichten sich schon die Zwerg- kiefer einmischt. Demgemäss ist die Fauna von Heiligenblut nur eine montane Fauna und wenigstens im Juli ziemlich arm, während sie auf der anderen Seite eine entschiedene subalpine ist, welche bei etwas weiterem Ansteigen sich schnell in eine alpine verwandelt. Hier finden sich auf verschiedenen Pflanzen Otiorhynch. gemmatus und Chrysom. cacaliae, nicht selten auch Pachyta interrogationis; auf Fichten Otiorh. niger, geniculatus, chrysocomus, lepidopterus und mehrere Telephorus-Arten, von Hymenopteren einige Tenthreden, Ichneumonen und einzelne Pteromalinen, überhaupt aber zeigten sich Hymenopteren und Dipteren in dieser Jahreszeit nicht sehr zahlreich und Orthopteren schienen noch ganz zu fehlen.. Auf höheren Puncten treten die Anthophagen in grosser Menge und auch in zahlreichen. Arten auf, und in ihrer Gesellschaft drei Arten von Anthobien. Eine wesentlich alpine Fauna zeigen nur die höchsten Puncte des Heili- genbluter Tauern, wo Carabus Hoppiü, carinthiacus, Neesü, Nebria Bellwigü und castanea, Elater rugosus und melancholicus, Byrrhus scabripennis sich unter Steinen, Bembidium glaciale und bipuncta- tum nebst mehreren Staphyliniern an den Rändern der Schneefiecken, Aphodius discus in der vom schmelzenden Schnee feuchten Erde, mehrere der alpinen Region eigenthümliche Wasserkäfer, namentlich Helophorus alpinus in ungeheurer Menge in den aus dem schmelzen- den Schnee gebildeten Pfützen sich fanden. — Das 7000’ hoch gele- gene, mehr nach Süden gerichtete, durch schöne Alpenwiesen aus- gezeichnete Pasterzenplateau ist reich an Lepidopteren und Hyme- nopteren, namentlich an unächten Ichneumoniden, während grössere Bienen und Wespen selten sind und von Hummeln nur einzelne Stücke des Bombus alpinus sich finden, Auch die Zahl der. Käfer ist nicht beträchtlich, namentlich wurden die Anthophagen und Anthobien fast ganz vermisst, von Otiorhynchus kamen nur unter Steinen zwei Ar- ten vor, ebenso fanden sich Chrysomela nivalis und monticola unter Steinen. 4Aphod. gibbus fand sich auch noch bis 8000' Höhe sehr gemein. Bei der noch höher gelegenen Gemsgrube aber fanden sich ausser einem herumfliegenden schwarzen Dolerus nur einige Staphy- linier unter Steinen. Die naturgeschichtlichen Verhältnisse des Glarner Landes sind von O. Heer geschildert. (Der Kanton Glarus, historisch- geographisch-statistisch geschildert von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, St. Gallen 1846. S. 121— 218). Der thätige Verf. hat es sich in diesem, für ein grösseres Pu- blieum bestimmten Werke zum besonderen Zweck gemacht, die Um- D* . 53. Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der wandlung, welche die organische Natur vom Thalboden bis zu ihren oberen Gränzen hinauf erfahren hat, darzustellen, daher seine Arbeit auch von besonderem wissenschaftlichen Werthe ist, um so mehr als sie durchweg das Ergebniss langwieriger und sorgsamer Untersuchun- gen ist. — In den unteren Regionen des Glarner Landes finden sich viel mehr Thier- als Pflanzenarten, etwa im Verhältniss wie 2% :1; nach den Alpen hin nehmen sie aber viel rascher ab als die Pflan- zen, schon in der oberen Alpenregion überwiegen die Pflanzen, die sich zu den Thieren wie 12:1 verhalten, noch mehr ist dies in der unteren Schneeregion der Fall, wo sich das Verhältniss wie 6:1 stellt, und in der Schneeregion wie 25:1. Bei 9000’ ü.M. hört alles thierische Leben auf, während einige Pflanzenarten bis auf die höch- sten Alpenspitzen hinaufreichen. Von der Abnahme der Arten ist indessen wohl die Abnahme der Individuenmassen nach den Alpen hin zu unterscheiden, die erstere tritt viel früher ein und entwickelt sich schneller als die Minderung der Individuenmenge. — Was das Verhältniss der Fauna von Glarus zu der der übrigen Theile der Schweiz betrifft, so theilt er im Allgemeinen den Character derselben mit denen der übrigen Bergkantone der nördlichen Schweiz, dagegen weicht sie von der der Centralalpen (Bünden, Oberuri und Wallis) in sehr wesentlichen Puncten ab. Vom Flachlande der nördlichen Schweiz unterscheidet sich das Glarner Land vorzüglich durch seine Berg- und Alpenformen, so wie dadurch, dass eine grosse Zahl von ebenen Thieren nicht bis in sein Gebiet, auch nicht in seine tief gelegenen, milden Theile vorgeschoben sind; von der Thierwelt der Centralalpen unterscheidet sich die des Glarner Kantons theils durch die Höhengränzen der Thiere, theils durch ein anderes Verhältniss der Individuenmassen, theils durch manche Artunterschiede. Wie die Pflanzen steigen auch die Thiere in Bünden höher in den Alpen hinauf, und die Grenze des thierischen Lebens ist dort sogar bis über 10,000’ hinausgerückt. — Das andere Verhältniss in der Zusam- mensetzung der Hauptthiermassen wird vorzüglich durch die Heu- schrecken bedingt, welche in den Centralalpen in unendlich viel grösserer Zahl auftreten als in der nördlichen Schweiz, und dadurch einen Uebergang zur italienischen Fauna bilden. In Bünden und im Wallis wimmelt es im Sommer in den tieferen Thälern von unzäh- ligen Heuschrecken, welche zeitenweise, namentlich im Wallis grosse V.erheerungen anrichten; während die Heuschrecken in Glarus schon über der Baumgrenze nur noch in sehr geringer Zahl erscheinen, bilden sie in Bünden und Wallis, wenn auch nicht durch grosse Artenmenge, so durch Individuenzahl, noch ein wesentliches Moment der Thierwelt bis zu 6000’ ü.!M., und eine Art, Gr. pedestris, geht sogar noch bis zu 8000’ hinauf. — Durch die ganze Alpenkette von Wallis, Oberuri und Bünden sind eine ganze Zahl von Arten, z. B. unter den Käfern Carabus depressus, Bonellii, Cymindis punctata, Pterostichus Jurinei, Helops alpinus, Otiorhynchus rhaeticus und Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 53 Elater rugosus, von Schmetterlingen Meltaea Cynthia, Zygaena Ephialtes, von Heuschrecken @ryd. sibiricus und G. italicus verbrei- tet, welche dem Glarner Land fehlen, während dort sich Carabus auronitens, Pterostichus Panzeri var., Pt. maurus var., Cantharis rubricollis Meg. u. a. finden, die jenen Gegenden nicht einheimisch sind. Geht man von der nördlichen Schweiz nach Italien, so tritt in den Centralalpen die erste Veränderung der Pflanzen- und Thier- welt auf, welche den Uebergang zum italischen oder vielmehr medi- terranischen Naturcharacter vermittelt, der am Südabhange der Alpen beginnt. — Dies heben wir aus den allgemeinen Betrachtungen des Verf. hervor, ausserdem ist die Glarner Fauna noch im Einzelnen nach Klassen und Ordnungen unter steter Berücksichtigung ihrer Verbreitung in die verschiedenen Regionen übersichtlich gemustert. . Ueber die 'entomologischen Zonen der Pyrenäen’ theilte Leon Dufour der Pariser Academie das Ergebniss seiner Untersuchungen mit (Compt. rend. XXIV. S. 833). Die Beobachtungen des Verf. beziehen sich auf die westlichen Pyrenäen. Anfänglich wollte er sie in die Zone der,Buche, Fichte und Alpenrose eintheilen, er überzeugte sich aber, dass die beiden ersten allmählich in einander übergehen, er unterscheidet also nur subalpine und alpine Zone. Die erstere umfasst die Region der Buche und Kiefer, einschliesslich der Wiesen und Schluchten, die mit denselben in gleicher Ebene liegen, sie sondert sich aber doch in zwei Regionen, welche in entomologischer Beziehung ganz ver- schieden sind, in eine untere und eine obere Region. Die untere Region umfasst die Vorberge und Thäler, deren sehr zahlreiche Inseeten über die Ebene des Adour und Gaves theils sich freiwillig verbreiten, theils durch Ueberschwemmungen herabgespült werden. — Die Insecten der oberen Region sind wesentlicher Gebirgs- insecten; sie leben theils unter den Steinen der Wiesen oder Berg- ströme, theils auf Blättern und Blüthen, theils unter Baumrinden oder im Holz der Buchen und Fichten. Ihre Zahl beläuft sich auf 170. — Die alpine Zone fängt über der Fichtenregion mit den Al- penrosen an, dem einzigen geselligen Strauch der Pyrenäen, und erstreckt sich von 1800 bis 2300m. Die Zahl der ihr angehörigen Arten beschränkt sich auf ‚31, die meisten gehören den Carabicen an, alle sind ungeflügelt. Diese Insecten hören schon 2000m unter der höchsten Gränze der Pflanzen auf vorzukommen, weiter aufwärts findet man höchstens eine einzelne Hummel, einen gemeinen Syrphus oder einen abgeflogenen braunen Satyrus, A. Costa theilt in den ‚‚Annali dell’ Accademia degli Aspiranti naturalisti; seconda serie, Vol. 1. (IV della collectione) Napoli 1847, ein Paar Abhandlungen mit, in denen eine An- zahl neuer neapolitanischer Insecten beschrieben ist, nämlich: 54 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der „Specie nuove o rare dinsetti delle montagne del Matese” (S. 89) und „Descrizione di aleune coleotteri del reeno di Napoli (S. 134). Da diese Zeitschrift Wenigen zur Hand sein wird, werde ich hier die Diagnosen der neuen Arten mit- theilen. Ueber eine Reise Lefebvre’s nach Abessynien theilte Guerin (Rev. Zool. S.49) eine Nachricht mit. Der entomologische Theil des Reisewerkes wird von Guerin bearbeitet, da indess ein Werk von Ferret und Galinier über eine ebenfalls nach Abessynien unternommehe Reise erscheinen soll, für welches Reiche die Insecten bearbeitet hat, hat Guerin dessen Bearbeitung in der Handschrift benutzt, um nicht dieselben Arten als neu zu beschreiben, und theilt a. a. O. die Diagnosen der in jenem Werke nicht enthaltenen Arten mit. Dieselben erstrecken sich aber in der vorliegenden Mittheilung nur über einen kleinen Theil der Coleopteren. Delegorgue’s Reise in Südafrica (Voyage dans l’Afri- que australe, notament dans le territoire de Natal etc. 2 Vol. Paris 1847. Im Anhange Bd. 11. S.585 findet sich 1. ein sorgfältig, dem An- scheine nach von Boisduval bearbeitetes Verzeichniss südafricanischer Schmetterlinge, welches, jedoch nur bis zu den Noctuen reicht, von denen nur noch die grösseren Arten aufgenommen sind; — 2, ein sehr flüchtig entworfenes Namens-Verzeichniss südafricanischer Käfer, ohne wissenschaftlichen Werth; — 3. ein Namensverzeichniss von 37 neuen Dipteren, welche von Macquart in, seinen Dipter. exotig, Suppl. beschrieben sind. — In der Reiseerzählung selbst nur. einige entomologische Beobachtungen. Für die ostindische Fauna ist ein wichtiges Werk von Westwood erschienen: The Gabinet of Oriental Entomology. London. Will. Smith, 113 Fleet Street. 1847. 4to. Ohne systematischen Plan, in bunter Mannigfaltigkeit, stellt der Verf. eine Auswahl von seltenen und schönen ostindischen Inseeten dar, welche meist neu oder wenigstens noch nicht abgebildet waren: er liefert also einen reichen Beitrag zur Kenntniss, namentlich der ansehnlicheren Insectenformen Östindiens, und das Werk darf in kei- ner grösseren entomologischen Bibliothek fehlen. Es ist in Lieferun- gen, jede mit 3 Tafeln, erschienen und mit der i4ten Lief. abge- schlossen. Bei diesem Bericht haben mir die 7 ersten Lief. vorge- legen, über die zweite Hälfte des Werks werde ich im nächsten Jahre berichten: Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 55 Bemerkungen ‘über einzelne ostindische Insecteii wurden in den Proceed. Ent. Soc. IV. mitgetheilt, namentlich von Boyes (S. 117. 121. 127) und von, Kantor (S. 118). Einen wichtigen Blick in die Naturgeschichte Neuhollands gewährt Leichhardt’s Reise durch eine noch. unbetretene Strecke dieses Welttheils von Moreton-Bay nach Port Essing- ton: ‚Journal of an Overland-Expedition in’ Australia from Moreton Bay to Port Essington, a distance of upwards of 3000 Miles, during the years 1844 — 1845, by Dr. Ludwig Leiehhardt, London 1847. „Der Verf,, hatte als Naturforscher ‚auf dieser grossartigen Reise ein vorzügliches Augenmerk auf die Verbreitung der Arten gerichtet, wobei allerdings zunächst die Pflanzen, demnächst die Vögel berück- sichtigt sind, doch ist kein Theil der Naturgeschichte unbeachtet ge- blieben. Die Bestimmung der Gränzen der einzelnen Arten ‚hat indess oft ihre Schwierigkeiten, denn „wenn bei abnehmender ‚Breite”, sagt der Verf., „ein. Vogel: oder eine Pflanze verschwand”, täuschte man sich oft darin, wenn man ‚dies jenem Umstande zuschrieb: Bäume „und krautartige Pflanzen verschwanden mit dem, Wechsel des Bodens ‚und der Abnahme der Feuchtigkeit, und die ‘Vögel halten sich an einer bestimmten Vegetation; sobald wir also an ähnliche Stellen kamen, erschienen die bekannten Formen der Pflanzen und Vögel wieder. Fast alle Sträucher der Condamine und von Kents Lagune waren noch am Burdekin zu sehen, und die vereinzelten Gewässer ‚neben :Grasflächen wurden von Schwärmen kleiner Finken besucht, 'welche Hr. Gilbert zu Port Essington beobachtet hatte, und welche wahrscheinlich der ganzen Ausdehnung des Landes zwischen dieser Stelle und der Region der Tropen angehören. Diese geringe Ab- wechselung der Vegetation, namentlich der Binnenland-Flora yon Süd nach Nord, steht ohne Zweifel im Zusammenhang mit der Ein- förmigkeit des Bodens und Klima’s, und die unendliche Verschieden- heit, welche zwischen der östlichen und westlichen Küste stattfindet, hat Männer von Wissenschaft und Beobachtung, nicht ohne guten „Grund zu dem Schlusse bewogen, dass dies Festland ursprünglich; in zwei grosse Inseln oder in einen,Archipel getheilt war,, welche durch "allmähliche und. vielleicht noch. fortschreitende Erhebung vereinigt ‘wurden. Als eine Ausnahme von dieser Bemerkung wurde indessen ein plötzlicher Wechsel der Flora bemerkt, als. wir. die östlichen Gewässer verliessen und das Becken des Golf von Carpenteria, be- ‚traten, obschon die Flora der Nordwestküste und Port Essington’s ‚von der des Golf wenig verschieden war.” (S.219). Als Probe der lebensvollen Naturschilderungen des Verf. mag folgende Stelle dienen: „Wenn ein oberflächlicher Beobachter plötz- lich von einem der Rohrseen Europa’s nach diesem Wasserteich in 56 Erichson:\Bericht über die wissensch. Leistungen ,in’der ıSuttor Creek versetzt, würde, möchte er nicht im Stande sein die Ortsveränderung zu entdecken, ausser durch die Anwesenheit der Casuarinen und der weissen Stämme der majestätischen Eucalyptus (flooded gum.). Rohre, ähnlich denen von Europa, und Polygonum, der Art nach mit den europäischen fast übereinstimmend, umgeben das Wasser, dessen Oberfläche mit den breiten Blättern der Villar- sia, die denen der Nymphaea genau gleichen, und mit verschiedenen Arten von Potamogeton bedeckt ist. ' Kleine graue Vögel, ähnlich denRobrsängern, schlüpfen von Stengel zu Stengel, Schaaren glän- zender Gyrinen spielen auf dem Wasser, Notonecten und Käfer, den Hydrophilus gleich, leben in demselben, bald aufsteigend, um zu athmen, bald behende tauchend. Limnaeen, ähnlich denen Europa’s, kriechen längst der Oberfläche des Wassers, kleine Planorbis leben an den Wasserpflanzen, an welchen auch Ancylus sitzen, Paludina, Cyelas und Unio furchen den schlammigen Grund. Die Täuschung muss aber nicht durch den Järmenden Ruf der Dacelo gigantea, die Schwärme weisser Kakadu’s oder den hohlen Ton des durstigen Emu gehoben werden. Die Breite dieser Stelle war 21° 23’ S.” (S. 175). Des Verf. Bemerkungen über das Vorkommen von Insecten sind nicht zahlreich. Ausser der gewöhnlichen Plage von Mücken (Mus- kito’s), Sandfliegen und gelegentlich von Fliegen und Viehbremsen wurde das Vieh der Reisenden öfter von Hornissen scheu'gemächt, deren in den Buschdickigten aufgehängte Nester die Lastochsen auf ihrem Wege oft mit den Hörnern beschädigten (S. 37). Auch die Reisenden wurden gestochen, wenn sich solche Nester an ihren Lagerstellen fanden, bis sie sie später durch ein untergeleg- tes Strohfeuer zerstörten (S, 48). Auch an den Wasserpfützen’wur- den die Hornissen oft lästig (S. 54. 395). Eine Art Ameisen traf der Verf. am unteren Theil des Lynd und später am Roper unter 16%22' und 14° 47”S.B., welche in kleinen Gesellschaften in rohen Nestern zwischen grünen Blättern schattiger Bäume zu leben schienen, und die Vorüberziehenden, sobald sie die Nester berührten, auf der Stelle bedeckten und sich durch schmerzhafte Bisse bemerklich machten. (5.294. 444). Auch andere Arten von Ameisen fielen oft lästig. — Thurmförmige Termitenhäufen wurden oft beobachtet, entweder ein- zelne scharfe Kegel bildend von 3 bis 5’ Höhe und kaum {’'Breite am Fusse, oder in eine oder mehrere einander berührende Reihen vereinigt, und so merkwürdig aussehende Gebäude bildend. Die Richtung dieser Reihen schien über weite Landstrecken dieselbe und von der Richtung der herrschenden Winde bedingt zu sein (S. 314). — Eine eigenthümliche Heuschrecke wurde am Süd-Alligator beob- achtet, und vom Verf. S. 481 abgebildet, dieselbe ist jedoch auch auf der Reise des Beagle gefunden und von White in Eyre’s Reise längs der Südküste Neuhollands als Petasida ephippigera beschrieben. 'Naturgeschichte der Inseeten während’ des Jahres 1847. 57 Die 'naturgeschichtlichen Verhältnisse ‘der Niederlassung zu Adelaide im Süden Neuhollands wurden von Dr. Behr geschildert. (Ent. Zeit. S. 167). Zwei Vegetationsformen nehmen den grössten Theil des Landes ein. Die eine, auf schweren Boden herrschende ist ein sehr lichter Wald von riesigen Eucalyptus, ohne Unterholz, aber. gutem Gras- wuchs, mit theils europäischen ähnlichen, theils Neuholland eigen- thümlichen Formen von Kräutern Die andere, die Scrub-Formation, den leichteren Boden einnehmend, besteht aus einer grossen Mannig- faltigkeit von Sträuchern, mit Bäumen untermischt, aber kahlem oder nur dünn mit Kräutern bewachsenem Boden. Auf dem etwa 2000’ hohen Höhenzügen herrscht dieselbe Vegetation je nach der Beschaffenheit des Bodens. In der Scrubformation zeigt die Thier- welt gleich der Pflanzenwelt ein deutlicheres australisches Gepräge, die Insecten sind aber hier, wenn auch reicher an Arten, doch desto ärmer an Individuen. Eine eigenthümliche Vegetation findet sich noch an den Flussufern und in den Betten der im Sommer ausge- trockneten Bäche. Mehrere Bupresten sind hier auf blühenden Le- ptospermen zu finden und auch die Agaristen schwärmen gern an solchen Ufern. Grosse Mannigfaltigkeit zeigt die Fauna je nach der Jahreszeit; im milden Winter ruht die Insectenwelt, höchstens finden sich einige Noetuenraupen. Der mit Ende August’s beginnende Frühling, durch eine unermessliche Blüthenfülle ausgezeichnet, ist am ergiebigsten an Lepidopteren, Dipteren und Hemipteren, der Sommer, mit dem Ende des December eintretend, zeigt den Boden ausgedörrt, die Gräser und Kräuter vertrocknet, oft auch noch durch Feuer abgesengt, die Fauna im Verhältniss arm, doch findet sich eine grössere Verschie- denheit unter den Coleopteren, Hymenopteren und Neuropteren, und wo die Brände die Ueberbleibsel der Vegetation nicht verzehrt haben, hausen zahllose Schwärme von Orthopteren. Um diese Zeit fliegen auch die Arten von Agarista und der neuen mit Castnia verwandten Gatt. Synemon. In den folgenden Monaten verschwinden: auch die letzten Repräsentanten der Fauna und Flora, und erst im März und April, welche unserem Spätherbst entsprechen, zeigt sich. wieder Inseetenleben, das erst mit.den im Mai eintretenden Winterregen gänzlich verschwindet. Ueber die Insectenfauna von Neuseeland theilte Stephen- son einige allgemeine Bemerkungen mit (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 262). Das Land ist heftigen und häufigen Stürmen ausgesetzt, welche ansehnliche Bäume entwurzeln, meist von hartem Holz, wie es bei den neuseeländischen Bäumen gewöhnlich der Fall ist. Diese ent- wurzelten Bäume werden früher oder später von Insecten angegriffen, meist von Käfern, deren Larven Stamm und Zweige durchbohren, 58 Erichson: Bericht über ‘die wissensch. Leistungen‘in der so dass die kleineren Arten mehr oberflächlich im: Splint arbeiten, während die grösseren in das Holz selbst eindringen; das letztere ist auch bei einigen Schmetterlingslarven der Fall. Eine grosse Art von Cerambycinen kommt in Dacrydium excelsum in Menge vor, und Larve und Puppe derselben werden von den Eingebornen gegessen. Im Ganzen ist es schwierig, in Neuseeland Insecten zu sammeln, auch ist die Zahl der Individuen gering, so dass es bei dem üppigen Pflanzenwuchs grosse Mühe und Ausdauer erfordert, um nur einige wenige aufzufinden. Die Kenntniss ‘der Nordamericanischen Fauna wurde ausser durch einige monographische Arbeiten gefördert durch Melsheimer’s „Descriptions ‚of new,‚Species of Coleoptera of the United’ States” -Proceed. Acad. Philadelph. IN. 'S, 158 (Schluss der im vor.’ Bericht besprochenen Arbeit) und Hal- Ueman’s „Descriptions of several’new species and one new genus of Insects” ebenda S. 149. Wanderungen von Insecten sind ‚mehrfach beobachtet und zur Spräche gebracht worden. »'Eine Hauptrolle spielen dabei die Blattläuse. ' In verschiedenen Theilen' des westlichen England schwärmten) vom 14 — 21. Juni unge- heure Massen von Aphis Fabae (Proceed. Ent. Soc; Lond. 8, 'xxı). \ In Paris war am‘11. Junisum 7 Uhr Morgens die Luft mit'einer solchen Menge grüner Blattläuse erfüllt, dass die Fussgänger mit den Ta- schentüchern schlagen mussten, um sich (das Gesicht freizuhalten (Ann. d. 1, Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. ıxxıv). ‘In den Umgebungen Dresdens zeigten sich, wie Reichenbach berichtet, an allen’ Obst- bäumen die Blattläuse in auffallender Menge, namentlich waren die Pfläumenbäume von’ Aphis pruni'bedeckt, im’Juni waren sie aber verschwunden und nur die leeren Häute zurückgeblieben‘ (Allgem. deutsche naturhist. Zeit. 2. Jahrg. S: 188). ‘Reichenb.'nimmt an, dass die’ Blattläuse: von Coceinellen- und‘ Syrphuslarven vertilet ‚seien, ohne Zweifel‘ sind 'sie aber flügge geworden und ausgewandert. — Auch von Coccinellen erschienen in England ‘während des August grosse Schwärme (Ann. of nat. hist. XX. S. 212) und bei Dover am Abend des 12. August ein Schwarm von: Harpaliden. ‚„Die. Ursache dieser ungewöhnlichen Erscheinung wurde in, der Entom. Gesellsch. in Lond. (Proceed. XXI. XXIV) zu erörtern ver- sucht. Westwood glaubte sie in einer schwülen und stark electri- schen Beschaffenheit zu finden, und zeigte, dass vom 4—17. Juni die Temperatur um nicht weniger als 18° gestiegen sei, worauf die Blatt- Tausschwärme erfolgten, ebenso war zur Zeit der Coccinellenschwärme das Barometer vom 6—14. Aug. allmählich, das Thermometer aber plötzlich um 15° gestiegen, und der 12. Aug. war sehr kühl. Spence Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 59 trug eine Mittheilung von Thwaites vor, 'deriidie, wolkengleichen Blattlausschwärme: beobachtet hatte und die Meinung aussprach, dass weder atmosphärische Einflüsse noch Mangel an Nahrung, sondern der Instinct die Schwärme zusammenbrächte, Als hierher gehörig ist auch ein Fall zu betrachten, den N. De- grolle,(Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S.xcvı) aus Brasilien mit- theilt. Als er sich in den ersten Tagen des October 1846 in der Proy. St. Catharina aufhielt, erfuhr er, dass das Meer grosse Massen won Insecten auswürfe.. In der Hoffnung auf einen reichen Fang be- gab. er sich an die Küste, und sah auf dem Sande in Gürtel vertheilt, je nachdem die Wogen sie, mehr oder weniger hoch angetrieben hat- ten, solche Massen von Käfern liegen,'dass man: sie mit /Schaufeln aufnehmen und Böte damit hätte beladen können. ‚Alle ‚waren. bis auf/wenige Ausnahmen todt, Die ganze Masse bestand aber nur aus Carabicen, von denen @ine Art die Hauptmasse ausmachte, und, zwei andere Arten unter derselben höchst spärlich vorkamen. Der Verf. meint, dass durch die: ausgetretenen Flüsse,..diese Insectenins Meer gespült seien, es liegt aber auf der Hand, da diese Massen fast aus einer einzigen Art bestanden, dass Schwärme derselben im Meere ihren Untergang gefunden, An. unserer. Ostseeküste habe. ich vor Jahren ähnliche Massen angespülter Coccinellen beobachtet. Auch ist es bekannt, dass die Wanderheuschrecken gerne dem Meere zu- ziehen und dort Raub der Wellen werden. Es scheint also ein dunk- ler Trieb diese Thiere in das Element zu führen, welches sie in.den grössten Massen vernichtet. Die Wanderheuschrecke, welche seit einem Jahrhunderte: so selten in Schweden sich zeigte, erschien in grösserer Zahl im süd- lichen Schweden, namentlich in der Nähe von Eund (Boheman Öfvers. Acad. Förhandl. 8.250). — Die Verheerungen der Wander- heuschrecken in Südafrica schilderte Delegorgue (Voy: 1. S.162). — Ueber zwei verschiedene Arten verheerender Wanderheuschrecken in den nordwestlichen Provinzen Ostindiens berichteten M’Gregor und Edwardes der Entomol Gesellsch. zu Lond. (Proceed, Ent. Soe. 1847. S. m). Auffallende Schwärme von Weisslingen (Pontia) wurden an der Ostseeküste bei Swinemünde bemerkt. (Entom. Zeit. 5. 381). Zur Kenntniss der früheren Stände und der Entwicke- Jungsgeschichte der Inseeten wurden mehrfache Beiträge ge- liefert: Bouche& theilte die Entwickelungsgeschichte einer grösseren An- zahl von Insecten aus verschiedenen Ordnungen mit (Entomol. Zeit. S. 142. 162). Ref. lieferte die Beschreibungen einiger Käferlarven bie Arch. 1. 8.275). Löw „Mittheilung über. die ssullooniserhine einiger In- 60 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der secten und ihren Haushalt auf Pflanzen.” (Allg. Deutsch. naturhist. Zeit. 2. Jahrg. S.287) erläuterte die Naturgeschichte von Insecten, welche auf Veronica Anagallis, Sonchus arvensis und Inula britanica leben. Goureau richtete sein Augenmerk auf die Insecten, welche den Ulex europaeus bewohnen. Diese Pflanze ist im Westen von Frank- reich sehr gemein, vorzüglich an den Küsten der Bretagne und Nor- mandie, wo sie alles wüste Land überzieht. Sie vermehrt sich un- gemein leicht, und dies würde noch mehr der Fall sein, wenn nicht der grösste Theil ihrer Samenkörner von Insecten verzehrt würde. Bei Cherbourg fand der Verf. im J. 1845 zwei Drittel der Samenkör- ner von Insecten zerstört. Diese Insecten sind zwei Schmetterlinge, Grapholita succedana und vielleicht Dicrorkampa ulicana und ein Käfer, Apion ulicis. Der letztere hat einen Parasiten, den der Verf. mit dem Namen Semiotus apionis bezeichnet. (Note pour servir ä V’histoire des Insectes qui vivent dans les gousses du gen&t epineux Ulex europaeus. — Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. S. 245). Die Kenntniss fossiler Insecten ist von Heer durch ein ausgezeichnetes Werk auf namhafte Weise gefördert worden: „Die Insectenfauna der Tertiärgebilde von Oeningen und von Radoboj in Croatien, 1, Th. Käfer. Leipzig, Verlag von W. Engelmann. 1847.” Die Hauptmasse dieser Insecten stammt aus den an Versteine- rungen so reichen Steinbrüchen von Oeningen. Im Vergleich zur lebenden Fauna fällt das zahlreiche Auftreten der Buprestiden, unter denen uns ein Paar Capnodis-Arten als sehr charakteristisch ent- gegentreten, so wie das Ueberwiegen der Hydrophilen über die Dy- tisciden auf. Alle Arten sind von denen der Jetztwelt verschieden, gleichwohl trägt die Fauna ganz den Charakter der des jetzigen mit- telmeerischen Europa. Eine ‚lehrreiche Anzeige dieses Werkes theilte Germar mit (Ent. Zeit. S. 349). — Verg]. ferner: Heer „Ueber die vorweltlichen Käfer von Oeningen (Mittheil. der naturf. Gesellsch. zu Zürich I. S.17) — so wie einen interessanten, besonders abgedruckten Vortrag Heer’s „über die Physiognomie des fossilen Oeningen.” Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 250. T.19) bil- dete 3 fossile Insecten von Aix in der Provence ab. R Coleoptera. Vergleichende Anatomie und Physiologie der Insecten. In Monographieen bearbeitet von Friedr. Stein. Dr. ct. Erste Monographie: Die weiblichen Geschlechtsorgane der Käfer. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 61 Mit 9 Kupfertafeln. Berlin. Verlag von Duncker und Hum- blot. 1847.” Eine eben so schön ausgestattete, als fleissige und reichhaltige Arbeit. Die Frucht mehrjähriger Forschungen. Der Verf. stellt im ersten Abschnitte des Werkes ausführliche Untersuchungen über die Gliederung des Hinterleibes an, um zu zeigen, dass derselbe überall, wie bei den Larven aus 9 Ringen bestehe, und dass, wo diese Zahl, wie allgemein, äusserlich nicht erkennbar sei, doch der Ueberrest im Innern nachweisbär sei. Abgesehen davon, dass die Larven in mehreren Familien nur 8 Hinterleibsringe haben, ist in der Deutung der äusserlich wahrnehmbaren Ringe ein Irrthum vorgefallen. Der Verf. sagt S.7: „Nur wo sieben Bauchsegmente äusserlich wahr- nehmbar sind, sind diese wirklich das 1—7te Bauchsegment; wo aber sechs vorhanden sind, da entsprechen sie mit Ausnahme der Lauf- und Wasserkäfer, deren 6 Bauchsegmente wirklich das 1—6te sind, dem 2—Tten Bauchsegment. Ebenso ist es bei allen Käfern mit fünf sichtbaren Bauchsegmenten, die stets dem 2—7ten entspre- chen.” Es ist hier überall ein Bauchhalbring mehr eingegangen oder versteckt, so, wo 7 Halbringe sichtbar sind, diese dem 2—8ten, wo sechs, entweder, wo sich die Hinterleibsgliederung der Caraben findet, diese dem 2—7ten, oder wie bei dem grösseren Theile der Scara- baeiden, dem 3—8ten, endiich wo fünf sichtbar sind, diese dem 3—7ten entsprechen. Der Verf. behauptet zwar (S.11), dass „sämmt- liche Bauchsegmente der Käfer bei den Käfern gegen die Rücken- segmente mehr oder weniger weit nach hinten (müsste heissen: nach vorn) verschoben sind” und giebt höchstens für die mittleren zu, dass sie in ihrer natürlichen Lage gegen einander bleiben; allein, wenn seine Zählung richtig wäre, wären auch diese alle überall um eins nach vorn verrückt. Dass dies nicht der Fall ist, lehrt die sorgfältige Vergleichung der Hinterleibsgliederung bei den verschie- denen Formen der Käfer sowohl als auch unwiderleebar die des Uebergangs der Hinterleibsringe der Larve in die des Käfers während des Puppenstandes. Demnächst hat der Verf. sich der bisher noch ungelösten Auf- gabe unterzogen, durch Untersuchung des Baues der Kloake bei weiblichen Käfern und der äusseren Begattungsorgane die an der Hinterleibsspitze eingezogenen Segmente nachzuweisen, und dadurch ein leitendes Princip für die richtige Deutung der Hinterleibssegmente überhaupt zu finden. In den allerıneisten Fällen konnte der Verf. drei wesentliche Scelettheile unterscheiden: eine obere, den voraus- gehenden Rückensegmenten gewöhnlich noch sefir ähnliche Horn- platte, die der Verf. die Analplatte nennt; ferner zwei sehr ver- schieden gestaltete, die Seiten des Scheidenmastdarmrohrs umfas- sende, und daher als Seitenstücke bezeichnete Platten, und end- lich zwei stets klauen- oder palpenförmige, gewöhnlich 2 oder 3glie- drige, auf der unteren Seite des Scheidenmastdarmrohrs liegende, die 62: Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Scheidenmündung umgebende Hornstücke, die der Verf. Vaginal- palpen nennt, Wenn noch vor diesen oben und unten je.ein Halb- ring eingezogen ist, nennt der Verf. diese oberes und unteres Kloaksegment. Es geht aus dem obigen hervor, dass auch hier die Zahlangaben des Verf. über die unteren Halbringe berichtigt wer- den müssen; das untere Kloaksegment ist nicht, wie der Verf. sagt, der 7te, sondern der Ste Halbring und die Seitenstücke würden, wenn man die Deutung des Verf. annimmt, den 9ten Halbring vorstellen; ich habe mich aber durch den Vergleich der Leibesringe von Puppen noch nicht von der Richtigkeit dieser Annahme überzeugen können. Es ist vielmehr eine im Allgemeinen unstatthafte Voraussetzung, dass die eingezogenen Leibesringe als Hornschienen oder Leisten wieder auftreten, häufig sind sie höchstens durch Hautfalten angedeutet. Was endlich die Vaginalpalpen betrifft, so gehören sie nicht den Hinterleibsringen, sondern den Geschlechtstheilen an, und sie dienen nicht sowohl dazu, um bei der Paarung den Penis des Männchens zu umklammern, wie der Verf. es annimmt, als augenscheinlich in den meisten Fällen, besonders da, wo sie auch wie Taster gebildet sind, ihrer ganzen Stellung und Form nach, als Tastorgane, um beim Eier- legen die geeigneten Stellen zum Anbringen des Eies zu ermitteln. Die folgenden Abschnitte des Werkes, in welchen der innere Bau der weiblichen Geschlechtstheile geschildert ist, enthalten einen Reichthum trefflicher Beobachtungen, von denen wir nur einzelne hervorheben. Die Eierstöcke unterscheidet der Verf. ihrer Form nach in solche mit unterständigem, centralem und seitlichem Keimkelch, je nachdem die Eierstöcke 1. in das vordere Ende des Eierkelchs, oder 2. von der äusseren und inneren Seite oder von allen Seiten, oder 3, nur von einer Seite in denselben münden. — Zur ‘ersten Form gehören a. die büschligen Eierstöcke, die bei den Käfern die gewöhnlichen sind; 6. die gezweiten Eierstöcke (o. geminata) die den Rüsselkäfern mit Einschluss der Borkenkäfer, mit ‘Ausschluss aber der Bruchen und Anthriben eigenthümlich sind; c. die ästigen Eierstöcke, welche sich hauptsächlich bei den Elateren finden. — Die zweite Form enthält a. die traubenförmigen Eier- stöcke, welche bei einigen Hydrophilinen und Cyphonen, sowie bei den Lampyriden, Telephoriden und Meloiden vorkommen und b. die zweizeiligen Eierstöcke (o. disticha), welche der Verf. bei Hy- drobius fuscipes und Oedemera virescens beobachtete. Die dritte Form enthält «. die kammförmigen Eierstöcke, welche unter den Staphyliniern bei den Steninen, Oxytelinen und Aleocharinen, ferner bei einigen Silphalen und Hydrophilinen vorkommen, und d. den unpaaren doppelt-kammförmigen Eierstock aus einem ein- zigen, in der Mittellinie des Hinterleibs gelegenen weiten, sackför- migen Eierkelche bestehend, der auf beiden Seiten mit kammförmig gestellten Eierröhren besetzt ist, und sich nach hinten in einen ge- raden Schlauch fortsetzt, dessen vordere Abtheilung Eiergang und Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 63 dessen hintere muskulöse Abtheilung Scheide ist. Diese merkwürdige Bildung eines unpaaren Eierstocks traf der Verf. bei’einer Tricho- pteryx, bei Homalota aterrima, bei Myrmedonia canaliculata und am deutlichsten bei Dianous coerulescens. — In dem Capitel „von den Verrichtungen der Begattungsorgane” beseitigt der Verf, eine durch Audouin begründete irrthümliche Meinung, dass nämlich'der Penis nach der Begattung abreisse und in der Begattungstasche zurück- bleibe, indem er zeigt, dass die Hülle der als solcher 'beurtheilten, Samenmasse enthaltenden Körper strueturlos und nichts als die nach kurzem Verweilen in der Begattungstasche erhärtete 'Oorticalschicht der durch‘die Begattung eingebrachten Samenmasse sei. Es sind diese Körper also Spermatophoren vergleichbar. — Zum Schluss hat ‚der Verf. eine Uebersicht über die Formen der Befruchtungsorgane und accessorischen Drüsen in den einzelnen Käferfamilien ‘gegeben, und dabei die Familien diesen Untersuchungen gemäss geordnet, welche freilich für die natürliche Systematik manche Winke enthalten;- es würde aber keine Eintheilung künstlicher ausfallen, als die, welche auf den Verschiedenheiten in der Bildung gerade dieser Theile beruhte. Das Studium fossiler Coleopteren hat Heer in tiefere Untersuchungen über den Aderverlauf ‘der Flügel‘ und die Sculptur der Flügeldecken geführt, und es ist ihm gelungen, die Hauptregel aufzufinden, nach welcher die Vertheilung der Adern auf den Flügeln und der Streifen und Rippen auf. den Flügeldecken Statt findet. Der Verf. hat daher in seinem oben erwähnten Werke ‚‚die Insecetenfauna der Tertiärgebilde von Oeningen und von Radoboj, 1 Thl.” (S. 75—94) diesen Gegenstand ausführlicher erörtert, um sowohl zu. einem Ver- ständniss dieser Verhältnisse zu führen, als auch durch Be- gründung einer schärferen Terminologie die Darstellung: der- selben zu erleichtern. 1. Adern der Flügel. Bei den Käfern finden sich normal sechs Hauptadern (Rippen oder Nerven), welche vom Grunde des Flügels entspringen. Beim Maikäfer z. B. liegen drei derselben am Vorderrande, die erste bildet den Vorderrand selbst, die zweite ist nur am Grunde etwas von der ersten entfernt, und vereinigt sich bald mit ihr; die dritte entfernt sich anfangs etwas von der zweiten, läuft aber bald im Bogen auf die Randrippe zu, und geht mit ihr vereinigt bis zum Flügelmal, wo sie einen kurzen rücklaufenden Ast aussendet' und hinter dem Flügelgelenk sich von dem Rande entfernt, um vor der Spitze gegen denselben auszulaufen. Die dritte und vierte Ader, beide mehrfach verästelt, laufen durch die Mitte des Flügels, und enden am Hinterrande desselben. Hinter der ten liegt noch eine sechste Ader: sie ist kurz und entsendet vom Grunde zwei ganz 64 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der schwache, sich bald verlierende Aestchen. Diese sechs Hauptadern liegen nicht nur dem Flügelgeäder der Käfer, sondern auch der an- dern Insecten zum Grunde, nur dass die zweite Ader häufig sich sehr enge an die ‚erste anschliesst oder auch ganz zu fehlen scheint. In der Benennung dieser Adern ist der Verf. so weit als möglich Rirby gefolgt, und bezeichnet die erste Ader: Vena marginalis (Rand- ader), die zweite: Vena mediastina (Nebenrandader), die dritte: Vena scapularis (Schulterader), weil sie auch in den Fällen, wo sie nach der inneren Fläche der Flügel verläuft, wie bei den Käferflügeldecken, von der Schulter entspringt, und die Ausdrücke „postcosta” und „subcosta” für sie unpassend sind; die vierte: Vena externo-media (äussere Mittelader), die fünfte: Vena in- terno-media (innere Mittelader), die sechste: Vena analis (Hinterader). — Hiernach sind auch die Flügelfelder zu bestim- men, deren im ganzen sieben sind, da ausserdem, dass je zwei Adern ein Feld einschliessen, auch ausserhalb der Randader noch häufig ein ‘kleines Flügelstück und ganz allgemein ein solches ausserhalb der Hinterader, oder zwischen dieser und einem Ast derselben sich vorfindet. Das erste Feld zwischen der Randader und Nebenrandader bildet die Area marginalis (Randfeld), und wenn ein solches noch ausserhalb der Randader liegt, die Area extramarginalis; das Feld zwischen der Vena mediastina und scapularis die Area scapularis; das Feld zwischen V. scapularis und externo-media die Area extermo-media (äusseres Mittelfeld), dasjenige zwischen der V. externo-media und interno-media die Area interno-media (inneres Mittelfeld), das Feld zwischen der V. interno-media und analis die Area analis (Hinterfeld) und wenn ein solches noch ausserhalb der V. analis liegt, die Area extraanalis. Wenn die Hinterader einen Ast aussendet, der zwischen der Hinterader und der V. interno-media verläuft, nennt der Verf. das Feld zwischen der Hinterader und dem Ast: Area interno-analis, das Feld zwischen dem Ast und der V. interno-media: Area externo-ana- lis. Die Eintheilung stimmt mit der bisher angenommenen in den Hauptpunkten überein, nur dass die Area scapularis vom Randfelde nicht unterschieden, und beide Mittelfelder zusammengenommen wur- den. Da der Flügelabschnitt vor dem Flügelmal häufig anders gestal- tete Felder besitzt, müsste auch hierauf Rücksicht genommen wer- den. ‚Der Verf. theilt demnach die Felder wieder in zwei Stücke, von denen das eine vom Grunde des Flügels bis zum Flügelmal ‚oder den rücklaufenden Aesten, wenn dergleichen sich vorfinden, das an- dere von da bis zur Spitze sich erstreckt; das letztere nennt der Verf. Spitzenfeld, das erstere Schulterfeld *). ‚So ist z.B. beim Mai- *) Diese Bezeichnung „Schulterfeld” scheint mir deshalb ganz unpassend, weil Area scapularis nicht wohl anders als Schulterfeld übersetzt werden kann; man müsste im Gegensatz zum Spitzenfelde Naturgeschichte der Inseeten' während des Jahres 1847. 65 käfer das Schulterfeld der Area scapularis sehr klein, das Spitzenfeld dagegen ziemlich gross; das Schulterstück des äusseren Mittelfeldes gross, das Spitzenstück kleiner und durch den Ast der Vena externo- media in zwei Hälften getheilt. Es hält nicht schwer die bezeichneten sechs Flügeladern bei einer grossen Zahl von Käfern aufzufinden, obgleich in ihrem Verlauf und ihrer Verästelung eine grosse Mannigfaltiekeit stattfindet, welche mit der Art, wie die Flügel gefaltet werden, in Beziehung steht. Bei den meisten Flügeln ist ein kleines Stück an der inneren Seite der Flügelwurzel umgelest, jedoch häufig nicht die ganze Area analis, sondern nur ein kleines _Stück derselben, die Area interno-analis. Die übrigen Theile des Flügels sind anders gefaltet, je nachdem die Faltung desselben eine querläufige oder gegenläufigeist. Beim Maikäfer, wo die querläufige Faltung in den einfachsten Verhält- nissen vorkommt, bildet sich eine concave Falte längs des apicalen auslaufenden Astes der V. externo-media und eine convexe Falte vom Gelenke der V. externo-media nach dem Innenrande des Flügels. Ferner verläuft eine concave Falte neben dem rücklaufenden Ast der V. externo-media. Beim Zusammenlegen der ‚Flügel wird nun die V. externo-media der Randader genähert und ‚dadurch eben. diese Längsfalte in der Area externo-media gebildet, wodurch dieses Feld verschmälert wird; das Spitzenstück der Area externo-media wird der ganzen Länge nach zusammengelegt, indem der Spitzentheil der Randader sich am Gelenk stark nach innen krümmt, so 'stark, dass dieser Theil der Ader nun einen spitzigen Winkel bildet mit dem Wurzeltheil der Randader. Ueberdies ist aber auch. dieser in der Nähe des Gelenkes nach innen gekrümmt, welche Krümmung dadurch möglich gemacht wird, dass die Randader dicht quer-gekerbt und wie aus Ringen gebildet erscheint. Somit ist beim gefalteten. Flügel das äussere Stück der Area analis umgeschlagen, das äussere Mittel- feld der Länge nach theilweise zusammengelegt und der Spitzentheil des Mittelfeldes und des Scapularfeldes eingeschlagen, welche Ein- faltung auch noch einen Theil des inneren Mitielfeldes in Anspruch nimmt, indem sie bis zum abgekürzten Ast desselben reicht, welcher hier dieser Einfaltung Gränzen setzt, während sonst häufig die Ein- faltung nur bis zum Spitzentbeil der äusseren Mittelader geht, welche den Zweck hat, die Faltung zu reguliren. Bei den Melolonthen neh- men also der grösste Theil des inneren Mittelfeldes und die Area externo-analis an diesen Faltungen keinen Theil. — Bei der Mehr- zahl der querläufigen Flügel findet sich wohl diese Art der Faltung, welche fast ausschliesslich das äussere Mittelfeld beschlägt. Darum „Grund-” oder „Wurzelfeld” sagen. Da es auch Anstoss geben möchte, wenn man vom Felde des Feldes spricht, scheint es mir auch zweckmässiger, wenn man diese Abschnitte als Wurzeltheil und Spitzentheil bezeichnet, — Ref. Archiv f. Naturgesch. XIV. Jahrg. 2. Bd. E N 66 Erichson; Bericht über die wissensch. Leistungen in der laufen denn die Vena scapularis und V. externo-media am Grunde zusammen, liegen da auf einander; darum haben sie Gelenkbildung und dort rücklaufende Aeste, welche an der Stelle den Flügel ver- stärken, wo der Spitzentheil eingefaltet werden soll, während den weiter nach innen liegenden Adern Gelenkbildung und rücklaufende Aeste fehlen. Bei den Flügeln, die doppelt und mehrfach gefaltet sind, weicht der Aderverlauf bedeutend von dem angegebenen ab. So finden sich bei Silpha, wo die Flügel doppelt gefaltet sind, zwei ziemlich starke Randadern, die _V. marginalis und scapularis, welche etwas vor der Flügelmitte zwar ein Gelenk aber keinen rücklaufen- den Ast hat; dieser Ast fehlt auch der V. externo-media, wogegen “ sie sich in zwei nach dem Innenrande laufende Aesie gabelt; die V. interno-media und. analis sind ganz einfach und unverästelt. Beim Zusammenlegen faltet sich das äussere Mittelfeld der Länge nach ein, und der Flügel biegt sich in den Gelenken so stark nach innen zu und bildet eine so grosse Falte, dass die beiden Aeste der V. externo-media in die Tiefe der Falte zu liegen kommen, so dass also auch das innere Mittelfeld an dieser Querfaltung Theil nimmt; überdies ist dann noch die Flügelspitze umgebogen. Eine ähnliche Faltung haben wir bei den Staphylinen: hier sind die V. marginalis und scapularis zu einem Bändchen vereinigt, welches etwa bei % der Flügellänge ein Gelenk, und weiter gegen die Flügelspitze, neben dem Gelenk ein Flügelmal zeigt; die V. externo-media verhält sich ganz wie bei den Sylphen, die V. interno-media dagegen ist nur schwach angedeutet oder fehlt ganz. Die Silphen und Staphylinen, welche auch sonst einander so nahe verwandt sind, stimmen also im Aderverlauf der Flügel grossentheils, wie auch in der Flügelfaltung überein, was um so mehr zu berücksichtigen ist, als die Flügel der Silphen nicht um abgekürzter Flügeldecken willen dreifach zusammen- gelegt sind. Unter den Käfern mit gegenläufiger Faltung, wo die Flügel zwei- mal quergebrochen und in drei Stücke zerfallen, von denen das zweite unter das erste und das dritte wieder unter das zweite gelegt ist, findet sich bei manchen Gattungen keine Einfaltung (Trichopteryx, Catops, Scaphidium), bei anderen zeigt das zweite Stück eine solche; namentlich bei den Rüsselkäfern. Hier (bei Calandra palmarum) läuft eine concave Falte langs der Vena scapularis, eine convexe Falte längs des äusseren Astes der V. externo-media bis vor die Mitte desselben: von da gehen 3 Falten aus; eine convexe nach der V. scapularis, und zwar nach der zweiten Bruchstelle derselben, die zweite ebenfalls convexe fällt auf den inneren Rand, die dritte con- cave- läuft auch nach dem inneren Rande, aber in schiefer Richtung, gegen die Flügelwurzel gewendet. Eine dritte Klasse von Flügeln, die geradläufigen Flügel, — welche nicht gebrochen und nicht mit Querfalten versehen sind, wo also auch die Adern keine Gelenke zeigen, und wenn Faltungen vor- Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 67 kommen, es mit Ausnahme der Analfalte nur Längsfalten sind, — ist an den Buprestiden erläutert. Hier findet sich, da die V. margi- nalis und scapularis dicht an einander liegen, die V. mediastina aber fehlt, kein Randfeld, ein verhältnissmässig ziemlich schmales äusse- res Mittelfeld, ein grosses inneres Mittelfeld, welches den grössten Theil des Flügels einnimmt und daher noch Aeste von der Mittelader enthält; ein verhältnissmässig ziemlich ansehnliches Hinterfeld, das durch einen Ast in zwei Parthien getrennt ist, von denen die äussere aber ganz schmal ist. Im Ruhestande ist nun das innere Hinterfeld umgeschlagen; das äussere Mittelfeld zeigt eine schwache concave Längsfalte, so dass die äussere Mittelader sich dem Rande nähert, tiefer ist die Falte in dem Spitzentheil des Mittelfeldes, daher der Flügel bei den rücklaufenden Aesten sich etwas nach innen biegt, um unter die dort sich verschmälernden Flügeldecken gebracht zu werden. Es reicht diese Falte bis zum Spitzentheil der Vena externo- media, welche diese Faltung regelt, Es ist also hier der Spitzentheil der Randader, von dem rücklaufenden Ast an, im Ruhestande auch etwas nach innen gebogen, aber bei weitem nicht so stark wie bei den querläufigen Flügeln; und zwar wird diese stärkere Einbiegung gehindert theils durch den Mangel der Gelenke an den Randrippen, theils durch die Richtung des Spitzentheils der äusseren Mittelader, an welcher die Flügelfalte sich bricht, und die nicht weit von der Flügelspitze entfernt ausmündet. Das grosse innere Mittelfeld zeigt keine Faltung, mit Ausnahme einer ganz kurzen, jedoch ziemlich tiefen, concaven, am Grunde des Feldes, U. Sculptur der Flügeldecken. „Der Aderverlauf der häu- tigen Flügel giebt uns den Schlüssel zur Auffindung der Gesetze, nach welchen die Rippen, Streifen und Punktreihen auf den Flügeldecken vertheilt sind. Untersuchen wir die Flügeldecken des Maikäfers, oder eines Rhizotrogus oder des Nashornkäfers, so werden wir vier Rippen bemerken, welche vom Grunde der Decke nach der Spitze herablaufen, wir werden aber weiter eine Leiste längs der Naht und ferner einen verstärkten Aussenrand finden. Wir bekommen darnach sechs Rippen, eine am Nahtrande, eine am Aussenrande und vier auf der Flügelfläche dazwischen. Weiter werden wir, wenn wir die Decke nach dem Lichte halten, uns leicht überzeugen, dass diese Rippen von einem Kanal durchzogen sind, also Adern darstellen, wie die Rippen auf den Hautflügeln, welche zur Blutbewegung die- nen*). Wir bekommen somit auch bei den Flügeldecken, gerade *) Untersucht man eine so durchsichtige Flügeldecke, wie die des Rhizotrogus solstialis unter dem Mieroscop, so sieht man sehr schön, dass jede Rippe nicht ein Blutgefäss, sondern ein Luftge- fäss enthält, in der Rippe geschlängelt herabläuft, und überall kleine Seitenäste abgiebt. Diese sind, gleich denen im Innern des Körpers, mit blasigen Erweiterungen, die Tracheen selbst aber mit dem Spi- E* E 3 68 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der wie bei den Hautflügeln, sechs Hauptadern, welche vom Grunde der Flügeldecke auslaufen. Den Aussenrand bildet also die Vena, margi- nalis, auf sie folgt eine Rippe, welche unmittelbar neben. ihr inserirt ist, und nahe neben ihr und mit ihr parallel gegen die Deckenspitze hinabläuft, dies die Vena mediastina; an sie lehnt sich am Grunde die dritte Rippe an, die sich dann bald von derselben entfernt, indem sie sich stärker nach innen biegt, sich aber vor ihrem Auslaufe der- selben wieder nähert; dies die Vena scapularis; die vierte Rippe ist schon am: Grunde von der dritten entfernt, verläuft aber mit ihr pa- rallel (dies ist die V. externo-media) und ebenso die fünfte Rippe (die, V. interno-media). — Die Nahtrippe entspricht der Vena analis, Danach haben wir also die Rippen zu bezeichnen als Costa margi- nalis: (Randrippe), C. mediastina (Nebenrandrippe),. C. scapularis (Schulterrippe), C. externo-media (äussere Mittelrippe), C. interno- media (innere Mittelrippe) und Costa suturalis (Nahtrippe). Zwischen diesen Rippen haben wir Felder, die auf dieselbe Weise zu bezeich- nen sind wie die Felder der Hautflügel; wir erhalten somit eine Area marginalis, A. scapularis, A. externo.media, A. interno-media und A. suturalis. — Nicht selten haben wir noch eine kleine Rippe bei der Schildehenecke, welche als Ast der Costa suturalis zu betrachten ist und ein kleines Feldchen abgränzt, das wir Areola scutellaris (Schildchenfeld) nennen wollen und die Rippe die es abgränzt, Costa scutellaris. Bei den gerippten Flügeldecken haben wir sehr häufig diese genannten 4, oder mit zwei Rippen, welche den inneren und äusseren Rand einfassen, 6 Rippen, welche also den Adern entspre- chen, die auf den Flügeldecken sich gleichmässiger vertheilen, weil sie hier nicht so verschiedenartige Bestimmung erhalten haben, wie bei den Hautflügeln, wo sie in so naher Beziehung zur Flügelfaltung (und auch Flügelstellung) beim Fluge stehen. Doch verdient es sehr der Beachtung, dass auch hier die V. marginalis, mediastina und scapularis unmittelbar neben einander entspringen. Zwischen der V. externo-media und dem Aussenrande haben wir am Grunde der Flü- geldecke häufig eine beulenartige Auftreibung (bulla humeralis, Schul- terbeule), und in ihrer Nähe, aber zwischen V. mediastina und mar- ginalis eine kleinere, welche mit dem Phialum Rirby’s in Verbindung steht (bulla phialina, Säckchenbeule). Wir haben nämlich auf der Innenfläche der Decken bei der Schulter ein kleines häutiges Säck- chen, das sich zeitenweise mit Flüssigkeit anfüllt. Um diesem mehr Raum zu geben, ist die Flügeldecke auch auf der Oberseite zuweilen etwas aufgetrieben. — Bei vielen Käfern haben wir aber nur drei Rippen auf der Fläche der Flügeldecke: hier ist die Costa media- ralfaden versehen. Dies scheint bei den Luftgefässen in den Flügel- decken allgemein der Fall zu sein, auch scheint ‚es die Regel zu sein, dass sechs Luftröhrenstäimme in den Flügeldecken der Käfer von der Wurzel gegen die Spitze hin verlaufen. Ref. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 69 stina verwischt, z. B. bei Peltis; und nicht selten wird man auf der Oberseite, oder doch auf der Innenfläche der Decken noch Andeu- tungen der Vena mediastina finden, so zZ. B. bei Carabus auratus; bei andern scheint sie aber wirklich zu fehlen, wie bei den eigent- lichen Prionen.. — Wo wir mehr als vier Rippen haben, sind es ‘ Kanten, die den Mittelfeldern oder auch der Area scapularis ange- hören, wovon man sich aus der Art ihres Verlaufes überzeugen kann.” Mit diesen Rippen auf den Decken stehen nun die Streifen und Punktreihen in nächster Beziehung. Es sind nämlich die Rip- penin der Regel von solchen Streifen oder Punktreihen eingefasst; sie begrenzen die Rippen gegen die Felder. — Wir haben eine Punktreihe längs der Nahtrippe und eben eine solche längs des Aussenrandes; ferner 2 für jede Rippe, welche sie einfassen. Im Ganzen erhalten wir somit 10 Punktreihen.. Damit haben wir dann den Grund gefunden, warum so häufig auf der Käfer- lügeldecke 10 Streifen oder Punktreihen vorkommen, welche Zahl wir also als die normale anzunehmen haben.*) Acht entsprechen somit den vier auf der Flügeldeckenfläche verlaufenden Adern, eine der Randrippe, und eine der Nahtrippe. Diese können nur durch einen Streifen begränzt werden, weil sie auf der anderen Seite, frei liegen. Da wir bei den nur punktirten oder gestreiften Flügeldecken nicht wohl von Rippen reden können, müssen wir zur Bezeichnung der denselben entsprechenden Regionen einen anderen Ausdruck wäh- len. Ich nenne sie Striemen (plagae), wir erhalten somit eine Plaga marginalis, scapularis, externo- und interno-media und Pl. su- turalis, und dazwischen die entsprechenden Felder mit denselben Namen wie bei den Hautflügeln.” Da sich nicht bei allen gestreiften Flügeldecken 10 Streifen finden, versucht der Verf. nachzuweisen, wie diese anderen Zahlen- verhältnisse zu erklären sind. Es giebt häufig weniger als 10, es giebt namentlich ganze Familien, bei denen vorherrschend Streifen oder Punktreihen sich finden, als die Carabicen, Elateriden, Helopiden u.a. Hier schliesst die Plaga mediastina sich so enge an die Rand- ader, dass das Feld dazwischen fehlt, und nur eine Linie, ein Streif sie trennt. — Sind nur acht Streifen da, so sind die beiden Streifen *) Wie richtig der Verf. die Streifenbildung der Flügeldecken aufgefasst hat, zeigen die Flügeldecken des Agriotes gilvellus Ziegl., den ich in dieser Beziehung untersuchte. Hier enthalten nämlich die Zwischenräume der Streifen einer um den andern einen Luftröh- renstamm, und zwar liegt einer an der Naht, je einer im 2ten, (zwi- schen dem 2ten und 3ten Streif), Aten, 6ten und Sten Zwischenraum, und einer am Aussenrande. Ebenso finde ich es bei den meisten Käfern, deren durchsichtige Flügeldecken eine solche Untersuchung erlauben. Die Luftröhrenstämme haben also bei einfach punktirt- gestreiften Flügeldecken gleichen Verlauf wie bei den Melolonthen. 70 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der der Plaga mediastina verwischt. — Seltener sind die Fälle, wo die Zahl der Streifen grösser ist als 10. Hier wird die.grössere Zahl dadurch hervorgebracht, dass auf den Feldern oder Striemen oder auf beiden zugleich Streifen oder Punktreihen stehen, entweder ein- zelne oder mehrere. Der Verf. giebt zwei Mittel an, die wirklichen Striemen und Felder heraus zu finden, nämlich die Untersuchung der Innenfläche der Decken und die sorgfältige Beachtung des Auslaufes *), So findet man beim Procrustes coriaceus, der auf der Oberfläcbe keine Streifen zeigt, auf der Innenfläche die vier Adern; und beim Calosoma, wo jede Flügeldecke 18 Streifen hat, erkennt man die beiden Mittelfelder am Auslauf der Streifen. Auch ist noch zu be- merken, dass der umgeschlagene Aussenrand der Flügeldecken nicht immer von der Costa oder Plaga marginalis allein gebildet wird, sondern, wie bei Scaurus, Onthophagus, Ateuchus, die Costa me- diastina oder einige Streifen auf denselben zu stehen kommen. Ueber den Blutumlauf in den Flügeldecken der Käfer hat Nicolet eine Beobachtung mitgetheilt (Note sur la eirculation du sang chez les Coleopteres; Ann. des scienc. nat. VI. S. 60. Schleid. u. Fror. Notiz III. S. 323). Die Beobachtung wurde an Coccinella bipunctata angestellt. Wenn man eine Flügeldecke aufhebt, sieht man selbst unter schwacher Vergrösserung eine Molecularbewegung, allerdings wenig bemerkbar, wenn man aber mittelst eines Heliostaten helles Licht durchfallen lässt, ganz deutlich. Die Eewegnng ist nicht, unbestimmt, wie die Brown’sche Molecularbewegung, sondern gleichmässig und anhaltend. Ist einmal die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, so sieht man im In- nern der Aussenrippe einen starken Strom von der Wurzel nach der Spitze, anfangs zusammenhaltend, dann bald in kleinen Seitenströmen sich ausbreitend, welche in zahlreichen Krümmungen über die ganze Fläche der Flügeldecken verbreitet, an der Spitze sich in mehrere Aeste theilt, welche sich an der Naht zu einem Längsstrom vereini- gen, der das Blut in den Körper zurückführt. Bach, Vollständiger Wegweiser zum Studium der Käfer, erstes Bändchen, Allgemeine Käferkunde, Coblenz, 1847, ist mir nicht zu Gesicht gekommen. Von Faunen wurden fortgesetzt: Küster’s „Die Käfer Europa’s, nach der Natur be- schrieben” mit dem 8—11ten Hefte. \ *) Ein drittes und zwar das wichtigste Mittel wird die Berück- sichtigung des Verlaufes der Luftröhrenstämme bieten. Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 71 Sturm’s „Deutschlands Fauna in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen, V. Abth. Käfer”, mit dem 19ten Bändchen. Des Ref. „‚Naturgeschichte der Insecten Deutschlands. ]. Abth. Coleoptera, mit der 4ten u. 5ten Lief. des 3ten Bandes. _ Ein neues Unternehmen ist Ludw. Redtenbacher’s „Fauna Austriaca. Die Käfer nach der analytischen Methode, bearbeitet”, von welcher im vorigen Jahre das erste Heft aus- gegeben wurde. Dasselbe enthält die Tabellen zur Bestimmung der Familien, der Gattungen und den Anfang der Tabellen zu Bestimmung der Arten, Eine verdienstvolle Arbeit, welche besonders Anfängern grosse Dienste zu leisten im Stande ist, Eine Uebersicht über die Käfer Tyrols hat Rosenhauer nach den Ergebnissen von vier Reisen, mit besonderer Be- rücksichtigung des Vorkommens und der Verbreitung mitge- theilt (Beitr. zur Insect.-Faun. Europ. 1. S. 67). Diese Arbeit ist sowohl an sich, als durch die beigefügten Be- merkungen von grossem Interesse. Es sind im Ganzen 2137 Arten aufgeführt, unter denen die Carabieci über den 10ten, die Rüsselkäfer sogar den 7ten Theil ausmachen. Eine lehrreiche Abhandlung über die Verbreitung der Käfer in Piemont hat Ghiliani geliefert (Memoire sur la station de quelques Coleopteres dans les differentes regions du Piemont. Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. S. 83), Das Gebiet von Piemont bietet durch seine Lage eine grosse Mannigfaltigkeit des Klimas, der Bodenbeschaffenheit und der Vege- tation dar, und dadurch ist ein grosser Reichthum in entomologi- scher Hinsicht bedingt. Ziemlich in der Mitte von Piemont wird durch die Erhebung des Tertiärbodens eine Gruppe von Hügeln ge- bildet, welchen sich an der Nordwestseite die Stadt Turin anlegt. Hier breitet sich in Hufeisenform eine grosse Ebene aus, welche sich von Süd nach Nord erstreckt, und sich dann nach der Richtung des Laufes des Po nach Ost und Südost wendet, und gleich diesem in die Lombardei ausgeht. Nur die Südseite des Mittelknotens, welehe grossentheils aus den Hügeln des Montferrat besteht, hängt durch eine Hügelkette mit dem Ligurischen Apennin zusammen. Mit dem genuesischen Apennin fängt die grosse Kette der piemontesischen Gebirge an, welche einen gegen die Lombardei offenen Halbkreis bilden. Vom Monte Schiavo, nördlich von der Stadt Albenga am Mittelmeer, nach West und Nordwest gerichtet erstrecken sich) die 72 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der \ Meeralpen bis zum Mont-Viso, von hier in nördlicher Richtung fortgesetzt reichen die Cottinischen Alpen bis zum Mont Iseran; die weitere Fortsetzung nach Norden bilden die Griechischen Alpen bis zum Mont-Blanc, dann nach Osten gewandt bis zum Monte-Rosa heissen sie die Penninischen Alpen, von da bis in die Lombardei die Helvetischen Alpen. — Sämmtliche Alpen tbeilt der Verf. in folgende vier Zonen: 1. Zone der Kastanien, von 350—950m ü.M., 2. Buchenregion 950—1600n, 3. Region der Coniferen, 1600—2100m, 4. Region der Alpenweiden, von 2100—2600n. Darüber hinaus finden sich in der Mitte des Sommers zwar noch einzelne In- secten, aber von denen der darunterliegenden Zone nicht verschieden, Westliche Ebene (mittlere Höhe 250m. Während des ganzen Jahres). Cicindela lugdunensis, Scarites arenarius Bon., Clivina bimacu- Zata Bon., Carabus italicus Dej., Epomis eircumseriptus, Pristony- chus venustus, Abax oblongus Dej., Gynandromorphus etruscus, Emus brunnipes, Cupnodis tenebrionis, Cardiophorus biguttatus, Colophotia pedemontana Bon., Cantharis femoralis Ziegl., Ptinus’ regalis, Georyssus striatus und sulcatus Dej., Oniticellus pallipes, Omaloplia sericans Sch., Hoplia nuda, Anthypna abdominalis, Lei- chenum pictum, Heterophaga chrysomelina, Anthicus basalis Villa, Meloe cicatricosus Leach, Cerocoma Schreberi, Zonitis praeusta und Apunctata, Sitaris thoracica Dej., Apoderes morio Bon., Brachyu- rus lutosus Sch., Bylobius fatuus, Tychius centromaculatus Villa, Baris analis Ol., Ceuthorhynchus mirabilis Villa, Deroplia Genei Chev., (Stenosoma Foudrasi Muls.), Leptura distigma Charp., Gram- moptera varians Meg., Adimonia aptera Bon., Malacosoma lusita- nica Ol., Timarcha italica Dej., Chrysomela Rossia, Helodes mar- ginella, Coccinella specularis Bon. (= impustulata var.?), Chennium bituberculatum, Ctenistes palpalis. Oestliche Ebene. (Mittlere Höhe 1502. — In der schönen Jahreszeit). fi Zuphium olens, Paederus melanurus Gene, Denops personatus, Rhizotrogus vicinus Dej., Epicauta verticalis, Thylacites fritillum Panz., Dasycetus echinatus Gene. Nördlicher Theil des Hügellandes. (Mittlere Höhe 450m, die Gipfel etwa 720m, Zu allen Jahreszeiten). Lebia cyathigera, Ditomus calydonius, D. sulcatus, Cychrus Italicus, Carabus Rossii, Emus falciger, Acmaeodera pedemontana Dej. (sexpustulata Gory), A. pilosellae Bon., Anthaxia Spinolae Gory, Cerophytum. elateroides, Homalisus sanguinipennis Dej.?, Ochina sanguinicollis, Bubas bison, Hoplia praticola, Trichius gal- licus Dej., abdominalis Dej., Acanthopus caraboides, Helops picipes Bon., Molytes baiulus, Otiorhynchus armadillo, pulverulentus, Apate bispinosa, Hamaticherus miles, Callidium rufipes, humerale, thora- cicum Dej., abdominale, Stenopterus cyuneus F. (2 Necyd. varıa- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 73 bilis Bon.), Parmena unifasciata, Leptura rufa Dej., Homalopus Loreyi Dej. Südlicher Theil des Hügellandes. Mittlere Höhe 400m- In der schönen Jahreszeit. \ Calosoma indagator, Pterostichus parumpunctatus, Tillus uni- fasciatus, Enoplium serraticorne, Attagenus trifasciatus, Ateuchus pius mit laticollis, Rhipiphorus bimaculatus, Apalus binotatus? Dej, Otiorhynchus sulfurifer?, Cossonus cylindricus, Psoa italica Dej, Dorcadium italicum Dej., Vesperus strepens, Leptura unipunctata, Lema paracenthesis Ol. (Crioc. cruciata Bon.). Ligurischer Apennin. 1. Zone 350—950n. Im Juni. Cicindela flexuosa, Nebria tibialis Bon., Cantharis nigricornis Meg., Adimonia brevipennis. 2te Zone, 950—1600m. Argutor apenninus Gene, Emus italicus Gene, Smaragdina concolor, Cryptocephalus Gmaculatus. 3te Zone 1600—2100n. Carabus Solieri, Emus tricinctus Gene, Cantharis italica Dej., Otiorhynchus caudatus, Chrysomela Genei Dej., Oreina ignita Villa. (Die Ate Zone fehlt in diesem Theil des nördl. Apennin. Meeralpen. 1. Zone 350—950m. Im Juni, Juli und September. Carabus catenulatus, Geotrupes hypocrita, Rhynchites praeustus Peyr. 2te Zone 950— 16000. Aptinus alpinus Dej., Pterostichus Du- ratü Villa, dicolor Peyr., Stomis rostratus. 3te Zone 1600—2100m. Cymindis homagrica, Nebria Lafrenayi (gagates Bon. Obs.), Platynus Peyrolerii Gene, Pterostichus dila- tatus Villa, Helops laticollis Dej., Otiorhynchus fuscipes Ol. (pede- montanus Dej.), Oreina senecion:s. 4te Zone 2100—2600m. Nebria laticollis Bon., Dytiscus lappo- nicus. Cottinische Alpen. 1. Zone 350—950n. — Im Juni, Juli, August und September. Nogrus griseus, Colophotia lusitanica Charp., Lagria tristis Bon. (glabrata Ol.), Hesperophanes holosericeus, Anaetia Mühlfel- di Dej. 2. Zone 950—1600n, Cymindis humeralis, Cychrus angustatus, Carabus glabratus, monticola Dej., cyaneus, Nebria Jockischiü St., Licinus oblongus Dej., Pristonychus oblongus Dej., Platynus ery- throcephalus Bassi, Pterostichus truncatus Bon., impressicollis Peyr., impressus Peyr., Ludius apicalis Dej., Asida Jurinei Sol., Mylabris fezuosa Ol, Dryops femorata F., Callidium insubrieum Ziegl., Auchenia melanocephala Bon., Timarcha metallica, Oreina speciosa. 3. Zone 1600— 21008, Cymindis cingulata Zgl., melanocephala Dej., Carabus monilis, alpinus Bon., depressus Bon., Nebria nivalis, Pterostichus Honnoratü, vagepunctatus, externepunctatus, Yvanü, Amara monticola Zim., Cantharis abdominalis F., Melolontha albida 74 ‚ Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Dej., Otiorhynchus obscurus Ullr., Oreina coeruleo-lineaia Duft.?, venusta Dej. (tristis Ol.). 4. Zone 2100—2600m, Cicindela chloris, Cymindis punetata, Nebria angusticollis, Podabrus alpinus, Aphodius sericatus, Geotru- pes alpinus Dahl., Lina Lapponica. Griechische Alpen. 1. Zone 350—950n. Im Juni und Sep- tember. Dictyopterus affinis, Omalisus suturalis, Bromius vitis. 2. Zone 950—1600m. Steropus concinnus, Pterostichus rutilans, Harpalus satyrus, Ludius aulicus, Tetratoma variegata Dej. 3. Zone 1600—2100m. Carabus auronitens, gemmatus, Piero- stichus femoratus. 4. Zone 2100—2600m. Curabus arvensis, Blethisa multipunctata, Silpha alpina, Lina collaris. Penninische Alpen. 1. Zone 350—950m. Im Juni und Juli. Mordella angustata Dej., Pachycerus varius Hbt. \ 2. Zone, Carabus Bonellii St., Pterostichus pinguis, Abax ex- cavatus, Dasytes ruficollis Bon. (ined.), Stenura aurulenta, Oreina gloriosa, Coccinella Alnotata Ol. 3. Zone. Cymindis azillarıs, Carabus hortensis, sylvestris, Pla- tysma maura, Pterostichus Panzeri, Ludius rugosus, Crypticus al- pinus Gene, Serropalpus barbatus, Callidium undatum, Astynomus atomarius, Pachyta lamed, Amaculata, interrogationis, trifasciata, clathrata, strigilata, Oreina tristis. 4. Zone 2100—2600m. Carabus Latreillei, Platysma graia, Pte- rostichus cribratus, metallicus. Cryptohypnus rivularis, Leptura virens, Oreina senecionis. Helvetische Alpen. 1. Zone 350—950m. Im Juni und Juli. Carabus cancellatus Ill., Pterostichus transversalis, Acmaeodera Feisthameliü Gory. 2. Zone 950—1600m. Pterostichus fasciato-punctatus, Oreina cacaliae Schr., Coccinella alpina Villa. 3. Zone 1600—2100n. COymindis coadunata Dej., Oychrus an- gustatus Dej., Abax ovalis, Necrophilus subterraneus, Helops con- vexus Lass., Molytes cribrum Meg. 4. Zone 2100—2600m. Cychrus cordicollis Chaud. (glacialis Crist.), Nebria fossulata Lass., Pterostichus multipunctatus, Oreina melanocephala Meg. (Peiroleri Bassi). In dieser Aufzählung sind hauptsächlich die minder verbreiteten und deshalb für die Verbreitung bezeichnenderen Arten genannt. Einen besonderen Werth haben die Verzeichnisse des Verf. noch durch zahlreiche Beobachtungen über Vorkommen und Lebensweise der aufgeführten Arten erhalten. Ein „Verzeichniss der Käfer Preussens” ist von v, Sie- bold mitgetheilt worden (N. Preuss. Provinz. Blätt. III. Bd. S. 203. 350. 419). Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 7 Eine interessante Arbeit, welche künftigen Forschungen über die Preussische Fauna eine tüchtige Grundlage bietet. Es sind hier 1768 Arten als in Ost- und Westpreussen einheimisch festgestellt, während durch Kugelann und Jlliger nur 650 bekannt gemacht waren. Von einem grossen Theile der letzteren ist das Vorkommen in Preussen durch den Verf, u. And. bestättigt worden, 150 der Kugelann’schen Arten sind aber in der neueren Zeit noch nicht wieder aufgefunden worden, und ausserdem 10, welche Jlliger z. Th. schon ‘als zweifel- haft aufführte, überhaupt räthselhaft geblieben. „Verzeichniss der im Kolywano-Woskresenskischen Hüt- tenbezirke Süd-West-Sibiriens beobachteten Käfer, mit Bemer- kungen und Beschreibungen von Dr. Fr. Gebler (Bull. Mose. XX. Bd. 1. S. 263. II. S. 391). Eine sehr gediegene Arbeit, welche unter den verschiedenen Bei- trägen zur Fauna des Russischen Reichs eine der würdigsten Stellen einnimmt. Der vorliegende Theil der Arbeit reicht bis zum Schluss der Heteromeren. Ausserdem finden sich beschrieben: Einige (angeblich) neue britische Käfer von Hardy (Ann. of nat. hist. XIX. S. 379). — Fünf neue Arten aus Spanien von Graells (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. S.305 — sehr unkennbar abgebildet und eben so mangelhaft beschrieben). — Verschiedene neue Arten aus Neuholland, namentlich aus Adelaide von Hope (Trans- act. Ent. Soc. IV. S. 280). — Eine Decade neuer Arten aus verschiedenen Gegenden von Guerin (Rev. Zool. S.2). — Eine Anzahl chinesischer und brasilischer Arten von Allibert (ebenda S. 11). Die in der letzten Abhandlung beschriebenen Arten sind in Le- guminosen-Samen, welche theils von Hrn, Yvan, Arzte der französ. Gesandtschaft in China, aus Canton mitgebracht, theils aus Brasilien eingegangen waren, gesammelt, und scheinen bis auf eine Anzahl von Bruchus solche zu sein, welche über die ganze Erde oder wenigstens über einen grossen Theil derselben verbreitet sind. Dies gilt auch von den vom Verfasser als neu betrachteten Arten. Es sind im Ganzen: Anobium villosum, Xyletinus serricornis, Peltis Yvanü n.sp., ein unbestimmter Carpophagus, Cryptophagus Guerinii n. sp. (vermutlilich —Silvanus advena), Tribolium castaneum Hbt., Bruchus scutellaris F,, Araeocerus Cofeae F., Calandra Oryzae F., Rhizopertha pusilla F., Mycetaea hirta, Lathridius erenulatus, Sil- vanus 6dentutus, Calyptobium Kunzei Aub., ein unbestimmter Lae- mophloeus, Trogosita brevicornis (worunter oflenbar mauritanica verstanden ist). 76 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Bemerkungen über zweifelhafte Linneische Käfer nach Linne’s Sammlung theilte Schaum (Ent. Zeit. S. 276. 316) — über Fabrici’sche Käfer nach Fabrieius’ Sammlung Ders, (ebend. S.39) und Suffrian (ebenda S.98) mit. — Durch Schaum’s Bemerkungen wurde Ref. veranlasst, durch. einige Beispiele darauf aufmerksam zu machen, wie man die in der Fabrici’schen Sammlung enthaltenen Bestimmungen nur mit umsichtiger Kritik aufnehmen dürfe (ebenda S. 141). Cieindeletae. Zwei in Spanien vorkommende Abänderungen der Cicindela campestris sind von Graells beschrieben (Ann. d. 1. Soe, Ent. d. Fr. S.309). Die eine, C. camp. farellensis des Verf., oben ganz kupferroth, findet sich auf dem Gipfel des Berges Farell bei Barcelona, im Mai; die andere C. camp. guadarramensis des Verf., von Guadarrama, mit schwarzer Grundfarbe der Oberseite, ist einerlei mit C. nigrita De). Einige neue Arten sind von Guerin aufgestellt: €, Petitis und Rüppelii von Abessynien (Rev. Zool. S.49), ferner €. Japonica von Japan (ebenda S.2) und C. fatidica von Port Natal (S.4), Die letzte nähert sich in der Form an Dromica; die vorletzte ist der C. silvatica verwandt und nicht mit der gleichnamigen Thunberg- schen Art (=C. chinensis F.) zu verwechseln. Aus Peru stellte Ref. zwei neue Arten von Megacephala und zwei von Cicind. subg. Phyllodroma auf (dies Arch. S. 67). Megacephala euphratica ist von Graells auch in Spanien auf- gefunden, am Ufer eines salzigen See’s, wo sie bei Tage unter den Algen versteckt sitzt, und nur beim Auf- und Untergange der Sonne zum Vorschein kommt. Sie fliegt wenig, aber läuft mit grosser Ge- schwindigkeit. Dieselbe Art ist es auch, welche von Maj. Blan- chard in Algier aufgefunden ist, vergl. vorig. Jahresb. S.80 (Annal, d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Bull. cvı. cvım, Rev. Zool. S. 111. 382). Carabiei. „Nachträge zu der ersten Abtheilung des Verzeich- nisses der Käfer des Harzes, von Hornung” (Bericht des natur- wissensch. Vereins des Harzes f. d, J. 1846—47. S. 14) enthält Er- gänzungen zu dem Verzeichniss der Carabicen und Dytisciden des Harzes. . 3 Gebler’s „Verzeichniss der im Kolywano -Woskresenskischen Hüttenbezirk Süd-West-Sibiriens beobachteten Käfer” enthält in der ersten Abtheilung (I. S.263) die Uebersicht über die Cieindeleten und Carabicen des bezeichneten Gebiets. Der Verf. hat überall seine Bemerkungen über das Vorkommen und oft auch über die Unter- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 77 scheidung der Arten zugefügt. Neue Arten sind ausführlich beschrie- ben, nämlich 3 von Carabus, 1 Leistus, A Nebria, 1 Anchomenus, 1 Agonum, 1 Omaseus und 3 Platysma. Leconte’s „A descriptive Catalogue of the Geodephagous Co- leoptera inhabiting the United States east of the Rocky Mountains” ist in der 10. und 11. Nr. des 4. Bds. der Annals of the Lyceum of Natural History of New York zu Ende geführt. Dieser Theil des Verzeichnisses enthält die Licininen mit den Gatt, Badister 3 Ar- ten, Rembus 5 A., Dicaelus 24 A., die Chlaeniinen mit Oodes 7 A., Dinodes 1 A., Chlaenius 29 A., Atranus (s.u.) 1 A., die Pa- nagaeinen mit Loricera 1 A. (pilicornis), Panagaeus 2 A., die Carabides mit Scaphinotus 3 A., Cychrus 2 A., Sphaeroderus 6 A., Carabus 10 A., Calosoma 8 A., Nebria 1 A., Omophron A A., Ble- thisa 4 A., Elaphrus 5 A., Notiophilus 4 A., endlich die Bembidii- des mit einer grossen Zahl neuer Arten. Neue Gattungen sind: Hiletus Schiödte (Toguineiske Karaber: Kröy. Nat. Tidskr. N. R. 11. S.346. T.3). Ein merkwürdiger Käfer, mit gebrochenen Fühlern, sägeförmig gezähnelten, gewölbten Mandibeln, schwamm- artig bekleideter Innenlade der Maxillen, 4theiligem Zahn‘ in der Ausrandung des Kinns; die Mittelbrust unten zur Aufnahme des Pro- -sternum ausgehöhlt; die Vorderschienen ohne Ausschnitt, dagegen sind die Epimere der Hinterbrust sichtbar. A. versutus, von An- sehn des Pterostichus lepidus, ist aus Guinea. Ochyropus Desselb. (ebenda S. 350) eine grosse Scaritenform, bei der das Endglied der Füsse länger ist als die übrigen Glieder zusammen, und das zweite Glied der Lippentaster nach innen mes- serförmig erweitert ist. O. gigas, ebenfalls aus Guinea. Platynodes Westwood (Descriptions of two new Genera of Carabideous Insects: Transaet. Ent. Soc. Lond. IV. S. 278. T. 21. f. 2) steht Morio am nächsten, und ist durch flachere Form, abgestutzt herzförmiges Halsschild u. s. w. unterschieden, ein wesentlicher Un- terschied indess nicht angegeben. Pl. Westermanni aus Guinea. Helluodes Desselb. (ebenda S.279) scheint mit Helluo ver- wandt zu sein, hat einen grossen Kopf mit kurzem stumpfen Zahn in der Ausrandung des Kinns und eine längliche, vorn gerundete Zunge, ähnlich wie Anthia. A. Taprobanae von Ceylon, Crasodactylus Guerin (Rey. Zool. S.50) zu den Harpalinen gehörend, zunächst mit Anisodactylus verwandt, und dadurch unter- schieden, dass bei den Männchen das erste Glied der Mittelfüsse eben so breit ist, als die folgenden, während es an den Vorderfüssen, wie bei Anisodactylus schmäler ist. Cr, punctatus n. sp. aus Abes- synien. Atranus Leconte (Ann. Lye. N. York IV. S.438) den Chlac- niinen einzureihen: das Kinn ohne Zahn in der Ausrandung; die 73 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Taster lang und dünn, mit leicht spindelförmigem, ‚an der Spitze. kaum abgestutzten Endgliede;, an den Vorderfüssen des Männchens die drei ersten Glieder erweitert, das erste um die Hälfte länger, aber nicht breiter als die folgenden, dreieckig, das 2te und 3te nicht länger als breit. Hierher 4A. pubescens, ( Anchomen. pubescens Dej. Chluen. obconicus Haldem.).' Ders. (ebenda S.451—473) hat auch Bembidium in mehrere Gattungen zerlegt, welche auf folgende Weise festgestellt sind: Bem- bidium: „Caput fronte utrinque striata; mentum dente bifido; elytra stria seutellari distincta, suturali postice non recurvata; tarsi antici d artieulo 1° longitudine reliquis coniunctis aequante”; hierher 2. impressum (F.), paludosum (Pz.) u. s.w. — Odontium n.g.: „men- tum dente longissimo, convexo, subobtuso; reliquis sicut in Bembi- dio”; hierhin B. coxendix Say und B. nitidulum Dej. (letzteres von Say mit dem ersteren vermengt). — Aydrium (Zimm.) n.g.: „Caput fronte utrinque striata; mentum dente valde distincto, bifido; elytra striis postice abbreviatis, scutellari distineta; tarsi g articulo 10 valde dilatato, reliquis tamen breviore”; hierhin B. /gevigatum Say, Dej.— Ochthedromus (Zimm.) n.g.: „Caput fronte utrinque striata vel raro bistriata; mentum dente simpliei, apice rotundato plerisque; thorax postice truncatus; elytra stria suturali non incuryata, scu- tellari distineta”; hierher die grössere Masse der bisherigen Bembi- dien mit den Untergatt. Nozaphus, Peryphus, Leia und Lopha. — Ferner sind hier noch Tachys und Blemus als Gattungen angenom- men, ohne durch Kennzeichen festgestellt zu sein. Chaudoir (Bull. Mosc. 1847. U. S.87) lieferte eine Aufzählung der bisher bekannten Arten von Agra, 44 an der Zahl, denen er folgende neue hinzufügte: A. metallescens aus Para, A. pachy- cnema aus Brasilien, A. vicina aus Brasilien, A. nigripes aus Mexico, A. guadriceps aus Brasilien, A. lamproptera, angeb- lich aus Peru, A. Goryi aus Brasilien, A. cupreola aus Brasilien, A. pusilla aus Brasilien, Die Zahl der beschriebenen Arten ist hierdurch auf 53 gestiegen. Eine Uebersicht über die europäischen Arten von Trechus theilte Putzeys mit (Trechorum Europaeorum Conspectus, Ent. Zeit. S.302). Es sind 42 Arten, unter denen 12 neue; dieser Reichthum an neuen Arten war es, was den Verf. zu einer Auseinandersetzung aufforderte. Alle Arten sind durch Diagnosen bezeichnet. Mehrere neue Arten von Carabus aus Spanien und Portugal sind von De la Fert&-Seneetere beschrieben (Description de quelques Carabes nouveaux .de l’Espagne et du Portugal: Ann. d. |]. Soc. Ent. d. Fr. S.445): Carab. Guadarramus, dem C. catenula- tus sehr ähnlich, aus Neukastilien, €. @hilianii, dem C. Latreillei am nächsten verwandt, €: Egesippiü (sollte wohl Hegesippi heissen) Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 79 aus der Fam. des C. brevis, aber von länglicherer Form, aus dem nördlichen Portugal; ausserdem ist noch das Männchen des (©. brevis beschrieben. Zwei neue asiatische Arten von Carabus sind von Tatum (Ann. nat. hist. XX. S.14) bekannt gemacht; die eine, C. löthariophorus, ist von Munsurie im Himalaja, die andere, C. monilifer, vom Ar- chipel von Korea. Als neue Arten sind ferner aufgestellt: von Rosenhauer (Beitr. S.8.9) Prerostichus placidus und Amara antennata aus Tirol; . von Küster (Käf. Europ.) Dromius montenegrinus (X. 8), dem D. foveola zunächst stehend, aus Montenegro; Harpalus acu- tipennis (IX. 7) aus Dalmatien; Eutroctes moestus (IX. 12) aus Armenien; Bembidium maritimum (Vll. 41) am Strande bei Ra- gusa unter dem Wasser lebend; B. speculare (1X. 22) aus Sardi- nien;, B. Gene: (IX. 21) und B. callosum (IX. 23) ebendaher; von A. Costa (Annal. dell’ Accad. degli Aspir. nat. 2. ser. I. S. 90) Nebria violacea („supra obscure violacea, subtus cum pedibus nigro picea, tarsis, palpis antennisque, harum basi excepta rufo brunneis, palporum artieuio ultimo subsecuriformi; pronoto angusto, cordato, disco laevi convexiusculo, linea profunda impressa, basi limboque transversim rugoso, marginibus lateralibus satis reflexis; elytris ovatis convexiusculis punctato-striatis, interstitio tertio qua- dripunctato; long. 61.”) von den Neapolitanischen Gebirgen; Percus brunneipennis („niger, nitidus, elytris brunneo-castaneis, palpis tarsisque piceis, supra planiusculus, elytris postice parum convexis, pronoto laevi, obsolete transversim ruguloso, basi utrinque longitu- dinaliter biimpresso, lineaque media conspicua; elytris minute et parum profunde striato-punctatis, interstitiis planis, obtuse carinatis, carinis alternis maioribus; long. 73—81.”) und Zabrus elongatus („niger, nitidus, tarsis piceis, pronoto transverso convexiusculo, basi et lateribus fortiter punctato, marginibus lateralibus valde reflexis, elytris elongatis, postice convexioribus, subtiliter striato-punctatis, interstitiis planiusculis, laevibus; long. 6% 1.”), beide vom Gipfel des Berges Mutria; von Sturm (Deutschl. Fauna XIX. S.111) Anophthalmus Bili- mekit (Schmidt) aus der Sele’er Grotte in Unterkrain; von Guerin (Rev. Zool. 8.50): Anthia striato-punctata, Lefebvrei, Crasodactylus punctatus (s. o.), Hypolithus har- paloides, Anchomenus fuscicornis, alle aus Abessynien; von Haldeman (Proceed. Acad, Philadelph, II. S. 149) Blethisa quadricollis, vom Obern See (ist in Leconte’s Verz. aufgenommen); , von Ref. (dies Archiv S.68) 2 Casnonia, 3 Calleida, 1 Copto- dera, 2 Tetragonoderus, 1 Scarites, 3 Anisodactylus, 1 Harpalus, A Stenolophus, 1 Dyscolus, 1 Chlaenius, 1 Oodes, 3 Bembidium. 80 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Ver-Huell hat die Verwandlung der Mormolyce phyllodes be- schrieben (Ann. d. scienc. nat. Vll. S. 344. Schleid. u. Fror. Notiz. IV. S. 166). Sie wurde nebst der Puppe in den grossen Wäldern auf Java im Polyporus fomentarius an den Stämmen und Wurzeln hoch- wüchsiger Bäume gefunden. Die Larve dieses merkwürdigen Käfers scheint wenig ausgezeichnetes zu haben, es ist indess auch die Dar- stellung nicht ganz genügend. Auch die Nymphe lässt noch kaum die auffallende Form des Käfers erkennen. Das Pflanzenfressen bei Caraben ist durch eine genaue Beob- achtung Sundevall’s bestättigt worden. Er sah eine Amara simi- Zata eine Pflanze, Thlapsi bursa pastoris, ersteigen und erst ein frisch entwickeltes Blatt, dann eine Blüthe verzehren (Öfvers. Vet. Acad. Förhand. S. 200). Dytiseidae. „Revision of British Hydrocantharidae. By H. Schaum” (Entomologist S.1837). Eine sehr dankenswerthe Arbeit, in weleher der Verf. die britischen Arten mustert und die in Eng- land herrschenden Bestimmungen mit denen des Festlandes in Ein- „klang bringt. England eigenthümlich ist keine einzige Art der Hy- drocantharen, die Synonymie ist aber etwas verworren und war der Siehtung sehr bedürftig, da sowohl von den Engländern viele Arten verkannt, als auch von den Schriftstellern des Festlandes manche von den Engländern bereits aufgestellte Arten nicht erkannt waren. „Nomenelature of Coleopterous Insects in the Collection of the British Museum. Partll. Hydrocanthari. Printed by order of the trustees. London 1847.” Dieses Verzeichniss, welches von Ad. White mit Hülfe des Dr. Schaum bearbeitet ist, enthält nicht nur 'die im Britischen Museum befindlichen, sondern überhaupt die be- schriebenen Arten mit ihrer Synonymie, in ziemlicher Vollständig- keit; es haben sich aber im Druck mehrere Irrthümer und Verwech- selungen eingeschlichen. Zwei von den Verff. errichtete neue. Gat- tungen sind hier nur namentlich aufgeführt, nämlich Onychohydrus mit einer Art von Neuseeland zwischen Hyderodes Hope und Dy- tiscus und Batrachomatus wit einer neuen Art aus Neuholland, zwi- schen Matus Aub. und Coptotomus Say. Zwei neue neapolitanische Arten sind von A. Costa (Ann. Ac- cad. ‚Aspir. 2. Ser. 1.) bekannt gemacht: Colymbetes (Agabus) abdo- minulis; „ovatus, niger, planiusculus, subtiliter longitudinaliter strigosus, antennis, palpis, apice excepto, vertice punctis duobus ventrisque. basi ferrugineis; long. 5% 1.”, A. bipustulatus hauptsächlich durch rothe Hinterleibswurzel unterschieden (S.134) — und Ayphy- drus minor: „ovatus, postice angustior, supra minus ;convexus, confertissime punctulatus, testaceo-ferrugineus, pronoto. flavescente, margine postico nigro; ‚elytris nigris, margine externo fasciisque Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. si duabus acute dentatis suturamhaud attingentibus Nlavo-lividis;! long. 141.28: 97): Newsaufgestellte Arten sind ferner: Hydaticns Galla und ‚Cope- latus: Erichsonii Guerin. (Rey. Zool.S.51), beide aus Abessynien. Ref. (dies: Arch: S. 73) stellte von Eunectus und Copelatus je 1.neue Art aus ‚Peru auf. ’ Gyrinites. Ueber ‚die Lebensweise des Orectochilus villosus theilte Rosenhauer Beobachtungen mit, welche Ahrens, Vermu- thung, dass er ein Nachtthier sei, bestättigen. Er fand «nämlich in einem Bache bei Erlangen, wenn er die Steine aus dem Wasser hob, öfter einen Orectochilus daran sitzen, der dann immer herabfiel, auf dem Wasser sich einigemal im Kreise herumdrebte, dann in dasselbe schief hinabschoss und sich unter einen andern Stein verbarg. Er besuchte nun bei Nacht mit der Laterne dieselbe Stelle, wo er be- sonders neben Erlenstauden ganze Gesellschaften . des Orectochilus sich munter umher tummeln sah, so dass er öfter auf einen Strich mit dem Hamen 20 derselben fing. Am Tage waren wieder alle ver- steckt. (Ros. Beiträg. z. Ins. Faun. Eur. S.83). ! Aehnliche Erfahrungen machte auch Frauenfeld (Isis S. 772), der den Käfer auch im Glase beobachtete, wo er sich Tags möglich versteckt hielt, Nachts aber munter herumschwamm. „Bemerkungen über einige Gyrinen, vom Grafen Mannerheim” (Entom. Zeit. S.205). G. mergus Ahr. ist der wahre G. natator Gyl- lenhal’s, Sahlberg’s und Aube’s (und nach Schaum Ent. Zeit. S.278 auch Linne’'s). — @. distinctus Aube ist eine dunkle Abänd. von G. colymbus Er., G. distinctus Sufir. aber eine andere im südl. Russland und dem Caucasus einheimische Art, welche Steven @. rivularis nannte, — Dass G. dorsalis Gyll. eine Abänd. des G. marinus sei, bestättigt der Verf. — Endlich giebt der Verf. über G. opacus Sahlb. Aufschluss, welcher allerdings eine eigene Art bildet. 'Gyrinus rivularis &. Costa, schon 1842 im Bull. Accad. Aspir. Nat. S.35 als eigene Art aufgestellt, jetzt in den Annal. dell Accad. degli Aspir. Nat. 2 Ser. I, S.135 von Neuem beschrieben, und vom G. urinator dadurch unterschieden, dass die ganze Unterseite rost- roth sei, während der letztere eine schwarze Brust habe („dal quale principalemente differisce per aver tutta la inferior faceia del corpo di colore ferruginoso mentre in quello il solo abdome ed il margine ripiegato del torace e dell’ elytre sono di tal colore, il petto essendo nero”) — ist jedenfalls der wahre G. urinator Jll., die Art aber, die der Verf, als solche betrachten mag, mir unbekannt. Buprestides. Ueber den inneren Bau der Buprestiden hat Schiödte werthvolle Untersuchungen mitgetheilt (Kröy. Nat. Tidsskr. Archiv f. Naturgesch, XIV. Jahrg. 2. Bi. F 82 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der N. R. 1. S.319), welche erin Italien an Capnodis tenebrionis, Dicerca pisana, Coroebus rubi, Anthaxia salicis, umbellatarum, nitida und nitidula, Sphenoptera lineata und rauca, Trachys minuta und nana anzustellen Gelegenheit hatte. Die Buprestiden zeigen manche Eigen- thümlichkeiten. Die Luftröhren sind mit ähnlichen Bläschen wie bei den Scarabaeiden besetzt, was bereits Gäde und Leon Dufour be- merkt hatten. Bei den im hellen Sonnenschein fliegenden Anthaxia, Sphenoptera u. s. w. fiel dem Verf. die geringe Menge von Fett auf, während bei der langsameren, unter Baumrinden lebenden Capnodis der Fettkörper eine bedeutendere Ausdehnung erlangt. Speichelgefässe finden sich zu jeder Seite des Schlundes, als kleine Büschel dünner verästelter Gefässe, nicht über die Kopfhöhle hinausragend. Bei An- thaxia entdeckte der Verf. einen eigenthümlichen Apparat an der Speiseröhre, welcher in zwei Paaren seitenständiger gestielter Anhänge bestand. Die Säcke des ersten Paars sind klein, entspringen vom hin- tersten Theile des Schlundes und liegen an jeder Seite des Nackens; die des zweiten Paares sind A—5mal grösser und liegen im vorder- sten Theile der Vorderbrust. Diese Säckchen, welche gleich der Speiseröhre und dem Magen mit Blüthenstaub erfüllt waren, erinnern an eine ähnliche Vorrichtung, welche L. Dufour bei Oedemera eoe- rulea und Anoncodes ruficollis entdeckte und welche der Verf. auch bei Stenostoma rostrata und anderen Oedemeriden auffand. Bei den übrigen untersuchten Buprestiden zeigte sich nichts Aehnliches. — Das Duodenum (Zottendarm) ist bei allen Buprestiden nach vorn in zwei Zipfel verlängert, welche bei den verschiedenen Gattungen un- gleiche Ausdehnung und Lage haben. Die kleinen halbkugligen Zotten sind auf diesen Zipfeln am stärksten entwickelt, überhaupt übrigens bei den grösseren Formen mehr als bei den kleineren, so dass sie bei Trachys fast verschwinden. Malpighi’sche Gefässe, deren die früheren Beobachter vier angeben, fand der Verf. bei allen unter- suchten Formen sechs an der Zahl, auffallend lang und dünn, mit den hinteren Enden der Mitte des Dickdarms angeheftet. Die Hoden sind aus langen röhrenförmigen Bälgen zusammensetzt, deren Anzahl bei den verschiedenen Formen verschieden ist, aber, so weit der Verf. die Vergleichung anstellen konnte, mit der Anzahl der Eiröhren bei den Weibchen derselben Art übereinstimmte. Die Männchen haben aus- serdem noch zwei Paar Samenblasen, deren Verhältnisse ebenfalls bei den verschiedenen Gattungen abändern. Bei den Weibchen be- schreibt der Verf. eine sackförmige Samenkapsel und eine ebenfalls sackförmige Anhangsdrüse (glandula appendicularis), deren Ausfüh- rungsgang am Grunde des Halses der ersteren mündet. Eine Paa- rungstasche (bursa copulatrix) schreibt der Verf. den Buprestiden allgemein nicht zu. (Richtiger betrachtet indess Dr. Stein den vom Verf. als Samenkapsel gedeuteten Theil als Paarungstasche, und die Anhangsdrüse des Verf. als Samenkapsel). — Ueber die Vertheilung der Nervenganglien ist bemerkenswerth, dass die der Mittel- und Hin- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1817. 83 terbrust in ein grosses Ganglion zusammengeschmolzen sind, welches an der Wurzel der Hinterbrust liegt. Von den 5 Hinterleibsganglien liegen nur die drei letzten in der Hinterleibshöhle; das letzte der- selben (Geschlechtsganglion) sendet 4 Paar Nervenstämme aus, jedes der vier vorhergehenden nur ein Paar. Saunders hat das Vorkommen der Larve der Diphucranin auri- ua Hope beschrieben („On the Gall formed by Diphucrania auriflua Hope, a Species of Buprestidae” Transact. Ent. Soc. Lond. V. S. 27. T.2. F.5—9). Sie lebt in einer Holzgalle an den Zweigen der Pul- tanea stipularis, welche sich gewöhnlich einzeln an den Zweigen findet, selten mehrere zusammen. Die Larve hat Aehnlichkeit mit den Agrilus-Larven und, wie diese, ein zweispitziges Hinterleibsende. Die Larve des Coroebus amethystinus ist von Durieu de Mai- sonneuve in den Stengeln von Cirsium echinatum entdeckt worden, wo sie alle Verwandlungsstufen durchmacht (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. ıx). Als neue Arten sind aufgestellt: Anthazia istriana von Rosenhauer (Beitr. S.13) aus Istrien (vielleicht nur eine kleine Abänd. der A. morio F.) — und Anthazxia basalis von Küster (Käf. Europ. XI. 29) aus der Türkei. Acmaeodera grandis und Chrysobothris pantochlora von Guerin (Rey. Zool. S.51) aus Abessynien. Chrysochroa assamensis aus Assam und Chrysodema Tayau- tii von den Marquesas, von Dems. (ebenda S.6). Je eine Art von Chrysobothris und Brachys aus Peru, vom Ref. (dies Archiv S. 74). Stigmodera smaragdina, zanthopilosa (!), vegeta, co- lorata, media und delectabilis, aus Neuholland, meist aus der Gegend von Adelaide, von Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. 5.283). Guerin (Rev. Zool. S.5) bemerkte, dass Elater giganteus Schaller ein bisher übersehenes Synonym der Chrysochroa bicolor sei; die hiesige Sammlung besitzt den von Schaller beschriebenen Käfer aus Trankebar, welcher zwar eine der javanischen Chr. bicolor nahe verwandte, aber, wie es scheint, hinreichend verschiedene Art bildet. KEucnemides. Neue Arten sind Microrhagus lepidus Ro- senhauer (Beitr. S.14) aus Tirol, Euenemis Feisthamelii Graells (Ann. d.]l. Soc. Ent. d. Fr. S. 307. T.A. F.1.5, — sehr we- nig kenntlich) aus Katalonien, Dirhagus? nitidus A. Costa (Ann. dell’ Accad. d. Aspir. 2. ser. I S. 101): „elongatus, convexus, punctu- latus, pronoto modice gibbo, postice carinula media longitudinali brevi, angulis complanatis acute productis; elytris obsolete lineatis F* 84 Erichson; Bericht über die wissensch. Leistungen in der basi impressis, sutura elevata, postice lineis impressis; niger, niti- dus, antennis obscure castaneis, femoribus piceis, tibiis tarsisque testaceis; long. 2, 1.”, vom Matese-Gebirge im Neapolitanischen; — und Förnax morio des Ref. (dies Arch. 8.75) aus Peru. Die Larve der Melasis flabellicornis ist von Perris ausführlicher beschrieben (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 8.541. T. 9. F. ]). Elaterides. Eine neue Gattung Porthmidius errichtete Germar (Faun. Ins. Europ. 24. T.7) auf dem Ampedus Fulvus Red- tenb. mit folgenden Kennzeichen: „Frons convexa, Jabrum superans. Antennae filiformes, vix serratae, articulo secundo tertiogue minori- bus. Mucro pectoralis perpendiculariter deflexus. Laminae teetrices subito dilatatae. Tarsi subtetrameri, articnlo tertio subtus appendi- eulato.” — Den ebenfalls mit einem Hautläppchen- am dritten Fuss- gliede versehenen El. acuticornis Germ. vereinigte Ders. (ebenda T.6) mit der von ihm auf dem El. sanguinieollis begründeten Gattung Ischnodes. Als neue Arten sind beschrieben: Ectinus zanthodon und iucundus aus der Sächs. Schweiz und dem Riesengebirge von Märkel (Entom. Zeit. S. 79). Pristilophus montanus aus Tirol und Athous mutilatus aus der Gegend von Erlangen von Rosenhauer (Beitr. S. 15). Ampedus Chalüsii, bei Colmar im faulen Holze alter Eichen- stöcke gefunden, von Gu£rin (Rev. Zool. 8.7) später jedoch mit techt als El. Asignatus Schönh. erkannt (ebenda S. 110). Diacanthus bifasciatus (Fuss) aus Siebenbürgen von Küster (Käf. Europ. X. 38). Athous Gebleri (Mann.), Cryptohypus depressus, gibbus, rufescens Gebler (Bull. Mosq. 1847. 1I, S. 412—423) aus dem westlichen Sibirien. Cebrio neapolitanus („d testaceus, fulvo-pubescens, capite pronotoque fusco-nigris, punctatis, pube fulva adpressa tectis, an- tennis nigris, nigro pilosis, artieulis 3 primis palpisque rufo-piceis, geniculis nigris; long. 63— 71. — 9 testacea, unicolor, pronoto ca- pite mandibulisque testaceo-rufescentibus, harum apice genieulisque nigris; elytris abdomine parum brevioribus, sulcatis, interstitiis con- vexiusculis, punctatis; long. 5% 1.”, vom C, gigas durch länglicheren Bau, die nicht schwärzliche Brust u. s. w. unterschieden) und Cebrio Fuscatus (S brunneo fuseus, capite pronotoque fusco nigris, pube fulvo-cinerea adpressa tectis, subtus fusco-testaceus, longius pube- scens, femoribus livide testaceis; long. 7 l.; © latet.”). Der erste von Neapel, der zweite von Salent, von A. Costa (Annal. dell’ Acad. degli Aspir. 2 Ser. I. S. 137). R Cebrio Carrenii aus der Gegend von Madrid von Graells (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. S. 306, T. 4. F.1. 4). Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1817. 85 ’,, Berner sind Teiwulobus subsuleatus, Hopei, rotundifrons und Cardiophorus acuminatus und variabilis aus Abessynien von Gu&rin (Rey. Zool. S.52) und 3 Semiotus, 1 Pyrophorus, 3 Dierepidius, 1 Pomachilius, 3 Monocrepidius, 1 Aphanobius und 1 Cardiophorus aus Peru vom Ref. (dies Archiv S.75) als neue Arten aufgestellt. Eine eigenthümliche Gattung Chorea ist von Haldeman (Pro- ceed. Acad. Philadelph. 111. S.150) aufgestellt, deren systematische Stellung zwar zweifelhaft geblieben ist, die indess doch einige Ueber- einstimmung mit den Elateren zu haben scheint. Der Körper ist kurz, kräftig, ziemlieh hartschalig; der Kopf klein, untergebogen; die Maxillartaster stark, vorragend, das grössere Endglied dreieckig; die Fühler kurz, gesägt, nicht merklich dünner werdend, zwischen den Augen in einiger Entfernung von denselben stehend, einander genähert, auf jeder Seite einer schwachen Stirnerhöhung eingelenkt; sie werden parallel über das Halsschild gebogen getragen, und reichen etwas über das Schildchen hinaus. Das Halsschild kurz, aufgetrie- ben, die Vorderecken stumpf gerundet, die Hinterecken in einen scharfen Winkel vorgezogen; das Schildchen gerundet; die Flügel- decken hartschalig, verlängert; Flügel unter denselben; der Hinterleib aus 5 aufgetriebenen Ringen bestehend. Die Beine schlank, die Hin- terhüften (es scheinen die Trochanteren gemeint zu sein) sehr lang, so lang als der Schenkel, dieser so verkürzt, dass das Bein _ doch nur von gewöhnlicher Länge ist; die Füsse kurz behaart, aber kaum gepolstert, das vorletzte Glied zweilappig. — Der Verf. fing ein einzelnes Stück, welches sich durch ein scharfes Schnellen zu befreien suchte, dieses wurde aber nicht durch das Halsschild, son- dern durch die Vorderbeine hervorgebracht, die der Käfer der Länge nach auf die Brust legte und dann plötzlich zog, so dass es gehört und gefühlt werden konnte. Im Bau der Vorderbeine konnte der Verf. nichts bemerken, was diesen eigenthümlichen Gebrauch andeu- tete, — Ch. pulsator ist schwarz, fein punctirt, schwach behaart, die Taster hell schalgelb, die Schienen und Füsse dunkelroth; die Flügeldecken haben neun mit grossen länglichen Puncten ausgefüllte Streifen. Cyphonides. Die Larve von Cyphon hat Ref. beschrieben (dies Arch. S.281). Sie weicht auf eine sehr erhebliche Weise von allen übrigen bekannten Käferlarven ab durch lange vielgliedrige Fühler, freigegliederte Taster, gehäufte Augen u. s. w. Als Athmungs- organ scheinen sieben an der Hinterleibsspitze in einen Halbkreis gestellte Hautblättchen zu dienen. Diese Larven finden sich im Was- ser, wo sie an Wasserpflanzen und Steinen herumkriechen. Lampyrides. Colophotia mehadiensis (Dahl.) aus Ungarn und Jilyrica (Dej.) aus Dalmatien sind von Küster (Käf. Europ. 86 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 1X. 28. 29) beschrieben, — Gebler machte Lampyris sibirica (Mann.), aus dem westlichen Sibirien, bekannt (Bull, Mose. 1847. 1. S. 429). Vom Ref. sind 2 Phengodes, 3 Photinus, 1 Pyractomena, 1 Aspi- soma, 1 Photuris, 3 Charactus, 1 Emplectus n. g. und 2 Dictyopte- rus, aus Peru als neue Arten aufgestellt (dies Arch. S. 79). — Py- ractomena Dej. zeichnet sich unter den eigentlichen Lampyriden durch gespaltene Klauen aus. — Die neue Gattung Emplectus ist eine ungerüsselte Lyciden-Form mit zugespitztem Endgliede der Taster, verlängerten Maxillartastern, schr kleinem 2ten Fühlergliede und gekieltem Halsschilde, die Kiellinie in der Mitte doppelt; in diese Gattung gehören Lyeus diaphanus, limbatus, pectinatus und flabel- licornis F., Die Lycus-Arten Abessyniens sind von Guerin (Rey. Zool.S.200) gemustert und ihrer Synonymie nach erläutert, welche allerdings etwas verwirrt war, um so mehr, als die Männchen vieler Arten in der Form der Flügeldecken u. s, w. auffallende Verschiedenheiten zeigen, welche leicht als Artverschiedenheiten gelten konnten, so lange man sie nicht bei Untersuchung grosser Reihen durch Ueber- gänge vermittelt sah. Zugleich ergiebt sich die Thatsache, dass die einzelnen Arten fast alle eine weitere Verbreitung haben, entweder nach dem Senegal oder nach Südafrica, nach der Weihnachtsbai oder selbst nach beiden Richtungen. 1. L. trabeatus Guer. Icon, R.A., Navicans und africunus Lap., appendiculatus St., ferner L. amplis- simus, scutellaris, dilatatus, distinctus, distinguendus Dej. — 2. L. Joliaceus Sch., senegalensis Lap., trabeatus, oblitus, diversus (d‘) und adustus (2) Dej. — 3. L. Bremei n.sp., dem L. latissimus L. sehr ähnlich, von.dem er sich durch-das mehr dreieckige Halsschild, die weniger hoch beginnende Erweiterung der Flügeldecken und das Fehlen des Schwarz an der Wurzel derselben unterscheidet. (Hier sind die dem L. latissimus verwandten Arten auf folgende Weise aus- einandergesetzt: a. L. Zatissimus Ol. Latr. Lampyr. lat. Lin. — b. L, Fabriei, Pyrochr. latissima Fab., ohne Schwarz auf dem Halsschilde, vielleicht Abänd. des folgenden. — c. L. praemorsus Sch. g', latissi- mus Sch. 2, melanurus Sch. @ var. — 4. L. elevatus n.sp. — 5. L. hamatus n.sp. Die beiden letzten Arten finden sich auch an der Weihnachtsbai. Ref. (dies Arch. S.279) beschrieb eine aus dem Innern Africa’s stammende Käferlarve, welche der Larve von Lygöstopterus am näch- sten verwandt, und durch eine Art passiver Bewegungsorgane, welche sich ggehr ausgebildet bei ihr vorfinden, ausgezeichnet ist, nämlich schräg nach hinten gerichtete zapfenförmige, mit starken Haaren be- setzte Fortsätze auf der Unterseite des Hinterleibes: / Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. s7 Telephorides. Als neue Arten sind von Rosenhauer (Beitr. S.17—20) beschrieben: Cantharis occipitalis aus Tirol, €. hospes und pagana aus dem Banat, Podabrus banaticus ebendaher, Malthinus dimidiaticollis von Bamberg. v. Kiesenwetter bemerkte, dass Cantharis rufo-testaceaLetzn. eine Abänd. der C. pilosa sei (Ent. Zeit. S,81). Als neue Arten aus Peru stellte Ref. 5 Callianthia und 2 Can- tharis auf (dies ‚Arch. S.83). Melyrides. Fairmaire hat eine Monographie von Chalcus bearbeitet, von welcher vorläufig die Diagnosen in der Rev.'Zool. S.408 erschienen sind. Ckalcas Dej. Blanch. ist eine erst in neue- rer Zeit bekannt gewordene Dasytenform, welche dem Innern von Südamerica eigenthümlich ist, und sich theils durch ihre Grösse, theils durch die beim Männchen stark erweiterten Flügeldecken aus- zeichnet. Sie ist durch folgende Merkmale bezeichnet: „Antennae serratae, capite thoraceque breviores; maxillae corneae, ciliatae, palpi maxillares 3artieulati, truncati; labiales biarticulati truncati (das kleine Grundglied ist an beiden Tastern übersehen); elytra in maribus dilatata; pedes validi, compressi, tarsorum unguiculi bifidi. Die 9 hier aufgestellten Arten sind sämmtlich aus Columbien: 1. Ch, eyaneus Bug. (Mas) niger, sat nitidus, nigro hirtus, elytris tenuiter punctatis, fere deplanatis, violaceo-cyaneis, postice rotundatis et externe plicatis; prothorace supra flavo-sericante, nigro lineato, scutello flavo. — (Fem.) elytris inaequalibus, punctatissimis, callo po- stico prominente, postice oblique truncatis. — 2. Ch. lineatocollis Buq. (M.) niger, griseo-pubescens, prothorace cinereo-sericante, ni- grolineato: elytris flavescentibus, humeris et Jateribus valde inflatis, macula scutellari et maculis mediis nigris, apice nigro; — F. mari simillima, sed angustior. — 3. Ch. lateralis Bug. (M.) niger, nigro- pilosus, prothorace atro, nitido, elytris subplanatis, ovalibus, atro- coeruleis, nitidis, macula externa oblonga, interdum maxima, macula subapicali et reflexa parte flavis; — F. mari simillima sed 'angustior, dorso piloso, elytris utringue nodo subapicali instructis. — 4. Ch. trabeatus Dej. (M.) niger, elytris rotundatis, postice declivibus, rubris, vitta lata basali cum vitta dorsali per suturam coniuncta nigra, apice nigro; — F, angustata, elytris :lateribus fere rectis, utrinque earinatis. — 5. Ch. Brremei (M.) niger, griseo-pubescens, elytris fere rotundatis, postice deelivibus, atro-coeruleis, utrinque 7 aurantiacis maculis ornatis. — 6. Ch. unicolor Dej. (M.) niger ni- gro hirtus, elytris atro-eyaneis, tenuissime punctatis, parte suturali elevata, utrinque foveola longitudinali impressis, postice angustatis acutis; — F. nigra, nigrovillosa, angustata, elytrorum Jateribus lon- gitudinaliter impressis; utrinque carina flexuosa humero, incipiente, callo postico desinente: dorso longe piloso. — 7, Ch. humeralis 83 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Kl. (M.)'niger, griseo-sericans, elytris gibbosis, post humeros for- titer impressis, flavis, mitidis, utrinque mareine inferiori vitta lon- eitudinali nigra "ad humeros dilatata; — 'F. 'elytris ''non’ gibbosis, utrinque compressis et longitudinaliter impressis: utrinque 'carina acuta, nigra, ad humeros incipiente: dorso et humeris pilis nigris instructis. — 8. Ch. obesus (M.) niger, prothorace et scutello nigro, elytris inflatis, rotundatis, flavis, immaculatis. — F. elytris nitidis, angustatis, lateribus utringue medio compressis, carinatis, postice truncatis. — 9. Ch. Gplagiatus Bug. (F.) nigra, subtus griseo- sericans, prothoraeis lateribus griseis: elytris utringue fere rectis, carinatis, nigris, rubro -sexplagiatis. - Von A. Costa (Annal. dell’ Acad. degli Aspirant. 2. ser. ], "sind folgende neue neapolitanische Arten beschrieben: Malachius bicornis (8.103. 130): „capite medio profunde impresso, postice utringue supra Oculos prominulos cornieulato, pronoto clypeiformi, postice parum emarginato, margine reflexo, cyaneus, capite, antennarum basi tibiisque quatuor anticis flavo-testaceis, pronoto pallide rufo, obsolete nigro trimaculato; long. 141.”; vom Matese-Gebirge. Gehört nach dem Verf. zur Gatt. Hedybius des Ref. — Dasytes Cusanen- sis (5.105): „pronoto brevi, capitis Jatitudine, minus cylindrico, antice haud coarctato; niger, pube densa adpressa cinerea vel ob- scure sulphurea vestitus, antennarum basi pedibusque testaceis; long. 1:—1%1”. Dem D. pallipes ähnlich. — Dasytes communimacula (S.142): oblongus, cylindrieus, niger subaeneus, punctatus, pube- scens, antennis nigris, tarsis obscure piceis, elytris macula postica subapicali communi rotunda coccineo -ferruginea; long. 15—1}1]. — Variät antennis pedibusque obscure piceis.” — Dasytes calabrus (3.143); „obscure viridi-aeneus, pilosus, antennis palpisque nigris, pedibus brunneo nigris, capite pronotoque punctulatis, elytris irre- gulariter punctulatis et subtiliter transversim rugulosis; long, 21.” In Calabrien. Aus Peru wurden vom Ref. 1 Lemnphus und 2 ag Dr (dies Arch. S. 84). Guerin bemerkt, dass Vallot der Pariser Academie' angezeigt habe, (dass er Malachius böpustulatus aus den 'Stengeln' von Echium vulgare erzogen habe: wahrscheinlich seien noch audere Larven darin gewesen, von. denen = des Malachius sich genährt habe amp d.l. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. xxın). 19t Aitiyl Oleriö. Die Larve des Tillus unifasciatus ist von’ Perris be- / schrieben (Ann. d..1. Soc, Ent. 'd. Fr. S. 32: T.1: FI. 6—11).' "Sie hat grosse Uebereinstimmung mit der von Clerus, ist aber von weis- ser »‚Körperfarbe und ‘die Fühler sind ‘deutlich 4gliedrig. "Sie”ist schmal, 13 Millim, lang, der letzte Hiuterleibstine "mit weil aufge- Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 89 r i bogenen Hörnchen bewaffnet.’ Sie’ lebt in trockenen Weinrebem vom Raube ‘der Larven’ der! Anaspis maculata und" Apate 6dentata.' Sie verpuppt sich in‘ den Weinreben. Als neue Arten aus Peru stellte Ref. 1 Tillus subg. Tilloidea, 2 Clerus subg. Thanasimus und 3 Enoplium aus, den‘Untergätt. Pe- lomium , Ichnew und‘ Ppiphloeus: auf ‘(dies 'Arch. S.85). Pfiniores. Rosenhauer (Beitr. S.21) beschrieb Anobium gentile’äus Tirol, — Küster (Käf. Europ. IX 42. 45) "Prilinus impressifrons von Montenesro und Pso@ Herbstii aus Unter- Italien als neue Arten! Aus Peru stellte Ref. 1 EIERN V Xyletinus, 42 Bostrichus, 1 Xylopertha und 1 Lyetus auf. i Paussiti. Mehrere neue Arten sind von Westwood be- schrieben ( Transact. Ent. Soc. Lond: V. S. 22,24. T.2F.1—3).) Es sind Ceratoderus Bensoni, Paussus Baconis, Nauceras, ploio- phorus, Jerdani und Platyrhopalus intermedius. — Die'erste Art bildet eine eigene Untergatt. Merismoderus, welche sich‘ vom eigentlichen Ceratoderus auf folgende ‘Weise unterscheidet. A. Ceratoderus: „Corpus supra glabrum, nitidum. " Palpi maxil- lares artieulö’secundo subovali, lateribus subparallelis. "Protho- rax cordato-trumdatus. Tibiae apieibus externe angulatis.” B. Merismoderus: „Corpus supra opacum, plaga media elytro- rum polita, Palpi'maxillares articulo secundo fere' rotundato, depresso. Prothorax bipartitus, Jateribus angulatis. Tibiae’ api- 'eibus externe obtuse truncatis. - Eine mutlimassliche Paussus-Larve "ist. von.Ref. beschrieben (dies Arch. 8.277): ‚Eine vom Dr. Peters, aus ‚dem Innern, Africa’s mit einem. Paussus eingesandte Larye zeigte in der Bildung. der Füh- ler und. Maxillen ‚eine. gewisse, Uebereinstimmung; mit: Paussus, ‚so dass die Annahme, dass sie dem Paussus angehöre,. bis auf die un- mittelbare Beobachtung hinreichend begründet erschien. Die ‚Ueber- einstimmung in. den. Fühlern, beschränkte, sich darauf, dass ‚bei der Larve nur 2 Glieder, ausgebildet, das te und Ate,äusserst fein,; und gewisserwassen im Verschwinden. ‚begriffen. sind; „Die Uebereinstim- sung in der. Bildung der Maxillen, ‚namentlich ‚in den, Verhältnissen Jen, Tasterglieder, ‚sehr, ‚gross. ‘Ausserdem, zeigt, die Bildung des Mun- des viel Aelmliches mit der. bei den Larven der Caraben, Staphylinen, Klister u.a, und ist der. Mund, wie bei diesen, ‚anscheinend geschlos- sen. ; Anden Körperspitze hat die,Larve ‚ein Paar grosser, kegelför- wiger, mit langen Haaren besetzter, ‚eingelenkter und, nach ‚hinten gerichteter Anhänge, welehe neben kleineren langbehaarten kegelför- migen Kortsätzen jederseits auf der Bauchseite der einzelnen, Hinter- leibsringe als, passive ‚Bewegungsorgane; zu dienen ‚scheinen, ,, Die 90 Erichsen: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Füsse haben eine einzelne Klaue; dies und die eingelenkten Fortsätze an der Spitze des Hinterleibs bringen diese Larve in die Nähe derer der Staphylininen, Silphalen und Histerinen, unter denen sie mit den ersteren die meiste Uebereinstimmung haben. Staphylinii. Die in Finnland einheimischen Arten der Gat- tung Mycetoporus hat Mäklin in seiner Inauguralschrift „Ad cogni- tionem speciarum Fennicarum generis Mycetopori Symbolae. Helsing- forsiae, 1847” gemustert. Während in meinen Gen. et Spec. Staphyl. aus verschiedenen Gegenden Europa’s und Nordamerica’s nur 9 Arten aufgeführt sind, hat der Verf. in Finnland deren 13 entdeckt, darun- ter 7 neue, von denen er eine schon früher im Bull. Mosc. beschrie- ben hatte; er zieht hieraus den Schluss, dass in dieser Gattung, wie bei den Omalinen, die Zahl der Arten nach dem Norden hin zunehme. Diese 13 Arten sind: M. splendens, punctus, longulus, lepidus, piceus n.sp., pronus, ruficollis n.Sp., erassicornis n. sp., bicolor n. sp., elegans Mäkl. Bull. Mosc., lZongicornis n, sp., splendidus, debilis n.sp. — Da diese kleine Schrift wahrscheinlich bei uns nicht sehr verbreitet ist, theile ich hier die Diagnosen der neuen Arten mit. 5. M. piceus: „Elongatus, linearis, piceus, ore, antennarum basi, segmentorum abdominalium marginibus pedibusque testaceis, prothorace disco utringue punctis duobus, elytris puncto- rum serie dorsali simplice. Long. 1% lin.” Kleiner als M. lepidus, noch schmäler, durch die Bildung der Fühler und etwas grössere Länge und die Punctirung der Flügeldecken unterschieden. — 7. M. ruficollis: „Oblongus, nigro-coerulescens, nitidus, ore, prothorace, macula elytrorum humerali apiceque, segmentorum abdominalium marginibus pedibusque rufis, antennis fuscis, basi testaceis, elytris punctorum serie dorsali simplice. Long. 15—1%; lin”. Vom M. pronus durch die Färbung, die Länge der Fühler, deren vorletzte Glieder etwas breiter als lang sind, und durch länglichere Form unterschie- den. — 8. M. crassicornis: „Oblongus, rufo-testaceus, nitidus, antennis fuseis, basi testaceis, pectore abdomineque nigricantibus, hoc segmentis singulis margine postico rufo-testaceis, elytris protho- race dimidio fere longioribus, punetorum serie dorsali simplice. Long. 1% lin.” Dem M. pronus durch die stärker verdickten Fühler, die Färbung und Punctirung der Flügeldecken nahe stehend, unter- schieden aber durch breiteres, nach vorn weniger verengtes Hals- schild, längere Flügeldecken und die Stellung der Punete auf dem Halsschilde, deren am Vorder- und Hinterrande vier in einer Quer- reihe stehen. — 9. M. bicolor: „Oblongus, niger, nitidus, ore, an- tennarum basi apiceque, prothorace, elytris, segmentorum abdomi- nalium marginibus pedibusque rufo-testaceis, elytris in medio, prope seriem dorsalem punetorum, punctis duobus approximatis impressis. Long. 13—1% lin.” Dem M. crassicornis sehr ähnlich, etwas dicker, ausserdem durch die Punctirung der Flügeldecken und den fast ganz glatten Hinterleib unterschieden. — 11. M. Tongweornis: „Subelon- \ Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847, 9 gatus, rufo-testaceus, nitidus, vertice articulisgue antennarum inter- mediis infuscatis, oculis, peetore, elytris basi prope seutellum ab- domineque nigris, hoc tamen apice segmentisque singulis margine postico rufo-testaceis, elytris punctorum serie dorsali simplice. Long, 13—2 lin. — 13. M. debilis: „Elongatus, linearis, dilute rufo-testa- ceus, nitidus, abdomine piceo, apice tamen segmentorumqgue margi- nibus rufo-testaceis, antennarum articulis 5—9 leviter transversis., Long. 1—1£lin” Dem M. splendidus am Nächsten verwandt, aber etwas kleiner, die Fühler sind dünner, anders gebildet und der Hin- terleib stärker punctirt. Uebergänge und Verwandtschaften unter den Arten der Gattung Quedius, dargestellt von J. L. C. Gravenhorst (Entom. Zeit. S. 211. 226). — Der Verf. sagt am Schluss: „Womit lässt es sich rechtferti- gen, wenn man dieselben Verschiedenheiten, die man bei einer Art nur zur Bezeichnung von Abarten zulässt, bei andern zur Trennung in zwei und mehr Arten anzuwenden sich erlaubt, selbst dann, wenn in der That allmälige Veränderungen und Uebergänge stattfinden ? Bei den 21 hier näher betrachteten Quedienarten sind wir gerade in diesem Falle: unter den 16 ersten Arten steht der @. nitidus (Grav.) allein den übrigen 15 Arten gegenüber; alle die Unterscheidungszei- chen, die bei diesen funfzehn in Anspruch genommen werden, um die Arten zu unterscheiden, sollen bei dem nitidus nur als Unter- scheidungskennzeichen von Abarten dienen. Wollen wir consequent sein, so müssen wir, wenn wir die 15 Arten bestehen lassen, auch die Abarten des nitidus als selbstständige Arten freigeben, oder wenn wir letzteres nicht wollen, so müssen wir auch die 15 Arten nur als Abarten einer Art gelten lassen, denn sie gehen eben so in einander über, wie die Abarten des zitidus; und da einige von 15 Arten un- mittelbar in den Q. nitidus übergehen, so würden sie selbst mit die- sem in eine Art zusammenfallen. Nur die letzten 5 Arten (laeviga- tus, impressus, pediculus, capucinus, laevicollis) unterscheiden sich von den übrigen beständig durch die gröbern und wenigern Puncte auf den Deckflügeln, und könnten mit. Ausnahme des /aevicolls, der nach Erichson ein Philonthus sein soll, wieder eine besondere Art ausmachen.” Als neue Arten sind beschrieben von v. Kiesenwetter (Küster Käf, Europ. 8.46) Oculea con- color aus der Dresdener Gegend; ferner (Entom. Zeit. S.74—78) Homalota nivalis, Quedius unicolor, satyrus, Lesteua monti- cola, Aspedium troglodytes, Anthobium long ulum vom Riesen- gehirge und Anthobium palligerum aus Steiermark; von Rosenhauer (Beitr. S.10) Homalota polita und Aleo- chara monticola aus Tirol und, Staphylinus meridionalis aus Südfrankreich. 92 Enwichson: Bericht;über die wissensch. Leistungen in der Aus, Peru sind.1.Agrodes (Stereulia:Lap:), 3 Philonthus,, 1 Ory- ptobium und 1. Lithocharis als neue Arten vom Ref. aufgeführt (dies Archiv S. 88). Silphates. Zwei neue Arten von Cutops wurden von Rosen- hauer (Beitr. S.22) beschrieben: C. abdominalis aus Tirol und Ü. varicornis von Stettin. Die Larven der Si/pha opaca fressen Mangelwurzel und Beet nach dem Journ. of the Roy. Agric. Soc. of Engl. Anisotomidae. Die Larve des Liodes humeralis ist vom Ref. beschrieben (dies Arch. 8.284). Es wird durch deren Unter- suchung die Vermuthung) bestättigt, welche ich über die nalıe Ver- wandtschaft der 'Silphalen und Anisotomiden geäussert habe. Die wesentliche Uebereinstimmung der genannten Larve mit (denen. der Silphalen ist sehr gross, es finden sich jedoch einige’ Abweichungen im Vorhandensein der Zunge, in der Lage der Hinterleibsstiemen, in der Zahl der Augen, und dem Vorhandensein einer Mahlfläche an den Mandibeln, welche indess kaum ausreichen möchten, die Ueber- einstimmungen zu überwiegen. Histerine. VonRosenhauer (Beitr. S.24) machte3neueArtenvon Saprinus bekannt, S. sabuleti und pullus aus, der Erlanger Ge- gend und S.. cuntws aus Ungarn. Ref. stellte 1, Omalodes, 2 Hister, 1 Saprinus und 1, Teretrius aus Peru,als neue. Arten ‚auf (dies Arch. S.90). Trichopterygia. Eine Uebersicht über die, bisherigen Lei- stungen in dieser Familie hat Allibert mitgetheilt (Note historique sur la famille des Trichopterygiens, avec le catalogue et la synony- mie des especes publiees jusqu’en 1847: Rev. Zool. S. 187). Von besonderem Interesse ist ein Verzeichniss über sämmtliche Arten, deren. der Verf. im Ganzen 84 aufführt, nämlich 33 Trichopteryx, 33 Ptilium, 15 Ptenidium, 3 Nossidium, 19 dieser Arten sind aber solche, welche der Verf. nicht ermitteln konnte, meist Stephens’sche, so dass noch 65 vom Verf. selbst untersuchte Arten übrig bleiben. Nicht zu billigen ist, dass der Verf. die von ihm in einer früheren flüchtigen Uebersicht gegebenen Namen den bereits wissenschaftlich begründeten überordnet; durch Herausgabe seiner umfassenden Mo- nographie, welche in Guerin’s „Animaux articules” erscheinen soll, wird er sich so grosses Verdienst erwerben, dass er sie durch Auf- stellung einiger Namen nicht zu vermehren braucht. Die in der vor- liegenden Abhandlung, mitgetheilte Uebersicht. über die Literatur scheint von Gillmeister mit.so grosser Treue entlehnt zu sein, dass auch bier das, Erscheinen ‚Marsham’s Entomologia Britanica in das Jahr 1822 (statt 1802) gesetzt wird. Die hier gegebene Schilderung des Baues der Trichopterygier, namentlich ihrer Mundtheile, ist sehr Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 93 mangelhaft, und scheint ebenfalls hauptsächlich nach Gillmeister’s Abbildungen entworfen zu sein. Redtenbacher (Faun. Austr. 1. S.145) theilte seine Beobach- tungen über die Mundtheile mit, die von den meinigen abweichen. Als Mandibeln beschreibt er nur Bruchstücke derselben, denn es fehlt die Mahlfläche, welche sehr schwer aus dem Kopfe zu erhalten ist, übrigens auch von Schiödte beobachtet wurde. Auch die Lippentaster sieht der Verf. anders als ich. — Es stand ihm eine besonders grosse neue Art zu Gebot, Prilium Ferrarii aus der Wiener Gegend. DWitidulariae. Rhizophagus cyanipennis Hardy (Ann. n. hist. XIX. S. 379) in England aufgefunden, ist einerlei mit unserem deutschen H. coeruleus Waltl. Peltis Yvanii Allibert (Rev. Zool. S.12) als neue Art’ aus China und Brasilien aufgestellt, ist vermuthlich einerlei mit Peltis pusilla Kl. (von Madagaskar und Brasilien). Von Ref. (dies Arch. S.92) wurden 1 Colastus, 1 Carpophilus, 1 Eobiopa und 1 Trogosita aus Peru als neue Arten aufgeführt. v. Riesenwetter machte darauf aufmerksam, dass Meligethes aeneus sich mitunter in ungeheurer Menge auf dem. blühenden Raps zeige, und dass sie auch die Blüthenblätter anfresse, dass es aber an sicheren Erfahrungen darüber fehle, ob sie wirklich für die Erndte nachtheilig werde. Bei den Landwirthen hatte sie Besormiss erregt, und die arg befallenen Felder waren theilweise umgeackert worden (Alle. deutsch. naturhist. Zeit. 2. Jahrg. S. 165). Ref. bezweifelt, dass der Käfer in solchem Falle schädlich werde, denn wenn_er auch eine grosse Menge von Blüthenstaub und Blumenblättern. verzehrt, wird er die Fruchtbildung beim Raps doch nicht beeinträchtigen, und darauf kommt es eben an. Andere Arten von Meligethes,,; weiche eben sich entwickelnde Triebe anfressen, ‚wirken: nachtheiliger, auf die von ihnen bewohnten Pflanzen ein, dies ist aber beim M. aeneus nicht der Fall. Colydii. Von Germar sind Endophloeus ewsculptus Friv. aus Südrussland, E. squarrosus Friv. aus Macedonien, Tarphius gibbulus Er. aus Sicilien und Diodesma suhterranea Ziegl. aus Oesterreich abgebildet und genauer beschrieben (Faun. Ins. Europ. XXIV. 2-5). A. Costa (Annal. dell’ Accad. degli Aspir. 2. Ser: I. S.150) hat eine neue Gatt. Ceropachys aufgestellt, welche indess mit Corti- cus einerlei ist; auch die bei Neapel im Winter unter Baumrinden vorkommende Art, €. foveicollis, ist vermuthlich -von Cort. cel- tis nicht verschieden. 94 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Ref. stellte eine neue Art von Ditoma aus Peru auf (dies Arch. S. 94). z Cucuiöpes. Die Larve des Prostomis mandibularis wurde vom Ref, bekannt gemacht (dies Arch, S.285). Sie stimmt im We- sentlichen mit denen von Cucuius und Brontes überein, zeigt aber mehrere Eigenthümlichkeiten; Bei gleicher langer und platter Form ist sie nämlich weichhäutig, und es fehlen ihr sowohl die Augen als die eingelenkten Fortsätze zwischen den letzten Ringen. Sie wurde mit dem Käfer in Gesellschaft einer Ameise (Form. brunnea) in fau- len Eichenstöcken vom Hrn. Oberförster Wissmann entdeckt. Cryptophagides. Von Allibert (Rev. Zool. S.12) wurde Cryptophagus Guerinii als neue Art (mit Früchten aus China er- halten) aufgestellt; sie möchte indess nichts anderes als Silvanus advena sein, Mycetophagides. Die Larve des Mycetophagus (multipun- ctatus) wurde von Ref. beschrieben (dies Arch. S.283). Sie nähert sich auf der einen Seite denen der Melyriden, Nitidularien, Colydier und Cryptophagiden, auf der anderen Seite denen der Dermestiden an, unterscheidet sich aber von allen, von den ersteren durch ihren mehr gesenkten und runden Kopf, von den letzteren durch ihren fast unbehaarten Körper. Diese Familie ist von Dr. J. Sturm im 19ten Bändchen seiner „Deutschl. Fauna” bearbeitet. Aus Peru wurde eine neue Art von Liltargus von Ref. aufgestellt (dies Arch. S. 94). Dermestini. Dr. J. Sturm behandelte diese Familie (mit Ausnahme der schon früher bearbeiteten Anthrenus) im 19ten Bande seiner „Deutschlands Fauna” und erläuterte vorzüglich die Dermestes- Arten durch eine Reihe schöner Abbildungen. Altagenus dalmatinus, Anthrenus nitidulus und apicalis aus Dalmatien und Montenegro sind von Küster als neue Arten be- kannt gemacht (Käf. Europ. X. 44. 47. 48). Die Larve des Attagenus Schaefferi ist von Rosenhauer (Ent, Zeit. S.325) beschrieben. Sie hat grosse Uebereinstimmung mit der des A. pellio. Ihre Entwickelung geschah in 2 Jahren. Byrrhii. Eine neue Art ist ByrrhAus rutilans Gebler (Bull. Mose. 1847. II. S.451), ein Hochgebirgskäfer Sibiriens, dem B. aeneus verwandt, also wohl ein Morychus. Georyssii. Eine neue Familie wurde aus der Gatt. Georyssus vom Ref. (Deutschl. Ins. III. S.500) begründet, welche von den Byr- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 95 rhiern und Parniden, denen sie sich am nächsten anschliesst, durch häutiges Prosternum, zapfenförmig vorstehende Vorderhüften und ägliedr. Füsse sich unterscheidet. Parnidae. Diese Fam. ist vom Ref. (Deutschl. Ins. 111. S.505) in zwei Gruppen getheilt L Dryopini mit den Gatt. Lutrochus (n. g. aus Brasilien), Pelonomus (Dryops picipes Ol. und Parnus brasilianus Kl.), Parnus, Parygrus (südamericanische Form), Dryops (Parn. substriatus-Müll., Dr. Dumerili, Latr., ausgezeichnet besonders dadurch, dass das Endglied der Maxillartaster zwei Tast- flächen hat), Helichus (Elmis lithophila Germ.) und Potamophilus. — U. Elmini mit den Gatt. Limnius (L. tuberculatus Müll.), E/mis, Cylloepus (Lim. araneolus Jll.), Stenelmis, Macronychus und An- cyronyx (Macronych. variegatus Germ. St.). MHeteroceridae. Ref. (Deutschl. Ins. II. S.539) bemerkte bei den Heterocerus-Arten eine vollständige Vorrichtung zum Zirpen, welche in einer bogenförmigen, oft gekerbten Leiste auf jeder Seite des ersten Hinterleibsringes gelegen ist, und über welche eine an der Innenseite der Hinterschenkel befindliche Längsleiste streicht. ZHiydrophilii. Als neue Arten sind Elophorus frigidus aus den kalten Gewässern der alpinen Region des Berges Pena Lara, von Graells (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. S.305. T.4. F,]. 4) — ferner Ochthebius metallescens aus der Erlanger Gegend, Hydraena in- termedia von Tirol und Hydr. Sieboldii aus der Umgegend von Erlangen von Rosenhauer (Beitr. S.27) beschrieben. Westwood theilte mit, dass Helophorus fennicus auf Turneps- Feldern beobachtet worden war, wo er Nachts die jungen Blätter abfrass, wie es aber schien nur auf solchen Stellen, wo verschie- dene Düngerarten einander kreuzten (Garden. Chron. S. 442, Proceed Ent. Soc. S. xvır). Scarabaeides. Eine neue Eintheilung dieser Familie ist vom Ref. (dies Arch. S.95—112 und Deutschl. Ins. S. 562) entworfen. Dieselbe ist zunächst in 2 Reihen, Sc. pleurostieti und laparo- stieti getheilt, Bei der ersten liegen das 2te—6te Paar Luftlöcher des Hinterleibes in dem umgeschlagenen Theil der Bauchhalbringe desselben und das 7te ist frei, der vorletzte Rücken und Bauchhalb- ring sind verwachsen; die Zunge ist mit dem Kinn verwachsen und bei den Larven sind die beiden Laden der Maxillen verwachsen; bei der zweiten Reihe liegen alle Luftlöcher des Hinterleibs in der Ver- bindungshaut zwischen den Rücken- und Bauchhalbringen, und wer- den alle von den Flügeldecken bedeckt; die Zunge ist vom Kinn ab- gesetzt und bei den Larven sind die beiden Laden der Maxille ge- trennt. — Die erste Reihe enthält die Gruppen der Dynastiden, 96 Erichson: Bericht über’die wissensch. Leistungen in der Cetoniiden, Ruteliden (mit Einschluss‘der Anoplognathiden und Anomalarien, von den beiden vorigen“durch die ungleichen ‚Klauen, von den Melolonthiden durch die Lage der Luftlöcher abweichend) und Melolonthiden. In der zweiten Reihe finden wir eine grös- sere Mannigfaltigkeit von Kennzeichen vor, indem der-Uebergang bis zu den Lueaniden hin stufenweise vermittelt wird. Auf der’ ersten Stufe bestehen die Unterschiede von der ersten Reihe und in solchen Puneten, in denen sich die beiden Reihen überhaupt unterscheiden: hier stehen die Glaphyriden (mit. Ausschluss derer mit’ungleichen Klauen, die zu den Melolonthiden gehören), dieHybosoriden und Geotrupinen. — Auf der zweiten Stufe finden sich die Epimeren der Hinterbrust, die 'bei den ‚vorigen frei waren, verdeckt, wie äuch bei allen folgenden; hierhin kommen die Copriden, Aphodiiden und Orphniden. Bei den übrigen‘ wird der dem 8ten Rückenhalb- ringe gegenüberliegende (6te) Bauchhalbring vom vorhergehenden be- deckt, und zwar ist dies der Fall ‚bei den Trogiden,‘welche die Fühlerkeu!e noch den vorhergehenden gleich gebildet haben, und bei’ den Passalinen und Lucaninen, wo ‚siev sich kammförmig gestaltet. Von Burmeister’s, „Handbuch der Entomologie” ist der öte Band erschienen. ‚Er enthält die Bearbeitung der Dynastiden und Lucaninen. Dynastidae. Neue Gattungen sind: Semanopterus Hope (Transact. Ent. Soc, Lond. IV. S.281) Kopf vorn gerundet, in der Mitte gehörnt (oder vielmehr gehöckert). Die Mandibeln stark, stumpf und haarig (aussen gerundet). Die Maxillen mit 3 scharfen Zähnen. Das Endglied der Maxillartaster verlängert eiförmig. ‘Das Kinn in der Mitte erweitert, vorn einge- zogen und. ausgerandet.,. Der Körper länglich, etwas; niedergedrückt, ° das Halsschild kaum breiter als die Flügeldecken. Die Beine kräf- tig, die, Vorderschienen mit 3 scharfen Zähnen. — Die Gattung ist mit Phileurus verwandt, hat eine Längsfurche auf dem Halsschilde und erhabene Rippen auf den Flügeldecken. — Drei Arten aus Neu- holland: 8. Adelaidae, Ss. subaegualis und S. depressus. Tomarus des Ref. (dies Arch. S.95).. Die :Mandibeln aussen buchtig, an der Spitze in zwei stumpfe Zähne getheilt. Die Maxillen mit 6 scharfen Zähnen. Kinn länglich, 'vorn verengt, ander Spitze rundlich erweitert. : Fühler 10gliedr.» Vorderschienen 3zähnig. Kopf und Halsschild unbewehrt. Die Gattung ist vorzüglich dadurch aus- gezeichnet, dass ‘während die meisten Dynästiden mittelst des Hin- terrandes der Flügeldecken, welcher über‘Riefen des vorletzten Hin- terleibsringes streicht, zirpen, sich hier. zu. gleichem Zweck: ein kleines gerieftes Feldchen auf der Unterseite der Flügeldecken neben dem hinteren "Theile des Seitenrandes findet, gegen welche- eine ge- genüberliegende Erhabenheit des Hinterleibes: streicht. Diese-Gattung enthält eine Reihe americanischer Arten, darunter eine neue aus. Peru. Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 97 Ancognatha Desselb. (ebenda S.97) mit Cyclocephala ver- wandt. Das Kopfschild verschmälert, zugespitzt. Die Lefze mit einer untergebogenen hornigen Spitze. Die Mandibeln schmal, zugespitzt, aufwärts gebogen. Die Maxillarlade stumpf gezahnt. Das Kinn läng- lich, nach vorn verschmälert und zugespitzt. Die Fühler bald 10-, bald 9gliedr. — Drei Arten aus Peru, darunter Cyeloceph. scara- baeoides Dej. Ausserdem wurden 1 Oryetes, 1 Phileurus und 6 Cyclocephala vom Ref. (a.a. O.) als neue Arten aus Peru aufgestellt. Ferner wurde Pentodon elatus von Küster (Käf. Europ. X. 60) als neue Art beschrieben und von Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S.280. T.19. F.7) das Weibchen des Corynophyllus Fortnumi, aus Adelaide, abgebildet. Eine Abbildung des Dynastes Hardwickü g' lieferte Westwood in Orient. Ent. T.13. F.4. Cetoniidae. Ein Verzeichniss der Cetoniiden in der Sammlung des Britischen Museums, mit Dr. Schaum’s Beihülfe bestimmt, wurde von Ad. White bearbeitet. (Nomenclature of Coleopterous Insects in the Collection of the British Museum, Part I. Cetoniadae. Printed by Order of the Trustees, Lond. 1847). Bemerkungen zur Synonymie der Cetoniiden theilte Ders. mit (Ann. of nat. hist. XX. S. 264). Melly zeigte an, dass er in Gemeinschaft mit Dr. Schaum eine Reihe von mehr als 20 Individuen beider Geschlechter des Golathus giganteus, Drurü,. Cacicus, regius und princeps untersucht, und alle möglichen Uebergänge zwischen diesen vermeintlichen Arten ge- funden habe, so dass sie nach seiner Meinung alle nur Eine Art aus- machten, wie auch Mecynorhina Savagei nur eine Ahänd. des M. Polyphemus sei, „Abgesehen von der Färbung der Flügeldecken”, sagt der Verf., „ist Gol. giganteus nur ein G. Drurii, ich habe ein G. Drurii Q, wo die Flügeldecken blau sind wie bei G, Cacicus, ich habe schwarze Cacicus und andere, wo nur die Wurzel der Flü- geldecken so gefärbt ist, so dass ich es unmöglich finde zu bestim- men, wo sich die eine Art von der anderen scheidet. Die Form der Hörner und Eindrücke auf dem Schildchen, welche ich sonst für gute Kennzeichen hielt, ändern bei allen Stücken ab. Wenn ich in der Folge eine noch grössere Anzahl von Individuen untersucht haben werde, werde ich sehen, ob sich meine gegenwärtige Ansicht bewährt findet.” (Ann. d. ]. Soc. Ent. de Fr. Bull. S. ıv). Zwei neue Untergattungen der Goliath-ähnlichen Cetoniiden wur- den von Westwood aufgestellt. (Deseriptions of two new Goliath- Bestles from Cape Palmas, in the Collection of the Rev. F. W. Hope: Transact. of the Ent. Soc. of Lond. V. S.18. T.1): 1. Smicor hina, Archiv f. Naturgesch. XIV. Jahrg. 2, Bd, G 98 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Untergatt. von Meeynorhina: „Corpus oblongum, depressum, supra velutinum, lateribus subparallelis, pedibus elongatis. Caput maris medioere, disco inter oculos in laminas duas parvas horizontales porreetum, angulis ante oculos porrectis, acutis, clypeo antice in cornu breve recurvum apice obconicum producto, Antennarum clava minuta. Maxillarum lobus internus in mare in unguem curvatum producetus. Prothorax lateribus pone medium fere rectis, margineque postico fere recte transverso. Elytra elongata, depressa. Processus sternalis brevissimus, apice rotundato. Abdomen subtus in mare canaliculatum. Pedes elongati. Tibiae anticae maris satis graciles, extus tridentatae, dentibus parvis, intus pone medium serratis. Ti- ‚biae intermediae maris in medio 2dentatae; tibiae posticae in medio 1-dentatae. Tarsi elongati, simplices.’” Eine neue Art Sm. Sayı. — 2. Megalorhina, Untergatt. von Ceratorhina Westw.: „Corpus oblongo-ovale, subdepressum, supra velutinum; elytris postice an- gustioribus. Caput maris mediocre, supra fere planum, dentibus duobus minutis fere ad oculos positis, angulisque ante oculos acute spinosis; clypeo in cornu valde elongatum, subrecurvum, apice longe bifidum producto. Antennarum clava mediocris; maxillarum lobus externus in mare in unguem corneum acutum productus. Prothorax transversus, convexus, fere semieircularis, margine postico ante scutellum parum emarginato. Elytra subconvexa, postice sensim attenuata, maculis pallidis numerosis guttata. Processus sternalis antice porrectus, apice subobtuso. Pedes antici elongati, tibiis an- tieis curvatis, externe fere ad apicem emarginatis, interne serratis; tarsis elongatis, simplieibus. Tibiae quatuor posticae in medio in- ermes. Eine neue Art M. Harrisii; beide sind vom Palmenvorge- birge, von der Küste von Guinea. Eine neue Gatt. Bombodes vom Himalaja wurde von Dems. (in d. Orient. Entomol. T. 17. F.4) aufgestellt: „Pronotum parvum, convexum, subheptagonum, postice supra scutellum parum extensum; mesosternum simplex, inerme; tibiae anticae et intermediae extus 3dentatae, posticae inermes; celypeus antice emarginatus. Vertex subcarinatus. Elytra in medio costata. Corpus supra cum pedibus valde pilosum. Affınis Taenioderae et Chromaptiliae. Eine neue Art B. ursus, im Ansehn der letztgenannten Gattung nicht unähnlich. Neue Arten sind: Heterorkina anthracina Desselb. (ebend. F.7) vom Himalaja (ausserdem sind dort noch Het. nigritarsis und Jumnos Ruckeri abgebildet), — ferner Clinteria Hoffmeisteri White (Ann. nat. hist. XX. S. 341) aus Ostindien und Diaphonia Bassii Desselb, (ebenda S. 264) von Neuholland — und @ymnetzs Iyncea des Ref. (dies Arch. S. 104) aus Peru. Rutelidae. Eine neue Gattung, Peperonota, ist von West- wood bekannt gemacht (Description of a new Genus of Lamellicorn Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 99 Beetles from India ‚ belonging to tie Family of Rutelidae: Transact. of the Ent. ‚Soc. of Lond. 1V. S.296. T.22 und Orient. Ent. T.17. F:5). Sie ‚steht:Parastasia nahe, hat aber keinen Brustfortsatz, dagegen zeichnet sich das Männchen durch einen Fortsatz des Halsschildes aus, der in ungewöhnlicher Richtung vom Hinterrande sich über das Schildchen fort nach dem Rücken der Flügeldecken erstreckt. P. Harringtonii ist in Ostindien, in der Nähe des Himalaja ein- heimisch. Auch Parastasia rufopicta W., von Sylhet, und Assam, ist von Westwood in der Orient. Ent. T. 17. F.6 abgebildet. Vom Ref. (dies Arch. S.98) 1 Macraspis, 1 Pelidnota, 2 Ano- mala, 3 Platycoelia, 1 Brachysternus, 1 Bolax, aus Peru, aufgestellt. Melolonthidae. Diese Gruppe ist vom Ref, (Deutschl. Ins. S.653) in folgende neun Untergruppen getheilt: 1. Euchiridae Hope (Euchirus). 2. Pachypodii Er. (Pachypus Latr., Prochelyna n.g., Pachy- colus n.g., Elaphocera Gene, Achelyna n.g., Clitopa n.g., Achloa Er., Leuretra Er. und vielleicht auch Metascelis Westw.). 3. Tanyproctini (Leontochaeta— Leocaeta Dej., Lagosterna, Holophylla n. g., Mucrophylla Hope = Aegostetha Dej., Onochaeta n.g., Tanyproctus Fald. = Phlexis Er. — Dasysterna Dej., Tryssus n. g., vielleicht auch Artia Ramb.). 4. Melolonthini (Polyphylla, Anoxia Lap. = Catalasis Dej., Melolontha, Rhopaea n.g., Enthora n. g., — Lachnoderan, g., Leu- copholis Dej., Coniopholis n.g., Empecta n. g., — Encya Dej., Hy- popholis n. g., Pegylis n. g., Enaria n. g., Diplotazis Kirby, Apogo- nia Kirby, Liparetrus MacL., — Rhizotrogus Latr., Trichesthes n.g, Lasionsis n. g., Monotropus n.g., Anonetus n. g., Aplidia Kirby, Ancylonycha Dej., Phytalus n, g., Trematodes Fald., Schizonycha Dej. 5. Macrodactylidae Kirby (auf America beschränkt, aber reich an Formen, unter denen die Gatt, Rlinaspis, Plectris, Dasyus, Liogenys = Amphierania Dej., Dichelonycha = Anaeretes Dej., 1so- nychus, Macroductylus, Ancistrosoma = Sciuropus Dej. und Ceraspis die bekannteren und genauer begränzten sind. 6, Phaenomer ini (Phaenomeris), ‚7. Sericoideae Er. (reich.an neuholländisehen Gattungen, als Stethaspis Hope, Pyronota-Boisd., Diphyllocera White, Colpochrla, Silopa, Seitala, Nepytis, Telura Er., Pachytrichia Hope und als etwas abweichende Form Maec/ndius, Mac L.,; — von der Westseite Südamerica’s sind Sericoides Guer. und Diaphylla Er., — aus Süd- europa: Chasmatopterus Latr.). 8, Sericidae Kirby (Camenta Dej., Ablabera Dej,, — ‚Pleo- phylla ». g., Emphania n,g,, Trochalus Lap., Serica MacL., Homa- loplia = Omaloplia Steph, = Brachyphylla Muls., Triodonta Muls,, G* 100 Erichson: Bericht, über die wissensch. Leistungen in der Hymenoplia: Esch, — Astaena Er., Symmela Er,, Athlia Er., — Phyllotocus Fisch. = Macröthops MaeL., — Diphucephala Dej. 9. Hoplides Latr. (Hoplia, ferner Monochelus Jll., Pachyenema Ene., Anisonyx Latr., Lepitrixz, Eriesthis Dej., Chasme Enc. u. s.'w.) Eine Anzahl früher mit den Glaphyriden verbundener Gatt., als Anisonyx u. a..ist hier mit den Hopliden verbunden, mit denen sie im Bau des Hinterleibes und der Lage der Luftlöcher übereinstimmt; sie zeichnen sich durch einen häutigen Zungentheil der Unterlippe und pinselförmig behaarte Maxillarlade aus: eine gleiche Bildung dieser Mundtheile findet sich aber auch bei einzelnen Gattungen an- derer Untergruppen, nämlich bei Pachytrichia unter den Sericoideen und bei Phyllotocus unter den Serieiden, es kann also die Verbin- dung jener früheren Glaphyriden mit den Hopliden um so weniger einem Bedenken erliegen, als in der Bildung der Mundtheile durch Monochelus ein stufenweiser Uebergang vermittelt wird. Von den neuen Gattungen sind drei vom Ref. im Arch. S. 100— 102 aufgestellt: Leuretra, zu den Pachypodinen gehörend, die Fühler 9gliedr., mit verlängertem dritten Gliede und 3blättr, Keule; die Lefze klein, gerundet, untergebogen, die Unterlippe gewölbt; die Beine ziemlich kurz, mit in der Mitte gezahnten Klauen. — Astaena, zu den Serieiden gehörend; Fühler 9gliedr., das öte verlängert, die Keule 3blättr., die Lippentaster auf der äusseren Fläche der Unter- lippe eingelenkt; die Hinterhüften nur den ersten Bauchring des Hin- terleibs bedeckend, die Vorderschienen 3zähnig; die Klauen an der Spitze gespalten. — Diaphylla, zu den Sericoideen gehörend, hat eine ungetheilte gerade vorgestreckte Lefze, scharf gezahnte Maxil- len, 10gliedr. Fühler, mit 6blättr. Keule, 2zähnige Vorderschienen, kräftige an der Wurzel gezahnte, an der Spitze gespaltene Klauen. Als neue Arten sind vom Ref. (ebenda) 1 Leuretra, 2 Ancylo- nycha, 1 Astaena, 1 Symmela, 1 Diaphylla, 4 Isonychus, 1 Anci- strosoma und 1 Philochloenia, aus Peru, aufgestellt. Ausserdem ist Chasmatopterus hispidulus von Graells (Ann. d. 1. Soc, Ent. d. Fr. S.307. T.A. F.1.3) als neue Art von Guadar- rama bekannt gemacht. Neue Abbildungen von beiden Geschlechtern des Euchirus (Chi- rotonus) Mac Leait Hope und Dupontianus Burm. (Alineatus Waterh.) lieferte 'Westwood in der Orient. Ent. T. 1 u. 13. Glaphyridae. Die Arten von Amphicoma sind von Truquj (Rev. Zool. S. 161.352). einer Durchsicht unterworfen, und zugleich in zwei Gattungen Amphicoma und Eulasia getheilt: Die Kennzeichen von Amphicoma’ sind: Mandibulae edentatae; labium mento externe concavo, segmentis sequentibus exsertis, ligula paraglossis brevibus; thorax latitudine haud brevior; tarsi antici in maribus peetinati. ‘Die Naturgeschichte der Insecten: während des Jahres 1847. 101 hierher gehörigen’ Arten, A. meles (F.) und 4.-ciWata Men. (mustela Waltl) sind von gestreckter, zusammengedrückter Form, mit stumpf dreizähnigen Vorderschienen; die Hinterfüsse sind beim Männchen viel länger als beim Weibchen. — Die übrigen Arten bilden die neue Gatt. Eulasia („Mandibulae dentatae; Jabium mento convexo, cari- nato, segmentis sequentibus exsertis, ‚ligulae paraglossis elongatis. Thorax latitudine brevior; tarsi in maribus pectinati”) ist von flache- rer Form, und die drei Zähne der Vorderschienen sind meist scharf. Zwei Unterabtheilungen: 4. Die Mandibeln mit einem scharfen Zahn an der Aussenseite, an der Innenseite zweizähnig: 1. vittata®., 2. papaveris St.; 3. Goudotü Casteln., aus dem südlichen Spanien und Tanger. Die Mandibeln aussen gerundet, ohne Spur eines Zahns. a. Die Mandibeln innen zweizähnig. «, Die äussere Lade der Maxille pinselförmig stark verlängert; die Maxillartaster kürzer als dieser Pinsel. A. Lasserrei Parr. Ahr.; 5. bombylius F., 8. die äussere Lade der Maxille kurz pinselförmig; die Mäxillartaster länger als der Pin- sel; 6. Genein.sp. (viridi-aurata, elytris testaceis, parce nigro- griseoque hirsuta) von Jerusalem; 7. pretiosa n.sp. (purpureo- cuprea, parce nigro-hirta, subtus aenea, flavo-pilosa, tibiarum po- sticarum mucronibus procul ab apice sitis) aus dem Syrischen Kü- stenlande. — b. Die Mandibeln an der Innenseite dreizähnig. «. Schildchen kurz, gerundet: 8, arctos (Pall.); 9. bombyliformis Pall.; 10. bicolor Friy. Waltl; 11. Ayrazn. sp. (aeneo-nigra; fusco, griseo, fulvoque hirta, elytris fulvis, breviter nigro-pubescentibus, margine interno et externo nigro, apice concolore, prothorace sat fortiter punctato) aus Syrien. — 5. Schildchen verlängert dreieckig: 12. vıl- pes F., womit der Verf. mit Recht A. hirsuta, distincta und vulpe- cula auct. verbindet; 13. Syriaca L. („violacea vel viridi-aenea, ely- tris colore vario, angulo suturali in femina mucronato;, prothorace rugulose minus distincte punctato, vix transverso, angulis posticis distinctis”) aus Syrien, 7 Eine neue Gatt. Dasychaeta ist vom Ref. (dies Arch. ,S. 104) aufgestellt; sie ist zunächst mit Lichnia verwandt, unterscheidet sich dadurch, dass die Augen nur halb durchsetzt und die borstenförmige Maxillarlade nur kurz ist, und enthält eine neue Art aus Peru, Geotrupini. Eine sehr ausführliche Beschreibung des Geotru- pes siculus Dahl. hat A. Costa geliefert, indess ohne Angabe der verschiedenen Synonyme (lllustrazione al Geotrupes sieulus Dahl.; Annal. dell’ Accad. degli Asp. nat. 2. Ser. 1. S. 81). Hybosoridae. Diese Gruppe ist vom Ref. (dies Arch: S, 104) aufgestellt. Sie hat 6 Bauchringe des Hinterleibs, welche, bis auf das letzte, verwachsen sind, und 10gliedr. Fühler. Es gehören dahin Hybosorus M.Leay, Phaeochrous Lap. (Silphodes Westw.), Coelodes Westw., Dicraeodon Er., Hapalonychus Westw. ( Trichops Dej.). — 102 Erichson: Bericht über die 'wissensch. Leistungen in der Die neue Gatt. Dieraeodon zeichnet sich durch aussen zweizäh- nige Mandibeln aus und ist auch Chaetodon? basalis Westw. Coprides.. Westwood (Characters ‚of various Groups jand Species amongst the Coprophagous Lamellicorn Beetles:: Transact. Ent. Soc. Lond. 1V. 8.225. T.16.17) hat eine Reihe neuer Gattungen beschrieben, die nach den Proceed. Ent. Soc. schon: in früheren Be- richten zur Sprache gekommen sind: Sebasteos,, südafrieanische Form von Ateuchus, Epilissus, Arachnodes, Nanos, die beiden: letzten auf Kosten. von. Epilissus Dej. aus einzelnen Arten aus Madagaskar ge- bildet, Macroderes auf Onthoph. Green Kirby gegründet, Uroxys nur. eine abweichende Form von. Chaeridium, mit. einer 'neuen Art aus Columbien. Oxthocharis (früher irrthümlich für Scatonomus! ge- halten) und Aromiopus, beide mit zwei Arten aus Südamerica,. als Gattungen nicht wesentlich, unterschieden. Ref. (dies Arch. S.107) hat mehrere neue Gattungen aus den americanischen Arten. von Copris gebildet; sie haben eine ganz be- haarte, durchblätterte Fühlerkeule und 7 Streifen auf den Flügel- decken: Ontherus (z. B. Copr, sulcator F.), Lippentaster schmal, das Blatt der Mandibeln häutig, in der Mitte mit einem hornigen Streif; die hinteren Schienen ungezahnt, auf, der Aussenkante säge- förmig gekerbt; die Bauchseite des Hinterleibes sehr kurz, die Nähte der mittleren Ringe oft undeutlich.— Pinotus, Fühler 8—9gliedr., das erste Glied der Lippentaster sehr gross, erweitert, das Blatt der Mandibeln hornig mit häutiger Spitze. Die, hinteren Schienen mit fein gekerbter Aussenkante und erweiterter Spitze; die hinteren Füsse erweitert, mit allmählich schmäleren Gliedern. Hierhin gehört der grössere Theil der americanischen Copris-Arten (z. B. C. caro- lina), für deren einzelne Formen schon die Namen Holocephalus und Dichotomius Hope, Chalco- und Selenocopris Burm., wie auch Bra- chycopris Haldem. aufgestellt sind, welche jedoch für die ganze Gat- tung unpassend erscheinen. — Canthidium, die Lippentaster schmal, das erste Glied das grösste; das Blatt der Mandibeln häutig, aussen mit einem Hornstreif; die Beine ziemlich lang, die hinteren Schienen mit schwach gekerbter Aussenkante und erweiterter Spitze, die Hin- terschienen schmal, unten kammförmig gewimpert, mit verlängertem ersten Gliede, in der Körperform Canthon (Coprobius Latr.) glei- chend, bisher’ verwechselt mit Chaeridium Enc., bei welchen der zurückgezogene Kopf von den Vorderbeinen gedeckt wird, die Vor- derschienen eine meisselförmige Spitze haben, und die hintern Füsse kurz, an der Wurzel erweitert, nach der Spitze hin stufenweise schmäler sind. — Scatimus endlich hat mit Chaeridium die‘ grösste Uebereinstimmung und weicht vorzüglich dadurch ab, dass die hin- | teren Schienen auf der Aussenseite zwei Querleisten haben. Einige andere ‚neue Gattungen. stellte Ref. in.der Naturgesch..d. Ins. Deutschl. auf: Delopleurus (5.761), ein kleiner südafricani- Naturgeschichte der Inseeten während (des Jahres 1817. 103 scher Käfer, von Coptorhina durch schmale Hinterfüsse unterschie- den, und Sarophorus (ebenda) auf Pedaria tuberculata Lap. er- richtet; ferner (S.763) Chalcoderes (Ateuch. maeulatus F.) durch langes schmales Kinn, Monapus (n.sp. aus Neuholland) und Psi- lax (Onthoph. pronus Er.) durch tiefgespaltenes Kinn, und Pha- Tops (Copr. ciconia F. u.a.) durch vollständig getheilte Augen von Onthophagus abweichend. Als neue Arten sind 5 Canthon, 2 Onthophagus, A Phanaens, 2 Ontherus, 2 Pinotus, 2 Canthidium, 1 Scatimus, aus Peru vom Ref. (dies Arch. S. 105) aufgestellt. Hope (Transact. Ent. Soc. Lond, IV. S.282) beschrieb zwei neu- holländische Arten von Onthophagus, O. cereus und Adelaidue, von denen der erste einerlei mit O. auritus Latr. Er. Aphodiidae. Einige aussereuropäische Formen dieser Gruppe wurden- von Westwood erläutert (Descriptions of some Exotic Insects belonging to the Family Aphodiidae: Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S.239. T.17) 1. Euparia Enc., erläutert durch die Ab- bildung zweier Arten, E. castanea Enc. und E. nigricansn.sp. die erste angeblich aus Nordamerica, die zweite unbekannten Vater- landes. — 2. Ryparus Dej. Cat., auf folgende Weise beschrieben: „Caput magnum, supra fere planum, angulis lateralibus ante oculos parum prominentibus; antennae 9-articulatae; maxillae ut in Aphodio j formatae; mentum transverso-quadratum, antice valde setosum; labium e lobis duobus membranaceis constans; palpi labiales breves, late- rales, et, ut videtur triartieulati; prothorax fere quadratus, capite parum latior, lateribus versus angulos anticos sinuatis, disco longi- tudinaliter costato; prosternum ante pedes anticos porrectum; pedes antici breves, femoribus crassis, tibiis extus edentatis tarsisque bre- vibus; elytra prothorace paulo latiora, ante medium parum dilatata, disco costata, costis ante apicem terminatis; scutellum minimum, fere inconspicuum; pedes 4postici graciles, breves, tibiis haud den- tieulatis; abdomen segmento anali subtus rotundato, granuloso.” Eine Art R. Desjardinsii von der Insel Mauritius; (eine zweite Art kommt im südöstlichen Africa vor). — Chaetopistes hat mit Corythoderus Kl. (Symb. Phys.) sehr grosse Uebereinstimmung und ist schwerlich verschieden: „Corpus oblongum, glabrum, dorso valde sulcato; caput antice deflexum, fronte semicirculari marginata, mar- gine parum reflexo, acumine subangulato, elypeo infra parum con- vexo, cavitate ovali os ineludente; maxillae corneae extus valde se- tosae, lobo apicali corneo, in unguem acutissimum curvato, subtus setis rectis corneis armato; mentum ovale basi truncatum;,, (die übri- gen Mundtheile sind nicht beobachtet). Antennae 9artieulatae, arti- culo 2. tribus sequentibus aequali, 6. intus acute producto, tribus ultimis clavam articulis liberis formantibus; prothorax fere rotunda- tus, antice truncatus, convexus, glaberrimus, medio profunde sul- 104 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der catus; metasternum subtriangulare; elytra glabra, apieibus setosis, singulo A4-sulcato, suleis aequi-distantibus; pedes lati, compressi; tibiae nec spinosae nec serratae, angulis externis apicalibus acutis, oblique truncatis.” Die Art Ch. fulvus, 1%" lang, ist in Ostindien einheimisch, Ref. (dies Arch. S. 110) bestimmte die Gatt. Euparia genauer, durch gewölbten Kopf, bei eingezogenem Kopfe verdeckte Augen, einfache hintere Schienen, ohne Querleisten, aber am Ende aussen in eine Spitze ausgezogen; sehr kleine Klauen. Unter dieser Bestim- mung begreift Euparia eine grosse Zahl von sämmtlich americani- schen Arten unter sich, unter denen Apk. stercorator F. als der be- kannteste zu bezeichnen ist. Kriechbaumer (Ent. Zeit. S.21) theilte „Bemerkungen über Aphod. Zuridus und nigripes” mit. Die von ihm als A. nigripes be- zeichnete Art ist allerdings von der ganz schwarzen Abänd. sowohl des A. luridus (dem ächten A. nigripes) als des A. depressus ver- schieden und von mir als A. atramentarius bezeichnet. Als neue Arten sind aufgestellt: von Rosenhauer (Beitr. 8.29) Aph. tyrolensis aus Tirol und A. nigrolineatus aus Sardinien. (Die erste ist eine gute Art, die zweite ist Aph. lineolatus Jllig.). von Hardy (Ann. nat. hist. XIX. S.380 u. 382) Aph. subalpinus und uliginosus, aus den gebirgigen Theilen von England, beide noch näherer Prüfung bedürftig. von Graells (Ann. d. 1. Soc, Ent. d. Fr. S. 306. T.4. F.1.3) Apa. Carpetanus aus Spanien. von Allibert (Rev. Zool. S.18) Aph. elegans aus China und Japan (einerlei mit Aph. bisignatus De Haan). von Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S.284) Aph. Adelai- dae, cincticulus, sculptus, Tasmaniae, Howitti, aus Neu- holland. (Der erste ist Aph. granarius L., der zweite Aph. livi- dus O!.). von Ref. (dies Arch. S.110) 2 Euparia aus Peru. Orphnidae. Diese Gruppe, von Ref. in dies. Arch. S.111 auf- gestellt, von den Aphodiiden vorzüglich durch 10gliedr. Fühler ab- weichend, enthält die Gatt. Orpinus Mac L., Triodontus Westw., 4egidium Dej., Hybalus Dej. und Ochodaeus Meg. — Die letzte Gatt. bereicherte Ref. (ebenda) mit einer neuen Art aus Peru, Trogidae. Ref. (dies Arch.-S.111) stellte eine neue Gattung Omorgus auf, welche von Trox durch vorragende hornige Zunge, längeres erstes Glied der Lippentaster und ungewimpertes Halsschild sich unterscheidet. Es gehören dahin Troz suberosus F. und eine Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 105 grosse Zahl anderer bekannter Arten. Eine neue aus Peru wurde vom Ref. (ebenda) hinzugefügt. Passalidae. Vier neue Arten aus Peru wurden vom Ref. (ebenda) aufgestellt. _ Lucanini. Westwood (On the Sectional Characters of the Genus Lucanus, with Descriptions of some new Species of Lucani- dae: Transact. Ent. Soc, Lond. IV. S.271. T.20) bemerkte, dass die Dornen an der Aussenseite der Mittel- und Hinterschienen einen vor- züglichen Anhalt zur Gruppirung der Arten von Lucanus gewährten, und die Zahl der Fühlerblätter als diesem Merkmal untergeordnet zu betrachten sei. Es werde dadurch die Gattung Lucanus in drei grosse Gruppen getheilt: 1. solche mit 2 oder 3 Dornen an der Aussenseite der hinteren Schienen, wie bei unserem Hirschkäfer. — 2. mit nur 1 Dorn in der Mitte der hinteren Schienen bei beiden Geschlechtern, wohin sowohl die riesigen Dorcus Ostindiens, als die kleinen Dorcus der gemässigten Klimate, und die Aegus M. Leay’s gehören, welche letzteren sich von den übrigen Lucanen nicht wohl absondern liessen; — 3. ohne Dornen an den vier hinteren Schienen, (z. B. L. metallifer Boisd., L. Burmeisteri Hope, L. bicolor F., L. Delessertii Guer., L. Saundersi Hope, L. Baladeva Hope, L. gla- bratus De Haan), oder nur beim Weibchen mit einem kleinen Dorn in der Mitte dieser Schienen (z. B. L. Downesü Hope, L. cinnamo- meus Guer., L. dorsalis). Als neue Arten sind von Dems. (ebenda) beschrieben und abge- bildet Luc. faunicolor Hope von Java? L. RafflesiiHope von Java (=L. einnamomeus 9); L. sericeus Hope, ebendaher; L. re- ticulatus Bug. von Neuseeland; L. Dorcus capitatus von Ma- lacca, aequalis Hope aus Ostindien, malabaricus Hope von Malabar, distinctus Hope aus Ostindien, und Platycerus Ore- gonensis Westw. vom Oregon. Ders. bildete in der Orient. Ent. T.$8u. 10 eine Reihe ostindi- scher Lucanus-Arten ab: L. duz Westw. (Ann. 1841) von Manila, L platycephalus Hope (Ann. X]JL) von Assam; L. multidentatus W, (dem L. tarandus Thunb. verwandt) aus Ostindien, L. inguinatus W. desgl., L. strigiceps Westw. (ebenfalls dem L. tarandus Thunb, ver- wandt) vom Himalaja. — L. Mearsii Hope Ann. (ob lama Ol.) von Sylhet; L. rangifer Sch. von Borneo (= tarandus Thunb.); L. Jen- kinsii Westw. von Assam; L. occipitalis Hope von Manila; L. casta- nopterus Hope (Zool. Misc.) von Nepal; L. aeratus Hope (Zool. Transact.) von der Insel Penang. Tenebrionites. A. Costa (Annal. dell’ Accad. degli Aspir. 2. Ser. 1. 5.146) hat eine neue Gatt. Cnemeplatia aufgestellt: „An- tennae graciles, articulis subnodosis tribus ultimis paulum maioribus,. 106 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der aequalibus, clavam oblongam formantibus; tibiae anticae ad apicem maxime dilatatae, triangulares, angulo apicali externo obtuse pro- ducto, interno bispinoso;, reliqua fere ut in Coxelis.” Die Art C. atropos: „corpore oblongo, subreetangulo, depressiusculo, capite pronotoque punctatis, hoc postice angustiore, linea media foveaque utringue impressis, elytris longitudinaliter costulatis, interstitiis for- titer biseriatim punctato-striatis, catenulatis, fuscus vel fusco cinna- momeus, unicolor; long. 1% 1.”, bei Neapel an Baumwurzeln und unter Moos. — Ferner folgende neue Arten: Pandarus strigosus (S. 144): „oblongo-ovatus, depressiusculus, fortiter punctatus, pro- thorace supra lateribus subtusque impresso, longitudinaliter profunde strigoso, angulis postieis triangulariter productis; elytris grossius punctato-striatis, interstitiis confertim punctatis; niger, nitidus, an- tennis apice tarsisque piceis; long. 33—44 1.”, bei Neapel in sandigen Gegenden. — Omophlus dispar (S.154): „capite pronotique longi- tudine latioris lateribus confertim, huius disco laevi subtilius et par- eius punctatis, elytris confertim et irregulariter punctatis; niger, nitidus, elytris testaceis, antennarum articulo tertio Q, secundo et tertio tibiisque anticis 5° pallide testaceis; long. A—4%1.” — Omo- phlus tibialis (S.156): „capite pronotoque subquadrato minutissime et confertissime punctatis, elytris striato-punctatis; niger, brevissime cinereo-pubescens, capite pronotoque longius parceque nigro-pilosis, elytris, antennarum basi, palpis, apice excepto, tibiis tarsisque Par lide testaceis; long. 3% Du... 1.”, beide von Neapel. Als neue Arten sind ferner aufgestellt: von Rosenhauer (Beitr, S.31) Opatrum pedestre aus Tirol und Aypophloeus rufulus aus verschiedenen Gegenden Deutschlands, von Parry (Proceed. Ent. Soc. Lond. S.126) Trietenotoma aenea vom Himalajah, vom Ref. (dies Arch. S.113) 3 Evaniosomus, 1 Hylithus, 1 Gy- riosomus, 1 Praocis, 1 Scotobius, 1 Physogaster, 2 Blaptinus, A Epi- tragus, 1 Achaniusn.g., 1 Zophobas, 1 Goniadera, 1 Adelina, 1 Platydema, 1 Nilio, 1 Spheniscus, 5 Stenochia, A Alleculu, 1 Pro- stenus, aus Peru. Die neue Gattung Achanius gehött zur Gruppe der Epitragier, hat das Kopfschild vorn rundlich erweitert, die Lefze verdeckt, das Endglied der Maxillartaster eiförmig mit abgestutzter Spitze, Vor- der- und Mittelbrust ohne Vorragung, die Füsse unten mit sehr kur- zen Börstchen dünn besetzt. Melandryadae. Orchesia sepicola, grandicollis und Dircaea tenuis Rosenhauer (Beitr. S.32) sind neue Arten, alle in Tirol, die erste und letzte auch bei Erlangen gefunden. Lagriariae. Eine neue Art von Statira, aus Peru, ist vom Ref. (dies Arch. S. 122) aufgestellt. Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 107 Mordellonae. Neue Arten sind Mordella humerosa und Anaspis badia Rosenhauer (Beitr. S.35) aus Ungarn, ferner Anasp. phalerata Germar (Faun. Ins. Europ. 24.8) aus Hessen, endlich sind 1 Rhipiphorus und 1 Mordellau aus Peru vom Ref, (dies Arch. S.123) bekannt gemacht. Die Verwandlungsgeschichte der Anaspis maculata Fourc. (ob- scura Gyll., bipunetata Bon.) ist von Perris (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 5.29. T.1. F. 1. 1-5) beschrieben. Die Larve ist linienförmig, schmal und lang, in der Jugend niedergedrückt und erst kurz vor der Verpuppung walzenförmig; der Körper ist röthlich weiss mit ziemlich lederartiger Haut; der Kopf vorgestreckt, flach, elliptisch. die Fühler Agliedr., an der Spitze mit einer langen Borste; die Man- dibeln kurz und kräftig, innen zweizähnig; die Maxillen mit sehr kleiner haariger Lade; Lippentaster 2-, Maxillartaster 3gliedr., Augen fand der Verf. nicht; Beine sehr kurz; jeder Körperring hat an’ den Seiten 2 Hornhöcker, deren jeder ein langes abstehendes Haar trägt; der letzte Hinterleibsring geht nach hinten in 4 hornige Spitzen aus, von denen die äusseren länger und mehr nach aussen gerichtet sind; auf der Unterseite eine einziehbare Warze, die als Nachschieber dient. Die Larve lebt in abgestorbenen Weinreben, in deren Holze sie unregelmässige Gänge frisst. In diesen Gängen findet auch die Verwandlung statt. Am Ende des März findet man die Gänge von Wurmmehl und Larven, Puppen und Käfer darin, im Mai sind die Käfer alle hervorgekommen und schwärmen auf Dolden und anderen Blüthen. ü Oedemeritae. „Ueber einige russische Oedemeriden” von Dr. Kolenati (Bull. Mose. 8.132). Der Verf. zählt die von ihm in Russland beobachteten Arten auf, unter denen eine neue Oedemera caucasica, aus Transkaukasien. — Von besonderem Interesse sind die Mittheilungen über das Vorkommen des Ditylus laevis bei Pe. tersburg, und die Beschreibung und Abbildung der Larve desselben, welche in Pfählen von Fichtenholz lebt. 3 Eine neue Art von Nacerdes aus Peru stellte Ref. auf (dies Arch. S.124). Anthicides. Neue Arten sind: Anthieus Schmidtii und Genistae Rosenhauer (Beitr. S. 35) aus Tirol und Ochthenomus melanocephalus Küster (Käf. Europ. .IX. S.57) aus Dalmatien, so wie Monoceros binotatus (Dej.) Gebler (Bull. Mosc, 1847. 11. 5.488) aus dem westlichen Sibirien. Metoides. Zwei neue Arten von Meloe, aus Peru, stellte Ref. auf (dies Arch, $. 123). 108 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Salpingides. Die Larve des Rhinosimusroboris ist vom Ref. beschrieben (dies Arch. S.287). - Aus ihrer Untersuchung geht hervor, dass die Salpingiden weder den Oedemeriden einge- schlossen, noch den Curculionen eingereiht werden können. o Drei neue Arten aus dem Königreich Neapel sind von A. Costa in. den Annal. dell’ Accad. d. Aspirant. 2. ser. I.) aufgestellt worden: Rhinosimus Genei (S.107) „punctatus, nitidus, capite, pronoto, an- tennarum basi pedibusque testaceo-rufescentibus, his pallidioribus, elytris obscure viridibus; corpore subtus nigro, ano obscure ferru- eineo; long. 1% 1.” Auf dem Mutia, unter Buchenrinde (scheint von Rh. ruficollis nicht verschieden), — Rhinosim. Spinolae (S.109): „angustatus, punctulatus, aeneus, rostro et antennarum basi testa- ceis, pectore abdomineque piceis, pedibus pallide testaceis; long. 1151.” Auf dem Matese, unter Buchenrinde (scheint vom Rh. plani- rostris nicht verschieden). — Salpingus lituratus (S.158): „capite pronotoque subtiliter punctatis, hoc lateribus inflexis antice dilatatis, elytris fortiter punctato-striatis; supra sum antennis pedibusque testaceis, elytris flavescentibus, basi interna, margine externo, litura discoidali aliague media communi antice posticeque abbreviatis nigris; subtus niger; long. 11.” Bei Neapel in vertrocknetem Gesträuch. Curceulionides. Nachdem Schönherr in seinem grossen Werke bereits über 650 Gattungen der Rüsselkäfer aufgestellt hatte, ist ihm kurze Zeit nach dem Schlusse desselben, vorzüglich durch die reichhaltigen Entdeckungen Wahlberg’s im Südosten Africa’s, be- reits eine so grosse Zahl neuer Formen zugegangen, dass er in einem neuen Nachtrage wieder nahe an 50 neuer Gattungen beschreiben konnte. Dieser Nachtrag ist unter dem Titel „Mantissa secunda Fa- miliae Curculionidum seu descriptiones novorum quorundam generum Curculionidum a €. J. Schönherr, Holmiae, 1847” erschienen, Die meisten Gattungen sind auf neue Arten gegründet, welche, grössten- theils den Wahlberg’schen Sammlungen angehörend, von Boheman werden beschrieben werden. . Die neuen Gattungen vertheilen ‚sich auf folgende Weise in den Familien und zwischen den älteren Gat- tungen: Anthribides: 13—14, Ectatotarsus, von Ansehn des Xyli- nades, aber durch die Bildung der Fühler und Füsse unterschieden; die letzteren sind sehr verlängert. S.-O.-Africa. — 35—36, Exeche- sops, dem Tropideres ähnlich, aber mit anders gebildeten Fühlern und grossen gestielten Augen; S.-O.-Africa. Tanaonides: 61—62, Aplenomus und Mecolenus,, beide von Apionenform und aus S.-O.-Afrıca. Brenthides: 66-67, Symmorphocerus, den Amorphocerus ähnlich, aus S.- O.-Africa. — 67—68, Cordus, vom Ansehn eines Cerobates, unbekannten Vaterlandes (Neuholland). Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 109 Entimides: 104—5, Mythites, einem Hipporhinus ähnlich, aber mit nur 11gliedr. Fühlerschnur und mit nach vorn vorragenden Schultern; aus Vandiemensland. Pachyrhynchides: 105—6, Misetes, aus S.-O.-Africa. — 123—4, Microstylus, ebendaher, in der Form «einem Camaratus ähnlich, vielleicht einer eigenen Abtheilung zuzuweisen. Brachyderides: 126—7, dedophorus, einem Strophosomus ähnlieh, aus S.-O.-Africa. — 126—7, Mimaulus, einem Trachy- phloeus ähnlich, ebendaher. — 126—7, Ectatops, von der Gestalt des Strophosomus, aber Fühler, Rüssel und Halsschild sind anders gebaut: ebendaher. — 131—2, Dactylotus, einem Blosyrus ähn- lich, aber der Rüssel oben fast flach und glatt, und die Schienen an der Spitze in einen Winkel erweitert; aus Daurien. — 133—4, Mi- metes, mit Seiaphilus verwandt, aus Californien. — 142, Piazo- mias Sch. bedurfte einer etwas veränderten Beschreibung, da diese Gattung mit einer Anzahl neuer Arten bereichert ist, welche theils aus dem Steppenlande Mittelasiens, theils aus den Gebirgen Indiens (Brachyaspistes Perrotetü, prasinus und acutipennis Sch. ct.), theils aus S,-O.-Africa stammen. — 142—3, Aspidiotes, der vor. Gatt. ähnlich, aus dem südl. Spanien. — 142—3, Pterotropis, einem Naupactus ähnlich, aus Columbien. — 144—5, Phaenognathus,, einem Piazomias ähnlich, mit kräftigeren Fühlern, kantigem, oben dreifurchigem Rüssel und ‚breiten vorragenden Mandibeln; aus Grie- chenland, — 144—5, Symmathetes, mit Piazomus zunächst ver- wandt, auch einem Epicerus ähnlich, aus Brasilien. — 144-5, Ta- phrorhynchus, mit Geotragus zunächst verwandt, aus Assam. — 154—5, Mimographus, einem Naupactus der 5. Gr. ähnlich, aber mit anders gebildeten Fühlern; Naup. decolor Sch. VI. und mehrere andere südamericanische Arten. — 158—9, Cimbus, mit Hypomeces zunächst verwandt, aus S.-O.-Africa. — 170—1, Podionops, einem Sitones ähnlich, ebendaher. Cleonides: 230—1, Paracaerius, aus Südafriea. — 235—6, Synthlibonotus, einem Ötiorhynchus und Barynotus ähnlich, aus Columbien. — 240—1, Heteroschoenus, einem Peritelus ähnlich, nur das erste Glied der Fühlerschnur ist fang, das zweite gleich den übrigen kurz: hierauf bezieht sich der Gattungsname. S.-O,-Africa. Molytides: 262—3, Limobius, den Cure. dissimilis Hbst. ent- haltend, der durch 6gliedr. Fühlerschnur von Phytonomus (Hypera) abweicht, — 262— 3, Eugnomus, vom Ansehn einer Hypera, aus Neuseeland, N Byrsopides: 266—7, Hoplitotrachelus, aus S.-O.-Africa, — 26970, Aularhinus, einem Listroderus ähnlich, ebendaher. — 274-5, Pteroplectus, aus Neuseeland, Cyelomides: Euomus, auf Kosten von Amyecterus gebildet, den 4. insculptus, nodipeunis, muthmasslich auch A. scorpio Boisd,, collaris Hope, basalis Dej., Westwoodii Sch. und Stephensii Hope 110 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der enthaltend. — 288, Amyeterus auf A. mirus, mirabilis, mirabundus, morosus, exasperatus, Schönherri, Boisduvalii, pastillarius, Man- glesü, bucephalus, bubalus beschränkt. — 288—9, Acantholophus MacL,, aus der ersten Gruppe von Amyeterus Sch. VII. (Marshami u. f.) gebildet. — 310—11, Aprepes, vom Ansehn eines Liophloeus, aus Sibirien. — 330—1, Asceparnus, aus Neuholland. — 331 —2, Brachytrachelus, aus S.-O.-Africa. — 331—?2, Glyptosomus, ebendaher. Erirhinides: 353—4, Centor, einem Cryptorhynchus ähnlich, aus Brasilien. — 357-8, Strongylorhinus, einem Alcides ähnlich, aus Vandiemensland. — 357—8, Phacellopterus, einem Pissodes ähnlich, aus S.-O.-Africa. — 373—4, Lamyrus, einem Coptorus ähnlich, ebendaher. — 389—90, Paepalesomus, einem Lixus eini- germassen ähnlich, aus Manila. — 399—400, Amphibolocorynus, einem Anthonomus ähnlich, aus S.-O.-Africa. — 407—8, Phace- mastix, einigen grösseren Arten von Baridius etwas ähnlich, eben- daher. — 432—3, Pansmicerus, ebendaher. — 448—9, Aossote- rus, von der Gestalt und dem Ansehn eines Tanyrhynchus, aber in den Fühlern und dem Rüssel verschieden; ebendaher. — 44950, Stenocephalus, einem Myorhinus sehr ähnlich, aber durch den hinter den Augen verlängerten, walzigen Kopf, längere und dünnere Fühler u. s. w. verschieden; ebendaher. Cryptorhynchides: 519—20, Synthlöborhynchus, mit Macrocorynus zunächst verwandt, aber durch den an der Wurzel aufgetriebenen und zusammengedrückten Rüssel unterschieden; aus S.-0.- Africa. — 529—30, Rhadinocerus, einem Lobotrachelus gleichend, die Brustrinne aber länger, deutlich begränzt, und das Schildchen deutlich; ebendaher. — 549—50, Sclerocardius, eben- daher, ist ohne Zweifel mit Heteropus Sch. IV. einerlei. — 557—8, Elathocerus, einem Baridius ähnlich, aber die Fühler sind anders gebildet und das Halsschild hat eine deutliche Brustrinne; ebendaher. Schönherr’s Eintheilung der Rüsselkäfer ist von Suffrian einer mehrseitigen Prüfung unterworfen worden (Bemerkungen über deutsche Rüsselkäfer, mit besonderer Beziehung auf Schönherr’s G. et Sp. Curculionidum: Ent.’ Zeit. S. 157, 165, 202, 290). Zuerst sind die Gruppen der Attelabiden und Rhinomaceriden in Unter- suchung gezogen, welche dem Verf. das Ergebniss liefert, dass ent- weder beide Gruppen zu vereinigen oder Rhynchites zu den Rhino- waceriden zu verweisen sei. Mir scheint es aber, dass Rhinomacer attelaboides als Männchen des Diodyrhynchus austriacus mit diesem den Attelabiden anzureihen, Rhinomacer lepturoides aber von dieser Gruppe ausgeschlossen werden müsse. — Demnächst sind die Kenn- zeichen der Erirhiniden geprüft; der Verf. macht namentlich auf die Verschiedenbeiten im Bau der Krallen aufmerksam, welche, ab- gesehen von der bereits bekannten Abweichung bei Anoplus, bei einigen die regelmässige Form zeigen, wie bei Zrirhinus, bei andern Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 111 bis zur Hälfte verwachsen erscheinen, wie bei Zizus, bei noch an- deren endlich ist jede Kralle zweitheilig, wie bei Anthonomus, Ba- laninus u.a. Bemerkenswerth ist der Umstand, dass die Fühler bei abnorm gebauten Krallen fast durchgängig 12gliedr. sind, während sie bei den echten Erirhiniden nicht von der gewöhnlichen Eilfzahl abweichen. In Rücksicht hierauf bildet der Verf. folgende Gruppen. a. Fühler 12gliedr., Klauen bis zur Mitte verwachsen: Lizus, Larinus, Rhinocyllus und Micronyx, welche letzte Gattung der Verf. als mit Lixus nahe verwandt beurtheilt. (Der so nahen Verwandt- schaft zwischen Lixus und Cleonus ist ebenfalls, aber an einer frü- heren Stelle gedacht, wo der Verf. das Schwankende der Unter- scheidung zwischen Lang- und Kurzrüssler beleuchtet). 5. Fühler 11gliedr., Klauen normal: Pissodes, Magdalinus, Eri- rhinus (mit Einschluss von Tychius sparsutus O].), Grypidius, Hy- dronomus, Brachonyxz, Corryssomerus, endlich auch Anoplus. e. Fühler 12gliedr., Schienen gespornt, die Klauen gesondert und jede gespalten: Ellesens mit Lignyodes, Bradybates, Anthonomus, Balaninus. d. Fühler 1igliedr., Schienen spornlos, Klauen vereinigt, jede gespalten: Amalus. e. Fühler 1igliedr., Schienen kurz gespornt, Klauen zweitheilie: Tychius , Sibynes. f. Fühler 11gliedr., Schienen ungespornt, die Klauen gesondert, normal: Acalyptus, wohin der Verf. auch Tychius squamosus Dej. rechnet. 2. Fühler 11gliedr., vordere Schienen gespornt, Hinterbeine zum Springen, Klauen gesondert und gespalten: Orchestes. Phytobius konnte der Verf. in keine dieser Abtheilungen unter- bringen, er findet vielmehr, dass sie noch in höherem Grade wie Tychius mehrere mit einander unyerträgliche Elemente enthält und wenigstens zu vier verschiedenen Gattungen Stoff bietet, nämlich 1. velatus; 2. myriophylli; 3. comari und Atuberculatus, und 4. no- tula, Anodosus, Acornis. Mir scheint, dass diese Gattung im Zusam- menhange mit ihren nächsten Verwandten, Ceuthorhynchus und Rhi- noncus geprüft werden müsse, denn die Brustrinne ist kein so we- sentliches Merkmal, dass die Gruppe der Cryptorhynchiden dadurch natürlich abgegränzt sei. In der Erörterung der Apostasimeriden Schönherr’s lenkt der Verf. zunächst die Aufmerksamkeit auf einen eigenthümlichen Bau der Schienen, den Schönherr bei Coeliodes und Scleropterus ange- deutet hat, ohne das Wesentliche zu erkennen. Es sind nämlich die Schienen am unteren Ende von oben und aussen nach unten und innen abgeschrägt, zuweilen auch ausgerandet und auch zur Aufnahme des ersten Fussgliedes öfter rinnenförmig vertieft; oft ist der abge- schrägte Theil auch mit Wimpern besetzt. Dieselbe Bildung kommt auch bei vielen Ceuthorhynchus-Arten vor, aber in so verschiedener 112 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Ausbildung, dass er für die Eintheilung nicht von Bedeutung ist. Eine andere eigenthümliche Form der Schienen zeigt Coeliodes epi- Tobi, wo sie mit ihrer Aussenkante dicht unter dem Knie einen stummpfen Winkel bilden. Spornen an den Schienen finden sich bei den meisten, bei den Ceuthorhynchus-artigen Käfern sind sie kürzer, oder fehlen bei einigen ganz, was auch bei Poophagus, den nath- fleckigen Cionus und Nanodes der Fall ist. Bei den Ceuthorhynchus- artigen Käfern treten die Spornen nur bei dem einen Geschlecht auf, meist bei den Weibchen, und auch hier nicht an allen Schienen; nur bei €. epilobii sind die Schienen des gespornt, des @ unge- spornt. Die Klauen zeigen ähnliche Verschiedenheiten wie bei den Erirhiniden: eine einzige ungetheilte Klaue findet sich nicht blos bei Mononychus, sondern auch bei Cionus fraxini, Bei den übrigen Cionus, ferner bei Mecinus, Nanodes und den meisten Gymnetron sind sie an der Wurzel vereinigt, und nur an der Spitze etwas aus- einander stehend. Einfach und gesondert sind sie bei Barıdius, Cum- ptorhinus, Cryptorhynchus, Gastrocercus, Acalles, Acentus, Bagous, einigen Ceuthorhynchus, Poophazus, Lyprus und einem Theil von Gymnetron (graminis u. a.), gespaltene Klauen finden sich bei Coelio- des, Orobitis, den meisten Ceuthorhynchus, Rhinoncus, Tapinotus, Rhytidosomus und! Scleropterus. „Enumeration der Rüsselkäfer, welche vom Baron Maximilian von Chaudoir und vom Baron A. von Gotsch auf ihren Reisen im Kaukasus und in Transkaukasien im Jahre 1845 gesammelt wurden, nebst Beschreibung der neuentdeckten Arten von Joh. Heinr. Hoch- 'huth.” (Bull. Mose. S.448). — Es sind 236 Arten gesammelt, wäh- rend in Faldermann’s Fauna Transcaucasica nur 156 Rüsselkäfer auf- gezählt werden, von denen nur 52 von den Reisenden aufgefunden wurden; ausserdem führt Schönherr noch 72 Arten aus dem Kauka- sus auf, so dass sich die Gesammtzahl der aus den Kaukasusländern bekannt gewordenen Rüsselkäfer auf 412 beläuft. Unter den hier aufgeführten sind 59 Arten neu, und zwar aus den Gattungen: Bru- chus, Apion, Homalorhinus (Men.), Sciaphilus, Chlorophanus, Poly- drosus, Cleonus, Pachycerus, Alophus, Minyops, Phytonomus, Phyl- lobius, Omias, Peritelus, Otiorhynchus, Lixus, Brachypus (Sch.), Larinus, Tychius, Smieronyx, Baridius, Coeliodes, Acalles, Bagous, Ceuthorhynchus, Sitophilus, Rhyncolts. Ausserdem drei neue Gat- tungen: Oxyophthalmus: ein kleines Käferchen vom Ansehn des Ptochus porcellus, aber näher mit Phyllobius verwandt, zwischen dieser Gattung und Chloebius Sch. in der Mitte stehend, von der letzteren durch die länger gestreckten Glieder der Fühlerschnur, die Form des Halsschildes und die Stellung der Augen unterschieden; die letzteren erscheinen nach oben zugerundet, nach unten spitz; die Art ist O. Stevenii benannt. — Microlarinus ist mit Rhinocyllus zunächst verwandt und unterscheidet sich durch die fast runden etwas Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 113 gewölbten Augen, durch den ungelappten Vorderrand des Halsschilds, und anders geformte Fühler: diese sind nämlich sehr ‘kurz, etwas dick, kaum gebrochen, der Stiel ziemlich kurz, nach aussen sehr verdickt, die Schnur 7gl., die Glieder alle kurz, an einander ge- drängt, das erste wenig dicker als das 2te, die folgenden allmählig breiter, die Keule fast eiförmig, kurz zugespitzt; eine Art: M. rAino- eylloides. — Ephimeropus von der Form des Bagous lutosus, aber ohne Rinne auf der Unterseite des Halsschilds und mit dicht zusam- menliegenden Vorderhüften,, also mit Hydronomus zunächst verwandt, von dem er sich durch die Bildung der Fühler und der Beine unter- scheidet. Die Fühler sind ziemlich kurz und dünn, die Schnur 7gl., das 2te Glied derselben doppelt so lang als das erste, die folgenden kurz und dicht an einander schliessend. Die Beine sind lang und dünn, die Schienen lang, gegen die Spitze gebogen, an der Spitze mit einem Häkchen bewaffnet; die Füsse lang und schmal, das vor- letzte und letzte Glied länger. Eine Art E. geniculatus. Suffrian (Ent. Zeit. S.87) setzte seine Untersuchungen über die Geschlechtsunterschiede der Ceuthorhynchus- Arten fort. Walton hat seine lehrreichen kritischen Untersuchungen über die britischen Rüsselkäfer in den Ann. of. nat. hist. XIX. fortgeführt, und zwar die britischen Arten der Gattungen Trachyphloeus (S. 217), Omias (S.314) und Otiorhynchus (S.445) gemustert. Eine neue Art ist Otiorhynch. fissirostris Schönh. i. litt. (S.452). Als neue Arten sind beschrieben: von Rosenhauer (Beitr. S.39—57) Sciaphilus bellus, Sitones tenuis, Plintus mucronatus, Otiorhynchus fortis, eremicola, distincticornis, hypocrita, angustior, subquadratus, pauzillus, glabellus, desertus, prolizus; alle aus Tirol, fer- ner Bagous validus, Gymnetron haemorrhous und fuligino- sus aus Ungarn, Nanophyes lateralis von Erlangen; von Küster (Käf. Europ.) Sitones intermedius (IX. 66) von Ragusa und Larinus /ynz (Xl. 92) aus Sardinien; j von Germar (Faun. Ins. Europ. XXIV. 11—12) Mesagroicus occipitalis aus Dalmatien und Platytarsus aurosus aus Sicilien; von Suffrian (Entom. Zeit. S.89) Ceuthorhynchus barbareue vom Ruhrufer bei Arensberg; Von A. Costa (Annal. dell Acad. degli Aspir. nat. 2. ser. I, 8.157) Acalles plagiato fasciatus: „oblongus, niger, dense silaceo squamosus, antennis ferrugineis, rostro confertim punctato, medio obsolete carinato, basi tantum vestito; prothorace antice subito angustato, constrieto, dorso medio impresso,, tuberculis 4 anti- eis fascieulatis aliisque duobus oblongis utrinque postieis; elytris punetato-striatis, interstitiis elevatis tuberculis parvis fascieulatis instructis, fascia lata media fusca et plaga communi pone eam albida Archiv f. Naturgesch. XIV. Jahrg. 2. Bd. H 4114 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der decoratis; long 14-4% 1.”;, auf Disteln am Ufer von Bajae 'bei Neapel; zwischen dem A. dromedarius aus Portugal und A. faseiculatus aus Sieilien in der Mitte stehend; von Allibert (Rev. Zool. S. 14—16) Bruchus obliquus, Jeckelii, glaber und nigrosignatus aus China. von Westwood (Orient. Ent. T. 15) Arrhenodes Xiphias von der Prinz-Wales-Insel (Pinang), Diurus forcipatus ebendaher, Tupho- deres Whitei von den Philippinen. (Auf derselben Tafel sind noch Teramocerus erythroderus Sch. und Calodromus Mellii Guer. ab- gebildet). von Guerin (Rev. Zool. 8.9) Prepodes pietus, elegans und 13 maculatus aus Cuba; vom Ref. (dies Arch. S.124) 4 Bruchus, 2 Stenocerus, 1 Apion, 1 Arrhenodes, 1 Ephebocerus, 2 Brenthus, 1 Taphroderes, 1 Enti- mus, 1 Amitrus, A Naupactus, 1 Listroderus, 1 Megalometis, 2-Eusty- Zus, 1 leomus, 6 Heilipus, 3 Ambates, 1 Toxeutes, 1 Cholus, 1 Cen- trinus, 1 Cylindrocerus, 2 Cryptorhynchus, 1 Macromerus, 1 Coelo- sternus, 1 Cylindrocorynus, 1 Conotrachelus, 3 Zygops, 2 Piazurus, 2 Copturus, 2 Sipalus, 1 EEE 4 Sphenophorus, 2 Cosso- nus, 1 Hylesinus, 1 Platypus. Sitophilus linearis (Hbt.) Sch. wurde von Suffrian (Ent. Zeit. 8. 91) erläutert. Die Naturgeschichte des Apion ulicis ist von Goureau beschrie- ben (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. S.250). Die Larve lebt in den Scho- ten des Ulex europaeus in solcher Zahl, dass der grösste Theil der Samen durch sie vernichtet wird. — Bouche (Ent. Zeit. S. 164) be- obachtete die Larve des Apion radiolus; sie lebt in den Stengeln der Malva, Althaea, Lavatera. Ders. (ebend. S. 165) beobachtete auch die Larve des Polidrosus cervinus. Sie lebt im August in den Spitzen der Eichenzweige, wo sie die Blätter abschneidet und in Quasten einrollt. Die Entwicke- lung geht im Herbst oder folgenden Frühling vor sich. Nach Paul Gervais Bemerkung (Ann. .d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S.xcıv) lebt die Larve des Nanodes Tamarisci in den Frucht- knoten der Tamwarix, und kann dieselben, nachdem sie abgefallen sind, springen machen, bis zu einer Höhe von 2—3 Centim: Das | Springen dieser kleinen Kugeln wiederholt sich in sehr kurzen Zwischepräumen. Die Entwickelung des Gymneiron villosus in vergrösserten Früch- ten der Veronica Anagallis wurde von Loew beobachtet und be- schrieben (Allg: deutsch. natur-hist. Zeit. 2. Jahrg. S. 290). Die Verwandlungsgeschichte der Lizus iunei beobachtete Ro- senhauer (Beitr. S. 133) in Tirol, auf Beta ciela. Im Juni fanden- sich ausgewachsene Larven, Puppen und frisch entwickelte Käfer zu gleicher Zeit in den 3—4” hohen fruchttragenden Stengeln vom Wur- ‚ Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 115 zelstock an bis in die Zweige. In kleinen Stengeln lebten nur ein- zelne, in grossen, dieken wohl 80 Larven bunt durch einander, im Zellgewebe fressend, so dass manche Stengel vom Wind umgeworfen wurden. Waren die Käfer ausgefärbt, so gingen sie aus den runden Löchern heraus, liefen an den Stengeln auf und ab, und bewegten sie. Die 6” lange Larve hat grosse Aehnlichkeit mit der des Lix. gemellatus. Fischer (Entom, Zeit. 8.6) theilte die Bemerkung mit, dass Periteles griseus den Rosenstöcken sehr nachtheilig wird, indem er die noch unentwickelten Augen derselben, und mit sicherer Auswahl die Knospen der edlen (harzreicheren) Rosen aufzufinden weiss, wäh- rend er die an den Zweigen des Wildstammes unberührt lässt. Er vereitelt auf diese Weise oft den Erfolg des Oculirens. i Euteles Vigorsii Sch. ist in Paris aus den Stämmen der Zamia spiralis erzogen worden (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. 13). Guerin hat in einem Mandelbaum einen Eccoptogaster gefun- den, den er für neu hält und E. Amygdali nennt; er soll sich durch einen Bauch ohne Vorragung und einen stark sägeförmig gezähnelten Hinterrand der Flügeldecken auszeichnen. (Ebend. S. xrıy.) Cerambyeini. Eine Uebersicht über die Cerambycinen Nord- america’s ist von Haldeman geliefert (Materials towards a history of the Longicornia of the United States: Transact. Amer. Philos: Soe. Vol. X. S.27—66). In Massachusetts kommen etwa 100, in Pen- sylvanien 132, in den Vereinigten Staaten überhaupt 270 Ceram- byeinen vor, während in Frankreich 180, in England nur 64 Arten sich finden. Fünf Arten hat Nordamerica mit Europa gemein: Crioce- phalus rusticus, Hylotrupes baiulus, Phymatodes variabilis, Callı- dium sanguineum, Clytus gazella, Monohammus sutor, Pachyta 6 maculata, überhaupt hat die Cerambycinen- Fauna Nordamerica’s grössere Uebereinstimmung mit Europa als mit Südamerica, und die Gattungen Prionus, Oberea, Rhagium, Pachyta, Strangalia, Lep- tura u. a. m. mit Europa, mit Südamerica aber Mallodon, Calli- chroma, Eburia, Amniscus, Oneideres, Hippopsis, Amphionycha und Distenia gemein, während Elaphidium, Desmocerus, Tetraopes, Dor- caschema u. a.ıals Nordamerica eigenthümlich erscheinen; Inder Anordnung ist der Verf. dem Dejeauschen Catalog gefolgt, nicht aber in den Bestimmungen, in welchen er dem älteren Melsheimerschen Catalog den Vorrang. eingeräumt hat. Ueberdies war eine: grosse Zahl der von Dejean benannten Arten schon von Say unter anderen, meist Knoch-Melsheimerschen Arten beschrieben. Die Larven einiger Cerambycinen sind von Perris beschrieben. (Observations sur les lJarves du.Clytus arietis, de la Saperda punctata et de la Grammoptera ruficornis, pour servir ä l’histoire des Lon- gieornes; Annal. d. }. Soc. Ent. d. Fr, 8,547. T. 9.) H* 116 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Prionii. Als neue Arten sind von Haldeman (a.a. O.) 1 Mal. lodon aus Nordamerica, von Ref. (dies Arch. S.138) 1 Mallodon 1 Psalidognathus und 2 Pyrodes aus Peru aufgestellt. Cer. genuini. Neue Gattungen sind: Anoplium Haldeman (a. a. O. S. 34) stimmt mit Elaphidium überein, nur dass Fühler und Flügeldecken unbewehrt sind und die Behaarung gleichmässig ist; zwei Arten: A. pubescens (Stenoc. pub. Melsh.) und A. unicolor (Sap. unicol. u. Sap. scutellata Melsh.) Tylonotus Desselb. (S. 37). Eine Abzweigung von Mallocera. Der Körper gewölbt, mit kleinen Rauhigkeiten, die Fühler leicht haarig, stark, plötzlich verdünnt, wenigstens so lang als der Körper, zusammengedrückt, mit einer Rinne auf der Vorderkante des dritten Gliedes, welches das längste ist, länger als das erste und zweite zu- sammen; Halsschild ziemlich kuglig, mit geglätteten Höckern; Flügel- decken unbewehrt; Schenkel verdickt. Eine neue Art, T. bimacula- tus, aus einer abgestorbenen Esche. Smodicum (Dej.) Desselb. S.38). Der Körper schlank, sehr flach, geglättet und fein punctirt; Kopf und Mandibeln vorgestreckt, Augen vorragend; Fühler fast fadenförmig, kürzer als der Körper; Halsschild flach, länger als breit, mit gerundeten Seiten; Prosternum vorn auf jeder Seite mit einer grossen nierenförmigen Aushöhlung, Flügeldecken gleich breit; Schenkel verdickt. Eine Art: $. cuewü- forme, Callid. cucuif. Say, S. melanocephalum De). Physocnemum Desselb. (S.38). Halsschild ziemlich kuglig, hinten verschmälert, filzhaarig, eine Rückenlinie und zwei Höcker hinter der Mitte der Oberseite ausgenommen; Taster leicht beil- förmig; Fühler 11gliedr., beim g° länger als der Körper und borsten- förmig, beim @ von Körperlänge und fast fadenförmig;, Flügeldecken oben flach, rauh punctirt, mit glatten erhabenen Rippen von blasser Farbe; die Wurzel fast rechteckig mit vorragenden Ecken, die Sei- ten gegen die Mitte hin zusammengedrückt, die Spitzen klaffend und einzeln stumpf gerundet; Sckenkel keulförmig. Eine Art, P. brevr- lineum, Callid. brevil. Say., Call. antiquum Dej. Stenosphenus (Dej.) Dess. (S.39). Kopf klein, Fühler borsten- förmig, bei den Weibchen kürzer, bei den Männchen länger als der Körper, die meisten Glieder an der Spitze gedornt; Halsschild glatt, ziemlich kuglig, unbewehrt; Schildchen halbkreisförmig; Flügeldecken verschmächtigt, an der Spitze zweidornig; die Schenkel leicht ver- diekt. Eine nordamericanische Art, S. notatus (Ol.) S. discicollis Dej. Diozxodes Desselb. (S.42), Körper länglich, niedergedrückt, glänzend; Kopf vorgestreckt, das Endglied der Max.-Taster walzen- förmig, an der Spitze abgestutzt; Augen vorragend; Fühler 11gl, fast fadenförmig, sehr dünn, das Wurzelglied ziemlich lang und nach aussen erweitert, das 2. Gl. kurz, das 3. Gl. kürzer als das erste, das 4. Gl. ein wenig länger als das dritte, das 5te das längste, die folgenden bis zur Spitze allmälich an Länge abnehmend; Halsschild mit einer Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 117 Querrinne an jedem Ende, niedergedrückt, länger als der Kopf, hin- ten stark eingeschnürt, die Seiten vor der Mitte in einen grossen Höcker vorragend; Flügeldecken mit Haartragenden Puncten, hinten breiter werdend, an der Spitze gemeinschaftlich gerundet; Schenkel keulförmig; der erste und zweite Hinterleibsring ganz verschmolzen. Eine Art: D. pallida, Callid. pall. Say, Rhag. nitidum Melsh. Cat., Obrium lepidum De). Nothrus Desselb. (S.43). Körper schlank; Fühler borsten- förmig, länger als der Körper, unten mit einer Reihe feiner Haare gewimpert, das Grundglied an der Spitze plötzlich erweitert, das 2.Glied £ so lang als das dritte, dieses mit dem 4ten gleich lang, das äte das längste, das 1ite kürzer als das vorletzte; Halsschild ver- längert, die Seiten dem Kopf sich anschliessend, schwach gerundet, hinten plötzlich verjüngt; ein breiter Eindruck längs der Rückenlinie; Schildchen an der Spitze gerundet; Flügeldecken gleichbreit, oben fachgedrückt, an der Spitze gemeinschaftlich gerundet; die Beine schlank, die Schenkel keulförmig. Ansehn von Ancylocera. Eine neue Art N. fuscus von 2%" Länge. Neue Arten sind Hamaticherus marmoratus Westwood (Orient. Ent. T.5. F.1) vom Himalaja, C/ytus arabicus Küster (Käf. Europ. X. 95) aus der Türkei, Callidium barbipes (Dahl.) Desselb. (ebend. VIII. 87) aus der Lombardei, Illyrien, Ungarn und Siebenbürgen. Ferner sind von Haldeman (a. a. O.) 1 Pupuricenus, 1 Cera- sphorus, 6 Elaphidium, 2 Anoplium, 4 Asemum, 2 Callidium, 1 Ty- lonotus, 1 Eriphus, 8 Clytus, 1 Nothrus, 1 Heterachthes, 1 Stizocera, 1 Necydalis und 1 Molorchus als neue nordamerikanische Arten be- schrieben, denen Ders. (Proceed. Acad. Philad. Il. S. 150) noch Eburia distincta und Enaphalodes simplicicollis aus Georgien hinzufügte. Endlich stellte Ref. (Dies Arch. S. 139) 1 Ancylosternus, 1 Xestia, 2 Eburia, 3 Mallocera, 1 Ibidion, 1 Malacopterus, 1 Achrysum, 1 Chrysoprasis als neue Arten aus Peru auf. Sturm bestättigte es, dass der von ihm abgebildete Purpuricenus Dalmatinus in Dalmatien einheimisch sei (Entom., Zeit. S. 57). Die Larve des C/ytus arietis beschrieb Parris (a. a. O.) sie wird 15 Millim. lang und ist ganz fusslos (?). Der Verf. fand sie in abgestorbenen Zweigen des Maulbeerbaums, der Sycomore und der Traubenkirsche. Lamiariae. Neue Gattungen sind: Hyperplatys Haldeman (a. a. O. 8.49). Von Liopus abge- zweigt, wovon sie durch die oben flachen, an der Spitze einzeln aus- gerandeten Flügeldecken abweicht. Das Schildchen dreieckig an der Spitze gerundet; hierher drei Arten, unter denen H. maculata (Cer. 118 Erichson; Bericht über die wissensch. Leistungen in'der punctatus u, maculatus Melsh. Leiop. tigrinus? Dej.) und H. aspersa (Lam. aspersa, Say, Leiop. puellus? De;j.): Hetoemis Desselb. (S.54). Körper schlank, Kopf vorgezo- gen, etwas breiter als das Halsschild; Augen vorragend;, Fühler dünn borstenförmig, doppelt so lang als der Körper, das 3te Glied das längste und doppelt so lang als das Ate, das te etwas länger als das 4te, die folgenden allmählich an Länge zunehmend; Taster schlank, zugespitzt; Halsschild schmäler als Kopf und Flügeldecken, walzen- förmig, länger als breit, vorn und hinten mit einer Querrinne; Flü- geldecken an der Wurzel rechteckig, oben gewölbt, mit herabgebo- genen Seiten, fast gleichbreit, hinten verschmälert und in eine Dorn- spitze vorgezogen; Beine mässig lang, die Vorderbeine die längsten; die Schenkel kräftig. Eine Art: A. juglandis, (Sap. jugl. Knoch, Hetoem. cinerascens Dej.) j AtimiaDesselb. (S.56). Körper kräftig, theilweise mit kurzen anliegenden Haaren bekleidet; Kopf klein, niekend; Augen vorragend, ‘tief ausgerandet, das Halsschild überragend; Fühler fast fadenförmig, von % der Körperlänge (9), das 1ste Gl. stark, das 2te fast halb so lang als das 3te, das öte das längste, die folgenden fast gezahnt, all- mählich kürzer, das 11te spindelförmig, zugespitzt; Halsschild breiter als lang, an den Seiten gerundet, nach vorn plötzlich verengt; Schild- chen an der Spitze gerundet; Flügeldecken oben gewölbt, hinten verschmälert, an der Spitze abgeschnitten; Beine kurz, schwach; Schenkel leicht keulförmig. Eine neue Art: , 4. tristis aus Pen- sylvanien. Atazia Desselb. (8.56). Körper ziemlich schlank; Fühler borstenförmig, so lang als der Körper oder etwas kürzer; das 4te Glied das längste; Halsschild fast eylindrisch, so lang als breit, an den Seiten mit einem kurzen Dorn; Schildchen dreieckig; Flügel- decken oben gerundet, nach der Spitze allmählich verschmächtigt, diese abgestutzt; Beine schlank, Schenkel leicht keulförmig. —- Gleicht Urocalymma Westw. in der Bewaffnung des Haldsschilds und der Körperform, die Flügeldeckenspitze ist aber nicht verlängert, Eine neue Art, A. sordida aus Alabama. Erphaea des Ref. (Dies Arch. S.144) mit Acanthoderes nahe verwandt, unterschieden indess durch vorragende Mittelbrust, und gleich schmales, dreikantiges erstes Fühlerglied. Das Halsschild halb so breit als die Flügeldecken, höckrig, an den Seiten gezahnt; die Flügeldecken uneben; die Beine kurz mit stark keulförmigen Schen- keln. Eine neue Art aus Peru. Cebelura Desselb. (ebend. S. 149) mit Colobothea verwandt, ipdess durch flachern Körper und vorragende Mittelbrust unterschie- den. Die Beine sind mittellang, die Schenkel leicht verdickt. Das Weibchen hat eine kegelförmige Legeröhre. Eine neue Art aus Peru. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 119 Als neue Arten sind beschrieben: von Rosenhauer (Beitr. 8.49) Deroplia oblique truncata aus Ungarn; von Küster (Käf. Europ.) folgende Dorcadion: parallelum Sturm (VIM. 79) aus der Türkei; italöcum Dej. (X. 99) aus Italien; eaucasicum St. (X. 98) vom Kaukasus; /emniscatum St. (VI1]. 89) von Triest und Istrien; «ezil/are Küst,. (VIII. 85) vom Balkan; su/cipenne Küst. (VIll. 87) vom Raukasus und der Türkei; albolineatum St. (VIII. 86) von Constantinopel; 4lineatum St, (VI. 82) aus Spanien; Murray: Koll. (VIII. 84) aus Ungarn; pu- sillum Besser (Vl1I. 90) aus Podolien und Griechenland; von Westwood (Orient. Ent. T.5. F.2—5): Phryneta mar- garitifera von Nepal, Gnoma? plumigera von Java, Mono- hammus punctulatus und Westwoodii (Melly) vom Himalaja; von Guerin (Rey. Zool. S.8) Xylorhixa spumans von der Weihnachtsbai; von Haldeman (a. a. O.) 1 Acanthoderes, 1 Aegomorphus, 10 Amniscus, 2 Hyperplatys, 1 Liopus, 1 Exocentrus, 1 Pogonoce- rus, 1 Desmiphora, 4 Monohammus, 1 Tetraopes, 1 Hebestola, 1 He- toemis, A Saperda, 1 Polyopsia, 1 Atimia, 1 Atawia, 6 Oberea, 2, Phytoeria; vom Ref. (Dies Arch. S. 142) 2 Oreodera, 3 Acanthoderes, 1 Er- phaea, 1 Lagochirus, 1 Eutrypanus, 3 Leptoscelis, 11 Liopus, 1 Des- miphora, 1 Oncideres, 1 Trachysomus, 2 Hypselomus, 4 Colobothea, 1 Cobelura, Liopus punctulatus (Payk) wurde von Germar (Faun. Ins. Europ. 24. 13) abgebildet und als Vaterland „Schweden, Kurland und Frankreich” bezeichnet; der Käfer findet sich aber auch in Deutsch- land, namentlich in der Gegend von Berlin, auf Espen. Die Synonymie des Xyloteles griseus wurde von Guerin (Rev. 2001. 8.169) kritisch untersucht und auf folgende Weise festgestellt: 1 X. griseus White, Saperda grisea F., Lam, heteromorphu Boisd., Aylat. lentus Newm., Xyl. griseus Westw. Arc. text. — 2 X. West- woodii Guer, Xyl. griseus Westw. Taf. — Da der Unterschied nur in der Färbung beruht, Westwood aber von der grünen Färbung seines Käfers nichts sagt, so fragt es sich, ob dieselbe nicht durch eine Nachlässigkeit im Ausmalen entstanden sei, Die Larve des Pogonocerus pilosus ist von Bouch£ beobachtet. (Ent. Zeit, S.165). Sie lebt im Holze todter Apfelbäume, worin sie verticale Gänge frist; die Entwickelung findet im Juni statt. — Fair- maire (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Bull, S.XVII) fand die Larve des- selben Käfers in der Mistel der Acacia, wenigstens fand sich Sa, todter Käfer dieser Art in demselben Stamme mit der Larve. BT“ 120 Erichson': Bericht über die wissensch. Leisttingen in der Die Larve der Saperda punctata ist von Perris (a. a. O.) be schrieben; sie ist 20—22 Millim. lang, fusslos und sehr weich. Sie lebt in Ulmen. In ihrer Jugend frisst sie unter der Rinde, später bohrt sie sich zu einer Tiefe von 2—5 Centim. in das Holz ein, und macht dort einen im Durchschnitt elliptischen Gang. Nach der Mei- nung des Verf, frisst sie nicht länger als 1 Jahr. Als ein in einigen Gegenden Frankreichs dem Getreide nachthei- liges Inseet macht Guerin die Saperda gracılis bemerkbar. Die Larve lebt im Innern des Halmes. Wenn sich das Getreide der Reife nähert, brechen alle Aehren der von der Larve bewohnten Halmen ab, so dass die kahlen Halmen stehen bleiben. Der Käfer erscheint im Juni, wenn das Getreide schon in Blüthe steht, bohrt ein kleines Loch neben der Aehre und legt ein Ei hinein. Die junge Larve frisst den Halm neben der Aehre ringförmig bis auf die Epidermis durch, steigt dann in den Halm herab, indem sie einen Knoten nach dem andern durchbohrt, und schlägtihren Wohnsitz 5--8Centm.über derErde auf, wo sie auch überwintert. Sie ist zur Erndtezeit schon ausge- wachsen. Im Anfange des Juni im nächsten Jahre verpuppt sie sich und nach wenigen Tagen erscheintschon der Käfer. Zur Vertilgungschlägt der Verf. vor, entweder das Getreide unmittelbar über der Erde zu schneiden oder die Stoppeln abzubrennen, (Compt. rend. XXIV. S.268; Rev. Zool. S.57; Ann. d, l, Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. XV.) Vergl. die Geschichte der Agapanthia marginella im Ber. f. 1845. Lepturetae. Als neue Arten wurden von Haldeman (a. a 0.) 7 Toxotus, 8 Pachyta, 5 Strangalia, 9 Stenura, und 5 Leptura beschrieben, denen Ders. (Proceed. Acad. Philad. 11. S. 151) noch eine neue Art, Stenura? cyunea, vom Oberen See, zufügte. Die Larve der Grammoptera ruficornis ist von Perris (a. a. O.) beschrieben. Eine weisse Larve von 9 Millim. Länge, und von der Form der Rhagien-Larven, welche in abgestorbenen Stengeln des Hibiscus Syriacus (Althaea) lebt. Später fand der Verf. sie auch im Epheu. Chrysomelinae. Criocerides: Major Blanchard be- obachtete die Verwandlungsgeschichte der Donacia Nymphaeae. Die Eier werden auf die Blätter der Nymphaea alba gelegt, 30—40 an der Zahl. Sie schlüpfen in der Mitte des Juli aus. Die Larven hiel- ten sich bald über, bald unter dem Wasser auf, und waren Ende Augusts ausgewachsen. Dann liessen sie sich zu Boden fallen oder stiegen am Blattstiel herab, um an geeigneten Stellen ihr Tönnchen zu bilden. (Rev. Zool. S. 384.) Als neue Arten sind Donacia cuprea, indica, biimpressa, aurichalcea, rutila, nana und Orsodacne tricolor, aus Nord- amerika, von Melsheimer (Proceed. Acad. Philadelph. III. S. 160), Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 121 ferner 1 Lema aus Peru von Ref. (Dies Archiv S. 150) auf- gestellt. Megalopides. Eine neue Art ist Mastostethus Anototus des Ref. (ebend.), ebendaher. Cassidariae. Einen zweiten Beitrag „zur Entwickelungs- und Ernährungsgeschichte einiger Schildkäfer-Arten” lieferte Cornelius (Entom. Zeit. S. 346). — Dass die grünen Cassida Murraea die erste Färbungsstufe dieser Art ausmachen, ist von Pflümer (ebend. S. 71) und von Hornung (Bericht des naturwissensch. Vereins des Harzes f. d. J. 1846—7) nachgewiesen. — Die Naturgeschichte derselben Art (©. maculata) beschrieb Leon Dufour (Ann. d. sc. nat. VII. S. 14,) — Ueber die Ausfärbung der Cassa lucida schrieb Hornung (Ber. ..d. nat. Vereins d. Harzes f. d. J. 1847—8). Eine Abbildung dieser Art lieferte Germar (Faun. Ins. Europ. 24. 15). Als neue Arten sind von Melsheimer (Proceed. Acad. Philad. lli. S.161) Microrhopala porcata aus Nordamerica, vom Ref. (Dies Arch. S.150) 2 Anoplitis, 1 Cephaloleia, 1 Calyptocephala, 1 Polychalca, 1 Canistra, 7 Cyrtonota, 1 Cyphomorpha, 1 Omapsi- des, 1 Acromis und 10 Cassida aus Peru aufgestellt. Unter Cassida hat Ref. Deloyala, Coptocycla und Cassıda Dej. vereinigt. Es kommen hier Arten vor mit an der Wurzel gezahnten, kammförmig gezahnten und einfachen Klauen. — Die neue Gattung Canistra weicht von Discomorpha Chevr. nur durch die Bildung der Fühler ab, deren Glieder vom ?ten an gleich lang sind oder an Länge allmählich zunehmen, und von denen die 6 letzten dicht und ‘ fein behaart sind (bei Discomorpha nur 5). Chrysomelariae. Als neue Arten sind folgende aufgestellt: von Rosenhauer (Beitr. S. 63) COrysomela relucens aus Tirol; von Leon Dufour (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. 104) Cyrtonus Dufourii (Dej.) aus den Gebirgen von Spanien und, Süd- frankreich, wo sie unter Steinen im Februar, wenn noch Schnee liegt, vorkommt und schon im März verschwindet; von Melsheimer (Proceed. Acad. Philadelph. S. 175) Gastro- physa aenea, cyanea und Phaedon viridis, aus Nordamerica; vom Ref. (Dies Arch. S. 155) 12 Doryphora, 1 Proseicela, 2 Deuterocampta, 2 Desmogramma, 1 Cosmogramma, 1 Calli- grapha, 5 Plagiodera, 1 Stenomela aus Peru. Die neuen Gattungen Desmogramma und Cosmogramma sind auf Kosten von Zygogramma Chevr. gebildet, deren Arten zwar in der Zeichnung Uebereinstimmung zeigen, aber in der Bildung der Taster und Klauen sehr abweichen. Bei Zygogramma ist das End- 122 Erichsons Bericht über die wissensch. Leistungen in der glied‘ der Max.-Taster ‚grösser als das vorige, abgestutzt, das Klauen- glied unten einzähnig, die Klauen dicht an einander schliessend. Bei Desmogramma ist das dritte Glied der M.-Taster etwas verdickt, das Endglied sehr kurz; das Klauenglied unten an der Spitze schwach gezahnt, die Klauen einfach, auseinanderstehend. Bei Cosmogramma ist das Endglied der Max.-Taster verdickt, das Klauenglied unten zweizähnig, die Klauen einfach, etwas genähert. — Stenomela ist eine eigenthümliche Gatt. von so stark verlängerter Form, dass sie auf den ersten Anblick einer Stenochia gleicht. An den Tastern ist das Endglied frei, länglich eiförmig. Die Klauen sind einfach, Eumolpides. Als neue Arten sind aufgestellt: von Melsheimer (Proceed. Acad. Philad. III. S. 168) Meta- chroma thoracica, melanura, Eumolpus longipes, villosu- lus, pubescens, curtipennis aus Nordamerica, vom Ref. (Dies Arch. S.159) 8 Coluspis, 1 Prionodera, 7 Chal. eophana, 1 Pleuraulaca, 2 Chalcoplacis, 2 Habrophora, 1 Typopho- rus, 1 Eumolpus und 1 Myochrous aus Peru. Die neue Gatt. Habrophora steht zwischen Fidia und Hersilia Dej. in der Mitte: von der ersteren weicht sie durch ausgerandete Augen, von der letzteren durch dünne Fühler ab. Cryptocephalides. Kevision der europäischen Arten der Gattung Cryptocephalus von Suffrian (Linnaea Ent. ]I. S.1). Eine umfassende Arbeit, von welcher hier nur die erste Hälfte vorliegt. Der Verf. theilt die europäischen Cryptocephalen in drei Gattungen. 1. Schildchen deutlich. a. Mittelbrust flach: Cryptocephalus. — b. Mittelbrust längsrinnig: Pachybrachys. — 2. Schildehen nicht sicht- bar: Stylosomus.n.g. (P. minutissimus Dej.). Die Hauptmasse der Arten (150 im Ganzen) enthält Cryptocephalus, welche Gattung aber in eine grössere Reihe von Unterabtheilungen gegliedert ist, und zwar, so weit die Bearbeitung reicht, auf folgende Weise: 4.1. Or. cynarae Friy. n.sp. von der Span. Halbins. — 2. Cr. curvilinea Ol. (Bpunctatus Sch., ornatus Herr. Schäff., Dahl Dej.). B. 1. 3. Cr. 6maculatus Ol. — 4. tristigma Charp. — 5. hirti- collis Parr. n.sp. aus Calabr. u. Sicil. — 6. ileis Ol. 1. 7. daeticus n.sp. aus Spanien. — 8. rugicollis Ol, — 9, virgatus Gene. — 10, /aetus F. UI. 11. ‚Or. imperialis F. — 12. pezxicollis n,sp. im südwestl. Europ. — 13. coronatwus Kunz, n.sp. von Sarepta, — 14. alboli- neatus.n.sp. aus Tirol. IV. a. 15. Or. bimaculatus F. — IV. b. undatus n.sp. aus Ar- menien. V. 16. Cr. Loreyi Sol. — 17. informis n.sp, aus Piemont, — 18. Horentinus Ol. — 19. cordiger (L.). — 20. distinguendus Schn. — 21. variegatus F. — 22. variabilis Schn, — 23. 6punctatus (L.) Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1847. 123 — U. interruptus Meg. — 25. eribratus n.sp. von Constantinopel. — 26. daevicollis Gebl. auch aus der Türkei. — 27. Apunctatus Ol. — 28. fasciatus Dej. Herr.Schäff. — 29. Zusötanicus Mus. Ber. n. sp. aus Portugal. — 30. coryli (L.). VI. 31. Or. coloratus F. — 32. halophilus Gebl. — 33. nigri- tarsis n.sp. von Sarepta. — 34. flexuosus Parr. Herr. Schäff. — 35. Ypsilon Parr. (gamma Herr. Schäff., maculipes Zoubk.). — 36. rubi Men. (Cat. rais. 238. 1134). — 37. Böhmäl J1l. Germ. VII. 38. Cr. elongatus Zel. Grm. — 39. violaceus F. — 40. vi- rensn.sp, dem vorigen täuschend ähnlich, aus Volhynien. — 41. duplicatus n.sp. vom Caucasus. — 42. concolor Sufl., unicolor Fald. ebendaher. — 43. sericeus (L.). — 44. aureolus n. sp. dem vorigen täuschend ähnlich, aus dem südl., westl. und mittleren Europ. — 45. hypochaeridis (L.) vielleicht nur kleinere Abänd. des Cr. seri- ceus. — 46. globicollis n.sp. aus Südeuropa. VII. 47. Cr. lobatus F, (2 haemorrhoidalis F.). — 48. cyanipes Dej. n.sp. aus Piemont und Oesterreich. — 49. villosulus Meg, n.sp. aus Oesterreich. IX. 50. Cr. 12punctatus F. — 51. stramineus n.sp. aus Süd- russland. — 52. sulfureus Ol. — 53. laevigatus n.sp. aus Südruss- land. — 54. pini (L.). — 55. abietis Kn.n.sp. aus Deutschl. u. s. w- x. 56. Cr. nitens (L.). — 57. nitidulus Gyll. — 58. marginellus Ol. — 59. favipes F. — 60. Anustulatus Gyll. — 61. Aguttatus Koy, Germ. — 62. creticus n.sp. von Kreta. — 63. avoguttatus Ol. — 64. Ramburii Dej. n.sp. aus Andalusien. — 65. Moraei (L.). — 66. signatus Ol. — 67. Asignatus Dej. n.sp. aus Südfrankreich. Saunders hat seine Bearbeitung der neuholländischen Crypto- cephalen fortgesetzt und drei neue Untergattungen beschrieben: 1. Pleomorpha S.268: (Transaet. Ent. Soc. Lond. IV. S. 268 u. 293. 7.15. F.4—6). Die Fühler kaum von halber Körperlänge, die 5 letzten Glieder eine sägeförmige Keule bildend; der Körper kuglig, das Halsschild hinten über das Schildchen verlängert und dasselbe grösstentheils bedeckend; die Vorderfüsse etwas verlängert: Pl. Dar- winii von Adelaide, rwficollis von Vandiemensland, rwfipes ebendaher, concolor aus Neuholland, atra aus dem westl. Neu- holland. (Kommt Ditropidus Chev. sehr nahe, und die letzten Arten gehören vielleicht wirklich dahin). 2. Ohloropisma (5.293) kommt Idiocephala am nächsten und unterscheidet sich durch die längere und weniger walzenförmige Ge- stalt und das Verhältniss der Fühlerglieder; das 2te Glied ist kug- lig, das 3te, Ate und Öte dünn, das 4te das kürzeste und etwa nur halb so lang als das 5te. — Eine neue Art Ch. viridis aus Neusüd- wallis. 3. Lachnabothra (S.294) gleicht Onchosoma; die Fühler sind etwa halb so lang als der Körper, fadenförmig; das Halsschild sehr gewölbt, am Hinterrande etwas vorgezogen, auf der Oberfläche mit 124 Erlichsoni Bericht über die wissensch. Leistungen in der kleinen unregelmässigen Gruben, flaumig behaart. Das Schildchen ziemlich gross, viereckig, nach hinten etwas erhaben. Eine neue Art, L. Hopei, von Neusüdwallis. Als neue Arten sind bekannt gemacht: von Rosenhauer (Beitr. S.63) Labidostomis distinguenda aus Tirol; von Küster (Käf. Europ. IX. 100) Coptocephala melanocephala (Dahl.) aus Dalmatien; von Melsheimer (Proceed. Acad. Philadelph. II. S. 170—174) Cryptocephalus M.nigrum, atomarius, trinotatus, castus, aesculi, pectoralis, hepaticus, tridens, flavicornis, lu- teipennis, mutabilis, clathratus, sulphureipennis, for- mosus, hamatus, pretiosus und Monachus viridis aus Nord- america; vom Ref. (dies Arch. S.164) 1 Pachybrachis aus Peru. Galerucariae. Zur Naturgeschichte der Galeruca tanaceti lie- ferte Hornung (Bericht des naturwissensch. Vereins des Harzes f. d. J. 1847—48) einen Beitrag. Gegen Anfang des Mai bemerkte er auf Achillea millefolium eine grosse Menge einer schwarzen Larve, welche ausgewachsen gegen 5 Lin. lang war. Sie verschwanden im Juni immer mehr und mehr, während die Käfer sich zu Tausenden vermehrten. Als sie die Schafgarbe verzehrt hatten, begannen sie eine Wanderung nach Osten, obgleich nach Westen, nur durch einen Weg getrennt, die Achillea iu Menge wuchs. Auf ihrer Wanderung wurden namentlich Georginen, ferner Campanula rapunculoides, Cen- taurea scabiosa und Jacea, Dianthus barbatus, Gypsophila glauca, Stachys intermedia, Tanacetum balsamita und vulgare von ihnen stark befressen, während Dianthus plumarius, mehrere Salvien, Hieracien, Thymus, Hyssopus, einige Schirmpflanzen, Fumaria, Nepeten, Poten- tillen, Alcea, Stachys lanata und recta verschont blieben. An den Sträuchern hatten sie nicht nur nicht gefressen, sondern sie meist ganz umgangen. Die Larve schien sich strenger an Achillea millefolium zu halten, doch hatte sie auch einen Aster hyssopifolius ganz entblättert; an Tanacetum vulgare bemerkte der Verf. dagegen keine. Als neue Arten wurden von Küster (Käf. Europ. IX. 81) Adi- monia pallidipennis aus der Türkei; von Melsheimer (Proceed, Acad. Philadelph. III. S.161) Galeruca femoralis und Calomicrus thoracicus aus Nordamerica; vom Ref. (dies Arch. S.165) 1 Coe- lomera, 5 Galeruca, 23 Diabrotica, 3 Ceratoma und 2 Luperus aus Peru aufgestellt. Halticae. Bouche (Ent. Zeit. S. 165) beobachtete die Larve der Haltica Erucae im Juli auf Eichenblättern; sie weicht von der H. olecacea etwas ab, und der Verf. glaubt daraus mit Recht auf die Artverschiedenheit der Käfer schliessen zu können. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 125 Als neue Arten sind bekannt gemacht: von Märkel (Ent. Zeit. S.86) Balanomorpha caricis aus der Sächs. Schweiz, dem Riesengebirge und Krain; von Rosenhauer (Beitr. S.60) Aphthona lacertosa und Tei- nodactyla obliterata aus Ungarn und Plectrascelis angustata aus Tirol; von Küster (Käf. Europ. IX. 86) Crepidodera semirufa aus Sardinien; von Melsheimer (Proceed. Acad. Philad. Ill. S. 163): Oediony- chis fallax, limbalis, scalaris; Pachyonychus paradozus; Disonycha abbreviata; Graptodera Kalmiae,; Systena blanda; Crepidodera violacea,erythropus, fuscoaenea, hirtipennis, atriventris; Psylliodes punctulata,;, Aphthona rubicunda; Thyamis melanura, testacea, Dibolia aerea,; Chaetocnema minuta, semichalcea, pulicaria, Sphaeroderma? insolita aus Nordamerica; vom Ref. (dies Arch. S.171) 1 Palopoda, 7 Oedionychis, 3 Ho- mophoeta, 1 Lactica, 2 Graptodera, 2 Diphaulaca, 2 Cacoscelis und 2 Ocnoscelis aus Peru. Die neue Gatt. Palopoda des Ref. gehört zu den Halt. Oedi- podes Jll.; das Endglied der Taster ziemlich lang und dünn, zuge- spitzt, das vorletzte der Maxillartaster etwas verdickt; die Zunge hornig, vorgestreckt; die Klauen an der Wurzel gezahnt; das Hals- schild halb so breit als die Flügeldecken, ohne Eindruck. — Unter Homophoeta sind Ptena und Omophoita Chev. vereinigt; die Gatt. unterscheidet sich von Oedionychis dadurch, dass die Hinterschenkel nicht so stark verdickt sind und dass das Klauenglied der Hinterfüsse keulförmig, nicht kuglig verdickt ist. — Unter Luciica sind Mono- macra, Strabala und Lucpatica Chev. vereinigt; das Endglied ist an den Maxillartastern kleiner, kegelförmig, an den Lippentastern dünn, nadelförmig; die Hinterschenkel sind schwach verdickt; die Klauen an der Wurzel gezahnt; das-Halsschild an der Wurzel mit einer tie- fen Querfurche, welche auf jeder Seite abgekürzt und von einer kleinen Längsfurche begränzt ist. — Die neue Gatt. Ocnoscelis endlich ist mit Oedionychis und Homophoeta verwandt, die Hinter- schenkel sind aber nur schwach verdickt, und das Klauenglied der Hinterfüsse einfach; von anderen verwandten Gattungen unterscheidet sie sich durch auseinander stehende Beine, sehr lange Fühler und flache Form. Coloboderides. Diese Fam. ist vom Ref. (dies Arch. S, 174) begründet. Sie hat 5gliedr. Füsse, das 4te Glied sehr klein, das dritte unten mit einem häutigen Heftlappen; die Fühler faden- oder kammförmig. Die früheren Stände stimmen mit denen der Chryso- melinen und Erotylenen überein, namentlich mit denen der letzteren, Hierhin gehören die Gattungen: 1. Chelonarium F., 2. Ptilodactyla 126 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Dej., 3. Colobodera Kl., 4, Brithycera des Ref. — Diese neue Gat- tung zeichnet sich durch eine längliche, Lycus-ähnliche Form und verdickte, zusammengedrückte, haarige Fühler aus. Der Kopf ist frei. . Das: Endglied der Maxillartaster ist eiförmig, das der Lippen- taster. beilförmig; die Mittelbrust einfach; das 3te Fussglied klein, mit rundlichem Heftlappen, das Ate sehr klein und versteckt; die Blauen einfach, Eine neue Art aus Peru, — Ebendaher sind auch 2 neue Arten von Pirlodactyla (ebenda). Erotylenae. Ref. (ebenda S.175) theilte diese Fam. in drei Gruppen: Er. genuinae, Triplacinae und Engidae. Bei der letzten, zu welcher auch Languria gehört, sind die Epimeren der Hinter- brust bedeckt, bei den anderen beiden, die sich durch die Bewaff- nurg der Maxillen unterscheiden, sind sie frei. — Eine neue Gatt. Prepopharus ist aus Lacordaire’s div. 2u.3 von Scaphidomorphus gebildet, welche sich durch eine lange, dreieckige, zugespitzte Zunge, schmale, dieselbe nicht überragende Nebenzungen und 2 lange dünne Haken an der inneren Maxillarlade auszeichnet. Als neue Arten aus Peru sind a.a. O. 8 Erorylus, 1 Bacis, 1 Homoeotelus (Omoiotelus), 1 Priotelus, 2 Prepopharus, 8 Brachysphenus, 2 Aegithus, 1 Cocci- morphus, 1 Cyclomorphus, 1 Lybas, 3 Ischyrus, A Pselaphacus und 1 Languria aufgeführt. Tritoma basalis und fasciata sind von Melsheimer (Pro- ceed. Acad. Philad. Ill. S.175 als neue nordamericanische Arten be- schrieben. Coceinellidae. Als neue Arten sind bekannt gemacht: von Rosenhauer (Beitr. S.64) Coccinella agnata aus Ungarn und Istrien; von Melsheimer (Proceed. Acad. Philadelph. S.177) Coccinella seriata, concinnala, venusta, modesta; Brachiacantha Apunctata, fulvopustulata, basalis; Hyperaspis maculi- fera, 10pustulata, leucopsis, fimbriolata;, Ezxochomus praeustus; Chllocorus verrucatus; Scymnus collaris, pun- etatus, flavifrons aus Nordamerica; ; vom Ref. (dies Arch. 5.152) 4 Coccinella, 1 Pristonema n. g., 4 Hyperaspis, 12 Epilachna, 1 Exoplectra und 1 Seymnus aus Peru. — Die neue Gatt. Pristonema (vielleicht = Macaria Dej.) zeich- net sich dadurch aus, dass das 3te—Ste Fühlerglied sägeförmig ge- zähnt sind. Die Larve des Scymnus minimus ist von Bouche (Ent. Zeit. S.164) beschrieben, Sie nährt sich von Pflanzenmilben. KEndomychides. Als neue Arten sind aufgestellt: von Cantor (Proceed. Ent. Soc. Lond. S.118) Trochoideus a m- phora von der Prinz-Wales-Insel (Penang); | Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 127 von Melsheimer (Proceed. Acad, Philad. 111. S.176) Lycoper- dina Aguttata, lutea, pilosa, crassicornis, apicalis aus Nordamerica; vom Ref. (dies Arch. S.181) 1 Corynomalus und 1 Epopterus aus Peru. Geschichtliche Bemerkungen über Holoparamecus theilte West- wood mit: Notes on the Genera Holoparamecus Curt., Amphibolo- narzon Porro, Latrinus Walt! and Calyptobium Villa (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 234). Cis. Die bisherigen Cis wurden von Mellie einer näheren Bearbeitung unterworfen, und das Ergebniss der bisherigen Unter- suchung ist in der Rey. Zool. S.103 mitgetheilt. Sie werden in 6 Gattungen zerlegt. 1. Endecatomus, n.g., mit 11 deutlichen Fühlergliedern, ent- hält Anob. reticularım F. 2. Xylographus Dej. hat 10 Fühlerglieder, sehr breite, an der ganzen Aussenseite gezähnte Schienen, und 4gliedrige, verhält- nissmässig kleine Füsse: X. hypocritus Dup., corpulentus Kunz., Richardü, contractus, Bostr. punctatus Chevr. Dej. Cat., Cis bostri- choides Leon Duf. 3. Ropalodontus n.g. hat 10gliedr. Fühler, und erweiterte nur an der Spitze gezahnte Schienen; (is perforatus Gyll. 4. Cis hat ebenfalls 10gliedr. Fühler, die Schienen sind aber weder erweitert noch gezähnt. Zwei Abtheilungen nach der Form des Halsschildes. 4. Halsschild uneben, gekielt, mit erweitertem Seitenrande: Die als Cis doleti bekannte Art ist in mehrere zu zer- fällen, nämlich C. rugulosus Mann., caucasicus Men.; pyrrhocephalus Marsh.; substriatus; ciliatus. B. Halsschild eben mit schmalem Sei- tenrande und stumpfen oder abgerundeten Vorderecken. Flügeldecken punetirt: alni Gyll.; oblongus Schönh. ined.; punctulatus Gyll.; qua- dridens Chevr. ined.; «effinis Gyll.; fronticornis Gyll.; festivus Gyll.; hypocastaneus, laricis Reichenb. ined ;, — Flügeldecken mit Punct- reihen: hispidus, comptus, pubescens, elongatus Gyll\.; — Halsschild quer mit spitz vortretenden Vorderecken: (, granarius, grossus, Sulwipes, obesus, fucatus, bidentatus Gyll., dentatus, quadricornis Kl., vitulus Mannerh,, nitidus Gyll., glabratus Dej. 5. Ennearthron.n.g., mit 9gliedr. Fühlern, enthält die noch unbeschriebenen Arten Cis multipunetatus Chevr., eucullatus Dej., Olivieri, diadematus Reich., hastifer und tabellifer Kunz. 6. Oetotemnus n.g., mit 8gliedr. Fühlern, enthält C, mundi. bularis Gyll., Sallei, cornifer Chevr., castaneipennis Dej., militaris Dej., variabilis Chevr,, furcifer Kunz., glabriculus Gyll. Eine neue Art ist Cis bidentulus Rosenhauer (Beitr. S.58) aus Tirol. 1238 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Orthoptera. Forficulariae. Lucas (Ann. d. ]. Soc, Ent. d. Fr. Bull. S.ıxxxıv) beschrieb eine neue Art, Forficesila annulipes, welche sich lebend im Pflanzengarten zu Paris fand, und vermuthlich mit fremden Gewächsen eingeführt ist; sie ist ganz ungeflügelt, d. h. ohne Decken und Unterflügel. Blattariae. X. Costa (Annal. Accad. Aspir. Nat, 2. Ser. I. S.111) stellte eine neue neapolitanische Art, Blatta vittiventris auf: „fulvo testacea, antennis pedibusque pallidioribus, pronoti late- ribus elytrisque immaculatis diaphanis, alis intus infuscatis, ventre fusco-vittato; long. 41.”, von den Hügeln von Cusano. Spectra. Drei neue ostindische Arten wurden von West- wood (Orient. Ent. T.7) bekannt gemacht: Acanthodera semiar- mata und bicoronata vom Himalaja und Euryacantha graciosa von der Prinz-Wales-Insel (Pinang). Locustariae. Neue Arten sind: Phaneroptera perlaria und Pseudophyllu quadrituberculatus Westwood (Orient. Ent. T. 16) von der Prinz-Wales-Insel, und Ephippitytha maculata Evans (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S.300. T.21. F.c.) von Neu- Südwallis. Acridii. Brisout de Barneville zeigte an, dass er Acri- dium smilaceum Fisch. v. W. im Walde von St. Germain gefunden habe (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S.ıxxxyı) und beschrieb es genauer in Rev. Zool. S. 285. Ueber Petasida ephippigera, neuerdings auch von Leichhardt gefunden, schrieb White (Ann. nat. hist. XX. S. 409). Boys bemerkt, dass Tetrix harpago Serv. ein wahrer Schwim- mer sei. Er fand dergleichen häufig an den Wasserfällen zu Mhow in Malwa, und sah sie unter Wasser schwimmen, von einem Ufer zum andern, wobei sie sich öfter an Steine ebenfalls unter Wasser fest- setzten. Sie führten dabei eine Luftblase zu jeder Seite des Thorax und zuweilen eine dritte an der Spitze des Hinterleibes. Perlariae. Die in Schlesien einheimischen Arten dieser Fa- milie wurden von Dr. Schneider in den Arb. d. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cult. i. J. 1847 gemustert. Perla bicolor und vitripennis Burm, vereinigte der Verf. als Männchen und Weibchen einer Art, Eibellulinae. Eine „Uebersicht der im Canton Bern und namentlich in der Umgegend von Burgdorf vorkommenden Arten der Libellen” lieferte L.. R. Meyer in den Mittheil. d. Naturforsch. Ge- Naturgeschichte der Insecten während des’ Jahres 1847. 129 sellsch. in Bern a. d. J. 1846 (Nr. 81. 82. S. 193). ' Indem ungewöhn- lich 'warmen Sommer von 1846 zeigten sich die Libellulinen in gros- ser Zahl und Mannigfaltigkeit, wodurch der Verf. veranlasst wurde, dieser Familie eine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. "Es ge- lang ihm in dem einen Sommer 43 Arten zu beobachten, also nur 17 weniger als Charpentier in seinem Werk über»die'Europäischen Libellen aufführt. Die Höhenverschiedenheit scheint auf die Libellu- linen: wenig Einfluss zu haben, wenigstens fand ‘er: 6000’ ü. M. ein gleiches Gewimmel und darunter keine anderen Arten, als er vorher und‘ nachher in ‘der Tiefe angetroffen. | Die vom Verf. beobachteten Arten erschienen nach und nach im'Verlauf von etwa 6 Wochen, die Dauer der Flugzeit war aber nach den einzelnen Arten so verschie- den, dass: sie bei einigen kaum 14 Tage, bei anderen fast’ drei Mo- nate unausgesetzt anhielt. Zuerst um den‘2. ‘oder 3. Juni) bemerkte der Verf. Libell. depressa,,; dann coerulescens, "Agrion minium und Furcatum, dann folgten Lib. Amaculata, nigra, lunulata;:auf einmal um den 25. Juni Jeschna' juncea und beide ‚Calopteryx-Arten;; \dann Lib. flaveola nebst den’ anderen rothleibigen Arten, gleichzeitig auch Aesehna azurea, hierauf 'grandis, picta u. 's.w. : Dann nahm; die Masse Art für Art mit jedem‘ Tage wieder ab, bis Mitte Octobers nur noch Agrion phallatum und Lib. vulgata auf Heiden und an Waldrändern herumflogen, doch am 31, Oct., wo keine andere Li- belle mehr wahrzunehmen war, erschien erst noch die Aeschna vi- rens Charp. Von der Mitte’Juli an bis um’ Mitte’ Außusts’Schien dem Verf. indess der Zeitraum gewesen zu sein, wo die Entwicke- lung der allergrössten Zahl von Libellulinen stattgefunden. 1 Lepismenae, Diese Familie ist von Nicolet (Ann. d“l. Soc. Ent. d. Fr. S!341) als eine Abtheilung der Thysanuren bearbei- tet: Die Gattungen. und einige neue Arten sind genauer: beschrieben, die übrigen bisher bekannt gewordenen Arten hur aufgeführt, nämlich Machilis mit 16 Arten, darunter M. fasciola aus Frankreich und der Schweiz neu; Lepisma mit 25 Arten, darunter L. Parisiensüs aus Paris, wo sie in Häusern vorkommt, neu; Nieoletia Gerv. mit 2 Arten; Campodea, Westw., ebenfalls mit 2 Arten, von! denen ©, succinea, von Paris, neu. } Lucas (Ann. d. ]. Soc. Ent. Bull. S.xtıv) bemerkte, dass die von ihm in Algier entdeckte Lepisma myrmecophila von Nicolet auch bei Paris in den Nestern der Formica rufa ‚aufgefunden sei. (Sie ist auch schon in Deutschland gefunden, s. Märkel in ‚Germ. ‘Zeitschr V. 8.270). Neuroptera, "MHemerobini. Nemoptera Huttii wurde von Westwood als neue Art aus dem westlichen Neuholland ‚aufgestellt (Proceed! Ent. Soc. Lond, V. S. xxvır). id) Archiv f. Naturgesch. XIV, Jahrg. 2. Bd, I 130 Erichson: Bericht über die wissehsch. Leistungen in der Evanscbeschrieb die Eier und eben ausgeschlüpften Larven von Sialis lutaria (Transaet.‘ Ent. Soc. Lond. IV: S.261). Dass Rösel schon’die Naturgeschichte dieses Insects beobachtete, war: dem Verf: unbekannt. Phryganides. Drei neue neapolitanische Arten sind von A. Costa (Ann. Accad. Aspir. Nat. 2. Ser. 1. Si114) beschrieben: Phryganes maculata: „brunneo-cinerea, antennis, pedibus et ea- pite fulvo -testaceis, hoc macula in'vertice nigra, alis vitreis, supe- rioribus hie inde fusco-maculatis, parce breviterque in nervis maio- ribus pilosis; ‘oceipite, prothorace‘ et vittis metathoraeis‘ longius fulvo-pilosis; long. corp. 57, cum alis 8 lin.” — Phryganea fuligi- n0sa: „fulvo-testacea, antennis fulvis, eapite et mesothorace supra brunneis fulvo longe pilosis, alis superis elongatis' apice rotundatis, fulvo-fuliginosis, breviter pilosis, postice fimbriatis, nervis fuseis; inferis hyalinis, margine fimbriatis; long. corp. 3%, cum alis 441.” = Hydropsyche Pictetii: „brunnea, antennis palpis pedibusque fulvo-testaceis, alis fuliginosis, fimbriatis nervis fuscis, 'superioribus nervis duobus transversis instructis, pube brevi adpressa teetis, fulvo-cinnamomeo maculatis; long. corp. 34, cum alis 6 1.” Hymenoptera. Tenthredinetae. Eine neue Gattung Athlophorus ist von Burmeister in einer besonderen kleinen Schrift (Athlophorus Klugii, eine neue Gatt. d. Blattwespen, zur Jubelfeier d. H.G.O.M.R. Dr. Fr. Klug; mit einer Abbild. Halle, 1847) aufgestellt. Es ist eine Emphytenform, ausgezeichnet ‘durch den kolbigen, an: der Wurzel eingeschnürten Hinterleib, von: Emphytus (Hart.) ausserdem dureh die Bildung der Lefze und Taster unterschieden, wie auch in der Form der Enddornen der Vorderschienen und der Klauen abweichend, worin sie mehr mit Tenthredo übereinkommt, Die Art, A. Kingir: „fusco-niger, pallide variegatus, antennarum tibiarumque basi nec non annulis abdominis septem: quatuor basalibus »tribus apicalibus, albidis. , Long. 6"'” ist auf den Gebirgen von Java in einer: Höhe von 3000-4000’ ü. M. einheimisch. „Einiges über die Blattwespen im Allgemeinen nebst einer Ueber- sicht der Gattungs-Charactere und die bis 'hiezu in Liv- und Cur- land beobachteten Arten, mit einigen Bemerkungen dazu”, von B..A. Gimmerthal (Arbeit. des Naturforsch. Vereins in Riga. I. Bd. 1. H£t. S.23). Eine fleissige Arbeit, in welcher im Ganzen 150 Arten. auf- geführt sind. Als neu sind aufgestellt: Tenthr. (Blennocampa ) Waldheimii, der 'T. nana zunächst verwandt, T7. (Macrophya) JSlavilabris, und T.(Macr.) ewrvipes, die letztere der T.-Amacu- lata und 12punctata sehr nahe stehend, aber durch gekrümmte 'Hin- terschienen abweichend. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847... 131 Die Blatt- und ‚Holzwespen, des; Faunengebiets zwischen; der Wolga und dem Uralgebirge. hat Eversmann bearbeitet (Faun, ‚hy- menopterolog. Volgo. Uralens. ete. Bull. Mosc. S.3). Eine reich- haltige Arbeit, welche im Ganzen fast 200 Arten ‚aufzählt,; unter meist über ganz ‘oder 'einen ‘grösseren Theil von Europa verbreiteten Arten viele neue und 2. Th. eigenthümliche: Nematus caudalis, breviusculus,gqguwietus, fruticum, ‚continuus, diaphanus, contractus, umbripennis,, squalidus, — Dineura flaveola, — Dolerus magnicornis, tenebrosus, — Empliytus fenestra- tus, caligutus, parallelus, infuscatus; — Tenthredo (Selan- dria) dolosa;,T. (Allantus) luteocineta, Sareptana, T. (Ma- crophya) liciata, corallipes, dolens;..T. (Tenthredo) ano- mala, opaco-maculatüu, swbiecta, ealigator, hybrida, poecila, ischiadica, unnuligera, caucasica, Iuteipennis, rubecula. — Lyda iucunda, hilarisı — 'Cephus eruemtatus, maior, zanthostoma, filiformis, fumipennis. Ueber die Dolerus-Arten Schlesiens hat Scholtz eine .Uebersicht geliefert in. .d. Arbeit., d. Schles. Gesellsch. f. vaterländ. Cult. im J. 1847. Es sind 30 Arten, unter denen D. Hartigii des Verf. aus der Vereinigung, von D, Cenchris. Hart. (J); und D, fissus Hart,' (2) -ge- bildet ist, und 3 neu. sind, D. Klug:ü, lacteus und carinatus, Westwood (Gardener’s ‚Chroniel. N. 42, S. 654. — Ann. nat, hist, XX. S, 437) hat die Larve der Lyda inanita beobachtet. ‚Sie lebt auf Rosen und hüllt sich auf eine ‚eigenthümliche Weise ein, indem sie den Rand des Blattes, von welchem sie, frisst, ausspart, und denselben schraubenförmig aufrollt, so dass die Windungen einander. decken. Auf diese Weise entsteht ein walzenförmiges Gehäuse, in welchem die Larve enthalten ist, welches mit dem Blatte, von wel- chem sie frisst, im: Zusammenhange:; steht, ‚und welchem sie eine solche Lage giebt, dass es von dem noch übrigen Theil des Blattes von obenher gedeckt wird. Die Windungen sind mit feinen Seiden- fäden 'befestigt.. Wenn‘ ein Blatt: verzehrt ist, wird der Rand'eines neuen Blattes abgebissen und aussen an. den, oberen Theil des Ge- häuses angeheftet. Das Gehäuse einer vollwüchsigen Larve ist 2Zoll lang und ‚besteht immer aus den’ Rändstreifen mehrerer Blätter.‘ ‘Die Larve frisst von Ende Juni bis zum Ausgang des Juli 'auf verschie- denen Rosenarten. ‘ Ders. (Garden. ‚Chron..N.52. 8.851), hat auch: (die Larve..der Tenthr. (All.) testudinea Kl. beobachtet. Sie ist ‚bleich, und schmut- zig, buff coloured, mit rothbraunem ‚Kopfe, ‚20 füssig. (3 Paar Brust-,, 6Paar Bauchfüsse und 1 Paar Nachschieber).; Berührt lässt sie, aus‘ den Poren des Körpers ‚eine. ‚kleine Menge: Safts vortretem,- welcher: wie Bettwanzen riecht. Sie. lebt, im Juni und Juli in. jungen Aepfeln;| welche, wenn sie die Grösse einer Wallnuss erreicht haben, ‚abfallen.; I* 133 Erichson:'Bericht über die wissensch. Leistungen in der Die Larve, dann vollwüchsig, bohrt sich aus den abgefallenen Aepfeln durch, und geht zur Verwandlung in die Erde. Leon Dufour hat die Naturgeschichte zweier Nematus -Arten beschrieben (Etudes pour servir A Phistoire'du Nematus'ribis: 'Ann. d. 1. Soc. Ent..d. Fr. S.571, und Dissertation sur le‘ Nematus‘ De- geeri, ebenda $.583). Beide Arten sind in Deutschland auch ihrer Naturgeschichte nach bekannt, die erste, des Verf. Nematus ribis Leduc. ‚Mem. d. ]. Soc. d. se. nat. de Seine et Oise 1. T.1. F.5. T.2: F.1.2, N. 3maculatus Lepell. Mon. p.69 Q, N. affinis Lep. ibid.'g‘ ist einerlei mit N. ventricosus (Kl.) Bouche Naturgesch. S. 140; Hartig Aderfl. S.196; und trotz der Zweifel des. Verf. auch mit N. grossulariae Dahlb. Die ausführlichere Darstellung des Verf. berei- chert unsere Kenntriss der Naturgeschichte dieses Inseets noch mit manchen: Einzelnheiten, unter denen der Umstand, dass. die Larve nach der letzten Häutung‘ die schwarzen haartragenden Puncte ver- liert, und der, dass sie sich sowohl in der Erde als auch zwischen den Blättern verpuppt, hervorgehoben werden mag. Es ist also auch N. grossulariatus Dahlb., der sich zwischen den Blättern 'einspinnt, nichts anderes als N. ventricosus. — Die zweite Art, Nem. De! zeeri des Verf. scheint mit Nem. viminalis (Cyn. vimin. L.), N gallarum Hartig Aderfl. S.220 übereinzukommen. Die Larve der Tenth. (Nematus) Capreae wurde von Bouche beschrieben. Sie findet sich im August auf den verschiedenen Wei- denarten, deren Blattränder sie mondförmig ausnagt, geht zur Ver: wandlung in dieErde und erscheint im künftigen Sommer als Wespe. (Entom. Zeit. S. 164). Auch Dahlbom hat mehrere ‚schätzbare Beobachtungen über Blattwespenlarven mitgetheilt. (Forhandl. ved de skand. Naturf. fjerd. Möd. Christian. 1847, übers. von Creplin Entom. Zeit. 1848. 'S.474): — 1. Die Larve des Emphyt. succinetus findet man im Herbste auf Birken und Palmweiden: sie stimmt so genau‘ mit der von Degeer beobachteten Larve der T. rufocineta ‘überein, dass man glauben könnte, hier wäre eine Verwechselung vorgegangen. Die Larven des Emph. suceinetus krochen zum Winter in die Erde, verwandelten sich aber erst im Mai des folgenden Jahres in eine grasgrüne Puppe, in welcher erst nach dem 12ten Tage die schwarze Körperfarbe der Wespe anfing sichtbar zu werden. — 2. Nematus Ribesi Scop. und N. coniugatus Dahlb. werden häufig verwechselt. Das Weibchen des ersteren befestigt seine Eier mittelst klebrigen Schleimsan der Unterseite der Ribes-Blätter, ohne dieselben mit der Säge zu verletzen, das des N. coniugatus legt die Eier in Weiden- und Pappelblätter, indem es mit der Säge den äusseren Rand des Blatts öffnet, Die Larven sind bei beiden blaugrau, bei der der ersteren aber nur der Prothorax und der vorletzte Hinterleibsring; bei ‘der der zweiten alle drei Tho- Naturgeschichte der Insecten, während: des Jahres 1847. 133 rax- und die 2.oder 3 letzten Hinterleibsringe ‚gelb. . Die Verwand- Jungsgeschichte der ersten Artist von Reaumur, die der zweiten vom Verf. (Isis 1839) ausfübrlicher beschrieben. — 3. Setzt der Verf. die Verschiedenheiten zwischen Linne’s und Degeer’s Tenthr. salicis aus- einander. Der Artname muss der Linneischen Art, als der älteren bleiben, die von Degeer beschriebene nennt der Verf, Nem. De Geeri. — 4. Tenthr. crassa Fall., wozu Nem. swlcipes und coerwleocarpus Hart. als Synonym gehören, lebt auf Weiden, Die Larve ist gras- grün, mit zwei schwarzen Rückenstreifen und thongelbem Kopf mit 3 braunen Längsstreifen, sitzt meist am Blattrande, und drückt, um fester zu sitzen, oft den Schwanz fest an die Unterseite des Blattes Es finden sich zwei Generationen. — 5. Bestättigt der Verf., dass die Blattwespen gelegentlich räuberisch und fleischfressend sind: es geschieht dies aber nicht, wie der Verf. vermuthet, aus Hungersnoth, sondern weil sie überhaupt auf gemischte Nahrung angewiesen sind, — Von Blattwespen erzeugter Gallen sind vier Arten bekannt: a. Nem. viminalis (Cynips vim. L., T. intercus Pz., Nem. Gallarum Hart); b. N. Amerinae (Cyn. Amerinae L., Cryptocamp. populi Hart.); c. N. Capreae (Cyn. Capreue Lin., Nem. Valisnieri Hart.), d. Nem. intercus Gm., von welcher Art die Wespe noch unbekannt ist. Ichneumonides. Eine Aufzählung der in der Gegend von Aix vorkommenden Ichneumonen hat Boyer de Fonscolombe geliefert (Ichneumonologue Provengäle on Catalogue des Ichneumo- nides, qui se trouvent aux environs d’Aix, et description des especes inedites: Annal, d. 1. Soc. Ent. d. Fr. S.51, 39 T.). Die Aufzählung umfasst 69 Arten von Jchneumon, 1 von Crypturus und 1 von Stilpnus,. Unter denen von Ichneumon ist eine Anzahl (16) neuer enthalten, ausserdem viele, bei denen die Bestimmung zweifelhaft blieb, und welche daher eine nähere Bezeichnung erhalten haben. Ueber einige parasitische Hymenopteren des Harzes, von Dr. Th Hartig” (Bericht. des naturwiss. Vereins des Harzes f. d. J. 1546—7.. 8. 15). Aus den Puppen des Pissodes hercyniae erzog der Verf. Echthrus hercynianus.n. sp., eine andere von Saxesen im Harz, gefangene Art ist E. crassipes n. sp.; als wesentlichen Character dieser Gattung bezeichnet der Verf. die wurstförmige Verdickung der Vorderschienen, — Mesoleptus teredo n. sp. aus einer Bockkäfer- larve. — Sigalphus Curculionum n. sp. scheint der Hauptfeind des Pissod, hereyniae zu sein; Sig. Tenthredinum n. sp. aus einer Lyden-Larve erzogen; — Sig. Complanellae n. sp. aus der Raupe der Tin, complanella. Ausserdem stellt der Verfasser zwei neue Gat- tungen auf, deren Namen indess schon früher vergeben waren. .,@lasteroceros, von der Form der Ephialtes, die Fühler spin- delförmig, das 11 —22ste Gl, verdickt und zusammengedrückt, wie bei Euceros; der Hinterleib sitzend, der 1—6te Ring länger als breit; der 2—6te Ring glatt, mit eingedrückten schrägen Seitenlinien. 43 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Die Flügelzelle wie beim Ephialtes manifestator. Cl. sericeus, ist aus Erlenholz erzogen. ; Ophiodes, in der Form zwischen Ephialtes, Lissenota und Xorides. „Mand. apice angustatae fissae. Labium rotundatum, appen- dicula occulta. . Palpi max, 5-art., setacei, palp. lab. 3-art. —, An- tennae tenues, filiformes, thorace duplo / longiores; caput transver- sum, thorace latius; thorax elongatus, angustus, subeylindrieus, im- primis metathorace .elongato subconico, abdomen tliorace duplo Ion- gius, gracile, eylindriceum; 2 segmentis 1—5 latitudine duplo et plus dup!o longioribus, aculeo (longe) exerto, valvula ventrali parva; d segmentis 2—4 longitudine 1% longioribus., Segmentum 1 Q lati- tudine plus triplo, d‘, plus duplo longius, basin versus sensim an- gustatum, tuberculis, lateralibus ‚ante medium sitis., Pedes graciles. Areola irregulariter rhomboidea, petiolata.” Oph. montanus, vom Harze, „Ichneumonologisches vom Prof. Ratzeburg” (Entom., Zeit. S.58).. Bemerkungen über verschiedene Ichneumonen, welche aus bestimmten Schmetterlingspuppen gezogen sind. Belliex. de.laChavignerie theilte seine. bei Gelegenheit von Raupenzucht gesammelten Erfahrungen über Jchneumonen. mit, wobei er zur, Sprache. brachte, dass in mehreren, Fällen Raupen, obgleich von, Ichneumonen bewohnt, sieh in Schmetterlinge verwandelten, diese zeigten ‚aber durch ıgeringere Entwickelung und mindere Ausfärbung die Spuren ihres Leidens im früheren. Zustande, ‚(Annalı,d. 1.,Soc. Ent. .de. Fr. 'Bull. S. xxun) — Bruand, bemerkte „dass öfter auch Raupen, von-Ichneumonen, gestochen ‘wurden, ‚ohne, dass, sich ‚Ichneu- monenlarven 'bei ihnen entwickelten; in diesem Falle wären ‚die Ich- neumoneneier nicht befruchtet gewesen (ebend. S. ıy.). Ueber die Larven von Ephialtes mediator und Lissonota cul- eiformis gab. Bouch& Nachricht (Entom, Zeit. S. 164). Die erstere fand er in mürbem Weidenholz neben todten Larven vom Cerambyx moschatus, die letztere lebt in den‘ Raupen verschiedener Wickler, als Tortr. laevigana, ribeana, ocellana u. a., auch in denen von Py- ralis rostralis. Proetrotrupii. „Ueber die Familie der Mymariden, von A. Förster in Aachen” (Linnaea Ent. II. S. 195), Eine vollständige Uebersicht über die Gattungen und Arten dieser Gruppe; unter den 42 Arten sind 23 vom Verf. entdeckt, ausserdem sind drei neue Gaät- tungen aufgestellt, welche aber, da dem Verf. die im vor. Berichte angezeigte neuere Arbeit Haliday’s über diese Gruppe nicht bekannt war, zum Theil als Synonymen der dort aufgestellten einzuziehen sind, Der vom Verf. bearbeitete Inhalt dieser Grüppe ist folgender: Naturgeschichte der Insecten: während des’ Jahres 1847. 135 LMit5 Fussgliedern: '«. Mit gestieltem Hinterleibe. 1. Ootonus Hal., 6 Arten, darunter drei neue, db. Der Hinterleib sitzend. 2. Rachistes Fö. (die Fühler 11gl., die Radicula sehr deut- lich, der Knopf nicht geringelt; beim 5 sind die Fühler 13g1. Die Flügel haben einen kurzen, die Mitte des Flügels nicht erreichenden Unterrandnerven); 5 Arten, darunter zwei neue. 3. Litus Hal. 2 Arten. 4. Leimacisn. g. (Fühler des @ Sgl., der Knopf einfach, des d 13gl.; die Flügel haben ‚einen fast: die Mitte, des: Vordertandes erreichenden Unterrandnerven). Eine'neue Art. 5. Gonatocerus Nees. Eine Art. U. Mit 4Fussgliedern. a. Der Hinterleib sitzend. 6. Anaphes Hal., 5 Arten, darunter 2 neue, 7. Anagrus Hal. 7 Arten, darunter vier neue. 6. Der Hinterleib gestielt, 8. Polynema Hal. _12 Arten, darunter 6 neue. 9. Mymar Hal. 1 Art. 10. Eustochus Hal. 1 Art. 11. Doriclytus n. g. (Die Fühler des @ 10gl., der Knopf 2gl., die vier hinteren Schienen etwas kürzer als die Füsse. Der ‘Hinterleib kurz gestielt, der Bohrer länger als der Hinterleib, der Nery. ulnaris der Flügel sehr kurz, fast unscheinbar.) Eine neue Art, „Zur Verwandlungsgeschichte der Mymariden, vom Prof. L. Loew ‚in.Posen.” (Ent. Zeit. S.339.) In den Gallen der Cecidomyia Urticae "Perr. von den Blättern der Urtica dioica fand der Verf. ausser der nackten Cecidomyia-Larve die langhaarige spindelförmige Larve eines Pteromalinen, welche die erstere angreift, tödtet und ausgewachsen jener an Grösse gleich kommt; und die sehr kleinen Mymariden- Larven, welche er in der Regel einzeln oder zu.mehreren auf den Pteromalinen-Larven, welche von ihnen getödtet werden, doch auch einige Male auf der Larve der Cecidomyia antraf; einmal be- obachtete er, eine muntere Pteromalinen-Lärve auf der hinsterbenden „Larve der Cecidomyia, und auf der Pteromalinen-Larve wieder die Mymariden-Larve. Diese ist weiss, nur der grosse Kopf ist in ‚der Gegend der sehr entwickelten Kiefern bräunlich; der Körper ist nach hinten ‚allmählich zugespitzt und hat ohne den Kopf 13 Ringe; er ist überall mit ganz kurzen aber steifen und dicken Börstchen ‚dicht be- \setzt; ausserdem findet ‚sich ‚auf jedem Ringe ein,Paar dicker, stei- ‚fer, langer Borsten, die so geordnet sind, dass sie auf dem Körper ‚ebenso viel Längsreihen bilden; sie sind. bis zu ihrem ‚Ende gleich stark, auf den hinteren Ringen allmählich etwas kürzer, auf, den letzten fehlen sie. — Aus den diese Larven enthaltenden Gallen erzog der Verf. ausser einer Anzahl der Ceeidomyia Urticae, eine nicht unerliebliche Anzahl eines Torymus und einen Schwarm von Myma- 436 Erichson: Bericht über die’ wissensch. Leistungen in der riden, der Gatt. Anaphes und einer dem 4. pratensis Först nahe ver- wandten und vielleicht’ nicht verschiedenen Art angehörig.— Auch aus den von Gymnetron.‚villosulus erzeugten Fruchtgallen der Veronica Anagallis, in!welchen ‚ähnliche ‚Larven 'vorkamen, erzog;der Verf. Mymariden, aus den, Gattungen, Polynema.und | Rachistus, so dass die..bisherige,,‚Annahme, nach ‚weleher die. Mymariden. auf die Eier von Insecten angewiesen sein ‚sollten. durchaus . keine ‚allgemeine Gültigkeit haben kann. Chaleidiae: Walker: hat’ wieder in den Ann. of nat. hist. ein Paar Abhandlungen’ über‘ diese Fam.‘ geliefert: ,,Notes' on’some Chalcidites and Cynipites in the Collection of the'Rev. F. W. Hope.” (XIX. 8.227)... -Meist' Bemerkungen. über |Synonymie; /als neu sind beschrieben 1 Siphonura, 5, Eneyrtus,, 1 Pteromalus, 1\Eulophus, alle aus Oesterreich.,— „Characters ‚of undescribed Chaleidites col- lected in North America by, E. Doubleday, Esq. and now in the British Museum (XIX. S.392..XX. S. 19). ‚Die neuen Arten gehören zu den Gatt. Pteromalus, 16 A., Eupelmus,,3 A.,- Encyrtus, ‚A A., Closterocerus, 1 A., Entedon, 3 A., Eulophus, 6.A., Blachestus, 1 A., Cirrospilus, 1 A., Tetrastichus, 3 A., und Acrias, 1 A. — Die letzte Gatt. ist neu: sie,hat rothe Augen, an den Fühlern das 3., 4. und te Glied ‚mittelgross,, und gleich gross, die Keule länglich kugelförmig, zugespitzt, viel länger als das Ste Glied, der Hinterleib pfeilförmig, zusammengedrückt, oben flach, unten gekielt, nach hinten verschmä- lert und zugespitzt, viel länger und schmäler als der Mittelleib. Schembri hat die Beschreibung einer auf Malta einheimischen Leucospis, L. Costae Schemb. mitgetheilt (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. Lxxxvr.) Dieselbe mögte indess von L. rufonotata Westw. (aus Sicilien) nicht verschieden sein. Leon Dufour (Ann. d. ]. Soc, Ent. d. Fr. S. 441) lieferte von dem Misocampus stigmatizans (Ichneum. stig Fab.) eine genaue Be- schreibung nach beiden Geschlechtern. Er erzog sie aus einer kug- ligen Holzgalle von Eichenzweigen. — Diese Art gehört übrigens zur Gatt. Megastigmus Dalm., und ist auch schon von Nees 'v. Esenbeck neben Dipl. dorsalis F. an seiner richtigen Stelle aufgeführt worden. Westwood’s ausführliche Monographie von Palmon ist in den Transact. of the Ent. Soc. of Lond. S.256 erschienen: „On the'Eco- nomy of the Genus Palmon of Dalman, with Descriptions 'of several 'Speties belonging thereby to.” Ich verweise auf den nach- den Proceed. ab&estatteten Bericht über 1845. (Dies ‘Arch. 12. Jahrg. 2. Bd. S. 268.) re ; Semiotus apionis hat Goureau aus Apion ulieis erzogen und als neue Art 'beschrieben. (Ann.d..l. Soc. Ent.id.Fr. Sı 252.) Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 137 / Chrysidides. Ueber die Lebensweise der‘ Chrysis machte Lucas in der Entom. Gesellsch. zu Paris einige Mittheilungen. Chrysis ignita ist als Parasit des Odynerus spinipes beobachtet wor- den. Der: Verf 'selbst''beobachtete in Algier Chrys.barbara, Luc. wie sie-ihre Eier in die Nester von. Osmia ferruginea und coerule- scens legte, welche in’ leere -Schneckenhäuser bauen), vorzüglich von Bulimus decollatus, Helix caespitum, coriosula und hieroglyphi- cula. Die Chrysis legt je ein Ei in ein Nest, und zwar in Abwesen- heit der Osmien.‘ (Ann. d.]. Soc. Ent. de Bull: S. 90.) Mutillariae. Drewsen (Ent. Zeit. S.210) bestätigte die alte‘ Beobachtung: Christ’s, ‚dass die früheren Stände ‚der, Mutilla europaea‘in den Nestern der Hummeln.leben, freilich nicht in den freundlichen Beziehungen wie Christ glaubte, sondern als Parasiten, welche auf Kosten der Hummelsbrut leben. Der Verf. erhielt aus einem Neste des,Bombus Scrimshiranus Kirb._ von, etwa, 100, Zellen, welche. fast alle verschlossen oder zugesponnen ‚waren, nur, zwei Hummeln, dagegen. 76 Mutillen., Dass die, Mutillen sich aus den ge- schlossenen Zellen entwickeln, beweist, dass ihre Larven sich nicht von den gesammelten Vorräthen der Hummeln, sondern von den aus- gebildeten Hummellarven nähren, denn nur diese verschliessen ihre Zellen mit ihrem Gespinnst. Nach der Begattung, welche nur einige Minuten dauert, starben sämmtliche Männchen, die Weibchen aber gruben sich in die Erde, wo sie in zusammengerollter Stellung über- wintern, um im künftigen Sommer ihre Brut in den Hummelnestern abzusetzen. — Dahlbom (a. a. O.) theilte ebenfalls ein Paar Be- obachtungen darüber mit, dass Mut. europaea in Hummelnestern lebe. Sphegimae. Eine neue Gatt. Stethorectus stellte Smith auf. (Ann, of nat, hist. XX. S. 394. T.23.) Sie steht zunächst an Podium F. Der Verf. unterscheidet sie aber dadurch, dass die zweite Cubitalzelle beide rücklaufende Nerven aufnimmt. — Die 2’ 2—4" lange Art, St. ingens wurde in Pernambuco in Brasilien gefangen. Dahlbom (a.a.A.) zählt diejenigen Sphex artigen Hymenopte- ren auf, die ihre Wohnung im Sande, und in der Erde anlegen, fer- ner diejenigen, welche sich in Holz einnisten, und endlich diejeni- gen, welche gewiss oder vermuthlich eine parasitische Lebensweise bei andern führen. Larratae. Eine Aufzählung der in Schlesien beobachteten Arten von Ozybelus theilte,Schilling (Arb. d. Schles.. Gesellsch, f. vaterl. Cult. i. J. 1847) mit: ‘es sind vier bekannte und zwei neue Arten, nämlich ©. bicolor: „Schwarz, fein punctirt, Fühler nach ‚aussen. braunrotli, Zapfen scharf. zugespitzt, Hinterleib am. Grunde (das erste und 2te Glied) schwarz, die übrigen roth, beiderseits mit zwei weissen Flecken; Beine schwarz, Schienen ‚und. Fussglieder 138 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der braunroth;”" und 'O. Zaevigatus: „Hinterleib glänzend schwarz, ohne merkliche Punetirung. Crabronites. Dahlbom (a. a.'O.) beobachtete in Norwegen auf sehr sandigem Acker Diodontus tristis und Alyson Ratzeburgüi. Die ersteren hatten zahlreiche Nester im Sande, in welche sie Aphis Ulmi eintrugen, "welche sie von einem nahen Erlengebüsch holten. Die ’Alyson flogen indess spielend auf den Getreidehalmen umher, und da sie sich nur in der Nähe der Nester .der Diodontus 'aufhiel- ten, vermuthet der Verf., dass sie Parasiten derselben sein mögten, obgleich 'er'sie nicht in die Gänge''derselben einschlüpfen sah. Da- gegen ereignete es sich ‚nicht ‘selten, ‘dass Ameisen‘ (Form. fusca) in die Nester ‘der Diodontus'krochen und die eingetragenen Blatt- Jäuse 'raubten. Vespariae. Schinz bemerkte, dass die Grösse der Wespen- nester von der Witterung abhänge und je länger der Sommer sei, desto grösser die Nester würden. Aus dem warmen und langen Som- mer’ erhielt er ein Hornissnest, welches nicht weniger als 2’, im Durchmesser "hatte (Mittheil. d. 'naturforsch.-Gesellsch. in Zürich 1. S. 37). Apiariae. Die Naturgeschichte des Anthidium manicatum ist von Westwood in Garden-Chronicl. 'n. 16. S.252 geschildert. Das Nest besteht aus 12-15 Gehäusen, welche äusserlich mit weisser Wolle bekleidet, besteht innen aber aus dichterem Stoffe und enthält eine ovale Zelle, Ghiliani berichtet, dass die Meliponen am Abend den Eingang zu ihrem Stock, der etwa 1” im Durchmesser hält, mit einem netz- förmigen Gitter aus Wachs verschliessen, so dass kein Feind ein- dringen kann, der Luft aber nd nächtlichen Külile der Zutritt bleibt (Ann, d. 1. Soc. Ent. d. Franc. Bull. S. xxxvır.). In einem Neste des Bombus Scrimshiranus Kirb. beobachtete Drewsen folgende Parasiten und Gäste ausser der Mutilla europaeu: 1. Volucella plumata' nebst V. bombylans; die grosse weissgraue fucose Larve brach aus einer verschlossenen Zelle hervor, verpuppte sich nicht wie die Mutillen in den Zellen. — 2 Anthomyia (Aricia) Srieiceps Zett.; — eine andere Anthomyia, der A. obelisca Mg. nahe stehend, deren Larve in Menge vorhanden war, — 4. Eine Larve von einem Moloörus, welche nicht zur Verwandlung kam. — 5 An- lherophagus pallens. — 6 Epuraca aestiva. (Entom. Zeit. S. 211.) De Beauvoys hat einen „Guide de !’apiculteur, '2e'ed. in 120”, herausgegeben. Derselbe' hat auch einige seiner Erfahrungen aus der Bienengeschichte der Entomolog. Gesellsch, zu Paris mitgetheilt, Natürgeschichte der Insecten während des Jahres 1847. 139 2. B. dass es zweierlei Arbeitsbienen gebe, und dass die’Honig und Waclis eintragenden Bienen zum Bau’ des Stockes‘ völlig untüchtig seien. Die Propolis gewinnen die Bienen nach des Verf. Erfahrung aus noch nicht aufgesprungenen Antheren. (Ann. d. l. Soc.’ Ent. d. France, Bull, S.114) Nach: Gordon’s Mittheilung gebraucht man in. den Vereinigten Staaten die Bienen als Arzneimittel, ‚und. zwar, einen’ ‚Bienenthee. Man zerreibt 40—60Stück Bienen mit ein wenig Wasser zu Brei, giesst 4 Litr.; kochendes Wasser „darauf, und, bedeckt, dasGefäss sorgfältig. Nach 20 Minuten: des Ausziehens -seiht 'man durch ‚uud,lässt, die klare Flüssigkeit sogleich „einnehmen. So, lange. der Thee warm ist, hat er‘ den. Geruch, den 'gereizte Bienen ‚verbreiten.. ‚Beim, Erkalten, namentlich ‘wenn: das Gefäss offen: ‚bleibt; ‚verschwindet. dieser Ge- ruch und zugleich die Wirksamkeit des Thees, ‚Das Mittel wird gegen Strangurie angewendet, die es ‚nach/2—5 Minuten mit dem grössten Erfolge hebt. (Journ. de Chim. med. 3 Ser. T. 3.— Pharm, Centralbl. 1817. n. 55. Archiv d. Pharmac. 2. R. LIlI. Bd, $.332.) Formicariae, Ueber die Lebensweise ‚der „Treiber-Ameise” Westafriea’s sind von Savageıausführliche ‚Nachrichten mitgetheilt (On the Habits of the ,„Drivers” or. ‚Visiting' Antsof West-Africa, Transact.. of the Ent.-Soe. of Lond. 'V. S.1.). ‚Diese Ameisen, welche der Verf. am Palmencap beobachtete, haben'keine festen Wobnsitze und künstlichen Baue,; suchen aber in flachen Höhlungen unter Baum- wurzeln ‚ überhängenden Felsen u. (dergl., wo: sie Schatten finden, ihr Unterkommen. Unmittelbar den’ senkrechten Sonnenstrahlen , beson- ders: wenn die Wirkung derselben durch ‚Reflexion vermehrt ist, aus- gesetzt zu sein, ist ihnen tödtlich, sie ziehen daher nur an trüben Tagen und bei Naclit aus. ‘Wenn sie’ auf ihren Zügen z. B. durch reichliche Beute u. a. bis zum späteren Morgen’ Zurückgehälten werden, überbauen sie ihren Pfad mit einem Gewölbe aus Schmutz, den sie mit ihrem Speichel zusammenkleben, wo sie nicht in hohem Grase oder auf andre Weise beschattet werden. Sonst bilden die grössten und streitbaren Geschlechtslosen ein Gewölbe über den Pfad zum Schutz der Arbeiter. Ihre Nahrung besteht vorzüglich in Fleisch, und sie tödten bald das grösste Thier, selbst die Riesenschlange (Python natalensis) ist ihren Anfällen ausgesetzt. Ihren ersten An- griff richten sie auf die Augen des Thiers, welches sie, wenn es von ilınen überrascht wird, durch ihre ungeheure Zahl überwältigen. Die Säfte scheinen von den Ameisen selbst genossen zu werden, während ‚die festeren Theile des Fleisches in ihre Höhle geschleppt werden. Sie dringen häufig bei Nacht in die Häuser ein, wo eine allgemeine Flucht der Ratten, Mäuse, Eidechsen, Schwaben und anderen Un- geziefers ihre Ankunft anzeigt, und man ist genöthigt, aus dem Bette ins Freie vor ihnen zu flüchten. Der Verf. erzählt noch manche Züge aus der Lebensweise dieser Ameise, welche die Angaben frühe- 140 Erichson:-Ber. üs.d,Leist..i..d. ‚Naturg.d. Insect. ‚etc. rer Reisenden bestättigen;-z. B. wenu, wie es.in der Regenzeit öfter vorkommt, \ihre- Wohnsitze, überschwemmt ‚werden, bilden sie eine runde Mässe, die Brut und. die schwächeren nach innen, .die stärke- ren nach aussen, und so schwimmen, sie umher, bis sie aufs Trockne gerathen. Wenn ein nicht zu breites Gewässer ‚ihnen in;den, Weg kommt, bilden sie, eine sich an der anderen befestigend, eine Kette über das Wasser, über welche die übrigen, wie über) eine Brücke gehen. Auch von den Zweigen der'Bäume bilden sie öfter ähnliche Ketten: bis zur Erde herab. Diese 'Treiber- Ameise ist nach Westwood’s Untersuchung (Description of'the ‚Driver” Ants, described in’ the‘ preceding Ar- ticle, ebend.’S.16) eine Art der Gatt. Anomma.; Shuck: und vom Verf. A. arcens genannt worden. Es sind bisher nur die’Arbeiter be- kannt geworden, deren Grösse von 1%—5”' abändert; bei den kleine- ren sind Kopf’ und ‘Mandibeln kleiner und die letzteren ‚stärker ge- zalınt,/ "diese scheinen ‘die "Rolle der Arbeiter zu spielen , während die grösseren die der Soldaten übernehmen, eine\bestimmte Gränze zwischen beiden Formen giebt es aber nicht. Boyer theilte über Dorylus folgendes mit: „in einem Hause, welches er zw Gorruckpore bewohnte, befand "sich: ein’ Nest dersel- ben, und an’ einem Abend 'schwärmten sie in solcher Menge, dass sie eine vollkommne Plage wurden. Man‘ entdeckte unter dem Ess- tisch eine kleine Oeffnung am Fussboden, aus welcher Hunderte her- vorkamen. ‘Die geflügelten flogen nach wenigen Secunden auf, die ungeflügelten, welche nicht grösser als eine Stubenfliege, oder auch kleiner sind, und wahre Ameisen zu sein schienen, liefen. hin und her und aus und ein, ebenso wie Ameisen an einem sonnigen Tage. Dies war aber bei Nacht. (Proceed. Ent. Soc. of Lond. S.127.) Eine neue Art von Jdenictus, de. inconspicuus, aus Südafrica, wurde von Westwo0od (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S.237. T. 14, F.4) bekannt gemacht. Der Bericht über die noch fehlenden Insectenordnungen vu in dem nächsten Jahrgange nachgeliefert werden, _ 141 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. Von Prof. Andr. Wagner in München. Waterhouse hat im verflossenen Jahre den zweiten Band ‚seiner Natural History. of the Mammalia. begonnen und ist damit im heurigen, zu Ende gekommen. Es ist die Ordnung der Nager, mit weleher Waterhouse in diesem Bande den Anfang gemacht hat. und zwar hat er darin seine beiden Familien der Leporidae und Hystricidae (letztere nach ihren 6 Unter-Familien: Aystrieina, Dasyproctina, Echimyina, Octo- dontina, Chinchillina, Caviina) behandelt. Wir werden am gehö- rigen Orte auf das Einzelne näher eingehen, Von Schinz „Monographien der Säugthiere, mit Abbildungen nach der Natur und den vorzüglichsten naturwissenschaftlichen' Wer- ken gezeichnet von’ J.Kull” ist mir nur das 18te Heft zugekommen, das noch Antilopen und die Abbildungen von Sus leucomystax und penicillatus enthält. Zur Literaturkunde dient ‚die „Quellenkunde der: verglei- chenden Anatomie, als Vorläufer einer pragmatischen Ge- schichte der Zootomie, für Naturforscher und Anatomen bear- beitet von Dr. F. W. Assmann.” Braunschw. 319 S: 8. Sie ist mit grossem Fleisse angefertigt und dem Uebelstande, dass die Schriften nicht in alphabetischer Reihe aufgeführt sind, hilft am Ende ein ‚alphabetisch geordnetes Sach- und Autorenregister ab. Die einzelnen Rubriken sind folgende: Geschichte und Literatur, Sammlungen und vermischte Schriften; Monographien der Säugthiere, Vögel, Reptilien, Fische; vermischte Schriften. über. wirbellose Thiere, Monographien der,Mollusken, Anneliden, Crustaceen, Arach- niden, Insekten, Echinodermen, Entozoen, Akalephen, Korallenthiere und Infusorien, —, Schriften über einzelne Systeme und Organe: Skelet, Muskeln, Haut (Haare, Nägel, Federn ete.), Gefässsystem, Nervensystem, Gehörorgan, Auge, Geruchsorgan, Geschmacksorgan, Stimmwerkzeuge und Respirationsorgane, Verdauungsorgane ete., 44% Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Geschlechtsorgane, Entwickelungsgeschichte, Milchdrüsen, thierische Phosphorescenz, Winterschlaf, Flimmerbewegung. Die schwedische Akademie hat abermals einen zoologi- schen ‘Jahresbericht erscheinen Jassen‘ unter |dem/!Titel:,|Arst berättelse om Zoologiens ‚framsteg under. ären 1843 och 1844. Tile Kongl. Vetenskaps- Akademien afgifven af Zoologiae In- tendenterna vid Rikets naturhistoriska Museum. Första Delen (Anim. vertebrata) af, C. J..Sundevall, Stockh. 222 S. 8. Ein sehr gründlicher, kenntnissreicher, von Sundevall verfass- ter Bericht, der sich über die Leistungen in der Anthropologie und der Naturgeschichte der Wirbelthiere aus den Jahren 1843 und 1844 erstreckt. Nicht unerwähnt möchten wir hier die Biographie eines der verdienstvollsten Veteranen unserer Wissenschaft lassen. Sie führt den Titel: Vie, travaux et doctrine scientifique d’Etienne Geoffroy Saint-Hilaire par son fils M. Isidore Geoflroy Saint-Hilaire. 479.8. 12. Der Sohn hat in ‚dieser Schrift dem Vater mit grosser Beschei- denheit ein wohl verdientes Ehrendenkmal gesetzt, und man ‚wird sich freuen hier einen der vorzüglichsten Begründer der neuern fran- zösischen naturwissenschaftlichen Schule nicht 'blos nach seinen wis- senschaftlichen Leistungen, ‘sondern auch in der ganzen 'Liebenswür- digkeit seines persönlichen Charakters kennen zu lernen. Zu einer angenehmen Lectüre für das grössere Publikum sind Broderip’s Zoological Recreations geeignet. Von Säugthieren sind darin behandelt: Hunde, Katzen, Affen und Elephanten, Die wichtige Frage von ‚der Bastardzeugung hat Duver- noy (in D’Orbigny, Diet. univ,.d’hist. nat. X..p; 545 unter dem Artikel 'propagation) und G.-Morton (in Silliman’s Ame- riean Journ. 1847. p. 39 u. 203) besprochen. Duvernoy stellt es als Erfahrungssatz auf, dass den Bastarden das Vermögen abgehe, eine Reihenfolge fruchtbarer Generationen zu Stande zu bringen, das Gegentheil davon behauptet Morton; seine Belege sind jedoch, wie dies Ref. in den Münchner gel. Anzeig: XXV. S. 361 nachgewiesen’ hat, keineswegs von hinreichender Evidenz. Owen hat in einer umfangreichen Abhandlung: Report on the Archetype and Homologies of the Vertebrate Skeleton (im Report of the. sixteenth Meeting of the British, Association. Naturgeschichte der Säugthiere ‘während des Jahres,1847. 143 Lond. 1847. P.169—340) seine höchst interessanten Deutun: gen des Wirbelthier-Skelets mitgetheilt. Mit gerechtem Zorn hat sich Oken in der Isis S.557 gegen die freche, in der, neuen Ausgabe von Hegel’s |Schriften ‚erhobene An- schuldigung vertheidigt, als habe er seine Idee der Schädelwirbel von Goethe entlehnt. . Jeder Zoolog und Anatom, ‚der nur einiger- massen mit der Geschichte dieser Theorie bekannt ist, muss Oken das Zeugniss geben, dass ihm, und nicht Goethe, der Ruhm der Entdeckung gebührt. ©. Eckard hat in Müller’s Arch. f;" Anatom.'S. 38: eine 'sehr umfassende Schilderung des Zungenbeins‘ nach ' den. ‘verschiedenen Ordnungen geliefert. — Ebendaselbst S.414 hat auch G. Jäger einige Beobachtungen über die am Schädel’ mehrerer Wirbeltbiere (z. B. des Wallrosses) im Verlaufe der Entwicklung bemerkbaren Veränderun- gen zur Mittheilung gebracht. Bemerkungen über die Unterscheidung der Hals- und Rücken- wirbel bei den Säugthieren hat H. N, Turner. bekannt gemacht- (Ann. of nat. hist: XX. p. 429). Von Blainville’s Osteographie ist seitdem nicht mehr als ein Heft erschienen, nämlich das 22ste, in welchem die Gattungen Hip- popotamus und Sus abgehandelt sind. Das grosse Reisewerk vom. D’Orbigny,: voyage dans l’Amerique 'meridionale,. dessen erste Lieferungen’ bereits im Jahre 1834 erschienen sind, ist endlich einmal zum Abschlusse gekommen. Der Ate Band enthält in seiner 2ten Abtheilung auf S.1—32 die sehr kurze, im Verein mit P. Gervais gefertigte Bearbeitung des Textes von den Säugthieren, wovon die Abbildungen schon viel frü- her erschienen sind. Vom Texte der zoologischen Abtheilung von Petit-Thouars Vo- yage sur la Fregatte Venus ist uns bisher noch keine Abtheilung zugekommen, obwohl im vorhin angeführten. Werke bereits die Be- schreibungen der Säugthiere eitirt werden. Beobachtungen über die Lebensweise der Thiere zweier in Stuttgart überwinternden Menagerien wurden von G. von Martens (Württemb. naturw. Jahreshefte II. S, 87) mitgetheilt. Diese interessanten Beobachtungen. betreffen aus der Klasse der Säugthiere einen Maki, Coati, Makako, Junus sinicus, Cercopithecus griseoviridis und pyrrhonotus, 8 Cynocephalus Hamadryas, ‚2 fett. schwänzige Schafe, 2 Antilope Dorcas, eine prächtige Giraffe, ‚die dann leider beim Transport nach Mannheim zu Grunde ging, einen Eisbären, 2 Antilope Addax, Cercopithecus sabaeus, Cynocephalus 144 Andr.Wagner: Bericht über die Leistungen in der Mormon, einen Parder;|2' gestreifte Hyänen, einen schwarzen Pärder, eine gefleckte Hyäne, 2 algierische Löwen, 2 Felis Pardalis, EFelis Serval, eine Genettkatze und ein Zebra. Zur Kenntniss der Lokalfaunen sind "folgende Beiträge erschienen. Die Säugthiere der Ostsee hat E, Boll im Archiv des Vereins ‚dem, Freunde der Naturgesch. in Meklenburg I. $. 70 geschildert. Er führt nur 4 Arten als; ständige Bewohner der Ostsee an: Phoca vitulina, Phoca grypus (Halichoerus griseus), Phoca annellata und Delphinus Phocaena; zuweilen verirren sich noch’ dahin Delphi- nus Delphis, Delphinus Orca. und Balaena rostrata... Ueber‘.den Robbenfang sind: ausführliche Aufschlüsse gegeben. Graf Tysenhaus, als eifriger Ornitholog wohl bekannt, hat drucken lassen einen Catalogus avium et mammalium, quae habitant in regionibus Europae, positis inter gradum 46—57° latitudinis septentrionalis et 35—55° longitudinis a Ferro. Es sind folgende Säugthiere aufgezählt; Rhinolophus ferrum equinum?, — Vespertilio ‚murinus, Daubentonü, discolor, mystacinus, barbastellus, noctula, serolinus, pipistrelus, Leisleri?, Bechsteini, Schreibersii?, Kuhlii,‚auritüs, Talpa europaea. — Sorex araneus, födiens, pygmaeus, telra: gonurus. — Erinaceus europaeus. Ursus arctos (Lithauen). — Meles tazus. — Gulo arctieus (Litb. pridem.). Canis Zupus, Iycaon, vulpes. Felis catus, borealis et cervaria (Lith.). Mustela foina, martes, putorius, sarmatica (Podol.), zulgaris, erminea. — Lutra eulzarıs, Zutreola (Lith.). Castor ‚fer (Lith.), — Cricetus ‚frumentarius (Polen, Podol.). Hypudaeus amphibius, terrestris, arvalis, veconomus, — Spa- | lax iyphlus (Podol.). — Mus rattus, decumanus, musculus, sylva- | ticus, agrarius, minutus, betulinus (Lith.). | Myoxus gäs, nitela, avellanarius, — Sciurus vulgaris, — Pteromys volans (Lith., Curon.). Arctomys dobac (Podol., Galic.), marmotta (Karpath.?), eitil- lus. — Lepus timidus, variabilis, niger, cuniculus (Karp.?). Bos urus (Lith.). — Capra Idex (Karp.?). — Antilope rurpi- capra (Karp.), saiga (Podol). — Cervus elaphus een ee EE (Lith.), dama, capreolus. Sus scrofu. Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. 145 Ein Verzeichniss der Säugthiere im Sohler Comitate hat J. Grineus (die Versammlungen ungarischer Aerzte und Na- turforscher. Neusohl 1846. S. 210) geliefert. Unter den bemerkenswertheren Thieren sind zu erwähnen: Canis lupus, Ursus arctos, Myozus glis, Arciomys alpinus, Cervus elaphus und capreolus, und als Hausthier der Büffel. Während seines Aufenthaltes in Montpellier erhielt Ger- vais folgende seltene Thiere aus dem südlichen Frankreich (Instit. p. 196): 1. Die Viverra genetta, die nicht selten um Montpellier ist, auch bei Avignon und einigen anderen südlichen Städten vorkommt; bei Perpignan scheint sie häufiger als anderwärts zu seyn. 2. Den Rhone-Biber, von dem zuweilen Exemplare in der Rhone, gegen die Einmündung der Durance und des Gordon bei Tarascon oder Beaucaire, sowie in der kleinen Rhone gefangen werden. 3. Den Muflon von Corsika, der sich im Süden sowohl mit seines Glei- chen als mit den Hausschafen leicht fortpflanzt. 4. Den Sorex etru- scus, der bei Nimes gefangen wurde. In der, von der k. Gesellschaft der Naturforscher zu Moskau herausgegebenen Jubelschrift (unter dem Titel: Jubi- laeum semisaeculare Doctoris med. et phil. Gotthelf Fischer de Waldheim celebrant sodales societatis caes. naturae seru- tatorum mosquensis) findet sich ein Auszug aus dem Tage- buche einer in der Djungarei oder Sungarei von G. Karelni im Jahre 1841 unternommenen Reise, worin auch die von ihm im südöstlichen Theile der altaischen Alpen und auf der nordwestlichen Grenze von China beobachteten Säugthiere zur Sprache kommen. Bemerkenswerth sind darunter Lupus alpinus, Felis Irbis und Manul, Lepus Tolai, Lagostomus Ogotona, Tamias striata, Sper- mophilus Eversmanni, Spalax talpinus, Cervus pygargus, Moschus moschiferus, Ovis Ammon, Capra altaica. Von den Hörnern des Hirsches wird berichtet, dass sie, so lange sie weich sind, einen der lucrativsten Handelsgegenstände der Grenz-Kosaken und der Land- leute, die den Tribut in Pelzwaaren zahlen, ausmachen, indem die Chinesen für ein Paar dieser präparirten Hörner, je nach der Grösse, 80 bis 600 Zolotniks in Silber zahlen. Die beiden im vorigen Jahre von A, Smith’s illustrations of the Zoology of South Africa erschienenen Hefte Nr.25 und 26 ent- halten 4 Tafeln mit Abbildungen von Mäusen und Fledermäusen. A. Delegorgue voy. dans l’Afrique australe notamment dans le territoire de Natal, daus celui des Cafres Amazoulous et Makatisses et jusqu’au tropique du Capricorne. Vol. 1. u. Il. Archiv f. Naturgesch. XIV, Jahrg. 2. Bd, K 146 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Der Verf. hat nicht als wissenschaftlicher Forscher, sondern als Jäger und Sammler 6 Jahr hindurch grosse Streifzüge in Südafrika unternommen und beträchtliche Sammlungen. zusammen gebracht. Neues ist aus unserer Abtheilung nichts von ihm aufgeführt. Inter- essant ist seine Jagdkarte, auf der er von 48 Arten Säugthiere die Standorte angiebt. Auf 3 Tafeln ist abgebildet: Tab. 1. Fötus des Flusspferdes nebst Kopf der A. Lalandii und natalensis; Tab. 2. Kopf des Emgalo und des gewöhnlichen afrikanischen Nashorns; Tab. 3. Antilope melampus. The viviparous Quadrupeds of North America. By John James Audubon and John Bachman. Lond. 1. 383 5. Von diesem wichtigen Werke liest uns nunmehr der erste Band vollendet vor, der die Beschreibung von 48 Arten, jedoch ohne irgend eine systematische Ordnung enthält. Es sind darin nachstehende Arten aufgeführt, die wir in generischer Reihenfolge zusammengestellt haben: Scalops aquaticus. : i - Meles labradoria. — Mephitis Chinga. — Mustela canuden- sis. — Putorius vison. — Gulo Luscus. — Vulpes fulva und vir- giniana (s. einereo-argentea). — Lynx rufus und canadensis. Sciurus Richardsonii, carolinensis, hudsonius, cinereus,. mol. lipilosus, lanuginosus, lanigerus, niger, muigratorius, ferruginiven- tris, leporinus und Douglas. — Pteromys oregonus und volucella, — Arctomys monax. — Tamias Lysteri, Townsendii und qua- drivittatus. — Spermophilus Parryi, 13lineatus, Douglasiü und Richardsonü. Pseudostoma bursarius. — Mus rattus und leucopus. — Sig- modon hispidum. — Neotoma floridana, nnd. Drummondü. — Fi- ber zibethicus. — Arvicola pennsylvanicus. Castor fiber. — Hystrix dorsata. — Lepus Townsendii, americanus, palustris, sylvaticus, glacialis und aquaticus. Dicotyles torquatus. Die Beschreibung der äussern Beschaffenheit der Thiere ist sehr umständlich und genau; ebenso sind über ihre Lebensweise und ihre Verbreitungsverhältnisse höchst sorgfältige Untersuchungen angestellt; die Beschaffenheit des Schädels und Gebisses hätte jedoch besser berücksichtigt werden dürfen, zumal bei denjenigen Arten, die bisher für identisch mit europäischen angesehen wurden. Es würden dann auch Mus rattus und leucopus nicht in einer und derselben Gattung beisammen gelassen worden sein, indem letztere Art dem Schädel und Gebisse nach gar nicht zu Mus, sondern zu Hesperomys gehört. Ref. hat von seinen Beiträgen zur Kenntniss der Säug- thiere Amerika’s die 2te und 3te Abtheilung (in den Abhandl.- der mathem.-pliysik. Klasse der k. bayer. Akadem. der Wis- sensch. V. 2te Abtheil.) erscheinen lassen. Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. 147 Die 2te Abtheilung dieser Beiträge ist der Ordnung der Nager, die öte der der Affen gewidmet. Nur über erstere soll in der Folge referirt werden, da der Druck derselben noch im Laufe des vorigen Jahres vollendet wurde, Auf dem paläontologischen Gebiete hat Dr. Giebel eine Fauna der Vorwelt begonnen und bereits „die Säugthiere .der Vorwelt mit steter Berücksichtigung der lebenden Säugthiere” monographisch dargestellt. Es ist dies eine fleissige Compilation, die zwar auf keiner um- fassenden Autopsie beruht, auch die auswärtige Literatur zum gros- sen Theile nur aus zweiter Hand benutzen kann oder selbst keinen Zugang zu ihr hat, wie dies z. B. mit dem Catal. of the fossil organ. remains cont. in the Mus. of the R. C. of Surgeons der Fall ist, die aber dem Anfänger zur Uebersicht gute Dienste leisten wird. Ueber die bei Günzburg an der Donau, sowie in Oesterreich und in einer Höhle bei Verona vorkommenden fossilen Säugthier- knochen sind von H. von Meyer im Jahrb. f. Min. S.192 und 578 weitere Mittheilungen erschienen. Ueber ein reiches Knochenlager.zu Ilford an der Themse gab R. Payne Cotton in den Ann. of nat. hist. XX. p. 164 Aufschluss. Er erhielt von da sehr vollständige Ueberreste von Ursus, Elephas primigenius, Rhinoceros lepto- rhinus, Equus, Bos primigenius und priscus, Cer- vus Elaphus, Uastor europaeus, Megaceros hiber- nieus, Schaf, Ziege. Die Skelete scheinen oft ganz. vollständig zu sein und mit ihnen kommt zugleich in grosser Menge eine Art von Helix und Cyrena vor, von denen jene von H. nemoralis nicht unterschieden werden kann, diese für identisch mit einer im Nil lebenden erklärt wird, Nicht ungewöhnlich sind Unio und Planorbis, auch sind Ancylus. Succinea, Valvata, Lymnaea, Cyclas und Paludina entdeckt worden. A. von Nordmann hat Bericht erstattet über die Ent- deckung reichhaltiger Lagerstätten von fossilen Knochen in Südrussland (in der vorhin angeführten Jubiläumsschrift der k. Gesellsch. der Naturf. zu Moskau so 'wie in einer kleinen Flugschrift: Decouverte de gites riches en ossemens fossiles, faite en 1846 a Odessa). In und um Odessa hat Nordmann ausserordentlich reiche Lager von fossilen Säugthierknochen entdeckt, die von Mammuth, Ma- stodon, Rhinoceros, Lophiodon?, Pferd, verschiedenen Wiederkäuern, Hyänen, Hunden, darunter von der Grösse des Wolfes, Bären in ungeheurer Menge, Nagern und emigen Vögeln K* 148 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der herrühren. In einer ältern Ablagerung hat er ausserdem noch Ueber- reste von Mangusten?, Robben, Wallrossen und delphinar- tigen Thieren gefunden. Umständlichere Nachrichten hierüber wird Nordmann bald erscheinen lassen. Die schon im vorigen Jahresberichte erwähnten, ilım zugekom- menen urweltlichen Säugthierüberreste aus Griechenland hat jetzt Ref. ausführlich beschrieben (Abh. der Münchn. Akad. V. 2. S, 333). Sie stammen von Equus primigenius, 2 Arten Rhinoceros, Dinotherium, mehreren Wiederkäuern, darunter Antilopen, einem Nager (Lamprodon primigenius, einer Katze (Felis gigantea) und von Mesopithecus pentelicus. Ausführlichere Mittheilun- gen sind dem nächsten Jahresbericht vorbehalten. Von seinen Beobachtungen über die urweltlichen Säugthiere des südlichen. Frankreichs hat P, Gervais die 2te Abtheilung in den Ann. des sc. nat. Ill. ser. 8. p.203 folgen lassen; von ihrem Inhalte wird gehörigen Orts besondere Erwähnung gethan. — Ueber Po- mel’s Untersuchungen kann erst im nächsten Jahresbericht speziell referirt werden. Eine neue Sendung urweltlicher Wirbelthierüberreste aus Südamerika hat Owen abermals Gelegenheit gegeben Beiträge zur Kenntniss dieser merkwürdigen Thiere vorzulegen (Instit. p- 183). Simiae. Simiae catarrhinae. Somme legte der Akademie zu Brüssel einige anatomische Notizen über einen im zoologischen Garten zu Antwerpen verstorbenen jungen Orang-Utan (Si- mia Satyrus) vor (Instit. p. 178; Bullet. de l’Acad. de Bruxell. 1. p. 315). : Derselbe war von der Westküste Sumatra’s nach Antwerpen ge- bracht worden, woselbst er schon drei Wochen nach seiner Ankunft starb. Er hatte erst 22 Zähne und seine Höhe vom Scheitel bis zur Ferse betrug nur 80 Centim. Die anatomischen Notizen betreffen hauptsächlich die Stimm- und Athmungsorgane, bieten indess wenig Neues dar. J. E. Gray wurde durch Savage, der sich mehrere Jahre am Cap Palmas in Ober-Guinea aufgehalten hatte, benachrichtigt, dass er eine neue Art Orang-Utan am Gabun-Flusse erhalten habe; er besitze mehrere Schädel und Theile des Skelets. Eine Beschrei- bung dieser Art nebst Bemerkungen über seine Lebensweise soll demnächst im Journal of the Boston Society of Natural History er- scheinen (Ann. of nat. hist. XX. p. 286). Ed. Blyth suchte (in den Ann. of nat. hist. XX.p. 313) einige Bestimmungen von Affen zu berichtigen, die sich in Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. 149 Gray’s Catalogue of the species of Mammalia and Birds pre- sented by B. Il. Hodgson finden. Er bemerkt, dass Presbytis schistaceus Hodgs. irrig mit dem bengalischen Pr. entellus vereinigt worden sei. Pr. hypoleu- ‘cos Blyth, von Martin für eine Varietät von Pr. Iohnii angesehen, sei eine augenfällig verschiedene, Malabar und Travancore eigen- thümliche Art. Auch Pr. Anchises Ell. sei verschieden, sowie Pr. Priamus von der Küste von Malabar, Coromandel und Ceylon. Der echte Pr. entellus sei keinen Abänderungen unterworfen. Von 2 alten männlichen Exemplaren des Colobus Guereza theilte M. de Tarragon eine kurze Beschreibung mit (Rev. Zool. p- 177). Simiae platyrrhinae. Die 3te Abtheilung von des Ref. Beiträgen zur Kenntniss der Säugthiere Amerika’s (Abh. der mathem.-physik. Klasse der k. Akadem. in München, V. 2te Abtlı. S.405) befasst sich mit der Auseinandersetzung der brasilischen Affenarten. Da diese Abhandlung erst im heurigen Jahre gedruckt worden ist, so erlaubt sich Ref. einstweilen nur auf sie aufmerksam zu ma- chen, zur näheren Besprechung kann sie aber erst im nächsten Be- richte kommen. In der zu D’Orbigny’s voy. dans l’Amerique meridio- nale gehörigen Abtheilung Mammiferes sind von folgenden südamerikanischen Affen kurze Notizen gegeben. Stentor stramineus bewohnt den Mitteltheil des südlichen Continents, hauptsächlich die Provinzen Santa-Cruz, Chiquitos und Moxos in Bolivia. — Cebus fulvus var. (tab.3) wurde in den grossen Waldungen, welche in der Nähe der Stadt Santa-Cruz de la Sierra in Bolivien vorkommen, gefunden. — Saimiris entomo- phagus wurde in den Provinzen Chiquitos, Moxos und Santa-Cruz angetroffen, wo er in grossen Truppen umherzieht und sich haupt- sächlich von Orthopteren und Spinnen ernährt. Die ganze Beschrei- bung desselben reducirt sich (S.10) auf Folgendes: „Eine dem Cebus sciureus Auct. verwandte, aber doch sehr leicht zu unterscheidende Art, Sie ist im Allgemeinen falb, mit grünlichem Anfluge auf dem Rücken, die Kehle weisslich, die Lippen, Kopfplatte und Schwanzspitze schwarz. Ihre Formen sind schmächtig und zierlich, wie die des Saimiri, aber ihr Schwanz ist etwas länger; die Haare sind auf einem grossen Theil des Körpers falb und schwärzlich geringelt; die Vor- derarme, Hände und Füsse sind goldig falb.” Eine ausführlichere Beschreibung hat Ref. in den Abhandl. der Münchn. Akademie mit- getheilt. — Callithrix donacophilus d’Orb. ist von d’Orbigny in den Gehölzen und Gesträuchen, welche die Flüsse der bolivischen Provinz Moxos einsäumen, gefunden worden, gewöhnlich nur paar- 150 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der weise. „Das Gesicht ist nackt, schwärzlich, der ganze Körper roth- grau (eris-roux), auf dem Kopf und Bauch dunkler. Die Haare des Körpers sind schwarz, weiss und roth geringelt, die des Schwanzes haben nur einen Ton. Ausführlichere Beschreibungen.von den beiden letzten Arten scheinen von Is. Geoffroy gegeben zu werden, da we- nigstens dessen Bearbeitung Voy. de la Venus, mamm. p.99 eitirt wird. Der Abtheilung der kurzschwänzigen Schweifaffen (Bra- chyurus) hat Is. Geoffroy eine neue Art, Zrachyurus ealvus, beigefügt (Rev. zool. p. 137). Er unterscheidet sich 'gleich von Pithecia melanocephala und Brachyurus ouakary, dass ein Theil seines Kopfes kahl ist. „Die Haare sind selten und äusserst kurz auf dem Vordertheil des Schä- dels und ’der'Stirne, deren Seitentheile fast ganz nackt sind; zahl- reicher, aber noch sehr kurz, sind sie auf den oberen und hinteren Tbeilen ‚des Kopfes; ‚sehr lang unter. dem Kopf, auf dem Körper (6—7 centim.), den Gliedmassen und dem Schwanze., Kehle, dunkel braunroth (roux mordore), Vorderhals, Innenseite der Arme gegen die Achsel und der Schenkel roth; die sehr wenig zahlreichen Haare des Unterleibs ebenfalls roth; das Uebrige der Gliedmassen und des Schwanzes gelblichfalb, und die obern Theile graulichfalb, was von der Beimengung einiger schwarzer Haare unter die falben, Haare herrührt. Körper 40 Cent., Schwanz 15 Centim.” Stammt wahr- scheinlich aus Brasilien. Prosimii. Schuermans hat eine neue. Art, Makis, Lemur chrysampyx, aufgestellt. Der kurzen Ankündigung in den Bulletins de Acad. de Bruxell. 1. p.78 folgte bald eine ausführlichere Beschreibung in den Mem, couronnes, et mem, des savants etrang. publies par l’Acad. de, Belgi- que XXII. p.1—6 mit Abbildung des Thiers und Schädels.‘ Die Dia- gnose lautet: L. supra cano-nigrescens, tergo rufescente tincto, suh- tus albidus; fascia frontali utrinque superciliiformi,, aureo-rufa; cauda gracili nigro-canescente. Körper 0m,39, Schwanz 0,40. Heimath un- bekannt. Mit L. coronatus nahe verwandt, wenn nicht sogar zu dessen Abänderungen gehörig. Chiropterna. Frugivora. A. Smith hat im 26sten Heft‘ seiner Illu- strations of the Zoology of South Africa den von ihm schon früher als eigne Art unterschiedenen Pieropus Leachit aus- führlich beschrieben und auf Tab. 48 abgebildet. Istiophora. In D’Orbigny’s Mammiferes wurden aus dieser Familie folgende Arten charakterisirt. Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. 151 1) Lophostoma sylvicola (tab. 6), zunächst verwandt mit Phyl- lostoma spectrum u. vampirus. ‚ Backenzähne sind jederseits $ vor- handen; das Nasenblatt ist einfach lanzettförmig, die Ohren gross, die Klappe am innern Grunde ausgerandet, der Schwanz weit’ kürzer als die Schenkelflughaut, die bis bis zum Niveau der Nägel hinab- reicht, die Sporen stark, aber von geringer Länge. Die Behaarung ist oben braun, mäusegrau, unten grau mit etwas hellerer Hals- gegend; die Haare im Gesicht kurz und braun. Beben 0 er 0,090 .| Sporen... .. . 0,017 Schwanz .....0,013 | Vorderarm , ... 0,055 Schenkelflughaut . 0,040 | ‚Flugweite . , . 0,350 ‚Aus den grossen Waldungen am Ostfusse der bolivischen Cor- dilleren; attakirt oft die in freier Luft schlafenden Personen, — 2) Edostoma cinereum (tab.8) wird nunmehr für identisch mit Desmodus rufus und 3) Stenoderma perspicillatum (tab. 9. fig. 7—9) für gleichbedeutend mit Phyllostoma perspieillatum erklärt. J. E. Gray hat diese Familie mit nicht weniger als 6 Gat- {ungen vermehrt (Ann. of nat. hist. XIX, p- 406). Zur Abtheilung der Phyllostomata gehören davon 4 Gattungen: 1 Mimon mit den 2: Arten Phyllostoma Bennettü und Phyllophora megalotis; 2), Trachops mit T. fuliginosus, von dem Gray ver- muthet, er möchte mit. Vampyrus cirrhosus Spix identisch sein; 3) Ametrida, auf eine neue Art, A. centurio von Para begründet; 4) Nicon mit. der Art Glossophaga caudifer Geofir. = Monophyllus Leachü Gray. — Der Abtheilung der Kammnasen fallen die beiden andern Gattungen zu, nämlich 5) Aguias mit Temmincks Rhinolo- phus luctus u. trifoliatus; 6) Rinonyceteris, auf den von Gray in Eyre’s Central Australia I. p. 405. tab.1. fig. 1 beschriebenen Rhino- lophus aurantius von Port Essington, begründet. — Der Mittheilung der generischen Merkmale glaubt Ref. sich entschlagen zu dürfen, da er alle 6 Gattungen für überflüssig ansieht, dagegen will er die Beschreibung von Gray’s Rhinolophus (Rhinonycteris) aurantius aus dem angef. Werke von Eyre mittheilen.' ‘Ohren mässig, nackt, am Ende ziemlich zugespitzt; Nasenblatt gross, Mittelfortsatz klein, kaum gelappt, an der Spitze stumpf. Pelz lang, weich, hell, orange (fast wie bei Rupicola), die Rückenhaare mit kurzen braunen Spitzen, die der Unterseite viel blasser, im Gesichte dunkler. Weibchen blass- gelb, ‘auf der Oberseite mit braunen Haarspitzen. Die Flughäute braun und fast nackt, der Schwanz merklich über die Schenkel- flughaut verlängert, die Füsse ganz frei von den Schwingen. Kör- per 1.10, Vorderarm 1.11, Schienbein 0.8. Unter dem Namen Arctibius (?) Floresii kündigte der Fürst von Ganino eine neue Art an: „graubraun, unten blasser, mit:lich- ten Haarspitzen; 2 breite Striche im Gesicht und ein schmaler längs des Rückens weiss. Vorderarm stark gesäumt, 14" lang; Sporen sehr kurz, zweites Daumengelenk gestreckt, schmächtig; Nasenblatt 152 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der mit deutlicher Mittelrippe” Aus der Provinz Ecuador Se die brasil. Grenze. Die Grösse ist nicht angegeben. Gymnorhina. In D’Orbigny’s Mammiferes sind nach- stehende Arten verzeichnet. 1) Noctilio rufipes D’Orb. wird nunmehr für identisch mit N. leporinus erklärt (tab. 9. fig, 1-4). — 2) Noctilio affinis (tab. 10. fie. 1—2) für einerlei mit N. dorsatus angesehen. — 3) Molossus mozensis (tab.11. fig. 1—4) ist jetzt als identisch mit M. velox Temm.; und Molossus rugosus (tab. 10. fig. 3—5) als identisch mit M. nasutus Spix erkannt. — Von der Gattung Verpertilio werden beschrieben 1) Y. furinalis (V. euryotis Temm.), 2) V. ruber Geoffr. (tab. 11. fig.5—6), 3) V. hypothrix, 4) V. 1sidori und 5) Plecotus velatus. A. Smith hat in seinen lllustr. of the Zoology of South Africa n. 26. 2 neue Arten aufgestellt. 1) Dysopes natalensis (tab.49), „corpore superne inferneque sordide brunneo - rubro; alis membranaque interfemorali pallide brunneo-rubris; facie parce pilis rigidis brevibus tecta.” Körper 2”, Schwanz 1%". Von Port Natal. — 2) Vespertilio Zanosus (tab. 50), „eorporis colore superne flavo-brunneo pilis argenteis variegato, inferne rubro-albo, pilis ad basin nigro brunneis; auribus externe emarginatis; membrana interfemorali postice ciliata; pilis lanosis subcirrhatis.” Körper 2” 3”, Schwanz 1” 6”. An der Küste ohnge- fähr 200 engl. Meilen von der Kapstadt. Ueber die Lebensweise von Noctilio mastivus auf Jamaika theilte Gosse seine Beobachtungen mit (Ann. of nat. hist. XX. p. 424). — Nach Nilsson soll Vespertilio Nathusii in Schweden ge- funden worden seyn (Skandinav. Arch, II. S. 177). Inseetivorm. Peters hat abermals eine neue Gattung aus Mozambique unter dem Namen Ryrchocyon aufgestellt (Monatsberichte der Berl. Akad. S. 2. 1. 7.7 Schneidezähne 2 == ai Eckzähne 1.1 = Backenzähne 5. Sehnautze in einen langen Rüssel ausgezogen, Augen gross, Ohren mitäelnacaten Vorder- und Hinterfüsse 4zehig, erstere viel kürzer als letztere, Nägel lang, eomprimirt; Körperhaare steif, Schwanz kurz behaart, geringelt. Der Habitus hat nichts mit den mäuseartigen Macrosceli- des und Petrodromus gemein. — Art.: Rh. Cirnei, rostbraun oder rehfarben und schwarz melirt. Ohren nebst Hinterhauptsgegend glänzend rostfarben, ‚längs des Rückens 2 Reihen schön kastanien- brauner grosser Flecken und jederseits unter denselben noch 2 kleinere dergleichen. Ganze Länge 1’ 7%". Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. 153 Carnivor:m Ursina. Nach D’Orbigny’s Angabe bewohnt der Ursus ornatus, in Bolivien Ujumari genannt, hauptsächlich die Gipfel der bewaldeten Berge, die sich nur bis zur Meereshöhe von 3500 Me- tres erheben (Voy. dans l’Amer. merid. mamm. p. 18). Wie Blyth in den Ann. of nat. hist. XX. p.314 bemerklich macht, bewohnt der Ursus malayanus Assam, Arrakan und Tenas- serim wie die malayische Halbinsel, Von Nasua versicherte D’Orbigny (a. a. O.), dass sie sich in verschiedene Arten scheide, die sich auch in besonderen Truppen zusammen hielten. So z. B. gehe N. rufa nicht aus den tropischen Regionen heraus, während N. fusca, obschon die heissen Regionen bewohnend, doch bis zum 30° s. Breite sich verbreite und zugleich auch viel höher in den Gebirgen aufsteige; niemals hätte er beide Arten vermischt beisammen gesehen, womit er freilich im Wider- spruche steht mit andern Augenzeugen. Mustelina. Eine neue Art von Tazxidea kündigte Hodgson als T. Zeucurus an (Ann. of nat. hist. XX. p- 435). „Kopf seitwärts und oben weisslich, von einer schwärzlichen Linie durch das Auge getheilt. Leib oben und seitlich gelblich grau, gegen die Seiten blasser; ganze Unterseite und Gliedmassen schwarz; Schwanz ungemischt gelblich weiss; Ohren unten schwarz, oben weiss.” Körper 27", Schwanz 10”. Bewohnt die Ebenen von Tibet. — Ueber die Beschaffenheit des Schädels und Gebisses ist nichts gesagt, während ihre Angabe wichtig gewesen wäre, um sich selbst von der richtigen Zuweisung an Taxidea zu überzeugen. Das von D’Orbigny auf Taf. 12 abgebildete Stinkthier, welches von ihm früher für Gray’s Mephitis Humboldtii gehalten wurde, sieht er jetzt für eine neue Art an, der er den Namen Mephitis castaneus giebt und sie durch ihre geringere Grösse und den mehr südlichen Aufenthalt von jener nördlicheren Art unterscheidet, Dem auf tab, 13 fig. 3 abgebildeten Schädel von Mustela bra- siliensis Sevast. wurde zur Erläuterung nichts weiter beigefügt als die Phrase: „wir haben den Schädel dieser Art abbilden lassen, um zu zeigen, dass die Zahnbildung ihn unter die Iltisse stellt.” Es ist zu bedauern, dass D’Orbigny den Fundort seines Exemplares nicht angegeben hat, da Brasilien als Heimath sehr zweifelhaft er- scheint, indem weder Spix, noch der Prinz von Neuwied, noch Natterer daselbst Thiere aus der Gattung Mustela getroffen haben. Seine Mustela (Lyncodon) patagonica hat D’Orbigny am Rio Negro in Patagonien angetroffen, doch kennt er nur den Schädel, der in der Grösse das Mittel zwischen dem des lltisses und des Hermelins hält und nur } Backenzähne besitzt. Von der Lutra platensis erwähnte er, dass sie den ganzen 154 Andr, Wagner: Bericht über ‚die Leistungen in der Rio Parana von Buenos Ayres an bis. über Corrientes hinaus be- wohnt. Ueber die Fortpflanzung des Fischotters in der Gefangen- schaft theilte der Oberaufseher des zoologischen Gartens in London seine Erfahrungen mit (Ann. of nat. hist. XIX, p. 418), Viverrina. Nach einem in dem Tertiärkalk von Mombach aufgefundenen Unterkiefer stellte H. v. Meyer ein neues viverren- artiges Raubthier unter dem Namen Strephanodon mombachensis auf (Jahrsb, d Min. S. 183). Canina. Blyth zeigte sich damit einverstanden, dass der von ihm für Canis Corsac angesehene Hund von Gray für Canis bengalensis erklärt wurde. (Ann, of nat. hist. XX. p. 314) — Canis jubatus wurde von d’Orbigny südwärts bis zum 41° ‚Breite gefunden. Owen wies nach, dass der in ‘den Oeninger Schichten 'aufge- fundene Fuchs nicht mit unserem gewöhnlichen Fuchse identisch ist, sondern in manchen Beziehungen an die Familie der Viverrinen er- innert. Er errichtet für ihn unter den Hunden die eigne Untergat- tung Galecinus oeningensis (Quat. Journ. of the Geolog. Soc. p: 99)- Felina. In D’Orbigny’s angef. Werke wurde von KFelis Geofroyi die Abbildung tab. 14 und tab. 13 fig.1, zugleich mit einer ausführlichen Beschreibung vorgelegt. — Gray’s Felis Charl- toni wurde von Blyth nur für eine zufällige Spielart von Leopar- dus Ellioti erklärt (Ann. of nat. hist. XX. p. 313). An einem von Buenos Ayres eingeschickten fossilen Schädel ‚ kormte Owen keine spezifischen Unterschiede von Hyaena neogaea oder Smilodon Lund's ausfindig machen und gab daher demselben den. Namen Machairodus neogaeus (Instit. p. 183). r Marsupialia. Das Vorkommen eines ächten. corpus callosum bei den Beutel- thieren behauptete neuerdings Pappenheim im Gegensatze zu Owen (Compt. rend. n. 6). Interessante Beobachtungen über das Trächtigseyn und die Ent- wicklungen der Jungen von Didelphys virginiana theilte Meigs mit, be- gleitet von einigen Bemerkungen Owen’s (Ann. of nat. hist. XX, p- 324). Als eine neue Art wurde von M. de Tarragon Phas- co(lo)gale Pirginiae angekündigt (Rev. zool.p 177). Pelz grau, auf dem Rücken dunkler, an den Seiten röthlich ge- wässert; von der Schnautze verläuft gegen den Scheitel eine schwarze Binde und eine andere zum Auge und umgiebt dasselbe; Rand der Oberlippe, Kinn, Kehle und Unterleib weiss; Tarsen und Finger Natürgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. 155 graulich:| "Ohren innen weisslich,, aussen grau ‚behaart. Schwanz fein behaart, oben‘ von der Farbe des Rückens, unten blasser, Körper ‘10: Centim., Schwanz fast ebenso. Rodentim. Seiurina. Von den neuen. brasilianischen Eichhorn- Arten, die Ref. früher nur durch eine kurze Diagnose charak- terisirt hatte, hat er nunmehr in den Abh. d. Münchn. Akad. d, Wissensch. V.2. S. 272 ausführliche Beschreibungen publizirt. Es sind diess Se/urus Longsdorfii, igniventris, pyrrhonotus, tri- color und gilvuigularis. Se. igniventris wird jetzt auch von D’Orbieny (S. 24) als Bewohner der Provinz Chiquitos aufgeführt. Vom grossen Eichhorn des indischen Festlandes unterschied Blyth 3 Rassen: 1) Seiurus macruroides Hodgs. (Sc. giganteus M’Clell.), von der gewöhnlich dunklen Färbung, zu der er aber auch eine lichte, Abänderung (Sc. aureiventris?) zählt; 2) Sc. purpureus der indischen Halbinsel, und 3) Sc. macrurus von Travancore und Ceylon (Ann, of nat. hist. XX. p. 314). Ueber den Winterschlaf unsers Eichhörnchens legte Grill seine Beobachtungen vor (Arch. skand. Beitr. II. S. 164). Eine nachträgliche Beschreibung des grossen indischen Murmel- thiers erschien. von Jameson, der ihm den Namen ‚dretomys tata- rieus beilegte (Inst., p. 334). Sy sine- Sundevall führte 4 Fälle an,.in denen Myozus avellanarius im südlichen Schweden gefunden wurde (Arch. skand. Beitr. 11. 8. 177). Dipoda. Vom Skelet des Macroeolus halticus hat, Ref. in den Abh. der Münch, Akad. V. 2, auf Tab. 5 eine Abbildung mit- getheilt. Chinchillina. Diese Familie ist von Waterhouse in sei- ner nat. hist. of Mamm. ll. p. 208 bearbeitet worden. Er erkennt mit uns die beiden Arten von Eriomys an. Oryeterina. Die dieser Familie angehörigen neuen brasilianischen, nebst etlichen andern Arten hat Ref, in den Abh. der Münchn. Akad. V. 2. S. 286 u. f. ausführlich beschrieben, Sie heissen Jsothrix pagurus, bistriatus und erassicaudus. — Mesomys ecaudatus. — Loncheres grandis, nigrispina, unicolor, macrura und armata. — Dactylomys typus und amblyonix. — Fer- ner wurde a, a. ©. 5.320 eine Vergleichung des Skelets von Psam- moryctes mit dem von Octodon, Habrocoma und Loncheres, vorge- 156 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der nommen und Bemerkungen über die systematische Stellung von Schizodon, Ctenomys und Myopotamus beigefügt. Eine vortrefflliche Schilderung ee Familie ist von Water- house.a. a, O. geliefert worden. Die Gattung Ctenomys vermehrte derselbe Naturforscher mit 2 neuen Arten: Ct. boliviensis und leucodon (a. a. O. S. 278. u. %1). Davon ist die erstere Art identisch mit dem von mir in diesem Archiv 1848. S. 72 beschriebenen Ct. Nattereri, den ich für einerlei mit Ct. brasiliensis Blainv. ansehe. Dagegen ist Ct. leu- codon ähnlich meinem a. a. O. geschilderten Ct. opimus in der Form der obern Schneidezähne, aber nicht in deren Färbung, Eine Lücke ist es in der Beschreibung von Waterhouse, dass nichts über die Beschaffenheit des Pelzes gesagt ist, daher wohl anzunehmen, dass er sich wie bei Ct. Nattereri verhält. Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass bei Ct. leucodon die Leiste auf der Unterseite der Vorderkrallen sich nur wenig über die Basis hinaus erstreckt, wäh- rend sie bei Ct. Nattereri bis nahe zur Spitze reicht; überdies hat letzterer keine Scheitelleiste, auch ist die Färbung verschieden. Cunicularia. Den Skeletbau der Gattung Ascomys hat Ref. in den Abh. der Münchn. Akad. V. 2. S.326 tab. 6 erörtert. Murina. Mus vellerosus wurde von Gray als neue Art unterschieden (Ann, of nat. hist. XIX. p. 351). Sie kommt auf Neuholland zwischen dem Murray- und Glenelg- Flusse vor, ist ähnlich dem M. fuscipes, aber viel grösser und der Pelz weit länger und blasser. Von 3 Arten südafrikanischer Mäuse wurden von A. Smith in seinen Illustrations of the Zoology of South Africa No. 25. tab. 47 Abbildungen geliefert, nämlich von Mus Lehocla, M. natalensis und M. colonus. Von ersterer Art ist auch die Beschreibung bei- gefügt mit der Diagnose: „M. superne pallide rufus subnigro peni- eillatus, inferne rufo-albus; auribus magnis, expansis, fere nudis, margine externo semicirculari; pilis rigidis; cauda longa subnuda.” Körper 4” 9"', Schwanz 5”. Um Lataku. Mus islandicus wurde von Sundevall für nichts weiter als die in ganz Schweden gemeine Varietät von M. musculus erkannt, welche nach unten zu weiss ist, gewöhnlich mit gelblicher Grenze zwischen dem Bauch und der Farbe der Seiten, und einem gelben Fleck auf der Brust. Derselbe erklärte ferner, dass Aypudaeus medius aus Lappland vollkommen mit Blasius und des Ref. Be- schreibung von A. ratticeps übereinstimme; indess erscheint es ihm noch zweifelhaft, dass dieses Thier aus dem südlichen Russland mit H. medius aus Lappland identisch sein sollte (Arch. skand. Beitr. 11. S. 180). Ueber die geographische Verbreitung der Arten von Hypu- daeus (Arvicola) in Europa publizirte E. d. Selys Longehamps Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. 157 einen kleinen Aufsatz in der Rev. zool. p.305. Unter den 22 Arten, die er Europa zutheilt, sieht er wenigstens 16 für constatirt an. Auch legte er die ihm von J. Ray zugeschickte Beschreibung einer Feldmaus vor, die letzterer in der Champagne gefunden hat, und unter dem Namen Arvicola cunicularius von A. arvalis unterschei- den will, ohne dass Ref. zur Ueberzeugung von ihrer spezifischen Verschiedenheit gelangt ist. Ausführliche Mittheilungen über die Lebensweise seines Arvi- cola nivalis sind von Martins in den Ann. des sc. nat. 11. ser. 8. p: 193 geliefert worden, Durch Ref. wurden 9 brasilianische Arten von Hespe- romys und eine nordamerikanische ausführlich beschrieben (Abh. d. Münch. Akad. V. 2. S. 306). Die 9 brasilischen Arten heissen: H. leucogaster, eliurus, pyg- maeus, leucodactylus, concolor, russatus, brachyurus. fuliginosus und caniventris. Die nordamerikanische Art führt den Namen 4. maniculatus und stammt aus Labrador. — Ebenso wurde Drymo- mys musculus beschrieben. Castorina. Bachman bekannte in seinen Quadrup. of North America, dass er keinen spezifischen Unterschied zwischen dem ame- rikanischen und altweltlichen Biber habe auffinden können. — Buckley bemerkte gegen De Kay, dass die südlichste Grenze des Bibers in den Vereinigten Staaten nicht der nördliche Theil des Staates Neu- York sey, sondern dass er noch in den Gebirgsgegenden von Nord- Carolina wahrgenommen werde (Ann..of nat. hist. XX. p. 357). Eine schöne Abbildung nebst ausführlicher Beschreibung des Schädels von Trogontherium Cuvieri wurde in der mehrerwähn- ten Jubelschrift der Moskauer Gesellschaft mitgetheilt. Aculeata. Drei monographische Bearbeitungen sind über diese Familie erschienen; 2 davon, nämlich die von E. Desmarest in D’Orbigny’s diet. d’hist. nat. X. p. 426 und die von Waterhouse in seiner Nat. hist. of Mammal. betreffen die ganze Familie, während die von J. E. Gray in den Ann. of nat. hist. XX. p. 349 sich blos auf die Arten der alten Welt beschränkt. Von diesen Bearbeitungen ist die von Desmarest nicht über das, was Fr. Cuvier und Is. Geoffroy hierüber gesagt haben, hinaus- gekommen; alle andere Publikationen existiren für ihn nicht, so dass auch wir die seinige vollständig ignoriren dürfen. — Gray hat in die Bestimmnng der Arten schon dadurch eine arge Verwirrung hin- eingebracht, dass er, aus Nichtbeachtung der älteren Literatur, Linn@’s Hystrix cristata in der H. hirsutirostris finden wollte. Diese und andere Verstösse hat Waterhouse in seiner gründlichen Mo- 158 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der nographie 'bereits wieder zurecht gebracht, so dass wir hier nur auf. dessen Arbeit zu verweisen brauchen; auch hat er gezeigt; dass Gray’s neue Art Acanthion Flemingi blos ein Bastard von H. cristata und H. javanica ist. Subungulata. D’Orbigny hat in. seinem Reisewerke, mammif. p. 26. tab. 18 Beschreibungen und Abbildungen. von: Cavia australis und C. flavidens mitgetheilt. Duplieidentata. Auch von dieser Familie ist bereits die vortreffliche Bearbeitung von Waterhouse im 2ten Bande seiner Nat. hist. of Mammalia erschienen. Edentata. Is. Geoffroy zeigte, dass der von Seba und Andern: abge- bildete und beschriebene. Dasypus trieinetus auf einem‘ künstlich zusammengesetzten Exemplare. beruhe (Rev. zool. p. 135). Dasselbe befindet sich im pariser Museum und ist in der obern Hälfte ächt, in der untern aber ist es durch einen Cachicame ersetzt, daher.auch die Uebereinstimmung in der Bildung der Zehen, die sich in der Natur nicht findet. Der Verf. weist ferner nach, dass der brasili- sche Dasypus (Tolypeutes) tricinetus spezifisch verschieden ist von Azara’s Tatou Mataco, dem er den Namen Tolypeutes conurus giebt. Unter den riesenhaften fossilen Armadillen Südamerika’s‘ hab Owen seinem @/yptodon clavipes noch 4 andere Arten, nämlich'& reticulatus, ornatus, tubercuatus und elavicaudatus‘ zugefügt (Instit. p. 183). | Mit dem Namen Psephophorus bezeichnete H. Meyer die im Wiener Becken gefundenen Hautknochen und ein Panzerfragment, von denen er vermuthet, dass sie von Dasypodiden abstammen möch- ten (Jahrb. f. Min. S. 579). Solidunzsulm J. de Christol: stellte eine meue (fossile Pferdegattung unter dem Namen Hipparitherium auf (Gompt. rend, p. 374; Instit. p. 99). : | Er behauptete, dass Palaeotherium hippoides ‚mit Unrecht von Blainville mit P. aurelianense vereinigt worden sei, indem ‚sein Knochenbau dem der Einhufer gleiche, ‚dass jedoch die Vorderfüsse wie bei Hipparion dreizehig wären, und dass die Backenzähne, an Hyrax, Palaeotherium und Rhinoceros erinnerten. Man muss ‚die ausführlichere Beschreibung abwarten, bevor man über die Stellung dieses Thieres ein sicheres Urtheil fällen kann. Nach fossilen: Backenzähnen | unterscheidet, J. Leidy. im Nordamerika‘ 2 urweltliche » Pferdearten: © Zyguus’ eurvidensi Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. 159 Ow. und eine von ihm aufgestellte, Zyuus americanus (Proceed. of the Acad. of Philadelph. p. 262). Die Zähne der ersteren Art sind in dem berühmten Knochen- lager in Kentucky, zugleich mit Ueberresten von Megalonyx, Masto- don etc. gefunden worden. Leydy gesteht, dass er keine festen Merk- male an ihnen hat erkennen können und dass er sie dem Equus cur- videns nur deshalb zugetheilt habe, weil sie in Amerika gefunden und demselben sich mehr als einer andern Art annähern. — Die 2te Art ist in einer Diluvialablagerung in der Nähe von Natchez am Mississippi gefunden worden. Diese Zähne sind grösser als die einer lebenden oder fossilen Art. Die Schmelzfalten sind um % dicker als am lebenden Pferd und die isolirten Schmelzfalten der obern Backen- zähne sind mehr gefaltet, in dieser Hinsicht mehr dem Equus pliei- dens gleichend. Auf tab. 2 sind diese Zähne abgebildet. — Nach späterer Mittheilung (S. 328. fig. 6) will Leydy nach einem einzelnen Backenzahn mit feineren und häufigeren Falten sogar noch eine dritte Art unterscheiden. Pachydermata., Owen hat von einer neuen Sendung urweltlicher Pachy- dermenreste aus Südamerika eine vorläufige Notiz gegeben (Instit. p. 193). An einem vollständigen Unterkiefer mit dem Zwischenkieferstück der Oberkinnlade hat er eine 2te Art von Toxodon erkannt, der er den Namen Toxwodon angustidens giebt und die an Grösse dem T. platensis nicht nachstand.. — Von Mastodon andium ist ein fast vollständiger Schädel eingeliefert worden; ebenso hat sich von Ma- erauchenia neuer Zuwachs gefunden. Unter dem Namen Nesodon hat Owen eine neue Gattung auf- gestellt, die der vorigen nahe steht, aber dem Palaeotherium durch, den Mangel eines Zwischenraumes in der Zahnreihe und in der glei- chen Höhe der Eck- und Schneidezähne gleicht. Begründet wurde diese Gattung auf den Vordertheil des Unterkiefers und zwei obere Backenzähne, die durch den Capitain Sullivan in den Tertiärahlage- rungen der patagonischen Küste aufgefunden wurden. Die Schneide-, Eek- und Lückenzähne des Unterkiefers sind nicht allein in Contakt, sondern legen sich auch ziegel- oder fischschuppenartig übereinander, und die obern wie die untern Backenzähne sind durch Schmelzinseln charakterisirt. Schneidezähne sind 6 vorhanden. Da auch bei Toxo- don die grossen Schneidezähne ziegelartig sich decken, so wird. durch diese neue Gattung die Lücke zwischen jenem und Macrauchenia einigermassen ausgefüllt, Die Art bezeichnet Owen als Nesodon imbricatus und vermuthet, dass sie die Grösse «des Lamas. gehabt haben dürfte. — Eine ‘zweite Art benannte! er später Nesodon 160 Andr. Wagner: Bericht über die Leist. in der Naturgeschichte Sullivani, nach etlichen Zähnen des Unterkiefers aus denselben Fundstätten; ihre Grösse mochte die des Zebras gewesen sein. Ueber die Berechtigung, den sumatranischen Elephanten als eine selbstständige Art (Zlephas sumatranus) anzusehen, hat Temminck einige nähere Aufschlüsse beigebracht. Sie finden sich in dem Coup-d’oeil sur les possessions Neerlan- daises dans I’Inde archip. U. p.91 und lauten folgendermassen. Der Elephaäs sumatranus gleicht in der Schädelform dem Elephanten des asiatischen Festlandes, aber der freie Theil der Zwischenkiefer ist viel kürzer und schmaler, die Nasenhöhlen sind viel weniger breit, der Raum zwischen den Augenhöhlen ist schmäler, dagegen der Hin- tertheil des Schädels breiter. Die Backenzähne nähern sich in der Form ihrer Krone mehr der asiatischen als der afrikanischen Art, d. h. ihre Krone zeigt gewellte und nicht rautenförmige Bänder; diese aber sind so breit als beim afrikanischen Elephanten und daher nicht so zahlreich als beim asiatischen. Die Dimensionen dieser Bänder in der Richtung von vorne nach hinten, verglichen mit den in der queren und seitlichen Richtung genommenen, sind im Verhält- niss von 3 oder 4 zu 1, während sie beim Elephanten des Kontinents wie 4 oder 6 zu 1 sind. Die ganze Länge von 6 solchen Bändern ist bei der sumatranischen wie bei der afrikanischen Art ohngefähr 12 Centim., während sie bei der asiatischen Art 8-10 beträgt. Die übrigen Verhältnisse des Skelets sind fast dieselben bei den 3 Arten, aber in der Zahl der Wirbel-giebt es Verschiedenheiten, wie nach- stehende Tabelle ausweist. africanus. indicus. sumatranus. Halswirbel . .. .. 7 7 7 Rückenwirbel . . . . 21 19 20 Lendenwirbel . . . . 3 3 3 Kreuzwirbel. . . . . 4 5 4 Schwanzwirbel . . . 26 34 34 Wahre Rippenpaare . 6 6 6 Falsche = ; 15 13 14 Diese Merkmale wurden für die neue Art an 3 Skeleten con- statirt: einem alten und jungen Männchen und einem alten Weibchen. Die Haut konnte sich Temminck noch nicht verschaffen. G. Gulliver untersuchte die Samenthierchen des indischen Elephanten, ohne an ihnen etwas besonderes, weder in der Grösse noch Form zu finden (Ann. of nat. hist. XX, p. 424). Die von J. Smith zur Anzeige gebrachte Auffindung eines Stück Backenzahns von J. Elephas primigenius auf der kleinen Insel Gozzo bei Malta, ist insofern beachtenswerth, als dieses Vorkommen ver- muthen lässt, dass diess kleine Eiland einst im Zusammenhange mit dem Kontinente stand (Quat. Journ. of the Geolog. Soc. p. 52). A. Gray untersuchte die erdige, mit fein zerbrochenen Stückchen Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. 161 von Baumzweigen angefüllte Masse, welche bei einem ausgegrabenen Mastodon-Skelet in der Nähe des Magens gefunden sein sollte. Nach dem äussern Anschein, so wie nach der mikroskopischen Untersu- chung rührten diese Stücke von Coniferen her, und zwar eher von der Föhre als Fichte (Sillim. Journ. p. 436). H. v. Meyer unterwarf Jäger’s Angabe vom Vorkommen des Lophiodon in den Bohrerzgruben von Melchingen, Salmendingen, Heuberg, Neuhausen und der Molasse von Baltringen einer genauern Prüfung und fand, dass diese Ueberreste nicht von Lophiodon her- rühren, sondern dem Rhinoceros und Tapir angehören. (Jahrb. f. Min. S.187). — Ueber Blainville’s Arbeit über die fossilen Rhinoceros- Arten sprach sich derselbe Naturforscher (a. a. O. S.195) dahin aus, dass durch sie die bestehende Verwirrung und Irrthümer eher ver- mehrt als beseitigt worden seien. Hinsichtlich der Frucht des Flusspferdes machte Peters be- merklich, dass das Chorion zottig ist wie beim Schwein und Pferd, ohne besondere Placenta, und die Nabelschnur mit kleinen runden oder eiförmigen Platten, soliden eiweissartigen Körperchen. besetzt (Monatsberichte der Berlin. Akad. S. 37). Während Pomel eine neue urweltliche, mit den Fluss- pferden verwandte Gattung Elotherium ankündigte, wurden von Owen 2 ausgestorbene Gattungen dieser Ordnung auf- gestellt: Dichodon mit Hippopotamus und Paloplothe- rium mit Palarotherium, verwandt (Quat. Journ. of tlıe Geo- log. Soc. 13. S. 17). Eine neue Gattung unter den Paarzehern stellte Hodg- son unter dem Namen Porcula auf (Ann. of nat. hist. XX. p- 434). Zähne s . - . — =40, Eckzähne klein, gerade, scharf- schneidig, aber nicht über die Lippen vorragend. Vierte Zehe an allen Füssen klein und ungleich; Schwanz sehr kurz, aber deutlich. — Die Art bezeichnet Hodgson als P. salvania, ein Zwergschwein von braunschwarzer Farbe, schwach und unregelmässig mit schmutzig Ambra untermischt; Iris haselnussfarbig, nackte Haut schmutzig fleischfarben, Länge 18— 2%", Höhe 8—10”, Kopf 6”, Schwanz 3", Gewicht 8-10, selten 12 Pfd. Bewohnt die Saul-Waldungen, ist sehr selten, von vortrefflichem Geschmack und gleicht in seiner Lebens- weise im Allgemeinen dem Schwein, doch mit einigen erheblichen Abweichungen. Vom Unterkiefer des Harlanus americanus hat Owen im Journ. of the Acad. of Philadelph. new series I. p. 19. tab. 6 die aus- führliche Beschreibung nebst Abbildung zur Vorlage gebracht. Gegen die Namensgebung ist zu erinnern, dass man darnach denken sollte, als sei von dem amerikanischen Dr. Harlan die Rede, während es Archiv f. Naturgesch. XIV. Jahrg. 2. Bd, L 162 Andr. Wagner: Bericht über’ die Leistungen in.der sich; doch nur um. die Ueberreste eines Thieres handelt, von dem Dr. Harlan zuerst Notiz gab. In. dem älteren Süsswasserkalke Württembergs wurde von Dr. Schmidt ein Unterkiefer von Anoplotherium commune aufge- funden (Württemb. naturw. Jahresheft 111. S. 261). Ruminantin. ‚Unter dem, Titel: Methodische Uebersicht der wiederkäuenden Thiere, Linne’s Pecora, von C. Sundeyall; aus dem Schwedischen übersetzt von C. Fr. Hornschuch. Greifsw. 1848, ist von Letzte- rem für eine-grössere Verbreitung der trefflichen Arbeit von Sunde- vall gesorgt worden, da nun die in’s Archiv skand. Beiträge einge- rückte Uebersetzung in dem Buchhandel separat zu beziehen ist. Tylopoda. Ueber die „geographische Verbreitung von Ka- meel und Dattelpalme, in ihren Beziehungen zum primitiven Völker- leben des Nomadisirens wie der Festsiedlung” hielt Ritter in der Berliner Akademie einen interessanten Vortrag (Monatebericht der Berl. Akad. S.8). Ueber die Zucht der Lamas, Alpacas und vieuwiah, die im Haag betrieben wird, hat Bonafous seine Beobachtungen mit- getheilt (Rev: zool. p. 402). Cervina. Gulliver zeigte, dass die Blutkügelchen bei Mo- schus Meminna ebenso auffallend klein sind als bei M. Napu und M. stanleyanus. CGervus antisiensis.ist nun in D’Orbigny’s Reise- werk S. 28. tab. 20 ausführlich! beschrieben: worden. Man trifft diesen Hirsch in den höchsten Regionen der östlichen Cordilleren von Bolivia, namentlich in den Umgebungen von la Paz, Cochabamba und Chuquisaca; er steigt aber selten unter das Niveau von 3500 Metres herab. Vom amerikanischen Elennthier und Rennthier machte ‚Akhselk bemerklich,, dass sie von den europäischen Arten differiren und gab jenem den Namen Cervus lobatus, diesem den Namen Cervus hastalis (Sillim. Journ, p.436; Ann. of nat. hist. XX. p. 142). Wei- tere Auskunft. ist zu gewärtigen, nur so viel kann Ref. hierüber sagen, dass er ebenfalls Unterschiede zwischen dem. europäischen und amerikanischen Rennthier am Schädel aufgefunden hat, worüber er demnächst spezielle Nachweise vorlegen wird. Unter den Elennthieren will Rouillier 3 Arten unter- scheiden, nämlich Alces antiquorum (Cervus Alces Linn.), A. resupinatus Rouill. und A. sabinus Fisch., wovon die beiden letztern blos den Diluvialgebilden ‚angehören. Seine Abhandlung findet sich in der von der k. Gesellschaft der Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. 163 Naturforscher zu Moskau: herausgegebenen Jubelschrift auf Fischer und ist: von schönen Abbildungen begleitet. A. resupinatus beruht auf einem Schädel, der in einem See des Gouvernements Kostroma, und A. sabinus auf einem Schädel, der 60. Werst von Moskau gefun- den wurde. Letztere Art übertrifft an Grösse Alles, was man vom lebenden Elenn kennt, ‚denn während bei dem grössten Individuum, das von diesem letztern bekannt ist, die Enden der Geweihe 34” engl. abstehen, beträgt bei der fossilen Art dieselbe Distanz 64”. Einer neuen; Species von ‚Palaeomeryx legte H. v. Meyer den Namen P, eminens bei (Jahrb. f. Min., S; 183); sie wurde bei Oenin- gen gefunden, — Weitere Auskunft hat derselbe über das Dorcathe- rium guntianum gegeben (a. a. O.:S. 193). Mit einer merkwürdigen, dem Dorcatherium nahe ver- wandten ausgestorbenen Gattung machte uns J. Leidy in sei- nem Po&äbrotherium Wilsoni bekannt (Proceed, of the Acad, of Philadelph, III. p. 322. tab. 1). Die Gattung beruht auf einem Schädel und einem Bruchstück vom untern Ende des Oberarms und dem obern des Vorderarms, die in Nordamerika gefunden wurden. Sowohl im Ober- als Unter- kiefer finden sich jederseits 7 Backenzähne, wovon die vordersten zusammengedrückt und die untern auf der Aussenseite ohne die klei- nen kegelförmigen Höcker zwischen den Pfeilern sind. Cavicornia. Eine neue westafrikanische Antilopen-Art bezeichnete J. E, Gray als Boselaphus Derbianus (Ann. of nat. hist. XX. p. 286). ' Whitfield brachte kürzlich vom Gambia einige Hörner einer en grossen, von den Eingebornen Gingi-ganga genannten Antilope zu- rück, die denen der südafrikanischen Elenn-Antilope sehr ähnlich, aber länger und, stärker sind, Später erhielt er noch ‚den:oberen Theil des Schädels und die Hörner eines Männchens und die Haut (jedoch ohne Kopf,;und Füsse) eines erwachsenen Männchens und Weibchens, wodurch es sich zeigte, dass die neue Art von.der Elenn. Antilope dadurch unterschieden ist, ‚dass Hals,: Vordertheil ‚der Un- terseite, die Rückenlinie und ein grosser Fleck an der, Vorder- und Hinterseite des Obertheils der Vorderbeine schwarz ist, dass ferner die Seiten mit 14 bis 15. schmalen, senkrechten weissen Linien ge- ziert und der untere Theil des Halses mit einem weissen Halbkragen versehen ist. P. Gervais legte in den Ann. des sc. nat. III. ser. 8. p.221 eine Notiz vor über das Vorkommen des Steinbocks im fossilen Zu- stande in den Cevennen. Die Knochen wurden, zugleich mit denen von Ueberresten von Ursus spelaeus, von einer Katze in der Grösse des Panthers, vom Wolfe, der Hyaena spelaea und einigen anderen Thieren, in der Höhle von Mialet gefunden. Er giebt dieser Art L#* 164 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der den Namen Ibex Cebennarum. — Zugleich wies er S.226 nach, dass die‘ Antilope Cordieri Christ. (A. recticornis M. de Serv.) an ihren obern und untern' Backenzähnen ähnliche cylindrische Höcker wie die meisten Hirsche aufzuzeigen hat. Ferner zeigte er (S: 222), dass das angebliehe Schaf aus den tertiären Ablagerungen bei Cucuron ebenfalls eine‘’Antilope ist und legte ihr den Namen Antilope deper- dita hei. ‘ Ein Beispiel von frühzeitiger Zeugungsreife einer Ziege wurde von John Davy angeführt (Ann. of nat. hist. p. 192). — Ebenda- selbst p. 314 protestirte Blyth gegen Gray’s Vereinigung der Ovis Vignei mit Ovis ammonordes. Dagegen ist er mit ihm einverstanden, dass der Gaur und Gayal wirklich 2 verschiedene Arten sind. Jäger hielt einen „Vortrag über die Identität und Un- terscheidung des Auerochsen, Bos urus und des Bisons, Bos bison” (Württemb. naturw. Jahresh. III. S. 176). Die Vergleichung zweier Schädel des nordamerikanischen Bisons mit dem Schädel eines aus Wilna erhaltenen Skelets des Wisents ergab ihm „eine solche Uebereinstimmung der Verhältnisse, der Form und selbst auch der Grösse der Species, dass an der Identität kau.n gezweifelt werden kann.” Die grössere Breite des Unterkie- fers der nordamerikanischen Bisonkuh, gegenüber der des Unterkie- fers des Wisents, dürfte, wie er zufügt, erst dann als constanter Unterschied aufzustellen sein, wenn er sich allgemeiner auch bei andern Exemplaren bestätigte. — Hinsichtlich der Rippenzahl bemerkt er, dass dem erwähnten Wisent-Skelet nur 13 Rippenpaare, aber 6 Lendenwirbel zukommen, Pinnipedia. D’Orbigny führte in seinem Reisewerke Mammif. p.17 an, dass ein von ihm an der peruanischen Küste gefundener Schädel eine von Otaria jubata verschiedene Art oder doch wenigstens eine sehr markirte Varietät anzeige. Er ist der Meinung, dass dieser Schädel zur nämlichen Art als Phoca porcina Mol. oder Otaria Ulloae Tschud. gehören könne. Dass Phoca leopardina Jam. identisch ist mit Leptonyz Wed- delii, wurde von Gray bemerklich gemacht (Ann. of nat. hist. XX. p- 437). An einem fossilen obern Schneidezahn, der in der Meeressand- Ablagerung bei Montpellier gefunden wurde, erkannte P. Geryais eine Robbe, der er den Namen Phoca occitana beilegte (Ann. des sc. nat. 11l. ser. 8. p. 225). Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. 165 TCetacen Den neuholländischen Dujong unterschied O wen als selbst- ständige Art mit dem Namen Halicore australis (Jukes narrative of. the surveying voy. of H. M. S. Fly. ll. p. 323). Die Knochen, welche Owen zur Untersuchung erhielt, waren von Jukes an der neuholländischen Küste in der Endeavourstrasse gesammelt worden. Als Hauptdifferenz zwischen dem neuholländi- schen und indischen Dujong erklärt Owen, dass sich bei jenem 24 Backenzähne, bei letzterem nur 20 entwickeln, obwohl die 24 Bak- kenzähne der neuholländischen Art zuletzt sich wie bei der indischen auf 8, d. h. auf 2 jeder Seite des Ober- und Uniterkiefers, reduziren. Es findet sich nämlich bei jüngern Individuen von H. australis in bei- den Kiefern vor den 5 Backenzähnen, wie sie bei H. indica vorkom- men, noch ein besonderer kleiner Zahn, der letzterer Art in allen Altersstufen abgeht. Ferner bildet die obere Zahnreihe bei der neu- holländischen Art einen stärkern Bogen als bei der indischen, der herabgekrümmte Theil des Oberkiefers ist bei jener im Verhältniss zur Breite länger, was auch von der abwärts gebogenen Symphyse des Unterkiefers gilt. Endlich ist das Schulterblatt bei der neuhol- ländischen Art weit schmäler als bei der indischen, was hauptsäch- lich davon herrührt, dass bei jener der Vorderrand mehr gerade verläuft, während er bei dieser einen starken Bogen bildet. Ergänzende Beiträge zur Kenntniss des innern Baues des Dujongs lieferte Th. L. W. Bischoff (Arch. f. Anatom, $.1). Auf neue Materialien gestützt suchte P. Gervais nachzuweisen, dass die Gattung Halitherium s. Halianassa zu den sirenenartigen Cetaceen gestellt werden müsse und dass diesen auch noch der Ta- xodon beizuzählen sei (Ann. des sc. nat. 11]. ser. 8. p. 203), womit freilich Owen nicht einverstanden ist. Kurze Bemerkungen über die Cetaceen der. britischen Inseln wurden von J. E. Gray mitgetheilt (Ann. of nat. hist. XX. p. 436). Sie beziehen sich auf die von Knox gefertigten Präparate, die nunmehr der anatomischen Sammlung der Edinburgher Universität angehören. Darunter ist das Skelet eines 78’ langen Finnfisches, das Gray zwar sehr ähnlich dem seines Physalus antiquorum findet, von dem er aber doch nach einigen Differenzen in der Bildung der Hals- wirbel vermuthet, es möchte eine besondere Art darstellen; für die er den Namen Physalus borealis vorschlägt. Ref. meint, dass die angegebenen Differenzen keineswegs zur Errichtung einer eignen Art ausreichend sind. —- Ein als Delphinus Tursio bezeichnetes Skelet erkannte Gray für den De/phinus leucopleurus von Rasch. — Die Balaena minor borealis von Knox fand er identisch mit seiner Ba- laenoptera rostrata. — Daselbst sah er auch die in Weingeist auf- u 166 Andr, Wagner:'Bericht über die Leistungen in der bewahrten Zähne des Fötus von. Balaena:Mysticetus, nebst dessen Skelet und der ausgestopften Haut. Der Wallfischfang und seine Beförderung in Deutschland, als vaterländische Zeitfrage in volkswirthschaftlicher, seemän- nischer und staatlicher Beziehung, von C. W. L. Gloger, Berlin 107 S. S. Ist eine recht interessante, praktische Schrift, die unter andern auch zeigt, wie Deutschland durch, Beförderung des Wallfischfanges am ersten taugliche Seeleute für eine Marine heranbilden kann. J. E.. Gray legte eine neue Anordnung. der Finnfische vor, von denen er jetzt 4 Arten annimmt, unter denen, eine neue (Ann. of nat. hist. XX. p. 277). Er vertheilt diese 4 Arten unter 2 Gattungen in folgender Weise: 1. Balaenoptera; Brustfinne % und Rückenfinne 2 % der Körperlänge vom Ende der Nase. ?2ter und ter Halswirbel duifch die Dornfort- sätze vereinigt; Seitenfortsätze des 2ten Halswirbels sehr ausgebrei- tet, et: flügelartig. Wirbel 46—48. Brustfinne mässig, unge- fähr 4 der Körperlänge. Rückenflosse hinter der Geschlechtsöffnung. Unterleib mit Längsfalten. Art: B. rostrata Auct. 1. Physalus;; Brustfinne 4, Rückenfinne % der Körperlänge vom Ende der Nase. Halswirbel alle getrennt. Wirbel 54—64. Brust- finne mässig, ungefähr 4 der Körperlänge; Rückenflosse hinter der Geschlechtsöffnung. Unterleib mit Längsfalten. — «. Querfort- sätze der Halswirbel sehr ausgebreitet, vom 2ten bis zum 6ten einen Ring bildend (Physalus):, 1. PA. antiquorum (Rorqual de la Mediterranee Cuv.). — 4. Querfortsätze der Halswirbel kurz, des 3ten, Aten, 5ten und 6ten getrennt (Ror- qualus): 2. Ph. Boops; Querfortsätze des 2ten Halswirbels dick, kurz, convergirend, aber am Ende getrennt; die der übrigen Halswirbel schmächtig, merklich länger, weit getrennt. Oberer Fortsatz der 6ten herabgebogen, unterer dicker, kürzer, aufwärts gebogen. — 3. Ph. Sibbaldü; ‚Querfortsätze des 2ten Halswirbels sehr verlängert, vereinigt, nur eine kleine fast mittelständige Oeffnung lassend; die der andern Halswirbel schmächtiger, kürzer und weit getrennt, fast gerade, seitlich auswärts gerichtet. Diese Art ist auf ein Exemplar begründet, dessen Skelet 50’ misst und von einem Thiere herrührt, das im Humber gefangen wurde. In D’Orbigny’s Reisewerke Mammif. p. 30 sind nun- mehr folgende Delphine zur Sprache gekommen: 1. Inia boliviensis tab. 21, von dem jetzt die Verf. ebenfalls ver- muthen, dass er mit Delphinus Geoffroyi identisch sein dürfte, von dem sie aber immer noch nicht wissen, dass er schon lange vor ihnen in der Reise von Spix und Martius als De/phinus amazo- nicus aufgestellt worden ist. — 2. De/phinus Blainvillei tab. 23 von P Gervais nach einem von Freminville bei Montevideo erhaltenen Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1847. 167 Schädel aufgestellt, woraus'er eine Untergattung Stenodelphis bilden will. Fig. 5 derselben Tafel beruht auf einer Zeichnung von D’Or- bieny.— 3. D. eruciger tab. 23. fig. 1—4. — 5. D. Peronii tab.21. fig. 5* Dass Delphinus Sowerbyi nicht, wie Gray will, zu Ziphius ge- stellt werden’ dürfe, sondern als das Männchen von Delphinus mi- eropterus zu betrachten sei, haben Melville und Owen gezeigt (Instit. p. 312). Die 1ste Abtheilung des V. Bandes der Natuurkundige Verhandelingen van de Hollandsche Maatschappij der Weten- schappen te Haarlem ist ausschliesslich erfüllt mit W. Vro- lik”s. Untersuchungen. des Hyperoodon. Eine überaus genaue, höchst lehrreiche Untersuchung ‚des am 24.,Juli bei 'Zandvoort an der holländischen Küste ‚gestrandeten Dög- lings, der mit vollem Recht die goldene Medaille als Preis zuerkannt worden ist, Sie verbreitet sich über folgende Punkte; 1. äussere Beschaffenheit, 2. Knochengerüste, 3. Athmungsorgane, 4. Verdauungs- werkzeuge, 5. Gefässsystem, :6. weibliche Geschlechtsorgane, 7. Auge, 8. Hautbeschaffenheit. Dazu, gehören 15 lithographirte Tafeln von ausgezeichneter ‚Schönheit. Wir können von dieser meisterhaften Arbeit hier nur Weniges in. der Kürze berühren. — Das Thier hatte eine Länge von 7,639 Metres. ' Die sogenannten Gaumenzähne, auf denen der Name Hyperoodon beruht, erschienen ihm nur als ge- wöhnliche, etwas harte Schleimhaut-Warzen. Wirbel sind 45 vor- handen, nämlich 7 Halsw., 9 Rückenw., 10 Lendenw. und 19 Schwanz- wirbel. Im Vordertheil des Unterkiefers fanden sich 2 grosse wur- zellose Zähne von 0,041 Länge; ausserdem noch im vordern Theil der linken Unterkieferhälfte 6 kleine Zähnchen von 0,002 bis 0,004 Länge. Die verschiedenen Angaben der Schriftsteller über die Ma- genbeschaffenheit des Döglings berichtigt der Verf. in folgender Weise. Zur linken Seite der Speiseröhre bildet der Magenmundtheil des Ma- gens einen blinden Sack. Damit ist die Milz verbunden durch ein Ligamentum splenicogastricum und an der grossen Curvatur befestigt sich das Omentum gastro-colicum. Da wo auf der rechten Seite der Magenmundtheil in den Pförtnertheil übergeht, entsteht eine Ein- schnürung, auf welche noch 5 andere folgen, wodurch der Pförtner- theil in 6 Fächer abgetheilt erscheint, die an die Zellen des Grimm- darms erinnern. Das 6te Fach geht in den Zwölffingerdarm über und bildet eine Art von rechtem Blindsack. Das riesenhafte fossile Skelet, welches Koch unter dem Namen Hydrarchos in Deutschland vorzeigte und das jetzt für Berlin angekauft wurde, hat Veranlassung zur Publication dreier Abhandlungen gegeben. 1. C. G. Carus, Resultate geolog., anatom, und zoolog. Unter- suchungen über das unter dem Namen Hydrarchos von Dr. Koch nach Europa gebrachte und in Dresden aufgestellte fossile Skelet, 168 Andr. Wagner: Ber. ü, d. Leist. in d. Naturg. d. Säugthiere, in Verbindung mit Geinitz, Günther und Reichenbach. 2. Bur- meister Bemerkungen über Zeuglodon cetoides. 3. J. Müller Un- tersuchungen über den Hydrarchos in den Monatsberichten der Ber- lin. Akad. S. 103, 160 u. 185 und im Arch.-f..Anatom. 8.363. — Ca- rus erklärte sich dahin, dass bei dem Hydrarchos, mit Ausnahme der Zähne, der entschiedene Amphibien- und namentlich Saurier- Charakter vorwalte. Burmeister dagegen und noch ausführlicher J. Müller wiesen ihn den Säugthieren zu als einen ächten Zeuglodon. Von J. Müller haben wir auch demnächst eine umständliche, mit Abbildungen versehene Beschreibung zu erwarten. Er sieht die Fa- milie, wozu die Zeuglodon gehören, für eben so eigenthümlich als die der Manatis neben den ächten Wallen an, weshalb er die Ord- nung der Cetaceen in 3 Familien: die Manatis, die Zeuglodonten und die Cetaceen im engeren Sinne theilt und dabei bemerklich 'macht, dass die Zeuglodonten mitten zwischen Seehunden und ächten Ceta- ceen, aber innerhalb der Ordnung der Cetaceen im weiteren Sinne "ständen. Auch H. v. Meyer sprach sich im Jahrk. f. Min. S. 669 dafür aus, dass es wohl keinem Zweifel unterliegen dürfte, dass der Zeu- glodon ein Cetaceum war und mit dem Squalodon zu einer erlosche- nen Familie, zu der der Zeuglodonten gehöre, welche in tertiärer Zeit in Europa und Nordamerika gelebt hat. Wichtige Beiträge zur Kenntniss der nämlichen Gattung wurden von R. W. Gibbes und Tuomey mitgetheilt. Ihre Abhandlungen finden sich im Journ. of the Acad. of nat. sc. of Philadelph. new series I. 1. Des Ersteren Arbeit führt den Titel: - on the Fossil genus Basilosaurus Harl. (Zeuglodon Ow.) with a no- tice of Specimens from the Eocene Green Sand of South Carolina, mit 4 Tafeln Abbildungen. Er unterscheidet in dieser Gattung 2 Ar- ten: Basilosaurus cetoides und B. serratus. — Das wichtigste Stück brachte Tuomey zur Vorlage, nämlich den Schädel, wodurch die Säugthier-Natur des Zeuglodon ausser allem Zweifel gesetzt wird. Auf Tab. 5 ist von diesem Schädel die Abbildung gegeben. 169 Bericht über die Leistungen in der systematischen Botanik während des Jahres 1846. Von A, Grisebach. Lindley liess eine neue, sehr bereicherte und durch Zeichnungen erläuterte Ausgabe seines Natural System of Bo- tany erscheinen, ein Werk, welches sich durch die Fülle ge- wählter Thatsachen auszeichnet und zu den werthvollsten Hülfsmitteln bei systematischen Untersuchungen gehört (The vegetable Kingdom, or the structure, classification and uses of plants; with upwards of 500 Illustrations. London, 1846. 8. 982 pag.). — Von Schnitzlein erschien das 4te Heft sei- ner iconographischen Darstellung der Pflanzenfamilien, die sich beim Studium der systematischen Botanik empfiehlt (Ico- nographia familiarum naturalium. Bonn, 1846. Fasc. IV. 4.). Das systematische Werk über die phanerogamischen Ge- wächse von Spach ist mit dem 12ten und 13ten Bande ge- schlossen (Suites & Buffon. Histoire naturelle des vegetaux. Phanerogames. T. 12. 13. Paris, 1846. 8. — Atlas — Tab, 472. 8.): die letzten monokotyledonischen Familien und Nach- träge enthaltend. In diesem Werke sind ausführliche Fami- liencharaktere und die Beschreibungen charakteristischer Gat- tungen gegeben, auch zuweilen monographische Bearbeitungen eingestreut. — Von Walpers Repertorium (s. vor. Jahresb.) erschien der. 6te Band mit den Nachträgen zu den Monope- talen (Lips. 1846—47). Von De Lessert wurde der fünfte Band seiner Icones selectae plantarum (Paris, 1846. 4.) herausgegeben und damit dieses schöne Kupferwerk beschlossen: die letzte Centurie, welche gleich den früheren zur Erläuterung von im De Can- dolle’schen Prodromus beschriebenen Gewächsen dient, begreift monopetalische Familien und einzelne Nachträge. — Sir W, 170 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Hooker publicirte die 16te Lieferung seiner Icones plantarum (Vol. 8. P. 2. Nr. 751—800. London, 1845. 8.). — Endlicher begann ein neues Kupferwerk, welches in prachtvoller Aus- stattung seltene Gewächse der Wiener Gärten darstellt (Para- disus’-Vindobonensis: Hft. 1—15.1 Wien, 1845—47 fol.) : jedes Heft enthält! 4 Tafeln. Auf meine in diesem Archiv mitgetheilten Bemerkungen zur Systematik habe ich hier nur zu verweisen. Leguminosen. Bentham beschliesst seine monographische Arbeit über die Mimoseen mit der Gattung Affonsea und liefert zahl- reiche Nachträge von neuen Arten zu denselben (Lond. Journ. of Bot. 1846. p. 75—108). Affonsea ist eine der merkwürdigsten Legu- minosen, 'von welcher Aug. St. Hilaire eine einzige Ärt im brasilia- nischen Diamanten-Distrikt entdeckte: auf seiner Analyse, welche derselben 6 freie Carpelle zuschreibt, beruhte die. bisherige Kennt- niss dieses Typus, der durch den angeführten Charakter sich näher, als irgend eine andere Leguminose, an die Rosaceen anzuschliessen scheint. B. weist nach, dass die Gattung in Brasilien allgemeiner verbreitet ist, indem sie wegen ihrer habituellen Aehnlichkeit und wegen der Uebereinstimmung der Blüthenbildung mit Inga verwech- selt wurde. Er beschreibt 3 neue Arten der Gattung, welche eine - veränderliche Anzahl von freien Oyarien besitzen, unter denen jedoch nur einmal die Zahl 6 vorkam: die gewöhnlichen Zahlen sind 3, 5,2. Zum Legumen scheint sich indessen nur ein Carpell auszubilden, während die übrigen fehlschlagen. In den Nachträgen sind die neuen Arten von Mimosa, Acacia und Calliandra zahlreich, — Basiner publieirt eine Monographie der Gattung Hedysarum (Enumeratio mo- nographica specierum generis Hedysari. Petropoli, 1846. 4. 53 pag. und 2 tab.). — Neue Gattungen von Mimoseen: Tetracheilos Lehm. (Pl. Preiss. 2. p.368) = Acacia tetragonocarpa Meisn., Chi- thonanthus Lehm. (ib.) = Acacia restiacea Benth.: beide vom Schwanenfluss. Von Caesalpinieen: Piliostigma Hochst. (Re- gensb. Flora 1846..8. 598) = Bauhinia ‚pyrrhocarpa Hochst. (B. iner- mis Steud, nee Forsk., B. abyssinica Rich.), von letzterer Gattung durch diöcische Blüthen und die. hutförmige Gestalt der Narbe unter- schieden, dazu wahrscheinlich noch andere Bauhinien gehörig, na- mentlich B. reticulata DC. aus Senegambien und Nubien (B. tama- rindacea Kotsch.), welche mit jener als Art verwechselt wurde, Belairia Rich. (in Sagra Cub. Bot. p.’511): dorniger' Strauch aus Cuba vom Ansehen einer Acacie, auch durch eine zurückgeschlagene Radicula bei übrigens symmetrischer Embryobildung den Mimoseen sich annähernd, aber nach den Charakteren kaum von den Caesalpi- nieen zu trennen, Leucomphalos Benth. (Hook. ic. plant. 8. t. 784), strauchartige Swartziee von der Insel Fernando Po; Ba/samocar- pon Cl. Gay (Fl. chilen. 2. p.226. t.20), ein dorniger Strauch aus systematischen Botanik während des Jahres 1846. 171 der Prov. Coquimbo, der, mit Poinciana verwandt, sich durch ein zu einer harzigen Masse verdicktes Pericarpium auszeichnet (‚‚cuyo entero pericarpo esta trasformado en una materia resinosa muy amarga y astringente”); Cinclidocarpos Zolling. (in Naturk. Ar- chief v. Neerlands Indie 3. p.74): Liane aus Java, vom Habitus der Caesalpinia. — Dalbergieen: Cyanobotrys Zuccar. (Pl. novar. Fasc. 5. in Abhandl. der bair. Akad. 4. Abth. 4. S. 28. 1.5), aus Me- xico; Drebbelia Zolling. (l.c. 3. p.66): Liane aus Java. — He- dysareen: Macromiscus Turczanin. (Gen. noy. dec. Il. in Bullet. Mose. 1846. 2. p.507) aus Brasilien, soll sich von Aeschynomene durch 2-adelphische Staubgefässe und ungetheilte untere Kelchlippe unterscheiden. — Vicieen: Todaro bildet aus Ervum monanthos L. die Gattung Coppoleria (Atti dell’ accad. di Palermo. Nuov. Ser. 1. p. 14. 1845): sie wird durch „stamina non dilatata, stigma glabrum, corolla exserta, stipulae difformes” charakterisirt, aber die Behaa- rung des Griffels macht diesen Charakter zweifelhaft. — Astragaleen: Hochstetter erhebt die abyssinischen Arten von Astragalus zur Gattung Diplotheca (a. a. O. S.595), begründet auf eine gestielte zusammengedrückte zweifächerige Hülse: aber, wiewohl die Astra- galeen wahrscheinlich in der Folge in mehrere Typen werden getheilt werden, so ist seine Charakteristik doch nicht anzuerkennen, da sie theils in anderen Gruppen von Astragalus sich wiederholt, theils nicht auf alle Arten zu passen scheint (,legumina subinflata in A. venoso Hochst.” = D. venosa et tigrensis ej. nach Rich.). — Gale: geen: Berrebera Hochst. (a. a. O..S.597) = Sesbania ej., wird vom Verf, zu den Dalbergieen gezogen, ist jedoch nach Rich. eine selbstständige, abyssinische Gattung der Galegeen; Eilemanthus Hochst. (das. S.593) = Indigofera strobilifera ej., jährige Pflanze aus Nubien; Tozotropis Turczan. (a. a. O. p.506), Holzeewächs von Otaheite, Caragana ähnlich und von Corynella durch eine sichel- förmig geschnabelte Carina unterschieden. — Trifolieen: Loxosper- mum Hochst, (a. a. O. S.594), auf drei grossblumige abyssinische Trifolien gegründet, die sich vorzüglich durch die zweiklappige Hülse von dieser Gattung unterscheiden, dennoch wegen der Verbin- dung mit andern Formen von Richard nicht anerkannt. — Genisteen: Teline Medic. reform. Wb. (Phytogr. canar. 2. p.34) = Genista candicans, linifolia ete., durch Semina carunculata von Syspone ab- weichend; Spartocytisus Wb. (ib. p.49) = Spartium nubigenum, Cytisus sessilifolius, albus ete., Genista purgans: durch einen Calyx campanulatus (nec tubulosus) nicht hinlänglich von Cytisus unter- schieden. Podalyrieen: Cryptosema Meisn. (Pl. Preiss. 2. p.206): ein mit Brachysema verwandter Strauch vom Schwanenfluss, mit vierblumigem, terminalem Köpfchen; Leptocytisus Meisn. (ib, p-211) = Burtonia tenella Meisn., Latrobea Meisn. (ib. p.219) = Pultenaeae sp. Benth. Rosaceen. Spach publieirt eine monographische Bearbeitung 172 Grisebach: erieht über die Leistungen in der von Poterium (Ann. sc. nat, 111. 5. p.31—44). Die typischen Arten (Sect. Pimpinelloides Sp.) haben netzaderige Früchte mit gleich grossen Kanten und (ausgenommen P. Durieui Sp. aus Algier). eine centrifugale Inflorescenz. Die vier Fruchtflächen sind entweder run- zelig und ohne Gruben (P. Jaubertii Sp. aus Anatolien und P. San- guisorbaL. partim, Kch.=P. dietyocarpum Sp., durch Centraleuropa in 2 Formen verbreitet, nämlich «. virescens mit schwachen und £. glaucescens ‚Rchb. (guestphalicum Boenn.) mit starken Netz-Runzeln); oder mit Quergruben (P. garganicum Ten. = P. eriocarpum Sp., P. polygamum Kit. = muricatum Sp., P. Magnolii Sp. = P. mauritani- cum #. Boiss., P. alveolosum Sp. von Constantine); oder mit dichten Warzen bedeckt (P. verrucosum Ehrenb. = P. mauritanicum «. Boiss. nec Desf.). Abweichende Arten sind: P. agrimonioides L. fructus nervis longitudinalibus, P. Fontanesii Sp. (Sanguis. mauritanica Desf.) angulis fructus 2 latioribus und P. aneistroides Desf. fructu in stipi- tem attenuato. Ausgeschlossen und als neue Gattungstypen betrach- tet sind: Poteridium Sp. (]. c. p.43 = Sanguisorba annua Torr. Gr.): floribus omnibus hermaphroditis tetrandris, filamentis strietis brevibus; Bencomia Wb. (Phytogr. canar. 2. p. 9 = P. caudatum Ait.) und Sarcopoterium Sp. (l.c. p.43=P. spinosum L.): fructu globoso, laevi subbaccato et a Bencomia floribus monoecis conformibus. Myrtaceen. Bemerkungen über den Blüthenstand dieser Fa- milie, der von der Cyma axillaris abzuleiten sei, publieirt von Schlechtendal (Bot. Zeit. 1846. S. 721). — Richard (Fl. .cub. p- 582) vereinigt die Gattungen Myreia und Jambosa wieder mit Eugenia. — Wichtig sind ‚desselben Forschers Untersuchungen über Mouriria und die Memecyleen (das. p.572 u.f.). Das Ovarium von Mouriria hat 5 (—2) Fächer, jedes mit 3—5 Eiern; die Frucht wird einfächerig und hat meist nur einen (seltener 2) Samen, dessen Em- bryo zwei fleischige, gerade, nicht wie bei Memecylon sich umfas- sende Kotyledonen besitzt. Nach R.’s Ansicht sind die Memecyleen zu den Myrtaceen und nicht zu den Melastomaceen zu bringen, wie es dem Habitus allerdings gemäss ist: hiernach beschränkt sich der distinetive Charakter beider Familien darauf, dass die Carpelle der Myrtaceen wenige und grosse Samen erzeugen, während bei den Melastomaceen die Samen sehr klein und indefinit sind, Melastomaceen. Decaisne (Ann. sc. nat. 111. 5. p. 3[2—318) sondert von den Chariantheen oder den Melastomaceen mit Rimade- hiscenz der Antheren die auf dem, indischen Archipel einheimischen Astronieen ab (Astronia, Kibessia, Ewyckia): dieselben zeichnen sich durch parietale Placentation aus und ihr Fruchtbau stimmt mit dem von Mesembrianthemum überein. Sie bilden eine Uebergangs- gruppe zwischen den eigentlichen Melastomaceen und den Memecy- leen, zu welchen letzteren auch Spathandra Guill. gehört., — Neue Gattungen: PachyanthusRich. (Cub. p. 559): Miconiee aus Cuba; systematischen Botanik während des Jahres 1846. 173 Naudinia Rich. (ib. p.561): aus Cuba, neben Diplochiton; Pa- racelsia Zolling. (a. a. O. 2. p.18) aus Java, neben Sonerila. Lythrarieen. Von Lagerstroemia unterscheidet Turezani- now (Bullet. Mose. 19.2. p.508) Pterocalymna aus Manilla durch einen geflügelten Kelch. Combretaceen. Die neue Gattung Chickarronia Rich, (Cub. p. 529) aus Cuba verbindet die Charaktere der Blüthe von Terminalia mit der Frucht von Combretum: die Frucht hat indessen nur zwei Flügel. Balsamineen. Edgeworth bringt einen entscheidenden Be- weis zu Gunsten von Roeper’s Theorie der Balsamineenblüthe (Lin- nean Transact. 20. p.37), indem er zwei neue Impatiens-Arten vom Himalayah (I. amplexicaulis und moschata) beschreibt, bei denen die zwei äusseren Kelchblätter, die man bei den gefüllten Balsaminen bemerkt hat, ausserhalb des unpaaren Blumenblatts regelmässig zur Entwickelung gelangen. Die Zahlenverhältnisse der beiden äusseren Wirtel sind daher hier: Tr die beiden äusseren Kelchblätter gewöhnlich auch nicht einmal rudi- mentär vorhanden sind, so liefert diese Beobachtung einen trefflichen Beleg für den Satz, dass Organe, die dem Plane einer Blüthe ange- hören, fehlen können, ohne dass die gesammte Bildung sinnlich nach- zuweisen ist (idealer Abort). Aehnlich verhält es sich mit den bei- den fehlenden Blumenblättern von Polygala, die ich bei P. myrti- folia monströs sich entwickeln sah, Zygophylleen. C]. Gay beschreibt aus Chile die beiden neuen Typen Bu/nesia (Fl. Chil. p.474) und, Pintoa (das. p. 479). Biebersteinien. Den ausführlichen Charakter nebst Diagnose der Arten geben Gr. Jaubert und Spach (Ann, se. nat. 11l. 6. p. 137—122). Rutaceen. Ruta pinnata L. bildet bei Webb (Phytogr. canar. 1. p-14) die Gattung Desmophyllum: calyce persistente, ovariis ad apicem coalitis, fructu non dehiscente, coccis abortu 1—2 spermis. Diosmeen. Neue Gattung: EmpleurosmaBartl. (Pl. Preiss. 2. p.228): durch Octandrie von Empleurum abweichend, nur die männliche Blüthe ist bekannt. Simarubeen. Wir verdanken Planchon eine durch scharfe Charakteristik ausgezeichnete Monographie dieser Pflanzengruppe (Lond. Journ. of Bot. 5. p.560-584), die er in einem viel weiteren Sinne als bisher aufgefasst hat, indem er von den Ochnaceen Castela, von den zweifelhaften Terebinthaceen Picramnia, von den Zanthoxy- leen Spathelia und Dictyoloma, von den Connaraceen Eurycoma herbeizieht und ausserdem die im vor. Jahresb. schon bezeichneten Aenderungen ausführt. Hierbei gehen allerdings mehrere der haupt- sächlichsten Familiencharaktere, wie die Schuppen an den Staub- gefässen, die Zahl der Eier (nun 1—5), die Steinfrüchte, selbst die Semina exalbuminosa (Albumen copiosum bei Spathelia) in ihrer Berücksichtigt man, dass ’ 174 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der allgemeinen Bedeutung verloren-'und es bleibt zur Unterscheidung der Diosmeen, mit denen P. die Zanthoxyleen vereinigt, ‘vorzüglich der Bitterstoff übrig; der in allen Gattungen vorhanden sein soll und bei dessen’ Gegenwart das ätherische Oel’ der Diosmeen fehlt. Indessen wird man sich mit diesen allgemeinen Reformen nicht so- gleich befreunden, so wird doch das Verdienst, die ‚engeren’ Ver- wandtschaftskreise gefunden zu haben, bestehen bleiben. Diese sind folgende: 1. Simarubeen: die alten Gattungen der Familie nebst Ca- stela und dem neuen Typus Hannoa P]. (p.566) = Simaba undu- lata Fl. senegamb.; 2. Harrisonieen, ‘durch den gekrümmten Embryo und un 17 ul ueuZ Mean EEE DE m 2 2 = Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1847. 235 welche sich unmittelbar, ohne Einschnitt, in die Innenlippe fortsetzt (Tr. magus). 18. Craspedotus Phil. nov. Gen. zeichnet sich vor allen Tro- choideen durch den wulstartigen Saum aus, der aussen vor dem Rande des Nabels steht, wie bei Tritonium (Monodonta limbata Ph.). Ausserdem nennt Verf. noch einige Arten, die er nicht wohl unterzubringen weiss: Tr. virgatus, limbatus, triumphans und callo- sus. — Tr. calliferus Lam. ist von Swainson zur Gattung Moni- lea erhoben, die Verf. zweifelhaft lässt. Imperator nobilis Gray ].c. bei Beete Jukes die Windungen unten mit einem breit ausgebreiteten gefalteten Rande. Darnley- Insel. Margarita pusilla Jeffreys Annals XX. p.17 kuglig, glänzend, glatt, Nabel eng. Die Gattu.g Turbo, von Philippi in Küster’s neuer Ausgabe des Conchylien-Cabinets bearbeitet, ist in der 65 Lieferung beendet, und enthält im Ganzen 60 Arten. Mehrere Arten sind nicht eigent- lich neu, aber doch hier zum erstenmal abgebildet, andere sind auch hier zum erstenmal aufgestellt. T. molluecensis Ph. mit kuglig kegelförmiger Mündung, wenig erhabenen Rippen, fast kreisrunder Mündung. Amboina. — T. concinnus Ph. langstreckiger als vorige, sonst ihr ähnlich. — T. Gruner: von Adelaide, gerippt, fleischfarbig mit dunklen Flecken. — T. modestus Ph. grau mit dunkelgrünen Punkten, verwandt mit T. coronatus. — T. elegans Ph. mit glatten Querrippen, gewölbten Windungen. — T, ezilis Ph. sehr klein, roth, verwandt mit T. sanguineus. — T. squamosus Gray l.c. bei Jukes ist grünbraun, genabelt. Port Essington. Eine Monographie der Gattung Nerita kündigte Pouchet an (Comptes rendus XXV. p. 808). Nerita multijugis Menke Zeitschr. für Malac. p. 179. Neritina Velascoi und Valentina Graells ]. c. aus der Provinz Valencia in Spanien. Auf Tafel 5 und 6 der Gattung Haliotis bei Philippi Abbild. Heft 6 des zweiten Bandes sind H. nodosa und sulcosa Ph., beide schon 1845 in Zeitschr. für Malac. aufgestellt, abgebildet. Einige Bemerkungen über andere Arten sind ib. angefügt. — Ebenda Heft 8 finden sich die Tafeln 7 und 8 der Gattung Haliotis gewidmet. Sie enthalten H. fulgens Ph. und kamtschatkana Jonas. Fissurella solida Philippi Zeitschrift für Malacozoologie p. 120. — F. chlorotrema, humilis, gemmata Menke ib, p.186. Stomatella elegans Gray ].c. bei Jukes länglich, niedrig, weiss, schwarz gefleckt, eng spiral gestreift. Raine’s Insel, — St, rufescens ib. fast kreisförmig, braun, ebendaher. Cyelobranchia. Acmaea mitella Menke Zeitschr. für Malac. p. 197. 234 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Reeve machte Bemerkungen über die abweichende Lebensweise der Gattungen Chiton und Chitonellus. Während die Chitonen ange- heftet an Steinen oder Muschelstücken im tiefen Wasser leben, oder häufiger unter Steinmassen und an offenen Felsen an der Grenze des niedrigen Wasserstandes, bewohnen die Chitonellus Höhlungen und Löcher, die entweder natürlich, oder von andern Mollusken gebohrt sind, in die sie sich drängen, indem sie ihren Körper auffallend ver- schmälern, oder sich im rechten Winkel umbiegen. Die, welche nur zum Theil in die Höhlungen eingedrungen waren, zerrissen, wenn man sie herausziehen wollte. So wurde es von Cuming und Capt. Beleher beobachtet. (Annals XIX. p. 455). J. E. Gray theilte die Familie der Chitonen in 15 Gat- tungen (Proc. zool. soc. 1847. p. 63; Annals XX. p. 67) und giebt von ihnen folgende Uebersicht: I. Mantel einfach, ohne Poren oder Dornenbüschel an den Seiten. A. Die Insertionsplatte der vordern und hintern Schale in einige und die der mittlern Schalen in zwei Lappen getheilt. a. Die Schalen frei, breit, mit regelmässigem, gleichen begrenz- ten Insertionsrande, der in zwei mehr oder weniger gezähnte Lappen getheilt ist. Die hintere Schale mit einem oberen, subcentralen Apex. 1. Chiton Linn, Guild. Swains. Die hintere Schale ganz- randig, Rand mit regelmässig gestellten dachziegelartigen Schuppen bedeckt. 2. Tonicia Gray. Hintere Schale ganzrandig; Rand nackt. 3. Acanthopleura Guild. Hintere Schale ganzrandig, Rand dornig oder borstig. 4. Schizochiton Gray. Hintere Schale mit einem tiefen Ein- schnitt in der Mitte des hintern Randes; Mantel hinten geschlitzt. b.-Die Schalen frei, breit, die hintere Schale mit einer schwach erhabenen (raised) glatten oder schwach gekerbten Insertionsplatte (nicht an den Seiten in Lappen getheilt) und mit subterminalem Apex. 5. Corephium Gray. Die hintere Schale mit einem etwas er- habenen Apex, und die Insertionsplatte gekerbt, mit einem kleinen mittlern Spalt. 6. Plaxiphora Gray. Die hintere Schale mit einem vorge- zogenen hintern Apex, und die Insertionsplatte ganzrandig, glatt, rund; Schalen dünn, Mantel mit Borstenbüscheln. 7. Onithochiton Gray. Die hintere Schale mit vorgezogenem terminalen Apex; Insertionsplatte ganzrandig, abgerundet; Schalen dick; Mantel bedeckt mit Dornen, Borsten oder spreuartigen Schuppen. 8. Enoplochiton Gray. Die hintere Schale mit vorgezogenem terminalen Apex; Insertionsplatte ganzrandig, abgerundet; Schalen dick; Mantel bedeckt mit länglichen ungleichen Schuppen. B. Die Insertionsplatte aller Schalen mit einem einzigen Ein- Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1847. 235 schnitt an jeder Seite. Die Schalen mehr oder weniger bedeckt; die hintere Schale mit ausgebreiteten Insertionsplatten (wie an den mittleren Schalen) mit einem einzigen Einschnitt an jeder Seite, un- terhalb mit einer concaven Ausbiegung. 9. Mopalia Gray. Der freie Theil der Schalen quer, breit; Insertionsplatten mässig, Mantel dornig, Vorderrand zuweilen aus- gebreitet. 10. Katharina Gray. Der freie Theil der Schalen klein, herzförmig, so lang wie breit; Mantel glatt. 11. Cryptochiton Gray. Schalen ganz verborgen; Mantel mit Dornenbüscheln bedeckt. ll. Mantel mit einer Porenreihe (jeder mit einem Büschel von Dornen versehen) jederseits. Die Insertionsplatten aller Schalen mit einem einzigen zuweilen rudimentären Einschnitt an jeder Seite, 12. Cryptoconchus Blainv. Der freie Theil der Schalen sehr klein, linienförmig, viel länger als breit; Mantel glatt, 13. Amicula Gray. Der freie Theil der Schalen klein, fast herzförmig, so breit wie lang; Mantel borstig. 14. Acanthochites Leach. Der freie,Theil der Schalen mäs- sig, breit, herzförmig, so lang wie breit, Mantel dornig. 15. Chitonellus Lam. Der freie Theil der Schalen linear- lanzettförmig, länglich; Körper wurmförmig, Mantel dornig. Bei jeder Gattung sind die dahingehörigen Arten angegeben (An- nals XX. p. 131). Später fügte derselbe Verf. noch vier Gattungen hinzu (Proc. zool. soc. 1847. p. 126; Annals 2 Ser. 1. p.228), von denen drei auf Kosten der Gattung Chiton des ersten Aufsatzes gebildet sind, indem Chiton auf die Arten beschränkt wird, welche einen einzigen Ein- schnitt an der Insertionsplatte der mittlern Schalen haben, und den Rand der Insertionsplatte gelappt. Die 3 neuen Gattungen sind fol- gende: 1. Radsia Gray. Die hintere Schale ganzrandig, Rand mit regelmässig gestellten dachziegelartigen glatten Schuppen bedeckt; Insertionsrand der mittlern Schuppen kammartig getheilt, und jeder mit zwei Kerben versehen. 2. Callochiton Gray. Die Schalen gekielt, die hintere ganz- randig; die Insertionsplatten etwas kurz, dick, die der Endschalen in mehrere, die der mittleren in 4 zweitheilige Lappen getheilt. Rand mit dachziegelartigen Schuppen. 3. Ischnochiton Gray. Schalen dünn, die hintere ganzrandig; die Insertionsplatten sehr dünn, glattrandig, die der mittlern Schalen “mit einfachem Einschnitt, Kand mit sehr kleinen dachziegelartigen Schuppen bedeckt. 4. Leptochiton Gray. Die Schalen abgerundet, dünn, die hintere Schale ganzrandig; die Insertionsplatten rudimentär, ohne Einschnitte, weder an den mittlern noch an den Endschalen. Mantel mit granulaartigen Schuppen bedeckt. 236 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Beiträge zu einer Malacozoologia Rossica von Dr. A. Th. v. Middendorff (Aus den Memoires sciences naturelles Tome VI. de l’Academie Imperiale des Sciences de St. Peters- bourg) 1847. 4, Hiervon enthält die erste Nummer die „Be- schreibung und Anatomie ganz neuer, oder für Russland neuer Chitonen, nebst kritischer Sichtung der schon bekann- ten Russischen Arten”, begleitet von 14 Steindrucktafeln. In dieser für die Kenntniss der Chitonen im Allgemeinen und der Russischen insbesondere sehr wichtigen, gründlichen Arbeit geht Verf. zunächst diejenigen Theile des Thiers durch, welche ihm für die Unterscheidung der Arten wichtig scheinen: 1. das ganze Schild, 2. die Schalen, 3. der Mantelrand, 4. die Kiemen, 5. die Zunge, für die hier die Bezeichnung Reibplatte angewendet wird. Namentlich für die drei ersteren führt Verf. eine sehr bestimmte Terminologie ein, die alle Berücksichtigung verdient. — Verf. sieht bei der syste- matischen Eintheilung sämmtliche Chitonen als ein einziges Genus an, das er folgendermassen eintheilt. Subgenus Cryptochiton M. testa interna i. e, valvis, teg- mento nullo, plane latentibus quaquaversum inclusis pallio, corpus supra semicapsulae ad instar, obtegente, (?umbo incerementi valva- rum omnium centralis, branchiae ambientes). Ch. Stelleri M., ? Ch. amiculatus Pall. Subgenus PAaenochiton M. testa subinterna aut externa, i. e. valvis ex parte solummodo, lateribus imprimis, latentibus sub pallio, et in dorsi linea mediana saltem tegmentum valvae, pallio liberum, externe in conspectum venit; (umbo incrementi valvarum, excepta sola ultima, posticus). 1. Sectio: Dichachiton testa subinterna. interrupta; pallii pontibus transversis contiguitatem valvarum externe occultantibus (branchiae posticae). 1. Subsectio: Symmetrogephyrus testa externe vix conspiecitur, pallii pontibus regularibus 7 interrupta. 4. Poriferi: Pallium serie regulari pororum setigerorum ein- ctum (pororum paribus 9). Ch. monticeularis @. et G. B. Apori: Pallium poris setigeris nullis. Ch. vestitus Sow., Ch. Pallasii M., ? Ch. amiculatus Pall, 2. Subsectio: Ametrogephyrus (Gen. Chitonellus Lam. e. p.) testa valvae 3 aut 4 anticae continuae, caeterae singulae externe pal- lii pontibus interruptae. 4A. Poriferi: Pallium serie regulari pororum setigerorum cin- ctum; (pororum paribus 9 ad 10). Ch. fasciatus @. et G., Ch. larvaeformis Blainv. B. Apori: Pallium poris setigeris nullis, Ch. laevis Lam, 2. Seetio: Hamachiton testa subinterna aut externa conti- | a . 202 Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1847. 237 nua; pallium, limbus fit, testam annuli ad instar eingens (branchiae ambientes aut mediae). 1. Subsectio: Platysemus limbo lato. 4A. Poriferi (Gen. Chitonellus Blainv.): Pallium serie regulari pororum setigerorum einetum. a. Pori uniseriales. «. Po- rorum paria 9. Ch. zelandicus Q. et G., Ch. violaceus Q. et G., ?Ch. echinatus Tiles. $%. Pororum paria 10. Ch. faseicularis L. 5. Pori biseriales. Ch. Emersonii Couth., Ch. biramosus Q. et G. B. Apori: Pallium poris setigeris nullis. a. Limbo oculo nudo inspecto, laeviusculo aut vix pubescente. «. Areae laterales sculptura indistinetae, Ch. submarmoreus M., Ch. tunicatus Wood. 7. areae laterales sculptura distinetae. Ch. alatus Sow., Ch. incisus Sow. 5. Limbo oculo nudo inspecto, piloso. Ch. Wosnesenskii M. 2. Subsectio: Stenosemus limbo mediocri et angusto. A. Limbo piloso; oculo nudo inspecto piloso vel laevi, sub microscopio saltem pubescente, caeterum laevi, a. Limbo oculo nudo inspecto laeviusculo, aut vix pubescente. «. areae laterales sculptura indistinetae. Ch. marmoreus Fabr., Ch. lineatus Wood., Ch. Sitchensis M., Ch. Brandtii M. ß. areae laterales sculptura distinctae. Ch. Eschscholtzii M. d. Limbo oculo nudo inspecto piloso. Ch. Merckii M. B. Limbo squamoso; oculo nudo inspecto squamoso, vel lae- viusculo, sub microscopio semper saltem squamuloso. a. areae laterales sculptura indistinetae. Ch. ruber L., Ch. albus L., Ch. cinereus L. d. areae laterales sculptura di- stinetae. Ch. lividus M. C. Limbo scutato; oculo nudo inspecto scutato vel laeviusculo, sub microscopio semper saltem scutulato. Ch. Mertensii M., Ch. serobieulatus M., ?Ch., giganteus Tiles, ? Ch. mu- ricatus Tiles. Auf dieses Schema über die Russischen Arten folgt nun (p. 37) eine sehr genaue Anatomie des riesengrossen Ch. Stelleri M. Den Beschluss machen die Diagnosen und Beschreibungen der Russischen Arten, deren Verf. 21 aufführt (p. 93). — In einem Rückblick auf den Inhalt hebt Verf, im zootomischen Theile der Abhandlung als - neu hervor: 1. die Entdeckung von Schlundsäcken, ein drüsiges, allen Chitonen zukommendes Organ, das sich in die Schlund- höhle mündet. 2. Die Entdeckung von Bewegungsblasen, ähnlich wie bei den Echinodermen, zur Bewegung der Zunge, 3. den eigen- thümlichen Bau der Oberhaut, dass in ihr sich Borsten entwickeln, welche vereinzelt oder haufenweise in ihr eingebettet liegen, ohne irgendwo nach aussen durchzubrechen, 4. wurde ein neues Prinzip des Drüsenbaues an den Eierstöcken nachgewiesen; es hängen näm- lich die Eierstockarterien frei in die Höhlung des Eiersackes hinein, 233 Troschel: Bericht über die Leistungen in der verästeln sich vielfach in Büschelform, und fassen dann schliesslich, mit immer je zweien ihrer capillaren Endäste eine der in die Höh- lung des Eiersackes frei hineinragenden Zotten zwischen sich, so dass sie gleichsam die Aufhängebänder der Zotten bilden. 5. Als Nieren werden zwei drüsige Organe angesehen, die dem blossen Auge als ein sehr breiter sammetartiger Ueberzug auf der glänzenden Sehnenmasse der Bauchmuskeln erscheinen. 6. Ein papillenartiges, durch eine senkrechte Medianfurche zweigespitztes Organ, hinten im Grunde des blinden Sackes der Mundhöhle nennt Verf. Zunge, 7. die Textur und Kallusbildung der Schalen. — Ferner sind Spei- cheldrüsen nachgewiesen, der Magen wird als complieirt und stark entwickelt geschildert. Weil beim lebenden Thiere, wenn der Eilei- ter am Ursprunge zerriss, eine milchige Flüssigkeit mit Spermazoi- den hervorquoll (p. 91), so erklärt Verf. die Chitonen für Zwitter, und er scheint den Eierstock als vereinigtes Geschlechtsorgan wie bei den Zwitterschnecken zu betrachten. Dadurch wird von Neuem ein Zweifel angeregt, der schon erledigt schien. Bis auf weiteren Nachweis muss ich jedoch die Chitonen, wie alle Kreiskiemer, für getrennten Geschlechts halten. Die Untersuchungen des Gefässsy- stems weisen Meckel’s und Feider’s Angabe der Durchbohrung des Herzens durch den Mastdarm zurück, und geben ausführliche Auf- schlüsse in diesem bei den Chitonen bisher kaum gekannten Gebiete. Es wird hierdurch das für die Mollusken durch Milne Edwards und Valenciennes allgemein ausgesprochene Gesetz: der Bildung schwam- miger Lückenräume und des directen Ergusses von Blut in die Peri- tonäalhöhle und wieder zurück, vollkommen bestätigt, gleichzeitig aber auch die Annahme van Beneden’s, dass unmittelbare Vermi- schung des Blutes mit dem Meerwasser stattfinde, höchst unwahr- scheinlich gemacht. Von den 21 russischen Chitonen waren 4 Arten (Ch. amiculatus, giganteus, setosus und muricatus) schon früher als russisch bekannt, von ihnen sind jedoch die 3 Tilesius’schen Arten fraglich, so dass mit Sicherheit nur 18 Arten für die russische Fauna übrig bleiben. Von diesen sind 11 neu, die zwar schon vom Verf. in den Bulletins der Petersburger Academie von 1846 Tome VI. publieirt, doch in dem entsprechenden Jahresbericht übersehen waren. Es sind fol- gende: y > Ch. (Cryptochiton) Stelleri (amieulatus Sow., Sitkensis Reeve), Ch. (Symmetrogephyrus) Pallasi, Ch. (Platysemus) submarmoreus beide vom Tugurbusen, am Südufer des Ochotzkischen Meeres, Ch. (Platysemus) Wosnessenskü Nordkalifornien, Aleuten, Sitcha, Ch. (Stenosemus) Sitchensis von Sitcha, Ch. (Stenosemus) Eschscholtzü von Sitcha, Ch. (Stenosemus) Merckii von Sitcha, Ch. (Stenosemus) lividus von Sitcha, Ch. (Stenosemus) Mertensii von Californien, Ko- lonie Ross., Ch. (Stenosomus) scrobiculatus ebendaher, Ch. (Steno- somus) Brandtii von der Südküste des Ochotzkischen Meeres. Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1847. 239 Lovell Reeve beschreibt 5 neue Arten Chiton, welche Capt. Belcher und Adams sammelten. Proc. zool. soc. 1847. p.24. Pulmonata. Parmacella Cumingi Pfeiffer Proc. zool. soc, December 1846 von Juan Fernandez. „Monographia Heliceorum viventium sistens descriptiones systematicas et criticas omnium hujus familiae generum et specierum hodie cognitarum. Auetore Ludovico Pfeiffer. Lipsiae 1847. 8.” Dies Werk, von welchem während des Jahres 1847 zwei Lieferungen erschienen sind, die die Gat- tungen Anostoma mit 3 Arten, Tomigerus mit 2 Arten, Stre- ptaxis mit 23 Arten, Odontostoma mit 6 Arten und den An- fang von Helix mit 836 Arten enthalten, hat den Zweck alle bis jetzt bekannten Heliceen, deren Zahl vom Verf. auf mehr als 2100 geschätzt wird, durch ausführliche Diagnosen kennt- lich zu machen. Es erfüllt diesen Zweck vortrefllich, da die Diagnosen musterhaft sind. Die herrliche Heliceen-Saumlung des Verf. und die Benutzung der reichen Sammlungen in y j London machten eine grosse Vollständigkeit möglich, und so hilft dieses Werk einem wahren Bedürfniss ab, und jeder Conchyliolog wird es willkommen heissen. Die grosse Gat- tung Helix mit Einschluss von Nanina ist nach künstlichen Charakteren in Gruppen gebracht. Wenngleich Ref. der Mei- nung ist, dass diese Art von System von einer naturgemässen Eintheilung, wie sie nur aus anatomischer Untersuchung her- vorgehen kann, weit entfernt ist, so muss er doch dieselbe für zweckmässig und nützlich erklären, sobald es nur darauf ankommt, das Bestimmen der Arten zu erleichtern. Vitrina birmanica Philippi Zeitschr. für Malacoz. p. 65 von Mergui. — V. fumosa Pfr. ib. p. 146. Bach beschrieb schon im Jahr 1844 in den Verhandl. des Ver- _ eins der preuss. Rheinlande p.49 das Thier von Helicophanta bre- 2 T 1} 4 vipes Drap., welche seltene Schnecke er bei Boppard fand. Es ist oberhalb blauschwarz, unten gelblich weiss, und hat vier Längsfur- chen. Das Gehäuse trägt es ganz hinten, und ist wenig munter. Es lebt auf trockenen Bergen. — Seubert fand sie in der Gegend von Bonn bei Poppelsdorf, bei Kessenich und im Siebengebirge (ib. p. 64). Succinea pallida, semiglobosa und tahitensis Pfeiffer Proc. zool. soc. December 1846. — 5. pinguis Pfr. von der Insel Masa- fuera an der Chilesischen Küste. Zeitschr. für Malacoz. p.65. — S$. appendiculata Pfr. von Guadeloupe ib. p. 146. 240 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Beobachtungen über die verschiedenen Abänderungen der Helix nemoralis und Helix hortensis L. machte Bach in den Verhandl. des Vereins der Preuss. Rheinlande 1844. p. 70 bekannt. 12 Arten Helix stellt Pfeiffer Proc. zoo]. soc. Dechr. 1846 auf. — Helix aunulata Case unterscheidet sich von H. pulchella durch eine eiförmige Mündung mit einfachem Lippenrand (Silliman Ameri- can Journal Jan. 1847. p. 101 mit Holzschnitt-Abbildung; Annals XIX. p- 358). — H. Kurri und Gardeneri Pfeiffer Proc. zool. soc. Dechr. 1847, letztere von Ceylon 8000 Fuss über dem Meere. — 6 neue Ar: ten Helix von Pfeiffer Zeitschr. p.12. — H. cyparissias Parr. und pachyloma Menke ib. p.32. — H. Osbeckii Phil. von China ib. p-65. — H. Besckei und Tamsiana Dunker und AH. leucodon Pfr. ib. p. 81. — H. cremnophila Boiss., rhytiphora Charp., oxygyra Boiss., sabaea Boiss., Boissieri Charp. ib. p. 130. — H. Chenui und coriariaPfr. von Ceylon und A. japonica Pfr. von Japan ib. p. 145. — Rossmässler macht ib. p. 161 eine kritische Bemerkung über H. li- gata Müll. (H. varians Z., H. decussata v. Mhlf.), von der er die Fig.289 seiner lconographie trennt, und dieselbe AH. secernenda nennt. — Eine Bemerkung dazu macht Pfeiffer-ib. p. 164. — H. Grateloupi Graells l. c. von Majorca. Das 7. Heft bei Philippi Abb. enthält eine Tafel mit folgenden Helix-Arten:: omphalodes Pfr., Buffoniana Pfr., tristis Pfr., areolata Sow., Najas Pfr., scrobiculata Pfr., Schroeteriana Pfr., tridentina Fer. — Ebenso das 1. Heft des dritten Bandes: crassilabris Pfr., ovum reguli Lea, Lindoni Pfr., refuga Gould, procumbens Gould, dietyodes Pfr., glauca Bens., Incei Pfr. Var., Sphaerion Sow. Var. Die Geschlechtsorgane von Helix algira sind nach Dumas (Comptes rendus XXV. p.113) durch dem Mangel des Geissel, des Liebespfeils, der vesicules multifides und der Blase von den übrigen Helix-Arten abweichend, auch durch die Gegenwart horniger Papillen und gekrümmter Haken auf der ganzen Schleimoberfläche des Penis, welche den Widerstand bewirken, wenn man zwei in der Begattung begriffene Individuen trennt. Somit hält Dumas die H, algira nebst verwandten für ein eigenes Genus, dem er den Namen Helöcodes beilegt. — Die Commissien der Academie hält in einer Note diese Charaktere nicht für stichhaltig, da nach ihnen die in Rede stehende Art zu Bulimus gehören würde. Ref. ist der Ansicht, dass es sich hier zunächst nur um eine Unterscheidung von den übrigen Helix han- deln kann, da ja andere Unterschiede von Bulimus in diesem Falle _ leicht in die Augen fallen. Jedenfalls wird man doch nicht die H. algira in dieselbe Gattung mit Arten, die die obigen ihr fehlenden Organe besitzen, setzen wollen. Streptaxis Funcki Pfeiffer Proc. zool. soc. Decbr. 1847 von Merida. — St. rimata Pfr. Zeitschr. für Malacoz. p.48. Gibbus Antoni Pfr. Zeitschr. für Malakoz. p.149 von Isle de France. Verf. erklärt bei dieser Gelegenheit, die Gattung @ibbus re EEE NEE Du ei) N Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1847. 241 Montf. (Helix lyonetiana) annehmen zu müssen, seit er diese zweite Art kennen lernte. Eine kleine Broschüre: „Essai sur le Bulime tracque. Observations prises depuis l’accouplement jusqu’a l’etat adulte; par M. G. B. Gassies. Bordeaux 1847 mit zwei Tafeln” ist mir nur aus der Anzeige in der Rey. zool. 1848. p. 118 be- kannt geworden. Verf. hat gesehen, dass das Thier Rauhigkeiten aufsucht,; um durch schnelles Drehen um sich selbst, daran die Schale abzureiben, und so die letzten Windungen abzuwerfen. Der junge Bulimus, wel- cher aus dem Ei schlüpfend drei Windungen hat, und zu denen sich bis 10 andere während der Entwickelung hinzubilden, brach auf diese Weise zuerst 3, dann 2, und hierauf noch dreimal je eine Windung ab. Verf. giebt ferner an, dass die Bulimus nach dem Eierlegen zwei Wechen auf ihren Eiern verharren. Bei Philippi sind auf Bulimus Taf. VI. im 6ten Heft des zwei- ten Bandes folgende Arten abgebildet: B. balanoides Jonas, aplo- morphus Jonas, luzonicus Sow., eflusus Pfr., paradoxus Pfr., pem- phigodes Jonas, leptocochlias Jonas. — Ebenda Taf. VII. im 2. Heft des dritten Bandes: B. ventricosus Brug., luzonieus Sow. mit 4 Va- rietäten, euryzonus Pfr. von Luzon, stabilis Pfr., breviculus Pfr. 16 Arten Bulimus wurden von Pfeiffer Proc. zool. soc. De- cember 1846 aufgestellt. — Desgleichen 12 Arten ib. Dechr. 1847. — B. Olivieri und chrysalis Pfeiffer Zeitschr. für Malac. p- 14. u! Bronni ib. p. 31. — B. Moritzianus und neglectus ib. p. 66. — B. gonochilus, Recluzianus, amoenus Pfr. und ringens Dunker ib. p.82. — B. Jordani Boissier ib. p. 141. — B. euryzonus Pfr., harpa Say?, fammulatus Pfr., connivens Pfr. ib. p.147. — B. athensis Friv. vom Berge Athos, Frivaldskyi Pfr. bei Brussa in Natolien, varnensis Friv. bei Varna in Bulgarien, dicallosus Friv. bei Szlivno ib. p. 191. Eine neue Art beschrieb Referent Zeitschr. für Malac. p. 49. Er sieht sie als den Typus einer neuen Gattung an, für die er den Namen Bostryz vorschlägt. Sie ist namentlich dadurch ausgezeich- net, dass die beiden letzten Windungen abgelöst sind. Die Art Bu- _ limus (Bostryx) solutus stammt aus Peru. Eine methodische Anordnung der bekannten Arten von Pupa gab Pfeiffer Zeitschr. für Malac. p. 26. Verf. trennt Vertigo. nicht, rechnet aber Chondrus Cuv. zu Bulimus. | Pupa elegantula Pfeiffer Proc. zool. soc. December 1846. — P. Antoni Küster Conchylien-Cabinet genabelt, gestreift, rosig- weiss, 9 Windungen, Mündung zweifaltig. Berbice. — P. grandis Pfr. ist bei Philippi Abb. auf der Bulimus-Tafel 6 abgebildet. — P. Gruneri, sagraiana und dimidiata Pfr. Zeitschr. p. 15. — P. cal- carea, marmorata Pfr. ib.p.83. — P. Shuttleworthiana Charp. ib. p- 148. 242 Troschel; Bericht über die Leistungen in der Balea Sarsii Phil. von Norwegen. Zeitschr. für Malacoz. p. 84. Cylindrella Sowerbyana Pfeiffer von Cuba. Proc. zool. soc. December 1846. Auf derselben Tafel mit Achatina sind bei Phi- lippi Abb. ll. 8 auch Cylindrella Sowerbyana Pfr., perplicata Fer., und Gossei Pfr. abgebildet. — Ebenda ]]I. 1. sind abgebildet C. Lieb- manni Pfr., Pilocerei Pfr., teres Menke, Pfeifferi Menke, Goldfussi Menke, leucopleura Menke, Hanleyana Pfr. (Zeitschr. 1847. p. 16), Gossei Pfr., Maugeri (Helix Wood.), Sowerbyana Pfr. Var., Hum- boldtiana Pfr. Var. — Die vier eben genannten Arten von Menke sind in der Zeitschr. für Malacozoologie 1847. p.1 aufgestellt. — ©. tricolor Pfr. ib. p.67. Die Gattung Clausilia ist in Küster’s neuem Conchylien - Cabi- net von dem Herausgeber selbst bearbeitet. Verf. stellt hier zwei neue Arten auf: C/. epistomium angeblich aus Mittelamerika, abrupta aus Dalmatien, alle übrigen sind schon in Pfeiffer’s Sym- bolae III. enthalten. — Cl. Eichwaldi'Siemaschko l.c. testa me- dioeri, vix rimata, fusiformi, ventricosa, rufescente, eleganter co- stulata, apertura pentagona, rotundata; peristomate soluto, subpa- tulo; lamella inferiori magna, subbifida, angulato-furcata; plieis pa- latalibus subquinque, quarum duae inferiores breviores et elevatae; plica columellari emersa. 11 Millim. Aus dem südlichen Russland. — Cl. Koleratii ib. testa parva, subtiliter striata, fusiformi, ventri- eosa, subperforata, luteo-fusca, apice et suturis coerulescentibus; apertura rotundato-bi-aut triangulari; peristomate reflexo, subpatulo; lamellis duabus inferioribus simplieibus subparallelis; plicis palata. libus quinque; plica columellari valde emersa. Im Kaukasus und in Somchetien, auch im armenischen Gebirge. — Cl. peruana Trosch. Zeitschr. für Malacozoologie p. 5i von allen übrigen Arten durch die erweiterte Mündung und die gegitterte Oberfläche unterschieden. Peru. — 8 Arten dieser Gattung stellt Pfeiffer ib. p. 68 auf. — C/. Boissieri und bigibbosa Charp. ib. p. 142. Achatina Lemgrckians von Madagascar, Rangiana von Mexico, bulimoides von Juan Fernandez wurden von Pfeiffer beschrieben. Proc. zool. soc. December 1846. — A. magnifica von Quito und 4. Funcki von Merida wurden ebenda Dechr. 1847 von Pfeiffer auf- gestellt. — A. pygmaea Pfr. Zeitschr. für Malac. p.148. — 4. mi. nima Siemaschko ].c. testa minuta, subeylindriea, obtusa, tenui, diaphana, nitida. 1%”. Riga. — Bei Philippi Abb. sind II. 8 Acha- tina semidecussata Menke, Pfeifferi Dunker, ceylanica Pfeiffer, splen- dida Anton, anomala Pfr., Phillipsii Adams, bacilliformis Jonas, Fraseri Pfr., striatella (Helix) Rang, und vivipara Sow. zur Abbil- dung gekommen. Glandina Lindoni Pfeiffer von Cuba Proc. zool. soc. Decem- .ber 1846. Achatinella Mighelsiana Pfeiffer Proc. zool. soc. Dechr. 1847 von den Sandwichs-Inseln. Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1847. 243 Tornatellina Petitiuna Pfr. Zeitschr. für Malac. p. 149. Anton machte „einige Bemerkungen zu Herrn Prof. Küster's Ohrschnecken, in denen er theils auf die Gattungen der Auriculaceen theils auf die Synonymik der Arten eingeht. Zeitschr. für Malacoz. pag. 165. : Scarabus Cecitlii Philippi Zeitschr. für Malae. p. 122 von China. - Planorbis multivolvis Case mit 7 Windungen, verwandt mit campanulatus. (Silliman American Journ. Jan. 1847. p. 101 mit Abbil- dung; Annals XIX. p.358). — P/. Dufourii Graells ]. c. aus Spanien. Limnaeus Karpinskü Siemaschko l.c. testa rimata, ventri- cosa, erassiore, ultimo anfractu regulari, semicirculari, spira bre- viore quam diameter aperturae; columella glabra, recta; labrum acutum, arcuato-rotundatum; labium rectum, glabrum, reflexum; plica columellari rotundato-crassa, apertura semicirculari. 10'". Bei Jamburg. R Stephano Delle Chiaje gab in den Memorie di Matematica e di fisiea della Societä italiana delle scienze residente in Modena Tomo XXIll. Modena 1844. 4. p. 211 eine zoologische und anato- mische Beschreibung von Onchidium, (Peronia« Parthenopeia) „De- serizione zoologico-anotomica dell’ Onchidio partenopeo.” Notobranchia. Doris yuteolana Maeri corpore ovali, integerrimo, antice an- gusto, postice latiore, rubro obscuro, papillis majoribus minoribus- que dilute rubescentibus, punctisque eodem colore, vel albidiusculis in centro, vel ad latera confluentibus. Hab. in mari puteolano non longe a Neside insula. Ist abgebildet. (Rendiconto delle Adunanze e de’ lavori dell’ Accademia delle scienze sezione della Societä reale borbonica di Napoli. Tomo V. Napoli 1846. p. 274). Hancock und Embleton gaben in der British Asso- ciation 1847 eine Notiz über die. Anatomie von Scyllaea. (Report of the 17 Meeting p. 77. Athenaeum 1847. Nr. 1028. p- 748; Institut 1848. p.80). Es heisst daselbst: Der innere Bau stimmt mit den Angaben Cuvier’s überein, doch sind einige Beziehungen des Verdauungs-Apparates übersehen. Die Gegenwart einer Drüse am Anfang des Schlundes, der kleine Magen, welcher grosse Gallengänge empfängt, der weite und lange Darm nähern das Thier den Dorideen; aber der Magen mit einem innern Zahnapparat scheint abweichend. Das System von Röhren, welches sich in die Haut und die Kiemenbüschel verzweigt, zeigt eine Be- ziehung zu den Eolidien, aber die Vertheilung einiger Stämme am Umfange der massigen Leber, mit deren Windungen sie communici- ren einerseits, und der Uebergang anderer in den Darm andererseits, sind Eigenthümlichkeiten, welche in beiden vorher erwähnten Fami- lien nicht gefunden werden. Archiv 1. Naturgesch. XIV. Jahrg. 2. Bd, Q 244 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Frey und Leuckart geben in den „Beiträgen zur Kenntniss wirbelloser Thiere mit besonderer Berücksichtigung der Fauna des norddeutschen Meeres. Braunschweig 1847. 4. p. 54” eine Anatomie von Eolidia, Die Untersuchungen beziehen sich auf Eolidia papillosa L. Der Schlundring enthält nur 3 Paare oberer Ganglien, an denen denn auch die Augen und Gehörorgane liegen, eine einfache Brücke ver- bindet die Ganglien unterhalb des Schlundes. Die Gehörorgane be- sitzen 30—40 kleine Otolithen. Dem verästelten Darmkanal von Quatrefages, den Souleyet als Leber ansieht, geben die Verf. eine neue Deutung, nach ihnen sind die Divertikel im Innern der Riemen die Leberfollikel, die queren Kanäle, in welche sie münden, die Le- bergänge, und der mittlere.Stamm des ganzen Apparates ein blinder Anhang des Magens: Die Fortsätze des Rückens werden für Riemen erklärt, wobei jedoch der gesammten Hautoberfläche und den Ten- takeln ein Antheil am Athmungsprozesse zugeschrieben wird. Die aus den Enden der Kiemenanhänge hervortretenden Organe werden als Nesselorgane gedeutet. Was den Geschlechtsapparat betrifft, so haben die Verf. eine Zwitterdrüse wie bei den andern Zwitterschnek- ken gefunden, die Quatrefages übersehen, und deren Follikel Nord- mann bald für Eierstöcke, bald für Samentaschen gehalten hatte. Der gemeinschaftliche Ausführungsgang führt zu einer glandula ute- rina, nimmt hier den Stiel einer rundlichen Saamenblase auf; beim Austritt aus der Mutterdrüse trennt er-sich in Vas deferens und Oviduct. Hieran schliessen sich ib. p. 66 Beobachtungen über den Bau von Polycera von denselben Verf. Kölliker stellte im Giornale dell’ Istituto Lombardo XVl. Milano 1847. 8. p.239 eine neue Gattung unter folgenden Charakteren auf: Rhodope nov. gen. Körper gewimpert, wurmförmig, ohne Man- tel, ohne Schale, ohne Kiemen, ohne Tentakeln oder andere An- hänge; oben etwas convex, unten flach. Rh. Veranii. Verlängert, elliptisch, 1 bis 1% Lin. lang, 4 Lin. breit; weiss mit einer zinnober- rothen Binde auf dem Kücken zwischen dem ersten und zweiten Drittel des Körpers. Nicht selten bei Messina auf Algen. Eine Ta- fel mit Abbildungen stellt die Theile des Thieres dar. Der Magen hat einen nach vorn gehenden Blindsack, und reicht bis ans hintere Ende des Thieres, an ihm finden sich viele gestielte Bläschen, die als Leberbläschen angesehen werden. Der Darm ist kurz und endet rechts in den After. Das Geschlechtsorgan besteht aus mehreren rundlichen Schläuchen, die traubenartig aneinanderhänger; die vor- deren sind Eierstöcke, die hinteren Hoden. Oeffnung der Ausfüh- rungsgänge rechts. Eine Glandula uterina, eine Glandula pyriformis und ein Penis sind vorhanden. Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1847. 245 Bei dieser Gelegenheit spricht Verf. seine Ansicht über die Eintheilung der Mollusken aus, um die Stellung der neuen Gattung festzusetzen. Die Mollusken zerfallen in 3 Abthei- lungen: Cephalopoda, Limaces und Conchifera. Die Limaces enthalten wieder 3 Ordnungen: Pteropoda, Heteropoda, Ga- steropoda. Letztere werden getheilt in Apneusta ohne Re- spirationsorgane und Pneumatodocha mit Respirationsorganen. Die -Apneusta entsprechen den Phlebenteraten Quatrefages. Diese werden nun in folgendes Schema gebracht: Gasteropoda apneusta. A. Angiophora. Mit einem Herzen und rudimentärem Gefässsystem : Eolis, Eolidina, Calliopaea, Cavolinia?, Glaucus? B. Anangia. Ohne Herz und Gefässe. a. Die Leber besteht aus einer compacten Masse. Lissosoma?, Pelta®?, Chalis? b. Die Leber besteht aus zahlreichen nicht zu einer Masse ver- einigten Schläuchen. Flabellina, Zephyrina, Amphorina,/Acteon, Acteonia, Rhodope. Eine neue „Gattung Jctis (später in Cenia umgeändert) von Alder und Hancock (Report of the 17 Meet. ct. p. 73; Athenaeum 1847. Nr. 1028. p. 748; Institut 1848. p.81) hat folgende Charaktere: Sie ist verwandt mit Acteonia, unterscheidet sich aber von ihr durch Rückententakeln, und durch das Fehlen der Grube und der Winkel an den Seiten des Kopfes. Das Thier ist limaxähnlich. Der Kopf ist schwach winklig, und trägt zwei linienförmige Tentakeln auf sei- ner Rückenseite, hinter ihnen nach aussen die Augen. Die einzige Art J. Cocksii von Falmouth. — Die Verf. vereinigen die Gattungen - Elysia, Placobranchus, Acteonia, Chalidis, Limapontia und lIetis (Cenia) zu einer neuen Ordnung Pellibranchiata, die durch die Abwesenheit besonderer Athmungsorgane oder anderer Rückenanhänge charakterisirt wird. . Krohn beschreibt zwei neue Gattungen von Gasteropo- den des Mittelmeers, aus denen er eine eigene Familie in der Nähe der Aplysien zu bilden geneigt ist. Die aus einer Reihe - von Haken bestehende Zunge weist ihnen ihre Stellung in der - Nähe der Aeolidien (Phlebenterata Quatrefages) an, von denen sie jedoch durch die Beschaffenheit der Riemen und durch das Vorhandensein einer Schale abweichen. (Annales des sc. nat. troisieme serie VII. p. 52). 1. Lobiger nov.gen. hat einen langstreckigen Körper, zwei zusammengerollte Fühler, jederseits zwei grosse flossenförmige An- hänge, am Rücken eine dünne zerbrechliche Schale, die nur eine Windung und eine sehr weite Mündung enthält. ‚Unter derselben Q* Deu 246 Troschel: Bericht über die Leistungen in der liegt die aus freien in einer Linie liegenden Blättchen bestehende Kieme in einer Höhlung. Die weibliche Geschlechtsöffnung liegt rechts vor der Kiemenspalte, die männliche am Grunde des rechten Fühlers; der After öffnet sich in die Kiemenhöhle. — L. Philippü von eitronengelber Farbe. 2. Lophocercus nov. gen. ebenfalls mit langstreckigem hinten zugespitzten Körper, ähnlichen Fühlern; am Rücken liegt eine Sehale, die Aehnlichkeit mit der von Bullaea aperta hat, und über welche sich zwei flügelartige Ränder des Mantels umschlagen, sie zum Theil bedeckend. Kieme und Lage der Geschlechtsöffnungen ganz wie bei der vorigen. — L.‘Sieboldii grün mit gelber Fusssohle. Bulla media von den Antillen, Adansonii (Gosson Adans., B. striata auctorum e,. p.) von Senegambien, B. perforata von Manila, pemphis aus dem rothen Meere sind von Philippi Zeitschr. für Malacoz. p. 121 aufgestellt. Die Gattung Aglaja (im Jahr 1804 von Renier aufgestellt) wird in dem oben erwähnten Werke von Renier so charakterisirt: Körper gestreift, weich, eylindrisch, grossentheils bedeckt von drei flügelförmigen Häuten von verschiedener Farbe. Keine Tentakeln. Bauch glatt, nicht gerandet, von dunklerer Farbe. Kiemen gefäss- reich, vereinigt, frei, äusserlich, rechts am hintern untern Theile des Körpers. After hinten in der Mitte. Die Synonymie ist reich: Doridium Meck. 1808, Bullidium Meck. 1813, Akera Cuv. 1810, Acera Lam. 1822, Triptera Q. et G. 1824, Lobaria Blainville 1825, Eidothea Risso 1826, Posterobranchaea d’Orb. 1837. Als Arten werden be- sehrieben 1. 4. depicta Renier Prosp. della Classe dei Vermi p. XIV. 1804_(Eidothea marmorata Risso, Doridium aplysiaeforme Delle Chiaie), 2. 4. tricolorata Renier ib. (Doridium membrana- ceum Meck., Doridium Meckelii Delle Chiate. Beide Arten sind mit anatomischen Einzelnheiten abgebildet. Monopleurobranchia. Hypobranchiaea Adams noy. gen. Branchiis ano cireum- datis subpesteriore pallii margine positis. Pallio lato, ultra pedem exteuso; duobus tentaculis claviformibus; corpore depresso. Die Art A. fusca ist über 6 Zoll lang, 2% breit. Diese Gattung kann nach der Lage der Kiemen nicht in die Nähe von Doris gestellt werden, sondern scheint vielmehr, soweit die kurze Beschreibung eine Beurtheilung zulässt, eine eigene Familie der Einseitskiemer (Monopleurobranchia Blainy.) bilden zu müssen. (Proc. zool. soc. 1847. p.24; Annals XIX. p. 415). Acephala. Brachiopoda. d’Orbigny las in der Academie zu Paris eine Abhand- 20 FEEEBEREZEZLEDRE N Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1847. 247 lung über die Brachiopoden (Observations zoologiques et geo- logiques sur les Brachiopodes), welche in drei Abschnitte zerfällt: 1. allgemeine zoologische Betrachtungen über die Or- gane der lebenden und fossilen Arten, 2. Classification der Arten nach dem relativen Werth der Organe und der geolo- gischen Charaktere, 3. Vertheilung der Gattungen in den Schichten der Erdrinde. Der erste dieser Abschnitte findet sich in den Annales des sciences nat. troisieme serie VII. p. 241; vergl. auch Comptes rendus XXV. p. 193. In diesem Abschnitt wird von den Armen, vom Mantel, von der Textur der Schale, von den Rändern des Mantels und von den Mus- keln gehandelt. Bei Lingula und Terebratula (Hemithiris) psittacea sind die Arme frei und in ihrer ganzen Länge ausdehnbar; — bei Orbicula und Terebratula (Terebratella) Chilensis sind sie nicht ausdehnbar; — bei Spirifer sind sie durch eine spirale Kalklamelle gestützt und ebenfalls nicht ausdehnbar, ähnlich bei Spiriferina, Spirigera und Spirigerina; — bei Thecidea und Terebratula (Mega- thiris) detruncata fehlen die Arme ganz. — Die Schale ist hornig bei Lingula und Orbicula; fibrös bei Hemithiris (T. psittacea), scha- lig und durchlöchert (de contexture perforee) bei Terebratula, Te- rebratella, Terebratulina, Thecidea und Megathiris. -Eine Tafel mit Abbildungen erläutert den Text. In den Comptes rendus XXV. p. 267 ist dann eine Clas- sification, welche d’Orb,- vorschlägt, abgedruckt, in welcher folgende 14 Familien angenommen werden: Erste Abtheilung. Brachiopoda. Mit Armen, die Mantelrän- der wenig entwickelt; Schale immer symmetrisch. 4. Arme in ihrer ganzen Länge frei, und sehr ausdehnbar, mit ziemlich kurzen Cilien. a. Die fleischigen Arme um sich selbst aufgerollt und nicht durch eine innere Apophyse der kleinen Schale gestützt. + Kein Schloss an der Schale. 1. Fam. Lingulidae. Ein Stiel tritt zwischen beiden Schalen hervor; Schale hornig; Thier festsitzend. Lingula Brug, Obolus Eichw. ++ Ein Schloss an der Schale. 2. Fam. Calceolidae. Kein Stiel; Tbier und Schale frei. Calceola Lam. 3. Fam. Productidae. Keine Oeffnung für einen Muskel; Thier und Schale frei; Schale röhrenförmig oder durchbohrt. Pro- duetus Sow., Chonetes Fisch., Leptagonia M’Coy, Leptaena Dalm. 4. Fam. Orthisidae. Eine Oeffnung für einen Muskel; Thier festsitzend, Schale immer fibrös. Strophomena Raf., Orthisina d’Orb , Orthis Dalm. 248 Troschel: Bericht über die Leistungen in der d. Arme fleischig, frei, seitlich aufgerollt und durch innere Apo- physen der Schale gestützt; Schale von fibröser Beschaffenheit. 5. Fam. Rhynchonellidae. Eine Oeffnung für den Durchtritt eines äusseren Muskels; Thier festsitzend. Hemithiris d’Orb., Rhyn- chonella Fisch., Strigocephalus Defr., Porambonites Pand. 6. Fam. Uncitidae. Keine Oeffnung für den Durchtritt eines Muskels, Thier frei. Uneites Defr., Atrypa Dalm., Pentamerus Sow. B. Arme fleischig oder durch einen kalkigen Balken gestützt, immer fest, nicht ausdehnbar, mit langen Cilien. a. Arme fest, durch einen kalkigen Balken gestützt; Schale Te- rebratula-förmig mit einem Schloss. Schale kreidrig durchbohrt oder fibrös. + Arme spiral an einem knochigen Balken. . 7. Fam. Spiriferidae. Keine Oefinung für den Durchtritt eines Muskels an der Schale; Thier frei. Cyrthia Dalm., Spirifer Sow., Spiriferina d’Orb., Spirigerina d’Orb., Spirigera d’Orb. ++ Arme gebogen, mit schlingenförmigem Knochengerüst; 8. Fam. Magasidae. Oeffnung am Schloss; kein Deltidium. Magas Sow., Terebratulina d’Orb. 9. Fam. Terebratulidae. Oeffnung an der Spitze des Wir- bels; ein Deltidium. Terebratula Lwyd., Terebratella d’Orb., Tere- brirostra d’Orb., Fissirostra d’Orb. b 6. Arme fest, fleischig, spiral, gegen einander gebogen, ohne Balkenstütze, Schale konisch, ohne Schloss oder Deltidium. 10. Fam. Orbiculidae. Ein äusserer Muskel tritt durch die untere Schale; Schale frei. Siphonotreta Vern., Orbicella d’Orb, Orbiculoidea d’Orb,, Orbicula Lam. 11. Fam. Cranidae. Kein äusserer Muskel, Schale fest. Cra- nia Retz. Zweite Abtheilung. Abrachiopoda. Keine Arme, die Man- telränder sehr entwickelt und ciliirt; Schale selten symmetrisch. A. Schale und Thier regelmässig, aus paarigen Theilen gebildet; Schale durchbohrt, nie canaliculirt. f 12. Fam. Thecidae. Thier oder Schale fest; innere Apophy- sen. Megathiris d’Orb., Thecidea Defr. B. Schale und Thier unregelmässig, ohne paarige Theile; Schale oft canaliculirt. i 0 13. Fam. Caprinidae. Innere Kanäle in der Schale. Hippu- rites Lam., Caprina d’Orb., Caprinula d’Orb., Caprinella d’Orb. 14. Fam. Radiolidae. Keine inneren Kanäle in der Schale. Radiolites Lam., Caprotina d’Orb. Lamellibranchia. E. Forbes theilte der British Association for the ad- vancement of science 1847. eine Eintheilung der Britischen ee u a Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1847. 249 Muscheln in Familien mit, für die die Beschaffenheit des Man- tels, der Röhren und des Fusses als Grundlage genommen ist. Ich lasse die Familien mit den Charakteren hier folgen, nıuss aber bemerken, dass ich die Charaktere keineswegs für gut halte, da die genannten Organe innerhalb einer und der- selben Familie stark variiren, und daher für Familiencharak- tere nicht hinreichen. (The Athenaeum 1847. Nr. 1028. p. 747; L’Institut 1848. p.75; Report of the 17 Meeting of the Bri- tish Association for the advancement of science 1847. p. 75). 4. Dimyaria. 1. Pholadidae — wohin Teredo, Pholas und Gastrochaena als Typen von Tribus, die letzte verbunden mit Saxicava und Venerupis, und vermuthlich Neaera, Poromya und Sphenia. Der Mantel vorn geschlossen, mit einer schmalen vordern Oeffnung für den Durchtritt des abgestutzten oder fingerförmigen Fusses. Die Röhren bis fast ans Ende verwachsen, und mit Cirrhen an den Oeffnungen. 2. Myadae — mit Mya, Panopaea, Lutraria, und vielleicht Corbula. Mantel geschlossen, nur vorn ist er offen für den Durch- tritt eines dicken, fingerförmigen, aber nicht grossen Fusses. Die Köhren lang, bis ans schwach gefranzte Ende verwachsen. in eine häutige Scheide eingeschlossen. 3. Solenidae — wohin von Britischen Muscheln nur Solen ge- hört. Mantel geschlossen, nur vorn offen für den Durchtritt eines grossen, dicken‘, -schief-abgestutzten Fussess Wo die Ränder des Mantels frei sind, sind sie zum Theil gefranzt. Röhren kurz, ver- wachsen, ungleich, mit gefranzten Rändern. 4. Solecurtidae. Mantel vorn offen für den grossen, dicken, zugespitzten Fuss. Köhren mit einer breiten vereinigten Basis, am Ende getrennt, und mit gefranzten Oeffnungen. Solecurtus. 5. Pandoridae. Mantel offen für einen sichelförmigen Fuss. Röhren ungleich, zum Theil vereinigt und divergirend, mit gefranz- ten Oeffnungen. Pandora, Lyonsia. 6. Tellinidae. Mantel offen und an den Rändern gefranzt. Fuss fingerförmig oder dreieckig. Röhren lang, getrennt, oft fast gleich, mit glatten Oeffnungen. Thracia (?), Scrobicularia, Abra ‚und Montacuta (?) bilden eine Abtheilung dieser Familie; Tellina und Psammobia die andere und mehr typische. 7.-Donacidae. Mantel offen, am Rande gefranzt. Fuss breit dreieckig. Röhren ungleich, getrennt und am Rande gefranzt. Do- nax und Mesodesma, und vermutblich auch Diodonta. 8. Veneridae. Mantel offen, am Rande gefranzt. Röhren bis fast zu ihrem stark gefranzten Ende vereinigt. Fuss dreieckig. Mactra verbindet diese Familie mit der vorigen. Venus und ihre Subgenera sind typisch. 9, Cyprinadae. Mantel offen, gefranzt. Röhren schr kurz, 350 Troschel: Bericht über die Leistungen in der mehr oder weniger vereinigt; eine mit gefranzter Oefinung, die an- dere glatt. Cyprina, Astarte, Circe. 10. Cardiadae. Mantel offen, gefranzt. Fuss hakenförmig und fingerförmig. Röhren sehr kurz, bis fast an ihre Enden verwachsen Eine Oeffnung glatt, die andere gefranzt. Cardium. 11. Chamadae. Mantel geschlossen bis auf eine kleine Oeff- nung für den Fuss und zwei gefranzte Siphonalöffnungen. Fuss ha- kenförmig. Isocardia. 12. Lucinadae. Mantel grossentheils verwachsen, vorn mit einer Oefinung für den dünnen, fingerförmigen Fuss. Röhren oft sehr ungleich, die eine oft fast verschwindend, beide Oeffnungen glatt. Lucina. Cyeclas (?). 13. Kelliadae. Mantel geschlossen bis auf eine kleine Oeff- nung für den Fuss und zwei fast sitzende, glatte Siphonalöffnungen. Kellia, Galeomma, Lepton (?). 14. Unionidue. Mantel offen. Röhren sehr kurz, gefranzt; zuweilen eine verschwindend. Fuss sehr gross. Unio, Anodonta. 15. Dreissenadae. Mantel zum grossen Theil geschlossen, Röhren sehr kurz, gefranzt, Fuss fingerförmig. Dreissena. 16. Mytilidae. Mantel offen und nicht geschlossen, oder nur zum Theil geschlossen, um die Röhren zu bilden. Fuss sehr klein. Mytilus, und in einer nahestehenden Gruppe Pinna und Avicula, 17. Arcadae. Mantel offen. Röhren sehr kurz, oder beträcht- lich entwickelt und dann verwachsen. Fuss scheibenförmig. Arca, Pectunculus, Leda, Nucula. B. Monomyaria. 18. Pectinidae. Mantel völlig offen, gefranzt und Augen tra- gend. Fuss wohl entwickelt. Pecten. Lima. (Bekamntlich haben viele Muscheln Augen, dies darf also als Familiencharakter nicht benutzt werden). 19. Ostreadae. Mantel ganz offen. Fuss verkümmert. Ostrea. . Anomia. Wenngleich sich nicht leugnen lässt, dass die im vorigen be- nutzten Charaktere nicht ohne Wichtigkeit sind, so sind sie doch ungeeignet, um Familien danach zu gründen. Die Mundlappen, die Kiemen, ja selbst die Schale liefern Charaktere, die nicht übergan- gen werden dürfen, wenn man natürliche Familien bilden will. Re- ferent hat in diesem Archiv 1847. I. p.257 auf die Brauchbarkeit der Mundlappen und Kiemen zur Familienunterscheidung der Mu- scheln aufmerksam gemacht, auf welchen Aufsatz hier wohl kurz, hingewiesen werden darf. Anomia naviformis Jonas Proc. zool. soc. December 1846. — 4. australis Gray l.c. bei Jukes von Port Essington. G. B. Sowerby stellte 8 neue Arten von Spondylus auf. (Proc. zool. soc. 1847. p.86; Annals XX. p. 207). Be Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1817. 251 Lovell Reeve beschreibt 19 Arten der Gattung Chama von verschiedenen Fundorten. Proc. zool. soc. December 1846. Cardita excisa Phil. Zeitschr. für Malacoz.p.91 von den Sand- wich-Inseln. Bei Philippi Abb, Heft 7 sind Arca Hinter Jonas, navicularis Brug., subguadrangula Dunker (an navicularis Reeve?), und ventri- cosa Lam. bildlich dargestellt. — Ib. I. Heft 1: A. NoaeL., arabica Mus. Francof. aus dem rothen Meere, umbonata Lam., occiden- talis Ph. von Cuba. — A. granulata von den Sandwich-Inseln, ele- gans von Yukatan sind von Philippi, 4. parallelogramma von v. d. Busch aufgestellt, Zeitschr. für Malacoz. p. 93. Leda chuva Gray ].c. bei Jukes länglich, hell olivenfarbig mit concentrischen Streifen, vorn abgerundet, hinten ausgezogen und aufwärts gebogen, hinten mit einer deutlichen Grube, die die con- centrischen Furchen unterbricht. Vandiemensland. Moldia (soll heissen Yo/dia) Mülleri Grayl.c. bei Jukes läng- lich, fast viereckig, glatt, dunkel olivenbraun, mit einer helleren Randbinde, um die Hälfte länger als hoch, rund an beiden Enden, 1" 3”. Port Essington. Trigonia uniophora Gray l.c. bei Jukes röthlich braun, mit 22 oder 23 hohen etwas zusammengedrückten, engen, divergirenden Rippen, der obere Theil der Mitte und der ganze hintere Theil mit engen regelmässigen Querplatten. Cap York. Ueber die Familie der Najaden schrieb Referent in diesem Archiv 1847. I. p. 257. : Rossmässler macht in Sachse’s Naturhist. Zeitung. 2. Jahr- gang 1847. p. 16 auf die Farbenveränderung bei alten Unionen auf- merksam, die er durch Behandlung mit Salzsäure auf die ursprüng- liche Jugendfarbe zurückgeführt hat. Er mahnt zur Vorsicht bei Anwendung der Farben als Species-Charakter. (Praktischer Beitrag zu der Lehre von der Brauchbarkeit der Farben bei der speciellen Unterscheidung). Der Gattung Unio sind bei Philippi Abb. III. 2 die Tafeln 3 und 4 gewidmet. Auf ihnen sind dargestellt: U. Osbeckii Ph., tere- tiusculus Ph. aus dem weissen Nil, multidentatus Parreyss, fwl- mineus Parreyss und ambiguus Parreyss, alle drei aus Neuhol- land; ferner U. auratus (Niaea) Swainson, chilensis Gray, arauca- nus Phil., Molinae Phil. beide letzteren aus den südlichen Provin- zen Chile’s,. — U. cyrenoides vom Nicaragua-See, Lurgillierti von Yukatan (gehört zur Gattung Dipsas), Aztecorum von Mexico, me- zicana ebendaher, Liebmanni ebendaher und subtrapexius sind von Philippi Zeitschrift für Malacoz. p,93 aufgestellt. Mytilus albus Siemaschko ].c. testa minore, elongata, recta, laevigata, carina submedia, intus et extus alba. Bug. — M. Menkea- nus, substriatus, exaratus, ewilis Philippi Zeitschr. für Malacoz. pag. 118. 352 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Bei Philippi Abb. Ill. 1 sind abgebildet: Modiola gracilis Ph. von China, odesa Ph. von China, ferruginea Ph., antillarum Ph, caribaea Ph. von den Antillen, mmalayana Ph. von China, opifex Say, divaricata Ph. Die Philippi’schen Arten sind bereits in der Zeit- schrift für Malacozoologie 1847. p. 115 aufgestellt, und gehören zur Gattung Lithophagus, die Verf. von Modiola nicht trennt. -— In der- selben Zeitschrift p. 113 sind ausserdem als neu aufgestellt: M. cali- forniensis Eschsch. von Californien, Cecillei Ph. von China, Rum- phü Ph. von Ostindien, triangulum Koch von China, tristis Koch aus dem stillen Ocean. Cardium Bechei Lovell Reeve Proc. zool. soc. 1847. p. 25. Scoloo Seas und Korean Archipelago. Bei Philippi Abb. sind Heft 7 aus der Gattung Lucina abgebil- det: L, edentula (Venus L:), chrysostoma Ph. (L. edentula Lam.), venusta Ph., dentifera Jonas aus dem rothen Meere. — L. bullata Ph. Zeitschr. für Malacoz. p. 76. Venus plagia Jeffreys Amnals XIX. p. 313 verwandt mit V. pullastra. — V. Largillierti, rimosa, semirugata, sulcosa, euglypta, eximia, amabilis, araneosa Phil. Zeitschr. für Malacoz. p. 87. Bei Philippi Abb. sind auf einer Tafel des sechsten Heftes zweiten Bandes Cytherea effossa Hanley, trimaculata Lam., stulto- rum Gray, florida Lam., impar Lam,, rosea Brod und Sow. darge- stellt. — Ib. im 8. Heft finden sich auf zwei Tafeln ©. angulosa Ph., scabriuscula Ph., Orbignyi Dunker, /livida Ph., rubicunda Ph., gi- gantea Sow., die sämmtlich zur Gattung Artemis gehören. — Das- selbe gilt von den Arten, welche ib. III. 1 abgebildet sind: €. anus Ph., Gruneri Ph., pubescens Ph., exasperata Ph., Isocardia Dunker. — In Zeitschr. für Malacoz. p.85 sind C. callipyga (Venus Born), Pfeifferi Ph., tellinaeformis Ph. aufgestellt. Ebenso Venus (Arte- mis) Kroyeri Ph. — C, semifulva und chionaea Menke ib. p. 190. Kecluz beschreibt (Rev. zool. 1847, p,338) das Thier einer neuen Art: Arthemis Poliana, die das Ansehn einer Petricola hat, aber vom Verf. wegen des Schlosses, wegen der Gestalt des Fusses, der Siphonen und der Mantelbucht zu Arthemis gezogen wird. Dem- nächst theilt Verf. die Gattung in drei Sectionen: 1. Cytereides lin- senförmig, vier Schlosszähne (Cyth. exoleta, lincta Lam.). 2. Vene. reides scheibenförmig, drei Schlosszähne (Lueina reticulata, undata Lam.), 3. Venerupeides fast kuglig, quer, drei Schlosszähne (A. Poliana Recl.). Anton publieirte eine „Anordnung der Gattung Tellina, worin nur die Arten seiner eignen Sammlung berücksichtigt sind, und die besonders auf dem Fehlen oder Vorhandensein der Seitenzähne, der Falte, und auf der allgemeinen Gestalt gegründet ist. Diese Anord- nung soll das Bestimmen der Arten erleichtern. (Zeitschr. für Mala- cozoologie p. 97). Tellina Jonasi von den Philippinen, /ima von China und siri- | | Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1847. 255 gillata Philippi Zeitschr. für Malac. p.74. — T. areolata Menke ib. p. 183. Anm. - Donax sulcata, lunularis und texasiana Phil. ib. p.76. — D. Hanleyi Phil. ib. p. 84. Amphichaena nov. Gen. Philippi. Dies Archiv 1847. 1. p. 63. H. Nyst lieferte nach der Beschreibung zweier fossiler Arten Crassatella eine tabellarische Uebersicht dieser Gattung, in welcher 71 Arten mit Angabe der Jahreszahl der Aufstellung, der Autoren, der Titel der Bücher, in denen sie beschrieben oder abgebildet wor- den, ob lebend oder in welcher Formation die fossilen gefunden, und des Fundorts. Hinzugefügt sind kurze. kritische Bemerkungen. Von diesen 71 Arten sind 19 noch jetzt lebend. Diese gehören sämmtlich den tropischen Meeren an, und keine von ihnen ist auch im fossilen Zustande aufgefunden. (Bulletin de l’academie royale des sciences et belles-lettres de Bruxelles. T. XIV. part. 2. p. 116). Recluz beschrieb das Thier von Mesodesma Chemnitzü Deslh. (Rey. zool. 1847. p.336). Der Mantel ist nur am vorderen Rande offen; die oberen Mundlappen dreieckig, sehr dünn, die unteren schmaler, fleischig, die Kiemen nach vorn verlängert, (Verf. ist der Meinung, diese vordern Lappen seien besonders zur Aufnahme der Eier bestimmt), Fuss oval, nach vorn spitz, nach hinten etwas aus- gezogen, schneidend; Mantelröhren sehr kurz, getrennt, mit gekerb- ten Oeffnungen. Periploma anguliferum Phil. von Texas. Zeitschr. für Mala- cozoologie p. 73. Mittre giebt Kenntniss von einer kleinen Muschel Galeomma Turtoni (Hiatella Polii Costa), die er bei Toulon beobachtete, wo sie in grosser Menge am Tang gefunden wird. Das Thier ist eiför- mig, in einen dicken und am Rande umgeschlagenen Mantel gehüllt; die Mantelränder sind ganz vereinigt bis auf After- und Athemöffnung und einen Schlitz für den Byssus-tragenden durchbohrten Fuss. Die Kiemenblätter sind hinter dem Fuss vereinigt; vier schmale spitze Mundlappen. Sie gebären lebendige Junge. — Die Schale quer, ‚gleichschalig, fast gleichseitig, unterer Rand weit klaffend; Schloss ohne Zähne, schwielig, unter dem Wirbel ein löffelartiger Vorsprung mit einer Furche für ein inneres Ligament; keine Mantelbucht, zwei _ ungleiche Muskeleindrücke, der hintere vom Schlossrande entfernt. (Annales des sciences naturelles. Troisieme serie VI. p. 169). Abbil- dungen erläutern den Text. Poronia scalaris, Parreyssi, purpurata stellt Philippi Zeitschr. für Malacoz. p. 72 auf; sie sind sämmtlich von Neuholland. Clausina nov. Gen. Jeffreys Annals XX. p.18. Testa pyg- maea, orbicularis aut longitudinaliter rotundato-qvata, globosa, sub- aequilateralis, aequivalvis, utrinque clausa, plerumque tegumine fer- _ zuginoso vestita. Cardo in utraque valvula tubereulo et lamella laterali munitus. Apices subcentrales, Lunula nulla. Ligamentum Ze 254 Troschel: Bericht über die Leistungen in der externum. Musculares impressiones ut in Cyprina. Profundum ma- ris incolit. Unterscheidet sich von Kellia und Poronia dadurch, dass nur ein Schlosszahn in jeder Schale vorhanden ist, und dass das Ligament ein äusseres ist. Dahin werden gezogen Kellia ferruginosa Forbes, Kellia abyssicola Forbes und eine neue Art CZ. Croulinensis testa longitudinaliter rotundato-ovata, convexiuscula, tenuis, pellu- cida, nitida, glabra, alba, ad apicem purpurascens, lateribus ferru- ginosis, antice subangulata, postice rotundata. Umbones prominuli, recti, fere contigui. Denticulus cardinalis obtusus et valde indistin- etus. „45 Zoll. Croulin Insel, Grossbritanien. Ueber das Thier von Lepton squamosum Turt. machte Alder in der British Association 1847. (Athenaeum 1847. Nr. 1028. p. 748; Institut 1848. p.81; Report of the 17 Meeting of the British Asso- ciation for the advancement of science held at Oxford in June 1847. London 1848. p. 73) folgende Angabe: Der Mantel ist sehr gross, dehnt sich weit über die Schale hinaus aus, ist mit Fäden gefranzt, unter denen einer viel länger ist, als die übrigen. Der Mantel ist offen, nur hinten bildet er eine kurze Röhre mit einfacher Oeffnung. Der Fuss ist sehr gross, dick, sich verschmälernd, und hat eine Scheibe wie der Fuss von Nucula. Er bildet einen feinen Byssus. An jeder Seite liegen zwei Kiemenblätter. Das Thier lebt in Cornwall. Solen Beckü Phil., versicolor Ph., corneus Lam., tehuelcha d’Orb. und cylindraceus Hanley sind bei Philippi Abb. II. 2 auf einer Tafel abgebildet. — S. gracilis Phil. Zeitschrift für Malacoz. Pag. 72. > el In Agassiz: Etudes critiques sur les Mollusques fossiles. Mo- nographie des Myes. Neuchatel 1845 sind p.45 und 48 zwei neue lebende Arten beschrieben: PAoladomya caspica und crispa aus dem kaspischen Meere, an der Mündung des Taliche, die ich mich um so mehr gedrungen fühle hier nachzutragen, als die Malacozoologen sie a. a. O. gleich mir leicht übersehen möchten. Das Thier von Pholas subtruncata Sow. ist (Rev. zool. p. 342) von Recluz beschrieben. Pholas antipodum von Neuseeland und: zmanilensis von Manila stellte Philippi Zeitschr; für Malacoz. p. 71 auf, | Thompson „Note on the Teredo norvegica (T. navalis Turt. not Linn.), Xylophaga dorsalis, Limnoria terebrans and Chelura terebrans, combined in destroying the submerged wood-work at the harbour of Ardrossan on the coast of Ayrshire.” (Annals XX.p.157). Teredo und Xylophaga vereinen sich mit beiden genannten Crusta- ceen, um dieselben Holzwerke im Meere zu zerstören. Alle Exem- plare von Toredo, die Verf. von britischen Küsten besitzt, sind alle T, norvegica Spglr. (T. navalis Turt.) und verschieden von T. nava-- lis Linn. R In den Beiträgen zur Kenntniss der wirbellosen Thiere mit besonderer Berücksichtigung der Fauna des Norddeutschen ne Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1847. 255 Meeres von Frey und Leuekart Braunschweig 1847. 4. ist p- 46 ein Aufsatz: die Anatomie des Pfahlwurmes, Teredo navalis, enthalten. ; Die langen Mantellappen sind völlig verwachsen, selbst die Oeff- nung zum Durchtritt des Fusses ist verschwunden, da dieser sehr rudimentär ist. Die Kiemenhöhle umschliesst nicht die Eingeweide- höhle, sondern liegt hinter ihr. Zwei Ganglienpaare, das des Fusses und das der Kiemen sind aufgefunden, das Dasein des Schlundgan- eglions wird vermuthet. Das Ganglienpaar des Fusses ist verschmol- zen. Das Knorpelgebilde im Innern der Mundhöhle wissen die Verf. nicht zu deuten. Das Vorhandensein einer Speicheldrüse wird be- stätigt. Der Magen besteht aus mehreren 'Theilen, einem langen Blindsack, einem rundlichen Blindsack, der von der Leber umhüllt ist, und einer länglich ovalen Höhle, die den Anfang des Darms bildet, und die den sogenannten Krystallstiel umschliesst. Der Darm ist überall gleich weit, verläuft bis an das Ende des ersten blinden Magens, wendet sich dann nach vorn, umfasst den grossen Schalen- muskel, geht an der Rückenseite des Thiers zurück und reicht nicht einmal bis zur Mitte des eigentlichen Körpers, wo er in einer klei- nen platten keulenförmigen Erweiterung endet. Der Ventrikel des Herzens ist nicht vom Mastdarm durchbohrt, erscheint als ein spin- delförmiges Gefäss, welches hinten zwei lange spindelförmige Vor- höfe, die von den Kiemen kommen, aufnimmt, und nach vorn sich in eine Aorta auszieht. Die Nieren oder Bojanusschen Körper fehlen, dagegen glauben die Verf. die Nieren in dem schwärzlichen Belag der Vorhöfe erkannt zu haben. Die Kiemen bilden vier lange dicke Wülste, die in der Medianlinie der ganzen Länge nach mit einander verbunden sind. Der Eierstock ist eine ansehnliche Drüse, die bis zu den Kiemen reicht; hinten findet sich ein langer band- förmiger, nach vorn sich erstreckender Anhang, über dessen Natur die Verf. nicht klar geworden sind. Es fand sich darin nie eine Spur von Spermatozoen, so dass.es also wohl nicht ein Hoden ist. Die Verf. erklären das Thier für getrennten Geschlechts, haben aber nur weibliche Exemplare untersucht. Tunicata. Baer befruchtete im August die Eier von Ascidien, und beobachtete, dass sie in wenigen Stunden die Theilung des Dotters zeigten, und dass die Embryonen in weniger als 24 Stunden in der Gestalt colossaler Cercarien mit deutlichen Augenflecken ausschlüpften, und sich mit grosser Lebhaftigkeit bewegten. (Institut 1847. p. 173). 256 Troschel: Ber. ü. d. Leist. i. d. Naturgesch. d. Mollusken. In dem oben angeführten Werke von Renier findet sich ein Abschnitt über die Gattung Pollycitor Ren. Dieser Autor hatte in seinem Prospetto della Classe de’ Vermi 1804. p. XVII die Gattung Pollyeitor aufgestellt, deren Arten theils zu Amoroueium conicum, theils zu Aplidium erystallinum zu ziehen sind. Beide sind abgebildet. 257 Bericht üher die Leistungen in der geographischen und systematischen Botanik während des Jahres 1847. Von Dr. A. Grisebach. 4. Pflanzengeographie. Schleiden’s populäre Vorträge aus dem Gebiete der Botanik (Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig. 329 pag. 8.) enthalten auch des Verf. Ansichten über die Aufgabe der Pflanzengeographie. Er bestimmt dieselbe dahin, dass der Einfluss der klimatischen und anderer, noch jetzt wirkender Kräfte auf die Verbreitung der Pflanzen nachzuweisen sei, sondert hingegen die Frage des Endemismus ab und will sie der Geschichte der Pflanzenwelt zuweisen. Formell hat er hierin Recht, aber die Untersuchungen über die aktuellen und über die ursprünglichen oder geologischen Ursachen der pflanzengeographischen Phänomene sind praktisch so eng ver- bunden, dass sie zu trennen, zweckwidrig sein würde. Mit den Ursachen, welche die Grenzen der Pflanzenarten im Norden von Europa und analogen Ländern bestimmen, beschäftigte sich A. de Candolle (Comptes vendus. Vol. 25. p- 895— 898). — Denselben Gegenstand behandelt meine Ab- handlung über die Vegetationslinien des nordwest- lichen Deutschlands (Göttingen, 1847. 8. 104 pag. Beson- derer Abdruck aus den Göttinger Studien f. 1847). 3 Trägt man die natürlichen Areale der Pflanzen auf eine Karte _ F graphisch ein, so entsteht die Aufgabe, die übereinstimmende Lage irgend welcher klimatischer Linien mit den verschiedenen Areal- ‚grenzen, welche ich Vegetationslinien genannt habe, nachzuweisen: denn in dieser Uebereinstimmung ist der Zusammenhang zwischen ‚dem Klima und der geographischen Verbreitung einer Pflanze aus- gedrückt. De Candolle fand, als er die Polargrenzen von 36 euro- B ® f % 258 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der päischen Pflanzen genauer bestimmt hatte, dass dieselben weder den Isothermen noch den durch gleiche Temperatur eines Jahresabschnit- tes bestimmten Linien entsprechen. Der letztere Punkt findet schon darin seine Erklärung, dass dieselbe Pflanze sich an verschiedenen Orten zu ungleichen Zeiten entwickelt, der erstere ist schon früher von mir aus der ungleichen Empfänglichkeit der Vegetationsphasen gegen die Wärme abgeleitet, wodurch dieselbe Pflanze, die ein be- stimmtes Maass Wärme während ihrer Vegetationszeit fordert, so- „wohl gegen einen milden als rauhen Winter sich indifferent verhält. De Candolle sucht hiernach mit Recht die klimatische Ursache der Polargrenzen in dem Typus der Temperaturkurve während der Ve- getationszeit jeder einzelnen Pflanze: aber in der Art und Weise, wie er diesen klimatischen Charakter auszudrücken strebt, kann ich ihm nicht» beistimmen. Nach dem von seinem Vater angedeuteten und von Boussingault bestimmter entwickelten Grundsatze, dass die Wärmesumme, welche eine Pflanze während ihres Wachsthums em- pfängt, das bestimmende klimatische Moment für ihre Verbreitung sei, berechnet A. De Candolle das Produkt der mittleren Wärme der Vegetationszeit irgend einer Pflanze mit der Zahl der Tage, die während derselben verflossen sind und glaubt in der hierdurch be- stimmten Zahl einen festen Werth zu erhalten, der für alle Orte an der Polargrenze der der Rechnung zu Grunde gelegten Pflanze der- selbe sei. Die Richtigkeit dieser Methode vorausgesetzt, würde ihre Anwendung schwer überwindliche Schwierigkeiten in der Bestimmung der Anfangs- und Endpunkte der Vegetationszeit, so wie in dem Mangel ausreichender, meteorologischer Daten finden, Man würde, wie es bei den Rechnungen des Verf. der Fall ist, nur angenäherte Werthe erhalten, bei deren Vergleichung man sich nicht von hypo- thetischen Voraussetzungen frei halten könnte, Aber die physiolo- gische Grundlage der Methode selbst ist keinesweges zuzugeben. Denn ob eine Pflanze in einem bestimmten Klima gedeiht oder nicht, hängt nicht bloss von der mittleren Wärme ihrer Vegetationszeit ab, in sofern man diese als ein Ganzes zusammenfasst: sondern ebenso sehr von der Wärme, welche ihre einzelnen Vegetationsphasen er- fordern. Namentlich kommen in den De Candolle’schen Werthen weder die Temperatur-Maxima in Rechnung, welche z. B. zur Ent- wickelung der Blüthe und Fruchtreife nöthig sind, noch die Tempe- ratur-Minima, die, wiewohl sie während des Winterschlafs die Pflan- zen treffen, doch ihre Arealerenzen häufig bestimmen. So giebt denn auch DeC. selbst Ausnahmen von seinem Gesetze zu, bei deren Erklärung er theils die Winterkälte, theils die Feuchtigkeit des Klima’s in Betracht zieht: es würde indessen zu weit führen, hier nachzuweisen, weshalb die Feuchtigkeit im nördlichen Europa nur eine sekundäre Rolle spielt. Hätte De C. eine grössere Anzahl von Vegetationslinien im nördlichen Europa verglichen, als er gethan | hat, so würde er bemerkt haben, dass seine Ausnalımen, die zu j | Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 259 östlichen und westlichen Arealgrenzen führen, einen ebenso grossen Anspruch auf Allgemeinheit haben, als die Polargrenzen. Meine Untersuchungen beziehen sich auf 236 Pflanzen, welche im nordwestlichen Deutschland irgend eine ihrer Arealgrenzen (Ve- getationslinien) erreichen. Hierunter sind nur 91 Polargrenzen, von denen ein grosser Theil (41 Arten) innerhalb dieses Gebiets auch noch eine andere Grenzlinie besitzt; 136 Arten und mit Einschluss jener 41 überhaupt 177 sp. haben ihre Grenze entweder gegen Nord- west oder Südost, und nur 9sp. treffen daselbst ihre Südgrenze. Für die reinen Polargrenzen also war hier dieselbe Aufgabe zu lösen, mit welcher sich DeC. gleichzeitig beschäftigte. Wenn ich auch in dem allgemeinen Satze mit ihm übereinstimme, dass die Minderung der Wärme die Ursache dieser nördlichen Vegetationslinien sei, so komme ich doch bei der näheren Bestimmung dieses klimatischen Werths zu einem abweichenden Ergebniss. DeC. bemerkte, dass die Polarerenzen der von ihm verglichenen Pflanzen sich in mannig- faltigen Richtungen durchkreuzen und daher zum Theil nicht reine Nordgrenzen sind. Dies rührt daher, dass nicht ein einziger, son- dern verschiedenartige klimatische Einflüsse ihre Richtung bestimmen. Mehrere von mir ausgewählte Polargrenzen dagegen zeigen die be- merkenswerthe Eigenthümlichkeit, dass sie Parallelkreisen des Aequa- tors durch die ganze Breite des europäischen Kontinents entsprechen, dass demnach dieselben Pflanzenarten in der Nähe des atlantischen Meers und im Innern von Russland bis zu demselben Breitegrade nach Norden vorrücken, Es ist klar, dass es keine, durch das Ther- mometer messbare klimatische Werthe giebt, die eine solche Rich- tung erklären. Nehmen wir dagegen an, dass die Vegetationsphasen nicht sowohl von der durch das Thermometer messbaren Wärme der Luft oder des Bodens, sondern vielmehr von dem Verhältniss der Wärmecapacität eines Gewächses zu der direkten Wärme der - Sonnenstrahlen bedingt sind und dass diese Wirkungen an die Höhe - der Sonne über dem Horizont und an die Tageslänge geknüpft sind, so erhalten wir hierdurch zwei Werthe, welche genau von der geo- graphischen Breite abhängen und daher für die angegebene Richtung _ einer rein nördlichen Vegetationslinie als das bestimmende Moment _ angenommen werden können. Auf dieselbe Weise habe ich auch die rein südlichen Vegetationslinien, sofern sie Parallelkreisen des _ Aequators entsprechen, von der Verkürzung der Tageslänge abge- leitet. Für die übrigen, weit zahlreicheren Vegetationslinien, welche die Parallelkreise des Aequators unter irgend einem Winkel schnei- den, sind nach meinen Untersuchungen nicht mittlere Wärmewerthe, welcher Art sie auch sein mögen, als klimatisch massgebend anzu- "erkennen, sondern die Temperaturextreme, welche, wenn sie einen gewissen Grad erreichen, für irgend eine Vegetationsphase ein ab- solutes Hinderniss darbieten. Schon der allgemeine Verlauf solcher Archiv 1. Naturgesch. XIV, Jahrg. 2. Bd, R 260 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der _ Vegetationslinien, welcher im nördlichen Deutschland an einen be- stimmten Abstand von der Meeresküste gebunden ist und demnach einem bestimmten Entwickelungsgrade des See- oder Kontinental- klimas entspricht, lässt dieses Verhältniss erkennen. Genauer er- giebt es sich sodann daraus, dass in der That die klimatischen Li- nien gleicher Temperatur-Maxima und Minima mit den entsprechen- den Vegetationslinien zusammenfallen. Wenn auch auf dem gegen- wärtieen Standpunkte der Meteorologie jene klimatischen Linien nicht mit derselben Genauigkeit bekannt sind, wie die Vegetations- linien der meisten deutschen Pflanzen: so erscheint doch das vor- handene Material zu jener Beweisführung ausreichend und ist in ein- zelnen Fällen so überzeugend, dass oftmals die sporadischen Fund- orte ‚seltener Pflanzenarten einen Rückschluss gestatten auf klima- tische Eigenthümlichkeiten von Oertlichkeiten, deren meteorologi- sche Werthe noch nicht gemessen worden sind. — Hiernach sind die südöstlichen Vegetationslinien Norddeutschlands die Wirkungen zunehmender Winterkälte, die nordwestlichen werden durch die Ab- nahme der Sommerwärme bedingt. Die ersteren werden je nach der unregelmässigen Vertheilung der Winterkälte zuweilen zu öst- lichen und nordöstlichen Grenzen. Seltener kommen endlich süd- westliche Vegetationslinien bei einigen nordischen Pflanzen vor, deren Vegetation einen kurzen und warmen Sommer erheischt. In entfernterer Beziehung zur allgemeinen Pflanzengeo- graphie steht die Schrift von Fraas über die Veränderungen des Vegetationscharakters der Länder amı Mittelmeer in histo- rischer Zeit (Klima und Pflanzenwelt in der Zeit. Landshut, 1837. 8. 137 pag.). Ich muss indessen die Methode des Verf. für völlig ungeeignet halten, zu festen Ergebnissen zu führen, . Europa. Von v. Ledebour’s Flora rossica (s. Jahresb. f. 1841, 1843 u. 1845) erschienen 1847 das achte und 1849 das neunte Heft (Vol. Ill, P. 1). Die statistischen Verhältnisse der darin abgehandelten Familien sind folgende: Lentibularieen 10 sp.: davon 4 Pinguiculae auf Ost- sibirien und die Aleuten beschränkt; Primulaceen 47 sp., grossen- theils dem arktischen und alpinen Gebiet angehörig, Dodecatheon (2sp.) dem russischen Amerika eigenthümlich; Ilex 1sp., nur in Kaukasien, Diospyros 1 sp., in der Krim und Kaukasien; Oleaceen 8sp., darunter Fraximus oxyphylla bis zum Don, Olea in der Krim und Kaukasien, jenseits des Ural kein Repräsentant der Familie; Jasmineen 2 sp., in der Krim (1 sp.) und Kaukasien (2 sp.); Apocy- neen 5 sp.; Asclepiadeen 7 sp., darunter Cynoctonum sibirisch; Gen- tianeen 62 sp, mit 43 sp. von Gentiana, von denen fast + Sibirien ' Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 261 eigenthümlich, ebenso die Gattungen Anagallidium, Stellera und die russischen Arten von Ophelia und Halenia; Polemoniaceen. 3 sp., wovon Phlox (1sp.) auf Sibirien beschränkt ist; Diapensia 1 sp.; Convolvyulaceen 21 sp., darunter sibirisch Jpomoea (1 sp.), 4 Arten von Convolvulus, 2 von Calystegia, 3 andere Convolvuli auf die Steppe, 2 auf die Krim beschränkt, 3 und Cressa kaukasisch; Cus- cuteen sind übergangen; Borragineen 190 sp.: darunter die artenreich- sten Gattungen Echinospermum (24), Nonnea (14), Eritrichium (13), Myosotis (12), Mertensia (12), Onosma (12), Heliotropium (11), endemisch für Sibirien 11 Mertensien, 2 Arnebien, 7 Eritrichien, Stenosolenium, Anoplocaryum, Diploloma, Craniospermum, dem Kaukasus eigenthümlich 8 Noneen, Ptilostemon, Moltkia, Mattia, Caeccinia und einzelne Arten anderer Gattungen, für die Steppe cha- rakteristisch Tournefortia, Heliotropium, Onosma, Echinospermum und endemisch die Gattungen Rindera, Solenanthus, Suchtelenia, Heterocaryon; Hydroleaceen 2 sp. von Romanzoffia von den Aleuten und Sitcha; Solaneen 21 sp., wovon Atropa auf die Krim und Kau- kasien, Scopolia auf Westrussland und ]lluxt in Curland beschränkt sind; Scrophularineen 224 sp., darunter die reichsten Gattungen Pe- dieularis (60), Veronica (55), Verbascum (23), Linaria (22), Scro- phularia (21), auf das russische Amerika beschränkt Mimulus (2), auf Sibirien Pentstemon (1) und Leptorhabdos (2), auf die Steppen Dodartia (1), auf den Kaukasus Bungea (1), ausserdem auf Sibirien _ z.B. 34 Arten von Pedicularis, 11 von Veronica, 1 Cymbaria, auf Kaukasien 7 Verbasken, 6 Scrophularien, 14 Veroniken und 7 Pedi- cularis-Arten, so wie Trixago und Rhynchocorys; Orobancheen 44 sp., darunter Boschniakia (1) vom Altai bis Sitcha, Anoplanthus (1) von der Krim durch Kaukasien verbreitet; Verbenaceen 4 sp.; Selagineen 5 sp. von Gymnandra, wovon 2 durch das ganze arkti- sche Gebiet bis zum europäischen Samojeden-Lande vorkommen und _ eine neue Art von C. Koch am Kaukasus entdeckt ward; Labiaten 226 sp., darunter die grössten Gattungen Salvia (23), Nepeta (21), Stachys und Dracocephalum (18), Marrubium (16), die Mehrzahl der Arten kaukasisch, auf Sibirien beschränkt Perovskia, Lophan- thus, Amethystea, Chamaesphacos mit je 1 sp., Lagochilos (7), auf die Steppe von Astrachan Wiedemannia (1), auf Westrussland und Polen Melittis, ferner auf Sibirien 12 Arten von Dracocephalum, 4 von Plılomis, 6 von Eremostachys, auf Kaukasien 10 Nepeten, 10 Salvien, 8 Marrubien u. a.; Globularia 2 sp.; Plumbagineen 37 sp.; _ Plantagineen 28 sp., wovon Litorella auf Lithauen eingeschränkt ist. j Von Trautvetter’s Kupferwerk erschien das achte Heft mit Taf. 36—40 (Plantarum imagines Floram rossicam illu- strantes. Monachii, 1847. 4. s, vor. Jahresb.) Buhse giebt einen Nachtrag von 52 sp. zu Fleischer’s Flora der Ostseeprovinzen, in denen bis jetzt 957 Phanero- R* nn EV 9 | k 262 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der gamen beobachtet worden sind (Arbeiten des naturforsch. Vereins in Riga. Bd. 1. S.1—7. Rudolstadt, 1847). Stenhammar lieferte eine Arbeit über die Lichenen der Insel Gottland (Öfversigt af K. Vetensk. Akadem, För- handl. 4. 4847): sowohl einige Formen der Alpen und Pyre- näen als arktische Kalk-Flechten hat er daselbst nachgewiesen. Im Sonner 1846 verweilte Babington zwei Wochen auf Island und hat ein Verzeichniss seiner botanischen Aus- beute mitgetheilt (Ann. nat. hist. 20. p. 30—34). Die mit Geröllen bedeckten Hügel um Reikiavik besitzen nur wenige arktische Arten, z.B. Dryas, Lychnis alpina, Arenaria nor- vegica, Cerastium latifolium. Die Sümpfe umher, welche das ebene Uferland bedecken, sind von einigen Cyperaceen bewachsen (Carex und Seirpus). Sparsam eingestreute Wiesengründe bestehen aus Festuca ovina und Poa pratensis, zwischen deren Rasen Geranium sylvaticum, Orchis latifolia, Habenaria hyperborea und viridis zahl- reich erscbeinen. (Die Orchis ist nach den von Bergmann mitge- brachten Exemplaren meine OÖ. elodes und gehört demnach nicht zu O. latifolia). — Auf den Lavaströmen von Thingvalla traf B. eine üppigere Vegetation von niedrigem, höchstens 6’ hohem Gesträuch von Birken und Weiden (Betula glutinosa, intermedia und nana, Sa- lix lanata und phylieifolia). Am Hval-Fjord bestieg er einen gegen 2500’ hohen, steilen Abhang, der eine ziemlich reichhaltige Ausbeute gewährte. Folgende Arten seines Verzeichnisses sind neue Beiträge zu der von Vahl besorgten, isländischen Flor in Gaimard’s Werk: Epilobium virgatum, Galium pusillum, Hieracium caesium Fr., H. Lawsoni, Myosotis versicolor, Salix phyliecifolia, S. pyrenaica var. norvegica, Juncus balticus, Potamogeton lanceolatus Sm. (P. nigre- scens Fr.), P. filiformis, Scirpus uniglumis, Carex chordorrhiza, C. eryptocarpa Mey. (C. filipendula Drej.), C. hyperborea Dr., Arundo strieta, Poa Balfourii Parn., Equisetum umbrosum, Ich füge diesen aus Bergmann’s Sammlung noch Viola lactea Sm. bei. Ein wichtiger Beitrag zur nordischen Pflanzengeographie ist die Darstellung der Vegetation der Faer-Oeer von Mar- tins (Essai sur Ja vegetation de l’archipel des Feroe, com- paree a celle des Shetland et de l’Islande meridionale: beson- derer Abdruck aus den Voyages en Scandinavie ete. de la Recherche, Geogr. physique 2. p. 353—450. Paris, 1847). Von Felsgestaden umschlossen, steigen die Faer-Oeer, 21 Inseln an der Zahl, zu 2—-3000' hohen Trappgebirgen schroff empor. Die Berge, deren Erdkrume schwach und vergänglich ist, werden durch enge, gegen das Meer geöffnete Thalschluchten gesondert, die zwi- schen dem nackten Gestein in unvergleichlich frischem Grün prangen. Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 263 Auf den nördlichen Inseln bemerkt man hier und da einzelne Ger- stenfelder an den Gehängen, auf den südlichen werden diese häufiger und hier erinnert die Lage verschiedener Dörfer an die bebauten Fjord-Ufer Norwegens. Das Klima des Archipels gehört wie das der Shetlands-Inseln und Orkaden zu denen, wo die Gegensätze der Jahreszeiten unge- mein gemildert sind. Die Unterschiede der Winter- und Sommer- Temperatur betragen auf diesen drei Archipelen weniger als 9° C. und sind gewiss an keinem Punkte Europa’s so gering wie hier: allein M. irrt, wenn er behauptet (p. 382), dass eine grössere Gleich- mässigkeit der Wärme nirgends auch der nördlichen (gemässigten) Hemisphäre beobachtet sei, da das Seeklima in Ross an der Nord- westküste von Amerika noch weit stärker ausgesprochen ist (vergl. Jahresb. f. 1841. S.453). Die von M. corrigirten Temperaturkurven der drei genannten Archipele enthalten folgende Werthe, nach den vorhandenen Messun- gen zu Thorshayn (Faer-Oeer), Belmont auf Unst (Shetlands) und zu Sandwick (Orkaden). Mittlere Wärme. C. Faer. Shetl. Ork. December = + 5°,.. + 39,35 Januar = + 3,09 + 30,44 Februar . = + 2,74 + 2,66 Winter = + 3°;,61 + 3°,15 + 30,83 März . =+ 3°08 + 5°,30 April . =+ 50,55 + 59,52 Mai . ze 78003 Frühling =+ 5,35 + 6°%45 + 6°,46 Juni = + 11°,51 + 11°,50 j EEE RE TODD VO TR 0170 N August 1200 7.413009 ‘ Sommer =+ 1%, + 119,79 + 120,23 j September = + 10°,78 + 100,68 q October . =+ 808 + 5°9 i November = + 5,35 + 4°,13 . Herbst. =+ 8°08 + 6°,91 + 8,67 Jahrestemp. Faer. = 7°,31 C.; Shetl. = 7°,07C., Ork. = 7°,78C. Der Unterschied zwischen Sommer und Winter beträgt demnach auf den Faer-Oeem nur 8°,6 C., zwischen dem wärmsten und kälte- sten Monat 10°,1. Diese Gleichmässigkeit der Temperatur erklärt __M. aus dem geringen Umfang der Inseln, die vom Golfstrom getroffen werden, und aus den überaus häufigen Nebeln und Wolken, welche die Strahlung der Wärme im Winter, wie die Erhitzung des Bodens ch die Sommersonne verhindern. Durch diese Verhältnisse wird 'ohl die Baumvegetation unterdrückt, als der Ackerbau einge- schränkt. Der einzige Baum, der jetzt noch, vor dem Seewinde un 5 264 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der geschützt, in die Höhe gebracht werden kann, ist Sorbus aucuparia: im Garten des Gouverneurs finden sich einige, vom Boden aus ver- zweigte Individuen von etwa 1% Höhe. Früher gab es, nach den Ueberresten im Torf zu schliessen, Birken auf den Faer-Oeern, wie auf Island, wo sie im Innern noch jetzt einzeln vorhanden sind (p: 362). Ausser der unzulänglichen Sommerwärme führt M. noch andere Ursachen an, weshalb die Faer-Oeer keinen Wald erzeugen können: die Unregelmässigkeit der Jahreszeiten, wodurch oft, wenn ein milder Winter den Saftumtrieb zu frühzeitig einleitet, der nach- folgende Frost die Stämme zum Absterben bringt, ferner die Ver- breitung der Schafe und Katzen, die Laub und Rinde an den jungen Pflanzen zerstören, sodann die geringe Mächtigkeit der Erdkrume, die Feuchtigkeit des Bodens, so dass die Wurzeln sich weder gegen den Wind behaupten noch der Fäulniss widerstehen können. — Der Ackerbau beschränkt sich auf den sechzigsten Theil der Oberfläche: Fischfang und Schafzucht bilden den Haupterwerb. Die Kulturge- wächse sind Hordeum hexastichon, Kartoffeln und Turnips. An dem Südabhang von Suderöe, der südlichsten Insel, reicht die Gersten- kultur bis zum Niveau von 300°, an der Nordseite bis 180’. Die Saatzeit fällt in den April, die Erndte in die Mitte des September oder Anfang Oktober. Kartoffeln kommen lokal bis gegen 750’ Mee- reshöhe fort. Aus dem Verzeichnisse der Faer-Oeer-Flora von Tre- velyan (1837) ergiebt sich in Verbindung mit den von M. gefundenen Arten eine Gesammtzahl von 294 Gefässpflanzen. Unter diesen ist ebenso wie in der Flora der Nachbararchipele keine einzige ende- mische Art. Nach einer richtigen Methode, welche auf dem gegen- wärtigen Standpunkte der Pflanzengeographie vor Allem die Fest- stellung der Schöpfungscentren fordert, beschäftigt sich der Verf. daher mit der Untersuchung, woher die Faer-Oeer-Pflanzen einge- wandert sein können. Er betrachtet die Inselreihe vom Kanal bis Island als ein Ganzes, als das einzige Verbindungsglied zwischen den Floren von Europa und Nordamerika, er verallgemeinert den nicht-endemischen Charakter der Faer-Oeer-Vegetation auf die ganze Gruppe und zeigt, dass alle Gewächse Grossbritanniens und Islands, gleich denen der diese Endpunkte verbindenden Archipele, auch auf den benachbarten Kontinenten verbreitet sind. Weil aber der grös- sere Theil europäisch und nicht-amerikanisch ist, und weil keine amerikanische Form vorkomme, die nicht auch in Europa wüchse, so schliesst M., dass von Europa aus eine beträchtlichere Pflanzen- einwanderung erfolgt sei, als in umgekehrter Richtung. Allein un- zulässig ist seine weitere Annahme, dass die arktischen Formen nicht von Europa, sondern von Amerika abstammen. Vielmehr hätte der Verf. mit gleichem Rechte behaupten können, dass alle Gewächse dieser Inselreihe ursprünglich europäisch sind und dass diejenigen, welche zugleich in Amerika wachsen, sich dorthin ebenfalls vom alten Kontinent aus verbreitet haben können. Denn nach meinen Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 265 Untersuehungen giebt es in jenen Inselfloren kaum eine einzige sicher bestimmte Art, die nicht in Europa einen weiten Verbreitungsbezirk besässe. An eine Einwanderung von Grönland nach Island kann schon deshalb nicht gedacht ‘werden, weil Grönlands Ostküste von Eis umschlossen und vielleicht ganz pflanzenlos ist, die uns allein bekannte Gegend der dänischen Niederlassungen dagegen durch ihre Binnenlage an der Davis-Strasse zum natürlichen Austausch ihrer Produkte mit Island ungeeignet erscheint und in der That ihre cha- rakteristischen, endemischen Pflanzenformen nicht mit Island gemein hat. Die nächste amerikanische Küste, von welcher eine Uebersie- delung von Gewächsen mittelst des Golfstroms erwartet werden könnte, ist die von Labrador: aber dieses Land ist weiter entfernt von Island, als Norwegen und der Charakter der arktischen Ge- wächse Islands ist nicht labradorisch, sondern norwegisch und ent- spricht der Vegetation der Fjelde von Bergen’s Stift, d. h. dem nächstgelegenen Theile des Kontinents. Ebenso verhalten sich die Faer-Oeer und die schottischen Hochlande. M. stellt späterhin (p-442) selbst die Möglichkeit hın, dass bei genauerer Kenntniss der Flora von Bergen seine grönländische Hypothese sich nicht bewäh- ren möge, aber er hätte sich die zu der Lösung dieser Frage erfor- derlichen Thatsachen bereits grösstentheils aus Hornemann’s Schrif- ten verschaffen können. Seine Gründe, womit er sich gegen die Abstammung der arktischen Pflanzen aus Norwegen erklärt, sind folgende: 1. Die nordatlantischen Archipele (Shetlands bis Island) besitzen nach M. eine Anzahl von arktischen Arten, die im südlichen Nor- wegen noch nicht beobachtet wären. Allein dieser Satz ist nicht haltbar. Von sämmtlichen Faer-Oeer-Pflanzen wachsen nur 10 Arten im südlichen Norwegen nicht: von diesen stammt mehr als die Hälfte aus andern Gegenden des europäischen Westens und kommt zum Theil auch noch in Südschweden und Dänemark vor (Nasturtium officinale, Alchemilla argentea Don, Saxifraga hypnoidis, Pyrethrum maritimum, Atriplex laciniata, Scirpus fluitans); drei Arten sind zweifelhaft (Ranunculus montanus Mart. = an R. acris alpinus Fr.?, Lepidium alpinum Trevel. = an Hutchinsia calycina DC.?, Plantago alpina Mart. = an P. maritima L.?); und so bleibt nur Saxifraga tricuspidata Retz. als grönländische Form übrig. Doch auch diese Pflanze bezeichnet M. selbst als skandinavisch, wiewohl meines Er- achtens irrthümlich. — Unter den arktischen Pflanzen, welche Island vor den Faer-Oeern voraus hat (p.427) und deren Anzahl nach M. 30 beträgt, befinden sich ebenfalls nur 3 nicht-skandinavische: Stel- laria Edwardsii Br., Pleurogyne rotata m., Peristylus hyperboreus = Orchis L. Wir können es demnach dahin gestellt sein lassen, ob ‚diese wenigen Formen späterhin in Norwegen werden gefunden wer- ‚den, oder ob sie die einzigen sind, welche von Amerika aus nach Island einwanderten. — Wie irrig die entgegenstehenden Angaben 266 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der M.s über das Areal der arktischen Pflanzen der Faer-Oeer und Islands sind, dafür mögen folgende Beispiele genügen: 4 Saxifragen sollen in Norwegen erst jenseits 68° N. Br. auftreten (p. 403), die ich sämmtlich bei Ullensvang in Bergen’s Stift (60° N. Br.) verbreitet fand, nämlich S. nivalis, rivularis, caespitosa und stellaris, erstere auf dem Hauglefjeld, die übrigen auf dem Hardangerfjeld und Folgefonden; Papaver nudicaule, nur in_ Spitzbergen (p. 411), wächst auch auf Dovrefjeld; Ranuneulus nivalis, nur im nördlichen Lappland, eben- falls auf Dovre u. s. w. 2. Island sei dreimal weiter entfernt von Norwegen als von Grönland (s o.). 3. In Bergen’s Stift fänden sich arktische Pflanzen nur sparsam und in beträchtlicher Meereshöhe verbreitet; von dort wäre ihnen auf der Wanderung nach Island der Golfstrom entgegen gewesen, Aber der grösste Theil der ganzen Oberfläche des südwestlichen Norwegens ist ausschliesslich mit diesen arktischen Gewächsen be- kleidet: von der Hochfläche werden ihre Samen beständig an den steilen Fjordufern mit Felsstürzen in’s Meer geschwemmt. Der Golf- strom war überhaupt der Pflanzenwanderung von Europa nach Island entgegen und doch nimmt M. selbst an, dass der grösste Theil der isländischen Flora aus Europa stammt. Mit Recht weist er darauf hin, dass neben den Meeres- und Luft-Strömungen die über alle Me- ridiane wandernden arktischen Vögel das Mittel dargeboten haben, die örtlichen Verschiedenheiten zwischen den arktischen Floren auf- zuheben. g 4. Südnorwegen sei nur ein sekundäres Vegetationscentrum, des- sen arktische Pflanzen von Lappland stammen, weil ihre Zahl vom Polarkreise nach Süden abnehme. Allein, wenn dies auch zugege- ben wird, so ist nicht abzusehen, weshalb die nordatlantischen Ar- chipele nicht eben sowohl von einem sekundären, als von einem primären Centrum aus ihre Gewächse haben erhalten können. Auch die schottischen Hochlande haben offenbar ihre alpine Flora von Norwegen aus empfangen, weil sie keine einzige endemische oder den mitteleuropäischen Hochgebirgen eigenthümliche Form enthalten. Bei der lehrreichen Vergleichung der nordatlantischen Archipele unter einander, die einen bedeutenden Theil von M.’s Untersuchun- gen bildet, erhalten wir zunächst eine charakteristische Auffassung ihrer allgemeinen Naturverhältnisse. Die torfreichen Shetlands sind flach, ihre Hügel niedrig, nur einer erhebt sich zu 1500’, sie be- stehen grösstentheils aus krystallinischen Gesteinen. Anpflanzungen von Bäumen, z. B. Eschen, Acer pseudoplatanus, Kiefern sind ge- lungen. Im Ackerbau, der besonders auf Avena strigosa und Hor- deum hexastichon gerichtet ist, gleichen sie den Verhältnissen Nord- schottlands und bilden überhaupt wegen ihrer von den Faer-Oeern abweichenden Bodengestaltung vielmehr ein Uebergangsglied zu Süd- Norwegen. 91 Pflanzenarten finden sich hier, welche weder die Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 267 Faer-Oeer noch Island besitzen: dies sind grösstentheils mitteleuro- päische und Halophyten; 3 Arten, die in Norwegen allgemein ver- breitet sind, weisen auf die Einwanderung aus diesem Gebirgslande, wobei Geranium phaeum und Arenaria norvegica nur bis zu den Shetlands vordrangen, während Saussurea alpina, die ich auch in Hardanger fand, über die Shetlands bis nach den schottischen Hoch- lariden gelangt ist. 37 Pflanzen haben die Faer-Oeer mit den Shet- lands gemeinsam, die nicht in Island wachsen: diese gehören sämmt- lich zur mitteleuropäischen Flora, mit Ausnahme von Cerastium latifolium, welches zunächst von den schottischen Hochlanden ein- wanderte, aber auch am Dovrefjeld vorhanden ist. Ebenso sind 31 Pflanzen, welche die Faer-Oeer vor den Shetlands und Island voraus haben, bis auf einige zweifelhafte schottisch und mitteleuropäisch zugleich. 40 Arten sind endlich zugleich in Island und auf den Shet- lands vorhanden, ohne auf den Faer-Oeern zu erscheinen: gleichfalls mitteleuropäische Formen, die an diesen Fels-Inseln nicht die Be- dingungen ihrer Existenz fanden. Von dem südlichen Island entwirft M. (p. 393) folgendes an- schauliche Bild: „vulkanische Gebirge, meist über 3000’ hoch, starren nach allen Seiten, über dem Niveau von 2900’ mit ewigem Schnee bedeckt; zahlreiche Gletscher, grossen Flüssen den Ursprung gebend, reichen fast zum Meere herab; unzählige Rinnen fliessenden Wassers durchschneiden die Insel in allen Richtungen, bald in wei- ten Thälern strömend, bald durch enge Schluchten, bis im äusser- sten Vorlande die ausgebreiteten Torfmoore erreicht sind.” Dass der Ackerbau hier nicht mehr betrieben werden kann, leitet M. aus der Feuchtigkeit und Kälte des Vor- und Nachsommers ab, so dass die Gerste, die im nördlichen Skandinavien bei einem weniger war- men, aber trocknerem Sommer fortkomme, hier gleichsam auf dem Halme verfault: aber neben dem klareren Himmel kommen in Lapp- land auch die höheren Temperaturmaxima in Betracht, die Island bei einer günstigeren Mittelwärme der guten Jahreszeit fehlen. — Vergleicht man die Flora Islands mit der der übrigen Archipele, so finden sich 67 Arten, die auf den Faer-Oeern zugleich vorkommen und auf den Shetlands fehlen: dies sind grösstentheils arktisch-alpine Arten und übrigens Wasser- und Sumpfpflanzen, die auf den Shet- lands nicht ihr Niveau oder nicht ihren Boden finden und deshalb bei der von mir angenommenen Einwanderung aus Norwegen und Mitteleuropa den südlichen Archipel übersprungen haben. Ueber die Wasserpflanzen bemerkt M , dass es für sie an geeigneten Stand- orten auf den Shetlands nicht fehle: indessen wird auch nach seiner Vorstellung von der Einwanderung derselben aus Amerika ihr Nicht- Vorkommen auf den Shetlands nicht erklärt. — Island besitzt 135 Arten, die auf den Faer-Oeern und Shetlands nicht gefunden sind: die meisten derselben sind mitteleuropäisch und ihr Auftreten scheint mit dem grösseren Umfang und der mannigfaltigeren Bodengestaltung 268 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Islands in Verbindung zu stehen; die übrigen gehören zur arktisch- alpinen Vegetation, deren Beziehung zu Norwegen bereits oben er- örtert worden ist. Der im Jahresb, f. 1841 erwähnte Katalog der Shetlands- Flora von Edmondston ist später in ausgeführterer Form als selbstständiges Werk erschienen (A. Flora of Shetland; comprehending a List of the flowering and eryptogamie plants of the Shetland Isles, with remarks on their topography, geo- logy and climate, by Th. Edmondston. Aberdeen, 1845. 27 u. 67 pag. 8.): einen Auszug besorgte Beilschmied (Re- gensb. Flora f. 1847. S. 361 u. f.). Die frühere Anzahl von 236 Phanerogamen hat sich bis zu 349 Arten gesteigert. Von Babington’s britischer Flora erschien die zweite Auflage mit Zusätzen und Verbesserungen (A Manual of Bri- tish Botany. 2% Edition. London, 1847. 428 pag. 8.). — Die neue Serie des Supplement to English Botany (Jahresber. f 1844) ist bis zur » 13ten Lieferung fortgeschritten (Second series. Nr. 4—13. London). : Systematische Arbeiten über britische Pflanzen: Hooker Nachricht über einige in Grossbritannien neu aufgefundene Pflanzen (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 473 — 477): namentlich Simethis bicolor bei Bournemouth, Alopecurus utrieulatus in Dorsetshire, Trifolium strietum und Molineri in Cornwallis; Babington Fortsetzung seiner Synopsis of the British Rubi (Ann. nat. hist. 19, p. 17—19 u. 83—87); zwei Publicationen über essbare Pilze (A Treatise on the esculent Funguses of England, by Badham. London, 1847 und Illustrations of British Mycology, by Mrs. Hussey. Part 1. 2. London. 4.). Ein Taschen-Herbarium britischer Lebermoose gab Mae Ivor heraus (M. Ivor’s Hepaticae britannicae). Dickie setzte seine Untersuchung über die vertikale Verbreitung schottischer Kryptogamen fort (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 197 — 206 u. 376— 380): Angaben über Fundorte von Diatomeen und Süsswasser- Algen. — Balfour berich- tete über eine botanische Untersuchung der Insel Wight (Ann. nat. hist. 19, p. 424): hier wachsen z. B. ‚Matthiola incana, Tamarix anglica, Orobanche barbata, Hieracium inuloides, Cy- perus longus, Spartina strieta, Agrostis setacea. Beiträge zur Flora der Niederlande: Hoven über selte- Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 269 nere Pflanzen um Herzogenbusch (Nederl. Kruidkundig Archief 1. p. 273—279): z. B. Silene gallica, Cirsium anglicum, Jun- eus pygmaeus, Alopecurus bulbosus, Cynodon dactylon; der- selbe über seltenere Pflanzen um Mastricht (das. p. 212—17): z. B. Peucedanum Chabraei, Sisymbrium supinum, Helianthe- mum guttatum, Chenopodiun ambrosioides; Molkenboer die Moosvegetation des Beekberger Waldes, eines Erlenbruchs, (das. p. 260— 272); v.d. Bosch Beiträge zur Algenflora Nie- derlands (das. p. 280—291). Kickx setzte seine im vorigen Jahresberichte erwähnten Forschungen fort (Recherches pour servir a la flore erypto- gamique des Flandres in Nouv. Memoires de l’acad. de Bru- xelles. T. 20. 1847). Allgemeine Werke über die deutsche Flora: Reichen- bach’s Icones Vol. 9 u. 10. Dek. 1—5 mit dem Schluss der Cyperaceen, den Typhaceen, Irideen, Amaryllideen, Junceen und mit-Liliaceen; Schenk’s Werk Bd. 8; Lincke’s Publi- cation Heft 68—75; Petermann’s Flora Lief. 2—5; G. und F. Lorinser Taschenbuch der Flora Deutschlands, nach analytischer Methode (Wien, 1847. 488 pag. 12.);5 Kittel’s Taschenbuch der Flora Deutschlands, nach dem Linneischen Systeme geordnet (Nürnberg, 1847. 507 pag. 12.); D. Die- trich’s Deutschlands Flora oder Beschreibung und Abbildung der phanerogamischen Pflanzen, Heft 1 (Taschenbuch, zu 10 Heften berechnet, Jena 1847. 8.). — Von Rabenhorst’s deutscher Kryptogamenflora erschien die zweite Lieferung des zweiten Bandes, die Algen enthaltend; von dessen Sammlung getrockneter Pilze die 11te und 12te Centurie (Dresden, 1847. 4.); von D. Dietrich’s Kupfertafeln deutscher Kryptogamen Heft 2—8 mit Lichenen (Jena, 1847. 8.). Deutsche Lokalfloren und Beiträge zur deutschen Pflan- zen-Topographie: Bolle über die Verbreitung der Alpen- pflanzen in Deutschland ausserhalb der Alpen (Inaug. Dissert. Berlin, 1847. 48 pag. 8.); Sadebeck über die Vegetation des Rummelsbergs bei Strehlen (Arb. der schlesischen Gesell- schaft 1847. S. 134): die Strehlener Berge sind niedrige, je- doch granitische Vorgebirge der Sudeten gegen Breslau, wo z. B. Cytisus capitatus, Laserpitium prutenicum, Prenanthes purpurea, Carlina acaulis, Melittis, Pyrola uniflora u. a, auf- 270 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der treten; Fiedler Synopsis der Laubmoose Mecklenburgs (Schwerin, 1847. 138 pag. 8.): zur Erläuterung seines ver- käuflichen Moosherbariums,; Griewank Verzeichniss der im Klützer Ort, d.h. dem Litoral zwischen Wismar und Trave- münde vorkommenden, selteneren Pflanzen (Meklenb. Archiv v. Freunden der Naturgesch. Hft. 1. S.18— 26); Derselbe Beschreibung der Gegend von Dassow im westlichen Theile ‘ des Klützer Orts (Bot. Zeit. 1847. S. 449— 455): reich an interessanten Fundorten z. B. von Orchis palustris, Carex extensa und Lepturus incurvatus — letzterer, wie Nolte’s Pflanze, wohl zu L. filiformis gehörig — auch von anderwei- tigen neuen Beiträgen zur mecklenburgischen Flora begleitet z. B. von Cuscuta monogyna bei Boitzenburg; Lang Carice- tum hereynicum, Bestimmung der von Hampe am Harze be- obachteten Carices (Regensb. Flora f. 1847. S. 399 — 413 u. 445—430): mit systematischen Erläuterungen, unter Anderm der Nachweisung, dass ©. prolixa Fr. bei Blankenburg und in Ostfriesland vorkomme und dass C. frisica-Kch. mit ©. tri- nervis Degl. identisch ist; Pfeiffer Flora von Niederhessen und Münden (Bd. 1. Dikotyledonen. Kassel, 1847. 428 pag. 8.): auf umfassender Landeskenntniss beruhend und kritisch genau, jedoch mit Aufnahme verwilderter und nur periodisch auftre- tender Formen; Cassebeer und Theobald Flora der Wet- terau (Lief. 1.2. Hanau, 1847. p. 1—192. 8.); Hoffmann über die Verbreitung der Orchideen um Giessen (Bericht der oberhessischen Gesellschaft für Naturkunde. Giessen, 1847); v. Schlechtendal Herbstansicht der Vegetation des Wenne- thals in Westphalen, nebst Bemerkungen über die einheini- schen Valerianen (Bot. Zeit. 1847. S. 609—614 u. 625— 631); Wirtgen die kryptogamischen Gefässpflanzen der preussi- schen Rheinlande (Verhandl. des naturhistorischen Vereins der Rheinlande. 4. S.17—60): mit einem Anhang über die geographische Verbreitung derselben; Derselbe 3ter und 4ter Nachtrag zur Flora der preussischen Rheinlande (das. 3. S. 33—45 und 4. S. 104—111): darunter Cuscuta Trifolüi Bab. bei Winningen; Treviranus Nachträge zu Sehlmeyer’s Verzeichniss rheinischer Kryptogamen (das. 3. S. 17— 19); Schnittspahn über Excursionen in Hessen-Darmstadt (Ver- handl. des naturhistorischen Vereins für das Grossherzogthum Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 27 Hessen. Hft. 1. Darmstadt, 1847. 8.); C. H. Lehmann über die Vegetation des Hengster, eines nassen Wiesengrundes zwischen Offenbach und Seligenstadt (das.): auch bemerkt der Verf., dass Drosera obovata stets unfruchtbar und hybrid sei; Lechler 4 in Würtemberg neu aufgefundene Pflanzen (Wür- temb. naturwiss. Jahreshefte. Bd. 3. S. 147); Walser phy- togeographische Skizze von Münchroth in Oberschwaben (das. S. 229 — 249): meist statistischen Inhalts; Valet Uebersicht der in der Umgegend von Ulm wildwachsenden Pflanzen (Ulm, 1847. 8.); Schnitzlein die Flora von Bayern (Erlangen, 1847. 373 pag. 8.): nach analytischer Methode bearbeitet, auch die in Bayern noch nicht gefundenen Pflanzen angren- zender Länder berücksichtigend, nicht ohne neue diagnostische Beobachtungen, jedoch mit Vernachlässigung der pflanzengeo- graphischen Verhältnisse nur auf die Systematik der Arten gerichtet; Sturm und Schnizlein Verzeichniss der Phane- rogamen und kryptogamischen Gefässpflanzen in der Umge- gend von Nürnberg und Erlangen (Erlangen und Leipzig, 1847. 8. 44 pag.); Aichinger v. Aichenhain botanischer Führer in und um Wien (Hft. 1. Wien, 1847. 12.): Blüthen- kalender, die Monate Januar bis April umfassend; Kovats neue Beiträge zur Flora von Wien (Haidinger’s Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften. Bd. 3. S.330): Nach- . träge zu Neilreich’s Flora, z. B. Astragalus exscapus, Vicia grandiflora, Orobanche Scabiosae, Teucrii und stigmatodes, Potamogeton plantagineus, daneben die Bemerkung, dass Cau- calis muricata eine Spielart von ©. daucoides ist. In meiner Schrift über die Vegetationslinien des nordwestlichen Deutschlands (s. o.) bildet die zweite Abtheilung eine pflanzengeographische Charakteristik dieses Gebiets. Zwischen den Thalwegen der Ems einerseits und der Saale und Elbe andererseits scheiden sich zwei Terrassen gegen die Nordsee ab, von denen die untere grösstentheils unter dem Niveau von 300’ liegt, die obere eine mittlere Höhe von 500’ bis 1000’ besitzt (S. 76). Jene gehört zur baltischen Ebene, diese zum deutschen Flötzgebiet. Beide haben ungefähr 1050 Phanerogamen gemeinschaftlich, die obere 350 sp. vor der unteren voraus, die untere nur etwa 100 sp. für sich. Diese Gegensätze beruhen vorzüglich auf den verschiedenartigen Bo- denbeschaffenheiten: indessen lässt sich in der Beschränkung gewisser 272 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Pflanzen des Tieflands auf höher gelegene Gebirgsgegenden der obe- ren Terrasse auch ein klimatischer Einfluss nicht verkennen (z.B. bei Trollius europaeus, Trifolium spadiceum, Gentiana campestris, Listera cordata, Carex leucoglochin u. a.). — Merkwürdig ist die Erscheinung, dass die Grenze beider Terrassen ein waldreicher Saum bildet, der nach seiner kalkhaltigen Erdkrume zu dem Flötzgebiete, nach seinem Niveau zum°Tieflande gehört. Ich habe zu zeigen ge- sucht, dass dieser Gürtel zur Diluvialzeit, als die baltische Ebene sich unter Wasser befand, ebenso wie heutzutage die Küsten-Marsch, am Rande des Diluvial-Meers abgesetzt worden ist. In Folge dessen hat diese Diluvialmarsch viele Pflanzen des Flötzgebiets aufgenom- men, die dem übrigen Tieflande fehlen, weil hier die bezeichnete Bodenmischung erst in den Küstenniederungen wiederkehrt, wohin die Uebersiedelung der Pflanzen von der oberen Terrasse aus nicht so leicht erfolgen konnte. Das Flötzgebiet wird nach dem Verlaufe einer vielen aba gemeinsamen, nordwestlichen Vegetationslinie, welche, durch die Lage von Neuhaldensleben, Halberstadt, Nordhausen und Eisenach bestimmt, zum Rheine sich fortsetzt, in eine östliche und westliche Hälfte gesondert, wovon die erstere grösstentheils der Abdachung zur Elbe, die letztere den Weserlandschaften angehört. Die EIb- terrasse hat ungefähr 100 Arten vor dem Wesergebiete voraus, das letztere besitzt eine bei Weitem ärmere Flora, indem dasselbe kaum 20 ihr vor den übrigen Landschaften eigenthümliche Formen enthält. Dieser auffallende Gegensatz hat durchaus nicht in Bodenverhältnis- sen seinen Grund, sondern fast allein darin, dass die Pflanzenarten, ‚welche eine höhere Sommerwärme bedürfen, als im Wesergebiete vorkommt, im nordwestlichen Deutschland ungleich zahlreicher sind, als diejenigen, welche daselbst in Folge gesteigerter Winterkälte ihre östliche Grenze finden. Namentlich zeigt sich dieser klimatische Einfluss auf die Gestalt der Pflanzenareale im Göttinger Thale aus- gesprochen, welches die eigenthümlichen Pflanzen Thüringens, die dort eines wärmern Sommers geniessen, nicht besitzt, weil die wärm- sten, die östlichen Luftströmungen, ehe sie Göttingen erreichen, durch die rauhen Hochflächen des Eichsfeldes und Harzes abgekühlt werden. In weiterm Abstande von diesen Plateau’s kehren sodann einzelne thüringische Pflanzen noch einmal sporadisch im Weserge- biete wieder, z. B. Sisymbrium austriacum, Hutchinsia petraea, Ga- lium glaucum, Inula hirta, Melica ciliata u. a. Die ausgezeichnetste botanische Eigenthümlichkeit des Harzes besteht darin, dass die Pflanzengrenzen desselben nach Massgabe seiner geographischen Breite eine allgemeine Depression erleiden. Diese Depression, welche wenigstens 1200’ beträgt und die Buche schon bei 2000’ nicht mehr freudig gedeihen lässt, verleiht dem Ge- birge ein alpineres Gepräge, als die Meereshöhe erwarten lässt. Die Ursache dieser Erscheinung liegt nach meiner Ansicht in dem Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 273 Einflusse der Nordsee, mit welcher der Harz durch die herrschenden Nordwestwinde in eine nähere, klimatische Verbindung gesetzt wird. Harz und Sudeten verhalten sich in dieser Rücksicht in eben dem Masse entgegengesetzt, wie die westlichen und östlichen Gebirgs- Absonderungen der norwegischen Fjelde, Den Beschluss meiner Darstellung bildet eine Untersuchung über die unregelmässig gestalteten Arealgrenzen von Euphorbia Cyparissias und E. amygdaloides, welche nur zum Theil von der chemischen Constitution der Erdkrume, zugleich aber auch von geologischen oder historischen Momenten bedingt erscheinen. Es lässt sich z. B. eine Wanderung der Euphorbia Cyparissias von ihrem Areal auf dem Eichsfelde zu dem gleichfalls abgesonderten Verbreitungsbezirk am östlichen Fusse des Teutoburger Waldes mittelst der Werra und Weser nicht verkennen. Die Moosvegetation der galizischen Karpathen im Quel- lengebiete des Pruth und Sereth untersuchte Lobarzewski und beschreibt 5 neue Formen von Laubmoosen aus diesem Gebirge (in Haidinger’s naturwissensch, Abhandlungen. Bd. 1. S. 47—64). ; Zwei Fälle von kürzlich erfolgter Pflanzenwanderung durch Ungarn bis nach Mähren erwähnt Heinrich (in Hai- dinger’s Berichten über die Mittheilungen von Freunden der Naturwiss. Bd. 3. S. 233— 235). Mährische Weber, die ihre Wolle aus dem südlichen Ungarn beziehen, haben durch diesen Verkehr Xanthium spinosum in Mäh- ren angesiedelt und einheimisch gemacht, indem die dornigen Früchte sich im Vliess der weidenden Schafe festhängen und, mit der Wolle ausgeführt, erst unter dem Abfall der Webereien zur Keimung ge- langen. Ebenso führten Schweine aus dem Bakonyer Walde die Früchte von Inula Helenium zwischen ihren „gekräuselten” Borsten und verursachten die Ansiedelung dieser Pflanze bei Neutischein in Mähren, wo sie früher nicht bekannt war. Schweizer Floren: A. Moritzi die Flora der Schweiz (2te Ausgabe. Leipzig, 1847. 640 pag. 16.); J. Wartmann St. Gallische Flora (St. Gallen, 1847. 267 pag. 8.). Eine höchst ausgezeichnete Gesammtflora von Frankreich wurde von Grenier und Godron begonnen (Flore de France, ou description des plantes qui croissent naturellement en France et en Corse. Tome 1. Partie 4. Paris et Besangon, 41847. 335 pag. 8.): die selbstständigen Untersuchungen über Charakteristik und Begrenzung der Arten sind sehr bedeutend und das pflanzengeographische Material ist nach reichen und 274 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der neuen Hülfsmitteln bearbeitet; die erste Lieferung begreift die Thalamifloren vollständig. Jordan setzte seine Publikation über französische Ge- wächse (s. vor. Jahresber.) fort (Observations sur plusieurs plantes nouvelles rares ou critiques de la France. Fragment 5. 77 pag. m. 5 Taf. Fragm. 6. 88 pag. m. 2 Taf. Lyon und Leip- zig, 1847). Uebersicht des Inhalts dieser beiden Hefte: Thalietrum; Silene: Gruppen v. S. nocturna und gallica; Lythrum; Centaurea: Gruppen v. C. montana und paniculata; Sonchus: e. einzelne Art; Ranunculus: Gruppen von R. Ficaria, R. chaerophyllus, R. acris; Delphinium fissum; Iberis; Rapistrum; Cytisus; Genista humifusa Vill. Desmazieres lieferte den 14ten Beitrag zur französi- schen Kryptogamenkunde, wiederum grossentheils Pyrenomy- ceten enthaltend (Ann. sc. nat. 1847. 8. p. 9—37 u. 172—192). Lecog und Lamotte gaben eine Flora der Auvergne und ihrer Nachbarlandschaften heraus (Catalogue des plantes vasculaires du plateau central de Ja France, comprenant l’Au- vergne, le Velay, la Lozere, les Cevennes, une partie du Bourbonnais et du Vivarais. Paris, 1847. 440 pag. 8.): die “ pflanzengeographische Einleitung ist in der botanischen Zei- tung von v. Schlechtendal übersetzt worden (das. 6, S. 691 u. f.). Am Fusse der Cevennen liegt die Grenze der mittelmeerischen Flora gewöhnlich an der Wasserscheide beider Meere. Bis dahin reicht sowohl die Olivenkultur als die Verbreitung immergrüner Eichengehölze. Die letzteren bestehen hier aus Quercus llex, in Verbindung mit Rhamnus Alaternus, Smilax, Arbutus Unedo, Juni- perus Oxycedrus, Erica arborea u.a. Auch die Cistus- Gebüsche, die Kräutertriften mit verholzenden Labiaten (hier Thymus vulgaris, Lavandula Stoechas und spica), kurz alle die Formationen, welche, im Frühlinge sich entwickelnd, im Sommer erstarren, kommen in ihrer Verbreitung mit den Grenzen der Olivenkultur überein. Die weiten Wiesenplateau’s der Auvergne scheinen nach der hier gegebenen Schilderung eine bemerkenswerthe Aehnlichkeit mit der Vegetation der Rhön zu besitzen. Ein Gürtel von Edeltannen (P. Picea L.) bewaldet die Gebirgsabhänge zwischen den Höhengrenzen von 2700' bis 4500. Zu den charakteristischen Pflanzen dieser Tan- nenwälder gehören die Aconiten (A. Napellus und Lycoctonum), Ra- nunculus aconitifolius, Imperatoria Ostruthium, Sonchus alpinus und Plumieri, Prenanthes purpurea, Senecio Cacaliaster, Doronieum austriacum, Adenostylus albifrons, Luzula maxima und nivea. -— Die Region der Bergwiesen beginnt bei 4000’ (lokal schon bei 3300’) und nimmt den Raum über der Waldgrenze bis zu den höchsten Gipfeln Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 35 (5840') vollständig ein. Ungeachtet des beträchtlichen Niveau’s ist die Mannigfaltigkeit alpiner Bestandtheile gering und die alpinen Ge- sträuche fehlen bis auf den Zwergwachholder. Aber grossartig und eigenthümlich ist die Region der Bergwiesen durch ihre Ausdehnung. „Sie bedeckt unzählige Hochebenen” vom Puy de Dome zum Cantal und bis zum Mezenc in den Cevennen, „sie verbirgt die Nacktheit der grossen Basalt- und Trachytflächen und bekleidet die Abhänge der steilen Gipfel”, die sich wie Inseln aus der Fläche erheben. Hier dauert die Vegetation vom Mai bis Mitte September. Die Grasnarbe besteht vorzüglich aus Nardus strieta, sodann aus alpinen Gramineen, z.B. Phleum alpinum, Agrostis rupestris, Avena versicolor u.a. Die Stauden sind zum Theil sehr zahlreich an Individuen, namentlich Trollius europaeus, der hier fast immer in Gesellschaft von Nar- cissus pseudonareissus wächst; ferner gehören Trifolium alpinum, Anemone alpina, Geum montanum, Potentilla aurea, Alchemilla, Meum athamanticum, Arnica montana, Phyteuma, Gentiana lutea zu den verbreiteten Charakterpflanzen. Ueber den Vegetationscharakter der Umgegend von Cher- bourg berichtet Le Jotis und beschreibt einige seltene Arten, unter denen Erythraea diffusa auch durch eine Abbildung er- läutert wird (Ann. se. nat. 1847. 7. p. 214—231). Die charakteristischen Pflanzen an der granitischen Nordküste der Normandie sind grösstentheils die nämlichen, welche an der gegenüberliegenden Seite des Kanals die Flora des südlichen Eng- lands auszeichnen. Folgende Arten machen jedoch von diesem Ver- breitungsgesetz eine Ausnahme: Spergularia macrorrhiza, Daucus hispidus Desf., Galium litorale Breb. (kritisch), Gnaphalium undu- latum L. (übereinstimmend mit der Cappflanze und an mehreren Stellen um Cherbourg, sowohl am Meeresufer als in einem Gehölz auftretend, analog der Verbreitung von Cotula), Linaria arenaria DC. (kritisch), Erythraea diffusa Woods t. 13. (bis jetzt bei Morlaix in der Bretagne und bei Cherbourg beobachtet, ausserdem den Azoren angehörend, nach dem Verf. durch perennirende Wurzel -von den übrigen Erythraeen abweichend), Carex biligularis DC., Phalaris minor Retz. Beispiele von Pflanzen, die, der Normandie und Südengland oder Irland gemeinsam, vom centralen Europa und von den norddeutschen Küsten ausgeschlossen sind: Matthiola sinuata, Lepidium heterophyl- lum (L. Smithii Hook.), Raphanistrum maritimum, Sagina maritima (nach dem Verf. von S. strieta specifisch verschieden), Lavatera ar- borea, Androsaemum officinale, Erodium maritimum, Tamarix an- glica, Euphorbia portlandica, E. Paralias, E. Peplis, Sedum angli- cum, Umbilicus pendulinus, Oenanthe crocata, Sison Amomum, Smyrnium Olusatrum, Inula erithmoides, Diotis maritima, Erica ciliaris, Anchusa sempervirens; Scrofularia Scorodonia, Sibthorpia Archiv Sf, Naturgesch. XIV. Jahrg. 2. Bd, S 276 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der europaea, Trixago viscosa, Statice occidentalis, Schoberia fruticosa, Trichonema Columnae, Polypogon monspeliensis, Lagurus ovatus, Spartina strieta, Asplenium marinum und lanceolatum, Hymenophyl- lum tunbridgense. Widdrington, Verfasser mehrerer Schriften über Spa- nien, macht eine kurze Mittheilung über die Verbreitung der spanischen Waldbäume (Report of Brit. Association. 1847. Transactions p. 88—89). Wiewohl die Bezeichnung der Arten zum Theil unverständlich ist, so sind diese Angaben doch wegen der umfassenden Landes- kenntniss des Verf. nicht ganz ohne Werth. Von Quercus unter- scheidet er 10 Arten, 6 immergrüne und 4 mit periodischem Laub. Unter den erstern sondert er von Q. llex, die auf ein enges Areal im Norden beschränkt sei, Q. Encina nov.sp., welche die erstere in Spanien vertrete und süsse Eicheln trage. Sie sei von allen spa- nischen Eichen am weitesten verbreitet, vom Thal Andorra in den Pyrenäen und von den cantabrischen Gebirgen Asturiens bis nach Gibraltar. Die übrigen immergrünen Arten sind Q. Suber, Q. cocci- fera, Q. valentina Cav. (also Q. lusitanica Lam.) und Q@. australis Lk, (nach Webb Synonym der vorigen): jedenfalls fehlen mehrere Arten. Von den Eichen mit periodischem Laub sind @. Cerris und Robur auf das nördliche Spanien eingeschränkt, Q@. Toza ist über die Cen- tralketten des Hochlandes durch die ganze Halbinsel verbreitet und bewohnt daselbst die Region unmittelbar unter den Nadelhölzern. Dunkel bleibt W.s Q. Quexigo (an Q. alpestris Boiss.? an Q. pseudosuber Desf.?): diese hat nächst der spanischen Steineiche die weiteste Verbreitung, indem sie nur von der Küstenregion ausge- schlossen ist; sie behält das Laub fast das ganze Jahr an geschütz- ten Standorten (sub-evergreen), bewohnt alle spanischen Gebirge in einer Region, die unterhalb der von Q. Toza folgt. Castanea wächst nur in Asturien und Galicien wild: ein Stand- ort in der Sierra zwischen beiden Castilien sei zweifelhaft. Von Fraxinus excelsior, die das nördliche Spanien bewohne, Ä will W. die Esche der Sierren als F. lentiseifolia Desf. (demnach F. excelsior Boiss. Voy.) unterscheiden. Pinus. 1. P. Pinaster durch ganz Spanien verbreitet. 2. P. ha- lepensis und 3. P. Pinea über das Hochland und den Süden ausge- dehnt. 4. P. hispanica Widdr. (mir unbekannt). 5. P. uneinata: nur in den Pyrenäen. 6. P. sylvestris: nur in der Sierra de Guadarama und S. de Cuenca. 7. P. Picea: durch ganz Spanien. 8, P. Pinsapo: auf den Boissier’schen Standort beschränkt, Demnach übergeht W. die Lariciofichte, welche Webb am Montserrat beobachtete. Willkomm bearbeitete einen Beitrag zur spanischen Flora nach den Herbarien spanischer Botaniker, der sich auf Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 277 etwa 200 Pflanzen bezieht (Bot. Zeit. 1847. S. 49. 217. 233. 425. 857. 873 und 1848. S. 413). Folgende Arten sind bei Willkomm neu: Barbarea heteropbylla von Almeria, Diplotaxis platystylos v. Valencia, Ptilotrichum tor- tuosum von der S. de Chiva, Iheris rhodocarpa von der S. Nevada, J. Bouteloui von Aranjuez; Helianthemum ternifolium v. Galicien; Silenopsis Lagascae v. Asturien (s. u.), Alsine alpina (= Spergularia rubra var. alpina ap. Boiss.), Arenaria racemosa aus Südspanien, A. querioides von Galicien und S. de Guadarama, Malachium caly- cinum v. Granada; Linum' ramosissimum ebendaher; Genista tenella v. Aragonien, Astragalus epiglottioides v. Malaga, Vicia angulata v. Sevilla; Polycarpon floribundum v. der S. Morena; Seseli granatense v. Granada; Anthemis abrotanifolia v. Galieien, Filago Clementei vom Cabo de Gata, Picridium crassifolium v. Barcelona; Chlora affınis (nach der Diagnose Form von Chl. imperfoliata); Linaria granatensis vom Alhambra; Plantago laciniata v. Granada; Biarum Haenseleri (Taf. 2) vom Badeorte Carratraca, verwandt mit Arum tenuifolium, Carex baetica von der S. Nevada; Echinaria pumila von der S. de Yunquera. Colmeiro hat ein Verzeichniss der Flora von Catalo- nien herausgegeben (Catalogo de plantas de Cataluna. Madrid, 1847. 8.): bis jetzt bin ich vergebens bemüht gewesen, diese Schrift auf dem Wege des Buchhandels zu erlangen. — Da- gegen ist mir die im vorigen Bericht erwähnte Flora von Gibraltar gegenwärtig zugekommen (Flora calpensis. Contri- butions to the Botany and Topographıy of Gibraltar and its neighbourhood. By E. F. Kelaart. London, 1846. 8. 219 p.). Der zur Juraformation gerechnete Felsen von Gibraltar erhebt sich fast senkrecht über der kaum vor dem Meere gesicherten Land- zunge, die ihn mit dem Festlande verbindet, zur Höhe von 1439’ engl.: die Länge beträgt 2%, die Breite etwa 1 engl. Meile. Abge- sehen von den steilen Abstürzen ist der Berg mit Vegetation beklei- det und diese ist so mannigfaltig, dass daselbst mit Einschluss des zu der Landzunge gehörenden, neutralen Grundes 456 einheimische Gefässpflanzen gezählt werden. — Die mittlere Temperatur in der am Fusse des Felsens gelegenen Stadt soll 22°%,2 C. betragen; im Verlauf von 2 Jahren war das Maximum im Juli = 30°,6 C., das Mi- nimum im Februar = + 6°,1C. Monatswerthe aus 5jährigen Beobachtungen von Tulloch (p. 24). Med. Januar 14°,7C. April 18°%,6C. Juli 26°%,1C. Okt. 22%,2C. Februar 15°,3 „, Mai 20°,6 , August 26°,1 „ Nov. 189,3 „ März : 16°%4, Juni 23%,6, Sept. 25%0,,. Dec. 15°8,, . S# 273 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Die Regenmenge beträgt 28% Zoll; die stärksten Niederschläge finden im Januar (6), November (5”) und December (4) statt; Fe- bruar bis April und October bezeichnen einen mittleren Zustand (25 — 2" — 3” — %',5); die trockene Jahreszeit dauert von Mai bis September (1”,5 = 0",5 = 0" = 0",5 = 1”): im Ganzen giebt es nach 25jährigen Beobachtungen im Jahr kaum 70 Regentage. Schon im December beginnt eine sehr üppige Entwicklung der Pflanzenwelt. Die Vegetation des Felsens besteht grösstentheils aus Montebaxo: die steilere Ostseite ist von Chamaerops bedeckt, dessen junge Triebe den daselbst einheimischen Affen die vorzüglichste Nahrung geben; übrigens herrschen die Genisteen-Sträucher Andalusiens, namentlich Genista linifolia und Sarothamnus baeticus nebst Daphne Gnidium. Manche exotische Gewächse sind hier angesiedelt und den einheimi- schen gleich geworden: so Oxalis cernua Thunb., wie in Malta, ferner die als Alleebaum benutzte Phytolacca dioeca. Die sandige Landzunge ist ein pflanzenreicher Campo; ein beträchtlicher Theil desselben ist ausschliesslich mlt Cachrys pterochlaena bewachsen. Von den Bestandtheilen der Vegetation gehört $ (etwa 50 sp.) zu den endemischen Formen Südspaniens und zum Theil Nordafrika’s. A Gewächse sind bis jetzt ausschliesslich bei Gibraltar gefunden: lberis gibraltarica L. und Silene gibraltarica Boiss. fehlen sogar den Umgebungen und wachsen nur auf dem Felsen selbst; Ononis gibral- tarica Boiss. findet sich auch in der Nachbarschaft und Cerastium gibraltaricum Boiss. auch auf der Sierra de Agua. Eine fünfte Art, Crataegus maroccana Pers., die, auf dem Felsen häufig verbreitet, nicht weiter in Spanien vorkommen soll, scheint wie Simia Inuus von Marokko eingewandert zu sein. — Zu den übrigen endemischen Pflanzen des weiteren Florengebiets gehören: Ranunculus blephari- carpus Boiss., Brassica papillaris B., Malva hispanica L., Rhamnus lycioides, Sarothamnus baeticus Wb., Saxifraga globulifera Desf. var. gibraltarica Ser., Daucus hispanieus DC., Cachrys pterochlaena DC., Cineraria minuta Cuv., Centaurea polyacantha Boiss., Kentro- phyllum arborescens Hook., Lactuca tenerrima Pourr., Campanula Loefflingii Boiss., Linaria villosa DC., L. pedunculata Spngl., L. ame- thystea Lk., L. tristis Mill., Thymus birtus W., Th. diffusus Salzm. nee Boiss., Phlomis purpurea L., Halogeton sativus Mog., Euphorbia - zupicola Boiss., E. medicaginea Boiss., E. trinervia Boiss., Iris fili- folia Boiss., Ornithogalum unifolium Gawl, (erst jenseits der Land- zunge nach S. Roque zu). Als marokkanische Formen sind ferner hervorzuheben: Linum tenue Desf., Sempervivum arboreum L., Eryn- gium ilieifolium Lam., Cladanthus proliferus DC., Calendula incana W., C. suffruticosa Vahl., Hedypnois arenaria DC., Echium glome- ratum Poir., Scrophularia mellifera Vahl, Linaria lanigera Desf., Orobanche foetida Desf., Salvia bicelor Lam., Stachys circinata lHer., Teucrium pseudoscorodonia Desf., Statice emarginata W., Passerina tingitana Salzm. (P. villosa Boiss.), Aristolochia glauca Desf., Ephedra altissima Desf. Pilanzengeographie während des Jahres 1847. 279 Zanardini publicirte einen Katalog der Flora von Ve- nedig (Prospetto della Flora veneta. Venezia, 1847. 4. 53 pag.): 1214 Phanerogamen sind um Venedig bis jetzt aufgefunden; unter den angesiedelten Arten sind mehrere z. B. Athamanta macedonica, Nicotiana rustica, den einheimischen gleich ge- worden; die Zahl der Seealgen beträgt über 300 sp.; 3 Arten von Süsswasser-Confervaceen werden als neu beschrieben. In Calcara’s Schrift über die Insel Lampedusa findet sich ein -Verzeichniss der Pflanzen nach des Verf. und Gus- sone’s Beobachtungen (Deserizione dell’ isola di Lampedusa. Palermo, 1847). Lampedusa ist eine flache, bis 1000’ sich erhebende, theilweis von felsigen Kalkgestaden umgürtete Insel, 28 Miglien im Umfang. Der westliche Theil ist mit Montebaxo bedeckt, worin folgende Sträucher herrschen: Rosmarinus, Erica corsica, Arbutus Unedo, Euphorbia dendroides, Cistus, Pinus halepensis, Juniperus phoenicea, Pistacia Lentiscus, Lycium und Olea. — Zwei endemische Pflanzen besitzt die Insel: Daucus lopadusanus Tin. und Crucianella ru- pestris Guss. Im Jahre 1847 (nicht 1848) erschien der sehr reichhal- tige, zweite Band von Visiani’s Flora Dalmatica (vergl. Jahresb. f. 1842. S.392). Derselbe umfasst den grössten Theil der Monopetalen, gegen 600 Arten. Nach der Vollen- dung des Werks werde ich darauf zurückkommen. 1 Arsıne.n: Von Gr. Jaubert’s und Spach’s lllustrationes planta- rum orientalium (s. vor. Bericht) sind Lief. 21—27 erschienen. Ausführlicher bearbeitete Gattungen: Haplophyllum mit 30 sp. (t. 261 u. f.), Reaumuria (t. 244—48), Ebenus und Ebenidium (t. 249 — 255); interessante Typen: Leobordea (t. 256), Zozimia (t. 235), Pyeno- eycla (t. 242—43), Wendlandia Kotschyi (t. 202), Gymnandra stolo- nifera ©. Kch. (t. 257); übrigens Arten aus folgenden Gruppen: 1 Ci- stinee, 2 Erodien, 4 Cruciferen, 2 Caryophylleen, 7 Amygdali (t. 226—30), 8 Umbelliferen mit 3 sp. Echinophora (t. 236—43), 13 Centaureen (t.207—19), 1 Campanula, 4 Scrofularien, 2 Gentianeen, 3 Globularien und 1 Farnkraut. x f Ueber die im vorigen Berichte erwähnten Lieferungen von Boissier’s Diagnoses plantarum orientalium (Tasec. 6. Lips. 1845. Fasc, 7. 1846) bin ich jetzt im Stande zu be- richten, . 280 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Die neuen Arten, grösstentheils nach Kotschy’s Herbarien aus Persien (P.), so wie nach v. Heldreich’s Sammlungen in Griechen- land (G.) beschrieben, gehören zu folgenden Familien: 7 Ranuncu- laceen (P. und 1sp. G.); 1 Roemeria (P.); 1 Corydalis (P.); 20 Cru- ciferen (P. und 2 sp. G.); 1 Cleome (P.); 2 Violen (eine aus Kurdi- stan und die andere vom Parnass); 1 Reseda (P.); 4 Caryophylleen (G. und eine Art aus Kleinasien); 1 Frankeniacee (P.); 2 Linum -Ar- ten (P.); 1 Althaea (P.); 2 Acer-Arten (P.); 2 Geranien (P.); 1 Cissus (P.); 33 Leguminosen, darunter 15 Astragali (letztere meist P., einige aus Mesopotamien, von den übrigen 13 sp. P., 4 sp. von Diar- bekir, 1 sp. aus Cilicien); 9 Rosaceen (P.}, darunter 4 Potentillae, 1 Rosa, 1 Cerasus, 2 Amygdali, 1 Pyrus; 1 Terminalia von der Insel Kischma im persischen Meerbusen; 7 Crassulaceen (3 sp. P., 2 sp. G., 1sp. aus Assyrien und 1 Umbilieus von Cadiz); 11 Umbel- liferen (P. und 2 sp. G.); 11 Rubiaceen (P. und Asp. G.); 5 Dipsa- ceen (P. und 2sp. G.); etwa 130 Synanthereen: darunter 88 sp. aus Persien, zum dritten Theil Cynareen mit 12 Cousinien, ferner meh- reren neuen Typen von Corymbiferen, ferner 21 sp. aus Grie- chenland, zur grösseren Hälfte Cynareen, sodann 13 sp. aus Meso- potamien mit 8 Centaureen, 5sp. aus Arabien, 4 sp. aus Anatolien, 1 sp. aus Algerien und Centaurea castellana aus Spanien (C. panicu- lata hispanica Auct.); 6 Campanulae (3 sp. P. und 3 sp. G.); 1 Vin- cetoxicum (G.); 1 Nerium (P.); 16 Convolvulaceen (14 sp. P. und 2 sp. von Mascate); 11 Boragineen (10 sp. P. und eine neue Rindera vom Gipfel des Malevo in Morea); 1 Hyoscyamus (P.); 14 Scrophu- larineen (9sp. P., 3 Verbasca und 1 Odontites aus Griechenland; 1sp. vom bithynischen Olymp); 31 Labiaten (21 sp. P., 7sp. G., die übrigen aus Anatolien); 4 Primulaceen (P. mit der formenreichen Gattung Dionysia = Gregoriae sp. Duby); 1 Statice (P.) nebst einer in De Candolle’s Prodromus weiter ausgeführten Monographie der im Orient verbreiteten Gattung Acantholimon = Stat. Echinus et affın.; 1 Kochia (P.) und eine alpine Beta (G.); 3 Polygona (P.); 1 Passe- xina (P.); 1 Thesium (P.); 18 Euphorbiaceen, grösstentheils Euphor- bia-Arten aus Persien (14 sp. P., die übrigen aus Griechenland, Ca- rien, Assyrien und Armenien); 2 Ficus-Arten aus dem Süden von Persien; 5 Salices (P.); 1 Ephedra mit Nadeln (P.); 2 Junci (P.); 2 Irideen (1 sp. P., 1 sp. G.); 29 Liliaceen, darunter 6 Fritillarien und 13 Allien, (10 sp. P., 9 sp. G., die übrigen aus Anatolien, Sy- rien, Arabien, Assyrien, Armenien und ein Allium aus Südspanien); 18 Gramineen, darunter 4 Melicae und 3 Aegilops-Arten aus Persien (17 sp. P. und eine Avena aus Griechenland). Die Reise nach Lycien von Spratt und E. Forbes enthält eine, von Forbes bearbeitete Darstellung des botani- schen Charakters dieses südwestlichen Hochlands von Rlein- asien (Travels in Lycia, Milyas and the Cibyratis. London, 1847. 2 Vol. 8. — Botany: Vol. 2. p. 129—163). Pfanzengeo&raphie während des Jahres 1847. 281 Die Iycische Halbinsel zwischen den Busen von Makri und Ada- lia wird von der Hauptkette-des Taurus vollständig ausgefüllt, die sich bald zu 10,000' hohen Gipfeln erhebt (Massieytas, Solymian Range), bald zu Ausläufern und Vorgebirgen verzweigt oder gegen das Innere des Landes zu Hochebenen ausbreitet (Landschaft Milyas). Dazwischen schneiden tiefe Thäler, wie das des Xanthus, ein, die an der Küste sich.zu Vorlandsbildungen zu erweitern pflegen, wäh- rend an anderen Punkten das Gebirge jäh zum Meere abstürzt. In dieser tiefen Region herrscht ein, dem 37sten Breitegrade entspre- chendes Klima; hier dauert der milde Winter vom Oktober bis Ja- nuar und im Sommer ist die Hitze so gross, das nahe Gebirge so einladend, dass die Bevölkerung des Landes vom Frühling bis zum Herbste auf die Hochebene übersiedelt, um hier eine zweite Erndte zu erzielen. So findet man die Dörfer der unteren Region nur 4, die des Hochlands 8 Monate bewohnt, jetzt freilich ungeachtet so günstiger Naturverhältnisse mit spärlicher Bevölkerung, aber im Al- terthum war das Land reich bebaut und voll blühender Städte. Denn der Boden von ganz Milyas, einer Hochebene von 10 g. Meilen Länge und 2 g. Meilen Breite, deren mittlere Höhe 3700’ beträgt (1. p. 244), ist eines hohen Bodenertrags fähig, dagegen jetzt grösstentheils eine wüste, traurige Einöde und nur an einzelnen, entlegenen Punkten . bebaut. Die merkwürdigste, pflanzengeographische Eigenthümlichkeit Ly- ciens besteht in der Vertheilung der Wälder. Während die mit dem grossen, vorderasiatischen Plateau zusammenhängenden Hochebenen vollkommen baumlos sind, breitet sowohl oberhalb als unterhalb derselben ein zwiefacher Waldgürtel sich aus. Die untere Wald- region bedeckt den oberen Theil der dem Meere zugewendeten Ab- hänge, die obere reicht an den aus der Hochebene emporragenden Gebirgsgipfeln bis zur Baumgrenze (8000). Dieses gegen andere Küstenländer des Mittelmeers gesteigerte Niveau des oberen Wald- gürtels erklärt sich theils aus der durch die Schneeanhäufungen ge- sammelten Feuchtigkeit in den höchsten Erhebungen des Taurus, theils aus dem Einflusse der Hochebene auf die Temperaturverhält- nisse. — Nach der allgemeinen Gestaltung des Landes ergiebt sich demzufolge naturgemäss die vertikale Gliederung des Iyeischen Tau- rus in die von Forbes nachgewiesenen Regionen: 4. Küstenregion, mit Inbegriff der Thaleinschnitte. 0'—1500'. B. Untere Waldregion. 1500'—3000'. €. Region der Hochebenen (Yailah’s). 3000’ —6000'. D. Obere Waldregion. 6000'—8000'. E. Alpine Region. 8000’-10,000'. 4A. Die Küstenregion umfasst die gewöhnlichen Pflanzenformatio- nen der Flora des Mittelmeerbeckens: 1. Waldungen von immergrü- nen Eichen oder Meerstrandsfichten. Die häufigsten Bäume sind: Quercus Ballota F., infectoria ete,, Ceratonia, Olea, Ficus, Platanus, 232 Grisebach:; Bericht über die Leistungen in der Pinus maritima und halepensis. Dichte Pinus-Wälder bezeichnen ein Substrat aus Sandstein, während auf Serpentin die Fichten sich verein- zelnen; der Kalkboden hingegen erzeugt zusammenhängende Eichenwäl- der mit üppigem Unterholz, mit Arbutus und einzelnen hohen Fichten. 2. Montebaxo. a. Höhere Gesträuche aus Cistus, Pistacia Lentiscus, Colutea, Myrtus, Styrax, Arbutus Unedo, Nerium, Vitex, Phlomis, Daphne, Passerina hirsuta, Euphorbia dendroides; d. Niedrige Holz- gewächse: Poterium spinosum, Cichorium spinosum, Lithospermum hispidulum, Juniperus phoenicea; c. Dornengestrüpp von Paliurus. 3. Formation von Arundo Donax. 4. Campi mit Acanthus. Herr- sehende Familien: Leguminosen, Labiaten, Boragineen, Banmmala- ceen, Cynareen, Orchideen, Liliaceen u. a. Ueber die Entwickelungsfolge der Vegetation erhalten wir fol- gende Angaben. Nachdem im Gebirge die Herbstpflanzen bis Ende Oktober geblüht haben, zeigen sich in den beiden folgenden Monaten an der Küste nur einzelne Blumen, z. B. von Arisarum, Passerina, Crithmum, Polygonum equisetiforme. Im Januar entwickeln sich die ersten Frühlingspflanzen: Anemonen und Trichonema, sodann im Februar mehrere Cruciferen, namentlich Ackerunkräuter, Tulipa, Saxifraga hederacea; auch die Blüthezeit der Orchideen dauert vom Februar bis zum April. Im März steht der Montebaxo in Blüthe, zugleich die Mehrzahl der Leguminosen, viele Labiaten, die Aspho- delen. In den April und Mai fällt die Blüthezeit der meisten Synan- thereen, ferner von den übrigen Labiaten, von Campanula, Dianthus und Nerium: und mit Ende Mai ist die Vegetationszeit geschlossen. Die Kulturgewächse der warmen Region sind: Zea Mays, Gos- sypium, Ervum, Phaseolus, Sesamum, Capsicum; Morus, Citrus, Hibiscus esculentus (Bamia) und einige Cucurbitaceen. B. Die untere, dem Meere zugewendete Waldregion besteht aus Eiehen und Fichten, deren Arten nicht näher bezeichnet sind: nur Quercus coccifera wird genannt. Isohypsil mit diesen vegetiren Genisteen-Sträucher und einige mitteleuropäische Gewächsformen. — Zu ‘den Erzeugnissen der Kultur gehören hier besonders der Wein- stock, Tabak und Juglans. €. Die Hochebene Lyciens an der Binnenseite der äussern, be- waldeten Ketten. Sie hat in der Regel keinen Abfluss nach aussen, sondern vereinigt ihre Flüsse zu Landseen des Hochlandes. Ihre im Sommer bewohnten Kultur-Oasen heissen Yailah’s, worunter man in Anatolien und Armenien überhaupt periodische Wohnsitze im Ge- birge, also in anderen Landschaften Sennhütten, versteht. Hier aber ist der Zweck des Sommeraufenthalts Kornbau, hier und da - mit Weinkultur verbunden: daher die Auswahl tiefer gelegener Flä- chen zur Anlage der Ortschaften (z. B. Stenez bei 3300’, Cibyra 3500’, Seydeleer 4000’). Nur in solchen Dörfern findet man einzelne Kulturbäume (z. B. Juglans, Populus dilatata, Pyrus Malus), übri- gens baumlose Steppe (3000'—5500'). Unter den Pflanzen der Steppe Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 283 herrschen die Synanthereen, Cruciferen, Boragineen und Caryophyl- leen. Die nordeuropäischen Unkräuter sieht man unter dem Getreide angesiedelt. — Da wo die Hochebene zu den höheren Gebirgsmassen des Taurus, welche derselben aufgesetzt sind, übergeht, kommen auf dem höher ansteigenden Boden wieder die ersten Holzgewächse zum Vorschein und bilden einen abgesonderten Gürtel von Gesträu- chen zwischen der oberen Waldregion und der Steppe (5500’—6000'), Diese Dickichte bestehen aus Quercus coccifera fruticosa, Berberis und Jasminum fruticans. D. Die obere Waldregion ist ein düsterer, dichter Coniferen- gürtel, der aus Juniperus excelsa, der anatolischen Ceder, gebildet wird: mit diesem Namen ist der Baum von Reisenden in Kleinasien öfter bezeichnet worden. Nach oben wird der Wald allmälig lichter und die Vegetation der Stauden mannigfaltiger. Zu den Schatten- kräutern und übrigen Bestandtheilen dieser Region gehören folgende Typen: Astragalus, Prunus prostrata, Alchemilla, Ernodea, Santo- lina, Gnaphalium, Scorzonera, Campanula, Aretia, Digitalis ferru- ginea, Cerinthe, Sideritis, Colehieum, Crocus. E. Die nackten Gipfel über der Baumgrenze bewahren im Som- mer nur in Schluchten ihren Schnee. Zu den Bestandtheilen der alpinen Vegetation gehören folgende Formen: Anemone, Corydalis rutifolia, Alyssum, Draba aizoides, Viola, Achillea, Veronica, Cro- eus, Fritillaria, Seilla bifolia, Gagea, Ornithogalum. Der dritte Theil von Russegger’s Reisen (s. Jahresb. f. 1842. 5. 395 u. 1844. S.384) enthält eine Darstellung der allgemeinen Vegetationsbedingungen von Palästina und von der Sinai-Halbinsel (Reisen in Europa, Asien und Afrika. Bd. 3. Stuttgart, 1847). Palästina zerfällt nach dem Niveau des Bodens und nach klima- tischen Verhältnissen in drei Meridianstreifen, in die fruchtbare Kü- stenregion mit mittelmeerischer Vegetation, in. ein Bergland aus Juraformationen, die hier und da von Kreidegipfeln überlagert wer- den, und in die Depressionslinie des Jordans und todten Meers. Die zusammenhängende, höchst fruchtbare Küstenebene, deren Klima unter dem Einflusse der Seewinde steht und in deren südlich- sten Distrikten die Dattelpalme reife Früchte trägt, reicht nördlich nur bis zum Vorgebirge Karmel: indessen wiederholt sich dieser Typus noch einige Male in den kleineren Küstenhassins von Galiläa und Phönicien, wo sonst nur ein schmaler Vorlandssaum unter den Vorbergen des Libanon übrig bleibt und oft die Felsen unmittelbar in das Meer steil abstürzen, Aber der Ackerbau steigt hier die Ge- hänge des Gebirgs hinan, hier ist der Sitz der Terrassenkultur der Drusen und Maroniten, wo die Rebe und der Maulbeerbaum in Ver bindung mit Südfrüchten sorgsam gepflegt werden. Ausser den Kul- turbäumen sind die Küstenabhänge des Libanon kahl und bis auf einzelne Pinien waldlos. 984 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Das Mittelgebirge von Judäa und Samaria nimmt, 8 bis 10 Mei- len breit, den Raum zwischen der Küstenebene von Palästina und dem Jordanthale vollständig ein. Es beginnt in den Ebenen von Gaza (31° 30’ N. Br.) und setzt sich nordwärts bis in die Gegend des Sees Genezareth fort, wo es von Basalten durchbrochen wird: hier lehnen sich sodann die Vorberge des Antilibanon an, der daselbst zum grossen Hermon, zu 9500’, prall ansteigt (33° 20’). Aus gerundeten Bergformen und Hochflächen nebst steilen Thalschluchten gegen Osten gebildet, erhebt sich das Juragebirge in Judäa nicht über 4000' und scheint dort nach Massgabe der Lage von Jerusalem (2479), Betle- hem (2538) und Hebron (2842') eine mittlere Plateau-Höhe von 2500’ zu besitzen, worauf es in Galiläa zu Nazareth sich bis 1161’ senkt und selbst im weithin sichtbaren Berge Tabor nur zu 1755, dann aber gegen den Antilibanon weit höher ansteigt. — Klima und Vege- tationscharakter werden in diesem Gebirgslande bestimmt durch den Einfluss der regenlosen, arabischen Wüste auf der einen, durch die Näke des Meers und der Hochgebirge des Libanon auf der anderen Seite: daher der südliche Theil weit weniger Niederschläge erhält als der nördliche. — Eine winterliche Regenzeit scheint zwar überall bemerklich zu sein, aber von einer ungleichen Intensität. Judäa vergleicht R. (8.204) mit den wild felsigen, sterilen Höhen des Karsts und gegen das todte Meer geht diese Landschaft in ausgeprägte Fels- wüste, wo nur in überaus engen, steilen Thalschluchten sich Erd- krume sammelt, wie in der am Grunde nur einige Rlafter breiten Rinne, wo tief unter dem Kloster Saba der Bach Kidron zwischen 1200’ hohen, fast senkrechten Felsen fliesst. Judäa kann daher nur in den bewässerten Thälern die Kulturpflanzen des südlichen Europa’s erzeugen, unter denen Reben und Oliven hauptsächlich bemerkt werden. Samaria hingegen hat eine reichliche Vegetation und „meh- rere Gebirge sind bis zum Gipfel mit Wald bedeckt”. So fand R. (S.125) an.den Vorbergen des Dschebel Nabud freundliche Thäler mit Buchenwald, von Gazellen belebt, und mit schönen Wiesen wechselnd, späterhin an den Abhängen der zum Karmel auslaufenden Kette kräftige Mischwälder von Eichen und Buchen. Dieser Cha- rakter steigert sich jenseits dieses Höhenzuges in Galiläa, wo der Tabor z. B. bis zur Spitze bewaldet ist und das Thal des Kison (Esdralon) die reichste Gartenerde besitzt. Hier breitet sich das üppigste Kulturland aus,’ in südlicher Vegetationsfülle schwelgend, von bedeutenden Bergströmen bewässert, mit reichem Weideland an den Gehängen der Berge. Die gegen 40 Meilen lange Jordan-Depression (Tiberias wahr- scheinlich 625’, das todte Meer 1341’ unter dem Spiegel des Mittel- meers) kann man als eine Wirkung des Wassermangels betrachten. Daher stellt sich das Land weithin als kahle Wüste dar, die in die jenseits beginnende, vegetationslose Hochebene Syriens (syrische Wüste) übergeht. Nur dieht am Strome erstrecken sieh Weideland- Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 235 schaften, so wie zufolge neuerer Nachrichten an dessen oberem Laufe auch Wälder. Die Sinai-Halbinsel (peträisches Arabien) bildet ein Kreide- und Tertiär-Plateau, das im Mittelpunkt beim Chan Nochel gegen 1400° hoch liest und im Süden zu den Porphyren und Granitspitzen des Sinai im Dschebel Katharina bis 8168 ansteigt. Ueberall herrscht Fels- oder Sandwüste und „selten ist dem Auge vergönnt, im An- blick der Fruchtbäume und Cypressen künstlich angelegter Kloster- gärten oder auf kiümmernden Gesträuchen ven Mimosa und Tamarix und der dünnen Grasnarbe einzelner Thalgründe (Waddi’s) zu ruhen” (S. 199). Erst am Südrande Syriens werden endlich die grossen Sandflächen von schönem Weide- und Kulturland verdrängt und frische Saaten begrüssen beim Austritt aus der Wüste in das ge- lobte Land. P Bunge hat angefangen, die von A. Lehmann in den asiatischen Steppen gesammelten Pflanzen zu bearbeiten (A. Lehmann reliquiae botanicae s. enumeratio plantarum in iti- nere per deserta Asiae mediae annis 1839—1842 colleetarum: in den Arbeiten des naturforschenden Vereins in Riga. Bd. 1. Hft. 2. S. 115— 253. 1847). Diese wichtige und reichhaltige Arbeit umfasst bereits 382 Ar- ten, darunter die Thalamifloren vollständig und übrigens grössten- theils Leguminosen. Auch abgesehen von der Trefflichkeit der sy- stematischen Untersuchung, wie sie dem Verf. eigen ist, erlangt diese Schrift dadurch eine hervorstechende Bedeutung für die Pflan- zengeographie, dass sie sich auf ein bisher ganz unerforscht gebiie- benes Gebiet, nämlich auf Buchara und den an dieses Chanat gren- zenden, südlichen Theil der Kirghisensteppe erstreckt. Hierdurch wird nach der Vollendung dieser Publikation‘ die Lücke, welche zwischen der genau erforschten Steppenflora des asiatischen Russ- lands und dem durch Kotschy’s Sammlungen bekannt gewordenen, persischen Vegetationsgebiete übrig blieb, befriedigend ausgefüllt werden. Man könnte es unter diesen Umständen bedauern, dass nur die Systematik der gesammelten Pflanzen, nicht aber eine allgemeinere Darstellung der durchreisten Länder mitgetheilt wird: wenn nicht diesem Mangel, so weit es nach dem Ableben des Sammlers möglich war, durch die genauste Angabe der Fundorte, so wie durch die Zeit, in welcher die Exemplare aufgenommen sind, durchgehends abgeholfen würde. Nach diesen Materialien habe ich folgende Skizze von Lehmann’s Itinerar von Orenburg nach Buchara entworfen. Die Jahre 1839 und 1840 bis zum Frühlinge 1841 waren der Erforschung des Gouvernement Orenburg und des südlichen Urals bis zu den Gebirgswäldern von Slatoust gewidmet und ausserdem war im Mai 1830 der Ustjurt auf dem Isthmus zwischen dem kaspischen 286 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Meere und Aralsee, namentlich die Umgegend von Nowo-Alexan- drowsk untersucht. Im Mai 1841 finden wir den Reisenden am Ilek, dem Grenzflusse der Kirghistensteppe unweit Orenburg, um die Reise an der Ostseite des Aralsees nach Buchara anzutreten. Im Juni zog L. dureh die Mugosarische Steppe (Flussgebiet des Irgis), im Juli durch die Wüste Kisil-kum, südlich vom Sir-Daria (Jaxartes), welche, zwischen dem Aralsee und dem Chanat Kokand gelegen, als der süd- lichste Theil der Kirghisensteppe betrachtet werden kann. Nom Sep- tember 1841 bis zum 17. April 1842 dauerte der Aufenthalt im Chanat Buchara, wo der Reisende, ausser den Umgebungen von Buchara (Oktober bis März) und Samarkand, im Herbst am Sarafschan auf- wärts das Quellengebiet dieses Flusses, das alpine Gebirge Karatau, untersuchte. Im folgenden Frühlinge wurde die Rückreise zum llek vollendet. Ueber die Richtung derselben geben folgende, wichtigere Fundorte Aufschluss: innerhalb der Grenzen des 'Chanats Agatma, Karagata; in der Wüste Kisil-kum Tümen-bai (April); Wüste Kara- kum an der Nordostseite des Aralsees, obere Irgis-Steppe, Mugosa- rische Berge, Fluss Urkatsch (Mai): am 3. Juni war der llek wie- der erreicht. Die Zahl der neuen Arten beträgt etwa 4 der Sammlung, die zur Hälfte aus Buchara, übrigens meist aus der Wüste Kisil-kum stammen. — Die neuen Formen aus Kisil-kum mit Ausschluss der auch in Buchara gesammelten (s. u.) sind folgende: Ranunculus li- nearilobus, Delphinium paradoxum (zwischen Saxaul-Gestrüpp), Leontice Ewersmanni (L. Leontopetalum asiatica Led.), Alyssum eryptopetalum (an Granitfelsen), Dontostemon eircinatus, Gypsophila alsinoides, Saponaria parvula, Haplophyllum lasianthum, Trigonella grandiflora, T. geminiflora (an Dioritfelsen), Astragalus arborescens (4 hoher Strauch im Flugsande der Wüste, aus der Tribus Hypo- glottis, aber mit gedreiten Blättern), A. unifoliatus (ebenfalls strauch- artig und aus derselben Tribus, mit einzelnen, seltener mit 3 Blätt- chen, wie der vorige), A. scleroxylon (Strauch auf Granitfelsen, aus der Tribus der Dissitiflori), A. bakaliensis, A. turbinatus (Tr. der Alopeeuroidei), A. Lehmannianus (aus derselben Tr.; auch in Ka- rakum). Die übrigen, neuen Beiträge zur russischen Flora sind folgende: Anemone biflora DC. Persiens wächst auch in Kisil-kum und ist Syn. mit A. Gortschakowii Kar.; Papaver pavoninum F. M.: Kisil- kum; Roemeria orientalis Boiss.: Nowo-Alexandrowsk; Chorispora strieta DC.: Ustjurt und Kirghisensteppe; Hesperis eläta Hornem.: Orenburg; Sisymbrium subspinescens Bg. (Brassica M.?): Ustjurt; Cithareloma Lehmanni Bg. und vernum Bg.: Kisil-kum; Lepidium obtusum Bas.: Aralsteppe; Lachnoloma Lehmanni Bg.: Kisil-kum _ und Kokand, wo der ermordete Stoddart es sammelte; Zygophyllum ovigerum F. M. und Z. Lehmannianum Bg.: Ustjurt; Haplophyllum versicolor F.M.: Kisil-kum; Oxytropis confusa Bg. = O. soongarica Pflanzengeographie während des-Jahres 1847. 237 Fl. altaie.; Astragalus Karakugensis Bg. und A. Ammodendron Be.: Sträucher aus der Verwandtschaft der oben erwähnten holzigen Astragali aus Kisil-kum, aber mit 3—5 Blättchen, jene an der Nord- seite des Aralsees und im Nordosten des kaspischen Meers vertre- tend; A. mugosaricus Bg.: auf dem granitischen Boden der Mugosa- rischen Berge; A. macropus Bg. = A. subulatus uralensis Pall.: aus Orenburg. Was endlich die Flora des Chanats Buchara betrifft, so erscheint es wegen der Wichtigkeit der Pflanzengrenzen (40° N.Br.) und der geringen Verbreitung von Bunge’s Arbeit zweckmässig, die gefunde- nen Pflanzen hier vollständig aufzuzählen, wobei die Steppenpflanzen der Ebene von den Gebirgspflanzen des Karatau und oberen Saraf- schan-Gebiets abgesondert sind: 1. Pflanzen der Steppe und des Kulturlands von Buchara. Ado- nis aestivalis, Ceratocephalus falcatus und orthoceras, Ranunculus aquatilis, Delphinium camptocarpum F.M. (bei Ak-Meschid von dem ermordeten Conolly gesammelt); Papaver pavoninum F.M., Roeme- ria orientalis Boiss., Hypecoum pendulum L. (H. caucasicum Kch.); Matthiola chenopodifolia F.M., M. Stoddarti Bg., Chartoloma platycarpum Bg., Euclidium syriacum und tataricum, Chorispora tenella, Malcolmia africana, intermedia CAM. und laxa, Diontoste- mon grandiflorus Bg., brevipesBg. und scorpioidesBe.'), Leptaleum filifolium, Sisymbrium Loeselii (häufig), S. Sophia und pumilum Steph., Streptoloma desertorum Bg.?), Tetracme recurvata Bg.°), Cithareloma vernum Bg., Capsella procumbens und Bursa, Lepidium Draba, latifolium var. und lacerum CAM. (=L. persicum Boiss.), Isatis violascens Bg.*) und minima Bg.>), Pachypterygium lamprocarpum Bg., Spirorhynchus sabulosus Kar, Lachnoloma Lehmanni Bg., Octoceras Lehmanni Bg.°), Gold- bachia tetragona und torulosa, Eruca sativa; Capparis herbacea Lam. (türkisch: Kabar: über alle Lehmhügel zwischen Buchara und Sa- markand bis an die Hochthäler des Karatau verbreitet); Dianthus crinitus Sm., Silene nana Kar., Lepyrodiclis holosteoides Fzl.; Al- thaea taurinensis DC., Malva mauritiana (sponte) und rotundifolia, Hibiscus ternatus Cav., Abutilon Avicennae G.; Hypericum perfora- tum; Erodium oxyrrhynchum MB.; Tribulus terrestris, Miltianthus portulacoides Bg. (Zygophyllum Cham.), Zygophyllum Fabago (tür- kisch: Tüntapan = Kameelfutter), Z. Eichwaldi CAM. und miniatum Cham., Peganum Harmala, Haplophyllum robustum Bg.; Zi- zyphus vulgaris Lam.?; Sophora pachycarpa Schrk. und alopecuroi- des, Ammothamnus Lehmanni Bg.’), Styphnolobium japoni- cum Scht. (alte Bäume an den Palastruinen Timur’s zu Samarkand), Cereis siliquastrum, Ononis repens, Medicago sativa (Junutscha: ') Verbreitet in Kisil-kum zum Jaxartes. ?) desgl. ?) desgl. *) desgl. °) desgl. °) desgl. ?) desgl. 288 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der allgemeines Futterkraut um Buchara), M. lupulina, ‚Melilotus brachystachya Bg., M. alba, Trifolium pratense, repens und fragiferum, Lotus cornieulatus, Psoralea drupacea Bg., Hali- modendron argenteum DC., Sphaerophysa salsula DC., Astragalus albicans Bong., A. hyreanus Pall., A. Turezaninowii Kar., A. orbi- _ culatus Led., A. ammophilus Kar., A. filicaulis F.M., A, tribuloides Del., A. commixtus Bg., A. quadrisulcatusBg., A. harpilobus Kar., A. leucospermus Bg. 2. Gebirgspflanzen am obern Sarafschan und im Karatau,. Cle- matis longecaudata Led. (orientalis L. var.), Ranunculus propinquus CAM., Delphinium barbatum Bg.; Berberis integerrima Bg. und nummularia Bg; Glaucium persicum DC.; Matthiola obovata Bg., Draba lasiophylla Royl.?, Sisymbrium deei- piens Bg., Pachypterygium brevipes Bg., Brassica Napus? (in der subalpinen Region); Capparis herbacea (s. o.); Alsine globu- losa CAM., A. Villarsii Mk.?, Arenaria serpyllifolia; Althaea pallida Kit.; Hypericum scabrum L.; Acer Lobelii Tsch.-und iberieum MB.?; Cissus aegirophylla Bg. (analog der verwandten C. vitifolia Boiss. in Südpersien und im Mangel der Ranken mit ihr überein- stimmend: bekleidet als Liane die Felsen am oberen Sarafschan); Geranium collinum Steph.; Impatiens parviflora DC.; Zygophyllum ° atriplicoides Fisch.; Pistacia vera (kleine, lichte Waldungen am oberen Sarafschan bildend); Glyeyrrhiza glandulifera (Schirinbnja d.h. süsses Holz: in der subalpinen Region), Colutea eruenta, Oxy- tropis Lehmanni Bg. / Von dem auf v. Middendorff’s Untersuchungen (s. Jahresb. f. 1843. S.409 und 1844. 5.362) gegründeten und alle Zweige der Naturkunde des nördlichsten Asiens umfas- senden Reisewerke erschien die erste Abtheilung des botani- schen Theils, in welchem die phanerogamischen Pflanzen von v. Trautvetter bearbeitet und pflanzengeographische Erläu- terungen beigefügt sind (Reise in den äussersten Norden und Osten Sibiriens während‘ der Jahre 4843 und 1844. Bd. 1, Th. 2. Botanik. Lief. 1.190 S. in 4. Mit 8 Tafeln). Die Ausbeute besteht aus den am Taimyr (74° N,Br.) gefunde- nen Pflanzen (124 sp.), aus einem Herbarium von der Boganida (71° 5’ N. Br. = 85 sp.) und aus einer kleinen Sammlung von 21 Ar- ten, welche auf der Reise längs des unteren Jenissei (60° — 694° N. Br.) aufgenommen waren. Die Flora des Taimyrlandes stimmt nicht bloss in ihrem allge- meinen Charakter, sondern bis auf die einzelnen Formen mit allen übrigen arktischen Ländern überein, welche von den drei Kontinen- ten aus ihre vegetabilischen Erzeugnisse gegen einander wechselweise ausgetauscht haben. So fehlen im arktischen Europa von jenen 124 zz a a Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 289 Taimyrpflanzen nur 34 Arten und in Amerika’s Polarländern nur 23 Arten, wogegen sich nur 3 unbeschriebene und daher bis jetzt dem Taimyrlande eigenthümliche Formen in der Sammlung vorfanden (Delphinium Middendorffi tab. 1, Oxytropis Middendorffi t. 7, Salix taimyrensis t. 5. 6). Ebenso wie in Europa ein enger Zusammenhang zwischen Lappland und den oberen Regionen der Alpen besteht, so spricht sich auch das nämliche Verhältniss in Asien dadurch aus, dass der Gebirgszug vom Altai bis zum Baikalsee 80 Pflanzenformen mit dem Taimyrlande gemeinschaftlich besitzt. Die Tundra zu beiden Seiten des Taimyrstroms ist ein uner- messliches Diluvialland, eine ebene oder mässig gewellte Fläche: nur den Thalweg begleitet in einem niedrigen, jedoch über die Tundra kulminirenden Höhenzuge von nicht 1000’ Höhe anstehendes Gestein, aus Thonschiefern, Kalk und Mandelsteinen gebildet. Die Ebene wird bezeichnet als Polytrichum = Tundra, d. h. sie besitzt die Moose des nicht sumpfigen Bodens, wohingegen westlich vom Ural und am unteren Ob, so wie jenseits der Lena im Osten Nord- sibiriens morastige Tundren (Sphagnum = Tundren) allgemein beob- achtet werden. Gegen die Mitte des Juni, als M. den Taimyr er- reichte, schmolz daselbst der Schnee: nach dem 18. Juni sank das Thermometer nicht mehr unter den Gefrierpunkt. Eine‘ Woche spä- ter waren bereits die Sonnenseiten schneefrei, ringsum rauschten Giessbäche, der Boden war zum Einsinken erweicht; die Flüsse hoben sich 3—6 Klafter über den winterlichen Eisstand. Das Maxi- mum der Sommerwärme (11°,5 C. im Schatten) herrschte von Ende Juli bis Mitte August: aber schon in der Nacht zum 20. August tra- ten die Nachtfröste wieder ein, die nicht wieder aufhörten, und schon am 15. September stand das Eis auf dem grossen Taimyrsee. Der Winter war angebrochen und am Ende desselben Monats stieg die Kälte bereits wieder auf — 19°C. Die Vegetationszeit dauert daher kaum drittehalb Monate von Mitte Juni bis Ausgang August: allein dass sie so lange zu bestehen vermag, ist schon auffallend genug und wird nur durch eigenthümliche Verhältnisse theils des Klimas, theils der vegetativen Organisation möglich gemacht. Das ewige Eis des sibirischen Bodens liegt nämlich am Taimyr sehr flach; aber doch unter, nicht in der Pflanzendecke. An einem der wärmsten Tage, am 2. August zeigte sich der Boden im freien Son- nenlichte in einer Tiefe von 14 Zoll gefroren und im Schatten unter einer Decke von 2 Zoll moosigen Rasens auch von der höchsten Wirkung der nie versinkenden Sonne unberührt. Dennoch kann selbst im äussersten Norden des Taimyrlandes von einer bis zum Meeresniveau herabsteigenden Schneegrenze nicht die Rede sein und eben weil jene dünne Scholle sich während des Sommers schneefrei erhält, sind die Bedingungen zur Erzeugung und Erhaltung der dor- tigen Pflanzenformen gegeben. Die Frage, weshalb bei so niedrigen Mittelwärmen der Schnee im Sommer nicht liegen bleibt, dagegen 290 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der das Eis im Boden bis zu unerforschten Tiefen ansteht, scheint mir dadurch gelöst, dass ewiger Schnee überhaupt nur im Gebirge mög- lich ist, wo die Oberfläche: grösstentheils geneigt ist und daher we- niger mäterielle Punkte von den Strahlen der Sommersonne getroffen werden. In den Ebenen thaut die Kraft der Sonne den winterlichen Schnee jedes Jahr wieder auf, wobei die mittlere Temperatur tiefer sein kann, als in den Schneeregionen des Gebirgs, und das unter- irdische Eis dessen ewigen Schnee vertritt: daher weder arktische Tiefländer noch ausgedehnte Hochflächen irgendwo des grünenden Sommers entbehren. Diese Schneelosigkeit im Sommer, die davon abhängige Belebung selbst des kältesten Bodens, die an den felsigen Gebirgsgestaden des höchsten Südens der anderen Hemisphäre nicht vorhanden ist, erscheint daher im nördlichen Sibirien als die Wir- kung der Konfiguration dieses-ebenen Polarlandes. Aber schön wird der kurze Sommer darum nicht, unwirthlich bleibt er. Durch die unregelmässige Küstenlinie werden die Bewegungen der Atmosphäre stürmischer, die Niederschläge häufiger, durch die Feuchtigkeit die Temperaturextreme gemässigt. Unaufhörliche Nebel und Nieder- schläge entstehen durch die starken Luftströmungen: „die Sonne braucht nur hinter Wolken zu treten, um Stosswinde hervorzurufen”, oder: „zügellos streichen die Stürme über die unbewachsenen Oeden und peitschen den Schnee in dichte Massen zusammen.” Die Feuch- tigkeit ist hier überhaupt der allgemeine Regulator der Wärme so- wohl für die unteren Luftschichten als für die Oberfläche des Bo- dens, welchen sie während des Sommers durch das Schmelzen des unterirdischen Eises speist, und indem sie grössere Schwankungen der Temperatur verhindert, schützt sie die Vegetation während ihrer Entwickelungszeit. Ungeachtet so einförmiger und auf ein geringstes Mass zurück- geführter Lebensbedingungen scheiden sich nach der Gestaltung des Bodens drei verschiedene Pflanzenformationen bestimmt von einan- der ab. 1. Die grosse Polytrichum-Tundra, die den weiten Raum der grossen Polarebene erfüllt. Diese Bekleidung des Erdbodens mit Moosen, die wir weder im skandinavischen Lappland noch in den alpinen Regionen der Gebirge wiederfinden, ist ohne Zweifel durch das unterirdische Eis bedingt, welches während des Sommers so viel Feuchtigkeit und diese von der Temperatur des Frostpunktes liefert, dass nur Moose und wenige höhere Pflanzen dabei gedeihen können. Zwei Grade der Feuchtigkeit aber werden dadurch ange- zeigt, dass entweder die Polytrichen oder die Sphagnen auftreten. Das Taimyrland ist trockener und besitzt daher die Sphagnum-For- mation nur an einzelnen Lokalitäten. Je trockener der Erdboden wird, desto mehr schwinden die Moose und die übrigen Gewächse werden häufiger, jedoch ohne den Boden vollständig zu bedecken: denn ihre Mannigfaltigkeit ist zu gering, weil die Früh- und Spät- Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 291 fröste die meisten Gewächse von der ebenen und deshalb der Wärme- strahlung stärker unterworfenen Tundra verbannen. — Die vorherr- schenden Gewächse sind ausser Polytrichum zwei Eriophoren und Luzula hyperborea.. „Von dem schmutzig gelbbraunem Moose stechen die abgestorbenen, gelben Grasspitzen wenig ab und nur unrein, wie durch einen Flor, schimmert der grüne, sprossende Theil des Rasens hervor.” Etwa die Hälfte des Areals der Tundra ist von diesen Pflanzenformen eingenommen, 75 bis „5; von den folgenden, das übrige Erdreich scheint grösstentheils nackt zu sein. — Auf den unmerklich tieferen Stellen der Tundra, wo das fiiessende Frühjahrs- wasser seinen Weg nimmt, wo der fortwälrrende Wechsel desselben anhaltendere Wärme dem Boden mittheilt und ihn frühzeitiger und vollständiger aufthaut, gewinnt das Gras und ein frischeres Grün die Oberhand, die Halme werden länger und stehen dichter, ein Rasen von 3 bis 4 Zoll Höhe verdrängt auf den Hümpeln das Moos, das nur in den zwischenliegenden Gängen sich erhält. Dieser immerhin ärmliche Teppich ist hie und da auch mit Blumen verziert, mit Dryas oder Cassiope tetragona, seltener wird er von spärlichen Rennthierflechten oder zwerghaften Arten von Draba, Ranunculus u. dgl. durchbrochen. Hierbei macht v. Tr. auf einen bemerkens- werthen Gegensatz zwischen des Reisenden Darstellung und v. Baer’s Beobachtungen auf Novaja-Semlja aufmerksam, indem der Letztere gerade an solchen’ Stellen eine üppigere Vegetation bemerkte, die von dem Schneewasser nicht erreicht wurden, welches den ganzen Sommer hindurch von den Höhen herabfloss. Diesen Widerspruch klärt indessen v. M. selbst auf. Die Wirkung des fliessenden Wassers auf die Vegetation arktischer Tundren verhält sich im Früh- ling und Sommer entgegengesetzt: im Frühjahr müssen die Gewässer beitragen, den Boden über den Gefrierpunkt zu erwärmen und die Pflanzenwelt zu beleben; im Sommer werden Bäche, welche Schnee- wasser führen, ihre Umgebungen verhindern, die Temperatur, der gesteigerten Luftwärme und den mit dieser gleichen Schritt haltenden Vegetationsphasen entsprechend, höher über den Gefrierpunkt zu erheben. Daher entgegengesetzte Wirkungen im ebenen Taimyrlande, wo der rasch geschmolzene Schnee nur im Frühlinge die Tundra bewässert, und auf einer Gebirgsinsel, von deren Firnen und Glet- schern die Bäche den ganzen Sommer hindurch mit Wasser von 0° gespeist werden. Und dieser Bemerkung möchte ich zur Bekräfti- gung beifügen: aber auch im Taimyrlande selbst nur Moosvegetation, wo die Feuchtigkeit des Bodens im Sommer vom unterirdischen Eise stammt, hingegen Entwickelung von Stauden und Gesträuch, wo der Abfluss des Wassers im Frühling den Erdboden zu grösserer Tiefe aufgethaut hat, 2. Laidie’s. Laidy heisst in Nordsibirien eine Tiefläche am Ufer der Seen und Flüsse, wie eine solche namentlich den Strom- lauf des Taimyr begleitet und dort im Frühlinge eine Zeit lang von Archiv 1. Naturgesch, XIV. Jahrg. 2, Bd. yy 292 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der den hochgeschwollenen Gewässern überschwemmt wird. Hier gilt das eben erörterte Verhältniss in noch höherem Masse: gleich wie auf überstauten Wiesen wird hier eine üppigere Vegetation gefördert, als auf den Höhen rings umher, Nur an solchen Orten ist im höch- sten Norden eine wirkliche Grasnarbe zu finden, aus Cyperaceen, Junceen und Gramineen gebildet, zwischen welchen am Taimyr ärm- liches Weidengestrüpp aus arktischen Zwergweiden und verschiedene Kräuter wurzeln. Dies sind die Flächen, welche im Sommer das Rennthier aufsucht. Doch scheint der Boden, einer eigentlichen Wiese unähnlich, auch nach dem Zurücktreten des Wassers sumpfig zu bleiben, da v. M. denselben zugleich mit den Sphagnum-Tundren vergleicht. 3. Die arktische Staudenformation bildet an der Grenze der Tundren und Laidie’s eine schmale Zone, indem sie die Abhänge und Abstürze des Landes gegen den Strom bedeckt, welcher sie, als ein Regulator der Wärme, gleichfalls gegen die Spät- und Frühfröste schützt. Hier, wo der geneigte Boden im Frühjahr rascher sein Schneewasser verlor, daher frühzeitiger sein Eis zu thauen begann und deshalb im Sommer auch höhere Wärme in sich aufnimmt, sprosst eine Vegetation von lebhafterem Wachsthum, mit Farben aller Art geschmückt: Fusshoch erheben sich blaue Polemonien (P. humile), rothe Polygonen (P. Bistorta), gelber arktischer Mohn (Papaver nudicaule) und feinblätteriges Sisymbrium (S. sophioides Fisch.), es prangen die schönen Blumen von Sieversia glacialis, Sa- xifraga, Pedieularis, Oxytropis, Delphinium und einigen Synanthe- reen. Nirgends auf der unermesslichen Tundra erscheint so freudiges Grün, ausser wo die Wohnung des Eisfuchses oder ein Samojeden- zelt den Boden einmal mit animalischen Stoffen gedüngt und dadurch wuchernde Gramineen auf engem Raume versammelt hat. Durch die Untersuchungen v. T.’s über den Einfluss des arkti- schen Klimas auf die Ausbildung der Pflanzenorgane bestätigen sich die auf Novaja-Semlja gewonnenen Ansichten v. Baer’s. An Masse werden die an der Luft entwickelten Organe von den unterirdischen, namentlich von horizontal kriechenden Rhizomen bei Weitem über- troffen, weil auf den letzteren der vorzüglichste Schutz gegen die Winterkälte beruht. Dies ist auch die Ursache, weshalb nur 6 ein- jährige Gewächse am Taimyr vorkommen, die den Winter in der Form des weniger geschützten Samenkorns überdauern müssen. Die mittlere Wuchshöhe beträgt ungefähr 5 Zoll: 93 Arten bleiben unter der Höhe von 6 Zoll, die übrigen 31 schwanken zwischen 6 und 14 Zoll; die Zwergsträucher sind durchschnittlich noch niedriger, als die Kräuter und erreichen noch nicht einmal eine mittlere Höhe von 4 Zoll, die höchsten sind 6 Zoll hoch. Es giebt übrigens nur 8 solcher Holzgewächse: Betula nana; Salix polaris, lanata, glauca, arctica, taimyrensis; Cassiope tetragona und Ledum palustre. — Die ‚ geringe Zahl der Blätter an einer Axe, an deren Grunde sie gewöhn- Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 293 lich rosettenförmig zusammenrücken, ist gleichfalls ein allgemeiner Charakter der Flora und erklärt sich aus der Kürze der Vegetations- zeit. Deshalb müssen sich die Blätter rasch entwickeln und daher die Internodien zwischen ihnen unentwickelt bleiben, so dass meist nur das oberste Stengelglied, welches die Blüthenknospe trägt, zur Ausbildung gelangt. Bei den meisten Pflanzen marceseiren die Blät- ter, erhalten sich lange Zeit an der Axe und so dienen die trocknen Reste des Laubs früherer Vegetationsperioden den Knospen späterer zum Schutz. — Endlich spricht sich auch die auf den arktischen Lichteinfluss bezogene, jedoch auch den alpinen Gewächsen eigene Grösse der Blumen am Taimyr auffallend genug aus: nach darüber angestellten Messungen beträgt der mittlere Blüthendurchmesser mehr als 5 Linien, bei mehreren Arten zwischen 12 und 18 Linien, was bei der Kleinheit der Axen um so mehr hervortritt. Dass von man- chen Pflanzen die Früchte nicht zur Entwickelung gelangen, wie v. Baer in Novaja-Semlja wahrnahm, bestätigen die Untersuchungen v. Ms nicht. Die statistischen Verhältnisse der Taimyrflora sind von v. T. sehr ausführlich bearbeitet worden, ebenso die Arealgrenzen der einzelnen Arten: % derselben ist bis zu der Insel Bär an der Mün- dung des Taimyr (75° 36’) verbreitet, der 7öste Grad bildet für die Mehrzahl der übrigen. die Polargrenze, namentlich auch für die Zwerebirke und einen Theil der Salices. Die Pflanzen von der Boganida sind noch innerhalb der nord- sibirischen Baumgrenze gesammelt: der nördlichste Baum ist Larix daurica Turez., der dann plötzlich unter 71%° N. Br. verschwindet. Die Hälfte der Boganidapflanzen wächst nicht mehr im Taimyrlande. Darunter sind folgende Sträucher: Alnus fruticosa Rupr., Salix re- tusa, myrtilloides, hastata, boganidensis Tr. (t.2. 3); Empetrum ni- grum; Arctostaphylos alpina, Andromeda polifolia, Vaceinium Vitis idaea und uliginosum; Ribes propinguum Turez.; Rosa acicularis Lindl.; ferner kommen hier auch noch Rubus arcticus und Chamae- morus vor. — Die Polargrenzen der am Jenissei beobachteten Wald- bäume sind folgende: Pinus sylvestris — 66° N.Br., P. Cembra, in Gesellschaft der beiden folgenden wachsend, — 683°, P. obovata, grosse Wälder zwischen 66° und 67° bildend, — 693°, P. sibirica — 674°, Larix sibirica — 66°; Alnus incana unter 66°, Sorbus aucu- paria u. 64°, Prunus Padus u. 61° bemerkt. Ausser den genannten’ kommen in y. T.’s Arbeit folgende neue Bestimmungen vor: Stellaria ciliatosepala vom Taimyrlande bis zum arktischen Amerika verbreitet (t.8), Taraxacum Scorzonera Rehb, (T. palustre Fl. dan. t. 1708), Rumex arctieus (R. domesticus var. Cham.?), Carex melanocarpa Cham. mser. (t. 4). Die Pflanzen, welche sich von Mitteleuropa bis zum Taimyr- lande verbreiten, sind folgende: Caltha palustris, Ranunculus acris, Cardamine pratensis, Arabis petraea, Alsine verna, Chrysosplenium TD* 294 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der alternifolium, Saxifraga Hirculus und caespitosa, Cineraria palustris, Matricaria inodora, Ledum, Pyrola rotundifolia, Androsace septen- trionalis, Rumex domesticus und Acetosa, Polygonum Bistorta, Lu- zula campestris, Eriophorum angustifolium und vaginatum, Festuca rubra, Poa pratensis, Deschampsia caespitosa; bis zur Boganida: Parnassia palustris, Comarum, Epilobium palustre, die Vaccinien und Andromeda, Empetrum, Pyrola secunda, Menyanthes, Polemo- nium, Pedicularis sceptrum, Veronica longifolia, Rumex Acetosella, Corallorrhiza, Festuca ovina: alle übrigen europäischen Formen sind als arktisch und alpin zu betrachten. Ueber die Vertheilung der Wärme in Sibirien enthält der erste Band. des v. Middendorff’schen Reisewerks schätz- bare Materialien (Bd. 1. Th. 1. Klimatologie. Geognosie). Hieran reihen sich die von Kupffer und Berghaus mitge- theilten Werthe von verschiedenen meteorologischen Stationen (K. resumes des obsery. meteorol. en Russie. Livr. 1. Petersb. 4846 und B. in Lüdde’s Zeitschrift f. Erdkunde. Bd. 6. 1847). Die Südgrenze des zu Jakutsk bis zu 670’ Tiefe gefrorenen Bo- dens, welche der Isogeotherme 0° entspricht, hat nach v. M. fol- genden allgemeinen Verlauf: Berjosov am Ob (64° N.Br.), Turu- chansk am Jenissei (66°), zw. Witimsk und Olekminsk an der Lena (58°), von hier aus in nordöstlicher Richtung fortgesetzt (Middend. 1. S.179). Vegetationsgrenzen werden durch diese Linie nicht be- stimmt: allein die allgemeinere Bedeutung bleibt, dass ein so grosser Theil Sibiriens im Sommer die Schneedecke über dem gefrorenen Boden verliert und dadurch organisches Leben möglich macht. Die Temperatur an der Boganida (71° 5), 70 g. Meilen vom ark- tischen Meere entfernt, vertheilte sich im Sommer 1845 folgender- massen (das. S. 54): 25—30. April . . =- 20° C. Mai RE 80,9 Juni A re Juli ='+'90,25 , August = + 100,75 „ September . en KO 1—26. Oktober . ee Sommer . . =+ 77%5°C. Vertheilung der Wärme nach den Jahrszeiten in Sibirien. Mittl. Temp. Frühling. Sommer. Herbst. Winter. Jakutsk (62°2) —10°9 C. —9°,5 C. +14°,6 C. —11° -C. — 38°,1 C, (K.) Bogoslowsk . (59° 45’ = 600°) —,.029 „ — 1925 „.+16°,25 „ — 1°,1,, —179,29,,(B.) Jekaterinenburg 56° 50’ = 820) + 0%9 „ +0%5 „ +16° „+ 0%6, —15%,1 „(B.) Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 295 Mittl. Temp. Frühling. Sommer. Herbst. Winter. 2... oe 30’ — 0°,25 C. — 1,4 C. +16°,25C. —1°,9 C. —18°,1.C. (B.) en (53° 20 = 400') — 0° ‚4 ” —0° Be) ” E17, 4 „ — 09,25 ” — 18° ” (B.) en, (51° 18' = 2000') ze my 19,25 ” +16°,1 ” — 3°,6 ” — 270,1 ” (B.) Turczaninow hat seine Flora der Baikalgegenden (s. Jahresb. f. 1842 u. f.) fortgesetzt (Bullet. Moscou 1847. 2 p-3—65): diese Arbeit begreift den zweiten Theil der Sy- nanthereen (58 sp.). Die Schriften des verstorbenen Griffith, welche das indische Gouvernement herausgeben lässt, sind mir noch nicht zugegangen (Works of the late W. Griffith. Caleutta, 1847). Von der dänischen Expedition nach den Nikobaren sind einige vorläufige Nachrichten über die Vegetation dieses Ar- chipels durch Philippi (Berliner Monatsberichte der Ges. für Erdkunde. Bd: 4. S. 267) und Rink (Die nikobarischen Inseln. Kopenhagen, 1847) mitgetheilt. Die Vegetation der Nikobaren scheint der des nördlichen Theils von Sumatra zu gleichen. Von den zwanzig Inseln, die diesen Ar- chipel bilden, sind einige überall mit Wald bedeckt, worin Ficus- Arten und Dipterokarpeen vorherrschen: gegen das Gestade hin tre- ten auch die Casuarinen auf und zuletzt der Rhizophoren - Gürtel. Die übrigen Inseln, die sich nach R. durch plutonisches Substrat von dem Tertiärboden der ersteren unterscheiden, besitzen neben den Wäldern auch Gras-Savanen (Alang-Flächen). Nach Ph. liegen dieselben auf den nördlichen Inseln in der oberen Region, auf den südlichen in den Flussthälern, wo sie in der nassen Jahrszeit wahr- scheinlich unter Wasser stehen. Hier bemerkte Ph. auch Strecken mit hohen, aufrecht stehenden, jedoch abgestorbenen Bäumen, ohne die Ursache ihres Absterbens erklären zu können. In einer neuen, in Singapore erscheinenden Zeitschrift finden sich Nachrichten über die Kulturgewächse des indischen Archipels von Temminck (Journal of the Indian Archipelago and Eastern Asia. Singapore, 1847: vergl. Lond. Journ. of Botany 7. p. 218). — Beiträge zur Kenntniss der Ranuncula- ceen des niederländisch-indischen Archipels lieferte Korthals (Nederl. Kruidkundig Archief. 1. p. 207—209): die Gattungen sind Clematis, Naravelia, Ranuneulus und Thalictrum ), — Hasskarl beschrieb eine Exkursion nach dem Berge Japara in Java (Regensb. Flora f. 1847. S. 639—653). 296 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Ill. ZA;Ssr aka: Von Hardy wurde eine Abhandlung über das Klima von Algerien der französischen Akademie überreicht (Compt. ren- dus. 1847. Juin). Die Winterregenzeit ist deutlich ausgesprochen und von Nord- westwinden begleitet: an der Küste wird die Wärme des Sommers durch den Seewind, im Innern durch lokale Gebirgswinde gemässigt, dann aber auch wieder häufig durch den aus Südost wehenden Sirocco vermehrt. Die trockene Jahrszeit dauert von Mitte Mai bis zum Herbstaequinoktium. — Waldungen finden sich meist nur an südlichen und östlichen Abhängen, die vor dem Nordwest, der im Frühlinge ein trockener Wind werden soll, geschützt sind und deshalb die Feuchtigkeit im Sommer länger bewahren. Die entgegengesetzten Abhänge sind kahl oder mit Montebaxo von Quercus coceifera und Pistacia Lentiscus bedeckt. Ausserdem besitzen nur die Flussthäler Bäume: diese haben periodisches Laub, z.B. Pappeln, Erlen, Eschen, Ulmen, während die Bäume mit immergrünen Blättern den hügeligen Boden bezeichnen, z. B. Quercus Ballota, coccifera, llex und Suber, Laurus, Olea, Pistacia, Ceratonia. Von Munby erschien eine Flora von Algier (Flore de l’Algerie ou catalogue des plantes indigines du royaume d’Al- ger. Paris, 1847. 120 pag. u. 6 tab.). Dieser Katalog, der nach dem Sexualsystem geordnet ist, ent- hält 1800 sp., demnach } mehr als die Flora atlantica: als neu sind nur 10 sp. aufgeführt; aber einige andere Arten von Durieu u. A, sind noch unbeschrieben, Verschiedene Angaben von mitteleuropäi- schen Pflanzen bei Desfontaines sollen irrig sein und auf Verwech- selung mit den entsprechenden, mittelmeerischen Formen ‚beruhen. Für den Lotusbaum der Alten erklärt M. die Nitraria tridentata Desf., die er aus der Wüste von Soussa bei Tunis erhielt. Einzelne, dürftige Nachrichten über die Vegetation der Goldküste gab der Missionar Halleur in den Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Erdkunde (Bd. 4. S. 75). Der westliche, von granitischen Gebirgen erfüllte Theil der Küste ist mit Urwäldern bewachsen, unter deren Erzeugnissen man Adan- sonia und Elaeis erkennt. Der östlich vom Gebirge Aquapim gele- gene Theil der Goldküste bildet eine flache, sandige, unfruchtbare Ebene, wo niedriges Gebüsch herrscht, jedoch auch Kokospalmen wachsen. Zu den wichtigsten Bereicherungen der botanischen Li- teratur gehört das klassische Werk Ach. Richard’s über die Flora von Abyssinien, welches zwar zunächst auf die in den Jahren 1838 —1843 entstandenen Sammlungen der fran- Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 297 zösischen Reisenden Dillon und Petit begründet ist, aber auch die Schimper’schen Herbarien stets genau berücksichtigt und _ Hochstetter’s kursorische Bestimmung derselben wissenschaft- lich feststellt oder berichtigt (Tentamen Florae abyssinicae seu enumeratio plantarum hucusque in plerisque Abyssiniae provinciis detectarum. Vol. 1. 472 pag..in 8.: besondere Ab- theilung von Lefebvre’s Voyage en Abyssinie. Paris). Der erste Band umfasst die Familien von den Ranunculaceen bis zum Schluss der Synanthereen. — Eine kleine, von Delile im J. 1846 publieirte Sammlung von 68 Arten aus Schoa, ‘die von Richard mit aufgenommen werden,“ bedarf hier einer nachträglichen Erwähnung (am Schluss der Relation du second voyage de Rocher d’Hericourt. Paris, 1846). _ Was den Umfang der Materialien betrifft, welche Richard zu Gebote standen, so finden sich darüber in der Vorrede folgende No- tizen: R. Brown’s Katalog der Salt’schen Pflanzen enthielt 146 sp. ohne Charakteristik; von Fresenius sind etwa 70sp., die Rüppell gesammelt, publieirt; die französischen Herbarien geben ein Material von ungefähr 1500 sp., von denen damals, als sie nach Paris kamen, beinahe % neu waren; Schimper’s Sammlung (3 Serien) umfasst etwa 1600 sp. unter mehr als 1900 Nummern, alle bestimmt, jedoch gröss- tentheils nicht beschrieben („toutes ces plantes ont ete nommees par Hochstetter et Steudel, avec soin et souvent avec beaucoup de precision”). Uebersicht der abyssinischen Flora mit Angabe der Gattungen: 49 Ranunculaceen (Clematis 4 sp., Thalietrum, Ranunculus 15 sp., Delphinium); 2 Menispermeen (Stenaphia, Chasmanthera); 1 Berbe- ris; 1 Nymphaea* '); 2 Fumarien * (eingeführt); 3 Resedaceen (Re- seda, Caylusea); 22 Cruciferen (Nasturtium, Barbarea*, Arabis 4sp., Cardamine 5sp., Capsella®, Erysimum, Lepidium, Brassica, Diplo- taxis*, Crambe*, Erucastrum); 16 Capparideen (Gynandropsis*, Cleome, Crataeva*, Boscia, Cadaba 4 sp., Capparis, Maerua); 2 Flacourtianeen (Koumea, Aberia); 8 Polygaleen (Polygala 6sp., Lo- phostylis); 1 Pittosporee (Pittosporum); 15 Caryophylleen (Dianthus, Silene, Cerastium, Uebelinia, Spergularia*, Sagina, Alsine, Mol- lugo*); 1 Elatinee (Bergia); 2sp. Linum*; 37 Malvaceen (Malva*, Pavonia, Lebretonia, Hibiscus 17 sp., Gossypium*, Sida 7sp., Abu- tilon 6sp., Bastardia*, Lagunea); 1 Bombacee (Adansonia digitata* — Dima Abyss. zw. 2000’ u..5000'); 9 Byttneriaceen (Sterculia, Ner- mannia, Melhania, Waltheria*, Dombeya); 26 Tiliaceen (Sparman- nia, Corchorus 5 sp., Triumfetta 6sp., Grewia 14sp.); 3 Olacineen ’) Die mit * bezeichneten Gattungen enthalten nur nicht ende- mische Formen. 298 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der (Apodytes, Ximenia, Balanites*); 7sp. Hypericum (grösstentheils baumartig); 1 Hippocratea; 7 Sapindaceen (Cardiospermum, Schmi- delia, Sapindus, Dodonaea*); 7 Meliaceen (Ekebergia, Turraea, Trichilia*, Bersama, Schizocalyx); 11 Ampelideen (Cissus 7 sp., Vitis Asp.); 10 Geraniaceen (Monsonia, Erodium*: eingeführt, Ge- ranium, Pelargonium); 2 Balsamineen (Impatiens); 6 Oxalideen (Bio- phytum, Oxalis 5sp.); 1 Zygophyllee (Tribulus terrestris*); 1 Ru- tacee (Teclea); 1 Zanthoxylee (Brucea); 1 Ochnacee (Ochna). 9 Celastrineen (Celastrus 8 sp., Catha. Forskalii Rich. = Cel. edulis Vahl); 7 Rhamneen (Zizyphus, Rhamnus, Helinus*); 14 Ana- cardiaceen (Odina, Rhus 9sp., Anaphrenium, Spondias*); 3 Burse- raceen (Boswellia papyrifera Rich. = Plösslea floribunda Endl.: Pa- pierbaum, Balsamodendron*); 182 Leguminosen (28 Genisteen: Cro- talaria 18sp., Chrysocalyx, Phyllocalyx, Leobordea, Ononis*, Ar- gyrolobium 4sp., Anthyllis*; 27 Trifolieen: Medicago *: eingeführt, Melilotus*: ebenso, Trifolium: 18sp., darunter 6sp. aus der Sect. Lupinaster, Lotus 4 sp.; 26 Galegeen (Indigofera 13 sp., Tephrosia 9sp., Berebera, Sesbania*, Colutea*; 3 Astragaleen: Astragalus, Biserrula; 5 Vieieen: Cicer, Ervum* und Lathyrus*: eingeführt; 17 Hedysareen: Scorpiurus*: eingeführt, Helminthocarpon, Zornia*, Aeschynomene, Rüppelia, Smithia*, Anarthrosyne, Desmodium, Ono- brychis, Taverniera, Acrotaphros, Alysiearpus, Antopetitia; 36 Pha- seoleen: Clitoria*, Johnia, Glyeine, Erythrina, Mucuna, Phaseolus, Vigna 8 sp, Dolichos 7 sp., Fagelia, Eriosema 4 sp., Rhynchosia 6sp.; 3 Dalbergieen: Dalbergia*, Philenoptera, Pterocarpus; 1 So- phoree (Virgilia); 24 Mimoseen: Entada, Inga 5sp., Acacia 17 sp., Calliea*; 13 Caesalpinieen: Pterolobium, Cadia*, Tamarindus*, Cassia 8sp., Banhinia, Besenna?); 11 Rosaceen (Rubus, Potentilla, Brayera, Alchemilla 4 sp., Rosa); 16 Combretaceen ( Terminalia, Combretum 10 sp., Anogeissus*, Poivrea); 1 Rhizophora* bei Mas- sowa; 7 Onagrarieen (Epilobium 5sp., Jussiaea*, Ludwigia); 1 Cal- litriche*; 11 Lythrarieen (Quartinia, Ammannia 5sp., Lythrum, Ne- saea*, Grislea); 1 Tamarix*; 1 Myrtacee (Syzygium*); 22 Cucur- bitaceen (Cyrtonema, Zehneria, Bryonia 5sp., Coccinia*, Momor- dica, Lagenaria*, Cucumis, Cucurbita, Sieyos*); 2 Passifloreen (Modecca, Botryosicyos); 1 Turneracee (Wormskioldia); 4 Portula- ceen (Trianthema*, Portulaca, Talinum *); 8 Paronychieen (Paro- nychia, Herniaria*, Polycarpea, Polycarpon*, Pollichia*, Scleran- thus*, Corrigiola*); 16 Crassulaceen (Bulliarda, Combesia, Umbi- licus, Crassula, Kalanchoe 7sp., Sedum, Sempervivum, Aeonium); 2 Ficoideen (Mesembryanthemum); 1 Saxifraga: 10—14000'; 28 Um- belliferen (Hydrocotyle, Haploseiadium, Sanicula*, Alepidea, Gym- nosciadium, Helosciadium*, Ammi*, Pimpinella, Sium, Heteromor- pha, Annesorrhiza, Ferula, Malabaila, Peucedanum, Steganotaenia, Lefeburea, Anethum*, Pastinaca, Agrocharis, Daucus, Torilis*, Anthriscus*, Cachrys, Pyenocyela); 3 Araliaceen (Panax, Aralia, Cussonia); 11 Loranthaceen (Viscum, Lorantlus 8 sp.). Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 299 36 Rubiaceen (Rubia*, Galium, Anthospermum, Mitracarpum *, Borreria, Hypodematium, Coffea arabica: wildwachsend in Enarea und Kaffa im Lande der Schan-Gallas, Canthium, Pavetta, Vangue- ria, Gardenia, Pouchetia, Feretia, Kurria, Hedyotis 12sp., Theyo- dis); 1 Valerianee (Valerianella); 6 Dipsaceen (Dipsacus, Scabiosa*, Cephalaria, Pterocephalus); 181 Synanthereen (21 Vernoniaceen: Ethulia, Vernonia 16sp., Gymnanthemum, Cyanopis; 1 Eupatoriacee: Adenostemma; 41 Asteroideen: Felicia, Agathaea, Nidorella, Dichro- cephala, Conyza 12 sp., Blumea 9sp., Phagnalon, Klenzea, Inula, Inulaster, Francoeuria*, Pulicaria, Eclipta*, Blainvillea*; 77 Sene- eionideen: Sphaeranthus *, Limnogenneton, Xanthium*, Guizotia, Verbesina 6 sp., Sclerocarpus*, Wirtgenia, Wurschmittia, Bidens, Spilanthes, Chrysanthellum, Tagetes* eingeführt, Ursinia, Anthemis, Cotula, Artemisia, Helichrysum 11 sp., Achyrocline, Gnaphalium 5sp., Filago, Cineraria, Senecio 21 sp., Notonia, Euryops; 19 Cy- nareen: Tripteris*, Schnittspahnia, Ubiaea, Arctotis, Echinops 7 sp., Amberboa, Centaurea, Kentrophyllum*, Carduus, Cirsium, Serra- tula; 3 Mutisiaceen: Gerbera, Diecoma*; 19 Cichoraceen: Tolpis, Picris, Lactuca 5sp., Pyrrhopappus, Barkhausia 5sp., Pieridium *, Sonchus, Dianthoseris). Fassen wir nun die allgemeinen, pflanzengeographischen Ergeb- nisse ins Auge, welche sich aus dieser ersten Hälfte einer wissen- schaftlichen Darstellung der abyssinischen Flora ableiten lassen, so wäre zuerst hervorzuheben, dass ihr Charakter weit selbstständiger ist, als in irgend einem andern, zugänglichen Theile des tropischen Afrika’s: denn das Verhältniss der endemischen zu den nicht ende- mischen Bestandtheilen scheint 3:1 oder ungefähr ebenso gross zu sein, als das der neuen Arten in den Sammlungen der abyssinischen Reisenden überhaupt. Dagegen betrug diese Verhältnisszahl in dem nubischen Herbarium Kotschy’s nur 7:13 (vergl. Jahresber. f. 1842. 8.409). Wir dürfen ‚diese Eigenthümlichkeit Abyssiniens indessen nicht als eine Ausnahme von dem allgemeinen Gesetze grosser Pflar- zenareale im tropischen Afrika und kleiner Verbreitungsbezirke im südlichsten Theile dieses Kontinents ansehen, vielmehr nur als eine natürliche Folge der vertikalen Erhebung des Landes, indem keine andere afrikanische Gebirgsflora zwischen den Wendekreisen erforscht ist. Vielmehr stimmt sowohl die im Verhältniss zur Mannigfaltigkeit der Gebirgseinflüsse und zur Fülle der klimatischen Bedingungen ge- ringe Anzahl der abyssinischen Pflanzenarten, als auch die Verbrei- tung zahlreicher Formen von der afrikanischen Westküste bis in dieses östliche Gebirgsland, ja sogar das Vorkommen einzelner Cap- gewächse mit den bisher gewonnenen Thatsachen über die Pflanzen: verbreitung in Afrika wohl überein, Im Ganzen werden, abgesehen von den Kulturpflanzen Abyssi- niens, 815 Arten in dem ersten Bande von Richard’s Flora enthalten sein und unter diesen sind 600 Arten, welche bisher nur in Abyssi- 300 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der nien angetroffen sind: die nubischen Herbarien habe ich zwar nicht speciell vergleichen können, diese haben jedoch fast nur solche Ar-- ten mit den abyssinischen gemein, welche auch in anderen afrikani- schen Gegenden vorkommen. Die nicht endemischen Gewächse Abyssiniens gehören überhaupt nur in einzelnen Fällen den nächst- gelegenen, engeren Florengebieten an, sondern sie wachsen entweder durch das ganze tropische Afrika oder sind mit den Kulturgewächsen vom Mittelmeer und von Ostindien aus angesiedelt: so kommen bei Richard nur 10 Arten vor, welche zugleich in dem durch Lage und Bodengestaltung am nächsten verwandten, tropischen Theile Ara- biens gefunden sind. Mehr als die Hälfte der nicht endemischen Arten hat Abyssinien mit anderen tropischen Gegenden gemein. Diese zerfallen in folgende Kategorieen: z 1. 64 afrikanische Gewächse, die zugleich an der Westküste in Senegambien einheimisch sind: einzelne finden sich nur in den Her- barien von Guinea wieder. Beispiele: 4 Capparideen, namentlich Crataeva Adansonii DC., 8 Malvaceen, darunter Bastardia angulata Guillem., die durch ganz Abyssinien verbreitete Bombacee Adanso- nia, von Tiliaceen eine Triumfetta und 2 sp. Grewia, Schmidelia africana DC. = abyssinica Hochst., Cissus populnea Guillem,, Ce- lastrus senegalensis Lam., Spondias birrea Rich., Balsamodendron africanum Arn., 15 Leguminosen, darunter 4 Tephrosien, Sesbania punctata DC. und pachycarpa DC., Erythrina senegalensis DC., Dal- bergia melanoxylon Guillem., Caillea dichrostachys Guillem., 3 Com- bretaceen: Terminalia avicennioides Guillem., Anogeissus leiocarpa Guill. und Poivraea aculeata DC., 4 Lythrarieen, Tamarix senega- lensis DC., Syzygium guineense DC., Loranthus rufescens DC., 4 Rubiaceen, 8 Synanthereen, darunter Vernonia pauciflora Less., 2 sp. Blainvillea, Helichrysum glumaceum DC., Dieoma tomentosa Cass. 2. 44 Arten, die auch in Ostindien vorkommen und grössten- theils westwärts bis Senegambien, ja einige (9 sp.) auch bis Ame- rika verbreitet sind. Diese Wanderung ist bei den meisten Formen durch die Verbreitung der tropischen Kulturpflanzen bedingt und daher sind nur wenige Holzgewächse in dieser Zahl begriffen und auch.diese wohl wegen ihrer Benutzung dem Menschen gefolgt, z. B. Berberis tinctoria Lesch., Cissus quadrangularis L., Acacia arabica W., Tamarindus indica, Vangueria edulis Vahl. 3. Eine Art, die ausser Abyssinien bisher nur auf der Insel Bourbon gefunden ist: Viscum taenioides Comm, 4. Die oben erwähnten 10 Gewächse Arabiens: 3 Capparideen, Triumfetta Vahlii Poir., Trichilia emetica Vhl., Balsamodendron Kafat Kth.?, Lotus arabicus, Cadia varia l’Her,, Cassia nigricans Vhl., Talinum cuneifolium. — Von den eigenthümlichen Kulturge- wächsen Arabiens ist es gewiss, dass Coffea in Abyssinien, Catha Forskalii in Arabien wild wächst: hingegen zweifelhaft, ob letztere in Abyssinien einheimisch oder nur kultivirt vorkommt. Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 301 Von den nicht endemischen Pflanzen Abyssiniens, welche ausser- dem jenseits der Wendekreise angetroffen werden, ist die merkwür- digste Reihe die der Cappflanzen, von denen bei Richard folgende 13 Arten identifieirt sind: Cardamine africana, Corchorus terrae- folius Burch., Helinus seandens Rich., Rhus viminale Vhl., undu- latum Jacg. und pyroides Burch., Acacia mellifera Benth., Zehneria velutina Endl., Pollichia campestris Ait., Sium Thunbersii DC., Tori- lis africana Spr., Anthospermum cordifolium DC., Helichrysum foetidum Cass. Bis Aegypten und Syrien verbreiten sich 11 Arten: von diesen sind auf das Nilgebiet beschränkt Nymphaea coerulea, Acacia albida Del., Cassia obovata Coll., Blumea Dioscoridis (Pluchea DC.), Pu- liearia undulata Jacg., Sphaeranthus suaveolens DC., Senecio aegy- ptius; die übrigen, vielleicht in entgegengesetzter Richtung gewan- dert, sind Brassica Tournefortii, Zizyphus spina christi, Colutea aleppica und Tripteris Vaillantii Decs. ‘Von europäischen Formen finden sich bei Richard 72 Arten, die in folgende Kategorieen fallen: 1. 57 grösstentheils jährige und am Becken des Mittelmeers weit verbreitete Kräuter, die auf bebautem Lande vorkommen und, ursprünglich mit den Getraidesamen nach Abyssinien verschleppt, sich daselbst dauernd angesiedelt haben, 2. 9 Wasser- und Sumpfpflanzen, die als solche den klimatischen Bedingungen der gemässigten Zone nicht unterworfen sind und von denen daher mehrere durch alle Erdtheile sich fortgepflanzt haben: Ranunculus aquatilis, Nasturtium offieinale, Epilobium hirsutum, Callitriche verna, Lythrum Thymifolia, Bulliarda Vaillantii, Hydro- cotyle natans Cyr., Helosciadium nodiflorum, Gnaphalium uliginosum. 3. 6 Arten, deren Verbreitungsart nach Abyssinien unerklärt bleibt, die aber zum Theil in Rücksicht auf Species-Begrenzung un- sicher erscheinen: Arabis albida, eine Gebirgspflanze der Krim, des Kaukasus und Anatoliens; Cardamine hirsuta; Sieyos angulatus, in den russischen Steppen und in Nordamerika gefunden (ebenso ist nach Richard die endemische Cucurbitacee Zehneria longepeduncu- lata Hochst. wahrscheinlich mit der nordamerikanischen Melothria pendula L. identisch); Sanicula europaea, auch am Cap, aber nach de Candolle vielleicht von der europäischen verschieden, Scabiosa Columbaria; Echinops spinosus, Als Nachtrag zu dem im Jahresb. für 1841. (S. 451) mitgetheilten Verzeichniss der abyssinischen Kulturpflanzen können folgende An- gaben dienen: Brassica oleracea, B. carinata A. Br., Raphanus sa- tivus; Gossypium vitifolium Lam.; Citri sp. 4. Risso; Vitis vinifera (Oueini); Ruta bracteosa (Etchenahaddam); Catha Forskalii (Tehat.); Pisum arvense und sativum (Aissateur), Vigna Catiang Ait. (Adoug- gouari), Lablab vulgaris; Amygdalus communis, Persica vulgaris, Armeniaca vulgaris, Rosa sancta Rich, (Caga); Lawsonia alba; Myr- ‚302 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der tus communis, Punica; Cucumis sativus (Deucala-deubba), Cucurbita maxima (Doubba); Apium graveolens, Foeniculum vulgare; Helian- thus annuus. Bunbury hat seine in den Jahresberichten f. 1842—44 erwähnten Beobachtungen über die Cap-Kolonie in einem selbstständigen Werke zusammengestellt (Journal of a resi- dence at the Cape of good hope. London, 1847. 8. 297 pag.). — Pappe publieirte ein Verzeichniss von 70 Pflanzen der Capflora, welche von den Bewohnern als Heilmittel benutzt werden (List of South African indigenous plants, used as re- medies by the colonists. Capetown, 1847). — Montagne bearbeitete die von Drege am Cap gesammelten Pilze (Ann. sc. nat. 1847. 7. p. 166—178): 40 sp. nebst einer Bemerkung über Peyssonelia. IV. Inseln des atlantischen Meers. Watson liefert einen neuen Nachtrag zu seinen früheren Arbeiten über -die Flora der Azoren (s. Jahresb. für 1843. S. 422 u. f. 1844. S.394), nach den Mittheilungen des dorti- gen, britischen Consuls Hunt (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 380 bis 397). Dadurch wird die Anzahl der azorischen Pflanzen um 48 sp. von S. Miguel vermehrt, so dass jetzt über 500 Arten daher bekannt sind: allein die neuen Beiträge sind grösstentheils europäischen Ur- sprungs und bieten deshalb weniger Interesse dar. Nur eine Art ist neu: Ammi Huntii Wats.; übrigens bemerkenswerth sind: Myrtus communis, Lotus macranthus Sow., Prunus lusitanica, Aichryson villosum Wb., Gymnogramma Lowei Hook. Arn. — Dann folgen kri- tische Bemerkungen zu der Flora azorica. Die wichtigsten sind fol- gende: Ranunculus cortusaefolius ist R. grandifolius Low.; Hyperi- cum decipiens Wats. ist H. baeticum Boiss. und, wie ich vermuthete, H. perforatum Seub.; Kundmannia sicula Seub. ist das neue, ende- mische Petroselinum Seubertianum Wats.; Lysimachia azorica scheint eine Form von L. nemorum; Microderis umbellata Hochst. gehört zu M. rigens DC.; Persea azorica Seub. ist Laurus canariensis Wb.; Euphorbia Styxiana Wats. ist E. mellifera Ait.; Urtica azorica Hochst. ist U. neglecta Guss. Ueber die Flora von Madeira sind einige Notizen aus Vogel’s Tagebuch publieirt worden (Lond. Journ. of Bot. 6. p.125—135). Die von ihm und von Hooker d. J. gesam- melten Pflanzen wurden von C. Lemann bestimmt, der zu- Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 303 gleich die allgemeineren pflanzengeographischen Thatsachen bespricht, Hiernach sind in Madeira 672 Gefässpflanzen beobachtet, von denen 85 der Insel endemisch angehören. Die Anzahl der europäi- schen Formen beträgt 480 sp., die übrigen werden, mit einzelnen Ausnahmen auch auf den andern atlantischen Archipelen vorkommen. Die Ausnahmen scheinen einige westindische Farne zu bilden, die das feuchtere Klima auf Madeira beschränkt hat. — Die Liste der in wenigen Tagen unter Lowe’s Anleitung gesammelten Pflanzen um- fasst 181 Arten. V. Amerika Systematische Beiträge zur Flora von Nordamerika: Fort- setzungen von Dewey’s Caricographie (Sillim. Journ. Second. Ser. Vol.3); A. Braun die nordamerikanischen, Arten von Isoetes (3sp.) und Marsilea (4 sp.) (das.); Bailey Noten über die Algen der vereinigten Staaten (das.); Tuckermann bereicherte Uebersicht der Lichenen in den nördlichen Staaten und Canada, mit etwa 15 neuen Arten (Proceedings of the American Academy. Dec. 1847. p. 195— 285) und Sammlung getrockneter Lichenen, Hft. 1. 2. (50 sp.) (Cambridge, 1847), — Beiträge zur Flora einzelner Gegenden: Maclayan-Fund- orte von Pflanzen am Rideau-Kanal zwischen dem Ontario- See und Ottawa (Ann. nat. hist. 20. p. 11—14); Bertolone Beschreibung einiger Synanthereen aus Alabama (Miscellanea botanica. Bologna, 1847. cum figur. 4.); Asa Gray Beschrei- bung neuer Synanthereen aus Texas (Proceedings of the Ame- rican Academy. Dec. 1846. p, 46—50). Geyer’s Herbarien vom Oregon-Gebiet und den Rocky Mountains sind von Sir W. Hooker bearbeitet worden _ (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 65—79. 206—256). Diese Arbeit reicht bis jetzt von den Ranunculaceen bis zu den Synanthereen. Sie enthält einen reichen Beitrag zu den Arealen der in Hooker’s und Asa-Grey’s Floren vorkommenden Arten. Die Zahl der neuen Formen ist im Verhältniss zum Umfang der Sammlung geringfügig: sie beträgt etwa 14 Arten, von denen eine Vesicaria und Acer Douglasi abgebildet sind. Die von Aschenborn, Ruhland und de Berghes in Mexico gesammelten Pflanzen wurden von Nees v. Esenbeck und Schauer untersucht (Linnaea 19. p. 681—734 u. 20. p.697— 750): die Anzahl der neuen Formen ist beträchtlich. — Die 504 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der von Liebmann in Mexico gesammelten Algen hat J. Agardh bearbeitet (Öfversigt af K. Vetenskaps- Akademiens Förhandl. 4847. Nr. 1—6). Die pflanzengeographischen Erläuterungen zu dieser Sammlung sind von Liebmann selbst abgesondert herausgegeben (Oversigt over det Danske Videnskabernes Selskabs Forhandl. 1846. Nr. 4. 5: übersetzt von Beilschmied in Hornschuch’s Archiv skandinav. Beiträge. 1847): es wurden 90 Algenformen, theils am stillen Meer, theils am mexicani- schen Meerbusen gesammelt. Taylor beschrieb einige neue Kryptogamen aus Jamaika (Ann. nat. hist. 20. p.379—81): 3 Leber-, 1 Laubmoos, 1 Flechte. — Die Melastomaceen von Trinidad bearbeitete Crueger (Linnaea 20. p. 99—112): 12 neue Formen. Die Beiträge von Klotzsch zur Flora des tropischen Amerika (Jahresb. f. 1844. S.407) werden fortgesetzt (Lin- naea 20. p. 337—542): von Rlotzsch sind daselbst bearbeitet Farne, Lykopodiaceen, Palmen, Pandaneen, Musaceen, Bala- nophoreen, Cycadeen, Proteaceen und Artokarpeen; von Schauer Verbenaceen und Synanthereen; von Benjamin Lentibularien. . Ueber die von Moritz in Venezuela gesammelten Laub- moose hat nach K. Müller auch Hampe berichtet (Linnaea 20. p. 65—98) und später über die Lebermoose (das. p. 321 bis 336). \ SirR. Schomburgk beschrieb drei neue Gewächse aus dem britischen Guiana und erläuterte ihre pflanzengeo- graphischen Verhältnisse (Linnaea 20. p. 751—760). — Der- selbe untersuchte die Verbreitung der häufigsten Savanen- Gräser Demerara’s (Ann. nat. hist. 20. p. 396—409). Die genannten und in Hinsicht auf ihren Nutzen gewürdigten Gräser von Demerara sind folgende: Paspalum conjugatum (Sour- grass ete.), 2—3’ hoch, fast das ganze Jahr blühend, nur als Heu, nicht frisch zu nutzen, von Mexiko bis Peru und von Westindien bis zum Essequibo verbreitet; P. vaginatum (Water-grass etce.), rasch Rasen bildend und Kulturland überziehend, als Weidegras sehr ge- schätzt, von Nordamerika bis Montevideo vorkommend und in nicht- amerikanische Tropenländer übergesiedelt; P. virgatum (TLamaha- grass), 3-4, zuweilen 6’ hoch, wird als Futtergras dem Guinea- Gras gleich gesetzt, aber im Anbau bis jetzt vernachlässigt, findet sich von Jamaika bis Montevideo; Helopus punctatus Ns. (Black- seed-grass etc.); Panicum horizontale (Fine White-seed-grass); P. Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 305 fimbriatum (Lony-grass); P. affıne Ns. (Pipe-grass etc.), im Wasser schwimmend und auf den Flüssen fluthende Inseln bildend; P. colo- num (Rice-grass ete.), als Futtergras sehr ausgezeichnet und üppig wuchernd, häufiger in Westindien; P. tenuiculmum; P. maximum (Guinea-grass), aus Afrika in der Mitte des vorigen Jahrhunderts eingeführt und allgemein als Futtergras angebaut; P. spectabile (Scotch-grass), ebenfalls aus Afrika stammend und angebaut; Hyme- nachne amplexicaulis (Broad-leaf-grass); Cenchrus echinatus (Bur- grass) und C. tribuloides; Anatherum bicorne (Fox-tail ete.); Spo- robolus virginicus (Browne’s Crab-grass); Cynodon Dactylon (Ba- hama-grass ete.), den Zuckerrohrplantagen nachtheilig; Leptochloa virgata, als Futtergras geschätzt; Eleusine indica (Man-grass); Spar- tina fasciculata; Dactyloctenium mucronatum (The Cruciated-grass). — Hieran reihen sich noch einige Cyperaceen: Cyperus Luzulae, C. nemorosus, C. ferax (Savannah or Razor-grass), dessen Blatt- ränder scharf sind wie Messer, C. rotundus (Nut-grass), dem kulti- virten Boden höchst schädlich, Hypoporum nutans. Die Beiträge zur Flora von Surinam aus Splitgerber’s Nachlass von de Vriese (s. vor. Jahresb.) sind fortgesetzt (Nederlandsch Kruidk. Arch. 1. p. 218—256): darin neue Arten aus den Anonaceen, Dilleniaceen und Meliaceen. Von der Flora brasiliensis (Jahresb. f. 1842) erschienen das 7te, $te und 9te Heft (1847). Das siebente Heft enthält die Acanthaceen, bearbeitet von Nees v. Esenbeck (164 pag. und 31 Taf.): 344 Arten, mit 22 neu aufge- stellten Gattungen. — Das achte Heft umfasst 12 monokotyledoni- sche Familien von Seubert (116 pag. u. 13 Taf.): 2 Hypoxideen, 10 Burmanniaceen, 2 Haemodoraceen, 56 Vellosieen, 19 Pontede- reen, 2 Hydrocharideen, 17 Alismaceen, 6 Butomeen, 8 Junceen, 6 Rapateaceen, 12 Liliaceen (doch nur 3 ursprünglich einheimisch), 48 Amaryllideen. — Im neunten Hefte hat Benjamin die Utricula- rien (61 sp.) bearbeitet (34 pag. u. 3 Taf.) und v. Martius die Er- läuterungen seiner brasilianischen Landschaftszeichnungen fortgesetzt (Taf. 25—32 und pag. 77—84). Gardner hat seine Beiträge zur brasilianischen Flora fortgesetzt (Lond. Journ. of Bot. 1847. p. 417 u. 1848. p. 78. 286. 395). Inhalt der neuen Arten Gardner’s aus Brasilien: Nachtrag von 21 Vernoniaceen und gegen 33 Eupatoriaceen; 24 Asteroideen; 75 Senecionideen. Die schon beschriebenen Synanthereen der Gardner- schen Sammlung sind am Schlusse jeder Abtheilung aufgezählt: allein deren Zahl ist weit geringer als die der Formen, welche G. für neu hielt. 306 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der A. Saint-Hilaire schildert den Vegetationscharakter des südlichen Theils der Provinz Goyaz (Comptes rendus, 1847. Fevr. und Tableau general d’un pays aurifere in Nouv. Ann. des Voyages, 1847. Juin.): gediegene Darstelluugen, welche jedoch meist durch v. Martius’ Schriften schon Be- kanntes enthalten. Die Campos von Bahia und Minas Geraes reichen aueh durch das südliche Goyaz, ein Wechsel von nackter, kräuterreicher Ebene mit verkrüppelten Baumhainen (Taboleiro coberto: vergl. Jahresb, f. 1840. 5.463) und Vellosien (das. S. 464); diese Holzgewächse sind grösstentheils in Minas und Goyaz dieselben, namentlich die Vochy- sien, Solanum lycocarpum, Plumiera drastica (Titome), Caryocar brasiliensis (Paqui), Lafoensia Pacari und Strychnos pseudochina. Die Gehölze sind an der Grenze von Minas weniger ausgedehnt und selten, nach Westen wird das Land waldreich: zwischen Meyaponte und Villaboa wurde ein 9 Legoas breiter Wald durchschritten, der aus Bambusen und Palmen bestand. — Die Regenzeit dauert hier (16° S. Br.) vom September zum April und ist streng von der trock- nen Jahreszeit geschieden. Tulasne hat seine Beiträge zur Flora von Neu-Gra- nada fortgesetzt (Ann. sc. nat. 1847. T.7. p. 257—296, 360— 378 u. T. 8. p. 326—343). Die neuen Arten gehören zu folgenden Familien: 12 Picramnien, 11 Zanthoxyleen, 1 Diosmee, 6 Bixaceen, 2 Samydeen, 7 Violaceen, 17 Ternstroemiaceen. Aus Linden’s Sammlungen von Neu-Granada hat Lindley die Orchideen publieirt (Orchidaceae Lindenianae. London, 1846. 8. 28 pag.): über die Hälfte der 129 Arten ist neu. Das Maximum der vertikalen Verbreitung fällt in das Niveau von 5000—7000' = 56 sp. — Neue Moose, welche Jameson am Pichincha in Ecuador gesammelt, hat Taylor beschrieben (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 328 — 342): 22 Laub- und 3 Le- bermoose. Von Orbigny’s Reisewerk erschienen Lief. 79 —87: noch immer ist nichts in der botanischen Abtheilung vollen- det. — Systematische Beiträge zur Flora von Bolivien wer- den von Remy nach den Sammlungen von Orbigny und Pentland mitgetheilt (Ann. sc. nat. 1846. T. 6. p. 315—357 u. 1847. T.8. p. 224— 240): die Zahl der neuen Arten beträgt 39sp., die zu den verschiedensten Familien gehören; umfas- sender sind nur die Ericeen mit 9 neuen Formen bearbeitet, Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 307 nämlich 2 Bejarien, 3 Gaultherien, 3 Thibaudien und einer Clethra. Von ©. Gay’s chilenischer Flora (s. vor. Jahresb.) ist uns die erste Lieferung des dritten Bandes zugegangen (Paris. 1847): der Bericht bleibt bis auf Weiteres vorbehalten. VI. Australien und oceanische Inseln. Die Vegetationsbedingungen an der Torresstrasse unter- suchte Jukes, der dem britischen Schiffe Fly zugeordnete Naturforscher (Narrative of the surveying voyage of H.M.S. Fly, by J. Beete Jukes. 2 Vol. 8. London, 1847). Australiens matter, fahler Vegetationscharakter reicht bis zur Nordküste dieses Kontinents und ist über die Umgegend vom Cap York an der Torresstrasse und die unmittelbar anliegenden Inseln ausgebreitet (1. p.297). Weitläuftige Wälder von hohen, einzeln stehenden Gummibäumen mit schattenlosen, laubarmen Zweigen, häufig durch Feuer gelichtet, sind allgemein, wie in den Breiten des gemässigten Südens: hier und da bemerkt man, wie dort, wohl kleine Schluchten mit dichterem Laubwerk und eingestreuten Palmen, aber, im Grossen betrachtet, ist die ganze Küstenlandschaft trocken, heiss und staubig. Derselbe australische Typus ist auch in Arnhem’s Land, z. B. um Port Essington, bemerkt worden und gilt daher nun- mehr für alle, sowohl für die tropischen, als gemässigten Küsten des Kontinents. In einer sehr geringen Entfernung von Cap York, da der Abstand von Neu-Guinea-nur 24 g. Meilen beträgt, ist der Anblick der Vegetation der australischen völlig entgegengesetzt. Schon Turtlebacked -Island in der Torresstrasse ist von dichtein, schattenreichem Walde bedeckt, strotzend in tropischer Fülle von Lianen und Unterholz und keine Acacie (gum-tree) hat aus der fremdartigen Nachbarschaft diesen Boden erreicht (1. p. 157). Hier- mit beginnt der Vegetationscharakter von Neu-Guinea, der allen In- seln an der Nordseite der Torresstrasse gemein ist. Sie erzeugen Cocospalmen, Pisang und Bambusen, sämmtlich sind sie dicht be- waldet und nirgends kehren die Gummibäume wieder: überall ge- - währen die vielzweigigen, durchwachsenen Laubkronen den tiefsten, erfrischendsten Schatten und oft sind die hochanstrebenden Stämme - durch Lianen, durch den Wechsel der verschiedensten Pflanzenfor- _ men zu undurchdringlichen Dickichten verwoben. Denn „auch unter den Tropen behauptet die Höhe und Ueppigkeit der Vegetation von Neu-Guinea eine hervorragende Stellung: eine grosse, dichte Jungle- - Bildung bekleidet die sumpfigen Gestade der Südostküste, reich an ungewöhnlich hoben Waldbäumen, deren Stämme durch Gruppen von Sagopalmen und unzählige Pflanzen eines feuchtwarmen Klimas verdeckt werden” (1. p.298). Es ist merkwürdig, dass dieser Ge- Archiv f. Naturgesch, XIV. Jahrg. 2. Bd. U Be 308 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der gensatz der beiden gegenüberliegenden Küsten der Torresstrasse auch in einer ebenso verschiedenen Molluskenfauna ausgesprochen ist, so wie auch in der übereinstimmenden Grenze zweier Men- schenracen. E Die Ursache dieser scharfen Vegetationsgrenzen setzt J. mit Recht zu der Feuchtigkeit des Klimas von Neu-Guinea in Beziehung, allein er irrt, indem er die Frage aufwirft, ob nicht die Vegetation vielmehr Ursache als Wirkung des Klimas sein könne. Beide Küsten liegen in der durch die Konfiguration des Festlands bestimmten Re- gion der Monsune, aber es ist klar, dass derselbe Monsun, der in Neu-Guinea ein Seewind ist, nach der neuholländischen Küste als ein trockener Landwind aus dem Innern der australischen Wüste ge- langt, und umgekehrt. Ferner ist im Süden von Neu-Guinea der- jenige Monsun, der aus dem stillen Meere weht, eine an sich Trok- kenheit bedingende Polarströmung, die aber hier als Seewind diesen Charakter verliert: da nun der entgegengesetzte Passat als Aequato- rialströmung Regen heryorbringt, so fällt Neu-Guinea in die Kate- gorie der feuchtwarmen Tropenländer, wo die atmosphärischen Nie- derschläge, von keiner Jahreszeit völlig ausgeschlossen, eine ewig grünende Vegetation erzeugen. Ebenso deutlich ist der entgegenge- setzte Passat-Charakter des tropischen Australiens, dessen Wüsten- Monsun als Polarströmung eine lange Unterbrechung der Vegeta- tionsphasen durch Dürre bewirkt. Mit dieser theoretischen Auffas- sung stimmen die Erfahrungen über den Verlauf der Jahreszeiten an der Torresstrasse, wie sie sich während J.’s langdauernden Aufent- halts herausstellten, wesentlich überein: nur weht der Nordwest- Monsun weniger regelmässig, als der Südost. Der stetige Südost- Monsun begann den 20. März und dauerte bis zum September (1. p.151); im Februar und März wechselten die Monsune, waren jedoch beide meist von heiterem Himmel begleitet; wann der regel- mässige Nordwest beginne, sei noch zweifelhaft, indessen wahr- scheinlich, dass derselbe von Ende Oktober an mit dem ent- gegengesetzten Passat zeitenweise abwechsele 1), nebst Stürmen aus anderen Himmelsrichtungen. Bestimmter sind des Reisenden Aeusse- rungen über den Einfluss der Monsune auf die atmosphärischen Nie- derschläge (1. p.157). Vom März bis Oktober, während das nörd- liche Australien am trockensten ist, herrscht an der Südküste von Neu-Guinea eine nasse Jahreszeit; von Oktober bis März fällt in Australien der meiste Regen, in Neu-Guinea wahrscheinlich weniger, als in dem ersteren Halbjahr: es bringe nämlich hier der Südost- Monsun. die nasse, der Nordwest die trockenere Jahreszeit (1. ') Hiermit stimmen die Erfahrungen von Leichhardt’s Reise überein, der sich im November in Arnhem’s-Land befand, als unter Gewitterstürmen der Nordwest-Monsun mit wechselnder Windesrich- wng begann und nun bald die nasse Jahreszeit folgte, Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 309 p- 283) '). Der Verlauf der Jahreszeiten ist daher an beiden Küsten offenbar entgegengesetzt, wiewohl die Windesrichtung dieselbe bleibt. Nach diesen klimatischen Thatsachen ist dem Verf. in Bezug auf die von ihm angeregte Frage zwar zuzugestehen, dass die Vegeta- tionsgegensätze sekundär den Charakter des Klimas verstärken kön- nen und dass dieselben Winde sich über den Wäldern von Neu- Guinea abkühlen und ihre Feuchtigkeit niederschlagen, welche in den offenen Gegenden Neuhollands vielmehr heisser und trockener werden (1. p.300): alleia hierbei bliebe die ursprüngliche Ursache der verschiedenen Bekleidung des Bodens unerklärt, die aus der entgegengesetzten Lage der Küsten gegen den Passat folgt. Dieser von dem Verf. nicht gelösten Schwierigkeit gegenüber äussert sich bei ihm die durch Forbes’ missglückte Theorieen angeregte Neigung, nach geologischen Gründen der Vegetationsgegensätze zu forschen, aber als ein klarblickender Beobachter der Natur gelangt er auf diesem Wege neben unbegründeten Hypothesen auch zu einigen rich- tigen Bemerkungen. So verweilt J. bei der merkwürdigen Thatsache, dass Murray’s-Island, eine noch innerhalb des grossen Barriere-Riffs gelegene Insel, von einem dichten Cocospalmen- Walde bedeckt ist, während auf dem ganzen Kontinent von Australien diese Palme nir- gends angetroffen wird (1. p. 132). Er folgert daraus, dass entweder, als die Ausbreitung der Cocospalmen über die Südsee-Inseln statt- fand, Neuholland schon seine abweichende Vegetation besass und dass diese jener Ansiedelung hinderlich war, oder dass der austra- lische Kontinent erst später gebildet worden sei. Dieses Letztere würde mit der fortschreitenden Senkung desselben, durch welche das Barriere-Riff eben nach Darwin entstanden ist, im Widerspruch stehen: aber die richtige Erklärung, die J. übersehen, liegt nicht fern. Gehen wir von der Thatsache aus, dass nur auf den bewohn- ten Inseln der Torresstrasse Cocospalmen vorkommen (1. p. 155), so ist es offenbar, dass dieser Baum nur den Wanderungen einer bestimmten Menschenrace folgte, die ihn zu ihrem Nutzen verbreitet hat, und dass derselbe nur deshalb in Australien fehlt, weil dieser Kontinent von einer verschiedenen Race bewohnt wird. Dagegen müssen wir dem Verf. beistimmen, dass der Gegensatz der Mollus- kenfaunen an den beiden gegenüberliegenden Küsten nicht durch kli- matische Ursachen erklärt werden kann, weil diese Thiere in beiden Fällen unter gleichen äusseren Verhältnissen stehen und nur das offene Meer nicht zu überschreiten vermögen: hier wäre daher die Erforschung einer geologischen Ursache geboten, welche J. darin - erblickt, dass diese beiden Faunen sich von verschiedenen Centren aus an der Torresstrasse angesiedelt haben (1. p. 347). Ausgehend von der Darwin’schen Theorie, dass Neuholland eine Senkung er- *) Hierdurch werden die Angaben von Hinds bestätigt (s, Jah- resh. f. 1842. S. 432). U* 310 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der fahren habe, und diese Ansicht durch seine umfassenden Untersu- chungen des Barriere-Korallenriffs bekräftigend, folgert er hieraus, dass ehemals Neu-Guinea mit dem australischen Kontinent zusammen- hing und nach erfolgter Absonderung die Mollusken von den näch- sten Schöpfungscentren aus längs der Küstenlinien in die neu ent- standene See sich ausbreiteten, also an der Guinea-Küste der Mo: lukken- Typus, gegenüber die australischen Arten. Auch lässt diese Ansicht eine Anwendung auf die natürlichen Wanderungen der Pflan- zen zu, sofern der Verf. annimmt, dass die australische Vegetation erst nach-der Bildung der Torresstrasse geschaffen sei. Aber es ist bekannt, dass schon in der Tertiärzeit Neuholland den heutigen Or- ganisationstypus wenigstens in Bezug auf die höheren Thierformen ausgeprägt besass. R Aus den Vorträgen, welche Leichhardt nach der Rück- kehr von seiner ersten grossen Entdeckungsreise in Sidney hielt, hat Heward eine Darstellung des Innern von Neuhol- land zwischen Moreton-Bay und Port Essington geschöpft (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 342—364). L. zog von Moreton-Bay (27° S.Br.), der Ostküste Neuhollands in einiger Entfernung vom Meere folgend, zuerst in der Richtung nach der Halbinsel York, überschritt an deren Basis die Wasser- scheide zum Golf von Carpentaria und hielt sich dann an der Küste dieses Golfs, bis er Arnhem’s-Land erreichte und dieses zuletzt in gerader Linie durchschnitt. Der Wechsel in den Pflanzenformen war längs der Ostküste sehr unerheblich (27° —18° S.Br.). Im südlichen Theile des durchwan- derten Gebiets bis zum Wendekreis herrschten die Gesträuchforma- tionen (Scrub) in solchem Grade, dass sie oft nieht zu durchdringen waren und zu Umwegen in den Flussthälern nöthigten: sie bestanden hier hauptsächlich aus einer Acacie, die Cunningham als A. pendula bezeichnet hat. Jenseits der Küstenkette, welche die Wasserscheide zwischen den Küstenflüssen und dem Darling bildet, breitete sich offenes Prairieenland- (Darling-downs) mit einzelnen Gebüschinseln aus, die von jener Acacie (bricklow), Fusanus, Bauhinia nebst einer baumartigen Sterculia zusammengesetzt waren. Vom Wendekreise an verlor sich der Scrub und offene Wälder bedeckten das Land, das nach Norden immer grasreicher wurde. Hier bemerkte man auch zum letzten Male den heissen West- und Südwest-Wind, der, dem Sirocco gleich, die Richtung der australi- schen Wüste bezeichnet. In den offenen Wäldern herrschten zwei Arten von Acacien (Ironbark: wahrscheinlich A. leucophylla und angustifolia), in den Marschen (Flats) ein Eucalyptus (box), an den Ufern auch Casuarinen, welche weiter nordwärts Melaleuca leuca- dendron (the drooping tea-tree) vertrat. Auf sandigem Felsboden wächst über den ganzen Kontinent Callitris (the Cypress-pine), aber Pflanzengeographie während. des Jahres 1817. sl Araucarien fehlten. Einige der sicherer beobachteten Pflanzengren- zen waren: Grevillea mimosoides und Hakea lorea südwärts bis 26° 42, Grevillea ceratophylla und Acacia equisetifolia bis 19° 19, eine Nymphaea bis 24°45’, ein Nelumbium bis 23° 21’; nordwärts reichten die oben erwähnten Acacien (Bricklow und Ironbark) bis zum Flusse Burdekin (18° 45’ S. Br.). > An der Wasserscheide zum Golf von Carpentaria trat ein be- deutender Wechsel in den Pflanzenformen ein und mehrere Gewächse von malayischem Typus wurden von nun an bemerkt. Welche Ar- ten L. dahin rechnet, ist aus diesem aphoristischen Berichte nicht deutlich: doch möchten dahin von seinen Angaben gehören 2 Ter- minalien, eine hochwüchsige und unter 15° 51’ häufige Corypha, 2 Pandanus-Arten und die Melaleuken, welche nach dem Golf zu an die Stelle der Eukalypten traten, von denen nur eine Art (der box- tree) übrig blieb: indessen wird eine zweite mit Orange -Blüthen bald wieder der charakteristische Baum für Arnhem’s-Land und Port Essington. Das Innere von York’s-Halbinsel bis zur Ostküste des Golfs war noch mit offenen Waldungen und gutem Graswuchs bekleidet; ein grosser Theil der Küste war vom Box-Eucalyptus und einem nie. drigen Melaleuca- Baum bewaldet. Dann folgte ein ebenes Vorland rings um die Tiefe des Golfs, wo ein eisenhaltiger Thonboden Weide- gründe und Scrub, aber fast keine Bäume hervorbringt. An der Westseite beginnen jedoch bald wieder dichte Scrub-Bildungen von Melaleuca leucadendron und Wälder (Stringy-bark -forests). Diese Wälder, in denen der oben bezeichnete Eucalyptus, eine Leguminose (also Acacia) mit dunkelfarbiger zerrissener Rinde (dark fissured bark) und die Palme Livistona herrschen, begleiteten den Reisenden durch Arnhem’s-Land. Leider sind manche der charakteristischen Pfäanzenformen nur mit den in der Kolonie gebräuchlichen Namen bezeichnet: daher ist die systematische Bestimmung z. B. vom Iron- bark und Stringy-bark nur von mir kombinirt worden. — Ausser den erwähnten sind noch folgende Pflanzenformen im Bereiche des Golfs und in Arnhem’s-Land als charakteristisch anzuführen: Cochlo- spermum gossypium; ein Rubiaceen-Baum aus der Gruppe der Sar- cocephaleen; Stravadium (mangrove-myrtle); der Nonda-Baum, wahr- scheinlich eine Rhamnee; Inga moniliformis DC., eine flachstämmige Bossiaea, welche an der Westküste des Golfs häufig den Scrub bil- dete; eine 50’ hohe Cycas; Seaforthia elegans. — Am Schluss wird eine Liste von Gewächsen mitgetheilt, die den Eingebornen Nah- rungsstoffe geben: da hier noch weniger systematische Genauigkeit möglich war, indem L. seine botanischen Sammlungen unterweges einbüsste, so hat dieselbe kein wissenschaftliches Interesse, Auch über Mitchell’s Entdeckungsreise in Australien hat Heward berichtet (das. p. 364 — 372): da jedoch M. 312 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der später selbst seine Reise beschrieben hat, so ist es angemes- sen, die Ergebnisse dem folgenden Jahrgange vorzubehalten. Ueber die Vegetationsverhältnisse der australischen Süd- küste, d.h. der Kolonie Adelaide hat Behr eine treflliche Uebersicht gegeben: die von ihm gesammelten Pflanzen wur- den von v. Schlechtendal bearbeitet (Linnaea, 20. S. 545 bis 672). Wenn diese Darstellung sich gleich nur auf die Kolonie Adelaide beschränkt, so kommt ihr doch allgemeine Gültigkeit für den Vege- tationstypus von ganz Australien zu, dessen charakteristische Züge hier in voller Reinheit hervortreten und vom Verf. zu einem ein- ‚fachen und klaren Bilde vereinigt sind. Denn obgleich die Verbrei- tungsbezirke der meisten australischen Pflanzen eng sind, wie auch für Adelaide aus v. Schlechtendal’s systematischer Beigabe erhellt, so bleiben nichtsdestoweniger die allgemeinen Vegetationsbedingun- gen und damit auch die Gewächsformen, ihre Anordnung und ihr Entwickelungsgang übereinstimmend. Die Südküste von Australien hat eine Winterregenzeit in Folge der in dieser Jahreszeit herrschenden Aequatorialströmungen (vergl. Jahresber. f. 1845. S.369) und hierdurch wird das vegetative Leben, welches im Sommer durch Dürre erstorben war, wieder zur Ent- wickelung getrieben. Aber die Wirkung der Niedersehläge auf die Entfaltung der verschiedenen Gewächse ist auffallend ungleich: in dem einen Falle ist sie rasch, in dem anderen äussert sie sich spät. Bezeichnen wir die beiden Hauptformationen, welche den australi- schen Boden theilen und wovon dessen Bewohnbarkeit abhängt, nach der Sprache der Ansiedler und zwar die öden Gesträuchdickichte als Serub, die offenen, lichten Eucalyptus-Wälder als Grasland, so lassen sich deren abweichende Vegetationsphasen klarer überblicken, 1. Waldsavane. Mit dem Eintritt der Regenzeit, im April, bedeckt sich der Boden des Graslandes, der einen dichten, zusam- menhängenden Wiesenteppich bildet, „mit frischem, saftigem Rasen”, den nur hier und da ein stehenbleibender Wasserspiegel unterbricht. Allmälig entwickeln sich auch die Stauden, noch früher die Knollen- gewächse und gegen Ende Augusts, wenn die Regentage schon immer häufiger ausbleiben und mit heiterem Himmel wechseln, prangt auf dem durch die anhaltenden Niederschläge befruchteten Boden ein Blüthenreichthum, der oft „wenig vom Rasen erkennen lässt.” In rascher Folge wechseln nun die herrschenden Pflanzen, „jede Woche bietet andere Blumen”: zuerst blühen die Anguillarien, Hypoxis und Orchideen, dann Stackhousien und Kennedyen neben europäischen Gattungen, wie Ranunculus und Campanula; späterhin, wenn mit dem September die Regen vorüber sind, wenn das stehende Wasser verdunstet ist, bekleiden tief in die trockene Jahreszeit hinein zahl- reiche Synanthereen den üppigen Wiesengrund. Frühestens Ende Pflanzengeographie während des Jahres: 1847. 313 November, aber auf günstiger bewässertem Boden auch erst im Ja- nuar sterben die Grasrasen ab: „nun gleicht bald” der Boden des Graslandes „einem reifen, aber sehr dünn gesäeten Getraidefelde; die Zahl der blühenden Pflanzen verringert sich täglich”, stachelige Acaena-Früchte hängen an den straffen Stipaceen-Rasen, bis zuletzt alles Leben an die Flussufer zurücktritt und in der Waldsavane nur noch eine Succulente, Lobelia gibbosa, übrig bleibt. Die dürren Reste des Gras- und Kräuterteppichs erhalten sich durch die trockne Jahreszeit, wo sie nicht Steppenbrand zerstört: aber am Ende wer- den auch sie durch die herabströmenden Winterregen zu Boden ge- schlagen und fortgeschwemmt. — Den Bäumen der Waldsavane, die ihre Blüthen spät zu entwickeln pflegen, kommt eine ungleich län- gere Vegetationszeit zu: in demselben Masse, als ihre Wurzeln tie- fer in den thonigen Erdboden reichen, der nach Lhotsky die For- mation des Graslandes bedingt, dauert ihr Saftumtrieb auch längere Zeit fort, nachdem die Regen aufgehört haben, einige Eucalypten blühen erst am Ende des trockenen Sommers und in der Mitte des- selben, wenn der Rasen abstirbt, stehen die hohen Holzgewächse allgemein nebst ihren Loranthen eben im buntesten Blumenschmuck. Bei Adelaide erreichen die in weiten und regelmässigen Abständen, gleichsam im Quincunx geordneten Eucalypten eine gigantische Höhe, doch ohne dass ihre Kronen sich irgendwo gegenseitig berühren. Sie wechseln auf magerem Boden mit weit niedrigeren, gegen 20 bis höchstens 30' hohen Baumformen, mit Casuarinen, deren bräunliche Zweige „im Frühjahr sonderbar gegen das saftige Grün des Rasens abstechen”, und mit Acacien (A. retinodes), von denen eine Art (A. pyenantha) sogar wenig über Mannshöhe erreicht, aber doch schirm- artig die Krone ausbreitet. 2. Serub (nach Lhotsky dem sandigen Boden entsprechend). Während das Grasland, in seiner Entwickelung ebenso sehr durch die kältere Regenzeit zurückgehalten als durch die Sommerdürre beschränkt, „seinen ganzen Blüthenschmuck verschwenderisch auf einmal” im Wendepunkte beider Jahreszeiten entfaltet: ist der Scrub in keinem Monate ganz ohne Blumen, wenn gleich die meisten Ge- wächse auch hier im September,-Oktober und November blühen. Aber hier ist auch die Mannigfaltigkeit der Gewächse unendlich viel grösser: der höchst einförmige Habitus verbirgt die grösste Fülle der Gestaltung im Einzelnen und „jeder Scrub hat seine eigenthüm- lichen Arten vor anderen scheinbar ganz dieselben Verhältnisse dar- bietenden Oertlichkeiten voraus”; einzelne Gattungen sind hier an Arten unerschöflich zu nennen, wie Eucalyptus, Leptospermum, Me- laleuca, Pimelea, Acacia, Myoporum: das Grasland dagegen besitzt „bei aller Ueppigkeit und scheinbarem Reichthum” nur wenige Arten und diese auf weiteren Räumen in auffallender Uebereinstimmung; auch sind die Gattungen meist nur durch eine oder wenige Species vertreten. Der Charakter des Scrub beruht darauf, dass der Erd- 314 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der boden unter Ausschluss der Kräuter und Gräser dicht mit verschlun- genen Sträuchern von rigidem, bläulichem Laube und ausserdem auch wohl mit Bäumen bedeckt ist. Diese Holzgewächse sind von sehr verschiedener Höhe, einzelne Eucalypten wetteifern mit den Bäumen in der Waldsavane, in den sogenannten Sandplains bleibt der ganze Scrub unter Mannshöhe zurück. Pflanzen der verschie- densten Familien treffen im Habitus so zusammen, dass sie ohne Blüthe oder Frucht nicht sicher zu unterscheiden sind. Selbst die Regenzeit ändert wenig in dem physiognomischen Typus dieser un- heimlichen Dickichte: „es kann wenig welken, wo wenig spriesst und jeder Monat sieht dasselbe wüste Gedränge rigider, saftloser und unter einander grösstentheils übereinstimmender Formen.” In der nassen Jahreszeit blühen ausschliesslich die Epacrideen, auch Rhamneen (Cryptandra) und einige seltene Orchideen: im Frühlinge „bedecken sich die Sträucher und Bäume mit den verschiedenartig- sten Blüthen, und mit Erstaunen sieht man, wie das heideartige Ge- strüpp, das oft in seiner einförmigen Sonderbarkeit nur wenige Ar- ten desselben Geschlechts verhiess, sich plötzlich mit Blüthen des verschiedensten Baus schmückt”, die nun unter stetem Wechsel, aber allmäliger Abnahme bis zum Schlusse der trockenen Jahreszeit sich unaufhörlich erneuern. Diese Formen aufzählen hiesse die cha- rakteristischen Familien der australischen Flora überhaupt grössten- theils zusammenstellen. Sollte nicht auch hier, wie bei den Succu- lenten, ein eigenthümlicher Bau des Blatts so verschiedenartigen Formen gemeinsam sein? Sonst wäre der übereinstimmende Habitus schwer zu begreifen, der eine gemeinsame Vegetationsbedingung die- ser Holzgewächse andeutet. Die Grenzen der Gestaltung sind eng gezogen: denn innerhalb derselben gestattet sich die Natur auch in der Sphäre des Blatts „die grösste Mannigfaltigkeit, vom Eirund durch die Lanzettform bis zur blossen Borste, von der dichtesten Gedrängtheit durch alle mögliche Nüancen bis zum kahlen, blatt- losen”, das Blatt vertretenden Zweige. Einige andere Formationen, welche die Sprache der Kolonisten in Australien unterschieden hat, sind nur geringe Modificationen der beiden bisher geschilderten Gegensätze: so das Bay of Biscayland d.h. Grasland mit seltenerem und niedrigerem Baumwuchs, der Pine forest, d. h. ein Scrub,, dem einzelne Callitris-Bäume beigemischt sind. Am weitesten entfernen sich die Flussthäler von dem allgemei- nen Charakter der beiden Formationen. Viele Gewässer fliessen nur periodisch (Creeks) nach folgenden Normen: in der ersten Hälfte der Regenzeit (April bis Juni) füllen sich die Creeks nach und nach mit Wasser, in der zweiten Hälfte (Juli bis September) sind sie im vollen Fluss; in der ersten Periode der trockenen Jah- reszeit (Oktober bis December) hören sie allmälig zu fliessen auf und beginnen sich in eine Kette von Teichen aufzulösen und in der letzten Periode (Januar bis März) enthalten sie nur noch an einzelnen Pflanzengeographie während des Jahres 1847. 315 Stellen des Flussbetts Wasser. Nach diesen Verhältnissen ist es be- greiflich, dass die Sumpfpflanzen der Creeks erst spät in der trock- nen Jahreszeit zur Entwickelung gelangen und dass die Marschen ibr Grün bewahren, wenn die Waldsavane verdorrt ist. Der Ein- fluss des Wassers zeigt sich ferner darin, dass die Ufer-Eucalypten gewaltige Dimensionen erreichen und „Stämme von 8 Fuss Durch- messer in Südaustralien sehr gewöhnlich” vorkommen. Das Meeres- ufer selbst ist hier von einem Rhizophoren-Walde umgürtet, der durch eine strauchartige Salicornie scharf von dem aufwärts folgen- den Serub getrennt wird. 3 Die Erhebung des Bodens, die im Mount Barker 2000’ erreicht, - hat in Adelaide keinen wesentlichen Einfluss auf den Charakter der Vegetation. Man kann dahin jedoch etwa die Erscheinung zählen, dass in den Querthälern des oberen Laufs der Flüsse wasserreiche Schluchten auftreten, die eigenthümliche Sumpfpflanzen, namentlich auch kraütartige Repräsentanten europäischer Gattungen, erzeugen. Von hier aus werden indessen häufig die Samen und Rhizome in die unteren Creeks herabgeschwemmt, wodurch deren Flora an örtlicher Mannigfaltigkeit gewinnt. Behr’s Pflanzensammlung umfasst, so weit sie bearbeitet ist, 200 Arten, von denen mehr als der vierte Theil neu war. Die im Jahresb. f. 1840. (S. 473) erwähnte systematische Darstellung der Flora von Vandiemensland von J.D. Hooker ist erst jetzt fortgesetzt, jedoch auf die Beschreibung neuer Arten beschränkt worden (Florae Tasmaniae Spieilegium in Lond. Journ. of Bot. 6. p. 106—125, p. 265—286 und p. 461 bis 479). Uebersicht der Gattungen: 51 Synanthereen (Eurybia 9sp., Olea- ria, Eurybiopsis, Aplopappus 5sp., Lagenophora, Emphysopus (s. u.), Brachycome 4 sp , Ctenosperma (s.u.), Symphyomera (s. u.), Leptinella, Craspedia, Ozothamnus, Pterygopappus (s.u.), Heli- chrysum, Gnaphalium, Erechtites 5 sp., Senecio 5sp., Centropappus (s. u.), Scorzonera); 2 Goodeniaceen (Velleia, Goodenia); 1 Styli- dium; 1 Streleskia (s.u.); 3 Ericeen (Gaultheria, Pernettya); 13 Epacrideen (Cyathodes, Lissanthe, Leucopogon, Decaspora, Penta- chondra, Epacris Asp., Sprengelia, Richea); 2 Labiaten (Microme- ria); 1 Convolvulacee (Wilsonia); 2 Mitrasacmen; 4 Plantago-Arten; 2 Polygona; 1 Didymotheca (s.u.); 2 Chenopodeen (Chenopodium, Atriplex); 2 Pimeleen; 1 Santalacee (Exocarpus); A Proteaccen (Grevillea, Isopogon, Conospermum, Persoonia); 3 Euphorbiaceen (Mieranthemum, Phyllanthus); 2 Urticeen (Urtica, Parietaria); 18 Rubiaceen (Galium 6sp., Asperula 6sp., Coprosma 4 sp., Opercu- laria); 1 Panax; 12 Umbelliferen (Hydrocotyle A sp., Microsciadium (s.u.), Diplaspis (s. u.), Hemiphues (s. u.) 4sp., Oreomyrrhis); 2 Crassulaceen (Tillaea, Bulliarda); 1 Liparophyllum (s. u.); 1 Sieyos; 316 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 5 Halorageen (Myriophyllum, Pelonastes (s.u.), Haloragis); 1 Oeno- thera; 1 Acaena; 6 Myrtaceen (Melaleuca, Eucalyptus 5 sp.). Eine Uebersicht aller bis jetzt an Tasmanien beobachte- ten Algen wurde von J. D. Hooker und Harvey zusam- mengestellt (das. p. 397— 417): 137 Arten umfassend, von denen Harvey früher schon eine beträchtliche Anzahl beschrie- ben hatte. Dies ist auch ein Theil des Materials, welches Harvey zu einem algologischen Kupferwerke benutzt hat (Ne- reis australis, or Algae of the Southern Ocean: beeing figu- res and descriptions of marine plants collected on the shores of the Cape of good Hope, the extratropical Australian Co- lonies, Tasmania, New Zealand and the Antarctic regions. Part 1. 25 tab. London, 1847). Gunn berichtete brieflich über eine botanische Untersu- chung des Olymps in Tasmanien (das. p. 482—487). Am Fusse dieses über 5000’ hohen Basaltbergs traf G. Buchen- wälder (Fagus Cunninghamii, vermischt mit Carpodontos lucida, Weinmannia australis, Phyllocladus asplenifolia und einzelnen Euca- Iypten): auf dem Gipfel entdeckte er eine neue Buchenart (Fagus Gunnii Hook. jun.), welche hier undurchdringliche, 4—6’ hohe’ Ge- sträuchdickichte bildete. Capt. Sir E. Home schrieb an R. Brown über zwei grosse Ooniferen- Bäume in Neu-Seeland und Norfolk - Island (Proceed. of Linnean Soc. 1847. Febr.). Der neu-seeländische Baum ist eine Kaurifichte (Dammara austra- lis), die bei Wangaroa unweit der Bay of Islands steht: ihr Stamm hat den Umfang von 43’9", sie erhebt sich ohne Zweige 60’ und dann folgte eine Krone von 41 Hauptästen, von denen manche noch 4 dick waren. Das grösste Individuum von Araucaria excelsa auf Norfolk erreicht die Höhe von 187’, misst vier Fuss über dem Boden 54’ im Umfang und zwanzig Fuss hoch noch 51’: am Grunde ist der Stamm hohl, während jene Kaurifichte völlig gesund war. J. D. Hooker schilderte die Diatomeen - Vegetation des antarktischen Oceans (Report of British. Assoc. 1847. Trans- act. p. 84). Zwischen dem 60sten und 80sten Grade südlicher Breite zeigten sich die Diatomeen in so unendlichen Massen, dass die See überall davon hell- ockerbraun gefärbt erschien (as to stain the sea every- where of a pale ochreous brown): zuweilen erschien das Meerwas- ser, so weit das Auge reichen konnte, lichtbraun (pale brown). Die Hauptergebnisse der Untersuchung und Bearbeitung dieses Theils der antarktischen Flora sind folgende. Die Diatomeen bilden die letzte Pflanzenzone gegen den Südpol und sind in den hohen Breiten systematischen Botanik während des Jahres 1847. 317 die einzigen vegetabilischen Erzeugnisse, an deren Existenz die Er- nährung der dortigen Thierwelt und das Gleichgewicht der organi- schen Natur gebunden ist. Die Mannigfaltigkeit der Arten scheint in der Richtung gegen den Pol bis zu dem äussersten Punkte, den Ross erreicht hat, zuzunehmen. Nicht alle Arten sind dem hohen Süden eigenthümlich, vielmehr manche über die ganze Erde verbrei- tet. Zwischen 76° und 78° S.Br. haben die Diatomeen - Ueberreste eine ungeheuere submarine Bank erzeugt, welche gegenwärtig 200— 400 Faden tief liegt und längs der antarktischen Küste die ganze Breite der Victoria-Eisbank 400 e. Meilen weit umsäumt. B. Systematik. Schnizlein gab das fünfte Heft seiner ikonographischen Darstellung der Pflauzenfamilien heraus (s. vor. Jahresb.): das- selbe enthält die Darstellung der Liliaceen und mehrerer an- derer monokotyledonischer und apetalischer Familien, nament- lich auch die Palmen, Najadeen und Piperaceen (Bonn, 1847). Zu En.dlicher’s Genera plantarum erschien eine ‚Ab- theilung des vierten Supplements, die später nicht fortgesetzt worden ist (Wien, 1847). Dieser Nachtrag umfasst die ape- talischen Familien, für die Coniferen und Thymelaeen eine neue Bearbeitung sämmtlicher Gattungen und von mehreren Familien eine vollständige Aufzählung der Arten, namentlich von den Amentaceen (gegen 300 sp.), Moreen, von Girardi- nia, den Garryaceen, Crypteronia, den Polygoneen (460 sp.), Thymelaeen (270 sp.), Penaeaceen, Proteaceen (730 sp.), und Bragantia. Von De Candolle’s Prodromus systematis naturalis wurde im November 1847 der elfte Band herausgegeben (Pa- ris, 8.). Die abgehandelten Familien werden unten erwähnt werden. — Walpers Repertorium (s. Jahresb, f. 1845) wurde mit einem Index, der die rückständigen Hefte des vierten Bandes füllt, beschlossen (Leipz. 1847—48). — Von D. Die- trich’s Synopsis plantarum, einer sich formell an Persoon’s Werk anschliessenden Kompilation erschien der vierte Theil (Weimar, 1847, 8.): die Klassen Monadelphia bis Syngenesia umfassend. De Vriese begann ein Kupferwerk über ausgewählte Pflanzen des Gartens von Leiden herauszugeben (Description et Figures des plantes nouvelles et rares du jardin botanique 318 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der de Leide. Livr. 1. gr. fol. Leid., 1847). Die erste Lieferung enthält 5 Tafeln, von denen 3 Cycadeen darstellen. Leguminosen. Bernhardi revidirt die Charaktere der Tri- folieen- Gattungen (Allg. thüring. Gartenzeit. 1847. Nr. 8—10). An Hymenocarpus, den er mit Recht ausscheidet und neben Anthyllis stellt (vergl. Spicil. rumel. 1. p.15) schliesse sich zunächst nicht Medicago, sondern Lotus, hieran wegen der schon etwas verdickten Filamente Trifolium: die natürliche Reihe wird dann durch Meli- lotus, Trigonella und zuletzt durch Medicago beschlossen, welche Gattung durch cotyledones oblongo-cuneatae basi attenuatae subses- siles an die Coronilleen angrenzt, während den übrigen Trifolieen Cotyledones distincto petiolo suflultae zukommen. Auch der Linne- sche Charakter von Medicago, dass die Genitalien aus der Carina hervorspringen und das Vexillum herabdrücken, ist distinetiv und für alle ächten Arten der Gattung constant, Am schwierigsten scheinen die Grenzen zwischen Melilotus und Trigonella festzustellen und dürften nur im Legumen liegen oder nach Massgabe der Inflo- rescenz neu aufzusuchen sein. — Soyer-Willemet und Godron behandeln die Systematik der Trifolien aus der Section Chronose- nium (Memoires de Nancy. 1847). Sie wollen die ältere Pollich- sche Bestimmung der Linne’schen Arten wiederherstellen, wonach T. procumbens Rec.=T. agrariumL. und T. agrarium Rec. = aureum Poll. von Linne nicht gekannt sei; T. filiforme L. erklären sie für T. mieranthum Viv. und halten T. filiforme Rec. für T. procumbens L., wofür allerdings der Umstand spricht, dass letztere Pflanze bei Upsala wächst, aber von Linne ursprünglich nur als englisch be- zeichnet wurde (das spätere T. filiforme L. suec. aus Schonen be- ruhte hiernach auf einer falschen Bestimmung); sie erläutern endlich die verwickelte Synonymie von T, speciosum, zwar richtig, aber unvollständig (T. speciosum W. = Syn. T. Gussoni Tin., was Klotzsch nach Willdenow’s Herbarium bestätigt; T. speciosum Bory = T. aurantiacum Boiss.; T. speciosum Boiss. = T. Beissieri Guss.; T. speciosum Reut. = T. patens Schreb. nach Boiss.). Dem füge ich bei, dass nach meiner Untersuchung T. speciosum Sm. Fl. graec. t. 754 und Rchb. exot. t.7 = T. graecum m. (Syn. T. procumbens y. erythranthum Spicil. rum.) und T. speciosum Spieil. rum. = T. caloxanthum m. ist, so wie dass T. procumbens £. pauciflorum Spic. rum. als Synonym zu T. mesogitanum Boiss. gehört. — Bunge giebt eine systematische Analyse der zu Ozytropis sect. III. Kch. gehörenden Arten (Relig. Lehmann. p. 226— 227). Diese sehr natür- liche Gruppe nennt er Sect. Phaeoxytropis mit der Charakte- ristik: Legumen uniloculare suturis haud introflexis, intra calycem distinete stipitatum, stipite libero; von den westeuropäischen Arten erklärt er Oxytr. montana DC. der Provence für specifisch verschie- den von dem Homonym der Alpen = O. Jacquini Bg., so wie O. cyanea der Schweiz nicht die Kaukasus-Pflauze und als O. Gaudini h) systematischen Botanik während des Jahres 1847. 319 Bg. zu bezeichnen sei: die letztere Angabe finde ich in meiner Sammlung durch Exemplare von M. Wagner aus Ossetien bestätigt; nach denen ich die verwechselte Art O. helvetica genannt hatte. — Neue Gattungen von Sophoreen: dmmothamnus Bg. (a. a. O. p-213): ein Halbstrauch, der mit Sophora soongorica Schrk. nahe verwandt scheint, aber von Sophora durch Diadelphie und ein Le- gumen complete bivalve generisch verschieden ist: demnach ein Uebergangstypus zu den Galegeen, von deren Charakter ich die Be- sehreibung nicht verschieden finde. — Dalbergieen: Philenoptera Hochst. pl. Schimper. (Rich. abyss. 1.p.232): ein Strauch vom Tac- caze, der neben Pterocarpus zu stellen ist. — Hedysareen: Hel- minthocarpon Rich. (das. p.200)=Antopetitia cancellata Hochst. pl. Schimper., eine Coronillee;, Rüppelia Rich. (das. p. 203), Staude vom Taceaze, zwischen Aeschynomene und Smithia stehend. — Genisteen: PAyllocalyx Rich. (das. p. 160) = Crotalaria pla- tycalyx Steud. pl. Schimper. . Rosaceen. Das dritte Heft von M. J. Roemer’s Synopses monographicae (Weimar, 1847. s. vor. Jahresb.) umfasst die Amyg- daleen und Pomaceen, wobei die ausführliche Zusammenstellung der von den Pomologen unterschiedenen Spielarten als eine mühsame und fleissige Arbeit zu erwähnen ist. Als Gattungen werden von R. unterschieden, jedoch auf unzulängliche Charaktere gegründet: Amyg- dalopsis = Amygdali sp. orientales dodecandrae, Hetero:nelcs = Pho- tinia arbutifolia Lindl., Oxyacantha = Crataegus sect. Oxyacantha, Torminaria — Sorbus torminalis, Chamaemespilus = Sorbi sp. m., Anthomeles = Crataegi sp. carpidiis 4, Phaenopyrum = Cratacgi sp. carpidiis 5., Pyracantha = Cotoneaster Pyracantha et affın. — Eine im pomologischen Interesse geschriebene Abhandlung über die Pomaceen von Schauer (Arbeiten der schlesischen Gesellsch. im J. 1847. S. 282— 307) ist von keiner systematischen Bedeutung. — Richard (Fl. abyss. 1. p.259) weist nach, dass Brayera diöcisch ist und dass Kunth nur die Z° Blütlien kannte, wiewohl auch diese 2 ausgebildete Carpelle besitzen und daher vielleicht als @ betrach- tet werden können: die @ Blüthe hat einen vergrösserten, die Kelch- loben A—5 mal überragenden Aussenkelch, sterile Staubgefässe und ist apetal; die Gattung wird neben Agrimonia gestellt. — Neue Gattung: Pterostemon Schauer (Linnaea 20. p.736): aus Me- xico, von Sch. zu den Pomaceen gerechnet und als Verbindungsglied derselben zu den xerocarpischen Myıtaceen betrachtet, jedoch von zweifelhafter Stellung: 5, 5, 5(+5 steril.), 5; stamina fertilia superne alata, tricuspidata, connectivo mucronato; ovarium inferum, 5locu- lare, stylo 5fido, ovulis 4—5 erectis, fructu sicco monospermo, al- bumine 0; folia alterna, penninervia, dentata, stipulata (in der Frucht- bildung scheint mir Mouriria übereinzukommen). Myrtaceen. Korthals giebt Beiträge zur Kenntniss dieser Familie (Nederl. Kruidk. Archief. 1. p. 185—206): sie enthalten eine 320 - Grisebach: Bericht über die Leistungen in der geographische Darstellung ihrer Verbreitung im indischen Archipel und die Uebersicht von daselbst vorkommenden Formen, nebst Dia- gnosen zahlreicher neuer Arten. Die Repräsentanten der neuhollän- dischen Leptospermeen sind Eucalyptus alba auf Timor, Melaleuca Cajuputi, von Amboina über den Südosten von Borneo bis zur Nord- küste von Java vorkommend und Macklotia; die meisten übrigen Formen sind Myrteen, einige gehören zu den Barringtonieen. — Neue Gattungen: Macklotia Korth. (das. p. 196) = Leptosper- mum amboinense und javanicum Bl.; Decalophium Turczan. (Bullet. Mosc. 1847. 1. p. 153): Chamaelauciee von Swan River = Drummond: coll. Nr. 31; Ericomyrtus Turezan. (das. p. 154): Leptospermee daher = Dr. coll. Nr.36; daneben beschreibt 'T. noch mehr als 30 andere Xerocarpen dieser Kolonie; Rkodomyrtus Wgeht. (Spieil. Nielgh. p. 59. t.71): Myrtee; Lijndenia Zolling. (Moritzi Verzeichn. javanischer Pflanzen S. 10): Memecylee. Melastomaceen. Neue Gattungen: Pogonorhynchus Crueg. (Linnaea 20. p. 107) und Glossocentrum Cr. (das. p- 111): Mieonieen aus Trinidad, Halorageen. Neue Gattung: Pelonastes J.D.Hook. (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 474): von Vandiemens Land = J 4,0,2—4+20,;0, 4; folia alterna linearia. Trapeen. Barneoud untersuchte die Entwickelung der Or- gane von Trapa natans (Comptes rendus. 22. p.818—20): die Oyula haben zwei Integumente; die Folia submersa capillacea ‚erklärt B. für Adventivwurzeln. Vochysiaceen. Neue Gattung: Lightia Rob. Schomb. (Linnaea 20. p. 757): Baum in Guiana mit grösstentheils abwechselnd gestellten Blättern, durch 3 Petala, 3—4 fruchtbare und 2—1 un- fruchtbare Stamina von Schüchia unterschieden. . Geraniaceen. Neue Gattungen: Hypseocharis Remy (Ann. sc. nat. 1847. 8. p. 238): ein Kraut aus Bolivien, im Niveau von 3000 Metern von Orbigny entdeckt, vom Habitus des Poterium Sanguisorba, aber mit ungemein schönen Purpurblumen: nach der Beschreibung keine Geraniacee, sondern entschieden eine Ledocar- pee und von Ledoearpon durch Sepala basi connata, stamina 15 basi monadelpha und Stylus 5costatus verschieden; Aulacostigma Turczan. (Bullet, Mose. 1847. 1. p. 148) = Jameson coll. quitensis Nr. 174: ebenfalls keine ächte Geraniacee, aber wahrscheinlich iden- tisch mit Rhynchotheca R. P., wovon kein distinetiver Charakter sich herausstellt. Lineen. Eine schöne Monographie dieser Familie verdanken wir Planchon (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 588— 603. — 7. p. 165— 186, 473—501 u. 507—528). Bei der Umgrenzung der Lineen bemer- ken wir das schon bei den früheren Arbeiten des Verf. angedeutete Bestreben, den Typus der Frucht und des Samens, worauf bis jetzt die ersten Grundsätze des Systems beruht haben, zu vernachlässigen ei systematischen Botanik während des Jahres 1847. 321 und die Verwandtschaftskreise auf anderweitige Strukturverhältnisse zu begründen: so wird hier auf die Drüsen, welche auf der Aussen- seite des Staminaltubus vorkommen, ein grosser Werth gelegt. Diese Richtung ist bei monographischen Arbeiten, wenn sie gleich in ein- zelnen Fällen zu richtigen Reformen führt, im Allgemeinen zu ver- werfen: denn nur der hat das Recht, die Grundsätze des Systems zu verändern, der, gestützt auf Vergleichungen aller Pflanzengruppen, ein neues Eintheilungsprineip durchzuführen und zur Anerkennung zu bringen vermag. P. geht, um die Gruppe der Lineen zu erwei- tern, von der neu aufgestellten Gattung Roucheria (das. 6. p. 141. tab.2) aus, die den Habitus von Erythroxylon besitzt und von wel- cher er einen Strauch aus Guiana und, abgesehen von einer zwei- felhaften Art, eine zweite vom Himalayah beschreibt: allein da die Struktur des Samens unbekannt und nicht einmal die Zahl der Ovula gewiss ist, so bleibt die Stellung dieser Gattung zweifelhaft, um so mehr als sie vom Habitus der Lineen in hohem Grade abweicht. Vorläufig würde sie richtiger bei den Erythroxyleen stehen, von denen sie näch Pl. nur durch Petala nuda und freie Stipulen ab- weicht. Die zweite Gattung, welche’Pl. mit den Lineen vereinigt, ist die Liane Hugonia, deren nahe Verwandtschaft mit denselben einleuchtet: aber da sie sich durch einen axilen Embryo unterschei- det, so hat sie Lindley mit grösserem Rechte zu den Oxalideen ge- stellt, welche jedoch, da Pl. bei den Lineen eine Lamina albuminis tenuis nachweist, füglich mit diesen verbunden werden können. Durandea P]. nov. gen, (das. 7. p.527), ein Strauch aus Neu-Ca- ledonien, dessen Frucht unbekannt ist, unterscheidet sich von Hu- gonia durch den Mangel der Discus-Drüsen und der axillären Ran- ken, so wie durch stärkere Consistenz der Blumenblätter: die Stel- lung neben Hugonia bleibt, bis die Frucht sie bestätigt, zweifelhaft. Die letzte Gattung, welche Pl. mit den Lineen vereinigen will, ist Anisadeniä Wall., welche Fenzl ungeachtet des verschiedenen Habi- tus und des dreifächerigen Ovarii zu den Frankeniaceen gebracht hat: ebenso wenig hat sie mit den Lineen gemein, von denen sie 2.B. die Bildung des Discus, der Nebenblätter, die Petala unguicu- lata unterscheiden. Nach Fenzl’s Kupfertafel habe ich sie schon früher zu den Malpighiaceen gestellt, bei denen ihr eigenthümlicher Habitus zuweilen genau wiederkehrt: gegen diese Ansicht ist nicht etwa der Embryo axilis geltend zu machen, da der reife Samen noch nicht bekannt ist und eine Perisperm-Bildung nicht vorhanden zu sein scheint. — Da die Verwandtschaftsbeziehungen, welche Pl. den Lineen vindieirt, grösstentheils auf der Aufnahme von Gattungen beruhen, die wir zurückweisen müssen, so brauchen sie nicht näher bezeichnet zu werden: eine wichtigere Bemerkung über die Plumba- gineen kommt bei dieser Familie vor. Die geographische Verbrei- tung der Lineen ist genau erörtert. — Den Beschluss macht die aus- führliche Darstellung der Arten, von denen Linum 87, Radiola 1, 322 Grisebach:; Bericht über die Leistungen in der Reinwardtia 3 zählt: die letztere Gattung hat Stipular-Gebilde und Appendikel an der Aussenseite der Blumenblätter, wodurch sie nun- mehr generisch festbegründet ist. Von den vier Sectionen, in welche Linum getheilt ist, halte ich Cliococca Bab. ebenfalls für gene- risch verschieden (Septa capsulae spuria completa) =L. selaginoides Lam. Zu Syllinum bringt Pl. auch L. hirsutum et affın.,.weik nach seiner Untersuchung auch bei diesen die Ungues petalorum verwach- sen; darnach würde ich diese Reihe als besondere, durch die feh- lenden Stipulardrüsen und die Antherentextur unterschiedene Section (Dasylinum Pl.) betrachten. In Bezug auf die Arten von Linum mögen hier einige kritische Bemerkungen Platz finden. Bei L. an- gustifolium berichtigt Pl. meinen Irrthum, als ob Hudson’s Pflanze von der der neueren Schriftsteller verschieden sei, was nicht der Fall ist: was ich dafür hielt, ist eine durch spitze Sepala von L. austriacum abweichende Pflanze (Syn. L. angustifolium Pett. herb. dalmat. nec Vis.); ferner ist L. angustifolium Huds. (Syn. L. usitatis. simum L. herbar.) von L. usitatissimum L. sp., dessen Vaterland un- bekannt bleibt, durch einen merkwürdigen Filz am innern Rande der Capsel-Septa specifisch verschieden: dieser ist jedoch in ähn- licher Weise bei L. humile Mill. vorhanden, das durch Capsula ex- serta und Radix annua -unterschieden wird; indessen scheinen unter L. angustifolium Huds. Planch. doch noch zwei Arten zu stecken, beide perennirend, aber eine im ersten, die andere erst im zweiten Jahre blühend (Hort. Gotting.), deren Synonymie, da die betreffende Tafel dem hiesigen Exemplar der Engl. Bot. fehlt, jetzt nicht sicher festzustellen ist. Die Reihe von L. perenne (Adenolinum Rchb.), welche Pl. nicht naturgemäss zu einer einzigen Art vereinigen will, ist durch nackte Axillen auch vor der Blüthe von L. angustifolium Huds. zu unterscheiden: auf den ausgezeichneien Bau der Antheren hat Pl. indessen nirgends Rücksicht genommen. Von L. suffrutico- sum L. (capsula exserta) unterscheidet Pl. L. salsoloides Lam. aus Spanien (calyce capsulam vix aequante) und L. Candollei (Syn. L. salsoloides DC. gallicum), bei welchem die Kapsel kürzer sein soll als der Kelch. Bei L. flavum findet sich #. ucranicum Griseb., ein Name, der nur dadurch entstanden ist, dass Pl. auf einer von mir versandten Schedula das Wort thracicum unrichtig für ucranicum gelesen hat; das von ihm citirte L. flavum alpinum Gr. ist L. capita- tum Spicil., welches ich für L. capitatum Kit. halte: sowohl dieses, als L. pamphylicum Boiss. sind einzuziehen und als Formen von L. flavum zu betrachten und das erstere gehört keinenfalls, wie Pl. meint, zu L. cariense Boiss. L. decoloratum m. ist nach Pl. L. pu- bescens Russ.: dagegen finde ich, dass L. pubescens Steud. pl. Kotsch. und wahrscheinlich auch dessen L. scabridum zu L. nodiflorum ge- hört. — Die Zahl der neuen Arten ist gering (etwa 6 sp.). Zygophylleen. Peganum und Malacocarpus werden von Bunge (Relig. Lehmann. 1. p. 204) mit Recht von den Rutaceen zu systematischen Botanik während des Jahres 1847. 323 den Zygophylleen gebracht, vorzüglich wegen der Struktur des Sa- mens und des harten Albumens, welches Endlicher irrig dem von Ruta gleichstellt: hiernach fällt die auf die Blattstellung begründete Diagnose beider Familien weg und es muss nach meiner Ansicht das Hauptgewicht auf die Stipulargebilde der Zygophylleen gelegt werden. Bg. will zwar auch Tetradiclis zu dieser Familie bringen, allein diese Gattung scheint einem ganz verschiedenen Verwandtschaftskreise anzugehören. — Von den’ Zygophyllen der asiatischen Steppen (16 sp.) giebt Bunge eine diagnostische Uebersicht (das. p. 198—200). — Neue Gattungen: Miltianthus Bg. (das. p.197) = Zygoph. portulacoides Cham., durch Sepala petaloidea und Corolla O! cha- rakterisirt; Sarcoxygium Bg. (das. p. 200) = Zygophylla flore Amero, fructu 3—2loculari indehiscente; Jurgensenia Turczan. (Bullet. Mose. 1847. 1. p.151): Strauch aus Mexico, mit abwech- selnden Blättern, wegen unbekannter Frucht von zweifelhafter Stel- Jung, durch das Zahlenverhältniss 7,7,14,7 sehr ausgezeichnet; Gonoptera Turez._ (das. p.150): Strauch aus Chile, gleichfalls nur nach der Blüthe charakterisirt, kaum von Pintoa Gay ver- schieden. Biebersteinieen. Hierher zieht Bunge (a. a. O. p. 196) die Gattung Tribulus, wofür dle exalbuminosen Samen und der von den Zygophylleen abweichende Habitus gewiss mit Grund anzuführen sind. Zanthoxyleen. Bei Brucea findet Richard (Fl. abyss. 1. p- 128) kein Albumen, welches von den Schriftstellern allgemein be- schrieben wird: diese Nachweisung hätte ihn veranlassen sollen, der Gattung ihre definitive Stellung unter den Simarubeen zu geben, welche R. Brown schon bei Bennett als wahrscheinlich bezeichnet. — Neue Gattungen: Helietta Tulasn. (Ann. sc. nat. 1847. 7. p-280): Baum aus Neu-Granada, neben Ptelea gestellt; Hetero- cladus Turczan. (Bullet. Mosc, 1847. 1. p. 152): aus Caracas, von zweifelhafter Stellung und unbekannter Samenstructur: 5,5, 10,5 mit 5 Griffeln, einzelnen Samen, Ramuli pinniformes; Thamnosma Torr. Frem. (nach Walp. Annal. system. 1. p. 160): 'aromatisches Holzgewächs aus Californien. Terebinthaceen. Indem Tulasne (Ann. se. nat. 1847. 7. p-257) eine beträchtliche Anzahl neuer Arten von Picramnia be- schreibt, spricht er sich gegen Planchon’s Uebertragung dieser Gat- tung zu den Simarubeen aus. — Neue Gattung: Anisostemon Turezan, (Bullet. Mosc. 1847. 1. p. 152): aus Lugon = Cuming coll. Nr.851, neben Pegia gestellt, aber gleich den früheren unvoll- ständig beschrieben und zweifelhaft, vielleicht eine Leguminose = (5), 5, (10), 1. Juglandeen. Neue Gattung: Fortunaea Lind]. (Journ. af hortie. soc. 1. 150 cum tab, nach Walp. Annal. 1. p.201): aus China. > Euphorbiaceen. Neue Gattungen: Givotia Jack. (Calcutta Journ. of nat. hist. 4. p. 388 nach Walp. Annal. 1. p. 626): Baum in Archiv f. Naturgesch. XIV. Jahrg. 2. Bd, x 324 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Ostindien, mit Rottlera verglichen, S' unbekannt; Cleistanthus J. D. Hook. (Hook. ie. pl. t. 779): Strauch in Sierra Leone, neben Briedelia gestellt, @ unbekannt; Galewuria Zolling. (Moritzi Verzeichn. S. 19): aus Java, zweifelhafter Stellung, @ unbekannt. Rhamneen. Neue Gattung: Nägelia Zolling. (Moritzi Verz. S.20): aus Java, zweifelhaft, @ unbekannt. Celastrineen. Der für Arabien und Abyssinien wichtige Cät (vergl. Jahresb. f. 1843. S.414) oder Celastrus edulis Vahl ist nach Richard (Fl. Abyss. 1. p.134) identisch mit Catha Nr.4 bei Fors- ' käl und in der That eine Catha, welche Gattung Celastrüs zwar sehr nahe steht, aber durch die Stellung der beiden Ovula und den Arillus ‘geschieden werden kann. Hochstetter hat diesen Strauch - verkannt und, indem er ihn für neu hielt und Trigonotheea nannte, ihn irrthümlich zu den Hippocrateaceen gestellt. Staphyleaceen. Die zur Verwandtschaft der Hippocrateaceen gerechnete Kunth’sche Gattung Lacepedea ist nach Tulasne (Ann. sc. nat. 1847. 7. p. 296) identisch mit Turpinia, von der sie sich nur durch Folia unifoliolata unterscheidet und auch dieser Charakter fällt bei L. pinnata Schlechtend. weg, welches eine ächte Turpi- nia ist. Meliaceen. Neue Gattung: Zurloa Ten. (nach Walp. Ann, 1. p- 135) = Afzelea splendens Hort. Cels. Olacineen. Die beiden Gattungen Leptonium und Cham- pereia Griff. (Calcutta Journ. of nat.. hist. 4. p. 236. 237 nach Walp. Ann. 1. p.125) aus Ostindien sind nach der Beschreibung nicht als Olacineen, sondern als Santalaceen mit freiem Ovarium zu be- trachten, werden auch von dem Entdecker mit Exocarpus und Lep- tomeria verglichen: sie sind apetal und tragen die Staubgefässe auf dem Perigonium. Die neue, ächte Olacineengattung Bursinope- talum beschreibt Wight (Spicil. nielgherr. t. 24). Reaumuriaceen. Gr. Jaubert und Spach publiciren eine Monographie von Reaumuria (Ann. sc. nat. 1847. 8. p. 377—382). Es ergeben sich daraus mehrere neue und wichtige Strukturverhältnisse dieser Gattung, die ihre Verwandtschaft mit den Hyperieineen in solchem Grade steigern, dass die Unterscheidung der Gruppe vor- züglich auf dem Auftreten seines mehligen Albumens beruht: ‘stamina pentadelpha, antheris absque connectivo sub aestivatione extrorsis; ovarium revera uniloculare, placentis 5 parietalibus septiformibus axin subattingentibus 4—10ovulatis; capsula unilocularis, abortu 3—12sperma, seminibus teretiusculis. 9 Arten werden unterschieden, wobei die italienische R. vermiculata L. nicht vorlag und zweifelhaft bleibt. R. hypericoides W. wird in 3 Arten aufgelöst, indem die syrische in Lam. Jll. von der kaspischen bei Eichwald und diese von der ursprünglichen, kaukasischen Pflanze abweicht. Ternstroemiaceen. Planchon giebt in seiner Monographie der Cochlospermeen (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 294—311) einen neuen systematischen Botanik während des Jahres 1847. 325, Beweis, wie eifrig er bestrebt ist, die von den Meistern der Wis- senschaft begründeten Verwandtschaftskreise der Pflauzenfamilien aufzulösen und durch neue Gruppirungen von zweifelhaftem -Werth zu ersetzen, ohne dass es ihm gelingt, bei diesen im Verhältniss zu der Aufgabe doch nur aphoristischen Versuchen solche gemeinsame Strukturverhältnisse nachzuweisen, welche seinen Ansichten Aner- kennung verschaffen könnten. So stellt er hier zwei Klassen hin, welche, fänden sie Eingang, das karpologische Princip des heutigen Systems beseitigen würden, die jedoch gar nicht oder ganz unge- nügend charakterisirt sind: @. Leguminosen, Oxalideen mit Einschluss der Connaraceen, Zygophylleen, Moringeen; Ö. Geraniaceen und Vivianieen, Cochlospermeen, Meliantheen, Biebersteinia und Trigo- nia. — Vollen Beifall verdient indessen hierbei die Aufstellung der Cochlospermeen, als selbstständiger Pflanzenfamilie, da sie bei den Ternstroemiaceen ein ganz fremdartiges Glied ausmachten und namentlich durch ihre entwickelten Stipulen und ihren Bombaceen- Typus einen verschiedenen Verwandtschaftskreis andeuten. Ebenso bestimmt weichen sie durch den Bau der Frucht und des Samens von den Cistineen ab, mit denen sie Lindley vereinigt. Allein der Ver- bindung mit dem Kreise der Geraniaceen stehen ebenfalls entscheidende Momente entgegen, während die Verwandtschaft mit dem Malvaceen- typus so nahe liegt, dass Linne und Kunth, jeder eine Art zur Gat- tung Bombax zählten und sogar die Bildung der Baumwolle sich an den Samen von Cochlospermum wiederholt. Diese Ansicht setzt freilich voraus, dass die primitive Stellung der Staubgefässe, durch welche ich den Malvaceentypus statt der bisher an die Spitze ge- stellten Kelchaestivation charakterisirt erachte, auch bei den Coch- lospermeen eine dem Kelche opponirte sei: bestätigt sich diese Ver- muthung, so würde die Familie in der Klasse der Malvaceen durch quinceuncialen Kelch und einfachen Griffel einen selbstständigen Platz neben den Tiliaceen behaupten. Die wichtigsten Charaktere der neuen Familie sind nach Pl. folgende: (5), 5, &, (3—5); aestivatio calyeis quineuncialis, corollae convolutiva; stamina hypogyna, an- theris 2—Alocularibus poro dehiscentibus; ovarium septis in Cochlo- spermo incompletis divisum, oyulis & amphitropis, stylo simplici; capsula loculicida, seminibus reniformibus, embryone incurvo albu- mine earnoso incluso, cotyledonibus planis integris sibi incumbenti- bus; folia alterna, palmatinervia, stipulata; inflorescentia centripeta, pedicellis basi articulatis, flore specioso flavo. — Ausser Cochlo- spermum zählt die Familie eine zweite Gattung, die Pl. aus den Typen zweifelhbafter Stellung scharfsichtig herausstellt. Dies ist Amoreuxia Moc. Sesse, welche DeCandolle an das Ende der Rosa- ceen brachte und Endlicher denselben ohne weiteren Anstand ein- ordnet: allein sie ist identisch mit Euryantlıe Cham, Schlecht,, die als zweifelhafte Ternstroemiacee betrachtet worden ist. Sie unter- scheidet sich von Cochlospermum nur durch 3 innen geschlossene xX# 326 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Ovarium-Fächer und kahle Samen (a. a. O. p. 140). Cochlospermum zählt bei Pl. 9 Arten, die in zwei Sectionen zerfallen, denen ohne Zweifel Gattungsrechte zukommen: Sect. 1. Antherae 4 loculares, poro unico dehiscentes; filamenta distineta; folia palmatifida. Sect. 2. Diporandra. Antherae apice biporosae; filamenta basi subconnata; folia digitata. Zu dieser letzteren Abtheilung gehört ausser zwei neuen Arten aus Guiana Wittelsbachia orinocensis Mart. Zuec. (Bom- bax Kth.). Guiina Aubl., eine von den systematischen Schriftstellern bisher übersehene Gattung der Insel Trinidad, wird von Crueger beschrie- ben (Linnaca 20. p.115) und zu den Ternstroemiaceen gebracht. — Lettsomia R. P. vereinigt Tulasne mit Freziera Sw. und beschreibt eine Reihe neuer Arten (Ann. se. nat. 1847. 8. p. 326). — Neue Gattungen: Obelanthera Turcz. (Bullet. Mose. 1847. 1. p. 148): aus Mexico, neben Laplacea gestellt; Poecilandra Tulasn. (a.a. ©. p. 342): aus Guiana = Schomb. coll. Nr. 569, mit Godoya zu- nächst verwandt. : Phytolacceen. Neue Gattung: Didymoıheca J.D, Hook. (Lond. Journ. of Bot. 6. p.278): Strauch in Van Diemens Land, aus der Verwandtschaft von Gyrostemon. . Caryophylleen. Die Mollugineen vereinigt Richard (Fl. abyss. 1. p.48) ohne weitere Bemerkung mit den Alsineen: aber so wenig sich verkennen lässt, dass durch diese Reform der Kreis der Por- tulaceen- an Natürlichkeit gewinnt, so würde doch jene Gruppe we- gen ihrer Auriculae folii richtiger zu den Paronychieen zu stellen sein.. Bemerkenswerther ist das Ergebniss von R.’s Vergleichung der Gattungen Mollugo und Glinus, welche er für identisch erklärt. Hält man Pharnaceum Cerviana, welches schon längst als eine Mol- lugo anerkannt ist, mit Glinus lotoides zusammen, so erscheint die habituelle Verschiedenheit sehr gross, so dass Hochstetter sogar zu der irrthümlichen Ansicht verleitet wurde, Glinus für eine Byttne- riacee zu halten: aber jener Abstand scheint durch vermittelnde Formen ausgefüllt zu werden und es bleibt kein anderes diagnosti- sches Merkmal übrig, als dass bei Glinus die Funiculi unter dem Hilum einen fadenförmigen, nicht mit dem Samen zusammenhängen- den Fortsatz treiben, der bei Mollugo fehlt. Beide Gattungen sind völlig apetal, indem die sogenannten Blumenblätter von Glinus als sterile Staminen zu betrachten sind, weil sie in der Knospe meist Ansätze von Antheren zeigen; die Zahl der Carpophylla wechselt zwischen 3 und 5: hiernach wird Glinus von Rich. redueirt und mit Mollugo vereinigt (G]. lotoides L. = M. Glinus Rich.). — Neue Gattung: Silenopsis Willk. (Bot. Zeit. 5. S.237): aus Asturien, wahrscheinlich eine Silene mit 4 Stylodien und in diesem Falle zu reduciren, aber durch einen offenbaren Fehler in der ohnehin sehr unvollständigen Beschreibung entstellt, indem die Angabe, dass bei systematischen Botanik während des Jahres 1847. 327 4 Griffeln die Kapsel sich mit 5 Klappen öffnen soll, wohl als mor- phologische Unmöglichkeit anzusehen ist. Portulaceen. Neue Gattung: Liparophyllum J. D.Hook. (Lond. Journ. of Bot. 6. p.472): von Vandiemens Land. Diese merk- würdige, im feuchten Sande perennirende Pflanze, die eine fleischige Rosette von linearen, den einblüthigen Scapus überragenden Blättern treibt, also etwa habituell mit Litorella zu vergleichen wäre, kann nach der Beschreibung schon wegen der parietalen Placenten keine Portulacee sein: indessen bleibt ihre Stellung, so lange die Struktur des Samens nicht bekannt wird, völlig dunkel. Die wichtigsten Strukturverhältnisse, wobei der Kürze wegen die Klammern die Ver- wachsung des Wirtels bezeichnen, sind folgende: (5), (5), 5, (2); sta- 'mina epipetala, petalis alterna; ovarium uniloculare, stylo bifido, placentis 2 parietalibus, ovulis fere 10; utrieulus seminibus com- Pressis. Cacteen. Von Pfeiffer’s Abbildungen blühender Cacteen er- schien die dritte Lieferung des zweiten Bandes (Cassel, 1847. 4.). Cucurbitaceen. Barneoud beweist die Richtigkeit der im vor. Jahresb. charakterisirten Walker-Arnott’schen Theorie der Cu- curbitaceenfrucht aus der Entwickelungsgeschichte (Comptes rendus 1847. 25. p.211). Bei Cucumis, Cyclanthera und Sicyos fand B. ur- sprünglich 5 Carpophylle, von denen 2 durch Abort rasch verloren gehen. Das Ovarium entsteht als ein offener, scheidewandloser Becher, der frühzeitig mit der gleichfalls als Becher entstehenden Kelchröhre verwächst: ich bemerke, dass nach meinen Untersuchun- gen gleichfalls die verwachsenen Kelche, Kronen und Carpelle wirk- lich connaseiren, d. h. im verbundenen Zustande sich aus der Axe hervorschieben und daher im Bereiche ihrer Röhre niemals getrennt sind, während ich bei Campanulaceen und Umbelliferen Kelchröhre und Övariumbecher in den jüngern Zuständen als besondere, an- scheinend ursprünglich getrennte Lamellen unterscheiden konnte. — Die Oyula entstehen nun in 3(—4) parietalen Reihen, worauf spä- terhin die diesen Reihen entsprechenden Carpophyllränder gegen die ideale Axe zu Scheidewänden auswachsen, sich hier umbiegen und auf diese Weise die Placenten vor sich herschieben. Griffel und Narben entstehen später als letztes Gebilde der Blüthe. Nandhirobeen. Neue Gattung: Pestaloxzia Zolling. (Mo- _ ritzi Verz. S. 31): aus Java, unvollständig charakterisirt, @ un- bekannt, 5 Bixineen. Planchon erläutert die Forskäl’sche Gattung On- coba (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 295. 296). Nach ihm ist mit He- ptaca Lour., einem Baume, den Loureiro nicht in Cochinchina, sondern in Mozambique entdeckte, aber dessen Fruchtbau er unrich- tig beschrieb und der demzufolge unter den Gattungen ungewisser Stellung verborgen blieb, zu verbinden: 1. Ventenatia P. B., die in der Flore d’Oware gleichfalls falsch beschrieben und deshalb zu den 328 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Chlenaceen gestellt ward; 2. Xylotheca Hochst. von Nata: Diese drei Gewächse sind ebenso viel Arten einer einzigen Gattung, die als ächte Bixinee ein einfächeriges Ovarium mit 3 parietalen. Pla- centen besitzt. Jussieu hatte bereits die Verwandtschaft von Heptaca mit Oncoba angedeutet und diese scheint Pl. so bedeutend, dass er Heptaca selbst als besondere Section mit Oncoba vereinigen will: hierin geht er indessen nach Massgabe der Charaktere vielleicht zu weit. Heptaca hat einen Calyx 3partitus caducus und Rami inermes; Oncoba einen Calyx 4A—5partitus persistens und Rami spinosi, — Neue Gattung: Microdesmis J.D. Hook. (Hook. ie. plant. tab. 758): aus Westafrika, zweifelhafter Verwandtschaft, aber gewiss keine Bixinee. Violaceen. Paypayrola Aubl. erhält durch Tulasne einen’ verbesserten, ausführlichen Charakter und wird durch mehrere neue Arten bereichert (Ann. sc. nat, 1847. 7. p. 368). Cistineen Irmisch bemerkt, dass bei Helianthemum Fu- mana die drei grösseren Kelechblätter den Fruchtklappen opponirt stehen, mit denen sie bei H. vulgare und oelandicum alterniren (Bot. Zeit. 5. S. 84). Dieser wichtige Charakter verdient weiter in der Familie der Cistineen verfolgt zu werden. — Dunal liess einige seltene Helianthema abbilden und erläutert ihre Systematik (Petit bouquet mediterraneen. Montpellier, 1847. A. mit 6 Taf.). Cruciferen. Treviranus publicirt Bemerkungen über den Fruchtbau der Cruciferen (Bot. Zeit. 5. S. 409 —416 u. 432 — 437), Diese Abhandlung ist grösstentheils histologischen Inhalts und ent- hält interessante Einzelnheiten über den Verlauf der Gefässbündel, über die Endigung der Placentarstämme in einem Büschel: kolben- förmig auslaufender Aeste unter der Narbe, über die Gefässlosigkeit der bei einigen Cruciferen z. B. Sisymbrium Sophia vorkommenden Nerven im Dissepiment und dessen anatomische Structur überhaupt. Allein es gelingt T. nicht, den morphologischen Theil seiner Aufgabe zu lösen und konnte ihm auch bei seiner die Entwicklungsgeschichte vernachlässigenden Methode nicht gelingen. Er erklärt sich gegen die Theorieen von De Candolle (placentae suturales, in dissepimen- tum excrescentes) und von Kunth (carpophylla A, 2 suppressa et in placentas transformata) und theilt die Ansicht St. Hilaire’s, wonach die Axe sich an ihrer Spitze in zwei Aeste gabelförmig spalten soll, die als Placenten in die Erscheinung treten. Die Unrichtigkeit die- ser Auffassung ist durch die Untersuchung der jüngsten Zustände leicht darzuthun und die Richtigkeit von De Candolle’s Theorie zu beweisen: denn die Oyula entspringen, wie bei anderen parietalen Familien am Rande der beiden Carpophyllen und die Scheidewand entwickelt sich nach abwärts, ohne den Torus immer zu erreichen. Die Placentarstämme sind als Marginalnerven zu betrachten und mit dem analogen Gefässbündelverlauf im Myrtaceenblatt oder der Krone der Synanthereen zu vergleichen; was aber die Schwierigkeit betrifft, systematischen Botanik während des Jahres 1847. 329 über welche T. nicht hinauskommt, dass die Narben das obere Ende der Placenten bilden, so ist zu bemerken, dass die Funktion der Narbe auch von anderen Gewebtheilen des Pistills, wie von dessen organischer Spitze verrichtet werden kann, was die Stigmata decur- rentia einiger Pflanzen beweisen und dass daher die Narben der Cru- ciferen wohl physiologische, aber keine morphologische Narben sind. — Campyloptera Boiss. erklärt Treviranus für identisch mit Aethionema heterocarpum Gay (das. S. 409). — Bunge. bemerkt (Relig. Lehmann. p. 165), dass durch einige neuere Arten die Gren- zen zwischen Isatis, Tauscheria, Pachypterygium und Tetraptery- gium schwankend werden: die Sect, Sameraria hat namentlich den nämlichen Fruchtbau, wie die letztere Gattung. Zwischen den Isa- tideen und Anchonieen schaltet derselbe (das. p. 170) die neue Tribus der Ochtodieen, die sich durch notorrhizeische Samen von den Euclidieen unterscheidet, mit folgendem Charakter ein: Silicula nu- camentacea indehiscens bilocularis disperma, cotyledones incumben- tes, Diese Tribus besteht aus Ochthodium, Lachnoloma Bg. und aus Octoceras Bg. (das, p. 172), einer neuen Gattung der Aral- steppe. — Aus. anderen Tribus sind folgende neue Gattungen aufge- stellt: Lonchophora Durieu (Revue bot. 2. p. 432): Arabidee aus Algier, durch Valvae basi sagittatae von Matthiola unterschie- den; StreptolomaBg. (a. a. O.p. 155): Sisymbree der Aralsteppe; Sphaerocardamum Schau. (Linnaea 20. p. 720): Camelinee aus Mexico; Otocarpus Durieu (a. a. O, 2. p.435): Raphance aus Algier. Dilleniaceen. Mit Actinidia Lindl. ist nach Lindley’s eige- ner, von Planchon publicirter Bestimmung die später aufgestellte, japanische Gattung Trochostigma Sieb. Zucc. identisch (Lond. Journ. of Bot. 6. p.302) und bildet ein Glied der kleinen Gruppe der Sau- raujeen, welche L, von den Ternstroemiaceen zu den Dilleniaceen gebracht hat. Planchon, der im vorigen Jahre Saurauja mit Clethra zunächst verglich, tritt dieser Ansicht bei, die mir nicht gerechtfer- tigt erscheint, da die Vereinigung der Carpophylle und der Habitus sie dem Verwandtschaftskreise der Ericeen zuweist. Saxifrageen. Neue Gattung: Valdivia Gay (Fl. chil. 3. p-43. tab. 29): aus Valdivien. ‚ Crassulaceen. Disporocarpa CAM. erkennt Richard (Fl: abyss. 1. p. 307) als besondere, von Crassula durch. verwachsene Kronen und 2 Ovula unterschiedeue Gattung an, bezeichnet sie je- doch mit dem Namen Combesia Rich. herbar. Umbelliferen. Richard (El. abyss. 1. p.331) führt einen neuen Beweis gegen, die Absonderung den kampylospermen Umbelli- feren von den Ortbospermen an: und bestätigt dadurch die richtige Ansicht von Tausch, nach welcher z. B. die Daucineen und Cauca- lineen zu einer Tribus zu vereinigen sind; mehrere Arten von Dau- eus z.B, D, Carota und D, abyssinicus besitzen eine den Uebergang 330 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der zu den Caucalineen vermittelnde Längsfurche an der Commissur; die Cuminee Agrocharis desgleichen und hier wird die Commissurfläche in Folge dessen bei der Reife völlig concav und der Bildung der Kampylospermen gleich. — Neue Gattungen: Oschatzia Walp. (Annal. syst. 1. p. 340) = Microsciadium J. D. Hook. (Lond. Journ. of Bot. 7. p. 468): Hydrocotylee aus Tasmanien; Diplaspis J. D. Hook. (das. p.468): Mulinee ebendaher; Bustillosia Clos (Fl. chilen. 3. p. 106) und Tritaenicum Turez. (Bullet. Mose. 1847. 1. p.169): Mulineen aus Chile; Gymnophyton Cl. (Fl. chil. 3. p. 102) = Mulini sp. DC.; Hemiphues J. D. Hook. (a. a. O. p- 469): Saniculee aus Tasmanien, mit 4 Arten, Scorodosma Bg. (Delect. sem. Dorpat. 1846): Peucedanee der Aral- Steppe, welche Bunge mit Kämpfer’s Asa foetida vergleicht, die jedoch von Falco- ner’s Narthex durch fehlende Vittae verschieden ist; dctinocladus E. Mey. (Adnot. ad sem. Regiom. 1846): Peucedanee vom Cap, or- thosperm und daher von Walpers irrthümlich zu den Smyrnieen ge- zogen; Diplolophium Turcz. (a. a. O.1.p.173) = Cachrys abys- sinica Hochstett. pl. abyssin. und nach Richard eine ächte Cachrys, daher zu redueiren, Epacrideen. Neue Gattungen: Pentataphrus Schlechtd, (Linnaea 20. p.618) und Lodopogon Schlechtd. (ib, p. 620): Sty- phelieen aus Adelaide. Sapoteen. Die Gutta Percha stammt nach der Untersuchung von Sir W.Hooker (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 463. t.17) von einer unbeschriebenen Isonandra, welche von ihm J. Gutta genannt, be- schrieben und abgebildet wird: dies ist ein 40' hoher, auf den Ber- gen um Singapore einheimischer Baum, der nach Brooke auch in Borneo und auf andern malayischen Inseln wächst. Myrsineen. Walker Arnott ordnet die verwirrte Synony- “mie der Linne’schen Gattung Samara (Proceed. of Linnean Soc. 1847, March). Abgesehen von dem irrigen Citat einer Memecylee Bur- mann’s ist sie identisch mit Samara Sw., die nicht aus Westindien stammte, sondern die chinesische S. laeta L. selbst war. Die wie- derhergestellte Gattung zählt 5 in Ostindien, Java und China ein- heimische-Arten: sie ist von Myrsine bestimmt, von Embelia nur durch tetramere Blüthen unterschieden, als Synonym gehört zu ihr Choripetalum A. DC. Lentibularieen. Eine Revision dieser Pflanzengruppe gab Benjamin (Linnaea 20. S.299—320) und bearbeitete dieselbe für die Flora brasiliensis (Fasc. 9. p. 223—256 mit 3 Taf.). Sie besteht aus den 4 bekannten und 2 neuen Gattungen: Benjaminia Mart. (Fl. brasil. a. a. ©. p.255): durch den Calyx 5partitus und die Co- rolla ecalcarata sehr ausgezeichnet, auf eine Gardner’sche Pflanze aus Brasilien, eine Cuming’sche aus Malacca und zwei Arten der v. Hügel’schen Sammlung aus Ostindien begründet; Akentra Benj. (Linnaea a. a. ©. 8.319): aus Surinam, dürch fehlenden Sporn von systematischen Botanik während des Jahres 1847. 331 Utrieularia unterschieden, doch noch nicht ganz feststehend. Utri- eularia wird von Benj. in 11 Sectionen getheilt, die grösstentheils auf der verschiedenen Bildung der Vegetationsorgane beruhen, und durch eine ansehnliche Zahl neuer Arten (gegen 50 sp.) bereichert. — Es ist merkwürdig, dass nunmehr zu jeder der drei älteren euro- päischen Arten eine zweite, wegen ihrer Aehnlichkeit früher damit verwechselte Art hinzugefügt ist: zu U. vulgaris 1828. U. neglectä Lehm., zu U. minor 1840. U. Bremii Heer (Syn. U. pulchella C. B. Lehm. in Regensb. Fl. 1843, nach Benjamin’s Vergleichung identisch) und zu U. intermedia 1847. U. Grafiana Kch. (Regensb. Fl. 1847. S. 265): letztere durch stumpfe Blattsegmente und einen cylindrischen, nicht konischen Sporn unterschieden. — Zu Polypompholyx kommt nach Benj. (Fl. bras. a. a. O. p. 251. t. 20. £.1) U. longeciliata DC. Von Genlisea werden daselbst 4 neue Arten beschrieben, und von Pinguicula ebenso viele in der Linnaea, unter denen jedoch P. oxy- ptera Rehb. von Salzburg nach der Beschreibung zu P. vulgaris zu - gehören scheint. Orobancheen. Lory publicirt Untersuchungen über den Bau und die Respiration der Orobanchen (Ann. sc. nat. 1847. 8. p. 158— 172). Der einzige auf die Systematik anwendbare Punkt in dieser _ physiologischen Abhandlung bezieht sich auf die Verbindungsweise der Wurzel mit der Mutterpflanze: allein gerade hierin ist der sonst klare Verf, unsicher. Bald sah er die Gefässbündel des Parasiten sich mit denen der Mutterpflanze verflechten, bald und zwar häufiger eine reine Zellgewebsvereinigung, wodurch meine Ansicht, dass die nicht grünen Parasiten aus den verarbeiteten, von den Blättern herabsteigenden Säften des Parenchyms ihre Nahrung schöpfen, be- stätigt werden würde, Die Epidermis der Orobanchen, wie auch bei Clandestina, ist dicht mit Spaltöffnungen besetzt, während L. bei Lathraea squamaria dieselben nur auf dem Ovarium und bei Neottia nidus avis gar nicht fand. — In dem De Candolle’schen Pro- dromus sind die Orobancheen von Reuter scharfsinnig und nach reichen Materialien bearbeitet (Vol. 11.p.1—45). Merkwürdig ist die Beobachtung, dass bei Orobanche, Phelipaea und Boschniakia die Narben seitlich, d.h. über den Placenten stehen, während sie in den übrigen fünf Gattungen die normale, der Mittellinie des Carpo- phylis entsprechende Stellung haben (vergl. die Bemerkung zu den Cruciferen). — Beiläufig führe ich an, dass meine Orob. Bartlingii vor O. brachysepala Sch. und O. alsatica Kirschl. vor O. macrose- pala Sch. die Priorität voraus haben, Gesneriaceen. Regel giebt eine Charakteristik der Gesne- rieen-Gattungen und sondert fast die doppelte Anzahl neuer Typen ab, jedoch zum Theil nur nach der Corollenform (Ind, semin. Turie. 1547, daraus in Walp. Ann. 1. p. 471). Seine neuen Gattungen sind: Rechsteineria = Gesneria allagophylla, durch regelmässige Co- rolle unterschieden; Moussonia = G, elongata, Naegelia=G, 332 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der zebrina und Köllikeria = Achimenes argyrostigma, mit einem, An- nulus perigynus statt der Glandulae perigynae distinetae von Gesne- ria und Gloxinia; KÄohleria=G. hirsuta, mit dem Stigma bilobum von Diastema; Locheria = Achimenes hirsuta ete., nur in der Corollenform von Trevirania abweichend. Acanthaceen. Diese Familie hat durch die Bearbeitung von Nees v. Esenbeck in der Flora brasiliensis (Fasc. 7. 164 pag. mit 31 Taf.) und im Prodromus (Vol. 11. p. 46—519) eine fast beispiellose Bereicherung an neuen Gattungen und Arten erhalten. Der Fami- liencharakter ist im Prodromus aus Endlicher’s Genera abgedruckt, wobei durch eine Nachlässigkeit E.’s persönliche Schlussbemerkung stehen blieb. Dieser Fehler ist in der Fl. brasiliensis vermieden, wo übrigens das Nämliche geschehen, jedoch auch eine Bemerkung über die Knospenbildung aufgenommen ist: gemmae oppositae, alter- natim minores et saepe deliquescentes, serie v. striga pilorum a gemma fortiori in caule decurrente. Bedeutend ist auch die Beob- achtung von Klotzsch und Karsten, dass bei Mendoncia und En- gelia das Ovarium ursprünglich, einfächerig sei und nur 2 Oyula, ent- halte (Prodr. 11. p. 720). Uebersicht der neuen Gattungen, nach Nees’ Tribus geordnet: Subordo I. Anechmatacantheae. Retinacula uncinata O. Tribus I Thunbergieae. Funiculi in cupulam corneam di- latati. — Engelia Karst. (Prodr. 11. p. 721): Venezuela. Trib. I. Nelsonieae. Retinacula in papillam contracta. Subordo II. Echmatacantheae. Retinacula uncinata. Trib. II. Aygrophileae. Calyx 5fidus; corolla ringens; an- therae hiloculares. Capsula a basi polysperma (Glossochilo Asperma, Sautierae a medio seminifera). — Glossochilus Ns. (Pr. p. 83): Cap; Belanthera Ns. (ib. p.96):; tropisches Afrika?;, Leuco- rhaphis Ns. (ib. p. 97): trop. Afrika; Petracanthus (ib. p. 97): Java. Trib. IV. Ruellieae. Calyx 5fidus; corolla subregularis; sta- mina didynama (3generibus abortu 2), antheris bilocularibus. Cap- sula v. polysperma v. oligosperma et versus basin sterilis. — Co- donacunthus Ns. (Pr. p.103) = Asystasiae sp. apud Wall,;, H4o- motropium Ns. (Fl, bras. p.47): Brasilien; Stachyacanthus Ns. (ib. p. 65): ebendaher; Hemigraphis Ns. (Pr. p. 722) = Ruel- liae sp. auetorum; Henfreya Lindl. (Bot. reg, 1847. t.31):, Patr. ignot.; Triaenacanthus Ns. (Pr. p.169): Ostindien; Siphona- canthus Ns. (Fl. bras. p.45): Brasilien; StemonacanthusNs. (ib. p.53): tropisches Amerika; Eurychanes Ns. (ib. p.52): Bra- silien; Arrhostoxylum Ns. (ib. p.57): tropisches Amerika; Ma- crostegia Ns. (Pr. p.218) = Ruelliae sp. Rz. peruv.; Onycha- canthus Ns. (ib. p.217) = Ruelliae sp. Pavon. Amer. trop.; Oph- thalmacanthus Ns. (ib. p. 219) = Ruelliae sp. auctor, mexican,; systematischen Botanik während des Jahres 1847. 333 Ancylogyne Ns. (Fl. bras. p.63); Androcentrum Lemaire (Pr. p. 725): Mexico. Trib. V. Barlerieae. Calyx inaequalis; stamina. didynama, altero pari brevissimo, antheris bilocularibus. Capsula. juxta basin 4(—2) sperma. — Teliostachya Ns. (Fl. bras. p. 71). ! Trib. VL Acantheae. Calyx Apartitus, (in 2 gener. 5parti- tus); corolla unilabiata; stamina didynama, antheris ciliatis unilocu- laribus (altero pari Blepharidi biloculari). Capsula supra basin Asperma. — Isacanthus Ns. (Pr, p.278): tropisches Afrika. Trib. VI. Aphelandreae. Calyx 5fidus, lobis 2 lateralibus membranaceo -chartaceis; stamina 4, antheris unilocularibus. Cap- sula supra basin Asperma. — Po/ythriz Ns. (Pr. p.285): Mada- gaskar;, Lagochilium Ns. (Fl. bras. p.85): tropisches Amerika; Holtzendorffia Klotzsch. Karst. (Pr. p. 727): Caracas. Trib. VII. Gendarusseae. Diagnostische Charaktere durch Aufnahme abweichender Elemente verdunkelt. a. Antherae unilocu- lares. — Mackenziea Ns. (Pr. p. 308): Südamerika?; 'Spiro- stigmaNs. (Fl. bras. p.83): Brasilien, Ramusia Ns. (Pr. p. 309) = Justicia tridentata E. Mey. vom Cap; Stenostephanus Ns. (Fl, bras. p. 91): tropisches Amerika, Galeottia Ns. (Pr. p. 311): Me- xico; Acanthocometes Ns. (ib. p.311) = Justicia aristata Wall, Ind, or.; HabracanthusNs. (ib. p. 312) = J. haematodes Schlechtd. ete. mexican.; SebastianoschaueriaNs. (Fl. bras. p. 158): Bra- silien; Holographis Ns. (Pr. p.728): Mexico; Chaetothylazx Ns. (Fl. bras. p. 153): trop. Amerika, 6. Antherae biloculares, muticae. Stamina 2, (in Herpetacantho 4, antheris breviorum unilocularibus), — Heinzelia Ns. (Fl. bras. p-153): Brasilien; Pachystachys Ns. (ib. p.99): trop. Amerika; Cyrtanthera Ns. (ib. p.99): ebendaher; Hoverdenia Ns. (Pr. p: 330): Mexico, Cardiacanthus Schau. (Linnaea 20. p. 714): Mexico; Jacobinia Ns. (Fl. bras. p. 113): Südamerika; Harpo- chilus Ns. (ib. p.146): Brasilien; Drejera Ns. (ib. p. 112): trop. Amerika; Plagiacanthus Ns. (Pr. p. 335) = Justicia racemosa R. P. peruv.; Sericographis Ns. (Fl. bras. p. 107): trop. Amerika; Herpetacanthus Ns. (ib. p. 94): ebendaher. c. Antherae biloculares, basi cornutae, Stamina 2, (in Hemi- choriste 4, antheris breviorum uniloceularibus). — Anisostachyu Ns. (Pr. p. 368): Madagaskar, Sarotheca Ns. (Fl. bras. p.113): trop. Amerika; Simonisia Ns. (ib. p.144): Brasilien; Anisotes Ns. (Pr. p.424) = Justicia trisulca Vhl. arab. Trib. IX. Eranthemeae. Durch höhere Insertion der Staub- gefässe von den Gendarusseen unterschieden, mit denselben durch eine Capsula basi attenuata sterilis, a medio 2—Asperma und An- therae biloculares übereinstimmend, — Sericospora Ns, (Prodr. p- 444): Westindien; Anthacanthus Ns, (ib. p.460) = Eranthemi Sect. 3. ap. Endl, 334 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Trib. X. Dicliptereae. Calyx 5partitus; stamina 2, (Blecho 4 et Pentstemonacantho 5). Capsula medio 2—4—8sperma. — Pentstemonacanthus Ns. (Fl. bras. p.159): Brasilien; Dacıy- Tostegium Ns. (ib. p.162): im Prodr. zu Dieliptera redueirt; Br o- chosiphon Ns. (Pr. p. 492): Nordküste von Neuholland,; Lasio- cladus Boj. (ib. p.510): Madagaskar; Brachystephanus Ns (ib. p.511): ebendaher; Clinacanthus Ns. (ib. p.511) = Justicia nutans Burm. etc. Trib,. XI. Andrographideae. Calyx 5fidus; stamina 2, an- theris inferne barbatis. Capsula depressa, a basi 8—16sperma. Scerophularineen. Decaisne behauptet den Parasitismus sämmtlicher Rhinanthaceen (Ann. sc. nat. 1847. 8. p.5—7). Bei Ale- ctorolophus, Melampyrum und Odontites fand er eine Verwachsung ihrer Radicellen mit denen von Gräsern und Holzgewächsen, nebst - einer Anschwellung (ampoule) am Punkte des Contacts. Er leitet davon ab, dass die Rhinanthaceen sich nicht kultiviren liessen, wo- gegen ich alpine Pedicularis-Arten in der Kultur gut fortkommen sah. Endlich stellt er hiermit Brongniart’s Beobachtung zusammen, dass Melampyrum mit Clandestina in dem Mangel der Markstrahlen übereinkommen und findet die gleiche anatomische Struktur des Stengels bei Pedicularis, Castilleja, Cymbaria, Bartsia und Buchnera. — Bunge liefert einen trefflichen, systematischen Beitrag zur Kennt- niss der 7 mitteleuropäischen Pediculares rhyncholophae (Bot. Zeit. 5. S.897—903 u. 913—918). — Neue Gattung: Nicodemia Ten. (nach Walp. Ann. 1. p. 531) = Buddleja indica Lam. Solaneen. Ueber die Aestivation dieser und der verwandten Familien theilt Irmisch einige gute Beobachtungen mit (Bot. Zeit. 5. 8. 641. 657). Boragineen. Neue Gattung: Anoplocaryon Led. (Fl.ross. 3. p.154) = Echinospermum compressum Turcz. Myoporineen. Sie sind von A. De Candolle im Prodromus bearbeitet (11. p. 701— 716). Die Antheren findet er den Selagineen ähnlicher gebaut, als bisher angenommen wurde, weil die beiden Fächer zu einem einzigen zusammenfliessen, Seine neuen Gattungen sind:: Disoon (p. 703) = Myoporum floribundum Cunn.; Neso- genes (ib.): Strauch auf Whitsunday-Island; Pseudopholidia (p. 704) =M. brevifolium Bartl. in pl. Preiss.; Polycoelium (p. 705) = Pentacoelium Sieb. Zuce. Verbenaceen. Sie sind von Schauer im Prodromus bear- beitet und die Avicennieen mit ihnen vereinigt (11. p. 522—700). Die Ovula sind in dieser Familie entweder aufrecht und anatrop, oder hängend und amphitrop (Viteen), womit die unveränderliche Lage der Radicula infera zusammenhängt: hierauf beruhen 'S.’s höchst natürliche, zugleich durch die Inflorescenz bezeichnete Tribus. Meh- rere, hierher gerechnete Gattungen hat 'er ausgeschlossen, 2. B. Bu- ehia Kth., Phryma L,: erstere ist nach ihm eine Rubiacee, systematischen Botanik während des Jahres 1847. 335 Phrymaceen. Phryma leptostachya L., bisher mit der Ver- benacce Priva Ad. (Phryma Forsk.) verwechselt, bildet nach Schauer den Typus einer eigenen Familie, die sich durch ein Ovarium sim- plex uniovulatum und Oyulum erectum atropum von den Verbena- ceen unterscheidet (DC. prodr. 11. p. 520—21). Vereinigt man-diese mit den Myoporineen, so kann auch Phrymä wieder zu ihnen zu- rückkehren, da sie den Verbenaceen-Habitus besitzt und die Reduc- tion des Pistills allein die Absonderung nicht rechtfertigen würde. Labiaten. Neue Gattung: Rhodochlamys Schau. (Linnaea 20. p. 706): strauchartige Stachydee in Mexico. Asclepiadeen. R. Brown theilt Griffith’s Beobachtungen über die Befruchtung von Dischidia mit (Proceedings of Linnean, soe. 1847. March.). — Neue Gattungen: Tympananthe Hassk. (Regensb. Flora 1847..S. 757): Liane in Mexico; Myriopteron Jack (Caleutta Journ. 4. p.385 nach Walp. Ann. 1. p. 505): Liane in Assam, nach den an den Früchten herablaufenden Flügeln benannt. Caprifoliaceen. Barneoud behauptet, dass bei Lonicera das Pistill aus 5 Carpophylien angelegt sei, wodurch sich ein di- stinktiver Charakter der Familie gegen die Rubiaceen ergeben würde (Comptes rendus 25. p.211). Rubiaceen. Neue Gattungen: Berghesia Ns. (Linnaea 2%. p- 701): Cinchonee aus Mexico; Lawia Weht. (ic. t. 1070. nach Walp. Annal. 1. p. 376); aus Ostindien; Aypodematium Rich: (Fl. abyss. 1. p. 348) = Mitracarpi sp. Hochst. pl. Schimp.; Kurria Hochst. (das. p.356): Gardeniacee aus Abyssinien; Vignaldia Rich. (das. p. 357) = Mussaendae sp. Hochst., aber eine Hedyoti- dee; Theyodis Rich. (das. p. 364): Hedyotidee aus Abyssinien. Stylidieen. Während nach Barneoud (Compt. rendus 25. p-212) die Verwachsung der Staubfäden und Antheren allgemein auf einem Zusammenwachsen der früher getrennten Organe beruht, findet er die Monadelphie bei Stylidium durch Symphyse, gleich der Ver- wachsung der äusseren Wirtel bedingt (Ann. sc. nat. 1847. 8. p. 349. fig. 52). Lobeliaceen. Neue Gattung: Streleskia J.D.Hook. (Lond. Journ. of Bot. 6. p.266): aus Tasmanien, mit Isotoma verwandt, Synanthereen. Nach Barn&eoud geht das Pistill bei Son- chus und Hieracium aus 2 Carpophyllen hervor, während bei den Dipsaceen (Cephalaria) nur ein Carpophyl) und bei den Valerianeen (Centranthus) 5 Carpophylle vorhanden sein sollen (Compt. rendus 25. p. 211). — Eine neue Disposition der Vernoniaceen entwirft ©. H. Schultz (Linnaca 20. p.498— 522). Die Euvernoniaceen De Can. dolle’s zerfallen hiernach in folgende Gruppen: a. Sparganophoreae. Achenia cupula spongiosa terminata. 5. Oligantheae. Achenia calva v. pappo paleaceo munita. c. Vernonieae. Pappus saltem internus pilosus. — Richard vereinigt Pluchea mit Blumea (Fl. abyss. 1. p: 391); auch Conyza sei sehr nahe verwandt, aber theils durch An- 336 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der therae ecaudatae, theils durch Achenia compressa et plerumque plica crassiuscula cineta zu unterscheiden. — Neue Gattungen: Candidea Ten. (nach Walp. Ann. 1. p.392): unvollständig charak- terisirte Vernoniacee aus Senegambien; Kanimia Gardn. (Lond. Journ. of Bot. 6. p.446): brasilianische Eupatoriaceen, von Mikania nur durch einen Pappus biserialis unterschieden; Corynanthe- tium Kz. (Linnaea 20. p. 19) = Moronoa Hort., Mikania nahe ste- hend, Patr. ignot.;, Monoptilon Torr. Gr. (Boston Journ. 5. t.13 nach Walp. a. a. O. p.405): Diplopappee der Rocky Mountains; Emphysopus J. D. Hook. (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 113): Belli- dee aus Tasmanien; Platystephium Gardn. (a. a. O. 7. p.80): Bellidee aus Brasilien; Amphipappus Torr. Gr. (a. a. O.p.407): Chrysocomeenstrauch der Rocky Mountains; Oligolepis Weht. (Ie. t. 1149, nach Walp. a. a. ©. p. 408) = Sphaeranthus amarantoi- des DC., nach der Beschreibung eme Grangeinee;, Hymenopholis Gardn. (a. a. 0.7. p. 88): brasilianische Tarchonanthee; Lind- heimera Gray Engelm. (Proceedings of Americ. Academ. 1846. Dec.): Melampodinee aus Texas, mit Berlandiera verwandt; Uhdea Kth. (Index sem. Berolin. 1847) = Polymnia. grandis Hort., mit der Coreopsidee Actinomeris verglichen, aus Mexico; Barattia Gray (Proceed. a. a. O.): Helianthee aus Texas; Geraea Torr. Gr. (Proceed. a. a. O.): Helianthee aus Californien; Echinocep halum Gardn. (a. a. 0.7. p.294) und Serpaea Gardn. (das. p.296): brasilianische Heliantheen, neben Oyedaea gestellt; Amphicalea Gardn. (das. p.411) = Calea Sect. 1.DC., aber zu den Euhelenieen transponirt; Agassizia Gr. Engelm. (Proceed. a. a. O.): Hele- niee aus Texas; Calliachyris Torr. Gr. (nach Walp, a. a. O. 1. p- 417): Heleniee aus Californien; Chamaemelum Vis. (Adnot. ad sem. Patavin. 1846. u. Fl. dalmat. 2. p.84) = Pyrethrum inodorum et affın.: sein Ch. uniglandulosum t.51. £.14 ist mein P. trichophyllum; Sphaeroclinium Vis. (Sem. Patav. das.) = Matricaria nigellae- folia DC.; Ctenosperma J. D. Hook. (Lond. Journ. of Bot. 6. p-115) und Symphyomera J. D. Hook. (das. p.116): Hippieen aus Tasmanien; Pterygopappus J. D. Hook. (das. p. 120): Heli- chrysee ebendaher; Argyrophanes Schlecht. (Linnaea 20. p.596): Helichrysee aus Adelaide; Madacarpus Wght. (Ic. t.1152, nach Walp. a. a. ©. p.425): aus Ostindien, zwar zu den Senecioneen ge- bracht, jedoch ohne Pappus und mit sterilen Ligularblüthen; Ubiaea Gay (Rich. abyss. 1. p. 447) = Schnittspahnia Schimperi C.H.Schultz pl. abyss.; Amphoricarpos Vis. (Fl. dalm. 2. p.27. t. 10): dalma- tische Serratulee, im Habitus mit Jurinea übereinstimmend und durch weibliche Randblumen nicht bedeutend verschieden, von Visiani un- richtig zu den Xeranthemeen gestellt; Ayalea Jaub. Sp. (Jll. orient. t. 214): von den persischen Centaureen abgesondert; Hyme- nocephalus Jaub. Sp. (das. t.209): Centauriee aus Persien; Gon- gylolepis Rob. Schomb. (Linnaea 20. p. 759): Mutisiacee aus systematischen Botanik während des Jahres 1847. 337 Guiana; Anisocoma Torr. Gr. (Boston Journ. a. a. O. p. 461): nordamerikanische Cichoracee. Plumbagineen. Planchon erklärt sich gegen die Verwandt. schaft derselben mit den Plantagineen und hält sie den Frankenia- ceen näher stehend (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 595). Für diese An- sicht macht er geltend, dass die Plumbagineen ein doppeltes Inte- gument am Ovulum besitze, während er ‘den Plantagineen und Pri- mulaceen einen nackten Nucleus zuschreibt; zwar gebe Barneoud auch bei Plantago ein doppeltes Integument an, allein bei der ge- nausten Untersuchung habe er keins gesehen. Asarineen. Neue Gattung: Lobbia Planch. (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 144): Strauch in Singapore; 3, 16—18, 4; mit Bragan- tia und Thottea nahe verwandt. Proteaceen. Neue Gattung: Faurea Harv. (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 373): Capstrauch, durch terminale Aelhıren von Protea abweichend. Thymelaeen. Neue Gattungen: TAymelaea End]. (Suppl. 4. 9.65) = Chlamydanthus m., d. h. Chlamydanthus und Piptochla- mys C.A.Mey.; Enkleia Griff. (Calcutta Journ. 4. p. 234 -nach Walp. Ann. 1. p.587): aus Malacca, mit Lasiosiphon von Endl. ver- einigt; Jenkinsia Griff. (das. p.231): Liane in Assam, diöcisch, mit 2 hängenden Oyulis und daher von Endl. mit Lagetta unter die zweifelhaften Thymelaeen gestellt. Santaleen. Mitten weist den Parasitismus von Thesium nach und begründet dadurch einen neuen Berührungspunkt der Santaleen mit den Loranthaceen (Lond. Journ, of Bot. 6. p. 146—148 mit einer Taf.). Thesium ernährt sich von den Rhizomen verschiedener diko- tyledonischer Stauden und auch von Glumaceen; die Wurzel schwillt bei der Berührung mit der Mutterpflanze zu einem hemisphärischen Knöllchen (tuberele) an, aus dessen Innern eine zungenförmige Spon- giola hervorwächst und tief in das fremde Rhizom (also bis zu des- sen Gefässbündeln ) eindringt. — Neue Gattung: Darbya Gray (Sillim. Journ. 1846. 1. p.386): diöcischer, bisher nur in Z Exem- plaren beobachteter Strauch in Georgien und Nordkarolina. Monimieen. Siparuna, eine vernachlässigte Gattung Aublet’s, ist von Crueger wiederhergestellt, beschrieben und neben Citrosma dem System eingeordnet (Linnaea 20. p. 113). Amarantaceen. Psilostachys Hochst. aus Arabien wird von Endlicher Poechia genannt (Suppl. 4. p. 43). Chenopodeen. Neue Gattungen: Oreobliton Durieu (Re- vue botanique 2. p.428 nach End]. suppl. 4. p.40): Kochiee aus Al- gerien, vom Ansehen eines Thesium; Syoctonum Bernh. (Thür. Gartenzeit. 1847 nach Bot. Zeit. 5. $. 286) — Chenopodium rubrum und glaucum, i ‘ Saliceen. Wichura äussert sich über die Morphologie des Weiden-Pistills (Arbeit. der schlesisch. Gesellsch, 1847. S. 131—133). 338 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Aus der monströsen Umbildung des Pistills in Staminen ergiebt sich, dass dasselbe aus 2 lateral gestellten Blättern besteht. Der Griffel hat allgemein die Tendenz, sich in 4, den Placenten in ihrer Lage entsprechende Narben Zu spalten: aber gewöhnlich werden nur 2 von einander abgesondert. Durch die Stellung der letzteren zerfallen die Weiden in zwei natürliche Gruppen: a. Die Narben entsprechen der Mittellinie des Carpophyils = stigmata lateralia: z. B. S, pentan- dra, fragilis, alba, amygdalina, incana, nigricans, silesiaca, bicolor, myrtilloides. Ö. Die Narben entsprechen den Carpophyll-Suturen (demnach sind sie wie bei den Cruciferen gebildet) = stigma anticum et posticum: z. B. S. purpurea, viminalis, cinerea, Caprea, aurita, depressa, rosmarinifolia. — Wichtig für die Systematik der Weiden sind die Untersuchungen von Wimmer über den hybriden Ursprung “derjenigen Arten, welche spontan nur in vereinzelten Individuen und mit schwankenden Charakteren vorkommen (das. S. 124—131. t.1—3). Mag man auch über die Deutung der Abstammung bei einigen For- men abweichende Ansichten hegen, so ist die Theorie selbst doch als bewiesen zu erachten und bedarf nur noch einer Vervollständi- gung durch den Beweis, dass die hybriden Weiden die Samen min- der_vollkommen ausbilden. Uebersicht derjenigen hybriden Formen, welche als besondere Arten betrachtet zu werden pflegen: Salix pur- purea mit S. viminalis = S. rubra Huds., mit repens = S. Doniana Sm., mit S. cinerea = S. Pontederana W.; S. viminalis mit S. aurita — S. Smithiana partim, mit S. Caprea — S. acuminata Keh. (lanceo- _ lata DC. u.Fr.) und S. stipularis Keh., mit S. repens = $S. angusti- folia Wulf., mit hippophaefolia = S. mollissima Wimm. (S. mollis- sima Ehrh. hat einen verschiedenen Ursprung); S. aurita mit S. re- pens = S. ambigua Ehrh. und S..spathulata W., mit incana = S. oleifolia Ser., mit S. myrtilloides = S. finmarchiea Fr.; S. cinerea mit S. incana = S. Seringeana W., mit S. Caprea = S. grandifolia Ser.; S. lapponum mit S. myrtilloides = S. fusca Fr.; S, hippophae- folia mit S. amygdalina = S. undulata Wm. (ebenfalls nicht für die Ehrhart’sche Pflanze = S. amygdalino-viminalis Mey. gültig, da wir S. hippophaefolia im nordwestlichen Deutschland gar nicht besitzen). — Hieran schliessen sich Wimmer’s Bemerkungen. über die Be- ständigkeit der Charaktere bei den Weiden (das. S. 155— 169). Wir finden hier die Notiz, dass bei Salix triandra die g' Blüthen 2, die Q nur ein Nectarium besitzen. Urticeen. Trecul publieirt eine ausführliche Monographie der Artokarpeen (Ann. se. nat. 1847. 8. p. 33—157 mit 6 Taf.). Das fehlende Albumen dient nicht mehr zur Diagnose derselben von den Moreen, da die neue Gattung Cudrania ein fleischiges Albumen .be- sitzt und ein schwächer entwickeltes auch bei Cecropia vorkommt: hiernach müsste auch Ficus von den Moreen zu den Artokarpeen transponirt werden und die Diagnose beider Gruppen beruht dem- zufolge darauf, dass in der Knospe die Filamente der Moreen ein- systematischen Botanik während des Jahres 1847. 339 geschlagen (inflexa), bei den Artokarpeen aufrecht sind, wonach Trophis americana L. ausgeschlossen wird und zu den Moreen ge, hört. Auch der gerade Embryo ist kein allgemeiner Charakter .der Artokarpeen, da er nur das basilare und atrope, so wie.das hän- gende und anatrope Ovulum bezeichnet, während die Gattungen mit lateraler Placenta, wo die Krümmung des Ovulum wegen der un- veränderlichen Mieropyle supera kampylotrop oder‘ hemitrop. ist, auch eine entsprechende Krümmung des Embryo zeigen. Die übri- gen Familien, in welche man die alten Urticeen getheilt hat, unter- scheiden sich gleichfalls nur durch vereinzelte Charaktere, die höch- stens den Werth haben natürliche Tribus zu begründen, und müssen daher nach T. wieder vereinigt werden: so beruht der Unterschied der Urticeen im engeren Sinne und der ‚Celtideen von den Artokar- peen auch nur auf den Filamentis aestivatione inflexis, der Ulma- ceen nur auf der Polygamie der Blüthen, welche bei den Artokar- peen stets diklinisch sind, der Cannabineen sogar nur auf den op- ponirten Blättern der unteren Knoten, wogegen nach Miquel auch einige Ficeen die opponirte Blattstellung zeigen, und auf der man- gelnden Holzbildung, während alle Artokarpeen Holzgewächse sind. — Die unyeränderlichen Charaktere der Artokarpeen sind folgende: d (@-6-—0), 1-2—4; 9 (3—6-0), 1; stamina perigonio inserta'et opposita, antheris rima dehiscentibus; ovarium a perigonio. distin- ctum, unioyulatum, stylo simpliei, stigmatibus 1-—2—3; radieula su- pera; folia alterna, simplieia, stipulis axillaribus. Die Stipulen sind nach 'T.’s Untersuchung von dem Blattstiel ursprünglich geschieden und etwas höher als dieser inserirt. Das Perigonium fehlt bei Bro- simum und in den männlichen Blüthen von Castilloa und Pseudol- media, nach Miquel auch bei einer Ficeen-Gattung (s, u.)., Die Zahl der Staubgefässe ist typisch der der Perigonialblätter gleich, aber wie Artocarpus und Coussapoa monandrisch sind, so wird ihre An- zahl in der nackten Blüthe unbestimmt und bei Pseudolmedia, we 3 Staminen zu einer Bractee zu gehören scheinen, findet T, zuweilen deren 15; Monadelphie zeigt Pourouma: bei Coussapoa beruht die Annahme, dass zwei Staubgefässe verbunden seien, nur auf der vier- fächerigen Anthere. Die Antheren sind fast immer zweifächerig: nur eine Art von Brosimum (B, Alcicastrum) macht hiervon eine Ausnahme (anth. uniloceulares, peltatae, ambitu dehiscentes); die De- hiscenz ist bald nach innen, bald nach aussen gerichtet, oder bei den peltirten Antheren von Brosimum nach aufwärts. Das Rudiment eines Pistills in der männlichen Blüthe ist in 4 Gattungen vorhanden, allein die weibliche Blüthe besitzt niemals Rudimente von ‚Staub- gelässen. Bei dieser fehlt auch das Perigonium häufiger oder ‚wird durch die eigenthümlichen Wucherungen des Torus vertreten, die bei den Artokarpeen eine so mannigfaltige Bildungsreihe entwickeln und durch welche die Früchte hier die grössten Dimensionen im ganzen Pflanzenreich erreichen (von Artocarpus integrifolia beschreibt Archiv f. Naturgesch. XIV, Jahrg. 2, Bd. Y 340 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der T. Früchte bis zu 50 Kilo Gewicht, bei 80:30 Centimetern Durch- messer). Hierauf scheinen mir auch die wenigen Fälle bezogen werden zu müssen, wo eine Adhärenz des Ovarium mit dem Peri- gonium von T. beschrieben wird (Pseudolmedia: ovarium inferum . Perebea: ovar. seminiferum): diese Adhärenz ist, nach den Abbil- dungen (fig, 138. 154) zu schliessen, gewiss nur eine scheinbare und durch Ungleichheiten der Torusoberfläche bedingte, nicht aber, wie bei dem ächten Ovarium inferum anzunehmen ist, eine Verwachsung desselben mit der Kelchröhre. Diese Unterscheidung ist deshalb hier um so wichtiger, als mit der Annahme einer solchen Verwach- sung bei den Urticeen einer ihrer wichtigsten diagnostischen Cha- raktere verloren gehen würde. Ebenso ist die Einfachheit des Ova- riums als unveränderlich zu betrachten, wiewohl T. bei Artocarpus ineisa zuweilen 2 bis 3 Fächer gefunden hat: allein dies sind offen- bar Monstrositäten, wie Gasparrini bei kultivirten Ficeen sah und wie sie De Candolle auch bei dem einfachen Leguminosen -Pistill beschreibt. Gäbe man zu, dass bei den Urticeen ein Oyarium in- ferum pluriloculare möglich wäre, so würden auch die Cupuliferen ‚mit ihnen zusammenfallen, die T. durch keinen weiteren Charakter zu unterscheiden weiss. — Die Indehiscenz der Perikarpien ist nicht allgemein, da Pourouma und Conocephalus zweiklappige Kapseln besitzen (fig. 44). — Bei der Darstellung der natürlichen Verwandt- schaften erwähnt T. ausser den Amentaceen die Monimieen und Phytocreneen: allein beide gehören wegen der fehlenden Stipu- larbildungen einem verschiedenen Verwandtschaftskreise an. Phyto- erene Wall., die von Decaisne als Synonym zu Gynocephalium Bl., einer irrig mit Conocephalus verglichenen Gattung, redueirt worden ist, wird von T. für eine verlarvte Proteacee gehalten und von den Artokarpeen schon wegen der Ovula 2 pendula mit Recht ausgeschlossen: aber seine neue Ansicht ist ebenfalls unzulässig, weil die Lage der Micropyle ohne Zweifel entgegengesetzt ist und weil Lindley im Samen ein starkes Albumen fand (a very large quan- tity of granular albumen). Mir scheinen nach dieser Angabe die Phytocreneen nicht von den Garryaceen getrennt werden zu dürfen, mit denen sie auch im Bau des Ovariums und im Typus der Inflo- rescenz übereinstimmen und von welchen sie nur durch den Flos © inferus und die abwechselnden Blätter abweichen. 1 Uebersicht der Artokarpeen-Gattungen nach Treceul: a. Cono- cephaleae. Ovulum basilare; stigma simplex. Cecropia (15 ame- rik. sp.); Dieranostachys Tr. (p.85): ein senegambischer Baum, vielleicht‘ mit Myrianthus P. B. zu verbinden; Conocephalus (9 sp. des ostindischen Archipels); Coussapoa (11 amerik. sp.). 2. Pou- roumeae. Ovulum laterale; stigma discoideo-peltatum. Pourouma (11 amerik. sp.). c. Euartocarpeae. Ovulum pendulum. ' Flores Q © im toro convexo. Treculia Decs: (p. 108): 1 sp. aus Sene- gambien; Artocarpus (19 indische und oceanische Bäume; Cudrania systematischen Botanik während des Jahres 1847. 34 Tr. (p. 122) = Trophis spinosa Ronb. et affın., 3 indische sp. d. Olmedieae. Ovulum pendulum. Flores @ in toro plano v. sub- concavo. Olmedia (7 amerik. sp.); Pseudolmedia Tr. (p. 129) = Olmedia ferruginea Pöpp. und 3 andere amerik. sp.; Perebea (2 sp. aus Guiana); Helicostylis Tr. (p. 134) = Olmed. tomentosa Pöpp.; Noyera Tr. (p.135): Baum in’Guiana; Castilloa (1.sp. aus ‚Cuba und Mexico.) e. Ficeae. Ovulum pendulum. Flores in toro urceo- lato. Ficus. f.- Brosimeue. Ovulum pendulum. Flos Q solita- rius (—2) receptaculo vel involucro connatus. Brosimum (6 amerik, sp.); Trymatococcus Pöpp.; Antiaris’ (4 sp. im indischen: Archipel und dem nördlichen Australien); Sorocea (brasilianische Bäume). Nicht eingereiht sind Musanga und BAlROkAdeHdxgN als unvollständig bekannte Artokarpeen. Die Ficeen, welche T.’s Monographie übergeht, sind gleichzeitig von Miquel monographisch bearbeitet worden (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 514—588 und Fortsetzung im 7ten Bande). Auch hat Kunth die ausgeführte Beschreibung von 67 Fieus-Arten des Berliner Gar- tens gegeben (Ann. sc. nat. 1847. 7. p.231—256.) Während der Letz- tere die Gattung Fieus im alten Umfange beibehält, begründet .M. nach Gasparrini’s Vorgang eine Reihe selbstständiger Typen, deren Darstellung er mit der wichtigen Bemerkung einleitet, dass dieselbe Art oft verschiedene Zahlenverhältnisse in der Blüthe zeige (stamina 1—3, stigemata 1—2, perigonii segmenta 3 v. 5). Auch bemerkt er, dass bei einigen Arten das Perigonium sich erst nach der Befruch- tung entwickelt und dass zuweilen ein getheiltes Perigonium im Alter sich in mehrere Blätter auflöse. Uebersicht von M.’s Ficeen-Gattun- gen. a. Flores perigonio instructi. Urostigma Gasp. (167 sp.); Pharmacosycea Mig. (7. p. 64): 12 südamerikanische sp., z. B. F. Radula W.; Pogonotrophe Mig. (7. p.72): 16 ostindische sp., z. B. F. vagans Roxb.; Sycomorus Gasp. emend. (19 sp. aus Afrika und Arabien); Ficus (138 sp. inclus. Caprifico Gasp.). 5. Flores © nudi = Covellia Gasp. (31 sp. aus Asien). c. Flores omnes nudi = Synoetia Mig. (7. p.469): 2 sp. aus Java und Penang = F. diver- sifolia und macrocarpa Bl. Ausserdem ‚sind folgende neue Gattungen von Urticeen aufge- stellt: Plecospermum Trec. (a. a. O. p. 124): strauchartige Mo- ree aus Ostindien; Leucosyke Zolling. (Moritzi Verz. S. 76): Moree aus Java; Ampelocera Klotzsch (Linnaea 20. p. 541): Celtidee aus Peru; Hemistylus Benth. (Pl. Hartweg. 123 nach End], suppl. 4. p.37): Urticee aus Mexico. Begoniaceen. Nach Barneoud geht das Perigonium sowohl der männlichen als weiblichen Blüthe von Begonia aus einer sym- metrischen Cupula 5dentäta hervor und die späteren Gebilde sind Wucherungen dieser Zähne, von denen einzelne nebst ihrer Stütze verschwinden (Ann. se, nat. 1847. 8. p. 350). Ba 342 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Piperaceen, Miquel beschreibt die neuen Arten von Pipe- raceen aus den Wiener und Münchener Sammlungen, besonders bra- silianische (Linnaea 20. p. 117—182). Coniferen. Endlicher hat eine treflliche Monoprhjtiferd die- ser Familie bearbeitet, welche besonders auf die Diagnostik der Arten und deren geographische Verbreitung eingeht (Synopsis Coni- ferarum. S. Gallen, 1847. 8. Vergl. meine Recension in den Götting. Anz. 1848. Nr.5). Die Zahl der hier beschriebenen Coniferen be= trägt 255 Arten und 23 Gnetaceen. — Link giebt eine Uebersicht der Abietineen des Berliner Gartens (Linnaea 20. p. 283--298). — Neu aufgestellte Gattungen bei Endlicher: Libocedrus (p.42) = Thujae sp. chilens. et Nov. Zeeland.; @lyptostrobus (p.69) = Taxodii sp. chinens.; Seqguwoia (p. 197) = Taxodium sempervirens. Kritisches zu einigen europäischen Arten: Juniperus Oxycedrus L. ist nach E. J. macrocarpa Kch. nec Sibth. galbulis badiis pruinosis, dagegen J. Oxycedrus Kch. =J. rufescens Lk. galbulis rubris nitidis; die spanische J. thurifera L. wird zu meiner J. sabinoides gezogen, ist jedoch wahrscheinlich J. oophora Kz.; Pinus obliqua Saut. und rotundata Lk. sind als Spielarten zu P. uncinata Ram,, von der sie bestimmt specifisch verschieden und vielmehr mit P. sylvestris zu verbinden wären. Brocchia Mauri (nach Walp, Ann. 1. p. 364) ist eine unvoll- ständig beschriebene, dikotyledonische, diöcische Pflanze von unge- wisser Stellung. Palmen. Die physiologische Schrift von’ Karsten über die Vegetationsorgane der Palmen (Berlin, 1847. 4.) gewährt dem Sy- stematiker wenig Ausbeute. Wiewohl der Verf. gegen Unger’s Vege- tatio peripherica der Monokotyledonen polemisch auftritt, so ist es doch schwer ihm zu folgen. So weit ich ihn verstehe, behauptet er, dass die Gefässbündel der neu gebildeten Blätter in ihrem un- teren, dem Stamm angehörigen Theil nicht auswärts von den älteren sich anlegen, sondern zwischen und über denselben zu einem ein- fachen Cylindermantel angeordnet werden, so dass sich nach seiner Ansicht der Unterschied der Monokotyledonen von den Dikotyledo- nen in dem gebogenen Verlauf des oberen Theils der Gefässbündel durch das Mark aussprechen würde. Da der Verf. gute Beobach- tungen gemacht zu haben scheint, so ist um so mehr zu bedauern, dass seine undeutliche Darstellungsweise, für deren Erläuterung die wenigen, wenn auch vorzüglich ausgeführten Tafeln nicht genügen, der Anerkennung seiner Ansichten in so hohem Grade hinderlich ist. So war es mir micht möglich, ‘seine Entwickelungsgeschiehte des Palmenblatts, welche viel Eigenthümliches zu enthalten scheint, mir klar zu machen. Der im Jahresk. f. 1845 erwähnten Martius’schen Ansicht über den Verlauf der Gefässbiindel im Palmenstamm wider- sprechen K.’s Beobachtungen. systematischen Botanik während des Jahres 1847. 343 Pandaneen. Klotzsch bemerkt, dass die von Endlicher zu den Smilaceen gestellten Aspidistreen in die Verwandtschaft der Pan- daneen gehören (Bot. Zeit. 5. S.392). — Walpers benemmt Mar- quartia Hassk. nee Vog. Hasskarlia (Ann. system. 1. p. 753) Scitamineen. Barntoud beschreibt die Blüthenentwickelung von Canna, woraus sich ergiebt, dass der innere Blumenkronenwir- tel als ein äusserer Kreis von Staminen betrachtet werden kann (Ann. sc. nat. 1847. 8. p.344). Durch successive Entwickelung ent- steht bei C. speciosa zuerst der dreiblätterige Kelch, dann die drei- blätterige Corolle, hierauf 2 Warzen, die zwei Kelchsegmenten op- ponirt sind, während dem dritten kein Blattanfang entspricht, zuletzt 3 ähnliche Warzen, die den Corollensegmenten gegenüberstehen und von denen die der Lücke des dritten Wirtels entsprechende zu dem Staubgefässe sich bildet, indem die übrigen 4 Warzen zu blumen- blattähnlichen Gebilden auswachsen. Orchideen. G, Reichenbach setzt seine Beschreibungen neuer Orchideen fort (Linnaea 20. p. 673 — 696): 24 sp. — Irmisch weist nach, dass der Knollen von Sturmia Loeselii als Axillargebilde entsteht und daher als metamorphosirter Zweig zu betrachten ist, während bei Orchis die entsprechende Bildung unterhalb des Blatt- insertionspunktes stattfindet und, wie der Verf. später nachgewiesen, zum Wurzelsystem gehört (Bot. Zeit. 5. p. 137. Taf. 3). — Neue Gat- tungen: Duboisia Karst. (Berlin. Gartenzeit. 1847. Nr. 50): Pleu- rothallee aus Venezuela; Bolborchis Zolling. (Moritzi Verz. 5.89): zweifelhafte Malaxidee aus Java; Eriopsis Lindl. (Bot. reg. 1847. 18): kultivirte Vandee;, Chondrorhyncha Lind]. und Solenidium Lindl. (Orchid. Linden.): Vandeen aus Venezuela; Uropedium Lindl. (das.): Cypripediee ebendaher, von Cypripe- dium durch ein flaches Labellum verschieden. 7 Bromeliaceen. Neue Gattung: Disteganthus Lemr. (Flora der Gewächshäuser 1847. t. 227): aus Cayenne, Irideen. Neue Gattung: Poli« Ten. (nach Walp. Ann. 1. p- 830) = Tigridia Herbertiana Bot. Mag. Amaryllideen. Das vierte Heft von Römer’s Synopses mo- nographicae (Weimar, 1847) enthält die Amaryllideen. Als Gattun- gen werden aufgestellt: Amarylliris = Amaryllis calyptrata Ker und Wichuraea = Collania Herb, nee Schult. Liliaceen. J. Gay setzt mit gewohnter Genatigkeit einige schwierige Arten von Allium auseinander (Arm. sc. nat. 1847. 8. p- 195 — 223): namentlich die Gruppe von A, pallens. Er macht zu- gleich auf folgende wichtige Strukturverhältnisse des Pistills auf- merksam: Stylus gynobaseosus (wodurch sich Allium von Notho- scordum Kth. unterscheidet); ovarium poris 3 nectariferis cum locu- lis alternantibus pellicula tectis instructum. — Die Abhandlung von Spae über Lilium ist unbrauchbar und nur mit Rücksicht auf Horti- kultur entworfen (Mem, couronnes ä Bruxelles, Vol. 19). — Von {} 344 Griüsebach: Bericht über die Leistungen in der Bellevalia.sondert- Parlatore;ohne genügenden' Grund Leopöldia ab ‘(Giorn. bot. ital. 2. p. 157); = B.;comosa et aff. Rapateaceen.: Seubert bemerkt mit Recht, dass..diese Gruppe von dem Verwandtschaftskreise der Junceen getrennt werden muss, äussert,sich jedoch nicht, wohin er sie bringen möchte (Fl. bras. 8. p.125): ich. halte sie für ein Glied der Enantioblasten ‚End- licher’s.— Neue Gattung: Schoenocephalium Seub. (das. p-130):.2 brasilianische Arten. ; Alismaceen. Seubert versetzt von den Najadeen Ouviran- dra und Cycnogeton zu den Alismaceen, dagegen Lilaea: und Hete- rostylus von den Alismaceen ‚zu: den Najadeen, so wie er ‚auch Schleiden’s Ansicht, dass Aponogeton zu der letzteren Familie und nicht, wie Jussieu meinte, zu den Juncagineen gehöre, beitritt (Fl. bras. 8. p.101). — Die Butomee Limnocharis ‚hat nach Seubert, wie Hydrocleis, kampylotrope Oyula (das. p. 115). Cyperaceen. Neue Gattungen: Hydroschoenus Zoll. (Mo- ritz. Verz. S. 95): von Java; /soschoenus Ns. (Pl. Preiss, 2. p, 80): von. Swan River. Gramineen. Mit‘ der. Morphologie der. Gräser haben sich Wyaler,, Nägeli,, Hochstetter und. y.. Schlechtendal beschäftigt. Wydler behandelt den symmetrischen Plan der Inflorescenz (Zeit- schr. für ‚wissenschaftl. Botanik. 3. S. 1—21): seine Darstellung ist einfach und. klar, Die zweizeilige Alternanz der Stengelblätter be- dingt auch das Stellungsverhältniss der Organe in der Inflorescenz. Die; eingerollie Blattscheide lässt eine deckende (die Hebungsseite) und eine bedeckte (die. Senkungsseite) unterscheiden. ‘Die aufeinan- der folgenden Blätter 1,2,3.. verhalten sich in. dieser Rücksicht antidrom, so. dass der Hebungsrand bei 1, 3,5... auf derselben Seite liegt. Ebenso steht in der Inflorescenz der unterste Zweig zweiter Ordnung. auf: der. ideellen. Hebungsseite, des fehlgeschlagenen Blatts, dessen Axille den Zweig erster Ordnung erzeugt, und sofort durch die Zweigsysteme höher Ordnungen: daher verhalten sich auch die auf einander folgenden Hauptzweige rücksichtlich der Anordnung ihrer Nebenzweige antidrom. Auch in. die Blattorgane der, Spicula setzt sich dieses Gesetz, nach welchem die Zweige geordnet sind, fort. In der Deutung der Palea superior erklären sich sowohl Wydler als Nägeli für Mohl’s Theorie, nach welcher sie. das Blatt eines Zweiges ist, der aus der Axille der Pälea inferior entspringt, während Hochstetter ‚den paradoxen Satz hinstellt, dass die Palea superior uninervis eine Palea inferior sei, wobei er die wirkliche P. inferior als sterile Blüthe und die wirkliche Blüthe ohne Palea superior auftreten lässt. Nägeli bezeichnet die Palea superior als Spathella, was, nachdem ihre morphologische Bedeutung festgestellt ist, allgemein adoptirt zu werden verdient. — Nägeli’s Arbeit (das. S.257—292) ist eine Kritik von Roeper’s bekannter Schrift über, die Morphologie der Gramineen, mit eingestreuten, eigenen Ansichten, systematischen Botanik während des Jahres 1847. 345 Er‘ meint, dass das Rhizom der. Gräser nicht unbegrenzt ‘wächst, sondern jedes- Jahr nur durch die peremnirenden Basilartheile des Halms, d. h. also einer Axillarknospe vergrössert wird: so richtig diese Beobachtung ist, so kann man ein solches Wachsthum durch Nebenaxen doch eben sowohl ein unbegrenztes nennen, als die Ver- längerung einer Primäraxe selbst. Gründlich widerlegt N. Schleiden’s frühere Ansicht, als ob die Gluma von Lolium der Rhachis ange- höre; auch beweist er die Einfachheit der Spathella aus der Ent- wickelungsgeschichte. — Hochstetter’s Arbeit (Würtemberg. na- turwiss. Jahreshefte 3. S.1—83) leidet an einer unrichtigen Methode und ist vielmehr ein. Beweis fruchtbarer' Phantasie, als Ergebniss strenger Untersuchung: deshalb hat der Verf. später mehrere Hypo- thesen selbst wieder umgestossen (Regensb, Flora 1848) und. durch gleich unbewiesene ersetzt. Auch über andere Familien sich: ver- breitend, sieht er überall, wo die Anzahl der Organe ihm unbequem wird, die Spaltung einer geringeren Zahl, und vertheidigt bei den Cruciferen die sonderbare Ansicht, dass die Placenten auf der Mit- tellinie der Carpophylle ständen. — v. Schlechtendal’s Bemer- kungen drücken sein individuelles Verhältniss zu den morphologi- schen Ansichten über die Gräser aus (Bot. Zeit. 5: S. 673. 697 und 6. 5.809. 841). — Irmisch (das. 5. S. 929) bemerkt und unterstützt mit, treffenden Gründen, dass bei Lappago racemosa die. untere Gluma, wie bei Thuarea fehlt, und, was man bisher für die obere Gluma hielt, eine unfruchtbare Blüthe sei. Der reformirte Gattungs- charakter wäre hiernach: Spiculae in panicula racemiformi disposi- tae, flore inferiori unipaleaceo; gluma inferior 0, superior exigua; paleae chartaceo-membranaceae. — Neue Gattungen: Padia Zoll. (Moritzi Verz. S.103): Oryzee aus Java; Leymus Hochst. (Regensb. Fl. 1848. S. 118) = Elymus arenarius L., wegen seitlicher Stellung der Glumae abgesondert; Didactylon Zoll. (Moritzi Verz. S.100): Rottboelliacee aus Java; Myriachaete Zoll. (das, S.101): Panicee aus Java; Psilopogon Hochst. (Regensb. Flora 1846. S. 117): Saccharee vom Cap, verschieden von Psilopogon Hochst. pl. Schimp., welches der Verf. selbst zu Lucaea reducirt hat, Rhizokarpeen. Mettenius hat Untersuchungen über Azolla bekannt gemacht und die 7 Arten dieser Gattung genauer charakte- risirt (Linnaea 20. p. 259—282 mit 2 Taf.). Die Ergebnisse über den der Salvinia analogen Bau des Sporangium stimmen mit den von Griffith‘ erhaltenen überein. — Die nordamerikanischen Marsileen bearbeitete A. Braun (Sillim. Americ. Journ. 3.): A sp., von denen 2 neu; auch die im vor. Bericht erwähnte Arbeit des Verf. über lsoetes ist hier beigefügt. — Die 1847 ausgegebene Schrift von Eisengrein über die Rhizokarpeen, Lykopodiaceen und einige andere Gruppen beruht nicht auf Naturforschung, sondern auf der natur- philosophischen Methode des Verf. (Die Pfanzenordnung der Gona- ptopteriden und Hydropteriden. Frankfurt, 1848, 8. 584 pag.). 346 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Lykopodiaceen. A. Braun setzte seine Untersuchungen über Isoetes fort (Regensb. Fl. 1847. S. 33). J. lactistris theilt ih Rhizem durch 2, J. setacea durch 3 Furchen. Farne. Von Kunze’s Kupferwerk über Farne erschien die zehnte und letzte Lieferung des ersten Bandes (Leipz. 1847. A.): tab. 91—100. — Neue Gattungen: Lotzxea Kl. Karst. (Litnaea %. p-358):, aus Venezuela, durch ein Indusium margine eretrato -fimbri- atum von Diplazium unterschieden; Mecosorus Rlotzsch (ib. p- 404) = Chilopteris, Synammia und Mierogramma Prl., bildet eine eigene durch Sori elongati circumscripti charakterisirte Tribus der Polypodiaceen, von der Kl. seine Stigmatosori durch ‚Sori rotundi, seine Neurosori durch Sori nervis impositi unterscheidet. Moose. Eine neue Bahn für die Systematik der Laubmoose begründet die Untersuchung von Lantzius-Beninga über die Ent- wickelung des Peristoms (Bot. Zeit. 5. S. 17-22). Er zeigt, dass, mit Ausnahme von Tetraphis und Polytrichum, die Zähne und Cilien des Peristoms nicht aus Zellen zusammengesetzt, sondern die stehen bleibenden Inkrustationsschichten von Zellenreihen sind, deren nieht inkrustirte Flächentheile verloren gehen. Auch das Epiphragma von Polytrichum ist der Ueberrest einer verdickten Zellenschicht; die Zähne bestehen hier aus inkrustirten Prosenchymzellen, bei Tetra- phis gehen sie aus einer Theilung des Parenchyms hervor, von dem die Epidermis als Operculum abgeworfen wird. Unter den Moosen ohne Peristom zeigt Sphagnum die Eigenthümlichkeit, dass die Co- lumella, von dem Sporensack auch nach oben umschlossen, sich nicht bis zur Spitze des Operculum fortsetzt. — K: Müller giebt eine Uebersicht der Laubimoose mit geschlossenem Sporängium, die späterhin in seiner Synopsis weiter ausgeführt worden ist (das. S.97—102). — Von der Bryologia europaea (s. vor. Jahresb.) er- schien ausser den früher erwähnten auch Hft. 41 (Stuttgart, 1847) mit Formen, die von Dicranum getrennt werden. — Neue Gattun- gen: Astomum Müll. (a. a. ©. S.99) = Phascum muticam et affın., durch Calyptra mitraeformis von Phascum unterschieden; Leptotrichum Hp. (Bot. Zeit. 5. S.806): durch Zellengestalt von Trichostomum abweichend, z. B. T. pallidum; Macrohymenium Müll. (das. S.825): Pterogoniacee aus dem indischen Archipel; Di- cranodontium Br. Sch. (Bryol. europ. 41.) = Didymodon lon- girostris; Orcophorus Br. Sch. (das.) = Leucobryum Hp. Lebermoose. Die Synopsis Hepaticarum (s. Jahresb. f. 1845) ist mit einem fünften Supplementheft beschlossen worden (Hambarg, 1847. 8.). Lichenen. In Körber’s Dissertation über die deutschen Par- melien ist auch des Verf. Lichenensystem mitgetheilt, welches in den Grundzügen sich an Fries anschliesst, aber die übermässige Zer- splitterung in 17 Gruppen nicht begründet (Lichenographiae germa- nicae speeimen. Vratislav., 1846. 4. 22 pag.). — Neue, exotische systematischen Botanik während des Jahres 1847. 347 Lichenen, besonders nach Hooker’s Sammlung, hat Taylor in grosser Anzahl beschrieben (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 148— 197): 131 sp. — Neue Gattungen: Sphaeropsis Flot. (Bot, Zeit. 5. p- 65): Erdflechte, auf humosem Boden in Pommern und Schlesien entdeckt, wahrscheinlich bisher für eine sterile Lecidea flavovirescens gehalten, aber eine sehr einfach gebaute Porinee mit einem einzel- nen Nucleus ohne Perithecium und vielsporigen Asken, Conotrema Tucekerm. (Proceed. of Americ. Soc. 1847. Dec,) = Lecidea urceo- lata Ach. Algen. Eine umfassende Reform des Algensystems begründet Nägeli (die neueren Algensysteme und Versuch zur Begründung eines eigenen Systems. Zürich, 1847. 4. 275 pag. mit 10 Taf. Beson- derer Abdruck aus den Denkschriften der Schweiz. Gesellsch, eod. Vergl. meine Recension in den Götting. Anzeig. 1848. Nr. 40. 41). Die Tendenz des Verf., von der Entwickelung der Sporen und Antheri- dien die Systematik der Kryptogamen abzuleiten, führt ihn zu einer klaren Eintheilung der Algen, verleitet ihn aber zugleich, die Gren- zen der grossen kryptogamischen Familien naturwidrig zu verxücken, z. B. die Florideen wegen ihrer Antheridien zu den Moosen in nä- here Beziehung zu bringen, die Lichenen, von denen er die Calicieen und Graphideen zu den Pilzen verweist, mit den Algen zu vereini- gen. Ueber die Florideen will ich mich hier nur auf die Bemerkung beschränken, dass ich nach kürzlich angestellten Untersuchungen über die Antheridien von Fucus vesiculosus diese mit denen der Flo- rideen übereinstimmend gebildet finde. Ich kenne zur Unterschei- dung der Florideen von den Fucoideen keinen anderen Charakter, als dass die Sporen bei jenen schon an der Mutterpflanze zu Tetra- sporen werden, bei diesen dagegen die einfache Spore zum Zweck der Keimung erst nach erfolgter Selbstständigkeit sich theilt. — Nach Absonderung der Florideen stellt N. 12 Tribus von Algen auf, eine Zahl, die dadurch so gross wird, dass er die Sporenbildung nicht allein, sondern auch vegetative Charaktere zu Grunde legt: allein die Uebergänge, welche zwischen den ein- und mehrzelligen Algen auftreten, beweisen, dass die natürlichen Gruppen parallele Reihen von der verschiedensten Ausbildung der Vegetationsorgane darstellen. Die allgemeinsten und am vollständigsten beobachteten Arten der Sporenbildung bei den Algen sind folgende: 1. die Mutterzelle er- zeugt mehrere Sporen entweder durch merismatische oder durch freie Zellenbildung; 2. die Mutterzelle erzeugt nach N, 4 Special- Mutterzellen und jede dieser eine Spore (Tetrasporen); 3. die Mut- terzelle theilt ihren Inhalt in zwei Räume, von denen der äussere zu einer einzigen Spore wird, indem eine Membran ihn umschliesst und von dem übrigen Zelleninbalte absondert. Man sieht, dass diese drei Grundtypen den bisher angenommenen Gruppen der Chlorospo- xzeen, Rlodosporeen und Melanosporeen wesentlich entsprechen: diesen gegenüber können die abweichenden Bildungen, wodurch N. 348 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der seine Nostochineen und Zygnemeen charakterisirt, so wie die Ver- suche, auf die praktisch so schwierige Unterscheidung von merisma- tischer und freier Sporenerzeugung besondere Gruppen zu gründen, auf dem gegenwärtigen Standpunkte der Vergleichung noch nicht zur systematischen Geltung berechtigt erachtet werden. N.’s Ein- theilung der Florideen beruht vorzüglich auf der Lage der Tetra- sporen, sodann auch auf dem Wachsthumstypus der Axe. Der kri- tische Theil seiner Schrift zeichnet sich durch nüchterne und scharfe, Darstellung aus. — Von Kützing’s Tabulae phycologicae (s. vor. Jahresb.) erschienen Lief. 3—5. (Nordhausen, 1847. 8.); ein anderes Kupferwerk über Algen begann Areschoug (Iconographia phyco- logica. Decas 1. Gotheburg., 1847. 4.): seltenere und neue Fucoideen und Florideen enthaltend. — Thwaites beobachtet die Conjugation bei den Diatomeen (Report of British Assoc. 1847. p.87 und Ann. of nat. hist. 20. p. 343 m. Taf. 22); Fresenius die Keimung von Chaetophora elegans (Zur Controverse über die Verwandlung von Infusorien in Algen. Frankf., 1847. 18 pag. 8. mit e. Taf); Solier die beweglichen Sporen bei den Vaucherieen (Ann. 'sc. nat. 1847. 7, p- 157—166 cum tab.): die Tafel zeigt die Wimpern der Spore, deren Entwickelung und Keimung. — A. Braun begleitet seine Beschrei- bung einer neuen Chare aus Kärnthen mit sehr werthvollen, syste- matischen Bemerkungen (Regensb. Flora 1847. S.17—29): er vindi- cirt den Algen gegen Kützing den Speciesbegriff, den Charen ihre Stellung unter den Algen, weil deren Spore nichts anderes sei, „als eine sich abgliedernde Endzelle”; er behauptet, dass weder bei den Charen noch anderen Algen wirkliche Blätter vorhanden sind und dass die Charakteristik der Homonomeen als blattloser Pflanzen ge- rechtfertigt sei; endlich verwirft er die Pilze als selbstständige Fa- milie, indem er die Askomyceten mit Schleiden zu den Lichenen rechnet, die übrigen mit den Algen verbinden will, wodurch jedoch die Mannigfaltigkeit der Sporenbildung keineswegs erschöpft wäre, die vielmehr zur Aufstellung einer grösseren Reihe von coordinirten Familien unter den Homonemeen äuffordert. Bei Hydrodietyon ent- deckte B. zweierlei Fortpflanzungsorgane, grössere, schwächer be- wegliche Sporen, welche in der Mutterzelle sich zu dem jungen Netz verbinden, und kleinere, lebhaft bewegte, den Phytozoen entspre- chende Körperchen, die die Mutterzelle verlassen und nicht keimen: sehr wichtig würde die Andeutung werden, dass hiernach vielleicht auch in anderen Fällen die bewimperte Spore der Confervaceen die Bedeutung des Antheridiums theile. — Eine Monographie der öster- reichischen Charen, welche sich auf die Diagnostik der Arten be- schränkt, publieirt Ganterer (die bisher bekannten, österreichi- schen Charen. Wien, 1847. A. 21 S. mit 2 Taf). — Liebmann un- tersucht die Verwandtschaften mehrerer Florideen-Reihen, z. B. von Gelidium, Cystoclonium, Sphaerococcus, und erklärt die Nemathe- cien für sterile, durch abortirte Sporen veränderte Früchte (Öfvers. systematischen Botanik während des Jahres 1847. 349 af Vetensk. Akad. Förhandl. 1847); Montagne erläutert den Bau von Peyssonelia (Ann. sc. nat. 1847. 7. p. 177—181). — Neue Gat- tungen. Florideen: Stictophyllum Kütz. (Bot. Zeit. 5. S.1) = Halymenia membranacea Harv.; Euctenodus Kütz. (das. S.5) = Ctenodus, ein in der Zoologie verwendeter Namen, Eucheuma F. Ag. (bei Liebmann a. a. ©.) = Sphaerococei sp., darunter eine von Kütz. zu Euctenodus eitirte Art; Chondrodon Kütz. (das.) = Sphaerococeus flaceidus Suhr; Rhodophyllis Kütz. (das. S.23) = Rhodomenia bifda Grev. = Leptophyllium Näg. (Algensyst. S. 236); Chondrococcus Kütz. (das.) = Sphaerococcus abscissus Ag. und Lambertii Ag.,;, Porphyroglossum Kütz. (Regensb. Flora 1847. 8.775): aus Java; Ptilophora Kütz. (Bot. Zeit. 5. S.25) = Phyl- lophora spissa Suhr; Euthora Liebm. (a. a. ©.) = Rhodomeniae sp. z.B. Rh. cristata Grev., rostrata Ag.; Mychodea Harv.Hook, (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 407): Kryptonemeen aus Tasmanien; Rhabdonia Harv. Hook. (ib. p. 408) = Chrysymenia coccinea Harv.; Jeannerettia Harv. Hook. (ib. p.398): Rhodomelee aus Tasmanien; Herposiphonia Näg. (Zeitschr. für Bot. 3. S. 238) = Polysiphoniae sp., mit Herposiphonia Kütz. ziemlich übereinstim- mend; Chaetoceras Kütz. (Bot. Zeit. 5.$.34) = Ceramium echio- notum Ag; Rhodocallis Kütz. (das. S. 35) = Ptilotae sp. z. B. Pt. asplenioides Ag.; Spongotrichum Rütz. (das. S.36): Cera- miee von Vera Cruz; Antithamnion Näg. (Algens. S.200) = Cal- lithamnion cruciatum Ag.; Poecilothamnion Näg. (das. S.202) = €. versicolor ete. — Fucoideen: Chnoospora Liebm. (a.a.O.): Sporochnoideen aus dem tropischen Amerika; TrichogloeaKütz. (Bot. Z. 5. S.53) = Batrachospermum Requienii Mont.; Tricho- pteris Kütz. (das. S.166) = Ectocarpus Mertensii Ag; Stepha- nocoelium Kütz. (das. S. 54): mit Bryopsis zunächst verwandt; Derbesia Solier (Ann. sc. nat. 1847. 7. p. 158) = Vaucheria ma- rina Lynzb. — Confervaceen: Hydracanthus Kütz. (Regensh. Fl. 1847. S. 774): Ulvacee der Marianen; Pericystis Liebm. (a.a. O.): Ulvacee von Havana; Acrocladus Näg. (Algens. S. 164): Ace- tabulariee von Neapel; Ezococcus Näg. (das. S.170): Protococ- coidee mit astförmig auswachsender Tochterzelle, bei Zürich ge- funden. Pilze. Die im Dictionnaire universel d’histoire nat. enthalte- nen Considerations mycologiques von L&veille (Paris, 1846. 12. 136 pag.), durch welche eine dem jetzigen Standpunkte mikroskopi- scher Untersuchung entsprechende Reform des Pilzsystems begründet wird, liegen mir noch nicht vor und ich muss mich daher auf die Anführung seiner Tribus nach v. Schlechtendal’s Recension beschrän- ken: 1. Basidiosporeae. 2. Thecasporeae = Askomyceten. 3. Clino- sporeae, 4. Cystisporeae: Fäden enden mit blasigen Sporangien. 5. Trichosporeae: Fäden mit nackten Sporen. 6. Arthrosporeae: Spo- ren zu Zellenfäden verbunden, Jede der 3 ersten zerfällt in 2 Sub- 350 Grisebach; Bericht über die Leist. in'der system. Botanik. tribus, je nachdem die Sporen im Inneren oder an der Aussenfläche des Pilzes entstehen. — Berkeley setzt seine Beschreibungen exo- tischer Pilze fort (Lond; Journ. of Bot. 6. p.312 ete,), — Eine aus- führliche Monographie der Ustilagineen: liefern L. und C. Tulasne (Ann. sc. ‚nat. 1847. 7. p. 12—126 mit Taf. 2—7). Auch hat Leveille seine Disposition ‘der Uredineen mitgetheilt (Ann. sc: nat. 1847, 8. p- 369—376): diese Gruppe hat einen zusammengesetzteren Bau, als angenommen wurde; .L. findet z.B. überall ein Mycelium;, ‚er theilt sie ein in solche, bei denen die Sporen sich ohne Paraphysen (Cy- stiden) bilden, und in eine zweite Gruppe, welche Cystiden besitzt, wie Uredo miniata, Ruborum etc. — Reissek hat seine Untersu- chungen über Endophyten der Pflanzenzelle mitgetheilt (Haidinger naturwiss, Abh. Bd. 1). — Unger giebt eine treffliche Darstellung von Graphium (Bot. Z. 5. S.249. tab.4) und von Peronospora (das. S. 305. 1.6). — Robert untersuchte die Trüffeln und erklärt sie für Wurzelparasiten (Comptes rendus 24. p. 66). — Purkinje beschäf- tigte sich mit Merulius und giebt neben freien Sporen auch Asken an (Arb. der schles. Gesellsch. f. 1847. S. 77). — Neue Gattungen. Hymenomyceten: TäAelepora Fr, (Arch. skandin, Beitr.' 1847. S.338): von Natal, zwischen Polyporus und Hydnum stehend. Py- renomycetee: Natalia Fr. (das.): ebendaher, zwar zu dieser Abtheilung gezogen, jedoch ohne Asken; Phlyctema Desmaz. (Ann. se. nat. 1847. 8. p.16) = Phoma Tami Lamy, gleichfalls ohne Asken, Robergea Desm. (ib. p.177): ‚auf trockenen Zweigen in Frankreich, neben Dothidea gestellt; Sporonema Desm. (ib. p-182): auf Blättern von Medicago sativa, ohne Asken. Askomy- ceten: Psilopexia Berk el. (Lond. Journ. of Bot. 6. p. 325); Pe- zizee aus Obio. Gasteromyceten: Lanopila Fr. (a. a. 0.): aus Natal; Ausseia Berkel. (a. a. O. p.508): aus Ceylon. Co- niomyceten: Cystopus Ley. (Ann, sc. nat. 1847. 8, p. 3741) = Uredo candida etc.,; Tilletia Tulasn. (ib. 7. p.112) = U. caries DC. ete,;‘ Microbotryum Lex. (ib, 8. p.372) = Ustilago anthera- rum ete.; Coleosporium Lev, (ib. p.373) = Uredo sp.; becy- thea Lev. (ib.) = U. Ruborum etc.; PAysonemaLex, (ib, p 374) = U. gyrosa ete.; Podosporium Lev. (ib.) = U. Capraearum ‚etc, 351 Bericht über die Leistungen im &ebiete der Hel- Bainibelogie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. Vom Professor ©, Th. v. Siebold in Breslau. Die höchst vollständige Bearbeitung aller Helminthen- Ordnungen, welehe Dujardin unternommen hat !), ist ge- wiss von allen Helminthologen mit grossem Danke und hohem Interesse aufgenommen worden, denn Dujardin hat in diesem Werke nicht allein alles über den innern Bau der Helminthen bisher bekannt gewordene mit mühsamen Fleisse zusammen- gestellt und geordnet, sondern derselbe hat auch diesen Theil seiner Schrift mit einer Menge neuer Thatsachen bereichert. Dujardin fühlte wie viele andere Helminthologen das Be- dürfniss, die Gattungen Rudolphi’s in verschiedene Unter- gattungen zu zerfällen. So hat derselbe die Nematoden in fünfzig Gattungen eingetheilt. Mermis und Gordius wurden wegen ihrer eigenthümlichen Organisation von den Nematoden getrennt, und besonders betrachtet. In Bezug auf Pentasto- mum ist Dujardin ganz der Ansicht von Diesing gefolgt, indem er diese Gattung als besondere Ordnung (Unterklasse) unter dem Namen Acanthotheca hinstellte. Von Trematoden führte Dujardin zwanzig Gattungen auf, darunter freilich Diplostomum, Cercaria, Bucephalus, Leucochloridium, Dıporpa, von denen wir jetzt wissen, dass sie nur die Jugend- oder Larven-Zustände von anderen Trematoden sind. Als Anhang zu den Trematoden wurden noch Peltogaster, Gyrodactylus, Myzostomum und Hectocotylus hinzugefügt. Auf die vierte 1) Dujardin: Histoire naturelle des Helminthes. Paris. 1845. Archiv f. Naturgesch. XIV, Jahrg, 2. Bd. A 352 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Ordnung, auf die Acanthocephala nämlich, liess Dujardin die Cestoden als fünfte Ordnung mit 19 Gattungen folgen, unter denen sich auch die geschlechtslosen Blasenwürmer be- finden, welche derselbe ganz passend als Monstrosität be- trachtet. Als Anhang behandelt Dujardin noch die Gattung Gregarina und Thysanosoma, worauf derselbe noch eine Ueber- sicht verschiedener Pseudohelminthen folgen lässt. In Bezug auf einige der eben genannten Helminthen-Gattungen muss ich bemerken, dass Hectocotylus, Gregarina und Thysanosoma nicht mehr als selbstständige Helminthen-Gattungen verbleiben können. Durch Kölliker (s. weiterhin) wissen wir jetzt, dass die Hectocotylus- Arten nichts anderes sind als die ver- schiedenen Formen der auf eine höchst sonderbare Weise ver- kümmerten männlichen Individuen gewisser Cephalopoden. Ueber das räthselhafte Thysanosoma gab uns Diesing kürz- - lich Aufschluss, indem er selbst als Gründer der Gattung und Species Thysanosoma actinoides seine Zweifel über die Selbst- ständigkeit dieser Gattung durch folgende Worte aussprach: nisi Taeniae fimbriatae artieulorum ultimorum unieus solutus Entozoorum genus novum, sedis in systemate adhue penitus dubiae (vgl. dessen Systema Helminthum. 1850. Vol.I. p.501). Offenbar hat Diesing den gefranzten Hihferrand der verein- zelten Glieder jener Taenia als den mit Tentakeln besetzten Vordertheil eines besonderen Thieres angesehen. Die als Gregarinen bisher beschriebenen Thiere gehören gewiss nicht zu den Helminthen, sondern werden, indem ihre einfache Or- ganisation einer einfachen Zelle entspricht, den mundlosen Protozoen zugezählt werden müssen. Unter den vielen von Dujardin genau beschriebenen Helminthen befinden sich viele neue Species. Dujardin hat die Arten einer Gattung meist nach den Wohnthieren, Säugethieren, Vögeln, Reptilien ete. geordnet. Der beigegebene Atlas enthält zwölf Tafeln mit vie- len hübschen und getrenen Original-Abbildungen, welche sich hauptsächlich auf die Organisation des Vorderleibsendes, auf die Begattungsorgane und auf die Struktur sowie den Inhalt der Helminthen-Eier beziehen. Referent hat in dem von ihm bear „Lehrbuche der vergleichenden Anatomie der wirbellosen Thiere” den . Helminthen einen besonderen Abschnitt gewidmet und darin Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 353 die Organisation dieser Würmer nach vielen eigenen Unter- suchungen darzustellen gesucht !). Ausserdem wurden auch von dem Referenten in einem grösseren Aufsatze „über Para- siten” *) die Fortpflanzungsweisen, Metamorphosen und Wan- derungen der Helminthen im Allgemeinen besprochen und da- bei auf die nachtheiligen Wirkungen aufmerksam gemacht, welche manche Helminthen auf ihre Wohnthiere ausüben. Ref. hob alsdann das wichtigste aus der Naturgeschichte der Helminthen des Menschen hervor, zog aber auch die Geschichte anderer Helminthen, welche über das Leben dieser Parasiten im Allgemeinen interessante Aufschlüsse boten, mit in Betracht. Als Anhang der Abhandlung wurden zuletzt noch die wich- tigsten Pseudohelminthen vom Referenten aufgeführt. Von Delle Chiaje ist eine vierte Ausgabe seiner „Elmin- tografia umana” besorgt worden 3), welche aber das geblieben ist, was dieses Werk schon in den früheren Auflagen gewesen ist, nämlich nichts anderes als eine für.ein ärztliches Publi- kum berechnete Compilation, in welcher ausserdem noch die Darstellung und Beschreibung der Helminthen selbst sehr ober- flächlich und ohne Berücksichtigung der in dieser Beziehung geschehenen neuesten Fortschritte sich bearbeitet findet. In der von Martiny herausgegebenen Naturgeschichte *) sind die Helminthen des Menschen ziemlich ausführlich abge- handelt, jedoch trägt die Darstellung überall das Gepräge der Compilation, die beigegebenen Abbildungen sind meistens Copien. Eine von Wallenstedt verfasste Dissertation ®) giebt eine gedrängte Uebersicht der Helminthen, wobei die im Men- schen wohnenden Eingeweidewürmer besonders berücksichtiget wurden; derselbe schickt eine Beschreibung des anatomischen 1) Siebold: Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der wirbel- losen Thiere. Berlin. 1848. pag. 111. 2) Vgl. den Artikel Parasiten in Rud. Wagner’s Handwörter- buch der Physiologie. Bd. 1]. 1844. pag.641. 3) Delle Chiaje: Elmintografia umana ossia trattato unforue agli entozoi ed a’ morbi verminosi. Edizione quarta. Napoli. 1844. 4) S. Ed. Martiny: Naturgeschichte der für die Heilkunde wich- tigen Thiere. 1847. Tafel 21 bis 30. 5) Vgl. Wallenstedt: De Entozois. Berol. 1817. 7* 354 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Baues der Helminthen voraus, in welcher Referent einen sehr genauen Auszug seines Lehrbuches der vergleichenden Ana- tomie der wirbellosen Thiere erkennt, welche Schrift jedoch in der am Schlusse der Dissertation aufgeführten helmintholo- gischen Literatur nieht erwähnt ist, Von Blanchard sind in einer Abhandlung über die Or- ganisation der Würmer der Helminthen mit den Turbellarien und Nemertinen einer speciellen Prüfung unterworfen wor- den !'). Nachdem derselbe eine kurze Uebersicht der Litera- tur vorausgesendet, richtete er sein Augenmerk besonders auf das Nervensystem dieser Thiere, und suchte‘ er sich durch direkte Injektionen von der Anwesenheit des Gefässsystems in diesen Würmern zu überzeugen. Blanchard, welcher auf diese Weise eine ganz neue Einsicht über die Organisation der Würmer gewonnen haben will, schlägt eine neue hierauf gegründete systematische Eintheilung der Würmer vor. Er zerfällt dieselben in die folgenden fünf Gruppen. 1) Die erste Gruppe bezeichnet derselbe Azevormi, Würmer ohne Nervenschlundring. iicher werden die Trematoden und ein Theil der Turbellarien, nämlich die Planarien gerechnet. 2) Als zweite Gruppe stellt Blanchard die Band- und Blasen- würmer als Cestoiden hin. 3) Für die dritte Gruppe-behält derselbe die Bezeichnung Helminthen bei, und rechnet die Nematoden, Gordiaceen und Acanthocephalen hieher. 4) Die vierte Gruppe machen die Nemertinen aus, während 5) als fünfte Gruppe die Pentastomen hingestellt werden. Nach Blanchard’s weiterer Darstellung besitzen die Anevormi ein Gefässsystem mit selbstständigen Wandungen, ohne dass sich daran Venen und Arterien unterscheiden lassen. Er vergleicht bei den Distomen einen mittleren Gefässstamm mit einem Her- zen, hält die Anwesenheit des foramen caudale bei den Tre- matoden für problematisch und läugnet das mit diesem ‚in Verbindung stehende Excretions-Organ, welches mit dem Blut- gefässsysteme ein und dasselbe sei. Blanchard erklärt die Planarien und Trematoden ihrer Organisalion nach für nahe 1) Blanchärd: Recherches sur l'organisation des vers. Vel. Annales des sciences naturelles. Tom. Vll. 1847. pag. 87. Ueber den speciellen Theil dieser Abhandlung wird im nächsten Jahrgange be- richtet werden. Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 355 verwandt, welche sich auf der einen Seite einander sehr nä- hern, auf der andern Seite aber wieder sich weit von einan- der entfernen. Die Cestoden sollen nach Blanchard’s Un- tersuchungen mit einem sehr deutlichen Nervensysteme aus- gestattet sein, welches bei Taenia, Bothriocephalus und Cysti- cercus eine Querkommissur in der Mitte des Kopfes bildet, von der rechts und links ein Nervenfaden durch den ganzen Körper herabläuft und Verbindungsfäden zu den vier kleinen hinter den Saugnäpfen gelegenen Ganglien abgehen. Blan- chard erklärt die durch Queranastomosen verbundenen Längs- kanäle des Bandwurmleibes, von denen er statt vier nur zwei kennt, für Verdauungskanäle, welche sich in einem hinter den Saugnäpfen gelegenen Reservoir vereinigen sollen, Obgleich bei Taenia die vier Saugnäpfe nicht durchbohrt sind, so wollte Blanchard durch Injektion eines dieser Saugnäpfe das Reservoir dennoch mit Injektionsmasse gefüllt haben und daraus den Schluss ziehen, dass die Saugnäpfe Nahrungsstofle einsaugen und dem Verdauungskanale zuführen könnten. Auch bei den Cestoden nimmt derselbe ein Blutgefässsystem an, welches zu injieiren ihm gelungen sei. Er spricht sich übri- gens auch für die Vereinigung der Cestoden und Cystica aus, da letztere nur unentwickelte Bandwürmer seien. Bei den Nematoden (Ascaris und Filaria) will Blanchard ebenfalls das Nervensystem aufgefunden haben. Dasselbe soll aus zwei seitlichen Nervensträngen. bestehen, welche im Vorderleibsende von ein Paar Ganglien-Anschwellungen ausgehen, deren quere Doppelkommissur unter dem Oesophagus gelegen ist. Blan- chard bezeichnet übrigens selbst dieses Nervensysten als ein sehr rudimentäres, welches mit sehr wenigen und zarten Ra- mificationen ausgestattet sei. Nach desselben Angabe laufen zu beiden Seiten des Leibes der Nematoden je zwei Gefäss- stämme ohne Seitengefässe herab, welche vorne durch eine als Herz zu betrachtende Queranastomose verbunden sind, Blanchard konnte von diesem Herzen aus nur die beiden tiefer gelegenen Seitenkanäle injieiren, daher derselbe diese Kanäle als Arterien, die beiden anderen mehr oberflächlich gelegenen Seitenkanäle dagegen als Venen betrachtet wis- sen will. Jedes dieser Gefässpaare soll in einer gemein- schaftlichen Röhre eingeschlossen sein, Bei den Acanthoce- 356 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der phalen soll das Nervensystem wie bei den Nematoden ange- ordnet, aber weniger scharf ausgeprägt sein '). Eine neue Eintheilung der Helminthen ist von Duver- noy in folgender Weise vorgeschlagen. worden ?). Er stellte die drei Unterklassen auf: Cavitaires, Parenchymateux und Helminthophytes. Die Cavitaires zerfallen in die zwei Ord- nungen Enterodeles und Anentere. Die erstere Ordnung umschliesst die Nematoden, die Nemerten und Jie Gattung "Linguatula, Die zweite Ordnung enthält dagegen nur die Acanthocephalen. Die Unterklasse der Parenchymateux wird von den Ordnungen der Planaries und Trematodes zusam- ınengesetzt, während die Unterklasse der Helminthophytes die Band- und Blasenwürmer umfasst. Ueber die Eier der Eingeweidewürmer hat Richter in - Dresden bemerkenswerthe Beoabchtungen angestellt ?). Der- selbe bewahrte Eier von Taenia solium nnd Ascaris Jumbri- coides sowie von Fischeingeweidewürmern in mit Wasser ge- füllten und verstöpselten Gläsern auf. Sie behielten Jahre lang ihr frisches Ansehen mit deutlichem Dottergehalte. In mit etwas Aetzammoniak, mit Essig oder Schwefelwasserstoff, Schwefelammoniak verdünntem Wasser dauerten dieselben we- niger gut aus, einige jedoch immer Monate lang. Richter konnte dergleichen Eier zwei Sommer und zwei Winter hin- durch in Fläschchen mit Wasser und der Sonne ausgesetzt frisch erhalten. Auch getrocknete Helminthen-Eier erschienen nach dem Aufweichen zum Theil noch wohl erhalten. Refe- rent hält es für der Mühe lohnend, dass diese Beobachtungen und Versuche weiter verfolgt werden möchten, da sie über die Verbreitung und Entstehnng der Helminthen sehr wichtige Aufschlüsse geben können, denn es ist sicher, dass die Hel- minthen-Eier der Fäulniss und Einwirkung fremdartiger Stoffe jahrelang widerstehen. Sie werden wahrscheinlich, nachdem sie ins Freie gelangt sind, vom Wasser fortgespült und weit wegge- führt, können aber auf diese Weise durch irgend einen Zufall 1) Blanchard in den Annal,. d. sc. nat. Tom. 8. 1847. pag. 120. 2) Vgl. Revue zoologique. 1846. pag.89. 3) H. E. Richter: Beobachtungen über die Eier der Eingewei- dewürmer, in der allg. deutsch. naturhistorischen Zeitung von C. Tr. Sachse. 1846. I. 1. pag. 5, Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 357 leicht wieder in den Körper von Menschen nnd Thieren gelan- gen, um sich hier nach langer Ausdauer endlich zu entwickeln. Eine sehr dankenswerthe Arbeit hat Gurlt unternom- men '), indem derselbe alle bisher bekannt gewordenen Hel- minthen sowie die Thiere zusammenstellte, bei welchen bis jetzt Entozoen gefunden worden sind. Nicht weniger verdient hat sich Creplin um diese Arbeit gemacht, da derselbe eine Menge Nachträge hinzufügte ?). Eine Zahl von 69 Helmin- then werden von Gurlt als Zugang zu der Helminthen-Samm- lung der Berliner Thierarzneischule aufgezählt ?). In einem “von Jackson herausgegebenen Katalog des anatomischen Museums zu Boston *) werden verschiedene in der genannten Sammlung aufbewahrte Helminthen) angeführt, von welchen Referent folgende als erwähnenswerth hervorhebt. Eine Filaria medinensis, welche einem Seemanne aus der Bauchdeckenhaut gezogen war, nachdem er ohngefähr ein Jahr zuvor die afri- kanische Küste betreten hatte, Sechs Stücke von Strongylus: ' Gigas aus der Niere einer Mustela lutreola. Viele Echino- rhynchen aus dem Darm des Labrax lineatus. Mehrere Stücke einer 3— 4 Zoll langen Linguatula aus dem Darnıkanale einer afrikanischen Cerastes. Eine 'Taenia von Hystrix dorsata. mit hakenlosem Kopfe und kurzen Gliedern, welche hier und da auf beiden Seiten eines Gliedes Geschlechtsöffnungen besitzen. Ein Exemplar von Taenia solium ist auf Tafel l. Fig. 26 ab- gebildet worden, weil die Gliederung derselben eine sehr un- regelmässige sein soll. Referent sieht aber an den Gliedern dieses Bandwurms nichts anderes als sehr verschiedene Zu- stände der Krontraktion der einzelnen Glieder. Ferner wer- den in derselben Sammlung noch folgende Cestoden aufbe- ‚wahrt, Ein Bothriocephalus latus von einem Engländer, ‚ein 3 Fuss langer Bothriocephalus von einem 49 monatlichen Kinde. Endlich befinden sich in derselben Sammlung Disto- 1) Gurlt: Verzeichniss der Thiere, bei welchen Entozoen ge- funden worden sind, in diesem Archive. Jahrg. 1845. Bd.1. pag.223. 2) Ebenda, pag. 325. Jahrg. 1846. Bd. I. pag. 129. und Jahrg. 1847. Bd. ]. pag. 289. 3) Vgl. das Magazin für die gesammte Thierheilkunde. 1847. p.74. 4) Jackson: a descriptive Catalogue of the anotomical Museum of the Boston society for medical improvement, Boston, 1847. p. 317. 358 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der mum hepaticum und eine kleine Art Ascaris, welche in un- geheurer Menge in den Gallengängen und dem Duodenum eines ostindischen jungen Elephanten gefunden worden waren. Wermes Nematodes. Von H. Reinhardt wurden in der Milz eines Maulwurfs eingekapselte Würmer aufgefunden, beschrieben und abgebil- det!), deren eiförmige braune oben und unten abgestutzte Schalen eine Länge von 4 P.L. und eine Breite von „5 P.L. besassen. Sie lagen lose in der Milzsubstanz, einige der Scha- len ‚waren leer. Diese hornigen braunen Schalen und ihre beiden von Oefinungen durehbohrten Spitzen sollen nach Reinhardt’s Meinung’ dafür sprechen, dass diese Körper keine Eier von Eingeweidewürmern sind, sondern Puppen, in denen der Wurm eine Periode der Entwiekelung durchmachte. Ich erkenne in diesen sogenannten Puppen nichts anderes als reife Trichosomen-Eier. Reinhardt bildete einige im Zu- stande des Furchungsprozesses ab, und hat die Einschnitte des Dotters für die dicht aneinander gedrängten Wellenbie- gungen des wurmförmigen, in der Schale eingeschlossenen Thieres genommen. Mir sind ganz dieselben Körper in der Milz von einer Spitzmaus (Sorex araneus) vorgekommen, ich sah die verschiedenen Grade des Furchungsprozesses an der Dottermasse ‘vieler dieser Eier, welche mich ihrer ganzen Or- ganisation nach augenblicklich an die Eier von Trichosoma erinnerten; zur Bestättigung meiner richtigen Bestimmung die- ser Eier fand ich in einigen dieser Nester abgestorbene Tri- chosomen-Weibchen, deren zu einem Knäuel verschlungene und von Eiern dicht umgebene Leiber durch Zersetzung noch so wenig gelitten hatten, dass ich die Gattungscharaktere von Trichosoma deutlich daran erkennen konnte. Dr, Sebast. Fischer, welcher in Aegypten mehrmals Personen wegen Filaria medinensis zur ärztlichen Behandlung bekommen hatte, theilte verschiedene Bemerkungen über diesen Parasiten mit ?), von denen ich folgende hervorzuheben für werth halte. Die Einwohner von Sennaar, Kordofan und Dar- 1) H. Reinhardt: Entozoen in der Milz des Maulwurfs, in der allg. deutsch. naturhistor. Zeitung von Sachse. Jahrg. II. 1847. p.224. 2) Vgl. Münchner Jahrbücher IV. 4. oder Schmidt’s Jahrbücher Suppl. Bd. 1845. pag. 385, Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 359 fur, welche diesen Wurm Zergit nennen, behaupten nänlich, dass die Filaria medinensis vorzüglich nach der Regenzeit (Mai, Juni, Juli, Aug.) erscheine, und dass gewisse stehende Gewässer der Erzeugung dieses Wurms am günstigsten seien, indem er sich als ein äusserst kleines Würmchen an die Haut der Badenden oder durch das Wasser Wadenden anhänge und dann in das Innere der Haut eindringe. An diese Bemerkung schliesst sich eine Mittheilung von G. Busk über denselben Gegenstand an '). Derselbe macht darauf aufmerksam’, dass Europäer, die gar nicht an das afrikanische Ufer getreten, sondern nur einen entblössten Theil ihres Körpers dem Was- ser in den Kähnen der Eingeborenen von Afrika ausgesetzt hatten, später an Filaria medinensis gelitten. In Indien, wo von den Eingeborenen das Wasser in Häuten auf dem Rücken getragen wird, kommt der Wurm auf dem Rücken, Schul- tern und oberen Theilen des Körpers dieser Wasserträger vor. Busk fügt noch hinzu, dass ausser in der alten Welt dieser Parasit auch auf der Insel Curacao einheimisch sei. Das Eindringen des Wurms durch die Haut soll ganz unmerklich vor sich gehen. Die Krankheitssymptome treten erst dann an einem mit diesem Wurme Behafteten hervor, wenn derselbe den Körper wieder verlassen will, nachdem er oft 42 bis 18 Monate unbemerkt im Zellgewebe des Menschen gehaust. Busk konnte an dem Schwanzende des zum Aus- wandern reifen Wurmes keinen After und nirgends einen Eier- ausführungsgang bemerken, so dass es scheint, als müsse das Weibchen zerreissen, um die Brut entleeren zu können. Ein getrocknetes im Wasser aufgeweichtes Fragment dieser Filarie sah Busk stundenlang lebhafte Bewegungen machen. Von Burmeister wurden unter der Haut zwischen den beiden Schulterblättern eines Tarsius speetrum mehrere Fa- denwürmer gefunden und an Creplin zur näheren Unter- suchung gesendet. Letzterer berichtete darüber folgendes ?), Die weiblichen Individuen waren etwas über 3 Zoll, die männ- lichen dagegen ohngefähr 1 Zoll Jang. Eine Ringelung der Oberhaut war nirgends an diesen Würmern zu entdecken. 1) G. Busk: on the structure and nature of the Filaria medi- nensis or Guinea-worm, in tlıe medical Times. May. 1846. 2) Vergl, den Anhang zu Burmeister: Beiträge zur näheren Kenntniss der Gattung Tarsius. Berlin. 1846 360 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Da dieselben mit dem Wohnthiere lange Zeit in Weingeist gelegen, so konnte, über die innere Organisation nicht viel Aufschluss erlangt werden. Creplin erkannte aber doch an _ ihnen eine neue Filarien-Art, und schlug für dieselbe, wegen des Mangels aller Ringelung an ihrer Haut, den Namen Fila- via laevis vor und setzte für sie folgende Diagnose fest: Fi- laria corpore longissimo, gracillimo, retrorsum attenuato, laevi, ore minimo, ex apice antico obtuso subprominente, nudo; cauda maris in spiras contorta, apice tum obtuso, nudo, tum tripapillato, ad latera penis longi, gracilis. apice suberassiore, deflexo praediti, una cum brevissimo pene accessorio, circa basin vagina eircumdati, alis semilanceolatis, apicem caudae longe non attingentibus, et serie papillarum minimarum or- nata; feminae subrecta, obtusa, apice papillis 1—3 obsita; vulva ... . (non detegenda). Dr, Gros sprach im Allgemeinen seine Meinung über eine Filarie aus, welche in den verschiedensten Organen der verschiedensten Thiere wohnen und sich anatomisch nicht von dem Hautbewohner des Menschen unterscheiden soll !). Das Weibchen besitze eine Länge von 3—5 Zoll, und die Vulva desselben befinde sich dicht neben dem After am Hinterleibs- ende. Gros beschreibt die Entwicklung der Eier dieser Fi- larie mit den Dotterfurchungen sehr kurz und fügt seiner sehr lückenhaften Abhandlung Abbildungen bei, ans denen ich’ ent- nehmen muss, dass derselbe nach der abgebildeten Schwanz- klappe des männlichen Wurmes zu schliessen, einen Strongylus vor sich gehabt. Ueberhaupt scheint Gros unter seiner Filarie noch viele andere Nematoden verstanden zu haben, indem er von diesem Fadenwurme angiebt, dass derselbe auch in den Gallengängen, in den Bronchien, in der Lungen- und Leber- substanz vorkomme, und Eier in Unzahl ablege, wodurch der- selbe zu Cysten, Tuberkeln und steinigen Konkretionen in den Lungen Veranlassung gebe. Die Eier dieser Filarie sol- len sich mit den Eiern einer Ascaris in den Lungen des Ha- sen vermengen, in welche die Ascaris ebenfalls ihre Eier ab- 1) Gros: Observations et inductions microscopiques sur quelques parasites, in dem Bulletin de la societe imp. des naturalistes de Moscou. Tom. XVII. 1845. pag. 394. Note pour servir Al’Embryo- genie de la Filaire, \ Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 361 setze. Bei einem 14 Jahre alten Mädchen sollen sich vom "Sommer bis Frühling Filarien entwickelt haben, welche durch eine Fistel unter der Kniescheibe hervorgekommen seien und im Tumor des Kniees ihre Brut zurückgelassen hätten. Schneider in Fulda machte darauf aufinerksam, dass nieht selten nach schweren Entbindungen bei Verletzung des Mittelfleisches Madenwürmer aus dem Mastdarnie nach der Scheide hinüberwanderten und hier unerträgliches Jucken ver- anlassen könnten !). ; Von Gurlt wurde der seltene Strongylus tubaeformis in Tuberkeln auf der Schleimhaut eines Leoparden und Pan- thers gefunden *). Jeder Tuberkel enthielt einige Würmer. Die Mundöffnung des Wurms ist länglich viereckig, die Ober- lippe ragt über die Unterlippe hervor. Die Schwanzklappe des Männchens ist ungetheilt und wird von eilf Muskelstrah- len gestützt. Der Schwanz des Weibchens läuft plötzlich mit dünner Spitze aus. Segalas berichtete über einen von Arlaud beobachte- ten Fall ?®), in welchem eine sechs und zwanzigjährige Frau- ensperson 18 Monate lang an heftigen Schmerzen im uropoeti- tischen Systeme gelitten, während welcher Zeit mehrere Indi- viduen des Strongylus Gigas von der Grösse der Spulwürmer und ein geborstener Balg eines ungemein grossen Individuums derselben Wurmart entleert wurden. Nach einer Mittheilung von Schafter *) ist einem 72jährigen Manne durch die Harn- blase ein Spulwurm abgegangen, welcher ‘sich vom Darmka- nale aus in die Blase gebohrt haben soll. V olz sah von einem 14jährigen Mädchen nach dem Gebrauch von Wurmmitteln innerhalb siebzehn Tagen 808 Spulwürmer ab- gehen ®), ohne dass das Mädchen sich krank gefühlt oder übel ausgesehen hätte. Es war, gleich nachdem plötzlich durch Erbrechen einige Spulwürmer entleert waren, die Wurmkur 1) Vgl. Casper’s Wochenschrift. 1847. pag. 185. 2) S. Magazin für die gesammte Thierheilkunde. 1847. pag. 74. 3) S. Bulletin de l’Academie roy. de Medecine. 1846. p.424. 4) S. Bulletin de la socjet& des sciences naturelles de Neuchatel. 1846. p. 447. 5) Vgl. Heidelberger Jahrbücher. Bd.X. 2. 1844. oder Schmidt’s Jahrbücher. 1845. I. pag. 38. 362 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der vorgenommen worden. In Paris starb ein 30 Monate altes Kind abgemagert und mit Diarrhoe behaftet, welchem 15 Spul- würmer abgegangen waren '); nach dem Tode fand sich der Darmkanal dieses Kindes vom Duodenum bis zum After von Spulwürmern völlig ausgestopft, wobei auch im ductus chole- dochus und in den Gallengängen grosse Spulwürmer ange- troffen wurden: Combe theilte die Krankengeschichte eines 36 Jahre alten Frauenzimmers mit), in dessen rechter In- quinalgegend sich eine schmerzhafte Geschwulst bildete, aus welcher nach dem Aufbrechen nach und nach zehn lebende Spulwürmer mit stinkender Stercoralmasse entleert wurden. Hieran schliesst sich die Mittheilung von Nicolich °®), nach welcher bei einer Dame von 25 Jahren durch einen Entzün- dungsprocess ein Abscess am Nabel entstand, aus welchem sich stinkender Eiter und zu zweien Malen neun Spulwürmer ohne Darmeontenta entleerten. Von Allman wird das Vorkom- men einer Menge von Ascariden in den Choanen eines Ha- lichoerus Gryphus gemeldet *). Dr. Wyman erhielt aus einem Cycelopterus Lumpus meh- rere lebende Individuen einer Ascaris, obgleich der Fisch seit zwei Tagen vollständig gefroren war °). Nach einer Notiz in der Isis ist eine Ascaris im Magen von Manis aufgefunden worden °), Von Stein wurden einmal eine einzige Ascaris in der Samenkapsel eines Byrrhus pilula, und ein andermal einige zwanzig Ascariden in der Begattungstasche einer Lamia aedi- lis angetroffen ”). Auch in der Kloake von Geotrupes ster- corarius fand Stein sehr häufig Ascariden. Die von Scortegagna gegebene Beschreibung eines besonderen Wurms, welcher mit mehreren Spulwürmern einem 1) Vgl. Bulletin de Therapie. Sept. 1846. pag.211. 2) Ebenda. Sept. 1844. oder in Schmidt’s Jahrbüchern. 1845. 111. pag. 293. 3) S. Froriep’s neue Notizen. Bd. 35. 1845. pag. 144, oder Gazzetta med. di Milano. nr. 11. 1845. 4) In den Annals of natural history. Tom. XX 1847. pag. 47. 5) Vgl. Proceedings of the Boston society of natural history. Vol. 1. 1841 — 44. pag. 103. 6) S. Isis. 1845. pag. 585. 7) Vgl. Stein: Vergleichende Anatomie und Physiologie der In- sekten. Erste Monograhpie. 1847. pag. 108. . Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 363 achtzehnjährigen Menschen abgegangen war '), ist mir jetzt zu Gesicht gekommen ?), und lautet wie folgt: Jscaris. lumbri- eoides rostratus, capite cucullato; ore in papilla posito, ro- tundato, aculeoque peracuto munito; collo subnullo; corpore nudo; membranis museularibus ceireulariter et irregulariter va- ricosis; intestino mediano usque ad anum discendentibus. Ich kann aus dieser Beschreibung und der beigegebenen undeut- lichen Abbildung dieses Wurms, aus welchem Sceortegagna einen Cueullanus machen will, doch nichts anderes erkennen, als einen Spulwurm, dessen Epidermis, wie es mir scheint, sich theilweise abgehoben und die verschiedenen Varikositäten am Leibe gebildet hatte. An dem Oesophagus der Spiroptera strongylina aus dem Magen des Schweines sah Gurlt ?) zwei spiralig gewundene und sich kreuzende Muskelstreifen herablaufen, auch in dem Schwanzende des männlichen Wurms fielen demselben viele querlaufende feine Muskelfasern in die Augen. Hammerschmidt beschrieb verschiedene in dem Darm- kanale von Insekten lebende Nematoden als Oxyuris-Arten ®). Diese in Insekten nicht selten vorkommenden Parasiten sind aber von Oxyuris sehr verschieden, welche Dujardin (a. a. O. pag. 145) der Gattung Oxyuris so geradezu einzuverleiben Anstand nahm. Hammerschmidt entdeckte zwölf Arten dieser Insekten. Parasiten, welche vorzüglich während des Larvenzustandes von Melolontha, Cetonia, Trichius, Lucanus, Geotrupes, Scarabaeus, Cerambyx, Blatta und Locusta in deren Darmkanal angetroffen wurden. Weibliche Individuen waren viel häufiger als männliche, und diese nur zu bestimm- ten Jahreszeiten aufzufinden, während die Weibchen zu jeder Jahreszeit in verschiedenen Entwicklungsstadiem vorkamen. Die Form der Schwanzspitze lieferte ein Hauptunterscheidungs- mal der Arten. Sie erschien bei den Weibchen oft sehr lang, war bei den Männchen dagegen sehr kurz oder fehlte hier ganz. Die Bewegungen dieser Würmchen waren schlangen- 1) S. dieses Archiv. 1845. Bd. ll. pag. 246. 2) Vergl.Nuovi Annali delle scienze naturali di Bologna, Aprile 1848. 3) Vgl. das Magazin für die gesammte Thierheilkunde. 1847. p.74. 4) Vgl. die naturwissenschaftlichen Abhandlungen, gesammelt von W. Haidinger. Bd.1, Wien. 1847. pag. 279. Taf. X. 364 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der förmig, zuweilen auch schnellend. Am Mundende trugen sie zwei Höcker, welche zweien darunter liegenden auf- und ab- wärts beweglichen Saugwarzen oder Sauggruben entsprachen und in den Schlund führten. Die strahlige Muskulatur des mit einem kugeligen Magen endigenden Schlundes soll nach Hammerschmidt bei diesen Oxyuren mit einem ebenfalls strahlig sich ausbreitenden Organe, vielleicht einer Nerven- Masse in Verbindung stehen. Die weiblichen Geschlechts- organe münden im oberen .oder mittleren Drittel des Leibes mit zwei Lippen nach aussen. Der Uterus ist doppelt und ragt mit der einen Hälfte nach oben, mit der anderen nach unten. Die beiden Ovarien schlagen sich um und hüllen ‘den Darmkanal mit vielen Schlingen ein. Der doppelte Uterus enthält vollkommen entwickelte Eier. Männliche Geschlechts- theile wurden nur einmal beobachtet, wobei ein aus mehreren übereinander gelagerten Bläschen bestehendes drüsiges Organ im unteren Körperdrittel ein Samengefäss und eine aus einer runden Oeffnung vor der Schwanzspitze hervorragende Borste ein Penis zu sein schien. Als Arten führte Hammerschmidt folgende auf: Oxyuris brachyura, drei bis vier Linien lang, mit sehr kurzer, schwach gebogener Schwanzspitze. Drei drüsenartige Körper umgeben die Scheide. Fand sich im Mai in einer Melolontha-Larve, vielleicht von Khizotragus solsti- tialis. Oxyuris Blattae orientalis, Weibchen 1 — 14 Lin. lang, Männchen dagegen z4% Lin. lang. Die Schwanzspitze des Weibchens macht ein Drittel der Körperlänge aus. Die Schwanz- spitze des Männchen ist sehr kurz und besitzt an der Basis eine Art Widerhaken. Der Schlund zeigt vor dem Magen eine starke muskulöse Erweiterung. Die jüngeren weiblichen Individuen besassen eine noch nicht so lang ausgezogene Schwanzspitze. Oxyuris gracilis von # Lin. Länge, mit mässig langer Schwanzspitze. Der Schlund einfach kolbenförmig, die weiblichen Geschlechtstheile noch nicht gehörig entwickelt. Fand sich im Blinddarme der Larve einer Melolonthaa Oxyuris' dilatata, 4 bis X Lin. lang, im Darme der Larve von Cetonia . marmorata, besass eine mässig lange Schwanzspitze, aber einen sehr langen Schlund, der fast bis zur Hälfte des dicken Leibes hinabragte. Oxyuris laticollis, 2 Lin. lang, lebt im April in 8 dem Darmkanale der Larve von Cetonia stietica. Die Schwanz- Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 365 spitze macht fast den vierten Theil der Körperlänge aus. In der Mitte des Leibes, wo die Scheide zu sein scheint, be- merkte Hammerschmidt ein drüsiges Organ, das sich ge- gen den Magengrund hinaufzieht. — Eine 24 Linie lange be- sondere Oxyuris erwähnt W. Hoffmeister, der dieselbe äusserlieh auf der schleimigen Hautoberfläche des Lumbrieus Agricola antraf '). “ Guerin de Meneville beobachtete in kranken Rar- toffeln ausser Milben und Insekten auch einen kleinen dem Kleister- oder Essig-Aale verwandten Helminthen ?), welchen er Rhabditis feculorum nannte. Gros beschrieb eine Anguillula ?), welche in stehendem Wasser zwischen Moos und Infusorien lebt, und 14 bis 18 Eier enthält. Die Mundöflnung ist von sechs Papillen um- geben. Die Vulva dieses Würmehens bildet Gros auf dem Rücken desselben ab, was gewiss nicht richtig ist. Das Schwanzende der Männchen stellt eine Art Saugscheibe- dar, mit deren Hülfe die Begattung verrichtet wird. Im Wasser, in der Erde, auch im gekochten und frischen Fleische soll diese Anguillula vorkommen. Die Eier derselben entwickeln sich oft erst, nachdem sie gelegt worden sind, und dann soll das sie umgebende Medium einen Einfluss auf die Form der sich in diesen Eiern entwickelnden Brut ausüben. So sollten nach Gros die Ascaris vermicularis aus der Scheide leukorrho- ischer Frauen und die Anguillula Aceti von obiger Anguillula nicht verschieden sein. Gros will auch im Wasser Ascariden angetroffen haben, welche im Darm und in den Lungen .der Frösche leben. Derselbe fand zuweilen die Wandungen des Magens und Darmes der Frösche mit kleinen braunen eiför- migen Cysten inkrustirt, in deren Umgebung sich askarisartige Würmchen vorfanden. Von diesen Vermicules ascaridiens sagt Gros auflallender Weise, dass sie die Brut von Distomen seien. 1) S. Hoffmeister: Die bis jetzt bekannten Arten aus der Fa- milie der Regenwürmer. 1845. pag. 20. fig. 10. 2) Froriep’s neue Notizen, Bd. 36. pag. 186. oder Comptes ren- dus. Tom, 21. 1845. pag.878. 3) Nematoides Ascaridiens, so betitelt Gros einen Abschnitt seiner Observations sur quelques parasites, in dem Bulletin d. 1. soc. des natural. d Moscou a, a. O. pag. 417. 366 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Von Leidy ist zu Philadelphia in den Schenkelmuskeln eines Schweines Trichina spiralis gefunden worden, welche sich von der des Menschen nicht unterschied !). Der schon im vorigen Jahresberichte (Jahrg. 1845. Bd. ll. pag. 219.) er- wähnte dänische Aufsatz von Svitzer über Zrichina spiralis befindet sich jetzt bearbeitet in den Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde ?) Mehrere als Filarien bezeichnete aber nicht näher be- schriebene Würmer hat Wilms im Darmkanale von Sagitta wahrgenommen °). Ecker fand zu Basel im Blute verschiedener Saatkrähen Embryone von Nematoden *), welche nicht zu eireuliren schie- nen, da er sich dieselben nicht durch Aderlass aus den Blut- gefässen des Oberschenkels oder Flügels verschaffen konnte, wohl aber sie in Menge innerhalb des Herzens, der Aorta, Lungenarterie, Lungenvene und Hohlvene antraf. Er erkannte in der Leibeshöhle dieser sehr beweglichen kleinen Haemato- zoen keine Spur von Geschlechtstheilen, sondern nur eine feinkörnige Masse (Dottermasse) und im vorderen dickeren und stumpf abgerundeten Ende die Umrisse eines Oesophagus, dafür muss Referent wenigstens die schattirten Streifen erklä- ren, welche Ecker im Vorderleibsende dieses Würmchens abgebildet hat. Diese Haematozoen wurden von dem Ent-' decker für die Brut der Filaria attenuata genommen, welche er gleichzeitig in der Leibeshöhle der Saatkrähen auffand. Auch bemerkte Ecker in dem Gekröse, am Magen, Darm und an den Luftsäcken kleine gelbliche Kysten, welche eine aufgerollte geschlechtslose Filarie von 1 Lin. Länge enthielten, ferner war demselben am Darme einer Saatkrähe eine erbsen- grosse gelbe Geschwulst aufgefallen, welche eine erwachsene Filaria attenuata nebst Eierhaufen enthielt, in denen dieEmbryone bereits entwickelt waren und den vorhin beschriebenen Hae- matozoen ähnelten. Derselbe Beobachter glaubte die Entsteh- 1) Vgl. the Annals of natural history. Vol. 19. 1847. pag. 358, oder Froriep’s und Schleiden’s Notizen. Bd.1ll. 1847. p. 58. 2) Ebenda. Bd.1I. 1847. pag. 219. 3) Vel. Wilms: Observationes de Sagitta. 1846. pag. 12. 4) S. Müller’s Archiv. 1845. pag. 501. Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 367 ung dieser Filarien-Geschwulst von einer Art Verpuppungs- oder Einkapselungs-Process ableiten zu müssen. Referent ist überzeugt, dass diese Haematozoen durch Wanderung in das Blutgefässsystem von Corvus frugilegus gelangen, und dass dieser Aufenthaltsort zur weiteren Entwickelung dieser Hel- minthen nicht geeignet sein muss, daher Ecker nach mehre- ren Wochen diese Haematozoen in gleicher Menge und auf gleicher Stufe der Ausbildung an den Saatkrähen beobachtete. Auch Referent fand dieselben Haematozoen während des Win- - ters zu Freiburg im Blute der Saatkrähen, aber auf eben der- selben Entwicklungsstufe, in welcher sie Ecker angetroffen hatte. An den enkystirten kleinen Filarien fiel Ecker ein geschlängeltes pulsirendes Gefäss auf, welches sich auf dem Vordertheil des Verdauungskanals hinzog und einzelne Seiten- äste abgab. Ecker bemerkt ausdrücklich, dass dieses Gefäss- system an den ausgewachsenen Individuen der Filaria attenuata nicht wahrgenommen werden konnte. Auch Gros machte einige Mittheilungen über nematoden- artige Hämatozoen '). Er will im. Blute einer Feldmaus so viele Würmchen gesehen haben, dass dasselbe durch und durch belebt erschien. Eine ähnliche Menge Hämatozoen habe er im Blute von Maulwürfen angetroffen, eine geringere Menge dagegen im Blute der Ziegenmelker. Auch in einem Kraniche beobachtete Gros Hämatozoen. Bei Menschen soll nur das Blut syphilitischer Personen Hämatozoen enthalten, was dem Referenten, wie so manches aus den Erfahrungen des Herrn Gros, sehr auflallend klingt. Die Hämatozoen der Krähen blieben nach Gros vier Monate hindurch unverändert und fanden sich im Blute aller Theile des Körpers vor. Derselbe konnte im Innern dieser Würmchen ausser einer feinen Gra- nulation keine weitere Organisation unterscheiden. Sie blieben zwölf Stunden auf dem Objektträger und 24 Stunden im Ka- daver lebend. Weder drastische Abführmittel noch andere Gifte tödteten sie. Von Strongylus sollen diese Hämatozoen nicht herrühren, da die Embryone dieses Wurmes, während 1) Vergl. Gros: Observations sur quelques parasites, in dem Bulletin d. l. soc. imp, des Natural. de Moscou. a. a. O. pag. 423 Sur les Hematozoaires. Archiv f. Naturgesch. XIV, Jahrg. 2. Bd. Aa 368 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der sie noch von der Eihülle umgeben sind, im Magen, in der Leber und den Lungen der Krähen bereits viel grösser sind. Vielleicht stammen sie von Filarien her, welche zu Myriaden, so vermuthet Gros, ohne krankhafte Zufälle zu erregen, die Krähen bewohnen, und als Embryone sich einen Weg in das Blutgefässsystem derselben balınen. Loney heobachtete bei zwei geborenen Afrikanern unter der Conjunctiva in der Umgegend der Cornea einen nicht über einen Zoll langen Wurm !), den er durch Oeffnen der Conjunetiva lebend auszog, aber leider nicht näher beschrieb. In Bezug auf Entwicklung der Nematoden hat Reichert die Eier von Strongylus aurieularis benutzt ?), um die Ver- änderungen, welche der Dotter während des Furchungspro- cesses erleidet, zu verfolgen. Derselbe hat auch bei Stron- gylus auricularis und Ascaris acuminata sehr sorgfältige Un- tersuchungen über die Entwicklung der Samenkörperchen angestellt, aus denen hervorgeht, dass sich in den Hoden zu- erst grosse Primitivzellen bilden, in welchen sich inmer vier Tochterzellen entwickeln. Eine jede dieser Tochterzellen verwandelt sich allmälig in ein einziges starres Spermatozoid. Die Spermatozoiden von Strongylus auricularis besitzen an- fangs eine birnförmige Gestalt mit einem kurzen feinen Stiel- chen; aus dieser Birnform gehen diese Spermatozoiden zuletzt in eine Cylinderform über, Bei Ascaris acuminata behalten die Spermatozoiden stets eine rundliche Zellenform mit sehr scharf contourirtem wandständigen Kerne. Reichert überzeugte sich übrigens, dass die Wandungen der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane bei den genannten Nematoden von einer einfachen dünnen und homogenen Membran gebildet werden, welche unmittelbar den Samen, -die Eier oder ihre Bildungs- elemente umschlossen hatten. In diesen röhrenförmigen Ge- schlechtsorganen geht die Entwicklung der Spermatozoiden- Zellen oder Eizellen anfangs auf ganz gleiche Weise vor sich. Haben diese Keimzellen aber eine gewisse Grösse erreicht, so trennen sich die Wege der weiteren Entwicklung in den Hoden und Ovarien; in den Hodenzellen entwickeln sich durch 1) Vel. Froriep’s neue Notizen. Bd.33. 1845. pag. 176. 2) S. Müller’s Archiv. 1846. pag. 196. Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 369 neue Zellenbildung Brutzellen, die sich in Spermatozoiden verwandeln, während die Ovarien-Zellen fortwachsen, und durch Grössenzunahme sich zu Eiern ausbilden. Von Hannover ist die Entwicklungsgeschichte der Ne- _matoden an den Eiern der Ascaris nigrovenosa studirt wor- den '). Dieser Wurm findet sich nach Hannover’s Aus- sage im Darme und in den Lungen ganz kleiner Frösche, Kröten und Wassersalamander. Die ausgewachsenen Eier dieses Helminthen haben im Ovarium nur die zarte Dotter- haut um sich, weiterhin bekommen sie erst eine wirkliche Schale. Zur Entwicklung des Embryo drängen sich die Dot- termoleküle zusammen, wobei die Masse eine unregelmässige Traubenform annimmt; hierauf streckt sich das Ganze in die Länge, und indem es fortwächst, muss es sich beugen, wobei allmälig Schwanz und Kopf deutlich werden. Nach Durch- bohrung der Eischalen schleppt der Wurm die Eihülle noch an der Schwanzspitze im Uterus mit sich herum. Hannover fügt noch hinzu, dass ihm noch nie ein männliches Individuum von Ascaris nigrovenosa vorgekommen sei, welche Beobachtung Referent aus eigener Erfahrung bestättigen muss. Vermes &ordiacei. G. Johnston führt in einer Uebersicht der britischen Anneliden den Gordius aquaticus und argillaceus auf ?), mit dem Bemerken, dass Filarien häufig als Gordien beschrieben seien, woraus hervorgeht, dass Johnston die Beziehung des Gordius zu gewissen Filarien nicht kennt. Creplin überzeugte sich an zwei aus der Sammlung der Berliner Thierarzneischule erhaltenen Filarien ?®), welche in Grylius migratorius gefunden worden waren, dass sie Mer- mis ähnliche Würmer seien. Derselbe erwähnte auch mehrere Fadenwürmer, welche im zoologischen Kabinete zu Greifswald aufbewahrt werden, und theils auf Pflanzen, auf der Erde, theils in einem, wahrscheinlich: wurmstichigen Apfel gefunden worden sind. Von demselben wurde ein Fadenwurm aus 1) S. die Isis, 1845. pag. 443, 2) S. the Annals of natural history, Vol. XVI. 1845. pag. 434. 3) S. Froriep’s und Schleiden’s Notizen. Bd. 111. 1847. p. 161. Aan* 370 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Acanthodis (glabrata?) beschrieben, den Beseke in Brasilien aufgefunden hatte. Er hat eine Länge von 8 Zoll 7 Lin. und eine Dicke von 2— 2 Lin. Seine Farbe ist tiefbraun, seine Oberfläche glatt, am vorderen flachconvexen Ende befindet sich eine weiche hellere Stelle, in deren Mitte die rundliche scharfgerandete Mundöfinung bemerkt wird. Am verschmäch- _ tigten Hinterende ist keine Oeflnung wahrzunehmen. Unter der Haut befindet sich eine starke aus Längsfasern zusammen- gesetzte Muskelschicht. Im Innern traf Creplin Eier an, eine genauere Untersuchung konnte an dem einzigen im Hin- tertheile durchschnittenen Weingeistexemplare nicht angestellt werden. Creplin nannte den Wurm Chordodes parasitus. Vielleicht ist dieser Wurm eine weibliche Mermis, deren vom Hinterleibsende entfernte Geschlechtsöffnung in der Gegend der verletzten Stelle angebracht war, und deshalb von Creplin nicht gesehen werden konnte. Als einen Nachtrag zu dem früheren Berichte über Gor- diaceen muss Referent noch hinzufügen, dass Waga zu War- schau einen Apfel von der süssen Varietät Papierowka in die Hände bekam !), welcher neben der Kernkapsel in einer Höhle einen zu einem Knäuel aufgewickelten Wurm von 5 Zoll Länge und von der Dicke eines groben Faden enthalten habe, was Waga als etwas ganz neues erschienen war. Von Guerin-Meneville wurde die Larve eines Mai- käfers beobachtet, welche zwei Fadenwürmer von mehr als einen Fuss Länge enthielt). Nach einer Mittheilung Scheuch- zer’s sollen die meisten Individuen von Locusta viridissima in der Schweiz Fadenwürmer enthalten ?). Referent sprach sich bei der Naturforscher-Versammlung zu Nürnberg über die Verwandtschaft des Gordius aquaticus und der Filaria Inseetorum aus, und theilte die Auswanderungsgeschichte eines männlichen Gordius aquaticus mit *), welchen der Studiosus 1) Vgl. Revue zoologique. 1844. pag. 366. 2) S. Annales de la societe entomologique de France. Tom. 3. 1845. pag. CIX. 3) Vel. die Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft bei ihrer Versammlung in Chur. 1844. pag. 105. 4) Vgl. den amtlichen Bericht über die Versammlung deutscher Naturforsheer in Nürnberg im September 1845. pag. 182. Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 371 der Medizin Cnopf unter seinen Augen aus einer Locusta viridissima hervorkriechen sah. Rosenhauer machte inter- essante Mittheilungen über die in der Leibeshöhle der Raupen von Yponomeuta cognatella lebende Filaria truncata '), welche Referent später als die von ihm beschriebene Mermis albicans erkannte. Rosenhauer beobachtete das Auswandern dieser Fadenwürmer, welches immer den Tod der Raupen, ihrer- bisherigen Wohnthiere, nach sich zog. Es ist demselben ge- lungen, diese Würmer mehrere Wochen hindurch in feuchter Erde lebend zu erhalten und ihre Häutung zu beobachten. Er überzeugte sich mit Will, dass diese eben ausgewänderten Fadenwürmer noch keine Geschlechtstheile besassen, und sich also noch in einem nicht völlig ausgebildeten Zustande be- fanden. Auch Zeller beobachtete in den Raupen der Ypo- nomeuta cognatella dergleichen Fadenwürmer, und leitete ihre Entstehung von Feuchtigkeit und Verdorbenheit des Raupen- futters ab ?), was Referent durchaus in Abrede stellen muss. Referent sprach sich über die Identität der Filaria Insectorum und der Gordiaceen aus ?) und machte auf den Zweck des Auswanderns dieser Fadenwürmer aus ihren Wohnthieren auf- merksam, der darauf hinausgeht, diese geschlechtslos auswan- dernden Fadenwürmer ausserhalb der Insekten an einen pas- senden Ort gelangen zu lassen, wo sie geschlechtsreif werden, sich begatten und ihre Brut absetzen können. Bouche hat beim Zergliedern des Gamasus coleoptra- torum, ınarginatus, horticola und anderer Milben einigemal Filarien von einer halben Linie Länge hervorkommen sehen *), die sich im Wasser munter ‚bewegten, und noch 12 — 24 Stun- den lebten. Referent muss es dahin gestellt sein lassen, ob diese Filarien wirklich der Familie der Gordiaceen angehörten. 1) S. die entomologische Zeitung. 1847. pag. 318. 2) S. die Isis. 1844. pag. 209. 3) Im Handwörterbuch der Physiologie., Bd. ll, in dem vom Re- ferenten abgefassten Artikel Parasiten. pag. 662. 4) Vgl. die entomologische Zeitung. 1844. pag. 205. 372 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Vermes Acanthocephali. Dr. Wyman fand den Echinorrhynchus nodosus im Darm von Labrax lineatus "). Von Stein wurde in der Kloake des Geotrupes sterco- rarius zwei 1% Lin. lange Echinorrhynchen beobachtet ?). Vermes Trematodes. Blanchard handelte in einer sehr ausführlichen Abhand- lung die Ordnung der Trematoden nach der Eintheilung des Dujardin ab°), indem er sie als Distomii, Tristomii und Octobothrii unterscheidet. Derselbe hebt Fasciola L. mit der F. hepatica besonders hervor, welche sehr genau beschrieben wird. Das Nervensystem des Leberegels nähert sich dem der Malacobdellen, sowohl in Form als Anordnung. Es besteht aus zwei zu den Seiten des Mundnapfes belegene, durch eine quere Kommissur "verbundene Ganglien, von welchen zwei seitliche Nervenstännme nach hinten abgehen. In dieser Be- ziehung verhalten sich Distomum hepaticum, lanceolatum, cey- lindraceum, variegatum, appendiculatum, Monostomum verru- cosum, Amphistomum conicum, subelavatum, Holostomum alatum, Tristomum coccineum, Polystomum integerrimum ganz gleich. Von Blanchard wird ausserdem bei allen Tremato- den ein sehr entwickeltes Blutgefässsystem beschrieben, wobei es auffällt, dass derselbe das Exeretionsorgan dieser Thiere und namentlich die so deutliche am Hinterleibsende derselben angebrachte Mündung dieses Organes läugnet. Es soll diese Oefinung durch Zerreissung beim Pressen- oder Injiciren der Trematoden künstlich hervorgebracht werden. Man sieht hier- aus, dass Blanchard keine frische lebende Trematoden be. obachtet hat. Was übrigens Blanchard durch Injektion als Gefässnetz zum Vorschein gebracht haben will, ist zum Er- staunen. Um die an das Unglaubliche grenzende Fertigkeit, 1) Vgl. Proceedings of the Boston society of nat. hist. Vol. I. 1841 — 44. pag. 95. 2) Vgl. Stein: Vergleichende Anatomie und Physiologie der Insekten. Erste Monographie. 1847. pag. 108. 3) Vgl. Blanchard: Sur l’organisation des vers, in den Annales des sciences naturelles. Tom. 8. 1847. pag. 276. Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 373 an Trematoden von kaum einigen Linien Länge das Blutge- fässsystem injieiren zu können, möchte-man diesen Helmintho- logen fast beneiden. Es wäre zu wünschen gewesen, derselbe hätte einige Andeutungen gegeben, mit welchem Apparate, mit welcher Injectionsmasse, von welchem Theile der Thiere aus und mit welchen Vorsichtsmassregeln diese Injeetionen von ihm ausgeführt worden sind. Referent muss übrigens bemerken, dass bei vielen frischen und lebenden Trematoden das ganze Blutgefässsystem gewiss noch deutlicher und zu- verlässiger mit dem Mikroskope gesehen werden kann, als durch Blanchard’s Injektionen. An dem Blutgefässsysteme des Leberegels, welches farbloses Blut und wenige unregel- mässig gestaltete Blutkörperchen enthält, überzeugte sich Blanchard übrigens, dass, obgleich die Verästelungen des Verdauungskanals von den Blutgefässen dicht umsponnen wer- den, diese letzteren nicht, wie Mehlis behauptet hat, direkt in den Darm einmünden. In den mit selbstständigen Wan- dungen ausgestatteten und selbstständige Bewegungen ausüben- den Blutgefässen konnte er auch jene Flimmereilien nicht wahrnehmen, welche von Dujardin beschrieben worden sind. Bei der Beschreibung der weiblichen und männlichen Ge- schlechiswerkzeuge der Trematoden wird weder der innere directe Zusammenhang dieser beiden Systeme erwähnt, noch des Keimbehälters gedacht, indem Blanchard die Dotter- stöcke als die Ovarien ansieht. Die vesicula seminalis interior hat Blanchard dagegen gesehen und veszcuwle oviductale ge- nannt, ohne jedoch deren physiologische Bedeutung erkannt zu haben. Aus der zur Gattung Dicerocoelium Duj. gerech- neten Reihe von Distomen wird von Blanchard Distomum lanceolatum beschrieben, wobei der innere Zusammenhang zwischen den männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen so wenig als die Anwesenheit des Keimstockes erkannt wor- den ist. Von der Beschreibung des Distomum eylindraceum und variegatum gilt dasselbe. Bei dem letzteren Doppelloche ist das Uebersehen des mit dem Eierleiter zusammenhängenden Keimstockes um so auffallender, da dieser sowohl wie die vesicula seminalis interior ihrer Grösse wegen so leicht in die Augen springen. An dem Doppelloche Brachylaemus Erinacei gewährt das von Blanchard beschriebene und abgebildete in- 374 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der der Mitte des Leibes gelegene gabelförmige Gefässsystem ganz das Ansehen eines Exeretionsorgans, dessen Vorkommen von Blanchard bei den Trematoden geläugnet wird. Distomum (Apoblema Duj.) 'appendiculatum, Monostomum verrucosum und Amphistomum conicum werden in ähnlicher Weise wie die vorigen Distomen beschrieben. Bei allen wird die vesi- cule oviduetale erwähnt. Von den beiden zuletzt genannten - Trematoden hat Blanchard auch den Keimstock gesehen und abgebildet, ohne jedoch über die Funktion dieses Organs sich ausgesprochen zu haben. Bei Amphistomum conicum wird der am Hinterrücken ausmündende birnförmige Behälter des Excretionsorgans für ein Herz genommen, welches mit dem Blutgefässsysteme zusammenhängen soll. Das Holostomum alatum ist von Blanchard ganz unrichtig aufgefasst worden, indem die beiden auf der vorderen Bauchfläche gelegenen Längswülste, welche einen eigenthümlichen Saugapparat dar- stellen, von ihm für Geschlechtsorgane bezeichnet werden, deren näheres: Verhalten aber nicht weiter analysirt wird. Auch von dem Blutgefässsysteme dieses Trematoden wird das Sonderbare gemeldet, dass der Vorderrücken dieses Wurmes eine Menge nicht untereinander anastomosirender Quergefässe besitzen soll. Bei der Beschreibung des Tristomum coceineum weicht Blanchard von Diesing insofern ‘ab, als er nicht vier sondern nur zwei Hauptsämme des Darmes gesehen haben will, welche vor dem hinteren Saugnapfe bogenförmig in ein- ander übergehen, und aus welchen eine Menge vielfach ver- zweigter Seitenäste abgehen. Blutgefässe sah er hier nur sehr wenig verbreitet. Er unterscheidet das Tristomum coccineum des Schwertfisches und das Tristomum Molae als besondere Arten. Letzteres soll ein tiefer ausgeschnittenes Hinterleibsende und einen grösseren hinteren Saugnapf besitzen. Als dritte Art fügt Blanchard noch Tristomum Syquali hinzu, graugelb und braun gefleckt, 25 Millimeter lang, rund, mit regelmässig granulirtem Rücken. Auch bei Tristomum Sturionis aus Accipenser acutiro- stris überzeugte sich Blanchard von dem vor dem hinteren Saug- napfe Statt findenden bogenförmigen Zusammentreten beider Seitenhälften des Darmkanals. Die Struktur des Polystomum integerrimum ist von Blanchard gänzlich verkannt worden, was überhaupt ein Misstrauen erregen muss gegen die übrige Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 375 sehr detaillirte Darstellung des anatomischen Baues der oben erwähnten Trematoden. Zuerst ist der einfache gabelförmige Darmkanal des genannten Polystomum, wie er bei so vielen Trematoden vorkömmt, von Blanchard ganz und gar über- sehen worden, während derselbe ein unter der Haut dieses Trematoden verbreitetes Netz schwarzer verästelter und un- tereinander anastomosirender Pigmentzellen für einen ver- zweigten Darmkanal gehalten und abgebildet hat. Die Ge- schlechtsorgane sind durchaus unrichtig aufgefasst worden. Die Hoden sollen aus einer Menge kleiner birnförmiger Kapseln bestehen, deren Ausführungsgänge allmälig ‘ineinan- der münden, bis zuletzt ein einziges kurzes vas deferens zum Penis tritt. Diese weissen verästelten Gefässe gehören wahr- scheinlich dem Excretionsorgane an. Der neben dem Hoden ausmündende Uterus soll nach der Abbildung zu schliessen eine Menge kleiner Eier enthalten, während bekanntlich Po- lystomum integerrimum unverhältnissmässig grosse Eier legt. Referent muss daher glauben, dass Blanchard hier den sehr weit nach vorne gerückten mit Keimzellen gefüllten Keimstock für einen Eierbehälter angesehen hat. Nach H. Meckel’s Untersuchungen !) sollen die ver- ästelten flimmernden Gefässe, welche das Körperparenchym vieler Trematoden durchziehen, unmittelbar in das am Hinter- leibsende ausniündende und nicht flimmernde Exeretionsorgan übergehen. Meckel sah diese wimpernden Gefässe bei Di- stomum Juteum aus Paludina vivipara und bei einem kleinen die Niere der Weinbergsschnecke bewohnenden Distomum, auch in den sogenannten königsgelben Bojanus’schen Wür- mern des Lymnaeus stagnalis und in der dazu gehörigen Oer- caria Ephemera will Meckel Flimmerstellen gesehen haben. Derselbe vergleicht diese Wimperkanäle mit einem wasserfüh- renden Athmungsapparat, der durch Hauteinsaugung das um- gebende Wasser aufnimmt und nach dem Exeretionsorgane abführt, von wo es mit den übrigen Excreten durch das fo- ramen caudale nach aussen entleert wird. Rayer fand in den erweiterten Gallengängen eines Ka- ninchen zalıllose Menge Eier des Distomum lanceolatum, ohne 1) S. Müller’s Archiv. 1846. pag. 2. 376 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der dass lebende Distomen zugleich vorhanden waren. Das kranke Kaninchen hatte an einem schlecht gelüfteten feuchten Orte ge- lebt !). Bei einem anderen kranken Kaninchen bemerkte der- selbe grauliche oder gelbliche Massen in den Gallengängen, aber ohne Eier, Von Duval wurde zu Rennes in dem Kadaver eines 49jährigen Schieferdeckers eine sehr grosse Fasciola inner- halb der Hohlader und mehrere kleinere Individuen innerhalb der Lebervenen beobachtet ?). Durch Kölliker ist ein merkwürdiges Distomum mit getrennten Geschlechtern in den Wandungen der Kiemenhöhle von Brama Raji entdeckt worden °); die ausführliche Beschrei- bung dieses merkwürdigen Trematoden wurde von dem Ent- decker erst später geliefert, und kann daher erst im nächsten Jahresberichte zur Sprache gebracht werden. Nach Gurlt’s Untersuchungen kömmt ausser dem be- kannten Amphistomum conicum im Bansen des Zebu noch ein neues Amphistomum vor, welches Creplin Amphist. crumeniferum genannt hat *). Dasselbe ist vor seinem Hin- terende etwas eingeschnürt und auf dem Querschnitte drei- kantig. Dicht hinter dem Mundnapfe fand Creplin eine Querspalte, welche in eine geräumige Höhle führt, die sich bis zum hinteren Napfe hinaberstreckt. Innerhalb dieser Höhle oder Tasche fand sich nach oben der Geschlechtsporus. Darm und Geschlechtswerkzeuge zeigten nichts auffallendes. Ein anderes Amphistomum , welches Gurlt in den Gallengängen und in der Gallenblase des Zebu angetroffen, beschrieb Creplin als Amphist. explanatum, indem dasselbe eine lancettförmige platte Gestalt darbietet. Von Dr. Wyman sind in der Lunge einer Boa (spee.?) mehrere 1— 3 Zoll lange Pentastomen gefunden worden ®°). 1) Vgl. Archives d’anatomie generale et de physiologie. Paris. 1846. Jan. 2) S. Froriep’s neue Notizen. Bd. 35. 1845. pag.352. 3) S. die Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Zü- rich. Juli 1844 bis Juli 1846. 4) Vgl. dieses Archiv. Jahrg. 1847. Bd. 1. pag.30. 5) Vgl. Proceedings of the Boston society of nat. hist. Vol. 1. 1841 — 44. pag. 103. Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 377 Derselbe beschrieb aus den Eingeweiden eines Python bivitta- tus ein neues Pentastomum mit dem Namen Linguatula amil- Zata und folgender Diagnose: corpore cylindrico, antice de- pressiuseulo et viginti annulis circumdato. Eine andere Art- aus der Lunge von Boa constrietor nannte derselbe Zinguatula clavata, von der er jedoch meinte, dass sie auch mit Ling. subeylindrica Dies. identisch sein könnte. Ihr Körper ist eylindrisch, vorne verdickt, nach hinten verschmächtigt, in der Mitte mit undeutlichen Ringeln !). Von Kauffmann wurde Pentastomum denticulatum in der Lungensubstanz eines Kaninchens entdeckt ?). Derselbe hält jedoch die von ihm aufgefundenen Individuen dieses Pen- tastomum für eine besondere Art, weil die Zahl der Krallen, welche in den vier seitlichen Gruben am Kopfende verborgen stecken, bei seinen Pentastomen nicht mit der Krallenzahl des Pentast. dentieulatum übereinstimmen. Er fand nämlich, wie Creplin, nur zwei Hacken von ungleicher Grösse in jeder Grube, während Bose und Diesing nur einen Hacken darin wahrgenommen. Referent fügt hinzu, dass Mehlis, Nord- mann und Gurlt sogar drei Hacken in diesen Gruben be- merkt haben (vgl. die Monographie von Diesing über Pen- tastomum in den Annalen des Wiener Museums. Bd.1. Abthl. 4. pag. 18.); es ergiebt sich wohl hieraus, dass die Zahl dieser Klammerorgane zur Aufstellung von Pentastomum-Arten keinen Ausschlag geben kann, und dass ihre Zahl bei den einzelnen Individuen variirt, indem die kleineren, hinter den grossen Krallen verborgen steckenden Krallen wohl nur als Ersatz- stücke für die etwa verloren gegangenen grossen vorderen Krallen in unbestimmter Zahl vorhanden sein können. Die Geschichte der Trematoden, welche durch Generations- wechsel aus Gercarien-Schläuchen hervorgehen, hat Referent aufzuklären Gelegenheit gefunden *). Ich habe nämlich öfters in den vollkommen entwickelten Individuen der Ephemera 1) Vgl. Proceedings of the Boston society of nat. hist. Vol. II. 1845 — 48. pag. 59. 2) Vgl. Kauffmann: Analecta ad tuberculorum et entozoorum cognitionem, Dissertat. Berolin. 1847. 3) S. meinen Artikel „Parasiten“ im Handwörterbuch der Physio- logie a. a. O. pag. 669. i 378 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der vulgata enkystirte geschlechtslose Distomen gefunden, welche ich als die von mir schon früher beschriebene Cercaria armata erkannte. Ich vermuthete, dass dieselben schon in die Wasser- Larven der Eintagsfliegen durch Einwanderung hineingelangen. Ich brachte daher verschiedene Ephemera-Larven mit munteren aus Lymnaeus stagnalis ausgewanderten Individuen der Cer- caria armata in einem Uhrgläschen zusammen, und beobachtete sie mit schwacher Vergrösserung unter dem Mikroskope, um mich von dem Einwandern dieser Schmarotzer zu überzeugen. Es ist mir dies auch wirklich gelungen. Ich sah ganz deut- lich, wie die Cercarien mit dem Stachel, den sie an ihrer Stirne tragen, an den weicheren Einschnittsstellen der Ephe- mera-Larven eine Wunde bohrten, durch welche sie unter Einbusse ihres Schwanzes sich in die Leibeshöhle des Insektes hineinschoben. Kaum hier angelangt, zogen sich diese schwanz- losen Cercarien kugelförmig zusammen, schwitzten eine blasen- förmige Hülle aus, und blieben so enkystirt mit abgeworfenem Stachel in dieser Puppenhülse liegen. Dieses Einwandern von Cercarien in den Körper von Insektenlarven ist von Lere- boullet an Libelluliden und Ephemeriden bestättigt worden '). Diese merkwürdige Verwandlungsgeschichte gewisser Tre- matoden, in welcher die sogenannten Keimschläuche (Sporo- cysten) und die darin sich entwickelnden Cercarien als zwei aufeinander folgende Formen von Larven eine so wichtige Rolle spielen, ist von einem französischen Berichterstatter aus Dujardin’s histoire naturelle des Helminthes als eine, wie es scheint, ganz neue Thatsache bekannt gemacht worden ?), wobei die lebenden Cercarienschläuche mit den Schalen des ' Hühnereies verglichen werden, während Dujardin selbst (a. a. O.) die Darstellüng dieses Gegenstandes fast ganz auf die von deutschen Naturforschern angeregten Untersuchungen gegründet hat. Von Jacobson wurde die Vermuthung ausgesprochen, dass sich in den langen contractilen Armen des Bucephalus polymorphus die Eier und Jungen dieses merkwürdigen Pa- 1) S. Froriep’s und Schleiden’s Notizen. Bd.1V. 1847. pag. 266. oder l’Institut. 1847. nr. 715. 2) Vgl. Froriep’s neue Notizen. Bd. 33. 1845. pag. 57. Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 379 rasiten entwickeln '), Von Distomum duplicatum lässt es derselbe zweifelhaft, ob der eylindrische bewegliche Schwanz- anhang ein integrirender Tlieil dieses Doppellochs, dessen Schwanz oder Ovarium, oder ob derselbe ein besonderes Individuum sei. Aus beiden Bemerkungen geht hervor, dass Jacobson die Verhältnisse der Cercarien als geschlechtslose junge Larven gewisser Trematoden nicht gekannt hat. Wedl fand hinter den Augäpfeln von Cyprinus Gobio kleine weisse Körper von der Grösse eines Stecknadel- knopfs ?); dieselben Körper kamen auch im Bindewebe der Bauchdecken und in der Muskulatur des Schwanzes vor. Es stellen diese Körper derbe aus concentrischen Häuten ge- . bildete Cysten dar, welche einen ovalen Wurm von schmutzig- gelber Farbe enthalten. Wedl glaubte an einem dieser Wür- mer einen Saugmund gesehen zu haben, jedenfalls erkannte er an ihm einen Bauchnapf. Die Cysten enthielten ausserdem viele Fettbläschen, von welchen auch der Leib der enkystirten Parasiten im Innern strotzte. Referent erkennt in diesen Pa- rasiten junge Trematoden, weiss aber nicht, was er aus den blasenförmigen Körpern machen soll, welche Wedl im Blute desselben Cyprinen beobachtete, und welche nach seiner An- gabe mit einem starren Cilienkranze besetzt sein sollten. Wedl glaubt, dass diese Körper mit jenen enkystirten Wür- mern in Beziehung stehen möchten, weil er sie meist im Blute soleher Cyprinen antraf, die auch mit jenen enkystirten Würm- -chen behaftet waren. Ueber die wunderbare Entwicklung von Distomen in dem sogenannten divertieule entozoopare der Sepien nach Gros Darstellung siehe weiter unten. ı Die sonderbare Gattung Hectocotyle, welche von Cuvier aufgestellt wurde, muss jetzt aus der Reihe der Trematoden gestrichen werden, nachdem Kölliker nachgewiesen hat ?), dass die hieher gerechneten Thiere die verkümmerten pygmäen- artigen Männchen von Argonauta und Tremoctopus sind, welche “von den Weibchen in der Mantelhöhle umhergetragen werden. 1) S. die Isis, 1845. pag. 458. 2) Vgl. die naturwissenschaftlichen Abhandlungen, gesammelt von W. Haidinger. Bd.1l. 1847. pag. 488. 3) Vgl. the Annals of natural history. Vol. XVI. 1845. p.41d. 380 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Vermes Cestodes. Nach Hodgkin ist der in Abyssinien so häufig vorkom- mende Bandwurm Taenia solium, welche Species auch am Cap der guten Hoffnung allgemein verbreitet vorkömmt ’). Die ausserordentliche Häufigkeit der Taenia solium im Darmkanale der Abyssinier wird dem häufigen Genusse des rohen Fleisches zugeschrieben ?), denn diejenigen, welche sich dieses Nahrungs- mittels enthalten, bleiben auch von dem Bandwurm verschont. Referent hält dies für ganz richtig und erklärlich, da mit dem rohen Fleische gewiss leichter die Keime oder die Brut von Taenien lebendig und zur weiteren Entwicklung fähig in den Darmkanal einwandern, während bei dem Kochen des Fleisches dergleichen Wurmkeime getödtet worden. Gewiss werden solche Völkerstäimme, welche viele rohe Nahrungsstoffe ge- niessen, häufiger von Helminthen bewohnt, als diejenigen Völ- ker, welche die meisten ihrer Nahrungsmittel vor dem Genusse kochen oder sonst einer starken Hitze durch Backen, Rösten u. dgl. aussetzen. Rymer Jones betrachtet den Bandwurm als ein zu- sammengesetztes Thier °), jedes Glied entspricht einem Indi- viduum, deren 5 bis 600 aneinander gereiht sein können. Alle diese Individuen haben nur eine einzige gemeinschaftliche Mundöffnung am Kopfende, von einem Hackenkranze und vier Saugnäpfen umgeben. Auch am Rande der Glieder befindet sich ein Saugnapf, der zum befestigen dient. Vom Munde gehen zwei Verdauungskanäle ab, die sich durch alle Indivi- duen hindurchziehen und am Anfang eines jeden Gliedes durch Queräste verbunden sind. Jedes Glied produeirt etwa 500 Eier, so dass also ein Bandwurm an 50,000 Eier hervorbrin- gen kann. Referent muss hier bemerken, dass das im Kopfe der Cestoden entspringende und nach aussen ganz abgeschlos- sene Gefässsystem ganz unrichtig von Rym’er Jones aufge- fasst worden ist. 1) S. Schmidt’s Jahrbücher. 1845. V. pag. 179. 2) S. Froriep’s neue Notizen. Bd.34. 1845. pag. 174. oder the Dublin Journal of med. science, 1845. nr. 79. 3) Vgl. Rymer Jones: the natural history of animals, in the Dublin Journal of medical seience. 1845. pag. 149. Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 381 Gros beobachtete im Darm von Scolopax rusticola einen Bandwurm von der verschiedensten Grösse und Entwick- lung '). Aus den Eiern, welche die hintersten sich lostren- nenden Gliedern des Bandwurms enthalten, entwickeln sich die Bandwürmer in Form eines einfachen Kopfes, was nach unseren jetzigen Kenntnissen über die Entwicklungsgeschichte der Cestoden als eine höchst oberflächliche Angabe betrachtet werden muss, da die Cestoden-Embryone durchaus nicht in ihrer Organisation einem Bandwurmkopfe entsprechen. Van Beneden deutet darauf‘ hin ?), dass er mit den Angaben Miescher’s über die Entwicklung des Tetrarhyn- chus appendiculatus aus Filaria piscium nicht einverstanden sein könne und verspricht eine demnächstige Bekanntmachung seiner eigenen Untersuchung hierüber. Sars entdeckte an den Magenwandungen einer Mnemia norwegica mehrere 1 Lin. Jange Würmer ®), welche er als Scolex Acalepharum bezeichnete, Die vier sehr beweglichen Saugnäpfe des Kopfes sind durch Querleisten in Abschnitte getheilt. Jedenfalls sind diese Würmehen mit Müller’s Sco- lex verwandt und beide Formen nichts anderes als junge Cestoden, was Referent zu beweisen sich noch vorbehält. Von Oesterlen wurde eine krankhafte Entartung der Gallenkanäle bei Kaninchen beschrieben *), welche abeessartige Höhlen mit eiterartiger Flüssigkeit enthielten. In diesem Eiter beobachtete derselbe eine Menge ovaler Zellen mit deutlichem Kerne. Er wurde später von H..Meyer darauf aufmerksam gemacht ®), dass schon Hake (Treatise on varicose capillaries as constituting the structure of carcinoma of the hepatie duets. London. 1839.) und Nasse (in Müller’s Archiv. 1843. p. 209. Taf. IX. fig. 30), so wie Kölliker (Ebenda. p. 98) ähn- liche Zellen aus der Kaninchen-Leber beschrieben haben, 1) Vgl. Gros: Observations sur quelques parasites. a. a. O. p.388. 2) Vgl. Bulletin de l’Academie de Belgique. Vol. XIX. 1847. nr. 5. 3) S. dieses Archiv. 1845. Bd.1. pag. 1. oder Annals of natural history. Vol. 16. 1845. pag. 88. 4) Vgl. Oesterlen: Jahrbücher für praktische Heilkunde, 1845. pag. 415. fig. 1—4. 5) Ebenda. pag. 594. 382 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der welche von letzterem als Cestoden-Eier erkannt worden sind. Vogel machte hierauf die Mittheilung, dass ich auf sein schriftliches Befragen die von Nasse beobachteten Zellen für Bandwurmeier erklärt hätte '), und fügte noch hinzu, dass er einmal zwei Kaninchen beobachtet habe, welche im Darme grosse Massen einer weissen Substanz enthielten, welche ganz aus Entozoen-Eiern bestanden, und an ein Paar Stellen noch deutlich die Spuren von Bandwurmgliedern enthielten. Die weisse Ablagerung von verschiedener Grösse, welche Hand- field Jones gleichfalls in der- Kaninchenleber antraf ?), und nach seinen Untersuchungen aus Kernzellen bestanden, rührte gewiss auch von solchen Bandwurmgliedern her. Auch Budge hat im Leber-Parenchym der Hasen und Kaninchen diese weissen aus Helminthen-Eiern bestehende Flecke wahrgenom- men und dieselben für Taenien-Eier erklärt ®). Gros fand in dem Blinddärm-Anhange von 62 Sepien eine Menge paralleler Fäden *), welche aus aneinander ge- reihten Bläschen bestanden. Diese Bläschen entwickelten sich zu Embryonen von Taenien, welche mit Krallen oder Häckchen versehen waren. Gros bezeichnete jenen Blinddarm-Anhang als diverticule entozoopare. Aus anderen ähnlichen Bläschen sollten sich Distomen entwickeln. Referent weiss so wenig aus dieser als aus einer ähnlichen höchst oberflächlichen No- tiz °) etwas zu machen. Eine ausführlichere Mittheilung über denselben Gegenstand macht diese Sache eben nicht klarer, Gros spricht nämlich‘ der Generatio aequivoca das Wort, und will die Existenz derselben bei den Helminthen durch bestimmte Beobachtungen beweisen ®). Er beruft sich wieder 1) Vgl. Oesterlen: Jahrb. für prakt. Heilkunde 1845. pag. 860. 2) Vgl. the London medical gezette. 24. Oct. 1845. pag. 1112, oder Heller’s Archiv für phys. u. pathol. Chemie u. Microscopie. 1815. pag. 470. 3) Vgl. Casper’s Wochenschrift für die gesammte Heilkunde. 1847. pag. 521. 4) S. Froriep’s und Schleiden’s Notizen, Bd. IV. 1847. pag. 250, oder Comptes rendus. Tom. 25. pag- 282, 5) S. Comptes rendus. Tom. 25. pag. 347. 6) Vgl. Gros: de la generation spontanee ou primitive en-ge- neral et en particulier des Helminthes, in den Bulletin d, 1. soc. imp. des Natural. de Moscou. Tom. XX. 1847. Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 383 auf jenen am Pylorus der Sepien angebrachten spiraligen Blinddarm-Anhang, der sein drüsiges Secret in den Darm er- giesse. Dieses Secret enthalte theils einfache Secretions- bläschen, theils deutliche mit Keimbläschen und Keimfleck versehene Thier-Eier. Aus diesen Eiern sollen sich nach und nach junge Taenien entwickeln. Gros weist aber nur den Furchungsprocess des Inhalts in jenen Eiern nach, nicht aber die Umwandlung desselben in junge Taenien innerhalb der Eihüllen. Hier macht Gros einen Sprung, denn derselbe mag wirklich neben jenen Helminthen-Eiern junge Taenien in dem Darmanhange der Sepien angetrofien haben, was aber noch nicht berechtigt, anzunehmen, dass diese aus jenen Eiern und noch dazu mittelst generatio aequivoca entstanden sind. Aus der Beschreibung und Abbildung dieser jungen Taenien geht hervor, dass Gros den Scolex polymorphus vor sich gehabt habe. Uebrigens hat derselbe auch einen jungen Tetrarhynchus zwischen dieser Helminthen-Brut angetroffen, von dem sich dieser Helminthologe denkt, dass er aus Scolex polymorphus hervorgegangen sei, indem die vier Saugscheiben des letzteren in vier Hacken-Rüssel verwandelt worden seien. Aus anderen ganz ähnlichen Eiern jenes Darmanhangs der Sepien lässt Gros ferner noch junge Distomen unmittelbar hervorschlüpfen, was demjenigen, der die Entwicklungsgeschichte der Trema- toden kennt, unglaublich erscheinen muss. Derselbe liefert ausserdem eine so wunderbare Erzählung von der Entwick- lung eines beweglichen spiralen Wurmes innerhalb einer Blase eines Distomum, dass ich mir nicht anders vorstellen kann, als Gros habe in der vesicula seminalis interior einen Haufen sich eng aneinander schmiegender Samenfäden sich bewegen sehen und diesen Spermotozoiden-Haufen für einen besonde- ren Wurm gehalten. Referent kann sich hier der Bemerkung nicht enthalten, dass, wenn man alle die mikroskopischen Eier, Larven, Ammen, Brut u. s. w., welche von sehr verschiedenen Thieren herrühren können, so geradezu als zu der Entwick- lungsreihe einer einzigen Thierspecies gehörend annimmt, bloss weil sie neben- und durcheinander in einem und demselben thierischen Organe angetrofien werden, dass man auf diese Weise Gefahr läuft, die an sich schon sehr schwer aufzuklä- Archiv f, Naturgesch, XIV. Jahrg, 2, Bd Bb 384 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der rende Entwicklungsgeschichte der Helminthen in ein vollkom- menes Chaos zu verwandeln. Vermes Cystiei. Eine recht empfehlenswerthe Monographie über Cystieer- cus cellulosae wurde von Sendler ausgearbeitet '), in welcher besonders das Gefässystem dieses Blasenwurms ganz gut be- schrieben und abgebildet wurde. Die in der Haut der Finne abgelagerten Kalkscheiben sind nicht, wie es gewöhnlich bis- her geschehen, als Eier beschrieben worden, überhaupt hat sich Sendler enthalten, etwas bestimmtes über die Ge- schlechtsorgane dieses Blasenwurms auszusagen, nur vermuthet er, dass die Cysticercen Hermaphroditen sein müssten, weil sie einzeln in Blasen eingeschlossen lebten, und wenn man ersteres nicht annehmen wollte, so bliebe nichts anderes übrig; als zur generatio aequivoca seine Zuflucht zu nehmen. Der Verfasser hatte also noch keine Ahndung von den Wanderun- gen, Verirrungen und Entartungen der Bandwürmer, auf welche Referent schon so oft hingewiesen hat. Nach Sichel’s Mittheilung sind bis jetzt neun Fälle von dem Vorkommen des Cysticercus cellulosae unter der Binde- haut des menschlichen Auges bekannt geworden ?), von denen vier Fälle von ihm selbst beobachtet worden sind. Derselbe beschreibt zugleich einen Fall, in welchem er diesen Blasen- wurm auch an den Augenlidern beobachtete, und zwar am oberen freien Lidrande des linken Auges einer 27jährigen Frau, wo sich die Cyste dieses Parasiten zwischen dem unte- ren Rande des Lidknorpels und der äusseren Haut entwickelt hatte. Nach Entfernung desselben durch die Lanzette, heilte die leere Cyste mit Hülfe eines Aetzmittels in kurzer Zeit. Cruveilhier bildet einen Cysticercus cellulosae an der Innenfläche der rechten Hirn-Hemisphäre einer alten Frau ab ®), und bemerkt, dass die Blasenschwänze häufiger im 1) Vgl. Sendler: Cysticerei cellulosae monographia. Dissertat. inaug. Halis. 1843. 2) S. Revue medic. chirurg. Avril. 1847. oder Schmidt’s Jahr- bücher. 1849. nr.1, pag. 82. 3) Vgl. Cruveilhier: Anatomie pathologique. Livr. 39. Pl. 4. fig, 3., s. auch Schmidt’s Jahrbücher. Supplementband vom Jahr 1845. pag. 100. ie . Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 385 menschlichen Gehirne vorkommen als Acephalocysten, und dass sie am häufigsten in den plexus chorioidei gefunden würden. In der Gehirnsubstanz sollen sie- immer oberflächlich ihren Sitz haben. Gervais theilte einen von de Marquay beobachteten Fall von dem Vorkommen des Cysticercus bei einer 60 jährigen Frau mit‘), deren Psoas, Diaphragma und Lungen derselbe zu seinem Sitze ausersehen hatte. Gervais beschreibt den Kopf dieses Blasenwurms in der bekannten Weise und möchte das Thier für eine von Cysticercus cellu- losae verschiedene Art halten; wovon der Grund nicht einzu- sehen ist. Fredault fand zwischen den Gehirnhäuten einer an Cerebral-Apoplexie verstorbenen 80jährigen Frau eine ansehn- liche Menge seröser Feuchtigkeit *), in welcher etwa 20 kleine runde oder ovale halbdurchsichtige Körper flottirten, während andere ähnliche Körper an der grauen Hirnsubstanz fest- klebten. Ihr Durchmesser betrug 6 bis 10 bis 15 Millimeter. Im Inneren dieser blasenförmigen Körper hing ein kleiner ob- longer Körper von Flüssigkeit umgeben. Fredault be- schreibt diesen Körper so, dass man deutlich den eingezoge- nen Kopf und Hals des Cysticereus cellulosae daran erkennt, denn er erwähnt des Hackenkranzes, der vier Saugnäpfe und der Querrunzeln des Halses. Derselbe hält diesen Blasen- wurm wieder für ein ganz besonderes Thier und taufte es mit dem Namen Trachelocampylus. Hierauf spricht sich Fre- dault mit weitläufigen Worten über die Entstehung dieser neuen Blasenwürmer aus und giebt sich viele Mühe, um nicht allein ihre Entstehung in der gegen die Aussenwelt abge- schlossenen Gehirnmasse durch generatio aequivoca zu erklären, sondern auch die Thierheit derselben zu beweisen, woraus hervorgeht, dass dieser‘Arzt weder mit den neueren Unter- suchungen über Blasenwürmer noch mit den Wanderungen der jungen Cestoden bekannt ist. 1) S. Institut. 1845. pag. 16. 2) S. Gazette medicale de Paris. 1847. pag. 311. Note sur un nouveau ver vesiculaire trouve& dans le cerveau. S. auch Froriep’s und Schleiden’s Notizen, Bd. Ill. 1847. pag. 309. Bb* 386 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Von Alessi in Neapel wurde folgende Krankengeschichte mitgetheilt "). Ein dreissigjähriger Mann fühlte seit Dreivier- teljahren heftige Schmerzen im linken Auge. Das Uebel wurde zuerst für eine rheumatische Affektion, dann für ein herpeti- sches und syphilitisches Uebel gehalten und lange erfolglos mit den gegen diese Leiden gebräuchlichen Mitteln behandelt. Es trat zuletzt Entzündung der Bindehaut hinzu, die Cornea trübte sich, und erhielt Narben von Pusteln. Endlich be- merkte Alessi mit der Lupe einen Wurm im Auge, welcher sich abwechselnd aus der hinteren Augenkammer in die vor- dere und von da zurück begab. Alessi verordnete gegen die vermutheten Dyskrasien Sarsaparille und örtlich ein Augen- wasser mit Lapis divinus. Der Wurm schien zwei eine halbe Linie lang zu sein, war weiss gefärbt und trichterförmig ge- staltet. Von seinem Vorderende, welches am intensivsten weiss gefärbt war, gingen vier Fortsätze ab, ein längster oberer, ein kürzester unterer und zwei seitliche, durch welche Organe der Beobachter an Cysticerens erinnert wurde. Wenn die beiden ersten Anhänge sich einander näherten, entfernten sich die beiden seitlichen und umgekehrt. Alessi legte jetzt drei Vesicantien um das Auge und liess eine Salbe von Calomel und Santonicum einreiben, worauf der Wurm bald starb und schon nach 10 Tagen resorbirt war. Referent muss diesen Wurm als die ursprüngliche Ursache dieses Augenübels an- sehen, dessen directe Entfernung aus dem Auge wohl das ein- fachste Heilmittel gewesen wäre. Ueber die ‘wahre Natur dieses Parasiten kann aber Referent aus der höchst oberfläch- lichen Beschreibung desselben auch gar nichts entnehmen, fast möchte man glauben, dass derselbe nicht der gewöhnliche Cysticercus, sondern ein Tetrarhynchus gewesen sein könnte, wenigstens deuten die vier. beweglichen Verlängerungen am Vorderende des Wurmes, welche Alessi ausdrücklich erwähnt, auf eine solche Helminthenform hin. Es wäre dies ein in- teressantes, bis jetzt noch nicht beobachtetes Vorkommen eines neuen menschlichen Helminthen, der sich ebensowenig in dem Auge des Menschen einheimisch gefühlt haben mag, wie die Fi- 1) Vgl. Gazette medicale 1846. Aout, oder Bulletin delle scienz. medic. di Bologna. 1845. Nov. Dee. Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 387 laria papillosa im Auge der Pferde und Rinder. Es ist übri- gens auffallend, dass die Anwesenheit jenes Wurmes erst so spät bemerkt wurde, jedenfalls hätte die frühere Auffindung des- selben den Arzt abgehalten, den Patienten als rheumatisch, her- petisch und syphilitisch affieirt zu betrachten und zu behandeln. Referent machte auf die Aehnlichkeit des Cysticercus fas- ciolaris und der Taenia crassicollis aufmerksam '), und suchte nachzuweisen, dass dieser Blasenwurm sowie die übrigen Bla- senwürmer nichts anderes seien, als auf ihren Wanderungen verirrte Bandwürmer, welche geschlechtslos bleiben und über- dies noch hydropisch ausarten. Von Cysticercus fasciolaris ist Referent überzeugt, dass, wenn die Nagethiere, deren Leber dieser Blasenwurm bewohnt, von Katzen gefressen werden, der Cysticercus fasciolaris auf diese Weise in den Verdauungs- kanal eines Raubthiers übergepflanzt, sich nach Abwerfung der Schwanzblase mit seinen übrigen Gliedern geschlechtlich entwickelt und sich so zur Taenia crassicollis ausbildet. Budge fand bei denjenigen Kaninchen, welche Nester von Tänien-Eiern in der Leber enthielten, auch häufig Cysticercus pisiformis an verschiedenen Stellen des Peritonaeums, lässt es aber unentschieden, ob dieses Zusammentreffen der genannten beiden Parasiten miteinander in Connex stehen ?). Ueber das Vorkommen eines Cysticercus im Specke des Kaschelott theilte Kröyer einige Bemerkungen mit ?). Von Gurlt wurde der seltene Fall von Vorkommen des Coenurus cerebralis in einem Kalbe erwähnt *), welches diesen Blasenwurm im rechten Hirnventrikel besass und an Dreher- scheinungen litt. - Derselbe beobachtete auch den Echinococcus veterinorum in der Markhöhle der Röhrenknochen eines Ochsen °), 1) Vgl. meinen Artikel: über Parasiten im Wagner’schen Hand- wörterbuch der Physiologie a. a. O. pag. 650 und 676. 2) Vgl. Casper’s Wochenschrift. 1847. pag. 523. 3) S. Isis. 1815, pag. 916, oder Kröyer: naturhistorisk Tidskrift. 1842-43. pag. 485. 4) S. das Magazin für die gesammte Thierheilkunde. 1846. p.72. 5) Ebenda. pag. 62. 388 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Busk beschreibt die Mutterblase des Echinococcus ganz richtig als aus Lamellen zusammengesetzt '), von denen die innerste sehr zart und leicht ablösbar sei. Unter dieser in- nersten Lamelle liegen feine, dem geronnenen Eiweisse ähnliche Körner. Die Echinococci selbst hängen in kleinen Büscheln, zu 5 bis 20 Individuen beisammen, an der inneren Wand der - Blase befestigt, und zwar mittelst eines gemeinschaftlichen Stieles, von welchem kürzere Stiele zu den einzelnen Echino- coccen abgehen. Die Echinococei sollen zwei Formen dar- stellen, nämlich Individuen mit eingezogenem Kopfe oder In- dividuen mit ausgestülptem Kopfe. h Eine sehr gute Abhandlung über Echinococcus hominis haben wir E. Wilson zu verdanken ?). Derselbe überzeugte sich, dass Acephalocystis und: Echinococcus identisch sind, und dass dieser Blasenwurm häufiger in England vorkömmt, als man bisher geahndet hat. Wilson und Owen halten die in der Echinococcus-Blase eingeschlossene Brut für Oysticer- eus (peduneulatus) als Parasiten des Acephaloeysten. Wilson beschreibt die verschiedenen Membranen, aus welchen die Acephalocystis zusammengesetzt wird, ganz richtig. Die in- nerste Haut, welche mit unzähligen durchsichtigen Zellen be- setzt ist, dient der Echinococeus-Blase zur Entwicklung der Brut, welche in Haufen aus ihr hervorwachsen. Wilson er- kannte die charakteristische Eigenschaft des Umrollens der äusseren Jamelligen Hülle der Acephalocystis sehr gut, ebenso unterschied derselbe die Echinococcus-Brut ganz richtig im ausgestreckten und eingestülpten Zustande, welche beiden Zu- stände von demselben sehr deutlich abgebildet, wurden. Er nannte den Fortsatz der Acephaloeystis, an welche jeder junge Echinococeus mit seinem Hinterleibsende befestigt ist, pedunele. Derselbe zählte 34 Hacken am Hackenkranz der Brut, und zwar 17 kurze und 17. lange Häckchen. Er hat auch am « 1) Vergl. Busk: some observations on the natural history of the Echinococceus, in the Zoologist. Vol. 11. 1845 pag. 810, oder im Institut. 1845. pag. 12. 2) Vgl. Erasm. Wilson: on the classification, structure and development of the Echinococcus hominis, showing reasons for re- garding it as a species of ceysticercus, in den Medico-chirurgical transactions. Vol. 28. 1845. pag. 21 Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 389 Hinterleibe der Brut die Oefinung bemerkt, durch welche der Stiel in den jungen Echinococeus eingesenkt ist. Dieser Stiel wird von Wilson als eine Art muskulöser Zurückzieher be- trachtet. Durch angewendeten Druck will derselbe aus der Oefinung des Hinterleibsendes häufig Kernzellen hervortreten gesehen haben. Wahrscheinlich hat derselbe die allen Cestoden eigenthümlichen Kalkkörper hier mit Gewalt hervorgepresst. Die allmählige Entwicklung dieser Echinococeus-Brut lässt Wilson aus Zellen vor sich gehen. Griesinger berichtet über einen Fall von einem wall- nussgrossen Echinococcus hominis, der sich in dem Septum der Herzventrikel einer 37jährigen Bauersfrau entwickelt hatte und mit seinem Cysten-Sacke in die rechte Herzkammer ge- borsten war!). Auch in der linken Pleurahöhle hatte sich hinten am Zwerchfelle ein lose angeklebter Echinococeus-Sack von Wallnussgrösse vorgefunden. Griesinger stellte bei dieser Gelegenheit zugleich noch die wenigen bis jetzt an Herzen beobachteten gleichartigen Fälle von Echinococcus hominis zusammen. White erzählt die Krankengeschichte eines 59jährigen Mannes ?), der an Harnverhaltung litt und starb, in welchem bei der Section vor der Harnblase eine Cyste gefunden wurde, welche Echinococeus-Blasen von verschiedener Grösse bis zu der eines Hühnereies enthielt, und zwischen Schambein und Harnblase so gegen diese letztere gepresst hatte, dass dieselbe dadurch in zwei Hälften, in eine obere und eine untere zu- sammengedrückt wurde. Von Ward und Huntingdon wird ein Fall mitgetheilt *), in welchem ein Mann seit längerer Zeit mit dem Urin Lappen von Hydatiden nebst kleineren erbsengrossen Hydatiden entleerte. Mit dem Mikroskope konnte man jedoch noch kleinere Körper im Urine entdecken, welche für junge Hydatiden gehalten wurden. Neun Wochen vor 1) Vgl. Griesinger: über Acephalocysten am Herzen, in Ro- ser’s und Wunderlich’s Archiv für physiologische Heilkunde. 1846. Jahrg. V. pag. 280. 2) Vgl. the Lancet Oct. 1842, oder Schmidt’s Jahrbücher Sup- plementband. 1845. pag. 344. 3) S, the provinc. medic. and surgic. Journal, Sept. 1846. p. 465. 390 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der der ersten ‚Entleerung hatten sich Schmerzen in der rechten Nierengegend eingestellt. Referent muss: diese Blasenwürmer für Echinocoeeus hominis halten, welcher wahrscheinlich in der rechten Niere seinen Sitz genommen hatte; wäre eine sorgfältige mikroskopische Untersuchung der mit dem Urin entleerten Körper vorgenommen worden,. so hätte sich das wahre Wesen dieser Hydatiden jedenfalls mit Sicherheit fest- stellen lassen, Einen anderen merkwürdigen Fall von Echi- nococeus hominis lernten wir durch Guillemin kennen ’), Derselbe konnte an einem abgemagerten 60 Jahre alten Manne in dem rechten Hypochondrium eine schmerzhafte Geschwulst bemerken, welche eine feste aber elastische Beschaffenheit, eine birnförmige Gestalt besass und sich schwappend anfühlen liess, ohne jedoch das specifische Geräusch durch Percussion an sich wahrnehmen zu lassen, welches Piorey das Hydati- den-Geräusch genannt hat. Nach längerer ärztlicher Behand- lung traten eines Tages sehr heftige Schmerzen ein, verbunden mit einer Art Zusammenziehung. der :Geschwulst, an welcher jetzt durch Percussion das karakteristische hydatidische Ge- räusch wahrzunehmen ‚war. Es gingen nach einigen Tagen mit dem Stuhlgange theils häutige Fetzen, theils ganze Blasen ab. Die Contraction wiederholte sich an der-Geschwulst fast regelmässig wehenartig, und waren mit einem deutlichen Klir- ren, gleich als wenn Sandkörner in ein Kelchglas hinabfielen, verbunden. Es waren auf diese Weise mehr als 1000 Ace- phalocysten nach und nach durch den After entleert worden, von.denen die meisten leer und zerrissen waren, worauf Ge- nesung erfolgte. Jedenfalls war hier eine Colonie von Echino- coceus hominis die Veranlassung dieser Krankheit gewesen. Veit beschrieb in einer Dissertation ?) einen in der me- dizinischen Klinik zu Halle vorgekommenen Fall von Echino- coecus hominis, welcher bei einem 17jährigen Mädchen in der Leber Platz genommen und den Unterleib zu einer ungewöhn- lichen Grösse ausgedehnt hatte. Nachdem Krukenberg, der Dirigent der Klinik, die Diagnose der Geschwülst auf Echino- 1) Vel. Gazette medic. de Paris. 1847. nr. 39, oder Froriep’s und Schleiden’s Notizen. Bd. 1V. pag. 347. 2) Vgl. Veit: speeimen abscessus hepatis ex echinococeo addita entozoorum hujus generis descriptione. Halis. 1845. D Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 391 eoccus gestellt hatte, wurde zweimal die Punction der Geschwulst vorgenommen und die Operirte später gesund entlassen. Es ent- leerten sich aus der Geschwulst eine Menge weissgelber Häute und viele eiterartige Flüssigkeit; die ersteren wurden als ge- borstene Blasen erkannt, und die letztere enthielt unzählige mikroskopische Häckehen, wodurch die Richtigkeit der von Krukenberg gestellten Diagnose auf das vollkommenste be- stättigt wurde. Der zweite Theil derselben Dissertation um- fasst eine gute, wenn auch nicht vollständige Zusammenstel- lung desjenigen, was über den Bau und die Entstehung des Echinococeus bis 1845 bekannt geworden ist. In einer ande- ren Dissertation behandelte Haun denselben Gegenstand !), beschränkte sich aber bloss auf die Untersuchung der Mutter- blasen des Echinococcus hominis, welche er nach alter Weise als Acephalocysten für von den Brut enthaltenden Echinococ- eus-Blasen verschiedene Blasenwürmer erklärte. Derselbe gab eine chemische Analyse der Wandungen und der Flüssigkeit der Mutterblasen, und stellte, die verschiedene Angaben der älteren Naturforscher-und Aerzte zusammen, welche sich auf Entstehung, Fortpflanzung und Sitz der Acephalocysten bezo- gen, ohne die Entwicklung der kleinen Echinococeus-Brut da- bei zu erwähnen. Den Schluss der Abhandlung macht die Mittheilung eines Krankheitsfalls aus, der sich in der chirur- gischen Klinik zu Halle ereignete. Nämlich ein 18jähriges Mädchen litt an einer Geschwulst in der linken Inguinalgegend, dessen Diagnose zweifelhaft blieb und zwischen Medullar- schwamm und kalten Abscess schwankend gelassen wurde, bis Blasius, Dirigent der chirurgischen Klinik, durch Punction der Geschwulst eine grosse Anzahl von Blasen entleerte, durch welche es sich herausstellte, dass die Krankheit nichts anderes als ein fumor hydatidosus gewesen. Es wurden später auch viele der karakteristischen Häckchen mit dem Mikroskope in der aus der Geschwulst sich entleerenden Flüssigkeit entdeckt, woraus Haun den Schluss zog, dass die Acephalocysten und Echinocoecen, obgleich ganz verschiedene Blasenwürmer, durch- und nebeneinander in einer und derselben Höhle vorkommen. 1) Vgl Haun: de hydatidibus commentatis descriptione tumoris eujusdam hydatidosi addita. Halis. 1846. 392 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Vermes heiminthes dubii. Von Cerioli wurden unter dem Schorfe eines blattern- kranken 20 jährigen Individuums zunächst an der Stirne, im Gesichte und am Halse einzelne Würmer bemerkt), welche nach Verlauf von drei Tagen sich so vermehrten, dass die unterliegende Hautfläche von diesen Würmern ganz bedeckt zu sein schien. Ein ganz ähnlicher Fall wurde diesem Beob- achter von Curtani mitgetheilt. Die Würmer hatten keine Füsse, waren über 9 Lin. lang und 3 Lin. dick, von grauweis- ser Farbe und bestanden aus sechs Abschnitten, deren letzter Abschnitt mit zwei dünnen Stacheln endigte. Referent muss glauben, dass diese Würmer nichts anderes als Fliegenlarven gewesen sind. Von H. J. Jenkins wurde im Monat Novem- ber ein 14 Monate alter Knabe behandelt ?), welcher an Urin- beschwerden litt und mehrere Larven mit dem Harne entleert ‘ hatte. Die abgegangenen Larven wurden dem Arzte in einem Glase mit Urin vorgezeigt, einige derselben schwammen sehr lebhaft im Urin umher. Es sollen unter der medizinischen Behandlung täglich 6 bis 20 Larven entleert worden sein. Da das Kind sehr abmagerte und Convulsionen bekam, wurde demselben Chinin. sulphur. verordnet, worauf Besserung eintrat und keine Würmer mehr abgingen. Erst einige Zeit später im August brachte die Mutter des Kindes, eine Müllersfrau, wieder verschiedene Larven, welche das Kind durch die Harn- röhre entleert haben sollte. Chinin. sulphur. that abermals gute Dienste. Die Larven wurden als von Pulex irritans her- rührend erkannt, welche vielleicht zufällig (nach der Meinung des Redacteurs der medical Gazette) in den entleerten Urin gelangt sein mochten. Der sachverständige Entomologe, wel- cher um die genauere Untersuchung dieser Larven angegangen war, theilte bei dieser Gelegenheit mit, dass ein Arzt einen neuen Acärus bei einer Nierenkrankheit entdeckt haben wollte, wobei sich jedoch herausstellte, dass eine Filzlaus zufällig in 1) S. Schmidt’s Jahrbücher. 1845. nr. X. pag. 38, oder Bullet. di Bologn. Ag. e Sett. 1844. 2) Vgl. Jenkins: on the presence of the larva of the common flea in urine, in der London medical Gazette. 1847. pag. 33. Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 395 den Urin des Patienten gerathen und für eine neue Milben- art gehalten worden war. Von Kollar sind mehrere in Urethralsteinen gefundene Würmer als die mit feinen Stachelringen umgebenen Larven einer Fliege erkannt worden '). Derselbe lässt es mit Recht zweifelhaft, ob diese Larven noch während des Lebens des Patienten in diesen Concretionen sich befanden, oder ob erst, nachdem die Steine aus dem Leibe entfernt waren, Fliegen ihre Eier an dieselben gelegt haben. Derselbe Naturforscher erzählt hierauf noch einige Beispiele von dem Vorkommen verschiedener Fliegenlarven im äusseren Gehörgange, in der Nasen- und Mundhöhle, sowie in der Urethra des Menschen, Von Carrera wurde mitgetheilt ?), dass ein Mann im Freien geschlafen habe und am anderen Tage von Schmerzen im linken Auge befallen wurde. Ein kleiner rother Fleck wurde auf der Sclerotica bemerkt; nach Reibung des oberen Augenlides zeigten sich kleine weisse Würmer auf der Cornea und dem übrigen Augapfel, von denen nahe an 40 Stück ent- fernt wurden. Sie waren haardick, 4 Lin. Jang und mit einem kleinen schwarzen Kopfe versehen. Auch von Ormond sind zwei Fälle von Augenentzündung beobachtet worden, wobei mehrere kleine Fliegenlarven unter den Augenlidern zum Vorschein kamen °). Von Schneider wird ein Fall aus seiner Praxis mitge- theilt, in welchem durch Abführmittel einem fünfjährigen an Krämpfen und Kolik leidenden Mädchen gegen hundert Insek- tenlarven abgetrieben wurden *); das Aussehen dieser Larven ist, wie gewöhnlich, nicht näher beschrieben worden, dagegen führte Schneider noch einige ältere Fälle von mit dem Stublgange entleerten Larven an, welche in verschiedenen äl- teren Zeitschriften bekannt gemacht wurden, 1) Vgl. Heller’s Archiv für physiologische und pathologische Chemie und Mikroskopie. 1847. pag. 440. Taf. 1. fig. 6. 2) S. the Dublin Quarterly Journal of medical science. Vol. 11. Dublin. 1847. pag. 245. 3) S. Froriep’s neue Notizen. Bd. 40. 1846. pag. 160. 4) Vgl. Casper’s Wochenschrift, 1847. pag. 185. 394 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Joly hat die Frage untersucht, ob es wirklich einen Oe- strus hominis giebt oder nicht '). Derselbe hat mit vielem Fleisse die bekannten älteren und neueren Beobachtungen zu- sammengetragen, welche sich auf das Vorkommen von Dipte- ren-Larven in der Haut des lebenden Menschen beziehen; als Resultat seiner Untersuchungen musste er es unentschieden lassen, ob es einen selbstständigen Oestrus hominis gebe, oder ob der Oestrus bovis vielleicht durch Verirrung in die Haut des Menschen gelange. Von Legros lesen wir die Mittheilung, dass ein alter Mann an lebhaften Schulterschmerzen gelitten, worauf er. eines Morgens heftiges Jucken auf dem Rücken verspürte, welches von einer Menge grosser weisser Läuse herrührte, die sich dort eingenistet hatten ?). Da die Schulterschmerzen jetzt ver- schwunden waren, betrachtete man die durch Generatio aequi- voca entstandenen Läuse als die Krise der Krankheit. Hieran knüpfte man die Bemerkung, dass alte kachektische Leute ‚und schwächliche Kinder, bei schlechter schmutziger Lebensweise, überhaupt zur Eruption von Läusen Veranlassung geben. Wir haben hier also wieder einen Fall von Phthiriasis, bei welchem die sorgfältige und zuverlässige entomologische Bestimmung der Parasiten nicht vorgenommen und wie gewöhnlich die Entstehung der Läuse von Urzeugung abgeleitet wurde, ohne das die Haut des Patienten einer genaueren Untersuchung un- terworfen worden ist. Eine Dame, welche den englischen Arzt Moses wegen eines unerträglich juckenden Ausschlags zu Rathe zog °), be- sass bei näherer Untersuchung auf ihrem Nacken, auf der Brust und in den Achselgruben eine Menge Pickeln, auch ihre Kinder waren mit einem ähnlichen eczema-artigen Aus- schlage behaftet, bei dem einen Knaben erschien das Eczema auf dem Kopfe ganz roth bestäubt. Dieser rother Staub be- stand aus einer Menge kleiner Thierchen, welche mit Acarus 1) S. Joly: Note sur l’existence des larves d’Oestrides chez l’espece humaine, in dessen Recherches zoologiques, anatomiques, physiologiques et medicales sur les Oestrides- en general. Lyon, 1846. pag. 90. 2) S. Gazette des hospitaux. Oct. 1846. p. 495. 3) S. the medieal Times. Octob. 1846. pag. 68. Helminthologie während der Jalıre 1845, 1846 und 1847. 395 autumnalis übereinstimmten. Auch eine Freundin dieser Dame, welche bei letzterer Besuche abgestattet hatte, war von dem- selben Uebel befallen worden. Moses überzeugte sich, dass diese Milben tief in der Haut steckten und zwar an der Spitze einer jeden Pustel. Gruby, welcher Untersuchungen über den Acarus fol- lieulorum anstellte "), fand unter 60 Personen 40 Individuen damit behaftet. Waren viele dieser Milben zugleich in einem und demselben Hautbalg, dann erschien die Haut roth und aufgeschwollen, und spürten die Personen ein Jucken in der Haut. Auf Hunde übergetragen vermehrte sich dieser Schma- rotzer ungeheuer. Gruby fand 200 Stück in einem Haut-' drüsenbalge, in welchem sie immer mit dem Kopfende gegen den Grund des Balges gerichtet waren. Hatten sich diese Acari in den Haarbälgen vermehrt, so fielen die Haare aus. Die Haut verdickte sich bei solchen Hunden, auf denen sich diese Parasiten vermehrten, sie bedeckte sich mit Crusten, unter denen sich Eiter und Blut ansammelte. Nach Gruby’s Aussage gehen diese Milben keine weitere Metamorphose ein, nur das Abdomen derselben verkürze sich mit dem vorrücken- den Alter, Referent ist indessen überzeugt, dass wir die Ge-_ schichte dieses merkwürdigen Schmarotzers gewiss noch nicht so vollständig kennen, um mit Bestimmtheit sagen zu können, diese Milben gehen keine weitere Metamorphose ein. Eine Mittheilung von Wedl?) bestättigt die bisher an den Haarsack- Milben gemachten Beobachtungen. Von Hoefle wurde nach- gewiesen, dass der von Henle und Simon entdeckte Acarus follieulorum von älteren Naturforschern, wie behauptet wurde, nicht beobachtet worden sei ?), während Berger auf der an- 1) Vgl. Gruby: ‘Observations on the parasitic animaleules which occupy the sebaceous follicles of man, and on the disease of the skin occasioned by their inoculation in the dog, im Monthly Journal of medical sciences. Novemb. 1846. pag.233. — Vgl. auch Heller’s Archiv für pathologische und physiologische Chemie und Mikrosko- pie. 1847. pag. 150. 2) Vel. die Zeitschrift der Gesellschaft der Aerzte zu Wien. 1847. pag. LXXXIX. 3) Vel. Hoefle: Zur Geschichte der Gomedonen-Milbe, in Hae- ser’s Archiv für die gesammte Medizin. Bd. 8. 1846. pag. 315. 396 v. Siedolb: Bericht über die Leistungen im Gebiete der deren Seite durch ein am 2ten November 1841 der Pariser Academie übergebenes versiegeltes Paquet seine Ansprüche auf die Priorität der Entdeckung dieses Parasiten des Ohres gel- tend macht !), welchen er den Tardigraden beigesellt. Unter dem Titel: neues Entozoon im Harn der Schlangen, ist eine Mittheilung von Hammerschmidt gemacht wor- den ?), nach welcher von Coluber natrix mit dem Harne viele mikroskopische Thierchen entleert werden, welche einen oval- lanzettförmigen Körper, einen sehr dünnen fadenförmigen Rüs- sel und kürzeren aber dickeren Schwanz besitzen. Derselbe erklärte diese Thierchen für eine Art Zodo; offenbar gehört diese Thierform zu denjenigen infusorienartigen Geschöpfen, welche so häufig als Bewohner der Kloake der Reptilien an- getroffen werden. Leidy entdeckte in der bursa copulatrix von Helix al- bilabris, tridentata und alternata ein proteusartiges Thier von zelligem oder körnigem Baue, farblos, elliptisch, bald an dem einen, bald an dem anderen Ende oder an beiden Enden ge- schwänzt, welches zwei Bläschen oder Kerne im körnigen Körper enthält ?). Leidy nannte das Thierchen Cryptobia helieis und erklärte es für ein Mittelding zwischen Cercaria und Filaria; da derselbe diesem Geschöpfe vollends noch eine zitternde Bewegung zuschreibt, weiss Referent nicht, was er _ aus demselben machen soll. Von Gros wurde bei verschiedenen Geschlechtskrank- heiten Trichomonas vaginalis angetroffen, z. B. in Leukorrhoe, in Metrorhagien *), zugleich fand er in der Scheide auch noch ein anderes aber ähnliches Flimmerthierchen, dem aber der Schwanzanhang fehlte. Gros fügt hinzu, dass in den Gedär- men von einigen Wasserthieren (von Fischen, Fröschen, Sumpf- vögeln) Monadinen vorkommen, welche sich durch nichts von den Thierchen aus der Scheide des Weibes unterscheiden sol- len. Eine Notiz über Vibrionen, welche Gros zwischen den 1) S. Froriep’s neue Notizen. Bd. 35. 1845. pag. 57. 2) S. Heller’s Archiv a. a. O. 1844. pag. 83. Taf. I. fig. 7. 8. 3) Vgl. die Annals of the natural history. Vol. XIX. 1847. p. 209. 4) S. Gros: Monadines du vagin de la femme, et des intestins de divers animaux, in dem Bulletin d. 1. soc. imp, des Natural. de Moscou. Tom XVII. 1845. pag. 426. Helminthologie während der Jahre 1845, 1846 und 1847. 397 Zähnen syphilitischer und auch gesunder Personen, ferner im Kothe von Gesunden und von Patienten wahrgenommen. hat, enthält nichts Bemerkenswerthes. Ueber die in Hechte aufgefundenen Haematozoen theilte Berg neue Beobachtungen mit, welche von Greplin bestät- tigt werden ?), Diese beweglichen Körper stimmten im all- gemeinen mit dem von Gruby im Froschblute entdeckten Trypanosoma sanguinis überein. Creplin spricht dabei seine Zweifel über die wirkliche Thierheit dieser Körper aus, wo- mit Referent vollkommen übereinstimmt. Budge fand Trypanosoma sanguinis im Herzblute der Rana temporaria sehr häufig; er beschrieb dasselbe nicht sehr genau als einfache runde Blasen, welche mit flimmernden Fort- sätzen an ihrer Oberfläche versehen sein sollen, und hält die- ses Wesen ebenfalls, wie ich es früher gethan habe, für die Larve eines Eingeweidewurms ?). Von Nordmann wurde ein eigenthümliches mit langen Flimmerorganen herumschwimmendes Thierchen unter dem Namen Cosmella hydrachnoides beschrieben °), welches derselbe in dem Eie von Tergipes Edwardsii neben dem Embryo des Gasteropoden sich entwickeln sah. Obgleich Nordmann dieses Thierchen durch Theilung sich hat vermehren sehen, kann es Referent doch für nichts anderes als für eine Flim- merzelle halten, welche sich noch vor ihrer vollständigen Ent- wicklung von der Dottermasse des Tergipes-Embryo isolirt hat. Achnliche Flimmerzellen sah Vogt sich von dem Kopf- segel des Acteon viridis lostrennen und im Eie herumschwim- men *). 3 1) S. Archiv skandinavischer Beiträge zur Naturgeschichte. 1845. pag. 308. 2) Vgl. Casper’s Wochenschrift. 1847. pag. 526. 3) S. dessen Versuch einer Monographie des Tergipes Edwardsii, in den Memoires de l’Academie imp. des sciences par divers savants etrangers. Tom. IV. St. Petersbourg. pag. 589. Taf. V. fig. 1-3 und fig. 10-16. Vgl. auch Annales des sciences naturelles. Tom. V. 1846. pag. 156. Pl.1. fig. 2. 9. 10. 11. 4) S. Annales des sciences naturelles. Tom. VI. 1846. pag. 47. 398 v. Siebold: Bericht über die Leistungen im Gebiete etc Die schon in einem früheren Jahresberichte ') erwähnte Filaria policotoma des Scortegagna habe ich jetzt“ nach einer Abbildung näher kennen gelernt ?). Der Entdecker die- ses höchst abentheuerlich gestalteten Thieres giebt davon fol- gende Diagnose: ,„‚corpore filiforme aliquantulum inferius cras- siore, pluribus capitulis ramulisque in unicum truneum con- jicientibus, ab ore aduncum aculeum porrigentibus, intestino mediano ad anum usque descendente.“ Scortegagna bricht selbst, ohne es zu wollen, den Stab über seinen neuen Hel- minthen, indem er sagt: ‚questa Filaria Policotoma tenga molta analogia col Diacanto Policefalo di Stibel.“ Jedenfalls gleicht die von jenem Thiere gegebene Abbildung einem Kohl- strunke mehr als einem Helminthen. 1) S. dieses Archiv, 1845. Bd. Il. pag. 247. 2) Vgl. Nuovi Annali delle scienze naturali di Bologna, Aprile 1848. CH Eohmaat Üillı: CH Schkrreeat Iitdı Hd b ‚Autor deltrv a a ie LEBE. 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