P: /Sov0\ ARCHIV FÜR ANATOMIE, PHYSIOLOGIE UND WISSENSCHAFTLICHE MEDICIN, IN VERBINDUNG MIT MEHREREN GELEHRTEN HERAUSGEGEBEN VON Dx, JOHANNES MÜLLER, uRD. ÖFFENTL. PROF. DER ANATUMIE UND PHYSIOLOGIE, DIRECTOK DES KÖNlGt. ANATON, NUSEUNS UND ANATON. THEATERS ZU BERLIN. JAHRGANG 1847. Mit siebzehn Kupfertafeln. BERLIN. VERLAG VON VEITET COMP. TÜR or E LE re Fortan TE Bann an? enter ma Fr: . @, BERICHT über die Leistungen in der mikroskopischen Anatomie des Jahres 1846. Von K. B. Reıcnuert in Dorpat. \ Ueber die elementaren Formbestandtheile der organischen Natur im Allgemeinen. Die Ausdrücke ..Formelemente** und „„Gewebe‘‘ sind in der neuesten Zeit nicht selten, einerseits in sehr verschiedenem Sinne gebraucht und auderentheils mit einander verwechselt. Die Unbestimmtheit' und Unsicherheit im Gebrauch dieser Ausdrücke ist nicht ohne Nachtheil auf die Auffassung und Behandlung der in den Organismen vorliegenden einfachen Formbestandtheile gewesen, und dieses veranlasst Donders, sich über die Bedeutung dieser Worte näher auszulassen, (Holländische Beiträge zu den anat. und phys. Wissenschaf- ten, von J. van Deen, F. ©. Donders und Jac. Mole- schott. Utr. und Düss. Bd. I. Heft 1. p. 41 seqq.) Elemen- tarformen glaubt er diejenigen eigenthümlichen mikroskopi- schen Organe der Gewebe nennen zu dürfen, welche nicht weiter in blos gleichartige Formbestandtheile zerfallen. Da- hin gehören nach,dem Verf. die primiliven Muskelbündel, die angebliche Bindegewebefibrille, die primitive Nerven- röhre, die elastischen Fasern, die Zellen, Plättchen (? Ref.), Knorpelkörperchen, die Kapillargefüsse sammt dem Blutin- halte. Der Begriff der Elementarformen umfasst nach Don- ders keineswegs den Begriff der Homogeneität, wenn auch einzelne Formelemente homogen erscheinen. Ein Gewebe Müller's Archiv, 1817. A 2 ferner ist eine Verbindung von einer oder mehreren Arten von Grundformen, die auf eine eigenthümliche Weise mit einander verbunden oder gleichmässig durch einander gewebt sind. Zu den ersteren Geweben gehören z. B. die Hornge- webe, zu den letzteren ein primitives Muskelbündel mit den umgebenden Nerven, Kapillargefässen ete. Das Haar, die Zähne, die stärkeren Gelässe stellen nicht ein Gewebe dar, da die Formelemente hier nicht gleichmässig mit einander verwebt sind, sondern mehrere. Nach dem Ermessen des Ref. ist weder aus der Defi- nition Donders, noch aus den von ihm nach einseitigen Beobachtungen und Ansichten herbeigezogenen Beispielen genau zu ersehen, von welchen Prinzipien aus die Bestim- mung obiger Begriffe unternommen sei. Der angeregle Ge- genstand ist gleichwohl von grosser Wichtigkeit, und eine Vereinigung der Forscher, wenigstens in Betreff der Prinzi- pien, nach dem Stande unserer Wissenschaft um so wün- schenswerther, als heut zu Tage schon genug in den Tag hinein beobachtet und geschrieben wird, und manche Kon- troverse, manche schiefe Ansicht auf der nicht übereinstim- menden, häufig genug auch unklaren Auffassung namentlich dessen beruht, was Formelement in unserer Wissenschaft zu nennen sei, Der Ausdruck „„Formelement‘ wird aber von den mi- kroskopischen Forschern in zweifachem, sehr verschiedenem Sinne gebraucht. In dem einen mehr gewöhnlichen und vielleicht auch allein berechliglen Sinne liegt im Hintergrunde der zusammengesetzte Organismus als ein System von Form- bestandtheilen, die in näherer oder entfernter Beziehung zu einem einheitlichen Ganzen verbunden gedacht werden. In einem solchen Systeme beruht das morphologische Wesen auf Textur, Struktur, Organisation; die äussere Form ist vielmehr Ausdruck einer sogenannten inneren. Hier bedeu- ten Formelemente jene Endglieder des einheitlichen, morpho- logischen Systems, die im Sinne dieses Systems nicht wei- ter zerlegt werden können, und aus welchen der Organis- mus morphologisch in verschiedener Beiordnung und Unter- ordnung zusammengesetzt und auch genetisch hervorgegangen gedacht wird. Aus den Ergebnissen der Entwickelungsge- schichte hat sich als unzweifelhafte Thatsache herausgestellt, dass nur organische Zellen als solche Endglieder in die Ent- wickelung und den Aufbau des zusammengesetzten Organis- mus eingehen. Daher müssen die Zellen und zunächst alle aus einer organischen Zelle histogenetisch entstandenen Formbestandtheile als Formelemente dieses Systems angese- hen werden. Mit grösserer oder geringerer Sicherheit können 3 dahin gezählt werden: Bier und Saamenkörperchen, so lange sie noch nicht als selbstständige Organismen auftreten, fer- ner Eilerzellen, Fettzellen, die eigentlichen (zum Theil stern- förmigen) Pigmentzellen, die Muskelfibrille (vergl. den spä- tern Bericht über v. Holst Dissert.), der Ganglienkörper (?), die Spiralfasern (?), Linsenfasern (?) ete. Die organische Zelle und ihre histogenetisch entwickelten Gebilde oflenba- ren als die geschichtlich nachweislichen Bauelemente des einheitlichen morphologischen Systems die zwei nothwendi- gen und unveräusserlichen Attribute: 1) ihre Form ist eine innere, organisirte, und die äussere Form nur Ausdruck die- ser inneren; und 2) sie sind im Sinne des bezeichneten Sy- siems nicht weiter zerlegbar. Es lassen sich zwar die be- nannten Formelemente noch zerlegen, aber nur mit Rück- sicht auf die eigene Organisation, auf den Aufbau und die Entwickelung ihrer festen und Nlüssigen Bestandtheile zu ei- nem einheitlichen Ganzen aus den Molekeln der orga- nischen Materie. Es finden sich in den zusammengesetzten Organismen auch Formbestandtheile mehr komplizirter Art, bei welchen nicht eine einzige "Zelle. sondern eine Anzahl von Zellen mit oder ohne Intercellularsubstanz betheiligt sind, und die dennoch die wesentlichen Attribute eines einfacheren Form- elements, sowohl gegenüber dem morphologischen System, als mit Rücksicht auf die eigene Organisalion, oflenbaren. Dahin gehören: das Blut, die Gewebe der Bindesubstanz (Knorpel, Faserknorpel, eigentliches Bindegewebe etc.), die Epithelialgebilde. Diese, wenn ich so sagen soll, mehrzelli- gen Formelemente stimmen zunächst mit den einzelligen darin überein, dass ihre histogenetischen Bildungen, uner- achtet der Betheiligung mehrerer Zellen, zu einem einheit- lichen Ganzen auf die Thätigkeit der organischen Molekeln in den Bestandtheilen der Zellen und der etwa vorhandenen Intercellularsubstanz zurückgeführt werden müssen. In ihrem Verhalten ferner zu dem morphologischen System erweisen sie sich als Endglieder oder Formelemente desselben durch die beiden oben bezeichneten wesentlichsten Attribute. Ihr morphologisches Wesen beruht auf innerer Form, und mehr noch, als bei den einzelligen Formelementen, zeigt sich hier das Unwesentliche der äusseren Begrenzungen '). Desgleichen 1) Die bezeichneten Formbestandtheile, die man namentlich in Betreil der Gebilde der Bindesubstanz und der Epithelien auf Gewebe zu nennen pflegt, erhalten erst in der Zusammensetzung mit anderen Formelementen des Körpers, d. h. den Organisationsverhältnissen des 4 ist eine weitere Zerlegung derselben im Sinne des morpho- logischen Systems, dem sie als Bestandtheile angehören, un- ausführbar, da die nächsten (Zellen und Intercellularsubstanz) und entleruteren Bestandtheile nur in direkter Beziehung zu dem Aufbau uud der Entwickelung der Formbeslandtheile selbst stehen. Beim Blut und den Gebilden der Bindesub- stanz. ist eine weitere Zerlegung auch schon deshalb unzu- lässig. weil schon unter den nächsten Bestandtheilen die formlose, nicht organisirte Intercellularsubstanz auftritt. — Man darf die mehrzelligen Formelemente eines morphologi- schen Systems nicht mit jenen in demselben vorkommenden Aggregaten einzelliger gleicher Formelemente zusammenwer- len, wie z. B. mit einem primiliven Muskelbündel nach Ab- zug der aus Bindesubstanz bestehenden primitiven Muskel- scheide. Die einzelnen Muskelfbrillen sind hier mit Rück- sicht auf die Komposition des morphologischen Systems zu Bündeln aggregirt, diese Aggregate lassen sich dem entspre- chend auch weiter zerlegen, und jede Einzeluheit behält die Bedentung als Formelenent. Eine einzelne Blutzelle, eine einzelne Epithelial- oder auch einzelne Bindesubstanz - Zelle kann im Sinne des morphologischen Systems nicht gedacht werden. In der zweiten ganz verschiedenen Bedeutung wird der Ausdruck „„Formelement‘“ dann gebraucht, wenn wir. die festen rundlichen Niederschläge flüssiger stickstoffhaltiger oder stickstofflloser organischer Substanz, wie die Elemen- tarkörnchen, die Steariukörperchen ete., mit diesem Worte bezeichnen. Hier steht im Hintergrunde die flüssige orga- nische Materie mit ihrer Eigenschaft in feste Zustände mit bestimmten äusseren Begrenzungen überzugehen. Der Ueber- gang der flüssigen organischen Materie in den festen Zustand, wie wir sagen, durch Gerinnung, Solidescenz ete., scheint letzteren entsprechend, äussere Begrenzungen und sehr beliebige äussere Formen, die also von ihrer inneren Form und ursprünglichen histologischen Beschaffenheit unterschieden werden müssen. Ref. hat bereits hinsicht- lich der Gebilde der Bindesubstanz in seiner Abhandlung über diesen Gegenstand dieses Moment hervorgehoben, und war in Folge des nach- lässigen Berichtes H enle’s genöthigt, im letzten Jahresberichte (Müll. Arch. 1846. p. 234 seq.) wiederum darauf zurückzukommen. Aber Henle kann noch immer nicht den Sinn dieser Ansicht verstehen; er hat es sogar nicht gescheut, die letzte Auseinandersetzung des Ref. auf eine unbegreifliche Weise zu seinen Gunsten auszubeuten und von Neuem einen Satz aus dem Zusammenhange zu reissen, um ihn als a seinen Lesern vorzurücken. (Canstatt’s Jahresb. 1848. “Ip. 44. 5 sich gar nicht von der gleichen Eigenschaft der unorganischen Materie zu unterscheiden. Die feste organische Materie zeigt sich bald, wie man sagt, formlos, bald in Kügelchen oder Körnchen geformt; ja ich besitze durch einen glücklichen Fand eine proteinartige Substanz in der ausgezeichnetsten Kry- stallform, worüber ich im Kurzen meine Beobachtungen mittheilen werde. Der Unterschied zwischen den beiden so eben bespro- chenen Formelementen ist auffallend genug. Auf der einen Seite steht das Endglied eines einheitlichen morphologischen Systems, auf der anderen der feste, geformte Zustand der Materie; dort sprechen wir von innerer Form und Organi- sation, hier nur von einer äusseren Form; dort sind feste, wahrscheinlich formlose und flüssige Zustände der organi- schen Materie zu einem einheitlichen organisirten Ganzen verbunden, hier ist ein fester und zwar geformter Zustand gegenüber dem flüssigen gestellt; die Entwickelungs- und Fortpflanzungserscheinungen mögen schon unberührt bleiben. Beide Formelemente unterscheiden sich so wesentlich, wie Materie und Organismus. Der Umstand jedoch, dass die or- ganische Zelle öfters auch aus einem ganz homogenen llüs- sigen Zelleninhalte der Mutterzelle sich entwickelt, dass auch namentlich die nächsten festen Bestandtheile der Zelle als festgewordene flüssige organische Materie angesehen werden müssen, veranlasste das an sich schon natürliche Bestreben, jene grosse Differenz gerade hier’ auszugleichen, und führte allmählig dahin, die Bildung der Elementarkörnchen, des Krystalls, auf Kosten der erkannten Gesetzlichkeiten des Organismus als ein Vorspiel der Zellenentwickelung zu be- trachten. Kein einziges beachtungswerthes Faktum ist aus diesen Bestrebungen für die Ausgleichung obiger Differenzen hervorgegangen; wohl aber wurde der Grund gelegt zu den zahlreichen Verwechselungen der beiden so verschiedenen Formelemente. Gesetzt aber auch, dass aus einem oder mehreren Elementarkörnchen eine organische Zelle und de- ren histologische Gebilde sich entwickeln könnten, der we- sentlichste Unterschied zwischen beiden "Pormelementen würde dadurch nicht beseitigt, Im Interesse der Wissen- schaft scheint es daher wohl passend. den Ausdruck „„Foru- element’ für die geformten festen Zustände der organischen Materie, ebenso wie bei der unorganischen Materie, ‚ganz fallen zu lassen, oder doch wenigstens die Fermelemenle eines einheitlichen morphologischen Systeins durch dem Zu- satz „‚organisirt’* auszuzeichnen. Das Wort ‚„‚Gewebe** wird zwar in sehr verschiedenem Sinne gebraucht, hat jedoch stets und nothwendig eine di- 6 rekte Beziehung zum zusammengesetzlen Organismus, als einem morphologischen System. Gleichwohl hat über die Anwendung dieses Worts häufiger ein gewisser Usus, als ein bestimmter Begriff entschieden. Wenn man vom elasti- schen Gewebe, Knorpelgewebe, Horngewebe, Muskelgewebe, Drüsengewebe u. s. w. spricht, so bezeichnet man mit die- sen Worten bald nur ein organisirtes mehrzelliges Formele- ment, bald einen Komplex von Formelementen, der sich durch ein bestimmtes Organisationsverhältniss auszeichnet, an verschiedenen Orten des Körpers sich wiederholt (Partes similares der Alten) oder wohl durch die Masse und durch die physiologische Bedeutung eines bestimmten Formelemen- tes sich bemerklich macht, u. s. w. Es scheint dem Ref. unausführbar, die verschiedenen Beziehungen, welche in der gegenwärtigen Anwendung des Wortes „Gewebe‘* liegen, in einen allgemeinen Begriff zusammenzufassen. Will man sich aber an eine bestimmte Regel binden, so scheint es zweckmässig, den Ausdruck ,„‚Gewebe‘: gegenüber dem Form- element nur da zu gebrauchen, wo ein Komplex von Form- elementen vorliegt. Die Schwierigkeit besteht jedoch weiter in der genaueren Bestimmung der Beschaffenheit eines sol- chen Komplexes, da im weitesten Sinne der gesammte Or- ganismus als ein Gewebe angesehen werden kann. Don- ders Definition ist in dieser Beziehung zu unbestimmt; nach ihr erscheint es dem Ref. willkürlich, wenn der Verfasser das Haar, den Zahn von den Geweben ausschliesst, und ebenso, wenn er das gesammte Wirbelsystem denselben nicht zuzählt. Es lassen sich aber zwei Standpunkte, der rein anatomische und der anatomisch - physiologische, be- zeichnen, von welchem die nähere Bestimmung ausgeht. Beachtet man den Usus und den mehr anatomischen Stand- punkt, so muss man zu den Geweben jeden Formbestand- theil des Körpers rechnen, der in möglichst einfacher und anatomisch sich abgrenzender Weise aus Formelementen zu- sammengesetzt wird und solchergestalt ohne weitere phy- siologische Nebenbeziehungen an dem Bau eines umfangrei- cheren Organes sich betheiligt. Dadurch gelangten aber, mit Rücksicht auf den organischen Verband im einheitlichen Sy- steme, sehr heterogene Glieder in die Klasse der Gewebe, und man war gezwungen, die sogenannten „einfachen, “ d. h. aus einer Verbindung gleicher oder doch verwandter Formelemente bestehenden Gewebe (das Gewebe der Epi- dermis, des Nagels, des llaares, des Zahnes) von den „zu- sammengeselzten‘“ zu unterscheiden, die durch einen Kom- plex heterogener Formelemente gebildet werden, und bei welchen sich stets die Formelemente des Gefässsystems, des 7 Nervensystems, Bindesubstanz allein oder mit anderen Form- elementen betheiligen. Auf dem anatomisch - physiologischen Standpunkte könnte man zu Geweben nur solche möglichst einfache und anatomisch sich abgrenzende Komplexe von Formelementen eines umfangreicheren Organes rechnen, de- ren Zusammensetzung als bedingt durch die nothwendige gegenseitige Ergänzung der einzelnen Formelemente unter einander bei der Erfüllung einer bestimmten Funktion anzu- sehen ist. Das primitive Muskelbündel mit seiner Scheide aus Bindesubstanz und dem ihm zukommenden Antheile von Kapillargefässen und feinsten Nervenzweigen wäre ein Bei- spiel eines solchen Gewebes. das auch Donders besprochen hat. In diesem Sinne wäre nicht die Haarsubstanz, der Zahn, der Nagel zu Geweben zu rechnen, sondern diese Theile zugleich mit ihrer Matrix, Demnach würden die ge- wöhnlich sogenannten einfachen, gefässlosen Gewebe weg- fallen, und die im rein anatomischen Sinne zusammenge- setzten Gewebe vielmehr als einfachere auftreten. Es erfor- dert dieser Standpunkt eine genaue Rücksichtsnahme auf den organischen Verband aller Formbestandtheile eines Organis- mus unter einander, um überall das gleiche Maass gegensei- tiger funktioneller Abhängigkeit der zu einem anatomisch- physiologischen Gewebe-Komplex gehörenden Formelemente anzuwenden. Wird diese, heut zu Tage schwierig auszu- führende Forderung nicht erfüllt, so läuft man Gefahr, die Epidermis mit ihrer Matrix, Bestandtheile eines genetischen Primitivorganes, und das Cylinderepithelium mit seinem Sub- strate im Darmkanal, d. h. ein genetisches Primitivorgan und der Bestandtheil eines zweiten, nach einem und dem- selben Schema zu beurtheilen. Sobald man aber das ge- sammite Gebiet der Organisation vor Augen hat, dann, fürchte ich, dürfte die Frage nach dem anatomisch -physio- logischen Gewebe sehr beschränkt werden und von mehr untergeordnetem Belange sein. Die Entwickelung der organischen Zelle ist auch in diesem Jahre zum Theil gelegentlich bei anderen Untersu- chungen, zum Theil ausschliesslich in dem sog. Furchungs- prozess beobachtet worden. Aus den mikroskopischen Bildern der herausgeschabten Masse von den Nebennieren des Menschen und anderer Wir- belthiere glaubt A. Ecker schliessen zu dürfen, dass die Zellenmembran durch oberflächliche Gerinnung der einen Haufen Körner verbindenden Substanz (Umhüllungskugel, Kölliker) entstehe. (Der feinere Bau der Nebenniere des Menschen ete, Braunschweig 1846. p. 13.) — Bruch, von der ‚falschen Ansicht ausgehend, dass die Furchungskugeln 8 nicht von Membranen umhüllt seien, gelangte in Folge eige- ner und fremder Beobachtungen an pathologischen Neubil- dungen (Entzündungskugeln) zu folgendem Schlusse: In ei- nem plastischen, tlüssigen, oder wieder verflüssigten Exsudate oder Extravasate bilden sich durch Abscheidung des in dem Blutplasma gelöseten Fettes feine Tröpfchen oder Körnchen, die durch eine in Essigsäure lösliche, gallertartige Masse (Eiweiss) zu rundlichen Haufen verklebt werden (einfachen Körnerhaufen). In diesen Körnerhaufen entstehen, um die Zelle fertig zu machen, durch Verschmelzen eines Theiles der Körner der Kern, und um den ganzen Haufen durch Gerinnung eines proteinartigen Stoffes die Zelleumembran. (Henle’s und Pfeufer’s Zeitschrift. Bd. IV. p. 21 seqq.) — Coste hat in einer im Januar bei der Akademie eingereich- ten Abhandlung aus den Erscheinungen des Furchungspro- zesses bei Säugelhiereiern eine Ansicht von der Zellenbildung gewonnen, die im Wesentlichen mit der schon in früheren Berichten besprochenen Kölliker’schen Ansicht “überein- stimmt. (Fror. N. Not. Bd. XXXVIL p: 114 seq.) — Nach Reinhardt sollen in entzündlichen Exsudaten aus einfachen, molekularen Körnchen (0,0005 D.) in Folge einer Ausdeh- nung durch Intussuseeption Kerne entstehen, die dann platt und körnig werden, weiterhin Kernkörperchen bilden und zuletzt sich mit Zellenmembranen umgeben. (Traube’s Bei- träge zur experimentellen Phys. u. Path. Heft II. p. 145 seqq.) Referent glaubt es bei den Lesern vertreten zu können, wenn er nicht näher auf die einzelnen, schon öfters bespro- chenen Beobachtungen der angeführten Schriftsteller eingeht. Die pathologischen Bildungen, die Exsudate und Extrava- sate, die abgeschabte Nebennieren-Masse sind nicht die Orte, wo man die so schwierige Untersuchung über die Zellen- Entwickelung unternehmen sollte; am wenigsten taugen sie dazu, wenn man von vorgefassten Ansichten sich leiten lässt. Auch der Furchungsprozess bei den Säugethiernieren, den Ref. sowohl bei Hunden. als bei Kaninchen kennt, ist hierzu nicht geeignet. Gleichwohl bleibt der Furchungspro- zess: der befruchtelen Eier die einzige bis jetzt bekannte Quelle, aus welcher wir unter günstigen Umständen die Materialien schöpfen können, die zur Begründung einer nicht erkünstelten, sondern natürlichen Zellengenesis führen wer- den. Zwvei Arbeiten haben 'wir in dieser Beziehung noch zu besprechen, die eine von C. Vogt (Recherches sur bem- bryogenie des mollusques gasteropodes. Annal. des science. natur. Zoolog. Tom. XVI. 1546. p. 23 seqq ), die zweile von dem Referenten (Müll. Arch. 1846. p..196 seqq.). ©. Vogt's Beobachtungen beziehen sich auf Actaeon 9 viridis. Der Dotter der befruchteten gelegten Eier ist hier angeblich ohne Hülle (Dotterhaut), besteht aus einer zähen, halbflüssigen Masse mit sehr zahlreich eingebettelen Körn- chen und einem durchsichiigen Keimbläschen ohne Keimfleck. Nach zwei bis vier Stunden ist derselbe in zwei vollkommen abgerundele Kugeln zerfallen, die sich nur an einem Punkte berühren, angeblich keine Hüllen haben und im Inneren ein rundes, durchsichtiges Bläschen enthalten. Ein einziges Mal bemerkten Vogt und sein Freund Herwegh eine andere Dottertheilung. Die beiden Kugeln waren ungleich gross, berührten sich in einem grösseren Umfang, hallen keine ganz deutliche Trennungslinie, und nur die grössere der beiden Kugeln enthielt ein durchsichtiges, rundes Bläschen, von der Beschaffenheit, wie das Keimbläschen. Dieser Zustand wurde als ein solcher betrachtet, der dem vorherbeschriebenen vor- aufgeht, und, da bei fortgesetzter Theilung an den Furchungs- kugeln deutlich Membranen nachzuweisen waren‘, so ergab sich folgende Zellenentwiekelung. Die einzelnen kugligen Massen des Dotters, die später als Inhaltsmassen der Fur- chungskugel - Zellen auftreten, scheiden sich unabhängig von einem centralen Kern ab, letzterer entsteht vielmehr später, und schliesslich gerinnt auf der Oberfläche (der Ku- geln die Zellenmembran, Vogt's Angaben über die Erscheinungen des Zellenbil- dungsprozesses während der Theilung des Dotters bei Actaeon viridis stimmen nur in dem einen Punkt mit denen Rei- chert's überein, dass in den Furchungskugeln in einer ge- wissen, wenn auch kurzen, Zeit der Kern nicht vorgefunden wird und vielmehr später erscheint. Dass auch bei Actaeon viridis kein geeignetes Terrain für die Untersuchung des Fur- chungsprozesses vorliege, ergiebt sich aus den mitgetheilten Beobachtungen in Vergleich zu denen, die Referent bei Stron- lus auricularis zu machen Gelegenheit hatte. Von allen is jelzt bekannten Thieren scheint Strongylus auricularis für die Untersuchung des Furchungsprozesses ganz besonders empfehlenswerth. Zu den günstigen Verhältnisse, die dieses Thier darbietet, sind zunächst zu rechnen, dass die Beobach- tung von dem Augenblicke au, wo die reifen, nur Bildungs- dolter führenden Eichen mit den Spermatozoen im Uterus in Berührung gerathen. in steter Aufeinanderfolge an einem und demselben Eichen bis zur Bildung von 4—6 und selbst noch mehr Furchungskugeln unter dem Mikroskop bei hinlängli- cher Vorsicht gemacht werden können. Doch darauf allein kommt es nicht an; beim Frosch, bei vielen anderen Thieren, namentlich bei Eingeweidewürmern kann der Fortgang der sogenannten Zeriheilung des Dotters zuweilen sogar mit der 10 Loupe verfolgt werden. Zeigt sich aber der Dotter unter dem Mikroskop gleichmässig dunkel oder: gleichmässig hell und durchsichtig, sind ferner die etwa vorhandenen mehr dunkeln und mehr lichteren Stellen unregelmässig über den Dotter verbreitet, so markiren sich die Erscheinungen nicht, auf welche es bei Beurtheilung des Furchungsprozesses hin- sichtlich der Zellenentwickelung grade ankommt. Bei Stron- gylus auricul. hat sich besonders der Umstand in dieser Be- ziehung höchst wichtig gezeigt, dass der Dotter durch eine ziemlich umfangreiche dunkle, Fettkörperchen enthaltende Centralmasse und eine mehr lichte, fein granulirte periphe- rische Schicht sich auszeichnet. Durch dieses Verhältniss wird der Beobachter in den Stand gesetzt, an dem Dotter und dem Inhalte der ersten und nächstfolgenden Furchungs- kugeln bisher noch unbekannte Veränderungen wahrzuneh- men, aus welchen hervorgeht, dass die bis jetzt bekannten Erscheinungen des Furchungsprozesses vielmehr auf das Frei- werden der bereits gebildeten Furchungskugelzellen sich be- ziehen, und dass derselben die eigentliche Zellenbildung vor- aufgeht. Referent verweiset hinsichtlich der einzelnen Er- scheinungen, die diese beiden Prozesse betreffen, auf seine ausführliche Abhandlung, und beschränkt sich in seinem Be- richt auf die für die Zellenbildung gewonnenen Resultate. Die Zellenentwickelung während des Furchungsprozesses von Strong. aurieul. stimmt im Wesentlichen mit der von Nägeli entdeckten sogenannten „,Zellenbildung um Inhalts- portionen der Mutterzelle‘ überein. Das befruchtete Eichen mit dem Dotter als Zelleninhalt und dem Keimbläschen als Kern stellt die erste Mutterzelle vor, und die erste Fur- chungskugel die erste Brutzelle; jede voraulgehende Fur- chungskugel verhält sich ferner zur nächst folgenden, wie eine Mutterzelle zur Brutzelle. Alle Furchungskugeln von der ersten ab besitzen, wie dieses die Untersuchungen auf das Unzweideutigste herausstellen, ihre Zellenmembranen, alle desgleichen zu gewisser Zeit, sobald sie namentlich aus den Mutterzellenmembranen sich befreit haben, ihre Zellen- kerne. Bei einer jeden Brutzellenbildung folgen drei Akte auf einander. In dem ersten schwindet der Mutterzellen- kern. Die Substanz desselben breitet sich entweder unmit- telbar oder nach vorausgegangenem Zerfallen in einzelne tropfenförmige Körper allmählig und unmerklich in dem Mut- zelleninhalte aus und vermischt sich mit demselben so, dass keine irgendwie sichtbare Spur zurückbleibt. Das Zerfallen des Kerns oder vielmehr dessen Inhaltes nach Verkümme- rung der wahrscheinlich vorhandenen Hülle ist nur bei dem Keimbläschen und bei den grösseren Kernen wahrzunehmen. 11 In dem zweiten Akte umhüllt sich die also veränderte Inhaltsmasse der Mutterzelle ganz (bei Bildung der ersten Furchungskugel) oder in zwei in ziemlich gleich. grosse Por- tionen getheilt mit einer strukturlosen, vollkommen durch- sichligen, ausdehnbaren und die Diffusion des Wassers ge- staltenden Membran, und verwandelt sich solchergestalt zu einer oder zwei noch kernlosen Brutzellen (Furchungs- kugeln). Dieser Prozess geht vor dem sogenannten Zerfallen des Dotters in den einzelnen Furchungskugeln (Mutterzellen) selbst vor sich. Die darauf bezüglichen Erscheinungen mar- kiren sich an den Grenzen der dunklen und lichten Dotter- partieen und an gewissen Linien, die den Inhalt der Mut- terzellen durchziehen. Sie waren bisher unbekannt, und dieses war die Veranlassung, dass jene, auf das Freiwerden der-Brutzellen sich beziehenden Erscheinungen während des Furchungsprozesses irrthümlich auf die Zellenbildung selbst verwendet wurden. Nur bei der Bildung der ersten, der nächsten zwei und der darauf folgenden vier Furchungsku- gelzellen sind die Verhältnisse der Inhaltsmassen der Mut- terzellen so günstig, dass man die erwähnten Entwickelungs- vorgänge beobachten kann; später markiren sie sich nicht, wie auch bei anderen Thieren von Anbeginn des Furchungs- prozesses.. Wo die Inhaltsmasse einer Mutterzelle nur zu einer anfangs kernlosen Brutzelle sich verwandelt, hängt die Form derselben von jener der Mutterzelle ab; wo da- gegen die Inhallsmasse in zwei Portionen getheilt in zwei Brutzellen übergeht, da wird die Form ausserdem bedingt durch die Trennungslinie der beiden Portionen von einan- der. Diese durchschneidet jedesmal in schräger Richtung die Inhaltsmasse der Mutterzelle, und gehet bei ovalen Zellen unter einem spitzen Winkel durch den senkrechten Quer- durchmesser. Die ursprüngliche Gestalt der kernlosen Brut- zellen ist daher entweder ein schräger Oval- oder ein Ku- gelschnitt. In zwei Brutzellen in einer sie eng umschliessen- “den Mutterzellenmembran präsentiren sich dem Beobachter niemals anders, als in einem theilweise gedeckten Lagever- hältniss, wodurch das deutlichere Hervortreten der auf den Zellenbildungsprozess bezüglichen Erscheinungen getrübt wird. Der Uebergang des durch die Auflösung des Kerns gleichsam präparirten Mutterzelleninhaltes ganz oder in einzelnen Por- tionen in die anfangs noch kernlosen Brutzellen und die Konsolidirung der für die Membranen der lelzteren bestimm- ten Grenzschichten fallen in einen Akt zusammen, Daher ist die sichtbare Scheidung des Mutterzelleninhaltes in Por- tionen bei der Bildung mehrerer Brutzellen nicht von der gleich- zeitig dabei stattfindenden Membranbildung für die letzteren 12 zu trennen. Der Inhalt der Mutterzelle findet sich, abgesehen von dem in die Membran umgewandelten flüssigen Theile, scheinbar kaum etwas verändert in dem Inhalte der Brut- zellen wieder, doch kann der letztere mit Rücksicht auf die in dem flüssigen Bestandtheile suspendirten festen Zustände der organischen Materie (Fettkörperchen, molekularen Kör- perchen ete.) nach Zahl und Beschaffenheit in je zwei Schwe- sterzellen variiren, wenn diese suspendirten Körperchen nicht gleichmässig in dem Matterzelleninhalte verbreitet waren. In den letzten Akt der Zellengenesis fällt die Bildung des Kerns. Diese Bildung markirt sich in dem Furchungs- prozess von Strong. aurie. während des beginnenden Frei- werdens der Brutzellen, welches zugleich von einer Verän- derung der Form und des gegenseiligen Lageverhältnisses derselben begleitet ist und unter den Erscheinungen der Ein- und Abschnürung, der Theilung, der Furchung des Dotters und der Furchungskugeln auftritt. Es scheidet sich dann ungefähr im Centrum des Brutzelleninhaltes eine anfangs noch unbestimmt begrenzte, durchsichtige, klare Flüssigkeit ab, die wahrscheinlich durch Bildung einer Membran an ihrer Oberfläche eine bestimmte runde Form annimmt. Das Auftreten eines Kernkörperchens war bei Strong. aurie. nicht mit Sicherheit zu bemerken. Die angeführten drei Akte, deren Feststellung nach allen dermalen einem Naturforscher zu Gebote stehenden Mitteln Referent sich zur besonderen Aufgabe machte, umfassen die Hauptmomente in der Zelleugenesis, und dürfen die Grund- lage zu weiteren Untersuchungen und zur Beurtheilung jener Erscheinungen dienen, die bei Zellen - Entwickelungen unter ungünstigen Verhältnissen wahrgenommen werden. Die ge- setzlichen Bedingungen des Auftretens der einzelnen Haupt- momente und ihrer jedenfalls nothwendigen Reihenfolge las- sen sich bei unseren gegenwärtigen Kenntnissen, ohne sich, wie es so häufig geschieht, in physikalische und chemische Schwärmereien zu verivren, nicht angeben. Referent glaubt vielmehr im Einklange mit der Darstellungsweise der Ent- wiekelung eines aus Zellen zusammengesetzten Organismus die Genesis der organischen Zelle in folgenden Worten zu- sammenfassen zu können: In dem dürch Auflösung des Mut- terzellenkerns vorbereiteten flüssigen Mutterzelleninhalt 'ent- steht in seiner Totalität oder in einzelnen Portionen durch Differenzirung und Konsolidirung der Rindenschicht von der flüssig bleibenden centralen Masse (mit oder ohne suspen- dirte feste Körperchen) zuerst ein gefülltes Bläschen, die kernlose Brutzelle; die Differenzirung schreitet in dem Inhalt 13 desselben sodann weiler und scheidet eine zähflüssige Kern- substanz aus, die, wahrscheinlich in ähnlicher Weise, wie die kernlose Brutzelle, zu einem gefüllten Bläschen, dem Kern, sich verwandelt, während der übrige flüssig bleibende Theil mit den suspendirten Körperchen den Zelleninhalt im engeren Sinne darstellt. Eine weitere Fortsetzung der Dif- ferenzirung in dem Inhalt des Kernes zur Bildung der Kern- körperchen konnte bei Strong. aurie. nieht verfolgt werden. In dieser Zellengenesis zeigt sich demnach die Entwickelung der Zelle gebunden an einen, durch die Auflösung des Mut- terzellenkerns vorbereiteten Mutterzelleninhalt; desgleichen bedingen sich bei ihrer Entstehung die Zellenmembran und der noch kernlose (nicht weiter differenzirte) Zelleninhalt gegenseilig, wo das Eine auftritt, ist das Andere nothwen- dig mitgegeben; Beide gehen als koordinirte Glieder in eine Einheit auf, in die noch kernlose Zelle; in eben derselben Weise sind ferner die Substanz des Zellenkerns und der Zelleninhalt im engeren Siune als die koordinirten, in’einem Differenzirungsakt gegebenen Bestandiheile des ursprüngli- chen, kernlosen Gesammtinhaltes der Brutzelle anzusehen; in den Bestandtheilen des Kerns endlich wiederholen sich wahrscheinlich dieselben genetischen. Verhältnisse, wie in den Haupibestandtheilen der Zelle, mit dem Unterschiede je- doch, dass der Kern nur als Bestandtheil des Gesammtinhalts einer Zelle genetisch gedacht werden darf. : Als eine Eigen- thümlichkeit dieser Zellengenesis ist noch hervorzuheben, dass bei der Entwickelung der Zelle zunächst und unmittel- bar die flüssige, mit der gelöseien Kernmasse gemischte Substanz des Multerzelleninhaltes betheiligt ist, und dass die in derselben etwa suspendirten, an Zahl und Beschaffenheit sehr variirenden, zuwveilen sogar ganz fehlenden festen Zu- stände der organischen Materie wenigstens keinen direkten Einfluss ausüben. Die Resultate der Untersuchungen des Ref. über ‘die Zellengenesis bei Strong. aurie. weichen sehr auffallend von denjenigen ab, welche an jedenfalls nicht so geeigneten Or- ten für die Beobachtung gewonnen wurden; selbst den An- gaben Nägeli’s über die Zellenbildung um Inhaltsportionen der Mutterzelle musste in mehreren Punkten widersprochen werden. Die Ueberzeugung des Ref., dass die so 'wesent- liehen verschiedenen, schon zum Ueberdruss sich erhebenden Ansichten über die Zellengenesis mit der Zeit einer einzigen werden weichen müssen, die doch wenigstens die gesetzliche Reihenfolge der Entwickelungsakte werde feststellen können, hatte den Wunsch hervorgerufen, es möchten die Naturfor- seher die in vielen Beziehungen so günstige Gelegenheit zur 14 Beobachtung der Zellenbildung bei Strong. aurie. benutzen. Dieser Wunsch ist bis jetzt noch unberücksichligt geblieben. Dagegen kann es dem unbefangenen Forscher nicht entgehen, dass die in der letzten Zeit so gefeierie und von Henle zu- erst angelegle Elementarkörnchen - Theorie, die bei seinen Schülern in die Umhüllungskugeln, in die Klümpchentheo- rie ete. übergegangen ist, nach und nach ihre wichtigsten Stützen verloren hat. Diese Stützen waren: der Furchungs- prozess, die angebliche Bildung der Eier, die Körnchenzellen und Körnerhaufen mit oder ohne Kern im Eiler, in dem sich bildenden Corpus luteum, in den Extravasalen, in verschie- denen pathologischen Geschwülsten, im Colostrum ete. Wie wenig der Furchungsprozess für diese Theorie spricht, er- giebt sich aus dem so eben Mitgetheilten. Dass die Bildung der Eier nieht zu Gunsten der Elementarkörnchen - Theorie vor sich geht, mögen die Untersuchungen bezeugen, die ich über die Entwickelung der Eier bei den Nematoideen ge- macht habe (vergl. Beitrag zur Entwiekelung der Spermato- zoen ete. Müll. Arch. 1847). In Betreff der Körnchenzellen und Körnerhaufen (Klümpchen) verweiset Ref. auf die Be- obachtungen Reinhardt’s (Archiv für pathologische Ana- tomie u. Phys. ete. von Virchow und Reinhardt, Bd. I. Heft 1. p. 20 seqqg.). Aus diesen reichhaltigen Beobachtun- gen geht hervor, dass die Körnchenzellen an den oben an- geführten Orten durch Umwandlung eines anfangs körnchen- losen Inhaltes entstehen, und dass die Körnerhaufen und Klümpchen als Ueberreste ven solchen zerstörten Zellen an- zusehen seien, die schliesslich gänzlich zerfallen. Es ist diese Ansicht, durch Beobachtungen gestützt, schon vor mehreren Jahren von Dd. v. Boek, einem hiesigen Studirenden, in einer Preisschrift ausgesprochen, die auf Veranlassung der Fakultät verfasst war. Bidder’'und Referent hatten gleich- falls schon mehrfach Gelegenheit, sich zu überzeugen, dass man die Ueberreste von zu Grunde gegangenen Zellen zum Aufbau einer Zellengenesis benutzt hatte. In Betreff der Zellenkerne ist hier eine Beobachtung H. Meckel’s zu erwähnen, die für die Auffassung derselben bei histologischen Entwiekelungen der Zelle von Wichtigkeit ist. In der Mikrographie einiger Drüsenapparate der niede- ren Thiere (Müll. Arch. 1846. p. 32 seq. und p. 44.) be- schreibt der Verfasser in den Speicheldrüsen und Spinnge- fässen der Larven der Lepidopteren (Cossus ligniperda, Sphinx Euphorb. und Convolvuli, Colias Brassicae etc.), desgleichen in den Malpighi’schen Gefässen sehr eigen- thümlieh verästelte Kerne. Sie finden sich u Ye der epithelialen Drüsenzellenschicht, welche die Enden der 15 Drüsenkanälchen auskleidet. Während die Drüsenzellen selbst nach Art eines einfachen Epithelium sieh polyedrisch be- grenzen, sieht man die Zellenkerne in hohle Aeste auslaufen, die sich zuweilen durch die ganze Höhle der Zelle hindurch- ziehen. und stellweise sich erweitern und durch Nebenäste in Verbindung selzen. Bei Vanassa urlicae sind diese Kanäle in den Spinndrüsenzellen auflallend durch Länge und Fein- heit. In den Malpighi’schen Gelässen von Cossus liquiperda sind die Kernkanäle deutlich langgestreckt, verbinden sich oft netzartig und enthalten kleine Kügelchen. Die verästel- ten Kernkanäle endigen stets blind und gehen nicht über die Zellenmembran hinaus. Zur vollkommnen Gewissheit, dass diese verästellen Körper auch wirklich nur Kerne darstellen, würde die Entwickelungsgeschichte derselben wünschens- werth sein, gleichwohl möchte auch gegenwärtig schon kaum ein berechtigter Zweifel geltend gemacht werden können. Irren wir uns nicht, so liefert Meckel’s Beobachtung das einzige mehr gesicherte Beispiel, dass der Zellenkern nicht allein in sehr komplizirte Formen übergehen, sondern auch dass diese Verwandlung ganz unabhängig von der mehr einfach verbleibenden Form der Zellenmembran geschehen könne. In Folge dieses letzteren Umstandes geschieht es, dass der allgemeine histologische Charakter der Zelle keine Aenderung erleidet. Die angeführten Drüsenzellen behalten ihren Charakter als Pflaster-Epithelien. Die Natur des Kerns als eines der ganzen Zelle untergeordneten Bestandtheiles spricht sich demnach selbst in dieser so auffallenden Form nicht weniger, als während der Zellengenesis und bei den sonst bekannten histologischen Formelementen aus. Samenkörperchen. Kölliker hat in den neuen Denkschriften der allgem. Schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissen- schaften (Bd. VIIL) ein allgemeines Entwickelungsgeselz für alle Spermatozoen der Thiere aufgestellt, welches einen Theil seiner früheren Arbeiten berichtigt und mit der von dem Re- ferenten in diesem Archiv (1847) mitgetheilten Entwickelung der Samenkörperchen bei den Nematoden nicht zu vereini- gen ist. Auf dieses Gesetz haben ihn namentlich die Unter- suchungen bei Helix pomatia geleitet, später fand sich dann, dass auch die übrigen Thiere — und es ist zum Erstaunen, nicht allein wie Vieles der Verfasser zu überwältigen ver- mochte, sondern auch wie er es gelhan — mit diesem Gesetz wesentlich übereinstimmen. Kölliker fasst die Resultäte seiner Untersuchungen in folgenden Sä'zen zusammen: 1. die 16 Bildungselemente der Samenfäden bestehen aus einfachen, kernhaltigen Zellen oder Gebilden, die aus Umwvrandlungen einer einzigen Zelle hervorgehen. Die Hauptvariationen der Letzteren sind: a) Grosse Zellen mit vielen Kernen. b) Mut- terzellen mit vielen einkernigen Tochterzellen. c) Haufen von meist einkernigen Zellen mit einer centralen hüllenlosen Ver- bindungsmasse. d) Haufen von einkernigen Zellen ohne cen- trale Masse. 2) die Samenfäden entstehen endogen wahr- scheinlich überall in den Kernen und zwar je einer in Einem Kerne; sie bilden sich durch (spiralige?) Ablagerung des (Nüssigen ?) Kerninhaltes an der Kernmembran und erreichen vielleicht überall durch selbstständiges Wachsthum ihre end- liche Form und Grösse. 3. Die Samenfäden werden durch Auflösung ihrer Mutterkerne und Zellen frei, und sind an- fangs vielleicht bei allen Tbieren, manche schon in den Zellen, bündelweise verbunden. Unter dem Ausdruck „Bil- dungselemente der Samenfäden“ versteht der Verfasser jene in den männlichen Geschlechtsorganen so häufig vorkommen- den Haulen von grösseren oder kleineren runden Körpern, die bei manchen T'hieren um eine runde centrale Masse ge- lagert sind und öfters deutlich gemeinschaftlich von einer Hülle umschlossen sich zeigen. An diesen runden Körper- chen erkannte Kölliker öfters im Inhalte einen Kern, und dann stellen dieselben Zellen dar, oder der Kern war: nicht zu bemerken, und dann gelten sie für nakte Kerne. (Säuge- gelhiere, Vögel, Amphibien, Plagiostomen , Arachniden, Cephalopoden.) Bei den Cirrhipoden, bei einigen Säugelbieren, Vögeln ete. ist das Bildungselement eine einfache Zelle, dessen Kern oder vielmehr in dessen Kern das Samenkörperchen niedergeschlagen wird. Referent möchte gern seiner Pflicht nachkommen und dem Leser Beispiele von Entwickelungsreihen vorführen, aus welchen unzweideutig die obigen Sätze als nothwendige Fol- gerungen sich ergeben. Aber selbst bei Helix pomatia bleibt in dieser Beziehung Manches zu wünschen übrig; bei den übrigen Thieren nun gar ist das Streben des Verfassers nach dem einmal vorgefassten Plane Alles zu modeln und die viel- fachen Lücken durch Hypothesen zu ersetzen so augen- scheinlich, und macht die Schrift dadurch einen ‘so wenig günstigen Eindruck, dass selbst ‘das einzelne 'Werthvolle namentlich in den Beobachtungen der entwickelten Samen- körperchen bei Krebsen ‚etc. beeinträchtigt wird. Obgleich Referent überzeugt ist, dass Jeder, der die Kölliker’sche Schrift mit Unbefangenheit durchstudirt, sein Urtheil gerecht- ferligt finden werde, so kann er doch nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dass die Nematoden eine sehr günstige 17 Gelegenheit darbieten, die natürliche Aufeinanderfolge von Zuständen, die zur Entwickelung der Spermatozoen gehören, zu verfolgen. Nach des Ref. Ansicht sind aber nicht allein “die dem Verfasser vorliegenden Entwickelungsreihen lücken- haft, sondern es fehlt auch öfters an genügenden Beweisen, warum dieser oder jener Körper für’einen Kern angesehen werden müsse, und vor Allem, dass das Spermatozoen zu- erst durch Niederschlag in der Höhle eines Kerns entstehe. Um diesen letzteren Satz durchzuführen, hat Kölliker allen Zweifel mit eiserner Consequenz zu überwinden gewusst, Leider ist grade die Weinbergschnecke, bei welcher der Ver- fasser diese Entstehungsweise deutlich verfolgt haben will, nicht um Dorpat zu finden. Bei Regenwürmern, Blutegeln, Olepsinen hat Referent von einer solchen Entwickelung der Sparmalozoen sich nicht überzeugen können Bei den von mir untersuchten Namatoden ist die Verwandlung der kern- haltigen Zellen direkt in die Spermatozoen sehr gul zu be- obachten ; selbst in den entwickelten Samenkörpern ist der Kern noch vorzufinden, und‘ bei Stronzglus aurieularis ist das Schwänzchen ein deutlicher Auswuchs der Zellenmein- bran. Da Kölliker mit dem Referenten die Ueberzeugung theilt, dass die Spermatozoen nur auf eine und dieselbe wesentliche Weise sich entwickeln können, so ist zwi- schen dieser verschiedenen Entwickelungsweise wohl keine Uebereinslimmung zu finden; es sei denn, dass man, wie bei der Entwickelung der Zelle. mit dem Wesen ein Unwesen treiben wolle. _ Muskelfasern. Joh. von Holst untersuchte die Textur der Muskelfasern bei den Anneliden. (De structura musculorum in genere et annulatorum museulis ın speeie observat. mieroscop. ce. tab. lithograph. Diss. inaug. Dorpati 1846.) Es finden sich in der Musenlatur dieser Thiere (tembrieimon, Hirudmeen, Sa- bella unispira, Amphinome earuneulata, Eunice sangninen, Aphrodita hystrix, Arenicola piseator, Herus.) weder im animalen System noch im Darınsystem quergestreifte Mus- kelfäasern, wie R. Wagner und Valentin angeben, und wogegen sich bereits Stannius, noch mehr aber Siebold erhoben halten. Des Verfassers Untersuchungen gehen aber weiter. Er zeigt, dass die scheinbar glatten, nicht gestreif- ten Muskelfasern in der animalen Musenlatur (deren Breite bei Hirndo 0,00092 — 0,00138 %, bei Helluo 0,00097 — 0,0009” ete. beträgt) aus einem Bündel grade verlaufender, glatter, paralleler, durchsichtiger Filamente (fabrillen) bes Müllers Archiv, 1817. B 18 stehen, die von einer ganz durchsichtigen, scheinbar struklur- losen Hülle umschlossen werden, Diese Filamente haben eine Breite von etwa 0,00023”, und zeigen an Querdurch- schniltchen in der gegenseitigen Berührung eine polyedrische » Begrenzung. Gewöhnlich sind im Verlaufe dieser Bündel die Scheidegrenzen der einzelnen Filamente im mikroskopi- schen Bilde gar nicht oder doch nur wenig markirt; an den abgerissenen Enden dagegen fallen die einzelnen Filamente häufig auseinander. Von Interesse ist ferner, dass diese Fi- lamente bei den Hirudineen die Hülle nicht vollständig anfül- len, sondern, wie bereits Valentin bei den primiliven Mus- kelbündeln der Wirbelthiere beobachtet haben wollte, im ‚Centrum einen Kanal übrig lassen, der sich wie ein mittlerer breiter Strang im Faseikel ausnimmt und bei genauerer Untersuchung von Kernen und einer gelblichen, zähflüssigen granulirten Masse angefüllt sich darstellt. Dieses centrale Interstitium zwischen den Filamenten hat bei Hirudo eine Breite von 0,00023”, und lässt sich am besten an feinen Querschnittehen beuriheilen. Bei den übrigen Anneliden füllen die Filamente die Höhle der Scheide vollständig aus; nur zuweilen sieht man hin und wieder Kerne. — Die Mus- kelfasern des Darms verhalten sich nur bei den Hirudineen anders als in den willkürlichen Muskeln, Es sind sehr dünne (0,0002 — 0,0003” Br.) glatte Filamente, die mit Kernen ver- sehen sind, und nirgend zu Bündeln vereinigt werden. Der Verfasser hatte die Resultate seiner Untersuchungen dem Referenten mitgelheilt, und die theilweise Uebereinstim- mung derselben mit dem, was Referent vor einigen Jahren über die Entwickelung des primitiven Muskelbündels beim Hühnchen beobachtet hatte, führte zu einer erneuelen, gemein- schaftlichen Untersuchungsreihe, aus welcher Folgendes sich ergab. Die ersten deutlichen Rudimente des primiliven Muskelbündels zeigen sich in den Rückeumuskeln des Hühn- chens am vierten oder fünften Tage der Bebrütung, im Her- zen schon früher. In einer Masse, die aus Zellen, deren Fragmenten und Intercellularsubstanz besteht, liegen eingebet- tet feine, kurze Fäserchen, die das Licht stark brechen, von scharfen Kontouren begrenzt sind, grade oder ein wenig ge- schlängelt verlaufen und zuweilen etwa in ihrer Mitte die Anwesenheit eines Kerns verrathen. Eine Höhle war an ihnen nicht deutlich zu erkennen. Ihre Breite belrägt 0,0001”; die Länge übertriflt die Breite um das Sechs- bis Zehnfache, Dieses Fäserchen musste als aus einer Zelle durch Entwicke- lung hervorgegangen angesehen werden und stellt die gegen- wärtig gemeinhin vereinzelt verlaufende Fibrille des künfti- gen primiliven Muskelbündels dar. Nach etwa zwei Tagen 19 findet man an derselben Stelle um das Zwei- bis Dreifache Lreitere und zugleich längere Fasern. Gewöhnlich sind sie ganz durchsichtig, ohne deutliche Spuren von Kernen und an den Enden wie abgerissen. Nicht selten aber sieht man in ihrem Verlaufe parallele dunkle, mitunter punktirte Strei- fen, und diesen entsprechend bald in der Mitte, mehr noch an den Enden die Faser in zwei bis drei Filamente ausein- andergehen, von demselben Ansehen und derselben Breite, wie das vorhin beschriebene Rudiment der Fibrille. Der frühere, so wie der folgende Entwickelungszustand berech- ligten zu dem Schluss, dass hier die ersten Rudimente eines primitiven Muskelbündels vorliegen, entstanden durch die An- näherung von zwei oder drei früher vereinzelt und getrennt verlaufenden Fibrillen. Zwischen ihnen befindet sich die- selbe Trennungsmasse, wie früher. Bei weiter fortschrei- tender Entwickelung vereinigen sich auch diese rudimentären Bündelchen von Fibrillen unter einander oder auch mit ein- zelnen Fäserchen zu den nun deutlicher zu unterscheidenden primitiven Muskelbündeln. Gleichzeitig markirt sich jetzt auch die Annäherung dieser Muskelbündel zu den seeundären, indem dieselben in der Bildungsmasse, zu fünf, sechs und mehr vereint, gleichsam abgesonderte Gruppen bilden, und dadurch dem Muskel ein schon mit der Loupe deutlich er- kennbares, gestreiltes Ansehen verleihen. Jene zwischen den primiliven und sekundären Bündel liegende, noch ganz ge- latinöse Bildungsmasse hat der Hauptmasse nach den Cha- rakter eines unentwickellen Bindegewebes; doch finden sich auch häufig runde Zellen, meist von kernigem, Ansehen, wahrscheinlich bestimmt für die Neubildung von Geweben, desgleichen Gelässe mit Blut a. s. w. Die jetzt vorliegenden primitiven Muskelbündel ‘besitzen demnach noch keine eigen- thümliche primitive Scheide: sie > ferner nicht mehr so stark das Licht, wie früher, sind durchsichliger, und lassen die dunklen Scheidegrenzen zwischen den Fibrillen schon leichter erkennen. In diesem Entwickelungsstadium haben die primitiven Muskelbündel in Fällen, wo die Längsstreifung nicht deutlich hervortritt, ein ganz ähnliches Ansehen, wie die Muskelfaser in den willkürlichen Muskeln bei den Hirudineen. Und in der That auch hier überzeugt man sich namentlich auch an Quersehnittehen, dass im Innern derselben ein Interslilium vorhanden ist, angefüllt von einer organischen Substanz, die viel Aehnlichkeit mit jener in den Umgebungen ‚des Fascikels hat. Dieselbe ist ein Residuum jener Bildungsmasse, die zwischen den einzelnen sich zu einem primiliven Fascikel vereinigenden Rudimenten von Bündelchen sülegen ist. Da 20 sie ferner Kerne enthält, und diese sich grade deutlicher markiren, so begreift man, wie frühere Beobachter, welche namentlich vorliegende Entwickelungszustände für die ersten Anfänge hinnahmen, zu der Ansicht gelangen konn- ten, das primitive Muskelbündel durch Verschmelzung von Zellen entstehen zu lassen, in deren gemeinschaftlicher Höhle noch die Kerne sichtbar seien. Sehr oft liegen übrigens auch Kerne auf dem Bündel auf, weun nämlich von der zähen umgebenden Masse beim Herauspräpariren Partieen haften bleiben. Bei den Strukturverhältnissen des Muskels wird es dann begreiflich, dass solche Kerne in einer ge- wissen Ordnung an dem Bündel aufeinander folgen, und daher auch sehr leicht in das Bündel hineinversetzt werden können. Zu den Umständen, welche die früheren Ansichten über die Entwickelung des primitiven Muskelbündels herbei- führten, sind noch folgende hinzuzufügen. Es zeigen sich näm- lich gegenwärtig schon Spuren von Kontraktion der Muskeln und hiermit in Verbindung das Auftreten von queren Streifen, die anfangs bei den noch breiteren Fibrillen, wie bei den In- sekten, auch weiter von einander abstehen. Da geschieht es denn, dass etwa nur der mittlere Theil des Bündels quer- gestreift ist, die Seitenpartieen aber nicht, sogar nicht ein- ınal längsgestreift erscheinen. In solchen Fällen nimmt sich das primilive Muskelbündel bei leichter Beobachtung gleich- falls so aus, als ob es eine Höhle besässe mit undentlichen Spuren von Kernen, obschon die eigentliche Lücke oder Höhle im Inneren des Bündels gerade dann nicht sichtbar ist. Endlich können gegen Ende dieses Entwickelungs- sladiums, wenn das mit Bildungsmasse angefüllte Interstitium eines ‚prümitiven Muskelbündels fast gänzlich geschwunden ist, zwei inniger zusammenliegende primitive Muskelbündel mit der zwischen ihnen liegenden Trennungsmasse sich ganz so ausnehmen wie ein einziges primitives Muskelbündel mit einer von Kernen und flüssiger organischer Substanz ange- füllten centralen Höhle. Im letzten Entwickelungsstadium wird es auffallender, dass die Fibrillen bei der Verlängerung gleichzeitig etwas dünner werden. In Beireff des primitiven Muskelbündels sind drei Entwickelungsmomente hervorzuheben, die allmäh- lig die vollkommene Ausbildung desselben bedingen: das Hin- schwinden der im Centrum gelegenen Bildungsmasse und in Folge dessen das Aufhören eines centralen Kanales oder In- terstitium; das deutliche Auftreten der Längsstreifung als Aus- druck der Berührungsflächen der einzelnen Fibrillen unter- einander, sowie auch der Querstreilung; endlich der Ueber- gang des Bindegewebes in seinen entwickelten Zustand und 21 in Folge dessen die Ausbildung einer primiliven Muskelbün- delscheide. Es lag hiernach nahe, die Muskelfasern in den animalen Muskeln der Hirudineen als ein auf einer früheren Entwickelungsstufe befindliches primitives Muskelbündel an- zuseben, in welchem die Fibrillen noch nicht quergestreift erscheinen. j Unsere Untersuchungen über die Entwickelung des pri- mitiven Muskelbündels oder der quergestreiften Muskelfaser fordern eine von der bisherigen wesentlich verschiedene histologische Auffassung dieses Gebildes. Die Fibrille dieser Muskelfaser ist nicht ein Niederschlag flüssiger organischer Materie in oder um eine sogenannte sekundäre Zelle (Schwann), sondern durch Entwiekelung höchst wahr- scheinlich einer einzigen Zelle hervorgegangen. Sie ist als solche das eigentliche organisirle Formelement in den quer- gestreilten Muskelfasern und mit grösster Wahrscheinlich- keit der organischen, glatten Muskelfaser zur Seite zu stellen. Das primitive Muskelbündel oder die quergestreifte Muskel- aser dagegen stellt sich als ein Gewebe aus ınehreren Form- lementen bestehend dar. Die primitive von den respektiven Nerven und Gefässen umgebene Scheide dse Bündels ist nieht die durch die angenommene Verschmelzung mehrerer Zellen gebildete Zellenmembran einer sekundären Zelle, son- dern ein Bindesubstanzgebilde, wie dieses Referent bereits auf anderem Wege unzweideutig erwiesen hat. Jenes, die primitive Scheide theilweise oder gänzlich ausfüllende Bün- del ist ein Aggregat der quergestreiflen oder varieösen Mus- kelfibrille, des eigentlichen Formelenentes in den animalen uergestreilten Muskeln. — Man wird also mit Holst in Eu zu unterscheiden haben im Muskelsystem: das den- ben eigenthümliche organisirle Formelement und das aus verschiedenen Formelementen bestehende einfachste Conıpo- sitions-Gebilde, das sogenannte primitive Muskelbündel. Zu den Formelementen gehören: die sogenannte varicöse, quer- gestreifte Muskelfibrille und die glatte, ungestreifte Muskel- faser. Das erstere Formelement geht gewöhnlich als Aggregat in die Komposition eines Muskels ein und bedingt dadurch das Auftreten von primiliven Muskelbündeln oder quergestreiften Muskelfasern. Die glatte Muskelfaser dagegen wird gewöhnlich als einzelnes Formelement zum Aufbau eines Muskels verwendet. In einigen Fällen jedoch findeu sich die varicösen Muskelfibrillen nur einzeln und ohne Aggre- tion in den Muskeln vor, so in den Muskeln am Rücken- Milde der Fliege: und hinwiederum liefern die animalen Muskeln bei den Anneliden die Beispiele, dass auch die glat- fen-Muskelfasern als Aggregate und in Form von Bündeln, 22 ähnlich den primitiven, quergestreiften Muskelbündeln, auf- treten können. Kölliker hat der Akademie der \WVissenschaften zu Paris die Resultate seiner Untersuchungen über die Ent- wickelung der Gewebe bei den Batrachiern überreicht, in welchen er, wie für die meisten übrigen Gewebe und Formelemente, so auch für das primilive Muskelbündel die bekannten Ansichten anderer Forscher und seine eigenen wiederholt. Das primitive Muskelbündel entsteht nach ihm durch Metamorphose einer in eine Längsreihe geordneten Aggregation von Zellen. Aus der Verschmelzung der Zellen- membranen bildet sich die primitive Muskelscheide; durch Verwandlung des Inhaltes entweder rund um: die innere Fläche dieser Scheide, oder nur auf einer Seite entstehen die Muskelfibrillen. Im ersteren Falle sieht man die persistiren- den Kerne mit den Stearinkörperchen im Centrum des pri- mitiven Muskelbündels, im zweiten nur auf einer Seite, Es wurde bereits aber darauf hingewiesen, dass in der Anlage eines Muskels, in dessen Bestandtheilen die Längsriehtun vorherrscht, das ursprüngliche Zellenmaterial sehr leicht siel so darstelle, als ob blos in Reihen geordnete Zellen vorlie- gen. Bei den Eiern der Batrachier, deren Dotterzellen zahl- reiche Stearinkörperchen führen, wird dieses besonders aul- fällig, indem selbst nach Zerstörung der Zellenmwembranen nicht nur die Zellenkerne, sondern auch die einem Zellenin- halte zugehörende Gruppe von Stearinkörperchen sich theil- weise erhält. Referent wurde bereits vor acht Jahren, wie dieses aus seinem Werke „‚das Entwickelungsleben etc.“ her- vorgeht, durch dieses Verhalten des Zellenmaterials dahin verleitet, der Schwaun’schen Ansicht von: der Entsteh des primitiven Muskelbündels beizustimmen. Späterhin über- zeugte er sich jedoch, dass, wie bei anderen Formelementen und Geweben, so auch bei den primitiven Muskelbündeln grade durch die Stearinkörperchen die genaue Verfolgung der Entwickelung gestört wird. Gewöhnlich markiren sich erst deutlich die eben beschriebenen Zustände im dritten Ent- wicekelungsstadium des primitiven Muskelbündels und werden dann mit Hinzuziehung des umliegenden Bildungsmaterials und mit willkürlicher Annahme einer schon vorhandenen primitiven Scheide so gedeutet, wie es oben mitgelheilt wurde, und wie es auch Kölliker gethan. (Annal. des seiene. nat.: Note sur le d@veloppement des tissus chez la batraciens. Zoolog. Tom. VI. p. 93. 1846.) Eduard Weber hat sich in seiner Abhandlung „Mus- kelbewegung‘ (R. W. Handwörterbuch der Physiolog. Bd. II. Abth. II. p. 64 sqq.) gegen die Bowmann’sche Ansicht, 23 dass das primitive Muskelbündel aus einzelnen der Querstrei- fung entsprechenden Segmenten zusammengesetzt sei, ausge- sprochen. Desgleichen glaubt der Verfasser auch nicht an die Zusammensetzung der Fibrillen aus Kugelreihen. Ref. ist derselben Ansicht. Wenn Weber jedoch glaubt gegen diese Annahme noch besonders deshalb auftreten zu müssen, weil die damit verbundene grössere Spaltbarkeit und gerin- gere Haltbarkeit der primitiven Muskelbündel in den Quer- streifen mit ihrer Funktion durch Spannung zu wirken in Widerspruch stehe, so vermag Ref. darin nicht beizustim- men Denn, nachdem Referent erwiesen hat, dass die Scheide des primitiven Muskelbündels Bindesubstanz sei und als solche kontinuirlich mit den Gebilden der Bindesubstanz (auch Knochen, Knorpel etc.) der zu bewegenden Theile in Ver- bindung stehe; dass ferner die Fibrillen des Bündels locker in der primitiven Scheide liegen und keinerlei Anheftung haben: da wird die Ansicht unhaltbar, dass die Fibrillen bei ihrer Kontraktion durch Spannuug in der Richtung der Längsaxe auf die zu bewegenden Theile wirken. Die Fi- brillen eines Bündels kontrahiren sich vielmehr frei in der Höhle ihrer primitiven Scheide, Bei Verdiekung und Ver- kürzung derselben verkürzt sich jedoelı gleichzeitig die pri- mitive Scheide, und diese wirkt durch Spannung auf die mit ike in Verbindung stehenden und zu bewegenden Theile. — Nach Weber ist ferner die Ziekzackbeugung nur eine Erscheinung, welche eintritt, wenn völlig ungespannte Muskeln aus der Kontraktion zur Unthätigkeit zurückkehren; sie ist daher keine Erscheinung der Kontraktion, sondern vielmehr der Extension des ungespannfen Muskels. Die Querstreifen hält der Verfasser irrthümlich für eine Erschei- nung an der Oberfläche des Bündels, namentlich für eine Faltung der festeren, unausdehnsamen Scheide. Mit Recht bemerkt Henle dagegen, dass die (uerstreifen oft genug bei Veränderung des Focus in der Tiefe der Bündel und ebenso an den einzelnen, isolirten Fibrillen durch das ganze Mus- kelbündel gesehen werden. An den einzeln verlaufenden Fi- brillen der Muskeln am Thorax einer Fliege werden gleich- falls öfters (uerstreifen beobachtet. Ueberhaupt möchte bei Untersuchung dieser Fibrillen mit gleichzeitiger Berücksich- tigung dessen, was die Entwickelungsgeschichte der Fibrillen ergiebt, wohl kaum mehr zu bezweifeln sein. dass die Quer- streifung dem wellenförmigen Verlauf der Fibrillen ihre Ent- stehung verdankt, Ob aber dieser eigenthümliche Verlauf der Fibrillen mit der Kontraktion oder deren Nachlass in Verbindung zu bringen sei, dus lässt sich mit genügender Sicherheit nicht entscheiden, Dagegen, dass sie eine Er- 24 scheinung der Extension sei, spricht unzweideutig der Um: stand, dass die Querstreifen nicht allein während der Kon- traktion persistiren, sondern auch näher aneinander rücken. Wenn nun auch, wie E. Weber richtig bemerkt, das nä-. here Aneinanderrücken der (uerstreifen während der Kon- traktion noch nicht beweiset, dass die Querstreifen ein Pro- dukt der Kontraktion seien, so bleibt doch für diese Ansicht noch die wichtige Beobachtung, dass auch solche etwa grade verlaufende Fibrillen eines Bündels» während der Kontraktion Querstreifung sichtbar werden lassen. Das Räthselhafte bei dieser Ansicht ist der Umstand, dass die Querstreifen auch nach dem Tode sich erhalten. Auf die von Donders bekanntgemachle chemische Reaction der Muskelfasern ber Anwendung. von Schwefel- säure, Salpetersäure ete., wird Ref. am Ende des Berichtes zurückkommen. Epithelialgebilde. Nach Todd und Bowman geht das Epitbelium der konischen und fadenförmigen Papillen der Zunge in haar- förmige Fortsätze aus, die zuweilen eine dichte, steife Struk- tur annehmen und in einzelnen Fällen einen sehr feinen cen- tralen Kanal einschliessen. Die Oberfläche ist glatt oder mit dachziegelförmig sich deckenden Schüppchen bekleidet. (R. Bentley Todd end W. Bowman: The physiolo- gieal anatomy etc. p. 439. Vol. I. Lond. 8. — Henle: Can- statt und Eisenmann Jahresbericht. Bd. I. p. 58. 1846.) Donders fand, dass bei Anwendung konzentrirter Sal- pelersäure, ferner bei längerer Binwirkung konzentririer Essigsäure, vor Allem aber durch eine gesättigte Auflösung von Kali und nachfolgendem Zusatz von Wasser die Epi- theliumzellen der Mundhöhle zu mehr sphäroidischen, die der Oberhaut zu ellipsoidischen Zellen aufquellen. In den Epidermiszellen war dabei kein Kern bemerkbar, bei den Zellen in der Mundhöhle wird der Kern durch Kali aufge- löst. Für die Oberhaut des Erwachsenen reicht eine drei- stündige Behandlung mit Kalilauge hin, für die des Fötus eine Stunde, für das Epithelium der Mundschleimhaut 20 Minuten, um die bezeichneten Effecte zu erzielen. Auf einem Querschnitt der Oberhaut lässt sich ‘die Anzahl der Schiehten der durch Kali aufgequolleuen Zellen bestimmen, doch wird die Substanz des Rete Malpighii zum grössten Theile aufgelöst. — Die Epithelium-Plättchen der serösen Häute und der Gefässe quellen auf die angegebene Weise nicht auf. Der Verfasser glaubt durch diese Thatsache eine ee U ee 25 neue Stütze für‘ die wahrscheinlich von Henle schon aufgegebene Ansicht gewonnen zu haben, dass die Epi- thelial-Membranen auf der Innenfläche der Gefässe und auf den serösen Oberflächen nicht durch histologische Entwicke- lung vollkommen ausgebildeter Zellen entstanden seien. Dem Referenten liefert das Donders’sche Experiment vielmehr einen nenen Beweis, dass in den Epithelialgebilden, auf dem histologischen Entwickelungszustande, wo ihre Zellen ver- mittelst ihrer Membranen miteinander verschmelzen, die llöh- len in den einzelnen Zellen untergegangen sind. Ein Versuch mit der inneren Wurzelscheide und der Rindensubstanz an der Wurzel des Haares, wo man die einzelnen histologischen Entwickelungszustände der Epithelialgebilde vor sich ausge- breitet sieht, hat den Ref. überzeugt, dass nnr in den’ Ge- genden die Epithelialzellen bei längerer Behandlung mit Kali- lauge und nachherigem Zusatz von Wasser aufquellen, wo den mikroskopischen Erscheinungen nach die einzelnen Zellen noch nicht miteinander verschmolzen sind. Auch in der Substanz des Nagels quellen die einzelnen Zellen nach mehrstündiger Behandlung mit Kali und Zusatz von Wasser, wie auch Referent sich überzeugte, zu Mi- psoidischen Formen auf, die beim Erwachsenen nur mit Mühe sich isoliren lassen und in einzelnen Schichten über- einander liegen. Sehr schön sieht man dabei, dass die ein- zelnen Zellen fast überall Kerne enthalten, und Ref. ist jetzt der Ansicht, dass die an senkrechten Schnittchen des Nagels siehtbaren dunkelcontourirten Fleckchen auf diese Kerne und nicht auf Lücken, wenigstens nicht durchweg, zu beziehen seien. Auffallend bleibt es immer, dass dieselben an hori- zontalen Schnittchen sich nicht markiren. Die sonst von der Nagelsubstanz auf mechanischem Wege durch das Messer ewonnenen Plättchen dürften, bei der grossen Schwierig- eit selbst nach Behandlung mit Kalilauge die einzelnen Zel- len zu trennen, wohl kaum für einzelne Zellenplättchen zu halten sein. Wo die Epithelialzellen bereits inniger an ein- ander haften, da ist es dem Referenten an mehreren Orten (so an der Epidermis von den Hinterbeinen eines Frosches) begegnet, dass bei mechanischen Eingriffen die Zellen eher in der Mille zerreissen, als von einander sich trennen, Das Gewebe des Kuhhornes verhält sich bei der be- zeichneten Behandlungsweise kaum anders, als der Nagel. Hier sowohl, als bei dem Nagel nnd der Epidermis spricht der Verfasser von einer Intercellularsubstanz, die im körni- gen Zustande hinweggeschwemmt werde. Da das Wort „‚Intercellularsubstanz“ beut zu Tage häufig in einen dop- pelten sehr verschiedenen Sinne gebraucht wird, das eine 26 Mal nur auf jene, alle Theile des Körpers durchdriugende organische Flüssigkeit, das andere Mal aber auf eine bei der histologischen Entwickelung eines Formgebildes betheiligte Substanz bezogen wird, so "könnte: es leicht geschehen, dass man auch im "vorliegenden Falle das Wort in der letzteren Bedeutung aufnehme “und es’ nun für bewiesen halte, dass die Zellen in einem Epithelialgebilde durch Betheiligung einer Intercellularsubstanz miteinander verschmelzen. Gegen diese Auffassung der Erscheinungen spricht jedoch der Umstand, dass z. B. die Nagelsubstauz eines Erwachsenen, wie sieh Jeder leicht überzengen kann, selbst nach einer vierund- zwanzig-stündigen Behandlung mit gesättigter Kalilösung und nachherigem Zusatz von Wasser nur mit grösster Mühe, ja, ieh möchte behaupten, fast nur in so weit, als die me- chanische Gewalt wirkt, in ihre einzelnen aufgequollenen Zellen getrennt werden kann, obschon rund um das Schnitt- chen Nagelsubstanz herum körnige sogenannte Intercellular- substanz in reichlichem Maasse vorhanden ist. Das De bein besteht nach dem Verfasser aus dün- nen (sJ45— 745 Mm. dicken) Plättchen, die an etwas dicke- ren Durchschnitten nach mehrstündiger Einwirkung einer Kalilösung und späterem Zusatz von Wasser gleichfalls auf- quellen ad zu grossen, ovalen, „1, —;!; Mm. langen, durch Reiben leicht zu isolirenden Zellen sich verwandeln. Ihre Breite ist um die Hälfte oder ein Drittheil geringer, als die Länge. Die Plättchen liegen in der sogenannten grauen Substanz parallel der Oberfläche; in der mit dieser schicht- weise abwechselnden schwarzen gestreiften Tubularsubstanz sind sie konzentrisch um die Fischbeinkanälchen geordnet. Diese Kanälchen sind „1; — 1 Mm. von einander entfernt, verlaufen parallel zu einander, ohne sich zu verbinden, haben eine cylindrische, bisweilen etwas abgeplattete Form von 707 Too Min. im Querdurchmesser, und werden von einer Reihe länglicher Fettzellen mit Pigmentkörnchen ange- füllt. Die Bnsjchen besitzen keine eigene Membran, son- dern werden „unmittelbar von den konzentrisch um 'sie ge- lagerten Fischbeinplättchen begrenzt. Die einzelnen Systeme konzentrischer Plättchen um diese Kanälchen berühren. sich an vielen Stellen gegenseitig so genau, dass die Berührungs- flächen entsprechende eckige Formen zeigen. In anderen Gegenden bleiben namentlich an den abgerundeten Ecken Zwischenräume zurück, angefüllt von einer Substanz, die keine lamellöse Struktur besitzt. Es gelingt ziemlich leicht aus der Tubularsubstanz ein Kanälchen mit seinem System konzentrischer Plättchen herauszureissen. An Querschnitt- chen der grauen Substanz markiren sich sehr kleine ovale, 27 dunkle Stellen, an den Längssehuitichen längere Linien in ziemlich regelmässigen Entfernungen. Sie verlieren bald bei etwas vergrösserter Fokaldistanz ihr dunkles Aussehen und verhalten sich bei Anwendung von Terpenthin, wie die Kno- chenkörperchen; bei auffallendem Lichte erscheinen sie weiss. Der Verfasser hält es daher für wahrscheinlich, dass diese Fischbeinkörperchen Höhlungen, Lücken in der Substanz dar- stellen, die vielleicht mit Luft gefüllt sind. Auf gleiche Weise werden auch in den Systemen konzeutrischer Plätt- chen der Tubularsubstanz sehr kleine dunkle Pünktehen und Linien wahrgenommen, die am zahlreichsten im der Nähe der Kanälehen auftreten und sich ähnlich, wie jene etwas grösseren Flecke in der grauen Substanz, verhalten. Des- leichen sieht man hier bisweilen, wenngleich sehr undeut- Tich, eine grosse Anzahl sehr feiner Linien, die als Strahlen aus jedem Kanälchen ausgehen und sich durch das ganze System einem Kanälchen zugehöriger Plättehen ausdehnen. Es soll sich ein soleher Querschnitt der Tubularsubstanz sehr ähnlich ausnehmen, wie ein Knochenplättchen, dessen Schuitt senkrecht durch die Axe eines Havers’schen Ka- nälchen gegangen ist. Sehr vielfach zerstreut finden sich in den Substanzen des Fischbeins Pigmentkörnchen, namentlich in der Nähe der Kanälchen. (Mikroskopische und mikro- chemische Untersuch. thierischer Gewebe: Holländische Bei- träge etc. von van Deen, Donders und Moleschott, Bd. I. Helt I. p. 68.) In Betrefl der innern Haarwurzelscheide und des Epithelium auf der Rindensubstanz des Haares hat Kohl- rausch in diesem Archiv (p. 300 seq. 1846) seine Beob- achtungen mitgetheilt. Der Verfasser sucht von Neuem zu erweisen, dass die innere Wurzelscheide keine gefenslerte Membran, sondern vielimehr die äusserste, an den Haarschaft angrenzende, erhärtete und saftlose Schicht der Epidermis sei, die bis zum Haarkeim den Follieulus pili auskleide, und deren weichere Schicht (Rete Malpighii) die sogenannte äussere Wurzelscheide darstelle. Die in der inneren Wur- zelscheide beobachteten Löcher sollen nach ihm durch Druck auf das Haar künstlich hervorgerufen werden, Bekanntlich hatte bereits Corda die Löcher in der inneren Haarwurzel- scheide bei Wollhaaren gesehen. Jenle beschrieb sie dann am menschlichen Haar, wenngleich zweck-nicht naturgemäss, da er ein durch Druck verzerrtes Präparat vor sich hatte, Im Jahresbericht (Müller’s Archiv 1841. CLXXVI. seqq ) wur- den die durchlöcherten Membranen der inneren Wurzelscheide von dem Referenten in ihrem normalen Verhalten, desglei- chen ihre Entwickelung mitgetheilt. Im letzten Jahresbericht 28 habe ich die Methode angegeben, nach welcher ich das Haar untersuche,. Bei dieser Methode wird sich Kohlrausch überzeugen können, sowohl, dass die Löcher in der inneren Haarwurzelscheide keine Kunstproducie sind, als auch, dass dieselbe gauz unabhängig von den Seitenwandungen des lHaarsackes und der äusseren Wurzelscheide vielmehr von Grunde des Haarsackes aus sich entwickele. — Das Schup- penepilhelium sah Kohlrauseh an Längsschnitten des Haars aus einer Zellenschicht entstehen, welche im Grunde des llaarbalges zuerst senkrecht gegen die kugliige Oberfläche des Haarknopfes gerichtet sind, höher hinauf jedoch sieh ab- platten und gegen den Haarschaft neigen, bis sie eine dem- selben fast parallele Richtung gewinnen. — Bei Behandlung der Rindensubstanz des Haares mit Schwefelsäure und nachherigem Schaben erhielt der Verfasser beständig abge- plattete spindelförmige, sehr häufig aber auch .theilweise ab- gebrochene und verslümmelte Fasern, deren Länge verschie- den war (bis Z;“), deren Breite beim Menschen A,— +15” betrug. Kohlrausch misstraut diesen Resultaten selbst, und Referent erinnert, dass auch hier nach seiner eben erwähn- ten Untersuchungsmethode eine genauere Einsicht über die Textur der Rindensubstanz erlangt werden kann. Die Natur- forscher werden dabei die Freude haben, sich zu überführen, dass die innere Wurzelscheide und die Rindensubstanz des Haares die geeignelsten Orte sind, sowohl im Allgemeinen den Zuhörern einen sehr auffallenden histologischen Ent- wickelungsgang zur Beobachtung darzubieten, als auch das von dem Referenten zuerst nachgewiesene histogenetische Gesetz der Epithelialgebilde kennen zu lernen und zu wür- digen. (Vergl. Jäsche: Diss. inaug. de telis epitheliabus in genere etc. Dorpat. 1847.).!) 1) Referent kann nicht umhin, die Leser des Archivs auf einen Prioritäts-Streit aufmerksam zu machen, mit welchem Henle, wie er es selbst ausdrückt, sich und seine Leser amüsirt. Dr. Jäsche hat in seiner Dissertation (De telis epitheliabus in genere etc. Dorpat 1847. p- 14 segg.) darauf hingewiesen, dass die richtige Zusammenstellung der Epithelialgebilde, so wie das bis jetzt allein am Haare nachzuwei- sende, ihnen allen gemeinschaßtliche Entwickelungsgesetz zuerst von dem Ref. ausgegangen sei. (Müll. Archiv 1541. p. CLXNX. und 1845. p. 136. Anmerk.). ITenle protestirt dagegen, und zur Erleichterung des Vergleiches mögen die hierauf bezüglichen Darstellungen aus sei- ner allg. Anat. Platz nehmen. a. a. ©. p. 188 und 189 seq. heisst es: Plättchen liegen membranförmig ausgebreitet in einfacher Schicht nebeneinander und bilden nach der Verschmelzung eine kontinuirliche Membran. Diese Plättchen sind keine nachweisbaren Zellen; nur der 29 Ueber die Veränderungen der Wurzelscheiden und des Haarknopfes beim Haarwechsel hat Kohlrauseh in dem- selben Aufsatze Beobachtungen mitgetheilt, die er beim Eich- hörnchen in der Herbstmauser gemacht hat. Als Resultat hat sich hierbei herausgestellt. dass die erste Veränderung, welche das Ausfällen «des Haares einleitet, den Haarknopf betrifft; derselbe verliert die zwiebelarlige Form, wird schlan- ker, eylindrisch und endlich nach unten konisch. Gleich- zeitig verdickt sich das Haarblastem zur Bildung des neuen Haares. Es bildet sich aber nicht nur der Haarschaft und die innere Wurzelscheide, sondern auch die äussere neu, während die alten Theile ausfallen, oder vielmehr zum Theil von den neuen herausgeschoben werden. Die einzelnen Theile des neu entstehenden Haares sammt den Scheiden sind absolut dieker und grösser, als die absterbenden alten, deren Scheiden namentlich auch ihre frühere Struklur weniger deut- lich markiren und an Grösse abnehmen. Eine Zeitlang lie- gen das neue und alte Haar in dem Haarbalge beisammen, so zwar, dass das alte Haar im Halse des Haarbalges in einem seitlichen Anhange der äusseren Wurzelscheide des neuwachsenden Haares vergraben ist, und später allmählig weiter an die Oberfläche emporgeschoben wird. ©. Reelam untersuchte die Dunen und Federn auf ihre Entwiekelung. (De plumarun pennarumque evolutione, Disquisit. mieroscop.; acced. tabb. III. Lipsiae. 1846) Bei Hühnchen zeigen sich die Federbälge, aus welchen zuerst die Dunen sieh entwickeln, am achten Tage der Bebrütung Sie Bequemlichkeit wegen bediene sich der Verf. dieses Ausdrucks. In diesen Membranen, namentlich im Epith. der Gefässe (p. 494.) liegen Zellenkerne in einer gewissen Ordaung abgelagert. Die Oberhaut der Gefässe kann nun Tehlen, oder vielmehr nach Resorbtion der Kerne sich folgendermaassen verwandeln (!Ref.). Wie es scheint, unmittel- bar aus abgelagerten und sich an einander fügenden feinsten Körn- chen treten an denselben häufig gabelförmig sich theilende und .mit- einander anastomosirende Fasern auf, während gleichzeitig in der Membran rundliche oder unregelmässige, mehr oder minder grosse Oelfnungen erscheinen, die auf eine beginnende Resorbtion in den In- terstitien der Fasern deuten (p. 190.). Durch das Fortschreiten der Resorbtion kann dann die Membran völlig oder doch in den Interstitien resorbirt werden, #0 dass das Netz der Fibrillen allein zurückbleibe. Dasselbe wird wiederholt p. 496. — Das eben bezeichnete Netz von Fibrillen ist nach Jäsche's Untersuchungen der Ausdruck von Falten- zügen einer Membran (a. a. 0. p. 24.)! — Ergötzlich ist dieser Prio- ritätsstreit uns deshalb, weil Henle in demselben Jahresbericht ein paar Seiten weiter (p. 44.) gegen die genetische Methode und deren Ergebnisse in bekannter Weise zu Felde zieht! — 30 stellen anfangs runde, dann längliche Papillen dar von 0,125 P. L. Länge und 0,0624 P. I. Breite, und sind von runden, locker zusammenliegenden Zellen angefüllt. Sie sind von der Epidermis bedeckt, die bisweilen durch eine be- stimmte Abgrenzung geschieden ist. Nach einigen Tagen werden die Papillen grösser, länger, spitzen sich am freien Ende zu, und erscheinen von dem in ihnen entwickelten Blutgefässe und dem Pigment der Länge nach gestreift, Die Zahl dieser Streifen beträgt 10—12. Der Anzahl von Strei- fen entspricht eine gleiche Zahl von Dunen, von einer ge- meinschaftlichen Scheide umschlossen. Man unterscheidet an der Papille die Pulpa plumae, in der Mitte gelegen, um diese die einzelnen Dunen, und zu äusserst die Scheide, die an den Follieulus der Haut grenzt. Ueber die Art und Weise, wie die Dune ihrer eigenthümlichen Form nach an der Ma- irix gebildet werde, scheint der Verfasser keinen Aufschluss erhalten zu haben. Den vorzüglichsten Unterschied des Wachsthums der Dune von jenem bei Haaren, Nägeln, Zäh- nen beobachteten findet Reclam darin, dass zu. gleicher Zeit ein grösserer Theil der Dune mit ihrer Scheide im Wachsthum begriffen ist; daher die Länge der Pulpa plumae. Die Dunen gehen nicht allein der Zeit nach, sondern auch in Betreff des Ortes den Federn in der Bildung. voraus. Aehnlich wie beim Haarwechsel entsteht auf dem Grunde des Balges der Dunen, der zugleich weiter wird, die neue Pulpa und die neue Scheide für die Feder, welche bei ihrer Vergrösserung die Dunen aufwärts schieben. Wie bei der eben besprochenen Papille der Dunen die Rhachis der ein- zelnen Dunen mit ihren Strahlen sich um die Pulpa lagern, in gleicher Weise liegen der Schaft mit den primären und sekundären Strahlen (Fabne) der Feder um die respektive Pulpa. Die Pulpa aber scheint überall bei Beiden Fortsätze zwischen die einzelnen Theile zu schicken, daher zeigt sie namentlich deutlich in eben ausgelrocknetem Zustande auf ihrer Oberfläche longiltudinale Eindrücke und Erhöhungen- Der Verfasser glaubt, dass diese Zustände an der Oberfläche der Pulpa auf ähnliche Weise entstehen, wie die Sulei.arteriosi und impressiones digilatae an den Innerfläche des Schädels (?Ref). Die Pulpa, erhält dadurch das gestreifte Ansehen, wenn sie später austrocknet. Jene von Fr. Cuvier be- schriebenen gestreilten Membranen hat der Verfasser niemals gesehen. Die innere geslreifte Membran des Cuv. ist aber ohne Zweifel die Oberfläche der Matrix, und auch nach Aussen von den Bärtchen lässt sich ein Häutchen von ge- streiten Ansehen ablösen (Ref.). Die von Cuv. beschriebe- nen durchsichtigen Scheidewände zwischen den primären 3 Sivahlen sind wirkliche Membranen und nicht blos Epithe- liam, wie Schwann. behauptete. Auch bei der Federbil- dung hat Reclam das hauptsächlichste Moment gar nicht berührt. Nach des Ref. Ansicht war vor Allem wichlig zu zeigen, wie die so komplizirte Gestalt der Feder durch Ent- wickelung: und Wachsihum per justapositionem an der Matrix zu Stande komme. Dass die in einem Querschnitt der Faser und des Schafts der Feder gelegenen Theile mit ihren verschiedenen Substanzen nicht gleichzeitig in einem beliebigen Umkreise der Pulpa gebildet werden und ihr Ma- terial zur Bildung erhalten können, wird Jeder zugestehen, der eine genaue Einsicht in die Beschaffenheit dieser Theile hat. Es werden daher für künftige Forschungen besonders die Fragen zu beantworten sein: welche Bestandtheile der Feder am Grunde der Pulpa zuerst, und wie sie entstehen; welche Bestandtheile ferner bei weiterm Heraufrücken an dem Federkeime hinzutreten, und wie endlich die so zu verschie- denen Zeiten sich entwickelnden und wachsenden verschiedenen Bestandtheilesich zn einem Ganzen in Verbindung setzen ? — In der Darstellung der Entwickelung der Zellen bei der Feder folgt Reclam der Körnchentheorie. Das ausgebildete Gewebe der Dunen und Feder glaubt der Verfasser für Bindegewebe halten zu müssen (? Ref.), denn er sieht in der Substanz des Kieles, der Forlsätze des Schafts, in den Fortsätzen der primären, ja selbst in den sekundären Strahlen Fibrillen, die die grösste Aehnlichkeit mit den Fihrillen des Bindegewebes haben sollen. Glücklicherweise hat Donders bewiesen, und ich selbst habe mich davon überzeugt, wie solche Hau- fen von Fibrillen dürch Behandlung mit Kali und nachheri- gem Zusatz von Wasser zu prächtigen Zellen aufquellen. Wieder ein Beweis, wie leicht Falten nach ihren optischen Erscheinungen für Fibrillen angesehen werden können, Die Wandungen der Blutgefässe, welche nach Dr. Jäsche's und des Ref. Untersuchungen hanptsächlich aus Schichten von Epitheliolgebilden (epitheliale Membranen, durchlöcherte Membranen, Fasernelze) bestehen, sollen nach Donders in der Tunica media der Arterien chemisch nach- weisbare Muskelfasern enthalten (a. a. O. p- 67). Wenn man nämlich proteinhaltige Formelemente mit Salpetersäure erwärmt (oder noch sicherer und weniger umständlich mit rauchender Salpetersäure behandelt Ref.), bilden sie einen Stoff, den man Xanthoproteinsäure genannt hat, und der mit Alkalien behandelt sich in eine Substanz von gelber mehr oder weniger ins Orange spielender Farbe (xanthoprotein- saure Alkalien) verwandelt. Umgekehrt wird aus einer sol- chen chemischen Reaktion geschlossen, das ein Formelement 323 i oder Gewebe proleinhaltig sei. Viele proteinhaltige Elemen- larformen, die Zellenwand der Hornzellen, die Muskelfasern, primitive Muskelbündel werden hierdurch gelblich. Binde- substanz und elastische Fasernetze zeigen nach dem Verf. diese Reaktion nicht, wenn sie vorher in Essigsäure gekocht wurden. Ob der Verfasser dieses letztere Experiment mit den vorhin genannten Gebilden versucht hat, wird nicht näher angegeben. !) Soviel steht aber nach des Ref. 'Ver- suchen fest, dass ein Stückchen Sehne, nachdem es 24 Stun- den in Wasser gelegen halte, desgleichen Stückchen vom Nackenbande eines Kalbes nach etwa einstündiger Behand- lung mit Essigsäure bei gewöhnlicher Temperatur ganz deut- lich ‘und unzweifelhaft, wie auch Dr. ©. Schmidt sich überzeugte, durch das oben bezeichnete Verfahren eine gelbe Farbe annehmen. Nur bei den Muskeln, namentlich den quergestreiften Muskelfasern finde ich, dass die Färbung mehr ins Orange geht. Ob hier auf dieses Verhalten die ursprüng- liche Färbung der Muskeln, oder vielleicht das dichtere Bei- sammenliegen einzelner feiner Formelemente einwirkt, vermag Ref. nieht anzugeben. Sehr oft wird die lichtere oder dunk- lere gelbe Färbung dadurch bewirkt, dass die beim chemi- schen Prozess frei werdenden Gase als Bläschen in dem Präparat zurückgehalten werden. Unter dem Mikroskop kann man bei gleichmässig feiner Vertheilung der betreffenden Ge- bilde keinen irgendwie auflallenden Unterschied in der Fär- bung bemerken. „Wenn man nnn, fährt Donders fort, feine Durchsehnitte gut ausgewaschener und ausgezogener, und bei der gewöhnlichen Temperatur geirockneter Gefäss- wände aufs Neue einige Stunden in Wasser aufbewahrt, sie sodann auf einem Glasplätichen trocknet, darauf einige Tropfen Salpetersäure zusetzt, über der Lampe erwärmt und endlich die Salpetersäure mit Ammoniak sätligt, zeigen die Arterien nur die mittlere Haut deutlich gelb, "während die übrigen ebensowenig, wie die Venenhäute irgend eine gelbe Färbung oder doch höchstens nur einen Stich ins Gelbliche zeigen. Es scheinen also nur in der miltleren Arterienhaut proteinhaltige Elementarlormen, Muskelfasern, vorzukommen, während sie in den übrigen Häuten und in den Venen feh- len.“ Was dem Donders nur geschienen, das gilt Henle gradezu, ohne genane Prüfung der Schlussfolgerung und ohne Wiederholung des Experiments, für einen neuen Beweis der ee —— “ 1) Ref. hat später auch diese Experimente wiederholt und sich überzeugt, dass Donders Angaben nicht richtig sind. Es wird an einem anderen Orte davon die Rede sein. 33 muskulösen Struktur der Tunica media der Arterien. (Con- statt’s Jahresb. 1847. Bd. I. p. 67.) Referent hat das Ex- periment ganz so wiederholt, wie es Donders angiebt, mit dem einzigen Unterschiede, dass er statt gewöhnlicher Sal- petersäure die rauchende anwendete. Die Substanzen waren von der Aorta und der Vena cava eines erwachsenen Men- schen genommen. Bei beiden zeigte es sich unzweideutig, dass alle Schichten der Gefässwandungen aus proteinhalti- gen Formelementen bestehen, und im \WVesentlichen so gelb werden, wie elwa die Epidermis. bei gleicher. Behandlung. Die Färbung ist zuweilen in der Mitte des Querschnilies intensiver gelb, als nach den Seiten hin; in andern Fällen liegt die dunklere Färbung nicht grade in der Mitte und wechselt überhaupl die Gegend. Wird das Präparat aber gleichmässig aufgelockert in allen Schichten und Häuten, werden ferner. die Gasbläschen möglichst entfernt und der Querschnitt gut ausgewaschen, &o tritt kein irgend wie we- sentlicher Unterschied der Färbung in den einzelnen Häuten, sowohl bei der Arterie als bei der Vene, auf. Wahrschein- lich hat bei Donders die unrichtige Darstellung Heule’s von der Struktur der mittleren Arterienhaut auf die Deutung der bei diesem Experiment sichlbaren Erscheinungen. influirt, und wir müssen nun wieder von lIlenle hören, dass dieses Experiment seine Ansicht. bestätige, obschon Donders _be- hutsam auftritt. Kölliker hat die Entwiekelung der, Kapillargefässe von Neuem am Schwanze der Batrachierlarven (vorzüglich Triton und Bombinator) studirt und seine früheren mit der Schwann’schen Ansicht übereinstimmenden Angaben bestätigt gefunden. Unter den sternförmigen Zellen, welche ınan im Schwanze der Batrachierlarven sieht, haben an der Enutwickelung der Kapillargefässe (desgleichen auch der Lymph- gefässe und Nerven [? Ref.]) nur diejenigen Antheil, welche gewöhnlich nur mit zwei bis fünf Fortsätzen versehen: sind, Die ersten, in Form einfacher Schlingen auftretenden Seiten- gefässe der Art. und Ven. caudalis entstehen dadurch, dass sich Fortsätze der Leizieren mit solchen sternförmigen Zel- len in Verbindung setzen und schliesslich für das Blut durch- gängig werden. Nach hinten. vergrössern sich die beiden Hauptstämme durch ähnliche Auswüchse, die aber mit run- den, um das hintere Ende der Chorda dorsualis gelagerten Zellen zu einer gemeinschaftlichen Höhle, sich verbinden Von den so gebildeten Kapillargefüssen erweitert, sich das Kapillarnetz folgendermaassen. Zuerst bemerkt man seit. liche Auswüchse von kegelförmiger Gestalt, nur von der Membran des Kapillargefässes gebildet, , Sie wachsen dann Müller's Archiv, 1817. . 34 zu einer Spitze aus, die nach der einen oder anderen Rich- tung sich hinbiegend zu einem Fortsatz verlängert wird, welcher oft ebenso dünn ist, wie eine Fibrille des Binde- gewebes. Diese Fortsätze, anfangs durchaus vollkommen solid, setzen sich mit einer sternförmigen Zelle oder mit einem für das Blut schon durchgängig gewordenen anderen Auswüchse in Verbindung, werden dann hohl und führen Blut. Die Kerne an diesen Kapillargefässen liegen nicht, wie man es bei ausgebildeten Kapillargefässen überall beobachten kann, mehr nach aussen an der kapillaren Membran, sondern vielmehr nach innen, gegen die Höhle des Gefässes, und zu- weilen umgeben von Fettkörnchen, die später resorbirt werden. Die Ungleichförmigkeiten in der Dicke der neu entstandenen Gefässe gleicht sich später aus. (Annal. des sciene. nat. Zoolog. Tom. VI. 1846. p. 94 segq) Die Un- wahrscheinlichkeit, dass die kapillaren und nicht kapillaren Gefässe auf so gänzlich verschiedene Weise sich entwickeln sollen, macht es wünschenswerth, dass die Untersuchungen Kölliker’s von anderen Forschern an denselben Thieren wiederholt würden. Die Froschlarven m unserer Gegend (Rana fusca, Rana temporaria) lassen so delikate Unter- suchungen gar nicht ausführen. Bei der Nachprüfung scheint dem Ref. besonders folgendes Moment beachtungswerth. In dem unreifen, noch gallertartigen Bindegewebe erscheinen die mit der Intercellularsubstanz mehr oder weniger ver- schmelzenden Zellen unter einem oder mehreren Faltenzügen wie spindelförmige oder auch sternförmige Zellen, von deren naturgemässer Beschaffenheit durch passenden Druck, Zer- rung oder Dehnung man sich leicht überzeugen kann. (Vergl. Reichert: Bemerkungen zur vergleichenden Naturfor- schung ete. Dorpat 1845. p. 110 segq) Bei den Larven von Bombinator erinnert sich Ref. deutlich, noch während seines Aufenthaltes in Berlin, in deın subeutanen gallertarti- gen Bindegewebe solche spindelförmige und sternförmige Formen beobachtet zu haben. Die Beschreibung Kölliker's von jenen sternförmigen Zellen, aus welchen sich die ka- pillaren Blutgefässe, Lympfgelässe, Nerven entwickeln sollen, passt auch für diese künstlichen Figuren im unreifen Binde- gewebe, so-dass Ref. es für möglich hält, es möchten die- selben bei der Untersuchung Kölliker’s nicht ohne Einfluss gewesen sein. In Betreff der Lymphgefässe fasst Kölliker die durch seine Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse in fol- gender Weise kurz zusammen. Die bei den Batrachierlarven von dem Verfasser entdeckten Lymphgefässe besitzen in den Yetzten Verästelungen dieselbe Struktur, wie die kapillaren 35 Blutgefässe, nur mit dem Unterschiede, dass deren Membran dünner und mit vielen Ausläufern versehen ist. Die Lymph- gelässe sind auch weniger zalılreich, verästeln sich baum- förmig, bilden fast gar keine Anastomosen und gehen meist in freie winzige Zweige aus. Sie entwickeln sich fast gleich- zeitig mit den kapillaren Blutgefässen durch Vereinigung sternförmiger Zellen; ihre Membran hat ein zelliges Ansehen und besitzt die Fähigkeit, Ausläufer zu bilden. In der ILymphe bemerkt man zu Anfange der Entwickelung der Lymphgefässe keine Kügelchen (a.a.0. und Fror. N. Notiz. Bd. XXXIX. p. 113.). Nach Goodsir bestehen die Wandungen der Lymph- gefässe in den Lymphdrüsen meist nur aus der innern Haut, an welcher jedoch zwei Schichten zu unterscheiden sind. Die äussere Schicht ist sehr’ fein und besitzt in regelmässi- gen Abständen Zellenkerne. Durch Essigsäure zerfällt sie in Schüppchen, deren jedes mit einem Kern versehen ist. Die innere Schicht ist dieker und körnig. Sie besteht aus runden, 0,0024° im Durchm. grossen Körperchen mit ein- fachen oder mehrfachen Kernen. Durch Essigsäure werden die Körperchen deutlicher und etwas kleiner, ohne sich auf- zulösen. Sie bilden eine nicht gleichförmig dieke Lage, die jedoch steis in dem Grade an Stärke zunimmt, als sie dem Inneren der Drüse sich nähern, In den Saugaderstämmen soll diese Schicht zu dem Epilhelium werden. ‚Henle ver- mulhet, dass sie aus Lymphkörperchen, die sich aus der Lymphe absetzen, gebildet werde. Nach Goodsir besitzen die Lymphgefässe in den Drüsen auch zellenarlige Erwei- ierungen. (J. Goodsir und H. D. S. Goodsir: Anato- mical and pathological observalions. Edinb. 1845. p. 44. — Ienle: Canslatl’s Jahresbericht. 1846. p. 68.) Blut. Ueber die verschiedenen Entwickelungsphasen ‚der Blut- körperchen nach der Reihenfolge der Thiere hat Th. Joh. Jones in drei Abhandlungen seine Untersuchungen bekannt gemacht. (Philosophical Transact. 1846. p. 68 — 107. — Fror. N. Notiz. Bd. XXXVI. p. 38) In der ersten Ab- handlung befinden sich die Beobachtungen über die Blut- körperehen der Wirbelthiere (Tamprete, glatter Rochen, Frosch, Vogel, Säugethiere, Mensch) mit gegenseitiger Ver- gleichung und der Berücksichtigung embryonaler Zustände; in der zweiten werden die Blutkörperchen der wirbellosen C2 36 } Thiere (Mollusken, Anneliden, Insekten, Spinuen, Krebse) besprochen; in der dritten sind die Vertebraten und Averte- braten mit Rücksicht: auf ihre Blutkörperchen verglichen. Der Verfasser unterscheidet zwei Hauptformen von Blut- körperchen, von denen jede wieder zwei Arten besitzt. Die Hauptformen sind die sogenannte körnige Blutzelle mit ihren beiden Arten, der grobkernigen und feinkernigen, und die gekernte Blutzelle in farblosen oder gefärbten Zu- stande. Die gekernte Blutzelle im farbigen Zustande sind die gewöhnlich so genannten farbigen Blutkörperchen; die drei übrigen Arten umlassen unsere farblosen Blut- und Lymphkörperchen. Die körnigen Blutzellen stellen Zellen dar, mit körnigem Inhalt gefüllt und einem bei Behandlung mit Essigsäure dentlich ' hervortretenden bläschenförmigen Kern versehen. Die farblosen gekernten Zellen unterschei- den sich von den körnigen durch das homogene Kontentum. Bei den eierlegenden Wirbelthieren werden nur diese vier Arten von Blutkörperchen angetroffen, während bei den Embryonen der Säugelhiere ausserdem noch kleine, den far- bigen Blutkörperchen des erwachsenen Thieres ähnliche Kör- perchen vorgefunden werden. In älteren Embryonen nimmt die Zahl dieser Körperchen zu, und dagegen die Menge der farbigen gekernten Blutzellen ab, so dass der Verfasser zu der Ansicht gelangt und dieselbe noch weitläuftiger zu: be- gründen sich bemüht, dass die genannten Körperchen als die frei gewordenen Kerne der farbigen kernhaltigeu Blutzellen anzusehen seien. (!Ref.) Als solche Kerne, die bei den kameelartigen Thieren oval würden, müssten demnach auch die gewöhnlichen rothen Blutkörperchen gedeutet ‘werden: Bei den wirbellosen Thieren finden sich dieselben Arten kör- uiger und kernhaltiger Blutzellen; jedoch ist im letzten Sta- dium der gekernten Blutzelle die Färbung sehr gering, ob- schon der bläschenförmige Kern häufig deullich gelärbt er- scheint. Auch kommen bei manchen wirbellosen Thieren freie Kerne vor, desgleichen in grösserer oder geringerer Zahl Elementarkörnchen. Nach einer Analyse des Professor Graham zeigt 'es sich, dass die Blutkörperchen der Krabbe eine merkliche, vielleicht eine gleich starke Quantität Eisen, wie die rothen Blutkörperchen: besitzen. Wegen der Ab- wesenheit der gekernten farbigen Zellen vergleicht der Ver- fasser die Blutkörperchen der wirbellosen Thiere mit denen der Lymphe bei den Wirbelthieren. Bei, den körnigen Blutzellen beschreibt Jones sehr auffallende, durch Kollap- sus entstandene, sternförmige Formen. Bei’ Anwendung starker Essigsäure sollen die Kerne den Anschein von zwei oder mehreren kleineren Kernen erhalten. 37 6. Gulliver untersuchte gegen fünfhundert Spezies der Wirbelihiere auf die Grösse und Form der Blutkörperchen. (Ann. of. nat. hist. AVIL p. 200.) Bei den Säugethieren fand er, dass die Zwergınaus ebenso ‚grosse Blutkörperchen hat, als. das Pferd, die Maus aber grössere. Bei den Allen sind. die Blutkügelchen kaum merklich kleiner, als beinr Menschen. Bei den Fleischfressern variirt die Grösse selbst bei verschiedenen Arten. ‚Die grössten Blutkörperchen finden sieh" beim zweizehigen Faulthier und dem, Elephanten.. — Bei den Kameelen allein liessen sich. bis jetzt ovale Blut- körperchen nachweisen. — Die Dicke der Blutkörperchen beträgt im Durchschnitt ein. Viertheil des Durchmessers. Ueber den Einfluss, der Gase auf, die Form der Blut- körperchen von Rana lemporaria hat Harless in einer Mo- nographie (Erlangen 1846. 8. mit zwei Kupfertafeln); seine zahlreichen, vermiltelst eines eigenen Apparates angestelllen Beobachtungen milgetheilt, . Die angewendelen Gase waren: Sauerstoff, Kohlensäure, Wasserstoff, Stickstoflfoxyd und Oxydul, Stickstoff, schweflige Säure, Schwvelelwasserstoflgas, Chlor, Jod, Cyan, Phosphor-Wasserstollgas. Für den Zweck dieses Jahresberichtes hebt Ref. zunächst. den Umstand: her- vor, dass fast bei einer jeden Gasart zuerst eine Faltenbil- dung eintrilt. In Folge des Austrilts von Flüssigkeit sinkt das Bläschen ‚an dieser oder. jener Stelle zuerst etwas ein, dann entstehen einzelne Falten; diese vermehren sich, wer- den immer kleiner und kleiner und ‚zuletzt. erscheint ‚eine allgemeine Trübung. ein granulirtes Ansehen, Sehr schön liess sich die Faltenbildung bei den Blutkörperchen ‚von: Sa- lamandra eristata (p. 27) verfolgen, die zuerst wit CO, in Verbindung gebracht wurden und dadurch nach. 37 Minuten m Theil zu runden Bläschen aufgequollen waren, dann aber nach Zuleitung von O immer stärker und stärker zu- sammenschrumpften.. Da Albamin und Hämalin von .O und CO, nicht so schnell verändert. werden, so glaubt. der Ver- fasser, dass bei den durch dieselben herbeigelührten. Dimen- sionsveränderungen die Differenz der innerhalb und ausser- halb der Blutkörperchen absorbirten Gase in Anschlag zu bringen sei. Eine Koagulation (? Rei.) und Aufquellung der Membran der Blutkörperchen findet nur bei einzelnen Gas- arten Stall, wie bei Cl, SO,, PH,, und kann dann. durch keine andere Gasart aulgelioben werden. Der Kern erleidet von Jen wenigsten Gasen ‚eine Veränderung; nur durch Cl zerfällt er, und durch PIL, wird er, unkenntlich. Durch H, wird ferner der Kern gelb, durch J braungelb. , Der uhalt- wird ‚chemisch (Geriunung oder Färbung) nur durch J (orangenfarbig), PH, (schwefelgelb), Cl (unauflösliche ‚Ge- 38 rinnung und Entfärbung) verändert. Die Gase, welche die Blutkörperchen absolut und unwiederbringlich zerstören, sind J, Cl, SH,, PH,, Cy, N,O; diejenigen, welche sie nur un- ter gewissen Bedingungen vernichten, sonst aber wieder durch andere Gase ausgleichbare Veränderungen hervorrufen, sind: O, CO,, H, NO. — Bei abwechselnder Zuleitung von O und CO, (8 bis 9 Mal) werden die Hüllen der Blutkör- erchen zerstört. Nach einer mündlichen Mittheilung des Prof. Marchand an den Ref. sollen die Hüllen durch Salz- säure wieder zum Vorschein kommen. Unter der Luftpumpe treten die Falten schon beim ersten Zuge auf; die Känder der Blutkörperchen erscheinen nach einiger Zeit mit Püukt- chen umsäumt. Wurde die Luft wieder hinzugelassen, so nahm das Blutkörperchen wieder eine ganz glatte Forın an Sehr auffallende Formveränderungen kommen nach Don. ders und Jansen dadurch zu Stande, dass man Blutkör- perchen, die bei langsamer Verdunstung des Blutwasser- unler einem Deckgläschen faltig und zackig geworden sinds einem Druck aussetzt. Werden sie ferner mit einem zähen, schleimartigen Stoff zusammengebracht, so bilden sich bei gewisser Einrichtung des Druckes schmälere und breitere Kanäle, durch welche die Blutkörperchen im rascheren oder langsameren Strome bewegt werden können. Hier nun sammelt sich in jedem Blutkörperchen der schwerere, far- bige Inhalt inr vorderen Theile, der wieder glatt und ge- spannt wird, während der hinterste Theil des Bläschens als ein faltiges Häutehen nachgeschleppt wird. Gelangen die Blutkörperchen zur Ruhe, so vertheilt sich der Inhalt wie- der gleichmässig im ganzen Bläschen. (Aus Nerrlandsch Lancet; Canstatt's ete. Jahresbericht. 1847. p. 62.). ' In dem aus dem Körper gelassenen, venösen und arte- riellen, mit CO, oder O gesältigten Blute von Haussäuge- thieren vermochte Marchand keine sichere Verschiedenheit in der Form der Blatkörperchen zu beobachten. Namentlich glaubt der Verfasser überzeugt sein zu können, dass die Bi- concavilät der arteriellen oder mit O behandelten und die Biconvexität der venösen oder mit CO, in Verbindung ge- brachten Blutkörperchen nicht zu beobachten sei. Gleich- wohl beweisen die Experimente mit der Luftpumpe, desglei- chen die gegenseitige Vertreibung der beiden Gasarten beim anhaltenden Schütteln des Blutes mit dem einen oder dem anderen Gase, endlich die Befreiung des Blutes von dem O und der CO, durch H und auch durch N, in Folge des- sen auch das von CO, befreite Blut bei Behandlung mit © keine CO, mehr entwickelt: dass die Einwirkung der beiden Gasarten auf die Verschiedenheit der Blutfarbe nur von 3% einem mechanischen Effekt herrühre, und, wenn nicht durch Formveränderung, was schwer zu entscheiden sein möchte, doch durch die Anwesenheit des absorbirten Gases in der gefärbten Flüssigkeit wirke. Das Verhalten der Gasarten gegen wässrige Lösungen des Blutes bestätigen die ausge- sprochene Ansicht. (Journal für praktische Chemie etc. 1846. p« 273 seq.: „Ueber die Farbe des Blutes.‘*) In das Jahr 1846 fallen jene. wichtigen Nerven - Unter- suchungen, die- unsere Kenntuiss über das Verhältniss der Ganglienkörper zu den Nervenfasern in ein neues Stadium vorgerückt haben, und die es zweifelhaft machen, ob die bisherigen Erfahrungen über ‚diesen ‚Gegenstand an normal beschaflenen Präparaten gemacht worden sind. Bereits im Jahresbericht des Jahres 1844 (Müll. Archiv. 1845. p. 166 und 167) hatte Referent darauf hingewiesen, dass die von ihm mit Bidder gemeinschaftlich unternommenen Unter- suchungen über die Art und Weise des Zusammenhanges der Ganglienkörper mit den Nervenfasern in wesentlichen Punk- ten von denen unserer Vorgänger abweichen. Diese durch ein Jahr lang gemeinschaftlich fortgesetzten Untersuchungen wurden darauf auf Wunsch des Referenten: allein. von. Bidder veröffentlicht. (Zur Lehre von dem Verhältniss der Ganglienkörper zu den. Nervenfasern. 4. Mit zwei Kupfer- tafeln, Leipzig 1847.) Um dieselbe Zeit waren mit diesem Gegenstande Deschäftigt Harless, Robin, R. Wagner, (Harless: Briefliche Mittheilung über die Ganglienkugeln- der lobi electrici von Torpedo Galvanii: Müll. Archiv. 1846. e 233 seqq, R. Wagner: Canstatt’s und Eisenm. Jahres- richte 1847, Bd. I. p. 81—83; Göttinger Nachrichten 1847. Febr. No. 2, April No. 6; Neue Untersuchungen über.den Bau und die Endigung der Nerven und die Struktur ‚der Ganglien. Leipzig. Fol. mit einer Kupfertafel. 1847; Robin: Ueber den Bau der Ganglien bei den Rochen, Schleiden’s und Froriep’s Notiz. Bd. II. p. 49, Institut No. 687.. 1847.) Harless untersuchte auf diesen Gegenstand die lobi electriei und die Wurzeln der respiratorischen und elektrischen Nerven von Torpedo Galvanii, und es muss namentlich ‚die zuletzt genannte Stelle für diese Beobachtungen unı so ‚ge- eigneter sein, als selbst noch an Weingeistpräparaten ‚nach: Bid. und des Ref. Untersuchungen die normalen Verhält- nisse wiederzuerkennen sind. (a. a. ©. Tab. Fig. 4.). Nach dem Verfasser stellen die Ganglienkörper der Lobi electwici etwas abgeplattete Sphäroide dar, deren Kern und Kern- körperchen (nach Harless Zelle und Kern genannt) zum Ausgangspunkt von Nervenprimilivfasern dienen. Bei ge- nauer Untersuchung lassen eich die Nervenfasern stets bis 40 zum ’'Kernkörperchen verfolgen, und sind deren zwei vor- handen, so entspringt die Nervenfaser mit zwei Wurzeln, die sich noch vor ihrem Austritt aus dem Ganglienkörper zu einer Faser vereinigen. Zuweilen gehen von einem Kernkörperchen zwei Fasern aus, die nach verschiedenen Richtungen in der Hirnmasse fortlaufen. Aus der Richtung, welche diese, von den Kernkörperchen der Ganglienkörper entsprmgenden primitiven Nervenfasern nehmen, lässt sich schliessen, dass sie Hirnfasern sind. Von diesen Fasern sind zu unterscheiden die mehr als Kunstprodukte zu betrachten- den Faserzüge von Bindesubstanz, die von der äusseren Hülle der Ganglionkörper als unmittelbare Fortsätze ausgehen und nach verschiedenen Richtungen hin sich ausbreiten. An den Nervenwurzeln der elektrischen und respiratorischen Nerven dagegen übernehmen diese Scheidenfortsätze eine an- dere Rolle, indem sie die Hüllen von Primilivfasern bilden, welche von dem Kern der Ganglienkörper zu entspringen scheinen. Gewöhnlich geht von diesen Ganglionkörpern nach der deim Ursprunge der Nervenfaser entgegengesetzien Seite hin ein zweiter Scheidenfortsatz ab, in welchem jedoch nie Marksubstanz nachzuweisen war, und der also eine andere Bedeutung haben möehte. Robin machte seine Beobachtungen an Rochen. Der Verfasser unterscheidet an den Spinalganglien zwei verschie- dene Formen von Ganglienkörpern. von welchen die grösseren nur mit cerebrospinalen, breiten Nervenfasern, die kleineren mit den dünnen, sympathischen Fasern in Verbindung stehen. Die grossen Ganglienkörper sind von sphärischer Form und öfters an zwei enigegengesetzten Enden derartig abgeplattet, dass der eine Durchmesser um ein Drittheil oder ein Vier- theil kleiner ist, als der andere. Im Durchschnitt beträgt der grosse Durchmesser 0,120» ». Jeder Ganglieukörper ist von einer Ilülle umgeben, an deren innerer Fläche eine Lage von durchsichtigen, kernlosen, runden Zellen angetroffen wird. Sie besteht aus Bindegewebe, deren angebliche Fasern (Strei- fenzüge Ref.) nach den Polen (des Längsdurchmessers Ref.) hin konvergiren und daselbst sich fortselzen in das eigen- thümliche Neurilem der Nervenfasern, welche an den beiden Polen des Ganglienkörpers sich inseriren. Ein jeder Gan- glienkörper steht nämlich mit zwei breiten Nervenfasern in Verbindung, von welchen die eine nach dem Rückenmark fortläuft, die andere nach der Peripherie, so dass der Inhalt der Nervenfasern beim Druck mit einem Glasplättehen in den Raum, worin das Nervenkörperchen liegt, hineingetrieben werden kann, und umgekehrt auch das Eindringen der granulirten Masse des Ganglienkörpers in die Röhre der 41 Neryenfaser möglich‘ wird. Die Nervenscheide verengt sich vor der Vereinigung mit der Hülle des Ganglienkörpers um die Hälfte ihres Durchmessers und erweitert sich dann wie- der trichterförmig unmitielbar an der Uebergangsstelle. Die kleineren Ganglienkörper sind eiförmig, mehr oder weniger unregelmässig. bisweilen fast rund oder birnförmig. Sie ha- ben einen Längsdurchmesser von 0,116 bis 0,08" und einen Breitendurcehmesser von 0,060 bis 0,070" "m, Ihre Hülle ist ausserordentlich dünn und an der Innenfläche von einer Schicht kernhaltiger, durchsichliger Zellen bedeckt. Die Ver- bindung mit den dünnen, sympathischen Nervenfasern ‚ge- schieht in gleicher Weise, wie bei den grossen Ganglien- körpern. Nirgend war zu beobachten, dass die Nervenfasern, wie Harless angiebt, mit dem. Kern oder gar mit den Kernkörperehen im Zusammenhange stehen. Robin halte ähnliche Verhältnisse zwischen den Ganglienkörpern und den Nervenfasern auch bei den Vögeln beobachten können. R. Wagner untersuchte Torpedo, Raja, Squalus, und ganz gleichmässig ähnlich zeigte sich das Verhältniss der Nervenfasern zu den Ganglienkörpern in: der Spinalganglien, in den Ganglien der Kiemenzweige des vagus, in denen des Seitennerven und im Wurzelganglion des n. trigeminus: spä- ter auch an sympathischen Ganglien. Desgleichen hat der Verfasser auch beim Frosch ein ähnliches Verhalten beob- achtet. Von einer jeden Gauglienzelle entspringen nie ‚we- niger und nie mehr als zwei Primilivfasern; bisweilen stösst man auf kleinere Ganglienkörper, die keine Verbindungen ınit Nervenfasern offenbaren. Aus den grossen Ganglien- zellen. die bis „4; und selbst „; Linie messen, entspringen gewöhnlich breite Primitivfasern, aus den kleinern gewöhn- lich feinere Fasern, dünne Fibrillen mit mehr körnigem In- halt; jedoch kommen nicht selten auch Ausnahmen von die- ser Regel vor. Zuweilen ging sogar die eine Faser in. eine breite über, die andere blieb dünn, In einzelnen sehr we- nigen Fällen schien es, als ob nur an einer Seite eine Faser abginge. In der Regel liegen die Ursprungsstellen einander gegenüber, und nur an einem Präparat (Fig VI) waren sie nach der einen Seite des Ganglienkörpers einander genähert. Die eine der Nervenfasern ist slets nach dem Centrum, die andere nach der Peripherie bin gerichtet. Ueberaus klar zeigte sich das Verhältniss zu den Hüllen. Die Nerven- scheide setzt sich von der Primitivfaser unmittelbar ‚als Veberzug der Ganglirnzelle fort, In Bezug aul' das Verhal- ten der in dieser gemeinschaftlichen Hülle eingeschlossenen Theile äassert sich R. Wagner in der Arl, dass man seine Ansicht in folgenlen Worten zusammenfassen kaun. Die 42 zähe, fein granulirte Masse des Ganglienkörpers steht ohne sichtbare Scheidegrenze mit dem Inhalte der von ihm ab- gehenden Nervenfasern in Verbindung. Dieser Inhalt ist jedoch anfangs ebenso granulirt, wie die Hauptmasse des Ganglienkörpers, und erst später stellt sich das gewöhnliche Ansehen des Marks in den Nerven ein. Nach Bidder's und Reichert’s Untersuchungen er- langt man die geeignetsten Präparate zur Einsicht in das in Rede stehende Verhältniss der Ganglienkörper zu den Ner- venfasern an den Wurzelganglien des N. trigeminus, des vagus, desgleichen an den Spinalganglien: beim Hecht, bei Gadus lota, Perca fluviatilis, Perca Sandra (Ref.), Salmo Jas Asm.; auch in der kleinen oberflächlichen Ganglien - Masse eines in Weingeist aufbewahrten Zitterrochen fanden sich dieselben Verhältnisse wieder (a. a. ©. tab! fig. 4.). Eine gute Regel bei der Präparation ist die, dass man die Wur- zeln der genannten Nerven mit einem möglichst kleinen Stückchen des Ganglien herausschneidet, und dann in klei- nen Partien auf einer Glasplatte mit Nadeln ausbreitet. Denn grade die vor den Ganglien in den Wurzeln des Nerven mehr vereinzelt auftrelenden und dem blossen Auge nicht sichtbaren Ganglienkörper liefern die besten Präparate, da hier die, namentlich durch grosse Anhäufung von Bindesub- stanz vermittelte feste Struktur noch fehlt. Bei grössren Ganglien sind auch die zahlreichen Kapillargefässe störend. In dem Schlundast- und Seiten-Nerven des N. vagus beim Hecht, desgleichen in den aus den ersten Spinalganglien aus- tretenden, peripherischen Nerven bei Gadus lota erhält man zuweilen aus der Nähe der Ganglien recht anschauliche Prä- parate; namentlich bei Gadus lota. Will man schnell und sicher zum Ziele gelangen, so schneide man sieh beim Hecht den Verbindungsast aus, der von der hintern motorischen Wurzel zu dem Ganglion der stärkeren vorderen Wurzel ab- geht. Bei den von uns untersuchten Cyprinoiden (Oyp. Tinca, blicca ete.) liessen eich wegen des hier sehr leicht flüssigen Nervenmarkes keine geeignete Präparate verfertigen. Bei den anderen Wirbelthierklassen haben wir an den be- zeichneten Orten nur solche Präparate erhalten können, die von dem, was bei Fischen bekannt geworden war, auf ein gleiches Verhältniss auch bei diesen Thieren schliessen liessen. Am anschaulichsten zeigte sich die Verbindung der Nervenfasern an den feinen Wurzelfäden des N. glossopha- ryngeus und vagus bei den Säugern (Kalbe, Hunde, Katze), wo zuweilen einzelne Ganglienkörper knospenarlig an der Peripherie des Wurzelfadens hervortreten. (a. a. ©. tab. I. Fig. 14.). 43 Was zunächst die Beschaffenheit der Ganglienkörper be- trifft, so sind wir zu der Ueberzeugung gelangt, dass die Form, wo nicht immer, so doch in den meisten Fällen nicht die einer Kugel, sondern die einer Linse oder runden Scheibe ist. Von Abplattung der sogenannten Ganglienkugel haben schon Harless und Robin gesprochen, aber nach der gan- zen Beschreibung scheint es dem Ref. nicht wahrscheinlich, dass diese Forscher die in Rede stehende Form vor Augen gehabt haben. Wir beobachteten die Linsenform der Gan- lienkörper ausgezeichnet deutlich an einem grossen Ganglien- Korper; welcher sich an einem feinen, etwa 3—4 Nerven- fasern enthaltenden Wurzelfaden der Cauda equina beim Kalbe vorfand. Ohne dass man sich den Einwand machen durfte, dass hier durch Zerrung die Form des Ganglienkörpers ver- unstaltet sei, konnte man den letzteren unter der Loupe mit der Nadel auf den Rand stellen, von einer flachen Seite auf die audere legen, und so sich von der bezeichneten Form auf’s deutlichste überzeugen. Der Durchmesser in der Dicke betrug etwa 4 von dem langen. Ob die Kontour des Gan- glienkörpers immer rund sei, oder ob sie auch zuweilen in die elliptische Form übergehe, muss unentschieden bleiben, doch halten wir die so häufig beschriebenen gesch wänzten Formen für Kunstprodukte. An dem feinen Ganglienkörper lassen sich mit Sicherheit nur zwei Bestandtheile nachwei- sen, der runde durchsichtige, mit einem oder zwei Kern- körperchen gezeichnete Kern und die denselben umgebende, mehr oder weniger fein granulirte, zähe Umhüllungsmasse, die mit dem Kern die Linsenform darbietet. Die Lage des Kerns in dieser Masse ist ınehr central und nicht wand- ständig, doch so, dass er bei seiner Grösse bisweilen nalıe an die Seitenflächen des Ganglienkörpers heranreicht, und daher bei jeder Flächenlage des letzteren auch ohne Druck sichtbar wird. An der Umhüllungsmasse liessen sich mit- unter zwei Partieen unterscheiden, eine äussere feine Körn- chen, öfters auch Pigmentkörperchen enthaltende und eine innere körnchenlose und vielleicht deshalb auch mehr flüssi- gere, die dem Kern zunächst liegt. Die letztere lässt sich oft in äusserst lange Fäden ausziehen (Tab. II. Fig. 9.b.). An dem freien Ganglienkörper lässt sich durch kein Mittel die Auwesenheit einer Membran nachweisen. Dagegen ist es wohl möglich, ja wohl wahrscheinlich, dass der Gan- lienkörper in seiner normalen Lage innerhalb der primitiven Nervenscheide von einer eigenen Membran umgeben sei. Denn einerseits haben wir einige Male Präparate unter Hän- den gehabt, in welchen der Ganglienkörper nicht eıne matte, sondern eine scharf bestimmte, dunkle Kontour nach der 44 Höhle der ‚primiliven Nervenfaser hin an. den Tag legte, !) ganz so, wie man es nur bei Anvvesenheit einer Membran zu sehen gewohnt ist; und anderseits haben unsre. Studien in. der Entwickelungsgeschiehte den Nachweis geliefert, dass der Ganglienkörper durch unmittelbare Umwandlung einer elementaren organischen Zelle entwickelt werde. Aus dem letzteren Umstande geht auch hervor, dass die von einigen Forschern beliebte Ausdrucksweise, den Kern einer Zelle und das Kernkörperchen einen Kern zu nennen, durch Nichts ge- rechifertigt ist und nur dazu dient, Verwirrung herbeizulüh- ren. Wie Robin, so ist auch uns die Grössendiflerenz auf- gefallen, die bei den mit sympathischen und cerebrospinalen Nervenfasern in Verbindung stehenden Ganglienkörpern sich zeigen.. Die ersteren haben. einen Durchmesser. meist von 0,0016”, auch 0,0020 und etwas darüber (bei Säugelhieren). die letzteren im Mittel 0,0030% Gewöhnlich ‚findet‘ maı ausserdem, dass die Pigmentkörnchen am deutlichsten in deı grossen Ganglienkörpern hervorirelen. Diese Ganglienkörper liegen nur in. einer ihrer Form und Grösse entsprechenden Erweilerung ‚der ‚Scheide. einer pri- mitiven Nervenfaser, so zwar, dass die Ränder. des Ganglien- körpers gegen ‚das Nervenmark gerichtet sind und ‚unmittel- bar von demselben bespült werden. Der Ganglienkörper und das Nervenmark haben demnach eine gemeinschaftliche Hülle und stellen den Inhalt derselben dar. Da nun kein bestimm- ter und gesicherter Fall vorliegt, wo der Ganglienkörper am Ende dieser gemeinschaftlichen Hülle seinen Platz eingenom- men hälle, so muss man in Betreff seines Verhältnisses zu den Nervenfasern sagen: der Ganglienkörper liegt im. Ver- laufe der Nervenfaser innerhalb einer entsprechenden Erwei- terung der primitiven Nervenscheide und unlerbrieht an der Lagerungsstelle. den Zusammenhang. des Nervenmarks, der Faser gänzlich oder doch zum Theil. Eine bestimmte. Ent- scheidung in letzterer ‚Beziehung ist nicht unwichlig sowobl für die Histologie als für die Physiologie. Bidder ist ge- neigt aus der Beschaflenheit-der Kontour zu vermuthen, dass das Nervenmark auch noch in der Umgebung. des Ganglien- körpers in einer dünnen Schicht vorhanden sei, und dass demgemäss die Kontinuität des Nervenmarkes nicht gänzlich unterbrochen werde. Ueberdies sieht man häufig an gezerr- 1) In der Lithographie ist leider das Bild des Präparats nicht na- turgetieu wiedergegeben, weil, wie es scheint, die Zeichnungen auf dem Transport gelitten hatten. Dasselbe ist auch mit einigen anderen Figuren der Fall. (Ref.) 45 en Präparaten, dass das Nervenmark, wie schon Robin er- wälnt, in die Erweiterung der Nervenscheide zwischen ihr und dem Ganglienkörper hineingetrieben und öfters mit dem der andern Seite deutlich in Verbindung getreten war. Bei möglichst ungezerrten Präparaten füllt jedoch der Ganglien- körper so vollständig die Erweiterung der Nervenscheide aus, und die Kontour erscheint dann auch so bestimmt einfach, dass Ref. wenigstens vorläufig die Frage noch unentschieden lassen möchte. Zu dieser Vorsicht fordert den Ref! noch besonders der Umstand auf, dass aus einer künstlichen Oefl- nung der Scheide des Ganglienkörpers, in welche kein Ner- venmark eingetreten war, beim Druck auch nichts Anderes, als die Masse des Ganglienkörpers zum Vorschein kommt. Desgleichen lässt die Art und Weise, wie aus einer solchen künstlichen Oellnung der zähe Inhalt öfters aus freien Stücken durch eine gewisse Zusammenziehung der Scheide theilweise oder auch ganz herausgepresst wird, auf einen innigen An- schluss der Scheide an den Ganglienkörper schliessen. Das beschriebene Verhältniss der Ganglienkörper zu den Nerven- fasern ist ganz dasselbe bei den breiten cerebrospinalen, wie bei den schinalen sympathischen Fasern, welches Letztere sehr gut an den Spinalganglien von Gadus lota beobachtet werden kann. Im Bereiche des Sympathieus selbst ist es uns nicht gelungen, ganz deutliche Präparate zu erhalten. Es liegt zu Tage, dass nach’ diesem Verhältniss von 'einem Ursprunge der Nervenfasern von den Ganglienkörpern nicht gut die Rede sein kann. In Betrefl einzelner spezieller Data glaubt Ref. Folgen- des hervorheben zu müssen, Die Stellen, an welchen sich die beiden Nervenfasern scheinbar an den Rand des Gan- glienkörpers inseriren, liegen gemeinhin im grössten Durch- messer desselben einander gegenüber. Nicht selten mag durch Zerrung eine Verschiebung dieser Insertionsstellen stattfinden; öfters jedoch glaubten wir zu der Annahme be- rechtigl zu sein, dass auch in normalen Verhältnissen die Insertionsstellen mehr oder weniger nahe an einander rücken. — An guten Präparaten überzeugt man sich ferner, dass die Nervenfaser diesseits und jenseits des Ganglienkör- "ar ihre Natar nicht ändert, wenn auch häufig genug es en Anschein hat, als ob sie auf einer oder auf beiden Sei- ten des Ganglienkörpers in der Nähe der Insertionsstellen dünner würde und so eine cerebrospinale Faser das Ansehen einer dünnen, sympathischen gewönne. Denn es ist nicht schwer, in solchen Fällen nachzuweisen, dass das Nerven- mark aus den verdünnten Stellen der Nervenfaser herausge- treten war. Einige Male zeigte sich jedoch auf der einen 46 Seite des Ganglienkörpers eine breite, cerebrospinale Faser, auf der anderen in dem ganzen für uns sichtbaren Verlanf eine schmale, scheinbar sympathische. Ganz sicher waren wir nicht, dass nicht auch hier Nervenmark ausgeflossen war, doch mögen wir die Möglichkeit nicht von der Hand weisen, dass mitunter cerebrospinale und sympathische Fa- sern in der bezeichneten Weise mit einem Ganglienkörper in Verbindung treten. — In allen den Ganglien, an welchen wir das besprochene Verhältniss der Nervenfasern zu den Ganglienkörpern klar übersehen konnten, hatte ganz gewöhn- lich die eine Faser die Richtung nach. den Nervenwurzeln zum Gehirn und’Rückenmark, die andere die entgegengesetzte, nach der Peripherie. Dieselbe Anordnung fand sich sowohl bei den breiten, cerebrospinalen Nervenfasern, als bei denen in diesen Ganglien vorkommenden schmalen, sympathischen Nervenfasern, die mit einem entsprechenden Ganglienkörper in Verbindung standen. In einer nur geringen Zahl von Fällen sahen wir die beiden an einen Ganglienkörper sich inserirenden dünnen, sympathischen Fasern nach einer Rich- tung (peripherischen?) fortlaufen. (Tab. 1. Fig. 3.) Es schien uns aus dem Verhalten der Präparate durchaus unwahr- scheinlich, dass dieser Verlauf der Nervenfasern durch Zer- rung herbeigeführt sei. — Wir haben ferner stets nur in dem Verlaufe eines primitiven Nervenfadens und zwar mit Sicher- heit nur einen Ganglienkörper vorfinden können. Daher die Frage, ob im Verlaufe eines Nervensfadens auch mehrere Ganglienkörper vorkommen, desgleichen, ob an dieselben sich mehr oder weniger als zwei primilive Nervenfaden inseriren, vorläufig unentschieden bleiben mag. — Was die Frage be- trifft, ‚welehe Neryenfasern in den Wurzelganglien, ob nur centripelale oder centrifugale, oder ob beide Arten Ganglien- körper aufnehmen, so lässt sich dieselbe nur für das cerebro- spinale System beantworten, und zwar, dass nach unseren Beobachtungen mit grösserer Sicherheit das bezeichnete Ver- hältniss nur für die centripetalen Nervenfasern festgesetzt werden kann, obschon selbst in dieser Beziehung es unbe- stimmt bleiben muss, ob aile die Wurzelganglien durchsez- zende centripetale Nervenfasern oder vielleicht nur ein Theil derselben mit Ganglienkörpern versehen seien. — Ganz un- bestimmt muss es endlich bleiben, ob alle Ganglienkörper auf gleiche Weise zu den Nervenfasern sich verhalten, und ob hierin mit ihnen auch namentlich die im Gehirn ‚und Rückenmark vorkommenden Ganglienkörper und andere Ner- venkörper übereinstimmen. Von den milgetheilten Beobachtungen über das in Rede stehende Verhältniss der Ganglienkörper zu ‚den Nervenfasern 47 slimmen diejenigen von Robin am meisten mit den unsrigen überein. Doch hat Robin Beschreibungen von den näch- sten Umgebungen der Ganglienkörper gegeben, wie sie uns niemals erschienen sind. Wenn unsere Präparate die be- zeichneten Verhältnisse klar und deutlich wiedergeben, so er- kannten wir in der nächsten Umgebung der Ganglienkörper steis nur die entsprechend erweiterte primitive Nerven- scheide, die, wie aus den Ergebnissen der Entwickelungs- geschichte hervorgeht, als eine durchsichtige Membran von Bindesubstanz ohne deutliche Spuren von Kernen angesehen werden muss. Diese Hüllen von Bindesubstanz können, wie um die Nervenfasern, so auch um die Ganglienkörper sich vermehren, und sind dann gewöhnlich mehr oder weniger zahlreich mit Kernen versehen. Nicht selten beobachtet man Ganglienkörper, deren Hülle aus Bindesubstanz ausserordent- lich zahlreiche Kerne besitzt (Vergl. Bidd. a. a. ©. Tab. I. Fig. 9. e.). Ob diese Hülle ‚dem Ganglienkörper zunächst liege, ob sie ferner kontinuirlich in die primilive Nerven- scheide übergehe, das liess sich an solchen Präparaten nie- mals feststellen. Doch scheint es, ‚als ob diese Hülle von Bindesubstanz, welche bereits von anderen Forschern für Epithelien gehalten worden sind, Robin’s Beschreibungen veranlasst haben. — R. Wagner’s Angabe, dass die den Ganglienkörper zunächst gelegene Abtheilung der Nerven- faser einen feinkörnigen Inhalt führe, ist wahrscheinlich dadurch entstanden, dass die Substanz des Ganglienkörpers in die Röhre der primitiven Nervenfaser hineingetrieben war. — Am meisten weicht die Darstellung von Harless ab. Referent vermuthet, dass diese Abweichungen durch den Cylinder axis herbeigeführt seien, der von Harless für eine primitive Nervenfaser genommen worden ist. Aus den Be- obachtungen von R. Wagner, Robin, Bidder und Rei- chert geht hervor, dass der Oylinder axis in den frischen Präparaten nicht von solcher Bedeutung sich gezeigl hat, um auf ihn bei der Beschreibung einen Werth legen zu können. An den von Bidder und dem Ref. untersuchten Weingeist- Präparaten vom Zitterrochen war‘ der Öylinder axis mil- unter auffallend deutlich und so stark, dass man ihn für eine Kupnikiee Nervenfaser halten konnte (a. a. 0. Tab. 1. Fig. 4.). ir ging gewöhnlich bis dicht an den Ganglienkörper heran, und es wäre leicht möglich, dass er auch eine solche Lage erhalten könnte, die ihn bis in die Nähe des Kerns vom Ganglienkörper hinbrächte. Während die wirklichen Anfänge und Ursprünge der Nerven noch immer einer genauen Beobachtung sich. entzie- hen, haben unsere Kenntnisse über die Endigung derselben 48 wichtiger Bereicherungen sich‘ zu erfreuen gehabt, Nachdem Müller und Brücke die peripherische T'heilung der Ner- venfasern in den Augenmuskeln des Hechtes, Ilenle und Kölliker dieselbe in den Vater’'schen Körperchen, Savi am elektrischen Organ des Zitterrochen ‘beschrieben haben, ist schliesslich von R. Wagner eine genaue und ausführ- liche Mitiheilung über dieses Verhalten der Nerven an den Säulen des elektrischen Apparates gegeben worden (,‚Neue Untersuchungen über den Bau und die Endigung der Ner- ven etc. Leipzig. 1347“ und „Ueber ‘den feineren Bau des eleetrischen Organs beim Zitterrochen, Göttingen 1847.*). Nach ihm treten nur breite (2; und „1; Linie) Nervenfasern in das elektrische Organ, und zwar ohne sich vorher mit Ganglienkörpern zu verbinden. Manche Fasern nehmen gegen die Peripherie hin an Dicke zu. so dass sie etwas kolben- förmig oder keulenförmig geendigt erscheinen und hier selbst „1; L. im Durchmesser erreichen. Die primitive Nerven- scheide ist verhältnissmässig dick; und durch öfteres Auftre- ten der Kerne ausgezeichnet. Diese Nervenfasern - verlieren plötzlich in der Nähe der Säulen des elektrischen Apparates die doppelten Kontouren an ihrem Marke und lösen sich in ein Büschel von sog Primitivästen erster Ordnung auf, die mib ganz feinen einfach contourirten Wurzelehen aus der Marksubstanz entspringen, anfangs noch von der ursprüng- lichen Nervenscheide umgeben sind, dann aber sich verschie- denartig ausbreitend von Neuem an Dicke zunehmen, dop- pelte, wellenförmige Kontouren (am Marke, ohne Rücksicht auf die Scheide) zeigen und je einzeln oder in Bündeln eine Fortsetzung der früher gemeinschaftlichen Nervenscheide er- halten. Das Auftreten von doppelten Kontouren :an‘ den Primitivästen oder Aesten erster Ordnung glaubt R, Wagner hier der Absonderung einer äussern Markschicht von‘ einer zweiten innern (Cylinder axis Ref.?) zuschreiben zu müssen, Die Zahl der Aeste erster Ordnung ist verschieden, meist gegen 15, zuweilen 12. Die Dicke des :Markes derselben beträgt „1, auch —+, Linie. | Vergleicht man aber .die'Masse der Nervensubstanz sämmtlicher Aeste mit denjenigen: der noch ungeltheilten Faser, so übertriflt sie um das Fünf- bis Achtfache die letztere. Daher nimmt das Nervenmark nach der Peripherie sehr auffallend an Masse zu. Die Aeste erster Ordnung theilen sieh nun zunächst im weiteren Verlaufe mehrere Male noch in zwei (selten in drei) Aeste, die nie- mals, wie Savi beschrieben, durch Schlingen: sich‘ verbin- den, sondern überall gesondert: von einander fortgehen, und schliesslich in ihre Endverzweigungen, die sogen. sekundä- ren Aeste oder Aeste zweiter Ordnung, sich ausbreiten. „Die 49 Aeste primärer Ordnung verändern während ihrer dichoto- mischen Verzweigung insoweit ihren Habitus, als vor jeder Theilungsstelle die Markmasse des Astes dünner, blasser wird und die doppelten Kontouren verliert. Dasselbe Verhalten zeigen auch die Wurzeln der beiden Aeste, und dann erst stellt sich jedes Mal wieder der frühere Habitus ein. Die Endverzweigung beginnt mit einer dichotomischen Theilung der primären Aeste und geht hirschgeweihartig weiter, in- dem zugleich die Zweige feiner und feiner werden, bei ei- nem Durehmesser von „15; — 4, Linie der genaueren Be- obachtung sich entziehen und. wie es scheint, frei und offen enden. Auch hier findet nirgend eine Kommunikation zwi- schen den verschiedenen Zweigen statt. Dem Habitus nach erscheinen die sekundären Aeste blasser, haben scharfe, feine Begrenzungen, doch niemals doppelte Kontouren. Das Ner- venmark zeigt sich in ihnen als eine zarte feinkrümlige Masse. Sonach ist die Endigung dieser ihrer Natur nach motorischen Nervenfasern nicht eine Schlinge, sondern, so weil sie bis jetzt zur Benrtheilung vorliegt, im Allgemeinen eine baumförmige Verzweigung, in Folge dessen eine ur- sprüngliche primilive Nervenfaser in dem Parenchym des Organes ein grösseres Areal zu beherrschen im Stande zu sein scheint, — Auch an den Muskeln des Frosches, na- mentlich an den M. Iyoglossus, genioglossus, sternohyoi- deus, geniohyoideus, hat sich R. Wagner von einem ähn- lichen Verhalten in der Endigung der Nervenfasern überzeugt. Die Primitivfasern theilen sich in drei bis vier Zweige, die an einzelne Muskelbündelchen treten, von Neuem ein oder mehre Male Aestchen abgeben und schliesslich sich büschel- förmig in 4, 5, in seltenen Fällen bis 8 Aeste auflösen. Die letzten Verzweigungen werden wieder ausserordentlich fein, sind sehr schwer zu verfolgen und scheinen, die primiti- ven Muskelscheiden durehbohrend, zwischen den Fibrillen sich anszubreiten (? Ref.). Anastomosen zwischen den ein- zelnen Aesten finden auch hier nicht statt. Die Verzwei- gungen dieser Nervenfäsern sind bei weitem nicht so dicht gedrängt, wie an dem elektrischen Organ. Hinsichtlich der Entwickelung der histologischen Be- standtheile im peripherischen Nervensystem haben Kölliker (Anmal. des sciene. nat, 1846, Aoül, Zoologie, Pag 102.), Schaffner (Physiologisch-pathol. Beobacht., Henle's und Pfeufer's Zeitschr., Bd. V, p. 411) und Bidder und Rei- chert (Bidder: Zur Lehre von dem Verhältniss der Gan- glienkörper zu den Nervenfasern, p. 56 segq.) Beobachtungen angestellt. — Schaffner schliesst sich den Sch wänn’schen Ansichten an. — Kölliker beobachtete am Schwanze der Müllers Archiv 1918. D 50 Batrachier-Larven, deren äussere Kiemen seil wenigen Ta- gen verschwunden waren, an der Grenze der Muskulatur des Wirbelsystems in der Nähe der Haut blasse Fasern von 0,001— 0,002” im: Durchmesser, welche sich weiterhin ver- - zweigen, dabei’dünner werden und schliesslich in feine Fä- den von 0,0003 — 0,0005“ im Durchmesser endigen. Diese Fasern und ihre Verzweigungen sind vollkommen homogen und ohne Spur irgend einer Struktur. Nur an den Thei- lungsstellen für die Verzweigungen zeigen sich etwas spin- delförmige Anschwellungen, an welchen sich ein Kern oder eine Anhäufung von kleinen Körnchen markirt. _ Es entste- hen diese Fasern und deren Aeste ebenso, wie nach Ver- fasser die Kapillargefässe sich bilden sollen, durch die Ver- einigung von spindelförmigen und sternförmigen Zellen. Die embryonalen Nerven nehmen im weitern Verlauf der. Ent- wieckelung bedeutend an Dicke zu, und von den Stämmen nach den Verzweigungen bin zeigen sich in ihnen allmählig feine Röhren von 0,0008 — 0.00012‘“ im Durchm , ganz von dem Ansehen der primitiven Nervenfasern des sympalhieus, n. opticus, des Gehirns ete., so dass also die ursprünglichen Aeste und deren stärkere Zweige späterhin 2, 3 und mehr primitive Nervenfasern in ihrem Innern enthalten. Diese Nervenfasern wachsen dann noch während der Entwicklung der Larve, erhalten den ausgebildeten Habitus und scheinen sich nicht zu theilen. Nur in einem einzigen Falle hat sich Kölliker von einer wirklichen Theilung der Nervenfaser überzeugen können. In Bezug auf die Endigung bemerkt der Verfasser, dass, jemehr sich die Entwickelung der Vollen- dung nähert, um so mehr treten an Stelle der freien frühe- ren Enden Nervenschlingen auf theils zwischen embryona- len Nerven, theils zwischen schon ausgebildeten primitiven Nervenfasern. Hinsichtlich der sonstigen Nervenstämme glaubt Kölliker gesehen zu haben, dass die primiliven Ner- venröhren aus verlängerten Zellen sich entwickeln, die durch gegenseiliges Verwachsen dünne, sehr blasse, kernlose Fä- den bilden, welche später durch Entwickelung. des Markes zu wahren primitiven Nervenfasern sich verwandeln. Bidder und Reichert unternahmen ihre Untersuchun- gen an dem Ganglion Gasseri und den von ihm ausgehenden erven beim Jlühnchen. Von allen peripherischen Nerven ist es das Gangl. Gasseri mit seinen Nervenästen, welches am frühzeitigsten in der Seitenwand der Schädelkapsel gleich hinter dem Auge durch eine halbmondförmige weissliche Stelle sich markirt, und wie durch seine Lage, so auch durch seine Grösse den Beobachtungen am zugänglichsten gemacht wird. Bereits in seiner Abhandlung über die Entwicklung der 51 Visceralbogen dei den Säugelhieren und Vögeln halte Rel. dar- auf hingewiesen. Bein Hühnchen lässt sich dasselbe schon am 4ten Tage, wenn die Allantois etwa $—1‘‘ im Durchm. hat, deutlich unterscheiden und möglichst, rein herauspräpariren, Es besitzt dann nach vorn 2 kurze Schenkel, von denen der eine nach dem Auge, der andere nach der Wurzel des ersten Visceralbogeus, wo später die Gesichtsbestandtheile (nament- lich Ober- und Unterkiefer - Bildungsmassen) sich entwickeln, hingerichtet ist, also dem vamus ophthalm. uud ram. maxil- lar. sup. mit dem inferior entspricht. Man erkennt dann, namentlich ınit Hilfe des Jodwassers, dass die bezeichnete Anlage der Haupimasse nach aus gekernten Zellen besteht, die meist einen Durchmesser von 0,001’ haben Der Inhalt dieser Zellen ist eine durchsichtige Flüssigkeit mit einer nur sehr geringen Zahl von kleinen Körnchen und dem Kern von. 0.00035” im Durchm., an welchem Kernkörperchen nicht zu unterscheiden sind. _In der Umgebung dieser Zel- len finden sich mehr oder weniger deutlich bervortretend Intercellularsubstanuz mit Kernen, undeutlich ausgeprägte Zellen, auch feine Körnchen. Aus dem weitern Verfolg der Entwickelung geht hervor, dass die zuerst beschriebenen Zellen sich in die Gunglienkörper verwandeln, indem die köruigen Niederschläge in dem Zelleninhalte sich mehren, die Zellen sich vergrössern, das Kernkörperchen am Kern deutlich zu erkennen ist, und so der optische Habitus der Ganglienkörper mehr und mehr sich!bar wird. Die übrige Masse der Anlage kunn nur mit den die Ganglienkörper umgebenden Formbestandtheilen in Verbindung gebracht wer- den, doch war es uns unmöglich, die Entwickelung dersel- ben genau zu verfolgen. Wir konnten aber um die jetzige Zeit die ganze Anlage mit den gegenwärtig vorhandenen Schenkeln naclı der übereinstimmenden Beschaffenheit nur für das Gangl. Gass. selbst halten, so dass sich also von deu abgehenden Nerven vorläufig noch nichts mit. Sicher- heit nachweisen lässt. 1) , Etwa am 7ten Tage waren wir im Stande, in den vergrösserlen und verlängerten Schenkeln die ersten deutlichern Anlagen der künftigen Hauptzweige des N. trigeminus zu erkennen. Sie zeigten sich, wie Köl- liker es von den Jindverzweigungen der Schwanznerven bei den Froschlarven angiebt, auf den ersten Blick als ho- mogene gallertarlige Stränge, olıne deutliche Spur einer Tex- tur. Doch waren bei genauerer Beobachtung hin und wie- 1) Aus den Untersuchungen des Ref. hat sich auch in Betreff des Rückenmarks deutlich herausgestellt, dass die graue Masse, welche den Nervenkörper enthält, zuerst gebildet werde, und dass erst später die Aussere, weisse Schicht mit den Nervenfasern sichtbar wird und daun auffollend an Volumen zunimmt. D 2? 52 der undeutliche Kerne zu unterscheiden. Nach Zusatz von Essigsäure kamen die Kerne deutlich und in grösserer Menge zum Vorschein, hin und wieder umgeben von einem hellen Hof, als Andeutung einer Zellenhöhle. Die Anlage hat voll- sländig die Beschaffenheit von unreifem Bindegewebe, na- mentlich von Sehnen in frühen Zuständen, wo, wie Ref. gezeigt, die Intercellularsubstanz bereits mit den Zellen bis auf einen Theil der Zellenhöhle oder‘ bis auf den Kern ver- schmolzen ist. Am 9ten Tage zeigen sich in der Anlage der Länge nach verlaufende, undeutliche und nur vereinzelte dunkle Streifenzüge, über deren Natur wir erst am 10ten oder 11ten Tage uns genauer unterrichten konnten, als sie deutlich und zahlreicher geworden waren. Es erwiesen sich diese Streifen als herbeigeführt durch das Auftreten einer dem Nervenmark sehr ähnlichen ölartigen Flüssigkeit, welche in der ursprüng- lichen Anlage sich anfangs schmale Bahnen gebrochen hatte. Einzelne Nervenröhren liessen sich noch nicht darstellen. Erst am 15ten Tage gelang dieses leichter, wenn gleich noch lange nicht mit der Vollständigkeit, wie im entwickelten Zustande. Hiernach entstehen also die primiliven Nervenröhren nach unseren Beobachtungen weder so, wie es Schwann zuerst vermulhet, noch auch nach der Kölliker’schen Angabe, sondern auf die Weise, dass in einer, in unmit- telbarer Verbindung mit einem Ganglion stehenden Grund- lage von Bindesubstanz feine röhrenförmige Höhlungen ent- stehen, im welchen gleichzeitig das anfangs noch mehr flüs- sige Nervenmark sich ansammelt Um diese Höhlungen muss später aus der Grundlage von Bindesubstanz, wie die ein- zelnen Schichten des ganzen Neurilems, so auch die Ner- venprimitivscheide als isolirte Begrenzungshaut sich sondern, obschon uns eine genauere Beobachtung dieses Vorganges nicht gelungen ist. Wie die Höhlungen in der Grundlage von Bindesubstanz entstehen, ob durch Resorption oder me- chanisch durch das ölartige Fluidum, muss unentschieden bleiben. Was aber das Auftreten des ölartigen Fluidums (Nervenmark) betrifft, so haben wir in Betracht dessen, dass in der ursprünglichen Anlage des Nerven nichts vorzufinden ist, was auf die Erzeugung und Entstehung desselben zu be- ziehen wäre, der Theil des Nervensysieins dagegen, wo Nervenkörper sich befinden, und so auch die Ganglien, durch den Gefässreichthum so ausgezeichnet sind, die An- sicht nicht für unwahrscheinlich gehalten, dass das Nerven- mark unter Mitwirkung der Ganglienkörper gebildet werde. In diesem Falle würden die Höhlungen der primitiven Ner- venröhren durch unmittelbare Verlängerung derjenigen Höhle sich bilden, welche die Ganglienkörper einschliesst. — Von 53 Iuleresse ist es, dass sowohl die aulfallende Thatsache der Regeneration der Nervenfasern überhaupt, als insbesondere die Erscheinungen bei diesem Prozess mit der von uns be- obachteten uud wahrscheinlich gemachten Entwicklungsweise so unverkennbar zusammenstimmen. Schon Valentin be- merkte in seinem Werke. (de funetionibus nervorum etc., p. 159.), dass zwischen den Enden des durch ein ausgeschnit- tenes Stück getrennten ‚Nerven zuerst bei der. Verheilung eine Grundlage von Bindesubstanz sich bilde, und ‘dass es ihm scheine, als ob dann später der ölige Nerveninhalt aus den Nervenenden durch diese Grundlage sich der Weg bahne und die Bildung und Verbindung der Nervenfasern veranlasse, Auch wir halten Gelegenheit, uns zu überzeugen, dass in der Narbe eines seit einigen Monaten in der Heilung begrif- fenen Hypoglossus die noch schwer trennbaren und verhält- nissmässig schmalen Nervenfasern eine primitive Scheide hatten, die ihrer ganzen Beschaffenheit nach, namentlich auch mit Rücksicht auf das Vorhandensein von Kernen, voll- kommen mit dem übrigen in der Umgebung befindlichen, 'neu gebildeten Bindegewebe übereinstimmten (a..a. ©. Fig 10) Aus den mitgetheilten Untersuchungen geht hervor, dass die bisherige Auffassung von den einfachsten, organisirten Formbestandtheilen im Nervensystem nicht mehr: haltbär ist. Da die primitive Nervenscheide, ähnlich wie die primitive Muskelseheide, als ein Gebilde der Bindesubstanz sich er- wiesen, desgleichen auch der Cylinder ‚axis der Entwicke- lungsgeschichte gemäss sich nicht als ein 'organisirtes' Form- eleineut herausgestellt hat, so bleibt von der primitiven Ner- venfaser nur noch das ölartige Fluidum, das Nervenmark, übrig; das für sich allein nicht als ein histologisches Form- element angesehen werden darf. Das Nervenmark aber steht im unmittelbaren Kontakt mit den Ganglienkörpern und wahrscheinlich mit allen sonst vorkommenden Nervenkör- pern; desgleichen ergiebt sich aus der Entwickelungs- geschichte, dass die Nervenkörper anfangs allein in Form einfacher, elementarer Zellen auftreten, und erst später bei ihrer histogenetischen Ausbildung und unter ihrer Mitwir- kung das Neeveniiiärk; als ein anfangs noch mehr dünnflüs- siges ölartiges Fluidum erzeugt werde. Hieraus schliessen wir, dass die Ganglien- und Nervenkörper mit dem sie un- mittelbar berührenden Nervenmark ein untrennbares Ganzes bilden und gemeinschaftlich den einfachsten, wesentlichsten Formbestandtheil im Nervensystem darstellen. Das Nerven- mark tritt demgemäss in die Kategorie einer histologisch entwickelten Intercellularsubstanz,. und der einfachste, we- «entlichste Formbestandtheil des Nervensystems gestattet in dieser Beziehung einen Vergleich mit dem Blut und den Ge- 54 bilden der Bindesubstanz; da bei ihnen allen ausser den Zel- len auch die Intercellularsubstanz im histologischen Prozess sich geltend macht. Auch beim Blut und den Gebilden der Bindesubstanz treten in der Entwickelung zuerst nur Zellen auf, und die Intercellularsubstanz (beim Blute der Liquor sanguinis) findet sich später ein; nicht umgekehrt, wie lei- der noch immer von solchen Forschern behauptet wird, die sich nicht mit der Entwiekelungsgeschichte beschäftigt ha- ben. Die Unterschiede zwischen den drei genannten ein- fachsten, organisirlen Formbestandtheilen des Körpers sind schon auf den ersten Blick auffallend genug. Doch ist ein genauerer Vergleich vorläufig nicht auszuführen, da wir die Grenzen der Ausbreitung des mit dea Nervenkörpern in un- mittelbarem Kontakt befindlichen Nervenmarks noch nicht vollständig kennen, da wir ferner nicht wissen, ob mehr als ein Ganglienkörper und wie viele mit einem bestimmt umgrenzten Nervenmark in Verbindung stehen, und da es endlich zweifelhaft ist, ob die Nervenkörper in dem Nerven- mark vollständig eingebettet ‘seien, oder ob nicht vielmehr Nervenkörper und Nervenmark in einem Zuge mit einander abwechseln. Jedenfalls aber muss die äussere Begrenzung des dem Nervensystem wesentlich zugehörigen, einfachsten Formbestandtheiles, wie beim Blut‘ und den Gebilden der Bindesubstanz, namentlich hinsichtlich des Nervenmarks (Ner- venfaser) nicht als eine durch die histologische Entwicke- lung desselben bedingte Eigenschaft angesehen werden, son- dern als begründet in den Organisationsverhältuissen des Körpers. Ueber die Entwickelung der Vater'schen Körper- chen haben wir einige Beobachungen durch Pappenheim erhalten. (Nouvelles recherches eoncern. le mode de termi- nais. dans les corp. de Paecini: Compt. rend. Tom. XXIH, B: 760 seqq.) Die ersten Vater’schen Körperchen waren ei Katzenembryonen von 41” Länge sichtbar, und zwar nur in geringer Zahl. Die ersten Anfänge derselben stellen sich als Zellenhaufen dar, olıne centrale Höhle und ohne Nervenfaser; durch einen Stiel standen sie in Verbindung mit einem naheliegenden Nerven. Die Ausbildung und Schich- tung der Bildungsmasse in die einzeluen Kapseln beginnt in der Peripherie und schreitet allmählig nach’ dem Centrum vor. Pappenheim beschreibt auch mebrere Varietäten der Vater'schen Körper, und beobachtete, dass die aus den Va- ter'schen Körperchen heraustretenden Nerven zu zwei und auch zu drei in Schlingen sich vereinigten. E. Weber hat nach einer nicht näher angegebenen Be- handlung des Rückenmarks und Gehirns die centrale Aus- 95 breitung der Nervenwurzelu deutlich verfolgen können. (R. Wagner’s Handwörterbuch: Muskelbewegung, Bd. III. Abth. 2, p. 20.) Die motorischen Nervenwurzeln gehen im Rückenmark in völlig querer Richtung zwischen den Längs- bündeln der Rückenmarksfasern hindurch, zertheilen sich da- bei erst in gröbere, dann in immer feinere Bündel und setzen solcher Art ihren Verlauf selbst über die Mitte der Seiten- hälfte in das Rückenmark hinein fort. Von innen her tre- ten ihnen entgegen die Fasern der weissen Kommissur, die nar aus Bündeln reiner Querfasern besteht. Der unmittel- bare Uebergang der so von aussen und innen sich entgegen- tretenden Elementarfäden konnte anatomisch nicht nachge- wiesen werden. Dass sie aber wirklich identisch sind, lässt sich daraus erschliessen, dass einmal zwischen den Längs- fasern der vorderen Stränge keine andere Querlasern, als die bezeichneten, vorkommen, und dass die Slärke der weis- sen Kommissur in den verschiedenen Gegenden des Rücken- marks der Zahl und Stärke der an jeder Stelle austretenden Nervenwurzeln entspricht. Am Rückentheile der Med. spi- nalis, wo die Nervenwurzeln äusserst dünn und selten sind, vermochte der Verfasser nicht einmal die weisse Kommis- sur durch Präparation darzustellen. — Die Bündel der weis- sen Rückenmarksfasern, zwischen denen die motorischen Ner- ven hindurchgegangen sind, gesellen sich zu den vorderen Strän- gen, die zwischen den vorderen Nervenwurzeln und der vorderen Rückenmarks-Spalte gelegen sind, und in welche aufwärts nach dem Gehirn keine Nervenfasern weiter ein- dringen. — Dasselbe Verhältniss des Ursprungs scheint auch den motorischen Hirnnerven zuzukommen. \WVenigstens ge- lang es dem Verfasser, den Nerv. oculomotorius, die kleine Wurzel des N. trigeminus, den N. hypoglossus, mit weni- ger Sicherheit auch den N. abducens und facialis bis zu den Fortsetzungen der beiden vorderen Rückenmarksstränge in die Medulla oblongata und noch weiter in das Gehirn hinein zu verfolgen, und theilweise von der gegenseitigen Verflech- tung sich zu überzeugen. Die Vereinigung der motorischen Nerven beider Seitenhälften in der Mittellinie lässt sich wohl aus dem Verhalten beider Nervi trochleares iu der Valvula cerebelli ant. vermuthen. Gebilde der Bindesubstanuz. Todd undBowmann (The physiol, anatomy and phys. of man, Volum. I. p. 130; Canstatt's Jahresb. 1847. Bd.l. 61.) theilen die Ansicht des Ref., dass die Streifung der indegewebestränge, in manchen wenigstens, nicht der opti- 56 sche Ausdruck von Fasern, sondern. von Falten seien, ; und berufen sich zum Beweise auf..die Wirkung der Essigsäure, durch welche das Bindegewebe zu einer gleichförmigen Masse aufquelle. . Henle erwähnt dagegen, dass bei genauerer Un- tersuchung sich immer ‚noch. Streifen erkennen lassen. Referent hat schon längere Zeit. die. Veränderungen. ‚stu- dirt, welche das gewöhnliche Bindegewebe bei seiner. Ver- bindung mit der Essigsäure erleidet. Da durch Behandlung mit Ammoniak, oder besser durch Auswaschen, die Essigsäure wieder entfernt werden kann, und ‘das Bindegewebe hierauf seine ‚ursprüngliche Beschaffenheit unverändert ‚an. den’ Tag legt, so war die Annahme nothwendig, dass dasselbe in Verbindung mit der Essigsäure seine wesentliche Textur. bei- behalte. Wenn nun das Bindegewebe einen. histologischen Faserbau besitzt, ‘so muss derselbe auch in dem durch. Es- sigsäure veränderten Zustande des Bindegewebes ausgespro- chen sein.. Wir haben aber nur zwei Umstände, aus denen wir. ‚auf den Faserbau des Bindegewebes zu schliessen uns früher‘ berechtigt glaubten: der eine bezieht. sich. ‚auf die Längsstreifung, der zweite auf die den Längsstreifen entspre- chende Darstellung von Fasertheilchen bei Zerrung des Prä- parate. , Dass diese Umstände nicht mit Sicherheit 'auf eine histologische Fasertextur zu beziehen seien, darauf hat Ref. zuerst in seiner Schrift über diesen Gegenstand aufmerksanı gemacht. Es fragt sich nun, wie. sich dieselben in dem Bin- degewebe, das mit Essigsäure behandelt worden, verhalten? Was die Streifung betriflt, so erhält sie sich vollständig »nie- mals, und verschwindet sogar stellweise nicht: selten, gänz- lich. ‚Es lässt sich jedoch ‚hieraus nichts mit Sicherheit ge- gen die Fasertextur schliessen, da die primitiven Muskelbün- del sowohl in. ihren embryonalen Zuständen, als auch spä- ter den Beweis liefern, dass die Streifung fehlen könne, ob- schon in Wirklichkeit Fibrillen. beisammen liegen... . Wichti- ger ist, dass Stückchen einer Sehne, die einige Tage in Es- sigsäure gelegen hat, in jeder beliebigen Richtung Streifung zeigen können, wenn man. mittelst zweier Nadeln das Prä- parat einem entsprechenden Zuge unterwirft. Es lässt sich diese Erscheinung schon mit blossem Auge und mit der Lupe verfolgen. Wird ein Stückchen Sehne auf. die ‚bezeichnete Weise gezogen, so lässt es sich sehr beträchtlich ausdehnen und nimmt dabei eine weissliche Färbung an, obschon es vorhin gallertartig, durchsichtig war. Lässt der Zug nach, so. zieht sich die Substanz theilweise wieder zusammen; und die weissliche Trübung schwindet. Wird’ das Präparat: in seiner Ausdehnung durch ein Druckplättchen fixirt. und un- ter dem Mikroskop betrachtet, so zeigt es sich’ in dem Grade ce TE _ 57 diehter gestreift, je, stärker der Zug gewirkt halte, jobschon vorher keine Streifung sichtbar war. ‚Man kann sodann das- selbe. Präparat einem Zuge aussetzen, der geradezu senkrecht auf den vorhergegangenen gerichtet ist, und das Stückchen Sehne dehnt sich dann ebenso aus, erhält eine: weissliche Trübung und zeigt unter dem Mikroskop dieselbe Beschaf- fenheit., Hat man sich an dem Präparat die Riehtung der Streifen im. normalen Zustande der Sehne gemerkt und lässt den Zug senkrecht auf denselben. wirken, so treten gleich- falls ‚alle die Erscheinungen. auf, die vorhin beschrieben: wur- den. Dieses Verhalten der Bindesubstanz ist nach. .des Ref. Ansicht unvereinbar mit. der angeblichen Fasertextur dersel- ben; die Erklärung desselben ist aber leicht, sobald man membranartige homogene Massen vor sich, hat, die durch die Wirkung des Zuges zur Faltenbildung veranlasst wer- den, während die ursprüngliche Neigung des Bindegewebes, sich in Falten zu legen, durch die Essigsäure ganz oder doch zum grössten Theil: aufgehoben ‚und hauptsächlich dadurch das Verschwinden der Streifung und das Durchsichtigwer- den des Bindegewebes bewirkt wird. — Von nicht geringe- rem Interesse ist das Verhalten des ‚mit. Essigsäure behan- delten Binde- oder Sehnengewebes hinsichtlich‘ der. Darstel- lung. der’ angeblichen Fibrillen und Fasern bei Zerrung des Präparates. ' Dieses gelingt nämlich ‚so gut, ‚wie gar nicht, Das Präparat verhält sich vielmehr. wie eine ‚zähe Substanz, die, dem Zuge und der Gewalt endlich 'nachgebend, die Trennung der Masse in jeder beliebigen Richtung und in je- der beliebigen Weise zulässt, Doch glaubt Ref. bemerkt zu haben, dass die Ausdehnbarkeit der Sehnensubstanz nach der Dicke der Sehne (im Querschnitt) geringer ist und dass hier die Trennung in beliebige, ‚oft ganz unregelmässige Stücke frühzeitiger eintritt, Nach des Ref. Ansicht wird demnach in dem ‚gewöhnlichen Binde- und Sehnen-Gewebe durch die Behandlung mit Essigsäure ‚die. Neigung zur Faltenbildung und die Spaltbarkeit aufgehoben, während gleichzeitig in dem. aufgequollenen Zustande eine, beträchtliche Ausdehnbar- keit als Eigenschaft der Substanz zum Vorschein. tritt. - Hier- aus ergiebt sich ganz ungezwungen die Deutung der Erschei- nungen des Bindegewehes. nach Behandlung mit Essigsäure, während dieselben mit der angeblichen Fasertextur im Wi- derspruch sich befinden und dadurch zu. einem neuen Be- weismittel für die Ansicht des Ref. werden. Nach Salzmann sollen die Knorpelkörperchen in den knorpeligen Veberzügen der. Knochengelenkenden nicht Höhlen darstellen, sondern fest sein, und aus einer, jedoch nicht immer deutlich zu erkennenden Zellenwandung, einem 98 hellen Inhalte und aus einem in denselben befindlichen Kern bestehen (? Ref... In der Nähe des Knochens sind sie mit ihrem Längsdurchmesser senkrecht gegen denselben gerich- tet, weiter nach der freien Fläche hin haben sie eine unre- gelmässige Stellung, und an der freien Oberfläche stehen sie dem längeren Durchmesser des Knochenkopfes parallel. Der Verfasser findet darin eine Aehnlichkeit mit dem Bau der Epidermis, und glaubt auch, dass das Wachsthum ganz ana- log von Statten gehe, indem der Gelenkknorpel wahrschein- lich abgenutzt (? Ref.) und durch beständiges Nachwachsen vom Knochen her wieder ersetzt würde. (Ueber den Bau und die Krankheiten der Gelenkknorpel. Inaugural- Dissert. Tübingen. 1845. 8.) Nach Lessing sind die Knochenkörperchen wäh- rend des Lebens mit einen Plasma erfüllt und nach dem Trocknen lufthaltig. Sie lassen sich mit Chromgelb füllen, wenn gut ausgewässerte Knochenschnitte, nachdem sie in einer concentrirten Auflösung von Bleizucker gelegen hat- ten, schliesslich in eine Auflösung von chromsaurem Kali ge- bracht wurden. Mit dieser Ansicht lassen sich auch die mikroskopischen Erscheinungen vereinigen. (J. G. Lessing: Ueber ein plasmatisches Gefässsystem in allen Geweben, insbesondere in den Knochen und Zähnen. In den Verhandl. des Hamburg. naturwissenschaftl. Vereins, p. 53 u. 64.) — Todd und Bowmann geben die Länge der Knochenkör- perchen zu 0,0066”, den Durchmesser der Strahlen zu 0,0006 — 0,001’ an. Die Knochenkörperchen sind nach die- sen Verfassern als verwandelte Kerne der Knorpelkörperchen zu betrachten, in welchen keine erdige Bestandtheile nieder- gelegt werden; nur der um den Kern gelegene Theil der Knorpelkörperchen werde schliesslich in den Verknöcherungs- prozess mit hineingezogen (a. a. ©. p. 108 sqq.). — Nach Sharpey sollen die Knochenkörperchen Lücken darstellen, die bei der Verknöcherung zurückbleiben: die Knochenmasse selbst soll durch Verknöcherung successiv sich ablagernder Fasern entstehen. (Dr. Quain’s anatomy, p. CXXVII sqg; Henle: Canstatt's Jahrb. 1847. Bd. I. p. 76.) — Les- sing stellt den Verknöcherungsprozess in der Nähe ossifiei- vender Knorpel ähnlich, wie Bidder, dar. Er unterscheidet die in Längsreihen geordneten Knorpelkörperchen und runde, viel grössere zellenartige Räume, die 4—6 Knorpelkörper- chen enthalten; er sah auch die schon mit gezackten Rän- dern versehenen Knorpelkörperchen beim Durchschneiden der Substanz herausfallen und frei in der Flüssigkeit umher- schwimmen. (a. a. ©.) Drüsen. Eive äusserst lehrreiche und durch die grosse Menge von Beobachtungen ausgezeichnete Abhandlung über die Struktur der Drüsen bei den wirbellosen Thieren haben wir von H. Meckel erhalten (Müller's Arch. 1846, p. 1’sgqgq.). Für vorliegenden Jahresbericht ist Folgendes: hervorzuheben. Ueberall zeigen sich bei den Drüsen der ‚Mollusken und Ar- tikalaten dieselben Hauptformen im Höhlensystem; wie bei den Wirbelthieren; es endigt entweder in Schläuche, oder in Bläschen, Bei den Nieren der Gasteropoden wird: die Vermehrung der Oberfläche durch hervorspringende Falten an der Innenfläche eines Sackes bewerkstelligt., Man unter- scheidet an den Schläuchen und Bläschen stets dıe Tunica propria, ‘welche das Gerüste des Höhlensystems bildet, und die Drüsenzellenschicht. Sehr häufig findet sich noch eine dritte, die Tunica intima, welche, wie dieses schon Kar- sten an der Leber des Krebses nachwies, nach innen von den Drüsenzellen 'als ganz strukturlose Membran ‚sich aus- breitet und also die Höhle zunächst begrenzt. Diese Tunica intima ist auch in dem Darnıkanal öfters beobachtet; Ref. sah sie‘ gleichfalls bei ‚Ascaris acuminata und Strongylus auricularis. — Die einfachste Struktur. eines Drüsenschlau- ches, die bisher beobachtet worden, haben nach Meckel’s Untersuchungen die oberen Speicheldrüsen bei Formica rufa. Die Tunica propria formirt am Ende ein ovales’ Beutelchen, welches in einen ‘ausserordentlich feinen‘ Ausführungsgang (im Durchmesser 0,0005) ausläuft. In dem Beutelchen allein liegt eine einzige Drüsenzelle, im Längsdurchmesser 0,025 gross. Aehnlich verhält sich die Supramaxillardrüse der Bienen; doch war hier nicht nachzuweisen,- dass die feinen ausführenden Röhren als Tuniea propria um die ein- zeluen von einer Haut (albuginea) gemeinschaftlich umhüll- ten Drüsenzellen sich fortsetzte. Vielleicht ist das, was der Verfasser Albuginea genannt hat, die eigentliche Tunica ‚pro- pria, die etwa 20—30 Zellen einschliesst, ‚während die: fei- nen Röhrchen der Tunica intima angehören, worauf auch die spätere Verbindung hinzudeuten scheint. Dann würde die sonst gewöhnlich einfache Röhre der Tunica intima eines Follikels oder Bläschens in eine Menge kleiner Röhrchen für jede einzelne Zelle sich getheilt haben. (Ref.) -— Die Tunica intima ist nicht selten spiralförmig gestreift, ‘wie die Tra- cheen, so an der hinteren Speicheldrüse bei der Stubenfliege, bei der Apis mellifica ete.. Im Darm des Krebses steht sie durch Fortsätze init der T, propria in Verbindung, wodurch ein Theil des Epithelium eingekapselt wird. ' Bei Vespa 60 Crabro gehen iu der Giftdrüse von dem das Secret führen- den, durch die Tunica intima gebildeten Gange eiue bedeu- tende Menge der feinsten Haarröhrchen von 0,0001“ Durchm. in die Drüsenzellenmasse hinein, um hier gleichsam als auf- saugende WVürzelchen das Secret aufzunehmen; also ähnlich, wie bei den vorderen Speicheldrüsen von Apis mellifica. — Die Drüsenzellen treten in Form von Pilaster- oder Cylinder- Epithelien mit oder ohne Cilien auf. In den Leberfollikeln der Anadonla eygnea ist die Ausbreitung der Drüsenzellen-Schicht auf vier longitudinale Streifen beschränkt, die am Centrum des blinden Endes zusammenlaufen. Zwischen ihnen ist die Tu- niea propria in schmalen Streifenzügen unbekleidet. Von den verästelten Kernen’ an‘ den Drüsenzellen der Spinndrüse bei Vanessa urticae, ‘der Harnkanälchen :von Cossus ligniperda ete. wurde schon früher gesprochen.‘ In den grossen, regel- mässig sechseckigen Drüsenzellen der Spinngefüsse von Cos- sus’ ligniperda liegen an Stelle der Kerne eine Anzahl blind- sackähnlicher Körper, die ‘kleine Körnchen enthalten und durch dünne, mehr oder weniger lange Stiele an der Innen- fläche der Zellenwand befestigt sind. — In. der Leber der Mollusken und des Krebses lassen zwei spezifisch verschie- dene Arten von Drüsenzellen sich nachweisen, von welchen die eine Gallenstoff, die andere Fett enthielt. Beim Krebs zeigen sich die Fettzellen gegen das blinde Ende der Follikel als durchsichtige Zellen mit einem gekernten grossen, run- den Kern. Weiter nach dem Ausführungsgange hin füllen sich diese Zellen mit Fettkügelchen. Die bilinhaltigen Zel- len haben einen kleinen, ‘ovalen, etwas abgeplatteten Kern ohne bestimmtes Kernkörperchen. ' Später bildet sich in ih- nen das Sekretbläschen (selten 2 oder 3), gefüllt mit gelber Flüssigkeit (Bilin),; das allmählig an Grösse zunehmend fast die ganze Zellenhöhle einnimmt. “Bei den Mollusken enthal- ten die bilinführenden Zellen einen in Kügelchen oder Tröpf- chen .abgelagerten braunen Stoff, der durch Mineralsäuren schön grün gefärbt wird, namentlich durch Schwefelsäure. Bei weiterer Entwickelung vermehren sich die braunen Kü- gelchen, und es zeigte sich bei vielen eine besonders dunkle Stelle, an’ welcher sich der Gallenstoff concentrirt hat. ' Wei- terhin sieht man ausser dem Kern und den Bilinkügelehen ein helles ‘Bläschen mit gelber Flüssigkeit und 'gelbbraunen Kügelchen (Sekretbläschen). Dieses Bläschen nimmt‘ dann auf Kosten der übrigen Substanz zu und füllt fast die ganze Zellenhöhle aus, während die gelbbraunen Kügelchen in ihm sich vermehren oder auch wohl durch schiehtweise Oppo- sition sich vergrössern. Die Fettzellen enthalten Fettkörn- chei oder Fetttröpfehen mit einem Sekretbläschen, welches 61 letztere, mit Felttröpfchen sich füllend. schliesslich fast die ganze Zelle einnimmt, so dass man den Kern nur schwer erkennt. — Bei den Speicheldrüsen der Insekten, bei der Serieterine, ferner, wie schon Goodsir zeigte, in der Le- ber des Krebses, haben die Drüsenzellen, namentlich in den blinden Enden der Follikel, ein anderes Ansehen, und er- weisen sich als jüngere, gegenüber grösseren älteren. Diese Anordnung wird eine anatomische und vielleicht funktionelle Verschiedenheit des blinden Endes vom übrigen Theile des Follikels bedingen; es folgt aber nicht nothwendig die An- nahme Goodsir's, dass immer an gewissen Punkten des Follikels die Bildungsstätte der Zellen des ganzen Follikels gegeben sei. und dass die gebildeten Zellen dann weiter vor- gerückt werden: bei der Sericlerine ist ein solches Vorrücken ganz unwahrscheinlich, — Schliesslich wäre noch auf das „„Seceretbläschen‘“ aufmerksam zu machen, das, ähnlich wie bei den Pflanzen, nun auch von H Meckel in den Drüsen- zellen der Niere der Schnecken, sowie nach der obigen Mit- theilung in der Leber der Mollusken und Krebse ganz deut- lich vorzufinden ist. Man kann die Drüsenzellen demnach mit Rücksicht auf die Beschaffenheit des auf das Secret be- züglichen Zelleninhaltes in drei Abtheilungen bringen. Die Drüsenzellen führen entweder einen homogenen Zelleninhalt. wie in der Speichel-, Thränen- Pankreasdrüse und in den Nieren der Wirbelthiere — so ist es bei den Speicheldrüsen der Insekten — oder das Secret häuft sich in körnigen Nie- derschlägen, am stärksten in der Nähe des Kerns an: so in den Harnzellen der Insekten, in den Kalkzellen der Garlen- schnecke ete.; oder endlich, die Drüsenzellen führen ein Seeretbläschen Hier erscheinen auch anfangs Niederschläge; dieselben werden jedoch durch das Erscheinen des Secret- bläschens verdrängt und letzteres nimmt die Zellenhöhle durch allınählige Vergrösserung mehr oder weniger vollständig ein. Das Secretbläschen enthält die abzusondernde Flüssigkeit, gewöhnlich in Begleitung festerer Niederschläge, die häufig durch schichtweise Opposition wachsen. Ueber den Secretionsapparat und die Funktion der Le- ber haben wir Mittheilungen erhalten von Handf. Jones (Phil. transact. Volum. 11. 1846; Fror. N. Not. Bd 38. p- 314.), von Guillot (Mem. sur la structure du foie des an. vertebr.), von Thom. Williams (Guy’s Hospit. Reports, second Series. Volum. IV. 1846. p. 273.), von Nivoluen: (Sull. strutt. intima del fegato im Filiatre sebezio. Agosto. p. 65... — Die Struktur der Speicheldrüsen bespricht ©. B. Jones (Lond. med. Gazett. Volum. IN. p. 59.). 62 Eine ausführliche Arbeit über die Darmdrüsen hat Flouch geliefert (Recherches sur la membrane muqueuse intestinale, extr. des mem. de la societ. d’hist. nat. de Stras- bourg. Tom. III Liv. 3. 1845. p. 1—16.). Die Peyerschen Drüsen sind auch nach ihm als eine Aggregation vollkom- men geschlossener Bläschen anzusehen, deren Höhle öfters ungleich, doch nicht in Zellen abgetheilt ist. Ihr Inhalt ist im normalen Zustande milchweiss, zuweilen so reichlich, dass die Bälge zum Bersten ausgedehnt werden, in anderen Fällen spärlich, so dass die Schleimhautoberfläche an ihrer Lagerungsstälte becherförmig einsinkt,. Die zuweilen vor- kommenden Grübehen auf ihrer Oberfläche hält der Verfas- ser für Oeffnungen Lieberkühn’scher Drüsen. Oefters be- findet sich gerade auf dem Gipfel der Kapsel ein schwarzes Fleckchen, erzeugt durch Ablagerung einer melanotischen Substanz, welche nicht selten punktförmig über den ganzen Darm ausgebreitet ist; dasselbe kanu Veranlassung werden zur Annahme einer Oeflnung. Die Kapseln zeigen aber nir- gend eine Ausmündungsstelle nach dem Darm hin; beim Druck entleert sich der Inhalt jedesmal durch einen neu entstandenen Riss. Die solitären linsenförmigen Darmdrü- sen sind gleichfalls geschlossene Kapseln; im Dickdarm fin- den sie sich in der tiefen Schicht der Scheimhaut. Unter. dem Namen „‚Glandulae odoriferae‘ beschreibt Horner die grossen Schweissdrüsen in der Achselhöhle beim Neger. Sie sind hier von dunkelbrauner Farbe und haben einen Durchmesser von 1—2 Linien. Der Verfasser hält sie nach dem Aussehen ihrer Oberfläche für zusammen- er konglomerirte Drüsen. (Amerie. Journ. of med, $c. 846. March.) Rossignol untersuchte die Struktur der Lungen an “injieirten, aufgeblasenen und dann getrocknelen Lungen; zur Vergleichung wurden auch frische Präparate benutzt. Vor- züglich geeignet zur Untersuchung zeigen sich die Lungen der Katzen, obschon hier nieht so kleine Lungenläppchen vorkommen, wie beim Menschen. Die feinen Durchschnitte der getrockneten Lungen wurden mit der Loupe und bei auffallendem Lichte beobachtet. Als Resultat dieser Unter- suchungen ergab sich, dass die Lungenläppchen aus succes- siven Verzweigungen eines Lobularbronchus bestehen, die sich in verschiedenen Richiungen ausbreiten und sich durch- kreuzen, immer kürzer und zahlreicher werden, je weiler die Theilung geht, und schliesslich mit trichterförmigen' Er- weiterungen enden. Die Infundibula benachbarter Läppehen schieben sich öfters ineinander. An der Innenfläche der Ver- zweigungen des Lobularbronchus. sowie auch des Infundibulum 63 befinden sich Alveolen, welche den Parietalzellen der Vogel- lunge in, jeder Hinsicht entsprechen, Die trichterförmigen Erweiterungen enthalten eiwa 10—20 Alveolen, ein Bron- chieuast hingegen weit mehr. Die Infundibula haben, beim Kinde von 3 Jahren im Mittel eine Weite von 0.35 Millim. im Fundus, von 0,12 Mm. an der Mündung; beim Manne von 40 Jahren 0,70 Mm. im Fund., 0,35 an der Mündung. Die Alveolen haben im Mittel beim Fötus von 5—6 Mona- ten einen Durchm. von 0,03 Mm , bei Neugeborenen 0,05; bei Kindern von 3—4 Jahren 0.12; bei Männern von 18—20 Jahren 0,20: bei Greisen von 70—80 Jahren 0,33. Mm. — Nach Rossignol hält sich der Verlauf der Lungenarterie folgendermaassen. Nachdem dieselbe mit den Bronchien sich verzweigt und verästelt hat, giebt sie am Lobularbronchus in der Gegend, wo die Alveolen beginnen, eine unbestimmte Anzahl von Aestchen ab, die sich durch Anaslomosen an der Oberfläche des Bronchus in ein Gelässnetz verwandeln, dessen Maschen dem Grunde einer Alveole entsprechen. Aus diesen Netzen gehen dünnere Zweige nach den Wänden der Alveolen ab, die sich daselbst von Neuem netzförmig ver- ästeln und Maschen von 0,02 bis 0,03 Mm. Breite bilden. Im Innern dieser Maschen entsteht endlich ein drittes Ge- fässnetz, deren Kanäle nur den 4ten bis 8ten Theil so stark sind. als die Gefässe der Maschen, aus denen sie ihren Ur- sprung nelımen. Alle diese Kapillargefässe kommunieiren unter sich am freien Rande der Alveolen, wodurch ein vier- tes Kapillarnetz daselbst gebildet wird. Die Arterie des Lo- bularbronchus verläuft dann im Bogen um die Infundibula herum und verzweigt sich daselbst ganz auf dieselbe Weise, Die ersten Anfänge der Venae pulmonales entwickeln sich aus dem Kapillarnelz am Rande der Alveolen. Am Lobular- bronchus vereinigen sich die Würzelchen zu wenigen Stäm- men, die meist in senkrechter Richtung gegen die Axe des Bronchus umbiegen und da fortlaufen. Die Venenwürzel- chen der Alveolen an den Trichtern begeben sich zuerst an die Oberfläche des Lungenläppchens, a sich hier mit anderen Wurzeln ähnlichen Ursprungs und treten gewöhn- lich als mehrere kleine Venenslämmehen von einem Läpp- chen oder auch als eine einzige Vene von allen Trichtern in die Tiefe des Läppchens, um sich mit den mehr centra- len Venenwurzeln des Läppchens zu vereinigen. Alle diese Venenwürzelchen vereinigen sich in einen Stamm, der bald entfernt von der Arterie, bald an ihr anliegend, bald durch den Bronchus getrennt, das Lungenläppchen verlässt. Ausser- dem. treten aus der Pleura-Oberfläche der Lungenläppchen einzelne kleinere Reiser hervor, die als Interlobularvenen 64 fortlaufen und sich später mit den Pulmonalvenen vereini- gen. — Zwischen der Bronchialarterie und Lungenarterie findet nach dem Verf. keine Kommunikation Statt Bei In- jeetionen der Lungenarterie färbten sich allein die mit Al- veolen versehenen Partieen der Luftwege. — Die Arbeit trägt das Gepräge der Genauigkeit (Ref.). (Recherch. sur la structure intime du poumon, de Ihomme et des prineipaux mammif., Bruxell. 4. c. tab. — Bulletin de l'Acad. roy. de med. de Belg 1846. Avril.) Moleschott hat seine Ansicht, dass die Wandungen der letzten Luftwege so zahlreich Muskelfasern besitzen, zu- rückgenommen ‘und sich durch Anwendung von Kali mit nachherigem Zusatz von Wasser überzeugt, dass vielmehr die Mehrzahl der Fasern dem elastischen Gewebe angehören. Doch fehlen die Muskelfasern nicht gänzlich, wie ihn die von Donders und Mulder angegebene Reaktion auf xantho- proteinsaures Ammoniak gelehrt habe. Ref. hat bereits dar- auf hingewiesen, dass auf diesem Wege die Frage nicht zu entscheiden ist, da sich hier ein Irrthum eingeschlichen hat. (Holländische Beiträge zu den anat. u. phys. Wissensch , von Deen, Donders u. Moleschott, Heft I. pag. 7 seqgq.) Blutdrüsen. „Der feinere Bau der Nebennieren beim Menschen und den vier Wirbelthierklassen ‘* ist von Ecker dargestellt (Braunschweig bei Vieweg, 1846, mit 2 Steintafeln). Aus den Untersuchungen ergab sich, dass die Struktur der Ne- bennieren im Wesentlichen bei allen vier Wirbelthierklassen gleich ist. Ueberall finden sich ovale oder runde geschlos- sene Kapseln, die aus einer strukturlosen Haut gebildet sind und einen körnigen Inhalt haben. Dieser Inhalt besteht: aus einem eiweissreichen Plasma mit äusserst feinen Körn- chen von geronnenem Eiweissstoffe; aus Kernen, die ent- weder solide sind und Körnchen enthalten, oder Bläschen darstellen mit einem oder zwei Kernkörperchen, und entwe- der ganz nackt sich zeigen oder von feinkörniger Masse um- hüllt sind (sogen. Umhuüllungskugel); aus Zellen von dem Ansehen wie die sogen. Umhüllungskugel und umgeben von einer Membran; endlich aus zahlreichen Fettkörnchen. Bei manchen Thieren, z. B. bei den Raubihieren, Vögeln, Ba- trachiern, sind die Zellen noch von einer festanliegenden Lage Fettkörnchen umkleidet (eingehüllte Zellen). Die Be- schreibung des Inhalts ist von der ausgepressten und abge- schabten Masse des Parenchyms der Nebennieren hergenom- men. Unter solchen Umständen kann man wohl nicht dar- ® 65 auf rechnen, von der normalen Beschaffenheit des Inhaltes sich zu unterrichten. Dass man bei solchem Verfahren sich nicht berechtigt fühlen kann, eine Ansicht von der etwa vorhandenen Zellenbildung aufzustellen, hat Ref. schon frü- her bemerklich gemacht. — Bei allen Wirbelthieren, die Säugethiere und den Menschen ausgenommen, setzen die Kapseln und Schläuche die ganze Substanz des Organs zu- sammen. Bei den Säugethieren und dem Menschen unter- scheidet man die Rindensubstanz, und nur in den ersteren finden sich die Kapseln, beim Pferde jedoch auch in der Marksubstanz. Die meist ovalen Kapseln sind in der Rin- densubstanz der Lunge nach einander gereiht, so dass häu- fig der Anschein von längeren Röhren entsteht. In der Marksubstanz finden sich zahlreiche Nerven, Gefässe und Bindesubstanz, zwischen welchen Lücken gelassen worden, die mit demselben Inhalte angefüllt sind, wie die Kapseln der Rindensubstanz. Um die Kapseln sowohl, als um die Lücken der Marksubstanz verläuft ein Blutgefässende. Bei den Schlangen besitzen die Nebennieren ab- und zuführende Venen. Die Struktur der Nebennieren ist hinsichtlich der Ka- ge und Höhlungen gefüllt mit einem zelligen Inhalte, ähn- ich dem Verhalten der Thymus, der Schilddrüse, und, wie Ecker sich überzeugte, auch der Milz, in Betrefl der Milz- bläschen. Ref hat die Resultate der Untersuchungen des Verfassers so einfach wiedergegeben, wie er sie selbst bei mehreren Wirbelthierklassen nachprüfend wiederfand. Ecker hat aber seine Beobachtungen unter einer Ansicht mitgetheilt, die dem Ref. nicht gerechtfertigt erscheint. Der Verfasser hält die Kapseln für geschlossene Drüsenschläuche, die nächste Hülle derselben (die angrenzende Schicht von Bindesubstanz, Ref.) für die Tunica propria, den Inhalt für Drüsenzellen, Diese Kapseln sollen sich aus einfachen Zellen entwickeln, deren Membran zum Drüsenschlauch sich verwandeln, und deren Kern durch endogene Sternvermehrung etc. den Inhalt der Kapseln produeiren; die alten Schläuche. sollen dann immer vergehen und neue Schläuche sich bilden. Warum der Verfasser nicht die mit diesem Inhalt gefüllten Maschen der Marksnubstanz für geschlossene Drüsenkapseln hält, ist nicht einzusehen, zumal die Beschaffenheit, von der Form abgesehen, mit den Kapseln der Rindensubstanz überein» stimmt, und in der letztern nach der Oberfläche hin, wo der Richtungsverlauf der Gefässe sich abändert, auch unre- gelmässige Formen zu Tage treten. Mit demselben Rechte würde man auch die Kapseln, in denen im Pannieulus adi- E 66 posus die Fettzellen liegen, für geschlossene Drüsenkapsein halten können. — Nach den Untersuchungen von Penagiotades und Wagener enthält die Schilddrüse mehrerer Säugethiere runde, ovale, eckige Höhlungen, die von einer aus Zellen gebildeten Membran umgeben sind. Sie haben eine Grösse von 0.,1—0,2 im Durchmesser und enthalten eine durchsich- tige gelbbraune Gallerte (Fror. N. Notiz. Bd. XL. p. 193.). Hilfsmittel. €. Schmidt: Enlwurf einer allgemeinen Untersuchungs- methode der Säfte und Exkrete des thierischen Organismus, basirt auf krystallonomische, histologische und mikrochemi- sche Bestimmungen. Mit einer Steindrucktafel. Mitau und Leipzig. 1846. Der Verfasser geht von dem richtigen Grund- satz aus, dass das Mikroskop bei den chemischen Reagentien ganz nolhwendig zugleich berücksichtigt werden müsse, wenn man gute, wissenschaftliche Resultate erlangen wolle. Be- sonders werthvoll ist auch die Schrift in krystallographischer Beziehung. Donders: Mikroskopische und mikrochemische Unter- suchungen thierischer Gewebe. (Holländische Beiträge, Bd.I, Heft I. p. 39— 74; die Fortsetzung in dem folgenden Hefte.) Mehrere Beobachtungen, die mit Mulder gemeinschaftlich angestellt wurden, sind schon im 6ten Hefte der physiolo- gischen Chemie von Mulder mitgetheilt; hier sind noch neuere Resultate hinzugefügt. Es werden hier die Reaktio- nen der verschiedenen Gewebe, besondes bei Anwendung der gesättigten Kalilösung, der Essigsäure, der Schwefelsäure im konzentrirten Zustande, desgleichen der Salpetersäure mit nachherigem Zusatz von Alkalien, ausführlich beschrie- ben. wobei die Verff. es zweckmässig fanden, die Einwirkung der Reagentien länger währen zu lassen, bevor eine Unter- suchung unternommen wurde. Ref. hat bereits Gelegenheit gehabt, auf mehrere beachtungswerthe Resultate aufmerksam zu machen, und muss sich hier darauf beschränken, die wich- tige Arbeit dem gründlichen Studium zu empfehlen. Bevor jedoch die Resultate sich in die Wissenschaft einbürgern, ist eine genaue und unbefangene Prüfung unerlässlich, da, wie Ref. gezeigt hat, sich Irrthümer vorgefunden haben. Handbücher. A. Burggraeve: Anatomie de texture ou Histologie a la phys. et ä la path. 1845. 8. 67 Arthur Will. Hassel: The microscopie anatomy of the human body in health and desease. Illustrated with nu- merous drawings in colour. Fred. 8. H. €. B. Bendt: Haandbog i den almindelige Anatomie med caerligt Hensyn til Mennesket og Huusdyrene, 1. Hft. 4 Taf. Kjöbenhavn 8. A. Donne: Die Mikroskopie als Hilfswissenschaft der Medizin. Nach dem Französ. bearbeitet und durch zahlreiche Anmerkungen u. Zusätze vervollständigt von G. v. Gorap- Besanez. Erlang. 8. Dr. Quain: Anatomy. Part. II. von Sharpey. Lon- don. 8. I. Hyrtl: Lehrbuch der Anatomie. R. Benthley, Todd and W. Bowman: The phy- siological anatomy and physiol. of man. Vol. I. Lond. 1845. A. Donn& et Leon Fourcault: Cours de microsco- pie ete. Atlas. E2 BERICHT über die Fortschritte der Physiologie im Jahre 1846. Von Dr. Tu. Lupw. Wırn. Bıscuorr, Professor der Anatomie und Physiologie in Giessen. 4. Allgemeine Physiologie. Lehrbücher. — Imponderabilien. — Mischung. — Racen. — Microscopie. G. Valentin, Grundriss der Physiologie des Menschen. Braunschweig 1846. 8. €. Vogt, Physiologische Briefe für Gebildete aller Stände. Stuttgart und Tübingen 1846. Abth. II. C. Küss, Appreeiation generale des progres de la phy- siologie depuis Bichat. Strasbourg 1846. 4. Heidenreich, Die Bedeutung der medicinischen Physik in ihrer Beziehung zu Mieroscopie und organischer Chemie. Ansbach 1846. Der Verf. erörtert, dass er hier unter Phy- sik nur die Physik der Imponderabilien versteht, und dass er es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Anwendung der Leh- ren von der Wärme, dem Lichte, der Electrieität und dem Magnetismus im Gebiete der organischen Natur zu verfolgen, indem er überzeugt sei, dass die Erscheinungen und Gesetze dieser organischen Natur durchaus identisch mit denen der äusseren unorganischen Natur, und daher nur aus diesen zu verstehen und zu erklären seien. Die Lehre, welche sich 69 aus dieser Anwendung entwickelt, nennt der Verf. Medicini- sche Physik und meint, sie habe es recht eigentlich mit den Vorgängen, mit den Processen in den organischen Kör- pern zu ihun, während Mieroscopie und Anatomie überhaupt so wie auch Chemie lediglich Doctrinen der vom Organismus getrennten Producte seien. (So sehr die Bemühungen des Verf, anzuerkennen sind, die Anwendung der genannten Leh- ren auf die Erscheinungen der organischen Natur zu erwei- tern und zwar nicht nur in einigen besonderen Sätzen, son- dern in ihren Prineipien und ihren Methoden, so scheint er mir doch mit Unrecht hier eine Unterscheidung zwischen Im- ee und Ponderabilien und der Anwendung der ehren derselben zu machen. Auch das Wesen der Bedeu- tung der Chemie für die Physiologie scheint mir der Verf. zu verkennen, wenn er glaubt, dieselbe beziehe sich nur auf das Gewordene und nicht auf das Werden. Ich bin ge- rade entgegengeselzier Ansicht. Das Studium des Geworde- nen und hier speciell die chemische Untersuchung desselben hat nur Werth, indem es zur Erkenntniss des Werdens, der Processe führt, und gerade das ist der bedeutende Charakter der neueren physiologischen Chemie, den wir Liebig ver- danken, im Gegensatze gegen die frühere Anwendung der Chemie in der Physiologie. Ref.) Vierordt, Bericht über die bisherigen die Endosmose betreffenden Untersuchungen. Roser und Wunderlich, Archiv für physiol. Heilkunde. Jahrg. V. p. 479. Wie der Titel sagt, ist dieser Aufsatz vorzugsweise historisch kri- tisch. Es liegt um so mehr ausserhalb unserer Aufgabe, darüber zu berichten, als wir im nächsten Jahresbericht Gelegenheit haben werden, die selbstständige Arbeit des Ver- fassers über diesen Gegenstand zu erwähnen. G. Sorrentino und G. Semmola, „La cristallizza- zione nel vivente“ in Omodei Annali universali di Me- dieine Tom 117. p. 526. berichten von Krystallen von Baanhemmauren Kalk nebst etwas eiweissartiger Substanz, Millimeter lang, welche sich an der Leber eines 58jäh- rigen, an einem aculen gastrischen Fieber gestorbenen Man- nes fanden, Einen Fall von Phosphorescenz des Körpers eines 16 Monate alten Knaben, der zahnte und Husten hatte, berichtet Henry M. Cormak. Edinb. Journ. 1846. Oct. Schmidt’s Jabrb. 1848. p. 17. R. Rigg, Observations and Experiments on the sources of animal Heat. The medical Times 1846. p. 241—244. 70 Robert-Latour, De la destination physiologique de la chaleur animale. Revue medicale 1846. p. 481—492. Nach mehreren Beobachtungen von Martius weicht die Temperatur der Seeigel (Spatangus purpureus) und. Fische (Trigla hirando und Gadus aeglefinus) nur sehr wenig von der Temperatur des umgebenden Mediums ab, und wechselt mit derselben sehr rasch. Diese Beobachtungen wurden im Nord-Meer angestellt. Ann. des sc. nat. Tom V. pag. 187. 1846. Dr. ©. L. Barkow, Der Winterschlaf nach seinen. Er- scheinungen im Thierreiche, mit 4 Tafeln. 525 S. Berlin 1846. 3 Tllr. Diese vollständige Monographie über den Titel-Ge- genstand enthält alles Geschichtliche und Literarische, und zugleich einen grossen Reichthum an eigenen Beobachtungen des ‚Verf. bei Thieren aus allen Klassen. Es ist natürlich nicht möglich, hier eine Analyse eines solchen Werkes zu geben. Der Verf. hält den Winterschlaf für eine ganz. eigen- thümliche Erscheinung, die bei einzelnen Thieren aller Klas- sen mit Ausnahme der Vögel vorkommt, zwar in einzelnen Punkten mit anderen normalen oder anomalen Zuständen ver- glichen werden kann, im Ganzen aber keine Analogie mit anderen zulässt. Als Ursachen des Winterschlafes betrachtet der Verf, 1) einen eigenthümlichen Bau der Respirationsor- gane der Winterschläfer, 2) ein instinetartiges Vorgefühl des nahenden Winters, 3) eine besondere durch den Bau nicht hinläaglich erklärte Empfindlichkeit gegen verminderte Wärme, welche als äussere Ursache auftritt. Wiederholte Beobachtungen von Jolly über den Ein- fluss eines electrischen Stromes auf das Keimen von Pflan- zensaamen, gaben kein positives Resultat, Reports of the brittish Assosiation 1845. p. 69. Dr. Du Bois-Reymond will das „‚allgemeine Gesetz der Nervenerregung durch den electrischen Strom‘ aufgefun- den haben. Es heisst: Nicht der absolute Werth der Strom- diehtigkeit, d. h. des Quotienten aus dem Querschnitt der Strombahn in die Stromstärke, in dem Nerven in, jedem Augenblicke ist es, auf die der Bewegungsnerve mit Zuckung des zugehörigen Muskels antwortet, sondern die Veränderung dieses Werthes von einem Augenblicke zum anderen, und zwar ist die Anregung zur Bewegung, die diesen Verände- rungen folgt, um so bedeutender, je schneller sie bei gleicher Grösse vor sich gingen, oder je grösser sie in der Zeiteinheit waren. Bericht über die Fortschritte der Physik im Jahre 1845. Vol. I. p. 504. . In demselben Bericht über die Leistungen. der Physik findet sich p. 538 eine Mittheilung desselben Autors über einen von ihm in der Berliner physikalischen Gesellschaft ge- F 1 haltenen Vortrag „‚über unipolare Induetions-Zuckungen“. Die Thatsache, welche hierdurch ausgedrückt werden soll, ist fol- gende: Steht der Nerve eines präparirten Froschschenkels mit dem einen Ende eines oflenen Inductionskreises in Verbindung, und entweder der Schenkel oder das untere Ende des Kreisesist nach dem Erdboden hin abgeleitet, so findet jedes Mal eine Zuckung Statt, wenn man in der Nähe des Kreises einen solchen Vorgang erregt, der, wenn der Kreis geschlossen ge- wesen wäre, einen secundären Strom in demselben zur Folge haben würde. Sind dagegen beide Enden des inducirten Lei- ters vollkommen isolirt, so findet keine Zuckung Statt; Un- terbindung des Nerven hemmt die Erscheinung nicht! Der Froschschenkel leistet hier nur, was Riess, Masson und Breguet bereits auch auf andere Weise erkannt haben, dass nämlich ein inducirter Strom in einem Leiter in Folge einer Stromveränderung in einem benachbarten Leiter erregt wer- den kann, auch wenn jener keinen geschlossenen Ring bildet. Indem Du Bois nun die bekannte Beobachtung benutzte, dass auf einem gewissen Stadium des Absterbens des Frosch- schenkels der absteigende Strom nur bei seinem Eintritt, und der aufsteigende nur bei seinem Austritt Zuckungen erregt, konnte er auch die Art der Eleetricität, welche in jenen Fällen durch den Leiter hindurchgeht, erkennen. — Ist der inducirte Leiter unvollkommen, z. B. dureh einen 30 Mm. langen feuchten Fliesspapierstreifen geschlossen, und man legt den Nerven des Froschschenkels auf diesen Streifen, so ent steht eine Zuckung, mag der Schenkel isolirt sein oder nicht. Ist aber der Nerve unterbunden, so muss der Schenkel ab- leitend berührt sein; und er darf auch nicht gerade senkrecht in der Mitte des Streifens liegen. Anstatt des Fliesspapier- streifens, kann man den inducirten Leiter auch durch ein un- terbundenes Stück des Nerven selbst schliessen. Dann ent- stehen nur Zuckungen, wenn der Schenkel ableitend berührt ist. — Aus diesen Versuchen leuchtet ein, dass man bei Au- wendung von Induclions-Vorrichtungen zu Reizversuchen sehr vorsichtig sein, und sich gegen Täuschungen.durch sorgfäl- tigste Isolation zu schützen suchen muss. Miranda und Paci haben eine Reihe von Beobachtun- gen und Versuchen, die sie an einem in Neapel befindlichen 3 4" grossen Zitteraal anstellten, bekannt gemacht, unter denen mir indessen nichts besonders Neues bemerklich ge- worden ist. De la Rive, der diesen Aal auch beobachtete, bemerkt, dass der Strom desselben, wenn er seiner ganzen Länge nach in den Kreis des Multiplicators eingeschaltet war, genau doppelt so stark war, als wenn dieses nur mil einer 12 = Hälfte des Thieres der Fall war. Archiv. de l’Electr. V. p. 496. 1845. M. E. Wartmann (Sur les vibrations qu’un courant electrique discontinu fait naltre dans le fer doux; et sur la non-extistencee d’un courant dlecetrique dans les nerfs des animaux vivants. Bullet. de l’acad&m. roy. de Bruxelles. T. XI. 1. pag. 320.) bestätigt nach eigenen mit der grössten Sorgfalt und mit den genauesten Instrumenten angestellten Versuchen, dass in den Nerven kein elektrischer Strom exi- stirt und dass sie viel schlechtere Leiter sind, als die Me- talle. Matteucci, Elektrische Erscheinungen am Zitterrochen, Comptes rendus. T. XXI. pag. 356. 1846. L’Institut. No. 659. Froriep’s N. Not. Bd. 39. p. 244. Diese Mittheilung Matteuccis an die Akademie zu Paris enthält keine we- sentlich neuen Thatsachen, sondern nur eine Zusammenstel- lung der Hauptresultate seiner Untersuchungen sowohl über den Zitterrochen, als den sogenannten Froschstrom, als end- lich auch über die Wirkung eines elektrischen Stromes auf Nerven und Muskeln je nach seiner Richtung. Carlo Matteucci, Electro-physiologieal Researches. 4 mem. Philosophieal Transactions. Vol. II. 1846. p. 483. Diese Arbeit ist abermals der Ermittelung des verschiedenen Verhaltens der Nerven und der durch sie veranlassten Zuk- kungen bei elektrischer Reizung je nach der Richtung des Stromes gewidmet. Sie führt den Verf. zuletzt zu den bei- den Schlüssen: 1) dass die durch den directen Strom (vom Centrum zur Peripherie) veranlasste Zuckung viel stärker ist, als die durch den umgekehrten (von der Peripherie zum Centrum) und 2) dass der directe Strom die Reizbärkeit ei- nes Nerven viel schneller zerstört, als der umgekehrte, wel- cher sie sogar erhält und verstärkt. Lake über die Elektricität, als Wärme erzeugendes Agens. The Lancet 1846. No. 17. Vol. II. Oesterr. medie. Wochenschrift, 1846. p. 1608. Unfruchtbares Räsonnement über das Thema, dass die Speisen nur zum kleinen Theile zur Ernährung, weit mehr dagegen zur Entwickelung von Elektrieität dienen, welche alsdann die Quelle der thierischen Wärme sei. Schaffer, Sectionsbefund eines vom Blitz erschlagenen Mannes. Oesterr. med. Wochenschrift, 1846. No. 23. Es geschieht keine Erwähnung der Todtenstarre und des Zu- standes des Blutes, H. Jordan, Tod durch Blitzschlag. ‘Henle u. Pfeuf- fer’s Zeitschr. Bd. IV. Hier war vollständige Todtenstarre selbst noch nach 44 Stunden vorhanden. ie ae ge 73 Ein anderer Fall in der Gaz. med. und der Lond. med. Gaz. 1846. Aug. p. 351, beweiset ebenfalls, dass die Todten= starre nach dem Tode durch Blitz nicht aufgehoben ist. Bullar, Ueber die Identität gewisser Gesetze der Vita- lität und des Elektromagnetismus. The Athenaeum No. 987. 26. Sept. 1846. Froriep’s N. Notizen, Bd. 40. p. 276. Dutrochet hat Untersuchungen über den Einfluss des Magnetismus auf die Saftbewegung in den Charen angestellt. Er bedienie sich dazu eines sehr starken Elektromagneten, der (unter dem Einfluss einer Bunsen’schen Säule von 50 Paaren) ungefähr 2000 Kilogramm trug. Aber auch dieser hohe Grad von Magnetismus brachte nicht die geringste Ver- änderung in dem Kreislauf in der Chara hervor; ebenso we- nig plötzliches Aufheben des Magnetismus, Wechseln der Pole ete. — D. erinnert daran, dass es sich nach seinen früheren Versuchen mit der Elektrieität anders verhält. Diese bedingt bei ihrer ersten Einwirkung, sowie bei jeder Ver- änderung ihrer Intensität, ein plötzliches, aber nur kurze Zeit dauerndes Stocken des Kreislaufs, was aber durch plötz- lichen bedeutenden Temperaturwechsel auch bewirkt wird. Auf eine solche Unterbrechung folgt dann oft eine bedeu- tend schnellere Bewegung, nach D. als Reaction gegen den eingewirkt habenden Reiz. Schliesslich demonstrirt D. aus diesen Beobachtungen die Verschiedenheit der. Lebens- kraft, welche den Kreislauf bedinge, von dem Magnetismus sowohl, als von der Elektrieität, welche letztere eben nur wie andere Reize wirke. Comptes rend de l’Acad. des sc. DERART. 0619. > Heidenreich will beobachtet haben, dass wenn er ein länglich-rundes Stück Muskelfleisch eines eben getödteten Kaninchens, welches an seinem einen Ende noch mit dem Thiere in Zusammenhang stand, in die Axe einer mit Ku- pferdraht umwundenen Inductionsrolle steekte, deren Draht- enden mit einem Multiplicator von 200 Windungen in Ver- bindung standen, und die Muskeln nun durchsElektrieität oder durch mechanische Reizung ihrer Nerven zur Zuckung brachte, in demselben Augenblicke eine Abweichung der Magnetnadel erfolgt sei. Da nun die Elektricität in der Spi- rale nur durch einen senkrecht auf ihre Windungen wirken- den Magnet erregt sein konnte, so glaubt er, dass die Wir- kung des Muskels bei seiner Zuckung eine magnelische sei; sowie die Wirkung des Nerven auf den Muskel etwas der Elektrieität Aehnliches sei. Neue medie. -chirurg. Zeitschr, 1846. No. 4. Oesterr. med. Wochenschr, 1846. p. 297. Berzelius giebt in Poggendorf’s Annalen, Bd. 68. 1546, p. 161. eine Art vou Kritik der Ansichten in Betreff 74 der organischen Zusammenselzungen. Ausgehend von der Ueberzeugung, dass die Anwendung dessen, was von der Verbindungsweise der Grundstoffe in der unorganischen Na- tur bekannt ist, der einzige Leitfaden zur Beurtheilung ihrer Verbindung in der organischen ist, hält er dabei an der Vor- stellung der zusammengesetzten Radicale fest, und bekämpft vorzüglich Dumas’ Substitutionstheorie. In Beziehung auf die Theorie der zusammengesetzten Radicale macht er be- sonders darauf aufmerksam, dass der in einer organischen Verbindung vorkommende Sauerstoff nicht auch theilweise zu dem zusammengesetzten Radical gehören, und so eine Paarlingsverbindung in Beziehung auf den Sauerstoff vorhan- den sein kann. Untersuchungen von Löwig und Kölliker bestätigen die Entdeckung Schmidt’s, dass die Hülle der einfachen und zusammengesetzten Aseidien, sowie der Tunicata über- haupt, aus einer stiekstoflfreien, in Alkali unlöslichen Sub- stanz gleich der Pflanzen- Cellulose besteht. Da diese Hülle nun aus grossen kernlosen Zellen und sehr feinen, dem Bin- degewebe ähnlichen Fasern gebildet ist, so besteht der Un- terschied zwischen Pflanzen und Thieren nicht mehr: dass der Pflanzenkörper aus Cellulose, die thierischen Zellen aber nur aus stiekstoffhalligen Substanzen bestehen. Gaz. med. 1846. p. 34. Heller's Archiv 1846. p. 579. — Nach dem Berichte der Commission der Pariser Akademie hierüber in den Comptes rendus, T. XXI. p. 33 und 581 würde die Zusammensetzung der Hülle der Aseidien folgende sein: Cellulose 60,34 Stickstoffhaltige Substanz 27,00 Unorganische Substanz 12,66 100,00. Ein Aufsatz von Virchow: Ueber die chemischen Ei- genschaften des Faserstoffs in Henle’s und Pfeufer's Zeit- schrift f. rat. Med. Bd. IV. p. 262, der diese Frage sowohl rücksichtlich des flüssigen als festen und geformten Faser- stoffes durchführt, ist, obgleich auch auf mehrfache eigene Untersuchungen basirt, doch vorzugsweise kritischer Natur, und kann daher hier nicht genauer verfolgt werden. Allein sein Resultat ist leider das, dass diese in Physiologie und Pathologie eine so wichtige Rolle spielende Substanz, nur höchst unvollkommen gekannt ist. Dieses hat den Verf. wahrscheinlich veranlasst, in einem zweiten Aufsatze: Ueber die physikalischen Eigenschaften des Faserstoffes und das Zerfallen desselben, ibid. Bd. V. p- 213. unser Wissen über diese Substanz ‘auch von dieser 75 “ Seite zu sondiren und zu erweitern... Er behandelt zuerst die Gerinnung des Faserstofles, die er schon nach einer früheren Arbeit (Fror. N. Not, Nro. 769) für ein rein me- chanisches Phänomen hält und sucht die verschiedenen For- men der Gerinnung des Faserstoffs eben von den obwalten- den physikalischen Bedingungen abzuleiten. So rührt nach ihm die Festigkeit des Kuchens nicht von chemischer oder physikalischer Veränderung des Faserstoffes selbst, sondern nur von seiner Menge im Verhältniss zu der Menge und der Concentration der Flüssigkeit und ihrem ‚Gehalt an körper- lichen Theilen her. Eine grosse Rolle spielt auch die Ela- sticität des Faserstofls, aus deren Verhalten der Verf. meh- rere Erscheinungen, ‘wie z. B. auch die sogenannlen Faser- stoffschollen, beleuchtet. Die Klebrigkeit oder Viscosität des Faserstoffes streitet der Verf, demselben an und für ‚sich ganz ab und leitet sie nur von Zumischung oder theilweiser Umsetzung desselben von und in Eiweiss ab. Eine Betrach- tung über das Zerfallen des Faserstofles, welche ihrer Natur nach mehr chemisch ist, bildet den Schluss. In einem Aufsatze: Polemisches und Positives über den Faserstoff, von G. Zimmermann, wird zuerst Einiges über die Gerinnung des Faserstofles und besonders über die Ur- sache derselben gesagt, dann aber vorzüglich die Frage nach der Löslichkeit desselben weitläufig verhandelt. Da mir in demselben keine Resultate von ällgemeinerer physiologischer Bedeutung aufgestossen sind, so begnüge ich mich für Ein- zelnes mit der Hinweisung auf das Original. — Roser und Wunderlich Archiv V. 3. p. 349. 1846. Nach einigen Versuchen von Schlossberger scheint das Casein der Milch eine zusammengesetzte Substanz‘ zu sein, und jedenfalls eine schwelelhaltige und eine schwefel- freie zu enthalten. Der Verf. vermuthet, dass die schwefel- freie den Hüllen der Milchkügelchen angehören möge, — Liebig'’s Annalen 1846. Bd. 58. p. 9. Eine Analyse von Ochsenblutfibrin ergab nach Schloss- berger Kohlenstoff 52.42 Wasserstoff 6,92 Stickstoff 15,51 also fast genau so viel Stickstofl, wie Mulder angab, 15,7; während Dumas und Cahours etwa 1 Proc. mehr erhiel- ten. — Liebig's Annalen 1846. Bd. 58. p. 95. Nach Mulder sollte der in verdünnter Salzsäure lös- liche Theil des geronnenen Fibrins, Bouchardat’s Albumi- nose, Proteinbioxyd sein, Liebig stellt dieses in Abrede, insofern dieser Körper den ganzen im Fibrin enthaltenen 76 Schwefelgehalt unverändert enthält. Ausserdem hat die Luft und ihr Sauerstoflgehalt, durch welche Mulder die Oxyda- tion des Proteins erklärt hatte, keinen Antheil an der Auf- lösung des Fibrins in Salzsäure. Liebig's Annalen, Bd. 57. p. 129. 1846. — Zugleich erhebt Liebig bei dieser Gelegenheit überhaupt Zweifel über die Existenz des Proteins, als eines schwefel- freien Radicals von Fibrin, Albumin und Casein; und diese Zweifel werden von Laskowski in einem Aufsatze in den genannten Annalen, Bd. 58, p. 129, in einer solchen Weise ausgeführt, dass deren Begründung unzweifelhaft und dadurch das Protein, welchem man eine so wichtige Rolle zuertheilt, sehr problematisch erscheint. Es war zu erwarten, dass dieser Fehdehandschuh von Mulder würde aufgenommen werden, und dieses ist denn auch in einer hinreichende Lei- denschaft verrathenden Weise in einer eigenen Broschüre: Liebigs Frage. Frankfurt 1846, geschehen. Wir müssen das Resultat des entstandenen Streites ferner abwarten, könn- ten aber von unserer Seite, wenn das Protein fiele, wohl etwas triumphiren, dass es mit der Ununistösslichkeit und Sicherheit chemischer Untersuchungen doch auch noch nicht so fest bestellt ist, als man dieses physiologischen Untersu- chungen gegenüber so gerue geltend macht. Doch wird die- ses den hohen Werth der nachgewiesenen Uebereinstimmung in der Zusammensetzung der wichtigsten thierischen und pflanzlichen Materien nicht im Geringsten beeinträchtigen. Rüling giebt in Liebig’s Annalen, Bd.5S. p. 301, 1846, neue Bestimmungen des Schwefels in den schwefel- und stickstoffhaltigen Bestandtheilen des Pflanzen- und Thier- reichs, aus welchen hervorgeht, dass die Menge des Schwe- fels in diesen Stoffen weit grösser ist, als sie bisher an- gegeben wurde. Folgende Tabelle giebt die Resultate: Proe. Legumin aus Erbsen enthält . . ,„ . 0,505 Schwefel, aus Erbsen, welches vorher in Ammoniakflüssigkeit gelöset Ware RER, Baleaol 0467 - aus Bohnen , 2 101er - aus Bohnen, vorher in Ammo- niakflüssigkeit gelöst . . 0,445 - Pflanzenalbumin aus Erbsen Pia, 10490 - aus Kartoffeln . . . 0,969 - Kleber aus Weizenmehl Satlger Tihla - Casein aus Kuhmilch . 1,016 - aus Kulmilch in concentrirter Lauge von kohlens. Natron Belosetı 0. ara 105590 - 77 Proc. Albumin aus Eiern . . .. ; 1,748 Schwefel, aus Serum von Ochsenblut . 1,386 - aus Serum von arteriellem Bferdeblut,, , ‚eur... 04.235808 - aus Serum von venösem Pferde- blub_d +3, 0: res - Fibrin aus Ochsenblut . . » . 2... 1,319 - Krystallinse von Ochsen, Schweinen, Kälbern . . ner - Krystallinse vom Ochsen . . . . . 1,121 - yom; Kalbestisun. 3 lu «15288 - Krystallin aus der Krystallinse von Och- sen, Schweinen, Kälbern . 1,103 - aus der Krystallinse vom Och- BE ae - Dr. Walther fand im Casein im Mittel 0,933 Proc. Schwefel. Ibid. p. 315. Verdeil fand im Fibrin . . . . . .. 1,587 und 1,6 Proc. Schwefel, ADEND 0 ers er rA5 0A: = + 2,054 > .- Te TO EEE RT Fi= 4 7: MOBESBEN I R.=) 7 in Albuminosse . . . . 1,599 1,441 im Kleber . . 0,989 0,972 ASERe in der Schweineblase . . 1.263 - 1.354 im Knorpel an gar, 0,000, = 00 in der Hausenblase . . 0,727 - 0,647 Ibid. p. 317 Schlieper hat ebenfalls im Leim einen geringen Sch we- felgehalt nachgewiesen. Er fand in der Hausenblase 0,56 Proc. im Knochenknorpel 0,13 - im Elfenbein . . 0,14 - Ibid. pag. 378. Auch Kemp hat in dem aus Hühnereiweiss dargestell- ten Protein 1,56 Proc. Schwefel, das Doppelte von dem von Mulder im Albumin angegebenen Schwefel, gefunden. Chem. Gaz. 1846. No 95. Liebigs Annalen, Bd. 40. p. 104. Eben- so erinnert Thomson daran, dass es ihm schon 1842 un- möglich war, schwefelfreies Prolein darzustellen. Tond. med. Gaz. 1846. Aug. p. 264. C. Ludwig. über das Vorkommen und die Bedeutung des Proteinbioxyds. — Müllers Archiv f. Anatomie. 1846. pag. 171. — Ich habe über die Unsicherheit in der An- nahme eines solchen Proteins und der Proteinoxyde schon im vorigen Jahresbericht eine Bemerkung mir erlaubt, und 18 diese wird durch die vorstehenden Untersuchungen leider so sehr vermehrt, dass auch diese Mittheilung Ludwig's vor- läufig zweifelhaft ist. — Gobley, chemische Untersuehung des Eigelbes: Wasser 7 -, +. +... +... BiUSi5NA86 Vitellinz amt! mund or 25,760 Margarin und Olein . .. . . 21,304 Cholestearin +... -. .9.7r0,438 Olein- und Margarinsäure . . 7,226 Phosphorglycerinsäure . . . 1,300 Salzsaures Ammoniak . . . 0,034 Natrium- und Kaliumchlorür . 0,227 Phosphors. Kalk und Magnesia 1,022 Fleischextradt . . 2. 2...0,300 Ammoniak, stickstoffhalt. Materie, Farbstoff, Spuren von Milch- säure und Eisen . . ... 0,853 100,000 Heiler’s Archiv, IIT. 1846. p. 149. — Comptes rendus, T. XXI p. 766. 988. — Journ. f. prakt. Chemie, Bd. 37. p- 301. 1846, Der Verf. schliesst seine Arbeit mit der Bemerkung, dass Prout bekanntlich im reifen Hühnchen mehr Kalk und Magnesia fand, als im frischen Eie, und darauf die Hypo- thesen von Aufnahme dieser Stoffe von der Schale, oder von Erzeugung (Schöpfung) derselben durch den Lebensakt gebaut wurde. Er glaubt, dass Prout ein mangelhaftes Verfahren angewendet haben müsse, da er aus dem Eigelb allein mehr Kalk und Magnesia zog, als Prout aus dem ganzen bebrületen Eie. ö Gobley's weitere Untersuchungen über den Dotter (des Hühnereies) ergaben folgende wesentliche Resultate: Der Dotter verliert durch Austrocknung 52 p. C. seines Gewichts. Hierauf mit siedendern Alkohol behandelt, lässt er eine farb- lose Substanz zurück, welche dem Eiweiss sehr ähnlich ist, aber doch in ihrer elementaren Zusammensetzung von ihm differirt, wie Dumas und Cahours, die sie zuerst als Vi- telline bezeichneten. bereits richtig erkannt haben. Sie ent- hält über 2 p. C. Schwefel und Phosphor, durch Auspressen des Dotters oder Ausziehen mit Aether erhält man bekannt- lich das Dotteröl, was ungefähr 25 p. C. des Dotters aus- macht. Dasselbe besteht aus Margarin, Olein, Cholesterin und zwei Farbestoffen, einem rolhen und einem gelben, enthält aber nicht die geringste Spur von Schwefel oder Phosphor. Siedender Alkohol entzieht ihm die Farbstoffe, etwas Olein und alles Cholesterin, welches letztere in keiner en ee 79 Weise von dem Cholesierin der Gallensteine, wie es Che- vreul untersucht hat, sich verschieden zeigt. Durch Be- handlung mit siedendem Alkohol oder mit Aether erhält man aus dem getrockneten Dotter ausser dem Oel eine viscöse Substanz, welche man durch Filtriren von dem Oel irennen kann, und in welcher sich der ganze Phosphorgehalt des Dotters in der Form von Glycophosphorsäure vorfindet. Diese bisher nur künstlich dargestellte Säure existirt dem- nach auch fertig gebildet in der Natur. Fredr. Sacc wendet gegen diese Angaben Gobley's ein, dass es fehlerhaft sei, den Dotter an der Luft zu trock- nen, da er mit grosser Begier Sauerstoff absorbire (in 3 Stun- den 2 p. ©. seines ursprünglichen Gewichtes), wodurch die Angabe des Wassergehaltes falsch werde und wodurch auch erst die im frischen Ei nicht existirenden Säuren (Glyco- phosphorsäure, Milchsäure, Ole'n- und Margarin - Säure) entständen. Sacc behauptet dagegen, dass der Phosphor als solcher im Dotteröl existire. Gobley replieirt hiergegen, dass die genannten Säuren auch dann erhalten werden. wenn man den Dotter in Koh- lensäuregas trocknet und überhaupt in Kohlensäuregas arbei- tet, dass sie also nicht Producte der Oxydation sein kön- nen. Auch das Gehirn des Hühnchens, des Schals und des Menschen enthalten eine phosphorhaltige viscöse Subtanz, in welcher der Phosphor als Säure existire. — Comptes rend, de l’Acad. des Se. T. XXI. p. 464, 674, 923. Dr. Kodweis, indem er auf seine, der Naturforscher- Versammlung in Graz 1843 mitgelheilte Untersuchungen über die Zusammensetzung des Hühnerdotters hinweiset, zeigt, dass zu den von Gobley aufgeführten Substanzen mit völ- liger Sicherheit noch Stearin zugefügt werden kann. — Liebig's Annalen, Bd. 59. p. 261. 1846. Studien von Sehwendler und Meissner über das Cholestrin verdienen bei der noch räthselhaften Natur und Bedeutung dieser weit verbreiteten Substanz alle Beachtung. Die Zusammenseizung desselben fanden sie: Kohlenstolf 84,20 Wasserstoff 12,00 Sauerstoff 3,50 Es enthält weder Stickstoff, noch Schwefel, noch Phosphor. Liebig's Aunalen, Bd, 59. p. 107. 1846. Doyöre theilt der Societe philomalique eine Beschrei- bung der Noctiluca wiliaria mit, welche den Lelren von Dujardin über die Organisation niederer Thiere gegen Eh- renberg und die Zellenlehre sehr günstig sind. Das Thier besitzt keinerlei Organe, sondern besteht nur aus einer Masse 80 Sarcode mit einer Mundöffuung. In dieser bilden sich Ma- genhöhlen zur Verdauung von Infusorien und Conferven, es entsteht eine Art Darmkanal, der Schein von Muskeln und Nerven; allein alles dieses ist vorübergehend und zufällig, bildet sich und verschwindet wieder. Nur die äussere Hülle des Thieres ist etwas Bleibendes. — - Doyere meint, die Lehre von der Sarcode werde mit grossem Vortheil auf die Embryologie angewandt werden. — L’Institut 1846. p. 428. Richard Comfort, Menschen-Racen. Haidinger, Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Natur- wissenschaft, Wien 1837 (Sitzung am 23. Juni 1846.) p.65. George Morton, Observations on Egyptian Ethno- sraphy derived from Anatomie, History and the Monuments. Transactions of the Americain philosophical soeiety, Vol IX. 1846. Philadelphia. 4. p. 93. Uebersicht der egyptischeu Racen und Schädelformen. Sam. George Morton, Some observations of the Eth- nography and Archaeology of llie Americain Aborigines. — Silliman, Americain Journal of science and arts. New Ha- ven 1846. . See. Serie, Vol. II. p. 1. Ausführliche und in- teressante Untersuchungen über die eihnographischen Ver- hältnisse der Eingebornen Amerika’s. Retzius, Ueber die Vertheilung der runden und langen Schädel. Froriep’s N. Notizen, Bd. 40. p. 186, Erdl, Schädel von Eingebornen aus der Regentschaft Algier. — Münchener gelehrte Anzeigen, Vol. 1. 1846. p. 14. Batave hat der Pariser Akademie eine Abhandlung über die Bewohner der Marquesasinseln überreicht, in welcher er namentlich deren Schädel beschreibt. Er stellt dieselbe unter die der kaukasischen Race, obgleich die sonstige phy- sische Constitution dieser Menschen schöner, als die euro- päische ist. Der Gesichtswinkel beträgt 75— 800° die Haut- farbe ist kupferfarbig, das Haar schwarz oder braun, glatt, dick, hart, nicht lang, der Bart dünn. Froriep’s N. Not. No. 821. 1846. Savage theilt der königl. Soeietät zu London einen Fall mit, in welchem ein Neger in Guinea in Folge eines wiederholten Wechselfiebers vollkommen weiss wurde, Da- bei wurde die Haut äusserst empfindlich gegen Sonnen- und Feuerwärme Einige Monate nachher erschienen wieder dunkle Flecken auf der Haut, die nach und nach grösser wurden, so dass der Mensch zuletzt wıe ein Neger mit unregelmässi- gen weissen Flecken aussah. Auch die Haare waren weiss eworden, und wurden späler wieder schwarz. I'Institut 1846. p. 342. u 81 Heusinger, Ueber die verschiedenartige Wirkung: ge- wisser Einflüsse auf verschieden gefärbte Thiere. Casper’s Wochenschrift 1846. p. 277. Es werden vorzüglich nur Er- fahrungen mitgetheilt über eine sehr verschiedene Wirkung verschiedener Pflanzen auf schwarze und weisse Schaafe, Schweine, Pferde und Kühe. Hugo von Mobhl lieferte vom rein praktischen Stand- punkte aus eine sehr ausführliche und klare Darstellung des Baues des Mikroskops überhaupt und der versehiedenen Mi- kroskope insbesondere. Auch die für den Gebrauch so wich- tigen Neben-Apparate sind besonders gewürdigt, und selbst erfahrene Beobachter möchten in den Capiteln, welche von dem Gebrauche der Deckgläser, von der Prüfung des Mi- kroskops, von der mikrometrischen Messung handeln, noch Neues und Interessantes finden, was aber eben weil es ganz praklisch ins Einzelne eiugeht, eines Auszugs nicht wohl fähig ist. : Nur in Bezug auf den Einfluss der Deckgläser will Ref. nicht unerwähnt lassen, wie nach der Beobachtung des Verf., von deren Richtigkeit sich Jeder sehr leicht über- zeugen kann, auch dünne Deckgläser eine entschiedene Wir- kung ausüben. Wenn man ein Object ohne Deckglas bei einer starken Vergrösserung genau einstellt und bedeckt es nun, so sollte man meinen, es müsse dasselbe, um wieder deutlich gesehen zu werden, der Objectivlinse genähert wer- den, da es durch das Deckglas doch immer in Etwas com- primirt‘ wurde; aber im Gegentheil, die strahlenbrechende Wirkung des: Deckglases ist so gross, dass eine Vergrösse- rung der Focaldistanz nöthig wird, um wieder ein klares Bild zu erhalten. Es ist also gewiss, dass die Dieke und Beschaffenheit des Deckgläschens bei feineren mikroskopi- schen Objecten und Beobachtungen wegen ihres oplischen Einflusses eine sorgfältige Beachtung verdient. — Mikrogra- ie oder Anleitung zur Kenntniss und zum Gebrauche des ikroskops von H. v. Mohl. Tübingen 1846, 8. mit 6 Taf, Pacini, nuovo meceanismo di microscopio sperialmente deslinato alle rieerche anatomiche e fisiologiche. (Nuovi an- nali delle seienze naturali di Bologna. Novembre. 1845.) -- Paeini hält es für notwendig, dass die Physiologen selbst sich mit der Verbesserung und Vervollkommnung der Mikroskope beschäftigen. Er tadelt zuerst die jetzt gebräuch- liehen Objectträger, indem er für die allgemein übliche Me- thode, Gegenstände zur Beobachtung unter das Mikroskop zu bringen, hält, dass man dieselben zwischen zwei Glas- Baden lege, welche durch Federn festgehalten würden, ‚wo- ei das gewöhnliche Schicksal die Zerqueischung des. Ob- jeets durch das Gewicht oder das Hin- und Herschieben der Müller's Archiv 1617. l 82 obern Glasplatte sei. Dieser Tadel wäre ganz begründet, wenn das angegebene Verfahren wirklich das allgemein ge- bräuchliche wäre. Dass dem in Deutschland wenigstens nicht also ist, dass man sich der Haltefedern wohl gar nicht, statt der obern Glasplatte nur der kleinen dünnen Deck- gläschen und auch dieser bei sehr zarten Gegenständen gar nicht bedient, braucht wohl nicht weiter erwähnt zu wer- den; ebenso möchte die Methode des Verf. beim Auflegen der obern Glasplatte einen plötzlichen Druck durch das Un- terlegen kleiner Keile, die nach und nach weggezogen wer- den, zu verhüten, im Wesentlichen bei uns schon längst be- folgt sein, indem jeder geübte Beobachter durch Unterschie- ben beliebiger Stückchen oder der nach und nach fortzuzie- henden Nadel ete. sein Objeet vor dem plötzlichen Auffallen des Deckgläschens zu schützen weiss. Um ganz sicher zu sein vor diesem gefürchteten Druck ‚‚der oberen Glasplatte‘* beobachtet Pacini immer unter einem Compressorium, welches im Wesentlichen mit dem Purkinje’schen überein- stimmt, auch dessen Unbequemlichkeiten theilt, dadurch aber, nach dem Verf., einen grossen Vorzug vor diesem darbietet, dass die beiden Glasplatten einander nicht ganz decken, son- dern die Anwendung der Nadel und der Reagentien auf das zwischen ihnen befindliche Object gestatten, indem sie ob- long sind, einander kreuzen und also nur in der Mitte dek- ken. —- Das von P. angegebene Mikroskop unterscheidet sich von allen bisher bekannten zunächst dadurch, dass das Rohr weder horizontal, noch vertikal, sondern in der Mitte zwischen beiden Richtungen steht. Zu diesem Behufe ist es in seinem unteren Dritiheil unler einem Winkel von 45° gebrochen und enthält bier in einem erweiterten Theile ein reflectirendes Prisma. Der hierdurch veranlasste Verlust an Lichtstärke möchte durch den Vortheil, den die schiefe Stel- lung vor der verticalen in Bezug auf Bequemlichkeit der Be- obachtung haben mag, schwerlich aufgewogen werden; ganz abgesehen von der unumgänglichen Erhöhung des Preises. Das Rohr ist an dem Arme in querer Richtung, durch die Bewegungen der Triebstange, welche durch eine grobe und eine feine Schraube bewirkt werden, in verlicaler Richtung beweglich. Der Tisch, von 2 starken Säulen getragen, ist vollkommen unbeweglich. Auf ihm befindet sich eine, durch eine grosse Mikrometerschraube mit eingetheiltem Kopf (nebst Nonius) vor und rückwärts bewegliche Scheibe, deren Be- wegungen zum Messen dienen (bei Gegenwart eines Faden- kreuzes im Ocular): also ein inamovibler Schraubenmikro- meter. Hierauf endlich noch eine kreisförmig bewegliche, in 360° getheilte Scheibe, als mikroskopischer Goniometer, Der 83 Beleuchtungsapparat besteht aus einem Spiegel und einer Sammellinse nebst Diaphragma. Ueber die Beschaffenheit dieses letzten, grade sehr wichtigen Theils ist so wenig aus dem Text, als aus der Abbildung etwas ersichtlich; nur ist klar, dass es sich um Anwendung der vortrefllichen Ober- häuser'schen Blendungen mit verticaler Bewegung nicht handelt. Besonders hebt P. die Leichtigheit hervor, mit welcher an diesem Instrumente der Polarisations- Apparat angebracht werden könne, womit es aber auch bei Schiek’- schen Instrumenten keine grosse Schwierigkeit hat. — Durch Abschrauben des Rohrs unterhalb der Einsatzstelle des Pris- ma kann man ein einfaches Mikroskop herstellen, indem man dann nur durch die Objectivlinsen sieht. — Alle er- wähnten Vorzüge des Pacini'schen Mikroskops dürften wohl an dem nothwendig sehr hohen Preise scheitern, um so mehr, als wir in P.’s Schlusssatz aus voller Seele einstim- men müssen, dass ausser einem im Allgemeinen richtig con- siruirten scharfen Instrumente das Wesentlichste bei mikro- skopischen Untersuchungen ausmachen: ein geübles Auge, ein richtiges Uriheil und eine geschickte Hand. 2. Vegetative Processe, Nahrungsmittel. — Speichel. — Magenverdauung. — Galle. — Lymph- Resorption. — Blutdrüsen. — Athmen. — Blut. — Kreislauf. — Ab- sonderung. — Ernährung. Prof. Pleischl macht auf die rechte Art zu schmecken oder zu kosten aufmerksam in der Oest. med. Wochenschr. 1546. No. 17. p. 513, indem er an die bekannte Thatsache erinnert, dass nicht alle Stellen der Zunge schmecken, son- dern vorzugsweise die Spilze und die Ränder derselben, z. B. Zucker, (Bekanntlich schmecken auch die Basis der Zunge und das Gaumensegel; aber andere Geschmäcke. Ref.) Sehr ähnlich der schon im vorigen Jahresbericht er- wähnten Untersuchung von Schlossberger und Kemp sind zwei Arbeiten von Horsford: Ueber den Werth ver- schiedener vegetabilischer Nahrungsmittel, hergeleitet aus ih- rem Stickstoflgehalt, und von Krocker: Ueber den Stärke- mehlgehalt in vegetabilischen Nahrungsmitteln, in den Anna- len für Chemie und Pharmacie, Bd. 58. p. 166 und p. 212, 4846. . Doch würde es hier zu weit führen, die Zahlenre- sultäate auch dieser Arbeiteu mitzutheilen, die nicht auf ihr relatives Verhältniss von den Verf. zurückgeführt worden sind. — Hieran schliessen sich auch Betrachtungen von F2 s4 Thomson in einer Schrift: Experimental researches on the food of animals, 1846. über den Werth und das Verhältniss der Nahrungsmittel in Beziehung auf die Ernährung und den Athemprocess und Wärmebildung, wovon sich in dem Edinb. med. and surg. Journ. Vol. 66. p. 494 ein Auszug findet. Dundas Thomson, On the relation between the eon- stiluents of the food and the systems of animals. Medico - chirurgical Transhctions. Vol. XXIX. p.. 327. Thomson, Ueber den Einfluss verschiedener Arten von Futter auf die Erzeugung von Milch und Butter, Che- mical Gazette 1846. Juli. No. 89. Dingler’'s polyt. Journ. Ba. 101. p. 473. Liebig’s u. Wöhler’s Annalen der Che- mie, 1847. Bd. 61. p. 228. Ueber diese Frage wurden Ver- suclie mit zwei Kühen angestellt, welche nacheinander mit Gras, Gerste und Heu, Malz, Gerste, Melasse und Heu, Ger- ste, Leinsaamen und Heu, und Bohnen und Heu gefüttert wurden. Es geht daraus hervor, dass, mit Ausnahme des Grases, das Oel und Wachs des Futters unzureichend ist zur Erzeugung der Butter der Milch, sowie dass überhaupt zwischen beiden Mengen kein bestimmtes Verhältniss besteht. Ebenso war das Resultat der Ansicht, dass die Butter aus dem Zucker erzeugt wird, nicht günstig, Ausserdem ergab sich, dass das Gras die grösste Menge von Milch und auch nahezu die grösste Menge von Butter lieferte. Bei den übri- gen Fulterarten zeigte sich ein mit dem Stickstoffgehalt der Nahrung sleigender Ertrag an Butter, so dass Bohnen und Heu die meiste Bulter lieferten. Das Resultat mit dem Gras zeigt übrigens einige Anomalien, welche dasselbe noch eini- germaassen zweifelhaft erscheinen lassen. Die Butlermenge fiel gegen Ende des Versuchs rasch und ohne Verhältniss und ohne nachweisbare Ursache. . Boussingault, Experienees statiques sur la digestion. Annales de Chimie et de Physique, 1846. T. 18. p. 444. — Comptes rendus, T. 23. p. 569. — Die hier mitgetheilten zahlreichen Versuche von Fütterung von Enten mit den ver- schiedensten Substanzen zeigen vorzüglich den Unterschied derselben als sogenannte Respirationsmittel und eigentliche Nahrungsmittel. Sie zeigen, dass Eiweiss, Fibrin, Käsestofl, obgleich sie in beträchtlichen Mengen absorbirt werden, doch nicht brennbare Elemente genug enthalten, um das Leben zu fristen, sowie dass andererseits Amylon, Zucker, orga- nische Säuren und Leim (Gelatine), obgleich sie zur Unter- haltung des Alhempröcesses und der thierischen Wärme hin- reichendes Material geben, doch aus Mangel an eigentlich nährenden Bestandtheilen ebensowenig zur Unterhaltung des 85 Lebens hinreichen, dass daher beide Arten von Substanzen vereinigt hierzu nöthig sind. Max Pettenkofer, Ueber den Schwefelcyangehalt des menschlichen Speichel. — Buchners Repert. für Pharm. 1846. Bd. 41, p. 289 — 313. — Heller's Archiv für phy- siolog. und patliol Chemie etc. 1846. p. 464. — Der Verf. hat sich aufs Neue durch sehr umsichtige Versuche über- zeugt, dass Schweleleyan, an Kalium oder Natrium gebun- den, in der That ein normaler Bestandtheil des menschlichen Speichels ist. _Die Menge desselben schlägt er vor, durch Oxydation des in dem Schwefeleyan befindlichen Schwefels zu Schwefelsäure zu bestimmen, nachdem man alle schwe- felsauren Salze und Schwefelmetalle aus der hiezu benutzten Lösung entfernt hat. Rücksichtlich der Entstehungs weise des Schwefeleyans im menschlichen Körper glaubt der Verf, dass vielleicht der Harnstoff, der sich schon im Blute be- findet, in den Speicheldrüsen sich mit dem Schwefel der sogenannten Protein - Verbindungen in Schwefeleyan um- wandeln könne, indem man den Harnstoff als cyansaures Ammoniumoxyd betrachtet, in welchem alsdann der Sauer- stoff durch den Schwefel theilweise vertreten wird. Lassaigne hat auch beim Menschen die Menge des Speichels zu bestimmen gesucht, welche verschiedene Nah- rungsmitlel beim Kauen aufnehmen, indem dieselben vorher und nachher gewogen wurden. Nachstehende Tabelle giebt die Resultate, ae as E32 85 s$l5e|&r 5 Blu Krume von frischem Weizenbrod . . . ! 100 132,5 | 32,5 — - altbacken _ ODE ED 30 Kruste von frischem _ rn IOUURAD TREO _ - altbacken — Ze As a Thu 3A Gekochtes Rindfleisch . . . . . . .| 100 1142,5 | 42,5 Gebratenes Fleisch . . . . ... ..,.1 100 [175 75 Kruste von altbackener Pastete . . . . | 100 1120 20 Reimser Zwieback . . . . ...... „100 127,5. | 27,5 BemetrAntel 0. 0.0.0.0. 21200 1108,71 90 Trockene Nüsse . . 100 170,8 | 70,8 Journ. de Chimie medicale, 1846, p. 389. Bernard hat „über die Verschiedenheiten in den Vor- gängen der Verdauung bei Fleisch- und Pflanzenfressern * eine Arbeit geliefert. Er geht davon aus, dass bei Fleisch- 86 fressern (Hunden, die nur Fleisch bekamen) der Chymus im Dünndarm immer sauer, der Chylus milchig und der Harn sauer, klar und von hellbrauner Farbe ist; während Pfanzenfresser (Kaninchen) während der Verdauung alkali- schen Chymus im Dünndarm, wasserhellen, im Duet. thora- cicus nur schwach opalisirenden Chylus und trüben, weiss- lichen, stark alkalischen Harn haben. Diese Verschieden- heiten hängen aber nicht von der verschiedenen Organisa- tion der Verdauungsorgane, sondern nur von der verschie- denen Nahrung ab; denn lässt man Thiere beider Art einige Zeit fasten, so liefern alle ganz gleich sauren, klaren, hell- braunen Harn. Füttert man ferner Kaninchen mit gekoch- tem Fleisch (sie fressen es, bis zu 120 Grm. täglich, sehr gern), Hunde aber mit rein vegetabilischer Kost (gekochte Kartoffeln und Rüben): so findet man bei jenen hellen, bräun- lichen, sauern Harn, sauern Chymus und milchigen Chylus; bei diesen dagegen trüben Harn, alkalischen Chymus und ganz hellen, kaum opalisirenden Chylus. Es existirt ferner eine innige und constante Beziehung zwischen der Beschaf- fenheit des Chymus und Chylus, überhaupt den Vorgängen der Ernährung und der Beschaffenheit des Harns [Ist wohl längst anerkannt. Ref.], so dass man aus letzterer auf er- stere schliessen kann [Hippokrates. Ref]. B. erläutert dies durch zwei neue Versuche: 1) Wenn man von zwei nüch- ternen Thieren mit saurem Harn dem einen eine Lösung von Rohrzucker, dem andern eine Lösung von Trauben- zucker in eine Vene spritzt, so wird der Harn des letztern sehr schnell alkalisch, während er bei dem ersteren seine Reaction nicht ändert. Dies rührt daher, dass der Rohr- zucker, ohne vorher verdaut zu sein, nicht assimilirt wird, nicht Theil nimmt an den Vorgängen des Stoffwechsels, der Traubenzucker dagegen, auch wenn er direct ins Blut ge- langt, sofort zu Gunsten des Organismus verwandt werden kann 2?) Giebt man Kaninchen, welche in Folge längeren Fastens sauren hellen Harn haben, vegetabilische Nahrung, so wird ihr Harn nach spätestens 21 Stunden alkalisch und trübe; durchschneidet man einem aber gleich nach der An- füllung des Magens die beiden Vagi, so behält der Harn die nämliche Beschaffenheit wie beim Fasten, weil dieser Ein- griff die Verdauung, somit auch die Assimilation der einge- führten Substanzen hemmt. Compt. rend. de l’Acad. des science. T. XXI. p. 534. Gaz. med. 1846. p. 252. Fror. N. Not. No. 823. Die Arbeiten von Mialhe über die Verdauung der ei- weissartigen Substanzen laufen abermals darauf hinaus, dass die wesentlichen und allein wirksamen Bestandtheile des en 87 Magensaftes seien: eine Säure und ein Ferment, für welches er den Namen Pepsin beibehält. Dies wirke allein auf die Umwandlung der eiweissarligen Stoffe, während die der Amylacea durch seine Speichel-Diastase bewirkt werde. Das schliessliche Resultat der Umwandlung der eiweissartigen Substanzen sei ein neuer Körper, „‚Albuminose‘“. Er zer- fällt ferner den ganzen Verdauungsvorgang in drei Perioden: 1) Zerkleinerung und Einwässerung, 2) Bildung einer wan- delbaren Substanz, Chymus aus den albuminhaltigen Stof- fen, Dextrin aus den Ämylacea, 3) Umwandlung dieser in zwei überaus leicht lösliche Substanzen, die leicht vertheil- bar durch den ganzen Organismus zur Ernährung tauglich sind, nämlich Glycose, als schliessliches Produkt aus den Amylacea, Albuminose, als endliches Resultat der Verdauung der eiweissarligen Substanzen. — Compt. rend. de l’Acad. des science. Tom. XXIII. p. 260. L’Institut, 1846. 5. Aoüt. Heller's Archiv, 1846. p. 554. Mialhe hat seine Untersuchungen über die Verdauung der stärkemehl- und zuckerhaltigen Substanzen, deren Re- sultate schon in den vorigen Jahren mehrmals von ihm mit- getheilt wurden, jetzt vollständig in einer Abhandlung in der Gaz. med. 1846. p. 343 bekannt gemacht. Sie laufen darauf zurück, dass die genannten Substanzen nur dadurch assimi- lirbar sind, dass sie durch die schwach alkalischen Flüssig- keiten des thierischen und menschlichen Körpers, den Spei- chel und pancreatischen Saft, zersetzt werden, und zwar entweder unmittelbar, wie Glycose (Traubenzucker), Dex- trin und Milchzucker, oder mittelbar, wie Rohrzucker, Cel- lulose und Stärkmehl, welche vorher in Traubenzucker oder Dextrin umgewandelt werden. Alle kohlen wasserstoffhaltige Substanzen, die weder gährungsfähig noch durch schwache Säuren und Alkalien auflöslich sind, wie die Holzfaser und Mannit, sind auch unverdaulich und unassimilirbar. Spei- chel und pancreatischer Saft verdanken aber ihre auflösende und umwandelude Eigenschaft für die genannten Substanzen vorzüglich einer eigenthümlichen in ihnen enthaltenen orga- nischen Materie, die er thierische Diastase oder Salivaire nennt (die inzwischen nichts Anderes, als der alle Speichel- stoff, Ptyalin, zu sein scheint). Payen ’bestätigte als Berichterstaller einer Commission der Acad. des sc. die Angaben von Mialhe (1845) in Bezug auf das eigenthümliche wirksame (Stärkemehl in Zucker um- wandelnde) Prineip des Speichels und dessen Uebereinstim- mung mit’ vegetabilischer Diastase — deshalb Speichel-Dia- stase genannt; verschieden von Plyalin, welches ein nicht mehr wirksames Zerselzungs-. oder Umwandlungsprodukt 88 dieser sei. — Für die Ansichten M.’s über Diabetes mellit. und dessen rationelle Behandlung konnte noch keine sichere praktische Bestätigung gewonnen werden. Compt. rend, de V’Acad. des sc. T. XXI. p. 522. Bouchardat und Sandras haben über die Verdauung und die ernährenden Eigenschaften der alkoholischen Ge- tränke Versuche angestellt: Ausser ihrer Verdünnung durch Speichel und Magensaft erfahren sie bei ihrer Verdauung keine Veränderung. Ihre Absorplion geschieht, wie die Ver- fasser ausdrücklich in Uebereinstimmung mit Magendie an- geben, durch die Mündungen (orifices!) der Venen, und zwar grösstentheils bereits im Magen, nur bei Einführung grosser Quantitäten, oder Vermischung mit Zucker, auch noch im ganzen übrigen Darmkanal. Die Lymphgefässe nehmen niemals etwas von ihnen auf; der Chylus enthält nie eine Spur von Alkohol. Bringt man alkoholische Getränke di- rect ins Blut, so werden sie durch kein Secrelionsorgan aus demselben entfernt; nur ein kleiner Theil verdampft durch die Lungen. Zu grosse Mengen direct ins Blut gebracht, bewirken, dass das arterielle Blut die dunkle Farbe des ve- nösen behält, und bedingen alle Zufälle der Asphyxie. Durch den eingeathmeten Sauerstoff kann der Alkohol direct in Wasser und Kohlensäure verwandelt werden; häufig aber wurde auch Bildung von Essigsäure beobachtet. Die Zer- setzung und mithin das Verschwinden des Alkohols erfolgt sehr schnell, weit schneller als das von Glycose und Dex- trin. Die Harnabsonderung wird durch grössere Gaben von Spirituosen vermindert, ebenso die des Harnstofls; die der Harnsäure dagegen vermehrt. Vergleichende Untersuchungen über die Wirkung der Spirituosa auf Thiere ergaben, dass körnerfressende Vögel verhältnissmässig grössere Dosen ver- tragen können, als Hunde und Kaninchen, was B. von der geringereren Oberfläche ihres Magens, mithin langsameren Absorption ableitet. Fische leben bei + 5° in Wasser, wel- ches 4 Proc. Alkohol enthält. — Compt. rend. de l’Acad. d. science. T. XXI. p. 98. 216. Blondlot hat bei Hunden auch Gallenblasenfisteln mit Unterbindung des Gallenganges angelegt. Er behauptet im Gegensatze von Schwann, dass dadurch die Gesundheit der Thiere nicht im Miudesten gefährdet werde. Comptes rendus, 1346. Ausführlicher findet sich aber diese Ansicht Blondlot's in einer eigenen Schrift: Essai sur les fonctions du foi et de ses annexes, Paris 1846. niedergelegt, von der Dr. Plattner in Eckstein’s Handbibliothek des Auslands für die organ.-chem. Richtung, VI. p. 99. einen Auszug im Deutschen gegeben hat. Blondlot giebt darin zunächst 8 eine Kritik der vorausgegangenen Beobachtungen und Ver- suche über Verschliessung des Gallenganges, sowie auch der Versuche von Schwann mit Anlegung einer Gallenblasen- fistel. Letztere beurtheilt er in ächt französischer Weise, kennt sie nur aus einem französischen Auszuge, und ent- scheidet, dass dieselben keineswegs mit der Genauigkeit an- gestellt seien, wie sie die heutige Physiologie von ihren Cultoren erwarte!! Sodann referirt Blondlot über einige Versuche mit einfacher Unterbindung des Gallenganges bei Hunden, deren einer 32 Tage nach der Operation noch lebte, und unter allmähliger Abmagerung endlich ganz kraftlos starb. Es wird dem Verf. sehr schwer, diese Todesart al- lein der Nichteinigung des Blutes von Gallenbestandthei- len und dadurch gestörter Ernährung zuzuschreiben, und er geht lieber zur zweiten Reihe seiner Versuche mit Unter- bindung des Gallenganges und Anlegung einer Gallenblasen- fistel über. Die Operation wird weitläufig beschrieben, und dann von einem Falle berichlet, in welchem drei Monate nach derselben die Hündin ganz gesund und munter und vollkommen normal sich verhielt. Im Anfange magerte sie sehr ab, entleerte sehr copiöse unverdaute Fäces und litt an Koliken, was sich aber Alles verlor, als durch Anbringung eines Maulkorbes das Auflecken der Galle gehindert wurde. Eine Section, wodurch die Nichtentleerung der Galle in den Darm bewiesen würde, ist nicht vorhanden; aber der Verf. betrachtet als Beweise dafür, dass die Galle in den Fäces den physikalischen und chemischen Beschaffenheiten dersel- ben nach gefehlt habe; und dann beruft er sich auch auf einen zweiten analogen Fall, in welchem 40 Tage nach der Operation die Section gemacht wurde; allein dieser Fall kommt nur so ganz nebenbei zur Sprache. Der Verf. ist nuu hiernach überzeugt, dass die Galle keinen weiteren Nutzen für den Organismus habe, und es wird ihm nicht schwer, die Gegengründe zu entkräften und die excrementitielle Na- tur der Galle auch noch durch andere Thatsachen zu unter- stützen. — Während wir fernere Versuche in dieser Hin- sicht abwarten müssen, um ein sicheres Urtheil zu erhalten, lässt sich nur schon jetzt, wie aus den früheren Arbeiten des Verf, über die Verdauung, das ableiten, dass es mit seiner chemischen Erfahrung nicht sehr weit her zu sein scheint; denn während er von einer Choleinsäure oder Gallensäure, sowie vom Natrongehalte der Galle nichts wissen will, er- klärt er für ihren wesentlichen Bestandtheil das Gallenharz, und scheint über Demarcay’s Arbeit hinaus nichts mehr von der Chemie der Galle vernommen zu haben, 90 v.Gorup-Besauez hat die Produkte der freiwilligen Zer- setzung der Ochsengalle untersucht, und dieselben als be- stehend aus einer Säure, Demarcays Choloidinsäure, Tau- rin und Ammoniak erkannt. Dieses sind dieselben Produkte, die man auch bei Behandlung der Galle mit Säuren und an- dern Agentien erhält, und es wird dadurch die Ansicht von der einfachen Constitution der Galle wesentlich unterstützt. Die Produkte der Zersetzung der Menschengalle fand der Verf, gegen Kemp, denen der Ochsengalle ganz ähnlich. Den in einer durch einen Stein verstopften Gallenblase an- gesammelten zähen Schleim fand er, nachdem derselbe mit Alkohol und Aether wiederholt ausgekocht worden war, zu- sammmengesetzt aus Kohlenstoff 51,68 Wasserstoff 7,06 Stiekstoff 13,22 Sauerstoff 28,04 100,00 Die Schweinsgalle fand der Verf. darin wesentlich von Ochsen- und Menschengalle verschieden, dass die ganz fri- sche Galle schon Choloidinsäure, dagegen aber kein Taurin enthielt. Aus der Aehnlichkeit der Choloidinsäure und Cholsäure als freiwilligen Zersetzungsprodukten der Galle, in ihrer Zu- sammensetzung mit Fetten, und der Möglichkeit, durch Oxy- dation der Choloidinsäure die fetten Säuren der‘ Bulter zu bilden, gewinnt nach des Verf. Ansicht Liebig’s Theorie von der Fettbildung im Thierkörper und der Rolle, welche die Galle dabei spielt, eine neue Stütze. Liebig's Annalen, Bd. 59. p. 129. 1846. Dr. v. Gorup-Besanez hat die vorstehenden Resul- tate auch in einer eigenen Schrift; Untersuchungen über die Galle. Erlangen 1846. 8., bekannt gemacht, ‘aus der ich noch Folgendes mittheile. Der Verf. hat vorzüglich oft auch Menschengalle untersucht, nahe an 150 Fälle. Er findet ihre Farbe wechselnd, im Allgemeinen mehr entwickelt, als bei Ochsengalle; ihren Geruch ekelhafter, kothartig, ihren Ge- schmack stark bitter, nicht süss; ihre Menge in der Gallen- blase von 111,65 Grm. bis zu 4,60 Grm., im Mittel 20 bis 30 Grm. Als mikroskopische Bestandtheile nennt er als re- gelmässige: 1) Moleeulare Körnchen und 2) Epithelium-For- mationen; nicht constante sind: 1) Choleostearin, 2) Marga- rinkrystalle, 3) Feitblasen, 4) Taurin. — Rücksichtlich der ehemischen Constitution der Menschengalle glaubt er, dass Ochsen- und Menschengalle wesentlich übereinstimmend 9 gebildet sind, und namentlich auch das Taurin sich unter ihren Zersetzungsprodukten findet. In Beziehung auf den Farbestoff glaubt er, dass Berzelius’ Bilifulvin, Cholepyr- rhin und Biliverdin nur Modificationen eines und desselben Farbestoffes, und dieser wieder nur ein modificirter Blut- farbestoff sei. Den Gallenblasenschleim fand er in einem Falle, wo die Blase nur Schleim und keine Galle enthielt, zusammengesetzt aus C = 51,68; H=17,06; N — 13,22; © = 28,04. Die anorganischen Bestandtheile in der Blase wa- rn: Kohlensaures Natron; dreibasisch phosphors. Natron, Chlornatrium, schwefels. Kali; phosphors. Kalk und Bitter- erde, Eisenoxyd und endlich fast constant Kupfer. Rück sichtlich der quantitativen Zusammensetzung ergab die Ana- 2 der Galle eines gesunden 6Sjährigen Mannes in 100 eilen : Nager; u. 05) ‚sl. -9125190,87 Bixe! Stoffeiliin= 4:9) 1209543, Gallens. Natron, Fette etc. 7,34 Schleim mit Farbstoff . . 1,46 100,00 uud die Analyse der Galle eines gesunden 12jährigen Knaben BaRpernlten at. 2 Et KizerStoffe AD 4. 3:0:117,19 Gallens. Natron, Fette ete. 14,80 Schleim mit Biliverdin . . 2,39 100,00 Der Verf. stellte sodann auch Versuche über den Einfluss der Galle auf gewisse Nahrungsstoffe an. Geronnenes Ei- weiss, rohes und gekochtes Ochsenfleisch, Kartoffeln, But- terolein wurden durch die Galle gar nicht verändert, zeig- ten aber auch nach längerer Zeit keine Spur von Fäulniss; Käse und Casein wurden dagegen meist bald aufgelöset. Der Verf, ist hiernach und nach den sonstigen Charakteren der Galle der Ansicht, dass dieselbe wenig zur Auflösung und Umsetzung der eiweissstoffigen Nahrungsmittel beitrage, mit Ausnahme des Käsestofls, dass sie dagegen eine deut- liche antiseptische Eigenschaft besitze. Zur Neutralisirung des sauren Chymus hält er die Galle für ganz ungeeignet, da ihre alkalische Beschaffenheit sehr wenig entwickelt ist, ja der Verf. sie immer nur neutral reagirend fand. In den äces fand er nur einen sehr geringen Theil der Galle, wahr- scheinlich als Choloidinsäure. Dagegen glaubt der Verf, dass die Galle in Beziehung auf die Fettbildung eine wesent- liche Rolle spiele, wofür nicht nur Thatsachen der physio- logischen Versuche, der vergleichenden Anatomie und Patho- 92 logie, sondern auch die chemische Constitution der Galle spricht, indem die Hauptprodukte ihrer freiwilligeu Zersez- zung, Choloidinsäure und Cholsäure, einzelne Glieder einer Kette von Stoffen seien, die den Uebergang in Fett vermit- teln. Der Verf. schreibt der Galle sonach sowohl eine as- similative Rolle in Beziehung auf den Verdauungs-, als nach Liebig’s Ansicht auf den Athemprocess, als eine exeremen- titielle in Beziehung auf die Reinigung des Blutes von fremd- artigen, besonders metallischen Substanzen und zersetzten Blutkörperchen zu. — In Heller’s Archiv, 1846, p. 1, be- schreibt Dr. v. Gorup-Besanez die mikroskopischen Be- standtheile der Galle auch noch besonders. F. v. Gorup-Besanez, Ueber Kupfer in der Galle. Heller’s Archiv f. physiol. und pathol. Chemie und Mikro- skopie, 1546. p. 17. Eine Bestätigung der frühern Angabe von Bertozzi und Heller. Dr. v. Gorup will das Kupfer in Gallensteinen, frischer Menschengalle und Rindsgalle ge- funden haben. Schlieper fand die Galle einer grossen Boa anaconda (murina) folgendermaassen zusammengesetzt: Kohlenstoff . .„. . 58,17 Wasserstoff . . . 8,46 Stickstoff . . . . 341 Schyrefel_—,.0.—.- .,-.0,34 Achenbestandtheile 11,53 Liebig’s Annalen, Bd. 40. p. 109. Redtenbacher hat die wichtige und interessanle Ent- deckung gemacht, dass das Taurin der Ochsengalle 25,7 Proc. Schwefel enthält. Er fand die Zusammensetzung des Tau- ins: berechnet. gefunden. IT m 4 Aeg. Kohlenstoff 300,0 19,2 19,28 141 - Stickstoff . 175,0 11,2 11,24 7 - Wasserstoff 87,5 5,6 5,75 6 - Sauerstoff . 600,0 38,4 38,43 2? - Schwefel . 400,0 25,6 25,70 1 Aeq. Taurin 1562,5 100,0 100,00 Dass frühere Untersucher des Taurins den Schwefel über- sehen, wird daraus klar, dass er einerseits sehr innig gebun- den ist, andererseits ein doppelt so grosses Atom wie Sauer- stoff hat, so dass der vernachlässigte Schwefelgehalt mit 4 Aeq. Sauerstoff gerade aufging. Es ist klar, dass, da das Taurin und somit die Galle selbst ein so schwefelhaltiger Körper ist, die Vorstellungen über die Function der Galle sich da- Bi 93 nach wesentlich modificiren müssen. — Liebig’s Annalen, Bd. 57. 2. p. 170. 1846. -- Mulder, Ueber die Galle. Scheidk. Onderz. 4. Deel. 1 Stuek. p.1. Erdmann und Marchand, Journal f. prakt. Chemie, Bd. 39. 1846. p. 321. An letzterer Stelle findet sich der Auszug der ausführlichen Arbeit am ersten Orte, welche übrigens auch für sich von Völker ins Deutsche übersetzt in Frankfurt a. M. 1845 erschienen ist. Ihr Resultat: ist, sich der Ansicht von Berzelius über die Constitution der Galle fast vollkommen anzuschliessen, und daher ‚als deren Hauptbestandtheil einen eigenthümlichen Körper, Bilin, an- zunehmen, welches zum Theil an Fellinsäure und Cholin- säure, die selbst Zersetzungsprodukte des Bilins sind, ge- bunden ist. Andere Zersetzungsprodukte sind Taurin und Ammoniak. Damit erklärt sich Mulder zugleich und ganz vorzüglich gegen die Ansicht Liebig’s und seiner Schüler, nach denen die Galle ein Natronsalz einer oder mehrerer eigenthümlicher organischer Säuren ist. Dr. Schiel widerspricht der Angabe Meckel’s, dass die Galle den Zucker in Felt umwandle, Er erhielt in sei- nen desfallsigen Versuchen lauter negative Resultate. Bei den Fleischfressern würde überdiess diese Bestimmung der Galle ganz wegfallen. — Ienle u. Pfeufer’s Zeitschrift, 1846. IV. p. 375. Liebig’s Annalen, 1846. Bd. 58. p. 96. Auch Herzog fand zwar, dass Zucker bei Gegenwart von Galle und erhöhter Temperatur sich rasch zersetzt, und auch die Galle eine Zersetzung erfährt, dass das Produkt derselben aber kein Fett ist. Archiv für Pharmacie, 1846. p- 149. Heller’s Archiv, 1846. p. 555. Auch H. Meckel selbst endlich widerruft seine in sei- ner Dissertalion gemachte Angabe über die Umwandlung des Zuckers in Felt durch den Einfluss der Galle, indem die von ihm als Beweis betrachtete Reaction von einem Gallenbe- slandtheil herrührte. — Liebig’s Annalen, Bd. 59. p. 74. 1546. Eine Analyse der Pferdelymphe dureh Apoth. Geiger ia Stuttgart ergab folgende Zusammensetzung derselben: Wasser‘... 983,7 Faserstoff 0.4 Eiweiss . . 6,2 Extractivslofle 2,7 Salze ı ..; 7.0 Die Asche des Filtrats ergab Kohlensäure, ‚Phosphor- #äure, Schwefelsäure, Salzsäure, Kali, Natron, Kalk und eine Spur Eisen; Die Kohlensäure rührte wahrscheinlich von einer organischen Säure her, der Verf, vermuthet von 94 Milchsäure. — Roser’s und Wunderlich’s Archiv, 1846. V. 3. p. 391. Prof. Schlossberger begleitet diese Ana- Iyse mit mehreren, besonders vergleichenden Bemerkungen. Beequerel theilt mit, dass der Hund eines gewissen Michaud 12 Jahre lang einen 5 Fres.-Thaler und ein Sou- stück (aus Glockengut) im Magen gehabt hat, ohne sich da- durch irgend belästigt zu fühlen. Der erstere hatte aber über 14 Grm. (von 25), letzteres 144 Grm. (von 20) an Ge- wicht verloren. Das Silberstück war an seiner Oberfläche fast gar nicht verändert, das Ueberbleibsel des Sou aber mit einer schwarzen Substanz, wahrscheinlich Sch wefelblei, über- zogen. — Comptes rendus de l’Acad. des sciences, T. XXIII. . 1023. \ Bei einem Menschen, der nichts als Brod und Wein- trauben gegessen hatte, und dann während der Verdauung durch einen Eisenbahnzug getödtet wurde, fand Köss die Dünndarmschleimhaut weiss punktirt, was von einer grossen Menge Felttröpfchen herrührte, welche sich in den Darm- zotten vorfanden. Hier scheint eine Fettbildung auf Kosten des Stärkmehls und Zuckers kaum zu bezweifeln. — In- eycloped. des Sc. medicales, Mars 1846. Lond. med. Gaz. 1846. Octbr. p. 689. Mitscherlich hat gefunden, dass Eisenoxydulsalze im Darmkanal in Eisenoxydsalze verwandelt werden. Diese Oxydation scheint vorzugsweise und vielleicht allein unter Berührung der Zellen vor sich zu gehen, da sich in den Flüssigkeiten des Darms nur wenig Eisenoxyd, viel mehr da- gegen in den Zellen fand. Dieses Resultat ist um so inter- essanter, als man bisher in dem Darmkanale eher Desoxy- dation als Oxydationsprocesse anzunehmen geneigt gewesen ist. — Pr. Ver. Zeitung, 1846. No. 21. Schmidt'’s Jahrb. 1846. Bd. 52. p. 156. Bouchardat und Stuart-Cooper haben verglei- chende Versuche über die Wirkung von Chlor-, Brom- und Jod-Natrium in stärkeren Dosen auf Thiere angestellt, und haben gefunden, dass die Wirkung des ersteren schwächer ist, als die der letzteren, wenn sie in den Kreislauf gebracht werden: kommen sie dagegen in den Magen, so werden die beiden letzteren theilweise zersetzt, und daher ist ihre Wir- kung schwächer. Ausserdem haben sie für diese und andere Salze gefunden, dass die Wirkung der löslichen Salze des- selben Metalles sich umgekehrt verhält, wie das Aequivalent- Gewicht des elektro-negativen Körpers, mit welchem das Metall verbunden ist, wenn die physiologischen Eigenschaf- ten dieses elektro-posiliven Körpers in den Verbindungen 95 latent und die Auflöslichkeits- Verhältnisse dieselben sind. — Comptes rendus, Tom. XXIII. p. 757. Oesterlen, Ueber den Eintritt der Kohle und anderer unlöslicher Stoffe vom Darmkanal aus in die Blutmasse, Henle und Pfeuffer, Zeitschr, für ration. Mediz. Bd. V. p- 434. Der Verf., der sich schon früher von dem Ueber- gang metallischen Quecksilbers in das Blut durch geschlos- sene sichtlich nicht veränderte Membranen überzeugt hatte, stellte ähnliche Versuche mit feinzertheilter Holzkohle an, welche er Kaninchen, einem Kätzchen und jungen Hahnen 5—6 Tage hindurch zu fressen gab. Alle blieben gesund, aber bei allen fanden sich in den Gekrösvenen, der Pfortader, in der Leber, im rechten Herzen, in den Lungen, der Milz, sparsamer in den Nieren und der untern Hohlvene auf das Deutlichste charakterisirte Kohlenpartikelchen von „Ay —3!5'" Durchmesser. Im Ductus thoracieus, in der Galle, in dem Harne wurde keine Kohle gefunden. Versuche mit Berliner- blau blieben wegen der Schwierigkeit der sicheren Nachwei- sung zweifelhafter. Th. L. W. Bischoff, Ueber die Resorption der nar- kolischen Gifte durch die Lyinphgefässe. Henle u. Pfeuf- fer, Zeitschr. für ration. Med. Bd. IV. p. 62. Th. von Dusch, Versuche über das Verhalten der Lymphgelässe gegen die narkot. Gifte. Henle u. Pfeuffer, Zeitschr. für ration. Med. Bd. IV. p. 368. Theod. L. W. Bischoff, Noch ein Wort über die Aufnahme der narkot. Gifte durch die Lymphgefässe. Henle und Pfeuffer, Zeitschr. für ralion. Med. Bd. V. p. 293. Zur Prüfung der von Henle, vorzüglich nach den Ver- suchen von Behr, aufgestellten Ansicht, dass narkotische Gifte nur deswegen von den Lymphgefässen nicht aufge- nommen oder, besser gesagt. nicht weiter gefördert und zur allgemeinen Wirkung gebracht werden, weil die Contractili- tät der Lymphgefässe local durch diese Gifte vernichtet wer- de, wiederholte Ref, die Behr’schen Versuche und fand sie nicht bestätigt, indem 1) sowohl das mit dem Gift ge- mischte Salz aufgenommen und im Harn abgesondert ge- funden wurde, als 2) die Thiere an narkolischer Vergif- tung nach hinulänglich langem Abwarten starben, als end- lich 3) das mit dem Gift gemischte Salz in den Lymphge- fässen selbst gefunden wurde, — Gegen diese Angaben trat Dusch auf. welcher in seinen Versuchen die Behr'schen Angaben vollkommen bestätigt fand, und das Ergebniss der Versuche des Ref. in Vebereinstimmung mit Henle dadureh erklären zu können glauble, dass Gift und Salz durch Blutgefässanastomosen in denselben aufgenommen worden 96 seien. — Hiergegen hat Ref. wiederum remonstrirt, indem er einmal das Recht seiner positiven Versuche gegen die nega- tiven v. Dusch's vertheidigte, und die Nichtbeachtung der directen Beobachtung des mit dem Gift gemengten Sal- zes in dem Lyimphgefässen tadelte, dann zweitens durch Einspritzungen von Wasser bewies, dass beim Kaninchen keine hinlänglich grossen Anastomosen zwischen den Blut- gefässen des Schenkels und den Blutgefässen der oberen Körperhälfte bestehen, um durch diese die Aufnahme der Gifte zu erklären; und endlich drittens durch abermalige po- sitive Versuche die Richtigkeit seiner früheren Angaben dar- that. Letztere wurde dann fernerhin auch durch Versuche von Ludwig unterstützt, ‘welche Ref. den seinigen zufügte. In einem Falle von Vergiftung einer Schwangeren durch Arsenik, will man die Spuren desselben im Uterus, in der Placenta. und im Fötus, ‘nicht aber im Liquor Amnii ent- deckt haben. Gazette des Hopitaux, Janvier 1846. In einem andern ganz’ gleichen Falle fand dagegen der Apotheker Be- noist zu Amiens in dem sechsmonatlichen Fötus keine Spur des Giftes. Journal de Chimie med. 1846. p. 403. Die Functionen des Thymus. — La Lancelte francaise (Gazette des Hopitaux), 1846. No. 1. Januar. Verwey, Bemerkungen über die Milz und ihre Function. Boerhaave, Tydschrift vorr Genees-, lleel-, Valos- en Arts- neymengkunde, 1845. Heft 4. Ch. Pölmann, Mem. sur la 'structure et les fonctions de la Rate. Annales et Bullet, de la soc. de Med. de Gand. 1846. p. 2IR—RR1. Goodsir entwickelt aufs Neue seine Theorie über die Nebennieren, Schilddrüse und Thymusdrüse, nach welcher er dieselben als persistirende Ueberbleibsel der Keimhaut betrachtet, welche bestimmt sind, gewisse, schon in das Blut des Embryo übergegangene Stoffe weiter zu assimiliren , so- wie auch die Keimhaut nicht nur Stoffe von aussen auf- nimmt, sondern dieselben auch weiter assimilirt. — W’Insti- tut 1846. p: 147. — Lond. and Edinb. Phil. Mag. 1846. March. No. 186. M. Ripault zu Dijon hat im Jahre 1840 eine Schrift über die Fnnelion der Thymusdrüse publieirt, die er in Er- innerung bringt, weil die darin ausgesprochene Ansicht fast . übereinstimmend sei mit einer neulich von Simon in Lon- don aufgestellten, nämlich dass die Thymusdrüse ein Hülfs- organ für die Lungen während der erstem: Zeit nach der Geburt 'sei. — Gaz, med. 1846. p. 13. 'Comptes rendus, T. XXI. p. 127. | | % Moleschott, Uebergang der Chyluskügelchen in. Blut- körperchen. Nederlandsch Lancet ed. Donders, Eller- mann en Jansen, 1845 — 1846, Juli— Janner, 2. Serie, 1. Jaarg. Nr. 6. Krahmer, Ueber den Mechanismus der Respiration. Amtl. Bericht über die Versammlung der Naturforscher zu Kiel, 1846. p. 128. Franeis Sibson, On the mechanism of respiration’ Annales of nat, Historie, T. XVII. p 448. L’Institut, 1846, p- 299. Froriep’s N. Not. Bd. 37. p. 325. Philosophical Transactions, Vol. I. 1846. p. 501. Dieses ist eine sehr ausgedehnte, mit vielen Abbildungen ausgestattete, über die drei höheren Wirbelthierklassen und den Menschen sich ver- breitende Arbeit über den Athemmechanismus, welcher die Action der Athemmuskeln viel zusammengesetzter erschei- nen lässt, als man bisher gewöhnlich glaubt. Der Verf. liefert eine sehr genaue Darstellung der Construction der Rippen, ihrer verschiedenen Bewegnngsformen und des Ef- fectes derselben. Er unterscheidet drei Arten von Rippen: die oberen mit dem Sternum direct verbundenen, welche er die Thorax-Rippen nennt, die unteren, Zwerchfellrippen, von denen das Zwerchfell entspringt, und zwischen beiden die mittleren Rippen, welche die längsten sind. Rücksicht. lich der Muskeln bezeichnet er die Scaleni als Inspiralions- muskeln, welche die erste und zweite Rippe heben, und die Halswirbel nach vorwärts und abwärts ziehen. Die In- tercostales externi zwischen den Thoraxrippen selbst sind Inspirations-, die swischen ihren Knorpeln Exspiralionsmus- keln; die zwischen den Zwerchfellrippen sind hinten Inspi- ralions-, an den Seiten und vorn Exspiralions- und zwi- schen ihren Knorpeln wieder Inspirationsmuskeln. An den miltleren Rippea sind sie zwischen den Rippen selbst In- spiralions-, zwischen den Knorpeln Exspirationsmuskeln. — Die Intercostales interni dienen an den Thoraxrippen hinten zur Exspiralion, vorn und zwischen den Knorpeln zur In- spiration; zwischen den Zwerchfell und den Mittelrippen überall zur Exspiration. Die Levatores costarum ziehen den hinteren Theil der unteren Rippen rückwärts. Der Serrä- tus magnus ist grösstentheils Exspirationsmuskel; ebenso der Serratus post. inf. Inspirationsmuskeln sind ferner der Le- vator anguli scapulae und Serratus post. sup., der obere Theil des Trapezius, der Sternocleidomastoideus, Sterno- hyoideus und sl Geniohyoideus, Digastrieus, Pecto- ralis minor und die untere Partie des Pectoralis major. Ex- #piralionsmuskeln sind folgende: Der Latissimus dorsi zieht die Scapula herab; ebenso der untere Theil des Trapezius, Müllers Archir 1847. G 98 der Pectoralis major, die Rhomboidei und der Serratus ma- guus. Der Rectus und Obliquus externus und internus ab- dominis; der Transversalis und Triangularis Sterni sind Con- strietoren der Brust und des Bauches; der Sacrolumbaris und Longissimus dorsi, so dass die Exspirationsmuskeln die Inspirationsmuskeln überwiegen. J. B. Schmitt, Dissert. inaugur.. de aöre intestinali. Bonnae 1846. Der Verf. bespricht die Beschaffenheit, den Ursprung und vorzüglich den Einfluss der Darmgase. In ersterer Beziehung theilt er nur Bekanntes mit. Für den Ursprung glaubt er auch eine Secretion aus dem Blute an- nehmen zu müssen, welche mir noch immer unverständlich und auch aus den vom Verf. mitgetheilten Gründen nieht erwiesen scheint. Den mechanischen Einfluss der Darmgase untersucht er einmal in Beziehung auf das Verhalten und den Inhalt der Därme selbst und der Baucheingeweide, und dann in Beziehung auf den Athemmechanismus. Die letztere Untersuchung. führt ihn auf den Satz, dass das Hinaufsteigen des Zwerchfells bei der Exspiration vorzüglich durch den Druck der Luft von der Bauchhöhle aus, sowohl derjenigen, welehe in den Därmen enthalten ist, als auch der äusseren (auf die Bauchmuskeln, auf die Därme und den Inhalt der- selben wirkenden) Atmosphäre, weniger durch die active Zu- sammenziehung der Bauchmuskeln bewirkt wird. Bei der Exspiralion entsteht durch die Zusammenziehung der Lungen in dem Thorax ein luftleerer Raum, auf welchen die Elasti- eilät der Darmgase und der Druck der Atmosphäre von der Bauchhöhle aus wirkt und das Zwerchfell in die Höhe treibt. Dieses beweiset der Versuch, dass, wenn man in das Zwerch- fell einen Einstich macht, es nieht mehr nach oben steigt, obgleich seine Muskelfasern dadurch gar nicht beeinträchtigt werden. In Beziehung auf die Fortbewegung der Darm- contenta glaubt der Verf., dass die peristallischen Bewegun- gen besonders in den luftenthaltenden Theilen des Darms bemerkt werden, und dass durch dieselbe die Fortbewegung der Contenta des Darms sehr unlerstützt werde. John Hutchinson, On the capacity of the lungs ete. — Medico-chirurgieal Transactions, Vol. XXIX. p. 137. — Dieses ist die ausführliche, mit Abbildungen versehene Abhand- lung Hutehinson’s über den Athemmechanismus, deren schon in den beiden vorausgehenden Jahresberichlen Erwäh- nung gethan wurde, die als eine der vorzüglichsten Arbei- ten und als ein wichtiger Beitrag unserer Kenntniss vom Athemprocess im gesunden und kranken Zustande betrachtet werden muss. Er handelt zuerst über die Menge der bei jedem Athemzuge aufgenommenen und ausgetriebenen Luft 99 mit Rücksicht auf die Körpergrösse, Körpergewicht und das Alter, zu deren Ermiltelung er ein eigenes Instrument, den Spiromeler, erfunden hat, wobei sich besonders die be- slinmmte Beziehung zwischen der Körpergrösse und der Menge der ein- und ausgeathmeten Luft herausstellt. Sodann suchte Hutchinson die absolute Capacität des Thorax zu ermit- teln, die in gar keiner direeten Beziehung zur Körpergrösse steht. Drittens handelt de: Verfasser von den verschie- denen Arten der Respirationsbewegungen, je nachdem sie mit verschiedenen Muskelgruppen ausgeführt werden, und von der Verschiedenheit, welche hierin vorzüglich das Ge- schlecht und die Stellung des Körpers bedingt. Bei der Ver- gleichung der Kraft der Inspiration und Exspiration fand Hutchinson viertens, dass letztere durchsehnittlich 4 grös- ser ist, als ersiere. Dieses rührt vorzüglich davon her, dass bei der Exspiration die Elasticität der Rippen mitwirkt. Den gesammten willkürlichen Kraftaufwand der Respirations- muskeln schätzt H. auf 1046 Pfund. Sehr interessant ist auch die Darstellung, welche H. von der Wirkungsweise der In- tercostälmuskeln giebt. Die Andeutungen des Verf. zur An- wendung seiner Lehren und seines Instrumentes in Lungen- krankheiten, werden endlich die Aufmerksamkeit der Aerzte mit Erfolg auf sich ziehen. — Vgl. auch noch Lond. Med, Gaz. 1846. Vol. II. p. 1047. und Schmidt's Jahrbücher 1848, Bd. 58. p. 7. Prof, Schlossberger hat in Roser’s und Wunder- lich’s Archiv, 1846, V. 2, p. 261. eine historisch - kritische Abhandlung über die Lehre des Alhmens und dessen Beziehung zur Blutumwandlung gegeben, mit besonderer Rücksicht der jüngsten, wie er sie nennt, mechanischen Athemtheorie von Magnus und Marchand, gegenüber der chemischen von Liebig und Gay-Lussac. Dem Verfasser scheint es das Wahrscheinlichöte, dass im kreisenden Blute die Oxydation und Kohlensäure-Bildung wohl immer und überall weder Zr in den Lungen, noch allein in den Capillarien vor sich ehe. e Dieselbe Ansicht, dass der Sauerstoff schon von den Lungen aus anfange, sich mit Bestandtheilen des Blutes zu verbinden, vertheidigt auch Mulder namentlich gegen die Folgerungen aus den Versuchen von Magnus, welche sei- ner Ansicht nach nur darthun, dass allerdings viel Sauer- stoff in dem Blute nur aufgelöset ist, nicht aber, dass nicht eine andere Qualität chemisch gebunden ist, und eine fort- währende Oxydation schon von den Lungen an stattfindet. Holländische Beiträge, 1846, I. p 20. G2?2 100 P. Löwenberg, Bericht über die neuesten experimenta- len. Leistungen in Bezug auf den Process des Athmens. — Traube, Beiträge zur experim. Pathol. u. Physiol, Heft I. p. 201. und Heft Il., p. 227. Dieser Bericht besteht vorzüglich in einer Kritik der Arbeiten von Valentin und Brunner, Andral und Gavaret, Vierordt und endlich Magnus über den Athemprocess und das Verhalten der Gase zum Blute, gegen welche sich Vierordt bereits mehrfach ener- gisch verwahrt hat. Der Verf. hält danach folgende Sätze allein für hinlänglich festgestellt: 1) Es wird mehr Sauer- stoff aufgenommen, als Kohlensäure ausgeathmet. 2) Alter und Geschlecht üben einen bestimmten Einfluss auf die aus- geschiedene Kohlensäuremenge aus. 3) Tiefere Athemzüge bewirken bei normaler Dauer derselben eine absolute Ver- mehrung, aber eine relative Verminderung der Kohlensäure- menge. 4) Je länger die Luft in den Lungen bleibt, desto reicher wird sie an Kohlensäure, Vierordt, In Sachen der Respirationslehre. — Henle und Pfeufer, Zeitschrift für ration. Med. Bd. V. p. 143. — Eine Antikritik gegen die Angriffe, welche Löwenberg in Traube’s Beiträgen gegen Vierordt's Schrift: Physiologie des Alhmens, gerichtet hatte. Fr. Nasse, Verbrennung und Athmung, chemische Thä- tigkeit und organisches Leben. Bonn 1846. 8. In dieser Schrift tritt der Verf., wie sich nach seinem Standpunkte erwarten liess, gegen die chemische Richtung der neueren Zeit in der Physiologie auf. Das Material hiezu liefern ihm nicht sowohl eigene neue Untersuchungen, sondern eine kritische Sichtung der Literatur, welche, da der Verf. die Angaben der verschiedenen Autoren und zu den verschie- densten Zeiten, so ziemlich als überall von gleichem Ge- wicht betrachtet, ihn, wie nicht zu verwundern ist, zu dem Resultate führt, dass sich überall Widersprüche, daher keine positiven und unumstösslichen Thatsachen finden. Hierdurch wird es ihm dann, wie zu allen Zeiten und allemal, wenn es an exacten, von allen Seiten gesicherten Untersuchungen fehlt, sehr leicht, seine vitale Theorie überall als die noth- wendige darzustellen. Man wird es gewiss bemerkenswerth finden, dass in dem ganzen Schriftchen von 154 Seiten der Name Liebig's, dessen Richtung doch gerade der Stachel ist, gegen den der Verfasser leckt, nur ein einzigesmal genannt, und dessen Thier- und Pflanzen -Chemie jede ein- mal eitirt werden. Uebrigens könnte ich nicht sagen, dass der Verf. selbst auf seinem theoretischen Wege zu irgend einer neuen Ansicht gelangt wäre, es sei denn, dass er bei der Wärme-Erzeugung selbst dem Druck eine besonders hohe 101 Bedeutung zuschreibt. Sonst ist er so ziemlich bei seinen schon aus früherer Mittheilung bekannten Ansichten ste- hen geblieben, selbst in Beziehung auf Wärme-Erzeugung bei einem erstickten Thiere durch plötzliche und heftige Reizung der Centralnervenpartieen, indem er meinen Wi- derspruch durch den sehr richtigen Satz beseitigt: Duo si faciunt idem, non est idem. ©. L. v. Erlach hat unter der Leitung von Valentin: Versuche über die Perspiration einiger mit Lungen athmen- den Thiere, Bern 1846. 4. angestellt und bekannt gemacht. Die unter Anwendung eines eigenen Apparates erlangten Resultate sind: 1) Es verschwindet immer etwas mehr Sauer- stoff, als Kohlensäure ausgeathmet wird. 2) Die Austau- schung des Sauerstofls gegen die Kohlensäure erfolgt nach dem Diffusionsgesetz. 3) Der Sticksloff bleibt unverändert, 4) Die absolute Menge der Kohlensäure ist nach der Thier- klasse und den Nebenverhältnissen sehr verschieden und na- mentlich übt die Bewegung einen grossen Einfluss aus. 5) In einer zu kohlensäurehaltigen Luft, oder überhaupt bei anomalen Verhältnissen, wird mehr Sauerstoff absorbirt oder weniger Kohlensäure ausgeschieden, als dem Diffusionsgesetz entspricht, Moleschott hat zur Prüfung der Angabe Valentin’s, dass die ausgeatlimete Luft immer mit Wasserdampf gesät- tigt sei, Versuche in dieser Hinsicht angestellt, aus denen hervorgeht. dass in der Mehrzahl der Fälle die vom Men- schen ausgeathmete Luft nieht mit Wasserdampf gesättigt ist, wenn gleich bisweilen eine solche Sättigung eintreten kann. Holländische Beiträge, 1846. I. p. 86. Traube, Die Ursachen und die Beschaffenheit derjeni- n Veränderungen, welche das Lungenparenchym nach Durehschneidung der 'Nervi vagi erleidet. Traube, Bei- träge zur experiment, Pathologie und Physiologie, Heft 1. p- 65. In dieser sehr ausgedehnten Arbeit glaubt der Verf. erwiesen zu haben, dass die nach Durchschneidung der N. vagi erscheinende Lungenaffection weder von der Lähmung der zu den Lungen gehenden Nerven, noch auch, wie na- mentlich Mendelsohn angab, von der Verengerung der Stimm- ritze bedingt sei. Er fand, dass die Verengerung der Stimm- ritze überhaupt nach Durchschneidung der Vagi nicht grös- ser sei, als nach Durchschneidung der Laryngei inferiores, und dass dieselbe bei Hunden nicht constant und bei Kanin- chen gar nicht vorkomme. Auch bringt eine blosse Ver- engerung der Luftwege, selbst in hohem Grade, noch keine Lungenaffection zu Stande, wie sie sich nach Durchschnei- dung der Vagi einstellt. Ebenso widerspricht der Verf. auch 102 der Ansicht, dass der Tod durch Bildung von Bluteoagula im Herzen und den grossen Gefässen herbeigeführt werde, indem diese ein Leichenphänomen seien. Auch findet nach seinen Beobachtungen nach Durchschneidung der Vagi keine Regurgitation von Speisen aus dem Magen in den Oesopha- gus, statt., Dagegen wird allerdings die Stimmritze durch die erwähnte Operation ihrer Schliessungsfähigkeit beim Schlin- gen, die von einer Zusammenziehung nicht des Pharynx, sondern der Kehlkopfmuskeln abhängt, beraubt, und in Folge davon gelangen die im Munde abgesonderten . Flüssigkeiten in die Luftwege und bedingen die bekannte Lungenaflection, welche mit der sogenannten Atelectasis Jörg’s bei Neuge- borenen identisch ist. — Bei dieser Arbeit ist zu bemerken, dass der Verf grösstentheils nur bei Kaninchen seine Ver- suche anstellte, Ich glaube, dass Hunde zum Theil wesent- lich andere Resultate geben. Bei ihnen sind das fortwäh- rende Brechen und die allmählig immer seltener werdende Respiration zwei Haupterscheinungen, mit deren Analyse sich der Verf. wenig beschäftigt hat. - . In den Annalen der Chemie und Pharmaecie, Bd. 58. p. 335. 1846. hat Liebig aus der dritten Auflage seiner Thier- chemie einen Aufsatz über den chemischen Process der Re- epiration abdrucken lassen, welcher die Theorie über die Bildung und den Ursprung der Kohlensäure bei dem Atlı- men der Thiere wesentlich verändert darstellt. Er zeigt zu- erst auf eine sehr einleuchtende Art und Weise, wie die Bildung der verschiedenen Pflanzensubstanzen auf Kosten der Kohlensäure und des Wassers durch eine fortschreitende Ausscheidung von Sauerstoff der Kohlensäure und Vertre- tung von einem Theile oder von allem Sauerstoff durch Was- serstoff erfolge. Im Thierorganismus findet das Umgekehrte statt; der Wasserstoff wird im Thierleibe hinweggenommen und ersetzt durch Sauerstoff, und der Kohlenssolf nimmt auf diese Weise seine ursprüngliche Form der Kohlensäure wieder an, welche ausgeschieden wird. Gegen die bisher allgemeine Ansicht, dass der von dem Blute aufgenommene Sauerstoff sich direct mit dem Kohlenstoffe der Organe zu Kohlensäure verbindet, spricht der Umstand, dass kein Fall bekannt ist, wo sich unter den obwaltenden Umständen: niedere Temperatur und beschränkter Sauerstoffzutritt, der Kohlenstoff direet mit Sauerstoff zu Kohlensäure verbinde, dagegen die Annahme, dass diese Verbindung nur eine indi- recte ist, indem sich der Wasserstoff oxydirt und als Was- ser ausgeschieden wird, während an seinen Platz 1 Aegq. Sauerstoff tritt, und so allmählig Kohlensäure gebildet wird, welche gegen den Sauerstoff der Atmosphäre ausgetauscht Bi — rei =, 103 wird, alle Analogien für sich hat, und die allmählige Rück- bildung und Zersetzung der organischen Substanzen erklärt. Liebig sucht dieses beispielsweise durch den Uebergang des Alkohols in Kohlensäure und des Zuckers in Fett zu erläu - tern. — Die Wärmebildung beruht daher auch nicht auf der Oxydation des Kohlenstofls, sondern auf der Verwandlung des Wasserstofls in Wasser und auf dem Eintreten von ei- nem oder mehreren Aequivalenten Sauerstoff an die Stelle des Wasserstoffes. C. G. Lehmann, Beiträge zur Kenntniss des Verhal- tens der Kohlensäureexhalation unter verschiedenen physio- logischen und pathologischen Verhältnissen. Abhandl. der Königl. Sächs. Gesellsch. der Wissensch,, Lpz. 1846. p. 461. Lehmann’s mit besonders hierzu von ihm construirten Apparaten an Säugethieren und Vögeln angestellte Versuche über das Verhalten der Kohlensäure-Exhalation unter ver- schiedenen Bedingungen, beziehen sich zunächst auf den Ein- Quss der Wärme und Feuchtigkeit. L. bestätigt, dass die Quantität der Kohlensäure in höherer Temperatur abnimmt, fand aber zugleich, dass der Feuchtigkeitszustand der Luft in der Art einwirkt, dass bei gleich hoher Temperatur in feuch- ter Luft mehr Kohlensäure ausgeathmet wird, als in trock- ner, ohne dass sich jedoch bestimmte arithmetische Propor- tionen dafür aufstellen liessen. Hieran schliesst sich die von Vf. und W. Weber gemachte Beobachtung an, dass Frösche in feuchter Luft athmend mehr von ihrem Körpergewicht verlieren, als in trockner, was daraus erklärt wird, dass die in troekner Luft austrocknende Haut für Flüssigkeiten weni- ger permeabel werde und somit die Transspiralion weniger frei gestalte. Ueber den Einfluss des Luftdrucks auf die Koh- lensäure -Excretion kam Verf, noch zu keinem sichern Resul- tale, was wesentlich an dem Umstande liege, dass die Thiere durch den schnellen Wechsel des Luftdrucks mehr affıeirt werden, als durch die absolute Grösse desselben. Es möchte sich wohl für erhöhten Luftdruck eine Vermehrung der Koh- lensäure-Excretion herausstellen. In Entzündungen (bei Ka- ninchen durch reizende Injeclionen in die Pleurahöhle erregt) zeigte sich eine beträchtliche Abnahme der Kohlensäure-Aus- scheidung bis zu dem Verhältniss von 38 zu 17; schon nach den ersten 24 Stunden wie 30 zu 29; unmittelbar nach dem operaliven Eingrill', also im Beginn der Entzündung aber fand sich bald Vermehrung, bald Verminderung. Verf. spricht sich hiernach gegen die Ansicht aus, dass das chemische Moment der Entzündung auf zu jäher Oxydation der Protein- substanzen des Bluts berulie; dass Proteinoxyde im entzünde- ten Blute in grösserer Quantität vorkommen, lasse sich auch 104 so erklären, dass eine zu geringe Oxydation statt finde, so zwar, dass jede Proteinverbindung nur in Oxyde, nicht aber in Harnsäure ele, umgewandelt würden. Marchand hat in einer zweiten Abhandlung über die Respiration der Frösche in dem Journ. für Chemie, 1846, Bd. 37, p. 1. mehrere Resultate seiner früheren Untersuchun- gen über denselben Gegenstand weiter ausgeführt und be- richtig. Er untersucht zuerst nochmals die Verhältnisse bei fastenden Thieren, bei welchen er früher eine forlschrei- tende Verminderung der Sauerstoffabsorption und Kohlen- säureaushauchung beobachtete. Jetzt suchte er damit das Verhältniss des Körpergewichtes in Vergleich zu bringen, wobei sich ergab, dass die Abnahme des Körpergewichtes im Anfange viel bedeutender ist, als am Ende. WRücksicht- lich des Verhältnisses der Sauerstoffmenge, welche zur Oxy- dation des Kohlenstoffes verwendet wird, fand Marchand in einer Versuchsreihe auch jetzt, dass letztere gegen erstere bei fortdauerndem Hungern sinkt; in einer zweiten fand sich dagegen eine Steigerung, so dass es scheint, dass, wenn ein gewisser Punkt erreicht wird, Schwankungen auf und ab eintreten. Rücksichtlich der Kohlensäurebildung bei Tag und bei Nacht hatte Marchand früher eine ansehnliche Vermin- derung bei Nacht beobachtet; jetzt berichtigt er dieses da- hin, dass wenn dieses wirklich der Fall ist, die Differenz unter gleichen Umständen gewiss nicht sehr bedeutend ist. — Endlich rücksichtlich der Respiration im abgeschlossenen Raum fand Marchand auch jetzt bestätigt, dass die Thiere “im einer Luft, welche nicht erneuert wird, in gleicher Zeit mehr Kohlensäure aushauchen, als in einer, welche frisch zugeführt wird. Um seine Versuche mit denen anderer Beobachter ver- gleichen zu können, hat Scharling die Quantität Kohlen- säure und Kohlenstoff, welche durch die Haut ausgeschie- den werden, durch direete Versuche zu bestimmen versucht, Er fand: Ein Mann von 28 Jahren scheidet in 1 Stunde durch den ganzen Körper 11,740 Grm. Kohlenstoff aus; wovon 0,373 Grm. auf die Haut und 11,367 auf die Lunge kommen. Ein Mann von 16 Jahren im Ganzen 11,00 Grn.; 0,181 durch die Haut und 10,819 dureh die Lungen. Ein Knabe von 9% Jahren 6,55 Grm. im Ganzen; 0,124 durch die Haut und 6,426 durch die Lungen. Ein Mädchen von 19 Jahren 8,316 im Ganzen; 0,272 durch die Haut und 8,044 durch die Lungen. ‚Ein Mädchen von 10 Jahren 6,196 im Ganzen; 0,124 durch die Haut, 6,072 durch die Lungen. 105 Der grösste Theil des Aufsatzes ist der Vertheidigung der directen Ermittelung der ausgeschiedenen Kohlensäure und Kohlenstoffmenge gegen die indireete Bestimmung der- selben durch den Kohlenstoffgehalt der Nahrung und die Sätze, welche Liebig in dieser Hinsicht aufgestellt hat, ge- widmet, indem er vorzüglich zu zeigen sich bemüht, dass der Einfluss körperlicher Bewegung und ganz vorzüglich der Einfluss der Wärme auf die Respiration durchaus nicht hin- reichend durch Thatsachen festgestellt sei. Liebig’s Anna- len, Bd. 57. p. 1. 1846. De Lapasse liess Vögel und Säugethiere Tage lang in reinem Sauerstoflgas leben, ohne nachtheilige Folgen zu be- obachten. Es müsse das Gas nur nicht ganz trocken sein, ferner sich unter einem Druck von etwa 76 Centimeter be- finden, und dafür gesorgt sein, dass gehörig neues Gas zu- strömt, die in grosser Menge gebildete Kohlensäure aber ab- sorbirt wird. — Comptes rendus de l’Acad. des scienc. T. XXI. 4055. Aus Versuchen von Snow über die Wirkung der Ver- unreinigung der Atmosphäre mit Kohlensäure geht hervor, dass Luft, welche 5—6 Procent Kohlensäure enthält, nicht ohne Gefahr geathmet werden kann. Hat sich aber die Koh- lensäure auf Kosten des Sauerstoffs der Atmosphäre gebil- det, so haben schon 2+— 3 Procent dieselbe gefährliche Wirkung. Die Kohlensäure scheint dabei keinen giftigen Einfluss zu äussern, sondern mehr der Mangel an Sauerstoff, sowie die grosse Löslichkeit der Kohlensäure im Blute die Ur- sache des Todes zu sein. Der Sauerstoffgehalt der Luft kann wohl gleichzeitig mit dem Stickstoff in einem gegebenen Raume beträchtlich vermindert werden, wie z. B. auf hohen Bergen; allein ohne gleichzeitige Verminderung des Stick- stofls wird eine solche Luft bald tödtlich., Edinb, Journ. 1846. Jan. Schmidt's Jahrb. 1848 p' 2. Owen, Blood corpuscles of Echidna. Jardine and Sel- Iy's Annals of nat. hist, Tom. 17. p. 126, giebt bei Ge- legenheit ausführlicher Mittheilungen über eine lebende Echidna auch nähere Notizen über deren Blutkörperchen, die ganz denen anderer Säugethiere gleichen und zz Dis zo'yy engl. Zoll im Durchmesser haben. Gulliver, On the size of the red blood corpuscles of Birds. Edinburgli medical and surgieal Journal, Vol. 66. p. 233. Annales of nat. Historie. T. XVII. p. 58. Gulliver bemerkt, dass nach seinen ausgedehnten Messungen der Blut- körperchen der Vögel, sich bei diesen eine bestimmte Ueber- einstimmung in der Grösse derselben und des Vogels findet, 106 G. Gulliver, On the size of the red corpuseles of ihe blood in ihe vertebrata, with copious tables of measurements. Jardine and Selby, Annals of nat. hist., T. 17. p. 200. Edinb. med. and surg. Journ., Vol. 65. p. 497. Gulliver ist ‘durch fortgesetzte Untersuchungen der Blutkörperchen der Wirbelthiere (bereits 485 Species um- fassend) zu allgemeineren Resultaten über ihre Grössen-Ver- hältnisse gelangt. Im Allgemeinen steht die Grösse der Blut- körperchen in keinem Verhältniss zu der des Thieres, aber in den einzelnen Ordnungen haben die grösseren Species grössere Blutkörperchen, als die kleinen. Das bekannte Verhalten der Blutkörperchen in Embryonen wird bestätigt. — Die Dicke der Blutkörperchen beträgt’ gewöhnlich etwas mehr als 1 des Durchmessers. Die Blutkörperchen der Affen sind ein wenig kleiner, als die des Menschen, die der Halbaffen kleiner als die der Alfen der neuen Welt, diese wieder etwas klei- ner, als die derer der alten Welt. Die Fleischfresser-Familien folgen nach der Grösse ihrer Blutkörperchen geordnet also: Robben, Hunde, Bären, Wiesel, Katzen, Viverren; die Un- terschiede sind so deutlich, dass sie bei der Classification benutzt werden können. Unter den Wiederkäuern finden sich die kleinsten Blutkörperchen, doch haben die grössern Arten grössere Blutkörperchen, als manche Carnivoren, Die ellyptisehe Form findet sich bei allen Cameliden. Unter den Nagern hat Hydrochoerus capybara die grössten, die Har- vest-Maus die kleinsten. Unter den Edentaten steht an Grösse der Blutkörperchen voran das zweizehige Faulthier, was überhaupt nächst dem Elephanten die grössten unter allen Säugethieren besitzt. Die der Monotremen sind denen der Menschen fast gleich. — Die 2 Durchmesser der ovalen Blutkörperchen der Vögel und Repitilien verhalten sich zu- einander wie 2 zu 1, die Länge überwiegt oft etwas weni- ger. Die der Fische seien meist nicht viel länger als breit, bei den Cyclostomen, wie bekannt, sphärisch, beim Hecht etwas eckig und an den Enden zugespitzt. Von den Am- phibien wird das Bekannte bestätigt. — Kerne existiren bei den Säugelhieren nicht, auch nicht bei den Cameliden; wohl aber in den Embryonen. Bei den Vögeln sind sie verhält- nissmässig länger als die Hülle, doch mit vielen Ausnahmen. Ich lasse hier eine Tabelle der Messungen Gullivers der Blutkörperchen von 212 Säugethieren, 242 Vögelu, 19 Re- ptilien und 11 Fischen folgen, die, wie ich hofle, dem Leser um so angenehmer sein werden, da ich Sorge gelragen, die englischen Maasse in die gebräuchlicheren französischen zu übertragen. wr Homo. , Nammalia. Pariser Linien. 27.0035 Dicke |0,00090 Simiae Catarrhini. Simia Troglodytes . Pithecus Satyrus . [0,0033 . 10.0033 Hylobates Hoolock - /0,0033 = leucogenys .. 0,0033 — Rafllesii . )0,0032 Semnopithecus Maurus , 0,0032 Cercopithecus Mona - 10,0032 = sabaeus . 0,0034 fuliginosus |0,0032 ruber .... 0,0033 pileatus . |0,0031 Py gerythrus /0,0033 Petaurista . 0,0032 griseo- virid,.0,0033 Acthiops . |0,0033 Macacus radiatus 0,0032 | Rhesus.,,. ;. 0,0033 — niger, 0,0034 — eynomolgus , /0,0033 — Silenus - 0,0033 7 nemestrinus . /0,0032 — sylvanus .... [0,0034 — melanotus - 10,0033 Cynocephalus Anubis . 0,0033 _ leucophaeus 0,0032 Simiae Platyrrhini, Ateles subpentadactylus ea alter ». E Cebus Apella Midas rosalin Lemuridae, Lemur albifrons . . , m ıCalta . — Anjouanensis nigrilrons Loris tardigradus — gracilis — Belzebuth capueinus , Catllihrix sciureus . Jacchus vulgaris Cheiroptera. Vespertilio murinus noctula Pipistrellus Plecotus auritus Insectivora. Talpa Europaea Erinaceus Europaeus . Sorex tetragonurus . , Plantigrada, Meles vulgaris Arctonyx collaris Ursus maritimus . Arctos 5 Americanus . , Americanus var, ferox . ;, labiatus Helarctos Malayanus . Mellivora capensis Proeyon lotor . Nasua füca . ..., el Basaris astuta ORT Cercoleptes caudivolvulus Carnivora. Paradoxurus leucomystax Bondar , binotatus - , Pallasii Canis familiaris —_— Ding. . Vulpes 2 uk argenlalus . einereo-argenteus , lagopus . 2. ,, Aureus , ...,. Dicke mesomelass . , . Lupus .. Lyeaon tricolor . i . '|Hyaena vulgaris . , . orocusa Deu Herpesies griseus , 10 7 Pariser Linien Fa =} x ee Mammalia. Pariser Pariser Linien. Linien Herpestes Javanicus?. . |0,0024 Be: : L.D.|0,0032 Smithii . . 0,0025, [Auchenia Vicugna 9%.p.0,0017 Viverra Civelta . . «+ |0,0026 P L.D./0,0034 — tigrina. . « . [0,0021 Zu ao. - 2K.D.(0,0018 Felis Lo . . . . . [0,0026 PER L.D.|0,0034 — concolor , . » . 0,0025 an S:n.lo.0o1s — wicolor . . » . [0,0025 | Moschus Javanicus . . |0,00091 Tigris . » » =» . 0,0027 -— Stanlejanus . . /0,00083 Leopardus . . . 0,0026 | Cervus Wapiti . —jubatae . 1.2... [00027 Hippelaphus 0,0029 — pardalis 2.5... - 0,0024 Axis . 0”. .27/10/0022 — domestica . . . [0,0026 Dama . . .. „0,0025 — Bengalensis . . . |0,0025 Alces . 0,0029 — Caracal . - . - [0,0024 Barbarus . 0,0023 — Cervaria » . + - [0,0027 Elaphus 0,0026 Seval » . . + [0,0027 Galietis vittata - . + [0,0027 macrourus ® Mexicanus . Mustela Zorilla. .. . + 10.0026 Marhal 0,0023 Euro. . = ..,:,10,0027. poreinus . . . 0,0021 — vulgaris . .» - [0,0027 Reevesii . 0,0018 — . Putorius . . + 0,0027 Capreolus . , i Lutra vulgaris «© . + 0,0032 Virginianus . . Phoca vitulinan + . » 0,0034 |Camelopardalis Girala . EEEBFBREEEE) Antilope Cervicapra . 0,0022 { Bagmea. uN Dorcas r . 2 0,0023 Delphinus Phocaena . . 0,0029 D. |0;0007 Balaena Boops . » + 0,0036 Gm... „, Sing-Sing . : [0,0022 Pachydermata. — Philantomba ne Snap ernennt: a IR r Berannree Se A TEMBaRTFUSER suuenlie" = ln aS Capra Caucasica . [9,0016 Dicotyles torquatus . . |0,0025 =, Hircns 0.0018 Tapirus indieus . . - 0,0028 ib Fe a 0,0018 Elephas indius . . - 0,0041 On Masimon EI Ze 0,0022 Rhinoceros indieus . + |0,0030 | Re 7 [0,0024 Equus Caballus Dr . en 5 Tragelaphus : ; : 0,0017 N ln Bos Taurus . . » 0,0026 — Asinus » - + 10,0028 0.0024 — Burchellü . « - 00026 | gun "10.0028 — Hemionus . .» - 0,0025 | en 2 0.0025 So N Ruminantia. Sergähfer D Ri: ie ,002 - 6L.D.0,0035 } — frontalis . 0,0026 Camelus Dromedariusf K.p. 0.0019 | — Syihetanus 0.0027 Se Rodentia — Bactrianus SD. 0036 . K.D.\0,0019 |Pteromys nitidus . . . [0,0030 D.|0,00074 — volucella . . 0,0029 Mammalia. 109 Pariser Pariser Linien. Linien. Sciurus vulgaris . » .» |0,0028 | Coelogenys subniger . . |0,0032 — niger? . . ».. [0,0029 | Hydrochoerus capybara . |0,0035 — maximus 0,0031 | Lepus cuniculus 0,0031 — cinereus . . . 0,0028 — timidus - 10,0032 — capistratus . 0,0029 ni — Falmarum . » 0,0029 Banatsnna; — Listeri . 0,0029 | Bradypus didactylus . . [0,0039 Arctomys? pruinosus 0,0032 |Dasypus sex-cinctus . . 0,0033 _ Empetra . . Br — villosus - 0,0034 Dipus Aceypticus . 0,0027 f 008 DL — decumanus . /0,0029 | Didelphis Virginiana . . [0,0032 — Rattus . . » ... 0,0030 D. 10,00093 — musculus . » - 0,0030 |Dasyurus viverrinus . . |0,0028 — sylvaticus , . « [0,0029 — Mangei . 10,0028 — messorius „ - » . 0,0026 — ursinus + 0,0032 — Alexandrinus . » 0,0029 D. [0,0010 Arvicola amphibia . - 0,0030 |Perameles Lagotis . . [0,00293 —_ riparia . - «0,0027 | Hypsiprymnus setosus . |0,0028 Ondatra Zibethica . 0,0032 |Macropus Bennetti . . 0,0032 Hystrix eristata. . .» + [0,0033 — ocydromus . . 0,0033 Erithizon dorsatum . . [0,0033 — Derbyanus?. . [0,0033 Synetheris prehensilis 0,0033 ..10,00103 Capromys Fournieri . .» [0,0032 | Halmaturus Billardieri . [0,0031 Myopotamus Coypus . 0,0034 | Phalangista vulpina 0,0031 D. 0,0011 _ nana 0,0025 Castor Fiber. -. - . . 0,0034 — fuliginosa. . [0,0031 Cavia Cobaya . » . . 0,0032 | Petaurista sciureus . [0,0031 Dasyprocta aurata..°. . 0,0029 | Phascolomys Wombat . 0,0033 Acouchi _. Pariser Linien. L. D. Rapaces, Gypastus barbatus 0,0059 Cathartes Jota . 0,0060 Sarcorhamphus Gryphus 0,0064 Papa . . 0,0062 Vultur auricularis 0,0061 Kern \0,0028 fulvus . 0,0062 D. 6,0011 . 0, 0, Kolbii , 0063 leuconotus |0,0062 K.D. 0,0033 0,0029 0,0029 0,0031 0,0033 0,00011 0,0033 0,0034 0.0033 L. D. Vultur Angolensis 0,0067 Polyborus vulgaris, 0,0062 Buteo vulgaris . \0,0061 Lagopus . 0,0064 Aquila Chrysaetos 0,0062 Bonelli . 0,0060 fucosa . 0,0061 choxa . [0,0062 Helotarsus typicus 0,0060 Haliaetus albicella,0,0068 — leucocephalus, 0,0059 — Aquia . . |00062 Pariser Linien. K.D. h ‚0036 0, ‚0032 0 0031 0,0031 0.0029 07 ‚0031 10.0032 0, "0031 '0.0033 ‚0,0033 0.0033 ‚0,0031 110 Pariser Linien, L..D. Falco peresrmus |0,0059 tinunculus 0,0060 subbuteo . 0,0068 Milvus vulgaris ‚0,0058 Gypogeranus ser- pentarius [0,0065 Surnia nyctea . |0,0072 Kern !0,0035 Otus brachyotus 0,0064 Bubo maximus . |0,0065 — Virginianus |0,0061 Syrnium Aluco . 0,0053 Strix fammea . 0,0060 Kern |0,0028 Omnivorae. Cruticus hipoleuc. 0,0053 Barita Tibicen . /0,0053 Garrulus pileatus |0,0055 glandarius|0,0055 Kern |0,0025 eristatus [0,0055 Nucifraga Caryo- catactes|0,0060 Corvus corax . [0,0057 — frugilegus |0,0059 Kern |0,0025 — monedula 0,0050 Kern /0,0028 — Pica . . [0,0058 Dicke |0,0009 Kern [0,0027 Gracula religiosa |0,0054 Fregilus graculus \0,0053 Pastor roseus . [0,0053 — cristatellus 0,0053 tristis . 0,0056 Sturnus vulgaris |0,0053 Kern [0,0030 predatorius 0,0053 Coracias garrula |0,0056 Molothrus sericeus 0,0053 Buceros Rhinocer.? 0,0053 Insectivorae, TroglodytesEurop. 0,0048 Regulus cristatus ‚0,0049 Pariser Linien. Aves K..D. L. D. 0,0029 |Motacilla alba . |0,0052 0,0033 Kern |0,0028 0,0032 | Sylvia Phragmites [0,0056 0,0031 | Philomela luscinia [0,0059 Kern |0,0028 0,0034 | Carruca atricapilla |0,0048 0,0028 | Erythaca rubecula |0,0049 0,0011 | Accentor modularis| 0,0048 0,0028 | Turdus viscivorus |0,0050 0,0032 — musicus 0,0051 0,0028 — migratorius| 0,0048 0,0030 — canorus . |0,0049 0,0030 | Merula vulgaris . 0,0054 0,0011 | Orpheus polyglottis| 0,0051 — rufus . 0,0050 Muscicapa grisola |0,0052 0,0023 | Lanius excubitor |0,0057 0,0029 | Vanga destructor |0056 0.0027 j 0.0029 Granivorae. 0,0033 | Dolichonyx oryzi- 0,0032 vorus [0,0047 Ploceus textor . 0,0051 0,0027 | Cardinalis Domini- 0,0025 cana [0,0053 0,0035 — cucullata [0,0053 0,0011 | Amadina fasciata |0,0056 0,0027 — punctularia] 0,0053 0,0011 | Pyrgita domestica |0,0053 0,0033 Kern |0,0026 — simplex . 0,0050 0,0010 | Fringilla Coelebs |0,0050 0,0027 — Chloris . |0,0050 0,0025 — . amandara |0,0050 0,0024 — ceyanea . 0,0053 0,0028 | Linaria minor . [0,0047 0,0027 | Parus caeruleus |0,0049 0,0029 | — caudatus . |0,0053 0,00099 Kern [0,0023 0,0027 | — major . [0,0053 0,0032 | Alauda arvensis . |0,0053 0,0025 Kern |0,0025 0,0035 | Emberiza eitrinella| 0,0049 Kern [0,0028 — cristata . [0,0049 0,0027 | Plectrophanes ni- 0,0027 valis |0,0053 K. D. 0,0031 0,0041 0,0032 0,0026 0.0009 0,0027 10.0027 0,0028 0,0028 0,0027 0.0027 0,0029 0,0026 0,0030 0,0031 0.0027 0,0021 0,0029 0,0027 0,0025 0,0031 0,0031 0.0026 0,0028 0,0032 0,0012 0,0028 0.0027 0.0034 0.0023 0.0030 0,0023 0,0027 0,0025 0,0041 0.0029 0,0027 0,00093 0,0028 0,00093 0,0027 0,0024 Ave». Pariser Linien. L. D. Loxia coecothrau- stes . 0,0055 D. 0,0011 K. 0,0025 eurvirostra |0,0048 enucleator 0,0050 Javensis . [0,0049 Astrild . . 0,0050 caerulea . 0,0049 Malacca . /0,0048 Vidua paradisea . |0,0056 K. 0,0032 Zygodactyli. Corythaix Bufonii/0,0059 Cueulus canorus |0,0056 Plyctolophus Eos |0,0057 sulphureus/0,0054 rosaceus |0,0061 Kern |0,0028 galeritus v. ‚0060 Plilppinor. 0.0057 Macrocercusllligeri 0, ‚0059 Ararauna 0,0057 — Macao . )0,0059 — Arocanga |0,0059 — severus . 0,0052 Platycercus Pen- nantii 0,0053 _ pacificus 0.0053 eximius . 0.0051 flaviventris |(), "0053 Vasa . . 0.0055 scapulatus 0.0056 niger ., . 0.0053 Nypmihicus Novae Hollandiae |0,0052 Psittacara lepto- rhyncha [0,0054 murina . 0,0053 patagonica/0,0053 viridissima 0,0055 solstitialis |0,0053 virescens |0, ‚0054 Tolkhoglosus ca- pistratus |0,0051 Palaeornis Alexan- dri . 12: IolzleN PEEIT 0,0053 K. D. 0,0030 0 ‚0011 0,0031 0,0028 0,0026 0,0027 0.0024 0,0028 0,0030 0,0029 0.0027 0.0029 0.0029 0,0029 0.0028 0,0029 0,0027 0,0029 0,0028 0,0028 0,0027 0,0023 0,0027 0,0029 0,0029 0,00093 L.D. Palaeornis torqua- tus 0,0052 Bengalensis [0,0049 Lorius donicellus |0,0054 Ceramensis |0,0053 coccineus . Sinensis Tanygnathus ma- crorhynchus |0,0053 albifrons . Auen Bela . Dufresnii leucocepha- lus badiceps . menstruus ınelanoce- phalus milratus . Psittacula cana . — pullaria Picus minor . Anisodactyli. . 0,0051 K. [0,0025 Certhia familiaris |0,0049 Sitta Europaea Aleyones. 0,0053 Dacelo gigantea 5 0,0053 Alcedo ispida . Cheliones. Hirundo rustiea . [0,0053 urbiea . [0,0052 Cypselus Apus . 0,0057 x. 10.0025 Columbae., Columba Palumbus 0,0057 risoria . 0,0053 Turtur . [0,0056 ligrina 0,0054 111 Pariser Linien. K.D. 0,0029 0.0028 0,0027 0.0028 0.0027 0,0028 0,0030 0,0029 0.0028 0,0030 0,0031 0,0031 0,0030 0,0033 0,0035 - 0,0030 0,0031 0,0030 0,0029 0.0029 0,0027 0.0027 0,0029 0,0027 0,0011 0,0028 0,0032 0,0030 0,0023 0,0028 0,0029 0,0041 0,0031 0.0032 0.0033 0.0031 112 L. D. Columba rufina . [0,0049 chalcoptera|0,0051 Nicobarica [0,0053 Guinea . [0,0052 Corensis . 0,0051 aurita. . 0,0046 montana . |0,0050 Kern [0,0021 Zenaida . |0,0051 migratoria |0,0057 coronata - |0,0058 leucocephala 0,0053 mysticea . |, 0054 Gallinae. elslelel Brlell Penelope leucolo- phos [0,0059 Kern |0,0032 eristata . 0,0059 Crax globicera . |0,0057 rubra - 0,0057 Yarrelli . 0,0056 Ourax Mita « 0,0056 Pavo cristatus . 0,0061 muticus . [0,0061 Javanicus . 0,0060 Phasianus pictus |0,0051 nyctheme- 0,0060 rus . Kern 0.0028 superbus . |0,0042 lineatus . 0,0060 Kern /0,0025 Colchicus 0,0052 Kern 0,0020 domesticus 0,0054 Kern |0,0019 Meleagris gallo- pavo . Numida Bendallii 0,0055 Francolinus vulga- ris . [0,0053 Perdix longirostris 0,0055 Bonhami . [0,0058 Kern 0,0025 Coturnix Argoon- 0,0048 dah . Ortyx Virginianus 0,0051 Gallus 0,0055 Aves Pariser Linien. K. D. 0,0032 0.0028 0.0030 0.0029 0.0031 0.0032 0.0030 0,0012 0,0032 0.0024 0.0032 0,0031 0.0032 0,0031 ‚0,0012 ‚0,0031 0,0033 0,0031 0,0033 0,0032 0,0031 0,0031 0,0032 0,0031 0,0032 0.0014 0.0031 0,0034 0,0012 0.0030 0.0016 0.0033 0.00123 0,0031 0,0026 0,0028 0.0030 0.0034 0,0014 0,0032 0,0028 L. D. Ortyx neoxyneus |0,0061 Tetrao urogallus [0,0063 Tetrix . [0,0047 Caucastca 0,0059 Kern |0,0025 Tinamus rufescens |0,0064 Alectorides. Dicholophus cri- status 0,0060 Cursores. 0,0068 . 10,0012 K. /0,0035 Dromaius Novae- Hollandiae |0,0053 Rhea Americana [0,0059 Struthio Camelus Grallatores. Oedienemus crepi- tans |0,0052 Vanellus cristatus [0,0057 Haematopus ostra- legus |0,0059 K. |0,0035 Psophia crepitans |0,0060 AnthropoidesVirgo|0,0060 D. [0,0010 Stanlejanus|0,0059 Balearica pavonina}0,0061 D. 0,0012 K. [0,0028 Regulorum |0,0061 Ardea cinerea . 0,0059 Nyctecorax \0,0063 minuta . . 0,0056 Platalea leucerodia,0,0061 Ciconia alba . . 0,0064 nigra . . 0,0062 Argala . /0,0052 Marabou . 0,0061 Ibis ruber . . 0,0058 Numenius Phaeo- | _ pus 0,0061 Limosa melanura 0,0057 Scolopax Gallinago 0,0052 | Pariser Linien. K.D. 0,0029 0.0029 0.0030 0.0033 0.0012 0,0034 0,0033 0,0038 0,0012 0,0037 0,0034 0,0028 0.0034 0,0028 0.00125 0.0032 0,0030 0,0032 0,0030 0,0012 0.0032 0,0032 ’ : Pariser Linien. L. D. Ballus philippinens.|0,0038 Gallinula chloropus|0,0055 Pinnatipedes. Podiceps minor . [0,0056 Palmipedes. Plectropterus Gam- ; biensis 0,0060 Chenalopex Ace e 0,0060 Cereopsis Novae Hollandiae 0,0065 Bernicla Sandvi- censis |0,0060 Magellanica|0,0060 Cygnus atratus . [0,0062 Dendrocygna vi- j duata 0,0063 autumnalis \0,0059 — arborea . 0,0058 Dendronessa sponsa 0,0056 Tadorna vulpanser 0,0058 Mareca Penelope |0,0060 QuerquedulaCrecca 0, ‚0055 acuta |0 0056 eircia 0.0055 Anas galericulata 0,0058 Larus ridibundus |0,0054 > K. 0,003: Pelecanus Onocro- talus 0,0041 K. 0,0035 0,0055 Phalarocorax Carbo i Reptili.a Chelonia Mydas Aves K.D. 0,0033 0,0029 0,0035 0,0030 0,0029 0,0029 0,0029 0,0029 0,0029 v, 0029 0.0033 0,0028 0,0029 0,0011 0,0033 0,0012 0,0030 0,0091 |0,0060 K. 0,0028 0 0018 Testudo Gracca . 0,0090 — radiata . 0,0091 Alligator? . 10,0085 Croecodilus acutus |0,0091 ! D, 0,0014 — Luciw? . DMüller's Arcbiv, 1647 0,0051 10.0051 1) 0053 0,0049 0,01001,0,0051 113 Pariser Linien. L. D. Champsa fissipes ‚0,0089 Iguana eyclura . !0.0092 e K. 0,0021 Lacerta viridis . 0,0072 Anguis fragilis . 0,0096 Natrix torquata . ‚0.0082 D. 0 0013 K. '0, ‚0029 ! ‚0.0088 0.0035 . 0,0078 K. 0.0032 Coluber Berus Python Tigris Amph ibia K. D. 0,0049 0.0049 0,0018 0,0041 0,0042 0,0052 0,0047 0,0063 0,0023 0,0047 0,0019 Rana temporaria |0,0102 D. [0,0016 . .K. |0,0032 Bufo vulgaris . . 0,0011 D. [9,0020 K. 10,0040 Triton Bribonii . [0,0133 K. 0,0059 eristatus . |0,0133 Lissotriton puncta- tus [0,0138 K. 0,0063 Siren lacertina . |0,0259 K. [0,0099 0,0062 0,0018 0,0056 0,0021 0.0086 0.0038 0,0086 0,0090 0,0042 0,0141 0.0056 Bis ces 0,0054 0.0014 K. 10, 0015 . ‚0,0046 K. ‚0,0019 Cottus Gobio . » 0 0056 D. fü 0014 Cyprinus Carpio 0, 0053 D. 10, 0014 K. 0,0018 0, 0049 D. 0, 0013 Perca Nayiatilis , cernua . Tinca . 0,0040 0,0013 0.0037 0,0014 0,0039 0,0033 0,0014 0,0041 K. ‚0,0013 |0,0012 n 114 Pisces. Pariser Linien. Pariser Linien. ED. IKRAD: L:DEE..D: Cyprinus auratus |0,0063 |0,0040 |Esox Lucius . . |0,0056 0,0032 D. |0,0011 K. 0,0021 |0,0014 K. 0,0025 [0,0014 | Anguilla vulgaris |0,0065 [0,0040 — _ erythroph- D. 0,0014 thalmus |0,0056 [0,0035 K. 0,0010 [0 0011 — Phoxinus [0,0056 [0,0039 | Gymnotus electri- cus [0,0065 |00043 J. Conr. Fahner, Diss. de globulorum sanguinis in mammalium embryonibus atque adultis origine. Turiei. 1845. Diese Dissertation ist unter Kölliker's Leitung geschrie- ben, und da derselbe selbst in Henle’s und Pfeufer’s Zeit- schrift, Band IV. p. 112. einen Aufsatz: Ueber die Blutkör- perchen eines menschlichen Embryo und die Entwicklung der Blutkörperchen bei Säugelhieren, bekannt gemacht hat, so ist es wohl gestattet, das Referat über beide Arbeiten zu- sammen zu fassen. In dem Blute eines dreimonatlichen menschlichen Embryo unterschied Kölliker drei Arten elementarer Bestandtheile. 1) Farbige, kernhaltige, meist platte, selten rundliche oder elliptische Körperchen, von meist 0,004 ” Durchm.; einige wenige halten zwei und selbst drei Kerne, die dann meist von einander entfernt in der Zelle standen. 2) Farbige kernlose Blutkörperchen, 0,003—0,004', platt vertieft, wie bei Erwachsenen. 3) Im Leberblute, und sellner im Blute der V. cava inf. und im Herzen, farblose kugelige, 0,003—0,004”' im Mittel, Zellen, bestehend aus Mem- bran, Inhalt und Kern; letzterer war in einzelnen doppelt und selbst dreifach. — Ueber die Bildung der ersten Blut- körperchen, die von andern Bildungszellen nicht zu unter- scheiden sind, bis sie ihre Körnchen verloren und sich mit gelärbter Flüssigkeit gefüllt haben, ist Kölliker der Ansicht, dass dieselben sich innerhalb der Gefässe, und zwar aus den centralen Zellen der Anfangs soliden Anlagen des Herzens und der grösseren Gefässe bilden. Rücksichtlich der letzteren nimmt er eine doppelte Entstehung derselben an, nämlich einmal nach der Weise wie Schwann, und zweitens aus anfangs soliden Massen, die durch keine Gränzen von dem umliegenden, wie sie, aus elementaren Bildungszellen beste- henden Parenchyme geschieden sind. Allmählig tritt indess eine solche Abgränzung ein, während im Inneren eine Ver- flüssigung statifindet. Diese Gefässe haben zu keiner Zeit einfache structurlose Wandungen, auch wenn sie den Durch- messer der Capillaren nicht überschreiten, sondern diese sind ı . ” 115 eellulös und später faserig. Für Schaf-Embryonen ist Köl- liker der Ansicht, dass diese erste Bildung von Blutkörper- chen in den übrigen Theilen schon bei solchen von 34 Länge aufgehört hat, und in der Leber, wo sie sich länger hält, bei solchen von 10° Länge. Die weitere Entwicklun von Blutkörperchen im Embryo, leitet Kölliker theils von Vermehrung derselben von sich ans, theils von farblo- sen, im Leberblute neu entstehenden Zellen ab. In Bezie- hung auf erstere Vermehrungsart, beruft sich Kölliker auf seine Beobachtungen von zwei und selbst vier Kernen in einem Blutkörperchen, welche dann auch öfters elliptisch oder eingeschnürt waren, und lässt es nur unentschieden, ob die Vermehrung durch Theilung oder endogene Zellenbildung er- folge. Zu der Annahme der Bildung farbloser Blutzellen in der Leber, die sich wahrscheinlich auch durch Theilung oder endogene Zellenbildung vermehren, da sie öfler zwei bis vier Kerne zeigen, kommt Kölliker durch die Beob- achtung, dass im Leberblute von 9—13” grossen Schafembry o- nen solche Zellen wohl ein Drititheil der gesammten Blut- körperchen ausmachten, und in allmähliger Stufenreihe in die farbigen Blutkörperchen übergehen. Die Blutkörperchen- bildung in der Leber der Embryonen bringt Kölliker mit dem Placentarkreislauf und der bekannten starken Entwick- Jung der Leber in Zusammenhang Die Leber ist der Ort, an welchem die in die Placenta aufgenommenen Materialien zu- nächst zur Blutkörperchenbildung verwendet werden, und die Grösse der Leber ist nicht sowohl von einer starken Eintwicklung ihres Parenchyms, als ihres Gelässystems eben zu diesem Zwecke abhängig, Aus diesem Verhältniss ent- wickelt sich auch die Parallele der Leber des Embryo mit der Lunge des Geborenen; sie sind beide Organe, in welche das mit neuen Stollen geschwängerte Blut in seiner Ge- sammimasse übergeht, um sich, bevor es zu den Organen _ des Körpers tritt, vollkommen zu entwickeln. Für diese Bedeutung der Leber für die Bildung der Blutkörperchen ‚Embryonen hat sich auch E H. Weber in einem Köl- er's Äufsatze in Henle’s Zeitschrift p. 160 folgenden efe erklärt. In den letzten Tagen der Bebrütung des ühnereies, wird der Dotter in kurzer Zeit grösstentheils rch die Vasa omphalo-meseraica resorbirt und in der Le- ber in die Gallengänge abgesetzt. Die Leber erscheint dann dottergelb, und die Gallengänge sind mit den Dot- terkörnehen ähnlichen Kügelchen ganz erfüllt. Diese werden nicht etwa in den Darm oder die Gallenblase entleert, son- dern sie verschwinden allmählig, indem sie in den Gallen- ‚gängen eine Veränderung erfahren, wodurch ah eines Theils | | 116 Blutkörperchen bilden, die durch eine Art Resorplionsprocess in die Blutgefässe gelangen, anderer Seils Galle entsteht, die in den Darmkanal gelangt. Eine ähnliche Erscheinung fin- det sich im Frühjahre bei den Fröschen, wo die Leber auch gelb, und die Gallengänge mit vermuthlich felthaltigen Kü- gelchen angefüllt erscheinen, welche auch nicht in den Darm entleert werden. Die Gründe dafür, dass hier bei den Frö- schen und bei dem Hühnchen die Dotterkörnchen zur Bil- dung von Blutkörperchen verwendet werden, stützt E. N. Weber auf die Beobachtung von Uebergangsformen, die man auch überhaupt im Leberblute zu andern Zeiten finde. Aus den farbigen kernhaltigen Blutkörperchen der Em- bryonen entwickeln eich nun nach Kölliker die den der Erwachsenen gleichen kernlosen, indem sie ihre Kerne ver- lieren, und sich immer mehr abplatten , doch glaubt Kölli- ker nicht, dass diese Umwandlung die grössern farbigen kernhaltigen Körperchen erfahren, sondern diese sich auflö- sen, und ihre kleinern Nachkon:men in die kernlosen Kör- perchen übergehen. — Ueber die Bildung der Blutkörperchen bei Erwachsenen siehe Kölliker’s Ansicht im vorigen Iah- resbericht, bei der Lymphe. T. Wharton Jones, The Blood-corpusele, considered in its different phases of developement. Philosophical Trans- aclions, Lond. 1846. P I, p. 683—106. Dieses ist die ausführ- liche, mit Abbildungen begleitete, schon im vorigen Jahres- berichte p. 135 erwähnte Arbeit. Ramaer, Ueber Blutkügelchen. Allgemeene Konst- en Cetterbode, 1844. MH. Müller, Ueber die Blutkörperchen im zurückgehal- tenen Menstrualblut. Henle und Pfeufer, Zeitschr. f. rat. Med., Bd. V. p. 140. Es fanden sich 1) eine kleine Menge normaler, farbiger Blutkörperchen, 2) glatte und zackige, 3) alle Uebergangsstufen von diesen bis zur Einschrumpfung zu kleinen Körnchen, 4) Conglomerate soleher Körnchen, soge- nannte Entzündungskugeln. Bonnet, Sur les globules du sang. Comptes rendus, T. 23. p. 361. Dieses sind einige Beobachtungen über den Einfluss, welche gewisse Substanzen auf die Blutkörperchen und Blutfarbe ausüben, wenn man denselben Blut, welches mit Zuckerwasser versetzt ist, zusetzt. Sie sind durch die Beobachtungen von Dumas über den Einfluss solcher Zu- sätze zu dem Blute und der Abhängigkeit des Athemproces- ses von der Integrität der Blutkörperchen hervorgerufen. Dr. E. Harless, Monographie über den Einfluss der Gase auf die Form der Blutkörperchen von Rana temporaria. Erlang. 1846. (Vgl. auch Neller’s Archiv 1847. Hft.l) Um 117 diesen Einfluss wirklich beobachlen zu können, hat der Verf. einen sinureichen und einfachen Apparat ausgesonnen, vermiltelst dessen die betreffenden Gase über eine Schicht von, zwischen zwei Glasplatten eingeschlossenen, Blutkörper- chen geleitet werden, während man sie unter dem Mikro- skop beobachtet. Er fand, dass die von ihm untersuchten Gasarten entweder die Blutkörperchen absolut und unwieder- bringlich zerstörten, wie: Joddämpfe, Chlorgas, Sch wefelwas- serstoflgas, Phosphorwasserstoflgas, Cyangas und Stickoxy- dulgas; oder dass sie blos, durch andere Gasarten wieder ausgleichbare Veränderungen hervorriefen, wie Sauerstoff, Kohlensäure, Wasserstoff und Stickoxydgas. Stickgas für sich war ohne Wirkung. Die meisten Gasarten veranlassen Faltenbildung an den Blulkörperchen und dadurch Dimen- sions-Veränderungen, die von andern wieder aufgehoben wer- den, so namentlich der Sauerstoff, der Faltenbildung hervor- ruft, welche die Kohlensäure wieder entlernt. Der Verf. hält dadurch den Farbenwechsel für erklärt. Es erfolgt diese Faltenbildung weder durch eine vitale Contractilität der Blutkörperchenmembran, noch durch eine chemische Ver- änderung, sondern sie scheint ein rein endosmotischer Pro- cess zu sein. Am schnellsten treten alle Veränderungen an den Lymphkörperchen und jüngern Blutkörperchen ein. Am interressanlesten erscheint die Angabe des Verl, dass eine abwechselnde Einwirkung verschiedener Gasarten auf die Blutkörperchen einen andern Einfluss auf sie äussert, als die Einwirkung jeder Gasart für sich. Namentlich wäre es wichtig, wenn die Angabe des Verf. richlig wäre (wofür sie vielseitig aufgenommen worden ist), dass eine mehrmalig abwechselnde Einwirkung von Kohlensäure und Sauerstoll auf dieselben Blutkörperchen, diese zur Auflösung bringe. Die Metamorphose der Blutkörperchen durch den Athempro- cess wäre dadurch erwiesen. Allein ich habe diesen Ver- such mehrmals erstlich mit Herrn Prof, Marchand von Halle und dann mit Herrn Prof. v. Liebig, aber ohne Er- folg, wiederholt. Wir konnten selbst eine Formveränderung der Blutkörperchen nicht deutlich beobachten. Kohlensäure machte dieselben trüber und die Kerne undeutlicher; Sauer- stoff heller und die Kerne schärfer sichtbar. Aber auch wenn noch so oft Kohlensäure und Sauerstoff abwechselnd durch Frosch- und Ochsenblut durchgeleitet worden war, löselen sich die Blutkörperchen nicht auf, sondern blieben unverän- dert. — Prof. J. C. May'er sieht an den Blutkörperchen nicht nur fortwährend noch selbstständige Bewegungen, sondern jelat auch Furchungen, wie an dem Dolter oder Keimlager 118 der Eier. (Ob sie sich dadurch vermehren , wird nicht ge: sagt, Ref). Fror. N, Not. Nro. 804. 1846. C. Bruch, Das Neueste zur Geschichte der Blutfarbe: Henle und Pfeufer, Zeitschr. f rat. Med, Bd. V. p. 440. Grösstentheils polemisch gegen Scherer's Jahresbericht 1845 gerichtet. Carol. Nitzsch, De ferro in animalibus obvio. Diss. inaug. Bonnae 1846. 7. Febr. Diese Dissertation enthält eine fleissige Zusammenstellung alles desjenigen, was wir über die Quelle des Eisens in den thierischen Körpern, über die Flüssigkeiten und festen Theile, in welchen sich Eisen findet, über die Verdauung des Eisens, seine Beziehung zum Blutfarbestoff und Bildung der Blutkörperchen, die Bedeutung des Eisens im Blute und endlich die Ausscheidung desselben wissen. Leider geht freilich daraus hervor, dass unsere Kenntniss über die Bedeutang des Eisens im thierischen Kör- per sehr unsicher ist. Entscheidende Versuche darüber schei- iern daran, dass es keine eisenfreie Nahrung giebt, mit wel- cher ein Thier längere Zeit erhalten werden kann. Taddei, Ueber den Zustand des Eisens im Blute. Polli, Annali di chimica applicata alla Medieina. 1846. p. 263— 266. Heller's Archiv f. physiol. und pathol. Chemie, 1846. p. 477. Der Verf. giebt ein Verfahren an, durch Ver- setzen des Blutes mit kohlensaurem Natron und schwefel- saurem Kupferoxyd, ein deutlich eisenhaltiges Fluidum zu gewinnen, woraus hervorgeht, dass das Eisen sich keines- wegs in einer exceplionellen Verbindung im Blute findet. Er glaubt vielmehr, dass es als Protoxyd mit einer organi- schen Säure oder einer die Stelle dieser vertretenden thieri- schen Substanz verbunden, im Blute zugegen sei. Giovanni Polli, Ueber die Natur des rothen Blut- und gelben Gallenfarbstoffes. G@. Polli, Annali di Chimica ap- plieata alla Medicina. 1846. p. 255. Heller's Archiv für physiol. und pathol Chemie. 1846. p. 473. Dnrch manche physiologische und pathologische Erscheinungen kam der Verf. auf die Vermtthung, dass der Blut- und Gallenfarbstoff nur Modificationen einer und derselben Substanz seien. Nach- dem er sich nun überzeugt, dass letzterer wie ersterer eisen- haltig ist, glaubt er in diesem Charakter das Eigenthümliche dieses Farbestollfes erblicken zu können, der sich sodann durch Oxydation röthet, durch Desoxydation allmählig gelb färbt. Indem sich der rothe Farbstoff des Blutes bei der regressiven Metamorphose allınählig desoxydirt, entsteht die gelbliche Farbe des Serums, ferner der Farbstoff des Harns, und vor Allem auch der der Galle. Die Reduction erfolgt theilweise schon in dem Blute, iheilweise aber auch erst 119 iu der Leber, deren reducirender Einfluss sich überhaupt auch darin zeigt, dass sich in ihr alle in den Organismus überge- führten Metalle ablageru. Die Wahrscheinlichkeit dieser An- sicht geht aus dem längst bekannten Einfluss der Salpeter- säure auf den Gallenfarbstoff, wobei er allmählig rotlı wird, und aus dem des Schwefelwasserstofls, der sch welfli- gen Säure, des schwefelsauren Eisenoxyds, der Schwefel- alkalien, des Terpentinöls, der Naphtha, lauter an Wasser- stoff und Kohlenstoff reichen Substanzen, auf das Blutroth hervor, welches dadurch allmählig in die gelbe Farbe über- geführt wird. Der Verf, hat denn auch in normalem eitron- gelbem Harne Eisenoxyd nachgewiesen. Quatrefages bestätigt in einer Note die bekannte That- sache, dass das Blut einiger Anneliden gefärbt ist, und zwar dass der Farbestoff nicht mikroskopischen Körperchen inhä- riet, sondern aufgelöset ist. Er erklärt däbei die auffallende Angabe Delle Chiaje's, dass das Blut einer Annelide des neapolitanischen Meeres in einigen Gefässen roth, in andern grün sei. durch die Bemerkung, dass dasselbe allerdings in dün- nen Schichten, also auch in kleinen Gefässen gelblich-grün, in Masse dagegen vollkommen roth sei. Ausserdem bemerkt er indessen, dass das Blut vieler Arten auch farblos, die Färbung also kein Klassen-Charakter sei, und sucht ausser- dem nachzuweisen, dass eine farblose Flüssigkeit, welche die Leibeshöhle anfüllt und ebenfalls Körnchen enthält, dem Blate gleichzusetzen sei. Diese Flüssigkeit bietet nämlich nicht nur den Organen, den Eiern und Spermatozoiden die Materialien zu ihrer Bildung und Entwicklung, sondern be fiadet sich auch in beständiger und selbst regelmässiger Be. wegung durch die Contractionen des Körpers. Das Blut der Insecten scheint nur das Analogon dieser Leibesflüssigkeit der Anneliden zu sein, und nur bei einigen Larven findet sich eine gefärbte Flüssigkeit, die dem eigentlichen Blute der Anueliden analog ist. Aun. des sc. nat Tom. V. p. 379. 1846. A. Beequerel et A. Rodier, Nouvelles recherches sur la composition du sang dans l’etat de sante et dans l’etat de maladie. Comptes rendus, T. XXI. p. 831. Gazette medicale de Paris, 1846. T. I. p. 503 ei 523 et 614— 695. Heller's Archiv 1846. p. 443. Diese Arbeit ist eine Fort- setzung der schon im vorjährigen Bericht, p. 129 besproche- nen derselben Beobachter. Sie betrifft vorzüglich die Ver, hältnisse des Serums, und ich werde hier nur einige phy- siologische Resultate derselben hervorheben. Die albuminö- sen Bestandtheile des Blutes besitzen eine sehr grosse An- ziehung zum Wasser, von welchem es sehr schwer hält, sie zu befreien, und durch welches der Calcul sehr erschwert wird. Ebenso muss aber auch die Verdunstung von Was- 120 ser sehr berücksichtigt und das Blut desshalb in hermetisch verschlossenen Gefässen aufbewahrt werden. Die Menge des Serums steht in der Regel in einem bestimmten Verhältniss zu den in ihm aufgelöseten festen Bestandlheilen. Seine Dichtigkeit ist am grössten, wenn wenig eigentliches Albu- min und mehr ‚sogenannte extraetive Bestandtheile und Salze darin enthalten sind; sie ist am geringsten, wenn. Ueber- maass von Eiweiss und, was selten ist, von Felt, Mangel an extracliven Materien und Salzen sich findet. — Bei einem einigermaassen beträchtlichen Aderlass und wenn das Blut nicht sehr rasch ausfliesst, ist das zuletzt ausfliessende Blut ansehnlich wässeriger, als das zuerst ausfliessende. — Als physiologisches Verhältniss kann man betrachten, dass 1000 Grm. Seram 90 Theile feste Bestandtheile enthalten. Von diesen kommen 80 auf das Eiweiss, 3 auf die extraeliven Bestandtheile und Salze und 2 auf das Fett. Die Gränzen dieses Mittels sind 86 und 95 und noch öfter 83 und 92. Die Dichtigkeit des Serums ist 1023,5—1026,5. im Miltel 1027,5. Die pathologischen Verhältnisse übergehe ich. Friedr. Christ. Schmid, Chemische und mikrosko- pische Untersuchungen über das Pfortaderblut. Heller's Archiv f. physiol. und pathol. Chemie, 1846. p. 487. u. 1847, p: 15, 97, 199 u. 318. Dieses ist die gekrönte Beantwor- tung einer von der medicinischeu Faeultät zu München ;ge- stellten Preisfrage. Der Verf. gewinnt das Pfortaderblut erst aus dem getödteten Thiere, indem er den Stamm der Pfortader unterbindet, und dann durch Streichen der Aeste entleert. Zur Vergleichung wällte er stets das Jujularvenen- blut. Er findet zunächst für die Farbe, dass das Pfort- aderblut eine deutlich intensivere schwarze Farbe besitzt, welche besonders bei Hunger und Durst schärfer hervortritt, bei völliger Sättigung aber mehr, obwohl nie ganz, ver- schwindel. Diese schwarzrothe Farbe wird durch atmo- sphärische Luft und Sauerstoffgas nur unvollkommen, schwe- rer und langsamer in eine heller rothe umgewandelt. Koh- lensäure bringt für das ganz dunkelrothe Pfortaderblut keine Wirkung, für das hellere eine schnellere und intensivere dunkle Färbung hervor, als für das Jugularvenenblut. Rei- nes Wasser bringt an dem Blutkuchen des Pfortaderblutes keine Farbenveränderung hervor; Kochsala und Salpeter völlien dasselbe gar nicht oder nur sehr wenig, phosphor- saures Natron ebenso, ertheilt aber dem helleren Pfortader- blut eine kohlenartig glänzende Farbe, Schwefeläther ertheilt auch dem Pfortaderblut eine hellere Farbe, macht es aber nie so, durchsichtig carminrolh, wie das Jugularvenenblut. Einen Unterschied in dem Geruch beider Blutarlen konnte 121 der Verf. nur beim Kochen, Eintrocknen und Verbrennen wahrnehmen, wo ihm der stechend ammoniakalische Geruch des Pfortaderblutes stärker entwickelt zu sein schien. Rück- sichtlich des Geschmackes will der Verf. neben einem pappigen, schmierigen, öligfetligen, ganz besonders einen äusserst deutlich hervorstechenden salzig-bitteren Geschmack des Pfortaderblutes bemerkt haben. Das speecifische Ge- wicht des Pfortaderblutes fand er in der Regel geringer, am auffallendsten nach dem reichlichen Genuss von Geträn- ken; nach reichlicher Nahrung aber dem des Venenblutes fast gleich. — Rücksichtlich der Gerinnung, behauptet der Verf., dass das Pfortaderblut in menschlichen Leichen stets Nlüssig gefunden werde. In Versuchen bei Thieren fand er, dass das tieflunkle, dem schwarzen sich nähernde Pfortader- blut ebenfalls im flüssigen Zustande beharrt, das weniger dunkle dagegen öfter in eine unvollkommen gelatinöse Ge- rinnung eingeht, welche aber in der Mehrzahl der Fälle ganz oder theilweise nach einiger Zeit wieder zerfliesst.. Das Milzvenenblut zeigt insbesondere häufiger diese unvoll- kommene Gerinnung, unter später folgender Auflösung der entstandenen Placenta. Die Ursache des Nichtgerinnens des tiefdunklen Piortaderblutes setzt der Verf. in dessen äusserst geringe Menge Faserstoff. — Durch Durchleiten von Was- serstoflgas überzeugte sich ferner der Verf., dass auch das Pfortaderblut unzweifelhaft Kohlensäure enthält. — Das Se- rum des Pfortaderblutes (wenn dies geronnen war) fand der Verf. gegen das des Jugularvenenblutes absolut vermehrt, röther, von geringeren specilischem Gewicht und stets alka- lisch. — Rücksichtlich der Blutkörperchen will der Verf. eonstant gefunden haben, dass diejenigen des Pfortaderblutes stets sternförmig ausgezackt, runzlich und faltig, ferner ge- fleckt und intensiver gefärbt erscheinen, während diejenigen des Lebervenenblutes denen des Jugularvenenblutes gleich sind. In Beziehung auf das Verhalten zu verschiedenen Rea- nlien fand er keinen Unterschied zwischen den Pfortader- lutkörperchen und jenen aus der Vena jug, so dass er kei- nen Grund zu der Behauptung von E. H. Schulz findet, dass die Pforladerblutkörperchen ihrer Auflösung nahe seien. (Bei diesen Angaben des Verf. über die Blutkörperchen ist zu bemerken, dass er irriger Weise auch in den Blutkörper- chen des Menschen und der Säugethiere einen Kern vor- aussetzt, und dass er sich zweitens des Hühnereiweisses als Zusatzmittel zur mikroskopischen Beobachtung bediente, was nicht zulässig ist. Man muss stels etwas Salz und am besten auch noch Wasser zuselzen, denn reines Riweiss wirkt fast wie Wasser, und die zähe Beschaffenheit verän- 122 dert auch leicht die Form ) — Rücksichtlich der chemischen Zusammensetzung des Pfortaderblutes fand der Verfasser das Pfortaderblut nüchterner Thiere reicher an Wasser, das stark gefütterter reicher an festen Theilen, als das Jugularvenen- blut. Das Pfortaderblut enthält ferner immer weniger Fa- serstoff, 0,75—0,69 Proc. weniger, als das Jugularvenen- blut, und dieser Faserstolf löset sich in Salpeterwasser un- gemein leicht. Dagegen enthält jener 3,16— 3,68 Proc. Fett mehr, als dieser, und dieses Fett ist tief schmutzig-holzbraun und in amorphem Zustande An Cruor enthält das Pfort- aderblut 1,53—3,35 Proc. mehr, als das Jugularvenenblut, und dieser Cruor ist 0,74—1,31 Proc. reicher an Fett, wel- ches ebenfalls durch seinen Amorphismus ausgezeichnet ist. Hämatin zeigte das Pfortaderblut ebenfalls 0,15—0,21 Proc. mehr, als das Jugularvenenblut. — Ferner ist das Pfortader- blat stets ansehnlich reicher an Fett, als das Jugularvenen- blat, nämlich bei Pferden 0,84—1,10; bei Hunden 0,71— 1,75, und dieses Fett ist ausgezeichnet durch seine tief dun- kelbraune Farbe und seine amorphe Beschaffenheit. — Das Pfortaderblut ist ferner immer 0,26 — 0,25 Proc. reicher an Salzen, und besonders ist der Antheil der im Wasser lös- lichen Salze, vorzüglich schwefelsaures Natron, prävalirend. Auch die extractiven Bestandtheile prävaliren im Pfort- aderblut um 0,29 —0,37 Proc. — Auch für das Serum allein ergab sich für das Pfortaderblut ein grösserer Gehalt an Wasser, Fett, Salzen und Extractivstoflen, und ein geringe- rer als 0,48— 2,38 Proc. an Eiweiss. Eine Verschieden- heit des Eiweisses liess sich nicht auffinden. Galle enthielt das Pfortaderblut nicht präformirt, insofern sie sich durch die Pettenkofer’sche Reaction würde haben nachweisen lassen. G. Zimmermann, Richtet sich die Menge des Faser- stoffs im gesunden Blute nach den Jahreszeiten? Med. Ztg. v. d. Vereine f. Heilk. in Preussen. 1846. p. 101. Schmidt’s Jahrbücher. 1846. Bd. 52. p. 145. Zimmermann fand die Angaben von Popp über den Einfluss der Jahreszeiten auf den Faserstoffgehalt des Blutes nicht bestätigt. Nach sei- nen, an dem Blute plethorischer Soldaten angestellten Un- tersuchungen würde sich am meisten Fibrin im Frühjahr finden, weniger im Herbst, noch weniger im Winter, das gering te Quantum im Sommer. Doch meint er überhaupt (wohl mit Recht. Ref.), dass die Schwankungen durch die individuellen Verhältnisse grösser seien, als die durch kos- mische und tellurische. Giovanni Polli, Prove per verificare gli experimenti di Buchanan sulla coagulatione del sangue ete. Polli, 123 Anuali di chimica applicata alla medieina. Lunglio, 1846. Extr. in Omodi Annali universali, T. 119. p. 646. G. Polli glaubt nach seinen Untersuchungen den An- gaben Buchanan’s über die Gerinnung des Bluts im We- sentlichen Folgendes hinzufügen zu müssen: Die bei Aseites abgezapfte Flüssigkeit gerinnt so wie die der Hydrocele durch Berührung mit frischem Fibrin. Blutserum hat diese Eigen- schaft nieht. Das Gerinnsel der Milch wirkt auf ascitische Flüssigkeit nicht wie Fibrin, wohl aber auf das flüssige Ca- sein der Milch. Die Gerinnung solcher Flüssigkeit kann nicht angesehen werden als Trennung eines Theils des darin aufgelösten Fibrins durch die alkalische Flüssigkeit. William Camps, On the characters of the blood as it exists in Ihe various periods of Utero-Gestation. London medical Gazette, Vol. Ill. p. 758. Der Verf. macht darauf aufınerksam, dass nach den übereinstimmenden Analysen von Andral, Simon, Bequerel ete. das Blut in den er- sten Monaten der Schwangerschaft ärmer, in den spätern immer reicher an Faserstofl, die Menge der Blutkörperchen immer geringer, als im Normalzustande ist. G. Zimmermann, Ueber das Blut-Serum. Heller's Archiv für physiol. u. pathol. Chemie, 1846. p. 197 u. 299. Diese ziemlich ausgedehnte Arbeit über das Blutserum ent- => viele Einzelheiten, die keines kurzen Auszuges fähig sind, Gustav Zimmermann, Ueber die löslichen Salze des Blutes. Heller’s Archiv für physiol. und pathol. Chemie, 1546. p. 391. Die Sätze, welche der Verf. durch seine Blutanalysen zu beweisen sucht, sind folgende: 1) 1000 Gr. Serum enthalten stets mehr lösliche Salze, als 1000 Gr. Blut; der Unterschied ist meistens 1 Gr. 2) 1000 Gr. Serum ent- halten mehr Chloralkali, als 1000 Gr. Blut,, aber weniger schwefelsaures, kohlens. und phosphors. Alkali. 3) Von diesen drei letztern Alkalisalzen enthalten 1000 Gr. Blut mehr schwefels. und phosphors., aber weniger kohlensaures Alkali, als 1000 Gr. Serum. 4) Endlich beschäftigt sich der Verf. mit der Frage, welche von den in der Blutasche qua- litativ und quantitativ nachgewiesenen Salzen im frischen Blute vorhanden waren und bei der Einäscherung gebildet wurden, ohne indessen zu einem Resultate zu kommen. Ge- gen Enderlin streitet er aber für die Gegenwart kohlen- sauren Alkalis im frischen Blute. ‘ Magendie, Note sur la presence normale du sucre dans le sang. Comptes rendus, T. XXIU. p. 189. Gazette medicale de Paris, 1846. T. I. p. 734. Nachdem Magendie sich überzeugt hatte, dass nicht nur der Speichel, Magen - 124 und pancrealischer Saft, sondern auch fast alle thierischen Materien und Digestionen aller Organe die Eigenschaft ha- ben, das Amylon in Zucker und Dextrin umzuwandelu, und dass diese auch dem Blutserum zukommt, versuchte er, ob diese Wirkung sich auch in dem Blute eines lebenden Thie- res entwickelt. Er fand in der That nach Einspritzung von Stärke in die Venen eines Kaninchen in dem Blute dessel- ben sehr bald die Stärke nicht mehr, wohl aber stalt des- sen Zucker. Auch beim Pferde, welches mit Hafer gefültert war, fand er Zucker im Blut. — Endlich behauptet er auch noch, dass wenn man einem pflanzenfressenden Thiere, des- sen Urin trübe alkalisch ist und kaum Harnstoff enthält, Fleischbrühe in die Venen einspritze, so werde der Urin alsbald klar, sauer und enthalte reichlich Harnstoff. — Um letztern nachzuweisen, lässt er das Blut in kochendes Was- ser laufen, welches Eiweiss und Faserstofl' koagulirt, die auflöslichen Substanzen aufgelöset erhält; es wird filtrirt, abgedampft und durch ein paar Tropfen Säure neutralisirt, dann durch Alkohol etc. behandelt. — Beim Pferde gelang der Versuch nicht, weil liier die Einspritzung von Amylon ebenso wie von Milch sehr schnell bedeutende Störungen und den Tod nach sich zieht. — Wenn man ferner einem seit längerer Zeit fastenden Kaninchen, dessen Urin klar, sauer und harnstoffhaltig ist, Amylon in die Venen einspritzt, so wird der Urin alsbald trüb, alkalisch und kaum noch Harnstoff enthaltend. Magendie will ferner gefunden ha- ben, dass das Blut eines nur mit Kartoffeln und Fett gefüt- terten Hundes, dessen Urin alsdann trüb, alkalisch und ohne Harnstoff ist, Zucker und Dextrin enthält, ohne dass Zucker im Harn sich befindet. Folgender von Liebig angestellte Versuch zeigt, dass auch das Blut von Pflanzenfressern keine kohlensauren Al- kalien enthält. 4—5 Pfund Ochsenblut werden mit dem doppelten Volum Wasser vermischt, gekocht und das Ge- rinsel gepresst. Man erhält eine alkalisch reagirende Flüs- sigkeit, die die kohlensauren Alkalien gelöset enthalten müsste. Dampft man diese bis zur Syrupconsistenz ein, so absorbirt sie, mit Kohlensäure zusammengebracht, in 24 Stunden ihr dreifaches Volum dieses Gases. Wenn nun diese Absorptionsfähigkeit auf dem Vorhandensein von neutra- lem kohlensaurem Natron in jener Flüssigkeit und auf des- sen Uebergang in doppeltkohlensaures Natron beruhte, so müsste diese nicht mit Kohlensäure in Berührung ge- brachte Flüssigkeit ihr dreifaches Volum an Kohlensäure in der Form von neutralem kohlensauren Natron enthal- ten und, mit einer Säure zusammengebracht, wenigstens a 125 zwei Drittel von ihrem Volum an Kohlensäure entwickeln. In einer Glocke über Quecksilber mit Salzsäure zusammen- cht, mischte sie sich aber mit dieser ohne alle Spur von Gasentwieklung. — Die alkalische Reaction rührte von phosphorsauren: Natron her. — Das Blut der Fleischfresser kann ohnedies keine kohlensauren Alkalien enthalten, da sich in ihrer Nahrung nur phosphorsaure finden. Man kann daher bei dem Athemprocess nicht lediglich auf den Gehalt des Blutes an kohlensauren Alkalien Rücksicht nehmen. — Harnstoff und Zucker konnte Liebig in dem Ochsenblute auch nicht nachweisen. — Liebig'’s und Wöhler’s Auna- len, Bd. 57. p. 126. 1846. Gegen die aus diesem Versuche gezogene Folgerung, so- wie gegen die früheren Versuche Enderlin’s, welche eben- falls den Mangel kohlensaurer Salze in dem Blute zeigen sollten, erhebt Marchand im Journal für prakt. Chemie, Bd. 37. p. 321. Einsprache. Aus dem Mangel kohlensaurer Salze in der Blutasche kann man nach Marchand keinen direkten Schluss auf den Mangel derselben in dem unver- brannten Blule machen. Bei dem Schwelfel- und Phosphor- Gehalt der Proteinverbindungen des Blutes muss kohlensau- res Natron nothwendig in schwelelsaures und phosphorsau- res Natron zerlegt werden. Geschähe dieses aber auch nicht, so würde man bei der Gegenwart von zweilach basisch - phosphorsaurem Natron im Blute, kohlensaures Natron in der Asche nicht entdecken können. Denn ersteres würde sich in dreifach basisches phosphorsaures Natron umsetzen, von dem man daher nicht weiss, ob es schon vorher in dem Blute war. Endlich, ist aber letzteres, wie Enderlin glaubt, in dem Blute, so muss dasselbe unbedingt auch kohlensaures Natron enthalten. Denn da dreifach basisch-phosphorsaures Natron sich schon in der Luft in zweifach basisch - phos- )horsaures und kohlensaures Natron umwandelt, da das lut unzweifelhaft freie Kohlensäure enthält, so kann das dreifach basisch -»phosphorsaure Natron nicht in dem Blute existiren, ohne sich in das zweifach basische Salz und koh- lensaures Natron umzusetzen, welches alsdann nothwendig in saures kohlensaures Natron übergehen muss. — Lie- big’s Versuch hält Marchand deshalb nicht für bewei- send, weil es möglich sei, dass die durch die Salzsäure abgeschiedene Kohlensäure in der Flüssigkeit gelöset bleibe. Dass dieses letztere nun geschehen sei, sucht Marchand durch mehrere Versuche wahrscheinlich zu machen, bei wel» chen aus verschiedenen Flüssigkeiten, denen kohlensaures Natron zugeselzt war, durch Zusatz von Salzsäure keine oder doch weit weniger Kohlensäure ausgeschieden wurde, 126 als in ihnen enthalten war, weil sie von den Flüssigkeiten absorbirt wurde. Bei einer näher beschriebenen Abänderung des Liebig’schen Versuches wurde aber auch wirklich Roh- lensäure abgeschieden, aber nur in sehr unbedeutender Menge. (Wenn gleich aus letzterem Versuche sich ergiebt, dass die von Liebig untersuchte Flüssigkeit etwas koh- lensaures Natron enthalten kann, so beseitigt doch das von Marchand hier gegen den Erfolg des Versuchs beigebrachte Raisonnement, obgleich dasselbe an und für sich ganz rich- tig ist, den Schluss Liebig’s keineswegs. Denn nachdem Liebig dadurch, dass die angewandte Flüssigkeit ihr drei- faches Volum Kohlensäure absorbirte, bewiesen hatte, dass, wenn dieses von der Gegenwart einfach kohlensauren Na- trons herrührle, die Menge desselben so gross gewesen sein müsste, um ebenfalls das dreifache Volum der angewandten Flüssigkeit an Kohlensäure zu enthalten, so hätte, wenn auch bei Zusatz einer Säure ein Volun des Gases von der Flüssigkeit zurückgehalten worden wäre, wie in den Mar- ehand’schen Versuchen, dennoch zwei Volumina entwik- kelt werden müssen. Wenn Marchand seine vergleichen- den Versuche so einrichten wird, dass die in dem Wasser gelösete Menge des kohlensauren Natrons das Dreifache des Volums des Wassers an Kohlensäure enthält, so wird er sicherlich bei Zusatz einer Säure zwei Volumina Kohlensäure erhalten; nimmt er aber weniger, so wird er auch immer weniger und zuletzt nichts mehr erhalten, wenn die zuge- setzte Menge kohlensaures Natron und noch ein gleiches Vo- lum Kohlensäure mit dem angewendeten Wasser enthält. Marchand hat den von Liebig durch die starke Absorp- tionsfähigkeit der Flüssigkeit für kohlensaures Gas gegebe- nen Beweis, dass die vorausgesetzte Menge kohlensaures Na- tron in ihr sehr gross hätle sein müssen, bei seiner Argu- mentiation übersehen. ef.) Auch Lehmann schliesst aus der Erfahrung, dass wenn man nach Behandlung frischen Blutes unter der Luftpumpe, so lange als sich noch Gas entwickelt, dem Blute etwas Essigsäure zufliessen lässt, sich alsdann bei erneuertem Auspumpen wieder sehr viel Gas entwickelt, dass in dem Blute kohlensaure Alkalien enthalten sein müssten, und suchte die Quantitäten sowohl der absorbirten, als vermittelst einer Säure extrahirbaren Kohlensäure zu bestimmen. Beides wurde durch Durchströmen gereinigten Wasserstoflgases unter An- wendung der Luftpumpe, und zwar erstmals ohne Säure und sodann nach Zusatz von Essigsäure ausgeführt, unter Anwendung eines passenden Apparates zu Bestimmung der Kohlensäuremenge. Es ergab sich, dass 1000 CC. frisches 127 geschlagenes Rindsblut durch rein mechanische Mittel 70 CC. Kohlensäure, durch Anwendung einer stärkeren Sänre aber 360 CC. derselben verlieren. 100 Gr. Blut würden danach 0,0676 Gr. gebundener Kohlensäure, oder wenn man diese an Natron gebunden annehmen darf, 0,1628 Gr. einfach kohlensaures Natron enthalten. Da nun das geschlagene Rindsblut nach mehreren Analysen 21,5 Proc. fester Bestand- theile enthält, der Blutrückstand 3,58 Proc. Asche liefert und in dieser 86,8 Proc. lösliche Salze enthalten sind, so wür- den 100 Gr. festen Blutrückstandes 0,7572 Gr. und 100 Gr. Asche 21,148 Gr. oder 100 Gr. löslicher Salze 24,364 Gr. kohlensaures Natron enthalten. Zur Controlle unternahm Lehmann auch noch die Analyse der löslichen Salze der sogenannten Serumextraclivstoffe, und erhielt durch Fällen der Kohlensäure mit Chlorbaryum 15,230 bis 18,052, und durch den Apparat zur Kohlensäurebesiimmung von Fre- senius 17,034 kohlensaures Natron. Bericht der Verhandl. d. K. sächs. Ges. der Wissensch. zu Leipzig. 1846. III. den 7. Nov. p. 96. — (Wenn das Blut nur phosphorsaures Na- iron enthält, wie Liebig fand, welches bekanntlich Kohlen- säure reichlich absorbirt, so ist es leicht begreiflich, dass sich bei Zusatz einer Säure Kohlensäure entwickelt, auch nachdem durch die Lufipumpe sich nichts mehr entwickeln liess, Es wird immer ein dem Volum des Blutes gleiches Volum Kohlensäure zurückbleiben, welches sich nur durch chemische Affinität entlfernen lässt. Ich verweise in dieser und in Hinsicht auf Marchand's Einwürfe, auf Liebig’s Abhandlung über das Fleisch, p. 89. Ref.) W. Draper, Prof. der Chemie in Newyork, glaubt, dass die Physiologen jetzt eingesehen hätten, dass das Herz bei der Bluteirculation nur eine untergeordnete Rolle spiele. Man müsse sich daher nach andern Ursachen umsehen, durch welche die Blutbewegung bewirkt und unterhalten werde, und er glaubt, dass die systemische Cireulation ihren Grund in Desoxydirung des Arterienblutes in den Capillargefässen habe, die Lungeneireulation aber von der Oxydirung des Ve- nenblules herrühre. Diese chemischen Processe sollen eine bewegung des Blutes in den mit denselben angefüllten Röh- ren nach dem physikalisch-chemischen Prineipe hervorbrin- en, dass wenn eine Röhre mit Flüssigkeit gefüllt ist und tztere während dieser Einschliessung Veränderungen erlei- det, welche deren Verwandtschaft zu der Oberfläche, mit der sie sich in Berührung befindet, beständig verändern, so wird eine Bewegung in der Richtung von der sich: verän- dernden Flüssigkeit erfolgen. (Diese Theorie von einer Ur- sache der a eekeue in einer Anziehung zwischen Organ 128 und Blut, ist, wie der Verf, auch selbst erwähnt, schon früher dagewesen. Aber er hat ebenfalls nichts dazu beige- tragen, den Einwurf zu beseiligen, dass wenn ein solcher Einfluss auch den arteriellen Blutlauf beschleunigen könnte, er den venösen um so mehr hemmen würde, und auch bei dem blossen Nachlass dieser Anziehung die Ursache der Blutbewegung in den Venen dunkel bleibt, wenn man jetzt nicht abermals eine Repulsion annimmt.) Der Verf. schliesst an diese Entwickelung seiner An- sicht über die Blutbewegung auch noch die über die Gerin- nung des Blutes, die darauf beruht, dass er glaubt, das Blut gerönne nur desshalb während seines Aufenthaltes im leben- den Körper nicht, weil der Faserstoff aus ihm in jedem Mo- mente durch die Organe ausgeschieden werde. Auch diese Ansicht hört sich in so weit ganz gut an, als sie allenfalls erklärte, warum das Blut im lebenden Körper nicht gerinnt, Aber sie erklärt nicht, warum es nun gerinnt, wenn es die Ader verlässt. Denn nach des Verf. Ansicht müsste und würde es sich verhalten, wie etwa mit dem Harnstoff; aber der findet sich eben desshalb auch nicht in dem gelassenen Blute, weil er beständig aus ihm eulfernt wird. Es wäre ferner dann nölhig anzunehmen, dass sich auch in dem ge- lassenen Blule eine Zeitlang Faserstoff bilde, der nun, weil er nicht mehr entfernt werde, gerinne. Philos. Mag. No. 186. 1846. March. Froriep’s N. Not. No. 811 u. 12. Charles Searle, On the cause of ihe blood eireula- tion throngh the liver, Report of british association (at Southampton 1846). London 1847. p. 93. The Lancet 1846, Vol. II. p. 67. Der Verf. glaubt, dass die Oxydation des Blutes in der Schleimhaut des Magens und Darmes die Hauptursache der Blutbewegung durch die Leber sei. Dr. Frey macht in einem Aufsatze: Ueber die verschie- denen Spannungsgrade der Lungenarterie, auf die Umstände aufmerksam, von welchen diese Spannung abhängig ist, und erblickt dieselben theils in der Quantität des Blutes, wel- ehes durch das Herz in die Arterien getrieben wird, theils in den Hindernissen, welche das Blut in den Capillarge- fässen findet. Er beleuchtet sodann dıese beiden Verhält- nisse in ihrer Veränderlichkeit durch physiologische und pa- thologische Bedingungen und weiset namentlich auf die ver- änderte Spannung der Lungenarlerie in manchen Krankhei- ten’ als weitere Ursache zu Krankheits- Erscheinungen und Indication zu therapeutischen Eingriffen hin. Als Einseitig- keit muss man es‘ wohl bezeichnen, wenn der Verf. zu An- fang des Aufsalzes die Ansicht aufstellt und vertheidigt, dass die Systole der Vorkammern Nichts zur Anfüllung der 129 Herzkammern beitrage, sondern diese allein von der saugenden Wirkung der Diastole der Kammern bewerkstelligt werde. Denn wenn gleich, zumal nach den Untersuchungen von Ed. Weber über die Elastieität der Muskeln, diese saugende Wir- kung der Diastole der Kammern und Vorkammern eine si- chere Thatsache ist, so muss man doch ein Herz nur haben schlagen sehen, um dadurch zu der Ueberzeugung gelangt zu sein, dass daneben dennoch die Systole der Vorhöfe die wesentliche Ursache der Anfüllung der Herzkammern ist. Auch rührt in der That von der Systole der Vorhöfe der Venenpuls in den dem Herzen nahen Venen her, welchen Hr. Dr. Frey als nothwendige Folge dieser Systele betrach- tet, wenn durch sie das Blut in die Herzkammern getrieben werden solle. Gerade das Vorhandensein desselben bewei- set, dass dem so ist. Wir werden also auch die Erklärung des Nutzens der Systole der Vorkammern nicht bedürfen, dass durch sie das Zusammensinken des Vorhofes unterstützt und das unregelmässige Nach-Innen-Zerren oder Umstülpen der Wandungen desselben verhütet werden solle. Roser's und Wunderlich's Archiv, 1846. V. 4. p. 520. F. A. Hüttenhein, Observaliones de Sanguinis cireu- latione haemadromelri ope institutae. Diss. inaug. Halis 1846. 4. In dieser werthvollen Dissertation wird eine neue von Volkmann erfundene Methode zur Bestimmung der Geschwindigkeit der Blutbewegung beschrieben, und deren vorläufiges Resultat mitgetheilt. Der Verf. kritisirt zunächst die bisher zu diesem Zweck befolgten Methoden, und zeigt deren Unzuverlässigkeit, welche schon aus den sehr ver- schiedenen Resultaten hervorgeht. Dieses gilt namentlich auch für die Berechnung der Blutgeschwindigkeil aus der Blut- menge, da letztere sich selbst nach der Valentin’schen Me- thode nicht mit Zuverlässigkeit ermilteln lässt. Denn aus_ Versuchen von Volkmann, wie schon früher aus andern von Ludwig m sich, dass die beiden Grundbedingun- gen derselben: Gleichbleiben des procentigen Gehaltes des lutes an festen Theilen zwischen den beiden Aderlässen und gleichmässige Vertheilung des eingespritzien Wassers durch die ganze Blutmenge, keineswegs mit der geforderten Sicherheit gegeben sind. Volkmann hat nun ein anderes Ver- fahren zur Bestimmung der Blutgeschwindigkeit erdacht, wel- ehes darauf beruht, dass man den Blutstrom durch eine mit Wasser oder Salzlösung gefüllte, und zwischen die beiden En- den einer durchschnittenen Arlerie eingebundene gebogene Glas- röhre hindurchleitet, in der man das Fortrücken des Blutes se- hen kann, während man zugleich die Schläge eines Pendels oder einer Sekundenulr beobachtet. Wenn man alsdann diese Müller's Archiv, 1918. 130 absolut beobachtete Gesch windigkeit mit dem Durchmesser des angewendeten Gefässes vergleicht, so kann man aus dem ge- messenen und bekannten Durchmesser eines anderen Gelässes die Gesch windigkeit der Bewegung in diesem berechnen, wenn man den Grundsatz zu Grunde legl, dass die Geschwindig- keit in gleichem Grade abnimmt, als der Durchmesser der Arterie von der Aorta bis zur Peripherie zunimmt, Denn die gesuchte Geschwindigkeit verhält sich zu der gefunde= nen wie der Durchmesser des Stamms zu dem seiner Aesle. — Die Geschwindigkeit der Bewegung in der Carolis des Pferdes wurde aber zu 0,546—0,631 Meter in der Sekunde beobachtet, und daraus die Geschwindigkeit in der Aorta zu 0,593 bis 0,830 berechnet. Bei dem Hunde und der Ziege ist die Geschwindigkeit fast um die Hälfte geringer, wie nach den Grössenverhältnissen beider Thiere zu erwarien war, nämlich 0,273 Meter beim Hunde und (0,318 bei der Ziege, Es ist bemerkenswerth, dass dieses Resultat sehr gut mit dem der Hering’schen Versuche übereinstimmt; denn wenn Hering den Kreislauf durch die Carotis und Ven. jug. ext. in 26—28 Sekunden sich vollenden lässt, so lässt sich aus dem Ergebniss jener Versuche für diesen Weg die Zeit von 181 Sekunde berechnen. Durch Blutverlust nimmt mit der Zahl der Herzschläge die Geschwindigkeit der Blutbewegung zu. Guettet schätzt die Geschwindigkeit des arteriellen Blutlaufs (nach seinen Untersuchungen über die Hydraulik des Kreislaufs) im Mittel auf 0,50 M. in einer Sekunde. Dauerte die Systole eine volle Sekunde, so würde das Blut in dieser Sekunde im Mittel einen Weg von 0,70 M. durch- laufen. Compt. rend. de l’Avad. des sc. XXI. 126. Gaz. med. 1846. p. 77. Gruber behauptet, dass die Grösse und Fülle, sowie die Kleinheit und Leerheit des Pulses entschieden und allein von der Blutmenge abhängt, die bei jeder Systole in die Arterien getrieben wird. Diese aber sei abhängig von der bei jedesmaliger Contraetion durch die Vorhöfe in die Ven- trikel eingetriebenen Quantität; in den Vorhöfen also sei der Grund der Verschiedenheit des bei jeder Systole ausge- triebenen Blutquantums zu suchen, wie überhaupt die Thä- tigkeit der Ventrikel von der der Vorhöfe abhängig sei. Je schneller die Contractionen der Vorhöfe einander folgen, desto weniger Blut werden sie jedesmal in den Ventrikel liefern, desto weniger Blut werden also die Arterien ent- halten; daher der kleine leere Puls bei grosser Frequenz. Wir müssen die weiteren, mehr in die theoretische Patho- logie einschlagenden Deductionen, an welehe sich auch Be- merkungen über das Lebendig- Begraben anschliessen, in dem 131 Aulsatze selbst zu verfolgen überlassen. Mediz.- chirurgische Zeitung Russlands, III. 1846. p. 321, 329. 347. Pickford, Ueber die Geräusche in dem Herzen und in den Arterien. Henle und Pfeufer, Zeitschrift f. ration. Mediein. Bd. IV. p. 231. Pickford, Vorläufige Mittheiluing zu einem Nachtrag über die Arteriengeräuschee Henle und Pfeufer, Zeit- schrift f. rat. Med. Bd. V. p. 313. Dr. Pickford sucht in diesen Aufsälzen den, vorzüglich allerdings die Pathologie, allein auch die Physiologie interessirenden Satz zu bewei- sen, dass Geräusche in den organisch nicht veränderten Ar- terien durch eine etwa gleichzeitig vorhandene Veränderung der Blutmischung nicht erklärt werden, sondern von einer Verengerung der Arterien bedingt sein müssen, welche nur vom Nerveneinflusse abhängig sein kann. de Martino, Observations sur les mouvements du coeur, Annales des sciences naturelles 3. Serie Tom. VI. 1846, p. 109. Nach Beobachtungen bei Reptilien so wie bei Hühnerem- bryonen vom 5. Tage der Bebrütung behauptet Martino, dass der Herzschlag während der Diastole der Kammern, indem diese durch die Systole der Vorkammern mit Blut erfüllt werden, slaltfinde Während der Systole der Kam- mer ziehe sich das Herz zurück. Durch Vivisectionen und aus physikalischen Gründen sucht Kiwisch Ritter von Rotterau darzulhun, dass die bisherige Ansicht vom Herzstosse, dass derselbe durch das An- schlagen der Herzspitze an die Brustwand hervorgebracht wer- de, falsch sei. Das Herz ist nach ihm während des Lebens dieht und fest an die Brustwand angedrückt und kann die- selbe nicht verlassen. In dieser fixirten Lage schwillt das Herz bei jeder Systole an und wird in die nachgiebigen Z wi- schenrippenräume eingelrieben. Dieses ist einzig und allein die Ursache des Herzstosses. Prager, Vierteljahrsschrift 1846. I p. 143. Sehmidt’s Jahrbücher 1846. Bd. 50. p. 11. Nach Spittal haben die Papillarmuskeln der Atrioventri- eularklappen die Bestimmung, diese Klappen kräftig zu öfl- nen und durch ihre Verkürzung das Ueberdrängen dieser Klappen in die Vorkammer während der Contraction der Ventrikel zu verhüten. Monthly, Journal of medie. Se. 1846. Jan, Oestr. med. Wochenschrift 1846. p. 363. Dr. Longhi’s Mittheilungen „‚Ueber die Wirkung der’Elec- trieität auf die Blutgefässe“ (in: Gazzettamedica di Milano 1846, Sptbr. Nr. 37. Oesterr. med. Wochenschrift, 1846. p. 1287.) be- ziehen sich wesentlich auf die Versuche, welche über die Heilbarkeit der Aneurysmen durch Anwendung stärker elee- frischer Ströme gemacht worden sind. Von einer Zusam- 12 132 menziehung [der Arterien auf eleetrische Reize ist nicht die Rede. Die Gebrüder E. H. u. Ed. Weber haben durch die Anwendung des magnet-electrischen Reizes auf’s Neue die Contractililät der kleineren Arterien dargethan. Kleine Ar- terien von 4— 1, P. L. Durchmesser zieben sich nach einer 5-10 Secunden dauernden magnet-electrischen Reizung um 4 ihres Durchmessers und mehr als 4 ihrer Höhle zusam- men, ja die Zusammenziehung kann sich bei fortgesetzter Reizung bis zur Unterbrechung des Blutstromes steigern. Nach einiger Zeit nehmen sie ihren Durchmesser wieder an; wird die Reizung aber zu heftig und zu lange fortgesetzt, so erfolgt Lähmung und es entsteht eine Erweilerung, die sich bis auf das Doppelte steigern kann. Auf Haargefässe von „4; P. L. Durchmesser äussert der magnet-electrische Reiz keinen Einfluss; auch kleinere Venen contrahiren sich nicht, werden aber durch lange Reizung gelähmt und auf das Doppelte ihres Durchmessers ausgedehnt. An der Aorta abdo- minalis, Vena cava inf., Art, und Vena cruralis konnte keine Wirkung wahrgenommen werden. Ausser der Zusammen- ziehung der Gelässe bringt der magnet-electrische Reiz übri- gens auch noch eine Gerinnung des Blutes hervor, welche Stillstand des Kreislaufs an der gereizten Stelle bewirkt. Bericht über die Verhandlungen der Königl. Sächs. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Leipzig 1846. III. p. 91. F. Bidder Bemerkungen zur Physiolegie und Patholo- gie der Blutgefässe. Henle und Pfeufer, Zeitschrift f. ra- tion. Med. Bd. IV. pag. 353. Bei der ausgedehnten Anwen- dung, welche man der Lehre gegeben hat, dass von den ver- schiedenen Contractililätsäusserungen der feineren und fein sten Blutgefässe die verschiedenartigsten quantitativen und qualitativen normalen und anomalen Erscheinungen der Er- nährung und Absonderung abhängig zu erklären seien, bei dem grossen Einflusse, den man hierauf dem Nervensy- stem zuschrieb, der selbst so weit ausgedehnt wurde, dass man dem sympathischen Nerven den Namen des vasumoto- rius ertheilte; ist es von äusserster Wichtigkeit, dass ein so zuverlässiger und genauer Beobachter, wie Prof. Bidder, in den hier mitgetheilten Beobachtungen nach Durchschneidung oder Reizung der zu den hinteren Extremitäten gehenden wichtigsten sympathischen Fäden, durchaus keine Verände- rungen in dem Durchmesser der Gefässe der Schwimmhaut und in den Erscheinungen der Ernährung und Absonderung wahrnehmen konnte, was namentlich auch den Beobachtun- gen von Walther (Jahresbericht 1842, pag. 158) entschie- den widerspricht. Es ist ferner sehr beachtenswerth, dass 133 Bidder auch auf keine Weise bei Applietion von Reizen Ver- änderungen in dem Durchmesser der Capillargelässe, weder Erweiterung noch Verengerung, und selbst an den an die Capillargelässe angrenzenden Arterien und Venenstämmchen nur Verengerung, keine Erweiterung beobachten konnte, Ein ganz übereinstimmendes Resultat erhielt derselbe bekannt- lich auch bei Reizung und Durchschneidung von Cerebrospi- nalnerven (Jahresbericht 1344 p. 84). Wenn daher die Her- ren E. H. u. Ed. Weber bei Anwendung des magnet-elec- trischen Reizes an kleineren Arterien von 4--—4, Durch- messer bedeutende Verengerung des Durchmessers um 4 bis 4, und dann bei lange und heftig fortgesetzter Reizung Er- weiterung bis auf das Doppelte eintreten sahen (was mit früheren Erfahrungen ganz übereinstimmt), so folgt hieraus, dass diese Erscheinungen schwerlich durch das Nervensy- stem, sondern durch die direete Wirkung des electrischen Reizes auf die Gefässfaser und die Erweiterung durch De- struction des Gewebes hervorgebracht wurde. Uebrigens sahen auch diese Ilerren keine Wirkung auf die Capillarge- fässe, und nur eine sehr geringe, bis auf 4 des Durchmes- sers, bei den Venen. Nach Piegu beobachtet man an den Extremitäten übereinstimmend mit den Bewegungen des Gehirns abwech- selnd eine Ausdehnung und ein Zusammensinken dersel- ben. Die Ausdehnung entspricht der Systole des Her- zens und wird durch die Exspiralion vermehrt, das Zusam- mensinken der Diastole und vermehrt durch die Inspiralion. Die Ausdehnung sei desto auffallender, je reicher ein Theil an Capillargefässen sei. P’s Beobachtungen waren so aus- gedehnt und genau, . dass er sogar bei jeder Ausdehnung und jedem Zusammensinken zwei Stadien zu unterscheiden vermochte. Compt. rend. de l’Acad. des se. T. XXL. pag. 682. Fleteher, Ueber die Circulalion im Gehirn, The me- dieal Times 1846. Vol. XIV. Juli. Martini hält es für wichtig, die Wirkung der Secrete auf die zunächst mit ihnen in Berührung tretenden Gewebe zu studiren, und macht den Anfang mit den Thränen. Von diesen stellt er zuerst die abenteuerliche Behauptung auf, dass sie nicht von den Thränendrüsen, sondern von der Conjuneliva abgesondert würden. Dann hält er sie beson- ders für bestimmt, das Epithelium der Cornea besländig aufzulösen, welches sich aber fort und fort erneuert, Fehlt es, so wird die Cornea sogleich angegriffen. Dasselbe ge- schieht mit der Membrana Descemetii, der Linse und dem Glaskörper, wenn sie mit den Thränen in Berührung kom- 134 men. Ein Tropfen in den Glaskörper gebracht, bewirkt Hypopyon. Comptes rendus T. XXI. p. 854. 1846. G. H. Barlow, On the depuration of the blood. Lon- don medical Gazette Vol. II. p. 156. Diese Abhandlung ent- hält nur eine Darstellung der Function der Lungen zur Aus- scheidung der gasförmigen Excerete, und der der Leber und Nieren zur Ausscheidung der flüssigen Excrete, und der nachtheiligen Folgen, welche durch Behinderung oder Unter- drückang der einen oder anderen herbeigeführt werden. Lereboullet, Ueber den Mechanismus der Secretion. Gaz. de Strassb. 1846. 3. pag. 73. Schmidts Jahrb., Bd. 52. p. 283. Die vom Verf. aufgestellte Theorie schliesst sich an die Zellenlehre und Henle’s Theorie der Secretion an. Er betrachtet das Secret als das Product der Zellen-Bildung und -Auflösung in den Seeretionscanälen. Comptes rendus, T. XX. p. 130. Annales des sc. naturelles Tom. V. 1846. . 175. n Aus mieroscopischen Studien über die Speicheldrüsen zieht ©. H. Jones den Schluss. dass die Drüsenbläschen anfangs aus isolirten, mit den Ausführungsgängen nicht in Verbindung stehenden Bläschen bestehen, welche aber spä- ter untereinander oder mit einem Zweig des Ausführungs- ganges verschmelzen und sich ihres Secretes so entleeren. London med. Gaz. 1846. Juli. pag. 59. Natalis Guillot hat ausgedehnte Untersuchungen über den Bau der Leber der Wirbelthiere gemacht, aus welchen er schliessen zu können glaubt, dass den feineren Blutgeläs- sen im Jnnern .dieses Organs die häutigen Wandungen feh- len; dass mit ähnlichen Intercellulargängen wie diese auch die Gallengänge aufangen, und dass diese mit den Lymph- gefässen communieiren, nicht aber mit den Blutgefässen. Nicht aus Läppchen müsse man die Leber zusammengesetzt denken, sondern aus Inseln, die aus soliden Körperchen (Leberzellen anderer Autoren. Ref.) bestehen. Um eine solche Insel fliessen die wandungslosen vasa afferentia, in ihrem Inneren durchsetzen die Substanz, ebenfalls ohne häu- tige Wände, die Anfänge der Gallengänge und Lymphgefässe. Verf. knüpft hieran die Ansicht, dass die Galle wohl nicht fertig gebildet durch den Einfluss einer secernirenden Membran oder Zelle, in die Anfänge der Gallengänge ge- lange, sondern erst auf dem Wege durcli diese, durch all- mälige Umwandlung ihrer Elemente die Eigenschaften er- lange, die sie in den grossen Lebergängen ete., kurz ausser- halb ihrer Bildungsstätte darbielet. Compt. rend. de l’Aead. des sc., T. XXI. p. 503. Handfield Jones schliesst sich in seiner Ansicht über 135 den Bau der Leber und die Art der Secrelion der Galle, der Anicht Henle’s an, insofern auch er glaubt, dass das eigentliche Parenehym der Leber nur aus Zellen besteht, in welchen die Galle gebildet wird. Diese Zellen reihen sich nach ihm linear aneinander, und indem die sich berülirenden Scheidewände resorbirt werden, verwandeln sie sich in Ka- näle, -die ihren Inhalt in einen benachbarten Gallengang er- giessen. Philosop. Transactions for 1846. Part. II. p, 473. Hyrtl, Beiträge zur Physiologie der Harnseeretion. K. Haller's Zeitschrift der k.k. Ges. d. Aerzte zu Wien. Jahrg. März 1846. p. 381. Schmidt’s Jahrbücher 1846. Bd. 52 p. 13 Hyrtl kam durch fortgesetzte Untersuchungen und zahllose Injeetionen der Nieren der verschiedenen Thierklassen, ins- besondere der Amphibien, so wie durch Unterbindung des Ureters an lebenden Thieren (Säugethieren uud einheimischen Amphibien) zu der fest begründeten Ansicht, dass die Kap- seln der Malpighischen Körperchen mit den Harnkanälchen keinen Zusammenhang haben. Bei letzterer Operation musste bei den Amphibien stets die vena renalis advehens mit unterbunden werden, so dass der Zufluss venösen Blu- tes ausgeschlossen wurde; nichts destoweniger strotzten die Harnkanälchen von trübem flockigen Harn, auch entleerte sich das über der Ligaturstelle liegende Stück der Vene nicht, so dass also weder die Harnsecretion an die Blut- zufuhr durch diese sogenannte Nierenpfortader geknüpft, noch auch besagte Vene als bloss zuführend betrachtet wer- den könne, sie communieire vielmehr bei den Batrachiern sogar ganz offen mit der Bauch- (Allantois-) Vene und möchte wohl auch als Abzugskanal fungiren können. — Die Existenz von Flimmerbewegungen in den Kapseln bestätigt H. mit absoluter Gewissheit, jedoch nicht an der ganzen in- nern Oberfläche; er hält sie für bestiimmt, das Secret der Malpighischen Knäuel in die Lymphgefässe, welche wohl mit den Kapseln communiciren möchten, einzutreiben. Sol- chergestalt würde dem arteriellen Nierenblute, bevor es zu den Capillargefässen gelangt, eine bedeutende Quantität Se- rum entzogen und in den, die Harnkanälchen umspinnenden Haargefässen also eine viel concentrirtere Lösung von Harn- stoff etc. sich finden. Für die Communicalion der Kapselu mit den Lymphgefässen sprechen zahlreiche sogenannte ver- unglückte Injeclionen der Nierenarlerie, in denen bei Zer- reissung der Glomeruli die Lymphgefässe im Hilus sich ge- füllt fanden. Die Grösse der Knäuel steht weder mit der Grösse des Thiers, noch mit der der Niere in direelem Ver- hältniss. Die Fleischfresser-Niereu sind reicher au Glome- 136 vuli, als die der Pflanzenfresser, Wäre das seröse Secret derselben das menstruum des Harns, so müsste danach der Harn ersterer wässriger sein, was bekanntlich nicht der Fall ist. Dagegen passt hier H.’s Ansicht, da die Vermehrung der glomeruli eine Verminderung des Serumgehalts des Bluts der Capillaren, und somit einen eoncentrirteren Harn bedingen muss. Die Knäuel der meisten Thiere haben die Bedeutung eines bipolaren Wundernetzes, indem zahlreiche Spaltungen und schliessliche Wiedervereinigung in einen Stamm sich fin- den; Vögel, Fische, Saurier und Ophidier besitzen an ihren glomeruli immer bloss Schlängelung des ungespaltenen Arte- rienastes; bei Coronella, Lacerta agilis u. a. bestehen sie bloss aus S-förmigen Biegungen. Wie bedeutend die Ausscheidung von Serum in den glomeruli sein muss, geht aus den Durch- messer-Verhältnissen des ein- und austretenden Gelässes her- vor. Diese verhalten sich z. B. bei Proteus, bei welchem die Dillerenz am grössten ist, wie 3 zu 1. Die Zahl der Windungen ist bei den Amphibien am grössten, an der Ober- fläche eines Knäuels des Wassersalamanders z. B. mehr als 50. Dagegen ist die Zahl der Knäuel bei allen Kaltblüligen viel geringer als bei den Warmblüligen, was sich aber mit der Wasserarmutl des Harns ersterer nicht in Einklang brin- gen lässt, da ja der Vogelharn ähnliche Consistenz hat, und der der Schlangen erst in der Cloake fest wird, in den Harnkanälchen aber flüssig ist. Die Kapsel liegt dem Knäuel bei den warmblütigen Thieren fest an; bei den Batrachiern existirt ein mit heller Flüssigkeit erfüllter Zwischenraum, welche aber, chemisch nachweisbar, kein harnsaures Am- moniak enthält. Bei den Warmblütern enthält die äusserste Schicht der Rindensubstanz niemals Knäuel; diese Schicht misst beim Ochsen z. B. 1 Linie. Die Frage über die En- digungsweise der Harnkanälchen findet in der Vogelniere be- stimmte Erledigung. Es existiren keine Enden, sondern nur Endschlingen, die oft um ihre Axe gedreht und (gerade so, wie es E. H. Weber für die Aeste der Nabelarterie nach- gewiesen hat) in dünnwandige Venen beutelähnlich einge- stülpt sind. Flimmerbewegung existirt in den Harnkanälchen der gefieckten Erdmolche unzweifelhaft. — Gegen den Zu- sammenhang der Kapseln mit den Harnkanälchen spricht noch die Beobachtung, dass die ganz sicher aus Erweiterun- gen der Kapseln hervorgehenden Cysten der Rindensubstanz niemals Harnbestandtheile enthalten. Nach Toynbee besitzen die Malpighischen Körperchen nur besondere texturlose Kapseln, in welche von der einen Seite die Blutgelässe, von der anderen die Harnkanälchen eindringen. Das Arterienästchen verzweigt sich in densel- 13% ben wiederholt und bildet ein Capillargefäss-Convolut , aus welchem eine Vene wieder heraustritt. Das Harnkanälchen schlängelt sich in der Kapsel hin und her, bildet zuletzt eine Schlinge und tritt aus der Kapsel wieder aus. Oefters will er bei Injection der Harnkanilchen die Blutgefässe sich ohne Extravasat haben füllen sehen. Er beschreibt auch das Ver- halten der Harnkanälchen, Arterien und Venen überhaupt ausführlich. Med. Chirurg. Transactions, 1846. XI. Abb. Schmidt's Jahrb. 1848. I. p. 151. Cossy beschreibt einen Fall, in welchem man bei ei- ner in Folge einer Entbindung erkrankten jungen Person bei der Section die Venae femorales, iliacae externae, die Vena cava inf, und die beiden Venae renales durch feste, elasti- sche, blassrothe und den Wandungen der Venen dicht an- liegende Gerinsel verstopft fand. Er sucht diesen Fall als ein Beispiel der Folgen der Verschliessung der Nierenarte- rien zu benutzen und darzustellen; allein die Verhältnisse scheinen hier dazu viel zu complieirt. Nicht viel anders ver- hält es sich mit zwei anderen von ihm referirten Fällen. Wassersucht war die allen Dreien wenig zu verwundernde vorhandene Erscheinung. Gaz. med. 1846. p. 124. A. L. A. Fee Examen microscopique de l’urine nor- male. Mem. de la Societe d’hist. nat. de Strasbourg. T. II. 1840— 1846. p. 1—13. Nach Fee findet man mit dem Microscop in normalem Harne 1) Feizen des Blasen-Epitheliums. 2) einzelne Epithe- lialzellen, die Verfasser sehr minutiös beschreibt und mit dem besonderen Namen Hymenellium belegt wissen will. 3) Glasartigen Schleim, der oft sich in Fäden zieht, ausserdem aber auch Fäden enthält, deren Natur und Herkunft dem Verfasser unbekannt blieb. 4) rundliche oder eiförmige Kü- gelchen, wahrscheinlich eiweissartiger Natur. 5) Samenkap seln und Spermatozoiden, besonders bei Hartleibigen, oft in grosser (Juantilät. 6) Prostata-Körperchen von höchst ei- genthümlicher, nur durch Abbildung darzustellender Gestalt. — Nach dem Verdampfen oder Verdunsten finden sich aus- serdem die Krystalle der bekannten Salze. -— Sehr auffällig ist die nach dem Verf. ausser ihm auch von Ruef zweimal gemachte Beobachtung eines Acarus im Harn. G. Zimmermann (Bemerkungen über den Harn. Med. Zig. v.d. Verein für Heilkunde ın Preussen. 1846. pag. 139.) fand häufig bei gesunden Männern Spermnatozoiden im Harne und meint, dass dies der normale Weg sei, auf welchem die eformten Elemente des Samens, wenn keine Begatlung statt- ndel, continuirlich fortgeschaflt werden, da sie doch nicht resorbirt werden könnten, 138 Boussin gault hat den Harn verschiedener pflanzenfressen- der Thiere chemisch untersucht. Das Resultat giebt folgende Tabelle: Schwein mit Kuh mit Grum- Pferd mit Kartoffeln ge- met und Kar- Klee u. Hafer füttert. toffeln. gefüttert. Harnstoff 4,90 18,48 31,00. Zweifach kohlensaures Kali 10,74 16,12 15,50. Kohlensaure Talkerde 0,87 4,74 4,16. Kohlensaurer Kalk Spur. 0,55 10,82. Schwefelsaures Kali 1,02 3,60 1,18. Chlornalrium 1,28 1,52 0,74. milchs, Natr. 8,81. Milchsaures Kali nicht bestimmt. 17,16 11,28. Hippursäure 0,00 Hippursaures Kali 16,51 A,TA. Kieselerde 0,07 Spur, 1,01. Wasser u. unbestimmte org. Materie 979,14 921,32 910:76. 1000,00 1000,00 1000,00. Journ, f. Chemie. Bd. 37, p. 25. 1846. Aus einer Arbeit von Scherer über die Extractiv- stoffe des Harns ergiebt sich, dass das, was man bisher mit diesem Namen bezeichnet hat, grösstentheils ein eigenthüm- licher, dem Gallenpigment verwandter Farbstoff, Harnfarb- stoff ist. Derselbe ist im normalen Zustande ärmer an Koh- lenstoff und Wasserstoff, als der Gallenfarbstoff; beide bil den sich aber wahrscheinlich aus dem Farbstofl des Blutes, wie folgende Zusammenstellung zeigt: llaematin, Gallenfarbstoff. Harnfarbst Kohlenstoff 70,49 68,19 58,43. Wasserstoff 5,76 7,47 5,16. Stickstoff 11,16 7,07 23,83. Sauerstoff 12,59 17,26 AT,DL- Uebrigens ist die Zusammensetzung dieses Farbstoffes wech- selnd, und es scheint daher, dass er aus einer iu fortwäh- render Metamorphose begriffenen Materie durch Oxydation gebildet wird, die sowohl den Kohlenstoff als Wasserstoff trifft. Je reicher die Nahrung an Kohlen- und Wasserstoff ist, desto grösser ist die Quantität dieses Harnfarbstofls. Seine Quantität scheint gleichen Schritt mit dem Verbraueli an Blutkörperchen zu gehen. Haeser's Archiv, Bd. VII. 139 p. 165. 1846. Liebig's Annalen. Bd. 57. 2. p. 180. 1846. Heller's Archiv. 1846. p. 558. Joh. Flor. Heller, Ueber Ausscheidung des Uroglau- ein’s und Urrhodin’s aus normalem Harn. Heller’s Archiv f. physiol. u. pathol. Chemie etc. 1846. pag. 19. Eine An- gabe des Verfahrens, diese beiden Farbstofle, deren ersterer karminroth, letzterer ultramarinblau mit rosenrothem Metall- glanz sein soll, aus dem normalen Harn auszuscheiden. Zimmermann, Ueber den Harn der Schwangern und das Kystein. Casper’s Wochenschrift, 1846. p. 347. Un- tersuchung des Ilarns einer Schwangern. Henri Chambert, Untersuchungen über die Salze und Dichtigkeit des Harns bei Gesunden. Revue scientifique. Oc- tobre 1845. p. 89—103. Heller’s Archiv f. physiol. u. pa- thol. Chemie. 1546. p. 357. Der Verfasser zieht folgende Schlüsse aus seinen Untersuchnngen: 1) Der Chylusharn ist dichter und salzhaltiger als der Morgenharn. 2) Die anorganischen Harnbestaudtheile stehen in directem Verhältniss zur Menge der mit den Speisen eingeführten Salze. 3) Der Morgenharn ist um so reicher an Salzen, je mehr von denselben im Chylusbarn enthalten sind. 4) Es besteht durchaus kein Verhältniss zwischen dem Salzgehalt und der Dichtigkeit des Harns. 5) Eben so wenig scheint zwischen den Salzen und der Dichtigkeit einerseits und der Quantität der organi- schen Substauzen andererseits irgend ein Verhältniss obzu- walten. Landerer, Analyse des Harns des Igels (Erinaceus eu- ropaeus). Heller's Archiv für phıysiol. und path. Chemie. 1546. p. 296. Derselbe hatte einen moschusartigen Geruch, der sich beim Abdampfen noch stärker entwickelte. Der Rückstand zeigte folgende Zusammensetzung: Freie Harnsäure 1,00 Schwefelsaures Natron 1,50 Salzsaures Natron 3,86 Kohlensaurer Kalk 2,00 Eiweiss 1,50 Flüchtige, nach Moschus riechende Sub- stanz und Wasser 90,00 99,86. J. W. Griffith, Einige Bemerkungen bezüglich des Harns. Ieller's Archiv f. physiol. und path. Chemie ete, 1546, pag. 95. Griffith halı 1) die Ursache, warum das harnsaure Ammoniak in häufig vorkommenden Sedimenten amorph ist, für unbekannt. 2) Die Harnsäure, glaubt er, komme im Blute an Natron gebunden vor, werde aber im 140 Momente der Ausscheidung durch salzsaures Am :.oniak zer- setzt, und nur, wenn dieses in zu geringer Menge vorhan- den, trete harnsaures Natron im Urine auf. 3) Die Reac- tion des Urins auf Platinchlorid beweiset nach ihm die Ge- genwart des Ammoniaks nicht. Dr. Heinz hat sich durch Versuche überzeugt, dass man zur Bestimmung der Menge der durch phosphorsaures Natron aufgelöselen Harnsäure, fast in allen Fällen sich ein- fach der Salzsäure als Fällungsmittel bedienen kann, indem der Verlust wegen nicht vollkommener Unlöslichkeit der Harnsäure in Wasser nicht mehr als 0,09 p. M. der ange- wendeten Harnflüssigkeit beträgt. Ist Eiweiss vorhanden, so bedient matı sich der Essigsäure oder der gewöhnlichen Phosphorsäure. Ist Galle im Harn, so kann der Verlust grösser sein, beträgt aber doch nie mehr als 0,25 p. M. — Dieses Archiv p. 333. Fischer, Beitrag zur physiol. Würdigung des Perio- steums, Casper’'s Wochenschrift. 1346. p. 825, erblickt in einem Falle, wo um einen zerschmetterten und zerstörten Knochen im Periost sich eine neue Knochenröhre gebildet hatte, einen neuen Beweis der Duhamel’schen Theorie. Boussingault hat Versuche über die Entwickelung der unorganischen Bestandtheile desKnochensystems der Schweine gemacht. Er fand, dass diese in den ersten 8 Monaten nach der Geburt am schnellsten vor sich ging. Bei sehr kalk- armer Nahrung hatten die Knochen während 3 Monate um 52 Grm. an Kalk mehr zugenommen, als das Futter ihnen darbot. Brachte man noch den durch die Experimente ent- leerten Kalk in Rechnung, so stellte sich heraus, dass wäh- rend jener Zeit 2638 Grm. in den Körper des Thieres einge- führt sein mussten, während das verbrauchte Fulter (Kar- toffeln) nur 98 Grm. enthielt. Die Analyse des Trinkwas- sers wies aber nach, 'dass dieses kalkhaltig genug war, um aus ihm jenes plus abzuleiten. Auf solche Weise gelangt durch den Körper der Thiere hindurch aus dem Trinkwas- ser eine grosse Menge Mineralsubstanzen in den Dünger, auf B.'s Landgute z. B. beinahe 2000 Pfd. — Compt. rend. de lAc des sec. T. XXI. p. 356. Ann. de Chimie et de Physi- que 1846, T. 16. p. 493. Flourens setzt seine Untersuchungen über das Wachs- thum der Knochen fort. Er hat sich jetzt durch in den Knochen eingeschlagene Nägel überzeugt, dass das Wachs- | thum ‘des Knochens in die Länge nur an dessen Enden er- folgt. Dazu ist es nölhig, dass der Gelenkkopf immerfort wieder resorbirt wird und sich immer wieder neu erzeugt. Das Organ, welches aber den Knochen sowohl neu erzeugt 14 als resorbirt, ist das Periost. Gaz. med. Nro. 50. 1846, Fror. N. Not. Nro. 816. Hahn, Ueber einen eigenthümlichen Ernährungsprocess aller Weichtheile an den untern Extremiläten. Oesterlen, Jahrbücher für prakt. Heilkunde. 1845. (Novbr.- u. Decbr,- Heft.) ir. Paget tritt in dem Britlish and foreign med. Review, Jul. 1846 als ein Zweifler und Gegner der Zellen- theorie auf, indem er weder die Bildung der Zelle in allen Fällen nach der Ansicht von Schleiden und Schwann, noch die Entwicklung aller Gewebe, und namentlich der Fa- ser, aus Zellen zugeben zu können behauptet. Für letztere, behauptet er sogar, sei es die gewöhnliche Entwicklungs- weise, dass eine structurlose oder undeutlich körnige Sub- stanz anfangs gestreift und dann in einzelne Fasern zerlheilt werde. Seine Untersuchungen beireflen grösstentheils patho- logische Produkte. Lond. med. Gaz. 1846. Sept. p. 511. 3. Irritable Processe, Contractilität der Mimosen. — Muskelbewegungen. — Peristaltische Bewegungen. — Herzbewegungen. — Stimme. Fee hat neue Beobachtungen über die Mimosa pudica und andere schlafende Pflanzen angestellt, deren Resultate in den Comptes rendus, T. XXIII. p. 602, mitgetheilt wer- den. Ich hebe von denselben heraus, dass es nach diesem Beobachter keine besondern Organe für die bekannten Be- wegungs-Erscheinungen dieser Pflanzen giebt, sondern. die Ursache in einer Contraetilität des Zellgewebes zu suchen ist. Von dieser ist der Saftinhalt der Gelässe und der Zel- len abhängig. In dem Zustande der Expansion sind alle Theile mit Saft erlüllt und die Pflanze im Zustande der Turgescenz; im Zustande der Contraction wird der Saft verdrängt und die Theile der Pflanze werden aneinandergelegt. Die einwirkenden Reize, namentlich auch das Licht, über dessen Einfluss Fee anz besonders Versuche anstellte, wirken auf die Contraeti- ität des Zellgewebes; die Bewegung wird durch sie und durch ihren Einfluss auf die Saftvertheilung hervorgebracht. Eduard Weber hat in Wagner's Handwörterbuch der Physiologie, Bd. III. p. 1—122, eine Arbeit über Muskel- bewegung geliefert, welche sein Bruder E. IH. Weber in einem in diesem Archiv, 1846. p. 483 gegebenen Auszug mit Recht eine der gediegensten und verdienstvollsten nennt, 142 welche in diesem Gebiete erschienen sind. Sie ist so reich an neuen Thatsachen, an sinnreichen Methoden der Unter- suchung, an Berichtigungen und Bestäligungen bisher auf- gestellter Ansichten, dass es nicht leicht möglich ist, hier etwas Vollständiges mitzutheilen, was auch um so weniger erforderlich sein möchte, als dieser Artikel von keinem Phy- siologen ungelesen bleiben wird. Ich will nur einige der wichtigsten Punkte der Arbeit hervorheben. — Der Verf. widerlegt die Ansicht von der Zickzackbeugung der Muskeln bei ihrer Zusammenziehung, und zeigt, dass die Verkürzung derselben durch eine Lagenveränderung der unsichtbaren Mo- lecüle bedingt ist, wobei nur eine unmerkliche Verdichtung des Muskels stattfindet. Die Zickzackbeugung entwickelt sich erst bei dem Nachlass der Verkürzung des Muskels, der in seine frühere Form zurückkehrt, meist durch Adhäsion. Die animalen Muskeln bestehen aus Bündeln feiner Primitiv- fäden und die Querstreifen sind Fältchen der Scheide dieser Bündel. — Die Muskelfasern des Magens und Darms der Schleihe und die Iris der Vögel verhalten sich anatomisch und physiologisch wie animale Muskeln; die Iris der Säuge- ihiere aber wie organische. Die Speiseröhre der Frösche und Vögel ebenfalls wie organische; die der Kaninchen da- gegen wie animale; die der Katze in ihrem oberen Theile wie animale, in ihrem unteren wie organische. Von dieser Uebereinstimmung in Bau und Lebensäusserung maehen die Mollusken und Würmer, die keine gestreiften Muskelfasern besitzen und die Crustaceen und Insekten, deren Darmkanal auch gestreifte Fasern besitzt, sowie endlich das Herz, wel- ches animale Fasern besitzt und sich wie organische zusam- menzieht, eine Ausnahme. Alle animalen Muskeln ziehen sich, wenn man sie selbst oder ihre Nerven reizt, im Mo- mente der Reizung und nur so lange, als diese dauert, zu- sammen. Reizt man ihre Centralnerventheile, Gehirn und Rückenmark, direct oder indirect, so erfolgt die Zusammen- ziehung immer einen Moment später und dauert oft noch längere Zeit fort, als die Reizung, z. B. wenn man das un- tere Ende des Rückenmarkes eines Frosches reizt und da- durch Bewegungen in den obern Extremitäten hervorruft. Alle organischen Muskeln ziehen sich, wenn man sie selbst oder ihre Nerven reizt, immer etwas später, als die Reizung stattfindet, zusammen, und die Contraetion dauert länger, als die Reizung, so also, als ob das Centrum ihrer Reizung in den entsprechenden Muskeln selbst läge. Das Herz ver- hält sich wie organische Muskeln; und der Verf.. theilt nun hier seine und seines Bruders Entdeckungen über die merk- würdige Wirkung der magnetelektrischen Reizung der Me- 143 dulla oblongata und der Nervi vagi auf das Herz mit, wel- ches dadurch zum Stillstand gebracht wird. Dasselbe er- folgt bei Reizung der Venae cavae, während bei Reizung des Sympathicus und des Bulbus aortae die Pulsationen des Her- zens beschleunigt und verstärkt werden. — Rücksichtlich der Abhängigkeit der Muskeln von den Nerven erklärt sich der Verf. gegen Haller's Lehre, und glaubt, dass nur die Nerven den Process der Contraction in ihnen einleiten könn- ten. — Die Muskeln besitzen während des Lebens eine sehr vollkommene, aber nicht grosse Elastieität, d. h. sie lassen sich leicht bis zu einem bedeutenden Grade ausdehnen und nehmen nachher ihre vorige Länge wieder ein; dagegen ist ibre Elastieität nicht gross, denn sie setzen den sie ausdeh- nenden Kräften nur einen geringen Widerstand entgegen, und kelıren auch nicht mit grosser Kraft in ihre frühere Form zurück. Im Leben sind alle Muskeln in einem etwas gespannten Zustande, so dass, wenn man sie oder ihre Ner- ven durchschneidet, sie sich zurückziehen. Dieses hängt nicht, wie man gewöhnlich meint, von ihrer lebendigen Thä- tigkeit, sondern von ihrer Elastieität ab. Wenn der Muskel sich zusammenzieht, so nimmt seine Elastieität in gleichem Grade mit seiner Zusammenziehung ab: er wird dabei nicht härter, sondern weicher, und die grössere Härle ist nur scheinbar. Das Volumen des Muskels ändert sich nur um ein Minimum bei seiner Zusammenziehung; er nimmt eben so viel an Dicke zu, als er an Länge abnimmt. — Nach dem Tode und durch die dabei vorgehende Molecularverän- derung in dem Muskel wird die Elastieität desselben unvoll- kommener, aber grösser. Er selzt also den ausdehnenden Kräften einen grösseren Widerstand entgegen, federt, was er im Leben nicht ihut, ist weniger ausdehnbar und beug- sam, aber härter. Sind die Muskeln alsdaun ausgedehnt worden, so nehmen sie ihre frühere Form nicht wieder voll- kommen an, sie verlängern sich mehr und reissen leichter. Im Leben reisst eher die Achillessehne oder das Knieschei- benband, als die betreffenden Muskeln; im Tode reissen die Muskeln, nicht weil sie etwa weicher geworden sind, son- dern im Gegentheil härter und weniger ausdehnbar. — Die- ser Zustand der Muskeln im Tode veranlasst die sogenannte Todtenstarre. Wöhrend des Lebens sind alle Muskeln, obgleich sie selbst im Zustande der Unthätigkeit gespannt und gedehnt sind, doch wegen ihrer vollkommenen Elasti- eität weich, ausdehnbar und veranlassen keine Steifigkeit der Glieder. Im Tode werden sie härter, weniger ausdehnbar, und üben auf die Knochen eine viel grössere Kraft aus; da- hier sind die Glieder steif. — Die Muskeln können sich viel 144 bedeutender verkürzen, als dieses nach den bisherigen An- gaben angenommen war. Nach Bernoulli sollte dieses 4 oder 2, nach Prevost und Dumas, sowie Valentin 4 der Länge des Muskels betragen. Nach Weber kann sich ein Muskel um &, ja selbst $ seiner Länge verkürzen. — Die Grösse der Kraft des Muskels hängt nicht von seiner Länge, sondern von der Zahl seiner Fasern, oder von der Grösse seines Querdurchschnittes ab. Diesen Querdurschschnitt kann man aus dem absoluten und specifischen Gewichte und aus der Länge des Muskels berechnen. Auf den Quadratcentimeter berechnet, fand Weber, dass ein solcher der Muskeln des Frosches einem Gewichte von 692,2 Grm. das Gleichgewicht hält, ein solcher der Muskeln des Menschen aber einem Ge- wichte von 1087 Grm. — Die Muskeln können sich aber um ein um so grösseres Stück zusammenziehen, je länger sie sind. Der ganze Effect, den ein Muskel ausübt, der Nutz- effect, den man bisher ganz übersehen, hängt daher von der Grösse seines Querschnittes und zugleich von der Länge seiner Fasern, folglich von seinem Gewichte ab. F. Wild, Ueber die peristaltische Bewegung des Oeso- phagus, nebst einigen Bemerkungen über diejenigen des Dar- mes. — Heule u. Pfeufer, Zeitschrift f. rat. Med Bd. V. p- 76. Diese unter Mitwirkung von Prof. Ludwig in Mar- burg unternommenen Untersuchungen wurden vorzüglich an durch Opium narkotisirten Hunden angestellt. Vorausge- schickt wird eine genaue anatomische Beschreibung der Mus- kulatur und der Nerven des Pharynx und der Speiseröhre, von welcher ich hervorhebe, dass die Speiseröhre des Hun- des bis zu ihrem Uebergange in den Magen aus quergestreif- ten Faserbündeln besteht, und erst hier die glatten Fasern mit einem Ringmuskel anfangen. In Beziehung auf die Ner- ven ist vorzüglich zu bemerken, dass die Speiseröhre in ih- rem Hals- und oberen Brusttheile ihre Nerven von einem Aste des Laryngeus sup. erhält, der sich mehrfach mit Ae- sten aus dem Recurrens verstärkt. In den Versuchen selbst zeigte es sich nun zunächst, dass der Kopftheil des Schlun- des der eigentliche Reflexionspunkt für die Schlingbewegun- gen ist, und Reizung der Schleimhaut der hinteren Fläche des Gaumensegels, der Umgebung der Choanen, oder der oberen und hinteren Schlundkopfwand, dieselben in verschie- denen Graden der Ausdehnung anregt, während dieses durch Reizung der Zungenwurzel, Stimmritze und anderer Theile der Mund- und Rachenhöhle nicht geschieht. Ebenso gelang es in keinem Fall durch Reizung der Schleimhaut oder Muskelhaut des Halstheiles der Speiseröhre allein, eine peristaltische Bewe- gung in derselben zu erregen; nur in drei Fällen entstanden 145 solche bei gleichzeitiger Reizung der Schleim- und Muskel- haut durch Druck mit dem Finger. Die Bewegung an der Speiseröhre ist in der Regel eine allmählig von oben nach unten fortschreitende, die nie einen Theil überspringt. Sie kann aber theils spontan an irgend einer Stelle anhalten, theils willkürlich zum Stillstand gebracht werden, nämlich durch Fingerdruck oder einen an irgend einer Stelle umge- legten Faden oder durch Durchschneidung der Muskelhaut an einer Stelle, endlich immer durch Durchschneidung der an den Oesophagus tretenden Nervenstämme. Längsschnilte in denselben oder Durchschneidung des Vagus in der Höhe des Kehlkopfs hemmen die Bewegung nicht. — An dem Bruststück des Oesophagus lässt sich in vielen, doch nicht in allen Fällen reflektorische Bewegung durch einen örtli- chen Reiz erregen; an dem untersten Stücke und besonders an der Stelle des Sphincters entstehen aber jedesmal Re- Nlexionsbewegungen. War der Halstheil des Vagus durch- schnitten, so hörten sie auf. — Niemals konnte Wild an- tiperistallische Bewegungen an der Speiseröhre hervorbrin- gen. — Reizung des N. vagus bringt nie eine peristaltische, sondern immer nur örtliche oder gleichzeitige allgemeine Contraclion der Speiseröhre hervor. — Rücksichtlich der Art und Weise, wie die Schlingbewegungen entstehen und sich verknüpfen, glaubt Wild, dass sie willkürlich, reflecto- risch und automatisch entstehen können und sich reflecto- risch, nicht associirt, wie Volkmann meint, fortpflanzen. — Bei dem Huhne und der Gans besitzt der Oesophagus nur glatte Längs- und Quermuskelfasern; eine vollkommene peristaltische Bewegung an ihm wird am leichtesten vom Schlundkopf aus erregt; örtliche Reize bringen örtliche und selbst wiederholte Contractionen und an jeder beliebigen Stelle nach unten laufende Bewegungen hervor, wenn ein grösserer Bissen in die Speiseröhre gebracht war. Durch Druck oder Durchschneidung des Oesophagus wurde eine Hemmung der Bewegung bewirkt; antiperistaltische Bewe- gungen wurden nie gesehen. Für ‚die Bewegungen des Darmes ergab sich zunächst aus Versuchen an lebenden Hunden, dass Reizungen der Schleimhaut und des Peritoneums keine Bewegungen her- vorrufen. _ Dagegen bewirkt jede Reizung der Muskelhaut eine aber meist nur auf die gereizte Stelle beschränkte oder nur wenig darüber hinausgehende Bewegung, deren Ansehn verschieden ist, je nachdem man die Längs- oder Querfasern reizt. Nach dem Tode bringen locale Reizungen der Mus- kelhaut, nicht aber der Schleimhaut, auch allgemeine Bewe- gungen hervor, besonders vom Duodenum aus Die Art die- Dütler's Archir 1817, K 146 ser Bewegungen ist aber sehr verschieden von der des Oeso- phagus und mannigfaltig wechselnd. Reizung der Mesente- rialnerven brachte nur zuweilen Bewegung an den entspre- chenden Darmstücken hervor. — Wild folgert aus diesen Versuchen über den Darm einige allgemeine Sätze, von de- nen ich nur den hervorhebe, dass sich die Muskelfasern des Darms auch ohne die Dazwischenkunft der Nerven zur Zusam- menziehung bringen lassen, weil sich 1) die Form der Con- traetion bei directem Reiz genau nach der Form des Reizes riehtet, was bei einer Dazwischenkunft der Nerven kaum erklärbar scheint; 2) weil die Contraction bei directem Reize eine dauernde ist, was sich nur durch Annahme von Cen- tralnervenorganen erklären liesse, die aber hier überall in der Muskelsubstanz sein müssten. H. Ruehle hat neue Versuche über das Erbrechen an- gestellt und ist zu dem Resultate gelangt, dass dasselbe nicht durch die eigene Thätigkeit des Magens bedingt ist, sondern dass der hiezu nöthige Druck durch das Zwerchfell und die die Rippen nach innen und unten ziehenden, sowie die Baueh- höhle überhaupt verengernden Muskeln ausgeübt wird. Dabei lässt der Widerstand, welchen die Cardia dem Austritt von Stoffen aus dem Magen leistet, momentan nach, und die Contractionen der Speiseröhre unterstützen die Ausstossung der Stoffe durch dieselbe durch Druck. Traube, Beiträge zur experimentalen Physiol. und Pathol. 1846. I. p. 1. Naehdem E. H. Weber bereits im September 1845 bei der Versammlung der italienischen Naturforscher die Beob- achtung gemacht hatte, dass magnetelektrische Reizung der Med. oblongata oder der Nervi vagi Stillstand oder Verlang- samung des Herzschlages bewirke, und diese Beobachtung auch in Omodei Ann. univers. di Med. Vol. 106. Nov. 1845. p- 225, sowie in den Archives d’anat. generale, Paris 1846. Jan. und R Wagner’s Handwörterbuch der Physiologie, Art. Muskelbewegung, III. p. 42. 1846. publieirt worden war, hat Dr. Budge, wie es scheint, ohne diese Beobachtung zu kennen, dasselbe gesehen, und seine Wahrnehmungen zu- erst in Froriep. N. Not. No. 823. Mai 1846. und in diesem Archiv 1846, p. 295, und sodann in einer grössern Abhand- lung: Ueber die Abhängigkeit der Herzbewegung vom Rücken- marke und Gehirne in dem Archiv für physiol. Heilkunde, 1846. p. 319 u. 540 bekannt gemacht. — Das Resultat sei- ner Versuche ist folgendes: In dem Augenblicke, wo man die Drähte eines magnetelektrischen Apparates auf die Med. oblong. applieirt, steht das Herz eines Frosches still. Das Herz ist dabei ausgedehnt und mit Blut überfüllt. Elektrisi- rung des Theiles des Rückenmarkes unterhalb des Abganges 147 der Nervenwurzeln für die oberen Extremitäten, afficirt das Herz nicht im Geringsten. Applieation der Drähte auf ir- gend zwei Körperstellen, selbst in der Nähe des Herzens, und Erregung von Tetanus im ganzen Körper, hat auch kei- nen Einfluss auf das Herz. Application auf das Herz selbst bewirkt meist eine bedeutende Vermehrung der Herzschläge, zuweilen Stillstand unter Contraction. Wenn beide N. vagi die Kette schliessen, steht das Herz augenblicklich still. Application auf das kleine Gehirn, die Corpora quadrigemi- na, die Hemisphären, hat meist auch Stillstand des Herzens zur Folge, zuweilen aber auch nicht. — Die Resultate der grössern Abhandlung sind; Das verlängerte Mark ‚ist das Ceutralorgan für die Bewegung des Herzens, insofern es ebenso die Reizbarkeit des Herzmuskels erhält, wie die ent- sprechenden Rückenmarkstheile die Reizbarkeit der willkür- lichen Muskeln unterhalten, 2) Das verlängerte Mark ist auch Centralorgan für die von dem Herzen aus bewirkte Reflexthätigkeit, aber in dieser Beziehung ist seine Centrali- tät unbedeutend, weil 3) die Herzbewegung sehr geringen Antheil an allen Reflexbewegungen des Körpers nimmt. 4) Die Ganglien des N. sympathic. sind nicht die Central- organe der Herzbewegung, sie begründen nicht ihren Rhyth- mus, sie unterhalten sie nicht. Sie scheinen aber den Ein- fluss des Willens und Reflex-Prineipes (? Ref.) aufzuheben. 5) Das Gehirn hat keinen nachweisbaren direkten Einfluss auf die Herzbewegung, aber einen bedeutenden indirecten. Diese letzteren Resultate sind, wie man sieht, sehr ver- schieden von denjenigen, welche Volkmann aus seinen Versuchen (Müller’s Archiv 1845. Exp. 11 u. 14) über die Herzbeweguugen zieht, nach welchen die nervösen Central- organe in den Herzganglien zu suchen sind, obgleich Volk- mann ebenfalls vor Budge bei Anwendung eines starken elektromagnetischen Stromes das Herz stillstehen sah (Il. 1. p- 416. Anm.), aus zahlreichen anderen Versuchen aber ganz andere Folgerungen, als Budge, entnehmen zu wollen scheint. — Der Folgerung Budge’s, dass die Med. oblong. Centralorgan für die Herzbewegungen sei, tritt übrigens auch Prof. Mayer in Bonn entgegen, weil der Stillstand des Her- zens auch bei völliger Umgehung oder Ausschluss der Med. oblongata eintrete, wenn man die beiden Pole auf andere Theile des Frosches applieirt. Ausserdem bringt Mayer den Zustand des Herzens während des Stillstandes zur Sprache. Dieser ist nicht Spasmus. denn das Herz ist ausgedehnt und mit Blut überfüllt; er meint, er sei auch nicht l:ähmung, da das Herz unch Aufhören des elektrischen Stromes sogleich wieder fortfahre zu pulsiren; er bält es vielmehr für mög- 2 148 lich, dass er eine passive Expansion des Herzens durch das durch den Krampf der Muskeln ins Herz gedrängte Blut sei. Die Wirkung des elektrischen Stromes auf das heransge- nommene Herz ist eine ganz andere. Hier erfolgt auch Still- stand, aber erst in Folge von Ueberreizung und Erschöpfung; denu im Anfang schlägt das Herz rasch und heftig, Dass auch die Lymphherzen bei Anwendung des magnetelektri- schen Stromes auf das Rückenmark still stehen, sah auch Mayer; auffallender Weise erwähnt aber auch er dabei gar nicht Volkmann’s, der doch alle diese Beobachtungen zuerst und weit umsichtiger anstellte. Fror. N. Not. No. 834. Ueber die Wirkung des Galvanismus auf den schwan- gern Uterus hat Prof. Simpson mehrere Versuche und Be- obachtungen angestellt, welche nur verneinend ausfielen. Der Galvanismus scheint, wie auf die bloss contractile Fa- ser, so auch auf die Faser des Uterus keine Wirkung zu äussern. Monthly Journ. of med. sc. 1846. I. p. 33. Th. Reinbold, Einige Bemerkungen über die bei der Bewegung des Muskels in Betracht kommende Kraft und die Anwendung des Begriffs „activ und passiv“ auf die Be- wegung des Muskels. Schmidt's Jahrbücher, Bd. 50. .p- 82. Der Verf. erörtert hier die Zustände eines Muskels bei den verschiedenen Arten und Graden seiner Thätigkeiten, und ist namentlich geneigt, auch dessen Expansion für einen Zu- stand der Kraftäusserung oder Activität zu halten. ‚Wir können hier solche theoretischen Erörterungen nicht verfol- gen, die ausserdem durch die Untersuchungen von Ed. We- ber.ihre Bedeutung verloren haben. Th. Reinbold, Ueber die Genesis der willkürlichen Bewegung. Rust'’s Magazin für die ges. Heilkunde, Bd. 65, p. 3. Theoretische Untersuchungen, welche hauptsächlich darzuthun suchen, dass das Bewegung Veranlassende die Vorstellung von dem Theile ‚‚als in Bewegung begriffen “ ist, so zwar, dass diese Vorstellung, welche beruht auf einem besonderen Erregungszustande der Centralpunkte der sen- sibeln Nerven dieses Theils, veranlasst, dass gerade die Centra für die motorischen Nerven desselben auch erregt werden. Nach Gruber in Hetersburg besteht die vorzüglichste Wirkung des M. Plantaris darin die Gelenkkapsel des Knies hinter dem äusseren Kuorren zu spannen. Oesterr. Wochen- Ran 1845. Nro. 45. Schmidts Jahrb. 1846. Bd. 49. P- F j Bennet-Dowler, Experimental researches on the post-mortem contractility of the muscles, with observations 149 on ihe reflex theory. The New-York Journal of med. and the collateral sciences. 1846. Mai. p. 305 — 388. Chevreul erinnert die Academie in Paris an Beobach- tungen, die er schon vor 24 Jahren über die Pendelschwin- gungen gemacht hat, welche ein an einem Faden gehaltener Körper macht, wenn man denselben über gewisse andere Körper mit der Hand hält, und die bereits 1833 in der Re- vue des deux mondes, 1. Avril, bekannt gemacht wurden. Er bewies dort, dass diese Schwingungen von unbewuss- ten und unwillkürlichen, durch die. Vorstellung hervorgeru- fenen schwachen Muskelbewegungen herrühren. Comptes rendus, T. XXI. p. 1093. 1846. Ripault hebt es als ein sicheres, bisher unbeachtetes Zeichen des Todes hervor, dass die Iris schlaff werde, so dass die Pupille ihre Kreisform einbüsst, sobald man den Augapfel von zwei Seiten drückt. Comptes rendus de la. des sc. T. XXI. p. 555. J. J. Preehtl, Untersuchungen über den Flug der Vö- gel. Wien 1846. 8. Sehr genaue und umfassende Untersu- chungen in anatomischer und physikalischer Beziehung. K. Friedr. Sal. Liskovius, Physiologie der mensch- lichen Stimme. Leipzig 1846. 8. F. Romer, The physiology of the human voice. Lon- don 1845. 8. John Bishope, Ueber die Physiol. der menschl. Stimme. Philosoph. Transact. 1846. Vol.II. p.551. L’Institut 1846, p. 342. London, Edinburgh and Dublin Philosoph. Magaz., Au- ust 1846. Froriep's N. Not. Bd. 39. p.212. In einer der Königl. Soeielät zu London vorgelegten Abhandlung über die menschliche Stimme kommt der Verf. nach Beleuchtung der obwaltenden Organisation und der verschiedenen Arbeiten sei- ner Vorgänger zu dem Schlusse, dass die Stimmbildung eine weit complicirlere Erscheinung ist, als die Tonerzeugung bei irgend einem Instrumente, mit dem man sie verglichen, in- dem dabei sowohl die Gesetze schwingender Saiten, als die der Instrumente mit Mundstücken, als die von häutigen Röh- ren zur Anwendung kommen. Die Stimmorgane verbinden die Actionen jedes dieser Instrumente in sich und repräsen- liren eine vollkommene Vereinigung derselben, daher bei denselben auch alle Gesetze zur Anwendung kommen, wel- che bei diesen einzeln erforscht sind. Segond, Hygiene du Chanteur, 1846, Paris. 12. Labe. Lässt sich vorzüglich auf die Bildung der Fistelslimme ein, worauf Petrequin und Diday antworten in der Gazette medie. 1846. p. 267. und Segond ebendaselbst p. 331 re- plieiet, Letzterer Streit handelt vorzüglich um die Frage, 150 ob Mittelstimmen (Basses-tailles) ein Falset besitzen oder nicht. Cagniard-Latour, fortgesetzte Untersuchungen über die Stimmbildung. L’Institut 1846. p. 106. Blandet hat in ähnlicher Art wie J. Müller, aber, wie es scheint, ohne die den seinigen an Genauigkeit bei weitem überlegenen Arbeiten desselben zu kennen, an todten Kehl- köpfen Versuche über die Stimmbildung gemacht. Er giebt an, bei der Nachahmung der Inspiration besonders leicht Töne erhalten zu haben. Der Timbre der Stimme sei vom Schlundkopf abhängig. Auch die Mandeln spielten eine wich- tige Rolle; ihre Exstirpation (im Original steht excitation) mache die Stimme um 2 Töne tiefer, bewirke aber zugleich den Verlust von 4 Tönen in der Höhe, Das Falset sei von einer Eröffnung der Epiglottis, d. h, also wohl Bewegung derselben sammt der Zungenwurzel nach vorn, abhängig. Der Schildknorpel sei am Lebenden auch einem seitlichen Druck unterworfen, durch welchen 3 Töne in der Höhe ge- wonnen werden könnten. Durch Ansprechen mit dem Fi- delbogen entlockt man den Stimmbändern schreiende Töne, und wenn man sie an ihrem oberen Drittheil festnäht, sol- cbe von übermenschlicher Höhe. Nach Ausschneidung der Stimmbänder bekommt man statt eines Tones immer nur einen Ronchus; ein Stimmband aber reicht hin, um Töne hervorzubringen. Comptes rendus de l’academ. des sciences. T. XXI. p. 502. 4. Sensible Processe. Gehirn. — Rückenmark. — Reflexactionen. — Function einzelner Nerven. — Gangliennerven. J: Budge, Unsere heutigen Kenntnisse in der Nerven- phquolagıe. Holscher’s hannover'sche Annalen, 1846. p- . Fr. W. Heidenreich, Die physiologische Induction. Mit 2 Taf. 1846. Rec. in Oesterr. medic. Wochenschrift, 1846. p. 1401. Heidenreich suchte nachzuweisen, dass das Neryen- leben keinen andern Gesetzen gehorcht, als denen, die im Allgemeinen in der Physik der Imponderabilien güllig sind. Die Nerven seien zunächst für das, was der Elektrieität und dem Magnetismus gemeinschaftlich ist, nämlich Schwingun- gen, empfänglich. Dies werde bewiesen durch: den Bau 154 der Nerven, da eine in Röhren eingeschlossene dickliche Flüs- sigkeit zu Schwingungen am meisten disponirt sei; durch die Wirkungen der Elektricität und des Magnetismus auf die Nerven, und dureh die Beobachtung der Interferenz, Verthei- lung und Induction an den Nerven. Als Iuterferenz-Erschei- nungen begeichnet nämlich Verfasser die Unterdrückung des Schmerzes durch Willen oder durch Bewegung etc. Es ver- halte sich ferner die Wirkung der Nerven auf Nerven wie Vertheilung, d. h. Erregung von Gleichartigem durch Gleich- arliges (Elektrieilät durch Elektrieität), die Wirkung der Ner- ven auf andere Gebilde und dieser auf jene wie Induction, d. h. Erregung des Ungleichartigen durch Ungleichartiges (Magnelismus durch Elektricität). Von diesem Gesichtspunkte wird nun eine Erklärung der Mitempfindungen, Mitbevwvegun- gen u. s, f. unternommen. James Paget will, ähnlich wie Dr. Lonsdale (Jah- resbericht 1843, p. 126.), bei einer anencephalen Missbil- dung sich überzeugt haben, dass die Primitiveylinder der frei in die Schädelhöhle hineinhängenden centralen Enden des vierlen und fünften Nervenpaares Schlingen bildeten. Pa- get’s Report. 1846. Juli. Pappenheim hat der Academie zu Paris einige Beob- achtungen über die Endigung der Nervenprimitivfasern in den Vater’schen Körperchen und die Entwickelung der letzteren mitgelheilt. Er sah ausser der schon von früheren Beobach- tern gesehenen Endigungsweise in einer Anschwellung und Theilung der Faser, namentlich auch einen schlingenförmigen Uebergaug zweier Fasern in demselben Körperchen, und zweier Fasern von zwei benachbarten Körperchen. Er salı ferner sehr starke Windungen der Faser in dem Körperchen, wie von einem Drüsenkanälchen. Die Theilung einer Faser eht so weit, dass selbst die Kapsel getheilt wird und beide lälften jede einen Theil der Faser enthält. — Bei Katzen- embryonen von 4 Zoll konnte er noch keine Spur der Kör- perchen entdecken. Bei solchen von 44 Zoll waren solche vorhanden, aber sparsam. Sie sassen an den Nerven, be- standen aus einer Anhäufung von Zellen, enthielten keine Höhle und keine Nervenfaser liess sich in ihnen unterschei- den, Allmählig entstehen dann die Streifen der Kapsel, sie wird hohl und der Nerve in derselben wird nach und nach immer deutlicher. Bei trächtigen Katzen scheint sich die Zahl der Körperchen zu vermehren. Comptes rendus, T. AXIL p. 768. BRumpelt: Der Tastsinn als Organ, in physio-psychi- scher Beziehung. Der Verf, glaubt, die Pacinischen (Va- terschen) Körpercheu als vorzügliche Organe des Tastsinnes 152 betrachten zu können, wobei er freilich ihr Vorkommen am Darmkanal bezweifelt. Haeser's Archiv 1846. Bd. 8. p. 271. mit Abbild. Ueber die Struktur und die Funktionen des Nervensy- stems und über seine Beziehungen zu den Phänomenen der Seele. Provincial medical and surgical Journal, 1846. No. 4. January. Rochoux, Tout phenomene du domaine de la psycho- logie est le produit de l’action de l’encephale. Baillarger, Annales medico-psychologiques, Vol. 8. p. 1. Rochoux behauptet, die Abhängigkeit aller geistigen Thäligkeiten von materiellen Veränderungen im Gehirn. Wir seien noch nicht im Stande, diese nachzuweisen, insbeson- dere sei es noch nicht gelungen, die materiellen Störungen bei Geisteskrankheiten aulzufinden. Dies liege einerseits dar- an, dass unsere Kenntniss des normalen Hirnbaues in den feineren Verhältnissen noch zu unvollkommen sei, anderer- seits darin, dass man sich überhaupt zur Zeit in der Un- möglichkeit befinde (auch an manchen unorganischen Körpern), materielle Veränderungen, wenn sie auch gewiss vorhanden seien, aufzuweisen, So sei z.B. ein Unterschied in dem Ge- füge des elastischen und nicht elastischen Silbers durchaus nieht wahrnehmbar u. s. £ — Die philosophischen Deductionen des Verf. können wir nicht für genügend ansehen (Ref.), wie dies auch von Seiten der Redaction der Ann. medic.- psyeh. bereits im Einzelnen bemerkt ist, Werner Nasse, De singulorum Cerebri partium fun- elionibus ex morborum perserutatione indagatis. Diss, inaug. med. Bonnensis 1845. 4. Die lleissige und kritische Zu- sammenstellung der Beobachtungen pathologisch-anatomischer Veränderungen des Gehirns und der dabei vorgekommenen Functions-Störungen führt den Verf. zu folgenden Schlüssen: 1) Es lässt sich nicht beweisen, dass jedem Gehirntheil aus- schliesslich eigenthümliche Functionen zugetheilt sind. 2) Für einige Theile ist aber eine solche besondere Bestimmung sehr wahrscheinlich. 3) Auf mehrere Functionen scheinen meh- rere Gehirntheile zugleich einwirken zu können. 4) Einzelne Stellen scheinen sich in ihren Funelionen suppliren zu kön- nen. 5) Im Allgemeinen scheint das Erkenntnissvermögen mehr mit den oberflächlichen Theilen und den die Hemisphä- ren verbindenden Theilen verknüpft zu sein. 6) Die Rege- lung der Bewegungen scheint mehr von den äusseren, die Bewegungen selbst mehr von den inneren Theilen abhängig zu sein. 7) Das Gefühl des Körpers und Kopfes, obwohl 153 über das ganze Gehirn verbreitet, scheint doch mehr in den innern Theilen seinen Sitz zu haben. 8) Die Verschieden- heit der einzelnen Sinnes-Empfindungen scheint mit den Stellen des Gehirns, aus welchen die Sinnesnerven entsprin- gen, verknüpft zu sein. 9) Wenn irgend welche, so haben die tieferen Hirntheile eine nähere Beziehung zu einzelnen Körpertheilen. 10) Das Resultat der Vivisectionen stimmt häufig mit dem aus pathologischen Beobachtungen hervor- gehenden nicht überein. Dr. Forman theilt einen Fall von bedeutender Zer- störung des grossen Gehirns durch einen Schuss und nach- folgende Eiterung mit, bei welchem der Patient nicht nur noch 37 Tage lebte, sondern die psychischen und organi- schen Funetionen verhällnissmässig gering beeinträchtigt wa- ren. The american Journ. of med. Se. 1546. Juli. Monthly Journ. of med. Sc. 1846. 4. p. 300. W. B. Carpenter, On the physiology of the Encepha- lon. Report of british association (at Southampton 19846). Lond. 1547. p. 92. Nur eine ganz kurze Note. Daniel Noble, The Braiu and its Physiology, Lond. 1546. Phrenologist. Ziemlich gut abgefertigt in der Lond. ıned. Gaz. 1846. Nov. p. 803. M. Schiff, Beitrag zur Kenniuiss des motorischen Ein- Nlusses der im Sehhügel vereinigten Gebilde. Roser und Wunderlich, Archiv für physiol. Heilkunde. Jahrgang V. p- 667. Der Verf. hat in dieser Arbeit seine früheren ‘An- gaben über den Einfluss der Sehlrügel auf die Bewegungen vervollständigt, und gelangt durch fortgesetzte Versuche bei Kaninchen zu folgenden Resultaten: 1) Die nach unten ge- legenen Theile der Sehhügel und die Hirnschenkel sind nur schwach empfindlich. 2) Dagegen haben sie einen entschie- Jenen Einfluss auf die Bewegungen des Körpers und zwar der Art, dass Zerstörung eines Sehhügels oder eines Hirn- schenkels Rotalionen um die Querachse des Körpers bedin- gen, welche bei Verletzung der vordern drei Viertheile eines Sehhügels nach der verletzten Seite hin erfolgen, bei Ver- letzung des hinteren Viertheiles oder der Hirnschenkel aber nach der entgegengesetzten. Die Ursache dieser Bewegun- gen ist nicht in halbseitiger Lähmung der einen oder ande- ren Seile zu suchen, sondern in einer Deviation beider Vor- derfüsse nach der der Drehungsrichtung entgegengeselzten Seite, verbunden mit einer Beugung des Halscs nach der Seite der Drehung. 3) Die verschiedene Richtung der Dre- hung, je nach der Verletzung der vorderen oder hinteren Parlien, scheint in einer Kreuzung der auf diese Bewegun- gen sich beziehenden Fasern, zwischen dem Sehhügel und 154 dem Hirnschenkel hinzuweisen, und der Sitz dieser Kreu- zung ist vermuthlich etwas über und unter dem Corpus eandicans. 4) Die mediane Durchschneidung des Bodens des Aten Ventrikels erregt eine unerklärte Aufregung in der Be- wegung. 5) Wird mit dem Hirnschenkel auch die Pons ver- letzt, so entsteht eine theilweise Lähmung des entgegenge- setzten Hinterfusses, wodurch die Form der Drehung abge- ändert wird. 6) Die Bewegung der Vorderfüsse nach vorn und hinten wird durch Zerstörung der Sehhügel nicht be- einträchtigt. Die Fasern der der Adductiou des entsprechen- den Vorderfusses vorstehenden Nerven scheinen in dem Hirn- schenkel mehr nach aussen, die für Abduction des gegen- überliegenden mehr nach innen sich zu befinden. 7) Nach der Zerstörung des Sehhügels und Hirnschenkels sterben die Thiere nach Verlauf einer Woche an hyperämischen Leiden der Verdauungsorgane. 7) Vor den Sehhügeln, in der Nähe der Erura anteriora fornieis, findet sich eine Stelle, deren Verletzung bei Kaninchen Knurren veranlasst. J. P. Liedbeck, Ueber die Function des kleinen Ge- hirns, Karlsruhe 1846. 8. Rec. in Oppenheim’s Zeitschr. für die ges. Med. Bd. 32. p. 97 und Schmidt’s Jahrbüchern 1846, Bd. 50. p. 351. Der Verf, glaubt die beiden Haupt- ansichten über die Function des kleinen Gehirns, dass es nämlich einmal Regulator der Ortsbewegungen und dann Organ des Geschlechtstriebes sei, dadurch vereinigen zu kön- nen, dass erstere Function vorzüglich der weissen, letztere der grauen Substanz zuzuschreiben sei. Das kleine Gehirn ist ihm Regulator der physischen Kraft überhaupt, die sich in der Muskelthätigkeit etc. und im Geschlechtsirieb äussert. Bernard Pilz stellt einige theoretische Betrachtungen „über körperliches Gefühl‘ an. Oesterr. med. Wochenschr. 1846. p. 927. Pıckford, Nochmalige Beleuchtung der Arnold’schen Einwürfe gegen die Richtigkeit des Bell’schen Lehrsatzes, Uenle u. Pfeufer, Zeitschr. für ration. Med. B. V. p. 243. Der Verf. antwortet hier auf Einwürfe, welche W. Arnold in der Hygea, Bd. 20. p. 523 seiner Exposition über Muskel- gefühl und deren Anwendung auf Arnold’s Modification des Bell’schen Lehrsatzes gemacht hat. Besonders beschäftigt er sich mit der Erklärung der Beobachtung, dass ein Frosch, dem die hintern Nervenwurzeln für den sogenannten Ischia- dieus durchschnitten sind, wenn ınan ihn mit ausgestreckten Hinterfüssen hinseizt und ihn zum Sprunge veranlasst, diese vorher anzieht. Ausserdem theilt er eine pathologische Beob- achtung mit, aus der hervorgeht, dass die Muskelempfindlich- keit verloren gehen kann, ohne Beeinträchligang der Mus- 155 kelbewegung. Er erklärt sich mit Recht fortwährend gegen die Arnold’sche Lehre. R. Harless, Ueber die funetionell verschiedenen Par- tien des Rückeumarkes der Amphibien. Dieses Archiv, 1846. p. 74. Das Rückenmark ist kein im allen seinen Theilen gleich 'organisirtes Organ, in welchem nur Reize geleitet und von einer Primilivfaser auf andere übertragen werden; es ist aus functionell verschiedenen Partien (Provinzen) zusam- mengesetzt, welche Centralpunkte (Heerde) verschiedener Be- wegungsarten sind. Reizung des Rückenmarks hinter denı Atlas und hinter dem Os sacrum und coceygis erregt gar keine Bewegung. — Die Hauptquelle der Streckbewegung liegt in dem unteren Theil des Rückenmarks, die der Beu- gung in dem oberen. — Durchschneidung des Rückenmarks des Frosches oberhalb des ten Wirbels bewirkt Beugung der unteren Extremitäten, unterhalb desselben Streckung. Durchschneidung zwischen dem 6ten und 4ten Wirbel be- wirkt Streckung der oberen Extremitäten, oberhalb dieses Wirbels Beugung. — Durch Reizung der Nerven der untern Extremitäten erhält man nur dann Beugbewegungen, wenn der obere Rückenmarkstheil noch mit ihnen in Verbindung steht, sind diese Nerven dagegen vom Rückenmark getrennt, so entstehen nur Streckbewegungen. Zum Fortbestehen der Erregbarkeit der Beugenerven ist‘also ihre Verbindung mit dem oberen Rückenmarkstheile nothwendig, während die Erregbarkeit der Strecknerven auch nach ihrer Trennung vom Rückenmark fortbesteht. — Im oberen und unleren Rückenmarkstheile verlaufen sowohl Beuge- als Streckner- ven. Wird aber der Centralpunkt der einen Bewegungsart gereizt, so waltet die Function desselben vor und die anta- gonistischen Bewegungsnerven können nur dann die entge- gengesetzte Bewegung erzeugen, wenn ihre Antagonisten, die Muskeln der Nerven des gereizten Centralpunktes, durch schnitten sind. — Die Function des Centralpunktes der Beu- nerven erlischt weit schneller und leichter, als die des leerdes der Streckbewegung. Die eine Minute lang dauernde Einwirkung der Atmosphäre reicht hin, dies zu bewirken. Dasselbe bewirken Narkotica durch Ueberreizung. — Die leichter eintretende Lähmung des Centralpunktes der Beu- gebewegung durch Ueberreizung lässt eine normal bestehende össere Erregung desselben voraussetzen. Daraus ist er- lich, dass im normalen Zustande ohne besondere oder bei ad geringer Erregung des Gehirns Beugung leichter zu Stande ommt, als Streckung. Nicht alle Theile des Rückenmarks vermitteln die Reflexfunetion. Das Centralorgan derselben für den Rumpf liegt zwischen dem 3ten und ten Wirbel. 156 z Es sind dies uieselben Gränzen, durch welche die Beugpro- vinz der unteren und die Streekprovinz der oberen Extre- mitäten eingeschlossen wird. — Hiermit stimmt die Erfah- rung überein, dass die Reflexbewegung der vordern Extre- mitäten meist und vorwiegend in Streckungen bestehen und bei Reflexbewegungen der unteren Extremitäten dagegen Ben- gungen eintreten. — Bekanntlich besteht im abgeschnittenen Kopfe die Reflexfunction fort. Harless ist deshalb genö- ihigt, ein eignes Centralorgan für dieselbe anzunehmen, wel- ches er jedoch bis jetzt noch nicht aufzufinden versuchte. (Ich habe vor Kurzein bei einer Gelegenheit diese Ver- suche von Harless wiederholt, und kann von allen seinen Angaben nur die bestätigt finden, dass allerdings das Resul- tat der Durchschneidung des Rückenmarkes eines Frosches bis zum Sten Wirbel eine Beugestellung der hinteren Extre- mitäten, das Resultat der Durchschneidung desselben aber vom Ödten Wirbel abwärts eine Streckstellung derselben ist, Ich bin am meisten geneigt, diese auffallende Verschieden- heit der verschiedenen Länge und der davon abhängigen Wirksanıkeit des übrigbleibenden und durch die Durchschnei- dung gereizten Stückes Rückenmark zuzuschreiben. Dass we- nigstens die Behauptung und Erklärung von Harless nicht passt, dass Reizung des oberen Theiles des Rückenmarkes nur Beugebewegungen hervorbringe, und hier also gewisser- maassen eine Beugeprovinz im Rückenmark sich finde, geht daraus hervor, dass erstens bei der Durchschneidung dieses Theiles, der Beugestellung, in der der Frosch verharrt, eine sehr heftige Streckbewegung vorhergeht, und dann, dass jede andere gelindere Reizung dieses Stückes des Rückenmarkes oder seiner vorderen Stränge auch allein Streckbewegun- gen hervorbringt. Die übrigen Angaben von Harless fand ich gradezu nicht bestätigt, und muss noch mehr seinen aus denselben gezogenen Folgerungen widersprechen, wozu sich indessen ein anderer Ort finden wird. Ref.) Van Deen, Vorläufige Mittheilung einiger Versuche, an der Medulla oblongata der Rana temporaria genommen. Nieuw Archief voor Binnen- en Buitenlandsche Geneeskunde, ed. van Deen. 1. Jahrg. Stück 3. 1845 — 1846. Van Deen theilt ausser der Abbildung und Beschrei- bung der von Hirn- und Rückenmark des Frosches entsprin- genden Nerven, den Erfolg der senkrechten Durchschneidung der einen Hälfte der Medulla oblongata beim Frosche mit. Die vorzüglichsten Erscheinungen sind, dass sich der Frosch danach in der der Operationsseile enlgegengesetzten Rich- tung im Kreise bewegt, und sodann nach der Richtung. der operirien Seiten um seine Längenaxe wälzt, vom Rücken 157 anf den Bauch und vom Bauch auf den Rücken. Endlich ist bei einem solchen Frosche an der operirten Seite das Auge und die ganze Hälfte des Kopfes für Empfindung und Bewegung gelähmt. Holländische Beiträge 1846. I. p. 27. Prof. H. Meyer folgert aus einigen an Fröschen ange- stellten Vergiftungs - Versuchen mit Strychnin, dass der durch dieses Gilt erzeugte Tetanus einzig und allein aus Reflexbe- wegungen besteht, welche ihre Ursache in einer durch das Strychnin gesetzten Steigerung des Momentes für die Ent- stehung der Reflexbewegungen finden. Dieses Moment, glaubt der Verf., sei in der grauen Substanz des Rückenmarkes zu suchen. (Ich erlaube mir hiebei auf einige im Jahresbericht 1843. p. 126. gesagte Worte hinzuweisen. Ref.) Prof. Mayer hat, was bisher noch Niemandem glückte, Reflexbewegungen auch nach Zerstörung des Rückenmarks, nach völliger Ausschneidung des Rückgrats, an einer einzel- nen Extremität auf Reizung der Haut entstehen sehen. Dem Rückenmarke ertheilt er überhaupt einen gewissen Grad von Bewustsein (Empfindung und Willen). Froriep. N. Not. Nro. 864. 1846. In einem Nachtrage versichert Prof, Mayer, dass diese Versuche nicht nur bei Salamandern und Trito- - nen, sondern auch bei Säugethieren , namentlich bei neuge- borenen Igeln gelingen. Wenn man diesen den Kopf ab- und die ganze Wirbelsäule” ausschneidet, legt sie dann auf den Rücken. und reizt mit einer Nadel die Haut der Brust, so sollen sich die vorderen Extremitäten bewegen. Ebenso die hinteren, wenn man im Hypogastrium reizt. Bei Reizung anderer Hautstellen zieht sich der Hautmuskel zusammen. Froriep. N. Not. 832. Anderson, Ueber Reflex-Muskelaction. The Lancet 1846, PL r 152 u. p. 312. February. Der Verf. sucht durch iele Fe darzuthun, dass auch durch das Gehirn und bei gleichzeitigen Empfindungen, Reflexbewegungen vermittelt werden. Hall, Ueber die Anatomie des excito-motorischen Sy- stems. The Lancet. 1846 Aug. Vol. II. pag. 147. M. Hall vertheidigt seine Annahme eines besonderen excitomotori- schen Nervensystems durch spezielle Hinweisung auf den Vagus, dessen Beziehung zum Gehirn kaum angedeutet sei. Dr. Paton glaubt durch die bekannten von ihm wie- derholten Versuche mit Fröschen und Salamandern, die auch nach Durchschneidung der Medulla oblongata, und Zerstö- Zu Hirns, korbhföirte und zweckmässige Bewegungen ausführen, zu dem Schlusse genöthigt zu sein, auch dem vom Gehirn getrennten Rückenmarke noch Bewusstsein, Em- pfindung und Willen zuzuschreiben, Edinb. med. and surg. 158 Journ. 1846. Vol. 65. pag. 251. (Wir sehen bekanntlich kein Hinderniss, solche combinirten und zweckmässigen Be- wegungen, die immer nur auf einen äusseren Reiz eintreten, der Anordnung der Fasern im Rückenmarke und ihrem Ver- hältoiss zur grauen Substanz zuzuschreiben, ohne dass da- bei von einem Bewusstwerden die Rede ist. Ref.) Hugo Rühle, Experimentorum de nervi faeialis fun- tionibus factorum expositio ceritica. Diss. inaug. Berol. 1846. 25. Mai. Nur Compilation, die nicht einmal vollständig ist, da die Arbeit von Gädechens ganz übersehen wurde. Der Verf. hält den Facialis für rein motorisch ; über den Pelro- sus sup. maj. et min. und die Chorda iympani sei nichts ‘Sicheres ermittelt. Biffi und Morganti anatomisch‘-physiol. Untersuchun- gen über die Nerven der Zunge. Annali univers. di Medi- eina 1846. Jul., Aug., Sept. — Gaz. med. 1847. Nro 10. p: 188. Die Verf. wollen zu folgenden Resultaten gelangt sein. 1) Reizung des N. Glossopharyngeus erregt nicht nur allge- meine Empfindungen, sondern er ist auch ausgezeichneter Tastnerve, und diese Eigenschaft kommt theils seinen .ei- genthümlichen, theils anastomotischen Fasern vom Vagus und Quintus zu. 2) Der R. pharyngeus Glossopharyngei is& + nieht constant in seinen Funetionen, bald ist er ausgezeich- net empfindlich, bald ganz unempfindlich. 3) Der Glosso- pharyngeus vermittelt direct keine Bewegungen, wohl aber Reflexbewegungen (Diese Angabe steht mit den Beobach- tungen vieler Anderer und auch den meinigen bestimmt im Widerspruch. Ich sah mit Dr. Hein bei Reizung der von der Medulla oblong. getrennten Wurzeln des Gl -ph. Zuckun- gen am Schlunde und Gaumensegel. Ref.) 4) Der Glosso- pharyngeus ist Geschmacksnerve für den Gaumen, die Gau- menbogen und die beiden hinteren Drittel der Zunge. 5) Der Ramus Jacobsonii vermittelt weder Gesehmack noch Bewe- gungen, sondern ausgezeichnete Tastempfindungen. 6) Der R. pharyngeus Vagi ist nicht Geschmacksnerve, sondern ver- mittelt Empfindungen und Bewegungen. 7) Der N. Lingua- lis vermiltelt allgemeine und Tastempfindungen, sowie Re- flesbewegungen und am vorderen Drittheil der Zunge Ge- schmacksempfindungen. 8) Die Chorda tympani vermittelt keıne Bewegungen, sondern Tastempfindungen. Reizung der Wurzel des Facialis veranlasst auch keine Bewegungen an der Zunge. Der Geschmack schien nach Durchschneidung der Chorda unverändert zu sein. 9) Der Ilypoglossus ist Bewegungsnerve der Zunge, vermittelt aber auch einige Em- pfindung. Dr. Moleschott theilt in Henle's und Pfeufer's Zeit- 159 schrift 1846 Bd. IV. p. 219. einen von Prof. Donders beob- achteten interessanten Fall von Lähmung der Muskeln des Kehlkopfes und der Zunge mit, welchen er an der Hand unserer physiologischen Kenntnisse über die Stimmbildung und ihre Abhängigkeit von der Function gewisser Muskeln und Nerven, als eine Lähmung des N. accessor. Willisii dia- gnosticirt. (Vor Kurzem wurde hier in Giessen ein ganz ähnlicher Fall in der med. Klinik des Hr. Prof. Vogel beob- achtet bei einer sonst ganz gesunden Frau. Die reflectorische Thätigkeit des Schlundes war dabei zugleich wenn nicht ganz, doch zum grössten Theile aufgehoben. Die Prognose erschien sehr ungünstig. Der Fall ist in der Dissertation von H. Weber beschrieben. Ref.) Serafino Biffi. Intorno all’ influenza che hanno sull ochio i due nervi Grande simpatico e Vago. Pavia 1846. 8. Ree. in Omodie, Annali universali di Mediein.. Tom. 118. . 630. F Biffi hat Versuche an Hunden über den Einfluss des Vagus und Sympathicus auf die Augen gemacht. Reizung der unteren zwei Drittheile des Halstheils dieser beim Hunde bekanntlich vereinigten Nerven hat nur unbestimmte Bewe- gungen der Augen zur Folge, die nur von dem Schmerze überhaupt abzuleiten sind. Reizung des oberen Drittheils be- dingt Erweiterung der Pupille derselben Seite, auch die der andern Seite erweitert sich, aber viel weniger. Beim Durch- schneiden an dieser Stelle wird die Pupille sogleich überaus weit, dann aber sehr eng (wie ein Hirsekorn),; am engsten bei jungen Hunden. Auf den Einfluss des Lichtes oder eines Schreckes verändert sie ihre Gestalt und Weite sehr schnell. Ihre Gestalt ist im Allgemeinen kreisförmig, aber mit kleinen Ein- und Ausbiegungen, welche bei stärkerer Verengerung deutlicher sind. Sie bleibt beweglich. Während die gesunde Pupille zwischen 2 und 1 Linie Durchm. schwanken kann, ist der Kreis der Bewegungen für die der operirten Seite nur höchstens 1 — } Linie. Die Schiefstellung des Auges, die Veränderungen an den Augenlidern, besonders auch denı sogenannten 3. Augenlide, wurden bestätigt. Des letzteren Anschwellang hemmt den Thränenfluss nach der Nase Durch- schneidung des Vagus allein (möglichst hoch am Halse) oder Exstirpation des Ganglions des Vagus bedingte dieselben Er- scheinungen, nur in geringerem Grade, und schneller vor- übergehend. Reizung des Astes vom Ganglion cervicale supremum zur Bifurcalion der Carolis, bewirkte geringe Erweiterung der Pupille, Durchschneidung aber die oben er- wähnten Veränderungen in sehr geringem Grade. Reizung des Gangl. cervicale supremum bewirkte den höchsten Grad 160 der Erweiterung der Pupille, der je beobachtet wurde; seine Ausschneidung zunächst innerhalb 4 Minule Verengerung bis zum Durchmesser einer Stecknadel, ausserdem dieselben Ver- änderungen wie bei Ausschneidung eines Stücks des ganzen Nervenstranges in sehr hohem Grade und länger dauernd als in irgend einem anderen Falle. Organische Veränderungen der Gewebe des Bulbus wurden niemals beobachtet. Atro- pin und Strychnin, welche bei allen vorerwähnten Versuchen Erweiterung der Pupille, wie am gesunden Auge bewirkt hatten, bedingten, nach Ausschneidung des gangl. cervicale supremum dieselbe nur in viel geringerem Grade. Ueber die Functionen des Gangl. ciliare von Radelyffe. Hall. Ediub. med. and surg. Journ. Nro. 167 u. 168. — Oesterr. med. Wochenschrift 1846. Nro. 35. p. 1065. — Der erste Theil dieser ausführlichen Arbeit erstreckt sich vorzüglich über die Bewegungen der Iris und deren Abhän- gigkeit von dem Ganglion ciliare und den verschiedenen in dasselbe eintretenden Nerven. Einige Hauptresultate dersel- ben sind folgende. Der dritte Nerve ist bei Hunden und Katzen allein direeter Bewegungsnerve für die Iris, und wird ausschliesslich von dem Sehnerven aus in Thätigkeit versetzt. Die Versuche von Magendie, welche dem 5. Nerven einen Einfluss in dieser Hinsicht zuschrieben, wurden fehlerhaft beurtheilt, indem bei denselben eine Verletzung des 3. und des Sehnerven unvermeidlich war. Bei Kaninchen und Meer- schweinchen veranlasst dagegen die Durchschneidung des 5. Nerven Verengerung der Pupille durch eine Reflexwirkung aul das 6. Paar, welches bei diesen Thieren Fäden an die Iris giebt, ohne in das sehr kleine Ganglion’ eiliare einzuge- hen. Jede Reizung des 5. Nerven oder eines anderen Em- pfindungsnerven veranlasst bei diesen Thieren mehr oder we- niger Verengerung der Pupille. Bei Hunden, Katzen, Tauben dagegen muss die Affection des Gehirns durch eine solche bis zum Schwindel steigen, um die Iris zu affieiren. Da die Wirkung des 3. Nerven auf die Jris immer augenblicklich nach der Reizung erfolgt, derselbe aber überall durch das Ganglion eiliare zur Iris geht, so folgt daraus, dass dieses Ganglion dem Durchgange der Erregung in den Fasern die- ses Nerven keine Schwierigkeit entgegenstellt. Und da um- gekehrt das 5. Paar nach seiner Trennung vom Gehirn bei keinem Thiere auf die Iris wirkt, doch aber überall in das Gangl. eiliare eintritt, so folgt, dass die Erregung dieses Nerven sich in dem Gangl. ciliare nicht auf den dritten Nerven übertragen kann, oder mit anderen Worten, dass dieses Ganglion kein Reflexions-Centrum für die Iris ist, — Diesen Resultaten schliesst der Verf. dann noch 27 allge- 161 meine Sätze an, welche die feinere Nervenanatomie und Plıysiologie betreffen, ohne dieselben inzwischen näher aus- zuführen, weshalb ich mich hier auch nicht auf dieselben einlassen kann, und nur das eine Resultat hier hervorheben will, dass der Verf. sich überzeugt zu haben glaubt, dass jeder primitive Nerveneylinder in einem Centrum zuletzt mit einer Ganglienkugel in Verbindung trete, obgleich ausserdem unzählige dieser Kugeln ohne eine solche Verbindung sich fänden. — In der zweiten Abhandlung sucht der Verf. so- dann darzuthun, dass es weder einen Hirn- noch Rücken- ınarks-Nerven giebt, von welchem eine Erweiterung der Pu- pille abhängig ist, so wie er denn überhaupt Radialfasern der Iris, und eine Erweiterung der Pupille durch Muskelfa- sern schon früher in Abrede stellte. Den durch pathologi- sche Beobachtungen erwiesenen Einfluss des 5. Nerven auf die Iris sucht er ferner so zu erklären, dass mit seinen Af- feclionen, wenn dabei die Pupille verändert ist, immer auch der Sehnerve in irgend einer Weise mit ergriflen sei. Der Verf. wird sodann zu allgemeinen Betrachtungen über das Ganglien- Nervensystem geführt, und sucht die Fragen zu beantworten, ob die Ganglien Isolatoren für die Empfindung und den Willen seien oder nicht, ob von ihnen die Erregung der unwillkürlichen Muskeln ausgehe, und welches ihre ei- gentlichen Functionen seien, wobei er auch auf den Einfluss der Nerven auf die Capillarien kommt, und ebenso auf die ver- gleichende Anatomie und Physiologie der wirbellosen Thiere Rücksicht nimmt. — Ich muss in Beziehung auf die Ansicht des Verf. in diesen Hinsichlen auf die Arbeit selbst verwei- sen, um so mehr. da dieselbe keineswegs sehr übersichtlich und klar geschrieben ist. Mandl will an dem Nervenstrang und den von den Ganglien desselben ausgehenden Nervenlasern des Blutigels Zusammenziehungen wie die der Muskelfasern gesehen haben, Geoffroy St. Hilaire und Serres sahen diese Bewegun- gen ebenfalls und bemerkten ein spirallörmiges Aufrollen und eine Art wurmförmiger Bewegungen. Comptes rendus T. XXI. p. 683. (Sollten dieses nicht bloss Contraetilitäts - Erschei- nungen der Bindegewebscheiden sein? Ref.) Jos. Swan, The Physiology of Ihe Nerves of the Uterus and its appendages. London 1846. Critik in Medico - chi- rurgical Review Vol. 3. 1846. p. 526. "Theoretische Betrach- tungen, nichts wesentlich Neues enthaltend, A. Picgu, Quelques considerations sur la composilion anatomique, la fonction et la significalion du Nerf trisplanch- nique dans la serie des animaux. Paris 1846. 8. D. Fr. Eschricht, Ueber das Verhältniss der unwill- Müller's Archiv, 1817 J, 162 kürlichen Lebensäusserungen zu den willkürlichen und über ihre Abhängigkeit vom Nervensystenie. Dämerow, Flemming und Roller, Allgem. Zeitschr. für Psychiatrie. Bd. II. p. 553— 588. 5. Productive Processe. Saamten. — Menstruation. — Uterindrüsen. — Decidua, — Versehen. — Entwickelung wirbelloser und der Wirbelthiere. — Entwickelung ein- zelner Organe und Gewebe. — Milch. John Grigor beschreibt in dem London and Edinb. monthl. Journ, of med. Sc. einen Fall von Mangel der Ho- den und der Eierstöcke (? Ref.) bei einer Person von 50 Jahren. Die Clitoris war sehr gross, unperforirt, die Scheide und Uterus sollen, wenn gleich iın rudimentären Zu- staude, vorhandetı gewesen sein; die Eileiter fehlten. (Mir scheint der Fall ein Hypospadiaeus, der nicht gehörig unter- sucht wurde. Es waren zwei Brüche vorhanden, und da sind wahrscheinlich die rudimentären Hoden übersehen wor- den.) Lond. ined. Gaz. 1546. Oct. p. 644. Einen währscheinlichen Fall (ohne Section) von einem dritten Hoden berichtet Hauser. Üesterr. medic. Wochen- schrift, 1546. No. 34. p. 1028. Nacli den neuereh Untersuchungen von Kölliker ent- wickeln sich die Sperinätozoiden aller Thiere (sowie die der Pflanzen) endogen in Bläschen, und er giebt damit seine frü- bere Ansicht, dass dieselben sich zum Theil auch durch Aus- wachsen von Bläschen bilden, auf. Wahrscheinlich geht auch diese Entwicklung immer von dem bläschenarligen Kerne dieser Bläschen aus, heils durch Ablagerung eines Theiles des Kerninhaltes an die Innenfläche der Kernmembran, theils durch selbstständiges Wachsen des abgelagerten Stoffes. In einem Kerne entsteht immer nur ein Spermatozoid. Die bläschenartigen Kerne und die zu ihnen gehörenden Bläschen oder Zellen treten aber in der Thierwelt in sehr verschie- denen Verhältnissen auf, die äber wesentlich alle darin über- einstinmen, däss sie entweder unmittelhar eine Zelle dar- stellen, oder durch Umwandlung einer einzigen Zelle sich bilden. Innerhalb dieser Uebereinstinmung finden sich aber folgende Modifieationen. 1) Die ursprüngliche Zelle geht keine weitere Verwandlung ein: bei Säugelhieren, Vögeln, Cirrhipeden, Tunicaten? Serbulatinen? Räderthieren? — 2) Die ursprüngliche Zelle bildet, indem sich ihr Kern durch endogene Kernbildung vermehrt, eine Menge Kerne in sich 165 und dehnt sich zu einer grossen Blase aus, bei Säugelhieren, Vögeln, Amphibien, Plagiostomen, Arachniden, Cephalopo- den. 3) Die ursprüngliche Zelle bildet, nachdem sie zwei Kerne erzeugt hat, zwei Tochterzellen in sich., Diese ver- mehren sich durch fortgesetzte endogene Zellenbildung, in- dem die Tochterzellen einer Generation nach der andern frei werden, bis ein Haufen kleiner Zellen vorhanden ist, der von der sehr vergrösserten ersten Mutterzelle umschlossen wird; bei den Locustinen, Coleopteren, Libelluliden, Strahl- thieren, Quallen und Polypen zum Theil. 4) Wie 3); nur löset sich die erste Mutterzelle auf, nachdem eine gewisse Zahl von Zellen in ihr entstanden sind, und die Tochterzel- len bilden, indem sie sich noch weiter vermehren, mit dem kugligen Inhalte der Mutterzelle einen kugligeu Haufen; bei vielen Anneliden und wahrscheinlich allen Gasteropoden. 5) Ebenfalls wie 3); aber die erste Mutterzelle löset sich auf, sobald zwei Tochterzellen in ihr entstanden sind, und zwar so, dass nur. die Zellen zurückbleiben, die dann durch fort- gesetzten Vermehrungsprocess in einen kugligen Haufen kleiner Zellen ohne centrale Kugel übergehen, bei Amphiso- xus, Musca, Anneliden zum Theil, Muscheln, 'Trematoden, Echinorrhynchen, Planarien und Nemertinen. — Ueberall wer- den die Spermatozoiden durch Auflösung ihrer Mutterkerne und Zellen frei, und sind anfangs vielleicht bei allen Thie- ren bündelweise verbunden. Zum Schlusse lässt sich Köl- liker noch über mehrere andere, die Spermatozoiden be- trelfende Fragen aus, nämlich 1) über ihre Benennung, für welche er die der Saamenfäden beibehalten wissen will, 2) über die Natur der Spermatozoiden als beweglicher Elemen- tartheile und nicht als Thiere, worüber er aufs Neue alte und neue Gründe beibringt, und 3) über die Funelivn der Spermatozoiden,. rücksichtlich deren er seiner früheren An- sicht treu bleibt, dass sie durch Berührung mit dem Ei die Befruchtung desselben bewirken. — A. Kölliker, Die Bil- dung der Saamenfäden in Bläschen, als allgemeinstes Ent- wicklungsgesetz. Neuenburg, 1846. 4. mit 3 Tafeln. De Martino, Observation sur le d@veloppement des spermatozoides des Raies et des Torpilles. Annales de Sciences natur. Tom. V. 1846. p. 171. Die hier gemachten Angaben über den Bau des lHodens und die Entwicklung der Spermatozoiden stimmen mit denjenigen von J. Müller, Hallmann, Lallemand u. A. Nach dem Verf. bildet sich in jeder Saamenzelle ein Spermatozoide. Solcher sind sehr viele in einem Hodenbläschen enthalten, und wenn die Sper- matozoiden aus ihrer Zelle freiwerden, so hängen sie an- 12 464 fangs mit ihren sogenannten Köpfen zusammen und bilden ein Bündel u. s. w. Milne Edwards bestätigte als Berichterstatter einer Commission der Pariser Acad. die Beobachtungen Pouchet's über den gefalteten Hautsaum’ der Spermatozoiden von Tri- ton, jedoch nicht mit voller Sicherheit; dagegen konnte auch von dieser Seite P.’s Ansicht von der Thierheit dieser Ge- bilde und der angeblichen Beobachtung eines Epitheliums bei ihnen kein Beifall gezollt werden. Comptes rendus de V’Acad. des Sc. T. XXI. 636. Froriep’s N. Not. Bd. 39. p- 9. Baer, Ueber mehrfache Formen von Spermatozoen in demselben Thiere. Bulletin de la classe physico-math. de Vacad. imper. de St. Petersbourg, 1847. Tom. 5. pag. 230. v. Baer will, wie früher Siebold, bei Paludina vivipara 3 — 4 verschiedene Formen von Spermatozoiden im Herbste beobachtet haben, von denen er bezweifelt, dass sie nur verschiedene Bildungsstadien seien. Auch bei. dem Frosch besitzen die Spermatozoiden im Herbst andere Formen, als im Frühling, die aber doch wohl nur solche Bildungssta- dien sind. Gulliver, Spermatozoa of the bear. Edinburgh medi- cal and surgical Journal, Vol. 66. p. 233. Gulliver konnte nichts von den von Valentin bei den Spermatozoiden des Bärs beschriebenen Organisations - Verhältnissen beobachten, sonderu fand dieselben in allen Rücksichten denen anderer Säugethiere ähnlich. “ De Martino (Sullo Svilappo de’ follicoli di Graaf. Atti degli scienziati Italiani. 1846. Napoli. Vol. I. p. 779) widerspricht (natürlich mit vollem Recht. Ref.) der Angabe Calamai’s, dass jeder Graaf’sche Follikel von Anfang an ein kleines Loch an seiner freien Seite besitze, welches sich allmählig erweiternd dem reifen Ovulum endlich den Aus- tritt gestatte. Einen unzweifelhaften Fall vom Eie im Eie theilt Se- guin der Pariser Academie mit. Das äussere Ei war 88 Mm. lang und 59 Mm. breit und enthielt zwei Dotter und Embryonen. Ausserdem das innere Ei, welches seine eigene Schale hatte und von gewöhnlicher Grösse war. Gaz, med. 1846. p. 552. — Vor Kurzem bin ich ebenfalls in den Besitz eines solchen Eies gelangt. Das äussere Ei war etwas dik- ker, als gewöhnlich, im Längendurchmesser 2”, im Quer- durchmesser 1” 5‘, und enthielt seinen regelmässig gebilde- ten Dotter und Eiweiss. An einer Stelle in letzterem be- fand sich eine Art Kapsel von einer ähnlichen Membran wie die Schalenhaut gebildet, in welcher das zweite klei- 165 nere Ei eingebettet gewesen zu sein scheint. Dieses ist 1" 1” lang und 1” breit, und seine Kalkschale erscheiut wie aus zwei Stücken zusammengesetzl, die mit ihren Rändern in einander gesteckt sind. Es enthält nur Eiweiss, keinen Doltter. Groell, Menstrualblatung aus den Brustwarzen wäh- rend der ersten Hälfte der Schwangerschaft. Schöne- mann, Schreiber und Siebrecht, Zeitschrift f. die ges. Heilkunde ete. Kurhessensches Vereinsblatt. 1845. II. Bd. Heft 1. Dr. Duke theilt einen Fall mit, wo eine Frau zugleich säugte, regelmässig menstruirt und dennoch schwanger war. Sie abortirte mit einem 9 Zoll langen weiblichen Embryo. Dub. med. Press. 14. Jan. 1846. Month. Journ. of med. sc. Febr. 1846. Fror. N. Not. No. 814. H. Letheby, Mikroskopisch-chemische Untersuchung einer Menstrualflüssigkeit, die einige Zeit in der Vagina ver- weilt hatte. The Lancet, 2. Aug. 1845. Heller's Archiv f. physiol. und pathol. Chemie ete. 1846. p. 89. Dieser Fall hat nichts Ausgezeichnetes vor andern früher untersuchten, Die Analyse ergab Wasser ’%. .* „857,4 Eiweiss . . .. 69,4 Globulin . . . 49,1 Hämatin 2.9 Salze FR #,0 A 5,3 Extractivstoffe 6,7 1000, John Roberton, on the age of puberty in the Island of Madeira. Edinburg medical and surgical Journal. Vol. 66. p- 281. Nach 228 von Dr. Dyster gesammelten Beobach- tungen tritt die erste Menstruation bei den Weibern auf Ma- deira im Mittel im 1dten Jahre und 5 Monaten ein, d.h. 6—7 Monate später, als im Mittel in England, obwohl Ma- deira eine mittlere Temperatur von 64°, d. h. wärmer als irgend ein Klima in Europa besitzt. John Roberton, On the period of puberty in Hindu- Women. Edinburgh medical and surgical Journal, Vol. 66. .56. Zeitschrift für Geburtskunde, Bd. XIX. p. 259. Der Verf. vervollständigt hier seine früheren Mittheilungen über die Pubertät der Hinduweiber durch eine neue Liste von 230 Fällen, aus welchen auelı jetzt wieder hervorgeht, dass die bei weitem grösste Mehrzahl der Mädchen im 12ten und Idten Jahre menstruirt werden. Der Verf. will dieses frü- 166 here Eintreten der Menstruation fortwährend aus dem Ge- setz der frühen Verheirathung vor Eintreten der Menstrua- tion erklären. Amedee Courty, De l'oeuf et de son developpement dans l’espece humaine. Paris 1845. Kritik: in Gazette me- dicale de Paris. 1846. T. I. p. 318. Nach dieser, übrigens sehr lobenden, Kritik enthält diese Schrift keine auf eigene Beobachtungen gegründete. neue Thatsachen, sondern nur eine gewissen modernen französischen Ideen angepasste Dar- stellung des von deutschen Beobachtern ermittelten und eini- gen Franzosen angemaassten Thatbestandes. B. Ridge, Physiology of the Uterus, Placenta and Foe- tus etc. London 1845. Ienry Imlach zog einem 13jährigen Mädchen eine + Zoll lange und 5 Zoll im Durchmesser haltende Rolle aus dem Uterus, welche wahrscheinlich während der Masturbation in denselben hineingelangt war, und daher eine Eröffnung des Muttermundes während der geschlechtlichen Aufregung erweisen würde. North. Journ. of Medeeine, March 1846. Dechamps, Recherches d’anatomie comparde sur la unique interne de Yuterus et de la membrane caduque. Ga- zelle medicale de Paris, 1846. T. I. p. 634 et p. 675— 714. 984. Diese Arbeit ist wiederum sehr wortreich ohne Ge- halt. Der Verf. ertheilt dem Uterus eine aus drei Schichten bestehende Schleimhaut, die oberste das Epithelium, die 2te der Schleimkörper (eorps muqueux), die dritte die eigentliche Haut (Derme), welche bei dem Menschen unmittelbar mit den Fasern des Uterus verschmilzt. Ob er die Gland. utri- eulares gesehen oder nicht, erfährt man nicht sicher; er sprielt von Schleimdrüsen und Poren derselben. Die De- cidua ist nach dem Verf. die entwickelte Epithelium- und Schleimkörper-Schicht, während die eigentliche Haut unver- ändert bleibt. Erstere werden dann bei der Ablösung des Eies in der That auch abgestossen, die eigentliche Haut aber bleibt, und von ihr aus regenerirt sich der Schleimkörper und das Epithelium. Die Deeidua reflexa bildet sich durch Einstülpung der Vera, indem die Mündungen der Tuben durch die Wucherung des Schleimkörpers und des Epitheliums der Uterinschleimhaut vor Ankunft des Eies verschlossen wer- den; beide haben daher ursprünglich einerlei Textur, die nur späler etwas von einander abweichen. An der Stelle der Einstülpung bildet sich die Decidua serundaria von der hier am Uterus gebliebenen eigentlichen Haut (Derme) aus, und entwickelt sich zum mütterlichen Antheil der Placenta. Bei den Säugethieren giebt es keine allgemeine, sondern nur eine locale Decidua, entsprechend der Decidua secundaria des 167 Menschen, durch locale Entwicklung des Schleimkörpers-und Epitheliums der Uterinschleimhaut, und wird auch hier zum mülterlichen Antheil der Placenten oder Kotyledonen. Der Verf. behauptet dann noch, dass bei den vielfachen Placen- ten nur eine Conliguilät des mütterlichen und kindlichen Antheiles der Placenta statlfinde, die Gefässe beider nicht communicirten und der mülterliche Antheil nach der Geburt nicht abgestossen, sondern resorbirt werde; bei einfacher Placenta dagegen sei eine Conlinuität beider constituirender Theile derselben und Zusammenhang der Gefässe, auch finde eine Abstossung des mülterlichen Antheiles statt. Die ganze Arbeit erscheint wie ausgedacht und nur auf oberflächli. chem eigenen Beobachten beruhend. Pagan, Ueber die Verbindung der Placenta mit der Tuba Fallopii. The London and Edinb. monthly Journal of med. science. 1845. Nov. Th. Ludw. Wilh. Bischoff, Ueber die Glandulae utri- eulares des Uterus des Menschen und ihren Antheil an der Bildung der Decidu.. Müller’s Archiv für Anatom. 1846. p- 111. Durch die Untersuchung eines Falles kurz nach er- folgler Conception überzeugte sich Referent von der Gegen- wart der Glandulae utrieulares auch beim Menschen. Ich sprach dabei die Meinung aus, dass diese Drüsen durch ihre Vergrösserung und Erweiterung sowohl die Deeidua, als auch die Placenta materna bilden. Letzteres ist mir nach der Untersuchung der Entwicklung der Placenten des Rehes sehr zweifelhaft geworden. Hier habe ich mich bestimmt überzeugt, das die Gland. utriculares keinen Antheil an der Entwicklung der Placenta materna haben, die Zotten des Chorions sich nicht in sie einsenken, sondern von Fältchen der sich sehr entwickelnden sogenannten Caruneulae der Uterinschleimhaut aufgenommen werden. Prof. Hoffmann in Würzburg theilt einen Fall mit, von welchem er anzunehmen scheint, dass er geeignet sei, die Lehre von dem Versehen der Schwangeren zu bestätigen. Allein die beobachteten Missbildungen an der Hand und den Füssen gehören einfach in die Reihe der Bildungshemmun- gen, und es ist nicht einmal wahrscheinlich, dass sie sich erst von der Zeit des angeblichen Versehens an, im Öten Monate der Schwangerschaft, sollen entwickelt haben. Sol- che nachträgliche Concordanzen zwischen Missbildungen und Afleeten der Muller während der Schwangerschaft sind gar zu leicht bei der Neigung der Menschen dazu aufzulin- den. Zeitschrift für Geburtskande, 1846. Bd. AX. p. 161. 168 Ali Cohen, Entwickelung des organischen Wesens. van Deen, Nieuw Archief voor Binneu- en Buitenland’she Geneeskunde, 1846. p. 345. Coechi, Sui nuovi studii ovologiei ed embryologiei del dott. Rivelli di Bologna. Omodei, Annali universali di Me- dieina. T. 119. p. 440. Prof. Richter theilt einige Beobachtungen mit, aus welchen hervorgeht, dass manche Eingeweidewurm -Eier, z. B. vom Bandwurm und Spulwurm, den Einwirkungen des Wassers und der Fäulniss sehr lange zu widerstehen ver- mögen, ohne sich aufzulösen, daher sehr wahrscheinlich auch mancherlei Schicksale bei der Uebertragung von einem Indi- viluum auf das andere durchzumachen im Stande sind, ohne ihre Entwickelungsfähigkeit einzubüssen. (Unter den abge- bildeten Eiern glaubt der Verf. auch Zwillingseier zu sehen; es sind aber nur solche, bei denen sich der Dotter einmal getheilt hat, was bekanntlich selbst bei nicht befruchteten Eiern bis zu einem gewissen Grade erfolgt. Ref.) Naturhi- storisches Jahrbuch, I. 1846. p. 1. Jap. Steenstrup, Untersuchungen über das Vorkonr- men des Hermaphroditismus in der Natur. Uebersetzt von Uornschuh. Greifswalde 1846. 4. mit 2 Tafeln. In dieser Schrift, welche nicht weniger Aufsehen erregt, als des geist- reichen Verf, frühere Schrift über den Generationswechsel, sucht derselbe den Beweis zu führen, dass es überhaupt in der Thierwelt keinen Hermaphroditismus gäbe. So sehr ich ihm hierin für die Wirbelthiere und namentlich auch die so- genannten hermaphroditischen Missbildungen, besonders beim Menschen, Recht gebe, so muss ich mich doch für die wir- bellosen Thiere mit Denjenigen vereinigen, welche glauben, dass der Verf. zu weit gegangen ist. Seine Beweisführung gegen den Hermaphroditismus besteht bei diesen darin, dass er darzuthun sucht oder annimmt, dass, wo man Eier und Spermatozoiden in demselben Thiere finde, letztere durch die Begattung von aussen eingeführt worden seien. Dass dieses wirklich häufig der Fall ist, und dass auch jetzt noch manches für einen Hoden gehaltene Organ nur ein Recepta- eulum seminis ist, kann nicht bestritten werden. Aber des Verf. Generalisirung für diesen Fall hat wohl vorzugsweise nur den Werth, dass der erregte Zweifel jetzt um so ge- nauer die obwaltenden Verbältuisse zu erforschen und kri- tisch zu beleuchten veranlassen wird. Einstweilen müssen wir den Hermaphroditismus noch als ein anatomisches und physiologisches Factum gelten lassen, gegen welches ich in der That auch die theoretischen Zweifel des Verf. nicht von Bedeutung finden kann, Dualität der Zeugungsmaterien und 169 selbst der Organe für deren Bildung scheint allerdings bei der Erzeugung unbedingt erforderlich zu sein; allein Dualität der zengenden Individuen nicht. v. Baer hat in den Bulletin phys. mathem. de l’Aca- demie de St. Petersbourg. Vel. V. p. 233. einige vorläufige Mittheilungen über künstliche Befruchtungs - Versuche mit den Eiern mehrerer Seethiere und über die ersten Entwick- lungsvorgänge gemacht. Erstere gelangen ihm namentlich bei Ascidien und Seeigeln. Die Embryonen der ersteren hatten schon 24 Stunden nach der Befruchtung die Eier in der äusseren Form von kolossalen Cerkarien verlassen. Die Eier der Seeigel bedurflen sogar nur 16 Stunden; ihre erste Forın ähnelte der der Larven von Aurelia aurita und schie- nen sich dann dem Baue der Bero@n annähern zu wollen, sie starben aber zu früh ab. Besonders an den durehsichti- gen Eiern von Echinus lividus konnte v. Baer den Theilungs- process des Dotters verfolgen. Nach seiner Angabe schwin- det in dem Eie des Seeigels der Theil, welchen man das Keimbläschen genannt hat, ziemlich lange vor der vollen Reife des Eies. Im reifen Ei erkennt man aber an einer Stelle der Oberfläche einen hellen Kreis, der kein Bläschen oder eine Zelle, sondern ein sehr weicher Körper ist, den v. Baer Kern des Eies nennt, und den er für identisch mit dem Keimfleck hält. Dieser Kern senkt sich allmählig in’s Innere des Dotters, zieht sich dann nach zwei Seiten lang aus und theilt sich endlich zu zwei kugligen Massen, um welche sich nun die Dotterelemente zu zwei Kugeln grup- piren. Jeder der beiden so entstandenen Kerne theilt sich wieder, und um sie gruppiren sich die Dotterelemente zu 4 Kugeln u. s. fort. Das Eigenthümliche dieser Darstellung ist also, dass v. Baer den sogen. Keimfleck für persistent hält, von ihm die Dottertheilung ausgehen lässt, und die in den einzelnen Doiterkugeln zu beobachtenden hellen Kör- perchen als keine Bläschen, sondern sehr weiche Kügelchen einer durchsichtigen Substanz betrachtet. Van Beneden hat neue Beobachtungen über die Ent- wicklungsgeschichte der einfachen Ascidien angestellt. L’In- stitut 1846. p. 265. und ausführlicher in seinen Recherches sur Pembryologie, l’anatomie et la physiologie des Ascidies simples, Bruxelles 1846. 4., Extrait da Tome XX. des Me- moires de l’acad@mie royale de Belgique. Die Aseidien pflan- zen sich durch Knospen und Eier fort. Sie sind Hermaphro- diten, Bierstöcke und Hoden sind doppelt vorhanden und beide Organe auf das innigste mileinander vereinigt. Der aus Kanälchen zusammengesetzte weisse Hoden, umgiebt den Eierstock und ergiesst den Saamen durch mehrere durch den 170 Eierstock hindurchseizende Vasa deferentia in die Cloake. Die Spermatozoiden sind stecknadelförmig. Der Eierstock ist schwarz und besitzt einen wahren Eileiter, durch wel- chen die Eier austreten, Diese finden sich in dem Eierstock auf allen Stufen ihrer Bildung, und bestehen aus einer Dot- terhaut, dem Dotter, Keimbläschen und Keimfleck. Allein noch innerhalb des Eierstockes erfahren sie durch einen mehrfachen Zellenbildungs-Prozess eine Entwicklung, durch welche sie nach einiger Zeit aus einer äusseren Hülle, einer Schicht durchsichtiger Flüssigkeit, einer zweiten feinen und durchsichtigen Hülle, einer aus Zellen zusammengeselzten Membran und noch flüssigem Dotter bestehen. Die drei letzten Gebilde sind offenbar - Dotterhaut, Keimhaut und Dotter, von denen die Keimhaut den ganzen Dotter einhüllt. Die äussere Eihaut und die Eiweisschicht sind Umbildun- gen, die vom Eierstocke herrühren. Wenn man nicht an- nehmen will, dass die Eier schon in dem Eierstock befruch- tet werden, so muss ınan glauben, dass diese Veränderungen sich unabhängig von dem Einflusse des Saamens ausbilden können (was mach der Analogie wenigstens insofern mög- lich wäre, als auch bei nicht befruchteten Vogel- und Säu- ‚gelhier-Eiern sich Eiweiss und eine Schalenhaut um den Dotter bildet, und die Dottertheilung bei Fisch-, Frosch- und Säugethier-Eiern wenigstens beginnt. Hier endet dieser letztere Vorgang freilich mit Auflösung, und ob es, nach- dem er begonnen, noch möglich ist ihm durch die Einwir- kung des Saamens den zur Fortsetzung nöthigen Impuls zu geben, ist zweifelhaft. Ref.). — In der zweiten Periode wan- delt sich nun der Dotter allmählig in den Embryo um, der unter Entwicklung eines Schwanzes nach einiger Zeit einer Froschlarve gleicht. In ihrem Inneren sieht man den Darm- kanal sich bilden, und an dem angeschwollenen Ende be- merkt man zwei schwarze Flecken, welche der Verf. nicht ansteht für Gesichtsorgane anzusprechen, zu denen er einen Sehnerven nicht für erforderlich hält. Es ist eine mit Pig- ment gefüllte Zelle, gleich wie das Ohr auch zuerst in der Form einer Zelle oder eines Bläschens erscheint. Nach ei- niger Zeit sprengt dann der Embryo das Chorion, und be- wegt sich nun von einer feinen Haut umgeben frei, indem er sich lebhaft hin und her schnell. Nach ohngefähr 12 Stunden aber wird er ruhiger, er setzt sich an einen frem- den Körper und der Schwanz schwindet, während sich an verschiedenen Stellen des Körpers Fortsätze bilden, die Milne Edwards für Saugnäpfe hielt, der Verf. aber nicht dafür anerkennen kann, und die dem Embryo zuweilen das Ansehn einer Tubularie geben. — In der dritten Periode 11 schwinden diese Forlsälze wieder, der Embryo bleibt fest sitzen und verwandelt sich allmählig unter Ausbildung der inneren und äusseren Organe in die bleibende Aseidie. Dr. Krohn hat der Academie interessante Mittheilungen über die Fortpflanzung und Entwicklung der Biphoren ge- macht. 1) Alle Biphoren sind lebendig gebärend, und jede Art pflanzt sich durch eine Reihenfolge alternirender einan- der unähnlicher Generationen fort. 2) Die eine dieser Ge- nerationen besteht in isolirten Individuen, die andere in Gruppen verbundener Individuen, alle von gleicher Form und Grösse. Jedes einzelne Individuum erzeugt eine Gruppe von aggregirten, und jede dieser letzteren ein Einzelindivi- duum. 3) Die aggregirten Gruppen bilden entweder um eine Achse angeordnete Kreise, oder in zwei Reihen parallele Ketten, in welchen die Individuen alterniren. 4) Die Ein- zelindividuen unterscheiden sich von den aggregirten sowohl durch ihre äussere Form, als innere Organisation. 5) Die Einzelindividuen pflanzen sich durch eine Knospe fort, aus welcher sich die aggregirten entwickeln. Diese letzteren produeiren ein einziges Ei, welches zur Entwicklung der Einwirkung des Saamens bedarf, weshalb denn auch alle diese aggregirten Biphoren einen Hoden besitzen. 6) Die Befruchtung der aggregirten Bipheren erfolgt unmittelbar nach ihrer Geburt, so wie man denn auch das Ei nur wäh- rend ihrer Entwicklung in der Mutter, oder kurze Zeit nach- dem sie sie verlassen, findet. Bei den neugeborenen In- dividuen findet sich das Ei auf der rechten Seite des Körpers, hinter dem vorletzten Muskelstreifen. Es ist in einer Kapsel enthalten und besteht aus Dotter, Keimbläschen und Keim- Neck. 7) Der Hoden findet sich in der Nähe des Darms, und besteht aus verzwveigten Kanälchen, welche sich durch einen gemeinschaftlichen Ausführungsgang neben dem After in die Athemhöhle münden So wie der Hoden anfängt sich zu bilden, entstehen auch die jungen aggregirten Individuen, und beide evreichen zu gleicher Zeit ihre grösste Entwicke- lung. #8) Da das Ei gleich nach der Geburt der aggregirten Individuen befruchtet wird, wo ihr Hoden noch kaum sicht- bar ist, so kann keine Selbstbefruchtung, sondern nur Be- Sruchtung durch eine andere Gruppe aggregirter Individuen statt finden. 9) Sowohl die isolirten als aggregirten Bipho- ren durchlaufen alle Phasen ihrer Entwicklung innerhalb ihrer Mutter, an welche sie durch ein Organ befestigt sind, durch welches die Materialien zu ihrer Ernährung aus dem Blute der Mutter geliefert werden. 10) Für die aggregirten Biphoren ist dieses Organ die knospentreibende Sprosse, welche ihrer ganzen Länge nach von zwei Gefässen durch- 172 laufen wird, welche mit dem Herzen der Mutter in Verbin- dung stehen, und das Blut zu- und zurückführen. 11) Für die isolirte Biphore ist dieses Ernährungsorgan, durch wel- ches der Fötus mit der Mutter zusammenhängt, rund, weiss und mit vielen Gefässen versehen, und wird von den Au- toren Placenta genannt, deren Function es in der That versieht. Es verzweigen sich in ihm 4 Gefässe, deren zwei der Mutter, zwei dem Fötus angehören, so dass sich im Inneren des Organs beide Blutarten austauschen. 12) Diese Placenta bildet sich vor allen Organen des Fötus, wächst mit dieser, hat ihre grösste Ausbildung vor der Geburt, wird bei dieser mit ausgestossen und hängt eine Zeitlang an der isolirten jungen Biphore, bis sie nach und nach versch windet. 13) Es ist sehr merkwürdig, dass sich schon während des embryonalen Zustandes der isolirten Biphore die Sprosse entwickelt, aus der die Knospen der aggregirten hervorbrechen. 14) Sobald die junge isolirte Biphore geboren ist, entwickeln sich diese Knospen der aggregirten, deren Zahl sich immer- fort vermehrt und auf solche Weise die Ketten und Guir- landen entstehen lässt. 15) Die Knospen der aggregirten Biphoren stehen auf der Sprosse immer in zwei allerniren- den parallelen Reihen, und daher ist dieses auch immer die primäre Anordnung dieser aggregirten Biphoren, wie sie sich auch später ändern mag. 16) Diese aggregirten Biphoren, die sich aus einer einzigen Sprosse entwickeln, erreichen nicht alle zu gleicher Zeit dieselbe Ausbildung in der Multer, sondern entstehen in bestimmten Gruppen, die sich nach- einander von der Sprosse ablösen. Sie treten durch eine grosse Oeffnung aus dem Körper der Mutter hervor, welche sich da findet, wo die Kette der Embryonen endet. Comp- tes rendus T. XXIH. p. 449. Die vollständige Abhandlung findet sich Ann. des sc. nat. 1846. T. VI. p. 109. Untersuchungen über die Entwicklung des Acteon führ- ten Vogt zu folgenden interessanten Resultaten. 1) Das Ei des Acteon besteht nach dem Legen aus einer Schalen- haut, welche zugleich Dotterhaut ist, denn in ihr schwimmt der Dotter ohne eine weitere Hülle. In seinem Innern findet sich ein bläschenartiger heller Kern. 2) Die alsbald begin- nende Theilung des Dotters schreitet in einer concentrischen Progression fort. Die daraus entstehenden Dotterkugeln be- sitzen keine Hülle, aber jede einen bläschenarligen hellen Kern. Die Theilung geht nicht (wie Kölliker angiebt) von der Theilung dieser Kerne aus, sondern diese ist eine Folge jener. 3) Wenn 4 Dotterkugeln entstanden sind, entwickeln sich daraus nicht durch fortgesetzte Theilung 8, sondern diese 4 ersten bleiben unverändert, und es Ireten zu ihnen 173 A neue kleinere und hellere hinzu. Jene sind bestimmt zur Bildung der centralen, diese zu der ‚der peripherischen Or- gane. 4) Wenn 24 Kugeln gebildet sind, umgeben sie sich mit Zellmembranen und stellen nun wirkliche Zellen dar, die also nach einem anderen Typus, als dem von Schlei- der und Schwann aufgestellten, sich bilden. 5) Eine Ver- mehrung dieser Zellen durch endogene Bildung findet nicht Statt. 5) Der ganze Dotter wandelt sich in den Embryo um, und alle Gebilde des Embryo entstehen aus Dotterzel- len. Die erste Form, welche sie zur Bildung desselben an- nehmen, ist die einer Scheibe mit einem Spalt iu der Mit- tellinie, die der Stelle des Mundes entspricht. Zu beiden Seiten derselben erscheinen dann zwei mit grossen schwin- genden Cilien besetzte Seitenräder, mit welchen der Em- bryo später frei im Wasser herumschwimmt. Der Fuss ent- wickelt sich aus einer schnabelförmigen Hervorragung, die Eingeweide aus einem abgerundeten Hintertheile der Scheibe. Das zuerst gebildete Organ ist das Ohr; die Augen erschei- nen viel später. Nach dem Ohr entsteht die Schale, welche sich später ablöset. Die Leber entwickelt sich ganz ge- trennt von dem Darm. Wenn die Embryonen schon 30 Tage alt sind, frei herumschwimmen und schon seit 14 Ta- gen von Infusorien leben, ist noch kein Herz vorhan- den. 6) Der Acteon durchläuft eine Reihe von Metamor- phosen, und ist im Larvenzustand sehr verschieden von dem ausgebildeten Thiere. Früher ein Conchifere, ist er später nackt, Ann. des sc. nat. 1846. Tom VI. p. 1. mit Abb. Comp- tes rendus T. XXI. 1845. Nro. 14, T. XXI. 1846. Nro. 9. Froriep. N. Not. Nro. 795. 820. Prof. E. H. Weber hat in diesem Archiv p. 429. auf mehrere Punkte in der Entwicklungs -Geschichte des Blut- egels aufmerksam gemacht. Zunächst auf die Differenzen zwischen der Entwicklung dieses Thieres und der von Clepsine nach Philippi und Grube. Der Dolter des Blutegeleies ist sehr viel kleiner, das Eiweiss viel reichlicher, als bei Clepsine. Der Dotter des Blutegeleies verwandelt sich sehr bald in eingn einen Mund und trichterförmigen Schlund besitzenden Schlauch, der das Eiweiss nach und nach ver- zehrt und sich auf Kosten desselben unter starkem Wachsen langsam in 42 — 48 Tagen entwickelt. Der Embryo von Clepsine entwickelt sich fast bloss auf Kosten des Dotters, vergrössert sich nicht sehr und kriecht schon am 6. Tage vollendet aus. Der Furchungs- oder Theilnngsprocess des Dotters findet sich auch bei dem Blutegeleie. Jede Abthei- lung enthält eine helle runde Zelle mit einem deutlichen Kerne. Eine Vermehrung der Zellen durch endogene Zel- 114 lenbildung sah Weber nicht; wohl aber, dass sich der Dot- ter nach und nach unter Verschwinden der Körnchen der Dottersubstanz in kleine und grosse durchsichlige kernhal- tige Zellen verwandelt. Nach Sars sammlen sich bei einer Annelide, Polyno& eirrata aus einer besonderen Oeffuung an der Rückenseite im Februar und März austretende Eier, in Haufen vermit- telst schleimiger Fäden zusammenhängend, auf dem Rücken der Mutter unter den Kiemen an, wo sie während ihrer weiteren Entwicklung bis zum Ausschlüpfen der Jungen ver- weilen, Die Eier durchlaufen einen Theilungsprocess des Dotters, und das Junge schlüpft in einer von der Mutter sehr verschiedenen Gestalt aus. Sie sind kurz, oval, dreh- rund ungegliedert, und so zu sagen wenig mehr als blosser Kopf, haben zwei Augen, während das erwachsene Thier vier hat, haben keine äusseren Gliedmaassen, sondern einen Wimperkranz, der die Mitte des Körpers quer umgiebt. Sie müssen also eine vollständige Metamorphose erleiden, um dem erwachsenen Thiere gleich zu werden. Evrichson’s Ar- chiv. 1835. p. 11. Mag Oerstedt liefert ebenfalls Beiträge zur Entwick- lung einer Annelide Enogone, bei der beide Geschlechter gelrennt und schon äusserlich verschieden sind. Bemerkens- werlh ist, dass die Eier und Jungen, bis fast alle Organe ausgebildet sind, fest an der Bauchfläche der Mutter hängen. lbid. p. 20. Blauthara glaubt nach seinen Untersuchungen bei Leptolaena cervi, dass die Embryonen in dem Eierstock (Uterus) dieser Puppipare, in der That den Larven der Dipteren im Allgemeinen gleichstehen. Der Körper ist zwar noch weich und weiss, aber der Kopf hart und braun. Sie besitzen zwei Längstracheenstämme, welche mit Luft ge- füllt sind und am hinteren Körperende eine Oeflnung zu be- sitzen scheinen. Das Nervensystem ist in eine Masse im Vorderkörper verschmolzen. Dagegen haben sie in der That keinen Darmcanal und ernähren sich daher nicht wie andere Larven, während sie in ihrer übrigen Organisation mit den- selben übereinstimmen. L’Institut 1846. p. 31. Coste hat die Art, wie der Stlichling (Gasterosteus aculealus) sein Nest zur Aufbewahrung der Eier und Brut baut, genau beobachtet und beschrieben. Froriep. N. Not. Nro. 826. Comptes rendus. T. XXIIL p. 333. 1846. Steinheim, Die Entwicklung des Froschembryo’s, Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaft, v. d. naturwissenschaftl. Vereine zu Hamburg. Hamburg 1846, Bad. I. p. 17. 4. 175 Steinheim, jetzt Bekenner des Aristotelischen: ,„‚Man muss den Augen mehr trauen, als den Meinungen,‘ berich- tigt zunächst fremde und eigue Irrthümer. Die Froschem- bryonen besitzen einen Doltergang, wie die Schildkröten, Hayen und Sepien. Es sei aber kein deutlich vom Albumen gesonderler Doiter im Froschei vorhanden: das ganze dem Vitellum entsprechende schwarze Körnchen verwandle sich in den Embryo, ohne dass von einem Umwachsen des Dot-_ ters durch die carina die Rede sei. Die Entstehung des Dot- tergangs sei deshalb räthselhaft. Als höchst wunderbar be- schreibt Verf. nach Rösel das Factum, dass Froschlarven auch ohne Nahrungsmittel in blossem Wasser wachsen und gedeihen; er führt zur Erklärung richtig an, dass die Lar- ven einander auffressen (oder die zufällig gestorben verzeh- ren Ref), übersieht aber, dass das gewöhnliche sogenannte reine Wasser an zahllosen Infusorien hinreichendes Ernäh- rungsmalerial für jene enthält. Die früher von ihm selbst als Nieren, dann als Rudimente der Lungen gedeutete Knöt- chen, dicht hinter der Mundhöhle, deutet Verf. jetzt richtig als Anfänge der vorderen Extremitäten; und so Mehreres. Die ferneren neuen Untersuchungen des Verf., die er weiterhin mittheilt, beziehen sich auf die Veränderungen der ganzen Gestalt der Kaulquappe im letzten Evolutionsstadium, die Umwandlung einzelner Organe. insbesondere der Mundhöhle, der Leber, des Darmkanals, der Harn- und Zeugungsorgane, der Muskeln, welche letztere sehr ins Einzelne verfolgt wer- den. Theoretische Betrachtungen sind reichlich eingestreut. Die Erklärung der Kupfertafeln beginnt mit scharfen Tadel derjenigen. die, um ihre Schüler durch Anschauung zu belehren, bereits bekannte Experimente wiederholen. Ref. gesteht gern, auch zu diesen zu gehören, Heinr, Rathke, Vorläufige Bemerkungen, betreffend die Eutwickelung der Schildkröten, Müller’s Archiv für Anat. 1846. p.331. Annal. des sc. nat. 1846. T. V. p. 161. Diese Bönerküngen sind vorzüglich der Entwickelung des Skeletes der Schildkröten gewidmet. Ich hebe von denselben her- vor, dass nach Rathıke gegen Carus und J. Müller das Rückenschild dennoch ganz vorzüglich nur durch die sehr entwickelten Rippen, und namentlich durch eigenthümliche, in der Nähe der Wirbelsäule von ihnen nach oben ausge- hende Aeste, sowie durch Dornfortsätze der Wirbel, mit denen diese Aeste sich verbinden, gebildet wird. Nur vorn und hinten und an dem Rande verbinden sich damit auch Hautknochen, Das Bauchschild entspricht ferner nach Rath- ke nicht dem Brustbein, sondern ist Hautskelett,. so dass sich dadurch die sonst ganz unerklärliche Lagerung der Ex- 176 iremiläten -Gürtel erklärt._ Diese löset sich ferner dadurch, dass zunächst der Schultergürtel sich anfänglich gar. nicht innerhalb der Rippen, sondern nur vor denselben entwik- kelt, welche Lage er auch bei manchen anderen Wirbelthie- ren hat, später aber durch das sich übermässig in die Breile ausdehnende zweite Rippenpaar überwachsen und überwölbt werden. Der an die Wirbelsäule angeheftete Knochen des Schultergürtels ist also wirklich das Sehulterblatt. Der Beckengürtel wird ebenso durch das breiter gewordene vor- letzte Rippenpaar, ganz vorzüglich aber durch die Entwick- lung der hier entstehenden Hautknochen überwölbt Diese Nachweisung, dass die genannten beiden Gürtel nicht inner- halb der Leibeshöhle liegen, wird ausserdem auch noch durch den Verlauf des Bauchfells bestätigt, welches die Knochen und Muskeln dieser Gürtel nur au der den Eingeweiden zu- gewendeten Seite überkleidet, sich aber nirgends um diesel- ben herumschlägt. A. Jacquart, de l’amnios chez les oiseaux. Paris 1845. 4. Kritik: in Gazette medicale de Paris. Tom. I. 1846. p. 199. Enthält nur eine Beschreibung der Bildung des Amı- nion nach v. Baer, und die nichtige Hypothese, dass die serösen Häule auch als Dependencen des Amnion zu be- trachten seien. Winkler will in bebrüteten Hühnereiern Milchzucker gefunden haben. Heller's Archiv. 1846. 1. p. 18. Buch- ner’s Repertorium, Bd. 42, p.46. Erdm. u. Marchand, Journal für prakt. Chemie, Bd. 38, p. 144. Pr&vost und Morin haben an Hühnereiern Untersu- chungen über die chemischen Veränderungen bei der Ent- wieklung des Jungen im Ei angestellt, die vorzüglich daranf gerichtet sind, zu ermitteln: 1) ob während der Bebrütung ein Theil der Eischale verwandt wird, um dem Embryo un- organische Bestandtheile zu liefern? 2) ob das Fett des Dotters Veränderungen und in welchem Verhältniss erlei- det? Die erste Frage kann nach einer grossen Reihe von Untersuchungen, in denen sich zwischen dem Gewicht der Schale unbebrüteter und verschieden lange bebrüteter Eier kein anderer Unterschied, als der aus der absoluten Grösse des Eies entspringende zeigte, dahin beantwortet werden, dass ein solcher Uebergang unorganischer Stoffe aus der Ei- schale in den Ei-Inhalt nicht stattfindet. In Bezug auf die zweite Frage ist im Voraus zu erwähnen, dass alle Fette mit Aether exirahirt wurden, so dass alsa die viscöse Sub- stanz von Gobley mit darunter begriffen wurde. Vor der Bebrütung findet sich nur im Dotter Fett, bis auf ganz geringe Spuren, welche das Weisse enthält. 100 Theile des 177 Ei-Inhalts liefern 10,72 Fett, und verlieren, 6 Tage lang der Luft ausgesetzt, 0.85 Wasser. während bei gleich langer Be- brütung 5,3 an Gewicht verloren gehen. Das Weisse ent- hält 13,8 Proc. trocknes Albumin, der Dotter liefert abgesehen vom Feit 32 Proc. trocknen Rückstand; woraus sich, da nach Abzug des Fettes der feste Rückstand des Dotters sich zu dem des Weissen verhält wie 15,166 zu 15,09, folgende Zu- sammensetzung des ganzen Eies (mit Ausschluss der Schale und Schalenhaut) ergiebt; in 100 Theilen Ei: Fett 10,72 Sonstiger trockner Rück- \ im Dotter 8,36 “land 16,53 u. ZWAR in Weissen 8,19 Wasser 72.75 Diese Verhältnisse ändern sich während der Bebrütung in der Art. dass in 100 Theilen Ei enthalten sind: am Tten Tage am 21. Tage Fett 9,32 5,68 : . ji gefähr 4 im k 8,00 im Weissen]|,_ waren InBF sl er Dh 13,94 5.94 im übrigen 15,44 9 ‚Douter , 1, Rückstand Ei der Dotterhaut, 5 im ı Embryo Wasser 176,74 78.88 Das Gewicht des Ei-Inhalts vermindert sich während der Bebrütung in der ersten Woche um -/;, in der zweiten um 77, in der dritten um 4. im Ganzen also um 16 Proc. Be- rücksichtigt man diesen Gewichtsverlust des Ganzen, so er- giebt sich folgende procentische Zusammensetzung: am 7. Tagelam 14. Tage| am 21. Tage Fett 8,83 8.7 Ai Trockner loan Rückstand | 13:21 14,7 12,78 Hiernach würde also das Wasser, da sich die festen "Theile vermindern, fort und fort zuzunehmen scheinen. Dies ist aber nicht der Fall, denn man findet an Procenten Wasser: 72,75 im nicht bebrüteten Ei, 72,06 am Tten Tage, 62,66 am I4ten Tage, 65,34 am Ende der Bebrütung. Müller's Arcbiv, 1847, 4178 So gehen 10 Proc. der festen Theile (das Fett mitgerechnet) und 6 Proc. Wasser verloren während der Entwicklung, ein Verlust, der unmöglich durch blosse Verdunstung erklärt werden kann, sodern der nothwendig eine Umwandlung ei- nes Theils sowohl des Fettes, als auch der stickstoffhaltigen Substanzen in Gase (also einen Verbrennungsprocess. Ref.) analog der Respiration voraussetzen lässt. Für einen Durch- gang von Gasen spricht auch das einem gekrempelten Stoff ähnliche Ansehn der Schalenhaut gegen Ende der Bebrü- tung. — Das Fett des Dotters erfährt zuerst eine Verände- rung in dem flüssigen Dotter, entfärbt sich in den Membra- nen und wird im Fölus fester. Es spielt in Bezug auf die Kalksalze eine wesentliche Rolle; denn wenn man es vor- her entfernt, so liefert die Asche keine löslichen Kalksalze, während diese in ansehnlicher Menge vorhanden sind, wenn das Fett mit verbrannt wird. Die unlöslichen phosphorsauren Salze variiren an Quantität in verschiedenen Eiern sehr be- deutend; die grossen enthalten relativ mehr als die kleinen. (Die Aschen-Analysen sind wohl nicht zahlreich genug, um allgemeine Schlüsse zu gestatten. Ref.) Schon am 6. Tage der Bebrütung gab der Fötus und seine Membranen etwas Leim und eine leimähnliche Substanz (vielleicht Chondrin? Ref.); auch in dem flüssigen Theile des Dotters fanden sich diese Substanzen nebst Osmazom; doch ist ihre Darstellung schwie- rig. — Journ. de Pharmacie et de Chimie 1846. Avril et Mai. Aus vergleichenden Analysen über den Fett-, Eiweiss- und Wassergehalt unbebrüteter, und verschieden lange Zeit bebrüteter Hühnereier, sowie mehrerer bis zu 5 Tage alter und mit verschiedenen Substanzen gefütterter Hühnchen, zieht Serafino Capezzuoli in Polli’s Annali di Chimica. Dee. 1846. p. 336. folgende Schlüsse: 1) Die mittlere Quantität der Fette in einem Hühnereie beträgt 120 Gran; die der ei- weissartigen Substanzen 161 Gr. und die des Wassers 780 Gr. 2) Während der Bebrütung und den ersten Tagen des Lebens vermindert sich der Gehalt des Eies und Hühnchens nicht so sehr an fettigen als an eiweissartigen Materien (?), gleich- viel welche Nahrung dem Hühnchen gereicht wird. 3) Diese Verminderung ist während der Bebrütung überhaupt nur wenig bemerkbar und die Gewichtsabnahme während dieser Zeit ist grösstentheils nur dem Wasserverlust zuzuschreiben. 4) Wenn das ausgekrochene Hühnchen keine Nahrung erhält, so ist diese Abnahme sehr bedeutend, so dass in 14 Tagen die Fettmenge auf weniger als die Hälfte, die Eiweissmenge um ein Drittel ihres ursprünglichen Gewichtes herabsinkt. 5) Die mit Stärkemehl und Zucker gefütterten Hühnchen erlitten auch eine bedeutende und noch grössere Abnahme 179 an Fett, als die hungernden. Da sie sich aber viel lebhafter be- wegten, als diese letzteren, so müssen sie in der stickstofffreien Nahrung doch einen Ersatz für den Verbrauch gefunden ha- ben. 6) Auch bei denjenigen Hühnchen, die mit gewöhnli- eher stickstoffhaltiger Nahrung gefüttert wurden, war eine bedeutende Abnahme der fetten und eiweissartigen Materien zu bemerken, so dass also in der ersten Lebensperiode im- mer mehr consumirt als zugeführt wird.— Nach allem dem, meint der Verf., sei es einleuchtend, dass auch die eiweiss- artigen Materien bei der Respiration verwendet würden und zwar selbst dann, wenn auch die sogen. respiratorischen reichlich zugeführt würden. Heller’'s Archiv für phys. und path. Chemie 1847. p. 38. Erdl, Die Entwicklung des Menschen und Hühnchen im Eie. Bd. II. Leipzig 4. 1846. Die Entwicklung der Lei- besform des Menschen. Auch diese Arbeit des leider inzwi- schen verstorbenen, fleissigen und talentvollen Verf. verdient in technischer Beziehung dieselbe Anerkennung, die ich schon dem ersten Theile gezollt habe. In sachlicher Hinsicht kann ich ihr nicht immer das gleiche Lob ertheilen. Gleich auf Tab. I. hat der Verf. das primitive Ri nicht richtig abgebil- det und beschrieben. Er bezeichnet den Zwischenraum zwi- schen Dotter und äusserer Eihaut als Zona pellucida, was Niemand jemals gethan. Zona pellucida ist eben diese äus- sere Eihaut oder besser Dotterhaut. Letztere soll aber nach dem Verf. noch besonders um den Dotter sich finden, lässt sich aber, wie er selbst sagt, nicht sehen, auch hat er sie desshalb nicht gezeichnet. Der Dotter besteht auch nie aus solchen Kugeln, wie sie der Verfasser abgebildet; er ist nur zuweilen fleckig, wie ich anderswo nachgewiesen habe. Tab. U. enthält grösstentheils nur ideale Figuren über die ersten beim Menschen noch nicht beobachteten Entwicklungs- vorgänge, deren Richtigkeit ich in mehreren Stücken be- zweifle, namentlich ist in Fig. 8 die Einstülpungstheorie des Eies in die Deeidua wieder so handgreiflich dargestellt, wie sie sich in der Natur sicher nicht realisirt. Fig. 6 ist ein aufgeschnittener Uterus einer Person, die angeblich vor we- nigen Stunden den Coitus ausgeübt, an dem nichts zu sehen ist. Tab. III. zeigt Eier bis zur 8. Woche mit Nabelbläschen, aber ohne Allantois. Tab. IV. ein Zwillingsei von 5 — 6 Wochen, und ausserdem Embryonen bis zur 8. Woche, an welchen von Fig. 2 — 8 gar nichts und von 8 — 18 wenig zu sehen ist. ab. V. enthält vergrösserte Ansichten von Embryonen bis zur dritten Woche, mit deren Darstellung und Interpretation ich in vielen Stücken nicht einverstanden sein kann, schon insofern bei keinem von der Allantois die M2 180 Rede ist, während sich doch auch kein deutlicher Nabelstrang findet. Der Verf, hätte hier durchaus, wenn es ihm an ei- genen Beobachtungen fehlte, Copien von andern geben müs- sen, welche dieses wichtige Verhältniss darstellten. Eben- so ist das Verhalten der sog. Kiemenbogen durchaus nieht scharf und genau angegeben. Tab. VI. zeigt ebenso noch einige vergrösserte Embryonen aus früher Zeit, an welchen man eine scharfe Darstellung und richtige Bezeichnung vie- ler einzelner Theile ebenfalls vermisst. Tab. VH.—IX. stellt die Entwicklung des Kopfes in seinen äussern Theilen, Tab. X. die Entwicklung der Extremitäten, Tab. XI. Eier aus dem dritten Monate, Tab. XII. Embryonen und Theile derselben aus dieser Zeit, Tab. XIN. ein Ei aus dem 4. Mo- nate, Tab. XIV. eines aus dem 5. Monate, Tab. XV. eines aus dem 6. Monate und Tab. XVI. die Entwicklung der äusseren männlichen und weiblichen Genitalien dar. Tab. XVII. zeigt endlich den Kopf eines reifen Kindes. Der Verf. hat sich sonach überall ausschliesslich auf die äusseren For- men und deren Darstellung beschränkt. Erdl, Ueber das 2. Heft seines Werks: Die Entwick- lung des Menschen und des Hühnchens aus dem Eie. Mün- chener gelehrte Anzeigen 1846. Vol. II. pag. 971. Wöhler fand in dem Liquor Amnii eines Kindes un- zweifelhaft Harnstoff. Ein andermal fand er einen kleinen Nierenstein bei einem unreifen todtgeborenen Fötus aus Harnsäure bestehend. Beide Beobachtungen beweisen, dass der Fötus Harnstoff durch die Nieren ausscheidet, ‘ehe er Nahrung zu sich genommen hat. Liebig’s Annalen 1846. Bd. 58. p. 98. H. Spöndli, Ueber den Primordialschädel der Säuge- thiere und des Menschen. Inauguraldissertation, Zürich 1846. 8. mit 1 Abbild. Der Verf. beschreibt zuerst den Primor- dialschädel des Schweines und Menschen kurz aber genau; sodann den Uebergang des knorpligen Schädels in den knö- chernen, welcher letztere keineswegs ganz aus dem Primor- dialschädel hervorgeht, so wie auch nicht alle Theile des letzteren in den bleibenden Schädel übergehen. Aus dem- selben entwickeln sich die Pars basilaris, condyloideae und die untere Hälfte der Squama ossis oceipitis; das Corpus posterius und anterius, die Alae parvae und alae magnae ossis sphenoidei, das Os Ethmoideum, die untere Muschel, die knorplige Nasenscheidewand und die knorplige äussere Nase. Einen häutigen Ursprung, ohne vorher Knorpel ge- wesen zu sein, haben die Ossa frontalia, parietalia, der obere Theil der Squama oecipitis, die Ossa nasi, lacrymalia, zygomatica, maxillaria superiora, palatina, Vomer, Maxilla in- 181 ferior, Squama und Annulus iympanicus. Als allgemeines Resultat seiner Untersuchungen betrachtet der Verf. den Satz, dass sich bei dem Schädel zwar bedeutende Abweichungen von dem Wirbeltypus finden, diese aber nicht genügen, um die Behauptung zu widerlegen, dass bei der Schädelbildung vier Wirbel nachzuweisen sind und zwar: 1) der Hinter- hauptswirbel; 2) der erste; 3) der zweite Keilbeinwirbel und 4) der Siebbeinwirbel, dessen Körper die Lamina per- pendicularis, die Bogen das Labyrinth sind. Die Schluss- stücke aller Bogen, der obere Theil der Hinterhauptsschuppe, die Scheitelbeine, die Stirn- und Nasenbeine mit der Pflug- schar sind Hautknochen. Die Gesichtsknochen gehören gar nicht zum Wirbelbau des Schädels, das Schläfenbein ist auch nur eingeschalten, und als Rippen betrachtet der Verf. nur die Gehörknöchelehen und das Zungenbein. Hr. Coste erlaubt sich wieder mit einem grossen Auf- wande von Worten der Akademie von Paris als seine Ent- deckung aufzutischen, was durch deutsche Arbeiter rück- sichtlich der Zellenbildung in neuerer Zeit beobachtet wor- den ist. Er ergeht sich sehr ausführlich darin, dass die Art, wie Schleiden und Sch wann Zellen entstehen lassen nicht die Einzige sei, sondern bringt als seine Entdeckung, was über die Umwandlung der Dotterkugeln in Zellen, über das in ihnen eingeschlossene Bläschen etc. von mir und andern mit- getheilt worden ist, Weitere Entdeckungen über die Art und Weise, wie aus diesen Kugeln die Keimhaut entsteht, die Hr, Coste verspricht, werden wohl denselben Charak- ter haben. Froriep. N. Not. Nro, 800. 1846. In einer Dissertation: Johann ab Holst: De struc- tura museulorum in genere et annulatorum museulis in specie observaliones mieroscopicae, Dorpati. 1846. 4., theilt der Verf, die von ihm wiederholten Untersuchungen Reichert's über die Entwicklung der Muskeln mit. Die ersten Anfänge derselben bilden hienach einzelne in dem Cyboblastem zer- streute, das Licht stark brechende Faserzellen. Mehrere dieser Fasern vereinigen sich, indem sie sich aneinanderle- gen und dann der Länge und Breite nach wachsen. Sie stellen so helle Bündel dar. an denen man meist noch die durch ihre Bildung bedingten Längsstreifen erkennen kann. Zuweilen fehlen dieselben aber auch und die Bündel erschei- nen wie Röhren, welche Flecken enthalten, die von Ker- nen herzurühren scheinen, und auf dem Querdurchschnitt erkenut man, dass sie eine Höhle enthalten. Auf diesem Stadium hat man geglaubt, dass sie secundäre langgestreckte Zellen seien, während sie aus Faserzellen verschmolzene 182 Bündel sind. Sie sind durch ein kernhaltiges Cytoblastem, aus dem Gefässe, Nerven, Bindegewebe werden, von einander getrennt, und die einzelnen Fasern umschliessen auch in je- dem Bündel ein solches Blastem, welches aber später ver- schwindet, so dass das Faserbündel solid wird. Die Scheiden dieser Bündel entstehen ebenfalls aus dem diesel- ben umgebenden Blasteme, und zwar aus dem sich aus dem- selben entwicklenden Bindegewebe. Schaffner, Physiol. - pathol. Beobachtungen. Henle und Pfeufer, Ztschrit. f. rat. Med. Bd. V. pag. 411. Der Verf. theilt hier seine Beobachtungen über die Entwicklung der Nervenprimitivröhren mit, die er an Froschlarven und Säugethier- und Menschenembryonen angestellt hat. Sie be- treffen vorzüglich die Nervenröhren des Gehirns und Rük- kenmarks. Er glaubt sich überzeugt zu haben, dass sie da- durch entstehen, dass die Primitivnervenzellen nach zwei Seiten einen röhrigen Fortsatz entwickeln, mit welchen ver- schiedene Zellen aufeinander stossen und an der Berührungs- stelle verschmelzen. Jndem der Kern und körnige Inhalt der Zelle nach und nach verschwindet, entstehen so die Röhren, in welchen sich später das Nervenmark entwickelt. Die Kerne, welche man häufig auf der Aussenseite der sich bildenden Primitivröhren aufsitzen sieht, hält der Verf. für secundäre, oft vielleicht selbst zufällig anklebende Bildungen, die nicht von den Primitivzellen herrühren. Uebrigens fand der Verf., dass sich die Primitivröhren in dem Gehirn erst nach der Geburt entwickeln, während das Rückenmark und noch mehr die peripherischen Nerven schon viel weiter aus- gebildet sind. — Indem sodann der Verf. ferner fand, dass bei Froschlarven das Herz pulsirt, und das ganze Thier sich lebhaft bewegt, wenn in jenem und in dem Schwanze noch keine ausgebildeten Muskelfasern vorhanden sind, sondern beide noch aus Zellen oder aber in Fasern sich umwandeln- den Zellen bestehen, so findet er meine Aeusserung, dass ein Muskel sich nicht contrahire, bis seine Fasern einen be- stimmten Grad von Ausbildung erlangt haben, und ebenso- wenig die Funktionen des Gehirns in die Erscheinung treten können, bis der Bau des Gehirns seine Ausbildung erlangt hat, zu allgemein. (Was die Beobachtungen des Verf. be- trifft, dass er nämlich häufig Hirnzellen gesehen, die sich mehr oder weniger in Röhren verlängerten, so will ich be- merken, dass möglicher Weise hier von ihm die jetzt be- stimmt erwiesene Verbindung der sogen. Ganglienkugeln mit den Röhren beobachtet wurde. Nach Allem, was ich gese- hen, glaube ich übrigens noch immer, dass die Röhren selbst durch unmittelbare Verschmelzung linear aufgereihter Zellen 183 entstehen. Was des Verf. Bedenken gegen meine Ansicht von der Abhängigkeit jeder sogen. Function von Structur und Mischung betrifft, so kann und werde ich den allgemei- nen Satz nicht aufgeben, wenngleich auch ich namentlich rücksichllich des Herzens schon längst bei Vogel- und Säu- gethier-Embryonen mit Staunen gesehen habe, wie dasselbe regelmässig pulsirt und functionirt, wenn es fast nur aus Primitivzellen oder Faserzellen besteht. Allein auch in die- sem Falle werde ich behaupten, dass diese Action nur eine Folge der eigenthümlichen Constitution dieser Zellen ist, die sie von anderen unterscheidet, wenn wir gleich diese Unter- schiede bis jetzt noch nicht angeben können, und die Con- traction dieses aus Primitivzellen bestehenden Embryonal herzens, wird von der Contraction des aus ausgebildeten Muskelfasern bestehenden Herzens der Art und dem Grade nach gerade so viel verschieden sein, als eben die Primitiv- zelle und die ausgebildete Muskelfaser. Diese undulirenden rhytmischen Contractionen des embryonalen Herzschlauches, sind doch auch in der That noch verschieden genug von denen eines ausgebildeten und in seine einzelnen Theile ge- schiedenen Herzens. Jedem Structur- und Mischungsstadium eines Organes wird auch eine gewisse sogenannte Function entsprechen; dieses ist nothwendig; allein die Art dieser Function, die wir im ausgebildeten Zustande wahrnehmen, erfordert auch oder setzt voraus, die Art der Structur und Mischung, die in diesem ausgebildeten Zustande sich findet. So ist es auch mit dem Gehirn und seiner Function. Ref.) ©. Reclam, De plumarum pennarumque evolutione. Lips. 8. Tab. II. Von dieser fleissigen Arbeit auch nur ei- nen Auszug zu geben, würde unsere Grenzen hier überschrei- len, und doch würde ihm die Erläuterung durch die sauberen Abbildungen fehlen. Die Darstellung ist an und für sich so coneis, dass sie sich nicht abkürzen lässt; uns ist allein nur zu bedauern, dass für einen Gegenstand der Art die latei- nische Sprache gewählt ist, — Nach Köllileer’s Beobachtungen an den Eiern von Ba- trachiern geht die Dottertheilung von bläschenarligen Kernen aus, welche sich im Innern des Dotters entwickeln, nach- dem das Keimbläschen und die Keimflecke verschwunden sind. In diesen bläschenartigen Kernen entwickeln sich im- mer zwei andere, die nach Auflösung des Mutterbläschens frei werden und die fortschreitende rap EuEE der Dotter- elemente um sie durch eine Attraction bewirken. Zuletzt umgeben sich die so entstandenen kleinsten Dotterkugeln mit Membranen und sind nun kernhaltige Zellen, deren In- halt die Dotterelemente sind. Kölliker nennt diese nun 184 wie Vogt Embryonalzellen, und aus ihnen entwickeln sich die Gebilde des Embryo. So zuerst die Chorda dorsalis, die nicht aus Kernen besteht, wie Prevost und Lebert angeben, sondern aus solehen kernhaltigen Embryoualzellen, deren Inhalt von Dotterkörnchen allmählig verschwindet, so dass die Chorda zuletzt aus grossen hellen Zellen mit Kern und Kernkörperchen besteht. Auch die ersten Knor- pel entstehen aus Embryonalzellen, die sich vergrössern, ihren Inhalt verlieren, sich polygonal gegeneinander drängen, allmählig ihre Wandungen verdicken und zerschmelzen, wäh- rend endogene Zellenbildung eine Vergrösserung bewirkt. Auch die ersten Blutkörperchen entstehen aus Embryo- nalzellen, deren Inhalt sich allmählig auflöset und roth färbt, während die Zellen sich abplatten und elliptisch werden. Wenn die äusseren Kiemen der Larven verschwunden sind, findet man ungefärbte Lymphkörperchen im Blute, welche sich in Blutkörperchen umyvandeln. Die primitiven Mus- kelbündel des Kopfes und Stammes entstehen auch aus Embryonalzellen, die sich linear aneinanderreihen, an den Berührungsstellen verschmelzen, und deren Inhalt sich zu den primitiven Muskelfibrillen entwickelt. Die Scheide oder das Sarcolemma der primiliven Muskelbündel wird also von den Zellmembranen der Embryonalzellen gebildet. Die Blut- gefässe entstehen auf zweierlei, oder das Herz und die grössten Gelässtämme hinzugerechnet, auf dreierlei -Weise. Letztere nämlich aus ‚einer Aceumulation von Embryonal- zellen, welche verschmelzen und eine Höhle in sich entwik- keln; die Capillarien aus sternförmigen Zellen, deren Aus- strahlungen hohl werden, aufeinanderstossen, sich miteinan- der und mit von den schon gebildeten Blutgefässen ausgehenden und hohlwerdenden Ausläufern verschmelzen. Letztere dritte Art der Bildung von Blutgefässen, nämlich, dass von den Wandungen bereits vorhandener Gefässe strahlige und hohl- werdende Fortsätze ausgehen, ist neu und Kölliker eigen- thümlich. Sehr interessant und wichtig sind die Beobach- tungen des Verf. über das Verhalten und die Entwicklung der Lymphgefässe der Larven von Batrachiern. Sie ge- hen in dem Schwanze derselben von zwei Längsstämmen aus und laufen unter fast rechten Winkeln von denselben gegen die Peripherie, indem sie sich ästig verzweigen, aber sehr selten Anastomosen unter sich oder unter ihren Aesten entwickeln. Der Durchmesser dieser Lymphgefässe ist ohn- gefähr dem der Blutgefässe gleich, sie bestehen ebenfalls aus einer homogenen Membran, an der man von Stelle zu Stelle einen abgeplatteten Kern und Häufchen von Körnchen um dieselben erblickt; allein die Contouren ihrer Wandungen 185 sind nicht wie die der Blutgefässe glatt, sondern wellig und zackig und dadurch so wie durch den Mangel der Anasto- mosen unterscheiden sie sich leicht von jenen, Ihr Inhalt ist wasserhell und selten sieht man ein Lymphkörperchen, dessen Bewegung langsam und conlinuirlich ist. Die Con- traetilität der Lymphgefässe ist der der Blutkapillarien ähn- lich, aber nicht so energisch. Die Entwicklung ist auch der der Blutkapillarien gleich, nämlich aus sternförmigen Zellen. deren Ausläufer untereinander und mit den schon vorhandenen Gefässen verschmelzen. Vorzüglich entstehen sie aus Verlängerungen und Fortsätzen der letzteren. Im vollkommen normalen Zustande findet sich in der Peripherie keine Verbindung zwischen Lymph- und Blutgefässen, allein eine solche entwickelt sich leieht pathologisch zwischen den Capillarien beider Systeme durch Druck ete., da beide oft dicht an- oder übereinander liegen. — Die Angaben über das Verhalten und die Entwicklung der Nerven sind sehr ei- genthümlich. Dieselben sind nämlich rücksichtlich ihrer ganzen Beschaffenheit. Verzweigung, freien Enden und äusserster Fein- heit ganz verschieden von den Nerven der erwachsenen Thiere. Ihre Structur ist ganz gleichförmig, keine Fibrillen oder Cy- linder, nur hier und da ein Zellenkern; sie verzweigen sich äslig und endigen zuletzt äusserst fein und nicht in Schlin- en. Sie entstehen ebenfalls durch die Vereinigung der Aus- äufer von Zellen. Innerhalb dieser eigenthümlichen embry- onalen Nerven entwickeln sich von den Stämmen aus die bekannten Primitiveylinder der Nerven erwachsener Thiere, die immer weiter gegen die Peripherie innerhalb jener vor- dringen und theils geradezu abgeschnitten, theils in Schlin- gen endigen, sowahl an Durchmesser allmählig zunehmen, als auch sich an Zahl innerhalb desselben Stammes vermeh- ren. Sind diese letzten Beobachtungen richtig, so würde bei der bekannten Empfindlichkeit der Batrachierlarven aus ihnen folgen, dass die schlingenförmige Umbiegung der Ner- venprimitiveylinder keineswegs für ihre Function wesentlich ist, und dass ein und derselbe Primitiveylinder, der in der Peripherie mit äsligen Verzweigungen ausläuft, zu gleicher Zeit verschiedene Sensalionen in dem Gehirn veranlassen kann. Ausserdem werden diese Beobachtungen auch auf das Verhalten der Ganglienkugeln init ihren Ausläufern Anwen- dung finden, — Ann. des sc. nat, 1846. T. VI. p. 91. mit Abbildungen. Schon öfter hat man in den Nierenpyramiden von Neu- eborenen eine röthliche oder gelbliche Injection der Harn- anälchen beobachtet, von welcher neuere Untersuchungen 186 gezeigt haben, dass sie von Harnsäure und harnsauren Sal- zen herrührt. Dr. Virchow hat an diese Beobachtung phy- siologische und pathologische Betrachtungen geknüpft, von denen ich in ersterer Beziehung hier hervorheben will, dass er diese Erscheinung mit den normalen Vorgängen nach der Geburt in genauen Zusammenhang setzen zu können glaubt. Nachdem bei dem Neugeborenen Respiration, Digestion und Wärmeerzeugung plötzlich begonnen haben, die dem Fötus bis dahin durch die Thätigkeit des mütterlichen Organismus gespart waren, so ireten grosse Revolutionen in der Con- stitution des Blutes ein, welche sich als massenhafte Zer- störungen von Blutbestandtheilen darstellen. Als Resultate der Veränderung des Blutplasmas erscheint die reichlichere Bildung von Harnsäure, und von harnsauren Salzen, beson- ders Ammoniak, deren Ausscheidung sich in den Nieren ge- gen das Ende des zweiten lebenstages unter einer ausge- dehnten Hyperämie der Nieren einleitet. Hier können sie sich dann anhäufen und jene Erscheinung bedingen, wäh- rend sie im normalen Verlaufe ganz mechanisch ausgestossen und entfernt werden. Die Gelbsucht der Neugeborenen hält der Verf. für eine ganz ähnliche Erscheinung, indem er glaubt, dass sie von einer stärkeren in Anspruchnahme der Leber, zur Ausscheidung der zersetzten Blutkörperchen her- rühre. Verhandlungen der Gesellschaft für Geburtshülfe in Berlin. 1846. II. p. 170. Gros zieht aus einer der Pariser Akademie eingereich- ten Abhandlung über die Bläschenbildung in der Milch fol- gende Resultate: Die Milchkügelchen bestehen aus einem fettigen Inhalte (Butter) und einer diesen umschliessenden bläschenförmigen Hülle, analog denen des Dotters (? Ref.). Die Zellenwand lässt sich leicht demonstriren, wenn man zuerst Chlor und dann Jod auf sie einwirken lässt, wodurch sie gefärbt wird. Die meisten Bläschen der warmen Milch enthalten etwas Kohlensäure. Sie entstehen an der Innen- wand der Milchkanäle, die zur Zeit der Laetation nach Art der Eierstöcke mit Bläschen besetzt werden (?), die dann platzen und ihren aus Körnchen und Zellen bestehenden Inhalt in die Milchkanäle selbst ergiessen. Die Colostrum- körperchen sind nichts, als solche kleine Bläschen mit den in ihnen enthaltenen Milchbläschen. Gegen Ende der Lacta- tion wird die Butter resorbirt, wie der Dotter im Eierstock (? Ref), es bleiben nur die Wandungen der Bläschen und Zellen übrig, die man in der letzten Milch auf verschiede- nen Stadien der Resorption antrifft. Die Milchbläschen sind nicht geeignet, sich in Blutbläschen umzuwandeln, welche 187 ihrerseits auch durch Zellenbildung reprodueirt werden. — Verf. bemerkt nachträglich selbst, dass mehrere seiner Be- obachtungen schon von Mandl gemacht seien. (Die Sache möchte den meisten andern Beobachtern wohl klarer sein, als Herrn Gros. Ref.) Comptes rendus de l’Acad. des sc. XXI. p. 40 und 131. Gaz. med. 1846. p. 34. L’Institut 1846, No. 629. Fror. N. Not. Bd. 37. p. 200. Namensregister zum Jahresberichte. Anderson 157. v. Baer 164, 169. Barkow 70. Barlow 134." Batave 80. Becquerel 94. 119. Bendt 67. Bennet-Dowler 148. Benoist 96. Benthley 67. Bernard 85. Berzelius 73. Bidder 42. 49. 132. Biffi 158. Bischoff 95. 103. 167. Bishope 149. Blanchard 174. Blandet 150. Blondlot 88. Bonnet 116. Bouchardat 58. 94. Boussingault 84. 140. Bowfnan 24. 55. 53, 67, Bruch 7. 118, Budge 146. 150. Bullar 73. Burggraeve 66. Cagniard-Latour 150. Camps 123. Carpenter 153. Chambert 139. Cheyreul 149, Coccho 168. Cohen 168. Comfort 80. Cormak 69. Cossy 137. Coste 8. 174. 181. Courty 166. Dechamps 166, wuuucneus De la Rive 71. Diday 149. Donders 1. 24. 31. 66. 159. Donne 67. Doyere 79. Draper 127. Du Bois-Reymond 70. Duke 165. Dutrochet 73, v. Dusch 95. Dyster 165. Ecker 7. 64. Edwards, Milne 164. 170. Erdl SO. v. Erlach 101. Eschschricht 161. Fahner 114. Fee 137. 14. Fischer 140, Fletcher 133. Flouch 62. Flourens 140. Forman 153. Fourcault 67. Frey 128. Gobley 78. 79. Goodsir 35. 96. v. Gorup-Besanez W. 92. Gregor 162. Griffith 139, Groell 165. Gros 186. Gruber 130. 148, Guettet 130. Guillot 61. 134. Gulliver 37. 105. 164. Hahn 141. Hall 157. 160, Harless 37. 39. 116. 155, Hassel 67, Hauser 162. Heidenreich 68. 73. 150. Heintz 140, Heller 139. Henle 56. Herwegh 9. Herzog 93. Heusinger 81. Hoffmann 167. v. Holst 17. 181. Horner 62. Horsford 83. Hüttenheim 129. Hutchinson 98. Hyril 67. 135. Jaequart 176, Imlach 166. Jones 35. 61. 116. 134. Jordan 72. Kemp 77. Kodweis 79. Kölliker 15. 22. 34. 49. 74. 114. 162. 183, Köss 94. Kohlrausch 27. Krahmer 97. Krocker 83. Krohn 171. Küss 68. Lake 72. Landerer 139. de Lapasse 105. Laskowski 76. Lasseigne 85. Latour 70. 150. Lehmann 103. 126. Lereboullet 134. Lessing 58. Letheby 165. Liebig 75. 76. 102. 124. Liedbeck 154. Liscovius 149, Marchand 38, 104. 125. de Martino 131,133. 163. 164. Mayer 147. 157. 187. Matteucei 72. 189 Meckel 14. 59. 93. Meissner 79. Meyer 157. > Mialhe 86. Miranda 71. Mitscherlich 94. Mohl 81. Moleschott 64. 97. 101. 158, Morganti 158. Morin 176. Morton 80. Müller 116. Mulder 66. 75. 76, 93. 99, Nasse 100. 152. Nicolucei 61. Nitzsch 118. Noble 153. Oerstedt 174. Oesterlen 95. Owen 105. Paci 71. Pacini 81. Paget 141. 151. Panagiotades 66. Pappenheim 54. 151. Paton 157. Payen 87. 167. Petrequin 149, Pettenkofer 85. Pickford 131. 154. Piegu 133. 161. Pilz 154. Pleischl 83. Pölmann 96. Polli 118. 122, Pouchet 164. Prechtl 149. Prevost 176. Quain 67. Quatrefages 119. Ramaer 116. Rathke 175. Reclam 29. 183. Redtenbacher 92. Reichert 42. 49. Reinbold 148. Reinhardt 8, Retzius 80. Richter 168. Ridge 166. Rigg 69. Ripault 96. 149. 190 Roberton 165. Robin 40. Rochoux 152. Rodier 119, Romer 149. Rossignol 62. v. Rotterau 131, Rühle 146. 158. Rüling 76. Rumpelt 151. Sace 79. Salzmann 57. Sandras 88. Savage 80 Schaffer 72. Schaffner 49. 182, Scharling 104. Scherer 138. Schiel 93. Schiff 153. Schlieper 77. 92. Schlossberger 75. 77. 94. 99. Schmid 120. Schmidt 66. Schmitt 98. Schwendler 79. Searle 128. Segond 149. Seguin 164. Semmola 69, Sharpey 58. Sibson 97. Simpson 148. Snow 105. Sorrentino 69. Spittal 131. Spöndli 180. Steenstrup 168. Steinheim 174. Stuart- Cooper 94. Swan 161. Taddei 118. Thomson 77. 84. Todd 24. 55. 58. 67. Toynbee 136. Traube 101. Valentin 68. Vanbeneden 169. Van Deen 156. Verdeil 77. Verwey 96. Vierordt 69, 100. Virchow 74, 186. Vogt 8. 68. 172. Volkmann 129. Wagener 66. Wagner, R., 41. 48. Walther 77. Wartmann 72. Weber 22. 54. 103. 115. 132. 141. 173. Wild 174. Williams 61. Winkler 176. Wöhler 180. ae 75. 122. 123. 137. Inhaltsverzeichniss der in den Jahrgängen 1834 bis 1847 enthaltenen Ab- handlungen, nach den Namen der Verfasser alphabetisch geordnet. An rens, Meier. Bemerkungen über die Struktur der Linse. 1838. 259. d’Alton, E. Beschreibung des Muskelsystems eines Python bivittatus. 1834. 346. 432. 528. — und Schlemm. Ueber das Nervensystem des Petromyzon. 1838. 262. 1840. 5. Ascherson, F.M. Ueber die relative Bewegung der Blut- und Lymphkörnchen in den Blutgefässen der Frösche. 1837. 452. — — Ueber die Hautdrüsen der Frösche. 1840. 15. — — Ueber den physischen Nutzen der Fettstoffe und über eine auf deren Mitwirkung begründete, und durch mehrere neue Thatsachen unterstützte Theorie der Zellenbildung. 1840. 44. Baer, K. E. v. Die Metamorphose des Eies der Batrachier vor der Erscheinung des Embryo und Folgerungen aus ihr für die Theorie der Erzeugung. 1834. 481. — — Ueber die sogenannte Erneuerung des Magens der Krebse und die Bedeutung der Krebssteine. 1834. 510. _— Beites zur Entwickelungsgeschichte der Schildkröten. 1834. 544. — — Selbstbefruchtung an einer hermaphroditischen Schnecke be- obachtet. 1835. 224. — — Doppelter Muttermund des einfachen Fruchthälters vom Amei- senfresser. 1836. 384. Baumgarten, Aug. Ueber den Mechanismus, durch welchen die venösen Herzklappen geschlossen werden. 1843. 463. Baumgärtner, Beiträge zur Entwickelungsgeschichte. 1835. 563. Behn, F. W. G. Ueber den Einfluss des Pulses auf die Bewegung unserer Körpertheile. 1835. 516. — —— Entdeckung eines von den Bewegungen des Rückengefässes unabhängigen, und mit einem besondern Bewegungsorgan versehe- nen Kreislaufes in den Beinen halblüglichter Insekten. 1835, 554. Bendz, H, Ueber die Orbitalhaut bei den Haussäugethieren. 1841. Benjamin, Ludwig. Zur Verbreitung des elastischen Gewebes. 1847. 239. F Berg, Fredrik. Ueber die Anwendung von Blut zu Injectionen anatomisch -pathologischer Präparate. 1842. 468. Bergmann. Untersuchung über die Struktur der Mark- und Rinden- substanz des grossen und kleinen Gehirns. 1841. 126. — Bemerkungen über die Dotterfurchung. 1847. 33. — Zerklüftung und Zellenbildung im Froschdotter. 1841. 89. — Zur Verständigung über die Dotterzellenbildung. 1842. 92. — Ueber die Bewegungen von Radius und Ulna am Vogelflügel. 1839. 296. —: ee Vergleichung des Unterschenkels mit dem Vorderarm. 1841. 1 — WVeber eine Function der Glottis. 1845. 296. — Nichtchemischer Beitrag zur Kritik der Lehre vom Calor animalis. 1845. 300. Berthold, A. A. Ueber das Nervenhalsband einiger Mollusken. 1835. 378. 2 — — Einige Beobachtungen über den Winterschlaf der Thiere. 1837. 63. — — Einige Versuche über die Aufsaugungsthätigkeit (Inhalation) der Haut. 1838. 177. — — Ueber ein linsenförmiges Knöchelchen im Musculus stapedius mehrerer Säugethiere. 1838. 46. Bidder, F. Zur Anatomie der Retina, insbesondere zur Würdigung der stabförmigen Körper in derselben. 1839. 371. — — Zweiter Beitrag zur Anatomie der Retina. 1841. 248. — — Ueber Entstehung, Bau und Leben der menschlichen Haare. 1840. 538. — — Ueber das Vorkommen zweier Oyula in einem Graaf'schen Follikel. 1842. 86. — — Versuche über die Möglichkeit des Zusammenheilens functio- nell verschiedener Nervenfasern. 1842. 102. — — Zur Histogenese der Knochen. 1843. 372. — — Ueber die Malpighischen Körper der Nieren. 1845. 508. — — und Volkmann. Erfahrungen über die functionelle Selbst- ständigkeit des sympathischen Nervensystems. 1844. 359. — — Versuche zur Bestimmung der Chylusmenge, die durch den Duetus thoracicus dem Blute zugeführt wird. 1845. 46. Bischoff, Th. Ludw. Wilh. Ueber den Bau des Crocodilherzens, besonders von Crocodilus lucius. 1836. 1. — — Beiträge zur Lehre von dem Blute und der Transfusion des- selben. 1835. 347. — — Ueber den Bau der Magenschleimhaut. 1838. 503. — — Anatomisch-physiologische Bemerkungen. 1838. 351. — — Einige physiologisch-anatomische Beobachtungen an einem Enthaupteten. 1838. 486. — — Ueber die erste Bildung des Centralnervensystems bei Säuge- thieren, mit Berücksichtigung der kritischen Beleuchtung meiner Be- obachtungen durch Herrn Dr. Reichert. 1843. 252. 193 Bischoff, Th. L. W. Ueber die Glandulae utriculares des Uterus des hen und ihren Antheil an der Bildung der Decidua. 1846. 111. — — Theorie der Befruchtung und über die Rolle, welche die Sper- matozoiden dabei spielen. 1847. 422. — — Ueber das Drehen des Dotters im Säugethiereie während des- sen Durchgang durch den Eileiter. 1841. 14. — — Ueber elektrische Ströme in den Nerven. 1841. 20. — — Einige Beiträge zur Anatomie des Duyong. 1847. 1. Brandt, Bemerkungen über die Differenzen im Schädel und Zahn- bau zwischen den Stachelschweinen der alten und neuen Welt. 1535. 548. — Beiträge zur Kenntniss des innern Baues von Glomeris marginata. 1837. 320. Kurcakp: Ernst. Vorkommen der Harnsäure im Rinderharn. 1842. — — Ueber die stereoskopischen Erscheinungen und Wheatstone’s Angriff auf die Lehre von den identischen Stellen der Netzhäute. 1841. 459. — — Ueber die Ursache der Todtenstarre. 1842. 178, — — Ueber den Musculus Cramptonianus und den Spannmuskel der Chorioidea. 1846. 370. — — Ueber das Verhalten der optischen Medien des Auges gegen die Sonnenstrahlen. 1846. 379. — — Ueber das Verhalten der optischen Medien des Auges gegen Licht- und Wärmestrahlen. 1845. 262. — — Ueber den innern Bau des Glaskörpers. 1843. 345. — — Nachträgliche Bemerkungen über den innern Bau des Glas- körpers. 1545. 130, — — Ueber einen eigenthümlichen Ring an der Krystalllinse der Vögel. 1847. 477. —— — Ueber die physiologische Bedeutung der stabföürmigen Körper 2 der Zwillingszapfen in den Augen der Wirbelthiere. 1844. — — Anatomische Untersuchungen über die sogenannten leuchten- den Augen der Wirbelthiere. 1845. 387. — — Bemerkungen über die Bestimmung des specifischen Gewich- tes der Milch. 1847. 409. — — Ueber das Leuchten der menschlichen Augen. 1847. 225. — — Nachtrag hierzu. 1847. 479. Ieeiee Julius. Beitrag zur Lehre von den Sympathieen. 1839. _ — — Ueber einige chemische Mittel, ‘welche zur Unterscheidung zwischen der Muskelfaser und der mittlern Arterienhaut dienen. 1842. 367. — — Ueber den Verlauf der Nervenfasern im Rückenmarke des Frosches. 1844. 160. — — Ueber die Herzbewegung. 1846. 295. — — Beschreibung eines fünfwöchentlichen menschlichen Embryos. | 1347.7. — — Einige Bemerkungen über den Ductus‘ vitelli intestinalis bei Vögeln. 1848. 14... | Hüllers Archiv, 1647, N 194 r Buehlmann. Friedr. Ueber eine eigenthümliche, auf den Zähnen des Menschen vorkommende Substanz. 1840. 442, Burmeister, Herrm. Ueber den Bau der Augen bei Branchipus paludosus (Chirocephalus Ben. Preyost). 1835. 529. 613. Burow, Beitrag zur Gefässlehre des Fötus. 1838. 44. — Ueber das Gefässsystem der Robben. 1838. 230. — Ueber das Menstrualblut. 1840. 36. i — Ueber den Bau der Macula lutea des menschlichen Auges. 1840. Busch, Wilh. Einiges über die Tomopteris onisciformis. 1847. 180. -— — Ueber die Mesotrocha sexoeulata. 1847. 187. Carus, C.G. Ueber den Begrilf des latenten Lebens. 1834. 551. -— — Ueber ein merkwürdiges, jegliche organisehe Entwicklung be- gleitendes Phänomen (Berstung — Dehiscenz). 1835. 321. a — — Beiträge zur genauern Kenntniss der Geschlechtsorgane und Functionen einiger Gasteropoden. 1835. 487. — — Auffindung des ersten Ei- oder Dotterbläschens in sehr frü- hen Lebensperioden des weiblichen Körpers und daraus abgeleitete Darstellung der Nothwendigkeit, ausser den bekannten noch eine eigene bisher in der Plıysiologie gänzlich unbeachtet gebliebene Lebensperiode im Verlaufe menschlicher Entwicklung anzuerken- nen. 1837. 442. — — Die mikroskopischen Bläschen der Hefe, eine schon von Leeu- wenhoek gemachte Entdeckung. 1839. 245. — — Von der Sphäre des Bildunkslebens im Menschen. 1838. 536. — — Einige Aphorismen aus der Physiologie des Nervenlebens. 1839. 366. — — Merkwürdige Anhäufung mikroskopischer Krystalle am Hinter- kopfe von Schlangenembryonen. 1841. 216. — — Ueber wissenschaftliche Cranioskopie. 1843. 149. Colberg, C., und R. F. Marchand. Ueber die chemische Zusam- mensetzung der menschlichen Lymphe. 1838. 129. Creplin. Blasenschwänze mit dem Urin ausgeleert. 1840. 149. van Deen. Ueber den Ramus lateralis Nervi vagi bei den Batra- chiern. 1834. 477. Dietrich, Karl, Fragmente zur genauen Kenntniss der Schläfenbeine einiger schweizerischen Säugethiere. 1841. 55. Donne, Alex. Ueber die mikroskopischen Körper im Colostrum. 183%. 182. Dulk. Chemische Untersuchung der Krebssteine. 1835. 428. Ecker, A. Flimmerbewegung im Gehörorgan von Petromyzon ma- rinus. 1844. 520. — — Ueber Filarien im Blute von Raben. 1845. 501. — — Ueber ein Gefässsystem in eingepuppten Filarien. 1845. 506. Eckhard, Conrad. Das Zungenbein der Säugethiere, mit Rücksicht nor und allgemeinen zoologischen Bemerkungen‘ Edwards, Milne. Ueber die Farbenveränderungen des Chamäleons. 1834. 474, Ehrenberg, C. G. Vorläufige Mittheilung einiger bisher unbekann- nn Strukturverhältnisse bei Acalephen und Echinodermen. 1834. 195 Ehrenberg, C. G:. Auszug aus einem Vortrag über fossile und le- bende Infusorien, gehalten bei der Versammlung der‘ englischen Naturforscher in Newcastle. 1839. 80. Eichholtz, H. Ueber die granulirte Leber und Niere und ihr Ver- hältniss zur tubereulösen und krebsigen Dyskrasie. 1845. 320. — — Zur physiologischen und pathologischen Anatomie des Lungen- gewebes. 1845. 430. Engelhardt, E. Ueber die verschiedene Funclion der obern und untern Hälfte des Rückenmarkes hinsichtlich der Beuge- und Streck- muskeln der Gliedmaassen. 1541. 206. Erdl. Bemerkungen über die Arteriae helicinae. 1841. 421. — Ueber die Organisation der Fangarme der Polypen. 1841. 423. — Beiträge zur Anatomie der Actinien. 1842. 303. — Ueber den Kreislauf der Infusorien. 1841. 278. Erlach, Karl v. Mikroskopische Beobachtungen über organische Formelemente bei polarisirtem Lichte. 1847. 313. Eschricht, D. F. Beschreibung einiger neuen Muskeln am Kehl- kopfe eines langarmigen Affen (Mylobates albimanus). 1834. 218. — — Zwei Beobachtungen von Darmincarceration durch Diverticu- lum ilei hervorgebracht. 1834. 222. — —* Aecussere männliche mit inneren weiblichen Genitalien bei ei- nem menschlichen Fötus. 1836. 139. _ 2 Ueber die Richtung der Haare am menschlichen Körper. 1837. 7 — — Beobachtungen an dem Seehundsauge. 1838. 575. — — Anatomisch - physiologische Untersuchung über die Salpen. 1841. 42. — — Ueber Diceras. 184. 437. 1842. 84. Fäsebeck, F. Neurologische Bemerkungen. 1839. 70. — — Beitrag zur Anatomie der Hirnnerven und des Sympathicus. 1840. 69. . — — Einige anatomische Beobachtungen. 1842. 473. — — Ueber Doppelbildung. 1842. 61. Fellenberg, L. R. v. und Valentin. Ueber die bei der Consoli- dation des Faserstoffes stattfindenden Veränderungen der elemen- taranalytischen Bestandtheile desselben. 1841. 542. Fick, Ludwig. Ueber Umwandlung von Nerven in Fett. 1842. 19. — — Ueber das Labyrinth des Elephanten. 1844. 431. Fleischmann. Ueber die Natur der Knochenkörperchen. 1343. 202. Frey, IH. Versuch einer Theorie der Wellenbewegung des Blutes in den Arterien. 1845. 132. Gerlach, Jos. Beiträge zur Strukturlehre der Niere. 1845. 378. Gluge, G. Ueber Krystallformen in gesunden und kranken Flüssig- keiten. 1837. 463. —— — Ueber ein eigenthümliches Entozoon im Blute des Frosches. 1542. 148. Goeppert, U. R, Ueber die freie Bewegung der Sporen von Ne- maspora incarnata, 1842. 145. a. C. M. Ueber die Retina im Auge der Grätenfische. 1834. 7. — — Vergleichende Anatomie des Gehirns der Grätenfische. 1835. 21. 433, R 2 196 Guensburg. Ueber Epiphyten auf Weichselzöpfen. Erwiederung auf den 1844 $. 411—419 gedruckten v. Walther'schen Aufsatz. 1845. 34. Günther u. Schön. Versuche und Bemerkungen über Regeneration der Nerven und Abhängigkeit der peripherischen Nerven von den Centralorganen. 1840. 270. Gueterbock. Ueber die Donn&'schen Corps granuleux des Colostrum. 1839. 184. — Ed. Versuch einer Anatomie ‘des Sipuneulus nudus. 1837. Ire — — Ueber Augen bei Muscheln. 1840. 24. — — Einige Resultate aus Untersuchungen über die Anatomie der Araneiden. 1842. 296. Gruber, Wenzel. Untersuchungen einiger Organe eines Castraten. 1347. 463. Gruby. Ueber Tinea favosa. 1842. 22. Gurlt. Untersuchungen über die hornigen Gebilde des Menschen und der Haussäugethiere. 1836. 262. — Vergleichende Untersuchungen über die Haut des Menschen und der Haussäugethiere, besonders in Beziehung auf die Absonderungs- organe des Haut-Talges und des Schweisses. 1835. 399. Hagenbach, E. Beobachtung einer partiellen Verhärtung und An- schwellung am Ganglion cervicale supremum des sympathischen Nerven. 1838. 90. — — Ueber den Hirn- und Schädelbau der sogenannten Hollenhüh- ner. 1839. 311. — — Ueber ein besonderes mit dem Hammer der Säugethiere in Verbindung stehendes Knöchelchen. 1841. 46. Halbertsma, H. J. Ueber einen in der Membrana interossea des Unterschenkels verlaufenden Nerven. 1847. 303. Hall, Marshall. Ueber die reflectirende Function (Reflex function) des verlängerten und Rückenmarks. 1834. 374. — — Ueber den Zustand der Irritabilität in den Muskeln gelähmter Glieder. 1839. 199. — — Briefe über das Nervensystem an J. Müller. i1ster Brief über die Vis nervosa Haller's. 1840. 451. — — Ueber retrograde Reflexthätigkeit im Frosche. 1847. 486. Hallmann, Ed. Ueber den Bau des Hodens und die Entwickelung der Samenthierchen der Rochen. 1840. 467. — — Bemerkung über die Lebereirrhose. 1843. 475. Hannover, A. Ueber eine contagiöse Confervenbildung auf dem Wassersalamander. 1839. 338. — — Ueber die Netzhaut und ihre Gehirnsubstanz bei Wirbelthieren mit Ausnahme des Menschen. 1540. 320. — — Die Chromsäure, ein vorzügliches Mittel bei mikroskopischen Untersuchungen. 1840. 549. — — Fernere Erläuterung der contagiösen Confervenbildung auf Fröschen und Wassersalamandern. 1942. 73. — — Ueber Entophyten auf den Schleimhäuten des todten und leben- den Körpers. 1842. 281. — — Ueber die Struktur der Netzhaut der Schildkröte. 1843. 314. 197 Hannover, A. Ueber den foetalen Zustand des Auges bei der Form des Coloboma. 1845. 482. — — Entdeckung des Baues des Glaskörpers. 1845. 467. — — Einige Beobachtungen über den Bau der Linse bei Säugethie- ren und dem Menschen. 1845. 478. Harless, J. @. Emil. Einige physiologische Versuche an Fröschen. 1845. 43, — — Ueber die Ablagerungen anorganischer Substanzen. auf dem Plexus chorioideus. 1845. 354. i — — Briefl. Mittheilung über die Ganglienkugeln der Lobi electrici von Torpedo Galvanii. . 1846. 283. — — Ueber die functionell verschiedenen Partieen des Rückenmarks der Amphibien. 1846. 74. — — Ueber das blaue Blut einiger wirbellosen Thiere nnd dessen Kupfergehalt. 1847. 148. — — Experimente zur Lehre von der Muskelirritabilität. 1847. 228. Heckel, )J.. Bemerkung über Lapidosiren paradoxa. 1845. 534. Hein, J. A. Ueber die Nerven des Gaumensegels. 1844. 297. Heine, Joseph. Ueber die organische Ursache der Herzbewegung. 1841. 234. Heintz, W. Ueber die harnsauren Sedimente. 1845. 230. — — Ueber die quantitative Bestimmung der Harnsäure. 1846. 383. - = Ueber die Salpetersäure als Reagens auf Gallenbraun. 1846. 399. Helmholtz. Ueber das Wesen der Fäulniss und Gährung. 1943. 453. -—— Ueber den Stoflverbrauch bei der Muskelaction. , 1845. 72. Henle, J. Ueber die Gattung Branchiobdella. und über die Deutung der innern Geschlechtstheile bei den Anneliden und hermaphroditi- schen Schnecken. 1835. 574. — — Ueber Enchytraeus, eine neue Annelidengattung.. 1837. 74. — — Ueber den Musculus spinalis cervicis des Menschen. 1837. 297. — — Leber die Ausbreitung des Epithelium im menschlichen Kör- per. 1833. 103. _ = a. mikroskopischen Anatomie der Retina (Anmerkung). 1839, 170. 335. f — — Ueber die Gattung Gregarina. 1845. 369. van der Hoeven. Ueber die zellige Schwimmblase des Lepidosteus. 1841. 221. — — Ueber Lungen und Schwimmblasen. 1841. 223. — — Ueber die Schädel slavonıscher Völker. 1844. 433. Hueck, A. Ueber die Täuschung des Fernrückens der Gesichtsob- jecte. 1840. 76. — -— Von den Grenzen des Sehvermögens. 1840. 82. Huschke, E. Ueber die Gehörzähne, einen eigenthümlichen Apparat in der Schnecke des Vogelohrs. 1835. 335. Hyrtl, Jos. Ueber die Caudal- und Kopfsinus der Fische und das damit zusammenhängende Seitengefässsystem. 1843. 224. Jäger, Georg. Ueber den Schädel einer Kuh mit einem überzähli- gen Horne an der Stirne. 1539, 13. — — Bemerkungen über die Entwickelung der Gräthe des Schädels bei den Säugethieren und über die Entwickelung und Function der Knochenhöhlen. 1542. 433. 198 3äger, G. Ueber die Stellung und Deutung der Zähne des Wall- rosses. 1844. 70. — — Einige Betrachtungen über die am Schädel mehrerer Wirbel- thiere im Verlaufe der Entwickelung bemerkbaren Veränderungen. 1847. 415. Jordan, Herrmann. Ueber das Gewebe der Tunica dartos und Ver- gleichung desselben mit andern Geweben. 1834. 410. — — Der Wiederersatz verstümmelter Krystalle, als Beitrag zur nä- hern Kenntniss dieser Individuen und zu ihrer Vergleichung mit denen der organischen Natur. 1842. 46. Jung. Ueber die Structur des Ammonshornes. 1838. 446. Krause, C. Vermischte Beobachtungen und Bemerkungen. 1837. 4. — — Ueber den feineren Bau der Leber. 1845. 524. Kölliker, A. Ueber das Geruchsorgan von Amphioxus, 1843. 32. — ® Beiträge zur Entwickelungsgeschichte wirbelloser Thiere. 1843. 68. — — Ueber Flimmerbewegungen in den Primordialnieren. 1845. 518. Köstlin, Otto. Mikroskopische Untersuchung eines puerperalen Osteo- phyts der innern Schädeloberfläche. 1845. 60. Kohlrausch, O0. Ueber den Bau der haar- und zahnhaltigen Cysten des Eierstocks. 1843. 365. Krohn, Aug. Ueber die Structur der Iris der Vögel und ihren Be- wegungsmechanismus. 1837. 357. — — Ueber das Auge der lebendiggebärenden Sumpfschnecke (Pa- ludina vivipara). 1837. 479. — — Fernerer Beitrag zur Kenntniss des Schneckenauges. 1839. 332. — — Ueber das Nervensystem des Sipunculus nudus. 1839. 348. = = Ueber das wasserführende System einiger Cephalopoden. 1839. >= Ef Ueber augenähnliche Organe bei Pecten und Spondylus. 1840. — — Ueber die Anordnung des Nervensystems der Echiniden und Holothurien im Allgemeinen. 1841. 1. — — Ueber den Vertumnus tethidicola. 1842. 418. — — Ueber den Sternaspis thalassemoides. 1842. 426. — — Einige Bemerkungen und Beobachtungen über die Geschlechts- verhältnisse bei den Sertularinen. 1843. 174. Kronenberg. Versuche über motorische und sensible Nervenwur- zeln. 1839. 360. Krukenberg, Ad. Untersuchungen über den feineren Bau der mensch- lichen Leber. 1843. 318. Kürschner. Ueber den Herzstoss. 1841. 103. — Ueber die Funktion der hintern und vordern Stränge des Rücken- markes. 1841. 115. Lebert, H. Einige Bemerkungen über Blasenwürmer in der Leber des Menschen. 1843. 217. — — Physiologisch-pathologische Untersuchungen über Tuberculo- sis. 1844. 190. — — und Ch. Robin. Kurze Notiz über allgemeine vergleichende Anatomie niederer. Thiere. 1846. 120. — — Beobachtungen über die Mundorgane einiger Gasteropoden. 1846. 435. 199 Leo, F. Ueber einige ausgezeichnete anatomische und physiologische Verhältnisse der Piscicola geometra. 1835. 419. Leuckart, F. $. Der Magen eines Moschus javanicus. 1843. 24. Levy, ©. E. Beschreibung einer Missgeburt mit vollständiger Wir- belspalte und einem Darmbruche in der Rückgrathshöhle. 1845. 22. Ludwig. Ueber das Vorkommen und die Bedeutung des Protein- bioxyds im thierischen Organismus. 1846. 171. — Beiträge zur Kenntniss des Einflusses der Respirationsbewegun- gen auf den Blullauf im Aortensysteme. 1847. 242, Luethi, J. ©. Ueber das Vorkommen der krystallinischen Hornblätt- chen. 1540. 446. Magnus, A. Fall von Aufhebung des Willenseinflusses auf. ‚einige Hirnnerven. 1837. 258. 567. — — Vorkommen von Faserstoff in einer hydropischen Flüssigkeit. 1838. 95. — — und J. Müller. Untersuchung eines Schidkrötenharns. 1839. Mandl. Ueber die Körperchen des Colostrum. 1839. 250. Marchand, R. F. Ueber den larnstofl in hydropischen Flüssigkei- ten. 1837. 440. — — und Colberg, €. Ueber die chemische Zusammensetzung der menschlichen Lymphe. 1838. 129. — — Ueber pathologische Secretionen im Allgemeinen. 1839. 87. — — Ueber die Bildung des Harnstofls im thierischen Körper. 1839. 90. Martin, Eduard. Beobachtung einer seltenen Abweichung des Ur- sprungs der grossen Gefässe aus dem Herzen. . 1839. 222. Mayer. Ueber ein neu entdecktes Band, Jochband der Rippen (Ligam. costarum conjugale). 1834. 273. — Ueber einen Eingeweidewurm von Testudo Mydas, Tetrarhynchus eysticus. 1842. 213. — Beobachtungen von Cysten mit Fadenpilzen aus dem äussern Ge- hörgange eines Mädchens. 1844. 404. — Acanthosoma Chrysalis. 1844. 409. — Ueber den Bau von Lepas balanoides. 1846. 96. Meckel, U. Ueber den Geschlechtsapparat einiger hermaphroditischer Thiere. 1844. 473. .- 2. ee einiger Drüsenapparate der niederen Thiere. Mertens, H. Resultate der Untersuchungen über den innern Bau von Lepas. Aus dessen Nachlass mitgetheilt von Brandt in Petersburg. 1535. 500. Meyen, J. Einige Mittheilungen über das Mutterkorn. 1838. 357. — — Einige Bemerkungen über den Verdauungsapparat der Infuso- rien. 1839. 74. Beiträge zur nähern Kenntniss unseres Süsswasser - Schwam- mes (Spongilla lacustris). 1839. 83. r — — Beiträge zur Bildungsgeschichte verschiedener Pflanzentheile. 1539. 255. Meyer, Georg Herrm. Ueber die Bedeutung der Knochenkörper- chen. 1841. 210. — — Ueber den Bau der Hornschale der Käfer. 1842. 12. — — Ueber das Säugethierei. 1842. 17. 200 Meyer, Herrm. Ueber eigenthümlich gestaltete Blutzellen. 1843. 206. — — Ueber das Vorkommen eines Processus vaginalis peritonaei beim weiblichen Fötus. 1845. 363. Mile, Joh. Ueber die Empfindung, welche entsteht, wenn verschie- denfarbige Lichtstrahlen auf dieselben Stellen der Retina eines ein- zigen Auges fallen. 1839. 64. — — Einwendungen gegen die Richtigkeit der Annahme, dass die Centralenden der primitiven Nervenfasern durch ihre relative Lage dem Empfindungsvermögen die relative Lage der Peripherieenden kiıbeiken sollen. 1838. 337. Minter, W. Beobachtung einer Kothfistel, die von einem Darman- hange entstanden war. 1835. 507. Mitscherlich, C. G. Ueber die Wirkung des essigsauren Bleioxyds auf den thierischen Organismus. 1836. 298. — — Ueber die Wirkung des schwefelsauren Kupferoxyds auf den thierischen Organismus. 1837. 9. — — Ueber die Wirkung der diuretischen Mittel im Allgemeinen. 1837. 305. — — Einige Bemerkungen über die Veränderungen, welche das Blut durch Arzneimittel erleidet. 1838. 55. Müller, Fr. Ueber Geschlechtstheile von Clepsine und Nephelis. 1546. 138. — Joh. Ueber die Structur der eigenthümlichen Körperchen in der Milz einiger pflanzenfressenden Säugethiere. 1834. 80. — — Anwendung des Kreosotwassers sur Conservation und Präpa- ration des Gehirns und Rückenmarks. 1834. 95. — — Ueber die äusseren Geschlechtstheile der Buschmännimnen. 1834. 319. — — Ueber die Existenz von vier getrennten, regelmässig pulsiren- den Herzen, welche mit dem lymphatischen System in Verbindung stehen, bei einigen Amphibien. 1834. 296. — — Ueber die Lymphherzen der Schildkröten. 1840. 1. — — Entdeckung der bei der Erection des männlichen Gliedes wirk- samen Arterien bei dem Menschen und den Thieren. 1835. 202. 1838. 224. — — und Magnus. Untersuchung eines Schildkrötenharns. 1835 — Ueber die Kiemenlöcher der jungen Coceilia hypocyanea. 1835. — und Schwann. Versuche über die künstliche Verdauung des geronnenen Eiweisses. 1836. 66. — — Historisch-anatomische Bemerkungen. 1837. 273. — — Ueber den Nervus sympathicus der Schlangen, _ 1839. 59. — — Ueber Nebenkiemen und Wundernetze. 1840. 101. Fortgesetzte Untersuchungen über Pseudobranchien. 1841. 263. — Ueber eine eigenthümliche Bewaffnung des Zwischenkiefers der reifen Embryonen der Schlangen und Eidechsen. 1841. 329. — Ueber eine eigenthümliche krankhafte parasitische Bildung mit specifisch organisirten Samenkörperchen. 1841. 477. — — Anatomische Bemerkungen über den Guacharo, Steatornis ca- ripensis v. Humb. 1842. 1. — — und Retzius. Ueber parasitische Bildungen. 1842. 193. 201 Müller, Joh. Ueber die Schwimmblase der Fische, mit Bezug auf einige neue Fischgattungen. 1842. 307. — — Beobachtungen über die Geschlechtsorgane der Plagiostomen, mit Anwendung auf eine Stelle in Aristoteles Naturgeschichte. 1842. 414. — — Ueber eigenthümliche Herzen am Arterien- und Venensystem. 1842. 477. — -— Ueber den Bau der Leber. 1843. 338. — — Ueber ossificirende Schwämme oder Osteoid-Geschwülste. 1843. 396. — — Physiologische Bemerkungen über die Statik der Fische. 1845. 456 — — Bericht über einige Thierformen der Nordsee. 1846,.101. — — Fortsetzung desselben. ‚1847. 157. — — Ueber die bisher unbekannten typischen Verschiedenheiten der Stimmorgane der Passerinen. 1846. 314. — — Nachtrag zu dieser Abhandlung. 1847. 397. — — Ueber die von Herrn Koch in Alabama eingesammelten fos- silen Knochenreste seines Hydrarchus. 1847. 363. Nagel. Ueber die Struetur der Nebennieren. 1836. 369. Nasse, Fr. Ueber die Reizbarkeit der Staubfäden des Glaskrauts und der Nessel, nebst einigen Bemerkungen über die äusseren Bedin- gungen der Pilanzenreizbarkeitsäusserungen. 1835. 196, — MH. Ueber die Veränderungen der Nervenfasern nach ihrer Durch- schneidung. 1839. 405. _ Sy Ueber die mikroskopischen Bestandtheile der Milch. 1840. 267. — — Ueber die Form des geronnenen Faserstofls. 1841. 439, — — Ueber die eiförmigen Zeljen der tuberkelähnlichen Ablagerun- gen in den Gallengängen der Kaninchen. 1843. 209. Nicholson. Beschreibung einer Missgeburt ohne Rumpf. 1837. 328. Oesterlen, Friedr. Ueber den Magen des Flusskrebses. 1840. 387. — — Ueber die nutritiven Vorgänge und ihre Beziehung zu ändern Vitalitätsäusserungen. 1842. 149. Otto, A.W. Noch ein Wort über die sogenannte Hottentottenschürze. 1835. 190. Owen, R. Ein mikroskopischer Binnenwurm in den menschlichen Muskeln. 1835. 526. Panizza. Ueber die Lymphherzen der Amphibien. 1834. 300, Pappenheim und Purkinje. Vorläufige 'Mittheilungen aus einer Untersuchung über künstliche Verdauung. 1838. 1. — Ueber die Muskelfasern des Mesometriums der Säugethiere. 1840, — ı. Vermischte Beobachtungen. 1840, 533. — Ueber die Nerven der fibrösen Gewebe und Knochen. 1843. 443. Patruban, Carl Edler v. Ueber die Einmündung eines Lymphader- stammes in die linke Vena anonyma. 1845. 19. u Wilh. Ueber den Bau der Needham’schen Körper. 1840. 202 Peters, Wilh. Ueber das Geschlecht der Seeigel. 1840. 143. — — Zur Osteologie der Hydromedusa Maximiliani. 1839. 280. — — Ueber die Bildung des Schildkrötenskelets. 1839. 290. — — Zur Anatomie der Sepiola. 1842. 331. — — Ueber das Leuchten der Lampyris italica. 1841. 229. — — Ueber einen dem Lepidosiren annectens verwandten Fisch von Quellimane. 1845. 1. — — Ueber den Bau des elektrischen Organes bei dem Zitterwels, Malapterurus electricus Lacep. 1845. 375. — — Ueber eine neue Gattung von Labyrinthfischen aus Quellimane. 1846. 480. Philippi, Notiz, die sogenannten Samenmaschinen des Octopus be- treffend. 1839. 301. — Rhopalaea, ein neues Genus der einfachen Ascidien. 1843. 45. — Ueber den Bau der Physophoren und eine neue Art derselben. 1843. 58. Piper, Gottfr. Otto. Von den physiologischen Vorbegriffen der Chinesen. 1842. 455. — — Berichtigung. 1843. 248. Hammer; E. A. Beobachtung am Darmkanal der Taenia solium. 1838. — — Ueber die Respirationsorgane und die Haut bei den Seiden- raupen. 1844. 38. — — Kiystallisation der Gallensäure und des gallensauren Natrons. 1544. 94. — — Noch etwas über die Galle. 1844. 522. — — Ueber die Bildung der Capillargefässe. 1844. 525. — — Beiträge zur Lehre von der Verdauung. 1845. 345. Pockels. Ueber die Brunstzeit der Rehe. 1836. 193. Poiseuille. Untersuchungen über die wesentliche Ursache der Be- wegung des Blutes in den Venen. 1834. 365. Purkinje. Der mikrometrische Quetscher, ein bei mikroskopischen Untersuchungen unentbehrliches Instrument. 1834. 355. — und Valentin. Entdeckung continuirlicher, durch Wimperhaare erzeugter Flimmerbewegungen, als eines allgemeinen Phänomens in den Klassen der Amphibien, Vögel und Säugethiere. 1834. 391. — — — Bemerkung über die Unabhängigkeit der Flimmerbewe- gungen von der Integrität des centralen Nervensystems. 1835. 159. — Ueber Flimmerbewegungen im Gehirn. 1836. 289. — und Pappenheim. Vorläufige Mittheilungen aus einer Untersu- chung über künstliche Verdauung. 1838. 1. — Mikroskopisch-neurologische Beobachtungen. 1845. 281 Rapp, W. v. Ueber die Tonsillen. 1839. 189. — — Ueber die Tonsillen der Vögel. 1843. 19. — — Ueber ein eigenthümliches drüsenähnliches Organ des Hirsches 1839. 362. Rathke, Heinr. Zur Anatomie der Fische. 1836. 170. — — Ueber die Entwicklung der Decapoden. 1836. 187. — — Zur Anatomie. der Fische. 1837. 335. 203 Rathke, H. Zur Anatomie der Fische. Ueber die Schwimmblase. 1838. 413. — — Ueber die Leber, die Milz und die Harnwerkzeuge der Fische 1837. 468. — — Ueber die Entstehung der Glandula pituitaria. 1838. 482. — — Nachträgliche Bemerkungen zu dem Aufsatze über die Ent- stehung der Glandula pituitaria (1838). 1839. 227. — — Zur Entwickelungsgeschichte der Thiere. 1838. 361. — — Bemerkungen über Syngnathus aequorea und Actinia plumosa. 1840. 145. — — Ueber die Macrocephali bei Kertsch in der Krimm. 1843. 142. — — Ueber die Entwickelung der Arterien, welche bei den Säuge- thieren von dem Bogen der Aorta ausgehen. : 1843. 276. — = uleber Nolekularbewegungen in thierischen Zellen. 1843. 367. — — Ueber die Luftröhre, die Speiseröhre und den Magen der Sphargis coriacea. 1846. 292. — — Vorläufige Bemerkungen, betreffend die Entwickelung der Schildkröten. 1846. 331. ——ı Zur Fire iataehNinkte der Maulwurfsgrille (Gryllotalpa vulgaris). 1844. 2 — — ‚Ueber die Bean der Lederhaut bei Amphibien und Fischen. 1847. 338. Reichert, €. B. Ueber die Visceralbogen der Wirbelthiere im All- gemeinen und deren Metamorphosen bei den Vögeln und Säuge- thieren. 1837. 120. — — Ueber den Furchungsprocess der Batrachier-Eier. 1841. 523. — — Der Furchungsprocess und die sogenannte Zellenbildung um Inhaltsportionen. 1846. 196. — — Zur Controverse über die Erweiterung der feineren Blutge- fässe bei Entzündungen. 1847. 480. — — Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Samenkörperchen bei den Nematoden. 1847. 88 Reinhardt. Beobachtung eines Musculus accessorius flexoris hallucis longi superior. 1846. 300. Remak, Robert. Vorläufige Mittheilungen mikroskopischer Beob- achtungen über den innern Bau der Cerebrospinalnerven und über die Entwickelung ihrer Formelemente. 1836. 145. — — Zur mikroskopischen Anatomie der Retina. 1839. 165. er die zweifelhafte Flimmerbewegung an den Nerven. — — Ueber Wimperblasen und Hornfäden. 1841. 447. — — Anatomische Beobachtungen über das Gehirn, das Rückenmark und die Nervenwurzeln. 1841. 506. — — Bemerkungen über die äussern Athemmuskeln der Fische. 1543. 190. — — Ueber die Zusammenziehung der Muskelprimitivbündel. 1843. — — Ueber den Inhalt der Nervenprimitivröhren: 1843. 197. — — Ueber die Entwickelung des Hühnchens im Ei. 1843, 478. — — Neurologische Erläuterungen. 1844. 463. 204 Retzius, A. Ueber den Circulus venosus im Auge. 1834. 292 — — Einige Bemerkungen über die Scheidewand des Herzens beim Menschen mit besonderer Rücksicht auf das sogenannte Tuberculum Loweri. 1835. 161. — — Ueber den Ursprung des fünften und siebenten Nervenpaares. 1836. 362. — — Bemerkungen über den innern Bau der Zähne, mit besonderer Rücksicht auf den im Zahnknochen vorkommenden Röhrenbau (mitgetheilt von Creplin), 1837. 486. — — Ueber den Bau des Magens bei den in Schweden vorkommen- den Wühlmäusen. 1841. 403. — — Bemerkungen über ein schleuderförmiges Band in dem Sinus tarsi des Menschen und mehrerer Thiere. 1841. 497. — — und J. Möller. Ueber parasitische Bildungen. 184. 193. — — Ueber den Mechanismus des Zuschliessens der halbmondförmi- gen Klappen. 1843. 14. — — Ueber die Schädelformen der Nordbewohner. 1845. 84. — — Bemerkungen über die Schädelform der Iberier, nebst ande- ren über den Schädel eines Sandwich-Insulaners und über die Schädel der sogenannten Flachkopf-Indianer. 1847. 499. Robert, H. L. F. Hemmungsbildung des Magens, Mangel der Milz und des Netzes. 1842. 57. Robin, Ch. und I. Lebert. Kurze Notiz über allgemeine: verglei- chende Anatomie niederer Thiere. 1846. 120. Romberg. Anästhesie im Gebiete des Quintus. 1838. 305. Rusconi, Mauro. Erwiederung auf einige kritische Bemerkungen des Herrn v. Baer über Rusconi’s Entwickelungsgeschichte des Froscheies. 1836. 205. — — Ueber die Metamorphosen des Eies der Fische vor der Bil- dung des Embryo. 1836. 278. — — Ueber künstliche Befruchtung von Fischen und über einige neue Versuche in Betreff künstlicher Befruchtung von Fröschen. 1840. 185 — — Ueber die Lymphgefässe der Amphibien. 1843. 241. — — Einige historische Notizen, die Lymphgefässe der Amphibien betreffend, 1843. 244, — — Beobachtungen am afrikanischen Chamäleon. 1844. 508, — — Ueber die Gestalt des Gehirns, der Schleie, Cyprinus Tinea, im Alter von einem Jahre und bei dem erwachsenen Thiere. 1846. 478. Sars, M. Ueber die Entwicklung der Seesterne. 1842. 330. Schleiden, M. J. Beiträge zur Phytogenesis. 1838. .137. Schlemm, F. Anatomische Beobachtungen über die Anzahl der Steissbeinnerven, ihren Ursprung und über die an ihnen befindli- chen neu entdeckten Knoten. 1834. 91. — — und d’Alton. Ueber Nervensystem des Petromyzon. 1838: 262. — — Ueber die neue Zungendrüse. 1845. 465. - Schlessberger, J. Analyse der Milch eines Bocks. 1844. 439. — — Bildung von Vivianit im thierischen Organismus. 1847. 221. 205 Schmidt, 0. Beiträge zur. Anatomie und Physiologie, der Naiden, 1546. 406. Schön und Günther. Versuche und Bemerkungen über Regenera- tion der Nerven und Abhängigkeit der peripherischen Nerven von den Centralorganen. 1840. 270. Schoenlein. Ueber Krystalle im Darmkanal bei Typhus abdominalis. 1836, 258. -— — Zur Pathogenie der Impetigenes. 1839. 82. Schultz, A. W. F. Ueber die Wärmeerzeugung bei der Athmung. 18412. 121. — — Ueber den Penis der Schnecken. 1835. 431. — €. MH. Ueber das Elephantenblut. 1839. 252. Schwann, Th. und J. Müller. Versuche über die künstliche: Ver- dauung des geronnenen Eiweisses. 1836. 66. — — Ueber das Wesen des Verdauungsprocesses. 1836. 90. — — Versuche, um auszumitteln, ob die Galle im Organismus eine für das Leben wesentliche Rolle spielt. 1844. 127. Sebastian. Ueber die Reproduetion der Schleimhäute. 1835. 609. Siebold, Carl Theodor von. Ueber die Spermatozoen der Cru- staceen, Insekten, Gasteropoden und einiger anderer wirbellosen Thiere. 1836. 13. — — Fernere Beobachtungen über die Spermatozoen der wirbello- sen Thiere. 1836. 232. — — Zur Anatomie der Seesterne. 1836. 291 — — Fernere Beobachtungen über die Spermatozoen der wirbello- sen Thiere. 1837. 381. — — Ueber ein räthselhaftes Organ einiger Bivalven. 1838. 49, Simon, Gustav. Ueber die Structur der Condylome. 1839. 17. — — Ueber die Struktur der Warzen und über Pigmentbildung in der Haut. 1840, 169. — — Zur Entwickelungsgeschichte der Haare, 1841. 366. — — Ueber eine in den kranken und normalen Haarsäcken des Menschen lebende Milbe. 1842, 218. — — Ueber die sogenannten Tyson’schen Drüsen an der Eichel des männlichen Gliedes. 1344. 1. — — Deber die Struktur der Pockenpusteln. 1846. 178. — Franz. Beitrag zur Physiologie der Ernährung. 1839. 1. — — Ueber die Corps granuleux von Donne, 4839, 10. — — Ueber die Corps granuleux Donne’s. 1839. 187. — — Ueber das Vorkommen des larnstoffs im Blute. 4841. 454. — — Ueber eigenthümliche Formen im Harnsediment bei Morbus Brightii. 1843. 28. — — Die Gegenwart des Harnstoffes im menschlichen Entzündungs- blute, 1813. 30. Spengler. Ueber die Stärke des arteriellen Blutstroms. 1844. 49. Stannius, Herrm. Ueber einige Missbildungen bei den Insekten. 1835, 295, — — Ueber die Einwirkung des Strychnius auf das Nervensystem 1837. 223. — — Ueber Nebennieren bei Knochenfischen. 1839. 97. 206 Stannius, Herrm. Ueber die männlichen Geschlechtstheile der Ro- chen und Haien. 1840. 41. — — Bemerkungen zur Anatomie und Physiologie der Arenicola piscatorum. 1840. 350. — — Ueber den Verlauf der Arterien bei Delphinus phocaena. 1841. 379. — — Ueber das peripherische Nervensystem des Dorsches, Gadus Callarias. 1842. 338. == = Ueber die Augennerven des Delphins (Delph. phocaena). 1842. — — Ueber das Gebiss des Lama. 1842. 388. — — Ueber Gebiss und Schädel des Wallrosses, unter Berücksichti- gung der Frage, ob die Verschiedenheiten im Baue des Schädels zur Unterscheidung mehrerer Arten der Gattung Trichecus berech- tigen. 1842. 390. — — Ueber den Bau des Gehirnes des Störs. 1843. 38. — — Ueber Lymphherzen der Vögel. 1843. 449. — — Untersuchungen über Muskelreizbarkeit. 1847. 441. Stein, Fr. Ueber die Geschlechtsverhältnisse der Myriapoden und einiger andern wirbellosen Thiere, nebst Bemerkungen zur Theo- rie der Zeugung. 1842. 238. Steifensand, Karl. Untersuchungen über die Ampullen des Gehör- organs. 1835. 171. Sticker, Leopold. Ueber die Veränderungen der Kräfte durchschnit- tener Nerven und über Muskelreizbarkeit. 1834. 202. Stilling. Ueber contagiöse Confervenbildung auf lebenden Fröschen und über den Einfluss der Nerven auf die Blutbewegung in den Capillargefässen. 1841. 279. Strahl Joh. Carl. Versuche/über die Wirkung des Pankreas. 1847. — — Ueber Zuckerbildung im thierischen Organismus. 1847. 215. Svitzer, Nachricht von einem weiblichen Hemicephalus, bei welchem ein Theil der Unterleibseingeweide auf dem Rücken in einem Sacke zwischem dem Kopf und dem Rückgrat lag. 1839. 35. — Beobachtung einer Theilung des Ductus thoracicus. 1845. 21. Tellkampf, Th. C. Ueber den blinden Fisch der Mammuthhöhle in Kentucky, mit Bemerkungen über einige andere in dieser Höhle lebenden Thiere. 1844. 331. Theile, Friedr. Wilh. Entdeckung von Muskeln, welche die Rük- kenwirbel drehen (Rotatores dorsi) beim Menschen und den Säuge- thieren, nebst Bemerkungen über die Processus transversi und obli- qui und über die Rückenmuskeln. 1839. 102. — — Ueber den Triceps brachii und 'den Flexor digitorum sublimis der Menschen. 1839. 420. — — Anatomische Untersuchung eines Hypospadiaeus. 1847. 17, Thielmann, C. I. Drei Nieren im Leichname eines Menschen. 1835. 511. Tiedemann, Fr. Versuche über die Bewegung des Herzens unter dem Recipienten der Luftpumpe. 1847. 490. a ah Ueber die Function der Augenlider beim Sehen. 1838. 16. 207 Tourtual. Muskelfasern im erweiterten Harnleiter und Nierenbecken eines Menschen. 1840. 151. — Harnstoff in Kröpfen. 1840. 240. — Ein bisher unbekanntes Muskelpaar an den hintern Nasenöffnun- gen des Menschen. 1844. 452. — Beobachtungen an einem Auge mit einer seltenen Deformität der Pupille. 1846. 346. Tschudi, J. J. v., Miescher und Nordmann. Rhylis paradoxa Mayer ist kein Eingeweidewurm. 1839. 220. — — ‚Vergleichende anatomische Beobachtungen. 1843. 471. — — Ueber die Ureinwohner von Peru. 1844. 98. — — Ein Awarenschädel. 1845. 277. Valentin, G. Ueber die Dicke der varikösen Fäden in dem Gehirne und dem Rückenmarke des Menschen. 1834. 401. — — Ueber den Inhalt des Keimbläschens. 1836. 162. — — Ueber Bildung anorganischer Concretionen in organischen Thei- len. 1836. 256. — — Ueber den Verlauf der Blutgefässe in dem Penis des Menschen und einiger Säugethiere. 1838. 182. — — Ueber die Entwickelung der Follikel in dem Eierstocke der Säugethiere. 1838. 526. — — Ueber die Scheide der Ganglienkugeln und deren Fortsetzun- gen. 1839. 139. — — Bemerkungen über die Structur der Lymphherzen und der Lymphgefässe. 1839. 176. — — Zur Entwickelung der Gewebe des Muskel-, des Blutgefäss- und des Nervensystems. 1840. 194. — — Ueber eine gangliöse Anschwellung in der Jacobson’schen Anastomose des Menschen. 1840. 287, — — Ueber eine physiologisch-interessante Varietät des Ursprungs der langen Wurzel des Augenknotens. 1840. 292. — — Distomeneier in der Rückenmarkshöhle eines Fötus. 1840. 317. — — Ueber ein Entozoon im Blute von Salmo fario. 1841. 435. — — und Fellenberg. Ueber die bei der Consolidation des Faser- stoffs stattfindenden Veränderungen der elementaranalytischen Be- standtheile desselben. 1841. 542. — — Ueber das centrale Nervensystem und die Nebenherzen der Chimaera monstrosa. 1842. 25. — — Erwiederunglauf den in diesem Archiv 1844 p. I—26 abge- druckten Volkmann’schen Aufsatz über Nervenfasern etc. 1844. Vanbeneden, P. J. Recherches anatomiques sur la Pneumodermon violaceum d’Orb. 1838. 296. ü — — et Ch, Windischmann. Recherches sur l’embryogenie des Limaces. 1841. 176. 1 — —. Sur les differents modes de reproduction dans la famille ‚des ‚Tubulaires. 1844. 110. a Völckers, Carl. Ueber Farbenmischungen in beiden Augen. 1838. 60. — — Weber combinirte Bewegungen und Mitbewegungen. 1838, 0 Müllers Archiv, 1847, 208 Vogt, Carl. Vergleichende Untersuchungen zweier Amnionsflüssig- keiten aus verschiedenen Perioden des Foetuslebens. 1837. 69. — — Zur Neurologie von Python tigris. 1839, 39. _—- Ba? die Function des.Nervus lingualis und glossopharyngeus. 1840. 71. — — Ueber den Bau des Ancylus fluviatilis. 1841. 25. — — Zur Anatomie der Parasiten. 1841. 33. — — Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Filarien. 1842. 189. Volkmann, A. W. Ueber Reflexbewegungen. 1838. 15. — — Von dem Bau und den Verrichtungen der Kopfnerven des Frosches. 1838. 70. — — Ueber die Faserung des Rückenmarkes und der sympathischen Nerven in Rana esculenta. 1838. 274. — — Erklärung einiger Gesichtsphänomene. 1839. 233. — — Einige Notizen über ein menschliches Ei aus der frühesten Pe- riode. 1839. 248. — — Ueber die Empfindung, welche entsteht, wenn verschiedenfar- bige Lichtstrahlen auf identische Netzhautstellen fallen. 1838. 373. — — Ueber die motorischen Wirkungen der Kopf- und Halsnerven. 1840. 475. Ä — — Beobachtungen und "Reflexionen über Nerven-Anastomosen. 1840. 510. — — Ueber die Bewegung des Athmens und Schluckens, mit beson- derer Berücksichtigung neurologischer Streitfragen. 1844. 332. — — Ueber die Beweiskraft derjenigen Experimente, durch welche man einen directen Einfluss der Centralorgane auf die Eingeweide zu erweisen suchte. 1842. 372. — — Revision einiger in meinen Beiträgen zur Physiologie des Ge- sichtssinnes aufgestellter Lehrsätze. 1843. 1. — — Ueber Nervenfasern und deren Messung mit Hülfe der Schrau- ben- und Glasmikrometer. 1844. 9. 2 — — und Bidder. Erfahrungen über die functionelle Selbstständig- keit des sympathischen Nervensystems. 1844, 359. — 7 Nachweisung der Neryencentra, von welchen die Bewegung der Lymph- und Blutgefässherzen ausgeht. 1544. 419, — — Beitrag zur nähern Kenntniss der motorischen Nervenwirkun- gen. 1845. 406. Wagner, Rudolph. Ueber die Zeugungsorgane der Cirripeden und ihre Stellung im System. 1834. 467. f — — Ueber die Geschlechtswerkzeuge der Blutegel und über merk- würdige, Eigenschaften ihrer Samenthierchen. 1835. 220. — — Ueber Blutkörperchen bei Regenwürmern, Blutegeln und Dip- terenlarven. 1835. 311. — — Ueber die Anwendung histologischer Charaktere auf die zoo- logische Systematik. 1835. 314. — — Einige Bemerkungen und Fragen über das Keimbläschen (Ve- sicula germinativa). 1835. 373. — — Vergleichend anatomische Bemerkungen. 1836. 60. — — Die Genesis der Samenthierchen. 1836. 225. 203 Wagner, Rud. Historische Bemerkungen über einige Entdeckungen in der Entwickelungsgeschichte, mit besonderer Berücksichtigung des Aufsatzes des Herrn Carus in diesem Archiv Jahrg. 4837. S. 442 etc. 1838. 227. Wagener, B. Ueber eigenthümlich gestaltete Haare der Beroe und Cydippe. 1847. 193. — — Ueber die Nesselfäden der Tubularien. 1847. 195. — — Ueber den Bau der Actinotrocha branchiata. . 1847. 202. Walther, A. v. Beitrag zur Lehre von der Function der den cere- brospinalen Nerven beigemischten sympathischen Fäden. 1842. 444. — — Ueber Epiphyten auf Weichselzöpfen. 1844. 411. _ er Ueber Epiphyten auf Weichselzöpfen, zweiter Beitrag. 1846. Weber, Ed. Ueber das Lymphherz einer Riesenschlange, Python ti- gris, und einen damit in Verbindung stehenden Mechanismus, wo- durch es als Druck- und Saugwerk wirken kann. 1835. 535. — — Einige Bemerkungen über die Mechanik der Gelenke, insbe- sondere über die Kraft, durch welche der Schenkelkopf in der Pfanne erhalten wird. 1836. 54. — — und E. H. Weber. Ueber die!Wirkungen, welche die mag- neto-elektrische Reizung der Blutgefässe bei lebenden Thieren hervorbringt. 1847. 232. ; — E.H. Ueber den Tastsinn. 1835. 152. — — MNikroskopische Beobachtungen über die sichtbare Fortbewe- gung der Lymphkörnchen in den Lymphgefässen der Froschlarven. 1537. 267. — — Ueber die in den Adern lebender Frösche und Froschlarven sichtbare Bewegung von Körnchen, welche die Gestalt der Lymph- körnchen haben, über die,Geschwindigkeit, mit welcher sie sowohl, age Blutkörperchen in den Haargefässen sich bewegen. 1838. — — Ueber den Bau der Leber des Menschen und einiger Thiere, 1843. 303. — — Ueber Eduard Weber's Entdeckungen in der Lehre von der Muskelcontraction. 1846. 483. — — Zusätze zur Lehre vom Baue und von den Verrichtungen der Geschlechtsorgane. 1846. 421. — — Ueber die Entwickelung des medicinischen Blutegels und der Clepsine. 1846. 429. — — Ueber den Einfluss der Erwärmung und Erkältung der Nerven auf ihr Leitungsvermögen. 1847. 342. — — Ueber den Mechanismus der Einsaugung des Speisesaftes beim Menschen und bei einigen Thieren. 1847. 400. — — Ueber den Descensus testiculorum bei dem Menschen und ei- nigen Säugethieren. 1847. 403, — M.)J. Beschreibung nebst Abbildungen des Zwerchfells einer ausgewachsenen Phoca vitulina. 1840. 236. Wendt, Alphons. Ueber die menschliche Epidermis. 1834. 278. Will, Fr. Ueber einen eigenthümlichen (Bewegungs-) Apparat in den facettirten Insektenaugen, 1843. 349. 02 210 Will, Fr. Ueber die Entstehung der Querstreifen der Muskeln. 1843. 333 — — Vorläufige Mittheilung über die Structur der Ganglien und den Ursprung der Nerven bei wirbellosen Thieren. 1844. 76. Windischmann. Ch. et Vanbeneden. Recherches sur l’embryo- logenie des Limaces. 1841. 176. Wöhler, F. Analyse des Belugen-Steins. 1844, 436. Wutzer, C. W. Ueber den pt sympathischer Nerven mit den Spinalnerven. 1834. 311 — — Ueber die Möglichkeit ae Bildung von Muskelfasern durch pa- thologische Processe. 1834. — — Angeborne a = Kniegelenks. 1835. 385. — — Ueber die Verbindung der Intervertebral- Ganglien und des Rückenmarkes mit dem vegetativen Nervensystem. 1842. 424. Inhaltsanzeige. Seite Bericht über die Leistungen in der mikroskopischen Anatomie des Jahres 1846. Von K. B. Reichert in Dorpat nn 1 Bericht über die Fortschritte der Physiologie im Jahre 1816. Von Dr. Th. Ludw. Bischoff, Prof. der Anatomie u. Phy- Binlogie. m Giessen... Mur, u Te 68 1aAligeniemp' Physiologie; neun: yeah ah chen Tr BayegetativeiBrocesse 1.7, 5, 4020: : d.2 Ip: er .da -88 nl Draame Suse a an Bin Et 0 erhär. .. Mn a lpuPracpase a EN ta nheras ach oiaegiien LOO N NM ee N ENECHRR. (177 Namensregister zum Jahresberichte . . > s 188 Inhaltsverzeichniss der in den BE 1834 bis 1847 enthal- tenen Abhandlungen, nach dem Namen der Verfasser Nahe belisch geordnet . . . . ..... 494 Einige Beiträge zur Anatomie des Von Dr. Th. L. W. Bischoff, Prof. in Giessen. Hierzu Taf.l. . .... 1 Beschreibung eines fünfwöchentlichen menschlichen Embryos. Von Julius Budge zu Bonn. Hierzu Taf. II. at 3 Einige Bemerkungen über den Ductus vitelli intestinalis bei Vö- geln. Von Julius Budge zu Bonn. Hierzu Taf. IL. Fig. ee EEE Fre 0 212 Seite Anatomische Untersuchung eines Hypospadiaeus. Von Prof. Theile in Bern. Hierzu Taf. I. ö 17 Bemerkungen über die Dotterfurchung. Von Dr. C. Bergmann 33 Das Zungenbein der Säugethiere, mit Rücksicht auf das Stimmor- gan und allgemeinen zoologischen Bemerkungen. Von Con- rad Eckhard. Hierzu Taf. IV. und V. rue 39 Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Samenkörperchen bei den Nematoden. Von K. B. Reichert. Hierzu Taf. VI. 288 Ueber das blaue Blut einiger wirbellosen Thiere und dessen Kupfer- gehalt. Von Dr. Emil Harless . . . . 2... .°..1448 Fortsetzung des Berichts über einige Thierformen der Nordsee. Von Joh. Müller. Hierzu Taf. VIL Fig. 1—4. . . . 157 Einiges über die Tomopteris onisciformis. Von Wilhelm Busch. Hierzu Tat. VIE Bıe.r0. 0. 00000 SU Ueber die Mesotrocha sexoculata. Von Wilhelm Busch. Hier- zu TEVOR Beste N ee ae Ueber eigenthümlich gestaltete Haare der Beroe und Cydippe. Von R. Wagener, Hierzu Taf. VIN. Fig. 45. ... ..193 Ueber die Nesselfäden der Tubularien. Von R. Wagener. Hier- zu Taf. VIM. Fig. 6-11 ..... a ae» 195 Ueber den Bau der Actinotrocha branchiata. Von R. Wagener. Hiexza Dar. DR. We Te en en . 202 Versuche über die Wirkung des Pankreas. Von Dr. Joh. Carl Strahl 2:0. he, N se dsl ae Re NEE REBEL) Ueber Zuckerbildung im thierischen Organismus. Von Dr. Joh. Carl’Strahl 27.727 TE RR, UK mE Bildung von Vivianit im thierischen Organismus. Von Prof. Dr. Schlossberger in Tübingen . . .. 2. 2 m mr 221 Ueber das Leuchten der menschlichen Augen. Von Ernst Brücke ee N MEN EN EG TOP SER RE Experimente zur Lehre von der Muskelirritabilität. Von Dr. Emil FG ee ee rei a RER Ed. Weber und E. IH. Weber über die Wirkungen, welche die magneto-elektrische Reizung der Blutgefässe bei lebenden Thieren 'hervormanetn Rene ui: RR 213 Seite Zur Verbreitung des elastischen Gewebes. Von Ludwig Ben- gamın, .,..... welt JR ni anduad.Iaana VE, ai 239 Beiträge zur Kenntniss des Einflusses der Respirationsbewegun- gen auf den Blutlauf im Aortensysteme. Von G. Ludwig. usa lat Nat a8 1080 ah mania nen AR Ueber einen in der Membrana interossea des Unterschenkels ver- laufenden Nerven. Von Dr. H. J. Halbertsma. Hierzu Eye it = 4rbaisi El hoV- amaaramishit u 303 Mikroskopische Beobachtungen über organische Elementartheile bei polarisirtem Lichte. Von Dr. Karl v. Erlach. Hierzu Ba RNEn, ZVO: 5.0. Es hen 313 Ueber die Beschaffenheit der Lederhaut bei ken und Fi- schen. . Von Heipg,Basbkey „4.347 zmf- -omnnefis seh 308 Über den Einiluss der Erwärmung und Erkältung. der Nerven auf ihr Leitungsvermögen. Von E. H. Weber. . len, 342 Versuche am Nervus glossopharyngeus. Von Dr. Biffi und Dr. reger ec ch se Ueber die von Herrn Koch in Alabama eingesammelten fossilen Knochenreste seines Hydrarchus., Von Joh. Müller. . . 363 Nachtrag zu. der Abhandlung über die Stimmorgane der Passeri- Be en loh..Müller,. . Yoiase, mrinie honnsiutaare naneine 397 Ueber den Mechanismus der Einsaugung des Speisesaftes beim Menschen und bei einigen Thieren. Von E. H. Weber . 400 Veber den Descensus testiculorum bei dem Menschen und einigen Säugethieren. Von E.H. Weber. . .». ». 2.2....403 Bemerkungen über die Bestimmung des specifischen Gewichtes der Milch. Von Ernst Brücke „.... Aa 2209 Einige Beobachtungen über die an dem Schädel mehrerer Wir- belthiere im Verlaufe der Entwickelung bemerkbaren Ver- änderungen. Von Dr. Georg Jäger. . . . 415 Theorie der Befruchtung und über die Rolle, welche die naar tozoiden dabei spielen. Von Dr. Th. Ludw. Wilhelm Bi- BEHOLE, Professor in Giesen ! 7... 72 Untersuchungen über Muskelreizbarkeit. Von Prof. Dr. Stan- ee A 214 Seite Untersuchungen einiger Organe eines Castraten. Von Prosector Dr. Wenzel Gruber in St, Petersburg - ... 2.0.0.0. 463 Ueber einen eigenthümlichen Ring an der Krystalllinse der Vögel. Von Ernst Brücke. Hierzu Taf. XV. Fig. 3. 2... 477 Nachtrag zu meinem Aufsatze über das Leuchten der Augen bei den Menschen. Von Ernst Brücke. . . 2 2.02..:.479 Zur Controverse über die Erweiterung der feineren Blutgefässe bei Entzündungen. ‘Von K. B. Reichert. Hierzu Taf. XV. Eifscksämwstd ılrlamııe 29di_ ogunidedia ll. arsaegadt Ueber retrograde Reflexthätigkeit im Frosch. Von Marshall Hall, MDR. RS, ei SR. 2-22, ARFER ME SENEREINE AG Versuche über die Bewegung des Herzens unter dem Recipienten der Luftpumpe. Von Friedr. Tiedemann. ARE a = Bemerkungen über die Schädelform der Iberier, nebst anderen über - den Schädel: eines Sandwich-Insulaners und über die Schädel der sogenannten Flachkopf - Indianer. Von Andr. Retzius. Aus dem Schwedischen von Fr. Creplin. . „499 Einige Beiträge zur Anatomie des Duyong. Von Dr. Ts. L. W. Bıscuorr, Prof. in Giessen, Hierzu Tafel I. Vor Kurzem erhielt unsere zootomische Sammlung einen in Weingeist aufbewahrten jungen Duyong von 3 Par. Fuss Länge. Leider war derselbe wahrscheinlich früher einmal längere Zeit in schlechtem Weingeist bewahrt worden, so dass er bereits sehr macerirt und alle inneren Organe bis auf Weniges ganz zerstört waren. Die Untersuchung des Skeletes, so wie der Ueberreste der Weichtheile ergab einige Resultate, welche ich in Folgendem kurz mittheile, da dieses Thier im Ganzen doch nur selten nach Europa zur anato- mischen Untersuchung kommt. Ich vergleiche dabei die An- gaben von Thomas Stamfort Rafles (Philosoph. Transact. 1820. p. 174.), Ev. Home (Ibid. p. 513.), Cuvier (Osse- mens fossiles, T. V. p. 259.) und Rapp (die Cetaceen). Die Bemerkungen von Rüppel (Museum Senkenbergianum 1.) und Quoi et Gamard (Voyage de l’Astrolabe. Zoologie T. I.) kenne ich nur aus Rapp, die von Owen (Proc. of. Ihe Zool. Society, T. IV. 1838.) nur aus Stannius’ „Lehr- buch der vergleichenden Anatomie.“ Müllers Archir, 1817, 1 Was den Schädel betrifft, so beschreibe ich von dem- selben nur die Anordnung der Zähne. Unser Duyong hat in jedem Kiefer 4 Backzähne, der hinterste liegt noch ganz ausser dem Kiefer. Die Zähne sind hohl, wie Schilfstengel. Hinter den beiden noch ganz kleinen Stosszähnen stecken noch zwei andere im Zwischen- kiefer, die eine gezackte Krone haben. Im Unterkiefer fin- den sich noch die Lücken von 4 Schneidezähnen auf jeder Seite, aber schon im Zustände der Verschliessung. Von den Halswirbeln sagt Rapp (p- 68.), dass er in den Querfortsätzen der 5 letzten Halswirbel ein Loch ge- funden habe. An unserem Skelete sind diese Querfortsätze noch sehr wenig und nur knorplig entwickelt und dieser Knorpel ist durchbohrt. Man muss sich hüten, die sehr stark entwickelten schiefen Fortsätze mit den (uerfort- sätzen zu verwechseln. Unser Duyong hat ferner 19 Brustwirbel und 19 Rip- penpaare. Cuvier zählt nur 18. Von den Rippen setzen sich, nach Cuvier, nur die 8 ersten Paare an zwei Wir- belkörper und den Querfortsatz, die übrigen nur an einen. Rapp sagt (l. ec. p. 72.): Beim Duyong erreichen nur die 8 vorderen Rippen den Körper der Wirbel. Bei unserem Duyong verhält sich dies alles anders. Die 10 ersten Rip- penpaare setzen sich an zwei Wirbelkörper und an den Querfortsatz an. Die folgenden 9 setzen sich alle an den Körper und Querfortsatz je eines Wirbels an; aber diese Querfortsätze verlieren sich allmählig so, dass an den bei- den letzten Brustwirbeln kaum mehr von einem Querfortsatz die Rede sein kann und sich die Rippen daher eigentlich nur an den Körper dieser Wirbel ansetzen. Vom %7sten Wirbel (1sten Lendenwirbel) an sind dagegen die sogenannten Quer- fortsätze wieder sehr stark und nehmen allmählig, gegen den Schwanz hin, ab. Unter ihnen sind aber die ersten acht von den Wirbelkörpern durch eine Knorpelscheibe abgesetzt, während die übrigen mit den Wirbelkörpern ganz verschmol- 3 zen sind. Diese acht ersten sind ganz rippenartig, sie ent- sprechen dem Tuberculum eostae. Vom bten Lendenwirbel an beginnen die unteren Dornfortsätze, die immer mit zwei Wirbelkörpern in Verbindung stehen; sie sind dem Capitu- lum costae analog. Von dem Beckenrudiment sagt Cuvier: La quatrieme apophyse transverse des vertebres dorsales a vers son ex- tremite une facette qui est probablement destinee ä l’attache des os du bassin. Ce sont deux os longs et greles qui ont quelque rapport pour la forme avec les clavicules humaines. Ich weiss nicht, wie viel von der Verschiedenheit dieser Be- schreibung von der Beschaffenheit dieser Theile bei unserem Exemplar auf das jugendliche Alter zu schieben ist. An dem Querfortsatz des 4ten Lendenwirbels ist durch Knorpel ein Knochenstück befestigt, welches als Darmbein bezeichnet werden kann, aber nur rippenförmig ist. An dieses setzt sich, ebenfalls durch Knorpel verbunden, ein zweites rippen- förmiges Knochenstück, welches gegen das entsprechende der anderen Seite hin, also nach unten und innen, geneigt ist (Sitzbein?). Endlich setzt sich an dieses ein vorn schaufel- förmig breit werdender Knorpel, der mit der anderen Seite in einer Symphyse zusammenstösst (Schambein). Von dem ganzen rippenartigen Bogen nehmen die grossen Corpora cavernosa ihren Ursprung. Hiermit stimmt die Angabe von Rapp (l. e. p. 78.), die derselbe, wie es scheint, nach Rüppel (l. e. p. 109.) macht, wenig überein. Derselbe sagt: Der Duyong hat auf jeder Seite zwei Beckenknochen, der vordere ist an den Querfortsatz des Alten Lendenwirbels befestigt durch ein Kapselband, und der zweite Beckenkno- chen heftet sich an den Körper des 6ten Lendenwirbels. Ich weiss nicht. welcher Irrthum zu dieser Angabe Verau- lassung gegeben haben mag. Des Zungenbeins erwähnt Cuvier und andere Autoren gar nicht. Nur Ev. Home sagt, es habe dieselbe Gestalt, wie bei den Wallfischen. Von der Zunge sagt Cuvier: La 1* 4 langue est clroile, courte, en grande partie adherente, et garnie de chaque cötd de sa base d’une glande ä calyce sail- lante et pointue. Ev. Home beschreibt sie als gegen die Spitze zu mit sehr zahlreichen kleinen Papillen besetzt; am hintersten Theile des Zungenrandes soll auf jeder Seite ein konischer, warzenförmiger Körper, mit langen Zotten be- deekt, hervorragen (Lect. on comp. anatomy, Vol. IV. Fig. XXIV.). Ich finde die Zunge ziemlich lang, gar nicht sehr schmal, an ihrer Spitze und den Seiten frei, und von der Drüse auf beiden Seiten nichts als eine Reihe kleiner, an den Seitenrändern liegender Schleimdrüsen. Von dem konischen, warzenförmigen Körper sehe ich gar nichts. Soll- ten dies alles Altersverschiedenheiten sein? Das Zungenbein besteht an unserem Duyong 1) aus einem Körper, einer kleinen sechseckigen Knorpelplatte, An die bei- den oberen Seitenränder derselben schliessen sich 2) die kleinen oder vorderen Hörner an, die sehr gross und in dem an den Körper anstossenden Theile verknöchert sind, obgleich ihre vordere Apophyse noch knorpelig ist. Mit ihrem hinteren knorpligen Ende setzen sie sich an einen kleinen, kaum % Li- nie grossen, zwischen Schuppe und Trommellellring liegen- den Forsatz des Felsenbeins, der dem Processus styloideus analog ist. Ausserdem aber ist dieses hintere Ende der klei- nen Hörner auch noch durch eine feste Bandmasse mit dem unteren Fortsatze der Seitentheile des Hinterhauptbeins ver- bunden; welche Verbindung mich längere Zeit täuschte, in- dem ich ihretwegen die durch Knorpel vermittelte Verbin- dung mit dem Felsenbeine übersah. Wahrscheinlich ging es Hallmann (vergl. Osteologie des Schläfenbeins p. 11.) beim Delphin ebenso. 3) Die grossen oder hinteren Hörner setzen sich an die beiden unteren Seitenränder des Zungenbeins mit einer Gelenkfläche an, sind nur knorplig, kurz, und mit den Cornua lateral. super. des Schildknorpels durch Band ver- bunden. Vom Larynx sagt Cuvier: Le larynx ne ressemble 5 point & celui des cdtac&s et ne forme point un tube donnant dans les arriere-narines. Dieses ist zwar ganz richtig, allein der Kehlkopf hat noch andere bemerkenswerthe Eigenschaf- ten. Der Schildknorpel besteht, wie auch schon Owen an- giebt (Proceedings of the Zool. Soc. P. IV. 1838. p. 37.) und von keinem andern Säugetbiere bekannt ist, aus zwei ganz getrennten Hälften, an denen aber die Cornua lateralia inferiora und superiora sehr vollständig entwickelt sind. Auch der Ringknorpel ist in seinem vorderen Abschnitt ge- spalten, die beiden Hälften sind aber dichter an einander gefügt, als die des Schildknorpels. Sein hinterer Abschnitt ist ansehnlich hoch und auf ihm stehen die beiden Giess- beckenknorpel. welche denen des Menschen im Ganzen in ihrer Form sehr ähnlich, nur etwas niedriger und dagegen breiter sind. Santorinische und WVrisbergische Knorpel, Morgagnische Taschen und eigentliche Stimmbänder sind nicht vorhanden. Der Kehldeckel ist ein kleiner, wenig vor- springender, weder mit dem Zungenbein, noch mit dem Schildknorpel inniger verbundener tiefer Knorpel, über dem die engen Fauces in den verhältnissmässig weiten Pharynx übergehen, Hiermit stimmt die Beschreibung des Kehlkopfs von Ev. Home (Philos. Transact. 1820.) ziemlich überein. Von der Luftröhre sagt Cuvier: NJes anneaux des bronches s’unissent les unes aux autres. Dieses ist richtig. Die Luftröhre ist kurz, die beiden Bronchien dagegen sehr lang. Der Luftröhre kann man ungefähr 7 Ringe zuschrei- ben, obgleich dieselben schwer zu unterscheiden sind, da sie vorn und hinten in einander übergehen; übrigens sind sie vollständig. Bronchialringe zählte ich auf beiden Seiten 29 bis 30, zuweilen ebenfalls gespalten. Rüppel (l. ec. p. 106.) fand die Ringe beim erwachsenen Thiere verknöchert. Von dem Penis sagt Cuvier: La verge longue et grosse se termine par un gland bilob& du milieu duquel sort une poinle ol est perc& Vuretre, Ich finde die Eichel schrau- benförmig gedreht, allerdings an ihrer Spitze mit zwei Lip- 6 pen versehen, zwischen denen die Harnröhre mit einer sehr engen Oeflnung auf einer konisch hervorragenden Spitze mündel.. Rapp (l. ec. p. 172.) beschreibt die männlichen Genitalien vollständiger, als ich es bei dem zerstörten Zu- stande der Theile thun kann. Die Glans penis, sagt er, ist in zwei Lippen von gleicher Grösse getheilt, und zwischen denselben endigt sich die Harnröhre mit einer konischen Hervorragung. Beschreibung der Abbildungen. Fig. 1. Zungenbein und Kehlkopf des Duyong von vorn. a. Luftröhre. 5. Ringknorpel vorn gespalten. ce. Schildknorpel in der Mitte gespalten. d. Obere seitliche Hörner des Schildknor- pels. e. Körper des Zungenbeins, f. Hintere (grosse) Hörner des Zungenbeins mit den oberen seitlichen Hörnern des Schildknorpels in erhedune g. Vordere (kleine) Hörner des Zungenbeins, beste- hend aus einem vorderen grösseren, in seiner an den Körper des Zungenbeins stossenden Apophyse noch knorpligen, übrigens verknö- cherten Stücke (g) und einem an den kleinen Proc. styloideus des Schläfenbeins sich anschliessenden knorpligen Theile %. Dieser letz- tere war durch ein festes Band i. an die Seitentheile des Hinter- hauptbeines befestigt, und von ihm entsprangen die Griffelmuskeln k. m. Die Zunge. Fig. 2. Zungenbein und Kehlkopf von hinten. a. Luftröhre. 5. Hinterer Abschnitt des Ringknorpels. c. Seit- liehe untere Hörner des Schildknorpels in Gelenkverbindung mit dem Riogknorpel. ‘d. Seitliche obere Hörner des Schildknorpels. e. Vor- dere Wand des Schildknorpels. f. Giessbeckenknorpel. g. Körper des Zungenbeins. A. Hintere, i. vordere Hörner des Zungenbeins. Fig. 3. Zunge, Zungenbein, Kehlkopf, Schlund von der hinte- ren Seite. a. Luftröhre. 5. Speiseröhre. c. Geöffneter Schlund. d, Enger Isthmus faucium, e. Kehldeckel. f. Stimmritze zwischen den Giess- beckenknorpeln, Beschreibung eines fünfwöchentlichen mensch- lichen Embryos. Von Juzrıiıus Bupoge zu Bonn. Hierzu Tafel II. Das Ei, welches diesen Embryo enthielt, verdanke ich der Güte des Herrn Dr. HI. Wolff, welcher mir bald nach dem Abgabe dasselbe zusandte. Nach den Angaben der Patientin musste das Alter auf 5 Wochen festgestellt werden, womit auch die Untersuchung ziemlich übereinstimmte. Menschliche Fötus von diesem Alter sind in neuerer Zeit von J. Müller, Mayer, R. Wagner, Seiler, Velpeau, Coste, v. Baer beschrieben worden. Das Ei war nur an der einen Stelle, wo dasselbe mit dem Uterus in Verbindung gestanden hatte, Fig. 1. A, mit ei- ner Deeidua versehen. Diese Stelle hatte eine braunrothe Färbung, wie man dies an jedem Eie findet. Von diesem Stücke Decidua ragten Zotten in die Zotten des Chorion. Das ganze übrige Ei war nur von dem mit Zotten stark be- setzten Chorion, B, zunächst gebildet, weder eine Decidua re- llexa, noch vera waren vorhanden. Die baumförmigen Zotten fand ich durchaus gefässlos, obwohl die Gefässe des Embryo sehr wohl erhalten waren, — eine Beobachtung, die mit allen in neuerer Zeit gemachten übereinstimmt. Der grösste Durchmesser des ovalen Eies war unge- fähr 14%, An der Stelle, an welcher der Embryo innen anlag, war die Menge der Zotien geringer, als an den übrigen. Nach dem Aufschneiden des Chorion, erschien der sehr schöne Embryo vom Amnion, dessen Reste man bei € Fig. 1. sieht, eingehüllt. Er lag an dieser Stelle auf dem Bauche, so dass man sogleich die hintere und mittlere Gehirnblase vor sich hatte. Neben ihm die Nabelblase 2 gross. Die Rückenmarkshöhle war durch die Rückenplatten schon geschlossen, aber, wie man sich durch Zerren mit einer Nadel leicht überzeugen konnte, noch sehr wenig fest. Die flüssige Gehirnmasse in der dritten Gehirnblase war durch- sichtig, wie Gelee, die in der zweiten und ersten weiss. Das kleine Gehirn war angelegt. Der Nackenhöcker zeigte sich stark hervorragend. Der gestreckte Fötus maass 7”, von seinem hinteren Ende ging der Nabelstrang aus, der etwa 13“ lang war und in die Innenfläche des Chorion sich einsenkte. An der Einsenkungs- stelle war das Chorion gewulstet, aber eine gesonderte Allan- tois-Blase war nicht zu erkennen. — Auf dem Nabelstrang verliefen Gefässe und an der Einsenkungsstelle gingen ? in das Chorion und vertheilten sich in demselben durch mehrere Ramificationen. Neben dem Nabelstrang kam der Stiel der Nabelblase E zum Vorschein. Diese war fast ganz rund, mit heller Flüs- sigkeit gefüllt, und von einer weissen Membran gebildet, hing an einem langen Sfiele, der unmittelbar mit dem Darmkanale communicirte (s. u.). Gefässe waren auf der Nabelblase zu bemerken, sie waren jedoch äusserst blass und nicht in der Anzahl, wie sie von v. Baer (Siebold’s Journ. f. Geburts- hülfe, Bd. XIV. Tab. Ill. Fig. 5.) dargestellt sind. Um den Fötus herum lagen noch zahlreiche kleine Fäden, welche neben einer dicklichen Flüssigkeit zwischen Chorion und Amnion sich fanden. 9 Auf den Rücken gelegt, wie in Fig. 2., bemerkt man die grosse Mundöffnung, oder, nach v. Baer, den oberen Eingang in den Darmkanal, bereits schon mit Anlage von Zunge und des gespaltenen Unterkiefers, in Fig. 2. mit weissen Punkten angedeulet; in Fig. 3. und 4. ist h die Zunge, i eine Hälfte des Unterkiefers. Die beiden Nasenöffnungen g,g stehen weit noch ausein- ander. Die Platten (des serösen Blattes), welche von beiden Seiten her das Gesicht bilden, sind noch nicht zusammenge- wachsen. Der Oberkiefer fehlt noch. Auch die Augen sind noch weit von einander getrennt. Die Chorioidea hat, wie gewöhnlich, eine schmale Unterbre- ehung nach innen und unten (s. Fig. 4. H). Hinter dem Halse erscheinen erst das grosse Herz, mit Vorkammer I und Kammer m, beide rothgefärbt, die erstere dunkler, als die zweite (Fig.2.). An der Kammer unterschei- det man von aussen 2 Abtheilungen, aus der rechten allein scheint die Aorta zu entspringen. Nach v. Baer nimmt hin- gegen, wie man am aufgeschnittenen Ventrikel bemerke, die Aorta ihren Ursprung aus beiden Hälften. Da ich die Kam- mer nicht geöffnet habe, konnte ich mich davon nicht über- zeugen. — Die Vorkammer zeigt aufgeschnitten in der Mitte einen Vorsprung, neben welchem die beiden Sinus zu erken- nen sind. Also eine Vorkammer und zwei Olıren. Nach hin- ten gegen die Leber hin kommunieirt die Vorkammer mit der starken Vena cava inferior. Die Aorta (s. Fig. 1.) spaltet sich bald, nachdem sie aus dem Herzen herausgekommen ist, in zwei Aeste, ei- nen stärkeren Kopfast und einen schwächeren queren, gegen die Wirbelsäule hingehenden. Der erstere vertheilt sich vor- züglich um das Auge und in den Gehirnblasen, giebt auch ei- nen Zweig an die hintere Wand der Mundhöhle (dieser ist in der Abbildung nicht dargestellt). Der zweite spaltet sich in A kleinere Aeste und geht dann zu einem stärkeren Stamme jederseits vereinigt auf den Wolflischen Körpern herab und 10 sendet seinen Endzweig auf den Nabelstrang. — Alle diese Aesie sah man prächtig rolh an dem frischen Fölus. Hinter (d. h. nach dem Schwanzende zu) dem Herzen lag die Leber, welche 3‘ breit und %“ lang (von vorn nach hinten) gleichfalls eine rothe Farbe zeigte (s. Fig. 1. 2., Fig. 3. 4. 0.). Sie deckte den Magen vollständig. Die Leber hängt eng mit dem über ihr liegenden Magen zusammen. Nichts- destoweniger konnte ich mich an diesem Präparate, das ich freilich nieht mit Hülfe des Mikroskopes untersucht habe, nicht davon überzeugen, dass die Leber als Ausstülpung des Darms, resp. Magens zu betrachten sei, vielmehr möchte ich sie als entstanden ansehen durch eine eigene Blastemmasse, die sich auf dem Darme anlegt. Den Anfang des Darmkanals macht die weite Mund- öffnung. Doch muss ich gestehen, dass ich mich nicht davon überzeugen konnte, ob diese Oeffnung mit der Darmhöhlung kommunieirl, ja es schien mir vielmehr, als ob der Darm oben geschlossen gewesen wäre, und dass sich der Theil, wel- cher später zum Rachen mit dem Unterkiefer wurde, noch nicht in Verbindung mit dem Darm stände, sondern nur an denselben sich anlegt. — Hinter dem Unterkiefer ist der Darm etwas erweitert, hier läuft der Querast der Aorta über ihn hinweg. Hinter dieser Erweiterung kommt eine schmälere Stelle, welche als Oesophagus anzusehen sein möchte. An diesem engeren Darmstücke hängt ein winziges Höckerchen, welches nach unten kaum merklich gespalten ist, die Lunge p. Die Spaltung ist so unbedeutend, dass es mir Mühe kostete, sie nach vielfach wiederholten Untersuchungen zu erkennen. — Ich glaube ferner, eine Luftröhre schon an der Lunge ange- deutet zu sehen, doch bin ich darüber nicht zur Gewissheit gekommen. Ob die Lunge aus der Speiseröhre ausgestülpt ist, oder ob sie aus einer besonderen Blastemmasse besteht, welches sich auf diesem Darmtheil anlegt, kann ich, da ich den Fötus nicht mikroskopisch untersuchte, auch die Lunge nicht öffnen E37 11 wollte, nicht entscheiden. Wenn ich aber danach urtheilen darf, was mir nach der Anschauung mit blossen Augen oder der Loupe walırscheinlich vorkam, so möchte ich die Lunge wohl als eine Ausstülpung betrachten. Das hintere Ende der Lunge slösst auf das obere des Magens q. Er steht ganz aufrecht. Der Pylorus liegt hinten, die grosse Curvatur sieht nach der Wirbelsäule, die kleine nach der Leber hin, die Cardia ist in dieser Lage von der Lunge bedeckt. Ausser der Leber lag schon als Andeutung des Paucreas am hinteren Magenende ein Höckerchen auf, wel- ches mir als eine Ausstülpung vorkam. Ich halte es für das Pancreas. Die Länge des Magens beträgt ungefähr 3. Hinter dem Magen läuft der Darm ganz grade unge- fähr %' abwärts, zuerst noch ein wenig von der Leber, dann bloss von der äusseren Haut bedeckt, sodann geht er in den Nabelstrang über. An dieser Stelle findet sich wieder ein kleines Fortsätzchen, das ich für das Coecum halte, wobei je- doch zu bemerken ist, dass es dann höher liegt, als da, wo der Dünndarm in den Dickdarm übergeht. Nach seinem Uebergange in den Nabelstrang schwillt der Darm an einer Stelle etwas an und bald dahinter verengt er sich sehr’ bedeutend und verläuft in das sehr feine Fädcehen, das zuletzt die Nabelblase an sich trägt. Es ist mithin der unmittelbare Uebergang der Nabelblase in den Dünndarm deut- lich sichtbar (s. Fig. 3. und 4.). An der Stelle, wo der Stiel des Nabelbläschens aus dem Nabelstrange heraustritt, sieht man einen anderen Faden rück- wärls gehen. Aus der Beobachtung des bebrütelen Hühner- eies, so wie auch aus den Beobachtungen menschlicher Em- bryonen von diesem Alter, namentlich den Beobachtungen von Meckel, Müller u. A. weiss man, dass der durch den Na- belstrang rückkehrende Darm der Enddarm ist, dass also das Verhältnis so ist, dass der Dünndarm ein Knie gewissermaas- sen macht und aus der Spitze des Knies der Stiel des Nabel- bläschens hervorkemmt, und dann ununterbrochen in den _ x 12 Dickdarm übergeht. Nun sehe ich zwar auch einen rückge- henden Faden und sehe ihn auch’am Darm hängen, aber ich kann mich nicht davon überzeugen, dass er ununterbrochen mit diesem zusammenhängt, vielmehr scheint er mir mit dem Nabelstrange verbunden zu sein. Er geht übrigens rückwärts gegen den Wolffischen Körper hin. Der Darmkanal (das Schleimblatt) war übrigens an der Stelle, welche den künftigen Dünndarm ausmacht, noch nicht vollständig geschlossen, sondern es war noch eine enge Rinne zurückgeblieben. Die beiden Wolffischen Körper (v,v), von aussen begrenzt von dem serösen Blatte, an dem die Extremitäten (F,G) hin- gen, von innen zum Theil geschieden von dem dazwischen liegenden Darme beginnen neben der Speiseröhre und enden nahe den hinteren Extremitäten. Reichlich mit Gefässen ver- sehen, münden sie zuletzt durch einen Ausführungsgang (w) in den Nabelstrang. Hinter diesem Ausführungsgange gegen die Wirbelsäule zu, vor dem Schwanzende des Fötlus, liegt noch ein gelbliches Körperchen, welches eng mit dem Wolfli- schen Körper verbunden scheint, vielleicht die erste Andeu- tung der Nieren (x). Endlich war noch nach innen vom Wolffischen Körper, da, wo beide an einander slossen, ein sehr winziges Körperchen (Fig. 4. y), das ich als das erste Rudiment des Geschlechtstheiles betrachten möchte. Die Haut deckt bereils den ganzen Körper. Sie ist da, wo sie die Hülle der Eingeweide ausmacht, sehr fein, und es schien mir, als ob zwischen ihr und den Eingeweiden Flüs- sigkeit enthalten wäre. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Der frische Embryo liegt ohne weitere Präparation in seinem Chorion auf der Seite. Das Amnion ist zerrissen. Reste da- von bei €. Natürliche Grösse. Fig. 2. Der Embryo liest auf dem Rücken. Die bedeckende Haut ist weggenommen, Natürliche Grösse. 13 Fig. 3. und 4. Der Einbryo liegt auf der Seite, Die linke Le- berhälfte (0) ist zurückgelegt, auch das linke seröse Blatt, an dem die Extremitäten (Fig. 4. F,6) hängen, zurückgeschlagen. Der Nabel- Strang (D) ist aulgeschnitten, der Darm (s) herausgelegt, — Fig. 3. natürliche Grüsse. Fig. 4. ist, 23 Mal vergrössert, 4. Stelle, an der das Ei am Uterus angewachsen war. Sie ist durch Blutcoagula braun gefärbt. borion mit den baumförmigen Zolten. ©. Reste des Amnion. D. Nabelstrang. Au seiner Einsenkungsstelle ins Chorion schön rolhe Gelässe. E. Nabelblase, F. Obere, @. untere Extremität. @G. Auge, an der untern inneren Seile eine Lücke. g. Nase. A. Zunge. i. Unterkiefer. k. Herz. 1. Vorkammer, m, Herzkammer. o. Leber. p. Lunge. g, Magen. r. Panereas (2). 5,5. Dünndarm. 1. Coecum (. u. Uebergang des Dünndarms in den Stiel der Nabelblase. w. Rücklaufender Darın. v,v. Wolffischer Körper. x. Ausführungsgang !), x, Körper, welcher hinter dem Wolffischen Körper liegt (Nieren?). y. Körper, welcher vor resp. zwischen denselben liegt (Geschlechtstheil?). 1) Der Ausführungsgang ist in der Abbildung Fig, 4. ein wenig zu weit oben, um den rückkehrenden Darm zu sehen, Einige Bemerkungen über den Duetus vitelli intestinalis bei Vögeln. Von Juuıus Buner zu Bonn. Hierzu Tafel 11. Fig. 5. und 6. Naehdem vor der Geburt des jungen Vogels der noch übrig gebliebene Rest des Dottersacks in die Bauchhöhle hineinge- schlüpft ist, verschwindet er bei vielen Vögeln vollständig nach einiger Zeit. Bei anderen hingegen scheint ganz constant ein Rudiment davon in einer Art von Divertikel während des ganzen Lebens zurückzubleiben. Beobachtungen über diesen Gegenstand von Steno, Needham, Macartney, Pallas, Meckel, Rudolphi, Tiedemann, R. Wagner, Carus, Owen, Stannius u. A. haben gezeigt, dass vornehmlich Sumpf- und Wasservögel beständig ein solches Divertikel un- gefähr in der Mitte des Darmkanals haben. So wird es z. B. bei der Gans fast constant gefunden, es hat meistens 1” Länge und kommt in der Regel ungestielt vor. — Nach den sehr zahlreichen Beobachtungen von Wagner (Abh. der math. phys. Klasse der k. Akad. der Wissensch. München 1837. Bd. Il. p. 286.) fand sich dieses Diverlikel bei den Singvö- 15 geln, die er untersuchen konnte (wozu auch Corvus glan- darius gehörte), so wie bei den Tauben und mehreren an- dern Vögelklassen nicht. Auch am Darm des Strausses sah er es nicht, Ich habe neulich einen fast ausgewachsenen, 11” langen Eichelheher (Corvus glandarius) untersucht und fand in einer Entfernung von 10” 8“ vom Pylorus, in der Mitte des Dar- mes, ein solches Divertikel. Dieses Divertikel war ein % brei- tes, ınit gelber (Dolter-) Masse gefülltes Bläschen, welches an einem ziemlich langen Stiele hing (Fig. 5.). Dieser Stiel ent- sprang mit mehreren feinen Fäden auf der Oberfläche des Darms, die sich nicht bis zu der Innenfläche desselben er- sireckten. Später untersuchfe ich noch in dieser Beziehung den Darmkanal von 11 Tauben, von welchen 10 vier bis sechs Wochen alt waren, eine davon jedoch schon über % Jahr. Unter den ersteren fand ich bei dreien ganz dasselbe Diverti- kel an einem feinen Faden, bei den 7 andern und der alten Taube konute ich Nichts davon entdecken. Ein feiner Faden selzte den Anfangstheil des Diverlikelstieles mit einem Zweige der Vena portarum in Verbindung. Eine Höhlung konnte ich ia den Faden nicht auffinden. Sein Sitz war gleichfalls un- gefähr in der Mille des Darmes. Ich führe diese beiden Beobachtungen an, weil sie Vögel betreffen, bei denen gewöhnlich kein Divertikel vorkommt, wenn sie schon eine geraume Zeit ausgekrochen sind. Carus (Erläuterungstaf. Heft 4. Tab. VI. Fig. 13.) hat ein solehes mit entarteler Dottersubstanz gefülltes, an einem kleinen Stiele hangendes Bläschen bei ihea grisea abgebildet. Auch Stannius (vergl. Anat. p. 302.) beobachtete bei dem- selben, bereits ausgewachsenen Thiere diesen Sack und er- wähnt die gleiche Beobachtung von Owen bei Apterix. — Vergl. auch Wagner, Physiol. p. 84. Es scheint somit, als ob diese Hemmungsbildung bei 16 Thieren noch häufiger sei, als man bisher annahm, und na- mentlich die Form, in welcher der Doltersackrest an einem Stiele hängt. f Ex Erklärung der Abbildungen Fig. 5. Ein Stück Darmkanal von Corvus glandarius mit dem Dottersackreste. Fig. 6. Dasselbe von der Haustaube. N. Anatomische Untersuchung eines Hypospadiaeus. Von Professor TueırE in Bern. Hierzu Tafel II. Ich beobachtete diesen Fall an einem Manne von 41 Jahren, einem Gerber, der an Pneumonie verstorben war und der Anatomie übergeben wurde. Ob derselbe verheirathet gewe- sen ist, vermochte ich nicht zu ermitteln. Die Ruthe des auf dem Rücken liegenden Mannes zeigt beim ersten Anblicke nichts Normwidriges.. Am Rücken misst sie im herabhängen- den Zustande von der Wurzel bis zur Eichelspitze 25 P. Zoll; ihre Cireumferenz beträgt 14 Linien. Die genannte Länge mindert sich übrigens auf 1 Z. 7% Linien, wenn die Ruthe einfach gehoben wird, so dass sie mit der Axe des Körpers einen rechten Winkel bildet. Die Eichel ist von der Vorhaut eniblösst: ihre Länge von der Mitie der Eichelkrone bis zur Spitze beträgt 11 Linien, ihre grösste Breite 14 Linien. Die Vorhaut hinter der Eichelkrone lässt sich in eine 7 Linien hohe Falte ausziehen. An der Eichelspitze ist kein Orificium urethrae zu sehen. An der Unterfläche der Eichel, wo das Vorhautbändcehen an- sitzen sollte, findet sich ein fast 5 Linien langer Längsspalt, der in der Mitte fast 2 Linien tief ist. Zu beiden Seiten des- selben ragt die Eichelmasse hügelförmig hervor. Es berühren Müller’'s Archiv. 1817. 2 15 sich die Wände dieses Spaltes, und nur nach der Eichelspitze zu entsteht zwischen ihnen eine seichle Vertiefung. Die Rän- der des Längsspaltes haben die nämliche runzlige Beschafleu- heit, wie die Oberfläche der schlaffen Eichel; sonst wird der- selbe aber von einer glalten weisslichen Schleimhaut ausge- kleidel. Dieser Längsspalt ist nichts Anderes, als die nach unlen ollene Fossa navicularis. Die Vorhaut zieht sich, nie- driger werdend, hinler der Eichelkrone herab, ohne die Fossa navieularis zu erreichen; sie endigt rechlerseils 5 Linien, lin- kerseits 6 Linien von der lelzleren. An der Wurzel der Rulhe, uud zwar 16 Linien hinter der Eichelspitze, findet sich eine in die llarnröhre führende Oeflnung, deren unterer Rand halbmondförmig ausgeschnilten ist. Diese Oeflnung, welche in ähnlichen Fällen oftmals ziem- lich eng gefunden wurde, geslaltele, die geschlossene Spilze der gewöhnlichen Pincelte bis zu einer ziemlichen Tiefe ein- zuführen. Vom hinteren Ende des der Fossa navieularis enl- sprechenden Spaltes aus selzt sich in der Mittellinie eine schwache Erhabenheit von 1# Linie Breite nach hinten zur Harnröhrenmündung fort. Die Haut dieses Kammes zeigt die nämliche dunkle Färbung und Runzelung, wie die Umgebung; es verläuft aber eine feine, mehr farblose und glatte Purche über seine Mitte. Beim Anspannen der Haut dieses Kammes in querer Richtung erscheinen in der Mittellinie 4 hinter ein- ander liegende Grübchen, welche zu kurzen, gegen die Ru- Ihenwurzel verlaufenden Kanälen führen: zwei davon liegen gleich hinter der Eichel, zwei vor der Harnröhrenmündung. Ein fünftes Grübehen liegt linkerseits, % Linie von der Mitte; ein sechstes rechlerseils, 1% Linien von der Mitte. Die Ka- näle des ersten und sechsten Grübehens dringen 1 Linie tief nach hinten. Diese Grübehen sind Lacunae Morgagni in der Wandung der ungeschlossenen Urethra; ihres Vorkommens ge- schieht auch in ähnlichen Fällen von Hypospadie Erwähnung, z. B. bei Morgagni, De sedibus et causis morborum, Epist. 46. 8.9. 19 Das Scerotum hängt als ein 4 Zoll langer Beulel zwischen Ruthe und Damm herab; es hat eine deutliche mittlere Raphe, ist aber etwas schwach behaart, zumal auf der vordern Seite; die weisslichen Höckerchen, welche durch hervorragende Talg- Jrüschen bewirkt werden, sind überall deutlich. Die Raphe beginnt erst 1 Zoll unterhalb der Harnröhrenmündung, und oberhalb der Raphe hat die Haut des Scerotums ein solches Aussehen, als wäre sie früher excoriirt gewesen. Die Behaa- rung des Schamberges ist” übrigens ganz normal, und auch die Barthaare sind gehörig entwickelt. Dieser charakteristi- schen männlichen Haarentwickelung entspricht dann auch, wie ich mich weiterhin noch im Besondern überzeugle, ein grosser männlich gebildeter Kellkopf. Das Serotum umschliesst 2 Hoden von normaler Grösse (21 L.) und Consistenz. Nebenhode und Saamenslrang sind normal; ersterer ist jedoch nur schwach entwickelt. Die Vasa deferenlia liegen am Blasengrunde zwischen 2 gewöhnlich ge- formien Saamenbläschen, und treffen auf eine normal gestaltete Prostata von 14 L. Länge, 16 L. Breite und 84 L. Dicke. Die Pars membranacea urelhrae driugt in einen normalen Bul- bus urelhrae ein. Letzterer wird vom Bulbocavernosus um- hüllt. Die Ischiocavernosi sind ganz normal beschaffen. Nachdem igh die Theile von den Knochen abgetrennt halte, zeigte die herabhängende Ruthe, von der Vereinigungs- stelle der Corpora cavernosa penis au bis zur Spitze der Ei. ehel, eine Länge von 4 Z. 10 L. Ich sehritt nun zur Injektion der herausgenommenen Ge- schlechtstheile. Zunächst selzte ich die Kanüle in den Schen- kel eines Ruthenzellkörpers ein, und es füllten sich beide Corpora cavernosa penis auf’s Vollständigste. Die Eichel blieb nalürlich leer. Dureli diese Anfüllung der Corpora cavernosa bekam die Ruthe an der Wurzel einen (uerdurchmesser von 19 L. und eine Dicke von 14% L. Weiter vorn, 4 Zoll hin- ter der Eichel, beirug der Querdurchmesser noch 15% Linien. Die Vorhautfalte, welche vorher hinter der Eichel lag, war 2% 20 vollständig verschwunden, um die sich vergrössernde Ruthe zu bedecken. Auffallend war es nun aber, dass die ausge- dehnte Rulhe keinen gerade verlaufenden Schaft bildete, son- dern vorn rechtwinkelig nach unten umgebogen war. Dass diese Umbiegung nicht in einer ungenügenden Injektion, son- dern in der Organisation der Theile begründet war, davon überzeugte ich mich sogleich durch tastende Untersuchung der Stelle und durch das vergebliche Bemühen, den vordern um- gebogenen Theil der Rulhe in die“ gerade Riehtung mit dem hintern zu bringen. Hierdurch erklärt sich aber auch der Umstand, dessen ich vorhin gedachte, dass das Glied anschei- nend kürzer wurde, als ich es hob und rechtwinkelig zur Axe des Körpers stellte. Es liegt die Umbiegungsstelle an der Unterfläche der Ruthe 7 Linien hinter dem Rande der Eichel, und die Umbiegung der Corpora cavernosa erfolgt hier ganz plötzlich und rechtwinkelig, wovon man sich beim Zufühlen überzeugt. Für das Auge wird diese plölzliche Umbiegung freilich verdeckt; denn jener mittlere schwache Kamm, wel- eher an der Unterfläche der erschlaflten Rulhe hinter der Eichel bemerklich war, springt jetzt als eine elwa 3 Linien hohe, etwas gespannte Falte vor. Zu beiden Seiten dieser mittleren Falle finden sich noch kleine Nebenfalten, welche von den hügeligen Hervorragungen der Eichel gegen ‚die Harnröhren- mündung verlaufen, ohne dieselbe zu erreichen, und von de- nen die rechle etwas höher ist. Am Rücken der Rulhe be- ginnt jene Umbiegung etwa 12 Linien hinter der Eichelkrone, und zwar bogenförmig. — In Folge dieser Umbiegung ist nun die Ruthe sehr verkürzt. Ein Faden, der von der Wurzel aus über den Rücken weg bis zur Eichelspitze geführt wird, misst 4 Z. 3 L.; die wirkliche Prominenz der Ruthe beträgt aber nur 22.3 L. Das relative Lagenverhällniss zwischen der Eichel und der Iarnröhrenmündung hat durch die Anfüllung der Ruthen- zellkörper kaum eine Veränderung erfahren. Die geradlinige 21 Eulfernang von der Eichelspitze bis zur Harnröhrenmündung beträgt jetzt 15 Linien. Ich versuchte jetzt, das Corpus cavernosum urelhrae nebst der Eichel mit Injeklionsmasse zu füllen, und selzte die Ka- nüle in den Bulbus urethrae ein. Es füllte sich aber nur der bintere Theil der Harnröhre in der Form eines Kegels, der hinten 11 Linien breit ist, nach vorn sich schnell verjüngt und 11 Linien hinter der Harnröhrenmündung aufhört; in die Eichel drang keine Wachsmasse. Nach dieser Injektion hatte die Rulbenwurzel vom Rücken zur Unterfläche eine Dicke von 19 Linien erlangt; sie war jelzt eben so dick als breit. Ich suchte hierauf die Anfüllung der Eichel von der Vena dorsalis aus zu erlangen. Dabei füllte sich die Eichel gut; sie erlangle eine Länge von 145 Linien und eine Breite von 15% Linien. Die Fossa navieularis zeigte jetzt 3 Linien Tiefe, und die Wandungen des Spalles lagen jelzt noch enger an einander, namentlich an der Oberfläche. Die Wachsmasse drang nun aber auch von der Eichel aus an der Unterfläche der Rulhe nach hinten bis zu dein bereits gefüllten Theile des Corpus eavernosum urellrae. So war es erwiesen, dass sich der Harnröhrenzellkörper ohne Unterbrechung vom Bulbus urethrae bis zur Eichel fortsetzte. Während nun aber der Harnröhrenzellkörper, so weit er sich vom Bulbus urelhrae aus gefüllt halte, einen einfachen mittleren Strang bildet, wel- eher bis 11 Linien hinter der Harnröhrenmündung reicht, so selzt er sich von bier aus als ein rechter und linker Strang nach vorn fort, zwischen denen eine miltlere Furche verläuft, worin sich die Harnröhre öffnet, Die grösste Breite der bei- den Stränge zusammen beträgt 114 Linien. Schon durch ei- nen mässigen Druck lassen sie sich seillich verschieben. Es verschieben sich aber beide Stränge immer gleichzeitig, und dadurch wird es wahrscheinlich, dass sie iv der Tiefe durch eine mittlere Commissur, die aber nicht cavernös ist, zusam- mengehalten werden. Um über diesen Punkt, bei möglichster Schonung des Präparates, ins Klare zu kommen, durchschnitt 22 ich die Haut über dem linken Strange in querer Richtung, einige Linien hinter der Harnröhrenmündung, und löste dann ein 2 Linien langes Slück aus dem linken Harnröhren- zellkörper aus. Dies geschah ohne Verletzung des rechten Stranges; denn ein dünnes faseriges Septum trennte beide Stränge in der Mittellinie von einander. An der durchschnit- tenen Stelle war der linke Harnröhrenzellkörper 6 Linien breit und 4 Linien hoch. Das dem Septum entsprechende Ende ist niedriger, als das nach aussen sehende. Die der Haut zugekehrte Fläche ist gewölbt, die andere eben. Da das Gespaltensein der Harnröhre ein Hemmungszu- stand ist, so lag der Gedanke nahe, es könne diese Hem- mung sich vielleicht auch noch weiter aufwärts erstrecken, und ich wandte mich nun zur nähern Untersuchung der Pro- stala. Ich durchschnitt der Länge nach die obere Wand der Pars prostatica urethrae. An der untern Wand der Harn- röhre zeigt sich nun der Collieulus seminalis, allein nicht in der Mitte des Längsdurchmessers der Prostata, sondern vor- derhalb dieser Drüse, im Bereiche der Pars membranacea urethrae, 15 Linien vom hintern oder obern Ende der Pro- stata entfernt. Der vom Saamenhügel ausgehende Kamm verlängert sich nach vorn bis in die Pars cavernosa urelhrae hinein, nach hinten bis in die Mitte der Prostata. Auf dem Saamenhügel befindet sich die Oeflnung des Utrieulus oder der Vesica prostatica, des Analogons der Gebärmutter, worauf in neuer Zeit besonders E. U. Weber die Aufmerksamkeit der Anatomen lenkte. Diese Oeflnung ist nicht weiter als ‘gewöhnlich; die dünne Sonde dringt aber durch dieselbe 14 Zoll weit nach hinten. Um mich davon zu überzeugen, ob die Sonde in eine natürliche Höhlung, in die erweiterte Vesica prostatica eindrang, schnitt ich vom Saamenhügel aus die obere Wandung derselben einige Linien weit nach hin- ten ein, und ich sah nun eine mit kleinen Wärzchen be- setzte auskleidende Schleimhaut. Uebrigens war keinerlei bemerkbare Flüssigkeit darin enthalten. Um mir über die 23 Dicke und die Gesammtlorm der vorn aufgeschnittenen Ve- sica prostatica Gewissheit zu verschaffen, füllte ich jetzt den hintern Theil mit Wachsmasse aus, und dieser erschien da- durch als eine rundliche Blase von 4 Linien Durchmesser. Die Vesica prostatica ist also hier eine nach hinten birnför- mig erweiterte, 15 Zoll lange, bis 4 Linien dieke Blase, welche aber, mit Ausnahme ihres vordern Endes, nicht in- nerhalb der Prostata, sondern unter oder hinter dieser Drüse liegt. Nur ihre obere Seite ist mit der Unterlläche der Pro- stata verwachsen. Ihr hinteres, abgerundetes und blindes Ende befindet sich zwischen den beiden Vasa deferentia. — Uebrigens liegt hinten auf der Vesica prostatica, zwischen dieser und der Prostata, ein länglich-rundlicher, drüsiger Körper, der 5 Linien lang, 4 Linien breit und 2 Linien diek ist. Derselbe schien mir in keiner Continuität mit der Masse der Prostata gestanden zu haben; doch könnte ein solcher Zusammenhang auch wohl durch die vorgängigen Präpara- tionen gelöst worden sein. Unterm Mikroskop zeigl dieser Körper ein Aggregat von Zellen oder Bläschen, die weit deutlicher in ihm zu erkennen sind, als in der eigentlichen Prostata. Ich halte diesen Körper, der genau auf der Vesica prostatica aufliegt, für einen miltlern Prostalalappen. Jetzt hatte ich noch das Verhalten der Ductus ejacula- torii zur Vesica prostatica oder zum Utriculus zu ermitteln. Zu diesem Ende trieb ich Wachsmasse in den untern Theil des Vas deferens. Auf der linken Seite gelang diese Injek- tion sehr gut; es füllte sich der untere Theil des Vas defe- rens, das Saamenbläschen und der Duetus ejaculatorius, Leizterer wurde sorgfältig vom umgebenden Zellgewebe ge- reinigt, und da zeigte es sich, dass er nicht in den Utriculus mündete, sondern sich nur eng an dessen seitliche Wandung anlegte, und an der gewöhnlichen Stelle neben dem Saamen- hügel die Harnröhre durchbohrte, Er bildete einen 15 Linien langen und elwa # Linien dieken Kanal. Auf‘ der rechten Seite hatte die Injektion nicht den gewünschten Erfolg. Der 24 Ductus ejaculatorius scheint sich aber hier bei Einführtiig von Borsten auf die nämliche Weise zu verhalten. Auf einige Punkte der mitgetheilten anatomischen Un- tersuchung glaube ich im Besondern aufmerksam machen zu dürfen: 1. Einer derartigen Krümmung der Ruthe, wie sie bei dem von mir untersuchten Individuum während der Erection unzweifelhaft Statt fand, geschieht mit Bestimmtheit in kei- ner der Beobachtungen von Hypospadie, die ich einsehen konnte, Erwähnung. Einer Krümmung der Ruthe bei Hy- pospadie wird freilich häufig genug erwähnt; allein nicht einer Umknickung am Ruthenschafte selbst, sondern nur ei- ner Umbiegung der Eichel. Hierher gehört z. B. die Beob- achtung von Melchior Fribe (Miscell. curiosa med. phys. Ac. Nat. Cur. Annus 3. Obs. 98.), welche so häufig als ein Beweis für die bei Hypospadie stattfindende Ruthenkrüm- mung angeführt wird: Glans et prineipium penis paululum est incurvatum, et penis in inferiori parte perforatus. Denn an der beigefügten Abbildung sieht man, dass nur die Eichel etwas abwärts gekrümmt ist, aber nicht einmal die Unter- fläche der Ruthe überragt, Bei einem 37jährigen verheira- theten Hypospadiaeus, dessen Harnröhrenmündung 115 Lin. hinter der Eichelspitze lag, und der in der Ausübung des Beischlafs durch Nichts gehindert wurde, beobachtete auch Kopp (Kopp’s Jahrbuch der Staatsarzneikunde. Dritter Jahrgang. [1810.] S. 228— 248.) eine Abwärtsbiegung der Eichel. die in der beigefügten Abbildung deutlich angegeben ist. Kopp bemerkt dazu noch ausdrücklich, dass der von ihm beschriebene Fall mit jenem Fribe’s viele Aehnlichkeit habe. In einem von Schweickhard veröffentlichten Falle (Hufeland’s Journal, Bd. 17. Stück 1. $S. 9—52.), welcher häufig als ein Beispiel von hypospadiseher Verkrümmung des Gliedes angeführt wird, lag die Harnröhrenmündung auch an der Wurzel des Gliedes, und die Eichel des zeugungsfä- higen Individuums war „„imperforirt und wegen des stärkern ur SS; 25 Kichelbandes auch etwas nach unten reklinirend, daher sah man an der untern Fläche der Eichel einen, einem Ein- schnitte gleichenden Winkel oder eine Furche.“ Hier be- stand also ebenfalls nur eine Umbiegung der Eichel, nicht aber des Ruthenschaftes. Im Artikel Hypospadias (Diet. de Med. et de Chir. pratiques, T. 11. p. 271.) nennt Begin ausdrücklich nur die Eichel als abwärts gekrümmten Theil bei Hypospadiäen, deren Harnröhre sich in der Fossa navi- eularis oder einige Linien dahinter öffnet: Le gland reste courb&E en bas durant l’ereetion. Wenn Nicolai (Rust’s theoretisch-praktisches Handbuch der Chir. Bd. 9, S. 438.) “ von. den Hypospadiäen im Allgemeinen sagt, „die Ruthe ist in der Erection schief nach unten gebogen,“ und weiterhin hinzufügt: ,„‚krümmt sich die Ruthe leicht bei der Erection, so ist allerdings der Beischlaf beschwerlich und dieser Feh- ler zur Begattung leicht hinderlich;“* so wird man allerdings an eine Krümmung des Ruthenschaftes denken müssen. In- dessen führt Nieclai dafür keine besondern Beobachtungen an; er wird also wahrscheinlich nur die Beschreibungen von Hypospadie vor Augen gehabt haben, bei denen es sich aber, wie erwähnt, nur um Krünmung der Eichel handelt. Un- entschieden muss ich es freilich lassen, ob ein anderer von Kopp mitgetheilter Fall (Kopp’s Jahrb. der Staatsarznei- kunde. 1811. S. 362:) etwa mit meiner Beobachtung Aehn- lichkeit hatte. Kopp beobachtete ein Kind, bei welchem - die verhältnissmässig grosse Oefluung der Harnröhre an der Fe Warse) des Penis befindlich war: „‚der Penis war etwas gekrümmt, die Eichel mehr kugelförmig.“ Im gleichen Falle befinde ich mich hinsichtlich einer Mittheilung Dieffen- bach’ (Hlamb. Zeitschr. f. Med. Bd. 4. Heft 1. Mitgetheilt in Schmidt’s Jahrb. Bd. 15. S. 329.). Derselbe sah in allen ihm vorgekommenen Fällen von Hypospadie, mit Ver- krüppelung der Vorhaut, das Glied bei der Erection nach unten gebogen. Die Krümmung der Ruthe bei dem von mir beschriebe- n“ 26 nen Individuum hat nun aber in gerichtlich - medieinischer Hinsicht noch ein besonderes Interesse. Es genügt die Be- trachtung der Abbildung des injieirten, also erigirten Gliedes (Fig: 1.), um die Ueberzeugung zu gewinnen, dass dieses Individuum mit Impotentia coeundi behaftet war, wenigstens mit einer relativen. Denkt man sich die gerade Ebene des Dorsum penis nach vorn verlängert und einen Perpendikel von der Eichelspilze auf diese Ebene gefällt, so beträgt die Länge dieses Perpendikels 2 Zoll. Damit stimmt es vollständig, dass ein Faden, der von der Wurzel des eri- girten Gliedes über dessen Rücken weg zur Eichelspitze ge- führt wird, 4 Z. 3 L. misst, während die wirkliche Promi- nenz der erigirten Ruthe nur 2 Z. 3 L. beträgt. Demnach würde das erigirte Glied beim Versuche des Coitus mit einer 2 Zoll hohen und etwa 15 Linien breiten Basis einzudringen suchen, und dieser Versuch würde bei jungfräulichen oder doch nur wenig ausgedehnten Geschlechtstheilen niemals gelingen. 2. In Betreff des Harnröhrenzellkörpers verdient es zu- nächst Beachtung, dass derselbe vorn aus 2 durch ein fibrö- ses Septum geschiedenen Seitenhälften besteht, welche so- wohl hinten, als vorn in der Eichel zusammenfliessen. Huschke machte darauf aufmerksam (Soemmering's Lehre von den Eingeweiden. 1844. S. 431.), dass ursprünglich das Corpus cavernosum urethrae aus 2 getrennten Seitenhälften bestehen muss; an deren Vereinigung fand er bisweilen eine Art Scheidewand bei kleinen Kindern. Die letztere Angabe konnte Herberg (Diss. de erectione penis. Lips. 1844.) am Bulbus urethrae bestätigen. In dem von mir beschriebenen Falle ist nun der vordere Theil des Harnröhrenzellkörpers auf jener früheren Bildungsstufe stehen geblieben. Das trans- itorische Septum wurde hier permanent. Von diesem Septum ging aber die Umbiegung des Ruthenschaftes aus, da es sich bei eintretender Erection nicht, gleich dem seitlichen Schwammgewebe, ausdehnen konnte. Wenigstens fühlt man 27 dieses mittlere fibröse Septum an der injieirten Ruthe als ei- nen gespannten Strang. Ist vielleicht in andern Fällen von Hypospadie dieses mittlere Septum verschwunden und durch Schwellgewebe ersetzt, wodurch dann einer ähnlichen Um- knickung des Ruthenschaftes vorgebeugt sein würde?“ ') Dass sich das Septum nicht in die Eichel hinein fortsetzt, so weit sich dieses ohne Durchschneidung der Eichel beur- theilen lässt, das findet eine genügende Erklärung in der Entwickelungsweise der äussern Geschlechtstheile. Schon während des Bestehens des Sinus uro - genitalis, wenn an der untern Fläche der künftigen Ruthe eine Furche verläuft, entwickelt sich an der Spitze der letztern die emfache knopf- förmige Eichel. Die Theilung des Corpus cavernosum ureihrae fing übri- gens schon 11 Linien hinter der Harnröhrenmündung an. Die Urethra existirt also in dieser Strecke von 11 Linien als ein geschlossener Kanal, der aber unten nicht vom Cor- pus cavernosum urethrae, sondern nur von der Cutis um- geben ist. Mit andern Worten, in dieser Strecke von 11 Li- nien besteht zwar eine Spaltung des Corpus cavernosum, nicht aber der Urethra; diese beginnt erst weiter vorn. 3. Der eigenthümlichen abgeplatteten Form der Eichel, so dass der Breitendurchmesser vorherrschte, im schlaffen sowohl, wie im injieirten Zustande, geschieht auch in an- dern Fällen von Hypospadie Erwähnung. In der schon an- geführten Beobachtung Fribe's heisst es von der Eichel: 1) Aus dem mitgetheilten anatomischen Verhältniss 'ergiebt sich das rationelle ehirurgische Verfahren bei ähnlichen Fällen von hypo- spadischer Ruthenkrümmung. Vor allem muss das mittlere Sep- um zwischen den beiden Hälften des Harnröhrenzellkörpers an eini- gen Punkten quer durchschnitten werden. Genügt dies nicht, so werden noch 1 oder 2 quere Durchschneidungen des untern Umfangs der Kuthenzellkörper an der Umbiegungsstelle vorgenommen, um dem Gliede eine grade Richtung zu ertheilen, worin es durch geeigneten Verband bis zu erfolgter Vernarbung erhalten werden muss. 28 In superiori parte glans non subrotunda et turbinata, ut in aliis viris, sed lata et paululum depressa. Von dem 37jäh- rigen Hypospadiaeus giebt Kopp ausdrücklich an: „die Ei- chel ist breit, platter als im normalen Zustande;“ die bei- gefügte Abbildung bestätigt, diese Angabe. Von dem kind- lichen Hypospadiaeus bemerkt Kopp, die Eichel sei mehr kugellörmig gevvesen. 4. Das Vorkommen des grossen Utriculus in und unter der Prostata bietet einen erwünschten Anhaltspunkt zur Er- klärung mancher Fälle von angeblichem Hermaphroditismus. Hierbei kommt aber zunächst in Betracht, wie sich die Mün- dungen der Ductus ejaculatorii zum Utriculus verhalten. Darin stimmen nun die Angaben der Anatomen überein, dass regelmässig die Oeffnungen der Duetus ejaculatorii zu bei- den Seiten des Saamenhügels sich befinden und ganz vom Utriculus getrennt sind. Cruveilhier kennt nur diese An- ordnung. E.H. Weber (Hildebrand’s Anatom. Bd. 4. S.399.) giebt an, dass die Duetus ejaculatorii manchmal mit einer einzigen Oeffnung ausmünden. Ist unter dieser Oefl- nung jene des Utriculus gemeint, so würden nach Weber die Ductus ejaeulatorii bisweilen in den Utriculus münden. Ein solches Vorkommen vermuthet auch M. J. Weber (Handb. d. Anat. Bd. 2. S. 570.). Krause hebt es nur aus- drücklich als Regel hervor, dass sich zwei seitliche Oeflnun- gen am Saamenhügel finden, ohne jedoch andere Endigungs- weisen im Besondern zu nennen. Huschke (Soemmerring's Lehre von den Eingeweiden, S. 409.) führt an, dass schon Morgagni den Utriculus kannte und abbildete, und dass derselbe in einem Falle beim Drucke auf das Saamenbläschen den Samen aus dem Utrieulus austreten sah, und in einem andern Falle die Einmündung des einen Ductus ejaculatorius in den Utrieulus beobachtete. Diese Angaben Morgagni’s findet Huschke aus dem Grunde nicht unvwvahrscheinlich, weil bei manchen Säugethieren, denen die Saamenbläschen 4 29 fehlen, die Ductus ejaculatorii wirklich in den Utrieulus münden, z. B. beim Hasen. Dass nun eine derartige An- ordnung ausnahmsweise auch beim Menschen vorkommt, das wird auf unzweifelhafte Weise durch eine Beobachtung Hyrtl’s dargethan (Oesterr. mediein. Wochenschrift. 1841. S. 1057—61.). Hyrtl sah bei einem 26jährigen, kräftig ge- bauten Individuum die Vasa deferentia, nachdem sie sich “merklich erweitert ‚hatten, in einen unpaarigen, symmetrisch in der Axe des Beckens liegenden, elliptischen Behälter mün- den, welcher längs des Blasengrundes zur Prostata verlief und durch einen zugespitzten Kanal am höchsten Punkte des Schnepfenkopfes ausmündete. Der dünnwandige Behälter hatte 1 Zoll Länge auf 7 Linien Breite. Uebrigens fehlten in diesem Falle die Saamenbläschen. Der unpaarige Behälter in Hyrtl’s Beobachtung ist ge- wiss nichts anders, als der grosse Utrieulus in meiner Beob- achtung; nur mündeten dort die Duetus ejaculatorii in den Utrieulus, hier öffnen sie sich der Regel nach neben dem Utrieulas. Das Vorkommen eines so grossen Utrieulus kann aber nur als ein Stehenbleiben auf einer frühern Bildungs- stufe angesehen werden. Denn wenn auch die Ansich- ten der Embryologen über das ursprüngliche Verhalten der. Vasa deferenlia an ihrer Einmündung in den Sinus urogeni- talis noch differiren, so wird doch wenigsteus allgemein an- genommen, dass zu einer gewissen Zeit zwischen den Mün- dungen der beiden Saamenleiter eine kegelförmige Ausstül- pung besteht, die sieh allmählig zur kleinen Vesica prostatica redueirt, wie sie beim Erwachsenen vorzukommen pflegt. Ein soleher vergrösserter Utrieulus wurde in manchen Fällen von Hypospadie als Scheide oder Uterus angesehen. Huschke (a. a.0.) macht schon mit Recht darauf aufmerk- sam, dass bei dem bekannten, von Ackermann beschriebe- nen Falle von Hypospadie (Infantis androgyni historia. Je- nae 1505.) der angebliche Uterus eystoides nichts Anderes 30 ist, als die vergrösserte Vesica prostatica. An seiner Mün- dung befanden sich zwei feine Oeffnungen von den in den Uteruswandungen verlaufenden Vasa deferentia. Hierher ge- hört aber auch die interessante Beobachtung von Hypospa- die, welche in Kopp’s Jahrb. d. Staatsarzneikunde. 1817. S. 134 — 155. mitgetheilt ist. Der Fall wurde vom Medici- nalrath Schneider in Fulda beobachtet; das Präparat wurde aber dann von Soemmerring dem Vater untersucht und be- schrieben, und Soemmerring der Sohn erläuterte den Fall durch % Tafeln. Die Person, obwohl ohne Brüste, dagegen aber mit einem stattlichen Barte und mit einer groben männ- liehen Stimme ausgerüstet, verheirathete sich an einen Mann; die Ehe wurde aber wegen Impotentia coeundi bald getrennt. Ohne die weibliche Kleidung abzulegen, erreichte die Person ein Alter von 74 Jahren. Schneider fand an dem Leich- name den obern Theil des Körpers durchaus männlich ge- bildet, den untern mehr weiblich, namentlich das Becken. Es zeigte sich Spaltung der Harnröhre und des Scerotums. Die Hoden waren in der Bauchhöhle zurückgeblieben. Zwi- schen der Eichel und dem After befanden sich zwei über einander liegende Oeflnungen, die nach der Abbildung durch eine linienhohe Scheidewand von einander getrennt wurden. Die der Ruthe nähere Oeflnung war die Harnröhrenmündung; die darunter liegende, 2 Zoll vom After entfernte, führte in einen engen Kanal, in welchen eine Federspule nicht ein- dringen konnte. Am Eingange in diesen Kanal glaubte Schneider „‚eine Art Carunceulae mıyrliformes in geringer Andeutung“ zu finden. Bei der innern Untersuchung zeigte dieser Kanal 14 Zoll Länge; er hatte im aufgeblasenen Zu- stande kaum die Dicke eines kleinen Fingers, und er lag zwischen Harnblase und Mastdarm, doch mehr nach ersterer zu. Soemmerring öflnete diesen Theil auf der dem Mast- darme zugekehrten Wand, und erkannte ihn „als einen Al- veus communis, in welchen sich die Vesieulae seminales 31 öffneten; denn bringt man durch ein Röhrchen Quecksilber in die ziemlich natürlich gebauten Duclus deferentes, so sieht man es theils in die Vesieulas seminales gelangen, aber an der angeschnittenen Stelle ausrinnen, theils in diesen Alveus gerathen.““ Weiterhin wird dieser Alveus communis das Analogon der Prostata genannt; eines andern, als Prostata zu deutenden Theils geschieht sonst nirgends Erwähnung, und auch in der Abbildung ist keine besondere Prostata an- gegeben. — Die Beziehung dieses Alveus communis, d.h. des Utrieulus, zu den Mündungen der Ductus deferentes, ist nun aber in den weiterhin folgenden Anmerkungen Soem- merring’s und in den Abbildungen aul eine andere, wahr- scheinlich wohl richtige Weise dargestellt. In der ersten Abbildung sind an der Stelle, wo Schneider Carunculae myrliformes zu sehen glaubte, von Aussen 2 Sonden einge- führt, welche in den „„Mündungen der Ductuum deferentium und Vesieularum seminalium‘“ stecken. Auf der zweiten Tafel ist der aufgeschnittene Utrieulus abgebildet, zugleich aber auch anf dessen rechter und linker Seite „ein vom Ductus deferens und vom Saamenbläschen gebildetes, längs der Wand des Schläuchleins sich herab erstreckendes Ka- nälchen.“ — So lässt sich dieser Fall ganz mit dem von mir beobachteten parallelisiren. Denkt man sich nämlich in meiner Beobachtung die Spaltung der Harnröhre nach hinten, bis über den Collieulus seminalis hinaus verlängert, so wird sich nach oben die Oeffnung der Urethra, nach unten die Oellnung des Utriculus befinden müssen, und zu beiden Sei- ten der letztern werden die Ductus ejaculatorii ausmünden. Oder sollte in Soemmerring’s Fall etwa die Ausmündung der Duetus ejaculatorii gleichzeitig in den Utrieulus und ne- ben der Mündung des letztern Statt gefunden haben? Das Präparat ist in Soemmerring’s Besitz geblieben, und dürfte sich also wohl gegenwärtig in Giessen befinden, Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Der vollständig injieirte und gekrümmte Penis, in des- sen Harnrühre eine Sonde eingeführt ist, von der Seite, Fig. 2. Derselbe von der untern Fläche angesehen. 1. Längs- spalt, welcher der Fossa navieularis entspricht. 2. Mittlere gespannte Falte. 3,3. Die beiden seitlichen Falten. 4. Harnröhrenölfnung in der Furche zwischen 5,5. den beiden Strängen des Harnröhrenzell- körpers, welche in der Tiefe durch ein fibröses Septuim getreunt sind. 6. Einfacher mittlerer Harnröhrenzellkörper. Fig. 3. Querausgeschnittenes Stück aus dem linken Harnröhren- zellkörper. 1. Aeusserer Rand. 2. Innerer Rand desselben. Fig. 4. zeigt den vergrösserten, auf der Prostata auriiegenden Utriculus. 1. Hintere Fläche und Grund der nicht aulgeblasenen Harnblase. ** Durchschnittene Harnleiter. 2,2. Durchschnittene Vasa delerentia. 3,3. Die Saamenbläschen. 4. Prostata. 5. Ausgedehnter Ütrieulus. 6. Linker Ductus ejaculatorius, der neben dem Ütriculus, eng an ihm anliegend, nach vorn verläuft, und sich weiterhin in die Harnröhre öffnet. fi Bemerkungen über die Dotterfurchung. Von Dr. ©. Beremann. Im Anfange des Jahres 1841 erschien ein kurzer Aufsatz von mir (s. dieses Archiv 1841. S. 89 ff.), in welchem ich zeigte, wie die Dotterfurchung zur Zellenbildung führe und wie diese Zellenbildung unter einer andern Form auftrete, als die damals von Schleiden und Schwann beschriebene war. $. 98. der Abhandlung heisst es namentlich, „dass die Zerklüftung der Batrachiereier die Einleitung zur Zellen- bildung bei diesem Dotter ist.“ ') — Wie dies zu verstehen 1) Mit wenig veränderten Worten kam Bischoff (Eotwgesch, des Kanincheneies. 1842. S. 79.) zu demselben Resultate: der Thei- lungsprozess des Dotters ist ein Vorgang sui generis, der, wie die Folge lehrt, eine Einleitung zur Bildung wahrer Zellen zu sein scheint. — Beiläufig erkläre ich hier meine Missbilligung der Art von Kritik, welche Bischoff dort an mir übt. Was soll z. B. eine solche Bemerkung, wie S. 73.: „Auch hätte ihn (Reichert), wie Bergmann, der Gedanke wenigstens berühren müssen, was denn aus dem Keimbläschen geworden ist“ — u. 8. w., das kommt dem Kritiker nicht zu. Wenn meine Beobachtungen mich hierüber nieht belehrten, so hatte ich nichts zu sagen; ob der Gedanke wich berührt hat oder nicht, geht den Leser nichts an. Die Beobachtungen beweisen, was sie sollen und sind der Wissenschaft förderlich gewe- Möller's Archiv 1847. 3 34 sei, erläutert der Aufsatz übrigens dahin, dass die ersten Furchungsklumpen offenbar keine Membranen besitzen, somit nicht ohne Zwang Zellen genannt werden könnten, dass bei etwas weiter fortgeschrittener Zerspaltung die entstandenen mittelgrossen Klumpen einen, jedoch zweifelhaften, Anschein umhüllender Membranen darbieten, dass aber bei noch wei- ter ausgebildeter Zerklüftung die Klümpchen endlich ganz deutliche, mit Membranen umhüllte Zellen mit einem Inhalte von Dotter und einem hellen Körperchen sind. Woher die hellen Körperchen kommen, welche ich nach einigem Fortschritte der Spaltung in den Klümpehen ent- deckte, liess ich unentschieden. Ich hätte die Beobachtungen nicht sobald vervollständigen können und es schien mir wich- tig, durch die ermittelten Thatsachen recht bald vor über- mässiger Generalisirung desjenigen Zellenbildungssehema zu warnen, welches viele Physiologen damals, hingerissen durch Schwann’s grosse Entdeckung, für das einzig mögliche hielten. *) Dass ich dieses Bedürfniss richtig beurtheilt hatte, wies sich bald aus durch Einwendungen, welche, allem Augenscheine zum Trotz, dennoch sich nicht von jenem Schema losreissen wollten. Ueber diese hellen Körperchen schien sich nun eine Auf- klärung aus Vogt’s Arbeit über die Entwickelung des Aly- tes obstetricans (1842) zu ergeben. Die Keimflecke sollten jene hellen Körper sein und die Rolle der Kerne spielen. sen. Ueberdem sind die Batrachiereier wenig geeignet, über diese Frage Aufschluss zu geben. Davon will ich nicht einmal Gebrauch machen, dass das Resultat, welches ich nach Bischoff’s Meinung endlich hätte finden können, wahrscheinlich nieht richtig ist, worüber oben nachzusehen. 1) Dies trifft die Pflanzenphysiologen nicht mit, welche den Stand der Sache besser kannten und seitdem durch Nägeli noch mehr kennen gelernt haben, dessen Untersuchungen zeigen, wie aus- gedehnt die von ırir bei den Batrachiereiern beobachtete Zellenbil- dungsweise ist. Mohl konnte ich schon damals anführen. 33 Aus Bagge's Dissertation, welche damals erschien, glaubte ich eine Bestätigung dieser Ansicht entnehmen zu können, obwohl Bagge durchaus nicht die von ihm abgebildeten Zellenkerne für Produkte des Keimfleckes hielt. Auch Bi- schoff theilte und stützte diese Ansicht. Später ist sie aber von andern Seiten sehr in Zweifel gezogen worden. Auch v. Siebold erklärte mir mündlich, dass meine Vermuthung irrig gewesen, und dass diese Zellenkerne, welche Bagge abgebildet, nicht vom Keimflecke herrühren könnten. In Bezug auf meine Wahrnehmung, den Uebergang der Spaltung in Zellenbildung betreffend, verhielt sich Vogt zweifelnd oder negativ. Er sagt, dass bei Alytes die Fur- chungen, nur einen Theil des Dotters ergreifend, auch von dieser Seite nur bis zu einer geringen Tiefe eindringen und, indem keine der äussern Dotteroberfläche parallelen Spaltun- gen auftreten, überhaupt die Furchenbildung hier keine Bil- dung abgesonderter Klümpchen bedinge. Man sieht nach Vogt, dass die scheinbaren Klümpehen bei genauerer Be- trachtung „nach Innen ohne Begrenzung in die Dottermasse übergehen‘ (a. a. ©. S. 9.). Ferner wollte Vogt gefunden haben, dass gleichzeitig mit dieser oberflächlichen Furchung die Dotterhaut sich in die Furchen hineinfalte, die einzelnen, dureh die Furchung entstandenen Hügel auch an ihren ein- ander zugewandten Flächen bekleidend. Eine ähnliche Er- scheinung finde nun vielleicht auch bei den von mir unter- suchten Eiern Statt und habe mich getäuscht, mich veran- lasst, diesen Klümpehen die Zellennatur zuzuschreiben. Dass diese Vermuthung mit dem Inhalte meines Aufsatzes sich nicht wohl reimt, fällt in die Augen, besonders da ich so bestimmt erklärt hatte, dass die ersten gröbern Spaltungs- produkte oder Klumpen keine Membran besitzen. Aus- serdem aber würde ich eine solche Täuschung, wie sie mir hier zugemuthet wird, durchaus für unmöglich halten, und hielt sie wirklich dafür, bis ich sah, dass dieselbe eben Vogt selbst begegnet war: die Hineinfaltungen der Dotterhaut exi- . g# 36 stiren auch bei Alytes, nicht! (S. Kölliker’s Entwickelungs- geschichte der Cephalopoden, S. 7. Anmerk., nach einer ei- genen Erklärung von Vogt.) Man muss wohl annehmen, dass besondere Umstände diese Täuschung bei Alytes er- leichtern. Das von mir angegebene Verhältniss der Furchung zur Zellenbildung stellt Vogt auch S. 10. noch wieder in Ab- rede in den Worten: „„dass die Furchung bei Alytes der Zellenbildung vorausgehe und beendigt sei, wenn diese beginne“ — und gleich darauf: ,‚Sobald die Furchungen beendigt sind, und der Dotter wieder glatt geworden, scheint er einer kurzen Ruhe zu geniessen‘ u. s. w. Da die Fur- chungen für Vogt nichts waren, als eine Erscheinung der Oberfläche, ein Hügeligwerden, keine Bildung abgesonderter Klümpchen, so konnte kein Zusammenhang mit der Zellen- bildung Stait finden. Das Verhältniss von V ogt’s Leistungen bei der Sache war also: dass der von mir gegebene Aufschluss ihm verlo- ren ging; dass die Furchung ihm ein so unbegriffenes Phä- nomen blieb, als sie es früher gewesen; dass er meine Be- obachtungen auf eine wunderliche Weise aus einem Irrthume erklären wollte; dass er über die Entstehung der Zellenkerne einen wahrscheinlich irrigen Aufschluss darbot; das einzige Sichere, was er gab, war die Angabe über die Bildung der Zellen: dass die Zellenmembran gleich bei ihrem Entstehen einen Raum zwischen sich und dem Kerne lasse, welcher Raum mit Dottersubstanz gefüllt sei (a. a. ©. S. 10—11.). Hierin stimmt er mit mir überein und steht in gleichem Gegensatze wie ich gegen das Zellenbildungsschema von Schleiden. Bei einer solchen Sachlage musste es mich wohl über- raschen, in den Comptes rendus der franz. Akademie 1846. Juin 22. in einem Berichte von Milne-Edwards über eine neue Arbeit von Vogt folgende Stelle zu finden: „Les phy- siologistes sont partages d’opinion quant ä la nature de ce 37 phenomene‘“ (du fraetionnement du vilellus): „suivant les uns, ce fractionnement dependrait de la transformation du vitellus en cellules ou sacs membraneux dont le nombre s’aceroitrait rapidement et dont le volume diminuerait en rai- son inverse de cette multiplication; suivant d’autres, ce ne serait que l’elet d'un mode particulier du groupement des mol&cules de la matiere grenue de l'oeuf: les spheres secon- daires ou tertiaires r&sulteraient seulement de l’agregation de cette matiere autour d’un nombre sans cesse croissant de centres ou’foyers de condensation, et ce ne serait qw’& une periode plus avancee du travail genesique que les petites masses, ainsi formees se revetiraient d’une membrane pour constituer de v£eritables utrieules ou cellules. La premiere de ces theories, soutenue par Schwann, Barry, Reichert et plusieurs autres physiologistes, avait deja ete attaquee par M. Vogt dans son travail sur le developpement du Cra- paud accoucheur, publie en 1842, et l’erplication que cet observateur donna alors du fractionnement du vitellus a ei adoptee par la plupart des embryologistes et notam- ment par M. Bischoff, M. Kölliker et M. Coste. Les recherehes dont nous avons & rendre compte fournissent de nouveaux argumens en faveur de la these que soutient M. Vogt, et montrent en effet que ......... c’est la matiere organique granuleuse qui s’agglomere d’abord .....; que ces mässes ne sont primitivement limilces par aucune mem brane et peuvent, dtant dans cet tat, se multiplier par di- vision‘ ete. ') Auf eine so slark ausgesprochene Unwahrheit, wie sie in dem angezogenen Berichte enthalten ist, muss nachdrück- lich hingewiesen werden. Das ist eine unabweisbare mora- lische Forderung, der ich mich in diesem Falle, als der Nächstbetheiligte, nicht entziehen kann, da, so viel ich weiss, 1) Derselbe Bericht ist im Institut zu finden und von da aus auch io Froriep’s Notizen übergegangen. 38 von Vogt selbst, dem es wohl noch näher gelegen hätte, keine Berichtigung erfolgt ist. Es handelt sich hier nicht um eine blosse Priorität, dass Vogt die Autorschaft einer Ansicht zugeschrieben wird, welche wesentlich übereinstimmt mit derjenigen, die von mir zwei Jahre früher der Redaktion dieses Archivs mitgetheilt war :) und über ein Jahr früher erschien, als Vogt nur seine Untersuchungen angestellt hatte, sondern es wird diese Autorschaft Vogt zugeschrieben, wiewohl derselbe, mit meiner Arbeit und Ansicht bekannt, letztere nicht einmal hatte bestätigen können. Vielleicht darf man den Schluss ziehen, dass V ogt jetzt die Anwendbarkeit meiner Angaben auch auf Alytes einge- sehen. Jedenfalls freut es mich, dass dieselbe sich hier aber- mals bei einem Weichthiere bestätigt. Dass aber nicht in allen Dottern die Zellenbildung so vor sich gehe, haben namentlich Kölliker und Rathke längst erwiesen. Gelegentlich will ich hier bemerken, dass ich im Früh- jahre 1845 auch im Keime des aus dem Oviducte genomme- nen Vogeleies Zellentheilung oder Dotterspaltung gesehen habe. Welcher von beiden Namen hier passender ist, kann ich für den Augenblick hier nicht entscheiden. Die Beob- achtungen waren überhaupt zu abgerissen, um zu einer be- sondern Mittheilung Anlass zu geben. 1) Es versteht sich von selbst, dass die Beobachtungen, da sie 1841 vor der Brunstzeit der Frösche erschienen, schon 1840 ange- stellt worden waren, und wenn also in dem Aulsatze z. B. S. 93. steht: „am 5. April dieses Jahres,‘‘ so bezieht sich das nothwendig auf das Jahr 1840, wo ich schrieb, und nicht auf 1841, wo der Auf- satz gedruckt wurde. Das Zungenbein der Säugelhiere, mit Rücksicht auf das Stimmorgan und allgemeinen zoolo- gischen Bemerkungen. ') Von Conkap EckHARD. Hierzu Taf. IV. und V. Das Zungenbein der Säugethiere im Allgemeinen. Ziemlich vom zusammenhängenden Skelett des Menschen und der Säugethiere isolirt, und mit den Ruthen- und Herz- knochen in dieser Beziehung in eine Kategorie gehörend, liegt zwischen der Basis der Zunge und dem Stimmorgan das Zungenbein. Es ist ein Knochen (oder eine Knochen- reihe), dessen Form und Funktion Stoff zu erfolgreichen Be- trachtungen liefern können; ich sage seine Funktion, weil es offenbar nicht bloss mit der Zunge, sondern auch mit dem Stimmorgan in Beziehung steht; seine Form, weil die Diffe- renzen derselben so auffallend und bestimmt ausgeprägt sind, 1) Die nachstehende Abhandlung ist nach Präparaten des anato- mischen Museums zu Berlin entworfen, Ich kann es hierbei nicht unterlassen, Herrn Geb. Rath J. Müller meinen aufrichtigsten Dank abzustalten für die Bereitwilligkeit, mit welcher derselbe mir das nö- tlige Material des unter seiner Direktion stehenden reichhaltigen Mu- seums zu Gebote gestellt hat. 40 dass sie sich bis zu den Gattungen, ja in manchen Fällen bis zu den Arten hinab verfolgen lassen. Sie würden noch mannigfaltiger ausfallen, wenn wir in den Beobachtungen über Entwickelungsgeschichte weiter wären. Wir wissen aus der menschlichen Anatomie, dass das Os hyoideum aus dem Körper, den grossen und kleinen Hör- nern besteht. Dieselben Theile setzen auch das der Säuge- thiere zusammen, abgesehen von den Fällen, wo einzelne derselben verkümmern oder auch, wiewohl seltener, schwin- den.!) In der thierischen Anatomie hat man die Unter- scheidung der Hörner als grosse und kleine nicht passend gefunden und dafür die Ausdrücke vordere und hintere ge- wählt, ?) welche auch im Folgenden beibehalten sind, selbst bei den durch ihren aufrechten Gang dem Menschen nahe stehenden Affen, die deshalb noch am ersten die in der menschlichen Anatomie übliche Bezeichnung der Hörner ver- dienten. Im Allgemeinen lässt sich über die Form des Zun- genbeins der Säugethiere folgendes Bild entwerfen: Der Körper bildet in den meisten Fällen einen selbst- ständigen Theil, indem die Anhänge nicht mit ihm verwach- sen, sondern an demselben eingelenkt ?®) sind; weniger häufig ist die andere Bildung, wo Körper und hintere Hörner einen festen zusammenhängenden Bogen mit einander bilden. Zwi- schen beide möchte ich einen dritten Fall stellen, bei wel- chem nur zwei hintere Hörner zu existiren scheinen, die 1) Vergi. Simia Troglodytes, Semnopithecus Entellus, Ratten. 2) Die hintern nennt Cuvier häufig cornes thyroides, die vor- dern ce. styloides. Siehe: Legons d’anatumie comparee de George Cuvier, recueillöes et publiöes par G. L. Duvernoy, seconde &di- tion. Tom. IV. premiere partie. Paris 1835. p. 464. 3) Hier und überall, wo ich von Einlenkung der Hörner rede, ist dieser Ausdruck nicht streng zu nehmen, sondern nur darunter zu verstehen, Jass die betreffenden Theile des Zungeubeins nicht mit einander verwachsen sind. 4 sich au ähren vordern Enden mit einander verbinden und so ebenfalls einen festen Bogen bilden, jedoch mit dem Unter- schiede, dass sich zwischen diesen Theilen kein Körper be- findet. Hierher gehören vielleicht nur allein die eigentlichen Fledermäuse. Wenn ein Körper vorhanden ist (mag er von den hintern Hörnern getrennt oder mit denselben verwach- sen sein), so ist er in manchen Ordnungen auffallend ent- wickelt; bald in der Weise, dass er einen ziemlich grossen und auf seiner innern Fläche ausgehöhlten (Affen), bald auf die Art, dass er einen breiten, platten Knochen ohne Spur einer Höhle darstellt (Cetaceen). In andern Ordnungen ist er nur von mittelmässiger Grösse, indem er einen vor dem Schildknorpel quer liegenden, bald stärkern, bald sch wä- chern Knochen bildet (Carnivora), der in einigen Grup- pen eine nach unten (ein grosser Theil der Nager) oder nach vorn (einige Pachydermen und Wiederkäuer) ge- richtete Spitze trägt. Als ein länglich runder, beinahe rau- tenförmiger Knochen erscheint er bei den Marsupialien. Die hintern Hörner fehlen wohl nie, mit Ausnahme der Mäuse und Merionen, und zeigen durch alle Ordnun- gen hindurch die meiste Beständigkeit, während Körper und vordere Hörner auffallenden Abänderungen unterworfen sind. Sie sind stets mit dem Schildknorpel verbunden, doch nicht immer auf dieselbe Weise; denn bei vielen geht von den Seiten des Schildknorpels ein Fortsatz von diesem aus, der sich mehr oder weniger fest mit dem hintern Ende des Hor- nes verbindet, während bei andern eine solche Verbindung nicht existirt und dadurch ersetzt wird, dass der Körper und die hintern Hörner durch festes Bindegewebe an den vordern und seitlichen Rand des Schildknorpels angeheftet sind. Ueber ihre Verbindung mit dem Körper habe ich mich schon oben ausgesprochen. Die wenigen andern Verschie- denheiten, welche sie zeigen, beziehen sich auf ihre relative Länge und Breite oder einige andere unwesentlichere Merk- 42 male, worauf wir bei den einzelnen Ordnungen und Gatiun- gen näher zu sprechen kommen werden. Die vordern Hörner zeigen ihre Differenzen in der Anzahl, Richtung, Einlenkung mit dem Körper und der Form der einzelnen Glieder. Bald fehlen sie ganz und gar, bald sind sie durch kleine Höcker des Körpers ersetzt, bald deut- lich ein-, zwei- oder dreigliedrig. Eine höhere Gliederanzahl ist nicht beobachtet, wenn man nicht einige seltene, abnorme Gliederungen des verknöcherten Bandes, das die vordern Hörner an den Schädel anheftet, hierher rechnen will. Sie sind entweder durch ein mehr oder weniger langes Band an den Schädel meist hinter der Bulla ossea angeheftet, oder es stösst ihr letztes Glied unmittelbar an jenen und verbin- det sich mit ihm mittelst Knorpelmasse. In diesem Falle hat man das letzte Glied vorzugsweise den Griffelknochen genannt. Ich werde mich dieses Ausdrucks nicht bedienen. woraus man es sich zu erklären hat, wenn die von mir an- gegebene Zahl der Glieder bisweilen von der anderer Beob- achter (namentlich von Meckel) abweichen sollte. Was die Richtung betrifft, in welcher die vordern Hörner von dem Körper abgehen, so’ ist zu bemerken, dass sie entweder ohne alle Auszeichnung, schief nach den Seiten hin abgehen, oder es ist das erste Glied nach vorn gerichtet, während die folgenden von ihm schief nach hinten und oben abgehen. Andere Eigenthümlichkeiten finden wir bei Betrachtung des Zungenbeins der einzelnen Ordnungen. Zungenbein der Affen. Die Anatomen haben bei ihren verschiedenen Arbeiten über das Zungenbein der Säugethiere diese Ordnung mehr als irgend eine andere berücksichtigt, so dass, wenn man alle bis jetzt bekannt gewordenen Untersuchungen zusam- menfasst, man eine ziemlich vollständige Beschreibung der Form des Zungenbeins bei den verschiedenen Gattungen geben kann, Ich-habe die meisten Gattungen selbst zu un- 43 tersuchen Gelegenheit gehabt, nur Hylobates, Tarsius, Liechanotus und Colobus standen mir nicht zu Gebote. Von diesen ist durch Cuvier das Zungenbein von Hyloba- tes bekannt geworden, so dass noch Tarsius, Lichanotus und Colobus als nicht untersuchte übrig bleiben. Am meisten hat die Entwickelung des Körpers ) davon getragen, wenn man Lemar und Microcebus ausnimmt, zu welchen beiden Gattungen Otolienus, Stenops und Hapale, als einen mässig breiten Körper habend, einen gu- ten Uebergang bilden. In keiner Ordnung tritt er wieder so eigenthümlich gebildet auf; nur die Nagergattung Coe- logenys, deren Zungenbein ganz von dem bei den Na- gern herrschenden Typus abweicht, erinnert auffallend an die Affen. Betrachtet man das Zungenbein irgend einer beliebigen Aflengattung, bei welcher der Körper auf Kosten seiner An- hänge entwickelt ist (Cerecopithecus, Cynocephalus, Pithecia etc.), so bemerkt- man, wie an demselben we- sentlich zwei Theile unterschieden werden können: ein meist schmaler, welcher sich über den vordern Theil der Cartilago thyreoidea herlegt (ich nenne ihn im Folgendem, der Kürze halber, Margo thyreoideus) (Fig. 1. a), und ein auf dem vordern Ende des vorigen senkrecht stehender (Fig. 1. b) (ich nenne ihn Margo lingualis). An der Stelle, wo letzte- rer aufhört und ersterer beginnt, findet sich bisweilen ?) nach aussen eine quere Leiste oder ein nach unten gerichte- ter Höcker. Auf der innern Fläche des Zungenbeinkörpers findet sich eine bedeutende Aushöhlung, die beim Menschen sehr flach ist und bei den meisten der folgenden Ordnungen fast nie wieder oder nur sehr unvollkommen angetroffen wird, Am Margo thyreoideus lassen sich in den meisten Fällen ganz deutlich zwei Seitenwände und eine Dorsalseite 1) Ouvier, |. c. p. 465. 2) Siehe Nyetipithecus. 44 unterscheiden; jene sind dünner als diese, welche in der Regel einen deutlichen Kiel und nur in einem Falle zwei derselben zeigt‘). Die Höhle auf der innern Fläche des Körpers dient in vielen Fällen zur Aufnahme eines membra- nösen Sacks, der mit dem Stimmorgan in Verbindung steht. Ihn kannten Cuvier ?), L. Wolf°) und Brandt :), be- schrieben ihn aber theils nicht genauer, theils erkannten sie nicht, dass er ‚auf Systematik angewendet werden könne. Das Wesentliche darüber ist Folgendes: In der Epiglottis findet sich ein wenig über den Stimmbändern bei den wei- ter unten näher zu bezeichnenden Gattungen eine rundliche Oeffnung (Fig. 2. 0), die in einen häutigen Sack führt, der zwischen dem Körper des Zungenbeins und dem vordern Rande der Cartilago ihyreoidea liegt (Fig. 1.5). Er ist rund herum um die in dem Kehldeckel befindliche Oeffnung und ausserdem mittelst zarten Gewebes an die innere Höhle des Zungenbeins angeheftet. Vom Winkel, welchen die hintern Hörner mit dem Margo thyreoideus bilden, scheint in eini- gen Fällen ein Band zu entspringen (Fig. 1. r), sich an der Seite der Blase herabzuerstrecken und allmählig in deren Substanz zu verlieren, Das Ossifiziren dieses membranösen Sacks, welches Duvernoy ') an zwei Exemplaren dersel- ben Gattung gesehen haben will, habe ich nicht beobachtet. In der Regel geht die Entwiekelung dieses Sacks (saceus membranaceus Wolf, sac hyo-thyreoidien Cuv.) parallel mit der der seitlichen, in welche man durch die Ventrieuli laryngis gelangt; doch giebt es auch Fälle, wo bei bedeu- tender Entwickelung. der letztern er dennoch nicht vorhan- 1) Siehe Semnopitheeus Entellus. 2) I. e. Bd. IV. 1. p. 465. 3) Dissertatio analomica de organo vocis mammalium, p. 2. 4) Observationes analomicae de mammalium quorundam praeser- tim quadrumanorum, vocis instrumento, p. 9. 11. 5) Cuvier, ]. c. Tom. IV. p. 466, in der Note 1. 45 den ist (Simia Troglodytes und Satyrus). Ein Fehlen der seitlichen bei Entwickelung des Saceus hyo-thyreoideus ist mir nicht bekannt geworden, obgleich jene bisweilen in ihrer Ausbildung etwas zurücktreten. In andern Fällen hat das Zungenbein ganz dieselbe Be- schaffenheit, aber es fehlt ganz und gar der membranöse Sack. Dann ist die Höhle auf der innern Fläche durch Bin- degewebe ausgefüllt, welches die Epiglotlis daselbst auheftet, oder es biegt sich auch wohl diese selbst ein wenig in die Höhle ein. Auffallend ist's, dass alle diejenigen Gattungen, bei denen die Aushöhlung des Zungenbeinkörpers zur Auf- nahme eines Saccus membranaceus dient, der Margo thy- reoideus hyoidei schmal, hingegen bei allen denen, welchen dieser Sack fehlt, derselbe breit ist; nur Semmnopitheeus, als einen Saccus hyo-thyreoideus bei breitem Margo thyreoideus habend. macht davon eine Ausnahme. Abweichend von diesen beiden Bildungen des Körpers ist die, welche sich bei Otolienus, Stenops und Hapale findet. Hier ist der Körper nicht mehr von der Beschaffen- heit, dass sich an ihm ein wie oben beschriebener Margo thyreoideus und M. lingualis unterscheiden lässt; doch im- mer noch durch seine Ausdehnung in der Richtung von vorn nach hinten breit genug, um es zu bestätigen, dass bei den Allen vorzugsweise der Körper entwickelt sei. Hieran schliesst sich endlich der kleine der Lemuren und Mierocebi, wor- auf ich weiter unten näher zu sprechen kommen werde. Was die hintern Hörner anlangt, so ist allen die Ein- lenkung mit dem Körper gemein, nicht bei einer einzigen Gattung sind sie mit demselben zu einem festen Bogen ver- wachsen '); ebenso ist stets eine Verbindung mit einem eig- nen Fortsatz des Schildknorpels klar. In manchen Gattun- gen ist der Winkel, welcher durch den Margo thyreoideus 1) Ein Zweifel ist mir in dieser Beziehung bei Microcebus ge- blieben, 46 und die hintern Hörner gebildet wird, am Grunde durch dünne Knorpelmasse ausgefüllt, was diesen einen festern Zusammenhang mit jenem verleiht (Cebus). Nach Cu- vier !) sollen die hintern Hörner länger sein, wenn ein Sac hyo-thyreoidien vorhanden ist. Ich finde dies nicht durch- greifend bestätigt; auch will es mir nicht scheinen, dass ein bloss membranöser, bald ausgedehnter, bald schlaffer Sack einen so grossen Raum zwischen dem Körper des Zungen- beins und dem Schildknorpel einnehme, dass seinetwillen die hintern Hörner länger sein müssten, da, wenn er aufge- trieben werden soll, die Einlenkung der hintern Hörner mit dem Körper schon genügt, den letztern vom Schildknor- pel so weit zu entfernen, als es der aufgetriebene Zustand der Blase erfordert. Die vordern Hörner zeigen einige Verschiedenheiten mehr gänzlich fehlend bei Simia Troglodytes und Semnopi- thecus Entellus, treten sie rudimentär eingliedrig bei Ha- pale, Pithecia, Macacus etc. auf, werden deutlicher ein- gliedrig bei Cebus, Semnopithecus ($S. Entellus ausge- nommen) und erreichen durch die zweigliedrigen bei Oto- lienus und Stenops die höchste Gliederanzahl in den drei- gliedrigen der Lemuren. Berücksichtigt man die im vorigen besprochenen Ver- hältnisse des Körpers, seine Beziehung zum Stimmorgan, die Differenzen der vordern und hintern Hörner; so lässt sich folgendes Schema über die Aflengattungen entwerfen, das natürlich nicht eine systematische Anordnung der Gattungen, sondern nur eine Uebersicht der verschiedenen Formen des Zungenbeins bezweckt. ’ A. Körper des Zungenbeins, mit dem Stimmorgan in Verbindung stehend: 1) Körper des Zungenbeins tirommelförmig — Mycetes; 2) Körper zwar mit grosser Höhle auf seiner innern Fläche 1) 1. c. pag. 466. 47 zur Aufnahme eines membranösen Sacks, aber ohne zu einer Trommel entwickelt zu sein, a) ohne hintere Hörner: Hylobates? b) mit denselben: Inuus, Cercopithecus, Semno- R pitheeus, Cynocephalus, Macacus. B. Körper des Zungenbeins nicht mit dem Stimmorgan in Verbindung stehend: 1) mit Höhle auf der innern Fläche des Körpers, a) ohne Cornua styloidea: Troglodytes, b) mit solchen: Pithecia, Ateles, Cebus, Calli- thrix, Nyetipithecus, Pithecus Satyrus; 2) ohne Höhle, a) mit breitem Körper: «) Cornua styloidea zweigliedrig: Otolienus, Stenops, BP) - rate eingliedrig: Hapale; b) mit schmalem: a) Cornua styloidea zweigliedrig: Mierocebus, Bi 0=- - - dreigliedrig: Lemur. Ich gehe nun zur Beschreibung des Zungenbeins bei den einzelnen Gattungen über. Da ich nicht alle Species einer jeden Gattung untersuchen konnte, werde ich stets die bei- fügen, welche mir zu Gebote standen. Nach ihnen sind im- mer die Charaktere der Gattung angegeben worden. Wenn diese daher auch noch mangelhaft ausgefallen sind und bei weitern Untersuchungen sich Aenderungen der Gattungscha- raktere ergeben sollten; so werden sie doch niemals bedeu- tend sein, da die Artdifferenzen selten sehr erheblich sind. 1. Myeetes (ursinus). Stentor Geoflr. Alouatte ourson der Franzosen. Von dieser Gattung ist das Zungen- bein zu bekannt, als dass es einer nochmaligen Beschreibung bedürfte. Ueber seine Beziehung zum Stimmorgan vergl. Müller '). 1) 3. Müller. Die Compensation, Taf. III. Fig. 25. und 27., und die Erklärung dazu auf pag. 49 und 50. 48 2. Hylobates, Illig. Gibbon. Ich habe dieses Genus nicht selbst untersuchen können und gebe daher der Voll- ständigkeit wegen die Beschreibung von Cuvier!): „Dans les gibbons, le corps de l’hyoide s’eloigne dejä de la forme qu'il a dans Ihomme, en ce que cet os a plus de dimension dans le sens transversal, qu'il est plus &troit d’avant en ar- riere et plus arque. — Son bord posterieur est divise par une &chanerure mitoyenne en deux larges apophyses qui agrandissent les extremites de l’are pour larticulation des cornes, il presente meme une fente qui p@netre dans la ca- vite du corps et qui a sans doute des rapports avec le sac hyo-thyroidien. Les cornes anterieures ont un premier os long et gröle, puis un os styloide comme les autres singes. Les posterieures manquent dans le sujet que nous avons sous les yeux.‘* 3. Inuus (sylvanus). Der Margo Ihyreoideus schmal, an seiner Spitze eine kaum bemerkbare Ausrandung zeigend; Margo lingualis wenig entwickelt, die hintern Hörner von Länge des Margo thyreoideus, die vordern ein wenig kürzer und schwach. 4. Cercopitheeus (aethiops, Sabaea, Mona). Les Guenons fr. Der Margo thyroideus scheint stets kür- zer zu sein, wie bei Inuus, wenigstens fand ich bei C, aethiops die Cornua thyreoidea um % länger, als den Margo thyreoideus. Auch zeigt dieser an der Spitze eine stärkere Ausrandung, die ich am tiefsten bei C. Sabaea fand. Die Gliederanzahl der vordern Hörner war bei C. aethiops und Mona 1, bei Sabaea 2. 5. Semnopithecus (Entellus). Der Margo thy- reoideus breit und zwei Kiele zeigend. Zwischen beiden und zur Seite eines jeden eine seichte Vertiefung. Vordere Hörner fehlen. Ich habe schon oben erwähnt, dass trotz 1) I. e. Tom. IV. p. 469. 49 der Breite des Margo Ihyreoideus ein Saceus hyo-thyreoi- deus existirt, 6. Cynocephalus (Sphinx, Sphingiola, Mai- mon). Die Cornua thyreoidea sind besonders stark ent- wickelt und ein wenig gebogen; die C. styloidea bei ©. Sphinx und Maimon ein wenig, bei ©. Sphingiola aber viel kürzer als jene. Der Margo ihyreoideus an der Spitze ausgerandet, am deutlichsten bei €. Maimon. Die seitlichen Säcke von keiner übergrossen Entwickelung. 7. Macacus (Cynomolgus). Margo thyreoideus an der Spitze ausgerandet; hintere Hörner von mittlerer Grösse, die vordern auffallend klein. 8. Simia (Pitheeus) Satyrus stimmt in Gestalt sei- nes Zungenbeins mit dem des Menschen überein; die seit- lichen Säcke des Stimmorgans aber mehr als bei diesem entwickelt. 9. Troglodytes (niger). In der ersten Ausgabe von Cuvier’s Anatomie comparde werden dem Zungenbein von Simia Troglodytes zwei vordere Hörner zugeschrieben. Me- ekel fand diese an seinen Exemplaren nicht, bemerkte aber, dass der Körper in zwei Theile getheilt sei. Bei dem Exem- plare, welches ich vor mir habe, fehlen ebenfalls die vordern Hörner; der Körper, welcher auf seiner innern Fläche eine deutliche Höhle zeigt, ist nicht in zwei Theile getheilt, wie es Meckel an seinem Individuum beobachtet hat. In der von Duvernoy besorgten Ausgabe von Cuvier's Anato- mie wird nichts von diesen Verhältnissen erwähnt. 10. Ateles (arachnoides). Körper und seine Höhle, obgleich nicht mit dem Stimmorgan in Beziehung stehend, bedeutend entwickelt; der Margo thyreoideus nicht sehr lang, aber desto breiter und am Ende eine Ausrandung zeigend. Die vordern Hörner eingliedrig und nicht lang, welches sie auf den ersten Anblick zu sein scheinen, weil sie aul' einem deutlichen, dem Körper angehörigen Höcker sitzen; hintere Hörner etwas breit. Müllers Archiv. 1817, ES 50 11. Die genera Cebus (fatuellus, capucinus) und Callithrix (sciurea) haben ebenfalls einen breiten Margo thyreoideus und einen wenig ausgebildeten M. lingualis. Bei keinem Exemplar habe ich eine bedeutende Ausrandung an der Spilze von jenem gefunden. Charakteristisch für beide Gattungen ist eine dünne Knorpelmasse, welche sich in dem Winkel, der durch die hintern Hörner und den Margo thy- reoideus gebildet wird, findet. Der Unterschied im Zungen- bein beider Gattungen scheint allein darin zu bestehen, dass bei Cebus die hintern Hörner von ihrer Einlenkung an all- mählig schmäler werden, während sie bei Callithrix bis kurz vor ihrer Verbindung mit dem Schildknorpel breit bleiben, und sich dann plötzlich verschmälern. Die vordern Hörner sind bei beiden nur eingliedrig. 12. Nyetipithecus (trivirgatus). Der Körper hat einen breiten Margo thyreoideus, den ich an seiner Spitze ohne Ausrandung fand, und ist in seiner Mitte nach aussen mit einer queren, ein wenig hervorstehenden Leiste versehen, welche zwar bei andern Gatlungen auch angedeutet, hier aber ihre grösste Ausbildung erhält. Vordere Hörner klein und eingliedrig, die hintern ein wenig stärker. 13. Stenops (gracilis). Körper auf seiner äussern Fläche durch eine Querfurche in einen vordern und hintern Theil getrennt; von diesem gehen die hintern, von jenem die vordern Hörner aus; letzlere zweigliedrig. 14. Hapale (Rosalia). Körper von vorn nach hin- ten breit, in der Mitte seines vordern Randes ein nach vorn gerichteter kleiner Höcker. Die vordern Hörner bestehen nur aus einem äusserst kleinen Knöchelchen. Die hintern zeigen vor ihrer Verbindung mıt dem Schildknorpel noch einen kleinen Höcker, der zur festern Verbindung des Zungenbeins mit jenem dient. 15. Mierocebus (murinus). Zungenbein winzig klein, wie es sich von der Grösse des Thieres nicht anders er- warten lässt; dicht mit seinem hintern Rand an der Carli- 51 lago thyreoidea angewachsen. Der Körper schien mir un- mittelbar in die hintern Hörner überzugehen. Kurz vor der Verbindung der letztern mit dem Schildknorpel ein kleiner Höcker, der sich seitlich an den Schildknorpel anlegt und worin das Zungenbein dieser Gattung einige Aehnlichkeit mit dem der vorigen hat. Vordere Hörner zweigliedrig. 16. Lemur (Catta, anjoannensis) Makis fr. Körper weder dick, noch von hinten nach vorn, noch von der einen zur andern Seite von bedeutender Breite; in der Mitte seines vordern Randes ein wenig hervortretend, an der entsprechenden Stelle des hifitern eben so viel ausge- randet. Hintere Hörner anfangs etwas breit, hernach all- mählig schmäler werdend. Vordere dreigliedrig; erstes kurz und dick, das zweite an Länge und Dünne zunehmend, letz- tes am längsten und dünnsten. An dem Exemplar von Le- mur anjoannensis des Berliner Museums ist das linke vordere Horn anomalisch viergliedrig '). Aus diesen Beobachtungen ergiebt sich, dass die bisheri gen Abtheilungen der Affen auch vollständig durch ihr Zun- genbein charakterisirt sind; denn: 1) die dem Menschen am nächsten stehenden Gattungen Pithecus (Satyrus, Troglodytes) und Hylo- bates haben ein dem menschlichen Zungenbein ähn- liches; nur das der letzten Gattung (der Gibbons) weicht etwas davon ab; 2) alle übrigen Affen der‘alten Welt haben ein Zungen- bein, an welchem vorzugsweise der Körper entwickelt ist und dessen innere Höhle zur Aufnahme eines Saceus hyo-thyreoideus’ dient; 3) die Affen der neuen Welt haben ein Zungenbein, des- sen Körper ebenfalls auf Kosten der Hörner entwickelt 1) Bei keinem Schriftsteller finde ich bemerkt, dass bei L. Catta die Epiglottis sich nach unten in zwei Theile theilt, welche sich am vordern Rande der Cartilago Ihyreoidea anheften, 4* 52 ist; seine Höhle auf der innern Fläche dient aber nicht zur Aufnahme eines Saceus hyo-thyreoideus; nur My- cetes, welcher einen solchen Sack besitzt, macht davon eine Ausnahme; 4) die Lahuis haben einen breiten Zungenbeinkörper ohne Höhle auf dessen innerer Fläche, der aber ebenfalls auf Kosten der Anhänge, namentlich der vordern, ent- wickelt ist; 5) die Halbaffen haben entweder einen kleinen Körper mit entwickelten vordern Hörnern, oder einen zwar noch etwas breiten, ®&ber doch nie mit unentwickelten vordern Hörnern; so dass also die Entwickelung der letztern für diese Gruppe bezeiehnend ist. Zungenbein der Chiropteren. Bei den Chiropteren ist das Zungenbein so variabel, dass man nicht leicht einen, allen Gattungen gemeinsamen Typus erkennen kann. Der Körper ist, so weit bis jetzt die genera untersucht sind, nach einem dreifachen Plan gebaut: 1) es existirt ein kleiner Körper, der mit den hintern Hör- nern zu einem festen Bogen verwachsen ist. In eini- gen Fällen ist die Verwachsungsstelle zwischen diesen und jenem noch zu erkennen; z. B. Galeopithecus; 2) es ist ein im Vergleich zu den hintern Hörnern stark hervortretender Körper vorhanden; analog dem der meisten Affen [Cuvier )], z. B. Rhinolophus; 3) es treten zwei seitliche Theile mit ihren vordern En- den zusammen, ohne zwischen sich einen Theil zu ha- ben, den man als Körper betrachten könnte; und erin- nert diese Bildung an die Vögel. Von dieser Art ist das Zungenbein der eigentlichen Fledermäuse. Meckel?) 1) 1. e. pag. 469. 2) 1. ec. pag. 710. - 33 hat das der lefztern ebenfalls wie ich angesehen; Cu- vier aber scheint den Theil, wo sich die beiden seit- lichen Aeste verbinden (an der Verbindungsstelle wer- den beide etwas dieker, aber es ist die Trennungslinie beider deutlich zu beobachten), als Körper angesehen zu haben, da er sagt !): les cornes posterieures, composees d’un os court, forment avec le corps, deux chevrons reunis ä angle aigu. Die Entwickelungsgeschichte wird es entscheiden; es wäre wohl möglich, dass sich zwi- schen den beiden Seitentheilen ein Körper befände, der ebenfalls in zwei Theile getheilt wäre, von denen sich ein jeder mit dem betreffenden hintern Horn zu einem Theil verbände. Die vordern Hörner sind entweder ein-, zwei- oder dreigliedrig. Sämmtliche Chiropterengattungen lassen sich, mit Aus- nahme der Untergattungen von Vespertilio und Nycte- ris, deren Zungenbeine noch nicht genau bekannt sind, nach der Form der letztern so anordnen: I. Es stossen zwei seitliche Theile unter einem spitzen Winkel zusammen. Eigentliche Fledermäuse, mit Ausnahme von Rhinolophus. 1. Es ist ein vor den hintern Hörnern stark hervortreten- der Körper vorhanden. Rhinolophus. 1. Ein deutlicher Körper ist mit den hintern Hörnern zu einem gemeinsamen Bogen verwachsen: 1) Körper in seiner Mitte, mit einem Höcker nach hinten und vorn: Phyllostoma, 2) derselbe ohne diese: Galeopithecus, Pite- ropus. Gehen wir nun zur genauern Beschreibung des Zungen- beins der einzelnen Gattungen über. 1. Ueber das Zungenbein der gemeinen Fledermaus und Rhinolophus haben wir eine vollständige Beschrei- 1) 1, e. pag. 469. 54 bung von Cuvier '), auf die ich deshalb verweise. Ich will nur noch bemerken, dass ich aus der Abtheilung der eigent- ichen Fledermäuse Rhinopoma microphyllum unter- suchen konnte. Ihr Zungenbein stimmt vollkommen mit dem der gemeinen Fledermaus, indem zwei seitliche Theile, die man als hintere Hörner ansehen kann, unter einem spitzen Winkel zusammenstossen und ein jeder ungefähr in seiner Mitte einen kleinen Höcker zeigt, an welchem sich durch ein leichtes Band das lange, eingliedrige, vordere Horn, oder, da dasselbe ziemlich fest am Schädel sitzt, in diesem Falle bes- ser Os styloideum genannt, anheftet. 2. Phyllostoma. Körper von der einen zur andern Seite kurz, mit einem vordern und hintern Höcker in der Mitte des vordern und hintern Randes. Die Cornua thy- reoidea an ihrem hintern Ende fverbreitert; die C. styloidea fand ich zweigliedrig, vermuthe jedoch, dass sie dreigliedrig, wie die von Pteropus, sind, da ich das Zungenbein nicht in Verbindung mit dem Schädel hatte und das letzte Glied der vordern Hörner (Griffelknochen) bei den Chiropteren in der Regel hinter der Trommel fest an den Schädel ange- heftet ist. 3. Pteropus (Vampyrus). Körper von mittelmässiger Grösse, ohne die bei der vorigen Gattung vorkommenden Höcker; Cornua thyreoidea etwas gebogen; C. styloidea dreigliedrig (das Os styloide mitgerechnet), kein Glied in seiner Mitte verbreitert. Hiernach ist es gewiss nicht allge- mein richtig, wenn Cuvier!) sagt: „Dans les roussettes les cornes anterieures sont composees d’un petit os plat et d’un os styloide encore plus aplati, courbe en arriere. 4. Galeopithecus (variegatus). Körper klein, ohne Höcker, Cornua thyreoidea fest an den vordern Rand des Schildknorpels angewachsen, sich nicht mit einem von dem 1) 1. c. pag. 469. 2) |. c. pag. 469. 95 Cartilago thyreoidea ausgehenden Fortsatz verbindend; die Cornua styloidea waren zweigliedrig; das zweite Glied et- was nach hinten gebogen, verbreitert, sein vorderer Rand scharf. Zungenbein der Beutelthiere. Das Zungenbein und das Stimmorgan der Beutelthiere lassen ebenfalls einen allgemeinen Bildungsplan erkennen. Wenn auch derselbe in allen Gattungen und Arten nicht stets mit derselben Bestimmtheit ausgesprochen ist, so kann er doch immer leicht auf denselben zurückgeführt werden. Der Körper des Zungenbeins tritt gegen die Hörner, nament- lich die hintern, sehr zurück. Im Allgemeinen ist er ein rundlicher oder fast rautenförmiger Knochen (im letzten Falle etets die eine Spitze nach vorn, die andere nach hinten ge- richtet), von welchem nach hinten und vorn die zwei be- kannten Hörnerpaare ausgehen, die bei jeder Beutelthiergat- tung ohne Ausnahme anzutreffen sind. Wenn der Körper eine ziemlich vollkommen rautenförmige Gestalt hat, ist es interessant, zu sehen, wie die Anheftungsstellen des linken vordern und rechten hintern, und des rechten vordern und linken hintern parallel sind. Hieraus erklärt es sich auch, dass bei den meisten Gattungen die hintern Hörner an dem nach hinten gerichteten Punkte ihrer Anheftung fast zusam- menstossen oder wenigstens daselbst einander viel mehr ge- nähert sind, als am vordern (Fig. 6. h. v.). Die Cornua thyreoidea sind in der Regel stark und zeigen auf der untern Seite oft eine Leiste zum Ansatz der Muskeln und sind stets deutlich mit einem Fortsatz der Cartilago thyreoidea ver- bunden, Indess sind hier zwei Fälle zu unterscheiden. Bei der einen Gruppe, und sie umfasst die meisten genera, wird der Forsatz des Schildknorpels an seinem vordern Ende breit und umfasst als ein breiter Kuorpel das hintere Ende des Hornes halbmondförmig; doch ist in manchen Fällen das vordere breite Ende des Schildknorpelfortsatzes so innig mit 56 dem hintern Horne verwachsen, dass es schwer wird, zu entscheiden, ob diese Verbreiterung jenem oder diesem ange- hört. Die andere Gruppe, wozu die Gattungen Phascolo- mys, Phascogale, Thylacis, Hypsiprymnus und zum Theil Phalangista gehören, zeigt eine solche Bildung nicht, indem hier eine einfache Verbindung des hintern Horns und des nicht verbreiterten Fortsatzes des Schildknorpels existirt. Der Uebergang von der einen zur andern Gruppe wird durch Halmaturus vermittelt. Die Cornua styloidea sind an den beiden vordern Seiten des rundlichen oder rautenförmigen Körpers eingelenkt. Was ich oben rücksichtlich der Nähe- rung der beiden hintern Hörner erwähnte, gilt, wenn man die Anheftungspunkte wechselt, auch von ihnen. Meistens bestehen sie nur aus einem breiten Gliede, an welches sich das lange Band, behufs der Anlıeftung an den Schädel, an- setzt; bisweilen aber verknöchert dasselbe mehr oder weniger, und zeigt dann nicht selten noch eıne Gliederung, so dass bei solchen Exemplaren eine höhere Anzahl der Glieder als eins angegeben werden kann. Bisweilen, und dies ist der Fall, wenn die Form des Zungenbeinkörpers sich von der rautenförmigen Gestalt entfernt, sind die vordern Hörner an ihrem vordern Anheftungspunkte ziemlich weit von einander entfernt, was ich am deutlichsten bei Phalangista Cookii beobachtete. Abweichend von der so eben beschriebenen Bildung, die sich bei allen Säugethieren mit nur geringen Modifikationen wieder findet, ist das Zungenbein von Pha- langista vulpina, worauf ich aber erst in dem speciellen Abschnitt kommen will. Noch ist zu bemerken, dass bei sehr vielen Marsupialien sich an den Rändern der Theile des Zungenbeins, namentlich an den vordern der Cor- nua styloidea und des Körpers, eine weiche Knorpelmasse findet, worauf weder Cuvier, noch Meckel aufmerksam gemacht haben. Eine nicht minder durchgreifende Ueberein- stimmung findet sich in der Bildung des Stimmorgans. Vor- erst findet sich in allen Gattungen eine Eigenthümlichkeit in 57 Betreff der Cartilago thyreoidea und eircularis. Während nämlich bei allen andern Säugethieren dieser von jenem auf der untern Seite durch einen Raum getrennt ist, sind beide bei den Beutelthieren eng mit einander verbunden, so dass die €. eireularis nur mit ihrem hintern Rande unter der ©. ihyreoidea hervorragt, während ihr vorderer unter ihr verborgen und zum Theil mit ihr verwachsen ist. Ausser- dem besteht der Schildknorpel aus zwei seitlichen, knochi- gen Stücken, die sich allmählig, je näher sie ihrer Vereini- gung kommen, in Knorpelinasse verlieren und an der Stelle ihrer Verbindung am festesten mit der ©. eircularis verbun- den sind. Hier entwickelt sich nun in jeder Gattung ein ei- genthümlicher Anhang. Bald ist es eine vollständige Blase, deren eine Wand allmählig in die C. thyreoidea und deren andere auf dieselbe Weise in die Epiglottis übergeht, bald wird nur durch Hervortreten der C. thyreoidea an ihrer Spitze eine Art konkaven Raumes gebildet, in welche sich die Epiglottis einlegt. Ueberall ist ein derartiger Anhang zu beobachten, dessen Verschiedenheiten aber besser bei den einzelnen Gattungen beschrieben werden. Uebersicht der Gattungen. 1. Körper rundlich oder rautenförmig: 1) Fortsatz des Schildknorpels das Ende des hintern Horns halbmondförmig umfassend: Didelphis, Dasyurus, Thylacinus, Halmaturus. 2) ohne diese Bildung: Phascogale, Myrmecobius, Phalangista (zum Theil), Thylaeis, Hypsi- prymnus. I. Körper schmal: Phalangista vulpina. Beschreibung des Zungenbeins der einzelnen Gattungen. Ich beginne mit dem interessantesten Falle, nämlich mit 1. Phalangista vulpina, Der Körper bildet einen 58 vor dem Schildknorpel quer liegenden, fast cylindrischen Knochen; an seinen Enden sind die etwa ihm an Stärke gleichen Cornua thyreoidea eingelenkt, welche sich mit ei- nem nicht verbreiterten Fortsatz des Schildknorpels verbin- den. Nach vorn sind an der Einlenkungsstelle der hintern Hörner auch die vordern eingelenkt. Sie sind dünn und ge- hen allmählig in das Band über, ‚ohne Spur einer Gliederung. Was den Kehlkopf anlangt, so ist auch er, gerade wie das Zungenbein, von der oben beschriebenen allgemeinen Bildung abweichend. Die Cart. thyr. und C. cireul. sind zu einem Knorpel verschmolzen, an welchem auch auf der untern Seite nicht die geringste Spur einer Verwachsungslinie zu sehen ist. An den Seiten dieses Knorpels zeigt sich jeder- seits eine ovale Oeflnung, in welche ein Höcker der C. ary- tenoidea hineinragt. Man kann daher, weil die C. aryt. stets auf der €. circularis sitzen, den hinter den Oeffnungen befindlichen Theil als ©. cireularis ansprechen, zumal da auf der innern Fläche des Knorpels dieser Theil als solcher durch eine deutliche Verwachsungslinie abgesondert ist. An der Spitze des Schildknorpels findet sich eine Blase von dünner Knorpelmasse (Fig. 4. A. b.), deren Wände, obgleich knorplig, doch von weicherer Beschaffenheit als der Kehl- kopf sind. Aus der Epiglottis führt eine Oeflnung in die- selbe (Fig. 4. B. o.), doch ist dies nicht so zu verstehen, als befände sich diese runde Oeffnung lediglich in der Sub- stanz der Stimmritze, wie wir es oben bei den Affen be- schrieben haben. Von dieser Bildung weicht der gegenwär- tige Fall gänzlich ab. Man denke sich eine Blase, etwas ins Längliche gezogen, mit einer kleinen runden Oeffnung; denke sich die eine Hälfte des Randes der letztern an der vordern Spitze des C. thyr. angeheftet (Fig. 4. B. s.), die andere Hälfte allmählig in die Kehldeckelsubstanz übergehend (Fig. 4. B. r.), und man hat ein Bild von der Blase, ihrer Oeffnung und dem Verhältniss der letztern zur Epiglottis. Die weichknorplige Substanz dieses blasenartigen Organs ist 39 nicht etwa Folge des Alters, so dass man glauben sollte, sie sei in der Jugend membranös; denn ich hatte ausser einem ziemlich erwachsenen Thier (wornach die Zeichnung) noch ein sehr junges zur Untersuchung. Es zeigte die Blase dieselben Verhältnisse, wie ich sie beim alten gefunden, auch schon die vollkommen weichknorplige Beschaffenheit, und unterschied sich nur von jener durch ihre geringere Grösse. Eine solche Bildung, im ganzen Thierreich nicht wieder (mit Ausnahme des Perameles lagotis) vorkommend, musste natürlich auffallen und glauben lassen, dass sie bei den an- dern Phalangisten wieder zu finden sei. Aber höchst son- derbar, dass nicht nur eine solche Blase gänzlich mangelte, sondern dass auch sogar das Zungenbein nach einem ganz andern, dem bei den übrigen Marsupialien herrschenden Ty- pus gebaut war. 2. Phalangista Cookii. Der Körper des Zungen- beins hat eine mehr von der rautenförmigen Gestalt abwei- chende rundliche Form, und es sind die vordern Anheftungs- punkte der vordern Hörner ein wenig von einander entfernt. Sie verlaufen dicht am vordern Rande der breiten hintern, an welche sie durch Bandmasse angeheftet sind, und endi- gen kurz vor der Anheftung der hintern an den Kehlkopf. Wenn das Band zum Theil verknöchert, erscheinen sie et- was länger. Die Cartilago thyr. ist deutlicher, als bei Pha- langista vulpina, von €, eircularis geschieden, und die Bildung der erstern aus zwei seitlichen Knochenstücken ist so, wie ich sie im Allgemeinen beschrieben. Eine Oeffnung am Grunde der Epiglottis, die zu einer ähnlichen Blase, wie bei Phalangista vulpina führte, fehlt. Dennoch hat auch hier die Natur den Plan, welchen sie bei Bildung des Stimm- organs der Beutelthiere halte, wenn auch nur leise, ange- deutet. Es findet sich nämlich an der Spitze der Cartilago thyr. ein kleiner nach vorn gerichteter Anhang, der auf sei- ner innern Fläche eine kleine Vertiefung zeigt, an deren in- nern Rand die Epiglottis angeheftet ist. 60 3. Phascogale (minima). Das Zungenbein ist der Grösse des Thieres entsprechend, klein, aber die allgemeine oben angegebene Gestalt sehr deutlich. Die vordern Hörner bilden, wie in noch mehreren andern Gattungen, breite Blätt- chen ohne weitere Gliederung. Ph. gehört zu denjenigen Gattungen, deren hintere Hörner an ihrem Ende nicht mit einem verbreiterten Fortsatze des Schildknorpels verbun- den sind. 4. Myrmecobius (fasciatus). Bildung des Zungen- beins wie bei Phascogale minima, nur in allen Theilen schwächer, Der Anhang am Ende des Schildknorpels kaum bemerkbar. 5. Dasyurus (viverrinus, macrourus). Körper und vordere Hörner bieten ausser dem schon bekannten All- gemeinen nichts Besonderes dar; da jener eine ziemlich rau- tenförmige Gestalt hat und diese als eingliedrige, breite Blätt- chen erscheinen. An den hintern Hörnern zeigt sich der beschriebene Knorpel und wurde dies Verhältniss hier zu- erst aufgefunden. Am Ende der C. thyr. wieder der mützen- förmige Anhang; die Oeffnung zu der Höhle desselben, die mit Gewebe ausgekleidet ist, wird durch ein sehr dünnes Häutchen verschlossen (Fig. 6.). 6. Thylaeis. Nlig. Perameles Geoff. (nasuta). Das Zungenbein in Bildung der hintern Hörner dem von Phasco- gale ähnlich, in der seiner vordern aber von den meisten durch die Dünne derselben ausgezeichnet. Ich brauche in Betreff der C. thyr. nicht wieder auf den allgemeinen Typus aufmerksam zu machen. Im Grunde der Epiglottis findet sich in der Mitte eine kleine halbmondförmige Oeffnung, die aber nicht bis auf die Wandung des mützenförmigen Anhangs des Schildknorpels führt, weil die Höhlung desselben durch Ge- webe ausgefüllt ist. Die hintern Hörner kurz, nach hinten stärker werdend, an den vordern scharfen Rand dieses stär- kern 'Theils das schwache Band des kleinen vordern Horns angeheftet, so dass ich zweifelhaft bin, ob überhaupt eine 61 Verbindung mit dem Schädel existirt. Die Rpiglottis ist am obern Rande der halbmondförmigen Oeflnung in zwei Lamellen gespalten, die einen kleinen Raum zwischen sich lassen. Anmerkung. Von Perameles lagolis sagt Owen): „In the Perameles lagotis J. foand un Ihe base of Ihe tongue in front of the epiglottis a small sacculus of mucous mem- brane, which communicated by a regular symmetrical cre- scenlic aperture, situated between the body of the os hyoi- des and the thyroid cartilage, and continned down in front of Ihe Ihyroid cartilage: the surface of the cavily, was sınoolh and lubricated, and it seeimed to be for Ihe pur- pose of facilitaling a hinge - like motion between the thy- roide cartilage and Ihe body of the os hyoides.‘“ Mir stand Perameles lagotis nicht zu Gebote, um mich davon zu überzeugen, ob diese Bildung ganz mit der von Phalan- gista vulpina übereinslimme. 7. Phascolomys (Wombat). Die hintern Hörner sind sehr stark und rücksichtlich ihrer Verbindung mit dem Schildknorpel zu Phascogale und Thylacis gehörig. An den vordern Hörnern ist eine deutliche Gliederung zu be- merken; ich zählte an dem von mir untersuchten Exemplar ausser dem Band drei deutliche Glieder. Die Verhältnisse des Kehlkopfes sind wie gewöhnlich. 8. Thylaeinus (eynocephalus). Die hintern Hör- ner sind kräftig entwickelt und an ihrem Ende den breiten halbmondförmigen Knorpel zeigend; die vordern dagegen be- stehen nur aus einem verbreiterten Gliede. Am Ende des Schildknorpels wieder der bekannte Anhang, der auf seiner innern Fläche eine kleine Höhlung zeigt. In diese biegt sich die Epiglottis ein, ohne daselbst dünner zu werden. 9. Halmaturus (giganteus). Hintere Hörner stark und rücksichtlich ihrer Verbindung mit dem Schildknorpel die Mitte zwischen den beiden oben unterschiedenen Grup- 1) The Oyelopeidia of anatomy und physiology, part XXI. pag. 310, 62 pen haltend; insofern zwar eine Verbeiterung des Fortsatzes des Schildknorpels existirt, aber nicht von der Grösse und der halbmondförmigen Gestalt ist, wie in den Gattungen der ersten Gruppe. Vordere Hörner zweigliedrig., Anhang des Schildknorpels an dessen vorderer Spitze und Verhältnisse der Epiglottis, wie bei Thylacinus. 10. Hypsiprymnus (Potoro). Der kleine Körper weicht hier mehr von der rautenförmigen Gestalt ab und nimmt eine mehr rundliche Form an. Die nach vorn ge- richtete Spitze des rautenförmigen Körpers ist hier durch die vordern Hörner in der Weise ersetzt, dass sie nur mit dem hintern Ende ihrer Einlenkung an den Körper angelegt sind, während sie mit dem vordern vor demselben zusam- menstossen und so, ein wenig nach vorn verläugert, eine Spitze bilden. Sie sind zweigliedrig, das zweite indess sehr bandartig (s. Fig. 5.). Anmerk. 1. Seitliche Veutrikel fehlen durchgehends bei den Beu- telthieren und es scheinen die verschiedenen Beziehungen, in denen die Epiglottis zu der mützenförmigen Anhang des Schildknorpels steht, ein Aequivalent dafür zu sein. Fasse ich die letztern noch einmal zusammen, so sind diese: a) Am Ende des Schildknorpels entwickelt sich eine voll- ständige Blase, mit einer am Grunde der Epiglottis sich befindenden Oeffnung, in deren oberen Rand jene allmählig übergeht: Phalangista vulpina. Perameles lagotis? b) Es findet sich nur eine Andeutung dersellien in einem kleinen, auf seiner innern Fläche ausgehöhlten Anhang an der vordern Spitze des Schildknorpels. In diesen Falle besteht die Epiglotlis aus zwei, mehr oder weniger dieht an einander liegenden Lamellen; die eine derselben ist knorplig und geht allmählig in den An- hang des Schildknorpels über, die andere dagegen ist häu- tig und zeigt folgende Verschiedenheiten ; @. sie zieht sich über die innere Höhle des Anhangs des Schildknorpels hinweg und ist fest an dieselbe ange- wachsen, so dass sie an dieser Stelle eine Einbiegung zeigt: Halmaturus, Thylacinus; 63 ß. sie zieht sich zu beiden Seiten um die Oefflnung herum und über den obern Rand derselben hängt sie als ein dünnes Häutchen herab, so dass auf diese Weise jene halbmondförmig erscheint: Thylacis, Phascolomys. y- sie zieht sich ebenfalls um die Oeflnung, die zur aus- gehöhlten Fläche des Anhangs führt, herum, aber diese ist durch ein sehr dünnes Häutchen geschlossen: Da- syurus. Anmerk. 2. Man ersieht aus dem Vorigen, wie in den Ar- ten einer und derselben Gattung oft die Zungenbeine ab- ändern. Es bedürfen daher sämmitliche Arten aller Gat- lungen noch einmal einer Untersuchung; vielleicht dass manche genera in Uotergattungen zerfällt werden müssen. Zungenbein der Insectivoren. Das Zungenbein der Inseetivoren ist wie das der Chiropteren ebenfalls, nicht nach einem allgemeinen, durch- greifenden Plan gebaut; wie dern überhaupt diese Gruppe in manchen anatomischen Eigenschaften bei den einzelnen Gattungen viel Abweichendes darbietet, selbst in dem sonst so konstanten Zahnsystem !). Ich betrachte sie daher be- sonders, ehe ich zu den eigentlichen Raubthieren übergehe, um dann desto ungestörter auf die Uebereinstimmung im Bau des Zungenbeins dieser Abtheilung aufmerksam machen zu können. Wenn ich versuche, die verschiedenen For- men des Zungenbeins der Insektenfresser schematisch dar- zustellen, so verhalten sich die einzelnen Gattungen folgen- dermaassen: I. Körper mit den hintern Hörnern einen festen Bogen bildend: Macroscelides. Il. Körper mit den hintern Hörnern: eingelenkt: 1) Letztes Glied der vordern Hörner schmal: Sca- lops, Talpa, Sorex, Erinaceus auritus, Myogale. 4) Ich denke hierbei namentlich an die verschiedene Anzahl der Vorderzähne. 64 2) Letztes Glied der vordern Hörner verbreitert: Chry- sochloris, Erinaceus europaeus. Es folge nun die Beschreibung des Zungenbeins bei den einzelnen Gattungen. 1. Scalops (aquatieus). Der Körper bildet einen dünnen, kurzen, quer vor dem Schildknorpel liegenden Knochen. An seinen Enden die hintern und vordern Hörner eingelenkt: jene sind etwas breiter, als der Körper, und haben kurz vor ihrer Verbindung mit dem Schildknorpel einen Höcker; diese dagegen sind dreigliedrig, von denen das erste sehr kurz und nach vorn gerichtet, das zweite dagegen länger ist. Beide sind breiter als das dritte, welches sich ein wenig biegt, weil es sich, behufs seiner Anheftung, um die Trommel herumlegt. 2. Talpa (europaea). Ueber ihn vergleiche man Cu- vier'). Man findet, dass sie in Bildung des Zungenbeins nicht mit Chrysochloris capensis, sondern mit Scea- lops aqualicus übereinstimmt. 3. Chrysochloris (capensis). Der Körper ist eben- falls ein dünner, quer vor dem Schildknorpel liegender, kur- zer Knochen, dessen hintere Hörner schwach sind und dicht vor ihrer Verbindung mit dem Schildknorpel den bei Sca- lops vorkommenden Höcker nicht zeigen. Die vordern Hör- ner ebenfalls dreigliedrig; das erste wieder kurz und nach vorn gerichtet, das zweite etwas länger, das dritie ist be- deutend verdickt und läuft in eine dünne Spilze aus. 4. Sorex stimmt so ziemlich mit den beiden vorigen Gattungen überein. Letztes Glied der vordern Hörner von den vorhergehenden weder durch auffallende Dicke, noch Dünne ausgezeichnet. 5. Erinaceus (auritus und europaeus). Hintere Hörner mit dem Körper eingelenkt und an ihrem hintern Ende etwas verbreitert. Die vordern dreigliedrig; das letzte 1) I. e. pag. 470, 65 Glied derselben bei Erinaceus europaeus platt, bei E. auritus schmal, 6. Myogale (pyrenaica). Ich vermag nicht sicher zu entscheiden, ob der Körper mit den hinlern Hörnern ei- nen festen Bogen bildet oder nicht. Die Cornua styloidea am Ende verbreitert und sehr deutlich mit einem verhält- nissmässig langen Fortsatz des Schildknorpels verwachsen. Vordere Hörner dreigliedrig, erstes Glied nach vorn ge- richtet, zweites am längsten. 7. Macroscelides (typus). Körper mit den hintern Hörnern einen festen Bogen bildend. Dieser hat in seiner Mitte einen nach vorn gerichtelen Höcker (Fig. 7. A. a.), nebst zwei seitlichen (bb). Vordere Hörner dreigliedrig; erstes kurz, breit und dicht hinter den seitlichen Höckern einge- lenkt, zweites schmal, länger als das erste, letztes noch dün- ner, aber kurzer als das zweite. Die hintern Hörner sind vor ihrer Verbindung mit dem Schildknorpel plötzlich ein wenig verbreitert (s. Fig. 4. B. f.). Anmerk. 1. Als nicht auf das Zungenbein untersuchte Galtun- gen bleiben daher übrig: Cladobates, Condylura, Centetes. Anmerk. 2. Aus diesen Beobachtungen ergiebt sich: 1) Talpa europaea steht in Beziehung auf das Zun- genbein dem nordamerikanischen Scalops näher, als dem Chrysochloris vom Cap der guten Hoffnung. Erinaceus auritus und europaeus weichen im Ban ihres Zungenbeins, namentlich in Betreff des letz- 2 = ten Gliedes, obgleich zu einer Gattung gehörig, von einander ab. b} Macroscelides bildet durch den Bogen, zu welchem der Körper des Zungenbeins und seine hintern Hörner verwachsen sind, so wie durch die nach vorn gerich- tele Spitze an jenem einen Uebergang zu den Nagern. Das Zungenbein der eigentlichen Raubthiere. Die eigentlichen Fleischfresser zeigen eine Ueberein- rlimmnng im Bau des Zungenbeins, wie sie fast in keiner Düller's Archiv. 1847. 66 Ordnung wieder angetroffen wird. Der Körper ist stets von nur geringer Länge und liegt quer vor dem Schildknorpel. Bei einigen Galtungen ist er fast rund, während er bei an- dern von vorn nach hinten etwas platt gedrückt ist und dann oben und unten einen scharfen Rand zeigt. Die vor- dern Hörner sind im Vergleich zu den hintern und dem Körper am meisten entwickelt und ohne Ausnahme drei- gliedrig. Das erste Glied ist wenigstens um die Hälfte kür- zer, als das folgende, und immer nach vorn gerichtet, so dass es auf dem Körper, in dieser Richtung senkrecht steht. Das dritte Glied ist in der Regel noch länger, als das zweite, und in einigen Fällen an seinem Ende verbreitert. Ausge- zeichnet sind manche Gattungen dadurch, dass die Enden der einzelnen Glieder der vordern Hörner auffallend verdickt sind, während der mittlere Theil derselben sehr dünn, ja in manchen speciebus ganz knorplig wird. Durch alle Gattun- gen hindurch habe ich gewisse Höcker am Grunde der vor- dern Hörner behufs einer festern Verbindung mit dem Kör- per gefunden, worauf ich doch aufmerksam machen will. Das hintere Horn hat an der Stelle, wo es mit dem Körper und den vordern Hörnern zusammentrifft, einen nach innen gerichteten Höcker, ebenso der Körper an seinen beiden En- den einen, der ebenfalls nach innen gewandt ist, und in der- selben Weise das erste Glied der vordern Hörner einen, der, weil er auch nach innen sieht, mit den beiden vorigen zu- sammenstösst. Hierzu kommt noch ein nach aussen gerich- teter der vordern Hörner, der mit einem schwächern äussern des Körpers zusammentrifft, Die hintern, meist gebogenen Hörner sind zwar mit einem Fortsatz des Schildknorpels verbunden, jedoch ist diese Verbindung nicht eine der fe- stesten. : Dagegen ist der ganze Körper mit einem zähen, elastischen Gewebe an den vordern Rand des Schild- knorpels angeheftet. Sämmtliche Gattungen nach der Form des Zungenbeins bestimmt zu charakterisiren, ist wegen der grossen Gleichförmigkeit im Bau desselben nicht gut möglich; ee E 67 ich begnüge mich daher, in dem folgenden Schema auch nur auf die verschiedenen Abänderungen übersichtlich aufmerksam zu machen, die am auffallendsten sind. I. Hintere Hörner kurz und gerade: Mephitis. Paraa doxurus bildet den Uebergang zur folgenden Gruppe. I. Hintere Hörner gebogen: 1) neben der Einlenkung der hintern Hörner ein gerad nach hinten gerichteter Fortsatz am Körper: Cer- coleptes; 2) es fehlt ein solcher: a) letztes Glied der vordern Hörner am Ende verbreitert: Meles, Procyon, Viverra, Canis; b) leiztes Glied bis zum Ende schmal: Lutra, Gulo, Ursus etc. Bei den einzelnen Gatlungen hat das Zungenbein fol- gende Beschaffenheit: 1. Canis (Lupus). Körper ein wenig gebogen; hin- tere Hörner ungefähr von Länge des zweiten Gliedes der vordern; Endglied der leiztern in der Mitte stark gebogen. Nach Gurlt !) hat der Körper des Zungenbeins von Canis familiaris eine vordere gewölbte und eine hintere ausge- höhlte Fläche (dies ist bei C. Lupus weniger deutlich), und das letzte Glied der vordern Hörner ist kürzer, als das vor- letzte, und ein wenig platt gedrückt. 2. Felis (Lynx). Körper schwach, namentlich im Vergleich zu den hintern Hörnern, welche ziemlich breit sind. Die vordern Hörner dreigliedrig; die beiden ersten Glieder in ihrer Mitte ziemlich dünn, fast rund und an den Enden angeschwollen, während das letzte Glied wieder et- 1) Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haussäugethiere, Zweite Auflage. Bd. I. pag. 160, und dessen Abbildungen Tab. 18. Fig. 8., Tab. 27. Fig. 7— 10. 5* 68 was breiter ist. Vergleiche hierzu Gurlt’s +) Beschreibung und Abbildung des Zungenbeins von Felis domestica. 3. Hyaena (striata). Der Körper bildet einen star- ken Knochenstiel, der wenig gebogen und von Länge des ersten Gliedes der vordern Hörner ist. Die allen Raubthie- ren zukommenden, oben beschriebenen Höcker trefllich aus- gebildet. Die Glieder der vordern Hörner an ihren Enden stark angeschwollen, erstes und zweites in ihrer Mitte knorplig ?) und breiter, als das lelzte; erstes von Länge des zweilen, welches sonst kürzer zu sein pflegt. Die hintern Hörner stark verbreitert. 4. Ursus (syriacus). Körper in seiner Grösse der des Thieres entsprechend, hintere Hörner etwas gebogen und von Länge des zweiten Gliedes der vordern; dieses un- - ter den dreien derselben am längsten; letztes Glied in seiner Mitte gebogen und einen kleinen Höcker zeigend, 5. Paradoxurus (typus). Körper dünn, nur wenig auf seiner innern Fläche ausgehöhlt, ungefähr von Länge der hintern Hörner. Diese mit einem in dieser Gattung beson- ders entwickelten Fortsatz des Schildknorpels verbunden Vordere Hörner, wie gewöhnlich, dreigliedrig, das zweite Glied stärker, als das erste, in seiner Mitte rund, aber dünn, das dritte länger als das zweite, gebogen und in der Mitte mit einem Höcker versehen, 6. Procyon (lotor). Körper von Länge des zwei- ten Gliedes der vordern Hörner; letztes Glied dieser von Länge des zweiten und an seinem Ende etwas verbreitert. Das Band, durch welches der Körper an den vor- dern Rand des Schildknorpels angewachsen ist, an einzelnen Stellen sehr fest. Dies gilt namentlich von der Partie, 1) 1. c. pag. 160. und Tab. 20. Fiz 10, Tab. 22. Fig. 11. 12. 2) Ob Alterseigenthümlichkeit, kann ich nicht entscheiden, lässt sich aber kaum aanehmen, da alle übrigen Körpertheile schon eine bedeutende Grösse hatten. 69 welche sich nahe an der Verbindung der hintern Hörner mit der Cartilago thyreoidea findet und fast knorplig ist. 7. Viverra (Civeita). Körper bietet nichts Auffal- lendes dar. Hintere Hörner gebogen, von Länge des zwei- ten Gliedes der vordern; der Fortsatz des Schildknorpels, mit dem sie sich verbinden, wie bei Paradoxurus ziem- lich lang. WVordere Hörner dreigliedrig; letztes Glied am längsten, etwas breit und am Ende in zwei Theile getheilt. 8. Mephitis. Körper stärker, als die hintern und vor- dern Hörner. Jene kurz, von Länge des ersten Gliedes der vordern; diese dreigliedrig, letztes Glied nicht verbreitert. 9. Cercoleptes (caudivolvulus). Ausgezeichnet ist das Zungenbein dieser Gatiung dadurch, dass sich jederseits am Körper, neben der Einlenkung der hintern Hörner, ein nach hinten gerichteter stumpfer Fortsatz findet, ein Merk- mal, wodurch diese Gattung von einer jeden andern unter den Raubthieren unterschieden werden kann (Fig. 8.). 10. Meles (vulgaris). Körper dünn und gebogen. Hintere Hörner von Länge des zweiten Gliedes der vordern; das erste der letztern, im Vergleich mit andern Gattungen, auffallend kurz; das zweite in seiner Mitte stark gebogen, letztes am Ende breit. 11. Gulo (canescens). Körper dünn, ungefähr von der Länge jenes. Das zweite und dritte Glied der vordern Hörner gebogen, das letzte ohne Verbreiterung am Ende. Dieselbe Bildung zeigt Mustela. 12. Herpestes (striatus). Hintere Hörner gebogen, das erste Glied der vordern Hörner sehr kurz, noch nicht von vollkommen halber Länge des zweiten; die übrigen bei- den Glieder schlank, keines derselben gebogen und letztes Glied bis zum Ende hin schmal. 13. Lutra (brasiliensis). Körper von Länge des zweiten Gliedes der vordern Hörner. Sämmtliche Glieder dieser zeigen an ihren Gelenkenden nicht, wie andere Gat- tungen, auffallende Anschwellungen; letztes Glied in seiner 70 Mitte gebogen und mit einem kleinen Höcker versehen. Hin- tere Hörner kaum länger, als das erste Glied der vordern; dagegen der Schildknorpelfortsatz ziemlich ausgebildet. Anmerk. 1. Man sieht aus dem Vorigen, wie unerheblich die Differenzen in dem Bau des Zungenbeins bei den einzelnen Raubthiergattungen sind, und es werden daher die noch nicht untersuchten genera jedenfalls nicht viel Interessan- tes bieten. Anmerk. 2. Die Phoken, wenn man sie nicht mit den Wal- rossen als eine besondere Ordnung (die der Pinnipedien), will gelten lassen, sondern sie zu den Fleischfressern zu zählen sich veranlasst findet, slimmen insofern rücksicht- lich des Zungenbeins mit diesen überein, als ebenfalls der Körper einen queren, vor dem Schildknorpel liegenden Knochen bildet und ihre vorderen Nörner dreigliedrig sind; weichen aber in der Richtung der einzelnen Glieder von ihnen ab. Zungenbein der Nager. Ich habe von den zahlreichen Gattungen dieser Ordnung nicht alle untersuchen können; es standen mir nämlich nicht zu Gebote: Chiromys, Myoxus, Tamias, Spermo- philus, Hypudaeus, Lemmus,' Lagostomus, Eryo- mys, Spalax, Aspalax, Saccomys, Fiber, Lagomys, Loncheres, Myopotamus und Hydrochaerus. Einige dieser sind durch Cuvier und andere Anatomen bekannt gewor- den, und von den übrigen mögen manche sein, die im Bau des Zungenbeins mit ihnen nahe stehenden, verwandten Gattungen übereinstimmen, welche in dieser Beziehung bekannt sind; so dass man im Allgemeinen schon die in dieser Ordnung herr- schenden Bildungsarten erkennen kann. Der Körper bildet entweder mit den hintern Hörnern einen festen Bogen, oder sie sind mit ihm gelenkartig verbunden. Das erste auflal- lende, wenn auch nicht allen Nagern zukommende, so doch vielen eigenthümliche Merkmal ist eine Spitze am Körper des Zungenbeins. Sie ist aber weder eine nach hinten (wie bei Manis), noch eine nach vorn (wie bei mehreren Pa- 71 chydermen), sondern eine nach unten gerichtete. Wenn der Körper hintere und vordere Hörner und zugleich eine Spitze hat, so ist er durch eine mehr oder weniger deutliche Querlinie in zwei Theile getheilt, einen hintern und einen vordern, an welchem letztern sich dann immer die erwähnte Spitze findet. Von dieser Regel macht indessen Hystrix eine Ausnahme, Siehe die Beschreibung des Zungenbeins des- selben bei den einzelnen Gattungen. Was die vordern Hör- ner anlangt, so treten einige Verschiedenheiten mehr her- vor, als in den beiden vorigen Ordnungen. Als blosse Höcker erscheinen sie bei Ascomys, Cricetus etc., ein- gliedrig bei Lepus, Hystrix etc, zweigliedrig bei Arcto- mys. Eıne höhere Gliederanzahl kommt nicht vor; in eini- gen generibus aber wird das zweite Glied an seinem Ende etwas breiter und erinnert dann an die ähnlichen Verhält- nisse, welche wir schon bei den Fleischfressern kennen ge- lernt haben und welche uns nochmals bei den Wiederkäuern entgegen treten werden. Die hintern Hörner sind wie ge- wöhnlich mit dem Schildknorpel verbunden, doch machen hiervon die Ratten, Meriones und Dipus eine zu beäch- tende Ausnahme. Die verschiedenen Formen des Zungenbeins der Nager lassen sich übersichtlich so darstellen: I. Körper eine nach unten gerichtete Spitze tragend: 1) ohne vordere eingelenkte Hörner: Ascomys; 2) mit solchen: a) vordere llörner eingliedrig: Lepus; b) - - + - zweiägliedrig: Castor, Da- syprocta, Echinomys, Arctomys, Hystrix. U. Körper ohne Spitze: 1) vordere Hörner nur durch Höcker ersetzt: Di- pus, Meriones, Cricetus, Mus etc; 2) vordere Ilörner eingliedrig: Pedetes; 72 3) vordere Hörner zweigliedrig, a) mit breitem Körper: Coelogenys; b) mit schmalem: Bathyergus, Sciurus. Ueber das Zungenbein der einzelnen Gattungen ist Fol- gendes zu bemerken: 1. Ascomys (canadensis). Der Körper und die hintern Hörner sind zu einem festen Bogen mit einander verwachsen, in der Mitte die Spitze, welche am Ende rund- lich und ein wenig verdickt ist. Die vorderen Hörner sind nur durch Höcker ersetzt. 2. Lepus (timidus). Körper mit Spitze; vordere Hörner eingliedrig, von unbedeutender Länge. Auf der innern Fläche des Körpers eine quere Leiste, welche den vordern und hintern Theil desselben von einander trennt; vom vor- dern gehen die Cornua styloidea, vom hintern die C. thy- reoidea aus. Vergleiche Cuvier '). Anmerk. Vielleicht stimmt Lagostomus damit überein. 3. Castor (fiber). Körper und hintere Hörner bilden einen Bogen; Spitze ziemlich stark; vordere Hörner zwei- gliedrig; das erste Glied, welches auf einem Höcker des Kör- pers sitzt, kurz, das zweite lang, anfangs schmal, nach und nach breiter werdend. 4. Dasyprocta (Aguti). Körper ein wenig breit gedrückt, mit Spitze, hintere Hörner von mittlerer Länge, mit jenem nicht zu einem Bogen verwachsen; vordere Hör- ner zweigliedrig, erstes stark, zweites lang und ein wenig gebogen. 5. Echinomys (hispidus). Der Körper trägt an- statt der Spitze ein von vorn nach hinten breit gedrücktes Knochenblättehen; hintere Hörner mit dem Körper einge- lenkt, an ihrer Verbindungsstelle mit dem Schildknorpel ein wenig verdickt; vordere Hörner zweigliedrig, das erste Glied an seinem Grunde angeschwollen, das zweite sehr. dünn. 1) 1. c. pag. 474, 73 6. Aretomys (Bobac). Körper und hintere Hörner wieder mit einander verwachsen; der dadurch entstandene Bogen trägt in seiner Mitte die Spitze, welche etwas klei- ner als beim Biber ist; vordere Hörner zweigliedrig. Ich muss hier einen auffallenden Bau der seitlichen Ventrieuli erwähnen. Streng genommen, fehlen diese, und es sind die beiden Oeflnungen, welche zu denselben führen müssten, in eine einzige grosse verschmolzen, die jedoch die Andeutung einer mittleren Scheidungslinie zeigt. - Jederseits hängt aus dieser Oeffnung ein häutiges Säckchen heraus, zu welchem aber bis jetzt keine Oeflnung hat aufgefunden werden kön- nen. Ich untersuchte zwei Exemplare; bei dem einen hin- gen sie schlaf! heraus, während sie bei dem andern zusam- mengeschrumpft waren. Dieselbe Bildung hat Meckel beim, Murmelthier gefunden ') und sie in Beziehung zum Winterschlaf dieser Thiere zu bringen gesucht. Indess hat er zu keinem bestimmten Resultat gelangen können. Arcto- mys alpina, welches ich ebenfalls auf diesen Bau unter- suchte, zeigte jedoch nichts der Art. 7. Hystrix (brachyura und insidiosa). Körper nicht auffallend breit, mit der bekannten, nach unten gerich- teten Spitze versehen; jener ist aber nicht der Quere nach in zwei Theile getheilt, wie dies bei vielen Nagern der Fall zu sein pflegt. wenn bei entwickelten vordern und hintern Hörnern am Körper zugleich eine Spitze vorhanden ist, wo sich die letztere dann immer am vordern Theil befindet. Das Ende der vordern Hörner war nicht zu beobachten, vermulhe indess, dass sie zweigliedrig waren. 8. Dipus,. Mus, Meriones und einige andere ver- wandte Gattungen zeigen einen höchst sonderbaren Bau des Zungenbeins. Es bildet dasselbe einen nach dem Kehlkopf zu geöffneten Bogen, der an dem convexen Rande bei Dipus 1) 1. e. Bd, VI, pag. 526. 74 zwei, bei den Ratten drei Proeminenzen t) trägt. Die En- den dieses Bogens sind durch Muskeln an die Trommel an- geheftet (Fig. 9. Zungenbein von Dipus aegyptius; pp. die beiden vordern Proeminenzen; ee. die beiden Enden des Bo- gens; mm. die Muskeln). Ueber die Deutung der Enden des Bogens kann man zweifelhaft sein, sie als vordere Hörner anzusehen, dafür spricht ihre Anheftung an die Trommel; sie als hintere zu betrachten, wozu Cuvier geneigt ist, scheint aber mehr Grund für sich zu haben; denn einestheils können die vordern Höcker pp als rudimentäre vordere Hör- ner gelten, anderntheils aber habe ich eine wirkliche Ver- bindung der seitlichen Theile dieses Bogens mit einem eige- nen Fortsatz des Schildknorpels bei Dipus aegyptius aufgefunden (Fig. 9. th.). Bis jetzt habe ich an in Wein- geist aufbewahrten Ratten diese Verbindung nicht nachwei- sen können. Uebrigens werde ich in einem der folgenden Hefte dieses Journals einige Notizen über die Entwickelungsgeschichte des Zungenbeins der Ratten etc. mittheilen, wo ich näher auf die berührten Verhältnisse zu sprechen kommen werde. 9. Pedetes (Caffer) (Fig. 10.). Körper und hintere Hörner bilden einen Bogen, der mittlere Theil desselben (a) ıst dünn; der Anfang (b) der Seitentheile stark gegen den vorigen hervortretend. Ziemlich weit nach hinten findet sich jederseits ein kleines eylindrisches Knöchelchen (v), welches nicht fest an den Bogen angewachsen, sondern nur leicht mit ihm zusammenhängt, und das man der Analogie nach für ein vorderes Horn erklären muss, obgleich es dies seiner Lage und dem Umstande nach, dass ich an seinem Ende nicht die geringste Spur eines Bandes, mittelst dessen es an den Schädel aufgehängt werden konnte, fand, nicht zu sein scheint. I0. Coelogenys (Paca) zeigt eine, von der bei den Nagern herrschenden Form gänzliche Abweichung. Es ist 1) Cuvier, |. c. pag. 473. 75 nämlich der Körper von vorn nach hinten breit und erinnert in dieser Beziehung auffallend an die Affen; die hintern Hör- ner sind an ihrem Grunde breit, die vordern zweigliedrig. 11. Bathyergus (maritimus). Der Körper schwach, wenig gebogen, ohne Spitze, hintere Hörner mit ihm ver- wachsen und kurz, die vordern deutlich zweigliedrig. Es ist auffallend, dass Sciurus, ganz in seiner Lebensweise Ba- thyergus entgegengesetzt, dieselbe Bildung zeigt. 12. Pteromys (sabrinus). Das Zungenbein stellt einen Bogen dar, der an seinen beiden Enden von der kreis- förmigen Richtung abweieht und nach hinten geht, um sich mit dem Schildknorpelfortsatz zu verbinden. Da, wo der Bogen seine Richtung ändert, ist an jeder Seite ein eingliedri- ges vorderes Horn oder der Griffelknochen eingelenkt, der an seiner Einlenkungsstelle ein wenig verdickt und im spä- tern Verlauf gebogen ist. Man vergleiche über das Zungen- bein der Nager Cuvier, 1, ce. pag. 472 — A474. Zungenbein der Edentaten. Sie bilden eine Gruppe, von der jeder Anatom und, Zoolog, der sie untersuchte, weiss, dass es nur wenige Merkmale sind, die bei ihnen constant auftreten. Diese Ab- weichungen zeigen sich auch rücksichtlich des Zungenbeins, Ich halte es daher nicht für gut möglich, etwas im Allge- meinen über den Bau des Zungenbeins der Edentaten zu be- merken, und begnüge mich damit, dasselbe nur bei den ein- zelnen Gattungen zu beschreiben. 1. Myrmecophaga (tetradaetyla). Der Körper und die hintern Hörner sind zu einem zusammenhängenden Bogen verwachsen, der in der Mitte einen Höcker hat und hierin eine Andeutung des bei Dasypus vorkommenden, nach hinten gerichteten Fortsatzes zeigt. An jedem Ende des Bogens findet sich ein nach hinten und ein nach vorn gerichteter kleiner Fortsatz, von denen der erstere sich mit dem Schildkuorpel verbindet. Die Cornua styloidea be- 76 stehen aus zwei Gliedern. Das erste ist kurz, an seinem untern Ende spitz, an der Verbindungsstelle mit dem zwei- ten Glied verdickt und hat auf der nach innen gekehrten seitlichen Fläche eine längliche Vertiefung. Die beiden er- sten Glieder nähern sich einander mit ihren dünnen Enden und stossen unter einem Winkel auf dem mittleren Theile des Bogens gerade an der Stelle, wo sich der oben er- wähnte Höcker findet, zusammen, ohne sich jedoch zu ver- einigen. Mit dem andern Ende reichen sie bis zu dem vor- dern Fortsatz des Bogens, legen sich auf denselben und verbin- den sich daselbst mit dem langen, säbelförmigen, zweiten Gliede. Anmerk. 1. Rapp’s') Beobachtung stimmt hierin mit der mei- nigen überein, insofern er sagt: Bei Myrmecophaga trilt das vordere Horn mit dem Grundstück des Körpers an zwei Stellen zusammen. Anmerk. 2. Nach Cuvier?) ist auch ein Griffelknochen vor- handen; denn er sagt: „Un petit os carre, dirige en avant, commence les cornes anterieures. Il y en a un second, eylin- drique, qui s’Cleve & la rencontre du styloide, qui est long et aminci au bout.“ 2. Dasypus (novemecinctus). Die Cornua thyreoi- dea sind mit dem als Körper zu betrachtenden Theil eben- falls, wie in der vorigen Gattung, zu einem Bogen ver- schmolzen, der aber in seiner Mitte einen nach hinten ge- richteten, sich über den Schildknorpel herlegenden, spitzen Fortsatz trägt. Die vordern Hörner sind dicht neben einan- der eingelenkt, dreigliedrig; das erste eines jeden kurz und nach vorn gerichtet, was offenbar an die Carnivoren ge- mahnt. Ich finde daher auch keine Aehnlichkeit zwischen den vordern Hörnern bei Myrmecophaga und Dasypus, wie Cuvier °) bemerkt. 1) Rapp: Anatomische Untersuchungen über den Bau der Eden- taten, pag. 43. 2) 1. c. pag. 477. 3) 1. ec. pag. 476.: Dans les talvus, les cornes siyloides res- semblent & celles des fourmiliers. 77 3. Bradypus (tridactylus). Der etwas breite, nach vorn mit einem scharfen Rande versehene Körper ist mit den hintern Hörnern, wie in den beiden abgehandelten Gattungen, zu einem zusammenhängenden Stück vereinigt. An jedem Ende desselben sind zwei Höcker bemerkbar, die dicht an den Schildknorpel mit Bandgewebe angeheftet sind, wie dann überhaupt der ganze Bogen sehr fest an jenem anliegt. Die Cornua styloidea sind stark, zeigen an ihrem vordern Rande eine Leiste, die aber bald nach der breiten innern Fläche zu verläuft. Sie endigen in zwei Fortsätzen; wo beide aus einander gehen findet sich ein kleiner Höcker. Cuvier ') bemerkt treffend: „„Cette disposition rappelle l’os styloide fourchu des ruminans, quoique le reste de l’appa- reil s’en @carte.‘* 4. Manis (Temminkii). Der Körper bildet einen queren eylindrischen Knochen und weicht hierin von dem stark gebogenen der vorigen genera ab. Die hintern Hörner kurz und noch knorplig, so dass sich nicht mit Gewissheit entscheiden liess, ob man sie als mit dem Körper verwach- sen oder beweglich verbunden betrachten sollte. Die vor- dern Hörner zweigliedrig, erstes Glied in eine Spitze (Fig. 11.s.) auslaufend, welche sich dicht auf den Körper anlegt, und daselbst durch Gewebe an denselben angeheftet ist. Hierin findet sich ein Uebergang zum Bau der vordern Hörner bei Myrmecophaga; das zweite Glied (r) verschmälert sich allmählig. Es kann daher die von Meckel?) und Rapp ®) gegebene, in viele Handbücher übergangene Beschreibung des Zungenbeins von Manis nicht auf jede Species dieser Gat- tung bezogen werden. Jener sagt: Bei Manis bildet das ganze Zungenbein mit dem Griflelknochen nur einen sehr dünnen, nach beiden Enden allmählig zugespitzten Bogen, 1) 1. ec. pag. 475. 2) 1. e. pag. 610, . pag. 43, w = n 78 der aus dem Körper und den vordern Hörnern besteht und keine Spur von hintern zeizt. Sehr ähnlich ist das Zungen- bein von Bradypus tridactylus, nur ist es dicker, seit- lich kürzer, vorn in eine Spitze ausgezogen, der Griffelfort- satz lang und stark. 5. Die Gattung Orycteropus konnte ich nicht selbst untersuchen; ‚wir besitzen indess auch eine Beschreibung des Zungenbeins dieser Gattung von Jäger '), worauf ich des- halb verweise, und ausserdem Rapp’s Untersuchungen über die Edentaten in dieser Beziehung nachzusehen bitte. Zungenbein der Monotremen. Die hierher gehörigen Gattungen Ornithorhynchus und Echidna sind schon untersucht. Da ich nichts Abweichendes von den bekannten Beschreibungen gefunden habe, will ich der Vollständigkeit wegen den hierher gehörigen Abschnitt in Cuvier’s Anatomie comparde ?) in der Uebersetzung hier einschalten, wobei ich indess bemerke, dass das Zungenbein von Ornithorhynchus zuerst durch Meckel’) bekannt geworden ist. Es heisst daselbst: Der Zungenbein-Apparat hat bei Ornithorhynchus, wie bei Echidna, alle Charak- tere desjenigen der Säugethiere. Das des erstern hat einen kleinen Körper von viereckiger Gestalt. Die Hörner sind beinahe von derselben Grösse. Die vordern Hörner vereini- gen sich durch einen kleinen Knorpel mit dem Ende des Griffelknochens. Die hintern Hörner verbreitern sich an ihrem Ende. — Bei der Echidna ist der Körper des Zun- genbeins ein kleiner Bogen; an dem Ende desselben artiku- liren nach vorn die vordern Hörner, welche aus einem rund- lichen Knochen und einem schmälern Griffelknochen zusam- 1) Ueber den Orycteropus capensis. 2) 1. ce. pag. 476. 3) Ornithorhyuchi paradoxi deseriplio analomica. 79 mengeselzt sind. Die hintern Hörner sind gebogen, breit, platt und an den Seiten des Körpers eingelenkt. Ihr Ende stösst an ein zweites Stück, welches dem Schildknorpel an- gehört und parallel mit dem erstern bis hinter den Körper herabsteigt, wo es sich mit dem der entgegengesetzien Seite vereinigt. Zwei andere knorplige Stücke sind ıit diesen in der Nähe der Verbindungsstelle verbunden und trennen sich davon auf beiden Seiten. Diese einfache Struktur des Zungenbeins und des Schildknorpels verbindet beide Organe innig mit einander. Zungenbein der Hufthiere. Die Pachydermata, Solidungula und Ruminan- tia zeigen in dem bei ihnen niemals selbstständig vorkom- menden, nie von den hintern Hörnern getrennten Körper und der vorherrschenden Entwickelung der vordern Hörner unter sich eine Uebereinstimmung, wenngleich sie auch in der Zahl und Richtung der Glieder der vordern Hörner ver- schieden sind. Da die Solidungula nur durch die Gattung Equus gebildet wird und deren Zungenbein sich recht gut mit dem der Pachydermen zugleich betrachten lässt, so wollen wir die Hufthiere in zwei Gruppen theilen und zu- erst das Zungenbein der Solidungula und Pachyder- mata und dann das der Ruminantia betrachten. A, Zungenbein der Pachydermata und Solidungula. ‘ Bei beiden Ordnungen bilden der Körper und die hintern Hörner des Zungenbeins einen zusammenhängenden, festen Bogen. In der Mitte desselben findet sich bei einzelnen Gat- tungen ein nach vorn gerichteter Fortsatz (Gurlt') nennt 1) Handbuch der vergleichenden Anatomie der Hanssäugethiere, Ausgabe von 1822, pag. 151. 50 ihn das Gabelheft), bei andern dagegen, z. B. dem Schwein und seinen Verwandten, fehlt jegliche Andeutung desselben. Die vordern Hörner sind entweder zwei- oder dreigliedrig; indess ist im letzten Falle das zweite Glied meist von knorp- liger, bandartiger Beschaffenheit. Das letzte Glied der vor- dern Hörner ist bisweilen an seinem Ende getheilt, wie bei den Wiederkäuern, doch ist es bei diesen ein durchgreifen- des, jeder Galtung zukommendes Merkmal, während eine grosse Anzahl der Pachydermen nichts davon zeigen. Un- möglich kann es richtig sein, wenn Meckel sagt: „‚Der Kör- per trägt zwei kleinere, breite, niedrige und nach vorn gerichtete Hörner, die durch ein langes Faserband mit dem zweiten knorpligen, dünnern, an den langen Griflelfortsatz stossen- den Stücke sehr locker verbunden sind.“ Hiernach würden, da wir den Griffelfortsatz als das letzte Glied der vordern Hörner des Zungenbeins ansehen, diese aus vier Gliedern bestehen, die sich aber bei keiner Pachydermengattung, wie wir bald sehen werden, finden. Entweder hat Meckel den kleinen Höcker, der sich in vielen Gattungen jederseils am vordern Theil des Bogens findet und auf welchem die vor- dern Hörner eingelenkt sind, als erstes Glied dieser ange- sehen (dann aber kann von keinem laugen Faserbande, wel- ches das erste Glied mit dem zweiten verbände, sondern nur von einem solchen zwischen dem zweiten und dritten die Rede sein); oder er hat eine abnorıme Gliederung des Faserbandes vor sich gehabt. Noch muss ich der von Gurlt für die einzelnen Theile des Zungenbeins angewandten Be- zeichnungen erwähnen. Es sieht nämlich dieser Anatom den Bogen, welcher durch das Verwachsen des Körpers mit den fo} be) P hintern Hörnern entsteht, als ein gabelähnliches Gebilde an und nennt dann, wenn dieses einen nach vorn gerichteten Fortsatz trägt, diesen das Gabelheft und die beiden seit- lichen Theile die Gabeläste. Das letzte Glied der vordern Hörner nennt er die grossen, das erste die kleinen und das zweite die mittleren Aeste. 8 Zur Uebersicht der Formen des Zungenbeins bei den Pachydermen und Solidungulis kann folgendes Schema dienen: I. Körper mit Gabelheft: Equus, Rhinoceros. II. Körper ohne Gabelheft: 1) langes Faserband zwischen dem ersten und dritten Gliede (das Band als zweites Glied angesehen); Sus, Dicotyles; 2) dasselbe sehr kurz: Tapirus, Elephas; 3) die vordern Hörner bestehen aus drei vollständigen knöchernen Gliedern: Hippopotamus. Das Zungenbein der einzelnen Gattungen lässt sich fol- gendermaassen beschreiben: 1. Equus (Caballus). Das Gabelheft ist hier ziem- lich lang, wenigstens länger als beim Rhinoceros und von den Seiten etwas zusammengedrückt; das zweite Glied der vordern Hörner lang und am Ende etwas breit. Vergleiche hierzu Gurlt ’) und Cuvier ?). 2, Rhinoceros (sumatrensis). Das Gabelheft ist ungefähr von halber Länge des ersten Gliedes der vordern Hörner, und während es beim Pferde etwas seitlich zu- sammengedrückt ist, so hier ein wenig von oben nach un- ten, Das zweite Glied der vordern Hörner am Ende ein wenig verbreitert und gespalten. Cuvier?) hat auch das afrikanische Rhinoceros auf das Zungenbein untersucht, re- det aber von keiner Differenz im Bau desselben bei bei- den Arten. 3. Sus (serofa domeslieus). Gurlt beschreibt das Zungenbein des gewöhnlichen Schweines mit folgenden Wor- 1) 1. e. pag. 158. und 159. Tab. 14. Fig. 9. Zungenbein des Pferdes von oben Fig. 10., von der Seite Tab. 43. Fig. 3. Zungen- bein und seine Muskeln. 2) 1. e. pag. 479, woselbst auch das Zungenbein von Zebra be- schrieben. 3) 1. ec. p. 478. Müllers Archiv, 1817 6 82 ten): Das Zungenbein des Schweines besteht aus sieben Stücken; der Körper hat breite Flächen, die Gabeläste (un- sere mit dem Körper zu einem Bogen verwachsene hintere Hörner) sind ein wenig nach innen gebogen; das Gabelheft fehlt; an dessen Stelle findet man einen Ausschnitt. Die grossen Aeste (unser letztes Glied der vordern Hörner) sind ganz rund, dünn und stark nach innen gekrümmt; die klei- nen Aeste (unser erstes Glied der vordern Hörner) liegen nach vorn, sind aber nur wenig nach oben gerichtet. Die mittleren Aeste (unser zweites Glied der vordern Hörner), wie bei den Wiederkäuern, sie verknöchern zuletzt. 93. Dieotyles,. Cuvier ?) hat den Die. labiatus un- tersucht und sein Zungenbein nicht wesentlich von dem des Schweines verschieden gefunden, nur sollen die einzelnen Theile dünner sein. 4. Tapirus. Wie schon aus dem obigen Schema zu ersehen ist, fehlt hier, wie beim Schwein, ein Gabelhefl. Die vordern Hörner sind zweigliedrig, das letzte fand ich zwar am Ende verbreitert, jedoch nicht, wie bei den Wie- derkäuern, getheilt. Die beiden Glieder sind durch ein kur- zes Band mit einander verbunden, welches dem langen am Zungenbein des Schweines entspricht. Verknöchert es, so tritt es als zweites, aber nur aus einem sehr kleinen Kno- chen bestehendes Glied auf. Daher sagt Cuvier °): L’hyoide du tapir se rapproche de celui des ruminans par les cornes anterieures composces d'un premier os court, d'un second beaucoup plus petit elc. 5. Elephas (asiaticus). Der Bogen, welcher, wie beim Tapir, eines Gabelheftes ermangelt, bietet nichts Besonderes dar. Das letzte Glied der vordern Hörner ist am Ende sehr 1) 1. ce. pag. 153. Tab. 18. Fig. 6. von oben, Fig. 7. von unten, Tab. 36. Fig. 9. das Zungenbein in seiner Muskulatur. 2) 1. c. pag. 477. 3) I, c. pag. 478. 83 deutlich gespalten, wie bei den Wiederkäuern. Das zwischen den beiden Gliedern bei Tapirus vorkommende Band bis auf eine Bandmasse zwischen beiden Gliedern reducirt und wahr- scheinlich wird sich nie ein kleiner Knochen an dieser Stelle finden. 6. Hippopotamus. Cuvier hatte Gelegenheit, diese Gattung zu untersuchen, daher ich der Beschreibung, welche er von dem Zungenbein derselben giebt, hier folge. Die hintern Hörner haben eine cylindrische Form; die vordern bestehen aus drei dünnen Knochen, von denen der erste nach vorn, der zweite in die Höhe und der dritte, welcher der längste ist, nach hinten gerichtet ist. Anmerk. Die Gattung Hyrax hat, wie bekannt, bis jetzt noch keine recht sichere Stelle im System erhalten können. Man hat sie zwar bisher zu den Pachydermen gestellt, zu wel- chen sie aber nicht zu gehören scheint; indess will ich hier ihr Zungenbein beschreiben. Ich untersuchte den Hy- rax arboreus.- Die hintera Hörner bildeten mit dem Körper einen etwas von oben nach unten platt gedrückten Bogen (Fig. 12. ksk), der in seiner Mitte eine kleine, nach vorn gerichtete Erhabenheit (s) zeigte, und an der entspre- chenden Stelle des hintern Randes eine kleine Einbie- gung (e)- Seitlich von der kleinen vordern Erhabenheit fanden sich zwei vordere Hörner (h). Jedes bestand aus einem Gliede, war etwas seitlich zusammengedrückt, zeigte ungelähr in seiner Mitte einen nach aussen gerichteten spitzen Höcken (r) und endigte schmal. Vielleicht sind diese aber bloss die ersten Glieder von mehrgliedrigen vor- dern Hörnern, da mir das Ende des beschriebenen Gliedes ganz rund war und keine Spur eines Bandes behuls der Anheltung an den Schädel zeigte, Vergl. Cuvier, |]. e. pag- 478. B. Zungenbein der Wiederkäuer. Der Körper des Zungenbeins ist mit den hintern Hör- nern zu einem festen Bogen verwachsen, so dass die Ver- wachsungstelle nicht mehr sichtbar ist, Getrennt sind sie beim Foetus, wie ich dies deutlich bei einem Foetus 6* 84 von Camelus Dromedarius beobachtete; vielleicht aber auch durch alle Lebensperioden hindurch konstant bei der Gat- tung Cervus (vergl. Cervus Tarandus). Das Gabelheft ist mit Ausnahme einiger weniger Fälle verkümmert und schwin- det bisweilen ganz und gar. Die beiden vordern Hörner gehen viel dichter neben einander nach vorn vom Körper ab, als bei den Pachydermen, bei denen sie durch einen grössern Zwischenraum von einander getrennt sind. Sie be- stehen aus drei Gliedern, deren gewöhnliche Länge die ist, dass das erste das kürzeste, das zweite etwas länger und das dritte am längsten ist. Hiervon macht indess die Gi- raffe eine Ausnahme, deren zweites Glied fast zum Ver- schwinden klein ist, zu welcher Bildung Moschus javanicus insofern überführt, als das zweite Glied kaum die halbe Länge des ersten erreicht. Das letzte Glied der vordern Hörner ist, wie schon bei Betrachtung des Zungenbeins der Pachydermen erwähnt wurde, am Ende ein wenig verbrei- tert und in zwei Fortsätze getheilt. Die einzelnen Gattun- gen können nach der Form ihres Zungenbeins übersichtlich so zusammengestellt werden: I. Körper mit dentlichem Gabelheft: Capra. II. Körper mit Andeutung eines solchen: Bos, Giraffa, Ovis. II. Körper ohne Spur eines Gabelhefts. 1) Körper von den hintern Hörnern deutlich abge- grenzt, wenn auch mit ihnen verwachsen: Cervus. 2) Körper und hintere Hörner zu einem festen Bo- gen verwachsen, an welchem im ausgebildeten Zustande beide Theile nicht mehr unterschieden werden können: a) zweites Glied der vordern Hörner von Länge des ersten oder dies übersteigend: Camelus. b) zweites Glied kürzer, als das erste: Moschus, 1. Capra. Das Zungenbein des Ziegengeschlechts kann von dem aller Wiederkäuergattungen dadurch unterschieden 85 werden, dass es eine etwas vom Körper schief abwärts ge- neigte Spitze trägt. Ich habe die letztere bei zwei Arten so gefunden, und sie scheint daher für die ganze Gattung charakteristisch zu sein. 2. Bos. Hierüber vergleiche man Gurlt a. a. O. 3. Giraffa. Das Gabelheft ist nur durch einen klei- nen Höcker angedeutet. Von den übrigen Gattungen mit nur angedeutetem Gabelheft unterscheidet sich das Zungen- bein der G. dadurch, dass das zweite Glied der vordern Hör- ner ungewöhnlich klein ist. 4. Ovis. Gabelheft ebenfalls nur angedeutet; erstes Glied der vordern Hörner länger als das zweite, dieses aber breiter als jenes; letztes Glied gegen drei Mal so lang als das erste, anfangs breit, hernach schmal, am Ende wie das Zungenbein aller Wiederkäuer. 5. Cervus Tarandus. Das Zungenbein, welches ich vor mir habe, zeigt eine auffallende Eigenthümlichkeit. Es ist nämlich der Körper zwar mit den hintern Hörnern ver- wachsen, allein er ist sehr deutlich von ihnen abgegrenzt, und zwar in der Weise, dass der Körper an den Verwach- sungsslellen mit den Hörnern eine geringere Dicke als diese bat. Ob dies jeder Art der Gattung Cervus zukommt, ist mir nicht bekannt. 6. Camelus. Vergleiche Cuvier a. a. O. 7. Moschus javanicus habe ich oben rücksichtlich seiner Länge des zweiten Gliedes der vordern Hörner als den Uebergang zu dieser Bildung bei Giraffa angegeben, sonst bietet sein Zungenbein nichts Bemerkenswerthes. Schluss. Da ich aus der Ordnung der Pinnipedier und Cetaceen nicht mehr Material hatte, als die französischen Anatomen, welche nach Präparaten des Pariser Museums arbeiteten, und da ich deren Angaben bestätigen kann, so verweise ich 86 auf Cuvier, 1. c. pag. 481 —483., und ausserdem auf: Stannius: Beiträge zur Kenntniss des amerikanischen Ma- natis. Rostock 1846. p. 6. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Zungenbein und Kehlkopf von Cynocephalus Sphin- giola. e. Cartilago circularis. th, Cartilago thyreoidea. p. rechtes hinteres Horn des Zungenbeins. v. rechtes vorderes Horn. a. Margo thyreoideus corporis hyoidei. 5. Margo lingualis corporis hyoidei, s. Saceus hyo-thyreoideus. r. ein an der Blase sich heraberstreckendes Band. Fig. 2. Aufgeschaittener Kehlkopf von Macacus nemestrinus. 1. Epiglottis. s. Eingang zu den seitlichen Säcken. o. Oeffaung, welche zum Saccus hyo-thyreoideus führt. Fig. 3. A. Zungenbein von Inuus sylvanus. b. Margo thyreoideus corporis hyaidei. a. Margo linzualis corporis hyoidei. p. hintere Hörner. v. vordere Hörner. h. Höhle auf der innern Fläche des Zungenbeins. Fig. 3. B. Schildknorpel von Inuus sylvanus von vorn gesehen. rr. Oeffnungen der abgeschnittenen Lateralsäcke. s. Oelfnung des abgeschnittenen Saccus hyo-ihyreoideus. Fig. 4 4. Zungenbein und Kehblkopf von Phalangista vulpina von unlen gesehen. a, Zungenbein. b. knorplige Blase am vordern Rande des Schildkuorpels. s. allmähliger Uebergang der Wandung der Blase in den Schild- knorpel. th. Schildkoorpel. rr. Höcker der Cartilagines arytenoideae, ec. Theil des Kehlkopfes, welchen man der Analogie nach als C, eireularis ansehen muss. Fig. 4. B. Aufgeschnitiener Kehlkopf von Phalangista vulpina. o. Oeffnung zur Blase 5. der Figur 4. A. r. oberer Rand der Oeffnung, an welchem die Kehldeckelsubstanz allmäblig in die Blase übergeht. s. unterer Rand der Oelfnung, an welchem die Blase allmählig in den Schildknorpel übergeht. Fig. 5. Kehlkopf und Zungenbein von Hypsiprymnus Potoro. a. vordere Hörner des Zungenbeins. c. Körper desselben. 87 p. hintere Hörner. th. Schildknorpel. 5. die unter dem vorigen etwas hervorragende C. circularis. Fig. 6. Zungenbein von Dasyurus viverrinus. st. vordere Hörver. v. vorderer, A. hinterer Anheftungspunkt der hintern Hörner an den Körper des Zungenbeins. Fig. 7. A. Zungenbein von Macroscelides typus, von unten gesehen. a. vorderer, bb. seitliche Höcker des Körpers des Zungenbeins. vv. vordere, hh. hintere Hörner, Fig. 7. B. Dasselbe, um die höckerarlige Verbreiterung f. der hio- tern Hörner zu zeigen. Fig. 8. Zungenbein von Cercoleptes caudivolvulus. vv. abgeschniltene vordere Hörner. hh. hintere, bb. nach hinten gerichtete Höcker am Körper des Zungenbeins. Fig. 9. Zungenbein von Dipus aegypticus. pp- vordere Höcker am Zungenbeinbogen. th. Verbiodung der Schildknorpellortsätze mit demselben. ee. Enden der seitlichen Theile des Bogens, mm. Muskeln, welche die letztern an die Trommel .anhelten. Fig. 10. Zungenbein von Pedetes Caffer. a. der dünne, mit den hintern Hörnern zu einem Bogen verwach- sene Körper. b. Anfang der seitlichen Theile des Bogens. vv. vordere Hörner. Fig. 11. Zungenbein von Manis Temminkii. a. Körper. hh. kurze, noch knorplige hintere Hörner, ss. Spitze, in welche das erste Glied der vordern Hörner ausläuft. rr. zweites Glied der vordern Hörner, Fig. 12. Zungenbein von Hyrax arboreus,. Jek. Zunzenbeinbogen. s. kleiner, nach vorn gerichteter Höcker an demselben. e. eine dem vorigen entsprechende Ausrandung. hh. vordere Hörner. rr. spitze, seitlich nach aussen gerichtete Höcker. Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Saa- menkörperchen bei den Nematoden. Von K..B. Reıcnerr. Hierzu Tafel VI. Bei Gelegenheit meiner Unterschungen über den Furchungs- prozess der Eier von Strongylus auricularis, Ascaris acumi- nata und nigrovenosa wurde ich öfters auf die Saamenkör- perchen dieser Thiere hingeleitet, die sich durch die Eigen- thümlichkeit ihrer Form, durch die Grösse und durch die Zusammenseizung aus mehreren deutlich zu unterscheiden- den Bestandtheilen vor den Saamenkörperchen der meisten Thiere auszeichnen. Die Einfachheit der männlichen Ge- schlechtstheile der Nematoden liess erwarten, dass es hier unter den obwaltenden günstigen Verhältnissen gelingen werde, die Entwickelung der Saamenkörperchen von den ersten Anfängen bis zur Vollendung genau zu verfolgen, und so eine Lücke in unserer Wissenschaft auszufüllen, die selbst durch die neuesten, sehr zahlreichen Beobachtungen Kölliker’s (Bildung der Saamenfäden in Bläschen etc. Neue Denkschriften der allgemeinen Sch weizerischen Gesellschaft etc. Bd, VII.) bei einer strengen kritischen Erwägung nicht als 89 beseitigt angesehen werden können. Meine Erwartungen ha- ben sich zum grössten Theile bestätigt, und es ist mir dabei noch von besonderem Interesse gewesen, die Zellenbildung um Inhaltsportionen der Mutterzelle, wie sie von mir im Furchungsprozess der Eier von Strongylus auricularis nach- gewiesen wurde, auch während der Bildung der Saamenkör- perchen vorzufinden. Die Beobachtungen über die Entwik- kelung der Saamenkörperchen wurden bei Strongylus auri- eularis und Ascaris acuminata gemacht. Im Uterus von Ascaris nigrovenosa sieht man Saamenkörperchen von der- selben Form und Beschaffenheit, wie bei Ascaris acuminata. Die Entwickelung derselben habe ich hier gleichwohl nicht verfolgen können, da ich bisher vergeblich nach einem Männ- chen suchte. Die Entwickelung der Saamenkörperchen bei Strongylus aurieularis. Die ausgebildeten Saamenkörperchen von Strongylus auricularis, die man sowohl im Uterus der Weibchen, als in den Geschlechtsröhren der nicht so selten vorkommenden Männchen antrifft, haben im Allgemeinen eine birnförmige Gestalt (Fig. 14, 15.) mit einem spitz auslaufenden Stiele (Fig. 14. b.). Fast ebenso häufig zeigen sich in einem jeden Präparate auch keilförmige Spermatozoen (Fig. 16, 17.). Schon Bagge macht darauf aufmerksam, dass diese letztere Form keine normale sei, sondern durch eine plötzliche Ver- änderung der birnförmigen Spermatozoen entstehe, wenn auf dieselbe äussere Einflüsse, namentlich Diffusion des Wassers, einwirken. In dem Uterus des Weibchens finde ich solche keilförınige Saamenkörperchen selbst bei Vermeidung aller sonst schädlichen Einflüsse und bei schneller Beobachtung stets vor, und bin nicht abgeneigt, anzunehmen, dass diese Gestaltveränderung den Befruchtungsakt begleite, und auf eine materielle Wechselwirkung zwischen Saamenkörperchen und Eiern hindeute, Wenn bei Einwirkung des Speichels 90 oder des Wassers die birnförmige Gestalt des Spermatozoen plötzlich in die keilförmige übergeht, so beobachtet man Folgendes. Zuerst bläht sich, wie schon Bagge bemerkt, das birnförmige Körperchen namentlich in seinem mittleren Theile etwas auf und wird ein wenig breiter; dann erfolgt eine ruckförmige Bewegung, wie wenn die Membran einer Zelle platzt und der Inhalt sich ergiesst. Hier bleibt jedoch die Hülle des Saamenkörperchens unversehrt, und man wird schon durch eine genaue Beachtung der Art der Bewegung darauf geleitet, dass dieselbe vielmehr durch das Platzen eines im Innern des Saamenkörperchens befindlichen Bläs- chens bewirkt werde. Nach der ruckförmigen Bewegung fällt das birnförmige Saamenkörperchen scheinbar zusammen, wird dabei schmäler und länger, und geht so aus der birn- förmigen in die keilförmige Gestalt über, ohne sonst in der äusseren mikroskopischen Zeichnung eine Veränderung zu erleiden. Einige Male bemerkte ich, dass diese letztere Ver- wandlung der Gestalt des Spermatozoen von einer anschei- nend wellenförmigen Kontraktion der Hülle, die von dem stumpfen Ende nach dem spitzen hin fortlief, begleitet war. Im Folgenden werde ich Gelegenheit haben, auf dieses Phä- nomen wieder zurückzukommeu. Die Verwandlung der birn- förmigen oder keilförmigen Saamenkörperchen in ein Faser- bündel, wie es Mayer und Kölliker angeben, findet hier, was bereits v. Siebold (vergl. Anatomie der wirbellosen Thiere, p. 153. Anmerk. 8.) ausgesprochen hat, nicht Statt. Es ist mir selbst ein Saamenkörperchen von dem gestreiften, das Faserbündel gleichsam andeutenden Ansehen, wie es Kölliker in Müller’s Archiv 1843. Taf. VII. Fig. 26. e. zeichnet, niemals bei Strongyl. auric. vorgekommen. Die birnförmigen Spermatozoen haben gemeinhin eine Länge von 0,00485 P. L. und eine Breite von 0,00278 P. L., die keil- förmigen sind im Mittel 0,00451 P. L. lang und 0,00104 P. L. breit. Bei stärkerer mikroskopischer Vergrösserung erkennt 1 man, dass die Saamenkörperchen von Strongyl. auric. man- ches Ausgezeichnete in ihrem Habitus darbieten. Für diese Beschreibung scheint es mir am zweckmässigsten, hinsicht- lichtlich der allgemeinen Form die Spermatozoen von Strong. mit den Saamenkörperchen vieler anderer Thiere zu verglei- chen, und an ihnen das Köpfchen und das kurze, haarför- mige Schwänzchen zu unterscheiden. Das Köpfchen (Fig. 14. a.) hat ungefähr eine eiförmige Gestalt, im Längsdurchmesser 0,00346 P.L. Das eine Ende desselben ist frei und abgerundet, das andere dagegen ver- jüngt sich allmählig und läuft so in das haarförmige Schwänz- chen aus. In dem breiten Durchmesser zieht über die Mitte des Köpfchens hinweg ein frei gränulirter, ziemlich breiter Gürtel (Fig. 14. c.) und scheidet so das Mittelstück von den Endpartieen des Köpfchens ab. Die fein granulirte Zeich- nung des Mittelstückes rührt von unmessbar kleinen Körn- chen her, die an der Innenwand der Membran des Köpfchens in einer feinen Schicht ausgebreitet liegen und gewöhnlich erst an den Rändern des Spermatozoen, wo diese Schicht mehr in senkrechter Stellung zur Anschauung tritt, durch die dadurch bewirkte dunkle Kontour auffällig werden. Die Endpartieen des Köpfchens sind ganz klar und durchsichtig; und die gürtelförmige Zeichnung des Mittelstücks grenzt sich von ihnen durch sehr feine, quer durch das Köpfchen hin- ziehende Linien ab. Die abgerundete Endpartie stellt sich so, wie eine kleine durchsichtige Kappe dar (Fig. 15. d.), welche in Form eines kleineren oder grösseren Kugelab- schnittes dem Mittelstücke des Köpfchens aufsitzt. ‘Die ent- gegengesetzte Endpartie verjüngt sich trichterförmig, und geht so ohne irgend eine Abweichung allmählig in das haarför- mige Schwänzchen über. Die Uebergangsstelle ist aber theils durch eine feine Querlinie (Fig. 15. e.), theils durch das plötzliche Auftreten der dunkeln Kontouren des Schwänz- chens markirt. Schon die eben besprocheneh Veränderungen der birnförmigen Spermatozoen bei ihrem Uebergange in die 92 keilförmige Gestalt beweisen, dass das Köpfchen eine Blase darstellt und einen Inhalt besitzt. Als einen solchen Inhalt bezeichnete ich so eben eine feine Körnchenschicht, die jene fein granulirte, gürtelförmige Zeichnung an dem Köpfchen veranlasst. Auf eine solche gürtelförmige Ausbreitung dieser Körnchenschicht an der Innenwand der Membran des Köpfchens ist man zu schliessen berechtigt, da, wie schon bemerkt, nur an den Seiten des Spermatozoen die Kontou- ren derselben dunkel und sehr auflällig sind, dagegen nach den Enden hin vielmehr durch ihre Feinheit sich auszeich- nen. Wenn man bei der mikroskopischen Beobachtung seine Aufmerksamkeit über die feinen Randkontouren der Gürtel- schicht hinaus auf die lichten Endpartieen richtet, so wird man bei einiger Umsicht in der Behandlung des mikrosko- pischen Objektes jederseits eine feine krumme Linie gewahr werden, die ihre Konvexilät nach den Enden des Köpfchens hinrichtet, und deren Extremitäten in die Seitenränder des Gürtels sich verlieren (Fig. 14. f.). Diese Linien gehören der Kontour eines runden Körpers an, der gerade in dem Mittelstück des Köpfchens liegt, von der Körnchenschicht zum grössten Theile verdeckt ist und nur nach den Endpar- tieen des Köpfchens hin etwas freier hervortritt, wie die später mitzutheilende Entwickelung des Spermatozoen dar- legt, und wie auch schon jetzt aus dem Verlauf der freien Kontouren dieses Körpers erkannt werden kann, so berührt derselbe unmittelbar die Körnchenschieht und durch sie die Membran des Spermatozoen im ganzen Mittelstück des Köpf- chens, so dass es scheint, als würde das Mittelstück durch ihn gleichsam aufgetrieben. Auf solche Weise nimmt der fragliche Körper den bei weitem grössten Theil der ganzen Höhle des Köpfchens ein, ist grösstentheils von der feinen Körnchenschicht gürtelförmig bedeckt, und drängt sich in die Endpartieen des Köpfchens frei so hervor, dass hier nur noch zwei kleine Räume der ganzen Höhle des Köpfehens übrig bleiben, die von einer klaren, durchsichtigen Flüssigkeit 93 erfüllt sind. Bei dem Uebergange des birnförmigen Sperma- tozoen in die keilförmige Gestalt schwindet dieser Körper, und das keilförmige Saamenkörperchen ist nur von einer grösseren Menge klarer Flüssigkeit erfüllt, abgesehen von der Körnchenschicht. Dieser Umstand, so wie die früher be- schriebenen Erscheinungen bei der Verwandlung aus der Birnform in die Keilform, deuten darauf hin, dass der frag- liche Körper ein Bläschen darstellt, dass die Membran des- selben in Folge von Diffusions-Einwirkungen öfters plötzlich platzt, sodann die ruckförmige Bewegung bedingt, an wel- cher das ganze Saamenkörperchen partieipirt, und während des Ergusses des Inhaltes zuweilen aus einer anscheinend wellenförmigen Kontraktion in die Keilform übergeht. Die keilförmigen Saamenkörperehen haben im Aeussern dasselbe mikroskopische Ansehen, - wie die birnförmigen; man kann ebenfalls an dem Köpfchen das jetzt mehr eylindrische Mit- telstück und die lichten Endpartieen unterscheiden. Das lichte Käppchen erscheint jedoch etwas verkleinert, kann wegen seiner Durchsichtigkeit gar sehr leicht übersehen wer- den, und steht zuweilen so unbedeutend hervor, dass das Saamenkörperchen am dickeren Ende wie, quer abgeschnitten sich darstellt (Fig. 17. g). Das Mittelstück des Köpfchens behält seine feingranulirte Zeichnung, woraus hervorgeht, dass die freie Körnchenschicht sehr innig an der Membran des Köpfchens anliegt und nicht wıe eine Deckschicht des inwendig liegenden Bläschens anzusehen ist. Die Körnchen- schicht scheint von Bagge nur an den keilförmigen Sper- matozoen beachtet, und hier als Runzeln der Membran des Köpfchens, die bei der Formverwandlung entstanden sein sollten, aufgefasst zu sein. Vielleicht haben sie auch Köl- liker zu der Ansicht von einem Uebergange der Spermato- zoen in Faserbündel verleitet. Das haarförmige Schwänzehen (Fig. 14, 15. b.), durch eine feine Querlinie von dem Köpfchens abgegrenzt, läuft allmählig in eine feine Spitze aus, und hat eine Länge von 94 0,00139 P.L. Die Kontouren sind je nach der Beleuchtung auf der einen oder auf der anderen Seite sehr kräftig und dun- kel, und zeigen sich überhaupt so, wie Kontouren eines ey- lindrischen, durchsichtigen, soliden Körpers. Auch bei der Verwandlung der birnförmigen Saamenkörperchen in die Keilform bleibt das Schwänzchen unbetheiligt; die im Köpf- chen hierbei sich bewegende Flüssigkeit tritt über die feine quere Scheidungslinie vom Schwänzchen nicht hinaus. Diese Erscheinungen berechtigen zu der Annahme, dass das Schwänz- chen ein cilienartiger, solider Fortsatz der Membran des Köpfchens sei. Gemeinhin hat das Schwänzchen einen gera- den Verlauf; in anderen Fällen zeigte es sich gekrümmt, wie ein Haken (Fig 17. h.). Bewegungen des Schwänzchens habe ich niemals wahrgenommen, doch möchte die ge- krümmte Form an manchen Saamenkörperchen ohne Zwei- fel auf eine Kontraktionsfähigkeit hindeuten. Der Verfolg der Entwickelung dieser Saamenkörperchen macht es nothwendig, einige Worte über die Bildungsstätte derselben vorauszuschicken. Bekanntlich zeichnen sich die inneren Geschlechtstheile der Rundwürmer durch grosse Ein- fachheit und Uebereinstimmung in der allgemeinen Form bei Männchen und Weibchen aus. Sie bilden bei den Männchen von Strongyl. aurie. ganz ebenso, wie bei den männlichen Ascaris acuminata cylindrische Röhren, die in ihrem Verlauf bei beiden völlig übereinstimmende Erweiterungen und Ver- engerungen zeigen, und in denen die Saamenkörperchen, ihre Entwickelungsstufen, ihre Keime und deren Grundlagen ent- halten sind (vergl. Fig.1.). v. Siebold hat (a. a. ©. p. 152.) die durch die Erweiterungen und Verengerungen sich mar- kirenden Abtheilungen der Röhre als Hoden, Vas deferens, Vesieula seminalis und Ductus ejaculatorius gedeutet. Diese Deutung und dieser Vergleich ist jedoch ohne Rücksicht auf die Beschaffenheit des Inhaltes gemacht; auch möchte unsere Kenntniss von dem genetisch - typischen Verhalten der Ge- schlechtsorgane in der Thierreihe noch zu wenige Data besitzen, 95 um einen solchen Vergleich ausführen zu können. Sowohl bei Ascaris, als bei Strongylus fällt konstant im Verlauf der männlichen (und auch der weiblichen) Geschlechtsröhre eine eine eingeschnürte Stelle (wahrscheinlich v. Siebold’s Vas deferens) (Fig. 1. a.) auf, die, vom blinden Ende an gerech- net, ungefähr am Ende des zweiten Drittheiles der Röhre gelegen ist und dieselbe in eine grössere und kleinere Ab- theilung scheidet. In der grösseren Abtheilung geht die Bil- dung der von mir sogenannten Keime der Saamenkörperchen und deren Grundlagen vor sich; in seltenen Fällen, wenn der Saame lange zurückgehalten wird, schien mir auch die Ent- wickelung der Saamenkörperchen aus ihren Keimen selbst hier zu beginnen. Es pflegt diese Abtheilung, von dem blin- den abgerundeten Ende an, zuerst eine kleine Strecke (Fig. 1. b.) gleichmässig eylindrisch fortzugehen, sodann et- was dünner zu werden, und hierauf wiederum allmählig bis zur eingeschnürten Stelle an Weite zuzunehmen. Die zweite kleinere Abtheilung der Röhre beginnt etwa mit derselben Weite, mit welcher die grössere Abtheilung vor der Ein- schnürung endigt, und verengert sich allmählig zum Aus- gange hin, In einigen Fällen bemerkt man, dass etwa von der Mitte (Fig. 1. ec.) dieser Abtheilung die allmählige Ab- -nahme der Weite der Röhre aufhört, und das letzte Ende vielmehr gleichmässig fortläuft. In dem weiteren Theile die- ser Abtheilung (Vesieula seminalis, v. Siebold) (Fig 1. d.) findet die Entwickelung der Saamenkörperchen aus ihren Keimen Statt, und sieht man hier die weniger entwickelten und ganz ausgebildeten Formen derselben, die sich bis in den engen Theil der Röhre zum Ausgange hin vordrängen. Hier vermischen sie sich mit kleinen Fettkügelchen (Fig. 1. e.), die scheinbar ganz frei und ohne Ordnung die Höhle der Röhre anfüllen. Bei vorsichtiger Behandlung des Präparates erkennt man sie jedoch als den Inhalt von Zellen, die ge- wissen Fettzellen ganz gleichen und entweder die ganze Höhle des ausführenden Theiles der männlichen Geschlehts- 96 röhre einnehmen oder nach Art der Epithelien sich nur an der Wandung halten und einen mittleren Durchgang frei lassen (Fig. 1. e.). Es ist indess leicht möglich, dass das letztere Verhalten das normale ist, indem durch den beim Präpariren kaum zu vermeidenden Druck und durch die Zer- rungen die anderen Verhältnisse bedingt sein können. Mit der Entwickelung der Saamenkörperchen haben diese Zellen direkt nichts zu thun; auch sah ich sie niemals in dem er- gossenen Saamen im Uterus des Weibchens, weder bei Stron- gylus, noch bei Ascaris. Die Wandung der Geschlechtsröhren, sowohl der männ- lichen, als weiblichen (den Uterus ete. ausgenommen), bei den genannten Entozoen, besteht nur aus einer einfachen, sehr dünnen, vollkommen durchsichtigen und scheinbar struk- turlosen Membran (Tunica propria der Drüsenelemente), die am Ausgange kontinuirlich mit der in der Leibeswand des Thieres sichtbaren Bindesubstanz zusammenhängt und demgemäss als ein Gewebe von gleichem histologischen Cha- rakter, wie ich es bereits an anderen Orten (Vergleichende Beobachtungen über das Bindegewebe etc.) gezeigt habe, an- gesehen werden muss. Die Höhle dieser, den elementaren Drüsenschläuchen ähnlichen Geschleehtsröhren wird vollstän- dig, ohne Lücke, von dem Saamen (mit Ausnahme des oben besprochenen ausführenden Theiles) und den Eiern, so wie von dem betreffenden Bildungselemente angefüllt. Es zeigt sich dieser Inhalt, selbst von dem blinden Ende der männ- lichen und weiblichen Geschlechtsröhre an gerechnet, überall in bestimmter,. wenn auch in den verschiedenen Gegenden in verschiedenartiger Form und Gestalt, so zwar, dass bei vorsichtiger Behandlung des Präparates und schneller Beob- achtung die Formelemente sich gegenseitig und die Wandung der Röhre unmittelbar berühren, und freies Fluidum gar nicht, freie Körnchen, die sonst in den Formelementen zahl- reich genug vorkommen, wenigstens niebt mit Sicherheit so- wohl beim Männchen, wie beim Weibchen von Strongylus 97 auricul., Ascaris acuminat. und nigrovenosa, durch das Mi- kroskop unterschieden werden können (vergl: Fig. 1.). Die bezeichnete Beschaffenheit der Geschlechtsröhren habe ich sowohl bei jüngeren und kleineren, als bei älteren und gösseren Individuen zu jeder Zeit, wenn und so oft ich untersuchte, vorgefunden. Kölliker dagegen will bei Asca- ris dentata Zed. an den weiblichen Geschlechtsröhren ein anderes Verhalten beobachtet haben (Müll. Archiv. 1843, p- 70 seq. Taf. VI. Fig. 20.). Es soll daselbst das blinde Ende der weiblichen Geschlechtsröhre von einer blassen, homogenen, durch keine Membran begrenzten Substanz um- geben sein, die am äussersten Ende ziemlich mächtig, weiter herauf aber kaum wahrnehmbar auftrete und mit der soge- nannten Intercellularsubstanz bei den Pflanzen verglichen werden könne. Es soll ferner die Geschlechtsröhre an ihrer Spitze auf die Weise sich vergrössern und herausbilden, dass Zellen hinter Zellen entstehen, deren aneinanderstossende Scheidewände sich auflösen und deren kommunicirende Höh- lungen den Kanal der Geschlechtsröhre darstellen, in der dann die weiblichen Keime sich entwickeln. Es haben diese Beobachtungen, die zur Bestätigung der Hypothese eines namhaften Histologen über die Bildung einfacher Drüsen- echläuche und ihres Inhaltes dienten, einen leichten Eingang in die Wissenschaft sich zu erwerben gewusst, zumal es heut zu Tage nur zu häufig geschieht, dass man bei Würdi- gung und Anerkennung von Thatsachen in gewissen Kreisen mehr äussere Rücksichten, als eine gründliche und vorur- theilsfreie Prüfung der Beobachlungen vorwalten lässt. Nach meinen Untersuchungen bei den Askariden und Strongylus muss ich leider wiederum den Beobachtungen Kölliker's entgegentreten, selbst auf die Gefahr, von ihm ein sehr we- nig unpartheiischer Kritiker genannt zu werden, und in der Voraussicht, bei wissenschaftlichen Diskussionen animosen Bemerkungen persönlicher Art zu begegnen. (Vergl. Köl- liker's Bildung der Saamenfäden in Bläschen ete. 1846, Müller's Arebir. 1847, 7 98 p- 53.) Kölliker’s Irrthum in seiner Beobachtung ist, wie es namentlich aus der beigegebenen Zeichnung erhellt, durch Nichtbeachtung der Erscheinungen entstanden, die in Folge von Diffusion des Wassers, selbst bei Befeuchtung des Prä- parates mit Speichel, schnell und leicht eintreten. Gerade am blinden Ende der Geschlechtsröhren bei den Rundwür- mern erscheinen die Wirkungen der Diffusion am frühesten und gemeinhin am auffallendsten. Das Wasser tritt durch die Wandung (Tunica propria) der Röhre, ohne sich anfangs mit den Bildungselementen der Eier und des Saamens zu vermischen. Es ist dies ein Phänomen, das auch an ande- ren Orten vorkommt und früher von mir besprochen wurde (vergl. Müll. Arch. 1846. p. 216. 217.). Es sammelt sich hier in einer bald mächtigeren, bald geringeren Schicht zwi- schen der Wandung der Röhre, dieselbe ausdehnend, und zwischen dem Inhalt an, und stellt nun das dar, was Köl- liker, nach der Zeichnung zu schliessen, für die erwähnte Intercellularsubstanz gehalten hat. Der Inhalt der Geschlechts- röhren, obgleich in seinen Formelementen durch Druck theil- weise zerstört, ist anfangs durch eine scharfe Grenze von der Wasserschicht geschieden, da beide Substanzen sich noch nicht vermischt haben. Daher kann man, wie Kölli- ker, zu der Annahme verleitet werden; dass derselbe von einer besonderen Membran, angeblich die Tunica propria, umhüllt werde. Anderseits ist die eigentliche Wand der Ge- schlechtsröhre, die durch das Wasser von dem Inhalt ent- fernt wurde, dünn genug, um sie an der Aussenfläche der Wasserschicht (der vermeintlichen Intercellularsubstanz) gänz- lich zu übersehen. Bei längerem Verweilen des Wassers in der Röhre und bei stärkerem Druck tritt allmählig eine theil- weise Vermischung desselben mit dem Inhalte ein, und na- mentlich sieht man dann feine Körnchen in die Wasser- schicht übergehen. Die Diffusion des Wassers geschieht nicht immer gleichmässig an allen Stellen der Röhre, so dass eine zusammenhängende Schicht zwischen Inhalt und Wan- 99 dung sichtbar wird. Zuweilen zeigt sich das Wasser auch nur in einzelnen, plattgedrückten Tropfen, so dass man auf den ersten Blick zu der Ansicht verleitet werden kann, es liege an der Innenfläche der Röhrenwand eine Schicht gros- ser Epithelialzellen. Von der ungleichen Diffusion ist ferner abhängig die Art und Weise, wie die Begrenzungen des In- haltes der Geschlechtsröhren auftreten. Da geschieht es dann, dass in dem blinden Ende der Geschlechtsröhre Kontouren an dem Inhalte erscheinen, die an jene von Kölliker ge- zeichneten Formen erinnern und die Veranlassung wurden, die Bildung des Eierstocksschlauches aus einer einfachen Reihe von Zellen festzusetzen, deren aneinanderstossende Scheidewände sich auflösen und deren kommunicirende Höh- lungen den Kanal darstellen u. s. w. Vielleicht haben auch gewisse Bläschen, die bei der Vermischung des Wassers mit dem Inhalte der Geschlechtsröhren zuweilen entstehen, zu einer solchen Deutung der Erscheinungen gleichfalls bei- getragen. An dem Inhalte der so eben beschriebenen Geschlechts- röhren lässt sich nun beim Männchen die Entwickelung der Saamenkörperehen in allen darauf bezüglichen Erscheinungen verfolgen, indem man mit den Beobachtungen an dem blin- den Ende der Röhren beginnt und nach dem Ausgange hin vorschreitet. Durch Ein- und Durchschnitte der Leibeswand des Thieres werden die Geschlechtsröhren freigelegt und auch selbst diese an denjenigen Stellen durchschnitten, wo man an dem herausgeflossenen Inhalt eine klarere Uebersicht der einzelnen Bestandtheile gewinnen will. Um die zerstö- renden Einwirkungen der Diflusionen, welche namentlich an dem Inhalte nach dem blinden Ende der Röhre hin auffal- lend sich äussern, einigermaassen zu vermeiden, befeuchte ich das Präparat mit Speichel oder Eiweiss, und bringe es so schnell als möglich unter das Mikroskop. Auch den Druck, selbst den durch ein Glasplättchen, muss man mög- lichst abzuwenden suchen. 7 100 Wenn man in solcher Weise eine männliche Geschlechts- röhre von dem blinden Ende aus nach dem Ausgange hin beobachtet, so wird man auf den ersten Blick gar leicht veranlasst, über die ersten Anfänge und die Bildung der Saamenkörperchen eine Ansicht auszusprechen, wie sie v. Siebold in Betreff der Saamenkörperchen von Ascaris pau- cipara vorgetragen hat (a. a. O. p. 153. Anmerk. 8.). Es treten nämlich nach ihm zuerst runde helle Körper auf, die sich gegenseitig berühren, hier und da von einem kleinen dunkeln Fleck gezeichnet sind, und von v. Siebold für Zel- lenkerne gehalten werden. Weiterhin scheinen dieselben von einer äusserst feinkörnigen Masse eingehüllt, die allmählig zunimmt, und schliesslich von einer Zellenmembran umge- ben wird. Bei genauerer Beobachtung des Präparates wird man nach meinen Untersuchungen sowohl bei Strongylus als bei Ascaris zu einer. anderen Ansicht über die Beschaffenheit des Inhaltes hingeleitet. In dem blinden Ende der männli- chen Geschlechtsröhre, und zwar fast immer bis zu der Stelle hin (Fig. 1. b.), wo diese Röhre an Umfang allmählig zuzu- nehmen beginnt, sind die bezeichneten, hellen, äusserst durch- sichtigen, runden Körper etwa noch ein Mal so gross (im Durchmesser 0,00278 P. L.), als weiterhin, obschon das all- gemeine Ansehen dieser grösseren Körper von den kleineren nicht verschieden ist. Sie begrenzen sich polyedrisch und nehmen sich wie helle Bläschen aus. Kleine mehr oder we- niger dunkle Flecke, die von kleinen Körnchen herrühren, sind in geringer Zahl hier und dort bemerkbar. Sie liegen hier aber zu unregelmässig, als dass man sie, auch ohne weiter den Inhalt frei zu legen, für Kernkörperchen halten kann. Mehrere Male überzeugte ich mich, dass dieselben so- gar während der Untersuchung, wahrscheinlich in Folge der Einwirkung des das Präparat umgebenden Befeuchtungsmit- tels, sich etwas vermehrten. Nicht so selten gelingt es gerade, in dem blinden Ende der Röhre ein helles Bläschen 101 freier daliegen zu sehen (Fig. 1. f.). Hat hier in solchen Fällen die Diffusion nicht zerstörend eingewirkt, so gewahrt man in demselben einen kleineren, hellen, runden Körper, der bald in der Mitte, bald mehr nach dem Rande hin liegt und fast drei Viertheile der Höhle einnimmt. Er ist gleich- falls äusserst durchsichtig, bricht aber bei passender Beleuch- tung das Licht doch etwas stärker, und markirt sich so hin- länglich deutlich. Sein Durchmesser beträgt 0,00176 P. L. Eine Zeichnung durch ein Kernkörperchen ist nicht sichtbar; wohl aber werden hin und wieder sehr kleine Körnchen bemerkt, die neben dem beschriebenen hellen, runden Kör- per in der Höhle des Bläschens liegen. Hiernach muss man das Bläschen für eine elementare, gekernte Zelle halten. Verschaflt man sich durch Einschnitte in das blinde Ende der Geschlechtsröhre freien Inhalt, so überzeugt man sich bald, dass hier alle Bläschen wesentlich dieselbe Beschaffen- heit und dieselbe Bedeutung haben, wie das eben beschrie- bene (Fig.2.). Der Druck beim Einsenitt, ferner die Folgen der Diffusion bewirken es stets, dass unter dem herausge- flossenen Inhalt ein Theil der Zellen zerstört ist, und nur die Kerne übrig bleiben. Gleichwohl fehlen unversehrte Zel- len von dem bezeichneten mikroskopischen Habitus fast nie- mals. Neben ihnen kommen bisweilen Bläschen vor, die zwei, mikroskopisch ganz gleich beschaffene, aber kleinere Kerne enthalten, oder auch wohl mit gar keinen Kernen, nur mit einzelnen feinen Körnchen versehen sind, und nicht mit den etwa künstlich entstehenden hellen Bläschen ver- wechselt werden dürfen. Gewöhnlich sieht man ferner ne- ben den grösseren Zellen in dem freigemachten Inhalt auch zur Hälfte kleinere von gleichem Charakter, von welchen es jedoch wahrscheinlich ist, dass wenigstens die grössere Zahl dem gleich zu beschreibenden, zunächst liegenden Inhalte der Geschlechtsröhre angehört. Den grösseren Zellen zunächst erscheinen in der sich allmählig erweiternden Geschlechtsröhre jene zur Hälfte klei-- 102 neren (im Durchmesser 0,00147 P. L.), hellen Körper oder Bläschen, die im mikroskopischen Habitus den grösseren Bläschen in dem blinden Endstücke völlig gleichen (Fig. 1.g., Fig. 3.). Nur wenn sie befreit ‚sind, kann man sich über- führen, dass sie, wie die grösseren Zellen, einen mikrosko- pisch gleich beschaffenen Kern enthalten, der im Verhältniss zur Zelle gewöhnlich noch grösser erscheint. Dass sie wirk- lich Zellen darstellen und von einer Zellenmembran umhüllt sind, lässt sich an den Wirkungen der Diffusion nachwei- sen, in Folge welcher sie bisweilen ausgedehnt werden und nach einem sichtbaren Ruck den Kern frei lassen. Das ge- netische Verhältniss dieser kleineren Zellen zu den grösseren habe ich durch unmittelbare Beobachtung nicht ermitteln können. Doch glaube ich, dass die gleiche Beschaffenheit, das Verhältniss der Grösse, der Umstand ferner, dass in den grösseren Zellen zuweilen zwei Kerne enthalten sind, die an Grösse und Beschaffenheit denen der kleineren Zellen gleichen, dass endlich auch grössere Zellen ohne Kerne vor- gefunden werden, dass alles dieses es wahrscheinlich macht: die kleineren Zellen seien nur Tochterzellen der grösseren, die dureh Bildung um Inhaltsportionen der Muiterzellen ent- standen sind. Mit Rücksicht auf die Saamenkörperchen aber sind diese kleinen Zellen als die Mutterzellen derjenigen Brut- zellen anzusehen, aus denen die Spermatozoen sich entwik- keln. Da dieser Vorgang gleichwohl so eigenthümlich auf- tritt, dass ein auffallender Unterschied dieser Mutterzellen von den gewöhnlichen vorliegt, so habe ich sie zur leichte- ren Unterscheidung lieber „„Keimzellen der Saamenkörper- chen‘ nennen wollen. Diese jüngsten Keimzellen der Spermatozoen von dem Ansehen, wie ihre Mutterzellen, lassen sich nach ihrer An- zahl und ihrer Ausbreitung in der Geschlechtsröhre nicht sicher bestimmen. Am zahlreichsten erscheinen sie, wo das Geschlechtsleben danieder liegt, und sind solche Individuen bei der grossen Schwierigkeit der Untersuchung zur Beob- 103 achtung zu empfehlen, um sich mit den nöthigen Vorsichts- maassregeln von der angegebenen mikroskopischen Beschaf- fenheit zu überführen. Ein anderer Umstand, der die scharfe Begrenzung dieser Gegend unmöglich macht, ist der ganz allmählige Uebergang derselben aus ihrem jetzt unreifen in den reifen, und zur Entwickelung der Spermatozoen taug- lichen Zustand, wobei sie nach und nach ihren mikrosko- pischen Habitus verändern. Ganz unmerklich sieht man näm- lich diese hellen Keimzellen, nach dem Ausgange der Ge- schlechtsröhre hin, an Grösse zunehmen, und, wie es auf den ersten Blick erscheint, mit einer sich mehr und mehr vergrössernden Schieht von Körnchen, die bisher nur in sehr geringer Zahl bemerkbar waren, umlagert werden. Erst spä- ter soll sich, nach v. Siebold, um die Körnerschicht eine Zelleumembran bilden, obschon ich nicht weiss, wie der Verfasser dieselbe, den Erscheinungen nach, erweisen will, wenn er sie an den kleineren Körpern ableugnet. Diese Ansicht von dem Vorgange der weiteren Veränderungen der Keimzellen ist jedoch nach meinen Beobachtungen nicht rich- tig, und man kann sie überhaupt als eine solche betrachten, die selbst von den Forschern, die sie bisher vertraten, nie- mals genügend begründet wurde. Ist man so glücklich, sich ein Präparat zu verschaffen, in welchem die zerstörenden Einwirkungen der Diffusion noch nicht eingetreten sind, wo namentlich das Wasser noch nicht in die Geschlechtsröhre gedrungen ist, die Zellen gestört, die Körnchen allmählig in sich aufgenommen, die freien Kerne dagegen in einen Hau- fen im Centrum der Höhle zurückgedrängt hat; hier, sage ich, kann man selbst, ohne den Inhalt frei zu machen, Er- scheinungen wahrnehmen, die gegen die obige Ansicht spre- chen, Man sieht zunächst, dass die in Rede stehenden Kör- perchen (Keimzellen der Saamenkörperchen) in der Röhre überall dicht gedrängt aneinanderliegen und durch bestimmte, wenngleich feine, Begrenzungslinien sich gegenseitig polye- drisch abplatien (vergl. Fig.1.). Dieses Verhalten ist durch- 104 ‚aus dasselbe bei den grösseren Keimzellen mit reichlichem, körnigem Inhalt, bei welchen man eine Zellenmembran um den Inhalt annimmt, wie bei den kleineren mit einer noch geringen Menge Körnchen, bei denen die Begrenzung durch eine Membran abgeleugnet wird. Da man, namentlich bei grosser Anfüllung der Geschlechtsröhre, voraussetzen muss, dass die Wandung der Röhre auf den Inhalt einen gewissen Druck ausübt, so darf die beschriebene Erscheinung eher für die Anwesenheit einer Membran um die Körnchenschicht der Keimzellen zeugen, als dagegen. Bei dieser Betrachtung des Inhaltes der Geschlechtsröhre wird man noch auf ein anderes Phänomen aufmerksam werden, das der v. Siebold’- schen Deutung entgegensteht. Die Keimzellen nämlich, in denen die sich allmählig vergrössernde Körnchenschicht sichtbar wird, lassen bald mehr, bald weniger deutlich in ihrer Mitte die Zeichnung und die Kontouren eines hellen Körpers gewahren, der mit der Grössenzunahme der Keim- zellen nach und nach an Grösse zunimmt. Es ist derselbe, nach v. Siebold, jener durchsichtige Körper oder Kern, der nach dem blinden Ende der Röhre hin ganz nackt da- liegen und um den weiterhin die Körnchenschicht sich um- lagern soll. Es liegt nun die Annahme nahe, dass dieser Kern in der Grösse mit dem nackten Kern, um den sich die Körnchenschicht lagern soll, wenigstens übereinstimme, ja, dass er sogar ein wenig grösser werde, da derselbe weiter- hin ganz evident eine Grössenzunahme verräth. Dagegen findet man, wie ich mich durch Messungen überzeugte, dass diese hellen Körper oder Kerne in denjenigen Keimzellen, welche an die von v. Siebold sogenannten nackten Kerne angrenzen, diesen letzteren nicht einmal an Grösse gleich- kommen, sondern sogar viel kleiner sind. Die Grösse ferner der jüngsten Keimzellen, so wie ihrer Kerne, .die in ihrem Habitus den Mutterzellen noch gleichen, und die Grösse der- jenigen Keimzellen mit ihren Kernen, in welchen sich die Körnchenschicht bemerkbar zu machen beginnt, verhält sich 2 105 zu einander analog der Thatsache, die sich auch weiterhin deutlich ausspricht; d. h. es findet eine allmählige Grössen- zunahme der Keimzellen nach dem Ausgange der Geschlechts- röhre hin Statt, doch verhältnissmässig stärker an der gan- zen Zelle, als an den Kernen. Eine klare und deutliche Einsicht in den Gang der Ver- änderungen, welche die noch unreifen Keimzellen erleiden, und die sich scheinbar als eine Umlagerung einer Körnchen- schicht um einen nackten Kern zu erkennen giebt, ferner die bestimmte und sichere Ueberzeugung, dass die v. Siebold’- schen Deutungen nicht richtig sind, kann man vor Allem dadurch gewinnen, dass man den durch Einschnitte in die Röhre freigemachten Inhalt beobachtet. Wenn man mit der nöthigen Vorsicht schnell nach den Einschnitten die Prä- parate unter das Mikroskop bringt, so wird man in dem herausströmenden Inhalt stets solehe Keimzellen vorfinden, die den verändernden Einwirkungen der Diffusion noch nicht unterlegen sind. Man erkennt hier den durch den körnigen Inhalt mehr oder weniger verdeckten Kern, welcher im freien Zustande ganz dasselbe Ansehen zeigt und auch keine Kern- körperchen besitzt, wie die jüngsten Keimzellen und deren Mutterzellen, und nur mit der allmähligen Grössenzunahme der Keimzellen selbst entsprechend an Grösse zunimmt. Seine Lage in der Zelle ist gleichfalls überall mehr central und nicht wandständig. Man überzeugt sich ferner an den unter den Augen erfolgenden Wirkungen der Diffusion, dass der um den Kern liegende, mehr oder weniger könerreiche In- halt sowohl bei den kleineren, als bei den grösseren Keim- zellen von einer Zellenmembran umschlossen wird. Ist die Menge der Körnchen in dem Zelleninhalt noch gering, so bemerkt man in Folge der Diffusion nur eine geringe Ver- grösserung der Keimzellen, dann das plötzliche, oft mit einem Ruck des ganzen Körperchens begleitende Aufhören der be- stimmten, wenngleich fein gezeichneten Kontour derselben, endlich das Freiwerden des Inhaltes sammt dem Kerne. 106 Sind die Körnchen schon zahlreicher im Inhalte angehäuft, so markirt sich die diffundirende Flüssigkeit nicht selten als ein heller, lichter Ring zwischen Membran und dem kör- nigen Inhalt, bevor die übrigen Wirkungen der Diffusion auftreten. Um die wohlerhaltenen Keimzellen liegen viel zahlreicher die Ueberbleibsel solcher, die durch Druck und Diffusion zerstört sind. Man sieht die frei gewordenen Kerne nackt oder gewöhnlicher ganz oder theilweise von dem kör- nigen Inhalt bedeckt. Auch künstliche, helle Bläschen, an welchen hin und wieder der feine körnige Inhalt sich an- hängt, schwimmen in der Flüssigkeit umher. Hiernach las- sen sich die Veränderungen, welche die jüngsten Keimzellen der Saamenkörperchen bis zu ihrem reifen Zustande erleiden, in folgenden Worten zusammenfassen: Die jüngsten Keim- zellen nehmen beim weiteren Vorrücken in der Geschlechts- röhre allmählig an Grösse zu, und erreichen etwa einen Durchmesser von 0,00567 P. L. Gleichzeitig vergrössert‘ sich auch der Kern, obschon nicht in dem Maasse, wie die ganze Zelle, und um denselben herum vermehrt sich in dem ursprünglich mehr gleichförmigen, durchsichtigen Inhalt die Zahl der feinen Körnchen, so zwar, dass in der reifen Keim- zelle der Kern fast gänzlich durch sie verdeckt wird, und seine Existenz nur noch durch einen lichten Schimmer im Centrum der Zelle verräth (Fig. 5.). Die Körnchen erwei- sen sich bei Behandlung mit kaustischem Kali als Fettkügel- chen; das Fluidum dagegen, in welches sie eingebettet sind, reagirt als proteinartige Substanz, deren nähere Bestimmung mir wenigstens unmöglich wurde. Der Kern, welcher in seinem mikroskopischen Habitus dem Keimbläschen der Eier vieler Thiere gleicht und bei den reifen Keimzellen einen Durchmesser von 0,00288 P. L. erreicht, ist wahrscheinlich selbst ein Bläschen, gefüllt mit einer zähflüssigen, proteinar- tigen Substanz. Doch lässt sich die Anwesenheit der Mem- bran nur aus der Eigenthümlichkeit der Kontour, nicht aus 107 Wirkungen der Diffusion, da dieselben sich nicht bemerklich machen, erschliessen. Ausführlicher, als es vielleicht nöthig war, habe ich die Veränderungen der Keimzellen vor der Entwickelung der Saamenkörperchen besprochen. Es galt hier indessen nicht allein diesen Vorgang genau festzustellen, sondern auch gleich- zeitig eine der Grundlagen jener Theorie der Zellengenesis zu prüfen, nach welcher sich um einen freien Kern ein mehr oder weniger körnerreiches Fluidum beliebig umlagern (Um- hüllungskugeln nach Kölliker) und nachträglich eine Zellen- membran bilden soll. Das Verhältniss dieser Theorie, die von mehreren Forschern und auch von Kölliker, wie ich aus der für mich eingerichteten Anmerkung seiner neuen Schrift über die Saamenkörperchen ersehe, mit der Zellen- bildung um Inhaltsportionen nach Nägeli verwechselt oder wenigstens zusammengeworfen wird, zu dem Furchungspro- zess bei Thiereiern ist in diesem Archiv 1846 bei den Mit- theilungen über den Furchungsprozess der Nematoideen er- örtert worden. Jlier erlaube ich mir bei der Wichtigkeit des Gegenstandes eine Beobachtung einzuschalten, die sich auf die Bildung der Eier bei Strongylus aurieularis und As- caris acuminata bezieht. Wenn man jene Beobachtungen unberücksichtet lässt, die wegen der Schwierigkeit der Untersuchung dem umsich- tigen Beobachter keine bestimmte Entscheidung gestatten, so kann neben den Furchungskugeln als eine Hauptstütze der bezeichneten Zellentheorie die von mehreren Forschern an- gegebene Bildung der Eier um das zuerst nackt daliegende Keimbläschen als Kern angesehen werden. v. Siebold hat neuerdings diese Angaben, in welchen er mit R. Wagner, Kölliker, Bagge u. A. übereinstimmt, auch in Betreff der Bildung der Eier bei den Nematoideen wiederholt (Lehrbuch der vergl. Anat. p. 151 seqq.). Der Verf. beschreibt diese Bildung der Eier hier wesentlich übereinstimmend mit der von ihm angegebenen Bildung unserer Keimzellen der Saa- 108 menkörperchen in den männlichen Geschlechtsröhren: das Keimbläschen vertritt den angeblich nackten Kern der Keim- zellen, die später sich bildende Zellenmembran entspricht der nachträglich entstehenden Dotterhaut, die Umlagerungs- masse um den Kern, hier Keimbläschen, wird Dotter. Es gleicht auf diese Weise, sagt v. Siebold, der Hode mit sei- nem Inhalte ganz und gar einem mit Keimbläschen und Eiern gefüllten Ovarium. In der That ist auch, so lange die Keim- zellen der Saamenkörperchen noch nicht zur Entwickelung von Brutzellen sich vorbereitet haben, und die Eier durch den Körnerreichthum des Dotters, so wie durch die Grösse noch nicht sich auszeichnen, die Uebereinstimmung beider Geschlechtsröhren mit ihrem Inhalte so vollständig, dass v. Siebold’s übereinstimmende Deutung in der Bildung der Eier und der Keimzellen der Spermatozoen begreiflich wird. Meinen Untersuchungen zufolge, muss ich jedoch diese Uebereinstimmung in der Bildung der genannten Theile gerade für die Darstellungs- und Deutungsweise in Anspruch neh- men, die ich oben in Betreff der Keimzellen der Saamen- körperchen gegeben. Sowohl bei Strongylus, als bei Asca- ris sieht man in dem blinden Endstücke der weiblichen Ge- schlechtsröhre, gerade so, wie in der männlichen, grössere runde Zellen von derselben mikroskopischen Beschaffenheit, von derselben Durchsichtigkeit, mit den gleichbeschaflenen Kernen, wie die Mutterzellen der Keimzellen für die Sper- matozoen. Daneben liegen dann ebenfalls zur Hälfte kleinere Zellen, von demselben Habitus, wie die grösseren, und voll- kommen das Bild der- jüngsten Keimzellen wiedergebend. Es sind dieselben beim Weibchen die jüngsten Eier, die alle Be- standtheile der entwickelten Eier nur im kleineren Maass- stabe wahrnehmen lassen, mit dem Unterschiede, dass die körnige Beschaffenheit des Zelleninhaltes, späteren Dotters, mehr oder weniger noch gänzlich fehlt, und an dem Kerne, dem künftigen Keimbläschen, das Kernkörperchen (Keimfleck) anfangs wenigstens nicht deutlich unterschieden werden kann. 109 Aus denselben Gründen, die ich oben beigebracht, halte ich diese jüngsten Eier für die Brutzellen der nach dem blinden Ende gelegenen grösseren Mutterzellen. Etwas weiter in der Röhre hinauf scheint es nun, als ob diese jüngsten, noch unreifen Eier (v. Siebold’s Keimbläschen) von körnerreicher Masse mehr und mehr umlagert werden; aber es ist auch nur Schein. Denn die Veränderungen der jüngsten Eichen bei dem weiteren Vorrücken in der Röhre gleichen vielmehr im Wesentlichen ganz denen der jüngsten Keimzellen der Saamenkörperchen: sie nehmen ganz allmählig an Grösse zu, und es bildet sich in dem flüssigen Inhalt eine mit der Grösse der Zelle zunehmende Menge kleiner Körnchen, die den zum Keimbläschen erwachsenden Kern mehr oder we- niger verdecken. Auf die einzelnen Beobachtungen, welche gegen die v. Siebold'sche Deutungsweise der Erscheinungen bei der Eierbildung und für die unsrige sprechen, näher ein- zugehen, halte ich für überflüssig, da ich fast nur Wort für Wort wiederholen müsste, was bei der Entstehung und den Veränderungen der Keimzellen der Spermatozoen oben mitgetheilt worden. Hiernach kann ich nicht anders, als mich nicht allein gegen die Ansicht der genannten Forscher über die Eibildung, sondern auch gegen die Anwendung der- selben Ansicht zur Begründung der bezeichneten Zellengene- sis erklären. Es ist zwar zu erwarten, dass man noch häufig genug Veranlassung finden und nehmen werde, sogenannte membranlose Umhüllungskugeln als genetische Stufen der Zellenbildung vorzubringen; denn es ist gar zu leicht gerade da, wo die Zellenbildung um Inhaltsportionen der Mutter- zelle Statt hat, solchen Körpern zu begegnen. Wenn aber eine solche Deutungsweise auf weitere wissenschaftliche An- wendung Anspruch machen will, so erscheint durchaus noth- wendig, dass man den unantastbaren Beweis liefere, solche membranlose Umhüllungskugeln seien keine künstliche Konglomerate, erhalten wirklich erst später Zellennembra- nen und haben letztere früher nicht gehabt. Schliesslich 110 mache ich noch auf folgende Ergebnisse der mitgetheilten Beobachtungen aufmerksam. Es geht aus ihnen hervor, dass die Bildung der Keimzellen der Saamenkörperchen und die Bildung der Eier einen vollständig gleichen Gang nimmt, dass in gewissen Zeiten die Keimzellen, aus deren Inhalt später die Spermatozoen sich entwickeln, und die Eier, aus deren Inhalt nach vollständiger Reife und Befruchtung das Thier sich entwickelt, bei den genannten Nematoideen im mikroskopischen Habitus völlig übereinstimmen; dass endlich demgemäss die Unterscheidung von Männchen und Weibchen nach dem Inhalt der Geschlechtsröhren, worauf man bisher mit so grosser Sicherheit sich stützen zu können vermeinte, unter Umständen, die sich leicht errathen lassen, nicht mit Zuverlässigkeit geschehen könne. Kehren wir nun zu den zur Reife gelangten Keimzellen der Saamenkörperchen zurück. Man sieht dieselben bei In- dividuen, deren Geschlechtsleben nicht daniederliegt, schon in einiger Entfernung von der Haupt-Einschnürungsstelle der männlichen Geschlechtsröhre, und der noch fehlende Raum bis dahin, zuweilen auch darüber hinaus, deutet ungefähr die Gegend an, wo. sich an diesen Keimzellen eine neue Phase in der Bildungsgeschichte der Saamenkörperchen, näm- lich die Entwickelung der Keime für dieselben, beobachten lässt. Unter den Keimzellen nämlich, welche hier liegen, wird man stets solche finden, an denen der Kern durch keine Mittel nachzuweisen ist Der körnerreiche Inhalt er- scheint entweder gleichmässig, oder noch gewöhnlicher flok- kig in Folge der Wirkungen der Diffusion. Neben diesen Keimzellen sieht man dann weiterhin solche, in welchen der kuglige Inhalt nicht mehr gleichmässig, auch nicht unregel- mässig llockig, sondern, wie namentlich die Anordnung der feinen Körnchen gewahren lässt, in zwei oder in vier, nur selten in noch mehr gleiche Abtheilungen geschieden sich darstellt (Fig. 6.). Eine jede Abtheilung erscheint in der Mitte bald mehr, bald weniger lichter, und durch Druck und 111 Zerstörung der Keimzelle überzeugt man sich leicht, dass diese lichte Stelle durch die Anwesenheit eines runden, voll- kommen durchsichtigen Körperchens, von dem mikroskopi- schen Ansehen und Beschaffenheit der bekannten Kerne der Furchungskugelzellen, bedingt ist. Die Begrenzungen der Ab- theilungen sind, wahrscheinlich in Folge von zerstörenden Diffusionen, häufig undeutlich. Nicht selten gelingt es je- doch, diese Abtheilungen von Kontouren umgrenzt zu sehen, die so scharf und bestimmt sind, dass man, nach anderen Erfahrungen zu urtheilen, die Anwesenheit einer umhüllen- den Membran vorauszusetzen sieh genöthigt sieht. Gleich- wohl ist es mir bei Sirongylus nicht gelungen, auf andere Weise diese Membran zur Anschauung zu bringen. obschon sie später ganz augenscheinlich vorhanden ist, Die mitge- theilten Veränderungen des Inhaltes der Keimzellen wären, wenn sie isolirt daständen und keine weitere Beziehungen gestatteten, zu dürftig, um mit Sicherheit daraus einen zu- sammenhängenden Prozess zu konstruiren, Wenn man aber auf die später zu beschreibenden Veränderungen der Askari- den Rücksicht nimmt, wenn man ferner die gewöhnlichen und rohesten Erscheinungen bei dem Furchungsprozess des Bildungsdotters beachtet, so wird man unwillkürlich darauf hingeleitet, dass die bezeichneten Veränderungen des Inhaltes der Keimzellen bei Strongylus mit einer Bildung von Zellen um Inhaltsportionen der Mutterzelle in Verbindung stehen. Ja, der unbefangene Beobachter wird bei Kenntniss von der Zellenbildung um Inhaltsporlionen bei den Mutterzellen des Pollen vieler Pflanzen wegen der Uebereinstimmung des kör- nigen Inhaltes dieser Mutterzellen mit den Keimzellen des Strongylus aurieularis an der Gleichheit beider Prozesse kaum zweifeln wollen. Die Keimzellen der Saamenkörperchen ha- ben demnach durch Zellenbildung um Inhaltsporlionen Brut- zellen entwickelt, und man sieht sie daher kurz vor der Haupt - Einschnürnngsstelle der Geschlechtsröhre und auch wohl darüber hinaus von vier, höchst selten von sechs oder 112 mehr Tochterzellen angefüllt. Diese Tochterzellen sind die Keime der Spermatozoen; sie gleichen in ihrem Habitus der Mutterzelle, namentlich in ihrem mehr unreifen Zustande, wo die Körnchen des Inhaltes weniger zahlreich sind, und die lichten Stellen des centralen Kernes deutlicher zu Tage treten. Der Durchmesser der runden Keime beträgt 0,00277 P. L. Der Kern ist verhältnissmässig gross und nimmt fast drei Viertheil der Höhle ein. Die Entwickelung der Keime zu Saamenkörperchen lässt sich übersichtlich in allen einzelnen Akten verfolgen. Sie geschieht bei Strongyl. auricul. wahrscheinlich vollständig noch innerhalb der Mutterzellenmembranen oder der Keim- zellen, und beginnt gewöhnlich erst jenseits der Haupt-Ein- schnürungsstelle nach dem Ausführungsgange der Geschlechts- röhre hin. Das Erste, was man bemerkt, ist ein Lichter- werden der Keime, so dass es bei schwachen Vergrösserungen und mangelhafter Beleuchtung scheinen kann, als ob in den Mutterzellenmembranen nur vier helle, durchsichtige, runde Körper oder Bläschen enthalten seien. Dieses Lichterwer- den der Keime ist einestheils durch die Grössenzunahme des Kernes bedingt, der, ohne dass der ganze Keim sich ver- grössert, fast die ganze Höhle desselben ausfüllt und die Membran überallhin zu berühren scheint. Anderseits ver- mindern sich mit dem ganzen Inhalte namentlich auch die feinen Körnchen, so dass fast nur noch eine einfache Schicht derselben zwischen Kern und Membran des Keimes als tren- nendes Zwischenglied übrig bleibt (Fig. 7.). Durch dieses Verhalten des Kernes und namentlich der feinen Körnchen- schicht ist der mikroskopische Habitus der Keime im gegen- wärtigen Entwickelungszustande bedingt. Die Körnchen selbst und die Schicht, in welcher sie neben einander liegen, ist so fein, dass sie zunächst nur in der Peripherie des Keimes, wo sie. mehrfach übereinanderliegend zur Anschauung treten, erkannt werden, und hier eine dunkle Kontour des ganzen Keimes hervorrufen. In dem mittleren Raum des Keimes. 113 wo man sie in einfacher Schicht von oben betrachtet, kön- nen sie sich der Beobachtung leicht entziehen, und so den Keim ganz durchsichtig erscheinen lassen. Unter diesen Um- ständen kann man sich vorstellen, dass die Erkenntniss und Unterscheidung der Membran der Keime gegenwärtig noch äusserst schwierig ist. Wenn man jedoch freie Keime aus dem gegenwärtigen Zustande vor sich hat, so fällt doch bei Vergleichungen die Verschiedenheit der Kontouren bei verschiedenen Keimen auf. Bei einigen unterscheidet man deutlich eine feine dunkle Linie, die über die Körnchen hin- wegzieht und auf die noch anwesende Membran det Keime zu beziehen ist. Bei andern scheinen die Körnchen allein die Kontour zu machen; hier ist die Membran zerstört, und der Kern mit der ihn bedeckenden Körnchenschicht liegt allein vor uns. Bei der weiteren Entwickelung der Keime sieht man an denselben einen dunklen Flecken sich markiren (Fig. 8, 9. 10.). Bei manchen Keimen, wo man ihn von obenher betrachtet, nimmt er sich wie ein rundes Kernkörperchen aus, und man wird ihn in den Kern hinein versetzen. Wen- det sich der Keim, so überzeugt man sich, dass derselbe vielmehr in der Peripherie an der Membran des Keims haf- tet. Hier bemerkt man ihn auch an anderen Keimen inner- halb und ausserhalb der Mutterhülle. Dieser Flecken wird nun allmählig grösser, und, von der Seite betrachtet, zieht er sich als ein länglich dunkler Streifen an der Membran des Keimes hin (Fig. 11, 12.) Man könnte ihn dann für das Köpfchen eines Saamenkörperchens halten, zu welchem der Schwanz an der Kontour des Keimes ergänzt würde, An den feinen Keimen sieht man indessen diesen länglichen, zuweilen etwas gekrümmt verlaufenden Flecken frei nach aussen von der Membran als einen dünnen Fortsatz so sich erheben, dass der ganze Keim einer runden Wimperzelle ver- glichen werden kann, an welcher nur eine Cilie vorhanden ist (Fig. 13,). Diese Cilie, dieser dünne Fortsatz, ist jedoch Müller's Archiv. 1817. 8 114 hier nichts Anderes, als das hervorkeimende Schwänzchen des Spermatozoen. Der letzte Akt der Entwickelung des Spermatozoen geht, wie es mir geschienen, stets ausserhalb der Mutterhülle oder der Membran der Keimzellen an den nach Verkümmerung der letzteren frei gewordenen, noch nicht reifen Saamenkör- perchen vor sich. Während das Schwänzchen zur normalen Grösse auswächst, verändert sich die runde Form des übri- gen Theiles, des Köpfchens des Saamenkörperchens, in die ovale derartig, dass der Durchmesser des Köpfchens in der Richtun® des Schwänzchens (der Längsdurchmesser) etwas mehr an Grösse zunimmt, als der auf diesen rechtwinklige, der spätere Querdurchmesser. Dadurch erhält das Saamen- körperchen die früher beschriebene, entwickelte Grundform und Grösse. Gleichzeitig bemerkt man eine Veränderung des Köpfchens im mikroskopischen Habitus. Bisher lag der Kern so in dem runden Köpfchen, dass er von der Membran nur durch eine feine Körnchenschicht getrenut erschien, und die Kontouren beider demnach konzentrisch verliefen. Jetzt sieht man an der Stelle des Schwänzchens und dieser gegenüber, also an den Enden des Längsdurchmessers, die Membran des Keimes und Köpfchens sich allmählig erheben, und dort das trichterlörmig zulaufende Uebergangsstück zum Schwänzchen, hier die oben beschriebene, durchsichtige, anfangs sichelför- mige, später in der Form einem Kreisabsehnitt sich nähernde Kappe bilden. Der Raum zwischen dem Kern und der von ihm 'abgewiehenen Membran ist von einer durchsichtigen Flüssigkeit angefüllt, und mit dem Entstehen derselben sind gleichzeitig die Körnchen in jener Gegend geschwunden. Daher gelingt es jetzt zuweilen, die freie Kontour des Ker- nes an dieser Stelle zu beobachten. An den Seiten des Köpf- chens, im Querdurchmesser, findet, unerachtet der (obschon geringen) Vergrösserung desselben, keine Entfernung der Membran von dem Kerne Statt. Beide liegen nach wie vor dicht aneinander, nur getrennt durch die hier sich erhaltende - Ms feine Körnchenschicht, welche jetzt, entsprechend den Be- rührungsflächen des Kerns und der Membran, in Form eines Gürtels das Köpfchen umzieht. Der Kern selbst ist hin- sichtlich der Form rund geblieben, und hat demnach an dem Wachsthum der Membran in der Längenrichtung keinen An- theil genommen; auch das mikroskopische Ansehen ist un- verändert. Aus dem verschiedenen Verhältniss des Wachs- ihums des Kerns und der Membran des Köpfchens lässt sich vielleicht jene merkwürdige Formveränderung des reifen Sper- matozoen begreiflich machen, die eintritt, sobald der Kern platzt und seinen Inhalt in die Höhle des Köpfchens ergiesst. Da die Entwickelung des Köpfchens darlegt, dass die Mem- bran ohne die Betheiligung des in ihrer Höhle liegenden Ker- nes die Tendenz zum Wachsthum in der Längsrichtung und zur Ausbildung einer Längsform hat, so kann man sich vor- stellen, dass dieselbe in der Annahme dieser Form durch den drinnen liegenden Kern einigermaassen gehemmt wird. Durch das Platzen des Kerns ist dieses Hinderniss beseitigt. und die Form der Membran nähert sich derjenigen, die ihrer Wachsthumsrichtung mehr entspricht. Entwickelung der Saamenkörperchen bei Ascaris acuminata. Reife und vollständig ausgebildete Saamenkörperchen sind sehr selten in den Geschleehtsröhren der männlichen Individuen vorzufinden. Während zwei Sommer hindurch, in welchen ich mich mit diesem Gegenstande beschäftigt, habe ich unter mehreren hundert männlichen Individuen nur zwei gefunden, die solche ausgebildete Saamenkörperchen enthielten, wie sie um diese Zeit in dem sogenannten Uterus des Weibchens vollauf zu sehen sind. Diese beiden Fälle, so wie der Umstand, dass in der Gebärmutter des Weibehens zuweilen auch solche Körperchen angelroflen werden, die den weniger entwickelten Formen der Saamenkörperchen in den männlichen Geschleehtsröhren ähnlich sind; gaben + MG - mir die völlige Ueberzeugung, dass die gewöhnlich anzuiref- fenden Körper im Uterus neben den sich entwickelnden Eiern als wahre Saamenkörperchen anzusehen sind. Die reifen Spermatozoen, welche neben den Eiern so dicht gedrängt in der Höhle der Geschlechtsröhre liegen, dass sie sich gegenseitig abplatten, und dass keine andere Sub- stanz bemerkbar wird, haben die Grundform von runden, elementaren Zellen, im Durchmesser 0,003 P. L. (Fig. 27, 28, 29.). Bei gewissen Lagen derselben markirt sich zunächst und am auffallendsten an ihnen ein durch seine dunklen Kontouren und die zuweilen ins Gelbliche spielende Färbung ausgezeichneter, ‚ovaler oder auch wohl mehr länglicher Kör- per, im Längsdurchmesser von 0,00102 P.L. Er ist entweder gleichförmig oder gewöhnlicher in seiner Mitte mit einem kleinen rundlichen Flecken versehen (Fig. a.). Bei der letz- teren Zeichnung und bei dieser Lage des beireffenden Kör- pers, in welcher wir ihn von oben her und von seiner Fläche aus betrachten, wird man sehr leicht geneigt sein, denselben für einen Kern eines Kernkörperchens zu halten, zu- mal die Grundform des Spermatozoen dazu einladet. Bei anderen Lageverhältnissen, in welchen das betreffende Ge- bilde von der Seite her zur Anschauung tritt, überzeugt man sich (Fig. 28, 29.), dass dasselbe mit seiner Aussenfläche in der Nähe der Membran des Saamenkörperchens liegt und eine plattgedrückte, gemeinhin nach seiner Fläche gekrümmte Gestalt besitzt, die mit der Konkavität der Höhle des Bläs- chens zugewendet ist. -Etwa in der Mitte der konkaven Fläche, entsprechend jener Stelle, wo bei der Betrachtung von oben her der rundliche Flecken sichtbar ist, erhebt sich ein kleiner Vorsprung (Fig. 29.). Ob dieser Vorsprung von einem wirklichen Auswuchs an dieser Stelle, oder von einem daselbst anliegenden Kügelchen, oder vielleicht nur von dem Lichtreflex der konkaven Fläche herrührt: das habe ich bei aller darauf verwendeten Mühe weder jetzt, noch bei frühe- ren Entwickelungszuständen enträthseln können. Wenn man 117 aber auf die Entwickelungsgeschichte des Saamenkörperchens Rücksieht nimmt, und dann schon jetzt aussagen kann, dass das Saamenkörperchen von Ascaris nicht allein die Grund- form einer elementaren Zelle hat, sondern dieselbe genetisch wirklich darstellt, so will ich auch schon darauf hindeuten, dass das bis jetzt besprochene Körperchen nicht dem Kern, sondern dem Kernkörperchen entspricht. Der Kern selbst ist an dem reifen Saamenkörperchen schwerer zu erkennen, und geht ebenso, wie bei dem Strongylus, durch Platzen leicht zu Grunde. Gewöhnlich erscheint neben dem beschrie- benen, dunkel kontourirten Körper der übrige Raum der Zellenhöhle auf den ersten Blick sehr hell und durchsichtig. Bei genauerer Beobachtung fällt jedoch in der Umgebung des dunkeln Körpers eine etwas trübere, wolkige Masse auf, die etwa die Hälfte der Höhle des Saamenkörperchens und wohl auch mehr anfüllt (Fig. d.). In ihm liegt eigentlich das als Kernkörperchen bezeichnete Gebilde in der Nähe derjenigen Stelle ihrer Peripherie, mit der sie selbst an der Membran des Spermatozoen festhaftet. Sie hat im Allgemeinen eine rundliche Gestalt, doch ist der freie Theil ihrer Begrenzungs- Näche gewöhnlich unbestimmt, gleichsam flockig, in seltenen Fällen mehr oder weniger gleichförmig, wodurch eine Aehn- lichkeit mit einem Zellenkern entsteht. Inzwischen ist diese ganze Masse nicht der Kern allein, sondern eine grössere oder geringere Menge einer hellen, flockigen, zuweilen ganz feine Körnchen enthaltenden Belegungsschicht mit demselben. Die Kontouren des Kerns sind äusserst schwer wahrzuneh- men, ja sie fehlen auch wohl gänzlich, wenn das Kernbläs- chen platzt, Lange Zeit untersuchte ich, ohne auf ihn auf- merksam zu werden. Der Umstand, dass in sehr seltenen Fällen, in welchen nämlich die Belegungsschicht des Kerns nicht vorhanden ist, die Kontour des vorliegenden Körpers vollständig bestimmt und linear fortlief, veranlasste mich, genauer das Innere der bezeichneten Masse auch in solchen Fällen zu durchsuchen, wo die Kontour unregelmässig und 118 wolkig sie darstellt. Da fand ich dann, dass in einiger Eut- fernung von derselben eine mehr oder weniger deutliche, geradlinige Kontour sich vorzieht, die an den Unregelmässig- keiten der äusseren nicht Theil nimmt (Fig. e.). Sie ist es, die dem vollkommen durchsichtigen und das beschriebene Kernkörperchen enthaltenden Kern angehört. Nur durch die Belegungsschicht wird, wie sich aus den Fällen ergiebt, wo sie gänzlich fehlt, jenes etwas trübere und mehr wolkige An- sehen der ganzen Masse, die nun auch den Kern enthält, be- wirkt. Die Erkenntniss des Kerns ist übrigens, sobald man erst auf die bezeichnete Kontour aufmerksam geworden, in allen Lageverhältnissen des Saamenkörperchens möglich. Die Grösse des runden Kerns belrägt im Durchmesser 0,0016? P. L. Der übrige Binnenraum des Spermatozoen wird durch eine klare, vollkommen durchsichtige Flüssigkeit eingenommen (Fig. 28. b.), so dass also das ganze Saamenkörperchen in Allgemeinen als ein helles Bläschen sich darstellt. Platzt die Membran desselben, so fliesst diesser Inhalt leicht aus, und es bleibt nur der Kern mit dem Kernkörperchen und der flocki- gen Belagmasse übrig. Aber auch an diesem Theile verschwin- det leicht, zuweilen mit einem wahrnehmbaren Ruck, die Kon- tour des Kerns; der ganze Theil schrumpft hierauf etwas zusammen und verwandelt sich in eine mehr oder weniger unregelmässige Flocke, die hauptsächlich aus der Belagmasse und dem darin unversehrt gebliebenen, leicht kenntlichen Kern- körperchen besteht. Solche Flocken sind fast in jedem Prä- parat in ziemlicher Anzahl zu sehen, namentlich auch in der Höhle des Uterus. Die Entwickelung der Saamenkörperchen von Ascaris acuminata ist hinsichtlich der Entstehung der Keimzellen und deren nächster Veränderung bis auf die einzelnen mikrosko- pischen Erscheinungen so vollkommen übereinstimmend mit dem, was bei Strongyl. aurieul. beschrieben wurde, dass es zur Vermeidung von Wiederholungen genügt, in kurzen Wor- ten darauf hinzuweisen. Auch hier (Fig. 1.) sieht man in Me a nn a m er Eu 119 dem blinden Ende der Geschlechtsröhre grössere, durch ihre Durehsichtigkeit sich auszeichnende Zellen von demselben mi- kroskopischen Habilus, von derselben Beschaffenheit und durch- sehniltlich ebenso gross, wie bei Strongylus; es sind die Mut- terzellen der Keimzellen der Saamenkörperchen (Fig. 18.). Daneben liegen zur Hälfte kleinere Zellen, sonst von derselben Beschaffenheit, wie die grösseren (Fig. 19.). Sie können aus den schon angegebenen Gründen für die Tochterzellen der letzteren angeselien werden, und stellen hier gleichfalls die jüngsten und kleinsten Keimzellen der Saamenkörperchen vor. Im weiteren Verlauf der Geschlechtsröhre nehmen diese Keim- zellen (Fig. 20, 21.) allmählig an Grösse zu, und lagern in ihrem Innern um den Kern kleine Fettkörnchen ab, die mit der Grösse der Zellen an Menge zunehmen. Die reifen Keim- zellen erhalten dadurch nach und nach eine Grösse von 0,00634 P. L. im Durchmesser, und eine Beschaffenheit, wie bei Strongyl. auricul, (Fig. 22.). Der einzige Unterschied be- steht darin, dass die Feitkörnchen grösser sind und gewöhn- lich eine mehr längliche, nicht eine rundliche Gestalt besitzen. Die Masse, in welcher die Körnchen eingebettet sind, erhält sich durch ihre Zähigkeit in ihrer Form, auch wenn die Mem- bran der Keimzelle zerstört ist. Zuweilen schien es mir, als ob der durchsichtige Kern ein Kernkörperehen im Innern aus- scheide. Doch sah ich in anderen Fällen ganz einförmige Kerne, so dass ich geneigt wurde, die einem Kernkörperchen vergleichbare Zeichnung an anderen Kernen auf ein anliegen- des Fettkörnchen zu beziehen. Im Allgemeinen ist, wegen der grösseren zahlreichen Feltkörperchen, das Ansehen der reifen Keimzellen etwas dunkler, als bei Strongyl. auricul. Im letzten Drittheil vor der Haupteinschnürungsstelle der männlichen Geschlechtsröbre findet auch hier wiederum die Bildung der Keime der Spermatozoen Stall. Die Erscheinun- gen, welche sich hierauf beziehen, siod folgende: Zunächst sieht man unter den reifen Keimzellen solche, bei denen der Kern nicht melır nachweisbar ist und die Fellkörnchen mehr 120 oder weniger gleichförmig im Innern vertheilt sind. Etwas weiter hinauf ist dagegen der Inhalt der Keimzellen sehr auf- fallend verändert. Die ganze Inhaltsmasse ist nämlich in zwei oder vier, selten in mehr Abtheilungen getrennt, die in den beiden ersten Fällen ziemlich von gleicher Grösse, im letzie- ren Falle gewöhnlich von ungleicher Grösse sind (Fig. 23.). Diese Abtheilungen sind durch ganz bestimmte Begrenzungs- linien von einander geschieden und haben häufig noch in ei- nigen Keimzellen die Form von Halbkugelschnitten, wenn nur zwei Parlieen, oder von Viertelkugelschnilten, wenn etwa vier Parlieen vorhanden sind. Die Kugelschnitte liegen dann oft mit ihren Schnittflächen so an einander, dass sie das Bild der ursprünglich noch nicht getheilten kugelförmigen Inhalts- masse wiedergeben. In anderen Keimzellen berühren sie sich weniger, und ihre Gestalt nähert sich dann mehr oder weni- ger einer Kugel von 0,00289 P. L. im Durchmesser, wenn vier Partieen vorhanden sind. Sehr eigenthümlich und zier- lich ist das strahlige Ansehen dieser Abtheilungen, dessen Ur- sache aus der folgenden Beschreibung der mikroskopischen Beschaffenheit derselben sich sogleich ergeben wird. Wenn man eine Abiheilung von mehr rundlicher Gestalt aus der Keimzellen- Membran befreit vor sich liegen hat (Fig. 24.), so wird man stets im mikroskopischen Bilde eine mittlere kör- nige Haupipartie von strahligem Ansehen, umgeben von einer schmalen, körnchenfreien, durchsichtigen, hellen Zone, unter- scheiden (Fig. 24.). Die Zone ist von einer scharfen Kontour begrenzt, wie sie nur bei Anwesenheit von Zellenmembranen Statt findet. Dass auch eine solche, die ganze Abtheilung umgrenzeude Membran anzunehmen ist, lässt sich schon ge- genwärtig an den Wirkungen der Diffusion nachweisen. In Folge derselben sieht man die Zone sich verbreitern, die kör- nige Partie sich verändern und das strahlige Ansehen verlieren, endlich die scharfe Konltour des Körpers aufhören und un- deutlich werden. Die körnige Partie ist in dem mittleren Raume lichter, als in der Peripherie, und zeigt im Centrum 121 einen dunklen, rundlichen Flecken (Fig. 24. a.), der durch seine Grösse stels von den zunächst liegenden Körnchen sich markirt. Diese beiden Momente, welche bei allen Stellungen des Körpers zur Anschauung treten, machen zuerst auf den im Centram der körnigen Masse befindlichen Kern mit Kern- körperchen aufmerksam (Fig. 24. c.). Die Kontour dieses durchsichtigen, runden Kerns ist jedoch in den meisten Fällen schwer wahrzunehmen. Beim Rollen der Zellen und passen- dem Druck gelingt es, ihn deutlicher zu sehen; die sonst üb- lichen Reagentien haben mir keinen Nutzen gewährt. Sein Durchmesser beträgt 0,00162 P. L. .Um den Kern liegen in einem zäbflässigen Fluidum, das in der Zone frei hervortritt, eingebeltet die schon in dem Inhalte der Keimzelle früher durch ihre längliche Form sich auszeichnenden Fettkörperchen, und markiren dadurch die körnige Hauptpartie. In der Nähe des Kernkörperchens oder im Centrum der körnigen Partie nehmen sie sich wie kleine Pünktchen aus. Je weiter sie sich vom Centrum entfernen, desto länger werden sie, so dass die äussersten in ihrem ganzen Längsdurchmesser gleichsam als kleine kurze Stäbchen sich präsentiren. Bei allen Stellun- gen und Lagen des Körpers erscheint dasselbe mikroskopi- sche Bild. Daraus geht hervor, dass alle Fettkörperchen mit ihrem Längsdurchmesser gegen den Mittelpunkt des Kerns ge- richtet sind, und solcher Gestalt das zierliche, strahlige An- sehen hervorrufen. Die Abtheilungen, welche jetzt zu zwei oder zu drei, sellen in grösserer Zahl, den Inhalt der Keimzellen ausmachen, haben sich demnach als kernhaltige elementare Zellen erwie- sen, und nach den eben milgetheilten Erscheinungen müssen dieselben als Brutzellen, durch Zellenbildung um Inhaltspor- tionen der Mutterzelle erzeugt, angesehen werden. Diese Brut- zellen sind auch hier wiederum, wie bei Strongyl. auricul., die Keime der künftigen Saamenkörperchen. Die Entwickelung dieser strahligen Keime geschieht gemeinhin erst jenseits der Haupteinschnürungsstelle der 122 Geschlechtsröhre nach dem Ausführungsgange hin. Sie ist hinsichtlich der Formbildung einfacher, als bei Strongylus, da die Grundform der elementaren Zelle ohne Weiteres für die reifen Saamenkörperchen beibehalten wird. Die hauptsäch- lichen Veränderungen während der Entwickelung betreffen das Kernkörperchen und den Inhalt des Keimes. Das lelztere findet zuerst Stalt, ‚und spricht sich zunächst darin aus, dass die Fettkörperchen an Umfang allmählig abnehmen und schliess- lich zu so feinen Körnchen werden, wie wir sie in der Um- lagerungsmasse des Kerns der reifen Spermalozoen vorfinden. In Folge dessen verliert sich allmählig das strahlige Ansehen des Keimehens, und das Kernkörperchen tritt nun durch seine Grösse und Dunkelheit um so bemerkbarer hervor, als es wirklich an Grösse zunimmt. Die Kontour des Kerns dage- gen bleibt unter der durch die feinen Körnchen getrübten Umlagerungsschicht nach wie vor weniger deutlich sichtbar. Die Saamenkörperchen von diesem Ansehen (Fig. 25.) und auf dieser Entwickelungsstufe sah ich stets frei liegen und nicht mehr zu vier in der Membran der Keimzelle einge- schlossen. Daher muss als Unterschied von Strongyl. auricul: aufgefasst werden, dass die Spermatozoen von Ascaris acumi- nata frühzeitiger gleichsam geboren werden. Bei der weiteren Entwickelung des Saamenkörperchens bis zur Reife markiren sich die Veränderungen wiederum am Inhalt und am Kern- körperchen. Bisher stellte der Zelleninhalt eine mehr zäh- flüssige, proteinartige Masse dar, in welcher in der Umgebung des Kerns die verkleinerten Feitkörnchen Platz nehmen. All- mählig wird nun dieser Inhalt flüssiger, so dass er beim Platzen der Membran leichter ausfliesst. Nur da, wo die Körnchen liegen, scheint sich ein etwas zähflüssiger Theil zu erhalten, der die Körnchen zu einer wolkigen Masse verbin- det und so die besprochene Belagschicht um den Kern der reifen Spermatozoen konstituirt. Das Kernkörperchen fährt fort, an Grösse zuzunehmen, zeigt anfangs eine kreisförmige Kontour und wird später mehr länglich und scheibenförmig 123 (Fig. 26.). Die zuletzt beschriebenen Verwandlungen des Saamenkörperchens bis zur vollkommenen Reife müssen höchst selten in der männlichen Geschlechtsröhre vor sich gehen, da ich unter mehreren hundert Männchen nur bei zweien reife Saamenkörperchen angelroffen habe. Dagegen ist es nicht so selten, dass die in dem weiblichen Uterus vorhandenen Sper- malozoen ein mehr rundliches Kernkörperchen ohne wahr- nelmbaren inneren Fortsalz und ohne deutliche Scheibenform besitzen. Obgleich ich nun die vollkommene Verwandlung des Kernkörperchens in jene eben beschriebene Form der rei- fen Saamenkörperchen wegen der Kleinheit des Objektes und der Dunkelheit der Kontouren in den einzelnen Phasen zu verfolgen nicht im Stande gewesen bin: so ist doch erlaubt zu schliessen, dass die mehr rundliche Form des Kerukörper- chens den noch nicht völlig zur Reife gelangten Saamenkör- perchen angehöre. Daher denn anzunehmen wäre, dass die Spermalozoen in den gewöhnlichen Fällen bei Ascaris acumi- nala erst in den Uterus des Weibehens eingebracht ihre Ent- wickelung vollendeten. Schlussbemerkungen. 4. Zunächst möge hier eine kurze Uebersicht der Verände- zungen, welche in dem Geschlechtssystem bei Strongylus au- rieularis und Ascaris acuminala Behuls der Erzeugung und Entwickelung der Saamenkörperehen vor sich gehen, nach den Haupimomenten Platz finden. a) Bei beiden Thieren findet sich eine Stelle im Geschlechissystem, das blinde Ende der Röhre, in welchem sehr durehsichlige, kernhaltige Zellen vor- kommen, deren Bestimmung und Bedeutung dahin erkannt wurde, dass sie durch forldauernde Brutzellenbildung das Ma- terial für die Erzeugung und Entwickelung der Saamenkör- perchen herbeischaflen. Da in Folge dessen die verhältniss- mässig geringe Anzalıl derselben schr bald zu Grunde gehen 124 musste, und gleichwohl von anderen Seiten her kein Ersatz geboten ist, so sieht man sieh zu der Annahme genöthigt, dass ein Theil der erzeugten Brulzellen wiederum in die Funk- tion der Multerzellen eintrete. b) Neben diesen grösseren Mutterzellen liegen in dem anstossenden Theile der Geschlechts- röhre etwa zur Hälfte kleinere, gekernte Zellen, sonst von demselben mikroskopischen Habitus. Sie stellen diejenigen Brutzellen der eben bezeichneten Mutterzellen vor, in welchen nach weiteren Veränderungen die Keime der Saamenkörper- chen entstehen. Daher wurden sie die Keimzellen der Saa- menkörperehen genannt. Diese jüngsten Keimzellen nehmen dann allmählig an Grösse zu, sondern gleichzeitig um den cen- tralen, durehsichtigen Kern kleine Fettkörnchen aus ihrem flüs- sigen Inhalt ab und verwandeln sich nach und nach in die durch das körnige Ansehen ausgezeichneten reifen Keimzellen der Saamenkörperchen. Dann erfolgt weiterhin in der Ge- schlechtsröhre beider Thiere ec) der dritte Akt in der Zeu- gungs- und Entwickelungsgeschichte der Saamenkörperchen. Es entwickeln sich aus dem Inhalte der reifen Keimzellen durch Zellenbildung um Inhaltsporlionen zuerst zwei, dann vier, selten mehr Brutzellen, die sofort als Keime der Sper- matozoen fungiren, und so den letzten Akt in der Reihe der Veränderungen, die in der männlichen Geschlechtsröhre bei Ascaris und Sirongylus vor sich gehen, die Entwickelung der Saamenkörperchen herbeiführen. d) Diese Entwickelung hat bei beiden Thieren das Uebereinstimmende, dass jene als Keim auftretende kernhaltige Brutzelle schon in der Multerhülle die weiteren Verwandlungen beginnt, dass bei diesen Verwand- lungen die ganze Brutzelle als solche mit ihren einzelnen Be- standiheilen in das reife Saamenkörperchen übergeht, dass namentlich der Kern, der in Form eines Bläschens erscheint und bei Ascaris mit einem Kernkörperchen versehen ist, als ein verhältnissmässig grosser, und, wie es scheint, wichtiger Bestandtheil des Spermalozoen sich erhält, und dass endlich bei beiden Thieren Veränderungen des Inhalts der Zellenhöhle 125 und des Inhalts des Kerns (letzterer wird flüssiger) sichtbar werden. Nähere Angaben, die Mischungsveränderungen be- treffend, waren für jetzt noch nicht zu erreichen. Die Un- terschiede bestehen darin, dass bei Ascaris sogar die ganze Form der Brutzelle in dem reifen Saamenkörperchen wieder- zufinden ist, und dass das Kernkörperchen Veränderungen in Grösse und Form erleidet, dass dagegen bei Strongylus die Zellenmembran eine länglich ovale Form annimmt und einen kleinen soliden Fortsatz entwickelt. In Folge dessen erlangt das reife Saamenkörperchen bei Strongylus die Gestalt eines geschwänzten Körperchens, annähernd derjenigen, die bei vie» len anderen Thieren beobachtet wird. Der bezeichnete Fort- salz stellt das Schwänzehen dar, die ursprüngliche Zelle ist in dem Köpfehen enthalten, in welchem die Zellenmembran ziemlich enge den verhältnissmässig grossen, sehr leicht platzen- den Kern umschliesst. Unterscheidend: ist endlich noch der Punkt, dass die Saamenkörperchen bei Strongylus auricularis in der Mutterhülle selbst fast gänzlich die Entwickelung voll- enden, während sie bei Ascaris die vollständige Ausbildung im freien Zustande und sogar in dem Uterus des Weibchens erlangen. Dieser kurzen Uebersicht von der Entstehung und Ent- wickelung der Saamenkörperchen lasse ich zur Vergleichung die Resultate folgen, welche in Betreff derselben Verhältnisse von den Eiern dieser Thiere mitgetheilt worden. Die Ent- stehung der Eier stimmt in den Anfängen vollkommen mit der Entstehung der Saamenkörperchen überein. In dem blin- den Ende der weiblichen Geschlechtsröhre finden sich durch- sichlige, kernhallige Zellen, die in ihrem mikroskopischen Ila- bitus nicht von jenen in den männlichen Geschlechtsröhren an derselben Stelle zu unterscheiden sind. Auch stellen sie hier gleichfalls Mutterzellen vor, durch deren Brutzellenbildung fortdauernd das Material für die Eierentwickelung herbeige- schafft wird, Daneben liegen in der Röhre etwa zur Hälfte kleinere Zellen von derselben Beschaffenheit, wie die Mutter- 126 zellen; es sind dies die freien, für die Eier bestimmten Brut- zellen, welche beim Männchen als jüngste Keimzellen der Saamenkörperchen bezeichnet wurden. Beim Weibchen sind es die jüngsten Eier. Diese Brutzellen erleiden beim Weib- chen anfangs dieselben Veränderungen, wie die analogen Zellen bei dem Männchen. Sie nehmen allmählig an Grösse zu und lagern in ihrer Höhle rund um den centralen Kern Fetikörnchen ab, die mit der Grössenzunahme sich mehren und den jüngern Eichen ein solches körniges Ansehen ver- leihen, dass sie von den Keimzellen nicht zu unterscheiden sind. Wenn aber die Keimzellen, nachdem sie eine gewisse Grösse erreicht, ohne Weiteres durch Zellenbildung um In- haltsportionen Brutzellen entwickeln, und diese zu den Saa- menkörperchen sich verwandeln, so sehen wir die analogen Gebilde beim Weibchen noch fernerhin sich vergrössern, die Fettkörnchen reichlicher anhäufen und in soleher Weise ohne Weiteres zum reifen Ei sich ausbilden, dessen Inhalt erst nach der Befruchtung durch die Saamenkörperchen sich durch Zellenbildungen um Inhaltsportionen (Furchungspro- zess) in Brutzellen verwandelt, die dann in gewisser Bezie- hung den Keim des aus ihnen sich entwickelnden Indivi- duums darstellen. Die Resultate dieser memer Untersuchungen über die Entwickelung der Saamenkörperchen weichen wesentlich von denjenigen ab, welche Kölliker, der sich wohl in nenerer Zeit am meisten mit diesem Gegenstande beschäftigt hat, in seiner Abhandlung: „‚die Bildung der Saamenfäden in Bläschen ete“ «Bd. VIII. der neuen Denkschriften der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft ete. 1846), mitge- tbeilt hat. Kölliker gelangt zu dem Resultat, „die Saa- menfäden entstehen endogen wahrscheinlich überall in den Kernen, und zwar je einer in einem Kern: sie bilden sich durch spiralige (?) Ablagerung des flüssigen (?) Kerninhaltes an der Kernmembran, und erreichen überall durch selbst- ständiges Wachsihum ihre endliche Grösse und Form,‘ p. 60. 127 a. a. ©. Nach meinen Forschungen bei den Nematoideen gehen elementare kernhaltige Zellen, entstanden durch Zel- lenbildungsprozess um Inhaltsportionen in Mutterzellen,‘ als solche mit allen ihren Bestandtheilen in die Form und die Bestandtheile der Saamenkörperchen über. Bei aller Aner- kennung, welche die Kölliker’schen Arbeiten für die Kennt- niss der entwickelten Formen vieler Thiere, namentlich auch der Krustaceen, sich erwerben müssen, kann ich doch nicht umhin, nach meinen Erfahrungen seine Auffassung und Dar- stellung der genetischen Verhältnisse für eine sehr gezwun- gene und an Hypothesen sehr reiche zu erklären. Leider und auffallender Weise hat der Verfasser gerade diejenigen Thiere (die Nematoideen), die nach meinem gegenwärtigen Ermessen für die Untersuchungen am geeignetsten sind und gegen seine Theorie und Auffassungsweise der Erscheinungen sehr deutlich sich aussprechen, neuerdings nicht weiter be- rücksichtigt. So ist mir die Gelegenheit genommen, Beob- achtungen mit Beobachtungen über einen und denselben Ge- genstand zu vergleichen, bei welchem die Untersuchungen einerseits mit grösserer Sicherheit zu machen sind, und wo man anderseits sich nicht hinter die Dunkelheit des zu un- tersuchenden Objektes mit seinen Ansichten und Deutungen verbergen kann. Daher muss ich mich bescheiden, auf die Kölliker’sche Arbeit näher einzugehen, zumal ich wohl er- warten darf, dass die mit dem Gegenstande Vertrauten mei- nen Ausspruch gerechtfertigt finden werden, und ausserdem Herrn Professor Kölliker die Gelegenheit nehme, gelegent- liell mit solchen sinnreichen Bemerkungen hervorzutreten: „dass zwei Dinge zu derselben Zeit in gewissen Theilen verschieden und doch im Wesentlichen identisch sein kön- nen,‘ oder „dass jeder Theil eines Organes zu derselben Zeit selbstständig und abhängig ist“ ete., wie derselbe es in der genannten Schrift (p. 53. Anmerk.), gegenüber meiner, ohne irgend eine persönliche Berücksichligung, wie es der Jahresbericht erfordert, verfassten Darstellung seiner Ansich- 128 ten über die Zellengenesis (Müller’s Arch. Jahresb. 1844. p- 164 seqq.) schon einmal gelhan hat. In einem Punkte bin ich mit Herrn Kölliker einver- standen, darin nämlich, dass die Saamenkörperchen und auch die Eier der Thiere nach unseren gegenwärtigen Erfahrun- gen für identische Gebilde zu halten sind, und dass demge- mäss die Entwickelungsweise derselben im Wesentlichen übereinstimmen müsse. Indem ich mich daher, was man mir zugestehen wird, nur auf meine Beobachtungen stütze, muss ich in dieser allgemeinen Entwickelungsweise der Saa- menkörperchen (so wie auch der Eier) als ein wesentliches Moment hervorheben, dass eine kernhaltige Zelle mit allen ihren Bestandtheilen, namentlich auch mit dem sehr leicht platzenden und, wie es scheint, für die Befruchtung nicht unwichtigen Kern in das Saamenkörperchen (und in das Ei) übergehe. Als offenbar unwesentlich zeigt sich dagegen schon bei Strongylus und Ascaris die Form, zu welcher sich bei dieser Verwandlung der Zelle in das Saamenkörperchen die Zellenmembran entwickelt. Es ist nun bekannt, dass bei vielen Thieren dıe Betheiligung einer kernhaltigen Zelle an der Entwickelung der Saamenkörperchen sowohl von Kölliker, als von anderen Forschern erwiesen ist. In an- deren Fällen sehen wir die Saamenkörperchen aus Bläschen sich entwickeln, deren Natur als Zelle theils wegen der Kleinheit des Objekts, theils wegen der Durchsichtigkeit desselben, und auch aus anderen hier nicht zu besprechen- den Ursachen nicht zu erweisen war. Daraus folgt nicht, dass das Bläschen keine Zelle sei; das darf uns auch nicht bestimmen, eine solche Gelegenheit zu benutzen, um gegen- über klarer daliegenden: Thatsachen mit neuen Entdeckungen hervorzutreten. Daraus folgt auf dem Gange gediegener wis- senschaftlicher Untersuchung vielmehr nur das, dass in die- sen Fällen der Nachweis der Natur der Zelle noch nicht gelungen, dass aber nach dem Stande der Wissenschaft das Vorhandensein derselben wahrscheinlich ist. Selbst die An- 129 sicht, dass diese Bläschen Kerne seien, ist nicht allein ohne alle Begründung, sondern widerspricht auch wesentlich jener nachgewiesenen Entwickelungsart der Saamenkörper- chen aus Zellen, da der Kern nach seinem genetischen Ver- halten nur als ein Bestandtheil der Zelle aufgefasst werden kann, und demgemäss unter keinerlei Umständen der Zelle selbst gleich zu achten ist. Wenn man also eine elementare Zelle als den Keim des Saamenkörperchens für alle Thiere festzuhalten im Stande ist, so fragt sich weiter, ob in Uebereinstimmung mit den Beobachtungen bei Strongylus und Ascaris der Uebergang der einzelnen Bestandtheile der Zelle in das Saamenkörper- chen auch bei den übrigen Thieren, wie es eine einheitliche Entwickelungsnorm erfordert, sich nachweisen lasse. Dieses ist vorläufg bei den meisten Thieren noch nicht möglich, und wollte man die neuesten Beobachtungen Kölliker’s als sicher ermittelte Thatsachen aufnehmen, so würde man das einheitliche Entwickelungsprinzip gegenüber den Ergeb- nissen bei den Nematoideen als vollkommen gestört betrach- ten müssen. Inzwischen habe ich die Ueberzeugung, dass neuere Forschungen, die auf Grundlage der klar daliegenden Resultate bei den Nematoideen die Erscheinungen auffassen und deuten, zu einem anderen Ziele gelangen werden. Da- bei erlaube ich mir, auf folgende Punkte aufmerksam zu machen: Bei Strongylus und Ascaris zeigt sich, dass der Kern sehr leicht platzt. In dem weiblichen Uterus findet man die Saamenkörperchen öfters, namentlich bei Strongylus, bei welchen gleichzeitig mit dem Hinschwinden des Kerns die Form des Spermatozoen geändert wird, ohne eine Spur der früher deutlich nachweisbaren Kerne. Bei dem geschwänz- ten Saamenkörperchen des Strongylus sind ferner in dem Köpfchen die Grundbestandtheile der Zelle enthalten, und der durchsichtige Kern füllt die Höhle desselben fast voll- ständig aus. Dadurch wird die Erkenntniss des Kerns aus- serordentlich erschwert, Das Schwänzchen dagegen ist bei Müller's Archiv, 1817, 9 130 Strongylus ein, den Cilien der Wimperzellen vergleichbarer Fortsatz der Zellenmembran. Bei seiner Entstehung und seinem Wachsthum tritt er nicht frei hervor, sondern liegt in einer, zuletzt etwa einen Halbbogen bildenden Form an der Aussenseite der Zellenmembran. Würde das Schwänz- chen bei Strongylus länger werden, so würde es, beim fer- neren Wachsthum in gleicher Weise fortfahrend, spiralig die Zellenmembran von aussen umwickeln. In Folge dessen kann es leicht geschehen, was ich auch namentlich bei den Kölliker’schen Untersuchungen vermuthe, dass man das Schwänzeben anfangs für ein im Innern der Zelle entstehen- des Köpfchen, und späterhin das ganze geschwänzte Saa- menkörperchen in die Zellenhöhle hineinverlegt. Die Identität der Saamenkörperchen der Thiere (und auch der Eier) untereinander nöthigt aber ferner zu der Vor- ausselzung, dass auch die Art und Weise, wie das Material für die Entwickelung der Keime der Saamenkörperchen her- beigeschaflt werde, so wie die Entstehung der Keime selbst bei allen Thieren im. Wesentlichen mit: dem übereinstimmen werde, was uns die Natur so übersichtlich bei Ascaris und Strongylus vor Augen führt. Demgemäss halte man bei allen Thieren einen Theil der Geschlechtsorgane zu suchen, in welchem die Keimzellen der Saamenkörperchen produeirt wurden, und ausserdem nachzuweisen, dass durch Zellen- bildung um Inhaltsportionen in diesen Keimzellen diejenigen Brutzellen entstehen, welche nachher als Keime der Saamen- körperchen selbst fungiren. Der Versuch, mit diesen Erfor- dernissen die bestehenden Erfahrungen in Einklang zu brin- gen, scheitert hauptsächlich daran, dass wir bei den übrigen Thieren gerade über diese Prozesse am mangelhaftesten unter- richtet sind. Doch lässt sich so viel wohl aussagen, dass man bei den meisten, wo nicht bei allen Thieren die Keime der Saa- menkörperchen in grösserer oder geringerer Zahl haufenweise zusammenliegend und gemeinhin von einer strukturlosen Membran umgeben gefunden habe. Diese Körnerhaufen oder 151 Mutterzellen der Saamenkörperchen entsprechen offenbar je- nen von mir sogenannten Keimzellen der Saamenkörperchen bei Ascaris und Strongylus. Diese letzteren Namen hatte ich für diese Gebilde deshalb gewählt, weil der Ausdruck „Mutterzelle‘“ schon ein Mal bei den Prozessen, die in den Geschlechtsorganen bei jenen Thieren zu beobachten sind, angewendet war, und weil das spätere Verhalten merklich von jenen gewöhnlichen Mutterzellen abweicht. Die Zahl der Keimkörner der Saamenkörperchen ist bei den verschie- denen Thieren sehr verschieden. Das gehört zu den unwe- sentlichen Momenten, da schon bei den Nematoideen die Zahl zuweilen über vier hinausgeht. Bekannt ist ferner, dass die Keimkörner der Saamenkörperchen anfangs an Zahl geringer und zugleich grösser sind, dass sie später sich ver- mehren und zugleich kleiner werden. Dieses deutet darauf hin, dass diese Keime durch Zellenbildungsprozess um In- haltsportionen entwickelt und vermehrt werden, und, wenn ich nicht irre, so ist bereits dieses Verhalten der Keimkör- ner mit den Furchungskugeln und dem Furchungsprozess der Eier verglichen worden. Eine Schwierigkeit scheint hier aber durch die Anwesenheit der sogenannten Kernkugel zu entstehen, um welche beim Blutegel, beim Regenwurm u. a. die Keimkörner der Saamenkörperchen gruppirt liegen. In- dessen dürften einige mitzutheilende Beobachtungen dieses Verhältniss der Kernkugel zu den Keimkörnern einigermaas- sen begreiflich machen. Schon Kölliker erwähnt in seiner genannten Schrift, dass in den Epitheliumzellen der Hoden- kanälchen bei Helix pomatia ein Theil des Inhaltes an der Zellenbildung nicht theilnehme und vielmehr zu einer solchen Kerukugel zusammengeballt werde. Es scheint mir hier nicht unpassend, noch auf ein anderes analoges Verhältniss auf- merksam zw machen, Im Obigen habe ich durch Vergleichung dargethan, dass die Keimzellen der Saamenkörperchen beim Weibehen den Eiern, als den analogen Gebilden, entsprächen. Wie bei diesen Keimzellen. oline Weiteres durch Zellenbil- 9%* 132 dung um Inhaltsportionen die Keime der Saamenkörperchen gebildet werden, so sehen wir bei den Eiern nach der Be- fruchtung aus dem Inhalt durch Zellenbildung um Inhalts- portionen (Furchungsprozess) den Keim des künftigen Indi- viduums erstehen. Nun ist bekannt, dass der Inhalt der Eizellen bei vielen Thieren nicht gänzlich, sondern nur theil- weise in den Furchungsprozess eingeht, und dass ein anderer Theil, den ich den Nahrungsdotter nenne, an der Keimbil- dung keinen Antheil hat. Vielleicht kann die Kernkugel, die gleichfalls an der Keimbildung der Saamenkörperehen nicht theilnimmt, als eine solche, nur zur Ernährung dienende Masse des Inhaltes der Keimzellen der Spermatozoen be- trachtet werden, Es möge die obige Auseinandersetzung genügen, um ei- nigermaassen anzudeuten, wie Behufs der Festsetzung eines einheitlichen Zeugungs- und Entwickelungsprineips der Saa- menkörperchen bei den Thieren die bestehenden Erfahrungen mit den Ergebnissen der Untersuchung bei Ascaris und Stron- gylus zu vereinbaren und die sich entgegenstellenden Schwie- rigkeiten möglicherweise zu lösen sein werden. Der Stoss, welchen der Hermaphroditismus durch Steenstrup erlitten, wird in der Folge sicherlich die Veranlassung werden, dass auf diesem Gebiete der Wissenschaft zahlreiche Forscher sich beschäftigen werden. Diese Kontroverse wird nur dann sicher beseitigt werden können, wenn man alle Veränderun- gen und Prozesse, die Behufs der Zeugungs- und Entwicke- lungsgeschichte der Saamenkörperchen und Eier bei den so- genannten hermaphroditischen Geschöpfen vor sich gehen, genau kennen gelernt hat. Wenn ich nun hier einerseits überzeugt bin, dass die bei Ascaris und Strongylus gewon- nenen Resultate für solche Untersuchungen eine Richtschnur abgeben können, so hoffe ich gleichzeitig anderseits, dass die Lösung mancher noch bestehender Zweifel über die angege- bene Zeugungs- und Entwickelungsnorm der Saamenkörper- chen und Eier um so schneller herbeigeführt werden wird. 133 B. Schliesslich benutze ich die sich mir darbietende Gele- genheit, um über einige, namentlich die Saamenkörperchen und auch die Eier betreffende Kontroversen ıneine durch Gründe motivirte Ansicht auszusprechen. Es sind hier vor- züglich zwei Momente hervorzuheben: einerseits das Verhält- niss derselben zu dem Befruchtungsakt, und anderseits das Verhältniss der Spermatozoen zu und unter den uns bekann- ten selbstständigen Organismen !). 1. Was die erste Frage, den Antheil der Saamenkör- perchen an dem Befruchtungsakte, betrifft, so bin ich der gleichen Ansicht mit Kölliker, dass die Saamenkörperchen als das bei der Befruchtung wesentlichste Element des männ- lichen Saamens angesehen werden müssen, und dass sie na- mentlich den einen von den beiden bei der Befruchtung we- sentlichen Faktoren ausmachen. Indem ich bei der Begrün- dung dieser Ansicht mich einerseits auf die Experimente beziehe, welche von Prevost mit filtrirtem Saamen ange- stellt, und die nach Kölliker von Schwann wiederholt und bestätigt worden, so muss ich hier anderseits noch be- 1) In letzterer Beziehung hat man es erfahren müssen, dass die Spermatozoen von der Bedeutung eines Ihierischen Individuums, dem man sogar Eingeweide vindieirte, durch Kölliker auf ein organi- sches Gebilde, entstanden durch Präcipitation aus dem flüssigen In- halte eines Kerns, degradirt wurden. Es ist mir in dem thierischen Organismus gegenwärtig nicht einmal ein Gewebe bekannt, das nach- weislich auf die letztere Weise entstanden wäre, Kölliker deutet gelegentlich auf die Fibrillen primitiver Muskelbündel hin. Inzwischen entstehen diese Fibrillen nach Beobachtungen, die ich vor einiger Zeit gemacht habe und die nachträglich von Dr. v. Holst wieder- holt wurden, aus kernhaltigen elementaren Zellen. Die näheren De- tails hierüber werden den Naturforschern in der Inaugural-Dissertalion des J. v. Holst, de structura musculorum in genere el annulatorum musenlis in specie observaliones microscopicae. Dorpat. Livon, 1346, mitgetheilt, 134 sonders auf die Beobachtungen verweisen, die in Betreff die- ses Gegenstandes bei den Nematoideen, ähnlich wie bei den Polypen, gemacht werden können. Man beobachtet nämlich bei Ascaris und Strongylus in den Geschlechtsröhren nur die Entstehung, Vermehrung und Entwickelung der Eier und der Saamenkörperchen. Die Röhren, in welchen diese Pro- zesse vor sich gehen, sind nur von den hierauf bezüglichen Formelementen angefüllt; selbst bei 500 facher Vergrösserung markirt sich kein Bestandtheil, der neben jenen als ein be- sonderer Theil aufzufassen wäre. Nur an dem Ausführungs- gange der männlichen Geschlechtsröhre ist eine durch grob- körnigen Inhalt ausgezeichnete Zellenmasse bemerkbar. In dem Uterus dagegen findet man nur die Saamenkörperchen und die zu befruchtenden, so wie die schon befruchteten Eier. Diese Elemente füllen die Röhre des Uterus so voll- ständig aus, dass hier gleichfalls bei den stärksten mikro- skopischen Vergrösserungen kein besonders hervorzuhebender, anderer Bestandtheil erkennbar wird. Man sieht hier end- lich alle diejenigen Eier, welche aus der Eierstocksröhre in den Uterus zu den Saamenkörperchen treten, die Zeichen der geschehenen Befruchtung zur Schau tragen; dagegen die Saa- menkörperchen im weiteren Verlauf der Gebärmutterröhre sich verändern, zusammensinken (namentlich bei Ascaris), und schliesslich gänzlich aufgelöst werden. Wenn man nun zugeben muss, dass sowohl die Geschlechtsverhältnisse der genannten Thiere, als auch der Befruchtungsakt derselben unter den möglichst einfachsten Verhältnissen vor Augen ge- führt werden, so hat man hiermit gleichzeitig die Nothwen- digkeit erhalten, in den unter so einfachen Verhältnissen auftretenden Elementen die einfachsten und wesentlichen Bestandtheile der Geschlechtsorgane und die bei dem Be- fruchtungsakt thätigen Faktoren zu suchen und anzuerken- nen. Nun hat sich gezeigt, dass bei den genannten Nema- toideen die in den Geschlechtsorganen und bei dem Befruch- tungsakt gleichzeilig und allein thätigen Elemente Eier und 7 135 Saamenkörperchen sind, daher muss man auch die letzteren als den zweiten wesentlichen Faktor bei dem Befruchtungs- akt neben den Eiern auffassen. Die bei anderen Thieren zu den Saamenkörperchen und auch zu den Eiern (unter komplizirteren Geschlechtsverhältnissen) hinzutretenden Flüs- sigkeiten können demnach nur als unmittelbar unter den ge- gebenen Umständen mitwirkende Agentien des Befruchtungs- aktes angesehen werden. Dass auch bei allen Thieren, de- ren Geschlechtsverhältnisse genauer beobachtet werden konnten, stets in dem Saamen die Spermatozoen aufgefun- den sind, ist bekannt; dass hingegen in dem Saamen ausser den Saamenkörperchen andere Bestandtheile, namentlich die sogenannte Saamenflüssigkeit, fehlen könne, ist bereits bei den Polypen bemerkt worden. Diesen Beobachtungen ge- genüber glaube ich auf allgemeinere Gründe für die bespro- chene Ansicht nicht weiter eingehen zu dürfen. Doch muss ich den Einwand berühren, den Kölliker selbst gegen die Beobachtungen bei den Polypen machen zu müssen geglaubt hat, dass nämlich doch noch der geringe, neben den Saa- menkörperchen bei den Polypen in den Mutlerzellen vor kommende flüssige Inhalt für das befruchtende Element von den Gegnern unserer Ansicht gehalten werden könnte. Die- ses mag bei den Polypen immerhin noch geschehen können; bei Ascaris acuminata und Strongylus aurieul. führt dieses letzte Zufluchtsmittel zu der merkwürdigen Inkonsequenz, dass man ein bei den stärksten Vergrösserungen nicht un- terscheidbares organisches Fluidum, dessen Existenz gleich- wolıl überall, wo thierische Bestandtheile auch dieht neben- einander liegen, nicht gänzlich abgeleugnet werden kann, für das befruchtende Element ausgeben müsste. Ein solches Verfahren dürfte uns, mit demselben Rechte anderswo im Organismus angewendet, doch manche sonderbare Explika- tionen herbeiführen. 2. Die Untersuchung über das Verhältniss der Sperma- tozoen als organische Gebilde zu und unter den Organisınen 136 scheint mir auf die bestimmteren Fragen zurückgeführt wer- den zu müssen: ob die Saamenkörperchen als Bestandtheile eines selbstständigen Organismus anzusehen seien, und, wenn dieses der Fall wäre, in welcher besonderen Beziehung sie zu diesem Organismus als Gewebe, Organ, System ete. da- ständen; oder, wenn es sich ergäbe, dass sie keine Bestand- theile eines anderen Organismus wären und dann nothwen- dig als selbstständige organische Gebilde, Organismen, auf- irelen würden, wie sie sich als solche zu den uns bekannten Organismen verhalten? Indem ich Behufs der Beantwortung dieser Frage zu dem Vergleich der Spermatozoen und gleich- zeitig auch der Eier mit den Bestandtheilen der Organismen und mit letzteren selbst übergehe, darf ich darauf hinwei- sen, dass es sich hier aus leicht ersichtlichen Gründen nur um die allgemein verbreitetsten Eigenschaften der zu ver- gleichenden Gegenstände handeln könne. a) Wenden wir uns zu der ersten Frage, ob die Sper- matozoen und Eier als Bestandtheile eines Organismus an- zusehen seien, so kann dieselbe gegenüber den Beobachtun- gen, die von Anderen und von mir selbst so eben mitgetheilt worden, desgleichen in Betracht der Funktion, die sie in den Individuen einer bestimmten, sich selbst fortpflanzenden Art offenbaren, auf den ersten Blick für paradox gehalten werden. Denn die Geschlechtsorgane mit den Saamenkör- perchen und Eiern entstehen gemeinschaftlich mit den son- stigen Organen, Systemen, Geweben eines Individuums, aus dem für den ganzen Organismus des letzteren bestimmten Zellenmaterial; aus diesem erzeugen und vermehren sich fort- dauernd Saamenkörperchen sowohl, als Eier. Diese Um- stände können gleichwohl obige Frage nicht beseitigen. Denn alle selbstständigen Organismen, Thiere und Pflanzen sind in diesem Sinne zu einer gewissen Zeit Bestandtheile eines anderen Organismus gewesen; alle Individuen ferner dienen gleichfalls durch Erzeugung von Saamenkörperchen und Eiern zur Erhaltung einer sich selbstständig fortpflan- 137 zenden bestimmten Art oder einer Species-Individua- lität. Daraus entnehmen wir, dass es bei der Beantwor- tung unserer Frage hauptsächlich darauf ankommt, ob die Saamenkörperchen und Eier, wie die übrigen Bestandtheile eines Individuums, während ihres ganzen Lebenslaufes, und namentlich bei der Erfüllung ihrer wesentlichsten Funktion (Befruchtungsakt), noch als Bestandtheile des betreffenden Organismus dastehen oder nicht. Alle Bestandtheile eines Organismus, die Saamenkörperchen und Eier vorläufig aus- genommen, haben nämlich das besonders Eigenthümliche, dass sie ganz in der Weise, wie sie ursprünglich entstan- den, auch fernerhin, ohne aus dem ursprünglichen ge- meinschaftlichen Verbande im Organismus zu tre- ten, sich entwickeln, ihren Blüthezustand erreichen, ihre wesentliche Funklion erfüllen, dann abwelken und hinster- ben. Die Saamenkörperchen und Eier dagegen werden zwar in ihren Grundlagen in einem anderen Organismus erzeugt, sie entwickeln sich daselbst; aber auf der Höhe ihrer Aus- bildung, zuweilen schon früher, lösen sie den Verband mit den übrigen Organen, treten sogar bei vielen Individuen aus dem Organismus heraus, vollenden wohl auch ihre Ent- wieckelung ausserhalb, und erfüllen erst in diesem Zustande ihre wesentlichste Funktion. So notlıwendig es nun ist, ein Organ in der Erfüllung seiner wesentlichsten Funktion nur in dem Verbande mit den übrigen Organen zu einem Orga- nismus sıch vorzustellen, ebenso nothwendig wird es, die Saamenkörperchen und Eier in dem Augenblick, wo sie die- sen Verband lösen und zur Erfüllung ihrer Funktion schrei- ten, als selbstständige, freie, organische Gebilde zu betrach- ten. Zu diesem wesentlichen Unterschiede der Saamenkör- perchen und reifen Eier von den übrigen Bestandtheilen des Körpers gesellen sich noch manche andere, namentlich die Art und Weise der Entwickelung. Schon die Geschlechts- organe machen in ihrem ersten Auftreten eine sehr auffal- lende Ausnahme von allen übrigen Organen und Systemen 138 eines Organismus, wie sich dieses aus der Entwickelungsge- schichte der Thiere ergiebt. Die Entwickelung der Eier und Saamenkörperchen ist gleichfalls sehr bemerkbar unterschie- den von den übrigen Bestandtheilen des Körpers und er- scheint, wie berechnet, auf die Befreiung aus dem gebunde- nen Zustande. Namentlich muss ich darauf hinweisen, dass die Art und Weise, wie die Saamenkörperchen in ihrer Muiterzelle sich entwickeln, kein Analogon in den übrigen Bestandtheilen des Körpers, welchen Namen sie auch führen mögen, vorfindet. Dass auch hinsichtlich der wesentlichsten funktionellen Bedeutung Eier und Saamenkörperchen in keiner Weise mit einem der übrigen Beständtheile der In- dividuen einer Spezies - Individualität, sondern vielmehr mit den Individuen selbst verglichen werden dürfen, soll aus dem Folgenden hervorgehen. b) Da nun Eier und Saamenkörperchen gerade in dem Zustande, in welchem sie ihre wesentlichste Funktion er- füllen können, für freie Organismen anzusehen sind, so fragt sich bei dem weiteren Fortschreiten der Untersuchung, wie sie sich als solche zu den uns bekannten freien Organismen verhalten? Als solche freie Organismen sind uns nun die thierischen und pflanzlichen Individuen mit ihren Entwicke- lungszusländen in einer kontinuirlichen oder durch den so- genannten Generationswechsel unterbrochenen Entwickelungs- reihe bekannt, und brauche ich wohl auf eine solche Bemer- kung, dass auch die Bestandtheile eines Organismus, wie klein wir sie uns auch vorstellen mögen, in gewissem Sinne als selbstständig wirkend gedacht werden können, nicht nä- her einzugehen. Bei dem Vergleich der Eier und Saamen- körperehen mit den thierischen und pflanzlichen Individuen scheint es mir besonders wichtig, dass man die genannten Organismen nicht wie zwei unabhängig von einander daste- hende Dinge behandele und dann beliebig und willkürlich, wie es leider heut zu Tage auch in anderen Fällen so häufig geschieht, die Erscheinungen auffasse und zum Gegenstände 139 des Vergleiches mache, sondern, dass man zur Basis des Vergleiches das gesetzliche Verhältniss nehme, in welchem dieselben von der Natur uns gegeben sind. In dieser Bezie- hung ist nun festzuhalten, dass Eier und Saamenkör- perchen, so wie die thierischen und pflanzlichen Individuen organische, freie Zustände sind, in welchen eine bestimmte, sich selbst fortpflan- zende Spezies zunächst in einer jeden Generation einfach hinter einander, sodann in der Genera- tionsaufeinanderfolge in stets von Neuem sich wiederholender kontinuirlicher Reihenfolge auf- tritt. Eier und Saamenkörperchen zeigen sich hier zu- nächst bei einer jeden Generation als vorangehende Faktoren. oder als Bedingungszustände der zweiten Form, in welcher eine bestimmte, sich selbst fortpflanzende Spezies erscheint, nämlich der männlichen oder weiblichen Indivi- duen im Thier- und Pflanzenreich, deren Existenz abhängig ist von dem Befruchtungsakt und der dadurch bedingten Produktion eines befruchteten Eies.. Von dem Augenblicke an, wo Eier und Saamenkörperchen als freie Organismen dastehen, bis zur Vollendung des Befruchtungsaktes reicht der eine Zustand, in welchem sich uns in einer jeden Ge- neraltion die Spezies - Individualität darbietet, während der zweite Zustand mit dem befruchteten Eie anhebt und bis zum Tode eines jeden männlichen oder weiblichen Indivi- duums andauert. Beim Hinblick auf die Generationsauf- einanderfolge markirt sich noch ein anderes wichtiges Moment für die Auffassung und Bestimmung des in Rede stelienden Verhältnisses. Hier sehen wir nämlich, dass die männlichen und weiblichen Individuen einer sich fortpflan- zenden Spezies die Bedingungen enthalten, zur Erzeugung und Produktion von Sanmenkörperchen und Eiern, und dass sie durch die Ausstossung der letzteren die Grund- lagen einer neuen Generalion in ihren ersten Zusländen selzen, und so die Glieder der Kette der koutinuirlichen 140 Fortpflanzung einer Spezies - Individualität in Verbindung erhalten. Indem ich im Vorhergehenden die wichtigsten Momente bezeichnet zu haben glaube, welche das Verhältniss der Eier und Saamenkörperchen zu den männlichen und weiblichen Individuen einer sich selbst fortpflanzenden Spezies charak- terisiren, so kann es jetzt wünschenswerth erscheinen, durch Hinweisung auf analoge Verhältnisse in der Natur noch wei- tere Erläuterungen herbeizuführen. Hier liegt es nabe, an die Fortpflanzung der elementaren Zellen zu denken. Die Beobachtungen während des sogenannten Furchungsprozesses der Eier von Strongylus auricularis haben gelehrt, dass zwei Bestandtheile einer Mutterzelle, der Zelleninhalt und der Kern, nach ihrer Vermischung ganz oder in einzelnen Ab- theilungen die Grundlage zur Entwickelung von einer oder mehreren Brutzellen werden, Es ist wohl kaum zu leugnen, dass diese Erscheinungen da, wo es sich um den Fortpflan- zungsprozess im Allgemeinen handelt, beachtenswerthe Ver- gleichungspunkte darbieten. Da es aber im gegenwärtigen Falle gerade auf die Erläuterung der Fortpflanzungsgeschichte in einer Spezies-Individualität ankommt, in welcher die ge- schlechtlichen Verhältnisse integrirende Bestandtheile bilden, so kann hier jeder Vergleich nur hinken. Noch entfernter, als die Fortpilanzung der elementaren Zelle, scheint unserer Auf- gabe jene, ich möchte sagen, scheinbare Fortpflanzung durch den Generationswechsel zu stehen. Denn abgesehen davon, dass auch hier jede geschlechtliche Mitwirkung fehlt, so kommt noch das wichtige Unterscheidungsmoment hinzu, dass durch den Generationswechsel keine neue Genera- tion einer Spezies - Individualität im Thier- und Pflanzen- reich reprodueirt wird, sondern nur das Individuum einer und derselben Generation während der Entwicke- lung durch Theilung oder Sprossenbildung oder keimartige Grundlagen vervielfältigt wird. Es scheint mir überflüssig, nach diesen Erörterungen noch auf die Fortpflanzungsweisen 441 näher einzugehen, welche als Theilung, Sprossenbildung etc. bei Thieren und Pflanzen vorkommen, zumal es nach den früheren und neueren Untersuchungen Steenstrup’s höchst wahrscheinlich wird, dass man es hier überall nur mit dem Generationswechsel zu thun habe. So bleibt uns denn zur Würdigung des Verhaltens der Eier und Saamenkörperchen, gegenüber den thierischen und pflanzlichen Individuen einer Spezies-Individualität, nur eine genauere Charakteristik derselben in dem Verhältniss übrig, in welchem sie von der Natur uns gegeben sind. Hiernach treten Eier und Saamenkörperchen in Form von einfachen elementaren Zellen auf, in welchen hauptsächlich das ge- schlechtliche Verhalten in der Spezies-Individualität vorliegt; sie sind zu einer gewissen Zeit Bestandtheile eines weib- lichen oder männlichen Individuums im Thier- und Pflan- zenreich gewesen, und stellen nach ihrer Ablösung aus den betreffenden Organismen die vermittelnden Glieder dar, durch welche nach dem Befruchtungsakt in dem befruchteten Ei die Grundlage einer jeden Generation der Spezies-Individua- lität für männliche oder weibliche Individuen gelegt wird. Ihre Funktion ist wesentlich auf den Befruchtungsakt be- schränkt. Der zweite Zustand, in welchem eine jede Spe- zies - Individualität erscheint, sind männliche und weibliche Individuen im Thier- und Pflanzenreich. In ihnen tritt das geschlechtliche Verhältniss gemeinhin in der Form zusam- mengeselzter Zellen-Organismen auf, deren Organisation noch besonders und eigenthümlich für ein Leben in Wechselwir- kung mit der umgebenden Aussenwelt eingerichtet ist. Sie sind vorher nicht Bestandtheile eines anderen Organismus gewesen, und enthalten die Bedingungen zur Erzeugung und Entwickelung der Saamenkörperchen und Eier für die neue Generation einer sich selbst fortpflanzenden Spezies. Ihr Leben ist nicht blos auf die Fortpflanzung beschränkt, son- spricht sich besonders noch in der Wechselwirkung mit der Aussenwelt aus. 142 Diese Charakteristik würde sich noch etwas erweitern lassen, wenn man darauf Rücksicht nehmen wollte, dass die bezeichnete Fortpflanzungsfähigkeit in den Spezies-Individua- litäten als ein Mittel sich darstellt, durch welches diesel- ben auf den respektiven Stufen der durch die organische Schöpfung durchgreifenden Entwickelangsreihe sich selbst- ständig erhalten und selbstständig ihre Entwickelung von unten auf, von einem einfachen elementaren Zellenorganis- mus an, mit ihrem individuellen Gepräge ausführen. (Vergl. meine „Bemerkungen zur vergleichenden Naturforschung im Allgemeinen ete. Dorpat 1845.“) Für die vorliegende Un- tersuchung reicht indessen die obige Charakteristik aus. Je- des darin bezeichnete Moment beweiset zur Genüge, dass eine Gleichstellung der beiden Zustände, in welchen eine jede Spezies-Individualitäl im Thier- und Pflanzenreich auf- tritt, unzulässig ist. Haben wir uns nun, dem wissenschaft- lichen Sprachgebrauch gemäss, daran gewöhnt, gerade mit dem zweiten Zustande, in welchem die Spezies - Individuali- täten als männliche und weibliche Individuen zur Erschei- nung treten, den Begriff eines Thieres oder einer Pflanze hauptsächlich zu verbinden, so leuchtet es ein, dass man in den Saamenkörperchen und Eiern weder ein Thier, noch eine Pflanze sehen darf. Saamenkörperchen und Eier bilden in ihrem freien Zustande vielmehr selbstständige Orga- nismen eigener Art, deren Bedeutung und Verhältniss zu den sonst uns sichtbaren freien organischen Schöpfungen oben zur Genüge gezeigt wurde. In dieser Charakteristik der angeführten und besprochenen beiden freien organischen Zustände, in welchen die Spezies - Individualität erscheint, wird man vielleicht ein Moment vermissen, das ganz ge- wöhnlieh zur Unterscheidung, namentlich der Saamenkör- perchen, von den männlichen und weiblichen Individuen angeführt wird; man sagt: Pflanzen und Thiere pflanzen sich fort, die Saamenkörperchen aber nicht. Wenn man 143 unter Fortpflanzung diejenige Eigenthümlichkeit organischer Wesen versteht, ein ihnen gleichendes organisches Wesen zu reproduciren, so kann den Saamenkörperchen und Eiern diese Eigenthümlichkeit nicht abgesprochen werden. Denn durch den Befruchtungsakt der Eier und Saamenkörperchen wird eine Grundlage geschaffen, durch deren Vermittelung wiederum die Erzeugung und Ablösung von Eiern oder Saa- menkörperchen geschieht. Ganz dieselben Vorgänge wieder- holen sich, wenn wir die Fortpflanzung von den männlichen und weiblichen Individuen beginnen lassen, wie es gewöhn- lich Statt findet, nur in anderer Reihefolge. Dass wir aber in der Fortpflanzungsgeschichte einer Spezies - Individualität gerade mit den Individuen und nicht mit den Eiern und Saa- menkörperchen den Anfang machen, dazu bestimmen uns jedenfalls keine, das Wesen der Fortpflanzung selbst betref- fende Gründe. Nachdem nun die Saamenkörperchen und Eier in ihrem wesentlichsten Verhältniss zu den freien Organismen festge- stellt sind, dürften die entfernter liegenden Beziehungen, die sie unter sich, desgleichen mit anderen freien und nicht freien organischen Gebilden haben, ihre Berücksichtigung fordern, Es liegt jedoch nicht im Plane dieses Aufsatzes, hierauf näher einzugehen. Gleichwohl kann ich eine Er- scheinung nicht ganz unberührt lassen, nämlich die eigen- thümlichen Bewegungen der Spermatozoen. Man hat diese Bewegungen dazu benulzt, um die Saamenkörperchen für Thiere und somit auch für selbstständige organische Wesen zu erklären. Indem ich mich jeder Deutung über den Cha- rakter dieser Bewegungen, die jedenfalls ohne Vermittelung eines Nervensystems erfolgen, enthalte, kann ich nicht um- hin, darauf hinzuweisen, dass die Untersuchung über das selbstständige Wesen der Saamenkörperchen von den Be- wegungserscheinungen absehen muss, da dieselben zuweilen, wie bei Ascaris acuminata, gänzlich fehlen, dass ferner die 144 Selbstständigkeit der Spermatozoen durch andere Erschei- nungen vollkommen gesichert ist, und dass endlich auch in dem Falle, wenn die Bewegungen ihrem Charakter nach mit jenen niederen, mit keinem Nervensystem versehenen Thieren übereinstimmten, die Gleichstellung der Saamenkör- perchen mit den männlichen und weiblichen Individuen im Thier- oder Pflanzenreich nach der obigen Auseinander- setzung als unzulässig erkannt wurde, Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Männliche Geschlechtsröhre mit dem Inhalte von Asca- ris acuminafa. Die Zeichnung ist nach den charakleristischen Ver- hältoissen von mehreren Präparaten entworfen, da ein einziges Prä- arst niemals hinreichend lange unversehrt bleibt. Man übersieht die rundform der männlichen Geschlechtsröhre in ihrem ganzen Verlaufe, desgleichen die Erscheinungen und Veränderungen, welche Behufs der Erzeugung und Entwickelung der Spermatozoen an dem Inhalte der Geschlechtsröhre, von -deın blinden Ende an gerechnet, vor sich ge- hen. Die Abbildung kann ferner dazu dienen, um die Form und das wesentliche Verhalten des Inhaltes der männlichen Geschlechtsröhre von Strongylus auricularis zu versinnlichen. Auch siimmt die Form der männlichen Geschlechtsröhre, desgleichen der Inhalt von dem blinden Ende an bis zur Stelle (A) im Wesentlichen mit der Beschaf- fenheit der weiblichen Geschlechtsrühre beider Thiere überein, a. Haupteioschnürungsstelle der Geschlechtsröhre, durch welche letztere in zwei Hauptabschnitte abgetheilt wird. In dem grösseren Abschnitte findet die Bildung der „Keimzellen der Spermatozoen,“ deren Entwickelung bis zur Reile, und endlich durch Zellenbildung um Inhaltsporlionen die Grundlegung der Keime der Spermatozoen selbst Statt; in dem kleineren Abschnitte nach dem Ausführungs- gange hin entwickeln sich die Spermatozoen. 5b Die Gegend, bis zu welcher, vom blinden Ende der Röhre an gerechnet, diejenigen Mutterzellen reichen, durch deren Vermit- telung die Bildung der „Keimzellen der Spermatozoen“ (die Bildung der jüngsten Eier) geschieht. Es ist dieser Theil der Röhre durch die gleichmässig cylindrische Form, so wie auch durch grössere Dicke vor dem angrenzenden Theile derselben ausgezeichnet. Er enthält durchsichtige Zellen, an welchen theils Kerne bemerkbar sind (), theils nicht. g. Jüngste „Keimzellen der Spermatozoen;‘‘ beim Weibchen liegen an derselben Stelle die jüngsten Eier. i. Die Gegend, in welcher an den Keimzellen der Spermatozoen schon deutlicher die Zunahme an Grösse, so wie die Ablagerungen von Körnchen um den Kern hervortreten. 145 Ah. Die Gezend, wo in den reifen Keimzellen der Spermatozoen durch Zellenbildung um Inhaltsportionen die Grundlegung der Keime für die Saamenkörperchen Statt findet. k. Die Keimzellen der Spermatozoen enthalten zwei oder vier Brutzellen von strahligem Ansehen, die Keime der Saamenkör- perchen. d. Die Gegend, wo die Saamenkörperchen, wie es scheint, schon befreit von der Mutterhülle, ihre Entwickelung vollenden. ce. Das ausführende Endstück der männlichen Geschlechtsröhre, anzefüllt von theils freien, theils in Hüllen eingeschlossenen (e), Fetttropfen ähnlichen Kügelchen. Figuren 2—17, stellen die Bildung und Entwickelung der Saa- menkörperchen von Strongylus aurieularis dar. Fig. 2. Eine Mutterzelle der sogenannten „Keimzellen der Saa- menkörperchen.‘* Fig. 3. Eine Keimzelle der Saamenkörperchen gleich nach der Bildung, noch von demselben Ansehen, wie die Mutterzelle. Fig. 4 Dasselbe Gebilde, nachdem es grösser geworden und gr zahlreiche Körnchen in seine Höhle um den Kern abgela- ert bat. 2 Fig. 5. Eine reife „Keimzelle der Spermatozoen.“ Der Kern markirt sich unler den sehr zahlreichen Körnchen durch eine liehtere Stelle ungefähr im Centrum. . Fig. 6. Keimzelle der Spermatozoen, nachdem sie durch Zel- lenbildung um Inhaltsportionen vier Brutzellen, die Keime der künf- tigen Saamenkörperchen, entwickelt hat. In jeder Brutzelle verräth sich der Kern an der lichteren centralen Stelle. Fig. 7. Die Abbildung stellt die noch in der Mutterhülle ein- eschlossenen Saamenkörperchen nach dem ersten Entwickelungsakt ar. Die Körnchen der Keime sind bis auf eine sehr dünne Schicht eschwunden, die sich besonders in der Peripherie an der dunklen andkontour bemerkbar macht. Der Kern tritt deutlicher hervor und ist so gross, dass er fast die Zellenmembran des Keims zu berühren scheint, und von ihr nur durch die feine Körnehenschicht mit der zwischen den Körachen vorhandenen, sehr geringen Menge Flüssig- keit geschieden ist. Fig. 8. Die Sasmenkörperchen, von der Membran der Keim- zelle noch umhüllt, auf derjenigen Stufe ihrer Entwickelung, wo das Schwänzchen sich hervorzubilden beginnt, b. Dunkle Stelle am Ikande der Saamenkörperchen, wo das Schwänzchen hervorwächst, Fig. 9. Ein freies Saamenkörperchen auf derselben Entwicke- lungsstufe. b. Der dunkle Flecken entspricht der Stelle, wo das Schwänz- chen hervorwächst. Fig. 10. Dasselbe Saamenkörperchen, so liegend, dass das her- vorkeimende Schwänzehen (5) in seinem Verhältniss zur Membran des Saamenkörperchens übersehen werden kann. Fig. 11. Ein aus der Matterhülle künstlich befreites Saamen- körperchen mit weiter ausgebildetem Schwänzchen (5). Fig. 12. Dasselbe Saamenkörperchen s0 gestellt, dass man das Müller's Archiv, 1847. 10 146 an der Membran anliegende Schwänzchen in* seiner gekrümmten Form von obenher betrachtet. Fig. 13. Dasselbe Saamenkörperchen mit frei abstehendem Schwänzchen (2b). a. Köpfchen des Saamenkörperchens. Fig. 14. Ein schon freies,” vollkommen entwickeltes Saaınen- körperchen. a. und 5. wie in Fig. 13. ce. Der fein granulirte Gürtel, die Gegend bezeichnend, wo die feine Körnchenschicht im Köpfchen bei vorschreitender Entwicke- lung sich erhält, d. Das durchsichtige Käppchen am freien Ende des Köpfchens, wo die feine Körnchenschicht verschwunden ist. i. Das durchsich- tige, triehterlörmig in das Schwänzchen auslaufende Endstück des Köpfchens, wo gleichfalls die feinen Körnchen fehlen. f. Krumme, in den lichten Endpartieen des Küpfchens sicht- bare Linien, welche dem zum grössten Theile durch den Gürtel verdeckten Kern angehören. Fig. 15. Ein reifes Saamenkörperchen mit einem mehr läng- lich.ovalen Köpfchen. In den durchsichtigen Endparlieen des Köpf- chens waren die der Kontour des Kerns angebörenden krummen Li- nien nicht deutlich bemerkbar. a.b.c.d.i. wie in Fig. 14. e. Feine, quere Grenzlivie zwischen Köpfchen und Schwänzchen. . Fig. 16. Ein nach dem Platzen des Kerns keilförmig gewor- denes Saamenkörperehen. Bezeichnung wie vorher, Fig. 17. Ein keilföürmiges Ssamenkörperchen, dessen Käpp- chen (g) nicht sichtbar und dessen Schwänzchen hakenförmig ge- krümmt ist. Figuren 18— 29. betreffen die Saamenkörperchen von Ascaris acuminata. Fig. 18. Eine Mutterzelle der sogenannten „Keimzellen der Saa- menkörperchen.“ (Vergl. Fig. 1. f.) Fig. 19. Jüngste „Keimzellen der Saamenkörperchen.“ (Vergl. Fig. 1. g.) 5 Fiz. 20. Dasselbe Gebilde nach begonnener Ablagerung von feinen Körnchen um den Kern. (Vergl. Fig. 1. i.) Fig. 21. Dasselbe Gebilde, weiter in seiner Ausbildung vorge- schritten, Fig. 22. Reife Keimzelle der Saamenkörperchen. Auch hier ist noch der centrale Kern durch eine lichtere Stelle markirt. (Vergl. Fig. 1. A.) S Fig. 23. Keimzelle der Saamenkörperchen nach der Erzeugung von vier strahlig gezeichneten Brutzellen, den Keimen der künftigen Saamenkörperchen. (Vergl. Fig. 1. %.) Fig. 24. Eine freie Brutzelle, aus welcher sich bei Ascaris acu- minata das Saamenkörperchen entwickelt. a. Das in der Mitte der Zelle markirte Kernkörperchen; der Kern selbst ist in seinen Kontouren verdeckt. d. Die als kurze Stäbchen auftretenden Fettkörperchen umge- ben in strahliger Form den Kern und veranlassen so das eigen- thümliche Ansehen dieser Brutzellen. 147 Fig. 25. Eine gewöhnlich schon frei in der Geschlechtsröhre liegende (vergl. Fig. d.) Brutzelle, die ihre Ausbildung zum Saamen- körperchen dadurch zu erkennen giebt, dass die kurzen Stäbchen zu sehr kleinen Körnchen verkleinert sind und das Kernkörperchen, jetzt deutlicher hervortretend, an Grösse etwas zugenommen hat. a.d. wie in Fig. 24. e. Der in dem lichteren Centium sich mehr bemerkbar ma- chende Kern. Fig. 26. Das Saamenkörperchen bei weiter vorgeschrittener Entwiekelung. Der körnige Iuhalt nimmt sich wie eine wolkige, um den Kern gelagerte Masse aus; das Kernkörperchen hat sich noch mehr vergrössert, so dass ınan eine deutliche Kontour von einer durchsichtigen Mitte unterscheiden kann. Die Bezeichnung ist die- selbe, wie in Fig. 25. Fig. 27. Ein reifes Saämenkörperchen. An dem ovalen Kern- körperchen markirt sich ein centraler Flecken. b. Der mehr durchsichtige und mehr flüssige Theil des Zellen- inhaltes, welcher die zähere, wolkige Belagmasse (d) des Kerns umspült. Fig. 28. Das reife Saamenkörperchen in einer anderen Lage, bei welcher die Anheftung des Kerns an der Zellenmembran, des- gleichen die glatte, nach der Fläche gekrümmte Form des Kernkör- perchens sichtbar wird. Die Bezeichnungen wie vorhin. Fig. 29. Ein reifes Saamenkörperchen so gelagert, dass man das Lageverhältniss des Kerokörperchens übersieht. Desgleichen mar- kirt sich bier jener kleine, an Io konkaven Fläche des Kernkörper- chens hervortretende Fortsatz. In den letzten Figuren ist die Kon- tour des Kerns schon deutlicher zu beobachten. Die Bezeichnungen wie in den früheren Figuren. 10* Ueber das blaue Blut einiger wirbellosen Thiere und dessen Kupfergehalt. Von Dr. Emıt Harıess. Die Frage, wodurch © und O bei ihrem Contakt mit dem kreisenden oder aus dem Körper entleerten Blute der Wir- belthiere Farbenveränderungen hervorbringen, war noch bis in die neueste Zeit Gegenstand mannigfacher Controverse, Bei denjenigen Thieren, deren Blutfarbestoff lediglich in den Blutkörperchen eingeschlossen ist, kann der Grund der Farbveränderung unter obgedachten Bedingungen zwveierlei sein: einmal nämlich wäre möglich, dass sich die lichtbre- chenden Medien, innerhalb welcher das Hämatin sich befin- det, in Folge der Gaseinwirkung physikalisch verändern (verdichten oder verdünnen), und dadurch den unveränder- “en Farbstoff bald dunkler, bald weniger dunkel durchschim- mern lassen; die zweite Möglichkeit wäre, dass sich der Farbstoff innerhab seiner Hüllen durch die endosmotisch ein- dringenden Gase chemisch verändere. Die chemisch - physi- kalischen Untersuchungen von Scherer uud Marchand er- wiesen, dass keine chemische Veränderung im Blutfarbstoff bei dem Zutritt von O oder © Siatt finde, Nasse und ich Pe 149 selbst haben die Veränderungen in der Hülle der Blutkör- perchen mikroskopisch nachgewiesen. Wie verhalten sich aber diese Gasarten, in das Blut derjenigen Thiere geleitet, die unvergleichlich weniger Blut- kügelehen besitzen, und bei denen der Farbstoff an das Serum und nicht an die Blutkörperchen gebunden ist? Ich würde die Beantwortung dieser Fragen meiner aus- führlicheren Arbeit über den Einfluss der Gase auf das Blut sämmtlicher Thierklassen vorbehalten haben, wäre ich nicht bei der Analyse des Bluts von Cephalopoden, Ascidien und Mollusken auf Thatsachen gestossen, die von allgemeinerem Interesse für die vergleichende Physiologie sind und zu man. chen neuen Untersuchungen Anlass geben dürften, aus deren Resultaten auch die Physiologie des Menschen Nutzen zie- hen könnte. Betrachtet man nämlich das Blut der durchsichtigen, zu- sammengesetzten Aseidien so lange es noch in den Blutge- fässen eirculirt, so ist durchaus keine Farbe wahrzunehmen; einige Zeit nach dem Tode sind aber alle Gefässchen voll- ständig wie mit einer blauen Flüssigkeit injieirt. Schneidet man ferner die lederartige Bedeckung der Ascidia mamillaris ein, und entleert so die Blutgefässe ihres Inhalts, so erhält man eine wasserhelle Flüssigkeit, die nach Verlauf einiger Minuten an der Luft tief blau wird; ebenso erscheint auch nach längerer Zeit die ganze Hautbedeckung blassblau, in- dem der Inhalt der Blutgefässe gedämpft durchschimmert. Ferner beobachtete ich bei Untersuchnng der Venenanhänge von Loligo und Eledone, dass die Adern der Thiere, die ich aufgeschnitten einige Zeit hatte liegen lassen, als blaue ver- zweigte Stränge deutlich zum Vorschein kamen. Das vorher ganz farblose Blut aller dieser Thiere färbt sich also an der Atmosphäre blau. Es fragle sich zuerst, welches Gas der Atmosphäre ruft dieses hervor? In das frisch aus Ascidia mamillaris gelassene farblose 150 Blut wurde ziemlich lang O Gas geleitet; es färbte sich nicht blau; ebenso wenig bei der Durchleitung von NGas. Aber schon die ersten Blasen von Ö, die in das Blut eintraten, riefen eine dunkelblaue Färbung hervor, die um so intensi- ver wurde, je länger das Gas einwirkte. Als nun OGas in dieses blaue Blut längere Zeit geleitet und anhaltend mit demselben geschüttelt wurde, verschwand die blaue Farbe wieder fast ganz, doch so farblos, wie vor der Zuleitung von €, konnte es nicht wieder erhalten werden. Alkohol und Aether riefen in dem farblosen Blut augen- blicklich das tiefe Blau hervor. Das Blut von Eledone verhielt sich ebenso, und behielt die Eigenschaft, durch © blau zu werden, auch noch nach dem Transport von Triest nach Nürnberg (Dechr. 1846), also noch 10 Tage. Mein Freund, Dr. v. Bibra, konnte hier in_ seinem La- boratorium noch dieselben Resultate gewinnen; das Blut wurde auch hier untersucht und ergab folgende Bestand- theile: 100,00 Theile Blut gaben feste Theile = 7,33 Asche = %63 100,00 - trocknesBlutgaben Asche = 35,88 100,00 - Asche gaben Chlornatrium 73,1 Schwefels. Natron 2,0 Phosphors. Natron Spur (zweifelhaft) Phosphors. Kalk u.Kupfer 24,9 r 100,00 Keine Spur von Eisen — das Eisen ist durch Kupfer ver- treten, das im Blute, wie in der Leber dieser Thiere eine wichtige Rolle zu spielen scheint, denn die Analyse er- gab in 1,410 Asche der Leber 0,020 Cu, folglich 1,41 pCt. Cu, oder 1,12 pCt. Cu. 151 Das Kupfer wurde aber auf folgende Weise nachgewrie- sen, und konnte von aussen nicht zufällig hineingekommen sein, da alle zur Untersuchung in Triest gesammelten Kör- per auf Uhrgläsern oder Abdampfschälchen über Schwefel- säure getrocknet worden waren, Naehdem die trockne Leber im Platintiegel eingeäschert war, wurde die Asche mit Salpetersäure aufgelöst, und in die saure Salzlösung 1) eine kleine Sänle von Zink und Platinblech gelegt: als- bald entstand auf dem letzteren ein röthlicher Metall- spiegel; 2) schied Schwefelwasserstoff aus dieser sauren Lösung Schwefelkupfer in braunen Flocken aus; 3) entschied die Löthrohrprobe vollkommen. Zu dem Ende wurde der Niederschlag von Schwefelkupfer auf einem Filter gesammelt, mit Königswasser gekocht, die Lö- sung filtrirt, und die durchgegangene Flüssigkeit in ei- nem kleinen Ueberschuss von kaustischem Kali gekocht; die dabei sich abscheidenden braunen Flocken wurden auf dem Filter gesammelt und lange mit kochendem Wasser ausgelaugt, bis aller Salpeter entfernt war. Dann wurde, was auf dem Filter zurückblieb, gesam- melt und im Platintiegel geglüht, wobei sich schwar- zes Kupferoxyd bildete (das so auch quantitativ be- stimmt wurde). Mit Phosphorsalz zusammengeschmolzen, erzeugle die Oxydationsflamme des Löthrohrs eine schön bouteillengrüne Perle, die in der Reduktionsflamme braun wurde. So findet sich also Kupfer in der Leber dieser Thiere, wie jüngst der Kupfergehalt einzelner (der dunklen) Gallen- steine beim Menschen von verschiedenen Chemikern nach- gewiesen wurde. Bertozzi, Heller und v. Gorup-Be- sanez machten hierüber ihre Erfahrungen bekannt (Ar- chiv für Mikroskopie und Chemie von F. Heller. 1845 un. 3, 5. 1846 ft. 1.), und alle vereinigten sich in der An- 152 sicht, dass in der Leber die dem Organismus fremden Me- talle abgeschieden würden, um so aus demselben entfernt zu werden. Nun finden wir dieses Metall nicht allein constant in (der Leber dieser wirbellosen Thiere, sondern als integriren- den Bestandtheil ihres Blutes, wie das Eisen bei den Wir- belthieren. Woher nehmen diese Thiere das Kupfer und welche Rolle spielt dasselbe in ihrem Stoffwechsel? sollte man von hier aus nicht auch vermuthen, dass der Kupfer- gehalt der Galle des Menschen eine mehr, als nur patholo- gische und zufällige Rolle spielt? Der nächste Anhaltspunkt, um das Woher zu ergrün- den, waren für mich die vielen kupferbeschlagenen Schiffe, die man so häufig im Hafen von Triest sieht. Ich wandte mich daher an meinen verehrten Freund, Herrn Direktor Koch in Triest, der mit dem Aufenthaltsort und der Le- bensweise der Seethiere in der Adria so vertraut ist, und erhielt von ihm folgende Notizen über das Vorkommen und die Fangorte der Cephalopoden: Dass Argonauta bei ruhi- ger See auf dem Meeresspiegel sein Schifflein rudernd (nicht segelnd, wie man früher meinte) treibt, und sich dann wie- der in grosse Tiefen (seinen gewöhnlichen Aufenthaltsort) ' versenkt, ist bekannt. Eledone, Sepia und Sepiola, beson- ders Loligo bleiben am Grunde, schwimmen aber auch einige Schuh hoch über dem Boden, um Jagd auf Krustaceen und kleinere Fische ete. zu machen. Octopus hält sich in bedeu- tenden Tiefen auf; ist aber, obschon selten, an Barken und Schiffen angeklammert gefunden worden. Zur Sommerzeit finden sich alle Cephalopoden näher dem Lande, als im Winter; in der rauhen stürmischen Jah- reszeil ziehen sie sich tiefer ins Meer zurück; bei Stürmen saugen sich die Oktopoden, die ohnehin geschicktere Kopt- füssler sind, an Steinen fest, die zarteren Loligo vergraben sich in Schlamm, was manchmal auch die Sepien thun; 153 überdies flüchten sie sich in die unterseeischen Wälder des Fondo baro (Alpenregion). Die Cephalopoden, die ich untersuchte, sind bestimmt ‚nicht in einem Revier gefangen worden, wo mit Kupfer be- schlagene Schiffe stehen; überhaupt giebt der Cephalopoden- fang so wenig Geldertrag, dass er nur da betrieben wird, wo keine Kauffahrteischiffe hinkommen, d. h. an seichten , Stellen in der Nähe armef Fischerorte. Nach alledem ist es nicht wahrscheinlich, dass der Schiffs- beschlag die Quelle ist, aus der diese Thiere ihr Kupfer schöpfen. Die Nahrung der Cephalopoden besteht, wie ge- sagt, aus Krustaceen und kleineren Fischen; vielleicht finden wir schon in diesen Thieren jenes Metall. Kann ich für die spezielle Nahrung der Cephalopoden auch noch nicht angeben, ob dies der Fall ist, so kann ich wenigstens vor- läufige Mittheilungen über andere Seethiere machen, die aus v. Bibra’s Analysen geschöpft sind, welche bereits für un- sere grössere gemeinschaftliche Arbeit über die Drüsen an- gestellt wurden. Diese Resultate sind folgende: Kupfer fin- det sich in der Leber von Cancer pagyurus, Akanthias, Zeus, Conger vulgaris, und zwar im umgekehrten Verhältniss zum Gehalt an Eisen. Auch die Eier von Eledone enthalten schon Kupfer statt Eisen. Ob sich durch die ganze Reihe der Seethiere bestiimmlie Gruppen auflinden lassen, in denen das Kupfer, andere in denen das Eisen als metallische Grund- lage vorherrscht, muss der Erfolg unserer Analysen der Seethiere geben, welche uns in beliebiger Anzahl zu Ge- bote stehen. Man braucht aber nicht so weit zu gehen, um das Ku- pfer im thierischen Haushalt eine so wichtige Rolle spielen zu sehen: Unsere Helix pomatia führt in ihrem Blute statt Eisen nur Kupfer, und zwar in viel beträchtlicherer Menge, als alle von uns untersuchten Seethiere. ‚2,230 trocknes Blut gaben 0,155 in Wasser unlösliche Salze. in diesen 0,155 unlöslichen Salzen fand sich 0,005 Cu, 154 also 3,23 pCt. Cu oder 2,57 pCt. Cu. 100 Theile Blut von Helix pomatia gaben: Coagulum 8,04 Nicht coagulable Bestandtheile 0,97 Wasser 90,99 100,00. 100 Theile des trocknen Coagulum gaben Asche 1,20 — — der trocknen, nicht coagulablen Be- standtheile gaben Asche 48,51. Auch dieses Blut hat (wenigstens im Winter) die Ei- genschalt, ganz blau zu werden, aber merkwürdiger Weise unter ganz andern Umständen, als das Blut von Eledone. Man gewann dasselbe dadurch, dass man die Schale an der Stelle, wo das Herz liegt, erbrach und aus dem durchsehnit- tenen Herzen das Blut ausfliessen liess, das meist schon in- nerhalb der Schale jene himmelblaue Färbung hatte, die im Contakt mit atmosphärischer Luft noch viel deutlicher wurde. Die himmelblaue Farbe verschwand durch ©, und trat nach Einleitung von O wieder vollkommen hervor; dies liess sich an demselben Blut oft wiederholen. Alkohol coagulirt das Blut, und das Coagulum ist farblos. Ammoniak zerstört die blaue Farbe vollkommen, die aber bei Zusatz von etwas Salzsäure sogleich wieder zum Vorschein kommt. Ich versuchte nun den Farbstoff zu fixiren, und zu wei- teren Versuchen isolirt darzustellen, versetzte daher das frische blaue Blut mit etwas Alaun; der Farbstoff fiel auch heraus, wurde aber in der geringsten Menge überschüssigen Fällungsmittels wieder gelöst. Zusatz von mehr Alaunlösung und Ammoniak schlug die Thonerde nieder, die mechanisch den Farbstoff fast vollkommen mit niederriss; war auch das erste Filtrat noch etwas blau gefärbt, so konnte durch noch- 155 maliges Fällen mit Alaun die letzte Spur des Farbstofls an die Thonerde gebunden werden. Auf diese Weise dargestellt, verlor er in einer Tempe- ratur von 40—50° seine blaue Farbe und wurde bräunlich; an der Lult getrocknet, blieb er dagegen blau. Die Farbe wurde leicht in kochendem, durchaus nicht in kaltem Was- ser, in kochendem Alkohol, schwer in kochendem Aether zerstört; und er konnte dann mit keinem Reagens wieder hergestellt werden, so wenig als nach seiner Zerstörung dureh Chlor und Schwefelwasserstofl. Alle diese Eigenschaften, und der Umstand, dass sich derselbe bei Helix pomatia gerade umgekehrt gegen O und Ö verhielt, wie bei Eledone, machten es gewiss, dass diese Farbe nicht einem Kupfersalz ihr Entstehen verdankt; gleich- wohl aber scheint der Farbstoff der fast alleinige Träger dieses Metalls hier zu sein. Denn 100 Thonerde-Farbstoff gaben 29,53 grüne Asche, also reinen organischen Farbstoff 70,47 100,00. Diese grüne Asche enthielt sehr viel Kupfer, wahr- scheinlich fast die ganze Menge, die sich im Blut dieser Thiere überhaupt findet, Da der an Thonerde gebundene Farbstoff vollständig mit Wasser ausgelaugt werden konnte, so liess sich eine Elementaranalyse desselben machen, die mit möglichster Ge- nauigkeit angestellt wurde, da zu einer zweiten controlliren- den Analyse vor der Hand das Material fehlte. Sie ergab: C =:45,79 H = 5,05 N = 13,23 0 = 35,93 100,00. Ohne hieran weitere Theorieen zu knüpfen, kann ich nur vorläufig bemerken, dass diese Zusammensetzung sehr 156 derjenigen ähnlich ist, die v. Bibra in den Extraktivstoffen der Leber vieler Seelhiere gefunden, Was aber die Quelle des Kupfers ist: so habe ich in der Beziehung nur zu erwähnen, dass wir auch hier an keine Selbsterzeugung dieses Metalls im Organismus zu den- ken haben, sondern dass Prof. Walchner’s Entdeckungen hinreichend beweisen, dass das Kupfer von aussen aufge- nommen wird. Walchner') fand nämlich in den Rasen- eisensteinen, in den Ockern der noch jetzt fliessenden Mine- ralquellen, im eisenreichen Thon, Mergel und Ackererde ziemliche Quantitäten Kupfers. Wie aber dasselbe im Orga- nismus gelöst wird, ohne dass das viel häufigere und in grösserer Menge vorkommende Eisen zugleich mit aufgenom- men wird, in welcher Verbindung das Kupfer in dem Blut enthalten ist und zu welchem Endz weck hier das Eisen durch dieses Metall vertreten wird, — sind Fragen, die bis jetzt zu lösen mir noch nicht möglich war. Die blaue Farbe des Schneckenbluts fiel mir erst im Winter auf, während ich diese Erscheinung nie im Sommer wahrnehmen konnte. Dies mit den Experimenten an dem aus dem Körper ausgetretenen Blut zusammengehalten, macht es sehr wahrscheinlich, dass innerhalb der geschlossenen Schale eine gewisse Menge freien OGases zurückgehalten wird, was sehr an das Verhalten der Luft in dem Hühner- eie erinnert, die nach Bischoff’s ?) Analyse mehr OGas enthält, als die atmosphärische Luft, nämlich 21—23 pCt. Ob dies Folge einer Veränderung im Respirationsprozess ist, oder Folge einer Zersetzung des Schleims, der im Winter den Schnecken fast ganz fehlt, lasse ich dahingestellt. 1) Erdmann’s Journal f. prakt. Chemie, Bd. 40. Hft. 2. p. 109. 2) el, Berzelius Lehrbuch der Chewie. IX. p. 650. u en Fortsetzung des Berichts über einige neue Thierformen der Nordsee. Von Jon. MüLLer. Hierzu Taf. VII. Fig. 1—4. Die Helgoländischen Beobachtungen, von welchen in diesem Archiv 1846 p. 101. Kenntniss gegeben ist, sind im verflos- senen Jahre während 6 Wochen, in den Monaten August und September, fortgesetzt worden. Meine Begleiter waren diesmal die Studirenden Wilms, Busch, Wagener, von welchen die beiden ersteren bereits bei dem ersten Ausflug Antheil genommen hatten. Der grösste Theil unserer Untersuchungen war der Be- obachtung der niedern Thiere bestimmt. Hr. Wilms setzte seine Beobachtungen über den Bau der Sagitta fort, die er seildem in seiner Inauguraldissertation: Observationes de Sa- gilta mare germanicum circa insulam Helgoland incolente. Berol. 1846. 4. e. tab. veröffentlicht hat. Sie enthält ei- nige neue Thatsachen zur Anatomie und Physiologie dieses Thieres, wie z. B. ein vorderes Ganglion des Rumpfes, bor- stige, äusserst feine Fortsätze auf der Oberfläche des Kör- pers sehr regelmässig vertheilt, die Bewegung von Molekulen 158 in der Bauchhöhle, die Wimperbewegung der weiblichen Ge- nitalien, die genauere Beschreibung des Auges, die Entwicke- lung der Zoospermien. Da dieses Thierchen trotz seiner Häufigkeit nie grösser als 6— 3‘ gesehen wurde, und da es in diesem Zustande geschlechtsreif wird, auch sich durch die Borsten auszeichnet, so ist es ohne Zweifel eine eigene Species, welche den Namen Sagitta setosa zu verdienen scheint. Die Herren Busch und Wagener haben ihre Be- obachtungen über Tomopteris onisciformis, über einen weitern Entwickelungszustand der Mesotrocha sexocu- lata, über eigenthümliche haarförmige Gebilde der Beroen und Cydippen, über den feinern Bau der Actinotrocha branchiata, über die Nesselfäden der Tubularien dieser Mittheilung im Archiv folgen lassen, Die im vorhergehenden Jahre beschriebenen räthselhaf- ten Thierformen wurden diesmal in einer so grossen Anzahl angetroffen, dass wir uns die Aufgabe stellten, .nicht bloss ihren Bau weiter aufzuklären, sondern auch ihre etwaigen Metamorphosen kennen zu lernen. Drei derselben, nämlich Mesotrocha sexoculata, Vexillaria flabellum und Pluteus paradoxus, sind Larven; von der Actinotrocha branchiata ist es nicht gelungen, eine Metamorphose nach- zuweisen und sie ist auch zufolge ihres Baues nicht ganz wahrscheinlich. Das Vexillaria flabellum genannte Thier ist die Larve einer Ascidia, wahrscheinlich des Amauroucium proliferum Edw. Schon bei der Beobachtung der Entwicke- lung der Clavelina lepadiformis Sav. von der Dotterfur- chung an bis zu der geschwänzten Larve wurde uns wahr- scheinlich, dass die Vexillaria die Larve einer ähnlichen Ascidia sei; die weitere Beobachtung der äusserst zahlreich gesehenen Vexillaria führte bestimmter auf die Ansicht, dass wir es mit der Larve des Amauroucium proliferum Ed- wards zu thun hatten. Von der weitern Entwickelung der Mesotrocha sexoculata handelt eine der folgenden Abhand- 159 lungen. Wunderbar ist die Verwandlung des mit einer Staf- felei verglichenen Thierchens, des Pluteus paradoxus; es wird daraus ein Seestern und zwar eine Ophiura. Als ich die ersten Anzeigen von dieser Verwandlung wahrge- nommen hatte, fühlte ich mich aufgefordert, ihr die ganze Zeit meines Aufenthaltes am Meere zu widmen und sie bis zu ihrem definitiven Ziel zu verfolgen. Bei diesen Unter- suchungen stiess ich auf noch einige andere neue Thier- formen, aus welchen sich bestachelte Echinodermen ent- wiekeln. Zuerst muss ich aber noch von einem ändern, nicht in diese Reihe gehörigen Thierchen berichten, des- sen Gestalt und Lebensbewegungen zu interessant waren, als dass ich es hätte unter den Untersuchungen über die Larven und Metamorphosen der Echinodermen vernachlässi- gen können. Pilidium gyrans. (Taf, VII. Fig. 1—4.) Das Thierchen ist gegen eine halbe Linie gross. Seine Ge- stalt gleicht einem Fechthut, dessen Schirm vier Klappen, eine vordere und hintere, und zwei seitliche oder Ohrklappen bildet. Auf dem abgerundeten Gipfel des Huts steht ein schweifar- tiger, aus feinen Fäden bestehender Busch, den das Thier- chen wie eine Peitsche schwingt. Die Klappen sind am Rande mit Wimperhaaren besetzt, deren Flimmern das op- tische Phaenomen der Radbewegung hervorbringt, dergestalt, dass die scheinbare Bewegung am Rande der Klappen in einer Richtung fortläuft und von einer auf die nächste Klappe in derselben Richtung übergeht, also zuletzt zirkelförmig in sich zurückgeht. Der Rand der Klappen ist übrigens in Form eines bandartigen Saums verdickt, auf dem einige dicke, unregelmässige, schwefelgelbe Pigmentflecken vertheilt sind. Wenn man das Thierchen, das in einer grossen An- zahl vorkam, zum ersten Mal sieht, so denkt man an die Larve einer zweischaligen Muschel mit Wimperlappen inner- halb der Schalen. Aber dieser Vergleich wird sogleich bei 160 näherer Betrachtung verworfen. Denn hier ist nichts von . einer Schale, die Klappen sind biegsame Membranen, alle vier wimpern; wo das Schloss der Muschel sein sollte, ver- einigen sich die vier Klappen in den Gipfel eines Huts, auf dem ein schwingender Federbusch steht. Der innere Bau des Thiers ist nicht völlig klar geworden. In der Mitte zwi- schen den vier Klappen, wo der Raum in die Höhle des Huts führt, ist der weite Eingang in die Magenhöhle. Die- ser Eingang ist von einem Wulst umgeben nnd durch einen Balken in zwei gleiche Hälften getheilt. Der Magen ist rund- lich und wimpert im Innern. Er liegt in der Höhle des Huts, ohne diesen bis zum Gipfel auszufüllen. An der Befestigungs- stelle des Haarbusches auf dem Gipfel ist ein knopfartiger Wulst, darüber ein Bausch radialer Fasern.- Zu dieser Basis des Busches führen von der Eingeweidemasse aus zwei Bün- del von Fasern, welche Nervenfasern gleichen. Siehe die Abbildung. Von After und Geschlechtstheilen konnte nichts wahrgenommen werden. Muthmaasslich ist das Thier eine Larve. Die Bewegungen des Thierchens sind kreisend und ge- schehen hauptsächlich durch die Wimperbewegung der Klap- pen. Die Klappen selbst behalten immer dieselbe Stellung. Den Busch schwingt es beständig peitschenarlig. Taf. VO. Fig. 1—4. a Magen. b Eingang in den Verdauungsapparat. c Wulst, welche den Eingang umgiebt. d Nerven. e Knotige Anschwellung an e Basis des We- dels. In Fig. 1. und 4. sind die Wimpern in Thätigkeit mit dem Phänomen der Räderorgane, in Fig. 2. und 3 in der Ruhe dargestellt. Ueber Pluteus paradoxus, die Larve einer Ophiure und ihre Metamorphose. Die ersten Beobachtungen über die Entwickelung eines Eehinodermen sind diejenigen, welche Sars an Echinaster sanguinolentus (Echinaster Sarsii Müll., Trosch.) und Aste- 161 racanthion Mülleri Sars anstellte. Dieser Forscher, dessen Entdeckung wir bereits mehrere wichtige neue Thatsachen über die Formveränderungen der niedern Thiere während ihrer Entwickelung verdanken, hat auch beobachtet, dass die jungen Seesterne mit ihrer spätern Form keine Aehnlichkeit haben. ‘Der Foetus des Echinaster hat, wenn er aus dem Ei schlüpft, eine ovale Gestalt ohne äussere Organe und schwimmt mittelst zahlloser, den Körper bedeckender Cilien frei im Wasser herum, wie Infusorien, oder die Jungen von Medusen, Corynen, Aleyonien. Nach wenigen Tagen wach- sen an dem Ende des Körpers, was sich während des Schwimmens als das vordere zeigt, Organe, welche zur An- heftung dienen, hervor. Es sind vier kolbenförmige Warzen und mitten zwischen ihnen eine kleinere. Durch Hülfe die- ser Organe hält sich das Junge an den Wänden der Brut- höhle der Mutter fest. Diese Warzen verschwinden wieder, wenn der Körper des Thieres sich in die radiale Form ent- wickelt. Ueber den innern Bau dieser jungen Seesterne oder Seesternlarven hat Sars keine Aufklärung geliefert, was sich daraus hinlänglich erklärt, dass sie gänzlich undurchsich- tig sind. Die Larven von Echinodermen, welche den Gegenstand der gegenwärtigen Abhandlung bilden, sind so durchsichtig, dass sie eine mikroskopische Analyse bis zu 250 maliger Ver- grösserung des Durchmessers zuliessen., Ehe der Pluteus paradoxus eine Spur von einem See- stern zeigt, hat er die im Archiv für Anat. und Physiol. 1846, p. 101. Taf. VI. Fig. 1. 2. beschriebene und abgebil- dete Gestalt. Sie hat mit der von Sars beschriebenen Larve keine weitere Aehnlichkeit, als dass die Fortsätze in einer Richtung entwickelt sind und dass das Thier bilateral ist. Im Uebrigen ist die Gestalt so eigenthümlich und so abwei- chend, dass die Larve eines Echinodermen auch nach dem Vorgang der Beobachtungen von Sars nicht geahnet wer- den konnte. Die Fortsätze sind zahlreich, nämlich 8 und Müller’s Archiv 1847. 11 Fact, u 162 sehr lang, sie haben mit Warzen und Organen zur Anhef- tung keine Beziehung. Im vorigen Jahre wurde bereits das zierliche Skelet des Pluteus beschrieben. (Siehe die Abbildung.) Nun muss hinzugefügt werden, dass es kalkig ist und sich in Säuren löst. Ueber den weiteren inneren Bau und die Lebens- erscheinungen geben erst die diesjährigen Beobachtungen Auf- schluss. Die Haut, welche die Stäbe des Pluteus überzieht, spannt sich am Körper des Thieres in Arkaden von einem zum andern Stab hinüber, Nur zwischen zweien der Stäbe, die wir die hinteren nennen wollen, geht die Zwischensub- stanz tiefer hinab. Hier liegt der Mund, wo in der vorigen Abhandlung die Bewegung angezeigt ist. Dem Mund gegen- über, an der vorderen Seite, spannt sich die Haut des Kör- pers zeltartig zwischen zweien der Stäbe aus, wie eine Mar- quise über einer Thür. An dem Mund springt die quere Unterlippe stark vor. Die Mundhöhle führt aufwärts in einen Schlund und dieser hängt durch eine Einschnürung mit dem blindsackigen Magen zusammen, der die Höhle des Körpers zwischen den gegeneinander geneigten Stäben einnimmt. Der Magen ist oft noch in einen aufsteigenden Theil und einen nach vorn zurückgebogenen Blindsack durch eine Einschnü- rung getheilt. Zu beiden Seiten des Schlundes und Magens liegen noch 2 körnige, drüsenartige Körper, deren Bedeutung ich nicht kenne. Vor der eintretenden Metamorphose hat der Pluteus paradoxus die Grösse von noch nicht einer hal- ben Linie (2). Er findet sich in grosser Menge in den Mo- naten August und September im freien Meer bis zur Ober- fläche und schwimmt durch Wimperbewegung, gewöhnlich mit den Fortsätzen voraus, doch dreht er sich auch zuwei- len beständig horizontal im Kreise um, während das unpaare Ende und die langen Fortsätze sich horizontal gegenüber liegen. Die Wimperbewegung erscheint im ganzen Magen, im Schlund und in der Mundhöhle, dann auch am äusseren des Körpers in bestimmter Vertheilung. Der Mund ist von einem Wiwmperwulste eingefasst. Auch das spitze, unpaare 163 Ende des Thieres ist von einem kreisföürmigen Wimperwulst umgeben. Dann breiten sich die Wimpern an den 8 langen Fortsätzen aus, und zwar an jedem in 2? Zügen oder wulsti- gen Säumen, auf denen sie aufsitzen. Beide Züge oder Schnüre biegen am Ende der Fortsätze in einander um, zwi- schen 2 Fortsätzen oder Armen geht der Wimpersaum von einem Arm auf den andern an den genannten Arkaden hin, so ist das ganze Thier von einem in sich zurücklaufenden saumförmigen Wimperorgan umgeben, welches an den Ar- men in Schleifen herab- und hinaufgeht, von einem Arm auf den andern übersetzt. Wo der Mund ist, geht es ünter dem Munde her. Die Wimperbewegung allein führt alle Ortsbe- wegung des Thieres aus, ausserdem beschränkt sich alle willkürliche Bewegung auf die von Zeit zu Zeit eintretende Zusammenziehung des Mundes und Schlundes. Der Magen ist von körniger oder zelliger Beschaffenheit seiner Wände und sieht grün aus, sonst ist die Larve überall durchsichtig, die unpaare Spitze und die Enden aller Arme sind oran- gefarben. Es wurden auch deutliche Anzeichen des Nervensystems beobachtet. Sie bestehen in zwei kleinen Knötchen unter- halb des Mundes, rechts und links, welche durch einen Fa- den zusammenhängen, mehrere Fädchen aufwärts gegen den Mund und eins nach abwärts schicken. Unter die Leuchtthiere gehören diese Larven einer Ophi- ura nicht. Die erste Anzeige, dass es zum Aufsprossen eines See- sternes im Innern und aus dem Innern des Pluteus kommen will, besteht darin, dass zu den Seiten des Magens und Schlundes gewisse blinddarmförmige Figuren mit doppelten Conturen erscheinen. Man sieht sie erst auf der einen, bald auch auf der andern Seite des Magens und Schlundes eine Reihe bilden. Die Blinddärmehen sind nach aussen, ihre Basen, die untereinander zusammenhängen, sind gegen den Magen gekehrt, jede Reihe sieht wie eine dieke Mem- 11* 164 bran aus, die sich in blindsackartige Falten ausgeworfen hat. Bald umgeben sie den Magen vollständig wie ein Kranz. Anfangs ragen sie über die Oberfläche des Pluteus nicht her- vor und liegen im Innern seiner Substanz, indem seine Con- turen über sie weggehen, durch ihr Wachsthum ragen sie aber bald über die Oberfläche des Pluteus vor; später ent- wickeln sich noch andere, welche den Kranz der ersten überragen; dieser sind nicht mehr und nicht weniger als 10, je 2 liegen bei einander, das ist die erste Erscheinung der Arme. Je 2 eines Armes verschmelzen dann zusammen und das Ganze nimmt die Form einer Scheibe an, welche von 5 stumpfen Fortsätzen überwachsen ist. Die frühern Arme oder Stäbe des Pluteus nehmen an dieser Bildung durchaus keinen Antheil. Der Pluteus verhält sich zu dem in ihm entstehenden Seesiern, wie der Stickrahmen zu der darin ausgearbeiteten Stickerei. Auch haben die Arme des Pluteus keine Beziehung zu den Armen des Seesterns. Der Seestern liegt schief in dem Körper des Pluteus, so dass sich einer der Arme des Seesterns mit der grossen Achse des Pluteus kreuzt und seitwärts von der unpaaren Spitze des Pluteus zum Vorschein kommt. Sobald die Blinddärme sich zur Form eines Kranzes und Sternes ordnen, beginnt schon die Ablagerung der Kalkerde in Form von verzweigten Figuren in dem neuen Gebilde; indem sich diese weiter ausbilden, nehmen sie die Gestalt des Gitterwerkes an, wie es dem Skelet der Echinodermen eigen ist. Mit der Ausbildung der Blinddärmehen zu einem Kranz tritt an der Stelle des Plu- teus, wo der Mund war, eine Verzerrung ein.‘ Diese Ge- gend erscheint jetzt wie durch Gewalt schief nach aufwärts gezogen, von dem Mund der Larve wird jetzt nichts mehr gesehen. Dagegen erscheint jetzt statt des frühern abseit liegenden Mundes des Pluteus ein für den Seestern centraler Mund. Es ist mir nicht möglich gewesen zu entscheiden, ob der Mund der Larve in den Mund des Sternes umgewandelt 165 wird, oder ob dieser ganz selbstständig entsteht und jener verschwindet. Bei den eigentlichen Seesternen, nämlich beim Echinaster, ist die Stelle des neuentstandenen Sternes, wo hernach der Mund ist, noch völlig geschlossen, wenn schon die ersten Tentakeln ausgebildet sind. Der Mund des jungen Ophiurensterns ist anfangs rund, dem Mund der Larve ganz unähnlich, allmählig nimmt er eine sternförmige Gestalt an. Im gegenwärtigen Zustande ist der neu entstandene Stern zwar immer noch kleiner, als der Rest des Pluteus, je mehr aber der Stern wächst, um so mehr erscheinen die Fortsätze und die unpaare Spitze des Pluteus nur als An- hänge des Seesternes. Am längsten bleiben der unpaare Gipfel des Pluteus, seine beiden langen Seitenarme und einer der beiden untern Arme, die bei dem Wachsthum des Ster- nes nun endlich auch verloren gehen. Das einzige, was aus dem Pluteus in das neue Wesen ganz aufgenommen wird, ist der Magen. Noch ehe die Arme des Pluteus verschwinden, bilden sich die Tentakeln oder Füsse des jungen Sternes aus. Es sind ihrer zuerst nur 10, welche in einem Kranze die Scheibe selbst einnehmen. Vor dem Abgange eines jeden Armes ha- ben sich nämlich in der Scheibe 2 Löcher gebidet, aus wel- chen das Thier die Tentakel hervorstülpt. Noch lebt es im freien Meer wie vorher, wenn es aber auf dem Boden des Gefässes liegt, so tastet es mit den Tentakeln umher. Die Tentakeln oder Füsschen sind mit kleinen Knötchen besetzt, wie bei den Ophiuren. In diesem Zustande bewegen sich die Thiere noch ganz so, wie früher durch die Wimperthä- tigkeit, sehr häufig sieht man das Drehen im Kreise in der Ebene der längsten oder Seitenarme des Pluteus. Bis jetzt hat sich aus der Form des Thieres nicht errathen lassen, ob aus dem Pluteus eine Asterie oder eine Ophiure wird, nur die grosse Verschiedenheit von der Asterienlarve von Sars deutet auf etwas Besonderes, und in der That kündigt #ich bald das Wesentliche der Ophiure an. Kurz vor der 166 Zeit, wo die letzten Reste des Pluteus verschwinden, sieht man schon, dass die Arme des Sterns von der Scheibe ab- gesetzt und wie eingelenkt sind. Dieser Arm ist aber jetzt nichts anderes, als das äusserste Armglied oder Endglied der späteren Ophiure. So wie die ersten Tentakeln auf der Scheibe selbst entstehen, so ist es auch mit den ersten Sta- cheln, deren 10 zum Vorschein kommen, jeder von einem Kalknetz durchdrungen und jeder in der Nähe seines Tenta- kels. Diese Stacheln kann das Thier willkürlich bewegen, und das zeigt wieder die Ophiure an. Sobald die junge Ophiure selbstständig geworden ist, so hat sie eine von Git- terwerk durchzogene, den Magen einschliessende Scheibe, ei- nen Mund, der von 5 dreieckigen interradialen Schildern umkränzt wird, nach aussen von diesen Schildern stehen auf der Bauchseite der Scheibe 2% Stacheln neben einander, gross genug, dass sie über den Rand der Scheibe hervorra- gen. Vor dem Abgang des eingelenkten Arms trelen die 2 Tentakeln hervor. Das Armglied selbst ist an der Wur- zel schmal, im Allgemeinen länglich bauchig. Man trifft diese jungen Ophiuren, obgleich alle Spuren von der Organisation des Pluteus verschwunden sind, doch noch im freien hohen Meere an. Ihre Grösse gleicht der Breite des frühern Plu- teus und beträgt gegen 2 der Länge des früheren Pluteus. Das neue Glied des Armes bildet sich zwischen der Scheibe und dem primitiven Glied und ist mit 2 vorn an den Seiten eingelenkten Stacheln und 2 Tentakeln, einem an jeder Seite, versehen. Die junge Ophiure mit 2 Armgliedern ist 4 Linie gross. ‚Später entsteht abermals ein neues Glied zwischen Scheibe und Arm mit Stacheln und Tentakeln. Ich habe diese jungen Ophiuren frei im Meer bis dahin beobachtet, wo ihre Arme 4 Glieder hatten und die Zahl der Stacheln an den Gliedern sieh auf 2 für jede Seite eines Gliedes ver- mehrt hatte. Das ganze Thier hat dann +—1 Linie im Durchmesser. Die Endglieder der Arme, oder die primitiven Glieder, haben sich weder in der Gestalt, noch in der Grösse 167 verändert. Die folgenden Glieder weichen in der Gestalt ab und haben ganz die polygonale Form, wie sie den Armglie- dern der Ophiuren eigen ist. Die Quelle aller neuen Glieder ist an der Scheibe selbst, und zwar an der ventralen Seite derselben, zwischen den interradialen Feldern der Scheibe, wo sich die Armglieder gegen den Mundwinkel fortsetzen. Sobald das neue Glied durch sein Wachsthum über die Scheibe hinausgetreten ist, so ist es jetzt das grösste der Armglieder. Mit welcher Gattung von Ophiuren wir es zu thun haben, lässt sich dermalen noch nicht sicher bestimmen, wahrscheinlich ist es eine Ophiolepis, von der mehrere Ar- ten in der Nordsee vorkommen. Ausser der eben beschriebenen Ophiure, die in einer überaus grossen Zahl von Exemplaren mit allen Uebergangs- stufen beobachtet ist, kam noch ein anderer Pluteus, d. h. die Larve einer andern Art von Ophiure vor, diese wurde aber nur ein Mal beobachtet. Sie gleicht in der Gestalt und im Skelet genau dem Pluteus paradoxus, aber die Arme der Larve divergiren viel mehr und sind viel länger und dünner. Die uniforme Farbe des durchsichtigen Thierchens ist ein ganz zartes Violet, Seine Grösse beträgt das Doppelte des Pluteus paradoxus.. Zur Entwickelung des Sterns waren noch keine Anzeigen. Ueber eine Echinodermenlarve mit Wimperepau- letten und Wimperschnüren, welche eine Scheibe mit Stacheln aus sich entwickelt. Der Pluteus, den ich nün beschreibe, hat einen gewölb- ten Körper und kann einer Kuppel mit 4 stabförmigen, et- was divergirenden langen Stützen oder Füssen verglichen werden. Die Stäbe enthalten auch wieder einen Stab von Kalk. Diese Kalkstäbe setzen sich in die Kuppel fort, wo sie in einer eigenthümlichen und nur durch die Abbildungen deutlich zu machenden Weise sich weiter vertheilen. Die Stäbe sind von der Haut der Larve, welche das Gewölbe 1683 bildet, überzogen und sie bildet am Rande des Gewölbes zwischen den Stäben Arkaden. Das Gewölbe hat 2 breitere und 2 schmalere Seiten. Die breiteren mögen vordere und hintere heissen. Zwischen den beiden vordern Stäben bildet die Haut der Larve am Rande des Gewölbes eine zeltarlige Ausbreitung, wie eine Marquise. Auf der entgegengesetzten hintern Seite setzt sich die thierische Substanz vom, Gewölbe in einen langen Anhang fort, der von 4 besondern Stäben festgehalten wird, so dass sich 2 auf jeder Seite befinden. Diese Verlängerung enthält den Mund und Schlund, der Ma- gen liest unter dem Gewölbe. Um der Anschauung durch ein Bild zu Hülfe zu kom- men, so gleicht die Larve einem auf 4 langen Füssen ste- henden Uhrkasten, von dessen hinterer Seite das: Pendel hinabgeht, welchem an unsern Larven das Mundgestell ver- glichen wird. Die Stäbe des Mundgestells enthalten auch im Innern einen Kalkstab, zwei von diesen Kalkstäben sind Aeste von den zweien der 4 Hauptstäbe und gehen im In- nern des gewölbten Mittelkörpers von jenen ab, und zwar von den vordern, welche die Marquise tragen. Die beiden andern Kalkstäbe verbinden sich an der hintern Seite des Gewölbes mit einander unter einem Winkel, von wo aus ein unpaarer Ast sich im Gewölbe verzweigt. Die Haut, welche alle die Stäbe, den Mittelkörper und die Ausbreitung zum Mund überzieht, ist schyvefelgelb gefleckt und braun ge- sprenkelt. Sehr eigenthümlich ist die Vertheilung der Wim- perorgane. Diese Larven besitzen 4 epaulettenartige quere Wülste über den Stellen, wo die 4 Stützen des Gewölbes in das Gewölbe übergehen; die Wülste sind nämlich mit sehr langen schlagenden Wimpern besetzt, unter den Wül- sten liegt eine dieke Masse schwefelgelben Pigmentes. Aus- serdem besitzen diese Larven noch an allen Stäben und am Gewölbe selbst die Besetzung mit einer Wimperschnur, wie der Pluteus der Ophiure. An jedem Stab verlaufen 2 Schnüre, die am Ende in einander, oben am Gewölbe von einem Stab 169 auf den andern übergehen. Am vordern Rande des Gewöl- bes, wo sich dasselbe markisenartig ausbreitet, folgt die Wim- perschnur dem Rande dieses Schirms; nicht so an den Sei- ten, hier liegt der Bogen der Wimperschnur viel höher, als der Rand des Gewölbes, und geht am Gewölbe bis beinahe zum Gipfel empor. Auch die Stäbe, welche den Mund und Schlund zwischen sich haben, sind von einer Wimperschnur besetzt, welche von einem zum andern Stab ihrer Seite übersetzt und in der Mitte unter dem Mund von einer Seite zur andern geht. Der Mund ist von einem besondern Wim- perwulst umgeben. Der Mund ist dreieckig, nach unten ist er von einer queren, beckenartig vorspringenden Lippe be- grenzt, die beiden andern oder obern Seiten sind im Winkel gegen einander geneigt. In dieser Richtung setzt sich die Mundhöhle in den Schlund fort, der in den Blindsack des Magens führt. Letzterer nimmt das Innere des gewölbten Mittelkörpers ein und ist oft nochmals eingeknickt, so dass ein Theil des Blindsacks nach vorne übergebogen ist. So- wohl der Mund, als der Schlund ziehen sich von Zeit zu Zeit kräftig zusammen. Das Innere der Mundhöhle, des Schlundes und Magens wimpert. Diese Larven sind gegen % Linie lang und leben frei im Wasser, indem sie allein durch die Wimperbewegung fortgelührt werden. Keiner der Arme kann sich bewegen, die Stäbe, welche den Mund und Schlund zwischen sich haben, werden nur passiv durch die kräftige Zusammenziehung des Mundes und Schlundes mit bewegt. Die erste Erscheinung zur Verwandlung giebt sich in diesen Larven durch eine scheibenförmige Platte zu erkennen, welche sich in den Monaten August und September auf einer der schmalen Seiten des Gewölbes unter der gefleckten Haut des Gewölbes erzeugt und welche schief gegen den Gipfel des Gewölbes geneigt ist. Sie bildet in dem mit einer Pen- dule verglichenen Gestell gleichsam das Zifferblatt, aber das Zifferblatt wäre heterolog in der Lage mit dem Pendel und 170 befände sich an der Seite des Uhrkastens. Diese Scheibe ist also heterolog mit der Lage des Mundes der Larve. Die runde Scheibe, welche jetzt nur wenig convex ist, ist selbst wieder gelblich gefleckt. Sie ist durch eine fünfblättrige Fi- gur in 5 klappenartige Felder getheilt, welche in der Mitte sich fast berühren, an der Peripherie lassen sie zwischen sich noch Zwischenabtheilungen zu. Jedes der. klappenarti- gen Felder hat doppelte, breit von einander abstehende Con- turen. Dieser Scheibe, der ersten Erscheinung des spätern Ecehinodermen, gegenüber, zeigen sich nun an dem Gewölbe auf jeder Seite auch schon Pedicellarien, und zwar dreiar- mige, wie sie nur den Seeigeln eigen sind; denn die Pedicel- larien der Seesterne sind zweiarmig. Die Pedicellarien sitzen dicht an dem Gewölbe auf, sie zeigen schon willkürliche Bewegung, indem sich die Arme der Zange öffnen und schliessen. Die Larve hat gewöhnlich nur 4 Pedicellarien, 2 auf jeder Seite, nahe bei einander. Indem die Scheibe sich innerhalb des Gewölbes vergrös- sert, so treien am peripherischen Theile derselben neue Ab- theilungen auf, welche die ursprünglichen 5 Felder der Mitte einschliessen, nach aussen zwischen den 5 Feldern erschei- nen 5 kreisförmige Figuren mit Doppelconturen, dies sind die Anlagen für die Tentakeln oder Füsse, denn der junge sich jetzt bildende Echinoderm hat das Ausgezeichnete, dass er zuerst nur 5 regelmässig symmetrisch vertheilte grosse unpaare Füsse bekommt, welche wie Blinddärmchen mit Doppelconturen sich aus den Oeffnungen der Scheibe erhe- ben. Die übrigen peripherischen Abtheilungen 'erheben sich bald in cylindrische Erhöhungen, welche sich in Stacheln umwandeln. Wenn das neue Wesen so weit entwickelt ist, dass es eine flach convexe, mit Stacheln und 5 Tentakeln oder weichen Füssen besetzte Scheibe bildet, so treten so- wohl die Füsse, als die Stacheln, weit über die Oberfläche des Gewölbes der Larve hervor, die Füsse bewegen sich nach allen Richtungen tastend umher und sind schon im 171 Stande, sich an Gegenstände festzuhalten. Auch die Stacheln bewegen sich nach dem Willen des Thieres. Gleichwohl liegt der Mund der Larve noch an seiner frühern Stelle und ist noch wie der Schlund in voller Thätigkeit. Die Füsse sind geringelt und wie die Stacheln selbst sparsam mit gel- bem und braunem Pigment gesprenkelt. Jeder der 5 Füsse hat am Ende eine Scheibe, in deren Mitte ein Knöpfchen, ganz so wie die Füsse eines Seeigels in ihrem ausgestreckten Zustande und wie sie von Monro nach dem Leben abgebil- det sind. In der Scheibe erkennt man einen polygonalen einfachen Reifen von Kalk. Die Füsschen sind im Innern hohl, aber ihre Höhle ist am Ende geschlossen, wie bei allen Echinodermen. Bei ihrer ersten Erscheinung sind die Füss- chen am Ende abgerundet, die Scheibe bildet sich etwas später aus. Die Stacheln, welche bald eine beträchtliche Länge annehmen, enthalten ein Kalkgerüst. Wenn letzteres ganz ausgebildet ist, so stellt es ein im Innern der walzen- förmigen Haut des Stachels stehendes sechskantiges Prisma ‘ dar, welches aus regelmässig gefenstertem Gitterwerk von Kalk besteht, das am Ende in einige winzige Zacken aus- läuft. In der Dicke des Stachels ist die Anordnung des Bal- keunetzes radial, so. dass das Ende des Stachels, vertikal angesehen, einen sechsarmigen Stern darstellt. Ehe das Ge- rüst der Stachelun so weit ausgebildet ist, hat es bei seiner ersten Erscheinung ganz die Gestalt eines Kandelabers. Die Basis des Stachelgerüstes ist nämlich ein Stern von 6 Strah- len, aus dessen Mitte sich ein einfacher Balken erhebt, der sich sogleich in einige sich wieder vereinigende Balken theilt, Hierdurch wird ein Knopf gebildet, der einige Zacken nach aussen ausschickt. Aus dem Knopf erhebt sich die Fortsez- zung in der Längsriehtung wieder, indem von hier 6 lange Arme ausfahren, welche parallel in die Höhe steigen und nach aussen Zacken abwerfen. Die Länge der ausgebildeten Stacheln ist so gross, dass sie ungefähr dem vierten Theil des Durchmessers der ganzen Thierscheibe gleichkommt. 172 Sehr räthselhaft ist, dass die Tentakeln oder Füsse zu- erst unpaarig erscheinen, da doch bei keinem erwachsenen Seeigel und bei keinem Echinodermen solche 5 unpaare Ten- takeln vorkommen. In der Voraussetzung, dass ich es mit einer Seeigellarve zu ihun hatte, stellte ich mir die Frage, ob die bestachelte Scheibe, um welche es sich handelt, dem mittleren ventralen Theil mit dem Zahngestell entspreche, wie es wohl den Anschein hatte, oder ob sie der dorsale Theil des spätern Seeigels sei. Wäre sie der dorsale Theil, so würde die fünftheilige Figur in der Mitte die 5 Genitalplat- ten darstellen, dann würden die Abtheilungen, woraus die Tentakeln hervorkainen, zwischen jenen Platien, den Platten mit Oeffnung entsprechen, welche Agassiz ohne hinreichen- den Grund Ocellarplatten nennt, die Mitte zwischen den 5 ursprünglichen Valveln würde dann für den After bestimmt. Es befindet sich dermalen an dieser Stelle noch keine Oefl- nung und die gefleckte Haut der Larve geht noch über diese Stelle weg. Auch ist die Schale des’ muihmaasslichen See- igels jetzt nur ein zartes Gebilde, dessen in Tentakeln und Stacheln auswachsende Abtheilungen nicht die spätern Plat- ten der Schale sein können, sondern als die Anlagen für die Tentakeln und Stacheln zu betrachten sind. Uebrigens sind schon die Anlagen für die spälere paarige Anordnung der Tentakeln zu erkennen, denn dicht vor den unpaarigen Ten- takeln, der Mitte näher, sind schon zwei kleinere, paarweise liegende, kreisförmige Tentakelanlagen zu erkennen, wodurch ein Kreis von 10 Tentakeln entsteht, und weiterhin gegen die Peripherie kommen auch noch paarweise stehende Ten- takelanlagen zum Vorschein. Die Scheibe selbst, auf welcher sich die Tentakeln und Stacheln erheben, enthält noch ihr besonderes Kalknetz, welches bei tieferer Einstellung erst zum Vorschein kommt. Es entsteht zuerst aus einzelnen dreiarmigen Figuren, deren Arme sich gabelig theilen, diese verwandeln sich bald in ein Gitterwerk mit runden Maschen. In diesem Zustande der Metamorphose schwimmt die Larve 173 durch ihre noch in voller Thätigkeit bestehenden Wimperor- gane, die Wimpersäume und Wimperepauletten, und kriecht mit ihren 5 Füssen, sie bewegt ihre Pedicellarien wie Zan- gen und ihre Stacheln, jeden einzeln. Was weiter aus ihr wird, ist mir unbekannt. Aus den am Schluss dieser Mittheilung anzuführenden direkten Beob- achtungen anderer Forscher über die Entwiekelung der See- igel nach künstlicher Befruchtung geht jedoch hervor, dass die aus Seeigeleiern gewonnenen Larven mit den hier be- schriebenen wunderbaren Formen keine Aehnlichkeit haben und dass meine Beobachtungen einen Abschnitt aus der Le- bensbahn eines andern Echinodermen mit bestachelter Scheibe von noch räthselhaftem Endziel darstellen. Zu derselben Galtung, wie die eben beschriebene, in vielen Exemplaren und fast täglich mehrmals gesehene Larve, gehört als Art oder Varielät noch eine andere seltener vor- gekommene Larve, welche der ersten in allen Beziehungen und besonders auch in den Wimperepauletten gleicht, aber in der Form des Gewölbes und in der Endigung der Kalkstäbe im Gewölbe sich verschieden zeigte. Statt des runden Gewölbes war nämlich der Gipfel zugespitzt und dann am Ende abgeschnitten. In dieses Ende ragten die Kalkstäbe der beiden vordern Hauptarme der Larve und theilten sich in der Spitze noch in zwei kurze Queräste. Die Lage der Scheibe im Gewölbe und ihre Struktur war wie bei der andern Art. Ueber eine dritte Gattung von Echinodermenlar- ven, ohne Wimperepauletten, welche eine Scheibe mit Stacheln aus sich entwickelt. Eine dritte Art von Larven gehört zu einer andern Gat- tung von bestachelten Echinodermen. Diese Art habe ich nicht am häufigsten gesehen, aber am weitesten in ihrer Me- tamorphose und bis zu dem Punkte verfolgt, wo das neue 174 stachelige sphärische Echinoderm alle Reste der Larve ver- loren hat. Diese Larven, etwas grösser als die Larven der Ophiuren, zeichnen sich dadurch aus, dass sie ausser den 4 Armen, die vom Rande des Gewölbes ausgehen, und den andern 4 Ar- men, welche das Mund- und Schlundgestell bilden, noch 2 Arme nach rückwärts abwärts und noch 3 besondere, aus der äussern Fläche des Gewölbes hervorgehende Arme, also 13 Arme besitzen, dass die 4 Wimperepauletten der vorigen Gattung hier gänzlich fehlen und dass die Arme (mit Aus- nahme der 2 überzähligen Arme nach hinten und unten) äusserst lang sind. Von den 3 eigenthümlichen Armen am Gewölbe bildet der unpaare einen mehr oder weniger langen, oft sehr langen Stab auf dem Gipfel des Gewölbes, gleich- sam als wäre er die verlängerte Achse des Thieres. Er ent- hält ein Kalkskelet, nämlich einen gegitterten Stab mit drei Längsleisten. Am Fuss, wo dieser Stab auf dem Gewölbe aufsitzt, theilt er sich in 2 Kalkleisten, welche innerhalb des Gewölbes herablaufen und in die Seitenarme des Gewölbes sich fortsetzen, Die 3 Stäbe am Gewölbe sind ohne Wim- perbekleidung; auch fehlen die Wimperepauletten ganz. Die Wimperbekleidung an den untern Armen und an den Arka- den zwischen ihnen ist wie bei der vorigen Gattung. Die 4 äusserst langen Hauptstützen des Gewölbes enthalten gegit- terte Kalkstäbe, die Kalkstäbe der 4 ebenso langen Fortsätze, welche das Mundgestell bilden, und der überzähligen hintern untern Fortsätze sind einfach. Das Gewölbe ist bei dieser Art viel höher. Die Vertheilung der Kalkleisten aus den Stäben im Innern des Gewölbes ist ganz ähnlich wie bei der vorigen Gattung, namentlich der Art mit rundem Ge- wölbe. Einige von diesen Larven zeigten noch keine Spur von der Echinodermenscheibe, andere hatten sie schon auf der einen kleinern Seite des Gewölbes; bei andern war die Scheibe schon mit Stacheln bedeckt und dazwischen zeigten sich Tentakelporen und Tentakeln. Pedicellarien habe ich 175 bei dieser Art niemals gesehen. Die Stacheln gleichen ganz denjenigen der vorigen Gattung und werden sehr hoch, so dass sie frei über die Larve hervortreten und das Thier sie willkürlich bewegt. Das in ihnen befindliche Kalkgerüst bil- det ein sechsseitiges Prisma von gefenstertem Gitterwerk, dessen oberste Leisten sich unter der äussern Haut der Sta- cheln in einige winzige Zacken verlängern. Die innere An- ordnung der Balken in der Dicke des Stachels ist wieder sechsstrahlig. Die ganze Oberfläche der Scheibe ist mit die- sen Stacheln dicht besetzt, und sie sind, wie die ganze Larve und ihre Fortsätze, mit gelben und braunen Pigmentflecken gesprenkelt. Ihre Grösse ist so ansehnlich, wie bei der vo- rigen Gattung, ihre Länge gleicht dem vierten bis dritten Theil des Durchmessers des ganzen Körpers, auf dem sie aufsitzen. Es fällt auf, dass die Scheibe mit Stacheln läng- lich rund ist und sich namentlich tiefer, als in der vo- rigen Gattung, nach unten verlängert. Die Scheibe, auf der die Stacheln sitzen, besitzt auch ein Gitterwerk von Kalknetz. Einmal wurde eine solche Larve beobachtet, an der die Stäbe der Larve grösstentheils verloren gegangen waren und an der von dem Mundgerüst nichts mehr übrig war. Das junge Thier, welches an einen Seeigel erinnerte, bildete einen länglich sphärischen, etwas abgeplatteten Körper ohne alle Spur von Armen eines Seesterns, an dem die eine Hälfte der Oberfläche ganz mit Stacheln besetzt war, die andere Hälfte aber noch häutig war und Spuren von der Haut des Gewölbes der Larve zeigte. Ausser den Pigmentflecken wa- ren nämlich hier auch noch viele unregelmässige Reste von dem innern versteckten Theil der Stäbe und ihren Aesten im Gewölbe sichtbar. Die bestachelte Seite war convex wie ein Uhrglas, aber länglich, hin und wieder zeigten sich Ten- takelporen und an der Peripherie traten einige sehr grosse Tentakeln oder Füsse hervor, deren Vertheilung mir aber nicht recht klar geworden ist. An dem entgegengesetzten 176 häutigen Theil der platten Sphäre ist kein Mund sichtbar. Dieser konnte vielleicht an dem einen Ende des länglichen Körpers sein, aber bei der undurchsichtigen Beschaffenheit des Körpers war es unmöglich, darüber ins Klare zu kom- men. Länge und Gestalt der Stacheln ist noch wie vorher. Einmal wurde eiu ganz ähnlicher, gleich grosser, auf der einen Hälfte gestachelter, länglich sphärischer, etwas ab- geplatteter Körper (+ Linie gross), frei von allen Resten der Larvenfortsätze, beobachtet. Er war. wie der vorige, aus der hohen See gewonnen, aber er bewegte sich auf dem Glase ganz wie ein Seeigel, indem er die Stacheln einzeln in Thätigkeit setzte und an der Peripherie einige grosse Ten- takeln hervorstreckte, mit denen er sich am Glase festhielt. Die Mitte des Stachelfeldes war frei von Stacheln. Durch die hier befindliche, mit Pigment gesprenkelte Haut erkannte ich ein fünftheiliges Feld, mit fünfeckiger Mitte. Die der stacheligen Hälfte entgegengesetzte Seite war convex, aber noch bloss von der gesprenkelten Haut bedeckt, unter wel- cher noch Reste von den Kalkstäben der Larve sichtbar wa- ren. Vom Munde wurde auch diesmal keine sichere Kennt- niss gewonnen, und es bleibt zweifelhaft, ob er sich an dem einen Ende des länglich runden Körpers befand. Die beiden zuletzt beschriebenen Gattungen von Larven von Echinodermen konnten nicht bis zu dem Endziel der Metamorphose verfolgt werden. Die See war gegen Ende September unruhig und diesen Untersuchungen ungünstig ge- worden. Gleichwohl glaubte ich, dass ich es mit den Lar- ven von Seeigeln zu thun hätte, und als solche sah ich sie an, als ich diese Beobachtungen der Akademie der Wissen- schaften vorlegte und davon im Monatsbericht derselben 1846, October, Kenntniss gab. Die convex scheibenförmige Ge- stalt des neuen 'Thieres, seine völlige Abweichung von den Seesternen und Ophiuren, der Mangel aller Andeutung von noch hervorbreechenden Armen, die vielen willkürlich beweg- lichen langen Stacheln auf der Scheibe und die dreiarmigen 177 Pedicellarien, welche nur den Seeigeln, nicht aber den Aste- riden eigen sind, schienen dazu zu berechtigen. Die mir damals schon bekannten Beobachtungen v. Baer’s über die _ Embryonen der Seeigel (Bull. de Acad. imp. de St. Petersb. T. V. n. 15. p. 231.) wollten freilich zu den hier beschrie- benen Echinodermenlarven nicht stimmen. v. Baer ver- gleicht die Embryonen der Seeigel, die er durch künstliche Befruchtung erzielte, mit der ersten Form der Medusenlar- ven, nämlich von Aurelia aurita, wie sie in den Beuteln an den Rändern der Arme vorkommen, nur dass sie viel flacher sind. Bei weiterer Umwandlung schienen sie sich dem Bau der Beroen annähern zu wollen, am vierten Tag nahmen sie ganz unregelmässige und unter sich ungleiche Gestalten an, nach dem fünften lebte kein Individuum mehr. Wenn der Foetus das Ei verlassen hat, bewegt er sich durch Cilien. v. Baer schätzt die von ihm beobachteten Seeigel - Jungen zu 7% Linie Durchmesser. Die Thiere meiner Beobachtungen, die ich für Seeigellarven hielt, waren viel älter, nämlich gegen $ Linie gross; in diesem Zustande hatten sie mit dem Zustande der Medusen und Beroen keine Aehnlichkeit; aber sie konnten sich seit dem Embryonenzustande sehr verän- dert haben. Die Beobachtungen von Dufosse (Comptes rendus, Jan. 4. 1847, Ann. d. sc. nat. Janv. 1847) über die Enutwickelung der Seeigel in Folge künstlicher Befruchtung reichen jedoch viel weiter und überzeugen mich jetzt, dass die von mir beschriebenen beiden Gattungen von Echinoder- menlarven, welche Stacheln bekommen, keine Seeigellarven sein können, sondern bis zu dem bis jetzt beobachteten Punkt ihrer Entwickelung räthselhaft sind, Es wird darauf ankommen, meine Beobachtungsreihen im October und weiter bis zur kalten Jahreszeit fortzusetzen. Vielleicht brechen erst in einer spätern Zeit Arme hervor. Die von Dufosse beschriebenen Larven des Echinus eseulentus haben mit den von mir beschriebenen Echinoder- Müller's Archiv. 1847. 1 178 menlarven nicht die entfernteste Aehnlichkeit. Anfangs mehr rundlich, wit einer Depression an der Mundstelle, werden sie später birnförmig, indem sie sich gegen den analen Pol verlängern. Schon ist der Darmkanal sichtbar. Um den Anus zeigt sich eine Rosette von kleinen Scheiben und zwi- schen den beiden Polen erscheinen Schildehen als kreisförmige Linien, um den Mund aber Labial-Tentacula. In diesem Zu- stande verliert die Larve ihre durch Wimpern auf der Ober- fläche verursachte Bewegliehkeit, Dufosse sah sie sich gegen den 16—1Sten Tag au dem analen Pol befestigen und einen Stiel entwiekeln, Nun fangen auch Stacheln um den oralen Pol an, sich zu entwickeln. Später löst sich das Thier von dem Stiel. So verschieden die Schlussformen der in Helgoland un- tersuchten Larven sind, so fällt es doch auf, dass die Lar- ven der Ophiuren und der andern hier beschriebenen Echi- nodermenlarven in einem gewissen gemeinsamen Plan über- einstimmen, Die von Sars beobachteten Larven der Aste- rien sind am abweichendsten, äber auch diese fügen sich zufolge ihrer bilateralen Fortsätze dem allgemeinen Plan; da- her lässt sich vermuthen, dass sich für diese Echinodermen ein analoger Ausgangspunkt wird finden lassen. Hierzu wird es aber nöthig sein, die Larven der Asterien von Neuem frisch zu untersuchen. Ihr innerer Bau und die Lage des Mundes sind hier noch gänzlich unbekannt, auch hat es mir an den Larven von Echinaster Sarsii, in Weingeist, welche das Museum von Hrn. Stiftsamtmann Christie in Bergen erhalten, nicht gelingen wollen, mehr zu sehen, als was Sars beschrieben und abgebildet hat. Zur Zeit, wo diese Larven den Stern der Asterie schon entwickelt haben, aber die Arme der Larve noch vorhanden sind, haben sie #2 Linie im grössten Durchmesser. Es sind in jeder der 5 Reihen von Tentakeln 2 Paare entwickelt. Aber in der Mitte der Bauchseite des Sterns ist noch nichts 179 von einer Oeffnung zu sehen. Hat etwa die Larve eine Mundöffnung zwischen den vier Larvenarmen? Obgleich diese Larven absolut grösser, als die Larven der Ophiuren und der andern hier beschriebenen Echinodermen sind, so scheinen sie doch noch wenig oder gar nichts vom Skelet in sich zu enthalten. Bei ihrer völligen Undurchsichtigkeit und uniform rothen Färbung versuchte ich, ihr Skelet durch Lösung der thierischen Theile mittelst Kali caust. sichtbar zu machen, dabei sind aber keine Skelettheile zum Vor- schein gekommen. Alle Formveränderungen und Structuren der beschriebe- nen Echinodermenlarven sind dureh Abbildungen erläutert, welche bald bekannt gemacht werden sollen. Einiges über den Tomopteris onisciformis. Von Wırn. Busen. Hierzu Tafel VII. Fig. 5. Als ich im Herbste dieses und des vergangenen Jahres einige Wochen mit Hrn. Geh. Rath Müller und zwei Commilito- nen in Helgoland zubrachte, interessirte mich besonders un- ter den auf unsern Exkursionen eingefangenen Seethieren ein Thier, welches Eschsch olz auf seiner Expedition in der Süd- see entdeckte, und dem er seiner Gestalt wegen den Namen Tomopteris onisciformis beilegte. Er beschrieb dieses merkwürdige Geschöpf in Oken’s Isis (1825) unter der Ab- theilung der schwimmenden Schnecken, und fügte auch eine Abbildung bei, die aber leider nicht viel mehr als die äus- sern Umrisse anzeigt. Das Exemplar, welches er gesehen hatte, war nur 24° lang. Bald darauf wurde dasselbe Thier in der Meerenge von Gibraltar von .den Herren Quoy und Gaimard beobach- tet, die eine Beschreibung und Abbildung davon in den Annales des sciences naturelles vom Jahre 1827, Tom. X. pag. 235. Tab, 7. Fig. 1., niederlegten. Den Namen Briaraca Scolopendra, welchen sie ihm gaben, da sie wahrschein- lıch die kurze Notiz von Eschscholz nicht kannten, wollen 181 wir fallen lassen, und statt dessen den, welcher ihm von seinem frühern Entdecker zuertheilt ist, beibehalten. Die Grösse der von uns beobachteten Exemplare war wegen der verschiedenen Entwickelungsperioden, in welchen wir sie sahen, ziemlich verschieden, sie schwankte zwischen 2 und 8 Linien. Ein so grosses Individuum, wie es Quoy und Gai- mard beschreiben, haben wir nie zu Gesicht bekommen, denn dieses war 4” lang. Uebrigens ist die Länge des Thieres ungefähr 3—4 Mal so gross, als seine Breite. Vorne am Kopfe ist auf jeder Seite ein unbeweglicher Fortsatz, welcher, bei seinem Ursprunge ziemlich breit, all- mählig in eine feine Spitze ausläuft. Die Stacheln, welche Eschholz auf seiner vordern Seite beschreibt, haben wir bei keinem Exemplare wahrgenommen, auch die beiden fran- zösischen Naturforscher erwähnen nichts davon. Hinter die- sem Fortsatze befindet sich die schmalste Stelle des Kopfes, von welcher ein kleiner Tentakel seinen Ursprung nimmt, der eingerollt und ausgestreckt werden kann. Gewöhnlich trägt ihn das Thier vollständig eingezogen, und streckt ihn erst bei der Einwirkung eines Reizes heraus. Diesem Um- stande mag es wohl zuzuschreiben sein, dass ihn die frühern Beobachter nicht erwähnen; denn man muss das Thier erst durch Zerren dieser Stelle bewegen, ihn dem Auge sichtbar zu machen, Er ist nicht ganz so lang, wie der eben er- wähnte Kopffortsalz, hat in seiner ganzen Länge quer ver- laufende Streifen und ist an seinem Ende abgerundet. Der hinter diesem Tentakel befindliche Theil des Kopfes wimpert an den Seiten. Da, wo die Grenze zwischen Kopf und Leib ist, geht ein zweiter Tentakel ab, der aber bei weitem grösser ist, als der vorige; denn seine Länge erreicht ungefähr die des ganzen Thieres. An ihm lässt sich die äussere Umhüllung und ein langes dünnes Rohr unterscheiden, welches an sei- nem Anfange, wo sich die bewegenden Muskeln ansetzen, kolbig ist, aber dann, allmählig dünner werdend, bis in die 182 feinste Spitze des Tentakels ausläuft. Uebrigens ist dieses Rohr von einer festern Substanz, als die Umhüllung; denn, wenn man mit einem feinen Messer an dem Tentakel zerrt, so löst sich die äussere Umgebung sehr leicht ab, die kleine feste Stange bleibt aber unversehrt. Auf diesen Fühlern ver- läuft eine Reihe schöner, rother Pigmentpunkte, die auch an übrigen Stellen des Körpers zu sehen sind, wie z, B. auf der Mittellinie des ganzen Thieres, wo sie am regelmässig- sten angeordnet sind; denn hier beginnen sie am Kopffort- satz und laufen in gerader Linie bis zum äussersten Ende des Hinterleibes. Zu beiden Seiten des Leibes, welcher Anfangs in glei- cher Breite, von der Mitte an aber schmäler werdend, nach hinten spitz zuläuft, befinden sich die Organe, welche zur Ortsbewegung dienen. Sie bestehen aus breiten, hohlen Fort- sätzen, welche an ihrem Ende in zwei Spitzen auslaufen, deren jede eine runde Platte trägt, in welcher sich unter dem Mikroskope eine schöne dendritische Verzweigung er- kennen lässt. Diese Platten sind bisher für die Athmungs- werkzeuge gehalten worden. Eschholz nennt sie Respira- tionsflossen; Gaimard appendices branchiaux; ich muss aber Bedenken tragen, sie dafür anzunehmen; denn selbst bei den stärksten Vergrösserungen wollte es uns nicht ge- lingen, ein Lumen in diesen Verzweigungen zu entdecken, was bei der kristallähnlichen Durchsichtigkeit des ganzen Thieres jedenfalls hätte bemerkt werden müssen. Die Zahl der Fortsätze, welche von der Mitte an nach hinten zu an Grösse abnehmen, ist sehr verschieden, sie richtet sich nach der Grösse und dem Alter des Thieres: Quoy und Gaimard geben deren auf jeder Seite 25 an, Eschscholz 10; wir haben nie mehr als 18 und nie weniger als 4 Paar beobachtet, Das Individuum, welches nur die 4 Paar besass, war das jüngste, welches wir überhaupt auf- fanden; bei ihm lagen aber die blattartigen Schwimmplatten 183 noch nicht neben einander, sondern die eine stand fast senk- recht auf der andern; weswegen wir sie süerst nicht für eine runde Platte, sondern für einen Kegel hielten. ‚Uebhigens zeigten diese Organe hier ein Phänomen, welches wir bei ältern Exemplaren nie wieder beobachteten: um die ganze Peripherie der Platten nämlich ‘war eine äusserst lebhafte Wimperbewegung zu sehen, die von den feinsten und zar- testen Cilien hervorgebracht wurde. Quoy und Gaimard sagen bei der Beschreibung der Bewegungsorgane: leur ex- tremite est bifurguee, aplatie, €largie, A peine frangee, und geben ihnen in ihrer Zeichnung dreivackige Ränder, Wahr- scheinlich war ihr Exemplar hier verletzt; denn im norma- len Zustande liess sich bei unsern Individuen nie ein ausge: zackter Rand der Schwimmplatten bemerken. 3 ie Etwas habe ich noch zu erwähnen, wovon ich aber keine Erklärung geben kann: Man sieht nämlich bei Er wachsenen jedesmal da, wo ein Bewegungsorgan vom Leibe abgeht, im Innern eine helle Rosette mit einem Fortsatz} der bis etwas über die Mitte der Breite der Extremitäten hinausragt. Was diese Körper zu bedeuten haben, warum sie sich nur bei Geschlechtsreifen vorfinden; liess sich nicht ermitteln, ebenso wenig wie die Bedeutung anderer rosetten- ähnlicher Körper, die wir bei jüngern Individuen an der Stelle beobachteten, wo das rutde sogenannte Gefässblatt die Spitze der Extremität umgiebt, Hier waren sie aber nieht farblos, söndert vom schönsten Hochgelb, hatten auch keinen Fortsatz. Einen sehr schönen Anblick gewährt das Thier, wein es im Wasser mittelst der eben beschriebenen Organe schwimmt. Seine Fortsätze schlagen dann sehr schnell, aber immer der Reihe nach, so dass, während die letzten noch in voller Thätigkeit sind, die vördern schon wieder ange- fangen haben, sich zu bewegen. Diese Bewegung ist auch das Einzige, woran man das Thier im Glase erkennt; dent 184 da es so hell und durchsichtig wie Kristall ist, lässt es sich im Zustande der Ruhe nicht von dem es umgebenden Meer- wasser unterscheiden, Der ganze Körper des Thieres ist mit einer ausseror- dentlich zarten, aus Zellen bestehenden Epidermis bekleidet; aber nur ein einziges, ganz jugendliches Exemplar fanden wir, bei dem sie an allen Stellen unversehrt war; die übri- gen hatten alle mehr oder weniger davon eingebüsst, woran vielleicht ihre grosse Beweglichkeit, vielleicht aber auch die Art unseres Einfungens Schuld war. Nur am Kopfe und seinem spitzen Fortsatze hatte sich dies Häutehen bei Allen erhalten, wahrscheinlich, weil diese, mit dem Leibe fest ver- wachsen, weniger ungestüme Bewegungen machen konnten, als die Extremitäten. Von Muskeln habe ich ausser den schon oben kurz er- wähnten, welche sich an den Kolben der kleinern Stange im Tentakel ansetzen, und die dadurch den ganzen Fühler bewegen, nur noch anzuführen, dass der ganze Leib‘ des Thieres von einer Schicht Quermuskeln umgürtet ist, die gleich unter der Epidermis liegen. Was das Verdauungssystem betrifft, so bemerkt man sogleich im Innern des Körpers ein langes Darmrohr, wel- ches von vorn nach hinten ungewunden verläuft, und wel- ches, wenn man das Thier mit einem Deckblättchen be- schwert, bei starken Vergrösserungen schöne Epitheliumplatten zeigt. Der abgerundete Mund liegt auf der Unterseite des Körpers in einer Linie mit den Ansatzpunkten der grossen Fühler; er hat keine Kinnladen, sondern besitzt nur dicke fleischige Ränder, Vom Munde bis zu der Gegend, wo das zweite Fusspaar vom Leibe abgeht, verläuft der Darm ganz gleichmässig, hier aber ist stets eine Einschnürung, die auch schon Quoy und Gaimard abgebildet haben. Der. übrige Darmkanal verläuft gerade bis zum Ende. Nur ein jugend- liches Individuum fanden wir, welches sich hier . dadurch auszeichnete, dass sich der Darm in jeden abgehenden Fuss 185 fortsetzte, sich darin umwendete, und wieder zurücklief, um in. dem folgenden Fusse dasselbe zu wiederholen. Die Nahrung, welche das Thier zu sich nimmt, ist wahrscheinlich pflanzlicher Natur, denn, als wir einmal im Darme eines Exemplars ein Contentum vorfanden, schien dieses aus kleinen Algenstücken zu bestehen. Der Raum, welcher zwischen dem Darme und den Wandungen des Körpers besteht, communieirt mit den Füs- sen, die, wie schon oben gesagt ist, hohl sind bis in die Spitzen, um welche sich die Schwimmplatten legen. In die- sen Räumen sieht man bei erwachsenen Individuen Eier, die ein deutliches Keimbläschen und Keimfleck haben, sich be- ständig drehen, jedoch Wimpern, welche dieses hervorbrin- gen könnten, lassen sich nicht wahrnehmen. Ausserdem bemerkt man noch kleine Kügelchen, wahrscheinlich Blut- körperchen, welche in den Füssen im Kreise eirkuliren, aber auch in die Körperhöhle übergehen. Merkwürdig ist es nun, dass alle erwachsenen Individuen, welche wir beobachteten, Eier hatten, also Weibchen waren; nur bei einem einzigen fanden wir keine Eier, sondern nur die eben erwähnten Blutkörperchen. Ob dieses ein Männchen war, mussten wir dahingestellt sein lassen, denn wir fanden auch keine Saa- menthiere und die Eier konnte ja dieses Individuum von sich gelassen haben. Uebrigens konnten wir bis jetzt bei kej- nem Exemplar einen Ausführungsgang für die reifen Eier entdecken. Von den Centralorganen ist das Gehirn sehr deutlich: es liegt in Form von zwei zusammenhängenden Kugeln, welche aus runden Zellen bestehen, an der Stelle des Kopfes, wo dieser am breitesten ist. Abgehende Nerven haben wir nicht bemerkt, nicht einmal den Sehnerven, wiewohl das Gehirn selbst das Auge trägt. Dieses letztere ist übrigens mit einem lichtbrechenden Apparat versehen, denn es lässt sich deutlich vor dem schwarzen Pigment eine Linse unter- scheiden, um welche sich daun wieder eine Cornea legt. 136 Ausserdem gelang es Hrn, Geh. Rath Müller einmal, unter dem Darmcanal einen sich verästelnden Streifen zu sehen, der vielleicht das Nervensystem vorstellte. Sonst ist er aber nie wieder gesehen worden, und auch alle Versuche, die wir mit Reagentien anstellten, um vielleicht ein deut- licheres Bild zu bekommen, blieben fruchtlos. Wenn wir nur das Beobachtete zusammenfassen, so fehlt doch noch zu viel an der vollständigen Kenntniss der Anatomie dieses interessanten Thieres, als dass man mit Sicherheit die Stelle im System angeben könnte, welche ihm gebührt. Unter die schwimmenden Schnecken, zu denen es Eschholz gezählt hat, dürfen wir es nicht stellen, da wir weder ein Gefäss, noch den Fuss der Gasteropoden bemerkt haben. Vielleicht geben spätere Untersuchungen Aufschluss über den ihm zukommenden Platz. »#® Ueber die Mesotrocha sexoculata') Von Wırn, Busch. Hierzu Taf. VI. Fig. 1 —3. Kr Ws Ude diesem Namen beschrieb Hr. Geh. Rath Müller in dem vorigen Jahrgange dieses Archivs ein Thier, welches wir während unseres ersten Aufenthaltes in Helgoland nur ein einziges Mal beobachtet hatten, indem es, trotz aller ba die wir uns gaben, um seiner habhaft zu werden, uns nicht wieder zu Gesichte kam, Im vergangenen Herbste jedoch waren wir glücklicher, indem wir, viele Exemplare dieser Species zu untersuchen, Gelegenheit hatten, so dass wir jetzt auch die Familie, zu welcher dieses merkwürdige Thier gehört, mit Sicherheit bestimmen können. Das Neue, was wir an ihm beobachtet haben, will ich jetzt kürzlich als Nachtrag zu dem schon Bekannten mittheilen. Die Grösse der von uns beobachteten Exemplare schwankte zwischen 1 und 3“. In ihrem äussern Bau bo- ten sie dasselbe Verhältniss dar, wie das früher beschriebene — 1) Vergl. Müller’s Archiv 1846. Nr. II.: „Bericht über einige neue Thierformen der Nordsee,“ Taf. V. Fig. 3, 4 und 5. 188 Individuum; nur konnten wir dieses Mal in der Mitte des obern abgerundeten Labiums, welches den weiten Eingang in die Verdauungsorgane begrenzt, einen feinen, fadenförmi- gen Stachel wahrnehmen, welchen das Thier nach Belieben einziehen und ausstrecken kann, und der wahrscheinlich die Stelle eines Tentakels vertritt. Ferner bemerkten wir noch an der äusseren Oberfläche, auf dem letzten der hinteren Leibesringel, zwei kleine Körper, welche aus sehr schönen rothen Pigmentpunkten zusammengesetzt sind, die aber we- der mit dem Darmkanal, noch mit der innern Leibeshöhle in Verbindung stehen, und über deren Funktion ich keine Vermuthung habe. Was nun den innern Bau betrifft, über deu wir, bei der gänzlichen Undurchsichtigkeit des ersten Exemplars, da- mals im Dunkeln blieben, so fanden wir die geräumige Lei- beshöhle vollständig von dem Verdauungsapparat ausgefüllt. Der sehr weite Mund nämlich, welcher die ganze Breite des Vorderendes einnimmt, führt in einen ebenso weiten Magen, der ungefähr bis in die Mitte der Länge des Thieres hinun- terreicht. Hier geht dieser in den Darmkanal über, welcher, nachdem er sich in dem für ihn frei gebliebenen Raum viel- fach gewunden hat, sich mit dem After an dem, hinter den Leibesringeln liegenden Endzipfel öffnet. So wie nun die ganze äussere Oberfläche des Thieres wimpert, ebenso ist im Innern Magen und Darm, von Anfang bis zu Ende, mit einem Flimmerepithelium überzogen, so dass man, wenn man ein Thierchen zerquetscht, unter dem Mikroskope die lebhafteste Bewegung von Wimperzellen sieht. Ausserdem aber zeigen sich in den Wänden des Traetus intestinalis viele farblose, ovale Drüschen, welche eine sehr feinkörnige Struktur besitzen, und die zur Verdauung der unzerkleinert verschlungenen Stofle beitragen. Von einem Gehirne konnten wir nichts auffinden, wohl aber bemerkten wir einen dunklen Streifen, welcher, von der Mitte des untern Labiums aus, wo dieses am tiefsten 189 eingeschnitten ist, an der Bauchseite verlief, und auch zwei Zweige abschickte, so dass er für ein Centralorgan gehalten werden konnte. Hr. v. Siebold spricht, in seinem Lehrbuche der ver- gleichenden Anatomie der wirbellosen Thiere, die Frage aus, ob einige Strudelwürmer, wie Derostomum und Microsto- mum, wegen des gänzlichen Mangels der Geschlechtstheile, wohl für wirklich selbstständige Gattungen und nicht für Larven anderer niederer Thiere zu halten seien. Ebenso brachte uns der Umstand, dass wir, da der Darmkanal die ganze Leibeshöhle ausfüllte, kein Organ fanden, welches wir auch nur als, möglicherweise zum Geschlechtsapparat gehörig, deuten konnten, auf die Vermuthung, dass das Thier, mit welchem wir es zu thun hatten, noch nicht vollständig ausgebildet und wohl erst die Larve eines andern sei. Die- ses wurde auch bestätigt; denn wir fanden bald ein Exem- plar, welches bedeutend weiter entwickelt war, als diejeni- gen, welche wir bisher beobachtet hatten, Dieses Individuum war etwas über 2“ lang und besass noch die zwei Räder- organe in der Mitte des Leibes, deren Wimpern sich nicht allein durch die Grösse vor den kleinen Cilien, mit welchen hier noch die ganze Oberfläche bedeckt ist, auszeich- nen, sondern auch noch dadurch von ihnen unterscheiden, dass sie der Willkür des Thieres unterworfen sind, und in dem einen Augenblick sehr lebhaft schlagen, in dem andern aber vollständig ruhen. Sonst aber war das Aeussere sehr verändert. Das untere Labium des Maules, welches in dem eren Zustande, wie der Schildknorpel des Kehlkopfes, ir elwas tiefer, eingeschnitten war, bildete jetzt eine gleich- mässige, breite Platte, an deren Rande sich in der Mitte nur noch eben eine kleine Einkerbung bemerken liess (siehe die Abbildung). Mitten unter den kleinern Wimpern desselben 1 sich ein Streifen etwas grösserer Cilien, welche un- ei doppelt so lang, als die übrigen waren. Das obere Labium zeigte noch immer dunkle Pigmentpunkte (vielleicht 190 Augen), war auch nach vorn ebenso abgerundet, als früher, hatte sich aber nach hinten in zwei fühlerartige Fortsätze erweitert. Dass auf unserer Abbildung das untere Labium so bedeutend grösser erscheint, als das obere, kommt daher, dass das Thier das letztere nach oben und hinten zurück- ‚gezogen hatte, und so mit weit geöffnetem Maule umher- sehwamm oder kroch, Die seichten queren Einschnitte am Bauche hatten sich bei diesem Exemplare bis zu den Seiten des Thieres er- streckt, so dass die sechs bis acht Hautwülste oder Sehie- nen, welche sich auf diese Weise gebildet hatten, eine Rin- gelung dieses Körpertheiles hervorbrachten. In den Furchen, zwischen diesen Schienen, sitzen Borsten, in jeder ungefähr sechs, von denen die hinteren bedeutend kleiner sind, als diejenigen, welche in den, in der Nähe des Vorderendes be- findliehen Furchen stehen. Jede dieser Borsten läuft von ihrem Insertionspunkte gleichmässig bis zu ihrem vordern Ende fort, wo sie sich so zuspitzt, dass sie hier eme lan- zettförmige Gestalt hat. Da nun das Thier schon früher, als es noch die seichten, queren Einschnitte hatte, im Stande war, zu kriechen, so ist jetzt diese Art der Bewegung, mit Hülfe dieser Organe, vervollkommnet; denn es bewegt sich ziemlich schnell von der Stelle, indem es einen Hautwulst nach dem andern so weit vorstreckt, dass es die Borsten als Füsse gebrauchen kann. Hinter diesen Hautschienen folgen nun die zwei Gür- tel mit Wimpern, welche sich ganz auf dieselbe Weise ver- halten, wie bei den noch nicht so weit entwickelten Thie-' ren. Statt dass aber nun hinter diesen Räderorganen fünf bis sechs flache Ringel stehen sollten, fanden wir den Hinterleib weit tiefer, als früher, eingeschnitten, so dass er mehr aus Platten, als aus Ringeln zu bestehen schien, An die letzte dieser schlossen sich fünf Endzipfel an, wo sonst nur der eine stand, in welchem das Rectum befindlich war. Diese % 191 auffallenden Verschiedenheiten machten uns natürlich sehr bedenklich, das Thier geradezu für eine höhere Entwicke- lungsstufe des in Rede stehenden Genus anzunehmen, be- sonders da auch die Verhältnisse in den Dimensionen sehr verschieden waren. In den frühern Exemplaren betrug näm- lich die Entfernung vom Vorderende bis zu dem ersten Rä- derorgane etwas über zwei Drittel der ganzen Länge des Thieres, in diesem Falle aber war sie nicht grösser, als die Entfernung von den Räderorganen bis zu den Endzipfeln. — Während wir so schwankten, ob wir diese beiden Thier- formen für verschiedene Entwickelungszustände einer und derselben Species annehmen dürften, fingen wir glücklicher- weise ein Exemplar, dessen Untersuchung uns aller Zweifel enthob. Bei diesem war nämlich die vordere Leibeshälfte bis zu den Räderorganen gerade so weit fortgeschritten, wie bei dem eben beschriebenen, die hintere hingegen zeigte statt der grossen Verlängerung des Leibes mit den fünf tiefen Ein- schnitten und den fünf Endzipfeln, die kurzen Ringel mit dem einen Zipfel, wie wir sie früher beobachtet hatten. Nun konnte kein Zweifel mehr obwalten, dass wir drei verschiedene Entwickelungsperioden eines und desselben Thie- res vor uns hätten, dessen ausgebildeter Zustand der eines Borstenwurmes sein würde. Ob nun aber dieses Thier die Larve einer schon bekannten oder einer noch nicht beobach- teten Ohaetopoden -Gatlung sei, liess sich nicht bestimmen, da seine ganze Gestalt noch zu wenig entwickelt war, um irgend einen sichern Schluss zu erlauben. Jedenfalls ist es aber schon interessant, von einer Species dieser Familie zu wissen, dass sie im jugendlichen Zustande mit zwei Räder- organen versehen ist und über die ganze Leibesoberfläche wimpert, so dass man sie, ohne Kenntniss ihrer. weitern Entwickelung, unter die Turbellarien stellen musste, Mit den von Edwards beschriebenen Larven der Te- rebella und Protula (Ann. d. se. nat. 1845) hat unser Thier- 192 chen keine Aehnlichkeit, und es gehört auf keinen Fall in diese Reihe; ebenso wenig mit der von Oersted (Erich- son’s Archiv, 1845. 1. p. 20.) beschriebenen Larve; näher steht sie schon den von Sars (Erichson’s Archiv, 1845. I. p- 11.) beschriebenen und abgebildeten Larven der Po- lynoe; und der Larve, deren Entwickelung Lowen be- schrieben hat, welche Larve auch von uns vielfach gesehen ist. Diesen beiden zuletzt genannten Larven steht unser Thierchen näher, weil jene auch einen diskreten Kreis von grossen Wimpern, ein Räderorgan um den Körper haben; aber unsere Larve hat zwei diskrete Räderorgane um den Leib. Ueber eigenthümlich gestaltete Haare der Beroe und Cydippe. Von R. WAGENER. Hierzu Taf. VII. Fig. 4. 5. Untersucht man eine Beroe (B. ovatus) oder Cydippe (C. pi- leus) bei mässiger Vergrösserung, so sieht man die ganze Oberfläche des Thieres von feinen Streifen bedeckt, die es wie ein Gespinnst umgeben. Bei stärkeren Vergrösserungen zeigen sich diese Streifen als lange Haare, die von beiden Seiten der muskulösen Wimperrippen in leichten, nach dem Munde zu aufsteigenden Bogen entspringen, und sich quer über das Thier legen. Um die Mundöffnung und den Oto- lithen, der bei diesen Thieren bekanntlich an der dem Munde entgegengesetzten Seite sich befindet, formiren sie einen Kranz, aus vielen concentrischen Ringen bestehend, deren innerster nicht weit vom Munde und Otolithen gelegen ist. Die Haare zeigen keine selbstständige Bewegung. Sie blei- ben immer auf dem Thiere liegen. Diese sehr zarten und leicht brechenden Gebilde kom- men, ohne an der Wurzel besonders ausgezeichnet zu sein, als feiner Faden, ungefähr halb so dünn wie eine Binde- gewebfibrille, zwischen den Muskelfasern hervor, verlaufen so eine Weile, schwellen dann auf einmal zu einem Kolben von runder oder eckiger, platter oder sphärischer Gestalt an, dessen ganze Fläche voll von gestiellen Knöpfchen sitzt. Sodann zieht sich der Kolben wieder in den feinen glashel- len Faden aus. Seine Contur zeigt bald zwei, bald nur eine einzige Linie. Kleine Anschwellungen wechseln mit grösse- Müller's Archiv. 1617, 13 194 ren, von denen manche auch ganz glatt ohne Anhänge sind. Einige solcher Kolben (gewöhnlich sind es die platten) buch- ten sich aus. Eine der Spitzen wird ein zweites Haar und unterscheidet sich in Nichts von seinem Stamme. Zuweilen ist ein solcher Zweig auch durch weitere Ausbildung eines geknöpften Anhängsels entstanden, dessen freier Knopf wie- der neue Knöpfe trieb. Ein andermal sitzen die Knöpfe an dem glatten Haare, wie die Beeren an einer Johannisbeer- traube. Jederzeit aber sitzt ein Knopf oder eine Anschwel- lung am Ende des gewöhnlich überaus langen Haares. Ob diese Haare nicht auch an anderen Stellen des Thie- res entstehen, lässt sich wegen der ausserordentlichen Fein- heit dieser Gebilde schwer ausmachen, besonders da die Wurzel nicht ausgezeichnet ist.. Gelang es, ein Haar bis zu seinem Ursprunge zu verfolgen, so befand man sich zuletzt immer bei einer Wimperrippe, zwischen deren Muskelfasern man deutlich das Haarende sah. Dort fanden sich auch nur allein in der Entwickelung begriffene Haare, d. h. Kolben mit ihren Anhängseln, welche noch keine weitere Verlänge- rung getrieben hatten und deren dünne Wurzel zwischen den Muskelfasern zu sehen war !). Erklärung der Abbildungen. Fig. 4. Ein Theil einer Wimperrippe von Beroe oyatus, um den Ursprung der Haare zu zeigen, 120 Mal vergrössert. a. Die Wimperplatten mit den langen Wimpern. b. Die Wurzel eines llaares, c. Die Wimperrippe. Fig. 5. Einzelne Üaare von Beroe, theils ganz, theils Stücke von ihnen, 500 Mal vergrössert. 1) J. Müller hat bei starken Vergrösserungen die von Will vermisste Bewegung des Otolithen bei diesen beiden Rippenquallen gesehen, eine Erscheinung, welche ich auch beobachtete. Die be- sprochene Bewegung ist sehr gering und stellt sich als schwaches Zittern dar. Ueber die Nesselfäden der Tubularien, Von R. WAGENER. Hierzu Taf. VIII. Fig. 6— 11. Corda und Ehrenberg waren die ersten, die an den Ar- men der Hydra eigenthümliche Organe beobachteten, welche von dem letzteren den Namen „‚Fangangeln oder Angelor- gane“ erhielten. Ehrenberg wollte immer nur Eins dieser Angelorgane in der Mitte jeder Fangarmwarze gesehen ha- ben, und beschrieb es als einen Faden, an dessen beiden Enden Kapseln befestigt seien, wovon die eine glatte Kapsel im Fleische des Armes festsitze, und zugleich das Behältniss der anderen sei, welche mit Haken versehen, frei in der den Polypen umgebenden Flüssigkeit schwebe. Corda dagegen, welcher ein Jahr früher seine Beobachtungen veröffentlichte, liess die ganze Warze, in Uebereinstimmung mit den später anzugebenden Beobachtungen Erdl’s, aus diesen Organen bestehen. Er sah nur einen kurzen Faden aus den Kapseln hervorragen und bemerkte nicht die charakteristische Gestalt der Kapseln, welche von Ehrenberg zuerst vollständig er- kannt und abgebildet wurde. Im Jahre 1835 beschrieb R. Wagner bei der Actinia holsatica und rufa in Wiegmann’s Archiv Gebilde, die er damals für Saamenfäden hielt. Er hatte sie in den Schläuchen 13* 196 dieser Polypen gefunden, welche sich zwischen dem unteren Theile des Magens und Mantels befinden. Als er jedoch später (1841) der Ursache des Nesselns bei den Medusen nachforschte, fand er an den Tentakeln der nesselnden Ocea- nia und Pelagia als Grund dieser Erscheinung Fäden, welche den früher von ihm als Saamenthierchen der Actinia be- schriebenen Gebilden sehr ähnlich sahen. Er wiederholte deshalb seine früheren Beobachtungen an Actinia cereus, be- stätigte sie und änderte nur den Namen in „,Nesselfäden “ um. Zugleich beschrieb er bei den Medusen genau die Art und Weise, wie diese Fäden gestaltet seien und sich an dem - Tentakel befestigten. Nach ihm besteht das ganze Organ aus Einer Kapsel, welche im Fleische des Tentakels einge- bettet ist, und in einem Faden von verschiedener Form bei verschiedenen Medusen, der in dieser Kapsel liegt, bei leisem Drucke aber heraustritt und keine Endblase hat, sondern im höchsten Maasse sich an seinem freien Ende verfeinert. — Ebenso verhält es sich nach ihm bei den Actinien. Diese Organe scheinen auch bei den nicht nesselnden Medusen, wie Medusa aurita, vorzukommen, wenigstens wer- den die von Ehrenberg 1835 in seiner Schrift über die Acalephen des. rothen Meeres beschriebenen Saugnäpfchen, und von Siebold in seinen Beiträgen zur Naturgeschichte der wirbellosen Thiere, Danzig 1839, abgebildeten Organe von Siebold mit den Organen von Hydra verglichen, und die Abbildung derselben beweist entschieden, dass es die- selben Kapseln sind, woraus bei den Pelagia, Chrysaora, Rhi- zostoma die Fäden hervorkommen, welche man für Nessel- fäden hält. Im Jahre 1841 erschien in Müller’s Archiv Erdl’s Ab- handlung: ,‚Ueber die Organisation der Fangarme bei den Polypen.“ Er beschrieb darin die Kapseln und Fäden von Veretillum eynomorium, Actinia mesembryanthemum und concentrica, Aleyonium Exos sehr genau und ganz so, wie R. Wagner bei Actinia und Pelagia fand, gab, wie R. Wag- EEE 197 ner, die Körperstellen, wo diese Organe vorkommen, an, und zeigte bei Hydra, dass jeder Faden nur Eine und zwar festsitzende Kapsel mit oder ohne Haken hat, und dass jede Armwarze nur aus solchen Organen zusammengesetzt ist, Iın folgenden Jahre trat Ehrenberg mit seiner frühe- ren Ansicht wieder auf. Er bildete bei Cyanea capillata zwei Kapseln ab, von denen jedoch die nicht befestigte keine Haken hat. Zugleich wiederholte er seine Ansicht von den Kapseln der Hydra. Die spätere Arbeit von Doyere und Dujardin über das besprochene Organ bei Hydra und anderen Polypen und den von ihnen abstammenden Medusen stimmt nicht mit Ehrenberg’s Ansicht, während Quatrefages mit Ehren- berg’s Bezeichnungen die Nesselfäden von Eleutheria be- schreibt. Vergleicht man die mitgetheilten Ansichten unter einan- der, so ergiebt sich, dass Ehrenberg der einzige von allen genannten’ Beobachtern ist, der unerschütterlich auf die An- sicht besteht, der Faden komme mit einer Endblase aus der aufsitzenden Kapsel hervor. Ehrenberg selbst aber und alle anderen Beobachter stimmen darin überein, dass die festsitzenden Kapseln sammt dem Epithelium des Thieres sich sehr leicht ablösen. Die Arme der Tubularia coronata sind, wie die aller Tu- bularien, sehr durchsichtige, eylindrische, an ihrem freien Ende abgerundete Röhren, welche verkürzt ünd verlängert werden können. Ihre Oberfläche zeigt kein Epithelium, statt dessen aber einen Besatz von glasartigen Kugeln, welche am ausgestreckten Arme ohne bestimmte Ordnung in das struk- turlose Gewebe des Tentakels eingebettet sind, bei contra- hirtem Arme (Fig. 8. und 9.) aber gedrängt an einander sle- hen, eine Anordnung, welche diese Organe immer an der Spitze des Tentakels beibehalten (Fig. 7.). Jede dieser Ku- 198 geln oder Kapseln ist mit einem dunklen Punkte in ihrer Mitte versehen, den starke Vergrösserungen in einen Kreis auflösen. Er rührt von einer Spitze her, welche sich auf jeder dieser Kugeln befindet, wie ein Blick auf die Ränder des Tentakels lehrt. Wurde der Arm zerdrückt, so fanden sich diese glashellen Kugeln unversehrt unter den Trümmern des Organes vor, so dass sich ihre Form genauer beobach- ten liess. Die Kugeln zeigten (Fig. 6. b.) etwas unter der Stelle, wo sie sich in die vorerwähnte Spitze auszogen, 2% kurze zugespitzte Zacken. Diesen standen 4 Haken ge- genüber, die ihre scharfen Enden der Kugel zukehrten. An der Kapsel selbst zeigte eine 500malige Vergrösserung keine weitere Struktur. Die Grösse dieser Gebilde mochte das Dreifache eines menschlichen Blutkörperchens nicht über- steigen. Unter den übrigen Dingen, welche in der den Tentakel umspülenden Flüssigkeit sich vorfanden, fielen noch Organe auf, welche anfangs sehr an Zoospermen und an Rathke’s Beobachtungen bei Coryne squamata (Wiegm. Archiv 1844. I. p. 155.) erinnerten. Es waren dies höchst blasse, zart- wandige, elliptische Blasen (Fig. 6. a.) mit einem langen feinen Schwanze, dessen Ende. schwach verdickt, wie ab- gebrochen erschien, und nicht, wie bei den sogenannten Nesselorganen der Actinien, in eine unsichtbar werdende Li- nie verlief. Oft sahen diese geschwänzten Blasen hinter dem Tentakel hervor (Fig. 7. 8. 9.), sich passiv den langsamen Bewegungen des Armes überlassend. Diese Fäden sassen zum Theil noch mit dem einen Ende auf dem Tentakel auf, während das angeschwollene Ende abgewandt war. (Siehe die Abbildungen.) Doch war es nicht möglich, den Anheftungs- punkt der Fäden auf dem Tentakel sicher aufzufinden. Dass er in die Kapseln zu setzen ist, scheint dadurch ausser Zwei- fel gesetzt zu werden, dass häufig theils aus den Kapseln ein Faden von verschiedener Länge hervorragte (Fig: 6. b., Fig. 8. 9.), theils in ihnen jene Schleife wahrgenommen wurde, welche man in den Kapseln der Nesselorgane bei 199 noch nicht ausgetretenem Faden findet (Fig. 9. a.) und über deren Entstehen sich nichts Sicheres auffinden liess. So wäre denn Ehrenberg’s Ansicht von der Hydra auf Tubularia angewendet richtig, nur ist die glatte Blase nicht der festsitzende Theil, sondern die mit Haken ver- sehene ist in die Tentakelsubstanz eingepflanzt. Bei den in Helgoland untersuchten Actinien waren die freien Enden der sogenannten Nesselfäden immer ohne An- schwellung; und so waren die Enden der Nesselfäden auch bei den in das vorhergehende Jahr fallenden Beobachtungen an Medusen gesehen worden. Ob dieselben Organe auch bei den abgelösten Polypen der Tubularien vorkommen, kann ich leider nicht sagen; doch scheinen sie sich auch dort vorzufinden, wrepn anders die runden Kugeln, welche Van Beneden auf Körper und Armen der jungen losgelösten Polypen abbildet, dasselbe sein sollen, was die als Cellules oder Vesicules transparentes (4. h. Kapseln für die Fäden) bezeichneten Kreise auf den Tubularienarmen vorstellen. Diese Vermuthung wird durch die Dujardin’sche Beobachtung unterstützt, der bei den abgelösten Polypenmedusen dieselben Kapseln und Fäden be- obachtete, wie bei dem sie erzeugenden Polypen. Bei Flustra, Oellularia fand sich nirgend etwas diesen Ge- bilden Aehnliches. Nur ein Mal wurden beim Zerdrücken der Cellularia avicularis die Fig. 10. abgebildeten Körper gefunden, welche wohl als Zoospermen zu deuten sind. Sie waren sämmt- lich ohne Bewegung und nur in sehr geringer Zahl vorhanden. Es entsteht nun noch die Frage, ob die eben beschrie- benen, an den Tentakeln der Tubularien sitzenden Fäden von andern Beobachtern für Saamenthierchen gehalten worden sind. Die Saamentbierchen der Coryne squamata, welche Rathke aus den Saamenkäpseln dieses Thieres erhielt, se- hen gerade so aus. Die in Helgoland untersuchten Tubularia (Hunderte von Individuen der Tubularia sind darauf nachge- sehen) waren immer nur mit freie Knospen einschliessenden Brutkapseln versehen und niemals fanden sich Kapseln mit 200 Saamenthierchen, so dass sich uns die Beobachtungen von Van Beneden, der die Existenz der Saamenthierchen und die geschlechtliche Zeugung bei diesen Thieren und im Po- lypenzustand derselben läugnet, vollkommen bestätigten. Aber völlig sieher ist diese Sache doch nicht. Denn wie nach Sars neuesten Beobachtungen (Fauna litoralis Norwegiae), selbst bei ganz entwickelten Medusen, welche in der Regel durch geschlechtliche Generation zeugen, an der Stelle, wo sonst die Hoden oder Eierstöcke erscheinen, doch noch Kno- spenbildung auftreten kann, so wäre es möglich, dass bei den medusenbildenden Polypengattungen in einzelnen selte- nen Fällen, statt der doppelten hier vorkommenden Knospen- zeugung, Erzeugung von freien Polypenknospen in den Kapseln der Polypen und Erzeugung von festsitzenden Me- dusenknospen, welche sich vom Polypenstamm ablösen, die zweite oder geschlechtliche Generation, die erst im Medu- senzustande eintreten sollte, ausnahmsweise schon im Poly- penzustande einträte. Da die Beobachter, welche bei den medusenbildenden Polypen Saamenthierchen beobachteten, die hier beschriebenen, an den Tentakeln bei allen Individuen vorkommenden und davon sich ablösenden Fäden nicht: be- obachtet und erwähnt haben, so ist es wohl denkbar, dass die von ihnen beobachteten Saamenthierchen nur die von den Tentakeln abgelösten Fäden waren. Aber die älteren Beob- tungen von Krohn (Müll. Arch. 1844. p. 175.) sind mit dieser Annahme schwer zu vereinigen. Dieser Beobachter sah die Saamenkapseln und Brutkapseln nur an verschiede- nen Individuen, beiderlei Organe glichen sich in der Form bei Tubularia, dagegen waren sie bei Eudendriunm ganz ver- schieden in der Form, die männlichen Kapseln mit Zoosper- men waren auf besondern Zweigen perlschnurartig geordnet, die Brutkapseln hingegen traubenarlig. Er bestätigt die von Cavolini auf seiner Taf. VI. abgebildeten, gänzlich abwei- chenden Organe, die jener für eine doppelte Art von Eiern hielt. Auch sind Krohn’s Angaben über die sich lebhaft schlängelnden Saamenthierchen in den Saamenkapseln der 201 Pennaria Cavolinii zu bestimmt, als dass sie auf die Nessel- fäden bezogen werden könnten, die wenigstens bei den Tu- bularien niemals solche Bewegungen zeigen. Spätere Beob- achtungen müssen diese wichtigen physiologischen Fragen aufklären und werden dabei die Jahreszeiten zu berücksich- tigen sein. Mit den Saamenthierchen der Cellularien und anderen Bryozoen, welche mehrseitig beobachtel sind, lässt sich in dieser Materie nichts begründen und nichts widerlegen; denn einmal fehlen an den Tentakeln der Bryozoa immer die Nes- selorgane, und sind sie vielmehr mit Wimperbewegung ver- sehen, und zweitens sind alle Bryozoa keine Medusenbilder, sondern sie erzeugen durch geschlechtliche Zeugung ihresglei- chen und ihre Knospenbildung beschränkt sich auf das Kno- spen des Polypenstocks und seine sitzenbleibenden Knospen. Erklärung der Abbildungen. Fig. 6. a. Die Nesselfäden von Tubularia mit ihren Endblasen, 500 Mal vergrössert. Die Endblasen zeigten immer in ihrer Mitte einen dunkleren, etwas verwischten Strich, der vielleicht von einer feinen Falte der sie bildenden Haut entstand. b. Die Kapseln, 500 Mal vergrössert, mit ihren 6 Zacken, von denen 4 an der Basis der Spitze sich befinden. Aus der einen ragt ein Stück des sehr brüchigen Nesselfsdens hervor. e. Ein Nesselladen, dem vielleicht durch Endosmose seine End- blase verändert wurde. Diese Form wurde nur ein Mal gesehen. Fig. 7. Das feine Ende eines contrahirten Tentakelarınes. Hin- ter dem Tentskel ragen die Nesseiläden hervor, 230 Mal vergrössert. Fig. 8. Oberer Theil eines Tentakels im ausgestreckten. Zu- stande, 380 Mal vergrössert, a Die schon von Van Beneden gezeichneten hellen Räume durch Querscheidewände gebildet. Fig. 9. Unterer Theil eines sehr starken Tentakels. a. Die Schleifen in den Kapseln. Man sielit, dass nur die Spitzen der Kapseln aus dem Gewebe des Tentakels hervorragen, der übrige Theil ist ganz darin vergraben. b. Kanal oder Muskel, schwach längs gestreift, zu beiden Seiten des Tentakels verlaulend. Fig. 10. Zoospermen von Cellularia avicularis. Die runden Köpfe tragen noch eine Spitze. Fig. 11. Nesselfaden einer Actinia, sehr stark vergrössert. a. Die von R. Wagner und Erdl beschriebenen Zacken. — b. Zwei dunkle Punkte, deren Bedeutung sich nicht ermitteln liess. Ueber den Bau der Actinotrocha branchiata. Von R. WAGENER. Hiezu Tafel IX. Im letzten Jahre sind die Beobachtungen über die Actino- trocha branchiata, welche im Archiv 1846 beschrieben und abgebildet ist, in Helgoland fortgesetzt worden. Hierzu war um so mehr Veranlassung, als das Thier in einer ausseror- dentlichen Anzahl wieder erschien. Die ganze Oberfläche der Actinotrocha branchiata ist mit kurzen Wimpern besetzt, welche unmittelbar auf der Körperoberfläche des Thieres aufsitzen. Sie sind kürzer als die Wimpern der Tentakelzellen, und setzen sich um den Rand des Deckels oder der Kopfkappe bis zum Anfange des trichterförmigen Schlundes fort, wo sie mit denen des Ten- takelschurzes allmählig in die Wimpern des Darmepitheliums übergehen. — Auf der äusseren Seite der Kopfkappe, meist in ihrer Mitte, befindet sich eine hornförmige Erhabenheit (Fig. 1. 1), welcher eine kleine Vertiefung der äusseren Platte von innen heraus entspricht. Gleich unter diesem Horne, also dem Schwanze zu, befand sich auch öfters eine war- zenförmige Verdickung der Haut, deren Spitze nach innen hervorragte (Fig. 1.2), An beiden liess sich nichts weiter bemerken. 203 Die zweite oder innere Platte des Deckels setzt sich in den Schlund (Fig. 1. e) fort. Ehe sie dahin gelangt, bildet sie an der Stelle, welche bei zugeklapptem Deckel vor der Schlundöffnung zu liegen kommt, kleine hervorragende Spitzen (Fig. 5. a), welche mit sternförmiger Basis aufsitzen. Dicht darunter befindet sich ein Wulst (Fig. 5. ı3), der zuweilen mit gelben Pigmentpunkten besetzt war, zuweilen jedoch sich auch sehr wenig auszeichnete. Ob dieser Wulst eine Oefl- nung begrenzte, liess sich nicht ausmachen. Lag das Thier auf der Seite, so erschien mehr oder weniger deutlich die innere Deckelplatte wie eingeknickt und verdickt. Ausser- den kamen aber dabei noch allerlei Linien zum Vorschein, welche muthmaassen liessen, dass dieser Wulst ein Ganglion sei, eine Meinung, welche die Untersuchung mehrerer gut ausgebildeter Actinotrochen zu bestätigen scheint. Es fanden sich nämlich bei recht entwickelten Thieren doppelt - con- turirte Fäden, die von beiden Seiten des quergelagerten Wul- stes sich eine Strecke hinter den Schlund hinab verfolgen liessen. Sie bildeten dicht vor und dicht unter der Schlund- öffnung deutliche Commissuren, von deren Ringen wieder Verbindungsläden nach den Seiten zu zwei anderen Aesten gingen, welche ebenfalls von den beiden Enden des Wulstes entsprangen und sich in die Falten legten, die durch den Ansatz der Kappe an den Tentakelschurz entsteht (Fig. 5.13 und Fig. 6.). Zu wiederholten Malen habe ich auch an der Seite des Magens einen Faden mit Anschwellungen gesehen (Fig. 1. 1). Die ausgedehnte vordere Bauchwand, die wie ein Schurz abzustehen scheint, trägt die 24 Tentakel des Thieres.: Die Tentakel sind rund; ihr strukturloses Gewebe ist mit maul- beerförmigen Wimperzellen bedeckt. Die Arme enthalten eine Höhlung, die mit der Körperhöhle -zu communiciren scheint, Unter jedem Tentakel, ausgenommen den ersten 5 Paaren, sind kleine Anhängsel ebenfalls hohl, aber ohne Epitheliam. Sie tragen auch nicht, wie ihre grossen Nach 204 barn, Pigmentflecke, auch bewegen sie sich nicht mit, wenn das Thier mit ausgebreiteten Tentakeln tastend umherkreist (Fig. 1. »). Von der Mitte des Schurzes gehen inwendig zu beiden Seiten nach rechts und links 2 durchsichtige Bänder nach hinten und unten, divergirend (Fig. 1.11). Das eine von ihnen geht an ein eigenthümlich construirtes plattes Organ, das an der rechten Seite des Darmes liegt und, wie es scheint, aus Zellen besteht. Aus seiner nicht angehefteten breiten Seite ragen viele kleine, stumpf zugespitzte Knöpfe an langen Stielen hervor, die nach allen Seiten wie ein lo- ses Blumenbouquet herüberfallen (Fig. 1. ı0, Fig. 2.). Gleich unter dem Schurzende an der Bauchseite des Thieres ist eine Oeflnung des gewundenen, stark längs gestreiften Schlauches, dessen Anfang sich jedoch bis jetzt allen Nachforschungen entzog (Fig. 1.6). Er befin- det sich meist an der rechten Seite des Darmes, oft mit fast bis zum After herabhängenden Windungen, deren Anzahl und Grösse variirt. Bei manchen Actinotrochen war der Theil der Bauchwand, welcher die Schlauchöffnung enthielt, in Gestalt einer grossen Röhre, fast so gross, wie das Schwanzende des Thieres, vom Tentakelschurz an gerechnet, hervorgetrieben. Diese Röhre enthielt den besprochenen Schlauch. Rechts und links von der Oeflnung dieses Schlau- ches sieht man einen hochrothen Pigmenthaufen. Ob der Schlauch zu den Geschlechtsorganen gehöre und welche Be- deutung er habe, blieb zweifelhaft. Niemals gelang es, In- dividuen mit Eiern zu beobachten. Geraden Weges durch das Thier verläuft der Darm. Er ist unter dem Tentakelschurze erweitert und verschmälert sich gegen den After hin. Er hängt frei in der Körperhöhle und ist, wie es scheint, von Wasser umspült; wenigstens sieht man öfters, besonders am Schwanzende, durchsichtige Kügelchen in dem freien Raum zwischen Darm und Kör- perwandung, denen ähnlich, welche sich in den Wasserge- 205 fässen der Medusen finden, doch von geringerer Grösse. Un- gefähr beim 3ten und 4ten Tentakel befindet sich zuweilen ein Bandapparat, aus 3 durchsichtigen Ligamenten bestehend, welche, in der Mitte schmäler als an ihren Anheftungspunk- ten, den Magen an die hintere Körperwand befestigen (Fig. 1.3 und Fig, 4.). Zwei von diesen Bändern gehen schräg von oben nach hinten und unten, das 3te setzt sich ziemlich in gerader Richtung von vorn nach hinten gehend an. Der After (Fig. 1.b), genau in der Mitte des Räderorganes am Ende des Körpers befindlich, wird ebenfalls durch 2 Bänder oder Muskeln befestigt (Fig. 1. 4,4); das vordere ist länger, als das sich an die hintere Wand ansetzende Ligament. Beide sind durchsichtig und ihre Umrisse verlieren sich in denen des Afters. Die ganze innere Darmfläche zeigt den Effekt der Wimperbewegung in überaus hohem Grade. Die Magencontenta, aus Bacillarien, Peridinien und Algensporen bestehend, werden in stetem Wirbeln erhalten. Eine Strik- tur des Darmes geht ihnen voran und steigt mit ihnen bis - zum After herab. — Das Gewebe des Darmes besteht gröss- tentheils aus kleinen dunklen Zellen, deren nähere Beschaf- fenheit die stärksten gebräuchlichen Vergrösserungen nicht aufzuklären vermochten. Am Darm auf seiner Bauchseite, gleich unter dem Ten- takelschurz, zeigen sich kleine ovale Bläschen von einer ge- meinsamen feinen Haut überzogen (Fig. 1.7). Sie waren am stärksten entwickelt bei gut ausgebildeten Exemplaren. Mehrere Male wurden auch Actinotrochenformen beob- achtet, welche durch ihre kleinere Gestalt sowohl, als auch durch die geringere Organentwickelung sich als Entwicke- lungszustände ausgaben. Nie ist eine Form gesehen worden, die Aetinotrocha in die Entwickelungsreihe anderer Thier- formen verwies oder auch nur ihre Geltung als besondere Gattung erschütterte. Wenn das Thier starb, hörte zuerst die Bewegung des Räderorganes auf, die sonst mehr oder weniger nach innen 206 gebogenen Haare des Rades bogen sich nach aussen und zer- fielen, von der Spitze anfangend, in eine körnige Masse, während der After sich weit hervorstreckte. Sodann fielen die Tentakelwimperzellen ab und die strukturlose Membran der Arme ward sichtbar. Die Wimperbewegung im Darm setzte sich später allmählig zur Ruhe. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Eine sterbende Aclinotrocha, auf der linken Seite lie- gend, 160 Mal vergrössert, a. Trichterförmige Schlundöffnung. b. Der After. c. Magen. d. Tentakel. e. Schlundröhre. 1. Hornartige Hervorragung der Kappe. 2. Verdickung der äusseren Kappenplatte. 3. Die 3 Magenbänder (Fig. 4.). 4, Die beiden Alterbänder. 5. Forsetzung der Körperhaut bis zum After. 6. Mündung des gewundenen Schlauches. 7. Ein Organ aus durchsichtigen Bläschen bestehend, welche eine gemeinsame Haut von grosser Feinheit überzieht. 8. Anlıängsel unter den Tentakeln. 9. Der grosse gewundene, lüngsgestreifte Schlauch. 10. Das Organ, welches die saamentadenarligen, gestielten Knöpf- chen enthält (Fiz. 2.). 11. Die beiden Bänder. an deren einem das unter Nr. 10. auf- geführte Organ hängt. 12. Leberhlinddarm des Magens. Er ist stels braun gelärbt. 13. Verdiekung der inneren Kappenhaut, wo das Ganglion liegt (Fig. 5. und 6.). 14. Nervenstrang längs dem Magen. 15. Eine rothe Drüse oder Pigmenthaufen. Fig. 2. Das unter Nr. 10. aulgelührte Organ, 450 Mal vergr. Fig. 3. Das unter Nr. 7. aufgeführte Organ, 450 Mal vergr. Fig. 4 Die 3 Magenbänder, 450 Mal vergr. ’ Fig. 5. Kopftheil des aul dem Hücken liegenden Thieres, 230 Mal vergr. a. Innere Ansicht der Kopfkappe, um die dem Schlunde ge- genüber liegenden Spitzen zu zeigen. e. Kurze Schlundröhre. 12. Leberblinddärme. 13. Das grosse Ganglion und seine Fäden. Fig. 6. Das Nervensystem isolirt dargestellt. Versuche über die Wirkung des Pankreas. Von Dr. Jon. Cart STRAHL. Die in der Akademie zu Paris bei Gelegenheit des Streites über die physiologische Wirkung des Speichels von den Herren Bouchardat und Sandras vorgebrachte Thatsache, dass der pankreatische Saft eine starke auflösende Kraft auf das Amylum besitze, veranlasste mich, eigene Untersuchun- gen über die Kraft des Pankreas verschiedener Thiere an- zustellen, deren Resultate ich hiermit der Oeffentlichkeit übergebe. Nach Angabe der Herren Bouchardat und Sandras (Comptes rendus, 1845. No. 15. Avril 15. p. 1085.) soll das Parenchym des Pankreas ebenso gut wirken, wie das Sekret selbst dieser Drüse, und eben darum überhob ich mich um so lieber der Bereitung reinen pankreatischen Saftes, als die Eröffnung der Bauchhöhle und anderweite Operation nur selten mit Erfolg gemacht werden kann, und namentlich lan- ger Zeit bedarf; für die Folge jedoch möchte dies Gegenstand weiterer Untersuchung für mich werden. Ich habe demnach meine Untersuchungen theils mit Massen des Gewebes des Pan- kreas, theils mit einem wässrigen Extrakt dieser Drüse ge- macht, nachdem ich solche zuvor möglichst klein zerhackt hatte, In diesem wässrigen Extrakt war zweifelsohne wohl 208 ein kleiner Theil pankreatischen Sekretes enthalten, der sich noch in den Ausführungsgängen befand. Zuerst überzeugte ich mich nun von der wunderbar schnellen Einwirkung des Pankreas der Tauben auf Stärke- kleister. Sobald man. nämlich zu einer Auflösung von Amy- lum in heissem-Wasser, die aber in einer Temperatur von ungefähr 60° erhalten werden muss, Stückchen von solchem Pankreas hineinwirft und man nun das Ganze etwas. be- wegt oder umrührt, so tritt plötzlich eine Lichtung ein, und die ganze Auflösung wird klar und durchsichtig; jedoch muss man sich wohl hüten, mit der Temperatur zu hoch zu stei- gen, indem sonst das Pankreasgewebe wenigstens oberfläch- lich gerinnt und nun ohne Wirkung bleibt. Diese Lösung giebt mit Jod nicht mehr die blaue Jodamylumfarbe, und am allerwenigsten die filtrirte Flüssigkeit. Indess hierdurch ist noch Nichts für die Verdauung des Amylum durch das Pankreas erwiesen; denn einmal verzehren die Tauben in ihren Erbsen kein so aufgelöstes Amylum, wie der Stärke- kleister ist, zum andern aber wirkt der Magen nicht der Art auflösend auf rohes Amylum, dass das Pankreas nur Stär- kekleister aufzulösen hätte. Vielmehr findet man in dem Darm der Tauben, gleich hinter dem Magen, noch vollkom- men der Form nach erhaltene Amylumkügelchen, die jedoch nun eine andere optische Erscheinung darbieten. Sie zeigen nämlich nun keine Schichten mehr, auch die excentrische Höhle ist verschwunden, und offenbar ist ihr Inhalt aufge- löst und entfernt, oder in eine homogene Masse umgewan- delt. Denn setzt man Jodlösung zur Probe hinzu, so wird der Kontur dieser veränderten Amylumkügelchen nicht mehr violett gefärbt; nur hier und da zerstreut gewahrt man Amy- lumkörperchen, die in ihrem Innern an einer oder der an- dern Stelle die charakteristische Färbung von Jodstärke zei- gen, und zwar in einer Weise, dass man diese Jodstärke für einen Rest des Amylum erkennen muss, das im Stärke- körnchen durch die Verdauung affızirt worden. Indem man 209 sıch durch wiederholte Beobachtungen überzeugt, dass die Jodstärke wirklich -im Innern der erwähnten Körperchen steckt und selbst deutlich verschiedene Dimensionen durch die Stärke der Färbung anzeigt, muss man nothwendig diese Körper für Stärkemehlkügelchen halten, die zum grossen Theil schon verändert sind, und wer würde die daneben lie- genden ganz gleichen Körper, die aber mit Jod nicht reagi- ren und durchsichtig bleiben, nicht für gänzlich veränderte Stärkekörnchen halten? Freilich geräth man hierbei fast in Conflikt mit der Mehrzahl der Pflanzenphysiologen. Denn diese bestreiten eine Hülle der Stärkekörnchen, wie sie zuerst von Leeu- wenhoek angegeben ist. wiewohl sie einräumen, dass die äusserste Schicht nicht reines Amylum enthalte, sondern ihr zum grossen Theil Schleim, Wachs und andere schwer lös- liche Substanzen anhaften. Durch diese äussere Schicht fin- det zwar in der lebenden Pflanze der Stoffwechsel Statt, allein, wie aus meinen Beobachtungen erhellt, der Verdauung widersteht sie. Es ist hiermit keineswegs gesagt, dass diese äussere Hülle Struktur besitze, und ich glaube, man muss ihr diese ganz absprechen, Will man nun aber die oben gemachten Folgerungen nicht gelten lassen, so muss man jene durchsichtigen Kör- perchen für Amylum ansehen, das durch die Verdauung aus seiner geschichteten Natur in eine homogene Masse umgeän- dert ist, die bei gleichem Volumen mit dem Amylum durch- sichtig ist und, mit dem Wasser verglichen, keinen sonder- lich bemerkbaren Unterschied in dem Lichtbrechungsvermö- gen zeigt: Doch dies widerlegt sich leicht. Denn wäscht man Darmeontentum gehörig aus, bis nichts mehr übrig bleibt, als diese Körperchen, so vermag man diese durch Alkohol und Essigsäure bis auf eine nur geringe zurückblei- bende Spur aufzulösen. Wenn nun die von den Herren Bouchardat und San- dras so sehr belobte Kraft des Pankreas der Tauben, im Müllers Archiv. 1847. 14 210 lebenden Organismus verfolgt, schon eine auflösende Wir- kung und Verdauung des Amylum erwies, so war es um so interessanter, die Wirkung des Pankreas anderer Thiere zu kennen, und ich habe zur Kontrolle der Bouchardat- Sandras’schen Angaben die nachfolgenden Untersuchungen wriederholentlich angestellt. Nach der oben angegebenen Weise bereitete ich ein Ex- trakt aus dem Pankreas des Rindes, des Kalbes, des Schwei- nes und des Hammels, brachte von jedem eine ziemlich gleiche Menge in ein besonderes Becherglas, setzte nun nach Gutdünken reines Amylum hinzu, und liess die Gläser offen in der heissen Sommertemperatur stehen, die kaum unter 20° R. sank, wobei die Gläser noch Tags über der vollen Sonne ausgesetzt waren. Nach Verlauf von 48 Stunden machte ich von jeder Probe ein Filtrat und fand auf dem Boden jeden Glases noch eine bedeutende Menge von unver- ändertem Amylum. Im Filtrat selbst konnte ich nach der Trommer’schen Methode keinen Zucker entdecken; wohl aber ergab sich Dextrin, denn ich erhielt nach Hinzufügen von Kalilösung, nachherigem Zusatz einer Lösung von schwe- felsaurem Kupferoxyd und Anwendung von Hitze eine in- tensiv blaue Flüssigkeit, während auch Bleiessig und Zinn- chlorür eine weisse Fällung machten, selbst nachdem aus dem Filtrate das vorhandene wenige Albumin durch Hitze abgeschieden und entfernt worden war. Bouchardat und Sandras haben ihre Versuche in hoher Temperatur und mit Stärkekleister angestellt; ich wählte aber absichtlich eine geringere Wärme und rohes Amylum, um mehr dem natürlichen Vorgange im Organis- mus nachzuahmen, und habe demnach nie Zucker gebildet gefunden. Es übt nun zwar allerdings Pankreasextrakt auf Amylum einige Wirkung aus, aber der Zweck dieser Wir- kung kann wohl nicht Dextrin sein, das auch nie, weder im Darminhalte, noch im Blute, gefunden ist, sondern muss die Endglieder der Metamorphosenreihe des Amylum, nämlich 211 Zucker und Milchsäure, erzielen. Aber man muss für meine eben angeführten Versuche berücksichtigen, dass der Anfang der Metamorphose des Amylum deswegen eben nur einge- leitet ist, weil einmal das Extrakt wohl nur wenig von dem wirksamen Bestandtheil enthält, und dann, dem Zutritt der Luft geöffnet, leichter in faulige Zersetzung übergeht; we- nigstens bildete sich jedes Mal in der angegebenen Zeit eine Haut auf der Oberfläche der Flüssigkeit. Ueberhaupt ver- langen wohl die Amylumkügelchen einen stets erneuerten Zufluss des pankreatischen Sekretes und eine höhere ange- messene Temperatur Bei Versuchen ausserhalb des Orga- nismus muss man diesen stetigen Zufluss durch grössere Vertheilung des Amylum und durch Bewegen der Flüssig- keit compensiren. Daher ist die Wirkung viel schneller, exakter und offenbarer, sobald man Stärkekleister anwendet und die Temperatur bis 40° erhöht, wiewohl nie in so aus- gezeichneter Weise, als vom Taubenpankreas. Höchst sonderbar und unerwartet dagegen ist die Wir- "kung des Pankreas der Katzen. Ich wählte dazu Katzen, die, von der Mutterbrust entwöhnt, lange Zeit mit Milch und Fleischkost genährt worden waren. Ich setzte nun zu einer Lösung von Stärkekleister kleinere Stückchen Katzen- pankreas, und es trat, wenn man nur etwas erwärmte, so- gleich eine Lichtung ein und die Lösung wurde vollkommen klar; sie enthielt aber weder Zucker, noch Dextrin, sondern gab mit Jodlösung die blaue Färbung des Amylum, allein mit dem Unterschiede, dass diese nach kurzer Weile blässer und röthlich wurde, ja sich zuletzt ganz und’ gar entfärbte. Schneller, in kaum einer Minute, trat diese Entlärbung ein, wenn man die Flüssigkeit in einem Probirgläschen heftig schüttelte, und ich konnte selbst die Färbung und Entfär- bung einer und derselben Menge zu mehreren Malen hinter einander wiederholen, bis doch zuletzt die Lösung ein schmutzi- ges, trübes Ansehen gewann. So gering »ich auch die Wirkung des Pankreas nach 14* 212 den bisherigen Versuchen herausstellte, um so offenbarer ward sie mir durch die folgenden Versuche, die ich mit dem Pankreas der Gans anstellte. Ich zerhackte nämlich solches zu einem mässigen Brei, um dadurch eine um so grössere Ober- fläche der Wirkung zu erzielen. Brachte ich nun von diesem Brei zu Stärkekleister, den ich durch Jod blau gefärbt hatte, und liess Alles bei 15°R. ruhig stehen, so wurde das blaue Magma schnell heller blau und nach Verlauf von höchstens einer Stunde zur ursprünglichen Weisse des Stärkekleisters zurückgeführt, wobei es sich etwas aufklärte. Diese aufge- hellte Flüssigkeit wird nun nicht mehr durch Jod affızirt, auch wird die frühere blaue Farbe durch hinzugefügte Schwefel- säure nicht wieder zurückgerufen. Es ist mithin an ein Hin- derniss für die Reaktion von Jod und Stärke nicht zu den- ken, sondern es muss die Stärkelösung in ihren Eigenschaften verändert, sie muss metabolisirt sein. ‘Das Pankreas der Katze wirkt gewiss dem ganz analog, vielleicht nur schwä- scher; erst nach und nach verändert es Stärke oder auch Jodstärke, bis auch zuletzt es unmöglich ist, noch Jodamy- lat zu erzielen, wenn bei fortgesetzter Einwirkung des Pan- kreas alle Stärke umgeändert ist. Die Frage, was das Pankreas der Gans aus dem Amy- lum gemacht haben möchte, beantworteten die angestellten Reaktionsversuche mit Zucker; denn einmal gab die abtil- trirte Flüssigkeit nach der Trommer’schen Methode eine rothe Fällung metallischen Kupfers, und andererseits gab ein alkoholisches Extrakt, mit Schwefelsäure behandelt, die be- kanute Schwärzung. Vielleicht bildet sich gleichzeitig auch Milehsäure, ‚doch, wie ich sehe, habe ich während meiner ‘Arbeit vergessen, darauf zu reagiren. Auch bei höherer Temperatur treten dieselben Wir- kungen ein, aber ich finde sie um nicht viel deutlicher. - Ich hatte nämlich eine sehr mit Wasser verdünnte Lösung von Stärkekleister bei 30°R. eine Stunde lang der Wirkung von gehacktem Gänsepankreas ausgesetzt, kann aber diesen Ver- 213 such nieht zur Nachahmung empfehlen, da sich in der gros- sen Menge Wasser viele thierische Substanzen lösen, die nachher die Reaktionserscheinungen sehr trüben und die Ent- scheidung erschweren, wie man sogleich ersehen wird. Es ist ralhsamer, weniger verdünnte Stärkelösungen anzuwen- den. Nach Verlauf einer Stunde hatte sich die Flüssigkeit in einen weissen Bodensatz und in eine darüber stehende lichttrübe Flüssigkeit geschieden. Es wurde filtrirt. Das Filtrat war fast klar und durchsichtig, Jodlösung aber brachte darin keine Farbenveränderung hervor. Wurde die filtrirte Flüssigkeit bis nahe zur Siedhitze erwärmt, oder ihr Alko- hol hinzugesetzt, so trat Trübung und Gerinnung ein; ebenso machte auch Salpetersäure eine flockige weisse Trübung, de- ren Flocken sich beim Erhitzen zusammenballen und in der Ruhe die Oberfläche der Flüssigkeit gewinnen. Setzte man nun nach Entfernung dieser geronnenen Klumpen schwefel- saures Kupferoxyd hinzu, so gab dies eine klare, hellfarbige Lösung, die sich durch Erhitzen nicht entlärbte; jetzt Kali- lauge bis zur deutlichen Alkalescenz der Flüssigkeit hin- zugesetzt, verwandelte diese bei mässigem Erhitzen in eine schön hochrothe, bei weiterem Erhitzen aber braunsch warz und ganz dunkel werdende Flüssigkeit, die gänzlich von ei- nem rothen Präcipitat eingenommen wurde. An den Wän- den des Gefässes selbst hatte sich deutlich Kupfer metallisch niedergeschlagen. j Die dunkelblaue klare Lösung, welche nach Zusatz von schwefelsaurem Kupferoxyd zur filtrirten Flüssigkeit entsteht, wird durch den Zusatz einer Säure (Salpetersäure oder Schwefelsäure) hell und klar; neutralisirt man aber durch Kalilösung, so bilden sich dunkelblaue Coagula, die durch mehr Kalilösung zu einer dunkelblauen, durchsichtigen Flüs- sigkeit aufgelöst werden. Erhitzt man nun, so erhält man eine tief dunkle Flüssigkeit, die sich später zu einer schön rothen aufklärt, Gleiche Farbe hat auch der niedergefallene Bodensatz, nur heller und weniger saftig. Auch hier zei- 214 gen die Wände des Gefässes innen einen fast metallischen Ueberzug. Alle diese Reaktionen sprechen mithin entschieden für die Gegenwart einer Menge Zucker, die vielleicht zu gering ist, um mit Alkohol und Schwefelsäure mehr als eine kaum merkliche Bräunung zu zeigen. Weiter fortgesetzie Beobach- tungen werden uns lehren, ob dem Pankreas im Allgemei- nen diese eigenthümliche auflösende Kraft für Stärke zuzu- sebreiben, oder ob sie nur gewissen Thieren eigen sei. Viel- leicht gelänge es auch, aus dem Pankreasextrakt eine der Diastase salivaire des Mialhe analoge Substanz darzustellen, der allein die Kraft des pankreatischen Saftes zukommt. Ueber Zuckerbildung im thierischen Organismus, Von Dr. J. ©. Sreanı. Der Aufsatz von Magendie in Froriep’s neuen Notizen, Nr, 862., veranlasste mich, Untersuchungen über einen ähn- lichen Gegenstand zu veröffentlichen, um zugleich zu zeigen, dass Magendie uns Deutschen Unrecht thut, wenn er meint, es hätten in Sachen der Verdauung nur die Fran- zosen während der neuesten Zeit eiwas Erhebliches gelei- ste. Magendie spricht sogar von Thatsachen, als habe er sie gefunden, während sie doch bei uns schon längst be- kannt sind. Dass das Amylum oder vielmehr der Stärkekleister von verschiedenen Säften des Organismus aufgelöst wird, ist al- lerdings richtig. Diese auflösende Kraft wurde zuerst von Leuchs im Speichel gefunden. Vom Laab beschrieb sie Hoffmann. bereits vor einigen Jahren in Häser’s Archiv VI. p. 157., allein er saugt, es wirke schwächer wie eine verdünnte Säure oder wie Speichel; nach ihm ist es nicht einmal nölhig, dass das Laab alkalisch oder neutral sei (worauf Magendie gerade besonderes Gewicht zu legen scheint), indem auch gesäuertes Laab den Stärkekleister me- tamorphosirt. Ueberhaupt scheint nach den vorliegenden 216 Thatsachen die Reaktion der metamorphisirenden Flüssigkeit eine Nebensache zu sein, da ja auch Schwann schwach angesäuerten Speichel den Stärkekleister in Zucker umbilden sah, und um so mehr muss man sich über die kühn aufge- stellte Hypothese der Herren Bernard de Villefranche und Barreswil wundern, die als Ergebniss ihrer Arbeiten den Ausspruch thun: das verdauende Prinzip im Organismus sei eins, nur wirke es je nach seiner Reaktion in verschiede- ner Richtung, denn bei saurer Reaktion verdaue es die Pro- teina und Leim, bei alkalischer hingegen die Amylacea. Hier in Deutschland haben wir durch sauer gemachten Speichel noch nicht koagulirtes Eiweiss verdauen können. Wenn nun aber Magendie der Theorie jener Herren zu lieb nur vom alka- lisch gemachten Magensaft eine metamorphosirende Einwir- kung auf Amylum sah, so ist es auffallend, dass er dasselbe auch vom sauren Harne sagt. Es existirt fast kein Gewebe, kein Sekret, von dem nicht Magendie jene Eigenschaft prä- dieirte. Hoffmann hatte schon a. a. ©. von der Galle die auflösende Wirkung auf Stärkekleister beschrieben; es war also auch dies nicht neu für uns. Und dass im weiteren Verlaufe des Verdauungskanals, namentlich im Dünndarm, noch die Metamorphose des Amylum fortdauert, wissen wir längst durch Tiedemann und Gmelin und durch Hoff- mann. Anzuerkennen sind allerdings die Thatsachen, welche die Herren Bouchardat und Sandras in Betreff des Pan- kreas gefördert haben, welche jedoch noch fernerer Erörte- rung bedürfen, wie aus meinen eben veröffentlichten Ver- suchen erhellt. Es scheint nämlich nicht, dass das Pankreas aller Thiere gleich intensiv und in gleicher Art wirke. Dass aber auch ausserhalb der in den Verdauungskanal mündenden Drüsen sich im Organismus noch Substanzen finden, die den Stärkekleister in Zucker umbilden, ist von Marchand bereits für die Niere angegeben (s. H. Meckel ab Hemsbach, diss. de genesi adipis in animalibus, 1845, 217 p- 17.). Ich habe diese Angabe durch folgende Versuche voll- kommen bestätigt gefunden. Zerquetschte Nierensubstanz eines Hammels liess ich 4 Stunden lang bei 40° R. auf Stärkekleister einwirken. Nach Verlauf dieser Zeit filtrirte ich das Lösliche ab. Der Rückstand auf dem Filtrum wurde durch Jod vorübergehend blau gefärbt, enthielt also noch nicht vollkommen metamor- phosirtes Stärkemehl. Das Filtrat gab, nach der Trom- mer’schen Methode behandelt, noch kalt eine klare blaue Lösung, die indess beim Erhitzen orangegelb, später braun wurde und reichlich Kupferoxydul niederschlug. Zerquetschte Nierensubstanz eines Hammels zog ich mit Aq. destill. aus; mit solchem filtrirten Wasserextrakt brachte ich Stärkekleister bei 40° 4 Stunden lang zusammen. Nach Verlauf dieser Zeit filtrirte ich. Es erschienen alle vorigen Reaktionen, nur mit grösserer Klarheit. Um genauer der hier wirkenden Substanz auf die Spur zu kommen, brachte ıch möglichst fein zerriebene Nieren- substanz auf ein feuchtes Filtrtum und zog sie hier mit de- stillirtem Wasser aus. Die durchlaufende Flüssigkeit liess ich unmittelbar in absoluten Alkohol tropfen, worin sich ein wolkiges, leicht roth tingirtes Koagulum bildete. Diese Koa- gula, die theils zu Boden sanken, theils obenauf schwam- men, filtrirte ich ab und trocknete sie schnell bei gelinder Wärme. Hierin ist die zuckerbildende Substanz enthalten; man überzeugt sich leicht davon, wenn man von der trock- nen Masse etwas auf ein Filtrum bringt, mit destillirtem Wasser auszieht und dieses einige Stunden auf Stärkekleister bei geeigneter Temperatur einwirken lässt. Die durch das Filtrum durchgehende Flüssigkeit ist nämlich eine wässrige, sehr verdünnte Lösung dieses metamorphosirenden Stoffes. Alkohol macht diese Lösung etwas milchig, eine alkoholische Lösung des Tannin indess affızirt sie kaum, merklicher wenn sie damit erhitzt wird, wo sich alsdann nachher in der Ruhe 218 weisse Flocken absetzen. Hitze trübt diese Lösung ebenfalls milchig und macht, dass nachher bei ruhigem Stehen geringe Flocken zu Boden fallen, Essigsäure macht darin keine Fäl- lung, auch Kaliumeiseneyanür nicht in der essigsauren Lö- sung Durch Bleizuckerlösung entsteht eine weisse Trübung, die sich hernach in kleinen weissen Flocken niederschlägt. Mit der Pflanzendiastase ist dieser Stoff nicht identisch, da ihn die Lösungen kohlensaurer Alkalien nicht affıziren. Trotz so geringen Gehaltes an thierischer Materie übt dieses Wasserextrakt während 9 Stunden bei einer Wärme von 30° auf Stärkekleister eine ganz entschiedene Wirkung aus. Er ist dem Aussehen nach flüssiger geworden. Man filtrit nun und erhält ein Filtrat, das beim Eindicken klebrig und süsslich schmeckend ist. Die nur wenig süss schmek- kende Lösung giebt, mit Kalihydrat erhitzt, eine erst gelbe und dann schön hochrothe Flüssigkeit '), die auf Zusatz von schwefelsaurem Kupfer und bei weiterer Erwärmung schmutzig grünbraun wird. Wendet man die Trommer'- sche Methode in einfacher Weise an, so erhält man eine orangerothe Flüssigkeit, in der sich Kupferoxydul präeipitirt. Was beim Filtriren auf dem Filtrum als Residuum zurück- blieb, untersuchte ich mit dem Mikroskop. Die Stärkemehl- körnchen sind hierin schwer zu entdecken, leichter ist dies, wenn man etwas Jodlösung anwendet, wodurch sie zwar 1) Die Natur dieser rothen Flüssigkeit ist, so viel ich weiss, noch nicht festgestellt, obgleich einige Franzosen ihrer nicht selten als Reaktion auf Zucker erwähnen. Ich vermuthe, dass es neu gebil- dete Ulminverbindungen sind. Aber vielleicht sind ausserdem noch viele andere neue Verbindungen gebildet. Säuren zerstören die Farbe; Schwefelsäure macht gelb, lässt aber die Flüssigkeit hell und klar; Essigsäure vertilgt die Röthung nieht in solchem Grade. Bleizucker macht in der essigsauren Lösung eine nur ganz geringe Trübung, aber nachher fällt in der Ruhe ein schmutzig brauner Bodensatz nieder; während die darüberstehende Flüssigkeit schwach röthlichbraun tin- girt ist, 219 nicht blau gefärbt erscheinen, aber doch deutlicher werden. Man sieht nun mannigfach verzerrte Ellipsen von verschie- dener Grösse und doppelten Konturen. Es sind die unver- sehrt gebliebenen äusseren, chemisch anders zusammengesetz- ten Schichten der Amylumkügelchen, die Einige für beson- dere Hüllen angesehen haben, und die nach der Verdauung bei den Thieren mit den Fäkalmassen abgehen. Das Amy- lum wird also durch die Einwirkung jenes Stoffes, dessen Natur ich weiter oben, so viel es mir bisher möglich war, angegeben habe, daraus entfernt, daher erscheinen nun die Scheiben des Amylum beim Fliessen weich, indem sie sich gegeneinander mannigfach verschieben, biegen und eindrücken, Sie unter dem Mikroskop in der Flüssigkeit von der einen Seite zur andern fliessen lassen, ist die sicherste Art, um sich von ihrem Verhalten zu unterrichten. Genaue Untersuchungen über die Art "der Einwirkung metamorphosirender thierischer Sälte auf Stärkemehl fehlen uns noch, und ehe dies nicht geleistet ist, lässt sich gar nicht behaupten, dass das zuckerbildende Prinzip des Spei- chels, des pankreatischen Saftes, des Wasserextraktes der Nieren ein und dasselbe sei. Wenn nun aber Magendie behauptet, in allen Geweben einen diastalischen Stoff ge- fanden zu haben, so, meine ich, heisst dies den Faden der Untersuchungen überspringen. Denn der Speichel, das Pankreas sind ja nicht die einzigen Mittel, um Stärke- kleister in Traubenzucker überzuführen, Und ehe nachge- wiesen ist, dass ein bestimmtes diastatisches Prinzip im Organismus verbreitet ist, ist diese Folgerung gewagt. Wenn selbst dies erwiesen wäre, bliebe immer die als- dann zwar naheliegende Vorstellung, dass dieser Stoff seine Verbreitung durch das Blut fände, noch zu beweisen übrig. Indess scheint es doch für einen solchen metabolisi- renden Stoff gewisse Anziehungspunkte zu geben, so dass man sich ebenso gut denken kann, er werde an diesen Or- ten zu besondern Zwecken erzeugt. So wirken z, B. die 220 Nebennieren nur äusserst schwach ein. Dass ferner dieser Stoff, wenn er einer und derselbe ist, mit der Pflanzendia- stase identisch sei, bezweifle ich deshalb, weil ich in der wässrigen Lösung desselben durch kohlensaure Alkalien nie- mals einen Niederschlag habe entstehen sehen. Ehe also die von Magendie angeführten Thatsachen ihre volle Begrün- dung finden, sind noch viele Untersuchungen anzustellen. So scheinen mir die Kleistereinspritzungen in die Venen sehr verfänglich wegen der Unlöslichkeit der äussern Schich- ten der Amylumkörper. So lange ihre Löslichkeit unerwie- sen, muss man sich immer darnach bedeutende Störungen in den Kapillaren entstehend denken. Möglich indess, dass das Blut der Kaninchen so stark lösend wirkt, dass dieser Einwurf wegfällt. Aber den entscheiden sollenden Versuch Magendie’s verstehe ich nieht Was soll das heissen: 10 Minuten nach Einspritzung von Stärkelösung war in dem Blut durch Jod keine Stärke mehr zu entdecken, dafür er- schien Zucker, dessen Menge während 5 Stunden beständig stieg? Was ist denn aus der Stärke geworden, wenn sie nicht mehr Stärke ist? Etwa Dextrin? Das hätte sich ja bei der angestellten Reaktion zeigen müssen; doch darüber vermissen wir jede Angabe. Wir vermissen ferner jede An- gabe über die Methode, die zur Feststellung der Quantität Zucker angewandt wurde. Bildung von Vivianit im thierischen Organismus. Von Prof. Dr. ScHLoSSBERGER in Tübingen. Durch Hrn. Prof. W. v. Rapp erhielt ich 3, mehrere Zolle lange, eiserne Nägel, die in einer Absackung des Magens ei- nes Straussen sich vorgefunden hatten, welcher vor wenigen Wochen in einer Menagerie zu Stuttgardt an allgemeiner Tu- berkulose zu Grunde gegangen war. Jene Nägel waren zum grössten Theil in eine ranzig riechende, ziemlich feste, schwar- zem Pflaster ähnliche Substanz eingeschlossen, die aus ge- ronnenem und erhärtetem Blute neben einer grossen Menge eines schmierigen Fettes bestand. Bei der Herausnahme der Nägel aus dem Magendivertikel wurden anfangs nur einige stark gerostete Stellen wahrgenommen, auf denen aber doch, wie Hr. Prof. v. Rapp und Hr. Prof. Krauss mir nach- träglich erzählten, ein schwacher, weisser, klein kristallini- scher Anflug sich zeigte; als aber dieselben mehrere Tage an der Luft liegen blieben, hatten sich an verschiedenen Parthieen des schwarzen Klumpens, doch vorzugsweise da, wo ihn die Nägel durchbohrten, theils hell-, theils indig-blaue Flecken von nicht unbedeutendem Umfange gebildet. Beim ersten Anblicke der blauen Flecken kam mir der 222 Gedanke an Berlinerblau, woran sich die Erinnerung an die hauptsächlich in England verhandelte Streitfrage anknüpfte, ob sich nämlich durch Zersetzung, Verwesung oder Fäulniss von Thiersubstanzen Blausäure oder überhaupt Cyanverbin-. dungen bilden können; eine Frage, die Prof. Taylor be- kanntlich neuester Zeit, auf vielfache Versuche gestützt, ent- schieden verneinte. Da mir nun, besonders auch in ge- richtlich medizinischer Hinsicht, der vorliegende Fall von Bedeutung schien, so unterwarf ich die blaue Substanz einer sorgfältigen Prüfung. Sie wurde zuerst mit kaustischem Kali behandelt, wodurch sie alsbald schwarz wurde; das alka- lische Filtrat enthielt keine Spur eines Cyanmetalls, dagegen war darin eine grosse Menge Phosphorsäure, nebst einer Spur von Chlor enthalten. Der in Kali unlösliche schwarze Rückstand löste sich leicht in Chlorwasserstoflsäure, in der Lösung waren dann Eisenoxyd und Eisenoxydul nachzu- weisen. Auf frischen Durchschnitten der schwarzen Sub- stanz, die die Nägel einhüllte, zeigte sich hier und dort ein weisser Anflug, der unter dem Mikroskop kristallinische Bil- dung verrieth (nach Hrn. Prof. Quenstädt’s Bestimmung ganz von der Form des Vivianits) und der beim längeren Verweilen in feuchter Luft sich ebenfalls hellblau färbte. Es erinnert dieses Verhalten lebhaft an die Blaueisenerde, die frisch gegraben. auch weiss erscheint und erst durch Berüh- rung mit der Luft blau wird. Vor dem Löthrohr schmolz die mit etwas Schwefelsäure befeuchlete Substanz zu einer grauen Kugel, wobei die äussere Flamme sich deutlich blau- grün färbt. Es war nach dem Angegebenen kein Zweifel an der Zusammensetzung der blauen Materie aus Phosphor- säure und Eisen (letzteres im Zustande des Oxyduloxyds); ihr Wassergehalt betrug 25 pCt., ihr Eisen betrug als Oxyd bestimmt 50 pCt. (Fe? 0°). Es liegt nun die Vermuthung nicht ferne, dass manche blaue Färbungen, die von verschiedenen Beobachtern ‚schon 223 zuweilen am menschlichen oder thierischen Organismus be- merkt worden waren, derselben Ursache, nämlich der Bil- “ dung von phosphorsaurem Eisenoxydoxydul, ihren Ursprung verdankten,. So haben schon viele Chirurgen hie und da eine blaue Färbung der auf eiternde Flächen ge- legten Leinwand beobachtet, eine Erscheinung, die mei- nes Wissens bisher immer durch Bildung von Blausäure bei der Eiterung (so von Persoz, Nonat, Dumas) und ihr Zusammentreffen mit denı Eisen der Leinwand oder dem Eisenvitriol des Verbandwassers u. s. w. zu erklären ver- sucht wurde. Abgesehen davon, dass diese Erklärung an sich höchst gezwungen erscheint, spricht nicht eine einzige Untersuchung dafür; im Gegentheil hat Conte& vor einigen Jahren einen Fall beschrieben, bei welchem die mit Eisenvitriol getränkte Charpie auf einer Wunde ganz tief blau wurde, es ihm aber durchaus unmöglich war, darin eine Spur von Blausäure aufzufinden. Dagegen mögen manche Eiterarten, besonders der vom Knochen stammende, und daher an Phosphaten oft reichere, unter gewissen Umständen leicht in Berührung mit Eisenrost oder Eisenoxyduloxydsalzen Vivianit erzeugen. Vielleicht dass auch das blaue Pigment, das in seltenen Fällen in der Milch oder im Harn schon beobachtet wurde, da, wo es nicht organischen Ursprungs ist (Heller, Mar- tin), hierher gerechnet werden kann. Noch füge ich bei, dass in dem Magen des Eingangs erwähnten Straussen mehrere. zum Theil faustgrosse Kie- selsteine gefunden wurden, die durchaus eine glatte, fast wie polirte Oberfläche darboten. Es spricht dieser Erfund vollkommen gegen die mannigfach zu lesende Be- hauptung, dass sich in dem Magen der Vögel Fluorwas- serstolfsäure entwickle, eine an sich schon für jeden mit den Eigenschaften dieser Säure Veıtrauten höchst unwahr- scheinliche Annahme, die aber in der jüngsten Zeit nach 224 von Gorup’s Nachweis des grossen Kieselerdegehaltes der Vogelfedern leicht plausibel hätte erscheinen können. Nachtrag. So eben kommt mir das erste Heft des Herberger’- schen Archivs (1847) zu Gesicht, worin sich die interessante, auf unseren Fall bezügliche Mittheilung der blauen Färbung eines Fleisches findet, das mit eisernen Nägeln längere Zeit in Berührung gewesen war. Der Apotheker, der die Sache berichtet, konnte in der blauen Substanz zwar Eisen, aber keine Blausäure nachweisen; auch hebt er hervor, dass das Fleisch sich ohne allen Nachtheil habe verspeisen lassen. Er vermuthet die Anwesenheit von Phosphorsäure, hat aber dieselbe leider nachzuweisen unterlassen. — Es möchten diese Fälle auch insofern ihre Bedeutung haben, als man da- durch immer einigermaassen behutsam gemacht werden sollte, in den aus einer blauen Färbung mit Eisenoxydoxydulsalz gezogenen Folgerungen auf Blausäure, bei gerichtlichen Untersuchungen. Schl. u Zn Ueber das Leuchten der menschlichen Augen. Von Ernst Brücke. (Vorgetragen in der Gesellschaft der naturforschenden Freunde am 16ten Februar 1847.) Als ich vor Kurzem eines Abends in dem Sprechzimmer der hiesigen Universität zwischen der daselbst befindlichen Hängelampe und der Thür stand, sah ich die Pupillen eines jungen Mannes, der eben hinausging, als er sich umvvendete, um die Thür zu schliessen, mit lebhaft rother Farbe leuch- ten. Es fielen mir sogleich verschiedene Erzählungen von dem Leuchten der Augen einzelner Personen ein, die ich im- mer für Fabeln gehalten hatte, indem ich glaubte, dass nur die Augen leucotischer Menschen in derselben Weise, wie die der weissen Kaninchen leuchten könnten. Der junge Mann aber, dessen Augen ich so eben hatte leuchten sehen, hatte dunkles Haar, und mithin war an, Albinismus nicht zu denken. Ich kam deshalb auf den Gedanken, ob nicht viel- leicht die Augen aller Menschen unter günstigen Bedingungen zum Leuchten zu bringen wären. Die Methode, nach der ich verfuhr, um mich hierüber zu belehren, ist ganz dieselbe, welcher ich mich früher bedient, um das Leuchten der Katzen- und Hundeaugen zu beobachten, und in diesem Ar- Müller's Archiv 1817. 15 226 chiv, Jahrgang 1845, p. 390:, beschrieben habe. Ich fand nun in der That, dass man die Pupillen aller Menschen in rother Farbe leuchten sehen kann, dass aber die Augen ju- gendlicher Individuen hierzu besonders geeignet sind, wäh- rend bei älteren die Erscheinung ungleich schwächer ist. Der Grund dieses Unterschiedes kann in drei Ursachen ge- sucht werden: 1) darin, dass bei älteren Personen das Cho- rioidalpigment mehr entwickelt ist, 2) darin, dass die opti- schen Medien ihrer Augen weniger vollkommen durchsichtig sind, 3) darin, dass ihre Pupillen unter übrigens gleichen Umständen im Allgemeinen enger sind, als bei jungen Leu- ten, und dass deshalb ihre Netzhautbilder eine geringere ob- jektive Lichtstärke besitzen. Was die Erklärung der Erschei- nung im Allgemeinen betrifft, so verweise ich auf das, was ich in meinem Aufsatze „über die sogenannten leuchtenden Augen bei den Wirbelthieren“ (Müll. Arch. 1845. p. 387.) über das rothe Leuchten der Hundeaugen gesagt habe. Will man das Leuchten der Menschenaugen recht schön und deutlich sehen, so verfahre man auf folgende Weise: Man nehme von einer gewöhnlichen Oellampe mit cylindrischem Docht und Glascylinder, wie sie jetzt allgemein in Gebrauch sind, die Glasglocke mit dem sie tragenden Metallringe ab, und regulire den Docht so, dass er mit kurzer, aber inten- siver Flamme brennt. Dann stelle man die Lampe dicht vor sich hin und lasse den zu Beobachtenden in einer Entfer- nung von 8 bis 10 Fuss in der Weise sich gegenüber sitzen, dass seine Augen sich ungefähr in gleicher Höhe mit der Flamme befinden. Hierauf verdecke man sich die Flamme mit einem Schirm, bringe seine Augen ebenfalls in gleiche Höhe mit derselben, und sehe mit dem einen hart an ihr vorbei nach den Augen des Gegenübersitzenden. Sieht die- ser nun mit: weit geöffneten Augenlidern neben der Lampe vorbei ins Dunkle, oder bewegt er seine Augen langsam hin und her, so leuchten seine Pupillen mit rother Farbe, wäh- rend die Iris durch den Contrast einen Stich ins Grüne be- 227 .. kommt. Das Zimmer muss von keinem andervwveitigen Lichte erhellt sein, auch ist es günstig, wenn es gross und in einer dunklen Farbe ausgemalt ist, damit sich die Pupillen mög- lichst erweitern. Als ich diesen Versuch einigen meiner Freunde gezeigt hatte, sagte mir Hr. Dr. Carl von Erlach, dass er schon vor sehr langer Zeit die Augen eines seiner Freunde durch seine Brille habe leuchten sehen, auch habe er mich bereits vor einem Jahre einmal hierüber befragt, wir seien aber un- terbrochen und die Sache nicht weiter erwähnt worden. Er habe indessen die Erscheinung seither öfter und noch Tags vorher an einem andern seiner Bekannten wahrgenom- men, und er sei darauf aufmerksam gemacht, dass, während er dieselbe sahe, seine Brille spiegle. Es gelang ihm auch alsbald, meine Augen leuchten zu sehen, wenn ich mit dem Rücken gegen die Lampe gewendet so vor ihm stand, dass ich das Spiegelbild der Flamme in einem seiner Brillengläser sah, und seitdem ist die Erscheinung von mehreren unserer Bekannten, welche Hohlbrillen tragen, gesehen worden, nach- dem wir sie auf die Umstände aufmerksam gemacht haben, unter denen sie eintritt. Sie fällt offenbar in Rücksicht auf ihre Erklärung mit dem Resultate des oben beschriebenen Versuches zusammen. und beide unterscheiden sich nur da- durch, dass ein Mal das leuchtende Netzhautbild von dem Spiegelbilde der Flamme, das andere Mal von der Flamme selbst herrührt, 15? Experimente zur Lehre von der Muskelirri- tabilität. Von Dr. Emın Haruess. Älle Versuche, welche zur Bekräftigung oder Widerlegung der von Haller aufgestellten Lehre von der Muskelirritabi- lität angestellt wurden, haben bisher keine direkten Beweise liefern können, weil man Muskel und Nerv nie so trennen konnte, dass man sicher sein durfte, bei Reizung des einen den andern nicht mit gereizt zu haben. Primitive Muskelbündel, aus denen die letzten Nerven- verzweigungen herauspräparirt worden wären, würden un- fehlbar bei den während der Operation einwirkenden Ein- flüssen der Atmosphäre des Wassers oder dergl. ihre Fähig- keit, sich zu contrahiren, verloren haben müssen. Durch- schneidung von Nerven an lebenden Thieren rufen, wie Un- terbindung von Gefässstämmen, Alterationen der Ernährung hervor, unter denen der Nerv ebenso gut leiden muss, als die Muskelfaser. Es blieb also immer die Frage unerledigt, ob nicht, wenn auch die Stämme der durchschnittenen Nerven auf Reize keine Contraktionen mehr hervorrufen, nicht doch noch die feinsten Verzweigungen derselben durch die ungestörte Cirkulation erhalten und erregbar blie- ben, so dass dann durch Reizung der Muskelfasern zugleich "229 die noch funktionirenden Nervenendigungen primär erregt, und dadurch seeundär Contraktionen in den Muskelfasern erzeugt würden. Es blieb ferner noch unentschieden, ob bei Unterbindung von Gefässen die Unmöglichkeit, solche Glieder, denen die Blutzufuhr abgeschnitien war, willkürlich zu bewegen, von der Entmischung der Muskeln oder der Nerven allein oder beider zugleich zu erklären sei. Man kannte bisher kein Mittel, welches nachweisbar blos den Tod des einen Gewe- bes hervorruft, während das andere noch seine Integrität behalten hat. Ein solches Mittel ist aber der Schwefeläther, des- sen Wirkung auf den Organismus zu erforschen ebenso reiche Ausbeute der Physiologie noch verspricht, als es der Chirur- gie bereits geboten hat. — Wie die Thätigkeit der sensiliven Nerven durch sein Eindringen in dem Organismus bis zum scheinbaren oder wirklichen Erlöschen herabgestimmt wer- den könne, ist zu bekannt, als dass ich hierüber noch Worte verlieren sollte, obwohl auch hierüber in physiologischer Beziehung noch viel zu erwähnen übrig bliebe. Von den vielfachen Versuchen, die ich an T'hieren angestellt habe, er- wähne ich hier nur derer, die mir für die vielbesprochene Irritabilitätslehre von Bedeutung scheinen. Die Thiere wurden in einem ihrer Grösse entsprechen- den Kasten gesetzt, dessen eine Wand von einer Glastafel gebildet war, durch welche man sie fortwährend beobachten konnte; an der einen Seite des Kastens war der Hals eines tubulirten Glaskolbens eingefügt, in dem sich der Aether be- fand. Durch den Tubulus ragle unter das Niveau des Aethers ein Bleirohr, dessen anderes Ende an einen Blasbalg befe- stigt war. Durch das Zusammenklappen des letzteren wurde die in ihm befindliche Luft durch den Aether getrieben, riss dort Aetherdampf mit fort und drang so in den Kasten, in dem sich das Thier befand. Inu der gegenüberstehenden Wand desselben war eine zweite Oeflnung, durch welche die exha- 230 lirte Kohlensäure und der überschüssige Aetherdampf ent- weichen konnte. So sass das Thier während des ganzen Versuchs in einer stets erneuerten, mit Aetherdampf ge- schwängerten Atmosphäre. Bei Kaninchen verschwindet sehr bald das Gefühl; me- chanische Reizung ruft keine willkürlichen Bewegungen, kein Zeichen des Schmerzes hervor; gegen galvanische Reize rea- giren dagegen die motorischen Nerven viel länger, als gegen jene. Nachdem die Thiere so lange Aether geathmet hatten, bis ein ziemlich starker Induktionstrom keine Zuckungen mehr hervorrief, wurde das Thier durch Oeffnen der Caroti- den schnell getödtet. Bis Gehirn und Rückenmark blosgelegt waren, pulsirte das Herz kaum mehr. Jetzt wurden die Cen- tralorgane des Nervensystems zwischen die Pole gebracht: es entstand nicht die geringste Zuckung; sobald aber die Rumpfmuskeln unmittelbar berührt wurden, contrahirten sie sich sehr stark. Nun wurde der Schenkelnerv des abgebalg- ten Thieres herauspräparirt, isolirt und galvanisch gereizt: auch nicht die geringste Zuckung in dem kleinsten Muskel- bündel. Derselbe Strom auf die Muskeln applieirt, in denen sich der Nerv verzweigt, riefen lebhafte Zuckungen hervor. Der Nervus phrenicus, isolirt gereizt, liess das Zwerchfell vollkommen ruhig; wurde dieses selbst zwischen die Pole gebracht, so entstand auf der Stelle heftige Contraktion. Reizung des isolirten Armgeflechts konnte keine Bewegung in den betreffenden Muskeln erzengen, die sich sehr stark bei direkter Reizung contrahirten. Aus diesen Versuchen scheint mir klar hervorzugehen, dass die Muskeln auch ohne Mitwirkung der Nerven zu Con- traktioner durch galvanische Ströme bestimmt werden kön- nen. Denn: 1) sind hier Muskel und Nerven durch die Verbreitung des Aethers im ganzen Organismus der gleichen Schäd- lichkeit ausgesetzt; 2) ruft diese Schädlichkeit vor allen (vielleicht allein) eine 231 direkte Entmischung der Nerven durch Entziehung ihres wichtigsten Bestandtheils, des Fetts hervor; 3) trifft diese Schädlichkeit, welche die Nerven paralysirt, nicht allein ebenso gut, sondern noch vielmehr ihre feinsten Verzweigungen, die mit dem vom Blute auf- genommenen Aelher in häufigeren Contakt kommen, als die Stämme, die mit einer geringeren Anzahl von Blutgefässen in Berührung stehen; 4) endlich tritt der Erfolg der angeführten Experimente eine so kurze Zeit nach dem Tode ein, dass die Mus- keln noch keine Beeinträchtigung ihrer Mischung erfah- ren haben, somit noch vollständig die ihnen zukom- mende Energie äussern können. Es sind somit jene beiden Desiderate, die über die Irri- :abilitätslehre allein entscheiden können, vollkommen gegeben; nämlich: Tod des einen Gewebes — Integrität des andern; Tod der Nerven — Leben der Muskeln. Ep. Weser und E. H. Weser über die Wirkungen, welche die magneto-elektrische Reizung der Blutgefässe bei lebenden Thieren hervorbringt '). Man kennt den Mechanismus des Kreislaufs des Blutes und kann es erklären, dass der Kreislauf im Ganzen beschleunigt und verlangsamt werden kann. Dagegen ist es noch nicht genügend bekannt, wodurch der Strom des Bluts in einzel- nen Theilen in kurzer Zeit grosse Abänderungen erleide, na- mentlich wodurch die Blutgefässe eines einzelnen Theils stär- ker vom Blute ausgedehnt und davon erfüllt werden, z. B. in den Wangen beim Erröthen vor Scham, oder wenn sich ein Theil entzündet, und wodurch umgekehrt die Blutgefässe in andern Fällen verengt werden, so dass sie eine geringere Menge Blut enthalten und dadurch bewirken, dass der Theil, dem sie angehören, blass erscheint, weil das Blut weniger hindurchschimmert. Diese und ähnliche Abänderungen, welche der Blutstrom in einzelnen Theilen erleidet, würden sich erklären lassen, wenn man annehmen dürfte, dass alle Blutgefässe oder we- nigstens gewisse Blutgefässe, z. B. die kleinen Arterien, en- 1) Siehe Berichte über die Verhandlungen der Königl. Sächs. Gesellschaft d, Wissenschaften zu Leipzig, Heft III. 1847, 233 ger und weiter werden könnten, d. h., um uns noch be- stimimter auszudrücken, wenn es sich darthun liesse, dass sie der Ausdehnung durch das Blut, wovon sie gespannt voll sind, nicht nur durch ihre Elastieität, sondern auch durch Muskeleontraetion fortwährend Widerstand leisten, und dass der von ihrer Muskeleontraetion herrührende Wider- stand vermöge eines Einflusses der Nerven grösser und klei- ner werden könne. Denn man sieht ein, dass, wenn der von der Muskelcontraction der Arterienwände herrührende Theil des Widerstandes an irgend einem Stücke einer Arterie abnähme, dann daselbst sogleich der Druck des Bluts das Uebergewicht bekommen und dieses Stück der Arterie aus- delınen und erweitern würde, und umgekehrt, wenn sich der von der Muskelcontraction herrührende Theil des Wi- derstands in dem Stücke einer Arterie vergrösserte, die Ar- terie an dieser Stelle sich verengen würde. Diese Lehre ist von einem von uns schon im Jahre 1831 in Hildebrandt’s Handbuche der Anatomie, Bd. 3. p. 76., vorgetragen wor- den, und auch Henle hat darauf nachher eine Erklärung der Entzündung gegründet. In ihr wird als erwiesen angenom. men, dass die Arterienwände Muskelkraft besitzen und das- ein Theil des Widerstandes, den die Arterien dem sich aus- dehnenden Blute leisten, von einem eontinuirlichen Streben zur Zusammenziehung ihrer Muskelfasern abhängt. Unter allen Hülfsmilteln, womit man prüfen kann, ob die Wände der Blutgefässe Muskelkraft besitzen, steht die Reizung derselben durch galvanische Stösse oben an. Joh Müller führt in seinem Handbuche der Physiologie, Bd. 1. p- 170., Nysten's, Wedemeyer's und seine eignen Expe- rimente mit der galvanischen Säule an, aus welchen hervors geht, dass sie alle nicht die geringste Contraction der Aorta, der Carotis, oder einer andern Arterie bei Kaninchen, Frö- schen und Fischen hervorrufen konnten. Wenn es uns nun dennoch gelungen ist, durch Ver- suche, die beinen Zweifel übrig lassen, eine sehr beträcht- 234 liche Contraction durch magneto - galvanische Reizung in Arterien hervorzurufen, so ist ein doppelter Grund vorhan- den, welcher diesen verschiedenen Erfolg bedingt hat: erst- lich der, dass wir kleine Arterien von +— + Linie Durch- messer wählten (denn bei grossen Arterien gelangten wir zu keinem sichern Resultate); zweitens, dass wir die Me- thode der magneto-galvanischen Reizung benutzten, die einer von uns schon früher mit dem besten Erfolge zu Untersu- chungen über die Muskelcontraction angewendet hatte. (Siehe den Artikel „„Muskelbewegung“ von Eduard Weber in Wagner's physiologischem Wörterbuche. ) Die von uns gewonnenen Resultate lassen sich kurz in folgenden Sätzen aussprechen: 1. Die Arterien des Gekröses der Frösche, deren Durch- messer bei den angestellten Versuchen + —-; Par. Linie betrugen, ziehen sich durch eine 5—10 Secunden dauernde magneto-galvanische Reizung, ehe eine Minute vergeht, in dem Grade zusammen, dass der Durchmesser derselben um 4, die Höhle um 5 und mehr kleiner wird. Wird die mag- neto-galvanische Reizung fortgesetzt, so verengen sie sich bisweilen allmählig so, dass der Durchinesser des Blutstroms drei bis sechs Mal kleiner wird, als er vor dem Versuche war, und dass an der verengten Stelle nur noch eine Reihe von Blutkörperchen durchgehen kann, und endlich sogar der Bluistrom ganz unterbrochen wird. Ist die Art und Weise, wie die Reizung hervorgebracht wird, eine solche, dass die Einwirkung der magneto-galvanischen Stösse auf ein sehr kleines Stück der Arterie beschränkt ist, so zieht sich die Arterie auch nur an einer sehr beschränkten Stelle, die z. B. + Linie, 4 Linie oder 1 Linie lang ist, zusammen. Die Zusammenziehung erfolgt nicht im Momente der Reizung, sondern einige Zeit nachdem sie begonnen, und vergrössert sich noch, nachdem die Reizung schon lange aufgehört hat. Die Wand der Arterie wird an der Stelle, wo die Zusam- menziehung geschieht, etwas dicker, und es verengt sich da- 235 her die Höhle des Gefässes (der Durchmesser des Lumen) elwas mehr, als sein äusserer Umfang (als der Durchmesser des ganzen Gefässes). Der Blutstrom wird in dem vereng- ten Stücke, den liydraulischen Gesetzen gemäss, schneller, als er ober- und unterhalb der verengten Stelle in der näm- lichen Arterie ist. 2. Werden die Arterien nur kurze Zeit und nicht durch zu heftige galvanische Stösse (z. B. während der galvanische Strom des Rotatiensapparats durch den vorgelegten Anker gewächt wird) gereizt, so nehmen sie in kurzer Zeit wie- der im Durchmesser zu und endlich ihrer früheren Durch- _ messer wieder an, und können sich dann, wenn die Reizung wiederholt wird, von Neuem zusammenziehen. 3. Wird aber die magneto -galvanische Reizung zu lange fortgesetzt, oder ist sie zu heftig, so verliert der gereizte Theil der Arterie, der sich anfangs verengt hatte, die Fähig- keit, sich bei wiederholter Reizung zusammenzuziehen, und erweitert sich oft bis auf das Doppelte seines ursprüng- lichen Durchmessers. Der gereizte Theil bildet ein Aneu- rysma, an dessen Enden die Arterie etwas enger als vor der Reizung ist. 4. Wenn Haargefässe des Mesenterii des Frosches, die ungefähr ;'; Linie oder etwas mehr im Durchmesser haben, auf dieselbe Weise gereizt werden, so entsteht an der ge- reizten Stelle weder eine Verengung, noch eine Erweite- rang, welche mit Sicherheit wahrzunehmen wäre, 5. In den kleinen Venen des Mesenterii des Frosches bringt die nämliche magneto-galvanische Reizung nur eine sehr geringe Zusammenziehung hervor, die bisweilen gar nicht mit Sicherheit wahrgenommen werden kann, bisweilen aber 4 des Durchmessers der Vene beträgt. Nach einer län- gere Zeit fortgesetzten oder auch kurzen, aber sehr heftigen Reizung verschwindet an der gereizten Stelle das Vermögen der Zusammenziehung und die Vene wird daselbst vom Blute ausgedehnt, sogar bisweilen bis auf den doppelten Durchmesser 236 6. Wenn die Aorta abdominalis einer grossen Katze, oder die Vena cava inferior, ferner die Schenkelarterie und Schenkelvene derselben der magneto -galvanischen Reizung unterworlen wurden, wobei weder ein mikroskopischer, noch ein anderer feinerer Messapparat angewandt werden konnte, so konnte keine mit blossen Augen wahrnehmbare Veren- gung bemerkt werden, die gross genug gewesen wäre, um vor Täuschung sicher zu machen, 7. Die magneto-galvanische Reizung bringt ausser der Zusammenziehung der kleinen Arterien und Venen noch eine zweite Wirkung hervor, die von den Physiologen und prak- tischen Aerzten zu beachten ist, nämlich die Gerinnung des in den Adern strömenden Blutes. Diese veranlasst in Haar- gefässen am leichtesten, in Venen am schwersten einen Still- stand des Blutlaufs. Schon nach einer kurzen Reizung ‘durch einen schwachen galvanischen Strom des Rotationsapparats (die bei vorgelegtem Anker ımr 1 Secunde dauert) sieht man den Blutstrom in dem Haargefässe beträchtlich langsamer werden, Diese Verlangsamung tritt jedoch nicht im Mo- mente der Reizung ein, sondern etwas später, und scheint daher zu rühren, dass die Blutkörperchen sich an einander oder auch an den Wänden der Blutgefässe anhängen und durch die grössere Frielion in ihrer Bewegung angehalten werden. Nach etwa einer halben Minute oder nach einer Minute steht bisweilen das Blut ganz still, und zwar zuerst an oder jenseits der gereizien Stelle. Die neu ankommen- den Blutkörperchen legen sich da, wo die Röhre verstopft ist, an und füllen sie allmählig nach dem Herzen zu aus bis zur nächst yorhergehenden Theilung des Gefässes. Hier nimmt das Blut, das vorher durch das untersuchte Haargefäss ging, durch den Seitenzweig seinen Weg. So wie sich die Blut- körperchen an einander legen, so sieht man nichts mehr von ihren Grenzen, Das Haargeläss scheint von einer continuir- lichen rothen Masse erfüllt, an der man keine einzelnen Theilchen unterscheiden kann. Nach einiger Zeit entleert 237 sich bisweilen ein solches erfülltes Haargefäss wieder, in dem sich ein Blutkörperchen nach dem andern, bisweilen auch mehrere, unter einander zusammenhängende Blutkör- perchen loslösen und fortgetrieben werden, und es stellt sich dann die Blutströmung in demselben wieder her. Die Erfüllung und Verstopfung erstreckt sich in der Regel auch stromabwärts auf benachbarte communicirende Haargefässe, stromaufwärts aber nicht, denn die Verstopfung entsteht dadurch, dass die durch Gerinnung an einander hängenden fortschwimmenden Blutkörperchen an den Wänden hängen bleiben. An der gereizten Stelle häufen sich auch an den Wänden die im Blute vorkommenden farblosen, kugelförmi- gen Lymphkörperchen an. In den Venen entsteht deswegen ein Stillstand des Blutes nicht so leicht, weil die Röhren schon weiter sind und das Blut aus weiten Röhren in noch weitere fliesst, in welchen die Haufen aneinanderhängender Blutkörperchen nicht so leicht hängen bleiben. In den Ar- terien dagegen, wo das fortschwimmende geronnene Blut sehr bald benachbarte Haargefässe erfüllt, oder wenigstens in denselben aufgehalten wird, steht das Blut oft plötzlich still und geht dann ein Stück rückwärts, oder oscillirt eine Weile vorwärts und rückwärts, oder zeigt wenigstens durch seine langsamere stossweise Bewegung, dass es Hindernisse zu überwinden hat. Kommt das Blut in einer Arterie zum Stillstehen, so erstreckt sich der Stillstand bis dahin, wo sie sich in zwei grosse Aeste theilt. In demjenigen von die- sen Aesten, der mit einer benachbarten Arterie communieirt, läuft das Blut rückwärts und in den andern Ast hinein, der nun auf diese Weise von einer benachbarten Arterie sein Blut erhält. Sobald aber der Stillstand im Arterienstamme aufhört, geht das Blut wieder aus ihm in beide Zweige. Wie es sich mit diesen Arterien verhält, so geschieht es auch bei den Venen, wenn sie zum Stillstande kommen. Auf diese Weise kann das Blut, wenn sich die magneto-gal- vanische Reizung zu gleicher Zeit auf mehrere Gefässe er- 238 streckt, in ihnen allen zum Stilletande kommen und ringsum werden die Fortsetzungen dieser Gefässe von communieiren- den benachbarten Gefässen mit Blut gespeist Will man bei diesen Versuchen Grausamkeit möglichst vermeiden, so schneidet man dem Frosche vorher mit einer Scheere, deren Scheerenblatt man in den Mund einbringt, 3 seines Kopfes ab, so dass nur die Organe der Bewegung, das kleine Gehirn und die Vierhügel, nicht die Organe des Gehirns, die dem Bewusstsein dienen, zurückbleiben. Unter “diesen Umständen dauert der Kreislauf oft noch 12 Stunden lang fort. Um so kleine Theile, wie ein einzelnes Haargefäss, der magneto-galvanischen Reizung zu unterwerfen, ohne dass der galvanische Strom zugleich auf benachbarte Haargefässe, Arterien und Venen wirken kann, haben wir uns folgender Methode bedient. Auf der Glasplatte, auf die wir den Frosch legen und auf der wir das Mesenterium ausbreiten wollten, klebten wir mittelst Lacks 2 Stanniolstreifen auf, deren feine Spitzen sich von entgegengesetzten Seiten her einander so näherten, dass nur ein Zwischenraum von 5 — ;5 Linie zwischen ihnen übrig blieb. Die Stanniolstreifen überzogen wir auch äusserlich mit Lack, so dass nur die äussersten Spitzen vom Lacke nicht bedeckt wurden. Breiteten wir nun das Mesenterium des an einem Holze angebundenen Frosches über diesen Stanniolstreifen aus, so leiteten die Spitzen den galvanischen Strom auf ein einziges Haargeläss, welches in dem Zwischenraume zwischen ihnen lag. Auf.diese Weise brachten wir in diesem Gefässe das Blut zum Stilistehen, während der Blutlauf in den benachbarten Arterien, Venen und Haargefässen unverändert fortdauerte, Die mitgetheilten Versuche sind von der Art, dass sie nicht etwa blos dann und wann glücken, sondern dass wir sie zu jeder Zeit vor Augen legen können. Zur Verbreilung des elastischen Gewebes. Von Lupwısc Bessamın. Das elastische Gewebe scheint in der Thierwelt viel weiter verbreitet zu sein, als die Forschungen der Anatomen und Physiologen bis jetzt ergeben haben, Seit Eulenberg’s gehaltvoller Dissertation über diesen Gegenstand hat Prof. Gurlt ausser den, diesem schon bekannten eingestreuten elastischen Fasern in den Fascien, namentlich der Fascia lata, bei dem Pferde die ganze Fascia superfic, abdominis durch eine Schicht elastischen Gewebes ersetzt gefunden. Schon vor längerer Zeit zeigten sich mir bei der Unter- suchung des die Muskelbündel der willkürlichen Muskeln zu- nächst umhüllenden Bindegewebes in diesem einzelne elasti- sche Fasern, und ich fand bald ein ähnliches Verhalten derselben in dem festen Gewebe der Sehnen; waren sie gleich schwer in der Masse des umgebenden Bindegewebes zu isoliren, so liessen sie sich doch durch feine Präparation, namentlich an etwas ınacerirten Theilen, deutlich darstellen, Bei verschiedenen, über das elastische Gewebe angestellten Untersuchungen fand ich dasselbe in mehreren Thierklassen an Organen, wo man es bisher noch nicht beobachtet hatte; wenn auch meine Angaben auf keine erschöpfende Vollstän- digkeit Anspruch machen können, -so ist es doch nicht ohne Interesse, die Fortschritte der allgemeinen Anatomie in Be- zug auf dieses Gewebe zu betrachten, 240 Die Bänder der Wirbelsäule scheinen in der Thierwelt allgemein mit elastischen Fasern versehen zu sein; schon lange sind sie im Ligam. nuchae und in den Ligg. flavis der Säugelhiere aufgefunden; bei den Vögeln ist nach meiner Beobachtung das hintere Band zwischen dem ersten Wirbel und dem Hinterhaupte von ihnen durchflochten und in den Wirbelbändern der Frösche habe ich ein ähnliches Verhalten derselben bemerkt. Bei den Vögeln finden sich ferner ganze Schichten des elastischen Gewebes in den grossen Luftsäcken der Lungen; ihr Vorkommen in diesen Organen ist besonders deshalb in- teressant, weil der physiologische Zweck hier ganz mit den anatomischen Elementen übereinstimmt, Dasselbe ist der Fall in dem Kropfsacke und den ihm nahe liegenden Theilen des Oesophagus der Vögel, zwischen dessen Muskelbündeln sich gleichfalls elastische Fasern, wenn auch in geringerer Anzahl und nicht schichtenweise, befinden; an beiden Orten, namentlich in den Wänden der Luftsäcke, ist die Beobach- tung verhältnissmässig leicht, da diese Fäden durch ihre klaren schwarzen Umrisse und durch ihre, wenn auch lockig geschwungenen, doch von den Bindegewebebündeln wesent- lich abweichenden Biegungen ohne Schwierigkeit zu erken- nen sind; im Oesophagus der Säugethiere hat übrigens schon Eulenberg elastische Fasern nachgewiesen. Ferner liegen in dem Ligamente, welches zwischen Ober- und Unterkiefer der Vögel oder vielmehr zwischen den Schnabelhällten der- selben ausgespannt ist, viele zwischen die Elemente des Bandes eingemischte elastische Fasern. Endlich besteht das Band, welches das Ende des Zungenbeins an den Schädel befestigt, bei mehreren von mir untersuchten Singvögeln fast ganz aus elastischen Fasern; natürlich befördert die Dehn- barkeit derselben sehr den Gebrauch der Zunge, erleichtert dadurch das Schlingen und vielleicht auch das Singen; ob eine ähnliche Vorrichtung bei nicht singenden Vögeln vor- kommt, ist mir noch unbekannt. } 241 Nun noch eine Beobachtung über das bisher nur im Ca- nalis vertebralis (Eulenberg) bekannte Vorkommen des verzweigten elastischen Gewebes bei den Fischen. Joh. Müller beschrieb schon vor geraumer Zeit die wesentliche Abweichung der Struktur des elastischen Gewebes der Ar- terien der Fische von dem der anderen Thierklassen; er fand es in der mittleren Arterienhaut der Cyelostomen durch gelbe Faserbündel ersetzt, die nur aus parallelen, lockig gebogenen, ganz gleichartigen und nicht anastomosirenden Fäden bestan- den. Dagegen habe ich in der Schwimmblase der Fische, einem Organe, in welchem man wegen seiner höchst gerin- gen Elastieität kaum elastische Fasern erwarten sollte, ihre Existenz deutlich nachweisen können; sie bilden zwar keine zusammenhängende Lage, sind jedoch in nicht geringer Menge zwischen die verschiedenen Quer- und Längsschichten der Blase eingestreut, hier leicht zu isoliren und ohne Schwie- rigkeit an ihrer Verzweigung kenntlich; doch sind diese Fa- sern sehr fein und keinesweges so klar und deutlich, wie bei den Vögeln; sie kommen in dieser Weise sowohl in den einfachen, als in den abgetheilten Blasen vor. — Ausser in der Schwimmblase fand ich bei dem Hecht elastisches Ge- webe auch in dem bänderreichen Apparat zwischen Ober- "und Unterkiefer, so wie zwischen und unter den beweglichen Zähnen desselben; an dem ersteren Orte sind die Fasern zahlreich, aber vereinzelt, während sie an dem letzteren ein förmliches Polster bilden, in welches die Zähne einge- beitet sind und welches die Ursache der grossen Elastieität ist, mit der sie stets ihre anfängliche Stellung wieder ein- nehmen, sobald man sie gewaltsam daraus verdrängt hat. Einige Andeutungen über die physiologische Bedeutung des elastischen Gewebes, so wie der verwandten Gewebe be- halte ich einer künftigen Mittheilung vor, Müller's Archiv. 1847. 16 Beiträge zur Kenntniss des Einflusses der Re- spirationsbewegungen auf den Blutlauf im Aortensysteme. Von C. Lupwıe. Hierzu Tafel X— XIV. Die Gewissheit, dass unsere Kenntnisse über den Zusam- menhang zwischen Respirationsbewegungen und dem Kreis- lauf noch auf der niedrigsten Stufe standen, veranlasste mei- nen jungen Freund Gerau, auf der Marburger Anatomie eine neue Untersuchung dieser Verhältnisse vorzunehmen. Um einen Anhaltspunkt mehr für die Bildung einer Theorie der gegenseitigen Einwirkung zu besitzen, untersuchte er bei unveränderier Stimmritze die Druckschwankungen, welche sich in der Pleurahöhle finden, gleichzeitig mit denen der Art. Carotis oder Cruralis. Es stellte sich beim Pferde so- wohl, als beim Hunde das Ergebniss heraus, dass in den bei weitem meisten Fällen der Luftdruck höchst unbedeutend im Vergleich zu dem Blutdruck ausfällt, woraus er den sichern Schluss zog, dass die Erhöhung des Blutdrucks im Gefässsystem während der Exspiration von Luftdruck nicht allein abhängig sein konnte. In einer weitern Versuchsreihe suchte er darauf den andern Ursachen der Einwirkung nach- 243 zuspüren, einem Unternehmen, von dem er gerade in dem Augenblick durch seine bürgerlichen Verhältnisse abgerufen ward, als er durch eine mühselige, zum Theil fruchtlose Versuchsreihe über den Blutlauf nach Durchschneidung des N. phrenieus etc. zu der Einsicht gekommen war, dass ohne noch genauere gleichzeitige Zeitbestimmungen und ohne noch schärfere Auffassung der Druckhöhen zu einem Resultate nicht zu gelangen sei. So hinterliess er mir die Erbschaft. Gerau’s Desiderate sind auf eine hinreichend scharfe Weise erfüllt worden, ohne dass es mit ihnen möglich gewesen wäre, ein Endziel zu erreichen, Es hat sich sogar für mich dabei die Ueberzeugung gebildet, dass, wenn überhaupt, erst nach dem Schluss grösserer Vorarbeiten ein solches zu er- langen wäre. Da die Zeit des Erscheinens derselben unbe- stimmbar ist, so halte ich es im Interesse der Sache, die durch unsere gemeinsame Thätigkeit mindestens einigermaas- sen gefördert ist, einstweilen die Resultate derselben vorzu- legen. Gerau wird es mir zu Gute halten, wenn ich nur die mit dem verbesserten Verfahren erworbenen Thatsachen vorlege, wobei ich dankbar anerkenne, wie nützlich mir seine Versuche gewesen sind. Um den Druck in dem Pleurasack zu bestimmen, .be- dient man sich eines Röhrchens, was man luftdicht in die Brustwandung einfügt, nachdem man ein bewegliches Bläs- chen an dasselbe gebunden hat. Hierauf füllt man Röhre und Bläschen mit Wasser und fügt ein gewöhnliches gebo- genes Manometer an dasselbe (vid. Fig. 1. A. B.). Auf diese Weise erhält man, wenn man alle die Vorsichtsmaassregeln anwendet, welche im Anhang angegeben sind, genaue Beob- achtungen über den jeweiligen Druck in dem Pleurasack, und fügt man das Röhrchen in der Nähe der grossen Ge- fässe ein, so erhält man Bestimmungen des, auf diese Ge- füsse wirksamen Druckes. Wer mit Hilfe des Poiseuille’schen Manometers Un- tersuchungen über die Blutdruckveränderungen angestellt hat, y 16 * 244 wird zweifellos mit Spengler und Mogk übereinstimmen; wenn sie behaupten, dass nur bei ruhigem, oder gleichmäs- sigem oder sehr kleinem Puls die Möglichkeit vorliege, gute Zahlen zu erhalten. Um durch ihn nun gute Druckzahlen unter allen Umständen und zugleich Zeitbestimmungen für die Dauer und Folge der einzelnen Druckgrössen zu erhal- ten, setzt man auf das Quecksilber einen stabförmigen Schwimmer, versieht ihn am obern Ende mit einer Feder, und lässt diese die Schwankungen auf eine Fläche zeichnen, welche sich mit gleichförmiger Geschwindigkeit an der Fe- der vorbei bewegt (Fig. 4.). Auf diese Weise erhält man Curven, deren Höhe ein Ausdruck für den Blutdruck, deren Breite eine Bestimmung der Zeit enthält. Das Einzelne die- ses Verfahrens siehe im Anhang. Um aber hier einen au- genscheinlichen Beweis für seine Genauigkeit zu unserm Zweck zu erhalten, wird es genügen, Fig. 26. und die dazu gehörige Zahlen- Tabelle NXIV. ins Auge zu fassen. Sie enthalten gleichzeitige Beobachtungen aus der Cruralis und Carotis eines Hundes. Lässt man nun auch auf das in der Pleura befindliche Manometer einen Schwimmer fertigen und zeichnet dessen Stände gleichzeitig mit denen der Arterie an, so erhält man gleichzeitige genaue Bestimkangiene was ver- langt wurde. Eine Vergleichung der mit dieser Methode erworbenen Curven ergiebt folgende Beziehungen zwischen dem Pulse und den Respirationsbewegungen: IL Es findet keine Einwirkung der Respirationsbewe- gungen auf den Blutlauf im Aortensysteme Statt. Dieser Fall bezeichnet sich an unsern Curven dadurch, dass jedes regelmässig wiederkehrende Stück der einen auf jedes belie- bige der andern fallen kann. Es ist dieses das normale Vor- kommen bei den Pferden; in den neuerdings von mir unter- suchten 4 Pferden fand sich am Anfang der Versuche con- stant diese Erscheinung, und. erst allmählig entwickelte sich eine Abhängigkeit beider Funktionen durch Umslände, die 245 später von selbst einleuchten. Die Bedingungen, unter de- nen diese Unabhängigkeit beim Pferde begegnet, sind eine ruhige Respiration und ein ruhiger Pulsschlag. Es ist dieses Verhalten Fig 6.') und 7.?) vom Pferde graphisch dargestellt; zur Unterscheidung der beiden Curven dient, dass diejenige von der Pleura durch PL bezeichnet ist. Eine Reihe hierhergehöriger Messungen vom Pferde findet sich in Tabelle I. (1—21.), II. IH. In diesen Fällen erhöhte sich die Zahl der Pulsschläge beim Pferde nicht über 45 in der Minute, gewöhnlich blieb sie unter 40, etwa bei 36—38; bei dem Pferde mit dem Vor- schlagpuls stieg dieZahl der grösseren Contraktionen noch nicht einmal bis zu 30 in der Minute. Die Thiere inspirirten nicht über 12 Mal in gleicher Zeit, und häufig waren die dadurch hervorgebrachten Schwankungen der Quecksilbersäule kaum merklich, Die Grenzen der ruhigen Respiration sind in der Respirationscurve von Tabelle III. enthalten. Ein ähnliches Verhalten beim Hunde ist unter minde- stens 100, zum Theil beiläufig hierauf untersuchten Thieren nur 2 Mal beobachtet worden (v. Tabelle IV.). Bei diesen beiden erhob sich die Zahl der Pulsschläge nicht über 60 in der Minute; bei einem dieser Thiere zeigte sich die Unab- hängigkeit des Pulses sehr constant, indem sie an verschie- denen Versuchstagen gefunden wurde, während sie bei den andern nur vorübergehend sich zeigte. Il, Die Respirationsbewegung erlangt einen Einfluss auf 1) Es muss zu den graphischen Darstellungen ein- und für alle- mal bemerkt werden, dass die Höhen der vom Ilunde gegebenen ver- doppelt, die von den Pferden aber verlünflacht werden müssen, 2) Dieses Thier zeigte einen Puls. dierotus, der regelmässig bei ru- higer Respiralion vorhanden, bei unregelmässiger verschwand. Es ist dieses das einzige Plerd, von welchem wir eine graphische Darstel- lung gleichzeitiger Respirations- und Pulsschwankungen geben können. Unsere obige Behauptung bleibt dessen ungeachtet richtig, weil wir ganz gleichartige Pulsschläge durch viele Minuten hindurch aufgezeich- net besitzen, 246 die Blutbewegung, doch so, dass man die Einwirkung der einzelnen Akte, aus welchen sich eine ganze Respirationsbe- wegung zusammensetzt, auf die Pulscurve nicht nachzuwei- sen im Stande ist. Es ist dieser Einfluss unter zwei ver- schiedenen Umständen, von denen der eine nur beim Pferde, der andere nur beim Hunde vorzukommen scheint, beobach- tet worden. — a) Wird beim Pferde die Respirationsbewe- gung etwas beschleunigter, so wird jeder einzelne Herzschlag kräftiger, und hierdurch die durch ihn erzielte Druckhöhe in gleichen Zeiten höher, ohne dass die Zahl derselben in einer bestimmten Zeit sich mehrt. — Es wird das wohl ein Analogon des Pulsus celer der Pathologen sein. Das Ver- hältniss ist in Fig: 8. dargestellt, zu der zu bemerken, dass sie von demselben Thier nur wenige Minuten später, als Fig. 6. geliefert worden ist. Zahlen finden sich in Tabelle I. (26 — 33. und 45—58.), ferner in Tabelle V. (35—40.). — b) Unter ganz andern Verhältnissen findet sich etwas Aehn- liches beim Hunde. Bei ihm werden bekanntlich die einzel- nen Akte der Respirationsbewegungen unter Umständen so wenig intensiv und zugleich so geschwind, dass sie an Zahl die Pulsschläge weit übertreffen; es gleicht dann ein Puls- schlag fast genau dem andern, gleichgültig, in welchem Re- spirationsakt er auftritt. Fig. 9. und noch besser die Zahlen in Tabelle VI. 1—50. und 51—85. Dass aber hier trotz des Scheins keine Unabhängigkeit zwischen der Brust- und Herzbewegung besteht, ergiebt sich daraus, dass die geringste Veränderung der Dauer und Intensität in ersterer eine Ver- änderung der Dauer und Intensität der zweiten hervorbringt. Fig. 10, und Tabelle VI. (I-XV.). Die einzelnen Abthei- lungen der ganzen Curve bleiben so lange sich sehr ähnlich, als die Zahl der Pulsschläge gleich der der Respiration oder um ein Unbedeutendes zahlreicher ist. Würde die Zahl der Respi- rationen um 4 oder die Hälfte geringer, als die der Herz- schläge, so wird der Einfluss jedes einzelnen Aktes einer gauzen Bewegung deutlich wahrnehmbar, 247 UI. Hieran endlich reiht sich der beim Hund gewöhn- liche, beim Pferd nur in intensiver Respiration oder im Fie- ber normale Fall an, dass ınau an der Pulscurve deutlich den Anfang und das Ende der In- und Exspiration bestim- men kann, und zwar derarlig, dass mit der Druckmehrung und Minderung in der Respirationscurve ein Gleiches in den mittleren WVerthen der Pulscurve geschieht. Exspiration. A. Wie unsere Pleuracurven zeigen, findet sich während der Exspiration eine Druckvermehrung in der Lunge, hierdurch wird offenbar eine Compression in irgend welchem Grade der Aorta zu Stande gebracht und dadurch eine Beschleunigung des Blutstromes aus der Aorta in die Gefässe zweiter Ordnung bedingt. Hierdurch müs- sen im Allgemeinsten folgende Erscheinungen herbeigeführt werden. a) Addirt sich diese Wirkung zu einer gerade eintreten- den Systole des Herzens, so wird diese in der Arterie zwei- ter Ordnung ein um so merklicheres Steigen der Druckhöhe veranlassen. Der scharfe experimentelle Beweis für diese, unter den gegebenen Bedingungen klare Sache lässt sich nur dann liefern, wenn man sicher ist, dass der mit der Exspi- ration eintretende Herzschlag dieselbe Intensität besitzt, wie der frühere und spätere. Diese letztere Bedingung findet sich nun nicht selten beim Pferde (Fig. 11. ı. 2. 3. ete.). Diese Tafel rührt von demselben Thier, von welchem Fig. 6. ge- nommen; es fand sich in Folge der vor einigen Tagen un- ternoımmenen Versuche fieberkrank. Siehe auclı Tabelle VII. und von einem andern gesunden Pferd Tabelle V., nament- lich Systole 12. — Beim Hunde sind die Herzschläge ge- wöhnlich nur dann von gleichbleibendem Werth, wenn sie ein Maximum der Geschwindigkeit erreichen. Man kann dieses künstlich durch eine Durchschneidung des Vagus be- wirken, was beiläufig ein Beitrag zu den interessanten Be- obachtungen von Weber darstellt. Leite man bei einem so vorbereiteten Thier auf irgend einen Wege erregte Respi- 248 rationsbewegungen ein, so erscheinen die in Fig. 12. darge- stellten Effekte, dass bei gleichbleibenden Herzschlägen mit jeder starken Erhebung der Respirationscurve eine gleichzei- tige der Pulscurve eintritt. ' b) Addirt sich dagegen die Exspirationswirkung zu einer Diastole, so wird das während dieser in den Arterien zvrei- ter Ordnung eintretende Sinken vermindert oder ganz aufge- hoben werden müssen, oder es tritt an seine Stelle ein Steigen des Drucks, weil alles dies nur als eine Folge der verschie- denen Relationen zwischen Zu- und Abfluss in der Carotis betrachtet werden muss. Es finden sich hierfür häufige Bei- spiele in unsern mitgetheilten Tafeln und Tabellen: beim Pferde z. B. in Fig. 14. und beim Hunde in Fig. 13. und 15 bis 18. ete. Man bemerkt, dass häufig nur durch horizon- tale Absätze unterbrochene Steigungen während der Exspi- ration Statt finden. Dieses Verhalten, was wir in Fig. 13. noch ein Mal näher in das Auge fassen wollen, könnte man auch dadurch erklären, dass man dasselbe für den Beweis einer Reihe krampfhaft folgender Herzschläge ') betrachtete, zwischen denen alle Pause fehlte. Um diese Annahme zu widerlegen, bestimmten wir auf noch direkterem Wege die Dauer der Herzschläge nach einer Methode, die sich auf die Annahme gründet, dass sich das Herz vom Beginn seiner Systole bis zum Ende derselben mehr und mehr an die Brust- wandung anpresst, im Moment der Diastole aber von dem- selben entfernt. Eine grosse Reihe von hier nicht zu erläu- ternden Thatsachen scheinen uns die Garantie für diese Voraussetzung zu bieten. Schiebt man darum zwischen Herz und Brustwandung das mit Wasser gefüllte Bläschen, so er- hält man in der Respirationscurve zugleich die Zahl und die Form der Herzbewegungen. Misst man die Abstände des Steigens vom Scheitelpunkt der kleinen Curve und die glei- 1) Dass diese in der That bei Hunden nicht so selten sind, wird sich später beweisen, 249 chen des Sinkens, so erhält man aus diesen Zahlen die Zeit- dauer der Systole und Diastole des Herzens, die man mit den entsprechenden Zahlen der entsprechenden Pulsschläge vergleichen kann. Betrachten wir in Fig. 13. und A.B.C.D. E.F. in der Pulscurve die aufsteigenden Theile, so erscheint es dem Augenmaass schon gewiss, dass die zwischen die Systolen interponirten Diastolen viel geringer sind, als die gleichen in den aufsteigenden Theilen der Herzcurye A‘.B‘. ©..D‘.E‘.F‘.') Die Zahlen, welche es aber über allen Zwei- fel erheben, dass ausgeprägle Diastolen des Herzens vorhan- den waren, finden sich in Tabelle XVII. c) Erstreckt sich aber eine Exspirationsbewegung über eine grössere Zahl von Pulsschlägen, so wird für jeden ein- zelnen Schlag sich der Erfolg aus a, und b. combiniren las- sen. Es wird demnach das Steigen ımit kleinen oder ver- schwindenden Pausen so lange, als die Exspıration anhalten, Siehe Fig. 15—18. und Tabelle XI—XVI. Ehe wir aber mit der Vergleichung weiter schreiten, wird die Ueberlegung von Nutzen sein, wodurch die Druck- mittheilung; welche bei der Exspiration von den Thorax- wänden ausgeübt wird, bis zu den Gefässen hin Statt findet, und in welchem Grössenverhältniss die Zahlen des Respira- tıonsdruckes zu denen des Blutdruckes stehen müssen. In- dem ich auf die Einleitung dieser Abhandlung verweise, be- merke ich im Allgemeinsten Folgendes: 1) Dieser Versuch ist häufig wiederholt worden; die Zahlen, welche man für die Zeitdauer der einzelnen Abschnitte der Herzcurve erhält, sind, ausser mit den allgemeinen Fehlern der Methode, auch noeh damit behaftet, dass sich das Bläschen zum Theil selbst wie eine Arterie verhält, die in dem Brustkasten liegt, auf die sich der Ex- und Inspirationseiufluss geltend macht, Aber trotz dieses zu un- serm Nachtheil ausfallenden Fehlers beweisen sie noch unsere Be- hauptung. Die Detlnde von Volkmann, dessen schöne Untersu- ehungen (Henle, Zeitschrift f. rationelle Medizin, 1846.) wir im Wesentlichen auch hier bestätigen, war natürlich nicht anwendbar. 250 Der Druck von den Brustwandungen wird sich zu den Gefässen auf zwei Wegen mittheilen. — «&) Durch feste Kör- per, und zwar wesentlich direkt vom Herzen bis zu den grossen Gelässen bei allen den Thieren, bei welchen das Herz innig an der Brustwandung (und namentlich an dem mittleren Theil derselben) liegt und bei welchen zugleich eine wesentliche Verkürzung des queren Brustdurchmessers bei der Exspiration sich findet '). Da die Flüssigkeitsmenge, welche in einem festgesetzten Zeitraum aus der Aorta in die Gefässe zweiter Ordnung strömt, bei sonst gleichbleibenden Verhältnis- sen in diesen die Druckhöhe bestimmt, so wird das Steigen der Druckhöhe in Carotis oder Cruralis um so bedeutender sein, je mehr mit Blut die Aorta gefüllt ist und je rascher die Brustbewegungen sein werden, weil sich hiernach die Menge des aus der Aorta ausgedrückten richten wird. Die Inten- sität der letziern scheint von untergeordnetem Interesse, da in jedem einzelnen Thier die Oberfläche ?) der Aorta unbe- deutend gegen die Grösse der den Thorax bewegenden Kräfte ist. — ß) Ebenso geschieht die Mittheilung des Stosses der Brustwandungen an die Gefässe höchst wahrscheinlich auch durch die Luft, welche in dem Lungengewebe enthalten ist, wobei es für uns gleichgültig erscheint, ob diese Wir- kung durch das statische Verhältniss des Luftdruckes oder durch eine Bewegung der Luftpartikelchen, die vom beweg- ten Theile des Brustkastens gegen das Mediastinum geht, veranlasst wird. Es wird eine solche direkte Mittheilung des Stosses durch das ganze Lungengewebe hindurch darum 1) Man könnte sich auch der Annahme birgeben, dass das Zwerch- fell bei seinem Aufsteigen das Herz emporhöbe und die grossen Ge- fässe drückte. Es wird dieses durch Gerau’s Versuche unwahr- scheinlich, weil er nach Durchschneidung der beiden Wurzeln des N. phrenie. und dadurch herbeigeführter vollständiger Lähmung noch deutlich den Exspirationseinfluss auf die Carotis bemerkte. 2) Grundfläche, Druckhöhe und S. G. sind als Faktoren des ab- soluten Gewichts hier von Bedeutung. 251 wahrscheinlich, weil er ursprünglich gegen capillare Luft- räume, ferner, weil er von so vielen Seiten zugleich gegen einen Punkt (der Ursprung der Bronchi) hin erfolgt, und endlich, weil die primär angestossene Fläche so ausseror- dentlich gross gegen die Stimmritze ist. Der Erfolg, dass durch eine Exspirationsbewegung die Lunge gleichmässig ent- leert wird, würde diese Wahrscheinlichkeit zur Gewissheit erheben, wenn derselbe nicht auch in der Elastizität des Lungengewebes seine Erklärung fände. Die durch die Brust- bewegung hervorgebrachte Erschütterung, welche wahrschein- lich von den Wänden gegen das Mediastinum an Grösse ab- nimmt, wird bei gleichbleibender Stimmritze offenbar nur von der Geschwindigkeit der Exspiration abhängen, was von selbst einleuchtet, wenn man bedenkt, dass durch eine all- mählige Contraktion auch in jedem Zeitmoment nur eine schwache Bewegung der Luft mitgetheilt werden, und dass diese letztere sich nicht in Druck umsetzen kann, weil die Luft fortwährend aus der Stimmritze austritt. — Combinirt man aber die unter « und $ erwähnten Umstände, so er- giebt sich, dass durch die festen Körper hindurch eine starke Zusammenpressung der grossen Gefüsse im Brustraum Statt finden kann, ohne dass zugleich der Druck oder die Ge- schwindigkeit der Luft eine bedeutende zu werden braucht, denn um dieses herbeizuführen, darf die Contraktion der Brustwandungen nur hinreichend langsam geschehen, Die zweite Frage, welche wir noch in Ueberlegung zie- hen wollten, die Grössenverhältnisse, welche zwischen dem Respirations- und Blutdruck bestehen, erfordert eine genaue Kenntniss noch viel complicirterer Prämissen, als unsere erste. Wir werden uns deshalb bei ihrer Beantwortung noch allgemeiner fassen. Wenn wir den einfachsten Fall selzen, dass die Aorta nur einen raschen Stoss nach Vollen- dung der Herzeystole erhielle, so würde man mil Gewiss- heit behaupten können, dass die ganze Geschwindigkeit, welche dem Blute in der Aorta mitgetheilt würde, an der 252 Carotis nicht sichtbar wäre. Es würde dieses nur dann 'ge- schehen können, wenn sich die Blutmasse innerhalb und aus- serhalb der Brusthöhle in einem geschlossenen Behälter mit festen Wandungen befände, so dass sie nicht in Bewegung gerathen könnte. Viel complieirter erscheint aber die Frage, wenn man noch in Betracht zieht, ob nicht etwa durch eine in die comprimirte Aorta getriebene, der frühern gleiche Blutmenge eine grössere Spannung in ihr und ihren Aesten berbeigeführt wird. Diese letztere Frage, welche durch theo- retische Betrachtungen vor der Hand unlösbar scheint, wird, wie mir scheint, durch den Versuch negativ entschieden, wenn man die auf der Erhöhung nach 8. in Fig. 11. befind- lichen Pulsschwankungen betrachtet, welche dieselben Grös- sen, wie die in den Vertiefungen befindlichen, zeigen. Schreiten wir nun zu einer genaueren Vergleichung der durch die Pleura gelieferten Curve mit denen, welche wir von der Arterie erhielten, so ergiebt sich: d) Dass die Grösse des Druckes in den Arterien wäh- rend der Exspiration in Proportion steht zur Höhe des höch- sten Punktes der Respirationscurve und zu der Geschwin- digkeit, mit welcher dieser erreicht wird. So durchaus un- mathematisch diese Vergleichung ist, sie ist bis jetzt der einzig mögliche Ausdruck der Thatsache, wie aus Fig. 15— 18. und aus Tabelle XVIT—XVII. hervorgeht. Die ge- nauere Betrachtung der Pulseurve macht ersichtlich, dass je intensiver die Respiration, eine um so grössere Vermehrung der Druckhöhe durch jeden einzelnen Pulsschlag erzielt wird, theils weil wohl das Aufsteigen während der Systole des Herzens sehr beschleunigt und weil offenbar das Fallen wäh- rend der Diastole ganz aufgehoben ist. e) Das Sinken während der Diastole des Herzens wird ferner um so unbedeutender, je rascher die Herzschläge auf- einander folgen (vergl. Fig. 17. und 15. und Fig. 22. beim Hunde, und beim Pferde Fig. 24. die Exspirationen 1. 2, 3. mit Fig. 11. und 14.), 253 f) Das Steigen der mittleren Druckhöhe in der Arterie dauert so lange als die Exspiration (Fig. 15—18. und Zah- len- Tabelle XI—XVII.). Es ist hierbei noch der besondere Fall zu erwähnen, dass, unbeschadet des Steigens der mitt- leren Druckhöhe in der Arterie, ein Sinken in der Respira- tionscurve eintreten kann (vid. Fig. 17. und 24.3). Der Grund hiervon ist wahrscheinlich der, dass der Luftdruck bei noch dauernder Exspirationsbewegung sinkt, weil die Geschwindigkeit der Exspirationsbewegung nachlässt, später aber noch einmal verstärkt wird. Zuweilen aber scheinen solche Formen auch durch eine kleine zwischengelegte In- spiration hervorgerufen zu sein, wo dann die mittlere Druck- höhe der Pulscurve im Allgemeinen parallel der Respira- tionscurve geht (vid. Fig. 18. 1-6. a una b und Tabelle XVI. und XVII.). B. An der Pulscurve macht sich die Exspiration oft auch noch dadurch bemerklich, dass mit ihrem Eintritt die Geschwindigkeit und die Intensität der Herzschläge sich we- sentlich ändert. 1. Hund. a) In den bei weitem meisten Fällen wer- den bei ruhiger Respiration und bei einem Herzschlag mitt- lerer Geschwindigkeit die Herzschläge während der Exspira- tion häufiger, als in der darauf folgenden Respirationspause oder im Beginn der’ Inspiration. Den Beweis hierfür liefern Fig. 10— 19., Fig. 26. ete. und die Tabellen XI. XU. XIV: XVI. Je ruhiger die Respiration bei einer nicht zu grossen Herzschlägsgeschwindigkeit wird, um so deutlicher gestaltet sich dieser Einfluss. Nur dann, wenn der Herzschlag schon das Maximunı seiner Geschwindigkeit erreicht zu haben scheint, wie nach Durchschneidung der Vagi, oder bei den gesunden Thieren, von welchen Fig. 13. und 20. herrühren, ist keine Veränderung der Geschwindigkeit bemerklich. Dass in den Fällen einer miltleren Herzgeschwindigkeit die Ver- änderung derselben wirklich Ursache des eigenthümlichen Ansehens der Pulscurve ist, ergiebt Fig. ?1., wo eine auf 254 früher schon beschriebene Weise erlangte Herzeurve auf die Pulscurve gelegt ist. Das Thier zeigte sehr unmerkliche Re- spirationsbewegungen. Wie sehr aber diese Vermehrung der Geschwindigkeit abhängig ist von dem Exspirationsmecha- nismus, ergiebt sich daraus, dass genau mit dem Aufhören dieses Aktes jedesmal eine längere Herzpause sich findet. b) Nicht allein die Dauer, auch die Intensität der Be- wegung wird trotz der kurzen Dauer derselben gesteigert; die Contraktion ist kurz, aber energisch. Der Beweis für diese Behauptung kann an gewöhnlichen Pulscurven, wegen der Concurrenz des Drucks auf die Aorta, nicht geliefert werden; er liefert sich aber, wenn man von einem Thiere eine Pulseurve vor und dann nach Durchschneidung der Vagi darstellen lässt und das Aufsteigen der Pulscurve, bei ungefähr gleich hohen Exspirationsdrücken, vergleicht. Vid. Fig. 22. und 23. A. und B., wo B. vor und A. nach Durch- schneidung der Vagi kurz hinter einander von demselben Thier genominen ist. Siehe auch Tabelle VII. Columne A. und B. 2. Beim Pferde findet sich, wie schon früher erwähnt, ebenfalls eine Veränderung der Herzgeschwindigkeit im All- gemeinen bei intensiver Respiration, die aber keineswegs der beim Hunde beobachteten gleich ist. Man sehe Tabelle IX. und Fig. 14. Wir kennen aber bis jetzt auch nur genauer die Curven bei den Extremen der Herzreizbarkeit. Was die Intensität anlangt, so herrscht hierüber noch derselbe Zwei- fel. Eine Beobachtung (Fig. 25., Tabelle XXI) schien dar- auf hinzudeuten, dass etwas dem Verhalten beim Huude Aehnliches vorkommen könne. Jedesmal in der Mitte einer Systole trat eine Exspiration auf, wodurch ein lebhafteres Steigen, von dem an fast allen Systolen befindlichen Knick an, bewerkstelligt wurde. Es ist aber noch immer zweifel- haft, ob dieses nicht auch Folge des Druckes auf die Aorta gewesen ist. Besonders sei noch bemerkt, dass diese Curve 255 nicht von dem Pferde herrührte, welches einen Vorschlag- puls zeigte. — Nachdem, so weit es möglich, die Elemente der ganzen Exspirationswirkung vorgelegt worden sind, wird es von Neuem einleuchten, dass es in dem speziellen Fall häufig vollständig unmöglich sein wird, zu entscheiden, welchem einzelnen Moment irgend ein ganzer Effekt beizumessen ist. Mit diesem Gedanken lege ich einen interessanten Fall von Husten beim Hunde vor Fig. 19. 1ı-ı3. Bei häufigen (künst- lich hervorgebrachten) Hustenanfällen habe ich nie wieder ein solches Verhalten beobachtet, dass auf je einen Stoss eine Herzbewegung (?) kam. In Tabelle XXI. finden sich Zah- len von einem kleinen Hunde mit Krämpfen, die durch ihre Grösse ebenfalls wichtig sind. Inspiration, Bei ihr gestalten sich die auf den Druck bezüglichen Verhältnisse genau umgekehrt, wie bei der Ex- spiration, und zwar: a) Die Wirkung einer Herzsystole für die Arterien zwei- ter Ordnung verkleinert sich oder schwindet vollständig. Vom Pferde vid. Fig. 24. a,b,c, 11. a,b,e, 14.; beim Hunde ausser vielen andern Fig. 13., wo in der unten liegenden Herzeurve zugleich der Beweis geliefert ist, dass in der That die Herzsystole nicht verschwindet. Siehe Tabelle XVIH. b) Fällt aber eine Diastole auf die Inspiration, so ver- anlasst dieselbe ein ihrem Grade entsprechendes Sinken des Druckes in der Arterie. Vom Pferde vid. Fig. 24. e,f; vom Hunde Fig 18. Wenn sich eine Inspiration über mehrere Pulsschläge erstreckt, so werden beide eben erwähnte Verhältnisse sich eombiniren und dann gerade die umgekehrten Erfolge, wie in einer ähnlichen Exspiration eintreten. Ein sehr gutes Beispiel vom Pferde zeigt Fig. 14., vom Hunde Fig. 13., 26. und 16. an mehreren Inspirationen und die mitgetheilten Ta- bellen an vielen Zahlen. 256 c) Während der Inspiration zeigt sich endlich bei den Hunden auch die Herzbewegung häufig beschleunigter, als in der vorhergehenden Respirationspause, ohne dass man einen gleich innigen Zusammenhang zwischen dieser Beschleuni- gung und der Inspiralionsbewegung annehmen könnte, wie er in der Exspirationsbewegung Statt findet. Um zunächst Beispiele für diesen Einfluss der Inspiration vorzulegen, ver- weisen wir auf Fig. 15—18., Fig. 23., 26. und 21., und auf Tabelle XI. XII. XIV. XIX. XX. Addirt man in diesen die Zeitdauer der Systole und Diastole, so erhält man für eine ganze Respirationsbewegung eine sehr constante Rei- henfolge. Von der Exspiration beginnend, erhält man zu- erst, so lange diese dauert, sehr beschleunigte Herzschläge, darauf mit dem Augenblick ihres Endes entweder eine grosse Pause oder noch ?—3 ungleiche, aber schon länger dauernde Nachschläge und dann erst eine längere Pause, hierauf ge- wöhnlich die längstdauernde Herzbewegung und dann eine allmählige Abnahme, bis längere Zeit constant eine gewisse Zeitdauer beibehalten wird, die endlich häufig, doch bei wei- tem nicht immer, gegen den bestimmten Eintritt der Inspira- tion noch weiter abnimmt. Diese Thatsache, die man auch ohne ausgebildeten Pulsfinger an den meisten Hunden, die sich in beruhigtem Zustand finden, bestätigen kann, kann an die- sem Ort ebenso wenig eine theorelische Begründung finden, als die meisten andern, deren in dieser Abhandlung erwähnt ist. Alle Hypothesen, welche leicht aus dem vorhandenen Thatsachen - Material fliessen, sind so zweifelhaften WVerthes, und widerlegen sich durch ein selbst oberflächliches Nach- denken, dass man mir billigerweise ihre Widerlegung oder Aufstellung erlassen wird. Zur Beantwortung der Frage, wie weit die in dieser Abhandlung erwähnten Phänomene ihre Anwendung auf den Menschen finden, erlauben wir uns die Bemerkung, dass wahrscheinlich der Unterschied in den Erscheinungen des Hundes und des Pferdes begründet ist in der Leichtigkeit der 257 Rippenbewegung und der Veränderlichkeit des Gleichgewichts innerhalb der nervösen Centraltheile des Herzens. Da oflen- bar der Mensch zwischen diesen Thieren steht in Beziehung auf die Thoraxbewegung und wahrscheinlich auch in Bezie- hung auf die Beweglichkeit des Gleichgewichts im Herzen- system, so werden wohl auch die Erscheinungen zwischen die der beiden Thiere fallen, und so z. B., dass alles andere gleichgesetzt bei einem Kinde der Puls dem der Hunde, beim Greis mehr dem der Pferde gleichen wird. Anhang Um den sogenannten Luftdruck kennen zu lernen, unter welchem in der In- und Exspiration bei normalen Verhält- nissen die Gefässe in der Brusthöhle liegen, muss man den- selben, wie sich von selbst versteht, bei vollständig unver- letzter Stimmritze untersuchen; es geschieht dies folgender- maassen: Man öffnet in einem Intercostalraum, in der Ge- gend der grösseren Gefässe, den Pleurasack, führt in denselben eine Röhre, die man luftdicht einsetzt, und verbindet dieselbe mit einem Hg. Manometer. Die genauere Beschreibung und Einsetzung dieses Apparates, der nur eine Modifikation des von Spengler zur Bestimmung des seitlichen Arteriendrucks ist, kann mit wenigen Worten geschehen. — Ein Rohr, welches mit einem Hahn versehen ist, hat unter diesem ei- nen, bis zu mehreren Zoll langen Schraubengang (Fig. 1: aa), von diesem Schraubengang ab läuft ein etwas schmaleres Röhrchen (bb) von 2— 3” Länge; in der Entfernung, 1— 2’ von seinem Ende, ist ein ovales Plältchen cc festgelö- thet, so dass über die vom Hahne abgewendete Ebene die- ses Plättchens das Röhrchen 1— 2’ hervorsteht. Ueber den Schraubengang (aa) läuft eine lange Multer (dd) und unter diesen über dem Röhrchen (bb) ein zweites (ee), eine be- wegliche Scheide des ersteren, an dessen unterem Ende ein grösseres rundes Messingplättchen angelöthet ist (£). — Ehe Müller's Archiv. 1817, 17 258 man dieses Instrument in die Brusthöhle einsetzt, bindet man um das über dem Plättchen ce frei hervorstehende Stück des Röhrchens b ein geschlossenes grösseres Stückchen einer feinen und beweglichen, aber festen Blase luftdicht fest. Dieses letztere gelingt dadurch am leichtesten, dass man um das freistehende Röhrenendchen erst ein Kautschukstückchen anlegt (Fig. 1. B.). Hierauf füllt man Rohr und Bläschen mit Wasser, drängt durch Drücken alle Luft aus dem Ap- parate und treibt dann auch das Wasser aus dem Bläschen, welches auf diese Weise vollkommen leer wird, und schliesst dann den Hahn, damit die Flüssigkeit in dem von ihm bis zum Bläschen gehenden Röhrenstück zurückbleiben muss. Man öffnet nun mit einem raschen Schnitt, der etwas mehr als die halbe Länge des Plättchens cc besetzt, den passen- den Intercostalraum und geht unmittelbar hinter dem Messer her mit dem Finger in die Wunde, um das zu starke Ein- dringen der Luft zu verhüten, führt dann das Plättchen e in den Pleurasack, dreht dasselbe so, dass sein langer Durch- messer zwei Rippen kreuzt, schliesst möglichst schnell erst mit dem Finger und dann mit dem Plättchen f die Wunde; ehe ınan aber dasselbe durch die Schraubenmutter feststellt, muss man erst die Luft, die während der meist lebhaften Schmerzensäusserungen des Thieres eingedrungen ist, aus dem Pleurasack entfernen; bei Hunden gelingt dies am ein- fachsten dadurch, dass man die Kehle zuhalten und dann stark den Thorax zusammenpressen lässt; in dem Moment, wo der aus dem Pleurasack dringende Luftstrom vollendet ist, zieht man das Plättehen ec gegen die innere und drückt das Plättchen f gegen die äussere Fläche der Brustwand, und hält diese darauf durch Zudrehen der Schraubenmutter (dd) in ihrer Lage. Um sich vom luftdichten Verschluss der Pleura zu überzeugen, legt man darauf das Ohr gegen die betreffende Stelle; bleibt selbst die feinste Oeffnung zu- rück, so verräth sie sich deutlich durch ein feines blasendes Geräusch, was von der durchdringenden Luft herrührt, — 259 Nach diesem füllt man das Bläschen mit Wasser; doch nur so weit, dass es bei jeder Exspiration eine durch das Ma- nometerlumen bedingte, hinreichende Quantität entleeren kann, olıne vollkommen zusammenzufallen, und noch eine weitere Quantität bei jeder Inspiration aufnehmen kann, ohne vollständig angespannt zu werden. Diese Wasseran- füllung bewirkt man ohne Luftzutritt dadurch, dass man das vom Hahn bis zum freien Ende gehende Stück des Rohrs mit Wasser füllt, darauf mittelst eines Korks ein 1% bis 2 Fuss langes umgebogenes Glasrohr einführt und dasselbe mit Wasser füllt, den Hahn lüftet und vor einer beginnen- den Exspiration ihn schnell schliesst. Die Quantität des eintretenden Wassers wird sich nach der Höhe und dem Caliber des Aufsatzrohres richten, und beide müssen nach der Grösse des Bläschens bestimmt werden. Der weitere Theil des Verfahrens und namentlich die Einfügung des Ap- parats in das Manometer, die Bestimmung der Druckhöhen und der Zeit der In- und Exspiralion und der Respirations- pause stimmt vollkommen mit der später am Manometer der Blutgefässe zu beschreibenden Methode überein. Ehe auf diese übergegangen wird, müssen noch die Vortheile und die möglichen Fehlerquellen des Apparats erläutert werden. Die Anfüllung des ganzen Apparats mit Wasser gewährt, vorausgesetzt, dass man die richtigen Verhältnisse zwischen Manometer und der Blasengrösse wählt, zwei Vortheile: 1) Ist man sicher, dass durch die Zusammenpressung des Mediums, was den Druck der Brustorgane zu dem Mano- meter leitet, kein Druckverlust Statt findet, und 2) braucht man weder einen luftdicht schliessenden Apparat, noch einen Pneumothorax. Ohne diesen letzteren, also bei blosser Luft- verbindung zwischen Lungenoberfläche und Manometer, würde sich durchaus kein Druck am Manometer zeigen; und selbst würde man eine geringe Menge Luft in den Thorax eintre- ten lassen, so würde man nie die Gewissheit haben, ob die- 17* 260 selbe sich gerade zwischen der Lungenoberfläche und der Röhrenmündung vorfände, sie konnte sich leicht verschieben und statt ihrer bei der Exspiration ein Lungenstückchen in die Röhrenmündung eingeschoben werden, wodurch alle Möglichkeit der Messung aufgehoben wäre. — Unter den ge- gebenen Vorsichtsmaassregeln ist man fernerhin sicher, die Anwesenheit des Pneumothorax zu vermeiden. Es ist die- ser, abgesehen von allen physiologischen Verhältnissen, für die Messung aus einfachen Gründen um so schädlicher, eine je grössere Ausdehnung er erlangt. Der Grad der Zusam- menpressung der Luft in der Brusthöhle bestimmt bekannt- lich in derselben zum Theil die Grösse des vorhandenen Drucks, so dass letztere abhängig ist von der Stärke und Geschwindigkeit der Bewegungen der Brustwände, von dem Grade der Starrheit derselben und von der Geschwindigkeit, mit welcher die Luft durch die Stimmritze ausweichen kann. Es würde also kein Druck, sondern nur Luftbewegung ein- irelen, wenn gerade so viel Luft ausweichen könnte, als in jedem Moment die Zusammendrückung des Thorax betrüge, und umgekehrt würde alle Kraft des Thorax sich als Luft- druck darstellen, wenn gar keine Luft durch die‘ Stimmritze entweichen könnte. Dieser letztere Fall würde aber eintre- ten, wenn das Volumen des Lungengewebes zu demjenigen, welches sich in der Pleurahöhle bei Pneumothorax befindet, addirt gleich dem Rauminhalt der Brust beim Beginn der Exspiration wäre. Bei einem Pneumothorax von dieser Aus- dehnung würden demgemäss die am Manometer bei der Ex- spiralion erhaltenen Zahlen viel grösser ausfallen, als in den normalen Verhältnissen. Ein Pneumothorax aber von der Grösse, dass die in ihm enthaltene Luft demjenigen Theil des leicht comprimirbaren Lungengewebes dem Inhalt des Thorax zu Ende der Exspiration gleich wäre, würde für die Messung zur Zeit dieses Aktes unschädlich sein. Alle zwischenliegenden Grade sind demnach schädlich und mit 261 aller Sorgfalt zu vermeiden :). Da diese aber nicht bestimmt werden können und nach der Grösse der Exspirationen ver- schieden ausfallen, so ist es am besten, den Pneumothurax möglichst zu meiden. In wiefern für die Inspiration der Pneumothorax schädlich sein wird, leuchtet von selbst ein. — Die Frage, ob durch die hervorgerufene Pleuritis und durch die Entzündung und Schmerzhaftigkeit der Brustwan- dung nicht ein veränderter Rhytmus und eine veränderte Stärke in den Athembewegungen erzielt wird, beantworten unsere Versuche am besten, indem sie alle möglichen Grade der Stärke und Dauer der betreffenden Bewegungen nach- weisen, y Um mit Hilfe des Poiseuille’schen Manometers unter allen Umständen genau Druckhöhen und ihre Zeitdauer zu bestimmen, setzt man auf die freie Quecksilbersäule einen stabförmigen Schwimmer, versieht diesen am obern Ende mit einer Feder und lässt durch sie die Schwankungen auf eine Fläche zeichnen, welche sich mit stetiger Gesch windig- keit an der Feder vorbeibewegt. Auf diese Weise erhält man Curven, welche allen Anforderungen entsprechen. Es ist dieses folgendermaassen ausgeführt worden: Aus einer gut ausgeschliffenen oder sehr gut gezogenen, überall gleich- weiten Glasröhre verferligt man sich ein umgebogenes Ma- nometer, dessen beide Schenkel genau senkrecht gegen ein- ander stehen müssen, — Zu diesem bereitet man sich einen Schwimmer, der aus folgenden Stücken besteht: 1) Einem elfenbeinernen Cylinderchen, welches möglichst genau in die 1) Bei Pferden gelingt die Compression des Thorax selbst da- durch nicht, dass man sich auf denselben setzt. Man muss neben dem ersten noch ein zweites Röhrchen in die Pleura setzen, welches mit der Pleurahöhle frei communizirt. Durch öfteres Oeffnen wäh- rend der Ex- und Schliessen während der Inspiration gelingt es auch bier, den Pueumothorsx zum grössten Theil zum Verschwinden zu bringen. 262 Manometerröhre passt; auf sein oberes Ende kann man noch ein kurzes dreiseitiges Prisma, welches aus der Verlängerung des Cylinders geschnitten ist und dessen Kanten stumpf ge- lassen worden sind, aufsetzen. Wenn das eylindrische Stück- chen an allen Stellen der Röhre so gut passt, dass selbst bei heftigen Schwankungen des Quecksilbers (vorausgesetzt, dass der Schwimmer ihnen immer folgt) nicht leicht Queck- silber neben ihm herdringt, so kann, um die Reibung mög- lichst zu vermeiden, die angeführte Einrichtung nützlich sein (Fig. 2. A. und B. aa). — 2) Einem dreiseitigen, aus festem Holz gearbeiteten Stäbchen;- seine Feinheit wird durch den Grad der Siraffheit des Holzes, seine Länge durch den Ab- stand des Quecksilbernullpunktes von dem obern Ende der Glasröhre bestimmt. Es ist zweckmässig, dasselbe nicht über 200 Mm. lang werden zu lassen (Fig. 2. B. bb). 3) Einer Schraube von Elfenbein, welche mittelst eines Ringes fest auf dem Stäbchen aufsitzt, und endlich 4) einem Federhalter und einer Feder. Der Federhalter ist ein Gänsekiel, an des- sen breiten Ende man mit einem glühenden Draht, durch gegenüberliegende Wandungen, zwei so grosse Löcher ge- brannt hat, dass sie leicht über die Schraube gebracht wer- den können und ohne zu schlottern sich gut hin und her bewegen. Es ist auch vortheilhaft, die Oeffnungen sich so gegenüber zu stellen, dass die Feder eine geneigte Stellung annimmt, wenn sie aufgeschraubt ist, In die vordere natür- liche Oeffnung der Feder fügt man mit dem bartlosen Schafte eine Raben- oder Taubenfeder, deren Kiel man der Länge nach halbirt. Diese Feder muss sich mit einiger Leichtigkeit in dem Gänsekiel vor- und rückwärts bewegen lassen und um ihre Längsachse drehbar sein. An die Spitze der Tau- benfeder fügt man nun endlich mit 2 Stücken von Insekten- nadeln den der Länge nach durchgeschnittenen Kiel einer der kleinsten Flügelfedern eines Sperlings oder höchstens einer Goldammer, Die Spitze dieser kleinen Rinne und ihre Rän- der schabt man möglichst glatt, und bringt sie nur so weit 263 vor der Spitze des Taubenkiels zum Vorschein, dass sie beim Hin- und Herbewegen auf einer Papierfläche sich nicht um- biegt. Vid. Fig. 3. A. B.'). — Diese Feder schreibt auf einen Bogen sehr glatten Velinpapiers, welcher auf einen Messingeylinder aufgespannt ist, der sich mit gleichmässiger Geschwindigkeit dreht. Die Bewegung dieses Cylinders ge- schieht durch ein Uhrwerk, welches von einem Gewicht ge- trieben und dureh ein Rotationspendel regulirt wird (Fig. 4.). Es bedarf eine solche Vorrichtung keine weitere Beschrei- bung. Nur einige Bemerkungen, die für unsern Zweck von Wichtigkeit sind, erlaube ich mir beizufügen, — Als Con- trolle für die Genauigkeit des Pendelumgangs bediente ich mich einer von meinem Freunde J. Hartmann schon ange- wendeten Vorrichtung. Die Achse, welche von der Pendel- stange gedreht wird, trägt, ausser dem Triebrad für das System des Cylinders, noch ein grosses Zahnrad, welches ein 8— 10 Mal kleineres Rad an einer nebenliegenden Achse treibt; an dieser letztern ist eine Sirene angebracht. Bläst man während des Pendelumgangs gegen dasselbe, so wird die Tonhöhe wechseln, wenn die Pendelschwingung ungleich ist. Es erlaubt diese Vorrichtung auch eine ungefähre Schäz- 1) Der Kolben des Schwimmers muss die Röhre gut schliessen, eine möglichst geringe Reibung beim Auf- und Abgehen, und der ganze Schwimmer eine so grosse Leichtigkeit haben, dass er vom geringsten Quecksilberstoss gehoben wird, und dabei so schwer sein, dass er nicht langsamer, als das Quecksilber fällt; — die Combination von Holz und Elfenbein hat sich als zweckmässig erwiesen. Der naheliegende Gedauke der Aequilibration des Schwimmers ist nicht auslührbar, weil die Schwungkraft des Rades oder seine Reibung den leichten Gang des Schwimmers hindern. — Die Feder muss über 1 Minute Dinte halten, sie muss ohne alle Reibung zeichnen und da- bei sich doch an das Papier anlegen, der Strich muss möglichst fein werden, sie muss sich nach allen Richtungen stellen und verlängern und verkürzen lossen, und dabei endlich sehr leicht sein. — Diese eben beschriebene Combination hat Vorzüge vor Pinseln, Spaltfedern, Kohle u, dergl. 264 zung der Abweichung; es zeigte mein Pendel einen kleinen uncorrigirbaren Fehler, der ungefähr in die „ı; Sekunden fiel. — Von Wichtigkeit ist das Verhältniss des Cylinder- umfangs zu seiner Umdrehungszeit. An diesem Instrumente betrug die Umdrehungsgeschwindigkeit, die ihm durch eine ein- für allemal bestimmte Stellung der Pendellinse gegeben war, 65,5 Sekunden, und sein Umfang mit dem Papierüber- zug 390 Mm. Demnach entspricht ein Weg von 1 Mm. einer Zeit von 0,16 Sek., ein Verhältniss, was bei der grossen Geschwindigkeit der Pulsakte und der Dicke der Curven- striche, die von 0,3—0,5 Mm. betragen, ein ungünstiges ge- nannt werden muss. Für feinere Verhältnisse, als die in dieser Abhandlung mitgetheilten, scheinen die hierbei mög- lichen Fehler zu gross. — Weiter versteht es sich von selbst, dass man den Cylinder auf seine senkrechte Stellung und auf seinen Umgang in derselben horizontalen Ebene und auf die stels senkrechte Stellung seiner Achse prüft; diese letztere wird natürlich befördert, wenn man ihr an zwei Stellen eine Widerlage giebt. — Endlich kann man auf der Ober- fläche des Cylinders eine gelheilte Scheibe und einen Zeiger anbringen, vermittelst dessen man sich die Data erwirbt, um die Zeit einer Pendelumdrehung zu bestimmen. Wir kommen nun zur Verbindung des Manometers und der Feder mit dem Cylinder. Die Verbindung des Manome- ters ıst dadurch bewerkstelligt, dass man an das Gestell des Uhrwerks (Fig. 5. aa) mit 2 Charnieren ein Brett befestigt, in welchem sich 2 nach Bedürfniss lange Schlitze befinden (Fig. 5. ec). In diese Schlitze passen 2 eiserne Stifte, an deren Spitze Schraubengänge geschnitten, und die in die hin- tere Fläche des Manometerbretts gut befestigt sind; mit einer Mutter, die auf den Schraubengang passt, kann man die Stifte in jeder Höhe der Schlitze feststellen, und durch das Charnier dem Manometer mannigfache Stellungen gegen den Cylinder geben. Will man aber das Manometer in einer be- stimmten Stellung fixiren, so kann man es leicht durch eine 265 Schraube und durch ein Paar untergelegte Bretichen befesti- gen (Fig. 4. a). — Das Anliegen der Feder und ihren paral- lelen Gang mit der Senkrechten des Cylinders erreicht man zuerst durch eine senkrechte Stellung des Manometers; in diesem wird nun der senkrechte Gang des Schwimmers, aus- ser der am Stempel angebrachten Vorrichtung, auch noch durch ein unbewegliches Plättchen regulirt, welches am obern Manometerende sich vorfindet und mit einer dreiseitigen Oeff- nung durchbrochen ist (Fig. 4. b). Da der Schwimmer von Holz ist, so würde bei einem genauen Passen in die Oefl- nung die Reibung zu gross werden. Um aber den schäd- lichen Theil der Schwankungen, welche dem Schwimmer erlaubt sind, zu vermindern, stellt man den Schwimmer durch eine kleine Drehung in den dreiseitigen Raum fest, und zwar so, dass er nun keine Schwankung vollführen kann, durch die die Feder noch weiter vom Cylinder ent- fernt wurde; hierauf dreht man mittelst der Schraube die Feder gegen den Cylinder, wodurch der Schwimmer zwi- schen den Wänden der dreiseitigen Oeffnung und dem Cy- linder eingespannt ist. Diese Einrichtung, wodurch man je- den beliebigen Grad der Belestigung der Feder an den Cy- linder erzielen kann, ersetzt Schrauben, Federn u. dergl. — Es ist auch rathsam, gummihaltige Dinte zu nehmen. — Alle diese Einrichtungen sind aber nicht hinreichend, wenn die Be- wegungen der Feder zuerst rasch grosse Strecken durchlaufen. Die geringsten Erhöhungen im Papier hemmen dann entwe- der dieselben oder es wird die Feder an ihr vom Cylinder abgeschleudert. Es sind hier natürlich auch keine Vorrich- tungen möglich, dies zu verhüten, weil jede Einrichtung die Feder mit einer so bedeutenden Gewalt andrücken müsste, dass bei jedem Umschlagen des Aufgangs in den Abgang oder umgekehrt die Feder die Reibung am Cylinder nicht zu überwinden im Stande wäre. Man muss deshalb in diesem Fall die Schwankungen der Hgsäule verkleinern, was durch eine Anwendung eines Manoıneters geschieht, in welchem 266 sich der Durchmesser des absteigenden Schenkels zum auf- steigenden wie 1:2 verhält. Es wird hierdurch natürlich das Steigen nur + des Sinkens betragen. Beim Pferde ist diese Methode angewendet worden, welche übrigens, selbst wenn man noch so gut ausgeschliffene Röhren benutzt, möglichst vermieden werden muss, da sie jeden Fehler verfünffacht. Die Verbindung des Manometers mit der in die Arterie eingebundenen Canüle geschieht durch eine Messingröhre, die man mit starker Kautschukverbindung an das Glas hef- tet; in dem Messingrohr findet sich eine Seitenöffnung, welche mit einem eingeschliffenen Stopfen fest verschlossen werden kann. Häufig ist es nothwendig, z. B. wenn man mit 2 Ma- nometern zugleich anschreiben lässt, vor das Messingrohr noch ein biegsames, nach Bedürfniss langes Zinnrohr anzu- fügen; an dieses muss man dann aber ein Messingröhrchen luftdicht befestigen, welches in die Canüle, an die es einge- fügt werden soll, eingeschmirgelt ist. — Die Canüle, welche man benutzt, muss, wie bemerkt, wasserdicht über das Mes- singrohr passen. Es ist zweckmässig, das Stückchen der- selben, welches man in die Arterie bindet, durch einen Schie- ber mit den übrigen Theilen zu verbinden; denn es gerinnt in diesem Stückchen das Blut am leichtesten, Das Gerinnsel entfernt man leicht, wenn man das andere Canülenstück los- zieht und nur einige Stösse arteriellen Bluts durch dasselbe hindurchspritzen lässt. Es versteht sich von selbst, dass Alles, was eben für die Anfügung der Arteriencanüle in den Apparat beschrieben ist, auch für die Anfügung der Respirationscanüle gilt, mit der einzigen Ausnahme, dass man Canüle und Messingrohr luftdicht durch ein umgelegtes Stück Blase verbindet, Zur Bestimmung des Nullpunktes, von dem aus man die Höhe misst, bedient‘ man sich folgenden Verfahrens: Das festgebundene Thier legt man durch einige untergescho- bene Bretter 3—1 Zoll höher, als den auf den niedrigsten Stand gebrachten Manometer; fügt darauf Canüle und Mes- 267 singrohr zusammen, legt einen Stab auf das Glasrohr bis zur Canüle, und erhebt nun in dem Schlitz das Manometer so lange, bis es horizontal mit dem obern Canülenrohr steht, und stellt dasselbe mit den Schrauben hierselbst fest; hierauf öffnet man die Seitenöffnung des Messingrohrs (weil durch die Einfügung des mit CNi ganz gefüllten Apparats ein kleiner Ueberdruck entstanden ist), setzt dann den Apparat in Gang und lässt nun die ganze Peripherie des Bogens einen Strich machen, der nun ohne alle weitere Correktur den Nullpunkt darstellt. Dasselbe Verfahren kann man nicht für den Respira- tionsmanometer anwenden; es wird nur anwendbar sein, wenn man gerade während einer Respirationspause und nur ohne alle Spannung seiner Wandungen das Bläschen ange- füllt hätte. Der Nullpunkt muss hier während der Respira- tionspausen bei schon geöffnetem Hahne angemerkt werden und durch diese einzelnen Punkte später eine gerade Linie gelegt werden, die übrigens mit Unsicherheiten behaftet ist, weswegen ich in den beigefügten Messungen auch keine Rücksicht auf sie genommen habe. Sind diese Vorbereitungen vollendet, so öffnet man den Hahn und lässt nun die Druckschwankungen während des Cylinderumgangs anschreiben. Vor dem Gebrauche der nachstehenden Tabellen bittet man sich einzuprägen, dass jedesmal die Columne, welche den Namen der Arterie trägt, die Druckhöhe in der corri- girten Zahl ausgedrückt enthält, und zwar die Druckhöhe zu Beginn und zu Eude einer Herzcontraklion. Die folgende Columne Systole bedeutet den aufsteigenden, die darauf fol- gende Diastole den absteigenden Theil eines kleinen Curven- stücks. Zerfällt Systole und Diastole noch in weitere Ab- theilungen, so bedeutet II, (Höhe) die Differenz von Beginn 268 bis zu Ende der Systole oder die Differenz von Beginn der Diastole bis zu Beginn einer neuen Systole; B. (Breite) die Zeit, welche nöthig war, um den höchsten Punkt der Sy- stole oder den tiefsten der Diastole zu erreichen. Es ist diese Zeit, wie alles andere, in Mm. ausgedrückt, wobei zu bemerken, dass 1,01 Mm. = 0,16 Sec. ist. — In der Co- lumne, welche Respirationscurve oder Pleura etc. überschrie- ben ist, bedeutet h hinter einer Zahl, dass sie ein Ausdruck der Höhe ist, b hinter einer solchen bedeutet im eben an- gegebenen Sinne die Zeit. Es ist in der Respirationseurve meist von der Exspiration an ausgegangen und bis wieder zur Vollendung einer Inspiration gezählt worden, und ein solcher Abschnitt als ein Ganzes unter einer Klammer oder Zahl zusammengefasst. Darum bedeutet Af', Af?, Af? ver- schiedene, durch andere Richtungen unterbrochene oder durch eine andere mittlere Geschwindigkeit des Aufsteigens von einander wohl zu unterscheidende Stücke. Dasselbe gilt für Ab', Ab?, Ab’, was, in demselben Sinn genommen, abstei- gende Theile bedeutet. Hor. bedeutet ein auf einer bestimm- ten Erhebung (nach Af) oder Vertiefung (nach Ab) hori- zontal fortlaufendes Stück. 269 Tabelle I. (Pferd.) Systol. | Diast. Systol. | Diast. Carotis dextra. Carotis dextra. | —__— #. |B.|B |. H. |B. |B.|H. 1 1. 109,0—162,5 30. 90,2—-189,2 |99,0'5,4 |3,5|99,0 2. 107,6—158,2 31. 90.2—178,5 |89,3 5,0 [3,5/91,7 3. 106,6—163,4 32. 86,8—183,2 |96,414,8 13,4190,5 33. 92,7—182,3 |896 48 [3.8194,0 4. 109,4—153,1 Herab — 883 | - IN | — Herab ab 106,6 34. 2? —1716 35. 154,9—1648 5. 103,0—157,8 36. ? —1AA6 6. 105,3— 157,8 37. 1%7,8—157,8 7. 103,9—153,5 38. 144,6—160,1 8. 106,2—156,8 39. 132,3—160,1 9. 106 161545 Herab 139,0 10. ?' —1587 40. 123,4— 162,5 11. 107,1—157,8 4. 124315311 12. 106.6—160,6 42. 159— 1446 13. 106,6— 160,6 14. 108,0—160/1 43. 100,6— 163,4 15. 107,1—161,0 4. 121,5— 160,1 16. ?' —158,7 — 1173 € Herab —109,0 5. ? —1693 ner iror 6. — 17. 107,1—1582 an. Aa 1618 2 185 10.1 148. 100.2—171,6 75 95 49. 99,7—166,9 [87,2)3,1 [3,5164,9 "1094 158) 3 150. 10%,0—171,6 [69/6 3,5 [3.0672 - = 51. 104,4—168 8 |64.4[3.2 13.2)67.7 TE 52. 101,6—171,6 [70.0132 [3.2|67.2 ar? 53. 104,4—175,3 |74.913,2 |3,9169,4 24. 109,4—162,5 154. 96,9—176,2 [79,3|3,7 13,5|72,3 25. 102,0 - 171,6 7 |., „\55- 103,9—177)6 |73,7)3,5 [3,5/68,4 26. 95,0—1832 88,2/4,8 13,7193,0"56. 99,2 —173,9 [73,713,4 [3,4[71,5 27. 902-1809 907 4,5 13,5185,4 57. 102,5—176/2 |73,7\3,4 |3,3167,0 23. 92,5—-1882 95.715.0 [3.0197'6 "58. 99, 2—1711 29. 90,6—180,9 [90,3,5,0 [3,0,90/7 | 270 Tabelle II. (Pferd.) Höhe Carotis dextra. der S. | D. 1. 93,6 — 131,4 | 28,8 22. 81,7—170,2|88,5 2. 103, 9 _ 150. 2 146,3 23. 95,4 — 171,6 | 76,2 3 109, 4— 157. ‚3|48,4 24. 88,3 — 162,5 | 74,2 4 98, ya! 139. [43,1 25. 96, 4 — 173,0 | 76,6 5. 108) 0 — 162, 5 54,5 26. 99,2 .— 170, 771,5 6. 104,4 — 164,3 | 59,9 27. 92,5 — 163,5 | 70,0 g# 97,4 — 1474 50,0 28. 974 — 166,9 69,9 8 104 SEE 162) 5 157,7 23.7 90; 6 —_ 164, ‚3| 74,2 9 94, se 152, 1 | 57,6 30. 95, 4 — 173 'o 77,6 10. 105,3 — 166,9 | 61,6 31. 9,4 — 174,1 75,7 21: 974 — 161.0 64,6 32. 978 — 163,9 66,1 12; 105, 3 — 166, 9 61,6 33. 97. 4 164, 8| 67,4 13. 98,8 — 160,6 61,8 34. 100,2 — 1578 37,6 14. 105,8 — 1604 54,3 35. 102,0 — 157,8 57,8 15. 974 — 1578| 604 36. 97,4 149,8] 5%4 16. 104, 4 — 162, 5 58,1 37. 94 I — 153, 1] 58,6 17. 92, 7 — 155, a 63,7 Jun 99 2 — 155, 9] 56,7 18. 100,6 — 157,8 | 57.2 39. 897 — 143,2|55,5 19. 93,1 — 1512| 58,1 40. 101,4 — 151,6] 50,5 20. 96,9 — 1474 | 50,5 41. 102,0 — 150,7| 48:7 21. 90,6 1743 |837 Tabelle II. (Pferd) Pleura. Carotis dextra. Pleura, | Carotis .dextra. I. II. Afı = 39n| 1. 81,7—1182 | Afı = 29h] 9. ‚86,4 — 118,2 35b| 2. 1182 — 179,5 25 b|10. 115,9 — 180,9 Hor = 14,5 3. 89,2 — 105,3 | Hor = 12,5 |11. 91 1 _ 105,8 Ab = 1.0 | 4. 1039 — 1739 | Ab — 1,9612, 1034 45b 5,5b U. IV. A = 55h| 5. N,1—1145 | Af = 3,9h|12.... 176,2 3,5 b| 6. 112,2 — 180,9 2,0b[13. 95,4 — 109,9 Hor = 12,5 7. 88,3 — 109, ‚0 | Hor = 18,0 [14. 108.0 — 176, 2 Ab = 49h] 8. 104,4 — 174,3 Ab = 2,9h[15 974 — 1044 90b - 6,4b|46. 101,6 \ 271 Pleura. | Carotis dextra, Pleura, Carotis dextra. V. \ VII, A = 29hl16. . 1734 | Af —= 3,9h|29. 102,0 — 108,5 2,0 b|17. 100, 2. — 109 v 3,0. b|30. 108,5 — 180, 4 Hor =17,0 |18. 107. 1— 183 0) Hor = 21,5 |31. 105 8 — 109, Ki) Ab = 235119. 92,7— 106,6 | Ab = 6,7132. 106,6 — 180.9 4,6 b|20. 100,6 8,0 b133, 96, 9 — 105 8 34. 1044 VI IX. \ AZ 2,061 20:03 ,.53. 178,1 | Ab: =12,7h13%& 2 173,9 20b[21. 92,7 — 1113 8,0b|35. 102,0 — 111,3 Hor = 25,0 |22. 109,0 — 177,6 | Hor = 21,5 |36. 109,0 — 184.1 Ab = 1,0h]23. 902 — 106,6 Ab = 7,3h[37. 97,4— 117,7 6,0 b] 24. 102.0 — 1762 4,0. b[38. 1044 — 178,1 X. VI. Af = 15,4h|39. 81,2 — 120,6 A = 2,1525. 92,5 — 115,9 45 b 40. 120,6 — 1832 3) 0b|26. 114,1 — 179,9 | Hor = 10,5 |41. 95, Men 115, 9 Hor = 17,0 27. 1020 — 1090 | Abı = 20h 42. 109,9 — 190,1 Ab = 34 h|28. 103,0 — 171,6 405143. 89,2 — 1113 70b Ab: — 15,4 h|44. 106, 6— 155, ‚4 15,0 b Tabelle IV. (Hund.) } 3 Systole, | Diastole. h Carotis dextra. | _____| _____|| Carotis dextra. 1. 35,3 — 133,6 3,4 [3,4 1. 75,6 — 123,7 2. 357 —1336 3,3 12,9 2. 706— Ian 3. 37,1 — 128,9 — I— 3., 76 6) — 120 4. 128.9 — 1378 pe 4. 787— 121,6 5 37 — |3,0 5.779 — 119,9 6. 44,1 — 130,2 3,6 13,4 6. 62,0 — 122,2 7. 36,3 — 133,3 3,4 12: r 75, 4— 137, 5 8. 39,3 — 129,1 33 12,9 8 70,8 — 131,7 9. 458 — 131,7 2,9 13,6 9. 69,9 — 125,2 10. 38,2 — 133,6 30.1 10. 695 — 123,5 11. 592 — 124,1 nn 11. To _ 119,7 12. 49,4 — 136,5 ar 12. 59,0 — 121,8 13. 47,7— 148,9 _- 13. 81,9 — 122,2 14. 73,1 — 124,1 nn 15. 84, FIR 123, 3 Herah _ 725 272 Tabelle V. (Pferd.) Syst. |Diast. Syst. |Diast. Carotis.dextra. | — || Carotis dextrs, [H a u: # |}. 1.1215 — 1825 | 41,0| 71,4 | 31. 95,4— 176,2 | 80,8| 74,6 2 914-1657 | 7a6| 384 || 32. 101,6 — 185,4 | 83,8| 838 3. 197.3 — 1716 | 643| 42,9 | 33. 101,6 — 197,1 | 95,5)106,0 - 4.1287 — 1762 | 4755| 808 | 34. 91,1 — 1887 | 9276| 91,3 5. 9541757 | 8038| 644 | ————— — — — 6. 111,3 — 180,9 | 69,6| As,ı || 35. 97,4— 208,2 | 100,8] 129,8 ) ’ 7.1328 — 1873 | 54,5| 91,9 || 36. 78,4— 209,1 | 121,7|127,0 8 954— 1878 | 924| 807 | 37. 831— 217,9 |135,8|142,8 9. 107,1 — 206,3 | 99,21103,3 38. 75,1 — 220,7 1145 6 147,0 10. 103,0 — 200,4 | 97a|110,7 | 39. 73,7 — 222,1 158,41145,6 11. 8972133 [1236| 855 | 4%. 76,5— 223,5 [1470| ? 12. 127,8 — 320,1 | 192,3) 199, 7 21 13. 120,6 — 240,2 | 119,6| 92,8 er) } ’ EL as a Bes ’ a y 16. 152.1 — 1929 | 20,8] 241 || 44. 1531—1578 | 4,7 335 17. 168,8 — 182,7 | 13,9| 73,7 | 45. 1243 — 166,9 | 446| 72,4 18. 1090 — 1844 | 75,1| 992 || 46. 945— 1578 | 63,3] 975 19. 859 —1795 | 93,6/105,3 || 47. 603— 140,8 | 80,5! 434 20. 742 —1683 | 94,1| 47,7 | a8. 974 — 1451 | 4777| 22,7 21. 120,6 — 178,5 | 57.9) 640 | 49. 1284 — 153,1 | 30,7) 40,4 22. 1145 — 1799 | 65,4| 71,9 | 50. 112,7 — 141,3 | 286] 46,3 23. 1080 — 1702 | 6282| 575 | 51. 95,0— 1229 | 27/9| 15,8 24. 1127 — 1809 | 682) 85,9 || 52. 107,1 148,4 | 41,3] 20,6 35. 950—1841 | s9,1| 921 | 53. 1278 — 155,4 | 27,6| 28,6 26. 920 170,7 | 8877| 57,1 || 54. 1338 — 1578 | 24,0] 60,4 27. 1136— 1785 | 64,9| 71,9 || 55. 97,2— 146,0 | 48,6| 53,3 28. 106,6— 173,0. | 66.4] 720 | 56. 927 — 1437 | 51,0] 2311 29. 100,2 — 176.2 | 76.0| 75,1 || 57. 120,6 — 16%2 | 41,6| 374 30. 101,1 — 1873 | 86,2] 91,9 || 58. 1248 — 171,6 | 46,8| — Tabelle VI. (Hund.) Systole. Diastole, Carotis, Be |».|e 1. 1031-1112 |17| sılıa| 85 2. art |13| a|12| 97 3. 1004—1108 [191 94 | 15 | 10,0 % 1008—1100.|15| 92 | 12 | 90 5. 100-1108 | 19| 98 | 30 | 150 Systole. Diastole. Carotis. B. | H. B H. 6. 95,8—107,3 [1,7 | 11,5 | 1,1 3,6 7. 987—1079 |16| 92 [13 9,4 8. 9, 5— 108) 3 .]1,6| 98 | 1,0 9,2 9: 99, 1— 108, 8 116| 9,7 | 4,5 10,5 10. :8, 3— 108, 8 | 14,8 10,5 | 1,3 10,3 11. 98, — 108, 6 | 1,7101 | 1,2 S,8 12.739 'S = 108, 5 |18| 87 [1,5 12,1 13. 96, 4— 108, t.118111,7 | 1,3 9,0 4 91-1092 | 21/101 | 13 1103 15. 98, I— 108.8 1,8| 9,9 | 1,8 11,2 16. 966 _ 108, 8 | 1,9122 | 1,4 9,5 17. 99,3 — 110) I) 1,6 | 10,7. ] 1,2 7,3 18. 102) 7 110,7 7 |15| 80] 14 7,4 19. 103, 3— 112, 1 1,3| 88 | 1,0 6,0 20, 106, 1— 113,2 151 71112 5,1 21. 108) 1— 114 5 1,6 | 6,4 | 0,9 5,9 22. 108,6 — 114,7 1,4 | 6,1 | 1,0 9,9 23. 1088 — 1165 | 1,6 | 77 | 12 6,5 24. 110. — 116,8 1,3) 6,8 | 1,3 8,0 25. 1088-1465 [15 | 77 |15 6,7 26. 109 Br 114, 7 1,51 4,9 | 1,2 6,9 27. 1078-1145 | 15 | 67 | 12 61 283. 1084— 1145 |1,6| 61 | 12 6,7 29. 107 8 — 1145 |13| 67 | 4,1 6,3 30. 1082 — 1128 | 1,4 | 336 | 12 55 31. 107,3 — - 413) 6 | 1,61 6,3 | 0,9 4,4 32. 1092-1180 |12| 88 | 11 7A 33. 110) ‚9—114,7.112| 3,8 | 1,2 5,9 34, 108, 8—1149 | 1,4 6,1 | 1,0 4,8 35. 1104-1153 |1,3| 52 | 13 74 36, 1082 113; s [15 5,6 | 1,1 5,9 37. 107. I— 114, 4 11,2 | 6,5 | 1,2 7,9 38. 1069-1140 | 1,7 | 1115 77 39. 1063—1144 | 1,6| 81 | 12 79 40. 106, — 114, 0 116| 75 | 1,309) | 9,6 41. 104, 4 — 112, 6 1,8 | 8,2 | 1,2 8,2 42. 104 4 — 112, 6 14| 82 | 1,4 7,6 43. 105.0 — 112, 4 1,6 | 74 | 1,2 7,4 4. 1050-1136 | ? | 86 113 7,3 #5. 1063-1136 | 1,5 | 73 | 16 88 46. 1048 — 1134 | 14 | 86 | 14 8,6 47. 104 s — 11 3, 4 11,6 |18,6 | 1,4 8,6 48. 1048 — 1124 | 15 | 76.112 7 49, 105,0 — 113,4 11,6] 841 1,3 6,5 50. 1069-1136 | 1,6 | 67 | 41 ? Müller's Archiv. 1647 18 274 Systole. | Diastole. Carotis. — SIEBERT: 1. ? — 113,6 ? ? ? 7,3 II. 106,3 — 113,8 2% 7275| ? 6,9 II. 107, 3— 1145 a u Er 7 5 3 IV. 108, 2 — 113, 4 |14| 52 11,4] 80 v. 105, „+ — 112, '6 14,6 7,262 VI. 106 7 44%, ‚6 8.9417 4,4 vo 1082 —1136 |1,4| 54 |12| 36 vi. 1100-1168 |1,3| 68 | 3,0 | 325 X. 830 - 106,1. [22221 | 00 | 00 X. 106,1— 115,7 | 1,4 | 12,6 | 1,0 | 7; XI. 111,5 — 1184 |15| 79 | 4,9) 10,5 XIE. ı 407,9 °,115,7 ;|-4,5-1, 08-|4,5 112,6 XII. 103, 1—111 5 18] 84 | 2,0 | 13,9 XIV. 9, BE, 106, v 15| 84 | 1,9 | 11,3 xv. 97-1083 l14| 76 |15| 36 (— 92,7) 51. 103,9 — 114, 4 | 151105 | 1,3 | 10,4 52. 1040-1186 |18| 86 | 1,8 | 114 53. 1012 —1126 [151114 | 14| 91 54. 10351186 |18| 3ı|15| 76 55. 1050-1126 |13| 76 | 15| 89 56. 103, „7 — 112, 4 1,7| 87115| 74 57. 105, ‚0— 113, 8 15| 88 |12| 75 58. 106, 13.444 ‚04 11 4,8407,7-1 1157] 5850 59. 106, v— 11%, 5 1416| 85 112] 7,2 60. 1073 —1145 |18| 72 | 17) 85 61. 106 v BEITE 5} 19| 85 | 12] 95 62. 105 o 43, ‚+ 84 | ? 80 63. 1054 —1145 |16| 91lı2| 64 64. 108,1 _ 1144 ? 6,3 | ? 5,4 65. 106,0—113,6 | ? | 76 |? | 80 66. 105,6 — 112,6 |12| 70 | 11) 5,7 67. 106,9— 112,6 |1,4| 5,7 |12| 72 68. 105,4 — 109,2 ? 38 | ? 5,3 69. 103,9 —110,0 |12| 6,1 | 10) 50 70. 105,0 — 107,9 ? 29] ? 4,8 71. 1031—1088 | 1,5| 51109| 27 72. 1061-1134 |1,3) 73 | 10| 36 73. 1088-1155 [1415| 67 [1,2 48 74. 1107—1166 |15| 59]12| 72 25. 1094—114,5 | 114.51[13| 82 76. 106,3—1123 [15 6013| S1 7. 192 1117 [12125 [12] 7% 78. 1040-1111 [14| 11a] 71 Systole. | Diastole. Carotis. —— u Bi|AB.FIB. H. 29. 10,0 111,1 | 2 | z1ı| 2? | zı 80. 104,0—1102 | 1,5) 6,2 | 1,2) 6,2 8. 1040 —1117 |17| 77] 11| 67 82. 105, 0— 111 m 1,3) 6,7] 1,2| 94 83. 102, 3— 111 5 201222074 | 2 4 2? — 112, 3 ? ? | 54 55. 106,9 — 113, I6 16| 67 1101| — Tabelle VII. (Pferd. Carotis sinistra. Carotis sinistra, | Carotis sinistra. 1. 227,1— 236,4 | 24. 268,2 — 292,0 7. 217,9 — 234,2 2. 230, 8— 243, ’g 25. "256, 4 — 299, 0 48, 227, 1— 237, 4 3. 238, 8 — 335, 7 26. 287, 4— 296,7 7 | 49. 227 A E= 237, ‚4 4. 244, 3 — 261 '6 27. 179. g— 229, 0 | 50. 227, 1— 237. ‚4 5. 235, I— 380) 9 | 28.. 224, 'g — 234, 6-| 51. 227. 1— 237, ‚+ 6. 274.0 — 290,7 29. 2935 — 2332 02, 228,5 — 242,4 2 220, 3 — 224 9 30. 225,8 — 236, 4 | 53.. 242, ’% — 324, 5 B. 2235 — 231 8 31. 230,8 — 242,4 54. 2290 — 255.0 9. 207.7 —_ 2105 32. 234 2 — 245, 7 o). 255 o — 256, 4 10, 197,6 — 2114 | 33. 235,5 — 244,7 | 56. 280.0 — 290,2 11. 211.0 — 2290 | 34. 231,8— 242,0 | 57. 274,4 — 280,9 12. 2249 — 236,4 | 35. 2318 242,4 | 58. 255,0 — 255,0 13. 2262 — 237,4 | 36. 231,8— 242,4 | 59. 204,0 — 204.0 14. 229,0 234,6 | 37. 2318— 3385 | 60. 176,7 — 1901 15. 217.9 — 2424 | 38. 227,1— 236,4 | 61. 190,12 2133 16. 241,0 — 255,0 | 39 236,4— 287,9 | 62. 211, — 226,7 17.2388 — 233 | 40. 2537 — 319,1.\.63.. 217.0 — 2271 18. 227,1 236,4 | M. 211-2911 | 64 216,1 2271 19. 2294 — 229 | 42. 1492 — 2018 | 65. 221,2 2280 20. 2337 — 2438 | 43. 201,8 — 240,1 | 66. 215,1 — 222,5 21. 2438 — 320,8 | 44. 238,3 — 2447 | 67. 2151 — 2179 22. 3190-3245 | 45. 215,1 —217,5 | 68. 194,8 — 196,6 23. 241,0 2689 | 46. 205.0 — 221,2 | 69. 186,4 — 2040 276 Tabelle VIN. (Hund.) A. Vor Durchschneidung der Nn. vagi. Respirat. Curve. 1. Resprtpause Exspir.h. 1,9 2. Herzschlg. v. d. Exspir. Exspirat. 1,9 w . Herzschleg. v. d. Exspir. Exspirat. 1,9 3 . Herzschlg. v. d. Exspir, Exspirat. 1,6 5. Herzschlg,v. d. Exspir. Exspirat. 2,1 6. Exspirat. 4,8 7. Exspirat, 5,8 Carotis sinistra. 106,9 — 108,8 104,0 — 124,1*) 2 Pulsschlg, 102,3 — 105,0 102,0 — 120,3 102,1 — 103,1 100,2 — 118,7 3 Pulsschlg. 103,1 — 105,0 102,1 — 1212 3 Pulsschlg. 103,5 — 105,8 105,0 — 110,2 2 Pulsschlg 105,0 — 124,1 3 Pulsschlg. 105,8 — 124,1 3 Pulsschle. Respirat. Curve. 8. Exspir. 5,8 9. Exspir. 5,4 10. Exspir. 3,9 11. Exspir. 1,9 12. Exspir. 1,9 13. Exspir, 1,4 14. Exspir. 1,0 15. Herzschl. v. d. Exspir, Exspir. 1,9 16, Exspir. 3,5 17. Exspir. 2,9 Carotis sinistra. 105,0 — 122,2 2 Pulsschlg. 105,8 — 123,1 3 Pulsschlg. 105,0 — 124,1 3 Pulsschlg. 105,0 — 121,2 3 Pulsschlg. 106,0 — 122,2 2 Pulsschlg. 105,8 — 120,7 2 Pulsschlg. 105,8 — 116,5 2 Pulsschlg. 105,4 — 108,8 105,0 — 117,4 2 Pulsschlg. 105,0 — 122,2 3 Pulsschlg. 101,2 — 122,2 B. Nach der Durchschneidung der Nn. vagi., In den "Respirationspausen beträgt die Höhe des Aufsteigens nach der Systole 1,4 Mm. und die Breite desselben im Mittel 1,0. 1. Exspirat. 1,9 2. Exspirat. 1,9 3. Exspirat. 1,2 4. Exspirat. 1,9 106,9 — 110,3 107,9 — 111,7 107,9 — 108,8 119,9 — 125,2 5. Exspir. 2,5 6. Exspir. 2,9 7. Exspir, 2,3 8. Exspir. 23,5 123,1 — 128,9 118,4 — 125,0 115,5 — 120,7 119,3 — 124,1 ") Die Zahl der Pulsschläge, auf welche sich das Steigen wäh- rend der Exspirationsdauer vertheilfe, ist jedesmal beigefügt 277 C. Bewegte Respiration nach Durchschneidung r Vagi. Respirat. Curve. Durch die Systole alleın steigt der Druck um 2,1 Mm. 1. Exspir. 29,8 | 97,4 — 115,9 2. Exspir. 16,4 | 103,1 — 108,8 3. Exspir. 15,4 | 99,3 — 107,9 4. Exspir. 10,6 | 101,0 — 105,0 5. Exspir. 9,6 | 93,6 — 98,5 6. Exspir. 19,2 | 87,5— 94,3 7. Exspir. 25,0 | 355,9 — 96,4 8. Exspir. 31,2 | 87,5 — 100,4 9. Exspir. 34,5 | 94,3 — 104,0 10. Exspir. 17,3 | 96,4 — 104,0 11. Exspir. 8,7 | 98,5 — 105,0 12. Exspir. 9,6 | 99,3 — 101,2 13. Exspir. 12,7 | 92,8 — 101,2 Tabelle IX. Carotis sinistra. || Respirat. Curve. | Carotis sinistra. 14. Exspir. 17,4 15. Exspir. 17,4 | 101,2 — 105,6 94,5 — 106,9 16. Exspir. 17,4 | 93,6 — 97,9 Nach mehreren ruhigen Athem- zügen wieder Respirations- krämpfe 1. 150,7-157,8| 7,1)1,4[1,0 2, 155,4—176,2 120,8 12,510,5| 1,9 3. 174,3--190,1 \15,811,511,0| 9,2 4. 180,9 - 1878| 6.911.011,5113,0 5. 174,8—180,4| 5,611,211,2) 9,7 6. 170,7—176,2| 5,5|1,211,4|14,2 7. 162,0 - 163,4 | 1,2|0,5|2,0|10,3 8. 153,1 -156,3| 3,2]1,0]1,3| 7,9 It. 9. 148,4—166,9 [18,5]1,9]0,5] 0,7 10. 1662-1841 [18,9] 1,511,0) 89 17. Exspir. 30,8 | 97,4 — 117,4 18. Exspir. 32,7 | 105,0 — 114,9 19, Exspir. 25,0 | 105,0 — 114,9 20. Exspir. 31,7 | 103,1 — 110,0 21. Exspir. 29,2 | 103,1 — 109,6 22, Exspir. 34,5 | 96,4 — 108,8 23. Exspir. 44,2 | 95,5 — 111,1 (Pferd. .| Systol. Diastol. Carotis dextra, H. |B. |B. |H. 11. 176,2—182,3 | 6,1[1,2]1,4|10,7 12. 171,6—176,2 | 4,611,3|1,5113,7 13. 162,5— 164,3 | 1,8/0,8[1,9111,2 14. 1531-4578 | 4,7? |? | 24 II, 15. 155,4 - 171,6 |16,2]1,510,8] 4,7 16. 166,9 175,1 |11,2]1,6[0,9| 6,5 17, 171,6-176,2| 5,611,211,51 9,3 18. 166,9 -172,5| 5,611,4|1,3) 77 19. 16481688] 4,010,911,8112,9 20. 155.9-—-155,9 | 0,010,4]1,7110,8 Systol. |Diastol. Systol. [Diastol. Carotis dextra. Carotis dextra | H. |B. |B.|H. H. |B.|B.|H. IV. Ye 21. 145,1—154,9| 9,8]1,8/0,5] 1,829. 150,7—159,2 | 8,5]1,4]1,0] 3,8 22. 153,1— 1688 |15,7|2,510,5| 0,030. 155,4— 165,3 | 9,91 1/611.0| 0,5 23. 168,8— 185,4 [17,6 |1,5)1,0| 5,9131. 164,8--185,4 |20,612,0]0,5| 0.8 24. 179,5—183,2| 3,7) 1,0/1,5111,632. 184,6--192,9 | 8,3 1,2]1,41120 25. 171,6--176,2| 4,6|1,3]1,2) 5,5133. 180,9--183,2 | 2,3|0,611,5| 9,3 26. 170.7—177,6| 6.9 1.3]1.0| 69| Herab — 173,9 27. 170,7—172,5| 1,8|0,712,0114,7 28. 157,3- 157,8] 0,0/0,02,0| 7,1 Tabelle X. (Pferd.) Carotis sinistra. Carotis sinistra I. 18. 113,6 — 120,6 1. 988 — 109,0 | 19. 100,6 — 109,0 2. 10481229 3. 115,0 — 126,9 v. 4. 118,2 — 1234 5. 106,6-- 1131 | %. 992 — 117,7 21. 111,3 — 131,0 U. 22. 117,3 — 126,4 6. 1020—1159 | 23, ? —1182 7. 1048-1250 | 24. 102,0— 1173 8. 1173 — 1314 g: 1187 — 128,7 VI. 10. 109,0 — 1145 11. 997 — 1131 | 25. 102,0 — 131,9- 26. 111,3 — 131,9 IM. Eee) 12. 102,0 — 129,7 || 28. 102,0 — 115,9 13. 111,3 — 125,0, 14. 106,6 — 113,1 15. 97, 4 — 106 ‚6 Nr 29. 102,0 — 134,3 IV. 30. 103,4 — 128,3 16. 96,4 — 120,6 | 31. 110,4 — 120,6 17. 111,3 — 125,9 etc. 279 Tabelle XI. (Hund.) en dextra, Byakole, Diastole:, Bemerkungen und Respira- H. IB. B. Im. tions - Curve. 1. | 1. 1042—123,3 | 19,1]1,9[0,4] 0,2 \ 2 1231 1375| 124125 107| 1,01 da Ne 3 136,5—145,1| 8,6)1,7| 0,5 1,\ en Ba & 1a 10,9 [2,0 | 0,7 37 BD BCE) AL 8,7. . 150,4—161,5 | 11,1/1,5 | 3,1|72 6. 893-1565 | 672132 ]3,0167,9) Fallen auf den bo- m. 3 2 3137| 2 rizontalen Theil, 8. 88,8 132,9 44,1/3,5 | 2,5/42,2! Auf den absteigen- 9. 907—126.0| 35,3 |3.0|%,6 Br den Theil, [Ab=B,2H II. 10. 88,4—113,5[15,4/2,9]1,1| 5,0) Auf’den rasch auf- 11. 108,8— 121,4 12,6|2,2| 1,2 2 steigenden Theil 12. 117,8—129,8 12,0/1,9|0,5| 1,1, derRespirations- 13. 128, 7—141, ‚112,8/1,9 0,7 18 curve. 14. 139 71499 10,2|1,6 | 0,8 18 Mit Ausnahme von\ 92h. 15. 1481-1596 | 11,5 1,5 |%,6 58,8’ Diastole 15 , 16. 100, 38-1539 53,1/3,1] 2,5 53, ,„6) Auf den horizonta- 17. 90, 3140, 5150,2|3,4 | 2,351 # len, rsp. langsam 18, sg3— 128,7 39,413,0 [2,513 33,0) aufsteigenden. 19. 8971233 33,613,0|2,0|2 vl . 95,5—118,4 | 22,9]2,5 6 Fr 126 198125 07 Rn Absteigender Theil = 9,4 h. 22. 110,7—1197| 9,0,2,0 |1,511%5 II. 23. 106,9—117,4] 11,5]4,9] 0,3] 0,9 24. 116,5— 130,5] 14,3|2,0 | 0,5 1,0 Auf die rasch auf- | 25a. 129, 139,6 9,8\1,5[0,5 0,8 steigende Respi-' = 6,7 h. 255.138, 8—146.2 7,411,71 0,5 | rationschrve. 26. 135, 7—156,5 10,8 1,81 0,8 27. 153,9 161, y 8,0,1,5| 2,0 244 28. 137.5—151,2| 137 1,7] 2,022, 29. 1298 - 1422 12,411,8 11,8 15.6 30. 126, '6—135,5 5] 8,911,51 2,641 2 31. 94,3--142,2 48,9|3,0 | 2,0 368 Auf die hor. resp. 32. 105,4—125,6 | 20,2|2,4 | 1,6 15,81, langsam aufstei- j.8 1,0. 33. 109,8—126,2 | 16,4/2,2]2,0/23,1[ gende Respira- u: 34. 103,1—124,3 | 21,22,6|1,5|17,4| tionscurve. 35. 106.9—122,2 | 15,3|2,0 | 1,5) 13,4 36. 108,8 123,7 | 14,9|2,1|2,0,17,6 37. 1061-1233] 17,2 2,3] 1,5|13,5 35. 109,5—124,7| 14,923] 1,5|13,5 Systole.-\Diastole. Bemerkungen und Respira- Carotis dextra. tions-Curve, 39. 110,9— 126,0 | 15,1/2,0| 1, 40. 11861298 | 11.2120 | 1, 4. 1197—131,7| 12.0119 | 1, 42. 1243—1355 | 11,2]20 | ı ıv. | 43. 123,9— 132,3 44. 129, 81375 45. 135,5 — 146,0 46 145, 71565 47. 155,6—163,2 48. 162,3—173)7 49. 172,5— 179,3 50. 174. 7-17: ) 51. 169, 31747 52. 146 '6_160,0 53. 154,3 — 157.5 54. In 21 451 55. 131,7 1388 56. 120, 1 38.6 57. 1250-1355 | 10,5 58. 11841333 | 14,9 59. 122.0 — 1315 95 60 111,5—12°,8 | 18,3 61. 115 37 12,4 62. 117,6—129,4 | 11,8 63. 117,4—128,9 | 11,5 64. 120,3—131,7| 11,4 65. 118,0—132,3 | 12,3 66. 122, 2—134,6 12,4 67. 125, 41375 12,1 68. 124, 7—1 39,0 14,3 69. 125.0—139,9 | 14,9 70. 127.9—1392 11,3 Absteigender Theil = 11,0h. ws On Auf die rasch auf- steigende Respi- = 8,7 rationscurve, Aufd. langsam auf- steigende, resp.) = 1,9. u - w m ww Rorroosmu moon no Now omrumnteon NINO DHDODONY vn Sen Wo - horizont. Curve, SI DTTU OT ISO Oo Je nWI op Oo w Don encDco SomwrnrouwvournePponrnnooewou din din pn IND) de ni din Di mn fi DFDDODDNDOFOSO HP ND DSDS DRS O . er DVD DWDWW WW rm VD DD DI a = ennnnnsepawVeWeane Vena 0} Absteigende Curve — 15,4. =>o© | 281 Tabelle XI. (Hund. ) ee en nn ee Systole. [Diastole. Carotis dextra. Pleura dextra. H. |B.|B. | #. 1. 121,2—126,0| 4,811,5[1,5111,5 2. 114,5—125,2 [10,7/1,9] 1,1| 7,2 3. 118,0—124,3| 6,3[1,5]1,5| 6,7 4. 117,6 -123,7| 6,1/1,6|2,3|35,1 5. 86—-.? ? ? 6. 1082 114,0] 5,8l1,5|1,3| 8,1 7. 106,9—120,8[13,9|1,9| 1,0) 2,8 8. 118,0—13 ‚911,6[0,8| 3,8 Hl. . g. Dir Gar 35 18 07 26 Rasch aufsteigende Respira- 10. 131,0—139,4| 8,411,610,8| 1,2 en M 11. 13821432] 5.0 1,4|0,6| 1,9 = 120 am: b 12. 141,3—150,8| 9,511,6 |1,4| 9,9 3,9 Mm. k Sm. 8,0] 4,3 13. 140,9—148,3| 7,4|1,4|3,5 62,4 14. 85,9 144,1 |58.2|2,5 | 2,2|46,3 15. 97,8—119,1 |21,3|2,6 | 1,5|13,3 16. 105,8 - 120,3 | 14,5 12,1 | 2,4 |26,7 17. 93,6—116,5 | 22,9|2,2 | 2,1 [24,9 18, 91,6—111,5|19,9|2,5]1,1| 6,5 19. 105,0— 115,3 |10,3/2,0|0,9| 2.7) Rasch aufsteigende Respira- 20. 112,6— 126,6 | 14,0 11,5[ 0,6 | 0,8 tionscurve. 21. 125,8—135,5| 9,7/1,4|0,6| 0,9 = 11,0 Mm, b. 22. 134,6—143,0| 9,4|1,5|0,8| 0,8 3,9 Mm. h. 23. 142,2—151,2| 9,0|1,2 |2,7154,8 Sm.|7 24. 96,4—-148,5 | 52,1|2,9 | 2,4 66,0 25. 82,5 135,5 | 53,0|2,9 | 2,3|51,5 26. 84,0-—126,4]42,4|3,0 | 2,2|40,9 27. 85,5—114,5|29,0\2,9]1,2| 8,0 28, 106,5 -112,6| 6,1)1,9 | 2,2)21,0 29. 91,6—110,7|19,1/2,3]0,5| 0,9) Rasch aufsteigende Respira- 30, 109,5—121,8 | 12,01 1,9.| 0,9 25/ tionscurve, 31. 119,3—127,0| 8,7|1,2|0,6 12 = 10,5 Mm. b. 32, 125,5—134,6| 8,811,5| 0,5! 1,0 48 Mm. h. 33. 133,6—142,2 | 5,611,4 2,1] 4,0 34. 118,2—135,5 | 17,3 35. 79,2 - 123,1] 44,9 2,9 | 2,3 1 Weed 55,3 26,7 282 Carotis dextra, 36. 96,4—1121 37. 9,6-1145 38. 90,5—108,8 39. 94,5 109,0 40. 98,1—110,3 41. 106,9-—123,1 42. 122,0—130,8 43. 129,4—136,5 44. 135.2—142,6 45. 141,8— 152.2 46. 144,3—154,4 47. 96,2— 148,1 48; 993— 1287|: 49. 96,4—123,9 50. 90,3—120,5 51. 981-1145 52. 96,8—113.6 53. 94,7—110,7|1 54. 103,5- 116,3 |} 55. 114,0—127,7 56. 127, 1134, b) 97. 133, 6—139,6 58. 138, 4146, 5 59. 146,2—156,5 60. 138,6— 152,9 61. E78 - 150.8 62. 97,0— 1271|; 63. 85, ‚9126, 0 64. 895— 1180 [: 65. 111 9118, 4 66. 85, ‚9—116,5 |: 67. 93,0— 106,7 68. 102,7—114,9 69. 114,0—124 1 70. 123,5—132,1 71. 131,3—139.0 72. 137,8—144,3 73. 143,6—15%,7 74. 152,3 —162,1 Systole. [Diastole. 15,712,2| 2,3 22912,6| 2,1 18,31%5 | 1,8 145125 |1.4 12.22.0105 16,211,7|0,6 8811,610,6 7111.2|05 7411,310,6 10,411,5 | 1,0 Sm.|7,513,3 10,111,6| 2,8 51.912,81 2,6 29,4|2,6 [2,1 27,512,612,2 30,2 2,6 | 1,5 16,4/2,5 | 1,9 16,8,2,3| 1.8 16,024 | 1,3 12,8 1,710, 13,7) 1,9| 0,6 77|4,510,7 6.01.5105 841,5|0,4 10,311,4|1,5] Sm. 7,5122 14,3 12,0] 2,9 63,0 13,0. [2,1 30,1 12,6 |2,3 40,1 13,0|[2,2 : 29,5 12,7] 1,3 6,5 1.5129 30,6 2,8] 1,9 13/7 11,9] 1.0 ) {) oa oo F u. NR Ex | Fe an rer aocaoh 1 50.199135] Pleura dextra, NOorRrPr vworpo soOowem Poewoca ‚"LTrowv Rasch aufsteigende Respira- tionscurye. = 10,0 Mm. b. 3,9 Mm. h. ee I wo So de on SHrO DADONNDSRDOD Rasch aufsteigende Respira- tionscurve. = 10,0 Mm. b. 3, 9 Mm. bh. onwun wwonuPanwnv - N 0,9 0,6 Rasch aufsteigende Respira- 0 8 tionscurve 12 | = 15,0 Mm, b, 0,7 5,0 Mm. h, 0,4 2,0]33,8 Systole. |Diastole. H. |B.|B.| H Carotis dextra. Pleura dextra. 75. 128,3—153,5 . 100.0—136.7 97.0 132,7 69,9—135,5 96,0——115,7 . 105,0 -119,3 95,5—1132 . 107,3—114,5 . 110,9 —120,3 iv vTosoPonNeu heim t=) -1 Duni ja ea I CD Co ID ONNPPOMO NO IWW .1In=- Pewvvwwwvn eu orwocoe- SrRrrRRrWDDD 118,6 127,7 . 125,6—133,6 . 1331-1394 | 6,3 . 137,8-1443| 6,5 . 143,6—153.9 . 151,0—156,0 zen w NOW onen je} D > Sr 5,0 en In [5 Sm onaum er ee ee Fee Tabelle XIH. Rasch aufsteigende Respira- tionscurve. = 12,0 Mm. b. 5,5 Mm. h. ( Hund.) Ge SEE Pleura dextra. | Carotis dextra. IB Afı = 71h 2. 147,9 — 162,5 || Afı 30h 3 162,3\ nf, (.) 175,6 ar -15|% 163,8 — 171,5 || Hor Ab —= 69h N EN 1. N Al = 12,5hl 6. 155,6 — 155,6 | Hor 5,0 b „u aufstgd. 7 | Ab! — 81h 143 1737| 5,6 b . 168, b— 170,9 At Ab 1) oh lee 30) 1 139,4 — 148,1 Hor = 3,0 | 10. 142,2 — 135,1 || Hor Pleura dextra.| Carotis dextra, II. — son) 11. 138,4 — 157,5 12. 157,5 — 170,9 = 75118. 162,3 — 164.0 14. 142,0 — 161,3 = zon Diastole 14. _ 35 | 15. 134,8 — 140,9 = 90 1 46,4438,2 — 148,9 IV. = Bi b| 17. 145,1 — 166,1 . 164,0 — 175,6 . 161,1 — 168, Pleura dextra | Carotis dextra. Ab Hor Ab nende Systole 20. 20. 118, &— 163 ‚2 21. 159,4 — 1594 ih 23. an ss 24. 125,0 — 157,5 2,5 2 3,5 b 2,0 N s7hl , 2011 2%. Ei 10 [02 VL. 14,6hj 25. 155,6 — 155,8 300 26. 197,0 — 171,5 50 | 27. 169,9 — 176,6 100hl 94 301] 28: 149,9 — 157,7 3,0 | 29. 137,5 — 1479 VI. ZEbI 30. 143,1 — 164,9 16h) 31. 161,3 — 174,5 SD 32. 180,0 — 168,6 92h : Son 33. 116,5— 165,6 VII, 15,4hj 34. 149,7 — 149,7 4,0b „aufsted. 35. 2/Thl 35. 141,8 — 169,9 Ga a . 1680 — 169,0 10 ie Yon! 37. 142,4 — 157,3 10 | 38 13711386 0 139. 1327 — 1396 IX, vonl 40. 138,0 — 161,3 nl 41. 160,4 172,4 506} 32. 165,9 — 1663 12,1 Fon 43. 139,4 — 1470 | Diast. 19. u.begin- Pleura dextra.| Carotis dextra, x Afı = 10,8$h »0 h| a4. 145,7 — 158,5 45. 150,2 — 156,5 Abı= 1,2hl 46. 153,1 — 1585 BOB AT. 1485 — 151,5 19. 1301 1a BIS 3 50. 137,5 — 144,3 Ob) 51. 1324 — 149,9 XI. At = 8,96) 52. 18,1 — 180,4 5,5 bl 53. 160,4 — 175,6 ee. 2— 87 419g 551) 56. 125,1 XII. 2 (56)... . \ 151,8 an Burk 57. 151,6 — 169,0 ’ 1583 \ 8), 174,9 a a ashter, 1499 _ 100,8 3bee2, 1375 — 143,9 63. 14,7 — 152,7 64. 1495 — 1581 XIII. Afı = 8,7hl 65. 157,1— 174,9 3,0b is, BE Ne a, Hor = 11,5 \* 155,8 — 1842 68. 124,5 = 17377 Ab'= 87h h| Einige ehlende u, 85 bl 69. 146,0 — 146,0 XIV Afı = 10,6h h 20 N 70. 133,6 — 162,3 Abı— 1,0 30! 71. 163,3 — 181,0 Mori ’ Hor = 2,0 »| Abstgd. 72. und aufstgd. 73. 85 Af Ab Af: Ab Afı Pleura dextra.| Carotis dextra. XV. |Abı= 28hl „, = 11,2hl 73. 126,2 — 164,2 4,0 bj 3,0 bl 74. 164,2 — 172,2 | = 10.06 75. 146,8 — 162,3. XV. 7,5. bl 76. 132,7 — 146,2 lan san 8 XVL. 0b = 7.7hl 77. 144,3 — 160,4 | ae 87 6oDl 78. 1470 — 1550 Ir SDR 88 —= 34hl - oJ | N) Ih 79. 137,1. -- 138,6 x Abı—= 9,6h! 91. XVI. 13,5 b/ 92 — 301) 90. 132,1— 144,9 93 Fon dt 1 — 158,1 94 »" 2}:82. 152,7 — 155,6 Pleura dextra. Tabelle XIV. ( Hund. ) Carotis dextra, Systole. | Pleura dextra.| Carotis dextra. 1} 3. 139,2 — 139,4 54. 132,9 — 142,2 . 142,2 — 159,6 . 158,5 — 160,7 7. 152,7 — 152,7 . 149,3 — 152,0 . 147,9 — 149,3 143,6 — 146,8 139.0 — 141,3 . 138,4 — 143,2 . 141,7 — 148,5 . 147,4 Diastole, #. |2.|B.| 8 | 1. 1413 30,5 | 2,4 N | Ne 55h | (1)... sl 35b | 2. 1718-1884 | 16,6 | 1,8 Ab = 12h | Diastole 2. ner | 13: 168,0— 1877 | 19,7 | 2,0 Hor — 75h | 4. 1250 1978.| 728 | 3,5 Ab? — 39h | Diastole 4. und 3,0b Systole 5. | 5. 119,1 — 169,0 | 49,9 | 3,5 Abe = th), 1623 — 1623 | 0.000 »eb\ 7. 41439 30,8 2.6 Il. M = z0B| (7). ya 1747| — |— 26b1 8, 1747 | (8) 43% \ 159,0 143) 1,9 Hor — 12,0) | 9, 175,6 — 180,6 5,0118 10. 142,2 — 191,5 | 493 | 3,0 286 | Se Te re TEE ee TE ee neun ar nen Systole. | Diastole. Pleura dextra. Carotis dextra. a IB 21e H. BGB. | H. a — a Systole 11. 11. 126,0 — 166,1 | 40,1 | 2,9 | 1,2 ] 17,2 Ho — san | 148.9 — 1489 | 0.0 | 0,0 | 2,7 | 10,5 13. 1384 2.8 | ol | ee Mk —- Be ....116321 — |— | 0,4 | 0,9 3,06 1 14. 162,3 — 176,6 | 14,3 11,6 | 1,1| 71 Abtzz m | Systole 15. E 15. 169,5 — 182,5 | 13,0 | 1,7 | 1,9 | 28,4 Hor — 80b | je, 154,1 — 187.1 | 33,01 26 | 23 | 71,0 ab 2öhlız 1161-1833 | 772] 3,6 | 2,0| 34,4 ’ x 18. 1489 —1489 | 000,0 | 2,2) 8,0 Hor = 70b | 19 140.9 — 1709 | 300129 | 1.0| 44 IV. Af! — 45h Diastole 19. 306.120, 166,5 — 177,5 | 11,0 | 1,8 12 8,7 31. 1688 189,6 | 20,8 12,3. | 1,8.| 378 Hor = 10,00 | 5%, 151,8 — 190,9 | 39.1 | 2.8 | 2,0 | 544 Abı = 42h 3 136,5 — 177.2 | 40,7 | 2,9 | 4,01] 38,4 30b Y. } Diastole23 m. ei- A Ab2 — 200 | nem zweifelhaf- 5,8 bil ten Herzschlag u, Systole 24. V. N 67h | 2. 135,8 — 171,4 | 33,6 |28 | 0,8 | 1,9 30h 125. 1695 —184,6 | ası 19 | 1,1) 76 26. 177.0—188,6 | 11,6 | 1,6 | 1,5 | 19,3 Hor = 15,0b ! 27. 169,3 — 1922 | 22,9 | 2,0 | 3,0.| 77,7 25. 114,5 — 200,5 | 86.0 | 40 ? Abı = 48h | ale ent dran) ? 3,21] 37,6 50b v Diast.29 m,einem no! Ab? — van | zweifelh. Hrzschl. . s,0b (30. 136,5 — 163,8 | 27,3 |2,7|0,3| 00 31. 1638-1737 | 9 rl 11] 63 VI. af = zo? 1674-1718 | 22112109) 19 Pleura dextra Af? Hor Af: Ah I 2,0 | 3% 5.00 ( 3# ‚Ob 35. 36, 37. 20,0) 38. 39. 40. 48h | 4. 50b 142 DAh'l,. 38 | 43. VI. 3,8h | 44. 3.06 145. 46, 17.0. 47. a8. 3,8h 3,0 b |. 4,0 | 50. VII, 2,9h 25 dt. | 92. 159, 1,0 19 55. 25h]. 5.0b |56. IX. 20h | .- 30D 19% 58, 1,25 1 59. 115 b | 60. 61. 2,0h ; 62, 0b 63. Carotis dextra 169,9 — 185,6 185,6 — 1928 188,0 — 197,6 180.6 — 206.2 181.4 — 181.4 14,3 — 179,6 144,3 — 152,0 140,1 — 155,2 1422 — 1479 143,6 — 150,4 145,5 — 155,6 153,7 — 168,4 168,4 — 179,5 174,1 — 191,9 136,5 — 196,3 120,1 — 1743 112,6 — 165,1 161,3 — 161,3 ? 4813 161,3 — 177,2 166,9 — 176,2 130,8 — 176,8 135,5 — 1474 143,6 — 152,3 141,8— 175,3 170,9 — 175,3 172,2 — 181/2 159,8 — 177,2 131,3 — 175,3 144,3 — 146,0 140,3 — 156,5 Systole. 1a oNrFnNwoonnw-ı | B. a N ne a oo SONS Swan je] = vmwwew © O US o© Diastole. oo .PRreworre SON ISDVTPoD = a 288 Pleura dextra. Carotis dextra, 4 af = 20h 3,0 b | 64. 65. Hor = 19,0 Kan 68. Ab'= 10h 27b |. Systole. | Diastole, H#. |B.|2. | A 150,8 — 164,6 | 13,8 | 2,0 | 0,5 163,6 — 181,0 | 17,4 | 2,1 | 0,9 175,6—1798 | 421,5 | 29 132,1 — 188,6 | 565 | 3.0 | 20 135,9 — 156,5 | 206 | 2,5 | 0,9 150,6 — 158,5 | 5,9 1,9 | 1,8 Tabelle XV. (Hund.) Cruralis sinistra, | Pleura sinistra, de 2. 3 4, - ‘ 8. 9. 10. 11. 12. 12b. . 129,8—143,2 L. 114,5 125,0] AM" 116,5 120,91 Ab" | Af? 118,0—140,9] Ad’ = 103,5 133,6] Hor . 106,9118,4] AP" u . 102,1 120,7] AR 115,7—1348| Ab" 125,4—142,8] Afz 135,5 —147.0 121,8 141,7] Ab’ 106,9— 135,5 fehlt. { | Hor Il Om ww a Soslaumo» on ncDWw on wc won [= m. zseceocon Don unow cpbopbobobr Cruralis sinistra | Pleurasinistra. IIT. 9,6h |. \ Afı 330, 13 100,8--120,5| 65h „1 Ab! zon| 14. 115,9-137,5| 38h | 15 126,8-141,51 Afı 33b| 16. 133,1—1462 73 “ Ab: 230 17. 105,6— 139,6 28 | 18. 108,1—123,2| Hor 42h 40b IV. 19. 109,0—125,0| AM 17,3h „Ab: 373D | 20. 117,0—139,7| 102h | 21. 131,3—143,9| Afı 42b | 22. 125,6 142,2 6,3h.)| 23..402,7—136,7] Ab: 3,0b.|| 24. 116.1- 122,9 10,2 h 75b V. 50 || 25. 102,0—124,1| AM 289 Cruralis sinistra. | Pleurasinistra. . 119,9—139,0| Ab’ = . 127,3— 143,2) Af? :2 135.0 1481| ’ 120,8-141,3| Az 30. 101,0—-150,1) 31. 110.0 118,0, Hor v1 32. 102131,5| 33, 124,1 143,8} 2b' . 129,8—141,3! AP’ . 104,0— 139,0) Ab? — 36. 113,4—1247\ VI. . 108,1-12,1) AU = er Ab! . 128,9—145,1} Afa . 135,5— 147,2$ | en! ir . 105,2—133,6| Hor vn. 3, 110,7117,6} A" . 108,8— 130,6! Ab' 124,1—142 2 BR we 131,9—143,6 ‚1077 137,60 Ab? . 1100-1241) Müllers Archiv. 1847. % Dowew-wm En OO ww obobobob [= JOwnWweowon non on vcboobon => RE = a 64, 65. BUT 119,3 139,61 Ab! = .18,1-143,6) A — - 431,7—145,5 . 1193— 139,4) Abı — . 106,9—1249 . 113,6—125,4! 1m 8 139,7} 20° . 131,5 143,91 AP 127,7 Sbap = 101,6 135,7| Hor — Cruralis sinistra. Pleura sinistra. IX. - > Dr wann we won WPD nDn-IR Opa BeBigit X. AM — - 25) Pr new rw ww av o2waownwa oopeococromBR \ xt. . 103,172) me ah . 108,8123,9} 40° = 255 18710, A > 308 3, 132,7 143,6} Bun En Bralhin = 10 XI. Systole 65. und) Af! = 12,9h Diastole 66. 66. 67. 68. 69. 70. 105,6— 132,9) Ab! — 126,0—144,3\ 131 7-12} AP = 105,0—139,6) Ab — 108,1—123,3\ S=-wPru Qu vwuwoomoo voboso = m. Tabelle XVI. (Hund. ) Carotis dextra. 1. 120,3 — 135,5 2. 135,5 — 151,8 3. 1518 — 197,4 4. 118,4 — 175,8 5 i Ä 6). 135,5 6. 135,4 — 1512 7. 1479 — 1588 8. 1588 — 186,5 9. 154.6 — 1791 10. 158,5 — 16911 11. = 2 a4) ©. .1.4131,7 12. 127,0 — 139,9 13. 138,6 — 153,7 44. - 153,7 — 182,5 15. 360,9 — 178,5 16. 163,0— 1728 17, a ar) =... 433,6 18. 132,7 — 1441 19. 144,3 — 153,7 20. 153,7 — 184,6 a1, 153,7 176.6 22. 163, a 170, 9 23. 93, 0 A 23.) 131,7 4. 130,8 — 1443 25. 141,5 — 156,5 26. 156,5 (26.) a 155,0 27. 1577 — 175,6 28. 159,2 — 166,5 29. is) Ol SO mo mw wem je ed - ww al wm www «| Oro r 9 ——n [| Del — ln nn nm FE ws ee} > 5 On > [—) wewoto-ı vwvwwre sre=O00 cc jie= I je) Re) [ie] ER Pleura dextra, | = 10,0b Af? = 43,9h Abı = 23,1h APR = 141 N —= 10,4b Ab2 = 39,5 h\ Sm, — 20,4 b = 5,8h —A1,0D —= 44h = 27,0h Ei a —=44h = 40b Sm. = 21,5 b Eh = Job = 39,9h = 13,9h) = 10,6n5 = 40b =423h = 42b Sm. = 20,75 = An) _60b —=404h u. 35b 5436 u. ib = 19,3h = ern= 6,0b hu. 48b Carotis dextra. | Pleura dextra, (23) ... 126,6 | arı 30. 126,0 — 139,4 Has —=54,2h u. 9,8b A +} 31. 1375 \ 81) ... \1842 lee Bar 32. 17751871 AR = 17h 33. 1375 — 169.0 Er 3%. 1178 \ | Ab? =452h u. 45b SE 1508 1231 | 5 8— : 36. 133,6 — 1451 Bu —=58,3h u. 10,3b ’ 5,8b 80. 1AE3— 68,0 un» 50h au. 426 40. 1294 \ (40.) Eee ar LER syn Ale. 127,5 — 1317 |Abı—= 48h) > a lAp =73,1h u. 5,06 (42) .. .\ 196,6 } Ab2 " kAf Sir 5,0b 3) ...\1900 |Abs —673h u, 4,0b 44. 103,1 \ (4.) ... \139,7 ) Afı ou DIE 45. 136,7 — 142,6 | Abı = 13,5h ’ N Af? = 63,5 h \ 4 1 nen = 33) Af® = 21,1h 47. 185,2 — 156,7 } er 48, 102, ‘ Abs —=385h u. 4,0b I H> jr „> D° 46, 134,6 — 200,5 19* 291 292 Tabelle XVII. Carotis dextra, | Pleura dextra. Afı Hor \ Af: Abı Ab: Afı | Afı Abı Afs Ab? a 162. 3) Afı 162, 32.7 \ Hor 152,7—192,8 12. 1928-213 A = 135. E 111 5 (13a-) , al Kir] 13b. 475 ‚6179, ‚\ Hor 14, 169, 9200, 5| Af? 15. 184, ‚s-205, ‚0| Abı 16. 137, u Ab» } 187,1) Afı = An: >| 131,7 —164, 2) 164, 2—173,7 155 ‚171,8 171 Se 205, Al) 170, 9—191 9 NS ern I? &Q 185,8 a N 4 126 ‚0 @.) 9. (3.) 10. 11, Afı — (Hund. ) Carotis dextra. | Pleura dextra. = 39h 18. 196,6—208,1| Abı — 17,3 19a. SE en (198) . 190, 5 —= 27,01 |‘ 496. 133,0 Abı — 34,6 = 77h Ton |u.). 150,8| Afı = 11,6 = 22,06 Ian. 150,5-1760) an Kay = 29 21. 1756-2085, — tr _970n 22. 183,5—202,0| Abı — 23,1 = 6001123. 41829—195,9| Afı — 96 = 96 |24. 1317 Aba — 43,3 —= 19 ie : = (4) „2. \165,1) Atı = 135 — 23,1. ‚25. 451 1531| Bor ; = 39 |26. 150,8—1680 2. 168,0—211 ö) Afı —= 43,9 28. 2119 ea lady... \2287} 45. card =289 29. En I (29. 211,1] AB — 14,7 = 19 130. 186,7—190,9 Aka Zupa sig |* 117 \ a si =161 5 154,6— ER ern —= 173 . l e 3 [3% N (At —=423 = 29 |(33)) 217,6] Ab! — 25,0 34. 193,4—208,1| Af® = 16,0h = 354 ete. 293 Tabelle XVII. (Hund.) Herzcurve. Pulscurve (Carotis). Dauer Dauer Höhe des = | des = elek anzen | 5 | $ | ganzen | % 28 ez- Io ä& | Hexz- |Z &|ä schlags. | |< | schlags. | 5 3 Ird Ganze Ganze Curve Curve = 14,5. —= 14,5 eh. ? 1. 2,2|1,507| 1. 116,5 — 121,2 | 4,7/0,9 2. 232 |1,1]1,1| 2. 23,1|1,60,5| 2. 120,3 — 128,9 | 8,6 0,4 3. 1911009 | 3. 1,9|12]0,7| 3. 128,5— 135,2 | 6,7|2,3 4. 2210112 | 4 22108114) 4 132,9—135,0| 2,1|5,2 5. 2,1)1,011,1 | 5. 2,11/0,4/1,7| 5. 129,8 — 129,8 | 0,06,5 6. 20/1,01101| 6. 23010511,5| 6. 1233 —123,3 | 0,044 7. 2011,011,0| 7. 1,9104]1,5| 7. 118,9—118,9 | 0,044 14,4 Ganze Ganze urve Curve — 12,0. —= 12,0 8. 23 1,6106 | s. 241,2]07| 8. 114,5—120,3 | 5,8|4,9 9. 30111109 | 9. 30112106] 9. 118,4—122,2| 3,8|0,8 10. 1,7|08[09 | ı0. 1,8] 1,1l0,5 | 10. 121,4 — 130,6 | 9,212,7 11. 21 v0lı1 |. 21 [0,714 | 11. 127,9 — 127,9 | 0,0|8,6 ı2. 21 |1.011,1 | 12. 2,1 10,012,1| 12. 119,3 — 119,3 | 0,0|8,6 13. 170809 | 13. 1,7 |0,011,7|13. 110,7— 110,7 | 0,0/4,7 11,9 12,1 14. 105,8— ? Ganze Ganze Curve Curve —= 12,1. —= 12,1 15. 1,8)1,0l0,8 | 15. 1,8] 1,5[0,3 | 15. 104,6— 114,5 | 9,9!0,9 16. 20) 1,011.0 | 16. 2,0] 1,5/0,5.| 16. 113,6 — 126,2 | 12,6, 1,5 17. 2,2 | 1,01,2 | 17. 2,2 |1,011,2| 17. 124,7 —127,0 | 2,3 6,7 18. 1,9 0811,41 | 18. 1,9 |0,3]1,9 | 18. 120,3 — 120,3 | 0,0|6,9 19. 1,9 | 0,7)1,2 | 19. 2,0 | 0,6/1,4 119. 113,4 — 113,4 | 0,0 5,9 20. 23/1013 | 20. 2,2 | 0,4]1,8 | 20. 107,5— 107,5 | 0,0\4,4 12,1 12,1 Ganze Ganze Curve Curve =14,2 = 14,2 21. 3,0 11,011,0| 21. 2,2|2,010,2| 21. 103,1 — 109,4 | 6,3|0,6 22. 1,9] 120,7 | 22. 1,9 | 1,7]0,2| 22. 105,8 — 124,1 | 15,3|0,6 23. 2110141] 23. 20) 1,011,0123. 123,5 —129,4| 5,9|4,4 24. 2,3 \1,2|1,1 | 24. 2,3] 1,011,3| 24. 125,0 — 125,6 | 0,6 6,6 25. 1510708 | 25. 1,51 0,011,5 | 25. 119,3 —119,3 | 0,016,7 26. 2,1 |0,9|1,2 | 26. 2,11 0,012,1| 26. 112,6 — 112,6 0,0,8,0 27. 231,011,3 | 27. 2,3 | 0,0123 | 27. 104,6 — 104,6 | 0,0|5,3 | 14,2 | | 143 3 93— ? 294 Tabelle XIX. (Hund.) Systole. | Diastole. Pleura H |». B H. sinistra. 1.1130 —1243 | 113/20 |10| 201 2. 1203—1291 | 88) 2%0 | 0,8 31) 3. 126,0 — 131,9 5,9 »2 Ds 2,1 mir? 4. 1295-1376 | 78/15|08| 241 ( gend, 5. 18551432 | 771,7 | 20 203) 6. 12204516 | 296125 | 29249 ] zn Ewa: enlela|al ar" 8 57 32, I ’ $) j 9. 1315-1321 | 0.6) 0,5 | 37 | 42/2 } Abstei- 10. 899-1355 | 45.61 %6 | 85 | 254 9 gend 11. 110,1—1184 | 8312 |0,7| 02 12. 1182 — 129,6 | 114117 | 10| 2ER ups 13. 125,0— 130,0 | 5,0 | 1,9 in 1,5 nd 14. 1285— 1371 | 8615| 08] 16 H 45, ‚1355-4492 | 67,115 |16 | 16. 133,6 — 1466 | 13.0 | 1,5 | 20 | 21/4 17 125, 2—14%6 | 174 | 20 2,5 357 Horizon- 18. 106,9 — 133,6 | 267 | 2,4 | 20 | tal 19. 1092 — 1222 | 130 20|05| 19 20. 120,3 —1245 | 421151301315) ypge; 1. 9,0—197,7 134712851 1,0| 65 ie 22.5.1252 44.2..100,0 05 jv;o)| 6,7). gend) 23. 114,5—1205 | 60/15[05| 06) 24. 11991298 | 99118|05| 07 Aufstei- 25. 1201—1340 | 49116 |10| 233 \ gend. 26. 131,7—137,5 | 5812| 10| 3/9! 27. 1336—1413 | 87115 | 2%0 | 129 28. 126,4—1422 | 15812018 | 181[ „,; 29. 124,1 — 132,3 821 1,6 18,3 | 48,1 anzan: 30. 1142-1298 [156120] 15 1a1| 31. 1157 —1252 | 9420 [18164 32. 108,8— 126,0 | 172121] 12| 76) 33. 1184—1222 | 38|18 | 10] 2), Abstei- 34. 211837 36115] 10] 34\ gend. erab — 120): I 35. 103,7 —116,5 ] 128120 |09| 39 36. 126-1184 | 78) 20 | 1.0 >| ar 37. 115,5 —1226 ]-71115108| 1,8, Aufetei- 38. 108-1291 | 83] 1.5 | os 1 gend. 39. 12771339 | 62117 |10| 85) 295 Systole. | Diastole, Pleura H. |B B. | H, | sinistra. Carotis sinistra. 40. 1254—145,1 | 19,7 | 1,8 | 1,7 | 24,8 4. 1203— 1308 | 10,5 | 20 | 1/6 | 16.3 | Horizon- 22. 1145— 1241 | 961161[25|201 | tal. 23. wo — 2 | 72|19 | 1615: 4 106.0—1170 | 11.0 | 20 | 2}0 | 21/7 | Abstei- 2 93— 1184 [231120 |15|4105 1 gend. 46. 10791155 | 76121 [06| 1,9 47. 1136—1%05 | 129115 | 10) 29 48. 1176—1241 | 65|15 | 0,9 | 19 | Aufstei- 49. 1222—1304 | 8215| 05] 0,6 | Emd so. 12815 | 57 ta lat] 80 51. 1275— 1422 | 147125 [20 |33 2 52. 1088-1407 | 319 | 23 | 27 Ben ee: 53. 985—1344 | 359125 [3,11 53/6 ) tal 54. 80,8—1338 | 53,0 | 29 | 1.6 | 13/5 ı Abstei- 55. 120,3 — 120,3 0,0 10,0 | 1,9] 9,6 | gend 56. 110,7 — Tabelle XX. (Hund. ) Systole. | Diastole. Carotis dextra. H. | B. 1. 10972—1214 | ı22|? | > | 2. 1145—1294 | 149 18 |1,0| 22 3. 1252-1310 | 58118 [09] 31 4. 1279-1390 | 111120 |08| 15 5. 1375-1497 | 112 1,5 | 0,6 | 1,6 6. 1481— 1546 | 65114 | 3,6 | 387 7. 1199 — 163,8 | 43,9 | 20 | 1,8 | 31,5 8. 13231441 | 11,8 120 | 35 | 65,3% ı 9. 788-1491 | 703 |3,3 | 2,1 | 54,0 10. 91-1281 |330|1%3 | 1,5 | 11,6 11. 116,5— 127,5 | 11,0] 1,5 | 1,9 | 15,2 2. 123—1283 [160120 |1,5| #2 {50} © Carotis dextra, 124,1 — 133,6 1298 — 136.9 133.8 — 147,0 1455 1529 119) 4571 139) 4— 1424 96,6 — 139,4 110,9 — 120,3 96,4 — 124,5 111. — 119, 3 1165 — 1231 119,9 — 127. Ri) 125.6 — 135,5 134,6 — 1428 1409 — 1485 b) 1222 — 149,9 133,6 — 140,1 111,1 — 132,9 108,2 — 126,0 108,8 — 126,0 106,9 — 126,0 117.4 — 126,0 121,2 — 127,5 15 — 133,3 132,1 — 141, 3 140,3 — 147 6 1459 — 153, 1 127 gl 157,4 143,2 — 149,3 37,6 — 144 3 98,9 — 129) 2 114 2» — 1254 113) „2 — 127 5 123, 5 oe 123,7 7 — 131 9 130,8 10, ‚3 139,4 — 1470 145,1 —_ 451. 2 137,5 — 157,5 145,1 — 151,8 107, 3 144,5 1180 — 129,8 109,0 — 132,3 112,8 — 127,5 119,5 — 1298 125, oe 129,8 Systole. Diastole, > nn nd = FAITDEIDTDD ERwWDLwD mern © RPaouwwuwu nr wwvuvuuorwon munowonncer Pooorwru SOIAIDPORMDOI-S nm mm; = Pewe S AnNomuemoS » Io nuwoPrwre u -wVoomanuuoo Depot unooı DerPRPRPReDVD VDPrrRPSreReEVD PVeamVewmrr RE SEE? je See Pomunuoo vrowuDeone mn ID fin IND ie IND die je dd ie hi fi in je Do PWoo00PrRD Pr SPD,PRVTSOSc-Frr DOINSOZUFD VOUS mDwunun DUmwnemcou Fowurmcec veurwoss Prrscecpive sSaoscoRrwurn SE =-uu mW Neormoovor. vwnaowonn Systole. | Diastole. Carotis dextra. 59. 124,1 — 136,5 12,4 60. 135,5 — 143,2 27, 61. 140,9 — 148,9 8 02. 147,9 — 154, 1 7 63. 140,3 — 161 3 2 64. 148, 1— 15% 6 6 4 4 2,0 4,5 1,4 17 2,0 5,20|25|41,0 > vı. 65. 113/6 —1483 | 34,7 | 23 | 30 | 152 66. 133,1 — 1371 olı2|ıa| 85 67. 1283 — 1378 | 95 | 1,6 | 21 | 175 68. 120,3 — 137,1 | 16,8 | 18 | 3,0 | 108 69. 115,3 — 1355 | 202 | 21 | 1,6 | 105 70. 1250—1334 | s4|15 | 10 | 238 71. 130,6 —1369 | 6,3 11,6 | 1,3 | 3,6 72. 1333-1441 | 108 | 1,7 | 06 | 433 73. 1428-1539 |11,1|15 | 10-31 7A. 45081581 | 73 | 1,2-1221245 75. 133,6 — 1619 | 283 |21 | 1,4 | 17,6 Herab _ 144, 3 76. 87,8—146,0 | 59,2 | 3,1 [2,3 | 37, 77. 108,6—126,0 | 17,4 | 20 | 20 | 1 78. 1088—133,1 | 24,3 | 2,0 | 1,6 | 16, 79. 1165— 12383 | 11,8 | 24 | 2 | 18, 50. 1203 — 136,5 | 16,2 | 1,7 |06| 2%, 81. 1344 —141,3 | 69 82. 1365— 1481 | 11,6 53. 159-1573 | 114 Dom PC Te: REN DORNN New ww 3 2 2 2 1 1 1 1 84.- 1302 — 158,5 | 183230 | 1 85. 135,5 — 147,0. |:11,5.14,6.| 3 86. 85,0 — 150,4 | 654 | 2,8 | 2 87. 107,3 —126,2 | 189 | 1,6. | 1, 88. 116,1—133,6 | 175 | 2,0 | 2, { 9. 1186—1302 | 176 | 1,9 | 09) 42 0, 12601355 | 951,8 | 1,1 | 53 91. 1302—1394 | 9213109] 3,3 92. 1361-1481 | 120118105 | 71 93, 146,4—1546 | 82 1,7 | 1,3 | 12,4 94. 1422— 161,1 | 189 | 19 | 235 | 45,0 95, 116,1 — 155,6 39,5 | 2,4 | 2,6 | 66,4 7 VII 96. 89,2— 152,0 | 638 | 3,4 | 2,4 | 59,2 97. 928— 1385 | 46.0 | 2,9 | 20 | 30,4 98, 108 4 1291 20,7 | 2,1 | 1,5 | 12,6 99. 116,5—1325 | 160123 | 10 | 6,1 100. 126,4—1338 | 7415 |10| 32 2,0 | 1 "4 130,6 — 139.0 54 Herab — 1 36, 5 wo “run nenv wernww IE wu. 3 et mm Ts mn mm 0 nn Den < m Tabelle XXI. (Pferd.) a3 SUISO/Ta/EE Carotis 87,3 — 175,3 88,3 — 115,5 — 180,9 88,3 — 179,5 88,3 111,3 — 178,5 78,9 — 167.9 89,2 — 1837 86,4 — 1099 — 190,1 | 85,0 — 120,6 — 175,1 7,4 — 122,9 — 165,3 30 A113 Z 1e 73,7 — 179,9 83/6 —- 115,9 — 183,2 85.9 — 105,8 — 180,9 | 883 — 193,4 897 — 1795 Carotis. 16. 94,1 — 123,4 — 178,1 17. 97 — 1901 18. 7,3 — 185,4 19. 95,4 — 125,0 — 197,1 20. 92,0 — 196,2 21. 81,2 — 111,3 — 166,9 22, 99,7 — 197,1 | 23. 87,8 — 192,4 24. 81.2 — 120,1 — 175,3 20. 98,8 — 196,6 26. 91, 1— 156,4 27. 83/6 — 115,5 — 183,7 23. 97,4 — 193.9 29. 927 — 185,4 Tabelle XXU. (Hund. ) Cha riol ts, 1. 146,2 — 157,7 2. 152,5 — 156,5 3. 141,3 — 1493 3. 1445 — 1523 5. 143,2 — 1479 6. 143,2 — 148,5 7. 158,5 — 164,4 5. 162,3 — 168,0 Carotis 9, 163,8 — 169,9 - 10, 1775 — 18%5 - 41. 176,0 — 196,1 12. 183,3 — 194,0 13. 182,3 — 2043 14. 181,4 — 2071 15. 179,5 — 215,7 16, 2, — 2282 [5e) de) =} Tabelle XXIH. (Pferd.) ap aons- | Carotis - Curve. Ben Carotis- Curve. Afı = 17A4h) e Ab'—= 50h 00 ot a 30 BD 19. 82,6 Abı = 58h rt (19. 180,9 yoD1 1) 2. 106 AR — san 20. 100,2—1832 A = 20h Sarjı2l, 8831371 25 | Ab2 — 46,2h} 22. 113,6—113)6 ) 2 719-1408 700123. 23,2 Ab? = 10,6h! 3. 69,5— 90,6 23,5b| 4. 88,3—16#3 | Afı — 50,0h 5. 308 Abı—=18,3h (23) .... 169,3 \ Afı m. Abı (24. zZ Af =11,5h) - ng: || —=10,5b 6 9): M785 || ap =1ssh ah) RA CIE: Ab = 115 hl 6. 85,0—113,6 706425. 134,3—2142 170b$ 7. 82,6— 86,4| Ab» = 40,4h A j 80 Di! 2%. 51,0 Af =115b} Ar 3015 &- ‚Bih7 Ar 20H} @6). .. . 1206 Ab = ach @&) ... . \tene 27. 120,6- 173,9 op, 89,5-191,9 H 28. 695—171,6 2 0) A || 198; 742 166,9 Ab = 35,5h] 30, 62,6 11. 111,3— 180,9 | At 12. 927-125.0 | Afı - 35h) 13. 5 D, 90)... 139,0 1 (13.) 125,0 | Abı „ sh) Ab 1a 6873 30n5 91.) 50,1 \ Afz = 10,66) : Aft =42,0b1 4y,) I Bon BL) -, 11592 4 An IL6h, 4, 66,3—159,8 Ab — 60h 5 yıgı Bor 33. 621-1559 300) Ab? u. Hor | 34 542-1568 At: = 5hl 45) si =40b © 2, 5 D\ Ar = 20,2 h 35, 53,8—136,6 H 14.01 116. 119,6— 156,3 30 b Dr na BL2-10R0 Ab» = 26,9 h) 17%. 74,2— 742 |Af = 2%0,4h) RZ 608. 501 60 AR e. U, DB er Ab =A179hl 34 £8' '. Al! = 31,96) \ h ma, 88,8-—140,8 on)... 1629 un 39. N ’ 300 m Carotis- Curve. Bires) Carotis- Curve. Afı = 20h) . | 0A = ah). . . \157,8 en INERKCH») 130,1 OD a3. 605 v—., 77h). Abı= 39h) 300140. 69,5 | on ae 171,6 AR = 296740)... | 906 A = 10h) 5, 0y1 ® 305) 4. 537 20 : N } 2 —12,5h7 (4)... \160,1 Be car, 2 N166.9 OD 42 552) a N } 165,3 Tabelle XXIV. (Hund. ) Carobiüls. Gx um a.his N 1. 1451—155,0 | 1. 143,6 —155,6 | 1. 0,6 2..,151,0-21565-] 2 1508-1565 ‚|. 2. 00 3. 14151552 | 3. 14511588 | 3.136 4 1485-1527 | 4. 14951565 | ‚4 42 5. 1484-4541 | 5. 1460-1569 | 5. 28 6. 15164546 | 6. 15927 ? 6. 7. 14894554 | 7. 1514-1585 |ı7, 31 8. 15331577 | 8. 1586—159,6 |- 8 19 9, 15371577 | 9. 15561604 | 9. 27 10. 156,2 — 166,5 | 10. 158,6 — 1678 | 10. 1,3 11. 4653 A782) Ma. 2? 2 |e 2 41%: 169,5 474,6 | 18. 0 2,22 2 | 44009 12, 16.9 175-1. 2 uns HR - 13.. 1699 — 1741 | 13. 172,8 1779 | 13. 3,8 14. 160,4 — 165,1 | 414. 1642 171,8 | 14. 67 15. 1544 — 155,0 | 15. 160,4 — 164,2 | 15. 92 16. 144,3 21476 | 16. 151,6— 1573 | 16. 97 17. 1390 — 140,1 | 17. 1447 — 147,0 | 17. 69 18. 1317 —133,6 | 18. 1392 — 141,3 |18, 77 19. 129,8 — 129,8 | 19. 1375 — 1384 | 19. 86 20. 126,0 127,1 | 20.. 1382 —1355 | 20. 84 a AA N 133,6 2 135,5 | 21., 84 22. 125,6 128,9 | 22. 133,8 — 136,7 | 22. 7,8 23. 1279 131,7 | 23. 1352— 1388 | 23. 77 Carotis. 130,8 — 135,5 134,8 — 139,4 138.4 — 144,1 143,2 — 149,9 1472 — 155,8 151,0 — 156,5 144,5 — 154.6 143,0 — 152,3 139.0 — 148,9 135,9 — 146,0 136.1 — 144.1 136.9 — 143,2 135,9 — 143,2 135.0 — 144,7 140,5 — 146,6 144,3 — 151,2 147.0 — 159,4 158,3 — 169,9 166,7 — 181,4 164,9 — 180,4 153, 1 — 165, 7 141 {5 — 151, ‘0 136,9 — 149.9 131,5 — 136,1 130,8 — 134,6 131,3 — 1342 131,3 — 136,5 135,0 — 140,9 139,4 — ? 143,2 — 155,6 152,7 — 158,5 152,7 — 159,4 154,8 — 165,1 162,1 — 169,0 164, 2 178, 1) 162, 3 — 171 6 143. 2— 159. 6 140,1 — 145,1 132,5 — 137,5 1204 — 133,6 129,8 — 131,7 1291 — 132,5 130,6 — 135, 133,3 -— 142, fi 140,9 — 147,0 Ghriurr 3 1 ie; 137,8 — 140,9 139,4 — 143,2 142,6 — 1474 146,0 — 152,0 149,1 — 157,9 153,3 — 160,0 149.9 — 1596 147,0 — 156,5 145.1 — 154,6 1432 — 15%7 142,4 — 150,8 1128 — 150,4 142.0 — 149, 1139 = 15018 145,3 — 152,0 148,7 — 154,3 151,4 — 160,6 158,8 — 169,9 167 4 183,3 171.4 — 185 2 160,7 — 173,5 150'8 — 158,5 143,6 — 149,3 139,4 — 1487 139,0 — 1424 1394 — 142,4 1396 — 1438 141, 7— 147,0 144.9 — 150,8 146,8 — 156,5 153,5 — 160,4 156,0 — 163,8 158,5 — 168.0 164,0 — 218,3 164, 9 — 181 9 167) b— 179,1 155, 1 167. 2 148,9 — 153,7 141,7 — 146,6 1381 — 1422 138,4 — 140,7 135,0 — 141,3 139,4 — 142,5 140,9 — 147,4 144,9 — 149,3 Differenz d, h. Std. = vwumoPpumaono were uTgne Sum une NT NIDONNP>O POS ARD WI ww wo =r) DuoWwseete 301 302 : : nd. Ga x olt is. emiurra is, Std. 69. 1432 — 154,1 | 69. 145,5 — 1546 | 69. 05 70, 1597 —1585 | 70. 153,1 —1596 | 70. 0,9 71. 1523 — 1642 | 71. 154,6— 166,1 | 71. 19 ee De 0 Na „1607 19 en, 74 166,5—1730 | 7a. 1718 — 1791| 7. 75. 1464 —16%8 | 75: 155,0 - 1680 | 75. 76. 1445 —148,3 | 76. 1508 —154,6 | 76. 77.. 1346 —139,4 | 77. 141,3—145,9 | 77. 78. 1307 —1355 | 78. 135,5 — 1403 | 28. 79, 131,7 - 433,6 | 79. 135,5 1384 | 79. 80. 130,0 — 1327 | 80. 135,5 — 1380 | 80. 81. 131,0 — 135,2 81. 135,5 — 139,7 81. 82. 133, 6— 138) 2 8. 137 8 _ 143, 2 82. 83. 137, 1— 143, 9 83. 141 3 —_ 147,9 83. 34. 142) 4 — 152, fi) 8. 145, Ye 153, 1 54, 85. 148, 7456 7 8. 149,3 _ 158,1 85. 86. 152, 7 — 157, % 86. 153,7 — 160,4 86. 87. 150,8 — 161, ) 87. 153,7 — 164,2 87. 88. 159, 6— 164, 4 88. 160, 4 — 166, 3 88. 89. 160, 4 173, 0 89. 162, 3— 175, 3 89. 90, 161, De 178,7 7 90. 163, 8s— 181 17 90. N no van Svounprooun SVDOPrO>O9 zum nu ID. DV PDV RBB Sep cn 91. 160,9 — 166,7 | 91. 165,7 —173,7 | 9. 70 92. 1373 —1543 | 92. 1470 —161,1 | 92. 68 93. 1390—140,9 | 93. 1447 — 1481 | 93. 72 9. 131,7—1355 | 9. 1392-1409 | 94. 54 95. 1291—131,7 | 95. 1344—1375 | 95. 58 96. 129,4 — 130,8 | 96. 1344—136,3 | 96. 55 97. 1983 — 131,7 | 97. 1340-1375 | 97. 58 98. 13061355 | 98. 1359—1399 | 98. 44 99. 1344 --139,7 | 99. 1386 —1432 | 99. 35 100. 1384— 145,1 | 100. 141,3 — 147,0 | 100. 19 Re 1. U ET ee I 2 199 1577| 2 149'9 — 1575 2. 02 3. 1565 —1642 | 3. 1562—1642 | 3. 0,0 4. 1823—1737 | 4 1693147) 2 10 5. 17181833 | 5. 1786—1838 | 5. 05 6. 167.0 —1854 | 6, 169,7 188,0 | 16.86 7. 1623 —1703 | 7. 1680-1703 |. 7. 00 8. 1373—1548 | 8. 149,1 —11623 | 8: 55 9. 1365 —1420 | 9. 1445-1485 | 9. 60 10. 1298 — 1336 | 10. 136,5— 140,3 | 10. 67 11. 1887 —131,7 | 11. 1340-1376 | 11. 59 12. 128,5 — 130,8 Herab — 133) ‚6 "Hoch lg 9 Ueber einen in der Membrana interossea des Unter- schenkels verlaufenden Nerven. Von Dr. H. J. Hausertsma. Hierzu Tafel XV. Von allen fibrösen Häuten war es vorzüglich die Dura ma- ter encephali, welche in Bezug auf ihre Nerven untersucht wurde. Obwohl man schon früher Nerven in ihr nachge- wiesen hatte, wurden sie dennoch später, namentlich durch Morgagni und Haller, wieder geleugnet, und es scheint, dass man hauptsächlich auf Autorität des letzteren die fibrö- sen Häute für nervenlos erklärte. In neuerer Zeit wurde der Gegenstand wieder aufgefasst und mit Bestimmtheit nachgewiesen, dass die harte Hirnhaut Nerven enthalte. Der Schwierigkeit der Präparation aber ist es wohl zuzuschrei- ben, dass die Angaben in Bezug auf ihre Ursprünge so sehr verschieden ausgefallen sind, Nach Arnold entspringt ein Nerv, welchen er nach dessen Verlauf Reeurreus inter laminas tentorii nennt, aus der obern Seite des Ramus ophthalmieus quinti paris, eine Angabe, welche von Schlemm bestätigt wurde; später fand Arnold auch einen Zweig aus dem vierten Hirnnerven. Letzteres wurde durch Varren- 304 trap und Bidder bestäligt, welche dagegen der ersteren Angabe Arnold's widerstreiten. Cruveilhier stimmt Ar- nold bei, fand aber ausserdem einen aus dem ganglion Gas- seri entspringenden Zweig, Nach Longet, welcher, wie Cruveilhier, zuvor das Präparat in Wasser, worin irgend eine Säure aufgelöst war, getaucht hatte, kommen die Ner- ven der Dura mater ausschliesslich vom Trigeminus, und zwar zuerst, bevor dieser den Knoten gebildet hat, dann vom Knoten selbst und zuletzt vom Ramus ophthalmicus !). Was den Zweig, welchen der Pathetieus abgeben soll, be- trifft, so behauptet Longel, dass dieser ebenfalls vom Ra- mus ophthalmieus kommt, in seinem weitern Verlaufe aber an den Pathetieus sich anlegt. Purkinje ?) hält es für das Wahrscheinlichste, dass alle Nerven der harten Hirnhaut sympathischen Ursprungs sind und man jene Verbindungen mit Hirnnerven nieht als ihre einzigen Quellen zu betrach- ten habe. Nach seinen Beobachtungen finden sich die stärk- sten Nervenbündel jedesmal an den Stellen, wo die Stämme der Arterien in die Dura mater treten. Ausserdem findet man hin und wieder Angaben über Ursprünge von Nerven der harten Hirnhaut aus dem Maxillaris sup., vidianus, glos- sopharyngeus, Plexus carotiecus, und nach Pappenheim :) wahrscheinlich auch aus dem Fronlalis. Aus Allem geht hervor, dass diese Angaben sehr verschieden sind, ja, dass kaum zwei mit einander übereinstimmen, und wir müssen uns in dieser Hinsicht auf spätere Untersuchungen vertrö- sten. — Ob überhaupt Nerven in der Dura mater vorkom- men, dürfte wohl nicht mehr zu bezweifeln sein, nachdem sie vorzüglich dureh Purkinje *) und Pappenheim 5) mi- 1) Anatomie et Physiologie du Systeme neryeux. T. 1. p. 169 sg. 2) Mikroskopisch-neurologische Beobacktungen in Müll. Arch. chiv 1845. p. 281. 3) Spezielle Gewebelehre des Gehörorgans, p. 69. 4). c. ,5) 1. e. und: Ueber die Nerven der fibrösen Gewebe. Eine vorläufige Mittheilung in Müll. Arch. 1843, p. 441. 305 kroskopisch nachgewiesen sind. Diese beiden Autoren ha- ben ausserdem das Verdienst, die übrigen fibrösen Gebilde in Bezug auf ihre Nerven untersucht zu haben: sie fanden hierbei bestätigt, was sie bei der harten Hirnhaut gefunden hatten, nämlich: die Existenz von Nerven in denselben. Es könnte allerdings die Frage aufgeworfen werden, sind diese Nerven wirklich für fibröse Gebilde bestimmt oder nehmen sie blos ihren Weg durch dieselben, wie dies z. B. von den Nerven der Knochenhaut behauptet werden könnte, da es möglich ist, dass diese mit den kleinen Arterien in die Kno- chenkanälehen eindringen? Allein die Endschlingen, welche genannte Beobachter in den fibrösen Gebilden wahrgenom- men haben, beweisen auf das Entschiedenste, ‘dass wenig- stens ein Theil der Primitivfasern in denselben bleibt; hier- durch wird der anderen Möglichkeit nichts entgegengestellt. Was die speziellen Beobachtungen betrifft, so wies Pur- kinje die Existenz von Nerven und ihren Schlingen ausser in der Dura mater encephali auch am äussern Blatte der Dura mater des Rückenmarks und an der Beinhaut der Ti- bia nach; Pappenheim fand sie am Periosteum, an den Bändern und Scheiden der Muskelsehnen. Man kann den Verlauf der Nerven der harten Hirnhaut vom Stamme aus zur Peripherie hin verfolgen, wie es z. B. Arnold mit dem Nervus recurrens ex ophthalmico gelungen ist; dasselbe Verfahren kann man bei Aufsuchung der Ner- ven für die Bänder einschlagen und ich brauche in dieser Hinsicht nur auf die Rami artieulares hinzuweisen, welche der N. tibialis ans Kniegelenk schiekt. Ueber die Nerven des Periosteums hat man nur Angaben von Pappenheim !), welcher ihren Ursprung von Haut- und Muskelästen ablei- tete; ausserdem hält er es für wahrscheinlich, dass noch Zweige aus dem Sympathicus hinzukommen. Obwohl hier- bei leicht Täuschung Statt finden kann, so will ich die Mög- 4) Müll. Arch. |. c, Müller's Archiv, 1847. 20 306 keit dieser Angabe Pappenheim’s durchaus nicht in. Zwei- fel ziehen, ungeachtet ich am Schienbeine, auf welchen Theil meine Untersuchungen sich hauptsächlich bezogen, nie Ner- ven des Periosteums bis zu Haut- oder Muskelästen habe verfolgen können. Bei der jetzigen Lage der Sache ist es vielleicht nicht uninteressant, einen Nerven kennen zu lernen, von dem man mit Bestimmtheit aussagen kann, dass er die Beinhaut mit Aesten versieht: es ist dies nämlich ein Ast vom Nervus tibialis, welcher die ganze Membrana interossea des Unterschenkels durchläuft und auf diesem Wege Zweige zum Periosteum schickt. Wenn ich mich nicht irre, so war Fi- scher der einzige, der diesen Nerven gekannt und unter dem Namen Nervus ligamenti interossei folgendermaassen beschrieben hat: „Ex faeie externa et nonnihil posteriore (Nervi tibialis) provenit nervus communis museuli poplitei et ligamenti interossei, in ea fere regione, in qua posita est cartilago semilunaris; ad musculum vero popliteum profectus, bifureatur. Unus ejus ramulus brevis est et in duos dividi- tur surculos, quorum internus duobus filamentis ad. interio- rem; exiernus vero simplex externam sui musculi partem intrat et hujus neryum secundum repraesentat. Alter ramu- lus longior crassiorgue, ad ligamentum interosseum tibiam et fibulam connectens, abit et uno surculo tibiae, altero vero fibulae inseritur et in membrana ut vocant medullari horum ossium distribuitur.* ') Es unterliegt keinem Zweifel, dass Fischer den fraglichen Nerven vor sich hatte, und er würde seinen merkwürdigen Verlauf erkannt haben, wenn er ihn nur weiter verfolgt hätte. Mein hochgeschätzter Lehrer J. Müller, welcher diesen Nerven genauer untersuchte und seinen Lauf durch die Membrana interossea kennen lernte, 1) J. L. Fischeri, Neurologiae generalis Traclalus, nervorum lumbalium, sacralium et ex!remitaluın inferiorum descriptionem con- tinens. Lips. 1791. pag. 34 seq. Tab. IV. 307 beauftragte mich, diesen Gegenstand weiter zu erforschen, und es sind die hieraus hervorgegangenen Beobachtun- gen, welche ich dem wissenschaftlichen Publikum hiermit übergebe. Der Nervus interosseus des Unterschenkels') entspringt, zugleich mit dem Ramus popliteus und einigen anderen, später zu erwähnenden Aesten, aus dem N. tibia- lis (1), gegenüber den Cartilagines seinilunares. Sämmtliche Nerven bilden ein gemeinschaftliches Bündel (m), aus wel- chem zunächst der R. popliteus (n) zu seinem entsprechen- den Muskel (f) tritt. Die übrigen bleiben noch eine kurze Strecke beisammen, gehen aber alsdann in vier Aesten aus- einander. Der äusserste (0) versorgt das Lig. capituli fibu- lae (ec); der innerste (p), welcher, wie die zwei übrigen hinter der Art. tib. ant, (h), ehe diese durch die Lücke der Membrana interossea nach vorn gegangen ist, verläuft, legt sich an die Art. nutritia (k) des Schienbeins, mit der er ins Innere derselben eindringl. Von den zwei übrigen in der Mitte gelegenen Nervenästen begiebt sich der innere (q) nach dem Periosteum der Tibia, der mehr nach aussen gelegene (r) dagegen geht an die. Membrana interossea (e), an deren hin- tere Fläche er sich anlegt. Dies ist der N. interosseus, des- sen Verlauf wir jetzt beschreiben werden, Nachdem er eine Streeke von 1—? Zoll an der hinteren Fläche der Membrana _ 1) Wenn ich diesen Namen gewählt habe, so muss man deshalb nicht glauben, dass er einem der Nervi interossei am Vorderarm ent- spräche. In Betreff seines Ursprungs könnte er allerdings sein Ana- logon im N, interosseus internus vom Medianus finden; letzterer ist jedoch mehr, als blosser Beinhautnerv; bekanntlich versieht er die MM. Nexor profundus digitorum, Nexor longus pollieis und pronator quadratus, ohnedies giebt er aber einen Ast zur Membrana interossea, welchen ich auf ähnliche Weise habe verlaufen sehen, wie den N. interosseus am Unterschenkel; nur ist er nicht so stark als dieser. Wenn wir also ein Analogon annehmen wollen, so ist es ohne Zweilel der Ast des N, interosseus int. zur Membrana interossea. 20* 308 interossea durchlaufen hat, begiebt er sich zwischen die Fa- sern derselben, so dass er förmlich eingebettet erscheint, und man entweder von der vordern oder hintern Seite der Membran etwas wegnelimen muss, um ihn anschaulich zu machen. Im untern Viertel kommt er wieder an der hin- tern Fläche zum Vorschein, so dass er sich also oben und unten in Hinsicht seiner Lage gleich verhält. Während seine obere Hälfte fast parallel mit der Fibula verlief und diesem Knochen sich näher befand, wendet er sich ungefähr in der Mitte der Membran mehr gegen die Tibia und rückt dieser immer näher, legt sich aber niemals an dieselbe. Endlich sieht man ihn vor dem Lig. tibiae fibulare post. (d) in die Syndesmose zwischen der untern Extremität der Fibula und der Incisura fibularis der Tibia eintreten. Von bier aus habe ich ihn nicht weiter verfolgen können, bemerkte vielmehr, dass er sich hier in Zweige auflöste, welche die Bandmasse versahen. In einigen Fällen sah ich, dass er im mittleren Drittel nicht in der Substanz der Membran, sondern an ihrer vorderu Fläche verlief. Während seines Verlaufs giebt der Nerv verschiedene kleine Zweige ab, wovon ich hier nur die meist constanten aufzählen werde. Gleich nachdem er die Membran erreicht hat, entspringen aus ihm 3 Zweige, wo- von 2 die Richtung nach der Tibia, der dritte nach der Fi- bula nehmen (s). Zwischen dem obern und mittleren Drit- tel giebt er einen Zweig ab zur Fibula (t) und einen etwas stärkeren zwischen dem mittleren und untern Drittel zur Tibia (u). Im untern Drittel endlich schiekt er, bevor er in die Syndesmose zwischen Fibula und Tibia tritt, noch einen Zweig zur Tibia (v). Von allen Aesten sind die bei- den letzteren die stärksten; von diesen konnte ich den Ver- lauf und bei dem untersten selbst die feinere Verzweigung (w) auf dem Periosteum genau verfolgen. Dass ich wirkliche Nerven vor mir hatte und nicht etwa Sehnenfasern, ergab die mikroskopische Untersuchung auf das Deutlichste. Bemerkenswerth ist noch, dass der Nerv, während er 309 an der Membrana interossea verläuft, keine begleitende Ar- terie hat; nur sehr selten sah ich hier und da ein unbestän- diges Zweigchen sich an ihn anlegen. Sobald aber die Aeste auf dem Periosteum angelangt sind, sieht man neben den Nerven Gefässe verlaufen; dies sah ich deutlich an den Aesten u und v, welche von Arterienzweigen aus der Pero- nea begleitet wurden. Die untere ist bekanntlich die Arteria malleolaris posterior interna. Ein weiterer Beweis, dass der Nerv, während seines Laufes durch die Membran, Aeste abgiebt, ist seine Abnahme an Dicke. Ich stellte einige Messungen an, welche diese Thatsache entschieden darthun. Um den Nerven möglichst frei von Bindegewebe darzustellen, genügte es, eine kleine Partie frei zu legen und mit der Pincette anzuziehen, durch welchen Handgriff es mir an frischen Präparaten immer ge- lang, ihn aus seiner Scheide für eine relativ sehr grosse Strecke herauszuholen. Auf diese Weise war ich im Stande, den Nerven an verschiedenen Stellen zu messen, und immer ergab sich, dass er an einem mehr unterhalb gelegenen Punkte einen geringeren Durchmesser als oben zeigte, Den auffallendsten Unterschied fand ich an zwei Stellen, zwi- schen denen der Nerv seine stärksten Aeste abgab und die ich in der Figur mit AB bezeichnet habe. Die Messungen wurden mit einem Glasmikrometer, unter einem Oberhäu- ser’schen Mikroskop, ausgeführt. Dehm. bei A. Dehm. bei B. Differenz. 1. Messung 0,120 ”P. 0,060 ”P. 0,060 “P. Br; 0,180. - 0,138 - 0,042 - Ber. 0,150 - 0,078 - 0,072. - Ye 0,124 - 0,090 - 0,034 - Bw 0,180 - 0,096 - 0,084 - Die Differenz ist zu bedeutend, als dass man behaupten könnte, der Nerv sei blos für die am untern Ende der Ti- bia und Fibula befindliche Baudmasse bestimmt. Betrachten 310 wir z. B. den ersten Fall: hier hat der Nery die Hälfte im Durchmesser verloren; er muss. folglich 2 seiner Fasern zwi- schen A und B abgegeben haben, In Betreff der Natur der Primitivfasern des N. interos- seus muss ich bemerken, dass die Volkmann’schen sym- pathischen Fasern in der grössten Anzahl vorhanden waren; sie unterscheiden sich bekanntlich durch ihren kleineren Durchmesser und weniger scharfe doppelte Contouren von den eigentlichen cerebrospinalen Fasern. Ihr Durchmesser betrug 0,002 — 0,003 P. In weit geringerer Menge fand ich die cerebrospinalen Fasern vor: sie hatten 0,006 bis 0,007 “P. im Dehm. Ich muss bekennen, dass, obwohl die Mittelstufen zwischen den dickern und dünnern Fasern sel- ten waren, sie jedoch nicht gänzlich fehlten. Vergleicht man den N. interosseus in dieser Beziehung mit dem R. po- pliteus und dem Zweig, welcher die Art. nutritia tibiae be- gleitet, so findet man, dass letzterer fast ausschliesslich aus den Volkmann’sehen sympathischen Fasern besteht, wäh- rend der R. popliteus zum grössten Theil aus; cerebrospina- len Fasern zusammengesetzt ist, so dass der N. interosseus in dieser Hinsicht zwischen beiden in der Mitte steht. Da ich die Kenntniss dieses Nerven für die Entschei- dung der Frage, ob Nerven in den fibrösen Häuten vorkom- men, für wichtig halte, so will ich hier noch einige Anwei- sungen zur Präparation desselben hinzufügen. Am besten thut man wohl, ihn von der hintern Fläche der Membrana interossea aus frei zu legen, weil man nur auf diese Weise Ursprung, Ende und Aeste verfolgen kann; arbeitet man an einem vom Oberschenkel getrennten Präparate, so gewälrt diese Methode noch den Vortheil, ein nicht wackelndes Prä- parat vor sich zu haben. Wenn man hingegen an der vor- deren Seite zu präpariren wünscht, so ist es zweckmässiger, den Unterschenkel in seiner Verbindung mit dem Oberschen- kel zu lassen. Sind die Muskeln von der hintern Fläche der Membrana iuterossea entfernt, was im obern Drittel einige 311 Vorsicht erfordert, weil hier der Nerv auf und nicht in der Membran verläuft, so sieht man häufig den Nerv durch die Membrana interossea schimmern und das Freilegen derselben hat weiter keine Schwierigkeit. Von der Mitte des Unter- schenkels aus kann man ihn jetzt leicht nach oben und un- ten verfolgen. Ist die Membran etwas stark oder liegt der Nerv, wie wir früher bemerkt haben, im mittleren Drittel an der vordern Fläche, so gelingt es nicht gleich, ihn auf- zufinden, sondern man ist dann genöthigt, von der vordern Fläche die Muskeln eine Strecke weit behutsam abzulösen und darauf das Präparat gegen das Licht zu halten; ein Kunstgriff, der immer zum Ziele führt. Man findet nach einer der angegebenen Methoden den Nerven am sichersten und schnellsten, während seine Verfolgung vom Tibialis aus immer weit schwieriger von Stalten geht, wie ich selbst bei der Untersuchung öfters erfahren habe. Unter den 14 Fällen, die ich zu beobachten Gelegenheit hatte, fand ich einmal eine kleine Anschwellung an dem N. interosseus, bevor dieser sich in die Artieulatio tibiae fibu- laris inf. begiebt. Ich glaubte anfangs diese Erscheinung aus einer weniger sorgfältigen Ablösung der Nervenscheide an dieser Stelle herleiten zu müssen; als ich aber den Knoten mikroskopisch untersuchte, fand ich Gebilde, welche die grösste Aehnlichkeit mil Ganglienkugeln halten; auch waren sie, wie gewöhnlich, in ein Fasernetzwerk eingeschlossen. Die Kugeln waren von der verschiedensten Form, kreisrund, länglichrund, eiförmig, an den Seiten abgeplattet u. s. w. Ihr Durchmesser schwankte zwischen 0,02 und 0,04 ‘"P. Bemerkenswerth ‘war an allen diesen Körperchen, 1) dass sie das gewöhnliche granulirte Ansehen entbehrten (Fig. 2. a), was hier nur an den Kernen (b) sichtbar war, 2) dass auf dem Rande des Kerns constant eine runde, gelbe, 0,002 bis 0,003 ” P, grosse Feltblase (e) sass. In der Voraussetzung, dass diese Kugeln möglicherweise Fettzellen sein könnten, mil deren Iuhalt irgend eine Veränderung vor sich gegangen, 312 untersuchte ich das um den Nerven und die benachbarten Theile liegende Fett; dies zeigte jedoch nicht die geringste Strukturveränderung, so dass ich die an dem Nerven beob- achteten Körperchen einstweilen für wirkliche Nervenzellen halten muss. Wie gesagt, fand ich jene Anschwellung nur ein einziges Mal und jedenfalls müsste man also das Vor- kommen eines Ganglions an der angegebenen Stelle für in- constant halten. Spätere Untersuchungen mögen hierüber mehr Licht verbreiten. Erklärung der Abbildungen. Figur 1. . Tibia. . Fibula. Ligamentum capituli fibulae. . Lig. tibiae fibulare posticum. e. Membrana interossca; es wurde von ihr so viel weggenom- inen, als zur Sichtbarmachung des Nerven nöthig war. f. Musculus popliteus, unweit seines Ursprungs abgeschnitten und zurückgeschlagen. . Arteria poplitea. = Art. tibialis anlica. i. Art. libialis poslica. TR. Art. nutritia tibiae. 1. Nervus tibialis. m. Gemeinschaftliches Bündel. ». Ramus popliteus. o. Ast zum Lig. capit. fib. p. Ast, welcher die Art. nutr. tib. begleitet. g. Ast zur Beinhaut der Tibia. r. Nervus interosseus. s. Zweige, wovon zwei in der Richtung gegen die Tibia, einer gegen die Fibula an der Membran verlaufen. t. Zweig zur Fibula. u. Zweig zur Beinhaut der Tibia. v. Unterster Zweig, ebenlalls zur Beinbaut der Tibia. w. Die Verästelung desselben auf dem untern Ende dieses Knochens. A. und B. rezeichnen die Stellen, wo der Nerv gemessen wurde, Figur 2. a. Vermuthliche Ganglienkugel, wie ich sie, sowie auclı Dr. Vir- chow, der zugegen war, bei einer 300 maligen Vergrösserung gese- hen habe. d. Ihr Kern. ce. Fettbläschen, mn aa Mikroskopische Beobachtungen über organische Elementartheile bei polarisirtem Lichte. Von Dr. Karı von Erxacn. (Vorgetragen in der physikalischen Gesellschaft zu Berlin am 5. März 1847.) Hierzu Tafel XVI. und XVil, Die Polarisation des Lichtes wird schon seit längerer Zeit auf Untersuchungen und Bestimmungen von Krystallformen und neuerlich auch zu technischen Zwecken auf Untersu- chung des Concentrationsgrades verschiedener Lösungen an- gewandt. Y Die bisher olıne weiteres für richtig angenommene That- sache, dass organische Elementartheile fast durchgängig dop- peltbrechende Eigenschaften besitzen, lässt sich durch Beob- achtung dieser Körper im polarisirten Liehte aufs genaueste bestimmen, und hat in dieser Beziehung schon hin und wie- der die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich gezogen, ohne sich jedoch bis jetzt, wie mir scheint, der gehörigen Würdigung erfreut zu haben. Professor (damals Lector) Boeck in Christiania hat schon in den Versammlungen der skandinavischen Naturforscher in Gothbenburg (1839) und in Kopenhagen (1840) ') die Re- 1) Verhandlungen der ersten und zweiten Zusammenkunft der skandinavischen Naturforscher, gehalten io Gothenburg und Kopen- hagen 1839 und 1840 (in dänischer Sprache), 314 sultate seiner mikroskopischen Beobachtungen bei polarisir- tem Lichte vorgetragen und hoffte damals auf besondern Nutzen dieser Methode für die Histologie '). Biot giebt im Jahrgang 1844 der Comptes rendus der Pariser Akademie eine abgerissene Bemerkung über Beobachtung von Stärke- mehlkörnern unter polarisivtem Lichte, schliesst sie aber mit der auffallenden Bemerkung, dass die Amylonkörner, den da- bei beobachteten Erscheinungen zufolge, wahre Früchte, wie Aepfel und Birnen organisirt, seien ?). Seither finden sich, so viel ich habe in Erfahrung brin- gen können, in der deutschen naturwissenschaftlichen Lite- ratur nur einzelne abgerissene Andeutungen über blosse Wie- derholungen der schon von Boeck gemachten Beobachtun- gen *°). Im Auslande ist meines Wissens seither auf diesem Gebiete ebenso wenig Neues geleistet worden. Bei Wiederholung eben dieser Beobachtungen kam ich bald zur Ueberzeugung, dass auf diesem Wege nur dann für die Wissenschaft etwas gewonnen werden könne, wenn man sich die Phänomene, welche organische Substanzen unter polarisirtem Lichte darbieten, nach den allgemeinen Gesetzen der Optik in die einzelnen dabei mitwirkenden Vorgänge genau zerlege. Ich machte daher dieses Verhalten organi- scher Elementartheile zum Gegenstand einer Reihe von op- tischen Untersuehungen, um einmal die allgemeine Annahme, dass die organischen Substanzen doppeltbrechend seien, auf diese Weise festzusetzen oder zu widerlegen, und dann, um 1) Ein kurzer Auszug davon findet sich in Müller’s Archiv für Anat. u. Physiol. iım Jahresbericht von 1844: „Bericht über die Lei- stungen in d. skandin. Literatur im Gebiete der Anatomie und Phy- siologie in d, Jahren 1841-—43, von A. Hannover.“ 2) Comptes rendus d. S. de l’Ac. d. Sc. Tom. XVII. Juin 1844. pag. 799. 3) So die Angaben über diesen Gegenstand von Hrae. Apotheker G. €. Kindt in Bremen (Poggend. Annalen. Bd. LXX. Erstes Heft. pag. 167.) 315 den Werth oder Unwerth dieser Eigenschaft für die Erwei- terung des Gebietes der Histologie näher zu prüfen. Ich bediente mich dabei eines Schieck’schen Mikrosko- pes von der grössten Art, die dieser Künstler verfertigt, und wandte vorzugsweise eine 260malige Linearvergrösserung, als in den meisten Fällen vollkommen hinreichend, an. Der Polarisations - Apparat, der mir zu meinen Untersuchungen diente, besteht aus zwei Nichol’schen Kalkspathprismen, von denen das eine, um seine Axe auf dem Ocular drehbar, mit einem Zeiger den Graden eines eingetheilten Kreises auf einem horizontalen Metallring am obern Ende des Mikrosko- pes folgt. Das zweite Prisma lässt sich am besten an der Blendung unter dem Objekttisch fixiren und kann so am be- quemsten in der festen, durch eine Marke bezeichneten Stel- lung unter die Oeflnung im Tische vorgeschoben werden. Auf dem Tische ist eine um ibr Centrum horizontal dreh- bare Scheibe angebracht, die in der Mille eine dem Loche im Tische entsprechende Oeflnung hat. Auf die letztere wird der Objektträger mit dem Objekt aufgelegt. Der Rand der Scheibe ist mit einer Gradeintheilung versehen, die auf eine am Tisch angebrachte Marke eingestellt werden kann. Aus- serdem liess ich mir eine kleine Fassung für Gyps- oder Glimmerblättchen machen, die so in die Oeflnung des Tisches passt, dass sie bei der Drehung der horizontalen Scheibe unverrückt bleibt. Bei der Beobachtung wurde durch einen am untern Ende des Tubus des Mikroskopes angebrachten Schirm jeder auffallende Lichtstrahl abgehalten, was um so leichter mög- lich war, als ich meist das Licht einer Argand’schen Lampe anwandle, Durch die beschriebene Einrichtung wird es möglich, die zwei Polarisationsebenen der Strahlen, welche durch die beiden Nichol’schen Prismen fallen, so in jeden beliebigen Winkel zu einander zu stellen, dass ihre Durchschnittslinie immer der Axe des Mikroskopes parallel läuft, und überdies 316 Ä auch das Objekt in der Axe des Mikroskopes um sich selbst in genau bestimmbaren Winkeln zu drehen t). Die Meihode der Beobachtung ist folgende: Das obere Nichol’sche Prisma wird so gestellt, dass das Gesichtsfeld möglichst hell erscheint, wobei man sich den Grad merkt, auf welchen der Zeiger am Prisma weist, um später das Prisma ohne Weiteres nach Belieben hell oder dunkel ein- stellen zu können. Nun wird das zu untersuchende Objekt, welches so dünn sein muss, dass es das Licht mit hinrei- chender Intensität durchfallen lässt, auf einem Objektiräger, der nicht über‘ die Ränder der Drehscheibe auf dem Tische vorragen darf, untergelegt. Das Deckplättchen, womit das Objekt bedeckt wird, darf nicht zu dick sein, da sonst der Druck auf die zu beobachtenden Körper durch Hervorrufung von Spannungsverhältnissen in denselben die Reinheit der Erscheinungen trüben kann. Sobald nun das Objekt mit der grössten Schärfe, wie bei gewöhnlichen mikroskopischen Untersuchungen, gesehen wird, dreht man das obere Prisma um 90 Grad. Dadurch wird das Gesichtsfeld vollkommen dunkel, weil jetzt die Strahlen, welche durch das untere Prisma fallen, senkrecht auf diejenige Richtung schwingen, in welcher sie allein das obere Kalkspathprisma durchdrin- gen können. Bleiben nun im Gesichtsfeld helle Stellen zu- rück, so wird das obere Prisma erst wieder bis zur grössten Helle gedreht, wobei man die hellgebliebenen Stellen im Auge behält, um deren Umrisse und Beschaffenheit, so wie ihr Verhältniss zu den übrigen Theilen des Objektes zu unter- suchen. Sie werden stets bei hellem Gesichtsfeld etwas 1) Die zwei Nichol’schen Prismen, welche mit einem verhält- nissmässig grossen Gesichisfeld den Vorzug verbinden, dass sie nur in geringem Grade das durchfallende Licht schwächen, sind, wie der übrige zum Schieck’schen Mikroskop zugefügte Apparat, durch die Herren Mechaniker Bötticher und Halske in Berlin auf schr be- friedigende Weise angefertigt. 317 dunkler erscheinen, als diejenigen Stellen, die bei schwarzem Gesichtsfeld die dunkelsten waren. Im dunkeln Gesichtsfeld entdeckt man häufig erst nach längerem Hineinsehen lichtere Punkte, die im ersten Augenblick leicht übersehen werden. Es rührt dies von der nöthigen Accommodation des Auges bei dem raschen Uebergang von der Helle zur Dunkel- heit her. Nunmehr wird erst bei dunklem, dann bei hellem Ge- sichtsfeld die Drehscheibe mit dem Objekt um die Axe des Mikroskepes nach und nach um 360 Grad gedreht, um die Abwechselungen von Hell und Dunkel, welche die einzelnen Theile bei sich gleichbleibendem Gesichtsfeld darbieten, wahr- zunehmen. Dazu ist die vorherige Einstellung der zu unter- suchenden Theile in die Mitte des Gesichtsfeldes erforderlich, weil sonst manche derselben Kreise beschreiben, die theil- weise aus dem Gesichtsfelde heraustreten. Diese Einstellung kann sehr leicht mittelst der Schrauben zur Verschiebung des Objektes am Tische bewerkstelligt werden. Die An- wendung eines Oculares mit einem Fadenkreuz erleichtert die Sache um Vieles. Die Einschaltung eines Gypsplättchens zwischen das Objekt und eines der Nichol’schen Prismen hat auf das Gesichtsfeld gar keinen Einfluss, wenn die beiden Axen des Gypses mit den Schwingungsrichtungen, welche die Strah- len durch die zwei Prismen erhalten, zusammenfallen. Es erscheint jedoch bei jeder andern Stellung gefärbt, und zwar so, dass, wenn man alsdann das obere Prisma um 90° dreht, die Complementarfarbe der ersten auftritt. Die Ursache die- ser Färbenerscheinungen ist in jedem Lehrbuch der Optik auseinandergesetzt und kann hier um so eher übergangen werden, als bei den vorliegenden Untersuchungen diese Mo- difikation der Beobachtungsweise nicht nur keinen weitern Aufschluss giebt, sondern vielmehr die Sache unnöthiger- weise komplieirt, Immerhin verdient jedoch die Zierlichkeit und Farbenpracht, womit unter diesen Bedingungen die Er- 318 scheinung der Analyse polarisirten Lichtes durch organische Körper auftritt, dass man sich den Genuss eines solchen Anblickes verschafft. Die direkten Resultate, welche man durch solehergestalt an organischen Elementarlheilen angestellte Beobachtungen erhält, stimmen vollkommen mit demjenigen überein, was Boeck a. a. O. mittheilte. Sie lassen sich im Allgemeinen dahin zusammenfassen, dass jede organische Substanz in ge- wisser Dicke in ihrem natürlichen Zustande durchfallendes polarisirtes Licht nach bestimmten Richtungen abzulenken vermag. Da am angeführten Orte eine Aufzählung der Gewebe, welche auf diese Weise untersucht worden sind, gegeben ist, und überdies naturgetreue Zeichnungen von den erhalte- nen Bildern einen deutlichern Begriff geben, als die oft sehr schwierigen Beschreibungen, so verweise ich auf die beige- fügle Tafel und beschränke mich darauf, hier nur die Beob- achtungen anzuführen, auf welche ich, als auf die reinsten, die Analyse des ganzen Phänomens stützen werde. Pflanzenzellen, die sich zur Zeit meiner Untersuchungen (December und Januar) am schönsten in jeder wünschbaren Entwickelungsstufe in gewöhnlichen Zwiebeln fanden, boten folgende Erscheinungen dar: In der ‘dünnen Zwischenmem- bran zwischen je zwei noch wenig verholzten Z wiebelscha- len finden sich die Zellen in einer einzigen Lage nebenein- andergereiht. Sie sind meist etwa 4—6 Mal länger, als breit, und darch ihr gegenseitiges Aneinanderstossen zu vier- seitigen, oben und unten durch zwei oder mehr Flächen zu- gespitzten, nebeneinanderliegenden Säulen geformt. Die sich berührenden Zellenwände erscheinen als durch 3 Linien be- grenzt, zwischen welchen zwei Zwischenräume (die Dicke der Zellenwände) hinlaufen. Sie sind bald mehr, bald we- niger intensiv blau und roth gestreift, und zwar so, dass fast immer ein rother und ein blauer Streif von gleicher Inten- - sität eine Strecke hin nebeneinander verlaufen, dann aber 319 wechseln; d. h. die rothe Farbe setzt nach einer ganz hellen, farblosen oder ganz dunkeln Stelle in die blaue über und umgekehrt. Diese Farben sind dann am deutlichsten, wenn die Richtung der betreflenden Zellenwand mit der Polarisa- tionsebene der durchfallenden Strahlen einen Winkel von 45° bildete. Häufig erscheint noch ein dritter farbiger Streif auf der einen Seite der zwei Zellenwände, dem aber nach der Seite der Zelle zu, welcher er angehört, die schwarze Begrenzung fehlt. Die Farbe desselben ist immer diejenige der Wand der nebenliegenden Zelle, so dass also die Be- gvenzung zweier Zellen der Länge nach durch drei farbige Strei- fen bezeichnet ist, von denen entweder der mittlere roth und die beiden äussern blau sind, oder umgekehrt. Durch Drehung des obern Nichol’schen Prisma's um 90° tauschen die Streifen ihre Farben um. Bei dunklem Gesichtsfeld er- scheinen immer diejenigen Zellenwände hell, die annähernd einen Winkel von 45° mit den Schwingungsrichtungen der durch je ein Prisma fallenden Strahlen bilden. Je mehr sich die Richtungen der Zellenwände denjenigen der Schwingun- gen der durch’s obere oder durch's untere Prisma fallenden Strahlen nähern, desto dunkler erscheinen die Streifen und verschwinden endlich ganz. Es versteht sich somit von selbst, dass das dunkle Gesichtsfeld vorzüglich in zwei auf einander senkrechten Richtungen (mit den 2 Polarisations- ebenen der durch die 2 Prismen fallenden Strahlen einen Winkel von 45° bildend) von hellen Doppelstreifen durch- zogen ist, Ebenso leuchtet es ein, dass, wenn man der Wandung einer und derselben Zelle in deren ganzem Umfang folgt, man dabei 4 Mal auf helle und ebenso oft auf dunkle Partieen der Zellenwand slösst, die immer einander diagonal gegenüber liegen. Ist das Mikroskop scharf auf die Begren- zung der Zellenwände eingestellt, 80 erscheinen diese (im dunklen Gesichtsfeld) gegen die Zellenräume zu durch scharfe dunkle Linien von den Zellenräumen getrennt, Innerhalb dieser Linien jedoch erscheint der Zellenraum den Stellen 320 entsprechend, wo die Wände hell sind, hart an diesen eben- falls etwas lichter; nach der Mitte hin steigert sich die Dun- kelheit bis zu fast vollkommener Schwärze. Keine Stelle erreicht aber diejenige Dunkelheit, welche das Gesichtsfeld an und für sich zeigt. Die Kerne der Zellen zeigen, wenn sie gross und deut- lich ausgebildet sind, ohne weiteres bei genauer Beobachtung im dunklen Gesichtsfeld hellere und dunklere Stellen in ihrem Umkreise, die nach analoger Weise auf den Kern vertheilt sind, wie die lichten und schwarzen Partieen in der Zellen- wand, d.h. so, dass die dunklen Stellen, einander diametral gegenüber liegend, den Punkten entsprechen, wo die Schwin- gungsrichtung der je durch ein Prisma fallenden Strahlen die Peripherie des Kernes tangirt. Noch deutlicher ausge- sprochen, tritt diese Erscheinung in den Kernen auf, wenn das untersuchte Stückchen Zwiebelmembran -einige Zeit in reinem Wasser gelegen hat, wodurch es sich in allen seinen Theilen ausdehnt. Alsdann zeigen sogar noch manche, bis- weilen neben dem Kern in der Zelle enthaltene Körner das analoge Verhalten, und auch die Zellenwand in ihrer ganzen Oberfläche erscheint heller, als sonst im dunklen Gesichts- feld. Diese Kerne mit ihren kreuzförmig angeordneten lich- ten und dunklen Partieen sind nicht mit den nur in den dicken schwammigen Hauptschichten der Zwiebel mehr oder minder zahlreich vorkommenden Amylonkörnern zu verwech- seln. Der Unterschied des an sich analogen Verhaltens bei beiden ist die bei den Amylonkörnern unvergleichlich stär- kere Intensität und Deutlichkeit der zu einem schönen Kreuze ausgebildeten Lichtstellen und schwarzen Linien, auf deren Beschreibung ich sogleich zurückkommen werde. Wenn das Stück Zwiebelmembran mittelst der Drehscheibe bei hellem Gesichtsfeld um die Axe des Mikroskopes gedreht wird, so sieht man auch da die einen Stellen der Zellenwandungen etwas dunkler, als die andern. Es sind alsdann die näm- lichen Partieen, welche bei dunklem Gesichtsfeld hell er- 321 schienen, d. Iı. diejenigen, deren Längenrichtung oder Tan- gente einen Winkel von annähernd 45° mit der Schwin- gungsrichtung der durch beide Prismen fallenden- Strahlen bildet. Bei den Zellenkernen ist im hellen Gesichtsfeld nichts Besonderes mit Bestimmtheit zu erkennen. Aehnlich, wie die Zellenwandungen, verhalten sich ein- fache Pflanzenfasern oder -Röhren. Denn, wenn deren Län- genrichtung mit den Schwingungsrichtungen der durch die Prismen fallenden Strahlen Winkel von 45° bilden, so er- scheinen sie bei dunklem Gesichtsfeld am hellsten, bei hellem am dunkelsten. Häufig tritt jedoch hier statt blosser dunkler Schattirungen stärkere Intensität der fast nie fehlenden Far- benerscheinungen auf. Diese folgen übrigens im Allgemeinen dem nämlichen Verhalten, welches oben für die Zellenwan- dungen beschrieben worden ist. Eine besondere Ausführung verdient die Erscheinung, welche die Amylonkörner (obgleich im Wesentlichen analog mit den Zellen und ihren Kernen) mit grosser Deutlichkeit dar- bieten. Kartoffeln liefern dazu ein sehr geeignetes Material, weil die Amylonkörner derselben sehr mannigfallige Formen besitzen. Diese Körner zeigen im dunklen Gesichtsfeld zwei sehr scharf gezeichnete dunkle Linien auf hellem Grunde, die, je mehr sich das Korn der Kugelgestalt nähert, um so mehr als rechtwinkliges Kreuz sich durchschneiden. Bei unregelmäs- siger Gestalt der Körner beschreiben die Streifen verschiedene, mehr oder minder der Parabel- oder der X form sich nähernde Kurven. Sie enden immer an denjenigen Stellen der Peri- pherie, wo 4 Tangenten, in der Richtung der 2% Polarisa- tionsebenen ') gedacht, den Umfang des Bildes des Stärke- mehlkornes berühren würden, und vereinigen sich im Mittel- punkt der kleinsten der concentrischen Schichten, aus denen 1) So werde ich der Kürze wegen in Zukunlt diejenigen Ebenen nennen, welche man sich senkrecht durch die Richtung gestellt denkt, in welcher die Strahlen in jedem einzelnen Prisma schwingen. Mäller's Archiv. 1817. 21 322 jedes Amylonkorn gebildet ist. Bei hellem Gesichtsfeld ist ebenfalls ein dunkles Kreuz zu bemerken, welches aber die- jenigen Stellen einnimmt, die bei dunklem Gesichtsfeld hell erschienen waren und auch nicht die scharfe Begrenzung und Intensität hat, welche die Figur im dunklen Gesichts- feld zeigt. Bei einfachen animalischen Zellen habe ich bis jetzt nir- gends mit Bestimmtheit die bei den vegetabilischen Orga- nismen konstante Erscheinung des Kreuzes in kugelförmigen Gebilden finden können. Knorpelzellen mit mehrfach in ein- ander geschachtelten Generationen von Kernen oder Toch- terzellen schienen sich zwar ähnlich zu verhalten, besonders wenn sie längere Zeit in sehr dünnen Knorpeldurehschnitten im Wasser gelegen hatten. Jedoch ist diese Beobachtung nicht sicher genug, um irgend etwas darauf zu gründen. Dagegen zeigte jeder weiter ausgebildete auimalische Be- standtheil deutlich dieselbe Erscheinung, wie ein einzelnes Stück Pflanzenzellenwand, und zwar um so mehr, je mehr sich der Theil der Faserform näherte. Muskelsehnen und andere, nicht mit Bestimmtheit als röhrenförmig nachgewiesene Fasern erscheinen hell im dun- klen, dunkel im hellen Gesichtsfeld, je annähernder ihre Rich- tung einen Winkel von 45° mit der Schwingungsrichtung der durch die beiden Prismen fallenden Strahlen bildete. Nervenfasern erscheinen vollkommen analog in ihrem Ver- halten mit röhrigen vegetabilischen Fasern, indem die Wir- kung ihrer Schale auf das polarisirte Licht nach der Mitte der Röhre zu scheinbar immer mehr abnimmt. Scheinbar in sofern, als mit der Umdrehung der Nervenröhre um ihre Axe die Stelle der Schale, die als Mitte erscheint, fortwäh- rend wechselt. Es ist aus dem eben Gesagten klar, dass eine in einem Kreise gelegte Faser 4 helle und 4 dunkle Stellen hat, deren Lage nach der gegenseitigen Stellung der 2 Nichol’schen Prismen wechselt; dass ferner von ein und derselben Faser, 323 die in einem Winkel von 45° oder 135° geknickt ist, immer der eine Schenkel am dunkelsten erscheint, wenn der an- dere möglichst hell ist. Ebenso lassen sich daraus die viel- fachen Schattirungen und hellen und dunklen Stellen erklä- ren, die man in einem Gewirre von vielen Fasern oder in einer mannigfach sich krümmenden Faser erblickt. Krystalle, die in organischen Substanzen eingelagert sind, lassen sich auf den ersten Blick an den scharfen, zu regelmässig geradlinigen Figuren abgegränzten Rändern und der im Verhältniss zu den organischen Substanzen grossen Intensität ihrer analysirenden Eigenschaft erkennen. Dies gilt jedoch natürlich nur von den Krystallen, die nicht zum regulären System gehören. Man findet auf diese Weise fast in jeder Zelle der äus- sern, verholzten Schale einer Zwiebel einen Krystall, der (in der Projektion gesehen) die Form eines Rechtecks, oft mit abgestumpten Ecken, hat. Da diese Krystalle meist mit ihren längern Seiten unter sich und mit der Längenausdeh- nung der Zellen parallel liegen, so entsteht dadurch im dunklen Gesichtsfeld eine niedliche, durch ihre Regelmässig- keit der Zeichnung eines eingelegten Fussbodens ähnelnde Figur. Für Krystalle muss ich auch die sehr kleinen Körper- chen halten, die ich zwischen den Blutkörperchen der Frösche und einer Quappe (G. Lota) schwimmend fand (deren Durch- messer ungefähr „5 —;'; der umgebenden Blutkörperchen betrug), wegen der uusserordentlichen Intensität, mit der sie im dunklen Gesichtsfeld leuchteten. Durch Molekularbewe- gung, wie mir schien, verschwanden sie bisweilen für Au- genblieke und erschienen dann wieder, indem sie, durch ihr flimmerndes Licht an einen Fixstern am dunkeln Himmel erinnernd, allmählig ihre Stelle veränderten. Stärkere Ver- grösserung gab über die Gestalt dieser Körperchen kei- nen Aufschluss, weil dadurch deren Umrisse zu unbestimmt wurden. 21* 324 « Das Verhalten organischer Körper, in durchsichtigen oder stark durchscheinenden Schichten polarisirtes Licht ab- zulenken oder zu analysiren, führt zur Annahme, dass sie entweder aus parallelen Schichten einfach brechender Medien bestehen, die in einem gewissen Winkel zur Richtung der einfallenden Lichtstrahlen stehen, oder dass sie doppeltbre- chende Eigenschaft haben, wenn nämlich überhaupt ange- nommen werden soll, dass dieser Vorgang mil einem der bisher für ähnliche Erscheinungen bei unorganischen Körpern bekannten übereinstimme. Abgesehen von dem Umstand, dass die Erscheinung der Analyse des polarisirten Lichtes durch organische Elementartheile von grosser Dünne häufig mit einer Intensität wahrgenommen wird, die wohl an sich schon die Annahme ausschliesst, dass sie die Wirkung ein- facher Brechung sei, wird überdies durch die angeführten Beobachtungen selbst nachgewiesen werden, dass sie wirk- lich auf doppelter Brechung beruhen, Wenn auch diese Beobachtungen in ihren Einzelnheiten keineswegs mit Bestimmtheit zu den analogen Schlüssen, wie bei den doppeltbrechenden Krystallen, bezüglich der Anordnung der kleinsten Theile. nach bestimmten Axen, füh- ren; wenn bei letztern ausserdem die Eigenschaft der dop- pelten Brechung der krystallinischen Substanz selbst, ohne Einfluss der äussern Druck- und Formverhältnisse, zukommt, während bei den organischen Körpern eben diese Verhält- nisse die in Rede stehenden Erscheinungen bis auf einen ge- wissen Grad wesentlich bedingen: so wird doch die genaue Kenntniss des Vorganges der doppelten Brechung bei den Krystallen der sicherste Weg sein, denselben auch für die organischen Körper zu erklären. Betrachten wir, als die einfachste Form, unter welcher sich die fragliche Erscheinung darstellt, irgend eine Faser, 2. B. aus einem Muskelbündel, oder ein einzelnes Stück einer Pflanzenzellenwand. — Wir haben gesehen, dass eine solche bei dunklem Gesichtsfeld in ihrer Längenausdehnung mit der 325 = Polarisationsebene der auffallenden Strahlen gleichlaufend nicht sichtbar ist, während sie in der grösstmöglichen Helle erscheint, wenn sie mit den Polarisationsebenen der durch die 2 Prismen fallenden Strahlen (die ich der Kürze wegen in Zukunft einfach „,die Polarisationsebenen der Prismen “ nennen werde) einen Winkel von 45° bildet Es seien Fig. 22. AB und CD die Projektionen der Polarisationsebenen der 2 Prismen, und zwar AB derjeni- gen des untern, CD derjenigen des obern Prismas. FE stelle die organische Faser dar, welche im Punkte O die Axe des Mikroskopes treffe. Die Faser wird also mit AB und mit CD zusammenfallend vollkommen dunkel erscheinen, wäh- rend sie in der abgebildeten und der darauf senkrechten, mit Punkten bezeichneten Stellung LM in der grössten Helle zu sehen ist. Bei der bezeichneten Stellung der 2 Polarisationsebenen gegen einander erscheint das Gesichtsfeld deswegen dunkel, weil in den Strahlen, welche vom untern Prisma nach dem obern gehen, die Aethertheile sich gerade senkrecht auf der Richtung AB bewegen, in welcher sie allein durch’s obere Prisma durchschwingen könnten, Sie werden also vom obern Prisma vollkommen zurückgehalten. Erzeugt daher irgend ein Gegenstand einen hellen Fleck im dunkeln Ge- sichtsfeld, so muss er nothwendig den vom untern Prisma kommenden Strahlen eine andere Schwingungsrichtung ge- geben haben, vermöge deren sie ganz oder theilweise den Weg durch das obere Prisma finden. Diese Veränderung der Schwingungsriehtung bewirken sowohl depolarisirende, als durch einfache Brechung polarisirende, als auch doppelt- brechende Körper. Erstere geben den in einer einzigen Rich- tung schwingenden Strahlen, die vom untern Prisma kom- men, dıe Eigenschaft des gewöhnlichen Lichtes zurück, wieder nach allen möglichen Richtungen zu schwingen. Das obere Prisma hat also hier, so weit die Strahlen vom de- polarisirenden Körper auf dasselbe fallen, nur die Wirkung, 326 diese Strahlen wieder zu polarisiren und zwar für jede be- liebige Stellung, in welcher sich der fragliche Körper zwi- schen den 2 Prismen finden mag, weil diese Stellung auf dessen depolarisirende Eigenschaft keinen Bezug hat. Daran, dass die organischen ‘Fasern nicht in jeder Stellung im dunklen Gesichtsfeld hell erscheinen „ erkennen wir also zu- vörderst, dass sie nicht depolarisiren '). Sie müssen also entweder durch einfache oder doppelte Brechung polarisiren. Körper, welche ersteres thun, wie ein Satz von parallelen Schichten ungleich brechender Medien, zwingen die Aether- theile der durchfallenden Strahlen, unter sich parallel zu schwingen. Denken wir uns einen Körper, der diese Be- dingungen erfüllt, zwischen 2 Kalkspathprismen gesetzt, so werden 1) die Sirahlen vom untern Prisma ungehindert durch den Körper durchgehen, wenn derselbe so darüber steht, dass er einfallende Strahlen unpolarisirten Lichtes im nämlichen Sinn polarisiren würde. Die Strahlen vom un- tern Prisma werden 2) gar nicht durch den einfach polari- sirenden Körper gehen, wenn dieser so steht, dass die durch ihn polarisirten Strahlen senkrecht auf diejenigen schwingen, die durch’s Prisma auf ihn fallen. Endlich werden 3) die Strahlen nur theilweise, d. h. in ihrer Intensität geschwächt, dureh den einfach brechenden Körper gehen, wenn dessen Polarisationsebene mit derjenigen des untern Prisma einen Winkel zwischen 0° und 90° bildet. Und da man sich die vom Prisma und dem einfach brechenden Körper dem Durch- schwingen der Aethertheile entgegengesetzten Hindernisse als auf diese wirkende Kräfte denken kann, so ist leicht einzu- sehen, dass das Parallelogramm der Kräfte das Maass giebt für die Abnahme der Intensität der Strahlen, welche in der zuletzt bezeichneten Stellung durchfallen. Fügen wir nun das obere Prisma hinzu, und zwar zuerst 1) Dieser Ausdruck wird wohl von Boeck in seinen Mittheilun- gen a. a. O. nur aus Versehen statt „‚analysiren“ gebraucht. 327 in der Fig. 22. angegebenen Stellung seiner Polarisations- ebene CD, so wird im Fall 1. das Gesichtsfeld und der ein- fach brechende Körper dunkel bleiben, weil die durch's un- tere Prisma und durch den einfach brechenden Körper durch- gehenden Strahlen, senkrecht auf diejenige Richtung schwin- gend, in der sie allein durch's obere Prisma gehen könnten, dasselbe treffen. Im Fall 2. wird ebenso, wie der fragliche Körper, das Gesichtsfeld dunkel bleiben; denn abgesehen da- von, dass die gegenseitige Stellung der Prismen schon die Dunkelheit bedingt, fällt übrigens vom einfach brechenden Körper aus gar kein Strahl auf das obere Prisma. Im Fall 3. gilt das Nämliche auch hier, was für den Fall3. schon oben gesagt ist. Die Strahlen, welche so das obere Prisma tref- fen, dass ihre Schwingungsrichtung diejenige der durch das- selbe fallenden Strahlen unter einem Winkel zwischen 0° und 90° schneidet, fallen mit geschwächter Intensität durch. Aus dem Parallelogramm der Kräfte lässt sich nachweisen, dass für die grösste Intensität der durchfallenden Strahlen von allen Winkeln zwischen 0° und 90° der von 45° der vortheilhafteste ist. Setzt man das obere Prisma so auf, dass seine Polarisationsebene mit derjenigen des untern zu- sammenfällt, also das Gesichtsfeld hell erscheint, so wird es mit dem einfach brechenden Körper im Fall 1. ebenfalls bell bleiben. Im Fall 2. wird der einfach brechende Körper in hellem Gesichtsfeld dunkel erscheinen, und im Fall 3. wird er mit einer Helle erscheinen, deren Intensität von der Grösse des Winkels abhängt, welchen seine Polarisationsebene mit derjenigen der beiden»Prismen bildet, und zwar am dunkel- sten, wenn dieser Winkel 90° beträgt, was schon aus dem Umstände folgt, dass dann der einfach ‚brechende Körper diejenige Lage annimmt, die im Fall 2. bezeichnet ist. Für die Beobachtung sind die Abwechselungen von Helle und Dunkelheit bis zu eineın bestimmten Punkte dieselben, wenn ein doppeltbrechender Körper zwischen die 2 Prismen gebracht wird, wie für die einfachbrechenden. Von jenem 328 Punkte aus tritt aber ein scharfer Unterschied auf, welcher demnach zur Erkennung der einfachbrechenden von den dop- peltbrechenden Körpern dienen kann, wo, wie bei den or- ganischen Elementartheilen, kein anderes Merkmal vorliegt. Ein doppeltbrechender Körper lässt, wie bekannt, von dem einfallenden Licht nur diejenigen Strahlen durch, ohne sie vorher zu modificiren, deren Schwingungen ihn bereits in 2 bestimmten, senkrecht auf einander stehenden Richtun- gen treffen. Alle andern Strahlen aber gehen nur dann durch, wenn ihre Schwingungen zuvor, mit Abnahme ihrer Inten- sität nach dem oben erwähnten Maasse, nach jenen 2 Rich- tungen abgelenkt sind. Stellt man also einen solchen Körper zwischen 2 Pris- men, deren Polarisationsebenen sich rechtwinklig kreuzen, so wird er das Gesichtsfeld dunkel lassen, wenn die beiden Richtungen, in denen er die Lichtstrahlen durchschwingen lässt, mit den Polarisationsebenen der 2 Prismen zusammen- fallen, denn es tritt dann für die Strahlen, deren Schwin- gungen in je einer Richtung durch den doppeltbrechenden Körper gehen, der Fall 1. ein, den wir für einen einfach- brechenden Körper zwischen zwei kreuzwveise gestellten Pris- men gefunden haben. Eben diese Strahlen treten aber zugleich mit der senkrechten Schwingungsrichtung im doppeltbrechen- den Körper zu der Combination 2. eines einfachbrechenden Körpers zwischen zwei sich kreuzenden Prismen zusammen. In keiner der zwei auf einander senkrechten Richtungen, in welchen überhaupt Schwingungen durch den doppeltbrechen- den Körper möglich sind, kann unter der angegebenen Com- bination mit den 2 Prismen irgend ein Strahl durch diese 3 Medien durechkommen. Schneiden dagegen die 2 Richtungen, in welchen die Strahlen durch den doppeltbrechenden Körper schwingen können, die gekreuzten Polarisationsebenen der 2 Prismen unter einem Winkel zwischen 0° und 90°, so tritt für jede einzelne Schwingangsrichtung der Fall 3. eines einfachbre- 329 chenden Körpers ein, d. h. in jeder dieser Stellungen er- scheint der doppeltbrechende Körper hell im dunklen Ge- sichtsfeld. Die Intensitätsabnahme, wie sie bei einfachbre- chenden Körpern Statt findet, wird hier um die Hälfte wie- der gehoben, weil bei doppeltbrechenden Körpern immer die doppelte Wirkung (durch die 2 in diesen Körpern möglichen Schwingungsrichtungen ) hervorgebracht wird, welche nur mit ihren identischen Resultaten unter sich und mit dem einfachbreehenden Körper zusammenfällt. Stellt man endlich auch hier die 2 Kalkspathprismen über und unter dem doppeltbrechenden Körper so, dass ihre Polarisationsebenen zusammenfallen, so kann man sich aus dem Vorhergehenden ebenfalls die Erscheinungen a priori herleiten, welche ein doppeltbrechendes Medium in seinen verschiedenen Stellungen zu den in eine zusammenfallenden Polarisationsebenen beider Prismen darbieten muss. Fällt die Schwingungsrichtung der einen durch den Körper gehenden Strahlen mit der Polarisationsebene der Prismen zusammen, so gehen die Strahlen, welche nur in der darauf senkrech- ten Richtung durch das doppeltbrechende Medium schwingen können, überall ungehindert durch. Dasselbe thun sie, wenn der Körper um 90° gedreht wird, indem sie alsdann auch wieder den Weg durch den letztern frei finden. Steht aber der Körper so zwischen den 2 Prismen, dass jede der 2 Richtungen, in welchen die Schwingungen der Strahlen ihn durchdringen können, die jetzt gemeinschaftliche Polarisationsebene der Prismen in einem Winkel zwischen 0° und 90° schneidet, so fällen die Strahlen, wie bei ein- fachbrechenden Körpern an Intensität geschwächt, durch den Apparat. Dies geschieht jedoch hier für jede im doppelt- brechenden Medium gegebene Schwingungsrichtung beson- ders, und der Vorgang wiederholt sich also doppelt in 2 aufeinander senkrechten Richtungen. Die Intensität erreicht bei Veränderung des erwähnten Durchschnittswinkels ihr Maximum bei 45° und nimmt so- 330 wohl nach 0° als nach 90° ab, während sie bei einem ein- fach polarisirenden Körper nach 0° ab-, nach 90° zunimmt. Da dieser letztere Umstand bei organischen Körpern allein das entscheidende Moment für deren einfache oder doppelte Brechungskraft ist, so scheint er mir hinreichend wichtig, um denselben an einer schematischen Figur noch besonders zu erklären. Es sei AB (Fig. 23.) die Schwingungsrichtung der Strah- len, welche durch’s obere und durch’s untere Prisma fallen; also ab die Projektion von deren Polarisationsebenen. EF sei der Körper, von welchem wir zu entscheiden haben, ob er einfach oder doppelt breche. Ist das Erstere der Fall, so können die Strablen nur in einer Richtung HG schwingend ihn durchdringen. Hat nun ein Strahl, der vom untern Prisma kommt, die Schwingungsintensität of, so wird seine Schwingung (bekannter Weise nach dem Parallelogramm der Kräfte) mit der Intensität og nach der Richtung HG abge- lenkt. Er muss aber, um das obere Prisma durehdringen zu können, wieder nach der Richtung AB schwingen, und diese Ablenkung geschieht ebenfalls mit Verlust an Intensität, so dass er zu io geschwächt ins Auge des Beobachters tritt. Es ist klar, dass, je mehr sich die Richtung GH der Pola- risationsebene ab nähert, gf und in Folge dessen um so mehr oi kleiner wird bis zum Verschwinden, wenn GH mit ab zusammenfällt, d. h. ein einfachbrechender Körper erscheint (unter den angenommenen Verhältnissen) dunkel, wenn die Richtung, in welcher allein die Schwingungen der Strahlen ihn durchdringen können, mit der Polarisations- ebene der Prismen zusammenfällt. (Siehe oben.) Ist dagegen der Körper EF doppeltbrechend, so können ihn Strahlen durchdringen, die nach GH, und solche, die nach IK schwingen. Trifft ihn also ein nach AB schwin- gender Strahl vom untern Prisma mit der Intensität of, so kann dieser in der Richtung HG mit der Intensität go und zugleich in der Richtung IK mit der Intensität ok schwin- 331 gend den Körper durchdringen. — Zum Durchgang durch’s obere Prisma müssen aber diese beiden Strahlen zuvor wie- der zu Schwingungen in der Richtung AB abgelenkt wer- den. Da aber durch die ungleiche Brechung, welche die 2 senkrecht aufeinander polarisirten Strahlen beim Durchgang durch einen doppeltbrechenden Körper erleiden, die Schwin- gungen nach der einen Richtung denen nach der andern um ein Gewisses voraus sind, so haben sie beim Austritt aus dem doppeltbrechenden Medium verschiedene Phasen. Auf ein und dieselbe Richtung zurückgeführt, giebt also ihre Dif- ferenz das Maass für die Schwingungsintensität des in der Richtung AB ins Auge des Beobachters schwingenden Strahls, Diese Differenz oi — ol wird, wie man sieh überzeugt, um so kleiner, als der Winkel gof sich 45° nähert. Bei 90° wird dagegen ok und bei 0° og= 0, und dann schwingt der Strahl mit seiner vollen Intensität of durch den doppelt- brechenden Körper und das obere Prisma. Dieser ganze Vorgang wiederholt sich um den Mittelpunkt o herum 4 Mal in jedem der 4 rechten Winkel, während die Erscheinung, die ein einfach brechendes Medium giebt, nur 2 Maxima von Dunkelheit und Helle bei einer Drehung um 360° zeigt. Es ist hierbei zu bemerken, dass das Vorauseilen der Schwingungen nach der einen Richtung vor derjenigen nach der andern bei irgend beträchtlicherer Dicke des Objektes jene komplementären Farbenerscheinungen hervorruft, die man alsdann bemerkt, indem der beschriebene Vorgang noth- wendig eine Verschiedenheit der Weglängen für die Strahlen der einzelnen Lichtarten bedingen muss. Die dadurch ent- stehenden Nuancen werden aber nur dann bemerkbar, wenn bei grösserer Dicke die Summirung mehrerer dieser Vor- gänge in einzelnen, mehr oder minder unterbrochenen Lagen der Substanz grössere Intensität derselben hervorruft. Die nämliche Wirkung haben daher dünne Gypsplättchen in ge- höriger Lage unter oder über das Objekt gebracht, und so entstehen die oft so wundervollen Farbenspiele, welche die 332 organischen Körper in dieser Conibination dem Beobachter darbieten. Da alle Erscheinungen, welche im Vorhergehenden a priori für einen doppeltbrechenden Körper zwischen 2 Ni- chol’schen Prismen hergeleitet sind, bei den organischen Fasern sich wirklich vorfinden, so glaube ich es damit be- wiesen, dass die organische Faser und jeder andere in Or- ganismen vorkommende Körper, der sich im polarisirten Licht auf analoge Weise verhält, wirklich doppeltbrechend ist und nicht, wie man wohl beim ersten Anblick zu glau- ben versucht sein möchte, durch einfache Brechung die be- schriebenen Erscheinungen hervorruft. Das Verhalten von organischen Bestandtheilen, welche nicht Faserform haben, lässt sich aus dem Obigen auf sehr einfache Weise ebenfalls vollkommen genügend erklären. Es liegt nämlich am Tage, dass in allen Fällen, wo eine und dieselbe Faser oder eine Membran, in ihrer Projektion gese- hen, ihre Richtung ändert, auch die Intensität ihrer Hellig- keit oder ihre Farbe sich ändern muss. Daher erscheinen 2 kreuzweise über einander gelegte Fasern als helles Kreuz im dunklen Gesichtsfeld (die eine bläulich, die andere röth- lich), wenn jede derselben mil einer Polarisationsebene des einen Prisma einen Winkel von 45° bildet. Aus dem näm- lichen Grunde bleiben in einer aus Zellen zusammengesetzten Membran nur diejenigen Zwischenzellenwände im dunklen Gesichtsfeld mehr oder minder hell, welche mit einer der Polarisationsebenen einen andern, als einen rechten Winkel bilden, während alle diejenigen verschwinden, deren Projek- tionen parallel mit der Polarisationsebene des einen oder des andern Prismas liegen. Endlich muss aus dem nämlichen Grunde ein Ring, aus einer organischen Faser gebildet, so- wohl im hellen als im dunklen Gesichtsfeld 4 helle und 4 dunkle mit einander abwechselnde Stellen zeigen, und ia hellen Gesichtsfeld müssen die dunkeln Partieen eben die Stellen einnehmen, welche die hellen im dunklen inne hatten 333 und umgekehrt (Fig. 24.). Daraus lässt sich auch zugleich das Kreuz erklären, welches bei sphärischen Körpern rein, bei mehr unregelmässig gestalteten als verschiedene Kurven er- scheint, wenn diese Körper aus mehreren concentrischen Schiehten doppeltbrechender Membranen zusammengesetzt sind. Man kann nämlich denjenigen Horizontaldurchsehnitt eines solchen Körpers, z. B. eines Amylonkorns, der eben im Focus des Mikroskopes steht, als aus eoncentrischen Rin- gen doppeltbrechender Fasern zusammengesetzt denken und die übrigen Horizontaldurchschnitte um so mehr vernachläs- sigen, als sie sich aus dem für das gebrauchte Linsenspiel geforderten Objektabstand entfernen. Betrachlet man alle die Kurven oder Kreuze, welche man bei dunklem Gesichts- feld in einer Anzahl von Körnern sieht, so wird man bald bemerken, dass sie in der Peripherie der Körner immer von den Punkten ausgehen, wo Tangenten, parallel mit den Polarisationsebenen der Prismen an die Peripherie gezogen, diese berühren. Eben dies ist bei hellem Gesichtsfeld mit den hellsten Linien der Fall. Davon giebt Fig. 25. eine Darstellung. Wir haben gesehen, dass für jede einzelne ringlörmige Faser, bezüglich ihrer hellen und dunklen Stellen, das Näm- liche Statt findet, und die Figur der Kurven in den Stärke- mehlkörnern von unregelmässiger Gestalt, so wie das Kreuz bei sphärischen, ergiebt sich somit aus der Combinalion einer Anzahl von dergleichen concentrischen Ringen. Es lässt sich daraus der Schluss ziehen, dass in jeder einzelnen von die- sen concentrischen Membranen, aus denen ein Stärkemehl- korn besteht, und auch in jeder vegetabilischen Zellen- und Zellenkern - Wandung die 2 Richtungen, nach welchen die durchfallenden Strahlen polarisirt werden, für jede einzelne Stelle der Membran eine tangentiale und eine radiale bezüg- lich zur Zelle seien. Einen Beleg für die Richtigkeit der bisher auseinander- geselzten Schlüsse, die zur Behauptung führten, dass die 334 concentrischen Membranen der Zellen, Zellenkerne und Amy- lonkörner doppeltbrechend seien, giebt ferner noch die Kry- stalllinse aus dem Auge von Säugethieren. In der Voraus- setzung, dass hier in einem organischen Körper diejenige Struktur gegeben sei, welche einem’ Satz einfachbrechender Glasplatten entspricht, untersuchte ich erst einzelne Quer- durehschnitte von isolirten Linsenschichten und fand, dass dieselben im Verhältniss zu andern organischen Substanzen so unmerkliche Doppelbrechung zeigt, dass sie auf die wei- tern Untersuchungen wenigstens nicht störend einwirken konnte !). Eine möglichst frische Kalbslinse wurde sodann sehr behutsam zwischen 2 über einander drehbare Kalkspath- prismen gebracht. Bei paralleler Stellung der Polarisations- ebenen der durch jedes Prisma fallenden Strahlen (d. h. bei hellem Gesichtsfeld) zeigte sich etwas verwaschen, doch deutlich genug, die Figur 16. Bei gekreuzten Prismen (d. h. bei dunklem Gesichtsfeld) Figur 17. . Beide Figuren sind gerade diejenigen; welche theoretisch für einen, in der Art der Krystalllinse zusammengesetzten Glasplattensatz gefordert werden müssen, und weichen von den Bildern, welche die Stärkemehlkörner geben, darin ab, dass die Linse bei hellem Gesichtsfeld nur 2 helle und 2 dunkle Abtheilungen zeigt, während Körner mit doppeltbrechenden concentrischen Schich- ten 4 helle und 4 dunkle radiale Streifen darbieten, Wenn man das Verhalten der Linse nach der Art analysirt, wie es oben für einfach- und doppeltbrechende Substanzen im Allgemeinen geschehen ist, so wird man sich von der Rich- 1) Die Doppelbrechung, welche Brewster (Edinb. philosoph. Magaz. Vol. XI. pag. 23 u. ff) bei der Krystalllinse beobachtet hat, rührt wohl grösstentheils von der Combination von deren im na- türlicben Zustande fast unmerklich doppeltbrechenden Substanz mit dem imbibirten Wasser her. Ich habe auch bei andern organischen Substanzen die Erfahrung gemacht. dass Imbihition mit Wasser de- ren Doppelbrechung verstärkt. Uebrigens ist die Beobachtungsme- thode a. a. ©. leider nicht näher berübrt. 335 tigkeit der Behauptung, dass die von der Linse erhaltene * Figur durch einfache Brechung entsteht, leicht überzeugen. Es scheint mir hier der Ort zu sein, eine Erklärung zu berühren, welche Silbermann ') in den Verhandlungen der Pariser Akademie für die vielbesprochenen Haidinger’schen Lichtbüschel giebt. Obgleich ich diese ebenso wenig selbst je habe sehen können, als. viele Physiker und Physiologen, so erinnert doch die Figur, welche ich erst an Kalbslinsen und dann an Linsen ven Meerschweinchen bei polarisirtem Lichte beobachtet habe, so sehr an die Gestalt der Haidin- ger’schen Büschel, dass ich wohl glaube, durch diesen Ver- such besser, als durch die in vie!’em mir unklar gebliebenen Hypothesen von Silbermann, das Phänomen für diejeni- gen Augen erklären zu können, welche die Büschel wirklich wahrnehmen. Dabei ist auch die Möglichkeit nicht ausge- schlossen, dass grössere oder geringere Differenz zwischen den Brechungsindices der Linsenschichten bei verschiedenen Personen die grössere oder geringere Deutlichkeit des be- sprochenen Bildes, bis zu dessen vollkommenem Verschwin- den, bedingt. Was die Farben der Haidinger’schen Büschel betrifft, so scheint mir, als dürfe man auf diese so viel als gar kein Gewicht legen. Denn ausserdem, dass diese als höchst schwache Tinten angegeben werden, weiss jeder, der sich nur wenig mit physiologischer Optik beschäftigt hat, wie unsicher unsere sogenannten subjektiven Farbenem- pfindungen sind, zu welchen ohne Zweifel die Nuancen der Haidinger’schen Büschel gehören. Die Resultate der milgetheilten Beobachtungen über Doppelbrechuug organischer Körper lassen sich kurz in fol- gende Sätze zusammenfassen: 1) Essai de l’explicalion du plienom&ne des houppes ou aigreltes visibles 4 l’oril nu dans la Jumidre polarisce par J. T. Silbermann, Comptes rendus d. S, de l’Ac. d. Se. a Paris. 28 Septembre 1846. Tom, XXI. pag. 629. 336 Die meisten bis jetzt untersuchten organischen Substan- zen sind in höherm oder geringerm Grade doppeltbrechend, keine an sich einfachbrechend. Die Doppelbrechung ist um so deutlicher, je weiter die Substanz in ihrer Entwickelung fortgeschritten ist. Vegetabilische Substanzen zeigen im Allgemeinen stärker doppeltbrechende Eigenschaften, als animalische. In faserigen Gebilden steht von den beiden Richtungen, nach welchen die Schwingungen des durchfallenden Lichtes gelenkt werden, die eine parallel mit der Längenausdehnung der Faser, die andere senkrecht darauf. In Membranen folgt von den zwei Richtungen, nach welchen die Schwingungen des durchfallenden Lichtes ge- lenkt werden, die eine der Flächenausbreitung in jedem darin möglichen Sinn, die andere steht senkrecht auf der Flächen- ausdehnung. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Ein Stück aus einer dünnen Zwischenmembran einer Zwiebel bei hellem Gesichtsfeld. Fig. 2. Dasselbe bei dunklem Gesichtsfeld. Fig. 3. Horizontaldurehschnitt einer dicken innern Zwiebelschale bei hellem Gesichtsleld. Fig. 4 Derselbe bei dunklem Gesichtsfeld. Fig. 5. Eine Faser von Linum usilatissimum bei hellem Ge- sichtsleld, Fig. 6. Dieselbe bei dunklem Gesichtsfeld. Fig. 7. Verschiedene Stärkemehlkörner aus einer Kartoffel bei hellem Gesichtsleld. Bei 7a. sind 2 derselben bei hellem Gesichts- feld abgebildet, welche bei 7b. bei dunklem Gesichtsleld darge- stellt sind. Fig. Sa. Ein grosses Amylonkorn aus einer Kartoffel bei hel- lem Gesichtsleld. Fig. Sb. Dasselbe Lei dunklem Gesichtsfeld. Fig. 9. Ein Stück Muskellaser vom Krebs bei duuklem Ge- sichtsleld. Fig. 10. Dasselbe bei dunklem Gesichtsfeld um 90% gedreht. Fig. 11. Ein Stück Muskelraser vom Frosch bei hellem Ge- sichtsfeld. Fig. 12. Dasselbe bei hellem Gesichtsfeld um 45° gedreht. 337 Fig. 13. Dasselbe bei dunklem Gesichtsfeld um 90° von seiner ersten Stellung aus gedreht. Fig. 14. Nervenröhren vom Frosch bei hellem Gesichtsfeld. Fig. 15. Dieselben bei dunklem Gesichtsfeld. Fig. 16. Linse vom Kalb in doppelter Vergrösserung zwischen 2 parallel stehenden Kalkspathprismen. Fig. 17. Dieselbe zwischen 2 gekreuzt stehenden Prismen. Fig. 18. Linse vom Meerschweinchen zwischen 2 parallel ste- henden Prismen (nat. Gr.). Fig. 19. Dieselbe zwischen 2 gekreuzten Prismen (nat. Gr.). Fiz. 20. Ein Stück verholzte Zwiebelschale mit Krystallen bei hellem Gesichtsfeld. Fig. 21. Dasselbe bei dunklem Gesichtsfeld. Die übrigen Figuren sind blos schematisch und beziehen sich direkt auf den Text. Bei den Abbildungen nach dem Mikroskop sind die Schwingungs- richtungen der durch die Prismen gehenden Strahlen bei gekreuzten Prismen jedesınal mit einem neben der Figur stehenden Krens) bei parallelen Prismen mit einer blossen Linie angedeutet, Müller’s Archiv. 1847. 22 Ueber die Beschaffenheit der Lederhaut bei Amphibien und Fischen. Von Heınrıcu Rartuke. Die Lederhaut (Corium) besteht bei den Säugethieren und Vögeln aus zarten Bündeln von Bindegewebfasern, die nach den verschiedensten Richtungen verlaufen, so dass sie unter einander wie verfilzt erscheinen. Aus Bündeln solcher Fa- sern ist sie zwar auch bei den Amphibien und Fischen zu- sammengesetzt: es haben aber bei ihnen diese Bündel einen sehr regelmässigen Verlauf und Lagerung; auch besitzen sie bei vielen eine sehr viel grössere Dicke, so z.B. bei Trionyx ferox und Chelonia imbricata am Rücken und Bauche eine Dicke von 0,0005 — 0,0009”. Nach Untersuchungen an einer beträchtlichen Anzahl ver- schiedenartiger Schildkröten, an einigen Krokodilen, meh- reren andern in- und ausländischen Sauriern, einigen ein- heimischen Schlangen und verschiedenen geschwänzten und ungeschwänzten Batrachiern sind in der Lederhaut dieser Thiere die Bündel des Bindegewebes so geordnet, dass sie je nach der Dicke der Haut verschiedentlich viele und der Epidermis. parallele einfache Schichten zusammensetzen, in 339 deren jeder sie in einer und derselben Richtung verlaufen, dagegen sich mit denen der nächst folgenden Schicht unter ziemlich rechten Winkeln kreuzen. So verlaufen z. B. am Rumpfe die Bündel der äussersten Schicht nach der Länge, die der zweiten nach der Quere, die der dritten wieder nach der Länge desselben, und wenn.noch mehrere Schichten vor- kommen, auch in diesen, wie dieselben auf einander folgen, abwechselnd nach ganz entgegengesetzten Richtungen. Je nach der Dicke der Haut und der Dieke der angegebenen Faserbündel ist die Zahl dieser Schichten eine sehr verschie- dene. Bei einem 2% Fuss langen Alligator Lucius zählte ich an der Haut des Rückens bis 20, bei Trionyx ferox bis 8 dergleichen Schichten. Bei einigen andern Sauriern aber, wie auch bei Schlangen und Batrachiern liessen sich nur ei- nige wenige Schichten herauszählen. — Eine einzelne Schicht der Faserbündel erstreckt sich nicht immer über den ganzen Rumpf oder ein ganzes Bein: wo sich eine solche dann en- digt, fliessen am Rande derselben die beiden, zwischen de- nem sie zunächst eingeschlossen ist, zu einer einzigen zu- sammen. — Die Faserbündel einer jeden Schicht haben mei- stens einen sehr langen und schwach geschlängelten Verlauf, liegen in der Regel nahe bei einander und haben nur eine formlose weichere Substanz als Bindemittel zwischen sich, die durch Essigsäure aufgelöst wird, indess die Bündel selbst dureli diese Säure nicht aufgelöst, sondern von ihr nur an- geschwellt und in eme fast gallertarlige Masse umgewandelt werden. In seltneren Fällen aber spalten sich die Bündel je einer Schicht häufig unter sehr spitzen Winkeln in 2 Aeste und diese Aeste gehen dann entweder in zunächst gelegene Bündel derselben Schicht über, oder verbinden sich auch wieder mit einander selbst, so dass zwischen ihnen hie und da langgestreckte Maschen vorkommen, Dies ist namentlich der Fall bei Schildkröten aus der Gattung Chelonia. — Bei den Batrachiern, deren Haut sehr viele Schleimdrüsen be 22% 340 sitzt, liegen diese zwischen den Faserbündeln der verschie- denen Schichten der Lederhaut, und es bieten daher bei ihnen die Bündel der einzelnen Schichten nicht eine so re- gelmässige Anordnung in ihrer Lagerung dar, als bei andern Amphibien. Auch bei allen Fischen, die ich auf die Zusammen- setzung ihrer Lederhaut untersuchte, fand ich diese ebenso beschaffen, wie bei den Amphibien, so namentlich bei Petro- myzon fluviatilis, Raja clavata, Acanthias vulgaris, Acipenser Sturio, Syngnathus Typhle, Silurus Glanis, Gadus Lota, Cyprinus Carpio, Cypr. Brama und Perca fluviatilis. Auch bei ihnen setzten die Faserbündel einfache Schichten zusam- men und waren so geordnet, dass sich die der einen Schicht mit denen der nächstfolgenden kreuzien. In jeder aber ver- liefen sie leicht geschlängelt und parallel sehr nahe bei ein- ander. Bei einem fast 5 Fuss langen Stör zählte ich am Rumpfe bis 30, bei einer ungefähr 2 Fuss langen Quappe 10 solche Schichten. Die einzelnen Bündel selbst hatten bei den beiden so eben genannten Fischen bis 0,0009 Dicke. Kamen bei einem Fische dachziegelförmig geordnete Schup- pen vor, so bestand das Lager, auf dem sie alle ruhten, deutlich aus einer geschichteten Lederhaut: die blattartigen Fortsätze aber, die sich zwischen den Schuppen befanden und sie mit einander verbinden halfen, liessen nur theilweise und auch nicht immer ganz deutlich eine Schichtung sich kreuzender Faserbündel bemerken. Bei Gadus Lota, bei dem die Schuppen die Form der Gläser von Taschenuhren ha- ben und nur sehr klein sind, lagen diese Gebilde mit ihrer ganzen konkaven Seite der Lederhaut flach auf, — Ausser den beschriebenen, über einander geschichteten Faserbündeln fand ich bei Gadus Lota in der Lederhaut noch andere, die einen von jenem verschiedenen Verlauf machten. Viele Bündel nämlich gingen von dem Unterhautbindegewebe ziem: lich gerade zu der Epidermis hin, standen säulenarlig in 34 mässig grossen Entfernungen von einander, durchsetzten die beschriebenen Schichten, indem sie zwischen den Faserbün- deln derselben hindurch drangen, und liessen, wie es mir schien, ihre Fasern dieht unter der Epidermis und den Schuppen pinselartig auseinanderfahren. Ich erinnere mich nicht, dergleichen durchsetzende Bündel auch bei andern Fischen und bei Amphibien’gesehen zu haben. Ueber den Einfluss der Erwärmung und Erkältung der Nerven auf ihr Leitungsvermögen. Von Ernst Heinrich WeBer !). Da wir über die Art und Weise, wie die Fortpflanzung der auf die Nerven geschehenden Eindrücke zum Gehirn Statt findet, noch nichts wissen, so ist es wichtig, die Um- stände sorgfältig zu beobachten, die die Aufnahme und Fort- pflanzung solcher Eindrücke erleichtern oder erschweren. Denn aus den Verhältnissen, welche sie vollkommen oder unvollkommen machen, wird man vielleicht in Zukunft einen Schluss auf den dabei Stalt findenden Vorgang in den Ner- ven selbst machen können. In dieser Hinsicht ist die fol- gende Beobachtung geeignet, die Aufmerksamkeit der Phy- siologen auf sich zu ziehen. Ich habe gefunden, dass die Geschmacksnerven und die Tastnerven durch Kälte und Wärme auf einige Zeit die Fähigkeit verlie- ren, uns Geschmacksempfindungen und Empfin- dungen von Wärme und Kälte zu verschaffen, und dass wir, wenn die Schleimhaut der Nase mit 1) Siehe Berichte über die Verhandlungen der Königl. Sächsi- schen Gesellschaft d. Wiss. zu Leipzig. Heft V, 1847. p. 175. 343 Wasser in Berührung gekommen ist, auf kurze Zeit den Geruch verlieren. Wenn man die Zunge in ein mit warmem Wasser ge- fülltes Gefäss eintaucht, z. B. in eine Temperatur von 40° bis 42° R, und sie darin % Minute oder 1 Min. oder noch länger erhält und dann mit Zuckerpulver, oder mit einem aus Zucker und Wasser gemachten Brei in Berührung bringt, so nimmt man keinen süssen Geschmack mehr wahr; zu- gleich bemerkt man, dass der Tastsinn, durch dessen Fein- heit sich sonst die Zungenspitze vor allen andern Theilen des Körpers auszeichnet, unvollkommener geworden ist. Die- ser Zustand kann 6 Secunden und länger dauern. Bringt man dagegen die Zunge auf die nämliche Weise mit dem Zucker in Berührung, ohne sie vorher zu erwärmen, so schmeckt man die Süssigkeit des Zuckers sehr deutlich. Während des Eintauchens entsteht ein eigenthümlicher Wär- meschmerz, der aber augenblicklich beim Herausziehen der Zunge aus der Flüssigkeit vergeht und nicht mehr Statt fin- det, wenn man den Zucker mit der Zunge berührt. Die Erscheinung kann daher auch nicht durch eine Uebertäubung der schwächern Geschmacksempfindung durch den entstan- denen Wärmeschmerz erklärt werden. Die Zunge scheint sich vielmehr in einem ähnlichen Zustande zu befinden, als ein Finger, auf dessen Nerven längere Zeit ein Druck ein- gewirkt und dadurch den Finger in den Zustand versetzt hat, den wir das Eingeschlafensein desselben nennen. Die nämliche Erfahrung macht man nun auch, wenn man die Zunge 3 Minute oder 1 Min. oder länger in einen aus zerstossenem Eise und Wasser gemachten Brei taucht. Hier tritt ein Kälteschmerz ein, der mit dem Wärmeschmerz geosse Aehulichkeit hat, so dass man, wenn man nichts als diese Schmerzen empfände und nicht in den an der Grenze des Wassers befindlichen Theilen der Zunge Wärme- und Kälteempfindungen hätte, kaum zu sagen im Stande sein würde, ob der Schmerz durch Wärme oder durch Kälte ver- 344 ursacht werde. Der Erfolg ist, dass man auf ähnliche Weise, wie nach längerer Einwirkung der Wärme, süsse Körper nicht mehr schmerkt. Durch eine andere Reihe von Experimenten kann ich beweisen, dass die Tastnerven der Fin- ger, der Zunge, der Lippen und anderer Theile durch Kälte und Wärme die Fähigkeit auf einige Zeit verlieren, uns Empfindungen von Wärme und Kälte zu verschaffen. Man tauche zwei oder mehrere Finger 1 oder 2 Minu- ten lang in Wasser, welches bis auf 41° oder 42° R. er- wärmt ist, und bringe dieselben hierauf schnell 1 Secunde lang in kaltes Wasser, oder abwechselnd an einen trocknen kalten und warmen Körper; so wird man keine Empfindung der Kälte oder Wärme haben, die man aber augenblicklich wahrnehmen wird, wenn man dieselben Finger der andern Hand, die man vorher nicht erwärmt hat, auf dieselbe Weise und ebenso lange damit in Berührung bringt. Es entsteht während des Eintauchens ein Wärmeschmerz, der indessen nicht so heftig ist, dass man ihn nicht zu ertragen im Stande wäre. Hierauf gerathen die Finger in einen Zustand, den ich mit dem Eingeschlafensein vergleichen muss. Auch die Fähigkeit, zu tasten und den Druck zu empfinden, stumpft sich ab, verschwindet aber nicht gänzlich. Dieselbe Erfahrung macht man, wenn man die Finger in einen aus zerstossenem Eise und Wasser gemachten Brei 1 Minute und länger eintaucht, mit dem Unterschiede, dass der Kälteschmerz nicht so schnell abnimmt, sondern sich während 2 Minuten und länger fortwährend vermehrt. Es ist nicht wahrscheinlich, dass der erwähnte Wärme- und Kälteschmerz seinen Sitz in den Nervenenden habe, sondern dass er in den Stämmchen der Nerven entstehe, bis zu welchen die Wärme und Kälte allmählig eindringt. Denn da die Nervenenden, wie wir gesehen haben, wenn sie erkältet oder erwärmt worden sind, gar nicht, oder nur 345 in unvollkommenem ‘Grade fähig sind, Eindrücke aufzuneh- men oder fortzupflanzen, die Nervenstämme dagegen jenseits der Grenze, wo ihr Leitungsvermögen durch Erwärmung und durch Erkältung beschränkt ist, diese Fähigkeit besitzen, so muss die sich immer weiter verbreitende Kälte und Wärme in den Nervenstämmchen eine Empfindung hervorrufen, die aber allerdings von der Empfindung, welche uns die Ner- venenden von Wärme und Kälte verschaffen, sehr verschie- den ist. Der Erfolg, dass wir unter solchen Umständen weder Kälte noch Wärme fühlen, darf nicht so erklärt werden, dass bei der schnellen Berührung eines kalten Körpers mit erwärmten Fingern die auf uns eindringende Kälte durch die Wärme aufgehoben werde, welche in den erwärmien Fin- gern aufgehäuft sei, indem sich daselbst für eine kurze Zeit eine mittlere Temperatur bilde, die uns weder als warm, noch als kalt erscheine und umgekehrt. Es ist zwar keinem Zweifel unterworfen, dass in ein- zelnen Lagen der Haut ein solcher Vorgang Statt finde, den- noch aber lässt sich darthun, dass von ihm allein jener Er- folg nicht abhänge. Hinge nämlich von ihm der beschriebene Erfolg allein ab, so würde er nicht nur Statt finden, wenn man die Fin- ger so hohen und so niedrigen Temperaturen aussetzt, welche einen Nervenschmerz verursachen, sondern auch bei einer geringeren Differenz der angewendeten Wärme und Kälte, und also nicht blos, wenn man die Finger aus der Tempe- ratur von + 40° R. in die von O versetzt, sondern auch, wenn man die Finger aus der Temperatur + 20° R. in die von + 19 bringt. Es findet aber bei solchen Temperaturen das Gegentheil Statt. Bei einer Zimmertemperatur von + 12 bis + 14° schien mir Wasser von 20° R., in das ich einige. Finger eintauchte, warm; liess ich meine Finger 1 Minute in diesem Wasser und tauchte sie dann schnell in + 19° warmes Wasser, so erschien mir das letztere kalt. Tauchte 346 ich meine Finger zuerst in Wasser, welches eine Tempera- tur von + 12° R. hatte, und brachte sie nun schnell in Was- ser, das eine Temperatur von + 19 R. besass, so schien mir das letztere warm. Hier verstärkt der Gegensatz die Empfindung, ungefähr wie auch das Weisse uns weisser zu sein scheint, wenn es auf einem schwarzen Grunde ge- sehen wird, Es giebt aber ausserdem eine Abänderung des Versuchs, welche entscheidend ist und die erwähnte Erklärung aus- sebliesst, wenn man nämlich wicht die Finger selbst, sondern den Nervenstamm erkältet, der sich zu den fühlenden Fin- gern begiebt. Taucht man einen Theil des Ellenbogens in einen aus zerstossenem Eise und Wasser gemachten Brei, so fängt ungefähr nach 16 Secunden der sehr ansehnliche Nervenstamm des Nervus ulnaris, der hier nicht von Muskeln bedeckt ist, sondern unmittelbar unter der Haut und Faseia liegt, an, von der Kälte angegriffen zu werden. Es entsteht ein eigenthümlicher Schmerz, der die Unterseite des Unter- arms, des Handgelenks, den Ballen des kleinen Fingers und den kleinen Finger selbst, so wie auch die angrenzende Seile des 4ten Fingers einnimmt. Dieser Schmerz ist von der Empfindung von Kälte ganz verschieden und hat mit ihr keine Aehnlichkeit. Wüsste man nicht, dass man den Arm in kaltes Wasser eintauche, fühlte man nicht die Kälte des Wassers mit der Haut des Ellenbogens, so würde man nicht wissen, dass die Kälte die Ursache jenes Schmerzes sei. Bei fortdauernder Einwirkung der Kälte nimmt dieser Schmerz bis zu einem gewissen Zeitpunkte beträchtlich zu, und es gehört einige Willenskraft dazu, ihn zu ertragen, dann. aber vermindert er sich wieder, ungeachtet die auf den Ellenbo- gen wirkende Kälte dieselbe bleibt. Es entsteht ein Zustand des Öten und 4ten Fingers, welcher dem ähnlich ist, den wir das Eingeschlafensein derselben nennen. Man glaubt zu fühlen, dass man den Öten und 4ten Finger nur mit grösse- ‘rer Anstrengung bewegen könne, Als die Erkältung des 347 Ellenbogens 12 Minuten gedauert hatte, wurden Versuche über das Empfindungsvermögen der Finger gemacht. Hier- bei zeigte es sich, dass, während man mit dem Daumen, dem Zeigefinger und dem 3ten Finger, die keine Aeste vom Nervus ulnaris erhalten, die Temperaturverschiedenheiten der Körper wie gewöhnlich wahrnehmen konnte, dieses nicht mehr mit dem öten Finger der Fall war und auch nicht ganz mit dem ten. Ueberhaupt war der öte Finger taub oder pelzig, und weniger geeignet zu tasten und den Druck zum Bewusstsein zu bringen. Ich brauche wohl nicht besonders zu bemerken, dass das sehr geringe Wärmeleitungsvermögen der Substanz des Arms die Annahme nicht gestattet, dass hierbei eine Fort- leitung der Kälte zu der Hand Statt gefunden habe. Viel- mehr hängen die hier wahrgenommenen Erscheinungen le- diglich davon ab, dass der Nervenstamm des Nervus ulnaris am Ellenbogen erkältet wird, dass wir die Schmerzen, die diese Erkältung desselben verursacht, so deuten, als ob die- selben in den Enden derjenigen Nervenfäden Statt fänden, die doch viel höher oben da erkältet werden, wo sie am Ellenbogen vorbei gehen. Es scheint, dass das Leitungsver- mögen der Nerven am Ellenbogen durch die Kälte unvoll- kommen gemacht oder aufgehoben werde und dass daher die Eindrücke von Wärme und Kälte auf denjenigen Finger, der seine Empfindungsnerven ganz allein vom Nervus ulnaris erhält, gar nicht oder unvollkommen zum Bewusstsein ge- langen können. Johannes Müller hat schon sehr interessante Unter- suchungen über die Wirkungen des Drucks angestellt, den er anf den Stamm des Neryus ulnaris am Ellenbogen und auf andere Nerven absichtlich hervorbrachte. (Handbuch der Physiologie Bd. I, p. 590. Ate Auflage. 1843.) Er sagt: „Wenn man den Nervus eubitalis absichtlich über der inne- ren Seite des Ellenbogens oder über dem Condylus internus hin und her schiebt und drückt, so hat man die Empfindung 348 von Priekeln und Nadelstichen, oder von einem Stoss in allen Theilen, in welchen sich der Nervus .cubitalis endlich verzweigt, namentlich in der Fläche und auf dem Rücken der Hand in dem 4ten oder öten Finger. Drückt man stär- ker, so hat man auch Empfindungen am Vorderarme. Durch starkes Auf- und Abwärtsstreichen mit dem Daumen an der inneren Fläche des Oberarms ‘und durch Druck in die Tiefe am obersten inneren Theile des Arms trifft man leicht den Nervus radialis und medianus, und man hat ähnliche Em- pfindungen in den Theilen, wo sie sich verbreiten. Drückt man einen grossen Nervenstamm für ein ganzes Glied, z. B. den Nervus ischiadieus, so hat man die bekannte Empfin- dung von Prickeln, Nadelstichen und Einschlafen im ganzen Beine, und leicht kann man es durch eine besondere Lage des Oberschenkels beim Sitzen ‚so einrichten, dass der Ner- vus ischiadicus bei seinem Austritte gedrückt wird.“ Er schliesst daraus, dass, wenn ein Nervenstamm gereigt wird, alle Theile, welche Zweige von dem gereizten Theile erhal- ten, Empfindungen haben. So weit stimmen auch meine Versuche mit denen von Müller überein, Wenn ich den Nervus ulnaris am Condylus internus ossis brachii bei mir selbst gleichmässig drücke, so empfinde ich mittelst der in der Haut des Ellenbogens endigenden Tast- nerven den Druck an der richtigen Stelle, an der er Statt findet. Hierauf entsteht aber ausserdem ein eigenthümlicher Schmerz, der an einem andern Ort zu sein scheint, als auf den gewirkt wird, und der nichts mit dem Gefühle des Druckes gemein hat, sondern, wie Zahnschmerz, ein eigen- thümlicher Nervenschmerz ist, der sich an der Volarseite der Ulna herab und bis in das Handgelenk und sogar bis in den Sten Finger erstreckt. Durch einen geringen, aber lange dauernden Druck auf gewisse Theile des Arms kann ich, ohne einen merklichen Schmerz an dem gedrückten Theile zu fühlen, das Einschlafen derjenigen 'Theile der Haut und derjenigen Muskeln bewirken, zu welchen sich die gedrück- 349 ten Nerven begeben, so dass in dem einen Falle die Theile, _ welche vom Nervus ulnaris, in einem andern die, welche vom Nervus medianus ihre Nerven bekommen, vom Zustande des Eingeschlafenseins ergriffen werden, wobei man sogar die Grenze des Gebiets jeder dieser Nerven wahrnimmt. Wenn der Nervus ulnaris lange, aber in geringem Grade gedrückt wird, so wird z. B. der äte Finger ganz, der 4te aber nur zur Hälfte in den Zustand des Einschlafens ver- selzt, so dass also die dem 3ten Finger zugekehrte Hälfte, die auf der Volarseite niemals, auf der Dorsalseite nur bei manchen Menschen vom Nervus ulnaris Zweige erhält, vom Einschlafen nicht mit ergriffen wird. Wenn der Nervus me- dianus einen schwachen, aber lange anhaltenden Druck er- leidet, so schlafen der Daumen nebst den beiden nächsten Fingern auf der Volarseite ganz ein, der 4te aber nur an der dem 3ten zugekehrten Seite, und auf der Dorsalseite der Hand bleibt das erste Glied der dem Einschlafen unterwor- fenen Finger frei davon, und bekanntlich bekommt dieses Glied seine Nerven nicht vom Nervus medianus, sondern vom Nervus radialis. Es erstreckt sich daher der Zustand des Einschlafens nur. auf die Theile, die vom Nervus media- nus unterhalb des Ortes, wo er gedrückt wird, Nervenfäden erhalten, und es ist daher die Erscheinung des Einschlafens in diesem Falle für eine Wirkung des auf eine oder mehrere Nerven ausgeübten Drucks zu halten, zumal da das Einge- schlafensein sogleich dem Grade nach abnimmt und bald ganz verschwindet, wenn der Druck auf den Nervenstamm aufhört. Wer die Stellung der Glieder und die Handgriffe noch nicht kennt, wodurch man das Einschlafen des Nervus ulnaris oder medianus oder beider zugleich herbeiführen kann, der braucht nur die Gelegenheit zu benutzen, seine Glieder, wenn sie ihm zufälliger Weise einschlafen, genau zu beob- achten, um das Vorgetragene zu bestätigen. Der Zustand des Einschlafens der Glieder hat übrigens verschiedene Grade. Im höchsten Grade ist man weder fä- 350 hig, die Muskeln zu bewegen, die vom eingeschlafenen Nerv allein mit Zweigen versehen werden, noch Wärme, Kälte und Druck zu empfinden. Ehe es zu diesem höchsten Grade kommt, und nachdem er aufgehört hat, beobachtet man Zu- stände eines unvollkommenen Eingeschlafenseins der Glieder. Hierbei verursacht die Berührung der eingeschlafenen Finger oder der Hohlhand eine Empfindung, welche von der Tast- empfindung sehr verschieden ist. Die Empfindung ist näm- . lieh nicht auf die berührte Stelle beschränkt, sondern breitet sich über eine grössere Strecke des eingeschlafenen Theiles aus. Sie verschwindet auch nicht im Momente, wo die Be- rührung aufhört, wie das bei den Tastempfindungen der Fall ist, sondern dauert auch nachher längere Zeit fort, und wechselt dabei ihren Ort, indem sie andere und andere Theilchen der Haut schnell und abwechselnd und wiederholt ergreift, die wie von innen her mit unzähligen Nadelspitzen leise berührt zu werden scheinen und dadurch die Empfin- dung von einer bebenden Bewegung in dem Theilchen des eingeschlafenen Gliedes hervorrufen. Dadurch, dass man an unvollkommen eingeschlafenen Gliedern zugleich in vielen Punkten der Haut Empfindungen zu haben glaubt, geschieht es, dass man den Umfang und die Grenzen der Glieder selbst, auch während sie nicht berührt werden, deutlicher zu fühlen glaubt, als es an den nicht eingeschlafenen Glie- dern der Fall ist. Bisweilen entsteht auch eine Empfindung von Wärme in der eingeschlafenen Hand, niemals aber, so viel ich weiss, die der Kälte. Dieses ist eine genauere Be- schreibung dessen, was ieh in unvollkommen eingeschlafenen Gliedern empfinde und was die praktischen Aerzte mit den Worten bezeichnet haben, man fühle Ameisenkriechen, for- micatio, Nadelstiehe, oder das Gefühl sei taub, oder pelzig. Eine Erklärung dieser Empfindungen kann jetzt ebenso we- nig gegeben werden, als eine Erklärung der Empfindungen, welehe auf eine leise Berührung mehrerer Theile der Ober- 351 lippe zu folgen pflegt und die auch, nachdem die Berührung längst vorüber ist, längere Zeit fortdauert und abwechselnd bald diese, bald jene Theile ergreift, welche berührt worden waren. Bei einem gleichmässigen Drucke auf den Nervus ulnaris entsteht nach meiner Erfahrung anfangs kein Amei- senlaufen, sondern ein gleichmässiger, in der Ulnarseite des Unterarms und der Hand fühlbarer Schmerz. Auch die Fähigkeit zu riechen gebt augenbliek- lieh verloren, wenn man die Nasenhöhlen mit kal- tem oder warmem Wasser erfüllt. Da indessen diese Wirkung auch dann eintritt, wenn das Was- ser die Temperatur des Bluts hat und überhaupt bei allen Temperaturen entsteht, so sind Kälte und Wärme nicht als die Ursachen anzusehen, die diese Wirkung ganz allein hervorbrächten, son- dern die Berührung -der Nasenschleimhaut mit Wasser scheint die letztere der Fähigkeit, Ge- ruchseindrücke aufzunehmen, auf kurze Zeit zu berauben. Ich muss zur Erläuterung des Gegenstandes die Bemer- kımg vorausschicken, dass man bei einem erwachsenen Men- schen, den man sich so auf den Rücken legen lässt, dass der Kopf über dem Lager überhängt und die Nasenlöcher aufwärts gerichtet sind, die Nasenhöhlen vollkoımmen mit Wasser erfüllen kann, ohne dass es in den Schlund jenseits des Gaumenvorhangs hinabfliesst und ohne dass das Almen durch den Mund gehindert wird. Es füllt sieh sogar, wenn man das Wasser nur durch ein Nasenloch hineinlaufen lässt, die andere Nasenhöhle mit an, indem das Wasser aus der einen Choana narium dureh den angrenzenden obersten Theil des Sehlundes in die andere Choana nariam hinübertritt. Das Wasser reicht dann in beiden Nasenlöchern bis an den Band und zeigt während des Athmens abwechselnd eine eonvexe und eine concave Oberfläche, Man sieht hieraus, 352 dass der Gaumenvorhang den Ausgang aus dem obersten Theile des Schlundes in den mittlern so verschliessen kann, dass kein Wasser hinunter kommt, wenn wir nicht etwa durch willkürliche Bewegungen diese Verrichtung des Gau- menvorhangs stören. Man ist nicht verhindert zu sprechen, während beide Nasenhöhlen mit Wasser erfüllt sind. Die so angefüllte Nasenhöhle nebst den Nebenhöhlen fassten bei mir selbst in dem einen Versuche 16,6 Cubikcentimeter Was- ser, in einem zweiten 17,2; bei einem Jünglinge von 16 Jah- ren in einem Versuche 8,3 Cubikcentimeter, in einem zwei- ten 11,7. Ich bediene mich, um das Wasser in die Nasen- höble eintreten zu lassen, einer zugespitzten, mit Flüssigkeit gefüllten Glasröhre, die ich am oberen Ende mit dem Finger zuhalte und öffne, während sich die Spitze nahe über dem Nasenloche befindet. Ich habe Versuche mit Wasser gemacht, welches 0° und 40° R. warm war, ferner bei Temperaturen von 38°, 35°, 32°, 31°, 30°, 29°, 12° und 4° R. In allen diesen Fällen wurde die Fähigkeit zu riechen, auch wenn man das Was- ser sogleich nach erfolgter Anfüllung der Nase wieder aus- laufen liess, und sich schnaubte, in dem Grade unterdrückt, dass ein Fläschehen mit Eau de Cologne oder mit Acidum aceticum destillatum, an die Nase gehalten, nicht die min- deste Empfindung von Geruch verursachte. Nach % Minute oder nach 1 Minute stellte sich ein sehr schwacher, kaum merklicher Geruch wieder ein, der nach 1% Minute etwas zugenommen hatte, aber erst nach 2% Minute wieder so voll- kommen geworden war, dass man das Geruchsvermögen für wiederhergestellt erklären konnte. Zog man die Luft, die sich über der Oeffnung der Fla- sche mit Eau de Cologne befand, recht stark ein, so ent- stand bisweilen eine Empfindung von Spiritus am Gaumen oder Schlunde, über welche man zweifelhaft sein kann, ob man sie für Geruch oder Geschmack halten solle. Aetzen- 353 des Ammoniak machte einen stechenden Eindruck in der Nase, aber nicht im oberen Theile der Nase, wo der 'Ge- ruchssinn seinen Sitz hat, sondern in dem den Nasenlöchern zunächst liegenden Theile derselben, ferner am Boden der Nase und am Schlunde und Gaumen. also an den Theilen der Schleimhaut, welche kein Flimmerepithelium haben und nur mit einem schwachen Tastsinne, nicht mit dem Sinne des Geruchs versehen sind. Athmete ich über der weiten Oeflnung einer, eine grössere Menge wässriges ätzendes Am- moniak enthaltenden Flasche durch die Mundhöhle ein, so entstand zwar keine stechende Empfindung an der Zunge, wohl aber eine solche in einer grossen Strecke des Schlun- des. Es scheint daher das Ammoniak ausserdem, dass es im natürlichen Zustande gerschen wird. noch einen stechen- den Eindruck hervorzubringen, der auch in solchen Theilen Statt findet, die, wie der Schlund, des Geruchs nicht fähig sind, und der auch dann noch in einigen Theilen der Nase Statt findet, wenn der Geruch aufgehoben ist. Wird 1 Theil Eau de Cologne zu 11 Theilen lauwar- mem Wasser zugesetzt und geschüttelt, so erhält man eine trübe, stark nach Eau de Cologne riechende Flüssigkeit. Werden beide Nasenhöhlen mit dieser Flüssigkeit angefüllt, so empfindet man den Geruch des Eau de Cologne zwar in dem Augenblicke, wo die Flüssigkeit in die Nase einströmt, nicht aber wenn die Nasenhöhle damit erfüllt ist. Ich habe die Nasenhöhllen einige Zeit mit jenem Gemenge gefüllt er- halten und genau beobachtet, ob ich einen Geruch wahr- nähme, und ıch kann mit Bestimmtheit sagen, dass ich, während die Höhlen der Nase mit der Flüssigkeit erfüllt wa- ren, nichts davon gerochen habe. Nachdem die Flüssigkeit wieder aus der Nasenhöhle herausgelaufen war, halte ich den Geruch auf kurze Zeit ebenso, wie durch reines Wasser verloren, so dass ich nicht einmal den Geruch der so flüch- tigen reinen Essigsäure empfand. Dasselbe ist der Fall, wenn Müllers Archiv. 1847. 23 354 man die Nase: mit Zuckerwasser erfüllt. Es verursacht das- selbe keinen Geruch und keinen Geschmack, nicht einmal dann, wenn man es einige Zeit in der Nase erhält und es daher längere Zeit mit dem obersten Theile des Schlundes und mit demjenigen Theile des Gaumens in Berührung er- hält, mit welchem die Verschliessung bewirkt wird. Den Geruchssinn hebt es ebenso auf, wie reines Wasser. Was- ser und Zuckerwasser bringen bei mir gar keine, jene Mi- schung von Wasser und Eau de Cologne bringt nur eine geringe Reizung in der Nase hervor, so dass nicht einmal Reiz zum Niesen eintritt. Man muss indessen, wenn man die Versuche noch weiter, als ich es gethan habe, ausdehnen will, mit rei- zenden Körpern vorsıchlig zu Werke gehen, denn ich habe mehrmals die Bemerkung gemacht, dass die Flüssigkeit bis in. die Trommelhöhle eindringt, wo sie dann am Trommel- felle ein Geräusch verursacht. Man kann sich darüber nicht wundern, da die Oeflnungen der Tubae Eustachii in dem obersten Theile des Schundes, und also oberhalb des Ver- schlusses, liegen. Den praktischen Aerzten überlasse ich es, zu erörtern, in wiefern das Eindringen der Flüssig- keit durch die Tuba in die Paukenhöhle zu praktischen Zwecken bei der Heilung von Gehörkrankheiten benutzt werden könne. Es fehlt bis jetzt an hinreichenden Datis, um anzuge- ben, wie nun das Wasser durch seine Berührung der Schleim- haut der Nase den Geruchssinn auf einige Zeit aufhebe. Indessen ist es nicht unwahrscheinlich, dass beim Riechen die mit vibrirenden Cilien besetzten Epitheliumzellen der Na- senschleimhaut die Riechstoffe in sich aufnehmen müssen und dass sie daran gehindert werden, wenn sie mit Wasser bedeckt oder durchdrungen sind. Es lassen sich aus dem Mitgetheilten folgende Resultate ziehen: 1) 3) 4) 5) 6) 355 Wenn die Enden der Nerven der Zunge der Einwir- kung einer Wärme, welche sich 41° R. ‚nähert, oder einer Kälte, die dem Nullpunkte nahe kommt, aus- gesetzt werden, so verlieren sie auf kurze Zeit die Eigenschaft, uns Geschniacksempfindungen zu ver- schaffen. y Eben dadurch verlieren wir in den Tastorganen das Vermögen, Wärme und Kälte zu unterscheiden, und es stumpft sich auch die Fähigkeit, verschiedene Grade des Drucks wahrzunehmen, ab. Die Einwirkung der Kälte auf den Nervenstamm des Nervus ulnaris erzeugt nicht die Empfindung von Kälte, weder in dem Nervenstamme selbst, noch in den En- den seiner Fäden, sondern die Empfindung eines Ner- venschmerzes, der keine Aehnlichkeit mit der Empfin- dung der Kälte hat. Sie beraubt aber die Enden dieser Nerven der Fähigkeit, vermöge deren wir Wärme und Kälte unterscheiden, entweder ganz, oder stumpft wenigstens dieses Unter- scheidungsvermögen sehr ab und versetzt die Glieder in einen ähnlichen Zustand, als der auf einen Nerven- stamm wirkende Druck, der das sogenannte Einschla- feu derjenigen Glieder hervorbringt, welche von dem gedrückten Nervenstamme unterhalb der gedrückten Stelle Nerven bekommen. Der weiche Gaumen ist eine Vorrichtung, wodurch nicht nur der Luft, den Speisen und den Getränken der Ausweg aus dem Schlunde durch die Nasen- höblen, sondern auch Flüssigkeiten, welche die Nase anfüllen, der Eingang in den Schlund versperrt wer- den kann. Dadurch, ‚dass man die Nasenhöhle mit Wasser erfüllt, beraubt man den Menschen, auch nachdem es ganz ab- gellossen ist, auf kurze Zeit des Geruchs, das Wasser 23% 356 7) 8) mag eine beliebige Temperatur haben und noch so kurze Zeit in der Nase bleiben, oder auch Zucker auf- gelöst enthalten. Cölner Wasser, mit reinem Wasser verdünnt, erregt, wenn die Nasenhöhlen damit angefüllt worden sind, keinen Geruch. Zuckerwasser erregt, wenn die Nasenhöhlen damit er- füllt werden, keinen Geschmack, obgleich der oberste Theil des Schlundes und Gaumens damit in Berührung kommen. Versuche am Nervus glossopharyngeus. Von Dr. Bırrı und Dr. Moncanrti. (Aus brieflicher Mittheilung.) Das günstige Urtheil, mit welchem Sie in dem Briefe an den hochverdienten Naturforscher Rusconi unsere Arbeiten über die Zungennerven ') beehrten, war für uns belohnend. Wir sind Ihrer, in eben demselben Briefe an uns ergangenen Aufmunterung nachgekommen, die Untersuchungen über die Bewegungskraft des Zungenschlundkopfnerven zu wiederho- leu, und haben diese Versuche mit allem Eifer und streng- ster Genauigkeit ausgeführt. — Da der Zungenschlundkopf- nerve, kaum aus dem hinteren zerrissenen Loche herausge- treten, verschiedene Anastomosen mit anderen Nerven ein- geht, so haben wir, um nachzuweisen, ob er primitive Be- wegungsfasern besitze, unser ganzes Augenmerk auf jenen Theil desselben hingerichtet, welcher in der Schädelhöhle verläuft, Um zu dieser Ueberzeugung zu gelangen, war es die Aufgabe, den Schädel des Thieres zu spalten, die Wur- zeln des Zungenschlundkopfnerven vom verlängerten Marke 1) S. Biffi e G. Morganti, sui nervi della ‚lingus, Milano 1846, 8. 358 zu trennen und den peripherischen Wurzelbündelstumpf zu reizen, um zu sehen, ob während dieses Verfahrens sich Zu- sammenziehungen in jenen Theilen kund geben, in welchen sich der genannte Nerv verzweigt. Da wir nun die Gele- genheit hatten, neugeborne Hunde zu bekommen, so fingen wir unsere Versuche an diesen an, und um so lieber, als wir hoffen konnten, dass bei dem zarten Knochenbaue ihres Schädels der Versuch sich leicht und schnell machen liesse. Jedoch unsere, an 20 solchen Hündchen vorgenommenen Versuche misslangen; wir vermochten keine Zusammenzie- hung wahrzunehmen, die von der Reizung des peripherischen, im Schädel gelegenen Wurzelstumpfes des Zungenschlund- kopfnerven abhängig gewesen wäre. Wir sagen keine, obwohl sich zuweilen heftige und ausgedehnte Zusammen- ziehungen des Gaumensegels und Schlundes kund gaben; doch wir nahmen hierauf keine Rücksicht, weil dieselben ohne Zweifel daher entstanden, dass wir unvorsichtiger- weise mit den Polen der Volta’schen Säule die anderen Nerven des ‚hinteren zerrissenen Toches berührten, ‘was bei der ausserordentlichen Zartheit derselben in einem neu- geborenen Hündchen sehr leicht geschehen kann. Uebri- gens glichen diese Zusammenziehungen sowohl bezüglich ihrer Stärke, als auch in Bezug ihrer Ausdehnung ganz den- jenigen, welche durch Reizung des Spinalnerven hervorge- bracht werden. - Ebenso finchtlos war der Versuch mit erwachsenen und schon alten Hunden, bei welchen wir, wegen der Zähigkeit und Härte des Schädels, viel Zeit mit Durchschneidung ‚der Schädelwände verloren, so dass, als die Säge kaum in die venösen Blutleiter der harten Hirnhaut drang, und das Blut in Strömen sich daraus ergoss, das Thier alsbald mit dem Blate das Leben und zugleich die Reizbarkeit in dem Maasse verlor, dass, als wir endlich den Zungenschlundkopfnerven in ‚den für eine Reizung erforderlichen Stand gesetzt hatten, 3359 derselbe bereits völlig unfähig war, auch nur die geringste Rückwirkung zu äussern. Endlich wurden unsere Versuche bei Hunden von 2 bis 3 Monaten von glücklichem Erfolge gekrönt; weil bei die- sen Thieren der Schädel, bei vollkommener Ausbildung sei- ner Theile. doch noch so viel Zartheit seiner Wandungen besitzt, dass er sehr schnell in zwei Hälften durchsägt wer- den kann, und man, während das Thier noch zuckt, zu der Zunge, dem Gaumensegel und dem Rachen gelangen und nach Hinwegnahme der Gehirnmasse die Wurzeln des Zun- genschlundkopfnerven entblössen und trennen kann. Um den Zungenschlundkopfnerven von den andern im hinteren zerrissenen Loche abzusondern, haben wir bei die- sem Versuche die Wurzeln des herumschweifenden und des Spinal-Nerven nach rückwärts gegen das grosse Hinter- hauptsloch gezogen und jene des Zungenschlundkopfnerven nach vorne über die hintere Fläche des Felsenbeines, indem wir sie zugleich auf eine dünne Glasplatte legten, was sehr leicht ausführbar war. da diese Nerven sehr ausgesprochen und deutlich sind. Nach diesen Vorbereitungen machten wir uns daran, den peripherischen Stumpf des Zungenschlundkopfnerven zu reizen, indem wir ihn entweder mit den Schenkeln der Pin- zetle zusammendrückten oder die Pole einer Volta’schen Säule darauf wirken liessen, die so schwach war, dass sie nur einen sehr geringen zusammenziehenden Geschmack auf der Zunge erregle. Und in diesem Augenblicke sahen wir auf der entsprechenden Seite, wo der Zungenschlundkopf- nerve gereizt wurde, das Zäpfchen, das Gaumensegel und seine beiden vorderen Bogen durch die Zusammenziehungen ihrer Muskeln zittern. Und diese schwachen begrenzten Zu- sammenziehungen waren sehr verschieden von jenen hefti- gen und ausgedehnten, welche durch Reizung der Wurzeln des Spinalnerven im ganzen Gaumensegel und Schlunde her- 360 vorgebracht wurden, so dass, nachdeın wir diese zweierlei Arten von Zusammenziehungen zu verschiedenen Malen genau ins Augenmerk genommen, jener von uns, welcher den Schlund des zum Versuche dienenden Thieres- beobachtete, mit ‘Sicherheit aus der Art der Zusammenziehungen erken- nen konnte, welchen von den beiden Nerven der Andere so ‚eben gereizt habe. Demnach ist die Erscheinung dieser Muskelcontraktio- nen, welche durch Reizung des im Schädel gelegenen peri- pherischen Stumpfes des Zungenschlundkopfnerven hervor- gebracht werden, für uns eine unläugbare und durch Ver- suche an beinahe 30 Hunden bestätigte Thatsache. Nur ist zu bemerken, dass wir bei unseren Versuchen zugleich die Erfahrung machten, dass die Reizbarkeit des Zungenschlundkopfnerven sehr rasch verschwinde; daher, wenn sich durch irgend einen äusseren Umstand oder durch Ungeübtheit des Experimentators der Versuch in die Länge zieht, derselbe trotz aller Reizung keine Bewegung hervor- zurufen verinag, während in demselben Thiere mit denselben Mitteln eine Reizung des Spinal-, des Unterzungen- und Ge- siehtsnerven lebhafte Bewegungen ‚dort hervorbringt, wo sich diese Nerven verzweigen. Und da andererseits diese, vom. Zungenschlundkopfnerven hervorgerufenen Zusammen- ziehungen auch im Maximum ihrer Intensität äusserst schwach sind, so sinken dieselben, bei alsbaldiger Abnahme der Reiz- barkeit dieses Nerven, auf einen so geringen Grad herab, dass man sie nicht bemerken kann, wenn man sie nicht schon zu andern Malen beobachtete. Uns hat sich -dies ‚oft ereignet, dass wir auf der einen Seite mittelst Reizung ‚des entsprechenden Zungenschlundkopfnerven ‘die oberwähnten Zusammenziehungen hervorriefen; da wir jedoch auf diese Untersuchung zu viel Zeit verwendeten, so geschah es, (dass, als wir auf den Nerven der anderen Seite übergingen, dieser keine oder nur sehr geringe Zusammenziehungen hervorrief. Daher kommt es, dass uns diese Zusammenziehungen bei 361 unseren ersten, bereits bekannt gegebenen Versuchen unbe- merkt blieben. Hierauf haben wir diesen Versuch auch beim Lamme angestellt, welcher sehr leicht von Statten ging und von denselben Ergebnissen gekrönt ward, wie beim Hunde. Doch das, was Ihnen vielleicht merkwürdig scheinen dürfte, ist, dass es uns gelang, dieselben Ergebnisse auch bei einem Pferde zu bewähren. Um die Wahrheit zu gestehen, ehe wir uns an die Arbeit machten, fürchteten wir, dass es uns nicht glücken würde in Anbetracht der Zähigkeit und Härte, welche die Wandungen des Pferdeschädels darbieten. Jedoch zu begierig, diese Ergebnisse an diesem Thiere zu bewähren, dessen Schlund und Gaumensegel eine so bedeutende Ent- wickelung darbieten und dessen Nerven- im zerrissenen Loche sehr ausgesprochen und einer vom andern sehr deut- lich zu unterscheiden sind, so wollten wir uns die Gele- genheit. nicht entschlüpfen lassen, wenigstens den Versuch zu wagen. Um das Experiment nicht in die Länge zu ziehen und hierdurch etwa zu vereiteln,. bedienten wir uns, statt der Säge, eines schweren und scharfen Beiles und spalteten mit wenigen, aber sicheren Schlägen den Kopf des Thieres, wel- ches eine grosse Lebenszähigkeit kund gab und noch Ath- mungsbewegungen machte. Indem wir nun in der oben an- geführten Weise die Reizung des peripherischen Wurzelbün- delstumpfes des Zungenschlundkopfnerven vornahmen, konn- ten wir mit der grössten Genauigkeit jene Bewegungen wahrnehmen, welche wir schon beim Hunde gesehen. Diese Zusammenziehungen erneuerten sich stets in der- selben Weise, so oft wir die Reizung der in Rede stehenden Nerven vornahmen. Iın Hinblick auf das Mitgetheilte dürfte es unnöthig sein, den Schluss beizufügen, der sich von selbst deutlich genug ergiebt, nämlich: dass der Zungenschlundkopfnerve bis in seine Wurzeln mit Bewegungsfasern versehen ist. 362 Wir sind sehr erfreut, auch in diesem Punkte Ihrer, über die gemischte Beschaffenheit des Zungenschlundkopf- nerven in der Physiologie des Nervensystems ausgesproche- nen Meinung beitreten zu können, eine Meinung, welche durch die Versuche eines Volkmann und Hein bekräf- tigt wurde, und zu deren Bestätigung wir so glücklich waren, mit unserer neuesten Erfahrung auch ein Scherflein beizutragen. Pavia, am 10 Juni 1847. Dr. Biffi und Dr. Morganti. Ueber die von Herrn Koch in Alabama gesammelten fossilen Knochenreste seines Hydrarchus. Von Jou MöüLLer. Gelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 12. April, 20. Mai und 14. Juni 1847. (Aus den Monatsberichten der Akademie.) 1. Sitzung der physikalisch - mathematischen Klasse vom 12. April. Herr Müller theilte Untersuchungen über den Hydrarchos mit, unter Vorlegung von Abbildungen. Die von Hrn. Koch in Alabama gesammelten fossilen Kno- chenreste seines Hydrarchus sind während mehrerer Monate in dem grossen Saal der Akademie der Künste, welchen letztere auf Verwendung der Akademie der Wissenschaften für diesen Zweck hergegeben, ausgestellt gewesen; während und nach dieser Zeit ist alles geschehen, was das grosse wissenschaftliche Interesse des Gegenstandes erheischte. Durch die von der Akademie bewilligten Mittel ist es möglich ge- worden, die zusammengefügten Theile zu zerlegen und diese zu bearbeiten, und es sind von allen wesentlichen und wich- tigen Tlieilen und Bruchstücken Zeichnungen entworfen wor- den, welche ich in 109 Blättern der Klasse vorlege, 364 Ueber diesen Gegenstand werde ich später eine ausführ- liche Arbeit vortragen, für jetzt beschränke ich mich darauf, über die allgemeinen Resultate meiner Untersuchungen einen summarischen Bericht zu erstatten. Der Hydrarchus von Koch ist identisch mit dem Ba- silosaurus von Harlan (1835), mit dem Zeuglodon ce- toides von Owen (1839), mit dem Squalodon von Gra teloup (1840) und mit dem Dorudon serralus von Gib- bes (1845). Die Thiere dieser Gattung gehören der ältern Tertiär- formation von Nordamerika und Europa an, Die älteste hieher gehörige Notiz ist vom Jahre 1670, wie ich in der Gesellschaft naturforschender Freunde am 19. Januar d. J. bekannt machte, nämlich dahin gehört die Abbildung der Zähne von der Insel Malta bei Scilla Taf. XII. Fig. 1. In derselben Sitzung machte Hr. Beyrich darauf aufmerksam, dass der Squalodon von Grateloup, von welchem ein Schädelstück zu Leognan bei Bordeaux gefunden worden, nach der Beschreibung der Zähne im Jahrbuch der Minera- logie mit Koch’s Hydrarchus zusammen zu gehören scheine. Die nun vorliegende Abbildung von Grateloup lässt we- nigstens über die Identität der Zähne keinen Zweifel übrig. Ein Fragment vom Schädel des Squalodon ist auch iu der Tertiärformation bei Linz an der Donau gefunden. In Nord- amerika sind Reste des Thieres sowohl in Alabama als Süd- earolina gefunden. Harlan beschrieb Fragmente des Thieres unter dem Namen eines Sauriers Basilosaurus; nach denselben Frag- menten, welche Harlan nach London brachte, und beson- ders aus der mikroskopischen Untersuchung der zweiwur- zeligen Zähne urtheilte O wen), dass es kein Saurier, son- dern ein Säugethier, nahestehend den Cetaceen, namentlich den Manati, oder grasfressenden Cetaceen, sei, und nannte es Zeuglodon. celoides, welcher Name beibehalten werden muss. Damals waren indess die Kronen der Zähne noch 365 unbekannt, deren Form nur den Zähnen der Seehunde ähn- lich ist. Wenn gefragt worden, ob die ausgestellten und zusam- mengefügten Skelettheile nicht von ganz verschiedenen Thier- arten herrühren, so ist darauf zu antworten: Alle von Hrn. Koch in Alabama gesammelten und ausgestellten Ske- lettheile gehören (mit Ausnahme eines einzigen Wirbels sei- ner Sammlung von einem andern unbekannten Säugethier) nur einer und derselben Thierart, nämlich seinem Hydrarchus oder dem Zeuglodon cetoides an und lassen sich, abgesehen von ihren besonderen Charakteren, schon an dem allgemei- nen Charakter aller Knochen dieses Thieres erkennen, dass die Knochenrinde sehr regelmässig geschichtet ist, so zwar, dass die festen Schichten durch dünne Lagen von Diplo# von einander getrennt sind. Eine andere Frage ist, ob die zum Skelet benutzten Theile einem oder mehreren Individuen angehören. Die Be- nutzung von fossilen Theilen verschiedener Individuen zu einem Skelet würde überhaupt kein Fehler sein, wenn sie nur richtig benutzt sind. Da Hr. Koch nicht Anatom ist und ein Model des Thieres noch nicht vorliegt, so ist auch nicht zu erwarten ‘gewesen, dass die Verbindung der Theile überall richtig sei. Der Besitzer des Skelets hat die Anato- men selbst aufgefordert, die richtige Construction erst zu er- mitteln, und da er die wissenschaftliche Benutzung seiner Schätze auf das Bereitwilligste unterstützt hat, so ist es ihm dabei ohne Zweifel ernst gewesen und hat er den Dank der Gelehrten verdient. Hr. Koch hat nach seinen Angaben an 4 verschiedenen Fundorten in Alabama gesammelt, wovon zwei sich in Washington County, zwei bei Clarksville befinden. Von dem einen Fundort in Washington County rühren nur zwei nicht zu dem Skelet benutzte Wirbel her, von dem andern Fundort in Washington County alle zu seinem Skelet be- nutzten Knochen. 366 Ausser den von Hrn. Koch zu seinem Skelet benutzten Knochen sind viele einzelne Fragmente vorhanden, welche zur Herstellung eines wissenschaftlichen Bildes mit Vortheil benutzt werden können und enthält die Sammlung überhaupt ein so reiches Material, dass sich bis auf weniges ein ziem- lich vollständiges Bild des Thieres durch die vergleichende Anatomie entwerfen lässt. In der Koch’schen Sammlung befinden sich Theile des Schädels von fünf, zum Theil an Grösse verschiedenen In- dividuen, von denen Koch selbst vier Individuen unter- schieden hat. Bei der. Aufstellung der in Washington County : gefun- denen Knochen zum Skelet, wie Hr. Koch dasselbe in Nord- amerika zeigle, war der Schädel so eingerichtet, wie es der Holzschnitt der Koch’schen Schrift zeigt; in Dresden hat er jedoch mit dem Schädel noch einen aus drei Stücken be- stehenden Schädeltheil eines andern Individuums verbunden, indem er das Schädelstück aus Washington County an den Gaumen, das Schädelstück von Clarksville als Basis des vor- dern Theils des Hirnschädels oben hin versetzte, wonach dann der grössere hintere und obere Theil des Hirnschädels noch fehlen würde, was jedoch nicht der Fall ist. Diese Veränderung ist durch ein in Dresden entstandenes Missver- ständniss verursacht. Man hat nämlich dort das Haupifrag- ment des Schädels, welches ein grosser Theil der Schädel- decke (mitsammt Schläfenbein) ist, für den Gaumentheil, und den Knochen, welcher das Felsenbein ist, für einen Gaumen- zahn erklärt. Die ältere Aufstellung von Koch, welche das Schädelstück von Clarksville ausschloss, war vielmehr die richtige; denn das oben hin versetzte Schädelstück von Clarks- ville ist derselbe Theil des Schädels, als das Stück, welches man für den Gaumen hielt, nur umgekehrt gelegt, d. h. die Unterseite zur obern gemacht. Beide sind nichts anders, als der eigentliche Hirnschädel, an welchem ein ungleich grosser 367 Theil der Stirn abgebrochen ist, das Ende des Hinterhaupts und die ganze Basis aber fehlt. 4 Nimmt man den fehlerhaft aufgesetzten Schädel weg, so bleibt der Kopf so, wie ihn Koch auf dem Holzschnitt ab- bildet (abgesehen von den künstlichen Jochbogen), und be- steht aus Knochen, welche Koch an einem und demselben Fundort in Washington County gefunden zu haben ver- sichert. -Auch in diesem Zustande enthielt der Kopf, wie hier entdeckt wurde, noch Fragmente von einem dritten Schädel, nämlich die beiden Knochen, welche hinter einan- der an der Schnauze angebracht waren. Es sind Bruch- stücke des Hirnschädels von einem andern Individuum. Das vordere Stück, welches an der Spitze der Schnauze ange- bracht war, gehört der Stirnwurzel an, und zwar umge- kehrt, das dickere Ende nach vorn, das dünnere nach hinten gewendet. Die quere Naht auf diesem Fragment ist die auch auf dem vorher berührten Schädel von Clarksville zu beob- achtende Naht zwischen Stirnbein und Scheitelbein. Das zweile der an der Schnautze angebrachten Stücke ist der nächstfolgende Theil des Scheitelbeins, des massiven Balkens, welchen hauptsächlich das Scheitelbein zwischen den beiden Schläfengruben bildet. Diese beiden an der Schnauze ge- wesenen Stücke wird der Besitzer, nachdem er sich von ihrer wahren Natur selbst überzeugen konnte, zu der Auf- stellung nicht ferner benutzen. Zu demselben Schädel gehört auch noch ein Abdruck im Gestein, der in Washington County mit der grossen Anzahl der Knochen gefunden ist. Der linke Orbitaltheil des Stirnbeines fehlt; der links angeselzte Orbitaltheil des Stirnbeines gehört nämlich einem andern Individuum und gehört in umgekehrter Lage auf die rechte Seite, wo er überzählig sein würde. Die Wirbel der von Irn. Koch aufgestellten Wirbel- reihe sind, nach seiner Mittheilung, an demselben Fundort in Washington County gefunden; dies schliesst nicht aus, 368 dass sie von verschiedenen Individuen herrühren können, und in der That ist dies ganz entschieden der Fall. Es lassen sich identische Theile von zwei verschiedenen individuellen Grössen, A und B, nachweisen, welche sich zu einander verhalten wie 8 und 7. Die zwei obersten unter den vor- handenen Halswirbeln gehören zu der Kategorie B und wie- derholen sich in grösserm Maassstabe in den zwei folgenden Halswirbeln. Hr. Koch hat sie auch erst später in die Reihe mit aufgenommen; die übrigen 11 Halswirbel gehören der Kategorie A an. Von den Rumpfwirbeln der Koch’schen Wirbelreihe gehören 24 der Kategorie A und 23 der Kate- gorie B an. Wenn sich die Zahl der Wirbel dadurch von 78 auf 55 redueirt, so fehlen hingegen auch mehrere am Anfang des Halses, am Anfang des Rückens, am Kreuz und Schwanze. Die doppelt vorhandenen Wirbel sind we- gen der sehr ungleichen Erhaltung der Wirbel doch sehr werthvoll. j t Die Zusammensetzung und Form des Hirnschädels hat sich vollständig ermitteln lassen; was nämlich an den Haupt- stücken des grossen Skelets nicht vorhanden ist, hat sich an andern Stücken der Sammlung von andern Individuen vor- gefunden, wie die Basis eranii, das Ende des Hinterhaupis mit den Condyli oceipitales, der Paukenknochen, und meh- rere der wichtigsten Theile sind erst in Berlin aus dem Ge- stein aufgedeckt worden Der Hirnschädel war im Verhältniss zum ganzen Thiere und Kopf klein, in seiner Form am meisten. dem der See- hunde, z. B. der Phoca cueullata und der Otarien ähnlich, eben so schmal, wie bei diesen in seinem vordern Theil zwischen den Schläfengruben, und daher die Schläfengruben so gross und noch grösser, mit denselben Cristae occipitales versehen. Condyli occipitales sind zwei vorhanden, wie bei allen Säugeihieren. Das Foramen condyloideum ant. für den Nervus hypoglossus ist sichtbar. Das Os parietale wird nach vorn sehr schmal, um sich mit dem eben so schmalen 369 hintern Theil des Stirnbeins zu verbinden, beide bilden einen knöchernen, äusserst soliden Balken zwischen den beiden ungeheuren Schläfenhöhlen, und setzen die Crista oceipitalis fort. Im hintern Theil des Os parietale befindet sich jeder- seits ein Loch, Emissarium, wie bei mehreren anderen Säu- gethieren Zum Schläfenapparat gehören an unserem Thier das Os temporale, die Bulla ossea und das Felsenbein. Das Os tem- porale verhält sich wie bei den Säugethieren. Der Meatus auditorius ist noch als Furche erkennbar. Der Paukenkno- chen bildet eine Bulla ossea von derselben muschelartigen Gestalt, wie bei den Wallfischen und Delphinen. Er ist zwei Mal vorhanden, aber von zwei verschiedenen Indivi- ‚duen. Das Gehörorgan enthält eine vollkommene Schnecke, wie bei den Säugethieren, nämlich von 2% Windungen und mit einer Spiralplatte. Die Basis cranii gleicht am meisten und auffallend derjenigen der Cetaceen und namentlich ‘der Wallfische, das Keilbein ist ebenso gestaltet, wie bei diesen, und seitlich an der Basis befinden sich noch hinter der Stelle, wo die Processus pterygoidei gewesen, aber abgebrochen sind, wie bei den Wallfischen, die grossen Fossae pterygoi- deae, zu welchen, wie dort, sowohl die Seiten des Keilbeins, als ein Theil des Schläfenbeins beitragen. Während die Gegend des Schädels zwischen den Schlä- fengruben nach vorne durch ihre ausserordentliche Verschmä- lerung sich von den Wallfischen entfernt und sich den Ota- rien anschliesst, so gleicht hingegen die Bildung der Stirn nur derjenigen des Nilpferdes und noch mehr der ächten 'Wallfische. Das hinten schmal beginnende Stirnbein breitet sich nämlich in zwei grosse seitliche Orbitalplatten aus, :un- 'gefähr wie der Kopf des Hammerfisches. Diese Platten la- gen über den weit nach aussen gerückten, nicht sehr grossen Augen, ganz wie bei den Wallfischen, Die Nase war nicht wie bei den Wallfischen gebildet, und die Nasenhöhle nicht vertikal, sondern wie bei den an- Müäller's Archiv. 1847. 24 370 dern Säugethieren. Die Lage der vordern Nasenöffnungen ist indess unbekannt. Die Nasenbeine, von denen der hin- tere Theil an zwei Fragmenten vorhanden ist, deckten ge- wölbt eine geräumige Höhle, ihre Seiten laufen breit und flach aus. An die Orbitalplatten des Stirnbeins schliesst sich breit der Oberkiefer, der sich hier so wie bei den Wall- fischen verhält, an. Die bisher unbenutzten geringen Fragmente, welche von dieser Gegend vorhanden sind, lassen schliessen, dass der - Anfang des Gesichtes in der Fortsetzung der Orbitalplatten, wie bei den Cetaceen, sehr breit war, sich aber bald ver- schmälerte. Von dem Kiefer- und übrigen Gesichtstheil ist nichts Zusammenhängendes mehr vorhanden. Von dem Jochbogen ist nur ein abgebrochener, hier aus dem Gestein ausgearbeiteter Jochfortsatz des Schläfen- beins vorhanden. Es ist ungewiss, ob die Jochverbindung wie bei den Cetaceen oder wie bei andern Säugethieren ge- bildet war. Vom Gehirn kann man sich einen ungefähren Begriff machen aus der innern Fläche der Schädeldecke, welche an einem der Schädel aus dem Gestein ausgearbeitet wurde, und aus dem Gipsabguss derselben. Das Gehirn des Thieres war durch verhältnissmässig kleine Hemisphären und durch die ungeheure Grösse des kleinen Gehirns, namentlich seiner Seiten, ausgezeichnet. Der Unterkiefer verhält sich wie bei den Säugethieren, insofern jede Hälfte ohne alle Nähte und Abtheilungen in besondere Stücke ist; insbesondere gleicht er ganz dem der Delphine durch seine Gestalt und seine Hohlheit, und durch den ausserordentlich grossen Eingang dieser Höhle, welcher ‚hier aus dem Gesteine aufgedeckt wurde. Nur der vorderste Theil des Unterkiefers, wo die conischen Zähne ihren Sitz hatten, war ganz solid. Vom mittleren. Theil des Unterkie- fers sind nur Fragmente vorhanden, auch der hintersie fehlt, so dass sich die Länge des Kiefertheils des Kopfes im Ver- 374 hältniss zum Ganzen, welche, wie bei den Delphinen, mit längerer Schnauze gewesen sein mag, nicht genau angeben lässt. Aus einem Fragment lässt sich erkennen, dass die Aeste des Unterkiefers mit ihrem vordern Theil dicht an ein- ander lagen. Der hintere Theil des Unterkiefers auf der rechten Seite des Koch’schen Skelets ist Steinkern der Un- ierkieferhöhle von einem etwas kleinern Individuum. Die Zähne, ‘welche in der Form sehr denjenigen der Seehunde gleichen, waren in viel grösserer Anzahl, als bei diesen vorhanden. Sie sind theils eiuwurzelig, theils zwei- wurzelig. Den vordern Theil der spitzgeendigten Kiefer be- setzten in einer Längsreihe mehrere einwurzelige, conische, zusammengedrückte Zähne mit sehr langen Wurzeln und ge- krümmter Spitze. Sie sind theils einzeln vorhanden, theils sind ihre Alveolen an einem Fragment des vordersten Theils des Unterkiefers sichtbar. Der vorderste war nicht der grösste und beträchtlich kleiner als der zweite. Wie viel eonische Zähne noch folgen, ist ungewiss. Alle übrigen Zähne waren von schneidender, am vordern und hintern Rande gezackter Krone, wie die Seehundsbackzähne. Der erste dieser zackigen Zähne war ohne Zweifel einwurzelig, wie bei den Seehunden; denn ein solcher Zahn findet sich einzeln vor. Von den zweiwurzeligen Backzähnen waren viel mehr als bei den Seehunden und leicht doppelt so viel vorhanden. Der viertletzte war noch so gross, wie die übri- gen, die drei letzten aber bedeutend kleiner. In den zwei- wurzeligen Backzähnen sind die Keimhöhlen der beiden Wur- zeln durch eine enge bogenförmige Commissur im mittleren Theil der Krone verbunden. Die Keimhöhle der eonischen Zähne ist wie diese selbst comprimirt, aber breit und ver- schmälert sich gegen den obern Theil. Das untere Ende der | Wurzeln aller Zähne wird dünner, wie die Wurzeln der Säugethierzähne meistens sind. Die vier hintersten Back- zähne des Unterkiefers standen dicht hinter einander, am übrigen Theil des Kiefers waren die Zähne durch einen Zwi- 24* 372 schenraum geringer als die Breite des Zahns getrennt. Die Zähne des Ober- und Unterkiefers alternirten, die Zwischen- stellen sind meist eingedrückt, was von den entgegenstehen- den Zähnen abzuleiten ist. Die mikroskopische Struktur der Zähne ist so wie sie Owen dargestellt. Blutgefässe, welche man in Dresden in den Knochen und Zähnen gesehen hat, giebt es in den Zähnen nicht, sondern nur in den Knochen, wo ihr Verlauf durch die verzweigten Markkanäle, in denen sie ihren Sitz hatten, angegeben ist. Der Durchmesser der feinsten dieser Kanäle ist nicht grösser als bei andern Säu- gethieren; sie sind übrigens stellenweise durch ihre bräun- liche oder rothbräunliche Färbung auffallend deutlich. Dass das Thier ein Säugethier ist, darüber kann, nach den Resultaten der gegenwärtigen Untersuchung, nicht der geringste Zweifel sein. In der Zusammensetzung des Kopfes ist auch nicht die entfernteste Andeutung von einem Reptil, völlig entscheidend sind der Mangel der Nähte am Unterkie- fer, die Zusammensetzung des Schläfenapparats, die Gegen- wart einer Bulla ossea in derselben gerollten Form, wie bei den Cetaceen, die Schnecke mit drittehalb Windungen und Spiralplatte, ganz von derselben Form, wie bei dem Men- schen und den Säugethieren, die beiden Condyli oeceipitales, die doppelt wurzeligen, eingekeilten Zähne, die Epiphysen der Wirbelkörper, die platten Endflächen derselben, Die be- schuppten Amphibien haben immer nur einen Condylus oc- eipitalis, und wenn derselbe bei den nackten Amphibien, wie bei den Säugethieren, doppelt ist, so sind gegen diese die hier entdeckten übrigen Charaktere völlig entscheidend, wie Schnecke, Paukenmuschel, Mangel der Nähte am Unterkie- fer u. a. Die Osteologie des Kopfes vereinigt Charaktere der ächten Cetaceen und der Seehunde, ‘die Zähne erinnern durch ihre grössere Zahl an jene, durch ihre Form ganz und gar an diese. Weder im Bau des Schädels, noch in der Form der Zähne sind Affinitäten mit den grasfressenden Ce- taceen oder Manatis vorhanden. Während der Schädel eine 373 zwischen den Seehunden und ächten Cetaceen in der Mitte stehende Fornı andeutet, treten in der Wirbelsäule ganz ei- genthümliche Charaktere auf, wovon sich weder bei jenen Säugethieren, noch in irgend einer andern Klasse hinreichende Analogieen finden, daher wir es ohne Zweifel mit dem Re- präsentanten einer eigenthümlichen ausgestorbenen Familie von See-Säugethieren zu thun haben. Die Körper aller Wirbel ohne Ausnahme sind von zwei (nahe bei einander liegenden) Emissaria senkrecht durchbohrt, wie bei Plesiosaurus und auch bei Säugethieren (Mylodon) vorkommt. Alle Wirbel sind nur durch die platten Endflä- chen der Wirbelkörper verbunden und hatten also Ligamenta intervertebralia zwischen sich. Gelenkfortsätze an den Bo- gen waren in keiner Gegend der Wirbelsäule vorhanden, was sonst nur bei den Cetaceen am hintern Theil des Kör- pers der Fall ist. Dagegen besitzen die Wirbel und schon die Halswirbel, wie am ganzen Rumpfe, grosse Muskelfort- sätze an der vordern Seite des Bogens, Processus accessorii, Die Querfortsätze aller Wirbel befinden sich nicht am Bo- gen, sondern am Körper des Wirbels und an den mehrsten Wirbeln am untern Theil der Seiten des Wirbelkörpers. Die Wirbel des Halses, die ersten Rückenwirbel und die Schwanzwirbel sind ganz ossifieirt; dagegen haben die auf- fallend langen Wirbel vom mittlern und hintern Theil des Rumpfes das Ausgezeichnete, dass nur der mittlere Theil des Wirbelkörpers und die platten Endflächen durch die ganze Dicke ossifieirt sind. Was dazwischen ist, das vordere und hintere Drittheil des Wirbelkörpers, ist auf der Oberfläche nur dünn (und stellenweise bei der Kategorie B sogar gar nicht) ossificirt, besonders am hintern Theil des Rumpfes; diese langen Wirbel enthalten im Innern, im vordern und hintern Drittheil, einen grossen Steinkern und müssen im Leben hier Knorpelmasse enthalten haben. Der Hals war lang und ohne Löcher in den Querfort- sätzen. Wenn solche Löcher vorhanden waren, #0 müssen 374 sie in dem abgebrochenen Ende der Querfortsätze enthalten gewesen sein; aber es ist ein Halswirbel von einem ganz jungen Thier vorhanden, dessen Querfortsatz ganz vollstän- dig und ohne Oeffnung ist Die Halswirbel sind viel kürzer als die Rumpfwirbel und in der Gestalt des Wirbelkörpers den Schwanzwirbeln ähnlich, übrigens keineswegs kurz, näm- lich die untern Halswirbel sind 7% Zoll lang und ihr Körper 7 Zoll breit; sie sind den Halswirbeln der Cetaceen nicht im geringsten ähnlich, solche Halswirbel giebt es überhaupt bei keinem andern Säugethier. Die Querfortsätze gehen nahe der Basis des Wirbelkörpers aus, nur an den obern Hals- wirbeln rücken sie an die Seiten desselben. Die Zahl der Halswirbel war grösser als bei der grossen Mehrzahl an- derer Säugethiere. Atlas und Epistropheus sind nieht mehr vorhanden; wie viel Wirbel am Halse waren, lässt sich nicht genau angeben. EIf von den 13 Halswirbeln am Koch’- schen Skelet bilden eine gute Folge, die untersten 5 stimmen “sogar in der Farbe und in den kleinsten Details auf das Ge- naueste überein, unter den übrigen sind mindestens 2 von schon abweichender Gestalt von einer andern (vordern) Ge- gend des Halses. Wenn man daher auch annehmen wollte, dass unter den 11 Halswirbeln der Kategorie A, deren Wir- belkörper nach vorn allmählig kleiner und niedriger wird, auch noch nicht alle einem Individuum angehören, so kommt jedenfalls ein Thier mit mehr als 7 Halswirbeln heraus. Die ersten Rückenwirbel waren den untern Halswirbeln noch ziemlich ähnlich und nicht wie die doppelt so langen hintern Rumpfwirbel gestaltet. An dem Koch’schen Skelet fehlen sie. Es sind aber zwei der ersten Rückenwirbel von einem andern sehr grossen Individuum und einer von einem ganz jungen Individuum vorhanden. Bei ihnen geht der Querfortsatz von der Seite des Wirbelkörpers unter der Mitte ab; er ist an einem dieser Wirbel vollständig erhalten und ich habe daran die Facette für die Rippe aufgefunden und aus dem Gesteine aufgedeckt. Die Processus spinosi \ 75 sind platt und tafelförmig mit vorderm und hinterm, senk- rechtem und horizontalem Endrande, wie bei den Wall- fischen. An den folgenden Rückenwirbeln entfernt sich der Querfortsatz immer mehr gegen die Basis des Wirbelkörpers. Der Wirbelkörper wird länger, indem sich der mittlere Theil, worauf der Bogen steht, nicht verändert, aber der vordere und hintere Theil lang ausziehen und die Länge des Kör- pers (15—16“) fast doppelt so gross als die Breite (8% bis 9“) wird. Die Querfortsätze werden nach und nach schie- fer, nämlich schief abwärts gerichtet. Die Folge der Wirbel lässt sich aus der abnehmenden Stärke des Canalis spinalis im Verhältniss zum @Querdurchmesser des Wirbelkörpers überall sehr sicher bestimmen. Am vordersien Theil des Rückens waren Wirbel mit wenig verlängertem Wirbelkör- per, dann allmählig längere, und alle Wirbel am vordern Theil des Rückens waren auf der Unterseite des Wirbelkör- pers, zwischen den Querfortsätzen, erhaben und abgerundet, weiterhin wird diese Stelle zwischen den @uerfortsätzen ausgehöhlt, noch weiter zurück, in der Lenden- und Kreuz- gegend, wird sie wieder erhaben, und die 2 Emissarien des Wirbelkörpers liegen zwischen 2 erhabenen Längsriffen, was für die Lenden-. und Kreuzgegend charakteristisch ist. An den Halswirbeln und Rückenwirbeln waren hohe und lange Processus spinosi, gestaltet, wie sie bei Cetaceen am grössten Theil der Wirbelsäule sind. An den hintern Rumpfwirbeln nimmt die Spina auf dem Bogen bis zum ganz Unscheinba- ren ab. Von der Kategorie B sind 3 Kreuzwirbel, von der Kategorie A nur einer vorhanden. Diese Wirbel haben sehr kurze Querfortsätze an den Wirbelkörpern, welche durch ein senkrechtes Loch durchbohrt sind. Die Querfortsätze sind so kurz im Verhältniss der langen Querfortsätze der Schwanz» wirbel und Lendenwirbel, dass man die Gegenwart eines Beckens in der Kreuzgegend und also hintere Extremitäten vermuthen muss; doch können die vorhandenen Kreuz wirbel nur hintere Kreuzwirbel gewesen sein, und derjenige der 376 Querfortsätze, welcher das Becken trug, fehlt. Für die Ge- genwart eines Beckens und einer hintern Extremität spricht auch der unvermittelte Uebergang von den langen Kreuzwir- beln in die kurzen Schwanzwirbel. Die Rippen waren nur an den Querfortsätzen der Wir- belkörper befestigt, wie bei den Wallfischen; die Verbin- dungsstelle liegt bei einem der besondern Wirbel ausgezeich- net schön vor. Die Rippen waren im Verhältniss der un- geheuren Stärke der Wirbel schwach. Die mehrsten, mit Ausnahme der vordersten, sind durch die keulenförmigen Anschwellungen am untern Ende ausgezeichnet. Von den Extremitäten sind nur Bruchstücke vorhanden, nämlich Fingerglieder; aus dem platt endigenden Endglied ersieht man, dass eine Kralle nicht vorhanden war, aber die Fingerglieder waren durch vollständige Gelenke frei be- weglich. Man sieht, dass die Bildung des Skelets am Rumpfe von den Cetaceen sich gänzlich entfernt und ganz eigenthümlich wird. Weder die Halswirbel, noch die Rückenwirbel glei- chen denen der Cetaceen, und der Hals ist gänzlich abwei- chend. Aus der grossen Länge der mehrsten Wirbel des Rumpfes kann man sıch besser, als aus der von Hrn, Koch aufgestellten Wirbelreihe einen Begriff von der Grösse des Thieres machen, welche ohne Gefahr der Uebertreibung 60 bis 70 Fuss geschätzt werden kann (bei zwei andern, von Buckley erwähnten Wirbelsäulen war die eine vom An- fange des Halses bis zum Schwanz 50, die andere 60 Fuss lang). Der Kopf des Thieres war verhältnissmässig klein, nämlich gegen 5 Fuss lang bei einer Breite von gegen 20 bis 24 Zoll; das Thier war also gegen 12 Mal so lang als der Kopf, ein Verhältniss, wovon sich unter den verwand- ten Säugethieren sonst kein Beispiel findet; denn bei den Wallfischen verhält sich der Kopf zum ganzen Thier wie 1:47, bei den Delphinen wie 1:6 bis 7, bei Seehunden 377 wie 1:8. Unter den Reptilien wird jenes Verhältniss leich- ter gefunden, wie bei Plesiosaurus, wo es 1: 9% ist. Eine andere Eigenthümlichkeit der Gestalt liegt in der verhältnissmässig beträchtlichen Länge des Rumpfes zwischen Hals und Schwanz, oder zwischen den Vorder- und Hinter- beinen. Diese Verlängerung wird durch die ungewöhnliche Länge der Wirbel bewirkt, wodurch bei einer voraussetzlich nicht ungewöhnlichen Zahl der Rumpfwirbel die Länge die- ser Gegend auf mehr als die Hälfte des gewöhnlichen Ver- hältnisses vergrössert und nahe verdoppelt wird. Bei andern Thieren, die sich durch eine grosse Distanz der vordern und hintern Extremitäten auszeichnen, geschieht diese Verlänge- rung nicht durch die Längsdimension der Wirbel, sondern durch die vergrösserte Anzahl der Wirbel, wodurch sich z. B. die Cyclodus von andern Reptilien auszeichnen. 2. ‚Gesammitsitzung der Akademie vom 20 Mai. Hr. Müller las über den Bau des Schädels des Zeuglo- don cetoides Ow. und legte die hierüber sprechenden fos- silen Reste vor.‘ Vom eigentlichen Hivnschädel konnte er das ganze Schädelgewölbe und die ganze Basis cranii, auch das Hinterhaupt mit den zwei Condyli oceipitales in den vorhandenen Fragmenten erläutern. Vom Gehörorgan wur- den die Bulla ossea und die Schnecke des Läbyrinths mit 24 Windungen und Spiralplatte in der trefflichsten Erhal- tung vorgelegt, Ebenso wurde das Zahnsystem des Thiers an Stücken der Koch’schen Sammlung erläutert, welche auf Befehl Sr. Majestät des Königs für die hiesigen Sammlungen angekauft worden ist. ’ 378 3. Sitzung der physikalisch - mathematischen Klasse vom 14. Juni. Darauf las Hr. Müller über die Wirbelsäule des Zeuglodon cetoides, unter Vorlegung von Beispielen von den in Betracht kommenden fossilen Resten. Bei der Untersuchung der Wirbelsäule während der hier stattgefundenen Ausstellung von Koch’s Hydrarchus war es aufgefallen, dass die am Halse angebrachten Wirbel nur den Schwanzwirbeln glichen, sich aber von der so grossen Zahl der langen Wirbel, welche den mittleren und grössten Theil des Hydrarchus ausmachten, unterschieden. Halswirbel und Schwanzwirbel unterschieden sich nur in der Grösse über- haupt und dann in der Stärke des Canalis spinalis. Aber sie glichen sich, dass sie ungefähr so lang als breit waren, dass der Querfortsatz von der Basis des Wirbelkörpers und wie vom Rande der Basis abging, und dass dieser Fortsatz schief nach abwärts gerichtet war. Die langen Wirbel des Rumpfes waren aber doppelt so lang als breit. Man konnte sogar einen Augenblick daran denken, dass die Schwanzwir- bel und die Halswirbel des Hydrarchus dasselbe seien, aber von dieser Ansicht musste man sogleich zurückkommen, weil der Canalis spinalis in den Halswirbeln viel grösser war, als in den Schwanzwirbeln. In den Halswirbeln des Koch’. schen Skelets maass er z. B. 3” 4" auf 7 6‘ geösster Breite des Wirbels, in den ersten Schwanzwirbeln dagegen 2 4 — 2" 7 auf 7. Die Bogen dieser Schwanzwirbel waren übrigens abgebrochen. Das zweite, was auffiel, war, dass der Uebergang von den 13 kurzen Halswirbeln in die langen Wirbel nicht ver- mittelt war, und dass auch der Uebergang von den langen hintersten Wirbeln zu den kurzen Schwanzwirbeln nicht vermittelt und pötzlich Statt fand. Die langen Wirbel lies- sen sich sehr gut in zwei Kategorieen ordnen, so, als wenn sie von zwei Individuen A und B herrührten, deren Wirbel 379 sich in allen Dimensionen wie 8:7 verhielten. Man konnte jede Kategorie nach der abnehmenden Stärke des Canalis spinalis ordnen, wobei die Wirbel ihre auffallende Länge bei- behielten. So z. B. hatte der Canalis spinalis in einem Wir- bel der Kategorie B (N. 33. Koch) 3” 4“ Breite auf 7 6" Breite des Wirbelkörpers und 14” Länge desselben. Der- selbe in der Kategorie A (N. 23. Koch) 4” Breite bei 8“ 8" Breite des Wirbelkörpers und 16” Länge. Bei den letz- ten langen Wirbeln der Kategorie B von 13” Länge und 7—8"” Breite war dagegen die Breite des Canalis spinalis nur mehr 1” 8, und der Bogen war so reducirt, dass er nicht bloss sehr niedrig geworden, sondern auch die Spina bis auf eine geringe Firste ganz eingebüsst hatte. Auf diese langen Wirbel folgten also plötzlich die kurzen Schwanz- wirbel, die eine Breite von 7“ hatten, welche in den fol- genden nach und nach bis auf 5” abnahm. Die Wirbel des Hydrarchus glichen sich übrigens in den beiden sie senkrecht durchbohrenden Emissaria und in den diesem Thier so charakteristisch eigenthümlichen, geschich- teten Bau der Rinde, so dass in Hinsicht der Identität kein Zweifel obwalten kann. Auch hatte bereits Harlan einen der langen und zwei der kurzen Wirbel, als seinem Basilo- saurus angehörend, abgebildet. Wenn aber diese Wirbel zu dem Basilosaurus Harlan’s gehörten, so schien es in der Ordnung, dass Koch’s Hals- wirbel vor den langen und dessen Schwanzwirbel hinter den langen Wirbeln ihre Stellen hatten. Das Unbegreifliche war nur der Uebergang von den kurzen Wirbeln zu den langen und dann wieder von den langen zu den kurzen. Da kein einziger der Wirbel von Koch’s Hydrarchus eine deutliche Facelle für eine Rippe halte, so war es vor der Hand nicht möglich zu sagen, welche Gegend die Brust bezeichnete, und es fehlte damit ein Terminus a quo für die ganze Wirbelreihe, deren Wirbel man sich übrigens in die Kategorieen A und B geordnet denken muss, wodurch die 380 Zahl der langen Wirbel von 47 auf ungefähr die Hälfte re- dueirt wird, Hernach schaffte Hr. Koch noch viele einzelne Hydrar- chusknochen auf meine Veranlassung von Dresden herbei. Darunter waren zwei überaus schöne und ganz vollständige Wirbel von einem sehr grossen Individuum, Diese Wirbel standen gewissermaassen in der Mitte zwischen den langen und kurzen Wirbeln; denn ihr Querdurchmesser betrug 8”, der Längsdurchmesser aber 93“. Das wichtigste aber waren die Querfortsätze; diese waren so gestaltet, dass man so- gleich vermuthen konnte, dass sie einer Rippe zum Ansatz gedient und. durch Bearbeitung des Gesteins legte ich die Facette für die Rippe bloss. Der Querfortsatz geht unter der Mitte der Seite des Wirbelkörpers ab, der Canalis spinalis hat 4“ 6” im Querdurchmesser. Da diese Wirbel den Uebergang machten von den kur- zen zu den langen und da sie entschieden Rückenwirbel wa- ren, so schien es erwiesen zu sein, dass die kurzen soge- nannten Halswirbel an Koch’s Hydrarchus nur vor diese Rückenwirbel und also an den Hals gehören konnten, und ich musste den Versuch aufgeben, diese Wirbel anders zu deuten. Auf diesem Grunde beruhte die Annahme in meiner früheren Abhandlung vom 12. April, dass der Hals des Hy- drarchus nicht wie bei den Cetaceen gebaut und länger ge- wesen sei, und dass er mehr Wirbel enthalten habe, als die gewöhnliche Zahl der Säugethiere; dass aber solche Hals- wirbel, wie die des Hydrarchus, bei keinem andern Säuge- thiere vorkommen. Denn wenn einmal feststand, dass die rippentragenden Wirbel ihren Längsdurchmesser gegen den der Breite verlängerten, so musste ich auch diejenigen von Koch’s Halswirbeln für Halswirbel nehmen, welche durch ihren Canalis spinalis dazu passten und welche sich durch ihre Farbe und Uebereinstimmung als zusammengehörend zu erkennen gaben. Die 5 untersten Wirbel vom Hals des Koch’schen Skelets gehörten wegen ihrer Uebereinstimmung 381 in den geringsten Details jedenfalls zusammen; von den an- dern mindestens 2 noch zu ihnen, und damit kamen, da Atlas und Epistropheus fehlten, jedenfalls mehr als 7 Hals- wirbel heraus. In dieser Ansicht vom Hals des Hydrarchus war es mir nicht gelungen, das Richtige zu treffen, und die Ursache, dass ich es nicht traf, war, dass ich eben jene, den Uebergang machenden Rückenwirbel, die bis jetzt Nie- mand sonst gesehen und benutzt hat, kennen lernte, wie sich bald ergeben wird. Hr. Burmeister hat Bemerkungen über Zeuglodon ce- toides Ow. aus dem Juniheft d. allg. Lit. Zeit., besonders abgedruckt Halle 1847, mitgetheilt. Er hat sich darin auf eine Analyse des Schädels nicht eingelassen. Die Bemer- kungen über das Zahnsystem führen zu derselben Ansicht, wie die meinigen. Dagegen enthalten die Bemerkungen über die Wirbel einen, den Hals des Hydrarchus Koch’s zer- setzenden Fortschritt; und wenn wir auch nicht erfahren, wie der Hals des Zeuglodon cetoides gebildet war, so hat doch Burmeister richtig bewiesen, dass er so nicht gebil- det war, wie ihn Koch aufgestellt hat. Die Schrift von Burmeister enthält also einen werthvollen Beitrag zur Ent- wirrung des an Schwierigkeiten so reichen Gegenstandes. Hr. Burmeister geht von der Ansicht aus, dass Zeu- glodon ein cetaceumartiges Säugethier sei, und hält die Ei- genschaften der Rückenwirbel und Lendenwirbel der Wall- fische dem Koch’schen Skelet entgegen. Hierdurch gelangt er zu der Ansicht, dass der erste Halswirbel Koch’s ein hinterer Rückenwirbel sei; sollte er ein Halswirbel sein, so könnte es nur der siebente gewesen sein, in welchem Fall der Hals des Zeuglodon durchaus anders gebildet wäre, als bei den Cetaceen Dazu liege aber kein Grund vor, als nur die Form des zweiten Wirbels, dessen Gestalt auf einen vor- dern Wirbel, vielleicht selbst auf einen Halswirbel zeige. Aber diese Annahme sei waglich und der Wirbel könne auch ein vorderer Rückenwirbel sein. Wenn er das, so 382 könnte der Hals von Zeuglodon dem der Celaceen gleich- kommen, und wahre Halswirbel fehlten dem Skelet; ist aber der zweite Wirbel des Skelets wirklich ein Halswirbel, so musste der Hals von Zeuglodon länger sein, als der von Ba- laena, die einzelnen Wirbel müssten isolirt bleiben, nicht unbeweglich verwachsen sein und einen durchaus andern Bau haben, Der dritte Wirbel ist nach Burmeister ein mittlerer Rückenwirbel; 4, 5 und 6 wahrscheinlich vordere Lenden- wirbel; die nächsten 7 Wirbel von einem andern Individuum auch vordere Lendenwirbel. Die langen Wirbel hält er für hintere Lendenwirbel oder vordere Schwanzwirbel, und er- innert bei denjenigen, die ein Loch im Querfortsatz haben, an die Löcher in einigen Schwanzwirbeln der Cetaceen. In Hinsicht der kurzen Schwanzwirbel des Koch’schen Hydrar- chus spricht Burmeister keine bestimmte Meinung aus: ob sie alle wirklich Schwanzwirbel sind, will er dahingestellt sein lassen. Hätte Burmeister die schon genannten Rückenwirbel von 8° Breite und 9%” Länge gekannt, welche ich schon als vordere Rückenwirbel bezeichnete, die ich aber jetzt rich- tiger als mittlere ansehe, so würde er vielleicht ebenso, wie ich, aufgehalten worden sein, die unteren Halswirbel des Koch’schen Hydrarchus auszuscheiden und er würde gehin- dert gewesen sein, sie an die Lenden zu versetzen: da es schwer ist, sich vorzustellen, dass auf rippentragende Rük- kenwirbel, deren Jängsdurchmesser auffallend länger als der Querdurchmesser ist (94:8), Lendenwirbel gefolgt sein kön- nen, deren Längs- und Querdurchmesser gleich wären, und hierauf wieder andere sehr lange Lenden- und Schwanz wir- bel, deren Längsdurchmesser den Querdurchmesser um das Doppelte übertraf. Es giebt zwar unter den Cetaceen gegen die allgemeine Regel einzelne Beispiele, dass die Lendenwirbel kürzer als die Rücken- und Schwanzwirbel sind, wie abweichend von 383 allen andern Delphinen bei Delphinus delphis und D. coe- ruleoalbus Mey.; z. B. bei D. delphis haben die Rückenwir- bel 15“ Länge, die Lendenwirbel 10‘, die vordern Schwanz- wirbel 14“ Länge. Aber es handelt sich bei der Koch’- schen Reihe der langen Wirbel um mehr als eine Art solcher langen Wirbel. Ich habe 4 Arten langer Wirbel namhaft ge- macht, die sich in Hinsicht der abnehmenden Stärke des Canalis spinalis und der abnehmenden Breite des Bogentheils des Wirbels aufeinander folgen, und von welchen 4 Arten jede durch eine gewisse Anzahl Wirbel vertreten ist, die zum guten Theil, nach allem äusseren Ansehen der Knochen, sicher zusammengehören. Das sind 1) die langen Wirbel mit abgerundeter Unterseite zwischen den wenig schief ge- stellten rundlichen Querfortsätzen; 2) die langen Wirbel mit unten in der Mitte zwischen den Querfortsätzen eingeboge- ner und wie eingeknickter Fläche und sehr schief abwärts geriehteten platten Querfortsätzen; 3) die langen Wirbel mit unten zwischen den ()uerfortsätzen erhabener Fläche, und zwei Längskanten auf dieser Fläche, zwischen welchen die Emissarien, bei welchen Wirbeln die Querfortsätze nicht mehr am Rande der Basis stehen; und 4) die ähnlichen Wir- bel, deren noch’ etwas höher stehender Querfortsatz sehr kurz, quer abstehend und senkrecht durchbohrt ist, und bei denen der Canalis spinalis auf ein Minimum redueirt ist. Obgleich ich daher der Ansicht Burmeister’s, dass die mehrsten von Koch’s Halswirbeln nur die Charaktere von Lendenwirbeln eines Säugethiers und Cetaceums be- sitzen und dass sie ganz erstaunlich gewissen unter den lan- gen Wirbeln gleichen, nur mit Ausnahme der Länge, voll- kommen beistimme, so habe ich mich doch bei sorgfältiger Prüfung des Gegenstandes im anatomischen Museum, wo die ganze Koch’sche Sammlung sich jetzt befindet, nicht überzeugen können, dass zwischen den von mir nachgewie- senen, schon verlängerten, rippentragenden Rückenwirbeln einerseits und der jedenfalls grossen Reihe der langen Wir- 384 bel anderseits ein kleiner oder grosser Zug von kurzen Wirbeln sich befunden hat, und ich bin vielmehr überzeugt, dass die Lenden-, Kreuz- und Schwanzgegend nur lange Wirbel besessen hat. Ich komme auf diesen Gegenstand zurück. Das Wichtigste ist jetzt, zu wissen, ob man die frag- lichen Wirbel am Halse des Koch’schen Hydrarchus nicht auf eine andere und direkte Weise ausscheiden kaun, wenn es gelingen sollte, eine andere und sichere Art Halswirbel dieses Thieres nachzuweisen. Ich bin kürzlich dazu in den Stand gesetzt worden. Hr. Koch hat mir kürzlich einen zu seiner Sammlung gehörenden Atlas geschiekt, an welchem der vordere Bogen vollständig und die Gelenkflächen für das Hinterhaupt fast ganz erhalten sind. Er vermuthete, dass er zu dem kleinen Schädel gehöre, der sich zu dem grossen ausgestellten wie 1:2 verhält, und das ist wirklich der Fall. Ich habe schon in der ersten Abhandlung bemerkt, dass das zu diesem Schä- del gehörende Hinterhaupt, was mit den Bruchflächen ganz genau dazu passt, hier aus dem Gestein aufgedeckt ‘worden. Dieses Bruchstück macht mit dem anderen Bruchstück einen fast vollständigen Hirnschädel aus, und dieser Schädel ist in den entsprechenden Dimensionen halb so gross, als der viel unvollständigere grosse Schädel, den Koch zu seinem Hydrarchus benutzte. Auf die beiden Condyli oceipitales dieses Schädels passt der genannte Atlas ganz genau mit seinen Gelenkflächen, so dass jeder, der sie zusammensieht, daraus die Ueberzeugung gewinnt, dass dieses der Atlas des Zeuglodon ist, ‘obgleich er nicht geschichtet zu sein scheint. Dieser Atlas ist sehr übereinstimmend mit dem Atlas einer Balaenoptera Vom Gestein sitzt nichts an diesem Halswirbel, er ist selbst pe- trifieirt, auf’ den Oberflächen glatt und bei Clarksville mit andern oberflächlich liegenden Hydrarchusknochen gefunden, von welchem Fundort auch der kleine Schädel ist. 385 In der Koch’schen Sammlung befindet sich noch ein anderer Halswirbel eines Cetaceums, nicht der Epistropheus, sondern einer der folgenden. Ich habe ihn früher wenig be- achtet, und weil ich keine deutliche Schichtung der Rinde daran wahrnahm, ihn nicht zu den Hydrarchusknochen ge- zählt; aber die Schichtung der Rindensubstanz ist freilich an Knochen von grösseren Individuen deutlicher ausgeprägt, als an jüngeren. Dieser Halswirbel ist noch zum Theil von der Gesteinmasse umgeben, in welcher gewöhnlich die Hydrar- chusknochen eingebettet sind: ist also mit den Hydrarchus- Knochen zusammen gefunden, jedoch, wie Koch versichert, nicht zusammen mit dem kleinen Kopf bei Clarksville, son- dern zusammen mit den vielen Knochen in Washington County. Der Wirbel war durch das Gestein mit 2 gros- sen Zeuglodonzähnen verbunden. Es ist nicht nöthig, diesen Wirbel zu beschreiben, wenn ich sage, dass er ganz und gar wie ein Halswirbel von einem Wallfisch gebildet ist. Er ist nur viel weniger breit im Verhältniss zur Dicke, wie die Halswirbel der Wallfische: nämlich der Körper ist 3” 4 breit und eben so hoch, aber 1” 8° lang, und er war noch etwas dicker, denn die eine der terminalen Flächen des Wir- belkörpers ist zerstört und hier niehts mehr von der Gelenk- fläche desselben zu sehen; die andere Fläche ist vollständig und glatt und ein wenig flach ausgehöhlt. Dieser Wirbel hat zwei (uerfortsätze, wie die unteren Halswirbel der Ce- taceen, einen an der flachen Basis des Wirbelkörpers, den andern am Bogen, von derselben Gestalt, wie bei den gros- sen Delphinen D. leueas, D. globiceps, Monodon. Ich lege, um die Uebereinslimmung zu zeigen, der Klasse zugleich die Halswirbel eines Narvals vor. Hieraus wird es mehr als wahrscheinlich, dass der Hals des Zeuglodon cetoides wie bei den Cetaceen gebildet war. Er war wegen des abwei- chenden Verhältnisses der Länge der Wirbelkörper zur Breite etwas länger und freier, als bei den Wallfischen und Del- phinen, und in dieser Hinsicht mehr dem Hals der Manatis Müller’s Archiv. 1847. 25 386 zu vergleichen. Dass der Hals des Zeuglodon im Celaceen- Charakter war, damit stimmt übrigens auch die Form der Condyli oceipitales, welche nahe wie bei den Delphinen ge- staltet sind. Zu dem Individuum des kleinen Schädels gehört viel- leicht auch ein hier aus dem Gestein ausgearbeiteter Rücken- wirhel, dessen Bogen breiter als der Körper und an dem ein Querfortsatz des Bogens abgebrochen ist, während die Basis des Körpers ganz abgerundet und ohne Querfortsatz ist. Die Epiphysen des Wirbelkörpers sind abgebrochen. In der Gestalt gleicht dieser Wirbel sehr den ersten Rücken- wirbeln der Wallfische. Er ist kürzer als breit und hat in der Länge 2% 6, in der Breite 4, Ich kehre jetzt zu der Deutung der’ langen und kurzen Wirbel des Koch’schen Hydrarchus zurück. Da der Hals des Zeuglodon nachgewiesen ist, so sind die Halswirbel des Koch’schen Hydrarchus anderweitig zu vertheilen. Die Wirbel 1—5 sınd vordere Rückenwirbel, die andern sind Lendenwirbel, sei es nun von einem oder mehreren Individuen, die 5 unteren gehören gewiss zusam- men. Aus den sehon angeführten Gründen kann ich sie zwischen die hinteren längeren Rückenwirbel und die sehr langen Wirbel nicht einordnen. Es fragt sich, kann es so grosse Verschiedenheiten des Alters oder individuelle Verschiedenheiten geben, dass diese Wirbel Aequivalente in einer und derselben Species sein können? Was das Alter betrifft, so lässt sich leicht bewei- sen, dass aus einem kurzen Lendenwirbel kein langer wer- den kann. Denn die kurzen Lendenwirbel Burmeister’s sind gerade so breit, wie die langen Lendenwirbel der Kat- egorie B, nämlich des zweiten etwas kleineren Individuums mit langen Wirbeln, der Querfortsatz ist derselbe, der Ca- nalis spinalis verhält sich gleiek, und doch sind die einen Wirbel doppelt so lang als die andern. Durch das Wachs- 387 tlum sind also die langen Wirbel nicht unverhältnissmässig geworden. “ Es ist eine Reihe Rückenwirbel und kurzer Lendenwir- bel von einem ganz jungen Zeuglodon vorhanden. Die Kör- per der Rückenwirbel mit theils über der Mitte, theils von der Mitte, theils unter der Mitte abgehendem, fast horizon- talem Querfortsatz (mittlere Rückenwirbel), sind kürzer als breit, niedriger als die Lendenwirbel, sie sind 2% 9 breit, 2” 4“ hoch, 2%” 2‘ lang, Canalis spinalis 1” 9 breit. Die Lendenwirbel gleichen ganz und gar in der Gestalt den von Burmeister aus dem Hals des Hydrarchus ausgeschiedenen Lendenwirbeln; sie sind 2” 8° — 3“ breit, 2” 6“ — 3” hoch, 2” 37% — 26“ lang, der Canalis spinalis ist in ihnen sehr verschieden breit; von diesen Wirbeln sind $ Stück vorhan- den. In dem Wirbel, wo der Canal am breitesten ist, hat er 1 8”; in dem Wirbel, wo er am schmalsten, 1” 2%”, Der Lenden- oder hintere Rückenwirbel von 1” 8° Breite des Canalis spinalis ist am Körper 2 8 breit, 2” 6 hoch, 2” 3“ lang. Der Lendenwirbel von 1” 2‘ Breite des Ca- nalis spinalis is am Körper 3“ breit, 3” hoch, 2” 8 lang. Diese Wirbel vermehren also ihre Stärke von vorn nach hinten wohl, während der Canalis spinalis abnimmt, aber lang werden sie dabei nicht. Sie sind bei Clarksville gefun- den und gehören einem Individuum viel geringerer Grösse, vielleicht einer andern Art an, die sich aber der kurzwir- beligen nähert; sie sind wie die aus dem Hals des Hydrar- chus ausgeschiedenen Wirbel: sie unterscheiden sich von ihnen nur, dass ihre Rinde noch nicht geschichtet ist. Auch fällt es auf, dass an diesen ganz kleinen Wirbeln, obgleich sie so jung scheinen, doch eine Trennung der Epiphy- sen vom Wirbelkörper durch Naht nicht zu bemerken ist und dass die Bogentheile mit dem Körper völlig verwach- sen sind. So wie nan die kurzen Wirbel von der Qualifikation 25% 388 der Lendenwirbel in ihrer Weise fortlaufen, ohne ihre Länge zu vermehren, während sie doch den Canalis spinalis ver- mindern, so bilden auch die langen Wirbel des Koch’schen Hydrarehus, wie wenn sie einer besondern Species der Gat- tung Zeuglodon angehörten, eine unter sich zusammenhän- gende Reihe vom breitesten Canalis spinalis bis zum schmal- sten, und müssen sich an die längern hiutersten Rückenwirbel angeschlossen haben und zum Theil selbst noch solche sein. Das Nähere wird sich aus der späteren Mittheilung der Maassverhältnisse aller Wirbel ergeben. Ich bin daher geneigt, zwei Arten von Zeuglodon in der Koch’schen Sammlung anzunehmen, eine mit langen und eine mit kurzen Wirbeln (Z. macrospondylus und Z. brachyspondylus). Zu dieser Ansicht führt nicht bloss der Unterschied der langen und kurzen Wirbel am vordern Theil des Koch’- schen Hydrarchus, sondern eben derselbe unlösliche Wider- spruch am hinteren Theil desselben. Auf die hintersten langen Wirbel sollen wieder kurze Wirbel folgen. Ich habe schon darauf aufmerksam gemacht, dass an den hintersten der langen Wirbel, in denen der Ca- lis spinalis am engesten geworden und bis auf 1” 8° Breite reducirt und die Spina gänzlich verschwunden ist, der Quer- fortsatz äusserst kurz wird; es sind eben dieselben, in welchen der Querfortsatz durchbohrt ist. Und auf diese Wirbel soll nun wieder eine Reihe kurzer folgen, mit Querfortsälzen, die, obgleich grösstentheils abgebrochen, doch jedenfalls lang waren; auch war die Stellung dieser Querfortsätze verschie- den. An den letzten langen Wirbeln waren die Querfort- sätze horizontal, an diesen sind sie wieder schief und stehen auch viel tiefer. Wenn ich diese Wirbel in eine Reihe mit den andern kurzen Wirbeln lege, welche am vordern Theil des Hydrar- chus angebracht waren, so scheinen sie die Fortsetzung je- ner zu bilden; sie haben eine gleiche Form, ihre Seiten sind 389 nur etwas eingedrückt, wie auch an den hintersten langen Wirbelon, und ihr-Canalis spinalis ist enger geworden. Was die Verminderung dieses Canals betrifft, so zeigen sie also dasselbe Verhalten, wie bei den vorher beschriebenen ganz jungen Wirbeln. Die hintern 5 Wirbel am Hals des Koch’schen Hydrar- chus hatten auf das Mittel von 7 6’ Breite und 7” 6“ Länge eine Breite des Canalis spinalis von 3” 4“. Die er- sten von den kurzen hinteren Wirbeln am Schwanz des Koch’schen Hydrarchus haben auf 7° Breite und 5” 6” Länge (die Epiphysen sind unvollständig) eine Breite des Canalis spinalis von 2 4 — 2” 7”. Es ist daher eine, ähnliche Verminderung des Canals, wie in den grossen Wir- beln zu erkennen. Ich erklärte mir in der ersten Abhand- lung den Uebergang von den langen Schwanzwirbeln zu den kurzen durch die etwaige Gegenwart eines Beckens; jetzt aber glaube ich, dass die langen Wirbel in ihrer Weise sich bis gegen das Ende der Wirbelsäule fortgeselzt haben müs- sen, und scheide die kürzeren ganz aus. Denn ich finde, dass der Canalis spinalis in den letzten langen Wirbeln schon viel enger ist, als in mehreren von den kurzen. So z. B. ist der Canalis spinalis in einem der Wirbel mit durch- bohrtem kurzen (Juerfortsatz bei 13” Länge und 7” Breite des Wirbels schon auf 1” 8“ reducirt; in einem der kürze- ren Koch’schen Schwanzwirbel beträgt dieser Canal aber 2” 4 auf 5“ 6“ Länge und 6 6“ Breite des Wirbels. Die vorhandenen kurzen Schwanzwirbel liefern geradezu eine Parallele zu den langen Schwanzwirbeln, Man kann beide ordnen nach dem abnehmenden Canalis spinalis, der z. B. in einem der kurzen Schwanzwirbel bei 6’ 6“ Breite des Wirbels 2” 4, an einem andern bei 6“ 6’ Breite des Wirbels nur 1” 6° Breite besitzt. Dass ein Becken vorhanden sei, ist jetzt unwahrschein- lich geworden, obgleich Buckley ein Femur anführt. Wenn Koch die Knochen zweier sehr verwandter 390 Thiere vermengt hat, so war dies nicht etwas neues, son- dern der von Harlan angebahnte Weg. Indem ich jetzt mehrere Arten Zeuglodon annehme, die im Basilosaurus gleich anfangs versteckt waren, so bleiben diese fossilen Reste auch ferner Basilosaurus-Knochen, und es war voll- kommen richtig, wenn ich gleich anfangs nach Anleitung der Abbildungen von Harlan und zufolge Untersuchung der Struktur erklärte, dass alle diese Knochen sich auf den Ba- silosaurus Harlan oder Zeuglodon cetoides O wen beziehen. Nun lässt sich der Speciesname Zeuglodon celoides nicht länger beibehalten. Dass die beiden Arten, die kurzwirbelige und die lang- .wirbelige, zu demselben Genus gehören, ist wohl nicht zu bezweifeln, da diese Wirbel, ausser der Länge, in jeder Hin- sicht auf das vollkommenste übereinstimmen und Charaktere einer Gattung an sich tragen, wie sie, trotz des Cetaceum- Charakters, bei keinem andern Säugethier vorkommen. Diese Charaktere bestehen in der Stellung der Querfortsätze der hintern Rumpfwirbel, am Rande der Basis des Wirbels, in den vordern grossen Fortsätzen am Wirbelbogen, welehe bei den Wallfischen und Delphinen vertikal aufgerichtete Blätter sind und den Processus spinosus des vorhergehenden Wir- bels zwischen sich nehmen, ohne dass hinten ihnen entspre- ehende gleiche Fortsätze vorhanden wären. Bei Zeuglodon ist das breite Blatt dieses Fortsatzes nicht senkrecht aufge- stellt, sondern liegt flach, und beide Fortsätze stehen weit auseinander, so dass sie den Processus spinosus des vorher- gehenden Wirbels nicht zwischen sich nehmen, den sie ohne- hin nicht erreichen. Ein anderer Charakter der Gattung Zeuglodon liegt in der Schiehtung der Rinde der Knochen, wenigstens beim erwachsenen Thier; man bewundert die Struktur dieser Rinde an jedem abgebrochenen Querfortsatz oder Bogen, dessen Wurzel ganz aus Schichten besteht. Aber bei den Cetaceen ist davon nichts zu sehen. Ein drit- ter merkwürdiger Charakter der Gattung besteht, wie ich 391 jetzt erst einsehe, darin, dass die Epiphysen der Wirbel weder im ganz erwachsenen Zustande, noch selbst bei Brust- und Lendenwirbeln von 3” Breite besondere Knochen sind, wie sie sich bis zum erwächsenen Zustande bei den Ceta- ceen erhalten. Ich bemerkte dies zuerst an diesen kleinen Wirbeln, fand es hernach aber auch an den grossen Wirbeln sowohl des Z. macrospondylus, als brachyspondylus. Wohl glaubte ich früher die Epiphysen gesondert zu seheu und Owen sprieht auch davon; die weitere Untersuchung zeigt aber, dass sie an allen Wirbeln wirklich angewachsen sind. Unier der Gelenkfläche ist zunächst eine Lage feiner Diploe, diese Diploe setzt sich aber in die Lücken zwischen den Blättern der faserigen Knochensubstanz fort. Die Trennung ist daher nur scheinbar. Sehr auffällig war auch, dass an den kleinen Brust- und Lendenwirbeln von 3” Breite der Bogen mit dem Körper ohne Spur einer Naht schon ver- bunden war. Ueberhaupt befindet sich in der ganzen Koch’- schen Sammlung kein Wirbel, wo das Bogenstück noch vom Körper getrennt wäre. Wenn der Bogentheil eines Wirbels vom Wirbelkörper sich trennt, so geschieht es nur durch Bruch der Wurzeln des Bogens. Entweder tritt also in der Gattung Zeuglodon die Verwachsung äusserst frühzeitig ein, oder es müssten die kleinen Wirbel zu einer besondern win- zigen Art gehören, wofür aber bis jetzt keine hinreichenden Gründe vorliegen. Die Wirbel der Gattung Zeuglodon in beiden Arten ver- halten sich in diesen Charakteren der Gattung, in den zwei Emissarien (nur ein Paar der ersten Rückenwirbel und die wahren Halswirbel enthalten keine Emissaria), in der Lage der Querfortisätze, in der Stellung der vordern schiefen oder vielmehr Muskelfortsätze, in der Schichtung der Rinde und in der Bildung der Epiphysen völlig gleich. Alles zusammengenommen, s0 ist in der Koch’schen Sammlung Material genug vorlianden, um zwei theilweise unvollständige Skelete, nämlich eines von jeder Art, aufzu- 392 stellen, wobei noch ein Theil überzähliger Wirbel auszu- scheiden ist, Durch Ausscheidung des vordersten und hintersten Theils des Koch’schen Hydrarchus verliert die Reihe der ächten Wirbel nur 13% Fuss; und es bleibt, alle langen Wirbel zu- sammengerechnet, noch eine 63 Fuss lange Strecke langer Wirbel. Unter der Zahl der langen Wirbel 51 (inel. 4 noch besonders vorhandene lange Wirbel) sind solehe von zwei verschiedenen individuellen Grössen, aber doch zum gröss- ten Theil zur Aufstellung eines noch sehr ansehnlichen gross- wirbeligen Skelets zu benutzen, da, was in der einen Reihe fehlt, zum Theil in der andern vorhanden ist; was doppelt ist, ist ganz auszuscheiden. Hierdurch wird ein Skelet ent- stehen, worin nur der Hals und das Ende des Schwanzes gar nicht repräsentirt sind. Es fehlt das von dem stärksten Theil der Wirbelsäule schnell dünn werdende Ende, das in einem andern Skelet eine Länge von 10 Fuss betrug (Buck- ley). Die kurzen Wirbel sind besonders nach den Verhält- nissen des Canalis spinalis aufzustellen. Mit Hinzufügung zweier noch besonders vorhandenen Wirbel übereinstimmen- der Dimensionen erhält man eine Reihe von 28 kurzen Wir- beln, welche theils dem Rücken, theils den Lenden und dem Schwanz angehören. Rippen sind genug vorhanden, um das Hauptskelet sowohl, als die Abzweigung damit zu versehen. Aber die Fragmente sind grösstentheils so zusammengefügt, dass die Herstellung ihrer richtigen Form und Grösse eine sehr schwierige und wohl eigentlich unlösliche Aufgabe sein wird. Es kann leicht sein, dass die beiderlei Wirbel auch in Europa, wo der Squalodon gefunden worden, zusammen vorkommen. Mir ist aufgefallen, dass v. Meyer bei Berüh- rung der Knochen von Squalodon Grateloupi von Linz auch ein anderes weit grösseres Cetaceum, von dem noch keine Schädeltheile gefunden worden, erwähnt (Journ. f. Mineral. 1847, S. 189,). 393 Die vorhandenen Schädel stimmen ım Allgemeinen in der Form überein. Jedoch unterscheidet sich ein unvoll- ständiger grössester von den übrigen, dass er verhältniss- mässig länger und schmäler als die andern ist, bei welchen auch die Hinterhauptleisten eine viel breitere Grube einschlies- sen. Die grossen zweiwurzeligen Zähne, von der Grösse wie der grössere in dem grössten Unterkieferstück des Koch’- schen Hydrarchus, kommen mit Wirbeln des Zeuglodon bra- chyspondylus vor, und einer davon ist vom Gestein mit einem dieser Wirbel verbunden. Die grossen Eckzähne des Zeuglodon lagen auch in dem Gestein, welches die innere Seite des grössten prächtigen Unterkieferstücks (mit dem Eingang der Höhle des Unterkiefers) bedeckte. Desgleichen befanden sich solche grosse Eckzähne in dem Gestein, vwel- ches den Schädel des Koch’schen Hydrarchus mit fehlender Basis inwendig ausfüllte. Die beiden Bullae osseae sind mit der Kalkmasse aus- gefüllt, und mit dieser, welche sie zum Theil verhüllte, wa- ren grosse Zeuglodonzähne verbunden. Diese beiden Bullae osseae sind zwar beide im Cetaceumcharakter, bieten je- doch unter sich in ihrer Form Unterschiede dar und mö- gen sich auf die beiden Arten beziehen; sie sind übrigens gleich gross. Es entsteht noch die Frage, ob die zweierlei Zähne, die einwurzeligen konischen und die zweiwurzeligen gezack- ten, nicht von zweierlei Thieren herrühren. Abgesehen da- von, dass beiderlei Zähne dicht beisammen im Gestein vor- kommen, so sind auch Kieferfragmente vorhanden, welche es an den Alveolen sicher feststellen, dass sie zusammenge- hören, Eines der Kieferstücke des Unterkiefers besitzt den Ausguss der Alveolen mehrerer zweiwurzeliger Zähne und an dem einen Ende dieses Stückes befindet sich die bogen- förmig abwärts rückwärts verlaufende lange Alveole eines Eekzahns, welche sich noch unter der Alveole des nächsten »weiwurzeligen Zahnes hinzieht. Da zwischen der Alveole 394 des zweiwurzeligen Zahnes und der Alveole des Eckzahnes in diesem Unterkieferstück sich keine Alveole für einen gera- den einwurzeligen gezackten Zahn befindet, so ist zu ver- muthen, dass der einzeln vorhandene einwurzelige gezackte Zahn, derselbige, von dem ich in der ersten Abhandlung ge- sprochen und der auch von Burmeister abgebildet ist, dem Oberkiefer angehört haben müsse. Bei dieser Gelegenheit mag noch erwähnt werden, dass Fragmente des Oberkiefers vorhanden sind, wo einwärts von den Alveolen der Zahn- reihe noch andere Vertiefungen am Gaumen sind, die wie theilweise durch Wachsthum ausgefüllte Alveolen aussehen. Was die Berechnung der Dimensionen der Thiere be- trifft, so haben wir jetzt einen Anhaltspunkt in dem klei- nen Kopf, wozu der Atlas und vielleicht auch ein Rücken- wirbel vorhanden sind. Der darauf bezügliche Rückenwirbel ist halb so gross, als die Lendenwirbel des Zeuglodon bra- chyspondylus, die sich am Halse des Hydrarchus von Koch befanden. Wir müssen uns also den zu diesen Wirbeln ge- hörigen Kopf doppelt so gross, als den kleinen denken; das ist der grosse Schädel, der zur Ausstellung gedient hat. Wenn wir auf diese Wirbel und den Kopf die Verhältnisse eines der grossen Delphine leucas, globiceps übertragen, so erhalten wir eine Gestalt, wo sich der Kopf zum ganzen Thier ungefähr wie 1:6—7 verhält. Da aber Zeuglodon macrospondylus die mehrsten Wirbel doppelt so lang als breit hatte, so mag dieser wohl nahe doppelt so gross ge- wesen sein. Indessen konnte durch grosse Verlängerung der Kiefer das Gleichgewicht zwischen Kopf und Leib wieder hergestellt werden. Dieser Art wäre eine Länge von 60 bis 70 Fuss zuzuschreiben, Ich halte die Familie, wozu die Zeuglodon gehören, für ebenso eigenthümlich, als die der Manatis neben den ächten Cetaceen, und wird die Ordnung der Cetaceen im weiteren Sinne nunmehr 1) aus den Manatis, 2) den Zeuglodonten 395 und 3) den Cetaceen im engeren Sinne bestehen. Die Fa- milie der Zeuglodonten steht mitten zwischen den Seehun- den und ächten Cetaceen, aber innerhalb der Ordnung der Cetaceen im weiteren Sinne, und ist eine Combination, die wohl die Phantasie sich erlauben konnte, wenn sie hin und wieder die Seehunde, als den Cetaceen verwandt, hinstellte, deren Wirklichkeit aber die Umwälzungen der Erdrinde bis jetzt verborgen gehalten haben, Am Schlusse dieser Mittheilung ist noch zu erwähnen, in wie weit Thatsachen vorliegen, welche Aufschluss geben, ob die von Koch zusammengebrachten Knochen verschiede- ner Individuen und von Iudividuen verschiedener Grösse an einer Fundstelle zusammen vorgekommen sind oder nicht. In Hinsicht der langen Wirbel von verschiedenen Indi- viduen, die unter zwei Kategorieen A und B gehören, welche sich zu einander in den Dimensionen wie 8:7 verhalten, sind mir keine Thatsachen bekannt, welche beweisen, dass sie an demselben Fundort gefunden wären, und obgleich es lange Reihen darunter giebt, deren Glieder in der Farbe gänzlich übereinstunmen, so giebt es dagegen verschiedene Reihen, in der Kategorie A sowohl als B, welche in den Farben bedeutend abweichen. Dagegen kommen anderweitige Theile von Individuen, die an Grösse um das Mehrfache sich unterscheiden, in dem- selben Felsstück zusammen vor. So z.B. enthielt das Fels- stück, worin der andere Halswirbel (nicht der Atlas) ent- halten war, auch zwei herrliche Zähne von einem grossen Exemplar, von der Grösse der Zähne, wie sie dem grossen Unterkiefer eigen sind. Dieses Felsstück war schon in Dresden durchsägt worden, um die schönen Zähne von dem anderen Knochen zu isoliren, der sich jetzt hier nach der Ausarbeitung aus dem Gestein als Halswirbel eines klei- neren Exemplares ausgewiesen hat. Ein Felsstück, worin Reste und Eindrücke zweier Wir- 396 bel des allerkleinsten Individuums, von nur 3” Breite der Wirbel, zugleich mit Fragmenten der Rippen desselben, ent- hält einen grossen zweiwurzeligen Zeuglodon - Zahn. Es ist also offenbar, dass diese Knochen unter Umstän- den im Gestein vorkommen, wo Theile von verschiedenen Individuen und solchen der verschiedensten Altersstufen zer- streut und durcheinander gemengt sind. Ihre Knochen sind zum Theil vor der Einhüllung in die Versteinerungsmasse gänzlich zerschlagen worden und sind mit den Bruchstellen in die Gesteinsmasse eingebettet. Nachtrag zu der Abhandlung über die Stimm- organe der Passerinen. Von Jou. Mürter, Seit dem Druck der Abhandlung ') sind neue Sendungen von Singvögeln aus Jamaica, Venezuela, Guiana und Mo- zambique eingegangen. Von amerikanischen Gattungen ohne zusammengesetzten Singmuskelapparat sind zur Untersuchung gekommen Milvulus Sw. (Milvulus tyrannus Bonap.) und Cyelorhynchus Sundev. (Platyrhynchus flaviventer Spix.). Die erstere Gattung verhält sich wie Tyrannus, die letztere hat nur einen schwächeren Kehlkopfmuskel, der wenig mehr als die einfache Fortsetzung des Seitenmuskels der Luftröhre ist. Todus viridis I. hat gar keinen Muskel an der Seite des Kehlkopfes. h Von besonderem Interesse war die Untersuchung der Gattungen Setophaga Sw. und Myiadestes Sw. Selophaga war bisher nicht von mir untersucht und es lag nur die Be- merkung von Audubon vor, dass $, ruticilla nur den ein- fachen Kehlkopfmuskel wie die Tyrannen habe. Als solchen 1) Ueber die bisher unbekannten typischen Verschiedenheiten der Stimmorgane der Passerinen. M. 6 Kupfert. Berlin 1847. Aus d. Ablı, d. Akad. d. Wiss. zu Berlin v. J. 1845. 398 habe ich sie daher in der Liste über die Vögel ohne zusam- mengesetzte Singinuskeln aufgeführt und ich habe darauf hin- gewiesen, dass diese Galtung der Sängergattung Sylvicola sehr verwandt sei. Durch Untersuchung mehrerer Exem- plare der Seiophaga ruticilla habe ich mich jetzt überzeugen können, dass die Angabe von Audubon über diesen Vogel unrichtig ist. Obgleich die Kehlkopfmuskeln desselben ver- hältnissmässig schwach sind, so sind sie doch ganz deutlich in eine vordere und hintere Abtheilung gebracht und daher ist Setophaga auch im Bau des Kehlkopfes mit Sylvicola und mit den Singvögeln in engern Sinne übereinstimmend, und muss diese Gatiung in dem Verzeichniss der Vögel ohne zusammengesetzte Singmuskeln gestrichen und vielmehr in die Liste der Vögel mit zusammengesetzten Singmuskeln ge- bracht werden. Ihre Stellung im System ist nicht in der Familie der Tyrannidae, sondern bei den Sylviadae und zwar in der unmittelbaren Nähe der Sylvicola. Myiadestes Sw. ist auch ein eigentlicher Singvogel mit dem gewöhnlichen zusammengesetzien Singmuskelapparat, untersucht Myiadestes genibarbis Sw., welches der Typus der Gattung ist. Dieser Gattung ist die Gattung Plilogonys Sw. sehr nahe verwandt. Gray hat früher Myiadestes un- ter seine Muscicapinae, Plilogonys unter seine Campephagi- nae gebracht (a list of the genera of birds). In seinem neuern Werk (the genera of birds) hat er beide Gattungen vereinigt, und sie sind in der That äusserst verwandt, wenn nicht identisch. Jedenfalls ist es nun sehr wahrscheinlich, dass auch der Typus der Gattung Pfilogonys, Pt. einereus Sw. den Singmuskelapparat haben wird. Cabanis hatte in v. Tschudi’s Fauna peruana Ptilogonys unter die Ampeli- den gebracht, wegen der Schildchen am untersten Theil der Sohle, und aus diesem Grunde habe ich Piilogonys eben- falls in die Liste der muthmaasslichen Passerinen ohne Sing- muskelapparat gebracht. Nach Untersuchung des Myiadestes genibarbis muss Ptilogonys dort gestrichen werden. 399 Neu untersuchte Gattungen mit Singmuskelapparat sind ferner: Buphaga Briss., B. erythrorhyncha. Andropadus Sw., sp. affınis A. imporluno Gray (Tri- chophorus brachypodioides Jard. Selb.) Mozamb. Drymoica S w., spec. Mozamb. Cyphorhinus Cab., C. cantans Cab., Turdus cantans L. Gm. von Herrn Rob. Schomburgk gütigst mit- getheilt. Hylophilus Temm., H. thoracicus Tenım. Mniotilta Vieill.,. M. varia V. Parula Bonap., P. umericana B. (Sylvicola americana Audub.). Spindalis Jard., Selb., spec. Jamaie. Cardinalis Bonap., spec. Columbiensis. Tiaris Sw., T. lepida (Fringilla lepida Gm.). Sporophila Cab., spec. Jamaie. Ueber den Mechanismus der Einsaugung des Speise- saftes beim Menschen und bei einigen Thieren. Von Ersst Heinrich Wer !). Die Chylusgefässe, welche in der Tunica propria der Ge- därme des Menschen neben den Venen liegen, schicken in die Darmzolten Aeste, die sich in ihnen in kleinere Zweige theilen und endlich ein Netz von Chylusgefässen bilden, dessen Zwischenräume mindestens eben so eng sind, als die des Haargefässnetzes, das die Arterien und Venen verbindet. Der Durchmesser der kleinsten Röhrchen dieses Netzes ist wenigstens eben so klein, als der der blutführenden Haarge- fässe. Ein ähnliches Netz beobachtete ich in den Zwischen- räumen zwischen den Darmzotten in einem Falle, wo die Chylusgefässe sehr vollständig mit Chylas erfüllt waren. An den Wänden der Lieberkühnschen Drüsen vermisste ich dagegen solche mit Chylus erfüllte Gefässe. 1) Vergl. hiermit die Berichte über die Verhandlungen der Königl. Sächs. Gesellschaft der Wiss. zu Leipzig, Heft VIl. vom 18. Mai 1547. p. 245. 401 Hiernach glaube ich nicht annehmen zu dürfen, dass nur die Darmzotten die Verrichtung haben, Chylus einzusaugen, sondern dass diese Funktion auch dem Theile der Schleim- haut zukommt, welcher in den Zwischenräumen zwischen den Darmzotten liegt; dagegen scheinen die Lieberkühn- schen Drüsen keine Organe für die Aufsaugung des Chylus zu sein. Da die mit Blutgefässen und Chylusgefässen so reich- lich versehene Schleimhaut von einer gefässlosen Schicht überzogen ist, die man ihr Epithelium nennt, dieses Epithe- lium aber, nach der Meinung einiger Physiologen, während des Verdauungsprozesses jedesmal abfällt und wenigstens so viel gewiss ist, dass sich dieses Epithelium von Zeit zu Zeit abstösst und einige Zeit nach dem Tode sehr leicht von dem gefässreichen Theile der Schleimhaut trennt: so könnte man vermuthen, dass die L,ymphgefässe, um den Chylus aufsau- gen zu können, von dem sie bedeckenden Epithelium ent- blösst würden, wo sie dann unmittelbar mit den aufzusaugen- den Materien im Darme in Berührung kämen. Einer solchen Annahme aber stehen meine Beobachtungen entgegen, in welchen ich die Chylusgefässe mit Chylus erfüllt fand, ob- gleich die Schleimhaut noch von ihrem Epithelium überzo- gen war. Es musste hier also der Chylus, um in die Chy- lusgefässe zu gelangen, durch das Epithelium hindurchge- gangen sein, Ich finde nun, dass die prismatischen Zellen des soge- nannten Cylinderepithelii bei.dem Geschäfte der Einsaugung Veränderungen in ihrer Gestalt und Farbe erleiden, dass sie dann bei Kaninchen und Fröschen anschwellen und Chylus- kügelchen enthalten, und dass das Epithelium bei den Men- schen auf seiner, von der Höhle des Darmes abgekehrten Seite eine zweite Lage von Zellen besitzt, die nicht kegel- förmig, eylindrisch oder prismatisch, sondern rund sind und das Merkwürdige haben, dass sich manche mit einer undurch- sichtigen weissen, manche mit einer durchsichtigen ölartigen Müllers Archiv. 1847. 26 402 Flüssigkeit füllen, so dass also verschiedene Zellen die Fä- higkeit zu besitzen scheinen, Flüssigkeit von a Qualität einzusaugen. Aber nicht nur in der Oberhaut, sondern auch in dem mit Gefässen versehenen Theile der Zotten kommen Zellen vor, welche sich mit eingesogenen Flüssigkeiten füllen, und zwar gleichfalls von doppelter Art, indem manche dieser runden Zellen eine undurchsichtige weisse, manche eine durch- sichtige, dem Oele gleichende Flüssigkeit enthalten. In einem Falle, wo die an den Wänden der Gedärme liegenden, mit Chylus erfüllten Gefässe variköse Erweiterungen hatten, wa- ren auch die in den gefässreichen Spitzen der Zotten liegen- den Zellen sehr ausgedehnt, und es lag in der Regel eine mit undurchsichtiger weisser Flüssigkeit erfüllte sehr grosse Zelle dicht neben einer zweiten, eben so grossen, welche eine durchsichtige ölartige Flüssigkeit enthielt. Ueber den Descensus testiculorum bei dem Menschen und einigen Säugethieren. Von Ernst Hrınrkıch WEBER !). Dass der Hode, wenn er aus der Bauchhöhle in das Scro- tum übergeht, nicht etwa allein durch eine mechanische Ge- walt gegen die Bauchwand gezogen oder gedrückt und so durch eine sich bildende Spalte hindurchgedrängt wird, da- von überzeugt sich wohl Jeder, der diesen Vorgang ge- nauer untersucht. _ Dennoch aber war lange Zeit das Mittel nicht bekannt, wodurch sich jener schräge Weg für die Hoden an zwei ganz bestimmten symmetrisch liegenden Or- ten bilde. Ich habe hierüber seit einer Reihe von Jahren beim Menschen, bei Kaninchen und bei dem Biber Untersuchun- gen gemacht und die Resultate -derselben zum Theil schon in der {9ten Versammlung deutscher Naturforscher im Jahre 1841 mitgetheilt (siehe den amtlichen Bericht über die neun- zehnte Versammlung, Braunschweig 1842, S. 85.). Zufolge 1) Siehe die Berichte der König). Sächs. Gesellsch. d. Wiss, Heft VIl. vom 18. Mai 1847, p. 247. 26* 404 meiner Beobachtungen öffnen sich jene Wege dadurch, dass sich an der Stelle, wo der Inguinalcanal entste- hen soll, zwischen den Bündeln der Bauchmus- keln ein geschlossener, von der Bauchhaut ganz unabhängiger Sack bildet, den man mit einem Schleim- beutel vergleichen und also zu den serösen Säcken rech- nen kann. Diese Blase wächst mit ihrem oberen Theile in die Bauchliöhle hinein, drängt daselbst die Lamellen der Bauch- hautfalte, in welcher der Hode wie in einem Beutel aufge- hangen ist, auseinander, und trägt Muskelfasern, welche vom Musculus obliquus internus ausgehen, bis nahe an die untere Spitze des Hoden in die Höhe. Hieraus erhellt, dass der Theil, den J. Hunter Gubernaculum nannte, nicht ein soli- der Strang ist, sondern dass er eine von Fleischfasern über- zogene Blase ist. Der untere Theil der Blase wächst aus dem Inguinal- canale in das Serotum herab, drängt daselbst das benach- barte Zellgewebe auseinander und bahnt auf diese Weise dem Hoden, ehe derselbe seinen Ort verlässt, den Weg. So entsteht eine lange Blase, die in der Mitte, wo sie im In- guinaleanale liegt, am engsten ist, deren oberes, in die Bauch- höhle hineinragendes Stück umfänglicher und von Muskelfa- sern überzogen ist, die sich vom Obliquus iuternus aus in die Höhe beugen und die Blase in schräger und querer Rich- tung überziehen, während das untere Stück der Blase, wel- ches noch weiter ist, nicht von Muskelfasern überzogen wird und in das Scrotum hinabragt. Der Descensus testiculorum entsteht nun dadurch, dass sich der obere, in die Bauchhöhle hineinragende Theil der Blase nebst dem an ihn angewachsenen Peritonaeum in den unteren, in das Scrotum hinabgehenden Theil derselben hin- einstülpt, auf eine ähnliche Weise, als man die eine Hälfte einer Nachtmütze in die andere hineinstülpen kann. Dieser Vorgang nimmt aber nicht an dem obersten, dem Hoden am 405 nächsten liegenden Ende derselben seinen Anfang, sondern beginnt an dem am Inguinalcanale am nächsten liegenden Theile der Blase. Bei keiner Klasse von Thieren ist der Vorgang des Descensus so deutlich zu beobachten, als bei den grösseren Nagethieren, z. B. bei den Hasen und Kaninchen, und ganz vorzüglich bei dem grössten von ihnen, bei dem Biber. Denn da sich bei diesen Thieren dieser Vorgang oft wiederholt, weil die Hoden zur Zeit der Brunst aus der Bauchhöhle her- vortreten und nachher wieder in dieselbe zurückgezogen wer- den, so ist bei ihnen alles so eingerichtet, dass er auf die bequemste und leichteste Weise von Statten gehen könne. Es findet zwischen dem Vorgange, wie er bei diesen Thie- ren und bei dem Menschen erfolgt, die Verschiedenheit Statt, dass bei dem Menschen fast die ganze dreieckige Falte der Bauchhaut, in welche die vorhin beschriebene Blase hinein- gewachsen ist, zugleich mit umgestülpt und in den Processus vaginalis oder Canalis vaginalis verwandelt wird, so dass also nur die Spitze dieser Falte nicht umgestülpt wird, die den Hoden umhüllt und an der Oberfläche des Hodens an- gewachsen ist, wo sie die Tunica albuginea desselben bil- den hilft. Bei den erwähnten Nagethieren dagegen ist derjenige Theil der Falte der Bauchhaut, in welchem das Vas defe- rens und die Vasa spermatica liegen, unfähig, sich umzustül- pen, denn die beiden Lamellen der Bauchhaut sind daselbst auf das innigste und unzertrennlichste mit einander verwach- sen. Daher geht der Descensus so vor sich, dass sich nur der untere, dem Inguinalcanale nähere Theil der dreieckigen Bauchhautfalte, welcher die erwähnte muskulöse Blase über- zieht, umstülpt, der obere Theil dieser Falte der Bauchhaut aber, in welchem die Vasa spermatica und das Vas deferens liegen, unentfaltet bleibt und nebst den Gefässen, die er ein- schliesst, und dem Hoden in den sich umstülpenden untern Theil hineinsinkt und sich dabei vielfach faltet, 406 Dieses alles lässt sich durch Präparate und durch meine Zeichnungen, nicht aber durch eine blosse Beschreibung des Vorgangs deutlich machen, und ich muss daher auf die Ab- handlung und die sie erläuternden Abbildungen, die in den Schriften der Königl. Gesellschaft erscheinen werden, verweisen. Was die Kräfte betrifft, wodurch die Einstülpung des obern Theils der erwähnten Blase in den unteren und da- durch der Descensus testiculi bewirkt wird, so sind sie von zweierlei Art. Sie haben ihre Quelle theils in der bildenden Thätigkeit, theils in der mechanischen Wirkung der Mus- kelfasern, die die obere Hälfte der beschriebenen Blase umgeben. Die bildende Thätigkeit kann unmittelbar nur die klein- sten Moleküle bewegen, aber keinen grösseren Körper von der Stelle rücken. Indem aber durch dieselbe eine Blase entsteht und mit Flüssigkeit gefüllt wird, werden mittelbar die Fleischfasern der Bauchmuskeln und andere Theile aus dem Wege gedrängt, und es wird auf diese Weise ein Weg für den Hoden eröffnet. Durch Resorption der diese Blase er- füllenden Flüssigkeit kann nach meiner Meinung in jedem Momente des Descensus der Raum geschafft werden, den der herabsteigende Hode einnehmen soll. Durch das Wachs- thum von andern Zellgewebsblasen zwischen den beiden La- mellen der Bauchhautfalte, in welcher der Hode liegt, wer- den diese Lamellen auseinandergedrängt und zur Umstülpung vorbereitet. Durch Wachsthum an einigen und durch Schwin- den an andern ‚Orten erhalten diese Lamellen und die Ge- fässe des Hodens eine solche Gestalt und Länge, dass sie dem Descensus nicht hinderlich werden. Endlich ist es die bildende Thätigkeit selbst, wodurch die die obere Hälfte der erwähnten Blase umgebenden Fleischfasern wachsen und ei- nen Mechanismus bilden, wodurch der Hode fortbewegt wird. Diese Fleischfasern sind, wie der Verfasser durch 407 die mikroskopische Beobachtung derselben dargelhan hat, auch bei dem Menschen wie die der animalischen Muskeln quergestreift, und laufen theils quer um die Blase herum, theils schief an derselben in die Höhe. Die schief in die Höhe laufenden Fasern können die Blase und mit ihr die Bauchhaut und den Hoden nach ihrem Befestigungspunkte, dem Bauchringe, hin- und in den Ingui- nalcanal hineinziehen. Der Liquor peritonaei, der sich ver- möge der Elastieität der Bauchwände unter einem gewissen Drucke befindet, kann vielleicht einigen Beistand leisten, um hierauf die in den Inguinalcanal eingedrungenen Theile in die untere Hälfte der Blase hineinzustülpen und zugleich zum Inguinalcanale hinauszudrängen, so dass also nun der um- gestülpte Theil der muskulösen Blase äusserlich am Bauch- ringe hervorragt und daselbst vom untern Theile der Blase überzogen wird. Jst der Hode bis hierher gelangt, so kann er von jetzt an durch die Zusammenziehung der Querfasern des obersten Theiles der umgestülpten muskulösen Blase weiter hinabgedrängt und die Blase dadurch genöthigt wer- den, sich vollends umzustülpen. Denn wenn sich die mus- kulöse Blase an und vor dem Bauchringe hinter dem Hoden zusammenzieht, was sie wegen der daselbst gelegenen que- ren Fleischfasern kann, so muss sie den Hoden vorwärts schieben und dieser muss das Ende der muskulösen Blase vollends umstülpen. Um diese Untersuchungen zu wiederholen, muss man frische, nicht in Weingeist aufbewahrte, menschliche Em- bryonen benutzen. Der Weingeist zieht nämlich die Flüs- sigkeit aus der darzustellenden Blase aus und die Wände derselben legen sich dann an einander, so dass es schwer gelingt, sie mit Luft zu erfüllen und dadurch sichtbar zu machen, Man macht, um die obere Hälfte der Blase aufzu- blasen, in die häutigen, aus dem Bauchringe hervorragenden Theile einen Einschnitt mit der”Scheere und bläst in die 408 Oeffnung aufwärts Luft ein. Es ist dem Verfasser gelun- gen, von der so gefüllten Blase das sie bedeckende Pe- ritonäum wvegzunehmen, ohne dass sie aufhörte, luftdicht zu sein. Um den untern Theil der Blase darzustellen, kann man den Einschnitt in den in der Bauchhöhle ge- legenen Theil der Blase machen und von da aus Luft ab- wärts einblasen. Bemerkungen über die Bestimmung des spe- eifischen Gewichtes der Milch, Von Ernst Brücke. Die Körperchen, welche in der Milch suspendirt sind und sie weiss und undurchsichtig machen, bestehen aus einer Hülle, welche specifisch schwerer ist als die Milchflüssig- keit, und aus einem Inhalte, der speeifisch leichter ist als dieselbe. Verhalten sich die Volumina der Hülle und des Inhaltes zu einander umgekehrt wie die Differenzen zwi- schen den dazu gehörigen specifischen Gewichten und dem der Milchflüssigkeit, so sind die Milchkörperchen in dersel- ben überall im Gleichgewicht. Bei den meisten derselben ist dies aber nicht der Fall, sondern sie steigen langsam in der Flüssigkeit auf und setzen sich an der Oberfläche als Rahm ab. Hat das Aufsteigen aufgehört, so sagen wir, die Milch sei ausgerahmt, und wir nennen sie mehr oder we- niger vollständig ausgerahmt, je nachdem weniger oder mehr Milchkügelchen in der Flüssigkeit suspendirt bleiben, Man sieht leicht ein, dass es gar keinen Sinn hat, das specifische Gewicht der nicht ausgerahmten Milch durch blosses Auswägen eines bekannten Volumens am tarirten Fläschchen zu bestimmen, und dass man aus der auf diesem Wege erhaltenen Zahl auch nicht den geringsten Schluss 410 auf die Güte der Milch machen kann, da ein grösserer Ge- halt an Käsestoff sie specifisch schwerer, ein grösserer Ge- halt an Butter sie specifisch leichter macht. Die Milchpro- ber, deren man sich zu technischen Zwecken bedient, sind Aräometer und haben als solche den Vortheil, dass man aus ihren Angaben wenigstens einen Schluss auf die Verdünnung mit Wasser machen kann, welche die Milch etwa erlitten hat; ob ihr aber der.Rahm bereits entzogen sei oder nicht, darüber erhält man keinen Aufschluss. Donne hat versucht, die Menge der Milchkügelchen nach dem Grade der Undurchsichtigkeit der Milch zu be- stimmen, und für diesen Zweck ein eigenes Instrument, das er Lactoscop nennt, angegeben. Dieses Instrument hat den grossen Vortheil, dass es auf sehr kleine Quantitäten Flüssigkeit angewendet werden kann, gegen seine Genauig- keit aber sind von Arago in der Sitzung der Akademie, in welcher über dasselbe referirt wurde, beträchtliche Zweifel erhoben worden. Es fragt sich nun, ob die Unterschiede, welche sich in den Angaben des Tausendgranfläschehens und des Aräome- ters nothwendig zeigen müssen, gross genug sind, um mit Sicherheit wahrgenommen zu werden; ist dies der Fall, so würde man auch aus ihnen einen Schluss auf die Menge des Rahms machen können, den die Milch absetzen wird; denn wenn man die Angabe des Tausendgranfläschchens mit a, die des Aräometers mit b, und eine Constante für das mittlere specifische Gewicht des reinen Rahms mit c bezeichnet, wenn man ferner die absoluten Gewichte des Se- rums und des Rahms mit p und p, bezeichnet, so hat man: an c(b—.a) Bir m bag Um nun zu sehen, ob ich von dem Tausendgranfläsch- chen und dem Aräometer merklich verschiedene Angaben erhalten würde, verschaffte ich mir eine Fahrenheitsche Aräometerspindel mit einem möglichst dünnen Halse, an dem 411 ich eine goldene Marke anbrachte, bis zu welcher sie in de- stillirtem Wasser von 15,5° €. einsank. Vor dem Gebrauche wusch ich das Instrument jedesmal mit Schwefelsäure und darauf mit Alkohol ab, den ich an der Luft verdunsten liess, um beim Eintauchen die ganze Oberfläche gleichmässig und vollständig zu benetzen. Eine ‘andere Vorsichtsmassregel, welche ich anwendete, bestand darin, dass ich das Aräome- ter nicht mit den dabei gebräuchlichen Gewichten, sondern mit Drahtenden, deren Gesammtgewicht ich hernach auf der Waage bestimmte, belastete, und zwär in der Weise, dass ich, wenn die Marke nur noch wenig über dem Niveau stand, ganz feine Drahtenden, einen nach dem andern, auf- legte, um jedes plötzliche und zu tiefe Eintauchen des In- strumentes zu vermeiden. Endlich stellte ich, um unter möglichst einfachen Bedingungen zu arbeiten, alle Versuche bei 15,5° C. an. Zavörderst machte ich, um die Genauigkeit meiner Be- stimmungen im Tausendgranfläschehen und am Aräometer kennen zu lernen, 10 Probeversuche mit verschiedenen Mi- schungen von Schwefelsäure und Wasser, welche ich ohne alle Auswahl hierher setze. Angabe Angabe des des Differenz. Tausendgranfläschchens. Aräometers. 1. 1,26284 1.262834 0,00000 I. 1,21572 1,21562 + 0,00010 Il. 1,16824 1,16837 — 0,00013 IV. 1,06660 1,06662 — 0,00002 Vv. 1,04282 1,04283 — 0,00001 VI. 1,03162 1,03152 + 0,00010 VII 1,01952 1,01958 — 0,00006 VII. 1,01126 1,01131 — 0,00005 IX. 1,00684 1,00698 — 0,00014 X. 1,00472 1,00469 + 0,00003 412 In diesen Versuchen stellen sich also die Grenzen der Beobachtungsfehler auf + 0,00010 und auf — 0,00014, und die mittlere Differenz der Angaben ist — 0,000018. Nach diesen Vorversuchen bestimmte ich das specifische Gewicht einer Emulsion von Mohnöl und arabischem Gummi, als einer der Milch in Rücksicht auf ihren Aggregatzu- stand ähnlichen Flüssigkeit. Es war nach dem Aräometer —= 1,01608, nach den Versuchen mit dem Fläschchen aber war es in der oberen Schicht = 1,01252, in der mittleren — 1,01506, in der unteren = 1,01550. Es ergaben sich also zwischen Aräometer und Fläschchen die Differenzen 0,00356 0,00102 0,00058. Das specifische Gewicht einer andern ähnlichen Emul- sion war nach dem Aräometer 1,01626, nach dem Fläsch- chen - in der oberen Schicht 1,01256, in der mittleren 1,01508, in der unteren 1,01580. Es ergaben sich also die Differenzen 0,00370 0,00118 0,00046, Ich liess mir hierauf aus zwei verschiedenen Milchkel- lern Milch kommen. Das specifische Gewicht der Milch Nr. I. betrug nach dem Aräometer 1,03258, nach dem Fläschehen betrug es R in der obersten Schicht 1,03200, in der mittleren 1,03233, in der unteren 1,03237. Die Differenzen betrugen also 0,00058 0,00025 0,00021. 413 Das specifische Gewicht der Milch Nr. II. betrug ‚nach dem Aräometer 1,03199, nach dem Fläschchen betrug es in der obersten Schicht 1,03182, in der mittleren 1,03192, in der unteren 1,03192. Die Differenzen waren also 0,00017 0,00007 0,00007. In der That hatte am folgenden Tage die Milch Nr. I. einen mässigen, die Milch Nr. II. aber fast gar keinen Rahm abgesetzt. Ich würde ausserhalb Berlin die Wägungen fortgesetzt haben, um zu sehen, wie hoch die Differenzen bei einer fetten und unverfälschten Milch steigen können, aber mein Aräometer zerbrach, und ich bin bis jetzt durch andere Ar- beiten verhindert worden, mir ein neues herzurichten und neue Probeversuche mit demselben anzustellen. Ich hatte aber mit dem Aräometer noch andere Versuche gemacht, welche ich hier kurz erwähnen will, Ich habe vor längerer Zeit in meiner Inaugural-Dissertation de diffusione humo- rum per sepla morlua et viva, Berlin 1842, die Flüssigkei- ten, welche Eiweiss enthalten, als unechte Lösungen be- zeichnet, und es ist hinreichend bewiesen, dass sich jedes einzelne Eiweissmolecül noch wie ein fester Körper verhält, und deshalb die Flüssigkeit einen gemischten Aggregatzu- stand hat. Es ist dies aber bisweilen so aufgefasst worden, als ob die Eiweissmoleeüle nur in der Flüssigkeit flotlirten, etwa wie die Milchkügelchen in der Milch flottiren, und dies scheint mir völlig unrichlig zu sein; denn dass den ei- weisshaltigen Flüssigkeiten gewisse Eigenschaften der Lö- sungen zukommen, darüber kann Niemand in Zweifel sein, der den kräftigen Dillusionsstrom gesehen hat, den sie gerade #0, wie Zucker- oder Salzlösung zu erregen im Stande sind, und der unmöglich auf Rechnung ihres geringen Gehaltes 414 an anorganischen Verbindungen zu bringen ist. Es ist nun eine allgemeine Eigenschaft der Lösungen, dass die Theile des gelösten Körpers sich in ihnen niemals senken, sondern immer gleichmässig in der Flüssigkeit vertheilt bleiben, d. h. dass der Impuls zum Steigen oder Fallen, den ein Molecül nach der Differenz zwischen den specifischen Gewichten des Menstruums und der Theilchen des gelösten Körpers erhal- ten könnte, an allen Orten der Flüssigkeit verschwindend ist gegen die Anziehung, welche das Menstruum gegen den gelösten Körper ausübt. Ich habe deshalb untersucht, ob in den eiweisshaltigen Flüssigkeiten auch eine solche dauernde gleichmässige Vertheilung ihrer Elemente Statt hat, wie sich dieses nach den Diffusionserscheinungen vermuthen liess, oder ob 'einzelne Theile derselben in einem, wenn auch sehr langsamen, Sinken begriffen seien. So oft ich aber Blutse- rum vom Pferde, in verschiedenen Graden mit Wasser ver- dünnt, mit dem Aräometer und dem Tauseudgranfläschchen auf ihr specifisches Gewicht untersucht habe, so habe ich doch niemals Differenzen gefunden, welche ausserhalb der oben erwähnten Grenzen der Beobachtungsfehler gelegen hätten, und habe auch nie die durch vielfaches Umgiessen gleichmässig gemachte Flüssigkeit nach tagelangem Stehen in verschiedenen Schichten ein verschiedenes specifisches Gewicht annehmen sehen. Ich werde hierdurch in der An- sicht bestärkt, dass der wesentliche Unterschied der eiweiss- haltigen Flüssigkeiten von allen wahren Lösungen lediglich in der absoluten Grösse der in denselben vertheilten Mo- lecüle begründet sei. Einige Beobachtungen über die an dem Schädel mehrerer Wirbelthiere im Verlaufe der Entwick- lung bemerkbaren Veränderungen. Von Dr. GEoRG JAEGER. Im 5ten Hefte des Jahrgangs 1842 dieses Archivs habe ich Bemerkungen über die Entwickelung der Gräthe des Schädels bei den Säugethieren und über die Entwicklung und Funk- tion der Knochenhöhlen mitgetheilt, und insbesondere auf das Verhältniss hingewiesen, in welchem diese speziellen Ent- wicklungen mit der Entwicklung der Mannbarkeit und den damit gegebenen verschiedenen Lebensverhältnissen stehen. In Absicht auf die Entwicklung der Gräthe des Schädels ist insbesondere die Verschiedenheit interessant, welche zwi- schen dem Schädel des jungen und des erwachsenen Orang- Outangs Statt findet. Die Gräthe fehlt ganz bei dem jungen Orang, dessen Schädel durch seine mehr gleichförmige Wöl- bung dem des Menschen, und namentlich dem der hirnarmen Kinder, sehr ähnlich ist, über welche ich in dem medic. Correspondenzblatt des würtemb. ärztl.. Vereins, IX, Bd. Nr. 28., einige Beobachtungen mitgetheilt habe, An dem Schädel eines 4 Jahre alten Orangs ist die Gräthe noch sehr unbedeutend, der Zahnwechsel hat aber auch noch nicht 416 Statt gefunden. - Gleichzeitig mit diesem und der Entwick- lung der Gräthe verändert sich das Gesicht, das mehr her- vorragend wird. Die Menschenähnlichkeit vermindert sich somit bei dem Orang in eben dem Maasse, in welchem die Aehnlichkeit mit den übrigen Affen zunimmt, bei welchen die Schnauze ursprünglich mehr hervorragt. Mit dem Zahn- wechsel findet insbesondere eine verhältnissweise stärkere Entwicklung der Eckzähne, zumal des Oberkiefers, Statt. Bei dem Mandrill erstreckt sich sogar seine Wurzel (nach einem Präparate, welches Hr. Prof. v. Rapp die Gefälligkeit hatte, mir zu zeigen) bis in die Hervorragungen zu beiden Seiten der Nase. Die Zähne des Mandrills kommen darin also mit den Schneidezähnen der Nager, so wie mit den Hauern der Schweine einigermaassen überein, so wie durch die fortwährende Zuschärfung, welche sie durch Abreibung erfahren. Die Eckzähne des Unterkiefers reiben sich an der vorderen Seite der Eckzähne des Oberkiefers bei den er- wachsenen Affen ab; ‘allein die überwiegend grösseren Eck- zähne des Oberkiefers veiben sich bei den eryyachsenen Affen nicht an den Eckzähnen, sondern an dem vorderen Rande der ersten Backzähne des Unterkiefers ab. Damit wird na- mentlich die hintere Kante der oberen Eckzähne stets sehr scharf erhalten, dadurch werden sie zum Spalten der harten Früchte, welche den Affen zur Nahrung dienen, sehr geschickt, aber auch zur furchtbaren, eigentlich schneidenden Waffe. In wieweit bei den Affen mit mehr hervorragender Schnauze die Hervorragung mit dem Alter zunehme, darüber sind mir keine bestimmte Beobachtungen bekannt, welche durch das Verhältniss zwischen der mehr oder weniger hervorragen- den Schnauze und dem kleineren oder grösseren Gesichts- winkel, das bei den verschiedenen Affenarten bemerkt wird, von um so grösserem Interesse wäre. Entsprechend dieser Verschiedenheit bei den Affen zeigt sich bekanntlich auch bei den verschiedenen Racen von Hunden eine bedeutende Verschiedenheit in, der mehr oder weniger stumpfen oder 417 spitzigen, kürzeren ‘oder längeren Form der Schnauze von der des Mops und Bulldogs bis zu der langgestreckten des Windhundes, welche sich mehr der des Fuchses und der ihm verwandten Hundearten nähert, Bei einigen reissenden Thieren, namentlich des Hundegeschlechts, scheint aber auch eine Zunahme der‘Länge der Schnauze im Verlaufe der Eut- wieklung Statt zu finden, womit denn auch in der Eulwick- lung des Individuums eine Analogie mit den stehenden Ty- pen ‘der Gattung gegeben. wäre. Bei den Vögeln zeigt die Länge des Schnabels überhaupt nicht selten individuelle Verschiedenheiten, aber auch häufig eine merkliche Zunahme der Länge im Laufe der Entwicklung, zumal bei solchen Vö- geln, welche, wie viele Strandläufer, normal ‚einen verhält- nissweise längeren Schnabel haben. Es ist mir jedoch nicht bekannt, dass diese morphologischen Verhältnisse bei den verschiedenen Arten von Vögeln näher, mit Rücksicht auf die Veränderungen während des Wachsthums, verglichen worden wären. Viel auffallender ist die Verschiedenheit in der Läuge der Schnauze bei den Crocodilen, wenn man z. B. die des Crocodilus lucius der des Cr. gangelicus gegenüberstellt. Die Verschiedenheit in der Länge der Schnauze bei einer und derselben Art nach Verschiedenheit des Alters ist in sofern weniger unerwarlet, als zwar die übrigen Formver- hältnisse, ‘welche das Crocodil beim Ausschlüpfen aus dem Ei zeigt, sich ziemlich unverändert erhalten, indess die Zu- nahme der Grösse und insbesondere der Länge des Körpers wohl auf das 15—20fache steigen mag, Auch scheint sich das Verhältniss der Schnauze oder des Gesichtstheils des Schädels zu dem eigentlichen Kopftheil bei den Crocodilen mehr als bei andern Wirbelthieren zu verändern. An.dem Schädel einer aus einem ägyptischen Sarge ge- nommenen Mumie eines ganz jungen Crocodils betrug der vor den Augenhöhlen liegende Gesichtstheil des Schädels nahezu die Hälfte der ganzen Länge des letzteru;. an einer Mumie Dlüller'n Archiv. 1847, RT 418 eines ungefähr 3° langen Crocodils nicht ganz 2. Bei einem jungen, 3% Fuss langen, frischen, ägyptischen Crocodil ver- hielt sich der vordere Theil zur ganzen Länge des Schädels wie 3:5, und noch grösser scheint das Verhältniss der Länge der Schnauze bei dem erwachsenen Crocodil zu sein. Es fehlen mir indess die erforderlichen Exemplare zu einer genaueren Vergleichung; doch scheint das Verhältniss der Zunahme der Länge des Gesichtstheils des Schädels bei Exemplaren von Croe. sclerops von 16”, 3° und 5’; Croe, biporcatus von 18“, 24’ und 3‘, und Croc. luciaus von 45” und 2+’ damit nahezu übereinzukommen. Aus der Abbildung des Schädels eines sehr jungen und eines erwachsenen Croc. biporcatus (Croc. ä deux aretes) von Cuvier (Ann. du Mu- seum, T. X. Fig. 18. und 4., und Ossem. foss, T. V.-P. 2.) ergiebt sich jedoch, dass auch bei dem ganz jungen Croc. biporeatus der Gesichtstheil nur die Hälfte, bei dem erwach- senen zwei Dritiheile der ganzen Länge des Schädels be- trägt, und dass diese Zunahme der Länge des Gesichtstheils schon bei dem Fig. 19. abgebildeten Schädel eines jungen Croe. biporeatus viel auffallender ist, als die Zunahme der Länge des ganzen Schädels; bei Croc. lucius scheint das Ver- hältniss der Zunahme der Länge des Schädels etwas gerin- ger, was mit der ursprünglich geringeren Entwicklung der- selben zusammenhinge. Im Einklange mit der Lebensweise der Crocodile würde indess die Verlängerung der Schnauze bei ihnen dieselbe Bedeutung haben, wie die Entwicklung der Crista bei den Säugethieren, Im Zusammenhange damit erlaube ich mir einige Be- merkungen über den Schädel eines Gavials beizufügen, dessen Mittheilang ich der Güte des Hrn. Direetors v. Schrei- bers und des Hrn. Professors Fitzinger in Wien verdanke. Die Länge des Schädels von der Spitze ‘des Gelenkhöckers des Hinterhaupts bis zum vorderen Rande des Os intermaxil- lare beträgt 22” Par. M., von da bis zum hintersten Back- zabne 16” 3; die Breite des Oceipitalrandes 6” 8”, von 419 dem äusseren Rande der Pars squamosa ossis temporum zum andern (e—«’ bei Cuvier, Oss. foss. Tom, V. 2.) 8“ 9“, Ich beschränke mich auf diese Grössenbestimmungen, da ich keine eines kleineren Exemplars ihnen an die Seite stellen kann, und gehe zu einigen Bemerkungen über die knöcher- nen Blasen an dem Schädel des Gavials mehr fragweise über. In der ?ten Ausgabe von Cuvier's Anatomie com- parce, Tom. Il. p. 681.. ist darüber bemerkt: „Les Gavials parmi les Reptiles ont ä l’extremite du museau des vessies osseuses renflees et ovales formees par les pterygoidiens situees au dessus des palatins et qui communiquent avec le eanal nasal. Dans les vieux Crocodiles A deux aretes la meme partie du museau se renfle aussi, mais sans prendre de forme determinde. Les autres reptiles et les poissons n'ont rien, quon puisse comparer aux siens.‘* Es lässt sich von diesen Blasen aus, in deren Wand sich zufällig eine kleine Oeffnung befand, eine Sonde durch die hintere grosse Oefiuung der Ossa pterygoidea herausführen, durch welche denn auch eine Sonde gerade fort unter der Naht der Ossa palatina und maxillaria geführt werden kann, und ohne Zweifel durch das Foramen incisivum herausgeführt werden könnte. In die Nasenöffnung auf der obern Seite des Schä- dels öffnet sich das Foramen ineisivum; das Septum scheint ober erst hinter der hinteren Wand der Nasenöffnung zu beginnen, Jede Nasenhöhle führt rückwärts bis zu der Or- bita und den von dem Os frontale anterius zu den Ossibus palatinis gehenden Pfeilern. Ueber dem Vomer oder Anfange des Septum narium befindet sich ein tiefer Kanal, der sich, allmählig Nacher werdend, zwischen den genannten Pfeilern auf der oberen Wand der Ossa nasalia fortersireckt ‚und also wohl zum Austritt des Riechnerven dient, dessen Fa- sern sich übrigens zumächst über den Vomer oder den An- fang des Septum narium verbreiten dürften, welches vielleicht durch den übrigen Theil’ der Schnauze eine mehr weiche Consistenz hat. Nimmt man die Knochenblasen als Anfang 270 420 des Septum narium an, so‘würden sie wohl als Vereinigung der beim Menschen u. s, w. abgesonderten Muscheln der Nasenhöhle zu deuten sein. Sie würden in ihrer Verbin- dung mit der Oeffnung der Ossium pterygoideorum wohl in Communication mit den Choanen stehen und die Geruchs- empfindung verstärken oder vielleicht erst vermitteln, viel- leicht auf ähnliche Weise, wie bei den Cetaceen, die zwei mit Falten besetzte Vertiefungen, welche am Ausgange des mit dem Schlunde communieirenden Canals innerhalb der diesen nach aussen schliessenden Klappen sich befinden. Vielleicht, dass bei dem Gavial die Funktion der Nase als ‚Respirations- und als Geruchsorgan mehr getrennt ist, was mit seiner Lebensweise wohl zusammenhängen dürfte. In der Abbildung des Schädels des Gavialis Schlegelii (auf der dritten Tafel der Verhandelingen der Naturgelicke Geschee- dens) finde ich diese Blase nieht angedeutet und auch in der Beschreibung nichts darüber bemerkt, An dem Schädel des Croc. biporcatus findet allerdings auch eine Auftreibung der Ossa pterygoidea rückwärts von jenen Pfeilern Statt, welche durch eine Naht mit einer in sie übergehenden Auftreibung der Ossa palatina verbunden ist. Die Höhlung beider com- munieirt; denn man gelangt mit einer Sonde von der hinte- ren grossen Oeffnung der Ossa pterygoidea in einen Canal, der sich erst am vorderen Ende des von dem Os maxillare, palatinum und transversum gebildeten Ausschnitts endigt. Ebenso verhielt sich ein kleinerer Schädel des Königl. Na- turalien - Cabinets, der dem Cr. biporcatus raninus oder Cr. acutus zugehört haben mochte, was ich nicht ganz mit Si- cherheit bestimmen kann, da mir der Ursprung desselben unbekannt ist. An einem aus Grönland erhaltenen Schädel eines Wallrosses, der fast ganz mit dem zweiten (Jahrgang 1844 dieses Archivs, Heft 1. p. 71.) von mir beschriebenen in Grösse und Beschaffenheit der Nähte übereinkam, waren im Unterkiefer vier Backzähne beiderseits, wie bei jenem; 421 im Oberkiefer waren die vier Schneidezähne ausgefallen, vielleicht erst bei der Maceration des Schädels, denn ihre Alveolen waren noch sehr deutlich vorhanden, jedoch im Umkreise mit Knochensubstanz ausgefüllt. Die Alveole des äusseren Schneidezahns war indess an diesem Schädel ent- schieden blos in dem Os intermaxillare, das deutlicher durch eine Naht von dem Os maxillare getrennt war, als in dem Schädel Nr. 1. (l.c.). Von den Backzähnen waren im Ober- kiefer links 3, rechts nur 2 erhalten, auf der linken die hin- terste Alveole, auf der rechten dagegen die 2 hintersten Alveo- len mit Knochensubstanz ausgefüllt. — Die Stosszähne rag- ten beinahe 4” über den Rand ihrer Alveolen hervor. Die Nähte des Schädels waren noch alle erhalten. So wenig auch der Zustand der Zähne eines einzelnen Schädels In- teresse haben mag, so gewinnt er dieses doch in Verglei- chung mit andern, nicht nur für die Bestimmung der Ent- wicklung der Zähne bei den einzelnen Species, sondern auch bei verwandten Gattungen und Familien, bei welchen die Schneidezähne insbesondere normal .als Abortivorgane nur in einem früheren Alter auftreten, ohne zu der normalen Function zu gelangen. Indess scheinen auch die Backzähne des Wallrosses, namentlich des Oberkiefers, verhältnissweise ziemlich früh auszufallen und die Zahnhöhlen zunächst durch eine deutlich von der ursprünglichen Alveole getrennten Kuochensubstanz ausgefüllt zu werden, was bei andern Säu- gethieren, so weit ich es beobachten konnte, nicht auf gleiche Weise Statt findet. Theorie der Befruchtung und über die Rolle, welche die Spermatozoiden dabei spielen. Von De. Tu. Luow. Wırn. Bıscuorr, Professor in Giessen. In meinen Schriften, Entwickelungsgeschichte des Kanin- eheneies p. 33. und Entwickelungsgeschichte des Hundeeies p. 18., habe ich mich dahin ausgesprochen, dass ich die Wirkung des Saamens auf das Ei zunächst für eine chemi- sche halte, und deshalb die Saamenflüssigkeit das eigentlich Befruchtende des-Saamens sei. Die Bestimmung des Sper- inatözoiden, dessen wesentliche Bedeutung für den Saa- men nicht geleugnet werden kann, glauble ich dann mit Valisneri, Bory St. Vincent und Valentin darin er- blicken zu können, dass er durch seine Bewegungen die leicht veränderliche Mischung des Saamens erhalten solle. Gegen diese Ansicht haben sich mehrere Stimmen aus- gesprochen, die eine wohlbegründete Autorität geniessen. Ich meine dabei weniger Barry, welcher Spermatozoiden in das Ei dringend und in demselben gesehen haben wollte, denn diese Angabe halte ich für einen Irrthum, und sie 2 423 würde endlich selbst in letzter Instanz noch uicht entschie- den gegen mich gesprochen haben. Ebenso wenig konnte ich die wiederholt hervorgehobenen Beobachtungen von -Spallanzani, Prevost und neuerdings von Schwann mit filtrirtem Froschsaamen als entscheidend betrachten, da die durchgelaufene Flüssigkeit eben wegen des Mangels der sich in ihr bewegenden Spermatozoiden ihre befruchtende Kraft verloren gehabt haben konnte. Auch den bis jetzt noch nicht berichtigten Angaben von unbeweglichen Spermatozoiden bei den Crustaceen (Sto- matopoden, Amphipoden, Isopoden, Jophyropoden, Chilo- poden und auch den Decapoden), so wie den Nematoideen und Gordiaceen, konnte ich kein grosses Gewicht zuschrei- ben, da diese Beobachtungen einerseits noch immer Zweifel übrig lassen, ob man es mit entwickelten Spermatozoi- den zu thun hat, und andererseits an ihrer Bewegungslosig- keit jede bis jetzt aufgestellte Theorie über ihre Bedeutung scheitert. Grösseres Gewicht lege ich aber denjenigen bei, welche darauf aufmerksam machten, dass je fruchtbarer der Saamen sei, desto mehr die Menge der Spermatozoiden zunimmt und gleichmässig die Saamenflüssigkeit abnimmt; dass ferner die Spermatozoiden häufig in dem Vas deferens und den eigentlichen Saamenblasen, so wie endlich selbst innerhalb der weiblichen Genitalien in den Saamentaschen, keine Be- wegungen zeigen, vielmehr diese erst auftreten, wenn sie mit anderen Flüssigkeiten in Berührung kommen, während dieser Saame doch vollkommen fruchtbar ist und seine Frucht- barkeit behält; dass endlich, so weit die Beobachtung dieses nachweisen kann, die Saamenflüssigkeit in einigen Fällen selbst ganz mangelt, und nur einzig Spermätozoiden sich finden, wie bei den Polypen, und nach neueren Beobachtun- gen von Reichert bei einigen Nematoideen, Inzwischen konnte und kann ich auch in allen diesen Bemerkungen keinerlei entscheidenden Grund gegen die An- 424 sieht, dass doch nur eine Saamenflüssigkeit und deren mo- lekulare, in unmessbarer Ferne eintretende, d. h. chemische Aktion das Wirksame bei der Befruchtung sei, erblicken. Selbst auf die Gefahr einer „merkwürdigen Inkonsequenz, * wie Reichert sich ausdrückt, und der Besorgniss von „sonderbaren Explikationen“ schien es mir noch immer ausführbar, ‚ein auch bei den stärksten Vergrösserungen nicht unterscheidbares organisches Fluidum, dessen Existenz überall, wo thierische Bestandtheile auch dicht nebeneinander liegen, nicht abgeleugnet werden kann, für das befruchtende Ele- ment auszugeben,‘ denn auch wo dieses Fluidum in grösse- rer und nachweisbarer Menge vorhanden ist, würde von demselben doch nur so viel, als erforderlich, vorausgesetzt werden müssen, als einem einzelnen Spermatozoiden anhaf- tet; und ich gestehe, selbst noch jetzt vor dieser homöopa- thischen Dosis nicht zurückzuschrecken. Giebt es doch che- mische Wirkungen genug. wobei keine irgend wägbare ma- terielle Quantitäten concurriren. Nicht wenig erhielt mich ferner bei meiner Ansicht der gänzliche Mangel einer irgend verständlichen Theorie der Befruchtung durch den Spermatozoiden, als einzig wirksamen Bestandtheil des Saamens. Abstrahiren wir, wie billig, von den älteren und neueren Modifikationen der Ansicht, dass der Spermatozoide der künftige ganze oder theilweise Em- bryo sei, so hat meines Wissens nur Kölliker eine Mei- nung ausgesprochen, wie der Spermatozoide die Befruchtung bewerkstelligen könne. Derselbe hat seine Meinung zuletzt so ausgedrückt, dass der Spermatozoide durch die Berüh- rung der Eier in denselben ein neues Leben erwecke, und früher bezog er diese Wirkung weiter auf den Gegensatz der Längendimension und der Bewegung in dem Spermatozoiden, und der Kugelform und Ruhe in dem Eie. Wie dieses ge- schähe, erklärt Kölliker selbst für ein Räthsel, dessen Lö- sung, trotz einiger sich darbietenden Analogieen, noch in unabsehbarer Ferne schwebe. 425 Inzwischen ist es klar, dass diese Ansicht Kölliker’s nichts anderes, als ein blosser Ausdruck des faktisch Vorlie- genden ist, dagegen keine Erklärung, keine Theorie enthält. Dass der Spermatozoide mit dem Eie in Berührung kommt, ist nun faktisch überall hinreichend nachgewiesen, und dass nach dieser Berührung das Ei befruchtet ist, ist auch ein bekanntes Faktum. Aber es drängt uns zu wissen, wie durch diese Berührung in dem Eie jene wundersame Thä- tigkeit angeregt wird, deren Produkt die Entwickelung eines so zusammengesetzten und differenzirten Körpers ist, wie wir ihn in fast jedem Organismus bewundern. Dass diese Frage durch seine Ansicht nicht beantwortet werde, hat Kölliker auch recht gut gefühlt, und sucht das Ungenü- gende derselben dadurch zu beschwichtigen, dass er meint, jede andere Ansicht, nach der die Saamenflüssigkeit durch ibre Mischung den Dotter befruchte, sei vollkommen ebenso räthselhaft, und in dem einen wie in dem andern Falle sei man zuletzt gleichmässig gezwungen, zu dem ungern gesehe- nen Dynamismus seine Zuflucht zu nehmen. Ich gestehe, dass ich früher, als ich mich für die An- sicht entschied, die Saamenflüssigkeit für das Befruchtende zu halten, in meinem Bewusstsein über diesen Vorgang der Befruchtung selbst auch nicht viel weiter war. Ich glaubte nur etwa einen Schritt weiter zu sein, wenn ich mir dachte, dass Saamenbestandtheile in das Ei einträten und hier mit den Materien des Eies eine Combination eingingen, wie sie allein geeignet ist, Lebenserscheinungen wahrnehmen zu las- sen. Das Wie dieser Combinalion und der daraus hervor- gehenden Wirkung war mir in der That nicht viel klarer, als das Wie der Wirkung des Spermatozoiden auf das Ei bei Berührung. Dabei auch zuletzt etwa auf eine von der Materie abstrahirbare Kraftwirkung, oder, wie man gewöhn lich sagt, Dynamik zu kommen, war mir wenig tröstlich, da mir darunter kein Wissen, sondern nur ein Nichtwissen bezeichnet zu werden schien. Ich sah aber keinen Grund, 426 eine ungenügende Vorstellung mit einer andern vertauschen zu wollen, und damals schien mir das. Ungenügende der 'ge- wöhnlichen Vorstellung von einem Effekte durch eine Mi- schung wenigstens mehr Analogieen für sich zu haben, als das einer materiellen Veränderung durch Berührung, die doch unter allen: Umständen nur eine Bedingung und keine Ur- sache sein kann. In den Naturwissenschaften bestehen indessen Räthsel dieser Art nur so lange, als es uns nicht gelingt, sie einer Klasse von Erscheinungen anzureihen, die wir bereits ken- nen. Wenn wir sie für Räthsel erklären, so legen wir das Geständniss ab, dass wir den Anknüpfungspunkt an be- kannte Erscheinungen noch nicht gefunden haben, und es bleibt in solchen Fällen stets die Aufgabe, in den Gebieten anderer Wissenschaften das, was wir die Erklärung nennen, zu suchen. Eine solche glaube ich aber jetzt in den tiefsinnigen und, meiner Ueberzeugung nach, unendlich wichtigen Ideen, welche Liebig über Erregung chemischer Aktionen durch blosse Be- rührung entwickelt hat, worüber ich öfters mit diesem mei- nem verehrten Freunde uud Collegen mich zu unterhalten und zu belehren das Vergnügen hatte, gefunden zu haben. Mein Gesichtskreis in Beziehung auf die Vorgänge der Be- fruchtung ist dadurch bedeutend erweitert worden, und ob- schon ich sonst kein Freund theoretischer Deduktionen bin, zu denen ich nicht neue Fundamente thatsächlicher Erfah- rungen mit hinzubringen kann, so scheinen mir doch unsere Beobachtungen über die Befruchtung, Saamen und Ei auf einem hinlänglich sicheren Standpunkt angelangt zu sein, um auf sie eine Theorie in Anwendung zu bringen, die den Stempel ihrer Wahrheit schon in ihrer grossen Einfachheit an sich trägt, sich an die vielfältigsten, bereits bekannten Ueberzeugungen anknüpft, und unzwveifelhaft fast alle chemi- schen Vorgänge in den organischen Körpern umfasst. Es war und ist, glaube ich, eine jener entscheidenden 427 Offenbarungen des Genies, welche Liebig in jenen wunder- baren. in der neueren Zeit immer zahlreicher bekannt ge- wordenen, Erscheinungen der sogenannten Contactwirkungen oder Aeusserungen einer katalytischen Kraft, dem gemein- schaftlichen inneren Hebel in der Mittheilung einer inneren Bewegung, von einem in Bewegung begriffenen, auf einen . noch ruhenden, aber in der grössten Spannung zu einer ähnlichen Bewegung befindlichen Körper, erkennen liess, Während der Ausdruck, Contactwirkung, auch hier nur ein Wort für das thatsächlich Gegebene, und am Ende für jede chemische Aktion Gegebene ist; während die katalytische Kraft auch nur als ein unbekanntes x zur Bezeichnung, aber nicht Erklärung eines Faktums betrachtet ‘werden kann — er- öffnet sich der verständigen Ueberlegung eine im vollkom- mensten Grade befriedigende Einsicht in den inneren Vor- gang bei einer Menge der wichtigsten Erscheinungen, wenn wir sie als die Effekte innerer oder molekularer Bewegun- gen in der Materie erkennen, die durch Mittheilung ‘einer ähnlichen Bewegung hervorgebracht sind. Es giebt vielleicht kein allgemeineres Gesetz in der Natur, als dieses, dass ein in Bewegung begriflener Körper einem anderen, mit dem er zusammentrifft, diese seine Bewegung in dem Grade mitthei- len wird, als der Widerstand, den der zweite Körper leistet, gering ist, Die primäre Ursache der Bewegung, die Form, in der sie auftritt, kann sehr verschieden sein; sie wird sich dann dem zweiten Körper am leichtesten und vollkommen- sten mittheilen, wenn der Widerstand bei ihm sehr gering, oder wenn, wie man sich auch ausdrücken könnte, seine Neigung zu derselben Bewegung sehr gross ist: Dieses Gesetz wird durch so viele sichtbare und palpable Erschei- nungen dargelegt, dass es uns vollkommen verständlich auch für diejenigen Fälle ist, wo die Bewegung nur in dem Ranume vor sich geht, den ein zusammengesetztes Atom ein- nimmt, wo also die Aenderung in der Lage oder des Ortes eines einzelnen Elementes unserer direkten sinnlichen Wahr- 428 nehmung entzogen ist, und wir nur aus ihren Effekten auf ihr Vorhandensein mit Nothwendigkeit folgern müssen. Alle chemischen Vorgänge lassen sich nicht ohne solche inneren Bewegungen denken, und so wie dieselben auf mannigfach verschiedene Art angeregt werden können, so ist es sehr begreiflich und klärt dem Verstande den inneren Vorgang sehr bestimmt auf, wenn wir uns diese innere Bewegung durch Mittheilung von einem in gleicher und ähnlicher Be- wegung begriffenen Körper ausgehend denken. Die Mitthei- lung geht hier nur von einer Gruppe von kleinsten Theilen aus, und erstreckt sich auch nur zunächst auf die nächsten und kleinsten Theile einer daneben liegenden Gruppe. Aber weil alle bereits eine sehr grosse Neigung haben, in dieselbe Bewegung überzugehen, oder weil sie derselben nur einen geringen Widerstand entgegensetzen, so sehen wir die Be- wegung bald auf ganze Massen ausgedehnt und die Effekte deshalb oft sehr bedeutend werden. In seinen chemischen Briefen, in der dritten Auflage seiner Thierchemie und seiner Abhandlung über die Bestandtheile der Flüssigkeiten des Flei- sches, hat Liebig so viele und schlagende Beispiele für diese von ihm erkannte Ursache so vieler chemischer Prozesse auseinandergesetzt, dass es, wie mir scheint, eines fanati- schen Widerspruchsgeistes bedarf, um die Wahrheit und Wichtigkeit des erkannten Gesetzes nicht einzusehen. In den organischen, in den thierischen Körpern scheint dieses Gesetz vermöge ihrer chemischen Constitution die brei- teste Anwendung zu finden, ja in ihm eine der allgemeinsten Bedingungen für die wunderbaren Erscheinungen, die das organische Leben ausmachen, enthalten zu sein. Wir sehen hier die mannigfaltigsten und differentesten Stoflbildungen und Stoffwechsel, d. h. Orts- und Lagenwechsel der klein- sten Theile; wir sehen oft die gewaltigsten Effekte durch chemische Aktionen bedingt, und doch sind die chemisch wirksamen Potenzen nicht gerade sehr hervorspringend, son- dern meist so verhüllt, dass man den chemischen Faktor so- 429 garı ganz gewöhnlich und allgemein in ihnen übersehen hat und selbst noch leugnet. Aber fast überall sehen wir Sub- stanzen, deren Moleküle in der Gruppe, die sie bilden, leicht beweglich sind, in sofern die Kraft, die sie zusammenbhält, nicht nach einer, sondern nach vielen Richtungen sich äus- sert, was in der Mechanik eine Bedingung der Beweglichkeit ist. Sie folgen daher sehr leicht einer andern Richtung der Anziehung, leisten ihr einen geringen Widerstand, und es bedarf daher auch nur sehr geringfügiger Ursachen, um sie eine andere Anordnung annehmen zu lassen. In vielen Fällen sehen wir wirklich auf das Augen- scheinlichste, wie in den lebenden thierischen Körpern die auffallendsten chemischen Effekte dadurch herbeigeführt oder wenigstens mit bewirkt, und in der Zeit beschleunigt wer- den, dass ein in einer Umsetzung begriffener Körper einem andern die innere Bewegung seiner Theile mittheilt. Die Wirkung der offenbar in der Auflösung begriffenen Epithe- lienzellen der Magendrüsen und Darmzotten, auf die Auflö- sung und Umsetzung der Nahrungsmittel, scheint mir dieses ordentlich ad oculos zu demonstriren; und wenn man nur die Augen offen halten will, so kann es nicht entgehen, dass die Wirkung eines sogenannten Plyalins, Pepsins, Speichel- und Pancreas Diastase etc. nur darauf zurückläuft, Wenn wir in der Physiologie bis an die äusserste Grenze unserer Beobachtangen und Erfahrungen über Ernährung und Absonderung vorgeschritten waren, so sahen wir in dersel- ben Wirkungen einer Anziehung und Wechselwirkung zwi- schen Substanz und Blut. Indem das Organ aus dem über- all gleich gemischten Blute die ihm homogenen Theile anzog, und in sich selbst verwandelte, oder andere an freien Flä- ehen abfliessen liess, erfolgte die Ernährung und Absonde- rung. Wir haben einen sehr bedeutenden Schritt weiter in der Erkenntniss dieser Vorgänge dadurch gelhan, dass wir ermittelten, wie sie von ihrer formellen Seite durch den Zellenbildungsprozess hindurchgehen. Allein noch immer 450 blieb es ganz dunkel, wie aus dem gleichgemischten Cyto- blastem dort ein Muskel, dort ein Nerv, hier eine Le- ber, hier eine Saamenzelle etc. hervorgehen könne. Ja, was hier dunkel blieb, mussten wir selbst als. das Wichtigste theilweise erkennen, weil der Form nach alle diese primären Zellen einander gleich und nicht von einander unterscheid- bar sind. Die chemischen Unterschiede in ihnen müssen eine Hauptsache in ihrer Differenz ausmachen, und wie diese zu Stande kommen, darüber fehlt uns jede Einsicht. Wenn wir aber in jedem Organ einen Akt der Umsetzung erblicken, bei der alle Moleküle sich in einer eigenen Form der Bewe- gung und Lagerung gegen einander befinden, so ist es uns jetzt verständlich, wie, wenn diese Bewegung in jedem Or- gane eine andere ist und von anders constituirten Molekülen ausgeführt wird, sie sich unter den Bestandtheilen des das Organ tränkenden homogenen Blutes nur gewissen mitthei- len, und hier zu dieser, dort zu jener Lagerungs weise be- stimmen wird, wodurch eben die Differenzen in der chemi- schen Bildung des Organes, oder der Produkte seiner Um- setzung zu Stande kommen. Die Bestandtheile des Blutes sind schon an und für sich sehr geneigt, diese Bewegung und Anordnung anzunehinen, oder sie setzen derselben einen geringen Widerstand entgegen; und so sehen wir doch we- nigstens das Wunder der Ernährung auf eine dem Verstande genügende Weise auf ein allgemeineres‘ Wunder und ein all- gemeines Gesetz der Materie zurückgeführt. In Verbindung gesetzt mit einer Einsieht in die Bedingungen, welche für den Durehgang der Flüssigkeiten durch Membranen bestehen, und je nach ihrer Verschiedenheit gewiss sehr verschiedene Produkte veranlassen, werden wir einst ‘die wunderbaren Erscheinungen der Ernährung und Absonderung auf eine be- friedigendere Weise 'erklären können, als durch ihre blosse Bezeichnung als Produkte der Anziehung zwischen Substanz und Blut, was sie natürlich auch sind und immer bleiben werden. 431 Man hat den hier entwickelten Begriff molekularer in- nerer Bewegungen und die Ansichten und Erklärungen, welche Liebig darauf gestützt, vielfach missverstanden. Man hat z. B. gesagt, dass wenn die Spallungen des Zuckers bei der Gährung Effekte innerer Bewegungen seien, derselbe auch in die bekannten Produkte zerfallen müsse, wenn man Zucker- wasser mit Bleischroten schüttele, oder Zink und eine Säure zusetze, welche eine Gasentwickelung veranlasse. Allein durch Bewegungen dieser Art können wir wohl ein Zucker- theilchen an einem anderen hin- und herschieben, und es zwingen, seinen Platz zu wechseln. Aber die Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Sauerstoff-Atome wechseln damit ihre Lage nicht, sie werden von dieser mechanischen Kraft nicht in Bewegung gesetzt, so weuig wie ein fester Körper flüssig werden kann, wenn wir ihn noch so fein reiben. Bei der Art von Bewegungen, um die es sich hier handelt, wechseln nicht die Atomgruppen, sondern die Atome selbst in den Gruppen ihren Ort, und diese sind es, welche sich den Ato- men eines anderen Körpers, der mit ihnen in Berührung kommt, ıwittheilen, und dadurch nur chemische Charaktere; neue Eigenschallen in diesem hervorrufen können. Es scheint mir nun unzweifelhaft, dass auch die Befruch- tang der Eier durch den Saamen unter das in Rede: stehende Gesetz zu bringen ist, ja dass dieselbe als eines der schla- gendsten Beispiele und Beweise desselben anerkannt werden muss, wodarch zugleich die beiden sich jetzt einander ge- genüber stehenden Ansichten über die Befruchtung und den Antheil der Spermatozoiden daran. ihre. Vereinigung finden werden. Ich‘ muss ‚dabei aber vorerst noch auf eine andere, gleich- falls durch Liebig zuerst ins Leben gerufene Einsicht hin- weisen, die gewiss auch iuinmer mehr die» Aufinerksamkeit der Forschung auf sich ziehen wird, wenn gleich dieses bis- her erst wenig der Fall gewesen ist. Ich meine den Ge- sichtspunkt, aus welchem die Bewegungserscheinungen ‘an 432 den organischen Körpern und Elementartheilen zu. betrachten sind. Kaum brauche ich wohl zu befürchten, dass heut zu Tage noch Viele sich mit der Antwort begnügen, dass die- selben einer besonderen Bewegungskraft, oder Irritabilität der sich bewegenden Theile zugeschrieben werden könnten, oder dass dieselben eine direkte Aeusserung der Lebenskraft in einer bestimmten Richtung sei. Ich habe, als ich erstmals Liebig's, den übrigen Naturerscheinungen und Gesetzen ent- lehnte Ansicht über diese Bewegungen in dem Jahresberichte dieses Archivs besprach, der Physiologie gratulirt, dass sich ihr in derselben endlich die Aussicht eröffne, von dem bis- herigen mystischen Schematismus sich frei zu machen. Aus- gehend von den analogen Erscheinungen der unorganischen Natur, müssen wir diese Bewegungen als Effekte materieller Veränderungen betrachten, mit denen auch eine veränderte Kraftäusserung in die Erscheinung tritt. Die eingetretene Bewegung ist nichts als ein Effekt oder das Maass der Form- und Beschaffenheitsveränderung in der Materie. Und wo wir nun Bewegung auftreten sehen, da können uud müssen wir eine Umsetzung der Materie voraussetzen. So müssen wir die Bewegungserscheinungen an der Fa- ‚ser (contractile und Muskelfaser), die Bewegungen schwin- gender Cilien, als die Effekte der Umsetzung in der Faser und Cilie oder Cilienzelle betrachten. Diese Fasern und Zel- len selbst sind das Produkt der Lebenskraft; nur diese konnte die Elemente in die Form und Beschaffenheit bringen, die wir in der Faser und Cilie erkennen; aber indem wir in der Materie der Faser und Zelle eine Umsetzung eintreten sehen, tritt in ihnen auch eine andere Form der Thätigkeit, mit der inneren Bewegung auch eine äussere auf. Diese ist das Zeichen und Maass dieser Umsetzung; sie erschöpft sich, wenn diese erschöpft ist; ihre Fortdauer ist nur mög- lich, ‘so lange die Form und Beschaffenheit der Faser und Zelle durch die Lebenskraft beständig wieder hergestellt wird. Selbst in einfachen unorganischen Verbindungen sehen 438 wir zuweilen die innere Bewegung mit einer äusseren be- gleitet; z.B. sehen wir bei dem Uebergang des gelben Queck- silberjodids in scharlachrothes (einfache Aenderung der Kry- stallgestalt) die einzelnen Blättchen sich wirklich bewegen. Von diesen Prämissen ausgehend, entwickelt sich nun meine Theorie der Befruchtung und die Bedeutung der Sper- matozoiden sehr einfach. Die nächsten Erscheinungen der Befruchtung in dem Dotter sind die merkwürdigsten inneren Bewegungen seiner Maasse. Wir sehen seine Elemente sich um bläschenartige Gebilde gruppiren und ihn dadurch sich in kuglige Massen abtheilen, deren Zahl immer grösser wird, bis sie sich zu kernhaltigen Zellen gestalten; und unter Fortsetzung dieser inneren Bewegungen entwickelt sich aus diesen der Embryo. Die innere Spannung zu diesen Bewegungen, die Neigung dazu muss in dem Dotter des reifen Eies sehr gross sein, und es ist möglich, dass die Zumischung des Inhaltes des Keimbläschens zu den Dolterelementen hierzu noch beiträgt. Auch wenn nichts von aussen auf die Erregung dieser Be- wegungen einwirkt, sehen wir sie dennoch ihren Anfang nehmen. Auch in dem unbefruchteten Dolter entwickelt sich anfangs, wie man längst von Fisch- und Froscheiern weiss und ich an Säugelhier-Eiern gesehen habe, jener Theilungs- "prozess des Dotters. Aber er wird bald ungeordnet, erlischt, die Kugeln zerfallen und das Ei löset sich auf. Soll dieses vermieden werden, soll die innere Bewegung sich geregelt fortsetzen, sollen in ihr die Bedingungen zur Entwickelung des Embryo gegeben sein, so muss ihr eine bestimmte Richtung und Intensität ertheilt sein, und diese empfängt sie von dem Spermatozoiden, Jetzt aber muss ich mich vor einem Missverständniss be- wahren. Wir bemerken an fast allen Spermatozoiden seine auf- fallenden äusseren Bewegungen. Sie sind die Ursache, dass man sich von der Vorstellung, die Spermatozoiden seien Thiere, so schwer losmachen kann. Sie sind ein notlıwen- Müller's Archiv, 1817, 28 434 diges Zeichen der Fruchtbarkeit des Saamens fast aller Thiere. Sie hatte Kölliker im Auge, wenn er in dem Gegensatze von Bewegung und Ruhe (im Eie) den Begriff der Befruch- tung aufgehen glaubte. Aber diese Bewegungen sind es nicht, welche, meiner Theorie nach, sich dem Eie mittheilen, und in ihm den Be- wegungsprozess erregen und geregelt bestimmen, der seine Befruchtung manifeslirt. Nein, es ist nicht etwa ein mecha- nischer Stoss, den das Ei und seine Moleküle durch den Spermatozoiden erhält. Eine solche Vorstellung würde gänz- lich von der Wahrheit der hier verfolgten Analogieen ab wei- chen, und könnte mit Recht kaum anders, als abenteuer- lich genannt werden. Nein, diese Bewegungen der Spermatozoiden sind, wie alle anderen organischen Bewegungen, nur die sichtbaren Effekte der inneren nicht sichtbaren Bewegungen der Mole- küle der Materien, an denen wir sie wahrnehmen. Sie sind die Symptome des Umsetzungsprozesses im Inneren dieser Materien. Dieser ist das Wesentliche; jene äusseren Bewe- gungen sind zwar in den meisten Fällen nothwendige Fol- gen, aber sie können unter gewissen Verhältnissen selbst fehlen; sie sind unvwvesentlich, nicht im individuellen Falle, sondern im Allgemeinen in Beziehung auf den wesentlichen Zustand der Materien, an denen sie oft auftreten. Dieser kann auch ohne sie vorhanden sein. So wie an der Cilienzelle die Schwingungen ihrer Wim- pern das Symptom einer inneren Umsetzung ihrer materiellen Moleküle ist, und wie diese nur so lange fortdauern, als durch die Lebenskraft das Form- und Beschaffenheitsverhält- niss der Cilie immer wieder hergestellt wird, sich von dem Organismus getrennt, aber mehr oder weniger bald erschöpft, so verhält es sich auch genau mit dem Spermatozoiden und seinen Bewegungen. Die Lebenskraft bedingt in ihm die Form und Mischung einer Materie, die auf einer gewissen Stufe der Umsetzung ihrer Moleküle einen Bewegungseffekt 435 hervorbringt, und diese äussere Bewegung ist alsdann das Symptom jener inneren Bewegung der Atome. Es ist aber nur diese, welche, sich den Atomen des Eies mittheilend, jene inneren Bewegungen und ihre geregelten Fortsätze in denselben bedingt, welche die Befruchtung ausmachen, und’ als deren erste Wirkung wir die regelmässige Dottertheilung auftreten sehen. Der Saamen wirkt beim Contact, bei Berührung, durch katalytische Kraft, d.h. er konslituirt eine in einer bestimm- ten Form der Umsetzung und inneren Bewegung begriffene Materie, welche Bewegung sich einer anderen Materie, dem Eie, die ihr nur einen höchst geringen Widerstand entgegen- setzt, oder, wie wir auch sagen können, in dem Zustande der grössten Spannung oder der grössten Neigung zu einer gleichen und ähnlichen Bewegung und Unisetzung sich be- findet, mittheilt, und in ihr eine gleiche und ähnliche Lage- rungsweise der Atome hervorruft. Diese Wirkung beruht nicht in einem Stosse, vielmehr, wie bei allen Vorgängen dieser Art, auf einer Anziehung, wobei wir nur nicht den Begriff einer Vereinigung, wie bei dem gewöhnlichen Ge- brauche des Wortes chemischer Anziehung oder Affinität mit hinzuziehen müssen. Die chemische Krafl und Lebens- kraft sind, wie Liebig so treffend sagt, beides Kräfte, die nur bei unmittelbarer Berührung sich thätig äussern. Ihre Effekte sind theils solche, wobei sich eine Vereinigung und Verschmelzung der sich berührenden Theile kund giebt, theils nur die Erregung eines gleichen und ähnlichen Zustandes. Um einen Vorgang letzterer Art handelt es sich bei der Be- fruchtung. In einem hohen Grade vermehrt es, wie mir scheint, das Einleuchtende der Richtigkeit dieser Auffassungsweise der Befruchtung, wenn wir die Entwickelungsweise der Eier der Oviparen ins Auge fassen, Hier genügt meistens die dureh die Befruchtung, d. h. durch den Spermatozoiden, in der Keimanlage angeregte Bewegung noch nicht, um dieselbe 28 * 436 sich in der Intensität entfalten zu lassen, wie sie zur Eut- wiekelung des Embryo erforderlich ist. Es muss meistens noch die Wärme hinzukommen. Welche andere Vorstellung können wir uns von ihrem Einflusse machen, als dass sie die zur Entwickelung der Keimanlage unentbehrlichen Mole- kularbewegungen unterstützt, und so vollendet, was die von dem Spermatozoiden ihr mitgetheilte Bewegung allein nicht be- werkstelligen konnte. In ähnlicher Weise wirkt die Wärme bei sehr vielen dieser sogenannten Contactwirkungen mit, ja ist für viele gleich unentbehrlich, obgleich sie sie an und für sich nicht herbeizuführen vermag, wie z. B. bei der Gährung. Auf diese Weise, glaube ich, dass die beiden, bisher sich einander gegenüberstehenden Ansichten über die Be- fruchtung und die Rolle der Spermatozoiden bei derselben, auf eine, eine vernünftige Einsicht in den Vorgang gestat- tende Art und Weise sich vereinigen. Ich gebe die Ansicht, dass eine, oft wenigstens nicht positiv nachweisbare Saa- menflüssigkeit das Befruchtende sei und die Spermatozoiden nur in Beziehung auf diese eine wesentliche Rolle spielen, auf. Dagegen erweitere ich aber auch die Theorie, dass der Spermatozoide durch Berührung das Ei befruchte, dahin, dass ich seine materielle Constitution für bei der Befruch- tung betheiligt erachte, indem ich’ glaube, dass er eine, in einer bestimmten Form der Umsetzung und inneren Bevre- gung begriffene Materie ist, die die Bewegung ihrer Mole- küle nach einem allgemein gültigen und auch bei chemischen Effekten äusserst häufig auftretenden Gesetze der Materie des Eies mittheilt, welche ihr nur einen sehr geringen Wider- stand entgegensetzt, oder selbst bereits in einer analogen in- neren Bewegung begriffen ist. [ Ich erwarte nicht die Frage, wie dieses möglich sei? zumal wenn man bedenkt, dass der Dotter bei der Befruch- tung von einer Dotterhaut und ofi noch von einem secun- dären Fruchtstoffe, wie z. B. das Fisch- und Frosch -Ei, 437 von einer Schleimschicht umgeben sei? Freilich habe ich schon einmal einen solchen kurzsichtigen Einwurf in Bezie- hung auf die Möglichkeit der Befruchtung des Eies im Eier- stock erfahren müssen. Von dem Geiste des Widerspruchs geleitet, haben mir Einige alle Häute des Eierstocks und Graafischen Bläschens vorgezählt, um es unmöglich zu fin- den, dass der Saame durch sie hindurch auf das Ei einwir- ken könne. Ein Moment der Ueberlegung hätte ihnen sagen können, dass in diesem Augenblicke, der jedenfalls dem Aus- tritte des Eies unmittelbar vorhergeht, oder gerade in dem Momente des Austrittes des Eies, alle diese möglichst dick ge- schilderten Häute bis zum völligen Verschwinden verdünnt sind, und wirklich im nächsten Augenblicke schon nicht mehr existiren. Auch konnte nur der Widerspruchsgeist es unternehmen, eine Kenntniss davon zu verlangen, dass solche verschwindend feine Membranen im Momente durchgängig sind. Allein ich will es gar nicht urgiren, dass Bestand- theile des Saamens in das Innere des Ries eindringen und hier erst ihre Wirkung entfalten. Das Ei ist ein Ganzes, an dessen Entwickelung bei und nach der Befruchtung alle Theile Antheil nehmen, und ich mache es mir gar nicht zur Auf- gabe, zu erörtern, wie der Prozess der Umsetzung des Sper- matozoiden sich den einzelnen Theilen des Eies mittheilt, anders, als dass ich ihn, wie oben erwälnt, für einen Vor- gang der Anziehung erachte. Diese Vorgänge der Anziehung und inneren Bewegungen der Moleküle sind der sinnlichen Wahrnehmung entzogen. Wir schliessen nur auf sie mit Nothwendigkeit aus den Produkten, welche sie hervorbrin- gen, und nur auf diese und das Gewicht analoger Erschei- nungen stütze ich meine Theorie. Dennoch will ich daran erinnern, dass Froscheier nicht mehr befruchtbar sind, wenn die sie umgebende Schleimhaut bereits im Wasser ganz auf- gequollen ist, #0 wie sie auch nicht ohne diese Schicht be- fruchtet werden können. Sie nimmt also offenbar an dem Vorgange der Befruchtung Antheil, geräth also auch in einen 438 ähnlichen Zustand der Umsetzung und kann ihn wieder dem Dotter mittheilen. So kann es sich auch mit der Dotterhaut verhalten, deren Wachsen in manchen Fällen und endliches Vergehen schon anzeigt, dass sie ebenfalls nicht ganz unbe- theiligt bei der Befruchtung ist. Sollte aber Jemand an die- ser Vorstellung Anstoss nehmen, so ist es ja ebenso unzwei- felhaft und läuft auf dasselbe hinaus, dass aufgelösete Be- standtheile aus dem Inneren des Eies durch die Dotterhaut bis zu dem Spermatozoiden dringen, und die von ihm em- pfangene Bewegung wieder in das Innere des Eies fortpflan- zen, als dass Bestandtheile des Spermatozoiden umgekehrt durch die Dotterhaut in das Innere des Eies eindringen. Ja es ist mir selbst der Gedanke gekommen, ob sich hierauf nicht vielleicht ebenfalls die Auflösung des Keimbläschens beziehen könne, und gerade sein Inhalt das Vehikel der Uebertragung des Umsetzungsprozesses des Spermatozoiden sein möge. Was die räumlichen Bewegungen der Spermatozoiden betrifft, so habe ich oben schon erörtert, aus welchem Ge- sichtspunkt sie betrachtet werden müssen. Ich will aber hier noch hervorheben, wie, wenn ich sie gleich nicht für wesentlich im Allgemeinen erachte, sie dennoch im speciellen Falle nothwendig sein und eine bestimmte Rolle spielen kön- nen, wie z. B. in allen Fällen innerlicher Befruchtung in Beziehung auf die Weiterförderung des Saamens. Anderseits aber ist es klar, wie sie auch fehlen kann und wir nicht noch auf fernere Erfahrungen zu hoffen brauchen, die die- selben bei Crustaceen und Nematoideen noch nachweisen sollen. Denn wenn gleich nach der oben entwickelten An- sicht solche Bewegungen im Raume immer die Effekte inne- rer Umsetzung der Materie der sich bewegenden Theile sind, 50 kann doch andererseits dieser Zustand innerer Umisetzung sehr wohl vorhanden sein und daher sich einer andern Ma- terie mittheilen, ohne diesen Effekt einer äusseren Bewegung hervorzubringen. 439 Diese meine Ansicht von den Bewegungen der Sperma- tozoiden involvirt aber auch aufs Neue meinen Beitritt zu den Gegnern der Thiernatur der Spermatozoiden, von der es überhaupt noch zu ‚verwundern ist, wie J C. Mayer, Krämer, Pouchet u. A. noch fortfahren konnten, sie zu vertheidigen. Inzwischen finde ich in dieser Vereinigung der Thiernatur des Spermatozoiden ebenso wenig, wie in dem Mangel der Bewegungen oder der besonderen Form einiger dieser Elemente des Saamens einen Grund, sie nicht Sper- matozoiden oder thierähnliche Bestandtheile des Saamens zu nennen. Die wünschenswerthe Uebereinstimmung in die- ser Hinsicht veranlasst mich aber, Kölliker’s Einwürfe ge- gen diese Benennung, Spermatozoiden, mit einigen Worten zu beleuchten Erstens nämlich ‚finde ich seinen etymologischen Grund gegen diese Benennung nicht stichhaltig. Spermatozoon heisst ein Thier des Saamens oder im Saamen, bezeichnet aber an und für sich durchaus kein bestimmtes individuell bezeichnetes Saamenthier. Es kann wohl Thiere im Saamen geben, und nach 24stündigem Stehen an der Luft wimmelt der Saamen von wirklichen Thieren. Spermatozoid heisst daher nicht ein Thier, welches einem beslimmten Saamen- thier ähnlich ist, sondern ein Körper oder Bestandtheil des Saamens, welcher einem Thiere ähnlich ist. Und diese Aehn- lichkeit kann nicht geleugnet werden, selbst wenn wir die strahlenförmigen Bestandtheile des Saamens der Decapoden oder die elliptischen Körperchen bei den Chilognathen und Glomeris einschliessen, in denen Kölliker nur dann keine Spur von einer Aehnlichkeit mit einem Thier sehen konnte, wenn er die Novicellen und ähnliche Bildungen ausschloss. Jedenfalls theilt die Benennung: Spermatozoiden, in diesem letzteren Falle nur denselben Fehler mit den „Saamenfäden“ und zwar in weit geringerem Grade; denn es giebt doch nach gerade eine grosse Zahl von Thieren, in deren Saamen sich keine fadenförmigen Körper, sondern eher dar vollkommenste 440 Gegentheil, kugelförmige, finden. Die Fadenform ist wirk- lich nur bei den Gliederthieren, Weichlhieren und Vögeln rein ausgeprägt. Bei den Fischen ist es höchst unnvatürlich, von Saamenfäden zu sprechen, wo man kaum im Stande ist, etwras von einem Faden zu sehen, so wie man auch bei Amphibien und Säugethieren sich wahrlich nicht auf den Grundsatz a potiori fit denominatio stützen kann, wenn man sie Faden nennt. Es hat bei diesen Formen wirklich gar zu viel Gezwungenes, von Saamenfäden zu sprechen, während die Bezeichnung als Spermatozoiden überall passt und slets auf eine wenigstens geschichtlich wichtig gewordene Ansicht hinweiset. Die Bezeichnung als Saamenkörperchen ist frei- lich ganz neutral, und wenn man es einmal ganz streng neh- men will, so möchte sie, wie bei den Blutkörperchen, am Ende noch am besten sein. Bei dieser Gelegenheit kann ich übrigens nicht umhin, mich auch noch gegen Reichert’s Ansicht von den Sper- matozoiden zu erklären, der sie Saamenkörperehen nennt, und sie, so wie die Eier, für Organismen eigener Art er- klärt. Die Gründe, welche Reichert hierfür beibringt, scheinen mir durchaus nicht stichhaltig, und wenigstens ge- wiss nicht hinreichend, zur Annahme einer neuen Art von Wesen zu sein. Er will sie nämlich nicht für Bestand- theile eines Organismus gelten lassen, weil sie, obgleich in ihren Grundlagen in einem anderen Organismus erzeugt und entwickelt, doch auf der Höhe ihrer Ausbildung und oft schon früher den Verband mit den übrigen Organen lösen, sogar bei vielen Individuen aus dem Organismus heraustre- ten, ihre Entwickelung ausserhalb vollenden und erst in die- sem Zustande ihre wesentliche Funktion erfüllen; welches Alles bei blossen Bestandtheilen von Organismen nicht der Fall sei, die, ohne aus dem ursprünglichen Verbande im Or- ganismus zu treten, sich entwickeln, ihren Blüthezustand er- reichen und ihre wesentliche Funktion erfüllen. Sodann sucht Reichert den Beweis zu führen, dass Spermatozoiden 441 und Eier auch keine Thiere im gewöhnlichen Sinne des Wortes seien, und folgert demnach daraus, dass sie Orga- nismen eigener Art seien. Ich halte nun Spermatozoiden und Eier für Bestand- theile eines Organismus und glaube, dass sie solche schon nach den eigenen Criterien Reichert’s sind. Sie sind die- ses evident, so wie wir sie jedes für sich betrachten. Sie entwickeln sich in einem Organismus, lösen sich meist nicht eher von ihm. bis sie ihre vollkommene Entwickelung erreicht haben, werden dann aus demselben entfernt und sterben hin, so wie jedes für sich getrennt von dem andern bleibt, genau wie jeder andere Elementartheil eines Organis- mus. Wir hätten es daher nur noch mit ihrer Funktion oder der Erfüllung ihres Zweckes zu ihun. Selbst wenn wir diesen Begril! vorerst nicht genauer zergliedern, so un- terscheiden sich Spermatozoiden und Eier doch dadurch nicht von vielen anderen Elementarbildungen und Bestandtheilen eines Organismus, dass sie diese Funktion erst nach Ablö- sung von ihrer primären Bildungsstätte erfüllen. Man könnte hierhin mit Recht schon alle Drüsenzellen rechnen, unter denen wieder diejenigen der Magendrüsen ein anschauliches Beispiel. geben. Ganz vorzüglich analog mit dem Saamen und den Eiern erscheint aber die Milch mit ihren Milchzellen und Milchkügelchen. Erfüllen diese nicht ebenfalls ihre Funk- tion erst, nachdem sie von dem Organismus, in dem sie ent- standen, sich getrennt haben? Sind sie nicht Bestandtheile dieses Organismus? Oder bilden sie etwa auch eine beson- dere Art Organismen ? Bei Vorstellungen, wie die, um welche es sich hier handell, müssen aber auch die angewendeten Bezeichnungen und Begrifle scharf aufgefasst werden. Und was heisst denn da die Funktion eines Spermatozoiden oder Eies? Dieses Wort ist auch noch ein Geschenk der Zeit, wo man in den Effekten, welche ein Körper, ein Organ hervorbringt, noch etwas Anderes, ausser den nothwendigen Folgen seiner ma- 442 teriellen Constitution, seiner Form und Mischung, eine da- von unabhängige, gewissermaassen selbstständige und be- wusste Aktion verstand. Versteht man aber unter Funktion nur den nothwendigen Effekt, den ein Körper in seiner Wechselwirkung mit andern hervorbringt, was ist denn diese Funktion des Spermatozoiden und des Eies anderes, als der Effekt und die Veränderung, welcher jeder Elementartheil eines Organismus, nachdem er sich auch von ihm getrennt bat, je nach den Verhältnissen, in die er gelangt, ausübt und erfährt? Die Befruchtung ist ein zufälliger, aber dann nothwendiger Effekt der Zusammenwirkung der beiden, von einem Organismus erzengten Materien, des Spermatozoiden und des Eies; und ebenso ist auch die Entwickelung des Eies der nothwendige Effekt, welcher aus der Wechselwir- kung des Eies mit den seine Entwickelung mitbedingenden Potenzen hervorgeht. Hierin liegt also gar nichts Charakte- ristisches für Ei und Saamen, und darin, dass diese Effekte von ihnen erst ausgeübt werden, nachdem sie sich von ihrer ursprünglichen Bildungsstätte oder selbst dem Organismus, der sie erzeugt, getrennt haben, gewiss kein Grund, aus ihnen eine neue Art von Körpern oder Wesen zu bilden. Man könnte auch wohl füglich noch fragen, was denn eine von einem Organismus getrennte Zelle, die für sich fort sich entwickelt, andere wieder erzeugt, und als Parasit oder Contagium auftritt, nach Reichert’s Ansicht für eine Art von Körper sein möchte? Doch dies würde auch hier in ein zu weites Gebiet führen. Ich schliesse mit der Ueber- zeugung, dass kein Grund vorhanden ist, Spermatozoiden und Saamen für etwas anderes, -als Bestandtheile oder Pro- dukte eines Organismus zu halten, deren Funktionen, Be- fruchtung und Entwickelung eines neuen Organismus nur die nothwendigen Folgen ihrer Form und Mischung und de- ren Wechselwirkung mit den äusseren Agentien sind, die hierzu erforderlich erscheinen. Untersuchungen über Muskelreizbarkeit. Von Prof. Dr. Stannıus. Zur Beantwortung der Frage: ‚ob Zusammenziehungen will- kürlicher Muskeln nur auf Anlass der zu ihnen tretenden ge- reizten Nerven, oder auch, ohne Antheil der letzteren, au unmittelbare Reizung der Muskeln selbst zu Stande konımen können,‘ wurden seit einer Reihe von Jahren Versuche von mir angestellt. Bereits im Jahre 1841 *) sind die Resultate einiger dieser Versuche publieirt worden, welche eine von den Nerven unabhängige Reizbarkeit der Muskeln zu bewei- sen schienen. Indessen sind — obschon zwei andere Phy- siologen, Reid und Longet?), in demselben Jahre auf expe- rimentellem Wege zu dem gleichen Resultate gekommen zu sein glaubten — gegen die Beweiskraft meiner Versuche Be- denken erhoben worden. Valentin?) macht den Einwurf, . könnten, nach Aufhebung der Thätigkeit grösserer Ner- 1) S. Froriep’s Notizen 1841. Nr. 418. p. 337. 2) $. den Auszug dieser Versuche bei Valentin, Repert. 1842. p. 46 M, und bei Bischoff, Jahresbericht in Müller’s Archiv 1842. p- XCIV. 3) Repertorium, Jahrgang 1842. p. 416. Anm. ” 444 venstämme und ihrer mit blossem Auge wahrnehmbaren Aeste, die zwischen den Muskelfasern selbst verlaufenden Nervenfäden ihre Integrität noch behauptet haben, und ganz gleichlautend spricht Bischoff!) sich aus. In Anerkennung der Richtigkeit dieses Einwurfes zweier geschätzter Physiologen sind die vorhin erwähnten Versuche wiederholt und erweitert worden. Dürfte durch ihre hier mitzutheilenden Resultate keinesweges jedes Bedenken gegen deren absolute Beweiskraft für eine den Muskeln eigenthüm- liche, von den Nerven unabhängige Reizbarkeit schwinden: so möchte es doch jetzt vereinten Bemühungen mehrerer Forscher durch ein Fortschreiten auf der einmal betretenen Bahn gelingen, ein unumstössliches Resultat zu erzielen. Zu solchen vereinten Bemühungen anzuregen, ist der Zweck dieser Mittheilungen. Denn ich theile ebenso wenig die aus blos theoretischen Betrachtungen hervorgegangene, ziemlich apodictisch hingestellte Ueberzeugung der Brüder Weber 2), dass die Annahme einer den Muskeln innewohnenden eigen- thümlichen Irritabilität unbedingt aufzugeben sei, als ich den durch Emil Harless °) zum Erweise des Gegentheils pu- blieirten, von. mir vielfach unter ganz abweichenden Ergeb- nissen wiederholten und abgeänderten Versuchen über die Einwirkung |des Schwefeläthers in ihren Resultaten irgend Beweiskraft zutrauen könnte. “ Zu dem mir gesteckten Ziele suchte ich auf folgende Weise zu gelangen: Ich durchschnitt bei Fröschen und Krö- ten die sämmtlichen, zu einer der beiden Hinterextremi- täten tretenden Nervenstämme bald nach ihrem Austritte aus dem Canalis spinalis, demnach vor ihrer Verzweigung und vor ihrem Herantreten an den Schenkel. Dabei wurden im- mer zahlreiche entsprechende sympathische Fäden durch. it) Müller’s Archiv 1842. p. XCIV. 2) 1. c. 1846. p. 505. 3) 1. c. 1847. p- 228. 445 schnitten. Die Durchschneidung geschah, um Regeneration zu verhüten, mit bedeutendem Substanzverlust. Nachdem die Ueberzeugung gewonnen war, dass die so behandelten Thiere alle Bewegung und Empfindung in dem einen Beine vollständig eingebüsst hatten, wurden sie in einen mit Erde bestreuten Kasten gethan, dessen Boden mit Grassoden be- legt war. Die geräumigen Kasten wurden ins Freie gesetzt; ihr Boden ward täglich begossen. Die Aufbewahrung der Frösche in mit Wasser gefüllten Gefässen, wie sie früher versucht, hatte sich als unzweckmässig herausgestellt, weil die Thiere sämmtlich frühzeitig starben. Die genannte Operation der Nervendurchschneidung ge- schieht ohne Schwierigkeiten, wenn man von der Rücken- seite des Thieres zur Seite des Sleissbeines einen Einschnitt von gehöriger Tiefe macht, worauf man die in Betracht kommenden Nervenstämme alsbald sehen und hervorzie- hen kann. Die auf die angegebene Weise behandelten 'Thiere wur- den — wenn sie nicht früher starben, was bei den meisten der Fall war, — Wochen und Monate lang beobachtet, Später wurden sie untersucht zwecks der Lösung fulgen- der Fragen: 1) Verlieren allmählig die durchschnittenen Nerven ihren Einfluss auf die Muskeln in der Weise, dass Reizung der er- steren keine Contraction in letzteren mehr hervorruft? 2) Sind die Muskeln, welche bei Reizung der ihnen an- gehörigen Nerven sich nicht mehr zusammenziehen, durch andere, und eventuell durch welche Reize zu Contraelionen zu bringen? 3) Büssen eventuell die durchschnittenen Nerven ihren Einfluss auf die Muskeln in centrifugaler Richtung ein, d. h. verlieren zuerst die Nervenstämme, dann die Aeste, hierauf die Zweige und sofort ihren Einfluss auf die Muskeln ? 4) Welches Zeitraumes bedarf es eventuell zum Verluste dieses Einflusses ? 446 5) Erleiden die Nerven, welche ihren Einfluss auf die Muskeln eingebüsst haben, Struktur- und Texturverände- rungen? 6) Bleibt die Muskelsubstanz, so lange sie contractil ist, frei von solchen Veränderungen ? Indem ich zur Beantwortung dieser Fragen übergehe, bemerke ich, dass einige andere, an den operirten Frö- schen beobachtete Erscheinungen später erörtert werden sollen. 1 Die erste der vorhin aufgestellten Fragen ist bejahend zu beantworten. Die durchschnittenen Nerven ver- lieren allmählig ihren Einfluss auf die Muskeln in der Weise, dass Reizung der ersteren keine Con- traction in letzteren mehr hervorruft. Während ich in meiner ersten Mittheilung, auf 4 ge- lungene Versuche gestützt, diesen Satz aussprach, kann ich jetzt sechs neue Versuche für denselben anführen. Zur Un- tersuchung der Nerventhätigkeit hatte ich damals theils me- chanischer Reize mich bedient, theils die galvanische Säule angewendet; bei den neueren sechs Versuchen, welche in den Jahren 1846 und 1847 angestellt sind, ist der electro- magnetische Rotationsapparat in Anwendung gekommen. Es wurden zuerst die Stämme der Schenkelnerven entblösst, auf trockene Glasplättchen gelegt und dann die beiden Drähte des Apparates auf sie applieirt; von den Stämmen wurde zu den Aesten und Zweigen, so weit diese irgend mit blos- sem Auge erkennbar waren, übergegangen und an ihnen die Reizung wiederholt. In allen sechs Fällen gelang es auch bei der grössten Aufmerksamkeit nicht, durch Nervenreizung auch nur eine Spur von Zuckungen in den Muskeln des Oberschenkels, des Unterschenkels oder des Fusses hervor- zurufen. Es ist dies Resultat um so bemerkenswerther, als 447 bei der Stärke des angewendeten Reizes äusserst leicht ein Ueberspringen desselben Statt finden konnte. 2) Die Muskeln, welche bei Reizung ihrer Ner- ven sich nicht mehr zusammenziehen, sind durch galvanischen Reiz leicht und augenblicklich zu Contractionen zu bringen. Bisweilen zeigen sie sich auch für andere Reize empfänglicher, als dies im Normalzustande der Fall ist. In allen bisher an- geführten Versuchen erfolgten augenblicklich Contractionen, sobald die beiden Pole des Rotationsapparates auf die Mus- kelsubstanz selbst applieirt wurden; dasselbe geschah immer bei Application des einen Poles auf den Nerven, sobald der zweite die Muskelsubstanz berührte. Mehrmals reichte Ap- plication eines einzigen Poles auf die Muskelsubstanz aus, Contractionen hervorzurufen. — Bei einem Frosche, der am 17. Juni operirt war und am 4. September 1846 untersucht ward, traten, sobald die blossgelegten Muskeln des Unter- schenkels der Einwirkung der atmosphärischen Luft ausge- setzt waren, wogende ÖOseillationen in deren Fasern ein, welche mehrere Secunden lang anhielten. Bei einem andern Frosche, der am 12. Juni 1846 operirt und am 9. October desselben Jahres untersucht ward, zeigten sich Oscillationen in den Muskelfasern des Schenkels, sobald die Muskelsub- stanz mit der Pincette berührt ward, und auch beim blossen Abziehen der Haut des Unterschenkels traten in den Muskeln desselben deutliche Vibrationen ein '). Bei dem nämlichen Frosche wurde eine noch auffallendere Erscheinung beob- achtet. Als vor Wegnahme der Haut des Schenkels die bei- den Pole des Apparates auf dieselbe applieirt wurden, traten oseillirende Contractionen in den zwischen und unter den 1) Diese letztere Beobachtung wurde auch an einem am 17. Juni 1546 operirten und am 4. September desselben Jahres untersuchten Frosche gemacht. 448 beiden Applicationsstellen liegenden Muskelmassen ein, welche Contractionen noch nach Entfernung der Drähte ohne anderweitigen Reiz fortdauerten und unter der Haut mehrere Secunden lang erkennbar bleiben. Diese Erscheinung wurde um so schärfer fisirt, je unerwarteter sie eintrat, indem es hinreichend bekannt ist, dass die willkürlichen Muskeln un- ter gewöhnlichen Bedingungen ihre Contractionen einstellen, sobald der sie bedingende Reiz zu wirken aufhört ?). In allen Fällen, wo nach Aufhören des erkennbaren Nerveneinflusses, durch unmittelbare Application der Drähte des Rotationsapparates auf die Muskeln, Bewegungen in die- sen hervorgerufen wurden, bestanden dieselben blos in einem Spiele, einem Wogen oder Oscilliren einzelner Muskelbündel. Es wurden nicht ganze Muskelgruppen gleichmässig und ge- ordnet bewegt; es wurde nicht etwa der Schenkel an den Leib des Thieres gezogen, nicht der Unterschenkel an den Oberschenkel herangezogen. Die mikroskopische Untersuchung der primitiven Mus- kelbündel liess in keinem Falle eine Degeneration oder Ver- änderung erkennen. 3) Die durchschnittenen Nerven büssen in der Regel ihren Einfluss auf die Muskeln in centrifuga- ler Richtung ein, d. h. zuerst verlieren die dick- sten Stämme, unmittelbar unter der Durchschnitts- stelle, später tiefer abwärts, dann die Aeste, hier- auf die Zweige u. s. f. ihren Bewegung erregenden Einfluss auf die Muskeln. Jedoch können einzelne Zweige ihren motorischen Einfluss behaupten, während andere von gleicher Stärke ihn bereits verloren haben. Dieser Satz wurde durch zahlreiche Versuche festgestellt, von welchen ich diejenigen, welche genau notirt sind, hier übersichtlich mittheile, 1) Es wird später noch eine zweite analoge Beobachtung mitge- theilt werden. 449 Tag der Tag der Operation. Untersuchung. 1) Juni 12. 1846, Juni27. Verlust der Reizbarkeit hoch oben im Stamme des N. ischiadieus. ° Es erfolgen Zuckungen, sobald Effect der Nervenreizung. er tiefer abwärts gereizt wird. 2) Juni 12. 1846. Juli3. Verlust der Reizbarkeit in der ? oberen Hälfte des Stammes des N. ischiadicus und in den hier abtretenden Zweigen. Rei- zung des Stammes tiefer ab- wärts hat Zuckungen zur Folge, 3) Juni 13, 1846. Juli6. Reizung der Nervenstämme vor ihrem Herantreten an den Schenkel bewirkt keine Mus- kelzuckung. Der Stamm des N. ischiadicus wird an ver- schiedenen Stellen gereizt: keine Zuckung. Bei Reizung feinerer Zweige trelen immer Zuckungen ein. 4) Juni 16. 1846. Juli1l. Dasselbe Resultat, wie bei Nr. 3. 5) Juni 16. 1846. Juli20. Bei Reizung der Stämme, Aeste und der meisten Zweige der Nerven keine Zuckung Bei Anwendung starken electr. Rei- zes auf einen zu den Fussmus- keln gehenden Zweig erfolgen Zuckungen in letzteren; sie bleiben aus bei schwächerer Reizung. 6) Mai 10. 1847. Juni 19. Die Nervenstänme in der Becken- höhle gereizt: keine Zuckung. Reizung des N. ischiadieus: Müller's Archiv. 1617 29 450 Tag der Tag der Operation. Untersuchung. Eifect der Nervenreizung. Muskelzuckungen in der Re- gio metatarsi. 7) Mai 10. 1847. Juni28. Reizung der Nervenstämme hat nirgend Muskelzuckungen zur Folge. Reizung eines kleinen Zweiges in der Wadengegend bewirkt äusserst schwache, rasch schwindende Muskel- zuckungen. 8) Mai 17. 1847. Juli 16. Reizung des N. ischiadicus be- wirkt keine Muskelzuckung. Reizung eines Astes in der Kniekehlengegend hat auf An- wendung schwächerer Grade der Electrieität keine Zuckung zur Folge; Application stär- keren Grades auf denselben Ast bewirkt Zuckungen in den Extensoren der Zehen. Auf Reizung anderer Aeste erfolgt keine Muskelzuckung. Es muss bemerkt werden, dass durch wiederholte ver- gleichende Beobachtung jedesmäl die Ueberzeugung gewonnen ward, dass nur der gereizte Nerv, und nicht zugleich die Muskelsubstanz selbst, von der electrischen Strömung unmit- telbar betroffen wurde. Auffallend bleibt es, dass nicht im- mer alle Nervenzweige von gleicher Dicke ihre Empfänglich- keit für die eleetrische Reizung, nebst ihrem Bewegung sol- lieitirenden Eintlusse auf die Muskeln behauptet hatten. In dem Versuche Nr. 2. z. B. hatten sowohl die obere Hälfte des Stammes des N. ischiadicus, als auch die von ihr abtre- tenden feineren Muskelzweige die genannten Eigenschaften eingebüsst. während sie dem Stamme selbst etwas tiefer 451 abwärts noch inhärirten. In dem Versuche Nr. 8. hatte nur ein einziger Nervenzweig jene Eigeuschaften bewahrt; alle übrigen hatten sie verloren. Dieselbe Erfahrung wurde in den Versuchen Nr, 5. und Nr, 7. gemacht. 4) Vollständiger Verlust der Reizbarkeit aller grösseren motorischen Nervenstränge und ihres Einflusses auf die Mus- keln wurde angetroffen einmal 7 Wochen nach Durchschnei- dung ihrer Stämme (Tag der Operation d. 10. Mai; der Un- tersuchung d. 29. Juni); ein zweites Mal 7% Wochen nachher (Operat, Mai 17.; Unters. Juli 7.); ein drittes Mal 73 Wochen nachher (Operat. Mai 10.; Unters. Juli 2.); das vierte Mal 12 Wochen nachher (Operat. Juni 17.; Unters. Septbr. 4.); das fünfte und sechste Mal etwa 17 Wochen nachher (Operat. Juni 12., Unters. Oct. 9.; Operat. Juni 15., Unters. Oct. 10.). — Bei meinen ersten Versuchen war es mir schon nach 5 Wochen nicht mehr gelungen, durch galvanische Reizung der Nerven Muskelzuckungen zu erregen; in den späteren Versuchen, bei denen ich mich des magneto- electrischen Rotationsapparates bediente und wo die Reizung offenbar intensiver war, als bei Anwendung einer galvanischen Säule, habe ich niemals ein Erlöschen der Reizempfänglichkeit der Nerven nüch einem so kurzen Zeitraume beobachtet; im Ge= theile genügte in dem einen Versuche noch nicht einmal die Dauer von 8% Wochen, welche zwischen der Operation und der Untersuchung lagen, um die Lebenseigenschaften der Ner- ven zu tilgen. 5) Diejenigen Nerven, welche ihre Reizem- pfänglichkeit und damit ihren Bewegung sollieiti- renden Einfluss auf die Muskeln verloren haben, erscheinen in ihrer Struktur und Textur wesent- lich verändert, während die Muskelsubstanz, so lange sie contractil ist, von allen mit blossem Auge oder mikroskopisch wahrnehmbaren Veränderun- gen frei bleibt. Die Veränderungen der Nerven sind schon mit blossem 29% 452 Auge erkennbar. Die grösseren Nervenstämme der gelähni- ten Extremitäten, welche ihre Reizempfänglichkeit und ihren motorischen Einfluss eingebüsst haben, erscheinen bei Frö- schen nicht so weiss, wie gewöhnlich, sondern haben eine schwach gelbliche Färbung angenommen. Ihr Neurilem, sonst atlasglänzend und gebändert, gewissermaassen durch Quer- streifen ausgezeichnet, hat allen Glanz, alles streifige, gebän- derte Aussehen verloren. — Die einzelnen Nervenstämme sind auffallend weich, leicht zerreissbar; sie lassen sich leicht in einzelne Bündel zerlegen und aus diesen lassen sich wie- derum leichter die einzelnen Primitivröhren ohne jede Mühe sondern. Wurde aus den erweichten Nervenstämmen. der nach 17 Wochen untersuchten Frösche ein Stück ausge- schnitten und dieses unter einem Wassertropfen auf der Glasplatte gezerrt, so nahm das Wasser alsbald einen 'emul- siven Charakter an. Diese Erscheinungen wurden zuerst an den Nerven des gelähmten Schenkels eines am 17. Juni 1846 operirten, am 4. September gelödteten Frosches in voller Klarheit beob- achtet; hier erstreckten sie sich auch auf die einzelnen Aeste und Zweige; sie stellten sich ebenso bei den beiden anderen, 17 Wochen nach der Operation getödteten Fröschen auf das Evidenteste heraus. Nicht ganz so frappant, aber doch 'un- verkennbar waren sie an den gelähmten Nerven der nach Ver- lauf von 7—8 Wochen nach der Operation untersuchten Frö- sche; ebenso, aber in viel beschränklerer Ausdehnung, bei den- jenigen Fröschen, deren Nerven erst theilweise ihren motori- schen Einfluss eingebüsst hatten. — Immer wurden die Ner- ven des gelähnıten Schenkels mit denen des gesunden ver- glichen. Diese auffallenden, äusserlich wahrnehmbaren Erschei- nungen mussten zu mikroskopischer Untersuchung der Primi- tivröhren auffordern. Bei vollständiger Unempfänglichkeit der Nerven für Reize und bei vollständiger Einbusse ihres motorischen Einflusses zeigte sich das Contentum der Pri- 453 mitivröhren, sobald die letzteren unter das Mikroskop ge- bracht waren, völlig geronnen; es war in der Regel keine Spur von doppelten Conturen erkennbar; eine einzelne Pri- mitivröhre hatte oft in ihrem Verlaufe eine sehr verschie- dene Breite. Diese Veränderungen in den Nervenprimitivröhren fielen gleich deutlich ins Auge, mochte die Untersuchung ohne oder mit Zusatz von Wasser oder von Serum geschehen. Um Gewissheit darüber zu erlangen, dass die eben auf- geführten Veränderungen der Nervenprimilivröhren nicht erst während ihrer — übrigens sehr rasch vollzogenen — Prä- paration zur mikroskopischen Untersuchung sich ausgebildet hatten, wurden regelmässig entweder die Nervenprimitivröh- ren des gesunden Schenkels, oder die der noch mit dem Rückenmarke zusammenhangenden, oberhalb der Durch- schnittsstelle gelegenen Nervenstämme des gelähmten Schen- kels, oder die beider untersucht. Obgleich über der Präpa- ration dieser Primitivröhren, wegen grösserer Festigkeit der Nervenstänme, längere Zeit verfloss, wurde‘doch ohne Aus- nahme das Contentum aller Röhren durchsichtig befunden; sie halten doppelte Conturen; der Durchmesser derselben Primitivröhre blieb durchgehend sich gleich Die Gerinnung des Contentum erfolgte erst allmählig während der mikro- skopischen Untersuchung. Unter den geschilderten mikroskopisch wahrnehmbaren Veränderungen ist die Gerinnung des Contentums der Ner- venprimitivröhren die beständigste und zugleich diejenige, welche zuerst sich zeigt. Dass sie ein sicheres Zeichen auf- gehobener Lebensthätigkeit der Nerven ist, schliesse ich aus folgenden Thatsachen, 1) Das Contentum der Primitivröhren durchschnittener Nerven ist in den ersten Tagen nach der Operation niemals geronnen. Um dies zu ermitteln, wurden eigene Versuche angestellt, bis spätere Erfahrungen deren Fortsetzung unnö - thig-machten. ? 454 2) Das Contentum der meisten Primitivröhren des N. ischiadieus wurde ungeronnen gefunden bei einer am 10. Mai operirten, am 19. Juni getödteten Kröte. Auf Reizung des genannten Nerven erfolgten noch deutliche Zuckungen in den Muskeln der Regio metalarsi. — Die meisten Primitivröhren waren völlig normal. Das Neurilem des N. ischiadieus hatte auch noch sein gebändertes, allasähnliches Aussehen. 3) Sobald einzelne Nerven -Aeste oder Zweige auf elee- iro-galvanische Reizung noch Muskelcontractionen hervor- riefen, während diese letzeren auf Reizung der Stämme oder anderer Aeste nicht mehr erfolgten, fanden sich, unter vie- len auf die angegebene Weise krankhaft veränderten Primi- tivröhren, auch solche, deren Contentum wenig, und andere, deren Inhalt gar nicht geronnen war. Diese Erfahrung wurde mehrmals gemacht und ausdrüeklich notırt, z. B. bei einem am 26. Mai operirien, ani 29. Juni untersuchten Frosche und bei einer anı 17. Mai operirten, am 16. Juni untersuch- ten Kröte, ; 4) Wenn nach langer Zeit unvollkommene Nerven-Re- generalion erfolgt ist, finden sich unter vielen Primitivröhren ınit geronnenem Inhalte einzelne mit doppelten Conturen, deren Contentum keine Spur von Gerinnung zeigt. Diese Thatsache wurde beobachtet an einer am 17. Juni operirten, am 16. October 1346 getödteten Kröte, vom welcher später ausführlicher die Rede sein soll. Darf nun, wie ich es glaube annehmen zu müssen, die vollständige Gerinnung des Contentums aller Primitivröhren eines Nerven als sicheres Zeichen des Verlustes der ihm ei- genen Lebensthäligkeit betrachtet werden: so stellt sich von selbst die Aufgabe, nicht blos in den Nervenstämmen, son- dern auch in den feinsten Zweigen und möglichst auch in den einzelnen, zu den Muskelbündeln tretenden Primitivröh- ren diesen Veränderungen nachzuspüren. Was ich in dieser Beziehung erreicht, ist Folgendes: 1) Bei einem am 12. Juni 1846 operirten, am 9. Oecto 455 ber untersuchten Frosche gelang es mir, ein feines Nerven- fädchen aus dem gelähmten Schenkel, dessen Nerven keine Spur von Reizbarkeit mehr gezeigt hatten, rasch unter das Mikroskop zu bringen. Sämmtliche Primitivröhren hatten ein geronnenes Contentum. Ich zählte in dem Nerven 23 bis 26 Primitivröhren. 2) Ein am 17. Mai 1847 operirten Frosch wurde am 7. Juli untersucht. Die Nerven des gelähmten Schenkels zeigten keine Spur von Reizbarkeit mehr. Es wurden ein- zelne, ganz dünne Muskelbündel rasch unter awei Mikroskope gebracht. Es gelang unter jenen einzeln verlaufende, ein- Sache Nervenprimitivröhren zu entdecken, deren Contentum sowohl mir, als meinen Zuhörern, geronnen schien. Ieh muss gestehen, dass ich dieser isolirten Beobachtung noch zu wenig Gewicht beilege, als dass ich sie als beweisend betrachten möchte. Konnte doch schon, wenn wir über- haupt richtig gesehen haben, wie ich dies annehmen musse über dem Suchen der Zeitpunkt der spontanen Gerinnun, in Folge des Absterbens herangerückt sein! — Auf die Ve- rifieirung oder Widerlegung dieser unvollkommenen Beobach- tung wird in Zukunft die grösste Aufmerksamkeit zu richte- sein, und ich muss den Wunsch aussprechen, dass meh- rere Physiologen dieser Untersuchung ihre Kräfte widmnn mögen. Was die Muskelsubstanz des gelähmten Schenkels anbe- trifft, so wurde bei keinem der operirten Frösche jemals eine mit blossem Auge oder mikroskopisch wahrnehmbare Veränderung derselben entdeckt. Die Querstreifen der Primi- tivbündel namentlich waren immer deutlich erkennbar. Ueberblieken wir nun vorstehend mitgetheilte Erfahrung gen in Bezug auf die anfangs gestellte Frage: „ob Zusam- menziehungen willkürlicher Muskeln nur auf Anlass der zu ihnen tretenden gereizten Nerven, oder auch, ohne Antheil 456 der. letzteren, . auf unmittelbare Reizung der Muskeln selbst zu Stande kommen können,“ so müssen wir gestehen, dass eine definitive Lösung derselben mittelst der bisher gewon- nenen Thatsachen noch nicht erreichbar ist. Die sicher er- mittelte Erfahrung, dass durchschnittene Nerven ihren Ein- fluss .auf die Muskeln nur sehr langsam und zwar gewöhn- lich in centrifugaler Richtung verlieren, fordert zur grössten Vorsicht in Beurtheilung der Fälle, in welchen die sichtba- ren Nervenzweige ihren Einfluss auf die Muskeln verloren hatten, auf. Denn immer bleibt die Möglichkeit vorhanden, dass in diesen Fällen die zwischen den Muskelprimitivbün- deln sich verbreitenden einzelnen Nervenröhren ihre Energie noch bewahrt hatten. Mit dieser letzteren Annahme steht sogar die Erfahrung, dass, nach lange Zeit vorausgegangener Lähmung der Nervenzweige, die Bewegung der Muskeln auf anscheinend unmittelbare Reizung nichts Geordnetes mehr hatte, sondern vielmehr als ein Zittern oder Vibriren einzel- ner Fascikel erschien, nicht in Widerspruch; obgleich diese Erfahrung auch bei Annahme des Gegentheiles ihre Erklä- rung finden könnte. Fortgesetzie Untersuchung der feineren Nervenzweige in Bezug auf ihre Reizbarkeit und ihren Bau, welche aber kaum vor der 10ten Woche nach erfolgten Ner- vendurchschneidung zu beginnen wäre, verspricht entschei- dendere Resultaie. eu —on, Pr ‚ Während der Verfolgung dieser Versuche wurde öfter die Beobachtung gemacht. dass sowohl die Nerven, als auch die Muskeln der gelähmten Extremität länger im Besitze ihrer Lebenseigenschaften bleiben, als die gleichnamigen Gebilde der gesunden Extremi- tät desselben Thieres. Am 29. Juni 1846 wurde ein am 12. Juni dess. J., also drei Wochen zuvor, operirter Frosch anscheinend todt gefunden. Als die gesunde Extre- mität galvanisch gereizt wurde, blieben alle Zuckungen aus; 457 galvanische Reizung der gelähmten Extremität hatte augen- blicklich starke Zuckungen zur Folge. Unmittelbare galva- nische Reizung der Nervenstämme des gelähmten Schenkels rief keine Muskeleontractionen mehr hervor; diese erfolgten dagegen auf Kneipen der Nervenstämme des gelähmten Schen- kels deutlich; sehr viel energischer auf galvanische Reizung derselben. — Aehnliche Erfahrungen wurden mehrfach ge- macht. Bei einem am 17. Juni linkerseits operirten, und, weil er sterbend schien, am 6. Juli untersuchten Frosche traten auf gälvanische Reizung Zuekuugen in den Muskeln des linken Schenkels stark hervor; in denen des rechten Schenkels schwach. Die Reizbarkeit der Nerven und Muskeln des linken Schenkels erhielt sich noch lange, nachdem die des rechten schon erloschen war. — Auch bei einem am 17. Mai operirten, am 7. Juli anscheinend todt gefundenen Frosche wurde das Gleiche beobachtet. Erfahrungen dieser Art lassen leicht die Vorstellung von einer Conservation der Kraft in Folge aufgehobenen Ver- brauches derselben aufkommen, besonders wenn man sie mit den schon früher angeführten Beobachtungen zusammenlält, in welchen die schwächsten Reize schon genügten, um die lange unthätig gewesenen, anscheinend dem Nerveneinflusse entzogenen Muskeln zu sollieitiren. Doch erscheint es wie- der bedenklich, die letztgenannten Erscheinungen an jene an- zureihen, wenn man erwägt, dass sie auch auf einen Zu- stand sehr gesteigerter reizbarer Schwäche deuten können. Es bleibt noch Einiges zu sagen übrig über die Vegeta- tion in dem gelähmten Gliede. Eine in die Augen fallende Abmagerung der letzteren wurde in mehreren Fällen, nach lauge anhaltender Entziehung des Nerveneinflusses, unzwei- felhaft wahrgenommen, und einige Male auch durch verglei- chende Messung des Umfanges beider Schenkel constatirt; Vergleichungen des Gewichtes beider Schenkel sind indessen 458 unterblieben. — Oedematöse Anschwellung der gelähm- ten Glieder wurde fast nur in den früheren Versuchsreihen, wo die operirten Frösche im Wasser aufbewahrt wurden, beobachlet; später ward sie fast niemals wahrgenommen. Ich kann in dieser Beziehung das von Bidder (Müller's Archiv 1844. p. 366.) Bemerkte bestätigen. Um so beständiger bildeten sich Geschwüre an der gelähmten Extremität aus. Bidder (a. a. ©. p. 368.) will es in Abrede stellen, dass diese Geschwürsbildung von zu- vor Statt gehabter Aufhebung des Nerveneinflusses abzulei- ten sei. Bidder hat Geschwürsbildung und Gangränescenz selbst bis 10 Wochen nach vorausgegangener Zerstörung des Rückenmarks vermisst und hat andererseits auch Zerstörung der Phalangen der Zehen bei ganz gesunden, zu Experimen- ten bewahrten Thieren beobachtet. Indem ich diese Bemer- kungen niederschreibe — an einem der heissesten Tage des Jahres, d. 3. August — werden mir 15 gestern gefangene, sonst gesunde Frösche gebracht, von denen vier theils mit Geschwürsbildungen an mehreren Gelenken behaftet sind, theils die Zehenspitzen eingebüsst haben. Ich habe diese Exulcerationen sonst nie in der Stärke spontan entstehen sehen. Ist es nun gleich erwiesen, dass sie spontan sich“ bilden können: so ist doch damit das Faetum nicht umge- stossen, dass sie an denjenigen Extremitäten, deren Nerven- stämme vollständig durchschnitten sind, nach längerer Dauer der Lähmung beständig sich bilden, während die entgegengesetzte gesunde Extremität davon verschont bleibt. Ich wenigstens habe die gelähmte Extremität viele hundert Male von Ulcerationen behaftet gesehen bei völliger Immu- nität der gesunden. Excoriationen und später Uleerationen bildeten sich an allen Stellen des Schenkels, vorzugsweise an dem Gelenken; nirgend aber erschienen sie häufiger, als an den Zehenspitzen. Die Verschwärungen am eigentlichen Schenkel drangen bald mehr, bald minder weit in die Tiefe, verheilten aber auch bisweilen wieder, um später etwa 459 wieder aufzubrechen. Viel bösartiger zeigten sich die Exul- ceralionen an den Zehen und der Schwimmhaut, wo sie einen durchaus gangränösen Charakter annahmen. Knochen und Sehnen wurden von Haut und Fleisch entblösst und zu- letzt selbst abgestossen. Nicht selten erstreckte sich nach gänzlicher Zerstörung der Zehen - Phalangen diese Gangrä- nescenz noch weiter aufwärts am Schenkel. Diese Exulce- ralionen bildeten sich gewöhnlich zwischen der zweiten und dritten Woche nach vorgenommener Nervendurchschneidung; oft erst später. In einzelnen seltenen Fällen begannen auch die exulcerirten Zehenspitzen wieder zu vernarben; doch trat bald wieder Verschwärung ein. Bei einem am 15. Juni 1546 operirten Frosche zeigten sich am 4. September die ulcerirt gewesenen Zehen, nachdem einzelne Phalangen ab- gefallen waren, wieder mit Haut überzogen; die Spitzen der Zehen waren kolbig angeschwollen; am 10. October waren die Zehen desselben Frosches brandig, exulcerirt; die meisten Phalangen von Haut und Fleisch entblösst. Ein Uleus in der Kniegegend war dagegen wieder in Vernarbung begriffen. Neben meinen entgegengesetzten Erfahrungen können aber die Bidder’schen sehr wohl bestehen. Bidder zer- störte die Centralorgane; ich durchschnitt dagegen die sämmt- lichen peripherischen Nervenstämme einer Extremität mit Einschluss der sympathischen Stränge; hier bildeten sich Entzündung, Verschwärung und Brand regelmässig und sehr intensiv aus; dort blieben diese krankhaften Erscheinungen oft aus. Sollte nicht der Grund dieser Differenz darin lie- gen, dass in Bidder’s Versuchen die sympathischen Fasern, so weit sie nicht aus dem Rückenmarke entspringen, ver- schont blieben, während ihre Leitung in den Meinigen voll- ständig unterbrochen ward? Die von A. v. Walther ge- machten Erfabrungen (s. Müller’s Archiv 1842. p. 447 M.), der, ohne die Leitung durch den N. ischiadieus aufzuheben, blos die syınpatbischen Fäden durchschnitt, sind dieser Aulfassungsweise durchaus günstig. Stützen findet dieselbe 460 ferner in den vielfach beobachteten Folgezuständen der Durch- schneidung sowohl des N. trigeminus, als auch des Hals- theiles des Sympathicus bei Säugethieren. — Es stellt sich demnach als sehr wahrscheinlich heraus, dass die ul- cerative Entzündung und die ihr folgende Gangränescenz lediglich Folgen aufgehobener Thätigkeit vasomotorischer, ursprünglich sympathischer Nerven sind. Um völlige Si- cherheit hierüber zu erlangen, wären noch einige aus- schliesslich auf diesen Punkt gerichtete Versuchsreihen wün- schenswerth. Ich habe schon erwähnt, dass bei weitem die meisten Frösche, denen ich die Schenkelnerven einer Seite vollstän- dig durchschnitten, frühzeitig starben, so dass nur sehr We- nige mir Stoff boten zur Beantwortung der Frage, welche ich mir hauptsächlich gestellt hatte. Der Todesursache nachforschend, überzeugte ich mich bald, dass der Tod in der Mehrzahl der Fälle nicht in Folge von Blutung, von in- tensiver Entzündung im Umkreise der Behufs der Nerven- durchschneidung gemachten Wunde, von ‘intensiven Ver- schwärungen am gelähmten Schenkel u: s. w. eingetreten sein konnte. Bei geringfügiger oder mangelnder Verschwärung, bei trefflicher Vernarbung der Wunde starben die Frösche sehr häufig. In vielen dieser Fälle wurde eine entzündliche Affeetion des Magens, des Dünndarmes, der Harnblase an- getroffen. Sämmtliche Membranen dieser Gebilde, besonders aber die Schleimhäute, waren stark geröthet; das Epithelium der Schleimhaut oder diese selbst lösete sich leicht in Fetzen ab. Bald waren es blos die genannten Theile des Ver- dauungsapparates, welche diese Veränderung zeigten, bald litt die Harnblase mit; seltener wurde letztere allein sehr intensiv entzündet gefunden. — Dieser Sectionsbefund wurde so oft angetroffen, dass ich mich versucht sah, die entzünd- 3 461 lichen Affectionen- der‘ genannten Theile mit der Nerven- durchschneidung in Connex zu bringen. Sollten hier wie- derum sympathische Fasern in Betracht kommen, welche ihren Weg nach oben oder vorn nehmen, gleich wie wir dies bei Säugethieren von den im Halstheile des N. sympathi- eus verlaufenden Fasern, die zum Auge treten, wissen? Schliesslich will ich noch eines Falles von Regenera- tion der durchschnittenen Nerven gedenken. Er betrifft eine Kröte, die am 17. Juni 1846 operirt, am 16. October dess. Jahres getödtet ist. Die Phalangen der Zehen der gelähm- ten Extremität waren meistens abgefallen; der Fussstumpf war indessen grösstentheils schon wieder überhäutet; an einigen Stellen zeigten sich noch Excoriationen. Der sehr abgemagerte Schenkel war frei von Verschwärung. Die Stelle, an der die Wunde gemacht war, zeigte sich voll- ständig verheilt. Application beider Pole der galvanischen Säule auf die äussere Haut des gelähmten Schenkels be- wirkte deutliche Zuckungen; zugleich erfolgten reflectirte Bewegungen im gesunden Schenkel; diese wiederholten sich bei mechanischer Reizung des kranken Schenkels. Bei gal- vanischer Reizung des blossgelegten Nervus ischiadicus tra- ten Muskelzuekungen ein. In einzelnen Portionen der Muskeln des Unterschenkels überdauerten die Zuckungen die galvanische Reizung, ganz wie in einem der früher angeführten Fälle. — Bei Untersuchung des N. ischiadieus zeigte sich dieser weicher und leichter zerreissbar, als sonst; einzelne seiner Aeste hatten jedoch normale Consistenz und Färbung. Die mikroskopische Un- tersuchung ergab, dass das Contentum der meisten -Primi- tivröhren des N. ischiadieus geronnen war; dass aber auch viele vollkommen durchsichtig und mit doppelten Contu- ren versehen waren. Besonders walteten letztere vor in 462 den äusserlich weisseren Aesten der Nerven. Bei Unter- - suchung der Durchschnittsenden der Nerven fanden sich die beiden Durchschnittsstellen durch eine anscheinend mem- branöse Masse von gelblich - grauer Färbung vereinigt, in- nerhalb welcher aber deutlich einzelne Nervenprimitivröhren erkannt wurden. Herr Professor Baum aus Greifswald wohnte dieser Untersuchung bei. Untersuchung einiger Organe eines Castraten. Von Prosector Dr. WenzeL GRUBER in St. Petersburg. Ich hatte Gelegenheit, über einige Organe eines 65 Jahre alten Castraten genaue Untersuchungen vorzunehmen. Die Präparate darüber sind in meinem Besitze. Obgleich von Dupuytren :) über einen erwachsenen und in seiner Kindheit verstümmelten Castraten, von J. Hun- ter?) über Personen, die durch Zufall oder Krankheit einen oder beide Hoden verloren haben, von J. F. Meckel) über einen 30jährigen Mann, der bei um die Hälfte kleineren Ho- den zugleich den Kehlkopf — mit weiblichem Typus und äusserst enger Stimmritze — um die Hälfte kleiner hatte, einzelne Beobachtungen und Untersuchungen veröffentlicht worden sind, so glaube ich meine Untersuchungen einmal in sofern mittheilen zu müssen, als dergleichen immer zu sellneren und interessanleren gehören, andererseits in sofern, als meine Angaben in so mancher Rücksicht von den frühe- ren difleriren. 1) Bullet. de la soc. philom. Vol. U. pag. 195. 2) Obs. on the glands situated between the rectum and bladder, called vesic. semin. in Obs. on certain parts of the animal oecunomy. Lond. 1756. pag. 27. Ins Deutsche übersetzt von Scheller. Braun- schweig 1802. pag. 34. 3) Lehrbuch der pathol, Anatomie. Leipzig 1812. I. Bd. pag. 482,690, 464 Der in Rede stehende Castrat wurde schon in früherer Jugend einer Castration sammt der Penis - Amputation un- terzogen, erfreule sich bis zu dem 65sten Lebensjahre einer guten Gesundheit und starb in diesem Jahre plötzlich. Die äussere und nur oberflächlich vorgenommene Be- sichtigung (eine genauere B, wurde nicht gestattet) zeigte im Ganzen den Habitus eines Weibes, ersichtlich theils aus der Gestaltung seines Körpers im Allgemeinen, theils aus dem Verhältnisse der einzelnen Körpertheile zum Ganzen, und in letzterer Beziehung wieder auf eine auflallende Weise aus dem Baue der unteren Extremitäten und deren Verhält- nisse zum übrigen Körper. Die Barthaare und jene um den After fehlten gänzlich, einzelne, kurze sassen um den Penisstumpf, zahlreichere je- doch und in einer ähnlichen örtlichen Ausbreitung, wie bei dem Weibe, waren um und über dem Mons veneris vor- handen. Diese letztere Angabe stimmt daher mit jener An- derer nicht überein, welche auch die Geschlechtstheile u. s. w. bei Castraten als gänzlich unbehaart angeben '). Allgemeine Fettleibigkeit und Aufgedunsensein sind sehr ausgesprochen. Von den inneren Organen konnte ich mir blos den Kehlkopf sammt dem Zungenbeine und der Schilddrüse, so wie die Harnblase sammt den Saamenleitern, Braienbläe;, chen und der Prostata verschaffen. Das Resultat dieser Untersuchungen ist nachstehendes: Zungenbein. Es ist im Ganzen schwächer, kleiner, schmäler, als ein Zungenbein eines männlichen Individuums von demselben oder einem ähnlichen Alter. Die beiden Seitentheile der Basis — abgesehen von dem 1) Anatomisch-physiolog. Realwörterbuch von Pierer. Leipzig und Altenburg 1818. II. Bd. pag. 69. Artikel „, Castrat.‘* 465 auch im normalen Zustande, wenigstens bei jüngeren Indi- viduen, vorhandenen Ueberknorpeltsein Behufs einer Verbin dung mit den grossen Hörnern — so wie der denselben ent- sprechende untere Rand sind noch knorplich und durch eine grössere Gelenkskapsel jederseits freier beweglich mit den grossen Hörnern des Zungenbeins verbunden. Letztere Hör- ner sind ausserdem an ihren beiden anderen und hinteren Enden noch ganz knorplich und haben an dem oberen Rande jenes Endes, welches mit der Basis beweglich verbunden ist, die noch gänzlich knorplichen kleinen Hörner aufsitzen, welche daselbst jederseits durch eine sehr freie Gelenks- kapsel articuliren. Es wiegt 2,019 Grammen. Kehlkopf. Der Winkel und die Eminentia thyreoidea sind sehr flach, wesswegen letztere wenig oder nicht durch die Haut hindurch bemerkbar war. Alle denselben constituirenden Knorpel sind noch durch- ‚aus knorplich, zeigen nirgends eine Spur von Knochen- oder Kalkablagerung. Er ist in allen Dimensionen kleiner. Schildknorpel. Entfernung der Excisura des obereu Ran- des bis zur Ineisura media des un- teren R. beträgt nach Par. Maass . 6% = 13 Mm. — von dem Processus des unteren Ran- des gerade hinauf zum oberen . „11“ = 25 Mm. — von der Incis. super. lateral. zur Ineis. infer. lat. knapp vor den Hörnern 87“= 19 Mm. Länge des oberen Hornes . . . . . . 6“ = 13 Mm. Breite (von vorn nach hinten) oben . . 1” = 2 Mm. Dio Ha ıs - - unten .. 14”= — 4 Mm. kön... en: 2% 0 te re en YMIRR Müller's Archiv. 1617. 30 466 Länge des unteren Hornes ı. .4.0—8” = 6 Mm. Breite - - siaustasoghusde) rd Buiim: Dicke - - - teryerähl sand ah IR Mo Tiefe des Ausschnittes Rreianra)i sin ANY 83 Mm. Breite einer jeden Platte . . . 1”. =. 27 Mm. Abstand der Spitzen der oberen Hörner 1 15“=—31 Mm. - - Basis der oberen Hörner 41”4“ — 36 Mm. - - unteren Hörner . . . ...10% =—23 Mm. Ringknorpel. Höhe der Platte (Lamina) in der Mitte 9“ =+20. Mm. De - - neben der Mitte 93” = —22 Mm. Dicke längs der Mitte der Platte . . . 13”= 33Mm. Länge der oberen Gelenkhügel . . . . 5 Aa beim. Dicke - - - - 2... —13”=— 33 Mm. Dicke des Knorpels an seinen unteren Gelenkhügeln .... 2.2, .0.0»..02“ = 4 Mm. Breite von einem unteren Gelenkhügel zum anderen ... « 2000 10% = — 23 Mm. Höhe des Bogens in der Mitte anzu naziat slgtold Mm. Dicke - - or 0.02 041% =+ 12% Mm. Entfernung von der Mitte des oberen Randes des Bogens zur Mitte des - oberen Randes der Platte. . . . 1% = 27 Mm. An der unteren Oeflnung beträgt: der Durchmesser in der Mitte von vorn nach hinten . . 2. 0000008 = +18 Min. der Durchmesser von einer Seite zur andern unterhalb und vor den un- teren Gelenkhügeln . . . ......83“=--20 Mm. Kehldeckel. Länge ... le, ae 1 — een. Breite an der bteilesien. Stelle e.. 87 = -248HMn. Giesskannenknorpeln. Höhe am äusseren Rande. . 2... 67 = —13 - - inneren - ehe I Breite der Mitte der hinteien, Fläche . . 23 = A Breite der inneren Fläche längs der Ba- sis, das Tubereulum vocale mit ein- begriffen .. ... sl 258 Entfernung des Tuberculum eitaling vom Tubereulum vocale . . ... hl Er Höhe eines jeden ee (von der Gelenkfläche aus) . . —5” = Al Santorini's Knorpel. ae ee nn Kt a wc er Wrisberg’s Knorpel. Diese sind auffallend stark entwickelt. Ligamente, Die Ligamenta hyo-thyreoidea lateral. sind schmal und nur lang . . 3—4" = 7—9 Die Ligamenta vocalia s. thyreo-arytae- noidea inferiora ..... lan .. 3” =—13 Das Ligamentum crieothyreoideum med. isbjhoch: ...... Teupeti.c % or ismnna) BEL E> 7 Stimmritze, Bänges .. ... RU n 0 ET. 07. 1) Breite im ganz schlaffen Zoran, im vorderen Theile (p. voc.) . 1" = 2 im hinteren Theile (p. resp.) . 2’ = 4 Durchmesser des ganzen Kehlkopfes. Höhe der vorderen Wand in der Mitte . 1% = 27 Grösste seitliche Höhe . ,„ ........1°4”7 = »36 30 * 467 Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Min. Mm. Mm. Min. Min. 468 Grösste Höhe der hinteren Wand . . 173” = — 34 Dicke von der Excisura des Schildknor- pels bis zu dem Santorini’s Knorpel . 222020002013" = +29 Dicke von der Excisura des Schildknor- pels zum oberen Rande der Platte des Ringknorpels . . . ......173”=+30 Dicke von der Mitte des Schildknorpel- winkels zum. oberen Drittel der Ringknorpelplatte. . 2.2.2... MM = 97 Gewicht des Kehlkopfes. Es beträgt 13,3197 Grammen. Volumen der Kehlkopfshöhle. Beträgt etwas mehr als $ Kubikzoll. Schrlddruse Diese ist klein. Der Isthmus ist heh . 3” = 7 breit 0.5411 dick hu It l= iR Jeder Seitenlappen ist hoch 1”5'” = +38 breit . 37 =+20 dick . tr =..9 Sie wiegt 13,946 Grammen. Harnblase. Zeigt nichts Besonderes. Saamenleiter. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Ich konnte diese nur, in so weit sie im Bereiche der Harnblase liegen, untersuchen. Beide sind vollkommen durchgängig, haben aber ober- halb der Saamenblasen blos einen Durchmesser von etwa Br 1 Mm., unten neben den Saamenblasen einen Durch- 469 messer von 1” =? Mm. Das Lumen ihres Kanales war 'so weit, dass ich eine feine Metallsonde mit Leichtigkeit hin- durchführen konnte. Jeder besitzt über der Verbindung mit dem Ausführungs- gange der Saamenblase an dem äusseren Umfange zwischen sich und der letzteren ein 5°” = 11 Mm. langes und 13°” =3 Mm, breites Divertikel. Saamenblasen. Die rechte Saamenblase ist “= 20 Mm. lang und in der Mitte der Länge, als der breitesten Stelle, 3°” = 7 Mm, breit. Die linke Saamenblase ist ebenso breit, aber 1” lang. Jede verbindet sich normal mit dem entsprechenden Vas de- ferens zu dem einen Ductus ejaculatorius, der sich normal am Schnepfenkopfe, früher an der Seite der Wand der Ve- sica prostatica vorbeiziehend, endigt. Beide waren mit einer schleimähnlichen Flüssigkeit, die, was Farbe, Consistenz u, s, w. betriflt, so wie jene, welche man in den Saamenblasen nicht castrirter Individuen findet, beschaffen war, so angefüllt, dass dieselben davon ziemlich strotzten. Ich habe diese Flüssigkeit drei Tage nach dem Tode des Individuums mikroskopisch untersuchen können, und darin, mit Ausnahme der Spermatozoa, die natürlich fehlten, dieselben Elemente, die sonst in der Flüssigkeit der Saamenblasen von kürzlich Verstorbenen, gefunden, P’r’o,8.t a ta: Diese ist sehr verkleinert, Bei angebrachtem Drucke konnte ich den Liquor prostaticus an den Mündungen ihrer Ausführungsgänge hervorquellen sehen. Die Vesica proslalica s. Utriculus prostaticus, #. virilis, s. Uterus masculinus nach Weber ist unverhältnissmässig vergrössert, so zwar, dass das hintere Ende derselben um einige Linien den hinteren Umfang der Prostata überragte. Dieser Uterus masculinus, in den übrigens die Ductus eja- 470 eulatorii nicht mündeten, öflnete sich normal auf den Saa- menhügel. Bei einem Vergleiche der eben beschriebenen und unter- suchten Theile des Castraten mit denselben Theilen von Ka- davern gewöhnlicher Individuen, so wie mit den Angaben der Autoren über diese Theile bei Castraten und vollkom- menen Individuen stellte sich Folgendes heraus: I. Das Zungenbein ist nicht nur das eines Weibes, son- dern auch überhaupt eines Individuums aus dem noch ju- gendlichen Alter. I. Dasselbe gilt auch von dem Kehlkopfe, denn dafür sprechen: 1) die ganze zartere Gestaltung des Kehlkopfes, der we- nig vorspringende Adamsapfel (eminentia thyreoidea) und der stumpfe Winkel, zu welchem sich beide Schild- knorpelplatten vereinigen; 2) die an keiner Stelle irgend eines seiner Knorpel ein- getretene Verknöcherung, da doch sonst bei dem männ- lichen Geschlechte schon in den mittleren Jahren und bei dem Weibe von einem gleichen Alter — wie bei dem Castraten — wenigstens hie und da Verknöche- rungspunkte aufzuweisen sein dürften; 3) die Ausmessungen. Vergleicht man nämlich die oben angegebenen Messungen mit jenen von Krause!t), Huschke ?) u.s. w. im Artikel „Kehlkopf‘* angeführ- ten, vorzüglich aber mit den von Huschke °) bei dem Artikel ‚über die Unterschiede des männlichen und weiblichen Kehlkopfes‘“ auseinandergesetzten Messun- gen und Resultate, so ergeben sich folgende Verhält- nisse und aus denselben resultirende Angaben: 1) Handbuch der menschlichen Anatomie, I, Bd. 2. Th. p. 581—595. 2) S. Th. v. Sömmerring: Eingeweidelehre, p. 227—249. 3) Eingeweidelehre, p. 242— 244. —_ > Sl 627:7= ie Ss ggeT:T= 8 SET—LSI TE \mFen! | Or | ea: 7= 1078 Der Wa: m’ ee TI = ul eestu:7= Im3% ! as 280:7= IR 99T 7:7 = mil: Mär 280: | mi CIEI= um : m$Z 11=| 2% 997 T:7= |mer : mil che Ba Zur eo 7:7= | mOR: 36 LITT: | 56 soT:7= |mi6 ! nu6 a1 1:I= m6 [odıouyx ı eeeTT= | IT: mir | or MEY EeeT:T= | ms ! ge OT: | mie 2:I=|wi! m’ 999 0:7 = void I1I= | mE! me 71:7= me EIE un? 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Das Medium aber aus den vom Castraten (zum Manne und zum Weibe) erhaltenen Verhältnissen zeigt: a) dass der Kehlkopf (im Ganzen) des Mannes um + grös- ser ist, als der des Castraten; b) dass die Grösse des Kehlkopfes des Castraten jene des Weibes blos um + im Umfange übertrifft, und ce) dass sonach die Grösse des Kehlkopfes des Castraten in Beziehung seines allgemeinen Umfanges auffallend zu jener des Weibes sich hinneigt '). Nimmt man auf diese Verhältnisse, woraus sich eigent- lich nur die Richtigkeit der Angabe des Umfanges bestimmen lässt, keine Rücksicht und beachtet man blos den grösstem Höhen - (16), den grössten Breiten- (16°) und den gröss- ten Dickendurchmesser (134°), so ist ersichtlich: a) dass selbst bei dieser Betrachtung die beiden ersteren Dimensionen um 2’ und bei dem letzteren um 14 kleiner sind, als jene von dem Kehlkopfe des Mannes (nach Krause’s Angabe pag. 582.), und b) dass sich die einzelnen Dimensionen zu einander un- gefähr so, wie in anderen gewöhnlichen, vollkomme- nenen Fällen verhalten. Die Stimmritze des Castraten, verglichen mit den An- gaben von Huschke, Krause, Müller u. A. steht gleich- sam in der Mitte zwischen der des Weibes und jenen des Mannes, wenigstens was die Pars vocalis betrifft; in Bezie- hung der Pars respiratoria nähert sie sich sehr jener des Mannes. 1) Der Kehlkopf des Castraten ist nach Dupuytren (Bullet. de la soc. philom. Vol. I. p. 195.) und A. um % kleiner, daher gleich dem Kehlkopfe des Weibes. Die bedeutendere Entwickelung des Kehlkopfes dieses Castraten scheint ihre Erklärung in dem vorgerückten Alter zu finden, 474 4) Sein Gewicht. Während dieses bei dem Erwachsenen 16 Grammen beträgt (Huschke), beträgt es in diesem Falle blos 13,3197 Grammen. u III. Die Schilddrüse ist verhältnissmässig viel zu klein, wie dies die Messungen und auch das Gewicht, welches letztere von dem der Schilddrüsen anderer und gewöhnlicher Individuen um das Zweifache und selbst Dreifache (ohne deswegen krankhaft zu sein) übertroffen wird, zeigen. Da die Schilddrüse des Weibes verhältnissmässig grösser gefun- den wird, als die des Mannes, so sieht man bei dem Ca- straten in dieser Hinsicht kein Hinneigen zum weiblichen Geschlechte. IV. Obgleich die Saamenleiter noch durchgängig, so sind sie doch, als nicht functionirend, auf einer früheren «Stufe der Entwickelung zurückgeblieben. V. Die mit einem leicht durchgängigen und frei in der Urethra am Colliculus seminalis sich mündenden Saamen- blasen des Castraten sind allerdings sehr verkleinert, denn die Länge derselben beträgt um % Zoll bis 1 Zoll, und die Breite um 4—5 Linien weniger, als die der Saamenblasen von nicht castrirten, gewöhnlichen, vollkommenen Indivi- duen. Trotz dieser Verkleinerung und freien Communication sind sie dennoch nicht collabirt und leer, sondern ich habe sie vielmehr mit einer oben bemerkten Flüssigkeit ziemlich strotzend angefüllt gefunden, was für die Richtigkeit der Ansicht, ‚dass die Saamenbläschen auch und vorzugsweise besondere, von der Absonderung des Saamens verschiedene Sekretionsorgane seien,“ neuerdings einen Beweis liefert. John Hunter ') hat mehrere Personen, welche durch Krankheit oder durch Zufall den einen Hoden verloren, an der entsprechenden Seite das Saamenbläschen nicht verklei- 1) Bemerkungen über die thierische Oekonomie. Deutsch von Scheller. Braunschweig 1802. Artikel über die Saamenbläschen, p. 34 —49, 475 nert, auch mit einer Flüssigkeit von derselben Qualität und von gleicher oder sogar überwiegender Quantität angefüllt gefunden, wie das Saamenbläschen der andern Seite, an der der Hode noch erhalten war. Auch sagt er pag. 41.: „Es ist wahrscheinlich, dass die Bläschen bei Verschnittenen weder so gross, noch so voll, als bei dem vollkommenen Manne sind u. s. w.‘“ Aus diesen und anderen Untersuchun- gen schloss er, dass die Saamenbläschen nicht zur Aufbewahrung des Saamens bestimmt (also keine Receptacula), sondern Sekretionsorgane seien. Wenn man gleich dieser letzteren so ausschliessend auf- gestellten Ansicht, welche Wharton, Van Horne, J. Hun- ter, Wagner u. A. vertheidigen, nicht ausschliesslich bei- treten kann, da die Saamenblasen des Menschen und man- cher Säugethiere auch Saamen überhaupt, oder doch bei Ueberschuss desselben [Valentin !)] aufnehmen, so ist wohl die Ansicht von Huschke2), E. H. Weber), Hyrtl*) u. A., „dass die Saamenbläschen vorzugs- weise besondere, von der Absonderung des Saa- mens verschiedene Sekretionsorgane seien, und zwar Saamen, aber nur in geringerer Menge, auf- nehmen, also in mehr oder weniger untergeord- neter Weise als Receptacula dienen,“ die richtigere. Würden die Saamenblasen jedoch nur als Sekretionsor- gane angesehen werden, so zeigt doch auch die Verkleine- rung in diesem Falle, wenn auch nur negativ, dass ihre Function mit jener des Hodens zugleich in einem bestimmten Zusammenhange stehen müsse. 1) Lehrbuch der Physiologie, Bd. II. p. 840. 2) Eingeweidelechre, p. 402. 3) Zusätze zur Lehre vom Baue und den Verrichtungen der Ge- schlechtsorgane. Leipzig 1846. p. 20— 24. 4) Lehrbuch der Anatomie, p. 504. „Der Umstand, dass bei Ca- straten die Saamenbläschen nicht schwinden, was sie als blosse Re- ceptacula wohl thun müssten, scheint für ihre Selbstständigkeit zu sprechen. * 476 VI. Die unverhältnissmässige Verkleinerung der Prostata, welche letztere auch an verschnittenen Thieren schon von J. Hunter schlaff und klein gefunden wurde, spricht einer- seits für den theilweisen Zusammenhang und theilweise Abhängigkeit ihrer Funetion von jener des Hodens, anderer- seits wegen ihrer nicht gänzlich aufgehobenen Secretion, so wie die Saamenblasen für ihre Selbstständigkeit. Aus der Selbstständigkeit beiderlei Organe ist es wohl zu erklären, warum auch Castraten, wie bekannt, bei wollüstigen Erre- gungen noch immer eine Flüssigkeit entleeren können, Die Vesicula prostatica, welche in der hinteren Wand der Prostata eingeschlossen liegt und den Colliculus semina- lis bilden hilft, scheint in diesem Falle, da sie über die Pro- statabasis hinausragt, mit der Prostata zugleich nicht ver- kleinert worden zu sein !). Sie scheint sich im Gegentheile nicht nur zu ihrer gewöhnlichen Grösse, also schon unver- hältnissmässig zu der Prostata dieses Falles, sondern auch überhaupt zur mehr als gewöhnlichen Grösse entwickelt zu haben. Es scheint selbst in diesem Falle die Entwickelung dieser Vesicula im Gegensatze zur Entwickelung der Saa- menblasen (wenigstens der Prostata) zu stehen, wenngleich nicht unter denselben Verhältnissen, unter welchen dieser Gegensatz bei dem Menschen in F. T. Ackermann’s ?) und Hyril's ®) Falle vorkömmt, und wie die Meinung eines sol- chen Gegensatzes der Entwickelung von Huschke ) aufge- stellt worden ist. 1) Vergl. E. H. Weber’s Zusätze. Taf. I. Fig. 1, 2. 2) Infant. androgyn. hist. Jena 1805. 3) Oesterr. med. Wochenschrift. No. 45. 1841. 4) Eingeweidelehre, p. 412. Ueber einen eigenthümlichen Ring an der Krystall- linse der Vögel. Von Ersst Brücke. Hierzu Tafel XV. Fig. 3. Als ich von der Linse eines Uhu’s, die seit vielen Jahren in Weingeist gelegen hatte, die Kapsel abzog, sah ich, dass derselben ein Theil der Linse folgte. Dieser Theil, welcher sich so leicht von der übrigen Linse löste, war ringförmig und umschloss dieselbe wie das Metall einen a jour gefass- ten Stein umschliesst. Taf, XV. Fig 3. stellt die ganze Linse mit der Kapsel, den Ciliarfortsätzen, der Blendung und einen Theil der Chorioidea in natürlicher Grösse und im Aufriss dar. a ist die eigentliche Linse, bb der Ring. Als ich die- sen Ring näher untersuchte, fand ich, dass er an dem ge- schichleten Baue der Linse keinen Antheil hatte, sondern aus lauter, sehr regelmässig neben einander liegenden gera- den Fasern bestand, welche radial gegen die Axe der Linse und senkrecht auf die Richtung derselben gestellt waren. Ich habe diesen Ring später in allen Vogelaugen, welche ich untersuchte, wiedergefunden, aber er ist in den verschie- denen Familien von sehr ungleicher Grösse. Am grössten fand ich ihn bei den Raubvögeln, deren Augen sich durch 418 eine wenig gewölbte Linse auszeichnen und durch eine Horn- haut, deren Oberfläche eine Calotte von beträchtlicher Höhe darstellt. Bei jungen Vögeln hat der Ring schon ziemlich dieselbe Breite, wie bei den alten; er ist aber so dünn, wie ein Kar- tenblatt. Hieraus geht hervor, dass der Ring wächst, indem jede einzelne Faser an Länge zunimmt, während, wie be- kannt, die Linse ihr Volumen durch Auflagerung neuer Fa- serschichten. vermehrt, Bei einigen in Weingeist erhärteten Augen fand ich die Fasern nicht genau senkrecht gegen dıe Axe der Linse gestellt, sondern etwas schief nach hinten gerichtet. Vielleicht ist ihre Stellung auch im Leben Ver- änderungen unterworfen, welche mit der Aktion des Cramp- tonschen Muskels und des Spannmuskels der Choroidea zu- sammenhängen. - Nachtrag zu meinem Aufsatze über das Leuchten der Augen bei den Menschen. Von Ernst Brücke. Nachdem der erwähnte Aufsatz bereits im Druck erschienen war, erfuhr ich, dass Herr William Cumming bereits im Jahre 1846 das Augenleuchten bei den Menschen beobachtet halte. Seine Methode, dasselbe hervorzurufen, welche von der meinigen etwas abweicht, beschreibt er folgendermaassen: Let the person whose eye is to be examined be placed at ihe distance of ten or twelve feet from a gas or other bright light; the rays :of light must fall directly on his face; all rays passing laterally of his head must be intercepled by a sereen, placed half way between the light and the eye exa- mined. If the reflection be bright, it will be at once seen from any spot between the light and the screen. (Medico- ehirurgieal Transactions. Bd. 29. p. 234.) Zur Kontroverse über die Erweiterung der feineren Blutgefässe bei Entzündungen. Von K. B. Reichert. Hierzu Tafel XV. Fig. 4. 5. Vor einigen Jahren hatte F. Bidder Untersuchungen über die Erweiterung der Kapillargefässe bei Entzündungen an der Schwimmhaut des Frosches angestellt. Die Schwimm- haut wurde durch geeignete Mittel in den entzündlichen Zu- stand versetzt, die Erscheinungen eines beginnenden Ent- zündungsprozesses zeigten sich, das Blut begann allmählig in den Kapillaren zu stocken, doch zur grossen Verwunde- rung fehlte jede Spur einer irgendwie bemerkbaren und durch mikroskopische Messung zu ermittelnden Erweiterung an den Kapillaren und den angrenzenden feinen Gefässen, wovon auch ich selbst mich zu überzeugen Gelegenheit hatte. Wäh- rend die Mittheilungen über das auffallende Ergebniss dieser Untersuchungen schon vor längerer Zeit zum Druck beför- dert und schliesslich in Henle’s und Pfeufer’s Journal, Bd. IV. p. 353., veröffentlicht wurden, erschienen ebenda- selbst etwa um dieselbe Zeit zwei Aufsätze, der eine von Hasse und Kölliker (Bd.IV.p.1—17.), der andere von Bruch (Bad. V. p. 69 segq.), in welchen von Neuem der Nach- weis von solchen bei Enzündungen vorkommenden Erweile- As1 rungen in den Kapillaren und den zunächst angrenzenden feinen Blutgefässen geliefert wurde. Hasse und Kölliker fanden solche Erweiterungen bei einem 21jährigen Mädchen, das in Folge einer Gesichtsrose an Gehirn - Entzündung ‘gestorben war. In der Mitte der rechten Hemisphäre des grossen Gehirns, etwas oberhalb des rechten Riechhügels, zeigte sich bei der Sektion eine etwa bohnengrosse, auffallend geröthete und mit Blutpunkten dicht gesprengelte Stelle, in welcher mit Hülfe des Mikroskops scharf umgrenzte Blasen von dicht gedrängten Blutkörper- chen erfüllt im Zusammenhange mit den Kapillargefässen erkannt wurden. Die Blasen hatten meist eine kuglige oder birnförmige Gestalt, lagen vereinzelt an Stellen, wo Gefässe sich theilten oder Umbiegungen machten, oder auch mehr- fach hinter einander im Verlaufe des Gefässes; im Durch- messer halten sie 0,01“, 0,03”— 0,1”, während die Ge- fässe selbst 0,004”— 0,014‘ breit waren. Spätere Versuche, die von denselben Verfassern in der Meinung angestellt wa- ren, dass diese Erweiterungen der Gefässe eine die Entzün- dung nothwendig begleitende Erscheinung seien, gaben wenig befriedigende Resultate. Bruch hatte bei einer konsekutiven, umschriebenen Ent- zündung des Peritoneums einer Pinscherhündin, bevor noch Exudation eingetreten war, ein Stückchen dieses Peritoneums ohne Zerrung und (uetschung unter dem Mikroskop bei 100 facher Vergrösserung beobachtet, und sah daselbst Vari- ‚kositäten (von 0,0446—0,0137” Dicke) an den feineren Ar- terien oder wenigstens an den Henle’schen Kapillargefässen zweiter Ordnung, nicht aber an den feinsten Kapillaren selbst. „Die Gefässe zeigten mitten in einem Plexus nicht blos plötzlich eine Ausbuchtung nach einer oder nach allen Seiten, sondern die Erweiterung erstreckte sich in der Regel auf eine grössere Ausdehnung in der Länge und halte ausser- dem die Folge, dass ‚diese Gefässe aufs engste korkzieherar- Müller's Archiv. 1817, 31 482 tig gewunden erschienen: es hatte also nicht einfache Er- weiterung, sondern auch Verlängerung der Gefässe Stalt. Von den Anschwellungen selbst gingen feinere Gefässe von gewöhnlicher gleichförmiger Dieke (durchschnittlich halb so breit, als die Varikositäten) und gestrecktem Verlaufe ab, so wie dass varikose Gefässe selbst sich nach einiger Zeit in einen oder mehrere dünne, ganz gewöhnlich gestaltete Aesie auflöseten.‘ Zu Aufange dieses Jahres, während ich mit Bidder mit Beobachtungen ‘über das Verhältniss der Nervenfasern zu den Ganglienkörpern beschäftigt war, und zu diesem Be- hufe das Ganglion Gasserii eines vor wenigen Stunden auf der Jagd erlegten Hasen untersuchte, bemerkte ıch unter der Loupe ein feines Gefäss mit knotigen Anschwellungen, etwa von der Grösse reifer Säugelhier - Eichen. In der Meinung, hier vereinzelte Ganglienkörper vorzufinden, legte ich das- selbe unter das Mikroskop, und war nicht wenig erstaunt, ein noch mit Blut angefülltes feines Gefäss vor mir zu se- hen, welches in seinen allgemeinen Umrissen und seinem ganzen Formverhalten auf den ersten Blick mich so lebhaft an die von den genannten Forschern veröffentlichten Mit- theilungen über variköse Erweiterungen feiner Gefässe, so wie an deren Zeichnungen erinnerte, dass ich anfangs keinen Augenblick zweifelte, dieselben Erscheinungen vor mir zu haben. Bei genauer Untersuchung bemerkte ich jedoch bald, dass ich mich in einem zwar ausserordentlich leicht zugäng- lichen, aber doch ganz evidenten Irrihume befand. Denn jene Ausbuchtungen und Erweiterungen, kürzere oder län- gere variköse, knotige Anschwellungen des feinen Gefässes erwiesen sich als enge Schlingen, als einfache, oder mehr oder weniger dicht gedrängte, öfters unordentlich ineinander verschlungene spirale Windungen eines in seinem ganzen Verlaufe gleiehförmig dicken Gefässes. Das Gefäss gehörte, seiner deutlich erkennbaren Struktur nach, zu denjenigen, 483 die den Kapillaren zunächst stehen, Zwei Schichten konnte ich nicht unterscheiden, wohl aber eine innere und eine äussere Kontour der Wandung; die Messung habe ich leider verabsäumt. Ob es eine Arterie oder Vene gewesen sei, vermag ich nicht zu entscheiden, da ich für die den Kapil- laren zunächst stehenden feinen Gefässe in dieser Hinsicht keine unterscheidende Charaktere kenne. In der Begleitung des Gefässes befand sich ein feiner Streifen von Bindesub- stanz, der mehr grade fortlief, an den spiralen Windungen keinen Theil nahm und vielmehr sich so darstellte, wie wenn die Windungen des Gefässes an ihm einen Halt hät- ten. So lange das Präparat frisch und von den noch un- veränderten Blutkörperchen gefüllt war, konnte man, wie von den Kontouren verdeckter Windungen, so auch von den feinen Streifen von Bindesubstanz nur wenig bemerken, Später, namentlich am anderen Tage, als ich das Präparat in Weingeist aufbewahrt hatte, war die Bindesubstanz in den Lücken zwischen zwei aufeinanderfolgenden Windungen deutlich zu erkennen, Ueberhaupt darf ich für solche Fälle, wo es etwa zweifelhaft scheint, ob man wirkliche Erwei- terungen eines feinen Gefässes oder nur die scheinbaren op- tischen Ausdrücke derselben vor sich habe, die Behandlung des Präparates mit Reagentien oder auch blos mit Wein- geist empfehlen; denn am zweiten Tage hatle das Gefäss einen so deutlich ausgesprochenen, spiralförmig gewundenen Verlauf, dass von einem Verkennen desselben nicht mehr die Rede sein konnte. Statt eine weitläuflige Beschreibung des ganzen Ver- laufes des Gefässes zu geben, habe ich es für zweckmässiger gehalten, zwei Zeichnungen in Umrissen beizufügen, von de- nen die eine (Fig. 4.) das optische Bild so darstellt, wie es sich ausnahm , als das Geläss noch frisch und mit Blut ge- füllt war, die Bindesubstanz von der Gefässhaut nicht sehr bemerkbar abstach und überhaupt die gedeckten Kontouren 31* 484 der Windungen bei nicht genauer Beobachiung leicht über- sehen werden konnten; in der zweiten Figur (Fig. 5.) ist der spirale Verlauf des Gefüsses, so wie auch die Bindesubstanz in den Lücken zwischen den Windungen möglichst deut- lich markirt. Die obige Mittheilung, so wie die von dem Präparate entworfenen Zeichnungen werden gewiss einem Jeden die Ueberzeugung aufdringen, dass feine durchsichtige, nament- lich mit Blut gefüllte Gefässe, welche in ihrem Verlaufe, sei es natürlich oder auch nur künstlich erzeugt, hie und da in halben oder ganzen, einfachen oder mehr oder weniger dicht gedrängten und ineinander verschlungenen Windungen und Spiralen fortgehen, von dem mikroskopischen Beobachter leicht für variköse, mit Erweiterungen behaftete Gefässe ge- nommen werden können. Unerachtet der ausserordentlich grossen Uebereinstimmung in der Beschreibung und in der Zeichnung des vorliegenden Falles mit dem, was die oben genannten Forscher mitgetheilt haben, mit Ausnahme des vielleicht unwesentlichen Umstandes, dass von einer Ent- zündung hier nicht gut die Rede sein kann, so darf die Vor- aussetzung, dass jene Forscher wirklich ein in Spiralen fort- laufendes Gefäss für ein variköses gehalten hätten, zu ge- wagt erscheinen. ° Gleichwohl mochte ich diese kurze Notiz nicht zurückbalten. Durch Bidder’s Experimente ist nun einmal die Ansicht von der Erweiterung der feinen Gefässe bei Entzündungen erschüttert; Niemand wird die entstande- nen Zweifel durch die Mittheilungen von Hasse, Kölli- ker und Bruch als beseitigt ansehen können; weitere Be- obachtungen stehen bevor: unter solchen Umständen ver- diente der obige Fall nach meinen eigenen Erfahrungen als ein wohl beachtungswerthes Moment hervorgehoben zu. werden. 485 Erklärung der Abbildungen. Figur 5. Ein in Schlingen und spiralen Windungen fortlaufendes Gefäss; die schattirten Stellea von etwas feingestreiftem Ansehen ge- hören einem in Begleitung des Gefässes grade fortziehenden Bindege- webe-Streifen an. Die freien Umrisse des Gefässes sind schärfer, die gedeckten, so wie die Umrisse des Bindegewebes weniger deutlich und scharf. Figur 4. Die Kontouren desselben Gefässes ohne Berücksichti- gung der spiralen Windungen und auch selbst des Bindegewebes, mit Ausnahme. der zwei angedeuteten Stellen. Ueber reirograde Reflexthätigkeit im Frosche. Von Marsnarr Hauz, M. D. F. R. S. etc. Im Jahre 1841 habe ich Ihnen über die Gesetze der Thä- tigkeit der vis nervosa von Haller oder die excito-moto- rische Kraft geschrieben. Meine Experimente machte ich an Schildkröten. Neulich habe ich retrograde Reflexactionen im Frosche beobachtet. Ich denke, dass die Beschreibung meiner Versuche den wissenschaftlich gebildeten deutschen Arzt oder Wundarzt interessiren könnten, um so mehr, als sie über einen, für die Anwendung der Reflexthätigkeit auf die Pathologie so wesentlichen Punkt angestellt wor- den sind. Der Gedanke, dass es excito-motorische Incidentnerven gebe (ich spreche nicht von unterschiedenen Fasern, deren Existenz bis jetzt vielleicht nicht genugsam erwiesen ist), welche die excito-motorische Kraft besitzen und durch das Rückenmark in ganz speeifischer Weise mit gewissen Reflex- bewegungsnerven zusammenhängen, war in der Anatomie neu, wie denn auch die Physiologie, bevor ich meine Arbeit veröffentlichte, nichts von einer Reflexfunetion, verschie- den von reiner Reflexthätigkeit, wusste. Die Idee, so wie der Beweis, dass es eine retrograde Reflexbewegung giebt, war nothwendig, wenn diese Lehre 487 auf die Pathologie angewandt werden sollte; daher mein Eifer, ihre Existenz in und durch Experimente darzuthun. In meiner früheren Abhandlung habe ich einige hierher ge- hörige Versuche, welche ich an Schildkröten machte, aus- führlich beschrieben. In einigen Experimenten über den eleetrogenischen Zustand der Nerven, die ich neulich am Frosch anstellte, hatte ich Gelegenheit, meine Beobachtun- gen bestätigt zu sehen; Beobachtungen, die so leicht gemacht und dem Physiologen so nützlich sind. Ich setzte meine Experimente durch den Winter und Frühling bis auf den heutigen Tag fort. Diese Bemerkung ist wichtig, weil Versuche an Fröschen im März vollkom- men gelingen und im Juni gänzlich misslingen können. An Fröschen, die frühzeitig aus dem Schlamm gezogen waren, als Respiration, Nahrung und Temperatur während mehrerer Monate auf ein Minimum redueirt waren, fand ich, dass die excito-motorische Kraft und die Irritabilität der Muskeln ausserordentlich gross waren, ganz im Einklange mit der Theorie des umgekehrten Verhältnisses der Kräfte und der Reize in der Thierwelt — so wie denn auch Verstümme- lungen besser ertragen wurden (Tenacität des Lebens) und der Erfolg der Versuche verhältnissmässig grösser war. Die Experimente jedoch, die ich jetzt kurz beschreiben will, sind im Juni gemacht worden; ohne Zweifel wäre das Resultat im Februar und März beslimmter gewesen. I. Exper. am 23. Juni 1847. Einem Frosch wurde der Kopf abgeschnitten, die Lumbarnerven blossgelegt und isolirt, und dem direeten Sirome eines einzelnen Elementes (Silber und Zink) nach der Länge des Nerven ausgesetzt. Es zeigle sich eine Bewegung in den vorderen Extremitäten. Bei unter- brochener Communication war nichts in den vorderen, aber wohl ein leichter Starckrampf in den hinteren Extremitäten bemerkbar. Als die Kette wieder geschlossen und einige Mi- nuten geschlossen gehalten wurde, traten die Zuckungen in den vorderen Extremitäten ein, und die starrkrampfartigen 188 Krämpfe in den hinteren wurden stärker, als die Kette un- terbrochen wurde. Die Zuckungen der vorderen Extrem. waren retrograde Reflexbewegungen. II. Exper. Dasselbe Experiment ward wiederholt, der Strom war direet, wie zuvor. Es traten Bewegungen in den vorderen Extrem. ein beim Schliessen der Kette, und als der Strom einige Minuten gedauert hatte, traten ähnliche Zuckungen bei Unterbrechung des Stromes ein. Ill. Exper. Das vorige Experiment wird wiederholt mit umgekehriem Strome. Zuckungen in den vorderen Extrem. bei hergestellter Communication; und dauerte der Strom einige Minuten, so bemerkte man die Zuckungen wie- der bei Unterbrechung desselben, wie zuvor. IV. Exper. Der Frosch wurde, wie zuvor, präparirt, nur dass jetzt die Verbindung zwischen den Schenkeln auf- gehoben wurde. Das Thier wurde auf eine isolirende Glas- platte gebracht, die Beine auf zwei Silberscheiben. Nun liessen wir den Voltaischen Strom einer dreigliedrigen „Cou- ronne de tasses,‘“ die mit reinem Wasser geladen war, durch die Hinterbeine gehen, so dass der Strom in dem einen Beine direct, im anderen umgekehrt war. Die Phänomene blieben dieselben. Zuckungen in den vorderen Extrem. bei herge- stellter Communication und auch bei unterbrochener, wenn der Strom einige Minuten angehalten hatte. V. Exper. 24. Juni. Der Frosch wurde, wie im letz- ten Experiment, präparirt und behandelt, das Resultat war auch ganz dasselbe; nur dass die Zuckungen weit energi- scher waren, wenn die Communication suecessive unlter- brochen und wieder hergestellt wurde; die Intensität der Stimuli wird nämlich hierdurch vermehrt. Bei convulsiven Krankheiten, Starrkrämpfen ete., wie ' sie bei den Menschen vorkommen, sehen wir Zuckungen, die blos retrograd und reflex sein können. Es war wichtig, zu zeigen, dass dies pathologische Factum im Experimente sein Analogon habe. Eine solche Analogie hat sich 'bei der 489 Schildkröte und neulich auch bei dem Frosche gefunden. Herr Prof. Matteucci beschreibt in seinem schätzbaren Werke: „‚Lecons, p. 232. ein solches Factum bei den warmblütigen Thieren, nur dass es wegen der Gegenwart des Gehirns und der Empfindung getrübt wird. Er spricht natürlich von keiner Anwendung desselben auf die Pa- thologie. Ich habe eine Kranke, die epileptische Anfälle bei jeder Catamenial - Periode hat. Diese Krankheit ist hier ein Bei- spiel der retrograden Reflexbewegung, die aus Reizung des Uterus entspringt und Schliessung des Larynx in Folge zieht. Starrkrampf entsteht oft durch Fusswunden. Aber solche pathologische Facta sind zahllos und würden in einem be- sonderen Werke über praktische Medicin ihren Platz bes- ser finden. Ich kaun nicht umhin, zum Schlusse hinzuzufügen, dass ich keinen herrlicheren und nützlicheren Gegenstand für ein gediegenes Werk kenne, als die Anwendung der Physiologie auf die Kunst, d. h. die praktische Mediein. Wenn die Me- diein auf der Physiologie beruht und wenn Thatsachen sprechen, dann und nur dann wird die Quacksalberei in allen ihren Formen aufhören, so wie die Alchemie und die Astrologie vor der wahren Wissenschaft verschwanden. P. S. Möge mir noch in diesem Postser. zu bemerken erlaubt sein, dass der fortgeselzie Voltaische Strom und der electrogenische Zustand nichts mit den Phänomenen der Reflexactionen gemein zu haben scheint; dies ist übrigens ein Gegenstand für neue Forschung. Auch ist es eine in- teressante Frage, ob die exeito-motorische Kraft der Nerven durch den Volt. Strom erschöpft wird (und wenn dies durch den direeten Strom geschieht, ob die Kraft durch den in- versen wiederkehrt). In diesem Fall würde sie auch für an- dere gelilgt sein. Auch dies ist ein Gegenstand für fernere Untersuchungen. Versuche über die Bewegung des Herzens unter dem Recipienten der Luftpumpe. Von Frieprıch TiEDEMANN. Ueber das Verhalten der Herzens in verdünnter und ver- dichteter Luft sind nur wenige Versuche angestellt worden, und diese stehen selbst im Widerspruche. Die ersten Ex- perimente über die Bewegung ausgeschnittener Frosch-Herzen im luftleeren Raume machte Mare Antonio Caldani!!). Zweien Fröschen schnitt er das Herz aus, von denen er das eine unter den Recipienten der Luftpumpe brachte, das an- dere auf eine messingene Platte legte und mit einer Glas- glocke bedeckt. Beim Auspumpen der Luft setzte jenes seine rhythmischen Bewegungen fort, nur bewegte es sich weniger lebhaft, als letzteres. Erst nach einer Viertelstunde hörte das Herz unter dem Reeipienten der Luftpumpe auf, zu pulsiren, während dieses sich noch eine Zeit lang be- wegte. Der Versuch wurde mit gleichem Erfolge wieder- holt. Caldani will ferner beobachtet haben, dass auch das ausgeschnittene Herz einer Katze eine Zeit lang seine Be- wegungen unter dem Reeipienten der Luftpumpe nach Aus- 1) Premiere Lettre aM. Haller, in Mömoires sur les parties sen- sibles et irritables. Lausanne 1756. T. 3. p. 135. Exp. 60. 61. 491 treiben der Luft fortgesetzt habe. W. Wernlein ") und Kürschner ?) geben ebenfalls an, dass sich ausgeschnittene Herzen im luftleeren Raume bewegen. Waren jene Versuche genau, so würde sich aus ihnen gegen Haller’s Lehre ergeben, dass vom Körper lebender Thiere getrennte Herzen keines äusseren Reizes zur Erregung von Bewegungen bedürfen. Fontana?) erhielt bei seinen Experimenten über das Verhalten des Herzens und der Muskeln im luftleeren Raume ein entgegengesetztes Resultat. Er fand, dass das Herz un- ter dem Recipienten der Luftpumpe aufhörte, sich zu bewe- gen, und dass es, gleich anderen Muskeln, schnell seine Reiz- barkeit verlor. Er gab darüber folgende Erklärung: wenn der Druck der äusseren Luft auf das Herz und Muskeln auf- gehoben werde, so entwickele sich die in der Muskelsub- stanz und in den Säften enthaltene Luft, und dehne die Mus- kelfasern aus, womit Verlust ihrer Reizbarkeit verbunden sei. Zur Prüfung obiger Versuche und Behauptungen stellte ieh im Monat Juli dieses Jahres in hiesigem physikalischen Institute mit einer vortrefllichen Luftpumpe Experimente an kräftigen gemeinen Fröschen (Rana eseulenta) und gefleckten Land-Salamandern (Salamandra vulgaris) an, wobei ich einen genauen Chronometer benutzte. Herr Prof. Jolly war so gefällig, mir bei den Versuchen Hülfe zu leisten, und ich unterlasse nicht, ilım auch bier meinen Dank abzustatten, Erster Versuch. Zwei gleich grossen lebhaften Fröschen wurde in einem Zimmer, dessen Temperatur 215 Grad Reaumur betrug, das 1) Diss. de incitatione, Wirceburgi 1508. p. 22. 2) Artikel „Herz“ in Wagner’s Handwörterbuch der Physiolo- gie. Bd. 2. S. 30, 3) Beobachtungen und Versuche über die Natur der thierischen Körper. Aus dem Italienischen übersetzt von lHlebenstreit, Leipzig 1785. $. 56. $. 6. 492 Herz ausgeschnitten. Das eine Herz pulsirte 41 Mal in der Minute, das andere 40 Mal. An die Aorten wurden feine seidene Fäden befestigt. Das ‘erste Herz hing ich schwe- bend unter dem Recipienten der Luftpumpe auf; das an- dere unter einer Glasglocke mit atmosphärischer Luft. So wie ich nun anfing, die Luft auszupumpen, wurden die Be- wegungen jenes Herzens sogleich langsamer und schwächer, und hörten nach 30 Sekunden ganz auf. Die Vorhöfe und die Kammer blieben ausgedehnt. Das andere Herz dagegen setzte unverändert seine rhythmischen Bewegungen fort, Nach fünf Minuten liessen wir die Luft wieder in den Reeipienten der Luftpumpe einströmen. Kaum waren 8 Se- kunden verflossen, so zeigten sich wieder ganz schwache und langsame Bewegungen, anfangs kaum merklich, dann immer kräftiger, lebhafter und schneller. Nach vier Minuten zählte ich abermals 40 Pulse in der Minute, vollkommen rhythmisch und kräftig. Nach dem Verfluss von acht Mi- nuten wurde die Luft von Neuem ausgepumpt, und die Be- wegungen des Herzens wurden sogleich langsamer und schwächer. Nach 30 Sekunden stand das Herz wieder still, und war expandirt. Nun wurde die Luft wieder zugelassen, und die rhythmischen Bewegungen kehrten allmählig im frü- heren Tempo zurück. So haben wir denn noch mehr, als zehn Mal, durch abwechselndes Austreiben und Zulassen der Luft die Bewegungen des Herzens aufgehoben und von Neuem beginnen lassen. Das unter der Glasglocke mit Luft befindliche Herz be- wegle sich gleichförmig und ungestört fort. Seine Bewe- gungen wurden nach und nach langsamer und schwächer, und hörten erst nach Verfluss einer Stunde auf. Auch das unter dem Recipienten der Lufipumpe gewesene Herz be wegle sich in der freien Luft ebenso lange fort. 493 Zweiter Versuch. Einem sehr lebhaften Frosch wurde das Herz bei 19 Gr. R. blossgelegt, es pulsirte 74 Mal in der Minute. Nach dem Ausschneiden des Herzens betrug die Zahl der Schläge 44 in der Minute. Unter dem Reeipienten der Luftpumpe auf- gehängt, wurden seine Bewegungen sogleich schwächer und langsamer, so wie man anfıng, die Luft auszutreiben. Nach 48 Kolbenstössen stand das Herz still und befand sich im Zustande der Diastole. Einige Minuten darauf wurde die Luft wieder zugelassen. Nach 30 Sekunden zeigten sich die ersten, ganz schwachen, kaum erkennbaren Contractionen des Herzens, die bald lebhafter und rhythmisch wurden. Zwei Minuten nach dem Zulassen der Luft erfolgten 10 Pulse in der Minute, in der folgenden Minute 15, in der vierten 20, in der fünften 25, und dann 40. In dieser Zahl pul- sirte das Herz fort. Nach Verlauf von 10 Minuten wurde die Luft wieder ausgeleert und das Herz stand nach 40 Kol- benstössen wieder still. Man liess die Luft von Neuem ein- strömen, und nach einer Minute begannen die rhythmischen Bewegungen des Herzens abermals, zuerst sehr schwach, dann lebhafter. In der dritten Minute pulsirte es 11 Mal, in der vierten 19 Mal; in der fünften 24 Mal, und in der sechs- ten 25 Mal. Dieses Tempo behielt es bei. Es wurde hier- auf die Luft zum dritten Male ausgepumpt, und das Herz ruhte nach 38 Kolbenstössen. Nach einiger Zeit liess man die Luft wieder zu, worauf die Bewegungen des Herzens nach 80 Sekunden von Neuem eintraten. In der folgenden zweiten Minute zählte ich 10 Pulse, in der dritten 19, und in der vierten 24. Gleiches wurde mit demselben Ergebniss noch zwei Mal wiederholt, worauf ich den Recipienten abhob. Das Herz selzte nun seine Bewegungen fort, die nach und nach schwä- cher und langsamer wurden, und erst nach anderthalb Stun- den aufhörten, 494 Dritter Versuch. Um zu erfahren, ob ein im luftleeren Raume zum Still- stand gebrachtes und in der Ausdehnung befindliches Herz sich für einen mechanischen Reiz empfänglich zeige, mach- ten wir folgenden Versuch: Auf den Boden des Recipien- ten der Luftpumpe war eine Nadel befestigt. Gegen diese wurde das aufgehängte Herz eines lebhaften Frosches, nach- ‚dem-es durch Austreiben der Luft zur Ruhe gekommen war, bewegt. Die Reizung des Herzens durch die Nadel brachte aber keine Contraction hervor. Da die Luft nach 10 Minu- ten wieder zugelassen war, fingen die Bewegungen des Her- zens wieder an. Und an dem Herzen konnten mittelst der Nadel Contractionen erregt werden. Vierter Versuch. Zur Vergleichung stellte ich auch noch Versuche an dem ausgeschnittenen Herzen des gefleckten Land - Salaman- ders an. Das blossgelegte Herz eines kräftigen Salamanders pulsirte im Körpers 47 Mal in der Minute; nach dem Aus- schneiden aber nur 36 Mal. Unter den Recipienten der Luft- pumpe gebracht, hörten die Bewegungen des Herzens beim Auspumpen der Luft schon nach 8 Sekunden auf, und die Vorhöfe und die Kammer befanden sich im Zustande der Ausdehnung. Nach 10 Minuten liessen wir die Luft wieder einströmen. Es waren 3 Minuten verflossen, als wieder schwache Contractionen eintraten, dıe bald lebhafter wur- den. In der fünften Minute zählte ich 11 Schläge, in der sechsten 20 und in der siebenten 26. In diesem Tempo pulsirte das Herz fort, Nach 10 Minuten wurde die Luft wieder ausgepumpt, und das Herz hörte wieder auf, zu pul- siren. Acht Minuten liess ich verfliessen, ehe die Luft von Neuem zugelassen wurde. Nach 3 Minuten begannen die Bewegungen des Herzens abermals, anfangs schwach, dann lebhafter. In der fünften Minute klopfte es 10 Mal, in der 495 sechsten 18 Mal. Hierauf wurden die Bewegungen des Her- zens langsamer und hörten nach einigen Minuten ganz auf, Das Herz des gefleckten Land-Salamanders erschien also weniger reizbar, als das des Frosches. Obige Versuche haben wir mehrmals, sowohl an Frö- schen, als an Salamandern, mit demselben wesentlichen Er- gebniss wiederholt, und aus ihnen erhellet, dass das Herz im lufilleeren Raume aufhört, zu pulsiren, und seine Reiz- barkeit verliert. Wenn Caldani, Wernlein und Kürschner andere Resultate erhalten haben, so liegt die Ursache wohl darin, dass sie mit schlechten Luftpumpen experimentirten. Fontana hat zwar richtig beobachtet, doch kann ich seiner Erklärung des Phänomens nicht beistimmen. Die Ur- sache des Aufhörens der rhythmischen Bewegungen des Her- zens im luftleeren Raume ist wohl in zweierlei Verhältnissen begründet, nämlich: 1) in dem Mangel eines Reizes, der die Muskelsubstanz zur Contraction ineitirt, und 2) in der Ent- ziehung des Oxygens, als einer nothwendigen Bedingung zur Erhaltung der Muskelsubstanz in einem Zustande, wie er für die Aeusserungen der Muskelreizbarkeit und Contractilität erforderlich ist. Den lebenden Muskeln, in Verbindung mit dem gesammten Körper, wird Oxygen durch die Vorgänge des Allımens mit dem hellrothen Blute zugeführt, aus dem sie sich in einem Zustande erhalten, wobei sie reizbar blei- ben. Muskeln, vom Körper getrennt, bleiben in atmosphä- rischer Luft eine Zeit lang reizbar, indem sie aus dieser Oxygen anziehen. Hierfür sprechen die schätzbaren Ver- suche v. Humboldt’s ') über das Verhalten des Herzens in verschiedenen Gasarten, und beim Befeuchten desselben mit arleriellem und venösem Blute. Das ausgeschnittene Herz, sowohl von kalt- als warmblüligen Thieren, sah er im Sauerstoffgas sich lebhafler und schneller bewegen, als 1) Bd. 2. S. 271 496 in atmosphärischer Luft. In irrespirabelen Gasarten hinge- gen, im kohlensauren Gas, im Kohlenoxydgas, Stickgas u. a. nahmen die Bewegungen schnell ab und hörten bald ganz auf, Ferner fand er '), dass ausgeschnittene, matt pulsi- rende Herzen lebhaftere Contractionen zeigten, wenn sie in arterielles Blut getaucht worden waren. Ein Froschherz, welches aufgehört hatte, zu pulsiren, wurde in frisches, hell- rothes Froschblut getaucht und nach 10 Sekunden heraus- genommen. Es zeigte nun in der ersten Minute 22 Pulsa- tionen, in der zweiten 15, in der dritten 7 Pulsationen. Abermals in jenes Blut gebracht, stiegen die Contractionen von 7 auf 14. Als sie wieder bis zu 8 gesunken waren, wurde die dritte Benetzung vorgenommen, und die Schläge vermehrten sich wiederum bis auf 15 in der Minute. Auch ich habe mich durch frühere Versuche überzeugt, dass ausgeschnittene Froschherzen im Oxygengas schneller und kräftiger pulsiren, als in nicht atbembaren Gasen; und dass die Zahl der Pulsationen nach der Befeuchtung mit ar- teriellem Blute sich vermehrt, während sie nach der Be- netzung mit venösem Blute abnimmt. So ist es auch be- kannt, dass die Reizbarkeit des Herzens und aller Muskeln des Menschen und der Thiere beim Tode durch Erstickung in irrespirabelen Gasarten sehr schnell vermindert ist. Auf solche Weise hört das Herz auf, sich im luftleeren Raume zu bewegen, indem ihm eine Bedingung zur Erhaltung sei- ner Reizbarkeit, Oxygen, entzogen wird, und zugleich ein Reiz fehlt, der es zu Bewegungen anregt. Wird die Luft wieder in den Recipienten der Luftpumpe zugelassen, so ist zwar ein Reiz vorhanden, der auf das Herz wirkt, aber seine Contractionen beginnen nicht sogleich von Neuem. Erst nach einiger Zeit, wenn sich die Reizbarkeit des Her- zens durch Anziehung von Oxygen hergestellt hat, fängt es an, sich langsam und schwach zu bewegen, und die rhytl- 1) a. a. 0. Bd. 2. S. 264. 497 mischen Bewegungen werden nach und ‚nach lebhafter und kräftiger. Durch eine abermalige Entziehung der Luft wer- den die Pulsationen des Herzens wieder herabgestimmt und aufgehoben. Eine andere Frage von physiologischem Interesse ist, wie sich die Bewegungen des Herzens in verdichteter Luft verhalten? Zur Beantwortung dieser Frage hat nur Fon- tana i) Versuche angestellt. Er fand, dass Muskeln bei an- haltender Zusammendrückung ihre Reizbarkeit verlieren. Da er das Herz verschiedener Thiere, besonders kaltblütiger, unter den Recipienten der Luftpumpe brachte und die Luft verdichtete, so sollen seine Pulsationen seltener geworden sein, und zwar um so mehr, je mehr die Luft comprimirt wurde, bei einem hohen Grade der Verdichtung sollen sie selbst ganz aufgehört haben. Beim Herausnehmen der Herzen aus dem Recipienten reizte er sie mit einer Nadel, und da- bei will er bemerkt haben, dass sie sich gar nicht oder nur schwach zusammenzogen, Er behauptete daher, das Herz verliere in verdichteter Luft seine Reizbarkeit, oder diese werde dadurch doch sehr herabgestimmt. Meine öfters wiederholten Versuche haben ein anderes Resultat geliefert. Ich will nur einen Versuch anführen. Das ausgeschnittene Herz eines lebhaften Frosches zeigte in der Minute 50 Pulsationen. Da ich es unter dem Recipien- ten der Luftpumpe an einen feinen Faden aufhing und die Luft verdichtete, so wurden seine Bewegungen sogleich schneller und stärker. Nach 20 Kolbenstössen zählte ich 62 Pulse in der Minute. Da die Luft bis zum Druck von drei Atmosphären verdichtet worden war, selzle das Herz mit gleicher Lebhaftigkeit seine rhythmischen Bewegungen fort, Ich liess das Herz 20 Minuten lang unter dem Reci- pienten und es bewegte sich lebhafter, als in nicht verdich- teler Luft, Da ich es herausnalım, dauerten seine Pulsatio- 1) a. 0.5.54. 8. 4. Müller's Archiv, 1847, 32 498 nen noch über eine Stunde lang fort, nur beivegte es sich nicht mehr so schnell. Diesen Versuch habe ich mehrmals mit demselben Erfolg wiederholt. Die Beschleunigung der Bewegungen des Herzens in verdichteter Luft ist theils die Folge einer stärkeren Reizung, welche das Herz durch die comprimirte Luft erleidet, theils aber die Folge einer Erhöhung seiner Reizbarkeit dureh den grösseren Gehalt an Oxygen in verdichteter Luft. Bei Gelegenheit der Anstellung obiger Experimente habe ich auch die überraschenden Versuche der Gebrüder Eduard und Ernst Heinrich Weber mit dem magneto - elektri- schen Rotations- Apparat wiederholt. Ich bediente mich ei- nes vorirefflichen Apparates von Stöhrer. Im Wesentli- chen fand ich die Versuche richtig, jedoch bemerkte ich nicht, dass durch Anwendung der Drähte auf die Vierhügel das Herz zum Stillstand gebracht wird, wohl aber durch Anlegung an das verlängerte Mark und kleine Hirn und an die Neryi vagi. Bemerkungen über die Schädelform der Iberier, nebst anderen über den Schädel eines Sandwich - Insulaners und über die Schädel der sogenannten Flach- kopf - Indianer. Von Anpn. Retzıus. Aus dem Schwedischen von Fr. CREpLin. (8. Öfversigt af Kongl, Vetenskaps- Akademiens Förhandlingar, 1847, N. 1. p. 27 1.) Herr Eugene Robert in Paris sandte mir güligst im Jahre 1846, nebst den Berichten über die Ausgrabungen, welche er mit dem Herrn Serres im Herbste 1845 zu Meudon bei Versailles vorgenommen halle, eimen Schädel aus Marly in derselben Gegend und von derselben Art, als andere, bei Meudon gefundene, von denen sogleich die Rede sein wird. Beim Schlosse Meudon nämlich fand sich ein schlechter, wnebener, fast unbefahrbarer Weg, in dessen Oberfläche sich 32* 500 Ecken von flachen Steinstücken, ferner Knochenröhren von Thieren und Menschen, und auch Stücke von Schädeln zeig- ten. Im Sommer und Herbste des Jahres 1845 wurde ein Umbau dieses Weges vorgenommen. Da man während der Arbeit auf mehrere merkwürdige Funde gestossen war und diese die Aufmerksamkeit des Hrn. Robert auf sich gezogen hatten, so begab er sich, in Begleitung des Hrn. Serres und Mehrerer, nach der Stelle hin und verzeichnete und un- tersuchte das beim Graben Vorgefundene. Man traf bei dem- selben Knochen an von etyra 200 Menschen-Individuen ver- schiedenen Geschlechts und jedes Alters, von Fötus im 6ten oder 7ten Monat an, ferner eine Anzahl grosser Steinstücke, welche, wie man meinte, auf anderen Steinen als Pfeiler geruht haben mochten, ein Steinstück, welches eine runde Aushöhlung, eine Rinne und einige durchgehende Löcher be- sass, und als einem cellischen Opferaltar angehörig gewesen betrachtet wurde, mehrere Thonurnen, eine Menge steiner- ner Geräthschaften, bestehend aus Beilen, Spiessen und Lan- zenspitzen, Armbänder von Stein, mehrere Gegenstände aus Knochen, durchbohrte Dachszähne, welche einer Halskette angehört zu haben schienen, eine Hirschhornspitze, die, wie man meinte, als Haarschmuck gebraucht worden war, ein kleines Bronzestückchen, wahrscheinlich als Münze benutzt, endlich Dachziegel, von denen man vermuthete, dass sie aus einer spätern (römischen) Periode herrührten. Die Menschen- schädel gehörten zwei verschiedenen Racen an, welche beide für celtische gehalten wurden, Hr. Serres nennt die eine „type Kymri,“ die andere „type Gall.“ Die erstere kam näher an der Oberfläche vor, die andere, mit dickeren, grau -schieferfarbenen Schädelknochen, tiefer unter der er- stern. Ueber die verschiedene Form dieser, beiden Arten von Schädeln kommt im Berichte nichts vor. Der von Hrn. Robert hierher gesendete Schädel ist klein, rund, und seine Wände sind nur von gewöhnlicher 504 Dicke. Dass er von derselben Beschaffenheit ist, wie einer der beiderlei bei Meudon gefundenen, schliesse ich aus seinem Briefe an mich, in welchem es heisst: ‚‚Celui-ci vient de Marly le Roi oü je l’ai recueilli tout recemment dans un monument identique avec celui de Meudon.“ Im Profile sieht er so aus, wie ihn die hier mitgetheilte Figur zeigt. Die Hirnschale, von oben angesehen, zeigt einen kurz keilförmigen, eirunden Umriss (forma eunealo-ovata), dessen Länge nur um ungefähr + die ‚grösste Breite übertrifft. Die Stirn ist schön gewölbt, ihr Vordertheil steigt beinahe loth- recht hinab und trägt die kleinen Slirnhöcker nahe bei ein- ander; die hinteren Schläfengegenden zwischen. den Schei- telhöckern und den Zitzenfortsätzen sind ansehnlich gewölbt; die Scheitelhöcker gerundet, ziemlich hoch gestellt; die Schei- tel ist etwas, doch nicht bedeutend, gewölbt. Die Spitze der Lambdanaht ist hoch gestellt; die Hinterhauptsebene der Scheitelbeine ziemlich steil abschüssig, das Hinterhaupt ge- rundet. Die Zitzenfortsätze sind miltelmässig, die Ohröfl- nungen von oben nach unten oval, die vorderen Schläfenge- genden flach, die Gelenkfortsätze des Hinterhauptsbeins her- vorstehend. Die Augenbraunenhöcker sind miltelmässig, 502 die‘ Glabella ist stark gewölbt und etwas über die Na- senwurzel vorragend. Die Jochfortsätze, welche abgebro- chen waren, scheinen, so wie die übrigen Antlitzknochen, von. zierlicher Bildung, gewesen zu sein; der Unterkiefer ist niedrig. Die Ausmessungen des Marly-Schädels werden hier neben den entsprechenden Ausmessungen eines vorwelllichen Schädels aus einem alten Familien- Grabhügel bei Stege auf Möen verzeichnet, von welchem im Jahre 1838 ein vortrefllicher Gipsabguss durch Hın. Eschricht gütigst mitgetheilt worden ist. Schädel v.Marly. Schädel v. Stege. Länge . . . RK va. 0,105 0,168 Breite der Stirn ee,» SENLUOG 0,095 - des Hinterhaupts. . . . 0,144 0,140 U EN 0,494 Hohes? Semrr.. 0.9. 00.195 0,136 Mastoidalbreite . . . 0,122 0,121 Höhe des aufsteigenden Kr, du Unterkiefers . . 0,056 - = liegenden Astes aan 0,030 Die Uebereinstimmung zwischen diesen beiden Schädeln ist auffallend. ‘Beide sind ungewöhnlich klein, von rundlicher Form und zierlicher Bildung. Der in Rede stehende Schädel stimmt nicht allein mit den von Hın, Eschricht im Danskt Folkeblad (v. 15. Sept. 1837) und von Hrn. Nilsson in Skan- dinaviens Urinvänare (Cap. 2.) beschriebenen, beiden von Stege, überein, sondern auch mit der Abbildung eines vor- weltlichen, irländischen Schädels in Wilde’s Ethnology of ancient Irish, ausgegraben bei Dublin und vermuthlich ver- wandt mit zwei Schädeln im Museum der irländischen Aka- 303 demie in Dublin, ausgegraben im Phönixpark (Dublin), welche Prichard erwähnt und als eine turanische, d. i. eine bra- chycephalische Form bezeichnet. Ueber die von Eschricht beschriebenen kleinen, rund- lichen Schädel von Stege äussert Wilde: „Ihe description of the head from whieh this was taken, has many analo- gies with the globular-headed Irish, found in the ancient remains in our own country.“ Die bei Meudon und Marly gefundenen Schädel werden für die von Celten gehalten, und aus dem Umstande, dass der hier beschriebene klein und von miltelmässig dicken Wänden ist, nehme ich zu der Vermuthung Anlass, dass Herr Serres nach dieser Form den „type Kymri* be- nannt habe. Herr Nilsson hat an oben berührter Stelle gezeigt, dass der Name Celten mehreren verschiedenen Völkerstämmen beigelegt worden sei, dass man mit Sicherheit Celtenschädel von lang-ovaler Form kenne, welche in alten Gräbern, mei- stens mit Bronzewaffen und metallenen Schmucksachen zu- sanımen, angetroffen werden, wie auch, dass die kleinen Schädel von der runden Form aus einer ältern Zeit seien und in Gesellschaft von Stein- und Knochengeräthschaften vorkommen. Während meines Aufenthalts in Frankreich und England im vergangenen Jahre halte ich Gelegenheit, einige Kenntniss von den Formen zu nehmen, welehe die Schädel der dorti- gen Einwohner besitzen. Ich fand die folgenden drei For- men beiden Ländern gemeinschaftlich, aber in ungleichen Verhältnissen vorkommend. 1) Die runde Form, welehe ihre Heimath im südlichen Frankreich und an einigen Stellen in Schottland und Irland hat, Ich halte dafür, dass diese von den vormaligen Ibe- riern herstamme, 2) Eine lange, ovale Form, die wahre Celtische. 504 3) Eine kürzere ovale Form, mit gewölbteren Seiten, welches die Normännische, nahe verwandt mit der Ger- manischen, ist. Nimmt man mit Prichard, nach Citaten aus Strabo, Appianus, Diodorus, Lucanus und Silius Italicus u. M., an, dass Iberier und Celten in Spanien und Frank- reich, nach langwierigen Kämpfen, Frieden geschlossen und Uebereinkunft getroffen haben, dieselben Länder zu bewoh- nen, wobei die stärkeren Celten die herrschenden geblieben und die mit ihnen verschmolzenen Iberier den Namen Celt- Iberier bekommen haben, so lässt es sich erklären, woher beide unter dem allgemeinen Namen der Herrschenden, Cel- ten, begriffen worden sind. In Uebereinstimmung mit dieser Ansicht glaube ich den hier vorgelegten Schädel von Marly für einen von celt-iberischem oder iberischem Stamme hal- ten zu müssen. — „Rask soll die ältesten Bewohner des westlichen und südlichen Europa’s als der Euscarischen Race angehörig gewesen betrachten, von welcher die Iberier ab- stammen, und er hat geglaubt, Spuren der euscarischen Sprache sowohl unter den Basken in Frankreich und Spa- nien, als unter den finnischen, lappischen und dänischen Volksstämmen entdeeken zu können.“ Ich habe diese Stelle aus Wilde’s oben eitirter Schrift entnommen, da ich Rask’s Werk nicht zur Hand hatte, um auf dieselbe Ansicht hinzu- deuten, welche Nilsson schon (a. a. ©. S. 12.) geäussert hat, nämlich von der Wahrscheinlichkeit einer vormaligen Stammverwandtschaft zwischen den ältesten Bewohnern des südlichen, westlichen und nördlichen Europa’s. Als Herr Capitain Waerngren im Sommer 1843 von einer Reise nach dem Südmeere zurückkam, brachte er den ersten hier gesehenen Schädel eines Australiers von Port 505 Adelaide in Neu-Holland mit. Kürzlich von einer Reise um die Erde zurückgekehrt, hat er wiederum unsere Samm- lungen bedacht, und zwar das naturgeschichtliche Reichs- museum mit kostbaren Naturerzeugnissen, das Carolini- sche Institut mit einem Schädel von den Sandwich - Inseln und zwei Schädelu aus Oregon in Nordamerika, Sie zei- gen folgende Charaktere: Schädel vom Sandwich - Insulaner. Dieser Schädel zeichnet sich durch ungewöhnliche Höhe, Grösse, starken und dichten Knochenbau, bedeutende Weite zwischen den grossen, hochliegenden Scheitelhöckern, schmale Basis, besonders über den Zitzenfortsätzen, abschüssiges Hin- terhaupt, hohe Stirn, wenig hervorstehende Augenbraunen- und Jochbogen, grosse Augenhöhlen, etwas abgeplattete, kleine Nasenknochen, grosse Nasenöffnung und niedrige Al- veolarfortsätze mit nicht unbedeutend nach vorn gerichteten Alveolen aus. — Von oben angesehen, zeigl er eine nach hinten breite Keilform; die Schläfen sind flach und so gegen einander convergirend, dass ihre Ebenen, nach vorn nusgezo- gen, sich 32 Centimeler vor dem Angesichle unler einem Winkel von 32° treffen würden. Von hinten angesehen, zeigt er ein holies Viereck, dessen obere Seite, welche zwi- 506 schen den Seheitelhöckern liegt, grösser, und dessen untere Seite, zwischen den Zitzenfortsätzen liegend, kleiner, als die obere, ist, Die obere Seite ist etwas gewölbt, die Oberflä- chen zwischen den Scheitelhöckern und den hinteren Schlä- fengegenden sind gerade. Die lothrechten, von den Scheitel- höckern gegen die Basis gezogenen Linien treffen deren Ebene über einen Zoll hinter den Zitzenfortsätzen, Nichtsdesto ywve- niger ist das Hinterhaupt von den Seiten nach unten zusam- mengedrückt, mit einem niedrig liegenden kleinen Hinter- hauptshöcker, welcher mit der Vereinigung der bogenförmi- gen Hinterhauptslinien (der Stelle für die Protuberantia oc- eipitalis, welche hier fehlt und durch eine kleine Grube er- setzt wird) zusammengefallen ist. Die Ebenen für das kleine Gehirn sind klein, sehr nach oben stehend und durch eine Grube wohl getrennt. Das Rückenmarksloch ungewöhnlich lang, oval, die Gelenkfortsätze klein, das Gaumengewölbe schmal, lang, tief, nach vorn ausgeplattet, die Choanen klein, das Pflugscharbein sehr nach vorn gerichtet, Der Unter- kiefer fehlte, Maasse, Länge = 0,187, Stirnbreite 0,094, Hinterhauptsbreite 0,148, Umkreis 0,519, Höhe 0,151, Mastoidalbreite 0,124, Länge des Rückenmarksloches 0,039, Breite 0,032, Jochbo- genbreite 0,135, Augenhöhlenhöhe 0,072, Breite 0,038, Ober- kieferhöhe von der Nasenwurzel an 0,072. Verglichen mit einem Neuseeländer- Schädel, zeigt dieser Schädel viel Uebereinstimmung mit demselben, unterscheidet sich aber von ihm vorzüglich durch die erwähnte Compres- sion im untern Theile des Hinterhaupts. Das Hinterhaupt bei dem Neuseeländer ist fast: ganz flach und mehr nach vorn abschüssig, als lothrecht. Obgleich dieser Typus wegen seiner bedeutenden Länge, verglichen mit dem schmalen Intermastoidalabstande, beim P.: 507 ersten Anblick Unschlüssigkeit erweckt, zu welcher Klasse man ihn bringen solle, so sprechen doch die grossen Schei- telhöcker und die viereckige Hinterhauptsgegend u. s. w. für seinen Platz unter den Brachycephalen. Bei meinem Auf- enthalte in London sah ich eine grosse Anzahl Polynesier- Schädel von derselben Form. Ich war anfangs elwas zwei- felhaft über deren rechten Platz, bin jetzt aber versichert, dass sie eins der äussersten Glieder in der brachycepha- lisch -prognathischen Klasse ausmachen und einen Uebergang von dieser zur dolichocephalischen bilden. Dieffenbach (Travels in New Zealand) rechnet die Sandwich - Insulaner zu den „.true Polynesians,‘“ die er für eine Varietät oder Unterabtheilung der Malaien hält, welches mit der Schädel- form übereinstimmt. Schädel von Flachkopf- (,Flathead-*) Indianern von Oregon. Der eine ist, der Aufschrift nach, von einem Chinouk, der andere hat nur die Aufschrift „Oregon.“ Der letztere, von welchem hier eine Profilzeichnung von % der Grösse mitgelheilt wird, ist von einem sechsjährigen Kinde, ver- | mulhlich einem Knaben, und in so hohem Grade platt gedrückt, dass er dadurch einen ausgezeichneten Werth | besitzt. Es ist eine bekannte Sache, dass, gleichwie unsere Da- men den Brustkasten durch Schnürleiber zusammenpressen, 508 und die vornehmen Chinesinnen durch enges Schuhzeug im höchsten Grade die Füsse verunstalten, es unter mehreren amerikanischen Völkern gebräuchlich ist, durch künstliche Mittel die natürliche Form des Sehädels zu verändern. Einige (die Caraiben) drücken die Stirn nieder, andere (die Natches) drücken das Hinterhaupt platt, noch andere (die Chinouk, Klickakil, Clatsap, Klatstoni, Cowalisk, Kathla- mel, Killemock und Chelaki am Columbiaflusse, ferner die Kliekatat, Kalapoyah und Multnomah am Wallamuthflusse) pressen die Scheitelebene nieder und werden deshalb von den Angloamerikanern „Flatheads“ genannt. Alle diese Stämme reden, nach Irving, dieselbe, nämlich die Che- nouk- Sprache. Sie machen vermuthlieh gemeinschaftlich eine grössere Gruppe aus, welche zu den Gentes brachyce- phalae prognathae gehört, Durch mehrere Reisende, welche in neueren Zeiten das Oregonland besucht haben, nämlich Lewis und Clark, ferner Irving, besonders aber durch Townsend ist die Geschichte und Haushaltung dieser Indianer genauer be- kannt geworden. Das die Schädelformen Betreffende findet man in Morton’s vortreffllichem Werke, ,‚Crania ameri- cana,“ p. 202 sq., zusammengestellt. Das Plattdrücken des Kopfes geschieht im zarten Kin- desalter bei verschiedenen Stämmen auf verschiedene Weise, Die Wallamuth-Indianer legen das Kind kurz nach der Ge- burt auf ein Brett, an dessen Rändern Hanfschnüre oder Lederriemen befestigt sind, mit denen 'es festgebunden wird. Am einen Ende des Bretts ist ein Loch für das Hinterhaupt, und neben diesem: ist ein Stück Brett mittelst Riemen be- festigt, welches auf die Scheitel und die Stirn drückt, Der Druck wird wunausgesetzt durch Stränge bewerkstelligt, welche durch Löcher in den Rändern des Apparates gezo- gen und gleichmässig angespannt gehalten werden. Die Chenouken und Andere, welche der Meeresküste näher 509 wohnen, bedienen sich zu dieser Operation eines ausge- höhlten Baumstammes in der Form einer kleinen Wiege von 8 bis 9 Zoll Tiefe. In dieser wird das Kind auf kleine Grasmatten gelegt und mit laufenden Schnüren fest- gebunden, Ueber die Scheitel geht ein dicker, aus Gras zusammengeflochtener Querriegel, welcher, an der rechten Seite der Wiege befestigt, durch eine Oese an der linken angezogen wird und den Druck bewerkstelligt. In dieser Lage muss das Kind mehrere Monate laug verweilen, ohne von der Stelle gerückt zu werden, bis die Nähte verwach- sen sind und die Hirnschale Stärke und Festigkeit erlangt hat. Selten oder ‚nie wird es aus dem Apparat herausge- nommen, wenn nicht Krankheit eintritt. Diese Zurichtung des Kopfes wird in grossem Ansehen gehalten und darf nicht an den Kindern der Sklaven aus- geübt werden. Der kleine Patient soll in jener Lage. ein gräuliches Schauspiel darbieen. Ross-Cox sagt: „Seine kleinen schwarzen Augen stehen aus ihren. Höhlen her- vorgetrieben. wie bei ‚einer kleinen Ratte, deren Kopf in der Klemme einer Falle steckt.“ Durch den Druck auf die Scheitel und die Lage in der Wiege wird das Ange- sieht vorgetrieben und verbreitert, der Gesichtswinkel ver- kleinert und die Breite zwischen den Scheitelhöckern be- deutend. vermehrt. . Morton fügt jedoch hinzu, „dass der innere Raum des Kopfes nicht: vermindert werde, wie auch, dass die in- telleetuellen Fähigkeiten nicht im mindesten leiden.‘ Im Gegentheile giebt man an, dass diese Indianer wissbegie- tig, geschwälzig und mit gutem Verstande ausgerüstet seien, dem es nicht an Scharfsinne mangele, so wie sie auch ein gutes Gedächtniss besitzen. Sie lieben festliche Vergnügungen und sind im. Allgemeinen von guter Ge- müthsart, ‚aber niemals munter. Im Handel schlagen sie - allemal das erste Angebot ab, wenn es auch noch so hoch 510 ist, und verschleudern nachher die Waare um den zehnten Theil. In dieser Hinsicht sind sie den übrigen Stämmen in Amerika unähnlich, welche entgegengesetzter Weise oft ganz gedankenlos das Beste, was sie haben, für ein m- bedeutendes Ding, welches ihrem Geschmacke zusagt, weg- geben. Townsend äussert über sie in seinem Journey to the Columbia River, p. 175. (Morton, a.a. O.): ,„J have never seen (wilh a single exception, ihe Kayouse) a race of people who appeared more shrewd and intelligent. “ Morton meldet, er habe im Jahre 1839 in Philadelphia einen Besuch von einem jungen ächten Chenouk, 20 Jahre alt, mit einem vorzüglich abgeplatteten Kopfe, gehabt. Derselbe war drei Jahre hindurch in Unterricht bei einem Missionar gewesen, hatte sich besonders Fertigkeit in der englischen Sprache erworben und sprach sie grammatika- lisch richtig und mit gutem Accente. M, fügt noch über ihn hinzu, „er habe mehr Scharfsinn zu besitzen geschienen, als irgend ein ihm sonst bekannter Indianer, sei mittheilend und freundlich gewesen und habe sich gut zu benehmen gewusst, obgleich seine Hirnschale völlig so verunstaltet ge- wesen, wie irgend eine der missgeformtesten in seiner gros- sen Sammlung von Indianerschädeln.“ Eine andere Merkwürdigkeit ist die, dass, obgleich die in Rede stehende Verunstaltung wahrscheinlich seit undenkli- chen Zeiten ausgeübt worden ist, sie dennoch keinen erblichen Einfluss auf die natürliche nationelle Form gehabt hat. So führt Townsend an, dass er sowohl Chinouken, als auch Chickitaten, mit runden, regelrecht gestalteten Köpfen an- getroffen habe, welche in Folge von Krankheit dem Nie- derdrückungsprozess in ihrer Kindheit entgangen wären. Wie schon erwähnt ward, ist das künstliche Formen des Kopfes den Sklaven nicht gestattet; so kann auch eine Per- son von höherer Geburt niemals Einfluss oder Ansehen ge- ‘ 5141 winnen, wenn ihr nicht in der Kindheit der Kopf abge- plattet worden ist, sondern wird nicht selten zufolge dieses Mangels als Sklave verkauft. Die beiden in Rede stehenden Flachkopfschädel sind klein und von leichtem, dünnem Knochenbau, mit be- sonders hervorstehendem Kinn und spitzigem Gesichtswin- kel, wie auch grossen, nach hinten vorspringenden Schei- telhöckern. Gedruckt bei Julius Sittenfeld in Berlin. Hüller's Archiv BAT. Hiiller's Arch | 6. Ouinanıl se Tafı IT. Hiller's Archiv 1847, Miller's Archiv 1847. MEN nn Fr RER, Fe pin An ae I ” Er EEE Tr de: ZI ERREETEREREN: FEB — nd FE r u; a N an er ” N Be I #E; Baer Lu Hüller's Archiv ER 32 6 a 3 5 ® > ! N ;: | ” ” >> v ® =) | > I8 > ge >. : MR REN! 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