gi ‚Iy; N :# NE LP * FE bi # ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, FORTGESETZT VON W. F. ERICHSON. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTINGEN UND PROF. Dr. LEUCKART IN GIESSEN. HERAUSGEGEBEN vVoN Dr. F, Ha TROSCHEL, PROFESSOR AN DER FRIEDRICH-WILHELNMS-UNIVERSITÄT ZU BONN. ZWEI UND ZWANZIGSTER JAHRGANG. Ersier Band, GR BERLIN, 1856. VERLAG DER NICOLALT'SCHEN BUCHHANDLUNG, nr Fa R Bar. DARK HATSMRAKUN AA r Garn “A Ti Kot, Din. N Inhalt des ersten Bandes. Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. Von Rud. Leuckart. (Hierzu Taf. Iundl.) . ..».. Uebersicht der Aale. Von Dr. J. Kaup in Darmstadt . . . Uebersicht der-Gymnotidae. Von demselben. (Hierzu Taf. III. BEA RE SE Ueber die Schwimmblasen von Carapus inaequilabiatus Val. Von demselben, mit einem Zusatze vom Heraus- geber. (Hierzu Taf. II. Fig. AundB) . ... Einiges über die Unterfamilie Ophidinae. Von demselben Careinologische Beiträge (Peloplastus n. gen., Micippe Leach, Paramithrax Miln. Edw., Othonia Bell., Pisa Leach, Naxia Miln. Edw., Lambrus Tab; Chalaepus n. gen., Poly- eremnus n. gen., Trapezia Latr., Lupea Leach, Eucte- nota n. gen., Ocypode Fabr., Acanthoplax Miln. Edw., Rhaconotus n. gen., Uca, Gecarcinus, Boscia, Dilocarei- nus Miln. Edw., Teiphusa Miln. Edw., Scytoleptus n. gen., Monolistra n. gen.). Von Dr. Gerstaecker. (Hierzu ee Dein sr. Ch Studien über Organisation und Systematik der Ctenophoren. Von Prof. Gegenbaur. (Hierzu Taf. VII--VII.) . . Ueber die Entwickelung von Chiton. Von S. Loven. Aus dem Schwedischen übersetzt vom Herausgeber. (Hierzu ee ee Die Hectocotylenbildung bei Argonauta und Tremoctopus, er- klärt durch Beobachtungen ähnlicher Bildungen bei den Cephalopoden im Allgemeinen. Von Prof. Japetus Steenstrup. Aus dem Dänischen übersetzt vom Her- ausgeber. (Hierzu Taf. Xu. XL) . . 2. 2.2... Seite 1 41 78 88 93 101 163 206 211 IV Inhalt. Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere ( Arvicola leucurus Gerbe, Arvicola Selysii Gerbe, Arvicola iberi- cus Gerbe, Sorex chrysothorax Dehne, Micromys agilis Dehne, Myoxus speciosus Dehne, Musculus mollissimus Dehne). Von Prof. J. H, Blasius . ... Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. Von Prof. WESEN: ne Ne ab tee Kar ran, Ye Ueber die Gattung Mormops. Von Prof. W. Peters Neue Annulaten. Beschrieben von Dr. Kinberg . Vergleichende Betrachtungen über die Nester der geselligen Wes- pen. Von Dr.K. Möbius in Hamburg. (Hierzu Taf. XU) Seite 310 321 P. Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. Von Rud. Leuckarkt Hierzu Taf. I und II. Unter den mancherlei verschiedenen Thieren, die der Nizzaer Fischer in seinem Dialekte mit dem Namen „Car- marine“ bezeichnet, nehmen die Medusen mit den übrigen - Cuvier’schen Akalephen die erste Stelle ein. Man mag schon hieraus erschliessen , wie häufig und massenhaft diese Geschöpfe die ruhigen Buchten des Miltelmeeres in der Umge- gend von Nizza bewohnen. Es giebt Tage, (namentlich gegen Ausgang Winters), an denen die Oberfläche des Meeres im wahrsten Sinne des Wortes von ihnen bedeckt ist, Wäh- rend meines Aufenthaltes in Nizza (März, April, Mai) war die Zeit dieses massenhaften Auftrelens schon vorüber, indes- sen habe ich wohl niemals eine Excursion gemacht , ohne zahlreiche kleinere oder grössere.Medusen und andere Akale- phen in Menge anzulreffen *). *) So gross der Reichthum des Nizzaer Golfes an pelagischen Thierformen ist, so selten hat man verhältnissmässig Gelegenheit den einen oder andern Repräsentanten der eigentlichen Küstenfauna zu erhalten. Es gilt dies namentlich auch für Polypen, sowohl: für die Anthozoen als für die Hydroiden, die polypenförmigen Ammen der nacktäugigen Scheibenquallen. Von ersteren habe ich ausser verschiedenen Arten des Gen. Actinia (namentlich A. rubra, concen- trica, efloeta, viridis, carciniopados u. a.) nur noch eine kleine in- teressante Form aus der Familie der Xenien beobachten können, die ch Archiv f. Naturgesch. XXI. Jahre. 1. Bd. 1 2 Leuckart: Durch P&ron, Risso, Verany, Wagner, Milne Edwards u. A. haben wir bereits mehrfache Nachrichten über die Medusenfauna von Nizza erhalten; dass diese aber noch lange nicht ausreichen, uns ein vollständiges Bild von dem Reichthume des Nizzaer Golfes zu geben, wird wohl aus den folgenden Blättern zur Genüge hervorgehen. Die meisten der von den erwähnten Zoologen beobachteten Formen sind mir nicht aufgestossen, dagegen zahlreiche andere, die den- selben entgangen sind. Und doch habe ich diesen Thieren nicht einmal eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Was ich über dieselben mittheile, ist nur nebenbei und in Stunden gesammelt, die ich bei mancherlei anderen umfassenderen Un- tersuchungen gelegentlich erübrigen konnte. Ich darf des- halb auch wohl auf die Nachsicht‘ 'meiner Leser rechnen, wenn hier und da einmal die Beschreibung meiner Arten nicht so vollsländig sein sollte, als ich es selbst jetzt wün- schen möchte, Ich halte mich im Folgenden ausschliesslich an die klei- neren, sogenannten nackläugigen Medusen, da meine Beobach- tungen über Pelagia und Rhizostoma, die einzigen Repräsen- tanlen aus der Gruppe der Steganophlhalmidae, die ich an- Iraf, nur wenig Neues zu Tage förderten.. Meine Beobach- tungen über Ctenophoren sind allerdings an einer grösseren auf der Unterseite der Ufersteine (be i Beaulieu) hinkriecht und von mir deshalb besonders hervorgehoben wird, weil sie das Schicksal gehabt hat, mit einer ganzen Reihe verschiedener Genusnamen be- zeichnet zu werden. Das Thier, das ich meine, ist die von Pallas entdeckte Tubularia cornu copiae, die von Cavolini (Pflanzenthiere Tab. IX. Fig. 12) sehr treiflich abgebildet ist und von Blainville mit vollkommenem Rechte zum Typus eines eigenen Genus Cornula- ria erhoben wurde. Mit den übrigen Tubularien, die bekanntlich Hy- droiden sind , hat unsere Art, (wie die Tub. solitaria Rapp = (e- rianthus membranaceus Haime), ein unverkennbares Anthozoon, auch nieht das Geringste zu schalfen. Dagegen kann es keinem Zweifel unterliegen, dass das Blainville’sche Genus Cornularia weder von Rhizoxenia Ehrbg. noch von Evagora Phil. verschieden ist. Diese beiden Genera müssen eingezogen werden; ihre Arten bilden mit der Tubularia eornucopiae (für die ich den Namen Cornularia Pallasii vor- schlagen möchte) drei: wohl charakterisirte Species desselben , Ge- schlechtes. ’ Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 3 Anzahl von Species angestelll (Beroe Forskalii, Cestum Ve- neris, Eucharis multicornis, Cydippe ovata, Cydippe n.sp. — klein, nur zwei Linien lang, mit schönen, blau gefärbten Fang- fäden — und Eschscholtzia cordata*) 2), haben auch manches Neue ergeben, indessen halte ich dasselbe zurück, weil ich weiss, dass wir in Kurzem von anderer Seile eine umfassen- dere Abhandlung über diese interessanten Geschöpfe zu er- warten haben. Geryonia exigua (Quoy et G.) Less. (Tab. I. Fig. 1.) Ich glaube ‚kaum zu irren, wenn ich unter dem vor- stehenden Namen eine kleine Medusenform beschreibe , die um Nizza, während meines ganzen Aufenthaltes, zu den häu- figsten gehörle und auch später in Genua von mir. beobach- tet wurde. Die Darstellung von Quoy und Gaimard ist freilich (vergl. Isis 1828. 8. 342. Tab. V. Fig. 5) sehr apho- rislisch und unzureichend, so dass man die wahre Ger. (Dianaea) exigua darnach von. den verwandlen Formen kaum unterscheiden kann, aber schon die weite Verbreitung unse- rer Art macht die Identität derselben mit der Geryonia von Gibraltar sehr wahrscheinlich. Jedenfalls sind beide, sehr nahe mit einander verwandt — freilich auch mit. der Ger. appendiculata, die Forbes (l. c. p. 37) an der englischen Küste beobachtete und vielleicht nur desshalb so bestimmt als neu beschreibt, weil er nicht wusste, dass’ eine Reihe von Charakteren, die er hier auffand, auch bei anderen (allen?) Geryonien vorhanden sind. Der Mantel unseres Thieres ist halbkugelförmig, ziem- lich diek, namentlich in seinem oberen Segmente, und von ausserordentlicher Durchsichtigkeit. Bei den grössten Exem- plaren, die ich auffand, maass er im Zustande der Ruhe fast 1% im Durchmesser. Während: der Contraction ist derselbe *) Die Beschreibung von Kölliker (Zeitschrift f, wiss. Zool. IV. S.315) passt bis auf die Färbung. Meine’ Art war ganz durch- sichtig, nur an den Enden jeder queren Flimmerreihe mit einem klei- nen rothen Pigmentlleck versehen. (Sehr nahe verwandt, vielleicht identisch mit unserer Eschscholtzia ist die von delle Chiaje, Mem. etc. Tab. CVI. Fig. 15 abgebildete Callianira diploptera.) 4 Leuckart: natürlich verkleinert, die Höhe dagegen gewachsen, die Mantel- öffnung verengt, so dass man dann die Geslalt unseres Thieres mit Quoy und Gaimard fast kugelförmig nennen könnte. Der Magenstiel hat eine ganz ansehnliche Entwickelung und ragt bei ausgewachsenen Exemplaren wohl mit der Hälfte seiner Länge über den Mantelrand hervor. Er ist schlank und walzenförmig,, nach dem Magengrunde nur wenig ver- jüngt, an seiner Ursprungsstelle mit einem breiten und kur- zen, kegelförmigen Basalslücke versehen. Der Magen- sack ist klein, kaum länger als eine Linie, und vierzipflig. Er hat in der Ruhe die Gestalt einer schlanken Glocke, kann diese aber auf alle mögliche Weise verändern, namentlich auch beim Anhängen (an die Wände des Gefässes u. s. w.) den ganzen Magensack in Form einer viereckigen Platte oder Scheibe ausbreiten. Untersucht man dann die untere Fläche der Platte (Taf. II. Fig. 18), die also die Innenfläche des Magens ist, so bemerkt man auf derselben vier Rinnen oder Spalten, die in einiger Entfernung von dem Mittelpunkte be- ginnen und in radiärer Richlung nach den Ecken der Platte hinlaufen, während ihres Verlaufes aber allmählich immer seichter werden und schliesslich verstreichen, noch bevor sie an dem Rande der Scheibe angelangt sind *). Diese Spalten sind die Mündungsstellen der vier Radialgefässe, die bei den Geryonien bekanntlich in gleichen Zwischenräumen an dem Magenstiele emporsleigen und erst später auf die muskulöse Innenlläche des Mantels (den Schwimmsack, sub- umbrella Forb.) übergehen. Nach der Darstellung von Will soll bei verwandten Medusen oberhalb des Magengrundes noch ein eigener trichterförmiger Hohlraum vorkommen, aus dem die Radialgefässe ihren Ursprung nehmen, ich habe solchen aber weder hier noch bei einer anderen Art aulfin- den können. Bei allen Discophoren, die ich untersuchte, ent- sprangen die Radialgefässe direct aus dem Magengrunde. Dass *) Begreiflicher Weise berechtigt uns diese Bildung aber nicht im Geringsten, die Geryonien nach der Organisation ihrer Mundappa- rate mit den Rhizostomiden zusammenzustellen, wie man vielfach ver- sucht hat, Die Geryonien besitzen vielmehr einen einfachen Mund, wie die Mehrzahl der Discophoren, Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 5 die Gefässe der Medusen überdiess nicht, wie esWill angab, von einem zweiten Gefässapparate umhüllt sind , ist heute ziemlich allgemein anerkannt. Ich kann in dieser Beziehung meine frühern durch Forbes, v.Siebold, Kölliker u.A. bestätigten Angaben nur wiederholen, auch noch hinzufügen, dass ich gleichfalls bei den Rippenquallen vergebens nach den sog. „Blulgefässen“ gesucht habe. Das Ringgefäss verläuft, wie gewöhnlich, in der Peri- pherie. des Mantels, oberhalb des Randsaumes, dessen Breite schon die Schnelligkeit unseres Thierchens vermuthen lässt. Wo die Radialgefässe in dieses Ringgefäss übergehen, be- findet sich ein fadenförmiger hohler Tentakel , der sich bis zu mehreren Zollen verlängern kann, aber auch gelegentlich (unter, entsprechender Diekenzunahme) bis auf '/,“ verkürzt. In solchem verkürzten Zustande erscheinen diese vier Fäden wie geringelt, ein Umstand, der vorzugsweise daher rührt, dass die Angelorgane, die in denselben eingebettet sind und eine verhällnissmässig ganz ansehnliche (/,;,) Grösse be- sitzen, eine regelmässige ringförmige Gruppirung einhalten. Die Verkürzung der Fäden geschieht vorzugsweise durch die Action ‚eines Muskelgewebes, das unter der glashellen Ober- haut gelegen ist und aus Längsfasern gebildet wird. Die Verlängerung dagegen durch Füllung des Tentakelrohres aus dem Inhalte des Gefässsystems, also durch eine Art Ereclion, wie bei vielen anderen Medusen. Bei oberflächlicher Betrach- tung scheint sich die Zahl der Randfäden auf die oben er- wähnten Gebilde zu beschränken, wenn man unser Thierchen indessen näher untersucht, so wird man in der Milte zwi- schen diesen vier Tenlakeln — also auch in der Milte zwi- schen den Radialgefässen — noch vier andere vorfinden, wie bei Ger. appendieulata. Die histologischen Verhältnisse bei- der Tentakelarten sind dieselben, aber abweichend ist es, dass die Interradialtentakel nicht nur schr viel kürzer (sie messen kaum mehr als 1) und starrer sind, sondern sich auch hornförmig nach der Kuppel der Mantelglocke zu em- porkrümmen. Dazu kommt noch, dass der Insertionspunkt derselben etwas höher liegt, äls der der Haupttentakel. Wäh- rend die letzteren unmittelbar auf dem Rande des Mantels aulsilzen und somit gewissermassen eine Verlängerung des- 6 ? Leuckart: selben darstellen, bleibt zwischen der Wurzel der Interra- dialtentakel und dem:Rande ein kleiner Zwischenraum, der von einer Gehörkapsel eingenommen wird. Eine eben 'sol- che Kapsel steht auch neben den Haupitentakeln, aber nicht unterhalb derselben, sondern zur linken :Seite (bei herab- hängendem Magensliele). Die Gehörkapsel (Tab.]. Fig. 4) misst etwa Y/;,’ und stellt ein sphärisches Bläschen dar, dessen hintere Fäche etwas abgeplattet ist und von der Strömung des Ringgefässes: be- spühlt wird. . Die vordere Wand ist nicht unbeträchtlich ver- dickt und trägt ein zweites kleineres Bläschen (Y;,), das in die Kapsel hineinhängt. Dieses innere Bläschen enthält die Ololithen *), einen grösseren Hauptotolithen ('/,,0‘) von sphärischer Gestalt und: zwei kleinere Nebenotolithen, die demselben anliegen, so dass die Gehörsteine unserer Geryo- nia ganz dasselbe Aussehen haben, wie die des unpaaren Gehörorganes von Monocelis unter den Turbellarien **). Die Geschlechtsorgane („Magenanhänge“ der älteren Zoologen) sind von: blalt- oder herzförmiger Gestalt, wie bei den übrigen echten Geryonien und in vierfacher Anzahl vor- handen. . Sie liegen im Umkreise der Radialgefässe und sind mit ihrem abgestumpften äusseren Ende dem Mantelrande bis auf geringe Entfernung angenähert. Neben den ausgebildeten und geschlechtsreifen Indivi- duen dieser Art kamen in Nizza auch zahlreiche frühere Ent- wickelungszustände zur Beobachtung, die eine ziemlich voll- ständige Uebersicht der Formveränderungen erlaubten, denen unsere Thiere (wie die meisten übrigen Medusen) in der er- sten Zeit ihres freien Lebens unterliegen **%). *) So sagt auch Kölliker (Fror. N. Mitt. 1843. S. 83), dass der Otolith von Geryonia „in einem kleinen gestielten Bläschen“ ent- halten sei, „das an der Innenwand der grösseren Blase“ festsitze. **=) Die Zahl der Turbellarien mit unpaarem Gehörorgan kann ich durch einen schönen Proporus von der Nizzaer Küste, den ich seines breiten dunkelvioletten Rückenstreifens wegen Pr. vestitus nenne, vermehren. ***) Ganz ähnliche Beobachtungen hat Gegenbaur (zur Lehre vom Generationswechsel u. s. w, S.18 Anm.) für Ger. proboscidalis mitgetheilt, Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. f Die kleinsten Exemplare , "die mir zu ‘Gesicht kamen, massen kaum 1 im Durchmesser und zeigten (Fig. 2) eine so abweichende Bildung, dass sie ohne Kenntniss der 'Zwi- schenformen wohl'schwerlich für junge Geryonien gehalten werden würden. ‘Der Mantel war nur wenig gewölbt und mit aufgewulsteler Kuppel versehen, aber ohne eigentlichen Stiel und sonstige Zeichen einer früheren Befestigung. Der Ma- gen war klein und ohne Lippen, eine papillenförmige Her- vorragung, die in der Tiefe der Mantelhöhle auf einem brei- ten und kurzen, conischen Zapfen aufsass. Der Magenstiel fehlte einstweilen ‘noch: vollkommen, während (dagegen die Gefässe bereits ihre spätere Entwickelung besassen. Atch die acht Randfäden waren: schon vorhanden , auffallender Weise aber ‘gerade von umgekehrter Entwickelung: Die Radialtentakel waren ausserordentlich klein und stummelför+- mig, während die Interradialtentakel dagegen eine ganz unverhältnissmässige Grösse besassen. Hornförmig gekrümmt, wie im entwickelten Zustande, erreichten sie mit ihrer Spitze beinahe die Höhe der Schirmkuppel. Es scheint demnach, dass diese Tentakel (nach Art der „provisorischen Organe“) schon ausserordentlich frühe zu ‘ihrer völligen Ausbildung kommen, vielleicht schon zu einer Zeit, in der die späteren Haupttentakel noch nicht einmal angelegt sind. Die Angel- organe derselben sind etwas kleiner, als im. entwickelten Zustande, und — was auch für die spätere Zeit gilt — namenllich an der äusseren Fläche angehäuft, so. dass diese dadurch ein unregelmässiges und runzliges Aussehen an- nimmt. An der Basis dieser Inlerradialtentakel lassen sich bereils die Gehörkapseln unterscheiden *) , nur sind diesel- ben mit allen ihren Theilen etwa um die Hälfte kleiner, als späler. Die den Radialtentakeln entsprechenden Gehörkapseln sind noch nicht gebildet. #) Die eigenthümliche Bildung dieser Gehörkapseln, oder viel- mehr der Otolithen, die unsere Art so auffallend auszeichnet (wie sich Ger. appendiculata in dieser Hinsicht verhält, geht aus der Beschrei- bung von Forbes nicht deutlich hervor), ‚war das erste Merkmal, das mich einen Zusammenhang der ‚beschriebenen kleinen Medusen mit der Ger, exigua vermuthen liess, 8 Leuckart: Die späteren Veränderungen lassen sich hiernach leicht überblicken; sie. bestehen vorzugsweise in der Bildung des Magenstieles, der sich allmählich auf der Spitze des koni- schen Zapfens, an dem der Magen befestigt ist, hervorschiebt, und in der weiteren Entwickelung der Radialtentakel mit den anliegenden Gehörkapseln. Individuen von % Durchmesser zeigen sich schon deutlich als junge Geryonien, obgleich ihr Magenstiel noch keineswegs seine spätere Länge besitzt. Die Geschlechtsorgane bilden sich erst bei etwa 3'/,” im Durch- messer. Wie alle Geryonien, sind unsere Thiere sehr gefähr- liche Räuber, wie sich schon aus ihrer gewaltigen Schwimm- fähigkeit und der Bewaffnung mit Angelorganen,, die auch in den ‘Mundlappen vorkommen, von vorn herein vermu- then lässt. Geryonia proboscidalis (Forsk.) Eschsch. (Tab. I. Fig. 3.) Obgleich dieses Thier schon oftmals beobachlet und seiner äusseren Form nach aus älteren Beschreibungen auch hinlänglich bekannt ist, will ich doch ‘noch einige Worte darüber hier anführen. Das auffallendste Kennzeichen unserer Art ist, abge- sehen von seiner sehr ansehnlichen Grösse, die Sechszahl, in der sich die einzelnen Organe derselben (Mundzipfel, Ra- dialgefässe, Geschlechtsorgane u. s. w.) wiederholen. Man hat desshalb bekanntlich vorgeschlagen, unser Thier zum Ty- pus eines eigenen Genus (Liriope Less.) zu machen, allein ich glaube nicht, dass wir hierzu berechligt sind. Finden wir doch bei den radiären Thieren mit dem Numerus vier die Sechszahl auch mitunter als individuelle Abweichung vor- herrschen *). Sonstige Eigenthümlichkeiten aber, durch wel- che die Aufstellung eines eigenen Genus gerechlfertigt wer- *) So beruht auch die Liriope cerasiformis Less. gewiss nur auf einer solchen abnormen Form von Ger. exigua, wie schon die Entdecker derselben, Quoy und Gaimard (a. a. O.), vermutheten, Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 9 den könnte, fehlen gänzlich. Ich habe mich sogar über- zeugt, dass unser Thier mit denselben Interradialtentakeln ausgestaltet ist, wie die Ger. exigua, auch eine ganz con- forme Gruppirung der Gehörkapseln hat, nur dass natürlich auch in diesen Gebilden die Sechszahl, die den ganzen Or- ganismus beherrscht, sich ausprägt *). Die erstern stehen, wie bei Ger. exigua, in der Milte zwischen den sechs Ra- dialtentakeln, die sich bis auf mehrere Fuss verlängern kön- nen und mit zahlreichen, ziemlich regelmässig in ringförmi- gen Querwülsten zusammengruppirten Angelorganen von ob- longer Gestalt (1/0‘) bedeckt sind. Freilich sind diese Interradialtentakel sehr klein, so dass sie leicht der Unter- suchung entgehen können, kaum grösser als bei der vor- hergehenden Art, und hornförmig, wie hier, nach oben em- porgekrümmt. Die Gehörkapseln zeigen im Wesentlichen gleichfalls dieselbe Bildung **),, nur sind sie grösser (Kap- sel = 1/40“, innere Blase = !/,,‘, Otolith = Y,s’’‘): und ohne die beiden kleinen Hülfsotolithen, die unsere Ger. exi- gua so auffallend auszeichnen. Der Magen, der auf dem Ende des höchst eleganten und ansehnlichen, conischen Stieles oder Rüssels aufsitzt, hat im ausgestreckten Zustande fast die Länge eines Zolles und eine schlanke ceylindrische Bildung, kann sich aber durch Querrunzelung an seinem Grunde reichlich bis auf die Hälfte dieser Länge verkürzen. Eine Färbung fehlte den beobach- teten Individuen; sie waren beständig mit allen.ihren Thei- len (ausgenommen die opacen Geschlechtsorgane) glashell und durchsichtig. *) Forbes hat in seiner Beschreibung der G. proboseidalis (Ann, nat, hist. 1851. T. XV. p. 196) diese Interradialtentakel über- sehen und die Gehörkapseln für Ocellen ausgegeben. #®) Bei Geryonia (Geryonopsis Forb.) pellueida Will,(?) glaubte ich früher bemerkt zu haben, dass die — hier mehrfachen — Otoli- then einzeln auf einem warzenförmigen Bläschen befestigt zum Theil auch in dasselbe hineingesenkt seien (Beitr. von Frey und Leu- ckart 5.39) — es kann jetzt kaum zweifelhaft sein, dass hier gleich- falls ganz dieselbe Bildung vorkommt, 10 Leuckart: Aglaura Peronii Lt. (Tab. I. Fig. 5.) Unter den von Peron bei Nizza beobachteten kleinen Medusen, die in den Annales du Museum T. XIV. beschrieben sind, findet sich u. a. als Repräsentant eines neuen Genus Aglaura eine interessante Form, die Peron als Aglaura he- mistoma aufführt. Es ist dieselbe, für die ich hier mit Un- terdrückung des ziemlich nichtssagenden Speciesnamens die obige Bezeichnung gewählt habe. Die Charakteristik von Peron ist leider nicht vollkommen ausreichend, auch nicht vollkommen genau — doch kann kaum ein Zweifel sein, dass wir Beide dasselbe Thier vor Augen gehabt haben. Sollte das übrigens auch nicht der Fall sein, so gehört doch meine Art ganz bestimmt zu dem Gen. Aglaura, das sich von allen übrigen Medusen durch die „huit organes allonges, eylin- droides, flottant librement dans l’interieur de la cavil& ombrel- laire* zur Genüge unterscheidet. Nach Peron hat nur Risso unser Thier beobachtet, in gewohnter Weise sich aber dar- auf beschränkt, bei seiner Beschreibung Peron zu copi- ren *). Der Mantel unseres Thieres ist weit und glockenförmig, eben so hoch, als breit ‚(bis 3°). Die Kuppel erscheint etwas abgeflacht, Von dem Rande der Kuppel, der sich gewöhn- lich deutlich abselzt, verengt sich der Mantel allmählich bis zu seiner Basis, meist freilich nicht eben sehr beträchtlich. Die Substanz des Mantels ist äusserst dünn, so ‚dass unser Thier augenblicklich zusammenfällt, sobald man es aus dem) Was- ser hervorhebt. In der Achse der weiten Mantelhöhle hängt bis etwa auf die Mitte der Höhe ein ziemlich schlanker, klö- pfelartiger Zapfen herab, dessen obere solide Hälfte eine unmittelbare Forlselzung des Mantels ist, während die untere einen flaschenförmigen Magensack darstelll. Der Magensack unseres Thieres ist also wie bei Geryonia oder noch besser, wie bei Circe, an die sich überhaupt. das Gen. Aglaura am *) Uebereinstimmend mit demGen. Aglaura ist Lessonia Eyd. et Soul., die auf ihrer Entdeckungsreise eine L. radiata aulfanden. (Voy. de la Bonite Zool. Zoophyt. Pl.1. Tome II. p. 637.) Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 11 meisten anreihen dürfte, von einem besonderen Sliele ge- tragen. An der Grenze zwischen diesen beiden Abschnitten sitzen nun die acht ovalen oder kolbenförmigen Forlsälze, die das Genus Aglaura so auffallend auszeichnen und nach meinen Untersuchungen die Geschlechlsorgane *) darstellen (Fig. 6.) Der flaschenförmige oder oblonge Magen hat eine weite Mundöffnung und im Umkreise derselben vier verhältniss- mässig ganz ansehnliche Zipfel oder Arme, die an der Basis zusammenfliessen und einen eigenen Abschnitt bilden, der sich mit dem_vorderen sog. Rüssel den Schwimmpolypen ver- gleichen lässt und auch gleich diesem die mannichfachsten Gestalten annehmen kann. Namentlich sieht man diesen Rüs- sel sich nicht selten manschettenförmig über den eigentichen Magensack nach oben zurückschlagen. Die Innenfläche der Arme und des ganzen Rüssels lrägt zahlreiche mächtig. ent- wickelte Flimmerhaare, die sich nach hinten ganz scharf ge- gen die gewöhnlichen kleinen Cilien des‘ Magensackes sab- setzen. Aus dem Grunde dieses Magensackes enispringen, wie bei Circe, acht Gefässe , die in gleichen Entfernungen von einander am Stiele emporsteigen und von da auf die Innenfläche des Mantels übergehen, bis sie nach Art der ge- wöhnlichen Radialgefässe im Rande des Mantels durch ein Ringgefäss vereinigt werden. Die Tentakel unseres Thieres sind äusserst kurz und stummelförmig, aber nicht (wie P&eron und Risso für die Agl. hemistoma angeben) in zehnfacher Anzahl, sondern in sehr beträchllicher Menge entwickelt. Ich zähle meistens 6% 8 + 8 Randfäden, d. h. zwischen je zwei Radialfäden 6 Interradialfäden. Angelorgane von gewöhnlicher Form feh- len diesen Fäden, doch finden sich in denselben zahlreiche kleine zugespitzte Körperchen (1,50), die durch ihre scharfe Begrenzung und ihr sonstiges Aussehen an Angelorgane er- innern und auch wohl analoge Bildungen sein dürften. In der Mitte zwischen je zweien Radialtentakeln trägt unsere Aglaura ein Gehörbläschen, einen kurzen und tenla- kelartigen Fortsalz (elwa von der halben Länge der übrigen *) Eydoux und Souleyet halten dieselben (1. 1.) für Tentakel, 12 Leuckart: Tentakel) mit einem sphärischen Otolithen von 1/00 4 der in das äussere kolbenförmige Ende desselben eingebeltet ist *) und von einer dicht anliegenden Zelle umschlossen wird (Fig. 7). Bewegungen wurden an dem Otolithen nicht "be- obachtet; ich habe überhaupt bei keiner meiner Scheiben- quallen einen beweglichen Otolithen gefunden **), *). Das Gehörbläschen hat hier und in anderen Fällen so au- genscheinlich eine tentakelartige Bildung , dass eine morphologische Beziehung zu den Randfäden dadurch höchst wahrscheinlich wird. Ich glaube, man kann es als ein ziemlich feststehendes Gesetz aus- sprechen , dass die Gehörbläschen der Scheibenquallen entweder in die Wurzel von ausgebildeten Tentakeln eingelagert sind oder die Stelle von Tentakeln vertreten (sehr deutlich z. B. bei Pelagia) und dann nicht selten noch mehr oder minder tentakelartig gebaut sind. Das letztere gilt namentlich auch von den Gehörbläschen der sog. Steganophthalmidae, deren Bildung, wie mir scheint, bisher nur un- vollständig, zum Theil auch unrichtig dargestellt ist. Nach meinen Beobachtungen an Pelagia (Tab. I. Fig. 8.) besteht das „Randkörper- chen“ dieser Thiere, wie beiAglaura, aus einem verkümmerten Rand- faden mit innerer flimmernder Höhle, die mit einem dünneren und za- pfenartigen Ausläufer des Ringgelässes communicirt und im äusser- sten Ende einen gelbpigmentirten Haufen kleiner sechsseitiger Otoli- then einschliesst. Im Umkreise dieses Haufens bemerkt man eine zarte Hülle, die der Tentakelwand anliegt. Eine Ausmündung nach Aussen, wie man sie wohl angenommen hat, fehlt, dagegen glaube ich ganz entschieden (gegen Kölliker a. a.0.) die Communikation mit dem Ringgefässe oder vielmehr mit dem erwähnten Ausläufer des Ringgefässes behaupten zu können. Die Communicationsöffnung liegt auf der oberen Fläche des Gehörbläschens, und ist bereits von R. Wagner (Icon. zoot. T. XXXIL fig. 32 b. — Fig. 22 ist eine ziem- lich verunstaltete Darstellung —) gesehen, irrthümlicher Weise aber als „Stiel der Crystalldrüse“ gedeutet worden. Die Ehrenberg'- schen „Markknoten“ werden sich wohl auf den Stiel des stummelför- migen Auriculartentakels redueiren. Der Pigmentfleck, der an den Randkörperchen von Medusa vorkommt, hat mit dem Gehörbläschen schwerlich einen physiologischen Zusammenhang. Wir dürfen den- selben wohl als „Augenflleck“ ansehen und seine Anlagerung an das Gehörbläschen mit dem analogen Verhältnisse bei Monocelis lineata vergleichen. Nach Gegenbaur (Compt. rend. du 23. Sept. 1853) giebt es sogar Arten, bei denen dieser Pigmenthaufen mit einer bre- chenden Linse versehen ist. (Pelagia gehört freilich bestimmt nicht zu diesen Arten, obgleich G. sie darunter auführt.) *#) Auch nicht bei Pelagia, obgleich hier die Innenwand der Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 13 Der Schwimmsaum ist von sehr beträchtlicher Breite, ein Umstand, der uns milsammt der auffallenden Geräumig- keit der Mantelhöhle die schnelle Ortsbewegung unseres Thie- res zur Genüge erklären dürfte. Die eigenthümliche Entwiekelung der Geschlechtsorgane ist schon oben erwähnt worden; sie ist so abweichend und auffallend, dass sie unser höchstes Interesse in Anspruch nimmt. Statt in. die Substanz des Mantels oder die Wan- dungen desMagens eingebellet zu sein, wie'sonst ganz con- stant bei den nacktäugigen Medusen, stellen die Eierstöcke und Hoden unseres Thieres äussere kolben- oder knospen- förmige Anhänge dar, die etwa '/,“ messen und in acht- facher Anzahl kranzförmig den Grund des Magensackes um- geben. Ein jeder Anhang umschliesst eine weite Höhle, die mit dem Innenraume des Magensackes zusammenhängt. In seinen dicken Wandungen enthält derselbe zahlreiche Eier oder Samenkörperchen, ungefähr in derselben Weise einge- beitet wie in den Wandungen des klöpfelförmigen Kernes bei den Geschlechtsthieren der Diphyiden. Ob man diese Geschlechisorgane auch vom morphologischen Standpunkte mit den Geschlechisorganen der übrigen Medusen ver- gleichen darf, will ich dahin gestellt sein lassen. Ich muss gestehen, dass sie auf mich einen anderen Eindruck machen. In Anbetracht der Erfahrung, dass der Magen bei einer Anzahl von nackläugigen' Medusen die Bildungsslälte für eine Knospenbrut abgiebt, möchle ich unsere Anhänge für Knospen halten, die, stalt zu einer vollständigen indivi- duellen Entwickelung zu kommen, in ihrer primitiven Form verharren und nach Art der Geschlechtskapseln bei den Hy- droiden mit Eiern oder Samenkörperchen sich anfüllen. Un- sere „Geschlechtsorgane“ würden dann als „Geschlechtsthiere“ zu belrachten sein und zwar als sessile Geschlechtsthiere, die mil ihrem Multerthiere eine polymorphe Colonie zusam- menselzen. Das Verhältniss zwischen diesen Anhängen ‘und der Meduse, die sie lrägl, würde sich bei unserer Art sodann auf einen Generalionswechsel reduciren, freilich nur auf einen Gehörkapsel ein Flimmerepithelium trägt (das jedoch nur bis an den fest eingebetteten Otolithenhaufen reicht). 14 { Leuckart: „unvollständigen Generalionswechsel“ im Gegenbaur’schen Sinne; Vom anatomischen und auch vom physiologischen Stand- punkte lässt sich, glaubeich, gegen eine solche Ansicht kaum etwas einwenden. Ich würde sie noch mit grösserer Be- stimmtheit aussprechen , wenn wir wüssien, dass die Kno- spenbildung auch in anderen Fällen bei den Scheibenquallen einen Generalionswechsei vermittele. Einstweilen fehlt mit solcher Thalsache zugleich noch das Zwischenglied,, welches den ‚Polymorphismus oder unvollständigen Generalionswech- sel, wie ich ihn bei unserer Aglaura vermuthe, zu der ein- fachen Knospenbildung der verwandten Formen hinführt. Calyptra*) umbilicata noy. gen. et nov. sp. (Tab. I. Fig. 9. 10.) Eine Meduse, die ich in keinem mir bekannten Genus unterbringen kann, die nicht einmal recht in eine der bisher unterschiedenen Familien hineinpasst, obgleich sie in man- cher Beziehung an das Gen. Thaumantias und die verwand- ten Formen erinnert **). Der Mantel unseres Thieres ist schirm- oder schildförmig, mit einer flachgewölbten,, in der Mitte jedoch nabelarlig vorspringenden Kuppel und ziemlich steil abfallenden, niedrigen Seitenrändern. Seine Höhe be- trägt elwa 21/,“, der grösste Durchmesser, der im contra- hirten Zustande etwa in die Mitte dieser Höhe fällt, da- gegen reichlich fünf bis sechs Linien. Die Substanz ist mässig dick und — abgesehen von dem nabelförmigen Vor- sprung, der durch Aufwulstung dieser Masse entsteht — an allen Stellen so ziemlich gleich entwickelt. Der musku- löse Schwimmsack , der die Unterfläche des durchsichtigen und elastischen Mantels bekleidet, zeigt (namentlich an den Seitenrändern) eine beträchtliche Stärke und scharf abge- grenzte deutliche Fasern, die in radiärer wie in concenlri- #) zakuntoe, Deckel. **) Lütken stellt das Gen. Thaumantias in die Familie der Aequoreaden, was man wohl kaum gut heissen kann. Eher könnte man sie mit Forbes zu den Geryoniden bringen , obwohl es mir am passendsten scheint, sie mit Calyptra und Slabberia zu einer eige- nen kleinen Familie zu vereinigen. Beiträge zur Kenntniss: der Medusenfauna von Nizza. 15 scher Richtung verlaufen. Die Zahl der Radialgefässe beträgt acht, nicht vier, wie bei Thaumantias und den verwandten For- men. Noch auffallender aber ist die Bildung des Magens, der als ein höchst beweglicher rüsselförmiger Cylinder: von an- sehnlicher Länge in der Achse des Mantels herabhängt und mit seiner unteren Hälfte den Rand der Manlelöffnung überragt. Eine ähnliche ‚Bildung charaklerisirt bekanntlich die Gen. Sarsia und Slabberia, aber beide besilzen nur eine einfache kreisrunde Mundöffnung ohne Lippen, während sich bei un- serem Genus an der Spitze des Magens die vier Mund- oder Lippenzipfel des Gen. Thaumanlias vorfinden. » Es ist, als wenn der Magensack der Thaumanliasarten bei unserem Thiere zu einem langen Cylinder ausgewachsen wäre. Auf der Aussenfläche des Magens steht ein deutliches Flimmerepithe- lium, während man im Innern, unter der Muskelschicht, ei- nen äusserst dicken Zellenbelag findet, der das Lumen des- selben beträchtlich verengt. Der Grund des Magens, aus dem die, acht Radialkanäle hervorkommen, liegt: im Miltelpunkte des Mantels.. Das Ringgeläss, das die Radialgelässe zu ei- nem zusammenhängenden Systeme abschliesst, speiset auch zugleich die Randfäden, die bei unserem Thiere freilich in hohem Grade rudimentär sind. Ausser den acht Radialten- takeln finden sich freilich noch acht Interradialtentakel, aber die einen wie die anderen (die ersteren sogar noch mehr, als die letzteren) sind äusserst kurz und siummelförmig , auch ohne deutliche Angelorgane. Selbst im ausgestreckten Zu- stande messen dieselben noch lange nicht 1°. Es gilt das auch für die Interradialtentakel, die, wie bemerkt, die grös- sern sind und die andern vielleicht um das Doppelte ihrer Länge übertreffen. Zur Linken der einzelnen Interradialten- takel findet sich ein Gehörbläschen (von '/,,“%) mit einem sphärischen Otolilhen von '/,;‘, der fest darin eingebettet ist und wahrscheinlich, wie bei Geryonia u. a., noch von ei- ner besonderen Zellenhülle "umgeben wird. Der Schwimmsaum hat eine sehr beträchtliche "Breite und bildet bei der Contraclion .des Mantels einen mehr als linienlangen conischen Aufsalz der Mantelöffnung. Unsere Thiere sind mil einer grossen Schwimmfähigkeit begabt. Die Geschlechtsorgane liegen, wie bei Thaumanlias und 16 Leuckart: Slabberia, im Umkreise der Radialgefässe. Ihre Zahl beträgt also acht. Sie haben eine rundliche oder eiförmige Gestalt und sind dem Ursprunge der Gefässe mehr angenähert, als dem Ende: derselben. Die kleinsten Individuen dieser Form, die zur Beobachtung kamen (2’‘), waren nicht nur geschlechtslos, sondern auch noch ohne herabhängenden Magensack. In der Tiefe der Mantelhöhle fand sich hier an der Stelle des späteren Magengrundes eine weite, von ringförmigen Rändern umgebene Oeffnung, deren Innenraum einsiweilen als Magensack funclionirte, aber be- reits die Radialkanäle in vollständiger Anzahl hervorkommen liess. Ueberhaupt glichen unsere Thiere sonst schon voll- kommen den ausgewachsenen Individuen. Natürlicher Weise fanden sich auch zahlreiche Formen mit weiterentwickeltem, aber immer noch unvollständigem Magenrohre, die nament- lich auch zur Genüge bewiesen, dass die zipfelförmigen Lip- pen schon ziemlich frühe, lange vor dem vollständigen Ab- schlusse des Längenwachsthums zur Entwickelung kommen. Thaumantias corollata nov. sp. (Tab.1. Fig. 11.) Eine zierliche, schön und regelmässig gewölbte Form, die einige Aehnlichkeit mit Forskal’s Medusa cruciala hat und vielleicht auch von Risso dafür gehalten wurde. Es ist wenigstens kaum anzunehmen, dass diese so sehr häufige Meduse den langjährigen Beobachlungen des letzten entgangen sei. Der Mantel ist uhrglasförmig, glashell und mässig dick. Er misst fast 1° im Durchmesser und hat eine Höhe, ‘die hinter der Hälfte dieses Durchmessers nur wenig zurück- bleibt. Der Magensack, der bei allen Thaumanliasarten be- kanntlich in der Tiefe der Mantelhöhle liegt und sich durch seine Kürze auszeichnet, hat eine fast glockenartige Bildung. Er ist mit einer weiten Mundöffnung versehen, deren Ränder sich etwas kräuseln und in vier ziemlich ansehnliche Zipfel ausziehen. Aus dem: Grunde, des Magensackes entspringen vier Gefässe, die den Zwischenräumen zwischen den Mundzi- pfeln entsprechen und den gewöhnlichen Verlauf haben, wie gewöhnlich auch in der Peripherie des Mantels mit einem Ringgelässe communieiren. Beiträge zur Kenntniss: der Medusenfauna von Nizza. 17 Die Tentakel sind kurz, höchstens 2 lang, dafür aber in einer ausserordentlich grossen Anzahl entwickelt. Bei den ausgewachsenen Individuen zähle ich fast 250, elwa 60 zwi- schen je zweien Radialgefässen, doch sieht man auch hier noch immer neue Tentakel zwischen den alten hervorkno- spen. Die Tentakel sind hohl und peitschenförmig und mit einem keulenarlig verdickten Basaltheile versehen, der sich häufig durch einen schwarzen und ziemlich umschriebenen Augenfleck auszeichnet. Ich finde solche Augenflecke vor- zugsweise an den grösseren Randfäden, ganz constant na- menllich an den vier Tentakeln, die den Radialgefässen ent- sprechen, und jedem dritten oder vierten Interradialltentakel. Gehörorgane fehlen; auch brechende Medien konnten nir- gends in den Augenflecken aufgefunden werden. Die Angel- organe sind klein (/yso‘) und bauchig und vorzugsweise in der äusseren Hälfte des-Fadens, auch in den Mundrändern vorhanden. Ausser den eben beschriebenen Tentakeln findet sich übrigens, wie bei der von Forbes enldeckten Thaumantias pilosella (der sich unsere Species auch in der Vielzahl der Tentakel nähert), noch eine zweite Art von kleineren Rand- fäden *), die ohne ‚bestimmte Ordnung , aber meist einzeln stehen und in der Regel nach innen gegen den schmalen Randsaum umgeschlagen. sind, während die übrigen Ten- takel, zwischen denen, sie angebracht sind, meist gerade herabhängen. Ich weiss übrigens nicht, ob man diese Ge- bilde mit Recht den eigentlichen Randfäden zurechnen darf. So viel ist jedenfalls sicher, dass sie nicht nur durch ihre fast mikroskopische Kleinheit, sondern auch durch ihre solide Beschaffenheit und ihren einfachen zelligen Bau, auch durch die Abwesenheit der Basalanschwellung und der Augen- flecke von den eigentlichen Randfäden sich hinlänglich unter- scheiden. Die Geschlechtsdrüsen sind unmittelbar an dem Ur- sprunge der Radialgefässe angebracht und von ganz ansehn- licher Breite, so dass sie auf den ersten Blick milsammt dem ®) Die Arten mit zweierlei Randfäden bilden bei Forbes das Subgenus Cosmetica. Archiv f. Naturgesch. XXI. Jahrg. 1. Bd. 2 18 Leuckart: Magen leicht für ein zusammenhängendes vierlappiges Ge- bilde gehalten werden können. Das äussere Ende, der Drü- sen ist elwas verjüngt und reicht bis über die Milte der Ra- dialgefässe hinaus. Phialidium *) wirigiouns nov. gen. eb n. Sp. 7 f Tr Eine Thaumantias im weiteren Sinne des Wortes, die mir indessen mit anderen, bisher bei Thaumanlias beschrie- benen Arten hauptsächlich deshalb ein eigenes Genus zu bil- den scheint, weil statt der Augenflecke bei derselben Ge- hörorgane vorhanden sind. Mit einem stark abgeplalteten, hellen und durchsichtigen Mantel, der ungefähr 5—6” misst und dabei eine Höhe von kaum 2% hat. Die Mantelsubstanz ist ziemlich dünne, nur in der Mitte, oberhalb des Magensackes etwas verdickt, so dass sie hier am weitesten in die Mantelhöhle vorspringt. Der Magensack selbst ist eylindrisch (im entleerten Zustande, im vollen dagagen fast kugelförmig) länger, als bei Thauman- tias corollata und mit einem vierzipfligen Munde versehen. Er hat in der Regel eine helle meergrüne Färbung. Ring- und Radialgefässe wie bei Th. corollata. Die Tentakel sind kurz und hohl, auch an der Basis verdickt, aber ohne Au- genflecke. Ihre Zahl wächst mit dem Alter, ist jedoch, wie gewöhnlich bei den Thaumantiasarlen mit abgeplaltelem Man- tel, nur beschränkt. Individuen von etwa 4% besitzen in der Regel 16 Tentakel, die abwechselnd etwas grösser und kleiner cäller und jänger) sind. Zu den grösseren gehören die vier Radialtenlakel, die wahrscheinlich von allen Rand- fäden zuerst gebildet werden. Später geht der Grössenun- terschied dieser Tenlakel verloren, aber dafür entstehen zwi- schen ihnen dann neue Tenlakel, die ihrerseits wiederum leicht eine Zeitlang an ihrer geringeren Ausbildung sich er- kennen lassen. Die grösseste Tentakelzahl, die ich beobach- tete ist 32 (4 x 7 +4) — wir dürfen diese auch wohl als die Normalzahl ansehen, obwohl dieselbe keineswegs immer ganz vollständig ist. Sehr häufig wechselt die Zahl sogar in den einzelnen Interradialräumen desselben Thieres um 1 *) Vgl. piekıs, Schale. Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 19 oder 2. So zähle ich z. B. bei einem ausgewachsenen In- dividuum in einem solchen Raume 7, in einem zweilen 6, in den beiden anderen nur 5 — mit den vier Radialtentakeln im Ganzen also 27. Die Angelorgane sind klein, wie bei Thaumanlias corollata ( so‘), nur schmaler. Sie finden sich namentlich in dem Endfaden, der in der Ruhe spiralig gerollt ist, weniger häufig dagegen in dem verdickten Basal- heile. Auch die Mundzipfel tragen solche Angelorgane, ja sogar die Wände des Magensackes und der Gefässe, wenn- gleich letztere nur spärlich. Die Gehörorgane slehen,, wie bei Th. dubia Köll. und Th. planata (Gergonia planala Will.), am Mantelrande zwi- schen den ‚Tentakeln, bei voller Tentakelzahl je eines zwi- schen zweien solchen Anhängen. In früherer Zeit (bei 16 Tentakeln) finden sich dagegen in der Regel zwei Gehör- bläschen zwischen je zweien Tentakeln, Verhältnisse , die mitunter sogar hier und da — doch meist nur bei unvoll- ständiger Entwickelung der Randfäden — auch später noch beobachtet werden können. Im Wesentlichen zeigen diese Apparate denselben Bau, wie bei Geryonia; sie sind (Fig. 14) rundliche Kapseln ('/,,”) mit einem sphärischen Otolilhen Ch”), der fest und unbeweglich in eine eigene zweite Zellenhülle eingebeltet und an dem äusseren Rande der Kapsel befestigt ist. Mitunter triffi man in den Gehörbläschen auch auf zwei Otolithen und zwei Zellenhüllen, die dann dicht neben einander befestigt. sind *). Der Schwimmsaum' ist sehr rudimenlär, so dass er leicht übersehen werden kann. Die Geschlechtsorgane sind verhältnissmässig klein und von eiförmiger Gestalt. Sie liegen in weiter Entfernung von dem Magensacke, in der Nähe des Scheibenrandes und zei- gen nicht selten dieselbe grünliche Färbung, die ich schon oben bei dem Magensacke erwähnt habe. #) Bei Pelagia kommen nicht selten förmliche Zwillingsbläschen vor, zwei, an ihrer Innenfläche mehr oder minder weit verwachsene Auriculartentakel, die aus einem gemeinschaftlichen Stiele ihren Ur- sprung nehmen und auch eine gemeinschaftliche Communicationsöfl- nung mit dem Ringgefässe haben. 20 Leuckart: Oceania pileata (Forsk.) Per. (Tab. II. Fig. 3.) Obgleich Lesson die von Forskal entdeckte Medusa pileala zum Typus eines eigenen Gen. Tiara gemacht hat und als Tiara papalis beschreibt, halte ich es doch mit Forbes für das Passendste, diesem Thiere und den verwandten den — freilich vielfach gemissbrauchten — Genusnamen Ocea- nia zu lassen. Zu den Verwandten dieses Thieres rechne ich aber nicht etwa bloss die Oc.? ampullacea, dieLesson als T. Sarsii mit unserer Art demselben Genus zuzählt, son- dern alle jene Formen, die mit der Oc. pileata durch die Bildung des Magens und die gleichmässige Gruppirung der Randfäden übereinstimmen *) und theils (mit anderen frem- den Formen) dem Gen. Oceania zugerechnet werden, theils auch zur Aufstellung einiger besonderer kleiner Genera Ver- anlassung gegeben haben. Zu letzteren gehört namentlich auch (ausser Pandea Less.) das Lessonsche Gen. Turris = Conis Brdt. **), das noch Forbes aufrecht erhält, freilich ohne es weiter von dem Gen. Oceania unterscheiden zu kön- nen, als durch die Mehrzahl der Randfäden und die stärkere Entwickelung des Muskelgewebes. Wie wenig diese letzteren Charaktere durchgreifen, mag man daraus entnehmen, dass wir unsere Oceania pileata, die doch Forbes selbst als den Stammhalter des Gen. Oceania ansieht, nach ihnen mit völligem Rechte auch dem Gen. Turris zurechnen könnten. Ich glaube nicht, dass die Verschiedenheiten in Zahl und Bildung der Tentakel zur Aufstellung besonderer Genera aus- reichen. Man mag immerhin nach ihnen und anderen Cha- rakteren das Gen. Oceania in kleinere Gruppen theilen, aber diese werden nach ihrem systematischen Werthe kaum mehr, *) Dass sich diese Uebereinstimmung auch in der Anordnung des Gefässapparates und der Geschlechtsorgane aussprechen muss, versteht sich von selbst. *#) Vorausgesetzt, was schr. wahrscheinlich ist, dass die „sehr zahlreichen feinen Gefässe“, deren Anwesenheit Brandt, wie es scheint, nur aus der Mertens’schen Abbildung erschlossen hat, in Wirklichkeit fehlen und von vier weiten Canälen vertreten sind, Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 2 als Untergatlungen darstellen. Auch auf die Anwesenheit des tuberkelartigen Aufsatzes an der Kuppel des Mantels darf man, meiner Meinung nach, kein allzu grosses Gewicht legen. Allerdings sind die Oc&anies appendicul&s von Peron (denen bekanntlich auch unsere O. pileata zugehört) wohl ohne Ausnahme Arten des Gen. Oceania in unserem Sinne, aber daneben giebt es auch andere ohne „Knopf“, und selbst Arten, deren einzelne Individuen in dieser Beziehung man- cherlei Verschiedenheiten darbielen,, wie z. B. die nächst- folgende. Während meines Aufenthaltes in Nizza gehörte die Oc. pileata zu den häufigeren Medusen. Ich habe selten eine Exeursion gemacht, ohne eine grössere Anzahl derselben an- zutreffen. Die grössesten derselben massen (mit dem Knopfe) reichlich 117, und trugen Randfäden, die sich bis zu 4— 5% verlängern, aber auch bis auf 1’ zusammenziehen konnten. Der Mantel unseres Thieres ist, wie bei ben Oceaniden ohne Ausnahme , von einer stark gewölbten glockenartigen Bildung, etwa eben so breit als hoch und an der Oeffnung ein wenig zusammengezogen. Der Höcker ist kegelförmig, mit stumpfer Spitze und breiter Basis, aber deutlich (durch eine Ringfurche) gegen den Mantel abgesetzt. Er hat eine ganz ansehnliche Grösse und nimmt reichlich ein Drititheil der Körperhöhe in Anspruch. In histologischer Beziehung schliesst sich dieser Höcker unmiltelbar an den Mantel an. Er be- steht aus ganz derselben Hyalinsubstanz *) und darf mil vollkommenem Rechte als ein Aufsatz oder eine Aufwulstung des Mantels betrachtet werden. Von einer eigentlichen „Be- weglichkeil* desselben kann keine Rede sein. Er entbehrt aller Muskelelemente und kann höchstens durch den Andrang des Wassers in eine zilternde Bewegung versetzt werden. «Wie bei den übrigen Oceaniden hat der Magen unse- rer Art eine sack- oder glockenförmige Gestalt und eine runzlige Beschaffenheit; seine Grösse ist so ansehnlich,, dass er die Mantelhöhle zum grossen Theile ausfüllt. Dazu kommt #) Wahrscheinlich eine Modification des Zellgewebes im Rei- chervschen Sinne, wie ich schon bei einer andern Gelegenheit (Zool, Unters, Ill. $.7) ausgesprochen habe, 92 Leuckart: eine. zimmetbraune; Färbung, die diesen Körpertheil vor allen übrigen auszeichnet. Der Mund ist stark einge- schnürt, aber. ausserordentlich dehnbar und mit. vier ge- kräuselten Zipfeln ‚versehen, die eine ziemlich ansehnliche Entwickelung ‚haben. Aus dem oberen Ende des Magen- sackes entspringen vier breite, fast bandarlige Radialge- fässe, die den gewöhnlichen Verlauf einhalten und im Um- kreise der Mantelöffnung durch ein gleichfalls bandarliges Ringgefäss zu einem gemeinschaftlichen Sysieme vereinigt werden. Die Wandungen dieser Gefässe sind dick (aber ein- fach) und mit zahlreichen ‚unregelmässigen Ausbuchtungen von zahn- oder zipfelförmiger Gestalt versehen, so dass die Gefässe (namentlich. die Radialgefässe) dadurch ein eigen- ihümliches zackiges Aussehen annehmen. Bei jungen Exem- plaren wird auch der Mantelhöcker von einem Gefässe durch- selzt, das zwischen den vier Radialgefässen aus dem Magen- grunde hervorkommt und in der Achse des Höckers verläuft, aber allmählich sich stark verengt und blindgeschlossen en- digt, noch bevor es die Spitze des Höckers erreicht hat. Sonder Zweifel stammt. dieses Gefäss aus den früheren Zeiten der Entwickelung. Es ist, der UVeberrest des Stielge- fässes, durch den unser Thier früherhin mit seiner polypen- förmigen Amme, an der es hervorknospete, zusammenhing. Der Höcker selbst ist nichts Anderes, als der Stiel der Me- dusenknospe, der nicht verschwindet, sondern zeitlebens persistirt und. an Grösse immer mehr zunimmt *). Die Muskelhaut des Mantels (die bekanntlich, wie bei allen Diskophoren , die Innenfläche bekleidet und eine Art ‚ Sehwimmsack darstellt) hat eine ansehnliche Dicke und be- steht aus breiten Fasern oder Balken von körniger Beschaf- fenheit. Zur. Befestigung des Magensackes dienen vier förm- liche Mesenterien , die unterhalb der Radialgefässe von der Kuppel der Mantelhöhle herabsteigen und sich als bandarlige *) Eschscholtz (System S.98) zog es bekanntlich in Zweifel, ob dieser Knopf (nach Brandt ein Rudiment der Luftkammer bei den Siphonophoren) wirklich ein integrirender Theil unserer Meduse sei und war sogar geneigt, darin ein eigenes parasitisches Thier zu vermuthen. Beiträge zur Kenntniss ‚der Medusenfauna von Nizza, 23 Streifen bis an die Ausschnitte zwischen den Mundzipfeln ver- folgen lassen. Zu den Seiten dieser Streifen (also in vier Paaren) liegen die quergefalteten, gleichfalls streifenförmigen Geschlechtsdrüsen, die bekanntlich bei allen Oceaniden in die Wandungen des Magensackes eingebettet sind. Die Eier sind ohne Dotterhaut, ein Umstand, der auch von Gegenbaur bei anderen Oceaniden angemerkt ist. Die Innenfläche des Magens ist mit zahlreichen Zolten oder warzenförmigen Vorsprüngen besetzt, die der inneren Epitheliallage anzugehören scheinen. Aeusserlich von dieser Lage unterscheidet, man eine deutliche Muskelhaut, die aus förmlichen Faserzellen von spindelförmiger Gestalt gebil- det wird. Die Zahl der Tentakel wächst mit dem Aller ünserer Thiere. Die jüngsten Exemplare, die ich beobachtete, be- sassen nur vier, die der Eintriltsstelle der Radialgefässe in das Ringgefäss gegenüber lagen. Zwischen diesen vier Rand- fäden kommen dann später in der Mitte noch vier andere hervor; die Zahl der Tentakel steigt auf 8, dann auf 16 und 32 (4x7 + 4), obgleich sich die älteren Randfäden he- ständig durch eine beträchtlichere Länge vor den übrigen, besonders den jüngsten Nachschüben, auszeichnen. Die Tentakel sind bekanntlich hohl und lassen eine deutliche Muskelhaut erkennen. Bei der Contraction legen sie sich meist in dichte Spiralwindungen auf einander. Die An- gelorgane sind sehr klein und von ovaler Gestalt, ohne deut- lichen Faden, Nichts destoweniger gehören unsere Thiere „zu den gefrässigsten Räubern, die man niemals ungestraft mit anderen seltenen Thierformen in demselben Pocale zusammen lassen darf. Gehörkapseln fehlen *), eben so Augenflecke, es müsste denn sein, dass man die bräunliche Färbung der etwas ver- dickten Wurzel an den Randfäden als Zeichen von der An- wesenheit eines derarligen Sinnesorganes deuten wollte, wie es allerdings häufig geschieht. #) Forbes beobachtete solche bei- einigen Arten seines Gen, Oceania neben den sog, Augenflecken. 24 Leuckart: Oceania coccinea n. sp. Eine zweite, um Nizza sehr, viel seltenere Art, (vielleicht Oceania Lesueuriana Risso?), die in den allgemeineren Form- und Bildungsverhällnissen, auch in der Grösse mit der O. pi- leata übereinstimmt, aber schon auf den ersten Blick durch die schöne carmoisinrothe Färbung ihres Magensackes sich unterscheidet. Dazu kommt, dass der Höcker des Mantels sehr viel rudimentärer ist und in manchen Individuen entweder voll- kommen fehlt oder doch nur durch eine leichte buckelförmige Verdickung der. hyalinen Mantelsubslanz repräsenlirt ist. Ein Gefässrudiment in diesem Höcker wurde niemals nachgewie- sen. Die zipfelförmigen Forlsälze im Umkreise des Mundes sind kürzer, aber dafür noch zierlicher gefaltet. Die Tentakel sind äusserst zahlreich und bilden einen dichten Besatz des Man- telrandes, scheinen aber etwas kürzer, als bei der vorigen Art. Die verdickte Wurzel der Randfäden ist auch. hier gelblich gefärbt. Die Bildung der Gefässe und der Mesen- ierien, die Muskulalur des Mantels und Magensackes u. s. w. ganz wie bei Oc. pileala. Bougainvillea Koellikeri Gegenb, (Tab. II. Fig. 2.) Streng genommen eine Lizzia im Sinne von Forbes ()..c. p.64) und von Gegenbaur, der. dieselbe gleich- zeilig mit mir in Messina beobachtele und als neu erkannte (zur Lehre vom Generalionswechsel bei Medusen und Poly- pen $. 22) ursprünglich auch als Lizzia Koellikeri beschrie- ben. Aber schon Gegenbaur bemerkt dabei , dass Lizzia und Bougainvillea (Hippoerene Mrt., Margalis Steenstrp.) kaum von einander zu trennen seien und in demselben Genus ver- einigt werden müssten. Der einzige Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass Lizzia acht, Bougainvillea dage- gen nur vier Tentakelbüschel besitzt, ein Unterschied, der jedoch höchstens zur Aufstellung zweier Unlergenera gebraucht werden dürfte. Auch darin muss ich mit Gegenbaur übereinstim- men, dass unser Thier mit seinen nächsten Verwandlen in die Familie der Oceaniden einzureiben sei. Forbes rechnet Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 25 die betreffenden Medusen zu der Familie der Sarsiaden; es will mir indessen scheinen, als wenn sich diese Familie, wenigstens in dem ursprünglichen Sinne, nicht werde auf- recht erhalten lassen *). Jedenfalls darf man die Sarsiaden, auch die Arten des lypischen Gen. Sarsia, nicht so weit von den Oceaniden abtrennen, wie man es nach Forbes gewöhn- lich zu thun pflegt. Unsere B. Koellikeri gehört zu den grösseren Formen ihres Geschlechtes und theilt mit diesen (z. B. Boug. Macloviana Less. s. Hippocrene Bougainvillii Brdt., auch Hippocrene su- pereiliaris Agass.) die ansehnliche Entwickelung, Zahl und Grösse der Randfäden und Mundtentakel. Unter den Ar- ten der Subgen. Lizzia steht sie in dieser Beziehung bis jelzt ganz isolirt da. Nach Gegenbaur beträgt die Höhe derselben 5— 7’, der Querdurchmesser 4—6 Die von mir beobachteten Exemplare waren allerdings kleiner (von 2—4/44 hoch und fast eben so breit), aber sie waren auch geschlechtslos, aller Wahrscheinlichkeit nach also auch noch unausgewachsen. Die Glocke unseres Thieres ist stark ge- wölbt, fast kugelförmig und von ansehnlicher Dicke, so dass die Schwimmhöhle sehr viel weniger geräumig erscheint, als man nach der äusseren Gestalt vielleicht vermulhen sollte. Der Magen ist sackförmig, wie bei den übrigen verwandten Formen, und auf einem keineswegs ganz unansehnlichen za- pfenförmigen Stiele angebracht, so dass er (mit seinem Zapfen) fast die ganze Schwimmhöhle ausfüllt, wenigstens im jugendlichen Zustande **), Aus dem Magengrunde entsprin- gen vier deulliche Gefässstämme, die in gleichmässigen Zwi- schenräumen an dem Zapfen bis an den Grund der Schwimm- höhle emporsteigen und von da auf die Innenfläche des Man- tels (subumbrella Forb.) übergehen. Das Ringgefäss, in wel- *) So ist z. B. jedenfalls auch das Gen. Mooderia Forb. eine Oceanide, wie schon Lütken, der eine besondere Familie der Bou- gainvilleae annimmt und diese zunächst auf die Oceaniden folgen lässt, erkannt hat (vgl. videnskabelige Meddelelser 1850. p. 24). #=) Bei ausgewachsenen Thieren scheint @as nach der Abbil.- dung von Gegenbaur (Tab. II. Fig. 1) viel weniger der Fall zu sein. 26 Leuckart: ches sie einmünden, ist gleichfalls von einer ganz ansehn- lichen Stärke. Gegenbaur nennt den schön carmoisinroth 'gefärb- ten Magensack unseres Thieres „fast vierkanlig“, ich möchte ihn eher als „sternförmig“ bezeichnen, da an demselben vier breite und tiefe Hohlkehlen hinlaufen, die zwischen den Ra- dialgefässen ihren Ursprung nehmen und bis an die'ver- engle, aber sehr dehnbare Muudöffnung sich verfolgen las- sen. An den Seiten dieser Hohlkehlen kommen später ‚die band- oder streifenförmigen Geschlechtsorgane hervor *); einstweilen sieht man hier nur viele Runzeln und -Quer- fallen, wie bei Oceania. Jeder Hohlkehle entspricht ein ’an- sehnliches Büschel von Mundfäden, die gleichfalls carmoisin- rolh gefärbt sind und sich sonder Zweifel als ein Analogon der Mundzipfel bei den Arten des Gen. Oceania, als „verä- stelle Mundzipfel«, betrachten lassen **). In der That besteht auch ein jedes dieser Büschel aus einem einfachen, ziemlich ansehnlichen Stamme, der sich nur durch mehrfach wieder- holte dichotomische Theilung in einen Haufen dünnerer Fä- den aufgelöst hat. Im Ganzen zähle ich sieben solcher Thei- lungen; ein jeder dieser Stämme läuft also in eine Anzahl von 1285 kleinen Aesten aus: Jedoch muss hervorgehoben wer- den, dass diese Aeste immer kürzer werden, ‘je weiter sie sich von der Wurzel des gemeinschaftlichen ' Stammes enlfernen. Die Aeste lelzter Ordnung sind kaum elwas Ande- res, als die paarigen Endspitzen der vorhergehenden Zweige. Der Haupistamm dieser Tasterbüschel ist übrigens so kurz, dass man leicht von acht paarweise an der Wurzel zusam- menhängenden Büscheln, stalt der vier, wie wir sie angenom- men haben , sprechen könnte. Nach den Beobachtungen von Busch (8.20) giebt es Bougainvilleen, die ihre Mundfäden in ähnlicher Weise, wie etwa die Rhizopoden ihre Körperfortsätze, einziehen können, aber unsere B. Koellikeri gehört nicht zu diesen Arten. Die *) Von Mertens (und Brandt) für „Nebensäcke des Magens“ gehalten, wenigstens wüsste ich kaum, was die vier kleinen Neben- säcke, die mit den vier grossen abwechseln , anderes sein könnten. **) An die Anwesenheit von „Saugmündungen“ auf den Spitzen dieser Armen (Brandt) ist nicht zu denken. Beiträge zur Kenntiniss der Medusenfauna von Nizza, 27 ' Mundfäden derselben zeigen beständig die gleiche Bildung. Man mag die Thiere in den verschiedensten Situalionen be- obachten, man mag sie auf diese oder jene Weise reizen; die Mundfäden werden niemals eingezogen. Was die Substanz dieser Fäden betrifft, so besteht diese aus grossen Zellen, die mit den Zellen des Pflanzenparen- chymes einige Aehnlichkeit haben. Muskelfasern fehlen; die Zellen selbst sind ohne Zweifel der Sitz der Bewegung. Die Oberfläche der Arme trägt ein zarles Flimmerepithelium, an dem äussersten, eliwas geknöpften Ende, auch eine Anzahl (8—10) von vorragenden Spitzen oder Stacheln, wie schon Busch hervorhebt. Offenbar sind das dieselben Gebilde, dieAgassiz beiB.(Hipp.) supereiliaris als Angelorgane be- schrieben hat, mit denen sie auch wirklich im Aussehen eine grosse Aehnlichkeit haben. Ich würde sie gleichfalls gerne für Nesselzellen halten, wenn es-mir gelungen wäre, mich von.der Anwesenheit eines Nesselfadens bei ihnen: zu über- zeugen. Die Randfäden unserer Art bilden, wie schon oben her- vorgehoben wurde, acht Büschel, die zur Hälfte den vier Radialgefässen entsprechen, zur andern Hälfte ‚aber in der Mitte zwischen denselben angebracht sind. Ein jedes Büschel setzt, sich aus 8—12 (im erwachsenen Zustande nach Ge- genbaur aus 10—15) langen Fäden zusammen, die in einfa- cher Reihe neben einander stehen und mit ihren (elwas ver- diekten) Wurzelenden zu einem Polster von halbmondförmi- ger Gestall verschmolzen sind. In der Regel sind’ diese Randfäden neben der Körperscheibe emporgerichtet, ‘wie es Gegenbaur abgebildet ‘hat, so dass unser Thier einen ausserordentlich zierlichen Anblick darbietet. "Die Beweg- lichkeit dieser Fäden ist überhaupt geringer, wie sonst wohl bei den Oceaniden; ein Umsland, der sich aus der soliden Beschaffenheit derselben hinreichend erklären möchte. Vor- zugsweise gilt solches von der Basalhälfte der Fäden, we- niger von dem dünneren Ende, das sich. beträchtlich ver- längern kann und in der Ruhe meist spiralig aufrollt. Die mittleren Fäden jedes Büschels sind die längsten, rechis und links stehen immer kürzere, bis die; äussersten endlich 'blosse siummellörmige Hervorragungen darstellen. 28 Leuckart: Die histologische Struktur ist im Wesentlichen wie die der Mundfäden. Auch das Parenchym der Randfäden besteht aus grossen Zellen, nur nehmen diese hier in der Regel die ganze Breite der Fäden ein, so dass die Wände derselben wie Scheidewände („Querbalken“ Busch) ‘aussehen. In der struklurlosen äusseren Bedeckung finden sich zahlreiche kleine Angelorgane von !/,;0“ Die Wurzel eines jeden Tentakels trägt, wie.bei den übrigen verwandten Formen, einen tiefro- then, fast schwarz’ aussehenden Pigmenifleck. Sonstige Sin- nesorgane fehlen: Die Randhaut'ist'von ziemlich ansehnlicher Entwickelung. Euphysa (?) globator n. sp. (Tab. II. Fig. 4.) Das niedliche Thierchen, das ich hier mit dem voran- stehenden Namen bezeichne, habe ich leider nur ein einzi- ges Mal zur Betrachtung bekommen. Es ist nach der Achn- lichkeit mit der von Loven (dieses Archiv 1837. 1. S. 321) gegebenen Beschreibung und Abbildung ohne Zweifel der Abkömmling einer Syncoryne. Ob es dagegen mit Recht als eine Euphysa bezeichnet werden könne, will ich weniger be- stimmt entscheiden. Jedenfalls fehlt ihm der grosse über- zählige Tentakel („supplementary large tentacle“), der bei der E. aurata (l. c. p.71) neben dem einen der vier kurzen Randfäden ansitzt und von Forbes zu den charakterislischen Merkmalen des Gen. Euphysa gerechnet wird. Aber mögli- cher Weise war dieses Anhängsel bei dem einen Exemplare, das mir zu Gesicht kam, zufälliger Weise verloren gegangen, obgleich ich an ‘demselben keine Spuren einer Verstümme- lung bemerkt habe. Der durchsichtige Mantel unseres Thierchens ist glok- kenförmig, an der Oeffnung etwas verengt, vierkantig und auf dem Scheitel in einen ganz ansehnlichen schlanken Stiel- fortsalz ausgezogen. Mit dem Stiele beträgt die Höhe des- selben fast eine Linie, ohne ihn etwa 2/,. “Der Magen ist schlank , flaschen- oder rüsselförmig, mit verjüngtem Mund- ende, aber ohne alle Lippenfortsätze, wie bei Sarsia. Er hat etwa die Länge der Schwimmhöhle, die ziemlich geräumig ist, und zeigt eine gelbliche Farbe, ‘Aus dem Grunde des Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 29 Magens entspringen die gewöhnlichen vier Radialgefässe, die unter den Kanten der Mantelglocke hinlaufen, ausserdem aber auch noch ein unpaares Slielgefäss, das in der Längsachse des Körpers emporsteigt und sich fast bis an die Spitze des Stieles verfolgen lässt. Im Rande des glockenförmigen Man- tels das gewöhnliche Ringgefäss. Der Randsaum scheint zu fehlen. Die vier Tentakel, die den vier Ecken des Mantels ent- sprechen, sind kurz und zottenarlig, an ihrer verdicklen Wur- zel etwas lingirt, ober ohne eigentlichen Augenfleck. Ueber- haupt hat es den Anschein, als ob unser Thierchen besonde- rer Sinnesorgane enibehre. Auch die Ortsbewegung scheint eben nicht mit übermässiger Schnelligkeit vor sich zu gehen. Dagegen besitzt unser Thierchen die Fähigkeit der Kugelung, wie ich sie bei keiner anderen Meduse beobachtet habe. So- bald man es reizt oder unsanft berührt, schliesst es die Oeff- nung der Mantelglocke, indem es die Ränder derselben mit den Tentakeln nach innen umschlägt, und bildet eine gleich- förmig kuglige Masse, aus der am oberen Pole nur noch der Stielfortsalz hervorragt (Fig 5). Ueber die Geschlechtsverhällnisse weiss ich nichts an- zugeben. Das Exemplar, welches ich beobachtete, war noch geschlechtslos und hatte sich vielleicht erst vor kurzer Zeit von seiner Amme losgelöst. Nach Forbes sollen sich die Geschlechtsorgane im Umkreise des Magengrundes entwickeln. Steenstrupia lineatan. sp. (Tab. IL. Fig. 6.) Bekamntlich hat Forbes dl. e. p.72) die kleine eigen- Ihümlich gebaute Meduse, die Steenstrup (Generations- wechsel u. s. w. 8. 22) als den wahrscheinlichen Abkömm- ling. der Coryne fritillaria St. beschrieben hat, zum Typus eines eigenen Gen. Steenstrupia gemacht. Die bisher bekann- ten Formen dieses Genus stammen ohne Ausnahme aus den nordischen Gewässern, von Island (Steenstrup), Norwe- gen (Sars) und Schottland (Forbes); dass sie aber auch den wörmeren Meeren nicht abgehen, beweist die oben ge- nannte Art, die mir einige Male, aber doch im Ganzen nur selten, bei Nizza in’s Neiz ging. 30 Leuckart: Unser Thierchen misst etwa */,‘“ und hat einen hya- linen glockenförmigen Mantel, der sich nach unten etwas er- weitert:und vier gelblich weisse Streifen zeig! , die den Verlauf der vier Radialgefässe andeuten und von zahlreichen kleinen Pigmentkörnern 'herrühren. Der Rand des Mantels ist vier- eckig und an denEcken in einen Tentakel ausgezogen. Drei dieser Tenlakel sind stummelförmig, kurz und dick, auch nur wenig abgesetzt, während sich der vierte in einen ansehn- lichen cylindrischen Anhang verlängert, der im zusammen- gezogenen Zustande spiralig gewunden ist und dann unge- fähr der Höhe der ganzen Glocke gleichkommt. Die Kuppel der Glocke trägt einen kurzen Stielfortsalz, der von der Wur- zel: bis zur Spitze ziemlich dieselbe Dieke hat, aber nicht senkrecht steht, sondern unter einem spitzen Winkel abgeht, und zwar nach jener Richtung, die dem Insertionspunkle des langen Randfadens gegenüber liegt. Der Mantel hat eine verhältnissmässig ganz’ ansehnliche Dicke, und birgt eine Schwimmhöhle, die von einem fla- schenförmigen weiten Magen fast völlig erfüllt ‘wird. Der Mund ist einfach, ohne Lippen und sonslige Fortsälze und am verjüngten Ende des Magens gelegen, mit dem er gelegent- lich ‘aus der Oeffnung des Mantels hervorgestreckt werden kann. Die Färbung des Magens ist schmutzig gelb. Was die Anordnung der Gelässe betrifft, so ist diese wie bei unserer Euphysa. Wir unterscheiden vier Radialgelässe mit einem Ringgefässe und ein Slielgefäss, das auch bei den von Forbes beobachteten Arten vorkommt, aber, wie es scheint, nicht richtig erkannt wurde. (Forbes nennt die- ses Gefäss a chord, presenling a tabulur appearence.) Die Tentakel werden von einer Verlängerung: des: Ring- gefässes durchsetzt, auch der lange, oben beschrieheneRand- faden, in dem: zahlreiche kleine Angelorgane von rundlicher oder ovaler Gestalt (40 — soo’) eingebettet sind. Sinnes- werkzeuge fehlen. Die Geschlechtsverhältnisse der Steenstrupien sind lei- der noch nicht vollkommen: aufgeklärt. Steenstrup vermu- thel,, dass sich die Genitalien an der Basis des langen Ten- takels entwickeln — die Steenstrup’sche Form besitzt übrigens statt eines solchen 'Tentakels deren zwei dicht ne- Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza, 3 ben einander —, und wirklich zeigt unsere Art, wie die Steenstrup’sche an dieser Stelle eine ansehnliche Ver- diekung, in der ich indessen vergeblich nach deullichen Ge- neralionselementen gesucht habe. Der Inhalt dieser Anschwel- lung (die übrigens bei unserer Art keine Lappenbildung zeigte), bestand bei den zwei oder drei Exemplaren, die ich untersuchte, ganz gleichmässig (wie auch St. bei seiner Art fand), aus einer körnig zelligen Masse im Umkreise des Ten- takelgefässes. Die histologische Struktur dieser Masse ist aber immerhin sehr auffallend, und wohl im Stande, der Vermulhung von Steenstrup einigen Anhaltspunkt zu geben. Forbes schweigt über die Generalionsapparate von Steensirupia , stallet aber seine beiden Formen an den vier Ecken des Mantelrandes mit einem „drüsigen Körper“ aus, in dem man vielleicht die Generationsapparale vermulhen könnte, Aber diese Drüsen sind offenbar, wenigstens an dreien Ecken, nichts Anderes als die oben beschriebenen rudimenlären Ten- takel, deren Zahl von Forbes nur auf den einen langen Tentakel beschränkt wird („a single tentacle developed from one of the glands only“). Pyzidium *) truncalum noy. gen. el n. sp. (Tab. 11. Fig. 7.) Ein kleines und höchst eigenthümliches quallenarliges Wesen, das ich nur ein einziges Mal auffischte und an die- ser Stelle einreihe, obgleich ich wohl weiss, dass es sich eben so wohl von den voransiehenden, als auch den folgen- den Formen in mehrfacher Beziehung sehr auffallend unler- scheidet. Freilich kommen manche dieser Unterschiede wohl nur auf Rechnung einer unvollständigen Entwickelung, da es keinem Zweifel unterliegen kann, dass unser Thierchen bald nach der Isolation von seiner larvenarligen Amme beobach- tet wurde. Der Leib unseres Pyxidium hat eine halbkugelförnige Gestalt und misst etwa '/, in der Höhe, ?/,”” in der Breite, #) ausldioy, die Dose, 32 Leuckart: Die Kuppel trägt einen kurzen cylindrischen Stiel, der unler spitzem Winkel abgeht, auch nicht genau in der Achse des Körpers, sondern excentrisch angebracht und der einen Sei- tenfläche merklich genähert ist. Der Basalrand des Leibes oder Mantels, wenn man lieber will, zeigt acht kurze höcker- oder stummelförmige Fortsätze, die. in gleichen Zwischen- räumen stehen und als Tentakelrudimente in Anspruch ge- nommen werden dürfen. Eine eigentliche Schwimmhöhle fehlt, indem der weile und halbkugelförmige Magen die ganze Mantelhöhle ausfüllt und mit der Innenwand des Mantels fest zusammenzuhängen scheint. Der Mund stellt eine einfache Oeffnung dar, die in der Milte eines ringförmigen Diaphrag- ma angebracht ist. Mit einer Randhaut ist dieses Diaphragma nicht zu verwechseln, obgleich es seiner Lage nach leicht dafür gehalten werden könnte, da es nur wenig höher, als sonst die Randhaut (die hier fehlt), angebracht ist. Es stellt die untere Magenwand dar, wie man schon daraus abnehmen kann, dass es die gelblich-braune Pigmentirung des übrigen Magensackes theilt. Im geschlossenen Zustande ist die Mund- öffnung nur klein und kaum wahrzunehmen. Sie nimmt dann die Spitze des elwas trichterförmig herabhängenden Ma- gensackes ein, besilzt aber eine ganz ausserordenlliche Dehn- barkeit. Ein eigenllicher Gefässapparat fehlt unserem Thiere. Die Stelle der Radialgefässe wird durch acht kurze und weite Ausstülpungen des Magensackes vertreten, die bis in die Ten-_ takelrudimente hineinragen. Eine ähnliche Ausstülpung selzt sich nach oben in den Stielfortsatz der Kuppel fort. Unter dem Mikroskope erscheint die äussere Körper- Näche unseres Thieres mit kleinen Wärzchen oder kernarli- gen Körperchen besetzt, die vermulhlich die ersten Anfänge von Angelorganen darstellen. Von Sinneswerkzeugen und Geschlechtsapparalen war bei unserem Thiere keine Spur vorhanden. Die Bewegung desselben ist äusserst langsam, mehr eine passive, ein Trei- ben mit den Wellen, als eine eigenlliche Schwimmbewegung, wie bei den übrigen Medusen. Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 33 Aeginopsis mediterranea J. Müll. (Tab. II. Fig. 8. 9.) Unter dem voranstehenden Namen hat J. Müller vor einigen Jahren (Archiv 1851. S. 272. Tab. XI) eine kleine Meduse beschrieben , die nicht nur durch ihre Formverhält- nisse, sondern in einem noch höheren Grade auch durch die Art ihrer Entwickelung auf dem Wege einer einfachen Mela- morphose (ohne Generalionswechsel) in auffallender Weise sich auszeichnet. Dieselbe Meduse ist mir in Nizza, wo sie auch von J. Müller beobachtet wurde, zu wiederholten Malen auf verschiedenen Entwickelungsstufen zu Gesicht gekommen. Es glückte mir sogar, unsere Meduse im geschlechtsreifen Zustande aufzufinden und somit die Angaben von Müller zu compleliren. Uebrigens hat schon Kölliker einige Mo- nate vor mir in Messina geschlechtsreife Individuen unserer Art beobachtet und (Zeitschrift für wiss. Zool. IV. S. 320) als Aeginopsis bituberculata? beschrieben. Die Vermulhung, dass diese Meduse und die Müller’sche zusammengehören, kann ich vollkommen bestätigen ; ich finde zwischen beiden keine anderen Unterschiede, als höchstens in der Grösse. Kölliker giebt die Grösse seiner Exemplare auf 3—44, die Länge ihrer zwei Arme auf 12— 16° an; die Individuen, die ich beobachtete, maassen dagegen im grössten Durchmes- ser ihres Mantels bis höchstens 2'/,, während die Arme meist nur 4—5’, in einigen seltenen Fällen bis 8 lang waren. (J. Müller fand — im Sommer — Individuen von 3 mit Armen, die den grössten Durchmesser des Körpers 3—4 Mal an Länge übertrafen , also beiläufig Thiere von densel- ben Dimensionen, wie Kölliker, aber beständig im unrei- fen Zustande, ohne Geschlechtsorgane und Randkörperchen.) Der durchsichtige Mantel unseres Thieres ist glocken- förmig und ziemlich solide, namentlich in der Mille, wo er zwischen den beiden Armen nicht selten zu einem förmlichen Zapfen von conischer Gestalt sich aufwulstet, wie es von Mertens bei Aeginopsis Laurentii abgebildet ist. Schon Kölliker hat auf diese Bildung aufmerksam gemacht, doch sind mir, namentlich unter den jüngeren Thieren auch Ex- emplare vorgekommen, die einen einfach halbkugelförmig Archiv f, Naturgesch XXI. Jahrg 1. Bd. 3 34 Leuckart: gewölbten Mantel besassen. Aber auch in diesen Fällen ist die Kuppel des Mantels von ansehnlicher Dicke, so dass die Schwimmhöhle sehr viel flacher gewölbt ist, als man nach den äusseren Contouren vermulhen könnte. Der Rand des Mantels ist mitunter etwas gelappl, in anderen Fällen auch vollkommen ganzrandig, aber immer mit einem ‚ziemlich brei=- ten Schwimmsaume versehen. _J. Müller scheint diesen Schwinmsaum für die Magenwand, die Oeflnung desselben für die Mundöffnung gehalten zu haben, es kann indessen keinem Zweifel unterliegen, dass ausser ‘demselben noch ‚ein besonderer kurzer und weiter Magensack. in. der Tiefe, der Schwimmhöhle vorkommt, Schon Kölliker hat, auf die Anwesenheit desselben hingewiesen; ich habe ihn milunter von Speise und Speisebrei ganz ausgedehnt gefunden. ‚Der Durchmesser des Magens reicht von der Wurzel des einen Armes. bis zu ‘der des andern, Die Mundöffnung ist voll- kommen einfach , ohne Spur von Armen. oder Forlsälzen, kann sich aber sehr beträchtlich erweitern, so dass Jann der Magen mil seinen niedrigen Wänden kaum mehr als einen ringförmigen Wulst darstellt Der geschlossene Magen ist nestförmig mit einer vorspringenden Mundpapille. , Im Um- kreise des Magens irift man nun bei den ausgewachsenen Individuen (Fig. 9) die Geschlechlsorgane, die die. ganze, Pe- ripherie der Subumbrella einnehmen und aus acht rundlichen blatt - oder scheibenförmigen Säcken mit Eiern oder; Sa- menkapseln bestehen. Durch die Entwickelung . dieser Ge- schlechtsorgane nimmt der Rand, des Magensackes ‚ein acht- lappiges Aussehen an; es hat sogar den Anschein, ‚als wenn (diese Lappen noch eine Strecke weit zwischen: den Ge- schlechtsorganen und dem Mantel, hinlaufen. Indessen gestehe ich, dass ich über, das Verhalten ‚der ‘peripherischen Theile am Verdauungsapparate nicht, völlig in’s Reine, gekommen bin. (In einigen Fällen schien es mir, als wenn unser Thier mit acht Radialgefässen versehen sei, von denen je eines in der Milte eines Geschlechtsorganes hinliefe.) _Die Randkör- perchen, die den kleineren und geschlechtslosen Individuen abgehen, entsprechen der Mittellinie der Geschlechtsorgane und erscheinen als, kleine kolbige Forisätze, in denen je ein sphärischer Otolith von '/,g’ enthalten ist, Randfäden Beiträge zur Kenntniss, der, Medusenfauna von Nizza. 35 fehlen bekanntlich ; die Stelle dieser Anhänge ‚wird von zwei horn- oder armarligen Fortsälzen vertreten, die in symme- trischer Entwickelung rechts und links: auf dem Rücken der Glocke etwa in der Hälfte ihrer.Neigung hervorkommen und sich mit ihren verdünnten Enden meist bogenförmig nach unten herabkrümmen. Die Wurzel der Arme durchsetzt die ganze Dicke des Mantels und lässt sich bis auf die Ausklei- dung des Magensackes verfolgen. Die eigenthümliche Struk- iur dieser Arme ist schon von J. Müller hervorgehoben worden: sie sind solide und scheinen ihrer Hauptmasse nach aus grossen hellen Zellen zusammengeselzt zu sein, deren Wände die ganze Breite des Achsenstranges einnehmen und ein Art Gilterwerk zusammenselzen. Uebrigens sind diese Arme trolz ihrer Starrheil keineswegs unbeweglich. Man sieht dieselben nicht nur in den verschiedensten Stellungen, sondern kann sich auch überzeugen, dass sie — wie ich mehrfach auf das Entschiedenste beobachtete — nach Art der Ruder beider Ortsbewegung thätig sind. Während der Contraclion des Mantels schlagen die Arme nach hinten, bis sie mit ihrer inneren Fläche die Wand der Glocke berüh- ren, wie es’ auch bei Brandt (l. c. P. VI mitten auf der Tafel) von Aeginopsis Laurentii abgebildet ist. Ob unser Thierchen übrigens mit Recht dem Gen. Ae- ginopsis beigezählt wird, will ich nicht entscheiden. Die Verwandischaft mit Aeg. Laurentii ist allerdings ganz unver- kennbar, aber der von Brandt hervorgehobene Charakter des Gen. Aeginopsis „die Gegenwart von vier kleinen Armen im Umkreise der Mundöffnung“ trifft nicht zu. Finden sich wirkliech'keine weiteren Verschiedenheiten zwischen Aeginopsis und Aegina, so wird unser Thier dem’ letzteren ‘Genus 'ange- reiht werden wüssen — doch in diesem Falle möchte das vonBrandt aufgestellte Genus auch wohl kaum einen ande- ren ‘Werth, als den eines Untergeschlechtes haben. Zur Ver- gleichung mit unserer Art verweist schon J. Müller auf Carybdaea 'bitubereulata Quoy el Gaim. aus dem Indischen Ocean, die Kölliker sogar für- identisch damit 'ausgiebt. Es ist 'wahr, nach den vorhandenen Beschreibungen ( die Abbildung von Q. et G. konnte, ich nicht einsehen) lassen sich beide Formen nicht ‚auseinander halten, indessen ist es 36 Leuckart: nichts desto weniger gewiss vollkommen gerechlfertigt, un- sere miltelmeerische Form so lange mit einem besonderen Na- men zu bezeichnen, bis die Uebereinstimmung mit jener Tro- penform hinlänglich festgestellt ist. Cunina monetan. sp. (Tab. I. Fig. 13.) Eine Medusenform, die eine auffallende Aehnlichkeit mit der von Brandt beschriebenen Polyxenia flavibrachia hat, so dass ich fast geneigt bin, auch diese als eine Art des Eschscholtz'schen Genus Cunina zu belrachten *). Der Mantel unseres Thieres besteht aus einer dicken und soliden Scheibe von Hyalinsubstanz, die 9—10°+ im. Durchmesser misst, und aus einem ringförmigen Schwimmsaume von ziem- licher Breite , der in der Ruhe wie ein kurzer und. dünn- häuliger Cylinder auf dem Rande der Scheibe aufsilzt und sich nach unlen zu allmählich elwas verjüngt. Die Höhe dieses Cylinders ist annäherungsweise dieselbe, wie, die Dicke der Scheibe, eiwa 2’. Die Ortsbewegungen werden, wie es scheint, ausschliesslich durch die Zusammenziehungen dieses Cylinders bewerkslelligt, sind aber. im Allgemeinen nur we- nig energisch. Gewöhnlich sieht man unser Thier im Was- ser äquilibriren. Die Körperscheibe ist flach gewölbt, ebenso wohl an der oberen wie an der unteren Seiteund mit einem dicken abge- rundeten Rande versehen. Ich habe solche Scheiben einige Male nach der Auflösung der übrigen Theile frei im Wasser floltirend aufgefischt, und glaube jelzt, dass es dieselben Gebilde sind, die Riss o irrthümlicher Weise für eine Porpila gehalten und als P. monela beschrieben hat („corpore. lentiforme, hyalino, pel- lucido, vitreo. iridescente“). Im Umkreise des Scheibenran- des stehen 16 ziemlich starre Tentakel oder Arme, die un- gefähr ‚die Länge des Scheibendurchmessers haben und nach Art der Randfäden in ganz gleichmässigen Entfernungen ne- ben einander angebracht sind. Sie sind bei dem ruhenden Thiere grade ausgestreckt, doch etwas nach unten geneigt, und bilden somit gewissermassen einen Strahlenkranz, der *) Forbes stellt freilich die von Brandt beschriebene Art mit Polyxenia Alderi zusammen, doch, wie ich glaube, mit Unrecht, Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 37 die Scheibe umgiebt und unserem Thiere ein sonderbares Aus- sehen verleiht. Der Bau der Arme ist, wie bei Aeginopsis mediterranea; sie sind solide, im Innern gegitterte Stäbe, die mit ihrer haken- oder schnabelförmig gekrümmten und zu- gespitzten Wurzel die Substanz der Scheibe bis auf die In- nenfläche durchsetzen. Die Nulritionsapparate unserer Cu- nina bestehen, wie schon Eschscholtz ganz richtig er- kannt hatte, aus einem weiten, aber äusserst niedrigen Ma- genraume mit breiten Nebensäcken, die der Zahl der Arme entsprechen und so gruppirt sind, dass diese letzteren je milten über einem Nebensacke eingepflanzt sind. Die Mund- öffnung unseres Thieres habe ich niemals im geschlossenen Zustande beobachtet, sondern beständig weit klaffend, so dass man durch sie hindurch den Grund des Magensackes in seiner ganzen Ausdehnung überschauen konnte. Die Wände des Magensackes bilden in diesem Zustande einen kurzen nach unten zu verjüngten Cylinder, der von der Unterfläche der Scheibe in den von dem Schwimmsaume umschlossenen Raum hineinhängt und nur die äussere Pe- ripherie der Scheibe (von elwa 1'/,) frei lässt. Dieser peripherische Saum der Scheibe im Umkreise des Magens trägt nun (Tab. II. Fig. 12) die Nebentaschen des Verdau- ungsapparales, die den Radialgefässen der übrigen Medu- sen entsprechen, so wie die Geschlechtsorgane. Die ersteren sind schon oben erwähnt worden; sie sind wohl eben so breit, als lang, von oben nach unten deprimirt, also niedrig, und mit abgerundeten vorderen Ecken versehen. Die Ge- schlechtsorgane,, gleichfalls 16 an der Zahl, sind zweilappig oder hufeisenförmig, mit einem millleren nach aussen zu ge- kehrten Ausschnilt, und der Art gruppirt, dass dieser Aus- schnitt dem Zwischenraume zwischen je zwei an einander anliegenden Magensäcken entspricht. Die beiden Lappen der Geschlechtsorgane verlheilen sich also auf zwei anliegende Magensäcke. So kommt es denn, dass die Arme unseres Thieres beständig zwischen zweien Geschlechlsorganen ein- gepflanzt sind, während sie bei Aeginopsis dagegen mitten auf einem Geschlechlsorgane aufsilzen. Die Gehörbläschen enthalten einen einfachen Otolilhen und sind am Ende der ein- zelnen Magensäcke, unterhalb der Arme, angebracht, 38 Leuckart; Cunina (?) costata n, sp. Obgleich ich über diese Art nur einige wenige und un- genügende Miltheilungen machen kann, da mir meine darauf bezüglichen Notizen und Zeichnungen bis auf ein Paar. Be- merkungen, ich weiss nicht wie und wo, abhanden ge- kommen sind , trage ich doch kein Bedenken, dieselben zu veröffentlichen, weilsie, gleich den vorhergehenden Beobach- tungen, eine Medusengrüppe betreffen, deren Repräsentanten bisher fast ausschliesslich auf fernere Zonen beschränkt zu sein schienen. Unsere Art ist um Nizza eben nicht selten, häufiger als C. monela, gleich dieser aber in den Pokalen rasch vergänglich, so dass man die Untersuchung möglichst bald nach dem Einfangen vornehmen muss, Der Mantel ist glockenförmig mit stark verdickter Kuppel und ziemlich ebe- ner Seitenfläche, von ähnlicher Bildung, wie bei Aeginopsis mediterranea. Der Rand desselben trägt 14 ziemlich tiefe Einschnitte und über je einem Einschnilte einen langen und steifen Arm oder Tenlakel, der meist gerade absteht, wie bei C. monela und auch im Baue und: Befestigung mit den Armen dieses Thieres übereinslimmt. Die Länge der Tenta- kel ist etwas grösser, als der Durchmesser des Mantels; sie beträgt 4, während der letztere nur 3'/,‘ misst. -Die Bil- dung der Verdauungsapparate und der Geschlechtsorgane ist, so viel ich mich erinnere, wie bei C. monela, indessen weiss ich nicht, ob die Tentakel in den Zwischenräumen zwischen den peripherischen Aussackungen des Magens oder millen, auf demselben aufsitzen. Bekanntlich würde davon abhängen, ob unsere Art dem Gen. Cunina oder Aegina zugerechnet wer- den müsste. Am Rande des Manlels befindet sich ein schma- ler Schwimmsaum, äusserlich vor demselben aber noch eine Anzahl von 14 buckelförmigen Vorsprüngen , auf denen vier oder fünf rippenarlige Firsten neben einander herablaufen. Die Bildung der Vorsprünge und Firsten erinnert mich an die „herabhängenden mit Fallen versehenen Magenlappen“, die Eschscholtz (8.118) bei seiner Polyxenia eyanosty- lis beschrieben hat. Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 39 Paryphasma *) planicusculum nov. gen. et n.sp. (Tab. II. Fig. 10.11.) Ich glaubte eine Zeitlang ‚dass dieses Thier dem Gen. Aequorea beigesellt werden könnte und hatte dafür schon den Namen: Aegq. biparlita gewählt, als ich mich überzeugte, dass ‚die Bildung‘ und Anordnung der Arme doch wohl schwerlich eine solche Vereinigung»erlauben möchte. Nichts desto weniger entschloss ich mich. nur mit: Widerstreben, ein eigenes Genus für unsere Form aufzustellen, zumal ich die- selbe nur im unvollständig, entwickelten Zustande (in diesem freilich sehr häufig) ohne Geschlechtsorgane, beobachtet habe. Der Mantel unseres Thieres besteht gewissermassen aus zwei Theilen, einer oberen soliden Scheibe und einem unleren zarten und niedrigen Seilentheile, der sich dem Scheibenrande anhängt und, wie der Schwimmsaum. von Cu- nina monela, nach unten herabhängt, sich aber in seinem Verlaufe nicht. allmählich wie dieser, verengt, sondern viel- mehr etwas erweitert. Uebrigens kann kein: Zweifel darüber obwalten, dass dieser Seitentheil einen integrirenden Ab- schnitt des Mantels darstelle, einmal weil er die periphe- rischen Anhänge des Magensackes in sich einschliesst, und sodann auch, weil er seinerseits gauz deutlich noch mit einem besonderen, wenn auch nur schmalen Schwimmsaume verse- hen ist #*). Die Scheibe misst; etwa 1'/,“ im Durchmes- ser und stellt gewissermassen eine schwach gebogene. con- vex-concave Linse. dar, deren Ränder unter spitzem Winkel sich berühren. Im Umkreise dieses Randes stehen 24 kurze und gegitterte Tentakel, die mit ihrer Wurzel, wie bei Cu- nina u. a., in die Substanz der Scheibe hineingesenkt sind und neben dem unteren saumförmigen Abschnilte des Man- tels herabhängen. Die Länge dieser Tenlakel ‚entspricht bei- läufig der Höhe des Mantelsaumes (elwa = '/,“), doch scheint es, als wenn sich dieselbe gelegentlich eiwas vergrössern und verkleinern könnte. Der Magensack nimmt die ganze un- tere Fläche der Mantelscheibe in Anspruch, ist aber niedrig und hat in der Mitte eine einfache runde Oeffnung, die sich #) naolyaoue, ein angewebter Saum am Rleide. #=) Ebenso verhält sich die Aequorea rhodoloma Brdt., die wohl gleichfalls eine Art meines Gen, sein dürfte, 40 Leuckart: Beiträge zur Kenntniss (d. Medusenfauna u. s. w. in hohem Grade 'verengern und erweilern ‘kann. | Aus der Peripherie des Magensackes entspringen 24 dünne Radialka- näle, je einer unter der Wurzel eines Tentakels, die bis an das untere Ende des Mantelsaumes reichen. Ein Ringgefäss scheint nicht vorhanden zu sein. Sinneswerkzeuge fehlen; sie bilden sich vielleicht, wie bei Aeginopsis, erst später, während der Geschlechtsreife. Giessen, August 1854. Erklärung der Abbildungen. Tab. 1. Randkörperchen von Pelagia noctiluca. Calyptra umbilicata (von unten gesehen). Fig. 10. Dieselbe im Profil, mit stark verkürztem Magen. Fig. 11. Thaumantias corollata. \ Fig. 12. Phialidium viridicans. Fig. 13. Cunina moneta. Fig. 1. Geryonia exigua im geschlechtsreifen Zustande. Fig. 2. Geryonia exigua im Jugendzustande. Fig. 3. Geryonia proboscidalis. Fig. 4. Gehörkapsel von Geryonia exigua. Fig. 5. Aglaura Peronii. Fig. 6. ‘Magen mit Geschlechtsorganen von Agl. Peronii. Fig. 7. : Gehörorgan von Aglaura Peronii, . 8. 9. Tab. II. Fig. 1. Oceania pileata. Fig. 2. Bougainvillea Koellikeri (die mittleren drei Tentakelbüsche sind hinweggelassen). Fig. 3. Magensack mit Anhängen, von unten gesehen (die Anhänge nur theilweise ausgezeichnet). Fig. 4. Euphysa (?) globator. Fig. 5. Dieselbe im zusammengezogenen Zustande. Fig. 6. Steenstrupia lineata. Fig. 7. Pyxidium truncatum. Fig. 8. Aeginopsis mediterranen, Fig. 9. Dieselbe im geschlechtsreifen Zustande, von unten gesehen. (Die Tentakel sind hinweggeblieben.) Fig. 10. Paryphasma planiusculum (von den Tentakeln sind nur die beiden seitlichen gezeichnet). Fig. 11. Dasselbe von. unten. Fig. 12. Magensäcke und Geschlechtsorgane von Cunina sek: Fig. 15. Scheibenförmig ausgebreiteter Magen von Geryonia exigua. Uebersicht der Aale. Von D. 9. Kaup in Darmstadt. Die Abtheilung der Aale enthält langgestreckte, Schlan- gen ähnliche Formen, ohne eine Spurvon Bauchflossen. Der Anus liegt gegen die Mitte oder, wie‘.bei, den Synbranchidae, gegen das Schwanzende hin. ‚Sie zeigen keine regelmässige Beschuppung und wo Schuppen auflreten, wie bei Anguilla und Amphipnous, so sind sie rudimentär und kreuz und quer in.der Haut. Ihr Skelet ist vollkommen knöchern, allein ohne Bauch- rippen., Die bezahnten Nasenbeine vertreten den Intermaxil- larknochen, der nur bei: den Congeridae rudimenlär in den Weichtheilen über den Lippen verborgen ist, Um diese Abtheilung natürlich zu machen, müssen aus- ser Ophidium und Ammodytes, die Genera Alabes, Sacco- pharynx, Gymnarchus und die Familie Gymnotidae und Le- ptocephalidae entfernt werden. Die Gymnotidae sind als die niedrigste Familie zu ud Physostomen zu stellen und die Peitsche des Sternarchus ist als eine einseilig utrirte Entwickelung der Fellflosse der Sal- monidae anzusehen. Sternarchus mit seiner normalen kleinen Schwanzflosse ist als die höchste Form zu betrachten. Die Leptocephalidae bilden ebenfalls die tiefste’Stufe der Ordnung, wohin die Familie Esoeidae ‘gehört. Ein Genus aus dem Mit- telmeere zeigt alle Charaktere der Leplocephalidae, allein hat Bauchflossen. Ich habe es Esunculus Costai genannt. 42 Kaup: Ich weiss Gymnarchus, Alabes und Saceopharynx bis jetzt nicht zu stellen. Ordo Apodes. I. Seclio. Cryptomyeteren. Mit einem hinteren Nasenloche, was sich als verborge- ner Schlitz im Rande oder an der inneren Seite der weichen Lippe befindet. Iste Familie. Opisuridae. Unterfamilie Ophisurinae, Mit konischer Schwanzspitze ohne Flosse. a) Mit einreihigen Zähnen auf allen Knochen. 1) Genus Leöuranus Blkr. Ohne Vomerzähne. 1) Leiuranus colubrinus Kp. Muraena colubrima' Bodd. ‘apud Pal. "Beitr. XI, 'p.'56, Tab. 11. Fig. 3. Mur. annulata, Thunb. Gymnoth. annulatus, Syst. p. 527. Ophis. fasciatus Lac., Ophis. colubrinus et vi- mineus (juv.), Richards. Ophis. mullizonus Cuv. (Par. Mus.), Leiuranus Lacepedit et Stelhopterus vimineus Blkr. b) Auf dem Vomer mit einer oder zwei Reihen Zähne, oder unvollsländigen zwei Reihen. 2) Genus Centrurophis Kp. Ein transparenter Dorn an der Schwanzspitze.. , Brust- flosse ziemlich entwickelt. Nasenzähne überreichen den Un- terkiefer. 2) Centr. spadiceus Kp. 0. spadiceus Rich. ‚Ereb. et Terr, Report, p. 313. 3) C. remicaudus Kp. 0. remicaudus Bibron. Die vorderen Theile des Kopfes mit vertieften Närbchen. 4) ©. bangko Ky. 0. bangko Blkr. Add, zu seinen Muraeniden. 5) C. grandoculis Kp. ©. grandoeulis Cant. Mal. Fish, p: 1306. Pl, 5. Fig. 3. Uebersicht der Aale. 43 6) C. brasiliensis Kp. Anguilla brasiliensis, Par. Mus. Aehnelt remicaudus, allein der Kopf ist gestreckler, ohne Narben. Die Entfernung von der Schnauze zum Kiemenloch ist kürzer als vom letzteren zum Anfange der Rückenilosse. Färbung gelblichbraun , schwärzlich punktirt. Ganze Länge 410, wovon der Schwanz 230; bis zum Mundwinkel 12, bis zum Kiemenloche 34; bis zur Rückenflosse. 74, Brusiflosse 8 Mm. lang. Rio Janeiro! durch Quoy und Gain. 7) ©. macrochir Kp. O..macrochir Blkr.. Muraeniden p. 26. Dr. Bleeker sagt: „dente nasali unico.“ Sind vielleicht in zwei Reihen gestellle abgebrochen und ist nur der erste unpaarige an seinem Exemplare stehen geblieben. 3) Genus Poecilocephalus Kp, Drei Nasenzähne, die den Unterkiefer nicht überrei- chen; 3 auf der Mesiallinie, von welchen die vorderen klei- ner und quer gestellt sind. 11 Gaumenzähne in einer gebo- genen Linie, welche. den letzten der Mesiallinie erreicht; 11 auf dem Vomer;; 18 auf den Mandibulae. ‘Kopf ohne Läpp- chen an der Oberlippe und mehr rundlich. Brusiflosse sehr kurz; Rückenflosse in der Nähe der Brustflosse beginnend. 8) P. Bonaparti Kp. Eine sehr bunte Form; Kopf und Kehle mit einem Nelz von schwarz begrenzten Flecken. , Körper mit 18 schwarzen Bändern. Am Bauche schwarze Flecken. Amboina durch Quoy und Gaimard, Par. Mus, b) Mit zwei Reihen Zähne. auf: dem Nasenbein und Anfange des Unterkiefers. A) Genus Microdonophis Kp. Alle Flossen sehr entwickelt, 'Zähnchen sehr klein und spitz. 0) M. altipennis Kp. 38 Zähne auf dem Palatinum; 45 auf den Mandibulae. Viele Zähnchen auf dem Vomer, nach hinten wegen ihrer Kleinheit schwer zu zählen. Oben schwärzlich, unten gelb- lich; Rücken - und Analflosse schwärzlich gerandet. Brust= 44 Kaup: flosse schwärzlich , etwas länger als der Unterkiefer, mit 16 Strahlen. Macassar. Pariser und Leydener Mus. c) Nur zwei Reihen am Anfange der Mandibulae. 5) Genus Coecilophis Kp. 10) .O.;compar Kp. O. compar. Rich. Er. u. Terr. p. 105. Sumalra. Brit. Mus. d) Zwei Reihen auf dem Palatinum, eine Reihe auf dem Vomer und Mandibulae. 6) Genus Ophisurus Lac. Quv. (part) 11) O. serpens Lac. Cuy. Rich. Er. u. Terr. p. 106.? Fauna jap. p. 264. Pl. 115. fie. 1. 7) Genus Herpetoichthys Kp. Mit fast gleich langen Kiefern und siumpfer Schnauze. Rachen breit. Augen näher der Schnauze als dem Mund- winkel. Kopf von oben nach unten zusammengedrückt, so dass die Augen mehr nach oben als seitlich gerichtet er- scheinen. Die vorderen Nasentuben am Rande der Schnauze. Brustflossen ziemlich kurz. 12) H. ornatissimus Kp. Kopf mit unregelmässigen dunklen Flecken. Eine weisse Querlinie von Flecken; am Hinterkopfe' mit zwei Längsrei- hen. Zwischen Auge und Schnauze weisse gebogene Linien. 16 — 17 schwarze runde breite Flecken nächst der Seiten- linie, welche durch ein anderes Band mit runden Flecken von verschiedenen Grössen getrennt sind. Malabar durch Dussumier. Par. Mus. 13) H. regius Kp. Ophisurus regius ‚Shaw. , Rich. Er. u. Terr. 14) A. sulcatus Kp. Die ganze Haul zeigt verliefte Streifen und Punkte, die namentlich deutlich am Kopfe und Halse sind. Brustflosse doppelt so. lang ‚als der Durchmesser des grossen Auges. Die entwickelte Rückenflosse beginnt vor der: Spitze der Brusillosse. Rücken bis zum, Schwanze mit 19 grösseren Flecken, zwischen welchen: nächst. dem Rücken eine Reihe Uebersicht der Aale. 45 kleinerer sich befindet. Längs dem weissen Bauche und dem Rande der Analflosse zwei Reihen unregelmässig BaathlIer noch kleinerer Flecken. 8) Genus Brachysomophis Kp. Die kleinen Augen stehen über dem ersten Fünftel des grossen Rachens. Vordere Nasentube ungewöhnlich verkürzt. Kiemenlöcher gross und nahe zusammenstehend. ' Brustflosse kurz, von der Länge der Schnauze bis zu den Augen. Rand der Lippen mit Wärzchen. 15) Br. horridus Kp. Ein grösseres Exemplar des: Pariser Museums ist oben schwärzlich, unten weisslich; die entwickelte Rückenflosse gelblich mit bräunlichen Punkten und Streifen marmorirt. Anal- flosse gelblich, Brusiflosse punktirt. Ein junges Exemplar des Leydner Museums hat am ‘Hin- terkopfe eine Querlinie von :5 schwarzen Punkten und längs der Seitenlinie bis fast ans. Ende des Schwanzes schwarze Punkte. 1 Das Pariser Exemplar kam \von Olaheile durch Les- son und Gaimard. London, Paris, Leyden. 9) Genus Elapsopis Kp. 16) E. versicolor Rich. Er. und Terr. p. 103. Molukken. London, Paris. e) Zwei Zahnreihen auf dem Gaumen und Unterkie- fer. Eine auf dem Vomer. 10) Genus Mystriophis Kp. Anfaug der Schnauze löffelförmig. Die vordere rudi- menläre Nasentube ist dahin placirt, wo die Schnauze sich erweitert. Augen auf der Mitte der Rachenlänge. 17). M. rostellatus Kp. 0, rostellatus Rich. Er. et Terr. p..105. Senegal. Paris, London. M. porphyreus Temm. et Schleg. Fauna jap: t. 116 un- terscheidet sich durch ‚ein 11—12 Linien ‚längeres ' nacktes Schwanzende, das, bei ‚rostellatus ‚nur 3 Linien lang, ist, 46 Kaup: 11): Genus Muraenopsis Lesueur. 18) M. ocellata Les. Journ. Ac. Sc. of’ Ph. V. Pl. 4. fig.3. Ophis. ocellatus Rich. Er. et Terr., 'Oph. remiger d’Orb. Voy. Poiss. pl. XIL fig. 2. Mexiko, Süd-Amerika. 19) .M, discellurus Kp. ©. discellurus Rich. Sulph. p. 106. P. 48. fig, 2,3, 4. Report 1845. p. 312. China. Brit. Mus. 20) M. triserialis Kp. Auf bräunlichem Grunde der Kopf und die Kehle mit runden schwarzen Flecken. ZweiReihen von grösseren run- den Flecken längs der Dorsal- und Seilenlinie, eine drilte Reihe Flecken bis zum Anus. Bauch silberfarbig, fein punk- tirt und bräunlich gestreift. Süd-Amerika oder stiller Ocean. Haslar Mus. 12) Genus Echiophis Kp. 21) E. intertinctus Kp. ©. interlinelus Rich. Er. et Terr. O. maculalus Par. Mus. Martinique., London, Paris. 13) Genus Scytalophis Kp. 22) S. magnioculis Kp. 0. brasiliensis Par. Mus. Das Auge doppelt so gross als bei der folgenden. Das Läppchen an der vorderen Nasenlube weniger entwickelt. St. Croix und Brasilien. Paris, Leyden. 23) S. parilis Kp. 0. parilis Rich. Er. et Terr. p. 105. Ein langes Hautläppchen an der vorderen Nasentube. Brasilien, Westindien, Surinam. London, Leyd., Par. f) Alle Zähne sind spitz und zahlreich ‘und stehen auf den Nasenbeinen, Gaumen, Vomer und Unter- kiefer in zwei Reihen. 14). Leptorhinophis Kp. Schnauze zugespilzt. Vordere Nasenlube "kurz und her- abhängend. Hinteres Nasenloch im Rande derLippe vor dem Uebersicht der Aale. 47 Auge. Augen auf der Mitte des Rachens,) ‚Brustflossen ı ..- wickelt. . 'Anal- und Rückenflossen verschmälern: sich ‚gegen den Schwanz, allein erheben sich vor dem nackten Schwanzende. 24) L. Gomesi Kaup. Ophisurus Gomesi Castelneau pl. 44. fig. 2% Auf den Nasenbeinen 5 Zähne,,wovon: der erste un- paarig; 16 auf,der äusseren, 23 auf der inneren Reihe des Gaumens. Auf dem Vomer im Ganzen elwa 42, die sehr un- regelmässig gestellt sind. Im Unterkiefer 25 auf: der äusse- ren und 18 auf der inneren Seile. Grün, am Rücken und Kopfe dunkler ‚mit unzähligen Punkten... Unter der, Seilenliuie gelblichgrün. Rücken- und Analflosse am Rande dunkler. Brusiflosse.dunkelgrün. Schwarze Poren am Rande der Oberlippe. ‚Von der schwärzlichen Kinn- haut Punklstreifen zur Kehle, Totallänge 460. . Schwanz 290; zum Mundwinkel 16, zum Auge 7, zur Rückenflosse 64,, zum Kiemenloche 43; Länge der Brusiflosse 16. Körperhöhe 16. 25) L. marginatus Kp. Ophiurus marginalus Peters Arch. 1855. p. 272—273. Grün, am Rücken dunkler, am 'Bauche grünlichgelb. Rückenflosse schwarz ı gerändert. »Brust- und ‚Afterflosse blassrolh; die letztere mit schwarzem Rande, B.. 21. P. 11..:Di 460-480. A. 270. Totallänge 610. Schwanz 345, bis zum Mundwinkel 10%/,, zum Auge 5, zur Brusillosse 36, zur Rückenflosse 40. Kör- perhöhe 12 Mm. Fundort Inbambane in’ Ost-Afrika. g) Mit runden stumpfen Zähnen in mehreren Reihen. Kopf meist stumpf mit kurzem Rachen: 15) Pisodonophis Kp. a) Einfarbige. 26) P. cancrivorus Kp. 0. cancrivorus et sinensis Rich. Er. et Terr. p. 97—98. Pl. 50. fig. 6—9. 0. baccidens: ‚Cant.\ Mal. Fish. P:320. Pl, 5. fig. I, Indien und’ Mauritius; London, ‘Paris, Kaup: 27) P. boro Kp. O. boro, harancha, hyala, Ham. Gang. Fish. p. 20 21. 363. Gray Ill. Ind. Zool. 1. t. 95. fig. 1. 2. O. immaculata, acuminata, puncticulata Swains. O..boro, harangua, hyala, rosiratus elıminimus McClell. 0. boro et hyala Rich. Er. et Terr, p. 99. 102. Can- tor et Bleeker.. O.. bengalensis Par. Mus. Conger microstomus Eyd. et Soul. Bonite I. p. 205. pl.9. fig. 3. Paris, London. 28) P. pallens Kp. 0. pallens Rich. Er. et Terr. p. 101. London. 29) P. rutidoderma Kp. 0. rulidoderma Blkr. Mur. p.30. Asien. 30) P. rutidodermatoides Kp. 0. rulidodermatoides Blkr, Muraeniden. Asien. 31) P. Medlellandi Kp. O. Mctlellandi Blkr. Muraeniden. Asien. 32) P. hypselopterus Kp. 0. hypselopterus 'Blkr. Muraeniden. Asien. 33) P. brachysoma Kp. 0. brachysoma Blkr. 3de Bydr. p. 38. ' Asien. 34) P. Schaapi Kp. O. Schaapi Blkr. Addit. d. Mur. p. 53. Asien, 35). P. Hoeveni Kp. 0. Hoeveni Blkr. 36) P. potamophilus Kp. 0. potamophilus. Blkr, . Addit..d.. Mur. 37), P. breviceps Kp. 0. breviceps Rich. Er. el Terr. 38) P. lumbricoides Kp. 0. lumbricoides Blkr. Mur. p. 32. 0. breviceps Cant. nec Rich. ß) Mit runden Flecken. 39) P. maculatus'Kp. O. maculatus Cuv., O. ophis Lac., pardalis Val. in Webb et Berth. Can. p. 90. Pl, 16, fig. 2. Uebersicht der Aale. 49 40) P. guttulatus Kp. Martinique... Par. Mus. Rückenflosse am Hinterkopfe beginnend. Brustflossen sehr kurz, breiter als lang mit 20 Strahlen. Drei Reihen weisser Flecken über den Körper. Die Zahl der Flecken in der Ju- gend geringer als im Alter, wie bei maculalus. 41) P. oculatus Kp. Oph. oculatus Schleg. Leyd. Mus. Aehnelt semicinctus, allein mit kürzerem Kopfe und kürzeren Brusiflossen, die breiter als lang sind. Am Kopfe verschiedene Reihen weisser schwarz begrenzter Flecken. Der Anfang der Schnauze mit einfachen schwärzlichen Flek- ken ohne weisses Centrum. Am Hinterkopfe drei grosse Flecken, deren Centrum dunkel gefleckt ist, Längs der Rük- kenflosse 29 geaugte Flecken. Jeder dieser Flecken zwischen und unter zwei obere gestellt. Curagao. Leyd. Mus. ) Gebänderte. 42) P. semicinctus Kp. 0. semicinctus Rich. Er. ei Terr. p. 99. Gambia und Goree. London, Paris. 45) P. fasciatus Kp. O. fasciatus Rich. Muraena fasciala Thunb. Spic. Ichth. t.2. fig. 1. Gymnothorax fasciatus, Syst. p. 529. 0. alternans Quoy et Gaim, Freye voy. Pl. 45. 2. Unterfamilie Sphaegebranchinae. Wurmähnliche Formen, deren Kiemenlöcher an der Kehle sehr nahe zusammenstehen. 16) Genus Lamnostoma Kp. Die Haiähnliche zusammengedrückte und zugespilzle Schnauze zeigt die Nasenlöcher am unteren Rande. Die Na- senlöcher stehen in kleinen Tuben, haben eine ohrförmige Geslalt mit einem Läppchen, das von aussen nach innen ge- richtet ist. Archiv [. Naturgesch. XXII. Jahrg. 1. Bd. 4 50 Kaup: 44) L. pietum Kp. Dalophis orientalis McClell. Manli bukaropaum, Russ. 1. t. 37. Dekan, Leyden. 45) L. bicolor Kp. Mit breiter plötzlich zugespilzter Schnauze. Am Hin- terkopfe ein Querband von Poren. In einem Bogen eine Reihe Poren über der Kehle zur Seitenlinie. Eine mehr ge- rade Linie mit 10—12Poren beginnt in der Nähe des Mund- winkels, allein geht nicht über das Kiemenloch. Obere Theile dunkel, die unteren weisslich; nächst der Seitenlinie dunkel punktirt, Der Schwanz elwas länger als der Körper. Borneo. Leyden. 17) Genus Anguisurus Kp. Schnauze mehr cylindrisch zugespilzt mit offenen Na- senlöchern ohne Tuben. 46) A. punciulatus Kp. Schnauze höher als breit. Kopf weisslich marmorirt mit weisslichem Querbande am Hinterkopfe. Verschiedene weisse Flecken bis zur Dorsalfllosse. Längs der. Seitenlinie eine Reihe mit unter sich verbundenen weissen Tüpfeln. _Dorsal- flosse weisslich. Die oberen Theile derselben bläulich, fein schwarz punklirt; unten weisslich. Schwanz kürzer als der Körper. Java. Leyden. 18) Genus Sphagebranchus Bl. Dalophis Raf. Cant. Blkr. Die vorderen Nasenlöcher in kurzen Tuben. Schnauze mehr rund und nicht zusammengedrückt. Brustflossen rudi- dimentär oder fehlen gänzlich. 47) Sphagebranchus imberbis Delar. An. d. Mus. XIll. p. 360. t. 25. fig. 18. Dalophis bimaculata Raf. Caralt. T. 7. fig. 2. Sphagebr. imberbis et oculatus Risso p. 196. (nach Bonap.). Zeigt eine kaum sichtbare Brustflosse mit drei Strahlen, die individuell fehlt. Das grösste Exemplar von Toulon durch Herrn L. Kiener war 655 Mm. lang. Uebersicht der Aale. 51 48) Sp. rostratus Bl. tab. 419. fig. 2. ? Surinam. 49) Sp. brevirostris ‘Peters. Mossambique. Archiv. 1855. p. 273. Unterscheidet sich, wie schon der Name ausdrückt, durch kürzere Schnauze von roslralus. 50) Sp. moluccensis Kp. Dalophis moluccensis Blkr. Ceram. 51) Sp. polyophthalmus Kp. Dal. polyophthalmus Blkr. Priaman. 52) Sp. marmoratus Kp. D. marmoratus Blkr. Sumatra. 53) Sp. anceps Kp. D. anceps Cant. Pinang. Da alle der alten Welt angehören, so glaube ich, dass die Angabe Surinam bei rostralus ein Schreibfehler ist; soll vielleicht Sumatra heissen. 19) Genus Cirrhimuraena.Kp. Die ganze Oberlippe mit einer grossen Zahl irregulärer kurzer Bartfäden, Zähne ‚einreihig mit zwei Reihen auf dem Palatinum. 54) C. chinensis Kp, Die Oberlippe mit elwa 17 kurzen Bartfäden. Brust- flosse schmal und länglich. Auge über der Mille des Ra- chens. Zähne sehr fein. *) London, Leyden. 20) Genus Callechelys Kp. Mit kurzem ovalen Kople, mehr gesireckter plaltgedrück- ter Schnauze und sehr kurzem Unterkiefer. Vordere Na- senlöcher in abwärts hängenden kleinen Tuben, die hinteren mit einem. kleinen Läppchen bedeckt. Keine Brusiflosse. Rük- kenflosse sehr entwickelt, weniger die Analflosse. Nur ein grosser Zahn auf den Nasenbeinen; er ist verlängert, stumpf und rückwärls gerichtet. Acht Zähne in den oval geboge- nen Palalinknochen. Gegen 10 auf dem Vomer, von wel- *) Quid Sph. oatastomus Syst, p.536 „Rostro acuto, cirrhis 4 capite perloratis«. Otaheite. 52 Kaup: chen die 6 vorderen zwei Reihen bilden. 24 rings im Un- terkiefer. 55) C©. Guichenoti Kp. Auf lichtblauem Grunde schwarz gefleckt und punktirt. Gegen das Schwanzende hin herrscht, die schwarze Farbe vor. Flossen weiss mit irregulären schwarzen Flecken. To- tallänge 475, Schwanz 175 Mm. Ich habe. diese Art nach Herrn Guichenot genannt, welchem ich vielen Dank für alle seine freundliche Bemühungen schulde. Otaheite. Par. Mus. 21) Genus Ichthyapus Barnev. Ohne alle Flossen. Schnauze haiähnlich verlängert mit kurzem zugespitziem Unterkiefer. Gegen den Anfang der unteren 'Schnauzenansicht hin sitzen die grossen runden, son- derbar ausgezackten Tuben mit den vorderen Nasenlöchern, deren Ränder wie bei einer Knospe nach innen gerichtet sind. Augen mitten über dem Rachen. Körper mit vertieften Haul- furchen slalt der Flossen *). Seitenlinie deutlich mit weit von einander abstehenden Poren. 56) J. acutirostris Barn. Guer. Rev. Zool. Juill. 1847. Hohes Meer nächst dem Aequator. Par. Mus. 22) Genus Ophisurapus Kp. Gleicht der vorigen, allein die vorderen Nasenlöcher sitzen in gewöhnlich gestalteten Tuben. Die punktförmigen Augen mehr nach der Schnauze hin. Alle Zähne klein und spilz. Zwischen dem Schlitze der Schnauze die Nasenzähne Die Zähne der Mesiallinie endigen am Anfange der Pala- tinzähne, Keine Zähne auf dem Vomer. 57) O. gracilis Kp. Noch dünner und gestreckter als aculirostris. Schwanz bedeutend länger als der Körper. Bis zum Mundwinkel 6, zum Kiemenloche 17, zum Anus 102, Schwanz 148 Mm. Woher? Par. Museum. In die Nähe gehört vielleicht *) Schneider sagt p. 536 bei catastomus: „Linnaeus forte in exemplo diu in liquore vinoso condito, nee pinnas in fossula recon- ditas, nec cirrhos videre potuit, quae erat Forsteri suspicios a Uebersicht der Aale. 53 58) Sphagebranchus quadratus Rich. Sulph. Pl. 52. fig. 8—15. Weniger gestreckt mit zwei Reihen Vomerzähne. Unterfamilie Wyrophinae. Rücken- und Analflosse umgeben wie bei den Aalen den Schwanz, 23) Genus Myrophis Lütken. Mit zwei langen Reihen unregelmässig gestellter Zähne auf Palatinum: und Vomer. Drei Paar Zähne auf dem Nasen- beine; kurze jedoch deutliche Brusiflossen. Vier Kopfslänge beginnt die Rückenflosse. 59) M. longicolks Kp. Anguilla longicollis Cuv. Regn. an. Lac£p. II. fig. 3. unter dem falschen Namen M. myrus. M. punctalus Lütken, Arch. 1852. p. 270. Das 375 Mm. lange Exemplar der Pariser Sammlung stammt aus Surinam. Das von Lütken beschriebene war 6 844 (dänisches Maass) lang. 24) Muraenichthys Bleeker. Ohne Brusiflossen. Zähne stumpf konisch und kör- nerarlig. 60) M. gymnopterus Bikr. Muraenoiden p. 42. Verh. Bat. Gen. XXV. p. 52. Der junge Fisch hat Jen Kopf stumpfer als der alte. Java (Bleeker), Macassar (Leyd. Mus.) 25) Genus Myrus Kp. Mit Brusiflossen. Rückenflosse nächst der Spitze der Brusiflosse beginnend. Zähne in mehreren Reihen ohne Ordnung. 61) M. vulgaris Kp. Mur. myrus Linn. N. 5. Gmel. 1134. Risso Ichth. d. Nice p.30. Syst. p. 488. Conger myrus Cuv. Rich. Er. et Terr. p. 108. Costa Fauna Nap. t. 29. Eche- lus punclatus Raf. 65. 171. t. XVII. fig. 1. Bonap. 4 cat. meth. N. 324. Nach der äusseren Erscheinung ein Conger, allein nach der Stellung der hinteren Nasenlöcher gehört er hierher. 54 Kaup: ll. Sectio. Phaneromycteren. ll. Familie Anguillidae. Unterfamilie. Anguillinae, In dieser Subfamilie treten undeutliche Schuppen in der Haut auf, die im trocknen Zustande sie deutlicher zeigt, als im frischen Fische, wo sie durch den Haulschleim verdeckt werden. 26) Genus Anguilla Thunb. Mit hechelförmigen. Zähnen auf den Nasenbeinen, Gau- men, Vomer und Unterkiefer. Die der Nasenbeine und Vo- mer bilden eine Fläche. Man kann sie in mehrere, kleine Seclionen zerfällen. a) Grossäugige mil kurzer Schnauze und langer, nach dem Kopfe sich hinziehender Rückenflosse. 62) A, Kieneri Kp. Mit ungewöhnlich grossen Augen, deren Diameter elwas länger als die Schnauze ist. Sie stehen so hoch, dass auf der Stirn zwischen beiden Augen eine bedeutende Concavität entsteht. Ich habe diese Art, welche von allen die interessan- teste ist, nach Herrn Kiener genannt, der sie bei Toulon zuerst aufgefunden hat. 63) Anguilla Cuvieri Kp. Le Pimperneaux Cuv. ? A. cloacina Bonap. Cat. meth. p. 38. Von dieser Art sagt Cuvier „qui l’a plus ä proporlion (le bec), et dont les yeux sont plus grand qu’aux autres.“ Im Vergleiche mit dem folgenden zeigt sie kleinere Au- gen; sie ist eine stärkere Form mit .dunkelgrünem Rücken bis zur Seitenlinie; unter dieser silberfarbig. 64) A. Bibroni Kp. Hat engeres Maul, grössere Augen und geringere Zahl mehr konischer Zähne, schlankeren Körper und schwarze Brustflossen. Oben dunkelgrün, Seiten silberfarbig, Bauch gelblich. Um den Anus schwarz. Sicilien durch Bibron. Par. Mus. Uebersicht der Aale. 55 65) A. Savignyi Kp. Schön olivengrün ohne silberfarbige Seiten. Neapel. Par. Mus., durch Herrn Savigny. Quid A. septembrina Bon. Cat. meth. p. 38. b) Mit längerer Schnauze, in die der Diameter des Auges mehr als einmal geht. Dorsalflosse weit nach dem Kopfe hin reichend. a. Europäer. 66) A. capitone Val. Par. Mus. Neapel. 67) A. morena Val. Par. Mus. Neapel. 68) A. melanochir Val. Par. Mus. Tiber. 69) A. marginata Kp. Par. Mus. Valencia. 70) A. microptera Kp. Par. Mus. Algesiras. 71) A. ancidda Kp. Par. Mus. Sicilien. 72). A. mediorostris Yarr. Par., Lond. England. 73) A. altirostris Kp. Par. Mus. Ausfluss der Seine. 74) A. platycephala Kp. Le Verniaux et l’anguille plat bec, Cuv. Par. Mus. Abbeville. 75) A. latirostris Yarrell. Par., London. 76) A. aculirostris Yarr. Ang. long. bec Cuv. ß. Africaner. 77) A. nilotica Kp. Par. Mus. 78) A. aegyptiaca Kp. Par. Mus. 79) A. callensis Guich. Par. Mus. Algier. 80) A. canariensis Val. Par. Mus. y. Asiaten. 81) A. mälgumora Schleg. Leyden. 82) A. celebensis Kp. Paris. 83) A. marmorala Quoy ct Gaim. Freyc. voy. p. 241. A. Elphistona Syk., bengalensis Gray, varie- gata McClell., guttala Cuv. ex Voy. de Peron. d. Amerikaner, 84) A. novaeorleanensis Kp. Par. Mus. 85) A. tenuirostris Dek. Par. Mus. Nordamerika. 86) A. punctatissima Kp. Par. Mus. Niagara. 87) A. cubana Kp. Par. Mus, 88) A. novaterrae Kp. Par. Mus. 56 Kaup: 80) A. texana Kp. Par. Mus. 90) A. Wabashensis Kp. Par. Mus. Wabash. &. Neuholländer. 91) A. Auclandi Rich. Lond. Mus. 92) A. labrosa Rich. Lond. Mus. Arten, die in diese Seclion gehören, allein von denen keine Notizen exisliren, wo sie gesammelt sind. 93) A. fasciata Kp. Die einzige Art mit breiten tief schwarzen Querbinden.,, Aus der allen Collection des Leydner Museums. 94) A. macrops Kp. Par. Mus. 95) A. angustidens Kp. Par. Mus. 96) A. eurylaema Kp. Par. Mus. c) Mit den Charakteren der vorigen unterscheiden sie sich durch die breiten Knochen, worauf die Zähne sitzen. 97) A. Delalandi Kp. Cap im grossen Fischllusse. Pa- riser Museum. 98) A. megastoma Kp. Mulgran. Arch. Hierher gehört vielleicht Muraena macrocephalaRapp. Würzburger Jahreshefte IV. p. 142. Port Natal. d) Mit kurzer Rückenflosse,, die fast oder über dem Anus beginnt. 99) A. Dussumieri Kp. Paris. Rückenflosse elwas hinter dem Anus beginnend. 100) A. Mowa Blkr. _ Muraenoiden p.22. Java. 101) A. Bleekeri Kp. Paris. Indien. 102) A. Cantori Kp. Paris. Bombay. 103) A. malabarica Kp. Par. Mus. 104) A. sidat Blkr. Mur. p. 17. Java. 105) A. australis Rich. Er. el Terr. p. 113. Pl. 45. 7—13. 106) A. Dieffenbachi Gray, Er. et Terr. p. 113. Zur Unterscheidung dieser 57 Arten habe ich an 30 Porträts mit den Gaumen -, Nasen- und Vomerzähnen in mei- nem grösseren Werke gegeben. Da diese nolhwendig zur Unterscheidung gehören und hier nicht gegeben werden kön- Uebersicht der Aale. 57 nen, so musste ich die Diagnosen der meisten Arten hier weglassen. Ich halle bis jetzt keine Gelegenheit McClelland’s neue Aale durch seine Beschreibungen kennen zu lernen und muss es dahin gestellt sein lassen, ob nicht die eine oder die andere indische Art mit denen von McClelland zu- sammenfällt. III. Familie. Muraemidae. Ohne Brustflossen mit seitlichen Kiemenlöchern und stumpfem Schwanze. Meist grosse Formen. Unterfamilie Murneninae. Mit nur einer Reihe Zähne auf fast allen Knochen des Rachens, namentlich auf den Gaumenbeinen. 27) Genus Huraena Linn. Eine Reihe Zähne auf dem Nasenbein, drei in einer Reihe auf der Mesiallinie. a) Mit einreihigen Vomerzähnen. 107) Muraena helena Linn. Bl. t. 153. Enc. meth. t. 23. fig. 79. Rich. Er. et Terr. p. 80. pl. 49. fig. 1—6 (Austral. Var.) M. len- tiginosa Jen. Beagle p. 143. M. punctata, Cast. Pl. 42. fig. 5, variegata et punclata Raf., fulva et gultala Risso nach Bonap. Cat. meth. p. 39. Scheint in allen Meeren vorzukommen. 108) M. vermicularis Pet. Arch. 1955. p. 271. 109) M.nubila Rich. Er. et Terr. p. 81. Pl. 46. fig. 6—10. 110) M. schismatorhynchus Blkr. Diagn. Besch. Sumatra. 111) M. sagenodeta Rich. Er. et Terr. p. 81. 112) M. reliculata Cuv. Bl. 416. Syst. 528. Er. et Terr. p- 82. 113) M. ocellata Rich. Er. et Terr. p. 82. pl. 47. fig. 6—10. Pisc. bras. Spixi p. 91. t.L. b. fig. 6-9. M. pintade Quoy et Gaim. vog. d. Freyc. pl. 52. fig. 2. Voy. of Beagle p. 145. Muraenophis variegala Tab. 42. fig. 2, 58 Kaup: 114) M. tristis Kp. Niger. London, 115) M. Richardsoni Blkr. Muraenoiden, 116) M. similis Rich. Er, et Terr. p.83. 117) M. punctata Rich. Er. et Terr. p. 83. Gymnoth. punctatus Bl. et Schn. Syst. p. 526. 118) M. pseudothyrsoidea Blkr. Muraen. Muraenophis de Coromandel Lesch. im Par. Mus. 119) M. mauritiana, Kp. Bourbon et Mauritius. Par. Mus. 120) M. nigrolineata Kp. Marquisenins. Par. Mus. 121) M. marmorea Val. Muraenophis marmoreus Val. Ven. pl. 14. fig. 1. 122) M. flavimarginata Kp. Bourbon, ‚Par. Mus. 123) M. elegantissima Kp. ? Australien. Par. Mus. 124) M. interrupta Kp. Rothes Meer. Par. Mus. 125) M. python Kp. Alrika. London. 126) M. venosa Kp, Timor. Leyden. b) Mit zwei Reihen Vomerzähne. 127) M. favaginea Cuv. Gymnoth. favag. Syst. p. 525. t.105.. Thaerodontis reticulalus MedQlell. Im Pariser Museum existirt ein Individuum in. Spiritus aufbewahrt, das nur eine Reihe von I1—12 Zähnen mitten auf dem Vomer zeigt; ein trockenes Exemplar zeigt jedoch zwei Reihen, die sich nach dem Schlunde hin vereinigen. Cuvier, der:nur das erste im Spiritus untersucht hat, rech- net sie zu den Arten mit einer Reihe Vomerzähne und Mc. Clelland zu den Arten mit zwei Reihen. Diese ungewöhn- liche Variation überraschte mich ‚sehr und ich ‚untersuchle beide Individuen mit der allergrössten Sorgfalt, ohne jedoch eine specifische Verschiedenheit finden zu können. Ich halte jedoch die zwei Reihen für normal und die eine Reihe für abnorm, was sich bei einer Untersuchung an einer grossen Zahl als richtig herausstellen wird. 128) M. tigrina Rüpp. All. 1.30. fig. 2. Par. Mus. 129) M. J. Mülleri Kp. Mol. Archip. Leyden. 130) M. Troscheli Blkr. Muraenoiden. Sumatra. 131) M. chrysops Kp. Otaheite, Par Mus. 28) Genus Siderea Kp. Auf der Mesiallinie nur ein kurzer konischer Zahn, Auf Uebersicht der Aale. 59 dem Vomer zwei Reihen kürzerer, körnerarliger Zähne, die nach hinten in einem spitzen Winkel zusammenlaufen, Rachen ziemlich eng. a) Einreihige Zähne auf den Nasenbeinen und mit zweireihigen Zähnen auf der Symphyse des Unter- . kiefers. 132) S. Pfeifferi Kp. Muraena Pfeifferi Blkr. Mur. Macassar, Celebes, Ceram. b) Mit zwei Reihen Nasen- und einreihigen Maxil- larzähnen *). 133) S. pantherina Kp. Mur. pantherina Lac. t. V., picla Thunb., atomaria Sol., M. pratbernon Quoy et Gaim, Freyc. voy. Pl. 52. fig. 1. Er. et Terr. p. 84. M. siderea et lila Rich, Er. et Terr. p. 84—85. Pl. 48. fig. 1—5. Unterfamilie. Thyrsoideinae **), Zwei Reihen Gaumenzähne, wovon die innere in der Zahl der Zähne sehr variant ist. 29) Genus Enchelynassa Kp. Siehe Archiv 1855. p. 212. tab. X. fie. 3. 134) E. Bleekeri Kp. Leyden. Stiller Ocean. 30) Genus Eurymycetera Kp. Das vordere Nasenloch in seiner Tube weit über die Schnauze hinausragend und diese am Ende erweitert. Hin- teres Nasenloch über den Augen, trichterförmig mit umge- schlagenem Rande. 135) E. crudelis Kp. Leyden. Java. *) M. diplodon Peters Arch. 1855. p. 272 muss näher verglichen werden. ®®*) Es ist eine missliche Sache manche Arten dieser Unterfa- milie richtig zu placiren, weil durch das Alter bei einigen Arten die innere Reihe defekt wird. oder wo alle innere Zähne verloren gehen, Hier ist es dann nothwendig, von diesen Arten grössere Suiten zu besitzen. 60 Kaup: 31) Genus Enchelycore.Kp. Die Mitte des tief gespaltenen Rachens kann wegen der Länge der Zähne nicht geschlossen werden. Vordere Nasen- tuben ungewöhnlich kurz, ragen nicht über die Lippen und besitzen keine Klappe. Hinteres Nasenloch vor den Augen, länger als breit und hat fast den 4-7 Durchmesser des Auges. 136) E. euryrhina Kp. Par. Mus. Woher ? 32) Genus Thyrsoidea Kp. Haben nichts ausgezeichnetes in der Bildung der Na- sentuben, Rachen geschlossen. Die innere Reihe der Pala- tinzähne mehr oder weniger zahlreich. a) Mit einreihigen Nasen- und Vomerzähnen. a) Mit netzförmiger Zeichnung. 137) Th. macrops Kp. Par. Mus. 138) Th. isingleenoides Kp. Mur. isingleenoides Blkr. Mur. Sumatra. 139) Th. griseobadia Kp. Mur. griseobadia Rich. Sulph. p. 108. Pl. 48. fig. 1. China. Leyden, London. 140) Th. tessellata Kp. Mur. tessellata Rich. Sulph. p. 109. Pl. 55. fig. 5—8. Blkr. diagn. Beschr.: Sumatra. 141) Th. cancellata Kp. Muraena cancellata Rich. Er. et Terr. p. 87. PI.46. fig. 1—5. Blkr. diagn. Beschr. Sumalra. M, Valencienni Eyd. et Soul. Bonile T. 1. p. 207, pl. 8. fig. 1. Australien (Rich.), Sumatra (Bleeker), Madeira (Dr. Smith), Cap Upstart (Brit, Mus.), Sandwichinseln (Eyd. et Soul.). 142) Th. tenebrosa Kp. Mur. tenebrosa Banks et Sol. M. SS. Rich. Er. el Terr. p. 84. ß) Gefleckte. 143) Th. moringua Kp. Mur. moringua Cuv. Er. et Terr. p. 89. Uebersicht der Aale. 61 Mur. marlinicensis, Par. Mus. Muraenophis curvi- lineala et caramura Cast. Pl. 42. fig.2.Pl.43. fig. 1. Bermudas, Golf von Mexico, Martinique etc. 144) Th. stellifer Kp. Mur. stellifer Er. et Terr. p. 86. 145) Th. bullata Kp. ; Mur. bullata Rich. Er. et Terr. p. 86. Muraeno- phis tigrina Cuv. (Par. Mus.), leopardina et me- lanostigma (Leyd. Mus.). Java. London, Ley- den, Paris. Sehr wesentlich von isingleena verschieden. 146) Th. longissima Kp. ; Die Länge desKopfes bis zum oceiput geht in der To- lallänge 20mal. Bombay. (Par. Mus.) y) Mehr einfarbige. 147) Th. lineopinnis Kp. Mur. lineopinnis Rich. Er. et Terr. p. 89. Murae- nophis Vicine Cast, Pl. 42. fig. 4. Puerto cabello.. London, Paris. 148) Th. maculipinnis Kp. Auf der entwickelten Rückenflosse mit mehr horizonta- len schwarzen Linien und unregelmässig geformten schwar- zen Flecken. Goldküste. (Leyd. Mus.) ö) Gebänderte. 149) Th. colubrina Kp. Mur. colubrina, Commers. Rich. Er. el Terr. p. 68. Tab. 19. fig, 1. Socielälsins. Brit. Mus. b) Einreihige Nasal-, zweireihige Vomerzähne. 150) Th. arenata Kp. Muraena Ihyrsoidea Rich. Sulph. p. 111. pl.49. fig. 1. Er. et Terr. p. 91. Cant. Mal, Fish. p. 330. Mur. arenalus Cuv. (Par. Mus.) Ich bezweifle es sehr, dass diese Figur die von Sir Richardson beschriebene Art darstellt. Sie ist nach einer Zeichnung des Herrn Reeves. China. Brit. Mus, 62 Kaup: 151) Th. sathete Kp. Mur. sathete Ham. Gangesf, p. 17 u, 363. Ic. Hardw. ined. No. 318, obere Figur. Mur, salhete Rich. Er. el Terr. p. 91. Cant. Mal, Fish. p. 331. Indien. Brit, Mus. 152) Th. ceramensis Kp. Mur. ceramensis Blkr. Muraenoiden. Wahai, Ceram (Bleeker) , Java (Kuhl), Nouhiva (Par. Mus.). 153) Th. Boschi Kp. Mur. ‚Boschi Bleeker Muraenoiden, Sumatra (Blkr.) 154) Th. prosopeion Kp. Mur, prosopeion Bleeker diagn, Beschr, Priaman. (Sumalra). 155) Th. multifasciata Kp. Nasenzähne: 12 sehr regelmässig geformt in einem Halbzirkel. Mesiallinie: 2, der hintere der längste. Vomerzähne: 21, die sechs vorderen Paare bilden eine doppelte schief gestellle Reihe; sie sind kurz, aber spilz. Palatinzähne: 13 auf der äusseren, 3 dünnere und län- gere auf (der inneren Reihe. Unterkiefer: 20, 4 beweglich nach innen an der Symphyse. Die vordere Nasenlube reicht über die Lippe und die hintere hat einen schmalen nach hinten gerichteten Rand. Die Augen von milllerer Grösse, gehen 1’, in die Länge der Schnauze und stehen näher der Schnauze als dem Mund- winkel. Dorsalllosse beginnt über dem Kiemenloche. c) Zwei Reihen Nasen-, eine Reihe Vomerzähne. 156) Th. A. Dumerili Kp. Mur, gultala Rich., Mur. punclalus, (Par. Mus.) Sir Richardson verwechselt diese Art mil Lema- muraena gullala. Ich habe sie nach meinem verehrlen Freunde Professor August Dumeril als ein schwaches Zeichen meines Dankes genannt, 157) Th. microdon Kp. Mit stumpfem Kopfe, geschwollener Schnauze und sehr kurzen vorderen Nasentuben. Die kleinen Augen in..der Mitte Uebersicht der Aale. 63 des Rachens. Rückenflosse über dem Kiemenloche beginnend. Die 6 inneren Nasenzähne sind die grösseren; 20 Palatin- zähne auf der äusseren, 5 auf der inneren Reihe. Unterkie- fer mit 20; 4 grössere nach vorn auf der Innenseite. Dun- kelbläulich violett mit schwarzen unterbrochenen geäslelten und venenarligen schwarzen Linien. Quer über den Hinter- kopf eine Reihe Poren, welche sich in zwei kurze Längsli- nien nach den Augen hin fortselzen. Länge 480 Mm., wo- _ von der Schwanz 240 wegnimmt. 158) Th. chlorostigma Kp. Mit runden Hühnerschrot ‘grossen gelben, schwarz be- grenzien Tüpfeln, die vollkommen regelmässig und gleich weit von einander gestellt sind, und nur gegen den Schwanz hin weiter auseinander stehen. Nur das Ende des Schwan- zes mit einer zackigen Querbinde von gelblicher Farbe. Auf dem Vomer 12 konisch kurze Zähne, der erste der dickste. Ein grosses schönes Exemplar von den Sechellen ist 620 Mm. lang, wovon der Schwanz 340 wegnimmt. Diese Art kann nicht mit der punctala verwechselt wer- den, die eine echte Muraena ist. Par. Mus. 159) Th. Blochi Kp. Mur. Blochii Blkr. Muraen. Sumalra (Blkr.), Borneo (Leyd. Mus.) 160) Th. miliaris Kp. Kopf sehr kurz und stumpf; vordere Nasentuben unge- wöhnlich kurz. Rachen kurz; seine Länge geht nur 1'/, in die von der Schnauze zum Kiemenloche. gemessen. Gleicht meleagris Shaw, allein die gelblichen. nadel- kopfgrossen Punkte sind kleiner, regelmässiger, auch ist der Kopf stumpfer und der Rachen weniger weit geöffnet. Gleicht ebenfalls der A. Dumerili, allein die Punkte ste- hen bei miliaris viel näher beisammen und der Kopf ist bei der Dumerili viel gestreckter. Ein Exemplar von Marlinique zeigt am Schwanzende arabeskenarlige Figuren, die aus zusammengeschmolzenen Punkten bestehen. Totallänge 480, wovon der Schwanz 250 wegnimmt. : Par. Mus. 64 Kaup: 161) Th. flavopicta Kp. Mit 10—11 kleineren konischen Nasenzähnen in der vorderen, mit 3 grösseren auf derinneren Reihe. 3 auf der Mesiallinie; 10 auf dem Vomer, der erste dicke stumpf ; 15 auf der äusseren, 8auf der inneren Reihe der Palalinknochen; 20 auf jeder Hälfte des Unterkiefers, 8 auf der inneren Reihe nächst der Symphyse, welche noch eine nicht complete Reihe von vier besilzt, die sich an die zweite Reihe anlehnt. Die niedrige Rückenflosse beginnt am Hinterkopfe. Kopf kurz; Augen miltelmässig; vordere Nasentube kurz; die hintere über dem vorderen Augenwinkel ist klein, oval mit erhabe- nem Rande. Grundfarbe gelb mit unzähligen schwarzen Punkten, zickzack und ästige Hieroglyphen ähnliche Figuren bildend. Vom Mundwinkel zum Kiemenloche bilden die Punkte schwarze Längsstreifen. Spitze des Schwanzes gelb. Länge 390 Mm., wovon der Schwanz 210 Mm. Diese Art ähnelt Siderea pantherina. Brasilien. Par. Mus. 162) Th. unicolor Kp. Muraenoph. unicolor Delar. Annal. d. Mus. XII. pl. 25. fig. 15. M. Cristini Risso, monaco Cocco, Muraena unicolor Bon. Cat. meth. Mittelmeer, Madera, Madagascar etc. Par. Mus. d) Zweireihige Nasen - und Vomerzähne. 163) Th. meleagris Kp. Mur. meleagris Shaw, nat. misc. pl. 220. Gen. Zool. p. 32. Er. et Terr. p. 93. Südlicher Ocean. Brit. Mus. 164) Th. grisea Kp. Muraenophis griseus Comm. Lac. Tom. V. pl. 19.3. Muraena bilineala et geomelrica Rüpp. Atlas und neue Wirbelth. p. 84. Diese Art hat den Herren Ichthyologen viel zu schaf- fen ‚gemacht, da die Beschreibung wie Abbildung von Lac&- pede viel zu wünschen übrig lässt. Ohne das Original von Commerson untersucht zu haben, wäre es mir unmöglich Uebersicht der Aale. 65 gewesen zu ermitteln, dass die Rüppell’schen Arten syno- nym mit ihr sind. Djetta (Rüpp.), Mauritius und Bourbon (Par. Mus.). 165) Th. tile Kp. Muraenophis lile Ham. Gangesfish 18 et 363. Muraena lile, vermiculata *) et gracilis Rich. Er. et Terr. p. 92. Hardw. Ic. ined, 303. (juv.) 301 et 310. fig. 108 ist sathele. 166) Th. prasina Kp. Muraena prasina Rich. Er. et Terr. p.93. 167) Th. irregularis Kp. Braun mil grossen schwarzen irregulären Flecken. Flos- sen gelblich, 16 Zähne auf der äusseren, 7 auf der inneren Reihe des Palalinum, 10 in zwei Reihen auf dem Vomer, wovon der erste und letzte der grösste. Totallänge 470, Schwanz 240 Mm. Brasilien. Par. Mus. 33) Genus Limomuraena Kp. Kurze Thyrsoideen, deren hintere Nasentuben noch län- ger als bei Mur. helena sind. 165) L. guttata Kp. Mur. gultata Banks et Sol. M. SS. Ic. pict. Park. II. I. Bibl. Banks. Sow fish of Madeira, Trans. zoo. Soc. II. p. 192. Er. et Terr. p. 90. Mur. pavonina Rich. Sulph. p. 110. pl. 53. fig. 12. Muraena pardalis Temm. et Schleg. Fauna jap. p- 268. 1.119. Calamaia paum. Rüss. Indien. London, Leyden, Paris. 34) Genus Polyuranodon Kp. Auf den Nasenbeinen 14 Zähne in einer Reihe. 3 Rei- hen spitzer Zähne auf dem Palatinum; 5—6 in einer Reihe auf dem Vomer. Unterkiefer vorn mit 4, hinlen mit 2 Reihen. 169) P. Kuhli Kp. Mur. polyuranodon Blkr. Ceram (Bleeker). *) Die Muraena vermiculata von Peters gehört in die Nähe von Mur. helena. Archiv f, Naturgesch, XXI. Jahrg. 1. Bd. 7 66 Kaup: 35) Genus Channomuraena Rich. Ichthyophis seu Neltastoma (olim) Rich. 170) Ch. vittata Rich. Ichth. viltatus Rich. Sulph. p, 114. pl. 63. fig, 7 et 9. Asien. Brilt. Mus. 36) Genus Huraenoblenna Lac. Ichthyophis Less. 171) M. tigrina Kp. Ichth. tigrinus Less. Cog. pl. 12. Oualan, Hafen Carterat (Quoy eb Gaim.). Molukken (Leyd. Mus.) Celebes (Forster). Ich kenne die M. olivacea Lac. nicht. 37) Genus Poecilophis Kp. Sind Muraenen, deren Zähne mehr rund und stumpf und mehr oder weniger pflasterarlig ‚gestellt sind. Flossen: noch deullich zu erkennen. Sie repräsenliren die Pisodonophis der Ophisurinae. Die Mehrzahl sehr bunt. 172) P. variegatus Kp. Mur. variegala Rich. Er. et Terr. p. 94. Echidna variegala Forst. Enchir. 31. Genus 5. 1788. ld. anim. cura Lichtenstein p. 181. (1844) Mu- raena nebulosa Thunb. diss. p.7. t.1. fig. 2. Syst. p. 528. Gymnoth. echidna Syst. p. 526. Hardw. le. ined. Mus. Brit. pl. 306. Muraena minor Temm. et Schleg. Fauna jap.Pl. 115. fig. 2. M. ophis. Rüpp. All. 1.29. fig.2. Rich. Er. et Terr. p. 93. Peters Archiv, 1855. p. 270. 173) P. catenalus Kp. Muraena calenatus Rich. Er. et Terr. p. 95, Gymnoth. caltenalus Bl. 415.,Syst. p..528. Muraenoph. ondule Lac. V. 19.2, Südamerika, Bermudas, Trinidad. Lond., Paris, Leyd. 174) P. polyzonus Kp. Mur. polyzonaRich. Sulph. p. 112. pl. 55. fig. 11— 14. Er.et Terr. p.95. Mur. sordida Cuv. Regn. an. p. 352. Seba 11. 69, 4. London, Paris. Uebersicht der Aale. 67 Andere sind mehr einfarbig, indem die helleren Flecken weniger in die Augen fallen: 175) P. Peli Kp. Kopf stumpf und kurz. Die kleinen Nasentuben mit weisslichem Rande. ' Zwei Poren: über den»vorderen Nasen- iuben, ,ö an.der. Oberlippe, 6 an der Unterlippe; alle mit deutlichen: weisslichen Monden umgeben, - Schwanz unbedeu- tend kürzer‘ als der Körper, so lang,.als der Körper vom Mund- winkel bis 'zum Anus. Schwärzlich mit unzähligen. ‚gelbbraunen ‚Spritzflecken auf der Dorsalflosse und längs des Rückens. , Auf,der Dor- salllosse noch schwarze unterbrochene Längsstreilen und Rei- hen gelblicher Punkte. Nasenzähne 13, 3 kleinere zwischen den 3 hinteren; 3 ‚auf der Mesiallinie, wovon der letzte der dickste.. , Vomerzähne in 2 Reihen, die sich den Nasenzäh- nen und denen der Mesiallinie anschliessen. Die rudimentäre Palalinbeine mit 2 unregelmässigen Reihen etwas spilzerer und mehr gestreckler Zähne. Unterkiefer mit 16 Zähnen; 9—11 an der vorderen Hälfte nach aussen. Goldküste durch Herrn Pel' im abaane Museum, 176) P, delicatulus Kp. Nasenbeine mit 13 Zähnen im Halbzirkel; Mesiallinie mit 2 Zähnen ; Palatinum mit 14 kürzeren nach aussen und 10 grös- seren nach innen. Vomer mit 2 Reihen, die seitlich eompri- mirt sind; 8 links, 6 rechis. Unterkiefer mit 14; 14 äussere am Anfange, Grundfarbe schwärzlich mit einem Netzwerke über den ganzen Körper, das unregelmässig ist, Totallänge-200, Schwanz 95 Mm, Molukken., Leydener Mus; 177) P. fascigula kp. Mur. faseigula, Peters Archiv 1855. P: 271. 175) P. Lecomtei Kp. . Steht der Peli nahe, allein unterscheidet sich durch den Mangel weisser Monde um die Poren des Kopfes, und diiss die hinteren Nasentuben mehr nach hinten als nach 'vorn gerichtet sind. Farbe schwarz, längs des Körpers‘ mit run- den Augenkreisen und Hieroglyphen von gelbbrauner Farbe. 68 Kaup: Ein’ anderes Individuum zeigt nur wenige gelbbraune Punkte; ein sehr jugendliches Exemplar ist'mil Längsreihen, gelbbrau- ner Punkte über und über bedeckt. Gabon durch Herrn Aubry-Lecomte.,, Paris, 38) Genus Gymnomuraena Lac. Achneln Poccilophis, allein sind ohne alle Flossen. ' Die Zähne der Nase, Mesiallinie und des Vomers bilden eine Fläche, die der einer benagelten Schuhsohle gleicht. 'Pala- tinknochen wie deren Zähne rudimentär. Der Körper ge- streckt und weiss gebändert. 179) G. fasciata Kp. Muraenophis fasciatus Hardw. Te. ined. Unterscheidet sich von der länger bekannten Zebra durch grössere Zahl von Zähnen, die der Fläche einer stark be- nagelten Sohle eines Jägers gleicht. Körper mit 100—114 Bändern. Von Muscat. Brit. Mus., Pariser Mus. 180) G. zebra Lac. Zebraeel Shaw. Nat. Mis. 101. Gymnoth. zebra, Syst. p. 523. — Gymnomuraena cerclee Lac. V. p. 649. pl. 19. fig. 4. Rich. Er. et Terr. Die Zahnfläche gleicht der Sohle eines zierlichen Damen- pantoffels. Sumalra (Shaw), Neu-Brit. (Commerson), Madagascar (Quoy. et Gaim.).. London, Paris. 39) Genus Aphthalmichthys Kp. Gleichen Moringua, allein nur mit einer Spur von Flos- sen gegen das Ende des Schwanzes. ‘Augen durch die Haut verdeckt und desshalb undeutlich; Unterkiefer ‘dicker und länger als die Schnauze. Nasentuben kurz; die hinteren kön- nen geschlossen werden. Schwanz am Anfange so dick als am,Ende;, 11’ Zähne. im Oberkiefer, von welchen die. 7 Na- senzähne die längsten. 5 Vomerzähne in einer Reihe. Gegen 10—1?2 Zähne im Unterkiefer. 181). A. javanicus Kp. Sehr verlängert und wurmförmig,. . Der Körper ist 11— Uebersicht der Aale. 69 12.Mm. hoch, allein hat eine Totallänge von 920 Mm., wo- von der Schwanz 260 Mm. wegnimmt. Von der Schnauze zum Kiemenloche 49 Mm. Um Java gemein. London, Leyden. 40) Genus Uropterygius Rüpp. Oben wie unten mit 2 Reihen feiner Zähne, wovon die äussere kurz, an der Spilze gekrümmt, die innere mehr gerade und doppelt so hoch ist. Auf dem Vomer eine Reihe von 7 spilzen gekrümmten Zähnen. Nur die eiwas erweilerte Schwanzspitze mit einer Flosse. 182) U. unicolor Rüpp. Taf. 20. fig. 4. Mur. microptera Blkr. Muraenoiden. Ich kenne drei Exemplare von Bourbon in der Pariser Sammlung, die jedoch nicht einfarbig, sondern schwarz mit "unzähligen gelblichen feinen Punkten und Strichelchen ver- sehen sind; über dem Operculum verlaufen sich einige schwärzliche Längslinien; am Rande beider Kiefer einzelne kleine blaue schwarz umgebene Fleckchen. Dr. Rüppell sah den vorderen längeren Zahn der Me- siallinie für einen Vomerzahn an. Frankfurt, Paris. 41) Genus Apterichthys Dum. Caecilia Lac., Sphagebranchus Bl. 183) Apt. coecus Dum. Delar. Ann. d. Mus. t. 13. pl. 21. fig. 6. C. Branderiana Lac. T.2. p. 135. Sphagebr. coecus Syst. 505. Muraena coeca Linn. Syst. nat. p. 426. ‚ Allanlischer Ocean. Paris. 42) Genus Moringua Gray. 154) M. Raitaborua Cant. Cant. Nat. Tyd. IV. Bat. 1853. Pl. 1. Rataborua Hamiltoni J. E. Gray Zool. Misc. p. 9. Rataborua Hardwicki, J. E. Gray l. € Ill. ind. Zool. Eat: 2: Muraena railaborua Ham. p. 25 et 364 (juv.) M. raktaboruya Ham. M. SS. Draw. (juv.) Moringua linearis J. E. Gray l, c. Tab: 11. fig. 1. 79 Kaup: Pterurus maeulatus et linearis Swains., ‚Nat. ‚hist. fish; 11. p. 334 et 335. fig. It bu, cc; Ptyobranchus arundinaceus, Gulhrianus (ad.).ery- Ihraeus, multidentalus, parvidentalus, gracilis et brevis: (juv.).. MeClell. Calc. Journ. N. H. V. p: 200—202. 221.223, Pl.IX. fig. 3—6. ‚Pl.X. h0..1.,2; Die. Zusammenstellung dieser Synonymie ist von Dr- Cantor, der-sich um ‚die Indische Ichthyologie grosse Ver- dienste erworben hat. 185) M. bicolor Kp. Zeigt wie.die vorige kleine jedoch erkennbare Brust- Nlossen,, allein unterscheidet sich durch Färbung, und dass die Dorsal- und Analflosse von gleicher Länge ist. Der An- fang beginnt auf dem drilten Theile des Schwanzes. ‚Unter- kiefer länger als die Schnauze. ‚Oben 9, unten 6 Zähne, ziemlich lang, spilz und rückwärls gekrümmt, , Oben und das Schwanzende dunkel: mit Spuren von Bändern und Flecken, unten silberfarbig. Totallänge 360. Schwanz 108, Anal- und Dorsalflosse 24 Mm. Timor. Leyden, 186) M. lumbricoides J. E. Gray (Brit. Mus.). Gleicht der folgenden, allein zeigt ein grösseres Maul, plötzlich zugespilzte Schnauze, sehr rudimentäre kaum sicht- bare Brusiflossen. Die Analflosse beginnt nicht direkt hinter dem Anus, allein ist wie die Dorsalllosse bestimmter ent- wickelt. Die Augen weniger deullich. Es ist eine dünnere Form mit elwas kürzerem Schwanze. Totallänge 268. Schwanz 93, bis zum Kiemenloche 26. China. Brit. Museum. 187) M. lumbriciformis- Kp. Eine vollkommen eylindrische Form mit kurzem Kopfe und; spilzer Schnauze, Seitenlinie wellenförmig. Die Anal- flosse beginnt direkt hinter dem Anus. Flossen fast linien- arlig und nur nächst der Spilze des Schwanzes. Länge 255. Schwanz 96, bis zum Kiemenloche 25. Indien, Brit. Museum. ge die Uebersicht:der Aale. 71 4te Familie. Congeridae. Gleichen den Anguillidae, allein sind ohne Schuppen und Jie Rückenflosse reicht bis nahe an den Hinterkopf. Der Schwanz ist sehr in die Länge gezogen und zugespilzt. Meist mit Brusiflossen, die nur bei einem Genus bis jetzt fehlen. In der weichen Haut der Schnauze liegt der zahnlose Inter- maxillarknochen. 45) Genus Congermuraena Kp. Das hintere Nasenloch vor der Mille des Auges. Das grosse Auge über dem Mundwinkel. Zähne flach, rund, in mehreren Reihen. Brustflossen. 188) C. habenala Kp. Congrus habenatus Rich, Er. et Terr. p. 109. Pl. 50. fig. 1—5. f 189) C. balearica Kp. M. balearica Delar. An. d. Mus. 13. p. 327: t. 20.3. Conger CassiniRisso.Hist. nat. p. 203. Ichth. p. 91. Echelus cineiara 'Raf. Conger 'mierostoma Cast, pl. 43. fig. 4. Costa Fauna Nap. t. 33. Bon. Cat. melh. p. 38. Diese Art findet sich im Mittelmeer und Süd-Amerika. 190) C. mystax Kp. M. mystax Delar. 1. c. p.328. t. 23. fig. 10. Conger mystax Cuv. 44) Genus Uroconger Rp. Vorderes Nasenloch ohne Tube; das hintere schlitzförmig nächst dem Auge. Lüngs dem Rande der Oberlippe eine Reihe schlitzförmiger Poren. Schwanz ungewöhnlich verlängert. Zähne ähnlich Myrus, sehr fein in 2—3 Reihen. Nasen- und Vomerzähne in 2 Reihen. Die vorderen Zähne des Unter- kiefers durchbohren die Oberlippe, welche sie nicht be- decken. 191) U. lepturus Kp. Congr. lepturus Rich. Sulph. p. 108. Pl. 56. ig. 1—6, Ereb. et Terr. 72 Kaup: 45) Genus Conger Cuv. Die vorderen Nasenlöcher in kurzen Tuben nächst der Schnauze; die hinteren vor den grossen Augen. ‚Die Vo- merzähne, Nasenzähne und die an der Spitze des Unterkiefers in Haufen und zugespilzt. Die des Gaumens und des Unier- Kiefers gleich gross, nahe aneinander gestellt und meissel- förmig, so dass sie eine lange Schneide. bilden. 192) C. vulgaris Cuv. Congrus vulgaris et leucophaeus Rich. Muraena conger Linn., Bl. 155. Echelus grungusRaf. Cong. communis Costa. Conger vulgaris Yarrell p- 402. 193) Conger niger Risso. Hist. nat. p. 201. Echelus macropterus Raf. Car. 64. 165. Bon. Cat. meth. p. 38. Beide im Mittelmeere und der Nordsee, werden sehr gross und schwer. 194) Conger altipinnis Kp. Der ‘gemeinen Art sehr ‘nahe, allein die) ungefleckte Brustflosse überreicht ‘den Anfang der sehr hohen Rücken- flosse, Diese ist fast'so hoch, wie der Rachen lang ist, Der Schwanz ist stumpfer, allein das Ende mit sehr langen Strah- len, welche ebenfalls die Länge des Rachens haben. Totallänge 480, Schwanz 300, Brustilosse 20, Länge des Rachens 20 Mm. Bourbon. Par. Museum. 195) ©. marginatus Val. j Eyd. et Soul. Bonite I. p. 201. pl. 9. fig. 1. 196) C. mullidens Castelneau Pl. 44. fig. 1. Süd-Amerika. Par. Museum, 197) C. oceidentalis Dek. New-York Fn. fig. 172. Smithsonian report 1855. p. 351. 195) ©. Verreauxi Kp. Das Ende der schmalen Brusiflosse reicht nicht zum An- fange der Rückenflosse. Schwarz mit bräunlicher Seitenlinie. Totallänge 305. Schwanz 140, bis zum Kiemenloche 40, Brusiflosse 12 Mm. lang. Uebersicht der Aale. 73 Nach meinem: verchrten ‘Freunde Julius Verreaux genannt, welcher ihn in Australien sammelte, Par. Museum, 199) €. orbignyanus Valenc. d’Orb. voy. Poiss. t. 12 fig. 1. Mit niedriger Rückenllosse, die eine Brustflossenlänge hin- ter der Brusiflosse beginnt. Der Diameter des langen Auges geht eiwas über zweimal in die Länge der Schnauze. Die Rückenflosse hat die Höhe vom Durchmesser des Auges. Totallänge 670, Schwanz 410, Rachen 33, bis zum Auge 24, bis zum KiemenloChe 94, Brusiflosse 25 Mm. Süd-Amerika. 200) ©. brasiliensis Kp. Die Rückenflosse beginnt eine Brustflossenlänge hinter der Spitze der Rückenflosse. Die Nasen- und Vomerzähne gehen in einem spitzen Winkel in den Rachen. . Das Auge mit seinem Diameter gelit 1'/, in die Länge der Schnauze. Totallänge 710, wovon der Schwanz 460 wegnimmt. Pariser Museum. Ich habe weder den Conger punctus Jenn., den Cong. anago, urolophus, uropterus Temm. et Schl. noch den C. chi- lensis Guich. gesehen, und wage daher nicht sie aufzu- führen. 46) Genus Congerodon Kp. Auf den Nasenbeinen 8 unregelmässig gestellte Zähne in 2 Reihen, wovon die äusseren der hinteren Reihe die längsten sind. Auf den Gaumenbeinen 2 Reihen, wovon die innereReihe, aus 27 bestehend, bis fast zum Mundwinkel geht und länger als die äussere ist. Die äussere gehl über den Mundwinkel und besteht aus 47 Zähnen, wovon die hintersten die kleinsten. ‘Im Unterkiefer 3 Reihen. Die innerste ist die kürzeste und besteht aus 6 Zähnen, wovon die hinteren die längsten, etwa 36—37 in jeder der 2 übrigen Reihen. Auf dem Vo- mer 16, wovon der erste der. längste ist und auf beiden Sei- ten einen kürzeren Zahn hat, Nasenlöcher vor dem Auge und den Nasenbeinen geöffnet, ohne Tuben, Brustilossen klein 24 Kaup: und schmal. Die ziemlich entwickelte Rückenflosse "beginnt über den Brustflossen. Auf der Mitte der Länge des Unterkiefers ein ‚Hautläpp- chen, welches sich haarähnlich zuspitzt und über den Rand wegragt. Ob es zufällig oder wesentlich ist, konnte ich nicht ermilteln. 201) C. indicus Kp. Totallänge 215, Schwanz 139, bis zum Mundwinkel 10, bis zum Kiemenloche 26. Der Schwanz spitzi sich sehr fein zu. Aus dem indischen Meere, Par. Mus. 47) Genus Muraenesoz Medlell. Meist mit gavialähnlich verlängerler Schnauze, deren löffelförmig gebildete Nasenbeine über den Unterkiefer weg- ragen. Hinteres Nasenloch entfernt vom Auge. Die gros- sen Augen mitten über dem Rachen. Vomer erhöht mit ei- ner Furche, in welcher die längeren Zähne stehen. Reihen kleinerer stumpfer Zähnchen begleiten die verschiedenen Rei- hen auf ‚den Gaumenbeinen und dem Unterkiefer. Die läng- sten Zähne auf den Nasenbeinen und der Spitze des Unter- kiefers. Erreichen eine bedeutende Länge und sind sehr räuberisch. 202) M. pristis Kp. Conger talabon Cant. et Blk. (nec Russel nee Cuv.). Muraenesox lanceolalus, exodon, serradentala, exo- denta McClell. Cant. Mal. Fish. p. 112. Am Unterkiefer nach aussen und nach oben die Zähne wie eine Säge gerichtet. Asien. Paris, Leyden. 203) M. bagio Kp. Conger talabon Cuv. Russ. 38. Conger bagio Cant. Mal. Fish. p. 316. Mur. bagio Ham. 24. 364. M. tricuspidata Ham. (bagio), bengalensisMeClell. Congrus Iricuspidatus Rich. Sulph. 105. pl. 51. fig. 2. Er. et Terr. p. 111. Conger oxyrhynchus Eyd. et Soul. Bon. t. 1. pag 203. Pl. 9. Fig. 2. Ophisure long museau Q. et Gaim. Voy. Freye. pl. 51, fig. 1. (mit verstümmeltem Schwanze). Asien; Paris, London, Leyden, Uebersicht der Aale. 75 204) M. savanna Kp. Conger savanna, Cuv. Par. Mus. La Savanne de Martinique Cuv.Regn. an. in d. Note. Conger limbatus Castelneau. Mit breiterer Schnauze, deren Haut wie die des Unler- kiefers zellig wie ein Schwamm genarbt ist, das sich erst gegen den Anus und die Bauchseite verliert. London, Paris, Leyden, Ich hatte in Paris nur diese drei Arten in grosser Zahl zum! Vergleiche und: muss desshalb'billen, die Arten curvi- dens, brevieuspis 'et-protervüus Rich. Er.,et Terr..einer noch- maligen Prüfung mit bagio zu unterwerfen, indem diese Art in,der Länge der Schnauze ‚und Zahl der Zähne ‚sehr varürl. 48) Genus Nettastoma Raf. 205) N. melanura Raf. Car. t. 16. fig. 1. Muraenophis saga Risso p. 193. Ichth. fig. 39. Nach Bonap. wäre auch M, maculata hierher zu ziehen. Cat. Meth. p. 39. Es ist ein wahrer Conger ohne Bruslflossen. Schnauze sehr verlängert. Das hintere Nasenloch schief vor den Au- gen und kann durch den häutigen oberen Rand’ geschlossen werden. Das grosse Auge über‘ dem Mundwinkel. Körper eylindrisch mit . verlängertem _spilz zulaufendem Schwanze. Dorsal- und Analflosse. deutlich. Die Zähne sind fein, dünn, hechelförmig in 6—7 Reihen, nehmen nach innen an Länge zu und sind beweglich. Nasenbein kurz mil zusammenge- drängten Zähnen, die einen Zirkelabschnitt einnehmen. /Die Zähne des langen Vomers nehmen an Zahl und Länge nach hinten zu und stelien in irregulären Längsreihen. Alle Flossen schwarz gesäumt, wie bei fast allen Cön- gerinae. In Sammlungen selten, da sie in den grössten Tiefen des Mittelmeeres lebt und nur geangelt werden kann. 76 Kaup: öte Familie. Synbranchidae. Ohne Flossen. Die beiden Kiemenlöcher unter der Kehle in einer gemeinschaftlichen Höhle. 49) Genus Amphipnous J, Müll. 206) A. cuchia J. Müll. Vergl. Anat. d. Myx. Abh. d. Ac. zu Berl. 1839. p. 244. Unibranchaperlura cuchia Ham. 'p. 16. pl. 16: fig. 4. Synbr. euchia Cuv. Regne. an. Il. p. 354. Synbr. cachia Swains II. p. 336. Ophichthys punctatus, Pneumabranchus striatus, leprosus et albinus McClell. Dondoo-Paum Russ. 35. Cant. Mal. Fish. p. 338 in der‘ Note, Blee- ker Muraenoiden. 50) Genus Unipertura Lac. J. Müll. Gleicht ‚Monopferus, ‚allein: mit 4 gefranzten Kiemenbö- gen. Die quere Kiemenhaut, die Kiemenlöcher und deren Scheidewand bedeckend, bildet einen winkeligen oder.ovalen Ausschnitt. Ohne Luftsäcke und Schwimmblase. 207) U. laevis Lac. Lac. tom. V. 17. 54. 1. 3. Synbr. immaculatus Cant. et Bleeker (nec Bloch). Ophisternon bengalensis McClell. Tetrabranchus microphthalma Blkr. Das Exemplar der Pariser Sammlung, nach welchem. La- cepede dieses Genus aufgestellt hat, zeigt einen feinen Mes- serschnitt über den Kiemen,. so dass der Gründer dieses Geschlechts die Unterscheidungsmerkmale genau erkennen konnte; obgleich er in seiner Beschreibung vergass sie zu erwähnen. 5 Betrachtet man das Kiemenloch, wie es Bloch bei Synbr. immaculalus abbildet, so ist es klar, dass dieser Fisch aus Süd-Amerika nicht hierher gehört. Uebersicht der Aale. MT, 51) Genus Synbranchus Bl. 208) S. marmoratus Bi. t. 418. Syst. 524. S. pardalis Val, d’Orb. voy. Poiss. Pl. 13. fig. 1. S. villatus Cast. Par. Mus. 209) S. cayennensis Kp. ?S. immaculatus Bl. 52) Genus Monopterus Lac. Mit nur drei Kiemenbögen. Ohne Luftsäcke unter der Haut des Hinterkopfes. 210) M. javanicus Lac. Monopt. laevis Rich. Sulph. 116. cinereus p. 117. Pl. 52. fig. 1—6. Ophicardia phayriana McClell. Ophicard. et Synbranchus xanthognathus Rich. S. grammicus.;Cant, Synbr. marmoralus Temm. et Schl. Monopterus marmoralus Rich. Uebersicht der Gymnotidae. Von D. 9» Kaup in Darmstadt. Hierzu Taf. III. Fig. 1—10. Die Gymnotlidae lassen sich wie folgt charakterisiren: Aalähnlich, mit rundem Rücken ohne Flossen. Enl- wickelte Brustflossen. Sehr ausgebildete Analflusse, die den Anus sehr weit nach vorn unter die Brust oder sogar bis zur Kinnhaut gedrängt hat; nach hinten geht dieselbe bis ans Schwanzende, oder lässt eine dünn zulaufende Schwanz- spitze frei. Die Strahlen sind gegliedert und gegen die Spitze einfach oder doppelt gegabelt. Meist ist der Körper seitlich ‘comprimirt. Alle zeigen eine kleine birn- oder herzförmige Blase unter dem 2ten bis Aten Halswirbel. Diese ist doppelt. Die äussere dick, allein leicht zerbröckelnd , enthält eine dünne durchsichtige mit Gallerte angefüllte Blase, die frei in der äusseren herumschwimmt und leicht aus dieser heraus- genommen werden kann. Diese Blase steht mil Gehörknö- chelchen in Verbindung und steht durch einen dünnen Strang meist mit der Schwimmblase, die sehr in die Länge gezogen ist, in Berührung. Dieser Strang zertheilt und fixirt sich an den Magen. Ich kann die vordere birnförmige Blase mit ihrer filzi- Kaup: ‚Uebersicht der Gymnotidae. 79 gen Textur für nichts anderes halten als für das häutige La- byriuth, wie wir es bei den höheren Mollusken wahrneh- men *). Die Männchen haben meist ein Zäpfchen hinler dem Anus und die Weibchen eine fast gleiche Oeffnung für die Eier. i Die Gymnotidae haben ferner Zähne auf dem Zwischen- oder Unterkiefer, selten hechelförmige auf den Gaumenbeinen (individuell), keine auf dem Vomer. Bei den Rhamphichthys fehlen alle Zähne. Ihr Schultergürtel ist am Kopfe aufgehängt. Vom Ö5len Wirbel an ausgebildete Rippen, die Bauchhöhle umgebend **). Magen mit Blindsack und Blinddärme. Ihre Eierslöcke sack- förınig und ihre Ausführungsgänge abweichend von den Aalen (J. Müller). Sie bilden folgende 5 meist von J. Müller und Tro- schel zuerst scharf unlerschiedene Genera. 1) Sternarchus Schneid. Mit kleiner normaler Schwanz- llosse. 2) Rhamphichthys J.M. et Tr. Ohne alle Zähne, 3) Sternopygus J.M. et Tr. Mit hechelförmigen Zähnen, 4) Carapus J.M. etTr. Geschuppt mit einer Reihe Zähne. 5) Gymnolus Linn. 'Schuppenlos. 1) Genus Sternarchus Schneid. 1) Sternarchus albifrons Schn. Bl. et Schn. Syst. p. 497. 1.94. Gyınn. albifrons Pall. spie. VII. p..36. t. V], 1. 2) Sternarchus Bonaparti Castelneau. Par. Mus. (Fig. 1). #) Siehe ein Weiteres in dem vortrefflichen Aufsatze von Prof. _ Reinhardt: Arch. 1854. p. 169. Bei dem Carapus fasciatus, und zwar in dem Exemplare, welches Valenciennes als inaequilabia- tus bezeichnet hat, findet sich zwischen der ersten und zweiten Blase eine dritte, von ähnlicher Gestalt wie die erste. Vergl. hierzu die folgende Abhandlung. #©) Es wäre von grossem Interesse, eine complette anatomi- sche Monographie der 5 Genera der Gymnotidae zu haben, 80 Kaup: Die kürzesie Art mit plötzlich abgestutztem Schwanze, Jessen. Analflosse fast zur Schwanzflosse reicht. Der Rachen ist bis hinter die Augen geöffnet und der Anus am vorderen Drittel des kahnförmigen und ausdehnbaren Unterkiefers. Die Peitsche ‘zeigt an den seitlichen Rändern mit dem nackien Auge erkennbare schwarze Tüpfel. Da kein losgerissener Muskel auf seiner unleren Fläche Flecken analog der Kör- perfarbe zeigen kann, so ist die von. Cuvier aufge- stellte und von Herrn Reinhardt verlheidigle ‘Ansicht irrig. Nach letzterem soll diese Peilsche durch Manipulationen im Spiritus losgerissen werden und der lebende Fisch nie die Peitsche zeigen. So viele Exemplare ich auch von drei verschiedenen Arten gesehen habe , so war die Peilsche bei allen gleichweil auf dem Schwanzrücken entspringend. Wären sie erst durch Manipulalionen frei geworden, so müssle es doch auch Exemplare geben, wo sie nur Iheilweise gelrennt wäre. Mehr als wahrscheinlich, ja fast gewiss ist die Annahme, dass die Peitsche im Leben des Fisches durch den Körper- schleim in seiner Rinne fest gehalten wird und dass diese erst frei wird, indem der Spiritus dem Schleime die Fixirkraft genommen hat. Man kann auch fragen, welchen Manipulatio- nen ein Fisch im Spiritus unterworfen wird, um Muskel los- zureissen. Man bringt einen Fisch aus verdorbenem Spirilus in einen besseren, und durch ein solches kann doch kein Muskel losreissen. Die Erklärung, die Herr Reinhardt giebt, wie diess so gleichmässig geschehen soll, ist mir nicht klar geworden. 3) Sternarchus oxyrhynchus J. M. et Tr. Hor. ichth. p. 16. Tab. ll. (vortrefflich). Schnauze dünn, lang, nach unten gebogen mit klei- nem Munde. Die längste und complicirteste Form. Englisch Guiana, im unteren Essequibo, im Berliner und Pariser Museum, Da diese drei Arten sich so wesentlich in der Kopf- und Körperform unterscheiden, so kann ich dem Sternarchus brasiliensis, der so nahe dem albifrons steht, keinen grossen Glauben schenken, und diess um so weniger, da dieser bra- Uebersicht der Gymnotidae. 8 siliensis nur mit der einen vorhandenen Abbildung von Pal- las verglichen werden konnte. 2) Genus Rhamphichthys J. M. et Tr. a) Mit kurzer Schnauze, mit Anus am hinteren Drit- tel des Kopfes und Analflosse, die nicht bis zur Kiemenspalte reicht. 4) Rh. Artedi. Kp. (Fig. 2). Seba Ill. Tab. 32. N. 2. Die freie Schwanzspilze geht 5—6mal in die Totallänge und der quere Durchmesser des Körpers geht fast 2mal in seine Höhe. Aus der Mana im franz. Guiana. Par. Mus. Die Beschreibung wie Abbildung im Seba ist ganz gut und es ist zu verwundern, dass die älteren und neueren Autoren diese Art übersehen haben. 5) Rh. J. Mülleri Kp. (Fig. 3). Die freie Schwanzspitze geht nur 3—4mal in die Total- länge und der quere Durchmesser des Körpers geht fast 3mal in die Höhe des Körpers. Es ist eine schlankere Form als die vorige mit elwas kürzerem Kopfe und seitlich gestellten Augen, die bei Artedii mehr nach oben gerichtet sind. Sie ist ebenso bunt als die vorige, allein Oberkopf und Rücken sind einfarbig schwärzlich. Zwei Exemplare aus der Cayenne, wovon das grössere 19 Zoll lang ist. Pariser Museum. b) Arten mit längerer Schnauze. Anus unter oder vor dem Auge. Analflosse vor der Kiemenspalte beginnend. 6) Rh. lineatus Kp. (Fig.4). Carapus lineatus Cast. Pl. 47. fig. 1. Anus am vorderen Drittel des Kopfes mit verstecktem comprimirtem Zäpfchen. Brustflosse so lang als vom Auge zum hinteren Nasenloche. Körper '/, so breit als hoch. Kopf ‘ohne alle Zeichnung, ebenso die Flossen. Körperseite mit 4 dunklen Längsstreifen. Der Schwanz an dem einzigen Exemplare ist plötzlich abgeslulzt, was ich einer Verstümmelung durch einen Raub- fisch zuschreibe. Par. Mus. Archiv f. Naturgesch. XXI. Jahrg. 1. Bd. 6 82 Kaup: 7) Rh. pantherinus Kp. (Fig. 5). Carapus pantherinus Cast. Pl. 46. fig. 3. Kopf bunt mit hoch aufsteigender Stirn, mässig langer Schnauze und Anus am vorderen Drittel des Kopfes. Brust- flosse reicht nicht zum hinteren Nasenloche vom Auge an gemessen. Um die Brusiflossen nach dem Anus hin und ein Streifen längs dem vorderen Theile der Analflosse blau. Brust- flosse schwach gebändert, Analflosse fast einfarbig zeigt nur Spuren von Linien und Bändern. Par. Mus. 8) Rh. marmoratus Kp. (Fig. 6). Carapus marmoralus Cast. (Par. Mus.). Gleicht der vorigen, allein die Schnauze ist gestreckter und der Anus mehr nach dem Auge hin. Die Stirn weni- ger steil aufsteigend und der Kiemendeckel ohne Flecken. pantherinus marmoralus Dimens.: Kopf bis zur Kiemenspalte 73 78 von der Schnauze bis zum Auge 39'/, 4 bis zum Anus . . 2... 27 35 bis zur Analllosse. . . . 47 54 9) Rh. Reinhardti Kp. (Fig. 7). Anus hinter der Mitte der langen Schnauze mit äusser- lich sichtbarem ziemlich grossem Zäpfchen, Gesicht und Kie- mendeckel ohne Zeichnung, Rücken der Schnauze und des Kopfes schwarz gefleckt. Ueber den Rücken schwärzlich ge- fleckt mit helleren Tüpfeln. Längs der Seitenlinie ein schwar- zer Streifen. Zwischen der unteren Bauchseite und der Sei- tenlinie ein breiter gelber Streifen, der sich nach dem Schwanze hin verliert. Brusiflosse ohne, Analflosse mit un- regelmässig lichteren Streifen, gegen die Spilzen hin düster- braun mit runden lichteren Tüpfeln. Woher ? Pariser Museum. Aus der verstlümmelten Schwanzspitze geht ein 20 Mm. langes Hautläppchen hervor, das zeigt, dass das Schwanzende verletzt sich reprodueiren kann, ähnlich wie bei Lacerten, Geckonen. ° 10) Rh. Blochi Kp. (Fig. 8). Rh. rostratus J. M. et Tr. Gymnotlus rostralus Bl. et Schn. syst, p. 522. t. 106. Uebersicht der Gymnotidae. 83 Seba III. T.32. No. 5. Carapus rostratus Cuv. Kopf und Körper bunt. Anus mit Zäpfchen 3—4 Mm. unterhalb des Auges. Schnabel vom Kopfe abfallend und , der Kopflänge wegnehmend. Ich kenne nur das an der oberen Schnauze verslüm- melte Exemplar, fast gänzlich verbleicht, der Berliner Samm- lung, nach welchem die Abbildung in dem Systema gegeben ist; hier zeigt dieser Fisch irrig Andeutungen von Zähnen und einen geschuppten Kopf. 11) Rh. R. Schomburgki Kp. (Fig. 9. ?R rostralus J. M. et Tr. Die sehr lange Schnauze mit der Stirn in fast gleicher Linie. Anus wenigstens 12 Mm. unterhalb der Augen. Brust- flosse '/, so lang als die Kopflänge von der Schnauze zum Saume des Kiemendeckels gemessen. Kopf mit gelblicher Zeichnung auf bräunlichem Grunde. Farbe schwärzlich mit grauweissen Schuppen. Längs der Seilenlinie ein breiter schwarzer Streifen, Analflosse nach den Spilzen hin fast schwarz mit lichteren Längslinien. Sie zeigt 430 Strahlen. Totallänge 956 Mm. oder 34. Schwanz ohne Analflosse 220 ; Kopf bis zum Saume des Kiemendeckels 116, vom Auge zur Schnauze 71, von der Schnauze zum Anus 63, zur Anal- flosse 84. Länge der Brusiflosse 27 Mm. Körper '/, so breit als hoch. Die Angabe der allzugrossen Variation der Analstrah- len beruht sicher auf einer Verwechselung. Das Pariser Exemplar hat zwei gleiche grosse Oeffnun- gen und war demnach ein Weibchen. Britisch Guiana im Demerara durch die Gebrüder Schom- burgk, nach welchen diese Art eine Länge von 4—6 Fuss erreicht. Ich habe diese Art nach Sir Robert Schomburgk genannt, dem die Wissenschaft vieles verdankt. 12) Rh. Schneideri Kp. (Fig. 10). Anus senkrecht unterhalb des Auges mit einem Zäpf- chen nicht grösser als der Kopf einer feinen Stecknadel. Mit ungewöhnlich langer Schnauze, die ?/, der Kopflänge weg- 84 Kaup: nimmt. Kopf, Kiemendeckel und Körper sehr bunt gefleckt. Brust- und Analflosse mit unregelmässigen schwarzen Bän- dern und runden Flecken. Zwei Exemplare aus Cayenne durch Herrn Melinon im Pariser Museum. 3) Genus Sternopygus J. M. ei Tr. 13) St. macrurus J. M. et Tr. L. c. p. 14. Bloch 157. 2. Bl. et Sch. Syst. p. 522. Carapus macrurus Cuv. 1. c. p. 357. i Car. arenatus Eyd. et Soul. Bonite I. p. 24. pl. 8. fig. 1. St. Marcgravi Reinh. 1. c. p. 180. Variirt sehr. Die Exemplare, nach welchen der arena- tus aufgestellt ist, zeigen gegen den Schwanz hin einen gel- ben breiten Längsstreifen. Die normale Färbung ist gelb- braun mit unzähligen dunklen Punkten und häufig am Nacken über der Kiemenspalte mit grossem rundlichen schwarzen Fleck mit und ohne weisse Tüpfel. Ein kleines Exemplar durch Sir Schomburgk in der Pariser Sammlung ist schwärzlich mit queren Streifen und Längsstrich nächst der Rückenkante. Ich habe viele Exemplare gesehen, allein nie ein Exemplar mit den runden Flecken, wie es Bloch abbil- det. Analflosse 230—310. Lebt wahrscheinlich in allen Flüssen von Süd-Amerika und lässt sich durch die Augenleder sehr leicht von der fol- genden unterscheiden. 14) Sternopygus virescens Kp. Sternarchus virescens Val. d’Orb. Voy. Pl. 13. 2. Sternopygus tumifrons M. et Tr. ]. c. p. 14. Sternopygus microstomus Reinh. ]. c. p. 181. Der kleine aufgesperrte Mund hat etwa den Durchmes- ser des Auges. Anus milten unter dem Kopfe. Zwischen Analflosse und Seilenlinie zwei dunkle Strei- fen und ein verwaschener auf der Analtlosse (Berliner Exem- plar). Das Pariser Museum hat ein fast schwarzes Exemplar. Brasilien. See Lagoa santa (Reinhardt). f Uebersicht der Gymnotidae. 85 15) Sternopygus lineatus M. et Tr. L. c. p. 14. Mund klein, Anus nächst der Kiemenspalte. Mit kür- zerer Schnauze und elwas grösserem Maul, dessen ganzer Zwischenkiefer mit einem SIreifen hechelförmiger Zähne be- legt ist. Der Körper ist mehr comprimirt und der Schwanz länger. Das Berliner Exemplar war noch sehr jung, mit zwei dunklen Streifen längs und über der Analllosse. Britisch Guiana, See Amucu durch die Brüder Schom- burgk. Berliner und Pariser Museum. 16) Sternopygus Troscheii Kp. Sternopygus virescens M. et Tr. ]. c. p. 14. Die längste und comprimirteste Form mit dem grössten Maule, das aufgesperrt den Unterkiefer länger als den Ober- kiefer zeigt. Anus etwas hinler der Kiemenspalte. Der haarähnlich sich zuspitzende Schwanz geht dreimal in die Länge des Körpers. Berlin und Paris. 4) Genus Carapus M. et Tr. Breite plattgedrückte Schnauze mit einer Reihe spitzer Zähne. Körper mit ziemlich grossen Schuppen. Steht Gymnotus am nächsten, in der Form des Kopfes, der Nasenlöcher und dass die Analflosse bis nahe an das Ende des Schwanzes reicht. 17) Carapus fasciatus M. et Tr. Loc. eit. p. 13. Gymnotus faseciatus Pall. spic. VII. p. 37. G. brachyurus Bl. t. 157. 1.- G. carapo Syst. p. 521. C. brachyurus et fasciatus Cuv. p. 357. C. inaequilabiatus Val. d’Orb. Voy. Poiss. pl. 14. Seba Ill. T. 32. N. 1. Mit etwa 21 schwärzlichen schiefen Querbinden, die sich zuweilen (vielleicht in höherem Alter) in runde Flecken auflösen. 18) Carapus albus Kp. Gymnolus albus Pall. ]. c. p. 36. 86 Kaup: Gmel. 1137. N. 7. Syst. p. 523. G. coerulescens Seba t. 32. fig. 3. Schwanz länger und allmählich sich zuspitzend. Oben 30—40, unten 50—56 spilze Zähne. C. fascialus zeigt oben nur 26—30, unten 36—38 Zähne. Die Seba’sche Figur hat den Fehler, dass die Augen etwas zu weit nach hinten gestellt sind. Die Speciesbezeichnung ist wahrscheinlich nach einer Varietät oder total verblichenem Individuum gebildet. Die Färbung ist fast schwarz mit Spuren von Querbinden, na- mentlich auf dem Schwanze. Ein Exemplar aus Cayenne zeigt den Kopf gefleckt. Von diesen Flecken zeigt das Se- ba’sche Exemplar einen auf dem Kiemendeckel. 5) Genus Gymnotus Linn. Mit sammetweicher Haut ohne eine Spur von Schuppen. Oben mit etwa 50, unten mit gegen 60 spilzen Zähnen; oben eine zweite Reihe von etwa 6 Zähnen hinter den mitlleren. An der Symphyse des Unterkiefers 2 kleine Reihen nach innen wie bei Unipertura. Brust- und Analflosse mit dicker Haut, welche die Strahlen verhüllt. 19) @. electricus Linn. Bl. t. 156. Seba Ill. 34. 6. (besser). Oben schwärzlich, unten. weisslich. Auf der Analflosse mit bunter schwarzer Zeichnung. Durch die Haut sind 334-350 Strahlen in der Anal- flosse zu fühlen. Ausser diesen 19 Arten führt v. Humboldt noch den Gymnotus aequilabiatus auf, den die berühmten Verfasser der Horae ichthyologicae in das Genus Sternopygus verweisen. Da ihn jedoch v. Humboldt schuppenlos beschreibt und abbildet, so kann er nicht wohl hierher gehören. Wahr- scheinlich bildet diese Art aus dem Magdalenenflusse eine eigene Gruppe, was jedoch nicht eher ermittelt werden kann, bis diese Art wieder aufgefunden ist. Von dieser sagt v. Humboldt bei der Analflosse: Pinna analis totum abdomen occupans, in caudae apicem non excurrens, sed ante caudam desinens, radiis 5. Die 5 Sirah- Uebersicht der Gymnotidae. 87 len der Analflosse ist ein Druckfehler, indem die Zehner und Hunderte vergessen worden sind. Soll 185 heissen, was aus der unterscheidenden Diagnose von G. albifrons zu ersehen ist. Diese Art ist oben grün, unten silberweiss mit violelten Punkten und obere und unlere Theile sind durch einen weis- sen Längsslrich geschieden. Beide Kiefer von gleicher Länge mit feinen Zähnchen. Ausser dieser Art bin ich nicht im Klaren mit der Ab- bildung, welche Seba 32. fig. 2 gegeben hat. J. Müller und Troschel ciliren sie bei macrurus, allein die Kopfform in dieser Figur gleicht mehr einem Carapus als Sternopygus. Zu dieser hier im Auszuge gegebenen Monographie be- size ich das reiche Material der Pariser und Berliner Museen, wofür ich den Herren Professoren Dume&ril, Vater und Sohn , sowie Herrn Geh. Rath Lichtenstein meinen ver- bindlichsten Dank hiermit sage. Erklärung der Abbildungen. Taf. III. Fig. 1. Kopfprofil von Sternarchus Bonaparti Castelneau. Fig. 2. Desgleichen von Rhamphichthys Artedir Kp. Fig. 3. Desgleichen von Rhamphichthys J. Mülleri Kp. Fig. 4. Desgleichen von Rhamphichthys lineatus Kp. Fig. 5. Desgleichen von Rhamphichthys pantherinus Kp. Fig. 6. Desgleichen von Rhamphichthys marmoratus Kp. Fig. 7. Desgleichen von Rhamphichthys Reinhardti Kp. Fig. 8. Desgleichen von Rhamphichthys Blochi Kp. Fig. 9. Desgleichen von Rhamphichthys Schomburgki Kp. Fig.10. Desgleichen von Rhamphichthys Schneideri Kp. Ueber die Schwimmblasen von Carapus inaequilabiatus Val. Von Dr. 3, Kaup in Darmstadt. Hierzu Taf. III. Fig. A und B. In dem Innern des grossen Exemplares, nach welchem Herr Professor Valenciennes seinen Carapus inaequilabia- tus aufgestellt hat, und welchen die Autoren der Horae Ich- thyologicae für synonym mit facialus halten, fand ich die hier (Fig. A) abgebildeten drei Blasen. An diesem Exemplare waren leider die übrigen Eingeweide entfernt und ich kann desshalb nicht sagen, in wiefern die mittlere Blase mit dem Magen in Verbindung gestanden hat. Ich habe bei einigen kleineren Exemplaren von etwa Schuh-Länge , eine Länge in der sie häufig in Museen vor- kommen, nach der mittleren Blase gesucht, ohne sie zu fin- den; einige derselben waren bereils im Innern sehr verdor- ben und es liess sich desshalb überhaupt nicht viel sehen. In die Augen fallende Kennzeichen fand ich bei dem grossen Exemplare, dem Carapus inaequilabiatus nicht, und ich sah nur die Zähne, wovon viele fehlen, deren Haullöcher jedoch noch sichtbar sind, etwas konischer, kürzer, weniger gedrängt stehend und minder zahlreich als bei Carapus fascialus. Ob diese Kennzeichen dem Alter zuzuschreiben sind, wage ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen, indem ich leider Kaup: Ueber die Schwimmblasen von Car. inaequilabiatus. 89 nur dass’ eine grosse Exemplar kenne, welches in d’Orbigny abgebildet und von Valenciennes leider allzu kurz be- schrieben und ohne Angabe ist, in welchem Flusse d’Orbigny es gesammelt hat. Die hier gegebene Abbildung der Blasen ist in halber natürlicher Grösse, so dass man mit dem Zirkel die Grössen- verhältnisse ermitteln kann. Die erste Blase ist doppelt, die äussere dick, filzarlig und leicht zerbröckelnd; die innere, in der äusseren lose aufgehängt, ist mit einem Schleime ausgefüllt. Die mittlere quer aufgehängte ist durch einen ziemlich dicken Strang mit der ersten verbunden, allein ich zweifele, ob dieser Strang hohl ist, denn er scheint nur wie eine Sehne der Basis der ersteren angeheftet zu sein. Diese mitt- lere Blase, die dünnste und durchsichtigste von allen ist mit Luft erfüllt, Die dritte, die längste hat eine, ziemlich derbe Textur und hängt nur mit zwei dünnen Fäden mit der mittleren zu- sammen. Ich gebe die Zeichnung so gut als ich sie geben konnte; vielleicht dass dieselbe andere anregt, den in allen Samm- lungen befindlichen fascialus näher zu untersuchen. Zeigt eine sorgfällige Untersuchung, dass letztere die miltlere Blase nicht besitzen, so muss der Carapus inaequilabiatus in seine alten Rechte wieder eingesetzt werden und man muss ihn für eine eigene im Aeusseren schwach unterschiedene Art halten; im-entgegengeseizten Falle muss er als Synonym von C. fas- cialus J. Müll. et Tr. betrachtet werden. Zusatz des Herausgebers. Angeregl durch die obige Aufforderung des Herrn Verfassers, habe ich das Exemplar des Carapus fasciatus, welches im Bonner zoologischen Museum aufbewahrt wird, auf die Schwimmblase untersucht. Dieses Exemplar ist 10 Rhein. Zoll lang. Ich fand das Verhalten der Schwimmblase 50, wie sie auf Taf. III, Fig. B in natürlicher Grösse dar- 90 Kaup: gestellt ist. Die zweite Schwimmblase hat eine spindelför- mige Gestalt, ist 4 Zoll lang und an der weitesten Stelle 4 Linien weit. Von da verschmälert sie sich nach vorn schnel- ler, nach hinten langsamer. Sie erstreckt sich in eine Höh- lung unter der Wirbelsäule in den Schwanz, die ausschliess- lich für sie bestimmt zu sein scheint, und in der sie mit vie- len Fäden an die Wandungen derselben angeheltet ist. Von ihrer vorderen Spitze entspringt ein Ausführungsgang von 8 Linien Länge, der sich einige Linien vor dem Magen in die obere Wand des Schlundes einsenkt. Die erste Blase zeigt die gewöhnliche Einschnürung und den vorderen Ein- druck; von ihr entspringt ein sehr dünner aber ziemlich fe- ster Faden, der sich zu dem Ausführungsgange der hinteren Schwimmblase begiebt und sich 5 Linien von seinem Ur- sprunge an der Blase mit ihm verbindet. Ob dieser Faden solide oder ein hohler Gang sei, habe auch ich an den Wein- geistexemplaren nicht entscheiden können. Demnach ist bei Carapus faseiatus der Schwimmblasen- apparat vollkommen dem von Reinhardt geschilderten Ty- pus entsprechend. Um so auffallender muss es daher sein, dass bei einer so nahe verwandten Form wie der Carapus inaequilabialus es ist, eine so bedeutende Abweichung in diesem Organe stallfinde. Wenn ich früher einmal (dies Archiv 1852. 1. S.228) den Maifisch von der Finte durch eine Verschiedenheit der Schwimmblase gegen specifische Vereinigung habe verwahren können, so handelte es sich doch damals nur um Grössenverschiedenheiten, und wenn bei nahestehenden Arten (wie Scomber pneumotophorus und scombrus) die Schwimmblase vorhanden sein oder fehlen kann, so ist das wohl nicht so auffallend, als wenn bei ver- wandten Arten eine so grosse Organisalionsverschiedenheit vorkommt. Da nun ein Irrihum des Herrn Dr. Kaup, der das ein- zige bekannte, von d’Orbigny eingesammelte Original-Ex- emplar des Pariser Museums vom Carapus inaequilabialus Valenc. untersucht und die Zeichnung selbst entworfen hat, nicht anzunehmen ist, auch die Bildung der Schwimmblase dieses Fisches wohl kaum als individuelle Monstrosität betrach- tet werden kann, so tritt hier die erste Eventualität des Ver- as au Ueber die Schwimmblasen von Car. inaequilabjatus. 9 fassers ein, nämlich dass Carapus inaequilabiatus Valenc. in seine alten Rechte wieder eingesetzt und als eine selbststän- dige Art angesehen werden muss. Nachdem dies festgestellt worden ist, werden sich auch gewiss andere Charaktere zur Unterscheidung der beiden Ar- ten auffinden lassen, Uebrigens war es mit grosser Wahrscheinlichkeit vor- auszusehen, dass diese Eventualität eintreten musste, da ja schon Reinhardt einen Carapus, den er sich ausser Stande sah, mit Sicherheit von der älteren Art zu unterscheiden, auf die Schwimmblase untersucht, und dieselbe nach dem Typus der übrigen Arten dieser Familie gebaut gefunden halte. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch bei dem Bonner Exemplare von Gymnotus electricus die Schwimmblase nach- gesehen , weil die Angaben über diesen Fisch aus der Zeit vor Reinhardt’s Untersuchungen herstammen, und der Letztere diese Art nicht selbst nachsehen konnte. Das Exem- plar ist 20:/, Zoll lang. Die Schwimmblasen des Zilteraales sind in der That vollkommen ähnlich gebaut, wie die der meisten übrigen Arten dieser Familie. Die vordere Blase ist reichlich 6 Li- nien lang und 4 Linien breit, hat die gewöhnliche mittlere Einschnürung,, ist vorn in der Mitte etwas eingedrückt, und hinten abgerundet. Der von ihr abgehende Faden ist sehr dünn, aber haltbar , denn er ist beim Herauspräpariren aus den ihn umgebenden Häuten nicht zerrissen. Er ist bis zu seiner Verbindung mit dem Ausführungsgange der zweiten Blase 6 Linien lang. Die zweite Schwimmblase ist 13 Zoll 6 Linien lang und erstreckt sich weit in eine Höhlung unter der Wirbelsäule in den Schwanz, reicht weiter nach hinten als das electrische Organ; ihre hintere Spilze ist vom Schwanz- ende nur noch 2'/, Zoll entfernt. Bei dieser Länge hat diese Blase eine Weite von etwa 6Linien, läuft vorn in eine ziem- lich spitze, hinten in eine stumpfe Spitze aus. Von dem vorderen Ende dieser zweiten Blase entspringt der Luftgang, welcher sich nicht von der Blase aus aufblasen liess, geht nach vorn und hat bis zu der Stelle, wo er sich mit dem Faden der ersten Schwimmblase vereinigt, eine Länge von 92 Kaup: Ueber die Schwimmblasen von Car. inaequilabiatus. fast 1 Zoll 7 Linien, istsehr eng und nur wenig weiter als der Faden der ersten Blase. Wie lang der noch übrige Theil des Luftganges bis zur Einmündung in den Schlund ist, kann ich nicht angeben, da derselbe beim Herauspräpariren durchschnitten war. Dass diejenigen Forscher, welche sich früher mit der Anatomie des Zilterwelses beschäftigt haben, die Verbindung der Schwimmblasen unter einander und mit dem Schlunde hicht richtig erkannt haben, ist dadurch erklärlich, dass die dünnen Gänge in den sehr festen, fast lederartigen Häulen des Peritonaeums eingebeltet liegen, und erst zur Anschauung kommen, wenn man sie aus ihnen herauspräparirt. Dies geht jedoch leicht an, da sie in ihnen ziemlich frei wie in einer Scheide liegen, und selbst eine hinreichende Festigkeit besitzen. Am sichersten gelingt es, wenn man die Präparation von dem vorderen Ende der zweiten Schwimmblase beginnt. Erklärung der Abbildungen. Taf. III. Fig. A. Die Schwimmblasen von Carapus inaequilabiatus Valenc. Fig. B. Die Schwimmblasen von Carapus fasciatus Cuv. Einiges über die Unterfamilie Ophidinae. Von D. ., Kaup in Darmstadt. In der Pariser Sammlung befindet sich eine grosse Zahl von einem kleinen Fische aus dem Miltelmeere, den Cuvier in seinem Regne animal Fierasfer denlalus genannt und den er durch zwei Hakenzähne in jedem Kiefertheile charakteri- sirt hat. Da mir das Genus Echiodon des Herrn Thompson fraglich erschien, und ich vermulhen musste, dass das E. Drum- mondi identisch mit dem Fierasfer dentalus Cuv. ist, so un- tersuchte ich sämmtliche Exemplare und fand, dass diese Art alle nur mögliche Formeln in iz a der Eckzähne dar- stell. Bei komplelten fand ich > > Eckzähne ‚ die paar- weise beisammen siehen ünd einen ee Raum zwischen sich haben. Jedes Paar steht so eng aneinander geschlossen da, dass man ohne Lupe keine Trennung wahrnehmen und beide leicht für einen nehmen kann. Bei anderen Individuen zeiglen sich, wiees Yarrell abbildet, oben zwei Paare, unten auf jeder ee ein Eckzahn; noch andere besitzen un oder —ı ; Eckzähne. Orte Al desshalb entweder defekte Exemplare un- tersucht, oder, was auch möglich ist, 2 Zähne für einen ge- nommen. Indem Echiodon Drummondi in allen übrigen Beziehun- 94 Kaup: gen mit dem Fierasfer dentatus Cuv. übereinstimmt, so ist anzunehmen, dass Echiodon Drummondi als Synonymum von leizterem zu betrachten ist; es ist ferner wahrscheinlich, dass dieser Fisch nur im Mittelmeere lebt und dass der an der irischen Küste gefundene — ein verirrtes Exemplar war. In dem Miltelmeere lebt ferner der Typus des Genus Fierasfer, welchen Cuvier irrig für das Ophidium imberbe von Linne hält, obgleich er in der Note sagt, dass er das Ophidium imberbe der nordischen Ichthyologen, wie Schö- nefelds in den Wernerian Tr. T. I. T. 11. Fig. 2 nicht kenne. In denselben Transactions ist Vol. 1. p. 95. pl. 4. fig. 2 von Montagu unter dem Namen Ophidium imberbe Linn. ein Fischehen abgebildet, das Yarrell p.412 copirt hat. Weder dieser Fisch noch der von Pennant, den Yar- rell als Vignelte p. 414 und Schneider in seinem Systeme pl. 90. fig. 1 als Ophidium imberbe copirt darstellt, haben die geringste generische Aehnlichkeit mit dem Fisch, welcher im Mittelmeere existirt, und zu welchem nach Cuvier der Gym- notus acus Gmel. und der Notopterus Fontanesi Risso gehört. Von dieser Arl giebl Risso eine kenntliche Abbildung in seiner Ichihyologie von Nizza Tab. IV. Fig. 11. Da diese Art auf keinen Fall das Ophidium imberbe von Linne oder der nordischen Ichthyologen darstellt, so ist es eine Nothwendigkeit, den vagen Namen imberbe für diese Art fallen zu lassen und dass man sie Fierasfer acus nennt, indem diese Speciesbezeichnung die älteste ist. Vergleicht man Fierasfer acus mit F. dentalus, so wird man augenblicklich finden, dass beide ‚nicht generisch ge- trennt werden können, obgleich sie einige unbedeutende Mo- difikalionen in der Zahnbildung zeigen, die in keine Be- trachtung kommen können, da sie in allen übrigen Punkten vollkommen übereinslimmen. Das nämliche gilt von dem Genus Oxybeles Rich. Hälte Sir Richardson wie Dr. Bleeker Gelegenheit gehabt, den Ox. Homei mit den zwei Arlen des Millelmeeres zu ver- gleichen, so würden sie sicherlich gefunden haben, dass Homei zu Fierasfer Cuy. gehört. . In den Caratteri von Rafinesque ist p. 19. No.45 und Einiges über die Unterfamilie Ophidinae. 9 Pl. XV. fig.4 ein Ophidium punctatum abgebildet und be- schrieben, das in die Nähe von dem Oph. imberbe Monlagu, Yarr. und dem von Pennant abgebildeten gehört. Da die Beschreibung wie Abbildung höchst mangelhaft sind, so muss diese Art wieder aufgefunden werden, um sie mit Sicherheit einzurangiren. Ebenso kenne ich die Originalbeschreibung des Ophi- dium sligma Lay et Benn. und die von Bonaparte in seinem Cat, melh. erwähnten Oph. Rochei und Broussonnelli Müll. nicht, Nach diesem Vorausgeschickten gehe ich zu dieser Un- terfamilie selbst über. Unterfamilie @Ophidinae. Gadus ähnliche Formen , die aalähnlich keine Bauch- flossen haben und deren Rücken- und Afterflosse den Schwanz ohne Unterbrechung umgeben. I. Genus Machaerium Richardson. 1) M. subducens Rich. Er. et Terr. p. 72. Pl. 44. fig. 1—6. Il. Genus Ophidium Linn. Der geschuppte Körper zeigt den Anus am Ende des vorderen Drittels oder an der vorderen Hälfte. Zwei Paar am Zungenbein angeheftete Bartfäden; die 2 und 2 mit ein- ander nach der Wuzrel verbunden sind. Schwimmblase. 2) Oph. brevibarbe Cuv. Regn. an. p. 359. Uebers. p. 468. An der Spitze der Schnauze ein kurzer herabgeboge- ner Dorn. Beschr. Mit starken Zähnen , geschupptem Hinterkopf und Opereulum und langem spitz zulaufendem Schwanz, Rücken- wie Allerflosse schwarz gesäumt, Länge 200 Mm., wovon der Schwanz 123 wegnimmt. Brasilien, ?ganz Süd-Amerika. 3) Oph. brasiliense Valenc. Par. Mus. Mit kurzen Barllfäden, die nich! zur Brust reichen. Zähne 96 Kaup: stärker als bei einem barbatum von doppelter Länge. Nur die Rückenflosse schwarz begrenzt. 4) Oph. Vasalli Risso. Hist. nat. p. 212. chrysocephalum Raf. p. 19. N. 46. Occiput und Operculum mit Spuren von Schuppen. Die 4 Bartfäden von gleicher Länge. Ohne schwarze Säume an der Rücken - und Aflterflosse. Mittelmeer, 5) Oph. barbatum Linn. Bloch 159. fig. 1. Yarr. p.415. O. physocephalum Raf. No. 45, Die zwei vorderen Bartfäden kürzer. Fleischfarbig mit schwarz eingefasster Rücken - und Analflosse. Ohne Schup- pen auf dem Operculum. 6) Oph. marginatum Dekay. New-York Fn. Pl. 52. No. 169. Grau mit seillich dunklen Längsstreifen. Analflosse am Anfange mit weisser, am Ende wie die Rückenflosse mit schwarzer Borde. Zeigt nach Dekay Aehnlichkeit mit den Gadidae, namentlich mit Brotula. Die Fischer nennen ihn desshalb den kleinen Cusk. IIl. Genus Cepolophis Kp. Gleichen den vorigen, haben jedoch weder Schuppen noch Barlfäden. Anus an der vorderen Hälfte des Körpers. Sie unterscheiden sich von Fierasfer Cuv., dass der Anus nicht wie bei diesen am Brusibeine steht, und dass die Vomer- zähne nicht vorspringen, sondern am Grunde des Gaumens liegen; auch ist der Körper weniger degenartig verlängert. 6 Kiemenhaulstrahlen. 7) €. viridis Kp. Oph. viride Fabr. Fn. groenl. p. 141. No. 99. Gmel. 1147. No. 3. Anus fast am Ende des ersten Drittels desKörpers. Der mehr ovale Kopf geht 6—7mal in die Totallänge. Die Dor- salllosse beginnt am Ende der Brusiflossen und der Schwanz endigt in eine ziemlich stumpfe Spilze. Farbe grün mit unzähligen feinen dunkeln Punkten, nur mit der Lupe zu erkennen. Einiges über die Unterfamilie Ophidinae, 97 Totallänge 148; bis zum Anus 53, zum Anfange der Rük- kenflosse 31. Länge des Kopfes von der Schnauze‘ zur Spitze des Kiemendeckels 22 Mm. P. 11. D. 87. A. 68. C. 10. Ein Exemplar durch Professor Reinhardt in der Pa- riser Sammlung. 8) C. Montagui Kp. ? Oph. imberbe Linn. No.2. Gmel..1147. Montagu Wern. Mem. Vol.I. p. 95. pl. 4. fig. 2. Yarr. p. 412. Länge etwa 3 Zoll. Kopf rund, kurz und stumpf. Die Dorsalllosse beginnt über der Wurzel der Brustflosse, Anus fast in der Mille des Körpers. Purpurbraun, längs der Basis der Analllosse gegen 10 mit der Lupe sichtbare bläulich weisse regelmässig gestellte Fleckchen, die wahrscheinlich ein Zeichen der Jugend sind. , Brusiilosse blass, Schwanz- flosse schwärzlich. P. 11. D. 77. A. 44. C. 18.oder 20. Nach Montagu. Ich habe, wie bereits bemerkt, diese Art nicht geschen und die Galtungscharaklere nach: viridis. formulirt, IV. Genus Fierasfer Cuv. Oxybeles Rich, ‚Bleeker. Echiodon Thomps. Yarr. Anus auf dem Brustbein. Vomer vorn am Gaumen hök- kerarlig vorspringend, mit stumpfen oder seitlich comprimir- ten Zähnchen in Terrassenform. 7 Kiemenstrahlen ‚ keine Schuppen. 9) Fierasfer acus Kp. Fierasfer massiliensibus Brunnich. 13. No, 24. Gymnolus acus Gmel. 1140. No. 9. Notopteras Fontanessi Riss. Ichth. d. Nice p. 82. tab. IV. fig. 11. Ophid. fierasfer Riss. Hist. nat..IIl.p. 212. Oph. fulvescens Raf. Car. p. 38. No.282. Fierasfer Fortanessi Cost. Fn. Nap. t.20 (bis) Fierasfer imberbis Cuv. Regn, an. Swains, Fish. fig. 77 et 130. Mit sehr schlaukem Körper, der in einen langen spitz Archiv S. Naturgesch. XXI, Jahrg. 1. Bd. m 98 Kaup: zulaufenden Schwanz ausläuft. Unter der Seitenlinie, soweit die Eingeweide reichen, gegen 15 Silber - oder Goldflecken; einzelne mit_schwarzen Tüpfeln. Am Kopfe ‚und Seiten bis zum Schwanzende schwarze Tüpfel und ‚Punkte, ‚die auf dem Rücken zuweilen schwärzliche zackige Querbindchen bilden. Auf dem Zwischenkiefer nach vorn 2 Reihen hakenförmige Zähnchen, die nach dem Mundwinkel mehr glassandarlige stumpfe Reihen bilden. Auf dem in die Länge gezogenen Vorsprunge des Vomers ein Haufen spitzer Zähnchen, wovon die mittelste Reihe die längsten enthält; sie sind seitlich we- nig comprimirt, mehr rund und an der Spilze schwach ge- krümmt. Die Gaumenbeine mit glassandartigen Zähnchen. Am Unterkiefer mehrere Reihen kurzer Zähnchen, wovon die äus- sere die längsten enthält. Risso sagt, dass die Zunge rauh sei, was nur vom hinteren Theile, wo die Kiemenbögen beginnen, richtig ist; auch beschreibt er irrig das Praeoperculum als gezahnt, was auf einer Täuschung beruht, indem zuweilen auf diesem eine silberfarbige zackige Zeichnung sichlbar ist. Die Eingeweide liegen in einem brillant silberglänzenden Sack mit kleinen schwarzen Ringpunkten, die öfters durch die Bauchhaut durchleuchten. Totallänge 195. Kopf bis zur Spitze des Kiemendeckels 26, bis zum Anus 22, bis zur Rückenflosse 43. Länge der Brust- Nlosse 12'),. P. 18. D. 140. A. 170-(Risso). 10) Fierasfer dentatus Cuv. Regn, anim. Tom. II. Echiodon Drummondi Thomps. Proc. zo0l, Soc. 1837. p. 55. Trans. Vol. I. Pl. IH. p. 207. pl. 38. Yarr. Br. F. Tom.Il. p. 417 mit 2 Fig. Mit zwei Paar Hakenzähnen im Ober - wie Unterkiefer. Die übrigen Zähne sind slumpf und gleichen aufgestreulem Glassande. Der Anus liegt unter der Mitte der Brusiilossen- länge und die Rückenflosse beginnt ein wenig. weiter nach dem Kopfe hin. Färbung rölhlich ; Seiten getüpfelt; der hin- tere Theil der Flossen wie der Schwanz schwärzlich. Iris, Operculum und Bauch glänzend silberfarbig. Einiges über die Unterfamilie Opkidinae. 99 Das irländische Exemplar war 11 Zoll.lang, eine Grösse, die ich. an keinem Exemplare des Mitielmeeres gesehen habe. D. 180. A: 180. Caud. 12. P. 16 (mach Thompson). \' 11) Fierasfer Homei Kaup. Oxybelus Homei Rich. Er. et Terr. pl. 44. fig. 7—19. Oxybelus Brandesi Bleeker N. Tyd. v. N. Ind. 1850 p- 43. Die grossen Zähne des Vomers auf der mittleren ‚Reihe seillich comprimirt und unter sich zusammenhängend. Die äussere ‚Zahnreihe des Unterkiefers:, länger. als,,die übrigen. An. der ‚Symphyse ‚des ’Zwischenkiefers 2 grössere, Zähnchen. Gleicht mehr dem acus als dem dentalus, allein hat einen stumpferen Kopf und seine Länge geht in die Totallänge 6!/,mal, während sie bei acus mehr als 7mal hineingeht. Ueber Rük- ken und Seilen feine Punkte, die am Rücken am dicksten. Der silberglänzende Sack der Eingeweide mil mehr zer- streulen Ringpunkten. Unter der Seitenlinie an 15 Silberflecken, die wie bei acus gegen die Brustflosse einen Goldschein zu- weilen haben. Insel Guam (durch Quoy et Gaim.), Marlinique (durch Pichard), Insel Bourbon, Banda-neira (Bleeker), Timor u. Australien (Richardson). Brit. und Pa- riser Museum. 12) Fierasfer boraborensis Kp. Die Länge des Kopfes geht 10—11mal in die Total- länge. Auf dem Vomer eine runde Gruppe grösserer Zähne. Eine der grössten. Totallänge 330. Von der Schnauze zur Kiemenspalte und Anus 31. Brusiflosse 9 Mm. lang. Von Bora-bora durch Less. u. Garn. Par. Mus. 13) Fierasfer parvipinnis Kp. Eine hässliche Form mit stumpfem Kopfe, der oben _ flach und an den Seiten der Wangen angeschwollen ist. Brusiflosse sehr klein; Analllosse niedrig, am niedrigsten die ‚ Rückenflosse. Der Kopf geht in die Totallänge 9mal. Auf dem kurzen vorspringenden Vomer terrassenförmig aufsteigende Zahnreihen, die seitlich nich comprimirt sind, 100 Kaup: Einiges über die Unterfamilie Ophidinae. Die übrigen zahntragenden Knochen mit 2—3 Reihen, die nichts ausgezeichnetes darbieten. Totallänge 270, Kopf 30, Brustflosse nur 7Mm. lang. Gelblich fleischfarbig mit dunk- leren Punkten. Hafen Carterot, Neu-Irland durch Quoy et Gaim. V. ‚Genus Encheliophis J. Müll. Keine Brusiflossen; Anus hinter der Kiemenhaut, die 6 Strahlen besitzt. 14) E. vermicularis J. Müll. Monatsbericht d. Acad. zu Berl. 1842. p. 205. Vier Zoll lang, nach dem Schwanze hin spitz zu- laufend. Carcinologische Beiträge. Von Dr. A. Gerstaecker Hierzu Taf. IV— VI. Die folgenden Notizen über eine Anzahl Malacostraceen verdanken zunächst ihre Entstehung der Bearbeitung der earcinologischen Sammlung des Berliner Zoologischen Mu- seums, mit welcher der Verf. seit einigen Jahren unter An- dercın beschäftigt ist. Für die systematische Kenntniss der Crustaceen ist diese Sammlung in sofern von besonderem Interesse, als sie die von Herbst beschriebenen und abge- bildeten Arten in dessen Original-Exemplaren besitzt und da- her über manche von späteren Autoren unrichtig oder gar nicht erkannte Art den besten Aufschluss geben kann. Ein solcher ist hier für eine Reihe der von Herbst beschrie- benen Malacostraceen und besonders von Brachyuren, die den grössten Theil seiner Sammlung ausmachten, gegeben wor- den: freilich bei weitem nicht von allen, die z.B. in Milne Edwards Histoire naturelle des Crustaces als zweifel- haft oder nicht zu entziffern aufgeführt werden. Der Grund hiervon ist ein zwiefacher: erstens sind bei weitem nicht alle von Herbst beschriebene Arten in ihren typischen Exemplaren mehr vorhanden und zweitens stellten sich bei dem Versuche, manche derselben, besonders jüngere Exem- plare, auf die Arten der neueren Autoren zurückzuführen, oft Zweifel entgegen, die bei den oft sehr aphorislischen und un- genauen Beschreibungen der letzteren nicht so leicht zu besei- 102 Gerstaecker: tigen waren. In letzterer Beziehung schien es daher oft gera- thener, einem elwaigen Missgriffe das Belassen beim Alten vor- zuziehen. Da jedoch in dem hier gegebenen Beitrage gerade die interessanleren Formen näher berücksichtigt und aufge- klärt worden sind, so wird er den Systemalikern gewiss nicht ganz unwillkommen sein. — Da sich bei Bestimmung der hiesigen Cruslaceen-Sammlung auch mehrere noch unbeschrie- bene Formen vorfanden, so sah sich der Verf. veranlasst, auch deren Bekanntmachung hier beizufügen und wählte dazu besonders solche aus, die sich als Verbindungsglieder ver- schiedener Gruppen innerhalb einer Familie oder Galtung her- ausstellten und somit, gleichsam: »systemalische Lücken aus- füllten. Endlich fand sich. auch noch mehrfach Gelegenheit, diese oder jene Art nach den Verschiedenheiten, welche Ge- schlecht und Altersstufen bedingen, zu betrachten und den Nachweis einer hierdurch hervorgerufenen Vervielfältigung der Arten zu liefern. ' In dieser Beziehung‘ ist der Krilik in der Carcinologie noch ein weites Feld eröffnet und es kann nicht ‘genug auf die‘ Nolhwendigkeit‘ hingewiesen werden, die an einer bestimmten Lokalität sich vorfindenden Arten nach grösseren Reihen von Exemplaren festzustellen.“ Erst dann wird sich zur Genüge zeigen, wieviele der neuerdings aufgestellten Arten als’ Abänderungen einer längst bekannten anzusehen sind. Fam. Oxyrrhyncha Latr. Edw. Peloplastus nov. gen. (Taf. I.) Eine sehr ausgezeichnete neue Brachyuren-Form, wel- che durch den allgemeinen Bau des Körpers, die’ Mundtheile und die Form des Abdomen mit der Gallün& Doclea Leach in nächster Verwandtschaft steht, sich aber durch die nie- dergedrückte Schale und die abgeplalteten, breiten Beine 'auf- fallend genug von dieser unterscheidet: Der Körper ist ver- kehrt herzförmig, breiter als lang, Nachgedrüekt; die Ober- fläche der Schale 'ist uneben, mit ziemlich bestimmt abge- grenzten Gegenden, von welchen besonders die Regiones Carcinologische Beiträge. 103 branchiales durch beträchtlichere Wölbung 'hervortreten. Die Magen- und Herzgegend bilden zwei hintereinander liegende Vierecke, die sich mit ihren Spitzen berühren. Die Grenzen der einzelnen Gegenden sind durch zahlreiche körnige Tu- berkeln, nach vorn hin durch scharfe, kurze Dornen bezeich- net. Die Seitenränder der Schale sind flach ausgebreitet und treten seitlich vor den Kiemengegenden hervor; sie erschei- nen in ihrer hinteren Hälfte wellenförmig gebogen. Die Au- genhöhlen sind nach aussen von einem breiten, scharfen, mit der Spitze nach innen gebogenen Zahn begrenzt, ihr oberer und unterer Rand tief eingeschnilten, Die Stirn ist trapezoidal, fast doppelt so breit als lang, nach vorn verengt und'an der Spitze mit zwei kurzen, breiten und stumpfen Zähnen bewaff- net, welche in der Mitte klaffen.. Die Augenstiele sind an der Aussenseite der Stirn in einer Aushöhlung eingelenkt, kurz; die Cornea nimmt fast ihre ganze untere, vordere und hintere Wölbung ein. Die äusseren Fühler (Fig.2 a) sind auf dem vorderen Theile der Stirn, aussen an der Basis der beiden Zähne eingelenkt; sie sind sehr kurz und erreichen kaum die Hälfte der Länge jener Zähne. Ihr erstes Glied ist quer, mit der Stirn verwachsen, das zweile dick, etwas abgeflacht, um die Hälfte länger als breit, das dritte nur halb so breit und auch nur halb so lang als das zweite, die Geissel dreigliedrig, sehr kurz. Die inneren Fühler (Fig. 2 by sind an der unteren Seite der Slirn in einer viereckigen Ver- tiefung eingelenkt und’ an der Basis durch einen spilzen, dreieckigen, gekielten Zahn von einander geschieden; sie be- stehen aus zwei fast gleich langen, cylindrischen Basalglie- dern und einer sehr kurzen Geissel. — Die Mundöffnung ist viereckig, vorn gerundet; .der Vorderrand derselben tritt in der Mille mil einem stumpfen Winkel nach hinten heraus. Das erste Glied der äusseren Kieferfüsse hat fast die Form _ eines Parallelogramms und ist nicht ganz doppelt so lang als breit; sein Innenwinkel tritt nach vorn gerundet hervor. Das zweite Glied (Fig. 2) ist quer, nach hinten und innen schräg abgeschnitten, am Vorderrande mit einem rundlichen Vorsprunge, an dessen Innenseite das drilte, ‘kleine, quer viereckiye Glied eingelenkt ist; die Geissel besteht aus zwei gleich langen Gliedern, von denen das letzte scharf zuge- * 104 Gerstaecker: spitzt ist. — Jederseits von der Mundöffnung zieht sich eine mit Dornen bewaffnete, geschwungene Linie quer gegen den Vorderrand der Kiemengegenden. hin.‘ ‚Der Hinterleib. des Weibchens (welches allein vorliegt) ist kreisrund und bedeckt die ganze: Sternalgegend; ‚er besteht aus sieben vollständig getrennten Ringen, «welche vom ersten. bis zum sechsten an Länge zunehmen; der letzte Ring ist elwas kürzer als der vorhergehende und vorn in regelmässigem Bogen gerundet. Ueber die Mitte der fünf hinteren Ringe verläuft je eine wul- stige Querleiste, welche gegen die Seiten hin allmählich un- deutlicher wird. — Die Beine sind langgestreckt und in allen ihren einzelnen Theilen flachgedrückt. Die Schenkel des zweiten bis vierten Paares sind beträchtlich länger als die des ersten und fünften; die des zweiten und vierten fast von gleicher Länge, und durch den des dritlen nur um ein We- niges übertroffen; ‚der .des fünften Paares fast: nur halb so lang als der des. drilten.und zugleich nur halb so, breit als an den vorhergehenden. Die Tibien und Tarsen zusammenge- nommen sind am zweiten und ‚dritten. Fusspaare fast gleich lang, am vierten schon beträchtlich kürzer, am fünften sehr kurz, nämlich kaum um die Hälfte länger als der entspre- chende Schenkel und wie dieser sehr schmal. ‚Das. Endglied aller Tarsen ist sehr scharf zugespitzt und dreikantig, auf der inneren oberen Fläche mit einer Längsfurche. Die Schee- ren sind. verhältnissmässig kurz (beim Männchen, nach. der Analogie. zu schliessen, vermuthlich: bedeutend länger);. ihr Schenkel ist 2'/,mal kürzer als der des drilten Fusspaares, dreikanlig, mit einer unteren, inneren und äusseren Fläche; die Tibia ist halb. so lang als der Schenkel, der Carpus we- nig länger und die Scheeren. selbst so lang, als Tibia und Carpus zusammengenommen. Letztere sind schmal, in glei- chem Sinne gebogen , spitz, ihr Innenrand gezähnelt.. Alle Schenkel sind längs des Vorder- und Hinterrandes mit zahl- reichen, kurzen Dornen heselzt; vier Längsreihen solcher Dornen finden sich auf der Tibia und dem Carpus der Scheeren. Von Doclea unterscheidet sich unsere Gallung, abgese- heu von der niedergedrückten, flach ausgebreiteten Form des Cephalothorax, durch die kurz abgeslulzie Stirn, welche das Carcinolngische Beiträge. 105 Niveau der Augenhöhlen nicht weit überragt, durch den grös- seren Umfang und den tiefen Einschnilt des Hinterrandes der letzteren, durch die Längenverhältnisse der äusseren Fühler und endlich durch die breiten, plaltgedrückten Beine, wie sie bei keiner der bis jetzt bekannten *Gallungen ‚aus der “Gruppe Macropodinae Milne Edwards vorkommen. Die Gatllung ist auf ein einzelnes weibliches Exemplar, welches dem Berliner Museum als aus den Asialischen Meeren stammend von Pallas übergeben wurde, gegründet; die Art, durch Grösse und Gestalt sehr ausgezeichnet, scheint, da sie bisher noch nicht beschrieben ist, zu den Seltenhei- ten zu gehören; ich nenne sie nach dem Entdecker: Peloplastus Pallasii. (Taf. I. Fig. 1). Die Schale ist 3%, Zoll breit und 3'/, Zoll lang; der vordere Theil an der Basis der beiden Augenhöhlen misst in der Breite 1 Zoll S Linien, die Basis der Stirn '10 Linien, die Breite der Schale am Vorderrande der Kiemengegenden 3 Zoll. Die Farbe des ganzen Thieres ist matt lehmgelb, der Cephalothorax am Rande und an einzelnen Stellen ‘der Oberfläche hell rolhbraun. Letztere ist mit zerstreuten Körn- chen bedeckt, welche sich besonders an der hinteren Grenze der Kiemen - und Herzgegend anhäufen und sich überhaupt an den Grenzen der eingelnen Gegenden zu grösserer Dich- tigkeit ansammeln; ebenso zeigen sie sich am Hinlerrande der Schale und an den Seitenrändern der Slirn. Der vordere Theil der Seitenränder der Schale so wie die Kiemengegen- den sind mit starken und spitzen Dornen besetzi; fünf solche, obwohl kleinere, finden sich auch auf einem hervortretenden Wulst an der Basis der Augenhöhlenzähne. Die beiden Zähne der Stirn bilden fast gleichseitige Dreiecke mit; abgestumpf- ter Spilze. Die Schenkel des Scheerenfusspaares messen 1° 244, Tibia und Carpus zusammen 1° 144, die Scheere selbst 1” 2’. Die Schenkel der übrigen Fusspaare bieten folgende Längenverhällnisse dar: am zweiten ‘2’ 6, am dritten 2 7, am vierten 2 5%, am fünften 1 5; wäh- rend die grösste Breite derselben‘ am zweiten bis: vierten Paare 8’ beträgt, misst sie am fünften nur 4% Alle Schen- 106 Gerstaecker: kel sind oben vom Hinterrande bis fast zur Mitte und am Vor- derrande mit zahlreichen, kurzen Dornen besetzt, auf der Unterseite ganz glalt; an den Schienen ist nur der’ Hinter- rand mit einer doppelten Längsreihe von Körnchen bedeckt, die beiden Tarsenglieder dagegen fast glatt. Micippe Leach. Milne Edwards hat cHist. natur. des Crustaces 1. 5.329 ff.) von der Galtung Micippe Leach zwei Arten als be- sondere Gallungen abgesondert, indem er auf den Cancer 'su- pereiliosus Herbst seine Galtung Criocareinus und auf Mieippe platipes Rüppell seine Gattung Paramieippe gründete. So sehr auch, wenigstens die erstere (Criocarcinus) durch ihre aben- teuerliche Form eine solche Abtrennung auf den ersten Blick zu rechtferligen scheint, so ergiebt sich doch bei genauerem Vergleiche der bis jetzt: bekannt gewordenen Mieippe-Arten sehr entschieden, dass die von Milne Edwards aufge- stellten generischen Merkmale keineswegs slichhaltig sind und sich auf specifische reduciren lassen. Die Gallung Paramicippe soll’ sich nämlich nach Milne Edwards von Micippe sens. strict; durch sehr kurze Beine, durch die Form des zweiten Gliedes der äusseren Fühler und durch die Bildung der Au- genhöhlen unterscheiden. Was nun den ersten Charakter‘ be- trifft, so vereinigtMilne Edwards gerade im Widerspruche mit diesem die Micippe (Cancer) crislata Linn. mit der Mi- eippe philyra Herbst zu einer Gattung, während doch die er- stere beträchtlich lange, die zweite äusserst kurze Beine hat. Sollte also der Charakter von generischer Bedeutung sein, so müsste mindestens Micippe philyra Herbst zur Gattung Para- micippe gezogen werden. ‘Den zweiten Unterscheidungscha- rakter der beiden Gallungen, die Form des zweilen Gliedes der äusseren Fühler betreffend‘, so soll dieses bei Parami- eippe kurz, dreieckig und flachgedrückt sein; bei Micippe wird seine Bildung nicht" weiter von Milne Edwards in Betracht gezogen. "Vergleichen wir jedoch in Bezug 'hier-. Jauf die beiden vom Verf. unter 'Micippe' vereinigten Arten, / so finden wir, dass das genannte Fühlerglied bei M. cristala durchaus cylindrisch und schmal, bei M. philyra dagegen kaum länger als breit, flach und schuppenförmig ist, Es Carcinologische Beiträge. 107 würde daher Micippe philyra Herbst auch in dieser Hinsicht | zur Gattung Paramicippe Edw. gehören. Stimmen nun end- lich die beiden erwähnten Arten im dritten von Milne Ed- wards herangezogenen Charakter, nämlich in der Bildung der Augenhöhlen überein? Keineswegs; bei M. philyra sind sie nämlich allseilig geschlossen , so dass die kurzen Augen- stiele ganz in denselben eingebeltet liegen, bei M. cristata dagegen sind sie unten offen, so dass die langen Augen- stiele nach unten frei heraustreten können. Wenn nun Mi- eippe philyra Herbst auf Grund der beiden ersten Charaktere zu Paramieippe gezogen werden müsste, so würde sie sich durch ‘den letzteren wieder davon ganz enifernen, denn bei dieser Gattung, giebt Milne Edwards an, können die Au- gen nicht in die Augenhöhlen zurückgeschlagen werden; dass die Augenstiele hier übrigens unbeweglich sein sollen, beruht ohne Zweifel auf einem Irrthume. Aus den angegebenen Verhältnissen geht deutlich her- vor, dass, wenn Paramicippe von Micippe generisch verschie- den sein soll, auch die beiden von Milne Edwards unter Micippe vereinigten ‘Arten eine gleiche Trennung erleiden müssen. Eine solche scheint mir jedoch keineswegs gerecht- fertigt, wenn man nicht der heutzutage allerdings sehr in Auf- nahme gekommenen Zersplitterungssucht, bei der die Wis- senschaft keinen Gewinn haben kann, folgen will; vielmehr glaube ich alle von Milne Edwards aus der Gattung Mi- cippe (im Leach’schen Sinne) entfernten Arten wieder dar- unler vereinigen zu müssen, indem sich bei genauerem Ver- gleiche derselben herausstellt, dass die zur Aufstellung von Galtungen benutzten Kennzeichen sich nicht nur in den ver- schiedensten Combinalionen bei ihnen vorfinden, sondern auch “allmählich in einander übergehen. Die Arten, welche mir zu diesem Nachweise vorliegen , sind: Micippe cristata Lin., philyra Herbst, supereiliosa Herbst (Galtung Criocareinus Edw.), Thalia Herbst und eine neue Art aus dem rothen Meere, die weiter unten als M. miliaris beschrieben werden soll. Es ist zuvörderst zu bemerken, dass alle diese Arten nicht nur im Habilus, sondern auch in den auffälligsten Merkmalen, - wie besonders in der sehr eigenthümlichen und ganz verein- zeit dastehenden Bildung der Stirn, in den Mundtheilen bis 108 Gerstaecker: ins kleinste Detail, in der Insertion der Fühler und Augen, und endlich in der Bildung des Hinterleibes bei beiden Ge- schlechtern die vollkommenste Uebereinstimmung zeigen. Was nun 1) die Form des zweiten Gliedes der äusseren Fühler betrifft, so ist dasselbe bei Cancer superciliosus Herbst sehr lang, dünn und eylindrisch, bei Cancer Thalia Herbst, crista- tus Linn. und Micippe miliaris nob. schon beträchtlich kürzer, etwas flachgedrückt und gegen die Spitze hin leicht »erwei- tert, bei Cancer philyra Herbst endlich ganz kurz, breit und vollkommen flach. Bei Paramicippe Edw. soll es nach sei- ner Angabe ebenfalls ganz kurz dreieckig oder herzförmig sein; die Uebergänge von der einen Form zu der anderen sind hiermit also gegeben und der aus den Fühlern herge- nommene Charakter mithin ohne generischen Werth. 2) ist die Bildung der Augenhöhle in allen fünf Arten ihrem We- sen nach genau dieselbe; die aussergewöhnliche Entwicke- lung derselben bei Criocareinus Edw. fällt: allerdings beim ersten Anblick sehr auf, stellt sich jedoch bei Vergleich mit den übrigen Arten doch nur als eine specifische Eigenthüm- lichkeit heraus. Bei allen fünf Arten sind nämlich die Augen- höhlen von der Basis der Stirn schräg nach vorn und aus- sen gerichtet und vom Seitenrand der Schale durch einen tiefen. Einschnitt gelrennt; sie sind oben, vorn und hinten mit einem kleineren oder grösseren Zahne besetzt, zwischen welchen die Vertiefung, aus welcher die Augenstiele ent- springen , liegt. Zum Einlegen. der letzteren sind die Vor- derecken der Schale unterhalb ausgehöhlt und diese Aushöh- lung erstreckt: sich bei allen Arten bis zu dem ersten tiefen Einschnitte am Seitenrande der Schale, welcher durch einen grossen Zahn gebildet wird. Die Länge dieser Aushöhlung richtet sich natürlich nach der jedesmaligen der Augensliele, welche bei Micippe philyra Herbst und miliaris nob. kurz, bei M. cristala Linn. von milllerer Länge und bei M. Thalia und superciliosa Herbst sehr lang sind. Vergleicht man nun die Gruppen, welche diese Arten nach der Bildung der Füh- ler, mit denen, welche sie nach der Augenhöhlenbildung ab- geben, so sieht man leicht, dass beide keineswegs mit ein- ander correspondiren. Den besten Beweis geben hierfür M. Thalia und supereiliosus, die sich durch die Augenhöhlen Careinologische Beiträge. 109 einanger nähern, während. sie sich durch die Fühler von einander entfernen. Will mau also nicht jede einzelne Art zu einer Gallung erheben, so muss man sie alle vereinigt lassen. Neben der oben erwähnten neuen Art aus dem rolhen Meere lasse ich hier auch eine Beschreibung des noch we- nig gekannten Cancer Thalia Herbst, welche Milne Ed- wards muthmasslich zu Paramicippe bringt, folgen: 1. Micippe Thalia. Cancer Thalia Herbst, Naturgeschichte der Krabben und Krebse, Taf. 58. Fig. 3. Das einzige weibliche Exemplar der Herbst’schen Sammlung, welches aus Oslindien stammt, misst von der Spilze der Stirnhörner bis zu den beiden Dornen des Hinterrandes der Schale 18 Linien, in der grössten Breite 12 Linien. Die Stirn ist elwas weniger slark geneigt als bei den übrigen Ar- ten und theilt sich in zwei seitlich divergirende, scharf zu- gespitzte und leicht nach hinten gewandte Hörner. Die drei Zähne der Augenhöhle sind sehr kurz und undeutlich, stumpf, knopfarlig. Unmittelbar. hinter derselben ist der Seitenrand der Schale mit drei Zähnen bewaffnet, von denen der erste sehr schmal, stielförmig, der zweite sehr gross, zugespitzt, mit breiter Basis, der dritte nach der Seile und zugleich etwas rückwärts gewandt und stumpf ist. Ausserdem ist der Seitenrand der Schale noch am Ende der Kiemengegenden mit einem langen, slielflörmigen, rückwärts gewandten Zahne beselzt; vor ‘diesem stehen zwei kleinere, hinter’ ihm noch vier von gleicher Grösse, nämlich zwei in der Mitte des’ Hin- terrandes dicht bei einander, und einer jederseits in gleicher Entfernung von diesen und dem grossen Zahne. Die Ober- fläche der Schale ist sehr uneben, die einzelnen Gegenden deutlich durch Vertiefungen abgegrenzt und gewölbt, überall mit warzenarligen Tuberkeln, welche auf den erhabenen Thei- len am stärksten ausgeprägt sind, besetzt. Die Beine sind eylindrisch , das dritte etwa von der Länge der Schale, die übrigen kürzer. Die Farbe ist blass rosenroth, 110 Gerstaecker: 2. Micippe miliaris nov. spec. Das Männchen dieser Art ist 11 Linien lang und 9 Li- nien breit, das Weibchen 14 Linien lang und 12 Linien breit. Die Stirn ist bei ersterem schräg abfallend, bei letzterem fast verlikal herabgesenkt und an der Spitze in zwei divergirende _ Zähne gespalten, welche beim Weibchen spitzer und stärker nach aussen gewandt erscheinen als beim Männchen. , Eine schwache Längsfurche, welche von dem vorderen Einschnilte der Stirn ausgeht, .ersireckt sich fast bis zum Niveau der Augenhöhlen. Die Zähne der Augenhöhlen sind kurz und stumpf, ‚der obere noch am deutlichsten ausgeprägt. Die Au- gensliele sind lang und erreichen fast die Spilze des zweiten am Seilenrande der Schale befindlichen Zahnes. Das zweite Glied der äusseren Fühler ist etwa dreimal so lang als breit, abgeflacht, gegen die Spitze hin leicht 'erweilert. Hinter den Augenhöhlen stehen zwei sehr scharfe und grosse, schräg nach vorn gerichtete Zähne; ihnen folgen zunächst ‘drei kleine zahnartige, dicht bei einander liegende Höcker. : Hin- ter diesen erweilert sich die Schale merklich und zeigt fünf spilze Zähne, von denen die beiden: vordersten näher an einander liegen, die übrigen durch grössere Zwischenräume getrennt sind; sie erscheinen bis auf den letzten, der zugleich länger und nach hinten gerichtet ist, spitz. Die Oberfläche ist mässig gewölbt und bietet: ausser zwei liefen Gruben zur Seite der Magengegend keine auffälligen Unebenheiten dar; sie. ist überall mit gedränglen, hirsekornarligen Granulationen bedeckt und mit gelbem Toment bekleidet. Die Beine sind kurz, cylindrisch, dicht tomentirt; das zweite Paar’ am läng- sten und etwa der Länge des Cephalolhorax gleichkommend, Paramithrax Milne Edwards. Zu dieser Gattung stellt Milne Edwards (Hist. nat. d. Crust. I. p. 325) fraglicher Weise den ihm unbekannten Cancer ursus Herbst (Nalurgesch. d. Krabben und Krebse I. S. 217. Taf. 14. Fig. 86). Eine nähere Untersuchung des Herbst’schen Original-Exemplars hat mich von der Rich- tigkeit dieser Stellung überführt; die Art gehört der zweilen Abtheilung der Gallung an, welche sich dadurch charakte- Careinologische Beiträge. 111 risirt, ‚dass die Augenhöhlen auf der Unterseite nur einen Einschnitt zeigen, und dass die Augen beim Zurückschlagen den äusseren Winkel derselben erreichen. — Bell hat (Trans- act. of Ihe zoolog. society of London. Vol. Il. p. 52. Taf. 10. Fig. 2 u. 3) unter dem Namen Mithrax ursus eine Art von den ‘Gallopagos -Inseln beschrieben und abgebildet, unter welcher er‘ den Cancer ursus Herbst als Synonym 'cilirt. Es ist aber bei Vergleich der Herbst'schen Art mit der Bell’- schen Abbildung leicht ersichtlich, ‚dass beide weder der Art noch der Gallung nach identisch sind, wovon: sich übrigens Bell schon aus der Herbst’schen Figur hälle überzeugen können. So unvollkommen dieselbe auch ist, so giebt sie doch die Eigenthümlichkeilen der Art sowohl in der allge- meinen Körperform als in der Struktur der Schalen - Ober- fläche durchaus charakteristisch wieder und die Unterschiede von der Bell’schen Abbildung sind so: auffallend , dass das Zusammenziehen beider von Seiten des Letzteren kaum zu begreifen ist, Zur näheren Charakteristik der Herbst’schen Arl mag folgende ergänzende Beschreibung dienen: Paramithraz ursus. “Cancer ursus Herbst, Naturgeschichte u. s. w. I. S. 217. Taf. 14. Fig. 86. Der Cephalothorax ist 11/, Zoll lang und bei den Kie- mengegenden 1'/, Zoll breit und hat einen birnförmigen Um- riss, das schmale Ende nach vorn gekehrt. Die Stirn ist mit zwei divergirenden, ziemlich kurzen und breiten Hörnern bewehrt, welche sich zwar nach vorn etwas verschmälern, am Ende aber breit abgestulzt erscheinen. Der obere Augenhöhlen- rand zeigt nach hinten zwei Zähne, von denen der hintere elwas länger und schärfer ist als der vordere. Unmittelbar hinter der Augenhöhle ist der Seitenrand der Schale mit einem sehr grossen und breiten, schräg nach vorn gerichte- ten Zahne bewaffnet, welcher in gleichem Niveau mit dem leizten Zahne der Augenhöhle endigt. Ausserdem finden sich drei Zähne an den Seitentheilen der Regio gastrica und ebenso viele am vorderen Theile der Regiones branchiales;; von diesen drei Zähnen ist jedesmal der vorderste grösser als ; 112 Gerstaecker: die beiden folgenden. Die Oberfläche ist, besonders auf der Regio gastrica, stark bucklig gewölbt’und überall mit grös- seren und kleineren runden, warzenarligen Tuberkeln be- deckt; die grössten unter ihnen liegen auf der Grenze zwi- schen der Regio gastrica und den Regiones branchiales, ausserdem ein durch Grösse bemerkbarer dicht innerhalb der drei Zähne der ersteren Gegend. Die Schenkel des ersten (Scheeren-) Fusspaares sind dreikantig und auf der obe- ren Kante mit vier Zähnen bewaffnet, die nach vorn an Grösse und Schärfe zunehmen. Im Uebrigen sind die Schee- ren, einen oder zwei stumpfe Zähne am Hinterrande der Ti- bia ausgenommen, glalt, die Schneiden der Scheere selbst zugespilzt. Die hinteren Fusspaare sind zotlig behaart, fast drehrund, die Tibien kurz, nach vorn dreieckig erweitert, oben der Länge nach gefurcht. — Das vorliegende einzige Exemplar ist ein Weibchen und stammt nach Herbst aus der Südsee. Obwohl dieHerbst’sche und Beell’sche Art, wie schon eben erwähnt, zwei verschiedenen Gattungen angehören, möchte es dennoch bei der nalıen Verwandtschaft beider ‚ zweckmässig erscheinen, den von Bell angenommenen Arl- namen M. ursus zu ändern; die Art dürfte nach dem Be- |schreiber am besten Mithrax Bellii zu nennen sein. Othonia Bell. Die Gattung Olhonia wurde von Bell (Transact. of Ihe zoolog. sociely ofLondon, Vol.Il. p. 55) aufgestellt und dar- unter zwei Arten, durch Cumming von den Gallopagos- Inseln mitgebracht, unter dem Namen O. sexdentata und quinquedentata beschrieben und auf Taf. 12. Fig. 1 u. 2 ab- gebildet. Die Unterschiede, welche der Verf. zur Auseinan- derhaltung dieser beiden Arten aufstellt, redueiren sich im Wesentlichen auf zwei Punkte: 1) die Zahl der Zähne am Seitenrande des Cephalolhorax, bei der einen Art sechs, bei der anderen fünf, und 2) die beträchtlichere oder geringere Grösse, indem die Länge der Schale bei der einen Art fast einen Zoll, bei der anderen nicht viel über einen halben Zoll betragen soll. Das letztere Merkmal kann natürlich gar nicht in Betracht kommen, da es eben nur verschiedene Allersstu- Careinologische Beiträge. 113 fen bezeichnen könnte; aber auch das erste, die Zahl der Zähne, ist.nach drei mir vorliegenden Exemplaren der hie- sigen Sammlung keineswegs zur Aufstellung zweier Arlen geeignet, indem sie sich bei sonsliger vollkommnerer Ueber- einslimmung der Exemplare als schwankend herausstellt. Zwei der von mir verglichenen Individuen, die sowohl in der Grösse als der breiteren Form des Cephalothorax viel eher mit Olh. sexdenlala Bell als mit dessen ©. quinquedentata übereinslimmen, zeigen nämlich nur fünf Zähne, und es ist sogar ersichllich, dass diese nicht einmal an den beiden Seiten eines und desselben Individuums ganz übereinslimmend gebildet sind. Auch ihre Form scheint einigen Schwankun- gen und Veränderungen nach dem Alter unterworfen zu sein, denn bei grösseren Exemplaren sind sie mehr spitz und ge- krümmt, bei kleineren dagegen stumpfer und breiter. Ich kann daher nach der Veränderlichkeit der mir vorliegenden Exem- plare auch Othonia sexdentala und quinquedenlala Bell nur für verschiedene Altersstufen und Abänderungen einer und derselben Art halten, wofür übrigens schon das Vorkommen an einer und derselben Lokalität spricht. — In Betreff des dafür zu wählenden Namens ist hier die Entscheidung leicht, da die Art keineswegs neu, sondern schon von Herbsi, Nalurgeschichte u. s. w. ll. 8.152. No. 171 unter dem Namen Cancer mirabilis beschrieben und ihr Cephalolthorax auf Taf. 37. Fig. 3 durchaus kenntlich abgebildet worden ist. Ein Ver- gleich der Herbst’schen Exemplare mit der Bell’schen Ab- ' bildung selzt die Identität »beider Arten ausser Zweifel. Es würde also nach dem Gesetze der Priorität der Name Olho- nia mirabilis einzuführen. sein und als Synonyme Cancer mi- rabilis Herbst und Olhonia sexdentata et quinquedentala Bell dazu geselzt werden müssen. Pisa Leach. Milne Edwards führt (Hist, nat. d. Crust. 1.5. 309) unter dieser Gallung zwei ihm unbekannle Herbsl’sche Arten auf, nämlich dessen Cancer hirlicornis (Nalurgeschichte u. s. w. Ill. 4. 5.4. No. 255. Taf. 59. Fig. 4) und Cancer Pleione (ebenda II. 3. 5.52. No. 249. Taf. 58. Fig. 5). Die erstere dieser beiden Arten, Cancer hirlicornis, gehört in der That der Gat- Archiv. (, Naturgesch. XXI, Jahrg. 1. Bd. 8 en 114 Gerstaecker: tung Pisa Leach an und ist von Pisa corallina Risso nicht specifisch verschieden; die Herbst’sche Valerlandsangabe beruht wohl ohne Zweifel auf einem Irrihume. Milne Ed- wards erwähnt auch der Aehnlichkeit jener Art mit Pisa corallina, glaubt sie aber davon Irennen zu müssen, weil er in der Herbst’schen Abbildung Dornen an den Beinen zu erkennen glaubt. Solche sind jedoch an den Herbst’schen Originalexemplaren nicht wahrzunehmen, vielmehr sind die Beine, wie bei den verwandten Arten P. armala Latr., Gib- sii Leach etc., nur mit Höckern besetzt, welche Haarbüschel tragen. — Die zweite Art, Cancer Pleione Herbst, gehört da- gegen nicht zur Gallung Pisa, sondern würde wegen der slark divergirenden Stirnhörner, der Inserlion der äusseren Füh- ler an deren Unterseite und dem nur einmal eingeschnillenen oberen Augenhöhlenrand zu Naxia Milne Edwards zu brin- gen sein. Da sie den Carcinologen nicht näher bekannt zu sein scheinl, gebe ich hier eine wiederholte Beschreibung der- selben: Nazia Pleione. (Taf. II. Fig. 1 u. 2). Cancer Pleione Herbst, Nalurgeschichte u. s. w. Ill. 3. S.52. No. 249. Taf. 58. Fg.5. Die vier mir vorliegenden Exemplare derHerbst’schen Sammlung messen von der Spilze der Stirnhörner bis zum Hinterrande des Cephalolhorax 11 bis 16 Linien, in der gröss- ten Breite der Kiemengegenden 6 bis 10 Linien. Der Cepha- lothorax ist birnförmig, gewölbt, die einzelnen Gegenden sei- ner Oberfläche wulsiig erhaben. Die Stirn ist von einer breiten Längsfurche durchzogen, die hinter den Augenhöhlen endigt;; die Regio gaslrica zeigt zwei hinter einander liegende grössere, stumple Tuberkeln und zu jeder Seile des vorde- ren noch zwei kleinere, die Regio cardiaca einen vorderen und zwei neben einander liegende hintere. Die Regiones branchiales sind auf ihrer oberen Wölbung mit fünf in einem Halbkreise liegenden kurzen aber starken, am Seilenrande mit vier dünneren Dornen bewaffnet; unter lelzleren zeich- net sich der hinterste durch beträchtllichere Länge aus. Auf der Regio genitalis endlich stehl ebenfalls ein stumpfer, Carcinologische Beiträge. 115 zapfenförmiger Höcker, von welchem jederseits eine erhabene Leiste ausgeht, die mit dem linterrande des Cephalothorax parallel verläuft. Auf der Unterseite stehen zu jeder Seite von der Mundöffnung drei stumpfe Zapfen, von denen die beiden grössten auch von oben her fühlbar sind. Der Hin- terleib des Weibchens ist kreisrund und bedeckt den ganzen Sternaltheil des Cephalothorax; das fünfte und sechste Seg- ment sind besonders lange; der des Männchens ist schmal und nach vorn beträchtlich verengt. — Das Vaterland ist nach Herbst Ostindien. Naxia dican!ha de Haan (Fauna Japonica), Taf. 24. Fig. 1 ist dieser Art sehr nahe verwandt und unlerscheidet sich nur durch etwas schmalere, länglichere Form und den Man- gel der Höcker und Dornen auf der Oberfläche des Cepha- lolhorax. Lambrus Leach. Milne Edwards eitirt (Hist. nat. d. Crust. I. S. 355) zu seinem Lambrus prensor, von dem er. sagt: „Carapace deprimee et rugueuse“ als Synonyme den Cancer pransor Herbst! (Taf. 41. Fig. 3) und die Parlenope regina Fabricius (Entom. syst. Suppl. p. 353). Dass die leizieren beiden Ar- ten identisch sind, geht daraus hervor, dass Herbst seine erste Beschreibung (Bd. Il. S. 170. No. 202) nach einem in der Lund’schen Sammlung zu Copenhagen befindlichen Ex- emplare, welches später auch von Fabricius beschrieben wurde, entwarf. Das der zweiten Herbst’schen Beschrei- bung (Bd. Ill. 3. S.33) zu Grunde gelegte Exemplar befindet sich im Berliner Museum und passt besser mit der treffenden Fabriecius’schen Diagnose („Thorax ovalus, foveis duabus dorsalibus impressis, margine poslico spinis novem elongalis validis eincto“) als mit der sehr unvollkommenen Herbst'’- schen Figur (Taf. 41. Fig. 3) zusammen. Durch diese mag auch vielleicht Milne Edwards geläuscht worden sein, indem er darauf eine (mir übrigensiunbekannte) Art mit nie- dergedrücktem, runzligem Cephalothorax bezog. Von allen Lanibrus-Arlen ist gerade der Cancer pransor Herbst beson- ders durch glatte, hochgewölbte Oberfläche, welche sich durch zwei liele Furchen in drei scharf abgesonderte Parlieen theilt, 116 Gerstaecker: ausgezeichnet, und daher ist aus der von Milne Edwards gegebenen Beschreibung seines Lambrus carenalus leicht zu ersehen, dass diese Art der wirkliche Cancer pransor Herbst ist. Eine genauere Charakteristik des leizteren nach dem Herbst’schen Original - Exemplare wird die Identität beider leicht erkennen lassen : Lambrus pransor. Cancer pransor Herbst, Naturgeschichte u. s. w. Il. S. 170. No. 202. Taf. 41. Fig.3 (1796). — Ebenda Ill. 3. S. 33. Parihenope regina Fabrieius, Entomol. syst. suppl. p. 353. (1798). Lambrus carenatus (nec prensor) Milne Edwards, Hist. nat.-d. Crust. ]. p.35S. No. 8. Der Cephalothorax ist durch zwei tiefeLängsfurchen in drei Hauptfelder getheilt, von denen jedes der Länge nach leistenarlig erhaben erscheint; die Oberfläche ist fast glalt oder nur mit schwach eingestochenen Punkten besetzt. Die Stirn ist zugespilzt dreieckig, oben ausgehöhlt, jederseits mit einer schwachen, stumpfen Spitze versehen. Die Vorder- ränder der Kiemengegenden sind mit sieben stumpfen und kurzen Kerbzähnen besetzt, der Hinterrand der Schale mit neun Zähnen, von denen die fünf mittleren klein, die beiden vorderen jederseils dagegen sehr gross sind. Der erste von diesen, welcher den Hinterrand gegen die vorderen Seilen- ränder abgrenzt, ist flach und fast gerade nach aussen ge- wandt, der zweite mit einer erhabenen Kante verschen uud schräg nach hinten gerichtet. Die Mittellinie des Cephalo- thorax ist auf der Herz- und Magengegend mit drei stum- pfen, zahnarligen Höckern besetzt. Die Scheeren sind auf ihren Flächen fast glalt, der obere und äussere Rand mit flachgedrückten, sehr grossen und spilzen Zähnen bewaffnel, die zuweilen weiler aus einander stehen und dann kleinere Zähne von gleicher Form zwischen sich haben. Der Innen- rand ist fein körnig gezähnt. ; Die Abweichungen, welche die Herbst'sche Beschrei- bung und Abbildung von der eben gegebenen Charakteristik Carcinologische Beiträge. 117 zeigen, können nur als Ungenauigkeilen angesehen werden, wie denn auch Herbst von seiner ersten Beschreibung selbst sagt, dass sie nur flüchlig gemacht sei. So giebt Herbst z. B. an, dass der Hinterrand der Schale ausser den beiden grossen Dornen jederseits noch sechs kleinere Zähne in der Mitte zeige, während sich von diesen in Wirklichkeit nur fünf finden. Dass die Stirn hinter ihrer Spitze noch einen Dorn habe, ist dahin zu berichtigen, dass ein solcher jeder- seits neben der oberen Aushöhlung steht. Für den Lambrus prensor Milne Edwards (a. a. O. I. 5.358. No. 7), dessen Name zu ändern ist, schlage ich die Benennung Lambrus Edwardsü vor. Eine mit Lambrus pransor Herbst sehr nahe verwandte Art ist L. validus de Haan (Fauna Japonica). Auch hier ist die scharfe Theilung des Cephalothorax durch zwei Furchen in die Augen fallend, doch ist die Oberfläche nicht glatt, sondern mil zahlreichen, warzenarligen Erhabenheiten be- setzt. Das Berliner Museum besitzt davon ein Exemplar aus China von Meyen, welches mit der de Haan’schen Be- schreibung und Abbildung genau übereinslimmt. Fam. Cyelometopa Edw. Zwei der ausgezeichneteren Herbst’schen Arten die- ser Abtheilung, welche Milne Edwards (Hist. nat. d. Crust. 1. p. 404) als ihm unbekannt bei seiner Gattung Pano- paeus anführt und dieser frageweise unterordnet, sind der Cancer trispinosus (Naturgeschichle u. s. w. Ill. 3. S. 43. No. 241. Taf. 57. Fig. 4) und Cancer ochtodes (ebenda I. S. 158. No. 66. Taf. 8. Fg. 54). Was die erste dieser beiden Arten anbelrifft, so zeigt sie allerdings einige Verwandtschaft mit der Gattung Panopaeus Edw., unterscheidet sich aber von derselben durch äusserst langgestreckte, schlanke Beine und ebenso durch die Bildung der Stirn, der Augenhöhlen und des Hinterleibs. Von den mir bekannten Gallungen zeigt Galene de Haan, welche (Fauna Japonica p. 19) auf den Can- cer bispinosus Herbst gegründet ist, entschieden die grösste Aehnlichkeit mit dem Cancer Irispinosus Herbst, und zwar 118 Gerstaecker: ausser der allgemeinen Körperform besonders in der Stirn- bildung und der Länge der Beine. In Rücksicht auf die An- lage der Augenhöhlen und die Form des Hinterleibs, welche von Galene wesentlich abweichen, kann es jedoch gerecht- ferligt erscheinen, eine eigene Gallung darauf zu gründen; diese nenne ich: Chalaepus noy. gen. Der Cephalolhorax hat die Form eines unregelmässigen, queren Sechseckes, dessen Miltelecken durch einen scharfen Zahn angedeutet sind; die vor diesen liegenden, vorderen Seitenränder sind ausserdem noch mit zwei scharfen Zähnen bewaffnet, von denen der vorderste den Aussenwinkel der Augenhöhlen einnimmt. Die Oberfläche ist vorn leicht gewölbt, hinten mehr abgeflacht und schräg abfallend; die Regiones branchiales sind nach innen durch zwei schräge Längslurchen begrenzt, die Regio gaslrica nach hinten jederseits durch ei- nen kurzen, aber liefen Querstrich angedeutet. Die Stirn ist wie bei Galene mit vier stumpfen Spitzen versehen, von de- nen die äusseren am Innenwinkel der Augenhöhlen, die in- neren nahe der Mittellinie dicht bei einander stehen; die Senkung der Stirn ist aber bei weilem nicht so beträchtlich wie bei jener Gallung, indem sie nur schwach geneigt und mit scharfem Vorderrande versehen ist. Während ferner bei Galene die Augenhöhlen nur halb so breit als die Slirn, ringsum geschlossen und den Augenstielen eng angepasst sind, beträgt ihre Breite bei Chalaepus mindestens zwei Dritttheile der Stirnbreite und haben daher die Augenstiele einen be- trächllichen Spielraum in ihrem Innern. Der Unlerrand der Augerhöhlen erscheint tief ausgeschnilten und endigt nach innen in einen scharfen, gerade nach vorn gerichteten Zahn, an den sich unmillelbar das Basalglied der äusseren Fühler anschliesst. Der obere Rand ist ebenfalls weit ausgerandet und wird nach aussen, wie schon erwähnt, durch den ersten grossen Zahn des Seitenrandes begrenzt. Die Einlenkung der beiden Fühlerpaare ist wie bei Galene, nur dass die in- neren nicht wie dort durch einen gleichbreiten Vorsprung des Untergesichts, sondern dureh eine scharfe Spitze von einander geschieden werden, Ebenso stimmt auch die Bil- u Carcinologische Beiträge. 119 dung des äusseren Kieferfusspaares mit Galene überein; eini- germassen abweichend ist nur der Palp (Tarsus), an dem das zweite Glied länger und mehr ceylindrisch, das dritte derber und weniger zugespilzt erscheint. Schr verschieden ist da- gegen der Hinterleib und die Sternalplalte bei dem Männchen der vorliegenden Gallung gebildet. Letztere ist fast kreis- rund, vorn leicht zungenarlig ausgezogen, die beiden vor- dersten Ringe vollständig mit einander verschmolzen und fast die Hälfte der ganzen Länge ausmachend, das dritte nach in- nen stark verschmälert, fast zugespilz. Am Hinterleibe sind die sieben Ringe vollständig getrennt, die beiden der Basis zunächst gelegenen auf die Hinterseite des Körpers gerückt; die Ringe vom drillen bis sechsten werden allmählich etwas schmäler; der vierte bis sechste sind gleich lang, der sie- bente sehr schmal, lanzenarlig zugespilzt und in eine Grube des zweiten Sternalringes, welche jedoch nur die Basis des- selben einnimmt, eingesenkt. Die Beine sehr lang und flach- gedrückt, der Sckenkel des drillen Paares am längsten, der des vierten und fünften fast gleich lang und etwas länger als der des zweilen; der Vorderrand aller vier Schenkel ist an der Spilze in einen kurzen Dorn ausgezogen, ihr Spitzen- rand tief eingekerbt; das letzte Tarsenglied ist um seine Axe gedreht. Das Scheerenfusspaar ist äusserst kräftig ent- wickelt , die Tibien fast dreieckig, kurz, innen mit einem scharfen Zalıne, die Scheeren selbst auf der Schneide mit slarken Tuberkeln besetzt. Chalaepus trispinosus. Cancer trispinosus Herbst, Naturgeschichte u. s. w. III. 3. 8.43. No. 241. Taf. 57. Fg. 4. Die Herbst’sche Abbildung stellt das Thier in natür- licher Grösse dar und giebt seine Charaktere ziemlich tref- fend wieder: nur die Farbe ist zu dunkel; sie erscheint an dem Herbst’schen Original-Exemplare, vielleicht in Folge des Alters, blass knochengelb. Die Länge des Cephalotho- rax beträgt 3, die Breite 3%, Zoll. — Das Vaterland ist nach Herbst’s Angabe Oslindien. Die zweite oben erwähnte Art, der Cancer ochtodes 120 Gerstaecker: Herbst, bietet noch weniger Verwandtschaft mit der Gallung Panopaeus dar, sondern würde vielmehr der Gattung Xantho imMilne Edwards’schen Sinne beigezählt werden müssen. Von de Haan (Fauna Japonica) ist diese Gallung nun mit Recht in mehrere Ablheilungen gesondert worden und eine gleiche Ablrennung würde auch für den durch manche Eigen- thümlichkeit ausgezeichneten Cancer ochtodes Herbst nö- thig sein. Polycremnus nov. gen. Die Gatlung stimmt mit Xantho im Milne Edwards’- schen Sinne durch die Bildung und den Sitz der äusseren Fühler, die zweilappige Stirn und die kurzen, gedrungenen Beine überein, zeigt aber ausser dem habituell verschiedenen Cephalothorax auch Unterschiede in der Form der Augenhöh- len und des -Hinterleibs. Durch die hohen, dreikanligen Scheeren und die weit hervorgezogene Stirn bietet sie die meiste Verwandtschaft mit Halimede de Haan dar, doch ist letztere, abgesehen von der sehr verschiedenen Form des Ce- phalothorax, noch bei weitem mehr hervorlrelend und auch beträchtlich schmaler. Eine tiefe, bis zur Regio gaslrica reichende Längsfurche theilt nämlich die Stirn in zwei seit- liche, längliche, gleichbreite Wülste, welche vorn einzeln stumpf abgerundet sind, mit scharfem Rande endigen und auf der Unterseite die inneren Fühlergruben weit überragen. Ein kleiner Lappen an ihrer Aussenseite nahe der Basis, welcher sich durch eine schwache Längsfurche absondert, bilden den inneren und zum Theil den hinteren Rand der Augenhöhlen. Letztere sind äusserst klein, mit fast kreisrunder Oeffnung und überall scharfen Rändern ; ihr oberer Rand ist, wie bei der Xantho-Gruppe gewöhnlich, mit zwei feinen, nicht klaffenden Spalten versehen. Auf der Grenze zwischen dem Ober- und Unterrand zeigt sich ein etwas lieferer Spalt, der jedoch keine merkliche Unterbrechung in der Umgrenzung der Au- genhöhle hervorruft. Die äusseren Fühler sind an der Unter- seite zwischen der Stirn und dem inneren Augenwinkel ein- gefügt und können sich mit ihrer Geissel in den inneren Spalt der Augenhöhle einlegen; ein Unterschied von der bei Xantho beobachteten Bildung besteht darin, dass ihr erstes Careinologische Beiträge. 121 Glied durch seine Länge die Spilze des inneren Augenwin- kels erreicht; die beiden folgenden sind sehr klein und füh- ren eine Jange dünne Geissel. Die Form des Cephalothorax ist ein queres Sechseck, dessen vordere und hintere Kanten sehr lang, die beiden seitlichen dagegen sehr kurz sind ; letz- tere werden von je zwei dicken, knolligen Anschwellungen des Seitenrandes ganz eingenommen. Das erste (Schenkel-) Glied der äusseren Kieferfüsse ist auf der Aussenseite von einer liefen und scharfen, schräg verlaufenden Furche durch- zogen. Die Scheerenfüsse sind stark entwickelt, dreikanlig, am Hinlerrande der Schenkel, dem oberen, kammartig erha- benen Rande des Carpus und auf der oberen Zange der Scheere selbst mit dicken, knollenarligen Tuberkeln beselzt. Die Beine sind im Verhältnisse kaum länger als bei Xantho, die Schenkel jedoch schmaler und kaum flachgedrückt , am Vorderrande fein bedornt. An der Sternalplatte ist der erste und zweite Ring in ‘der Milte verwachsen, an den Seiten durch einen Schlitz getrennt , beide zusammen so lang wie die übrigen miteinander, an der Innenseite der Vorderhüf- ten beulenarlig aufgetrieben. Beim Männchen ist der zweite Hinterleibsring sehr kurz und durch den ersten und dritten seitlich eingeschlossen; beim Weibchen zwar ebenfalls kurz, aber seitlich frei. Der letzte Hinterleibsring ist im männli- chen Geschlechte lanzettlich zugespilzt. Polycremnus ochthodes. Cancer ochtodes Herbst, Naturgeschichte u. s. w. I. S. 158. No. 6b. Taf. 8. Fig. 54. Cancer ochlodes Fabricius, Entomol. syst. II. p. 455. No. 58. Galene (?) ochtodes Adams el White, Zoology of the Voyage of H.M.S. Samarang, Cruslacea p. 43. Taf.X. Fig.2. Im hiesigen Museum befinden sich vier von Herbst herrührende Exemplare .dieser Art, drei Männchen und ein Weibchen. Der Cephalothorax ist fast um die Hälfte breiter als lang, leicht gewölbt, auf der vorderen Hälfte mit einigen 122 Gerstaecker: flachen wulstigen Erhebungen, auf der Grenze zwischen der Regio gastrica und cardiaca mit zwei seillichen Längsein- drücken. Der Seilenrand wird von zwei dicken Tuberkeln, die durch einen beträchtlichen Zwischenraum getrennt sind, eingenommen und-der Vorderrand zeigt unmittelbar vor dem ersten jener Tuberkeln noch eine Einkerbung. Fünf knol- lenarlige Erhöhungen, die gegen die Spilze an Grösse zuneh- men, bezeichnen den oberen und hinteren Rand der Schen- kel des Scheerenfusspaares; zwei gleiche nehmen den inne- ren, vorderen Winkel der Tibia, fünf den oberen Rand des Carpus und drei den entsprechenden der oberen Scheere ein; die Aussenfläche des Carpus zeigt ausserdem noch eine Anzahl flacherer Erhebungen. Die Farbe des Thieres ist blass graubraun, die Extremitäten fallen mehr ins Weissliche. Die Herbst’sche Abbildung zeigt, abgesehen von ihrer Rohheit auch mehrfache Unrichligkeiten; besonders sind die durch die beiden grossen Höcker scharf ausgeprägten Seiten- ränder des Cephalothorax sehr mangelhaft wiedergegeben und dadurch die habituelle Eigenthümlichkeit des Thieres verwischt; überhaupt ist der ganze Körper im Verhältnisse zu lang und nach hinten nicht stark genug. verengt. Die vorhandenen Exemplare stehen der Abbildung fast um ein Drititheil der Grösse nach. Die von Adams und White (a. a.0.) gegebene Ab- bildung stellt ein junges Thier der Herbst'schen Art dar, zu der sie unzweifelhaft gehört; auch hier ist jedoch kei- neswegs der eigenthümliche Charakter deutlich hervorgeho- ben. Mit der Gattung Galene, zu der die genannten Autoren die Art fraglicher Weise stellen, hat sie nichts gemein. Trapezia Latr. Zwei von Herbst beschriebene Arten, die dieser Gat- tung angehören, nämlich dessen Cancer rufopunelalus (Taf. 47. Fig. 6) und Cymodoce (Taf. 51. Fig. 5) sind von späleren Autoren vielfach verkannt und verwechselt worden , wes- halb ich hier einige Bemerkungen zu ihrer näheren Kennt- niss beibringen will; zugleich lasse ich die Beschreibung zweier neuen, im hiesigen Museum befindlichen Arten folgen. Zu den Gallungscharakleren von Trapezia, wie sie Milne Carcinologische Beiträge. 123 Edwards cHist. nat. d. Crust. I. p. 427) angiebt, lässt sich Folgendes hinzufügen. Bei allen mir bekannten Arten ist die rechte Scheere sowohl etwas länger als auch in ihren einzelnen Theilen kräftiger als die linke; besonders ist der rechte Scheerenschenkel stels breiter und stärker gezähnt, die Zangen der Scheere selbst etwas länger und stärker ge- krümmt. Beim Männchen ist der 3te bis öte Hinterleibsring mit einander verschmolzen und nur durch schwache, seit- liche Einkerbungen bezeichnet; beim Weibchen hingegen ist der Hinterleib sehr breit, alle sieben Ringe desselben voll- sländig gelrennt und anLänge allmählich zunehmend, so dass der erste der kürzeste, der letzte der längste und von halb- kreisförmigem Umrisse ist. — Nach Milne Edwards sol- len bei einigen Arten die äusseren Kieferfüsse in der Milte der Mundöffnung klaffen; solche Arten sind mir nicht be- kannt, vielmehr ist die Mundöffnung sowohl bei den hier näher charakterisirten Herbst’schen als den beiden neuen Arten vollständig durch die Kieferlüsse geschlossen. 1. Trapezia rufopunctata. Cancer rufopunctalus Herbst, Naturgeschichte u.s. w. III. 1. S. 54. No. 206. Taf. 47. Fig. 6. Trapezia rufopunclata Jacquinot, Lucas Voyage au pöle sud et dans l’Oceanie. Zoologie. Tome ll. p- 41. Crustaces Pl.4. Fig. 8. ? Grapsillus maculatus Mac Leay, Illustr. of the zoology of Soulh Africa, Invertebrata p. 67. No. 31. Der Körper ist sehr flachgedrüekt, glatt, glänzend, von gelblicher Grundfarbe, auf der überall (auf der Ober-, Un- terseile und den Beinen) zahlreiche, kleine rundliche men- nigrolhe Punkte ziemlich gedrängt stehen. Von den sechs hnen der Stirn sind die beiden mittleren klein, dicht ne- ‚ben einander stehend, scharf und mit der Spitze ein wenig nach aussen gewendet; der jederseils zunächst folgende ist sehr breit, ebenfalls scharf und beträchtlich mehr hervortre- tend als die beiden millelsten, seine innere Kante fast dop- pell so lang als die äussere, beide aber geradlinig; der äus- serste Zahn, welcher die Augenhöhble nach innen begrenzt, 124 Gerstaecker: tritt wieder weiter zurück, ist stumpf, mil abgerundeter äus- serer Kante, übrigens fast ebenso gross als der vorherge- hende. Die beiden Zähne des Seitenrandes sind scharf und deutlich, der zweite etwa in der Mitte der Länge gelegen. Der Arm der rechten Scheere ist merklich breiter als der der anderen Seile und am Vorderrande mit drei grösseren und zwei kleineren Zähnen besetzt, von denen der leizte, nahe der Spitze, sehr stumpf ist; der linke Arm dagegen zeigt sechs viel kleinere, fast gleich gestaltete Zähne, von denen nur der äusserste von den übrigen entfernt und stumpf ist. Ebenso ist die Tibia, der Carpus und die Zangen der rechten Scheere elwas länger und stärker als auf der linken Seite, die untere Zange an der Spitze aufgebogen und über die obere herübergreifend; die Zähne an der Innenseite bei- der Zangen sind auf der rechten Seite ebenfalls deutlicher ausgeprägt. Die Schenkel der übrigen (Gang-) Beine sind sehr flachgedrückt und ziemlich erweitert. — Die Länge des Cephalothorax beträgt 10 Lin., die Breite 12 Lin. Das ein- zige männliche Exemplar aus der Herbst’schen Sammlung stammt angeblich aus Ostindien. Die Herbst’sche Figur stellt das Thier in natürlicher Grösse dar, enthält aber mehrfache Ungenauigkeiten; der Cephalothorax ist in derselben viel zu stark nach hinten ver- engt und der Zahn am Seitenrande viel zu tief eingeschnit- ten. Die Verschiedenheit der beiden Scheeren ist allerdings in der Figur angedeutet, doch sind sie auf die entgegenge- selzte Seite verlegt worden, wahrscheinlich durch Schuld des Zeichners, der das Thier, wie er es vor sich hatte, auf die Platte brachte *). Trapezia rufopunctala Jacqg., Lucas (a. a. 0.) stimmt der Abbildung nach genau mit demHerbst’schen Original- Exemplare überein; die Grundfarbe, die Kleinheit und Häu- figkeit der rothen Punkte, die Zahnung der Stirn und der Schenkel sind vollkommen treffend wiedergegeben. Nach den beiden Verfassern stammt das hier abgebildete Exemplar von *) Dieser Fehler kommt bei den Herbst’schen Abbildungen öfter vor, und ist wohl zu beachten, da er bei Bestimmungen leicht irre leiten kann. Careinologische Beiträge. 125 den Marquesas-Inseln und übereinstimmende soll das Pariser Museum von der Ostküste Afrikas (Zanzibar) besitzen. Dem- nach scheint ‚die Art eine weile Verbreitung zu haben, und es wäre wohl möglich, dass sie an der Ostküste Afrikas bis zum Cap herunterginge; dann könnte auch wohlMacLeay’s Grapsillus maculatus, wieKrauss dies vermulhet (Süd-Afri- kanische Cruslaceen $. 36) auf diese Art bezogen werden, obwohl aus der sehr kurzen Beschreibung hierüber FügbiR Bestimmtes zu erschen ist. Speeifisch verschieden ist dagegen von der Herbst’- schen Art ohne Frage die Trapezia rufopunclala Dana (Uni- led States exploring expedilion, Crustacea I. p. 255. Taf. 15. Fig. 3) von Taiti, bei welcher der Verfasser die Herbst’- sche Art gleiches Namens als Synonym cilirl. Die Grund- farbe des Körpers ist hier rein weiss und die rothen Flecken sehr gross, durch weile Zwischenräume getrennt; besonders sind in dieser Beziehung vier sehr grosse, quergestellte Flecken auf der Mitte des Cephalothorax auffallend , die sich an dem Herbst’schen Exemplare nicht vorfinden. Abgesehen von der Färbung und Zeichnung, die vielleicht nach den Individuen variiren könnte, bietet übrigens die Dana’sche Figur auch noch mehrere wesentliche Form-Unterschiede dar. Der Sei- tenzahn des Cephalolhorax liegt hier vor derMitle, die äus- seren Stlirnzähne (zunächst der Augenhöhle) sind spilz und aussen nicht gerundet, der letzte Zahn am rechten Scheeren- Schenkel sehr gross und spitz, alles Verhältnisse, die mit dem Herbst’schen Exemplare im Widerspruche stehen. — Könnte eine von den vier rolhgelleckten Trapezia-Arten Dana’s auf den Cancer rufopunclalus Herbst bezogen werden, so wäre es noch am ersten dessen Trapezia maculala. (Crusla- cea 1. S. 256. Taf. 15. Fig. 4); doch sind auch hier die ro- then Flecken sowohl grösser als weitläufiger gestellt und die Binke Scheere ist die grössere, so dass das Zusammenziehen beider immer nicht ohne allen Zweifel vorgenommen werden könnle. 2. Trapezia Cymodoce. Cancer Cymodoce Herbst, Naturgeschichle u. s. w. III. 2. 8. 22. No. 220. Taf. 51. Fig. 5. 126 Gerstaecker: Der Körper ist etwas mehr gewölbt als bei der vorigen Art, glatt, bräunlich gelb. Die Stirn bildet, wenn man von dem äussersten Zahn jederseils, der weiter zurücklritt, ab- sieht, fast eine gerade Linie, in welcher nur die beiden klei- nen Mittel- Zähne, welche übrigens sehr kurz und stumpf sind, eine Unterbrechung machen; die beiden zunächst nach aussen gelegenen bilden nur eine leicht gerundele Hervor- ragung mit vier sehr feinen Kerben. Die durch einen deul- lichen Einschnitt /abgeselzien Aussenzähne sind ebenfalls kurz und abgestümpft. Die beiden Zähne des Seitenrandes sind schar[ und deutlich, der letzte liegt weit hinfer der Mitte der Körperlänge. Der Arm der rechten Scheere ist mit acht Zähnen, von denen die drei millleren gross sind, der linke dagegen nur mil vier grösseren Zähnen beselzt; der rechte Carpus ist wohl um die Hälfte breiter als der linke, die Zan- gen der Scheere in der Form fast auf beiden Seiten gleich, nur rechts bedeutend stärker. — Der Cephalothorax des ein- zigen männlichen Exemplares der Herbst’schen Sammlung, das angeblich aus Ostindien stammt, ist 5 Lin. lang und 6 Lin. breit, Die Herb st’sche Figur stelll das Thier in vergrös- serlem Massstabe dar und enthält ebenfalls Unrichligkeilen, die leicht zu falschen Schlüssen veranlassen können; so hat z. B. weder der Cephalolhorax im Niveau des zweiten Sei- tenzahnes eine Querleiste, noch der Carpus der Scheeren zwei Längsleisten, wie sie in der Abbildung angegeben sind. Auch ist der Körper im Verhältnisse viel zu breit und die Zähne der Stirn zu sehr markirt. Ob TrapeziaCymodoce Dana (Cruslacea I, $. 257. Taf. 15. Fig. 5) zu der Herbst’schen Art gleiches Namens gehört, muss ebenfalls sehr zweifelhaft erscheinen; die Mittelzähne der Stirn sind hier sehr breit, breiter als die zunächst nach aus- sen gelegenen, der Seilenzahn liegt weit vor der Mitte der Körperlänge, der Cephalothorax ist sehr stark nach hinten verengt, alles Merkmale, welche das Herbst’sche Original- Exemplar nicht darbielet, 3. Trapezia corallinan. sp. Eine durch die Farbe und den Glanz der Körper-Ober- Carcmologische Beiträge. 127 fläche besonders ausgezeichnete neue Art, welche von War- scewicz in Veragua zu mehreren Exemplaren gesammelt und dem hiesigen Museum überlassen wurde. Der Körper ist blass korallenrotli, spiegelblank, die beiden Zangen der Scheeren schwarzbraun. Der Cephalolthorax ist breiter als lang (das grösste Exemplar 8 Lin. breit und 6 Lin. lang) , besonders auf der hinteren Hälfle ziemlich gewölbt, vom zweiten Zahne des Seilenrandes an nach hinten stark verengt, dieser selbst sehr kurz und stumpf und vorn durch eine Querfalle der Oberfläche markirt. Der Seilenrand zwischen diesem und dem ersten Zahne hat ebenfalls die Richlung nach innen, während er bei der vorigen Art gerade nach vorn verlief, und dadurch dieser ein mehr viereckiges Ansehen verlieh. Die Stirn ist in ähnlicher Weise wie bei Tr. Cymodoce ge- bildel, nur dass der äussere Zahn zunächst der Augenhöhle verhällnissmässig weniger gegen die übrigen zurücklrill, son- dern mit diesen zusammen eine fast regelmässige, wellige Bogenlinie.bildet; auch ist hier der zweite Zahn jeder Seile sehr schwach entwickelt, aber sehr breit und mehrfach ein- gekerbt, der äussere stumpf abgerundet. Die Zahnung am Vorderrande der Scheerenschenkel ist auf beiden Seiten fast gleich, indem sich vier stumpfe Zähne vorfinden , die, nur am rechten Schenkel elwas grösser sind. © Die Schenkel der übrigen Beine sind elwas erweilert, die Tibien und Tarsen am Vorderrande dünn behaart. — Es liegen Exemplare bei- der Geschlechter vor, die in der Form keine Unterschiede darbielen. 4. Trapezia subdentata. Der Cephalolhorax ist 7 Lin. lang und 8 Lin. breit. Der Seitenrand bildet einen regelmässigen Bogen, welcher durch en sehr schwachen und sltumpfen zweiten Zahn kaum un- ‚lerbrochen wird; die Oberfläche ist vorn ganz eben, hinten nur leicht gewölbt. An der Stirn liegen die vier millleren Zähne fast in einer Linie, die beiden äusseren treten mehr zurück; die beiden zunächst der Mittellinie sind hier im Ver- hältnisse ziemlich breit, die zunächst nach aussen folgenden daher elwas schmaler als bei den vorhergehenden Arten, 128 Gertstaecker: aber ebenfalls leicht eingekerbt. Die Schenkel der Scheeren zeigen an ihrem Vorderrande jederseits vier Zähne, von de- nen der innerste breit und spilz, die übrigen schmaler und stumpf sind; die Zangen der Scheeren sind. auf beiden Seiten fast gleich, während der Carpus rechts stärker entwickelt ist. — Zwei Exemplare, im Rolhen Meere von Hemprich und Ehrenberg gesammelt, haben eine röthlichgraue Farbe; die Geschlechter sind nicht verschieden. Von den beiden Milne Edwar ds’schen Arten aus dem Rothen Meere CHist. nat. d. Crust.1. p. 429) unterscheidet sich diese Art folgendermassen: Von Tr. ferruginea dadurch, dass die Maxillarfüsse die Mundöffnung ganz verschliessen,, von Tr. digilalis ausser durch die Farbe auch durch das Vorhan- densein des wenngleich sehr stumpfen und undeullichen Sei- tenzahnes, der bei jener fehlen soll. Der Cancer glaberrimus Herbst (Naturgeschichle u. s. w. I. p. 262. Taf. 20. Fig. 115) -ist in der Sammlung des hiesi- gen Museums nicht mehr vorhanden. Latreille hat ihn ebenfalls zu seiner Gallung Trapezia gezogen, während Milne Edwards (Hist. nat. d. Crust. I. p. 430) ihn zu Grapsus brin- gen zu müssen glaubt. Mit letzterer Galtung hat er weder in der Form des Cephalothorax noch in der Bildung der Scheeren irgend welche Aehnlichkeit, wenigstens so viel sich aus der Herbst’schen Figur ersehen lässt. Mit Trapezia steht er jedenfalls in der nächsten Verwandtschaft, obwohl er sich durch die Bildung der Stirn, welche mit zahlreichen kleinen Zähnchen beselzt ist, wieder davon entfernt. In neue- ster Zeit hat Dana (Cruslacea l. p. 261) darauf die Gallung Tetralia gegründet, welche er gewiss mit Recht neben Tra- pezia stellt und hauptsächlich nach der Stirnbildung davon abtrennt. Zu dieser würde ausser den drei von Dana be- schriebenen Arten auch Trapezia serralifrons Jacq., Lucas (Voyage au pöle sud et dans l’Oc£anie Ill. p. 47. Pl. 4. fig. 20) zu ziehen sein. Lupea Leach, Dana. Die von de Haan (Fauna Japonica) aufgestellten Un- tergallungen innerhalb der Gallung Lupea der früheren Au- Careinologische Beiträge. 129 toren sind, wie schon von Dana richtig bemerkt wird, zum Theil auf so unwesentliche und durch Unterschiede im äus- seren Habilus keinesweges unlerslülzte Merkmale gegründet, dass es geralhen scheint, mehrere derselben, besonders aber Neptunus, Pontus und Achelous wieder einzuziehen; da die- selben gerade auf diejenigen Arten gegründet sind, welche den Stamm der Gallung Lupea Leach ausmachten, so möchte auch dieserName am besten für sie beizubehalten sein. Die Beschreibung einiger neuen Arten der hiesigen Sammlung möge bier ihren Platz finden. 1. Lupea exasperata. Sie misst in der grössten Breite 4 3°, in der Länge 24 3%, Die vier Stirnzähne sind stumpf, die beiden mitt- leren kleiner und weniger hervorragend als die äusseren, aber untereinander durch einen tieferen Einschnitt getrennt als von jenen. Die Einschnitte der Augenhöhle sind wie ge- wöhnlich nicht klaffend, der innerste Zahn sehr breil, nach innen mit breiter und stumpfer Spitze hervorlretend, welche aber nicht das Niveau der Slirnzähne erreicht, der :äussere weit hervorgezogen, lang dreieckig zugespilzt. Die Zähne des Seitenrandes sind elwa so lang als breit, die vorderen stumpfer, die hinteren allmählich spitzer und zugleich mit breiterer Basis, der letzte nur wenig länger als der vorher- gehende, schräg nach vorn gerichtet. Der Cephalothorax ist uneben, der innere Theil der Kiemengegenden, der zunächst an die Regio cardiaca grenzt, bauchig gewölbt, die Ober- Näche unbehaarl, überall mit feinen Körnchen beselzt, die nach vorn sparsamer aber auch zugleich stärker werden; zwei Querlinien auf der Regio gastrica und eine von der hinteren ausgehende geschwungene Linie auf den Regiones branchiales, die an der Spitze des letzten Seitenzahnes en- digt, sind ebenfalls mit solchen sehr dicht gedrängten Körn- Üchen besetzt. Die schrägen Furchen zwischen der Regio gastrica und den Regiones branchiales sehr tief ausgeprägt; der Hinterrand des Cephalothorax in seiner ganzen Ausdeh- nung, besonders stark zu beiden Seiten gekörnt. Die Schee- ren sind sehr kräftig, die Schenkel mit vier Zähnen am Vor- derrande, die nach der Spitze hin allmählich grösser und Archiv [, Naturgesch. XXII, Jahrg. 1. Bd. 9 130 Gerstaecker: schärfer werden, zwischen diesen so wie am Hinterrande ge- perlt. Die Schienen am Innenrande ohne Dorn, die Basis des Carpus mit einem sehr stumpfen, dicken, höckerarligen Zahne. Der Carpus ist oben und aussen, die obere Zange der Scheere nur oben mit geperlten Längsleisten besetzt; es ist bald die rechte, bald die linke Scheere stärker entwik- kelt. Zweites Glied der äusseren Maxillarfüsse und die Form des männlichen Hinterleibs wie bei Lupea dicanlha und spi- nimana, Diese Art ist bei Puerto Cabello häufig und wurde von Appun in Mehrzahl gesammelt. 2. Lupea pudica. Der Cephalothorax ist 2 5 breil und 1 3 lang. Die vier Zähne der Stirn sind kurz aber spitz, alle fast in demselben Niveau, die inneren durch einen ebenso tiefen un- ter einander getrennt als von den äusseren. Der innere Au- genhöhlenzahn Iritt fast ebenso weit nach vorn als die Slirn- zähne, ist aber an der Spitze abgestumpft; der äussere da- gegen ist durchaus scharf zugespitzt, etwas nach aussen ge- wandt und bedeutend länger als die folgenden des Seiten- randes; dieser erscheint nämlich nur schwach gesägt, die einzelnen Zähne sehr kurz und in der Milte fein zugespilzt Der letzte Zahn ist wohl dreimal so lang als der vorherge- hende, an der Basis breil, scharf dreieckig zugespilzt. Die Oberfläche ist unbehaart, auf dem hinteren Theile vollkom- men glalt, nach vorn mit äusserst feiner und spärlicher Gra- nulation bedeckt, flach und gleichmässig gewölbt, von Farbe blass rosenrolh, nach hinten mehr gelblich. Das Scheeren- fusspaar ist sehr langgestreckt und schlank, der Schenkel desselben am Vorderrande mil vier spitzen, nach aussen ge- krümmten Zähnen beselzt, die von der Basis gegen die Spitze hin durch immer grössere Zwischenräume getrennt sind; letztere sind geperll und mil Haarlransen besetzt, die Hinter- kante des Schenkels glatt, an der Spitze stumpf. Die Tibia ist innen mil einem scharfen, aussen mil einem slumpfen und kurzen Dorne besetzt; ein spilzer Zahn steht auch aussen an der Basis des Carpus, welcher oben mit drei, aussen und innen je mil einer erhabenen Längsleiste versehen ist. Das Careinologische Beiträge. 131 hintersie Fusspaar ist in seinem ganzen Umfange, am zweiten bis vierten die Hinterkante der beiden Tarsenglieder lang ge- wimpert. Der Hinterleib des Männchens ist wie beiL. pelagica allmählich verschmälert, das zweite Glied der äusseren Ma- xillarfüsse wenigstens so lang als breit, am Innenwinkel ausgeschnilten. Diese Art stammt von der Küste Brasiliens. Euctenota nov. gen. (Taf. V. Fig. 3 u. 4). Das Hauptunterscheidungszeichen dieser Gallung von Lupea, mit der sie in der Bildung des Cephalolhorax und im Habitus durchaus übereinstimmt, liegt in der schmalen Stirn, welche anslalt mit vier nur mit zwei Zähnen bewaffnet ist. Auf die beiden kleinen Stirnzähne, welche den mittleren der Gallung Lupea entsprechen, folgt nämlich nach aussen so- gleich der innere Augenhöhlenzahn, an dessen Aussenseite der Augenstiel eingelenkt ist. Mit dieser abweichenden Stirn- bildung ist auch eine Modifikalion der Augenhöhlen verbun- den; die Spalten ihres oberen Randes sind nämlich nicht wie bei Lupea einfache Schlitze, sondern klaffen nach vorn, so dass die äussere Porlion des breiten Innenzahnes zugespitzt, der Mittelzahn aber dentlich von den beiden anderen ge- rennt und nach vorn verschmälert erscheint. Der äussere Zahn Irilt weit nach vorn hervor, ist geradeaus gerichlet und innen schief abgestutzt; die übigen Zähne des Seitenrandes sind auffallend lang und beiderseits mil dichten Wimperhaa- ren beselzt, welche auch die Unterseile des Cephalotho- rax beiderseits von der Mundöffnung bedecken. Die Form des männlichen Hinterleibs weicht von den übrigen Lupei- den-Gallungen dadurch ab, dass das letzte Glied in eine lange und feine Spitze ausgezogen ist, Das zweite Glied der äusseren Maxillarfüsse ist bedeutend länger als breit, vorn am Innenwinkel schräg abgestulzt. Das Scheerenfusspaar ist von mässiger Länge und im Verhältnisse kräflig gebaut. — Die einzige mir bekannte Art ist: Euctenota mezicana. Grösste Breite des Cephalolhorax 2 10°, Länge 1 3%, Die beiden Slirnzähne klein und stumpf, der Einschnilt, wel- 132 Gerstaecker: cher sie Irennt, viel weniger lief, als der zwischen ihnen und dem inneren Augenhöhlenzahn; dieser stumpf dreieckig und weiter nach vorn hervortretend als die Slirnzähne. Der Mittelzahn des oberen Augenhöhlenrandes dreieckig, vorn schief abgeslulzt, der äussere lang, gerade nach vorn ge- richtet, mit stumpfer Spitze, gegen den mitlleren hin schräg abgeschnitten. Die drei ihm zunächst folgenden Zähne des Seitenrandes lang und schmal, gegen die Spilze verengt, aber abgestumpft, schräg nach vorn und aussen gerichlet; die vier folgenden an der Basis breit, allmählich spilzer wer- dend, mit concavem Vorder- und convexem Hinterrande, der letzte sehr lang und scharf zugespilzt, fast gerade seilwärls gerichlet. Sowohl die Zwischenräume aller dieser Zähne als die ganze Unterseite des Cephalolhorax zu beiden Seiten von der Mundöffnung mit dichter grauer Behaarung bekleidet. Die Oberfläche sehr leicht gewölbt, ohne besondere Uneben- heiten, durchaus haarlos und glatt, knochenfarbig; eine Reihe eingedrückter Strichelchen längs der vorderen Seitenränder in einiger Entfernung von den Zähnen. Der Schenkel des Scheerenfusspaares überragt nicht bedeutend die Spitze des letzten Seitenzahnes; er ist am Vorderrande mit drei schar- fen Zähnen besetzt, von denen der ersie zunächst der Basis nur klein ist; der Hinterrand an der Spilze mil einem stum- pfen Tuberkel. Die Tibia nach innen und die Basis des Car- pus nach aussen mit einem scharfen Zahne, ersterer dünn, letzterer kräftig und stark gekrümmt; der Carpus auf der Aussenseile mit scharfhöckrigen Längsleisten versehen. Die Zangen der Scheere mässig lang, fein zugespilzt und gegen das Ende elwas um ihre Axe gedreht. Der Vorderrand der Schenkel des Scheerenfusspaares, der Hinlerrand des Tarsen- gliedes der drei folgenden und das letzte Paar in seinem ganzen Umfange mit Schwimmhaaren beselzt. — Vaterland: Mexiko, Fam. Catometopa Edw. Ocypode Fabr. Milne Edwards unterscheidet (Hist. nat, des Crust. Il, p. 48 und Annales des sciences natur. XVII. p- 141) diejenigen Ocypode-Arten, bei welchen sich die Au- Careinologische Beiträge. 133 genstiele über die Cornea hinaus in einen griffelartigen Fortsatz verlängern, hauptsächlich nach zwei Charakteren: 1) ob die Zangen der Scheere gegen das Ende allmählich spitz zulaufen oder sich daselbst verbreitern, und 2) nach der Länge des griffellörmigen Augenfortsalzes, — Ueber den Werth des ersten Charakters kann ich kein Urtheil fällen, da mir Arten mit unlerwärts erweiterten Scheeren nicht vorlie- gen; der zweite, betreffend die grössere oder geringere Länge der Augengriffel, ist jedoch nach meinen Beobachtungen kei- neswegs als zur Unterscheidung von Arten brauchbar , we- nigstens wenn er nicht durch andere Merkmale unterstützt wird. Das Berliner Museum besitzt nämlich u. a. drei Exem- plare der Ocypode ceratophthalma Pallas, welche mileinan- der von Meyen auf Manila gesammelt worden sind und die bei sonstiger vollkommener Uebereinstimmung die beträcht- lichsten Verschiedenheiten in der Länge des Augengriffels zei- gen. Bei dem einen derselben, einem Weibchen, kommt die Länge des Griffels kaum der Hälfte der Länge des Au- genstieles gleich und misst elwa 2'/, Linien; von den beiden Männchen hat das eine den Griffel von der Länge des Au- genstieles (6'/, Lin), das andere noch beträchtlich länger als diesen nämlich 8 Lin. Ebenso schwankt bei diesen drei Exemplaren die Krümmung des Griffels; während er bei dem einen Männchen deutlich seine concave Seite nach aussen und hinten wendet, liegt diese bei dem anderen nach vorn und innen. Nur die Stärke des Griflels ist bei allen drei Exem- plaren gleich. — Dass übrigens eine solche Verschiedenheit in der Entwickelung des Augengriffels eine bei dieser Art öfters vorkommende Erscheinung ist, beweist der Umstand, dass auch Dana in der kürzlich erschienenen United States exploring expedilion, Crustacea, Atlas, Taf. 20. Fig.3 und 4 ein Weibchen abbildet, welches fast gar keine griffelartige Verlängerung zeigt und ein damit sonst übereinstimmendes Männchen, bei dem der Griffel sehr lang ist. Das erste be- nennt er Ocypode brevicornis Edw., das zweite bezeichnet er als „var.? longicornula“; beide sind aber, wie die Bildung der Schenkel und des Cephalothorax zeigt, nicht vom Cancer ceratophlhalmus Pallas verschieden. Da sich hiernach die Länge des Griffels bei einer und 134 Gerstaecker: derselben Art als durchaus unbeständig herausstellt , fällt die Unterscheidung von Arten nach diesem Merkmale allein fort, und glaube ich somit Ocypode d’Urvillei Guerin (Voyage de la Coquille, Crustaces Pl. I. fig. 1) und brevicornis Milne Ed- wards CHist. nat. d. Crust. Il. p. 48) bei gänzlichem Mangel anderer Unterschiede als idenlisch mit dem Cancer ceralo- phthalmus Pallas bezeichnen zu dürfen. Diese Art scheint übrigens eine weite Verbreitung zu haben, indem ein von Peters bei Mossambique aufgefundenes Exemplar der hie- sigen Sammlung mit denen von Manila vollkommen überein- stimmt; Milne Edwards giebt ausserdem auch Ostlindien und China als Fundorle an, Wenn Milne Edwards (a. a. O0.) auch Aegypten als Vaterland der genannten Pallas’schen Art angiebt, so ist dies wohl ohne Zweifel ein Irrthum, der auf Verwechse- lung zweier zwar nahe verwandten, aber dennoch constant verschiedenen Arten beruht. Eine Reihe von Exemplaren, dievon Hemprich und Ehrenberg aus dem rothen Meere stammen, sind nämlich von der Pallas’schen Art speeifisch verschieden, und wenn man, wozu kein Grund vorliegt, nicht annehmen will, dass im rothen Meere sich beide Arten vor- finden, so hat Milne Edwards unter seiner Ocypode ce- ratophlhalma zwei Arten vermengt. $o viel mir bekannt, ist die bezeichnete Aegyptische Art noch nirgends unterschie- den und es möge daher ihre nähere Charakteristik hier Platz finden: Ocypode aegyptiaca nov. spec. Ocypode ceratophthalma? Milne Edwards, Hist. nat. d. Crust. II. p. 48. — Annales des se. nat. XVII. p. 141. (pro parte.) Die Art unterscheidet sich von ©. ceratophthalma durch folgende Merkmale: 1) Die Schenkel des zweiten bis vierten Fusspaares sind nicht, wie bei ©. ceratophthalma, gegen die Spitze stark verschmälert, sondern in ihrer ganzen Länge gleich breit. 2) Das vorletzte Glied der Tarsen ist nur am zweiten Fusspaare auf der Mitte der Unterseite mit einer Längsbürste versehen, während bei O. ceratophihalma so- wohl das zweite wie das dritte Fusspaar mit zwei sol- Careinologische Beiträge. 135 chen Bürsten beselzt ist, von denen die erste am Vorderrande, die zweite in der Mitte der Unterseite des genannten Gliedes liegt. Zugleich ist das vorletzte Glied der Tarsen an den vier hinteren Fusspaaren bei der Aegyplischen Art beträcht- lich breiter und mehr flachgedrückt als bei O. ceratophthalma. 3) Der Griffel der Augen unterscheidet sich von dem der Asialischen Art sehr auffallend durch seine viel geringere Dicke , welche kaum die Hälfte von jener belrägt; seine Länge variirt hier ebenfalls, obwohl in geringerem Grade. Bei acht mir vorliegenden Exemplaren schwankt dieselbe zwischen 2'/, und 3'/, Linien. — Im Uebrigen sind keine besonders in die Augen springende Unterschiede zwischen beiden Arten zu bemerken, wie denn überhaupt die Gallung Ocypode in Belreff der Form ihres Cephalothorax sehr uni- form gebildet ist. Im Allgemeinen ist jedoch der Körper bei O. aegyptiaca mehr abgeflacht und die Vorderecken der Schale trelen durchweg mehr zurück. Während sie nämlich bei 0. ceratophihalma mit dem Seilenrande der Schale gleich weit nach aussen hervortreten oder diesen sogar seitlich überragen, sind sie bei O. aegypliaca stels mehr nach innen gerückt als dieser. Hierdurch tritt ‚zugleich bei O. cerato- phthalma die Spitze als dreieckiger , flach abgesetzter Gipfel hervor, während bei O. aegypliaca der ganze Vorderrand der Schale bis zu den Ecken abgellacht erscheint. Die Ein- drücke und Furchen der Oberfläche sind bei O. aegyptiaca deullicher ausgeprägt, und besonders die beiden Furchen, welche die Regio gastrica seitlich begrenzen, weiter nach hinten verlängert. Bei der Achnlichkeit beider Arten könnte es übrigens vielleicht zweifelhaft erscheinen, welche von beiden der wirkliche Cancer ceratophlhalmus Pallas sei, Aus seiner langen aber keineswegs charakleristischen Beschreibung (Spi- eilegia Zoologica Fasc. IX, p. 83) ergiebt sich für die Unler- scheidung der beiden Arten allerdings gar nichts; in der Abbildung jedoch (ebenda Taf. 5. Fig.7) ist die Verschmä- lerung der Schenkel nach der Spitze hin, ferner die Dicke des Augengriffels und endlich die hervortretenden Ecken des Cephalothorax ganz charakteristisch ausgedrückt. Endlich bürg! auch „ie Pallas’ische Angabe des Vaterlandes (Osl» 136 Gerstaecker: Indien) für die Identität seiner Art mit unseren Asialischen Exemplaren. Auf dieselben ist auch Ocypode ceratophlhalma Desmarest (Consid. gen. sur les Crustaces Taf. 12. fig. 1) und der Cancer cursor Herbst (Naturgeschichte u. s. w. I. S. 74. Taf. 1. Fig. 8u. 9) zu beziehen. Ocypode arenaria Catesby, Edw. Von dieser allgemein bekannten Art aus Central- Ame- rika, welche sich durch den gänzlichen Mangel des Augen- griffels auszeichnet, erhielt das hiesige Museum vor Kurzem eine Anzahl sehr junger Exemplare, welche vom Apotheker Gollmer in Caracas gesammelt wurden. Alle sind männ- lichen Geschlechtes und messen im Cephalothorax der Länge nach 3 bis 5 Linien. Der Körper hat in diesem Jugendzu- stande schon fast ganz dieForm der erwachsenen Individuen, nur ist er mehr flachgedrückt, noch weich, halb durchsich- tig und entbehrt der Granulationen der Oberfläche. Die Be- haarung der Tibien und Tarsen ist noch sehr fein und spar- sam; die Bürsten an den einander zugewandten Flächen der Hüften des dritten und vierten Fusspaares sind ebenfalls schon in der Anlage vorhanden. Die Augen sind auffallend gross und tief schwarz gefärbt. Der Cephalolhorax und die Beine sind schwarzbraun gefleckt; diese Flecken sind auf den Schenkeln unregelmässig und zerstreut, auf dem ersten Tar- sengliede hingegen bilden sie zwei regelmässige Querbinden. Bei allen fünf Individuen ist die eine Scheere in demselben Maasse kräftiger entwickelt, wie bei den ausgewachsenen; bei vieren ist die linke Scheere die grössere, bei einem hin- gegen die rechte. — Auch an vier erwachsenen Exempla- ren finde ich eine solche Unregelmässigkeil vor; zwei Weib- chen haben die grosse Scheere auf der rechten, von zwei Männchen das eine auf der rechten, das andere auf der linken Seite. Es findet also bei der vorliegenden Art nicht, wie es bei den meisten Galtungen der Fall ist, eine bestimmte Geselzmässigkeit in der Entwickelung der beiderseitigen Schee- ren statt, sondern beide Geschlechter variiren in dieser Be- ziehung ohne irgend welche Regel. Die schwarze Fleckung des Körpers scheint übrigens bei den Arten der Gallung Ocypode im jugendlichen Alter Carcinologische Beiträge. 137 allgemein vorhanden zu sein; die von Dana (Cruslacea I. p. 324. Pl. 20. Fig. 1) beschriebene und abgebildete Ocypode pallidula von Tongatabou, welche hierin den Jugend-Exem- plaren der Ocyp. arenaria vollkommen ähnelt, dürfte sehr wahrscheinlich der Ocypode ceratophthalma als Jugendzu- stand angehören. Dana bezieht übrigens diese Art auf Ocypode pallidula Hombron et Jacquinot (Voyage au pöle sud et dans l’Oceanie, Atlas, Cruslaces Taf.6. Fig. 1), welche beträchtlich grösser und keine schwarze Fleckung mehr zeigt. Im Texte desselben Reisewerkes ist letztere Art von Lucas als Jugendzustand von Ocypode cordimana Edw. angenom- men worden, wahrscheinlich wegen des Mangels der Augen- griffel. Es bliebe jedoch noch zu untersuchen, ob die Arten, welche diese Augengriffel im ausgewachsenen Zustande ha- ben, auch schon in der Jugend damit versehen sind, und sollte dies nicht der Fall sein, so wäre es immerhin möglich, dass die Jacquinot’sche 0. pallidula eine Mittelstufe zwi- schen der Dana’schen und der ausgewachsenen O. ceralo- phthalma wäre. Acanthoplax Milne Edw. Milne Edwards hat (Archives du Musee d’hist. na- tur. Tome VII. p. 162 und Annales des scienc. nat. 3, ser. XVII. p. 151) unter dem Namen Acanthoplax insignis eine neue Ocypodinen - Art beschrieben , welche nach ihm eine eigene, obwohl mil Gelasimus nahe verwandte Gattung bil- den soll. Als Unterschied von letzterer Gallung wird nur das eine Merkmal hervorgehoben, dass die Regiones branchiales des Cephalothorax mit einer Reihe knopfartiger Tuberkeln geziert sind, welche bei Gelasimus fehlen. Dass ein so ganz speeifisches, man könnte sagen zufälliges Merkmal, keinen ‚hinreichenden Grund zur Aufstellung einer eigenen Gattung ‚geben kann, liegt auf der Hand, und einen anderen generi- (schen Unterschied von den schmalstirnigen Gelasimus aufzu- finden, ist mir wenigstens nicht geglückt. Ich kann vielmehr an einer neuen, weiter unlen zu beschreibenden Art, die von Warscewicz in Veragua aufgefunden und dem hiesi- gen Museum überlassen worden ist, direkt nachweisen, dass Acanthoplax Edw. von der Gatlung Gelasimus, oder wenig- 138 Gerstaecker: stens von denjenigen Arten dieser Gattung, bei denen die Stirn schmal und linienförmig ist, nicht füglich getrennt wer- den kann. Diese Art steht nämlich erstens durch ihre Zier- rathen am Cephalothorax in der Mitte zwischen Acanthoplax insignis Edw. und Gelasimus Maracoani Marcgr. , indem bei ihr nur die geschwungene Kante der Regiones branchiales mit perlarligen Erhabenheiten beselzt ist, der Seilen- und Hinterrand des Cephalothorax dagegen derselben entbehren. Ausserdem zeigt sie aber, da das vorliegende Exemplar ein Männchen ist, (während Milne Edwards seinen Acan- thoplax insignis nur im weiblichen Geschlechte kannte) in der Bildung der grossen Scheere die vollkommenste Ueber- einstimmung mit Gelasimus Maracoani Marcgr. und seinen Verwandten, indem diese von ungeheurer Ausdehnung, elwa dreimal so lang als der Carpus, sehr breit und besonders flachgedrückt erscheint. Soll also, wie Milne Edwards (Annales des scienc. natur. Tome XVIII) es thut, der Gela- simus Maracoani und die übrigen Arten mit schmaler Stirn unter Gelasimus verbleiben, so muss auch Acanthoplax in- signis dazu gestellt werden; oder soll dieser generisch ab- getrennt werden, was zwar nicht durch die Eigenthümlich- keit des Cephalothorax, aber durch die Bildung der Stirn und Scheeren gerechlfertigt werden könnte, so müssten auch die bezeichneten Arten, welche in diesen Charakteren überein- stimmen, zu Acanlhoplax gezogen werden. Man würde dann die Gallung Gelasimus auf diejenigen Arlen einschränken, welche bei Milne Edwards (a. a. 0.) seine Gruppe C. bilden; diese zeichnen sich, nach den mir bekannten zu ur- theilen, durch breite Stirn, minder stark entwickelte Schee- ren beim Männchen, verhältnissmässig kürzere Beine und be- sonders stark erweiterte Schenkel aus. Möglich jedoch, dass sich bei Vergleich einer grösseren Reihe von Arten auch in diesen Merkmalen allmähliche Uebergänge nachweisen las- sen. — Die oben erwähnte neue, mit Acanthoplax insignis Edw. nahe verwandte Art ist: Gelasimus (Acanthoplax) excellens n. sp. Der Cephalothorax ist trapezoidal, kürzer als bei A. in- siguis und nach. hinten stärker verengl. Zwei sehr tiefe und Carcinologische Beiträge. 139 breite symmelrische Furchen auf der Mitte des Rückens stel- len zusammen fast die Form einer Leier dar. Der Vorder- rand ist leicht geschwungen, fein gekörnt, die Vorderecken nach aussen und vorn hervortretend, aber kaum das Niveau der Stirn erreichend. Der Hinter- und die Seitenränder sind glatt, ohne Tuberkeln, die beiden geschwungenen Seitenlinien der Oberfläche mit 7 bis 8 perlenarligen Erhöhungen be- seizt, von denen die hinterste am stärksten ist. Die linke Scheere ist die stark entwickelte; ihr Schenkel zeigt drei Kanten, eine obere und untere scharfe und eine hintere ab- gerundete; die untere ist mit fünf zapfenarligen Erhöhungen versehen, der Trochanter ebenfalls mit einer solchen, elwas grösseren an seiner Spitze. Die Aussenfläche des Carpus ist mit grossen, glalten und flachen Tuberkeln besetzt. Von den Scheeren selbst ist die untere, festsitzende auf der Aus- senseile mit fleckiger , tomentartiger Behaarung bekleidet, innen dagegen vollkommen glatt; ihr oberer Rand ist nahe der Einlenkung der beweglichen Scheere tief halbmondförmig ausgeschnillen, dann bis zur Spitze fast geradlinig; beide Ränder sind mit perlenartigen, gegen die Spitze allmählich kleiner werdenden Knöpfchen beselzt, welche auch die an der Innenseite verlaufende Leiste begleiten. Die bewegliche Scheere hat einen unleren geradlinigen und einen oberen, sichelförmig gebogenen Rand; ersierer so wie die Längs- leiste der Innenseite sind hier ebenfalls mit perlenarligen Höckern geziert, letzterer jedoch fast glatt; auch ist die Aussenfläche hier ebenso glatt wie die innere. Beide Schee- ren endigen an der Spitze mit einem dünnen, konischen, fast geraden Zahne. Die kleine Scheere der rechten Seite ist wie bei dem von Milne Edwards abgebildeten Weib- chen des Ac. insignis und den Gelasimus-Arten gebildet; die untere Kante ihres Schenkels ist mit zwei ziemlich scharfen Zähnen bewaffnet. Die Schenkel der drei folgenden Fuss- paare zeigen ebenfalls an der Unterseite je drei scharfe Zähne; die des letzten hingegen sind unbewehrt. Durch diese Bewaffnung der Schenkel ist die vorliegende Art auf- fällig von der Milne Edwards’schen unterschieden , bei welcher der Schenkel des letzten Fusspaares ebenfalls an der Unterseite und. die beiden vorlelzten auch auf der Ober- 140 Gerstaecker: seite vor der Spitze Zähne tragen. Letztere ist bei unserer Art auf allen fünf Fusspaaren mit dichtem grauen Filze be- deckt, welcher sich auch noch auf die Schienen und das erste Tarsenglied erstreckt. Rhaconotus nov. gen. (Taf. V. Fig. 5.) Durch die seitwärls nicht geschlossenen Augenhöhlen, die klaffenden äusseren Maxillarfüsse, die Form und Skulptur des Cephalothorax und die netzarlige Granulalion seiner Un- terseile beiderseits von der Mundöffnung steht die hier zu beschreibende neue Gallung in nächster Verwandtschaft mit der Gruppe Sesarmacea Milne Edw., von deren bisher be- kannt gewordenen Gattungen sie sich jedoch durch die schmale Stirn und die aussergewöhnliche Länge der Beine unterscheidet. In letzterer Hinsicht, und besonders durch die eigenthümliche Form der Scheeren, nähert sie sich habituell der Gallung Gonoplax, mit der sie im Uebrigen wenig ge- mein hat. — Der Cephalothorax ist breiter als lang, vier- eckig, an. den Seiten mit vier Zähnen bewaffnet, von denen die beiden hintersten sehr schwach und nur durch leichte Einkerbungen bezeichnet sind; die Oberfläche ist durch tiefe Eindrücke getheilt, von denen jederseils zwei Querfurchen den Einschnitten der beiden vorderen grossen Zähne des Seitenrandes entsprechen ; die Regio gastrica , cardiaca und genitalis sind schmal und von den breiten Regiones bran- chiales ebenfalls durch liefe, geschwungene Furchen abge- sondert. Die Breite der Stirn kommt hinten derjenigen der Augenhöhlen gleich, ihr Vorderrand misst jedoch kaum den vierten Theil der ganzen Breite des Cephalothorax; derselbe ist etwas herabgezogen und stumpf dreieckig zugespilzl. Der obere Augenhöhlenrand hat die Form eines liegenden S, der untere ist scharf, deutlich gesägt und verläuft wie bei Sesarma mit dem oberen parallel, bis er sich im Niveau des zweiten Zahnes des Seilenrandes allmählich verliert. Die Augenstiele sind länger als bei Sesarma , erreichen jedoch bei weitem nicht den äusseren Winkel der Augenhöhle. Die äusseren Antennen sind unmittelbar an der Innenseite der) j Careinologische Beiträge. 141 Augenstiele eingelenkt und nicht von der Augenhöhle ausge- schlossen; ihr erstes Glied ist kurz und breit, das zweite stiellörmig, länglich, das drilte und vierte allmählich dünner werdend, und zwar das vierte um die Hälfte länger als das dritte, ‚die Geissel um die Hälfte länger als die beiden letzten Glieder des Schaltes zusammengenommen. Die inneren An- tennen sind jederseits von der Spitze der Slirn eingefügt, ihr erstes Glied um die Hälfte länger als das zweite, beide ge- krümmt, die Geissel äusserst kurz und gefranst. Der Vor- derrand der Mundhöhle tritt in der Mitte gerundet hervor. Die äusseren Maxillarfüsse klaffen noch bei weitem mehr als bei Sesarma; ihre beiden ersten Glieder (Femur und Tibia) sind schmal, länglich viereckig, das zweile wie bei Sesarma durch eine liefe Diagonalfurche und eine erhabene Linie längs des Innenrandes ausgezeichnet. Das drilte Glied ist verhält- nissmässig gross, fast so breil wie das zweite, doch nur halb so kurz als dieses, vorn und aussen abgerundet; am Palp (Tarsus) ist das erste Glied gegen die Spitze dreieckig er- weitert, das Endglied länglich eiförmig und an der Spilze lang behaart. Die zur Seite der Mundöffnung gelegenen Flächen des Cephalothorax sind fein netzarlig gekörnt und von zwei Querfurchen durchzogen ; die erste liegt unmiltelbar hinter dem unteren Augenhöhlenrand und ist zunächst die Mund- öffnung sehr tief; die zweile verläuft etwa über die Mitte und ist ziemlich flach. Der Hinterleib des Männchens kommt an Breile dem dritten Theile des Sternums gleich, der des Weibchens bedeckt die Sternalplatte in ihrer ganzen Breite; die einzelnen Ringe sind in beiden Geschlechtern vollstän- dig gelrennt. Die Beine sind auffallend lang, die Schenkel des vierten Paares fast so lang wie die grösste Breite des Cephalothorax, die des drillen ein wenig, und die des vier- ten, welches das kürzeste ist, um die Hälfte kürzer ; ihr Vor- der- und Hinterrand ist mit kleinen scharfen Zähnen besetzt, die gegen die Basis verschwinden. Mit der Länge der Schen- kel steht an den einzelnen Fusspaaren die des vorlelzien Tarsengliedes in gleichem Verhältnisse, indem es ebenfalls am vierten Paare am längsten, am zweiten dagegen am kür- zesien ist; sein Vorderrand ist mit zwei Reihen scharfer Zähne bewaflnet, die durch eine Furche gelrennt sind, sein 142 Gerstaeckert Hinterrand ist abgerundet und mit langen Haaren beselzt. Das letzte Tarsenglied ist an den vier Gangbeinen seitlich zusammengedrückt, scharf zugespilzt und an der vorderen und hinteren Kante gewimpert. Die Scheeren sind beim Männchen stark, beim Weibchen schwach entwickelt; bei er- sterem ist die rechle Seite die stärker ausgebildete; ihr Schenkel ist so lang wie der Cephalothorax, dreikantig mit einer oberen, vorderen und hinteren Fläche, der Vorderarm (Tibia) kurz, dreieckig, an der Innenseite schwach gezähnt, der Carpus so lang wie der Schenkel, mit einer oberen und unteren scharfen Kante und einer äusseren und inneren schwach gewölbten Fläche; auf der inneren tritt in der Mitte noch eine stumpfe, durch einige Zähne bezeichnete Kante hervor. Die Finger der Scheere sind wenigstens um die Hälfte kürzer als der Carpus, beide in gleichem Sinne und nach unten gebogen, scharf zugespitzt, innen gesägt. Die Scheere der linken Seite ist übereinstimmend gebildet, nur in allen Theilen halb so klein; noch bei weilem schwächer ist die Entwickelung beider Scheeren beim Weibchen. Die einzige mir bekannte Art dieser Gattung ist: Rhaconotus crenulalus. Es liegen mir ein männliches und zwei weibliche Exem- plare vor, von denen das erste im Cephalothorax 15 Lin. breit und 11 Lin. lang, die beiden letzteren 11 Lin. breit und 8 Lin. lang sind; der Körper des Männchens ist daher im Verhältnisse kürzer und breiter als beim Weibchen, neben- bei auch mehr flachgedrückt. Die Oberfläche ist ausser den Furchen mit zerstreuten grösseren und kleineren Punkten be- setzt, stellenweise glalt. Der obere Rand der Augenhöhlen so wie die Zähne des Seilenrandes sind fein gesägt, lelztere so wie der untere Rand der Augenhöhlen mit dichten Haa- ren gewimpert, Von den vier Zähnen des Seitenrandes ist der vorderste aussen gerundet und bildet einen sehr liefen Einschnitt; die folgenden sind geradlinig, die beiden letzten zwar ebenso lang als die vorhergehenden, aber nur sehr schmal abgesetzi. Das ganze Thier zeigt im getrocknelen Zustande eine blass knochengelbe Farbe, zuweilen mit einem Careinologische Beiträge. 143 rölhlichen Anfluge auf dem Rücken des Cephalothorax und blassrothen Zeichnungen auf den Scheeren des Männchens. Der Fundort ist unbekannt, Uca una Marcgr. Milne Edwards unterscheidet (Hist. nat. d. Crust. II. p- 22) zwei Arten der Gallung Uca in folgender Weise: 1) Uca una. „Seitenränder des Cephalothorax mit einer etwas vorspringenden, fein gezähnelten Kante; Flächen zur Seite der Mundöffnung stark gekörnt; driltes Fusspaar ein wenig länger als die übrigen.“ 2) Uca laevis. „Seilenränder des Cephalothorax kaum markirt, Flächen zur Seite der Mund- öffnung glatt, Füsse des Männchens sehr gross, die des zwei- ten Paares ein wenig länger als die übrigen.“ Die letztere Art unterwirft der Verf. (Archives du Museum d’hist. natur. Tome VII. p. 185) noch einmal einer sehr ins Einzelne ge- henden Beschreibung und giebt davon auf Taf. 16 eine Ab- bildung, welche das ihm ausschliesslich bekannte Männchen darstell. — Schon vor mehreren Jahren, als ich die Cru- staceen - Sammlung des hiesigen Museums auf die Milne Edwards’sche Hist. nat. des Crustaces durchnahm, schien es mir nach den Exemplaren unserer Sammlung unzweilel- haft, dass Uca una und laevis Edw. nur die verschiedenen Geschlechter einer und derselben Art seien und zwar erstere das Weibchen , letztere das Männchen. Bei der Uca laevis giebt Milne Edwards ausdrücklich an, nur männliche Exemplare vor sich zu haben; bei Uca una thut er des Ge- schlechtes zwar keiner Erwähnung, doch passen die hervor- gehobenen Charaktere ganz genau auf die mir vorliegenden weiblichen Individuen, und alle von ihm bei dieser Art eilirten Abbildungen stellen ebenfalls nur Weibchen dar. Die von Milne Edwards neuerlich gegebene Abbildung seiner Uca laevis stimmt, mit Ausnahme des zweilen Fusspaares, welches augen- scheinlich zu kurz gezeichnet ist, mit den mir vorliegenden Männchen ebenfalls so genau überein, dass über die ldentilät beider gar kein Zweifel obwalten kann. Es wäre nun aller- dings immer noch möglich, dass ich von Uca una nur Weibchen, von Uca laevis dagegen nur Männchen vor mir hätte; hiergegen spricht jedoch der Umstand, dass die funlzehn Exemplare unse- 144 Gerstaecker: rer Sammlung, von denen fünf Weibchen, die übrigen zeln aber Männchen sind, alle von einer und derselben Lokalität in Brasilien stammen, und dass überdies zwischen beiden gar keine wesenllicheren Unterschiede, als solche, die von der Geschlechtsdifferenz abhängen und in ähnlicher Weise viel- fach unter den Brachyuren vorkommen, exisliren. Bei den Männchen zeigt sich nämlich der Cephalothorax verhältniss- mässig breiter und kürzer, nach hinten stärker verengt, seine Seitenränder vollständig abgerundet und verwischt, die Un- terseite glatt, die Beine mit dichlen Bürstenliaaren besetzt und unter ihnen das zweite am längsten. Beim Weibchen dagegen ist der Cephalothorax plumper und kürzer, nach hin- ten weniger verschmälert, der Seilenrand durch eine deut- liche Leiste markirt und scharf gezähnt, die Unterseite ge- körnt, von den wenig behaarten Füssen das drille Paar elwas länger als das zweite. Es kann somit das Zusammengehören der beiden Ed wards’schen Arten als verschiedene Geschlech- ter einer und derselben Art gar nicht bezweifelt werden, oder es müsste denn erst der Nachweis zweier specifisch ver- schiedenen dadurch geliefert werden, dass von beiden Männ- chen und Weibchen, die unter einander in den angegebenen Merkmalen übereinstimmen, existiren. Gecarcinus lateralis Edw. Von dieser durch ihre schöne Färbung ausgezeichneten Art erhielt das hiesige Museum eine Reihe von Exemplaren beider Geschlechter und in verschiedenen Altersstufen , wel- che in mehrfacher Hinsicht von Interesse sind. Die ausge- wachsenen Männchen unterscheiden sich zuvörderst von den Weibchen, gerade wie bei Uca una, dadurch, dass der Sei- tenrand des Cephalothorax vollkommen abgerundet und stumpf ist und höchstens sich dicht hinter der Augenhöhle einige feine Kerbzähne auffinden lassen. Beim Weibchen hingegen findet sich eine scharfe Kante im Verlaufe des Seitenrandes, welche mit dichten körnigen Zähnchen besetzt ist und sich nach unten und hinten in feine parallele Längsrunzeln fort- setzt. Auffallend ist esnun, dass bei zwei mir vorliegenden jungen Männchen (7 Lin. lang, 3 Lin. breit) die erwähnte Bil- dung des Cephalothorax ganz nach Art der erwachsenen Carcinologische Beiträge. 145 Weibchen beschaffen ist, indem sowohl die scharfe Seitenkante als auch die Längsrunzeln deutlich ausgeprägt sind. Ausser- dem sind bei ihnen auch noch beide Scheeren von gleicher Grösse, während bei allen von mir. beobachleten erwachse- nen Individuen die linke, stets grösser und kräfliger entwik- kelt ist; beim Weibchen ist dies nur in geringem; Grade der Fall, beim Männchen hingegen zeigt die linke durchweg das doppelte Volumen der rechten. — Die schöne violelte Fär- bung des Cephalothorax scheint nach den Individuen: in ihrer Ausdehnung sehr zu variiren. Bei den beiden jungen Männ- chen und einem ausgewachsenen Weibchen ist. nur; die vor- dere Hälfte mit Ausnahme des breiten Vorder- und Aussen- randes und auf. der hinteren Hälfte drei gelrennte, in einer Querlinie stehende ‚Flecken rolhgefärbt; bei, anderen fliessen die hinteren drei #lecken unter einander sowohl als mit dem vorderen zusammen, und es bleiben so ausser den breiten Rän- dern, die übrigens auch hier und da mit Roth, gewaschen erscheinen, nur zwei viereckige Flecken, jederseits einer hinter der Regio gastrica weiss. Bei einem besonders schön gefärblen weiblichen Exemplare aus Veragua endlich ist die ganze Ober- und ein Theil der Seitenflächen des Cephalo- ihorax ‚schön purpurroth, und erstere zeigt acht, scharf abge- grenzle, rein weisse Flecken, nämlich einen grossen jeder- seils hinter den Augenhöhlen, zwei etwas kleinere hinter der Regio gaslrica und zwei punklförmnige, zu jeder Seite auf der Grenze zwischen der Regio ‚gastrica und den Regiones branchiales. Boscia dentata Edw. Die Vergleichung einer grösseren Anzahl Exemplare dieser Art in ‘verschiedenen: Altersstufen, welche sämmtlich von einer und derselben Lokalität stammen, nämlich von Caraccas, wo sie vom Apolheker Gollmer gesammelt wur- den, hat mich davon überzeugt, dass eine Unterscheidung mehrerer Arten, wie sie Milne Edwards (Annales des seiene. nal. 3. ser. Tome XX. p. 207) nach der stärkeren oler schwächeren Denticulation des scharfen Seitenrandes des Cephalothorax, der Zahnung der Schenkel und der Be- schaffenheit der beiden Querleisten der Stirn vornimmt, ge- wiss mit grosser Vorsicht zu handhaben ist, indem alle diese Archiv [L. Naturgesch. XXI. Jahrg. 1. Bd. 10 146 Gerstnecker: Theile nicht nur nach dem Alter, sondern oft auch bei gleich entwickelten Individuen beträchllichen Variationen unterwor- fen sind. — Von den mir vorliegenden Exemplaren messen die grössten im Cephalothorax der Länge nach 1“ 8%, der Breite nach 9% 5, ‘die kleinsten dagegen nur 8 und 1?” 14. ° Die Männchen und Weibchen zeigen in allen Al- tersstufen den Unterschied , dass bei ersteren der Cephalo- thorax im Verhältnisse breiter und kürzer , bei weilem mehr abgeflacht ist, und dass die Furchen,, welche die Regio ga- strica von den Regiones branchiales abtrennen , bei weiten tiefer und deutlicher ausgeprägt erscheinen. Die slärkere oder geringere Entwickelung der Scheeren auf der einen oder der anderen Seite scheint zu variiren; bei allen mir vorliegenden Männchen findet sich zwar die grössere Scheere stets auf der rechten Seite, doch ist sie bald schr belrächt- lich grösser als die linke, bald nur wenig von dieser ver- schieden. Unter den Weibchen dagegen ist eins, bei dem beide Scheeren fast gleich gross, und eins, bei dem die linke beträchtlich stärker entwickelt ist; bei den übrigen ist ebenfalls die rechte die kräftigere. — Was die Zahnung des Seitenrandes am Cephalothorax betrifft, so ist dieselbe desto schwächer, je jünger die Exemplare sind, bei den klein- sten ist sie kaum bemerkbar ; hiermit Hand in Hand geht die Zahnung an der Vorderkante der Schenkel, welche ebenfalls bei erwachsenen Individuen viel deullicher ausgeprägt ist als bei jungen. Von den beiden Stirnleisten ist selbst bei den grössten von mir beobachteten Individuen nur die obere in ihrer ganzen Ausdehnung deutlich und gleichmässig gekörnt, die untere hingegen nur an beiden Enden. Je kleiner nun die Exemplare werden, desto mehr nimmt auch die Granu- lation der oberen Leiste ab und sie selbst verliert allmählich immer mehr an Schärfe; zuweilen rückt sie auch mehr als gewöhnlich an die untere Stirnleiste heran. Solche Exem- plare slimmen nun genau mit Milne Edwards’ Beschrei- bung seiner Boscia denticulala aus Cayenne (a. a. O. S. 208. No. 3) überein, die milhin, da sich die allmählichsten Ueber- gänge von ihr zu der wirklichen Boscia ‚dentata von den An- tillen nachweisen lassen, nur als Abänderung derselben be- trachtet werden kann. Ob die beiden übrigen Milne Ed- Carcinologische Beiträge. 147 ‚wards’schen Arten, Boscia Ghilensis''von Chile ‘und :macropa aus Bolivia, welche übrigens der Beschreibung nach auf ähn- lichen Charakteren begründet sind, nicht ebenfalls: nur. als Lo- kalvarietäten zu betrachten sind ‚muss ich’ dahinstellen, da mir. Exemplare aus’ diesen Ländern nicht: vorliegen. ' Jeden- falls ist die Art nicht unbeträchllichen Schwankungen unter- worfen, wie dies vier aus Mexiko stammende Exemplare der hiesigen Sammlung beweisen. Bei einem Weibchen unter ihnen ist der Cephalothorax auffallend und 'gleichmässig ge- wölbt, so dass die Furchen zwischen .der Regio gaslrica und den Regiones branchiales ganz verschwunden sind, die obere Querleiste der Stirn ist dicht an die Randleisie herangerückt und zeigt keine Unebenheiten; der Körper und die Scheeren sind vollkommen’ glalt,' der Arm hat unregelmässige stumpfe ‘Zähne am Vorderrande. Bei den drei ‚Männchen 'dagegen ist der Cephalothorax ganz -llachgedrückt, die Furchen deutlich und.lief, das Uebrige wie‘ beim Weibchen. : Nach‘ Milne Edwards müsste ‚diese Varielät'ohne Zweifel’ auch zu einer ‚eigenen Art erhoben werden, wofür ich meinerseits keine ge-, nügenden Gründe aufzustellen: wüsste. Dilocarcinus Nilne Edwards. Diese von MilneEdwards (Archives du Musee d’hist. natur. 'VIl.p. 178)) bekannt ‘gemachte Gallung von Flusskrab- ben, welche durch die eigenthümliche Bildung des Hinter- leibs, an' dem die mittleren Ringe "in ‘beiden Geschlechtern vollkommen mit einander verschmolzen sind, sehr ausgezeich- net ist, enthält daselbst vier sämmtlich aus Brasilien ıstam- mende Arten, welche als neu ‚beschrieben und abgebildet ‚werden. © Zweii derselben sind ‘am Seitenrande des Cepha- lothorax mit sieben, die beiden anderen mit fünf Zähnen be- waffnet. Von: jeder dieser Gruppen ist’mir eine Art bekannt, von ersterer Dilocarcinus Castelnaui; von letzlerer-Diloc. pi- clus. Ausserdem besitzt das hiesige Museum noch ‚eine fünfte neue, Art, welche jederseits am Cephalolhorax nur mit 4 Zäh- nen bewaffnet ist und in der Zeichnung der Oberfläche»mit Dil. pietus Edwards die nächste Verwandtschaft darbietet. Was den Dilocareinus Castelnaui Edw. betrifft, so ist ‚diese Art nicht neu, sondern schon von Gronovius (Zo00- 148 Gerstaecker: phylacium Gronovianum p. 222)) als Cancer No. 956 beschrie- ben und dessen Beschreibung von Herbst (Nalurgeschichle u. s. w. I. p. 155) in der Uebersetzung copirt worden; lelz- terer hat ihm den Namen Cancer seplemdentalus gegeben. Die Gronovius’sche Beschreibung charakterisirt den Krebs ganzı vortrelflich, indem die Beine als „natatorio-cursorii* und der Hinterleib als „breit und nur mit einem Quergelenke nahe der Spitze versehen“ bezeichnet wird. Die Synonymie der Art würde also folgende sein: Dilocarcinus septemdentatus. Cancer septemdentalus Herbst, Nalurgeschichle u. s. w. 1. p. 155. Cancer No, 956. Zoophylacium Gronovianum p. 222. Dilocareinus Caslelnaui Milne Edwards, Archives du Museum d’hist. natur. VII. :p. 182. Pl. XIV. fig. 5. Das hiesige Museum besitzt zwei männliche Exemplare aus der Herbst’schen Sammlung, welche mit‘ der Grono- vius -Herbst’schen Beschreibung genau ‚übereinstimmen, ohne dass Herbst sie seiner Beschreibung zu Grunde ge- legt zu haben scheint, indem er (a. a. O.) sagt, dass er die Art nur aus Gronovius’ Beschreibung kenne; wahrschein- lich hat er sie erst in spälerer Zeit erhalten. Mit der Milne Edwards’schen Abvildung seines Dil. Castelnaui stimmen die beiden genannten Exemplare ebenfalls ohne irgend einen Zweifel überein , nur dass derselbe die beiden Vorderwinkel der Mundöffnung als ganzrandig angiebt, während sie bei unseren Exemplaren mit einigen stumpfen Zähnen beselzt sind. Jedenfalls kann dieser geringfügige Unterschied, wel- cher vielleicht nach den Individuen variirt, nicht zur Unter- scheidung zweier Arten als genügend betrachlet werden, und es ist daher unzweifelhaft, dass die Edwards’sche Art auf die alle Gronovius-Herbst’sche zurückgeführt wer- den muss. Die oben erwähnte neue Art mit vier Zähnen am Ce- phalolhorax jederseils ist: Dilocarcinus pardalinus nov. spec. Diese Art ist doppelt so gross als Dil. piclus Edw., in- Careinologische Beiträge. 149 dem der Cephalothorax in der Länge 1‘ 8, in der Breite 1/4 9444 misst; der Körper ist verhältnissmässig höher ge- wölbt und plumper gebaut als bei jenem. Die vier Zähne des Seitenrandes nehmen von vorn nach hinten an Grösse und Breite allmählich ab und sind sehr spitz; sie stehen in gleichen Abständen von einander, und der lelzte liegt noch weit vor der Mitte der Körperlänge. Die Furchen auf der Oberfläche sind deutlicher als bei Dil. pietus ausgeprägt. Die Farbe ist dunkel ockergelb; die rothen Punkte, mit denen die Oberfläche ebenfalls gezeichnet ist, stehen nicht wie bei Dil. pietus einzeln, sondern sind zu kleinen Rosetten nach Art des Leoparden- Felles vereinigt. Die Stirn ist auf glei- che Weise wie bei D. pietus gebildet, nur in der Mitte we- niger lief ausgebuchtet; auch erscheinen die Zähne am unte- ren Rande der Augenhöhlen mit Ausnahme des ersten klei- ner und undeutlicher. Die Beine sind von der Farbe des Körpers und ebenfalls mit blutrothen Flecken, die aber keine Ringe bilden, besäet. Das Endglied der Tarsen ist am lelz- ten Fusspaare beträchtlich. breiter als an den vorhergehenden, und wie das vorletzte, an der Innenseite mit dichten Haaren besetzt. Von den Scheeren ist die der rechten Seite die stärker entwickelte ; der obere. Arm derselben am Innen- rande nicht gezähnt, während an. der linken: beide Arme ab- wechselnd mit einem grösseren und zwei kleineren Zähnen bewehrt sind. »— Das vorliegende Exemplar ist ein Weib- chen, an dessen Hinterleib nur der erste und lelzte Ring frei, die übrigen mit einander verwachsen sind. Der Fund- ort ist unbekannt, doch kann Süd-Amerika wohl mit Sicher- heit als Vaterland angenommen werden, da alle übrigen Ar- ten der Gallung dorther stammen. Telphusa Milne Edwards. Die Arten dieser Flusskrabben - Gattung, welche aus- schliesslich den wärmeren Gegenden des alten Conlinents eigen zu sein scheinen, sind wegen der grossen Aehnlich- keit, welche sie unter einander darbieten, von den verschie- denen Autoren häufig mit einander vermengt worden und da- her ihre Synonymie in, grosser Verwirrung. Die Hauptur- sache hieryon ist, dass man oft neue Arlen von einer weit 150 Gerstaecker: vn) entfernten Lokalität ohne: genauere Prüfung auf schon be- kannte ‚bezog, wie'z. B. Herklots (Addilamenta ad faunam careinologicam Alricae occidentalis p.5) eine Art von Guinea mit ‚dem‘ Cancer aurantius Herbst aus 'Ostindien für identisch hielt, Krauss seine‘ 'Telphusa perlata von Port ‘Natal mit ebenderselben Art identificirte (Süd= Afrikanische Orustaceen pP: 37),;:de Haan'eine Japanische Art auf die Telphusa Be- rardii Edw. aus Aegypten beziehen 'zu dürfen glaubte. "Eine Vergleichung‘'der Exemplare einer bestimmten 'Lokalität stellt jedoch zur Genüge: heraus, dass dieselben immer‘ wieder einer anderen Art’ angehören, und dass. mithin eine weite Verbreitung der Arten, besonders über verschiedene Welt- theile in dieser Galtung nicht, oder ‚wenigstens nur in sehr beschränktem Maasse'statlfindel.'' Von allen bekannten Arten sind aber besonders zwei vonHerbist beschriebene und ab- gebildete, nämlich ‘dessen Cancer aurantius (Naturgeschichte u.s»w.lll. 1.p.'59. Taf.'48, Fig. 5) (und: Cancer'hydrodro- mus (ebenda Hl. p. 164. No.'192. Taf. 41.' Fig: 2) 'am ‘meisten unrichtig erkannt und verwechselt worden. ' "In der zweiten Art hat sogar Milne Edwards‘ (Hist. "nat: d. Crust. Il. p- 29) eine Art der Galtung Cardisoma zu erkennen geglaubt. Nach den Original-Exemplaren der HerbsV’schen Sammlung stellt sich über dieselben Folgendes heraus: 1. Telphusa hydrodromus. Cancer hydrodromus Herbst, Nalurgeschichte u; s.'w. IL; »p..164.. No. 192. Taf. 41: ‚Fig. 2. Cancer''senex ?. Fabricius, Entom. .syst.'suppl. -p: 340. No. 22, Telphusa grapsoides Milne Edwards, Annales des sci- ences natur, 3. ser. XX. p. 212. Diese Art gehört in die zweite Milne Edward s’sche Gruppe, bei welcher die Crista postfronlalis des Cephalotho- rax in der Mitte unterbrochen ist und der milllere Theil vor den beiden seitlichen hervortritt. Zwei männliche Exemplare der Herbst’schen Sammlung messen 13 Lin. in der Länge und 16 Lin. in der Breite. Die Stirn ist schwach geneigt, in der Mitte sehr leicht ausgebuchtet, der mittlere Theil der Carcinologische Beiträge. 151 Stirnleiste tritt ‚etwa um eine Linie vor‘ den seillichen her- vor, ist. durch, eine liefe aber kurze Rückenfurche. in zwei Hälften gelheilt, von denen jede eine geschwungene, wenig erhabene, nach aussen verschwindende Linie bildet. : Die seillichen Theile der Crista sind zuerst ebenfalls geschwun- gen, treten.an ‚der ‚Grenze der Regio gastrica elwas nach hinten zurück und verlaufen dann in gerader Richtung nach aussen, wo sie, ohne den Seitenrand zu erreichen, hinter dem zweilen Seitenzahne endigen; sie sind mehrfach leicht einge- kerbt, aber nicht 'geperlt oder gezähnt. Die beiden Zähne des Seitenrandes sind scharf und wohl entwickelt, der Seilenrand hinter dem zweiten bildet eine scharfe, erhabene Leiste, die nach hinten: allmählich verselhwindet; seitlich von derselben sind die Kiemengegenden von scharfen Querrunzeln durchzogen. Die Tibia der Scheerenfüsse ist nur mit einem langen und spit- zen Zahne ‚bewaffnet, die, Tarsen der Gangbeine sind breit, stumpf zugespitzt, ohne Leiste auf der Oberseite. Von allen Arten, welche Milne Edwards (Annales des sciences nalur. Tome XX) unter der Abtheilung mit, un- terbrochener Crista frontalis aufführt, stimmt seine Telphusa grapsoides am besten mit dem Cancer hydrodromus Herbst überein; die verhällnissmässig geringe Breite des Cephalo- Ihorax und die stark gerielien Kiemengegenden, welehe der Verf. hervorhebt, passen auf denselben vollkommen. Ob der Cancer senex Fabr. zu dieser oder der Telphusa indica auct. gehört, lässt sich schwer entscheiden, da Fa- brieius über die Bildung der hinteren Stirnleiste nichts angiebt; mit dem Cancer aurantius Herbst ist er aber wohl am wenigsten als synonym zu verbinden. 2. Telphusa aurantia, Cancer auranlius Herbst, Naturgeschichte u. s. w. Ill. 2. p. 59. No. 210. Taf. 48. Fig. 5. Telphusa Leschenaultii ? Milne Edwards, hist. nat. d. Crust, Il, p. 13. No.5. — Annales des sciences nalur. 3. ser. Tome XX. p. 211. No. 10. Alle Autoren, welche diese Art ciliren, haben sie ganz und gar. verkannt, wozu allerdings die in mehrfacher Be- 152 Gerstaecker: ziehung unrichlige Herbst’sche Figur Anlass gegeben ha- ben mag. Es ist nämlich bei derselben die Crista postfron- talis ebenfalls in der Mitte unterbrochen und der mittlere Theil vor den seitlichen hervortretend, während sie alle Auloren als ganzrandig annehmen. Es kann daher der Cancer au- ranlius Herbst weder zu Telphusa indica Latr., wie esMilne Edwards (Hist. nat. d. Crust. Il. p. 13 und Annales des sciences nalur. 3. ser. Tome XX. p. 209) thut, noch zu Tel- phusa perlala nach Krauss (Südafrikanische Crustaceen p. 37), noch zu Telphusa aurantlia Herklols (Additamenta ad fau- nam carein. Afric. occid. p.5) gezogen werden, und 'muss daher auch der Name der letzteren Art geändert werden. — Das einzige Exemplar der Herbst’schen Sammlung, ein ‚Männchen, misst 9 4% in der Breite und 1° 8 in der Länge. Schon aus diesen Maassen ist zu ersehen, dass diese Art im Cephalothorax sehr kurz und breit ist, und dass, da die beiden Aussenzähne der Augenhöhlen nur 14 444 von einander entfernt sind, der Seitenrand sich gleich hinter der Stirn sehr stark rundet; 'er ist ausserdem durchaus glatt und stark abgerundet, selzt-sich auch nach hinten in keine deut- lichen Querrunzeln fort. Der mittlere Theil der Crista post- frontalis ist zwar ganz deutlich von den seitlichen getrennt, tritt aber nur elwa um '/, Lin. weiter als diese nach’ vorn; er ist durch eine kurze und seichte Längsfurche in zwei Hälften getheilt, welche als leicht geschwungene, glatte, nicht sehr erhabene Linien erscheinen. Die Seitentheile sind 'eben- falls ungekerbt, verlaufen vom mittleren Theile aus bis zur Grenze der Regio gaslrica ganz gerade, dann plötzlich un- ter einem slumpfen Winkel schräg nach vorn, bis sie’ an der Basis des zweiten Zahnes, ohne den Seitenrand des Cepha- lothorax zu erreichen, endigen. Die ganze Oberfläche des Cephalothorax ist kissenarlig gewölbt, ganz besonders auf den seitlich stark hervortretenden Kiemengegenden; da er nach hinten sehr stark verengt ist, hat er einen breit herzförmigen Umriss. Von den Scheeren ist die rechte fast doppelt so gross als die linke; die Tibia ist auf beiden Seiten nach in- nen mit zwei stumpfen Zähnen bewaffnet, von denen der vor- dere beträchtlich grösser ist; die Zangen der rechten Scheere sind weit 'klaffend indem die obere stark. sichelförmig_gebo- Carcinologische Beiträge. 153 gen ist, die der linken schliessen sich fast aneinander! ‘An den’ vier Gangbeinen sind die Tibien auf der Oberseite ‚mit einer scharf erhabenen Längsleiste versehen, das erste Tar- senglied am Hinterrand mit zwei bis drei Zähnen, das lelzte Glied sehr schmal, scharf zugespilzt, mit erhabener Längs- leiste und beiderseits ‚scharf gezähnt. Die. Farbe des: Kör- pers ist lebhaft rothhraun, die Scheeren an der. Innenseite und die Füsse mehr schwarzbraun, — Das Valerland ist nach Herbst Oslindien. Die Herbst’sche Figur stellt das Thier. in natürlicher Grösse und Farbe dar; unrichliger‘ Weise ist die ‚grosse Scheere auf die linke Seite verlegt, der Körper ist: im vorde- ren Theile nicht breit genug und daher hinten nicht stark genug verengl; die Stirn ist zu lief ausgebuchtet; endlich ist die Crista postfrontalis in der Mitte nicht deutlich unter- brochen, wie es in der Nalur der Fall ist, sonst ist übrigens ihr Verlauf ‚und ihr Verhältniss zu den beiden Zähnen des Seitenrandes richtig dargestellt. Von allen bis jetzt: beschriebenen Arten späterer Aulo- ren lässt sich, wie ich glaube, nur Telphusa. Leschenaulti Milne Edwärds' mit. einiger Wahrscheinlichkeit auf den Can- cer auranlius Herbst beziehen, obwohl wegen der kurzen und ungenauen Beschreibung derselben die Identilät beider im- mer nicht mit vollkommener Sicherheit festzustellen ist. Die Angaben Milne Edwards’s, dass der Cephalothorax sehr gewölbt, der Seitenrand und die Kiemengegenden: glalt, der mittlere ‚Theil der Crista nur wenig vor, den seitlichen, her- vortretend erscheint , passen auf das Her bst'sche. Exemplar vollkommen, ‚ausserdem stimmt auch ‚das Valerland überein. Ich schliesse ‚hieran die Beschreibung einer neuen Art von. den Philippinen : 3 Telphusa subquadrata n. sp. Der Cephalolhorax ist fast quadralisch,, nämlich 8 Lin. lang und 9 Lin, breit, auf. der Oberfläche nur sehr leicht gewölbt, die Stirn nur schr wenig geneigt, in der Mitte ein wenig ausgebuchlet. Die Crista postfrontalis ist sehr schwach ausgeprägt, besonders in ihrem mittleren Theile, der übri- gens deutlich vor den seitlichen hervortritt ; er ist durch 154 Gerstaecker: eine Längsfurche gelheilt, die sich bis auf die Stirn fortsetzt: Ihre Seitentheile gehen zuerst vom miltleren aus etwas schräg nach hinten, dann plötzlich unter einem Winkel nach vorn, um an der Spilze des zweiten Seitenzahnes zu endigen. Die Seitenränder sind nur sehr leicht gerundet und Ireten seit- lich nicht sehr weit über den zweiten Seitenzahn hervor; sie sind bei ihrem Beginne dicht und fein gekerbt, und 'es ge- hen von ihnen nach innen auf die Oberfläche des Cephalo- thorax feine Querrunzeln aus, welche nach hinten: immer stärker werden und sich auch auf die untere Fläche der Kiemengegenden forlselzen. Die Furehen der Oberseite des Cephalothorax, welche die Regio gastrica nach den Seiten und nach hinten begrenzen, sind tief und breit. An den Schee- renfüssen sind Schenkel und Tibien auf der Aussenseite schup- penartig gerunzelt, die letzteren am Innenrande mit zwei Zähnen, von denen der erste gross und spitz ist; die linke Scheere ist bedeutend grösser als die rechte und ihre Zan- gen am Innenrande nahe dem Gelenke mit drei grossen, stumpfen Zähnen, von der Form der Mahlzähne, besetzt. Die Schenkel der vier Fusspaare sind mit Tuberkeln auf der Oberseite besetzt, die Beine im Ganzen schlank und kaum erweitert. — Das Vaterland ist Manila. Fam, Astacini de Haan. DeHaan hat (Fauna Japonica, Crustacea p. 142) rich- tig nachgewiesen, dass der Mangel einer beweglichen Schuppe an der Oberseite der äusseren Fühler, auf Grund dessen Milne Edwards seine „Thalassiniens“ von den „Aslaoiens“ als eigene Gruppe abtrennt, hierzu nicht von genügender Be- deutung sei, zumal da bei sonst vollkommner Vebereinstim- mung im Gesammtbaue des Körpers dies Merkmal sich nicht einmal als durchgreifend herausstelle. Bei der Gattung Axia nämlich ist durch das Vorhandensein eines kleinen bewegli- chen Dornes am Basaltheile der äusseren Fühler der Ueber- gang zwischen beiden Bildungen gegeben. Auch die sub- terrane Lebensweise, welche die Thalassinier charakterisiren soll, ist ihnen keineswegs ausschliesslich eigenthümlich, da einige Australische Astacus - Arten, auf welche Erichson Carcinologische Beiträge. 155 dieses Archiv Jahrg. 1846) die Untergattung Engaeus’ ge- gründet ‘hal, 'mit' ihnen hierin übereinstimmen. ' Ebenso schwankend ist die dünnere oder consistentere Rörperbe- deckung; während die meisten der eigentlichen Thalassinier eine schlaffe, dünnhäutige Schale besitzen, ist die Bedeckung bei der grössten bekannten Art, der Thalassina 'scorpionides, vollkommen "hart und kalkig; und auf der anderen" Seite zeigen wieder die sublerranen Astacus-Arten eine weit dün- nere und zartere Oberhaut als die über der Erde lebenden. In dieser Beziehung steht auch die hier zu charakterisirende neue Gallung zwischen ‚der Mehrzahl der Thalassinier und Astacinen in der Mitte, indem ihre Körperoberfläche von le- derarliger Consistenz , die stark entwickelten Scheeren da- gegen von vollkommen hornarliger Beschaffenheit sind. Dureh den Mangel der respiratorischen Anhänge an der Unterseite des Abdomen würde sich die neue Gattung zu- nächst den „Thalassiniens Cryptobranchides“ Milne Edwards einreihen und 'zwar derjenigen Abtheilung‘, welche innere Fühler mit langen Geisseln besitzen. Durch die breiten Sei- tenlamellen der Schwanzflosse und das scheerenförmige zweite Fusspaar würde sie mit Callianassa und Axia zunächst über- einstimmen; 'sie unterscheidet sich aber von der ersteren, mit der sie in der Form des Körpers grosse Aehnlichkeit hat, durch den nicht erweiterten Tarsus des dritten Fusspaa- res und durch consistentere Körperbedeckung, von letzterer durch den Mangel des beweglichen kleinen Dornes am Ba- saltheile der äusseren Fühler. ‘Ich nenne die Gattung: Seytoleptus nov. gen. (Taf. VI. Fig. 1-4). Der Gephalothorax ist seitlich zusammengedrückt, die Regio gastrica nach hinten durch einen ziemlich tiefen Ein- druck jederseits von der Rückenlinie begrenzt, diese nach vorn mit einer erhabenen Leiste versehen, welche über dem Stirniheile in einen scharfen Zahn endiet. Die Stirn fällt von jenem Zahne aus schräg ab und läuft an seinem vorde- ren Ende ebenfalls in einen scharfen, etwas nach oben ge- gerichteten Zahn aus, dem sich nach unten unmittelbar der Ausschnilt für die Augen anschliesst. Diese sind schr klein, 156 Gerstaccker: nur wenig aus ‚der Augenhöhle hervorlretend,, kurz kegel- förmig, mit kleiner Cornea. Die oberen (inneren) Fühler 'be- stehen aus einem kurzen, dreigliedrigen Schaft, welcher un- mittelbar unter dem Augapfel eingelenkt ist und zwei gerin- gelten, langen. Geisseln, elwa von %/, der‘ Länge des Cepha- lothorax. Das erste Glied‘ ‚des Schaftes ist länglich, fast so lang als die ‚beiden folgenden zusammengenommen; diese sind so lang als breit und die Spilze des zweiten liegt elwa in ‚gleichem Niveau mit der Spitze des Stirnzahnes, An den unteren (äusseren) Fühlern, die etwas unterhalb der vorigen eingelenkt sind, ist der Schaft lang, fast von ?/, der Länge der oberen Fühler; sein erstes Glied kurz, eylindrisch, etwa doppelt so lang als breit, das zweite sehr lang, flachgedrückt, das drilte ebenfalls länglich und flach, doch nur von !/, der Länge des vorkergehenden; die vielgliedrige, starke Geissel ist mindestens um die Hälfte länger als der Schaft. “Die äusseren Kieferfüsse (Fig. 2) sind langgestreckt, fussförmig, die beiden ersten Glieder länglich und blatlartig, mit aufge- bogenen Seiltenrändern, das dritte herzförmig, das vierle länglich viereckig, das lelzie klauenförmig, zugespitzt; alle sind an der Innenseite mit langen, dichten Haaren gewim- pert. Das an der Aussenseite der Basis eingelenkte Flagel- lum besteht aus einem länglichen Basalgliede und einer viel- gliedrigen ‚Geissel, welche mit. ihrer Spilze das Ende des zweiten‘ Fussgliedes elwas überragt. Das zweile Maxillar- fusspaar ist. sehr. klein, im Ganzen kaum länger als. das erste Glied des äusseren Paares; die drei letzien Glieder sind. kurz und sehr gedrängt an einander gereiht. Das Scheerenfuss- paar der rechten Seite ist von 'auffallender Grösse, fast so lang wie der Körper mit Ausnahmerder Schwanzflosse, der Carpus mit den Scheeren allein länger als der Cephalotho- rax; alle einzelnen Theile desselben sehr breit und plump. Der Trochanter und Schenkel sind innen ganz flach, oder sogar leicht concav, aussen gewölbt, mit schneidend schar- fem Ober- und Unterrande, ersierer am Schenkel bogenför- mig gerundet. Die Tibia ist sehr kurz, dreimal so breit als lang, oben erweitert, unten zugespilzt, ‚beiderseits leicht ge- wölbt. Der Carpus ist um die Hälfte länger als breit, mit oberer und unlerer ‚abgerundeter Kante, die Zangen ‚der Carcinologische Beiträge. 157 Scheere um die Hälfte: kürzer, die obere eiwas länger und an der Spilze etwas über ‚die unlere übergreifend; beide am Innenrande vor der Mille mit, einem zahnarligen Vorsprunge und zwischen diesem und der Spitze leicht ausgeschnillen. ‚Das Scheerenfusspaar der linken Seite isb zwar kaum kürzer als das rechle, aber in allen Theilen ganz schmal, fast linear; der Carpus vollkommen parallel, wenigstens viermal so lang als breit, die Zangen der Scheere sehr klein, bis auf die ge- krümmlte Spitze längs des Innenrandes dicht aneinanderschlies- send. Die übrigen Fusspaare sind flachgedrückt, die Schen- kel der beiden miltlleren am breilesten , der ‚des, lelzien am schmalsten und zugleich bedeutend kürzer‘, als; die übrigen. Der Tarsus des zweiten Paares ist in eine, kleine Scheere verwandelt, deren Zangen, kurz und. breit sind und, genau schliessen. Am dritten und vierten Paare ist das erste Glied des Tarsus langgesireckt, gegen die Spitze hin verschmälert und am unteren Rande mit hornigen Zähnen; besetzt, die zu vier Paaren in gleichen Abständen gestellt sind; hinter, die- sen folgt am drillen Fusse noch ein einzelner ,. am vierlen noch zwei einzelne solche Zähne (Fig. 3).. Das Nagelglied ist an diesen beiden Fusspaaren kurz und schmal und an der Aussenseite ebenfalls mt drei bis vier hornigen Zähnchen besetzt. Am fünften Fusspaare ist das erste Tarsenglied ‚sehr lang und schlank , fast. überall gleich breit, an der Spitze mit einem Büschel dichter Haare beselzt, sonst, ebenso wie das Nagelglied unbewehrt. Der Hinterleib ist bis zur Schwanz- flosse nicht viel länger als der Cephalothorax, auf dem Rük- ken breit abgerundet, die seitlichen Lamellen breit und, vom Mittelstücke durch Längswülste abgesetzt. An der Schwanz- llosse ist die mittlere Lamelle eiförmig, hinten leicht zuge- spilzt und am Ende abgerundet, die seitlichen breit eiförmig, stumpf abgerundet, jede mit einer mittleren, erhabenen Längs- leiste. Die dünnhäutigen Abdominalfüsse (Fig.-4) sind sehr schmal und bestehen aus einem länglichen Basaltheile, wel- cher nach aussen eine gegliederle Geissel, nach innen ein zweiles noch schmaleres Glied mit zwei Geisseln führt, von denen die eine sehr kurz und fast fadenförmig gestaltet ist. An diesen Füssen sind beim Weibehen, wie gewöhnlich, die zahlreichen Eier befesligt, 158 Görstneicklen: Sceytoleptus serripes. (Taf. VL. Fig. 1). Der Körper ist auf der Oberseite mit vereinzelten lan- gen Haaren beselzt, an den Rändern der Seitenlamellen des Hinterleibs und der Schwanzflosse leicht gefranst. Die Mit- tellinie der Regio 'gastrica wird von einer erhabenen,, aber abgestumipften Längsleiste eingenommen, welche auf dem hinteren Theile verschwindet und nur wieder auf dem Querein- drücke, der die Regio gastriva nach hinten begrenzt, her- vorlritt; nach vorn 'endigt sie in einen aufgerichteten Zahn, der zugleich die obere Grenze des schräg abfallenden Stirn- theiles bildet: 'Jederseils von dieser erhabenen Mittelleiste verläuft durch eine breite Furche getrennt noch eine schwa- che, leicht geschwungene erhabene Linie, die sich nach vorn allmählich mehr erhebt und in gleichem Niveau mit der milt- leren ebenfalls in einen, obwohl viel schwächeren Zahn en- digt.' In der Mitte der Stirn liegt über dem unleren grossen Zahne’ (Schnabel) noch ein kleinerer und ein gleicher jeder- seits zur Basis des Schnäabels dicht über und zugleich etwas hinter der Augenhöhle. Die mitllere Lamelle der Schwanz- tlosse ist durch zahlreiche runzlige Unebenheiten rauh; auf dem Querdrucke nahe der Basis derselben stehen zwei scharfe, zahnarlige Hervorragungen. An der zweiten Lamelle jeder- seils ist die wulstarlig erhabene Mittellinie mit einer Reihe nach hinten gerichteter, scharfer und kurzer Dornen besetzt, auf den seitlichen ist sie glatt und viel weniger erhaben. — Ein weibliches Exemplar von 2:/, Zoll Länge aus Südafrika, wahrscheinlich von Port Natal. Fam. Sphaeromidae Edw. Milne Edwards ıtheilt diese ‚Familie «Hist. nat.'d. Crust. Ill. p.. 199) in zwei Gruppen nach der Bildung der Ce- phalothoraxfüsse, nämlich: 1) in, Sphaeromidae: ungniculalae, bei. denen alle Füsse. mit einem. kleinen , ‚einfachen: Nagel- gliede endigen und 2). in Sphaeromidae ‚cheliferae, ‚bei de- nen. nur ‚die fünf ‚letzten Fusspaare auf diese Art gebildet sind, die beiden ersten dagegen in eine kleine Scheere 'en- digen. Die im folgenden charakterisirte, durch den Mangel Careinologische Beiträge. 159 der Augen sehr ausgezeichnete Gallung würde sich hiernach der zweiten Gruppe einreihen, welche bei Milne Edwards nur die einzige ‚Gallung Ancinus umfasst; mit Jieser stimmt sie auch in der allgemeinen Körperbildung, und besonders in der Form des Abdomens und dessen sichelförmigen Fussan- hängen wesentlich überein, unterscheidet sich aber, abgese- hen von dem Mangel der Augen und geringeren Unterschie- den'in ‘der Fühlerbildung, dadurch, dass nicht die beiden ersten Fusspaare, sondernnur das zweite in eine Scheere verwandelt ist, während das erste, obwohl in seinen einzel- nen Theilen beträchtlich verkürzt, mit den hinteren Paaren übereinstimmend gebildet erscheint. Durch Einreihen dieser Gattung unter die Sphaeromidae cheliferae Milne Edwards, ‚würden daher auch die Charaktere dieser Gruppe dahin er- weitert werden müssen, dass die fünf hinteren Fusspaare slels einfach, die beiden vorderen dagegen in’ ihrer Bildung schwankend erscheinen. Monolistra nov. gen. (Taf. VI. Fig. 5—14). Der Körper ist halb cylindrisch, fast gleich breit, zum Zusammenrollen geeignet. Der Kopf (Fig. 6) ist:viereckig, doppelt so breit als lang, die Stirn in einen abgerundeten mittleren Fortsalz verlängert, zu dessen Seiten die Fühler eingelenkt sind. Die Augen fehlen gänzlich. Die inneren (hinteren) Fühler (Fig. 6@) bestehen aus drei eylindrischen Basalgliedern, von denen das erste und zweite an Länge gleich, das dritte um die Hälfte länger ist; dieselben wer- den allmählich dünner und das drilte trägt am Ende eine kurze Geissel, welche aus sechs allmählich an Dicke abneh- menden Gliedern besteht. Die äusseren (vorderen) Fühler Fig. 65) haben vier Basalglieder ; das erste ist am kürze- sten ‘und dreieckig, die folgenden allmählich an Länge zu- nehmend und cylindrisch , das vierte fast so lang als das zweile und drilte zusammengenommen. Ihre Geissel ist 'be- trächtlich länger als die der hinteren Fühler und besteht aus acht Gliedern, die nach der Spilze hin an Länge zu-' und 'an Dicke abnehmen. Die Oberlippe hat fast die Form eines Fünfecks und ist zu jeder Seite so wie in der Mitte des Vor- derrandes ausgeschnilten, Die Mandibeln (Fig. 7) sind gross 160 Gerstaecker: und: stark, an. der, Spilze ‘mit zwei, ‚kräftigen, dreispilzigen Mahlzähnen ‚versehen, welche zwischen sich ein lanzettliches, lang 'gewimpertes Blältchen (Fig. 7 a) führen, das sich gegen die untere ‚Kaufläche herabbiegt. Der. nahe ihrer Basis ent- springende Palp (Fig. 7 b) hat ein langes, fast eylindrisches Basal- und zwei; kürzere Endglieder,, ‘von denen das letzte an der Spitze breit abgeslutzt und lang gewimpert: ist. Die Unterlippe (Fig. 8) ist zweilappig, die beiden Lappen kreis- förmig und dickfleischig, am Vorderrande mit Haaren beselzt. Die Maxillen des ersten Paares (Fig. 9) bestehen aus zwei schmalen, langgestreckten Lamellen, von denen die innere kleinere an.der: Spilze mit feinen Haaren, die äussere grös- sere mit; starken zahnarligen, gekrümmten Borsten besetzt ist, Die Maxillen des zweilen Paares (Fig. 10) zeigen drei neben ‚einander eingefügle Endlamellen, von denen die. bei- den äusseren rhombisch, die innere lanzeltlich ‚gestaltet ist; letztere ist an der Innenseile, erstere am Vorderrande mit langen Haaren beselzt. Die Maxillarfüsse (Fig. 11) bilden eine langgestreckle, am Aussenrande slark geschweilte, vorn abgerundele ‚und gewimperte Platte; ihr Taster (Fig. Il a) ist gross, fächerlörmig, ‚die einzelnen Glieder an der, Basis dreieckig, nach innen in einen langen gekrümmtien und an der Spilze behaarten Forlsatz ausgezogen. Diese ausserge- wöhnliche Bildung deulet unzweifelhaft auf eine Vermehrung des Tastgefühls hin, welche durch den Mangel der Augen gefordert wird. Von den sieben Ringen des Cephalolhorax ist der erste der längste und zugleich beträchtlich. schmaler als die fol- genden; die drei folgenden sind gleich lang, die drei letzten werden allmählich kürzer und nehmen auch zugleich an Breite ab. Die seillichen Fortsälze aller Ringe sind stumpf abgerun- det. Die sieben Fusspaare zerfallen in zwei kürzere vordere und fünf hintere langgestreckle. Das erste Paar (Fig. 12) stimmt in seiner Anlage ınit den fünf hinteren überein, nur dass seine einzelnen Theile im Verhältnisse kürzer und ge- drungener erscheinen; es ist nämlich nur das vorletzte Glied langgestreckt und: eylindrisch,, während die drei vorherge- henden kaum länger als breit und von dreieckiger Form sind. Sein lelzles Glied trägt einen einfachen gekrümmten Nagel, Carcinologische 'Beiträges | > 161 die. vorhergehenden sind mit ‚mehreren kurzen: Dornen be- waffnet. . ‚Die, Füsse des, zweiten Paares (Fig. 13): weichen nach vorn. von ‚den ‘übrigen! darin ab, dass sie zum Greifen eingerichtet sind ; ‚das vorlelzte: Glied: ist nämlich sehr breit, herzförmig ‚oder! dreieckig, und gegen seine breite Endkante schlägt sich ‚das letzte, »sichelförmige. Glied ein, dieses ist ander Spitze; ebenfalls’ mit einem Nagel bewaffnet, der je- doch. viel grösser und \'stärker! als am ‚ersten Fusspaare ist. Um mehr Halt zu, gewinnen, lehnt sich. ‚das letzte eingeschla- gene Glied an einen dreieckigen Fortsatz des vorletzten, welcher etwa in der Mille seiner Vorderkante hervortlrilt. Auch an diesem zweilen Fusspaare erscheinen die dem Schee- rengliele vorausgehenden beiden Glieder noch kurz und dreieckig; an den fünf folgenden dagegen (Fig. 14) trilt eine schlankere und gestrecklere Form auf. Die drei ersten, un- miltelbar auf den Schenkel folgenden Glieder sind an densel- ben etwa doppelt so lang als breit und ‚gegen die Spitze keulenarlig verdickt, das vorleizte langgestreckt und cylin- drisch, das leizie kegelförmig und am Ende mit einem Na- gel versehen. Der Hinterleib besteht nur aus zwei Gliedern; das erste ist sehr kurz, ringförmig, an den.Seilen etwas. erweitert und zur Aufnahme des letzten‘ Cephalothorax-Ringes oben ausge- höhlt; das zweite sehr gross, 'schildförmig, nach hinten schräg abfallend, am Ende breit abgerundet und in der Mitte mit einem dicken, erhabenen Wulste versehen. _Jederseits nicht weil hinter der Basis ist. das. ‚letzte Abdominalfusspaar, hier das einzige entwickelte, eingelenkt, welches aus einem kur- zen, viereckigen Basal- und einem langen, schmalen, leicht sichelarlig gebogenen Endgliede besteht. Die einzige bis jelzt bekannte Art dieser Gallung, wel- che von F. Schmidt in den unterirdischen Höhlen Krains aulgelunden wurde, nenne ich: Monolistra coeca. (Taf. VI. Fig. 5). Sie ist 5 bis 6 Linien lang, 2'/, bis 3Linien breit, von blassgelber Körperlarbe (bei Spiritus- Exemplaren), glalter Oberfläche, auf der nur beiderseils von der Mille einige Archiv f. Naturgesch, XXIL. Jahrg. 1, Bd. 11 162 Gerstaeeker: Careinologische Beiträge. schwache Längsrunzeln zu bemerken sind. Die grösste Breite des Körpers liegt in der Gegend des dritten und vierlen Ce- phalothorax- und dann wieder beim ersten Abdominalringe ; vom zweiten Cephalothoraxringe trilt nach vorn eine merk- liche Verschmälerung ein. Die wulstartige Erhabenheit des letzten Abdominalringes ist stumpf kegelförmig und überragt den Hinterrand desselben um ein Weniges. Das sichelför- mige Fusspaar übertrifft den letzten Hinterleibsring elwas an Länge, ist deutlich nach innen gebogen und endigt in eine stumpfe Spitze. Erklärung der Abbildungen. Taf. IV. Fig. 1. Peloplastus Pallasii, t/, nat. Grösse. Fig. 2. Der Stirntheil des Cephalothorax von unten gesehen. d. Aeussere Fühler. 5. Innere Fühler. c. Acussere Ma- zillarfüsse. Taf. V. Fig. 1. Naxia Pleione. Stirntheil des Cephalothorax von oben ge- sehen. Fig. 2. Derselbe von unten. Fig. 3. Euctenota mexicana, nat. Grösse, Cöphalothorax. Fig. 4. Männlicher Hinierleib derselben, Fig. 5. Rhaconotus crenulatus, Männchen, nat. Grösse. Taf. VI. Fig. 1. Scytoleptus serripes, Weibchen, nat. Grösse. Fig. 2. Aeusserer Maxillarfuss desselben. Fig. 3. Tarsus des dritten Fusspaares desselben. Fig. 4. Abdominalfuss desselben, Fig. 5. Monolistra coeca, dreifach vergrössert. Fig. 6. Kopf derselben von vorn gesehen. a. Hintere Fühler. b. Vordere Fühler. Fig. 7. Mandibel. a. Blattartiger Anhang. b. Palp. Fig. 8. Unterlippe. Fig. 9. Maxille des ersten Paares. Fig.10. Maxille des zweiten Paares. Fig.11. Maxillarfuss. a. Palp desselben. Fig.12. Erstes Fusspaar des Cephalothorax: Fig.13. Zweites Fusspaar desselben. Fig.14. Drittes Fusspaar desselben. Studien über Organisation und Systematik der Ctenophoren., Von Dr. €. Gegenbaur, Professor in Jena, (Hierzu Taf. VILVIN). Es gehört gewiss zu den dringendsten Postulaten der Wis- senschalt nach jeder grösseren Reihe von Detailforschungen oder nach Aufdeckung wichliger, wenn auch scheinbar ver- einzeller Thatsachen, die daraus gewonnenen Resultate in Einen Focus zu sammeln und aus dem Gesammibilde uns die jeweilige Anschauung zu formuliren, , Je näher wir der Er- kenntiniss des typischen Planes gerückt sind, desto klarer und einfacher erscheint uns ‚der Organismus, selbst unter den complicirtesten Beugungen der Form, welche letztere gleich- sam nur die Hülle des in ihr geborgenen und ihr zu Grunde liegenden Typus vorstellt. Mit ‚der Erkennung des Typus ist zugleich die Basis für die Vergleichung in grösserem Massstabe gewonnen , und wir bilden. uns durch Abwägen der Verwandischaftsverhällnisse der, einzelnen Typen unter einander, die allgemeine Anschauung über Ihierische Lebens- form aus, i Für die Abtheilung der Ctenophoren: ist ‚dieser Bauplan schon länger erkannt, wodurch so viel wenigstens festge- stellt ist, dass sie mit den Medusen ‚und den einer Abthei- lung davon zuzurechnenden Ammenthieren , so wie mit den won Ehrenberg als Anthozoön vereinigten Polypen eine 164 Gegenbaur: einzige, harmonisch gegliederte, grössere Thiergruppe bilden, durch welche sich der einheitliche Typus von den einfach- sten Anfängen an in die mannichfachsten Modifikalionen ausstrahlend, hindurch zieh. Leuckart, dem ich in die- ser Auffassung folgen muss, bezeichnet diese Thiergruppe bekanntlich mit dem Namen der Cölenleraten. Eine in der Richtung der Längsachse des Körpers sich in letzteren erstreckende verdauende Höhle, die von ihrem Grunde in ein radiär verlaufendes Canalsystem sich forlselzt, ist im Zusammenhalte mit der Eiform des Körpers das We- senllichste der typischen Verhältnisse der Rippenquallen. Hiezu kommt noch die Formirung von rippenartigen Vor- sprüngen auf der Oberfläche des Leibes, die vom Mundpole des Körpers bis zum entgegengeselzten Pole verlaufen, und die sehr häufig dem Thiere einen strahligen Typus aufprägen, der aber in den meisten Fällen in einen bilateralen über- geht. Ueberall, wo Tenlakel oder Fangfäden auftreten, sind diese nach bilateraler Symmetrie geordnet, so dass nur die tentakellosen, somit (wie auch aus noch anderen Gründen) eine niedere Organisalionsstufe einnehmenden Beroiden den Radiärtypus in der Körperform kundgeben. “Bei den Cydip- pen ist die Strahlthierform äusserlich nur durch das Fangfä- denpaar gestört, doch zeigen sich auch hier schon , durch die ungleiche Länge. der Schwimmplätichenreihen , so wie durch Bildung von Fortsätzen des Körpers (Eschscholtzia) die Uebergänge zur Bilateralsymmetrie, die dann ihren Gi- pfelpunkt in den Calymniden und Cestiden erreicht. Alle seitlichen Ausbreilungen, mögen sie als zipfelar- tige Anhänge, oder als breite oft sogar den eigentlichen Körper an Mächligkeit weit übertreffende Lappen erscheinen, sind nur Fortsätze der Körpersubstanz selbst, und gehen, durch keine Grenze geschieden, stets in den Mitteltheil des Körpers über. Es ist desshalb nicht wohl zu rechtfer- tigen, diese Lappen als eine Mantelbildung anzusehen, wie diess' von Mertens geschah, dar dahin kam, bei der jeg- liche Körperfortsätze entbehrenden Gattung Ildya (Beroö Esch.) den Körper „nur im Rudimente vorhanden“ anzuneh- men, während doch gerade hier der Körper seine grösste Selbsiständigkeit bewahrt, Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 165 Mertens:hatte die Lappenbildungen vom Auswachsen einer äusseren (nicht exislirenden) Schichle abhängig sich vorgestellt, und musste dann, in consequentem Verfahren, ‘da wo keine Lappenbildung sich zeigt, das ganze Thier von dieser Schicht sich eingehüllt denken, so dass dann auf den eigentlichen Körper nur ein Minimum von Masse kömmt. Die Körpersubstanz der Rippenquallen besteht, wie längst bekannt, aus einem durchsichtigen, selten Pigmente einschliessenden Gewebe von gallertartiger ‚Consistenz, wel- che die Thiere ausserhalb des Wassers ‚sogleich, oder (wie bei den Beroön) sehr bald zerfliessen macht, und auch in- nerhalb ihres Mediums nach eingetretenem Tode eine sofor- tige Auflösung bedingt. — Im Wesentlichen fand ich bei allen untersuchten Arten (6) gleiche, Verhältnisse, so dass eine Schilderung. des Körperparenchyms recht gut im Allge- meinen gegeben werden kann. Es besteht nämlich aus ei- ner homogenen Grundsubstanz, in welche sich mannichfach geformte Zellelemente oder deren Derivate einbetben, die Zellen erschienen als blasse aber doch scharf umschriebene, sternförmig ausgezackte oder nur mit wenigen Fortsätzen versehene, oder einfach spindel- förmige Körperchen, die oft in bedeutender Entfernung von einander liegen, und durch ihre Ausläufer mit, einander ver- bunden sind. Ein Kern ist zwar nicht. bei allen gleich. leicht aufzufinden, lässt sich aber bei vielen selbst ohne Reagenlien entdecken , und zeigt sich dann so in das Zellenkörperchen gelagert, dass er — besonders bei der Spindelform — oft den ganzen Hohlraum zu erfüllen scheint. Er besitzt stets dunkle Contouren, und ist von ovaler oder runder Gestalt. — Die als Fortsätze dieser Körperchen auftretenden Fasern erschei- nen anfänglich, dicht bei ihrem Abgange, hohl, nehmen aber allmählich einen soliden Charakter an, so dass sie etwa 0,0144 weit von ihrem Ursprunge nur einfache Contouren aufwei- sen. ‚Nicht selten sieht man diese Fasern in ein pinselarli- ges Büschel unendlich feiner Fibrillen, die man mit einer lamellösen Ausbreilung verwechseln könnte, wenn man die einzelnen Fibrillen nicht auf verschiedenen Höhen beobach- tele. Ganz ähnliche Verhältnisse hat auch M. Schultze aus der Gallertscheibe der Medusen beschrieben. 166 Gegenbaur: Die Distanzen der Körperchen von einander, und somit die Weite der durch ihre anastomosirenden' Ausläufer gebil- deten Maschenräume, wechseln je nach den Arten, die man zu beobachten hat, oder sogar auch nach den einzelnen Kör- perpartien. Was ersteres betrifft, so fand ich die durch grössere Weichheit des Körpers sich auszeichnende Gallung Eucharis mit den weitesten Maschen versehen, ebenso eine einmal beobachtete Mnemia , dagegen besitzt eine neue den Mnemien nahe, die ich Eurhamphaea vexilligera *) benenne, die engsten, namentlich an den schnabellörmigen. Fortsät- zen **) des hinteren Körperendes ***), die auch eine grös- sere Resistenz bieten als die übrigen Theile. Das Maschennetz giebt das Gerüste ab für die vollständig hyaline Grundsub- stanz, die nirgends eine Organisalionsspur erkennen lässt. Auf Behandlung mit Essigsäure bildet sich in ihr ein fein- körniger Niederschlag, , der an gewissen Stellen eine förm- liche Trübung und Undurchsichtigkeit produeirt. Dass das eben beschriebene Gewebe des Körperparen- chyms den Bindesubstanzen +) anzureihen sei, habe ich schon *) Diese so wie einige andere mir neu, oder doch noch nicht vollständig bekannt scheinenden Ctenophoren, sollen weiter unten zoologisch beschrieben werden, während das Resultat der von mir mehr oder minder vollständig angestellten anatomischen Untersuchung in die allgemeine Schilderung der Organisationsverhältnisse einzu- flechten gestaltet sein möge. #*) Leuckart und ich haben auch im Hautkörper der He- teropoden eine analoge Beschaffenheit der Maschennetze beobachtet, indem wir in den festeren, von jener Substanz gebildeten Höckerchen, auch immer zahlreichere Zellenkörperchen auffanden. *#=#) Ich bezeichne als „hinteres Körperende“ das dem Mund- pole entgegengesetzte, gleichviel ob das Thier mit dem Munde vor- anschwimmt oder nicht. +) Ich glaube nicht zu weit zu gehen, wenn ich hier anfüge, dass die wohl feststehende Thatsache von der Bindegewebsnatur eines grossen Theils der Körpermasse der Colenteraten (wenigstens der Me- dusen, Siphonophoren und Rippenquallen) für die Wertherkenntniss der Bindesubstanzen im Thierreiche von hoher Bedeutung sei. Ihr an Masse überwiegendes Verkommen im Leibe niederer Thierformen (auch die Echinodermenlarven gehören hieher), die nur eine geringe Organent- faltung aufweisen, zeigt uns klar, wie diese Gewebe als das Körper- Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 167 bei einer anderen Gelegenheit ausgesprochen, und dort auch früherer Zustände dieses Gewebes Erwähnung gethan. Bei sehr jungen Thieren fand ich nämlich das ganze Netzwerk viel deutlicher, und besonders die Ausläufer der Zellen mit doppelten Contouren einLumen begrenzen, so dass das Ganze ein System zarter, miteinander vielfach anastomosirender Röhr- chen vorstellte. Die Gallung zu der diese nur 0,45% gros- sen, ziemlich glatten Thiere gehören, vermochte ich nicht zu bestimmen. Sie werden weiter unten noch einigemale er- wähnt werden müssen. Die Bewegungen der Ctenophoren werden sowohl durch die im Körper vorhandenen contractilen Elementar- theile (Muskeln) als auch durch besondere Organe vermittelt, welch letztere unter dem Namen der Schwimmplältchen be- kannt sind. Diese in vier (wie bei Cestum) oder acht Längs- reihen (wie bei den meisten übrigen) auf den rippenartigen Vorsprüngen des Körpers angebrachten Organe, deren Cilien- natur seit Will alle Beobachter annehmen , sitzen auf be- sonderen hyalinen Querleistchen, die gewissermassen als Einlenkestellen dienend, mit der Körpersubstanz in inniger Verbindung siehen, wenn sie auch nur als Epithelialgebilde angesehen werden müssen. Die Länge und Breite dieser Schwimmplättchen ist sehr variabel; ich konnte von einem einfachen feinen Wimperhaare an, bis zu 0,6” breiten, und über 1,44% langen Plättchen alle Uebergänge beobachten. Bei jungen Thieren sind sie stels ganzrandig, vorne regelmässig abgerundet und selbst bei slarken Vergrösserungen noch völlig homogen; ausgewachsene Thiere zeigen den vorderen Rand dagegen häufig ausgezackt, ja die Plältchen durch ver- schieden tiefe Längs - Risse mehr oder minder vollständig in einzelne Parlieen geschieden, so dass es den Anschein hat als ob ein einziges, auf diese Art gespallenes Wimperplätt- gerüste erscheinen, das um so einfacher und einförmiger ist, je we- niger Organe sich anbildeten, und um so complicirter, aber auch dem Erkennen schwieriger zugänglich, je mannichfacher die Organe sich in dasselbe hineingebildet haben. So findet der allmähliche Ue- bergang von einer „Grundsubstanz“ zu einer blossen „Binde sub- slanz“ in der aufsteigenden Thierreihe stalt, 168 Gegenbaur: chen aus, mehreren Wimperhaaren gebildet sei, welche Zu- stände ich nicht ‚als ein normales Verhalten, sondern als eine durch äussere Einwirkungen hervorgerufene Zerfaserung ‚an- sehen muss, Unter den Schwimmplättchenreihen, ‚verläuft stels ein Gefässkanal, aus welcher Verbindung. Agassiz (Contribu- tions to the natural history of. North America , Part. Il.) den Schwimmplättchen auch eine‘ die. Respiralion bethätigende Funktion vindicirt, nachden er sehr ausführlich die Verbindung der Athmung mit der Bewegung durch. das ganze ‚Thierreich nachwies., Es ist nicht zu leugnen, dass diese Annahme im Allgemeinen hier ihre Berechtigung hal, aber gewagt dürfte es sein, diese Analogie in ‚speziellem Eingehen auf die Am- bulacra der Echinodermen auszudehnen, da den Wimperplätt- chen nur die Vermiltelung eines: rascheren Wechsels des die Körperoberfläche umgebenden Mediums zugetheilt , werden kann, indess die Ambulaera. der Echinodermen dem Respi- rationsprozesse in viel mehr directerer Weise zu dienen ge- eignet sind. Die Wimperplälichen sind, in ihren Bewegungen der vollen Willkür des Thiers unterworfen, sie bewegen sich bald reihenweise, bald selbst nur auf einzelnen Abschnilten einer Reihe. Die Bewegung geht nur von der Basis aus vor sich, das Plättchen, auf seiner übrigen Ausdehnung, beugt sich nur vermöge seiner Elastieität, es vermag aber nicht elwa nur mit dem vorderen Theile, oder nur ‚mit der, Spitze selbstständig zu schwingen, wie diess Wimperhaare, die durchweg Con- tractilität besitzen, zu ihun vermögen, so dass hieraus eine, wenn auch nur in der Richtung. der Entwickelung liegende Verschiedenheit von den Wimperhaaren im ‚engeren. Sinne entspringt. Wie die Bewegungen der Clenophoren zu Stande kommen, ob durch Contraction und Expansion des Körpers, oder durch die Schwingungen der Schwimmplättchen, scheint bis jelzt noch nicht ausgemacht zu sein. Eschscholtz nimmt ausschliesslich die Bewegung der Schwimmplältchen als locomotorisches Agens an. Agassiz scheint sich gleich- falls dieser Annahme hinzuneigen, Lesson dagegen lässt die Contraclilität des Körpers wirken, und auch Will schliesst sich dieser Ansicht an, indem. er die Rolle ‚der, Schwimm- Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 169 plättchen‘ als Bewegungsorgane nur für die Jugendzeit dieser Thiere staluirt, und durch Versuche sowohl als Beobachtung die Wirkung der Contraclilität gewisser Körperpartien für die Ortsbewegung nachwies. Meine, Beobachlungen führen mich zu einer Vereinigung der beiden verschiedenen An- sichten. Die, Ortsbewegung findet fast immer durch eine Combination der Thätigkeit der Schwimmplättchen mit Ver- änderung der Körperform statt. Es kann aber auch ebenso gut nur einer dieser Factoren wirken, und ich. sah. oftmals in ihren ‚Umrissen sich völlig gleichbleibende Cydippen von nicht sehr geringer Grösse durch das rasche Spiel ihrer Wimperkämme sich heben oder Drehungen um die Achse vollführen, oder nach den verschiedensten Richtungen sich fortbewegen. Ausschliesslich: wird aber in der Jugend die Orisbewegung durch die hier verhältnissmässig am grössten erscheinenden :Wimperplättchen vollführt. - Beim ausgebilde- ten Thiere ist es aber nicht das zwischen Körpervolum und der Grösse der Wimperplättchen bestehende scheinbare Miss- verhältniss, nach welchem letzteren. ein Theil ihrer Funktion abgenommen und auf den Körper selbst übertragen zu wer- den scheint , sondern es ist die nunmehr vollendete Ausbil- dung contractiler Elemente, der zufolge auch der Körper durch energischere Zusammenziehung und Expansion zur Ortsbe- wegung beiträgt. Thiere, deren:specifisches Gewicht nur um ein Geringes über das des umgebenden Mediums. sich, er- hebt , bedürfen ‚nur eines relativ ‘kleineren Kraftaufwandes, um ‚Ortsbewegungen zu äussern, und die Bedingnisse zu die- ser Krafläusserung sind vollständig in den ‘Wimperplättchen gegeben, deren Gesammtoberfläche auch bei den grössten Rippenquallen, immer in einem respectabeln Verhältnisse zur zu: bewegenden Körpermasse:- steht. Eine kleine Berechnung mag hievon den deutlichsten Beweis liefern. Nehme ich bei Eurhamphaea vexilligera etwa 450 ‚Wimperplättehen für sämmtliche 8 Reihen an, wobei ich nur die entwickelten, die über 1’ Länge besitzen, in An- schlag bringe, und setze, für jedes (bei 0,6 Breite und 1,4‘ Länge) 1“ Oberfläche, so erhalte ich als die Ge- sammilfläche dieser kleinen Ruder elwas über 3], also eine Widerstand leistende, Fläche, die, wenn wie Ruder wirkend, 170 Gegenbaur: bei einem kaum 3 Kubikzoll haltenden Thiere, von fast mit dem umgebenden Medium gleichem specifisichen Gewichte Ausserordentliches zu leisten im Stande ist. Allerdings ist aber hier nicht zu vergessen, dass noch eine Summe von Kraft durch die Elastieität der Schwimmplättchen, nament- lich ihrer freien Enden, abzurechnen ist, so dass vielleicht nur noch die Hälfte bleibt, die aber leicht ersichtlich , im- mer noch eine ausreichende sein muss. Die merkwürdigen Gestaltveränderungen und unendlich mannichfachen Evolutionen, welche diese Thiere ausführen, haben durch Agassiz eine so genaue und durch bildliche Darstellung trelflich unterstützte Beschreibung gefunden, dass ich hierüber kaum mehr zu äussern vermöchte. Es kommen aber nicht alle Formveränderungen des Thiers auf Rechnung der unter der Oberfläche verlaufenden Muskelstrata, sondern ein grosser Theil wird auch durch Contractionen des Darm= kanals (Magens) bewerkstelligt; was besonders bei den mit weiter Verdauungshöhle versehenen Bero@n häufig zu beob- achten ist. Bezüglich der Muskulatur bemerke ich, dass ich bei Cydippen die von Agassiz beschriebene Anordnung fand, bestehend in Längsreihen von sehr langen Bändern oder spindelähnlichen Formen, die theils zwischen den Rippen, theils unter denselben verlaufen, und in der Nähe der Mund- öffnung in kreisförmig gelagerte Bündel, d.h. in einen Sphin- cter zusammenlaufen. Bei Eurhamphaea vexilligera sind die Längsbündel nur an einer relativ kurzen Strecke zu beob- achten, unter den auf die schnabelförmigen Fortsätze sich erstreckenden Schwimmplältchenreihen waren sie nicht: mehr zu erkennen. Der Gastro - Vascularapparat der Ctenophoren zeigt durchgehends eine bilaterale Symmetrie, und hat diese selbst bei den sonst radiär gebauten Beroen in den beiden am hinteren Leibesende angebrachten Oeffnungen angedeutet. Im Allgemeinen ist dieser Apparat derart gestaltet, dass die bald sehr weite (Beroiden), bald auch wieder äusserst schmale und enge (Bolina) verdauende Höhle, sich mit einer hinter ihr gelegenen Cavität, durch eine von einem Sphincter umgebene Oeffnung verbindet, so dass das Thier nach Belieben die Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 171 Contenta der Verdauungshöhle in jenes zumeist als „Trich- ter“ bezeichnete Cavum überzulassen oder von selbem ab- zuschliessen im Stande ist, Von dem Trichter aus strahlen die den mit Seewasser gemischten Chymus führenden Kanäle, dem Verlaufe der Rip- pen folgend, durch den Körper, und vereinigen sich entwe- der sämmtlich oder nur zum Theil in einen um den Eingang liegenden Ringkanal. Dieses Verhalten, welches ich als Iy- pisches erklären zu müssen glaube, kommt auf sehr verschie- dene Weise zu Stande, und es ist nicht immer leicht die mannichfachen Formen des Gastrovascularapparates , wie ihn Milne Edwards, Will und Agassiz beschrieben, dar- auf zu reduciren, oder ihn daraus entstehend sich vorzustel- len. Sehen wir von Beroö& ab, wo diese Formverhällnisse am ausgebildetsten und auch am reinsten vorkommen, so treffen wir bei den Cydippen (Pleurobrachia rhododactyla Agass.) die vier vom Trichter ausgehenden Kanalslämme sich in Kanäle theilend, von denen je einer unter einer Rippe ver- läuft, diese erstrecken sich sowohl gegen den Mundpol als auch zum Trichterpole hin, ohne jedoch in einen Ringkanal sich zu vereinigen. Es ergiebt sich hieraus eine merkwür- dige Analogie mit dem Kanalsysteme gewisser medusenförmi- ger Gemmen der Siphonophoren und Hydroiden, bei denen die ersten Anfänge der typischen Kanalbildung in radiären, gleich- falls zu keiner Vereinigung gelangenden Kanälen sich dar- stellen, und die dadurch als Uebergangsformen für die mor- phologische Auffassung jener einer zweiten Generation gleich- kommenden Sprösslinge so belehrend sind. Völlig ausgebil- det ist dagegen dieser Ringkanal bei den Calymniden, nur wird die Darstellung hier durch das Eingehen der Kanäle in die complieirten,, als Mundschirme oder tentakelarlige Fort- sälze vom Körper aus sich bildenden Lappen um vieles ver- wickelter. Werfen wir einen prüfenden Blick auf das von Milne Edwards dargestellte Kanalsysteın der‘ Lesueuria vitrea, so zeigt sich zwar die Ringbildung um den Mund in sehr quergezogener Form angedeutet, aber es ist unmöglich, sich aus der Beschreibung oder der Abbildung die Schlies- sung des Ringes vorzustellen, da nur der Hauptverlauf der Kanäle, nicht aber ihr Verhalten an den Umbiegungsstellen 172 Gegenbaur: angegeben ist. Viel weiter hat Will bei Eucharis den Ka- nalverlauf zur Bildung eines „Ringgelässes“ verfolgt, welches hier freilich den weiten Bogen des Lappenrandes in’ sich schliesst. Aus Agassiz Beschreibung lässt sich für Bo- lina salata Ag. eine ähnliche Anordnung erkennen. Ausge- prägter trat sie mir aber bei Euramphaea vexilligera entge- gen, wie aus folgender Beschreibung des Gastrovaseularap- parales zu ersehen ist. Die verdauende Cavität stellt einen langgestreckten, glatten Schlauch vor (Fig. 3e), der eiwas über den Ur- sprung der schnabelförmigen Leisten hinaus sich. nach hinten erstreckt um dort nach einer schmalen Einschnürung in den sogenannten „Trichter“ überzugehen, der hier als ein rund- licher aber durch..den Abgang zahlreicher Kanäle etwas un- regelmässig gestalteter Sinus sich erweitert. Untersucht man den Magenschlauch von der schmalen Seite des Thiers , so erscheint er, wenn leer, als ein ganz schmaler Streifen (Fig. 1 e), indem seine Wandungen platt aneinander liegen. Seine Ausdehnung in die Breite wird erst dann sichtbar, wenn man das Thier von der breiten Seitenfläche aus (Fig. 2.e) betrachtet. Eine von dem Trichter aus sich fortselzende den Magen umgebende Höhle, wie sie sich bei. vielen ‚anderen Rippenquallen nachweisen lässt, konnte ich nicht entdecken, sondern es erschien mir das glashelle Körperparenchym als allseilige Begrenzung der musculösen Magenwand. In ‚der Verlängerung der Achse des Magens setzt sich der Trichter noch ine nen anfänglich engen, dann weiter werdenden Kanal fort, der zwischen den beiden schnabelför- migen Fortsätzen nach aussen mündet. Die auf diese Weise mögliche Communication der Höhlung des Trichters mit dem umgebenden Medium ist keine beständige, sondern: sie ist abhängig von der Thäligkeit eines am Ursprunge des Kanals aus dem Trichter befindlichen Schliessmuskels, so dass, wäh- rend der grösste Theil. des Kanals frei vom Wasser bespült werden kann, nur an seinem vordersten dem‘ Trichter näch- sten Theile ein Verschluss eingerichlet sich zeigt. Von der Peripherie des Trichters kann man 6 Kanäle abtreten sehen, zwei (Fig. 3 9!) entspringen einander gegen- über von der oberen Trichterhälfte, treten elwas nach aussen Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 173 in das Körperparenchym und verlaufen parallel an der brei- ten: Seile'des Magens nach aufwärls zum Munde, wo sie in den 'oben beregten Kreiskanal einmünden. 'Es sind diess die Analoga der von Agassiz bei Cydippe (Pleurobrachia Ag.) längs des Magens beschriebenen Gefässröhren, die aber dort gleich ‘den Rippenkanälen blind geendigt sind. . Von den’ 4 übrigen Kanälen ist folgendes zu bemerken; ‚ein ziemlich weiles, horizontal abtretendes Slämmchen (g?) theilt sich bald nach seinem Ursprunge in zwei gleichstarke Aeste, von de- nen einer gleichfalls horizontal verlaufend gegen eine der auf den beiden breiten Körperseiten gelegenen Schwimmplatt- reihe sich richtet, um dort in den unler ihr gelegenen Ka- nal (g*) rechlwinklig einzumünden. Der andere Ast ver- läuft ziemlich steil nach abwärls, und begiebt sich an den Ursprung einer Schwimmplallreihe, die zunächst der vom vorigen Asle versorglen liegend, an einer der Längskanten des Thieres herabläuft (g*), trilt so die Schwimmplältchenreihe begleitend an den Mundschirm (Fig.4) herab, wo er in ge- wundenem Verlaufe eine eigenthümliche Figur bildet, und sich schliesslich mit dem von der anderen Seile kommenden ver- einigt. Die Windungen ‚dieses Kanalverlauls, die in ähnli- cher Weise bis jelzt bei allen mit einem Mundschirme 'ver- sehenen Rippenquallen beobachtet wurden, sind besser. aus der Abbildung (Fig. 4) zu ersehen, auf die ich desshalb statt aller Beschreibung verweise. Von den die auf den breiten Seiten des Thiers gelegenen Schwimmplattreihen begleitenden Kanä- len Irelen die einer Seite unter spilzem Winkel in die. schna- belförmigen Forlsälze ein, um sich an deren Ende, zu ver- einigen (Fig. 3 9°), und eine einfache Verlängerung in den wimpelarligen Anhang einzusenden. _ Der nach vorne zu ge- richtete Theil derselben Kanäle setzt sich in je einen der zungenförmigen Läppchen fort (9°), begleitet dort; den aus der Schwimmplaltreihe modifieirlen Winmpersaum um den. gan- zen freien Rand jenes Läppchens, wendet sich sodann gegen die Mundöffnung, und verbindet. sich schliesslich mit dem Ringkanale, Dass die zungenförmigen Läppchen („Auricles“ Agassiz) nicht den beiden grossen Mundlappen (dem Mund- schirme) angehören, sondern selbstständige Bildungen sind, diess dürfte durch den Kanalverlauf bewiesen, werden, , Das 174 Gegenbaur: gesammte Gastrovascularsystem flimmert im Innern, jedoch sind die Cilien so fein, dass sie nur an gewissen Stellen mit Sicherheit erkannt werden können, dagegen ist die durch sie hervorgebrachte Strömung der Molecüle oder andere grös- sere feste Theilchen einschliessenden Flüssigkeit überall zu sehen und zugleich wahrzunehmen, dass diese Bewegungen hier nicht durch Contraelilität der Kanalwandungen zu Stande kommen, wie solches Agassiz bei Cydippe (Pleurobrachia) beobachtet hat. Während der Durchmesser der Kanäle, so lange sie im Parenchym des Körpers verlaufen , oder selbst wenn sie im Mundschirme fast dicht unter der Oberfläche ihren Weg neh- men, immer ein gleicher ist, so ändert er sich mit dem Verlaufe unter einer Schwimmplättchenreihe , dass er unter der Basis eines jeden Schwimmplättchens sich ‘dieser ent- sprechend ansehnlich erweitert, um dann in den Interslilien bis auf den gewöhnlichen Durchmesser sich wieder einzu- schnüren, wie diess auch von Milne Edwards, Agassiz und von Will erkannt worden ist. Auch die Kanalwandun- gen sind hier verändert, sie erscheinen nicht nur um ein beträchlliches dicker, sondern setzen sich auch äusserst di- slinct von dem benachbarten Körperparenchym ab. Ihre Zusammenselzung aus kleinen rundlichen Zellen ist nicht zu verkennen. An den eingeschnürlen Stellen, also immer zwi- schen zwei Schwimmplätichen, sitzen den Kanalwandungen jederseits mehrere rundliche Gruppen hochrother Pigment- zellen auf, durch welche die für unsere Eurhamphaea vexilli- gera charakteristische Zeichnung zu Stande kömmt. Als ein für die Organisation des Gastrovascularap- parales der Rippenquallen charakteristisches Moment möchte ich hier die Ausmündung am Trichterpole hervorheben , die nunmehr für eine Anzahl von Arten nachgewiesen ist: Ihre Bedeutung ist wohl für die Füllung des Trichters und seiner Kanäle mit Wasser, so wie für die quantilalive Regulirung des Inhalts derselben Theile von Wichtigkeit, und steht mor- phologisch gleich mit der Oeffnung im Fusse der Süsswas- serpolypen. Ihr unpaares Vorkommen bei dem von mir dar- auf untersuchten Thiere, so wie ihr paariges bei den von Will, M.Edwards und A gassiz beobacliteten, steht mit Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 175 anderen Organisationsverhältnissen in Verbindung. Dass sie, wie Einige annelimen wollen, als After funelioniren, ist eine nicht wohl begründbare Annahme, der die ganze Analogie entgegensteht, Es gelangen die in der Magenhöhle exIra- hirten, ferner unbrauchbaren Stoffe nicht einmal regelmässig in den Trichter, sondern werden zum Munde wieder ausge- stossen; was in den Trichter gerälh , kommt mehr zufällig dahin, wenn die Communicalionsstelle zur Aufnahme der Chymusflüssigkeit sich öffnet, und ebenso thun sich ‘auch dessen äussere Mündungen niemals auf, einzig um „Kothbal- len“, unter welchen doch nur die aus‘ dem circulirenden Chymus abgeschiedenen, nicht resorbirbaren Bestandtheile hier verstanden werden können, nach aussen zu lassen, son- dern die hier und da excernirten festen Partikel gelangen immer zugleich mil einem austretenden Flüssigkeitsquanlum aus den Trichteröffnungen, die dann wieder einer gewissen Menge von Seewasser, gleichsam zum Ersalze, den Eintritt gestalten. So wenig der physiologische Wertli des ganzen Kanalsystems für jetzt nach allen Seiten hin völlig richtig abgegrenzt werden kann, so wenig ist diess auch für dessen Oeffnungen möglich, denn wir finden hier wie bei so vielen niederen Thieren, die verschiedensten Thäligkeiten in der wunderbarsten Combination. Auch Galle bereitende Theile scheinen nicht zu fehlen, wenigstens können wir eigenthüm- liche mit röthlicher, brauner oder gelber Flüssigkeit gefüllte Zellen, die auf der Innenfläche der verdauenden Cavilät sit- zen, hiezu rechnen. Bei einer jungen Cydippe fand ich sie faltenarlig vorspringende Längsreihen formiren (Fig. 5 e). Als zum Ernährungsapparate, wenn auch in indirekter Weise, gehörige Organe sind die Fangorgane zu rech- nen, die bei der grösseren Anzahl der Ctenöphoren vorhan- den sind. Als solche führe ich erstlich feine einfache Fäd- chen an, welche den Mund der Calymniden umstehen; Agas- siz Iraf deren wenige, auf zwei Gruppen vertheilt, bei Bo- lina. Bei Eurhamphaea fand ich eine ganze Reihe jederseits am Aussenrande der Lippen, und eben solche scheitien auch bei Leucotho@ vorhanden zu sein.‘ Bei Eurhamphaea sind sie sehr contraelil. Eine audere Art der Fangorgane stellen die in besondere Scheiden zurückziehbaren Senkfäden vor, die ge Gegenbaur; zumeist noch mit secundären Fäden beselzt, eine grosse Con- traclilität ‚besitzen und bis zu. äusserst belrächllicher Länge sich auszudehnen ‚im ‚Stande sind. Eschscholtz! hat sehr richlig beobachtet, wenn er diese Erscheinung vorzüglich auf den ‚Umstand begründet, dass die Senkfäden bei der Expan- sion. ‚mit, der im. Gefässsysteme des Thieres enthaltenen Flüs- sigkeil. gefüllt werden; Mertens, der durch Injection: keine Resultate erzielen konnte, widerspricht dem mit, Unrecht. Ich ‚sah bei Cydippen, die eine mikroskopische Untersuchung unversehrt zuliessen, bei der jedesmaligen ‚Entfaltung des Senkfadens ‚einen mächtigen Strom. ‚der. im! Gasirovascular- system. befindlichen Flüssigkeit in der zum Ende der Senk- fädenscheide tretenden Kanalforlsatz schicken, und sich von da in den den Fangfaden durchziehenden Kanal mit dersel- ben Schnelligkeit begeben, mit der der Fangfaden jeweilig aus der Scheide gerollt: ward. Hiebei ist Ursache mit Wir- kung nicht verwechselt, denn wenn auch beide hier 'schein- bar unzerlrennlich sind, so ist doch ebenso begreiflich, dass eine in so grossem Massstabe erfolgende Ausdehnung. in ‚die Länge bei gleichbleibendem Querdurchmesser nur durch Aus- füllung der. hohlen Achse bedingt sein kann. Durch diese Einrichtung — die Füllung von hohlen Cylindern — wird somit ausser grösserer Beweglichkeit und beliebiger Längen- entfallung. derselben erreicht als durch solide Gebilde. Cie- nophoren, Medusen und Siphonophoren haben diese Einrich- lung gemeinsam. Mit den Senkfäden der letzteren stimmen die unserer Thiere am meisten überein. Ausser den der Senkläden entbehrenden Beroiden und einiger zu Mnemia und Bolina zu rechnenden, sind alle Cte- nophoren mit solchen versehen, und zwar zumeisl mit zweien, die nach .bilateraler ı Symmelrie vertheilt sind., So bei den Cydippiden , Cestiden.,. dann bei Eucharis mullicornis u. a. Leucolhoö formosa besilzi. deren 6, wovon zwei, welche; ohne secundäre Anhänge sind , von je einem: mit leizteren: ver- sehenen Paare in die Milte genommen werden. Der ein- fache unpaare Faden jeder Breitseile ist, analog dem. .Fa- den von. Eucharis; die ‚anderen. sind ‚new. auftrelende | Ge- bilde, Die, Enden der Senkfäden: sind mit Nesselzellen be- selzt, aus denen der. ‚spiralig aufgerollie Faden: durch Ein- Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren, 177 wirkung von Süsswasser leicht zur Anschauung gebracht werden kann. Die Senkfadenscheide stellt einen von aussen nach in- nen eingeslülpten, in derMitte bauchig erweiterten Kanal vor, der sich aussen an sehr verschiedenen Stellen , bald dem Wurzel-, bald dem Trichterpole näher, öffnet ; seine innere Mündung aber stets gegen den Magengrund, oder gegen den Anfang des Trichters gerichtet zeigt, woselbst sich auch der Senkfaden inserirt. Bei einer kleinen Cydippide (Owenia rubra Koell.) habe ich die Verbindung genauer untersucht, und fand den Senkfaden im Grunde seiner in der Mitte eine Strecke weit rolh pigmenlirten Scheide, sich in zwei Schen- kel theilen, und mit jedem derselben zu einem schon im Pa- renchym des Thieres gelegenen weissen Punkte forlsetzen, den das Mikroskop in eine Menge dicht gruppirter und mit dunkeln Contouren versehener Zellen auflöste. Von diesen Stellen aus ersireckten sich Faserzüge durch die Tentakelschen- kel, zwischen denen dann der Kanal als Forlselzung des Ga- strovascularsystem sich in den Senkfaden begab. Von den weissen Flecken aus ging auch ein Zug scharf umgrenzter Zellen auf den Senkfaden selbst über, setzte sich continuir- lich auf den Ueberzug des Fadens fort, wobei es sich dann zeigte, dass aus ihnen Nesselzellen wurden. Es sind somit die vier weissen Flecke Häufchen von jungen Nesselzellen, die auf die hier sprossenden Senkfäden übergehen und sich auf ihre Oberfläche vertheilen. Diese Zellgebilde entstehen also hier viel früher als das Senkfadenstück , für welches sie bestimmt sind. Beiläufig sei auch hier bemerkt, dass die in der Nähe des Senkfadenursprunges sich findende rothe Pigmentirung nicht der Fangfadenwurzel, wie Kölliker (Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. IV. p. 315) angiebt, sondern der dort sich gleichfalls in zwei Aeste spallenden Scheide zukommt. Andere speciell als. Tenlakel oder Fangfäden anzuse- hende Gebilde giebt es bei den Rippenquallen nicht, denn weder die in ihrer Bedeutung noch nicht aufgeklärten erecli- len Läppchen am Trichterpole der Beroiden (vorzüglich bei ldya [Beroö] seplentrionalis Mert.) können hieher gehören, noch auch die zungen- oder öhrchenförmigen Gebilde (Au- Archiv f. Naturgesch, XXII, Jahrg. 1. Bd, 12 178 Gegenbaur: ricles Agass.) bei den Bolinen u. s. w., welchen Agassiz eine homologe Identität mit den Senkfäden ertheilt. Das Vorkommen dieser „Oehrchen“ bei Leucothoö formosa , wel- che noch wirkliche Senkfäden besilzt, so wie der oben schon einmal berührle Gefässverlauf in diesen „Oehrchen“, weisen nach, dass keineswegs von einer Homologie mit den Senkfä- den die Rede sein kann. Es sind einfache, an einer Rippe ent- stehende und den dort verlaufenden Kanal mitnehmende Er- hebungen oder Forlsätze des Körpers, die sich weder deh- nen und zusammenziehen, noch sonst merkliche Formverän- derungen äussern können. Ich stelle sie mit den Mundschir- men der Calymniden, bei denen sie sich auch finden, in gleiche Kategorie. So weit die über die Rippenquallen angestellten , ge- nauen Untersuchungen gehen, wurden die Tentakel oder Senkfäden entweder als einfache Fäden nachgewiesen, oder man erkannte an diesen noch secundäre, kürzere Fäden in einer Reihe angebracht. Die Angaben über baumförmige Verästelungen dürften daher wohl aus ungenauen Beobach- tungen enisprungen sein, wie diess auch aus den betreffen- den Zeichnungen, z. B. von Leucothoö formosa erhellt. — Eine eigenthümliche Form von secundären Anhängen habe ich bei einer Cydippe (Cydippe hormiphora mibi) zu beobach- ten Gelegenheit gehabt: die beiden weisslichen Senkfaden- stämme sind mit zahlreichen secundären Fädchen besetzt, die der grössten Mehrzahl nach mit den schon längst bekannten Formen übereinstimmen. Zwischen diesen, nach je einem Abschnitte von 10—15 folgend, sieht man besondere Kör- per (Fig. 10%) angeheftet, von lanzeltförmiger oder plalt- gedrückt spindelähnlicher Gestalt, elwa 2 Länge haltend und mit einem kurzen Stiele direkt mit dem Haupifaden ver- bunden ; das enigegengeselzle, freie Ende ist meist stark zugespilzt. Jederseits am Rande dieser Körper (Fig. 116) erheben sich 8—-10 von hinten nach vorn an Länge abneh- mende ceirrhenarlige Forlsälze,, die wie der ganze Körper, äusserst beweglich sind und sich bald nach dieser, bald nach jener Richtung hin krümmen und strecken, so dass der ganze Anhang einer kleinen Eolidie nicht sehr unähnlich erscheint. Die Färbung der Anhänge ist hochgelb, und zeigt sich vor- Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren, 179 züglich an den seillichen Cirrhen, von wo sie sich auch saumarlig auf den Rand des Körpers erstreckt, und gegen die Mille der Oberfläche zu allmählich abnimmt. Das Innere des ganzen Anhanges ist hohl und steht mit dem Kanale im Haupifaden in Verbindung. Sowohl die Cirrhen als derRand des Anhanges sind dicht mit 0,005 grossen runden Nes- selzellen bedeckt, die eine glalle Fadenspirale umschliessen. Schnellt der Faden hervor, so zeigt er die Eigenthümlich- keit sich nicht sogleich zu strecken (Fig. 12 8), wie diess alle übrigen von mir untersuchlen Nesselfäden thun, sondern verharrt noch längere Zeit in einer langgezogenen Spiral- form. Es ist diese Beobachtung nicht etwa an unreifen Zel- len gemacht, sondern an solchen, die zu den grössten ge- hörten, an den äussersten, d. h. ältesten Anhängen sich be- fanden , somit gewiss als völlig ausgebildet angesehen wer- den mussten. Das beim Hervorschnellen innerhalb des Bläs- chens bleibende Ende steht mit einer Anzahl runder Körn- chen im Zusammenhange, die brombeerarlig gruppirt sind (Fig. 12 #8), Es besitzen diese Anhänge eine grosse Le- bensfähigkeit, sie bewegen sich abgerissen noch lange selb- ständig, ja ich konnte sie so mehrere Tage lang in frischem Seewasser erhalten. Durch diese Eigenschaft schienen die ersten immer abgerissen bei einem Fischzuge mit dem fei- nen Nelze erbeuteten mir als ein Räthsel, welches sich erst nach dem Auffinden der vollständigen Thiere zu meiner Be- friedigung löste. Dass diese Anhänge als Angelorgane gute Dienste ihun müssen, ist leicht ersichtlich; sie wurden auch zu öfterenmalen angelroffen wie sie kleine Krustenthiere oder junge Medusen in tödlicher Umarmung hielten. Ueber das Nervensystem ist man seit R. Grant’s erster Angabe von einem um den Mund verlaufenden Ner- venringe bei Cydippe, noch zu keinem Abschlusse gekom- men, denn wenn auch Milne Edwards, Will und Frey und Leuckart (Beiträge zur Kenntniss wirbelloser Thiere) dem widersprechen und das Nervensystem in einem am Trich- lerpole, unter dem Gehörbläschen liegenden ganglienartigen Organe erkannt haben wollten, so stellten sich diesen wie- der andere Forscher entgegen, die wie Agassiz und Köl- liker (Zeitschr. f. wiss. Zoolog. Bd. IV) nichts von einem 180 Gegenbaur: Nervensysteme auffinden konnten, welche Einsprache gerade von Seile Agassiz um so schwerer ins Gewicht fällt als wir diesem eine grosse Reihe sorgfältiger Beobachtungen über die Rippenquallen verdanken. Negative Beobachlungen können aber nie entscheidende sein, und müssen zurück- treten, wenn genau untersuchte Thatsachen ihnen gegen- über gestellt werden können. — Was meine Erfahrungen angeht, so bestimmen mich diese zu einer Verlrelung dessen, was Milne Edwards zuerst hierüber aufstellte. Ich fand bei Cydippen in der Theilung des Trichterendes, bei Eu- rhamphaea um das ungetheilte Trichterende zwei gelbliche Knötchen, die im ersten Falle dicht neben einander lagerten, im anderen Falle aber durch Comissuren mit einander ver- bunden waren, so dass sie eine Art Ring um den Trichter- kanal bildeten. Von diesen, vom übrigen, benachbarten Kör- perparenchym scharf abgegrenzten Bildungen , die ich als Ganglien ansehen muss, gingen feine Fädchen ab, deren Verlauf ich nicht bei allen gleich gut verfolgen konnte. Am deutlichsten sah ich diese Fädchen bei Eurhamphaea, sie be- geben sich zu den Schwimmplättchenreihen, halten sich hier dem Kanale oberflächlich aufliegend genau in der Median- linie und zeigten an jedem Schwimmplättchen eine dreieckige mit der Spitze immer wieder in die Fortsetzung des Fadens verlaufende Anschwellung. Kölliker hat dieses Verhältniss auch bei Eucharis gesehen, wollte aber die Deulung dieser Fäden als Nerven nicht anerkennen, da weder Verästelung noch Communicalion der einzelnen Stränge von ihm beob- achtet ward. Die Vereinigung dieser Fäden findet sich aber in der Nähe des Trichters, in den schon beschriebenen Gan- glien, und eine Verästelung ist nicht nolhwendig, wenn man die Bedeulung dieser Fäden ausschliesslich für die Schwimm- plättchen anerkennt. Ihr Fehlen spricht daher nicht gegen die Nervennalur, vornehmlich wenn durch den Zusammenhang mit den Ganglien einmal ein so wichliger Anhaltspunkt ge- wonnen ist. Das Verhalten dieser Nervenfäden, denn so dürfen wir sie bezeichnen, ist für die Aclionen der Schwimm- plältchen von grosser Bedeutung, nicht nur dass sich heraus- stellt, dass hiedurch die Schwimmplättchenreihen von einem gemeinschafllichen Centrum aus 'innervirt werden können, Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 181 also die der Willkür unterworfenen Bewegungen auch ana- tomisch sich begründen lassen, sondern auch weil aus der unter jedem Schwimmplältchen statlhabenden und mit dessen Basis dicht verschmolzenen Anschwellung des Nervenfadens, in welcher Zellen in grösserer Masse nicht zu verkennen sind, sehr innige Beziehungen zu jedem einzelnen Schwimm- plättchen sich ergeben. Für jedes derselben bildet der Nerv ein Ganglion, welches sich quer unter der Basalleiste des Plättchens hin erstreckt und an diese die Anregung zur Be- wegung vermiltelt. Histologisch lässt sich kaum eine Grenze finden zwischen deutlich Zellen enthaltender Nervenanschwel- lung und der homogen scheinenden, gelblichen Basalleiste selbst *). Auch kann hieraus erklärt werden, warum losgelrennte Wimperplättchen noch längere Zeit ihre selbständigen Bewe- gungen bewahren. — Es sind bei Agassiz Andeulungen, dass auch er die acht Costalnerven gesehen habe. Ich habe hier die acht feinen Forlsätze im Sinne die nach Agassiz von den Enden der unter den Rippen verlaufenden Kanäle gegen den Trichter hin laufen, und dort in ein letzteren um- gebendes Ringgefäss einmünden sollen. Erwägt man, dass eine solche Anordnung bei keiner der bekannten Ctenopho- ren vorkömmt, so wie dass auch unser Aulor mit nichts weniger als Bestimmtheit diese Beobachtung ausspricht, so wird man eingestehen, dass eine Verwechselung hier leicht möglich war, vergleicht man aber hiemit das von mir oben milgetheille, so wird man eine staltgchabte Verwechselung mit Nerven sogar zugeben müssen. Dieselbe Anordnung des Nervensystems habe ich auch bei einer sehr jungen Rippen- qualle, die noch keine breiten Schwimmplältchen entwickelt halte, gesehen. Hier lagen unter dem Gehörbläschen zwei runde nur an einer kleinen Stelle sich berührenden Knöt- chen, in einiger Entfernung von dem blinden Ende der Ma- genhöhle. Von jedem Knölchen gingen zwei Stämme ab, ®) Es erinnert mich diese Einrichtung, nämlich die innige Ver- bindung von Nerven mit Wimperorganen, lebhaft an die merkwürdi- gen Wimperorgane der lleteropoden und Pteropoden. Auch hier geht der Nerv in eine ganglionäre Masse über, welche gegen die Ober- fläche hin anscheinend immer homogener werdend, daselbst mit Wim- perhaaren besetzt ist. 182 Gegenbaäur: die nach oben und aussen gewendet, sich bald wieder theil- ten, so dass an jede der acht Knoten ein Zweig davon ab- gegeben ward. Diese Zweige waren äusserst dünn, leicht faserig erscheinend, und nur wenig gegen das umgebende Parenchym abgegrenzt. Bei anderen, um die Hälfte kleine- ren (0,2) Cienophoren (Cydippen) war keine Spur eines Nervensystemes vorhanden, obgleich schon ein Gehörbläs- chen gebildet war, und auch Senkfäden, so wie breite Schwimmplältchen sich gebildet halten. Meine Beobachtun- gen bezüglich des Nervensystems stimmen also ziemlich mit den Will’schen Untersuchungen überein, und besläligen diese namentlich für den Verlauf unter den Schwimmplätichenrei- hen, woselbst ich noch für jedes Schwimmplättchen eine Ganglienbildung des Nerven staluiren muss. Ueber die übrige Vertheilung der Nerven in dem Körper, ihr Verhalten an dem Magen u. s. w. liegen mir keine Notizen vor. Die Sinnesorgane der Rippenquallen theilten seit längerer Zeit das Geschick derer ihrer Verwandten, der Me- dusen, indem man die betreffenden Theile bald für Sehwerk- zeuge, bald für einen Hörapparat ansah. Prüft man die hier- über vorliegenden Beobachtungen, so kann man kaum länger daran zweifeln, dass fast sämmtlichen bis jetzt untersuchten Rippenquallen ein Gehörbläschen zukomme, welches in der Nähe des Trichters entweder auf dem Nervencentrum oder doch in enger Verbindung mil demselben gelagert sei. Die Angaben von Milne Edwards über Lesueuria sind die ein- zigen, aus denen nicht evident hervorgeht, dass diese Thiere mit einem Gehörbläschen versehen seien, während das, was in derselben Abhandlung über Bero& gesagt ist, sicher auf ein solches zu beziehen is. Es heisst dort: „un point spherique de couleur rouge et d’aspect granuleux, qui ren- ferme plusieurs corpuscules cristalloides.* — Auch die Un- tersuchungen von Agassiz, der über die ganze Gegend unter dem Trichter nicht vollständig zu einem genügenden Abschlusse gekommen zu sein scheint, lassen das Vorkom- men eines Gehörbläschens ausser Zweifel, besonders wenn man die beigegebenen Abbildungen (vorzüglich Pl. 3. Figg. 9. 10. Pl. 8. Figg. 1. 7. 9) in Betrachtung zieht. Freilich wird auch hier diess Organ als „Eye-speck“ aufgeführt. Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 183 Will dagegen und neuerdingsKölliker sprechen sich mit Bestimmtheit für das Vorhandensein eines Gehörbläschens aus, und letzterer sah noch bei Eschscholtzia cordata „ne- ben der Gehörkapsel zwei braunrothe Pigmentflecken, die jeder wie einen hellen Körper zu enthalten schienen, und an Augen von Scheibenquallen erinnerien« Dieser von mir gleichfalls gemachten Beobachtung zufolge, ergeben sich für die Rippenquallen ähnliche Verhältnisse, wie ich es an einem anderen Orte (Müller’s Archiv 1856. Hft.II) von den Medu- sen auseinanderselzte, mit dem Unterschiede, dass bei den Ctenophoren wohl Gehörbläschen ohne augenarlige Gebilde, und diess in bei weitem der Mehrzahl der Fälle, aber keine Augenbildungen ohne Gehörbläschen vorzukommen scheinen, so dass sie also nur mit den höheren Medusen hierin ver- glichen werden können. Eurhamphaea vexilligera liess mich umsonst nach dem Gehörbläschen umsehen, es scheint zu fehlen, und damit steht wohl auch die einfache Ausmündung des Trichters im Zusammenhange, indem sonst das Gehör- bläschen genau zwischen die Theilung des Trichterendes sich einlagert. Die Grössenverhältnisse des Gehörbläschens fand ich schwankend zwischen 0,007—0,04. Letztere erkannte ich an Cydippen (C. pileus?). Die Otolithen werden von Will als „Krystalle“ bezeichnel, als welche ich sie jedoch in kei- nem der untersuchten Fälle zu erkennen vermochte, sie stell- ten sich vielmehr immer als rundliche, oft auch unregelmäs- sig gestaltete Concretionen dar. Die Zahl dieser Coneretio- nen varüirl, und wie ich dafür halten muss, nach dem Alter des Tliers, so dass während junge, nur 0,2” grosse Cydip- pen deren nur 4—5 halten, ich bei Erwachsenen 20—30 zählen konnte. Einmal besass eine junge aber doch schon 0,7% grosse Rippenqualle einer nicht näher bestimmbaren Gatlung nur eine einzige kugliche Concretion, welche über die Hälfte des Gehörbläschens erfüllte. Die Otolilhen liegen meist auf einem Häufchen inmitten des Bläschens, selten wa- ren sie vereinzelt; Bewegungen habe ich an ihnen ebenso- wenig gesehen als Will, habe mich aber auch überzeugt, dass der Grund dieses Ruhezustandes nur in dem Mangel von Cilien und nicht in einer etwaigen Befestigung der Concre- 184 Gegenbaur: tionen an die Bläschen-Wandung gesucht werden muss. Also wiederum ein Umstand, den die Ctenophoren mit den höhe- ren Medusen gemein haben. Ein sehr eigenthümliches Verhalten zeigt sich am Ge- hörbläschen junger Cydippen; diess lagert hier genau am unteren Ende des Körpers, dicht auf der hier ganz nahe unter die Körperoberfläche tretenden Trichterhöhle, und kann förmlich aus dem Leibe hervorgestülpt werden (Fig. 5 x), so dass es nur mit einem kleineren Theile seines Umfanges mit dem Körper selbst in Verbindung steht. Auch Einziehungen erfolgen und dann formirt es in die Trichterhöhle einen buk- kelförmigen Vorsprung. Geschlechtsorgane. Unter den sämmtlichen von mir untersuchten Rippenquallen fand ich nur im Herbste ge- schlechtsreife vor, während den Winter hindurch entweder nur Spuren, oder völliger Mangel der Geschlechtsorgane zu beobachten war. Es bilden sich also — und diess haben auch Andere vor mir aufgestellt, — die Geschlechtsorgane nur zu gewissen Zeiten, welcher Umstand auch hier, wie es schon für gewisse Abtheilungen der Medusen versucht ward, für die Bedeutung dieser sogenannten Geschlechtsorgane ver- werthei werden kann. Wie aus den Beobachtungen von Krohn (Fror. n. Not.,1841J), Will und Kölliker (l. c.) hervorgeht, liegen die Geschlechtsorgane längs der Rippenge- fässe, und bestehen eigentlich nur aus der ausgebuchteten, durch die Geschlechtsprodukte geschwellten Wandung der betreffenden Kanäle, wie diess namentlich aus Kölliker’s Angaben über Eucharis erhellt, durch welche im Uebrigen die Beobachtungen von Will, namentlich über die herma- phrodilische Natur dieser Theile ihre Bestätigung finden, Meine Beobachtungen sind an Owenia Köll. und Cydippe angestellt, bei welch’ ersterer ich den Sachverhalt etwas anders fand, als er von Kölliker beschrieben wurde. Hoden und Eier- stöcke finden sich innerhalb der Wand jedes der acht Rip- penkanäle, allein sie stellen hier keine einfachen Schläuche vor, sondern zerfallen je in eine Reihe über einander lie- gender länglicher mit den entsprechenden Enden sich berüh- render Capseln, die mit den belreffenden Produkten erfüllt sind; sie Jiegen nicht nach aussen von dem Kanallumen, zwi- Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren, 185 schen diesem und der Schwimmplältchenreihe, sondern nach innen davon, gegen die Leibesachse des Thiers, so dass durch ihre Bildung die relative.Lage des Gelässkanals gar nicht alterirt wird. Es reichten diese Kapselreihen bei Owe- nia bis zu den weissen Flecken, von denen, wie oben ein- mal erwähnt ward, die Senkfadenschenkel ihren Ursprung nehmen. Dass die Geschlechtsprodukte, Samen und Eier, nicht durch besondere Ausführgänge entleert werden, sondern dass immer der bezügliche Rippenkanal diesen Dienst versieht, davon konnle ich mich in einem Falle überzeugen, wo der Kanal eine ganze Strecke weit mit haarförmigen Spermato- zöen erfüllt war. Wie bei den Medusen (jener Abtheilung, die ich unter der Benennung der Craspedota abgrenzte), sehen wir hier die Geschlechtsprodukte in der Ausstülpungen bildenden Wan- dung des Gastrovascularapparales entstehen, und zwar stels nur in jener Abtheilung, welche den Radiärkanälen des Me- dusenschirmes analog ist. Für eine engere Vereinigung der Cienophoren mit den Medusen dürfte hiedurch ein Anhalts- punkt mehr gefunden sein. Die bis jetzt über die Entwickelung der Ctenopho- ren bekannten Thatsachen beschränken sich bloss auf einige Angaben hinsichtlich der Furchung (C. Vogt, Ocean und Mittelmeer), so wie auf Beobachtung von sehr jungen Thie- ren, aus deren schon sehr dem ausgebildeten Zustande nahe gerückten Form gefolgert werden konnte, dass hier weder ein Generationswechsel noch ein irgend ausgeprägler Lar- venzustand (Melamorphose) sich bei der Entwickelung be- theiligen möchle. Nur Agassiz glaubt an das Inzwischen- Irelen einer Ammenzeugung, und denkt sich die 'Thiere am Trichterpole im früheren Zusammenhange mil einer geschlechts- losen Form. Sehr junge Rippenquallen wurden von J. Müller beob- achlet, auch von Kölliker. Wenn letzterer solche aber als Larven bezeichnet, so dürfte das nicht wohl zu begründen sein, da die Kleinheit sowohl als die noch nicht erfolgte Ausbil- dung einzelner Organe zu der Bezeichnung der Larve nicht ausreichend ist. Attribute eines Stadium larvalum sind nicht 186 Gegenbaur: erwähnt. — Ob diese 1/,—'/“ messenden Thierchen ent- weder einen sehr einfachen Entwickelunesgang, oder eine schr frühzeitig auftretende, und schnell ablauferde Metamor- plıose beurkunden, ist noch keineswegs dargelhan, und ich will versuchen durch Mittheilung meiner Beobachtungen ei- niges für die Entscheidung dieser Fragen mir von Belang erscheinende Material zu liefern. Meine Untersuchungen betreffen mehrere, von einander sehr verschiedene Thierformen,, die ich, um Verwechselun- gen vorzubeugen, gesondert von einander vorführen werde, und wenn auch manches davon, wie ich selbst recht gut er- kenne, noch recht lückenhaft sich ausnimmt, so dürften sie doch der Mittheilung nicht unwerth sein, jedenfalls aber zu weileren Nachforschungen veranlassen. Die häufigste Form, und zugleich diejenige, von welcher der meiste Aufschluss zu erlangen ist, stellt nur ein 0,08% grosses Wesen vor, von ovaler oder rundlicher Gestalt, jedoch durch sehr lebhafte Bewegungen sehr in den äusseren Umrissen wechselnd. Die Körpersubstanz ist gelblich getrübt, und zeigt in der Mitte eine röthlichbraue Färbung, die seitlich scharf abgegrenzt erscheint, und in der Richtung der Längsachse einen gros- sen Theil des Körpers durchzieht. An dem einen Pole ver- liert sich diese Färbung. Hier sitzt ein rundes helles Bläs- chen, dem entsprechend die Körperwand häufig sich vor- treibt, und in ihm liegen 6—9 ovale Concrelionen, die zu- weilen in eine zilternde, aber, wie sich ergiebt keineswegs durch Cilien hervorgerufene Bewegung gerathen. Wir er- kennen alsbald hierin ein Gehörbläschen (Fig. 13 kj. Am entgegengeselzten Pole, den ich als den oberen bezeichne, sieht man zwei oder auch vier schmale sehr veränderliche Wülste, zwischen denen eine Oeffnung vorhanden ist. Es ist die Mundöffnung, die in die relativ ziemlich weite, von dem vorhin erwähnten rothgefärblen Gewebe umgrenzte Magen- höhle führt. Die Oberfläche des Körpers trägt acht Reihen mit elwas verbreiterler Basis beginnender, dann aber sich fein zuspitzender Cilien in der Weise angeordnet, dass im- mer zwei benachbarte Reihen in der Nähe des Gehörbläs- chens beginnen, je zwei andere entfernter davon. Die Zahl der Cilien beträgt für erstere 8—10, für letztere 10—15; Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 187 diese reichen dann weiter auch herauf bis in die Nähe des oberen Körperendes, an dem die Mundöffnung sich befindet. Die Länge der einzelnen Cilien oder jungen Schwimmplält- chen ist bedeutend, sie beträgt 0,01%“. Die einer Reihe beugen sich meist alle auf einmal. Von den mannichfachen Gestaltveränderungen, welche das Thierchen durch Contrak- tionen bewirkt, ist die Einziehung der beiden Pole die häu- figste. Gehörbläschen und Mundöffnung werden dann unsicht- bar. Beim Strecken wird der Körper mehr eylindrisch, und das Gehörbläschen wird dabei weit hervorgeltrieben, Auch quere Einschnürungen treten auf, so wie sich auch zuwei- len Längsfurchen bilden, von welchen vier mit tief ein- springenden Winkeln, zwei aber nur als flache Rinnen er- scheinen. In den tieferen Furchen, die durch eine zwischen je zwei Cilienreihen entstandene Einziehung sich bildeten , sitzen dann je zwei Reihen der Cilien, die bei Betrachtung von oben wie vier Büschelpaare sich darstellen. Bei diesen Evolutionen werden im Innern des Körpers zuweilen einige dunklere Stellen bestimmter abgegrenzt, die für die nähere Bestimmung der jungen Ctenophore von Belang sind. Wenn man nämlich aus dem bisher gegebenen noch nicht wissen konnte, ob das Thierchen den Cydippen oder Beroen ange- hört, vorzüglich weil keine Senkfäden sich zeigten, die viel- leicht später sich noch bilden könnten, so wird diese Frage entschieden, als ich einmal nach längerer Beobachtung eines solchen kaum grösseren Wesens am Ende des vorderen Kör- perdritttheils an zwei einander gegenüber liegenden Stellen einen blassen mit feinen Körnchen beseizten Faden hervor- kommen sah, der immer länger und länger ward und sich unter meinen Augen zu einem wohlgebildeten aber einfachen Senkfaden entrollte (Fig. 13 h,h). Hiernach konnte ich bei einiger Ausdauer im Zuwarlen die Tentakel fast in jedem Falle wahrnehmen, das ruhende, unbehelligte Thier liess sie nach einiger Zeit hervorlreten,, und gab so seine Verwandt- schaft mit den Cydippen kund. An demselben Thiere sah ich bald darauf aus dem Munde zwei kolbenförmige, oben abgeblattete Lappen (Fig. 13 y,y) hervorkommen, mit denen es lebhaft um sich schlug und sogar beträchtliche Ortsveränderungen damit zu Stande 188 Gegenbaur: brachte, dann aber wieder sie ausgestreckt ruhen liess. Die geringste Erschütterung des Objectträgers liess die Lappen schnell wieder verschwinden, und es währte dann lange bis sie wieder zum Vorschein kamen. lch konnte diese beiden Organe ziemlich weit, bis zum Beginne der Färbung der verdauenden Höhle längs ihren Contouren verfolgen, und dann hatte es den Anschein, als ob sie in besonderen Ver- tiefungen, gelrennt von einander sich inserirten, jedoch bei der Undurchsichtigkeit des umgebenden Gewebes und der wegen der Zartheit des ganzen Wesens bestehenden Erfolg- losigkeit einer versuchten Compression, war eine nähere Be- stimmung unmöglich. Es ist mir mehr als wahrscheinlich, dass diese Lappen auch in jüngeren Thieren vorhanden wa- ren, denn die ich darauf untersuchte, zeigten an der Magen- wand zwei dunkle oval umschriebene Partien etwas hinter der Mundöffnung beginnend, und hierin dem contraclilen Lappengebilde entsprechend. Im ausgebildeten Thiere ist mir kein hierauf beziehbares Organ bekannt geworden, und ich finde auch in der Literatur nur eine einzige Angabe, die mit einiger Sicherheit hier sich anschliessen kann. Es ist der paarige häulige Anhang (appendice membraneux) den Milne Edwards im Magen von Lesueuria vilrea beschrieben, und als zum Geschlechtsapparale gehörig gedeutet hat. Leider ist über die näheren Verhältnisse dieser Anhänge nichts Nä- heres milgetheilt, so dass es dahingestellt bleiben muss, ob sie in diesem Thiere einen hervorstreckbaren Apparat vor- stellen wie bei unseren jungen Cydippiden, oder ob sie als die persistirenden vielleicht nur in anderer Richtung funclio- nirenden Reste dieses dem Jugendzustande zukommenden Ap- parales sind. Da ich bei älteren %/,* grossen Thieren, die sich conlinuir- lich in jene mit den Magenanhängen versehene Form zurück- verfolgen liessen, durchaus nichts mehr von der in Rede ste- henden Einrichtung vorfand, so muss ich annehmen, dass diess nur vorübergehende Organe sind, deren Werth nur für eine gewisse Entwickelungsperiode wesentlich ist, und mit der ällmählichen Ausbildung des Thieres schwindet. Die häu- ligen Organe im Magen von Lesueuria stellen vielleicht sol- che Gebilde vor. Studien über Organisation u, Systematik d. Ctenophoren. 189 Bezüglich ihrer Bedeulung schien mir die Annahme begründet zu sein, dass, so wie sie anatomisch mit der ver- dauenden Höhle in Verbindung siehen, sie auch in ihrer Funktion mit dem Ernährungsapparate zusammenhängen, dass nämlich ihre sehr rasch erfolgenden Bewegungen, das Aus- strecken und Einziehen, welch’ ersteres von einer Erweite- rung des Magens, besonders einer Vergrösserung der Mün- dung desselben, begleitet ist, einen Wasserstirom nach innen hervorrufen und mit diesem Nahrungstheile dem Magen zu- führen lassen, Lassen wir selbst diese Fragen bei Seite, so lernen wir doch zwei nicht unwesentliche Verhältnisse ken- nen: Erstlich dass im Entwickelungsverlaufe mancher Cle- nophoren Organe auftreten, die nur eine vorübergehende Be- deulung besitzen. Die damil versehenen Formen sind dess- halbLarven; es besteht eineMelamorphose. Zwei- tens erhalten wir in der beschriebenen Einrichtung einen Anhaltepunkt zur Erkennung früherer Zustände, jener Sta- dien also, wenn die Cilienreihen und Senkfäden noch unaus- gebildet sind und dadurch der Ctenophorentypus uns ver- hüllt erscheint. So lange die Entwickelung nicht in direk- lerer Weise, vom Eie aus, verfolgt werden konnte , muss solches Verfahren gerechlferligt erscheinen, und wenn es uns der Erkenntniss dieser Wesen und ihrer Bildungsge- selze auch nur einen einzigen Schritt näher bringt. Unter den von W. Busch (Beobachtungen über Ana- tomie und Entwickelung niederer Thiere) beschriebenen Lar- venformen (p. 130) giebt es eine, die mit unseren Cleno- phorenjungen den Besitz des hervorstülpbaren Organes ge- mein hat, Es ist die Calliphobe appendiculata, ein 1%, ,—1/z grosses Thierchen, dessen Oberfläche mit Cilien bedeckt ist, und dessen dem Munde gegenüber befindliches Ende einen langen Wimperbusch trägt. Es liegt, nach dem was ich oben miltheilte, nahe, hierin die Larve einer Rippenqualle zu er- kennen, wenn nicht Calliphobe noch durch zahlreiche in die Haut eingestreute Nesselzellen sich auszeichnete, ein Um- stand, der bis jetzt für die Ctenophoren noch nicht beob- achlet ward, der aber ebenso eine vorübergehende Eigen- schaft sein kann als Wimperbusch und kolbenförmige Lap- pen, Busch möchte in Calliphobe einen jungen Polypen 190 Gegenbaur: erkennen, weil sie nur eine einzige Oeffnung besilzt, aber diess gilt ja auch für den Ctenophorentypus, während die Entwickelung der Polypen, so weit sie bis jetzt bekannt ist nicht zu Gunsten der Verwandtschaft dieser Thiere mit Calli- phobe gestaltet erscheint. Dass die stäbchenförmigen Nes- selzellen kein Hinderniss sein können, um in Calliphobe das Thier zu erkennen, für weiches sie die Magenlappen deuten lassen, dafür werde ich am Schlusse dieser Abhandlung noch einen schlagenden Beleg anführen können. Vielleicht gelingt es Anderen den Entscheid zu liefern, ob das, was ich durch blosse Vergleichung herzustellen versuchte, richlig war oder nicht. Jedenfalls durfte mir hier die Herbeiziehung von Cal- liphobe in die bis jetzt so dürftig bekannte Entwickelungs- reihe der Ctenophoren nicht erlassen bleiben. Ich hahe mich an vielen anderen Formen von jungen Rippenquallen überzeugen können, dass das Stadium des Be- sitzes der hervorstreckbaren Lappen bei diesen enlweder völlig fehlt, dass also ein Theil der Rippenquallen ohne Me- tamorphose sich entwickelt, oder dass jenes Stadium in eine sehr frühe Periode gerückt ist: Eine ganze Reihe der ver- schiedensten Formen, selbst solche, die noch blosse einfa- che und kurze Wimperhaare Irugen, liessen nichts von den Lappen erkennen. Von diesen will ich nur eine, die zu den häufigeren gehörl, hier näher beschreiben. Es waren runde, oder auch flaschenähnlich gestaltete Thiere (Fig.5) von 0,18—0,24°“ Länge, deren durchsichliger Körper den schon ausgebildeten Magen und die Senkfäden gelblich durchschim- mern liess. Die weite Mundöffnung stülpte sich häufig mit ihren Rändern nach aussen, und führt in einen mit reichli- chen dunkler gefärbten Längsfalten versehenen Magen (e), dessen erweiterter Grund bis zur halben Länge des Thier- chens reicht und dort durch eine Oeffnung in einen ovalen, hellen Hohlraum (f) von ziemlicher Grösse führt, in dem ich den sogenannten Trichter erkennen muss, der somit als die erste Andeulung des Vascularsystems auflritt. Er war gegen den unteren Pol hin mit ganz dünnen Wandungen ver- sehen, und sass dort auch dem Gehörbläschen (k) ganz oberflächlich auf. Seitllich am Trichler lagen die beiden Ten- takelscheiden (), in deren Grunde die Ursprungsstelle des Studien über Orgenisation u, Systematik d. Ctenophoren. 191 Senkfadens durch eine Fortsetzung des Trichters sich zu er- kennen gab. Der Senkfaden (h) selbst erreichte ausgedehnt die 3—Ö5fache Länge des Körpers, und war reich mit secun- dären Fädchen beselzt. Die acht Schwimmplätichenreihen (a) sitzen zu je zweien einander genähert nahe am Endpole; ihre Plättchen, deren für jede Reihe 5—7 sich Ireffen, sind beträchtlich breit, und nur durch ihre Grösse von jenen gros- sen Cienophoren unterschieden. Ein vielleicht nicht unzeitgemässer Versuch, auch das zoologische Material, welches bis jetzt über die Rippenqual- len bekannt wurde, zu sammeln und zu einer systemalischen Verwerthung zu gebrauchen, dürfte wohlan der höchst nolh- dürftigen Kenntniss, die wir von vielen, namenllich in einer früheren Zeit beschriebenen Thieren haben, scheitern, wenn man nicht eine durchgreifende Sichtung des Brauchbaren vom Unbrauchbaren vornehmen will. Der für eine Galtung (Po- Iyptera) geihane Ausspruch Blainville's: „e’est une coupe £elablie d’apres une figure incomplete, ei dont il est difficile de se faire une juste idee“ gilt für eine grosse Anzahl von Rippenquallen, so dass nur die einigermassen befriedigend beschriebenen bei einer Eintheilung berüchsichligt werden können. Die Bildung von zwei grösseren nach dem Umfange der Magenhöhle unterschiedenen Abtheilungen, wie solches zuerst zum Theil Eschscholtz, dann van der Hoeven (Handb. d. Zoologie) andeuteten, und Leuckart (Nachträge und Berichtigungen zu vorigem) durch die Aufstellung der Ord- nungen Eurystomata und Stenostomata bestimmter ausgeführt hat, halle ich zwar behufs der ersten Orientirung für zweck- mässig, jedoch wegen mancher gerade auch in den treffen- den Charakteren sich findender Uebergänge dürfte sie sich nicht slichhallig herausstellen. So fand ich Eschscholtzia cordata Köll. und eine Cydippe, mit einem beträchtlich wei- ten Magen versehen, der sich ganz nach Art der Beroön umzuslülpen vermochte. Die allgemeine Körperform, natürlich unter Berücksich- tigung der Veränderlichkeit derselben bei gewissen Galtun- ‘ gen, der Besitz oder Mangel von Lappen, Senkfäden so wie 192 Gegenbaur: die Zahl der Schwimmplältehenreihen dürften Charaktere zur Eintheilung darbieten. Die Anordnung des Vascularappara- tes läuft mit diesen Verhältnissen parallel, so dass mit der näheren Bezeichnung der äusseren Körperverhältnisse auch zugleich das Verhalten des vom Trichter ausgehenden Kanals gegeben ist. Beispiele sind hier die Bolinen, Mnemien, die Beroen u. a., wie das oben schon angegeben ward. Bei einer zoologischen Betrachtung kann daher von die- sen Organisationsverhältnissen abgesehen werden. Für die Schwimmplättchenreihen ist die gegenwärtige Summe von genaueren Angaben noch nicht ausreichend ; ältere Beobach- ter scheinen hierauf weniger geachtet zu haben, ja eine Vergleichung mancher Abbildungen lässt den Verdacht ent- stehen, dass irgend andere Theile dafür angesehen wur- den. So scheint z. B. die Anordnung der beiden mit- telsten Schwimmplättchenreihen von Alcino& papillosa delle Chiaje (Chiaja napolitana Less.), so dem ganzen Plane der Ctenophoren zuwider, dass ich hier eine slallgefundene Ver- wechselung mit inneren Theilen, mit den Contouren der ver- dauenden Cavität, annehmen möchte. Ich halte desshalb, vor- läufig die Beiziehung der Schwimmplättchenreihen für allzu- gewagt. Für die systematische Uebersicht möge mir geslallel sein, folgende Eintheilung vorzuschlagen: Seitliche, die Cilien tragende, flü- Körper mit Forlsälzen gelförmige Anhänge. oder lappenarligen An- 1. Callianiridae. hängen versehen. Bald | Zwei lappenarlige Fortsätze seit- mit, bald ohne Senkfäden. lich am Munde. 2. Calymnidae. Körper bandarlig der Quere nach Körper ohne lappige R g der O0 & verbreitert. Anhänge oder Forlsälze 3. Cestidae. um die Mundöffnung;; stels | Körper oval oder rundlich. Senkfaden. 4. Cydippidae. Ohne lappige Anhänge. Körper oval länglich. Nie Senkfäden. 5. Beroidae. Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 193 1. Callianiridae. Es ist diese Familie die einzige, die noch nicht gehö- rig untersucht ist, und desshalb hier eine nur sehr proviso- rische Stellung einnehmen kann. Sie wird repräsentirt durch die Gattung Callianira Per. 2. Calymnidae. Zwei grosse um den Mund gestellte, zuweilen auch über den Mund sich ausbreitende Lappen, Mundschirme, in denen noch gewisse Kanäle verlaufen, begründen mit der meist von zwei Seiten her elwas comprimirten Körperform den besonderen Charakter dieser Familiee An der Basis der Mundschirme sitzt noch jederseits ein schmaler, zungenförmiger Anhang, in welchen gleichfalls die Kanäle sich hineinerstrecken. Senk- fäden kommen bei Leucotho@ und Eucharis vor. Von den hieher zu rechnenden Gallungen Calymna, Mnemia, Axio- tima, Bolina, Eucharis, Leucotho@, Alcinoe, (Delle Chiaje) Chiaja und Lesueuria, bilden Mnemia und Bolina so verwandte Formen, dass sie vereinigt werden müssten, wenn man die für erstere Gattung von Eschscholtz gegebene Beschrei- bung so wie auch aie bezüglichen freilich sehr dürfligen Ab- bildungen mit dem, was Mertens und Agassiz über Bo- lina mittheilen, in Vergleichung zieht. Es würde dann für diese der ältere Name Mnemia festzuhalten sein. Auch Al- einoe Mert. ist hier beizuziehen. Bei einer künftigen Revi- sion der Arten muss auch Eucharis Tiedemanni von E. mul- ticornis geschieden werden, die erstere stellt eine selbstän- dige Gallung vor, die sich sehr an Lesueuria anschliesst, während E. multicornis nur eine jüngere Form von Chiaja neapolitana Less. (Alcinoe papillosa Delle Chiaje) repräsen- lirt. Ich habe die letztere beobachtet, und mir angemerkt, dass man aus dem die mächtigen Mundschirme gegen den Körper hin umschlagenden Thiere die Formverhällnisse von Eucharis herausfinden kann. Als neue Gallung füge ich den Calymniden die schon mehrmals oben erwähnte Eurhamphaea bei, die ich folgen- derweise charakterisire: Eurhamphaea vezilligera.n. gen. et sp. Der längliche Körper ist von zwei Seilen zusammenge- Archiv f, Naturgesch, XXI. Jahrg. 1. Bd, 13 194 Gegenbaur: drückt, von der Milte der breiteren Seiten springt je eine sehnabelförmig nach aussen gekrümmie Crista vor, die sich beträchtlich über das hintere Körperende hinaus verlängert (Fig. 1, 2.@) und dort mit einem hochrothen contraclilen Fa- denanhange (£), auf den die Artbenennung anspielt, verse- hen erscheint. Am Mundpole setzen sich die schmalen Sei- ten in ‚zwei breite, abgerundete Mundschirme (b) fort, die entweder mit ihrem vorderen Theile sich gegenseilig be- rührend und deckend über den Mund geschlagen, oder aus- einander gehalten, sogar auch gegen den Körper umgeschla- gen gelragen werden. Jederseils an der Basis dieser Schirme, jedoch ausschliesslich der breiteren Seite des Thieres ange- hörig, sitzt ein schmaler. zungenförmiger Anhang (auricle Agass. ), der immer gegen die Medianlinie der breiten Kör- perlläche gerichtet ist, Seine Aussenfläche ist elwas gewölbt, die gegen den Körper sehende aber glalt, oder auch elwas ausgehöhlt. Die Beweglichkeit dieser vier Anhänge so wie auch der beiden Mundschirme ist. eine geringe, Veränderun- gen in der Lage erfolgen nur langsam, so dass sie beim Schwimmen ‚als Faktoren schwerlich. in Betracht kommen können. Vorn zwischen beiden Schirmen ragt der von wulsligen Lippen umgebene Mund (Fig. 1 d) vor, der eine nach der Breite des Körpers gerichlele Querspalte bildet. An der Basis der Lippen befinden sich conlraclile feine Fädchen in einer Reihe stehend. Am hinteren Theile des Leibes ist zwischen den beiden schnabelförmigen Fortsätzen eine liefe Einsenkung, in deren Grund der Trichter sich öffnet. Die acht Schwimmplättchenreihen sind derart vertheilt, dass je zwei Paare den breiten Seilen, zwei andere Paare den schmalen Seitenflächen angehören. Die ersteren beginnen hinten an der Spitze der schnabelförmigen Forlsätze, bege- ben, sich unter allmählicher Divergenz auf der betreffenden Fläche dieser Fortsälze auf die breite Körperseite, um hier parallel mit einander bis unter die Basis der „Ochrchen“ sich fortzusetzen. Hier werden sie um vieles schmaler, so dass die einzelnen Plältchen nur noch mit der Lupe erkannt wer- den können, wenden sieh mit: slumpfwinkliger Biegung nach Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 195 aussen gegen die Längskante des Körpers, um dann wieder nach innen biegend als ein Saum jener langen aber kaum in die Breite entwickelten Wimperhaare den Umfang der „Oehr- chen“ zu umziehen, und an deren innerem oberen Ursprungs- winkel zu enden. Die beiden übrigen Paare der Schwimmplättchenreihen nehmen ihren Ursprung jederseils am hinteren Körperende zwischen den dort vorspringenden schnabelförmigen Fortsät- zen, so dass sie nur von der schmalen Seite aus gesehen werden können. Von hier verlaufen sie etwas divergirend und zugleich an Breite gewinnend, längs den Seitenkanten bis zur Basis der Mundschirme, wo je ein Paar sich elwas zusammenneigt, und auf den beireffenden Mundschirm sich fortselzt, wo sie, nachdem hier wiederum die Plältchen in blosse Cilien sich umwandeln, eine zweischenklige Figur bilden und nach einem kurzen Verlaufe enden. Jede dieser seitlichen Reihen ist von ihrem Ursprunge an durch einen hellrothen Streifen ausgezeichnet, der aus einzelnen je zwi- schen zwei Schwimmplättchen liegenden Pigmentflecken zu- sammengeselzt ist, und sich auch noch auf den Mundschirm bis nahe an dessen freien Rand hin verlängert, nachdem schon eine Strecke vorher die begleitende Wimperlinie verschwun- den ist. Zwischen den Enden der beiden Pigmentpunktrei- hen, wird jeder Mundschirm noch durch einen kurzen, senk- rechten rothen Strich markirt. Die Körpersubstanz dieser Ctenophore ist bis auf die elwas resistenten Schnabelfortsätze äusserst weich, wie Gal- lerte, und zeigt nur im vorderen Abschnitte , besonders in der Umgegend des Mundes eine einigermassen ansehnliche Contractilität. Bis auf die vorhin beschriebenen pigmenlir- ten Stellen und den maltgelb gefärbten Gastrovascularappa- ral, der schon oben näher berücksichligt ward, ist der ganze Körper durchsichlig, fast glashell mit einem Stich ins Bläu- liche, so dass das Thier im Meere äusserst schwer wahrzu- nehmen ist. Mit dem eintretenden Tode zeigt sich, wie bei allen Rippen- und Scheibenquallen, eine Veränderung des den ganzen Körper bedeekenden Epithels (plattenförmige Zel- len), welches sich weisslich trübt und so die im Leben stalt- findende Durchsichtigkeit aufhebt. 196 Gegenbaur: Die. Länge des Körpers beträgt von dem Rande der Mundschirme bis zur Spitze der Schnabelfortsätze 37—3 7, Es wurden zwei Exemplare beobachlet, beide an einem Tage, im Monate Februar. 3. Cestidae. Die Bandquallen bilden durch den seitlich zusammen- gedrückien Körper, der jegliche Lappenforlsälze entbehrt, den Uebergang von den Calymniden zu der nächsten Familie, den Cydippen. Die Compression combinirt sich hier mit einer ausserordenllichen Entwickelung in die Breite, durch welche eben die Bandform bedingt wird, welche diese Thiere so ausgezeichnet charaklerisirt. Von Schwimmplättchen sind nur vier Reihen vorhanden. Zwei zusammengeselzle Senkfäden treten in der Nähe der Mundöffnung nach aussen. ‚Es sind die Cestiden wohl die einzigen Rippenquallen, bei denen die Schwimmplättchen als Locomotoren eine ganz untergeordnele Rolle spielen, indem die Orisbewegung, wie ich mehrfach beobachlete, durch Windungen und ‚mannichfallige Biegun- gen des bandförmigen Körpers erfolgt. Es darf aber auch hier nicht vergessen werden, dass alle diese acliven Orlsverän- derungen nur unbedeutender Natur sind im Zusammenhalte mit jenen, die durch Meeresströmungen veranlasst werden. Die einzige hieher gehörige Gallung ist Cestum. 4. Oydippidae. Als Familiencharakter habe ich den auf dem Quer- schnilte rundlichen oder nur wenig von der Seile her com- primirten Körper, der der Lappen um den Mund entbehrt, acht Schwimmplältchenreihen und zwei Senkfäden besitzt, aufgestellt, und glaube so diese Gruppe möglichst scharf umschrieben zu haben. Einige seitlich etwas comprimirle Formen, wie Eschscholizia, vermitteln die Verwandtschaft zu den vorigen Familien. Wegen der meist regelmässigen Körperform , der auf rippenarligen Vorsprüngen sitzenden Schwimmplättchen und des Mangels besonderer Fortsätze stellen die Cydippiden den Typus der Ctenophoren in der äusseren Form am reinsten dar. Von Gattungen zähle ich hieher: Neis Less., Ocyro& Rang, Merlensia Less., Anais Less,, Eschscholtzia Less., . Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 197 Janira Oken, Cydippe auct., Pleurobrachia Agass., Bero& Mert., Owenia Köll. Fast sämmtliche Genera sind jedoch auf äusserst unzu- verlässige oder doch unwesentliche Merkmale gegründet, und die Anführung von einem abgeplatteten, oben oder unten zu- gespitzten, da oder dort eingezogenenKörper unler den Gat- lungscharakleren liefert genug Beweis, dass die Beobachtung nur von einzelnen oder nur momentan gesehenen Thieren hergenommen sein mussle, denn jeder, der sich für längere Zeit der Mühe unterzieht, die Thiere in ihrem Elemente zu beobachten, dem können die vielfälligen Gestallveränderun- gen nicht entgehen, unter denen ein und dasselbe Indivi- duum zu verschiedenen Zeilen sich darstellt. Ein Thier mit tief eingezogenen Intercostalräumen, erscheint ganz anders wie wenn es dieselben hervorbläht, und die Schwimmplätt- chen in tiefen Furchen birgt. Hiezu kommen noch Verlän- gerungen und Verkürzungen der Längsachse nach beiden Po- len hin, womit die äusseren Conlouren vielfach sich wan- deln. Endlich ist noch die grosse Verletzbarkeit in Betracht zu ziehen, und wie solche verstümmelte Thiere so leicht für selbständige Formen genommen worden sind. Eine verstüm- melte Cydippe ist offenbar lanira hexagona Oken. Die Benulzung der Körperumrisse, namentlich in dem Verhältnisse, wie sie von Lesson (Acalephes) verwerthet sind, halte ich aus besagten Gründen für unzureichend bei der Aufstellung der Genera; ebenso die Länge der ver- schiedenen Rippen , welche letztere doch nur als Artunter- schiede zu gebrauchen sind. Bei allen, theilsaus eigener An- schauung, theils aus Vergleichung von Abbildung und Be- schreibung vou mir kennen gelernten Cydippiden ist die Länge der einzelnen Schwimmplättchenreihen eine sehr verschie- dene, aber dabei durch so viele Zwischenglieder hindurch- irelend, dass man, diese Verhältnisse zum Ausgangspunkte nehmend , fast jede Form zur besonderen Galtung erheben müssle. Zur Anstrebung einer syslemalischen Ordnung der hier in Betracht kommenden Galtungen, erlaube ich mir erstlich die Körperform , so. weit diese nämlich durch Contractions- zuslände keinen Veränderungen unterworfen ist, und dann 198 Gegenbaur: die Verhältnisse der Senkfäden als Eintheilungsbasis in Vor- schlag zu bringen. Beides sind leicht in die Augen sprin- gende Merkmale, und gleicher Zeit auch mit anderen Orga- nisalionszuständen gepaart, so dass durch sie je eine typische Form repräsenlirt wird. Bezüglich der Körperform lösen sich jene ab, welche durch seilliche Compression und die Verlängerung der hin- teren Körperparlie in zwei zapfenförmige Fortsälze sich einigermassen an die Familie der Calymniden anschliessen. Es gehört hieher die von Kölliker als Eschscholtzia cor- data beschriebene Ctenophore, welche ich als Gallungsreprä- sentanlin unter diesem Namen lassen muss, während ich die übrigen von Lesson und Kölliker darunter aufgezählten daraus entferne, und sie unter zwei andere Gallungen ver- theile. Die anderen mit rundlichem oder ovalem Körper ver- sehenen Cydippiden bringe ich nach der Senkfädenform in zwei Gallungen, die eine davon umfasst Alle mit verästelten, d. h. mit secundären Anhängen besetzten Senkfäden ausge- rüstelen Cydippen, die andere, Mertensia, jene, deren Senk- fäden einfach sind. Da Mertensia Less. unter die Galtung Cydippe zu rechnen ist, so hälle ich für die von mir con- stituirte einen neuen Namen wählen müssen, ziehe aber vor, den einmal vorhandenen Namen zu verwenden, um die ohne- hin schon bestehende Verwirrung nicht noch mit neuen Na- men zu vermehren. Die Gallung Cydippe enthält ausser sämmllichen Arten des Eschscholtz, dann die Mertensien des Lesson, so wie die Beroön, mit „verästelten“ Senkfäden, die Mertens aufführt. Auch Pleurobrachia rhododactyla Agassiz und Esch- scholtzia pectinata Köll. rechne ich hieher. Als Mertensia mihi führe ich Bero& glandiformis Mert. eEschscholtzia glandiformis Less.) und Owenia *) rubra Köll. auf. Ich lasse hier die Beschreibung zweier Cydippiden fol- *) Owenia ist als Gattungsnamen schon einem Cephalopoden ver- liehen (Prosch, in Kongle danske Videnskab. Selskab Skrifter öte Räkke. 1847). Studien über Organisatiö iv Systematik d. Ctenophoren. 199 gen, von denen eine neu ist, die andere einige weitere Mil= theilüngen nicht überflüssig erscheinen lassen dürfte. Diese letztere ist: Eschscholtzia cordata Köll. Wie ich die Gatlung Eschscholtzia auffasse und sie von den übrigen, glatlleibigen Cydippiden trente, wurde vorhin auseinandergesetzt. Was ich über diese sehr häufig beob- achtete zierlich gebaute Rippengualle mir notirle, kann als eine Ergänzung der Beschreibung von Kölliker betrachtet werden. (Vergl: Zeitschr. f, wiss. Zoologie Bd: IV. p. 315) Der Körper ist herzförmig, indem er sich am Trichterpole in zwei elwäs nach aussen gebogene Zapfen (Fig. 8 «) verlän« gert, zwischen denen in einer tiefen Einbuchtung die Aus- mündung des Trichters gelagert ist. Zugleich ist der Kör- per von zwei Seiten her comprimirt. Am Mundpole erscheint er eniweder zugespilzt oder quer abgeslulzt je nach den ver- schiedenen Contraclionszuständen der Oeffnung der verdauen- den Höhle. Die acht Schwimmplältchenreihen sind derart vertheilt, dass je zwei an den elwas abeerundelen in die zapfenförkti- gen Verlängerungen des Körpers übergehenden Seitenkanten, und je zwei andere sehr der Miltellinie genähert auf der Breitseite angebracht sind. Sie sind vofi ufigleicher Länge, denn die auf den Breitseiten enden am'Rände der Ausbüch- tung zwischen den Zapfen, während die auf den vier Kan- fen angebrachten noch auf den Ursprung der Zapfen über- gehen, und ih eine bis tahe ans Ende der letzferen verfole- bare Wimperlinie sich fortsetzen. Ale acht Reihen bepitihen atif gleicher Höhe, fämlich etwas hinfer dem vörderen Kör- perdrititheile. Die Oberfläche des Körpers ist mit feinen carmoisinro- fhen Pigmentfleckchen übersäet, die unter den einzelnen Schwimmplättchen in Querreihen angeordnet erscheinen. Auch die Wanding des weiten, zum Theile unistülpbaren Magens (Fig. 8e) zeigt eine röthliche Färbung, ebenso die beiden Senkfäden («h) und ihre Scheiden, Die letzteren öffnen sich an den Schmalseilen, etwa am Beginne des letzten Körperdritttheils in gleicher Höhe mit 200 Gegenbaur: der Einbucht und lassen hier die sehr dehnbaren Senkfäden hervortreten, die mit äusserst zahlreichen feinen Fädchen beselzt sind. Es belaufen sich diese an einem Senkfaden bis auf 100. Der Senkfaden vermag sich bis aufs 10—15fache der Körperlänge auszustrecken, kann aber wieder so einge- zogen werden, dass. er als eine unbedeutende Masse die Tentakelscheide auslüllt (Fig. 9). Die Gestallveränderungen dieser Cienophore sind sehr mannichfallig, ‚das Auseinanderweichen der beiden Zapfen so wie ihre gegenseilige, Annährung,, das Oeffnen, Hervor- strecken, Umschlagen ‚und Einwärtsbiegen des Mundrandes, sind Erscheinungen, die im wechselnden Spiele aufeinander folgen. Das Thier schwimmt ‚stets mit: dem Munde. nach oben, und bewegt sich vorzüglich vermittels der Thätigkeit seiner Schwimmplättchen, die sehr lebhaft irisiren. Die Abbildungen Figg. 8, 9 auf Taf, VIIL sind jn nalür- licher Grösse, Cydippe hormiphora n. spec. Die Körperform dieser Cydippe (Fig. 10) ist oval; der Längsdurchmesser des durchsichtigen Körpers ‚beträgl im Mit- tel 11/,°. Die acht Schwimmplättchenreihen sind alle von gleicher Länge und verlaufen ‚über etwas mehr als 2/, der Körperoberfläche, in der Art, dass sie vom Mundpole eben- soweit entfernt beginnen, als sie am Trichlerpole endigen. Gegen den letztern hin laufen sie in feine Linien aus. Am letzten Drilttheile des Körpers treten die beiden Senkfäden aus, die mit einer dichten Reihe secundärer Fäd- chen beselzt sind... Unter den letzteren findet man Formen, die in regelmässigen Abständen, etwa zwischen 10—15 ein- fachen Fädchen. silzend, von diesen bedeutend abweichen, indem 'sie von lanzeltförmiger Gestalt, seitlich noch mit Cir- rhen beselzt sind, deren nähere Beschreibung schon oben eingeschaltet ward. Von dieser Art wurden vier Exemplare beobachtet. 5. Beroidae. Die Beroiden repräsentiren den bis jetzt bekannten ein- fachsten Ctenophorentypus, indem der Körper weder in Lap- pen u. s. w. sich ausziehl, noch mit Tentakeln oder Senk- Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 201 fäden versehen ist, dabei zeigen sie die grösste Contraelili- täl, und verändern demgemäss ihre Gestalt nach allen Rich- lungen, so dass hier eine Diagnose der Gallungen oder Arten nach‘ den Körperumrissen am allerwenigsten zulässig ist. Alle hieher zu rechnenden genauer bekannten Thiere gehören einer einzigen Gattung (Bero&) an. In dieser sind Bero&, ldya, Cydalisa und Medea zu vereinigen , Gattungen, in de- ren bei Lesson angeführter Diagnose schlechterdings keine wesentliche Differenz gefunden werden kann. Mit welcher Kritik dieser Autor bei der Systematik der Rippenquallen zu Werke ging, erhellt zu Genüge aus der Belrachlung der den Rippenquallen angehängten Abiheilung der „unächten Be- roiden.* Obgleich ich nicht der Meinung sein kann, dass die oben besprochenen Galtungen und die aus ihnen formirten Familien das bis jetzt über die Ctenophoren Beobachtete auch nur einigermassen erschöpfen, so möchte ich doch für besser erachten, mich hiebei zu bescheiden, indem ich vorzog, eine mir nicht näher bekanntgewordene Form lieber zu überge- hen, als ihr eine unrechte Stellung anzuweisen. Ueber eine nicht geringe Zahl von Gattungen und Arten dürfte noch lange nicht abgeurtheilt werden können. Dass aber selbst die allgemeine Charakteristik der Ctenophorengruppe noch nicht sicher begründet ist, und wir dieselbe noch viel wei- ter fassen müssen als man bisher gewohnt war, diess glaube ich durch Beschreibung eines Thiers darlegen zu können, welches nach meinem Urtheile für die ganze Abtheilung von Wichtigkeit ist. Von Ende August an bis tief in den Winter ‚hinein fischte ich bei meinem Aufenthalte zu Messina von der Mee- resoberfläche nicht selten ein eiförmiges 1—3° grosses Ge- schöpf von röthlicher Farbe, dessen durch acht sanftgewölbte, nur wenig vorspringende Längsrippen ausgezeichneter Kör- per eine ziemliche Contraclilität besass, die sich durch häu- fige, aber stets langsam auftretende Aenderung der Formbe- schaffenheit äusserle. Lelztere wechselte zwischen Eiform und Kugelgestalt. Die beträchtliche Undurchsichligkeit des Kör- perparenchyms liess nur undeutlich innere Organe wahrneh- 202 Cegenbaur: men, als welche man dann, ohne dem Thiere durch Com- pression Gewalt anzulhun, einen gelblichen, vom spitzen Pole bis nahe zum gegenüberstehenden stumpfen durchzie- henden Achsenstrang erkannte, der sich bald als ein am spitzen. Pole geöffneter Schlauch wahrnehmen liess. Es schien diess offenbar die Magenhöhle des Thieres. Um die Mundöffnung (Fig. 7 d) liefen die acht Längsrippen des Kör- pers in ebensoviele Papillen aus, deren jede mit einem gel- ben Flecke geziert war, Das Thier bewegte sich äusserst langsam, wie es den Anschein hatte, mittels Cilien, und diese ergaben sich auch bei der näheren Untersuchung. Die ziemlich derben und auch dicken Integumente enthielten zahlreiche senkrecht auf die Längsachse des Thieres gestellte Nesselzellen, und waren mit einem sehr feinen Wimperüberzuge bedeckt. Ob dieser überall am Körper sich fand, oder nur auf gewisse Stellen beschränkt war, habe ich mir leider nicht angemerkt. Wenn auch nach der radiären Anlage der Gesammlform und dem Verhalten der verdauenden Cavilät hier: ein Thier aus der Abtheilung der Coelenteraten zu vermulhen: stände, so wäre doch ‘aus der mehr äusseren Untersuchung nichts für seine Zuständigkeit zu den Rippenquallen mit Sicherheit gegeben; diese tritt aber hervor, und zwar mit Entschieden- heit, sobald man eine sorgfältige Compression anwendet und sich dadurch über die inneren Organisalionsverhältnisse nä= heren Aufschluss verschafft hat. Man wird dann vor Allem Reihen von grossen hellen Zellen gewahr (Fig. 6 D), die in diehten Streifen an der Magenwand anlıegen und den rippen- arligen Vorsprüngen der Körperoberfläche zw entsprechen scheinem, obgleich sie keineswegs in dieMagenhöhle hinein- ragen. Ausser diesen Zellenstreifen bemerkt man noch zwei dunkle, knäuelförmig gewundene Stränge, die mehr dem stumpfer Körperpole genähert sind. Diese Theile sind von Entscheidung für die Bestimmung des Thiers. Bei vermehr- tem Drucke löst sich nämlich jeder, Knäuel in einen zick- zackförmig zusammengelegten olivenfarbenen Strang auf, der an einer bestimmten Stelle, — es ist etwa die Mitte der Kör- perlänge — naclı aussen Irill. Man kann nicht leicht im die- Studien über Organisation us ‘Systematik d. Ctenophoren. 203 sen Strängen Tentakelgebilde/ oder: Senkfäden 'verkennen (Fig. 6 h). Schwieriger ist die Deutung. 'der' hellen grossen "Zellen, die nicht etwa wie Leberzellen , innerhalb der 'verdauenden Cavität, an deren Wänden sässen, sondern die vielmehr dem Leibesparenchym selbst anzugehören scheinen. Ich glaube nieht weit zu fehlen, wenn ich sie als Geschlechtsorgane ver- gleiche, denn mit Eiern haben sie die grösste Aehnlichkeit, da ich aber in seiner Anzahl ‘dieser: Thiere. stets nur solche eiähnliche Zellen fand, und: keine dem männlichen Geschlechte angehörigen Elemente erkannt habe, so hüte ich mich wohl, aus der blossen 'Aehnlichkeit ‘die Bedeutung in bestimmter Weise erklären zu wollen. Sind diese Geschöpfe nun 'als Larvenformen oder jugend- liche Zustände einem anderem Thiere 'angehörig, oder stellen sie eine schon vollendete Form vor?: Diese Fragen können in folgenden Erwägungen beantwortet werden. Die Prüfung der Körperform, das Verhalten der verdauenden Höhle leh- ren, das hier Thiere vorliegen, die. nur zu) den Coelenteraten gezählt werden können, und die durchaus kein’Merkmal auf- weisen, welches sie unter eine: von Echinodermen, Würmern oder Mollusken bekannte. Form, sei diese im ausgebildeten oder im unentwickelten. Zustande, zu 'rechnen. erlaubte; Un- ter den Coelenleraten,, die‘ allein noch-erübrigen, sind Antho- zoen und Medusen durch das bei unserem Thiere sich tref- fende Vorkommen von bilateralen Tentakeln ausgeschlossen, und es bleiben nur die Ctenophoren , für welche gerade der Senkfadenbesitz von Wichtigkeit ist, „, Die Annahme eines blossen Jugendzustandes einer Rip- penqualle findet, in.der niederen..Ausbildung.. des fraglichen Thiers nicht nur nicht keine Unterstützung, ‘sondern die tiefe Organisationsstufe ist es’ gerade, die mir sehr eindringlich für die Selbständigkeit dieser Form zu sprechen scheint. Die Cydippiden, und zu diesen allein könnfe sie gehören, zeigen schon sehr frühe die Differenzirung des, Trichters, des Gehörbläschens, der Schwimmplättchen. (vergleiche oben), während von allem dem hier, bei, einem: relativ’ sehr grossen Thiere, nichts entwickelt ist.. Ein weiterer Gegengrund liegt in der so eigenthümlichen Hautstruktar, die'ebenfalls bis jetzt 204 Gegenbaur: kein. Analogon ‚unter, den Cydippiden besitzt. Somit wären wir denn gezwungen, in jenem Thiere einen eigenthümlichen, zwar den ‚Cienophoren. angehörigen, jaber von allen bekann- ten Formen ‚doch sehr abweichenden Typus anzunehmen, der durch den ‚höchst, einfach ‚ organisirten Ernährungsapparat;, dem Mangel sensitiver Organe und der Schwimmplältchenrei- hen sich ausdrückt, und bei äusserlich . ganz radiär angelegtem Körper‘ durch die Tentakel die Bilateral-Symmelrie offenbart. Sind jene hellen, grossen Zellen wirklich zu einem Ge- schlechtsapparate gehörig, ‘so entspricht dieses Verhältniss wiederum dem Ctenophorenplane, nach welchem diese Organe stels mit irgend einem Abschnitte des Gastrovascularsystems in Verbindung stehen. Der Mangel des sonst mit dem Ma- gen communicirenden, aus! ihm 'hervorgehenden Kanalsystems müsste dann das Auftreten der Geschlechtsorgane am blind- schlaucharligen Magen selbst, ‘der hier potentia den gesamm- ten Gastrovascularapparat vorstellt, nolhwendigerweise be- dingen, Ich schlage für dieses Thier, welches ich in der Litte- ratur bis jelzt vergebens suchte, den Namen Sicyosoma ru- tilum vor ‚und betrachte ‘es als den Repräsentanten des nie- dersten Organisationstypus der Ctenophoren, welche nament- lich durch‘ den Mangel der Schwimmplättchen und des Ka- nalsystems sich allen anderen Familien der Rippenquallen ge- genüberstellt. Erklärung der Abbildungen. 1. Eurhamphaca vezilligera n. gen. et sp. von der schmalen Seite, etwas: verkleinert. 2. Dasselbe Thier von der Breitseite aus gesehen. 3. Gastrovascularapparat;des nämlichen Thiers. 4. Kanalverlauf in einem der Mundschirme. In Fig. 3 Fortsetzung der Kanäle. 5. Junge Cydippe, vergrössert. 6. Sicyosoma rulilum n. gen. et sp., vergrössert. 7. Dasselbe von unten gesehen. 8. Eschscholtzia cordata Köll., wenig vergrössert, mit ausge- streckten Senkfäden. Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 205 9. Dieselbe mit eingezogenen Senkfäden, von der Schmal- seite gesehen. 10. Cydippe hormiphora n.sp., nat. Gr. il. Angelorgan vom Senkfaden der vorigen. 12. Nesselfäden aus dem Angelorgane. 13. Junge Cydippide. Bezeichnung für alle Figuren gültig: PFrrPemsassau: Mundpol. Trichterpol. Bu Rippen - Schwimmplättchenreihen. Mundschirm. Oehrchen. Mundöffnung. Magenhöhle. Trichter. Vom Trichter entspringende Kanäle. Senkfäden. Senkfadenscheiden, Gehörbläschen. Geschlechtsorgane (?). Ueber die Eutwickelung von Chiton, Von Ss Lovenm aus dem Schwedischen *) übersetzt vom rare Hierzu Taf. IX. Während eines Besuches an unseren westlichen Schee- ren vor drei Jahren halle ich Gelegenheit die Entwickelung von Chiton marginalus Penn. (Ch. cinereus L. nach Forbes und Hanley) zu untersuchen. Einige Individuen der genannten Art, welche ich ge- fangen hielt, hatten an kleinen Steinen ihre Eier gelegt, lose vereinigt zu Haufen von sieben bis sechzehn. Jedes Ei ist von einer Hülle umgeben, Fig. 1 und 2, welche, gefaltet und gleichsam blasig, eine bedeutende Dicke hat, ungefähr der Hälfte des ganzen Radius entsprechend. Alle Stadien der Furchung waren bereits durchlaufen, und die innerste runde Höhlung der Hülle umschloss noch bei einigen einen ausge- bildeten munteren Embryo, Fig. 2 und 3. Der Eınbryo von 0,18 millim. Länge, im Ganzen eiför- mig und ohne Spur einer Schale, ist durch einen rundum gehenden Eindruck in zwei fast gleich grosse Hälften ge- *) Öfversigt af kongl. vetenskaps - Academiens Förhandlingar. 1855. p. 169. Love&n: Ueber die Entwickelung von Chiton. 207 theilt, und an diesem Eindrucke sind die Cirren befestigt, durch deren Schwingungen er sich bewegt. In der Mitte des vorderen Theiles sieht man ein Bündel ganz feiner Fasern, welche kaum einige Bewegung zeigen. Der hintere Theil enthält zwei dunkle Punkte, die Augen, eins jederseits in der Nähe des Eindruckes, und gewöhnlich ist nur eins zugleich sichtbar. Die allgemeine Gestalt des Thieres ist elwas ver- änderlich, der hintere Theil streckt zuweilen eine zapfenför- mige Verlängerung hervor, wie man es in Fig. 2 sieht. Um die Eiertrauben schwärmten einige kürzlich ausgeschlüpfte Junge, von welchen zwei in Fig. 4 und 5 abgebildet sind. Die Gestalt ist nur langstreckiger als da sie noch in ihrer Hülle eingeschlossen waren ; am Ende sieht‘ man feine Flim- merhaare tragen, welche jedoch wahrscheinlich vorher ge- genwärtig waren, und ihr Faserbündel,, Fig. 16, ist ausge- streckt und schwingt sich bisweilen, aber langsam. Nichts deutet noch den werdenden Chiton an. Aber nun begimt, Fig. 6 und 7, der hintere Theil des Thieres stärker zu wach- sen als der vordere , welcher mehr kenisch wird, und die Seite des Fusses unterscheidet sich besonders dadurch, dass die entgegengesetzte, die Rückseite des Manlels, sich durch Querfurchen in Glieder theilt, von denen sieben deutlich sind, und innerhalb welcher zahlreiche Körner hervortre- ten, als die erste Anlage der Schale. Der Vordertheil be- kommt zersitreute Stacheln und dergleichen zeigen sich auch am Rande des Mantels. Das Thier krümmt sich häufig, ist noch ganz weich, und schwimmt nur #). Aber bald darauf fängt es an auch zu kriechen, Fig. 8 und 9. Durch Einsen- kung des Mantels an der unteren Seite, im ganzen Umfange, hat sein Rand sich vom Fusse getrennt, dessen Scheibe frei ist, Fig. 9. Die Augen, deutlicher als früher, liegen an der Bauchseite,, Fig. 9, aber schimmern noch an der Rückseite durch ##). Die Glieder des Mantels sind schärfer abgetheilt, ®) Der Cirrenkreis ist niemals in der Weise unterbrochen, wie er nach Fig. 5 und 6 vermuthet werden könnte. Er ist daselbst nicht vollständig abgebildet, weil er in der Originalzeichnung theilweise ausgelassen worden ist, ®*) Zu stark ausgedrückt in Fig. 8 und 10, 208 Loven: und.ihr Rand trägt zahlreichere Stacheln. Der mehr. koni- sche Vordertheil ist noch ziemlich gross und mit kleinen Stacheln besetzt, jedoch grösstentheils an der Oberseite. Noch bemerkte ich keine Spur der Mundöffnung, und noch sah man das Thier bald schwimmen, bald kriechen. Inzwischen ha- ben sich in den Gliedern des Rückens die ersten Schichten der Schalen abgesetzt, Fig. 10, schmale Bogen mit unglei- chen Rändern, von welchen ich noch nicht mehr als sieben sah, die drei oder vier vorderen fast gleich lang, ‘die darauf folgenden schnell abnehmend. Zu dieser Zeit scheinen die Cirren wegzufallen. ‘Sie werden nämlich bei der: Form, wie man sie in Fig. 11: sieht, vermisst. Hier sind nun bedeu- tende Veränderungen eingelreten. Man sieht, dass der Vor- dertheil nicht mehr konisch ist; auch ist der Haarbüschel nicht mehr vorhanden, den er früher trug.. Stalt dessen ist der Kopf vollständig entwickelt, mit dem nun geöffneten Munde, und. vor diesem die gebogene Falte, ‘welche: sich’ bei dem erwachsenen Thiere findet. An den Seiten sitzen. die Augen jelzt von deutlichen Erhöhungen getragen , mit: Pig- ment und Linse wie Fig. 15 zeigt. Der Fuss hat etwas zu- genommen, aber noch hat er nicht seine bleibende Grösse im Verhältnisse zum Kopfe erreicht. Von Kiemen zeigt sich noch keine Spur, aber da wo sie kommen sollen , beobach- tete man eine dichtere Menge von grossen Zellen. Der Man- tel. ist über, den Kopf vorgeschoben ; man sieht schon eine der Schalen vor den Augen, Dieses Vordrängen des Mantels sieht man deutlich von oben: in Fig. 12, 13 und 14. Die erste von diesen hat noch bloss sieben deutliche Schalen. Vor der ersten von ihnen sieht man ein mit kleinen Stacheln besetztes Feld, das ist das was noch oben von dem koni- schen Vordertheile des Embryo sichlbar ist. Dieses Feld hat in Fig. 13 sehr abgenommen, in derselben Zeit, wo hinter der siebenten Schale die achte hervortritt, und ist ganz und gar bedeckt in Fig. 14, wo die Schale sich so sehr nach vorne gedrängt hat, dass die lelzte achte mit ihrem ganzen Umrisse deutlich ist. Untersucht: man nun, die Bildung der Schale genauer; so bemerkt man erstens, dass sie sich von Anfang an, mit Ausnahme der achten, fast gleichzeilig anlegt, nämlich so, " Veber die 'Entwickelung von Chiton. 209 dass die vorderen im Anfange im Verhältnisse zu den hin- leren eine Grösse haben, welche sie nachher nicht beibehal- ten sollen. Die vorderste bildet nämlich, Fig. 10 einen gleich langen Querbogen wie die zweite ‘und dritte. Aber dieses Verhältniss ist schon in Fig. 12 verändert, und wird es noch mehr in Fig. 13 und 14; die erste nimmt daselbst nicht mehr dieselbe Breite des Thieres ein wie die drei folgenden, und das Oval wird dadurch bestimmter, dass nunmehr die hin- teren Schalen an Breite zunehinen. Auch in Betreff der Gestalt sind die vordersten Schalen zeitiger als die hinteren; in Fig 14 hat die vorderste bereits ihren halbmondförmigen Umriss erlangt, ehe die hinterste mehr als angelegt ist. — Zweitens sieht man, dass die‘ Schalen’ zuerst als schmale Schichten mit unregelmässig welligen Rändern auftreten, und an Dicke und Umfang dadurch zunehmen, dass sich unter die ersten Schichten neue, allmählich grössere legen. Allein Fig. 12 zeigt, dass jede Schale bald zwei tiefe Einschnitte bekommt, ineisurae laterales Middendorff, die an ihrem vor- deren Rande liegen, eine‘ an jeder Seite. Wenn sich nun vom Mantel neue Schichten absetzen, werden diese Ein- schnitte, von oben gesehen, allmählich geschlossen, und las- sen nur die Spur von ihrem innersten Theile zurück , aber es ist mehr als wahrscheinlich, dass die untere, gegen den Mantel gewendete Seite der Schale durch diesen Zuwachs eine nach vorn und aussen laufende, mit Gruben versehene Furche erhalten muss, eine sulura lateralis porosa Midd. Die ineisurae buccales der vordersten Schale sind in Fig. 13 u. 14 angelegt, aber unregelmässig, ohne tiefe Einschnitte. — Fer- ner scheint es das arliculamentum Midd. zu sein, wie es zuerst angelegt wird; was das legmentum betrifft, so sah ich nicht eine deutliche Spur. Es zeigt sich übrigens, dass we- nigstens bei Chiton marginatus die Schalen nicht aus vier Arliculi zusammengefügt sind, und noch weniger findel sich irgend einige Stütze für die Meinung, dass die hinterste Schale die eigentliche Schale sei, analog mit Patella , und dass die vordersten überchüssig entstanden seien. Was schliesslich den Mantelrand betrifft, so habe ich davon nur das zu bemerken, dass seine Stacheln sich ganz unregelmässig zeigten, indem sie selten überall vorhanden Archiv f. Naturgesch. XXII, Jahrg. 1. Bd. 14 210 Love&n: Ueber die Entwickelung von Chiton. waren, sondern meist nur stellenweis. Sie müssen nicht mit der später auftretenden Bedeckung des Manlels verwechselt werden. Von inneren Theilen konnte nichts mit einiger Sicher- heit unterschieden werden, wegen der Undurchsichtigkeit der äusseren Theile. Vergleicht man nun diese Entwickelung mit der von anderen Mollusken, dürfte es leicht in die Augen fallen, dass der Wimperkreis, womit das Thier sich in seinem ersten schwimmenden Stadium bewegt, den Wimpern des Velum’s bei den Jungen anderer Gasteropoden und Acephalen ent- spricht. Aber das Velum ist bei Chiton nicht zu einem brei- ten Segel entwickelt, welches ausgespannt werden kann. Stalt dessen hat ein anderer Theil eine bedeutende Grösse erlangt, nämlich der vordere konische Theil, der den Haar- büschel trägt. Dieser ist nämlich, was ich bei den Meer- Acephalen den „birnförmigen Körper“ genannt habe, der ein „lagellum® trägt. Eben dieser hat seine Lage in dem Kreise des Velum, und dasFlagellum, obgleich bei ihm einfach, hat dieselbe geringe Beweglichkeit. Das Velum verschwindet bei vielen Mollusken , soweit es nicht‘ als Mundtentakeln oder Labialpalpen übrig bleibt. Vielleicht findet sich ein Ueber- bleibsel davon in der Haulfalle, welche bei Chiton später den Kopf umgiebt. Die Hectocotylenbildung bei Argonauta und Tremoctopus, erklärt durch Beobach- tung ähnlicher Bilduugen bei den Cephalo- poden im Allgemeinen. Von Prof. Japetus Steenstrup, Aus dem Dänischen *) überselzt vom Herausgeber. Hierzu Taf. X. und XI, Diese Abhandlung ist eigentlich nur als eine etwas aus- führliche Erklärung der Figuren auf den zwei sie begleilen- den Tafeln zu betrachten. Der Haupizweck dieser Figuren ist mehr der , die Na- lurforscher aufzufordern, um an den Thieren selbst das Ver- halten wiederzufinden, auf welches sie im Allgemeinen die Aufmerksamkeit hinleiten, als durch sie ein erschöpfendes Bild der Einzelnheiten zu geben, denn diese möchten in liebsten solchen Figuren vorbehalten werden, welche nach lebenden Thieren oder doch nach frisch gefangenen Individuen ent- worfen werden könnten; zum grossen Theile sind sie daher als Contourfiguren gehalten, in welchen nur die einzelnen Theile, von denen ein anschaulicheres Bild wünschenswerth war, mehr ausgeführt worden sind. #) Kongelige Danske Videnskabernes Selskabs Skrifter, 5. Rälkke, natury, og. math. Afdeling, 4. Bind. 1856. 212 Steenstrup: Der Gegenstand, den sie darstellen, ist eine früher kaum beobachtete, oder wenn sie beobachtet sein sollte, doch nicht gehörig beachtele wesentliche Abweichung von dem symmelrischen Bau, welcher sonst in so hohem Grade die Tintenfische auszeichnet, indem man nämlich finden wird, dass bei allen männlichen Individuen der ganzen gros- sen Gruppe derselben das eine der vier den Kopf umgeben- den Armpaare, an der einen Seile des Thieres nicht bloss anders gebildetistalsan der enigegengeselzien Seite, sondern sogar an dieser Seiltein einer kürzeren oder längeren Strecke seiner Länge auf eine so eigenthümliche Weise ausgebildet ist, dass man nicht daran zweifeln kann, dass der Arm da- durch zu einer bestimmten Wirksamkeit geschickt werde, von der nicht angenommen werden kann, dass sie von einer untergeordneten Bedeutung für das: Thier sei, weil seine Umbildung bei einer so grossen Anzahl von Arten der Klasse Statt findet, und bei jeder natürlichen Gallung ihr eigenthüm- liches Gepräge trägt. Wenn man die Umbildung von Form zu Form verfolgt, sieht man nach meiner Meinung deutlich , dass der Arm mit seinem eigenihümlichen Bau, ganz oder zum Theil in den Dienst der Fortpflanzung eintritt, und in dem ersten Falle sogar ganz ungeschickt für die Rolle wird, die er sonst zu spielen hat, nämlich ein Werkzeug für die Bewegung (Schwim- men oder Kriechen) oder das Ergreifen der Nahrung zu sein. Dieser umgebildete Arm verräth also dadurch seine nahe Ver- bindung mit ‘der Hectocolylenbildung bei den beiden Oclo- podengallungen Argonauta und Tremoctopus Delle Chiaje, da die neueren Untersuchungen von Filippi, Verany, Vogt und Heinr. Müller es ja ausser Zweifel geselzt haben, dass der Hectocotylus oder das schmarotzende Wesen, wel- ches man so oft auf Argonauten- und zuweilen bei Tremo- ctopus-Weibchen gefunden hat, — und welches man zuerst nach Delle Chiaje für ein Schmarotzerthier oder einen Eingeweidewurm angesehen halte, aber später nach Kölli- ker’s scharfsinniger Zusammenstellung für einen umgebilde- ten männlichen Cephalopoden,, der bestimmt sei ein Schma- rolzerleben auf seinem Weibchen zu führen, -—- durchaus Die Hectocotylenbildung bei den Gephalopoden. 213 nicht ein vollständiger Organismus ist, sondern nur ein Arm des männlichen Cephalopoden, der sich zum Zweck der Be- fruchlung von ihm ablöset und samenerfüllt an das Weibchen festheftet. Um diese Hectocotylenbildung, die in den letzten 3—4 Jahren so sehr die Aufmerksamkeit der Naturforscher in Anspruch genommen hat, richtiger aufzufassen und im Zusammenhange zu verstehen, werden demnach die Beob- achtungen, welche ich hier vorlege, einen wichtigen Schlüs- sel abgeben ; aber mit dem Interesse, welches sie in dieser Hinsicht haben, vereinigen sie auch, wie es mir scheint, eine nicht geringe Bedeulung in systematischer Hinsicht. Das hier angeführte Verhalten giebt nämlich einen leitenden Fingerzeig mehr für die Auffassung davon, was innerhalb dieser Klasse nalturgemäss zusammengehört, was nicht, und in manchen Fällen bietet es gute Artcharaklere zwischen nahe stehenden Arten dar, abgesehen von dem Werthe, den es gerade als äussere Kennzeichen bei Individuen innerhalb der- selben Art hat, besonders da man bisher solche vermisst hat, und diese dabei so leicht fasslich und in die Augen fallend sind, dass man schwer seine Verwunderung darüber zurück- halten kann, dass sie nicht früher beobachtet und zur Geltung gebracht worden sind. Nach diesen wenigen einleitenden Worten gehe ich un- mittelbar zu der Schilderung der wesentlichsten in den Fi- guren auf den beifolgenden Tafeln dargestellten Formver- schiedenheilen in dieser Umbildung über, indem ich bloss die Bemerkung vorausschicke , dhss in der Ordnung, worin ich sie mittheile, ich mich zum Theil. durch die Zeitfolge habe leiten lassen, worin sie sich mir dargeboten haben. Darin liegt also ursprünglich der Grund, dass ich die Gallung Loligo Lam. zuerst erwähne; denn durch meine ver- gleichenden Untersuchungen unserer nordischen Arten wurde ich zuerst dieses Verhalten. gewahr; übrigens haben mir aber forlgeselzte Untersuchungen gezeigt, dass ich auch nalurge- mäss von dieser Galtung ausgehen kann. Bei der Gattung Loligo Lam. restr. (und also mit Abzug der Arten, worauf d’Orbigny später die Gallung Ommatostrephes gegründet hal), haben sämmtliche Arten, die 214 Steenstrup: ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt habe *), den äusser- sten Theil des vierten linken Arms (linken Baucharms) so umgebildet gehabt, dass die Saugnäpfe, welche sich an dem entgegengeselzten Arme in stets abnehmender Grösse gerade bis zur Spitze fortsetzen, hier allmählich verschwinden, wäh- rend die Stiele, woran sie sitzen, umgekehrt an Grösse zu- nehmen und zu langen kegelförmigen Papillen werden, was dem äussersten Theile des Armes ein eigenes kammähnliches Ansehen giebt. Diese Papillen scheinen immer am stärksten an dem auswendigen Rande des Armes entwickelt zu sein, während die, welche zu der Saugnapfreihe an dem inne- ren **) Rande des Armes gehören, in längerer Strecke eine Spur von Saugnäpfen übrig behalten. Bei der ansehnlichsten Art der Gattung Loligo, der sogenannten. allanlischen Form von Loligo vulgaris Lam., aber einer Form, welche eine wirklich selbstständige Art ist, welcher ich in ‚einer anderen Abhandlung den Na- men .L. Forbesü Stp. beigelegt habe, hat der vierte linke Arm des Männchens 23 Paar Saugnäpfe regelmässig und ent- sprechend den Saugnäpfen an derselben Strecke des rechten Armes entwickelt; aber von dem 23. Paare an nimmt die Grösse der Näpfe plötzlich ab, und bereits das 27. und 28. Paar hat sie so klein, dass sie nur mit Hülfe der Lupe deut- lich erkannt werden können; hierauf verschwinden die Saug- näpfe ganz, während sich die muskulöse Wurzel des Stieles zu einer Höhe erhebt, die 3—4mal so gross ist wie ihre ge- wöhnliche, und zu einer kegelförmigen langstreckigen Pa- *) Ausser den Tintenfischen in den beiden Museen, deren Ver- waltung ich vorstehe oder an denen ich betheiligt bin, nämlich dem zoologischen Universitätsmuseum und dem Königlichen naturhistori- schen Museum, habe ich durch das wohlwollende Entgegenkommen meines Collegen, Etatsraths Eschricht, für diese Untersuchungen auch das Material uneingeschränkt benutzen können, was das zoo- tomische Museum der Universität von dieser Klasse besass. *%*) Unter „innerem“ und „äusserem“ Rande der Bauch - und Rückenarme wird hier immer der verstanden, welcher der Mittelebene des Thieres am nächsten oder fernsten liegt; bei den beiden Seiten- armpaaren wende ich den Ausdruck „oberen“ und „unteren“ an, um die beiden entsprechenden Ränder der Arme oder die Reihen der längs ihnen stehenden Saugnäpfe zu bezeichnen. Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 215 pille wird. Es sind ungefähr 40 Paar Papillen, und ebenso- viele Paare Saugnäpfe sind also umgebildet worden; sie neh- men an Länge in beiden Reihen gegen die Spitze hin ab, aber die, welche längs dem äusseren Rande des Armes ge- stellt sind, sind im Anfange verhältnissmässig mehr verlän- gert, wogegen die späteren in einer gewissen Strecke der umgebildeten Parlie des Armes verkürzt werden und wie niedrige Sägezähne am Rande desselben liegen. — S.Taf.X. Fig. 2 ®). *) Die Artkennzeichen zwischen Loligo vulgaris Lam. und Lo- lıgo Forbesii Stp. nimmt man am besten von der Grösse und Form der Saugnäpfe an den Tentakeln; diese sind nämlich an L. vulgaris aus dem Mittelmeere, so wie d’Orbigny und Verany sie beschreiben und abbilden, und so wie sie sich auch bei einer Form von unseren Küsten wiederfinden, die allerdings für L. vulgaris angesehen werden darf, sehr gross in den beiden mittelsten Reihen, und sehr klein in den Seitenreihen, so dass ein Querschnitt dieser letzten nur die Hälfte von dem der ersten, und ihre Höhe nur ein Drittel von jenen be- trägt, während bei L. Forbesü Stp. die Saugnäpfe der mittelsten Rei- hen kaum die der Seitenreihen im Querschnitte und in der Höhe übertreffen, und es im Ganzen aussieht, als wenn die Tentalelkeule vier gleich grosse Reihen von Näpfen hätte. Im Vergleiche mit den Saugnäpfen der Arme sind die Näpfe der mittelsten Tentakelreihen bei Loligo vulgaris 2—3mal so gross wie die grössten Näpfe an dem dritten Arme, während sie bei L. Forbesii kaum ein Drittel grösser sind. — Der Hornring in den mittelsten Reihen der Saugnäpfe bei L. vulgaris hat nur die eine Hälfte des Umkreises feingezähnt, während die andere Hälfte zahnlos ist oder nur eine Gruppe von 4—-5 kleinen stumpfen Zähnen trägt (bei unserer nordischen Form sind diese sogar die einzigen Zähne am Hornringe) ; bei Loligo Forbesii trägt der Ring rundum zahlreiche spitze Zähne, in der Regel abwechselnd grösser und kleiner. Bei diesem haben auch die Näpfe der Seitenreihen den Hornring ganz besetzt mit gleichgrossen Zähnen , während bei L. vulgaris der lornring hier hohe spitze Zähne in der höheren Hälfte hat und fast zahnlos in der niederern ist. In der Farbenzeichnung hat ferner L. Forbesii das Auszeichnende, dass die Farbensäcke sich zu langen linienförmigen Flecken oder Streifen an den Seiten des Vorderrückens vereinigen und ebenso längs der Bauchfläche herab. Diese langen dunklen Zeichnungen und die fast gleichgrossen Saug- näpfe der Tentakeln unterscheiden somit auf den ersten Blick diese Art von dem eigentlichen L. vulgaris. Von beiden Arten habe ich an unseren Küsten nur die Männchen untersuchen können; bei uns 216 Steenstrup: Bei dem Männchen einer anderen dänischen Loligo-Art, welche ich als den L. vulgaris Lamarck’s und der späleren ist L. Forbesi die gemeinere ‚und die grössere. Die gewöhnlichen Exemplare ‚sind mindestens mit den Tentaleln 24 Zoll lang; bis zu den Spitzen der Arme 20”; bis zur Wurzel der Arme 15“; der Man- tel = 1 Fuss. Die Abbildungen, welche mit Sicherheit Loligo Forbesü vor- stellen, sind: Forbes and Hanley, British Mollusca. Vol. I. tab. LLL. Adams (Henry and Arthur), The genera of recent Mol- lusca. Pl. IV. fig. 3. am ersten Orte unter dem Namen L, vulgaris Lam., am letzteren un- ter dem Namen Loligo magna Rondel. Es ist auch diese Art, welche ich in einem Holzschnitte in meiner Abhandlung über den „Seemönch* (Sömunken) abgebildet habe, und es ist, nach den Saugnäpfen zu urtheilen,, möglicherweise auch die Art, welche von Borlase (the natural history of Cornwall) dargestellt ist. Da Rondelets Bezeichnung „Loligo magna“ keine systema- tische Benennung in dem Linne&’schen Sinne ist, kann dieser von Leach, Gray und Anderen aufgenommene Name nicht als be- rechtigt vor L. vulgaris angesehen werden, wenn er auch nicht aus dem Grunde, den d’Orbigny anführt, verworfen werden kann, weil es auch andere grosse Arten gäbe; am wenigsten kann dieser Name auf die neue Art übertragen werden, welche nach der Meinung der südeuropäischen Malacologen eine atlantische im Mittelmeere nicht vorkommende Art ist, welche Rondelet demnach kaum mit seiner L. magna gemeint haben konnte. Es scheint mir sogar im Ganzen sehr zweifelhaft, ob dies überhaupt ein Loligo gewesen ist, sowohl wenn man die Abbildung betrachtet, z. B. die langen Tentakeln, als auch in Betracht des Ausdruckes über die Flossen : „pinnulae latiores sunt, quam in Sepia, non totam alvum ambientes, et in angulum acu- tum in lateribus desinentes‘, welche Worte weiterhin näher durch die Ausdrücke über die Flosse von Sepiola erläutert werden; denn über diese heisst es: „nec figura nee situ pinnis Sepiarum et Loliginum similis, neque enim angusta longaque totam alvum ambit, ut in se- püs, neque lata et in acutum angulum terminatur, ut in loliginibus, sed rotunda, parva, utrinque veluti adnata modicam alvi partem oc- cupat, neque ad extremum usque corporis protensa“ p.250. Alles das deutet auf Ommatostrephes hin, worauf wohl auch die Worte: „eorpore in acutum desinente* noch besser passen als auf einen Lo- Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 217 südeuropäischen Schriftsteller ansehe, obgleich sie in einzel- nen Punkten nicht vollständig mit den ausführlicheren Beschreibungen stimmt, finde ich Uebereinstimmung zwischen dem rechten und linken Arme des vierten Paares bis zum 18. oder 19. Paare, wo eine merkliche Verlängerung des Saugnapfstieles beginnt. Diese nimmt nun mehr und mehr gegen die Spitze des Armes hin zu, indem die Saugnäpfe mehr und mehr verschwinden und der Stiel als eine lange und kegeförmige Papille übrig bleibt. Die Papillen sind im Ganzen genommen etwas länger und kräftiger als bei der vorhergehenden Art, sie weicht auch von dieser Art darin ab, dass die ausserordentlich kleinen, ringlosen Saugnäpfe in einer etwas längeren Strecke sichtbar sind, und ferner darin, dass die Papillen in der inneren Reihe wohl im An- fange die kleineren sind, aber später die längeren werden, namentlich gegen die Spitze hin, und hier biegen sie sich hinein nach der Mittellinie des Armes, oder greifen gleich- sam über nach der Reihe an der entgegengesetzien Seite, wo die Papillen genau in demselben Maasse niedriger und dicker geworden sind, und, wie bei der vorhergehenden Art, wie Sägezähne längs dem Rande des Armes liegen. Auch bei dieser Art erscheinen elwa 40 Paar Saugnäpfe auf die angegebene Weise umgebildet zu sein. Von Loligo Pleii d’Orb. , der von den Antillen ist, be- sitzt das Museum unglücklicherweise nur ein Exemplar, wel- ches früher stark eingetrocknet gewesen ist, aber es ist doch leicht zu erkennen , dass bei dieser Art die Umbildung mil ligo, selbst wenn sie im Gegensatze zu dem Körper von Sepia ange- wendet werden. Ich habe diese grösseste Art. unserer europäischen Meere und zugleich die Art, an welcher ich zuerst die merkwürdige Umbildung des Armes bei den Männchen beobachtete, Loligo Forbesii genannt, nach Professor Edward Forbes; ich habe dadurch nicht bloss daran erinnern wollen, dass sich diese Art in seinem oben genannten aus- gezeichneten Werke abgebildet findet, sondern zugleich an die Ver- dienste dieses aussergewöhnlich begabten Mannes um die Naturge- schichte im Allgemeinen und um die Kenntniss der Seethiere im Be. sonderen. 218 Steenstrup: dem 19. Paare beginnt, und völlig so stark hervortritt, wie bei den beiden vorhergehenden. Bei anderen Arten von Loligo sind nicht beide Reihen von Saugnäpfen an der Spitze des Armes so gleichförmig dieser Umbildung unterworfen, sondern nur die eine Reihe von Saugnäpfen giebt die vorher erwähnten Papillen ab. Un- ter den Arten, welche ich zu untersuchen Gelegenheit ge- habt habe, ist dies namentlich bei zwei Arten von der bra- silianischen Küste der Fall, L. brasiliensis Bl. und L. brevis Bl., nebst einer Art, die gut zu d’Orbigny’s Beschreibung von seinem L. gahi passt, und welche daher wahrscheinlich aus dem stillen Ocean stammt. Von der letztgenannten Art ist der Arm in Fig.3 ab- gebildet. Der linke Arm findet sich normal gebildet bis zum 14. Saugnapfe; darauf beginnen die Stliele in der äusseren Reihe der Saugnäpfe sich unverhältnissmässig zu verlängern, aber sie tragen noch kleine mit Hornringen ausgerüstele Saugnäpfe bis zum 22. Paare, wo der Stiel ganz papillenför- mig ist, und so sind auch alle die übrigen Stiele, welche auf ihn (etwa 26) bis zur Armspilze folgen; doch kann man unter einer stärkeren Vergrösserung einen nadelslichförmi- gen Punkt an dem Ende jeder Papille erblicken, als letzte An- deutung für den verschwundenen Saugnapf. In der inneren Reilıe setzen sich die Saugnäpfe mit deutlichen Hornringen fast bis zu der Armspilze fort (mit einer Lupe lassen sie sich wenigstens fast bis zu ihr verfolgen) , aber sie rücken immer auf höhere und höhere Stiele, so dass sie ganz die Papillen der enigegengesetzten Seite überragen. Noch mag bemerkt werden, dass an der inneren Seile von jeder Papille ein Hautkamm oder ein Haulflügel zu der Mittellinie des Ar- mes herabläuft, und von da sich unter einer schrägen Linie — denn die Näpfe stehen bekanntlich in den beiden Reihen in alternirender Stellung — in einen ähnlichen Hautkamm nach der inneren Seile jedes Saugnapfslieles an der ent- gegengeselzten Seite fortseizt. Diese Hautflügel beginnen bereits vom 14. Paare an sich zu entwickeln *). *) Von diesen Hautllügeln konnte wegen ihrer Winzigkeit keine Figur gegeben werden. Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 919 Bei Loligo brevis Bl. ist das Verhalten wesentlich das- selbe; verschieden scheint mir zu sein, dass die Saugnäpfe, welche in der inneren Reihe bis zur Spitze bleiben, nicht von völlig so verlängerten Stielen gelragen werden, dass die Pa- pillen, welche besonders im Anfange sehr lang sind, erst mit dem zwanzigsten Paare auftreten, und dass der Hautkamm minder entwickelt ist, obgleich allezeit kenntlich. Loligo brasiliensis Bl., wovon das Museum zwei männ- liche Exemplare von Rio durch Prof. Dr. Krojer besitzt, trägt beide Reihen der Saugnäpfe an dem linken Baucharme regelrecht entwickelt bis zum 14. Paare, und die innere Reihe setzt sich eigentlich auf dieselbe Weise bis zur Spitze fort (mit 35 Paar); aber in der äusseren Reihe nehmen sie schroff an Grösse ab; vier zeigen wohl noch die Saugnäpfe ganz deutlich mit einem wenig entwickelten Hornring, aber dann folgen Papillen, die sehr niedrig aber ziemlich dick in der Wurzel sind, bis zur Spitze. Bei den genannten sechs Arlen ist kein in die Augen fallender Unterschied zwischen dem linken und rechten Bauch- arm unterhalb der Partie des Armes, die in jene sonderbare Umbildung eingegangen ist, vorhanden, aber bei Loligo me- dia Linn., der die Saugnäpfe an den Mundzipfeln (Mundfli- gene) entbehrt, und daher von Gray als eine eigene Gattung unter der wenig brauchbaren Benennung Teuthis #) aufgeführt worden ist, ist es dagegen der Fall (Fig. 1), indem der linke Arm unterhalb jener Partie, die übrigens nicht sonderlich von der bei Lol, Forbesit und Lol. vulgaris beschriebenen ab- weicht, ganz und gar mit ganz kleinen Saugnäpfen ausgerü- slet ist, während der rechte grosse trägt. Der äussere Ge- schlechtsunterschied zwichen Männchen und Weibchen ist also hier noch grösser als bei einer der anderen Arten, und wir können daher um so leichter den Zwiespalt zwischen ®) Gray undAdams, die ]. c. als Autorität für die Gattung den Namen Aristoteles hinzufügen , müssen freilich vergessen haben, so- wohl dass es schwierig ist, und man könnte fast sagen unmöglich, für den Augenblick zu entscheiden, was Aristoteles mit seiner Teu- this meint, als auch, dass Linn& längst den Gattungsnamen Tenthis auf einen Fisch angewendet hat. 220 ‚ „Steenstrup: d’Orbigny und Verany in Hinsicht auf das Verhalten die- ser Art, zu. dem von Lelzigenanntem. aufgestellten Lol. Mar- morae ablhun: Sowohl in seinem grossen in Gemeinschaft mit Ferussa.e, herausgegebenen Werke über die Cephalo- poden, ‚wie in seinen „Mollusques vivants et fossiles* behaup- tet nämlich d’Orbigny, dass die Weibchen unserer Art die kurzflossigen Formen seien, welche Verany L. Marmorae genannt hat, und. die Männchen dagegen die langflossigen Formen, welche Lamarck Lol. subulata nannte ; aber diese Behauptung erweisen die ‚obengenannten Geschlechtsunter- schiede als durchaus unrichlig, indem Männchen und Weib- chen von diesen beiden genannten Formen vorkommen und von, allen Uebergängen zwischen ihnen. Ich kann also: d’Or- bigny’s Anschauung nicht meinen Beifall geben, aber kann doch auch..nicht ‚mit Verany diese beiden Formen als zwei verschiedene Arten betrachten, da ich in einer Reihe von 13 Individuen sowohl alle Uebergänge als auch ein bestimm- tes ‚Verhältniss zwischen der. Verlängerung. des Hinterleibes und, der Flossen und der ganzen Grösse des Thieres finde, weshalb. ich geneigt sein muss, diese äusseren Formver- schiedenheiten als Ausdruck für ein mehr oder minder vol- lendetes Wachsthum, und daher die genannten Arten als Altersformen zu betrachten. Da durch die ‘7 obengenannten Arten die Gattung Lo- ligo sowohl in allen ihren wesentlichen Formen, als auch in allen ihren. verschiedenen. Verbreitungsbezirken repräsentirt wird, glaube ich nicht, dass man die Annahme für unbegrün- det halten kann, dass bei allen ihren Arten der vierte linke Arm .(Baucharm) auf eine ähnliche Weise umgebildet und in einem Theile ihrer Länge mit Papillen versehen gefunden werden ‚wird. Die Gatlung Sepioteuthis Bl. steht in jeder Bezie- hung so nahe bei Loligo, dass sie vor manchen Naturforschern kaum ihr Recht, als eigene Gallung zu bestehen, behaupten kann; es war daher zu vermuthen, dass sie auch in den Formen der Fortpflanzungsorgane sich an die Arten von Lo- ligo anschliessen würde. Das scheint sie auch zu thun, soweit man. nach der einen Art urtheilen kann, welche ich in einer grösseren Anzahl von Exemplaren zu unlersuchen Gelegen- Die Hectocotylenbildung bei:den Cephalopoden. 921 heit gehabt habe: Sepioteuthis sepioidea Bl. von den Antil- len *). Wie Fig. 4 zeigt, ist, der linke Baucharm wirklich nach Analogie mit den Loligines umgebildet, aber, doch‘ mit seinem besonderen Gepräge,, indem die Sliele in der äusse- ren Reihe der Saugnäple zu zusammengedrücklen blallförmi- gen Papillen umgewandelt sind, die durch eine ‚schräge Haul- brücke mit. den zu. stumpfen Erhöhungen umgewandellen Wurzeltheilen der Stiele in der entgegengeselzten Saugnapfz reihe verbunden sind. Die Umbildung beginnt, etwa mit, dem 30. Napf und umfasst elwa 28, Paar Näpfe. — Ferner ‚muss hervorgehoben werden, dass der rechte Baucharm des ‚Se- pioteulhis-Männchens auch merklich verschieden von dem,des Weibchens dadurch ist, dass er in seinem äussersten Drittel mit so kleinen Saugnäpfen. beselzt ist, dass sie kaum sicht- bar sind, und es ist daher zu vermulhen „dass; der rechle Arm bei der Gallung Sepioteuthis den linken in der: Rolle unterslützl, welche er auszuführen hat, An die Gallungen Loligo und Sepioleulhis, welche nach d’Orbigny ein Gruppe für sich \ bilden, ‚knüpfe ‚ich noch eine Gallung, gegründet auf zwei kleinen Cephalopodenarten, welche so sehr den, Gestalten gewisser kleiner ‚Loligines gleichen, z. B. L. brevipinnis Les., dass es mich nicht wun- dern sollte, wenn es nahe stehende Formen wären, die unter diesem Namen beschrieben, sind. Sie bilden indessen eine sehr charakteristische kleine Gattung für sich, "welche, nach meiner Meinung dicht neben Loligo . gestellt; werden muss, obgleich sie eines der bisher als wesentlich für die Loligo- gruppe angesehenen Merkmale entbehrt, ‚nämlich Muskelseile am Trichter, und in dieser Hinsicht schliessen sie sich an die Sepiola - Rossiagruppe an, denen sie sich auch sehr im Baue der Saugnäpfe annähern, indem: diese. nicht ‚das. kleine erhabene Band rund um den Hornring. haben, welches sich immer bei Loligo und Sepioteuthis findet. Aber in allen an- *) Von den übrigen Arten der Gattung, die alle aus dem Indi- schen Ocean und seinen grossen Buchten stammen, habe ich kein Männchen untersuchen können. Ich will bei der Gelegenheit bemer- ken, dass ich noch nichts von dem durch die Galatheaexpedition ge- wonnenen Material in die Untersuchung gezogen habe. 222 Steenstrup: deren Beziehungen scheinen es mir echle Loligines zu sein. Um an diese nahe Verwandtschaft zu erinnern, habe ich einsiweilen diese Gattung Loliolus genannt, ein Name, der ein Diminutiv von dem „Lolius“ ist, von dem Loligo nach Gaza herzuleiten sein soll. Bei beiden diesen Lolio- lusarten, deren Männchen Fig. 5 und 6 abgebildet sind, und welche sich leicht von einander durch die verschiedene Grösse der Saugnäpfe am zweiten und drillen Arme unter- scheiden, ist nun auch der linke Baucharm umgebildet, aber in einem weit höheren Grade als bei den beiden vorigen Gatlungen, da er nämlich in seiner ganzen Länge nicht die mindeste Spur eines Saugnapfes hat , indem die Fläche, auf der die Saugnäpfe sitzen sollten, sogar zu einer zusammen- gedrückten stumpfzähnigen Kante geworden ist; man findet, dass alle Zähne dieser Kante aus den verschmolzenen Wur- zeltheilen der Stiele der inneren Saugnapfreihe entstanden sind, während die Stiele der anderen Saugnapfreihe kaum die schwächste Spur übrig gelassen haben. Fig. 5° stellt den linken Baucharm von Loliolus typus Stp., von der auswen- digen Seile gesehen, etwas vergrössert dar; die kleinen vor- stehenden Punkte sind die einzige Spur der Saugnäpfe und Stiele der äusseren Reihe. Fig. 6° stellt denselben Arm von Loliolus affinis Stp., gleichfalls vergrössert dar; ich habe an diesem gar nicht solche Punkte finden können, aber darf de- ren völligen Mangel nicht behaupten, da das Exemplar leider etwas schlaff is. Die Anzahl der umgebildeten Saugnäpfe mag nach der Anzahl der Zähne etwa 26 bei jenem, 20 bei diesem gewesen sein *). *) Zur näheren Bestimmung der Arten führe ich noch an, dass beide ein breites, freiliegendes inneres Rückenschild haben , welches an. Gestalt am meisten dem bei d’Orbigny abgebildeten Rücken- schilde von Loligo brevis und Loligo brevipinna, Tab. XIII. Fig. 6 und Tab. XV. Fig. 3 ähnelt. Doch ist das Blatt bei den Loliolus-Ar- ten vielleicht etwas breiter im Verhältnisse zum Stiele; der Stiel hat einen scharfen Kiel bei L. iypus, während beide, Männchen und Weibchen von L. affınis, den Stiel etwas breiter und mit mehr abge- rundetem Rücken haben. — Mein Loliolus iypus ist ohne alle Vater- landsangabe; Lol. affinis fand sich in einem Glase mit der Bezeich- Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 223 Die Gattung Sepia gehört bekanntlich bei d’Orbigny zu einer ganz anderen Gruppe als die vorigen Gattungen, aber esist doch bei dieser Galtung noch dasselbe Armpaar, welches bei den männlichen Individuen diesen Mangel an Symmetrie darbietet, und der Arm an derselben Seite des Thieres, der umgebildet wird; aber anstatt dass es dort die Spitze des Armes oder die äussere Hälfte desselben war, welches der Sitz der Umbildung war, ist es hier der Grund- theil oder die unterste Hälfte. Vergleicht man nämlich den rechten und linken Bauch- arm an einer männlichen Sepia officinalis Linn., so wird man sogleich sehen, dass das unterste Viertel des linken Armes, wie Fig. 7 es zeigt, ein eigenes Ansehen hat. An- statt der rechte Arm grosse und vollständige Saugnäpfe hat, die auf einander in vier vollständigen Reihen folgen und an Grösse von der Spitze des Armes einwärls gegen seinen Grund zunehmen, hat der obengenannte Theil des linken Ar- mes nur die zwei bis drei untersten Saugnäpfe in jeder Reihe normal entwickelt; die darauf folgenden sieben bis acht Näpfe in jeder Reihe sind dagegen entweder ganz klein geworden oder wohl gar fast verschwindend. Das Erste ist der Falı mit den beiden innersten Reihen, in welchen die Saugnäpfe äusserst niedrig sind, indem sie kaum ein Sechstel der ge- wöhnlichen Höhe der Näpfe haben, während sie doch noch elwa ein Drittel des Durchschniltes derselben behalten, so dass sie wie kleine niedrige Tellerchen an einem kurzen und dünnen Stiele der Innenfläche des Armes angeheftet sitzen; das Letztere trifft dagegen die beiden oberen, näher nach des Thieres Rückenseite sitzenden Reihen, deren Saugnäpfe so klein sind, dass sie leicht übersehen werden können, wenn man nicht grosse Individuen vor sich hat. An einem Tintenfische von 11 Zoll. Länge haben sie kaum mehr als 0,5 mm. Durchmesser, und ihre Höhe ist lange nicht so gross. Die Umbildung des Armes besteht indessen nicht allein in dem Zurücktreten dieser Saugnäpfe; dieses wird eigentlich nung: „gelangen vom Gouverneur Christensen auf der Reise vom Cap nach Tranquebar“, und stammt also aus dem Indischen Ocean. Es waren zwei Exemplare, Männchen und Weibchen. 224 Steenstrup: erst recht in die Augen fallend dadurch, dass zwei andere Beziehungen damit zusammenfallen, Der Arm wird nämlich an dem genannten Theile viel breiter, sowohl dadurch, dass der Zwischenraum zwischen den drei oberen Saugnapfreihen grösser wird, wodurch auch die an sich so äussersl kleinen Näpfe, die weiter auseinander gerückt werden, unbedeulten- der erscheinen müssen, als dadurch, dass die Haulborde, die längs der äusseren Saugnapfreihe sich hinzieht, und welche an der ührigen Strecke des Armes nur ziemlich schmal ist, sich hier bedeutend entwickelt und fast ebenso breit wird wie die Fläche des Armes. Demnächst sind die Muskelpar- tien, die gleichsam die Wurzel der Napfstiele ausmachen, oder von denen diese Stiele gleichsam entspringen, auf eine eigene Weise entwickelt worden, indem sie sich gehoben haben und wie eine Art Schrägbalken quer über den Arm liegen und zum Theil einander kreuzen, wodurch eine Menge Gruben entstehen, welche besonders tief gegen den oberen Rand sind. Endlich hat die Haut überall in diesen Gruben und auf den Wällen, die sie trennen, sich zu erhabenen dün- nen Hautblättern gefaltet, die netzförmig zusammenlaufen und der ganzen Oberfläche des Armes in diesem Theile eine gewisse Aehnlichkeit mit der inwendigen Seite eines Kalbs- magens geben. Dieser grubige und netzförmige Bau der Oberfläche, der besonders dazu beiträgl, dass die Saugnäpfe sich dem Auge entziehen, hält sich nicht allein an der ei- gentlichen Oberfläche des Armes, wo er am stärksten zwi- schen den beiden äusseren Saugnapfreihen ist, sondern brei- tet sich von da auf den entsprechenden Theil der Seiten- borde des Armes aus. Es ist kaum zu bezweifeln, dass die- ser eigenthümliche Bau eine starke Schleimabsonderung be- zweckt; aber in welcher specielleren Hinsicht dadurch die Uebertragung der Samenmasse auf das Weibchen gefördert werden kann, davon muss die Erklärung späteren Untersu- chungen vorbehalten werden. — Der zehnte oder elfte Napf in jeder der vier Reihen tritt plötzlich mit seiner richtigen Grösse und Gestalt auf, und von da an bis zur Spilze ist kein merklicher Unterschied zwischen diesem Arme und dem Arme der entgegengesetzien Seite, oder zwischen den Armen des Männchens und des Weibchens. Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 225 Bei Sepia inermis v. Hass., die dem indischen Meere angehört, aber wovon das Museum nur ein männliches Exem- plar besitzt, und zwar ein kleines von kaum vier Zoll Länge, finde ich dieses Verhältniss noch eigenthümlicher entwickelt. Die unterste Hälfte des Armes (siehe Taf. X. Fig. 8), besitzt durchaus keine Saugnäpfe, sondern ist in ihrer ganzen Breite umgebildet gleichwie die äussere Seite des entsprechenden Armiheiles bei Sepia officinaks, indem eine Menge Gruben durch mehr hervorragende Hautfalten deutlich genug in Stras- sen geordnet sind, die quer über den Arm gehen. Die stärksten Querfalten scheinen die Lage der Muskelparlien an- zudeuten, wo an sich die Saugnapfstiele heften, und nach ihrer Anzahl darf man annehmen, dass etwa 20 Querreihen von Saugnäpfen, verschwunden sind. Beide Ränder des Armes haben die Neigung sich gegen einander zu falten, und so gleichsam eine sehr lange Saugplalte oder Greifplalte zu bil- den. Das erwähnte Exemplar, wonach Fig. 8 gezeichnet ist, war leider etwas schlaff und minder wohl erhalten; ein bes- ser erhaltenes kann vielleicht eine Spur von den Saugnäpfen zeigen, deren Vorhandensein ich verneinen zu müssen ge- glaubt habe. Jedenfalls macht diese Bildung bei einer indi- schen Sepia-Art es wahrscheinlich, dass das oben bei Sepia offieinalis beschriebene Verhalten nicht dieser Art allein zu- kommt, sondern dass wir hier mit einer der ganzen Galtung Sepia zukommenden Erscheinung zu Ihun haben. Von drei anderen Sepia - Arten besilze ich nur Weib- chen, und bei diesen sowohl wie bei den Weibchen der bei- den vorigen Arten, gehen die vier Saugnapfreihen, in stets zunehmender Grösse, bis zu dem Grunde des Armes hin. Mit der Gallung Sepia gruppirt d’Orbigny die beiden Hauptgallungen der kleinen Küstenlintenfische: Sepiola Leach und Rossia Owen; aber in Rücksicht auf das Verhalten der Arıne, welches wir hier untersuchen, trennen sie sich weit von einander, wie das Folgende sogleich lehren wird. Bei einer männlichen Sepiola Rondeletü d’Orb. fand ich nämlich Folgendes: Von dem ersten Armpaare, oder Rücken- paare, trug der Arm an der rechten Seile sehr kleine Näpfe in zwei Reihen bis zur Spitze, und diese Näpfe, welche ganz regelmässig nach aussen zu kleiner wurden, erreichten an Archiv f. Naturgesch. XXI. Jahrg. 1. Bd. 15 226 Steenstrup: Grösse nichl den vierten Theil der grossen kugelförmigen Näpfe, welche man an dem zweiten und vierten Armpaare findet, zumal an dem millelsten Theile derselben; darin slimm- ten sie mit den Näpfen an dem dritten Armpaare überein. In dieser ungleichen Entwickelung der Saugnäpfe kommt die- ses mein Sepiola- Männchen auch mit Fig. 5 auf der ersten Sepiola- Tafel in Ferussac’s und d’Orbigny’s grossem Werke überein. Der Arm an der linken Seite wich dage- gen nicht nur von dem ihm gegenüberliegenden ab, sondern auch von allen anderen Armen an dem Thiere, indem er, wie meine Fig. 9 zeigt, auf eineeigene Weise so zu sagen in sei- ner ganzen Länge angeschwollen war. Dieser angeschwol- lene Zustand halte nach einer näheren Betrachtung darin seinen Grund, dass die sonst kugelförmigen Stiele der Saug- näpfe stark verlängert und walzenförmig geworden und mit einander verwachsen sind; mit den stumpfen Spitzen dieser Walzen sind Saugnäpfe durch so dünne und kurze Fäden verbunden, dass sie fast das Ansehen erhalten, als wenn sie sitzend wären; sie sind im Durchmesser gleich mit ihren Walzen, so dass sie einander fast mit ihrem äusseren Rande berühren. Dieses gilt namentlich von der inneren Reihe der Saugnäpfe, die an Grösse die der äusseren Reihe übertreffen und über diese hinausragen, was Fig. 9, die diesen Arm von der Bauchseite gesehen , und Fig. 9%, die in stärkerer Vergrösserung ein Paar Saugnäpfe von beiden Reihen dar- stellt, deutlicher zeigt. Die erstgenannte Figur zeigt zugleich eine an der inneren Fläche des Armes, unten am Grunde, entwickelte merkwürdige Hautausbreitung, die sehr stark mit Muskeln versehen und dadurch fähig ist, sich nach den Sei- ten auszubreiten und sich zusammenzufalten,, und daher als Greifwerkzeug oder eine Zange wirken zu können scheint. Sie ist hier mit zusammengeschlagenen Rändern in der dil- lenförmigen Gestalt dargestellt, welche sie an dem Spiritus- Exemplare halte. Unterhalb dieser Dille sitzen noch vier kleine Saugnäpfe von Grösse und Form derer, die an der Wurzel der anderen Arme sitzen, woraus man also sieht, dass diese Hautausbreitung dieselbe Stelle an dem Arme hat, wie die Haulausbreitung an dem Arme der Sepien; dass die- ser Apparat wesentlich die gemeinschaltlliche Bedeutung wie Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 227 der beschriebene Theil bei der Galtung Sepia hat, kann ich nicht bezweifeln. Ich habe bereits erwähnt, dass Fig. 5 auf der ersten Tafel beiFerussac und d’Orbigny aufs Beste meine männliche Sepiola in Hinsicht auf den ganzen Habilus und die starken kugelförmigen Saugnäpfe am zweiten und vierten Armpaare darstellt; ich will nun bitten diese Figur nochmals mit der meinigen in Hinsicht auf die Bildung des linken Rückenarms zu vergleichen, und man wird mir gewiss die Wahrscheinlichkeit einräumen, dass daselbst für die ei- genthümliche Form, die dieser Arm in der Figur erhalten hat, eine Bildung zum Grunde liegen muss, wie die, welche ich hier beschrieben habe. Da meine Weibchen alle kleine Näpfe halten, wo das Männchen die grossen besass, und den linken und reckten Rückenarm sleich entwickelt halten und somit den übrigen Figuren entsprechen, welche d’Orbigny von der Art gegeben hat, so betrachte ich nalürlicherweise die mehrerwähnte Fig.5 als ein Männchen und nicht ein Individuum mit krankhafler oder monströser Entwickelung darstellend; so erklärt nämlich d’Orbigny diese seine Fi- gur *). Ich besilze noch aus dem Miltelmeere eine andere männliche Sepiola, welche zu derselben Gruppe wie Ronde- lelii gehörl, indem sie nur zwei Reihen Saugnäpfe an jedem Arme hal; ihr zweiler und vierter Arm tragen auch grosse und kugelförmige Näpfe, und ihr linker Rückenarm ist ganz analog mit dem der vorigen umgebildet, aber sie unterschei- *) Ueber Sepiola atlantica heisst es bei d’Orbigny p.237 in seiner Fortsetzung des grosen F&russac’schen Cephalopodenwerkes (L’histoire naturelle et particulire des Mollusques) : „Cette espece, de m&me que la Sepiola Rondeletii, est assez sujette ä une maladie qui consiste en un durcissement et une croissance beaucoup plus grande des cupules des bras sessiles, qui deviennent quatre fois aussi gros que les autres, sans que leur cercle eorn& suive la m&me pro- portion. Cette affection allonge les bras, les fait gonfler, ou les rend souvent diflormes“, — Auch von Sepiola Rondeletii heisst es in der Erklärung der Abbildungen p.233 gerade bei den Figuren (5 und 6), welche ich oben als unverkennbar meiner Figur gleichend angeführt habe: „Fig. 5, Individu malade; ses cupules devenues plus grosses et plus dures. Fig. 6, Portion de bras alfectö de la maladie indiquee“, 228 Steenstrup: det sich von ihr darin, dass die Saugnäpfe am unteren Theile dieses Armes verhällnissmässig grösser sind, und schroffer an Grösse nach dem Ende des Armes abnehmen; sie sind dabei etwas mehr gestielt, und die Grundiheile dieser Stiele sind nicht so slark verwachsen. Ebenso ist die eigenthümliche Greifparlie an der Wurzel weniger entwickelt. Bei der mit Sepiola so nahe verwandten Gallung Ros- sia war es zu vermulhen, dass das Verhalten des Armes dasselbe sein müsse. Ich finde auch, dass dies der Fall ist, was das Paar der umgebildelen Arme betrifft; aber die Um- bildung selbst ist merklich verschieden. Leider besitze ich kein Männchen ven den eigentlich europäischen Arten, aber dagegen habe ich 5 männliche Individuen der Galtung Rossia von den Grönländischen Küsten untersucht; diese fünf Indi- viduen gehören bestimmt zwei verschiedenen Arlen an, aber alle stimmen darin mit einander überein, und weichen von den weiblichen Individuen ab, welche ich habe untersuchen können, sowohl von grönländischen wie europäischen Arten, dass die drei unieren Armpaare, das zweite, dritle und vierte Paar, bedeutend grössere Saugnäpfe tragen als das erste Paar, oder die Rückenarme, während dies Paar bei den Weibchen nicht merklich kleinere Näpfe trägt als die übrigen, und ferner darin, dass dasselbe erste Paar, der linke und rechte Arm, die äussere Reihe dieser Saug- näpfe, in fast zwei Dritteln der Armlänge, auf hohen Stielen stehend hat, deren Wurzellheile ungemein stark entwickelt und zusammengedrückt und im schlaffen Zustande fast blatt- förmig sind; zwischen diesen eigenlhümlichen Stlielen sieht man Haulfalten sich einschieben, und andere ähnliche Haut- falten von der Wurzel des Stieles ausgehen, Taf. XI. Fig. 1. Diese sonderbaren Haulfalten zeigen sich bei näherer Be- trachlung nur als üppigere Enlwickelungen der Hautwülste, die bei den Rossien napfförmig den Grund oder den Stiel der einzelnen Saugnäpfe umgeben, wie es sich zum Theil auch bei Sepiola findet — Haulbildungen, denen man bisher nicht hinreichende Aufinerksamkeit geschenkt hat, die aber viel- leicht denen entsprechen , welche d’Orbigny nach Tile- sius bei Sepiola japonica Til. beschrieben hat. Eiwa 11 Saugnäpfe sind so an der äusseren Seile des rechten und Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 229 linken Armes stark emporgehoben, während die übrigen Saugnäpfe auf niedrigeren aber mit den anderen wesentlich übereinstimmenden Stielen gelragen werden. Da die soge- nannte „Deckhaut“ der Saugnäpfe, die ich im Vorigen die Seitenborde des Armes genannt habe, an der äussern Seite des Armes sehr stark und breit vor diesen 11 Saugnäpfen ist, und die erwähnten Haulfalten sich auf sie fortsetzen, so entsteht einige Aehnlichkeit zwischen dieser Entwickelung und dem was wir bei Sepia antrafen, gleichwie wir auch hier die Umbildung in dem unteren Theile des Armes oder doch vornehmlich in ihm haben. Endlich muss noch be- merkt werden, dass beide Arme des Rückenpaares bei allen fünf Individuen so schief nach innen gedrehet sind, dass dadurch offenbar ein Zusammenwirken zwischen den äusse- ren Seiten dieser beiden Arme erleichtert wird. Diese bei- den Arten gehören wohl zu den grössten Arten der Gattung, da sie gleichgross mit R. palpebrosa Owen sind, mit der die eine nach meiner Meinung zusammenfallen muss *), aber es #) Die beiden Arten unterscheiden sich leicht dadurch von ein- ander, dass die eine äusserst kleine Saugnäpfe an den Keulen der Tentakeln hat, so wie diese nach Owens Beschreibung und Abbil- dung bei Rossia palpebrosa @ sein sollen, während sowohl Männchen wie Weibchen der anderen Art sehr grosse Näpfe an den Keulen ha- ben; die mittelste Reihe derselben übertrifft an Grösse bedeutend die grossen kugelförmigen Näpfe an den Armen, durch welche Eigen- thümlichkeit diese Art auch beträchtlich von allen beschriebenen Arten abweicht. Dieser ausgezeichneten Form habe ich den Namen Rossia Mölleri Stp. beigelegt nach unserem verstorbenen Landsmann, dem um die Grönländische Molluskenfauna verdienten Inspector H. C. Möller. Nach dem Männchen von dieser Rossia Mölleri sind die beiden Rückenarme Tab. XI. Fig. 1. gezeichnet. Auf Anlass dieser und mehrerer anderer Vermehrungen der grönländischen Fauna, die in dieser Abhandlung berührt werden, ergreife ich die Gelegenheit ‚in Erinnerung zu bringen, dass sowohl die Originalsammlung, welche dem verstorbenen Möller als Grund- lage für seinen Index Molluscorum Groenlandiae gedient hatte, wie auch seine späteren Sammlungen zu eiuer vollständigeren Bearbeitung davon, von des Verstorbenen Vater, Herrn Regimentschirurg Möller dem zoologischen Museum der Universität geschenkt sind, und dass vorzüglich mit Hülfe des erwähnten Materials von Hrn, 0, Mörch 230 Steenstrup: ist kaum ein hinlänglicher Grund anzunehmen, dass nicht die kleineren Arten hiermit übereinstiimmende Verhältnisse zeigen sollten *). Die Gattung Ommatostrephes d’Orb.,, gebildet aus den Arten der älteren Gattung Loligo, deren Augen von dem deckenden Hautüberzug entblösst sind und deren Bau in ‚man- cher anderer Beziehung von den Loligoarten im engeren Sinne abweicht; die Gallung Onychoteuthis Lichtst.. mit ihrer Untergattung Gonatus Gray und. die Gallung Loli- gopsis, so wie sie von Ferussac aufgefasst wurde und von ihm und später von d’Orbigny einen eigenen Begriff erhielt, der nicht in Verbindung mit den Cephalopoden zu stehen scheint, auf welchen Lamarck ursprünglich sein Ge- schlecht Loligopsis gründete, haben mir nicht dergleichen Ab- weichungen in dem Baue eines einzelnen Armpaares bei den eine vermehrte und vollständigere Ausgabe von Möller’s Index mit Originalfiguren vorbereitet wird. *) Dies bemerke ich mit Rücksicht auf ein in Verany’s Werk über die mittelmeerischen Cephalopoden beiläufig berührtes Verhalten bei der eigenthümlichen Rossia dispar Rüpp- Bei dieser kleinen Art, die zuerst durch ihre ganz unverhältnissmässig grossen Saugnäpfe an den obersten Seitenarmen (s. Verany l.c. Tab. 23 d, f, g, h) bekannt geworden war — wofür auch Gray eine eigene Gattung unter dem Namen Heteroteuthis bildete — sollen nämlich zufolge eines Briefes an den Verfasser von Dr. Krohn alle die mit jenen grossen Saug- näpfen versehenen Individuen sich als Weibchen ausgewiesen haben, während eine in den anderen Beziehungen mit dieser übereinstim- mende Form, der diese grossen Naugnäpfe fehlen und der der Name Rossia affınis zugedacht war, nur Männchen dargeboten haben soll. Unter Voraussetzung der Richtigkeit (?) dieser Beobachtung, bleibt es eine Frage, ob nicht jene Männchen doch das Rückenpaar erstens mit kleineren Saugnäpfen als die übrigen drei Armpaare, und zwei- tens analog mit den Armen bei den obenerwähnten drei Arten zei- gen. Es verdient eine nähere Untersuchung, ob nicht die beiden von der Irischen Küste von Ball beschriebenen Rossien, R. Oweniü und R. Jacobi, welche letztere von Forbes und Hanley zu R. macro- soma gerechnet wird, sich wie Männchen und Weibchen derselben Art zu einander verhalten ; wenigstens stimmt jene im Verhalten der Näpfe mit meinen Männchen, diese mit meinen Weibchen überein. — Vergl. die Figuren dieser beiden Arten bei Forbes und Hanley Pl. NNN und SSS. Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 231 männlichen Individuen dargeboten. Es fehlt jedoch deshalb nicht an bedeutenden äusseren Verschiedenheiten zwischen Männchen und Weibchen, so wie es bereits aus Verany’s Beschreibung und Abbildung der beiden Geschlechter von Omm. sagittatus Lam. hervorgeht, und wie ich es nach Un- tersuchung der beiden Geschlechter aus dem Mittelmeere be- stäligen kann. Es sind inzwischen nicht allein der im Ver- hältnisse viel kürzere Körper und die viel längeren und stär- keren Arme, welche hier das Männchen vor dem Weibchen auszeichnen, sondern es ist auch der bestimmte auffallende Unterschied, welchen Verany übersehen hat, dass beide Seilenarme bei dem Männchen mehrmals grössere Saugnäpfe tragen als die Bauch- und Rückenarme, während sie bei den Weibchen nicht sonderlich diese Grösse übertreffen. Es sind daher keinesweges äussere Geschlechtsunterschiede , deren Vorhandensein ich in diesen Formen in Zweifel ziehen möchte, aber wohl eine weniger symmetrische Ausbildung eines der Armpaare in Bezug auf die Fortpflanzung. Doch muss ich in dieser Hinsicht ausdrücklich bemerken, dass wenn ich auch Gelegenheit gehabt habe, eine grössere Anzahl von Ar- ten zu sehen, und namentlich von den sogenannten „Lol- gopsiden“, welche ich als Gruppe lieber Hyaloteuthier oder Medusoteuthier nennen würde, nicht weniger als 6 *), von *) Da diese Gruppe im Systeme noch so wenig Arten zählt, und da diese Tintenfische im Ganzen zu den sehr seltenen in den Museen gehören, so wird es kaum überflüssig sein in der Kürze diese Anzalıl zur Sprache zu bringen. Die angeführten sechs Arten sind alle atlantisch; zwei von ihnen sind sehr kleine Arten der Gattung Chiroteuthis d’Orb. mit vieler Uebereinstimmung mit dem in Verany’s Werk beschriebenen und Tab, 26 abgebildeten Lol. zygaena Ver. und Lol, vermicularis Rüpp.; zwei andere sind gleichfalls kleine, aber zur Gattung Leachia Les. gehörende Arten, unter welchen die von Prosch in den Schriften dieser Gesellschaft beschriebene „Cranchia (Owenia) megalops Pr.* , und eine andere merkwürdige Art, der ich den Namen L. Reinhardtii gegeben habe, und welche sich von allen bisher beschriebenen Arten durch ihre stärkere Ausrüstung mit Knor- pelleisten am Mantel unterscheidet; ausser einer gezähnten Knorpel- leiste an der Mittellinie des Rückens herab hat sie an jeder Seite des Leibes zwei andere gezähnte Knorpelleisten oder Knorpelrippen, die unter einem spitzen Winkel gerade an den Punkten mit einander 932 Steenstrup: der Onychoteuthis-Gruppe 2, von der Gatlung Ommatostre- phes 5 Arten, so habe ich doch nur von sehr wenigen Arten nämlich einer von jeder der letztgenannten Galtungen, eine grössere Anzahl Individuen von jedem Geschlecht zur Unter- suchung gehabt, und es ist so nicht unmöglich, dass ein in der Hinsicht glücklicher gestellter, und namentlich ein am Mittelmeere wohnhafter Forscher nachweisen könnte, was ich nicht habe finden können; jedoch wird die Umbildung in diesem Falle gewiss auf einen äusserst kleinen Theil des Armes beschränkt sein *). Von den auffallenden Formen, welche, wie wir gesehen haben, ein bestimmter Arm bei den meisten männlichen Ce- phalopoden der Decapoden-Ordnung annimmt, indem ein sol- cher besonders für einen eigenen Zweck ausgebildet wird, wenden wir nun unseren Blick auf die Oclopoden. Haben zusammen stossen, an welchen der Mantel jederseits mit dem Trich- ter vereinigt ist; das Verhältniss der Arme ist 3,2,4,1, und sie tra- gen nur zwei Reihen von Saugnäpfen; die Tentakeln haben, vier Rei- hen von Saugnäpfen am äusseren Drittel, sich zerstreut auf das mit- telste Drittel fortsetzend; die Flossen sind endständig, klein und rund- lich. Von derselben Gattung habe ich endlich eine grosse und sehr ansehnliche Art von Nordgrönland, Leachia hyperborea Stp. von L. pavo Les., mit der sie mir am nächsten verwandt zu sein scheint, durch die Länge der Flossen, die schr schmal sind, den Seiten des Leibes in halber Länge folgen, und zusammen eine lange lancetför- mige Figur bilden; durch das gegenseitige Längenverhältniss der Arme, welches 3, 2,1, 4 ist; durch, die bedeutende Grösse der Saug- näpfe und die Kürze der Tentakeln, die nur doppelt so lang wie die eigentlichen Arme sind, unterschieden. Diese neuen Arten sind be- stimmt, mit mehreren anderen atlantischen Tintenfischen, den Gegen- stand einer späteren Abhandlung zu bilden. Die sechste Art ist eine unvollständige Histioteuthis d’Orb. *) Bei meinen beiden männlichen Ommatostrephes Lam. zeigt zwar der eine Baucharm eine eigene Form an der Spitze, die auf eine solche Umbildung hindeuten könnte ; aber da esan dem einen Individuum der linke, an dem anderen der rechte Arm ist, und da beide Indivi- duen im Leben an diesen Stellen etwas beschädigt gewesen zu sein scheinen, so habe ich es nicht als normal rechnen dürfen, um so mehr, da ich bei männlichen Ommatostrephes ‚anderer Arten nichts Entsprechendes finden konnte. Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 233 wir nämlich nicht die Anschauung zurückdrängen können, dass diese auffallende Ausbildung sehr nahe der Hectocotylenbil- dung bei den Gallungen Argonauta und Tremoctopus unter diesen entspricht, so ist es natürlich, dass wir suchen bei den anderen Galtungen der oclopodenarligen Cephalopoden eine Spur von der Bildung aufzufinden, um so durch nähere Uebergänge dieser Anschauung grössere Wahrscheinlichkeit zu geben. Wenn wir das Geschlecht der Arten innerhalb der Gat- tung Octopus selbst untersuchen, und damit den äusseren Bau desselben vergleichen, finden wir, dass der Arm, welcher bei den genannten beiden Gattungen „hectocotylisirt“ ist, be- kanntlich der dritte Arm an der rechten (Tremoctopus) oder linken (Argonaula) Seite des Thieres, gerade auch bei der Gallung Octopus anders gebildet ist, als die übrigen Arme, und namentlich ist es hier stets der Arm an der rechten Seite, welcher umgebildet worden ist. Dieser Arm ist näm- lich immer kürzer als der linke, sogar in einem bedeuten- den Grade, indem er bei den verschiedenen Arten nur drei Viertel bis die Hälfte der Länge desselben darbietet, und da er überdiess nicht bloss oft dieselbe Dicke behält, sondern sogar in seiner äusseren Hälfte muskelreicher ist, hat er auch oft ein kräfligeres Aussehen. Er trägl weit weniger Saug- näpfe als der linke, und ist aussen an der Spitze mit einer eigenthümlichen, meist länglichen Platte ausgerüstet, die bei den meisten Arten an der einen Seile mit einer grösseren oder kleineren Anzahl von Querrunzeln oder Rippen mit zwischenliegenden Gruben versehen ist. Diese Platte ist fer- ner mit der Schwimmhaut an der Wurzel des Armes durch Hülfe einer muskulösen Hautborde in Verbindung gesetzt, welche längs dem Rückenrande des Armes herabläuft, und diese Borde findet sich sehr oft mit ihrem freien Rande gegen die innere Seite des Armes aufgerollt, wodurch ein mehr oder minder geschlossener Kanal gebildet wird, welcher un- zweifelhaft dazu bestimmt ist, die Spermaltophoren zu der Endplalte des Armes hinzuleiten. Da dieser Kanal oder Halb- kanal inwendig ohne Chromatophoren ‘und bei den meisten Arlen ganz weiss ist, so schliesse ich daraus, dass beim le- benden Thiere dieser Hautrand in der Regel gegen die Seile 234 Steenstrup: des Armes gebogen sein wird, so wie es die meisten Spi- ritus-Exemplare zeigten. Dies ist wenigstens der Fall bei Octopus groenlandieus Dewhurst (— O0. arclicus Prosch), von welchem ich bei fünf Männchen am rechten Arme des dritten Paares nur 41-43 Saugnäpfe finde (während ich an dem entsprechenden linken Arme 74—79 finde) und eine mit 13—17 Querrippen verse- hene löffelförmige Greifplatte an seiner Spitze, nebst einem Hautrande, der sich von dieser bis gegen die Mitte der Bin- dehaut zwischen dem drilten und vierten Arme erstreckt, wo der Halbkanal oder Falz, welchen dieser Haufrand bildet, ebenfalls plötzlich aufhört. Figur 2 auf Tafel XI, die in na- türlicher Grösse ausgeführt ist, sucht dieses Verhalten an- schaulich zu machen. a ist die Greifplatte, wie ich sie ge- nannt habe, durch eine hohe winkelförmige Haulfalte (d) von dem saugnapfiragenden Theile des Armes geschieden; bb der Hautrand oder die Haulborde; ce die Stelle wo sie be- ginnt oder endigt am Rande der Bindehaul *). Eine Samen- büchse oder Spermatophore ragte an dem einen Exemplare aus dem Trichter hervor, und war vermulhlich auf dem Wege zu jenem Hautrande hin, zu welchem sie wahrscheinlich da- durch gebracht wird, dass sich das obere Ende des Trich- ters einfach gegen den Anfang des Hauifalzes hinlegt. Bei einem männlichen Exemplare von Octopus macro- pus Risso oder O. Cuvieri d’Orb., gesammelt von Professor Eschricht bei Celte und nun dem zoologischen Universi- tätsmuseum überlassen, finde ich das Verhalten in soweit mit ©. groenlandicus übereinstimmend, als auch hier der rechte Arm des dritten Paares weit kürzer als der linke desselben Paares ist, jener nämlich nicht volle 10 Zoll, dieser gegen 20 Zoll, und sich dabei an der Spitze zu einer 13mm. lan- gen aber schmalen muskulösen Platte erweitert, die keine Saugnäpfe hat und durch eine erhöhte Falte von dem saug- napftragenden Theile des Armes abgegrenzt ist. Obgleich *) Die Saugnäpfe an allen acht Armen haben etwa dieselbe Grösse; dass sie in der Abbildung an dem ersten Paare grösser er- scheinen, rührt von der Richtung her, worin sie der Zeichner gese- hen hat, Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 235 das Exemplar etwas schlaff war, so erkannte man doch eine Neigung am Rande der Endplalte sich wie ein Greifapparat zusammen zu biegen, aber Quererhöhungen waren nicht zu sehen, vielleicht nur wegen des erwähnten Conservalionszu- standes. Unterhalb dieser Greifplalte war der Arm regel- mässig gebaut, abgerechnet seine stärkere Muskulatur und Dicke nebst der muskulösen Hautborde an der Seite des Ar- mes herab. Eine andere Octopus-Art, die auch aus dem Mittelmeere stammen soll, aber welche ich auf keine Weise als einen kleineren O. vulgaris deuten kann, zeigt wesentlich dasselbe; der betreffende Arm ist in natürlicher Grösse Taf. Xl. Fig.3 abgebildet, mit entfalteter Haulborde, Die Anzahl der Quer- ribben in der Greifplatte ist 17. Noch habe ich ausser mehreren Octopus-Arten, deren Bestimmung mir aus Mangel an hinlänglichem Vergleichungs- materiale unmöglich gewesen ist, mehrere männliche Indivi- duen von O. rugosus Bosc von den Antillen untersucht, fer- ner eine grosse Anzahl männlicher Individuen von Octopus vulgaris Lam. aus dem Miltelmeere, und einen männlichen Octopoden von der Chilesischen Küste, der durch die be- trächtliche Grösse einiger einzelnen Saugnapfpaare an den Seitenarmen der von diesen Küsten bekannte ©. Fontanianus d’Orb. zu sein scheint. Bei ihnen allen habe ich gefunden, dass dieser rechte Arm längs seiner inneren oder unteren Seite eine muskulöse Hauffalte halte, bestimmt um für die Leitung von Spermalophoren einen Halbkanal oder Kanal zu bilden, und am Ende mit einer kleinen napflörmigen Erwei- lerung versehen war, welche jedoch so unbedeutend war, dass sie leicht der Aufmerksamkeit entgehen konnte, wäh- rend der Arm selbst durch die erwähnte zusammengerollte Hautfalte und durch seine Verkürzung sich dem entgegenge- selzten Arme gegenüber hinlänglich kenntlich machte, wenn er auch nicht, wie bei den vorigen Formen, zugleich dicker ist, sondern in seiner äusseren Hälfte schlanker und zuge- spilzter erscheint als die übrigen Arme, Ich muss daher annehmen, dass bei allen Octopus- Arten ohne Ausnahme dieser dritie Arm an der rechten Seite zur Vebertragung der Spermatophoren bestimmt ist, 236 Steenstrup: Besonders muss ich in Betreff von Octopus vulgaris Lam. hinzufügen, dass fünf von mir untersuchte männliche und ungemein grosse Individuen alle an ihren Seitenarmen den 14ten, I5ten oder 16ten Saugnapf von einer ganz unverhält- nissmässigen Grösse haben, und dass das oberste Paar die- ser Seitenarme ausserdem in der Regel Nachbarnäpfe für diesen grossen Saugnapf von fast ebenso ansehnlicher Grösse hatten, wogegen nur bei einem einzigen dieser Exemplare die Tendenz war, zwei solcher Näpfe an dem untersten Sei- tenpaare oder dem sogenannten dritten Armpaare zu ent- wickeln. Dabei war der dritte rechte Arm etwa einen Fuss kürzer als der dritte linke, aber auch deutlich dünner in seiner äusseren Hälfte, halle am Ende die zugespilzte Endfläche; die an der einwärls gewendelen Fläche stark weisse Hautfalte giebt das Ansehen, als wenn die Seile des Armes durch einen Längsspalt in zwei Theile gespalten wäre *). Bei keinem *) Das Verhalten, welches ich hier angedeutet habe, die zuge- spitzte Form des Armes, die starke Hautfalte längs dem Rückentheile des Armes, die inwendige stark weisse Farbe dieser Hautfalte und ihre Aufrollung gegen die Seite des Armes, wovon sie nur durch eine tiefe Ritze oder Furche getrennt scheint, und zwar von der Spitze an, endlich die hier erwähnten grossen Saugnäpfe an den beiden Seitenarmpaaren, und sogar auch an dem Arme, der im Dienste der Fortpflanzung steht, macht uns drei Stellen bei Aristoteles verständ- lich, welche Philologen und Zoologen bisher nicht recht haben ver- stehen können. Diese Stellen zeigen uns, dass Aristoteles bei dem gewöhnlichen Octopus des Mittelmeeres, seinem Polypus, sowohl die- ses eigenthümliche Formverhältniss an dem einen Arme gekannt, als gewusst hat, dass er in Beziehung zur Fortpflanzung stände, wenn er sich auch bestimmt dagegen äusserte, dass der Same durch den Arm geleitet würde. An der einen Stelle sagt Aristoteles ganz kurz über seinen Polypus: ıaypeosı dE 6 @o6nv ıns Unlelas ıo ze ınv zegaknv £yeıv nooumxeoregav, xai 10 zakouuevor Uno ıWv dlıuwv aldoioy Ev 15 nAtzrevn Aeuxdv (lib. V. c.10, 1. edit. Schneideri p. 196), welches übersetzt werden muss: dilfert mas a femina eo, quod habet caput (i. e. abdomen) oblongius et genitale, quod a piscatoribus vocatur, in brachio album. Dieser Ausdruck bezieht sich erstens auf den an einer anderen Stelle in demselben Buche (nämlich V. 6,1. p. 188) ge- brauchten, worin es auslührlicher heisst: gaot de rıweg zwi 1177 @d- Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 237 Weibchen, ungeachtet auch hier die Seilenarme unverkenn- bar die grösseren waren, fand ich solche grosse Saugnäpfe. beva Eysıy aldoıwdes ı Ev wid twy niezıayuv, &v j dvo ai utyıorar zoruAndüvss elolv- £ivar de 10 1010010» Wong veugwdes ueygı eis ueonv ıny nAexzıayny ng00nEyUx0s, üney TE (tlonıyodvaı) es 107 Auzınoa ıjc Inhelas. i. e. aiunt nonnulli, marem in uno brachiorum, in quo sunt duo maxima acetäbula, quoddam genitali simile habere, idem esse quasi nervosum, usque ad medium brachium adnatum, et tolum in narem (fistulam) feminae inseri. Ferner bezieht er sich auf die, wie man gewiss nun finden wird, genauere Beschreibung des Armes in dem vierten Buche: O utv oV» noAunous zei wg no0i zai ws 42001 yoyımı reis nhezıayaıs noooayeıaı dE ıwis dvoi eis Untg zov Orduaros, ı7 d' Loyaın ıwy nAezıarwv, 7 Eotıy Ofurarnıe zei uirn nagdhevzos avıdv zui £E &zgov dixgia (forı de adın Eni ıy Gayeı“ zehtitaı JE Oayıs 10 Aeiov, ou ne6ow ae xoruAndüves &loL‘) zavım dt 17 nkerravn yore &v qais oyeicıs. (Lib. IV. I, 6. p. 131) i. e. polypus vero brachiis et ut pedibus et ut manibus utitur, nam duo- bus, quae supra os habet, admovet ori cibum, extremo autem bra- chiorum, quod est aculissimum et solum eorum ex parte candidum et eui ab apice fissura (est autem haec in spina, spina vero vocalur pars laevis brachii, e cuius latere anteriore acetabula sunt) — hoc brachio in coitu utitur. Dass Aristoteles mit den angeführten Worten eine solche Bildung gemeint hat, wie ich sie oben bei Octopus, und namentlich bei 0, vulgaris beschrieben habe, bedarf kaum einer näheren Ausein- andersetzung; nur Unbekanntschaft mit derselben hat die Naturfor- scher auf den Irrweg geleitet, wenn sie vermuthet haben, dass Ari- stoteles einige Kenntniss von dem in den letzten Jahren bei Ar- gonauta und Tremoctopus gefundenen seltsamen Verhalten gehabt ha- ben sollte (vergl. v. Siebold, Zeitschrift für wissensch. Zoologie 1853. S.122—124; Roulin Ann. des scienc. nat. 1852. T. XVII. 8.191; Owen lectures on comparat. anatomy 1855. S. 634). — Des Aristoteles Quellen sind offenbar die Fischer des Mittel- meers; diese kennen vielleicht noch sehr gut die Fortpflanzungs- weise der Octopoden, obschon es allerdings ziemlich auffallend ist, dass die Naturforscher , welche namentlich in den letzteren Jahren sich so viel mit den Tintenfischen des Mittelmeeres beschäftigt haben, nichts davon erfahren haben. Plinius scheint mir nur die Ueberlieferungen von dem berühmten griechischen Philosophen und Naturforscher zu kennen; er nennt bekanntlich die Arme der Cephalopoden: pediculi, eirri, crines, brachia und hat über ihre Anwendung im Dienste der Fortpllanzung bei Polypus oder Octopus folgende Stelle: „omnes bra- 238 Steenstrup: Diese Ausrüstung der Männchen von Octopus vulgaris mit einzelnstehenden auffallend grossen Näpfen an gewissen Armen, bewegt mich die Gattung Oclopus nicht zu verlassen ohne noch darauf aufmerksam zu machen, dass der oben er- wähnte 0. Fontanianus d’Orb., der nach d’Orbigny die einzige bisher an den chilesischen Küsten beobachtete Art sein soll, und sich von den übrigen Octopus - Arten haupt- sächlich durch den Charakter auszeichnen soll, den ich bei unserer gewöhnlichsten Art allen männlichen Individuen, und zwar in einem ausgezeichnelen Grade zukommend ,' gefuu- den habe, wahrscheinlich nur nach Männchen aufgestellt, und vielleicht noch eine Collecliv-Art ist, die aus Männchen von chiis, ut pedibus ac manibus, utuntur; cauda vero, quae est bisulca et acuta, in coitu“ (Liber IX. 46) und ‚„polypi (eo@unt) cerine uno fe- minae naribus annexo“ (Lib.X. 74). Rondelet, für welchen, wie für den gleichzeitigen Gesner, Aristoteles eine Hauptquelle ist, für den auch die Erklärung des grie- chischen Textes eine wichtige Sache ist, äussert sich über jene oben erwähnten Aussagen des Aristoteles folgendermassen: sed haee som- nia esse analome certo demonstrat. Mihi saepius polypos dissecanti nunquam visa sunt acetabula ista maiora in uno brachio quam in alio, praeterquam in primo et maximo polyporum genere, in quo non duo in uno brachio sed qualuor in qualuor brachüs acetabula prae ceteris omnibus marima comperias,, in aliis generibus minime. Quod si se- men hac emitteretur, necesse foret, meatum aliqguem ab internis par- tibus hue deductum, foeminam quoque eodem meatu semen excipere ovaque edere, quae fieri non posse, fatebuntur omnes, qui polypos viderunt, et ovorum in inferiori alvi loco situs necessario convincit, alio quam brachii acetabulo ova edi (De piscibus, Lugduni 1554. lib. XVII. p.511—512). Die vier grossen Saugnäpfe an den Seitenarmen des Männchens hat also Rondelet richtig bemerkt, aber man kann nicht recht sehen, ob er sie als einen Geschlechtscharakter angese- hen hat; er ist jedoch in dieser Hinsicht vor den neueren Forschern etwas voraus, welche sowohl diese wie auch den brachius copulator übersehen haben, Bei d’Orbigny finde ich nichts über diese Or- gane beobachtet; Verany hat die Grösse der Saugnäpfe für etwas Zufälliges angesehen, indem er wohl richtig anführt, dass „die Saug- näpfe unmerklich bis zum fünfzehnten zunehmen, der gewöhnlich der grösste ist“, aber später hinzufügt: „et souventtres disproportionnee avec celles,; qui la touchent, surtout sur les bras de la troisieme paire“. l. c, p. 17. Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 239 mehreren verschiedenen Arten bestehl. Zwei männliche Octopoden, welche ich von den Küsten Chile’s besitze, bieten wenigstens neben dem gemeinschaftllichen Charakter, jene grossen Saugnäpfe an einer beslimmten Stelle der Arme, so grosse Verschiedenheiten dar , dass sie schwerlich als einer nalürlichen Art angehörig gedacht werden können; das eine, ein sehr grosses Exemplar von der Grösse eines gewöhnli- chen ©. vulgaris, hat 90 Paar Saugnäpfe an dem dritten rechten Arme, das andere, welches viel kleiner ist, durch Prof. Kroyer von Valparaiso mitgebracht, hat nur 40 Paar Näpfe an demselben Arme; das grosse hat eine nur wenig entwickelte Endplatte, wogegen der hectocolylisirte Arm des kleineren Exemplares eine langgestreckte, lanzetlförmige End- platte mit schwachen Querrunzeln trägt, deren Winkel der früher erwähnten Haulfalte in eine papillenförmige Spilze (Fig. 4) ausgezogen ist; ferner hat das kleine Männchen jene einzelnstehenden unverhältnissmässig grossen Saugnäpfe so- wohl an den Rücken - und Baucharmen wie an den Seitenarmen; und diese letzten Arme sind nicht dicker als das oberste und unterste Paar, während das grosse Männchen nur jene Saug- näpfe an den Seitenarmen hat, welche ein merkliches Ueber- gewicht über die anderen Arme haben. Da ich nun zugleich einen weiblichen Cephalopoden besitze, der sich an den klei- neren anschliesst, aber jene Saugnäpfe entbehrt, glaube ich berechtigt zu sein, meinen obenerwähnten Verdacht gegen 0. Fontanianus auszusprechen, muss mir aber eine endliche Entscheidung durch ein reichlicheres Material vorbehalten. Bis dahin muss ich den Nalurforschern raihen nur behutsam die ganze Gruppe der Octopoden aufzufassen, welche Gray hat durch einen Charakter zusammenfassen wollen, der min- destens theilweise mit dem bisher gegebenen wesenllichsten Arimerkmale für O. Fonlanianus zusammenfällt; die Männ- chen von Octopus vulgaris würden nach dem Vorhergehen- den in diese seine dritte Gruppe kommen, wälrend die Weib- chen in seiner ersten verbleiben würden *). %) Gray: Catalogue of the mollusca of the British Museum pt. I. London 1849. p.14. Von dem gleichfalls in Gray’s dritter Gruppe stehenden O. oculatus d’Orb. kann ich wenigstens bezeugen, 240 Steenstrup: Ein männliches Individuum der Galtung Heledone Leach, welches aus dem Miltelmeere stammt und, da es einen Cirrus. über dem Auge hat, am ehesten die gewöhnliche A. moschata Leach sein würde, zeigt, dass diese nahestehende Gallung eine ähnliche Armbildung hat, welche Tab. XI. Fig.5 genauer darstellt. Der dritte rechte Arın ist, wie bei den Arten der Gallung Octopus, kürzer und etwas slärker als der linke; er trägi nur 64 Saugnäpfe, während der entgegenge- selzte 93 hat, also fast ein Drittel weniger. Eine starke Hautborde beginnt mitten auf dem Rande der zwischen dem vierten und drillen Arme ausgespannlen Haut, und verläuft von da längs dem. Arme bis zur Spitze, wo sich ein von Saugnäpfen entbösster eigenthümlich entwickelter Endtheil findet, welcher offenbar der löffelförmigen Platte der Octopo- den entspricht, aber welcher der Länge nach mit mehreren er- höhten Längsfalten versehen ist. Das abgebildete Individuum verdient noch deshalb Beachlung , dass die sieben anderen Arme am äusssersien Theile nicht mit Saugnäpfen besetzt sind, sondern mit zwei Reihen Haulblältern, eine Eigenthüm- lichkeit, welche ich von keiner Heledone angegeben sehe, und welche mich ‘daher eine Zeitlang in Zweifel setzte, ob ich nicht vielleicht eine neue und unbeschriebene Heledone vor mir hälte. _ Da jedoch zwei später untersuchte männliche Exemplare *), von denen. wenigstens das eine bestimmt aus dem Mittelmeere war, gleichfalls dieSaugnäpfe an der Spitze der Arıne entbehrte und an deren Stelle ähnliche Blätter trug, während ich nicht die geringste Spur von solchen bei den vielen weiblichen Heledonen aus dem Mittelmeere habe fin- den können, so nehme ich an, dass diese eigenlhümliche Entwickelung der Armspitzen allein den Männchen zukommt, und daher ein Geschlechtskennzeichen ist (s. Fig. 5’). In dieser Anschauung werde ich nun um so mehr be- stärkt, als ich bei einer grossen männlichen Heledone von Bergen, die gewiss H. cirrosa Lam. ist, ganz entsprechende dass nur die Männchen den sehr grossen Saugnapf an den Seitenar- men haben, *) Bei diesen Individuen hatte der dritte rechte Arm resp, 62 und 65 Saugnäpfe entwickelt, Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 24l Hautbildungen an den äussersten Enden der Arme finde, wäh- rend mehrere Weibchen, theils von derselben Localität, Iheils von anderen Stellen der Norwegischen Küste und von Faerö, keine Spur davon zeigen. Indessen weichen diese Haullap- pen bei der letztgenannten Art von denen bei H. moschala darin ab, dass sie weniger blatt- oder plaltenförmig, mehr verlängert und dünn, fast wie Cirren oder Fäden sind. Fig. 6 stellt einen kleinen Theil davon von einem der Arme dar, aber allerdings von einem Exemplare, welches in einem ziem- lich schlaffen Zustande war. Gegenüber der grossen Unsicherheit, welche im Erken- nen der Arten innerhalb dieser Gattung herrscht, wegen des Mangels an äusseren beslimmten Kennzeichen *), dürf- ten diese Beobachtungen über die verschiedene Entwickelung der Armspitzen bei den beiden Geschlechtern und bei ver- schiedenen Arten auf den richtigen Weg leiten, wenn sie auf alle beschriebenen Arten ausgedehnt werden. Durch Hinweisung auf diese besondere Form und Um- bildung gerade desselben Armes bei den Octopus - und He- ledone- Männchen , welcher bei den männlichen Individuen der Galtungen Argonauta und Tremoctopus sich zu einem sich ablösenden und abfallenden Ueberträger des Samens aus- bildet, und durch die unverkennbare Uebereinstimmung, die wieder zwischen der Ausbildung des Octopus- und Heledone- Armes mit dem Verhalten, welches ich oben bei den männ- lichen Decapoden **) beschrieben habe, stattfindet, sehe ich es nicht länger als zweifelhaft an, dass alle diese Entwicke- lungen in eine Klasse gehören, und alle wesentlich denselben *) Ein Mangel, der so gross ist, dass die Arten, welche man für weit von einander entfernt gehalten hat, sich wesentlich darin unterscheiden sollen, dass die einen einen Cirrus über dem Auge ha- ben sollen, die anderen nicht (welcher Cirrus jedoch mehr oder we- niger deutlich immer vorhanden zu sein scheint), während die mehr nahestehenden Arten sogar nach Spiritus-Exemplaren nicht zu unter- scheiden sein sollen; Vergl. Verany, Mollusques mediterrandens p- 15: „car, je l’ai dejä dit, apr&s la mort les deux esp&ces sont, si je peux m’exprimer ainsi, ind&chiffrables.“ #*) Bei einem meiner Rossiamännchen fand ich zwei schlaffe Samenbüchsenhülsen zwischen den Hautfalten des Armes. Archiv [, Naturgesch. XXI. Jahrg, 1. Bd. 16 242 Steenstrupi Zweck haben, nämlich die Spermatophoren oder die in die- sen eigenlhümlichen Samenbüchsen enthaltene Samenmasse auf das Weibchen oder vielleicht auf die Eier zu übertragen. Ich bezweifle auch nicht, dass, wolern diese Vorausselzung richlig ist, die eigenthümlichen Uebergänge, welche jede Gattung darbietet, ihre bestimmte Bedeutung haben und man- che verschiedene Befruchltungsweisen bedingen; welches je- doch diese im Einzelnen sind , das muss ‚man den Beobach- - tungen in der freien Nalur überlassen. Um diese in gewissen Richtungen auf die Spur zu jeilen, werde ich mir in einer späteren Sitzung der Gesellschaft erlauben, die Aufklärungen wiederzugeben, welche mir die Weingeist- Exemplare gege- ben haben, da man an diesen wenigstens sieht, dass die Ue- bertragung der Spermalophoren auf eine sehr verschiedene Weise geschieht, und dass die eigentliche Befruchtung der Eier bei Manchen auf eine unerwartete und sehr sonderbare Weise vorgehen muss. Bevor ich zu einigen allgemeinen Bemerkungen über- gehe, zu welchen diese Beobachlungen veranlassen , gebe ich noch eine nähere Beschreibung von einem ganz voll- ständigen Heelocolylus, oder einem solehen Arme, der nicht bloss bestimmt ist den Samen zu überlragen, sondern abzu- fallen und sich mit der ganzen Samenmasse an dem Weib- chen festzuheften; ich thue dies um so lieber, da man bis- her nur die Bildung des Heclocotylus bei den grösseren in tieferem Wasser lebenden Arten von Tremociopus, T. viola- ceus und 7. Carenae, kennt, dagegen nicht bei den kleine- ren oceanischen und näher der Oberfläche lebenden Arten dieser Gallung, für welche man vielleicht vorläufig noch den d’Orbigny’schen Namen Philonexis beibehalten könnte, und es gerade eine, von diesen kleinen oceanischen Arten. ist, nämlich Ph. Quoyanus d’Orb. #), bei welcher ich Gelegen- heit gehabt habe, den Hectocotylus zu untersuchen. *) Sollte es sich später ausweisen, dass Ph. semipalmatus Owen nicht synonym mit der d’Orbigny’schen Art ist, wird der Meinige vielleicht am ehesten semipalmatus nach Owens Abbildung bleiben. Ein Männchen wurde mit drei Weibehen von Prof. Reinhardt un- ter 220 4- nördl, Breite und 24° 40, westlicher Länge gefangen. Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 943 Bei Philonexis Quoyanus findet sich die Entwickelung des Hectocotylus darin von dem bekannten bei T. Carenae abweichend, dass er sich nicht in einer gestielten Hautblase bildet, sondern in einem grossen und geräumigen Haulsack, welcher tiefer liegt als die Wurzel des Armes, und wesent. lich denselben Platz einnimmt, wie die grossen Falten, in welche die Tentakeln bei den Galtungen Sepia, Rossia u. A. mehr oder weniger vollständig zurückgezogen und aufgenom- men werden können. Figur 7, welche ein männliches Exem- plar dieser Art in dreifacher Vergrösserung darstellt, zeigt sogleich, dass das Männchen nur sieben Arme hat, die alle regelmässig entwickelt sind, und dass der fehlende Arm ge- rade der rechte Arm des drilten Paares ist. Bei näherer Betrachtung sieht man indessen, dass die Stelle, wo dieser rechte Arm sitzen sollte, gleichsam aufgeschwollen ist, und dass durch diese Aufschwellung sowohl das vierte Armpaar wie der Trichter nicht wenig nach der linken Seite herüber gedrängt sind. Unter einer Lupe wird man’ leicht gewahr, dass die Ursache zu dieser Ortsverschiebung ein sehr langer zusammengerollter Arm ist, der den Raum zwischen dem Trichter, dem Auge und der Wurzel des Armes einnimmt, und welcher nur durch eine so dünne und durchsichtige Haut bedeckt wird , dass man ohne Schwierigkeit mit dem Auge den Biegungen des Armes folgen und ihre feingefransten Ränder und die einzelnen Saugnäpfe unterscheiden kann, die sich gegen die Haut wenden, was jedoch wegen der Auf- rollungsweise des Armes nur sehr wenige sind. An der umhüllenden Haut habe ich nicht vermocht mit der Lupe we- der eine wirkliche Oeflnung, wodurch der Arm hervorkom- men könnte, noch eine Linie oder einen Eindruck wahrzu- nehmen, welcher andeuten könnte, wo späler eine Spaltung stattfinden würde, so wie man es bei T. Uarenae kennt; aber vielleicht würde diese an dem frischen Exemplare deut- licher gewesen sein. Nach Oeffnung des Haulsackes durch einen Schnitt mit einem scharfen Messer war es leicht, den merkwürdigen Hectocotylus-Arm hervorzuziehen. So hervor- gezogen stellt ihn Fig. 8 dar. Derselbe war ganz farblos in seiner ganzen Ausdehnung, wie die bisher beobachteten Hectocotylen von Argonauta und Tremoeltopus, aber an der « 244 Steenstrup; ihn bedeckenden Haut landen sich einzelne Chromatophoren. Seine Länge übertrifft mehrmals den entsprechenden Arm an der entgegengeselzien Seile des Thieres, der schon länger ist als die schr langen beiden ersten Paare, was übrigens diese Art auszeichnet, und der nicht weniger als 33 Paar Saugnäpfe trägt, was gleichfalls eine grössere Anzahl ist als die, welche einer der anderen Arme lrägl. Diese Saugnäpfe sind fast gleich gross in der ganzen Länge des Armes, gleich- wie auch der Arm überall ungefähr gleich breit ist. Aussen an der Spitze schwillt der Arm zu einem saugnapflosen, fast birnförmigen Theile an, und längs der einen Seile dieser Anschwellung sieht man schwach eine Furche und eine Haut- falte, welche letzte eine kurze Strecke am Arm herab verfolgt werden zu können scheint. Am Grunde der Anschwellung und dicht bei dem äussersten Saugnapf des Armes entspringt eine lange Peitsche oder Faden von 55mm, Länge, und deren Ba- saltheil gleichsam von einer dünnen Scheide umgeben scheint. — Noch ist zu bemerken, dass dieser Heclocolylus an der Rückseite längs jedem Seitenrande in einer Längsfurche feine Hautpapillen trägt, die dicht gestellt sind, und stellenweise in mehreren dichten Reihen stehen; es waren diese Papillen, welche dem Arme in seinem zusammengerollten Zustande den gefransten .Rand gaben, und sie müssen es auch sein, die als Kiemen betrachtet wurden, als der Heclocolylus als ein selbstständiger männlicher Organismus angesehen wurde. Ich habe an diesem Exemplare keine Spur von einer Rückenhöhle mit einer äusseren Oeffnung auffinden können; aber diese sollte ja auch wesentlich von der declenden Haut gebildet werden, wenn der Arm natürlich und von selbst aufgerollt wird, eine Entwickelungsweise, die keine Schwierigkeit für die bisher beobachteten Arlen macht, aber von der man sich doch hier schwer einen klaren Begriff machen kann, wegen der Form und Stellung des umschliessenden Sackes. Es muss in der Beziehung erinnert werden, dass der einzige be- kannte Hectocolylus, an welchen sich meine Form im Man- gel der Rückenhöhle und im Vorhandensein von „Riemen“ schliesst, der an den Weibchen von Tremoctopus violaceus von Kölliker gefundene und beschriebene ist, aber des- sen Entwickelung man noch nicht kennt, da man bisher’ die Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 245 Männchen von diesem Cephalopoden nicht hat finden kön- nen *). Dass dem blasenförmig oder birnförmig aufgeschwolle- nen Endtheile dieses Hectocolylus die mehrerwähnte End- platte bei Octopus und Heledone entspricht, ist mir wahr- scheinlich vorgekommen, und ebenso, dass cer lange Faden oder „flagellum“, der sich bei allen Hectocotylen findet und bei allen an derselben Stelle entspringt, nämlich wo der Win- kel der bei Octopus und Heledone beschriebenen Hautfalte liest, gerade die Spitze jenes Winkels sein könnte, die mehr entwickelt und verlängert worden wäre (vergl. Fig. 4 d); nur darf er dann nicht ein Axentheil sein. Es ist mir auch wahrscheinlich vorgekommen, dass der muskulöse Hautrand, der an dem heclocotylisirten Arm bei Octopus und Heledone die beschriebene Rinne oder Halbkanal bildet, der übrigens nur eine eigenlhümliche Ausbildung der Haut ist, die in einer grösseren oder längeren Strecke längs den Armen bei allen Cephalopoden verläuft, gerade dieselbe Haut sein könnte, welche bei Argonaula und Tremoctopus Carenae den ganzen Heclocolylus in seinem eingerollten Zustande einhüllt, und die bei der späteren Abstreifung des Armes, zufolge der von Verany und Vogt veröffentlichten Beobachtungen, zugleich eine Rückenhöhle an der Wurzel des Armes bildet, wälırend diese Rinne hinsichtlich ihrer Bedeutung eher dem für die Aufnahme und Uebertragung der Samenmasse be- stimmten inneren Kanal an der Rückseite des Heclocolylus entspricht **). Aber alles dieses sind indessen nur Andeu- lungen. Ich muss mich damit begnügen im Allgemeinen alle die hier beschriebenen Bildungen und Uebereinslimmungen *) Die Uebereinstimmung zwischen den Hectocotylen der bei- den Arten, welche die Schwimmhäute zwischen den beiden obersten Armpaaren so stark entwickelt haben, kann vorläufig als Stütze für eine andere Vertheilung der Arten unter die beiden Gattungsnamen Tremoctopus und Philonexis dienen, etwa so wie Gray, Mollusca of the british Museum p. 24—27, es versucht hat. #®) Ich verweise übrigens auf die in den letzteren Jahren be- reits reiche und interessante Literatur über die drei bekannten Arten von Jleetocotylen, und besonders auf: 246 Steenstrup: in dieser Bedeutung für das Thier angezeigt zu haben, und indem ich es daher Männern, die ein reichlicheres Material besitzen, und besonders der am Meere selbst und namentlich am Mittelmeere lebenden Naturforschern, die glücklich genug sind täglich diese Thiere in der Natur zu beobachten, über- lasse, die Vergleichung in allen ihren Einzelnheiten durch- zuführen, will ich an die oben gegebene Reihe von Beob- achtungen nur noch die allgemeinen Bemerkungen knüpfen, zu welchen diese mich für den Augenblick besonders aufzu- fordern scheinen. Für’s Erste geht es aus diesen Beobachlungen klar her- vor, dass die Hectocotylenbildung bei den Gallungen Argo- nauta und Tremoclopus bei weilem nicht ein so paradoxes Phänomen ist, wie es den Nalurforschern geschienen hat, noch so plötzlich und ohne Uebergang auftritt, wie es im Anfange schien und es bisher angegeben worden ist. Vielmehr se- hen wir, dass das auf den ersten Blick abweichende und fremde Verhalten , wie überall in der Nalur, so auch hier durch eine Reihe von Uebergängen sich vorbereitet und ver- miltelt. Es zeigt sich, dass es nur ein an einzelnen Stellen stärkerer Ausdruck für das ist, was sich mehr oder minder deutlich an einer Menge anderer Punkte in der Nähe ausge- sprochen findet *). Kölliker: Berichte von der königl. zootomischen Anstalt zu Würzburg 1849, Verany: Mollusques mediterran&ens. 1851. P.41. p. 126—128, lleinr. Müller: Zeitschr. f. wiss. Zool. 1853. p. 1-35 und p- 346— 558. Taf. I. (vergl. Verhandl. der physikalisch -medicinischen Gesellsch. zu Würzburg 1851 und Ann. d, scienc. natur. Tom, XV]. 1851. Verany et C. Vogt: Annales des scienc. nat. Tom. XVII. 1852. p- 148-185. pl. VI-IX. Leuckart; Zoologische Untersuchungen II. 1854. p. 91—109, Taf. I. Fig. 19—22 (vergl. Heinr. Müller: Verbandl. der phys.- ‚medic. Gesellsch. zu Würzburg 1854. p. 332). *) Die ganze Entwickelungsreihe in diesem Verhältnisse bei den Tintenfischen hat Achnlichkeit mit der, welche ich über die Auf- ziehung in der Ordnung der Frösche und Kröten angedeutet habe, Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 247 Man hat schon ölter bei der Betrachtung des Hecto- eolyl-Verhaltes bei Argonaula die hier stattfindende Umän- derung und Umbildung eines Werkzeuges, welches ursprüng- lich im Dienste der Bewegung und Ernährung steht, in ein Fortpflanzungsorgan, mit der Veränderung in Form und Ver- wendung verglichen, welche die Palpen bei den männlichen Spinnen eingehen, indem gewisse Theile derselben zu löffel- förmigen Organen umgebildet werden, die zur Aufnahme und Ueberlragung des Samens auf die Weibchen benutzt werden. Ebenso nahe, oder vielleicht noch näher als diese von Leu- ckart, Owen, v. Siebold und Anderen bereils benutzte Analogie scheint mir jedoch die zu sein, welche sich bei so vielen Männchen unter den decapoden Krebsen, bei welchen ein Paar Hinterleibsglieder zu mehr oder minder vollständi- gen Röhren umgebildet ist, oder die, welche bei den männ- lichen Rochen und Haien vorkommt, bei welchen es die Bauchflossen sind, und also ein thäliges Bewegungswerkzeug, welches sich an der einen Seite zu grossen Leilungsröhren für den Samen umbilden, In beiden Fällen entsprechen Jie Or- gane sehr nahe der Bildung bei Octopus und Heledone. Den- ken wir uns diese langen für die Samenüberlragung gebil- deten hohlen Röhren bei der Copulalion auf den Weibchen zurückbleibend, so haben wir den Verhalt bei Argonaula. Dass Theile des männlichen Gliedes, bestimmt für die eigent- liche Insemination oder Einbringung des Samens in die weib- lichen Geschlechlsorgane, bei dieser Einbringung sich ablö- sen und in den Weibchen bleiben , ist vielleicht nicht ohne Beispiel; denn bei manchen Insekten wird wenigstens ein Verhalten angegeben, welches für diese Beziehung ein fern- stehendes Analogon ist; aber bei den männlichen Insekten, deren Leben mit der ersten und einzigen Begaltung abge-- schlossen ist, kann natürlich nicht von einem Wiederwach- sen oder einer Reproduction der verlorenen Theile die Rede sein. Dass es übrigens gerade Octopodengallungen sind, wel- wo offenbar die Kürsorge des Männchens von Alytes obstetricans für die Eier aus dem geburtshelfenden Beistande entspringt, den alle Ar- fen ihren Weibehen leisten. 248 Steenstrup: che uns ein, Beispiel von. einer Regeneration des bei der Paarung verlorenen Armes gehen, verdient insofern die Auf- merksamkeit, als man sich hiedurch an eine Verschiedenheit zwischen Octopoden und Decapoden erinnert, die nicht un- wesentlich aber bisher noch nichthinlänglich hervorgehoben ist. Den Decapoden scheint nämlich durchaus das Vermögen zu fehlen, zufällige Beschädi- gungen der Arme oder den Verlust von Theilen derselben durch Wiederwachsen zu erselzen, während die Octopoden dieses Vermögen im höchsten Grade besitzen, und ihre Arme, die so vie- len Feinden ausgesetzt sind und denen von so vielen nach- gestellt wird , mit derselben Leichtigkeit und Schnelligkeit wiederwachsen lassen, wie z. B. die Seesterne die ihrigen. Unter zahlreichen Octopoden habe ich nicht einen ein- zigen mit abgebissenen oder beschädigten Armen gesehen, ohne dass ein Wiederwachsen vorbereitet, mehr oder weni- ger vorgeschrilten, oder sogar vollendet war, und das bis- weilen an den meisten Armen *). An mehr als hundert De- *) Ich habe weibliche Individuen gesehen, woran alle acht Arme verloren gewesen, aber nun mehr oder weniger vollständig wieder gewachsen waren; und ich habe ein Männchen gesehen, bei welchem dasselbe an den sieben Armen der Fall war, während nur der hectocotylisirte Arm unbeschädigt geblieben war; ob hierin etwas Zufälliges war, oder ob die Octopoden wirklich diesen ihren eigen- thümlichen Arm nicht so sehr in Gefahr setzen, muss ich unbeant- wortet lassen; aber es verdient doch bemerkt zu werden, dass, wäh- rend in der Regel jeder Octopode einen oder ein Paar reproducirte Arme hat, doch keines der vielen Männchen, die ich untersucht habe, diesen Arm in einem beschädigten oder wiederhergestellten Zustande darbot. Es geht nicht bloss in der Richtung der Axe des Armes so leicht die Reproduction vor sich; auch ein einzelner Saugnapf oder eine Gruppe von Saugnäpfen , welche Feinde von den Seiten oder vom Grunde der Arme abgebissen haben, wächst mit der grössten Leichtigkeit wieder. Ich habe bereits im Vorhergehenden auf die Missdeutungen des Aristoteles aufmerksam gemacht, wenn man ihn so hat verstehen wollen, als wenn er mit seinen Schilderungen der Fortpflanzungsver- hältnisse bei seinem Polypus sollte eine Hectocotylusbildung vor Au- Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 249 capoden, welche ich gegenwärtig untersucht habe ,.habe: ich dagegen nicht eine Spur von einem Wiederwachsen gefun- den, wenn ich auch dann und wann sowohl kleine wie grosse Theile eines einzelnen Armes verloren und die. Wundflächen geheilt fand. Aus den verschiedenen Formen des zum Zweck der Fortpflanzung umgebildeten Armpaares geht es hervor, dass ein unverkennbarer Zusammenhang zwischen der Stellung und Ausdehnung, welche der umgebildete Theil des Armes ein- nimmt, und der nalürlichen Gruppe, zu welcher der betref- fende Cephalopode gehört, vorhanden ist. Dies spricht sich besonders deutlich aus, wenn man den beschriebenen Ver- halt der d’Orbigny’schen Eintheilung der Cephalopoden ge- genüber steilt. gen gehabt haben, wie wir sie jetzt bei Argonauta und Tremoctopus kennen. Hier scheint mir nun der Ort zu sein, um soweit möglich ein anderes Missverständniss aufzuhellen, welches in Verbindung mit dem vorigen steht. Roulin (Ann. des scienc. nat. Tom. XVII. p. 189 — 190) nimmt nämlich an, dass es die Beobachtung solcher männli- cher Octopoden sei, von welchen der Hectocotylus sich abgelöset hat, und welche daher den einen Arm verloren haben, die die bei Ari- stoteles angeführte Sage veranlasst hat, dass der Octopus zu gewis- sen Zeiten, namenlich im Winter, wenn er sich mehr in seine Höh- len zurückzieht, sich selbst seine Arme abnage, und die Anschau- ung bei Aristoteles — wodurch er den Ursprung der Sage erklären will —, dass der gefrässige Aal es sei, der die Arme des Thieres abbeisse. Der Sage und ihrer Erklärung liegt natürlich weder mehr noch weniger zu Grunde, als jene häufige und auffallende Beschädi- gungen und deren Ausbesserungen bei dem gewöhnlichen Octopus, und des Aristoteles Erklärung ist richtig, da man den Magen der Mu- raenen mit Stücken der Arme angefüllt findet —: „Ego vero,“ sagt der vortreflliche Belon, „cum apud Epidaurum semel Muraenas se- carem, earum ventriculos cirrbis polyporum refertos comperi“ (Petr, Bellonii [Cenomani] de Aquatilibus, libri duo, Parisiis 1553. p- 331). 250 Steenstrup: Octopodes *), Argonauta linker Philonexidae { (Philonexis) ) dritter Arm ein Hectocotylus t) Tremoctopus rechter (feminae polyandrae!) Octopidae PUpes dritter rechter Arm, hectocotylisirt 2) Heledone (feminae, monandrae ?) Decapodes. [ Rossia (mit dem rechten, nur in der Mitte) erster linker Arm hectocotylisirt (allein, in ganzer ai ‚Sepiola Länge) yopsidne ‚Sepia (am Grunde) ‚Sepioteuthis (an der Spitze) vierter linker Arm hectocotylisirt Loligo (an der Spitze) Loliolus (in ganzer Länge) Ommatostrephes l ıy Oigopsidae !Onychoteuthis kein hectocotylisirter Arm bisher beob- Loligopsis achtet. *) Die von den übrigen Cephalopoden ganz abweichende Form Sciadephorus Mülleri Eschr. (Cirroteuthis) habe ich hier nicht ange- führt; ich habe ‚wohl 4. Männchen untersucht, und keine Spur von den bei Octopus, und ‚Heledone ‚angezeigten Bildungen des Armes ge- funden, aber darf doch nicht ‚mit ‚Sicherheit behaupten, dass nicht dergleichen an den lebenden Exemplaren zu finden wäre, Die eigen- thümliche Consistenz dieser Gattung macht, dass sich die Form aller Theile. in Weingeist ‚sehr verändert. — Als etwas recht auffallendes muss ich bemerken, dass meine vier männlichen Exemplare eine gewisse Partie der kleinen Saugnäpfe am unterenDrittel des Armes gleichsam abgestreilt hatten, und so kleine tellerförmige Flächen bildend, welches Aussehen dagegen keines meiner Weibchen darbot, Ob hierin etwa ein Geschlechtskennzeichen liegen könnte, kann ich nicht sagen. — Die Gattung scheint, eine eigene; Familie der Octopoden zu bilden, obschon man aus meinen. hier mitgetheilten Untersuchungen ersehen wird, dass sie sich an Heledone nicht bloss durch die einzelne Reihe der Saugnäpfe anschliesst, sondern auch durch die Cirren, welche ich an der Armspitze von Heledone angezeigt habe, und welche de- nen bei Sciadephorus am grössten Theile des Armes zu entsprechen scheinen. t) Abfallend, farblos, in einem Sacke entwickelt, 2) Sitzenbleibend, gefärbt, frei entwickelt, Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 251 Diese Zusammenstellung giebt zugleich ein sehr spre- chendes Zeugniss davon, dass etwas Natürliches in d’Orbig- ny’s Trennung der zehnarmigen Tintenfische in die beiden grossen Hauptgruppen „Myopsides« und „Oigopsides“ liegen muss, obgleich man bisher nicht sehr geneigt gewesen ist, sie anzunehmen. Durch die Verschiedenheit in dem Fort- pflanzungs-Verhalt zeigt sich namentlich die Gallung Omma- tostrephes d’Orb. noch mehr berechtigt, weit von der Gat- tung Loligo entfernt zu werden, zu welcher selbst neuere Malacologen, wie Verany und Troschel, sie zu stellen verharren. Wenn d’Orbigny wiederholt hervorhebt, dass seine Gallung Philonexis oder Tremoctopus sich wesentlich von Octopus enlfernt, unter welche ihre Arten ehedem ein- geordnet waren, und sich zunächst an Argonaula anschliesst, so zeigt auch der erwähnte Fortpflanzungsverhalt dies voll- ständig, und es ist in der Hinsicht ganz interessant zu be- merken, das der vermeintliche Octopus, bei welchem Verany die vollkommene Hectocotylenentwickelung beschrieben halte, sich als eine Philonexis oder ein Tremoctopus ausgewiesen hat, nämlich O0. Carenae Veran. Findet also d’Orbigny's Eintheilung in grössere Gruppen viele Bestätigung durch das oben beschriebene Verhalten, so dürfte dies doch mehrere Fingerzeige für eine vielleicht naturgemässere Begrenzung einzelner Familien enthalten, und dies gilt namentlich von der Zusammenstellung der Gallung Sepia mit Rossia und Se- piola, was auch Manchen weniger natürlich vorgekommen ist. Die negativen Charaktere, welche diese drei Gattungen gegenüber den übrigen Myopsiden vereinigten, haben bereits elwas von ihrer Stärke dadurch verloren, dass der Mangel der Muskelseile am Trichter bei der kleinen Gattung Lolio- lus in der Loligofamilie erkannt wurde. Die Berechtigung auf die Weise, wie es hier geschehen ist, den hectocotylisirten Arm als einen Maassstab für die natürliche Zusammenstellung der Formen anzuwenden, liegt in seiner Wichtigkeit für die ganze Fortpflanzung. Es würde undenkbar sein, dass das verschiedene Auftreten dieser Umbildung bald an dem einen, bald an dem anderen Armpaare, bald an der rechten und bald an der linken Seite, bald an der Spilze des Armes und bald am Grunde u. s; w. nicht ebenso viele Verschiedenhei- 952 Steenstrup: ten in der Stelle und der Weise bedingen sollte, auf welche die Samenmasse auf die Weibchen gebracht würde, und in- sofern es scheint, dass der Samen kaum unwillkürlich oder mechanisch, sondern durch bewusste Bewegungen ausgestos- sen oder auf die Eier ausgegossen wird, auch in der Be- fruchtungsweise selbst. Was uns in dieser Beziehung ein einfaches Nachdenken giebt, das wird auch durch Beobach- tungen bestätigt. Die Samenmasse findet sich wirklich an sehr verschiedenen Stellen und unter sehr ungleichem Ver- halten angebracht; dies beabsichlige ich in Kurzem in einer anderen Abhandlung darzustellen , von der ich hier nur das allgemeine Resultat vorausschicken will, dass die Galtungen Sepia, Sepioteuthis und Loligo, also alle die, welche den lin- ken Baucharm umgebildet haben, die Samenmasse an der inwendigen Seite der Lippen des Weibchens (membrane buc- cale .d'Orb.) anbringen, welche daher auch für diesen Zweck besonders ausgerüstet scheinen, wogegen ich niemals bei einem anderen Decapoden den Samen an dieser Stelle ange- heftet gefunden habe, sondern an verschiedenen Stellen des Mantels oder der Eingeweide, bei Ommalostrephes z. B. tief in der Mantelhöhle an der Mittellinie des Rückens. Zur Ver- gleichung mit dem, was hier über Sepia und die Loligines mitgelheilt ist, muss erinnert werden, dass die Anatomie der beiden männlichen Nautilus -Exemplare *) eine grosse Ver- schiedenheit in der Entwickelung der eigenthümlichen Lip- pentheile an den beiden Seiten des Thieres gezeigt haben, während sich Aehnliches bei den weiblichen Individuen nicht findet. Ungeachtet sich demnach die angeführten äusseren Ge- schlechtsverschiedenheiten deutlich und wichlig erwiesen haben, sind sie doch bisher von den Naturforschern nicht aufgefasst worden; darin wenigstens werden die meisien derselben nach Lesung des Vorstehenden mit mir einig sein. Zu einer deut- licheren Anschauung dieses Mangels bei unserer nunmehri- gen Kenntiniss der Cephalopoden wird es indessen kaum *) C. van der Hoeven in Tijdschrift voor de Wis- en Na- tuurk. Wetenschappen I. Deel. 1848. S. 67—75. Pl.I. Fig. 1—3 und Transactions of de Zoological Society 1850. p. 21—29. pl. 5, 6, 7, 8. Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 253 überflüssig sein — aber andererseits hoffe ich, dass es für diesen Zweck auch für völlig ausreichend angesehen werden wird — zwei Aeusserungen über dieses Verhältniss aus der allerneuesten Zeit anzuführen; sie sind aus dem vorigen und aus diesem Jahre, und werden meiner Meinung nach voll- sländig den Stalus für die Zeit, wo sie niedergeschrieben wurden, erweisen. In der neuen Ausgabe der „Leclures on comparalive Anatomy and Physiology, London 1855 hat der berühmte englische Anatom, Professor Owen, kein anderes Verhalten bei denOctopoden und Decapoden den oft bespro- chenen Geschlechtsunlerschieden bei Argonauta an die Seile zu stellen als Folgendes: „In the Calamary (Loligo. vulgaris) ihe gladius of the male is one fourth shorter , but is broa- der Ihan that of Ihe female. The sepium of the .Cuttle (Se- pia) shows a similar, but not so much, sexual difference in ils proporlions“ p. 628, und kennt daher von solchen Zügen nur das nach dem Geschlechte breitere oder schmalere Rük- kenschild. Noch weniger hat Professor Leuckart diesem Geschlechtsverhalten von Argonauta und Tremoclopus an die Seite zu stellen; denn in den in diesen Tagen erschienenen: „Nachträge und Berichtigungen zu dem ersten Bande von J. van der Hoeven’s Handbuch der Zoologie, Leipzig 1856 von Rud. Leuckart“, finde ich, dass dieser durch seine Zusammenstellungen über die Geschlechts- und Fortpflan- zungsverhältnisse dieser Thiere bekannte Verfasser in Be- ziehung auf jene beiden Galtungen sagt: „Unter den übrigen Schnecken sind bis jelzt noch keine Fälle eines geschlecht- lichen Dimorphismus beobachtet, denn die von Van der Hoeven hervorgehobene, und (laut brieflicher Miltheilung) neuerdings besläligte Verschiedenheit der Tasterbildung bei dem männlichen Nautilus, ..... ., kann doch kaum dem son- derbaren Verhalten jener Cephalopoden an die Seite geselzt werden.“ Je mehr nun übrigens dieses Verhalten übersehen worden ist, um so näher liegt die Frage, wie sie hat der Aufmerk- samkeit enigehen können, und als Antwort hierauf muss ich anführen, dass ich annehme, dass sie wirklich öfters von den Nalurforschern bemerkt worden sein müssen, aber dass diese sie für krankhafte Entwickelungen oder für zufällige 254 Steenstrup: Beschädigungen angesehen haben müssen, von welchen eine Regeneration die Spuren noch nicht verwischt halten, Dass d’Orbigny bereits als Krankheit gedeutet hat, was nach meiner Meinung ein Kennzeichen der foripflanzungstähi- gen Männchen bei der Galtung Sepiola ist, habe ich bereits angeführt, und dass der kurze hectocoiylisirie Arm von Oclo- pus und Heledone für einen beschädigien oder verstümmel- ten Arm angesehen worden ist, dessen verlorener Endtneil noch nicht ‚ausgewachsen war, scheint mir deutlich genug, wenn auch millelbar,, aus den zahlreichen Figuren dieser Tbiere hervorzugehen, welche im Besitlze der Wissenschafi sind; nicht eine einzige von diesen habe ich bisher mit ei- nem solchen männlichen Arme finden können, und da es doch undenkbar ist, dass namentlich unter so vielen, an so ver- schiedenen Stellen und zu so verschiedenen Zeiten abgebildeten Octopoden, deren Männchen mir mindestens eben so häufig zu sein scheinen wie die Weibchen, kein einziges ein männ- liches Exemplar hälte sein sollen, so müssen die Zeichner oder Naturforscher ergänzend dem Thiere die ihm vermeint- lich zukommende Symmetrie wiedergegeben haben. Dieses letzte gilt auch in Betreff der Form des linken Armes an den männlichen Loligines und Sepien, und das um so mehr, als doch mehrere von diesen Figuren nach Text und Unter- schrift gerade Männchen darstellen, während die Arme sym- melrisch wiedergegeben sind. Bei den Decapoden kommt indessen häufig ein Fall vor, der bei der Auffassung der symmetrischen Entwickelung irreleilend gewirkt haben kann, indem nämlich grössere Strecken der Saugnäpfe an den Ar- men, und namentlich an der Spitze derselben, sich während der gewaltsamen Bewegungen und Ansirengungen des Thie- res, wenn es sich gelangen oder in grosser Gelahr sieht, wie abgebissen finden, und mit solchen von Saugnäpfen ent- blössten Parlien konnte der umgebildete, papillentragende Theil des Armes bei einem Loligo oder einer Sepioteuthis wohl verwechselt werden, wenigstens bei einer mehr ober- flächlichen Betrachtung *). *) Sowohl bei den Loligo wie bei den Ommatostrephes und den Onychoteuthis habe ich die Mundhöhle und den Schlund ange- Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 255 Die vorstehenden Aeusserungen'' dürfen. nur in. Bezie- hung auf die Kenntniss der Gegenwart von diesem. Verhalten verstanden werden, und es muss wohl beachtet werden, dass ein fernes Alterthum es sehr viel besser kannte, ‚Dass Ari- stoteles und vielleicht Plinius ‘von den; Fischern des; Mittel- meers besser über einen eigenihümlichen Arm der Galtung Octopus unterrichtet waren, darauf habe ich bei dieser Gal- tung aufmerksam gemacht, und gleichfalls auf die Thatsache, dass er wusste, wozu dieser Arm angewendel ‚wird. Da sich die Frage so leicht aufdrängt, wie frühzeilig im Leben des Thieres diese, Umbildung des Armes zu einem Werkzeuge im Dienste der Fortpflanzung eintrilt, und in wie weit sie sich. beständig auf demselben Stadium befindet oder vielleicht Veränderungen zur: Fortpflanzungszeit erleidet , so muss ich zum Sclilusse noch hinzufügen, dass die zahlreichen Exemplare, die ich hierauf untersucht habe, mir keine Ver- anlassung zu der Vermulhung gegeben haben ‚dass irgend eine Veränderung nach den Jahreszeilen oder nach dem Al- ter vorgehen sollte. Selbst meine kleinsten Exemplare einer Art haben mir den Verhalt ebenso gezeigt, wie die grössten, und ich fühle mich versucht anzunehmen, dass das männliche Junge der verschiedenen Gattungen und Arien das Ei be- reils. ausgerüstet mit dem hectocolylisirten Arme verlässt, der ihm seiner Gallung oder seiner Art gemäss zukommt. Als Anhänger der Lehre, dass das Geschlecht sich nicht spä- ter ausbildet, sondern bereits ursprünglich bei den ersten Bewegungen im Ei vorhanden ist, würde es mir lieber gewe- sen sein, wenn ich durch direkte Beobachtungen hälte nach- weisen können, dass das Junge der Cephalopoden das Ei füllt mit Saugnäpfen und Hornringen oder Hornlaken gefunden, die ölfenbar demselben Thiere angehörten, und deren Platz an den Armen noch bestimmt werden konnte. Man sieht: daraus, dass man sehr vor- sichlig mit der. Angabe sein muss, dass diesen Thieren die Cephalopo- den als Nahrungsmittel dienen, weil einzelne ‚solcher Hornringe oder Haken im Magen gefunden werden; werden, dagegen Stücke der Schnäbel, des Rückenschildes und der Augenlinsen gefunden, wie ich sie öfters bei gewissen Formen gefunden habe, dann kann keine sol- che Missdeutung stattfinden. 256 Steenstrup: mit seinem äusseren Geschlechtsmerkmale verlässt; aber es hat sich mir nur die’ Gelegenheit geboten, die Jungen einer Art, nämlich einer Rossia, im Ei zu untersuchen, und alle diese, welche zu einer und derselben Brut gehörten, schie- nen mir desselben Geschlechts zu sein, nämlich Weibchen. Erklärung der Abbildungen. Tafel X erläutert die Stellung und Form des hectocotylisirten Ar- mes (brachium copulator) bei den decapoden Cephalopoden. Fig.1. Loligo media Linn. 4‘. Kopf mit den beiden Baucharmen, um zu zeigen, dass der vierte linke Arm papillentragend ist und kleine Saugnäpfe im Verhältnisse zum rechten Arme hat, Etwas vergrössert. Fig.2. Loligo Forbesi Stp. 4‘. Die papillentragende Spitze des vier- ten linken Armes. Natürliche Grösse, Fig.3. Loligo gahi d’Orb. 5‘. Die Spitze des vierten linken Armes; die Saugnäpfe sind nur an der einen Seite der Papillen um- gebildet. Zweimal vergrössert. Fig.4. Sepioteuthis sepioidea Blv. 5. Die Spitze des vierten linken Armes. ) in natürlicher Grösse, um das allge- meine Aussehen dieser neuen Gattung zu zeigen, und die auflallende Form des vierten linken Armes, dem alle Saugnäpfe fehlen. Fig.5. Loliolus typus Stp. g' Fig. 6. Loliolus affınis # Dieser Arın zweimal vergrössert. Fig. 7. Sepia offieinalis Linn. 2. Baucharme, um die eigenthümliche Umbildung des vierten linken Armes und seine Verschiedenheit von. dem rechten zu zeigen. Natürliche Grösse, 7‘. Eine kleine Partie der Hautgruben an dem umgebildeten Theile dreimal: vergrössert. Fig. 8. Sepia inermis van Hass. Eine ähnliche Partie, um das Ver- halten des vierten linken Arms auch hier zu zeigen. Fig. 9. Sepiola Rondeletüi d’Orb. 4. Das Thier in natürlicher Grösse, um die natürliche Grösse und das Uebergewicht des ersten linken Armes über den anderen zu zeigen. 9. Dieser Arm von der Rückenfläche gesehen, Fig. 9%. Fig. 9. Tafel Fig. 1. 1% Fig. 2. Fig. 8. Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 257 Derselbe Arm von der Bauchfläche gesehen. 7 deutet eine eigene Hautdille an, etwa dreimal vergrössert. Ein Paar Saugnäpfe von beiden Reihen an diesem Arme, um ihre Stellung zu zeigen. Stark vergrössert. XEH erläutert theils die Stellung und Form des hectocotyli- sirten Arms (brachium copulator) bei der Decapodengattung Rossia, theils bei den octopoden Cephalopoden. Rossia MölleriStp. g“. Die Rückenarme oder das erste Paar, um die eigenthümliche Verlängerung der Saugnapfstiele an der mittleren Partie des rechten und linken Armes, und die stärkere Ausdehnung der Armborde an derselben Partie zu zeigen. Natürliche Grösse. Ein Paar Saugnäpfe dieser Partie stärker vergrössert. Octopus grönlandicus Dewh.,,(=,0.)areticus Prosch.) 5‘. Na- türliche Grösse, um die Stellung des hectocotylisirten dritten Armes bei den Octopoden zu zeigen. Die vier Armpaare sind bezeichnet ’, “, +“, ; die Buchstaben a, b, c, d bezeichnen in dieser und den folgenden Figuren stets dieselben Theile des Armes, nämlich: a die Endplalte; 5. b die muskulöse in- wendig weisse Hautborde, welche durch Aufrollung gegen die Seite des Armes eine Rinne oder einen Kanal bildet; ec. den Anfang dieser Rinne; d eine winkelförmige Hautfulte, welche den saugnapftragenden Theil, von der Eudplatte abgrenzt. Octopus sp. indeterm. 5“. Dritter, rechter Arm, mit einem Theil des vierten rechten Armes. Natürliche Grösse. Octopus sp. mov. 5‘. Die Spitze des dritten rechten Armes. Natürliche Grösse, Heledone moschataLeach, 4. Dritter rechter Arm. Natürli- che Grösse. Die Spitze desselben, etwas vergrössert. . Die Spitze von einem der sieben anderen Arme des Männ- chens, schwach vergrössert. Heledone eirrosa Lam. 4. Ein Stück‘ der Spitze von einem Arme des Männchens. Philonezis Quoyanus d’Orb, £', um zu zeigen, dass'nur sieben Arme verhanden sind, welche nicht hectocotylisirt sind, und dass der achte, der zum Hectocotylus umgebildete, in einem Sack zwischen Auge und Trichter verborgen liegt. Dreimal verzrössert, Der Hectocotylus desselben, slärker vergrössert ; a. blasen. förmiger Endtheil, d. Nagellum, e. Theile der „Kiemen«. Archiv f, Naturgesch, XXI. Jahrg. 1, Bd. 17 Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. Von 3. HM. Blasius, Professor in Braunschweig. So wenig es auch auffallen kann, wenn man fortwäh- rend in den fleissig durchforschlen Gegenden Mitteleuropas aul,, Neues oder ‚Unbeobachletes aus, den Reihen der, wirbel- losen Thiere slösst; um so unerwarleter muss ‚es jedoch sein, wehn’ man'nech neue Arten der Wirbellhiere aufgeführt fin- det.'s"Es lässt sich zwar nicht leugnen, ' dass die kleinen Säugelhiere bisher noch sehr ungenügend "beobachtet und unterschieden waren, dass man für viele derselben sogar bis jetzt noch kein sicheres Prineip der Unterscheidung aufge- funden halte; diese Unsicherheit konnte je :doch billiger Weise nur zu einer um so grösseren Vorsicht im Aufstellen neuer Arlen führen. Ob eine Art wirklich neu. und, bis ‚dahin, unbeobachlet ist, lässt sich nur nach den ‚bisherigen; Beschreibungen und Darstellungen , oder nach.den Originalexemplaren, ie diesen zu Grunde gelegt worden sind, entscheiden. ‘Es liegen Bei- spiele genug vor, dass Thierarten, 'an deren specifischer Be- rechligung gar nicht zu zweifeln ist, durch die Beschreibun- sen oder Abbildungen , wenn man die Angaben buchstäblich nimmt, auf immer unkennllich gemacht, oder zu unergründ- licher Unbestimmtheit verurtheilt worden sind. Wenn Arten, von denen nur solche ungenügende Beschreibungen exisliren, nicht wieder erkannt werden, und späler aufs Neue als neu auftreten; so liegt dies in der Nalur der Dinge. Nur wo en Een En Blasius: Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 259 den späteren Darstellern Originalexemplare ‚der; früheren Beschreibungen zu Gebote stehen, ist eine überflüssige Wie- derholung zu vermeiden; nur nach Originalexemplaren kön- nen mit voller Sicherheit die Mängel früherer Beschreibun- gen beseiligt werden. Es kann der Fall eintrelen, ‚dass Ori- ginalexemplare zu der Ueberzeugung führen, man müsse von den Angaben der ursprünglichen Beschreibung in wesentlichen‘ Punkten absehen, um die Art festhalten zu können. „Ist eine neue Arl aber durch ihre Beschreibung oder Abbildung. gänz- lich unkenntlich gelassen; so, wird Jie Wissenschaft, , wenn keine Originalexemplare entscheiden können, in der. Lage sein, gänzlich von ihr abstrahiren zu müssen. Die Art wird höchstens als unauflösliches Rälhsel , als Stein. des Anstosses, bis zu ihrem gänzlichen Vergessen ‚ein kümmerliches Bücher- leben führen können. In manchen Fällen wird man jedoch: aus, Beziehungen, die an und für sich Nebensache sind, aus, geographischen Rücksichten, aus einem Anklammern an untergeordnete, Cha- raklere, zu einem Urtheile gelangen können, ‚das, alle Gründe der Wahrscheinlichkeit für sich, hat. Ich glaube, dass man ein solches Wahrscheinlichkeilsresullat für neue Arten aus Gallungen, deren Arten mit voller Sicherheit zu unterschei- den. sind, für volle Sicherheit zu nehmen berechtigt \ist, so lange die bezüglichen Daten der Beschreibungen, irgend einen, ‚Zweifel zulassen, im Ganzen, so „lange, sie, die Höhe der jetzigen Artenunterscheidung, nicht, erreichen. Man kann annehmen , dass jeder Aulor einer ungenügenden Beschreibung nach dem Masse ‚seiner Einsicht zu.Werke ge- gangen ist; jst diese Einsicht ‚nach seiner ‚eigenen. Angabe lückenhaft und unvollständig, so kann man mit grösser Wahr- scheinlichkeit, mit Sicherheit annehmen: dass ‚er kein. genü- gendes Urlheil darüber hat, ob ein nach seiner Ansicht ab- weichendes Thier zu einer neuen, noch unbesehriebenen Art gehört, oder als Abänderung zu einer lange bekannten Art geslelll werden muss. Ist dagegen eine. Besehreibung in allen zur Unterscheidung wesentlichen, Dingen exact, so, wird es leicht sein, auch eine isrlhümlich für. neu angesehene Form richlig unterzubringen. Irrthümer, die in exacter,Form aullrelen, können der Entwickelung der Wissenschaft nicht 260 Blasius: schaden, indem sie in der Art ihres Auftretens auch die Mit- tel’ darbielen, sie wieder zu beseiligen. - Nicht selten werden Zoologen oder zoologische Lieb- haber in ihrem Urtheile über neue Arten dadurch irre gc- führt, "dass es ihnen an genügendem Malerial zur Verglei- chung fehlt. Wer verwandte Thierarlen nach zahlreichen Indivi- duen untersucht hat, wird sich gleichzeitig von zwei schein- bar’einander widersprechenden Nalurgesetzen überzeugt haben können, davon dass: 1) alle einzelnen Charaktere, Grösse, Körperforin und Körperverhällnisse, äusserliche wie innerliche, Farben und Far- bengegensälze, in gewissen Grenzen nach Alter, Jähreszeil, Lokalität und vielen anderen, oft unerkannten Bezienungen bei’'einer und derselben Art schwanken können, und 2) dass ungeachlet der Annäherungen, die durch sölche Schwankungen Zwischen verschiedenen Arten hervorgehen können, doch nie zweifelhafte Uebergänge zwischen Zwei Ar- ten 'vorkommnien, ‘sondern jede Species von allen übrigeii strenge geschieden auftrilt. 3 ‘ Baslarde 'sind keine Uebergänge. Wirkliche Ueber- gänge heben die Arltrennungen von denjenigen Formen aul, zwischen welchen sie bestehen. Beschreibungen , auch die ausführlichsten, die nicht immer die besten sind, können ihrer Natur nach nie ganz erschöpfend sein. Keine einzige Be- schreibung kann alle Schwankungen individuell charakterisi- ren, sondern nur nach ihren Grenzen allgemein andeulen. Es ist erklärlich, wenn Jemand, der nur nach Beschreibungen urlheilt, und dem wenig Material zur Vergleichung zu Ge- bote steht, in’emmer beliebigen individuellen Schwankung eine neue Form erblickt. Sie kann auch wirklich als individuelle Form'neu, in Beschreibungen unerwähnt sein, und doch in- nerhalb der Grenzen einer altbekannten Art liegen. Auch Irrthümer solcher Art lassen sich mit Sicherheit oder doch mit der ‘grössten Walırscheinlichkeit erledigen. Neue Spe- cies dieser Art glauben eine Berechtigung oder Beruhigung indem’ Grundsalze zu finden, dass die Vorstellung von der Speeies’individuell oder subjecliv sei. Jch halte diesen Grund- salz nicht" allein für falsch, sondern auch für verderblich, und 'bin überzeugt, dass er nicht aus gründlicher Untersuchung Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 261 zahlreicher Individuen verwandter Arten, sondern aus einer bequemen, oberflächlichen Belrachtung, ‚oder, sogar, aus ‚einer willkührlich. sich bescheidenden Nalurphilosophie, a, ,poste- riori entslanden ist. Alle,Fälle, in denen.ieh durch jahrelang wiederholte ‚Untersuchungen ‚von zahlreichen Individuen. zu einer vollen Sicherheit glaube gekommen zu sein,, haben mich zu, dem .enlgegengeselzlen Resultate geführt. Beslimmie, eigenthümliche Abweichungen von dem Typus einer Art erscheinen oft an eine bestimmte Oertllichkeil ‚gebun- den, und sind dann nicht selten ‚zur Aufstellung neuer Arten verbraucht worden. Solche Lokalformen, örtliche oder kli- malische Rassen, haben immer ein beslimmles wissenschafl- liches Interesse, auch wenn man ihnen jede Arlberechligung absprechen muss. Dies kaun man aber von Abweichungen, die auftreten, ohne die Möglichkeit eines bestimmten. Zusam- menhanges andeuten zu können, nicht behaupten. Ganz olıne jedes; wissenschaflliche Interesse sind ohne Zweifel alle Ver- suche, neue Arten aufzustellen,, die nicht auf einer genügen- den. Kenniniss ‚der vorhandenen Arlen, beruhen, und, auch nicht auf eine genaue Charakleristik der angeblich neuen Ar- ten eingehen. Beschreibungen solcher Art sind _prädestinirte Bücherspeeies, die nicht einmal durch Originalexemplare auf- geklärt werden können, ‚wenn. nicht, ‚alle Originalexemplare zur Disposition stehen, falls von ‚solchen, mehr als ein ein- ziges existirl; denn der ‚Autor könnte ‚leicht Individuen ver- schiedener Species, der Beschreibung. einer einzigen Bücher- art, zu Grunde gelegt haben, ‚wie es nachweislich wiederholt geschehen ist. „Wenn es nicht möglich ist, solche Fälle mit Sicherheit zu, erledigen; so. scheint .es mir genügend, sie nach Wahrscheinlichkeitsgründen zu beseitigen, wenn man nicht gezwungen wird,, sie nach der Nalur der Darstellung gänzlich. zu ignoriren. Ich habe diese, Andeutungen ‚ ausgesprochen, um mich in einigen krilischen Bemerkungen über einige .in den leiz- ten Jahren als nen aufgestellte Arlen Europäischer Säuge- ‚Ihiere, kurzer fassen zu können. I, Arvicola leucurus Gerbe. In der Revue‘ de Zool, 1852. 6. p. 260 giebt Gerbe 969 Blasius! eine ganz ausgezeichnete Beschreibung einer neuen Feldinaus aus den Alpen von Barcelonelte. Die Beschreibung liefert so viele Anhallspunkte für die Beurtheilung dieser neuen Form, dass ich mich für berechtigt hielt, vor einigen Jahren auch ohne Kenntniss der Originalexemplare, ohne jede an- schauliche Untersuchung des Thiers, gegen meinen Freund Andreas Wagner eine bestimmte Ansicht über ihre Art- berechligung privatim auszusprechen. Mehrere Originalexem- plare dieser Thierform und zahlreiche Exemplare, die ich seit der Zeit in den westlichen Alpen selber gefangen und unter- sucht habe, sind vollständig überzeugende Belege zu dieser früher schon ausgesprochenen Ansicht geworden. Diese an- geblich neue Art slimmt in allen wesentlichen Eigenthümlich- keiten mit Ärvicola nivalis Mart. oder Hypudaeus alpinus Wag- ner vollständig überein. Grösse, Körperverhältnisse , Schä- del - und Gebisseigenthümlichkeiten liegen ganz innerhalb der Grenzen von A. nivalis. Nur die Farbe ist etwas abwei- chend, kommt aber in allen Uebergängen zu A. nivalis vor. Man hät also allen Grund, diese Form nur für eine örtliche Rasse der A. nivalis zu halten. Ich besilze diese Form aus den nordwestlichen und westlichen Alpen von Meiringen, der Umgebung des Genfersees, aus Savoyen und der Provence in mehrfachen Exemplaren, überall nur aus den eigentlichen Voralpen des Centralgebirges. Gerbe giebt selber eine Höhe von 4500 bis 6000 Fuss an. Die eigentliche A. nivalis kommt dagegen hauptsächlich in den Centralalpen und Pyre- näen bis zu einer Höhe von 12000 Fuss vor, und fehlt in den bedeutenderen Höhen der Centralkette der Alpen von Mont- blanc an bis zu den östlichen Tauern wohl nirgends. Beide Formen kommen in den westlichen Alpen 'stellenweise neben- einander vor. Es ist ein allzu unbeslimmter und dadurch bedeulungsloser Ausdruck, wenn die sonst vortrefliche Be- schreibüng sagt, das Gebiss sei von dem der A, Savii, in- ‘certus, amphibius und nivalis wenig abweichend. Das Gebiss ist mit dem von A. nivalis vollkommen übereinstimmend, nähert sich dem von A. amphibius und rälliceps, und hat mit dem Gebisse aller übrigen Arten sehr wenig gemein, Wenn die Beschreibung von Arvicola Lebrunii Crespon. nicht mit jedem sicheren Anhaltspimikte der Beurlheilung ver- Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 263 schont gebliehen wäre; würde ich es für mehr als wahr- scheinlich halten, dass dieser neue Name auch zu derselben Art zu ziehen sei. 2. Arvicola Selysii Gerbe. In der Revue de Zool. 1852. 7. p. 505 liefert Gerbe eine vortrefilche, sorgfältige Beschreibung dieser Form, die nach der Zahl der Zitzen und Bildung der Ohren und Augen nur mit A. sublerraneus oder A. Savii verglichen werden kann. Grösse und Körperverhältnisse lassen keinen Unter- schied von A. subterraneus De Selys erkennen. “Auch in Schädel und Gebiss ist in allen wesentlichen Eigenthümlich- keiten keine Abweichung von dieser Art zu sehen. Zahl- reiche Exemplare dieser Art, die ich aus derselben Quelle er- hielt, aus der Gerbe die seinigen erhalten halte, von Abbe Caire aus Barcelonetle,, andere, die ich in den westlichen Alpen, 'inSavoyen selber gefangen, und ein Originalexemplar von Gerbe, welches ich der freundlichen Mittheilung De Selys'verdanke, haben mir’ die Ueberzeugung gegeben, dass diese Form als eine Lokalrasse von A. subterraneus angese- hen werden muss. Als Unterschiede von A. subterraneus hebt Gerbe selber hervor: längeres Haar und licht gelb- liche Weichen, ein breiterer Schädel und &orössere Dimen- sionen der Augenhöhlen und des Hinterhauptslochs. ' Origi- nalexemplare De Selys von A. subterraneus aus der Au- vergne weichen in der Färbung nicht merklich von A! Selysii ab, während die aus Belgien und Deutschland mehr grau sind, Elwas längere und dichtere Behaarung haben die Berg- formen im Gegensalze zu denen der Ebene bei einer und der- selben Art fast immer. ° Bei ‚manchen Individuen finde ich auch hierin keinen Unterschied, ‘In den ‚Dimensionen des Schädels, der Augenhöhlen und des’ Hinterhauptslochs finde ich solche Schwankungen ‚' dass es mir nach den blossen Schädeln nicht möglich ist, eine scharfe Grenze zu ziehen. Obwohl die Schädel der Thiere von Barcelonelte sich in der Grösse der Augenhöhlen: meist sichtlich auszeiehnen y'so fin- den sich doch Annäherungen an die nordischen Fornien von A. sublerraneus vor, die'nur um ein Millimeter abweichen. Da die Schädel im Allgemeinen bei "beiden Formen 'in viel 264 Blasius: weiteren Grenzen schwanken, so scheint es mir von der Natur geboten, solche ‚schwache Abweichungen als Artunter- schiede nicht hervorzuheben. Der Angabe, dass ‚der. letze obere Backenzahn ein Prisma auf der Innenseite mehr besit- zen solle, als A. pyrenaicus,, die sich auch nur in geringen Färbungsnuangen von A. sublerraneus unterscheidet, kann ich aufs beslimmieste nach Originalexemplaren, die ich von DeSelys erhalten, widersprechen. Gerbe erklärt selber, dass sich A. Selysii von A. incertus De Selys durch 4 Prismen auf.der Innenseite dieses Backzahns unterscheide, und die- selbe Zahl von Prismen ‚hal ein Originalexemplar der A. py- renaicus ebenfalls. Ich würde mir diese Angabe nur. erklä- ren können, wenn die Prismenzahl dieser Zähne nicht con- “stant wäre, was meinen bisherigen Erfahrungen widerstreilet. 3. Arvicolaibericus Gerbe. Die Beschreibung dieser neuen. Art, in der ‘Revue. de Zool. 1854. p.400 und p. 608 ist nur nach einem ‚einzigen trockenen Balge des Pariser Museums aus Mureia entworfen, bietet also natürlich, nicht. so zahlreiche und sichere Anhalls- punkte zur Beurtheilung dar, wie man in anderen. Beschrei- bungen von Gerbe zu finden gewohnt ist. Ich habe das Originalexemplar nich! gesehen, will aber doch einige Be- merkungen, ‚die beim Durchlesen der Beschreibung ‚auffallen müssen, nicht unterdrücken. Diese neue Form ist nach Ger- be’s Angabe der 'A,.incerlus De Selys am nächsten, sogar bis zum Verwechseln nahe, De Selys erklärt sich in Be- zug auf A. incertus. selber noch | unentschieden , ‚ob 'man in derselben eine gute Art ‘oder eine. Lokalrasse von A. Savii zu erblicken habe, : Nach ‚ Originalexemplaren , die ich..der freundlichen Mittheilung De Sielys verdanke, scheint mir. das letztere \anzunehmen. In Bezug: auf A. ibericus ist dies je- doch nicht von Bedeutung, indem nur von A. incertus Ori- ginalexemplare zur Vergleichung vorliegen, Als Verschie- denheiten des A.'ibericus von A. incerlus führt Gerbe an: bedeutendere. Grösse, stärkeren Kopf und stärkere Füsse, weniger dunkle und etwas gelblichere Färbung, schärfere Son- derung der entschieden. weisseren Unterseite und: stärkere Erhebung der hinteren Schädelregion. Die bedeutendere Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 265 Grösse, fast 1'/,‘ Tolallänge mehr, ist nach dem Balge ge- messen, also nicht ganz zuverlässig. Diese Unsicherheit zeigt sich sogar im Vergleiche, der Maasse unter, sich ‚ganz auf- fallend. : Der Kopf soll Sömm. oder 15,5‘ lang sein, wäh- rend, der Schädel: Fig..6w..7 nur. 11,8 lang angegeben wird, Eins dieser Maasse ist mit dem. anderen gleichzeitig unmög- lich. Nun aber; sind die Zeichnungen von Gerbe meist genau nach den Dimensionen der ‚Wirklichkeit ausgeführt ‚und die Schädellänge von A. iberieus übertrifft ‚die des in Fig. 1u.2 abgebildeten Schädels von A. incerlus, der. 11,4 lang ist, nur um 0,4%. Ich. besilze Schädel von A. incerlus, bei de- nen der Unterschied ‚auf 0,2 herabsinkt.. ‚Der Hinterfuss von A. iberieus wird zu l8mm., oder 8% angegeben, wäh- rend der von A..Savii und incerlus nach mehrfachen vorlie- genden Exemplaren im, Mittel 7 bis 7,54 ist. ı, In, diesen auch, ;bei einem Balge unveränderlichen Maassen ist, eine, An- näherung. beider Formen in der Grösse in so hohem Masse nicht zu verkennen, dass man in diesen Punkten wohl nicht leicht eine Nöthigung zu specifischer Sonderung finden wird. Das, in Fig. 8. a, b dargestellte Gebiss stimmt, vollständig mit dem: überein ,‚welches ich bei zahlreichen A. Savii und in- cerlus beobachtet habe. Auf, die abweichenden Farbennuangen würde sicherlich am wenigsten. Werth zu legen sein, da die so nahe verwandten Formen: auch vielfach abändern und eine Grenze sehr erschweren, wenn nicht unmöglich machen., Als einzigen wichligen Anhaltspunkt ‚hätte ‚man ‚dann noch die verhällnissmässig' grössere Breite. des Schädels und die stär- kere, Erhebung ‚des 'Hinterhaupts.. ı Dass der Werth dieser Charaktere sehr, zweifelhaft wird, wenn man bedenkt, dass diese Eigenthümlichkeiten bei einer und derselben Art, und besonders auch bei den nächstverwandten, vielfach schwan- ken, liegt woll auf der Hand. So lange die spanischen kleinen Feldmäuse nicht nach frischen oder Spiritusexemplaren. gründ- lich untersucht sind, wird man sich ‚über ihre Arlberechli- gung noch nicht beruhigen können. Jedenfalls sind die bis jelzt angegebenen Unterschiede ‚von A. ‚incerlus ‚oder Savii noch nicht ausreichend, um ein. Artrecht, für, A. ibericus zu begründen. 366 Blasiuss 4, Sorex chrysothoraz Dehne. Unter diesem Namen beschreibt Dr. A. Dehne in der Allgemeinen deulschen nalurhistorischen Zeitung 1855. no. 6, p. 241 eine Spitzmaus aus der Gegend von Dresden als neue Art. Nichts kann interessanter sein, als nach den ausgedehn- ten'Studien und Sammlungen von H. Nathusiltis noch Ge- naueres von einer neuen Spitzmausart aus der Mitte Europa’s zu erfahren. Ich selber habe mich seit langer Zeit über die Arten der Europäischen Fauna zu meiner eivenen Belehrung sorgfältig in’s Klare zu bringen gesucht, und seit elwa zwanzig Jahren mit eigener Hand in den meisten Ländern Euröpa’s zu diesem Zwecke nicht ohne Erfolg gesammelt und sammeln lassen. 'Sämmtliche Spilzmäuse, die ich in frischem Zustande oder in Spirilusexemplaren untersucht habe, gesen 800 Exemplare , sämmtliche 'Buropäische Exemplare , die’ ich in Europäischen Sammlungen gesehen habe‘, gehören) zu den "bekannten Arten: 'S. fodiens , alpinas, vulgaris) pyg- mäens , leucodon, Araneus, Elruscus. Das Originalexemplär von Sorex Anlinorii Bonap. in Türin halte ich für einen in Spiritus gebleichten Sorex alpinus Schinz. Auch über Cro- cidura thoracica Savi bin ich nur eine Zeitlang in Zweifel gewesen. 'Sorex castaneus und labiosus Jenyns kann man nur mit $. vulgaris zusammenstellen. Sorex ruslicus und hibernicus Jenyns und Sorex pumilus Nilss. sind identisch mit S. pygmaeus’Pall. Sorex suaveolens Pall. ist identisch mit S. Etrüseus Savi. Jede dieser Arten hat eine ziemlich aus- gedehnte Verbreilung, und fehlt innerhalb deren’ Grenzen an geeigneten Orten nirgends. Sorex alpinus kommt durch die ganze Alpenkelte, Crocidura Eiruscus in allen Ländern am Mittelmeere vor ; die übrigen Arten sind fast in allen 'Län- dern Europas verbreilel. Nach Berücksichtigung der vorhergehenden Andeutun- gen kann das Interesse für diese neue Art nur steigen. Hö- ren wir nun den Autor! Ich will aus der Beschreibung nur das hervorheben, was specifisch charakteristisch sein könnte. „Diese Spitzmaus findet sich sehr'selten in den Ber- gen am linken Elbufer der Dresdener Gegend ;* der’ Verfas- ser besitzt ein einziges Exemplar, ein Männchen! Un- Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 367 ter Umständen könnte das ausreichen, eine neue Art zu cha- rakterisiren ! „Sie macht ein nafürliches Bindeglied zwischen den Untergaltungen Sorex und Crocidura, doch neigt sie sich nach ihrem Habitus entschieden 'thelir der ersten zu.* Das ist ein sehr gewichtiges, folgenschweres Wort: denn’ bis jetzt ist in der ganzen Welt kein solches Bindeglied gefun- den worden. Wenn ein specieller Nachweis über diese Bin- destelluing gegeben wäre, so würde das allein ausgereicht haben, 'eine hete Art zu begründen. Da sich in der Beschrei- bung Teider ach nieht eine einzige entfernte "Andeulung vorfindet, worin der Charakter lieses „natürlichen Bindeglie- des4 besteht; 50 geht man wohl sicher nicht fehl, ‘wenn'man annimmt,‘ dass der Verfasser diese wichlige Aeusserung nicht ernsılch gemeint, Sole. nur 'so leichthin ausgespro- chen habe. Zur Begrünlting "einer NEON zwischen: den bei- den genaithten Gattungen würde es'notlliwendig gewesen 'sein, festzustellen : ob der Schädel hinten stark gewölbt oder flach, vorn lang verschmälert oder kurz’ zugespitzt, die Oberkiefer- beine hinfer dem letzten Backenzahn in einen spilzen Kno- chenfortsatz ausgezogen oder abgerundet, die Stirnbeine ne- ben der Mittellinie durch eine rundliche Oeffnung durchbohrt oder nicht durchbohrt,, ‘ob 5’ dunkelgefärbte oder 3 oder 4 weisse einfache Lückenzähne im Oberkiefer vorhanden gewe- sen seien u. s. w. Ueber Alles das schweigt die Beschreibung. Dagegen aber ist erwähnt, dass hie und da zwischen den kürzeren Schwänzhaaren längere Stachelhaare stehen, dass der Kopf wanz den Charakter von Crocidura trägt, die Zähne weiss, die Lippen wulstig, die Ohren gross u. s. w. seien. Man kahn nach diesen Andeutungen , in Rücksicht darauf, dass die wichtigsten Verhältnisse "beider Gallungen unberührt geblieben und nur die äusserlichen , augenfälligen erwähnt sind, die Angabe eines „natürlichen Bindegliedes, das sich zur Untergallung Sorex neigt“ dahin übersetzen, dass das vorliegende Exemplar mit Sicherheit zur Unlergaltung Cro- eidura zu stellen sein wird." Von’ dieser Gatluhe sind Dis jetzt "Zwei einheimische Arten bekannt: Or. leueodon und Araneus. Um’div neue Art ficher Zu begrüfden, hätte sie mit’ beiden genau verglichen 268 Hirtennn Blasius: I doyunlı werden, ‚,oder. die Beschreibung ‚hälle ‚das. Charakterislische mindestens erwähnen müssen. Beide’ Arten unlerscheiden, sich. ausser den äusserlichen Farbengegensälzen, und der, relaliven, Schwanzlänge, ganz constant durch das Gebiss und die Schädellorm;. an: mehr, als drittehalb,:hundert Exemplaren, der ‚einen und gegen ‚hundert der;anderen ‚Art habe ich. wenigstens. keine ‚wesentliche Ab- weichung. ‚gefunden. ‚Der drille ‚oder letzte einfache Zahn im Oberkiefer ist bei Er. | Aranens ‚höher als. die erste Spitze des folgenden Bak- kenzahnes und steht, ganz frei und unverdeckt, ‚von aussen der.‚ganzen Breite ‚nach sichtbar, in der Zahnreihe, , während derselbe Zahn bei,Cr.. leucodon nicht die Höhe der ersien Spilze des ‚folgenden Backzahns, erreicht, und ‚halb nach, innen ge- drängt, in der flachen Innenbucht des folgenden Backzahns eingefügt, von.aussen nur, zum geringen Theil sichtbar«bleibt. Um .einen festen ‚Anhallspunkt zur, Beurtheilung ‚dieses Ver- hältnisses zu haben, :betrachle man. den.Schädel so; von ‚der Seite, ‚dass, die hohen Spitzen ‚des ersten vielspilzigen Backen- zahns .beiderseils einander decken, Der Rand des Oberkie- fers verläuft, dieser ‘Verschiedenheit enisprechend,, ‚ bei, Cr. Araneus, in. ‚einen, ‚gleichmässiggerundelen , flachen Bogen, während er bei Cr., lJeucodon,, an der Einfügungsslelle dieses Zahns plölzlich winkelig eingeknickt erscheint, ‚ Der. vordere Theil des.Kiefers erscheint dadurch, bei ‚Cr. leucodon so kurz und gedrungen,, dass die ‚vordere, Spitze des. ersten vielspit- zigen Backenzahnes weit, ‚vor ‚die Mille der, ganzen, Länge der Zahnreihe: zu, stehen. kommt, ‚während ‚dieselbe Spitze bei Cr.. Araneus in der Milte ‚der. Zahnreihe ‚steht. _Der Ober- kieferrand am vorleizien Backenzahne ist siumpf abgerundet bei, Cr. leucodon, und ‚in ‚eine ‚vorlrelende Spilze ausgezogen ‚bei, Cr.. Araneus. ; Dadurch erhält, die, Gaumenansiclhl, beider Schädel, eine ganz abweichende Geslalt. Durch eine Beschreibung, die, wie die ‚vorliegende, auf alle, diese Verhältnisse, keine. Rücksicht ‚nimmt, wird. schwer- lich eine Art, auch wenn sie neu sein sollte, als..neue, Art für begründet:.angesehen, werden können, „Der,,Aulor kann die Erörterung, der Schädel- und.Gebissverschiedenheiten nur desshalb übergangen haben, weilsie entweder; ihm. nicht Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 269 klar gewesen 'oler weil «er keinen Werth auf dieselben ge- legt hat. In beiden Fällen ist ‘die Aufstellung‘ einer neuen Art’'selir leicht‘ genommen worden. Und dann Kant es bei Beurtheilung der nah vorzugsweise darauf an, zu sehen, ob die in der Beschrei- bung erwähnten Eigenthümlichkeiten mit einer bekannten Art übereinstimmten. Wenn man sich wegen des negativen Cha- raklers der Beschreibung über die wichligsten Eigenthüm- lichkeiten beruhigen oder vielmehr hinwegsetzen muss; so könnte man sich bei Uebereinstimmung der weniger wichli- gen sicherlich auch beruhigen. ' Die Beschreibung $agt, diese neue Art sei grösser als Sorex lefragonurüs oder vulgaris, und der Schwanz eben so slark, aber länger als bei dieser. Um diese Verhältnisse mit Sicherheit beurtheilen zu können, will ich die vom Aulor angegebenen Maasse mit denen der drei in Betracht zu Zie- henden anderen Arten, nach normalen allen Thieren von Mit- telgrösse in frischem Zustande nach Pariser Mass geinessen, zusammenstellen ; ga ih ak umigalgilänsgun. buio: na 4. Maasse von S. chrysolhorax, 8. leucodon, S. Arancus, S. vulgaris Totallänge . 4 RO En SE a ha Körperlänge au 80 "gu gun gu gm gu 74 "Schwanzlange 14.44 7 1a, au 1a, 6,500 u zei Kopflänge . 14 1,5 11,50 1m Ohrlängee „3040 Vak Std PR eh hi ‚Hinterluss . 9,04 0,04 64 627 Der Körper ist allerdings um ein geringes grösser, als der von Sorex vulgaris; dass aber der Schwanz auch länger genannt wird, widerspricht des Verfassers eigenen Maassen. Von einer ganz sorglälligen Vergleichung zeugt diese An- gabe nicht. Dagegen ist es unverkennbar, dass dies fragliche Indi- viduum von $. chrysothorax, so genau als man es von zwei verschiedenen Ihdividuen einer und derselben Art, die von zwei verschiedenen Zoologen gemessen worden, Veran kann, mil Crocidura leucodon übereinstimmt. Und eben so klar ıst es, dass, wenn der Aulor sörglallig gemessen hal, an eine Vergleichung mit den Deiden anderen Arten, um dieselben 279 f Blasinss 1ada m zu identifieiren, ‚nicht-zu denken ist. Die übrigen Arten. kom+ men ‚vollends nieht’ in, Betracht. In der Beschreibung heisst,, es weiler:, „der Oberkiefer ist bräunlich, rostfarben, das Kinn weiss, Kehle silbergrau, Brust schön goldgelb , Bauch silhergrau , so, dass diese Far- ben in, der ‚Mitte des Unterkörpers scharf begrenzt sind; Zehen weiss, Mille ‚ler Beine silbergrau.* _Das ist, wenn man ‚sich ‚die goligelbe Farbe ‚der Brust nicht allzu. unbe- scheiden intensiv denkt, zwar nicht Jie gewöhnliehste, aber doch eine sehr häufig e. Färbung, von Crocidura leucodon, ‚Ich habe wiederholt im Verlaufe von wenigen Tagen, 60, bis, SO Stück Cr, leucodon in frischem Zustande erhalten, unler de- nen einigemale 6 bis 12 Stück von der bezeichneten Färbung enthallen waren, die.in allen übrigen Eigenschaflen nicht ‚von den normalgelärblen Exemplaren abwichen, ‚und, von ‚denen mehrere ‚durch allmähliche Abstufung und Abschwächung der gelben Brustlarbe allmähliche Uebergänge. zu der Normallär- bung darstellten. Obwohl ich, noch, nicht ‚weiss, unter ‚wel- chen Uinsländen diese gelbliche Färbung der Brust ei Irill, so bin ich darüber keinen Augenblick ‚im Unklaren geblie- ben, dass. diese Färbungen von Cr. ‚leucodon, nicht AUsShREN zu rennen seien. In.der vorliegenden Beschreibung finde ich nicht eine einzige Eigenthümlichkeit , die von, Cr, ‚Jeucodon in ‚der be- zeichneten Färbung abwiche, Dagegen sind mehrere ‚Anga- ben gemachl, die mit Cr, tan nicht übereinstimmen; an eine Uebereinslimmung, ‚oder auch, nur an eine Verwandt- schafl mit Sorex vulgaris ist gar nicht zu denken, M Das Endresultat, liegt auf der Hand, Hat der Verfasser die ernslliche Absicht gehabt, ‚den Zoologen, die Ueberzeu- gung beizubringen, dass ‚das ‚beschr) riebene Individuum yon Crocidura leucodon specilisch versc Rieden sei, so hal, er nicht die zureichenden Mitlel, dazu, angewandt. So Jange man in der Beschreibung einer angeblich nenen 4 Art keine, einzige Eigenthümlichkeit her rvorgehoben Jindel, ‚in, der diese Ibe, nicht mit Crocidura leucodon übereinstimmt, ist, ‚man berechligt, sie bis ‚auf Weiteres, für Crocidura leucodon zu ‚halten. In einer Nachschrift erklärt Dr. ,L, Reichenbach; „Ich ‚habe ı mit ‚grossem Vergnügen diese, ‚sehr merkwürdige Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 274 ‚Entdeckung meines -geehrien ‚Freundes. ‚kennen gelernt, ‚In Hinsicht) auf die Art: bin ‚ich allerdings kaum in Zweifel ge- blieben', dass: dieselbe, mit der in ‚meiner vollständigen Na- turgeschichle: ‚der, Säugelhiere;, Raubsäugelhiere: ‚S. 345 be- ‚schriebenen: und. unter. No,| 720: ‚abgebildeten braunbrusligen Spilzmaus, Topino, pellirosso : Crocidura Ihoracica Bonap. fauna ilalica einerlei. ist, folglich ‚diesen, Namen. ‚behallen., muss. Beschreibung und. Maass slimml,ganz überein. Da aber,Bo- ma parte, nur), ein einziges Exemplar, in. Toscana „erhalten, folglich. zweifelliaft ‚blieb „ob dasselbe, nicht) Varietät ‚einer ‚anderen Art (sei, mir auch nicht ‚bekannt ist, ob man, ein zweites. irgendwo: auffand , so ist: diese Entdeckung eines in- nerhalbSachsens erlangten Exemplars vom höchsten. Interesse ‚und ein ‚neuer Beweis für die oft ungeahnte, Verbreitung mancher noch wenig beohachteten Thiere.“ Diese. Ansicht Reichenbac.h's ‚würde sehr ‚geeignet sein.können, mich in meiner ‚Ansicht über, das beschriebene Exemplar, wänkend zu wachen, da.Reichenbac.h. in, der erfreulichen: Lage ‚gewesen ist, Wası fragliche Individuum), per- sönlich kennen, ızu lernen, „Da. aber, Reichenbach ‚nur eine ganz allgemeine abweichende Ansicht über, das beschrie- bene Thier ‚ausspricht, ‚ohne dessen Kennlniss, durch irgend eine bestimmle.Thalsache zu vermehren, so kann man. wohl mit Wahrscheinlichkeit, annehmen, ‚dass es; auch ‚von ‚ihm ‚nur angesehen, nicht auf Jie .enischeidenden ‚Eigenthümlichkeiten genau untersucht ‚worden isl, Die, beigelügten Acusserungen können «mir dempach keine Achlichin Gründe darbieten, meine Scllüsse ‚lür inrig anzusehen. Croeidura Ihoracica Savi in „Bon. lconegr. .d. L...il. hal eine ‚braungraue Oberseite, eine weissliehe, mil längeren, dunkelen Haaren untermischte Unterseile und einlarbigen Schwanz, dessen, relalive Länge nur dann von Bedeulung, wird, wenn man. weiss, ‚ob das Thier, frisch gemessen ist. Bonaparte erklärt, dass er dies Thier für eine Varielät von Cr. Araneus gehalten haben würde, wenn nicht Savi es für eine neue Art erklärt hälle. Die Gründe, wesshalb ‚es für eine neue Art anzusehen sei, fehlen in,allen wesentlichen Rücksichten. Da nun auch Cr, Araneus,, ‚wie ich, aus eigner Erfahrung weiss, mil gelblicher Brust vorkommt, und diese Abweichung der Farbe in allen 878 Blasius: Uebergängen zur normalen Cr. Araneus auftritt, ‚so ist kein Grund vorhanden, dem Urlheile Bonaparte’s über ein Thier, das seiner Beschreibung nach mit Or. Araneus’ in der.Färbung und im Uebrigen übereinstimmt, enlgegenzulrelen.! Durch die Miltheilungen Reichenbaech’s in oben eitirter' vollstän- diger Nalurgeschichle wird die 'systemalische Kenntniss der Cr. theracica Savi, wie sie in der leonografia della "fauna italica vorliegt, durchaus unvermehrt gelassen. "Sa vi’s An- sicht von der specifischen Selbsisländigkeit dieser Form, so lange sie nicht durch überzeugende Gründe gestülzt wird, kann nicht allein entscheidend sein. ‘Nur Gründe "können 'enischeiden , und die bis jetzt mitgetheilten neigen sich da= hin, dass man Cröcidura Ihoraeica aller Wahrscheinlichkeit nach für eine Farbervarieläl von Cr. Araneus anzusehen habe. Eine solche Wahrscheinlichkeit ist" man gezwungen, so lange für Sicherheit anzunehmen, bis durch sorefältigere Un- tersuchung der fraglichen Individuen, — für beide fragliche Arten sind ihrer zusammen zwei bekannt, — jeder Zweifel erledigt ist. Da sich in beiden Beschreibungen nur Schlüsse ziehen lassen, aus dem was milgelheilt ist, nicht aus den weit wichligeren Eigenthümlichkeiten, die mit Stillsehweigen übergangen, also wahrscheinlich ununtersucht geblieben sind, so lassen sich beide Thiere nicht als neu, aber beide auch nicht als unter sich übereinslimmend ansehen. 5. Micromys agilis Dehne. „Micromys agilis, Kleinmaus, ein neues Säugelhier der Fauna von Dresden, aus der Ordnung der Nager. Beschrie- ben von M. Joh. Friedr. Ant. Dehne, Dr. philos., Mit- glied mehrerer gelehrten Gesellschaften, nach der Natur ge- zeichnet von August Harzer. Hofflössnitz bei Dresden. 1841“ ist der Titel eines kleinen Schriftchens, in welchem das Thierchen zuerst als neue Art auftrilt. Der Verfasser erzählt, wie er auf einer bolanischen Excursion nach einem Torfbruche zu diesem Thierchen ge- kommen, dem einzigen Exemplare, welches der Beschreibung der neuen Art zu Grunde liegt, beschreibt dann das Exem- plar und bespricht zulelzt seine systemalische Stellung. Es heisst S. 9: „Was die systemalische Stellung anbe- trifft, 'so fällt unsere Maus augenscheinlich mit Mus inulus, Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 275 M. betulinus , M. vagus Pall. zusammen; aus diesen nebst noch einigen mir weniger bekannten Arten kann‘ man’ füglich eine neue Gallung bilden, und ich nehme keinen ‚Anstand, diese mit dem Namen Micromys — Kleinmaus — zu bele- gen; sie macht eine Miltelgattung zwischen Myoxus und Di- pus, namentlich tamariseinus und 'meridionalis aus.* Ich möchte nicht behaupten, dass hier mit 'Wenigem Viel gesagt sei, weil ich eigentlich von einer Mittelgattung‘ zwischen Myoxus und Dipus, namentlich „tamaricinus und meridionalis“ ganz und gar keine Vorstellung habe, und der Autor zur Auf- klärung dieser neuen Gattung dem Gesaglen nur noch hinzu- fügt: „Sollte uns das Glück zu Theil werden, mehrere Indi- viduen von M. agilis zu bekommen, so hoffe ich auch auf analomischem Wege mich zu belehren, ob das Thierchen im inneren Baue mit den Schlafmäusen, mit welchen es äusser- lich so viel Uebereinstimmendes hat, zusammentrifft. Ein Galtungsbegriff, in welchem Mus minutus und va- gus z. B. zusammenfallen, gibt uns auch nicht einmal eine entfernte Vorstellung von den Gallungscharakteren, von dem Gebiss dieses Micromys agilis; auch deutet die Beschreibung keinen einzigen Charakter der Art an. Wir erfahren nicht, ob sie drei oder vier Backenzähne besitzt, worauf bei dem Umfange dieser Gattung doch viel ankommen würde, beson- ders da von einer Mittelbildung nach Myoxus, Dipus und den Arten von Meriones die Rede ist. Um uns eine ungefähre Vorstellung von der Art zu machen, sind wir ganz auf die Beschreibung $.7 und die Vergleichung'S. 10 hingewiesen. Alle in der Schrift vorkommende Bemerkungen und An- gaben deuten auf Mus minutus Pall. hin. Daher ist es wich- tig zu lesen: „Von Mus minulus unterscheidet sich agilis durch den weit längeren und weniger behaarten, merkwür- digen, mit beweglicher Spitze versehenen Schwanz, und durch den ganz gelben Unterkörper.* Ich besitze Mus minutus aus England, Frankreich, der Lombardei, aus verschiedenen Gegen- den Deutschlands, aus Ungarn, Podolien, Russland und Sibi- rien, und habe diese Art bei Braunschweig, am Rhein, in Franken und der Lombardei zahlreich lebend beobachtet und gelangen. Bei der Veberschwemmung einer grossen Wiese dicht vor Braunschweig habe ich, gering angeschlagen, min- Archiv f. Naturgesch,. XXI. Jahrg. 1. Bd 18 974 Blasius: destens zwei tausend Stück derselben an ein und demselben Tage an Grashalmen klelternd sich flüchten ‚sehen. Oefter habe ich an: geeigneten Stellen in einem Sommer über: zwan- zig Nester derselben in hohem Grase und niedrigen Büschen oder im Schilfe gefunden. Ich will damit andeulen, dass ich Mus minutus in der mannichfalligsten Ausbildung zu: sehen Gelegenheit gehabt habe. Ich habe zahlreiche Individuen dieser inleressanlen Art noch vor mir, und finde, dass bei einigen derselben der Schwanz eliwas kürzer, bei anderen länger ist als der Körper; bei agilis ist er einige Linien län- ger als der ganze Körper. Bei Mus minutus ist der ganze Schwanz beweglich; es kann also gar nicht auffallen, wenn bei agilis die Spitze beweglich ist. Ich besitze Mus minulus von schmutzig röthlichgrauer Färbung an. bis zum hellsten gelbrolh auf der Oberseite; von einer schmulzig - grauweis- sen, gelblich-rosiweissen, rostgelblichen bis rein weissen Un- terseite in allen Uebergängen, ohne dass ausser dieser Ab- weichung in der Färbung irgend eine Verschiedenheit an den Individuen zu beobachten wäre. Die Farbe der Unterseite ist Iheilweise vom Alter und der Jahreszeit abhängig, theil- weise sogar scheint die Natur des Bodens sich schwach fär- bend mechanisch auf der Unterseite auszusprechen. Das Exem- plar von Dehne rührt aus einem Torfbruche her. Ich muss gestehen, dass ich keinen einzigen Unter- schied von Mus minutus finde. Auch die sehr interessanten Bemerkungen, dieDr.Dehne nachträglich in demselben 6ten Hefte der Allg. deutsch. Nalurhist. Zeitung 1. S. 237 über das Thier giebt, stimmen mit den Eigenthümlichkeiten von Mus minultus überein. So lange bis wir eine genaue Kenniniss des Gebisses, und wirkliche specifische Unterschiede dieser Micromys agilis erfahren haben , ist man gezwungen, diesen Namen zu den sehr zahlreichen Synonymen von Mus minulus zu stellen. Das Thierchen hat das seltsame Schicksal erlebt, dass fast jeder Zoolog, dem es zufällig in die Hände gera- then ist, es für eine neue Art anzusehen sich gedrungen ge- fühlt hat. Hier erscheint es zuerst als neue Galtung; frei- lich in einer Gesellschaft, die nicht allein das Gallungs- son- dern auch das Artrecht keinen Augenblick in Zweifel ste- hen lässt. Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 275 6. Myozus speciosus Dehne, Unter diesem Namen ist in der Allgemeinen deutschen Naturhistorischen Zeitung 1. No. 5. S. 180 eine Haselmaus als neue Art beschrieben, die Dr. Rabenhorst 1847 bei Tursi im Basilikate gefangen hat. Auch von dieser neuen Art ist nur ein einziges Exemplar bekannt, Der Verfasser vergleicht dieses Thier nur mit M. avel- lanarius, und man sieht aus den Angaben der Beschreibung, dass ınan es als speciesberechligt ansehen könnte, wenn es von dieser Art genügend unterschieden wäre. Um die Di- mensionen beurlheilen zu können, füge ich den angegebenen Maassen von M. speciosus unter No. 1, die eines Exemplars vom Harz von etwa 2000° Meereshöhe unter No. 2, eines Exemplars, das ich selber in der Umgegend von Messina ge- fangen, unter No. 3, und eines Exemplars von Braunschweig unter No. 4 hinzu, sämmtllich nach Pariser Maass. Maasse von M. speciosus — M. avellanarius 1. 2. 3. 4. Dhlallänge) \451., 127, 5/4.,.6%44. , 544 Bd. nun, Haufe Bud Körperlänge ..... 3% 34 ERDE TTIROHNEE Schwanzlänge ohne lnnre Ge a DL ORU DL TEL EDIT a U 94 Kopfllänge ... .. 1“ 1” 11,8% 11,54 Zwischen Nasen- spitze und hin- term Augenwin- ee ent: 64 6,544 63344 5 Vorderfuss mit Nagel Ar 4,34 4,210 4,0 Hinterfuss mit Nagel er 7,54 7a 2 22 Die Beschreibung sagt: „Er — der prächlige Haselschlä- fer — ist, wie die Dimensionen zeigen, um ein Beträchlliches grösser, als Myoxus avellanarius L“ Die Dimensionen zei- gen hier im Gegentheile, dass das beschriebene Exemplar nur ‚die Miltelgrösse eines M. avellanarius L. erreicht. Ich weiss ‚zwar nicht, welches Maass der Verfasser angewendet hal; aber das alte Pariser, ist das grösste, welches von Zoologen angewendet zu werden pflegt. Und übrigens kommt es für den, der aus Erfahrung weiss, wie sehr auch Thiere von der 976 Blasius: vorliegenden Grösse in den Dimensionen schwanken , nicht sehr auf die absolute Grösse der gewöhnlichen Zollmaasse an. Die Abweichungen, die durch willkührliche Anwendung ver- schiedener Messmethoden, durch die Schwankungen in der absoluten Grösse erwachsener Thiere hervorgebracht wer- den können, wachsen über die relative Grösse des Maassla- bes, hinaus. Dass ich wirklich M, avellanarius und durchaus zoologisch übereinstimmende Exemplare gemessen, weiss ich aus genauer Untersuchung und aus der Vergleichung der- selben mit anderen aus Thüringen, England, Schweden, Frank- reich und der Lombardei. Ferner heisst es: „die Haare des Schwanzes sind viel länger und stehen lockerer, auch ist ihre Farbe lebhafter und vollkommen fuchsroth.* Die Haare der Schwanzspitze werden zu 6“ angegeben; ich habe Exemplare, an denen sie zwischen 4 und 8° wechseln. Wer mehrere Exemplare aus verschiedenen Jahreszeiten un- tersucht hat, wird sicherlich in der Dichtigkeit der Schwanz- behaarung , und ebensowenig bei dem Schwanken der Ge- sammtfärbung in der lebhaftern fuchsrothen Färbung, keinen speeifischen Unterschied suchen. Dann heisst es weiler: „der weisse Fleck an der Kehle, welchen Myoxus avellana- rius so deutlich zeigt, fehlt hier gänzlich.“ Auf diesen Un- terschied würde unter den bisherigen Angaben am meisten Werth zu legen sein, wenn die Kehlfärbung bei M. avellana- rius wirklich constant wäre. Das ist sie aber ebenso wenig, wie die des übrigen Körpers. Ich habe wiederholt M. avel- lanarius lebend und in frischem Zustande untersucht, und nicht allein Exemplare mit weisser, sondern auch mit schmut- zig rosiweisslicher graurostlarbig überflogener, und blass rothgelblicher Kehle gefunden, die in jeder anderen Bezie- hung gule normale Haselmäuse waren. Auch alle noch fol- genden Angaben der Beschreibung heben Eigenschaften her- vor, die den normalen Haselmäusen zukommen, oder doch innerhalb der Schwankungsgrenzen dieser Art liegen. Man ist gezwungen, auch dieses beschriebene Exemplar nicht für neu, sondern für Myoxus avellanarius zu halten, wenn nicht noch weit entscheidendere Gegensätze und Abweichungen hervor- gehoben werden. Sollte das Exemplar wirklich ernstllich auf eine neue Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 277 Arl untersucht werden, so würde vor allen Dingen das Ge- biss zu beachten sein, da, sich alle Myoxus-Arten im Zahn- baue bestimmt unterscheiden. Es würde dabei aber wohl zu beachten bleiben, dass die Gestalt der Zahnkronen bei einer und. derselben’ Art nach dem Alter durchaus verschie- den erscheint, und sich ‚sogar, trotz constanter Uebereinstim- mung im Baue der Zähne, die eine Kieferhälfte ganz anders zeigt, als die entsprechenden Zähne der andern. Uebrigens muss ich noch bemerken, dass Myoxus avel- lanarius vom südlichen Schweden und England an durch Mit- tel- und Südeuropa ganz allgemein verbreitet ist. 7. Musculus mollissimus Dehne. Raffinesque-Schmalz, bekanntlich einer der leichtfertigsten und unzuverlässigsten Zoologen, durch welchen die Fauna Europa’s mit unenträthselbarer Verwirrung ver- mehrl worden ist, ehe er den Schauplatz seiner Thätigkeit in einen anderen Welttheil versetzte, hat in seinem Preeis eine Galltung Musculus aufgestellt, in welcher er zwei neue Arten aufführt. Es liegt zwar kein Grund vor, der dagegen geltend gemacht werden könnte, in der grösseren Art Mus- eulus frugivorus, vielleicht Myoxus Glis, der in Sicilien sehr gross vorkommt, in der andern Mus sylvaticus zu erblicken; bei der anerkannten zoologischen Schwindelei und Oberfläch- lichkeit von Raffinesque-Schmalz kann es aber kaum ein Interesse haben, diese Thiere zu deuten. Originalexem- plare existiren nicht; keine einzige Sammlung in Sieilien hat, ausser den beiden genannten, Thiere aufzuweisen, die auf die leichten Angaben des Autors auch nur hindeuten könnten. Ich selber habe mit Erfolg in Sieilien und bei Neapel kleine Säugelhiere gesammelt, ohne je eine Spur von Arten zu fin- den, die nicht anderwärts her schon bekannt gewesen wären. In der Allg. deutsch. Naturhist. Zeitung I. No.11. p. 443 wird die sehr unbestimmte und apocryphe Gattung Musculus durch eine neue Art unter dem oben ‚bezeichneten Namen vermehrl. Dr. Rabenhorst hat diese Maus ziemlich häufig bei Neapel gefunden, aber nur Albino’s derselben gesehen und gefangen, die hier unter dem neuen Namen eingeführt werden; ‚der Beschreibung liegt wieder nur ein "einziges 978 Blasius: Exemplar, ein altes Männchen, zu Grunde. Der Verfasser ver- muthet, dass der Pelz in der Normalfarbe weniger fein er- scheint, da sich Albino’s stets durch seidenhaariges Haar aus- zeichnen. Auch vermuthet derselbe, dass sie zu den Schlaf- mäusen gehöre, weil sie noch jelzt im Weingeist zusammen- gerollt liegt; wenn der Verfasser unter dieser Bezeichnung Myoxus versteht, so würde eine Untersuchung des 'Gebisses darüber keinen Zweifel gelassen haben. Um in der Zoolo- gie den halbverschollenen Galtungsnamen Musculus wieder einzubürgern würde es driugend nolhwendig gewesen sein, die Backenzähne genau zu unlersuchen; die Beschreibung erwähnt kein Wort von denselben, gerade als ob das Thier keine besitze. Ueber die generische Stellung dieses Thiers bleibt man also vollständig: im ‚Dunkeln. Dadurch ist eigenllich jeder weiteren Discussion aller Halt abgeschnitten. Nur diese gänzliche Unbeslimmtheit der Stellung kann mich veranlassen ‚auf eine nicht zu verken- nende Vebereinslimmung'mit einem sehr bekannten Nagelhiere hinzudeuten,; von‘dem ich ‚unter No. 2: die, Maasse denen’ des Autors, nach demselben, dem Pariser. Maasstab, gemessen, hinzufügen will. Maasse von Musculus mollissimus. % Totallänge 2. 0 .0% 54h Bl! 514.:119/14 Körperlänge a. us gar m 129 Schwanzlänge .. 0% PEREUL 34 Kopflänge. .. wo. 14 1144 Ohrlänge «ulmun ouinn. 64 Br! Vorderfussälun mil. .: a4 35/44 Hinterfussuid ua arm au Tr 84 Das Thier, dessen unter No. 2 milgelheille Maasse' so vollständig, als man‘ es sogar von ein und derselben Art ver- langen kann, mit den Maassen des Musculus 'mollissimus über- einstimmen, ist ein mittelgrosses Exemplar ‘einer Hausmaus: Mus Musculus L. Unter vielen anderen im Jahre 1838 aufge- zeichneten Maassen, die den Zweck halten, die Allersver- schiedenheiten unserer Europäischen Species slulenweise zu verfolgen, fällt dieses mir jetzt ganz zufällig auf. Nachdem ich nachträglich noch einmal die ganze Beschreibung dieser neuen Art .durchlese, finde ich, dass sämmtliche Angaben Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 279 der Beschreibung sehr wohl von einer weissen Hausmaus ent- lehnt sein könnten. Nur ein einziges Mal vergleicht der Verfasser das neue Thier mit Mus Musculus. „Der Vorder- kopf ist siumpfer, als bei der Hausmaus und Waldmaus, und man könnle verleitet werden, dies für ein Kennzeichen eines jungen Thiers zu halten, wenn nicht. die. vollkommen ausge- bildeten und hervortrelenden Hoden, welche beide zusammen die Grösse einer miltelmässigen Haselnuss haben, das Gegen- theil» bewiesen.“ Ich will darauf nur bemerken, dass Jeder, der weisse Hausmäuse in der Gefangenschaft beobachtet hat, wissen kann, dass sie schon anfangen sich fortzupflanzen, ehe sie ihre volle Körpergrösse erreicht haben. Ein etwas siumpferer Vorderkopf, als einziger Arlunterschied, kann doch Manchem für ein: einziges Spirilusexemplar etwas bedenk- lich erscheinen. Sollte es nicht auch möglich sein, ‘dass an den paradiesischen Gestaden des Tyrrhenischen Meeres die zart- empfindenden weissen Hausmäuse , 'wie, die. Lazzaroni’s, ihr Leben unter [reiem Himmel zu geniessen wünschen könnten? Ich wage es kaum anzudeulen, aber ich halte es für ganz und gar nicht, unmöglich, dass eine genaue Untersu- ehung des Gebisses ‚des fraglichen Individuums nicht den ge- ringsten Unterschied ‘von Mus Museulus L. ergeben könnte; und dann wäre diese neue Art sicherlich eine weisse Hausmaus. Von den in Vorigem besprochenen sieben neuen Säu- gelhierarten halte ich die beiden ersteren, die in. meister- haften Beschreibungen ‚dargestellt sind, für örtliche, oder wenn man lieber will, klimatische Rassen der entsprechen- den , früher schon bekannten ‚Arten; von der. dritten Art, deren Kenntniss nicht in dem Masse genügend feststeht, scheint mir dasselbe Verhältniss nicht unwahrscheinlich. An diesen bestimmten Oertlichkeiten scheinen die herrschenden Bedingungen regelmässig dieselben Modifikationen hervorzu- bringen, während der wesentliche specifische Charakter der- selbe ist, wie der von anderen Oertlichkeilen. Es kann vom Standpunkte der systemalischen Zoologie nicht gleich- güllig sein, ob dergleichen, vielleicht auch durchgängig con- stante Modifikationen für selbstständige Arten, oder für Rassen einer andern Art angesehen werden; für die exacle wis- senschaftliche Einsicht, für Naturforschung und Naturbeob- 2980 Blasius: Bemerk. über neue Europäische Säugethiere. achtung im Allgemeinen ist übrigens beides von gleichem Interesse. Mit der Einsicht in solche Formen wird unter allen Umständen die wissenschaftliche Kenntniss der Thierwelt ge- fördert. Die Darstellungen der vier letzten Arten sind dadurch ungenügend, dass sie die Kenntniss des Schädels, des Ge- bisses der beschriebenen Individuen vollständig unberührt lassen. Es ist unmöglich, mit Sicherheit zu ermitteln, ob eine Säugethierart neu ist, wenn man ihr Gebiss nicht genau kennt, und mit den verwandten Arten vergleicht. Kein Zoo- log, der Ansprüche darauf macht, dass man seinen Ansich- ten über Species irgend einen Werth beilegt, kann sich über diese Anforderungen mit Erfolg hinwegsetzen. Eine beschrie- bene Thierform kann eine ausgezeichnete neue Art sein: man kann aber aus der Beschreibung, welche die entscheidenden Gründe gänzlich unberücksichtigt lässt, die Neuheit der Art nicht überzeugend’ ersehen. Fehlen in einer Beschreibung die entscheidenden überzeugenden Thatsachen, so kann man mit Grund vermuthen, dass die beschriebenen Thiere auf diese entscheidenden Thalsachen nicht untersucht sind. Und dann, kann man weiter schliessen, hat sich der Autor wahrschein- lich nicht in der Lage befunden, über die Neuheit der Art ein Urtheil sich bilden zu können. So lange die beschriebenen Exemplare noch exisliren, lässt sich diesem Mangel oder Uebelstande abhelfen, und jeder fragliche Punkt zu sicherer Erledigung bringen. Und das ist der Grund, wesshalb ich auf. das, was die Beschrei- bungen zu wünschen übrig lassen, aufmerksam machen will. Das ist der einzige Weg, die Zoologie Europa’s vor neuen Bücherspecies zu bewahren, die nur den Compilatoren und literarischen Sammlern zu Gute kommen , während sie dem Naturbeobachter und Naturforscher ein Gräuel sein müssen. Bis dahin, dass alle entscheidenden fraglichen Punkte ahfgeklärt sind, bleibt einem Jeden, der sich seines Urtheils nicht ganz begeben will , Nichts übrig, als die unvollständig beschriebenen Thierformen nach den milgetheilten Thatsachen einzureihen. Zur Anatomie des Orang - Utang und des Chimpanse. Von Prof, Mayer in Bonn. Zu dem Satyrus Orang-Utang von Borneo und Sumatra (Sat. Sundaicus) und zu dem Troglodytes (Chimpanse) ist in neuester Zeit bekanntlich ein zweiter Sat. africanus, der Go- rilla, gekommen, von Dr. Savage 1847 von Gaboon (Fluss Gabon 110 N. B., früher Riv. de Geves und Geba genannt; zu unterscheiden von dem Gabon des Königreiches Pongo in Unter-Guinea am Aequator), aufgefunden, dessen Namen der gelehrte Entdecker desselben aus Hanno’s Periplus entnom- men hal. Früher (1625) hat schon der Reisende Batell, wie es scheint, ‘den Chimpanse und den Gorilla gekannt und unterschieden. Die Benennung Troglodytes, welche Linne bekannt- lich seinem fabelhaften Homo nocturnus gab, und welche Blumenbach unrichtig (das einzige Unrecht, welches der grosse Physiologe beging,) auf den Chimpanse übertrug, dürfte wohl gänzlich aufgegeben werden, da ja überhaupt kein Affe ein Höhlenbewohner ist. . Es scheint mir einer logischen Eintheilung der men- schenähnlichen Affen (Pseudo .anthropomorphes nach Du- vernoy) angemessener zu sein, den Namen Satyrus (den man schon in Horaz für Affen gebraucht findet) als Gat- lungs-Namen zu wählen und nun drei Species als: 1. Saly- 982 Mayer: rus Mawej, s. Orang- Utang, (Salyrus sundaicus - borneensis et sundaicus -sumatranus); 2. Salyrus Chimpanse, 3. Saly- rus Gorilla aufzuführen. Nach Savag e’s Nachrichten könnte man die beiden afrikanischen Salyren in Salyrus supra-et infraguineensis eintheilen. Nach Bowdich (1819), Aubry Lecomte und Dr. Franquet (1854) kömmt aber eine zweite Unterart von Chimpanse, der Inchego oder Tschego, ebenfalls kleiner als der Gorilla, vor. Er unterscheidet sich nach Dr. Franquet vom Chimpanse, dass er kleine Ohren (Ohrmuscheln) und ein schwarz Gesicht, dieser grosse Ohren und ein fleischfarben Gesicht hat. Duvernoy (Archives du Mus. d’hist. nat. Tom. VIl 1855—56) verglich Skelet und Schädel eines Tschego mit dem eines ebenso jungen Chim- panse und fand einige Differenzen, wovon die charakterisli- sche (?) die sei, dass beim Chimpanse die Ferse wenig vor- springe und die Gelenkfläche des Fersenbeines sehr lang sei, beim Tschego das Fersenbein stark hervorrage und seine Gelenklläche dagegen kurz sei. . Ueber den, Aufenthalt die- ses Tschego sind die Angaben der genannten Reisenden‘ un- bestimmt und sich widersprechend. Nach Dr. Franquel kömmt der Tschego, nicht aber der Chimpanse, an ‚dem lin- ken. Ufer ‚des Gabon und zwar jener mit dem Gorilla vor. Nach Aubry. soll der Gorilla auch am Cap Lopez bemerkt werden und wäre er somit ebenfalls, gegen Savage's Ver- sicherung, in Unter-Guinea zu Hause. Es wäre also die geo- graphische Verbreitung des Chimpanse und Gorilla noch nä- her aufzuklären; wobei wie erwähnt der, obere Fluss Gabon der Engländer in der Bissagos - Bai von dem untern Fluss Gabon in der Nähe des Cap Lopez zu unterscheiden: wäre. Ich würde daher unmassgeblich vorschlagen, die Simiae anthropomorphae ‚oder Satyri einzutheilen und zu benennen, wie folgt: 1. Satyras Knekias (Czvrxıes flavus, daher auch für Wolf gebraucht) s. Orang-Utang. 2. Satyrus Adrotes («öoorns erassus) s. ‚Gorilla. 3. Satyrus Lagaros (kay«oos, homo gracilis) s. Chimpanse und Tschego, Zur Anatomie des Orang- Utang und des Chimpanse. 283 Ueber die Osteologie des Schädels des Orang-Ulang habe ich in diesem Archiv (Jahrgang 1845) meine Untersuchun- gen milgelheilt, sowie einiges Vergleichende über den Sehä- del des Chimpanse. ' Ueber Schädel und Theile des Skeletes des Gorilla haben wir die vortrefflichen Arbeiten von Owen. Es bleibt aber die Vergleichung noch immer nicht abge- schlossen, so lange nicht Schädel von gleichem Alter und Geschlecht einander gegenüberstehen. So wird sich wohl die Capacilät der Schädelhöhle, welche Owen bei dem Orang und dem Chimpanse zu 28 Kubikzoll, bei dem Gorilla zu 30 Kz. angiebt, zu Gunsten jenes erstern oder wenigstens des zweiten erhöhen! Kneeland giebt von einem Gorilla nur 27 Kzolle an.. (Annals of nat. hist. Vol. X. 1852.) Den ersten lebenden Chimpanse, welcher in neuerer Zeit nach Europa kam (der Salyrus indieus, welchen Tul- pius (Obs. med. p. 270) abbildete, kam aus Angola und war, wie es scheint , ein Chimpanse; der erste weibliche Champonez, der 1739 lebend nach London’ gebracht wurde, war 21 Monate alt, ® Fuss 4 Zoll hoch; der Boggo, den Smith am Flusse Scherbro traf, war ebenfalls ein Weibchen von 6 Monaten), sah ich 1819 in London (Exeter - Change). Er war ein gegen 2'/, Fuss grosses , kränkliches, zahmes Thier. Er starb bald darauf; ich bot auf den Leichnam, mussle aber später hören, dass das College of Surgeons ihn um einen höheren Preis erstanden habe. Ich sah später bei Mr. Clift (der Hand von Everard Home), das Skeletchen bloss erhalten und bewunderte den schön gewölbten Schädel, in Vergleich eines ungefähr ebenso alten Orang-Schädels des Hunter’schen Museums. Auch finde ich in meinen Notizen die Bemerkung, dass das Os intermaxillare am Kiefer des Chimpanse schon ganz verwachsen, beim Orang aber..noch gelrennt war. Ich habe im Jahre 1838 einen Chimpanse von 3 Fuss 3 Zoll in Weingeist erhalten und untersucht. Einiges dieser "Untersuchungen habe ich bereits veröffentlicht, namentlich die Anatomie der Zunge und des Larynx. (N. A. A. N. C. Vol. XX. P, Il. und Vol. XXIII. P, ID, sowie die des Auges betreffend. (Ueber das Auge der Cetaceen, Bonn bei Henry ei Cohen 1851,) Ich theile hier nun noch die anderen Be- 284 Mayer: merkungen, welche ich bei der vergleichenden Section die- ses Chimpanse und eines jungen Orang niedergeschrieben, in Kürze mit. Vorerst erwähne ich jedoch noch einmal als für grössere Menschen-Aehnlichkeit des Chimpanse sprechend. die mehr gerundete Zunge desselben, das Dasein der dünnen platten Uyula, welche dem. Orang fehlt, jedoch nach Duvernoy auch dem Gorilla zukömmt , die Verkümmerung der Kehl- säcke !), welche beim Orang so gross, (beim Gorilla wohl wegen seines fürchterlichen Geschreies Kh-ah, Kh-ah! das durch die Wälder der Balantes erschallt, nach Duvernoy vielzellig), ferner die Zartheit der Nickhaut, endlich das frühe Verwachsen des Intermaxillarknochens, (bei Gorilla vom Flusse Danger noch getrennt. S. Owen Transact. of the zool. Soc. Vol, IV. P. 3). Welche der drei Arten von Satyrus dem Menschen am nächsten stehe, möchte noch nicht, ganz entschieden sein. Die meisten humanen Analogieen des Baues scheint der Chim- panse darzubieten. Doch könnte man auch sagen, dass je- der. der‘ drei Orangs sich von verschiedenen Seiten her mehr dem Menschen nähere, der Orang-Utang durch seine Geleh- 1) Tyson erwähnt keinen Kehlsack beim Chimpanse. Ich habe nur ein Rudiment desselben bei ihm (einem jungen Weibchen) ge- funden (eine Tasche innerhalb des Kehlkopfes, nieht ausserhalb des- selben). Vrolik (auch an einem jungen weiblichen Chimpanse) fand ihn ebenfalls klein und blos links. Duvernoy (Archives du Museum d’hist. nat. 1855— 56) bemerkte am männlichen und weibli- chen Chimpanse zwei kleine Säcke. Nur Owen spricht von einem sehr grossen Luftsack des Chimpanse. Vielleicht ist er erst im hohen Alter mehr entwickelt, und dürfte also kein grosses Gewicht auf diesen Unterschied gelegt werden! Wie verschieden überhaupt diese Kehl- säcke nach Geschlecht, Alter, Varietät der Affen sein mögen, davon nur ein Beispiel. Bei Ateles Paniseus fand Cuvier einen Kehlsack unter dem Ringknorpel, dessen Angabe nun auch Duvernoy an dem Cuvier’schen Präparate bestätigt. Ich sah aber bestimmt an einem erwachsenen Ateles Paniscus männlichen und einem weiblichen Ge- schlechtes keinen Sack, sondern eine blosse Erweiterung des Anfanges der Knorpel der Trachea, (Weiteres vergl. $. 37 m. cit. Abhandlung.) Ebenso beobachtete ich keinen Kehlsack bei Hylobates leueiscus, während Sandifort einen solchen beim Syndactylus bemerkte, Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 285 rigkeil, der Chimpanse durch seine Zahmheit, der Gorilla durch die menschliche 'Form seines Armes und seiner Hand. (Es gefallen sich noch immer einige Naturforscher in der Idee, dass der Mensch von den Affen abstamme. Das Buch der Genesis der Tübetaner führt diese Idee als histo- risches Factum auf. Der Geologe geht noch weiter und lässt die ganze Thierwelt in unendlich langen Zeiträumen, stufen- weise sich von Unten nach Aufwärts entwickeln. Man be- denkt hiebei nicht, dass gerade die Infusorien -Lager nach Oben, Riesenthiere zu Unterst liegen, und dass noch Niemand den Uebergang des Homo diluvii testis von Scheuzer zu dem Homo unserer Zeit nachgewiesen hat. Es ist überhaupt als Axiom der Schöpfungsgeschichte der Satz voranzuslellen: „Die Schöpfung besteht aus in Grösse, Form und Gradation un- endlich verschiedenen Wesen, wovon Jedes für sich ward, ist und sich fortzeugt und nicht ‚aus dem Andern ‘sich erst entwickelt, oder es aus sich gebiert, mit innerer Verwandt- schaft zu ganzen Geschlechtern und Sippen, nach einem idea- len Prototyp. Nur an der Grenzlinie dieser Verschiedenhei- ten findet Vermischung einer Abart mit der andern statt, aber auch hier sind die Mischlinge meist unfruchibar und sterben gerne aus.“ Wenn man zu Gunsten jener Idee der stufenweisen Me- tamorphose der Thiere in den Schöpfungsperioden die That- sache anführt, dass der menschliche und Thier- Fötus bei seiner Entwicklung die niederen Stufen der thierischen Bil- dung durchlaufe, so hat man dabei übergangen, dass gerade am Anfange des Entstehens der menschliche Fölus seinen höheren menschlichen Typus vorwaltend zeigt, indem die edelsten, die Central- Gebilde des Nervensystemes, sich am frühsten und relativ am mächtigsten zeigen und der Kopf noch die grössere Hälfte des Körpers ausmacht.) In Belreff des Ganges des Orang-Utang und der Qua- ‚drumanen überhaupt, ist zu bemerken, dass sie nicht eigent- lich auf der Handsohle (Vola manus) ihrer Vorderglieder auftreien, sondern auf dem äusseren Rande, selbst auf dem Rücken der Handwurzel, Miltelhand und der Finger, was man Valgimanus nennen könnte. Theilweise gilt dieses auch für die hintern Extremiläten und zeigt sich noch beim Neger 286 f Mayer: (Indianer). Die Beugung ist bei den Affen schon überwie= gend über die Sireckung an der vorderen Extremilät, die dem Menschen vorherrschend eigen ist; Auch ist die Supinalion der Knochen des: Vorderarmes dem: Menschen in höherem Grade möglich, während bei den Säugethieren. die Pronalion derselben vorherrschend und allmählich ganz permanent oder fest geworden ist, Was insbesondere die Organisalion der: Hand: betrifft, bemerkt man, dass die Zahl der Knochen der Handwurzel beim Chimpanse (Vrolik), so wie auch‘ bei Tschego‘ und Gorilla (Duvernoy) nur acht, wie beim Menschen, beträgt Die Form der Knochen der Hand weichen ‚beim Tschego von der des Chimpanse ab (Duvernoy). Die Muskeln, welche die Haud des Orang, Chimpanse, Tschego und Gorilla bewegen, zeigen unbedeutende Differenzen unter sich und von denen der menschlichen Hand. (Duvernoy;) Ich fand auch den Muse. opponens pollieis gut entwickelt. Ue- berhaupt ist ein: Vorherrschen der Beugemuskeln gegen ‚die Streckmuskeln vorhanden. So ist beim Chimpanse und Orang der extensor indieis proprius klein oder fehlt ganz. Die nun folgenden weiteren Vergleichungen sind mit Rücksicht eines ungefähr gleich alten Orangs gemacht. ‚Das Gehirn war leider ganz in einen Brei aufgelöst, in welchem eine! Menge quadratische Stearinkrystalle sich zeigten. Die 12 Gehirnnervenpaare waren noch erkennllich.: Nach Gr atio- let soll das Gehirn des Chimpanse nach dem Typus der Ma- kake gebildet, dagegen die millleren und hinteren Lappen des Gehirns beim Orang mehr entwickelt sein. Dieses scheint mit der schönen Wölbung des Schädels beim Chimpanse nicht übereinzustimmen, ‚Noch bemerke ich, dass die Chorda Tyim- pani sehr kurz erschien und schon hoch’ oben in den! Ram. lingualis Vli sich einsenkte. Auch bei den übrigen Säuge- thieren ist. dieses der Fall: Beim Menschen reicht sie frei am lielsten herab. Hat diese Verschiedenheit''auf das Sprach- vermögen Einfluss ? L,.Schädel Bei einem Chimpanse-Schädel sind alle Milchzähne des Unterkiefers und Oberkiefers vollständig zu erblicken, der Zur Anatomie des ÖOrang-Utang und des Chimpanse. 287 spitze Eckzahn ist schon mit- seiner ganzen Krone heraus, der dritie Backzahn ist ‘im Austreten, der vierte Backzahn noch verborgen. Die bleibenden Zähne noch nicht sehr vor- tretend. Länge des Skeletes 2 Fuss 1'/, Zoll, Alter des Thie- res elwa gegen 1'/, Jahr. Es wird erstens ein Orang-Schä- del, bei welchem nur acht Milchzähne entwickelt waren, zur Seite des Chimpanse- Schädels gestellt. Dessen Skeletchen misst nur 1 Fuss 4 Zoll und sein Alter mag nicht viel über zwölf Monate betragen. Ein zweiter Orang-Schädel der Ver- gleichung hat alle Milchzähne bereits mehr entwickelt, und wo einige fehlen, sind die Alveoli noch- gehörig weit. Im Grunde der Schneidezähne sind hier und da die‘ Bohröffnun- gen der bleibenden Schneidezähne zu sehen und die Zellen der bleibenden Backzähne etwas angeschwollen. ' Die Länge des Skeleles mag über 3 Fuss sein. Ein dritter Orang-Schädel hat alle Milchzähne voll her- aus, noch keine bleibenden Zähne, die aber'doch schon sehr vorragende Höcker bilden. Der dritte Backzahn 'ganz ent- wickelt. Der vierte am Austreten. Sein Skelet misst 312/, und sein Alter mag gegen drei Jahre betragen }). 1) In Betreff des Orang-Utang haben es die Untersuchungen von Fitzinger und Lucae wahrscheinlich gemacht, dass es wohl zwei verschiedene Arten desselben gebe. Es würde aber, wie ich bereits früher ]. ce, erwähnte, die Geschlechtsdifferenz der Form des Schädels noch näher festzustellen sein. Ich‘ erwähne bei dieser 'Ge- legenheit eines wir zugekommenen Schädels von Borneoschen. Orang, etwa 4 Jahre alt, auf dessen Scheitel sich.der ganzen Länge der Sutura sagittalis nach ein 24, Zoll langes und '/, Zoll breites Os Wormia- num eingeschoben befindet, mit drei kleinern an dem Lambda-Winkel derselben. Die Entwickelung einer Crista sagittalis et lambdoidea würde wohl dadurch ganz verhindert oder doch sehr beschränkt wor- den sein. An einem Schädel eines ©. Inuus Gnde ich als bemerkens- werth, dass dasStirnbein oberhalb ‘der areus supraorbitales durch eine Quernath getheilt ist A. Wagner (Die Säugethiere u.s. w. 1855. Supplementband) ist einer Trennung des Orang-Utang in zwei Arten nicht geneigt (l. c, 8.12). 288 Mayer: Schädel-Maasse. Chimpanse Orangl. Orangll. Oranglll. Circumferenz des Schädels. \... „|... 12.62 109970 Qu Gm 126 Grosser Durchmes- ser. vom Oceiput zumkinn . . . 5 ALERT 744 Gerader Durchmes- ser vom Oceiput zur Sliin . . . zu Qu Zu Tu zu Zu gu gu Vord. Querdurch - messer von einer Alamaior oss. sphe- noid. zur anderen 34.30 Qu gm. gu 6 Ru Hm Hinterer Querdurch- messer ober dem äussern Gehörgang Zu Hu Zu Zum gu gu gu Bu Höhedurchmesser von der Sulura spheno-occip. bis zum Scheitel . . 290 gm Qu Tu zu 9m zu Qu Es ergiebt sich aus dieser Tabelle, dass die Circumfe- renz des Schädels beim Chimpanse grösser, als bei einem jungen Orang und schon gleich gross, wie bei den viel älte- ren Orangs war. Der Schädel ist weniger in die Länge ge- zogen, als der des Orangs, aber scheint auch weniger hoch oder mehr platt gedrückt zu sein. Dagegen zeichnet er sich durch die Grösse der beiden Querdurchmesser, durch den vorderen und hinteren, vor dem des Orangs aus. Die Ausmessungen und Abwägungen .der Gehirne des Menschen und der Thiere bilden die mathematische Grund- lage der Vergleichung des Seelenorganes, auf welche sodann die Vergleichungen ‘der qualitativen, formalen und organi- schen Unterschiede basirt werden können. So viel Sorgfalt bisher namentlich durch Tiedemann und Huschke auf die Ausmessungen und Abwägungen verschiedener Gehirne verwendet wurde, so sind die daraus zu ziehenden Resultate doch noch ohne wissenschaftliche Verbindung und ohne Früchte für die Physiologie des Geistes. Es fehlt vor Allem Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 289 an einer von den Analomen gemeinschaftlich durchgeführten Methode für diese Ausmessungen und Wägungen, wie ich dieses Fehlens schon anderwärts in Belreff der Ausmessungen des Schädels gedacht habe. Auch wird bei den Charakterisirungen der Ragen-Schädel so sehr in’s Detail der Formen gegan- gen, dabei die wesentlichen Gesichtspunkte noch immer über- gangen, dass solche wohl zur Physionomik der Völker- slämme brauchbar sind, aber keine feste Grundlage für die Elhnocraniologie bilden können. Ich möchte als allgemeines Schema für eine elhnocraniologische Eintheilung die drei Di- mensionen des Schädels oder der Schädelhöhle und dann die des Gesichles ( Prosopon ) voranstellen. Demgemäss würde ich, theilweise nach Retzius, Crania dolicho-cephala, or- thocephala und eurycephala und prognalha, orihognalha und eurygnalha Prosopa, als Hauptunterschiede der pars cranii und pars faciei, aufstellen. Es wäre daher wünschenswerlh, wenn sich die Physiologen über eine solche gemeinschaftliche Me- ihode vereiniglen, damit nicht bald in der, bald in jener Richtung gemessen wird und von keinem gemeinschaftlichen Gesichtspunkte oder Visierpunkte ausgegangen wird. Auch selbst die Angaben über Grösse und Gewicht des Gehirnes haben keinen Werth, wenn nicht zugleich die Grösse und das Gewicht des ganzen Körpers des vorliegenden In- dividuums mit angegeben wird. Ferner ist das Alter, die Constitution und insbesondere das Geschlecht hierbei zu er- wähnen, und ist es nicht blos hinreichend Rage und Volks- stamm zu bezeichnen. Die Angabe des Geschlechtes ist in Betreff des Baues des Schädels und des Gehirnes von gröss- ter Wichtigkeit, namentlich in Beziehung auf den Menschen und auch mehr oder minder auf die Thiere (Säugelhiere und Vögel). Noch ist dieser Geschlechtsunterschied bei der Cha- rakteristik der Ragen-Schädel unberücksichligt geblieben. Auch die so eclatante Differenz der Grösse , Form, der Zahl und Dicke der Windungen u. s, w., des Gehirnes des Man- nes und Weibes ist nur wenig berücksichligt worden. Und doch hat in der Regel (es giebt auch Weiber mit dem Schä- del und Gehirn des Mannes, so wie umgekehrt; bei einem berühmten Dichter fand ich das Gehirn sehr gross, aber ganz von weiblicher Form) das Gehirn des Weibes zahlrei- Archiv I, Naturgesch, XXI. Jahrg. 1, Bd. 19 290 Mayer: chere, schmälere und zartere Windungen, und ist relativ zum Körper grösser. Ich glaube eine Bestäligung dieses Geselzes selbst in Betreff des Gehirnes des Orang-Ulang, so weit die darüber gelieferten Abbildungen solchen Schluss gestalten dürften, zu erblicken. So unterscheiden sich die Abbildungen des Gehirnes vom Orang-Utang, die Gratiolet Tab. Ill. Fig. 1 und2 gab, von der auf Pl. III. Fig. 5 und 6 durch Zahl und Schmalheit der Windungen, dass ich Fig. 1 und 2 für männliche, Fig. 5 und 6 für weibliche Gehirne ansprechen dürfte. Tiede- mann’s Abbildung ist wahrscheinlich die von einem männ- lichen Orang. In Betreff des Chimpanse ist Graliolet's Abbildung (Pl. VI. Fig. 1—8) die von einem Weibchen, die Schroeder’ v.d.K. für die von einem Männchen zu hal- ten. Leider ist das Geschlecht nirgends erwähnt. Nur der exacte Anatom Sandifort giebt es an und in seiner Abbildung erscheinen die Gyri auch hinreichend dick. Wenn ich nun aber den absoluten oder beziehungslo- sen Wägungen des Gehirnes keinen grossen Werth beilegen kann, so dagegen den relativen, besonders in Betreff des Gehirns und seiner Theile bei den Thieren. Es fehlt uns noch eine Beobachtungs-Reihe über die relalive Grösse und das Gewicht der Lappen, des grossen, des kleinen und des Mit- tel-Gehirns, namentlich auch des Hirnknotens und der Hirn- zwiebel zu einander, welche gewiss ihre schönen Resultate liefern würde, Man müsste hierbei gleichförmig verfahren, das grosse Gehirn am Crus cerebri, und das kleine am Marksegel nach auswärls abheben und die drei Gehirntheile abwägen. In Ansehung des Verhältnisses des Gehirnes zu den Nerven könnte das Maass der Breite des Ursprungs des Nervus tri=- geminus, als Grundzahl der Vergleichung , genommen wer- den. Es hat zwar Tiedemann nach seinen so sorgfälti- gen Abwägungen des Gehirnes des Negers keinen wesent- lichen Unterschied zwischen demselben und des Europäers gefunden, (es bliebe aber immer der etwaige qualitative Un- terschied der Gehirn-Substanz zu berücksichligen), allein ein ächler Negerschädel hat für das Gehirn eines Caucasiers ge- wiss nicht Raum! Interessant ist daher die Beobachtung, welche Dr. Nott (s. das ausgezeichnete Werk: Types of Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 291 Mankind, Philadelphia 1854), anführt, dass George Combe, nach einem Abgusse der Schädelhöhle eines Amerikaners und der eines Europäers, die vorderen und die hinteren Lap- pen des Gehirns des Ersteren bedeutend schmäler und kür- zer als bei dem Europäer gefunden haben soll !? Ausserdem mögen noch folgende Bemerkungen hier ihre Stelle finden. Die Zahnbildung beim Chimpanse ist schwächer, besonders auch der Eckzahn kleiner, spitzer und weniger massig, die Lücke zwischen dem ‚oberen Eckzahn und dem äusseren Schneidezahn, worein der untere Eckzahn einpasst, fehlt beim Chimpanse. Der ganze Kieferzahnrand schwächer und brei- ler, die Malargrube ausgefüllt, das Jochbein relativ kleiner, schwächer, ebenso der Jochbogen, insbesondere dessen pro- cessus temporalis. Die Sutura zygo -maxillaris mehr hori- zonlal, das luberculum iugale mangelnd. Die Jochgrube kleiner, kürzer. Dieses selbst als bei Orang 1. Das Nasen- bein wie beim Orang einfach, an der Wurzel aber breiter als bei diesem und dem Gorilla vom Danger (Owen). Nase und Nares sowie Schneidezahnoberkiefer gerade laufend, nicht eingedrückt (Simus). Die Lamina eribrosa breiter. Der Proc, frontalis des Oberkieferbeins schmäler und bildet das Thränenbein vortretend mehr den Thränenkanal als jener. Proc. mastoideus schwach angedeutet. Margo supraciliaris und supraorbitalis mehr prominirend. Die Ala magna des Keilbeins zwar auswärts schmaler, aber ihre Cavilas ce- phalica breiter, geräumiger. Ein Mentum prominens am Unterkiefer! Beim Orang-Utang so wie bei den meisten Affen, nicht aber (wenigstens noch nicht beim jungen) Chimpanse, befin- det sich vor dem äussern Gehörgang ein spilzer Fortsatz oder Zapfen, wohl bestimmt die Bewegung des Unterkiefers nach rückwärts zu hindern. Beim Menschen fehlt er mit Ausnahme einiger Negerschädel, wo er sich elwas vorspringend vorfindet. Er mangelt fast ganz den Wiederkäuern, dagegen ist er slark entwickelt bei den meisten Carnivoren, noch mehr bei den Einhufern, besonders gross beim Rhinoceros, Tapir, obgleich er bei den Schweinsarten vermisst wird. Beim Menschen ist zur freieren Bewegung des Unterkiefers noch 292 Mayer: eine Grube hinter der Gelenkfläche für der Condylus des Unterkiefers vorhanden, welche allen Säugelhieren fehlt. Zahnbildung und Osteogenesis des Schädels sind über- haupt schwächer und wohl auch späler eintretend beim Chim- panse; namentlich sind die Kopfknochen dünner, zarler, weicher (obwohl das Thier nicht skrophulös war). Am processus cubilalis des humerus findet sich in des- sen Mitte auch beim Orang-Utang eine Oeffnung. Beim Chimpanse findet sich, merkwürdiger Weise, keine solche Oeffnung. Dagegen sagt Kneeland vom Gorilla, dass dessen humerus unten rechts, aber nicht links durchbohrt sei. Duvernoy hat diesen wichtigen Punkt bei Gorilla und Tschego unbeachlet gelassen. Ich habe dieselbe bei einigen Negerskeleten angelroffen, jedoch fast immer bei denen von Negerinnen. Bei den Guanchen und den Buschmännern soll sie ebenfalls vorkommen. Meistens ist der Knochen an die- ser Stelle blos sehr dünn. Unter den Carnivoren ist sie vorzugsweise dem Hundegeschlecht eigen, fehlt dem Löwen und allen Felisarten, so wie dem Genus Ursus. Beim Hunde besitzt das Olecranon einen vorderen Forlsalz, welcher beim starken Strecken des Vorderarmes, beim Scharren, Graben u. s. w. bis in diese Oeffnung hereintritt und wohl die Ursache ihrer Bildung ist. Einen ähnlichen Fortsatz zeigt das Ole- eranon auch bei anderen Säugelhieren, bei denen dieses Loch zugegen ist, als: beim Biber, Hydrochoerus Capybara, Marmotta, Sciurus, Lulra, Dasypus u. s. f. Ich möchte dieselbe foramen intercondyloideum nennen. In Betreff des foramen supracondyloideum bemerke ich nur zu dem, was von Otto, Meckel u. A. darüber erwähnt wurde, dass ich dasselbe bei F. Leo, ligris, pardus, calus, Ursus Meles (nicht bei Ursus arclos, ferox, americanus), Nasua, Procyon Lotor, Lutra, bei mehreren Affen, bei Hapale R. (an einem Skelete, an dem anderen nicht) gefunden habe. Die Frage über den Zweck oder die Beslimmung dieses foramen su- pracondyloideum bei einigen Säugelhieren , dürfte wohl auf- geworfen werden. Da dasselbe sich nur noch bei denjeni- gen Säugelhieren vorlindet, bei denen noch eine Art der Pro- und Supination des Vorderarmes vorkömmt und unter diesen besonders bei solchen Säugethieren, welche bei ihren Zur Anatomie des Orang- Utang und des Chimpanse. 293 Bewegungen von Höhen herabspringen, wie die Spring-Affen, die Agilia der Nager, und wie das gesammte Kalzen - Ge- schlecht, bei Erhaschung ihrer Beute, nicht aber bei gerade- auslaufenden Carnivoren, bei dem Hunde, Bären u. s. f., so scheint mir die Bestimmung dieser Oeffnung die zu sein, bei solchen heftigen und schnellen Sprüngen, die durch sie hin- durch tretenden Gefässe (Arlterie und Vene) und Nerven zu schützen, und vor Zerrung und Zerreissung zu bewahren. Wenn diese Oeffnung aber auch dem Hundegeschlecht man- gelt, so vertritt jedoch theilweise ihre Stelle ein hervor- springender Knorren am Condylus internus humeri, mit einer Rinne daran, welche zu demselben Zwecke, das Ausgleiten der Arteria ulnaris und des N. med. zu verhülen dienen kann. Denselben Knorren finden wir auch beim Genus Ur- sus u. Ss, f. II. Eingeweide der Brust. Chimpanse-Weibchen. Der Herzbeutel ist zart. Das Herz weich und schwach muskulös. Im rechten Vorhof die Valv. Eustachii und The- besii schwach angedeutet. Die übrigen Klappen des Ostium venosum und arteriosum, wie beim Orang-Ulang. Das fo- ramen ovale ebenfalls geschlossen. Aus dem Arcus Aortae entspringen aber nur zwei Stämme, wovon der rechte die Carolis dextra und arteria subclavia dextra, der linke die Carotis und Subelavia der linken Seite abgiebt. Die Lungen sind gross aber weich. Die rechte Lunge ist schwach in zwei Lappen, die linke in drei Lappen getheilt. Das Zwerch- fell ist schwach muskulös. Orang-Utang-Weibchen. Der Herzbeutel ist dicht, Das Herz derb und stark. Im rechten Ventrikel die dreizipflige Klappe. Seine Wandung 1/, so dünn, als die des liuken Ventrikels. In der Art. pulm. drei halbmondförmige Klappen. In der Scheidewand der Vorhöfe das foramen ovale geschlossen. Im linken Ven- trikel die Valvula bicuspidalis und in der Aorla drei Valvu- lae semilunares. Am Arcus Aorlae entspringt ein Truncus anonymus, der sich in die Carotis sinistra und sodann in die Carotis 294 Mayer: dextra und subelavia theilt. Die subelavia sinistra entspringt besonders. Die Lungen sind gross und derb. Die rechte Lunge schwach, in zwei Lappen getheilt. Ebenso die linke. Beide Lungen liegen mit einer sehr breiten Fläche des unteren Lappens auf dem stark muskulösen, grossen Zwerchfelle auf, so dass dieses einen slarken Druck auf die Lunge aus- üben kann. II. Eingeweide des Unterleibes. Chimpanse. Der Magen ist länglichrund und schwachhäutig, der Blindsack desselben ziemlich markirt. Das Ostium oesophageum ohne Klappe ; 5/, davon, (die pars cardiaca) der inneren Fläche glatt; '/, (die pars pylorica) zeigt aber 1 Zoll lange Falten, welche in der Länge verlaufen mit Zwischenräumen von 2—3 Linien. Keine Ringklappe. Die Muskelhaut schwach. Die Leber ist wenig gewölbt und von weicher Consi- stenz. Man unlerscheidet den grossen rechten, den kleinen linken Lappen, zwischen beiden das Lisamentum rolundum et lalum; den Lobus quadralus und Lobus Spigelii. Gallen- blase mässig. Der Duclus choledochus mündet neben dem Ductus pancrealicus hinter der zweiten Querfalte des Duo- denums aus. Die Valvulae connivenles des Dünndarms nur schwach hervortrelend. Die Milz 21/,° lang, oben 1, unten 1,‘ breit, plalt, weich, mager. Der Blinddarm ist 1'/, Zoll breit. Der Proc. vermiformis 21/,‘ lang (Cuvier behauptet derselbe fehle). Die Grimmdarmklappe ist doppelt, die obere schmal und läng- lich, die untere halbmützenförmig und nur '/, so lang. Die Nieren glatt und ohne Reniculis. Der Ureler tritt zwischen einem grösseren und kleineren Abschnitte der Nieren aus, er bildet ein längliches Becken im Innern derselben, an des- sen Basis sich ein einfacher ebenso langer Vorsprung für den Ausgang der Nierenkanäle vorfindet. Die Nebennie- ren breit und platt. Die innere weiche Substanz derselben braungelb. Orang-Utang. Der Magen ist mehr rundlich. Der Blindsack weniger vortretend, die innere Fläche hat dicke Runzeln; die pars Zur Anatomie des Orang- Utang und des Chimpanse. 995 pylorica hat zarte Längenfalten. Die Muskelhaut sehr dick, Keine Ringklappe. Die Leber ist diek und sehr gewölbt, dicht und derb, jedoch ohne (scrophulöse ?) Tuberkeln (wie Camper sie sah). Vier Lappen, aber der rechle noch etwas getheilt. Gallenblase ziemlich gross. Das Duodenum zeigt zwei starke halbmondförmige Querfalten oder Klappen. Der Ductus choledochus mündet neben dem Ductus pancrealicus ebenfalls hinter der zweiten Klappe aus. Die Milz dick und fest, gesund, Die Valvulae conniventes des Dünndarms gross und zahlreich, Der Blinddarm weniger weit. Der Proc. ver- miformis kürzer (s. auch Camper Tom. IV, Fig.IX.). Bei- der Haut sehr derb. Die Grimmdarmklappe doppelt, die obere länger, die untere etwas kürzer, beide schmal. Die Nieren ebenso glatt und ohne Reniculis wie beim Chimpanse aber rundlicher und derber. Der Ureter tritt aus dem Ein- schnille in der Milte der Niere zu Tage, erweitert sich in ein ovales Becken in der Niere, in welchem auch ein ein- facher eben so breiter, die Hälfte der Länge der Niere be- tragender Vorsprung der Nierensubstanz, alle Harnröhren- bündel in sich vereint, die an dem gekerblen Rande dieses Vorsprungs austreten. Die Nebennieren sind schmal, IV. Weibliche Genitalien. Chimpanse, Die Clitoris 6 Linien lang, 2 Linien breit, Die Vorhaut gross und weit. Die Vulva unterhalb derselben, Das Vesti- bulum vaginae ohne Hymen. Die Urelhra 5 Linien lang. Die Urinblase häulig.” Ihr Fundus ist als ein langer Prolapsus in die Vulva vorgefallen. Die Vagina weit, 6 Linien lang und ohne besondere Falten. Das Orificium uteri rund mit röhri- gem Vorsprunge. Der Ulerus dreieckig, platt. Die drei- eckige Höhle desselben ziemlich plall. Das Ovarium Jänglich, plalt und gialt. Die Tuba eng. Die Fimbriae klein. Kein Beutel derselben zugegen. Die Urinblase zeigt am Ostium urelhrae das Corpus trigonum mit den zwei Orificia ureterum. Orang-DUlang. Die Vulva ohne deutliche Schamlippen und ihr Ein- gang enge. Zwei kleine schwache Fallen und zur Seile zwei Lacunae an dem Oglium urelhrae. Die Urellra 5 Li- 296 Mayer: nien lang, glatt. Der Eingang in die Vagina darunter glatt, ohne Haulfalte. Die Wand der Vagina glatt. Sie ist 1 Zoll lang. Das Orificium uteri zweilippig. Der Ulerus birnför- mig, die hintere Fläche knopfartig, convex, die vordere glalt. Die innere Höhle dreieckig und sehr fallig. Das Ovarium derb, am unteren Ende frei, gelappt, gewölbt, mit feinen Graaf’schen Bläschen besetzt. Die Fimbriae klein, ohne Bursa, das Osteum fein. Daneben eine cavernöse Anschwellung. Die Urinblase sehr derb. Das Corp. trigonum vortretend und zwar nahe am Ausgange in die Urelhra. Am Aller ein klei- ner Appendix oder Vorfall der Schleimhaut. Wichtiger als das Vorhandensein einer Scheidenklappe oder der Spur eines Hymens bei den Säugelhieren ist die Organisation der pars cervicalis (porlio vaginalis) oder des Uterus communis. Die Vagina ist in der Regel, abgesehen von ihrer eigenthümlichen Form bei den Beutelthieren , wei- ter als beim Menschen, ebenso das Veslibulum vaginae geräu- miger. Bei der Hyäne geschieht ihre Ausmündung in dieses nur durch eine feine Oeffnung. Beim Igel bildet die Scheide einen weiten runden Sack. Jene erwähnte besondere Or- ganisation des Cervix Uteri bei einigen Säugelhieren besteht in einer schrauben- oder treppenarligen Klappe, mehrere Gänge bildend, welche ich Cochlidium uterinum s. cervicis uteri nennen möchte. Schon bei den Affen (Cercopilhecus) ist eine solche dreifache Schraube vorhanden. Bei Hydro- choerus Capybara greifen die Treppen in einander. Bei Genus Vacca und Capra ist diese Treppenklappe sehr entwickelt. Noch mehr oder noch grösser sind die drei Klappen im Cer- vix uteri beim Delphin, wovon die hinterste die kleinste, die vorderste die breiteste ist und einen halben Bogen bildet. Es verdiente diese Organisation eine nähere Besprechung. Ich trage hier noch Einiges über die Osteologie und zwar über die des Beckens des Orang-Ulang und der Säu- gethiere überhaupt nach. Das Becken des Orang-Ulang kommt in Betreff seiner Crelativen) Capacität, der Breite der Hüftknochen, der Weite der oberen Apertur, der Grösse des Winkels der Schambeine, der Lage der Sitzknorren u. s. f. dem Becken des Menschen Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 997 am nächsten. Bei Hylobates, dessen Schädel an Rundung dem des Orangs am nächsten steht, ist auch die Beckenhöhle noch rundlich, die Silzknorren fallen aber weit nach vorn, zum Hocken darauf, und der angulus pubis ist fast ein gera- der. Eine auflallende Ausnahme von diesem Salze macht je- doch das Becken der Tardigraden. Beim Ai namenllich ist das Becken relativ viel weiter als das menschliche und steht merkwürdiger Weise diese Weite nicht im Verhältnisse zu dem kleinen Kopfe des Thieres. Das Hüftbein desselben und das Kreuzbein sind sehr breit, das Schambein und Sitzbein, das oben an das Kreuzbein angewachsen , vorn ganz dünn, und jenes zeigt (nur ganz frühe) eine kurze ('/,‘) (spä- ter, wie es scheint, durch ein schwaches knöchernes Mit- telstück ersetzte) Synchondrose. Beim Unau ist das Darm- bein schmäler, das Schambein viel breiter, das Becken über- haupt so wie Schädel, Zahnbau und Gliederbau den Le- muren ähnlicher. Das Becken des Megatheriums (dessen schwache Nacken - Wirbel und schmale gerade absteigenden Rippen einen Panzer- Gürtel’ wohl nicht zu tragen im Stande sein möchten), kommt mit dem des Ai überein. Das von Cuvier und Pander - d’Alton vermisste os pubis hat Owen an den Ucberresten eines bei Lukan 1837 aufgefun- denen Megalheriums nachgewiesen. Nur ist das Schambein (s. Phil. Transact. 1855. P. II. Pl. XXII) nicht geschlossen und weit offen. (Es fehlt vielleicht das vordere Mittelstück noch?) Uebrigens kann ich die Figur des Beckens Pl. XXII nicht in Uebereinstimmung bringen mit der Figur des Beckens an dem Skelete Pl. XVII. Bei allen übrigen Säugelhieren ist das Becken relativ enger als beim Menschen, besonders eng ist es bei denjenigen, deren Geburt oberhalb der Symphyse slalt hat. Das Becken dient theils zur Anlagerung der unteren (hinteren) Extremität, Iheils zum Schutze der hypogastrischen Eingeweide. Das Hüftbein ist dem Schulterblatte analog. Das Schambein könnte man mit dem Schlüsselbeine, den pro- cessus coracoides mit dem Silzbeine vergleichen. Die Beckenhöhle (untere) oder die obere Becken-Aper- tur richtet sich nach der Form des Kopfes, als welcher dem Fölus bei der Geburt vorangeht. Sie ist rund beim Men- 298 Mayer: schen, den Affen und bei dem Ai; länglich für den längli- chen Kopf des Fötus der übrigen Säugelhiere. Auch das Kreuzbein ist im Durchschnitte breiter und mehr ausgehöhlt zu diesem Zwecke beim Menschen. Die untere Beckenaper- tur wird bei dem Säugethiere wegen der Schmalheit des Kreuzbeins vom 2ten falschen Wirbel wenigsiens an, und wegen der Beweglichkeit der Schwanzwirbel, relativ geräu- miger. Es tritt auch der Thierfötus nach hinten und oben aus dem Becken, der Menschenfölus nach vorn und oben unter dem Schambogen. Jener tritt daher dabei in einer nach vorn und unten convexen Axe des Beckens, die- ser in einer nach vorn concaven Axe; beide eine Spiraldre- hung machend, jener das Gesicht nach unten, dieser nach vorn und oben wendend aus demselben aus. Die Neigung des Beckens ist bei dem Menschen eine gradwinklige, bei dem Neger jedoch schon mehr eine schiefe, und noch mehr beim Orang-Utang, Der Winkel der Schambeinfuge ist beim Menschen am grössten und die Symphyse kurz oder selbst relaliv die kürzeste. (Ausnahme: Hylobales, Tardigrada, Manis, insbesondere Ai.) Diese Symphyse verlängert sich dagegen bei den meisten Säugethieren und der Angulus pu- bis wird ein spitzer, ja es selzt sich dieselbe schon bei den Carnivoren in eine Symphyse des aufsteigenden Astes des Sitzbeines fort. Bei Pteropus ist abweichend die Schambein- fuge ganz kurz, ihre Schenkel weichen aber sogleich aus- einander und die Schenkel des Sitzbeines kommen mit ihren Knorren unter sich und mit dem Kreuzbeine zusammen , so dass hier die Geburt auch nach vorwärts slalt zu haben scheint. Auch beim Ai, Dasypus, Manis ist die Spina ischii an das Kreuzbein angewachsen. Bei Tr. Rosmarus liegt diese Spina weiter unten und ist schon als tuber ischii anzu- sehen. Bei der Phoca aber liegt dieselbe noch hoch oben. Bei derselben, wie bei Rosmarus, werden die Schenkel des Scham- beines und des Sitzbeines schon sehr schmal, die Symphyse sieht nach rückwärts und ist knorpelig. Auch bei Rosmarus ist sie Jang und früher wohl auch noch eine Synchondrose. Bei Vespertilio und besonders bei Stenops gracilis bildet die Schambeinfuge einen Schnabel. Bei letzterem ist der Kie- fertheil des Schädels ebenfalls: schnabelförmig. Achnliche Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 299 Bildung kommt am menschlichen Becken bisweilen vor. Die Eminentia oder Spina ileopectinalis, welche bei vielen Säuge- thieren, selbst bei den Beutellhieren , sehr hervorragt, ist meines Erachtens Folge des Ansatzes der Sehne des star- ken Musc. psoas parvus. (Ich erwähne bei dieser Gelegen- heit, dass ich eine den Beutelknochen analoge Bildung, näm- lich eine Verlängerung des Tuberculum rami horizonlalis oss. pubis, welches an einem menschlichen männlichen Becken, rechts 10 Linien lang, links 8 Linien lang, an einem weib- lichen Becken rechls 8, links 6 Linien hervorragt, beob- achtete.) Bei der angegebenen Vereinigung des aufsleigen- den Astes des Sitzbeines mit dem absleigenden des Scham- beines wird, da diese Aeste bei grösseren Säugelhieren be- trächtlich breit sind, eine Art von Halbkanal für den Aus- tritt des Thierfötus gebildet, so z.B. besonders beim Tapir. Der Sitzknorren entspricht seiner Bestimmung beim Men- schen, er ist breit und sieht gerade nach unten. Schon bei den Affen rückt er etwas nach vorwärts oder wird länger und bildet einen seitlichen Vorsprung. Bei den übrigen Säu- gethieren bleibt zwar der Sitzknorren länglich, ist aber meist mit einem slarken Fortsalze nach aussen versehen und tritt damit nach auswärls, hinten und aufwärts. Bei einigen ver- wächst er dann mit dem Schwanzbeine (Pteropus). Beim Känguruh ist der Sitzknorren sehr klein, wahrscheinlich weil die processus interverlebrales anteriores der Schwanzwir- bel hier den Becken- Ausgang schon verengen,, welche zur Anlagerung der muse. flexores caudae, die dem Schwanze zum Stützpunkte verhelfen, dienen. Beim Ai, welches nicht aufrecht geht und auf den Vorderarmen aufsitzt, ist der Sitz- knorren sehr schwach und ans Kreuzbein angewachsen. Das Darmbein ist relativ am breitesten und am meisten ‚ausgehöhlt beim Menschen und sieht hier nach vorwärts und einwärls, Am ähnlichsten dem nıenschlichen ist das des Ai. Beim Orang-Ulang ist esnoch breit aber schon relaliv hoch. Bei den Carnivoren dagegen schr schmal, mit seiner Conca- vitäl nach auswärls sehend. Diese concave Platte des Darm- beines dient wohl zum Stützpunkte für den Darmkanal, na- mentlich für den Dickdarm. Daher die Concavität desselben (nur für den M. iliacus internus noch erforderlich) mit der 300 Mayer: geringen Evolution des Dickdarmes, bei den Carnivoren schon, verkümmert. Dagegen finden wir, ein breites Darmbein wie- der bei den grossen Säugelhieren, namentlich bei den Wie- derkäuern, dem Lama, dem Pferde, Giraffe, Elephanten, Rhi- noceros u. s. w., wo der Dickdarm eine grosse Ausdehnung zeigt. Dass bei dem Menschen und Affen die aufrechte Stel- lung hierbei mit concurrire, wird ebenfalls zu erwähnen sein. Das Becken des Ornithorhynchus ist nach dem Typus des Beckens der Säugelhiere, nicht der Vögel gebildet. Die Symphyse ist lang (nur der Strauss besitzt eine Synchon- drosis pubis) der Sitzknorren spitz. Noch länger ist die Symphyse bei Echidna, Myrmecophaga, Dasypus, Manis, wo auch der Angulus ossis pubis sehr gross isl. Die Differenz des männlichen und weiblichen Beckens oder den Geschlechtsunterschied desselben bei den Säugelhie- ren betreffend, finden wir denselben mehr oder minder aus- gesprochen. Bei Ursus americanus habe ich ihn bereils an- gegeben. (S. Nov. Act. Acad. N. C. Vol. XXVIL. P.1.) Im Durchschnilte zeigt das weibliche Becken der Säugelhiere folgende Charaktere: die Darmbeine sind relativ breiler, ebenso die Flügel des ersten Kreuzbeinwirbels, die Conjugata der obern Apertur ist grösser, weil das Becken schiefer, die Sitz- knorren sind schwächer, ihre Distanz oder der Querdurch- messer der unteren Apertur grösser. Partlicularia hierüber sind in Doering’s treiflicher Diss, inaug. de pelvi. Berol. 1824 zu finden, Ich erlaube mir dem Voranstehenden noch einige Bemer- kungen über den Gorilla nach eigener Conjeclur hinzuzufügen. Ein ähnlicher Name, wie Gorilla, findet sich für einen grossen Affen Afrika’s bei den Mandingos, nämlich der von Toorallas, was wohl im Grunde derselbe Laut (Hug) ist. Es sei mir aber hier gestallet noch einen kurzen kritischen Blick auf Hann o’s Periplus zu werfen, da das nalurhistorische Faktum der Entdeckung des Gorilla eine Bestätigung jenes Periplus und ein unverwerfliches Zeugniss für die Wahrhafligkeit der Reise-Erzählung Hanno’s, jenes uralten Dokumentes , das so oft und schon von Strabo hezweifelt worden ist, ge- liefert. und den Grenzpunkt nun festgestellt hat, wie weit Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 301 und bis zu welchem Breitengrade Hanno auf seiner Fahrt gekommen ist. Hanno’s Periplus oder die Beschiffung der Westküste von Afrika durch denselben fand wahrscheinlich gegen das Jahr 510 a. Ch.n. ) slalt. Er fuhr auf Befchl des Senales von Carthago durch die Säulen des Herkules längs der Westküste von Afrika, um daselbst Iybisch-phönizische Pflanzstädte zu gründen. Seine Flotle bestand aus 60 Schiffen, jedes von 50 Rudern 2). Nach einer zweilägigen Fahrt erbauten sie die Stadt Thymiaterium #). Sie kamen sodann am Vorge- birge Solois vorbei +) wo dem Neptun ein Tempel errichtet wurde, legten weiter nach abwärts vier Pflanzstädle an und gelangten bis zu dem Flusse Lixus 5) wo sie bei dem Noma- den- Volke der Lyxilen verweilten. Von den Lyxiten nah- men sie Dollmelscher und Piloten zur weiteren Fahrt mit. Sie fuhren nun zwei Tage nach Süden und sodann einen Tag nach Osten ©), wo sie in dem Hintergrunde einer Bucht eine kleine Insel fanden, auf welcher die Pflanzstadl Cerne ”) 1) Nach Kluge Hannonis navigatio Lips. 1829, 2) Wohl nur die Lastschiffe für Lebensmittel, Weiber, Kin- der u. s. w. 3) Wo das heutige Mamora oder Mehedia (s. C.Müller's vor- trefliche Ausgabe der (eographi graeci minores. Paris 1855). 4) Promontorium Solois, wohl das heutige Cap Cantin; (Man- nert, C. Müller). 5) Fl. Lixus, entweder Fl. Darodus am Cap Non, oder weiter unten Fl. Drah. 6) Sie mussten nämlich jetzt das Cap Bajador, dessen Brandung mehrere Meilen weit in die See reicht, umschiffen, (welches den Por- tugiesen später so viel Schrecken einjagte, dass sie sogleich wieder umkehrten) und sodann wieder nach Osten um so mehr einlenken, als sie in den Hintergrund der nach Osten laufenden Bucht einliefen, um auf der daselbst sich befindenden Insel die Pflanzstadt Cerne zu gründen. 7) Cerne, Ilerne, die Insel der Reiher, J. des Herons. Andere nehmen die weiter unten liegende Insel Argouin dafür an. Diese letztere liegt aber nicht in einem tiefen Meeresarm, ist viel zu gross, (Cerne hat nur 5 Stadien an Umfang) und von vielen anderen Inseln umgeben. Auch Jag Cerne nur zwei Tagereisen von den Lixiten entfernt. Von Cerne nach dem Cap Vert brauchten sie 12 Tage, was für die nähere Insel Argouin zu viel wäre, aber für die Insel Herne zutrifft, 302 Mayer: angelegt wurde. Von Cerne aus unternahmen sie zwei Reisen nach Süden. Auf der ersten Reise kamen sie an die Mün- dung des Flusses Chretes ©), in dessen Bucht sie drei In- seln antrafen, die grösser als Cerne %) waren und in einer Tagfahrt an dieAusbiegung dieser Bucht, über welche Berge mit Wald - Menschen beseizt, emporragten,, welche durch Steinwürfe ihnen das Anlanden verwehrlen '°), Hierauf ka- men sie in einen anderen grossen und breiten Strom tt), welcher voll von Crocodilen und Flusspferden war. Von hier kehrten sie wieder nach Cerne zurück. Auf ihrer zweilen Reise von da aus schifften sie am Ufer entlang zwölf Tage lang gegen Mittag, an Aethiopern vorbei, deren Sprache den Lyxiten unbekannt war. Am letz- ten Tage langlen sie bei grossen und waldigen Bergen an '?2), deren Hölzer wohlriechend waren. Sie umschifften dieses Vorgebirge in zwei Tagen und kamen in eine weite Bucht '3), an deren flachem Ufer sie die Feuer der Wilden bei Nacht erblicken konnten. Am Ufer weiter. fünf Tage segelnd +) kamen sie abermals in eine grosse Bucht '°), welche die Dollmetscher die des West - Horns !%) nannten. In dieser Bucht war eine grosse Insel '”) und an derselben ein Meeressumpf !%), worin eine andere Insel '%) lag. In 8) Fl. Chretes seu Chremetes; Rio St. Jean mit seinen drei Inseln in der Nähe seiner Ausmündung. Unrichtig giebt Durea de Lamalle dafür den Senegal an. (S. Ann. des sc. nat. 1855. p. 185.) 9) Also Cerne wieder eine kleine Insel genannt ! 10) Wahrscheinlich Affen, 11) Senegal. 12) Das Cap Vert. 13) Die Bucht des Flusses Gambia, 14) Von da bis an den Fluss Domingo. 15) Die Bay der Bissagos-Inseln unterhalb des Ausflusses des Domingo und des Gabo (früher R. de Gesves und R. de Kurbali, an deren See der König Kabo wohnte, genannt). 16) Das Cap Tumbali am Ende der Bucht wohl gemeint. 17) Wohl die Insel Bissagos, die zunächst auf ihrer Fahrt am Ufer liegt. 18) Untiefe, Sandbucht, gegenüber dem Flusse Gabon. 19) Wohl die Insel Sorciere, auf welcher die Wilden (Balantes, Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 308 diese stiegen sie aus. Sie sahen bei Tage nichts als Wäl- der, aber in der Nacht viele Feuer und vernahmen grosses Geschrei und Getöse von Hörnern, Pauken und Cymbalen. Aus Schrecken verliessen sie diese Insel wieder. Nun schnell heraus segelnd schiflien sie an einem Lande 20) vorüber, das von Feuer-Rauch erfüllt war und von welchem feurige Ströme ins Meer fielen *t). Das Ufer war wegen der Hilze nicht zu belrelen, daher sie schnell weiter segellen. Vier Tage wurden sie umhergetrieb.en 2) und sahen bei Nacht das Ufer voller Flammen. In der Mitte erschien eines der Feuer am höchsten und erkannten sie bei Tage, dass dieses auf dem höchsten Berge, Theon Ochema genannt, gewesen 2°). auch später ihre götzendienerische Feste feierten). S. Histoire gen. des Voyages. Paris 1746. Tom. II. p. 595. (Nach einem Anonymus im Jahre 1695.) Allgemein wird seit Kluge die Insel Hareng, früher I. de Kasnabac, dafür angenommen, mit einer kleinen in deren Bucht liegenden Insel. Allein diese liegt am Ende der Bucht und zu weit entfernt. Es haben übrigens alle Bissagos-Inseln während der vielen Jahrhunderte seit Hanno’s Fahrt durch die Alluvionen des Flusses Ga- bon und Rio Grande sich sehr verändert und mit der Zeit so viele Sandbänke, Sandbuchten oder Meeresuntiefen (A&urn Ja)laowdns) ge- bildet, dass man die jetzige Lage der Inseln nicht mit der zur Zeit Hanno’s identificiren darf, Diese Untiefen sind Sandbänke, welche alle Inseln umgeben und an vielen Stellen nur 1—2 Faden Wasser haben. 20) Also nicht aussen um die Inseln herum, wie C. Mül- ler annimmt. 21) Die gewöhnlichen Feuer der Wilden, hier wegen des Götzendienstes vielleicht stärker. Die Ströme leuchteten davon wie- der (Mannert). Es kann wohl nicht von vulkanischen Erscheinun- gen hier die Rede sein, welche sich daselbst (und in der Sierra Leona) nie gezeigt haben und welche dem Hanno und seinen Gefährten, ver- traut mit den Ausbrüchen des nahen Aetnas und der Solfatara in der Nähe Siciliens, die bei Nacht von Carthago aus gesehen werden kön- nen, ja bekannt waren. Auch war Hanno wohl häufig in Syracus und seine Frau ja daselbst gebürtig. 22) Es heisst hier nicht Zukeioauer, wir segelten, sondern ge- Döuevor, indem die Schille entweder von den Strömungen des Klusses Gabon und Rio Grande hin und her getrieben wurden oder weil eine hier so häufige Windstille eintrat. 23) Theon Ochema oder das Cap Sagres, dessen hoher Berg auch den Portugiesen zuerst auffiel, Der Berg des Cap Sierra Leone 304 Mayer: Zur Anatomie des Orang - Utang u. 9. w. Nachdem sie drei Tage an diesen Feuern vorüber geschifft waren, kamen sie in die Bucht 2), welche das Osthorn 5) genannt wird. In dem Hintergrunde dieser Bucht lag eine, jener oben gedachten ähnliche, Insel 2%), in deren Meeressumpf eine andere Insel lag, die von Waldmenschen bewohnt war. Es waren viel mehr Weibchen mit borstigen Haaren, welche die Dollmetscher Gorillas nannten. „Wir verfolgten sie, konn- ten aber kein Männchen erhaschen, die über Steinklüfle spran- gen und sich mit Steinen verlheidigten.“ Sie fingen nur drei Weibchen, welche ihre Führer bissen und zerfleischlen. Sie tödteten sie daher, zogen ihnen die Haul ab und brachten diese nach Carthago ?”). Denn weiter schifflen sie nicht mehr, da ihnen die Lebensmiltel mangelten. kann es wegen der Entfernung nicht sein und weil jener Berg in der Mitte der Feuer lag. 24) Die Bucht der Sierra Leone. 25) Noti cornu, das Cap am Ende der Bucht, Cap Sierra Leone. 26) Im Grunde dieser Bucht liegt die Insel Tamara (I. Konebomba) mit einer kleinen Insel davor, dem Ausflusse des Flusses Pongo gegen- über. Diese und nicht die neben der Insel Scherbro oder Cer- bera liegende Insel-I. de York oder Macaulay, wie C. Müller will, halte ich für die Insel, wo die Carthaginenser ausstiegen, aus fol- genden Gründen: a) die Insel Scherbero liegt zu weit unten und hin- ter dem vorgeblichen Noti cornu. b) Sie und die Insel Macaulay liegen nicht im Grunde einer Meeresbucht. Dieses ist aber bei der Insei Tamara der Fall und der Name des Flusses Pongo, an dessen Ausmündung sie liegt, deutet vielleicht auf den Aufenthalt des Pongo oder grossen afrikanischen Affen (Gorilla) hin. c) Die Insel Scher- bero und Macaulay sind bewohnbare Inseln, worauf die Portugiesen einen Neger-König antrafen. Die Insel, worauf die Gorillas sich auf- halten konnten, war damals nicht bewohnbar, eine Felseninsel, wie die Insel Tamara oder die Insel Los Idolos, denn es heisst ja, die Go_- rillas-Männchen flüchteten sich über die Felsenklüfte (zonurdgeraı övıes). Endlich kömmt am Flusse Scherbro schon der Quoja Morrow oder der Chimpanz& vor. (Voyage de Smith p. 52). 27) Nach Plinius VI. 36 waren diese Häute noch kurz vor dem Falle Carthago’s zu sehen, so dass sie sich 364 Jahre erhalten haben! Ueber die &attung Wormops. Von Prof. W. Peters. (Monatsber. der Königl. Akad. zu Berlin vom Juli 1856.) Die Gallung Mormops- wurde zuerst vonLeach (Trans- aclions of Ihe Linnean sociely of London XIII. 1. p. 76.Taf, VII) vor 35 Jahren nach einem. angeblich aus Jamaica stammenden Exemplar aufgestellt und beschrieben. Er gab an, dass sie ein aufrechtes, mit den Ohren verwachsenes, Na- senblalt besitze, dass kein Fingerglied des Zeigefingers vor- handen, dass der Mittelfinger aus vier knöchernen Phalangen zusammengeselzt, die Ohren gross und verwachsen seien, der Schwanz kürzer als die Schenkelflughaut sei und mit seinem Ende frei oberhalb derselben hervorrage. Die beigefügte Abbildung erläuterte den complieirten Bau der Ohren, der Lippen und des Nasenbesalzes, des Gebisses und des Schädels. Neunzehn Jahre nach Leach ist dieselbe Gallung zum zweiten Male von Gray (Annals of nalural history IV. p. 3) nach einem in Weingeist aufbewahrten Exemplare aus Cuba untersucht worden. Seine Beschreibung. weicht sehr von der Leach'schen ab. Er behauptet, dass sie kein Nasenblalt besitze, dass sie daher nicht mit den Phyllostomen, sondern mit den Noclilionen zu vereinigen sei, dass sie den Taphozous weil näher stehe, am nächsten aber mit Chilonycieris ver- wand! sei. Als Unterschied zwischen seinem Exemplar und der Leach’schen Zeichnung giebt er an, dass die beiden Anhänge vor der Scheibe in der Mille des Kinnes bei dieser leizteren. grösser und dass die hintere ‚Falle der hinteren Membran vor dem Kinn einfach anslalt gelheilt dargestellt Archiv f, Naturgesch, XXIL. Jahrz. 1. Bd. 20 306 Peters: seien. Er hat ferner eine Beschreibung des Thieres gegeben, ohne jedoch auf die Proportionen und die Färbnng einzuge- hen. Seine Beschreibung der Lippen, des vor den unteren Schneidezähnen liegenden Wulstes, die Deutung sowohl des an den vorderen als des an den hinteren Ohrrand stossen- den Hautlappen, und die Angabe, dass das letzte Glied des Schwanzes verlängert sei, weichen von der bildlichen Dar- stellung, welche Leach gegeben, ganz ab. Es war daher eine neue Untersuchung dieser seltenen Gallung wünschenswerlth. Drei dem hiesigen Museum gehö- rige in Weingeist aufbewahrte Exemplare aus Cuba lieferten hierzu ein hinreichendes Malerial. Sie zeigen in allen Thei- len mehr Uebereinstimmung mit der Leach’schen als mit der Gray’schen Darstellung. Auch das, was Gray an der Leach'schen Abbildung als Fehler des Zeichners tadelt oder als abweichend von sei- nem Exemplar angiebt, nämlich das, was er Anhänge der Kinnplatte nennt und welche nichts weiter sind als die dunkel schaltirten Stellen, neben denen sich die doppelte Kinnfalte mit der Kinnscheibe verbindet, so wie die Einfachheit der hinteren mittleren Kinnfalte finde ich unseren Exemplaren zufolge vollkommen nalurgelreu, so dass nich!s weiter übrig bleibt, als entweder anzunehmen, dass Gray eine der Leach'- schen verwandte neue Art unter Händen gehabt habe, oder dass seine Darstellung die weniger richlige sei. Die zwi- schen den unteren Schneidezähnen und der warzigen Platte befindliche Wulst erscheint nicht dreieckig, wie Gray von seinem Exemplare angiebt, sondern als eine einfache gekrümmte schmale Linie, wie es die Leach’sche Abbildung zeigt. Auch in Bezug aul das letzte kurze und nicht verlängerte (Gray) Schwanzgliedl slimmen unsere Exemplare mit Leach’s Abbildung überein. Was ferner die von Leach als „Rhi- nophyllus& betrachtele Haulfalte anbetrifft, so scheint mir diese Deulung durchaus nicht zweifelhaft, wenn man die Bildung, welche man bei Nyeteris beobachtet, damit ver- gleicht, um so mehr, da die Vereinigung der inneren oder vorderen Ohrränder erst hinter dieser Haulfalte in derselben Weise wie bei Nyeteris wirklich statifindet, wie es auch die Leach’sche Abbildung, wenn auch etwas undeutlich, angiebt, Ueber die Gattung Mormops. 307 Es gehört offenbar diese Falte ebenso wenig, zum, vorderen Ohrrand, wie der Theil der Lippen, welcher den Mundwin- kel bildet, als „abgerundeter vorderer Lappen des unteren Ohrrandes“ (Gray) betrachtet werden. kann. Obgleich Leach keine specielle Beschreibung der von ihm M. Blainvillii benannten Art gegeben hat, auch die Pro- portionen des Körpers und der Gliedmassen sich nicht wohl aus der von ihm gegebenen Skizze des ganzen Thiers ent- nehmen lassen, ist doch ‘die Uebereinstimmung mit der von ihm untersuchten Art so gross, dass ich keinen hinreichen- den Grund finde, dieselbe als eine von ihr verschiedene Art zu betrachten. Mormops hat gar nicht das plumpe Ansehen, welches man nach den von Leach gegebenen Detailnnsichlen hätle vermulhen sollen , sondern gehört, sowohl was seine .allge- meine Körpergestalt so wie seine Gliedmassen anbetrifft, zu den schlankeren Formen. Der Kopf läuft in gleicher Flucht mit dem Körper, wie bei den Nociilio,, Taphozous und Em- ballonura, denen er auch durch die Proportionen des aus der Rückseite der Schenkelflughaut: hervorragenden Schwanzes sich nähert. Jedoch warnt die Zusammenselzung des Miltel- fingers nach Art der Phyllostomata schon vor einer Zusam- menstellung mit diesen Gättungen. Die Form des Kopfes, der Bau der Ohren und der Lippen lässt sich sehr wohl in der Leach’schen Abbildung: wieder erkennen. Die Ohren sind verhältnissmässig nicht sehr ‚gross, da ihre grösste Länge nicht %/, der Kopflänge übertrifft. Der vordere Rand beider Ohren wird durch eine über das Ge- sicht hingehende Querleiste vereinigt, während ihre vordere Fläche mit der hinteren Fläche des Nasenbesalzes verwach- sen ist, wie man deutlich erkennen kann. Zwar findet sich bei Mormops keine verliefle Gesichts- grube und die kleinen Vorsprünge um die Nasenlöcher herum lassen sich nur schwer oder künstlich auf die vorderen Ab- fheilungen des Nasenapparates von Nycteris oder anderer, Gal- füngen zurückführen, aber die’ mit den Ohren verwachsenen Lappen sind deutlich als den hinteren die Gesichtsgrube bei Nycteris begrenzenden Falten homologe Gebilde wieder zu er- kennen. Sie hüngen sogar auch schon bei Nycteris, wenn 308 Peters: auch nicht so fest, mit den Ohren zusammen, so dass mir kein Zweifel an der Richtigkeit der Leach’schen Deulung übrig zu bleiben scheint. Die Schleimhaut des Gaumens bildet acht wulstige Quer- falten, von denen die hinteren fünf in der Mitte gelheilt sind. Der Körper ist fein und dicht behaart und die Behaarung der Bauchseile ist kaum kürzer als die der Rückenseite. Die vorderen Gliedmassen sind schr gestreckt. Der Oberarm ist um die Hälfte länger als der Kopf und der Vorderarm, wel- cher angelegt genau bis zum Ende der vorragenden Unler- lippe reicht, ist 2'/, Mal so lang wie der Kopf. Der Daumen ist kurz, sein erstes Fingerglied an der Basis von der Flug- haut umfasst. Das Mittelhandglied des Zeigelfingers ist ein wenig länger als das des dritten Fingers und trägt an sei- nem Ende ein sehr kurzes (von Leach übersehenes), 11/, Mm. langes Fingerglied, von dessen Ende eine am Rande der Flughaut verlaufende Sehne bis zum ersten Fingergelenke des dritten Fingers hingeht. Das erste Fingerglied des Miltel- fingers ist um mehr als die Hälfte kürzer als das zweite, welches lelztere um '/, länger ist als die lelzte knöcherne Phalanx. Das Mittelhandglied des vierten Fingers ist elwa 4 Mm, kürzer als das des dritten Fingers, dagegen ist jedes seiner beiden gleich langen Fingerglieder um !/, länger als das erste Glied des drilten Fingers. Das Mittelhandglied des fünften Fingers ist um so viel kürzer als das Mittelhandglied des vierten Fingers, wie die Länge des ersten Fingergliedes vom Mittelfinger beträgt. Der Unterschenkel ist von der Länge des Kopfes, aber merklich kürzer als der Oberschen- kel, (wie 11 : 13). Die Füsse sind zart, nicht halb so lang wie der Unterschenkel; die Zehen sind ziemlich gleich lang, am Grunde durch eine schmale Haut verbunden; ihr Bau zeigt nichts Ungewöhnliches. Die Spornen, welche den Rand der Flughaut einnehmen, sind nur '/,, kürzer als der Kopf. Der Schwanz hat dieselbe Länge wie der Oberschenkel und erreicht nur die Mille der ausgeslreckten Schenkelfllughaul; bei der ruhenden Lage des Thieres ragen die letzten Glieder des Schwanzes frei aus der Rückenfläche der Haut hervor. Die Flughäute sind zwar sehr breit, lassen jedoch das untere Ende des Schienbeins frei. Ueber die Gattung Mormops. 309 Die Rückseite des Thieres ist schön umberbraun, und erscheinen die Haarspitzen derselben dunkler, während die Bauchseite, deren Haarspitzen heller sind, braun mit grauem Anfluge erscheint. Die auffallende Gestalt des Schädels ist aus der Leach’- schen Abbildung sehr wohl zu erkennen. Er stimmt am meisten mit dem von Chilonycteris überein, nur ist er viel kürzer und der Schädeltheil viel mehr winklig gegen den Gesichtstheil abgeselzt, so dass das Foramen magnum nicht allein ganz nach hinten, sondern selbst noch ein wenig nach oben gerichlet ist. Den Zahnbau hat Leach im Ganzen richtig geschildert, wenn er auch nichts von der wförmigen Bildung der Backenzahnkrone und der Concavität der vor- deren Fläche der oberen Schneidezähne erwähnt. Das übrige Skelet stimmt durch die Form der einzelnen Wirbelabthei- lungen, durch die Breite der Rippen, durch den Längskamm auf dem Brustbeinkörper, durch die Gestalt des hakigen Forlsalzes des Manubrium sterni, durch die Gestalt des Bek- kens, des Schulterblattes und des Oberarmbeins von den be- kannteren Galtungen am meisten mit Glossophaga (amplexi- caudata) , durch die breiten Schlüsselbeine am meisten mit Vampyrus überein, weicht aber durch die geringere Breite des Manubrium sterni und die grössere Breite der Darmbeine merklich von ihnen ab. Die Ulna ist sehr rudimenlär und geht nicht über das erste Driltheil der Speiche hinaus. Das Wadenbein ist nur durch einen haarfeinen Knochen reprä- senlirt, aber selbst dieser geht nicht einmal bis zum Knie hinauf, sondern ist in seinem obersten Drittheil durch einen sehnigen Faden verlrelen. Die Zunge ist wie bei den Phyl- lostoma und Vampyrus lang, an der Spitze abgerundel, mil platten, nach hinten gerichteten Schüppchen bedeckt, zwi- schen denen sich zerstreute linsenförmige Papillen auszeich- nen. Die Eingeweide so wie die Begallungsorgane zeigen ebenfalls am meisten Uebereinstimmung mit den Phyllostomata. Maasse in Millimetern. Länge des Thieres von dem Ende des Kopfes bis zur BEhWwanzliasien, Bean aniga arianne „= 99 ,5066 Buuporden; Kopfunmets EAFBEE KUN) BkumieR „= ori! 00 P EISCHWEENZEBIG Sn ae el = er AR 310 Peters: Ueber die Gattung Mormops. Länge‘ des! Oberärms (1 .uenin! ante nelmeluell uni] 133 Y „Vorterarmsilsanssh Isextigsraall-Ailsı a, Daumens (Miltelh. 3. 1. Gl. 2. 2. Gl. 2.) 7 » ” ” » » ten Fingers (Miltelh. 48'/,. 1. Gl. 11%.) ‚50 a „ ten Fingers (Mittelh. 481/,. 1.61. 9. 2:01,22%%: 1%: Giol71 As Cl dh lern 5» » 4ten Fingers (Mittelh. 45. 1.61.12. 2.61.12.) 69 4 „eöten’Fingers Giv „185.414, 17552. 5119,65. ä s/Obersehenkelsiash on; ‚Iasshndantiinnienb 26 2 „ WUnterscheiikelsishnon'.ensaidnlannl senken 5 „il Eussdstade und. mal es » der Spomen . . can ie 3%h.der Sehenkellüshent: rrlhehes als chf Fassen wir nun die aus dem Nonstbhenden gewonnenen Resultate zusammen, so ergiebt sich, dass die Gallung Mor- mops nicht allein durch ein deutliches Nasenblatt, sondern auch durch die Beschaffenheit ihrer ‘vorderen Gliedmassen, durch den Bau ihres Skelets und ‘der Eingeweide sich von den Chiroptera gymnorhina, namentlich Taphozous, Embal- lonura und Noctilio entfernt, sich dagegen in der Unvollkom- menheit ihres Nasenblaltes an Brachyphyllum, in. dem Baue der Zähne unter den Phyllostomen am nächsten an Vampy- rus anschliesst, dass sie jedoch mit der Gattung Chilonyecteris am meisten verwandt ist und mil dieser am passendsten eine an Brachyphyllum sich anschliessende Gruppe bilden: kann, welche dann unter den eigentlichen Phyllostomen dem Vam- pyrus am nächsten stehen würde. Das Herüberziehen der Gattung Chilonycteris in die Abtheilung der hisliophoren Handflügler kann um so weniger Bedenken haben, als auch diese Gattung eine dicke wulstige Querfalte auf dem ‚Nasen- rücken hat, welche man wenigstens eben sowohl .als ein Na- senblalt betrachten kann, wie die wulstigen Fallen von, Des- modus. Ihrem Wesen nach ist sie ja dasselbe, da auch die dünnhäutigen Nasenblätter anderer Gattungen aus einer Dupli- catur der Haut zusammengewachsen sind. Neue Annulaten *). Beschrieben von Dr. Kinberg, Prosector am K. Carolin. Med. Clin. Institut. 1. Arzt der Fregatte Eugenie während der Weltumsegelung. Fam. I Aphroditacea, Gen. Halitea Sav. Aphrodite Aud. et M. Edw. Tuberculum faciale granulosum sub tenlaculo **) inter palpos validos; antennae nullae; cirri tenlaculares longi, buc- cales breves; maxillae carlilagineae parum distinctae; bran- chiae humiles, parvae; elytrorum paria quindecim in segmen- is „Mel. 23525508: Aphrodita L, Oculi sessiles; dorsum tela tomentoso leclum; selae pe- dum ventralium numerosae, numquam glochideae, 4. alta n. Corpus allum ; lobus cephalieus rolundatus; tentaculum breve, articulo basali quarta parte longitudinis eapilis breviore; selae pedum dorsualium in tela lomentlosa oceultae; capilli breves albidi. Hab. in mari atlantico long. occid. 40055’, lat. austr. 22°30°, prope Rio Janeiro, profund. 20— 30 org. #) Öfversigt af Kongl. Vetenskaps., Academiens Förhandlingar. 1855. Dec. *®) Tentaculum = antenne impaire; antennae = antennes mi- toyennes; palpi — antennes externes; eirri buccales — cirri ventra. les paris secundi pedum, 312 Kinberg: A. aculeata L. Corpus latum; lobus cephalicus spalhu- latus, parte basali tenlaculi brevis duplo longior; setae pe- dum dorsualium validae, longae, telam lomenlosam penelran- tes; capilli viridi-aenei. Hab. ad oras Europae. A. longicornis n. Corpus lalum; lobus cephalicus ro- tundalus; partem basalem tentaculi longissimi aequans; setae pedum dorsualium validae, longae, telam lomentosam pene- trantes; capilli viridi-aenei. Hab. in mari atlanlico auslrali, exira oslium fluvii la Plata. Hermione Blainv. Oculi pedunculis suffulli sub margine capilis affıxis; tela tomentosa nulla; pedes elylra ferentes selis glochideis armali, ventrales selis paucis, bidenlalis. A. hystrix Sav. Blainv. (Aphrodita) Aud. et M. Edw. Ann. Se. nat. XXVII. 416. — Lobus cephalicus rolundatus ; elytra media reniformia, canaliculis aliis divergenlibus, aliis transversis, cellulisque magnis rolundalis; selae pedum ven- tralium apice curvae. Hab. oras Galliae, ad Cherbourg nobis obvia; speci- men scandinavicum non vidimus. D. hystricella Quatref.? Cuv. Regne animal, ed. 3, An- nelides pl. 19, sine descriplione. — Lobus cephalicus late rotundatus; elylra media oblique reniformia , margine anlico interno producla, slriis tenuissimis divergenlibus, cellulis ovalibus sparsis; setae pedum venlralium apice rectae. Hab. ad oras Syriae, unde Musco Regio misil He- denborg. Aphrogenia.n. Oculi parli basali tenlaculi imposili, laterales ; tela to- mentosa nulla; selae pedum dorsualium uncinalae, nec glo- chideae, pedum ventralium paucae, bidenlatae. A. alba n. Lobus cephalicus latus, brevis ; tenlaculum palpis paullo brevius; elylra cellulis magnis dense radiala; selae pedum venlralium duae. Hab. ad insulam St. Thomae Indiae occidenlalis, 2 Museo regio allulit N Werngren. Neue Annulaten. 313 Laetmonicen. Oculi peduneulis suffulli margini anleriori lobi cepha- liei adnalis; dorsum lela lomenlosa leclum; selae pedum elylra ferenlium glochideae, ventralium semipennalae. L. filicornis n. Lobus cephalicus rolundalus, suleis duo- bus areualis Iriparlilus; tenlaculum filiforme , palpis longius; elylra media oblique reniformia, cellulis minimis, forma variis. Hab. ad oram Sueciae occidenlalem. Mus. reg. Fam. IE. Iphionea, Tuberculum faciale minutum, inter autennas binas, e su- perficie faciali productas; tentaculum nullum; palpi crassi, eirri tenlaculares et buccales graciles; elytra reliculala. Iphione n. Eumolpae iphionae Sav. Oeculi.quatuor; lobus cephalicus in arliculos anlennarum basales producelus,, lobo longiores ; elyIrorum paria Iredecim; selae dorsuales subulalae, ventralibus serralis approximalae. I. ovata n. Antennae, palpi eirrique ciliali, apice al- tenuali, nec clavati, elytra margine laevia, Hab. mare pacificum ad Honolulu. I. muricata (Polynoe) Sav. ( Eumolpe) Blainv. Palpi eirrique ciliali, ‚clavali,; elylra margine ciliala. Hab. oras ins. Maurilii et mare rubrum (Sav.). Fam. HHE. Polynoina. _ Tuberculum faciale nullum ; tentaculum longum, anten- nae binae; maxillaemagnae corneae; oculi qualuor; elylrorum paria 12-35; segmenla elylris carenlia cirro praedita dor- suali; branchiae nullae. Lepidonotus (Leach). Bases anleunarum e margine anleriore lobi cephalici produclae; elytrorum paria 12(— 139%), dorsum omnino te- genlia; corpus breve. L. Pomareae n. Antennae, lobo cephalico duplo lon- giores, tentaculum; eirrique dorsuales graciles infra apicem 314 Kinberg; altenuatum inflali; palpi validi, coniei, carinali, scabri, lon- gitudine tentaculi, selae inferiores longae, infra apicem spi- nosae; elytra, paria duodecim, margine clavalo - fimbriata. Hab. ad insulam Tahiti. L. socialis n. Antennae, lobo cephalico parum longio- res, eirri tentaculares, buccales et dorsuales infra apicem subulatum inflali; palpi validi, carinati, ciliali, apiculali; selae inferiores longae, infra apicem spinoso-serrulatae; elytrorum paria 12? Hab. ad insulam Eimeo maris paeifici. L. Jacksoni n. _Antennae lobo cephalico longiores tentaculum palpos superans validos, scabros et, ul appendices reliquae cirrique dorsuales, infra apicem inflatos; selae in- feriores infra apicem profunde serralae , elylra, paria duode- cim, margine ciliata. Hab. ad Port Jackson. L. margaritaceus n. Antennae lobo cephalico parum longiores; tentaculum longitudine palporum laevium; bases cirrorum dorsualium pedes longiludine aequanles; selae in- feriores brevissimae, infra apicem serrulatae; elylra, paria duodecim, margine ciliala. Hab. ad Guajaquil Americae. L. Johnstoni n. Antennae lobo cephalico longiores; setae inferiores longae, superioribus tamen breviores , infra apiccm acule serralae; elylra, paria duodeeim, margine lae- via, parle externa elevala. Hab. litora insularum prope Panama. L. Wahlbergi n. Antennae, lobo cephalico parum lon- giores, tenlaculum, eirri tentaculares, 'buccales et: dorsuales anle apicem altenualum inflati; palpi laeves, tentaculum lon- gum superantes; selae superiores divergentes,, infra. apicem serralae ; elylra, paria duodecim, tuberculis praedila magnis, rolundalis, margine elevato. Hab. ad Port Natal, unde retulit J. A. Wahlberg. L. caeruleus n. Antennae lobo cephalico parum:lon giores, palpis breviores scabris, validis; selae inferiores bi denlalae, infra apicem trapsyerse strialim serralo - spinosae Neue Annulaten. 315 elylra, paria duodeeim , tubereulis praedila sparsis conicis; eirri ventrales apicem pedum allingentes. Hab. ad Rio Janeiro. L. havaicus n. Antennae lobo cephalico breviores, pal- pos aequantes, tentaculo longiore, sieut appendices omnes ante apicem subulalum vix inflatae; elylra, paria duodecim, macula ınagna nolala, margine ciliala ; cirri ventrales pedum apices non allingentes; selae inferiores sub apice dente mi- nimo, infra arcle serralae. Hab. ad Honolulu. L. striatus n. Antennae, lenlaculum aecquanles, lobo cephalico duplo longiores, dimidiam palporum longiludinem allingentes, ul reliquae appendices et cirri dorsuales, laeves, eylindricae , apice allenualo; elylra, paria Iredecim?, tenui- ter granulala, late striata; setae inferiores bidenlatae, infra apicem serrulatae et serialim trausverse spinulosae. Hab. ad Port Jackson. L. indicus n. Antennae lobo cephalico vix duplo lon- giores, dimidiam palporum longitudinem atlingenles, ut omnes appendices et cirri dorsales, eilialae, sensim altenualae; ely- tra, paria 132, spinis curvis aspera, margine breviler ciliala ; selae superiores annulalim arcle spinulosae, inferiores biden- lalae, longe serralae. Hab. in freto Bangka. Halosydna n. Bases antennarum a margine anteriore lobi cephaliei producli, elylrorum paria 15—21, dorsum non omnino te- gentlia; corpus elongalum. H. Virginin. Antennae, longiludine lobi cephalici, co- nicae, apice allenualo; lenlaculum, longitudine palporum, in- ‚fra apicem subulatum inflatum; elylra, paria quindecim, mar- ‚gine brevilimbriata ; setae superiores longae, serrulalae, in- ‚feriores bidentatae, infra apicem scrrulatae et transverse se- rialim spinulosae, Hab. ad Honolulu. U. australis n.. Antennae, palpis dimidio breviores, 316 Kinberg: tentaculum, antennas superans, eirri lenlaculares et dorsuales anle apicem subulalum inflali; elylra, paria 21, laevia. Hab. in mari allanlico exira ostium fluvii La Plala, H. palagonica n. Antennae dimidiam palporum longi- iudinem vix allingenles, tenlaculum anlennas superans, cirri tentaculares et dorsuales ante apicem subulatum inflali; ely- ira, paria 18, tuberculis rotundalis numerosis obsila; seltae inferiores bidentalae, infra apicem serralae. Hab. in sinu York bay freli Magalhaensi. H. parva n. Antennae tenlaculum fere aequanles, pal- pis parum breviores; eirri tenlaculares longi, infra apicem subulatum inflati, elytra, paria 19, brevifimbriala; selae in- feriores bidentalae, infra apicem arcte serrulatae et spinosae. Hab. ad Valparaiso, ad insulam Chincha, et ad S. Lorenzo prope Callao. H. brevisetosa n. Tentaculum validum, palpi longi et eirri tenlaculares incrassali, apice allenualo; elylra, paria 18, lubereulis rotundis paucis praedita, fimbriisque brevibus ; selae inferiores brevissimae, infra apicem serralae. Hab. prope S. Francisco Californiae. Anlinoen. Bases antennarum sub margine lobi cephalici, anlice incisi, iuxla tenlaculum affıxae; elylrorum paria 12—15, dor- sum obtegenlia ; corpus breve. A. aequisela n. Antennae lobo cephalico plus quam duplo longiores, palpi cirrique dorsales ciliati, nec incrassati; setae superiores inferioribus aequales, bidenlatis, infra apicem serralis et annulalim spinulosis. Hab. ad Port Natal, unde retulit J. A. Wahlberg. A. Waahli n. Antennae conicae, lobo cephalico bre- viores, cum tentaculo duplo longiore, leviter inflato, cirris tenltacularibus , buccalibus et dorsualibus brevipilosae; palpi validi laeves; elylra, paria 15, macula magna nolala, margine laevi; selae inferiores, superioribus longiores, bidentatae, in- fra apicem serratae. Hab. ad Port Jackson. A..pulchellus n. Antennae !obo cephalico lalo lon- Neue Annulaten, 317 giores, cum cirris tenlacularibus el Jdorsalibus brevipilosae ; elytra, paria 13, tuberculis praedita minulis areolalis, margine breviter fimbriata; setae inferiores bidenlatae, infra apicem ser- rulatae, — Tenlaculum in specimine deest. Hab. mare allanlicum exlra ostium fluminis la Plata. A. microps n. Antennae lobo cephalico breviores, cum tenlaculo duplo longiore, et cirris tentacularibus bre- vissime cilialae; palpi validi laeves; oculi minuli; elylra, paria 14, macula notata nigra, semilunari, margine laevi ; selae inferiores infra apicem serralae, superiores profunde serralae. Hab. ad Rio Janeiro. Harmothoe n. Bases antennarum, sub tentaculo affıxae, incisuram lobi cephalici occupanle; elytrorum paria 15, dorsum oblegenlia; eorpus haud longum. D. spinosa n. Antennae, longiludine capilis, tenla- eulo dimidio breviores; palpi crassi, validi, subarliculali ; appendices omnes lobi cephalici laeves; elytra prope margi- nem poslicum el exiernum spinulis arınala conicis ; selae in- feriores paullum longiores, bidentalae, infra apicem arcle et profunde serralae. Hab. fretum Magalhaense. H. scabra (Aphrodita) O. Fabr. F. Gr. 311; (Lepi- donote) Oerst. Annul. dors. 12. Antennae lobo cephalico longiores, lerliae parli tentaculi scabri aequales ; palpi longi, tenues, el, sicul cirri, scabri; spinae elylrorum irregulares; setae inferiores uncinalae, infra apicem serralae. Hab. mare atlanlicum boreale. Hermadion n. Anlennae ut in Harmothoe; elylrorum paria 15, parlem mediam dorsi et segmenta posteriora non tegenlia; selae in- feriores infra apieem serralae; corpus elongalum. H. Magalhaensis n. Bases anlennarum anle marginem prominentes lobi cephalici, partem tentaculi basalem acquan- 318 Kinberg: tis; appendices cephalici, eirri, elytra laevia; margines ely- trorum reflexi ; selae superiores laeves. Hab. fretum Magalhaense. H. longieirratus n. Bases antennarum margine lobi cephalici occullatae, parte tenlaculi basali longioris; appen- dices cephalici eirrique omnes ciliali; cirri anales elongali , elytra tuberculosa. : Hab. frelum Magalhaense. Fam, IV. Acoätea. Tentaculum breve; oculi duo; maxillae denlibus arma- tae duobus mediis et pluribus lateralibus; elytrorum paria 39—93, in segmenlis .. . - 24, 26, 28, 30 . . .; segmenla elylris carenlia cirris praedita dorsualibus. Panthalis n. Deates medii conligui ; pedunculi oculorum partem an- tiecam Jobi cephalici occupantes, longitudine tentaculi; ely- Irorum paria 39, primis tribus planis dorsum tegentibus, Te- liquis campanulalis, dorsum medium nudum relinquentibus. P. Oerstedi n. Palpı longi , laeves; eirri tentaculares tentaculo longiores; eirri dorsuales pede breviores; sela@ trium ordinum : subulatae, serrulatae: bipennalo-penicillatae: aristatae; papillae pedum nullae. Hab. ad oram Sueciae occidentalem. Eupompen. Pedunculi oculorum partem anlicam lobi cephalici 06- cupantes, tentaculo parum breviores; elytrorum paria 95, plana, tenuia, inverse s. anlrorsum imbricala; pars anlica et media dorsi nuda, poslica tecla. E. Grubei n. Palpi longi subarticulali; tentaculum cir- ris longiludine aequale; selae qualuor ordinum: serrulalae, subspirales ; bipennato-penicillalae : aristalae: capillaceae. Hab. prope Guayaquil. Neue Annulaten. 319 Fam. V. Sigalionina. Sigalion Aud. et:M. Edw. Pedes, in segmenlis anlicis, aut elylro aut cirro dor- suali praedili; in poslicis elytro et cirri dorsuali. Sthenelais:n. Lobus cephalicus rotundalus, media parle impressa ten- taculum excipiens validum, cuius basi antennae affixae; oculi qualtuor; selae trium-ordinum: selaceae, serrulalae: subula- tae, serralae: arlieulalae, bidenlalae; papillae elylrorum 'dor- sum legenlium simplices. S. Helenae n. Oculi aequales, poslici pone medium lobi cephaliei siti, invicem propriores quam anlici ; tenlacu- lum eirris tentacularibus longiusculum; elylra sublus et pe- des laeves. Hab. ad Valparaiso. 5. arliculata n. Oculi poslici ante medium lobi cepha- lici sili, minores et inter se magis quam anlici dislantes; ten- taculum el eirri tenlaculäres aequali longitudine; palpi longi arliculali; elylra sublus papillosa; pedes papillis praediti et tubereulis deplanatis. Hab. ad Rio Janeiro. Sigalion (Aud. et M. Edw.) Lobus cephalicus anlice lalus; lenlaculum nullum; an- lennae duae breves in margine anteriore lobi cephaliei; oculi duo (l. qualuor?); selae bidenlalae composilae el simplices serralae; elylra dorsum oblegenlia margine ramoso-fimbriala. h S. Edwardsi n. Lobus cephalicus poslice rolundalus, oeulis ante medium silis; eirri lenlaculares quinlam parlem -palporum aequanles, pedes inferne cirris ventralibus brevio- res, papillis praediti et tubereulis deplanalis. Hab. ınare extra oslium fluvii La Plata. Leanira n. Lobus cephalicus rotundatus, sulco medio tenlaculum exeipiens; antennae nullae; palpi longissimi; oculi duo dl. 320 Kinberg: Neue Annulaten. qualuor); setae superiores spiraliter serrulatae , inferiores subulatae,, pectinato - canaliculalae, elylra anleriora dorsum non omnino legentia, papillis nullis. L. Quatrefagesi n. Oculi iuxta basem lenlaculi minuti; palpi longissimi; pedes papillis praedili filiformibus ; cirri ven- trales breves. Hab. mare extra oslium fluvii La Plata. Psammolycen. Lobus cephalicus anlice in basem produclus crassam tenlaculi Jongi; anlennae nullae: oculi qualuor (duo?); selae superiores simplices, gracillimae, serralae; inferiores com- positae, apice bidenlato - fissae; elytra medium dorsum non tegentia, arenosa, margine longe fimbriala. P. Petersi n.. Corpus. Jatum, 'depressum; lobus cepha- licus poslice lalus; oculi qualuor, quorum poslici maiores, inter se remotiores; lenlaculum et cirri tenlaculares. aequali longiludine, selae superiores bidenlalae, apice curvalo. Hab. ad Mossambigque, unde Museo relulil G. v. Dueben. P. flava n. Corpus gracile, eylindricum; lobus cepha- licus poslice conlractus; oculi duo ad basin lenlaculi, .cirros tenlaculares superanlis; selae superiores versus apicem exli- mum aduncum allenualae, fissura prolunda, lineari. Hab. ad Rio Janeiro. P. Herminiae (Sigalion) Aud. et M. Edw. Vergleichende Betrachtungen über die Nester der geselligen Wespen *). Von Dr. KM. Wöbius in Hamburg. (Hierzu Taf. XI.) Zu allen Zeiten haben die Zoologen den Nestern der Wespen ihre Aufmerksamkeit zugewendet. Aristoteles und Plinius wussten, dass dieselben in der Höhe oder in Höhlen angelegt und ihre sechseckigen Zellen aus rinden- und spinn- webarligem Stoffe gebaut werden. : Albertus Magnus sagt von den Wespen, dass sie in Häusern und unter der Erde nisten, und dass die Hornissen in Bäume bauen. In seinem Buche über die Insekten hat Aldrovandus den Beschreibungen der Wespennester schon Holzschnitte beige- geben, welche Hüllen und Durchschnitte zwar roh, aber na- N *) Hiermit gebe ich nebst mehreren neuen Zusätzen einen Aus- aug aus meiner Abhandlung: „Die Nester der geselligen Wespen. Beschreibungen neuer Nester und einiger neuen Wes- penarten des naturhistorischen Museums zu Hamburg nebst Betrach- tungen über den Nesterbau im Allgemeinen. Mit 19 color, Kupferta- feln.“ (Abgedruckt im 3ten Bande der Abhandl, des naturwissen- schaftlichen Vereins in Hamburg. Daselbst Herold’sche Buchhandlung 1856). Dort findet man die speeiellen Untersuchungen, aus denen die meisten hier mitgetheilten Resultate gezogen sind mit zahlreichen erläuternden Abbildungen von neuen oder wenig bekannten Nestern, Durchschnitten, Baustolfen u. s. w. Archiv f, Naturgesch, XXI. Jahrg. 1. Rd. % 322 Möbius: turgemäss darstellen. Aehnlich, doch besser ausgeführt, sind die Bilder Johnston’s. Auch der fleissige Swammer- dam hat in seiner Naturbibel Wespennesler abgebildet. Un- ter allen Schriftstellern des vorigen Jahrhunderts, die diesen Gegenstand behandelten , glänzt besonders Reaumur, der das Treiben der heimathlichen Wespen mit unermüdlichem Eifer belauschte und ein nalurgelreues Bild ihrer Arbeiten in der ansprechendsten Weise entwarf. Nach ihm haben Christ, Rösel, Latreille, Curtis, White u.A. Wes- pennesler abgebildet und beschrieben, ohne dassirgend Einer die bekannten Nesterarten einer vergleichenden Betrachtung unterworfen hätte. Diesen Fortschritt gemacht zu haben, ist das Verdienst Henri de Saussure's, der in seiner Mono- graphie des Gu£pes sociales, Paris 1853, zahlreiche Abbil- dungen von Wespennestern giebt und dieselben systemalisch ordnet. Die Principien seines Syslemes selzle er ausführlich auseinander in den „Nouvelles consideralion sur la nidifica- lion des Gu&pes“ (Bıbl. univ. de Geneve 1855. XXVII. p. 89 und Ann. des sc, nat. 1855. Ill. p. 155). Die dort entwor- fene Eintheilung werde ich späler miltheilen. Aeussere Form und Befestigung der Wespennester. Es giebt lafelförmige, an unleren Blatilächen oder an Baumstämmen anliegende Nester (Fig. 6. u.8); eylin- drische und conische, die mit ihrem obern Ende einen Ast umfassen (Fig. 5); ei- oder kugelförmige, die zwi- schen Zweigen und Blältern hängen und von diesen durch- setzt werden (Fig. 7). Die letzte Befesligungsweise ist von unserer gemeinen Wespe allbekannt und findet sich auch bei nord- und südamerikanischen Arten. Manche Wespen kle- ben die Nesthülle oder die freie Wabe nicht unmiltelbar an den Träger, sondern hängen sie an Säulen auf, wie die kleine Polybia sedula in Brasilien, die ihre zierlichen ‘Nester oft unter Blätter bauet (Fig. 4), und eine Nord- und Südame rika bewohnende Wespe (Polistes annularis), die ihre Wab nackt an Zweigen befestigt (Fig. 3). Da die kleinen Nester an dünnen Zweigen oder Blältern; Vergleich. Betrachtungen üb. d. Nester d. gesell. Wespen. 323 die schweren aber an stärkeren Aesten hängen, so müssen — wie einfach auch dies uns erscheinen mag — die Grün- der eines Baues die Fähigkeit besitzen, einen Träger auf- zusuchen, welcher der Last des vollendeten Nestes ge- nügt, oder die Vollender haben das Vermögen, das Werk abzu- schliessen, ehe es die Grenze des Gewichtes überschreitet. Eine südamerikanische Wespe (Polybia cayennensis Fab.) die schwere Lehmnester bauet, sucht sich gewöhnlich schief ab- wärts wachsende Zweige aus, die mit den hozizontal liegenden Waben einen Winkel von 30—40 Grad bilden, Offenbar hat ein Zweig in dieser Richtung mehr Tragfahigkeit als in auf- steigender, da er sich leichter abbrechen als zerreissen lässt. Jene Wespe befestigt also ihre Bauten nach densel- ben physikalischen Gesetzen der Festigkeit, die der mensch- liche Baumeister mit Bewusstsein anwendet. Alle Wespen verstehen ihre Bauten den Ortsverhältnissen gemäss einzu- richten; so bauet eine und dieselbe Art unter Blättern flache, zwischen Zweigen kugelförmige Nester, unvermeidliche Blät- ter werden in die Hülle aufgenommen und mit Baustoff über- zogen, und in Baumhöhlen bleibt zuweilen die Hülle weg, die sonst die Waben schützt. Die Grösse. Nicht alle Wespennester bestehen, wie die unserer gemeinen Wespe und Hornisse, aus umhüllten Waben, es giebt auch hüllenlose Nester, ganz nackte Zellenscheiben. Die Waben sind demnach die wesentlichen Theile des Ne- stes, und von ihrer Grösse und Zahl ist der Umfang dessel- | ben immer abhängig. Die Zahl der Waben ist bei vielen Nesterarten schwankend, da sie natürlich mit der Zunahme der Arbeitswespen, die durch äussere Ursachen gehemmt oder befördert werden kann, gleichen Schritt hält. Der Durch- messer der Waben dagegen ist eine viel bestimmtere Grösse und daher beachtenswerther als die Zahl. So wichtig aber auch der Durchmesser der Wabe unter den Eigenschaf- ten des Nesles ist, so steht er doch in keinem bestimmten % Verhältnisse zur Grösse der bauenden Wespen. Die kleinsten gemessenen Waben bauet allerdings eine der kleinsten Wes- pen (Leipomeles lamellaria Möb.), allein die grössten, über 324 Möbius: 11/, Fuss messenden , rühren. von mitlelgrossen Wespen (Chartergus sericeus: Fab.) her. Bei den. wenigen bekannten Wespennestern liegen die Grössengrenzen. viel weiler von einander ab, als bei den zahlreichen, beschriebenen Wespen. Es giebt Nester, die, den unbegrenzien Blülhenständen in der Pflanzenwelt vergleichbar, keinen in ihrem Baustyle begründeten Abschluss erreichen, indem der Deckel, ‚der die jeweilige unterste Wabe umschliesst, bald darauf zum Boden einer neuen Wabe dient (Fig. 5). Solche Nester wachsen ‚oft zu Fusse langen Cylindern an, wie die durch Reaumur’s Schilderungen bekannten Bauten der surinamischen Pappwespe (Chartergus chartarius Oliv.). Doch erlangen auch Nester von anderem Baustyle , wie die einwabigen einer grossen blauen Wespe «Synoeca cyanea Fab.), die ihre Zellen unmittelbar auf die Rinde starker Aeste setzt und dann mit einer Hülle überwölbt, eine Ausdehnung von drei Fuss; und die kugelförmigen Nester der. Hornissen und einiger 'südamerikanischer Wespen erreichen einen Durchmesser von 1—?2 Fuss. Die Flug- und Fahrlöcher. Die Fluglöcher, die runden Oeffnungen in der Hülle für den Ein- und Ausgang der Wespen, nehmen im Allgemeinen mit der Grösse der Erbauer zu ; sie liegen gewöhnlich nach unten, doch bisweilen bei Nestern mit ungeschlossener Hülle, deren Deckel stark gewölbt ist, an der ‚Seite, ‚wenn nämlich die Wespen das Bestreben haben, das Flugloch am Rande des Deckels anzubringen (Fig. 4) und nicht im Cen- trum, wie viele andere thun (Fig.5). In der Lage des Flug- loches offenbart sich, wie auch in anderen Einrichlungen der Nester, der Einklang mit physikalischen Gesetzen der Natur. Durch die nach unten gekehrte Oeffnung kann kein Regen ins Nest fallen und die warme, in die Höhe steigende Nestluft nicht so leicht entweichen als durch ein oben an- gebrachtes Flugloch. Bei den ungeschlossenen oder deckelwabigen Nestern tritt die letzte Wabe stets dadurch ins Innere, dass unter ihr wieder ein neuer Deckel gewölbt wird, sobald der vorher- Vergleich. Betrachtungen üb, d. Nester d. gesell. Wespen, 325 gehende durch Anbau von Zellen zu einer Wabe geworden ist (Fig. 4, 5). Alle bei dieser Bauart auf einander gefolg- ten Deckel halten ein Flugloch, und dieses behalten sie, auch wenn sie als Wabenböden in das Innere rücken; liegt es im Centrum des Deckels, so dient es nun als Durchgang, als Fahrloch zu den oberen und unteren Stockwerken des Ne- stes (Fig.5). Die meisten Wespen, die solche deckelwabige Nester bauen, verändern die Fluglöcher nicht, wenn diesel- ben als Fahrlöcher in das Nest hineingerückt sind; allein eine kleine brasilianische Wespe (Polybia rejecta Fab.), die ihr Nest aus bröckeliger Rinde aufführt, befestigt den schar- fen, zerbrechlichen Rand derselben auf eine merkwürdige Weise; indem sie ihn abrundet und nach unten einen gegen 3 hohen Ring anselzt. Diesen führt sie aber nicht unun- terbrochen in einer Flucht fort, sondern schlägt immer, so- bald er um eine Linie gewachsen ist, seinen Rand (wie bei Schnür - Oesen) auswärts um. Zulelzt liegen also um die Röhre jedes fertigen Flugloches drei feste horizontale Ringe (Fig. 5). In Nestern mit abgeschlossener Hülle, in denen die Waben unter - oder nebeneinander an Säulen hängen, sind die Wabenränder frei und der Raum zwischen ihnen und der Hülle die breite, Strasse für die emsigen Bauleute und sorgsamen Brulpfleger (Fig. 7, 8, 9). Hier giebt es also keine Fahrlöcher, sondern nur Fluglöcher, in der Regel nur eins, das auch, wie bei den deckelwabigen Nestern , gewöhnlich nach unlen liegt (Fig. 7, 8). Die Waben. Die Waben sind Scheiben von Brutzellen , die durch ihre Seitenwände zusammenhängen, Bei den meisten hüllen- losen Nestern (Fig. 2, 3) und bei Nestern mit geschlossener Hülle (Fig. 7, 8, 9) ist der Wabenboden aus den einzelnen Zellenböden zusammengesetzt und daher oft gebuckelt, weil diese nach aussen gewölbt werden, während die Nester mit ungeschlossener Hülle glatte Wabenböden haben (Fig. 4, 5), da die glatten Hülldeckel Träger der Zellen geworden sind. Die meisten Waben sind (nach unten) convex, wenige eben, die oberste im Neste zuweilen concav (Fig. 1—9). 326 Möbius: Bei den ungeschlossenen Nestern ist der Ansatz der Waben gewöhnlich an Furchen in der Seitenwand der Hülle erkennbar (Fig. 4, 5), oft auch durch Farbenverschieden- heilen im Baustoffe der älteren und jüngeren Wabe deutlich bezeichnet; stets jedoch ist das Neue so innig mit dem Alten verbunden, dass die Kohäsion des Materials in der Ansatz- linie nicht geringer ist, als an anderen Orten. In mehrwabigen nackten, wie auch in Nestern mit ge- schlossener Hülle hängen die Waben an Säulen, deren Enden sowohl am Träger wie am Wabenboden nach allen Richtungen breit auslaufen, um eine grössere Befesligungs- fläche zu gewinnen (Fig. 2, 3,4, 7,8, 9). Sind Zellen einer höheren Wabe die Träger, so breitet sich der Säulenkopf über die Ränder derselben aus, ohne ihre Oeffnungen zu ver- schliessen. Durch den Ansatz der Säule geht also kein Brut- raum verloren. In der Mitte des Wabenbodens steht die stärkste Säule, rundherum in ungleichen Abständen die schwä- cheren Seitensäulen. Da alle Mittelsäulen in einer Flucht unter einander stehen, so ist die gesammte Wabenlast auf die oberste, am Träger hängende, zurückverlegt und der Ge- fahr des Bruches einer oberen Wabe durch das Gewicht der unteren vorgebeugt (Fig. 9). In Nestern, deren Waben von einem horizontalen Pfeiler gehalten werden, der am Rande ungefähr so wie der Stiel an einem runden Löffel angebracht ist, tritt ebenfalls eine auffallende Harmonie mit bekannten physikalischen Ge- setzen hervor. Der Pfeiler ist nämlich mit einem nach oben und unten breit auslaufenden Fusse an den senkrechten Zweig angeselzt, an dem das ganze Nest hängt; sein anderes Ende verfliesst in den Wabenboden. Der freie mittlere Theil des- selben ist aber nicht rund, sondern hat einen grösseren senkrechten, als horizontalen Durchmesser ; er ist also nach dem Principe der angewandten Masse die höchste Tragkraft abzugewinnen, ausgeführt; denn während die relative Festig- keit zur Breite nur im geraden Verhältnisse steht, wächst sie wie das Quadrat der Höhe. Die Grösse der Zellen, der regulär sechseckigen, prismatischen Bruträume, hängt von dem Umfange der In- sekten ab, die sich darin aus dem Ei entwickeln. In der Vergleich. Betrachtungen üb. d. Nester d. gesell. Wespen. 327 Weite sind alle Zellen, die zur Wohnung von Jungen eines Geschlechtes dienen, gleich, während die Tiefen oft verschie- den sind. Diese Verschiedenheit gleichen aber die Larven dadurch aus, dass sie den Seidendeckel, mit welchem sie die Zelle vor der Puppenruhe schliessen, in verschiede- ner, passender Höhe ansetzen. In Nestern mit gleich tiefen Zellen dagegen findet man alle Deckel gleich hoch ange- bracht. Der Deckel sowohl wie das noch zarlere Gespinnst, welches die Zellen auskleidet, sind Gewebe von Fäden mit breiten Enden und von dünnen Häuten; unregelmässig ver- flossen und aufeinander gelagerl, erscheinen sie wegen tola- ler Reflexion des auffallenden Lichtes weiss, während sie isolirt wasserhell durchsichtig sind. Ihr Stoff löst sich in Kali, in heisser Schwefelsäure und in Salpetersäure, welche ihn unter Bildung von Oxalsäure zerselzt; er ist also Sei- denfibrin. Die meisten Arten verschliessen die Zelle mit einem hervortreienden, gewölbten, wenige durch einen straff wie ein Trommelfell unter dem Rande ausgespannten Deckel. Von den Arbeitsbienen wird der Seidendeckel aussen mit Wachs überzogen ; in allen bekannten Wespennestern, eine Art aus- genommen, bleibt der Deckel so, wie ihn die Larven span- nen. Eine Pappwespe Südamerikas (Chartergus apicalis Fab.) nämlich setzt Leisten von Bastfasern (aus denen sie das ganze Nest aufführt), welche die gegenüberliegenden Seiten oder Winkel des Zellenrandes verbinden, aussen auf den gespann- ten Seidendeckel, die das auskriechende Insekt sammt der selbst gesponnenen Thür durchnagen muss, wenn es seine Wiege verlässt. In der Stellung der Zellen gesen den Wabenboden tritt stets die Tendenz der Wespen hervor, sie rechtwinkelig auf den- selben zu setzen ; denn jemehr sich der Boden wölbt, desto schiefwinkeliger stehen die Randzellen, indem sie den Mittel- zellen parallel laufen oder mit ihnen nur wenig divergiren. Unter den regulären Figuren, die sich ohne Zwischen- räume verbinden lassen, haben die Sechsecke bei gleichem Rauminhalte mit anderen, die diess ebenfalls zulassen, den geringsten Umfang. _Der Bau sechseckiger Zellen har- monirt also mit den Geselzen der Raum - und Zeitersparnis. 328 Möbius: Doch müssen die Wespen nicht unabänderlich sechseckig bauen. Es giebt Nester (von Polybia sericea Ol.), in denen die ‚oberste Wabe nicht, wie gewöhnlich, an einer soliden Säule hängt, sondern an einem Stiele, der aus drei-, vier-, fünf- und sechseckigen Zellen von verschiedener Weite und Tiefe zusammengeselzt ist, Durch. diese Befestigungsweise ersparten die Wespen Material, ohne an Tragkraft zu ver- lieren, da hohle Cylinder eine grössere Tragkraft besitzen als solide von derselben Masse, Die zellenbauen(den Insekten müssen also nicht wie Webmaschinen in unwandelbarer Re- gelmässigkeit arbeiten; sie können, durch äussere Verhält- nisse verschiedenarlig angeregt, den vorgezeichneten Grund- plan in mehrfacher Weise ausführen. Die Baustoffe. Das gebräuchlichste Baumaterial sind Pflanzenstoffe; ihonige Erdarlen werden sellen angewandt. Eine und die- selbe Wespenart pflegt ihre Nester aus äknlichen Stoffen zu bauen ; daher stimmen Exemplare der verschiedensten Grösse und Form: in ihrer Festigkeit und Dicke der Hüllen und Zel- lenwände überein. Die sehr elastischen papierarligen sind aus langen Bastzellen, die papparligen aus verfilzten Pflan- zenhaaren , die weniger elastischen, aber noch biegsamen aus Gemengen von Gefässbündelfragmenten, Haaren, Bast- und Rin.enzellen oder nur aus verschiedenen Formen von Pflanzenhaaren;; leicht zerbrechliche hauptsächlich aus Rin- denparenchym zusammengesetzt. Diese Stoffe werden durch einen wasserhellen Mörtel zusammengehalten, der sich in sehr dünnen häutigen Fragmenten zwischen ihnen verbrei- tel. In zerbrechliehen Rindennestern ist er reichlicher ver- wendet als in festen Fasernestern ; bisweilen ist sogar die innere Fläche der spröden Hülle damit bestrichen, wie mit einem glänzenden Firnisse, der zugleich alle Poren zwischen dem Baustoffe verschliesst. Er dient auch zur Befestigung von Blättern auf der Hülle, wozu er in grösserer Menge zwischen beide gestrichen wird und zu einer durchscheinen- den spröden Masse erhärlet, die leichter zerbricht als von denjenigen Stücken loslässt, die sie vereinigen soll. Dieser Mörtel ist löslich in Chlorwasserstoffsäure, in Salpetersäure Vergleich. Betrachtungen üb. d. Nester d. gesell. Wespen. 329 und in Schwefelsäure, aber unlöslich in Kali; er gehört also zu den Chitinstoffen. In vielen Nestern bezeichnen helle und dunkele Linien in der Hülle und in den Zellwänden die Richtungen, in wel- chen die Arbeiter das Baumaterial auftragen. Man sieht, wie die Hülle vom Befestigungspunkte aus gürtelarlig aufgeführt wird und wie die Brutzellen in ringförmigen Schichten wach- sen. Lange Bastfasern sind oft bündelweise angefügt. Die arbeitenden Wespen setzen den Baustoff in kleinen Ballen, die sie heimbringen, mit Hülfe ihrer Kiefer und Vorderbeine auf, drücken ihn breit und ziehen ihn, indem sie rückwärts gehen, bandartig aus. Während die Hülle der bekannten tropischen Wespen- nester eine dichte Mauer ist, besteht die der unserigen und eines nordamerikanischen Nestes aus muschelförmigen Lagen, zwischen denen Luftschichten eingeschlossen sind, die (nach dem Principe der Doppelfenster) die Ableitung der Wärme vermindern müssen. Von der Beschaffenheit des Baustoffes hängt die Farbe der Nester ab. Die gelben und grauen, überhaupt die bleich- farbigen, sind aus wasserhellen Bast- und Haarzellen; die dunkelrothen, grau- und schwarzbraunen aus Rindengewebe aufgeführt; die gefleckten und gestreiften bestehen aus ver- schiedenfarbigen Elementen: aus wasserhellen Haar- und Bastzellen und braunen Rindenzellen ; aus farblosem und brau- nem Parenchym oder aus farblosen und ‚braunen Haaren. Eintheilung der Wespennester. A. Nester ohne Hülle. 1) Der Wabenboden ist un- mittelbar an den Trä- ger gebauet: . . - Fig. 1. (Apoica pallida Oliv.) 2) DerWabenboden ist ck Pfeiler befestigt; a) diese stehen am Ran- de des Bodens: . . . Fig. 2. (Polistes annularis L.) b) siestehen auf derB o- denfläche: . . Fig. 3. (Polistes versicolor Fab.) 330 Möbius: B. Nester mit Hülle. 1. Die Hülleist ungeschlos- sen, unmittelbar oder durch Pfeiler am Träger befestigt. Die Wabenböden sind mit der Seitenwand verschmolzen, da sie vorübergehend Hülldeckel waren. 1) Zu den eingeschlossenen Waben führen Fluglö- cher durch die Seilen- wand. % 2) Die Hülle hat nur ein Flugloch und die in- nern Waben Fahrlö- chierzah.: h I. DieHallststp eschlögs sen. Das Nest hat keine Fahrlöcher , sondern nur ein Flugloch. 1) Der Wabenboden liegt unmittelbar auf dem Träger: .. .» 2) Er ist durch Pfeiler He fesligt; a) diese stehenamRan- de des Wabenbodens: b) sie stehen auf der Flä- che desWabenbodens ; «) die Waben hängen . Fig. 4. (Polybia sedula Sauss.) . Fig. 5. (Polybia rejecta Fab.) . Fig. 6. (Polybia pediculata Sauss.) Fig.7. (Chartergus apicalis Fab.) neben einander: Fig.8. (Leipomeles lamellariaMöb.) P) die Waben hängen unter einander, die folgende an der vorhergehenden Fig. 9. «Polybia ampullaria Möb.) Aus diesem Versuche eines Systemes der Wespennester leuchtet hervor, dass die Manniglaltigkeit derselbeu aus der Verschiedenheit im Anbaue der Waben entspringt. Die Wabe Vergleich. Betrachtungen üb. d. Nester d. gesell. Wespen. 331 ist das nothwendigste Glied, der Grundgedanke des Nesles, was auch aus dem Systeme H. de Saussure’s hervorgeht, von dem ich hier eine Uebersicht folgen lasse. A. Phragmocyliares ou nids indefinis. I. Phragm. spheriques. II. Phragm. reclilignes. 1) Phragm. parfails. 2) Phragm. imparfaits. B. Stelocyllares ou nids definis. I. Steloeytt. calyptodomes. ll. Stelocylt. gyınnodomes. 1) Gibbinides. 2) Reclinides. 3) Lalerinides. Die Phragmocyltares des Saussure’schen Systems sind die Nester mit ungeschlossener Hülle des meinigen (B, 1). Gegen die Unterabtheilungen: Phragm. spheriques und Phragm. reclilignes haben einige Wespenarten selbst Einspruch erho- ben, indem sie nach äusseren Umständen bald sphärische, bald geradlinige (eylindrische) Nester baulen.. Man muss in das Innere des Nestes eindringen, wenn man seinen Charakter kennen lernen will. Die Phragm. imperfaits sind deckelwa- bige Nester mit ınehreren Fluglöchern (B, I, 1). Stelocyt- tares ou nids definis sind alle säulenwabige Nester, mögen sie eine Hülle haben (St. calyptodomes) oder hüllenlos sein (St. gymnodomes). Die unmittelbar am Träger befestigten nennt Saussure Gibbinides (A, 1); bei den Rictinides ste- hen die Säulen auf der Fläche (A, 2, b), bei den Laterini- des am Rande des Wabenbodens (A, 2, a). H. de Saus- sure lheilt die Wespen nach dem Style ihrer Nester in Grup- pen ein und will nicht zugeben, dass von verschiedenen Ar- len einer Gallung die eine deckelwabige, die andere säulen- wabige Nester baue. Allein die bis jelzt bekannten hinrei- chend beslimmten Nesterarten (freilich blos 32!) beweisen, dass verschiedene Arten einer Gallung ungleicharlige Bauten ausführen können. Wir kennen noch zu wenig Nester, um über die Beziehung ihrer Gruppen zu den Gruppen der Wes- pen Geselze aufzustellen. Die Nesterlehre der Wespen ist noch in der Kindheit; das veranlasste mich auch, weder die 332 Möbius: Vergleich. Betrachtungen u. 3. w. Saussure’schen Ordnungsnamen anzuwenden, noch neue ein- zuführen; denn gar zu leicht können theoretische Namen zu frühzeiligen Fesseln werden, welche die naturgemässe Ent- wickelung neuer vergleichender Belrachtungen hemmen, Erklärung der Abbildungen. Alle Abbildungen sind verkleinerte, schematische Durchschnitts- bilder. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Die Pfeile bezeichnen die Wege der Wespen. Ein hüllenloses Nest von Apoica pallida Ol., unmittelbar um einen Zweig gebaut. Die Seidendeckel sind in verschie- dener Entfernung vom Rande straff ausgespannt. Ein Nest von Polistes annularis L. an einem randständigen Pfeiler ; der Wabenboden besteht aus den vereinigten Zel- lenböden. Ein Nest von Polistes versicolor Fab., an einer Säule hän- gend, die am Wabenboden befestigt ist. Ein dreiwabiges Nest von Polybia sedula Sauss., jede Wabe hat ihr Flugloch; auf dem Deckel ist der Anfang. neuer Zellen zu bemerken, Ein Nest von Polybia rejecta Fab. Die Fahrlöcher haben schnürösenförmige Umbiegungen. Am Deckel unten sind die Anfänge der neuen Wabe und des neuen Deckels zu sehen. Ein Nest von Polybia pediculata Sauss. Die Zellen sind horizontal auf einen Baumstamm gesetzt; unten in der Hülle ist das Flugloch. Ein Nest von Chartergus apicalis Fab., um einen aufrechten Zweig gebauet, der auch die breitfüssigen Säulen der Wa- ben hält, deren Querschnitt bei Q gegeben ist. Ein Nest von Leipomeles lamellariaMöb., an der Unterfläche eines Blattes mit drei Waben, deren Säulen an der Mittel- rippe hängen. Die zarte Hülle ist rundherum am Blattrande angeklebt und hat an dem einen Ende einen halbmondförmi- gen Ausschnitt als Flugloch. Ein Nest von Polybia ampullaria Möb., an der Unterlläche eines grossen Blattes. Die Nittelsäulen stehen alle unter einander. Die zweite hat noch einen Randpfeiler von der Hülle aus erhalten. Druck von Carl Georgi in Bonn. fe NIE Vz Bas: ug Ya [| AN Haye Treschel se, \ ER, Hugo Ihesorel in lapı, RE U WE . Taf IH. 1850. Hugo Ihoschek in lapı. Jaf- IE Hugo Troschek inlapı FRTTHENNER 2 2 ar ar se —mmran vera lrere® Sur Zur Anst v Winckeimana 4 Schu un Berlin 1SS6. AA 856. Age Denchat in lau, Zah Anal » Minchelmann 8 Shäne un Berlin, Huge Treschdl se, J 3 HEZB: Zr Ta ar SR Rs —n Auge Zeorhel s0, ri fr AR | re Lu u T x f 0% # v ’ 1% ‚ek R | I F. ns Jar * Be) ER - au Zuse Troschel se, E74 u Srza 8 S < z , wir 952 DC URAR RER ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, FORTGESETZT VON W. F. ERICHSON. IN VERBINDUNG MIT PROF. Dr. GRISEB ACH IN GÖTTINGEN UND PROF. Dr. LEUCKART IN GIESSEN. HERAUSGEGEBEN voR Di. FE, HM. TROSCHEL, PROFESSOR AN DER FRIEDRICH-WILHELNS-UNIVERSITÄT ZU BONN, ZWEI UND ZWANZIGSTER JAHRGANG. Zweiter Band. m BERLIN, 1856. VERLAG DER NICOLAL'SCHEN BUCHHANDLUNG. ., RRANDENW A SRORNaR KR N0y MOL ‚Bet. JOKER Bunad ae vinsarnungan “> u el Inhalt des zweiten Bandes. Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1855. Von Dr. G. Hartlaub Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säuge- thiere während des Jahres 1855. Vom Herausgeber. Bericht über die Leistungen in der Herpetologie während des Jahres 1855. Vom Herausgeber Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie während des Jahres 1855. Vom Herausgeber Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1855. Vom Horausgeber Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen im Gebiete der Entomologie während des Jahres 1855. Von Dr. A. Gerstaecker. 1. Insekten . F c P ‘ . . . 2. Myriapoden . 2 ß F . . 3. Crustaceen : N - & A f e 4, Arschniden . B 4 Ä : . . Seite 35 59 67 90 121 299 302 316 Iv Inhalt. Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der niede- ren Thiere während des Jahres 1854 und 1855. Von Prof. Leuckart : & 3 3 = > 7 Vermes . R > 2 : 3 . Annelides - h £ : “ R “ Platodes E 3 - H e 5 5 = Ciliati . B 5 5 - ; x 5 a Echinodermata h = r s Coelenterata . ® a e o . P z Polypi . . 5 . . = . . . Porifera ® = . 5 a F R a Protozoa - ® > Ä Z a i ® Seite Bericht über die Leistungen in der Natur- geschichte der Vögel während des Jahres 1855. Von Dr, G. Hartlaub in Bremen. Es gereicht uns zur Freude diesem Jahresberichte die Versicherung vorausschicken zu können, dass sich die un- geschwächteste Theilnahme für unsere liebe Ornithologie er- hält und befestigt, und dass zahlreiche und zum Theil sehr tüchlige Arbeiten auf dem lilterarischen Gebiele derselben diese Theilnahme in der erspriesslichsten Weise belhäliglen. Nicht ohne Erfolg versuchten sich jüngere Kräfte mit aner- kannten Aulorilälen zu messen; ein edles Ringen, aus wel- chem , wenn es sich auf dem erhabenen Standpunkte echler Wissenschaftlichkeit hält, nur Gutes erwachsen kann. Carl Lucian Bonaparte, ein Name, der mit der Geschichte der Zoologie selbst innig verwachsen ist, hat, obgleich kör- perlich schwer gebeugt und noch schwerer, fürchten wir, bedroht, mit ungetrübter geistiger Kraft für sein Lieblings- fach gewirkt, und in einer Reihe trefflicher Arbeiten von neuem die Beweise wahrhaft stupender Specialkenntniss so- wohl als andererseits geistvoll generalisirender Anschauung namentlich im Ilinblicke auf Systematik, niedergelegt. Im hohen Grade verdienstlich, ja dem Kenner von Fach geradezu Archiv f. Naturgesch. XXII. Jahrg. 2, Bd. A 2 _Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte unentbehrlich ist G. R. Gray’s neuestes Werkchen über die Genera und Subgenera der Vögel. Für die Ornilhologie Süd- amerika’s waren in erster Linie Sclater und Burmei- ster, für die der nördlichen Gegenden desselben Welttheils Cassin, Baird, Lawrence und Andere thätig. Die Vö- gel Asiens beschäftigten vorzugsweise F. Moore, Gould, Burgess, Hodgson, Blyth. Unsere Kenntniss von de- nen Afrika’s förderten Jules Verreaux, Malherbe, Cassin, A. Brehm. Die so wenig bekannte Ornitho- logie der entlegenen Inselgruppen Oceaniens verdankt Bo- naparte und Gould sehr werthwolle sich auf die Samm- lungen Edelestan Jardin’s und Macgillivray’s grün- dende Beiträge. — Die grosse Mehrzahl der als neu bekannt gemachlen und grossentheils wirklich neuen Arten lieferte das unerschöpflich reiche Amerika. Als grosser und wesent- licher Fortschritt ist der Zuwachs zu betrachten, welcher unserer Bekanntschaft mit der Lebensweise der exotischen Vögel in immer reicherem Masse zuzufliessen beginnt. — Aber je höher solcher Gestalt im Einzelnen die Summe unseres ornilhologischen Wissens aufläuft, um so gebieterischer drän- gen jene grossen Fragen in den Vorgrund, deren Erledigung die philosophische Zoologie längst als Nolhwendigkeit erkannt und sich zur Aufgabe gestellt hat, deren genügende Be- antwortung aber bis auf diese Stunde ein pium desiderium bleibt. Was ist Art? sind Subspecies anzunehmen? und wenn solches der Fall, an welchen äusseren Merkmalen ist der eine oder andere dieser beiden Begriffe im gegebenen Falle mit untrüglicher Sicherheit zu erkennen, festzustellen? warum muss hier eine Species, dort eine Subspecies oder constante Lokalrasse angenommen werden? Auch hinsicht- lich des Begriffs Genus herrscht nach wie vor die zügello- seste Willkühr, und Bonaparte’s Hoffnung, es werde die- ses Uebel („delire generique* Temm.) „sua ipsius magni- ludine et redundantia® geheilt werden, sieht ihre Erfüllung in immer weitere Fernen gerückt. Dr. B. Altum schreibt gründlich und instructiv „über den Bau der Federn als Grund ihrer Färbung.“ Cab. Journ. Jahrg. II. Heft 6, der Vögel während des Jahres 1855. 3 Die Fortsetzung von Bonaparte's „Conspeclus avium® ist mit S. 159 eine Unterbrechung erfahren, welche hoffent- lich nicht von langer Dauer sein wird. Die zuletzt behan- delte Abtheilung bilden die Ibisse. Mündlicher Versicherung zufolge wird der unermüdlich thälige Verfasser seine gross- arlige Arbeit nicht fallen lassen. M. A. Toussenel: „Ornithologie passionelle ou le monde des oiseaux“ Vol. I. ©. Des Murs bezeichnet dieses Buch als eines der ausserordenllichsten; es sei ebenso geistvoll als erhaben, ebenso philosophisch als poetisch; er nimm! kei- nen Ansland dasselbe ein „pandaemonium du genie humain“ zu nennen, Man besinnt sich, ehe man an das Studium eines solchen Werkes geht. Toussenel’s systemalische Ansichten beginnen mit dem einfachen und gehen von die- sem zum vollkommneren über, Er betrachtet die Gesammt- heit der Vögel nach Maassgabe des Mediums, in welchem jede Abtheilung lebt und sich bewegt. Da aber unser Planet vor Bildung fester Landmassen in Wasser eingehülll war, so erscheint es unserem Philosophen ralionell, die ornithologi- sche Serie mit den Wasservögeln zu beginnen! Vielleicht Weiteres über’s Jahr. J. W. v. Müller: „des changments qui s’operent dans la coloralion des oiseaux“ Rev, et Mag. de Zool. p. 113, Eines Auszugs nicht wohl fähig. Die an und für sich sehr nülzlichen Untersuchungen des Verfassers zeigen eine starke Beimischung von Unsicherem und Problemalischem. Ja, es laufen grobe Irrthümer unter; so z.B. wenn behauptet wird, das intensive Roth oder Carmin scheine sich vorzugsweise in der nördlichen Hemisphäre zu entwickeln ! G. R. Gray: „Catalogue of Ihe genera and subgenera of birds conlained in the British Museum“ 1. Vol. 1925. Wir stimmen aus voller Ueberzeugung in das Lob ein, welches Bonaparte diesem Büchlein ertheill. Dasselbe umfasst nicht weniger als 2403 Gallungen, von welchen aber nur elwa 764 wirklich generische Geltung zugesianden wird. Die übrigen haben für G. R. Gray nur subgenerischen Werth, Ein treffliches Register erleichtert die Benutzung des Buches ungemein. Des Verfassers Verdienste um unsere Kenniniss eines der trockensten Theile der Vögelkunde sind 4 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte in der That nicht hoch genug anzuschlagen. Das Recht der Priorität wird mit. rigoröser Strenge durchgeführt und be- ginnt mit Linne’s „Systema nalurae“ vom Jahre 1735. Die Comptes rendus de l’Acad. vom 22. Oct. bringen Bona- parte’s höchst anerkennende Beurtheilung, „Ornithological Synonyms® oby the late Hugh E. Strickland; edited by Mrs. H. E. Striekland and Sir W. Jardine, Bart. etc. Vol.I. Aceipitres. London. Es war ein mehr als gewagtes Unternehmen, diese Arbeit unseres verstorbenen, Freundes der Oeffentlichkeit zu übergeben. Wir könnten aus Stricekland's Briefen den Nachweis liefern, dass derselbe diese Frucht langjähriger Studien noch keines- wegs für der Reife nahe hielt, und sind fest überzeugt, er würde gerechten Ansland genommen haben, dieselbe schon jetzt dem Heiligthume des Schreibtisches zu entziehen. Sir William Jardine hat die, wie es scheint, ohne Zögern übernommene schwere Aufgabe nach besten Kräften zu lösen gesucht; aber, bei aller Anerkennung für die ausgezeichne- ten Verdieuste desselben, kann man sich beim Lesen des Buches der Frage nicht erwähren: waren diese Kräfte noch ausreichend? — Als besonders mangelhaft wollen wir hier nur den die geographische Verbreitung betreffenden Theil der Arbeit bezeichnen. Immerhin bleibt der wissenschaftli- che Nutzen derselben noch ein sehr erheblicher, und wer möchte dem vor der Verarbeitung einer solchen Masse des trockensten Materials nicht zurückschreckenden Fleisse seine Anerkennung versagen ? Pucheran: „Memoire sur les Iypes peu connus de Passereaux dentirostres du Musee de Paris.“ Arch. du Mus. VII. p. 322. Es bildet diese Arbeit den Schluss einer Reihe mühevoller Untersuchungen, deren Verdienst in das rechle Licht gesiellt zu haben wir uns zur Ehre anrechnen, und deren praktischen Nutzen wir durch einen in Cabanis Jour- nal veröffentlichten Index zu erhöhen suchten. Es wäre darnach Graucalus caesius Cuy. von Neucaledonien eine gute Art (vollständ. Beschr.), Lanius Chalybeus Cuv. — Co- psychus pluto; Lanius lunulatus Cuv. ein vielleicht unbeschriebener Ihamnophilus; L. melas Cuv., ebenfalls ein Thamnophilus (Abbild. pl. 17,Sg.1); L. poecilurus Cuy., desgleichen ein Thamnophilus (Ab- der Vögel während des Jahres 1855. 5 bild. pl. 17. fig. 2); Muscicapa anthoides sei ein neuer Corythopis; Turdus sinensis Cuv. — T. mandarinus Bp.; T. atricilla Cuv. — Ixo- einela olivacea Bl.; Philedon gularis C. (Abb. pl. 18) = Hypsipetes philippensis Strickl.; Turdus Peronii Vieill. (pl. 19) — Geoeichla ru- biginosa Müll.; Pyranga icteromelas sei Ploceus bicolor; Platyrhyn- chus rufiventris V. sei Rhipidura ochrogastra Müll.; Pl. albicollis V. (pl. 20. fig. 1) — Rh. fuscoventris Franel.; Rhamphocaenus viridis Less. sei von Madagascar und — Bernieria sp. Bp. — Tropidorhynchus die- menensis Less stamme von Neucaledonien und sei neu (pl.21); Turdus Diardi Less. von Cochinchina sei ein wahrscheinlich neuer Garrulax; Tachyphonus somptuosus Less. (Abhild. pl.23) sei = chloricterus Vieill. — Muscicapa Delalandi Less. —= Myiothera calcarata Wied; M. elegans Less. sei eine vielleicht neue Culicivora; M. Gaimardi Less. von Neuguinea sei eine Tchitrea und stamme aus Madagascar. — Treffliche Beschreibungen und Messungen. Prof. Berthold in Göllingen veröffentlichte ein ein- faches Namensverzeichniss der Vögel des dortigen Museums. Von Reichenbach’s „Synopsis avium“ erschienen verschiedene Fortsetzungen, Tafeln sowohl als Text: Spechte und Colibri's. Es gehört dieses Werk Reichenbach’s bei mancherlei Mängeln in der Ausführung zu den besten und nützlichsten der ornilhologischen Litteratur und es ist, wie schon früher bemerkt, die Vollendung derselben im hohen Grade wünschenswerlh. C. Sundevall: „on muskelbyggnaden i foglarnas ex- tremilater“ aus den Naturforsk. Sällskap. Förhandl. übersetzt in Cabanis Journal. Eines Auszugs nicht wohl fähig. J. K. Blumenbach: „Aller Sing- und Stubenvögel Fang, Wartung und Zähmung; mit einer Abhandlung über die Vögel im Allgemeinen und einer Anweisung dieselben so vollkommen auszuslopfen, dass sie wie im lebenden Zu- stande aussehen. Mit vielen colorirten Abbildungen. Wien. 143 S. C.L. Brehm: „Der vollständige Vogelfang; eine gründ- liche Anleitung alle europäischen Vögel auf dem Drossel-, Staaren-, Ortolan-, Regenpfeifer-, Strandläufer- und En- tenheerde mit Tag-, Nacht- und Zugnetzen zu fangen ; mit besonderer Berücksichtigung der Vogelstellerei der Franzosen und Afrikaner, nebst.einer Uebersicht und kurzen Beschrei- bung aller europäischen Vögel, unter denen sich viele neue 6 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte Arten befinden.* 1. Bd. 8. 4168. Ein Buch wie es eben nur der alte Brehm schreiben konnle. Ch. Joubert: „Chasse aux oiseaux. Manuel de l’oise- leur ou l’art de prendre, d’elever et d’instruire les oiseaux soit en voliere, en cage ou en liberle; illusir& de 24 gravu- res. Paris. 1 Vol. in 16mo. Lereboullet: „Coup d’oil sur l’organisation, les moeurs, la distribution geographique et le röle des oiseaux.* Strass- burg. Brochüre von 48 Seiten. R. Harbouch: „The birds of the Bible wilh coloured engravings.“ Philadelphia. 4. 300 S. Die „Proceedings of the Zoological Society of London® geben eine Reihe trefflich von Wolf ausgeführter ornitho- logischer Abbildungen. Auf den Text wird dieser Bericht verschiedentlich zurückkommen. J. Cabanis: „Journal für Ornilhologie“ enthält von hierher gehörigem: 1) Nachträgliches über Nistvorrichtun- gen für Höhlenbrüter von C. Gloger p. 80-86. 2) „Ein ferneres Wort über Ausfärben* von v. Homeyer. 3)(C. Sundevall’s treffliche Arbeit über die Flügel der Vögel gut und vollständig überselzt. 4) Beiträge zur exotischen Ornilhologie von den Brüdern Verreaux und vom Ref. 5) „Ueber die Rubrik der Motto’s® von Justiliar Fr. Boie. Durch alle Klassen und bei den einzelnen Arten durchge- führt aus den poetischen Ueberlieferungen vieler Nationen. Sehr interessant. 6) W. Mewes „über die Farbenverände- rungen der Vögel durch und ohne Mauser“ p. 230 mit Ab- bildungen. Gründlich, wie es scheint, und darum wichlig. 7) „Der Zug der Vögel“ von Pastor Brehm. Sehr gute alles wichtigste umfassende Arbeit; ja in ihrer Art die beste uns bekannte. 8) Ueberselung von Schlegel’s Arbeit über das Wachsthum und die Farbenveränderungen der Fe- dern der Vögel, von B. Altum. 9) A. Hausmann „Die Farbe der Kehle steht mit dem Gesange in keiner Beziehung.“ Eine Ansicht, der wir durchaus beipflichten. 10) Index zu Pucheran’s „Eludes sur les types peu connus du Musee de Paris“ von Dr. G. Hartlaub. 11) Ornithologische Bemerkun- gen von Jusliliar F. Boie u 5 w der Vögel während des Jahres 1855. 7 Auch die,„Naumannia“ blieb nicht zurück und brachte 1) L. Brehm „über die Ehen der Vögel.“ 2) Hammargren Bemerkungen zu Brehm’s „über Species und Subspecies.“ 3) Dr. Fr. Staude „Grundriss eines natürlichen Systems der Vögel.“ 4) B. Altum „Planmässiges Sammeln der Vögel und planmässiges Ausstopfen und Stellen derselben.“ 5) Die Zeich- nung der Kehle steht bei den Vögeln gewöhnlich mit dem Gesange in Beziehung“, von C. L. Brehm. Sehr geistreich aber — nicht durchzuführen. 6) „Ueber Vogelstimmen, in Briefen an C. Bolle von A.Hausmann. 7) B. Altum „Ueber Ausstopfen und Stellen der Vögel im Allgemeinen“ u. s. w. Europa Dr. A. v. Middendorf: „Die Isopiptesen Russland’s. Grundlagen zur Erforschung der Zugzeiten und Zugrichtun- gen der Vögel Russland’s“: Mem. de l’Acad. de St. Petersb, Se. natur. t. VIll. Und Separalabdruck daraus. Nach sehr reichem Material an Beobachlungen vom Verfasser, A. von Nordmann, Gebler in Barnaul, Kessler und Anderen, und mit Benutzung der vollständigen Litteratur höchst fleis- sig und geistvoll gearbeitet. Nach der Ansicht v.Midden- dorf’s richtet sich derZug der russischen Vögel gegen das Taimyrland, also gegen den magnetischen Pol hin. Dasselbe wiederhole sich in Amerika. Die Unbeirrbarkeit der Vögel bei ihrer Wanderung scheine darauf zu beruhen, dass sich dieselben der Lage des Magnetpol’s klar bewusst seien und darnach ihre Zugrichlung einzuhalten wüssten; es wohne ihnen ein inneres magnelisches Gelühl inne. Mehrere Karten erläutern die Ansichten und Beobachtungen des Verfas- sers, über deren vollgültigen Werth wir kein competentes Urtheil zu haben gestehen. Es wird Bezug genommen auf 102 Vogelarten. C. A. Westerlund: „Öfversigt af Öland’s Foglar och Amphibier“: Götheborg’s Kongl. Acad. Handl. III. p. 57—72. H. G. Adams: „Favourite song-birds, a descriplion of the feallıered songslers of Britain“ etc. ed. II. 196 S. VonF.O.Morris: „History of British Birds“ erschien der 4te Band. 3308. mit 62 colorirten Abbildungen. 8 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte R. Morris: „British Game-birds and wild fowl.“ 1 Vol. in 4. 2125. mit 60 colorirten Kupfertafeln. Meyer’s „British birds and their eggs“ nimmt raschen Fortgang und gedieh bis zum 65ten Hefte. Jedes derselben enthält vier colorirte Kupfertafeln. Dr. Jaubert: fährt fort die Ornithologie Südfrank- reichs in kritischer und höchst wissenschaftlicher Weise zu beleuchten: Rev. et Magas. de Zool. p. 63 u. s. w. Er hält die Calamoherpe palustris der südlichen Alpen für ver- “schieden von der unsrigen und nennt sie ©. pratensis. Ausführlicher über Hippolais pallida Gerbe (= cinerascens Selys), deren Vater- land die Provinz Oran ; über die neue Calamoherpe brachyptera von eben daher; über Hippolais Verdoti Jaub. aus Aegypten (der pallida verwandt); über Sylvia melanocephala, conspicillata, passerina, Lu- sciniopsis Savii u. s.w. Dann auf S.222 sehr instructiv über Embe- riza rustica, die fast alljährlich gegen Ende October erscheint. Alle Kleider werden beschrieben; ferner über E. pyrrhuloides und schoe- niclus u. s. w. Rutiecilla Cairii ist nach Jaubert nur tithys vor der ersten Mauser. Mit Recht eifert J. gegen die herrschende Tendenz die Verbreitungssphäre aller nordafrikanischen Vögel über Spanien ausdehnen zu wollen. Lanius meridionalis nistet in ganz Südfrank- reich. Caxicola leucura sei sedentär am Littoral Südfrankreichs, werde aber immer seltener. Savi halte jetztS. aurita 5' für @ ad. non sta- pazina. Vincelot: „Tableau synoplique pour servir ä l’etude de l’Ornithologie et de l’Oologie de Maine et Loire. Angers. 8. D. Francisco de Lujan: „Memoria que comprendre et resumen de los Rabajos verificados etc.“por las differen- tes secciones de la commission encargada de former el map- geolog. de la provinc. de Madrid. Darin eine Abhandlung über die Vögel Spaniens und vorzugsweise der Provinz Madrid. A. Machado: „Calalogo de las aves observadas en algunas provincias de Andalusia.“ Sevilla 1854. Broschüre von 26. Dr. Lindermeier: „Natlurhistorische Skizze von Eu- böa.* Auf S. 401 nach einer sehr ausführlichen allgemei- nen Einleitung das syslemalische Verzeichniss der dort le- benden Vögelarlen. Es werden deren 250 aufgezählt. Dubois: „Planches colories des oiseaux de la Belgique der Vögel während des Jahres 1855. 9 et de leurs oeufs“ livr. 41—51. Unser Naumann lässt die- sem Werke in einer ausführlicheren Recension in der Nau- mannia nicht allzuviel des Guten. Unsere eigene Ansicht über dasselbe ist des öfteren mitgetheilt. Ad. Schwab: „Fauna der Vögel eines Theiles von Mähren und Schlesien nebst Angabe der Brutzeit und des Zuges,“ sowie auch kurze Beschreibung der Nester und Eier derjenigen Vögel, die in unserer Gegend brüten, durch eigene 14jährige Beobachtungen und Erfahrungen begründet: Ver- handl. des zool. botan. Vereins in Wien, 4. Bd. p. 487—534. Blasius Hanf: „Notizen über einige in der Umge- bung von Mariahoff in Steiermark vorkommende seltenere Vögel und über den Farbenwechsel des Schneehuhns# |. c. p- 617—628. J. T. Leu: „Die im Regierungsbezirke Schraben und Neuburg vorkemmenden Vögel.“ Augsburg. Broschüre von 20 Seiten. Es werden 220 Arten namhaft gemacht. Dabei mancherlei Angaben über Fundord, Brutgeschäft u. s. w. Die Naumannia hal: 1) Vögel der Umgegend von Lyon, von Leon Olph. Gaillard auf S44. Es werden 232 Arten aufgeführt. 2) Bemerkungen über die Vögel des Min- del- und Kamalthales in Baiern, von C. L. Landbeck, mitgelh. von Pfarrer Jäkel. S. 73. Recht gut. 3) Wal- lengren’s „Brützonen der Vögel innerhalb Skandinaviens « Forts. 4) „Die Vogelwelt im letzten Winter,“ von Baron Kö- nig-Warthausen. 5) Verzeichniss der europäischen Vö- gel nach den Species und Subspecies, von C. L. Brehm. 6) Dr. A. Hummel: „Ornilhologische Mittheilungen aus Kurland.* 7) F. P. Brahts: „Vögelfauna von Neuwied.“ Gute ausführliche Arbeit. 8) Auszug aus Bailly’s „Orni- Ihologie du Savoie.* 9) Blasius: „Ueber verdächtige Ar- ten im Verzeichnisse der europäischen Vögel.“ Sehr nützlich und zeilgemäss. An 120 Arten werden als weiterer Be- stätigung bedürflig namhaft gemacht. Zufälligen Gästen wird das Bürgerrecht nicht zugestanden. 10) C. F. Wiepken: „Bericht über eine ornithologische Excursion am Jahdebu- sen“ u. S. w. Cabanis Journal für Ornithologie bringt: 1) „Be- 10 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte merkungen über die Vögel der canarischen Inseln“, von Dr. C. Bolle. Im hohen Grade anziehend und instructiv. Ausführlicher über die Lebensweise und das Vorkommen von Columba laurivora, livia, afra; über Pterocles arenarius auf Fuerta- ventura, Perdix petrosa auf Fuertaventura und Lauzarote fehlend: Otis houbara, nur aur Fuertav. ; über Coturnix communis ; Cursorius isabellinus auf Fuertav. und Lauzarote; Haematopus niger (!) auf Handia, Lanxar., Fuertav. und Graziosa; über Larus argentatus, Puf- finus cinereus, P. columbinus auf Lanzarote u. s. w. 2) C. Vangerow: „Versuch einer Uebersicht der Vögel der Mark.«< Von 234 Arten sollen 161 daselbst brü- ten. 85) „Die Erstlinge moderner spanischer Ornithologie,“ von Dr. C. Bolle. Giebt im Auszuge die uns bekannten Arbeiten von Ignazio Vidal und Fr. de los Rios Na- ceyro. 4) Jäkel: „Der Vögelzug und andere Wahrneh- mungen über die Vogelwelt Baierns im Jahre 1853—54.* 5) Briefe aus Helgoland, von Dr. ©. Bolle u. s. w. E. Vernon Harcourl: „Notes on Ihe Ornithology of Madeira.“ Ann. and Mag. 1555. p. 430. Eine sehr interes- sanle Arbeit voll ergänzender Angaben und Berichtigungen zu früheren Nachrichten Heineken’s und Anderer. Ausführlich wird über die Lebensweise mancher Arten ge- sprochen; so über Cypselus unicolor und Columba trocary. Als ganz neue Art wird ausführlich beschrieben Regulus maderensis Hare. Lebt ziemlich selten in den Urzedickichten und Lorbeereichenhainen. Von 100 Arten, die als vorkommend aufgeführt werden, scheinen nur etwa dreissig als permanent ansässig betrachtet werden zu müs- sen. Unter den gelegentlich auf dem Zuge daselbst beobachteten werden merkwürdig genug Porphyrio Alleni und Chizaerhis varie- gata, beides bekanntlich westafrikanische Vögel, namhaft gemacht; eine Angabe, die uns dringend weiterer Bestätigung bedürftig er- scheint. W. J. Bädeker: „Die Eier der europäischen Vögel nach der Natur gemalt, mit einer Beschreibung des Nestbaus®, von L. Brehm. Jede Lieferung giebt 8 Tafeln aus den Hauptordnungen der Vögel. Der Text ist nur kurz gehalten. Die Abbildungen sind vortreffich. Hoffentlich wird dieses Werk eine Aufnahme finden, die zur Forlführung desselben ermuthigt. der Vögel während des Jahres 1855. 11 Asien. Von Gould’s Prachtwerk: „The Birds of Asia“ liegt der 7te Theil dem Berichte vor. Derselbe enthält auf 17 Tafeln die meist reich gruppirten und mit landschaftlichem Beiwerke geschmackvoll ausgestatteten Ab- bildungen ven Merops viridis, Merops philippinus, Hydrophasianus sinensis, Accentor nipalensis, A. immaculatus Hodgs. (mollis Bl.), A. rubeculoides Moore von Nepal; Accentor strophiatus H. mit Andro- sace sarmentosa; Lerwa nivicola H, schöne Gruppe; Tragopan me- lanocephalus Gr. in Lebensgrösse ; Suja lepida Bl. von Dr. Gould aus Sindh eingesandt; Psaltria exilis; Psaltria erythrocephala (Vig.) auf Andromeda ovalifolia; Psaltria concinna G. n. sp. aus Chusan ; Psaltria leucogenys, Moore aus Afganistan; Acanthiparus niveogularis G. n. sp. auf Cornus capitata Wall.; Acanthiparus ionschistos Hodgs. auf Roydsia suaveolens Roxb. ; Mecistura glaucogularis G. aus China. Dritte Art der Gattung. M. trivirgata lebt in Japan. — Das Werk schreitet äusserst langsam vorwärts. Dr. H. Gould, der talentvolle Sohn des berühmten Vaters, ging als Naturforscher nach Seinde und die Procee- dings of Ihe Zool. Society haben einige von dorther an die- sen gerichtete Briefe mit ornithologischen Notizen. R Erlegt wurden Cuya lepida, Cypselus affınis, Certhilauda du- mentorum, Miraflra chendola, Calandrella brachydactyla, Saxicola atro- gularis und picata, Malacocercus caudatus, Ploceus mangar, Actitis bypoleueca, Sterna sp. der minuta verwandt, A. R. Wallace: „On the Ornithology of Malacca.“ Ann. and Magaz. p. 05. Nur kurz, aber sehr hübsch und offenbar mit Beobachtungstalent und Sachkenntniss geschrie- ben. Die Vögelfauna Malacca’s ist eine sehr reiche. Sieben Wochen hindurch wurde von Wallace und seinen Jagd- genossen gesammelt, und die Ausbeute scheint die Entbeh- rungen und Anstrengungen der ‚Reisenden im vollsten Maasse gelohnt zu haben. Die grosse Geschicklichkeil der Malayen im Abbalgen kaın ihnen sehr zu Hülfe. Werthvolle wenngleich nur kurze Angaben über die Lebens- weise mancher Arten, über die Färbung gewisser Weichtheile. Ge- priesen wird der Gesang von Copsychus mindanensis, Die Mega- laema Arten leben tukanarlig. Aus den (Gruppen der Ixodinen und Timaliinen wurden an 40 Arten gesammelt. Pittae kommen nur selten zur Beobachtung. Der Argusphasan wird fast ausschliesslich in Schlin- gen gefangen; ihn zu schiessen hält schr schwer u, s. w. 12 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschi chte Lieutenant Burgess „Notes on the habits of Indian Birds“ wurden der Zoological Sociely vom 10ten Januar 1854 vorgelegt: Ann. and Mag. of N. H. XV. p.375. Hier der Anfang einer durchaus auf selbständige Wahrnehmungen ge- gründelen sehr werthvollen Arbeit über die Lebensweise zahl- reicher indischer Vögel, und zwar ganz speciel! über die Fort- pflanzung derselben. Burgess beschreibt ausführlich das Nest und die Eier der von ihm beobachteten Arten, und da die Zahl derselben, wie schon bemerkt, sehr gross ist, so darf man diesen Beitrag zumal auch von Seiten der Oologie als besonders wichlig mit Freude begrüssen. „List of Malayan Birds“ collected by Dr. Th. Cantor, with descriptions of Ihe imperfeclly known species by Fr. Moore: Proceed. Zool. Soc. 1854. p. 258. Gute ausführ- liche Arbeit mit werthvollen biographischen Notizen über ein- zelne Arten. B. H. Hodgson: „On the physical geography of the Himalaja“ aus dem Journ. of the As. Soc. of Bengal in den Proc. Zool. Soc. of Lond. 1855. p. 124. Enthält, wie von Hodgson nicht anders zu erwarten stand, auch manches Ornithologische. Hodgson nimmt für die Thierwelt des Himalaja drei Haupt- regionen an und zwar: 1) die unteren Ebenen bis zu der Höhe von 4000. über dem Meere; 2) die Centralregion , von 4000. bis 10000- Erhebung reichend; und 3) die obere Region zwischen 10000. und 16000. Höhe über dem Meere. Jede dieser drei Regionen wird mehr oder weniger ausschliesslich von ihren eigenthümlichen Gattungen und Arten bewohnt. Die Stelz- und Schwimmyögel wandern im April und October zwischen den Ebenen Indiens und dem Hochlande Thibet und sind selten im Gebirge aber gemein im Tarai. Die euro- päischen Typen finden sich, z. B. die Rapaces, namentlich in der centralen oberen Region, die echt indischen fast ausschliesslich in der unteren. Hier ist auch, wo die schöngefärbten Arten aus der Familie der Honigsauger angetroffen werden. G. Radde: „Thierleben am faulen Meere“ (Siwasch): Bullet. Soc. Imp. Natur. de Mosc. 1855. p. 150. Nach vor- ausgegangener allgemein-physiealischer Schilderung der sehr eigenthümlichen Gegend am faulen Meere beschreibt Radde in ungewöhnlich anziehender Weise das Thierleben daselbst. In gewissen Perioden des Jahres ist die massenhafte Anhäufung der Vögel während des Jahres 1855. 13 von Sumpf- und Schwimmvögeln wahrhaft ungeheuer. Millionen von Charadrien und Banallen erscheinen um die Zeit der herbstlichen Wan- derung. Ausführlicher wird über Larus und Sterna gesprochen. Aus ersterer Gattung kommen 9 Arten vor. Larus cachinnans ist immer selten. L. columbinus Golaw. erklärt Radde mit Bestimmtheit für gleichartig mit tenuirostris. Larus melanocephalus und minutus sind im Frühlinge gemein. Viel über die Lebensweise dieser Arten. Von Seeschwalben wurden 7 Arten beobachtet. Sterna caspia ist sehr lokal und nur zu Zeiten gemein. St. macroura liebt die Nähe von salzigem Wasser u. s. w. Nahrungsmangel und Kälte tödten am Si- wasch viele Vögel, namentlich viele Enten. Anas boschas, penelope und acuta unterliegen ziemlich oft. Gegen Ende des Winters und im ersten Frühlinge erscheinen ungeheure Lerchenschaaren von calan- dra und leucoptera. G. Hartlaub: „Zur Ornithologie Indiens-* Cab. Journ. IV. Eine Zusammenstellung der neuesten Arbeiten über die- sen Gegenstand. Afrı ka Cabanis Journal für Ornithologie bringt: 1) „Sy- stemalisches Verzeichniss der Vögel Afrika’s von Baron von Müller;“ sehr dürflige und unvollständige Compilation; fast nur Namen und ungenügende Angaben über die geographi- sche Verbreitung. 2) L. Buvry: „Die Wirksamkeit der neueren Reisenden in Nordoslafrika“ p. 61. Recht interes- sant. Berichtet zuerst über Heuglin’s Sammlungen vom oberen weissen Nil, so z. B. auch über Balaeniceps, über Corylhaix leucolophus und verschiedene andere neue Arlen, über den Zweck des Kehlsackes bei Olis larda und arabs u. s: w. Aus der Naumannia wäre hier anzuführen : 1) 'A. Brehm: „Beiträge zur Ornilhologie Nordoslalrika’s,* mit be- sonderer Rücksicht auf die in Europa vorkommenden Arten der Vögel (Raubvögel). 2) „Ornithologische Beobachtungen“ aus Dr. R. Vierthaler’s Tagebuch auf einer Reise durch Aegypten, Nubien, Dongola und Sennaar u. s. w. Ein Brief Bonaparte’s an Guerin in der „Revue et Mag. de Zoologie“ bespricht die ersten Hefte des v. Mül- ler’schen Werkes „Beiträge zur Ornilhologie Afrika’s. Es wird nachgewiesen, dass beinahe sämmtliche als neu be- schriebene Arten v. Müller’s bereits anderweitig bekannt gemacht 14 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte seien. So sei Spizaetos zonurus — spilogaster Dub., Muscicapa lu= gubris sei eine Melasoma - Art, Saxicola albicilla und atricollis seien sehr wahrscheinlich nur xanthomelaena und morio Ehrenberg’s, Gyps magnificus sei Rüppellii, Muscicapa pallida sei ein Sericolius , Cala- moherpe macrorhyncha sei stentoria Ehrenb., Carpospiza longipennis sei Petronia brachydactyla Hempr., Textor sublarvatus sei intermedius Rüpp., Ploceus rufocitrinus sei badius Cass. und Ruticilla Bonapartei sei marginella Bp. und mesoleuca Ehrenb. Bonaparte irrt aber, wenn er Cypselus aequatorialis für gleichartig mit abyssinicus Streub. erklärt. — v. Müller’s Werk, dem viel Verdienstliches nicht abzu- sprechen, ist wie es scheint in’s Stocken gerathen. Schade! A. Brehm: „Reiseskizzen in Nordostafrika.* 3 Bände. Ein treffliches Werk voll anziehender Beiträge zu unserer Kenntniss der Vögel jener Gegenden. Der dritte Band ist besonders reich an lebensvollen Schilderungen aus dem Vo- gelleben, deren eine das Wandern zum Gegenslande hat. Allen Freunden der Ornilhologie eine gewiss willkommene Gabe. „Faune ornilhologique de l’Algerie“ par A. Malherbe Metz 1855. 8. Broschüre von AU Seiten, nach den Samm- lungen Ledoux’s und Anderer mit genügender Sachkennt- niss bearbeitet. Von nicht eigentlich europäischen Arten heben wir hervor Aquila rapax, Falco punicus Levaill., Elanus melanopterus, häufig in der Provinz Bona; F. ferox Gm. (cirtensis Levaill.); Caprimulgus isa- bellinus Bona; Malurus numidicus Lev. Explor. Alg. pl.9. fig. 1.; Hypolais pallida Gerbe; Ruticilla Moussieri, Crateropus Acaziae in der Provinz Constantine; Garrulus cervicalis Bp. Expl. scienc. Alg. pl. 6; Alauda clot-bey; Alauda dilopha Temm. Bona; Picus Vaillantii und numidicus, Emberiza sahari Levaill. (gute Art, die ich in Paris zu untersuchen Gelegenheit hatte), Exped. sc. Alg. Ois. pl. 9. fig. 2; Fringilla spodiogenys, Parus Ledouci und caeruleanus, Pica maurita- nica; Ozylophus algirus Malh. Oran; Turniz albigularis Malh. (?) Oran;; Ibis calva Gm. Exped. sc. Alg. Ois. pl.9. fig. 2; Carbo Niep- eii Malh.(?); Otis arabs. Die angeblich neuen Arten sind ausführlich beschrieben. Jules P. Verreaux: „Observalions sur les moeurs des Oiseaux de l’Afrique meridionale et occidentale.“* Rev. et Magas. de Zool. p. 174 etc. Bei dem Wenigen, was uns von der Lebensweise afrikanischer und speciell weslafrikani- scher Vögel bekannt ist, erscheinen diese von einem For- der Vögel während des Jahres 1855. 15 scher wie Verreaux milgetheilten Beobachtungen von ganz besonderem Werthe. Dieselben stammen zum Theil aus dem reichen Schatze eigener Erfahrung, einer Erfahrung, wie sie eben nur ein zur Hälfte in den Wildnissen dreier Welttheile verlebtes fast ausschliesslich nalurwissenschaftlichen Studien gewidmetes reiches Leben zu geben vermochle, zum Theil aber aus den Mittheilungen geübter Reisenden, welche das Haus Verreaux zu jeder Zeit an verschiedenen Punklen unseres Erdball’s unterhält und durch deren Hülfe es ihm allein möglich wird, die exquisilesien zoologischen Seltenheiten aller Zonen in seinen Magazinen aulzuspeichern. Verreaux berichtet über die Lebensweise von Elanus mela- nopterus, Buceros fistulator, Zanclostomus flavirostris, Cuculus gabo- nensis ( Fortpflanzung!), Centropus monachus, Dendrobates Lafre- nayei, Halceyon dryas, Ispidina eyanotis, Corythornis cristatus, Merops variegatus, bicolor und gularis, Ixos ashanteus, Lanius Smithi, Turdus pelios etc. John Cassin: „Descriplions of new birds from We- stern Africa“ Proceed. Acad. Natur. Sc. of Philadelphia 1855. p. 524. Es werden hier 14 sehr interessanle neue Arten zu unserer Kennlniss gebracht, welche der talentvolle Reisende Belloni du Chaillu am Moondaflusse in Gabon sammelte. Wie wir erfahren, ist derselbe augenblicklich auf einer neuen wissenschaltlichen Reiseunternehmung begriffen. Er beabsichtigt von Gabon aus das Quellgebiet des Congo zu erreichen. Amerika. Ueber das Leben und den Haushalt der Vögel in den Polargegenden bringt Petermann’s Bericht über die Bel- cher’sche Expedilion zur Aufsuchung Franklin’s sehr in- teressanle Aufschlüsse. Wenn, wie längst bekannt, die Zahl der Arten innerhalb die. ser hochnördlichen Breiten eine nur geringe ist, so war dagegen die der Individuen an manchen Punkten eine wahrhaft ungeheure. Ge- wisse Arten wurden überall angetroffen, so die Schneeammer und Schneehühner, letztere oft in unglaublichen Massen. Man stiess auf stark besetzte Brutcolonien verschiedener Larus-Arten. Auf den Cheyne- islands nisteten Anas mollissima und eine Sterna, die ihre Eier auf dem nackten Felsen von der Sonne ausbrüten liess, Auf 16 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Nalurgeschichte den nördlichsten von der Expedition erreichten Punkten, den Polynia- Inseln, fand man noch zwei Vogelnester. Die Prinz - Patrickinsel zeigte ein reiches thierisches Leben. Lestris parasilica wurde Lem- minge jagend, noch unter den höchsten nördlichen Breiten angetrof- fen. Ueber die Fauna des Wellingtoncanals liegt ein guter Bericht des Schiflsarztes M’'Cormick vor. Es kamen zur Beobachtung Cor- vus Corax (sehr selten), Lagopus, Plectrophanes nivalis, eine Frin- gilla, Tringa maritima, Mergulus alle, Uria grylle, Colymbus septen- trionalis, Sterna arctica, Larus eburneus, Glaucus argentatus, tridacty- lus, Anas mollissima und spectabilis, Procellaria glacialis und pela- gica, eine Ringelgans; auf der Melville-Insel noch ein Falke und eine Eule. Elisha J. Lewis: „The American sportsman etc.“, with noles on the game -birds and wild fowl of America. ed. 2. mit zahlreichen nicht schlechten Abbildungen. 504 S. A. Gerhardt: „Ueber die Lebensweise der Vögel Nordamerikas, welche im Staate Georgien vorkommen.“ Nauın. p- 380. Wenngleich des Neuen nur sehr wenig enthaltend, liest man diesen Beitrag eines geübten und enthusiaslischen Nalurforschers doch mit Befriedigung. Gloger fährt fort geist- und kenntnissreiche Mittheilun- gen über Audubon’s Schriften zu machen. Caban, Journ. P.L. Sclater: „Noles on Ihe 16 species of Texan birds named by M. Giraud of New-York.* Proceed. Zool. Soc. 1855. März 27. Sehr verdienstlich. Giraud’s Werk ist bei uns so gut wie gar nicht bekannt. Nur ein Theil der von ihm als neu beschriebenen und abgebildeten Arten scheint dies wirklich zu sein. Nicht zu deuten weiss Scla- ter: Museicapa Lawrencii Gir. pl.2. fig.1, M. fulvifrons Gir. ib. ig. 2, Sylvia Halseii G. ib. pl.3. fig. 1; die übrigen dreizehn sind bekannt, aber der von Giraud gegebene Name hat in mehreren Fäl- len die Priorität. Von Cassin’s trelflichem Buche „The Birds of Cali- fornia, Oregon, Texas elc.“ erschien die 8te bis I0te Lie- ferung und damit für jetzt der Schluss des Werkes, welches gerade einen slalllichen Band in Grossociav ausmacht. Wie schon früher bemerkt, giebt es wenig Arbeilen aul dem Ge- biete der Ornithologie, denen wir, nach unserem Geschmack und bestem Wissen, so unbedingl und rückhaltslos Lob spenden möchten, als gerade diesem Werke, Wir betrachten der Vögel während des Jahres 1855. 17 dasselbe als eine der grössten Zierden unserer Bibliothek und mögen uns nur ungern der Hoffnung enischlagen, dass kün/- lig eine Fortsetzung desselben zu Stande kommen werde. Dr. Gundlach: „Beiträge zur Ornilhologie 'Cuba’s“ nach Mittheilung des Bezirkdirector’s Selzekorn, von Dr. J. Cabanis, Journ. für Ornilh. Jahrg. Il. Heft 6. Jedenfalls eine der werthvollsten Arbeiten auf dem seit einigen Jah- ren stark kultivirten Gebiete der weslindischen Ornilhologie. Der Verfasser, seit einer Reihe von Jakren auf Cuba ansäs- sig, hatte die glücklichste Gelegenheit tiefere Einsicht zu ge- winnen in das Leben und den Haushalt der dort vorkommen- den Vögel. Die Fortpflanzung derselben war Gegenstand seiner speciellen Beobachtung und wir verdanken ihm dar- über zahlreiche und zum grösseren Theile auch neue An- gaben. M. Charlton Henry: „Notes derived from observa- tions made on the Birds of New-Mexico during the years 1854—55.* Proceed. Acad. Nat. Sc. of Philad. April 1855. In dieser nicht unwichtigen Arbeit führt der Verfasser 170 von ihm beobachtete Vögel auf, unter ihnen natürlich manche seltnere und in ihrer Lebensweise noch unvollständiger bekannte: Caprimulgus Nuttalli, Hirundo thalassina und fulva, Muscicapa nigricans, Pyrocephalus rubi- neus, Ptilogonys Townsendii und nitens, Toxostoma rediviva, Parus Wollweberi, minimus; Sialia arctica und occidentalis, Plectrophanes M’Cownii, Niphaea oregona, Corydallina bicolor, Gymnokitta cyano- cephala, Nucifraga columbiana, Picus tlıyreoideus, Lophortyx Massena und Gambelli, Tetrao obscurus, Anas Rafllesii etc. Der Schauplatz dieser Beobachtungen liegt südlich und nordwestlich von der Tor- nada del muerto, ferner am Rio de los mimbres, Sir William Jardine setzt seine „Contributions to Ornithology“ fort und zwar im Edinb. new philosoph. Jour- nal Vol. l. p. 118. Er berichtet über eine kleine von Prof. Jameson auf der öslichen Cordillere Ecuador’s zusammen- gebrachte Sendung und heilt dessen an botanischen und or- nilhologischen Beobachlungen reiche Correspondenz mit. Die Lokalität ist eine sehr interessante und wird ohne Zweifel noch manches Neue liefern. Gesammelt wurden: Buteo erythrono- tos, Trogon personatus, Tr. paponinus, Rupicola peruviana, Tanagra notabilis, Saltator arremonops und einige andere. P. L. Sclater: „List of a collection of Birds from the province of Quiyos in Ecuador.“ Proceed. Zool. Soc. Mai Archiv f. Naturgesch. XXI, Jahrg. 2. Bd. B 1S Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte 1854 und Ann. and Mag: p. 279. Eine jener gewissenhaf- ten Arbeiten Selater’s, die seine ausgezeichnete und un- gewöhnliche Kenntniss der Vögel Südamerika’s in glänzender Weise bekunden. Unter 69 von ihm namhaft gemachten Arten sind mehrere neu, verschiedene nordamerikanisch, ‚als z. B. Setophaga ruticilla, $. ca- nadensis, Sylvicola Blackburniae, noch andere ausschliesslich central- amerikanisch, als z. B. Euchlornis Sclateri, Pipra Isidori u. s. w. Ecuador besitzt die farbenprächtigsten unter den Vögeln Südamerika’s. P. L. Sclater veröffentlichte ferner ein meisterliches Verzeichniss der. bis jelzt um St. Fe de Bogola, auf ziem- lich beschränktem Gebiete, gesammelten Vögel. Er kennt deren 435 und konnte sie fast ohne Ausnahme selbst unter- suchen: 16 Accipilres, 365 Passeres, 37 Scansores, 5 Colum- bae, 5 Gallinae, 4 Grallae, 3 Anseres. H. Burmeister: „Systematische Uebersicht der Thiere Brasiliens u. s. w.“< Zweiter Theil: Vögel. (Erste Hälfte). Wenn dem gewissenhaften Fleisse und der deutschen Gründ- lichkeit, womit dieses Werk gearbeitet‘, eine entsprechende ornithölogische Specialkenntniss zur Seile gestanden hätte, so würde das den Werth desselben um ein bedeutendes er- höht haben. Hier liegt aber die schwache Seite der Arbeit. Der Verfasser kennt so ‚manches nicht von dem, was neuer- lich über die Vögel Südamerika’s geschrieben; seine Unbe- kanntschaft 'mit den trefflichen monographischen Arbeiten Scelater's ist z.B. sehr zu beklagen, denn sie ist die Quelle verschiedener Irrihümer geworden. Diese mangelhafte Kennt- niss der nicht deutschen ornilhologischen Litteratur macht ‘es auch vollkommen erklärlich, dass B. die Vögelfauna an- derer tropischer Länder Südamerika’s, z.B. Columbiens, Peru’s, Bolivien’s und Centralamerika’s nur in ungenügender Weise für seine Arbeiten verwerthen konnte. Bei alle dem bleibt ‘der wissenschaftliche Nutzen des Buches ein sehr erheblicher. Burmeister beschreibt die ihm bekannten Vögel Brasiliens gut und ausführlich und sein erfolgreiches Bestreben, die 'Gallungen scharf zu charakterisiren, verdient um so höhere Anerkennung , als ‚gerade hier einer der wundesten Punkte der ‚ganzen modernen Ornithologie vorliegt. Bonaparte hat nicht 'eine einzige der zahllosen von ihm creirten ‚Gat- der Vögel während der Jahres 1855. 19 tungen genügend charakterisirt. Mit ‚besonderem Interesse haben wir die Einleilung gelesen. . Auch der anatomische Theil ist sehr werthvoll. Dr. R. A. Philippi: „Ueber einige Vögel Chile’s.“ Archiv für Nalurgesch. Jahrg. 21. p. 9. Ueber den ornitho- logischen Theil von Claudio Gay’s grossem Werke wird sehr ungünslig geurtheilt. Von hohem Interesse ist die Schil- derung einer Exeursion, welche Philippi nach der Anden- hochwüsle Alacama unternahm und deren Mühseligkeiten durch die Entdeckung einer neuen dreizehigen Phoenicopterus-Art reichlich belohnt wurden. Chile ist dasjenige Land Südame- rika’s, dessen Vögel am besten bekannt sind. „Vorläufige Bemerkungen über die Ornis der Provinz Valdivia in Chile* von Dr.E. v. Boeck. Naum. Viert. Quar- tal. Recht interessante und ausführliche Arbeit, aber leider verunstaltet durch zahllose Schnitzer in den terminis techni- cis. — Auf wessen Rechnung kommen diese Schnitzer ? Lei- der scheint Dr. Boeck, der Director des Lyceums in Val- divia ist, von litterarischen Hülfsmilteln nurClaudio Gay’s sehr in Misscredit gekommenes Werk zu kennen. Australien. Von Gould’s Prachtwerk „The Birds of Australia® er- schien der zweite Supplementband. Er enthält die Abbildungen von Sceloglaux albifacies Gr., Stri- gops habroptilus, Platycercus cyanogenys, Malurus amabilis G., Cinclo- soma castaneothorax G., Merula vinitincta G. von Lord Howe’s Island; Podargus papuensis Q. G., P. marmoratus G., Carpophaga assimilis, Manucodia Keraudrenii, Zosterops strenuus und tephropleurus, beide von Lord Howe’s Island; Eiopsaltria capito, Pomatorhinus ruficeps Hartl., Ptilotis fasciogularis G., Acanthiza magna G. von Van Diemens- Land; Tropidorhynchus buceroides Sw., von Nordaustralien. J. Gould: „Ueber einige Arten von Vögeln, welche von Macgillivray «B. M. ship Herald) von Lord Howe’s Island, Isle of Pines und Tristan d’Acunha eingesandt wur- den. Da die Ornithologie der hier berührten Lokaliläten völ- lig unbekannt war, so ist diese erste Mittheilung darüber von nicht geringem Interesse. _ Sämmtliche von Macgilli- vray gesammelte Arten sind neu. 20 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte Ch. L. Bonaparte: „Note sur les oiseaux des iles Marquises.* Compt. rend. Ac.Se. tome 41. Nach den Samm- lungen des Reisenden Edelestan Jardin erhalten wir hier die erste vollständigere Liste von Vögeln der Marquesas. Der bei weitem merkwürdigste unter diesen ist die sehr grosse und höchst merkwürdige neue Taube, welche Bonaparte unter dem Namen Serresius galeatus in die Wissenschaft einführt. Sodann werden verzeichnet: Coryphilus dryas, Eudynamis tahitensis, Pomarea nigra, Tatare otahitiensis, Collocalia fuciphaga, Ptilinopus leucoce- phalus, Herodias sacra, Charadrius longipes, Totanus oceanicus, Sula piscator, Phaeton candidus, Anous stolidus, Sterna fuliginosa, Gygis candida, Daption capensis, Diomedea exulans, D. fuliginosa und Fre- gata tropica. ER. Acecipitres. Die Naumannia enthält: 1) T. Behrens „über Pernis apivo- rus,* einer um Coburg sehr häufig vorkommenden Art. 2) Ueber Aquila minuta und pennata, von C. L. Brehm; natürlich zwei Arten. 3) Ueber Agquila pennata, von Graf C. Wodzicki, der nur eine Art anzunehmen geneigt ist. &) Ueber die hochnordischen Edelfalken, von Dr. N. Kjärbölling; also über F. groenlandicus, islandicus und gyrfalco, der nach K. eine kleine ‚östliche nie ganz weisswerdende Lokalrasse darstellt. 5) Wodzicki: über die Eier von Aquila pen- nala p. 327. Cabanis Journal für Ornithologie: 1) „Bemerkenswerthes in Bezug auf die Färbung der Raubvögeleier,“ von Pastor W, Päss- ler. Werth und diagnostische Bedeutung; der Flecken u. s. w. Schr instructiv. 2) „Bemerkungen über einige Falkenarten,“« von A. Fritsch p.266. (lanarius, peregrinoides, Eleonorae, concolor.) Der südafrikanische „Tachard * Levaillant’s (Buteo tachardus Vieill.) wurde bei Sarepta erlegt. Cab. Jouru, p. 94. Ebendaher sandte Moeschler B. rufinus R. (leucurus) mit gebändertem Schwanze. J. Cassın; „Notes on North-American Falconidae, with descriplions of newspecies.. Proc. Acad.N.Se. Philad. 1855. p- 278. Diese vortreffliche und gründliche Arbeit behandelt folgende Arten: 1) Falco nigriceps Cass. 2) F. polyagrus Cass. 3) Hypotrior- chis femoralis (in Neumexico von Dr. Heermann beobachtet). 4) Tinnunculus sparverius, 5) Hierofalco candicans, 6) H. islandicus , 7) Astur atricapillus, 8) Accipiter Cooperi, 9) A. mezicanus, 10) A. fus- cus, 11) Buteo borealis, 12) B. Bairdii Cass., 13) B. Swainsonü Bp., 14) B. calurus Cass., 15) B. elegans Cass., 16) B. oxypterus Cass., der Vögel während des Jahres 1855. 21 17) Aquila chrysaetos, 18) Archibuleo lagopus, 10) A. ferrugineus, 20) Polyborus tharus und 21) Morphnus unieinctus von Texas. Die geo- graphische Verbreitung der einzelnen Arten ist besonders berück- sichtigt. Pernis mudagascariensis Sm. ist nach Bonaparte ein jünge- rer Vogel von Avicida cuculoides. Neue Arten: Buteo calurus Cass. ganz schwarz mit braunrothem Schwanze; Neumexico.— B. elegans Cass. Californien, Neumexico. — B. ozypterus Cass. Neumexico. — B. erimius Brehm. Naum, p.4. Ros- seeres (dem rufinus zunächst). — B. anceps Br. ib. p.6 dem commu- nis verwandt. Blauer Fluss. — Aquila raptor Br. ib. p. 12. Blauer Fluss. — Agwila Wiedii Br. ib. p.21. Soll Bonelli zunächst kom- men. Ueber den Werth oder Unwerth dieser neuen Brehm’schen Arten gelrauen wir uns ohne eigene Untersuchung kein Urtheil zu. Es werden |. c. von Alfred Brehm noch andere Raubvögel seiner “ Reise ausführlich und instructiv behandelt. Aguila albicans Rüpp. hält A. Brehm für eine gute Art. — Asturina Pucherani Verr. Rev. et Mag. p- 350. Südamerika. — Gymnogenys Malzakii Verr. Nubien ib. p. 348. pl. 13. — Nisus Toussenelli Verr. Gabon. Cab. Journ. p.101. Abbild. “Archibuteo ferrugineus Licht. Cass. Illustr. pl. 26 4 und jun. av. mit biographischen Notizen von Dr. Heermann und Dr. Kern. Nest und Eier vom Consumnesilusse. — Buteo Bairdıi Cass ib. pl.41. — Ei von Otogyps: Proceed. Zool. Soc. Walter Ann. p- 78. H. Calvinand W.Brodrick: „Falcoury in the British Isles. ı Vol. 8. ınit vielen Abbildungen. 21 Sh. Strizidae. Cassin’s schon erwähnte kritische Arbeit über die Raubvögel Nordamerika’s behandelt folgende Eulenarten: 1) Sırar pralincola Bp. 2) Bubo virginianus mit den Varietäten oder Lokalras- sen pacificus, arliczs (subarcticus Hoy.) und magellanicus. 53) Scops asio. 4) Se. M’Callii Cass. n. sp. Westtexas und nördl. Mexiko. 5) Otus Wılsonianus Less. 6) O. brachyolus. 7) Syrnium cinereum. 8) S. nebulosum. 9) Nyctale Richardsonüü Bp. 10) N. acadica. 11) N. albifrons Sh. (= Strix frontalis Licht... 12) Athene hypogaea Bp. 13) Glaueidium infuscatum Temm. (gnoma Wagl.) Oregon, Californien. 14) Nyctea nirea. Nyetale Harrisii Cass. ist auch noch = Nyetalatinus albipuncta- tus Kaup. (= Ciccaba gisella Bp.) Neue Arten; Phalaenopsis Jardinei Bp. Compt. rend. Octob. 55. p- 6. Quito. Guatemala. — Spiloglauz theomacha Bp. ib. p.6. Neu- guinea. — Ninor philippensis Bp. ib. p. 7. — Nyctaetos poensis Fraser Fernando Po. Gute Art. Abbild. Sceloglauz albifacies Gould. Suppl. Birds of Austral, I. pl.1. 22 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte Ich halte im Widerspruche mitBonaparte (Compt. rend. 1. c.) Lichtenstein’s Str. licua für specifisch verschieden von der perlata Ost- und Westafrika’s. BE. Passeres. Caprimulgidae. Eine Uebersicht der „nordamerikanischen Ziegenmelker“ giebt Cassin: Illustr. part. 9. Auch Chordeiles sapiti wurde in Texas und Neumexiko gefunden. Eine neue Art ist: Chord. Henryi Cass. 1. c. von Neumexiko, 10‘ lang. Abbild. Podargus papuensis und Pod. marmoratus in Gould Birds of Austr. suppl. II. pl. 7, S. Cypselidae. Ausführlich und kritisch schreibt über Collo- calia nidifica Gr. und C. linchi (Horsf.) Fr. Moore im Catal. East India House p. 98. — Ebendaselbst über Cypselus affinis J. E. Gray und C. batassiensis J. E. Gray. Letztere Art nistet in den Blüthen- kolben von Borassus flabelliformis. Sehr instruetiv schrieb noch über die „Nester der Salanganen“ Bonaparte Compt. rend. Ac. Sc. Dec. 3. 1855. Er unterscheidet: 1) ©. eseulenta sehr selten, Timor, Amboina. Oceanien. 2) troglody- tes Gr. Philippinen, Malacca. 3) linchi Nicobaren und 4) fuciphaga Java, Sumatra, Indien. Neue Art: Cypselus Galileyensis Autin. Naum. p. 317. Eine völ- lig neue dem Martinet ä croupion blanc Levaillant's entfernt ver- wandte Art. Mirundimidae. Ueber die nordamerikanischen Schwalben und Segler vergleiche man Cassin |. c. Neu ist: Delichon nipalensis Hodgs. Moore Proc. Zool. Soc. 54. p- 384. pl.63. Ann. andMag. N. H. p. 225. Congenerisch mit Tem- mink’s Hirundo dasypus von Borneo. Todidae. Momolus castaneiceps Gould Ann. p. 373 von Gua- temala. Alcedinidae. Wichtig sind „Bemerkungen über das Arran- gement der Jacamar’s von Phil. L. Sclater: Proceed. Zool. Soc. Jan. 9. 1855. Als neu werden beschrieben: Galbula fuscivapilla Sel. pl. 77. Neugranada. — Urogalba amazonum Sclat. ib. Peru. — Bra- chygalba melanosterna Sclat. ib. p.15. Goyaz in Brasilien. — Galbula chaliothoraz Sclat. Ann. p. 280. Quijos. Es folgt sodann eine Galbu- lidarum tabula geographica. Es vertheilen sich die 20 bekannten Arten in 11 Galbula, 2 Urogalba, 2 Brachygalba, 2 Jacamaraleyon, 2 Jacamerops und 1 Gabaleyrbynchus (noch immer ungemein selten). Bucconidae. Cassin’s Barbalula Duchalluy vom Moonda- flusse in Gabon ist = formosa Verr. und B. fuliginosa Cass. ebenda- her = Gymnobucco Bonaparlei Verr. Näheres darüber in meinem der Vögel während des Jahres 1855. 23 demnächst erscheinenden „System der Ornithologie Westafrika’s. Tri- cholaema flavipunctatum J. Verr. ist av. jun. von Pogonias hirsulus Sw. Zu den interessantesten ornithologischen Entdeckungen der neue- sten Zeit gehört ein von Prof. Jameson aus Quito eingesandter gleichsam zwischen den Rhamphastiden und Capitoninen inmitten ste- hender Vogel: Tetragonops rhamphastinus Sclat. Die Färbung erin- nert stark an Pteroglossus. Beschreibung.und (leider) nicht colorirte Abbildung in Edinb. new Philos. Journ. Vol. 1. P. L.Sclater: „Ueber neue Bucconiden,* Ann. p. 292. (Zool. Soc. Dee. 13). Daselbst beschrieben: Bucco radiatus; B. striatipeclus; Dlalacoptila fulvogularis; M. substriata Scl. Neugranada. — Mal. ad- spersa Scl. Venezuela. Tenuirostres. Nectariniadae. Dicaeum Rushiae Cass. vom Moondall. in Gabon: Proceed. Acad. N. Sc. of Philad. p. 321. Diese neue Form ist Typus meiner Gattung Pholidornis. Eine neue Art ist: Conirostrum ferrugineiventre Selat. Bolivien. Proceed. Zool. Soc. 1855. p. 74. pl. 5. Trochilidae. Gould: „über die Nester der Colibri’s.* Ann. and Mag. p. 157. Dieselben sind verschieden nach den Grup- pen dieser artenreichen Familie. Burmeister’s hübscher Aufsatz darüber ist Gould nicht bekannt. — Desselben grosses Prachtwerk über die Trochiliden nimmt seinen guten Fortgang. Wir kennen jetzt 10 Theile. Reichenbach lieferte als Fortsetzung seines verdienstlichen Handb. der Ornithelogie eine Anzahl Tafeln mit ganz guten Abbild. der Trochiliden und eine zweite verbesserte und vermehrte Auflage sei- ner „Trochilinarum enumeratio ex alfinitate naturali reeiproca primum ducta provisoria.“ Neue Arten sind Spathura eissiura G. Ann. and Nag. p. 318. Peru. — Calothoraz micrurus G. ib. p. 319. Peru. 23%“ lang. — He- liothriz purpureiceps G. Proc. 87. Popajan. — H. phaenoleuca G. ib. Rio Napo, — Threnetes cervinicauda G. Ann. p. 278. Ecuador. Meliphagidae. Das Ei von Prosthemadera beschrieb Wal- ter Ann. p. 73, Cassin will drei Mohna-Arten unterscheiden, nämlich: 1) M. nobilis Merr. 2) M. braccata Cass. Reichb. fig. 4099 von den Sand- wichsinseln und 3) M. angustipluma Peale von Hawai. Letztere Art zeigı nach Cassin keine Verwandtschaft zu Lesson’s Strigiceps leucopogon. Abbild. Ptilotis fasciogularis Gould Birds of Austral. Suppl. Il, pl. 11. Mangrove - Island. — Tropidorhynchus ' buceroides Swains. ib. pl. 17. ] 24 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte Certhidae. Neu scheinen zu sein: Cynallazis erythrothorax Sclat. Proceed. Zool. Soc. p. 75. pl. 866. Coban und Honduras. — Dendrocolaptes Eytoni Sel. Ann. p. 224. Para. — Campylorhkynchus hypostictus Gould Proceed. p. 68 vom Utajala. — Rhamphocaenus ci- nereiventris Selat. Proc. p. 76. pl. 87. Pasto, — Cyphorinus albigularis Sclat. ib. pl. 83. Panama. Nach Sclater ist Eylon's Dendrezetastes capituides gleichartig mit Dendrocolaptes Temminkii Lafren. Cajenne? Einen hübschen Beitrag zur Naturgeschichte von Tichodroma phoenicoplera liefert Baron König-Warthausen: Cab. Journ. p.43. Nest und Eier beschrieben. In Würtemberg kömmt dieser Vogel nicht eben selten vor. C. J. Sundevall: über Certhia Costae, Cab. Journ. III. p. 60. Ist nur Nominalart und kömmt in Schweden immer solcher Gestalt vor. Dagegen möchte Sundevall die C. brachydactyla für eine wirkliche Art halten, Dentirostres. Luscimiadae. Ausführliches über die Lebensweise von Copsychus saularis und Kittacincla macroura findet man Horsf. Catal. Birds East Ind. House p. 275 u. s. w, Ueber die bis jetzt bekannten Accentor- Arten schreibt Fred. Moore Proceed. Zool. Soc. Mai 1854. (Ann. p. 285.) Er kennt 1) alpinus, 2) nipalensis Hodgs., 3) variegatus Bl., 4) modularis, 5) ru- bidus Schleg., 6) montanellus P., 7) rubeculoides Hodgs. n. sp., 8) stropiatus Hodgs., 9) immaculatus Hodgs. (mollis Bl.), 10) Hut- toni Moore n. sp., 11) altaicus Br. und 12) atrogularis Br. Cyanecula suecica, orienlalis, dichrosterna und Wolfi von B. Altum: Naum. Zweites Quartal. Alles nur eine Art. Auch Wod- zicki schreibt darüber und ist derselben Meinung. Cab. Journ. Neu scheinen zu sein: Horeites major Hodgs. Moore Catal. East India House p. 323. — Abrornis albogularis Hodgs. Moore ib. p. 340. — 4. poliogenys Bl. und A. affınis Hodgs. (Ann. p.227). —A. Hodg- soni Moore ib. p. 412. Nepal. — Oriles leucogenys Moore ib. p. 374. Alganistan. — Suthora poliotis Bl. ib. p. 379. — Melanoparus funereus Verr. Cab. Journ. p. 104. Gabon. — Aegilhalus flavifrons Cass. Proc. Ac. Philad. p. 325. Gabon. — Orites glaucogularis Gould Ann. p. 367. Himalaja. — ©. niveojularis Gould ib. 369. Nordwestindien. — Syn- copta tincta Cass. 1. c. Gabon und St. Paulsriver. — Drymoeca Bairdii Cass. l. c. Gabon. — Rutieilla erythroprocia Gould. Proceed. p. 78. Erzeroun. — Malurus amabilis Gould Birds of Austr. Suppl. II. pl.4. — Acanthiza 'magna G. ib. pl. 13. Tosmanien, — Zosterops strenuus Gould ib. p. 11 und Proc. Zool. Soc. 1555. p..166. Lord llowe’s Island, — Z. tephropleurus Gould ib. pl. 12. Ebendaher. der Vögel während des Jahres 1855. 25 Abbild. Sylvia rubricapilla Landb. 4‘. Naum. 1854. Viertes Quartal. Turdidae. Neu sind: Cinclosoma castaneolhorar G. Birds of Austr. Suppl. II. pl.5.— Merula vinitincta Gould Proceed. 55. p. 161. Lord Howe’s Insel. — Nesocichla eremita Gould Tristan d’Acunha. ibid. , Steht unserer Schwarzamsel nahe. Beide von Macgillivray ent- deckt. — Asiatisch: Brachypteryz nipalensis Hodgs. Moore Cat. East Ind. House p. 397. — Pnoepyga longicaudata Moore ib. p. 398. Afga- nistan. — Hicrotarsus olivaceus M. ib. 249. Malacca. — M. Cantori M. p.409. — Criniger ochraceus M. ib. 212. Tenasserim. — C. Can- tori M. Malacca. — Hypsipetes nicobariensis Moore ib. 217. (= Ixo- eincla virescens Bl.). — Alcippe Cantori NM. p. 406. Penang. — A. magnirosiris M. ib. 407. Malacca. — I’yctornis longirostris Hodgs. Moore ib. 408. Nepal. — Izulus castaneicers M. ib. p. 411. Afganistan. Ueber Pitlta avensis J. E. Gray vergl. Horsf. Cat. p.398. Africanisch: Oriolus nigripennis Verr. Cab. Journ. p. 107. Ga- bon. — Criniger leucurus Cass. Proc. Ac. Phil. p. 328 ist C. indicator Verr. Cab. Journ. p.105. Gabon, St. Paulsflluss. — C, serinus Verr. l. e. p. 101 ist zanthogaster Cass. 1. c. p.327. Gabon. — Phyllastre- phus leucopleurus Cass. 1. c. p. 328. Gabon. Amerikanisch: Planestieus caesius Bp. Compt. rend. Panama. — Malacocichla dryas Gould Proceed. Zool. Soc. pl.75. Guatemala, — Heteroenenys marginata Sclat. Proc. 54. p. 145. St. Fe de Bogota. — Chamoeza nobilis G. Proceed. p.68. — Formicivara nigrifrons G. Cha- mieuros. ]. c. — F. erythroptera G. Demerara. — Schistochlamys spe- euligera G, ib. Ucayale. — Thamnophilus corvinus G. Ucayale. — Th. melanurus G. ib. Ucayale. — Th. hyperythrus G. Chamicuros. — Gral- laria hypoleuca Sel. Proc. p. 58. pl. 97. Bogota. — Gr. modesta Scl. ib. pl. 94. Bogota. — Chamaeza molissima Scl. ib. pl. 95. Bogota. — Formicirora callinota Scl. ib. pl.96. Bogota.— Dasyihamnus semicine- reus Sel. p.90. pl. 97. Bogota. — Pyriglena tyrannica G. ib. pl. 98. Bogota. — P. ellisiana Sel. pl. 100. pl. 109. — P. quirensis Cornal. Syn. p-12. Quijos. — P. rufiventer Sel. ib. p. 12. (Ann. p. 252.) Abbild. Harpes redivivus Gamb. in Cass. Illustr. pl. 42. „Veber das Vorkommen und Nisten der Steindrossel am nörd- lichen Harz“ schrieb sehr hübsch Dr. Henneeke in Goslar: Naum, 1854. Viert. Quartal. Ueber das Vorkommen von Calamoherpe locustella im Altenbur- gischen: Fr. Sehach. Naum. |. c. „Ueber die europäischen Röthlinge“ von Leon Olph-Gail- lard: Naum, p. 39. Muscicapidae. P.L. Sclater: „über die Gattung Culici- vora Sw.“ Proceed. Zool. Soc. Jan. 9. 1855. Culicivora soll für ste- nura bleiben; für Polioptila Scl. bleiben die Arten caerulea (mexi- 26 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte cana Bp.), dumicola V. — boliviana Sel.; leucogastra Wied und bi- lineata Licht. von Carthagena. P. L. Selater: „über Todirostrum.“ Proceed. Zool. Soc. p. 67. Todirosirum spiciferum erhielt Gould von Chamicuros. P. L. Scelater: „A draft Arrangement of the genus Thamno- philus.* Edinb. New Philos. Journ. Apr. 1855. Er kennt 39 Arten, welche sämmtlich kurz beschrieben werden. Synonymie. Neue Arten. Afrikanisch : Artomyias fuliginosa J. Verr. Gabon. Sehr interessante neue Form, der indischen Gattung Hemichelidon verwandt. — Megabias flammulatus J. Verr. Rev. etMag.p. 148. Gabon. — Platystira minima J. Verr. ib. p. 219. Gabon. — Butalis infuscatus Cass. Proceed. Ac. Philad. p. 226. — B. epulatus Cass. Gabon. — Pyenosphrys M’Callii Cass. ib. Gabon. — Muscipeta fulviventris J. Verr. Cab. Journ. p. 103. Gabon. Asiatisch: Muscipeta cyaniceps Cass. Proc. Ac. Philad. p. 438. Philippinen. Amerikanisch: Thamnophilus ventralis Scel. Südbrasilien }. c. — Th. corvinus Gould. Ueayale. — Th. transandeanus Sel. Proceed. Zool. Soc. pl.29, 82. Guayaquil. — Th. leucauchen Scl. Chamicuros. ibid. pl. 79. — Th. aibinuchalis Sel. Guajaquil. ib. — Th. melanonotus Sel. ib. pl. 80. St. Martha. — Th. nigrocinereus Scl. ib. pl. 80. Para. — Tyrannula phoenieura Sel. Ann. p. 252. Quijos. — Todirostrum graci- lipes Sel. St. Fe de Bogota. Proceed. Z. 5. p. 149. — T. rufilatum Martl. Cab. Journ. p. 98. Brasilien. — T. nigriceps Sel. Proc. Z. S. ‚pl. 84. fig. 1. St. Martha. — Muscisaxicola flavinucha Lafr. Rev. p. 19. pl. 3. Chili. — M. albilora Lafr. ib. — M. albimentum Lafr. ib. Die Gattung zählt jetzt 10 Arten. Abbild. Culicivora mericana Bp. in Cass. Hlustr. pl. 27. West- texas. — Cardellina rubra Sw. ib, pl.43. — Thamnophilus caesius in Proc. Zool. Soc. pl. 82. Taenioplera striaticollis Sel. ist gleichartig mit Tyrannus rufiren- tris d’Orb. Ampelidae. Neue Arten: Leiothrie cinerea Bl. Moore Ca- tal. E. J. House p. 367. — Vireosylvia frenata Dub. Bull. Ac. Se. Brux. Febr. 1855. Ocana in Neugranada. — Irena malayensis Moore 1. c. p- 274. (schon von Lord A. Hay unterschieden). Abbild. Vireosylvia altiloqua: Cass. Illustr. pl. 37. — Eiopsal- tria capito in Gould Birds of Austr. Suppl. II. pl. 13. Laniadae. Der älteste Name für Laniarius lepidus Lass. Proc. Ac. Philad. p. 327 ist Lanius chloris Valenc. Conirostres. Corvidae. „Ueber die systematische Stellung der Corviden* von Kaup Cab. Journ. II. Heft 6. der Vögel während des Jahres 1555. 27 Ueber Pica cyanea schreibt ganz interressant Jaubert Rev. et Mag. p. 128. Ist der Rubilargo der Volkssprache. Die Jungen vor der ersten Mauser beschrieben. Nistet in diehten Bäumen an Bächen. Beschreibung der Eier. „Ueber die Nachahmungsgabe des Eichelhehers im Singen.“ Cab., Journ. p. 87. Abbild. Gymnokitia cyasıocephala Wied. Cass. Illusir. pl.28. — Nebst höchst interessanten biographischen Notizen von Dr. Kern und M. Charlton Henry. Der Vogel frisst gern die Phrynosoma- arten. Er ist ein eigentlicher Bergvogel. Nebrasca in Neumexiko. Ist gleichartig mit Cyanocorar Cassinii M'Call. Proc. Acad. Philad. Steht im Systeme bei Picicorvus. Sturmidae. Dr. Philippi über NXanthornus cajennensis in Chile. Trosch. Arch. für Naturg. Abbild. Manucodia Kerandreni. Gould Birds of Austr. Suppl. 1. pl. 10, RFringillidae. Auch Bonaparte hält für ausgemacht, dass Fringilla incerta der junge Vogel von Carpodacus erythrinus sei. Ausführlich und instructiv schreibt über Emberizu pusilla Jaubert in. der Rev. zool, p. 1657. Er erklärt sie höchst bestimmt für Embe- riza lesbia Gm. und E, Durazzi Bp. Verschiedene Kleider werden be- schrieben, — Auch über Emb. aureola in Südfrankreich, E. pithyornis und melanocephala vergl. Jaubert Rev. p. 309. Neue Arten: Chrysomitris xzanthogastra Dub. Bullet. Ac. Brux. Febr. 1851. Ocana. ,— Cyanolowia concreia, Dub. ib. Mexico. — Py- renesies personalus Dub. ib. Senegal. — Poliospiza canicapilla Dub. ib. Senegal. — Cymplectes chrysophrys J. Verr. Cab. Journ. p. 106. Gabon. Abbild. Ammodromus rostratus Cass. lllustr. p. 38. — Plectro- phanes M’Cownii Cass. ib. pl.39. — Spermestes nigriceps Cass,, Journ. Ac. Nat, Sc, Philad. III. pl. Zanzilhar. — Sp. fuscus U. von Borneo. ibid. fig. bon. — Sehr schöne Abbildung von Oraeginthus pusillus (Pall.) in Caban, Journ. Tanagridae. Neue Arten: Arremon erythrorhynchus Selat. Proceed. Z. Soc. p.83. pl.,89. Bogota. — Tachyphonus zanthopyyius Sel. ib. pl. 90 (ist Lanio auritus Dub. Bull. Ac. Brux.) — Tanagra nolabilis Sel. ib. pl.91. Ecuador. — Saltator arremonops Sel. ib. pl. 92. Ecuador. — Arremon spectabilis Scl. Ann. p. 234. Quijos. — Buarre- mon virenticeps Bp. Compt. rend. Oct. 22. p.9. — Nemosia albigula- ris Scl. Proceed. 1855. p. 109. pl.99. — Pyrrota Valeryi J. Verr. Rev. p. 351. Centralamerika. — Pipilopsis cristata Dub, 1. c. Colum- bien. — Buarremon latinuchus Dub. ib. Columbien. — Euphonia lon- gipennis Dub. ib. Nemosia torquala Düb, ib. ist Dacnis pulcherrima Sclat. 28 Ilartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte Alandidae. Neu dürlten sein: Olocorys ‚peregrina ı Sclat. Proceed. Zool. Soc. p. 110. pl, 102..Bogota. — Anthus bogotensis 'Sel. ib, pl. 101.'p. 109. BEE. Scansores. Rhamphastidae. Aulacorhynchus caeruleogularis Gould Ann. p- 390. Veragua. Wsittacidne. Neu ist: Platycercus cyanogenys Gould Birds of Austr. Suppl. 1. pl.3. Cap York, Macgillivray. ' Abbild. Ara auricollis Cass. (S- primoli_ Bp.), Journ. Acad. N. Sc. of Philad. Vol. IH. pl. 12. fig. opt. .— Chrysotis viridigenalis, Cass. ib. pl. 13. Guayaquil. Ist gleichartig mit coccineifrens, Souanee. — Psittacula lineola Cass. pl. 14. Mexiko. — Brotogeris aurifrons Cass. ib. pl. 14. Südamerika. Ist schon anderweitig beschrieben. Prioniturus flavicans Cass. Celebes ib. p. 155. Picidae. Zu Reichenbach’s „Spechten“ erschien Text. Als neu beschreibt Reichenbach: Picumnus hypozantkus R. Mexiko, p- 344. fig. 4112—13. — P. guttatus R. ib. fig. 4114—15. Mexiko. — Chloronerpes laenionotus R. ih. fig.4164—65. Brasilien. — Chl. olea- gineus R. ib. fig. 4467—68. — Chl. Warsewizü Reichl. ib. fig. 4491 —92. — Apternus crisoleucus Brandt. ib. fig. 4197—98. Irtisch. — Pi- cus freniger R. ib. fig. 4243. Ostindien. — P. fuliginosus Licht. ib. fig. 4269— 70. Syrien. — Melanerpes zantholarynz Reichb. ib. fig. 4293—94. Mexiko. — Campephilus leucorhamphus Licht. ib. fig. 4327 —23. — C. mesoleucus Licht. ib. 4329—30. — C. regius Licht. ib. fig. 4331—32. — Tiga baccha R. ib. fig. 4353—54. — Celeus lorica- tus R. fig. 4495—96. — Cel. semicinnamomeus R. fig. 4397. — 'O."sül- furiventer R. fig. 4411—12. — Chrysoptilus peruvianusR. fig.449—94. — Centurus gradalus R. fig. 4417— 19. Neu ist ferner und sehr interessant: Sasıa africana J. Verr. Rev. et Mag. p. 217. Gabon. (Typus meines Genus Verreauxia). Malherbe und Pucheran halten Picus atrothorax Less. für das Uebergangskleid von varius Rev. p. 21. Ueber Picus rubricollıs vergl. Hartl. Cab. Journ. p. 100. Picus major frisst Haselnüsse: Glog. Cab. Journ. p. 89. Cuculidae. Jules Verreaux: über die Gattung Phoe- nicophaeus, Rev. et Mag. p. 356. Ph. pyrrhocephalus wird (sub) ge- nerisch gelrennt unter dem Namen Alectorops. _Eine gute neue Art ist Ph. aeneicauda J. Verr. von Ceylon. Abbild. Geococeyx vwiatieus Licht. Cass. Illustr. pl. 36. Mit schönen Notizen über die Lebensweise des Vogels. — 16 Eier von Cur. canorus abgeb. Naum. 1854. Viertes Quartal. der Vögel während des Jahres 1855. 29 Musophagidae. Eine neue Art ist: Colius caslanotus 1. Verr. Rev. p. 351. Gabon. — Ferner Corytkair leucolophus Heugl. Oberer weisser Nil. Mus. Francof. Prachtvolle Art mit glattabgerun- detem Culmen. EV. Columbae. Aus Bonaparte’s schon besprochenen grossen Arbeiten über die Tauben wären nachträglich als neu namhaft zu machen: Ze- naida bimaculata Gray. Bonap. Compt. rend. Coup d’oeil ete. p. 41. — 2. chilensis Bonap: ib. — Chaliophaps bornensis Müll. ib. p. 47. (javanica: jun. 2). — .Ch., Stephani Reichb. Pucher. von den Salomon- inseln und Neuguinea ist gleichartig mit albifrons Temm. — Janthoe- nas halmaheira Bp. ib. p.44 ist —= Carpophaga albigularis Temm. Gilolo, Ceram. — Turtur 'erythrocephalus. Gray. Bp. Consp. p. 60. Südafrika. — Trocaza Bueryi Bp. l. c. Madera, Marocco. Ducula paulina Bp. ist — Carpophaga rufinucha Cass. Neu sind noch; Ptilinopus chrysogaster G. R. Gray Ann. p. 118. Otaheiti? — Pul. purpureocinelus Gray ib. Vaterland unbekannt, — Trerolaema Leclancheri Bp. Neuguinea. Wir beschrieben in Cabanis Journal : Carpophaga poliocephala Gray und Carpophaga pectoralis Gr., beide von den Philippinen. Eine gute Arbeit schrieb: Cassin’ über die Carpophaga-Arten in der Sammlung der Academie von Philadelphia und der der United States Exploring Expedition in Washington: Proceed. Acad. N. Sc. of Philad. Dec. p. 227. Es werden hier 22 Arten ausführlich und gut beschrieben , über das Vaterland derselben interessante Notizen bei- gebracht, und es ist nur zu bedauern, dass Uassin die Arbeiten B o- napartes noch nicht vergleichen und benutzen konnte. Temminks Columba holosericea (Bonaparte’s Gattung Drepa- nophila) wurde wieder aufgefunden. Macgillivray fand sie auf der Isle of Pines: Voy. H. M. S. Herald. G. R. Gray CGolumb. Brit. Mus. p. 8. Abbild. Carpophaga assimilis Gould Birds of Austr. Suppl. II. pl. 9. Bonaparte’s „Coup d’oeil sur l’ordre des Pigeons.“ Separat- abdruck aus den Comptes rendus, 5358. bat 288 Arten, die in nicht weniger als 83 Gatlungen vertheilt werden. V. &allinae. Ref. war bemüht, die Artselbständigkeit des von v. Middendorf als Tetrao canadensis des Stanowoigebirges Sibiriens beschriebenen und abgebildeten Waldhuhns wissenschaftlich 'nachzu- 30 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgesehichte weisen: Cab. Journ. p. 39. Der höchst merkwürdigen und .durchans abweichenden Bildung der Primärschwingen; halber schlägt Ref. für dieses neue Waldhuhn den; Namen Tetrao- falcipennis vor. Ueber das Zahlenverhältniss der Geschlechter bei Perdiz cine- rea vergl. Caban. Journ. p. 66. Leon Olph Gaillard schreibt in der Naumannia p. 511 zur Verfärbungstheorie hei Pterocles setarius und über die Stellung der Pteroclinen im System. Sie seien gewissermassen; kurzbeinige Trappen. Neu: Perdiz sinaitica Bp. p- 11. In der. Mitte ‚stehend zwischen P. chucar und P. graeca. Abbild. Penelope poliocephala Wagl. bei Cass. Illust. pl. 44. Fr. Malezieux: „Essai sur les differentes races du coq do- mestique etc.“ Paris. 528. WI. Struthiones. In der Sitzung der Pariser Academie der Wissenschaften zeigte Geoffroy St. Hilaire zwei ganz vollständige Epyornis-Eier, noch grösser als die schon bekannten, beide durch Herrn Armange auf Madagascar erhalten. Prof. Owen: „über die Beinknochen von Dinornis struthioni- des und Palapteryz gracilis« in Proc. Zool. Soc. Nov. 14. 1854. WEI. 6Grallae. Charadridae. Neu ist ohne Zweifel: Chettusia Dinghuni Jul. Verreaux Rev. et Mag. p. 220 von Natal. — Falcinellus peregri- nus Müll. Bonap. Consp. 1I. p. 159. Celebes, Java, Sumatra. Ardeidae. Die Kraniche sind ausführlich behandelt in Bo- naparte's „Conspectus“ Vol. I. p. 97—125,. „Tableau synoptique de l’ordre des Ilerodiens“ par Ch. Bo- maparte: Compt, rend. Ayr. 2. 1855. Bonaparte zählt 185 ihm bekannte Arten auf, von denen 14 auf Europa, 34 auf Asien, 41 auf Afrika, 55 auf Amerika und 41 auf Oceanien kommen. Er vertheilt diese 185 in Gruidae 15, Psophidae 3, Cariamidae 1, Aramidae 1, Ciconiadae 1% (inclus. 2 Anastomi), Ardeidae 100, Cancromidae 2 Gncl. Balaeniceps) , Scopidae 1, Eurypygidae ?, Phoenicopteridae 6, Plataleidae 8, Tantalidae 52. Als neu werden beschrieben: Phoenicopterus Blythi Bp. Indien. — Ph. erythraeus Jul. Verr. Rev. et Mag. p. 221. Gabon. — Phoen. andinus Philippi. Chili. Ist dreizehig. Die Parrina der Eingebornen. Bewohnt sehr einzeln die Salzsee'n der Andenwüste Alacama. Schna- belform und Färbung ist ganz abweichend. Trosch. Arch. Jahrg. 21. p- 10. — Ardea pharaonica Bp. Consp. p.113. _ Ist die elwas grös- sere purpurea Aegyptens. — Herodias Poucheti Bonap. ib. p. 123. der Vögel während des Jahres 1855. 31 Südamerika; der caerulea nahe stehend. — Bubulius ruficrista Bonap. ib. p. 121. Madagascar. — B. bacchus Bp. ib. p.127. Malacca, — Ar- deola podiceps Bonap. Madagascar. p. 134. Ref. schrieb über Grus hoyianus Cass. in Cab. Journ. IV. p. 336. Scolopacidae. Neu soll sein: Xylocota Jameson Bp. Quito. Gray Gen. p. 12. — Achturus naevius Heerm. Californien. Proc. Ac. Phil. 1854. p. 178. „Ueber das Meckern der Becassine“ schrieb L. Altum Kaum. p- 362. Abbild. Recurvirostra occidentalis in Cass. Illustr. pl. 40. Rallidae. Ref. über Fulica americana Cab. Journ. p. 99. WEHE. Anseres. Anmatidae. E. de Selys Longehamps: „Bemerkungen über die wahren Gänse Europa’s.“ Naum. 1855. p. 261: 1) Grau- gänse mit gleichfarbiger Stirn: cinereus L., arvensis, segelum und brachyrhynchus Baill. 2) Graugänse mit weissem Stirnfleck: inter- medius, albifrons, minutus, pallipes Sel. (domesticirt in den Parks von Holland und Belgien). Kurze Diagnosen, in welchen die Farbe der Füsse, die Farbe und Form des Schnabels hauptsächlich in Betracht kommen. In späteren Zusätzen zu dieser Arbeit wird noch cin An- ser leuconyz unterschieden. Für uns sind dies Alles nur Varietäten. Auch Schlegel kennt diese 8 Arten. Abbild. Bernicla leucopareia Brandt in Cass. lllustr. pl. 45. „Zur Naturgeschichte der Oedemia fusca“ von Gadamer: Naum. p- 89. Altum schrieb in der Naumannia über die von ihm entdeckte angebliche Schwanen-Art. Auch Schlegel, der ihn, nach unserer festen Veberzeugung mit grossem Rechte, für den sehr alten Vogel von Cygnus Bewickii erklärt. Colymbidae. Als neu beschreibt Heermann: Podiceps Californianus: Proceed. Ac. N. Sc. Philad. 1854. p. 178. — Podilym- bus lineatus Heerm. ib. Californien. Bonaparte schreibt über Podiceps auritus und Cons. Linne’s auritus sei arclieus, eine gute Art; für den auritus des gemässigten Europa schlage er den Namen Podiceps sclavus vor. Eine dritte gute Art sei nigricollis des östlichen Europa, von Sundevall. Podiceps Holbölli Brehm’s sei specifisch abzutrennen von rubricollis. Haridae. Bruch’s „Revision der Gattung Larus“ erschien in Caban. Journ. IV. p. 374—92. Treffliche ausführliche Arbeit voll guter kritischer Bemerkungen, und mit zwei Tafeln voll Kopfabbil- dungen. Bruch kennt 65 Möven-Arten. Er hältBonaparte’s Pro- cellarus neglectus für den jüngeren Vogel von Larus Heermanni Cass. 32 Hartlaub: Bericht über die Leist. in der Naturgeschichte u. s. w. Aber dies ist ein Irrthum, wie mich eine kürzlich vorgenommene Un- tersuchung des Originalexemplares der Pariser Sammlung überzeugte. Dieses ist jedenfalls ein junger Vogel. Larus columbinus Golaw. Bullet. Mosc. 1854. p.435. pl. 4 ist nur tenuirostris Temm. nach Radde. Neu scheint zu sein: Larus californieus Lawr. Ann, Lyc. of Newyork 1854. p. 79. Vom St. Joachimsflusse. Ist 23 Zoll lang; Steht im Systeme bei argentatus und oceidentalis. Pelecanidae. Alfred Brehm giebt in Cab. Journal für Ornithologie auf S. 92 die vollständige Beschreibung und Messung einer sehr grossen von ihm erlegten Pelecanart des innern Afrika’s. Er nennt dieselbe Pelecanus giganteus. Sie unterscheidet sich auf das bestimmteste von P. rufescens. Der Schnabel ist volle 16 10 lang. Scheint wirklich neu zu sein. Brehm beobachtete am oberen blauen Flusse an hundert Stück dieser gewaltigen Pelecane. Nach Dr. Heermann’s Zeugniss käme Phalacrocoraz penicilla- tus Br. vor auf den Ferrea-Leoneinseln, wo zudem auch PA. splen- dens und Townsendii angetroffen werden. Neu : Thalassidroma Hornbyi G.R. Gray Ann. and Mag. of Nat. Hist. p. 78. Nordwestküste Amerikas. — Prion brevirostris Gould Pro- ceed. Zool. Soc. p. 88. pl. 93. Bericht über die Leistungen in der Natur- geschichte der Säugthiere während des Jahres 1855. 4 Vom Herausgebern Nachdem Herr Professor Andr. Wagner in München vierzehn Jahre hindurch als Mitarbeiter unserem Archiv treu zur Seite gestanden, und namentlich ‚über die.Klasse der Säugthiere so ausgezeichnele Berichle erstattet hat, bedaure ich es schmerzlich, dass eine eiwas veränderte Stellung, zu der Universität in München diesen anerkannten Säugthier- kenner veranlasst ‚hat, sich für die Zukunft von ‚zoologischen Arbeiten loszusagen, und daher auch die Jahresberichle in unserem Archive nicht ferner zu liefern. Ich habe mich entschlossen, auch diesen Theil der Berichte selbst zu über- nehmen, obgleich ich nicht verkenne, dass die ohnehin un- dankbare und zeilraubende Arbeit noch ‚bedenklicher nach einem so ausgezeichneten Vorgänger für ‘den Verfasser 'wird. Die ferligen Jahresberichte sehen so leicht und so einfach aus, dass man erst selbst sich an einem solchen versucht haben muss, um zu wissen, wie viele Mühe dazu gehört, die Lite- ralur nur einigermassen vollsländig zusammenzubringen, wie viele Zeit man auf die Leclüre, und zwar in den verschie- densten Sprachen, verwenden muss, um kurz die Resultate der Schriften vorlegen zu können. Ich sehe wich genö- Ihigt,, die Nachsicht der Leser des Archives bei diesem er- sien Male in Betreff der Vollständigkeit um so mehr-in. An- Archiv f. Naturgesch, XXI, Jahrg. 2. Bd, Ü 34 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte spruch zu nehmen , als ich erst nach meinem diesjährigen Aufenthalte in Berlin den Entschluss fassen konnte, und da- her für diesmal auf die mir in Bonn zugängliche Literatur beschränkt war. Ich werde in dem nächsten Berichte diesen Mangel wieder gut zu machen suchen. Ueber den fünften Supplementband von A. Wagner zu dem Schreber’schen Säuglhierwerke, welcher im Jahre 1855 erschien, ist deshalb hier keine nähere Besprechung nöthig, weil desselben schon im vorigen Berichte Erwähnung gelhan. worden ist. Besonders hervorzuheben ‚sind diesmal die Arbeiten Brandts in den Memoiren der Petersburger Academie, auf die wir unten bei den Ordnüngen der Volilantia, Carnivora und Rodentia zurückkommen. Die letztere Ordnung hat vor- züglich den Fleiss des Verf. in Anspruch genommen. Von Van der Hoeven’s mit Recht sehr anerkanntem „Handboek der Dierkunde* zweite Ausgabe ist im Jahre 1855 auch die Abtheilung erschienen, welche die Säuglhiere 'ent- hält, und damit das Ganze beendet. Giebel giebt die Anzahl der lebenden Säuglhiere auf 1135 Arten an, die 359 Gallungen angehören. (Zeitschr. für die gesammten Nalurwissensch. 1855. p. 24.) Dareste hat eine drilte Abhandlung über die Win- dungen des Gehirns bei den Säuglhieren bekannt gemacht. Annales des sc. mat. Vol. II. 1855. p. 65—111. pl.2 et 3. Verf. kommt zu dem Resultate, dass nach der Anordnung der Windüngen sich vier Typen unterscheiden lassen, 1. der Raubthiere, 2. der Primaten, 3, der Wiederkäuer und Pachydermen, dem sich wahr- scheinlich der der Edentaten anschliesst, 4. der herbivoren Marsupialien, Derselbe schrieb ib. p. 355—365 über das Gehirn der Nagethiere und besonders des Cabiai (Hydrochoerus). Es mag hier kurz erwähnt werden, dass in dem Re- port of the Cömmissioner of patents for the Year 1854. Agri- culture. Washington 1855 ein Abschnitt über die Hausihiere und ihre Zucht abgedruckt ist, (p. 1—58). Es wird gehan- delt über das Hornvieh, Molkerei, Pferde, Esel, Maulthiere, Schafe und Wolle, Schafwirthschaft in Spanien, Kentucky Schaf, Schwein. der Säugthiere' während des Jahres 1855. 35 In Beziehung auf die geographische Verbreitung sind folgende Schriften zu erwähnen: Pucheran glaubt Revue et Mao. de zool. VII. p. 204 den „Equateur de contraction“ Reynauds auch als den zoo- logischen Aequator annehmen zu dürfen. „Wenn man auf dem Globus, sagt Jean Reynaud, einen klei- nen Zirkel zieht, der den zehnten Parallelkreis, wo derselbe den Isthmus von Panama schneidet, berührt, und gegen den Aequator un- ter einem Winkel‘ von 15° geneigt ist, so erkennt man leicht, dass dieser Zirkel eine wichtige Richtungslinie bildet: Er geht durch das Meer der Antillen, kommt an die Küste von Afrika, an dem: Auslaufe der grossen Wüste, begleitet sie parallel dem Atlas, berührt das Mit- telmeer in dem Busen von Tripoli, geht darüber hin nach Palästina, wo er das todte Meer trifft, streicht durch die Syrische und Persische Wüste, steigt auf, durch die Bukarei, in die grosse Wüste Kobi und läuft in das stille Meer im Busen von Corea aus; so dass sich in sei- nem Laufe die vorzüglichsten Binnenmeere und die: grössesten Wüsten der Erdkugel finden.“ Es. lässt, sich. ‚allerdings nicht. leugnen, (dass diese Linie viele zoologische Scheiden: durchläuft, und sie mag. wohl so ziemlich den Norden. vom Süden trennen. Fitzinger erstattete der Wiener Academie einen Be- richt über eine von Herrn v. Heuglin für die kaiserliche Menagerie zu Schönbrunn aus dem Orient milgebrachte Samm- lung lebender Thiere. Dieselbe enthält mehrere interessante und. sellene Thiere, über die der Berichterslalter ‚Notizen giebt, die unlen näher angeführt werden. Von allen Thieren, 50 Arten in 99 Exemplaren, Säuglhiere, Vögel und 'Amphi- bien, sind die arabischen Namen beigefügt. Wiener Sitzungs- berichte XVII. p. 242. Horsfield machte in den Annals of nat. hist. XVI. p- 101. kurze Bemerkungen ‚über einige neue oder weniger bekannte Säuglhier-Arten,. welehe durch Hodgson in Nepal gesammelt worden sind. Im Jahre 1853 übergab Hodgson dem Museum der Ostindi- schen Compagnie eine grosse Sammlung von präparirten Säugthier- bälgen, besonders aus den. höheren Theilen von Indien, von denen ein Theil schon 1845 vonGray beschrieben war. Von den in jenem Verzeichnisse nicht enthaltenen Arten wird nun hier eine kurze Be- schreibung gegeben. Die neuen Arten sind unten namhaft gemacht; sie gehören den Ordnungen der Volitantia, Carnivora, Insectivora und Rodentia an. Die Beschreibungen sind wohl nur vorläufige, und wür- 36 Troschel: Bericht über die Leistungen; in, der Naturgeschichte den meist kaum geeignet sein, zu wissenschaftlicher; Begründung der Arten zu genügen, Unter der Ueberschrift: Fauna der Residenlie Riouw, met inbegrip der oosikust van Sumalra,en omliggende, landen“ hat de Bruyn Kops in der Tijdschrift voor Indische laal- land. en volkenkunde Il. 1854. p. 480 auch ein Verzeichniss der Säugthiere geliefert. Es kommen danach, vor: 13 Qua- drumana, 6 Chiroptera, 1 Insektenfresser, . 15. Carnivora.,.6 Rodentia, 9 Ruminantia, 5 Multungula, 1..Phoca, 3 Celacea. Das Verzeichniss ist nach den Malaischen Namen alphabetisch geordnet. Pucheran hat in der Revue et Magasin de zoologie VII. p. 209, 257,.401, 449, 497, 545 eine Skizze über die Mammalogie des Afrikanischen Continentes begonnen. Verf. stellt sich besonders die Fragen, 1) ob Afrika als eine Specialfauna besitzend betrachtet werden kann, 2) welches die be- sonderen Charaktere der Afrikanischen Mammalogie sind, und 5) in wie viele Abtheilungen, Bassins oder Centren Afrika getheilt werden kann. — Er sucht zu erweisen, dass die erste Frage verneint werden müsse, woraus sich auch der zweite Theil der Frage beantwortet. Die Grenzen, in denen sich die Eigenthümlichkeit der Mammalogischen Fauna eingeschlossen findet, sind sehr eng, schon dadurch, dass sie auf einen Kreis von einer sehr geringen Zahl generischer Typen be- schränkt sind, von denen fast alle sich an andere Genera anschlies- sen, welche Asien, Europa, gewisse Theile Oceaniens, Madagaskar und selbst die Continente Amerikas und Australiens bewohnen. — Die grösste Beschränkung des Wohnortes findet sich bei den Allen, wel- che zuweilen an den Enden einer und derselben Zone differiren. Von einer Region zur andern variiren die Typen in der Färbung, und diese Abänderungen stehen in Beziehung mit den Temperaturgraden der Localitäten. Die Vertheilung der Arten hat wellenförmige Li- nien zu Grenzen, wie dies auch bei den Pflanzen der Fall ist. Jede Region in Afrika scheint eine Gattung von Nagethieren eigenthümlich zu besitzen; so das Cap Helamys, der Westen Anomalura, Cricetomys, Aulacodus, der Osten Acomys, der Norden Ctenodactylus, Diese Thatsache ist Afrika eigenthümlich. Pucheran machle der Pariser Academie eine Bemer- kung über die Säuglhierfauna von Madagascar. Den Haupt- charakler selzt er in die Neigung der Arten zum Noctambu- lismus (Comptes rendus XL. p. 192; Revue et Magasin de zool. VII. p. 40). der Säugthiere während des Jahres 1855. 37 Als einen Beitrag zur Fauna der Biber-Inseln im Mi- chigan-See erwähnt Strang Ninth Smithsonian Report p. 282 von Säuglhieren: Rolhe, schwarze und silbergraue Füchse; letztere sehr selten und theuer; Hasen und Kaninchen; ein rothes Eichhörnchen, Fischotter sehr selten. Der. Biber ist ausgestorben. Rennthiere besuchen nur selten die Inseln über das Eis. Elenn werden an der Ostküste, Bären an beiden Küsten gefunden. Head lieferte ein Verzeichniss der ihm bekannt gewor- denen Säugthiere der Umgegend von Fort Ripley in Minne- sota. Ninth Smithsonian report p. 201. Unter andern wird erwähnt, dass Lepus americanus im Jahre 1848 häufig war, aber seitdem fast ganz verschwunden ist. In einem schönen Werke: „The U. S. naval astronomi- cal expedilion to the soulhern hemisphere . during the Years 1849—1852 by Lieut. J. M. Gilliss Washington 1855 ist ein Abschnitt im 2. Bande p. 153—171 den Säugthieren ge- widmet und von S. F. Baird bearbeitet. Zunächst sind diejenigen Arten nebst ihrer Synonymie und ei- nigen Bemerkungen aufgezählt worden, die von Gilliss gesammelt worden sind. Unter ihnen ist als besondere Seltenheit Chlamydopho- rus truncalus in zwei Ansichten abgebildet, und das Leben des Gua- naco ist geschildert. Dann folgt eine Aufzählung der sämmtlichen bekannten chilesischen Säugthiere, deren Zahl sich auf 60 beläuft, nämlich 7 Chiroptera, 12 Rapacia, 6 Pinnipedia, 1 Marsupiale, 25 Ro- dentia, ? Edentata, 3 Ruminantia, 4 Cetacea. Paul Gervais stellte Untersuchungen über die fos- silen Säuglhiere Südamerika’s an. Er erslaltete über diese Arbeit, welche in dem Reisewerke von de Castelnau et Weddell erscheinen soll (nunmehr wohl schon erschienen ist aber noch nicht von mir benutzt werden konnte), der Pari- ser Academie Bericht. Keine Amerikanische Säugthier - Art hat zugleich auf dem alten Continent gelebt, ebensowenig in Nordamerika. Pictet beschrieb in den M&moires de la Soc. de phys. et d’hist. nat. de Geneve XIV. I. p.69—090 zwei Missgebur- ten, von einem Schweine und einem Schafe. 838 Troschel: Bericht über die Leistungen in: der Naturgeschichte Quadrumana. Simiae eatarrhinae. Von Duvernoy sind in den Archives du Museum d’histoire naturelle Tome VIII. p. 1—248 die wichtigen drei Abhandlungen erschienen, auf welche schon im Berichte über das Jahr 1853 Rücksicht genommen ist, indem der Verf. schon damals in den Comptes rendus vor- läufige Kenntniss davon gegeben halte: „Des caracleres ana- tomiques des grands singes pseudo -anthropomorphes.* Zu diesen Abhandlungen gehören 16 Tafeln. Die erste Abhandlung zerfällt in vier Abschnitte. Der erste derselben behandelt die osteologischen Charaktere: des Schädels der Gattungen Troglodytes, Orang und Gibbon, der zweite das übrige Skelet, der dritte beschäftigt sich mit den Abweichungen des Ske- letes des Gorilla, im vierten sind die Resultate aus den Vergleichun- gen der drei ersten gezogen. Diese Resultate, dass nämlich Troglo- dytes, Chimpanse und Tschego verschiedene Arten seien, dass der Gorilla eine besondere Gattung bilden müsse, und die Ansichten über die systematische Stellung sind bereits in dem vorhin erwähnten Be- richte (dies Archiv 1854. II. p. 8) näher bezeichnet worden. Die zweite Abhandlung bildet in ihrem ersten Theile ein Sup- plement zu der Osteologie des Gorilla, und beschreibt besonders die Ligamente der Articulationen der Bewegungsorgane; im zweiten Theile werden die Muskeln der Extremitäten geschildert. Ein dritter Theil enthält das Resume aus den beiden vorhergehenden. Die dritte Abhandlung endlich enthält wieder vier Abschnitte. Im ersten werden nach neuem Materiale das Gebiss und der Schädel im Allgemeinen verglichen; Verf. sieht darin eine Bestätigung der generischen Trennung des Gorilla und Troglodytes, so wie die spe- eifische Verschiedenheit des Troglodytes Chimpanse und Troglodytes Tschego. Im zweiten Abschnitte wird die Myologie des Gorilla fort- gesetzt, indem die Muskeln der Wirbelsäule und des Kopfes, die Kau- muskeln, die Muskeln der Respiration, und die Gesichtsmuskeln näher beschrieben werden. Im dritten Abschnitte werden der Larynx, die mit ihm zusammenhängenden Luftsäcke und die männlichen Geschlechts- organe beschrieben. Der vierte Abschnitt liefert eine kurze Ueber- sicht über die früheren anatomischen Arbeiten und endlich die schliess- lichen Resultate der in diesen drei Abhandlungen niedergelegten Be- obachtungen. Aus diesem letzteren heben wir nur Folgendes hervor, Der Verf. hat eine neue Methode angewendet, das Vorspringen der Schnauze nach Arten und Gattungen, nach Alter und Geschlecht zu verglei- chen; er misst den Abstand des vorderen Randes des äusseren Ge- der Säugthiere während des Jahres 1855. 39 hörganges von dem Alveolarrande des mittleren Schneidezahnes der- selben Seite und vergleicht die Hälfte dieser Entfernung mit der Ent- fernung des Gehörganges vom Augenhöhlenrande. Danach zeigen der Orang von Sumatra und von Borneo, so wie auch der Tschego, der Chimpanse und der Gorilla Differenzen. Die Abnutzung der Backen- zähne ist immer grösser an der Innenseite des Ober- und an der Aussenseite des Unterkiefers, wie hei den Wiederkäuern und Verf, schliesst daraus auf ein seitliches Kauen. Der Zahn, welcher bei den Affen der neuen Welt hinzutritt, ist der dritte Backenzahn ; dieser ist auch bei Hapale vorhanden, denen der letzte Backenzahn fehlt, ein Beweis, dass ihr Gebiss doch nach dem Typus der Affen der neuen Welt gebaut ist. Die Finger der Alfen haben weniger Unabhängig- keit in ihren Bewegungen als beim Menschen. Wer Chimpanse, Go- rilla, Orang-Utang und Siamang haben zwei Luftsäcke am Larynx, die übrigen Affen der alten Welt nur einen. Den Unterscheidungsmerk- malen zwischen Chimpanse und Tschego wird hinzugefügt, dass der obere Eckzahn bei letzterem ‚eine enge Fuge hat, die dem ersteren fehlt. Zur Unterscheidung der Gattungen Troglodytes und Gorilla wird besonders hervorgehoben, dass bei ersterer der letzte obere Backenzahn der kleinste der drei hinteren ist, und nur zwei äussere und einen inneren Höcker hat nebst einem hinteren Vorsprung, der sich beim Tschego zu einem Höcker erhebt, und dass der letzte un- tere Backenzahn nur vier Höcker nebst einem hinteren Vorsprung hat. Beim Gorilla dagegen hat der letzte obere Backenzahn vier Höcker nebst einem hinteren Vorsprung, und der leizte untere Backen- zahn hat drei äussere Zacken, zwei innere Höcker und eine sechsie hintere Zacke; er ist ebenso gross wie der vorhergehende. Ricard erinnerte an einen Arlikel über den Gorilla von Ford, den dieser 1851 in der Academie zu Philadelphia vortrug, und theilte ihn nun Revue et Mag. de zool. VII. in der Ueberselzung mit. Semnopitheeus Nestor soll nach Fitzinger aus Hinterindien stammen. Wiener Sitzungsber. XVII. p. 242. Prosimii, |n einer sorglälligen Inauguraldisserlalion „Eenige vergelijkend-ontleedkundige Aanteekeningen over den Otolicnus Peli, Leyden 1855. 8. lieferie Hoekema Kingma schätzbare Beiträge zur Ana'omie dieses von Temmink im Jahre 1553 aufgestellten Halbaffen, Nach einer ausführlichen Beschreibung der äusseren Theile folgt eine Schilderung des Skeletes, der Muskeln, des Darmkanales, des Gelässsystemes, der Athemorgane, Geschlechtswerkzeuge mit den Harnorganen, des Gehirns und der Sinnesorgane; also eine ziemlich 40 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte volletändige anatomische Untersuchung. Eine beigefügte Tafel 'erläu. tert den Text. Volitantia. \ Brandt schrieb Me&m. de l’acad. de St. Petersbourg VII. 1855. p. 25—42 über die Handflügler des Europäischen und Asialischen Russland’s mit besonderer Beziehung auf die Ge- schichte ihrer Entdeckung, ihre Synonymie und geographische Verbreilung. Die aufgeführten ‘Arten sind : Miniopterus Schreibersii Natter. ; Vesperugo noctula Daub., Leisleri Kuhl, Kuhlii Natt., pipistrellus Daub,, Nathusii Blas. Keys., serotinus Daub., turcomanus Eversm. , diseolor Natt., 'borealis Niss.; Vespertilio murinus Schreb., Bechsteinii Leisi., Natteri Kuhl, mystaeinus Leisl., Daubentonii Leisl., Brandtii Eversm. (den Verf. von der vorigen Art nicht zu unterscheiden vermag), da- syenemus Boie; Plecotus auritus; Synotus barbastellus Daub.; Rhino- lophus ferrum equinum Daub., elivosus Kretschm , hippocrepis Herrm. — In Russland sind, mit’ Ausnahme des V. turcomanus, der asiatisch st, nur solche Arten angetroffen, die bereits in Europa nachgewie- sen waren. Russland ist ärmer an Fledermausarten als Europa; Dy- sopes fehlt ihm bisher ganz. Leconte beschrieb in Proc. Philadelphia VII. p. 431 die Fledermäuse Nordamerika’s. Er will in den Schriften Rafinesque’s, F. Cuvier's und Bachman’s beträchtliche Irrthümer gefunden haben. Die Falten in dem äusseren Ohre und die Haare an den Zehen hält er nicht für gute Art-Charaktere ; auch die geringe Abweichung in der Zahl der Zähne hält er nicht für hinreichend, um sie für verschieden zu er- klären. Ernimmt folgende Arten an: Vespertilio noveboracensis L. (V. rubellus Beauv., monachus und tessellatus Raf., Nycticejus Atalapha und Atalapha americana Raf., Tapbyzous rufus Less.), P. cinereus Beauy. (V. pruinosus Say), V. crepuscularis Le Conte (V. creeks F. Cuy.), V. fuscus Beauv. (V.arcuatus Say, V. gryphus F. Cuv.), V. carolinensis Geoflr., V. ursinus Temm., V. phaiops Temm., V. Caroli Temm., V. pul- verulentus Temm. (V. Audubonii Harl., noctevagans Le Conte), V. subulatus Say, V. lucifugus Le Conte, V. Georgianus Cuv., V. macrotis le Conte, V. pallidus n. sp. unterscheidet sich durch vier untere Schneide- zähne, Rhinopoma carolinensis Geoflr. (Nycticea cynocephala Le Conte, Molossus cynocephalus und fuliginosus Cooper). — Was Bachman unter seiner V. monticola meint, hat er nicht entdecken können; des- sen V. virginianus scheint humeralis Raf. zu sein; dessen V. Leibii und Californicus sind ihm unbekannt. Folgende Arten von Rafi- nesque vermag er nicht zu bestimmen: V. cyanopterus, melanotis, der Säugthiere während des Jahres 1855. 4 calcaratus, phaeops, megalötis, mystax. ‘Cuvier’s V. Salarii ‚könnte fuscus, und dessen subflavus könnte Carolinensis sein ; dessen crassus konnte er nicht bestimmen. Temmincks VW. erythrodactylus blieb ihm unbekannt. Obgleich der Verf. des vorigen Berichtes einer Arbeit von Lichtenstein und Peters: Ueber neue merkwürdige Säugelhiere des k. zool. Museums. Berlin 1855. (Separatab- druck aus den Schriften der berliner Akademie 1854. p. 81 — 99) Erwähnung gelhan hat, indem.er auf die Erscheinung der Abbildung von Centurio flavigularis und Antilope leucotis hingewiesen hat, so vermisst man doch die Anzeige von der in genannter Abhandlung neu aufgestellten Gattung von Fle- derthieren Hyonyeteris Lichtst. et Pet. Durch Schädel und Gebiss ist diese Gattung mit. Vespertilio Blas. et Keys. und Furia verwandt, durch ‚die Flughäute und gelapp- ten Spornen mit Vesperugo und Nycticejus.. _Eigenthümlich ist sie durch die abgestumpfte Schweinsschnauze, die grossen Haftscheiben und die Beschaffenheit der Phalangen. Die Verf. geben ihr folgende Charaktere : Dentes primores supra quatuor geminati, lacuna intermedia seiuncti, apice bifidi, infra sex contigui trifidi. Canini distincti longiores conici , euspidibus einguli ‚binis. Molares supra, infraque utrinsecus seni,. cuspidati, superioribus anterioribus discretis, ternis posteriori- bus ‚tritoribus, coronide W,formi. Lingua mediocris. Rostrum in pro- boscidem brevem cum disco apicali supra marginato productum; nari- bus inferis ensiformibus. _Labia tumida, marginibus late reflexis. Auriculae disiuncetae , latae, trago et antitrago instructae. _ Patagia membranacea lata; lumbaria pedibus usque ad ungues adnata. Pata- gium anale integrum. Cauda patagio anali innata, articulo ultimo e margine eius pro@minente. Pollex liber, unguiculatus, disco adhaesivo lato ‚instructus. Metacarpus digiti secundi brevissimus, quartam me- tacarpi tertii partem vix aequans, Digitus tertius praeter metacarpum e phalangibus tribus osseis compositus. Digitus quartus et quintus biartieulati. Pedes. pentadäctyli, disco adhaesivo plantari instructi ; digiti, pedis omnes e binis tantum phalangibus compositi, palama con- nexi, terlio et quarto fere coadunati. Calcaria longa lobata. — Die einzige neue Art H. discifera erhielt das Berliner Museum, von Puerto Cabello. Sie ist abgebildet. Folgende neue Arten wurden von Hodgson in der Ordnung Volitanlia aufgestellt. Annals nat. hist. XVI. p. 102. Vespertilio siligorensis nahe verwandt mit V. mystacinus. Schnauze spitz mit einem Bart an der Unterlippe. Ohren oval, schwach aus- gerandet und etwas spitzig, Tragus länglich spitz. Flughäute von der 42 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte Basis der Zehen entspringend. ‚Oben einfarbig dunkelbraun, unten dunkelbraun mit‘ Hellbraun | getüpft. Flughäute braun, Vorderarm 17 3". Tibia 64/406 Der längste ‚Finger 2 4... — Vespertilio, dar- jelingensis. Unterscheidet sich von der vorigen durch die mehr aus- gerandeten Ohren,,| mit ıdeutlichem Lappen am Grunde, durch etwas kürzere Tibia, oben dunkler und kastanienbraun getüpft. — Plecotus darjelingensis (p. 103) sehr nahe verwandt mit Pl. monochrous Hodg. — Nycticejus nivicolus oben hellbraun, unten dunkelbraun, an den Seiten der Kehle heller; Ohren lang, zu einer stumpfen Spitze ver- schmälert. Diese Art wird mit N. ornatus und Tickelii Blyth ver- glichen. Inseetivora. Eine Abhandlung von Blyth über die indischen Spitz- mäuse im Journ. of Asialio Soc. of Bengal 1855. p. 22-33 ist bereits in A: Wagners fünftem, Supplementbande zu Schreber’s’$äugthieren, unter ‚den. Zusälzen und Berichli- gungen p. 802 ausgezogen worden. Verf, zählt für Indien 19 Arten auf. Von ihnen gehören 15 der Untergattung Crocidura an (darunter S. heterodon aus den Khasya-Ber- gen, micronyce von Kemaon und Landour , nudipes von Tenasserim, atralus aus den Khasya- Bergen, melanodon von Caleutta neu) ; eine Art S. macropus Blyth — S. feroculus Kelaart bildet ein neues Sub- genus Feroculus, mit 30 ganz weissen Zähnen, untere Schneide- zähne gesägt, Schwanz kurz behaart, mit zerstreuten langen Haaren ; eine fernere Art S. nigrescens Gray bildet gleichfalls ein neues Sub- genus Soriculus Blyth, die im Gebiss mit Crossopus übereinkommt, aber sich von ihr durch die nicht gewimperten Füsse unterscheidet. Zwei Arten sind dem Verf. zweifelhait. Sorez saturatior Hodgson Annals nat. hist: XVI, p. 110 soll von S. Griffithii Horsf, durch längeren und mehr eylindrischen Schwanz verschieden sein. $. leucops Hodgson ib. unterscheidet sich‘ durch einen Schwanz mit weisslicher Spitze, der länger ist als Rumpf und Kopf. Templeton beschrieb Proc. zool. soc. July 1853. Annals nat. hist, XV. p. 238 als neue Art Sorex? purpurascens von Indien. Es ist nur die Färbung des Pelzes beschrieben. Der Schwanz ist zwei Drittel so lang wie der Körper. Carnivora, Pucheran machle einige Notizen über Raubthiere in der Revue et Mag. de Zool. VII. p. 392 bekannt, die sich be- sonders anf die Berichtigung der Synonymie und Begrenzung der. Arten beziehen. der Säugthiere während: des Jahres 1855, ; 43 1. ‚Ursus pyrenaieus und collaris sind verschiedene Arten; der von Geoffroy'beschriebene Ursus arctos: Var. von Kamtschatka ist specifisch verschieden. ‘2. Ein: junges: Individuum von ‚Ceylon hält Verf. für neu, und nennt es U. inornatus, weil ‚es; kein Weiss am Rumpfe hat. 3. Die Tsehndi’schen Arten von Nasua hält Verf. für begründet, N. leucorypha' Tsch.,—= N, narica ‚Geoflr, . 4, Mustela ni- valis L. und Mustela vulgaris Var. Pall. sind zwei verschiedene Ar- ten. ‘Die Exemplare vom nördlichen: Afrika mit, schwarzem Quaste am längeren Schwanze bilden eine eigene Art P. numidicus. 5, Pa- radoxurus crassiceps wird beschrieben. ' 6. Mangusta ‚urinatrix Sm., Herpestes paludinosus Cuv. nicht: ‚verschieden von lchneumon major Geoffr.; I. ruber Geoffr. verschieden von I. javanieus, wohl — Herp. ochraceus Gray. Das von Prevost und Desmurs in der Reise des Capt. Lefevre als Herp. gracilis Rüpp. abgebildete Exemplar ist eine neue Art H, ochromelas. Dagegen ist, der von Gu&rin in der Exploration en Abyssinie abgebildete Herp. Galinieri = H. gracilis Rüpp. juv., 7. Genetta senegalensis, tigrina, felina, pardina hält Verf. für speeifisch verschieden, ebenso G. alra — Viverra maculata Gray. 8. Ichneum’a nigricauda n. sp. vom Senegal, Schwanz oberhalb und an der Spitze schwarz. Vielleicht gehöre Ehrenbergs Herp. len- eurus juv. hierher. 9. Cynalopex turcicus — Canis corsac. 10, End- lich fragt Verf., ob Lynx pardina in Portugal mit der des südlichen Spaniens identisch sei? Mustelina. Brandt hat in den Mem. ‚de l’acad. de St. Petersbourg VII. p.-3. selbstständige Mittheilungen über den äusseren Bau des Zobels im Vergleiche mit dem des Baum- und Steinmarders gemacht. Der Zobel ist auf drei Tafeln in verschiedenen. Varietäten, M. Martes auf der vierten Tafel dargestellt. . Verf. hält den amerikani- schen Zebel nicht für eigene Art, sondern für eine mehr gelbbraune, weniger dicht behaarte Abänderung der Mustela zibellina, da er in. den Verhältnissen der Körpertheile keine Differenzen entdecken konnte, Zum Schlusse fügt derselbe eine nach strenger Vergleichung abge- fasste Schilderung des Zobels, des Baum- und des Hausmarders bei. Mustela strigidorsa llodgson. Annals nat. hist. XVI. p.107 von Sikim ist 12” lang, braun mit gelblichweissen Lippen, Kopf, Rücken. und Bauchstreif. Hodgson erwähnt eine von ihm für neu gehaltene Art Aonyz sikimensis in Annals nat. hist. XV]. p. 109, welche sich von der ge- wöhnlichen indischen Art durch hellere braune Farbe, die ins kasta- nienbraune zieht, unterscheidet; das Exemplar ist jedoch nicht gut genug conseryirt, um eine genaue Beschreibung zuzulassen. Viverrina, ‚Herpestes taenionotus Smith, welche bisher mit 44 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte H. zebra Rüppell verwechselt wurde, unterscheidet sich nach Fitzin- ger durch den‘ ocherfarbenen Bauch und den Mangel: des weissen Längsstreifens auf demselben. Wiener Sitzungsber. XVII. p. 245. Pucheran kündigte kurz eine neue Art Bdeogale nigripes vom Gabon an, die ganz 'weiss ist mit schwarzen Gliedmassen. ‘Er for- dert die Mammalogen auf, ihm über die Arten dieser Gattung Nach- richt zu geben, damit er diese in einer Monographie der Säugethiere des westlichen Afrika benutzen könne. Revue et Mag. de Zool. VII. p-. 111. Viverra Poortmanni Pucheran Rev. de Zool, VII. p. 154. Simil- lima V, Civettae, sed maior, vittaque oculari nigra nasum non trans- eunte. Vom Gabon, Genetla servalina Pucheran Revue de zoo]. VII. p. 154. "Laete rufa, maculis colli, dorsi, lateribus nigris, numerosissimis; artubus fere ex toto nigris; cauda longa, annulis latis nigris, strietis albes- centibus, praedita. — G. Aubryana ib. Albescens, fulvolavata; cauda longissima, nigro et albescenti fulvo annulata; artubus fere ex toto nigris. Beide von Gabon. — @. rubiginosa ib. Griseo albescens, fulvo lavata; 'maculis dorsalibus fere ex toto rubiginosis; cauda, ad basin quatuor annulis rubiginosis, quatuor deinde nigris, praedita. Vom Cap. Pachyura occidentalis Pucheran Revue de zool. VII. p. 154. Su- pra rufescens, infra dilutior; cauda, basi crassa, tertiam corporis par- tem tantum superante, — P. aequalorialis ib. Supra nigrescens, in- fra dilutior; cauda, ad basin parum crassa, dimidiam corporis partem superante. Beide vom Gabon. Hodgson hata. a. 0. zwei Arten von Paradoxurus unter- schieden. Die eine P. strictus ist grau mit einem Stich ins Rostfar- bige, hat jederseits am Kopfe zwei weisse Flecken; besonders unter- scheidet sie sich durch fünf schwarze Längsstreifen auf dem Rücken; ist verwandt mit P. Palassii und misst 23“ bei einer Schwanzlänge von 25“. — Die andere Art P. quadriscriptus ist grau mit einem Stich ins Rothbraune; vier scharf begrenzte Linien erstrecken sich vom Nacken auf den Rumpf" und haben jederseits eine kürzere unterbro- chene Binde. Die Mitte des Nasenrückens, ein scharfbegrenzter schma- ler Strich vom Augenwinkel, der Nacken, die Füsse und das Ende des Schwanzes sind schwarz. Kopf und Körper 26, Schwanz 24“. Canina. Fitzinger erwähnt zwei seltene klimatische Va- rietäten des Hundes, nämlich‘ Canis leporarius aegyptius, der ägyp- tische Windhund, dessen sich die Araber zur Jagd bedienen, und Ca- nis sagax africanus. Wiener Sitzungsber. XVII. p. 246. Unter dem Namen'Lupus laniger unterscheidet Hodgson einen indischen Wolf von 4 Fuss 4 Zoll Länge, dessen Schwanz 11 Zoll lang ist. Er-ist, oben schmutzig gelblich, unten blassgrau. Ohren der Säugthiere während des Jahres 1855. 45 gross und spitz und aussen mit. dichtem bräunlichen Pelze bedeckt, Der Pelz ist am Rücken dicht und zu kleinen Büscheln geformt, an den Seiten zottig, wie. .es. Bewohnern. kalter ‚Gegenden zukommt. Annals nat. hist. XVI. p. 107. Van der Hoeveen erweisetin.einer.Abhandlung „Over het geslacht Icticyon Lund (Cynalicus Gray), dass diese Gal- tung, welche Burmeister zu den Wieseln gestellt hat, dennoch in die Hundefamilie gehöre (Wis- en natuurk. Verh. der konink. Akademie. Ill. 1355). Er hebt die grosse Uebereinstimmung der Schädeltheile mit den Hunden hervor, und zeigt auch dadurch, |dass, bei einigen Hunde- schädeln, z. B. C. sumatrensis, die Zahl der Höckerzähne variirt, dass das einzige Merkmal, welches die Gattung leticyon den Wieseln näher bringt, nämlich das Vorhandensein nur eines Höckerzahns oben und unten, nicht entscheidend sein könne. Zur Vergleichung ist ne- ben dem Schädel von lcticyon venaticus Lund auch ein Dachsschädel und die Kiefer von Canis alpinus und Azarae abgebildet. Felina. v.Heuglin brachte ein altes Weibchen von Hyaena striata nach Wien, welches in Kairo zwei Junge ‚geworfen hatte, Wiener Sitzungsber. XVII. p. 244. Die indische 'Hyäne (Hyaena virgata) soll nach Horsfield (Annals nat. hist. XV]. p. 107) von der Hyaena striata nicht zu un terscheiden sein. Ernst Bekker hat eine besondere kleine Schrift: „der Stachel des Löwen an dessen Schweifende ;, nach genauer Untersuchung, unter wörtlicher Beifügung älterer und neue- rer Angaben, mit naturgelreuen Abbildungen ‚und einem An- hange neuerer Entdeckungen. Darmstadt 1355“ herausgegeben. Als Resultat dieser Untersuchung, ergiebt, sich, dass der Löwe wirklich einen Stachel am Schwanzende besitzt, Jass jedoch der Löwe sich mit demselben weder verwundet, noch: schlägt. Von anderen Thieren, die ähnliche Bildungen am Schwanzende besitzen , erinnert Verf. an Gould's Beschreibung eines Nagels von Macropus unguifer und fraenatus und fügt nach eigener Beobachtung Bos urus und fünf Allen hinzu, welche letzteren den Gattungen Semnopithecus und Co- lobus angehören. Nach einer Notiz in Natuurk.. Tijdschr. Ned. Indie IX. p. 522 wurde aul Java ein Tiger mit, vier Jungen. getödtet. Man.hatte. bis- her geglaubt, dass ein Tiger nie mehr als,zwei Junge. werfe, Fitzinger hält eine Katzenart, welche in: zwei! prachtvollen Exemplaren in der Kreutzberg’schen Menagerie gehalten wurde , für neu, und nennt, sie Kelis Poliopardus,. ‚Sie, wird mit; F. onga und Par= A6 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte dus verglichen ‚ist aber kurzbeiniger und’ dunkel fahlgrau mit’ dicht= stehenden schwärzen Flecken bedeckt; sie ist "abgebildet, und'ist afrikanischen Ursprunges.' Wiener Sitzungsber: XVH. p. 295. Kollar zeigte im Zool.-bot. Vereine za Wien V. p. 5% an, dass in der Nähe von Wien eine wilde Katze als Seltenheit geschos- sen sei, Nicht ohne Interesse für die Forlpflanzung der Varietä- ten sind ‚einige Beobachtungen, welche Le Conte an einem Kater wahrnahm, der zu der ungeschwänzten Varietät der Isle of Man ‚gehörte. Eine Kalze 'gebar vonihm zwei‘ Junge, deren eines einen Schwanz von halber gewöhnlicher Länge, das andere gar keinien Schwanz besass; ein andermal' brachte sie drei Junge zur Welt, von denen zwei der Muller gli- chen, das drilte, wie der Vater schwanzlos war, Eine an- dere junge Kalze brachle bei ihrem. ersten Wurfe. vier Junge, die alle schwanzlos waren. Proc. Philadelphia VII. p.24. Von, Cynailurus Soemmeringii Rüpp.? bemerkt Fibzinger, dass er. sich‚durch höhere Beine, dunklere Färbung, einem: ander Spitze etwas buschigen Schwanz und schwächere Rückenmähne deut- lich ‚von C; guttatus Wagn. unterscheide. . Seine 'ausserordentliche Zahmheit wird gerühmt., Wiener Sitzungsber. XVII. 'p. 245. Rodentia. Brandt hat die systematische Stellung der Gattung Cheiromys öder Chiromys zum Gegenslande einer kurzen Be- sprechung gemacht. Bulletin de l’acad. de St. Petersbourg 1854. p. 282. Gebiss, Anfügung des Unterkiefers, Lage der Zitzen und Habi- tus reden der Stellung unter den Nagern das Wort. Dagegen spre- ehen die Bildung der Hirnkapsel, der geschlossene Augenring, die Lage des Hinterhauptsloches, die Beschaffenheit des Jochfortsatzes des Oberkiefers und des Jochbeines, die Bildung des Thränenbeines, die Lage des Gehörganges und die früh verschmolzenen Zwischenkiefer für die Anreihung an die Quadrumanen. Dieser letzteren Ansicht sind auch die mehr nach vorn gerichteten Augen, die Ohren, die Hände an den Gliedmassen günstig. Verf. entscheidet sich nicht be- stimmt, und hält es für möglich, Chiromys als besondere Ordnung Leptodactyla s. Opistochires zwischen Quadrumanen und Nager zu stellen. , Wenn Verf. aus diesem Vebergange dem Schluss ziehen will, dass die Nager vor. den Fledermäusen auf die Affen folgen sollten, so ist das wohl zu weit gegangeny und lässt: sich“ um! so weniger der Säugthiere während des Jahres 1855. 4 rechtfertigen, als man ziemlich allgemein die Auorditing der Thiere in einer Reihe aufgegeben hat. Da nicht die Anzahl, sondern die Wichtigkeit der Chäräktere it fraglichen Fällen die Entscheidung ge- ben muss, 30 glaube ich die in Frage stehende Gättung noch immer den Nagethieren beiordnen zu müssen. Lienard beschrieb einen lebenden jungen Aye-Aye (Chiromys madagascariensis) von elwa 4 Monaten. Comptes rendus XL; Revue de zool. VII. p. 436. — Von demselben Thiere im erwachsenen Zustande lieferte Vinson ib. p. 478 eine Beschreibung. Es. hat; einen 'eigenthümlichen. Geruch, schläft am Tage, wurde Nachts sehr unbändig;; später wurde es zahmer , aber auch traurig und kränklich; ‘es: war sehr Jüstern nach Kaffe mit Milch und Zuckerwasser. Sehr umfassende „Unlersuchungen über die craniologi- schen Enlwickelungsstufen und die davon herzuleitenden Ver- wandischaften und Classifiealionen, der Nager der. Jetziwelt mit besonderer Beziehung auf die Gallung Castor“ haben wir Brandt zü verdanken, Mem. de l’acad. de St. Petersbourg VII. 1855. p.125—336 mit I2 Tafeln. Nachdem Verf. die allgemeinen craniologischen Charaktere der Nager, und die bei der Charakteristik leitenden Grundsätze festge- stellt hat, geht er die einzelnen Familien durch. Es geht für unse- ren Zweck nicht an, dem Verf. in seinen einzelnen Betrachtungen zu folgen, und wir begnügen uns, einen kurzen Auszug aus dem p- 291 aufgestellten Systeme zu geben. Die Nager stehen durch die Gattung Chiromys mit den Quadrumanen, durch Phascolomys mit den Marsupialien, durch Hyrax mit den Vielhufern und durch die Hasen mit einigen Wiederkäuern in Beziehung. Die Nager zerfallen in vier Unterordnungen, deren Typen die Gattungen Sciurus, Mus, Hystrix und Lepus sind, und die Sciuromorpha, Myomorpha, Hystrichomorpha und Lagomörpha genannt werden. 1. Sciuromorpha. Ihr Schwanz ist immer weich behaart. Stirnbeine meist breit und haben fast immer am hinteren Rande des Orbitalrändes einen Fortsatz. Der Processus zygomaticus des Ober- kiefers meist einfach, eine Lamelle darstellend, nur ausnahınsweise mit doppelter Wurzel. Der Malar- Theil der Kiefer ganz knöchern. Die Infraorbital-Löcher meist von einer kurzen Röhre eingeschlossen, um die Hälfte kleiner als die Nasenöllnungen. Die Processus 'pte- rygoidei horizontal. Das knöcherne Gaumenbein meist zwischen den Bäckzälinen vollständig. Die Foramina incisiva den Sehmeidezähnen genähert, Der Angulas des Unterkiefers aus seinem Unterrände her- vorgehend, meist viereckig, Dahin nur die Familie der Sciuroiden, 48 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte die in zwei Unterfamilien zerfällt, je nachdem die Backenzähne Wur- zeln besitzen oder nicht, Rhizodontes s. Sciurini (Sciurus L., Xeros Ehrenb., Tamias Ill.; — Pteromys Fr. Cuv., Sciuropterus Fr. Cuv. — Anomalurus —. Arctomys. ‚et; Spermophilus Fr. Cuy.) und Prismato- dontes s. Haploodontes (Haploodon Rich.). 2.) Myomorpha. Schwanz meist schuppig, sparsam. behaart. Die Stirnbeine besonders vorn schmal oder mittelmässig, nie am Ur- bitalrande mit einem Fortsatz. Der Processus zygomaticus des Ober- kiefers doppelt, eine dreieckige meist oben breitere unten engere Spalte einschliessend. Die Processus pterygoidei fast perpendiculär oder horizontal. Der Malartheil der Kieler neben oder vor den stum- pfen Infraorbital-Löchern mit einer spaltförmigen Thränenkanal-Oell- nung und sehr häufig nur zum Theil durch eine häutige Membran ge- schlossen. Der knöcherne Gaumen vorn immer ganz, hinten nicht selten ausgerandet. Die Foramina incisiva den Backenzähnen mehr genähert. Der hintere Fortsatz des Angulus des Unterkiefers aus dem ganzen Unterrande hervorgehend und dreieckig. Dahin sechs Fami- lien: 1. Myozoides mit der Gattung Myoxus. 2. Castoroides mit der Gattung Castor. 3. Sciurospalacoides mit den Gattungen Ascomys Licht, und Tomomys Pr. Max. 4. Myoides, zerfällt in Rhizodontes s. Murini mit fünf Sectionen (a. Mures subsciuroides, @) Mures proprii mit den Gattungen Mus, Pelomys, Acodon, Phloeomys, Dendromys, Steatomys, Pseudomys, Drymomys, Hapalotis, Reithrodon , Hesperomys, Acomys, Saccostomus; $) Mures myoschizodontes mit der Gattung Neotoma Say;,y) Mures submerioniformes mit den Gattungen Sigmodon, My- stromys, Malacothrix, Euryotis; d) Criceti mit den Gattungen Crice- tomys und Cricetus. b. Mures merionilormes s. Arvicolini mit den Gattungen Gerbillus, Meriones, Rhombomys und Psammomys. c. Pe- ragnathi seu Mures sciurospalacoides mit den Gattungen Peragnathus und Saccomys.. d. Hydromyes s. Mures castorini mit der Gattung Hy- dromys. e. Smintbi s. Hystrichomyes mit der Gattung Sminthus) und Prisimatodontes s. Arvicolini mit den Gattungen Arvicola, Lemmus und Ondatra. 5. Spalacoides zerfällt wieder in Rhizodontes (Gatt, Spalax, Rhizomys, Heterocephalus, Bathyergus, Georychus, Heliophobius und Prismatodontes (Gatt. Ellobius, Myospalax). 6. Dipodoides mit vier Subfamilien a. Jaculini (Jaculus Wagn.), b. Dipodini (Dipus, Scirte- tes, Platycercomys), c. Pedetini (Pedetes), d. Macrocolini (Macroco- lus und Dipodomys Gray ?). 3.. Hystrichomorphka. Der Processus zygomaticus des Oberkiefers besteht aus zwei schmaleren hakenförmigen Wurzeln, de- ren untere niemals die Form eines senkrechten Blattes hat, wie bei den typischen Myomorpha. Infraorbital-Löcher sehr ‚gross, dreieckig oder nierenförmig, unten meist viel breiter, grösser als die Nasenöll- nungen. Die äussere Thränenkanal-Veilnung meist, vor dem, Processus der Säugthiere während des Jahres 1855. 49 zygomaticus des Oberkiefers oder unter ihm, selten vor ihm. Die Pars genalis der Kiefer Sach mit knöcherner Substanz geschlossen. Die Stirnbeine zwischen den Augenhöhlen erweitert. Der knöcherne Gaumen zwischen den Backenzähnen niemals, hinten meist dreieckig ausgeschnitten, Die Foramina incisiva mässig oder ziemlich ‚klein. Die hinteren Winkel des Unterkiefers meist aus der äusseren Wand hervorgehend, meist einen dreieckigen, nach hinten verlängerten Fort- satz bildend. Dahin vier Familien: 1. Hystrichoides mit zwei Sub- familien Philogaei (Gatt. Hystrix L.) und Philodendri (Gatt. Erethi- zon, Chaetomys und Cercolabes. 2. Spalacopodvides mit zwei Subfami- lien Echinomyes s. Rhizodontes (Gatt. Petromys, Capromys, Plagio- don, Dactylomys, Cercomys, — Aulacodes, — Loncheres, Echinomys, Nelomys, Holochilus Br.; Mesomys, — Carterodon, — Myopotamus) und Octodontes s. Arhizodontes (Gatt. Octodon, Ctenomys, — Cteno- dactylus — Spalacopus Wagl., Schizodon, — Habrocomus). 3. Chin- chılloides s. Eriomyoides mit zwei Subfamilien Urobii s. Eriomyes monticolae ((att. Eriomys Licht, Lagidium Meyen), und Homalobii s. Erimyes planicolae (Gatt, Lagostomus). 4. Hemionychoides mit zwei Subfamilien Dasyproctini (Gatt. Dasyprocta, Coelogenys) und Cavini (Gatt. Cavia, Dolichotis, — Hydrochoerus). 4. Lagomorpha. Von allen Nagethieren durch die bekann- ten 4 oberen Schneidezähne unterschieden. _Der Processus zygoma- ticus.des Oberkiefers mit einfacher nicbt blattartiger Wurzel. Die Infraorbital-l,öcher klein, viel kleiner als die Nasenöffnungen. Die obere äussere Thränenkanal- Oeffnung hinter. dem Processus zygoma- ticus des Oberkiefers. Der Wangentheil des Oberkiefers grossentheils nur durch Haut geschlossen. Der knöcherne Gaumen erscheint zwi- schen den Backenzähnen wie ein queres knöchernes schmalvierecki- ges Joch. Die Foramina incisiva gross oder sehr gross, fast herz- lörmig, hinten breiter, zwischen den vorderen Backenzähnen. Die hinteren Winkel des Unterkiefers bilden hakenförmige Fortsätze , die aus dem ganzen Unterrande entspringen. Dahin nur eine Familie La- geides mit zwei Subfamilien Lagomyes (Galt. Lagomys) und Leporini (Gatt. Lepus Linn.). Sceiurina. Horsfield beschrieb Annals nat. hist. XVI. p- 113 ein neues Eichhörnchen Seiurus M’Clellandıi aus der Sammlung von Hodgson und bemerkt dabei, dass es nach seinem Habitus, ver- schmälerten Schwanz, fein gefransten Ohren der Amerikanischen Gat- tung Tamias gleiche; es bleibe zu untersuchen, ob es Backentaschen habe oder nicht. Das Thier ist oben bräunlich, unten schmutzig gelb- grau, auf dem Rücken eine schwarze Längslinie; jederseits eine braune hellgelblich gerandete Linie. Auch Baird hat drei neue amerikanische Arten dieser Gattung aufgestellt Proc. Philad. VII. p. 331— 333. Sciurus limitis von Texas Archiv f. Naturgesch. XXI. Jahrg. 2. Bd, D 50 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte hat vier obere Backenzähne, ist oben zimmetfärbieg und schwarz ge- mischt, der Schwanz hat drei schwarze Ringe; Sc. castanonis von den Mimbres mit 5 bleibenden oberen Bäckerizähnen, ist oben dunkel kastanienbraun , sonst aschgrau und bleifarbig gemischt, Augenlieder und Unterseite weiss; keine Ohrbüschel. ‘Sc. Suckleyi von Puget- Sound, Schwanz kürzer als der Körper ; Ohrbüschel; oben kastanien- braun mit schwarz gemischt, eine dunkle Linie längs den Seiten; Schwanz am Ende schwarz: In der Gattung Tamias stellte Baird Proc. Philadelphia VII. p 332 und 334 zwei neue Arten auf: Tainias dorsalis von den Mim- bres; Schwanzrübe nicht halb so lang wie der Körper, Schwanzhaare sehr lang, schwarzbraun mit weisser Spitze, nur der Mittelstreif und ein äusserer Längsstreif dettlich. — Tamias Cooperi. Schwanzrübe etwas länger als der halbe Körper, Ohren gross; drei deutliche und zwei ininder deutliche Rückenstreifen mit hellgrauen Zwischenräu- men. Ostseite des Cäscade-Gebirges, Washington Territory. Spermophilus Couchii ist eine neue Art von Baird Proc. Phi- ladelphia VII. p. 332, Ganz schwarz, Schwanz zwei Drittel der Kör- perlänge. Santa Caterina in Mexiko. — Sp. Gunnisohi ib. p. 334. Ohren sehr kurz, Daumen mit wohlentwickelter Kralle, Schwanz sehr kurz, ‘/, des Körpers. Oben hell leberbraun, gemischt mit aschgrau, hellbraun und schwarz. Rocky-Mountains. — Nach dem Verf. ist Sp. spilosöma Bennet irrthümlich von Audubon und Bachman für den Jugendzustand Yon mexicanus angesehen. — Sp. grammurus Say wurde in Texas und Beecheyi Richards. in Californien aufgefunden. Castorina. Beiträge zur näheren Kenntniss der Gal- tung Castor von. Brandt Mem. de l’acad. de St. Petersbourg Vi. 1855. p. 4376. In Anerkennung des grossen Interesses, welches die Frage ge- währt, welche Thiere des nördlich europaisch - asiatischen Continents mit denen des nördlich amerikanischen Continents der Art nach iden- tisch oder verschieden seien, hat Verf. sorgfältige Nachforschungen über den Biber angestellt. Es stand ihm ein ziemlich reiches Mäte- rial an Bälgen und Schädeln zu Gebote. Der erste Abschnitt behan- delt die Frage, ob der Amerikanische Biber von dem Europäisch- Asiätischen verschieden sei. Er kommt zu dem Ergebnisse: 1) dass von den Kuhl’schen, Oken’schen und frühern ‘Brandt - Ratzeburg'- schen äusseren Merknialen keins für die Artunterscheidung brauch- bar erscheint; 2) dass in der relativen Körpergrösse die 'amerika- nischen Biber nach den vorliegenden Erfahrungen von dem Euro- päischen sich nicht wesentlich unterscheiden dürften ; 3) dass in Be- zug auf das Verhälmiss der Kopf-, Ohr-, Fuss- und Schwanzbil- dung cs dem Verf. »bis jetzt nicht gelungen ist, durehgreifende Merk» der Säugthiere während des Jahres 1855. 51 male nufzufinden; 4) dass dagegen beim Vergleiche von 8 Schädeln europäischer Biber mit 5 Schädeln von Bibern der Amerikanischen Nordwesiküste sich mannigfache, zum Theil sehr auffallende, con- stante Unterschiede zwischen den alt- und neuweltlichen Bibern her- ausstellen; 5) dass manche dieser Schädelunterschiede auch Abwei- chungen im äusseren Baue bedingen dürften; und 6) dass die be- kannte formelle, histologische, zwischen den alt- und neuweltlichen Bibern stattGndende Abweichung der Vorhautsäcke und ihres schon im äusseren Ansehen abweichenden Sekretes ebenfalls einer artlichen Verschiedenheit beider das Wort zu reden scheinen. Ausführliche ver- gleichende Diagnosen und drei Tafeln mit Abbildungen veranschauli - chen die Verschiedenheiten. Aus den längeren Diagnosen heben wir nur die an die Spitze gestellten hervor: Castor fiber. Rostrum longius; dentes incisivi dilatati, superio- rum singuli partis alveolaris anterioris tertia parte sublatiores; oculi inter se, nec non a rostri apice remotiores; nasus in parte anteriore plerumque magis depressus; arcus superciliares magis prominentes. Castor americanus. Rostrum brevius ; dentes ineisivi minus di- latati, superiores partis alveolaris anterioris tertiam partem circiter aequantes; oculi inler se, nec non apici nostri magis approximati; nasus, ut videtur, paulo convexior ; arcus superciliares minus promi- nentes, In dem zweiten Abschnitte dieser Abhandlung: spricht Verf. über die Variation einzelner Knochen des Biberschädels. als schlagendes Beispiel der zuweilen sehr beträchtlichen individuellen, gestaltlichen Abweichung der Schädelknochen einzelner Tbhierarten. Eine sehr gelehrte Abhandlung von Brandt (ib. p. 77— 124) „Blicke auf die allmählichen Fortschritte in der Gruppi- rung der Nager mil specieller Beziehung auf die Geschichte der Gallung Castor, besonders des altwelllichen Bibers, ist rein historischer Nalur und daher keines Auszuges fähig. Eine Angabe des Inhalts der einzelnen Kapitel möge eine Vorstel- lung von dem Umfange der Untersuchungen geben. 1. Ueber die Kenntnisse , welche die alten Perser, Egypter, Griechen und Römer vom: altweltlichen Biber und den von ilım her- stammenden Producten besassen. 2. Einige Worte zur Geschichte des Bibergeils und des Bibergeilöls. 3. Nachrichten, welche die natur- geschichtlichen Schriftsteller des Mittelalters und der neueren Zeit bis auf Ray über den Biber mittheilten. 4. Mitiheilungen über die Gat- tung Castor und ihre Verwandten, als Versuch einer geschichtlichen Entwickelung der Classification der Nager und der Biber ins beson- dere, von Ray bis zur neuesten Zeit (bis zum Jahre 1850). 5. Kri- tischer Rückblick auf die verschiedenen Nager-Eintheilungen. 6. Kri- 52 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte tischer Rückblick auf die verschiedenen Classificationen der Gattung Castor. In denselben Petersburger academischen Schriften fin- den sich noch drei kleine auf die Kenntniss des Bibers be- zügliche Schriften von Brandt: p. 337. Bemerkungen über die. Beziehung des. altweltlichen Bibers bei verschiedenen Volksslämmen, besonders über das Wort Castor und Fiber, sowie über Castorion und Castorium (der'Name Castor ist danach von dem Indischen Kasturi, Moschus, auf den Biber überlragen), — p. 343 Beiträge zur Kenntniss des Bibers bei den Arabern, — und endlich p. 367 Millheilungen über den Biber, wohl richtiger die Fisch- und Meerolter aus chinesi- schen Schriftstellern, nach Stanislas Julien. Sciurospalacina. Parvin gab einige Nachricht von der Lebeusweise des Geomys bursarius. Ninth Smithsonian report’ p. 293, Dieses Thier gräbt lange Höhlen in die Erde, ‘zwei Fuss unter der Oberfläche und oft meilenweit, und macht in passenden Entfernungen Ausgänge unter einem Winkel von 450 zur. Oberfläche. Durch diese trägt es in seinen laschen den Schmutz heraus und verstopft sie dann wieder mit Erde bis zu seinem Hauptgange, so dass zuletzt seine Höhle einen langen gewundenen Gang darstellt. Seine Nahrung, Wur- zeln u. dgl. sammelt es in tiefen Höhlen für‘den Winter. Es ver- lässt seine Gänge fast nie, Als neue Arten dieser Gattung beschrieb'Baird Proc. Phila- delphia VII. p.332 G. Clarkii, obere Schneidezähne ‚mit einer tiefen Grube in der Mitte; Vorderfüsse fast gleich den hinteren, zweite Kralle der Hand reicht so weit wie die vierte; Backentaschen klein; Pelz weich und voll. Rio grande. — G. breviceps, eine schmale Furche der oberen Vorderzähne nahe dem Innenrande, und eine viel breitere in der Mitte des übrigen Raumes, Vorderfüsse länger als die hinteren, ihre zweite Kralle reicht nur zur Mitte der vierten; Backentaschen weit; Schädel kurz, breit; oben dunkel kastanienbraun. Morehouse Parish, Louisiana. Thomomys laticeps Baird n. sp. Proc. Philadelphia VII. p. 335. Backentaschen mässig, Schwanz fast halb so lang wie der Körper, Füsse gross und breit, Krallen an der Hand dünn; die Kralle des Dau- mens reicht fast zur Mitte der Hand. Schädel sehr breit, Schnauze kurz. Oben gelblich rothbraun. Humboldt-Bay. Nurina. lHodgson stellte Annals nat. hist. XVI.. p. 112 drei neue Mäuse auf: Mus tarayensis, dunkelbraun mit schwachem Glanze, Kopf verlängert, Schwanz kürzer als der Körper, unterwärts rostlar- biggrau ; nur ein Exemplar. — Mus plurimammis soll sich besonders der Säugthiere während des Jahres 1855. 53 durch die grössere Zahl der Zitzen auszeichnen ; man vermisst jedoch eine Angabe dieser Zahl. — Mus morungensis, durch grossen abge- stutzten Kopf, kräftigen Körper, langen, spitzen und klein geringelten Schwanz, sowie durch röthlichschwarze, Farbe charakterisirt. Auch Pucheran gab in der Revue de zool, VII. p. 206. die Diagnosen zweier neuer Arten dieser Gattung: Mus hypozanthus, ca- pite supra, dorso ex magna parte brunneo-rufis; rhinario vivide rufo, dorso postice eruribusque dilutioribus; infra“ omnino fulvus ; pedibus fuseis; cauda, corpore longiore, supra nigricante, infra grisea, — Mus hypoleucus. Supra brunneo-nigricans, parum rufescenti tinctus; inira albus; pedibus fuscis; cauda, corpore longiore, omnino grisea. Beide von Gabon. Reithrodon montanus Baird Proc. Philadelphia VII. p. 335. Halb so gross wie.die gewöhnliche Maus, Ohren kleiner, dicht und lang be- haart, Schwanz so lang wie der Körper, dicht mit kurzen Haaren be- setzt; braun, unten matt weiss. Rocky-Mountains. Hesperomys Boylii Paird Proc. Philadelphia VII. p. 335. Ohren sehr gross, fast nackt, Schwanz beträchtlich länger als der Körper mit einem Haarbüschel an der Spitze, Kopf breit, sehr spitz; braun und gelblichbraun gemischt. Californien. — H. austerus ib. Schwanz von der Länge des Körpers, Hinterfüsse länger; bräunlich bleifarbig. Puget-Sound. Le Conte beschrieb ib. p.442 gleichfalls zwei neue Arten der Gattung Hesperomys. Die eine H. cognalns, welche in Georgien und Südcarolina lebt, ähnelt leucopus und gossypinus, daher stellt Verf, die Diagnosen dieser drei Arten folgendermassen neben einan- der: H. leucopus, supra laete badius, interdum prope aurantiacus, sub- tus niveus, coloribus a se abrupte disiunetis, pedibus postieis anticis plus duplo longioribus. — H. cognatus, supra nigro -fuscescente, et fusco variegatus, subtus albidus tanquam _cinereo-mixtns, pedibus non tam imparibus. — H, gossypinus, supra fuscescente-badius, lateri- bus dilutioribus, subtus .cinerascente -albidus ; corporis magnitudine valde a duobus praecedentibus differt. — Die zweite neue Art H. gracilis ist oben schieferfarbig, Wangen, Kinn, Kehle und Unterseite weiss, Unterseite der Vorderschenkel bräunlich; Schwanz länger als der Kopf und Körper. Michigan. Aus der Gattung Neotoma stellte Baird drei neue Arten anf Proe. Philadelphia VII p. 333 u. 335: N. mezicana, Ohren sehr gross, Füsse klein, Schwanz °/, der Körperlänge mit kurzen steifen Haaren, Pelz lang und sehr weich Hell gelbbraun, Füsse und Unterseite weiss. Chihuahua. — N. micropus, Schwanz kaum zwei Drittel der Körper- länge, sparsam behaart; Schädel breiter und Füsse kürzer als bei flo- ridana, Schiefergrau, unterhalb weiss, Mexiko. — N, oceidentalis 000- per MS., N. Drummondii Aud. et Bachm, Shoalwater-Bay, W. T, 54 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte Sigmodon Berlandieri Baird Proc. Philadelphia VII. p. 333. Schwanz von der Länge des Körpers; graugelbbraun. San Antonio, El Paso und Nordmexiko, Perognathus flavus Baird n. sp. von EI Paso. Proc. Philadel- phia VII. p. 332; kleiner als die Hausmaus, Schwanz fast so lang wie der Körper, Hinterfüsse kurz; oben gelblich lederfarbig, unten schnee- weiss an den Wurzeln der Haare. Dipoda. Dipodonys montanus Baird Proc. Philadelphia VII. p- 334. Schwanz kräftig, etwas länger als der Körper, mit einem dunklen Streifen oben und unten, die weissen Seitenstreifen reichen bis ans Schwanzende; auf dem Schwanze ein Haarkamm bis zur Spitze; Körper oben gelhlichbraun. Massachusetts. — Verf. charakterisirt hier auch D. agilis Gambel von Californien. Leporina, Auch zwei neue Hasen hat Baird Proc. Phila- delphia VII. p. 333 beschrieben : Lepus Washingtonii von Puget-Sound und Shoalwater-Bay und Lepus Trowbridgü aus Californien. Edentata. Leidy hat die fossilen Reste einiger Faulthiere beschrie- ben, „A Memoir on Ihe extinet sloth tribe of Northamerica.* Smithsonian contributions to knowledge Vol. VII. 1855. Sehr ausführlich sind die Knochen von Megalonyx Jeffersonii Harl. beschrieben (p. 3—45 und pl. 1—13); ausserdem Megalonyz dis- similis Leidy nach zwei Zähnen aufgestellt (pl. 14. fig..5—8), welche in der Nähe von Natchez gefunden worden, Ereptodon priscus Leidy (pl. 14. fig. 9—10) nach einem einzelnen Zahn von Natchez, Mylo- don Harlani Owen Oeffnung auf der convexen Seite ; feine Poren fehlen. Acervulina Sch,‘ (e fam, Acervulinidum). Vielgestaltige, un- nn 448 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte regelmässige, freie oder angeheftete Gehäuse, aus stark gewölbten Kammern zusammengesetzt, die durch weite Oeflnungen untereinander zusammenhängen. Schale dick und gleichmässig durchlöchert. Einige grössere Oeffnungen pflegen an wechselnden Stellen der Schalenober- fläche in den Winkeln zweier sich berührender Kammern vorzu- kommen. Nach der Schale allein charakterisirt der Verf. (S.40) das neue Genus Cornuspira (e fam, Cornuspir.). Schale kalkig, wie ein Planorbisgehäuse gewunden, solide oder fein porös, scheibenförmig, auf beiden Seiten gleich, eine einfache, ungetheilte Höhlung ein- schliessend. Eine grosse Oellnung am Ende der Windungen. Nn. sp. C. planorbis, C. perforata. Ehrenberg beschreibt gleichfalls 10 neue Foraminiferen: Aspidospira profundissima, A. abyssicole, Globigerina ternata, Grammostomum sp. dub., Gr. pupilla Orci, Phanerostomum ailanticum, Planulina obscura, Piygostomum Orphei, Spiropleurites (n. gen.) nebulosus, Sp. plalystomus, Uvigerina plicata, sämmtlich aus der Tiefe des Meeres. Berl. Monatsber. 1854. S. 247. Das neue Gen. Spiropleurites trägt folgende Charaktere; Cellularum serie primum spirali, dein erecta, apertura laterali ad ba- sin cellulae mediam, alterna in cellulis alternis. Schliesslich sei auch noch auf die prachtvollen Abbildungen fos- siler Polythalamien in der Microgeologie, bes. Taf. 21—32 ver- wiesen. An die Rhizopoden reihen wir hier anhangsweise noch eine Reihe von sonderbaren,, kieselpanzerigen Geschöpfen, ‚deren nähere Kenntniss wir besonders den Untersuchungen von J. Müller verdanken. Zunächst die Polyeystinen, die zu- erst von Ehrenberg entdeckt (Berl. Monalsber. 1847. S. 54) und in zahlreichen Formen beschrieben sind, von den übri- gen Zoologen aber bisher fast ganz allgemein als isolirte Skelettheile anderer Organismen betrachtet wurden , bis es Müller gelang, dieselbe lebend (im Hafen von Messina) zu beobachten. Vgl. Berliner Monatsber. 1855. S. 251 und be- sonders 671. : J. Müller beobachtet fünf verschiedene Formen: Haliomma po- Iyacanthum, H. hezacanthum, Eucyrlidium zanclaeum, Dictyospyris messanensis, Podocyrlis charybdaea, die alle fünf als neue Species Ehrenberg’scher Gattungen erkannt werden. Sie leben, wie alle Polyeystinen am Grunde des Meeres, werden von da aber gelegentlich durch Strömung und andere Bewegungen der See emporgetrieben, Der Inhalt der Kieselschale besteht aus einer weichen dunkelgefärb- der niederen Thiere während des J. 1854-1855. 449 ten, meist braunen Substanz, die nicht immer das ‚ganze Gehäuse aus- füllt und beim Zerquetschen einzelne Zellen erkennen lässt. Dazu kommen noch äusserst zarte und durchsichtige Fäden, die von der durchlöcherten Schale ausstrahlen und (wie die Strahlen von Acti- nometra und Actinophrys) wohl als direkte Fortsetzungen des Kör- pers betrachtet werden dürfen. Eine Bewegung konnte an diesen Fä- den niemals beobachtet werden; sie waren, weich, aber ausgestreckt. Ehrenberg selbst fügt "zu den zahlreichen, schon früher auf- - gestellten und charakterisirten Polycystinen zwei neue Genera Ceno- sphaera und Spongodiseus und dreissig neue Species hinzu. Berl. Mo- natsber. 1854. S. 240-247. In der Microgeologie ist besonders Taf. 36 für die Kenntniss der Polyceystinenschalen wichtig. Den Polyeystinen lassen wir Huxley’s Thalassicollen (J. B. XXI. S. 96) folgen, die gleichfalls von J. Müller beobachtet wurden. Ebendas. 1855. S. 229 ff. Die Thalassicollen, die zuerst vonMeyen untersucht wurden (Sphaerozoum Meyen) sind gallertartige, im Meere flottirende Körper- chen, in deren Substanz eine wechselnde Anzahl grösserer, von einem Kieselskelete umgebener Zellen eingelagert ist. Dieses Kieselskelet besteht bald aus einzelnen, isolirten Spicula, die an die Kieselnadeln der Spongien sich anschliessen (Tkhalassicolla Mäll.), bald auch aus einer dünnen und zerbrechlichen gefensterten Schale (Collospkaera Müll.). Meist finden sich in der Nähe der grossen Zellen — zwi. schen den Spicula oder dicht unter der Schale — auch noch kleinere hellgelbe Zellen, die dann und wann in der Zweitheilung angetrof- fen wurden und möglicher Weise auch allmählich in die grossen Zellen sich verwandeln, obwohl sie chemisch (in ihrem Verhalten. gegen Jod und Schwefelsäure) davon verschieden sind. Ueber die Natur dieser merkwürdigen Bildungen wurde aber ebenso wenig etwas Bestimmtes ermittelt, wie über die Entstehung und Fortpflanzung derselben. Nach der Bildung des Skelets könnte man bald (Thalassicola) an eine Beziehung zu den Spongien, bald auch (Sphaerocolla) zu den Polycystinen denken — man könnte sich sogar versucht fühlen, Col- losphaera geradezu für eine Colonie von Polycystinen zu halten, aber einstweilen fehlt, bei dem scheinbaren Mangel einer jeden Eigenbe- wegung, sogar noch der Nachweis, dass die betreffenden Bildungen überhaupt als Thiere anzusehen seien. Was die Th. nucleata Huxl, anbetrifft, die des Kieselgerüstes entbehrt und nur einen einzigen Kern in ihrer Gallertmasse einschliesst, so dürfte diese mit den übri- gen Thalassicollen wohl schwerlich zu vereinigen und vielmehr den gleichfalls schon von Meyen beschriebenen, freilich nicht minder räthselhaften Physematien zugehören. Archiv f. Naturgesch, XXI, Jahrg. 2. Bd. DD 450 Leuckart: Bericht üb. d, Leistungen in d. Naturgeschichte Nach Müller’s weiterer Entdeckung giebt es übrigens auch solitäre pelagische Kieselorganismus mit Gallerthülle an den Körpern: Acanthometra n. gen. Ebendas. S. 248-951 und S. 674—676 (leizten Orles nach Beobachtungen von Cla- parede). Diese in mehrfachen Formen (A. multispina M. aus dem Mittel- meer, A. echinoides Cl., A. pallida Cl. und E. arachnoides Cl. von der Bergenschen Küste) beobachteten mikroskopischen Organismen bestehen aus einem starrem, mehr oder weniger pigmentirten Körper, von dessen häutig begrenzter Oberfläche eine Anzahl Strahlen abgehen, die an die Strahlen von Actinophrys erinnern, sich aber — nach Clapare&de — leise krümmen, verlängern und verkürzen und dadurch eine, frei- lich nur sehr langsame Ortsbewegung herbeiführen. Jm Innern des Körpers entdeckt man zellige Einlagerungen, die sich (bei A. echi- noides) in chemischer Beziehung genau wie die kleinen Zellen von Thalassicolla verhalten. Das Kieselgerüste besteht aus einer Anzahl von langen’ und spiessförmigen, bisweilen (A. arachnoides) verästelten Na- deln, die im Mittelpunkte des Körpers mit keilförmig zugeschnittenen Enden auf einander stossen und in verschiedener Anordnung von da bis über die Oberfläche des Körpers ausstrahlen. In manchen Fällen sind diese Kieselnadeln mit einem Centralkanal versehen, durch den ein weicher tentakelartiger Strahl hindurchläuft. Zwischen den Sta- cheln liegt eine mehr oder weniger mächtige Gallertschicht, die von den Strahlen durchsetzt wird. Wenn diese Schicht sehr stark ausge- bildet war, fehlten die Strahlen mitunter vollständig. Ueber Entwickelung und Verwandtschaft von Actinometra liess sich ebenso wenig, wie bei Thalassicolla etwas Bestimmtes feststellen, doch scheint es fast, als wenn die sonderbaren von Müller im Darm. kanale von Comatula früher entdeckten Kieselgerüste (die von spätern Forschern als Bacteriastrum und Actiniscus bezeichnet wurden) zu einer verwandten Thierform gehörten. 3. Gregarinae. Was wir in neuerer Zeit über Gregarinen erfahren ha- ben, verdanken wir vorzugsweise den Untersuchungen von Lieberkühn, ‚der seine Beobachtungen über diese Geschöpfe und besonders deren Entwickelungsgeschichte in mehreren Abhandlungen niedergelegt hat. Die Hauptarbeit desselben ist: Evolution des gregarines par N.Lieberkühn, T. XXVI des M&m. couronn. de l’Acad, roy. de Belgique 1855. p. 1 —46. Pl. I—XI. (Eine gedrängt Uebersicht über den Haupt- der niederen Thiere während der J. 1854—1855. 451 inhalt dieser Abhandlung enthält das Referat von van Be- neden, Bull. Acad. de Belg. T. XX. No. 12. oder l’Institut. 1854. p. 190. Verf, behandelt zunächst dieFrage, ob zum Zwecke der Einkapse- lung und Sporenbildung bei den Gregarinen stets eine Copulation von zweien Individuen vorhergehen müsse, wie das Stein (vergl. J. B. XXI. S. 107) behauptet hatte, und kommt zu dem Resultate, dass schon ein einzelnes Thier für diese Vorgänge genüge. Bei dem Regen- wurme, dessen Gregarinenfauna den Verf. zumeist beschäftigte, fand der- selbe Gregarinenkapseln, die nur einen einzigen Kern enthielten und olfenbar auch nur von einem einzigen Individuum abstammten. Ueberdiess beobachtete Verf. nicht selten, wie die zwei, in einer gemeinschaft- lichen Cyste eingeschlossenen Ballen, die St. als die Körper zweier ursprünglich isolirter Individuen ansieht, sich ohne weitere Verschmel- zung selbstständig in Psorospermien (Pseudonavicellen) umbildeten, Die Art dieser Umwandlung zeigt übrigens mancherlei Verschiedenheiten. Bald wird dieselbe durch einen förmlichen Theilungsprocess vermit- telt, bald geht sie ohne solchen vor sich. Im ersten Falle zerfällt der körnige Cysteninhalt in immer kleinere und zahlreichere Ballen, die sich dann durch Verflüssigung der Körner und Umbildung einer äusseren Hülle in Psorospermien verwandeln, während sich im an- deren Falle gleich von Anfang an (im Umkreise des fast unverän- derten Cysteninhaltes) eine Anzahl gelber Bläschen bildet, die zur Umwandlung in Psorospermien nur einer äusseren festen Hülle be- dürfen. Nicht selten kann man alle die einzelnen Phasen der Psoro- spermienentwickelung in derselben Cyste neben einander beobachten. Was aus den reifen Psorospermien weiter wird, war bisher nicht beobachtet; cs war eine blosse Vermuthung, wenn die früheren Un- tersucher eine direkte Metamorphose derselben in neue Gregarinen annahmen. Nach L. ist diese Vermuthung eine unrichtige. Er beob- achtete, dass der diaphane Inhalt der Psorospermien nach einer län- geren Zeit der Ruhe in immer zahlreichere und kleinere Theilchen zerfällt, die sich schliesslich zu einem kugligen Haufen zusammen- ballen, Solche Kugeln fand Verf. nicht selten neben leeren Psoro- spermien noch frei im Innern der Umhüllungscysten. Grösse, Form und mikroskopische Beschaffenheit dieser freien Kugeln sind nun nach L. genan dieselben, wie bei den bekannten contraktilen Körperchen, die, einzeln oder auch zu grösseren Haufen zusammengeballt, in der Leibeshöhle der Regenwürmer vorkommen und von den früheren Be- obachtern für Blut- oder Isymphkörperchen gehalten wurden. Verf, glaubt sich daher berechtigt, diese letzteren als eine weitere Entwicke- lungsstufe der aus den Psorospermien stammenden Kugeln anzusehen ; er erklärt dieselben für „amöbenartige Geschöpfe“, und lässt sie sich schliesslich wieder in Gregarinen verwandeln, In der That existiren 452 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte nun, nach den Beobachtungen des Verf., mancherlei auflallende Mit- telformen zwischen diesen Amöhen und gewissen Gregarinen des Re- genwurmes, namentlich auch Gregarinen ohne darstellbare Umhüllungs- membran, die nach Amöbenart stumpfe und spitze Fortsätze bilden und langsam wieder einziehen. Die Psorospermien der Kaninchen (die früher bekanntlich so häufig für Entozoeneier gehalten wurden), entwickeln sich nach den Beobachtungen des Verf. (p. 27—35) auf eine sehr ähnliche Weise, Sie entstehen in eigenen Cysten, und zwar durch Zerklüftung des fein- körnigen Inhaltes und bilden in ihrem Innern schliesslich eine scharf begrenzte Kugel. Hier und da wurden diese Kugeln auch frei von unserem Verf. beobachtet. (Man vergleiche hierbei auch die Beobach- tungen G. Wagner’s, Entw. d. Cestoden a, a. 0. S.40.) Für die Psorospemienceysten der Fischkiemen sucht Verf, schliess- lich (p.36—38) nach eigenen und fremden Beobachtungen den glei- chen Entwickelungsgang nachzuweisen, Die späteren Arbeiten unseres Verl. beziehen sich hauptsächlich auf die Bildung und Entwiekelungsgeschichle der Psorospermien. Müller’s Arch. 1854. 8. 1-24. Tab. I u. II, mit Fortsetzung ebendas. S. 349-368. Tab. XIV. oder Bull. Ac. roy. de Bele. T.XX. No.3 und No. 7. (Y’Inslit, 1854. p. 230 u. 340.) Enthalten meist Beobachtungen über die Psorospermien der Frösche und Fische und dürfen gewissermassen als Nachträge zu der vorhergehenden Abhandlung betrachtet werden. Als besonders wich- tig dürfen wir hervorheben, dass es Verf. jetzt gelungen ist, für die amöbenartige Natur der jungen Gregarinen die unzweideutigsten Be- weise zu liefern. Verf. konnte sich nicht bloss in vielen Fällen von der Anwesenheit‘ solcher amöbenartiger Körperchen im Innern der reifen Psorospermien überzeugen; er sah diese Körperchen auch (bei Fröschen, S. 3, und Gobio, $.354) aus den klaffenden Schalen der Psorospermien ausschlüpfen und nach Amöbenart sich fortbewegen. Sie sind diaphane Geschöpfe von komogener Beschaffenheit und bis- weilen mit einem Kerne versehen, von echten Amöben jedoch da- durch verschieden, dass sie niemals eine feste Nahrung in sich auf- nehmen. Auffallend ist die grosse Aehnlichkeit dieser Gebilde mit den farblosen Blutkörperchen, die (wie viele andere thierische Elemen- tartheile Ref.) diesclben amöbenartigen Fortsätze zu bilden im Stande sind (S. 12). Verf. gesteht sogar (S, 363), dass er ausser Stande sei, . diese beiderlei Bildungen nach ihren physikalischen Eigenschaften zu unterscheiden, Dass sich die Psorospermien überall nur im Innern eines grega- rinenarligen Geschöples entwickeln, wie Verf, gleichfalls früher schon —/ der niederen Thiere während der J. 1854— 1855. 453 behauptet hatte, erhält nicht minder seine Bestätigung. Nur darf man nicht überall bei diesen Geschöpfen (wie bei den echten Gregarinen) Kern und derbe, deutlich nachweisbare Umhüllungshaut voraussetzen. Das amöbenartige Wesen, das sich (in einfacher Anzahl oder zu meh- reren) im Innern der Psorospermien entwickelt hat, wächst allmählich ; es bildet sich in ihm eine feine immer reichlicher werdende Körnchen- masse aus, die Bewegungsfähigkeit erlischt und jetzt erscheint es als eine starre mannichfaltig geformte Substanz, deren Inhalt sich in Kügelchen ballt und schliesslich in neue Psorospermien verwandelt, Wie schon Leydig nachgewiesen hatte, ‚geht die Bildung dieser Psorospermien hier im Innern der Furchungskugeln (mitunter in mehr- facher Zahl) vor sich, Eigenthümlich verhalten sich die Psorospermienbehälter auf der Haut von Gasterosteus ($.354), in denen die amöbenartigen Keime durch Umwandlung der Psorospermien selbst — unter gleichzeitigem Schwund der Umhüllungsmembran — ihren Ursprung nehmen. Die Psorospermien der Kaninchen gehen (8,7) bei längerer Aufbewahrung im Wasser eine eigenthümliche Veränderung ein, in- dem sich der Kern derselben theilt und neue Psorospermien mit dia- phanen Körperchen im Innern bildet, In manchen Fällen entwickeln sich diese diaphanen Körperchen auch unmittelbar im Innern des Kernes, In mancher Beziehung abweichend sind die Resultate, die A. Schmidt in Frankfurt über Gregarinen gewonnen hat. „Beilrag zur Kenntniss der Gregarinen und deren Ent- wickelung“, in den Abhandl. der Senkenberg. Gesellschaft 1854. Mit einer Tafel. Verf. untersuchte die Gregarinen der Regenwürmer und be. schreibt von diesen ausser Monocystis agilis St. noch M. magna n. sp-, M. cristata n. sp., M. nematoides n. sp. (aus Lumbr. agricola) und M. porrecta n. sp. (aus L. rubellus). Eine Verschmelzung zweier Individuen glaubt Verf. bei M. agilis,, die derselbe vorzugsweise be- obachtete, in Abrede stellen zu dürfen. Er betrachtet, wie Lieber- kühn, die Gregarinenkapseln mit zwei Kugeln als Resultate eines Klüftungsprocesses. Auch bei einer freien Gregarine wurde einmal die Abschnürung eines kugligen Stückes beobachtet. Die Entwicke- lungsgeschichte der Pseudonavicellen ist Verf, unbekannt geblieben; er findet auch nach sorgfältiger Untersuchung der in der Leibeshöhle des Regenwurms enthaltenen Flüssigkeit keinen Grund, die periodisch ver- änderlichen Lymphkörperchen für Thiere und Abkömmlinge der Gre- garinen zu halten. Dagegen glaubt derselbe die M. agilis durch alle Wöchsthumsstufen hindurch bis zu kleinen unscheinbaren Zellen ver- folgt'zu haben, die theils frei in der Hodenflüssigkeit, theils auch einzeln in den Entwickelungszellenhaufen der Samenfäden vorkom- 454 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte etc. men. Die peripherischen Zellen dieser Haufen, die sonst in lange Sa- menfäden auswachsen, verwandeln sich bei Anwesenheit der jungen Gregarinen. im Innern der Centralzelle, in ein kurzes Haarkleid, das später von den Parasiten abgestreift wird; ein Vorgang, der auch _ schon früher beobachtet und als Häutung der Gregarinen' beschrieben war. (Ref. hat durch die Güte des Verf. Gelegenheit, einige dieser Entwickelungsphasen beobachten zu können.) Auch d’Udekem giebt gelegentlich einige Notizen über die Psorospermienbehälter der Regenwürmer, so wie über eine riesen- hafte Monocystis aus dem Flimmertrichter (Monocystis magna Sch ). Wie es scheint‘, hält derselbe die kleine Monocystis des Hodens (M. agilis) für die Jugendform der letzteren, er behauptet wenigstens, dass letztere anfangs im Hoden lebe und erst von da allmählich bei zunehmender Grösse herabsteige. Developpement du lumbrie 1. c. p: 12. Tab. I. 7—17, Leydig beobachtet eine Stylorhynchus n. sp. im Darmkanale einer mit Seirus elaphus Duj.. verwandten Milbe. Müller’s Arch. 1850. 5.447, Anm. Zum Schlusse unseres Berichtes erwähnen wir noch einer Arbeit von Kloss „über Parasiten in der Niere von Helix“, Abh. des Senkenb. Vereins 1854. S. 190—213. Taf. XV u. XVI, die ein Gebilde betrifft, das sich möglichenfalls — ein bestimmtes Urtheil über die Natur desselben dürfte einstweilen kaum möglich sein — den Gregarinen anschliesst. Verf. beobachtete zwischen den Nierenzellen verschiedener He- lixarten kleinere und grössere dotterartige Kugeln, die in eine be- sondere, meist mit Borsten besetzte Cyste eingeschlossen waren, und trotz ihrer Bewegungslosigkeit — wenn wir die Verwandtschaft mit Gregarinen festhalten dürfen — als thierische Geschöpfe betrachtet werden müssen. Diese Kugeln zerklüften sich, wenn sie eine be- stimmte Grösse erreicht haben; sie zerfallen in zahlreiche kleine, scharf begrenzte Bläschen, die als Keimkörner bezeichnet werden und ausser einem Kerne im Innern schliesslich eine Anzahl von 4-6 be- weglichen stäbchenartigen Körpern erkennen lassen. Diese letzten er- innern an Lieberkühn’s Amöben (obgleich die Bewegungen der- selben nach Verf, einen anderen Typus zeigen), während die „Keim- körner“ wohl den Pseudonavicellen gleich gesetzt werden könnten. In günstigen Fällen sieht man die Stäbchen ausschlüpfen und nach einiger Zeit zur Ruhe kommen, wobei die stäbchenförmige Gestalt in eine kuglige sich verwandelt. Druck von Carl Georgi in Bonn. R,. - x N‘ 27 pN Di os RR Veh AIR ARTE RR ed % N er = a