Lee 2 wen ne as kr VISIT — RARIES SMITHSONIAN Ni „IB INSTITUTION NOILNLILSNI NVINOSHLINS SMITHSONIAN SMITHSONIAN RIES NOILNLILSNI NOILNLILSNI _NVINOSHLINS SMITHSONIAN SI NVGS TTR INSTITUTION -IBRARIES NVINOSHLINS NOLLNLILSNI _ NYINOSHLINS * ARIES SMITHSONIAN NOILNLILSNI LIBRARIES SMITHSONIAN S3ISVYNYg11 LIBR INSTITUTION NOILNLILSNI NVINOSHLIN SMITHSONIAN SMITHSONIAN 25 NVINOSHLIWS S3 18 VAS IA Li NVINOSHLIWS * INSTITUTION s3l4VY4911 INSTITUTION s3luvygll INSTITUTION NOILNLILSNI INSTITUTION NOILNLILSN PM NG INSTITUTION NOILNLILSNI INSTITUTION s31uUVygalT_LIBR SMITHSONIAN S314VY4917 LIBRARIES NVINOSHLIWNS NOILNLILSNI INSTITUTION S S3l4UV4YalT_LIBR SMITHSONIAN ES NC NVINOSHLINS 841 NY I 18 INSTITUTION SMITHSONIAN ARIES INST N N IN Tun TS | NVINOSHLINS 84188811 1 NOILNLILSNI_NVINOSHLINS S3 KU D. 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Reichsbund für Vogelkunde und Vogelſchutz⸗ und Mitredakteur der 25 NA „Mitteilungen über die Vogelwelt“. \ \ 3 5 j 1 ’ 2830 f nv Ur 12, 2 nl a u — | Wien 1905. N F des Verfaſſers, e III. an 16. ML des Re, ; marieuvogels. | — — * * Schilderung Bon a 8 = N 3 2 ; 3 * N 2 {4 $ Fe Dr. Eurt floericke, FB ſſiſtenten am Nowack⸗Inſtitute zu Wien, 1. Bundesleiter⸗Stellvertreter , m „De. Reichsbund für Vogelkunde und Vogelſchutz“ und Mitredakteur der 8 „Mitteilungen über die Vogelwelt“. ER . a — 4 2 fi 3 8 | 2918 ’ a 4 * Er x > * nal M — ae Em * E 1 BR: ee 37 1 7 NETZ Wien 1905. 2 ER 2. % 5 Preis 5 Kronen. Er 2 Selbſtverlag des Verfaſſers, Wien, III. Hörnesgaſſe 16. Rent von Karl Fiſcher (vorm. Ferd. Ullrich & Sohn), IV. Hauptſtraße 54. 3 8 i FRIEDLÄNDER & sam | N - 1 Buchhandlung 9 * Ur 2 Seinem lieben Bruder dem Kaufmann Karl Flvericke in Breslau in herzlicher Dankbarkeit gewidmet vom Perfaller. 71 W ee 3 Sonderabdrurk aus den „Mitteilungen des Dfferreichilchen 15 Neichsbundes für Pogelkunde und Pogelfhuß in Wien“, a III. Jahr gang, 1903. Rus der Heimat des Rauarienvogels. Bon Dr. Curt Flvericke. IRRE 4 0 kitten im Weltmeere, weſtlich von Afrika, von der glutdurch— 7 L zitterten großen Sandwüſte der Sahara, liegt ein Sieben— s geſtirn poetiſch ſchöner Eilande, das, den Alten nur aus dunklen Sagen andeutungsweiſe bekannt, von jeher als die „Inſeln der Glückſeligen“ benannt wurde. Und in der Tat verdienen dieſe in weltvergeſſener Einſamkeit unter einem glücklichen Himmels— ſtriche mitten im endloſen Ozean gelegenen Inſeln dieſe Be— zeichnung ſelbſt in den nüchternen Tagen der Jetztzeit in mehr als einer Beziehung; mit landſchaftlichen Reizen von prächtiger Romantik überreich geſegnet, umſpült vom warmen Golfſtrom, umfächelt von angenehm kühlenden Seebriſen, prangend in einer Blumen⸗ und Pflanzenpracht von ungeahnter Formen- und Farbenfülle, von einer Fruchtbarkeit ſondergleichen, ſich eines herrlichen, ewig gleichen Frühlingsklimas erfreuend, deſſen düfte— geſchwängerte, prickelnde Luft die Bruſt des Nordländers gierig einſaugt wie Champagnerſchaum, die Vorteile aller Höhenlagen in ſich vereinigend vom ſchneebedeckten Gipfel des majeſtätiſchen Pico de Teyde an bis zu den von donnernder Brandung umſchäumten zackigen Lavafelſen der Uferzone herab, bewohnt von einer zwar artenarmen, aber um ſo lieblicheren und eigen— artigeren Vogelwelt, bevölkert von herzensguten, braven, gemüts— tiefen Menſchen, vereinigen ſie in der Tat genug der unwider— ſtehlichſten Reize, um auch den blaſierteſten Weltenbummler wie mit Zauberfeſſeln an ſich zu ketten. Und doch ſind die Kanaren in Europa verhältnismäßig nur wenig bekannt, jedenfalls bei weitem nicht nach Gebühr gewürdigt; beſſer als die weltentrückten Inſeln ſelbſt kennt man aber bei uns einen ihrer gefiederten 1 BB Bewohner, den Kanarienvogel, der als fortgezüchteter gold⸗ gelber Sänger längſt ſich die ganze ziviliſierte Welt erobert 2 9 hat und in Hütte wie Palaſt in gleicher Weiſe zuhauſe it, während ſein beſcheidener Stammvater als unſcheinbarer grau⸗ grüner Wildling in den Orangengärten, Mandelhainen, Kaſtanien⸗ und Lorbeerwäldern der Kanariſchen Inſeln lebt, wo er in das dichte Aſtgewirr der dortigen Erika ſein zierliems, fein ſäuberlich mit weißer Pflanzenwolle ausgepolſtertes Neſtchen baut, das von dem duftigen, roſenroten Blütenflor des knorrigen Strauches überdeckt und verborgen wird. Da ich Gelegenheit hatte, 9 Monate auf den Kanariſchen Inſeln zuzubringen und insbeſondere die beiden Hauptinſeln Gran Canaria und Teneriffa eingehend zu duchrforſchen, ſo will ich verſuchen, im Rahmen dieſer Zeitſchrift ein ausführ⸗ liches Bild der dortigen Vogelwelt den verehrten Leſern und ſchönen Leſerinnen zu entwerfen. Wenn man aber die Ornis eines Landes richtig auffaſſen, ihre äſthetiſche und wirtſchaft— liche Bedeutung verſtehen und richtig beurteilen will, ſo iſt es zunächſt nötig, ſich mit dem Lande ſelbſt einigermaßen vertraut zu machen, deſſen Charakter und Eigenheiten, geologiſche Bildung und Pflanzenwelt wenigſtens in allgemeinen Umriſſen kennen zu lernen. Die Kanaren ſind bekanntlich vulkaniſchen Urſprungs und beſtehen aus ſieben größeren Inſeln nebſt einer Anzahl nackter, nur von Seevögeln bewohnter Felſeneilande, die gewiſſermaßen als eine Fortſetzung des marokkaniſchen Atlas anzuſehen ſind und dicht nördlich vom Wendekreiſe des Krebſes liegen, alſo zwar noch der gemäßigten Zone angehören, aber hart an die Tropen angrenzen, um die Vorteile beider in ſich zu vereinigen, ihre Nachteile aber faſt gänzlich auszuſchließen. Ihrem land» ſchaftlichen Charakter wie auch ihren ſonſtigen Eigenheiten nach zerfallen dieſe Inſeln in drei ziemlich ſcharf geſonderte Gruppen, nämlich 1. in die öſtliche, mit den beiden langgeſtreckten Inſeln Fuertaventura und Lanzarote, die noch ganz den Charakter der libyſchen Wüſte tragen, ein mehr kontinentales Klima haben, Sandboden beſitzen, unter Waſſermangel und Hitze leiden, ſpärlich bewohnt find und eine Tierwelt aufweisen, die von der- jenigen der Wüſte nur wenig verſchieden iſt; 2. in die mittlere Gruppe mit den beiden großen Inſeln Gran Canaria und Teneriffa, beide urſprünglich dicht bewaldet, jetzt infolge der Cochenille-Zucht ſtark abgeholzt, dicht bevölkert, intenſiv cultiviert, mit fruchtbarem Lavaboden und herrlichem ozeaniſchen Klima und 3. in die öſtliche Gruppe der kleineren, zirkusrunden Inſeln Gomera, Palma und Hierro, die den vulkaniſchen Charakter noch am deutlichſten zur Schau tragen, noch am wenigſten von der Kultur beleckt und demzufolge auch faſt noch gänzlich mit le . herrlichen Urwäldern bedeckt ſind, deren Ausdünſtungen der Atmoſphäre ſchon etwas entſchieden Tropiſches geben. Es wird von vornherein einleuchtend erſcheinen, daß bei dieſen durch— greifenden Unterſchieden zwiſchen Sand-, Kultur- und Wald- inſeln auch ihre Vogelwelt eine recht verſchiedenartige ſein muß und demgemäß jede Inſel wieder ihre eigenen gefiederten Be— wohner aufzuweiſen hat. Selbſt zwiſchen Gran Canaria und Teneriffa oder zwiſchen Gomera und Palma beſtehen in dieſer Beziehung ganz bedeutende Unterſchiede, deren Urſachen darzutun ſelbſt der eifrigen Forſchung noch nicht überall ge— lungen iſt. Aus der am Schluſſe dieſer anſpruchloſen Arbeit beigegebenen Tabelle werden übrigens dieſe eigentümlichen und jedenfalls hochintereſſanten Verhältniſſe und Beziehungen beſſer erhellen, als es in der Einleitung mit Hilfe langatmiger Dar— ſtellungen geſchehen könnte. Bei der nun folgenden landſchaft— lichen Schilderung wollen wir uns die Inſel Teneriffa als die twypiſchſte und bekannteſte zum Muſter nehmen. Sit fie doch auch darin den anderen Eilanden des Archipels voraus, daß aus ihrer Mitte ſtolz aufſteigt jener gewaltige, ſagenumwobene, ſteil zuckerhutförmige Berg, der halberloſchene Pico de Teyde, deſſen ſchneegekröntes Haupt jeden Morgen aus einem kreis— runden Wolkengürtel ſpitz hinaufſtrebt in das endloſe Ather— blau des ſüdlichen Himmels, eine überall faſt geiſterhaft über— raſchende, weithin ſichtbare Marke für den irrenden Seefahrer, während am Abend ſein rieſenhafter, purpurn-violetter Schatten geſpenſtiſch hinaus ſich dehnt über die dunkle, ſchaumgekrönte Salzflut. Und eben der Umſtand, daß die Inſel in dem Pico ein Hochgebirge beſitzt, macht es möglich, daß wir von der tropiſchen Uferzone an bis zu deſſen ganz alpinen Charakter tragendem Kamm ſozuſagen alle Klimate und Zonen der Erde auf kurzem Raume vereinigt finden, und daß daher Tier- und Pflanzenwelt auch in vertikaler Hinſicht in eine Reihe ganz verſchiedenartiger Zonen zerfallen. Das geflügelte Wort „Vom tropiſchen Tiefland zum ewigen Schnee“ iſt hier zur poeſiever— klärten Wahrheit geworden. — Man wolle mir nunmehr geſtat— ten, dieſe einzelnen Zonen ihrem landſchaftlichen Charakter und ihrer Pflanzenwelt nach etwas eingehender zu ſchildern, da ich das zum beſſeren Verſtändnis der ſpäter folgenden Darſtellung der Vogelwelt für unumgänglich notwendig erachte. Wenm man ſich zu Schiff der Inſel Teneriffa nähert, 2 jo ſieht man ſchon auf viele Meilen hin den Gipfel des Pic ganz unvermittelt gleichſam zwiſchen Wolken emporſchweben. Beim Näherkommen aber verſchwindet dieſer zauberhafte An— blick des majeſtätiſchen Berges wieder, da er dann dem Auge durch das vorgelagerte Mittelgebirge entzogen wird. Dasſelbe ſtürzt in ſchroffen, ſteilen, wild zerſägten und zerriſſenen Lava— 1 53 klippen zur See ab, fo daß man gleich beim Einlaufen in- den Hafen von St. Cruz ein überaus reizvolles und romantiſches Bild vor ſich hat. Eine große Zerriſſenheit des Terrains, wie es die vulkaniſche Entſtehung des Landes mit ſich gebracht hat, iſt überhaupt für die Kanaren in hohem Grade charak- teriſtiſch. Während eigentliche Flüſſe denſelben faſt völlig fehlen, werden dieſelben erſetzt durch die ſogenannten Barrancos, d. h. tief eingeſägte, ſchmale und außerordentlich ſteilwandige Schluchten, die im Sommer nur wenig oder gar kein Waſſer führen, im Winter dagegen zu reißenden und bösartigen Strömen anſchwellen. Gerade dieſe Barrancos, deren Überſchreitung oft einen gewandten Kletterer erfordert, ſtets ſehr anſtrengend und ermüdend, bisweilen auch nicht ungefährlich iſt, ſind landſchaftlich von außerordentlichem Reize, zumal ihre Wände gewöhnlich von einem unendlich üppigen Gewirr ſchönblütiger Kletterpflanzen überſponnen ſind, was einen förmlich treibhaus⸗ oder wintergartenartigen Eindruck hervorruft. Da ſie zu jeder Tages- und Jahreszeit Schatten und Kühlung ſpenden, gewöhnlich auch Tränkplätze bergen, ſo ſtellen ſie auch für die Vogelwelt bevorzugte Zufluchts- und Aufenthaltsplätze dar, und namentlich zwiſchen den mannigfachen Schlingpflanzen huſcht und wiſpert es ſtets von kleinen, lieblichen Vöglein. Über die allgemeine geologiſche Beſchaffenheit der Inſel ſagt König: „Teneriffa, wie wir ſie deutſch nennen wollen, ſpaniſch Tenerife, iſt die größte der Kanaren mit 2023 n oder 36,78 geographiſchen Quadratmeilen. Sie iſt von nahezu dreieckiger Geſtalt und verdankt ihre Entſtehung, ihre Größe und Höhe vulkaniſcher Aufſchüttung. Faſt der Mitte der Inſel entſteigt die gewaltige, der Welt unter dem Namen des Pic von "Teneriffa bekannte Bergpyramide — von den Eingeborenen der Teyde-Kegel, Pico de Teyde genannt, — und erhebt ſich auf 3711 % Meereshöhe (über 13000 Fuß). Ihre minerali⸗ ſchen Hauptbeſtandteile ſind Trachyt und Baſalt, durchſetzt mit Bimsſtein und Tuffen. In den Hochgebirgen Teneriffa’s auf der Zirkusebene und dem Mantel des Kegels findet man auch grünglänzende Obſidianſtücke, welche dem Urvolk der Inſel, den Guanchen, als Meſſer und zu verſchiedenen anderen Inſtrumenten dienten. Prachtvolle Schwefelkryſtalle liegen auf der heißen Aſche im Krater, wo langſam ſchwelender Dampf und hohlklingender Ton unter dem Fußtritt mit dröhnender und zitternder Bewegung des Bodens die wohl ſchlafenden aber noch immer nicht erloſchenen Kräfte des unterirdiſchen Feuers verkünden. Die Küſten aber zeigen durchweg ſchwarze und dunkelgrüne Baſalte, die an ihrer Oberfläche verwitterte und vielfach übereinandergelagerte Tuffſteinſchichten bilden. Steil in die See abfallende Gebirgswände bedingen eine ungeheure r Meerestiefe in unmittelbarer Nähe der Inſel und ermöglichen nur ſelten eine Strandbildung. Wo ſie aber vorkommt, iſt ſie gewöhnlich der erſtarrte Ausfluß einſt glühender Lavamaſſen, die nun zerriſſen und zerklüftet ein wunderbares Labyrinth ſchwarz— brauner, harter und ſcharfrandiger Felſenklippen darſtellen.“ Die unterſte der vertikalen Zonen, die ich als Littoral— zone bezeichnen möchte, trägt nahezu tropiſchen Charakter und iſt die landſchaftlich am wenigſten anziehende, auch in Bezug auf das Vogelleben die weitaus ärmſte. Selten erquickt hier ein Regenguß die dürſtende Erde. Läſtiger Staub ſteigt allenthalben wirbelnd empor und verunſtaltet die Blätter der Gummibäume und Eukalypten mit einer häßlichen gelbgrauen Schicht; nur der kühlende Seewind bringt Erfriſchung in die erſchlaffende, weichliche, glutdurchzitterte Atmoſphäre. Aber fruchtbar iſt dieſer Strich; während die trockenen Lagen zu pulverigem Staub verdorren, ſprießt überall da, wo man vom Gebirge her künſtlich Waſſer zugeleitet oder ſolches während der kurzen Regenzeit in großen Baſſins aufgeſpeichert hat, ein zauberhaft üppiges Pflanzenleben; denn hier wächſt und gedeiht alles, wenn nur einige Tropfen des feuchten Elementes den trockenen Boden befruchten, in dem ſo viele ſchlummernde und gewaltige Kräfte verborgen ſind. Die Hauptkulturpflanze dieſer Region iſt heute die Banane, von der große, im ſaftigſten Grün prangende Plantagen allenthalben ſich neben den Straßen hinziehen. Gilt doch die kanariſche Banane mit Recht als die beſte und feinſte der Welt, deren Markt ſie auch gegenwärtig noch beherrſcht, obgleich ihr die allerdings weniger guten, aber dafür um ſo billigeren Bananen von Jamaika neuerdings ſtarke Konkurrenz machen. In letzter Zeit hat ſich auch der Anbau von Zuckerrohr und Taback mehr und mehr ausgedehnt, und Anbauverſuche mit feinen Kaffeeſorten haben ein ſo vorzügliches Gebräu ergeben, daß man ſchon heute den Kaffee als die Zukunftspflanze der Kanaren bezeichnen darf. Übrigens ſind alle dieſe Felder ſehr arm an Vögeln. Leichter finden wir ſolche an 100 mit Euka⸗ lypten, Oliven und Gummibäumen eingefaßten Fahrſtraßen, und wo eine öffentliche Anlage oder der Garten eines reichen Handelsherrn das Auge durch ſeinen wunderbaren verſchwende— riſchen Reichtum an Blüten, Farben und Düften entzückt, da ſchallt uns gewiß auch der volle Jubelſchlag des Capirote, des kanariſchen Schwarzplattls, entgegen. Hin und wieder ragt eine Gruppe der herrlichen kanariſchen Dattelpalme (Phoenix jubae) empor mit ihren majeſtätiſch ſtolzen, prachtvoll ſchlank gewachſenen Stämmen und den reizvoll im Winde ſpielenden und rauſchenden Fächerkronen. Auf dem höchſten Blattſtiele aber hat ſich gewiß ein reizendes Turmfälkchen niedergelaſſen, um ſich auszuruhen von beutereicher Jagd, geſättigt herunter— ER ſchauend auf die zahllos umherſchwirrenden Heuſchrecken, welche ſeine Lieblingsnahrung bilden, und durch deren eifrige Vertil⸗ gung es jo überaus nützlich wird. Auch das vorſintflutliche Gebilde des Drachenbaums findet ſich hauptſächlich in dieſer Region. Dann folgt eine ſubtropiſche oder mediterrane Zone, ſteil aufſteigend, oft wild zerklüftet und von einer Unzahl tief einge⸗ ſchnittener Barrancos zerriſſen, in denen Felſentauben und Segler ihre Neſter haben, während über ihnen in blauer Luft majeſtätiſch der ſchwarz-weiße Aasgeier ſchwebt. Auch dieſe Region iſt im Sommer dürr und regenarm, ſtaubig und ſonnige in landſchaftlicher Beziehung arg entſtellt durch die leidige Kochenillekultur mit ihren unausſtehlich langweiligen Kakteen⸗ pflanzungen, zwiſchen die auch melancholiſche Olbäume und die bizarren Formen knorriger Feigen oder die ſtarren Armleuchter einer rieſigen Wolfsmilchart (Euphorbia canariensis) keine rechte Abwechslung bringen können. Hier trippelt ein zierlicher Pieper (Anthus bertheloti) über den Weg, und aus dem Geſtrüpp der Barrancos tönt das anmutig ſchwatzende Lied der lieblichen Brillengrasmücke, während an den Waſſerleitungen die Gebirgsſtelze wie ein hoch aufgeſchürztes Wäſchermädchen hin und wider läuft. Man atmet förmlich auf, wenn man einige hundert Meter höher in die landſchaftlich ſo prächtige und reizvolle Zone der Laubwälder eindringt. Kaſtanien, Lorber und der rieſige Til ſetzen dieſelben hauptſächlich zuſammen; aber welch gewaltige Dimenſionen erreichen hier dieſe Bäume in dem wunderbaren Klima und auf dem nahrungsreichen Lavaboden! Die Taube, die ſich behaglich im ſchattigen Wipfel des Lorberbaumes aus— ruht, iſt vor den Nachſtellungen des Jägers ſicher, denn die Schrote desſelben reichen nicht ſo hoch! Um die Laubwälder herum ziehen ſich gewöhnlich in breitem Gürtel dichte Be— ſtände der lieblichen Erika, zwiſchen deren zart gebildete rojen- weiße Blütenbüſchel der Kanarienvogel ſo gerne ſein weiß gepolſtertes Neſtchen birgt. Wo der Wald ſchon der würgenden Axt zum Opfer fiel, da ziehen ſich prangende Weinberge und wogende Felder die Hänge entlang. Um die ſauberen, freund- lichen Dörfchen aber legen ſich in lieblichem Kranz blühende Mandelhaine, Citronen- und Orangegärten, aus deren dunklem, ſaftigem Laub die goldenen Früchte ſo verführeriſch hervorlachen, während betäubender Wohlgeruch aus tauſenden und abertau— ſenden der duftigſten und ſeltenſten Blüten dem Wanderer die Sinne umnebelt, ihn förmlich berauſcht und trunken macht. Hier wohnt die ſeltene Lorbertaube im tiefſten, ſchattigen Ur— walde, hier lauert der Sperber an farrenumkränzter Quelle auf ſeine Opfer, hier probt der Lorbeerfink ſeinen ſchmetternden Schlag, ER Fa fingt das Brillantrotkehlchen feine wehmütige Strophe, huſchen Teneriffameiſen und Goldhähnchen mit leiſen Lockrufen durch das Dickicht, beleben Scharen von Hänflingen und Kanarien— vögeln die Fluren, Amſeln und Steinſperlinge die Dörfer, hier liegen Gabelweihen und Buſſarde auf den kahlen, grasbewach— ſenen Bergkuppen eifrig der Heuſchreckenjagd ob. Die nächſte Zone iſt diejenige der Nadelwälder, meiſt in Wolken gehüllt, mit erheblich rauherem Klima, mit Kartoffeln, Gerſte und Hafer als häufigſten Kulturpflanzen, mit weidenden Rinderherden auf ſmaradgrünen Wieſenflächen und mit pracht— vollen, weitgedehnten, urwaldartigen Beſtänden der herrlichen Pinus canariensis, die mit ihren kerzengeraden, ſchlanken, rieſengohen Stämmen und dichten, fußlangen Nadeln einen wahrhaft majeſtätiſchen Eindruck macht. Hier iſt die ausſchließ⸗ liche Heimat des wunderbaren blauen Teydefinken wie auch des kanariſchen Buntſpechtes. Als letzte folgt ſchließlich die Hoch— gebirgszone mit niedrigem Geſtrüpp und alpinen Blumen, ganz oben nur kahle Schutt-, Geröll- und Aſchendecken darbietend, die bei rauher Witterung ein Schneeteppich mitleidig verhüllt. Als Charaktervögel kommen hier faſt nur noch Würger und Droſſeln vor. Die heutige Bevölkerung der den Alten nur in ſagen— haften Umriſſen (Apfel der Hesperiden) bekannten und erſt ver— hältnismäßig ſpät im Mittelalter entdeckten Inſeln iſt einheit lich ſpaniſch, aber keineswegs reinblütig, ſondern die ſpaniſchen Eroberer haben ſich anſcheinend ziemlich ſtark mit den nor— männiſchen Entdeckern und den guanchiſchen Ureinwohnern ver— miſcht. Dieſe Guanchen, die den Gebrauch der Metalle noch nicht kannten, ſondern ſich ihre Waffen und Werkzeuge aus dem ſcharfen und ſpitzen Lavageſtein anfertigten, werden von allen Chroniſten übereinſtimmend geſchildert als Menſchen von rieſen— haftem Wuchs und großer Körperſchönheit, von heller Haut— farbe, blondlockig, blauäugig, von wunderbarer Sanftmut und Gutherzigkeit, tapfer, wahrheitsliebend; Treue und Gaſtfreund— ſchaft galten ihnen als die vornehmſten Tugenden. Nach helden— mütigem Widerſtande wurde dieſes Edelvolk, da es ſich gegen die Annahme des Chriſtentums ſträubte, von den chriſtlichen Spaniern mit Hilfe von Wortbruch und Verrat mit bekannter Grauſamkeit in einer Reihe blutig-grauenvoller Kämpfe ſo gründ— lich vernichtet, daß heute Guanchenſchädel in den europäiſchen Muſeen zu den begehrteſten Seltenheiten zählen. Aber in den kurzen, zwiſchen den einzelnen Kriegen liegenden Friedensepochen fand doch eine teilweiſe Vermiſchung zwiſchen den Siegern und Beſiegten ſtatt, und aus dieſer iſt die heutige Bevölkerung der Inſeln hervorgegangen. Es kann kaum etwas Glücklicheres geben als dieſe Miſchung. Wie die Natur der Jnſeln die Vorzüge des Er BE Südens mit denen des Nordens verbindet, fo vereinigen ſich auch in ihren menſchlichen Bewohnern alle guten Eigenſchaften des ſpaniſchen Nationalcharakters, während die ſchlechten teils ganz ausgemerzt, teils weſentlich gedämpft und gemildert er⸗ ſcheinen. Der tiefgreifende Unterſchied zwiſchen dem hartherzigen, verſchloſſenen ſtolzen, herrſch- und rachſüchtigen Kaſtilianer und dem ſanften, gutmütigen, lebensfrohen, offenherzigen und gaſt— freien Kanarioten ſpricht ſich ſchon im Dialekte aus, nicht minder aber in der grundverſchiedenen Behandlung der Tiere. Denn während der echte Spanier bekanntlich mit Recht als ein arger Tierquäler gilt, iſt dies für den Kanarier keineswegs zutreffend. Die Vogelliebhaberei iſt auf den Inſeln ſehr ver⸗ | breitet. Nachdem wir fo Land und Leute einigermaßen kennen gelernt haben, wollen wir nunmehr zur näheren Betrachtung derjenigen einzelnen Vogelarten übergehen, welche die „Inſeln der Glückſeligen“ bevölkern. Die Artenzahl der Ornis iſt auf den Kanaren wie bei allen Inſeln eine verhältnismäßig geringe; aber dafür haben die iſolierte Lage, die Inzucht, eigenartige klimatiſche, geologiſche und Ernährungsverhältniſſe gemeinſam dazu beigetragen, im Laufe der Jahrhunderte zahlreichen Arten einen beſonderen und eigenartigen Stempel aufzudrücken, ſo daß ſie heute in Größe, Form, Farbe und Biologie häufig recht weſentlich von ihren Stammſormen abweichen und oft gute eigene Arten, oft wenigſtens ſchöne geografiſche Unterarten (subspecies) bilden, die in hohem Grade geeignet erſcheinen, das Intereſſe des denkenden Forſchers auf ſich zu lenken. Ich werde nach Schilderung der Einzelarten am Schluſſe dieſer anſpruchsloſen Arbeit nochmals eingehender auf dieſe hochin- tereſſanten Verhältniſſe zu ſprechen kommen, die ſo manche ungeahnte Frage vor unſerem geiſtigen Auge aufrollen. Deutſche und Engländer, Franzoſen und Spanier haben in der ornithologiſchen Erforſchung der Kanariſchen Inſeln ges wetteifert, ſo daß über die Vogelwelt des Archipels bereits eine ziemlich reichhaltige Spezialliteratur vorliegt, deren wich— tigſte Werke nachſtehend verzeichnet ſein mögen, zumal ich öfters auf dieſelben werde Bezug nehmen müſſen, Bolle C. Bemerlungen über die Vögel der Kanariſchen In- ſeln (In: Journal f. Orn. Jahrg. 1854, p. 447— 462 und Jahrg, 1855, p. 171—181). s — Mein zweiter Beitrag zur Vogelkunde der Kanariſchen Inſeln. (In: Ibidem, Jahrg. 1857, p. 258-292 und 305 — 351). — Monographie des wilden Kanarienvogels (In: Ibidem, Jahrg. 1858, p. 125 15“). — Monographie des Wüſtengimpels (Jun: Naumannia). 8 Bolle C. Anthus bertheloti (In: The Ibis, Jahrgang 1862) (engliſch). Webb et Berthelot. re naturelle des iles Ca- naries. — Paris 1836— 1850. 2 Bände (franzöſiſch). Berthelot. Oiseaux voyageurs et poissons de passage. Paris 1875— 76. 2 Bände (franzöſiſch). Meade- Waldo. Notes on some birds of the Canary Islands (In: The Ibis 1889, p. 1 13). (eugliſch). — Further notes on the birds of the Canary Islands (In: The Ibis 1889, p. 503-520) (engliſch). er Tristram. Omnithological notes on the island of Gran Canaria (In: The Ibis 1882, p. 13—39) (engliſch.) — Notes on the island of Palma in the Canary Group (In: The Ibis 1890, p. 67 - 76) (englijch). Reid S. G. Notes on the birds of Teneriffe. (In: The Ibis 1887, p. 424 435 und 1888, p. 73 83) (engliſch). Cane Godman. Notes on the resident and migratory birds 15 Madeira and the Canaries. (In: The Ibis 1872, p. 158—177 und 209 22) (engliſch). König x Ornitholo giſche Forſchungsergebniſſe einer Reiſe nach Madeira und den kanariſchen Inſeln. (In: Journal f. Orn., Jahrg. 1890, p. 257 —488). Ledrü. 1 aux iles de Tenerifie etc. Paris 1810, (franzö ſiſch) Viera y Ne Diccionario de Historia Natural de las islas Canarias. Las Palmas 1866. 2 Bände, (ſpaniſch). f a Busto y Blanco. Topograſia medica des las islas Canarias. Sevilla 1864, (ſpaniſch). Manrique Saavedra. Elementos de geogralia é his- toria natural de las islas Canarias. Las Palmas 1873, (ſpaniſch). 6 y Vidal. Catälogo de las aves de Tenerife. (Sn: Anales de la Sociedad Espannola de Historia Natural. Jahrg 1876, III. 3) (ſpaniſch). Gundlach. Aves de las islas Canarias. (In: „Revista de Canarias“, num. 25, diciembre 8. de 1879), (paniſch). Serra y Moratin. Ornitologia Canaria, (In: „Revista de Canarias,“ numeros 12 de 1879, 35 de 1880, 36 de 1880, 48 de 1880, 79 de 1882.) panisch. Cabrera y Diaz. Catälogo de las aves del archipié— lago Canario. (In: Anales de la Sociedad Espannola de Historia Natural, Jahrg. 1893, XXII, p. 1-70), ſſpaniſch . 2 a Hartert E. Die Fauna der Kanaren. (In: Nov. Zool. VII. I. 1901, p. 303 335). Hartwig W. Die Vögel Madeiras. (Mit Nachtrag für N neriffa.) (In: Journ. f. Orn., Jahrg. 1866, p. 452 — 486.) Was meine eigene Tätigkeit auf den Kanaren anbelangt, ſo kam ich am 28. Juni 1900, alſo zur ungünſtigſten Jahres⸗ zeit, von Marokko aus nach Gran Canaria. In der lang⸗ weiligen Hafenſtadt Las Palmas hielt es mich aber nicht lange, ſondern bereits am 4. Juli überſiedelte ich nach dem in der Laubwaldregion gelegenen Marktflecken Teror, woſelbſt ich jagend und beobachtend bis zum 12. Auguſt blieb. Als⸗ dann verlegte ich mein Quartier in die ſubtropiſche Zone nach dem Dorfe Tafira, bis ich die Inſel am 14. November ver- ließ und nach Teneriffa überſchiffte. Hier blieb ich zuerſt 12 Tage in der Hafenſtadt St. Cruz, dann 14 Tage in dem alten Biſchofsſitz La Laguna und mietete mir hierauf ein leer ſtehendes Landhaus dicht bei dem prachtvollen Urwalde von Las Mercedes, wo ich bis zum 26. Februar 1901 eine erfolgreiche Sammeltätigkeit entfalten konnte. Nach einem nochmaligen Aufenthalte in La Laguna überſiedelte ich ſchließlich am 19. März in das bereits der Fichtenregion an— gehörende Hirtendorf Esperanza, und von da am 6. April in das Fiſcherdorf La Punta auf der Nordküſte, wo ich mit ge— ringen Unterbrechungen bis zu meiner am 22. April erfolgten Abreiſe nach Genua verblieb. — Ich gehe nunmehr dazu über, die einzelnen vorkommenden Arten in ſyſtematiſcher Reihenfolge zu beſprechen. 1. Aasgeier, Neophron percnopterus, ©pa= niſch: Guirre. Dieſe kleinſte europäiſche Geierart, die im Süden unſeres Erdteiles eine gewöhnliche Erſcheinung und ſchon im Okkupa— tionsgebiet nicht ſelten anzutreffen iſt, war ſowohl auf Kanaria wie auf Teneriffa häufig, auf erſterer Inſel aber entſchieden noch zahlreicher. Die Farbe des nackten Geſichtes ändert nach der Jahreszeit ab, indem ſie zur Regenzeit dunkler und roter, im trockenen Sommer aber lichter und gelber ausſieht, weil der in ihr abgelagerte Farbſtoff ſehr hygroſkopiſch iſt. Es geht alſo nicht an, auf diesbezüglichen Differenzen geographiſche Unterarten begründen zu wollen. Man trifft den Aasgeier zwar in allen Höhenlagen, am zahlreichſten aber doch in der mediterranen Region, wo ſein prächtiges Flugbild über den wild zerklüfteten Barrancos mit ihren kahlen und ſteilen Felſen— wänden eine charakteriſtiſche Staffage der Landſchaft abgibt. Merkwürdiger Weiſe fehlt er aber der Inſel Palma vollſtändig. So ſchön auch der ſchwarz-weiße Vogel in ſeinem ſchwimmen⸗ den Fluge aus der Ferne ausſieht, ſo plump benimmt er ſich — 11 — doch auf dem Erdboden, und ſo widerlich erſcheint er uns in unmittelbarer Nähe mit ſeinem häßlich nackten Geſicht, den ewig triefenden Naſenlöchern und ſeinem durchdringenden Ver— weſungsgeruch. Man kann ſich auch leicht denken, daß das Ab— balgen und Präparieren dieſes eckelhaften Patrons eben keine angenehme Arbeit iſt, am wenigſten bei tropiſcher Hitze und der dadurch bedingten Beſchleunigung aller Verweſungsprozeſſe. Was uns dieſen Schmutzian und Stänkerer unter den Vögeln ſo eckelhaft macht, iſt hauptſächlich der Gedanke, daß er nicht nur altes und halb verweſtes Aas, ſondern auch die wider— wärtigſten Abfälle aus dem menschlichen Haushalte verzehrt, ſo insbeſondere Menſchenkot, den er an den zu ſeiner Ab— lagerung beſtimmten Stätten geradezu aufſucht, weshalb er auch im Morgengrauen bis unmittelbar an die Dörfer heran— kommt. Freilich wird er gerade dadurch für die nachläſſigen Süd— länder in hygieniſcher Beziehung ein ſo wichtiger und wohltätiger Vogel. Im Notfalle verzehrt er auch Fröſche, Miſtkäfer und dergl., und die Kanarier behaupten, daß er ihren Hühnern die Eier wegſtehle. Das Ritterliche und der edle Anſtand der echten Raubvögel geht dieſem Geier vollſtändig ab. Im Fluge hat er mich immer mehr an einen Storch und im Stehen an eine Mantelmöve erinnert. 3 Die Brutzeit des Aasgeiers fällt auf den Kanaren in den Februar, und habe ich nie mehr als zwei Eier im Horſte gefunden, oft auch nur ein einziges. Auch in ſeinem Niſtge— ſchäfte zeigt er ſich als einer der ſchmutzigſten und unſauberſten Vögel, deſſen auf ſchwer zugänglichen Felswänden in möglichſt tiefen Niſchen oder doch mindeſtens unter überhängenden Steinblöcken angelegter, loſe und flach aus Reiſig zuſammen geſchichteter, mit etwas Hühnerfedern und Wolle ausgelegter und einen penetranten Aasgeruch ausſtrömender Horſt einen wahrhaft eckelhaften Anblick gewährt, da er mit faulenden Aasſtücken und alten Rinderexkrementen, Knochen ꝛc. dekorirt iſt, von Maden wimmelt und vom eigenen Unrat förmlich überkleiſtert wird. Sonſt kein Freund vom vielen Citieren, kann ich es mir doch nicht verſagen, hier König's prächtige Schilderung einer Geierjagd auf Teneriffa auszugsweiſe wiederzugeben: „Im Nachbardorfe iſt eine Ziege gefallen; der Beſitzer hat die Haut abgeſtreift und den Kadaver auf mein Erſuchen in den Schuppen gehängt. Zwei Tage laſſe ich ihn unberückſichtigt, aber am dritten mache ich mich auf mit ihm zur Hütte. Er iſt ſo ſchwer, daß beim Bergaufſteigen ein Mann allein damit nicht fertig werden kann; alſo faßt dieſer ihn bei den Hörnern, während ich an den Hinterbeinen nachhelfe. Es iſt kein leichtes Stück Arbeit, und in der Sonne und beim beſchwerlichen DES 1 Bergaufſteigen koſtet der Transport manchen Schweißtropfen. Endlich ſind wir an Ort und Stelle angelangt. Mit geſchicktem Schwunge wird der bereits von Gaſen aufgetriebene Leichnam eine jähe Felſenwand herabgeworfen; dumpf ſchlägt er auf; wir näheren uns demſelben. Die Bauchhaut iſt beim Aufſchlagen geriſſen, ſchlotternd hängen die Eingeweide heraus. Das eben iſt mir gerade recht, denn ſie ſind die größten Leckerbiſſen für unſere Geier. Ein paſſender Felsblock iſt bald gefunden; in einer Felskaverne wird die Hütte errichtet. Nun iſt alles fertig, und wir können gebückt hineinkriechen. Das Aas iſt ganz im gewünſchten Zuſtande; aus den Naſenlöchern fließt eine dicke, übelriechende Flüſſigkeit, welche die Fliegenmaden zu hunderten durchwühlen und begierig auffaugen, während eine Unmenge Brummer und goldglänzende Aasfliegen den Körper umſummen und beſtändig ihre Eier darauf abzuſetzen trachten. Die Toten- ſtarre iſt längſt vorüber, und leicht beweglich liegen die Glied— maßen nachläſſig durcheinander. Jetzt herrſcht Ruhe und Stille um uns her, bisweilen nur unterbrochen durch den charakteri— ſtiſchen Geſang der holztragenden Mädchen und Knaben, der im ganzen wohlanſprechend einer gewiſſen Melancholie nicht ab— hold iſt; wir hören in der Ferne den Zuruf eines Hirtenjungen und gleich darauf das hell klingende Glöckchen der Leitziege. Verſunken in Gedanken auf die Dinge, die da kommen ſollen, werden wir plötzlich aufgerüttelt durch wuchtige Flügelſchläge, welche wir über unſeren Häuptern vernehmen. Geſpannt horchen wir auf, während die Augen durch die kleinen Schießſcharten auf das Freie gerichtet ſind. Es iſt der Geier, welcher naht. Niedriger zieht er ſeine Kreiſe und ſtreicht bereits dicht über dem Boden dahin. Mit dem nächſten Male muß er einfallen; darum faſſe ich das Gewehr feſter an und mache mich ſchuß— bereit. Dicht am Aaſe hat er ſich niedergelaſſen. Nun lüftet er zuckend die Flügel und ſchüttelt ſein ſtraffes Gefieder. Aus freudiger Erregung macht er einige ungeſchickte Schritte und lugt lüſtern nach den Eingeweiden aus. Jetzt iſt der rechte Zeitpunkt gekommen, denn er muß fallen, bevor er mit dem Kröpfen be— gonnen. Krachend löſt ſich der Schuß, und ehe das Echo ver- hallt und der Pulverdampf verzieht, iſt der Führer bereits herausgeſprungen und bringt den tödlich Getroffenen in den letzten Atemzügen herein. Ein zweiter Geier iſt verſcheucht, die Jagd für einige Stunden, vielleicht ſogar für den ganzen Tag vorbei.“ Ein von mir erlegtes altes Weibchen hatte folgende Maße: Geſamtlänge 675, Flugbreite 1645, Flügellänge 508, Schwanzlänge 281, Schnabel 42, Lauf 80 mm. Andere Geierarten kommen auf den Kanaren nicht vor. Ledru will zwar auch den afrikaniſchen Neophron pileatus ea beobachtet haben, doch liegt dieſe Beobachtung zeitlich zu weit zurück und wurde anſcheinend auch nicht durch die Erbeutung eines Belegexemplares unterſtützt, ſo daß es nicht angängig iſt, dieſe Art nach dem Vorgange Cabreras mit in das Ver⸗ zeichnis kanariſcher Vögel aufzunehmen. Eher könnte der Gänſe⸗ geier (Gyps fulvus) als gelegentlicher Irrgaſt erſcheinen, zumal ihn auch Buſto als beobachtet anführt; indeſſen iſt auch hier der vollgiltige Beweis ſeines Vorkommens noch ausſtändig. Ganz unklar iſt man ſich ferner noch bis heutzutage über die auf den Inſeln vorkommenden Adler, und lauten die Mitteilungen der einzelnen Forſcher über dieſelben ſehr ver⸗ ſchieden und oft geradezu widerſprechend. Ich ſelbſt habe nur beobachtet: 2. Fiſchadler (Pandion haliaétus) Spaniſch: Guincho, Dieſer war immer in einzelnen Exemplaren auf den zackigen und unzugänglichen Lavafelſen zu ſehen, welche inmitten einer toſenden . der zerfreſſenen Küſte bei La Punta vorgelagert ſind. Oft konnte ich ihn hier bei ſeinem Fiſcher⸗ gewerbe durch den Krimſtecher beobachten, aber an eine erfolg— reiche Jagd war in dieſem Terrain nicht zu denken, was ich um ſo mehr bedauerte, als der Fiſchadler Teneriffas, der auf den kleinen Inſeln bei Fuertaventura viel zahlreicher auf— treten ſoll, wahrſcheinlich eine eigene Lokalform vorſtellt, wes— halb künftige Beſucher des Archipels ſorgſam auf ihn achten mögen. Die ſpaniſchen Fiſcher kannten ihn ſehr gut und ver— ſicherten mir, daß er auf den Felſenklippen horſte, wodurch er ſich ſehr von unſerem Fiſchadler unterſcheiden würde, der be— kanntlich ein ausgeſprochener Baumbrüter iſt. Cabrera führt den Fiſchadler nur als zufälligen Wintergaſt an, dürfte ſich aber diesbezüglich im Irrtum befinden. Die Gartenbeſitzer ſind ſchlecht auf den „Guincho“ zu ſprechen, da er ſich zwar ge— wöhnlich an der Küſte aufhält, aber doch zuweilen auch Streif— züge über Land macht und dann die bei den Eingeborenen ſehr beliebten Goldfiſchbaſſins vollſtändig ausplündert. Der bekannte Sammler Ramon Gomez hat im Laufe der Jahre etwa ein halbes Dutzend Fiſchadler am Strande von Orotava erlegt, die er mit einer ausgeſtopften Silbermöve anzulocken pflegte. König meint, daß ſich Bolle's Angaben über den „Seeadler“ auf dieſe Form beziehen; mir will es aber wenig wahrſcheinlich erſcheinen, daß ein ſo ausgezeichneter Beobachter wie Bolle den ſo leicht kenntlichen Fiſchadler nicht ſollte erkannt haben. Da auch Viera, Berthelot, Godmann und neuer— dings Cabrera den Seeadler anführen, ſo kann an deſſen gelegentlichem Vorkommen kaum gezweifelt werden, obwohl er ſchwerlich in den Uferfelſen brüten dürfte, wie Cabrera an— Ser pe giebt. Dieſer tüchtige und gewiljenhafte Spanische Forſcher ver- ſicherte mir auch mündlich auf das beſtimmteſte, in wenigſtens 3 Fällen den Seeadler ganz genau erkannt zu haben, und hatte ich genügend Gelegenheit, mich davon zu überzeugen, daß bei Cabrera eine Verwechslung mit dem Fiſchadler, den er auch in ſeinem Kataloge geſondert aufführt, vollſtändig ausgeſchloſſen ſei. Immerhin wurde bisher noch kein Seeadler auf den Ka- naren erlegt. Bezüglich des von Mompo beobachteten Schrei— adlers meint Cabrera, daß eine Verwechſlung mit dem Mäuſebuſſard vorliege. So nahe liegend nun dieſe Vermutung auch iſt, habe ich doch meine Gründe, ſie nicht zu teilen, zumal auch Meade- Waldo eine Adlerart anführt, die er nicht zu beſtimmen wagt. Ich vermute faſt, daß es ſich hier um dieſelbe merkwürdige Schreiadlerform handelt, die ich an der gegenüber liegenden marokkaniſchen Küſte auffand, und iſt es dieſe Sache jedenfalls wert, ſeitens künftiger Forſcher beſonders im Auge behalten zu werden. Der Habicht wird nur von Mompo erwähnt, iſt alſo bis auf weiteres zu ſtreichen und keinesfalls Brutvogel. Zu den gewöhnlichſten Raubvögeln des Archipels zählt dagegen: 3. Der Sperber (Astur nisus). Spaniſch: Halcon oder Gavilan. Ob der Sperber der Kanaren ganz mit dem mittel— europäiſchen übereinſtimmt, oder zur Form granti gezogen werden muß, falls dieſelbe überhaupt Berechtigung hat, oder endlich eine eigene Lokalraſſe darſtellt, vermag ich nicht zu ſagen, da ich nur ein Exemplar erlegte (am 6. Januar bei Mercedes, Nr. 1171) welches in den Beſitz des Tring-Muſeums überging. Dieſer Vogel, ein Weibchen, hatte folgende Maße: Geſamtlänge 366, Flugbreite 712, Flügel 224, Schwanz 185, Schnabel 20˙5, Lauf 60 mm. Alle in dieſer Arbeit angeführ— ten Maße wurden ſtets friſch im Fleiſch genommen. Deutſchen— Exemplaren gegenüber erſcheint der Vogel alſo etwas klein— wüchſig; doch konnte König in der Färbung keinen Unterſchied finden. Im Magen fand ich die Reſte eines Schwarzplattels, das hier neben dem wilden Kanarienvogel, dem Tintillon und dem Hänfling die hauptſächliche Beute des Strauchritters bildet, ferner in der Fichtenregion auch leider der ſchöne und ſeltene Teydefink. Auf den baumarmen öſtlichen Inſeln iſt der Sperber viel ſeltener als auf den waldreichen weſtlichen; ich traf ihn ſchon auf Teneriffa ungleich häufiger an wie auf Gran Ca- naria, und noch viel zahlreicher ſoll er nach König auf Palma ſein. In der unteren Region ſieht man ihn nicht oft, ſondern — 15 — er liebt die Region der Wälder, wobei er zwiſchen Laub- und Nadelwald wenig Unterſchied macht, erſteren vielleicht öfter jagend durchſtreift, in letzterem aber noch lieber horſtet. Die Baumheide, der Lorbeerbaum und die Fichte ſind diejenigen Bäume, auf welchen er gewöhnlich ſeinen Horſt errichtet und im Februar mit 4 ſehr variablen Eiern belegt. Er iſt die größte Geißel der Kleinvogelwelt, der er mit Vorliebe an ſchattigen Quellen auflauert. Nur zu oft findet man in der Nähe ſolcher Tränk⸗ und Badeplätze die „Federkränze“ feiner bedauernswerten Opfer, darunter nicht ſelten ſelbſt den der winzigen Goldhähn— chen. Leider ſtellt dieſem Räuber niemand nach, und natürliche Feinde hat er auf den Inſeln gar nicht. Auch iſt es an ſeinen dicht verwachſenen Aufenthaltsplätzen nicht eben leicht, ſeiner habhaft zu werden, und meiſt bekommt man ihn nur durch Zufall zum Schuß. Einmal ſah ich ihn ſogar im Lorbeerwalde auf eine Waldſchnepfe ſtoßen, von der er aber abließ und ſich eiligſt aus dem Staube machte, als ich mich mit ſchußbereiter Flinte näherte. 4. Weſpenbuſſard (Pernis apivorus). Der Weſpenbuſſard iſt eine ſeltene und ausnahmsweiſe Erſcheinung. Mir kam er nie zu Geſichte. Doch ſchoß Meade— Waldo ein Exemplar dicht beim botaniſchen Garten von Orotava, und Cabrera beobachtete ein anderes im Mai 1892 unweit La Laguna. 5. Der Felſenbuſſard (Buteo buteo insularum). Spaniſch: Aguililla. Der Buſſard der Kanaren, der nach meinen Erfahrungen auf Canaria entſchieden zahlreicher auftritt wie auf Teneriffa, obgleich er auch dort häufig genug iſt, iſt jedenfalls ein ſehr intereſſanter Vogel. Zunächſt iſt zu betonen, daß er mit dem Steppenbuſſard Nordafrikas gar nichts gemein hat, wobei ich allerdings hinzufügen muß, daß ich keine auf Fuertaventura und Lanzarote erlegte Exemplare ſah. Auch erſcheint es mir ſehr fraglich, ob er mit dem Buſſard Madeiras identiſch iſt, denn, wenn er auch bezüglich des ausnehmend dunklen Kolorits übereinſtimmt, ſo habe ich doch nie etwas von dem „ſeiden— artigen Glanze“ bemerkt, der den Madeira-Buſſarden eigen— tümlich fein ſoll. Allerdings gibt König an, daß der Buſſard von Palma ganz dem von Madeira gleiche. Ich habe nur den Buſſard von Canaria erlegen und unterjuchen können, der bisher allgemein mit dem mitteleuropäiſchen vereinigt wurde, den ich aber trotzdem abtrenne, weil ich ihn zum mindeſten für eine im Entſtehen begriffene, ſchon recht gut erkennbare subspecies halte. Zunächſt mag die nachſtehende Tabelle über die Maßverhältniſſe Auskunft geben (in mm): TR Nr. Geſchlecht Datum Länge Breite Flügel Schwanz Schnabel Lauf 1027 Männchen 23./ II. 510 1138 370 218 35 86 1047 Weibchen 2/ VIII. 552 1247 390 236 34 80 1048 18 2.) VIII. 535 1284 393 240 34 81 König gibt für ein gleichfalls im Fleiſch gemeſſenes Stück aus Teneriffa an: Weibchen 10./ I. 500 1150 — 250 45 (2) 80 Ein von mir in Marokko erlegter Buſſard (cirtensis) maß: 848 Weibchen 8,½/ö oV. 506 1240 374 218 32 80 Im „neuen Naumann“ wird angegeben für Buteo buteo: Männchen — 520 1180 380-400 210 34 70 Weibchen — 540 1370 400—430 (220) 34 70 Für B. zimmermannae (Falkenbuſſard): Männchen — 485 1160 350 Weibchen — 510 1250 370385 Endlich für B. desertorum (Steppenbuſſard): — 475 — 340-390 190 34 —. Der Buſſard aus Teneriffa will danach gar nicht zu den drei Stücken aus Canaria ſtimmen, denn er iſt bedeutend kleiner, dabei aber langſchwänziger und großſchnäbliger; freilich kann man auf Meſſungen von verſchiedenen Autoren keine ſicheren Schlüſſe bauen, ſondern ſolche nur dann ziehen, wenn die Maßangaben von ein und demſelben Forſcher herrühren, da individuelle Eigenheiten dabei eine zu große Rolle ſpielen. Indeſſen ſind die Buſſarde der beiden Inſeln anſcheinend auch noch in anderer Beziehung verſchieden, wie wir ſpäter ſehen werden. Jedenfalls ſtehen die von Canaria dem typijchen europäiſchen B. buteo näher als irgend einer anderen Form und verhalten ſich zu ihm gerade fo wie die durch v. Ma— daräsz beſchriebene Ohreule aus Canaria (Otus cana- riensis) zur gewöhnlichen europäiſchen Waldohreule. Der Kanarenbuſſard iſt reichlich groß, dabei aber kurzflügeliger und langſchwänziger wie die Stammform, beſitzt auch längere Läufe. Die kurzen Flügel erklären ſich dadurch, daß er ein ausge ſprochener Standvogel iſt und niemals wandert, die langen Fänge dadurch, daß er ſich aus einem Aasfreſſer in einen Heu— ſchreckenfänger umgewandelt hat. Was nun das Kolorit anbe— langt, ſo iſt der Kanarenbuſſard dadurch ausgezeichnet, daß er nicht nur ſehr dunkel, ſondern auch ſehr gleichförmig und über- einſtimmend gefärbt iſt, ſo daß — von den geringen Unter— ſchieden abgeſehen, die Geſchlecht und Alter bedingen — ein Exemplar genau ſo ausſieht wie das andere und von der großartigen individuellen Variation unſeres Mauſers hier auch nicht die Spur zu merken iſt, ein Umſtand, der meines Er= achtens allein ſchon genügt, um die Berechtigung dieſer Inſel⸗ EN BE form zu erweiſen. Ich möchte faft vermuten, daß unſer jo variabler europärſcher Mäuſebuſſard, welcher alle Kennzeichen einer Miſchform an ſich trägt, durch Verbaſtardierung aus zwei älteren Stammformen hervorgegangen iſt, einer bräun⸗ lichen ſüdweſtlichen und einer hellen nordöſtlichen, in ähnlicher Weiſe wie ſich jetzt im Berührungsgebiete der Raben- und der Nebelkrähe eine Miſchform bildet. Noch heute findet man ja im Weſten viel mehr braune Buſſarde, und möglicherweiſe ftellen die kanariſchen Buſſarde, die in ihrem iſolierten Wohnſitz von der Verſchmelzung unberührt blieben, die letzten reinblütigen Reſte der weſtlichen Stammform dar. Nun kommen dazu aber auch noch eine ganze Reihe biologiſcher Eigentümlichkeiten. Da es Mäuſe und Ratten auf den Kanaren nicht viele gibt, und ihm die Kaninchen zu flink ſind, ſo iſt er auf anderweitige Nahrung angewieſen und infolge deſſen auf Teneriffa zu einem Aas-, auf Gran Canaria aber zu einem faſt ausſchließlichen Inſektenfreſſer geworden. Namentlich ſind es hier die zu allen Jahreszeiten überreichlich vorhandenen Heuſchrecken, die ihm zur Nahrung dienen müſſen, und die auf den Kanaren überhaupt eine Art Univerfalfutter für alle größeren Vögel zu bilden ſcheinen. Man trifft ihn deshalb alſo auch hauptſächlich an ſolchen Plätzen an, wo es viele Heuſchrecken gibt. Den Kropf und Magen der von mir geſchoſſenen Exemplare fand ich ausſchließlich mit Heuſchrecken vollgepfropft, denen zu liebe der Vogel auch häufig zu Fuße auf den Wieſen und Stoppelfeldern herumſpaziert, um in ziemlich ungeſchickt ausſehender Manier die aufſchwir— renden Kerfe zu erhaſchen. Am Schlachthöfe von Las Palmas, wo es ſtets von Aasgeiern, Raben und Gabelweihen wimmelte, ſah ich niemals einen Buſſard; ebenſowenig hörte ich die Bauern darüber Klage führen, daß er ihrem Geflügel nach⸗ ſtelle, während der „Milano“ dies ſehr häufig tun ſoll, und ſelbſt dem „Guirre“ Eierdiebſtähle nachgeſagt werden. An einem von mir ausgekundſchafteten Schlafplatze der Buſſarde auf dem Pico Osonio (1625 m) ſammelte ich eine Anzahl ihrer Gewölle und fand darin 27 mal Heuſchrecken, 6 mal andere Inſekten und 2 mal Spitzmäuſe, niemals aber Vögel, Wühlmäuſe, Kaninchen oder Eidechſen. Es unterliegt demnach keinem Zweifel, daß der Buſſard auf den Kanaren ein ſehr nützlicher Vogel iſt, zumal er bei ſeiner bekannten Freßgier zu jeder einzelnen Mahlzeit eine ganz gehörige Portion Heu— ſchrecken nötig hat, um ſich ſatt zu kröpfen. Eine zweite Eigen— tümlichkeit von ihm iſt, daß er ein ausſchließlicher Felſenbrüter ift, obſchon an geeigneten Horſtbäumen durchaus kein Mangel iſt. Er errichtet ſeine Kinderſtube ſtets auf ſteilen Felswänden in friedlicher Nachbarſchaft mit Felſentauben, Turmfalken und 3 — 18 Seglern. Auch iſt ihm ein ausgeſprochener Hang zur Geſellig⸗ keit eigen, ſo daß man ihn faſt immer in kleinen Trupps herumbummeln ſieht und nur ſelten ein einzelnes Exemplar erblickt. So gelang es mir ſogar, am 2. Auguſt eine Doublette zu machen. Alle, die ich ſchoß, waren mit großen Federläuſen wie überſäet und ſchienen ſchrecklich von denſelben geplagt zu werden. Höchſt auffallend iſt die Stimme. Ich finde darüber in meinem Tagebuche unter dem genannten Datum folgende Stelle: „Die Buſſarde laſſen im Flug außer dem gewöhnlichen heiſeren, katzenähnlichen Miauen auch noch ein melancholiſches „Dätt, dätt, dätt,“ hören, ziemlich leiſe, kurz abgeſtoßene Laute, die den Tönen einer Kindertrompete vergleichbar ſind, ja ſogar lebhaft an den bekannten häßlichen Lockruf des Zebra— finken erinnern.“ Weder bei europäiſchen Buſſarden noch auf Teneriffa habe ich eine gleiche oder auch nur ähnliche Stimme jemals gehört. Der Buſſard bewohnt ſowohl auf Canaria wie auf Teneriffa den Höhengürtel von 600 — 2000 m, meidet jedoch innerhalb desſelben die eigentlichen Waldungen und treibt ſich lieber auf Weideterrain, Wieſen und Feldern oder in den kahlen Barrancos herum, wenn nur einzelne Bäume oder geeignete Felsblöcke zum Aufhaken und Ausruhen vor⸗ handen ſind. Beſonders zahlreich war er in der für ihn ſehr geeigneten Gegend von Teror. Wir haben meiner Anſicht nach alſo beim Buſſard folgende Formen zu unterſcheiden, wobei ich nicht den geringſten Anſpruch darauf mache, bezüglich der verwickelten Nomenklatur das richtige zu treffen: 1. Mäuſebuſſard (B. buteo buteo). Mitteleuropa. 5 2. Afrikaniſcher Buſſard (B. b. desertorum Daud.) Athiopiſches Gebiet. 3. Wüſtenbuſſard (B. b. cirtensis). Nordafrika. 4. Falkenbuſſard (B. b. zimmermannae). Oſtſeeprovinzen, Oſtpreußen, Polen, Rumänien. 5. Steppenbuſſard (B. b. tachardus?) Ruſſiſches Steppen⸗ gebiet. 6. Fuchsbuſſard (B. b. vulpinus?) Transkaſpien, Turkeſtan. 7. Indiſcher Buſſard (noch unbenannt). Indien. 8. Felſenbuſſard (B. b. insularum). Kanaren. Erſchöpft iſt die Reihe der Buſſarde (den Adlerbuſſard möchte ich als eigene Art aufgefaßt wiſſen) damit freilich noch lange nicht. Ob der Milan (Milvus korschun) auf den Kanaren vor— kommt, muß vorläufig dahingeſtellt bleiben. Cabrera führt ihn zwar als unregelmäßige Erſcheinung an, ohne jedoch Beweiſe für ſein Vorkommen zu erbringen. Dagegen gehört: 6. Der Gabelweih (Milvus milvus), ſpaniſch: Milano oder Villano, zu den Charaktervögeln der Inſeln, nur daß er merkwürdiger Weiſe auf Palma ebenſo wie der Aasgeier \ e . 77 u“ 5 ohne erſichtlichen Grund gänzlich fehlt. Auf Gran Canaria war auch er entſchieden häufiger wie auf Tenerifla, und auch ihn habe ich nirgends ſo zahlreich vorgefunden wie in der Umgebung von Teror. Er iſt ſchon in der Küſtenregion an— zutreffen, fehlt kaum einem der zerriſſenen Barrancos, bevor— zugt aber zum Brüten die großen Fichtenwälder, von wo aus er vermöge ſeines herrlichen Flugvermögens mit Leichtigkeit größere Streifzüge zum Aufſuchen der Nahrung zu unternehmen vermag. Wo die geſchloſſenen Pinienwälder ſchon verſchwunden find, wie im größten Teile von Canaria, legt er feinen Horſt auch auf einzeln ſtehenden Pinien an. Obwohl ihm kühles und regneriſches Wetter ſehr zuwider iſt, zieht er doch im Winter nicht weg, ſondern gehört trotz der gegenteiligen Angaben Triſtram's zu den Standvögeln des Archipels. Auch die Gabelweihen halten bei ihren täglichen Reviergängen ganz beſtimmte Luftſtraßen ein. Die Jagd auf dieſe ſtattlichen Raubvögel hat mir manche genußreiche Stunde bereitet. Das herrliche Auge des Raub— vogels iſt zweifelsohne ſein ſchärfſter Sinn. Aber ſelbſt dieſes kann unter gewiſſen ungünſtigen Umſtänden teilweiſe oder faſt völlig den Dienſt verſagen. Oft ſchon hatte ich den ſchönen Gabelweihen an ihren Lieblingsplätzen mit der Flinte auf— gelauert, aber ihres ſcheuen und vorſichtigen Weſens wegen zu— meiſt ohne Erfolg. Ganz anders jedoch geſtaltete ſich die Sache, als ich einmal auf dem Gipfel des Pico Osonio von einem dichten Nebel überraſcht wurde. Die Gabelweihen ſchienen dabei noch viel ſchlechter zu ſehen als der Menſch, ja ſie waren förmlich mit Blindheit geſchlagen und umflogen mich mit trägen Schwingenſchlägen dummdreiſt in bequemſter Schuß— diſtanz. Alle Augenblicke tauchte unvermutet einer der ſchwer— fälligen Vogelkörper aus den dicken Nebelmaſſen auf, oft ſchnur— ſtracks auf mich zufliegend, der ich doch ganz frei und ungedeckt daſtand. So konnte ich ohne ſonderliche Mühe innerhalb einer kleinen Stunde drei der prächtigen Vögel erlegen, und meine Freude über dieſen unverhofften Glückszufall war natürlich nicht gering. Die an dieſem Tage (25. Juli) geſchoſſenen Gabelweihen hatten folgende Maße (in mm): Nr. Geſchlecht Länge Flügel Schwanz Schnabel Lauf 1030 Männchen 630 450 315 35 55 1031 Weibchen 620 460 320 34 56 1032 25 630 458 305 33 57 Der Kropf- und Mageninhalt beſtand bei allen drei Stücken ausſchließlich aus großen Heuſchrecken. Auch von dieſer Art habe ich eine Anzahl Gewölle geſammelt und in denſelben gefunden: 9 mal Heuſchrecken, 5 mal Kaninchen, 3 mal Spitz— mäuſe, 6 mal Wühlmäuſe, 1 mal Fröſche, 1 mal 500 1 mal — 20 Geflügel. Obwohl ſie entſchieden neben dem Raben und Sperber der räuberiſchſte Vogel des Archipels iſt, iſt doch der durch ſie angerichtete Schaden nicht eben bedeutend. Sie unterſcheidet ſich in keiner Weiſe von der Gabelweihe Europas. 7. Berberfalk. (Falco bar barus L.) Ein zu dieſer wohl beſſer trinär zu faſſenden Falkenform gehörendes Exemplar, das von Gran Canaria ſtammt, ſteht ausgeſtopft in dem kleinen Muſeum von Las Palmas. Der Wanderfalke wird mehrfach erwähnt, aber Belege fehlen, und ich habe nie einen Edelfalken auf den Kanaren beobachten können. Noch fraglicher als das Vorkommen von Falco peregrinus iſt das des Lerchen- (F. subbuteo) und das des Merlinfalken (F. merillus), welche beide nur von den älteſten Autoren mit aufgezählt und wohl mit der folgenden Art verwechſelt wurden. Zu den regelmäßigen Frühjahrsgäſten gehört nähmlich: 8. Der Rotfußfalk (Falco vespertinus). Spaniſch: Gluquillo. Im Gymnaſialmuſeum von Laguna ſteht ein durch Cabrera erlegtes Exemplar. Dieſe reizenden Fälkchen ziehen zu Anfang März in großen Scharen längs der Weſtküſte Afrikas nach Norden, wo ſie gegen den 20. des genannten Monats an der Straße von Gibraltar zu erſcheinen pflegen. Erhebt ſich nun um dieſe Jahreszeit, wie es nicht eben ſelten der Fall iſt, ein ſtürmiſcher Oſtwind, ſo wirft er dieſe und andere gefiederte Wanderer (ſo beſonders Bienenfreſſer) ins Meer und treibt ſie auf die Kanaren, wo ſie ganz erſchöpft einzutreffen pflegen und gezwungen ſind, windſtilles Wetter zur Weiterreiſe abzuwarten. Den einheimiſchen Jägern iſt dieſe Erſcheinung als „Päjaros de Africa“ ſehr wohl bekannt. So wimmelte es am 7. März plötzlich bei Laguna von Rot- fußfalken, und erlegte ein mir bekannter Jäger, Domingo Gonzalez, allein an dieſem Tage 17 Stück, meiſt alte Männchen. Der weitaus gemeinſte Raubvogel des Archipels aber iſt: f 9. Der kanariſche Turmfalke. (Falco tinnun— culus canariensis Kg.) Spaniſch: Cernicalo oder Sarnicalo. Dieſe in vieler Hinſicht außerordentlich intereſſante sub— species wurde erſt 1890 von König entdeckt; das Männchen iſt dem Turmfalken ſehr ähnlich, aber lebhafter gefärbt und erheblich kleiner; das Weibchen iſt verhältnismäßig groß und durch eine dunkle Geſamtfärbung ausgezeichnet; in höherem Alter erhält es regelmäßig einen bläulichen Stoß wie die Männchen. Dieſe Form lebt nicht nur auf allen Inſeln des kanariſchen Archipels, ſondern auch auf Madeira, während auf an an a a un a den Kapverden der FE. tinnunculus neglectus Schleg, heimiſch iſt, und der Turmfalke der Azoren vorläuſig noch ſtrittig er— ſcheint. Nach meinen Unterſuchungen bekommen die Weibchen ſchon im 3. Jahre die bläuliche Schwanzfarbe, ſo daß man ſehr viele trifft, welche dieſe aufzuweiſen haben, und zwar in noch höherem Alter auch in noch höherem Grade. Dagegen bekommen die Männchen ihr Prachtkleid ſpäter wie unſere Turm— falken, jedenfalls nie im erſten Lebensjahre, wahrſcheinlich erſt zu Beginn des dritten. Die geſchlechtliche Differenzierung iſt alſo bei dem kanariſchen Turmfalken noch nicht ſo weit vorgeſchritten wie bei der europäiſchen Form. In der Zwiſchenzeit tragen ſie ein dem weiblichen Gefieder ſehr ähnliches Übergangskleid. Des— halb ſieht man auch nur verhältnismäßig wenig ausgefärbte Männchen, die auch erſt dann fortpflanzungsfähig zu werden ſcheinen, wenn ſie das Prachtkleid angelegt haben, deshalb im zweiten Lebensjahre noch nicht zur Paarung ſchreiten, ſon— dern ſich vagabundierend im Lande herumtreiben. Dazu kommt eine weitere höchſt auffällige Erſcheinung. Nach Abſchluß der Fortpflanzungsperiode trennen ſich nämlich die beiden Ge— ſchlechter, indem die Männchen zur Küſte herabſteigen, die Weibchen dagegen in der Waldregion bleiben. Dieſe Trennung wird ſehr ſcharf durchgeführt, ſo daß ich im Herbſt und Winter 1900/1, welche Zeit ich wie erwähnt in der Waldregion zu— brachte, zwar täglich mehrere Turmfalken ſah und ihrer viele geſchoſſen, aber während dieſer ganzen Zeit ausſchließlich Weib— chen angetroffen und nicht ein einziges ausgefärbtes Männchen beobachtet habe, welche ich aber ſofort zu Geſicht bekam, ſobald ich den Hafenſtädten einen gelegentlichen Beſuch abſtattete. Erſt zu Beginn der Paarungszeit finden ſich die Geſchlechter wieder zuſammen. Am 16. März ſchoß ich bei Laguna das erſte blauköpfige Männchen, und von da ab ſah ich ſolche täglich. Nachſtehend die Maße der von mir erlegten Turmfalken in mm: Nr. Ort Datum Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf Geſchlecht 960 Teror 1.) VII. 1900 320 672 220 181 16 45 Weibch. iuv. e eee 320 720 231 174 17 41 Männchen Dylan . 324 675 215 178 16,5 40 2 reer 335 675 216 190 16 40 Weibchen „ 18,/ III. 339 70 241 173 16,5 41 A 1024 5 23./VII. 315 654 223 165 17,5 40 5 juv. 1034 A 25./ VII. 330 680 225 162 17,5 40 ji 1035 „ 25. VII. 330% 2835 161 16 38 2 1043 Vallesecco 30./V1I. 322,5 673 222 157,5 17 39 5 1044 5 5 337 731 249 187 17,5 44 € 1045 5 R 319 678 229,5 180 16 39,5 „ ii 1046 5 2 307 664 220,5 167 16 40 Männchen 1067 Teror 4// VIII. 320 676,5 223 176 15 39 Weibch. iuv. 1068 „ A 340 723 242 184 19 36 ” . Nr. Ort Datum Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf Geſchlecht 1069 Teror 4./ VIII. 335 707 235 195 17 37 Weibchen 1077 Tafira 19. IX. 300 647 219 153 16,5 39 Männchen. 1096 Mercedes 13/ XII. 316 686 221 175 17,5 40 Weib. iuv. 1097 300 655 219 150 17,5 39 2 1146 Laguna 27./ XII. 335 710 230 178 17,5 42 Weibchen 1149 Mercedes 29,/ XII. 322 688 223 181 17 40 5 1155 „ .f. 01 32 80.180.172 50 1162 „ 315 690 226,5 158 17,25 40 „ 1170 5 6.1. 335 711 235 190% 18749 = 1223 0 5./11. 320 684 230 157 16 40 5 1278 Laguna 16./l111 320 671 208 161 19 40 Männchen Auch den Kropf- und den Mageninhalt dieſer 25 Exem⸗ plare habe ich genau unterſucht und in den weitaus meiſten Fällen nichts als Heuſchrecken gefunden. Abweichend davon waren nur Nr. 1069, welches Grillen, Nr. 1096, welches Engerlinge, Nr. 1097, welches große grüne Raupen einer Weißlingsart, Nr. 1146, 1155 und 1162, welche Maulwurfsgrillen und Nr. 1170 und 1223, welche alle dieſe Nahrungsmittel gemiſcht und endlich Nr. 1278, welches außer Grillen auch eine Eidechſe (Lacerta galloti) enthielt. Die aufgefundenen Gewölle lieferten eben— falls überwiegend Heuſchrecken, ſeltener Grillen oder Eidechſen,“) niemals Vögel, ja ſelbſt keine Mäuſe. Ich ſtehe nach alledem nicht an, den Turmfalken für die nützlichſte Vogelart auf den Kanaren zu erklären, die der größten Hege würdig iſt. Die auch von Cabrera übernommenen Angaben, daß er kleine Vögel und junge Hühner anfalle beruhen jedenfalls auf Verwechslung mit dem Sperber. Gern folgt er, niedrig über dem Boden rüttelnd, dem Pfluge, um die blosgelegten Engerlinge und Maulwurfs— grillen und Heimchen aufzunehmen; bei trübem und naſſem Wetter, wenn er Mangel leidet, ſcharrt er ſogar dieſelben ſelbſt hervor, wovon ſeine alsdann ſtark mit Erde beſchmutzten Fänge und Hoſen genügend Zeugnis ablegen. Überdies iſt ſeine äſte— tiſche Bedeutung keine geringe, denn kaum ein anderer Vogel bringt wie er mit ſeiner anmutigen Erſcheinung, ſeiner fröhlichen Stimme und ſeinen reizenden Flugſpielen ſo viel friſches Leben in die farbenprächtige Landſchaft. Er bewohnt alle Inſeln der Gruppe von der Küſte an bis zum Nadelwald, iſt aber in letzterem ſchon ſelten und in der mediterranen Region am ge— meinſten. Hinſichtlich des Brutgeſchäftes weicht er kaum von der Stammform ab. Nur ausnahms weiſe horftet er auf Pinien, gewöhnlich in Felswänden, oft mehrere Pärchen geſellſchafts- weiſe nebeneinander und in friedlicher Nachbarſchaft mit Felſen⸗ tauben und Seglern. Ich fand am 8. April bei La Punta ein volles Gelege von 5 ſchwach bebrüteten Eiern. Letztere *) Dieſe ſind auf den Kanaren der Tomatenkultur ſchädlich. 1 N — 28 ſind durchſchnittlich etwas kleiner wie europäiſche, ändern aber in Größe wie Färbung und Fleckung ebenfalls außerordentlich ab. Sie meſſen 30 40 mm in der Länge und 2431 mm in der Breite. Außer der gewöhnlichen Stimme hörte ich von dieſem Turmfalken auch noch eigentümlich ketſchende Laute. Der in Marokko ſo häufige Rötelfalke (F. cenchris) iſt auf den Kanaren noch nicht vorgekommen. Von Weihen wurde bisher erſt eine Art nachgewieſen, nähmlich 10. Die Rohrweihe (Circus aeruginosus) Spaniſch: Aguililla de monna dorada. Doch iſt es ein großer Irrtum, dieſelbe für einen ges wöhnlichen Bewohner der Kanaren auszugeben, wie dies im „Neuen Nauman“ geſchehen iſt; ſicherlich iſt ſie nicht Brutvogel, wie ja auch das Terrain für ſie ſo ungeeignet wie nur möglich iſt Doch erſcheint hin und wieder eine Verirrte im Winter an den Sümpfen, die ſich bei anhaltendem Regen auf der Hochebene von Laguna zu bilden pflegen. Hier hat Cabrera 2 Exemplare im Dezember erbeutet, die jetzt das Muſeum genannter Stadt zieren. Ahnliches gilt von 11. Der Sumpfohreule (Otus brachyotus), Spaniſch: Mochuelo, nur mit dem Unterſchiede, daß dieſe gelegentlich auch im Sommer vorkommt, wie ein von Cabrera im Juli in Los Rodeos erlegtes Exemplar beweiſt. Doch ver— lautet nichts Sicheres über ihr Brüten. Auch Meade-Waldo hat ſie beobachtet. 12. Kanariſche Ohreule (Otus otus cana- riensis Mad.) Spaniſch: Corruja. Dieſe Art ift ſowohl auf Canaria wie auf Teneriffa die häufigſte Bruteule. Ich ſammelte im Herbſt 1900 mehrere Stücke bei Tafıra und ſchickte dieſelben an das Ungariſche Nationalmuſeum nach Budapeſt, wo ſie Dr. Julius von Madaräsz unter dem Namen Otus canariensis in den „Orn. Monatsberichten“ als neue Art beſchrieb. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung handelt es ſich aber nicht um eine ſolche, ſondern nur um eine gute subspecies der gewöhnlichen Waldohreule, die ich deshalb trinär benenne, und die durch geringere Größe und dunklere Geſamtfärbung ausgezeichnet iſt. Sie bewohnt die mit üppigem Pflanzenwuchſe ausgeſtatteten feuchten Barrancos, meidet aber die kahlen trockenen, in denen die Schleiereule zu Hauſe iſt. Auch in größere Gärten kommt ſie gern, namentlich wenn dieſelben alte Nadelbäume enthalten, zwiſchen deren Zweigen ſie in beſchaulicher Ruhe den Tag ver— träumt, um dann mit Beginn der Dämmerung zur Nahrungs- ſuche auszufliegen, wobei ich ſie öfters zwiſchen den Häuſern von Taſira auf Fledermäuſe Jagd machen ſah. Am Tage auf— — 24 — geſcheucht, fliegt ſie zwar auch ſehr gewandt, ſucht aber immer möglichſt bald an einem düſteren Plätzchen wieder einzufallen. Sie iſt ſehr geſellig, und man trifft bisweilen ein halbes Dutzend auf ein- und demſelben Baume. Die bei Tafıra erlegten Stücke meſſen: Nr. Zeit Länge Breite Flügel Schwanz Schnabel Lauf 1088 17 /X. 312 850 271 150 27:5 44 1089 5 325 890 272 138 310 43 1090 55 312 870 260 145 32˙0 47 1091 = 325 885 266 140 30:0 42 Der Mageninhalt beſtand bei Nr. 1088 und 1091 aus⸗ ſchließlich aus Feldmäuſen, bei Nr. 1089 aus einer erſtaunlichen Menge von Miſtkäfern, bei Nr. 1090 aus 2 Feldmäuſen, 1 Spitz⸗ maus und ein Miſtkäfer. Die Gewölle habe ich an ihren Schlaf— plätzen maſſenhaft aufgeleſen, aber niemals Vogelreſte in den— ſelben gefunden, ſo daß dieſe Eule auch für die Kanaren als ein ſehr nützlicher Vogel bezeichnet werden muß. Ich ſah Eier dieſer Ohreule im Beſitze eines Gärtners in Taſira. 13. Die Schleiereule (Strix flamme a) Spaniſch: Lechuza. Nächſt der vorigen die gemeinſte Eule, aber trotzdem keineswegs häufig, am eheſten noch in den unteren Regionen anzutreffen, aber auch hier nur ſtellenweiſe. Ich habe trotz aller Bemühungen keine bekommen können, ja auf Canaria ſie nicht einmal geſehen oder gehört und auf Teneriffa auch nur letzteres bei La Punta und Tegueste. Cabrera beſitzt von dort ſtammende Eier. Welcher Form die auf den Kanaren vorkommende Schleiereule angehört, kann ich demnach nicht ſagen. König beſchreibt ein von ihm erbeutetes Exemplar als mit ſchneeweißer Unterſeite ohne jegliche Fleckung und mit milchweißem Schnabel. Sie würde alſo ſehr ſchlecht zu der S. flammea schmitzi Hartert's aus Madeira paſſen und eher mit der auch in Marokko heimiſchen meridionalis-Form übereinſtimmen. 14. Kubaniſche Sperlingseule (Glaucidium sıju). Dieſes kleine, auf Kuba heimiſche Eulchen wurde als ſeltener Irrgaſt am 22. Auguſt 1888 von Ramon Gomez in einem vereinzelten Exemplar in Adeje auf Peneriffa ange⸗ troffen und erlegt. König knüpft an dieſes Faktum eine Reihe hypotetiſcher Betrachtungen über die Beſiedelung der Kanaren mit amerikaniſchen Formen, welchen Ausführungen Hartert mit Recht entgegen tritt. Ich meinerſeits glaube überhaupt nicht, daß das Auftreten dieſes neuweltlichen Eulchens der Aus— fluß irgend einer Zugserſcheinung iſt, ſondern erkläre mir das auffallende Vorkommnis viel einfacher und — wie ich glaube — Er natürlicher und einleuchtender auf folgende Weiſe. Die jungen Burschen der Kanaren wandern nämlich zu einem ſehr hohen Prozentſatz nach Kuba aus, um in den dortigen Plantagen zu arbeiten, ſich ein kleines Kapital zu erſparen und dann nach einigen Jahren zurückzukehren, nun im ſtande, ſich den erſehnten eigenen Herd zu gründen. Sie bringen bei der Heimkehr allerlei Raritäten aus Kuba mit, und bei der großen Vorliebe der Kanarioten für Käfigvögel iſt es nicht zu verwundern, wenn letztere dabei eine Rolle ſpielen, in erſter Reihe Papageien, dann aber auch kleinere Vögel und nicht zuletzt die überaus niedlichen Zwergeulchen, wie ich ſolche mehrfach in ſpaniſchen Häuſern zu Tafira und Teror ſah, deren Angehörige in Kuba geweſen waren.) Um ein ſolches aus der Gefangenſchaft entkommenes und wieder verwildertes Exemplar dürfte es ſich meiner unmaß— geblichen Anſicht nach auch hier handeln. 5 Über das Vorkommen des 15. Steinkäuzchen (Athene noctua) liegt nur eine Nachricht von Serra (1882) vor, wonach ein Exemplar in Tegueste auf Teneriffa geſchoſſen worden fein fol. Falls nicht doch ein Irrtum zugrunde liegt, dürfte es ſich um einen von Marokko verflogenen Wüſtenkauz handeln. 16. Walzkauz (Syrnium aluco) Spaniſch: Päjaro cochino. Schon Bolle ſpricht die Vermutung aus, daß auf den Kanaren noch eine dritte Eulenart ſtändig vorkommt, welchen Paſſus König etwas ſehr willkürlich auf Glaucidium siju bezieht. Es handelt ſich aber um den Waldkauz, von dem ich ein ausgeſtopftes Exemplar in Teror ſah. Der bekannte ſpa— niſche Botaniker Bello y Espinosa erlegte mehrere Stücke im Barranco Agua de Dios auf Teneriffa, die Cabrera ſah und beſtimmte. Ob der Vogel aber auf den Kanaren brütet, iſt ſehr fraglich. Wie er zu ſeinem ominöſen Namen „Pajaro cochino® — „Schweinevogel“ gekommen iſt, weiß ich nicht. 17. Nachtſchwalbe (Caprimulgus europaeus). rufen Dieſe beiden Arten der Nachtſchwalbe kommen vereinzelt zur Zugzeit vor. Von Cabrera neuerdings bei Tejina und Laguna erlegte Exemplare ſtehen im Muſeum der letztgenann— ten Stadt. 19. Alpenſegler (Cypselus melba). Eine höchſt ſeltene Erſcheinung! Jedoch ſchon zu Anfang Mai an der felſigen Steilküſte von Santa Cruz durch Cabrera erlegt. *) Neuerdings ſind dieſe reizenden Eulen durch Fräulein Hagenbeck in Hamburg auch den deutſchen Liebhabern erreich— bar geworden. 4 3 20. Mauerſegler (Cypselus apus). Der Mauerſegler Scheint zur Zugzeit ſowohl im Frühjahr wie im Herbſte ziemlich regelmäßig, wenn auch nicht häufig vorzukommen. König's diesbezügliche Zweifel ſind unbegründet, da die einheimiſchen Sammlungen Belegexemplare enthalten. Wenn er aber von Cabrera als häufiger Brutvogel ange— führt wird, und er in ſeiner Sammlung auch angeblich von ihm ſtammende Gelege beſitzt, fo dürfte das doch wohl auf Ver- wechslung mit einer der folgenden Arten zurückzuführen ſein. Ich ſah im Spätſommer 1899 auf Canaria wiederholt Segler, die ich für dieſe Art hielt. f 21. Einfarbiger Segler (Cypselusunicolor). Spaniſch: Aburriön oder Andorinha del pais. Dieſe Oypselus-Form iſt eine Spezialität der Atlantiſchen Inſeln (Madeira, Azoren, Kanaren, Kapverden) und kommt nirgends anderswo vor. Die geringere Größe und die gleich— mäßig dunkle, metalliſch ſchimmernde Färbung machen dieſe Art auch aus der Ferne und im Fluge für ein einigermaßen geübtes Auge unſchwer kenntlich. Nachſtehend die Maße der von mir geſchoſſenen Stücke: Nr. Ort Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 973 Teror 9,JVII Weibchen 162 362 150 76 5 12 1037 Vallesecco 30,/ VII. 5 163 370 156 Ü 29 1279 Esperanza 20.J1I Männchen 165 371 153 80 6 9 1301 La Punta 12%/ IV. 5 157 6 16 6 ih 1302 „ 5 Weibchen 157 352 146 79 6 11 1303 = 162 368 156 76 6 11 gewöhnlich ganze, mit ihrem klebrigen Speichel zuſammen geklei⸗ ſterte Ballen von Fliegen und Mücken der verſchiedenſten Art. Der Segler bewohnt alle Höhenregionen von der Meeresküſte an bis zum vegetationsloſen Gipfel des Pik hinauf. Die in höheren Lagen brütenden kommen aber bei trübem Wetter zur Juſekten⸗ jagd in die unteren Gegenden herab, und die Brutvögel der letzteren ſteigen bei klarem Wetter wiederum gerne aufwärts, wo fie mit Vorliebe kahle Bergkuppen reißenden Fluges um- ſauſen, dabei ein ſchreckliches Geſchrei vollführend, während die mehr einzeln jagenden ſtets ſtumm ihre Bahnen ziehen. Obwohl einzelne nach König in dem milden Tale von Orotava über- wintern, iſt dieſer Segler doch ein ausgeſprochener Zugvogel, der die Regenzeit nach Bolles Beobachtungen auf den Kapverden verbringt. Auf Gran Canaria verſchwanden ſie am 14. September 1900, und die Hauptmaſſe erſchien auf Teneriffa erſt am 7. Februar 1901 wieder. Nach der Ankunft im Frühjahr halten ſie ſich aber noch lange in der warmen Küſtenregion auf und beſiedeln erſt ſehr viel ſpäter die höher gelegeuen Brutplätze, die in der Fichtenregion kaum vor Mitte * dh > Dale 2 a de A ee 3 RN * i 2 8 März. Überhaupt ſcheinen ſie ſehr wärmebedürſtig zu ſein, denn bei gutem Wetter haben ſie einen wahrhaft reißenden Flug, der denjenigen unſeres Mauerſeglers weitaus übertrifft, ſo daß ein außerordentlich gewandter Flugſchütze dazu gehört, ſie zu treffen; bei trübem Wetter dagegen fliegen ſie mit matten, kraftloſen Flügelſchlägen müde und traurig umher. Als zu Anfang April bei La Punta mehrere Tage Sturm und Regen— wetter herrſchten, ſchlugen die Fiſcherknaben die Segler mit langen Bambusſtangen aus der Luft herab! Über mein erſtes Zuſammentreffen mit dieſem intereſſanten Segler enthält mein Tagebuch folgende Notiz vom 4. Juli 1900. „Beſteige den Pico Osonio (1625 m), von wo man einen großartigen Rund— blick über die ganze Nordhälſte der Inſel mit ihrer wild zer— klüfteten, hochromantiſchen Gebirgswelt genießt und auch Tene— riffa mit ſeinem ſtolzen, gleichſam über den Wolken in der Luft ſchwebenden Pik und Fuertaventura mit feinen beiden eſelsohrartigen Zipfeln überſchaut. Hier beobachte ich zahlreich einen mir unbekannten Segler, wohl unicolor? Er hält ſich ſtreng paarweiſe zuſammen und bleibt ſtumm, während palli— dus geſellſchaftsweiſe fliegt und fortwährend ſchreit. Hält ganz beſtimmte Flugſtraßen inne, indem er in der Luft eine regelrechte 8 beſchreibt; niedrig über der Erde fliegt er fabel— haft ſchnell, mit vernehmlichem Rauſchen der langen Schwung— federn, was den Vögeln offenbar Spaß zu machen ſcheint“. Bei dem ſchönen Kaſtanienwäldchen von Peror ſah ich fie oft, indem fie regelrecht die Lifiere desſelben nach Inſekten abjagten oder ſich zu demſelben Zwecke über kleinen Waldwieſen und Blößen tummelten. In einer ſtark zerklüfteten, engen Felſen— ſchlucht dieſer Gegend befand ſich eine große Brutkolonie, in der offenbar noch Junge gefüttert wurden, und wo die alten Vögel pfeilgeſchwind mit gellendem Geſchrei ununterbrochen hin und her ſchoßen. Doch war es ganz unmöglich, zu den in höhlenartigen, überwölbten Felſenniſchen der ſenkrecht abfallen- den Wand ſtehenden Neſtern zu gelangen. Die Eier dieſes Seglers ſind deshalb ſehr ſchwer zu erhalten. Doch beſitzt das Muſeum von Laguna einige Gelege. Cabrera ſagt, daß jedes derſelben aus 3—4 Eiern beſtehe, was wohl ſicher auf Irrtum beruht. Dieſe rein weißen, ungefleckten Eier meſſen in der Länge 20 und in der Breite 14mm. 22. Fahler Segler (Cypselus apus palli— dus) ) Spaniſch: Andorhinha africana. *) Eben erſehe ich aus der neuen Auflage des Friderich, daß auch Hartert dieſen Segler ſubſpecifiſch auffaßt und als C. a. brehmorum benennt. Das iſt auch zweifellos richtig, denn von dem eigentlichen pallidus Shell., der nur im öſtlichen Teile des Mittelmeerbeckens zu hauſe iſt, iſt er gewiß verſchieden. 4 * 2 Von der modernen Ornithologie wird dieſer Segler als ſelbſtſtändige Art aufgefaßt, und auch König führt fie als ſolche in ſeiner prächtigen Arbeit auf; ich kann mich aber trotzdem durchaus nicht für die Artſelbſtſtändigkeit dieſer Form begeiſtern, welche ſich von dem gewöhnlichen Turmſegler nur durch die fahlere Färbung und den größeren Kehlfled unter— ſcheidet, ihm aber ſonſt in Größe und Form wie auch in der Biologie vollkommen gleicht. Meiner Auffaſſung nach haben wir es hier nur mit einer ſüdlichen Lokalform des gemeinen Seglers zu tun, die ſchon in Südeuropa (ich traf ſie z. B. maſſenhaft auf den Kirchen von Sevilla brütend) ) heimiſch iſt, demgemäß nur eine gute subspecies darſtellt und als ſolche trinär benannt werden muß. Auf Canaria und Teneriffa iſt ſie entſchieden ſeltener als die vorhergehende Art, dagegen ſoll fie auf Fuertaventura und Lanzarote viel zahlreicher fein und auf Gomera nur vereinzelt vorkommen. Sie iſt beträchtlich größer wie unicolor. Ein von mir bei Teror erlegtes Weibchen hatte folgende Maße: Länge 176,5, Flugbreite 402, Flügel 169. Schwanz 76, Schnabel 7 und Lauf 11,5 %% m. Tagebuchnotiz vom 25. März: „Die Segler kann ich jetzt auch in der Luft gut unterſcheiden. Pallidus fällt ſofort durch ſeine Größe und fahle Färbung auf. Dagegen ift der Flug bei unicolor viel raſender, und ſein Gefieder ſchimmert im Sonnenſchein metalliſch wie bei einer Schwalbe.“ | Recht lückenhaft erſcheint die ſonſt fo ſorgfältige Arbeit von König betreffs der Schwalben, und gereicht es mir zur beſonderen Freude, nachſtehend einige dieſe lieblichen Vögel betreffenden Ergänzungen und Berichtigungen bieten zu können, durch welche auch die Grenze ihres Brutgebietes weiter nach Süden gerückt wird, als man bisher annahm. 23. Die Mehlſchwalbe (Hirundo urbica) Spaniſch: Golondrina. f König ſah die Mehlſchwalbe nie auf Teneriffa, während ſie von anderen als vereinzelter Zugvogel angeführt wird. Als ſolchen lernte auch ich ſie auf Gran Canaria kennen, wo ſie am 14. September in ziemlicher Anzahl bei Tafıra erſchien, einige Tage verweilte und dann weiterzog. Im Muſeum von Laguna ſah ich ein von Cabrera geſammeltes Exemplar. Näher wurde ich mit dem Vogel aber erſt in La Punta bekannt und ent- nehme meinem Tagebuche darüber Folgendes: 11. April. „Abends bei ſtarkem Nordſturm viele Hirundo urbica in anſcheinend ſehr ermattetem Zuſtande über den niedrigen Fiſcher— hütten hin und her fliegend“. 12. April. „Das ſchlechte Wetter D Dort kommt auch C. apus apus vor. Beide Formen vers miſchen ſich aber nicht mit einandern, ſondern halten ſich getrennt. 5 . ERBE. EN Se mit fteifem Nordwind hält noch immer an. Zeitweiſe fteigert ſich der Wind zum Sturme; es regnet faſt ununterbrochen, und das Dach meiner Hütte erweiſt ſich leider nicht als waſſer— dicht. Auch heute find noch mehrere Rauch- und viele Mehl— ſchwalben da, von welch letzteren ich eine zum Beweiſe ſchieße, der der ſie aufhebende „muchacho“ leider den halben Schwanz ausreißt.“ 13. April. „Alle Felder find in eine Schlammwüſtenei verwandelt, und jede Jagd auf denſelben unmöglich. Noch immer ſind viele Schwalben da, namentlich urbica. Als ich den Leuten gegenüber äußere, daß das ſchlechte Wetter dieſen armen Vögeln die Weiterreiſe nach Europa unmöglich mache, und ſie hier nun beſſeres Wetter abwarten müßten, lacht man mich einfach aus. Die Eingeborenen behaupten nämlich, daß beide Schwalben hier Brutvögel ſeien. Als ich meine Zweifel darüber ausſpreche, führt man mich eine kleine Stunde weit in einer Seitenſchlucht zu einem ſchwer zugänglichen, großen und tiefen Barranco, wo an der ſteilen Felswand in der Tat eine ganze, ziemlich umfangreiche Kolonie von urbica-Neſtern an- geklebt iſt, während einige von rustica am oberen, überhängen— den Rande ſich befinden, und dazwiſchen in den Felſenſpalten eine ganze Anzahl von Seglern brüten. Leider iſt es ganz unmöglich, zu den Neſtern zu gelangen, zumal oben das über— hängende Erdreich ſo locker iſt, daß es kein Menſch ohne die größte Lebensgefahr betreten kann. Doch ſchieße ich wenigſtens ein (leider der groben Schrote wegen zum Präparieren untaug— liches) Weibchen von urbica mit legereifem Ei. Im Sommer dürfte es aber nicht ſchwer halten, hier flügge Junge zu be— kommen. Im Dorfe brüten die Schwalben nicht, kommen über— haupt nur bei eintretendem Regenwetter in dasſelbe herab und gelten deshalb bei den Fiſchern als ſehr verläßliche Wetter— propheten. Bisher war das Brüten dieſer Vögel auf den Kanaren den Ornithologen unbekannt, und König beſtreitet es ſogar auf das entſchiedenſte“. Die erwähnte Mehlſchwalbe, welche in den Beſitz des Rotſchild'ſchen Muſeums überging, hatte folgende Maße: Länge 155, Flugbreite 305, Flügellänge 108, Schwanz 64, Schnabel 6,25, Lauf 13m. Es war ein Männchen. 24. Die Rauchſchwalbe (Hirundo rustica). Spaniſch: Golondrina. Als Durchzügler iſt die Rauchſchwalbe auf den Kanaren durchaus keine beſondere Seltenheit, obwohl ſie vielfach als ſolche ausgegeben wird. Cabrera hat fie mehrfach geſammelt, und auch das Muſeum von Laguna beſitzt ſie. Auf Canaria trafen die erſten Herbſtvögel ſchon am 12. September ein, alſo merkwürdiger Weiſe früher wie urbica. Die letzten ſah ich am 10. Oktober. Über ihr Vorkommen bei La Punta habe ich ſchon oben das Nötige geſagt. Dadurch werden auch die viel . angefochtenen Angaben Godmans über ihr Brüten auf Teneriffa im Gegenſatze zu den Ausführungen von König und Meade- Waldo beſtätigt. Ich finde daran gar nichts jo wunderbares, nachdem doch auch die Waldſchnepfe zweifellos auf den Kanaren brütet. Nicht ſelten findet man unter den dortigen Schwalben die Form cahirica, ) wie ein von Cabrera im November bei La Laguna erlegtes Stück beweiſt. | 25. Die Felſenſchwalbe (Hirundo rupestris), Die Felſenſchwalbe, mit der ich auf meinen Orientreiſen vielfach zuſammengetroffen bin, und die ich dabei ſo gut kennen lernte, daß eine Verwechslung ausgeſchloſſen erſcheint, beobachtete ich am 10. Juli 1900 zwiſchen großen Mengen von Seglern auf dem Gipfel des Pico Osonio in einem vereinzelten Erem- plare, das mir leider nicht ſchußrecht kam. Nach Cabrera und den übereinſtimmenden Berichten aufmerkſamer ſpaniſcher Jäger iſt ſie zu beiden Zugzeiten keine ungewöhnliche Erſcheinung, ja in manchen Jahren ſogar recht häufig. Der Genannte konnte ſie wiederholt ſammeln. Seltener und unregelmäßiger erſcheint 26. Die Uferſchwalbe (Hirundo riparia), die auch ausgeſtopft im Muſeum von Laguna ſteht. König kennt weder dieſe noch die vorhergehende Art von den Kanaren. 27. Der Kuckuck (Cuculus canorus) iſt eine ausnahms— weiſe und zufällige Erſcheinung im Frühjahr. Cabrera be- ſitzt 2 im Mai bei Laguna erlegte Exemplare. Schon das ſpäte Datum weiſt darauf hin, daß man es mit verirrten Nach— züglern zu tun hat. 28. Der Straußkuckuck (Ox ylophus glanda- ius), Dieſer Vogel, der in einem Exemplar bei Los Rodeos von Cabrera erlegt wurde, kann vollends nur als Irrgaſt inbetracht kommen. Da er in Marokko gemein iſt und dort zu den Zugvögeln gehört, ſo wirft ihn während ſeiner Wanderung ein heftiger Oſtwind bisweilen auf die Kanaren. Für alle dieſe intereſſanten „Päjaros de Africa“ kommen aber natürlich die öſtlichen Inſeln Lanzarote und Fuertaventura vielmehr in betracht wie Teneriffa; leider aber wurde auf den erſtgenannten bisher noch kaum zur Zugzeit ornithologiſch beobachtet. 29. Die Blauracke. (Coracias garrula). Dieſer Vogel, der eine ſo ſchöne Färbung und eine ſo häßliche Stimme beſitzt, gehört zu den am regelmäßigſten er— ſcheinenden „Päjaros de Africa“, wenn er auch nie in Menge auftritt. Bei Laguna werden in jedem Frühjahr einige geſchoſſen. Ganz dasſelbe gilt von ) Diefelbe hat meiner Anſicht nach nicht einmal ſubſpezi— fiſchen Wert. 5 30. Bienenfreſſer (Merops apiaster). Spaniſch Abejarruco. Auf der Cumbre foll er ſich oft in ziemlicher Menge einſtellen und dort die Bienen wegfangen, deren Körbe die In— ſulaner zur Blütezeit der Lineoſen in jene hohen Regionen ſchaffen, um ſie mit köſtlichem Honig füllen zu laſſen. Der Vogel iſt ihnen deshalb verhaßt und wird häufig geſchoſſen. Ich ſah ihn öfters ausgeſtopft. Im März, zur Zeit als die Rotfußfalken da waren, hörte ich öfters den charakteriſtiſchen Ruf des Immenvogels bei La Laguna. Cabrera führt auch den Merops viridis an, jedoch ohne Beleg. Dagegen beſitzt er einen ſolchen für 31. Merops persicus Pall. in Geſtalt eines im Mai 1888 in San Diego del Monte unweit Laguna erlegten Exemplares Der Eis vogel (Alce do ispida) wird mehrfach von älteren Autoren als auf Teneriffa und Palma beobachtet erwähnt; doch iſt mir Näheres nicht bekannt geworden, insbeſondere kein auf den Inſeln erlegtes Exemplar. Dagegen exiſtiert im Muſeum zu Laguna ein ſolches für 32. Hal cyon rufiventris Sw. aus dem Frühjahr 1900. Übrigens erwähnt ſchon Bolle das Vorkommen dieſes ſtattlichen Eisvogels, der auf den Kapverden gemein iſt. Für die Kanaren iſt er jedenfalls nur Irrgaſt, dagegen gehört zu deren häufigſten Charaktervögeln 33. der Wiedehopf (Upupa epops), ſpaniſch: Tabobo, der hier in mehreren subspecies auftritt. Dieſem hochintereſſanten Vogel iſt ſeitens der bisher auf den Kanaren beobachtenden Ornithologen keineswegs diejenige Aufmerkſamkeit zuteil geworden, welche er verdient, und ſelbſt der ſonſt ſo gründliche König erwähnt ihn nur flüchtig. Hartert und v. Madarasz, die ich brieflich auf die vielen biologiſchen Eigentümlichkeiten des Vogels hinwies und denen ich Bälge zur Begutachtung einſchickte, erwiderten mir, daß ſich dieſelben kaum von europäiſchen Exemplaren unterſchieden. Dagegen hatte ich Gelegenheit, mich wiederholt mündlich mit dem trefflichen „Field-ornithologist“ Cabrera über die Wiedehopfe ſeines Heimatslandes zu unterhalten, und fand meine von den bis— herigen ganz und gar abweichenden, nicht im Muſeum, ſondern in freier Natur gemachten Beobachtungen durch den Genannten zu meiner nicht geringen Genugthuung vollſtändig beſtätigt. Danach kommen nicht weniger als 4 Formen des Wiedehopfes auf den Kanaren vor, unter dieſen allerdings 2 nur als gele— gentliche Durchzügler. Ich ſchrieb darüber, unbeeinflußt durch Litteraturangaben, unter dem friſchen Eindruck meiner Beobach— tungen in meinem Tagebuche am 23. März 1901 bereits wie folgt: „Wirklich intereſſant find die hieſigen Wiedehopfe. Sah geſtern 2 Stück, die ganz von den im Lavageröll lebenden abweichen und ein mehr fupferfarbenes Gefieder haben, das in der Sonne glänzt wie flüſſiges Gold. Ich glaube jetzt daß man hier 4 Formen unterſcheiden muß: 1. U.epops epops, die typiſche europäiſche Form, welche die Kanaren gelegentlich auf dem Zuge berührt; 2. U. e pops palli da Erl., welche hin und wieder mit den „Päjaros de Africa“ durch den Oſtwind im Frühjahr herüber geworfen wird; 3. U. e pOpS petrosa, die häufigſte Form und beſonders auf Canaria ſehr gemein, Bewohner der öden Lavafelſen etc,, mit oberſeits ſehr dunklem und unterſeits wie verſtaubt ausſehendem Gefieder, lebhaft wein- rötlichem Anflug der Kehlpartie, kurzem Schnabel, Felſenniſter, mit vielen biologiſchen Eigentümlichkeiten; er iſt ein Zugvogel und während des Winters nicht auf dem Archipel anzutreffen. Zugzeit Oktober-Februar. 4 U epops pulchra, alt= ſchließlich Bewohner der ſaftigen Matten und Weiden in der Fichtenregion, ſchön und lebhaft gefärbt, langſchnäbelig, kurz— flügelig, Baumhöhlenniſter, iſt ein Strichvogel, der im Winter vom Gebirge in geſchützte Küſtentäler verſtreicht, aber nicht wegzieht.“ Dieſe Form muß allerdings vorläufig nomen nudum bleiben, da die von ihr (ausſchließlich bei Esperanza) geſam⸗ melten Bälge leider ſpäter in Verluſt gericten. e habe ich petrosa, welche die typiſche Form der Kanaren iſt, ſehr eingehend beobachtet und vielfach geſammelt, da ſie mir von allem Anfange an ſehr auffiel. So enthält mein Tagebuch bereits am Tage meiner Überſiedlung von Las Palmas nach Teror (4. Juli) folgende Notiz: „Die hieſigen Wiedehopfe weichen in der Lebensweiſe ſehr ab. Sie fehlen merkwürdiger Weiſe dem humusreichen flachen Lande, den Ackern, Wieſen und Hainen vollſtändig und finden ſich dafür maſſenhaft da, wo Lavageröll und Felsblöcke eine wüſte, trockene Einöde bilden. Das Ko— lorit iſt ganz dieſer ſteinigen Umgebung angepaßt. Das Neſt ſteht ausſchließlich in Felsſpalten. Ich finde mehrere ſolcher Niſthöhlen mit nahezu flüggen Jungen, ohne dem dieſerhalb ſo verrufenen Vogel dabei irgend eine außergewöhnliche Unrein— lichkeit nachweiſen zu können. Auch die Stimme weicht etwas ab“. Über dieſen letzteren Punkt finde ich leider keine ausführ⸗ licheren Notizen unter meinen Aufzeichnungen, muß mich alſo dieſerhalb einer groben Nachläſſigkeit anklagen. Auf Canaria und namentlich bei Teror war der Wiedehopf gemein. Leider iſt aber der durch ſeine bunte Erſcheinung und den Federfächer ſo auffallende Vogel, den man oft auch auf den ſtaubigen Fahr— ſtraßen den Unrat des Age viſitieren ſieht, vielfachen Nach— ſtellungen ausgeſetzt, die ihm bei ſeiner Zutraulichkeit und Harm⸗ loſigkeit nur zu verhäugnisvoll werden. Mit tiefem Bedauern PR 158 muß es das Herz des Vogelfreundes erfüllen, wenn er fieht, wie halbwüchſige, unnütze Buben unbeaufſichtigt truppweiſe in den Bergen herumſtreifen und alles, was da fleucht und kreucht, mit geſchickten Steinwürfen hinmorden, um die ohne jeden Zweck und Sinn gemeuchelten Vögel (denn ſie werden nicht einmal für die Küche verwendet) reihenweiſe an lange Bambus⸗ ſtangen zu binden, im Triumphe herumzuſchleppen und ſie ſchließlich unbenutzt auf den Miſthaufen zu werfen. Namentlich . gilt dieſe ſchändliche und verwerfliche „Jagd“ dem armen Wiede- hopf und ſteht dann im größten Flor, wenn deſſen kaum flügge gewordene Junge aus den im Lavagefels verborgenen Brut- löchern zum Vorſchein kommen und nun gar vertrauensſelig die erſten Schritte in eine Welt tun, deren Tücke und Bosheit ſie noch nicht kennen gelernt haben. Falls ſich hier die Behörden nicht rechtzeitig ins Mittel legen, ſteht in der Tat die völlige Ausrottung des ſchönen und nützlichen Vogels zu befürchten. Unmittelbar nach der Ankunft im Frühjahr ſind die Wiede— hopfe oft ſo ermattet, daß ſie mit Stöcken tot geſchlagen werden. Er bewohnt hauptſächlich die 2. und 3. der geſchilderten Höhen⸗ zonen. Nachſtehend einige Maßangaben: Nr. Geſchlecht Datum Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 966 iuv. 4./ VII. 281 435 138 99 21 969 Männchen 7. VII. 307 472 147 104,5 50 20,5 970 Weibchen A 309 456 145,5 105,5 53 21 972 „ iv. VIE 290 440 132 93 51 20,5 990 Ki 13 / VII. 320 4830 136 lO FT 58 18 991 „ a 5 285 425 136 98 22 19 992 F 7 292 446 140. 100 49 19 993 Männchen 7 290 454 140 98 48,5 19,5 1007 7 17./ VII. 294 432 132 929 20 1025 5 23. VII. 308 448 143 101,5 53 19,5 1026 Weibchen 1 300 459 144 102 48 20 1065 iuv. 11./ VIII. 288 440 133 19 9 1225 Weibchen 7. II. 303 455 140 98 51, 20 Vergleichshalber füge ich noch ein Exemplar aus dem ſüd— lichen Marokko bei, das jedenfalls zu pallida gehört und aus Ain— Hascha ſtammt: Nr. Geſchlecht Datum Länge Breite Flügel Schw. Schnab. Lauf 931 Männchen 14./ VI. 311 455 146 109 52 21 Alle oben aufgeführten Exemplare von petrosa ſind aus Teror mit Ausnahme der in Mercedes erlegten Nr. 1225. Das Exemplar Nr. 991 war ſtark in der Mauſer. Der Mageninhalt dieſer 13 kana— riſchen Wiedehopfe war folgender: Nr. 966, 1026 und 1065 nur Heuſchrecken. „ 1007 war leer. „ 99g kleine Käfer. „ 970 Maulwurfsgrillen. „ 972 Ameiſen. „ 990 kleine Gehäuſeſchnecken. „ 991 Heuſchrecken und Maulwurfsgrillen. a Nr. 992 Heuſchrecken und 1 Drahtwurm. 993 5 „ 1 Bremſe. „ 1025 = 1 Engerling und 1 Maulwurfsgrille. „ 1225 Grillen, Käferlarven und Ohrwürmer. Auch hieraus erhellt zweifellos die große Nützlichkeit des prächtigen Vogels. 34. Kanariſcher Buntſpecht (Dendrocopus maior canariensis Kg). Spaniſch: Carpintero, Pica- madeira, Peto. Der Buntſpecht der Kanaren unterſcheidet ſich von der gewöhnlichen europäiſchen Form nur durch die ſchmutzig gefärbte, wie mit Harz angeſchmierte Unterſeite, ſowie den etwas größeren und kräftigeren Schnabel; er iſt alſo dem P. maior poelzami des Kaukaſus zum Verwechſeln ähnlich. Die geringen, aber ſtändigen Differenzen, welche er der Stammform gegenüber aufweiſt, ſind zu erklären als Anpaſſungserſcheinung an ſeinen ſtändigen und ausſchließlichen Aufenthalt, die majeſtätiſchen Fichtenwälder. Nur wo die kanariſche Fichte vorkommt, hat man Ausſicht, mit dem Buntſpecht zuſammen zu treffen, anderwärts nie. Der Vogel iſt durch dieſes Gebundenſein an einen einzigen Baum natürlich auch auf ganz beſtimmte Höhenlagen beſchränkt, zumal er dünne Beſtände durchaus nicht liebt und erſt im wirklichen, dichten und geſchloſſenen Walde regelmäßig auftritt. Auf Canaria habe ich ihn nie geſehen, und dürfte er dort ebenſo wie ſein Lieblingsbaum im Ausſterben ſein, und auf den kahlen öſtlichen Inſeln fehlt er natürlich gänzlich. Dagegen erzählte mir ein vogelkundiger ſpaniſcher Offizier aus Palma, daß der Vogel in den dortigen, noch wenig beunruhigten Fichtenwäldern ungleich häufiger ſei wie auf Teneriffa. König ſagt hierüber in ſeiner plaſtiſchen Weiſe: „Dort iſt er ausſchließlich Bewohner des Fichtenwaldes (Pinar), welcher ſich unweit der Cirkusebene um den Pik herumzieht, ihn gleichſam umgürtend. Niemals habe ich ihn anderswo getroffen, und die Nachrichten, daß er möglicherweiſe auch im Laubwalde oder in der Kaſtanienregion lebe, muß ich als unbegründet zurückweiſen; er iſt ein echtes Kind der unbeſchreiblich herrlichen kanariſchen Fichte. Dort, wo die Fichtenbäumchen vereinzelt ſtehen und noch keinen ſtarken Stammumfang aufweiſen, wird man ihn nicht erblicken. Man muß höher hinaufſteigen und die Regionen aufſuchen, welche mit den prachtvollſten aller Pinien der Welt an Größe und vollendeter Formſchönheit wetteifern können, Pinien, die dem ſteinigen Boden urwüchſiger nirgends entwachſen können mit 6 7 m im Umfange, Pinien, deren Kronen von unſeren Schrotſchüſſen nicht erreicht werden. Hier lebt unſer Specht jahraus, jahrein, nach Käferlarven und anderen Inſekten in den Stämmen ſuchend oder die edlen, wohlſchmeckenden Früchte aus den Zapfen klaubend. Hier läßt er ſein fröhliches „Gieck, 8 gieck, gieck“ weithin jauchzend erſchallen oder trommelt im Wett— bewerb um die Gattin an einem trockenen Aſte; hier zimmert er die Wiege ſeiner Kinder, hier lebt er, und hier ſtirbt er. Nirgends und niemals wird man ihn auf Teneriffa anderswo erblicken, denn unſer Specht iſt ein echter Standvogel in des Wortes vollſter Bedeutung, der von den Lieblingsbäumen in ſeinem Reviere nicht läßt, geſchweige denn letzteres jemals zu vertauſchen imſtande iſt.“ Den Inſulanern iſt der eigentümliche Vogel gut bekannt, wie ſchon feine Namen „Carpintero“ (Zimmer— mann) und „Picamadeira“ (Holzſchläger) beſagen, aber man würde trotzdem ſehr irren, wenn man ihn für häufig hielte. Selbſt im prächtigſten Pinar, wo er ſeine Lieblingsplätze in der Regel mit dem Teydefinken teilt, kann man oft lange gehen, ehe man ein Pärchen antrifft. Der ganze Körper dieſes Vogels iſt wie mit Harz getränkt und widerſteht deshalb ſo wie der der Kreuzſchnäbel lange der Verweſung. In ſeiner Lebensweiſe unterſcheidet er ſich kaum von unſerem Buntſpecht, nur daß er noch erheblich ſcheuer, mißtrauiſcher und flüchtiger iſt als dieſer. Die Brutzeit fällt auf Ende Mai, und beſteht das Gelege aus 4—6 rein⸗weißen, lebhaft glänzenden, ſehr bauchigen Eiern mit einem Längsdurchmeſſer von 25 — 30 und einem Querdurch— meſſer von 25 mm. Die Maße eines am 29. März bei Es- eranza von mir erlegten Männchens, deſſen Magen aus— ſchließlich Pinienſamen enthielt, waren folgende: Länge 255, Flugbreite 425, Flügel 133, Schwanz 99, Schnabel 28 und Lauf 24mm. Der Specht erfreut ſich eines gewiſſen Wohl— wollens bei der Bevölkerung, hat auch außer dem Sperber keine natürlichen Feinde, nimmt aber trotzdem raſch ab, da die alten Rieſenfichten unbarmherzig der Axt zum Opfer fallen, und er es anſcheinend nicht verſteht, ſich anderen Bäumen anzupaſſen. Dies iſt die einzige ſicher auf den Kanaren vorkommende Spechtart. Der Grünſpecht wird zwar nicht nur von Berthelot, ſondern neuerdings auch wieder von Serra angegeben; doch erſcheint ſein Vorkommen nicht recht glaublich, und ein Beweis dafür fehlt jedenfalls. Eher könnte der kleine Buntſpecht [D. minor) in den dichten Lorbeerwaldungen heimiſch ſein; ſo glaubt ihn Meade-Waldo auf Gomera und Triſtram auf Teneriffa geſehen zu haben, aber auch dieſe Beobachtungen ſind unbelegt geblieben. Ich ſelbſt habe einmal ſeine Stimme als im Lorberwalde von Las Mercedes „gehört“ notiert, muß mich aber wohl doch getäuſcht haben, da ich den Vogel nie zu Geſichte bekam, und er mir kaum hätte entgehen können, nachdem ich gerade dieſen Wald drei Monate lang täglich durchſtreift habe. 35. Der Star (Sturnus vulgaris). Spaniſch: Estornino. 5 * Er ae Starenſchwärme waren ſowohl auf Canaria als auch auf Teneriffa hin und wieder im Winter zu ſehen, und im zeitigen Frühjahr zählt er zu den häufigſten und regelmäßigſten bei Oſtwind erſcheinenden „Päjaros de Africa“. Das Muſeum von Laguna beſitzt Belegexemplare. Viel ſeltener iſt ö 36. Der einfarbige Star (Sturnus uni colon), von dem mir überhaupt nur ein einziges, von Cabrera bei Laguna erlegtes Exemplar bekannt geworden iſt. Die Elſter beſchrieb mir ein Jäger aus Teror als gelegentlichen Irrgaſt ſo unverkennbar, daß ich kaum an ihrem Vorkommen zweifeln konnte; doch dürfte es ſich dann wohl um P. mauritanica handeln. Die Dohle (Corvus monedula) wurde zwar einmal von Berthelot erlegt, ſeitdem aber nie mehr beob— achtet, iſt alſo wohl heute beſſer aus der Kanarenornis zu ſtreichen. Zu den hervorragendſten Charaktervögeln derſelben zählt dagegen 37. Der kanariſche Kolkrabe (Corvus corax canariensis Hart). Spaniſch: Cuervo. Die auf den Kanaren vorkommende Rabenart hat den Ornithologen von jeher viel Kopfzerbrechen verurſacht. Die älteren Autoren glaubten meiſt, daß es ſich um den gewöhn⸗ lichen Kolkraben (C. corax) handele und führten den Vogel auch unter dieſem Namen auf, bis ſpäter die Anſicht die Ober- hand gewann, daß man es hier nicht mit C. corax, ſondern mit dem nordafrikaniſchen C. tingitanus zu tun habe, eine Meinung, die namentlich in Triſtram, König und Cabrera eifrige Verfechter fand. Erſt Hartert brachte volle Klarheit in die Sache und ſtellte feſt, daß wir es hier zwar mit dem europäiſchen Kolkraben, aber in einer beſonderen Lokalform zu tun haben, die als ſolche trinär gefaßt werden muß, übrigens nicht gerade leicht zu charakteriſieren iſt. Sie ſtellt eine Art Mittelding zwiſchen corax und tingitanus dar, iſt kleiner wie erſterer und größer wie letzterer (dabei aber im Verhältnis kurzflügeliger) und hat dabei im Schnabelbau wie in der Biologie viele Beſonderheiten; ich ſtimme aber Hartert vollkommen bei, wenn er den Vogel zu corax zieht, würde übrigens auch ganz damit einverſtanden ſein, wenn man ſelbſt tingitanus nur ſubſpezifiſch auffaſſen wollte. Nachſtehend die Maße der von mir geſchoſſenen Kolkraben: Nr. Ort Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 1049 Teror 2.) VIII. Männchen 610 1180 384 220 74 63 1050 3 8 Weibchen 560 1085 351 224 64 60 1055 1 4/ VIII. Männchen 580 1110 367 224 64 55 1058 E 5.) VIII. Weibchen 590 1185 385 248 73 60 1060 3 9./ VIII. 5 568 1110 357 232 60 538 1082 Taſira 24./IX. Männchen 575 1100 358 227 63 60 1083 » = Weibchen 577 1140 370 240 63 67 einn TAN a — 1 — Nr. Ort Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 1140 Anaga 22.) XII. Männchen 588 1181 390 225 66 60 1141 = F Weibchen 552 1091 366 202 63 60 1305 La Punta 12./ IV. 75 584 — 392 216 65 60 Vergleichshalber füge ich noch die Maße eines Pärchens marokkaniſcher tingitanus bei: Nr. Ort Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 818 Marrakesch 25 III. Männchen 545 1185 395 203 64 65 826 » 27.11. Weibchen 542 1142 370 207 63 67 Das Exemplar Nr. 1083 hatte die Reſte eines Kaninchens und diverſe Feldgrillen im Magen, Nr. 1140 Feldmäuſe, Nr. 1141 Aas, Nr. 1082 Weintrauben, alle übrigen aus— ſchließlich Heuſchrecken. Der Magenbefund iſt alſo für die Reputation des Vogels kein ungünſtiger, aber die Landleute ſind trotzdem ſehr ſchlecht auf ihn zu ſprechen und bezeichnen ihn ingrimmig als einen „mal patron“. Der bei ſeiner Ver— ſchlagenheit ſich ſtark an den Menſchen attachirende Vogel iſt eben ein Allesfreſſer und deshalb je nach Umſtänden, Ortlich⸗ keit und Jahreszeit bald nützlich, bald ſchädlich. Er vertritt auf den Kanaren vollſtändig die fehlenden Krähen, denen er hinſichtlich ſeiner Lebensgewohnheiten überhaupt mehr ähnelt als den echten Raben. Hierher gehört z. B. fein ausgeſprochener Geſelligkeitstrieb, der ſich ſelbſt während der Brutzeit nicht völlig verleugnet, ſo daß man ihn auch dann viel häufiger in kleinen Trupps als einzeln erblickt. Die Stimme iſt dagegen echt rabenartig, und einer achtet ſehr auf die des anderen. Angeſchoſſene laſſen ein wütendes Gekrächze erſchallen. Das Neſt legen ſie gewöhnlich auf unerſteiglichen Felswänden an, in der Fichtenregion aber auch auf den höchſten Bäumen des Waldes. Sie bewohnen ſämtliche Inſeln des Archipels und alle von der Küſte an bis zu den höchſten Berggipfeln. Die geſchloſſenen Wälder aber meiden ſie, und innerhalb derſelben trifft man ſie nie, denn ſie wollen als vorſichtige Vögel immer eine freie Umſchau haben, um jede ſich nähernde Gefahr recht— zeitig bemerken zu können. Ihre Schlauheit iſt außerordentlich, und ihre Erlegung deshalb recht ſchwierig. Es hat mich manchen Schweißtropfen gekoſtet, die oben erwähnte kleine Suite von 10 Stück zuſammen zu bekommen. Die Pärchen, welche bei ihren täglichen Streifereien auf ganz beſtimmten Luftſtraßen außer Schrotſchußweite dahinzuziehen pflegen, halten aber ſo treu und innig zuſammen, daß, wenn man das Weibchen herab— ſchießt, das Männchen gewöhnlich umkehrt und klagend die geſtürzte Gefährtin umfliegt, ſo daß es oft mit dem zweiten Laufe gleichfalls erlegt werden kann, wenn ſich der Jäger ruhig verhält und nicht voreilig ſeinen Platz verläßt. Ich habe auf dieſe Art mehrere Doubletten gemacht. Das ſtahlblau ſchimmernde Gefieder dieſes Raubritters iſt übrigens von einer ſolchen Straff— Pe heit, daß es viele Schrote verſchlägt und wie ein ſchützender Panzer wirkt, der Rabe alſo einen erſtaunlich ſtarken Schuß verträgt. 38. Die Alpenkrähe (Pyrrhocorax gra- culus). Spaniſch: Graja. Das Vorkommen der Alpenkrähe innerhalb des Archipels iſt wieder eines der vielen fauniſtiſchen Rätſel, welches die Kanaren-Ornis dem denkenden Forſcher darbietet. Der prächtige Vogel kommt nämlich nur auf der Inſel Palma vor, hier aber in großer Menge. Menſchliches Nachdenken hat noch keinen einzigen ſtichhaltigen Grund ausfindig machen können, warum der Vogel auf allen anderen Inſeln vollſtändig fehlt, und doch hält er ſich nicht einmal auf denſelben, obſchon alle natürlichen Verhältniſſe die gleichen zu ſein ſcheinen. Alpenkrähen, die man auf Teneriffa ausſetzte, gingen dort in kürzeſter Friſt zu grunde. Dafür iſt der ſchön ſammetſchwarze Vogel mit dem leuchtend forallenroten Schnabel der erſte Charaktervogel der lieblichen Inſel Palma, von deren Bewohnern er ſeiner großen Intelligenz und Zahmheit halber mit Vorliebe als Stubenvogel gehalten wird. Er ſoll dort auch im Freien recht zutraulich ſein, gilt aber wegen ſeiner vielfachen Diebereien an den Feldfrüchten als ſchädlich. „Wenn ſich da“, ſagt König, „ſo eine ganze Geſellſchaft dieſer korallenſchnäbligen und rotfüßigen Geſellen in der Luft wiegt — oft zu Scharen von vielen hunderten vereinigt — mit ihrem laut krächzenden „Kialk kiah kiah“ — oder auf den Feldern ſich niederläßt und gravitätiſch einher— ſtolziert, nach Inſekten und Geſäme aller Art ſuchend — ſo iſt dies die herrlichſte Staffage zu der prachtvollen Natur— ſzenerie Palmas“. 39. Der Kanarenwürger (Laniusalgeriensis koenigi Hart.) Spaniſch: Alcairön und alcaudön. Auch bezüglich der in den höchſten Teilen Teneriffa's heimiſchen Würgerart hat erſt Hartert volle Klarheit geſchaffen, nachdem man dieſelbe früher bald für meridionalis, bald für excubitor, bald für minor und bald für algeriensis gehalten. Es iſt in Wirklichkeit eine klimatiſche Subſpecies der letzteren Art und ſcheint auf Teneriffa beſchränkt zu ſein, da weder König ſie in Palma noch ich ſie in Canaria ſah, und ſie den öſtlichen Inſeln wohl ſicher fehlt. Übrigens hebt ſchon der genannte Forſcher richtig hervor, daß der Lanius der Kanaren demjenigen aus Tunis näher ſtehe als dem ganz typifchen algeriensis aus Algier und Marokko. Sonderbar iſt, daß er ausſchließlich auf die kahle Zone oberhalb des Pinar’s be— ſchränkt erſcheint, wo nur noch Spartium-Geſtrüpp wächſt, und wo er ſich von Eidechſen, Geckos, Grillen und Heuſchrecken ernährt; es iſt dies die Zone von ca. 2300 % Meereshöhe. N 39 Ganz unverſtändlich iſt es mir, wenn Cabrera ſagt, daß er auch in der unterſten Zone von 0— 200 % vorkomme, u. zw. hier am zahlreichſten, denn ich habe niemals einen Würger in der Nähe der Küſte geſehen. Möglich wäre es ja immerhin, daß auch beim Würger ähnlich wie beim Wiedehopf zwei ver— ſchiedene Formen in den verſchiedenen Vertikalzonen vorkämen. Wahrſcheinlicher will es mir aber erſcheinen, daß die von Cabrera am Littoral beobachteten Würger Durchzügler waren und der folgenden Art angehörten. 40. Grauer Würger (Lanius minor). Dieſe Art kommt gelegentlich auf dem Zuge in der Küften- region vor, wie ein von Serra erlegtes Stück beweiſt. Dasſelbe gilt von 41. Rotköpfiger Würger (Lanius rufus), den Cabrera mehrfach bei La Punta erbeutete. Iſt auch im Muſeum von Laguna vertreten. 42. Lanius icterus einmal von Bolle als Irr- gaſt nachgewieſen. 43. Lanius hemileucurus iſt nach Triſtram und Meade⸗Waldo Brutvogel auf Fuertaventura. 44. Grauer Fliegenſchnäpper (Muscicapa gris ola). Der Fliegenſchnäpper brütet auf den Kanaren nicht, erſcheint aber bisweilen mit den anderen „Päjaros de Africa“ bei Oſtwind auf dem Frühjahrszuge. Bei Laguna wurde er noch im Mai mehrfach geſchoſſen. Noch häufiger kommt um dieſelbe Jahreszeit und unter gleichen Umſtänden 45. Der Trauerfliegenfänger (Muscicapa atricapilla) vor, den König im März auch auf Palma beobachtet hat. — Den Zaunkönig, den Bolle auf das Zeugnis von Ledru hin anführt, muß man wohl endlich ſtreichen, da derſelbe ſeitdem nie wieder auf dem Archipel beobachtet wurde. Dasſelbe gilt von den beiden Formen des Kleibers. Auch Bolles Beobachtung von Sitta caesia im Walde von Las Mercedes hat keine ſpätere Beſtätigung erfahren, und ebenſo iſt die von Berthelot für die weſt— liche Inſelgruppe angeblich nachgewieſene Kohlmeiſe nie wieder geſehen worden. Dagegen bringt uns gerade die Familie der Meiſen eine Reihe hochintereſſanter Spezialformen, da faſt jede Inſel ihre eigene Art beſitzt. 46. Die Teneriffameiſe (Parus teneriffae). Spaniſch: Frailesco. Dies iſt die einzige Vertreterin der Meiſengruppe auf Teneriffa und nach Cabrera auch auf Gomera. Ferner glaube ich, daß die von mir auf Canaria geſammelten Meiſen ebenfalls hierher gehören, obſchon ich in dieſer Beziehung nicht völlig ſicher bin, da ich nicht Gelegenheit hatte, die Vögel beider Inſeln mit einander zu vergleichen, indem diejenigen von Canaria bereits nach Budapeſt an das Ungariſche National- muſeum unterwegs waren, als ich nach Teneriffa kam. Von der nordafrikaniſchen Ultramarinmeiſe unterſcheidet ſich die Meiſe Teneriffas durch bedeutendere Größe, weniger lebhaftes Blau und vor allem durch den Mangel der weißen Flügel- binde. Obwohl kein Anhänger der Formenkreis-Theorie ſtimme ich mit Kleinſchmidt doch darin überein, daß unbedingt der Begriff der species weiter gefaßt werden muß, und daß dem- gemäß viele moderne species nur den Rang von subspecies verdienen. Aus dieſem Grunde wäre ich auch ſehr damit ein- verſtanden, wenn man ſämtliche Blaumeiſenformen, incl, der Ultramarinmeiſe, zu einer einzigen Art, Parus coeruleus, ver- einigen und dieſe in ſich in eine entſprechende Anzahl von geographiſchen subspecies aufteilen wollte, welchen dann ſowohl P. teneriffae wie die drei noch folgenden Formen der Kanaren⸗ gruppe beizuzählen wären. Nachſtehend die Maße der von mir geſammelten Teneriffa- Meiſen: Nr. Ort Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 968 Teror 6.) VII. Weibchen 113 190 55 45 918 1000 1 13.) VII. Männchen 125 193 61 56 8,5 18 1001 5 A Weibchen 123 190 59 50 n 1002 1 15. VII. 7 e SON 1021 © 22.V1l. Männchen — 193 58 53 — 19 1029 7 25/ VII. Weibchen 115 — 585 50 9. N 1107 Laguna 17./XIl. Männchen 122 200 60 53 8 18 1108 7 = Weibchen 112 183 58 47 8 16,5 1109 5 5 = 112 -186 56,5 47 SET, 1116 5 18./XII. Männchen 117,5 196 60 52 8 16,5 1117 5 „ A 116 187° 56 50 8,5 16,5 1118 5 5 1 122 197,5 59 58 9 18 1119 5 5 Weibchen 111 — 55,5 48 Sr 1126 5 19. XI. Männchen 118 190 59 51 8 18,5 1127 7 = Weibchen 116 180 61 53 gang 1132 > 20./ XII. 5 113 1885 62 51 9 138 1135 5 21) XII. Männchen 122 201 62,5 54 97 1 1136 = R Weibchen 118 194 61 51,5 8 185 1167 Mercedes 5./I. Männchen 112 187 58 51 9 18 1168 15 = A 115: 13 0 77131 775 18,5 1169 > 5 Weibchen 111 182 56 5 8,5 17,5 1174 5 7./J. Männchen 119 182 58 51,5 8,5 185 1248 5 19./II. Weibchen 119 199 62 52 8,5 20 1264 Laguna 11/ II. Männchen 120 193 60 48,5 10 175 1265 A 7 Weibchen 114 180 54 49. 875 17 1266 5 > Männden 122 195 62 46 9,25 18 1267 0 1 Weibchen 115 185 58,5 48 9,75 17,5 Die erſten 6 Exemplare dieſer Suite ſind, wie man ſieht, von Canaria, alle übrigen von Teneriffa; doch findet ſich in der Größe kein durchgreifender Unterſchied. Der Mageninhalt Er Au beſtand zumeiſt aus einem undeutlichen Brei von aller hand Inſekten. Beſonders häufig fand ich darin die jungen Räupchen der Kohlweißlinge, für welche dieſe Meiſe eine ausgeſprochene Vorliebe zu haben ſcheint; ferner kleine Schmetterlinge und Käfer, Fliegen und Spinnen. Nach Cabrera ſoll ſie auch den ſüßen Blütenſaft aus den Kelchen gewiſſer Blumen („abutilon?“) mit Leidenschaft aufſuchen. Es iſt ein farbenprächtiges, lieb⸗ reizendes, überaus munteres und hurtiges, ſtets gut gelauntes und ſein ſchmuckes Gefieder ſauber haltendes Vögelchen, deſſen Beobachtung dem Vogelfreunde immer neues Vergnügen bereitet. An eine beſtimmte Höhenlage bindet es ſich nicht, und ich kann nur ſagen, daß ich es an der Küſte am ſeltenſten und in der mediterranen und Laubwald-Region am häufigſten geſehen habe. Man findet es ſowohl im Inneren der großen Waldungen als auch in den größeren Gärten und auf den die Fahrſtraßen ein— rahmenden Eukalyptusbäumen. Dabei iſt es neugierig wie eine Kohlmeiſe, aber doch nicht unvorſichtig und dem Menſchen lieber ausweichend als ſich ihm aufdrängend. Nur bei anhaltend naß⸗ kaltem Wetter, wo ſie ſich mehr in die Dörfer ziehen, werden ſie zutraulicher. In der Gefangenſchaft iſt ſie keineswegs ſo weichlich, wie König angibt. Diejenigen wenigſtens, welche ich beobachten konnte, gingen ohne weiteres ans Futter und erwieſen ſich nicht nur als unterhaltend und liebenswürdig, ſondern auch als dauerhaft und anderen Vögeln gegenüber verträglich. Bereits Ende Juli ſtrichen die Meiſen nach über- ſtandener Mauſer truppweiſe umher. Sie bildeten dabei kleine Geſellſchaften von 10—20 Stück, in die keine andersartigen Vögel aufgenommen wurden, und ſuchten mit großer Eleganz hauptſächlich die blühenden Wipfel der Kaſtanienbäume ab, wobei ſie fortwährend ihre Locktöne hören ließen, die etwas ſchärfer, lauter und ſchnarrender klingen wie bei der deutſchen Blau- meiſe. Ende Januar ſonderten ſie ſich in Paare, und die Männchen ließen nun fleißig ihren ſchlichten Geſang hören, den ich mit „Tititt, tietitt taerrr“ überſetzen möchte, und der ſehr an das „Frühlingsglöckchen“ unſerer Kohlmeiſe erinnert, wie überhaupt P. teneriffae in biologiſcher Beziehung einen Übergang von den Kohl- zu den Blau-, bezüglich Ultramarin⸗ meiſen zu bilden ſcheint. Dieſe bunten Vögelchen ſcheinen aber viel Zeit mit ihren Liebeständeleien zu vertrödeln, da ſie erſt in der zweiten Hälfte des April ernſtliche Anſtalten zum Brut⸗ geſchäfte machen. Das Neſt ſteht entweder in Baumhöhlungen oder in den Niſchen alter Gartenmauern, iſt inwendig mollig mit Federn und Pflanzenwolle ausgelegt und enthält 4 —6 Eier⸗ chen (alſo bedeutend weniger als bei unſerer Blaumeiſe), die auf zartweißem Grunde namentlich nach dem ſtumpfen Ende zu mit bräunlichen Flecken beſpritzt ſind und 16mm in der 6 3 Länge und 12 mm in der Breite meſſen. Das erſte Jugendkleid weiſt im allgemeinen weniger lebhafte Farben auf; die im Alter weißen Partien ſind mehr gelblich, und die blauen mehr blaugrau. Die Meiſen aus dem Pinar zeigen nach König eine etwas intenſivere Färbung. 47. Parus coeruleus degener Hart. Dies iſt die mir aus eigener Anſchauung nicht bekannt gewordene Meiſe von Fuertaventura und wohl auch Lan- zarote. 48. Parus palmensis Meade-Waldo. Dies iſt die Vertreterin der Ultramarinmeiſen auf der Inſel Palma, aber auch dort iſt ſie ausſchließlich auf die Fichtenzone beſchränkt, alſo in den niedrigeren Regionen nicht heimiſch. Sie kennzeichnet ſich vor der Teneriffameiſe durch bedeutendere Größe, Mangel des ſchwarzen Bauchſtreifens und weiße (nicht gelbe) Färbung von Bruſt und Bürzel. Maße eines alten Männchens: Länge 125, Flügel 61,25, Schwanz 57, Lauf 21mm. Namentlich Schwanz und Lauf find länger wie bei P. teneriffae. Das aus 3—5 Eiern beſtehende Gelege findet ſich nur in hohlen Pinien. 49. Parus ombriosus Meade-Waldo. Dieſe Art iſt der Inſel Hierro eigentümlich, wo ſie eben⸗ falls in der Fichtenregion brütet, aber auf der Nahrungsſuche auch die Lorbeerwaldungen und Erika⸗ ⸗Geſtrüppe durchſtreift. Über ihre Biologie und insbeſondere über das Brutgeſchäft ift noch gar nichts bekannt, doch dürfte ſie darin nicht ſehr von den verwandten Arten abweichen. Sie iſt kräftiger und größer wie P. teneriffae, auf dem Rücken nicht bläulich, ſondern olivengrünlich. 50. Kanariſches Goldhähnchen. (Regulus teneriffae Seeb.) Spaniſch: Reyezuelo. Auch dieſes allerliebſte Goldhähnchen, welches ebenfalls eine Spezialität der hochintereſſanten Kanaren-Ornis darſtellt, möchte ich meinen ſyſtematiſchen Anſchauungen zufolge lieber nur als eine subspecies unſeres europäiſchen Regulus cristatus aufgefaßt wiſſen, von dem aus es gewiſſermaßen den Übergang zu dem nordamerikaniſchen R. satrapa bildet. Es ift etwas größer wie das erſtere, hat eine ſchönere Krone, die durch einen breiteren, auf der Stirn ſich vereinigenden ſchwarzen Streifen abgegrenzt wird, den Nacken mehr mit Grau gemengt, im Geſicht mehr Weiß und auf den Flügeln nur eine ſehr ſchmale lichte Binde. Die Jungen vor der erſten Mauſer haben keine Feder— krone, ſondern den Oberkopf einfach olivengrünlich. Beim Weib— chen iſt die Krone weniger ſchön, auch die ſchwarze Umrandung nicht jo ſcharf abgeſetzt. Die Füße find hornbraun mit gelblich: fleiſchfarbenen Sohlen. 9 e * * n mr y 5 A ’ 5 4 = 22 — Nachſtehend einige Maße: Nr. Ort Datum Heſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 1186 Mercedes 9./IJ. Weibchen 95 150 51 395 10 17,5 1234 5 91. Männchen 93 — 47 36 9 18 1235 75 5 5 99:148. 54 0:28.37. 8,5 15 1236 5 91 — 47 34 175 17 Dieſer winzige Vogel iſt ein Kind der lieblichen Baum⸗ heide (Erica arborea), wie ſie auf Teneriffa in üppigſter Entfaltung ganze Höhenzüge bedeckt; außerdem ſieht man ihn höchſtens noch im Pinar. Sein leiſes „Sitt, ſitt“ hört man oft genug, aber es iſt ſehr ſchwer, die raſtloſen Zwerge in dem undurchdringlichen Geſtrüpp (der Spanier nennt die Erica ſehr bezeichnend „Brezo“ — Beſen) zu Geſicht oder gar zu Schuß zu bekommen. Glückt es aber ausnahmsweiſe einmal, den zier— lichen Geſellen im lauſchigen Dickicht zu beobachten, ſo wird man ſeine helle Freude daran haben. Sie ſcheinen ſich immer nur paar» und nicht truppweiſe herumzutreiben, ſich auch nicht unter die Flüge der Meiſen oder Laubſänger zu miſchen. Die Männchen laſſen ein beſcheidenes, jedoch ungemein wohlklingendes Liedchen hören und ſingen jedenfalls beſſer als unſere gelb— köpfigen Goldhähnchen; ihre Stimme iſt außerordentlich fein und zart, dabei aber doch überraſchend laut; ich kann ſie nicht beſſer bezeichnen als mit dem Dichterwort „So lieblich klang's wie geſponnenes Glas.“ Das ſtets in der Erica ſtehende Neſt iſt ein ziemlich umfangreicher, kugelförmiger Moosbau, der durch eingeflochtene Orangenreiſer Halt erhält und bis auf ein ſeit— wärts oben angebrachtes Flugloch geſchloſſen, innen aber weich mit Federn ausgelegt iſt. Das Gelege beſteht aus 6 — 8 länglich— runden, crémefarbenen Eiern, gewöhnlich ohne Fleckung, bis— weilen aber auch mit wolkigen grauroten Flecken, die dann zumeiſt am ſtumpfen Ende einen Kranz bilden; ſie meſſen in der Länge 13 und in der Breite 9mm. Cabrera führt auch das Goldhähnchen von Madeira (Regulus maderensis) als gelegentlichen Beſucher der Kanaren an, bleibt aber den Beweis dafür ſchuldig. Undenkbar wäre das freilich nicht, aber bei ſo ausgeſprochenen Stand— vögeln und ſchwächlichen Fliegern doch immer höchſt unwahr— ſcheinlich. Ganz unverſtändlich aber iſt es vollends, wenn der Genannte angibt, auch das gelbköpfige Goldhähnchen (Regulus cristatus) im Pinar bei Esperanza ſowie im Lorbeerwalde von Mercedes angetroffen zu haben, an erſterer Lokalität ſogar häufiger wie K. teneriffae, und ſowohl Vögel wie Eier dieſer Form geſammelt zu haben. dier kann nur eine Verwechslung mit R. teneriffae Seeb. — R. satelles Kg. vorliegen, obwohl Cabrera dieſen außerdem noch geſondert aufführt. Alle Goldhähnchen, die ich an den genannten beiden Lokalitäten ſah, waren R. teneriffae, ebenſo die ausgeſtopften 77 3 Exemplare im Muſeum von Laguna, in welchem die Ca⸗ brera'ſche Sammlung aufgegangen iſt. Eine ähnliche Ver⸗ wechslung ſcheint dem ſonſt ſo tüchtigen ſpaniſchen Forſcher bei den Laubſängern paſſiert zu ſein, wo er ebenfalls neben dem kanariſchen Phylloscopus fortunatus auch den europäiſchen Ph. rufus (Weidenlaubſänger) aufführt und zwar als häufigen Brutvogel. Als ſolcher kommt derſelbe allerdings gar nicht in Betracht, wohl aber könnte er gelegentlich auf dem Zuge erſcheinen. Brutvogel iſt 51. Der Kanaren⸗Laubſänger (Phylloscopus rufus fortunatus Tristr.) Spaniſch: Hornero oder Ratonero. Eine species ift dieſe Form ſicher nicht, ja für den Muſeumsgelehrten wird die Unterſuchung der Bälge kaum für die Begründung einer subspecies ausreichen; biologiſch aber iſt ſie von dem Weide nlaubſänger doch recht verſchieden, obgleich König ſagt, daß er auch in dieſer Beziehung außer der Stimme keinen Unterſchied hätte ausfindig machen können. Nach ſeinem Entdecker Triſtram ſoll ſich dieſer Laubvogel auch äußerlich durch lichtgelbe Beine und andere Schwingenverhältniſſe (2 8; 4. und 5. am längſten) von der Stammform unterſcheiden. Ich gebe hier wieder die Maße der von mir geſammelten Stücke: Nr. Ort Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 1100 Mercedes 14./ XII. Weibchen 129 165 52 49 9719 1113 85 17./ XII. Männchen 113 — 50 54 10 2 1122 7 18./XII. 5 119. 162 51 75 105 9 1123 5 19./ XII. 5 117 155 51 9 9 19 1124 5 5 Weibchen 110 150 47 46 10 19 1129 Laguna 20./ XII. Männchen 113 157 51 51 9,5 19,5 1130 = > Weibchen 107 152 49 47 919 1131 5 „ Männchen 115 153 48,75 48 95 19,5 1183 Mercedes 9.1. 4 120 169 54,5 52 9 20,5 1199 Laguna 19“. N 116 155 49 48 9 20 1200 Weibchen 108 149 47 44 9,25 19 1238 Mercedes 9./II. Männchen 117 — 1247 8 19.11. Weibchen 122 170 54 51 12 20,25 1256 Laguna 1./III. Männchen 123 170 55 50 10 21 1274 15 13:18: = 128 173 585 33 10 20 1275 > 1 Weibchen 120 — 47 48 11 18 . be füge ich die Maße eines Pärchens typiſcher rufus bei: Alföld Frühjahr Männchen 128 185 63,25 50 10,5 20 2 * Weibchen 126 185 64 52 9,5 21 Im allgemeinen dürfen alſo die Vögel aus Teneriffa für kleinwüchſig gelten, in welcher Beziehung ſie ſich dem rätſel⸗ haften Ph. rufus silvestris Meisn. nähern. Auffallend aber wird dieſe Kleinwüchſigkeit nur bei den Flügeln. Wir haben alſo auch hier wieder die hochintereſſante Erſcheinung vor uns, daß die Vögel der Kanaren, ſoweit ſie nicht Zugvögel ſind, a a a zen - — 45 — als ſedentäre Inſelformen ſich durch außerordentlich kurze Flügel vor ihren Verwandten auszeichnen. Das Vögelchen iſt auf allen Inſeln verbreitet und in allen Höhenlagen anzutreffen, am meiſten aber doch in der Region der Laubwälder. Bei Teror war es auffallend ſelten. Gern hält es ſich auch in den mit einem üppigen Pflanzen- gewür ausgekleideten feuchten Barraneos auf, wo es wie eine Maus herumſchlüpft; daher fein Name „Ratonero“. Der andere ſpaniſche Name „Ilornero“ bezeichnet die backofenförmige Geſtalt ſeines Neſtes. Das Vögelchen iſt allbekannt, da es ſich gerne in den Gärten aufhält und die Nähe des Menſchen nicht im geringſten ſcheut. Die erſten 3 Gelege mit 3—4 friſchen Eiern erhielt ich am 15. März aus La Punta. Auch mir iſt ebenſo wenig wie König ein Gelege mit 5 oder gar mit 6 Eiern vorgekommen; ſehr häufig aber ſolche mit nur 3. Die Eier unterſcheiden ſich nicht von denen des Weidenlaubſängers und find in den Maßen (15— 16mm in der Länge und 12mm in der Breite) ſehr konſtant. Den gewöhnlichen, auffallend ſchrillen und kräftigen Lockruf habe ich mir mit „Tritt Teritt Titt“ aufgezeichnet. Über den Geſang finde ich in meinem Tagebuche zunächſt eine Notiz aus Canaria: „Viele Laubſänger finden ſich auf den Eukalypten an der Chauſſee und in den Brombeerhecken hinter dem Dorfe. Sie benehmen ſich ähnlich wie unſer rufus, locken aber lauter und ſchriller „Triez triez trizz trizz trizz.“ Ebenſo wie die verſchiedenen Sylvia-Arten ſingen ſie ſchon fleißig (10. Oktober!). Der Geſang kling wie „Tie tie, tie tie, Dittlti Diddldi Tieti“. Er iſt mancherlei Variationen unterworfen, indem die eine oder andere Silbe weggelaſſen oder verdoppelt wird. Die Töne klingen laut, ſcharf abgeſetzt, wie gehackt, nicht ſehr rein, wie eingeroſtet.“ In einer anderen Notiz aus Teneriffa wird dagegen die Strophe wie bei rufus mit „Dilm delm, Dilm delm, Dilm delm“ wider— gegeben und nur auf die ſchrille Klangfärbung aufmerkſam gemacht. Ferner heißt es am 7. Januar: „Ph. fortunatus übt jetzt fleißig ſeinen eigenartigen Balzflug. Er fliegt von einem höheren kahlen Baum aus wagrecht, aus dem Gebüſch heraus aber ſchräg aufwärts, 1— 1½ m weit frei in die Luft hinaus, tummelt ſich da ein Weilchen wie trunken ganz ſchmetter— lingsartig gaukelnd umher und kehrt dann in regelloſem Bogen auf ſeinen Sitz zurück. Während dieſes Fluges ſingt er nur ausnahmsweiſe, aber um ſo eifriger und feuriger läßt er ſein einfaches Liedchen vor dem Auffliegen und wieder nach dem Niederſetzen erſchallen. Es iſt dann nicht die bekannte „Dilm delm“⸗Strophe, ſondern ein lautes, eintöniges, raſch wieder— holtes „Diep diep diep diep diep.“ Dieſer Laubſänger iſt auf den Kanaren ein ausgeſprochener Standvogel, der die „glück— — lichen Inſeln“ Zeit ſeines Lebens niemals verläßt. Nach der Brut⸗ und Mauſerzeit ſtreicht er aber im Herbſte in kleinen Geſellſchaften von 10— 20 Köpfen im Lande umher, die ſich dann faſt benehmen wie bei uns die Leinzeiſige. Sie kommen dann auch ganz frei nicht nur in die kahlen Weinberge, ſondern auch auf die eben abgeernteten Kartoffelfelder, um hier nach bloß gelegten Inſekten zu ſuchen. Im Magen fand ich ſtets nur ſolche. Mitte Januar ſonderten ſich dieſe Geſellſchaften zu Paaren. 52. Waldlaubſänger. (Phylloscopus sibi- lator.) Eine ſehr ſeltene Erſcheinung. Ich ſah am 3. Jänner ein einzelnes Exemplar im Walde von Mercedes in jo unmittel- barer Nähe, daß ein Irrtum ausgeſchloſſen erſcheint, zumal auch Meade-Waldo den Waldlaubſänger gelegentlich beob- achtet hat. Ich mußte zurücktreten um den Vogel nicht zu zerſchießen, und währenddem machte er ſich aus dem Staube. 53. Fitislaubſänger. (Phylloscopus tro- chilus.) Diefer Scheint etwas häufiger und regelmäßiger und zu beiden Zugzeiten vorzukommen. Cabrera hat ihn mehrfach ge ſammelt. Für den von Mom p aufgeführten Gelbſpötter dagegen fehlt es noch an Beweismaterial. Gleiches gilt für die von Buſto aufgezählte Orpheusgrasmücke, obgleich auch ich glaube, ihren herrlich orgelnden Geſang einmal im Walde von Mercedes gehört zu haben. Wenn von verſchiedenen Autoren Sylvia subalpina genannt wird, jo dürfte dies auf Verwechslung mit S. conspicillata zurückzuführen ſein; wenigſtens exiſtiert von erſterer kein auf der Inſel erlegtes Exemplar. Wohl jedoch iſt dies der Fall bezüglich 54. Dorngrasmücke (Sylvia cinerea), die aber auch zu beiden Zugzeiten als eine ſeltene Erſcheinung gelten muß. Das Müllerchen (S. curruca) beobachtete ich im September gar nicht ſelten in den Anlagen von Las Palmas, konnte dort aber kein Belegexemplar ſchießen. 55. Gartengrasmücke. (Sylvia hortensis.) Dieſe ſcheint im Frühjahr etwas häufiger vorzukommen. So erlegte fie Cabrera im Frühjahr 1850 bei Laguna, und ich ſah ebenfalls am 26. Februar dicht bei dieſer Stadt auf einer Berberfeige ein Exemplar ſitzen, das ſo ermüdet ſchien, daß ich es mit den Händen hätte ergreifen können, wenn mich die Kaktusſtacheln nicht daran gehindert hätten. Am 25. Sep⸗ tember 1900 ſah ich ſie auch bei Las Palmas. 56. Mönchsgrasmücke⸗ (Sylvia atricapilla obscura Tsch. = S. a. capirote Floer.) Spaniſch: Ca- pirote. 111 Gleich nachdem ich Canaria betreten und den Capirote in der Hand gehabt und ihn einigemal im Freien beobachtet hatte, war ich mir ſofort darüber im Klaren, es hier mit einer guten klimatiſchen subspecies des Schwarzplattls zu tun zu haben, und figuriert der Vogel deshalb bereits vom 2. Juli 1900 ab in meinem Tagebuche ſtändig unter der trinären Benennung S. atricapilla capirote, obwohl alle früheren Beob— achter übereinſtimmend betonen, daß ſich der Kapirote in nichts von unſerem gewöhnlichen Plattmönch unterſcheide. Ehe ich aber noch dazu kam, dieſe neue subspecies irgendwo zu ver— öffentlichen, hat v. Tſchuſi mit gewohntem Scharfblick die vorhandenen Unterſchiede auch an Bälgen aus Madeira erkannt und den Vogel unter dem Namen S. atricapilla obscura beſchrieben. Seine Beſchreibung paßt gut auch auf den Vogel der Kanaren, und ich führe ihn deshalb unter obigem Namen auf, obwohl ich noch keine Gelegenheit hatte, Bälge aus Madeira mit ſolchen von den Kanaren zu vergleichen. Sollten ſich bei näherer Vergleichung doch noch durchgreifende Unterſchiede her— ausſtellen, ſo ſchlage ich für den Vogel der Kanaren meine Bezeichnung S. atricapilla capirote vor, während andernfalls der v. Tſchuſi'ſchen das Recht der Priorität gebührt. Maße von 4 erlegten Exemplaren: Nr. Ort Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg: Schw. Schnab. Lauf 965 Tafira 2% II. Männchen 141 205 63 56 ges 1114 Laguna 17./XII. 5 150 216 69 63,5 12 19 1173 Mercedes 711. Weibchen 162 225 74 71 i 1237 5 9./ II. Männchen 155 215 71 62 12 18 Der Vogel aus Canaria (Nr. 965) iſt auffallend kleiner wie diejenigen aus Teneriffa, und bedauere ich, nicht mehr Material geſammelt zu haben. Der Kapirote iſt der populärſte Vogel der Inſeln und allenthalben häufig, insbeſondere auch in der ſonſt recht vogel— armen Küſtenregion. Seines herrlichen Geſanges wegen wird er von Liebhabern vielfach im Käfige gehalten, wo er überaus fleißig ſingt, bei dem einfachſten Futter jahrelang ausdauert und dabei ſehr zahm und anhänglich wird. Er hält ſich gerne auch in den Gärten auf, und in St. Cruz und Las Palmas hört man ſeine wundervollen Strophen häufig innerhalb der kleinen ſtädtiſchen Anlagen, ja ſelbſt von einzelnen Bäumen herab mitten auf der Straße. Überhaupt zeigt er ſich gerne frei in den Baumwipfeln und hält ſich viel weniger als unſer Schwarzblattl im Unterholz auf. Der Geſang iſt voll und weich, lang und laut und von entzückendem Wohlklang. Unſere beſten „Platteln“ aus dem Wienerwald bleiben ihm gegenüber arge Stümper. Er wäre es wohl wert, daß die Liebhaberei ſich feiner bemächtigte und ihn unſeren begeiſterten Geſangskennern und Vogelpflegern zugänglich machte. Von der raſch verlaufenden 5 Mauſerzeit abgeſehen, hört man dieſen Geſang das ganze Jahr hindurch, da der Kapirote hier Standvogel iſt und im Winter nicht fortzieht. Nach Grasmückenart frißt er nicht nur Inſekten, ſondern auch Beeren und Obſt und geht namentlich gerne an Feigen, Bananen, Kaktusfeigen und Weintrauben ſowie Orangen, ohne jedoch in dieſer Beziehung merklichen Schaden zu ver— urſachen, da er meiſt nur überreife und abgefallene Stücke angeht. Das erſte noch unvollſtändige Gelege fand ich am 6. März. Das flache Neſt iſt ſtets aus trockenen Halmen erbaut, die innen etwas mit Pflanzenwolle und Spinnweben durchwebt ſind, aber nie Haare in der Mulde aufweiſen. Ich fand gewöhnlich nur 3 Eier im Gelege, nie mehr als 4; die— ſelben variieren außerordentlich, doch ſoll nach den beſtimmten Behauptungen und Angaben Cabrera's der folgenden Form auch eine eigene Eiervarietät entſprechen. 54 Die Schleiergrasmücke. (Sylvia atrica- pilla heine ckeni Jard.) Spaniſch: Capirote de la caldera (Palma) oder Capirote tocado (Teneriffa). Ich bin mir wohl bewußt, daß ich in ein Weſpenneſt greife und den ganzen allerhöchſten Zorn der ornithologiſchen Gewalthaber auf mein vielgeſchmähtes Haupt lade, wenn ich dieſe angeblich längſt feierlich zu Grabe getragene Form wieder von ihrem Scheintode erwecke und frank und frei behaupte, daß die Schleiergrasmücke keine bloße melaniſtiſche Varietät, vor allem keine rein individuelle Aberration ſei, ſondern vielmehr eine gute Lokalform, die den Rang einer subspecies mit tri— närer Benennung ebenſo gut verdient wie die übrigen Spezial— formen der Atlantiden. Denjenigen, welche hier raſch mit wohl— feilen Einwürfen zur Hand ſind, möchte ich vor allem die Frage entgegen halten: Haben Sie wie ich die Schleiergrasmücke in freier Natur beobachtet, und haben Sie wie ich vor dem Neſte des Vogels geſtanden? Cabrera, der nicht bloß wie die deutſchen Ornithologen beſuchsweiſe kurze Zeit auf die Kanaren kam, ſondern ſeit nahezu 20 Jahren daſelbſt beobachtet und während dieſer ganzen Zeit der Schleiergrasmücke ſeine beſondere Aufmerkſamkeit zugewendet hat, tritt ebenfalls wie auch alle anderen einheimiſchen Beobachter auf das entſchiedenſte für die Selbſtſtändigkeit der Schleiergrasmücke ein, die ſich zu dem gewöhnlichen Capirote ihrer Verbreitung und Biologie nach ebenſo verhält wie mein Upupa epops pulchra zu U. e. petrosa, wie auch vielleicht noch 2 in ähnlichem Verhältnis zu einander ſtehende Formen des Würgers exiſtieren. Da die Schleiergrasmücke auf Teneriffa ſehr ſelten iſt, konnte ich nur ein einziges Pärchen am Neſte ſchießen (7. April), und auch dieſes ging ſpäter mit einem Teil meiner Ausbeute leider in Henna verloren; aber von Palma aus ließe ſich leicht ein a ri, — 48 — größeres Material beſchaffen. König, der nach des trefflichen Hartwig Vorgang ein ausgeſprochener Gegner der Schleier— grasmücke iſt, faßt ſeine Bedenken (er hat den Vogel im Freien gar nicht geſehen!) folgendermaßen zuſammen: „Die Madei— renſer erzählten mir, daß ſie den Vogel entweder dem Neſte eines gewöhnlichen Plattmönches entnähmen oder ihn gelegentlich fingen. Hierdurch widerlegt ſich die Annahme, daß die Schleier— grasmücke eine wirkliche Spezies ſei, von ſelbſt, — denn wäre ſie letzteres, ſo müßte ſie einmal ungleich mehr vorkommen, und es müßten auch andererſeits Individuen beiderlei Geſchlechts vorhanden ſein. Das iſt aber keineswegs der Fall — es ſind nur männliche Vögel der Schleiergrasmücke bekannt. Wir haben es daher mit einer allerdings höchſt auffallenden Abänderung im männlichen Geſchlechte (aber ratio) zu tun, u. zw. deshalb ſo auffallend, als dieſe Erſcheinung in der Vogelwelt ziemlich vereinzelt in dieſem Falle daſteht.“ Alle dieſe Einwendungen ſind aber nicht ſtichhältig, denn erſtens iſt auch die weibliche Schleiergrasmücke in ganz entſprechender Verfaſſung inzwiſchen durch Schmitz aus Madeira ſelbſt bekannt geworden, und zweitens darf man bezüglich des Vorkommens beider Formen in einem Neſte ſich doch nicht ſo blindlings auf die Angaben portugieſiſcher Vogelfänger verlaſſen, wie es wunderbarer Weiſe in dieſem Falle von unſeren ornithologiſchen Autoritäten ge— ſchieht, die ſonſt in viel weniger heiklen Fragen ſo miß— trauiſch zu ſein pflegen, daß ſchon ſo mancher hoffnungsvolle Nachwuchs ſich dadurch gekränkt für immer wieder von der Ornithologie abgewendet hat. Hier kommt nun vollends noch hinzu, daß die Vogelfänger ein bedeutendes geſchäftliches In— tereſſe daran haben, neugierigen Kunden nicht reinen Wein einzuſchenken, um nicht die Niſtplätze des wertvollen Vogels zu verraten. Dieſen Angaben der portugieſiſchen Vogelhändler entgegen ſtehen nun aber die poſitiven jahrelangen Beob— achtungen Cabrera's ſowie auch meine beſcheidenen eigenen, die wir beide ebenſo wie mancher andere einheimiſche Vogel— kundige gepaarte Paare der Schleiergrasmücke am Neſte beob— achtet haben, welches ſchon in ſeiner Bauart deutlich von dem des Kapirote verſchieden iſt. Daß man die weniger auffallenden und verſteckter lebenden Weibchen erſt ſo ſpät kennen lernte, liegt wohl einfach darin, daß dieſelben als Nichtſänger keinen Wert für die Liebhaberei beſaßen und deshalb nicht gefangen wurden und nicht in den Handel kamen. Mögen nun meine folgenden Beobachtungen, die ich durch diejenigen Cabrera's und anderer einheimiſcher Vogelkundiger ergänzte, in den Augen des vorurteilsfreien Leſers für ſich ſelbſt ſprechen und meine Anſchauungen rechtfertigen. Die Schleiergrasmücke iſt am meiſten von Madeira und 7 — 50 den Azoren her bekannt. Auf Canaria fand ich ſie nicht; auf Teneriffa iſt ſie eine Seltenheit und auf die wenig beſuchte höhere Region des Nordweſtens beſchränkt; auf Palma iſt ſie häufig, kommt aber auch hier nur in einer gewiſſen Lokalität vor, nämlich rings um den alten Krater. Nirgends findet ſie ſich in den unteren Zonen, wo der Kapirote ſo häufig iſt, und iſt alſo ein ausgeſprochener Bewohner der Hochgebirgs— wälder. Sie hat nicht nur eine andere Färbung, ſondern iſt auch ſtändig und recht beträchtlich kleiner wie der echte Kapirote. Die Färbung iſt bekannt und oft genug beſchrieben und in erſter Linie durch die weite Ausdehnung des intenſiven Schwarz charakteriſiert. Die Füße ſind bleiſchwarz, die Iris ſchwärzlich-braun. Nicht ſelten findet ſich ein weißer Flügel⸗ ſpiegel. Nach der Anſicht der genannten Forſcher müßten dann alſo Melanismus und Albinismus, d. h. Überfluß und Mangel an Farbſtoff bei einem und demſelben Vogel gleichzeitig auf» treten, was um ſo weniger möglich erſcheint, als dieſe Färbung ſich fo häufig wiederholt, aber nur auf den atlantiſchen Inſeln und auch hier nur an gewiſſen Ortlichkeiten und Höhen⸗ lagen. Ganz beſonders hervorheben möchte ich aber doch noch, daß Cabrera durch langjährige Beobachtung beſtimmter Brut⸗ paare zweifellos feſtſtellte, daß ſich alle dieſe Charaktere regel- mäßig von den Eltern auf die Kinder vererben, und daß ſich unter den letzteren niemals Exemplare fanden, die man hätte zur gewöhnlichen Form zählen können. Dieſer Um⸗ ſtand genügt meines Erachtens ſchon ganz allein, um die Schleier- grasmücke mindeſtens zu einer im Entſtehen begriffenen sub- species zu ſtempeln; möglich, daß ſie in früheren Jahrhunderten nichts war als eine melaniſtiſche Varietät; heute aber iſt ſie entſchieden mehr. Dazu kommt ferner noch die große Beſtändig⸗ keit der Färbung bei beiden Geſchlechtern, wobei höchſtens das (abnorme) Vorhandenſein und die Ausdehnung des Weiß indie viduellen Schwankungen unterworfen iſt. Der Geſang iſt noch beſſer wie beim Kapirote, weshalb ſich der Vogel auch bei den einheimiſchen Liebhabern einer außerordentlichen Wertſchätzung erfreut, und für ihn Preiſe gezahlt werden, die lebhaft an die ſagenhaften der Reitzugfinken im Thüringerwald und im alten Wien erinnern. Das Neſt wird einen vollen Monat ſpäter errichtet wie beim Kapirote, nämlich erſt im April ſtatt März. Es ſteht im Gebüſch, ganz niedrig über dem Boden, iſt etwas größer, vor allem aber viel tiefmuldiger wie das des Kapirote und erinnert in dieſer Beziehung mehr an das der S. melano— cephala. Die Bauart iſt die gleiche, aber inwendig iſt es ſtets ſorgfältig mit Kuh- und Pferdehaaren ausgelegt, während dies beim Kapirote nie der Fall ift.') Er macht nur eine Brut, der ) Dieſer verwendet nur Spinnengemebe. 1 Kapirote mehrere. Er legt gewöhnlich 5 Eier, ſeltener 4; der Kapirote 3, ſelten 4. Die Eier, deren ſich auch welche im Muſeum zu Laguna befinden, ſind ſtets lichtgrau, über und über mit ſcharf abgeſetzten, aber winzig kleinen Fleckchen von brauner Farbe bedeckt, die bisweilen am ſtumpfen Ende einen mehr oder weniger deutlichen Fleckenkranz bilden. Ihre Maße betragen 20:16mm. 58. Das Sammetköpfchen. (Sylvia melano- cephala.) Spaniſch: Capirollo oder Capirote con ojos encarnados. So ſelten, wie König angibt, iſt dieſe niedliche Gras— mücke, der ich auf Canaria niemals begegnete, auf Teneriffa keineswegs. Speziell bei Laguna, Mercedes und La Punta gehört ſie zu den ganz gewöhnlichen Vögeln und ſcheint in der zweiten Höhenzone am häufigſten zu ſein. Ihren beſcheidenen, aber anmutigen Singſang vernimmt man auch in den Gärten und namentlich in den früher zur Kochenillekultur angelegten und jetzt verwilderten Kakteenpflanzungen. Die Brutzeit beginnt erſt Ende April. Es iſt ebenfalls ein Standvogel, der auch im Winter ſingt. Meiſt lebt er im Geſtrüpp verſteckt, zeigt ſich aber auch bisweilen frei, ſei es um ein Inſekt vom Boden aufzunehmen, ſei es um einen erſpähten Nebenbuhler zu ver— jagen. Nachſtehend einige Maße: Nr. Ort Zeit Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 1159 Mercedes 4./J. Männchen 142 172 54 67 105 195 1160 = 4./J. Weibchen 140 — 53 64 — 19 1258 Laguna 1.) III. Männchen 135 171 57 60 11 20 Die Kopfplatte iſt beim Weibchen graubraun, beim jungen Männchen braunſchwarz und beim alten Männchen glänzend ſammetſchwarz. 59. Provencer Grasmücke. (Sylvia provin- cialis.) Das Muſeum von Laguna beſitzt ein auf dem Frühjahrs- zuge bei genannter Stadt erlegtes Belegexemplar. 60. Die Brillengrasmücke. (Sylvia conspi— cillata bella Tsch.) Spaniſch: Sarsalero. Dieſes reizende Vögelchen ift auf Teneriffa überaus gemein, auf Canaria ungleich ſeltener, wenn auch noch häufig genug und dürfte zu der durch v. Tſchuſi neuerdings aus Madeira beſchriebenen Form bella gehören. Sie iſt der typiſche Charakter— vogel des niedrigen Strauchwerkes auf den Kanaren, welchen ſie als Standvogel angehört, die ſie alſo auch während der Regenzeit nicht verläßt. Ihre ausgeſprochene Lieblingspflanze aber iſt der Brombeerſtrauch, von dem ſie auch ihren ſpaniſchen Namen hat, denn Sarsa heißt Brombeerſtrauch. Die dichten, undurchdringlichen Hecken desſelben, oft von allerlei Schling— pflanzen durchwuchert, geben ihr die erwünſchteſten Wohnplätze, 7 2 — wo ſie im lauſchigen Verſteck wirrer Dornranken ſo recht behaglich und ungeſtört ihr anmuts volles Weſen treiben kann. Am häufigſten iſt der Vogel in der mediterranen und Laub⸗ waldzone, ſeltener in der Küſtenregion, und im Fichtenwald ſah ich ihn nie. Wie ſchon König richtig hervorhebt, erhält das Männchen ſein farbenduftiges Hochzeitskleid im Februar durch Mauſer und nicht durch Verfärbung. Dabei verfärbt ſich auch die Iris aus einem matten Dunkelbraun in ein leuchtendes Nußbraun, was ich beſonders betonen möchte, da neuerdings in der „Gef. Welt“ die Frage der Irisfärbung bei Vögeln lebhaft erörtert wurde. Die Füße ſind zart gelb gefärbt. Nach⸗ ſtehend die Maße der von mir auf Teneriffa geſammelten Brillengrasmücken: Nr. Datum Geſchlecht Länge Breite Flügel Schw. Schnab. Lauf 1110 17. NI. Männchen 124 172 53,5 57 85 18 1111 5 5 123 175 56 53 9 17. 1412 4 Weibchen 122 171 52 51 9 16 1120 18,%/ XII. Männchen 124 169 53 55 9 17 1121 u 2 124 170 3 — 19 1125 19./XII. = 124 178 565 53 9 19 1150 29 ./ XII. > 118 17% 7549729 16,5 1151 5 5 126 174 56 55 10 17 1152 7 55 128 177 55 54 10 18 1153 5 = 1283 171 3 56 9 17 1165 5./I. > 122 3833 9 18 1166 5 122 171 53 50 8,5 178 Wie man ſieht, find dieſe Vögel in ihren Maßen außer- ordentlich konſtant. In dem Garten des von mir gemieteten Grundſtückes zu Mercedes gab es viele Brillengrasmücken, ſo daß ich dieſe allerliebſten Vögelchen daſelbſt reichlich und mit aller Muße beobachten konnte. Sie kamen daſelbſt auch gerne aus dem Dickicht heraus auf die rieſigen Kohlköpfe, um die⸗ ſelben nach Weißlingsräupchen abzuſuchen. König's Angaben entgegen ſangen ſie auch den ganzen Winter hindurch ſehr fleißig. Auch in den dichtwipfeligen Orangen ſaßen ſie gern und waren hier unmöglich aufzufinden, wenn nicht ihre Stimme ſie verriet. In ihrem ganzen, ſo überaus anziehenden und anheimelnden Weſen iſt ſie eine verkleinerte und verfeinerte, verſchönerte, ja faſt möchte ich ſagen idealiſierte Dorngrasmücke. Die gewöhnliche Stimme iſt ein ſchnarrendes „Terrrr“ oder auch ein ſchnalzendes „Teck, teck, teck, wuida“. Der anſpruchsloſe Geſang klingt ſanft abgetönt, melodiſch gurgelnd, aber ſehr nett und gemütlich. Schon am 19. Dezember fingen die Männchen zu balzen an. Der Vogel ſteigt dabei wie eine Dorngrasmücke ſingend ſenk— recht in die Luft empor, aber nicht ſo hoch wie jene, um ſich dann raſch in das Dickicht zurückfallen zu laſſen. Bei ſeinen kurzen Flügelchen ſcheint ihn dieſes Spiel und namentlich das Rütteln in der Luft ſehr anzuſtrengen. Er macht dabei eine a 7. . ſehr komiſche Figur, indem er den Hals weit nach rückwärts biegt und den gefächerten Schwanz ſo viel als möglich nach oben durchdrückt, ſo daß er, vom Winde gebläht, faſt gewölbt erſcheint und der ganze Vogel dann ausſieht wie ein recht ſteif aus Holz geſchnitztes Schaukelpferd en miniature. Die glück⸗ liche Natur dieſes geſegneten Landes läßt ſeinen gefiederten Bewohnern überhaupt viel Zeit zu ihren Liebesſpielereien, denn ſie beginnen damit ſchon in unſerem Winter und ſchreiten zum wirklichen Fortpflanzungsgeſchäft doch nicht viel eher wie bei uns zu Lande, ſtehen hierin alſo ganz im Gegenſatz zu den Vögeln des hohen Nordens, denen der kurze Sommer ihrer rauhen Heimat zu alledem wenig Zeit läßt, indem er ſie gebieteriſch mahnt, ſogleich in dieſer Beziehung Ernſt zu machen. Die leicht zu findenden Neſter der Brillengrasmücke ſind zwar echt gras— mückenartig, aber doch ziemlich feſt und ſorgſam gebaut. Die von mir gefundenen Gelege beſtanden gewöhnlich aus 5, ſeltener aus 3 oder 4 ſehr variablen Eierchen. Das erſte volle Gelege fand ich am 15. März. 61. Der Hausrotſchwanz (Ruticilla titis) gehört zu den gelegentlich im Frühjahr bei Oſtwind erſcheinenden Zugvögeln. Cabrera hat ihn im Barranko von S. Domingo erlegt. Gleiches gilt vom 62. Gartenrotſchwanz (Ruticilla phoeni- cura), der aber weniger felten vorkommt und auch ſchon von anderen Autoren feſtgeſtellt wurde. Auch 63. der Steinſchmätzer (Saxicola oenanthe) wird verſchiedentlich erwähnt. Er ſcheint aber auf dem Herbſt— zuge zahlreicher aufzutreten als im Frühjahr. Cabrera hat ihn im September bei Laguna erlegt. Ich ſah ihn im Spät⸗ ſommer 1900 im Hafen von Las Palmas ſogar ziemlich häufig. Dagegen liegt der angeblichen Beobachtung von S. isa- bellina durch Meade- Waldo wohl zweifellos irgend ein Irrtum zu grunde. 64. Wieſenſchmätzer (Pratincola rubetra), Auch dieſe Art zählt zu den gelegentlichen Frühjahrs- gäſten. Cabrera hat ihn 1890 zweimal bei Mercedes erbeutet. Für dieſelbe Lokalität wird auch verſchiedentlich 65. das Schwarzkehlchen (Pratincola rubi- cola) angeführt, und ſteht ein ausgeſtopftes Belegexemplar in der Cabrera 'ſchen Sammlung. In dem feuchten Laubwalde von Las Mercedes, der für dieſe Art ganz ungeeignet iſt, fand ich ſie nicht, wohl aber auf den trockenen, mit Gras und Erika beſtandenen Höhenzügen hinter Esperanza und zwar pärchen- weiſe im März. Ich halte es nicht für ausgeſchloſſen, daß das Schwarzkehlchen hier brütet. Ein ſchönes Männchen zerſchoß ich leider mit zu groben Schroten. Für den durch Berthelot . genannten Binſenrohrſänger (Calamoherpe aquatica) findet ſich kein Beweisſtück, ja nicht einmal eine Beobachtung aus neuerer Zeit, ſo daß er unbedingt zu ſtreichen iſt. Dasſelbe gilt für den von Buſto in die Kanaren-Ornis eingeführten Sproſſer (Erithacus philomela)! Nicht allzu ſelten kommt dagegen 66. das rotſternige Blaukehlchen (Cyane- cula suecica), ſowie noch häufiger 67. Cyanecula wolfi vor, aber faſt nur auf dem Herbſtzuge. Die letztere Form und nicht Leucocyanea wurde von Meade- Waldo bei Laguna geſchoſſen. Cabrera er- legte suecica im Oktober bei Laguna und wolfi ebenda mehr» fach im November 1889. Das Vorkommen dieſer beiden Blau— kehlchenformen war mir inſofern beſonders intereſſant, als ich ſie auf dem Herbſtzuge maſſenhaft an der Weſtküſte des ſüdlichen Marokko beobachtet habe, was alſo hiermit ſehr ſchön in Ein— klang ſteht. Hieraus geht hervor, daß der Herbſtzug des ſchwe— diſchen Blaukehlchens nach Südweſten und nicht nach Südoſten gerichtet iſt. Sollte es auch im Frühjahr ſich analog verhalten, jo würde die bekannte Blaukehlchen-Theorie Gätke's eine ſtarke Erſchütterung mehr erfahren. 68. Das Brillantrotkehlchen. (Erithacus ru- beculus superbus Kg.) Spaniſch: Papito oder Päjaro San Antonio. Dem erſt durch König entdeckten Brillantrotfehl- chen kann ich unmöglich mehr als ſubſpezifiſchen Rang und trinäre Benennung zuerkennen, ſo prächtig und intereſſant dieſe Form ſonſt auch iſt. Sie unterſcheidet ſich von dem allbekannten europäiſchen Rotkehlchen vor allem durch die Farbe des erheblich kleineren und mehr herzförmig abgegrenzten Bruſtlatzes. Dieſelbe iſt nämlich nicht gelbrot, ſondern intenſiv ziegelrot. Immerhin finde ich dieſe Farbennuance auf der der Arbeit König's bei— gegebenen ſchönen Mützel'ſchen Tafel etwas übertrieben. Mir iſt faft mehr noch der eigenartige Seidenglanz dieſes Rot auf— gefallen, ſowie auch die Färbung ſeiner Umrandung und der Flanken, die nicht grau, ſondern ausgeſprochen aſchbläulich iſt. Das Weiß der Unterſeite iſt reiner und lichter; der Schnabel kürzer und oben nicht hakig übergebogen, die Füße dunkler hornfarben. Mit Sicherheit iſt dieſes eigenartige Rotkehlchen nur von Teneriffa bekannt, während von Palma und Gomera die typiſche Form nachgewieſen wurde. Fraglich iſt das Rot- kehlchen von Canaria, und zu meinem größten Bedauern bin ich leider auch nicht in der Lage, über dasſelbe genaue Aus— kunft geben zu können. Ich ſchoß dort nämlich wegen Mangel an feinen Schroten und bei meiner prinzipiellen Abneigung gegen zweckloſen Vogelmord nur ein einziges Exemplar, das — 55 alsbald nach Budapeſt abging, ſo daß ich ſpäter keine Gelegen— heit mehr hatte, es mit den Rotkehlchen aus Teneriffa zu ver- gleichen. Soweit ich mich aus dem Gedächtnis ſeiner entſinnen kann, ſtand es bezüglich der Färbung zwiſchen rubeculus und superbus mitten inne; auch war der Geſang, auf welchen König ſo viel Wert legt, bei den Rotkehlchen von Canaria entſchieden beſſer wie bei den echten superbus. Ich führe das fragliche Exemplar trotzdem in der nachſtehenden Maßtabelle mit bei superbus auf; es zeichnet ſich aber vor allen Stücken des letzteren durch einen längeren Schnabel aus, was ebenfalls mehr auf den typiſchen rubeculus hinweiſt. Im Magen fand ich ſtets nur Inſektenreſte. Nie beobachtete ich dieſes Rotkehlchen beim Naſchen von Beeren. Am nächſten ſteht dieſe Form dem E. hyrcanus aus Perſien. Zunächſt mögen einige Maße folgen: Nr. Ort Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 967 Teror 5.) VII. Männchen 147 T 1134 Laguna 20/ XII. Weibchen 9 11 23 1184 Mercedes 9./I. Männchen 141 218 71,5 63 10 25 — . 1185 5 „ Weibchen 138,5 — 68 62 105 25 1208 = 23./J. 55 13 20 8 92 1217 9 31.jl. 1. 142 205 68,5 58 955 22 1218 5 1/11. Männchen 141 215 69 61 117235 1227 A 8./II. 1 146 215 70 60 8,5 24 1228 5 5 5 139° is 60: e 25 1229 : x Weibchen — 207 66 59 — 1251 1 20./ II. 5 136 210 68 56 10 23 1252 Laguna 1 / III. Männchen 145 220 70,5 62 9 24,25 1253 x 7 5 Vf. 1254 8 5 Weibchen 142 205 65 56 10 22,5 1271 „ 13/111. Männchen 154,5 225 71 63 10 26,25 1272 ji 154 225 72 66 10 26,5 Cabrera behauptet auffallender Weiſe, daß die Rot— kehlchen, welche er im Tale von Orotava (alſo der Sammel» ſtation König’s!) ſchoß, mehr dem rubeculus als dem super— bus geglichen hätten. Mir iſt dies nur ein Beweis mehr dafür, daß superbus keine Spezies, ſondern nur eine subspecies dar— ſtellt, und daß mannigfache Übergänge zwiſchen beiden Formen vorhanden ſind. Dieſes prächtige Rotkehlchen iſt ein Charaktervogel des kanariſchen Urwaldes, und zwar gibt es dem Laubwalde ent— ſchieden vor dem Nadelwalde den Vorzug. Es findet ſich alſo in dem Höhengürtel zwiſchen 1500 und 2500 m, am häufigſten aber in dem zwiſchen 1600 und 2000 m. An der Küſte fehlt es völlig und muß alſo als ein Gebirgsvogel bezeichnet werden. Es verlangt von ſeinem Aufenthaltsorte vor allem zweierlei, wenn er ihm auf die Dauer zuſagen ſoll: dichtes Unterholz und ſtändige Feuchtigkeit. Demgemäß findet man es am zahl— reichſten in den feuchten Quellſchluchten der Lorbeerwälder, — 58 namentlich auch da, wo die alten Baumrieſen vom Kohlen⸗ brenner gefällt wurden und nun junge Schößlinge in üppiger Fülle dem nahrungsreichen Boden entſprießen. Solchen bevor⸗ zugten Stellen bleibt es aber auch ſehr treu und verläßt die⸗ ſelben das ganze Jahr nicht, iſt alſo ein ausgeſprochener Stand- vogel. Der jungfräuliche Urwald, namentlich auch deſſen Blößen und Ränder, iſt ihm zu ſeinem Wohlbefinden unentbehrlich, denn es iſt in viel geringerem Grade ein Freund der Gärten und Anlagen wie unſer Rotkehlchen, und nur ſelten und aus⸗ nahmsweiſe läßt es ſich einmal in der Nähe der menſchlichen Behauſungen blicken, falls letztere nicht etwa unmittelbar am Waldesrande liegen. Nur in die dem Lorbeerwalde vielfach vorgelagerten Brombeerdickichte kommt es ſehr gerne. Obwohl neugierig wie ein echtes Rotkehlchen, führt es für gewöhnlich doch ein ſehr verborgenes Daſein, und ſeine dicht verwachſenen Lieblingsplätze ſind wie geſchaffen dazu, ſein Tun und Treiben dem neugierigen Auge des Menſchen zu verbergen. Es iſt des— halb gar nicht leicht, den kleinen Schelm zu beobachten, da er ſtets bemüht iſt, ſich zu decken. Sehr richtig ſagt deshalb König: „Dagegen fühlte ich mich frei von jedem Schuld— bewußtſein, wenn ich draußen herumgehend ein Rotkehlchen ſchoß. Hier macht ſich eben das Recht der Verfolgung auf geradem Wege geltend: Liſt gilt es gegen Liſt einzuſetzen, und das kleine Ding hält einen noch oft genug zum Beſten. Es iſt in den dichten Büſchen der Erica und des Laurus, des Wiburnum und vieler anderer gar nicht leicht auf's Korn zu nehmen und weiß ſich prächtig den Blicken des Menſchen zu entziehen. Einſt ſtand ich auf einem Platze oberhalb St. Urzula, welcher an den Pinar grenzte und mit dichten Lorbeerbüſchen beſtanden war. Die vor Zeiten prächtigen Stämme hatte man gefällt: nun wucherten aus den noch lebenskräftigen Wurzeln die Schößlinge wild und üppig empor und ſchufen ſo eine Lokalität wie geſchaffen für die Erdſänger. Überall vernahm ich hier die Laute der Rotkehlchen, ja dicht vor mir ſtritten und biſſen ſich die überzähligen Männchen, und doch war es mir nicht möglich, eines davon zu erlegen.“ — Das bekannte Schnickern hörte ich von ihm nur ſelten und dann auch nur leiſe, wie gedämpft. Dagegen iſt der recht minderwertige Ge⸗ fang auffallend laut, kurz, eintönig, hart und ſchrill und unter- ſcheidet ſich dadurch ſehr von den weichen, gemütvollen Strophen unſeres gewöhnlichen Rotkehlchens. Das typiſche Lied notierte ich mir am 13. Dezember bei Mercedes während des Ge— ſanges fo: „Zipp zipp trü trrüh, Tri tri trüh Dip dip trü trrühi Tru⸗uͤ.“ 51 Das war alles! Allerdings herrſcht auch hier vielfach indivi— duelle Verſchiedenheit, und es gibt auch einzelne beſſere Sänger, die über ein etwas reichhaltigeres Repertoire verfügen. So fügte ein am nächſten Tage abgehörtes Männchen den ſchon citierten Strophen noch ein recht wehmütig und melancholiſch klingendes, aber wohllautendes „Di didelti die“ hinzu. Am 20. Februar endlich belauſchte ich ein ſehr altes Männchen, welches ſein Lied mit einem lauten, ſchönen, lang ausgehaltenen und ganz nachtigallartig anſchwellenden Triller einleitete, der wahrhaft wunderbar im ſtillen Lorbeerwalde widerhallte. Schon am 13. März fand ich bei Laguna ein Neſt mit 3 ſtark be» brüteten Eiern, alſo 6 Wochen früher als König. Wahrſcheinlich macht der Vogel mehrere Bruten. 3 Eier iſt die Regel, ſeltener 4; die Gelege ſind alſo auch hier ſchwächer wie bei der Stamm— form. Die Eier ſelbſt ſind deutlich verſchieden und erſcheinen auf blaß blaugrünlichem Grund deutlich roſtbraun gefleckt, nament— lich nach dem ſtumpfen Ende zu. Sie meſſen 19: 15mm. 69. Das Rotkehlchen (Erithacus rubeculus rubeculus). Spaniſch: Tajana. Ich führe das gewöhnliche Rotkehlchen als rubeculus auf, obwohl ich, da es ein Gebirgsbewohner iſt, ſtark vermute, daß es ſich um maior') Praz. handelt. Was der Vogel ev. mit dem brittiſchen E. r. melophilus zu tun hat, weiß ich nicht, da mir Hartert's Kanaren-⸗Arbeit bisher unzugänglich geblieben iſt, und ich dieſelbe nur aus dem Referat im „Orn. Jahrbuch“ kenne. Dies iſt das auf Gomera und Palma hei— miſche und dort ſehr gemeine Rotkehlchen, während das von Canaria noch fraglich iſt, über das von Hierro keine näheren Nachrichten vorliegen, und auf den waldloſen öſtlichen Inſeln überhaupt keine Rotkehlchen vorkommen. Dagegen beſitzen dieſe, alſo Fuertaventura und Lanzarote, eine andere Spezialität in: 70. Pratincola dacotiae Meade- Waldo. Diejer ſchöne und in den Sammlungen ſehr begehrte Schmätzer bewohnt die wüſtenartigen Gelände der genannten beiden Inſeln, wo er zwiſchen den Tamarix-Sträuchern ein Neſt baut und mit 4 —5 Eiern belegt, die 18: 1 mm meſſen und auf blaß grünlich⸗blauem Grunde mit rötlichen, nach dem ſtumpfen Ende zu dichter ſtehenden Flecken beſetzt ſind. Seine Nahrung beſteht hauptſächlich aus Dipteren. Maße eines alten Männchens: Länge 122, Flügel 62, Schwanz 57, Schnabel 15, Lauf 22 mm. 71. Die Singdroſſel (Turdus musicus). Spa— niſch: Päjaro del monte. Unſere uns von der lieben Heimat her ſo ſehr ans Herz gewachſene Singdroſſel gehört zu den wenigen regelmäßigen 1) Auf dieſe Form habe wohl ich zuerſt aufmerkſam gemacht (Avifauna Schleſiens 1892), allerdings ohne ſie zu 1 58 Wintergäſten der Kanaren und erſcheint bisweilen in ſehr er- heblicher Menge. Sie hält ſich dann aber faſt ausſchließlich im Pinar und dem kahlen Terrain oberhalb desſelben, der Cumbre, auf und meidet die heißeren Regionen. Ausnahms⸗ weiſe ſah ich aber im Dezember auch einzelne Trupps im Lorbeerwalde von Mercedes, wo ſie eifrig und mit ziemlichem Geräuſch das abgefallene dürre Laub auf dem Erdboden nach etwas Genießbarem durchſtöberten. Cabrera ſchoß ſogar ein- mal Singdroſſeln an der Küſte bei La Punta. Ihres ſchmack— haften Fleiſches wegen wird ſie hier zum jagdbaren Wilde ge— rechnet und eifrig gejagt, glücklicherweiſe aber nur mit dem Schießgewehr, während der leidige Dohnenſtieg hier unbekannt iſt. Brutvogel ſcheint ſie auf Teneriffa nicht zu ſein. Die Miſteldroſſel (T. viscivorus) wird als gelegentlicher Gaſt von einigen älteren Autoren angeführt, aber die Beweiſe für ihr Vorkommen ſind noch ausſtändig. Dagegen tut König Unrecht, das Vorkommen der 72. Weindroſſel (Pur dus iliacus) ſo lebhaft zu beſtreiten, denn es iſt tatſächlich erwieſen, ja nach den Berichten unzweifelhaft zuverläſſiger einheimiſcher Beobachter ſogar in manchen Jahren ein recht zahlreiches. Sowohl Ca— brera als auch das Muſeum in Laguna beſitzen Belegerem- plare. Der tüchtige Jäger Domingo Gonzalez hatte, als er mir am 20. Dezember bei Laguna begegnete, auch 2 eben geſchoſſene Weindroſſeln an ſeiner Jagdtaſche hängen; leider befanden ſich dieſelben in einem zum Präparieren ungeeigneten Zuſtande, ſonſt hätte ich ſie ihm abgekauft. Ferner nehme ich keinen Anſtand, 73. die Wachholderdroſſel (Turdus pilaris) mit in die Kanaren-Ornis aufzunehmen, nachdem der als Sammler bekannte Apotheker Ramon Gomez ein Exemplar beſitzt, welches er nach ſeiner Verſicherung zur Herbſtzeit im botaniſchen Garten von Orotava erlegt hat, und ſeine Angaben ſich noch ſtets als gewiſſenhaft und zuverläſſig erwieſen haben. Überdies erwähnt auch Buſto y Blanco, daß er dieſe jeden— falls nur ſehr ſelten erſcheinende Art erhalten habe. Derſelbe gibt auch an, daß ihm eine Pur dus solitarius eingelie— fert worden ſei, was höchſt auffallend wäre, weil dieſe Droſſel der amerikaniſchen Fauna angehört und damit ein Parallel zu dem Vorkommen von Glaucidium siju gegeben würde. Näheres über dieſes Exemplar iſt mir leider nicht bekannt geworden, und bedarf dieſe Sache jedenfalls noch einer näheren Unterſuchung. 74. Die Lorbeer-Amſel. (Turdus merula ca- brerae Hart.) Spaniſch: Mirlo. Die Amſel der Kanariſchen Inſeln, welche die einzige hier brütende Droſſel iſt, fiel mir ebenſo wie der Hänfling vom En erſten Augenblicke an im höchſten Grade auf. Ich ſchrieb mei— nen ornithologiſchen Korreſpondenten, darunter auch Herrn Hartert, wiederholt, daß hier augenſcheinlich eine gute sub— species vorliege, die alle Aufmerkſamkeit verdiene. Als ſpäter Hartert im April 1901 für einige Tage nach Teneriffa kam, übernahm er von mir dann einige Bälge und hat auf dieſelben ſeine subspecies „cabrerae“ begründet, wodurch alſo meine Vermutung glänzend gerechtfertigt wurde. In meinem Tagebuche figuriert der Vogel ſchon vom 11. Juli 1900 an unter dem Namen T. merula microptera als eigene Form. Wie ein vergleichender Blick auf die Maßtabelle zeigt, zeichnet ſie ſich in der Tat durch ſehr kleine Flügel aus, hätte alſo dieſen Namen wohl verdient. Dieſe kurzen Flügel ſind überhaupt ein Charakteriſtikum der kanariſchen Standvögel. Sie ſtehen darin den marokkaniſchen Amſeln nahe, die aber beträchtlich größer ſind. Das Federkleid der Männchen iſt ſchwärzer als ſchwarz und ſeidenartig glänzend, das der Weibchen erheblich dunkler und einfarbiger wie in Europa. Schnabel, Rachen und Augen— lider der Männchen haben außerordentlich intenſive Farben und heben ſich prachtvoll von dem tiefen Schwarz des Gefieders ab. Bei einem im Februar erlegten Exemplare war der Schnabel genau von jener wunderbaren Farbe, welche die geſchätzteſten lichten Exemplare der Edelkoralle haben; bei anderen zeigte er wieder eine ſtärkere Beimiſchung von Gelb. Der Oberſchnabel iſt verhältnismäßig ſtark gekrümmt. Auch biologiſch weicht der Vogel vielfach ab. Nachſtehend einige Maße: Nr. Ort Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 982 erer II VII Weibchen 251 360 115 97 21 35 994 75 13./ VII. FE 260 365 110 104 22,5 30 1008 5 17 VII. Männchen 266 383 121 101 23 30 1015 5 18./VII. > 2642396, 1107 2192239 1054 5 iur. 252 397 123 120 21 30 1104 Mercedes 16 /X1l. Männchen 258 380 118 100 20 30 1182 * Ska 7 264 390 125 114 24 31 1224 2 6./II. 7 263 395 130 1027 33 1250 5 20.,11. 10 264 400 124 106,5 23 32 Vergleichshalber füge ich noch die Maße eines Pärchens ungariſcher Alföld 6.) II. Männchen 268 404 1371 110 20 31 A „ Weibchen 260 404 132! 118 24 31 und eines Pärchens marokkaniſcher Amſeln bei: 889 Marrakesch 14.)/ V. Männchen 286! 410 127 124 23 32 827 = 27.“ III. Weibchen 267 374 124,5 129 21 35 Die Amſel gehört auf den Kanaren zu den charakteriſti— ſchen Bewohnern der Laubwaldzone und liebt hier wieder ganz beſonders die Lorbeerbeſtände, da ſie eine große Verehrerin der Früchte dieſes Baumes iſt. Im Pinar ſieht man nur wenige Amſeln und auch dieſe zumeiſt an ſeinem unteren Rande; noch 8 * ae viel ſeltener aber tritt unſer Vogel in den baumarmen unteren Regionen auf. Ein Gartenvogel wie bei uns iſt die Amfel nicht, ſondern brütet nur im Walde oder in pflanzenreichen Barrancos, aber fie kommt trotzdem oft in die Gärten, um ſich am Obſt gütlich zu tun. Im Frühjahr ſingt ſie auch wohl in denſelben ihr Abendlied. Da man ihr ihres Fleiſches wegen nachſtellt, iſt ſie immer auf ihrer Hut und entwickelt dabei eine bewundernswerte Umſicht und Klugheit. Ich hatte oft Gelegen— heit, dies in meinem Garten zu Mercedes zu beobachten. Die Amſeln kamen durchaus nicht direkt vom nahen Waldrande in denſelben geflogen, ſondern folgten einem einen weiten Bogen beſchreibenden, tief eingeſchnittenen und dicht verwachſenen Barranco bis zum Garten. Vorſichtig lugten ſie dann über den Rand desſelben, und wenn ſie ſich unbeobachtet ſahen, flogen ſie ſchnurſtracks in die dichtwipfeligen Orangen, deren üppiges Laub ſie vor jedem Späherblick ſchützte, wenn ſie nun nach Herzensluſt die ſüßen Früchte zu bearbeiten anfingen. Sie machten ſich dadurch recht unnütz und bei den Landleuten ſehr verhaßt. Sogar des Abends kamen ſie, eigens um in den ſie ſo prächtig ſchützenden Orangenbäumen zu ſchlafen, wobei ſie die Geſellſchaft der Haushühner nicht im geringſten genierte. Aus Langeweile biſſen fie vor dem Einſchlafen wohl auch die köſtlich duftenden Orangenblüten ab, die dann am Morgen welkend den Boden deckten. Mit dem erſten Morgengrauen, ehe noch Menſchen in den Garten kamen, durchſtöberten ſie denſelben dann zu Fuße. Einmal überraſchte ich jo ein Weib- chen, als es eine große Berberfeige zwiſchen den Zehen hielt und ſie mit kräftigen Schnabelhieben bearbeitete. Die im Walde erlegten Stücke hatten Heuſchrecken, Maulwurfsgrillen, kleine Laufkäfer, allerlei Beeren und namentlich die Früchte des Lor— beerbaumes im Magen. Auf letztere ſcheinen ſie ſehr verſeſſen zu ſein. Einmal hörte ich an einem Lorbeerbaume im Walde etwas heftig raſcheln, ſchlich mich leiſe hinzu und erblickte durch das dichte Gezweig eine Amſel, die ganz in die Beſchäftigung vertieft erſchien, mit dem Schnabel Lorbeerfrüchte abzubrechen; ſie wurde mich nicht gewahr, ſo daß ich behutſam meine Hand näher bringen und ſie mit raſchem Griffe packen konnte! Nun aber ging ein mörderliches Gezeter los, daß es einen Stein hätte erbarmen mögen, um wie viel eher vollends einen warm— herzigen Vogelfreund: ich ließ die Erſchrockene alſo aus, hörte ſie aber noch lange nachher ſchimpfen und ſchreien. Der War— nungsruf iſt derſelbe wie bei unſerer Amſel; der Lockton aber abweichend, faſt gluckſend. Sehr verſchieden iſt der Geſang, obgleich ich nicht mit König finden kann, daß er weſentlich ſchlechter ſei wie der unſerer Gartenamſeln, wenn er auch dem unſerer Bergamſeln entſchieden nachſteht. Das Lied ertönt in ſehr hoher Tonlage, klingt weich, melancholiſch, innig und ſüß, bietet aber wenig Abwechslung. Die Lorbeeramſel gehört zu denjenigen Vögeln, welche auch auf den Kanaren während des Winters ſchweigen, alſo mit ihrem endlich ertönenden Lied dem Menſchen die Ankunft des Frühlings verkündigen. Am 19. Januar hörte ich zum erſten Male ein „ſtudierendes“ Männchen, am 23. ſang dasſelbe „durch“, und vom 8. Februar ab ſtanden alle Amſeln bei Mercedes im vollen, feurigen Geſang. Höchſt merkwürdig iſt es endlich, daß auch bei dieſer Art ſich die Geſchlechter während des Winters vollſtändig trennen und die na ſſe Jahreszeit abgeſondert von einander in ganz verſchiedenen Höhenlagen verbringen. So ſah ich bei Mercedes zwar jeden Tag viele Amſeln, aber den ganzen Winter hindurch nur Männchen und nicht ein einziges Weibchen! Erſt am 4. Februar konnte ich das erſte Weibchen beobachten. Am 13. Februar hörte ich früh im Garten den charak— te riſtiſchen und mir von Marokko aus ſo wohl bekannten Jubel— ruf des Feigenfreſſers (Ixos obscurus), konnte aber des Vogels in den dichten Orangen leider trotz aller Mühe nicht anſichtig werden. — Der Waſſerſtar (Cinclus aquaticus) wird nur von Berthelot genannt und iſt ſeitdem nie wieder im Archipel beobachtet worden, ſo daß man ihn wohl ſtreichen kann. 75. Der Pirol. (Oriolus galbula.) Spaniſch: Oropèndola. Dieſer ſchwarzgelbe Vogel gehört zu den häufigeren Durch— züglern im Frühjahr, wo er bisweilen mit den Rotfußfalken und Bienenfreſſern bei Oſtwind in ziemlicher Anzahl zu erſcheinen pflegt. Cabrera hat ihn bei Laguna wiederholt erlegt. 76. Die weiße Bachſtelze. (Motacilla alba.) Spaniſch: Pispita africana. Auch die Bachſtelze gehört zu den häufigeren „Pajaros de Africa“, tritt aber im Herbſte ungleich zahlreicher auf wie im Frühling und überwintert auch z. T. im Archipel, ohne ſich dabei an eine beſtimmte Höhenlage zu binden. Ich ſah ſie öfters bei Tafira und einmal bei Laguna. In Cabrera's Sammlungen iſt ſie mehrfach vertreten. 77. Die Trauer-Bachſtelze (Motacilla alba lugubris) dürfte öfters ſich unter der vorigen Art mit vor— finden, als man glaubt, da ſie meinen Erfahrungen zufolge ſehr ſtark längs der Weſtküſte Marokkos zieht. Nicht nur Ledru, fondern auch neuerdings wieder Buſto haben fie für den Archipel nachgewieſen. 78. Die Bergſtelze (Motacilla melanope canariensis Hart.) Spaniſch: Alpispa oder Levandera (Wäſcherin.) — 6 — Dies iſt der Charaktervogel der kanariſchen Waſſerleitungs⸗ gräben und die einzige auf den Inſeln brütende Stelze. Auch hier drängte ſich mir ſchon nach kurzem Beobachten die feſte Über⸗ zeugung auf, eine eigene Lokalform vor mir zu haben, und gab ich dieſer Überzeugung auch anderen Ornithologen gegenüber brieflich Ausdruck. Als dann noch während meines Aufenthaltes auf Teneriffa v. Tſchuſi ſeine M. melanope schmitzi von Madeira bekannt machte, war ich überzeugt, daß dieſe mit dem Vogel von den Kanaren indentiſch ſei, da bei dieſem auch das äußerſt lebhafte Gelb der Unterſeite ſo ſehr in die Augen ſticht. Halb und halb bin ich es deshalb noch. Hartert hat aber dann auf Grund meiner von ihm für das Tring-Muſeum erworbenen Stelzenbälge ſeine M. m. canariensis beſchrieben, und muß ich deshalb den Vogel unter dieſem Namen aufführen, da ich nicht ſicher bin, ob schmitzi und canariensis Synonyme ſind oder nicht, was nur eine genaue Vergleichung und Unter⸗ ſuchung der beiderſeitigen Typen feſtſtellen kann. Nr. Ort Zeit Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 1020 Teror 22½/ II. Weibchen Im 254 79,5 98 12 185 1176 Mercedes 7. /. x 1268 Laguna 11./III. Männchen 197 253 82,5 103 10,5 19,25 1269 „ il 1 187 253 81 100 10,25 19,25 1280 Esperanza 20.1, x 188 246 78,25 95 11,25 20 1281 21.11. { 189 247 79 995 115 20 1282 „ 2 lik. 5 192 248 81 100 12 21 Beſondere Aufmerkſamkeit habe ich der Verfärbung der ſchwarzen Kehle geſchenkt und dabei bemerkt, wie ſehr der von mir aufgeſtellte Begriff der „galoppierenden Mauſer“ berechtigt iſt, da die Verfärbung nur durch dieſe erfolgt, wie die in Laguna und Esperanza eigens deshalb erlegten Exemplare unzweifelhaft bewieſen. Der ganze Vorgang vollzieht ſich in wenigen Tagen, ebenſo auch bei der Brillengrasmücke. Der liebliche Vogel iſt ſowohl auf Teneriffa wie auf Canaria über- aus häufig und allenthalben da anzutreffen, wo ſein Lebens— element, das Waſſer, vorhanden iſt, ſei es auch nur in Form einer ſchlammigen Viehtränke. Am zahlreichſten iſt er in den beiden Waldregionen und demnächſt in der mediterranen Zone vorhanden, überall aber mit ſeinem tief ſchwefelgelben Gefieder und zierlichen Weſen eine hervorragende Zierde der kanariſchen Landſchaft. In Teror war die Bergſtelze auch innerhalb der Stadt gemein und bevölkerte hier die Hausdächer in großer Zahl, ſo die Rotſchwänzchen und weißen Bachſtelzen erſetzend und ver— tretend. Biologiſch unterſcheidet ſie ſich im übrigen nicht von der europäiſchen Form. Bereits am 6. März fand ich das erſte, aus 5 ſchon ziemlich ſtark bebrüteten Eiern beſtehende Gelege. Die gewöhnliche Zahl der bald wenig, bald ſtark getüpfelten Eier iſt aber 4. 246 77 95 12 83 Die Schafſtelze (Budytes flavus) wird von ver- ſchiedenen älteren Autoren aufgeführt, und ift ihr gelegentliches Vorkommen auf dem Zuge ja auch nicht ausgeſchloſſen. Da aber möglicherweiſe Verwechslungen mit der Bergſtelze vorliegen, ſo wird man gut tun, den Beweis ihres Vorkommens durch Beſchaffung von Belegexemplaren abzuwarten. 79. Der Baumpieper. (Anthus trivialis.) Der Baumpieper gehört zu den häufigſten Herbſtvögeln des Archipels und pflegt im September in Geſellſchaft der Feld— lerchen in oft recht großer Zahl zu erſcheinen. Alle Sammlungen des Landes beſitzen ihn. Ich ſelbſt beobachtete ihn bei Tafira. 80. Der Steinpieper (Anthus bertheloti Bolle). Spaniſch: Caminero. Der Steinpieper, wie ich den Anthus bertheloti auf deutſch paſſend nennen möchte, iſt für den Archipel das, was bei uns die Haubenlerche iſt, d. h. alſo der gewöhnliche Charakter— vogel der Wege und Landſtraßen. Es iſt mir ganz unerfindlich geblieben, wie ſonſt ſcharfſichtige Forſcher die Selbſtſtändigkeit dieſer ausgezeichneten Art in Abrede ſtellen konnten. Außerlich gleicht ſie für den erſten flüchtigen Blick ja allerdings in hohem Maße dem Baumpieper, aber biologiſch entfernt ſie ſich himmel— weit von demſelben und erinnert eher an den Brachpieper, mit dem ſie aber wiederum bezüglich Form und Färbung nicht das Geringſte zu tun hat. Am 22. Dezember ſchoß ich mit zu groben Schroten ein leider nicht mehr zum Präparieren verwendbares Weibchen, welches eine abnorme Färbung aufwies, indem alle Federn der Unterſeite ſehr breit intenſio roſtrot gerändert waren, was dem Vogel ein ganz eigenes Ausſehen verlieh. Nr. Ort Zeit Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnabel Lauf 1022 Teror 23. VII. Weibchen 145 — 72 62 12 22 1073 Tafira 15./ IX. 2 150 236,5 74 63 12 22 , 19./ IX. 2 156 234 76 63 11 21 . 8 2 143 229 70 61 11,5 22 10976, „ x 2 147 225 73 61 — 23 „, 20. X. Männchen 151 243 75 63,5 E 2 1079 „ 5 Weibchen 153 242 74 63,5 11,25 21 1080 „ > 2 150 230 70 61 E 215 18 „ 24.“ IX. Weibchen 151 230 71 62 10,75 20,75 1084 „ 3/ X. Männchen 154 236 75 64 abnorm! 21 es „ N 0 147 232 72 60 10 21 1086 „ > Weibchen 141 227 68 57 abnorm! 22 „ * Männchen 151 — 74,5 60 abnorm! 22 1133 Laguna 20/ XII. Weibchen 150 240 75 62,5 12 22 A 21“ XII. Männchen 155 239 73,5 66 12 22,5 8 „ 5 Weibchen 153 243 74 62 118 22 1139 „ 8 a 146 235 71 59 11,5 22,5 ale 13./ II. 5 147 230 67 61 11,5 22 Das fortwährende Laufen auf dem ſpitzigen Lavageſtein verurſacht bei dieſen Piepern häufige Fußkrankheiten, ange— ſchwollene Zehen, verlorene Nägel und dergl., und man trifft ſelten ein Exemplar, welches davon ganz frei wäre. So hatte z. B. das Stück Nr. 1079 eine erbſengroße Geſchwulſt am Fuße. Sehr intereſſant iſt es, daß ich, wie aus obiger Maß— tabelle hervorgeht, am 3. Oktober 1900 bei Tafira eine ganze Familie Steinpieper für die Sammlung abſchoß, deren Mit- glieder zumeiſt abnorme Schnäbel hatten. Bei dem Exemplar Nr. 1084 war der an ſeiner Wurzel blaſig aufgetriebene Ober— ſchnabel weit über den Unterſchnabel hinweggewachſen und nach der Spitze zu hakenförmig nach unten gekrümmt wie bei einem Geier; der Oberſchnabel maß hier 16, der Unterſchnabel nur 10 mm. Bei dem Exemplar Nr. 1086 war umgekehrt der Unterkiefer länger (13mm), und lag der 1mm lange Ober- ſchnabel in einer löffelartigen Aushöhlung desſelben. Möglich, daß auch dieſe auffälligen Difformitäten der zarten Schnäbel mit durch das Arbeiten in dem riſſigen Lavageſtein und dem ſcharfen, pulverigen Staube der Fahrſtraßen hervorgerufen werden. Die Vögel waren übrigens in regulärem Ernährungs— zuſtande und auch in der Lauffähigkeit nicht ſichtlich beein- trächtigt, obſchon bei zweien von ihnen die Zehen zu unförmlichen Klumpen angeſchwollen und faſt ſämtliche Krallen abgefallen waren. Man trifft dieſen hübſchen Pieper überall da, wo man bei uns die Haubenlerche ſuchen würde; nur vermeidet er den Wald, geht aber bis unmittelbar an deſſen Ränder. Nirgends iſt er ſo gemein wie in der mediterranen Zone. Im Magen des Vogels fand ich Unkrautſamen, Fliegen, Spinnen, Schmetter— lingspuppen, ganz beſonders aber kleine Ameiſen, die ſeine Lieblingsnahrung zu bilden ſcheinen. In ſeinem ſehr anziehenden Weſen vereinigt der Steinpieper Charakterzüge des Stein— ſchmätzers, der Haubenlerche und des Brachpiepers zu einem ſympatiſchen Bilde. Möge darüber die nachſtehende Stelle aus meinem Tagebuche dem geneigten Leſer einigen Aufſchluß geben: „Der Steinpieper treibt ſich jetzt (19. IX.) in kleinen Flügen herum und fällt durch die lichte Unterſeite und die helle, häufig vernehmbare, echt pieperartige Lockſtimme ſchon von weitem auf. Eleganter, hurtiger Läufer. Geht gern auf die friſch geackerten Felder, um Inſekten zu ſuchen. Iris ſchwarz, Füße geblich fleiſch— farben, Oberſchnabel ſchwärzlich hornfarben, Unterſchnabel rötlich hornfarben. Sehr zutraulich; kommen ungeſtört bis auf 3 Schritte an den Menſchen heran, wenn man ſich nur ruhig verhält Immer in raſtloſer Bewegung, ſelten einmal auf einem Fels— ſtück oder einer Euphorbia für ein kurzes Weilchen ausruhend. Flug zuckend, bei kurzer Entfernung niedrig über der Erde, ſonſt recht hoch. Das Einfallen geſchieht faſt ſenkrecht, indem der Vogel einfach wie ein Stein herabplumpſt, ohne vorher zu ſchweben oder die Einfallsſtelle zu umkreiſen. Bei allen n Beſchäftigungen laſſen ſie fleißig ihre Lockſtimme hören, die klingt wie: „Piet piet püit püt“. Der zur gegenſeitigen Warnung dienende Ruf lautet wie „Triep“. Sie trippeln bachſtelzenartig und raufen ſehr gerne, wobei ſie ein Stückchen gegeneinander in die Höhe fliegen. Trotz ihres ſchlichten Federkleides machen ſie ſich recht elegant. Die lichte Unterſeite und die roſtfarbenen Schwungfedern treten ſchön hervor. Im Fluge auch die größten⸗ teils weißen äußeren Schwanzfedern, da der Schwanz dann abwechſelnd gefächert und wieder geſchloſſen wird. Bisweilen wird der Lockton geſangsartig oft hintereinander wiederholt. Das iſt aber noch nicht der eigentliche Geſang. Letzterer klingt fröhlich, melodiſch, ein wenig hart, trotz ſeiner Kürze recht wohllautend, erinnert an den des Waſſerpiepers und durch eine krähende Strophe auch an den des Hänflings.“ Die loſe aus Pflanzenſtengeln zuſammengeſchichteten Neſter ſind bodenſtändig und ſchwer zu finden. Am 15. März wurde mir das erſte aus La Punta zugetragen, enthielt aber erſt ein Ei. Gewöhnlich bilden 4 echt pieperartige Eier das Gelege; fie meſſen 20: 14mm. 81. Die Feldlerche (Alauda arvensis). Spa⸗ niſch: Alondra. Die liebliche Sängerkönigin unſerer heimiſchen Saatfelder gehört auf den Kanaren zu den regelmäßigen und zahlreicher auftretenden Wintergäſten. Sie pflegt im Oktober in Geſellſchaft der Baumpieper zu erſcheinen und ſchon bald nach Neujahr wieder wegzuziehen. Während ihres Hierſeins bewohnt ſie haupt— ſächlich die kahlen Hochebenen, ſo insbeſondere jene von Laguna. 82. Die Kalanderlerche (Alauda calandr a). Spaniſch: Calandra. Auf Canaria war dieſe ſüdeuropäiſche Art im Herbſt und Winter entſchieden häufiger wie die vorige; dafür ſah ich ſie auf Teneriffa gar nicht. Bei Tafira trieben ſich große Banden von Kalanderlerchen herum, die von den einheimiſchen „Jägern“ wegen ihres ſchmackhaften Fleiſches eifrig beſchoſſen wurden und deshalb recht ſcheu und flüchtig waren. — Die Hauben— lerche (Galerita cristata) wird von Buſto ohne Beleg auf— geführt; ſie könnte höchſtens als Irrgaſt vorkommen. — Ganz im Finſteren tappe ich nun aber bei der auf Teneriffa heimi— ſchen Stummellerche. Eine ſolche brütet nämlich, der gegen— teiligen Anſchauung König's ungeachtet, tatſächlich auf der Pik⸗Inſel, wodurch alſo die alten Angaben Bolle's beſtätigt werden. In der Ebene von Laguna iſt ſie ſogar eine ganz gewöhnliche Erſcheinung. Das Muſeum von Laguna enthält Neſter, Eier, Dunenjunge und auch verſchiedene Albinos. Meine Bälge dieſer Form gingen in den Beſitz Hartert's über, der ſie damals auch nicht zu beſtimmen wagte. Da ich nun ſeine Publikation über die Kanaren nicht kennen gelernt habe, 9 Eee ſo weiß ich auch nicht, als was er die Vögel beſtimmt hat. Mompo führt die Iſabellerche (Calandritis pispoletta) für Teneriffa auf, Bolle dagegen die Stummellerche. Wenn ich die Form hier alſo als 83. die Stummellerche (Calandritis brachy- dactyla) Spaniſch: Calandria aufführe, ſo geſchieht es, ohne irgend welche Verantwortung für die Richtigkeit der Beſtimmung übernehmen zu wollen, lediglich auf die Autorität Bolle's hin, und weil die Vögel im Muſeum von Laguna ebenſo etikettirt ſind. Hier die Maße der bei Laguna geſammelten Stücke: Nr. Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 1201 19% Männchen 18 53 10 18 1259 7./III. = 148 — 87 56 8 20 1260 = = 139 255 80 50 8,25 19 1261 x x 145 270 84 56 8,25 19 1262 „ Weibchen 135 79 51 9 17,5 1263 5 A 1375 86 51 8 17,5 Zwiſchen Laguna und Eſperanza war dieſer Vogel geradezu gemein, während ich ihn anderwärts nie bemerkt habe. Notiz vom 9. März: „Beobachtet ein balzendes Pärchen der fragli— chen Lerche, das ſich ähnlich benimmt wie Haubenlerchen. Das Männchen ruft durchdringend „Tirie tirie“, wobei es in der Luft rüttelt, ohne einen eigentlichen Geſang hören zu laſſen.“ 84. Calandritis minor Cab. Nach den übereinſtimmenden Berichten der engliſchen Ornithologen iſt es dieſe Lerche, welche auf den öſtlichen Inſeln brütet und daſelbſt die vorige Form vertritt. 85. Der Grauammer. (Emberiza miliaria thanneri Tsch.) Spaniſch: Triguero oder Päjaro pollio. Dies iſt die einzige auf den Kanaren brütende Ammer⸗ art; dafür iſt ſie aber auch in den bebauten Gegenden überaus gemein, u. zw. in Canaria noch ungleich mehr wie auf Tene⸗ riffa. Dort ſieht man oft ihre hübſch gefärbten Eier, ſchlecht ausgeblaſen, auf Untertaſſen haufenweiſe als Schmuck in den Putzſtuben der Landleute und Pfahlbürger. Im Herbſte ver- einigt ſich dieſer Vogel zu ſtarken Schwärmen und tummelt ſich auf den Feldern und in den Wein- und Obſtpflanzungen herum. Er tut dann ziemlich viel Schaden, namentlich dadurch, daß er große Löcher in die reifen Feigen hackt. Deshalb und ſeines als Delikateſſe geltenden Fleiſches halber wird auch er vielfach gejagt, ja er bildet z. B. bei Tafira um dieſe Jahres— zeit wochenlang das bevorzugte „Wild“. Nr. Ort Zeit Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 1063 Teror 9./ VIII. Weibchen 187 284 85 69 125 21,5 1072 Tafira 14.) IX. Männchen 187 310 96 76 10,5 22 1163 Mercedes 5/öl. Weibchen 181 307 95 72 12 22 6 Worauf ſich die subspecies des Herrn v. Tſchuſi ſtützt, weiß ich nicht. Ich habe an Ort und Stelle keinerlei Unterſchiede zwiſchen kanariſchen und europäiſchen Grauammern bemerken können. Hinſichtlich ihrer Biologie ſtimmen ſie jedenfalls voll— kommen überein. Der Mageninhalt beſtand bei Nr. 1063 aus Weizenkörnern und kleinen Laufkäfern, bei Nr. 1072 aus Weizen— körnern und Fruchtfleiſch von Feigen, bei Nr. 1163 aus runden, hanfgroßen, ſchwarzen Samenkörnern einer mir unbekannten Pflanze. Der Feigengenuß ſoll ſeinem Fleiſche einen eigenen Wohlgeſchmack verleihen. Am häufigſten iſt der Grauammer in der 2. und 3. Höhenzone, wo man ihn oft auch auf dem Telegraphendraht ſitzen und ſeine einförmige Strophe leiern ſieht. — Der Goldammer (E. citrinella) ſoll nach Ledrü und Buſto, der Zippammer (E. cia) und der Garten— ammer (E. hortulana) nach denſelben vorkommen. Sämtliche 3 Arten ſind aber unbelegt und daher bis auf weiteres zu ſtreichen. Dagegen hat ſich 86. Der Schneeammer (Plectrophanes ni- valis) auf ſeinen winterlichen Wanderzügen tatſächlich ſchon bis Teneriffa verſtrichen, wie ein von Cabrera in La Punta erlegtes altes Männchen beweiſt, das jetzt ausgeſtopft im Muſeum von Laguna ſteht. Es dürfte dies der in einem großen Teile der einſchlägigen Fachlitteratur ſpukende Schneefink (Frin- gilla nivalis) aus Teneriffa ſein. An derſelben Ortlichkeit hat Cabrera noch einen weiteren ſeltenen Irrgaſt aus der Familie der Ammern erbeutet, nämlich den 87. Hausammer. (Fringillaria saharae.) Da dieſer im gegenüberliegenden Südmarokko eine ſehr häufige Erſcheinung iſt, ſo iſt ſein gelegentliches Vorkommen allerdings nicht gar ſo verwunderlich. Dasſelbe könnte man vielleicht auch von dem durch Cabrera aufgeführten Mauren⸗ finken ſagen, doch iſt für dieſen ein Belege xemplar noch aus— ſtändig. 88. Der Lorbeerfink (Fringilla tintillon canariensis Kg.) Spaniſch: Pinson oder ſeltener Tin— tillon und Same. Die Gruppe der Lorbeerfinken und ihre Verbreitung auf den Atlantiden iſt eine hochintereſſante. Nach dem heutigen Stande unſerer Kenntniſſe geſtaltet ſich die Sache folgender— maßen: 1. Fringilla tintillon canariensis, Teneriffa (u. Canaria u. Gomera ?). 5 x palmae, Palma. 5 10 madeirensis, Madeira. N A moreletti, Azoren. Der beſte Unterſchied der verſchiedenen Formen liegt in der Verteilung von Blau und Grün auf der Oberſeite. Bei 9 EIS — 68 — moreletti reicht das Grün bis weit in den Nacken hinein, bei madeirensis iſt noch der ganze Rücken grün, bei canariensis nur noch der Bürzel, und bei palmae iſt ſelbſt dieſer blau gefärbt. Dazu kommen noch weitere Differenzen in Färbung der Unterſeite, Schnabelſtärke und Aufenthalt. Noch keineswegs im Klaren ſind wir uns aber über die Verteilung der Formen des Lorbeerfinken auf den einzelnen Inſeln des kanariſchen Archipels, und nur fo viel ſteht mit Sicherheit feſt, daß Tene⸗ riffa ausſchließlich von canariensis und Palma ausſchließlich von palmae bewohnt wird. Nach den Berichten der engliſchen Forſcher iſt der Fink von Gomera und Hierro mit dem von Teneriffa identiſch. Was nun aber den Vogel von Canaria anbelangt, jo habe ich auch ihn leider nicht mit echten cana- riensis aus Teneriffa vergleichen können, aus dem öfters erwähnten Grunde. Wenn ich nach dem Gedächtnis urteilen darf, iſt er äußerlich kaum von dem Teneriffafinken verſchieden, aber ſein Geſang erſchien mir bedeutend beſſer und mehr dem des europäiſchen Buchfinken ähnlich. Ich laſſe zunächſt die Maße folgen: Nr. Ort Zeit Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 961 Teror 1/ VII. Männchen 170 260 80 1 13,5 721 962 7 5 5 168 259 77 69 14 20,5 963 = 757 5 163 258 78 68 15 22 964 A „ Weibchen 162 245 75 63 13 19,5 971 2 8./VII. = 158 20 71 61 11 974 3 10 VII. Männchen 167 260 81 71 13 209 975 > 5 5 163 255 77 69 13 20 976 5 5 > 159 248 75 68 13,5 20.5 981 7 TE 5 164 258 77 71 13,5 20 987 „ x 157 248 79 69,5 135 20 988 = Weibchen 153 243 75,5 67 14 20 995 = 13/VII. Ei 1655 755, f 13 996 2 P 5 168 ͤ - 72 66 1 1003 = 15.!VII. Männchen 160 256 79 64 13 195 1004 > 15. VII. Weibchen 157 245 73 58 13 90 1019 5 21/ II. 160 4 d In 1024 5 23. / VII. Männchen 155 250 77 67 11 1036 1 27.) VII. 5 162 252 i 1051 2 2.) VIII. x 161 252 78 69 13 20 1052 A 3 5 162 - ‚ 2 1407 185 1053 . = 5 161, 3 d Ä 1059 * 5./ VIII. 4 166 256 89 76 11 20 1064 0 11./ VIII. 7 161 — 7 M I 1098 Mercedes 14./X11. P 166 256 82 73 12,25 19 1099 7 2 Weibchen 161 250 78,5 67 12,5 20 1105 x 16./ XII. 5 166 20 11 1148 > 29./X1I, Männchen 169 265 85,5 76 12,5 20 1161 = DSL, 5 157 245 80 65 125 20 1188 3 11/1. Weibchen 150 254 77 64 11,5 20 1192 3 14.1. 158 250 75,5 65 12: 20 1193 1 = Männchen 164 260 84 6 125 15 1206 5 23.1. Weibchen 162 255 77,5 68 12,25 20 1207 5 * Männchen 175 260 85 70 12,25 21,5 an 560 Nr. Ort Zeit Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 1209 Mercedes 25./. Männchen 170 263 830. 72 1228 22 1230 fi 8/11. A 175 260 83. 71 13 21 1231 15 25 169 82 70,5 12,5 19,75 1233 „ „Weibchen 167 253 79 68 13,25 20 1255 Laguna 1ôIII. Männchen 175 271 81 72 145 22,5 Dieſe ſorgfältig im Fleiſch gemeſſenen Exemplare rühren alſo bis Nr. 1064 aus Canaria und von da ab aus Teneriffa her. Es ergiebt ſich aus der ſtattlichen Tabelle, daß ein durch— greifender Größenunterſchied zwiſchen den Finken beider Inſeln nicht exiſtiert, denn die einzelnen kleinen Individuen von Teror erklären ſich ungezwungen dadurch, daß es ſich wohl um jüngere Exemplare handelt. Alte Weibchen ſind nicht kleiner wie junge Männchen. Das kleine Männchen Nr. 1161 bildete einen deutlichen Übergang zu madeirensis, indem das Grün des Bürzels ungewöhnlich weit den Rücken hinaufreichte: der beſte Beweis dafür, daß all die verſchiedenen Lorbeerfinken nur subspecies ein und derſelben Stammform vorſtellen. Bei ſämt— lichen aufgeführten Exemplaren habe ich auch den Mageninhalt unterſucht, um über die wirtſchaftliche Bedeutung dieſes auf den Inſeln ſo häufigen Vogels mir klar zu werden. Der Befund ergab: kleine Blüten- und Rüſſel- und Laufkäfer, Fliegenmaden, Käferlarven, kleine Heuſchrecken, Kohlweißlingsraupen, Gras— und Unkrautſamen, Grillen, einmal Hirſe und dreimal Mandel— kerne, niemals aber Getreideſämereien. Der Lorbeerfink muß alſo als ein überwiegend nützlicher Vogel bezeichnet werden. Sein Lieblingsbaum iſt die Kaſtanie, und er ſelbſt der erſte Charaktervogel der lieblichen Kaſtanienhaine anf den Kanaren. Auf Canaria ſah ich ihn einmal in einem Lindenwäldchen bei Firgas, ſonſt nur in dem Kaſtaniengehölz bei Teror. Auf Teneriffa dagegen war er auch im Lorbeerwalde von Mer— cedes häufig und regelmäßig anzutreffen und kam auf ſeinen Streifereien gern auch in die Baumgärten des Dorfes, ſeltener an den unteren Rand des Pinar bei Esperanza. Als Brut— vogel gehört er jedenfalls nur der Laubwaldzone an. In ſeiner Lebensweiſe iſt er unſerem allbekannten Buchfinken ſehr ähnlich. Zum Fortpflanzungsgeſchäft ſchreitet er aber verhältnismäßig ſpät, denn vor dem Monat Mai findet man ſein Neſt nicht, ſo daß ich auch nicht aus eigener Anſchauung über dasſelbe berichten kann, da ich ſchon am 22. April von Teneriffa ab» reiſte. Nach Cabrera findet man das buchfinkenartig gebaute Neſt mit 4— 5 Eiern meiſt auf Kaſtanien, ſeltener auf Lorber— bäumen oder auf der Erica und nur ausnahmsweiſe auf Pinien. Dafür ſcheint die Brutzeit ſich tief in den Sommer hinein auszudehnen, denn Anfang Juli waren die Lorbeerfinken bei Teror noch im vollſten, feurigen Schlag, verſtummten aber bereits Mitte dieſes Monats, mauſerten dann und ſchlugen ſich 3 hierauf mit ihresgleichen zu kleinen Trupps zuſammen, die nun die Gefilde durchſtreiften und mehr als ſonſt in die Felder und Gärten und Weinberge kamen. Der Lorbeerfink iſt entſchieden janit- und gutmütiger von Charakter wie fein zankſüchtiger, heißblütiger Vetter, nicht ſo heftig und ſtürmiſch, mehr phleg⸗ matiſch und gemütlich. Bei der Nahrungsſuche iſt er aber haſtig genug, und tut immer ſo, als ob er es ſehr eilig hätte. Er kommt dabei viel auf den Erdhoden herab, fliegt aber bei jeder Störung ſofort auf den nächſten Baum, um Umſchau zu halten und ſich eventuell rechtzeitig aus dem Staube zu machen. Die ſchrille Lockſtimme hat mit dem fröhlichen „Pink, pink“ unſeres Buchfinken nichts gemein, ſondern iſt ein häßliches, faſt ſperlingsartiges Schilpen; fie läßt ſich ſchwer mit Buch— ſtaben verſinnlichen, und habe ich dies in meinem Tagebuche bald mit „Schwiet“, bald mit „Wük, wük“ verſucht; bei öfterem Wiederholen klingt er noch härter und ſchriller wie „Wilk, wilk“; am beſten gelungen ſcheint mir aber meine Übertragung vom 12. Jänner mit „Tſchüipp, tſchüipp.“ Am 9. Jänner hörte ich den Vogel zum erſten Male ſeinen Schlag proben, bei deſſen Anhören unſere Finkenjockler vor Entſetzen die Hände über dem Kopfe zuſammengeſchlagen haben würden. Am 23. Jänner hörte ich ihn zum erſten Male voll durchſchlagen, aber die Leiſtung war und blieb eine außerordentlich ſtümperhafte. Das ganze Lied klang etwa wie: „Hü, wütti, wütti, wütti, wütti, wütſch“; das aufziehende „Hü“ am Anfang leiſe und nur in der Nähe vernehmbar. Einzelne begabtere alte Männchen verlängern das „wütſch“ am Ende in „wütſchidri“, was dem Ganzen einen beſſeren und klangvolleren Abſchluß verleiht. Allgemein wurde der Finkenſchlag aber erſt Mitte Februar. Wiederholt konnte ich beobachten, daß die den Wald von Mercedes bewohnenden Finken denſelben bei Sonnenuntergang ſcharenweiſe verließen und in die Dornendickichte auf dem gegenüber liegenden kahlen Bergabhang zur Nachtruhe einfielen, weil ſie ſich hier offenbar ſicherer fühlten. Das Auffliegen geſchieht ziemlich plump, und der Vogel macht dabei mehr Geräuſch wie ein Sperling. 89. Fringilla tintillon palmae Tristr. Spa=- niſch: Chiri chiri. Wie wir ſchon geſehen haben, vertritt dieſe oberſeits ein- farbig bläuliche Form die vorige auf der Inſel Palma, woſelbſt ſie nur in den Lorbeerwäldern von 1600 - 2000 m Meereshöhe vorkommt. Der Geſang ſoll weitaus beſſer, und der Lockruf, dem der obige ſpaniſche Trivialnamen nachgebildet iſt, ein ganz anderer ſein. Über das Brutgeſchäft dieſer ſchönen Art, um deren Entdeckerehre ſich Triſtram und König ſtreiten, iſt wiſſen— ſchaftlich noch gar nichts bekannt. Doch erzählte mir ein vogel⸗ kundiger ſpaniſcher Offizier aus Palma, deſſen Bekanntſchaft ST ich in Laguna machte, daß Neſt und Eier kaum von denen des gewöhnlichen Tintillon zu unterſcheiden ſeien, daß erſteres aber faſt ausnahmslos auf Lorbeerbäumen angelegt ſei. 90. Der Teydefink. (Fringilla tey dea.) Spa⸗ niſch: Päjaro azul. Dieſer prachtvolle, große (Länge 185, Breite 275, Flü— gel 100 mm), wunderbar azurblau gefärbte Fink iſt eine Spe⸗ zialität der Pikinſel Teneriffa und auch hier nur auf die älteren Pinienwälder in dem Höhengürtel von 2200 — 2500 m beſchränkt, und ſelbſt in dieſen keineswegs häufig. König hat mit be— geiſterter und begeiſternder Anſchaulichkeit ein ſo ausführliches Lebensbild dieſes ſchönſten und intereſſanteſten aller Finken gegeben, daß nur derjenige es weſentlich zu erweitern und zu ergänzen vermöchte, dem es vergönnt wäre, zur Brutzeit des Vogels in deſſen urwüchſigen Wohngebieten zu weilen. Mir war dies leider nicht beſchieden, denn der Teydefink niſtet merk— würdigerweiſe erſt im Juni, Juli und Auguſt. Das Neſt ſteht nur in den Fichten, ſtets hoch und gut verſteckt, iſt deshalb un gemein ſchwierig zu finden, und enthält (leider!) nur 2 auf bläu= lichem Grunde echt finkenartig gezeichnete Eier, die 25:17 mm meſſen und zu den größten und begehrteſten Seltenheiten in den Eierſammlungen zählen, wodurch auch ihr enorm hoher Geldwert erklärt wird. Leider verlockt derſelbe die Eingeborenen dazu, dem Vogel zur Brutzeit ſtark nachzuſtellen, und es iſt deshalb außer allem Zweifel, daß dieſer herrliche Vogel mit raſchen Schritten ſeinem völligen Ausſterben entgegengeht, zumal auch der in den Pinienwäldern ſehr häufige Sperber ſtark hinter ihm her iſt. Im Pinar von Esperanza war der Vogel bereits völlig verſchwunden, und nur in den urwaldartigen Pinien— beſtänden auf der ſchwer zugänglichen Südſeite des Pik hält ſich noch ein ſchwacher Beſtand, der aber auch von Jahr zu Jahr geringer wird. Ich meinesteils habe es deshalb auch nicht über mich gewinnen können, einen der harmloſen und ſchon ſo ſelten gewordenen Vögel zu töten. Die Lockſtimme iſt flötend, alſo ganz anders wie beim Lorbeerfinken, der Geſang aber noch ſchlechter, dabei für einen Finken ſehr weich und wenig ſchmetternd. Überhaupt iſt das ganze Weſen des abſonderlichen Vogels, der in ſeinem Charakter an die alten Guanchen ſeiner ſchönen Heimat erinnert, ein ausgeſprochen ſanftes, was auch im Fluge zum Ausdruck kommt. Vor ca. 12 Jahren führte ein ſeltener Zufall einige lebende Teydefinken in den Zoologiſchen Garten von Breslau, wo fie ohne weiteres zur Beut ſchritten und auch glücklich ihre Jungen groß zogen. Die Nahrung des Vogels beſteht überwiegend aus Fichtenſamen, weshalb er ebenſo an die Pinie gebunden ſcheint wie der kanariſche Buntſpecht. m 91. Der Grünfink. (Fringilla chloris,) Auch bezüglich des Grünfinken iſt König nach moderner Manier zu raſch mit ſeinem Verdammungsurteil gegen die älteren Autoren zur Hand geweſen, denn der Vogel kommt tatſächlich zuweilen im Frühjahr vor. Nicht nur führen ihn Bolle, Ledru, Godman und Serra an, ſondern im Muſeum von Laguna ſteht auch ein von Cabrera bei Tegueſte erlegtes Exemplar. Es dürfte ſich dabei meiſt um die nord⸗ afrikaniſche Form chloroticus handeln. 92. Der Steinſperling. (Passer petronius idae Fl.) Der Felſenſperling gehört bekanntlich zu denjenigen Vogels arten, welche infolge ihrer ſeßhaften Lebensweiſe und einer ſtark ausgeprägten Anpaſſungsfähigkeit, ſowie eines ausgedehnten Verbreitungsbezirkes unter dem Einfluſſe von Ortlichkeit, Klima und Nahrungsverhältniſſen in Größe, Färbung und Lebens— gewohnheiten erheblich abändern, alſo ſogenannte geographiſche Unterarten bilden. Bisher ſind deren bereits nicht weniger als 7 bekannt geworden, welche kürzlich C. E. Hellmayr (Orn. Jahrbuch, XIII, p. 126 — 129) überſichtlich zuſammengeſtellt hat. Es ſind dies: 1. Passer petronius petronius L. — Südeuropa, Kleinaſien (nec Mitteldeutſchland!˖) 2. 8 7 madeirensis Erl. — Madeira (nec Kanaren!) 3. P 5 exiguus Hellm. — Kaukaſien. 4. = > intermedius Hart. — Perſien, Centralaſien. 5. 5 5 brevirostris Tacz,— Oſtſibirien, Mongolei. 6. a 75 barbarus Erl. — Nordafrika. 7. 7 puteicola Festa. — Paläſtina. Dazu wuß meines Erachtens noch 8. die durch Frei⸗ herrn Hans von Verlepſch neu entdeckte und eingehend beobachtete mitteldeutſche Form kommen, da dieſe durch dunklere Färbung genügend differenziert erſcheint. (Orn. Monatsberichte 1898, p. 99 und 1899, p. 188). Es wird Sache des Ent— deckers ſein, dieſelbe zu benennen. Ferner iſt Hellmayr ent— ſchieden im Irrtum, wenn er den Steinſpatz von der Madeira— gruppe mit demjenigen von den Kanaren für identiſch hält und deshalb letzteren ohne weiters dem durch von Erlanger 1899 (Journal für Orn. XLVII, p. 482) aufgeſtellten made- rensis angliedert. Ich habe während meines Aufenthaltes auf den Kanaren gerade dieſem Vogel beſonderes Intereſſe entgegen gebracht und ihn eingehend ſtudiert und dabei gefunden, daß er von ſeinem Vetter auf Madeira deutlich unterſcheidbar iſt, wie dies ja auch bei den meiſten anderen Kleinvögeln der beiden merkwürdigen Inſelgruppen der Fall iſt. Hellmayr gibt übrigens in ſeiner fleißigen Arbeit ſelbſt an, daß ihm nur 9 Vögel von Madeira zur Unterſuchung vorgelegen haben, 1 dagegen kein Exemplar von den Kanaren; er konnte alſo auch nur nach Vermutungen und nicht nach dem Augenſchein urteilen. Der kanariſche Felſenſperling trägt die Merkmale der weſtlichen Formen am deutlichſten und in noch ſchärferer Markierung als ſelbſt madeirensis, iſt auch noch etwas kleiner als dieſer. Ins- beſondere iſt der Schnabel ſowohl der Länge als der Höhe nach erheblich ſchwächer. Ebenſo iſt der Schwanz auffallend kurz. Der braune Anflug auf der ſcharf gezeichneten Oberſeite iſt ſehr deutlich, aber nicht roſtbraun wie bei dem Madeira— Vogel, ſondern ausgeſprochen ſepiabraun. Die Unterſeite iſt mehr verwaſchen gezeichnet, und namentlich der gelbe Kehlfleck ſelbſt bei alten Männchen im Frühjahr niemals ſehr ausgeprägt, ſondern meiſt auffallend blaß und klein. Ich gebe hier di Maße von 6 Exemplaren in mm. ö Journ.⸗ Län⸗Flug⸗Flü⸗ Sch Schnabel⸗ Tar⸗ Nr. Ort Datum Geſchtecht ge breite gel wanz Länge, Höhe ſus 1128 La Laguna 19. XII. 1900 Weibch. 155 298 96 56,5 13 9 16 1142 „ „ 27. XII. 1900 Männch. 155 290 94,5 2 13 8 17 1143 „ 5 5 = 164 300 95,5 61 13,5 85 17,5 1144 „ 15 P Weihch. 156 290 92 57 12,5 7,5 16,5 1145 „ 0 5 5 161 298 94 55 13,5 8 18 1277 „ Punta 16, III. 1901 Männch. 166 29693 56 13 8 18 Dagegen gibt Baron von Erlanger für 6 Exemplare von Madeira folgende Maße an: Schnabel-Schnabel⸗ Datum Geſchlecht Flügel Schwanz länge höhe 29. V. 1894 Männchen 91 66 15 10 29 1895 5 90 64 15 10 5. III. 1893 5 90 63 15 10 24. III. 1894 Weibchen 93 61 14 10 16. XI. 1893 5 90 64 16 9 > Männchen 90 62 14 10 Ich bemerke noch ausdrücklich, daß alle von mir unter- ſuchten Exemplare von der Inſel Teneriffa ſtammen, weshalb es bei den ſo merkwürdigen fauniſtiſchen Verhältniſſen der Kanarengruppe keineswegs ſicher erſcheint, ob nicht die anderen Inſeln (insbeſondere Gomera und La Palma) noch andere Formen beherbergen. Ich benenne dieſe hübſche subspecies, durch welche die Zahl der Steinſperlingsformen auf 9 erhöht werden würde, zu Ehren der um die Vogelſchutzbewegung in Oſterreich ſo hoch verdienten Frau Ida Boyer. Von dem alten und überflüſſigen Zopf einer lateiniſchen Diagnoſe ſehe ich abſichtlich ab. Der auf Teneriffa allenthalben gemeine Steinſperling heißt dort ſehr bezeichnend pajaro d'iglesia (Kirchenvogel), weil er faſt ausſchließlich unter den Dachpfannen der übermäßig zahlreichen Kirchen und Kapellen ſeine kunſtloſen Neſter anlegt, von wo er in Scharen die Felder beſucht und zehntet, ſich dabei dem Menſchen gegenüber auffallend ſcheu 10 I zeigend. Der Mageninhalt beſtand faſt ausſchließlich aus Weizenkörnern, ſelten aus Cruciferen-Samen, niemals aus Inſekten. Der Vogel iſt alſo eutſchieden ſchädlich. 93. Der Weidenſperling [Passer hispanio- lensis) kommt entgegen den Angaben Königs ebenfalls auf den Kanaren vor. Bei Teror z. B. war er gemein und ent- ſchieden häufiger wie der vorige. Ich bedauere jetzt ſehr, den Spatzen nicht größere Aufmerkſamkeit geſchenkt zu haben, denn es ſteht zu erwarten, daß dieſelben ſubſpezifiſch abweichen. 94. Der Stieglitz. (Carduelis carduelis meridionalis.) Spaniſch: Päjaro pinto oder Pintado oder Pintacilgo. Der Stieglitz gehört hauptſächlich der Laubwaldregion an, dehnt aber ſeine Streifzüge auch abwärts bis zur Küſte und aufwärts in den Pinar aus. Er iſt zwar ein gewöhnlicher Vogel, aber doch nicht überall anzutreffen, am eheſten da, wo Acker und Weideflächen ſich zwiſchen den gelichteten Urwald ſchieben, alſo die Gegend ein mehr kultiviertes Ausſehen ans genommen hat. Auf dem kahlen Gipfel des Pico Osonio, wo viele Diſteln auf dem kurzen Raſen wuchſen, traf ich ihn ſtets in großen Schwärmen an, oft untermiſcht mit Hänflingen, viel ſeltener mit Kanarienvögeln. Die Stieglitze der Kanaren ſind kleinwüchſig, aber prachtvoll in den Farben, mit ſeidenartigem Glanz im Gefieder und vorzüglichem Geſang. Maße eines am 10. Juli in Teror erlegten Weibchens: Länge 126, Breite 227, Flügel 70, ) Schwanz 46,5, Schnabel 11, Lauf 13 mm. 95. Der Hänfling. (Cannabina cannabina meadewaldoi Hart.) Spaniſch: Millero und (für das rote Männchen) Pinta roja. Der Hänfling findet ſich ungefähr an denſelben Ortlich— keiten wie der Stieglitz, aber häufiger und regelmäßiger als dieſer, wenigſtens auf der Pikinſel; auch kommt er mehr in die Felder, Obſtgärten und Weinberge, brütet auch oft in der Nähe der menſchlichen Wohnungen. Daß ich von Anfang an über— zeugt war, hier eine eigene subspecies vor mir zu haben, die dann ſpäter Hartert auf Grund des von mir geſammelten Materials als neu beſchrieben hat, beweiſen meine Briefe ſowie folgende Stellen meines Tagebuches, in dem der Vogel gewöhn— lich als „C. c. minor Br.?“ figuriert. 18 Dezember: „Die Hänflingsmännchen ſind durch reichliches und intenſives Rot ausgezeichnet, aber auch die Weibchen haben hier einen Schimmer ) Friderich gibt die Flügellänge auf 77mm an. Danach wären alſo die kanariſchen Stieglitze auffallend kleinflügelig und dürften ſich bei näherer Unterſuchung wohl als eigene Subſpecies herausſtellen, für welche ich den Namen microptera vorſchlage. a von rötlichem Anflug. Die Zeichnung auf dem Kopfe ift lebhaft und ſtark prononziert. Schade, daß ich noch kein ganz altes Männchen im ausgefärbten Prachtkleide bekommen konnte, denn ich glaube, daß der Hänfling der Kanaren ſubſpecifiſch von der europäiſchen Form abzutrennen ſein wird, falls er nicht mit Brehm's minor zuſammenfällt. Überhaupt iſt die ganze Ober— ſeite ſehr dunkel und ſcharf gezeichnet.“ 7. Januar: „Schieße wieder ein jüngeres Hänflingsmännchen; das Rot iſt zwar noch recht ſchwach ausgebildet, zieht ſich aber ſeitwärts bis tief in die Weichen hinab, viel weiter wie beim europäiſchen Hänfling. Muß der verſammelten weiblichen Einwohnerſchaft des Dorfes (Mercedes) einen Brief der ausgewanderten Jungburſchen aus Cuba vorleſen, weil im ganzen Orte niemand des Leſens kundig iſt. Der Hänfling zeichnet ſich auch durch ſeidenartigen Glanz des Gefieders und ſchön roſtbraune Schenkelpartien aus.“ 26. Jänner: „Vormittags bejage ich ein kleines Erica-Gehölz auf der Höhe halbwegs über Laguna, ohne daſelbſt etwas Beſonderes zu finden. Doch ſchieße ich bei dieſer Gelegenheit 3 Hänflinge, die meine Vermutung, daß wir es hier mit einer beſonderen subspecies zu tun haben, faſt zur Gewißheit machen. Außer der großen Ausdehnung der ſchönen und einen pracht— vollen Seidenglanz aufweiſenden roten Farbe auf der Bruſt und noch mehr auf der Stirn, iſt noch die ſehr charakteriſtiſche Zimmetfarbe auf der Oberſeite der Männchen hervorzuheben, die ſich ſo rein und ausgeſprochen bei europäiſchen Exemplaren kaum jemals vorfindet. Geſang hervorragend ſchön, klang- und wechſelvoll und ſehr kräftig. Die Männchen haben auch einen Balzflug ganz analog dem des Canario.“ Aus alledem geht wohl unzweifelhaft hervor, daß der Hänfling der Kanaren in jeder Beziehung ein würdiges Seitenſtück zu dem Stieglitz der „Glücklichen Inſeln“ bildet. Im Magen fand ich nur Diltel-, Gras- und Unkrautſamen, auch noch in Milch ſtehende Gras— ſämereien, niemals aber ſolche von Kulturgewächſen, ſo daß alſo der Vogel in keiner Weiſe ſchädlich wird. Nr. Ort Zeit Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 977 Teror 10% VII. Weibchen 128 229 71 45 88 15 978 fi A * 135 2387 5 51 9 15 979 * 75 * 123 225 0 48 9 15 1017 > 18./ VII. Männchen 136 233 75 52 10 15 1018 5 7 A 140 231 74 255 10 16 1115 Laguna 17.IXII. Weibchen 124 239 75 55 9 15 1157 Mercedes 4. /. 5 130 230 74 55 10 16 kai, * 7./IJ. Männchen 135 232 73 54 10 155 1210 5 26./TI. Weibchen 137 231,5 72 50 10 14 1211 5 A Männchen 137 227 75 52,75 9,75 15,25 1212 7 . 5 134 231 73,5 53,75 9,5 15 1283 Esperanza 22. III. 5 188 2 75 55 11 16 10 * a Dagegen meſſen ein Paar ungarischer Hänflinge aus dem Alföld: 6.11. Männchen 137 232 821 55 9 16,5 297.11. Weibchen 136,75 235 79 52 9,5 15 Die Inſelvögel zeichnen ſich alſo auch hier wieder durch auffallende Kurzflügeligkeit aus. 96. Der Kanarienvogel. (Serinus canarius.) Spaniſch: Canario oder pajaro del pays. Der Kanarienvogel, welcher ſeine Heimat in Europa bekannter gemacht hat als ſonſt irgend ein Produkt des Archi— pels, iſt ein echtes Kind der Atlantiſchen Inſeln, und zwar unzweifelhaft eines ihrer lieblichſten. Er vertritt dort den fehlenden Girlitz. Am beſten und ſchönſten hat ihn Bolle geſchildert. „Bolle's Biographie über den wilden Kanarien— vogel iſt ſo naturgetreu und ſo vollendet ſchön, dabei mit ſo warmer, tiefer Empfindung für das herrliche Vögelchen nieder— geſchrieben, daß ich jedem raten möchte, den einiges Intereſſe an die Stammform unſerer Käfigvögel knüpft, dieſe Schilderung zu leſen. Ob aber wohl jedem Leſer das Verſtändnis dafür gleich aufgehen wird? Freilich, man muß ſelbſt auf den Kanaren geweſen ſein, man muß ſelbſt jene unvergleichlichen Eilande von der Küſtenregion bis hinauf auf die Höhen durchſtreift haben, um die Tiefe der Worte und den warmen Hauch der Be— geiſterung für die Natur und ihre Kinder dort zu würdigen und nachzuempfinden. Und doch kann ſich auch der noch nicht Eingeweihte einen großen Genuß bei der Lektüre verſchaffen, die ihm die Sehnſucht nach dem tiefen Süden mit all ſeiner Fülle und Pracht wecken und beleben wird.“ Sehr hübſch ſagt auch König: „Wenn ſich da ſo eine kleine Anzahl liebestoller Männchen in traulicher Nachbarſchaft auf die Spitzen der Bäume ſetzt und von dort herab ihren herrlichen Schlag vernehmen läßt, ſo muß und wird jeder Hörer hingeriſſen ſein von der Tiefe und Empfindung, die in der Gewalt der Strophe liegen. Dann werden jene Gärten, in denen Mangos und Guajaven, Anonen, Bananen und Dattelpalmen in üppiger Fülle gedeihen, in Wahrheit zu dem, was Worte und Farben von ihnen ſchon ſeit Jahrhunderten berichten: zu den Gärten der Hesperiden! Umweht von dem warmen Hauche des Südens, umſponnen von unzähligen Farbentönen, umgeben von der großartigſten Natur- ſzenerie, die ihre eigenartigen Kinder erzeugt, und umtönt von den ſchmeichelnden Weiſen wilder Kanarienvögel: das iſt das Bild eines Frühlingsmorgens auf Teneriffa! Und man denke ja nicht, daß der Geſang des wilden Vogels an Güte und Schmelz dem des im Käfig geborenen nachſtehe. Ich fand ihn reich— lich von derſelben Länge, von derſelben Zartheit im Roller und Triller, ja in größerer Vollendung, Friſche und Meiſterſchaft a; oe vorgetragen, als von den beſſeren und beiten Harzerſchlägern in Europa. Hier lebt der Vogel in ſeiner Heimat, umgeben von den Bedürfniſſen, die ſeine Exiſtenz fordert und bedingt, im Vollbewußtſein ſeines Wertes und ſeiner Stellung zur Allmutter Natur, und iſt deshalb ein natürliches Gebilde in urſprüng⸗ licher Kraft und Reinheit; — bei uns nur ein matter Abglanz und Ausklang, eine Ausartung richtiger geſagt, die menſchliche Kunſt wohl pflegen und bewahren, nie aber im Laufe der Jahre im Gepräge der Urwüchſigkeit und Echtheit erhalten kann.“ Wenn ſich ein Schiff im Hafen vor Anker legt, ſind ſofort auch einige Boote mit Vogelhändlern zur Hand, die mit viel Zungenfertigkeit den Reiſenden ihre „Canarios“ an⸗ preiſen. Aber — es iſt nicht der graugrüne Wildling, ſondern der domeſtizierte goldgelbe Vogel, der da dem Unerfahrenen zu unverſchämtem Preiſe aufgeſchwatzt wird, obendrein gewöhnlich ein erbärmlicher „Schapper“ ſchlechteſter Sorte. Auch bei den einheimiſchen Liebhabern ſieht man in der Regel nur die ſeit Jahrhunderten domeſtizierte Raſſe, wie ſie durch den Schiffs— verkehr von Europa nach den Kanaren zurückgebracht wurde und ſeitdem nun auch hier eifrig weiter gezüchtet wird. Der echte, reizende, aber in den Farben unanſehnliche Wildling iſt nicht eben häufig in den Käfigen beſonderer Liebhaber zu finden, woraus es ſich auch erklärt, daß er nur ſelten nach Europa gelangt und deshalb bei uns verhältnismäßig hoch im Preiſe ſteht, zumal er auch bei der Eingewöhnung ſich auffälliger Weiſe weichlicher und hinfälliger zeigt als irgend ein anderer kanariſcher Körnerfreſſer. Nebenbei geſagt halte ich im Intereſſe der Kanarienzucht eine Auffriſchung unſerer Zuchtſtämme mit Wildlingsblut für ſehr wünſchenswert, nicht nur um dadurch kräftigere, geſündere und widerſtandsfähige Vögel zu erzielen, ſondern auch aus gefanglichen Gründen, weil das Lied des Wildlings entſchieden wechſelvoller und tourenreicher iſt, ſo daß dadurch manche verloren gegangene ſchöne Tour dem gar zu einförmig gewordenen Rollen des „Harzers“ wieder an— gegliedert werden könnte, ſelbſt auf die Gefahr hin, auch einige, durch zielbewußte Zucht unſchwer wieder auszumerzende Fehler mit in den Kauf nehmem zu müſſen, und weil Tonlage und Stimme des wilden Vogels entſchieden weicher, biegſamer, voller, metalliſcher und modulationsfähiger ſind als beim zahmen. Mir perſönlich ſagt der friſche, ungekünſtelte, ſilberhelle und glockenreine Schlag des Wildlings entſchieden mehr zu, was freilich Geſchmackſache iſt, worüber ſich bekanntlich nicht ſtreiten läßt. Mögen zunächſt einige wortgetreu exzerpierte Tagebuch⸗ ſtellen den Eindruck widergeben, den der wilde Kanarienvogel und fein Geſang an Ort und Stelle auf mich machte! 11. Dezember: „Den Canario treffe ich hier (Mercedes) in Schwärmen von 3 10-30 Köpfen an, die z. T. mit Hänflingen untermiſcht find und ganz deren Gebaren haben. Sie fliegen in den Gärten und Feldern des Dorfes unruhig von Baum zu Baum, ſchwatzen und zwitſchern dabei nach Herzensluſt. Nicht ſonderlich ſcheu. Lockton viel ſanfter, weicher und runder wie bei dem gelben Hausfreund. Einzelne ſingen ſchon im bunten Durcheinander mit den zwitſchernden Gefährten, was ſich ſehr hübſch anhört. Mir gefällt der abwechslungsvolle, ſehr wohlklingende Geſang perſönlich beſſer wie das einförmige Rollen des Harzers. Feuriges Tempo, metalliſche, ſüß gerundete Stimme; diskrete Pfeifen, viel Abwechslung, aber ohne wirklichen Mißton, ob— ſchon voller „Fehler“ nach Anſicht unſerer Züchter. Freilich trägt die herrliche Umgebung auch viel dazu bei, den entzückten Hörer vorteilhaft zu beeinfluſſen.“ 15. Dezember: „Die Canarios ſtehen jetzt ſchon in vollem Geſang. Derſelbe klingt wunder— lieblich. Einige Triller erinnern an die Lerche, gewiſſe andere Strophen an den Stieglitz, aber alles verſchönt, gleichſam idealiſiert. „Schappen“ kommen vor, aber man nimmt ſie wegen der Weichheit und Süße des Tons gerne mit in den Kauf. Die meiſten Touren aber würden auch vor den Augen unſerer geſtrengen Züchter Gnade finden. Die Rollen ſind kurz, aber rein, wunderbar anſchwellend; die Flöten ſehr voll und weich, niemals ſpitz und hart; Knorre tief und ſchön; ich höre von begabteren Männchen ganz wunderbare Strophen, aus denen ſich jedenfalls ſpäter Gluck-, Lach- und Waſſerrollen und andere wieder verloren gegangene Touren entwickelt haben. Das Gezwitſcher der Schwärme bereitet denſelben Ohrenſchmaus, den man um dieſe Jahreszeit bei einem Züchter in einem Zimmer voll lernender junger Kanarienvögel hat. Ein großer Bruchteil der geſammelten Wildlinge hat kranke Füße.“ 27. Dezember: „Der Schlag der Kanarienvögel wird immer anhaltender, lauter und feuriger; allenthalben erklingt das liebliche Rollen.“ 23. Jänner: „Die verliebten Männchen haben auch einen eigenen Balzflug, flach ſchräg aufwärts mit ganz langſamen, gerundeten Flügel— ſchlägen, dick aufgepluſtertem Gefieder und weit ausgeſpreiztem Schwanz; ſie erinnern dann ſtark an eine balzende Hauben— lerche. Ich erlege Kanarienvogel und Hänfling mit einem Schuß aus einem Schwarm. Dieſe beiden Arten haben ſehr viel Zuneigung zu einander. Die Eingeborenen behaupten ſteif und feſt, daß ſich auch der wilde Canario in freier Natur mit Stieglitzen und Hänflingen verbaſtardiere; ich habe aber noch nie einen ſolchen Baſtard geſehen.“ 11. Jänner: „Früh im Garten einen Canario erlegt, den letzten, worüber ich ſehr froh bin, denn ich ſchoß die herzlieben Dinger immer nur höchſt ungern und mußte mich jedesmal mit dem ganzen Pflichtgefühl des ſammelnden Naturforſchers panzern, wenn ich die tod— 1 bringende Flinte auf fie anlegte. Die fingenden Männchen ſetzen ſich gerne frei auf eine kahle Zweigſpitze und drehen dabei den Körper kokett hin und her, wobei die Sonne das ſchöne Grüngelb der Bruſt ſo recht zur Geltung bringt. Die Männchen haben dieſe lebhafte Farbe auf Bruſt und namentlich Bürzel viel intenſiver und ausgeprägter wie die ſchlichteren, mehr mit Grau durchmengten Weibchen. Sie ſingen übrigens individuell ſehr verſchieden, die vorjährigen Jungen noch lange nicht ſo gut wie die älteren Vögel. Es gibt arge Schapper und daneben wieder hochbegabte Künſtler mit langen, tiefen Gluck- und Waſſerrollen.“ Schon unweit der Küſte trifft man Kanarienvögel an und ebenſo noch im Pinar, aber ihr hauptſächliches Wohngebiet iſt doch die Laubwaldzone ſowie die mit Baumgärten verſehenen Teile des mediterranen Gürtels. Im allgemeinen ſtellt er an die Ortlichkeit dieſelben Anforderungen wie Hänfling und Stieglitz. Im dichten Urwalde wird man ihn vergeblich ſuchen, dagegen findet man ihn ſicher an deſſen Rändern und auf ſeinen Lichtungen. 2000 m Seehöhe bilden ſeine obere Ver— breitungsgrenze. Feigen und Mandeln ſind ihm beſonders liebe Bäume, aber zum Brüten bevorzugt er den „Brezo“ (Erica scoparia). „Und gerade die Zeit erwählt ſich unſer Vögelchen, ſein Neſt hineinzubauen, wo ſich der „brezo“ in ſein Blüten⸗ gewand kleidet, ſo herrlich und ſo duftig, wie es ſchöner nicht gedacht werden kann. Von oben bis unten deckt die zarte, roſen— rote Blüte die Baumpyramide, an welcher nun geſchäftig Honig— biene und Hummel umherſummen, und der volle überreiche Blütenſtaub umwirbelt und bedeckt denjenigen der daran ſtreift oder mit rauher Hand die Zweige zu teilen verſucht, die beſen— artig dicht und feſt in die Höhe ſtarren und ſchützend das Kunſtgebilde decken, welches der Vogel hineinbaute.“ (König.) Die zierliche Neſtmulde iſt ſtets mit ſchneeweißer Pflanzenwolle (von Sonchus u. a) dicht ausgepolſtert, und das 10-11 m im Durchmeſſer haltende Neſt dadurch leicht vor allen anderen kenntlich. Es enthält 4—5 Eier, die nicht von denen des zahmen Kanarienvogels zu unterſcheiden find und 17-18: 13 mm meſſen. In höheren Lagen brütet der Vogel ſpäter wie an der Küſte. Ich erhielt das erſte volle Gelege am 15. März aus La Punta. Als Mageninhalt habe ich mir notiert: allerlei Gras- und Unkrautſamen, insbeſondere Cruciferen-Samen, dünne kleine weiße halbmondförmige Samen, niemals Inſekten und niemals Getreide. Den Beſchluß möge die Maßtabelle machen. Nr. Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 1101 15.) XII. Männchen 133 223 72 5 7 16 Ha „ 7 135 222 70,5 54 8 19 11% „ Weibchen 128,5 212 69 55,5 75 15 1106 17/ u. 5 136 220 67,5 56 75 17 88 Nr. Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 1147 29.) XII. Männchen 124 221 Tl: 57 8 17 127 1156 4. 5 222 70% 58 1 1164 5½/l. Weibchen 132 222 70 59 8 17 1172 7.1. Männchen 130 217 69 59 7 16,5 11 8 R 185 „ Ber 10087 Pk 2 130 i e BIB-LETERDIE 1 5 133 2 7 56,5 1 1180 7... Weibchen 131 2 1 9 05 1181 5 2 129 i 8 5 7 1187 11. 5 125,5 214 69 5 „ 1244 15öII. 5 130 20 GioBın or “Ge 1245 19./ll. Männchen 135 225 69 57 8,5 17 1246 „ Weibchen 132 217 69 56 9 17 1249 20.1. Männchen 136 227 71 60 8 17 1257 1. „III. 5 136. 225 fl 5 Ben 1284 24. lll. Weibchen 19 — 68 59 9 16,5 1285 25 ll. Männchen 12 . ß 1298 9.IV. £ 143 210 74: 6 8 das Das Exemplar Nr. 1298 ſtammt aus La Punta, die beiden vorhergehenden aus Esperanza, alle übrigen aus Mer- cedes. Man erſieht aus dieſer mühſam zuſammengeſtellten Tabelle, daß 1. der Kanarienvogel in feinen Maßen außer- ordentlich konſtant, 2. der Wildling beträchtlich kleiner iſt als die domeſtizierte Raſſe, und 3. ein weſentlicher Größenunter— ſchied zwiſchen den Geſchlechtern nicht beſteht. Der Zeiſig und der Kreuzſchnabel werden von einigen älteren Autoren als beobachtet angeführt, ihr an und für ſich ſehr unwahrſcheinliches Vorkommen jedoch nicht voll— gültig bewieſen. 97. Der Wüſtengimpel. (Pyrrhula githa- gine a.) Spaniſch: Päjaro moro. Dies iſt einer der wenigen afrikaniſchen Vögel, der auf den Kanaren heimatet. Wie zu erwarten, kommt er als Brut— vogel insbeſondere auf den beiden öſtlichen Inſeln Fuertaventura und Lanzarote vor, die ja noch am meiſten afrikaniſches Gepräge tragen, und deren wüſtenartiges Gelände am meiſten ſeinen Anforderungen und Eigenheiten entſpricht. Bolle hat auch dieſem intereſſanten Vögelchen eine eingehende Monographie gewidmet. Der Wüſtengimpel kommt aber ſparſam auch auf Gran Canaria vor, wo er auf den weniger kultivierten Nord— weiten der Inſel beſchränkt iſt. Ich ſah ihn ſelbſt dort wieder— holt zu einer Zeit, wo ich leider keine Flinte beſaß. Beleg— exemplare befinden ſich im Muſeum von Las Palmas. Auf Teneriffa und den weſtlichen Inſeln fehlt dieſer Vogel vollſtändig. 98. Die Felſentaube. (Columbalivia.) Spaniſch: Paloma salvaje oder roquera oder Roquenna oder Zurita. Die Felſentaube, welche man bekanntlich als die Stamm- mutter der Haustauben betrachtet, bewohnt als ein gemeiner © AR 5 £ pr 8 Standvogel ſämtliche Inſeln des Archipels und zwar von der Küſte an bis zu den höchſten Berggipfeln hinauf; am gemeinſten iſt fie aber in den ſchluchtenartigen, nackte Felswildniſſe dar- ſtellenden Barrancos der mediterranen Zone. Berthelot fand ſogar eine Brutkolonie in dem noch ſchwelenden Krater eines Vulkans Es giebt wenig Vögel, die Wald und Bäume ſo verabſcheuen wie die Felſentaube; deshalb war ſie auch auf der baumarmen Inſel Canaria noch zahlreicher vertreten wie auf dem waldigen Teneriffa; hier ſah ich ſie noch am meiſten in der unbeſchreiblich wild zerriſſenen und zerklüfteten Kette des Anaga-Gebirges, welches bei St. Cruz in ſchroffen Fels— abſtürzen zum Meere abfällt. Eine der ſchwer zugänglichen Felswände daſelbſt habe ich erſtiegen und den Brutſtätten der Taube am 14. März dieerſten, noch wenig oder gar nicht bebrüteten Eier entnommen. Es herrſcht viel unter— haltendes Leben an einer ſolchen Vogelkolonie, der außer unzähligen Tauben auch noch zahlreiche Turmfalken, Segler und Raben angehören. Schwarmweiſe, aber ſtets unter Beob— achtung der größten Vorſicht pflegen dieſe Tauben auch auf den Feldern einzufallen und ſollen unter Umſtänden daſelbſt viel Schaden verurſachen. Ich fand in den Mägen der von mir geſchoſſenen Tauben: Hederichſamen, Erbſen, kleine Bohnen, Hanf- und Weizenkörner und allerlei Unkrautſämereien. Genuß— reiche Stunden habe ich auf der Jagd nach dieſen Tauben verbracht, wenn ich in den wildromantiſchen Felsſchluchten bei der ſpärlich tropfenden Quelle in dem aus Farrenkräutern hergerichteten Verſtecke ſaß, um die zur Tränke kommenden Vögel zu erlauern. Die erlegten Stücke fielen mir durch den intenſiven Metallglanz der ſchönen Schmuckfarben am Halſe, durch lichte Geſamtfärbung und große Ausdehnung der weißen Farbe auf dem Bürzel auf: dies alles geſagt im Vergleich zu marokkaniſchen Felſentauben, die überhaupt eine ſtarke Neigung zum Melanismus haben. Dagegen gibt König gerade— zu umgekehrt an, daß ſeine Teneriffa-Vögel ſichtlich dunkler ſeien und bedeutend weniger Weiß auf dem Bürzel hätten wie ſolche aus Tunis. Danach müßte man alſo folgern, daß zwiſchen marokkaniſchen und tuneſiſchen Felſentauben ein beträchtlicher Unterſchied im Kolorit beſtände, worauf künftige Forſcher achten mögen. Nachſtehend einige Maßangaben: Nr. Ort Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 1006 Teror 17./ VII. Männchen 322 625 216 123 19 255 1033 = 25. VII. 5 313 612 200 110 20 25 1038 Vallesecco 30./VII. Weibchen 313 610 201 109 21 26 1039 ine ee 208 115 19. 1222 Mercedes 2/11. Weibchen 334 644 212 20 26,5 — 88 Ich füge vergleichshalber noch die Maße eines marokkaniſchen Stückes bei: Nr. Ort Zeit Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 844 Marakesch 5. IV. Männchen 342 657 2251 126 20 3155 Letzteres iſt alſo nicht unweſentlich größer und langfüßiger wie die Tauben von den Inſeln, deren Kurzflügeligkeit wiederum auffällt. 99. Die Ringeltaube (Columba palumbus) iſt eine nicht allzu ſeltene Erſcheinung im Herbſt, tritt aber nicht alljährlich auf. In Aguirre bei St. Cruz wird ſie öfters geſchoſſen, und ſah ich von dort ſtammende, zum Verſpeiſen beſtimmte Exemplare in einem Hotel der Hafenſtadt. 100. Die Lorbeertaube. (Columba bollei Godm.) Spaniſch: Torcaza oder Turcassa. Dieſe prachtvolle, dem hochverdienten Bolle zu Ehren benannte Taube iſt wiederum eine Spezialität des Kanariſchen Archipels und bewohnt ausſchließlich die urwaldartigen Lorbeer— beſtände von Teneriffa, Gomera und Palma. Auf Canaria ſah ich nie eine Lorbeertaube; dieſelbe würde ſich auch in den kleinen lichten Gehölzen dieſer Inſel nicht halten, denn ſie beanſprucht die ſchattige Einſamkeit des noch nicht von der Cultur beleckten Urwaldes, den ſie höchſtens für ganz kurze Zeit verläßt, um auf den benachbarten oder eingeſprengten Feldern Näſchereien aufzuſuchen. Ihre Hauptnahrung aber bilden die eichelartigen Früchte der Persea indica und des Laurus canariensis. Gewöhnlich fand ich nur dieſe in ihrem Magen, außerdem aber auch die jungen Lorbeerblätter, in pfenniggroße, rundliche Stücke zerbiſſen, und, was mir ſehr auffällig war, kleine Ge— häuſeſchnecken Die ſtattliche Größe, die mächtig gewölbte Bruſt, die dunkel weinrote Gefiederfärbung, die hellgelbe Iris und die roten Füße ſowie das aparte, einſiedleriſche Weſen und nicht zuletzt die fabelhafte Scheu und Vorſicht machen dieſe herrliche Taube zu einem wahrhaft ariſtokratiſchen Vogel. Die Federn ſitzen außerordentlich locker, und die Haut iſt ſo fein und dünn wie Seidenpapier und reißt bei der geringſten Unvorſichtigkeit, ſo daß dieſe Tauben recht ſchwer zu präparieren ſind. Ihr wie dunkel poliertes Mahagoniholz ausſehendes Fleiſch gehört zu dem köſtlichſten Vogelwildbret, welches ich kenne, und namentlich der kalte Braten bildet zu Wein und Butterbrot eine ganz hervorragende Delikateſſe. Leider wird aus dieſem Grunde der ohnehin ſchon ſeltenen Taube ſeitens der einheimiſchen Jäger auf das eifrigſte nachgeſtellt, ſo daß ſie in ihrem Beſtande mehr und mehr zurückgeht. Es iſt deshalb ein wahres Glück, daß die Erlegung des ſcheuen Vogels ſo ſchwierig iſt und einen ganzen Jäger verlangt. Für „Maſſenmörder“ und Sonntags⸗ ſchützen iſt die Lorbeertaubenjagd nichts. Erſt muß man ihre Lebensweiſe gründlich ſtudiert und ihre Lieblingsplätze genau a a a U Pa I a fennen gelernt haben, wenn man mit Ausſicht auf Erfolg Jagd auf fie machen will. Es hat lange gedauert, ehe ich den erſten glücklichen Schuß auf die koſtbare Taube anbringen konnte. Möge mein Tagebuch ein wenig davon erzählen! 12. Dezember: „Erſter Ausflug in den Lorbeerwald. So prächtig er dem Pflanzenfreund entgegen tritt, ſo tot erſcheint er dem Ornitho— logen. Die Hauptbäume ſind Laurus canariensis mit weiß— lichem Stamme und dichten Kronen, die kaum einen Sonnen— ſtrahl durchlaſſen; Persea indica mit großen, eichelähnlichen, glänzend ſchwarzen Früchten, dem Lieblingsfutter der Taube; der mächtige Til (Oreodaphne foetens), majeſtätiſch, knorrig und kraftvoll, die Wipfel von den Schroten kaum erreichbar; und endlich Erica arborea, ſchlank und hochſtämmig, der bevorzugte Niſtbaum von Columba bollei. Das Unterholz wird gebildet von einer Schneeball-Art (Viburnum canariense) mit tellergroßen Blütenſtänden, Brombeeren, Heckenroſen, ver— ſchiedenen Farrenkräutern und Leucophe candicans. Von der begehrten Taube aber iſt nichts zu hören und zu ſehen. Nach Ausſage der im Walde ihr Unweſen treibenden Köhler ſoll ſie durch die raſt- und ſchonungsloſen Nachſtellungen hier bereits ausgeſtorben oder doch ſo ſelten geworden ſein, daß Wochen vergehen, ehe man eine zu Geſichte bekommt. Ich kehre recht enttäuſcht und mißmutig heim. Als ich bei der Rückkehr ein Glas Wein in der Venta trinke und bezahlen will, fällt mir dabei eine Lefaucheux-Patrone aus der Taſche und explodiert zu meinen Füßen, ohne den geringſten Schaden zu tun. Wieder mal: „Unkraut verdirbt nicht!“ 19. Dezember: „Ich liege noch im „Bette“ und überlege eben, ob ich auf— ſtehen ſoll, als Antonia (meine Wirtsfrau) ganz aufgeregt hereingeſtürmt kommt und mir erzählt, ſoeben hätten mehrere auf dem Wege nach Laguna befindliche Weiber eine „torcaza“ im Walde geſehen. Dieſelben ſeien alſo noch nicht ausgeſtorben.“ 22. Dezember: „An der Quelle jage ich unvermutet eine Co— lumba bollei auf, die ſich aber beim Auffliegen ſo geſchickt durch Gebüſch und Zweige deckt, daß ich nicht ſchießen kann, zumal ich keinen Hazardſchuß riskieren will, um nicht etwa andere Tauben zu vergrämen. Später kraxele einen furchtbar ſteilen Hang durch richtigen Urwald mit vielen Tils, abgeſtor— ſtorbenen und umgeſtürzten Stämmen bis zum Kamme des Höhenzuges empor und finde dabei einige — Federn der koſt— baren Taube.“ 10. Januar: „Eine Lorbeertaube fliegt unver— mutet dicht über mich hinweg, als ich nichts ahnend rauchend und ausruhend auf dem umgefallenen Tilbaume an der Quelle ſitze. Im Flug erinnert fie mehr an oenas als an palumbus, übertrifft aber beide an Schnelligkeit und Gewandtheit. Der reißende Flug ſchwenkt unglaublich geſchickt zwiſchen den Baum⸗ Bu wipfeln durch, faſt wie eine Waldſchnepfe. Höre ebenda im Dickicht einen mir ganz unbekannten, auch von König nicht erwähnten Vogellaut, einen 4— 5 mal verſchlungenen, kurzen, ſchrillen und lauten Pfiff, der an Telephonus erinnert, aber keineswegs mit ihm identiſch iſt.“ Der 11. Januar war dann endlich der große Tag, wo ich zum erſtenmale das eintönige, melancholiſche Gurren des verliebten Taubers hörte, mich auf den Strümpfen mit unſäglicher Geduld und Vorſicht, oft kriechend, heranpürſchte und endlich, endlich die Flinte erhob. Hallt dann aber nach ſo manchem vergeblichen Pürſchgang und nach manch' vergeblichem ſtundenlangen Anſitz endlich der Donner des ent— ſcheidenden Schuſſes grollend durch den ſtillen kanariſchen Ur— wald, taumelt dann die ſtattliche Taube klatſchend und polternd durch das Gezweig der rieſenhaften Lorbeerbäume herab zum farrenkrautbedeckten Boden, ſo erwacht auch mit Macht das Gefühl echter Weidmannsluſt im Herzen des glücklichen Schützen, ein Gefühl, das er um ſo mehr zu würdigen wiſſen wird, als die ſonſt von der Natur ſo verſchwenderiſch bedachten „Inſeln der Glückſeligen“ gerade an jagdlichen Freuden überaus arm ſind. — Von dieſem mir unvergeßlichen Augenblicke an, wo die erſte Lorbeertaube zu meinen Füßen lag, ſchien nun aber auch der Bann gebrochen. Ich war den klugen Vögeln nunmehr hinter ihre Schliche gekommen, und es gab ſogar Tage, wo ich ihrer 3— 4 an der Jagdtaſche hängen hatte. Vor allen Dingen heißt es früh aufſtehen und ſchon mit dem jungen Morgen zur Stelle ſein, wenn man Lorbeertauben ſchießen will. Die alten Vögel haben eine ſtrohgelbe Iris; die Füße und der Wulſt an der Schnabelwurzel ſind dunkelrot, die Schnabelſpitze und die Augenlider licht korallenrot. Bei jüngeren Vögeln iſt der Schnabel nebſt Wulſt ſchwärzlich, der metalliſch glänzende Halsring fehlt ganz, und das Gefieder iſt überhaupt viel ſchlichter gefärbt. Dagegen ſind die Geſchlechter nicht weſentlich ver— ſchieden. Am Schnabel verfärbt ſich zuerſt die mittlere Partie aus Schwarz in Rot, während Spitze und Wurzel länger ſchwarz bleiben; Exemplare im Übergangskleid haben ſattel⸗ förmig gezeichnete Schnäbel. Am 2. Februar ſchoß ich einen jungen, etwa 2 Monate alten Vogel. Es, findet alſo noch im November beſtimmt eine Brut ſtatt Ein an demſelben Tage” erlegtes altes Weibchen hatte aber einen deutlichen Brutfleck, was auf eine weitere Brut Ende Januar ſchließen läßt. Alle von mir im Januar und Februar erbeuteten Lorbeertauben waren mehr oder weniger in der Mauſer, aber die Geſchlechts— organe trotzdem ſehr ſtark entwickelt. Die ſchöne Taube ſcheint ſich alſo hinſichtlich ihrer Fortpflanzung überhaupt an keine beſtimmte Jahreszeit zu binden, ſondern mit geringen Unter— brechungen das ganze Jahr hindurch zu brüten, denn König ei BB erhielt Eier im April und Juni und ſpricht von einer weiteren Brut im Hochſommer. Dadurch gleicht C. bollei die Schwach heit ihrer Gelege glücklicherweiſe einigermaßen wieder aus. Nahrung findet ſie ja auch das ganze Jahr hindurch in Hülle und Fülle, und die Temperatur im kanariſchen Urwalde iſt auch keinen großen Schwankungen unterworfen. Die nach Holz— taubenart liederlich aus trockenem Reiſig zuſammen geſchichteten Neſter ſind leider leicht zu finden und enthalten ein einziges, rein weißes, 42: 28 dm meſſendes Ei. König hat dieſe intereſſante Taube auch in der Gefangenſchaft gezüchtet. Nr. Datum Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnabel Lauf 1189 11.1. Männchen 412 660 206 175 20 30 1190 1 F 404 651 205 180 18 275 1213 26.½¼. 1 397 630 200 149 20 25 1214 A m 409 650 214 154 18 26 1215 x 1 410 660 215 159 20,5 25 1216 = Weibchen 380 615 195 135 23 25,5 1219 1./I. Männchen 402 660 212,5 150 18,5 30 20 2,1. Weibchen 398 635 202 159 19 27 1221 A iuv. 393 633 199 149 19 25 1240 9./I. Weibchen 390 642 204 167 23 26 1241 R Männchen 404 652 218 150 20 28 1242 5 15 407 660 212 156 19,5 26 1243 = 5 400 654 213 156 19 25 Sämtliche Stücke ſtammen aus dem Lorbeerwalde von Mercedes. 101. Columba laurivora. Spaniſch: Paloma rabil oder rabiche. Dieſe ſeltene und wertvolle Art bewohnt gemeinſam mit der vorigen die prachtvollen Lorbeerwaldungen der Inſeln Gomera und Palma und wurde noch nirgends anderswo gefunden. Sie unterſcheidet ſich von der ihr ſonſt ſehr ähn— lichen C. bollei hauptſächlich und leicht durch ihren weißen Schwanz. Der Ruf des Taubers hat in der Mitte einen Wirbel und iſt dadurch ſehr von dem der vorigen Art ver— ſchieden. Über das Brutgeſchäft iſt noch nichts ſicheres bekannt. — Cabrera giebt auch die C.trocaz aus Madeira für Tene- riffa an, was kaum glaublich erſcheint und jedenfalls noch nicht belegt iſt. die Türtte taube (Turtur tuftuür) Spaniſch: Törtola. Die Turteltaube iſt während der beiden Zugzeiten eine ganz gewöhnliche Erſcheinung. Ich fand ſie aber auch als nicht ſeltenen Standvogel in den lichten Kaſtanienhainen von Gran Canaria, wie überhaupt die Kaſtanie ihr Lieblingsbaum iſt. Auf Teneriffa brütet ſie ungleich ſeltener, doch beſitzt Cabrera dort ausgehobene Gelege. Immer noch nicht ganz aufgeklärt ſind wir über das oft behauptete und oft wieder a beſtrittene Vorkommen der Balmentaube (T. senegalensis) auf den Kanaren, doch möchte ich faſt als ſicher annehmen. daß ſie auf den beiden geologiſch, fauniſtiſch und floriſtiſch ſo abweichenden öſtlichen Inſeln mindeſtens als Brutvogel die Turteltaube vertritt. 103. Das Sandflughuhn. (Ptero cles are na- rius.) Spaniſch: Ganga. Dieſes ſchöne Wüſtenhuhn iſt ein häufiger Brutvogel auf Fuertaventura, woſelbſt es viel gejagt wird, und wahrſcheinlich auch auf Lanzarote. Ebenda ſoll auch das Spießflughuhn (P. alchata) vorkommen, doch iſt mir kein Belegexemplar bekannt geworden. 104. Die Wachtel. (Coturnix coturnix afri- cana) Spaniſch: Codorniz oder Alcorniz. Die auf den Kanaren brütende Wachtel gehört zu der Brehm'ſchen subspecies „africana“. Sie lebt in der 2., 3. und 4. Höhenzone, wo ſich nur eine halbwegs geeignete Ortlichkeit für ſie bietet; ſelbſt in größeren Gärten hörte ich öfters ihren munteren Schlag. Dieſe Brutwachteln ziehen im Herbſte fort, aber dafür rücken andere Wachteln aus Europa ein, welche hier auf den Inſeln den Winter verbringen, um dann im Frühjahr wieder den zurückkehrenden Brutvögeln Platz zu machen, ſo daß man alſo zu jeder Jahreszeit Wachteln antrifft. Gejagt werden ſie mangels geeigneter Hunde hier nur wenig. 105. Das Klippenhuhn. (Caccabis rufe aus- tralis Trist.) Spaniſch: Perdiz. Dieſe Steinhuhnform iſt eine Spezialität von Gran Canaria und bewohnt in ziemlicher Anzahl die kahlen, ſonnen⸗ durchglühten, geröllreichen Hänge der Mediterranzone, nament- lich auf der weniger kultivierten Weſtſeite der Inſel. Von der Stammform unterſcheidet ſich dieſe Subſpecies deutlich durch längeren und kräftigeren Schnabel, mehr grau gefärbten Rücken, breiteres Kehlband und längere Läufe. Das Klippenhuhn bildet dort neben dem Kaninchen den Hauptgegenſtand der Jagd und nimmt deshalb in den bevölkerten Gegenden trotz ſeiner ſtarken Vermehrungsfähigkeit raſch ab. Der verwöhnte europäiſche Jäger wird der Suche auf dieſe Hühner nicht ſonderlich viel Geſchmack abgewinnen können, denn es iſt nicht jedermanns Sache, bei glühender Sonnenhitze ſtundenlang über ſpitzes Lavageröll zu klettern und dann günſtigenfalls drei- oder viermal zu Schuß zu kommen. Nur in wenigen Revieren bringt ein ſicherer und vom Glück beſonders begünſtigter Schütze mit Hilfe eines guten Hundes ein Dutzend Hühner zuſammen. Ergiebiger und mühe— loſer als die Jagd iſt der Fang derſelben, der nach verſchiedenen Methoden ausgeführt wird, die hier näher zu beſchreiben zu weit führen würde. „ mmm „ „ — 106. Das Felſenhuhn. (Caccabis petrosa koenigi Reich.) Spaniſch: Perdiz. Dies ift das Steinhuhn von Teneriffa, aus dem Reiche- now 1899 mit Recht eine eigene subspecies gemacht hat. Es belebt hauptſächlich die wild zerklüfteten Barrancos und bietet in ſeiner Lebensweiſe nichts Abweichendes. Nr. Ort Zeit Geſchlecht Länge Breite Flüg. Schw. Schnab. Lauf 1226 Mercedes 8./ II. Weibchen 370 530 155 10 19 40 1239 9./II. 5 381 514 150 115 2 38 1295 La Punta 7 /IV. Männchen 381 510 151 116 20 45 Der Mageninhalt beſtand aus allerlei Knoſpen und Grün⸗ zeug, beſonders jungen Kleeblättern, ferner aus Unkrautſämereien und einzelnen Maiskörnern. Am 9. und 12. April fand ich bei La Punta ſchwach bebrütete Gelege dieſes Steinhuhns, beſtehend aus 12 und 7 Eiern. Letztere zeichnen ſich durch helle Grundfärbung und ſehr geringe Fleckung aus. Manche gleichen im Geſamtkolorit ganz ſchmutzigen Hühnereiern. Die Brutzeit beträgt 25 — 26 Tage und nicht 21, wie alle Lehr- bücher einander nachſchreiben. Auffällig iſt, daß auf Palma gar kein Steinhuhn vorkommt, ja daß ſogar alle Verſuche, dieſes Wild von Teneriffa aus dort einzubürgern, gänzlich ſcheiterten. Woran das liegt, hat noch kein Menſch ergründen können. Wir ſtehen hier eben vor einem der vielen ungelöſten Rätſel, an denen die Avifauna des intereſſanten Archipels ſo reich iſt. 107. Die Kragentrappe. (Otis houbara fue r- taventurae H. et R.) Spaniſch: Avutarda. Dieſe prächtige Trappe iſt als ein echtes Kind der Wüſte begreiflicherweiſe auf gewiſſe Landſtriche von Fuertaventura und Lanzarote beſchränkt, woſelbſt ſie Standvogel und nicht allzu ſelten iſt. Ihre ſchönen Eier ſah ich in Cabrera's Sammlung. Auch die kanariſche Kragentrappe hat ſich durch jahrhunderte— lange Abgeſchiedenheit zu einer eigenen Lokalform ausgebildet. 108. Die Brachſchwalbe. (Glareola pratin- cola) ſoll ebenfalls auf den genannten beiden öſtlichen Inſeln regelmäßig vorkommen. Aber auch auf Teneriffa iſt ſie ſchon zweimal erlegt worden, nämlich im September 1888 von Ramon Gomez am Strande von Orotava und im Frühjahr 1889 im Barranko von Montanna de guerra von Cabrera. 109. Der Wüſtenläufer. (Curso rius gallicus.) Spaniſch: Enganna muchachos. Dieſer intereſſante Vogel hat auf den Kanaren ganz die— ſelbe Verbreitung wie die Kragentrappe, nur daß er ſich bis— weilen auch nach Canaria und ſeltener ſogar bis Teneriffa verſtreicht. Auf Fuertaventura ſoll er geradezu gemein ſein, von den dortigen Knaben unter Sieben gefangen und frei in — 88 We den Höfen gehalten werden. Die meiſten im Handel befindlichen Eier des Wüſtenläufers ſtammen aus Fuertaventura. 110. Der Triel. Oedienemus crepitans.) Spaniſch: Alcarabän oder Pedro Luiz. Der Dickfuß iſt ſowohl auf Canaria wie auf Teneriffa eine ganz gewöhnliche Erſcheinung; auf den öſtlichen Inſeln ſoll er noch häufiger, auf den weſtlichen dagegen ſeltener ſein. Ich fand ihn aber ausſchließlich auf die Nähe der Küſte beſchränkt, alſo auf die unterſte Höhenregion, wo er die Steilabſtürze meidet, ſich dagegen truppweiſe auf den Feldern und Hutungen herumtreibt. König's Angaben über ſeine ungewöhnliche Ver— trautheit kann ich nicht beſtätigen; bei La Punta wenigſtens war er reichlich ebenſo ſcheu, vorſichtig und mißtrauiſch wie bei uns in Deutſchland, ſo daß es mir erſt am letzten Tage meines dortigen Aufenthaltes (16. April) mit vieler Mühe gelang, ein altes Männchen zu erlegen. Dasſelbe war von europäiſchen Exemplaren nicht zu unterſcheiden und hatte folgende Maße: Länge 330, Flugbreite 660, Flügel 198, Schwanz 126, Schnabel 32 und Lauf 22 mm. Den Vögeln ſelbſt wird ſeitens der Einwohner nicht nachgeſtellt, wohl aber ihren großen und ſehr wohlſchmeckenden Eiern, die hier dieſelbe Rolle ſpielen wie bei uns die Kiebitzeier. Der Triel gehört auf Teneriffa zu den am früheſten brütenden Vögeln, denn ſchon am 6. März ſammelte ich ſein Gelege. Nie habe ich mehr als 2 Eier in einem Gelege gefunden. Ein am 16. April bei La Punta erbeutetes Gelege enthielt ein normales und ein abnormes Ei, welch letzteres von licht grünlichblauer Farbe war, ohne jede Fleckung. Ein anderes vom 14. April (Einzelei) verriet ebenfalls deutlichen Mangel an Farbſtoff, indem es eine ſehr hell bläulich— graue Grundfarbe zeigte, auf der die Fleckung nur äußerſt dünn und ſparſam aufgetragen war, nämlich zu oberſt ſepiabraun und zu unterſt aſchviolett. Am 10. April fing ich einen jungen Triel mit der Hand. Das poſſierliche Kerlchen hatte ſich vor mir hinter einem Stein regungslos an den Erdboden gedrückt. Als ich ihn dann wieder in Freiheit ſetzte, entlief er mit verblüffender Geſchwindigkeit und war bald zwiſchen dem Steingeröll meinen Augen entſchwunden. Das Dunenkleid ſieht aus wie ſchmutzige Schafwolle und iſt auf der Oberſeite durch 3 ſchwarze Längs— ſtreifen geziert. Ständer und Schnabelwurzel waren gelb. 111. Agyptiſcher Regenpfeifer. (Pluvianus aegyptius). Auch den Nachweis dieſer rara avis verdanken wir dem unermüdlichen Eifer Cabrera's, welcher ſie zur Zugzeit bei Laguna erlegte. Dieſer Regenpfeifer gehört aber ſicherlich zu den ſeltenſten Erſcheinungen des Archipels und zu den wenigen hier vorkommenden äthiopiſchen Formen. a 112. Der Goldregenpfeifer. (Charadrius pluvialis.) Von mir im Herbſte an den Regenteichen von Tafira und im Frühjahr an der Küſte bei La Punta beobachtet. Belegexemplar im Muſeum von Laguna vorhanden. Uuregel- mäßiger Durchzügler. 113. Der Kiebitzregenpfeifer. (Charadrius squatarola/) Noch häufiger wie der vorige. Von Cabrera wieder— holt erlegt. 114. Der Mornellregenpfeifer. (Charadrius morinellus.) Von Cabrera im Frühjahr bei Laguna erbeutet. Das Muſeum dieſer Stadt beſitzt außerdem noch ein Exemplar vom Auguft 1882. Meade⸗Waldo hat dieſe wie die vorige Art beobachtet. 115. Der Halsbandregenpfeifer. (Aegialites hiaticula.) Auf dem Frühjahrszuge nicht eben ſelten und wiederholt nachgewieſen. Ich ſelbſt ſchoß am 11. April bei La Punta ein Belegexemplar. 116. Der Seeregenpfeifer. (Aegialites can- tianus.) Spaniſch: Perrito. Dieſe Art brütet zahlreich auf den beiden öſtlichen Inſeln und vereinzelt auch an den Küſten von Canaria und Teneriffa. Ich ſelbſt ſammelte ſein Gelege am 15. April und erlegte den zugehörigen alten Vogel. 117. Der Kiebitz. (Vanellus vanellus.) Spaniſch: Ave fria. Auf beiden Inſeln im Winter häufig und allbekannt. Sein Erſcheinen ſoll den Beginn der kühlen Regenzeit an— kündigen, daher auch ſein Name. Der Auſternfiſcher wird von Buſto mit aufgeführt; ſein gelegentliches Erſcheinen hat zwar nichts unwahrſcheinliches an ſich, bedarf aber noch des Nachweiſes. Ein naher Verwandter unſeres Auſternfiſchers dagegen, der in Afrika heimiſche 118. Haematopus moquini Bp. iſt Brutvogel im öſtlichen Teile des Archipels und zwar ins— beſondere auf den unbewohnten Inſelchen (Desiertas). Er iſt eine der wenigen echt äthiopiſchen Formen, welche auf den Kanaren vorkommen. Nicht allzu ſelten trifft man auf den Klippen am Meeresgeſtade 119. Den Steinwälzer (Strepsilas interpres) an. Ich ſah mehrfach Belegexemplare und beobachtete den Vogel ſelbſt bei La Punta. Von den . — 120. Der große Brachvogel (Numenius ar- cuatus) eine ſeltene Erſcheinung, die zur Zugzeit noch am eheſten auf Fuertaventura und Lanzarote anzutreffen iſt. Doch erlegte ihn Cabrera im Frühjahr auch ſchon bei Laguna und Ramon Gomez bei Orotava. i 121. Der Regenbrachvogel (Numenius phae- opus.) Spaniſch: Serapico cachimbero. Dieſer Brachvogel iſt weitaus häufiger wie der vorige und im Herbſte oft in großen Scharen anzutreffen, vereinzelt ſogar das ganze Jahr hindurch. Auf Kanaria hörte ich in den Herbſtnächten oft ſeine charakteriſtiſche Stimme und mußte danach auf den Durchzug großer Maſſen ſchließen. Über die Zugverhältniſſe der Brachvögel ſagt König ſehr richtig und bezeichnend: „Beide Arten vereinigt der hohe Norden als Brutvögel. Schon im Juli ſind die Jungen erwachſen, worauf der Zug beginnt. Sich anfänglich noch ſtreng an das Meeres- geſtade bindend und dort eine Zeit verweilend, zieht der große Brachvogel über Land (alſo über Europa hinweg) nach dem nordöſtlichen Afrika (Agypten), während der Regenbrachvogel im Binnenlande zu den größten Seltenheiten zählt und ſeine Zugſtraße längs der weſtlichen Küſte Europas nimmt. Deshalb begegnen wir ihm zunächſt auf allen Inſeln der Oſt- und Nordſee, dann an der ganzen Nordweſtküſte Europas (Holland, Frankreich), wo er allmählich der eintretenden Kälte weicht und ſüdwärts bis zum kanariſchen Archipel zieht.“ 122. Schwarzſchwänzige Uferſchnepfe (Limosa aegocephala). Spaniſch: Alpipa. Ich erlegte ein ſchönes Belegexemplar am 12. März bei Laguna. Sie iſt um dieſe Jahreszeit ein regel mäßiger und häufiger Durchzügler und wird viel gejagt. Ungleich ſeltener tritt 123. Die roſtrote Uferſchnepfe (Limosa lappo— nic a) auf, die zweimal von Cabrera nachgewieſen und auch von Bertholet und Serra angeführt wurde. Sehr auffallend aber iſt es, daß 124. Die Waldſchnepfe (Scolopax rusticola). Spaniſch: Chocha perdiz oder Gallinuela, ein regelmäßiger Brutvogel in den Lorbeerwaldungen und Ericabeſtänden Teneriffa's iſt. Sie macht daſelbſt alljährlich mehrere Bruten und iſt ein ausgeſprochener Standvogel, der die Inſeln nie verläßt. Zuzug durch nordiſche Schnepfen während der Wintermonate ſcheint nicht ſtattzufinden. Die Männchen balzen ſchon im Februar. König erhielt am 8. März ein ſtark bebrütetes Gelege und am 13. April Dunenjunge. Einmal ſah ich, wie Eupen ein ſtarkes Sperberweibchen eine Schnepfe attakierte. Gejagt wird ſie hier wenig. 125. Sumpfſchnepfe (Gallinago maior), äußerſt ſelten. Mir iſt nur ein von Cabrera bei Laguna erlegtes Exemplar bekannt. 126. Die Bekaſſine (Gallinago gallinago). Spaniſch: Gachona, iſt dagegen im Frühjahr auf der Hochebene von Laguna an den durch die Regengüſſe gebildeten Waſſertümpeln gemein, ſo daß dort ganz ergiebige Bekaſſinenjagden abgehalten werden können. 127. Die Stummſchnepfe (Gallinago gallinula). Spaniſch: Agachadiza, iſt weniger häufig wie die vorige und kommt nur in den höheren Gebirgslagen vor. Cabrera hat ſie im Frühjahr wiederholt in den Bergen ober Mercedes erlegt. 128. Der Sanderling (Calidris arenaria), Spaniſch: Zarapico, kommt vereinzelt an den Küſten vor. Mir ift ein bei La Punta erlegtes Exemplar bekannt geworden. Auf den öſtlichen Inſeln ſoll er ungleich häufiger ſein. 129. Den Alpenſtrandläufer (Pringa alpina), ſah ich ausgeſtopft im Muſeum von Lagung und beobachtete ihn im April bei La Punta. Ramon Gomez hat ihn mehrfach bei Orotava geſammelt. 130. Der rotbäuchige Strandläufer (Tringa s ubarcuat a) kommt nur auf dem Herbſtzuge ſparſam (auf Canaria etwas häufiger wie auf Teneriffa) und nur in jungen Individuen vor. 131. Der Zwergſtrandläufer (Tringa minuta). Von ihm gilt ganz dasſelbe wie von der vorigen Art. 132. Der Uferläufer (Actitis hy poleucus). Spaniſch: Patito de Africa, iſt während der rauhen Jahreszeit einer der gewöhnlichſten Küſtenvögel. Ich ſchoß am 16. April bei La Punta ein anſcheinend ſchon gepaartes Pärchen auf den Lavaklippen in der Brandung. Ausgeſchloſſen iſt es wohl nicht, daß er auf den Kanaren brütet. Nr. Geſchlecht Länge Breite Flügel Schwanz Schnabel Lauf 1306 Männchen 206 350 108 57 26 23 1307 Weibchen 202 — 107 61 26 24 133. Der Kampfhahn (Machetes pugnax.) Auf dem Frühjahrszuge gelegentlich. Von König bei Orotava beobachtet, von Cabrera bei Laguna erlegt. Von Waſſerläufern habe ich ſelbſt geſchoſſen nur 12* — 134. Den Rotſchenkel (Totanus calidris) am 16. April bei La Punta. Außerdem kommen noch 135. Der Glutt (Totanus glottis), 136. Der Waldwaſſerläufer (Totanus ochropus), 137. Der Bruchwaſſerläufer (Totanus glareola), vereinzelt auf dem Herbſtzuge ſowohl am Meeresftrande wie auf der naſſen Hochebene von Laguna vor, und haben Cabrera und Ramon Gomez Belegexemplare konſerviert. Dagegen fehlt ein ſolches bisher noch für den durch Buſto aufgeführten Säbelſchnäbler (Recurvirostra avosetta). 138. Der Stelzenläufer (Himantopus him an— to pus). Außer dem ſchon von Bolle erwähnten Exemplar von Canaria iſt kein weiteres aus dem Archipel bekannt geworden. Alſo nur Irrgaſt! Die Waſſerralle wird ohne Beleg von Mompö aufgeführt. 139. Der Wachtelkönig (Crex crex). Spaniſch: Guiön de codornices, erscheint im Herbſt zugleich mit den Zugwachteln. Cabrera beſitzt allein 4 Stopfexemplare, da dieſe Vögel in ſo ermattetem Zuſtande ankommen, daß ſie faſt mit Händen zu greifen ſind. 140. Das Tüpfelſumpfhuhn (Ortygometra porz an a). Nur verſchlagene Exemplare kommen auf die Kanaren und finden dort gewöhnlich ihr Ende. Cabrera erbeutete 2 Stück bei Laguna. 141. Das Zwergſumpfhuhn (Ortygometra bailloni). Irrgaſt; von Cabrera bei Laguna erbeutet. 142. Das kleine Sumpfhuhn (Ortygometra minut a Pall). Das Muſeum von Laguna beſitzt 2 ſchöne alte Männchen, die im März 1888 bei dieſer Stadt gefangen wurden. 143. Das Teichhuhn (Gallinula chloropus). Spaniſch: Pajaro gallinos), iſt ein unregelmäßiger, aber bisweilen nicht gerade feltener Durchzügler. Alle einheimiſchen Sammlungen beſitzen es. 144. Das Waſſerhuhn (Fulica atra). Spaniſch: Pollo de agua oder Gallina mora. Von ihm gilt das eben Geſagte; es ſcheint ſogar regel⸗ mäßiger vorzukommen wie ſein kleinerer Vetter. In Cabrera's Katalog figuriert auch Fulica cristat a, aber ohne Beleg. 145. Das Sultanshuhn Por phyrio caesius) kann nur als Irrgaſt in Betracht kommen. Mompo will es beobachtet haben, und Cabrera ſah ein bei St. Cruz erlegtes Exemplar. Das von Buſto behauptete gelegentliche Vorkommen 9 des ſchönen Jungfernkranichs (Grus virgo) iſt noch nicht ſicher geſtellt. Ganz unwahrſcheinlich iſt die Angabe von Serra über den Rieſenreiher (Ardea goliath)! 146. Der Fiſchreiher (Ardea cinerea), Spaniſch: Garza real. Der Fiſchreiher niſtet auf den Deſiertas und vereinzelt auch an der felſigen Südküſte von Teneriffa, wo Ramon Gomez ſein Gelege aushob. Gewöhnlich ſieht man ihn nur am Meeresſtrande; gelegentlich ſtreift er aber auch durch andere Teile der Inſel, um zum Arger der Beſitzer die Goldfiſch— baſſins auszuplündern. Der Reiher iſt hier notgedrungen Fel— ſenbrüter. 147. Der Purpurreiher (Ardea purpurea), wurde einmal bei Laguna von Cabrera erlegt und dürfte auf den öſtlichen Inſeln öfters vorkommen. 148. Der Silberreiher (Ardea alba). Im Frühjahr 1889 erſchien ein Trupp dieſer prachtvollen Reiher bei Los Rodeos auf Teneriffa, und war Cabrera ſo glücklich, aus demſelben ein ſchönes Exemplar zu ſchießen, welches jetzt ausgeſtopft das Muſeum von Laguna ziert. Den Seidenreiher (A. garzetta) wollen verſchiedene Forſcher beobachtet haben, doch konnte bisher kein Stück erlegt werden. Dagegen wurde 149. Der Kuhreiher (Ardea bubulcus) neuerdings ſowohl bei Orotava wie bei Laguna geſchoſſen, und dürfte er, da in Marokko jo überaus gemein, auf Fuer— taventura jedenfalls öfters vorkommen. Ganz das Gleiche gilt von 150. Rallenreiher (Ar de a comat a). Zu den Seltenheiten des Archipels gehört 151. Der Zwergreiher (Ardetta minuta), von dem mir nur ein im Frühling 1888 von Cabrera bei Laguna geſammeltes Stück bekannt geworden iſt. Noch be— merkenswerter aber iſt ein von demſelben hochverdienten Forſcher an der gleichen Ortlichkeit erbeutetes Exemplar von 152. Ardetta sturmi Wagl,, alſo einer echt afrikanischen Form, die ſelbſtverſtändlich für die Kanaren nur Irrgaſt iſt. Geſchoſſen wurde dieſe Rarität im Oktober 1882. Recht ſelten und nur zufällig kommt auch 153. Der Nachtreiher (Ny cticorax griseus) auf den Kanaren vor. Einer ſteht im Muſeum von Laguna, ein anderer in dem von St. Cruz. 154. Die Rohrdommel (Botaurus stellaris), welche ſchon von mehreren älteren Autoren erwähnt wird, hat Cabrera gleichfalls bei Laguna geſchoſſen und endlich ebenda auch einen N 155. Botaurus freti-hudsonis Briss. tot aufgefunden als würdiges Gegenſtück zu Ardetta sturmi. Dieſes Exemplar befindet ſich jetzt ausgeſtopft im Muſeum von Laguna. 156. Der Storch (Ciconia alba). Spaniſch: Ciguönna. Auf den öſtlichen Inſeln ein nicht eben ſeltener Durch⸗ zügler. Im Winter 1891/92 trieb ſich eine große Schar bei Laguna herum. 157. Der Löffler (Platalea leucorodia). Spaniſch: Päjaro espatula, | wurde bereits dreimal auf Teneriffa erlegt. Berthelot teilt mit, daß auf den öſtlichen Inſeln Pelikane (Pelecanus onocrotalus) vorkämen; in neuerer Zeit iſt darüber aber nichts mehr bekannt geworden. 158. Der Baßtölpel (Sula bass ana). Da der Baßtölpel während der Wintermonate an der marokkaniſchen Weſtküſte eine durchaus nicht ſeltene Erſcheinung iſt, ſo war ich nicht eben erſtaunt, auf der Überfahrt von Canaria nach Teneriffa einige Exemplare zu beobachten. Bolle erwähnt zwei auf Teneriffa erlegte Stücke und ein drittes ſteht im Muſeum von Las Palmas. 159. Der Gilbtölpel (Sula ful va). Seltener Irrgaſt und als ſolcher zuerſt von Serra erwähnt. Das Muſeum von St. Cruz beſitzt 2 an der Süd⸗ küſte von Teneriffa erlegte Exemplare. Der Kormoran (Phalacrocorax carbo) wird ebenſo wie die Krähenſcharbe (Ph. cristatus) von Buſto unbelegt in ſeinem Verzeichniſſe mit aufgeführt. Mindeſtens das Vorkommen des erſteren erſcheint mir ſehr wahrſcheinlich, da er auf den Felſeninſeln von Mogador in Menge brütet. Serra erwähnt ein auf den Kanaren geſchoſſenes Exemplar von Diomedea exulans; ich habe dasſelbe aber nicht geſehen und weiß nicht, wo es hingekommen iſt. 160. Mittelländiſcher Sturmtaucher (Puffinus kuhli). Spaniſch: Pardela. Dies iſt die gemeinſte Sturmtaucherart auf den Kanaren, die an allen zerfreſſenen Lavaküſten brütet, und die der Reiſende gewöhnlich ſchon vor der Landung vom Schiffe aus auf freiem Meere zu ſehen bekommt, wo ihm ihr poſſierliches und gewandtes Weſen viel Unterhaltung während der langweiligen und ein⸗ förmigen Fahrt gewährt. Die Fiſcher von La Punta erzählten mir, daß ſich in der Nähe des Dorfes einige Bruthöhlen des „Pardela“ befänden, und ſo beſchloß ich denn, dieſe in der Nacht vom 8. zum 9. April zu revidieren. In Begleitung eines ortskundigen „muchacho“ machte ich mich nach Einbruch MT rn — — der Dunkelheit auf den Weg, jeder mit einer Laterne und einem großen Knüppel bewaffnet. In der ſtockfinſteren Nacht war es eine geradezu halsbrecheriſche Kraxelei an dem wild zerklüfteten Steilabſturz der Felſenküſte, die toſende Brandung unter uns. Leider erwies ſich die für mich nicht ungefährliche Expedition inſofern als verfrüht, als die Vögel noch keine Eier hatten. Die gepaarten Paare benutzten aber doch ſchon die Bruthöhlen als Schlafgemach, und es gelang uns, zwei der erſchreckt aufſchreienden Vögel zu erſchlagen. Größere Beute konnten wir deshalb nicht machen, weil der „muchacho“ in der Hitze des Gefechtes einen großen Angelhaken, den er höchſt überflüſſigerweiſe in der Hand hielt, ſich tief in die Hand— muskulatur hineingetrieben hatte. So mußten wir zu früh den beſchwerlichen Rückweg antreten. Das Fleiſch dieſer etwa rabengroßen Sturmtaucher wird von den Inſulanern gerne gegeſſen, und den Vögeln deshalb eifrig nachgeſtellt. Gewöhnlich kommen ſie noch lebend, aber mit gebrochenem Flügel auf den Markt. Indeſſen machen auch ganz unverletzte Stücke merk— würdigerweiſe nicht den geringſten Fluchtverſuch; es ſcheint, als ob ſie auf den Gebrauch ihrer Flügel vergeſſen hätten, ſobald ihnen der gewohnte Anblick des Meeres, ihrer wahren Heimat, entzogen iſt. Fleißig laſſen ſie dann ihre tief kolkſende Stimme hören, die mich ſehr ſtark an diejenige des Eudytes arcticus erinnerte. Furcht zeigen ſie kaum, beißen vielmehr heftig und recht empfindlich nach der vorgehaltenen Hand. Auf den Salvajes, jener Gruppe unbewohnter Felſeninſelchen zwiſchen Madeira und den Kanaren, ſollen ſie in großer Menge brüten, und werden die dortigen Brutkolonien auch regelrecht vom Menſchen ausgebeutet, worüber Bolle eine ſehr hübſche Schilderung veröffentlicht hat. Die Beſchreibung dieſes Sturm tauchers in dem bekannten und ſonſt ſo vortrefflichen Werke von Friderich iſt ganz unrichtig. In Wirklichkeit iſt die 2. Schwinge die längſte, und überragen die Flügel den Schwanz um zirka 1 cm, Der ſehr kräftige Schnabel iſt gelb und orange, die Füße fleiſchrot. Das dunkel ausſehende Wild— pret habe ich ſelbſt probiert, und es iſt in der Tat ſo übel nicht. Der Mageninhalt beſtand aus Garneelen, Muſcheln, Tintenfiſchen und kleinen Fiſchen. Nr. Geſchlecht Datum Länge Breite Flügel Schwanz Schnabel Lauf 1296 Weibchen 8 IV. 543 1260 360 140 55 50 1297 Männchen „ 560 — 355 145 57 55 161. Nordiſcher Sturmtaucher (Puffinus anglorum). Spaniſch: Pardela oder Estapagado. Während P. kuhli hauptſächlich auf den felſigen Weſt⸗ inſeln brütet, iſt P. anglorum die auf den ſandigen Oſtinſeln überwiegende Form. Gelegentlich kommt ſie aber auch auf — a Teneriffa und Palma vor. Am häufigſten niftet fie auf den Desiertas. 162. Kleiner Sturmtaucher (Puffinus obscu- rus). Spaniſch: Stapagao. Dieſer reizende Sturmtaucher brütet ebenfalls an Ser zerriſſenen Steilküſte von Teneriffa, ift aber nicht häufig. Er ſtellt eine echt atlantiſche Form dar, die im amerikaniſchen Teile des Ozeans mehr zu Haufe iſt wie im europäiſchen. Der ſpaniſche Name iſt ein vorzügliches Klangbild feiner jehr - charakteriſtiſchen Stimme. Cabrera führt auch den großen Sturmtaucher (P. maior) mit auf, aber ohne Beleg. 163. Taubenſturmtaucher (Bulweria colum- bin a). Spaniſch: Perrito. Dieſe eigenartige und in den Sammlungen noch ſehr ſeltene Art iſt ebenfalls eine Spezialität der atlantiſchen Inſeln und wahrſcheinlich an den zerklüfteten Lavaküſten von Teneriffa vereinzelter Brutvogel. Ramon Gomez erlegte ihn am 19. Juli 1888 bei Villaflor auf der Südſeite der Inſel, und auch Cabrera beſitzt ein von ebendaher ſtammendes Beleg⸗ exemplar. Bei La Punta blieb all mein eifriges Forſchen nach dieſer wertvollen Art vergeblich. Geradezu häufig ſoll ſie dagegen auf den Desiertas ſein, wo ſie im Juli () ein einziges, ungefleckt weißes Ei im Gefels ablegt, das 43 — 45 mm in der Länge und 31—32 mm in der Breite mißt. Es iſt ein Nacht⸗ vogel, der den Tag in einer Felſenhöhle zu verträumen pflegt, und ein Zugvogel, der im September ſcharenweiſe ſeine Wohn— plätze verläßt und erſt im Frühjahr wieder nach denſelben zurückkehrt. 164. Der Schwalbenſturmvogel (Thalassidroma pelagica) Spaniſch: Bailarin. Bisweilen tanzt dieſes anziehende Geſchöpf maſſenhaft hinter dem Dampfer über dem von der Schiffsſchraube empor— gewirbelten Fahrwaſſer einher, und bisweilen vergehen wieder Wochen, ehe man es im Bereiche der Inſeln zu ſehen bekommt. Im Muſeum von Laguna ſteht ein am Strande von La Punta tot aufgefundenes Exemplar. Vielleicht brütet auch er auf den Desiertas. 165. Der große Schwalbenſturmvogel (Tha- lassidroma lencorrhoa). Spaniſch: Bailarin. Dieſe Art brütet auf den Kanaren ſicher und zwar ſowohl an ganz beſtimmten Lokalitäten der Küſte von Teneriffa als auch auf den Desiertas. Schon Berthelot und Bolle erwähnen ſie; Cabrera beſitzt ein bei Tejina erbeutetes Exemplar, und auch Meade-Waldo ſammelte ſie auf Teneriffa. Für Th. gigantea dagegen, die Serra mit aufzählt, iſt mir kein Beleg bekannt geworden. Genau dasſelbe gilt für 1 a a den Tropikvogel (Phaéton aethereus), den auch Ramon Gomez öfters geſehen haben will. 166. Oceanites oceanicus. Dieſe jehr ſeltene Art iſt ſowohl von Meade-Waldo wie von Reid in je einem Exemplar für Teneriffa nachgewieſen und wird auch von Triſtram für Canaria angegeben. Von Möven iſt 167. Die Graumantelmöve (Larus argentatus leucophaeus), ſpaniſch: Gaviota, die weitaus häufigſte Art und die ſtändige Staffage aller kanariſchen Hafenplätze. Sie iſt in jeder Hinſicht eine echte Silber— möve und nichts als die ſüdliche Vertreterin derſelben. Bei ſtürmiſchem Wetter ſtreift ſie auch etwas landeinwärts, um die Felder nach etwas Genießbarem abzuſuchen. Ihre Brutpläße ſcheinen hauptſächlich auf der wenig bewohnten Weſtſeite von Gran Canaria zu liegen. 168. Die Heringsmöve (Larus fuscus). Auch dieſe ſchöne Möve iſt während der Wintermonate ziemlich zahlreich, fehlt dagegen zur Brutzeit. Dasſelbe gilt von 169. Dreizehenmöve (Larus tridactylus). Spaniſch: Gaviotilla, die König auch in Palma angetroffen hat. 170. Die Mantelmöve (Larus marinus). Spaniſch: Gaviota grande, ſoll ſogar auf der Deſierta-Inſel Allegranza brüten, was mir denn doch recht unwahrſcheinlich vorkommt, obſchon ein Autor es dem anderen nachſchreibt. Bei den öſtlichen Inſeln wird ſie jedenfalls öfters geſehen und iſt auch ſchon erlegt worden. 171. Die Lachmöve (Larus ridibundus). Spaniſch: Gabina, gehört zu den ſeltener im Archipel erſcheinenden Möven. Serra und Ramon Gomez haben ſie nachgewieſen. Da— gegen fehlt ein ficherer Nachweis vorläufig noch für die Zwergmöve (Larus minutus) und für die Dünnſchnabel⸗ möve (Larus gelastes), welche beide von Mompo mit in die Kanarenornis aufgenommen wurden. Dasſelbe gilt für die von Cabrera aufgezählte afrikaniſche Seeſchwalbe (Sterna senegalensis), die, wenn überhaupt, ſicher nur als Irrgaſt vorkommt. Die gewöhnlichſte Seeſchwalbe iſt 172. Die Flußmeerſchwalbe (Ster na hir undo). Spaniſch: Garajao. Sie iſt Zugvogel und kommt erſt ſpät aus ihren Winter- quartieren zurück, anſcheinend erſt im April. Sie brütet ſparſam auf Teneriffa und ungleich zahlreicher auf Gran Canaria, von wo Bolle ihre großen Brutkolonien mit gewohnter Meiſter⸗ {ld ſchaft geſchildert hat . N ee 173. Die Brandmeerſchwalbe (Sterna can- tiaca), ſpaniſch: Garajao. Dieſe Art brütet ausſchließlich auf den beiden öſtlichen Inſeln und vertritt daſelbſt die vorige. 174. Die Zwergſeeſchwalbe (Sterna minuta), ſpaniſch: Garajaito, - iſt gleichfalls auf Fuertaventura und Lanzarote be- ſchränkt, wo ſie zur Zugzeit bisweilen recht zahlreich auftritt, während ihr Brüten daſelbſt zum mindeſten ſehr zweifelhaft iſt. Mompo erwähnt auch St. fissipes, für die aber kein Beleg vorliegt. 175. Der Flamingo (Phoenicopterus ros eus). Gelegentlich auf den beiden öſtlichen Inſeln. Meade— Waldo fand am Strande von Fuertaventura ein totes Exemplar, deſſen Kopf er abſchnitt und präparierte. Viera erzählt, daß vor einer Reihe von Jahren zahlreiche Wild— gänſe auf den Regenteichen bei Laguna erſchienen ſeien. Da keine der erlegten ausgeſtopft wurde, läßt ſich heute nicht mehr mit Sicherheit ſagen, welcher Art dieſe Gänſe angehörten. Cabrera, der die Notiz Viera's beſtätigt, zieht fie zu Anser cinereus und nicht zu Anser segetum. Für Enten bieten die Kanaren wenig geeignete Ortlichkeiten, und iſt deshalb das Vorkommen von ſolchen ein ſehr ſparſames. 176. Die Stockente (Anas boschas), ſpaniſch: Pato salvaje. Dieſe Art tritt noch am häufigſten auf, aber faſt nur im Winter, ſo insbeſondere auf der Hochebene von Laguna, an den Regenteichen von Tafira und auf dem kleinen Kraterſee der Inſel Palma. Als Brutvogel aber kommt ſie für die Kanaren ebenſo wenig in Betracht wie irgend eine ihrer Verwandten. 177. Die Löffelen te (Anas clypeat a). Bedeutend ſeltener. Von Cabrera nur einmal geſchoſſen. 178. Die Pfeifente (Anas penelope). Zwei bei Laguna erlegte Exemplare im dortigen Muſeum. 179. Die Krickente (Anas crecca). Spaniſch: Patito. Nicht ſelten und zur Zugzeit allenthalben, auch an an— ſcheinend wenig für eine Ente geeigneten Ortlichkeiten. Cabrera führt auch die Knäckente (A. circia) mit auf; Beleg fehlt. 180. Die Marmelente (Anas angustirostris). Eine bei Laguna geſchoſſene Marmelente ziert Cabrera's Sammlung. Auch Bolle und Serra erwähnen dieſe Art. 181. Die Tafelente (Fuligula ferina) wurde wiederholt im Tale von Orotava erlegt. Ebenſo 182. die Berberente (Fuligula africana Gm.). Spaniſch: Pato berberisco. — HL — 183. Die Moorente (Fuligula nyroca), 85 3 erwähnt ein auf Gran Canaria geſchoſſenes tück. 184. Die Trauerente (Oidemia nigra) geht nur in ſtrengen Wintern bis zu den Kanaren herab. Belegexemplar in Las Palmas. Ohne vollgiltigen Beweis ſind endlich der Kanarenornis von verſchiedenen Autoren noch ein— verleibt worden: Uria troile, U. grylle, Mergulus alle und Alca torda. Von dieſen ift Uria auch den Fiſchern als „Tahorce“ gut bekannt, fein Vorkommen alfo ſehr wahrſcheinlich. Ein Vertreter aus den Familien der Seetaucher und Steißfüße iſt dagegen noch niemals auf den Kanaren be— obachtet worden. Hiermit bin ich am Ende des ſyſtematiſchen Verzeichniſſes der auf den Kanaren vorkommenden Vogelarten angelangt. Das— ſelbe ergibt, nachdem ich nur ſolche Arten in meine Liſte auf— genommen habe, deren Vorkommen durch Belegexemplare völlig ſichergeſtellt iſt, 184 Species, von denen 67 zweifellos im Ar— chipel brüten. Cabrera führt 241 Arten auf, welche größere Zahl ſich dadurch erklärt, daß er ſehr wenig kritiſch zu Werke gegangen iſt und unbelegten Beobachtungen gegenüber allzu leicht— gläubig verfuhr. Umgekehrt ſchätzt König die Konarenornis zu niedrig ein, da er viele Durchzügler überſehen und die ſpaniſche Litteratur fälſchlich mit ſouveräner Verachtung behandelt hat. Er führt für die ornithologiſch reichſte Inſel Teneriffa nur 139 Arten an, unter denen ſich obendrein noch manche unbelegte befinden. Hartert, der in kritiſcher Beziehung wohl die beſte Arbeit über die Vogelwelt des Archipels geliefert hat, ſchätzt dieſelbe auf 160 bis 170 Arten und kommt damit der Wirklichkeit am nächſten, wenn er auch noch etwas unter derſelben zurück— bleibt. Für ein Inſelgebiet iſt alſo die Ornis eine verhältnis— mäßig reiche zu nennen. Eine Erweiterung könnte dieſelbe ins— beſondere noch dadurch erfahren, daß die beiden öſtlichen Inſeln näher erforſcht würden, namentlich auch zur Zugzeit. Was die biologiſche Gruppierung der Kanarenornis an— belangt, ſo ſind von den bisher ſicher nachgewieſenen 184 Arten alſo 67, d. h. etwas mehr als ein Drittel Brutvögel, und 117, d. h. etwas weniger als zwei Drittel Gaſtvögel. Erſtere zerfallen in 3 Gruppen, nämlich 1. Standvögel, welche ihre Brutbezirke auf den Inſeln ihr ganzes Leben hindurch niemals freiwillig verlaſſen. Hierher gehören z. B. der Aasgeier, der Felſenbuſſard, die Ohreule, der Laubſänger, der Kapirote, die Brillengrasmücke, beide Rotkelchen, die Bergſtelze, der Stein— pieper, der Felſenſperling, der Kolkrabe, die Felſentaube uſw. Da viele von ihnen während der Brutzeit an beſtimmte Pflanzen gebunden ſind, bleiben ſie für die Höhenzonen und 1000 Ortlichkeiten, in welchen dieſelben ſich finden, das ganze Jahr über charakteriſtiſch. So findet man den Würger nur in der alpinen Zone, den Specht und den Teydefinken nur im Nadel⸗ wald, die Lorbeertaube und den Lorbeerfinken nur im Laub⸗ walde, den Wüſtengimpel nur in der mediterranen Zone und den Triel nur an der Küſte. Und das im Sommer wie im Winter, im Frühling wie im Herbſt. 2. Zugvögel, welche die Inſeln nach glücklich vollendeter Brut und überſtandener Mauſer im Herbſt verlaſſen und erſt im Frühjahr wieder nach ihren Brutplätzen zurückkehren, wenn auch dieſes Frühjahr nach unſeren Begriffen ſehr zeitig iſt und oft noch in unſeren Winter fällt. Zu dieſer weniger zahlreichen Gruppe gehören z. B. beide Segler (pallidus und unicolor), beide Schwalben, der Wiedehopf, die Turteltaube, die Wachtel, Bulweria. Die auf den Kanaren brütenden Zugvögel ſcheinen meiſt auf den Kapverden zu überwintern. 3. Eine Kategorie, welche den Strichvögeln entſpricht, wenngleich ſie nicht genau identiſch iſt mit dem, was wir ge— wöhnlich unter ſolchen verſtehen, ſondern vielmehr eine hoch— intereſſante Anpaſſung an die beſonderen Lokalverhältniſſe auf— zuweiſen hat. Hierher gehört insbeſondere die Trennung der Geſchlechter außerhalb der Brutzeit nach Höhenzonen, wie ich ſie am deutlichſten beim Turmfalken und bei der Amſel beobachten konnte. Andere Arten, wie z. B. Upupa epops pulchra im Gegenſatze zu U. epops petrosa ſteigen während der Regenzeit vom Gebirge in die tieferen Lagen hinab. Kanarienvögel, Stieglitze, Hänflinge u. a. ſchweifen außer der Brutzeit zigeunernd und anſcheinend planlos im ganzen Lande umher. Auch die Gaſtvögel laſſen ſich in einige ſcharf geſonderte Gruppe teilen, nämlich: 1. Wintergäſte, welche im Herbſte aus nördlichen Ländern ankommen, den ganzen Winter in dem herrlichen Klima der Kanaren verbringen und zum Frühjahr wieder ihrer Heimat zueilen. Hierbei kann man noch regelmäßige und unregelmäßige Wintergäſte unterſcheiden, von denen die erſteren alle Jahre erſcheinen, die letzteren dagegen nur dann, wenn der Norden beſonders rauhe Winter hat. Singdroſſeln, Wachteln, Kalanderlerchen und Baumpieper gehören zu erſteren, Kiebitze und Feldlerchen zu letzteren. 2. Durchzügler, welche zu den beiden Zugzeiten oder auch nur zu einer derſelben ſich mehr oder weniger häufig und regelmäßig auf dem Archipel einſtellen. Nach den genannten Geſichtspunkten könnte man hier alſo wieder eine Anzahl von Unterabteilungen aufſtellen, auf die aber hier im Einzelnen einzugehen zu weitläufig ſein würde, zumal alles Notwendige ſchon bei der Aufzählung der einzelnen Arten erwähnt wurde. . LEUTE RNIT A Tr“ nu ei STR Die intereſſanteſte Gruppe der Durchzügler find zweifellos diejenigen, welche den einheimiſchen Jägern als „Päjaros de Africa“ bekannt ſind, alſo Vögel, welche im Frühjahr längs der Weſtküſte Afrikas nach Norden ziehen nnd dabei gelegentlich durch die um dieſe Jahreszeit häufigen Oſtſtürme auf die Kanaren geworfen werden.“) Dieſe Vögel, zu denen z. B. Rotfußfalken und Bienenfreſſer gehören, erſcheinen alfo zwar nicht regelmäßig, aber unter beſtimmten Verhältniſſen maſſenhaft. Eingehende Zugsbeobachtungen auf den öſtlichen Inſeln des Archipels wären zur weiteren Klärung dieſes merkwürdigen Phänomens ſehr erwünſcht. 3. Irrgäſte u. zw. a) nordiſche (3. B. Schneeammer, Teich⸗ und Waſſerhuhn), b) äthiopiſche (z. B. Hausammer, Halcyon, Ardetta sturmi) und c) amerikaniſche (z. B. Glau- cidium siju). Letztere find zweifellos die ungewöhnlichſten, die afrikaniſchen dagegen die häufigften. Ueber die Zugverhältniſſe auf den Kanaren hatte man ſeither ganz irrige Anſchauungen, die ſelbſt König nicht zu klären vermochte, und erſt Cabrera's Forſchungen haben über dieſelben einiges Licht verbreitet. Entgegen der landläufigen Annahme, die teilweiſe ſogar ſo weit ging, jede Zugsbewegung auf den atlantiſchen Inſelgruppen überhaupt zu leugnen, ſind die Zugsverhältniſſe im Archipel vielmehr höchſt intereſſante, weniger allerdings durch Großartigkeit und Maſſenhaftigkeit des Zugsphänomens, denn davon kann bei der abſeits gelegenen Poſition der Inſeln keine Rede ſein, als vielmehr durch ihre Eigenartigkeit und durch die Erklärung, welche uns dieſelbe aufdrängt. Was zunächſt die gefiederten Wanderer aus dem Norden anbelangt, ſo muß es auffallen, daß ſich überhaupt ſolche im Archipel einſtellen, ſogar auf deſſen weſtlichen Inſeln, da doch dieſelben durchaus nicht in der direkten Zugsrichtung von den europäiſchen Brutbezirken nach den afrikaniſchen Winterquartieren liegen, ſondern vielmehr ihre Berührung einen beträchtlichen und wegen der großen zwiſchenliegenden Meeres— ſtrecken auch ſehr beſchwerlichen und ſogar bei ſtürmiſchem Wetter gefährlichen Umweg bedeutet. Ferner drängt ſich ſofort die Frage auf, wie wohl diejenigen Arten, welche, wie die Singdroſſeln, regelmäßig auf dem Archipel zu überwintern pflegen, von deſſen Exiſtenz mitten im Weltmeere Kunde erlangt haben, da ſie ihn doch von keiner Stelle des Feſtlandes aus ſehen können. Das bisherige Material an Zugsdaten von den Kanaren iſt ein ſo unzulängliches, daß es vermeſſen wäre, an die Löſung dieſer Fragen auf Grund desſelben herantreten zu *) Dieſe Winde ſind z. B. in Marokko als „Levante“ bekannt und gefürchtet. — 102 — wollen. Ich meine aber doch, daß ſich das Dunkel um vieles erhellt, wenn wir mit manchen Geologen die frühere Exiſtenz eines verſunkenen Weltteiles Atlantis und den Zuſammenhang der kanariſchen Vulkane mit dem heutigen Atlas annehmen. Dann können wir ſagen: die Vögel ziehen heute noch nach den Kanaren, weil ſie von Urzeiten her gewohnt ſind, nach einem Erdteile zu ziehen, deſſen Nordrand die Inſeln bildeten. Jedenfalls erfährt die Hypotheſe von der ſagenhaften Exiſtenz eines atlantiſchen Erdteiles durch die ornithologiſch-phänologiſchen Verhältniſſe auf den Kanaren eine weſentliche Verſtärkung. Ein weiteres, einer gründlichen Erklärung ſehr bedücftiges Rätſel bietet ſich uns ferner in der Erſcheinung dar, daß unter den häufigſten Brutvögeln des Archipels ſich einige ausgeſprochene Zugvögel finden. Warum verlaſſen dieſelbe nach vollbrachtem Brutgeſchäft ihre Heimat? Die gewöhnlichen Erklärungen, nach welchen Nahrungsmangel oder Kälte den Abzug der Vögel im Herbſte verurſachen ſollen, reichen hier nicht aus, denn von beiden kann unter dieſem glücklichen Himmelsſtriche ja gar nicht die Rede ſein, wo wenigſtens die bevorzugteren Lagen ſich eines faſt ewig gleichen Frühlings erfreuen und ihren gefiederten Bewohnern das ganze Jahr hindurch die gleichen Annehmlichkeiten bieten. Auch hier bleibt kaum eine andere Erklärung übrig als die Annahme, daß die Vögel noch ataviſtiſchen, durch eine unendliche Reihe von Generationen fortgeerbten Gewohnheiten folgen, indem der alte Erdteil Atlantis naturgemäß ein mehr kontinentales, d. h. alſo ſtrengeres und gegenſatzreicheres Klima hatte, während das heutige ozeaniſche, gleichmäßig milde Klima erſt ſpäter von den Inſeln erlangt wurde. Uebrigens wird es dem aufmerkſamen Beobachter kaum entgehen, daß ſelbſt bei den ausgeſprochenſten Zugvögeln, z. B. den Seglern, der Wandertrieb auf den Kanaren erheblich ſchwächer iſt wie bei ihren Vettern in Europa; er iſt eben hier im Abnehmen begriffen. Daß die Inſeln eine ganze Reihe von Vogelformen, die ſogenannten Pajaros de Africa, lediglich einer durch gewiſſe Witterungsverhältniſſe bedingten Störung des regelmäßigen Zuges auf dem Kontinente verdanken, habe ich ſchon wiederholt erwähnt. Stürmiſcher Oſtwind pflegt auch die meiſten „Irrgäſte“ herbeizuführen, die zumeiſt aus Nord— weſtafrika ſtammen. König's Annahme, daß unter denſelben amerikaniſche Formen in einer auch nur halbwegs bedeutenden Zahl vertreten wären, hat ſich als irrig erwieſen. Ungleich wichtiger und bedeutungsvoller aber für die ornithologiſche Charakteriſierung eines Gebietes als die ſeltenſten Durchzügler und die intereſſanteſten Irrgäſte ſind die in dem— ſelben heimiſchen Brutvögel. Und gerade dieſe bieten auf den Kanaren ſo vieles Merkwürdige und Eigenartige dar! 3 er — 103 — Zunächſt kann gar nicht genug betont werden, daß dieſelben trotz der jo weit nach Süden vorgeſchobenen Lage der Inſeln entſchieden paläarktiſches Gepräge tragen, und daß ein äthiopiſcher Einfluß nur ſchwach auf den beiden öſtlichen Inſeln (3 B. Wüſtengimpel) zu bemerken iſt, ein neotropiſcher aber faſt gar nicht. Viele Arten ſind mit den europäiſchen ſo vollkommen identiſch, daß auch die ſcharfſichtigſten Syſtematiker keine Unterſchiede herauszufinden vermochten; ſo z. B. der Triel, die Turteltaube, die Waldſchnepfe u. a. Die Mehrzahl der kanariſchen Brutvögel indeſſen klingt zwar an die euro— päiſchen ſtark an, iſt aber doch weſentlich modifiziert und zu eigenen Arten oder Unterarten umgewandelt. Am meiſten haben dieſelben natürlich mit den mediterranen Formen Aehn— lichkeit und ſtimmen teilweiſe noch völlig mit ihnen überein (3. B. Aasgeier, Schleiereule, Stieglitz, Sammetköpfchen u. a.). Dabei iſt aber doch ein eigenartiges und ſelbſtſtändiges Gepräge ſo vorherrſchend, daß ſich die Annahme einer eigenen atlan— tiſchen Subregion im paläarktiſchen Faunengebiet nicht umgehen läßt, zu der außer den Kanaren noch die Azoren, Madeira und die Kapverden gehören. Vieles haben die Vögel dieſer Inſelgruppen von Urzeiten her gemeinſam, in vielem aber haben ſie ſich im Laufe der Jahrhunderte durch die inſulare Abgeſchloſſenheit und deren Begleiterſcheinungen be— deutend modifiziert. Bei den ausgeſprochenſten Standvögeln (Finken, Meiſen) iſt dieſe Modifikation natürlich am weiteſten vorgeſchritten, oft ſo weit, daß ſelbſt die einzelnen Inſeln innerhalb desſelben Archipels verſchiedene Formen hervor— gebracht haben. Charakteriſtiſche Erſcheinungen der atlantiſchen Ornis ſind, z. B. der dortige Turmfalk, die Segler und der allbekannte Kanarienvogel. Spezialitäten der Kanarengruppe dagegen z. B. der dortige Buntſpecht, das Goldhähnchen, der Pieper, der Laubvogel uſw. Nachſtehend das Verzeichnis der bisher feſtgeſtellten Lokal: formen des Archipels: 1. Buteo buteo insularum Floer. (Buſſard.) Gran Canaria; 2. Falco tinnunculus canariensis Kg. (Turmfalk.) Auf allen Inſeln und auch auf Madeira; 3. Otus otus canariensis Mad. (Ohreule.); 4. Strix flammea meridionalis Br. (?) (ob St. f. schmitzi Hart.) Schleiereule. 5. Picus maior canariensis Kg. (Buntſpecht.) Nur im Pinar der weſtlichen Inſeln. 6. Cypselus unicolor Jard. 7. Cypselus apus pallidus atlantiſchen Inſeln. Shel. (Segler.) Auf allen — 104 — 8. Upupa epops petrosa, } u 725 Floer. \ (Wiedehopf.) Im Lavageſtein. Upupa epops pulchra ?) In größeren Höhenlagen; 9. Pratincola dacotiae M.-W. (Wieſenſchmätzer.) Nur auf den öſtlichen Inſeln; 10. Sylvia atricapilla obscura Tsch. = S. a, capirote Floer. (Schwarzblattl.) Auch auf Madeira; 10 a. Sylvia atricapilla heineckeni Verm. (Schleier⸗ grasmücke.) Auch auf Madeira; 11. Sylvia conspicillata bella Tsch. (Brillengrasmücke.) Auch auf Madeira; 12. Phylloscopus rufus fortunatus Tristr, (Laub⸗ ſänger); 13. Regulus satelles Kg. (Goldhähnchen.) Nur auf den weſtlichen Inſeln; 14. Erithacus rubeculus superbus Kg. (Brillantrot- kehlchen.) Sicher nur auf Teneriffa, wahrſcheinlich auch auf Gran Canaria. 15. Motacilla melanope canariensis Hart. (= M. m. schmitzi Tsch. (?) (Gebirgsſtelze.) Fraglich, ob mit der von Madeira identiſch; 16. Anthus bertheloti Bolle. (Steinpieper.) 17. Parus coeruleus degener Hart. (Blaumeiſe.) Nur auf Fuertaventura; 18. Parus teneriffae Less. (Teneriffameiſe.) Nur im der Laubwaldregion von Teneriffa (und Gran Canaria ?); 19. Parus palmensis M.-W. (Fichtenmeiſe.) Nur in Pinar von Palma; 20. Parus ombriosus M.-W. (Eiſenmeiſe.) Nur im Pinar von Hierro; 21. Turdus merula cabrerae Hart. (Amſel.) (= T. m. microptera Floer.); 22. Lanius algeriensis koenigi Hart. (Würger.) Nur auf der Cumbre von Teneriffa; 23. Corvus corax canariensis Hart. (Kolkrabe.); 24. Passer petronius idae Floer. (Steinſperling.); 25. Fringilla tintillon canariensis Kg. (Kaſtanienfink.) Nur in der Laubwaldregion von Teneriffa (Canaria, Gomera und Hierro?) 26. Fringilla tintillon palmae Fristr. (Lorbeerfink.) Nur auf Palma; 27. Fringilla teydea Webb. et Berth. (Teydefink.) Nur im Pinar von Teneriffa; 28. Carduelis carduelis meridionalis Br. (Stieglitz. ) Auf allen atlantiſchen Inſeln. 332 EN 0 — 105 — 29. Cannabina cannabina meade- waldoi Hart. (Hänfling.) Auf allen 30. Serinus canarius Webb et! atlantijchen Inſeln. Berth. (Sanarienvogel.) ö 31. Emberiza miliaria thanneri Tsch. (Grauammer). Auf allen Inſeln. Neuerdings von Tſchuſi aufgeſtellt. Ich kann beim beſten Willen keinen Unterſchied zwiſchen ihr und den Europäern herausfinden. 55 8 N Laubwälder von Teneriffa, ollei Godm. \ Palma und Gomera; 335 Columba Corbeertaube.) Nur auf Palma und Go— laurivora Berth. mera; 34. Caccabis rufa australis Tristr. (Klippenhuhn.) Nur auf Canaria; 35. Caccabis petrosa koenigi Reich. (Felſenhuhn.) Teneriffa; 36. Otis houbara fuertaventurae Hart. et Rotsch. Kragentrappe. Nur auf den beiden öſtlichen Inſeln. 37. Bulweria columbina Bp. Taubenſturmtaucher. 37 eigene Formen, d. h. mehr als die Hälfte aller Brutvögel, für eine Gruppe von 7 mäßig großen Inſeln, das iſt ſehr viel und erklärt zur Genüge das hohe Intereſſe, welches die Ornithologen von jeher für dieſe eigenartigen Eilande empfanden, wie es auch deutlich hinweiſt auf die überraſchend große Modulationskraft der den Inſeln eigentümlichen, geo— logiſchen, klimatiſchen und floriſtiſchen Faktoren. Dieſelben ſcheinen hier in ihrer Geſamtheit und bei ihrem Zuſammen— wirken zur Hervorbringung von Lokalvarietäten geeigneter zu ſein als ſonſtwo in den uns näher bekannten Teilen der Erde. Ein weites Feld für hochintereſſante Studien erſchließt ſich da dem Forſcher, welcher dieſen Erſcheinungen näher nachgehen und ſie auf ihre Urſachen hin prüfen will. Dazu wäre freilich ein jahrelanger ununterbrochener Aufenthalt im Archipel und ein vollſtändiges Vertrautſein mit deſſen klimatiſchen Eigentümlich— keiten wie auch mit ſeiner Entſtehungsgeſchichte notwendig. Wir müſſen uns hier damit begnügen, auf einige Eigen— tümlichkeiten der atlantiſchen und ſpeziell der kanariſchen Ornis hinzuweiſen, wie fie ji ſchon bei einer flüchtigen Vergleichung mit den uns vertrauten europäiſchen Formen aufdrängen. In dieſer Beziehung möchte ich alſo etwa folgendes ganz kurz her— vorheben: 1. die atlantiſch⸗kanariſchen Arten ſtellen zumeiſt potenzirte Mediterran-Formen dar, d. h. diejenigen Charaktere, durch welche ſich die mediterranen Formen von den zentraleuropäiſchen unterſcheiden, ſind bei ihnen in noch ver— ſtärktem Maße ausgeprägt, was am deutlichſten bei den Stand— vögeln (3. B. Finken und Meiſen) hervortritt. 15 finden ſich — 106 — | aber auch Anklänge an amerikaniſche Formen (z. B. Gold⸗ hähnchen), ſo daß man in gewiſſem und beſchränktem Sinne die atlantiſche Ornis auch als eine Art Brücke von der ſüdeuropäiſchen zu der nordamerikaniſchen auffaſſen kann. 2. Was die Körperformen anbelangt, ſo zeichnen ſich viele gefiederte Bewohner der Kanaren durch auffallend kurze Flügel vor ihren Vettern in Europa aus, am meiſten die Arten, welche hier Standvögel ſind und ihre räumlich ſchon durch das Meer beſchränkten Brutbezirke jahraus, jahrein nicht verlaſſen, während fie in Europa wandern oder ſtreichen. (3. B. Amſel). 3. Was die Färbung anbelangt, ſo zeigt ſich eine ſtarke Neigung für blau (Teydefink, beide Lorbeerfinken, Meiſen, Flanken des Rotkehlchens uſw.), welches ſich weiter ausdehnt, intenſiver wird oder ganz neu auftritt. Rot wird brennender und leb— hafter (Rotkehlchen, Goldhähnchen). Sehr deutlich tritt die Neigung zum Dunklerwerden und zu ſchärfer pronon⸗ zierten Zeichnungen hervor (Buntſpecht, Turmfalk, Buſſard, Ohreule, Schwarzplattl). Dies gilt insbeſondere für ſchlicht gefärbte Arten. Braun geht gern in eine mehr zimmetfarbene Nuance über und neigt zur Beimiſchung von Rot (Hänfling). Sehr charakterſtiiſch iſt für viele atlantiſche Arten der aus⸗ geſprochene Seidenglanz des Gefieders (Hänfling, Stieglitz). 4. In bio logiſcher Beziehung drängt ſich insbeſondere die War⸗ nehmung auf, daß die atlantiſchen Formen im allgemeinen geſanglich nicht auf einer ſo hohen Stufe ſtehen wie die europäiſchen, wovon es aber einige ſehr rühmliche Ausnahmen gibt (Kapirote, Kanarienvogel !), und daß ihre Vermehrung eine relativ geringere iſt, insbeſondere die Zahl der Eier im Gelege eine kleinere. Doch ſtehen ſie in dieſer Beziehung über den wenig fruchtbaren Nordafrikanern, und einzelne nutzen das glückliche Klima ihrer Heimat auch dahin aus, daß ſie mit geringen Unterbrechungen das ganze Jahr hindurch brüten (Lorbeertaube). Endlich mußten ſich viele Arten aus Baum⸗ zu Felſenbrütern umwandeln (z. B. Buſſard, Reiher, Wiedehopf). Höchſt merkwürdig und eigenartig iſt nun aber auch die Verteilung der verſchiedenen Formen über den Archipel ſelbſt, denn wir haben ja bereits wiederholt geſehen, daß viele von ihnen ſich keineswegs gleichmäßig über alle 7 Inſeln verbreiten, ſondern nur einigen oder gar einer einzigen eigentümlich und ſelbſt in dieſer oft noch auf eine ganz beſtimmte Höhen- oder Vegetationszone beſchränkt ſind. So kommt es, daß jede Inſel durch ihre eigenen Formen noch beſonders charakteriſiert wird, wie z. B. Fuertaventura durch Pratincola dacotiae, Gran Canaria durch Caccabis rufa australis, Teneriffa durch Fringilla teydea, Palma durch Fr. palmae, 4 4 4 4 3 1 3 + 4 A 3 3 5 4 4 4 A % + \ ö e 4 E N ie 8 Nr n — 107 — Hierro durch Parus ombriosus uſw. Wenn namentlich die Vogelwelt der beiden öſtlichen Inſeln ſehr ſtark von der zentralen und weſtlichen abweicht, ſo kann uns dies nicht weiter wundern, da die lokalen Verhältniſſe zu verſchiedenartige ſind und das lybiſche, trockene, baumarme Fuertaventura natürlich eine ganz andere Ornis erzeugen mußte wie etwa das atlantiſche, waldige, feuchte Teneriffa. Dem entſpechend ſind auch die beiden öſtlichen Inſeln durch das Ueberwiegen von Steppen- und Wüſtenformen ausgezeichnet (z. B. Wüſtengimpel, Kragentrappe, Wüſtenläufer). Viel ſchwieriger iſt es, die tiefgreifenden Unterſchiede zu erklären, welche unleugbar auch zwiſchen den übrigen 5 Inſeln vorhanden ſind, und die ſich nicht einmal auf die ſpeziell atlantiſchen Formen beſchränken, ſondern ſelbſt bei weit verbreiteten Arten ſcharf hervortreten. So iſt z. B. die Alpenkrähe auf Palma gemein und fehlt doch allen übrigen Inſeln, während um— gekehrt der auf Teneriffa ſo häufige Gabelweih auf Palma niemals vorkommt. Wie man ſieht handelt es ſich ſogar um gute Flieger, für die die ſchmalen Meeresteile zwiſchen den einzelnen Inſeln unmöglich ein großes Hindernis bedeuten können. Bodenbeſchaffenheit, Vegetation und Klima ſind auf dieſen Inſeln nicht weſentlich verſchieden, und doch ſind ſogar Einbürgerungsverſuche von Felſenhühnern auf Palma und von Alpenkrähen auf Teneriffa vollſtändig geſcheitert. Es bleibt kaum etwas anderes übrig, als anzunehmen, daß zwiſchen der At— moſphäre der einzelnen Inſeln doch Unterſchiede beſtehen, die wir mit unſeren groben Sinnen gar nicht und ſelbſt mit unſeren unvollkommenen Inſtrumenten kaum wahrzunehmen vermögen, für die der jo luftempfindlich organiſierte Vogel aber doch empfäng— lich iſt. Das über dieſe intereſſante Frage vorläufig noch ge— breitete rätſelhafte Dunkel zu lüften, wird eine der vornehmſten Aufgaben für die künftige ornithologiſche Forſchung auf den „Inſeln der Glückſeligen“ ſein. Zum Schluſſe nur noch eines: Ich bin mir ſehr wohl bewußt, daß dieſe anſpruchsloſe Arbeit zahlreiche Schwächen, Lücken und Mängel auſweiſt, trotz aller auf dieſelbe redlich verwendeten Mühe. Es erklärt ſich das zum großen Teile daraus, daß mir bei der Abfaſſung derſelben infolge beſonderer widriger Verhältniſſe weder Litteratur noch Balgmaterial zur Verfügung ſtand, und ich alſo ausſchließlich auf mein Tagebuch und einige wenige Litteratur-Excerpte beſchränkt war Ich wage es deshalb, gerecht denkende Fachgenoſſen um gütige Nachſicht mit den vielen Unvollkommenheiten dieſes Werkchens zu bitten, mit deſſen Ver⸗ öffentlichung ich nicht länger zögern durfte, wenn die Ergebniſſe meiner unter vielen Entbehrungen gezeitigten Studien nicht völlig veralten und überholt werden ſollten. 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