Beiträge

zur

Kenntniss von Verlauf und Behandlung

der

tropischen Malaria in Kamerun.

Dr. Albert Plelin,

Kaiser!. Begierungsarzt.

Berlin 1896.

Verlag von August Hirschwald. NW. Unter den Linden GS.

Die von Tropenärzten verschiedener Nationen geschilderten mehr oder weniger typischen Formen der Tropenmalaria, ihrer Comp] icationen und ihrer Behandlung, darf ich bei den Interessirten als bekannt vor- aussetzen. Demgemäss wird es wesentlich meine Aufgabe sein, im Folgenden auf Das einzugehen, was möglicherweise der Kamerun- malaria während meiner Beobachtungszeit eigenthümlich war. Wenn die Litteratur dabei vielleicht unvollständig berücksichtigt wurde, so bitte ich, zu bedenken, wie schwer man sich dieselbe in Afrika zu- gänglich machen kann.

Obgleich die grosse Verschiedenartigkeit, mit welcher die Malaria nach Ort, Zeit und individueller Disposition bekanntlich verläuft, es verbietet, die Beobachtungen, über welche ich berichte, ohne Weiteres zu verallgemeinern, so erscheint es doch auch praktisch geboten, gewisse Fragen weiter zu erörtern. Das illustrirt z. B. die Thatsache, dass jene wichtigste und schwerste Complication der Malaria, das sogenannte „Schwarzwasserlieber“ von den deutschen Aerzten der afrikanischen Westküste [Fisch (1), Wicke (2), D' ring (3)] mit sehr vorsichtigen kleinen Chinindosen, von Friedrich Biehn (4), Kohlstock (5), [in letzter Zeit auch Fisch] und mir, ganz ohne Chinin behandelt wurde, während man in Ostafrika noch imimner nach Steudel (6, 7) zu verfahren scheint, der 8 10 g pro Tag verabreichte, und Gaben von 5 6 g wochenlang fortge- brauchen liess.

Bei meinen Untersuchungen ging ich von der Ueberzeugung aus, dass nur die Fieber erfolgreich mit Chinin behandelt werden können,

A. PI eil n, Tropische Malaria in Kamerun. ^

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welche durch jene Parasiten erzeugt werden, die das Medicamcnt ver- nichtet. Und weiter, dass dieses Gift in zwar wirksamer, aber möglichst geringer Menge anzuwenden sei, da es den lieber- geschwächten Tropenbewohner sehr unangenehm beeinflusst. (Vergl. auch Lewin „Nebenwirkungen der Arzneimittel“ (8).

In Kamerun zeigte sich gewöhnlich ein Unterschied zwischen dem Verlauf der „Erstlingsfieber“ und dem der späteren Recidive. Erstere treten häufig zunächst als Continua oder Remittens auf und können sich viele Tage lang so hinschleppen, wenn das Specificum nicht ausreichend angewendet wird. Aber auch gegen das Chinin zeigen diese Formen ungewöhnliche Widerstandskraft, und zuweilen müssen l1/, oder 2 g Chinin pro dosi et die durch mehrere Tage gebraucht werden, bevor die Temperatur dauernd zur Norm zurück- kehrt. Grössere und öfter wiederholte Gaben haben mich nicht rascher zum Ziel geführt (8), während dadurch die subjectiven Beschwerden und die Gefahren eines Collapses sich vermehren.

Vrm ausserordentlich günstiger Wirkung sind bei einer Continua mit hohen Temperaturen kühle Bäder; bei einer Remittens, Schwitz- bäder zur Zeit der Remission, wenn die Sehweisssekretion zu wünschen übrig lässt.1) Zur subjectiven Erleichterung bei heftiger Cephalea-, Lenden- und Gliederschmerzen, empfiehlt sich am meisten das Anti- pvrin oder Phenacetin. Auch habe ich von einer dreisten Mor- phium injection (0,01 0,02 g), besonders bei unstillbarem Erbrechen und der oft so quälenden Unruhe und Dyspnö im Beginn des Aufalls, nur Günstiges gesehen.

Doch das einzige Heilmittel ist und bleibt das Chinin. Bei der Schwere der hiesigen Fieber hat man keine Zeit zu langem Ex- perimentiren. Nur das Phenokoll wurde zuweilen versucht; es er- wies sich als absolut wirkungslos, wenn man davon absieht, dass dasselbe zu 4 g pro die die Temperatur vorübergehend herab- setzt und die subjectiven Beschwerden lindert.

Das Antipyrin, welches an der Westküste neuerdings viel an- gewendet wird, wirkte nach meinen Beobachtungen nur symptomatisch.

1) Der bekannte, von Quincke angegebene Schwitzapparat leistet hier un- bedingt die besten Dienste.

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Hier in Westafrika gilt es als besonders bedenklich, das Chinin während oder unmittelbar vor dem Fieberanfall zu nehmen. So wenig das theoretisch begründet ist, insofern das Malariaplasmodium nur im frühen Stadium seiner Entwickelung durch das Chinin getödtet wird, und demnach die Chininwirkung während des Anfalls am vollständigsten sein muss, wo die jungen Parasiten „gewissermaassen in statu ’nascendi“ getroffen werden [ich komme hierauf noch zurück; vergl. auch Mannaberg (9)], so zweckmässig ist es praktisch, den Fieber- abfall zu erwarten, wenn sich’s um Intermittens handelt. Erstens ist dann die Wahrscheinlichkeit am geringsten, dass das Medicament durch Erbrechen und Durchfall sofort entfernt wird; zweitens wird der Kranke besonders stark belästigt, wenn die Chininbeschwerden auf der Höhe des Anfalls eintreten. Freilich ist das freie Intervall oft so kurz, dass sich dies Unerwünschte nicht vermeiden lässt. - Auch darf nicht übersehen werden, dass Derjenige, welcher sich dazu entschliesst, sofort Chinin zu nehmen, wenn er einen Fieberanfall nahen fühlt, der zweiten der hier typischen beiden Fieber- attaquen vor beugt. Die Parasitengeneration, welche durch ihre Sporulation den zweiten Fieberanfall auslösen würde, ist nämlich in der Regel der Chinineinwirknng noch zugänglich, wenn der erste An- fall sich anzukündigen beginnt. Dieser erste Anfall bleibt allerdings unvermeidbar.

Sehr warnen möchte ich davor, bei einer Continua etwa das Herabgehen des Fiebers erwarten zu wollen, bevor man zum Chinin greift. Da kann es leicht zu spät werden. Ich habe es mir zum {Grundsatz gemacht, unter allen Umständen iy2 2 g Chinin zu geben, wenn eine Continua mit hoher Temperatur (39 40°) zweimal 24 Stunden gedauert hat. Um der Resorption in diesen schweren Fällen sicher zu sein, führe ich das Chinin hier gern durch Injection in die Gluteal- muskulatur ein. Vierundzwanzig Stunden später folgt eine zweite, und im gleichen Intervall eventuell noch eine dritte Dosis gleicher Grösse auf demselben Wege. In seltenen Fällen liel die Temperatur kritisch und dauernd; öfter wandelte sich die Continua vorher zur Intermittens um, und es bedurfte noch einiger weiterer Chiningaben, um definitive Entfieberung zu erreichen. Die Plasmodien, welche man anfangs in allen Stadien der im peripheren Blut verfolgbaren Ent-

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Wickelung antrifft, verschwinden häufig schon vorher aus der Cir- culation.

Es ist keine Frage, dass solche hartnäckigen, hier übrigens ziemlich seltenen Fälle, dazu herausfordern, es mit ganz grossen Chinindosen zu versuchen. Ich persönlich hatte bis jetzt keine Ver- anlassung dazu. Einmal fürchte ich, dass ganz grosse Chiningaben (3 g und mehr), bei diesen Schwerkranken Herzschwäche hervorrufen könnten, mit welcher man es sonst glücklicherweise nur sehr selten zu thun hat; dann aber hat sich mir das soeben beschriebene Ver- fahren einer gewissermassen fractionirten Sterilisation des Körpers mit mässigen, täglich wiederholten Chiningaben als ausreichend erwiesen. Ich habe an acuter, scheinbar uncomplicirter Malaria nur einen Kranken verloren :

Der Capitain einer schwedischen Bark litt seit zwei Tagen an einer Febris continua mit Temperaturen um 40° C., als ich am 20. I. 96 seine Behandlung übernahm. Die Temp. betrug 40,6; die Pulsfrequenz 110 und 120; massiger Kopfschmerz; Sensorium völlig klar; Erbrechen bestand nicht; ebensowenig nach- weisbare Organveränderungen. 2 grm Chinin. Am 21. 1. war der Zustand der gleiche; weitere 2 grm Chinin. Nach dem Chiningebraüch sank die Temperatur, wie am Tage vorher vorübergehend unter 39° C., um dann gleich wieder zu steigen.

Da das Fieber am dritten Tage fortdauerte, so sollte der Kranke abends ins Hospital zur Bäderbehandlung übergeführt werden. Chinin erhielt er an diesem Tage zunächst nicht. Der Puls erregte 10 h. a. keinerlei Besorgniss; die Tem- peratur war 40,1. Nachmittags stieg dieselbe jedoch rasch auf 41,0—41,7 42,5, und der Tod trat unter furibunden Delirien ein, ehe der Arzt zur Stelle kommen konnte.

Die Obduction ergab u. A. hochgradige Entartung der schwach entwickelten Herzmuskulatur bei totaler Concretio pericardii.

Ich glaube nicht, dass hier grössere Chiningaben gerettet hätten.

Wo es sich, wie gewöhnlich, um Intermittens, oder die schon sehr viel seltenere Remittens handelt, da empfiehlt es sich, wie ge- sagt, das Chinin zu 1 iy2 grm während des Temperaturabfalls zu reichen; etwa, wenn die Körperwärme auf 38,0 bezüglich 38,5° C i. ax. gesunken ist, und die Schweissabsonderüng reichlich wird. Zu dieser Zeit finden sich im Blut der Malariakranken in Kamerun (von vereinzelten Ausnahmen abgesehen) zwei Generationen von Parasiten in zwei verschiedenen Entwickelungsphasen neben einander: Die

jüngere, welche als allerkleinste endoglobuläre Ringelchen von etwa V25 Vi5 der Grösse eines rothen Blutkörperchens erscheint, wird durch das Chinin getödtet und verschwindet wenige Stunden, nachdem das Chinin zur vollen Wirkung kam, aus dem Blut. Die zweite Generation hat meist die Mitte ihrer Entwiekelung erreicht oder über- schritten - je nach der Nähe des kommenden Anfalls. Die Plas- modien haben demnach Vs XU c^er Grösse eines Erythrocyten und führen bereits Pigment, oder auch nicht1). Ihr Wachsthum und ihre Sporulation werden zu dieser Zeit durch eine Gabe von 3 grm Chinin nicht mehr aufgehalten, wenn auch gewöhnlich schon durch die üblichen 1 D/2 grm um einige Stunden verzögert2). Der entsprechende Fieberanfall pflegt nachher durchaus von der gleichen Schwere zu sein, wie der erste. Es hat also gar keinen Zweck, den Kranken in der Zeit relativen Wohlbefindens nach dem ersten Anfall, wo er vielleicht isst, trinkt, schläft, mit weiterem Chinin zu behelligen: Das zweite Fieber kommt doch. Wird aber gegen das Ende desselben eine weitere Chinindosis von 1 W/o grm verabfolgt, dann tödtet diese auch die Jugendformen, in welche die zweite Gene- ration sich auflöst, und der Kranke bleibt fieberfrei, ohne weiter Chinin zu erhalten3)- Oft ist er selbst nach schweren Attaquen am 4. 5. Tage dienstfähig bis das nächste Recidiv kommt.

Während der ersten Zeit meiner Thätigkeit hier wendete ich das

1) Nur bis zu diesem Stadium lässt sich die Entwickelung der Parasiten im peripheren Blut verfolgen. Sie erfolgt weiter in den engsten Capillaren resp. Blut- räumen der bekannten inneren Organe, wo die Wirtlie, die rothen Blutkörperchen, früher oder später haften bleiben, je nachdem sie früher oder später durch die Entwickelung der Schmarotzer in ihrer Constitution geschädigt werden. Das kann schon sehr früh geschehen; dann trifft man nur die ringförmigen Jugendformen im peripheren Kreislauf. Vergl. auch Friedrich Plehn (4), van der Scheer (32) und die Italiener.

2) Die Entwickelung einer einzelnen Generation dauert ungefähr 40 Stun- den; entwickeln sich zwei neben einander, wie hier geschildert, dann scheinen sie sich gegenseitig zu beeinträchtigen, so dass die Sporulation erst nach etwa 48 Stunden eintritt.

3) An anderen Plätzen der Westküste, wo ich Erkundigungen einziehen konnte, als Fernando-Po, St. Thome, Eloby, entwickelt sich in der Regel nur eine Generation zur Zeit. Wenigstens glaube ich das daraus schliessen zu können, dass dort eine einzige Chiningabe zur definitiven Beseitigung des Fiebers fast stets eenüfft.

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Chinin reichlicher an und pflegte nach der Entfieberung noch einige Gramm in 2 3 mal vierundzwanzigstündigen Zwischenräumen zu geben, obgleich ich dann niemals mehr active Parasiten fand. Jedenfalls kamen auf die einzelne Malariaerkrankung nicht mehr als höchstens 6 7 grm. Inzwischen musste ich mich davon überzeugen, dass durch dieses Ver- fahren nur die Convalescenz verzögert wird, insofern die meisten Kranken nervös werden und oft noch Schlaf und Appetit verlieren. Die Rückfälle traten nicht seltener auf und waren nicht leichter, als später, wo bei jeder Erkrankung nur 2 3 grm zur Verwendung kamen. Gerade bei den Recidiven, die ganz besonders typisch zu sein pflegen, reichte dieses Quantum fast stets aus, gleichgültig, ob sie alle 6 4 3 2 Wochen sich wiederholten. Man erreicht durch ein solches Zurückhalten mit überflüssigem Chiningebrauch, dass die Europäer selbst in dem exceptionell ungünstigen Klima von Kamerun fast durchgehend den grössten Theil ihrer geistigen Frische und körperlichen Elasticität behalten, bis die complicirten, perniciösen Fieberformen sie dahinraffen, oder ihre Heimkehr nach Europa er- zwingen.

Was sollte auch an einem intensiven Malariaherd, wie Kamerun selbst ihn darstellt, ein gänzliches Vernichten der Malariakeime durch grosse, auf Kosten des Organismus oft wiederholte Chiningaben nützen, falls es möglich wäre? Vierzehn Tage später haben sich vielleicht die inzwischen neuaufgenommenen Keime entwickelt, und ein zweiter An- fall — möglicherweise wieder mit dem schwereren Charakter eines Erstlingsfiebers könnte eintreten!

Die symptomatische Behandlung der einfachen Fieberattaquen unterschied sich in Nichts von der sonst bei hochfieberhaften Affec- tionen üblichen. Kohlstock (5), Fisch (1), Davidson (10) und Andere schildern sie ausführlich.

Die als Erreger der „chronischen Malaria“ vielfach angesehenen sogenannten Halbmondformen bildeten in Kamerun einen ganz in- constanten Befund. Oft vergingen Reihen von Monaten, wo man sie trotz regelmässiger Blutuntersuchungen niemals antraf. Sie stellen nach meinen Beobachtungen höchst wahrscheinlich eine inactive (viel- leicht dem Verfall bestimmte??) Form der Malariaparasiten dar, was mit den Ansichten zahlreicher italienischer Forscher (Golgi (29), Mar-

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chiafava (23, 24), Celli (23), Bignami (24), sowie auch van der Sehe er ’s (32) übereinstimmt. Ich habe diese Gebilde durch viele Tage und selbst Wochen, nachdem die Anfälle überwunden waren, bei völligem subjectiven Wohlbefinden im Blut gefunden, ohne deshalb Chinin zu geben, und der Zufall wollte es, dass diese Patienten be- sonders lange von Recidiven verschont blieben. Einigemale fand ich ausgebildete Halbmonde in Leukocyten eingeschlossen; das zeigt den Weg an, auf welchem der Organismus sich dieser Gäste entledigen dürfte.

Die meist stark geschwächten Personen, welche solche Dauer- formen allein beherbergen, mit Chinin zu behandeln, dürfte um so weniger rathsam sein, als nach den übereinstimmenden Berichten an- derer Untersucher selbst grosse Gaben hier von unsicherer Wirkung .sind (32, 34, 35, 9). Auch der einzige Kranke, bei welchem sich die eigentliche „Laverania“ die grosse, geisselführende Form (7, 10, 11) neben den Halbmonden fand, hielt sich danach ganz besonders lange recidivfrei, ohne Chinin bekommen zu haben

Wie schon Kohlstock (5) hervorhebt, soll das Chinin in grösseren Gaben ganz ausschliesslich angewandt werden, wenn sich die activen kleinen endoglobulären Parasiten im Blut finden. Hält man sich hieran, so werden Misserfolge kaum eintreten, und damit wird auch die Versuchung, das Heil in excessiv hoher Dosirung zu suchen, von selbst fortfallen.

Dabei ist es allerdings sehr wichtig, dass man sich der Aufnahme des eingeführten Chinins durch den Organismus versichert. Es scheint, dass die Resorption des Medicaments seitens der Schleimhäute des Verdauungskanals in den schweren Tropenfiebern oft eine mangel- hafte ist, auch wenn ein starker Reizzustand sich nicht durch heftiges Gallenbrechen und blutig-seröse Stühle kundthut, wie das in Kamerun häufig der Fall ist. Hier verdient die Methode der intra- muskulären Chinininj ection mehr Beachtung, als sie bisher bei den deutschen Tropenärzten gefunden zu haben scheint. Zur Ver- wendung kam ausschliesslich das Chininuni bimuriaticum, wie es die Kade’sche Oranien -Apotheke zu Berlin in zugeschmolzenen Glas- kölbchen ä 0,5 und 1,0 g in 1, beziigl. 2 g Wasser gelöst, zum Gebrauch fertig liefert. Die angewandten Spritzen (Wi n dl er- Berlin)

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führen Asbestkolben, dienten ausschliesslich der Chininin jection und wurden vor jedesmaligem Gebrauch durch Kochen in Wasser sterilisiert. Sie sind mit Platin-Iridiunmadeln armirt. Die Einspritzung geschah in die Glutealmuskulatnr zuweilen in den Supra- oder Infraspina- tus. Nachdem die Haut durch Abreiben mit Aether und mit Carbol- oder Sublimatlösung desinficirt war, wurde die Nadel senkrecht- auf- gesetzt, bis zu einer Tiefe von mindestens 3 cm eingeführt, und dann der Inhalt der Spritze massig schnell entleert. Massirt wurde nicht. Der Schmerz ist bei guten Instrumenten und einiger Geschicklichkeit in der Ausführung sehr massig; jedenfalls geringer, wie nach den Levin’schen Sublimatinjectionen. Bei weit über 200 Einspritzungen sah ich zweimal Röthe und Schwellung in der Gegend der Injections- stelle, starke Schmerzhaftigkeit auf Druck und vorübergehende Tem- peratursteigerung. Doch gingen die Entzündungserscheinungen rasch zurück, ohne dass es zu Suppuration oder Nekrose kam, und es bil- dete sich ein kleiner harter Knoten, der noch einige Zeit druckempfind- lich blieb. Einmal brach bei einem schwer delirirenden Kranken die Spitze der damals angewandten Stahlnadel ab. Zehn Tage lang blieb die Injectionsstelle reactionslos; dann bildete sich unter leichter Fieberbewegung ein Abscess, aus welchem durch Incision eine Partie nekrotischen Muskelgewebes entleert wurde, worauf er bei Drainage rasch heilte. In den übrigen Fällen bestand die Reaction entweder in einer leichten Empfindlichkeit beim Sitzen auf der betreffenden Stelle vom 3. 6. Tage, oder es fehlte auch diese so vollkommen, dass der Reconvalescent z. B. am dritten Tage ohne Beschwerden zu reiten vermochte. Was den Heileffect anlangt, so habe ich durchgehend den Eindruck gehabt, dass die Chininwirkung bei intramuskulärer Appli- cation eine energischere ist, wie bei innerlichem Gebrauch. Die italienischen Forscher in Rom kamen schon früher zu demselben Ergebniss. (Im Heiligengeist-Hospital daselbt, wo ich 1894 Studien zu machen Gelegenheit hatte, bestand die typische Behandlung damals in je einer Chinininjection von je 1 g morgens, mittags und abends.) Das Verfahren beim Aufnehmen der Lösung aus dem Glasskölb- chen brachte es mit sich, dass 0,1 0,2 auf das Gramm Chinin ver- loren gingen. Dennoch war die Wirkung des Restes so vollkommen, dass ich mich mit den 0,8 0,9 gnn pro dosi et die zuletzt immer be-

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gnügte. Bei der hypodermatischen Injection scheint die Wirkung nach mündlicher Mittheilung von Friedrich Plehn unsicherer zu sein; jedenfalls kommen dabei öfters Nekrosen und Abscesse vor.

Sehr bemerkenswert!! ist es, dass im Gegensatz zu der prompten Heilwirkung der intramuskulären Chinininjection, die subjectiven Chininbeschwerden dabei viel geringer sind, als bei der Aufnahme des Chinins per os. Ein grosser Vorteil ist schon, dass die Belästigungen seitens der Verdauungsorgane natürlich ganz fort- fallen; nur deutlicher Chiningeschmack tritt nach 10 15 Minuten ein, und beweist, dass die Resorption rasch vor sich geht. Aber auch das Nervensystem scheint weniger stark irritiert zu werden. Ich kann, die allgemeine Versicherung, dass der „Chininjammer“, bis auf etwas Taubheit und Ohrensausen, nach der Injection von selbst iy2 g fast ganz fehlt, aus Erfahrung am eignen Leibe durchaus be- stätigen. Man wird daraus schliessen dürfen, dass ein Theil der cere- bralen Erscheinungen refleotorisch durch Reizung der Magenschleimhaut ausgelöst wird. Viele Patienten bevorzugten infolge dieser geringen Reaction die intramuskuläre Applikation auch da, wo Chinin prophy- lactisch angewandt wurde.

Von den ganz schweren Formen der Malaria verdient kurze Be- rücksichtigung zunächst ihre Verbindung mit Insolation. Anfangs be- herrschte letztere ganz das Krankheitsbild: Somnolenz mit stertorösem Athmen oder auch rasende Kopfschmerzen mit Sinnestäuschungen und Bettfluchtversuchen; dabei kleiner, frequenter, flatternder Puls, der so- fort erforderte, dass man das Herz excitierte, obgleich die Temperatur zuerst unter 39° blieb. Parasiten fand ich zu dieser Zeit noch nicht; sie zeigten sich erst, wenn in den nächsten Tagen typische Malaria- attacken auftraten, die durch beständig drohende Herzschwäche und schwere cerebrale Erscheinungen vor den gewöhnlichen sich auszeich- neten. Erst jetzt wurde Chinin angewandt; vorher behandelte ich mit kühlen Bädern bei thunlichster Abkühlung des Kopfes, mit Aether- und Campherinj ectionen, ohne vor einer mässigen Morphium- oder Chloralgabe, auch bei drohender Herzschwäche zurückzuschrecken. (Seit übrigens hier ganz allgemein für strengeren Schutz des Kopfes gegen intensive Sonnenbestrahlung gesorgt wird, sind jene Krankheitsbilder fast verschwunden).

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Ganz ähnlich wurde bei den algiden und choleraähnlichcn Er- krankungen verfahren, nur dass ich hier, anstatt der kühlenden Bäder heisse, oder auch heisse Einpackungen geben licss. Die furchtbaren Angstzustände und kaum erträglichen Kardialgien machen bei dieser quälendsten, aber glücklicherweise seltnen Krankheitsform ausgiebige Anwendung von Narcoticis nötig. Auch bei Cyanose, wenn der Puls kaum fühlbar war und Collapstemperaturen vorherrschten, haben 1 bis 2 cg Morphium subcutan unter reichlicher Anwendung von Exci- tantien niemals Schaden gebracht, während sie für die bedauerns- werten Kranken, die manchmal noch von entsetzlichen Muskelkrämpfen gepeinigt werden, eine wahre Wohlthat sind. Die meist sein' hef- tigen Darmerscheinungen wurden nur günstig dadurch beeinflusst. Die Entleerungen waren nicht copiös, wie bei Cholera, sondern es wurde nur wenig blutig gefärbte, wässerige Flüssigkeit geliefert, und die ausserordentliche Zahl der Stühle war zum Theil fraglos durch die furchtbare Angst verursacht, welche energische Männer stöhnen und jammern liess. Wenn dann die Temperatur gestiegen war und wieder zur Norm zurückkehrte, so trat die Chininbehandlung in ihre Rechte. Doch war in der Dosirung besondere Vorsicht nötig, da Neigung zu neuem Collaps fortbestand.

Später, nachdem der zweite Anfall glücklich überwunden und zum zweiten Male Chinin gereicht war, erholten sich die Kranken so schnell wie nach einem gewöhnlichen Fieberanfall. Freilich mussten sie bald darauf wegen anderer schwerer Fieberformen Heimatsurlaub antreten, bezüglich aus dem Kolonialdienst ausscheiden.

Es giebt Fälle, wo die Hartnäckigkeit der dann meist vierzehn- tägigen Recidive jeder Behandlung spottet; immer wieder, immer wieder bekommen die geplagten Dulder ihre schweren Doppelanfälle, zur eigenen Verzweiflung und zur Verzweiflung des Arztes, der ver- sucht wird, zu immer grösseren, immer länger fortgesetzten Chinin- gaben zu greifen, und doch ohne Erfolg. Ich probierte es dann mit der Chininprophylaxe, wie ich sie 1886 in Java erfolgreich anwandte (10), wie sie dann Gräser (11), Schellong (19) und Andere, wenn auch in etwas abweichender Form, gebrauchten, und wie sie später von Zahl (20), der sich von ihrer Wirksamkeit in Indien überzeugt hatte, schon in Kamerun geübt wurde. (Mündliche Mitteilungen

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aus zweiter Hand). Siebentägig wurde ein Gramm gegeben. In ein- zelnen Fällen war eine günstige Wirkung unverkennbar; in anderen erkrankten die Inficierten am Chinintage selbst oder am Tage zuvor mit der gewöhnlichen Heftigkeit. Der Zwischenraum war also für die hiesigen Fieber zu gross.

Da es mir nun wegen der üblen Nebenwirkungen auf Nerven- system und Verdauungsapparat nicht wünschenswert erschien, öfter ein ganzes Gramm zu geben, so versuchte ich es zunächst mit 1/2 g fünftägig, und zwar mit ganz überraschendem Erfolg. Ich wieder- hole: Gerade in verzweifelt hartnäckigen Fällen, wo schon Heimsen- dung in Frage kommen konnte, wurde Chinin so gebraucht. Die Wir- kung wrar, dass die bis dahin vierzehntägig wiederkehrenden Doppel- lieber viele Wochen, oder selbst Monate fortblieben, und die elenden Kranken sichtlich aufblühten. Kam es schliesslich doch zu einem An- fall, so verlief derselbe wesentlich leichter, meist ohne Erbrechen mit niedrigeren Temperaturen und viel geringeren subjectiven Beschwerden. Besonders häufig trat an Stelle der typischen zwei Anfälle nur einer auf, und es genügte demgemäss eine einzige Chinindosis zur Heilung. Eine gesteigerte Widerstandskraft der Parasiten, etwa infolge von Ge- wöhnung an das Medicament, wurde durchaus nicht constatirt. Die- selben zeigten sich im Gegenteil weniger lebensfähig, insofern kleinere Gaben zu ihrer Vernichtung meist ausreichten.

Eine in den englischen Colonien der Afrikanischen Westküste als „Malariatyphoid“ bezeichnete Krankheit, welche hier in der Trocken- zeit bei den Schwarzen vorkam, und die ich letzhin auch zweimal bei Europäern sah, übergehe ich, da sie dem echten Abdominaltyphus jedenfalls sehr nahe steht, wo nicht mit ihm identisch ist. Mit Ma- laria-Plasmodien hat dieselbe jedenfalls nichts zu thun1). Weder im peripheren, noch im Milzblut konnte ich trotz sehr zahlreicher Unter- suchungen die sonst nie fehlenden Parasiten nacliweisen, und demge- mäss blieb auch die anfangs geübte forcierte Chinintherapie stets völlig wirkungslos. Dass trotzdem eine gleichzeitige Infection auch mit dem Malariaplasmodium Vorkommen kann, versteht sich natürlich von selbst.

1) Dasselbe gilt nach meiner Ansicht von einem grossen Theil der von Werner (21) und Martin (22) beschriebenen ähnlichen Fälle.

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Am schwersten heimgesucht wird Kamerun durch die Compli- cation des einfachen Malariafiebers mit Zerstörung der roten Blut- körperchen, deren Zerfallsprodukte die Nieren ausscheiden' müssen, wenn Leber und Darm dazu nicht mehr ausreichen. Das Hämoglobin der Erythrocyten giebt dem Urin die eharacteristische dunkel blut- rote oder tief schwarze Farbe, während ein mehr oder weniger intensiver Icterus die zweite Haupterscheinung des gefürchteten S c h w a r z w a s s e r f i e b e r s ausmacht.

In den allerschwersten Fällen ist derselbe nur auf den Skleren sichtbar, und die Haut erscheint fahlgrau, wie bei einer verblutenden, septischen Wöchnerin (Fall No. 22). In den weniger foudroyanten Fällen ist der Ikterus am stärksten entwickelt und kann hier Grade erreichen, wie man sie sonst bei akuter gelber Leberatrophie und bei Phosphorvergiftung sieht. Er tritt sehr schnell auf; meist ist er wenige Stunden nach Beginn des Schüttelfrost deutlich und hat mit Beginn des Fieberabfalls seine grösste Intensität erreicht. Rasch wie er gekommen, verschwindet er auch wieder, und schon wenige Tage später ist die Hautfarbe zu dem gelblichen Hellgraubraun zurückge- kehrt, das dem Europäer in Kamerun eigenthümlich ist. Die Skleren bewahren die ikterische Farbe etwas länger.

Das Nierenepithel dürfte stets alterirt sein, da die normale Niere wenigstens die im normalen Kreislauf vorkommenden Albumin- stoffe zurückhält. Ob man die Veränderungen jedesmal als „Ne- phritis“ auffassen will (4, 7), ist vielleicht Geschmacksache. Das Coa- gulum, das nach Kochen mit einigen Tropfen Essigsäure mehr als zwei Drittel der Flüssigkeitssäule im Reagenzglas einnehmen kann, nachdem eine Stunde zuvor normaler, eiweissfreier Urin entleert wurde, fehlte manchmal nach weiteren 10 Stunden wieder vollkommen. (Vergl. Fall 15, 26, 29, 31.) Seine Farbe variirte zwischen der eines dunklen Milchkaffee und der von tiefschwarzem Kaffeesatz. Eine leicht bräun- liche Verfärbung des beim Kochen mit Essigsäure gebildeten Nieder- schlags, oder des feinblasigen Schaums liess die Fortdauer der Hämo- globinausscheidung am längsten verfolgen. Ein Theil des Coagulum sammelte sich stets an der Oberfläche der Flüssigkeit und konnte dort beim Erkalten zu einer festen Decke erstarren. Zuweilen löste sich auch das überreichliche Coagulum wieder rasch bei Zusatz einiger

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weiterer Tropfen Essigsäure, oder bei längerem Kochen. (Vergl. Fall 30.) Einmal überraschte es, einige Tage im watteverschlossenen Reagenzglas auf bewahrt, durch leuchtend purpurrothe Farbe. Stets war die Reaetion des stärker hämoglobinhaltigen Urin alkalisch— offenbar durch Beimischung von Blutsalzen. Eine Analyse der Ausscheidungs- produkte zu machen, war ich nicht in der Lage. Jedenfalls verhielt der Urin sich bei den einzelnen Kranken verschieden und chemisch wesentlich anders wie bei typischer Nephritis. Wenn man weiter be- rücksichtigt, dass in gewissen Fällen (vergl. Fall 5, 6, 11, 15, 16, 17, 18) das specifische Gewicht des Urins, auch bei stark verminderter Quantität, sehr niedrig sein kann (vergl. auch Murri 14) und die charakteristischen Cylinder dann nicht vorhanden sind, so muss man zugeben, dass Hauptsymptome der Nephritis hier fehlen. Ich bin geneigt, anzunehmen, dass die Zerfallsproducte des Blutes ausgeschieden werden können, ohne die Nieren bis zur Entzündung zu reizen, während in anderen Fällen, namentlich bei unzweckmässigem Ver- halten des Kranken, schwere Nierenentzündung bewirkt wird.

Eine solche kann rasch entstehen ; dann hat der Urin gleich an- fangs normales oder erhöhtes specifisches Gewicht und das Sediment enthält Cylinder. Oder aber, sie tritt später auf, wenn die Hämo- globinfärbung des Urins schon ganz, oder fast ganz, verschwunden ist. Dann vermindert sich die bis dahin vielleicht reichliche Urinmenge; das specifische Gewicht erhebt sich zur Norm und darüber; die Menge des jetzt gelblichweissen Eiweissniederschlags steigt rasch, und im Se- diment erscheinen die bis dahin fehlenden Cylinder. Hier könnte man von „secundärer Nephritis“ sprechen. Auch sie heilte unter zweck- mässiger Behandlung meist sehr schnell, und nach wenigen Tagen be- wiesen überreiche Mengen eiweissfreien Urins von niedrigem speci- fischen Gewicht, dass der Kranke in die volle Convalescenz getreten war. Nur einmal bestand die Störung noch nach Wochen, als der Patient heimkehrte (Fall 1).

Merkwürdig ist die Beschaffenheit des spärlichen Fluidums, welches in Fällen von Anurie vorübergehend entleert wird. Die Farbe war grünlich-strohgelb, manchmal deutlich fluorescirend, vergl. Fisch (1); der Albumingehalt wechselte; zuweilen war er ganz gering, auch wenn in 24 Stunden keine 50 cbm gelassen wurden. Das spec. Gew. war

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subnormal einmal bis zu 1005 verringert, und auf dem Filter fehlten Formel erneute, die den Nieren entstammen konnten, vollkommen, bis eventuell reichlichere Diurese erfolgte. Wahrscheinlich ist die Nierensekretion hier durch ähnliche Veränderungen ausgeschaltet, wie sie bei der asiatischen Cholera Vorkommen. Eine Verstopfung der Harnkanälchen mit Blutkürperfragmenten oder Parasitenpigment liess sich in frischen Rasiermesserschnitten jedenfalls nicht bemerken, und Beides fehlte auch constant in der zu verschiedenen Zeiten entleerten Flüssigkeit. Ueberhaupt war ein stärkeres Sedimentären des Urins auch bei Oligurie eine Seltenheit und nie wurden Formelemente ge- funden. welche dem Blut entstammen konnten oder auf Parasiten zu- rückzuführen waren. Zuweilen zeigte das spärliche Sekret bei Anurie Schleimgehalt; es dürfte also z. Th. von dem Epithel der. unteren Harnwege und den damit zusammenhängenden Drüsen geliefert werden.

Ausgesprochene urämische Erscheinungen fehlten, auch bei viel- tägiger Dauer fast completer Anurie. Höchstens könnte ein leichter Stirnkopfschmerz, der manchmal vorkam, auf Urämie bezogen werden. Erbrechen war nicht constant. Knöchelödem sah ich niemals; eben- sowenig kamen Krämpfe oder Bewusstseinsstörungen vor. Die Pro- gnose war sehr ungünstig, wenn auch keineswegs absolut infaust.

Auf Gallenfarbstoff wurde der Urin aller Schwarzwasserfi eber- kranken mehrfach untersucht: doch fiel die Probe bis auf einen Fall, der sich auch sonst besonders verhielt, stets negativ aus (No. 35).

Was die Blut Veränderungen selbst anlangt, so habe ich selbst im acutesten Stadium der Krankheit eine grössere Neigung der rothen Blutkörperchen zur Gestaltsveränderung oder zum Zerfall, als sie die zufällig im Hospital befindlichen Reconvalescenten zeigten, unter dem Mikroskop nur bei 3 von 12 Schwarzwasserfieberkranken nachweisen können. Zum Vergleich wurden zwei Thoma-Zeiss ’sche Zähl- kammern mit den beiden Blutproben in der gewöhnlichen Weise be- schickt, die beiden Gesichtsfelder (Quadratennetz und Blutkörperchen) genau gezeichnet und alle Viertel- bis Halbestunde die Zeichnungen mit den entsprechenden Bildern unter dem Mikroskop verglichen. Dreimal veränderten sich die Erythrocyten des Schwarzwasser- fieberkranken ausserordentlich rasch, und zwar nahmen sie nicht die typische Stechapfelform an, sondern erschienen wie radiär

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um das Centrum gefaltet, oder über die Fläche gewellt. Die Controll- versuche bewiesen, dass die Technik die Veränderungen nicht ver- schuldete. Ausserdem habe ich, wenn immer thunlich, den möglichst genau bestimmten Hämoglobingehalt zur B.lutkörperzahl in Beziehung gesetzt, und fast immer, wie bei allen anderen Gesunden und Kranken ein sich völlig entsprechendes Verhältniss beider zur Norm gefunden; besonders wenn man berücksichtigt, dass der im Serum gelöste Farb- stoff der zerfallenen Blutkörper das Verhältniss etwas zu Gunsten des Hämoglobin zu verschieben pflegt, und dass umgekehrt im Beginn intensivster Blutneubildung, die Blutkörperzahl im Verhältniss zum Hämoglobingehalt (9) etwas vergrössert zu sein scheint (Fall 3, Fall 35 und andere). Es gab aber auch Fälle, wo dies zur Erklärung der Diffe- renzen nicht ausreichte, und wo die unverhältnissmässig geringe Blut- körperzahl sich nur durch ihren raschen Zerfall infolge verringerter Widerstandskraft bei den üblichen Methoden erklären liess. Hier fanden sich dann auch Schatten; sehr selten andere Bruchstücke von Erythro cyten (Fall 35). Die Untersuchungen über diese Verhältnisse können aber noch keineswegs als abgeschlossen gelten, sondern werden eifrig fortzusetzen sein. Als ein Zeichen dafür, dass die Blutconsti- tution Schwarzwasserfieberkranker eine sehr labile geworden ist, gilt es mir ferner, dass die Plasmodien führenden Blutkörper sehr früh aus der Circulation verschwinden. Man trifft dann im peripheren Blut oft nur die kleinsten Jugendformen an, was ich Friedrich Plehn (4) in diesem Sinne nur bestätigen kann1).

Wenn der rasch wachsende Hämoglobingehalt auf energische Blutneubildung schliessen liess, dann zeigten sich vielfach Megalocyten und Mikrocyten und einigemale kernhaltige rothe Blutkörperchen. Die letzteren dürften viel häufiger vorgekommen sein, aber die Zeit zum Färben und Untersuchen der Präparate war nicht immer vorhanden; einmal Hessen die Kerne sich sehr zahlreich im ungefärbten Präparat erkennen.

1) Die hochinteressanten Experimente Murri’s, welcher eine verminderte Widerstandskraft in seinem als „Chininvergiftung“ bezeichneten Falle nicht nach- weisen konnte, wie auch ich bei der überwiegenden Mehrzahl meiner Kranken, war ich leider nicht zu wiederholen imStande, da Murri’s Veröffentlichung erst am Ende meiner Thiitigkeit in Kamerun in meine Hände gelangte, als diese Arbeit abgeschlossen war.

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Verschiedentlich kamen Blutungen vor. So besonders in die Pleura, Magen- und Darmschleimhaut. Einmal ins Perikard; einmal ins Unterhautzellgewebe und in den Thalamus opticus; einmal in die Retinae. Ausser bei No. 28, wo vom Kranken persönlich glaub- würdige Angaben über umfangreiche Magen- und Darmblutungen intra vitam gemacht wurden, trat diese Erscheinung nach dem Bericht des Lazarethgehiilfen in noch viel schwererer Form bei einem Unterofficier der Schutztruppe auf, dessen Schwarz Wasserfieber in 36 Stunden tödtlich verlief.

Ursprünglich lag es nahe, im „Schwarz Wasserfieber“ mit seinen ganz eigenartigen Erscheinungsformen und seinem oft so verhängniss- vpllen Verlauf eine Krankheit sui generis zu suchen und einen spe- ci fischen Erreger dafür zu vermuthen. Diese Annahme wurde dadurch gestützt, dass nach übereinstimmender Aussage Derer, welche die westafrikanische Küste lange kennen, das Schwarzwasserfieber im Kamerungebiete vor 15 Jahren völlig unbekannt gewesen zu sein scheint, [Vergleiche auch Friedrich Plehn (1).] Man nahm daher vielfach an , die Krankheit sei aus den portugiesischen und französi- schen Kolonien eingeschleppt worden, wo man sie viel länger kennt. [Ich glaube, dass ihr Auftreten und ihre Verbreitung in Kamerun mit dem Uebersiedeln der Europäer aus den schwimmenden Faktoreien, den sogenannten „Hulks“ im Fluss, nach dem Ufer zusammenhängt, und mit den durch das Niederlassen an Land unabweislichen Kultur- arbeiten am Kai und im Boden (vergl. Jacobi 38).] Zudem glückte es häufig nicht, die charakteristischen Malariaparasiten beim Schwarz- wasserfieber nachzuweisen (4, 9, 15, 18, 27), und die Wirkung des Chinin war eine mehr als fragliche.

Die Erklärung hat sich inzwischen ergeben: In allen Fällen ohne Ausnahme sterben die aktiven Parasitenformen während des Blutkörperzerfalls ab. Wahrscheinlich betrifft die Zerstörung zunächst die Blutkörper, welche in ihrer Constitution durch die Invasion der Schmarotzer erschüttert sind. Letztere gehen dann im veränderten Plasma unter. Die Schnelligkeit und Vollständigkeit ihrer Vernichtung hat gewisse Beziehungen zur Schwere und Dauer des Anfalls. Schon nach weniger als zwölf Stunden können alle Parasiten verschwunden sein, während Hämoglobinurie und Fieber

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noch kurze Zeit fortdauern mögen, denn der Blutzerfall bleibt nicht auf die nachweisbar mit Parasiten beladenen Körperchen beschränkt. In leichteren, etwas protrahirten Fällen traf ich Plasmodien noch am zweiten Tage; dann trat aber stets, meist schon vor dem Cessiren der Hämoglobinurie, völlige Entfieberung ein, ohne dass ein Körnchen Chinin gegeben wurde. Nur der rasch tödtliche Fall (22) machte eine Ausnahme.

Einmal fand ich Halbmondformen, nachdem Fieber und Hämo- globinurie vorüber waren. Sie scheinen also der Blutveränderung stand- zuhalten und wahrscheinlich ist das die Ursache, dass sie in einen ätiologischen Zusammenhang mit dem Schwarzwasserfieber gebracht wurden, den sie nicht haben. [Fisch (1) -Stendel (6).] Aber es muss noch andere inaktive Dauerformen geben, welche wir noch nicht kennen. Diese scheinen sich in manchen Fällen entwickelungsfähig zu erhalten, wo die aktiven Formen untergingen, und sind dann im Stande, nach einiger Zeit neue Malariafieber, bei fortbestehender Dis- position und entsprechender Gelegenheitsursache auch Schwarzwasser- fieber wieder hervorzurufen. Die vom Herbst 1894 bis Frühjahr 1895 Erkrankten blieben lange recidivfrei. Später, in besonders ungün- stiger Zeit (Herbst 1895) erkrankten die Leute zum Teil häufiger von Neuem. Da sich aber eine neue Infection des Körpers von ausserhalb in Kamerun niemals ausschliessen lässt, so muss man auf die Fälle von Schwarzwasserfieber zurückgreifen, welche garnicht selten nach Verlassen des Malariaherdes an Bord der Schiffe oder in Europa Vor- kommen, wenn man prüfen will, ob die Malariakeime durch ein Schwarzwasserfieber vollkommen vernichtet werden.

In zwei Fällen, über welche ich Nachricht habe, war dies der Fall. Ebenso blieben einige Reconvalescenten, welche nach schwerem Schwarzwasserfieber aus dem Hospital direct an Bord geschafft wurden, ganz ohne die sonst bei dem Klimawechsel nach Europa so häufigen Malariarecidive.

Die Parasiten unterschieden sich beim Schwarzwasserfieber wäh- rend meiner Beobachtungszeit in nichts von denen der uncomplicirten Malaria hier. Nur zuweilen führten sie kein Pigment, nachdem sie die Mitte ihrer Entwickelung überschritten hatten; oft freilich ver- schwanden sie schon vorher aus der peripheren Circulation. Aber

A. Plehn, Tropische Malaria in Kamerun. o

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sie unterschieden sich scharf von den Erregern der heimathlichen In- termittens, wie sie in Deutschland zuerst Friedrich Plehn (25), dann Quincke (26), Bein (30), Rosin (33), Rüge (31) und Andere schilderten. Diesen entsprechen auch die von Councilman (34) in Baltimore, Dock (35) in Galvestone (Mexiko), van der Scheer (32) im Holländischen Indien beobachteten Organismen, welche ich in vereinzelten Fällen in Rom, dann auch bei Fieberkranken aus Vorder- indien, Florida, Brasilien und Russland1), sowie einmal bei einem Europäer im Kamerungebirge fand. Die Italiener haben diese Formen schon vorher als Ursache der Malaria „primaverilis“ oder „in vernähst beschrieben (23, 24, 28, 29, 37); Mannaberg (9) sah sie bei seiner gutartigen Tertiana und van der Scheer (32) bezeichnet sie als die Erreger der Tertiana und Quartana in Holländisch Indien.

Wenigstens morphologisch nahe scheinen dagegen die Afrikaplas- modien den von den italienischen Forschern (23, 24, 36) als charak- teristisch für die ,,Febris estivo-autunmalis“ beschriebenen Parasiten zu stehn, welche während meines Aufenthalts in Rom den regelmässigen Befund bildeten. Mannaberg' (9) scheidet sie in „pigmentirte Quoti- dianparasiten“, „im pigmentirte Quotidianparasiten“ und , .maligne Ter- tianparasiten“, während van der Scheer (32) diese Formen ganz allgemein Quotidianplasmodien nennt, obgleich er ihre Entwicklungszeit als zwischen 24 48 Stunden schwankend angiebt. Ich traf dieselben ganz ausschliesslich in Kamerun und ausserdem bei einem Matrosen vom Congo2).

1) Die Möglichkeit, diese Beobachtungen zu machen, wurde mir durch die Liberalität des Herrn Dr. Lauen stein geboten, welcher die Liebenswürdigkeit hatte, mir dazu in dem seiner Leitung unterstellten Seemannskrankenhause in Hamburg Gelegenheit zu geben. Ich beeile mich, demselben an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.

Zu ganz besonderm Dank bin ich aber den Herren Professor Basti anelli und Dr. Dionisi, sowie dem Director des Heiligengeist-Hospitals in Rom, Pro- fessor Marchiafava verbunden. Während letzterer mir das reiche Material seines Krankenhauses für meine Studien zu benutzen gestattete, verdanke ich es der freundlichen Anregung und Unterweisung der beiden Erstgenannten zunächst, wenn ich meine Untersuchungen in Kamerun mit einiger Sachkenntniss be- ginnen konnte. Es ist mir eine ehrenvolle Pflicht, das hier ausdrücklich auszu- sprechen.

2) Ich möchte hier bemerken, dass ich gegenüber den Versuchen, die „Quartanparasiten“ von den „Tertianparasiten“ auf Grund des bisher Erbrachten,

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Ob im einzelnen Falle anstatt einer einfachen Malariafieberattaque ein Schwarzwasserfieber ausbricht, das hängt, die Infection mit dem Afrikaplasmodium vorausgesetzt, ausser der örtlichen und zeitlichen, wesentlich von der persönlichen Disposition ab.

Das Wesen der örtlichen Disposition mit bestimmten Bodenver- hältnissen in Zusammenhang zu bringen, oder die zeitliche von beson- deren meteorologischen Erscheinungen abhängig zu machen, war wäh- rend der Zeit meiner Beobachtungen unmöglich.

Nur das schien im Allgemeinen bemerkbar, dass an den Lokali- täten, wo die uncomplicierten Fieber besonders häufig und schwer sind (zum Beispiel auf der Jossplatte und dem angrenzenden Fluss- ufer), auch die Schwarzwasserfieber öfter Vorkommen. Weiter sah man in den Uebergangsperioden von der Trocken- zur Regenzeit und umgekehrt, w7o fast täglich Regengüsse mit heller Sonnenbestrahlung wechseln, so dass eine besonders lebhafte Wasserverdampfung vom Boden aus stattfindet, die Schwarzwasserfieber mit den einfachen Ma- lariafällen zugleich sich vermehren. Manchmal wuchs ihre Zahl un- verhältnissmässig stark, wie im September 1895, als in Kamerun selbst, bei einer europäischen Bevölkerung von etwa 70 Seelen, ausser 30 Erkrankungen an einfacher Malaria, 14 Schwarzwasserfieber vor- kamen. Sonst war das Verhältniss nach Friedrich Plehn (4) 1 : 11 12, vom März 1893 bis September 1894, während meiner Beobachtungszeit October 1894 bis März 1896 1 : 8,5, wobei noch besonders ins Gewicht fällt, dass diese letzten Zahlen nur der Statistik von Beamten und Soldaten entnommen sind, also auch die schwächsten Malariafieber mitgezählt wurden. Das Zahlenverhältniss war 43 : 368.

als feststehenden Typus zu trennen, sehr skeptisch bin. Auch kann ich Manna- berg (9) bei seinem Unternehmen, die kleine Parasitenform im obenbezeichn eten Sinne in drei Unterabtheilungen zu scheiden, nicht folgeleisten, sondern möchte annehmen, dass es sich um das Vorhandensein nur einer, oder gleichzeitig zweier Generationen des kleinen Estivo-autumnalis-typ’s handelte, der nach Ort, Zeit und individuellen Eigenthümlichkeiten seines Wirtlies einigermaassen variiren dürfte. Celli und Marchiafava (37) sowie van der Scheer (32) scheinen sich bereits dieser Ansicht zuzuneigen, und vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, dass die Zusammengehörigkeit aller der verschiedenen Gestalten als Glieder einer veränderlichen Species wird erwiesen werden, indem sich die Uebergangs- formen und Zwischenstufen finden.

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Die Hauptrolle spielt die persönliche Disposition. Das be- weisen schon die zahlreichen Erkrankungen und selbst Todesfälle von Afrikanern, lange nachdem sie nach Europa zurückgekehrt sind. Fälle, wie sie Friedrich Plehn berichtet, wo Besucher von Kamerun nach einigen Wochen ihre Fieberreihen mit einem Schwarzwasserfieber anfangen (4), zeigen, dass entweder eine weitgehende Disposition zum Blutzerfall schon von Hause mitgebracht werden kann, oder dass die Infektion unter besonderen Umständen eine solche Wirkungskraft er- langt, dass sie auch über eine widerstandsfähige Blutconstitution triumphirt. Ich habe Aehnliches nicht beobachtet, sondern, wie auch Fisch, immer wieder gefunden, dass ein Schwarzwasserfieber inner- hall) der sechs ersten Monate Kamerunaufenthalt zu den Seltenheiten gehört. Trat es schon so früh auf, so gab eine sehr grosse Zahl sehr irrationell behandelter einfacher Fieber eine Erklärung dafür; denn, abgesehen von der Länge des Aufenthalts an der afrikani- schen Westküste, ist es eine grössere Zahl durchgemachter Fieber, welche hier früher oder später, wohl stets die individuelle Disposition schafft. Sehr verbreitet ist die Anschauung, dass reich- licher Chiningebrauch’ eine solche Veranlagung befördere, und man hat infolge dessen manchmal mit einer gewissen Chininscheu, auch bei gewöhnlicher Malaria zu kämpfen.

Ich konnte für die Berechtigung obiger Annahme keine Anhalts- punkte gewinnen, und möchte nur dringend empfehlen, jede uncom- plicirte Malaria nach (len oben (largelegten Grundsätzen mit Chinin thunlichst gründlich zu vernichten. Das ist in erster Linie ein Mittel, um zu verhüten, dass sich Neigung zum Blutzerfall entwickelt. Der oben besprochenen Chininprophylaxe dürfte es in diesem Sinne Vorbehalten sein, hier noch eine Rolle zu spielen.

Chronisch Inficirte gelten auch als disponirt für Schwarzwasser- fieber, wenn Temperatursteigerungen bei ihnen nur in geringer Höhe und selten Vorkommen, während der Hämoglobingehalt des Blutes trotzdem bis unter die ITäfte, ja in einem Falle bis auf ein Drittel des Normalen sinken kann. Selbst Bastianei li (15) vermuthet einen Zusammen- hang zwischen der durch chronische Malariainfection entstandenen Anämie und dem Schwarzwasserfieber. Ich konnte nicht finden, dass besonders stark Anämische wesentlich mehr bedroht seien. Jedenfalls

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sind die Wenigen, bei welchen der Hamoglobingehalt des Blutes die in Kamerun auch bei bestem Wohlbefinden, gewöhnliche Reduction auf 3/4 ~/g des Normalen nicht ganz erfährt, keineswegs gesichert. Immerhin wird es gut sein, schwere derartige Anämien zu bekämpfen, denn dass die daraus entstehenden kachektischen Zustände schliess- lich perniciösen Fiebern den Boden bereiten können, ist kaum von der Hand zu weisen. Ich hatte hier den besten Erfolg mit Chinin wieder fünftägig ä x/2 S gegeben, sei es combinirt mit Arsen und Eisen oder nicht.

Als Beispiel diene folgender Fall:

S., Bureaubeamter, anfang der Zwanziger, herkulische Gestalt; bei seiner Ankunft rosiges Gesicht; war vom 13. III. 1895 VII. 95 auf der Jossplatte thätig, ohne Fieber zu bekommen und wurde dann nach Victoria versetzt, Hier leichtes Fieber; ungefähr vier Wochen darauf ein zweites. Nahm kein Chinin. Ich sah ihn Ende Sept. 95 in Victoria; inzwischen hatte er kein Fieber wieder gehabt. S. machte einen äusserst schlaffen, indolenten Eindruck; Gesichtsfarbe livid-eya- notisch; Tremor von Gesichtsmuskeln und Händen; sonst keine Störungen des peri- pheren Nervensystems nachzuweisen , doch scheint S. geistig nicht ganz normal und ist zu geistiger Arbeit unfähig. Keine Oedeme, Unterschenkel mit Ulcerationen bedeckt (klimatische Erkrankung). Keine Lues. Kein Alkoholismus. Innere Organe gesund, nur Milz eben nachweisbar vergrössert. Appetit sehr wechselnd, ebenso Stuhlgang. S. liegt meist zu Hause auf dem Bett oder dem Sopha und ar- beitet selten.

1. X. Ins Hospital zu Kamerun aufgenommen. Zustand unverändert. Hlimo- globinprocent des Blutes 36,5 *). Arsen und Eisen.

11. X. Einmaliger kurzer Fieberanfall. Höchste Temperatui 39,6; nach Ab- fall lx/2 g Chinin; am nächsten Tage 1 g Chinin. Blieb fieberfrei und wird bald darauf entlassen. Ende Oktober kleines Fieber, hat kein Chinin genommen.

2. XI. Beingeschwüre verheilt, Gesichtsfarbe fahl. Allgemeinbefinden ziem- lich gut. Hb-pCt. 33.

8. XL Kopfschmerzen. Temp. morgens 38,3, Hb-pCt. 33. Im frischen Blut neben ausgebildeten Halbmonden eine Parasitengeneration, etwa in der Mitte der Entwickelung. (Die Urheber des beginnenden Anfalls sporuliren in den inneren Organen.) Dementsprechend am 9. XL zweiter leichter Anfall. Jedesmal nach Sinken der Temperatur 1 g Chinin ; dann weiter fünftägig x/2 81 während mit Eisengebrauch fortgefahren, das Arsen aber fortgelassen wird.

15. XL Hb-pCt. 43.

1) Wenn hier und weiter der Hämoglobingehalt zuweilen bis auf x/a pCt. - ich werde in Zukunft Hb-pCt. abkürzen angegeben wird, so kommt es daher, dass stets das Mittel von mindestens 2 von einander unabhängigen, gleichzeitigen Bestimmungen mit 2 Apparaten genommen wurde. Eine Genauigkeit bis auf2pCt. wird sich auf diesem Wege stets erreichen lassen. Meist ist dieselbe grösser.

25. XI. Hb-pCt. 59,5. S. isst und trinkt mit bestem Appetit.

1. II. 96. Hb-pCt. 61,5. 30. III. 96: Braucht noch immer sein Chinin fort, sieht völlig verändert aus und befindet sich ausgezeichnet. Fieber hat er nicht wieder gehabt. Hb-pCt. 65.

Irgend eine schädliche Wirkung von solchen massigen gegen chronische Infection und Anämie gebrauchten Chiningaben sah ich nie- mals, wenn dieselben bei völligem Wohlbefinden zu Zeiten gegeben wurden, wo die Parasiten im cirkuli reu den Blute fehlten und die Temperatur normal war. Demgegenüber wurden bei 48 von 55 Schwarzwasserfiebern die Attaquen direct durch eine Chiningabe von 1/2 iy2 g ausgelöst, welche ein Kranker nach ty- pischem Fieberanfall oder wegen „Krankheitsgefühl“, resp. „Unwohl- sein“ genommen hatte. In drei der übrigen Fälle liess sich das Chinin als Gelegenheitsursache ausschliessen; in 2 Fällen ist darüber nichts aufgezeichnet. Jedenfalls spielt das Chinin ausser den von F riedr. Plehn (4) angeführten Anlässen als Gelegenheitsursache eine hervor- ragende Rolle in der Aetiologie des Schwarzwasserfiebers.

Stendel (6) sagt da: Die kleinen Chininmengen stellen ge-

wissermassen ein Reagenz auf die Erreger des Schwarzwasserfiebers dar, indem sie dieselben aus einem inactiven Zustande herausstören. In Action versetzt, sollen die Parasiten dann erst durch Gaben ver- nichtet werden, welche „die Grenzen der Chininvergiftung streifen.“ Wenn man, wie ich, die Specificität der Erreger des Schwarzwasser- fiebers leugnet, so muss man sich gegen den Stendel’schen Erklärungs- versuch ihres Zusammenwirkens mit Chinin von vornherein ablehnend verhalten. Mein Standpunkt steht dem Murris näher. Ich nehme an, dass durch die Einwirkung gewisser Formen des Malariagiftes die rothen Blutkörperchen Disponirter in ihrer Constitution derart verändert werden können, dass sie dem Angriff mannigfacher Schädlichkeiten, vor allem aber dem specifischen Einfluss des Chinins, nicht stand- zuhalten vermögen. Der Umstand, dass ich im Gegensatz zu Murri in einzelnen Fällen, wie erwähnt, eine deutlich verminderte Wider- standskraft der Erythrocyten gegen gröbere äussere Schädlichkeiten fand, konnte diese Auffassung nur befestigen.

Die zweite Stendel’sche Behauptung ist eigentlich schon durch Friedrich Plehn (4) und Kohlstock (5) an der Hand der Statistik

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•widerlegt worden, welche zeigt, dass die Behandlung des Schwarz- wasserfiebers ohne Chinin bessere Resultate liefert. Auch meine Statistik ergiebt dasselbe. Demgegenüber bezweifelt Stendel den Wert einer (naturgemäss) kleinen Statistik und vermuthet wenigstens zuletzt (Kolonialzeitung), dass die Schwarzwasserfieber in Kamerun leichter seien, als in Ostafrika, eben weil sie ohne Chinin heilten.

Mir scheint imGegentheil aus Steu d el’s eigenen Krankengeschichten hervorzugehen, dass der Blutzerfall bei seinen Patienten eine Neben- rolle spielte, auch wenn er länger anhielt als in Kamerun. Wie weit für den schweren Krankheitsverlauf direkt das Chinin verantwortlich zu machen ist, welches Stendel bis zu 123 g in 23 Tagen und 8 bis 10 g pro die gab darüber mag Jeder sich seine eigene Ansicht bilden. Die Krankengeschichten No. 6 und No. 13, wie einige von Bastianei li (15) bestätigen jedenfalls, was alte Westafrikaner auch sonst nach Erfahrung am eignen Leibe erzählen: dass Fieber und Hämoglobinurie bei Chiningebrauch viele Tage und selbst Wochen dauern können. Dagegen währte in 27 meiner Fälle, wo sich das einigermassen genau feststellen Hess, das Fieber durchschnittlich 21,5 Stunden, die Hämoglobinurie 35 Stunden; von einem Fall (No. 22) abgesehen, der bis zu seinem Tode fieberte, betrug die maximale Dauer des Fiebers 48, der Hämoglobinurie 72 Stunden

Ob deshalb das Kamerun-Schwarzwasserfieber als das leichtere anzusehen ist, das mag zunächst das Folgende zeigen: Nach der

neuerdings seitens des „Auswärtigen Amtes“ aufgestellten amtlichen Statistik sind seit Gründung der Colonie Kamerun bis jetzt (1. Febr. 1896) 164 Beamte und Europäische Soldaten hier thätig gewesen, wenn man diejenigen abrechnet, welche nach weniger als sechs Monaten durch gewaltsamen Tod oder wegen moralischer Unzulänglichkeit aus- schieden. Von diesen starben im ganzen 25 nach einer durchschnitt- lichen Dienstzeit von 15,4 Monaten; und zwar an Schwarzwasserfieber 16, an Malaria (hämaturisch ??) 7, an Durchfall 1, 1 in Lagos, offen- bar auch an Malaria. Es schieden ferner wegen Krankheit, als dauernd tropendienstunfähig, resp. ohne nach Afrika zurückzukehren, 49 aus, nach durchschnittlich 14,1 Monaten. Davon infolge Schwarzwasser- fiebers 14, infolge von Malaria (hämaturisch??) 18. Da nur kern- gesunde, ärztlich untersuchte Leute in den Kameruner Colonialdienst

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treten, wird man die Leiden, welche die übrigen 17 zur Heimkehr nötigten, als: Oedeme, Nervenaffectionen, Nierenentzündung etc., auch fast sämmtlich auf Malaria, und zum Theil Schwarzwasserfieber zurück- führen müssen; das um so mehr, als andere Erkrankungen, auch Dysenterie, hier für den Europäer, verglichen mit Malaria, kaum eine Rolle spielen. Von den bleibenden 90 Europäern schieden 11 aus den verschiedensten dienstlichen und persönlichen Gründen aus, ehe sie 18 Monate hier waren; 27 befinden sich seit weniger als einem Jahre in der Colonie. Die bleibenden 52 hatten eine durchschnittliche Dienstzeit von 2 Jahren, welche zwischen l1/, und 3 Jahren schwankte. Nach genossenem Heimatsurlaub zurückgekehrt waren zur Zeit dieser Aufstellung (1. Febr. 1896) aber nur 18, allerdings einige mehrmals. Es war also nicht der dritte Theil der Angestellten die vertragsmässigen zwei Jahre im Kamerungebiete thätig, und zwar hauptsächlich infolge der Wirkungen von Schwarzwasserfieber. Eine Statistik über die ent- sprechenden Verhältnisse in Ostafrika ist mir hier nicht zugänglich, aber nach dem Eindruck, welchen man durch das erhält, was man erfahren kann, spielt das Schwarzwasserfieber dort lange nicht diese verderbliche Rolle.

Weiteres möge man den folgenden Krankengeschichten entnehmen, die das Material kurz wiedergeben, welches diesem Teile meiner Aus- führungen zu Grunde liegt.

1. K., Bureaubeamter. Herkulische Gestalt. Seit 7 Monaten (April 1894) in Kamerun, hat oft Fieber gehabt. Nahm am 25. und 26. X. wegen leichten Fiebers je 1 g Chinin.

27. X. morgens wieder. 11 h. a. Schüttelfrost, Erbrechen, Temp. 40, 8. Icterus. Milz 18: 11 cm; Leber nicht vergrössert oder druckempfindlich. Urin 70 ccm, dunkelkirschroth, durchscheinend; auf dem Filter zahlreiche Nieren- cylinder. Beim Kochen erstarrt die ganze Flüssigkeitssäule. Im frischuntersuchten Blut einzelne Jugendformen von Parasiten.

28. X. 9 h. a. Temp. 37,2. Allgemeinbefinden besser. Der Icterus hat zu- genommen. Das Erbrechen dauert fort. Urinmenge fast 1 Liter; Farbe heller. 1/5 Vol. Eiweiss ’). Im Blut keine Parasiten.

29. X. Zustand wie gestern. Höchste Temp. 37,6. Urin reichlich; nach- mittags wieder normal gefärbt; enthält y8 Vol. Niederschlag und Nierencylinder.

1) Vs Vol. soll bezeichnen, dass die Menge des etwa 3 Stunden nach dem Kochen mit einigen Tropfen Essigsäure mittels einer kleinen, dem Reagensglas angelegten Scala gemessenen Coagulum Vs des Volumen der ganzen Flüssigkeits- menge betrug. Ich werde weiter so abkürzen.

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15. XI. Die Temperatur erreichte inzwischen mit kurzen Unterbrechungen noch täglich für einige Zeit 38° C. Der Icterus hat abgenommen. Eivveiss- und Cylindergehalt des Urins waren niemals ganz verschwunden.

Heute treten bei stark vermehrtem Eiweissgehalt des Urins und Temperaturen bis 40° und mehr von Neuem Parasiten auf, die nach Darreichung von 21/, g Chinin intra musculos glüteos, vertheilt auf 2 Tage, mit der Temperatursteige- rung verschwinden. Doch wird Iv. der Nierenläsion wegen, im December heim- gesandt.

2. Frau S., 24 Jahre, Missionarin. Seit Mai 1894 in Kamerun, Hikori-town. 8 Tage nach Ankunft Fieber, das sich alle 3 4 Tage wiederholte und oft mehrere Tage dauerte. Chinin wurde stets nur vorher ä 0,5 g genommen, ohne Wirkung.

14. XI. 94. Fiebergefühl. 10 h. a. 0,5 g Chinin. 1 h. p. Schüttelfrost; wiederholt Erbrechen; hohes Fieber. 2 h. p. Urin schwarzroth, spärlich; 5 h. p. und 10 h.p. nur wenige Tropfen ; dick-schwarz; dann kein Urin bis 15. XI. 7 h.a. da 160 g, schwarzbraun gefärbt. 8 h. a. Temp. noch 39,4. Schwerer Icterus. Milzdämpfung 16*/2 : 11 cm. 4 h. p. 100 g Urin unter Brennen entleert 1/3 Vol. Coagülum beim Kochen mit Essigsäure.

16. XI. 8 h. a. 210 ccm Urin. 1/i Vol. Niederschlag; einige Cylinderfrag- mente. Farbe heller. Temp. 37,5; Haut dunkel citronengelb.

17. XI. Abends Urinmenge 600 ccm. Urin nicht mehr hämoglobinhaltig.

19. XI. Urinmenge normal; Eiweiss und Cylinder verschwunden. Icterus

verblasst. Temp. für kurze Zeit 38,0.

24. XI. Temp. 39,1; 1/2 g Chinin nach Abfall.

25. XI. Temp. bis 39,6; 1 g Chinin nach Abfall.

26. XI. Temp. blieb normal und S. hatte trotz grosser Anämie eine rasche Reconvalescenz.

Sie befand sich dann weiter wohl und concipirte. Ein kleines Fieber im Ja- nuar 1895 wurde nicht ärztlich behandelt. Juni 1895 infolge von Verletzung Abortus; im Anschluss daran Schwarzwasserfieber und Tod nach 3 Tagen (von anderer Seite behandelt).

3. Frau. C., 27 Jahre alt, zart gebaut. Seit 32 Monaten in Kamerun; da- zwischen 2 in Aburi, Goldküste (Erholungsstation). Hat nur leichte Fieber in ge- ringer Zahl gehabt.

19. XH.94. Uebelbefinden, daher 20. XII. bei normaler Temperatur morgens 0,5 g Chinin genommen. 3 h. p. Schüttelfrost; Temp. 40,7; 5 h. p. Erbrechen; Urin schwarzroth. 8 h. p. Temp. 39,0.

21. XII. 7'/2 h. a. Temp. 37,0. Lippen farblos. Haut und Sklera citronen- gelb. Gallenbrechen. Ilb-pCt. 55. Blutkörperchen 2896000. Schwacher, aus- setzender Puls.

300 ccm Urin seit 20. XII. 5 h. p. ; derselbe enthält beim Kochen 3 * * */i Vol. Coagulum und ist dunkelblutroth gefärbt ; keine Nierencylinder.

22. XII. Temperatur blieb normal. 6 h. a. Haut gelbgrau; Puls besser; Gallenbrechen. Urinmenge 36 ccm; Farbe etwas heller; x/3 A7ol. Niederschlag. Keine Cylinder. Hb-pCt. 40; Blutkörperzahl 2648000. 6 h.p. Urinmenge 25 ccm.

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23. XII. Temperatur normal. Grosse Schwäche und Unruhe. Urinmenge 6 h. a. = 0 ; 8 h. a. 55 ccm. Bedeutend heller, bräunlichgelb. Keine C'ylinder. 1/3 Vol. ungefärbter Niederschlag. Blutkörperzahl 2208000.

24. XII. Haut fahlgrau; Gallenbrechen dauert an. Urin noch spärlich, schmutziggelb; 3/s Vol. Coagulum. Keine C'ylinder. Hb-pCt. 26. Blutkörperzahl 1 280000.

25. XII. Temperatur subnormal; sonst Zustand wie gestern. Blutkörperzahl

1 120000.

26. XII. Schwächeanfälle. Unstillbares Gallenbrecben. Urinmenge 6 h. a. bis 6 h. p. 122 ccm. 1 5 Vol. Niederschlag. Hb-pCt. 33. Blutkörperzahl 1920000.

27. XII. Erbrechen lässt nach. Seit gestern 107 ccm Urin, die grünlichgelb aussehen, nur noch Spuren von Niederschlag. Hb-pCt. 33. Blutkörperzahl 2032000.

28. XII. Urin reichlicher. Beim Kochen mit Essigsäure leichte Trübung. Hb-pCt. 33. Blutkörperzahl 2570000.

Die Blutkörperzahl nahm in der Folge weiter zu; bald auch der Hämoglobin- gehalt; die Urinmenge vermehrte sich und der letzte Rest von Eiweisstrübung ver- schwand rasch; ebenso der Brechreiz.

Zu Anfang Januar 1895 wurde die Reconvalescenz noch mehrfach durch schwere Nasenblutungen aufgehalten, die die Blutkörperzahl vorübergehend zu- rückbrachte; doch konnte Bat. am 14. Februar mit 66 Ilb-pCt. aus dem Kranken- haus entlassen werden, um ihren Hausstand zu übernehmen. Im April 1895 kehrte sie nach Europa zurück, ohne bis April 1896 Fieber gehabt zu haben.

4. T., Kaufmann, etwa 30 Jahre alt, kräftig; war früher 3 Jahre in Lagos und Porto-Novo thätig und kam im September 1894 nach halbjährigem Heimaths- urlaub nach Kamerun. Hier hatte er einige leichte Fieber, die er mit unregel- mässigen kleinen Chininmengen behandelte; früher bei seinem ersten Aufenthalt in Afrika machte er zweimal schweres Schwarzwasserfieber durch.

28. I. 95. Leichter Fieberanfall. Nephritis. Urin dunkel; enthält kein Hä- moglobin; setzt aber beim Kochen 1/i Vol. ungefärbten Niederschlag ab; auch enthält er C'ylinder.

30. I. Gestern Befinden besser. Heute etwas Fieber; Urin aber heller und eiweisslrei. Im Blut Malariaparasiten.

31. I. 11 h. a. bei 36,8 Temp. und völligem Wohlbefinden 1,2 g Chinin. Abends Schüttelfrost, Kopfschmerz. 83U h. p. Temp. 40,9. 400 g dunkelblut- rother Urin. Gallenbrechen.

1. II. 6. h. a. Seit gestern abend 300 ccm leuchtend rubinrother Urin; der- selbe enthält keine Cylinder, Blutkörper etc. und scheidet beim Kochen mit Essig- säure 1/6 Arol. schwarzbraunen Niederschlag ab. Leichter Icterus.

9 h. a. Temp. 39,9. Urin gelbbraun, klar; 1/5 Vol. Coagulum; Nieren- cylinder. Noch einen Parasiten gefunden.

6 h. p. SOOccm Urin, von der gleichen Beschaffenheit, wie morgens. Temp. 37,6 0 C.

2. II. Temperatur und Urinmenge normal; Urin eiweissfrei. Icterus ver- schwunden.

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6. II. Rasche Reconvalescenz. Hb-pCt. 38.

14. II. Hb-pCt. 47. Erholungsreise zur See.

27. III. Ilb-pCt. 55 (kürzlich leichtes Fieber).

23. IV. Hb-pCt. 60. Hatte seitdem bis März 1896 nur sehr selten mit leich- ten Fiebern zu tliun.

5. G., Kaufmann, 25 Jahre, ausserordentlich kräftig. Seit März 1893 im Kamerungebiet; bis März 1894 etwa 1 4 tägig Fieber; dann immer 1 2mal Chinin nach Gutdünken. März 1894 schweres Schwarzwasserfieber, was unter Chininge- brauch mehrere Tage dauerte; fieberfrei bis December 1894; dann wieder häufig erkrankt und Chinin genommen bis Februar 1895.

3. II. 95. Fieber, Chinin.

4. II. Schüttelfrost; blutig gefärbter Urin. 5 h. p. Temp. 40,2. Kopf- schmerzen, Erbrechen.

5. II. 8 h. a. Neuer Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Gallenbrechen. Urin- menge seit gestern 140 ccm, Farbe dunkelbraunroth, spec. Gew. 1010, enthält 1/6 Vol. charakteristisch gefärbten Niederschlag. Keine Cylinder. IIV2 h. a. Temp. 38,4. Urin wieder dunkler. 4V2 h. p. Temp. 37,4. Urin bedeutend heller gefärbt.

6. II. Temperatur normal. Urin bernsteinfarben, eiweissfrei; enthält ver- einzelte Epitheleylinderbrocken. Hb-pCt. 52.

14. II. Rasche Besserung. Hb-pCt. 53 (war inzwischen wohl noch erheblich geringer gewesen).

22. II. Hb-pCt. 80!!

24. II. Hb-pCt. 84. Erstes kleines Fieber im Juli 1895; März 1896 noch beim besten Wohlbefinden hier thätig.

6. v.P., alter Afrikaner, hatte ungezählte Fieser und auch mehrere Schwarz- wasserfieber an der Westküste schon durchzumachen. Eins davon dauerte bei Chininbehandlung 3 Wochen, eins 14, eins 10 Tage. Seit December 1894 in Ka- merun.

I.

Bis 4. II. 95 einige leichtere Fieber, letztes am 3. II.; danach am 4. II. morgens l1/2 g Chinin; 1 h. p. dreistündiger Schüttelfrost, hohes Fieber, Er- brechen. 5 h. p. Urin dunkelbraunroth, enthält 1/8 Vol. charakteristisch gefärbten Niederschlag. 10 h. p. Temp. noch 38,4.

5. II. Temp. normal. Urin eiweissfrei, keine Cylinder. Leichter Icterus. Rasche Reconvalescenz.

II.

19. II. Fiebergefühl. 1 g Chinin vormittags; nachmittags Schüttelfrost. Temp. 40° C. Urin „ganz dunkel“ (bin abwesend). Abends Fieberabfall.

20. II. morgens fieberfrei, Wohlbefinden. 1 g Chinin. IIV2 h. a. IV2 Stun- den Schüttelfrost. Temp. 40,4. Urin dunkelrubinroth. Abends Urin gelbbraun. Fieberabfall. Icterus.

21. II. morgens Temp. normal. Urin eiweissfrei. Spec. Gew. 1030.

28

III.

5. III. Unwohlsein. Fiebergefühl.

6. III. morgens Temp. normal. Wohlbefinden. Nimmt gegen ärztlichen Rath IV2 g Chinin. 12 h. in. Schüttelfrost. Temp. über 40° C. Gallenbrechen. Urin tiefschwarz, spärlich. Abends nach hydropathischen Maassnahmen Temp. 38,5; steigt unter Frieren sofort wieder bis 39,9. Gallenbrechen. Schwerer Icterus. Grosse Unruhe.

7. III. morgens Temp. 39,0. Urin unverändert bis 4 h. p., wo er aufhellt. 9 h. p. bereits gelbbraun, eiweissfrei. Temp. normal. Gallenbrechen hält an. Durchfall.

8. III. Temp. unter 37,0. Durchfall dauert fort. Erbrechen lässt abends nach. Icterus verblasst.

9. III. Die Reconvalescenz will nicht eintreten. Die Urinmenge sinkt auf 200 300 ccm pro Tag, das spec. Gew. auf 1005, während sich beim Kochen mit Essigsäure nur eine leichte Trübung bildet; reichlicher Schleimgehalt des Urins; auf dem Filter nur einige Epithelien der gröberen Harnwege; keine Cylinder oder Nierenepithelien.

Erst am 15. III. steigt die Diurese wieder, um am 20. die Norm zu über- schreiten. Spur von Trübung beim Kochen noch nachzuweisen. Das Erbrechen tritt wieder auf; der Kranke geniesst nichts. Schlaflosigkeit.

17. III. Hb-pCt. 59.

27. III. Hb-pCt. 50. Mehrwöchentlicher Luftwechsel führt rasch zu völliger Herstellung.

IV.

23. VIII. Leichtes Fieber in Edea (Sannaga).

24. VIII. morgens bei völligem Wohlbefinden und normaler Temperatur 1 g Chinin; 2 Stunden später Schüttelfrost; Temp. 40,5; Erbrechen; blutig gefärbter Urin. Zustand dauert den 24. und 25. unverändert. Icterus.

Seit 26. VIII. fieberfrei.

V.

4. IX. Fieber. Im Blut spärliche, pigmentirte Parasiten von Vs der Grösse eines Erythrocyten. Fieberabfall gegen Abend.

5. IX. Bei völligem Wohlbefinden und normaler Temperatur 1 g Chinin. U/2 Stunden später Schüttelfrost, Fieber, Erbrechen; nach 2 Stunden Abfall auf 38,0; dann neuer Schüttelfrost undAnstieg über 40°C.; Urin schwarzroth; 9 h.a. dritter Schüttelfrost, doch hat der Urin schon wieder gelbbraune Farbe angenom- men; spec. Gew. 1024; geringer Niederschlag beim Kochen. Icterus. Im Blut finden sich keine Parasiten mehr.

6. IX. Erbrechen. Gastritis. Enteritis. Insomnie. Temperatur und Urin völlig normal. Langsame Erholung.

13. IX. Hb-pCt. 59.

VI.

16. IX. Fühlt sich elend und fiebrig. Im Blut kleine ringförmige Amoeben von ‘/io der Grösse eines rothen Blutkörperchen (2. Generation die ältere sporulirt in den inneren Organen). Ein Stunde später Temp. 39,2; Anstieg ohne Frost; bald Schweiss.

29

IT. IX. 12 h. nachts durch Schüttelfrost erweckt; Erbrechen, dann Sch weiss. 1 h. a. Urin schwarzroth ; Vs Yol. Niederschlag. 6 h. a. Urin braunroth; Vs Vol. Coagulum. 9 h. al Temp. 36,3. Leichter Icterus, grosse Schwäche. Urin hell, zeigt nur eben erkennbare Trübung beim Kochen mit Essigsäure. Spec. Gew. 1024. IU/2 h. a. Schüttelfrost, Beklemmungen, schwere Cyanose, Temp.

40.3, dabei Puls kräftig, 80! Urin wieder schwarzroth, bei auffallendem Licht schwarz. Spec. Gew. 1024, enthält 1U Yol. Niederschlag. 7 h. p. Temp. 37,1, Schwächezustände; Urin ohne Spur von Eiweiss, gelbbraun.

18. IX. Temp. bleibt normal, Urin eben so, spec. Gew. 1023. Hb-pCt. 46.

23. IX. Reconvalescent wird auf See geschickt und erholte sich trotz einiger kleiner, ohne Chinin durchgemachter Fieber soweit, dass er Ende Oc.tober bei leidlichem Wohlsein Heimathsurlaub an treten konnte.

Fieber oder Schwarzwasserfieber hat er bis März 96 nicht wieder gehabt.

7. P., Kaufmann, Anfang der Zwanziger, kräftig gebaut; seit 3V2 Jahren in Kamerun. Während der ersten 3 Jahre war P. auf einer Hulk thätig, ohne über- haupt Fieber zu haben. Vor 4 Monaten wurde die Factorei an’s Ufer verlegt; 3 Monate später Fieber, das sich allwöchentlich wiederholte und jedesmal mit „etwas Chinin“ bekämpft wurde.

22. II. 95. Wieder Fieber; gegen Mittag „etwas“ Chinin genommen. Nach- mittags Urin dunkel, Erbrechen, Fieber (kein Frost). 8 h. p. Urinmenge 150, Farbe schwarzroth, spec. Gew. 1018, bildet 3/& Vol. Coagulum. Temp. noch 38,2. Milz und Leber nicht nachweisbar vergrössert.

23. II. Seit gestern Abend 650 ccm Urin, spec. Gew. 1019, Farbe noch dunkler wie gestern, 1/3 Vol. Niederschlag, keine Cylinder. 12 h. m. Temp.

38.3. Icterus. Im Blut keine Parasiten. Hb-pCt. 53. 3 h. p. Schüttelfrost. Temp. 38,2. Puls 125.

24. II. Seit gestriger Messung 200 ccm Urin, spec. Gew. 1018, Farbe braun- roth, V 6 Yol. Coagulum, keine Cylinder. Temp. 37,0. Starker Icterus.

25. II. Der Urin ist noch spärlich, kaum verfärbt, spec. Gew. 1018, 3/s Yol. Eiweiss, zahlreiche Cylinder. Temp. 36,7. Hb-pCt. 50.

26. II. Urin reichlicher, eiweissfrei. Temp. blieb normal. Icterus fast ver- schwunden.

P. kehrte kurz darauf nach Europa zurück und hatte dort zwei leichte Fieber. Seit Herbst 95 ist er wieder in Kamerun und hat bis jetzt kein Schwarzwasser- lieber gehabt.

8. P., Kaufmann, 23 Jahre alt, sehr grosser starker Mensch, dessen blasse Gesichtsfarbe auffällt. P. ist seit 9 Monaten in Kamerun thätig und hat nur wenige leichte Fieber gehabt, nach welchen er je 1 g Chinin zu nehmen pflegte.

21. III. Kopfschmerz und Uebelbefinden.

22. III. Morgens bei völligem Wohlsein und normaler Temperatur lg Chinin. Nachmittags Frost, Erbrechen, Fieber, blutiger Urin. Milz überragt den Rippen- bogen fingerbreit.

23. III. Urin grünlich braunroth, spec. Gew. 1028, Vis Vol. Coagulum. 4 h. p. 150 ccm Urin von dunkelrubinrother Farbe und 1024 spec. Gew. Leichter

30

Icterus. Temp. 37,6. Abends 280 ccm Urin von der gleichen Beschaffenheit. Temp. 36,4.

24. III. Urin eiweissfrei. Seine Menge wächst rasch, obwohl das spec. Gew. sicli auf 1028 hält.

27. III. Hb-pOt. 69.

31. III. Wieder Fieber bis zum 7. IV.; tägliche Steigerungen bis auf 40° C. Chinin zunächst nicht riskirt. Phenolcoll, täglich zu 4 g, erweist sich als völlig- nutzlos.

Am 7. IV. wird der Zustand durch einmalige intramusculäre Injection von 1 g Chinin beendet. v

10. IV. Hb-pCt. 53. P. wird an die See geschickt.

II.

30. V. P. hat sich inzwischen wohlgefühlt und kein Chinin genommen. Heute weniger frisch, nachdem er bei glühender Hitze ein Leichenbegängniss mit- gemacht hat. „Zur Sicherheit“ 1 g Chinin gebraucht. 3 Stunden später dunkler Urin. 4 Stunden später Schüttelfrost, Temp. 41,8; Erbrechen. Furchtbare Dyspnoe (so dass auf Fremdkörper im Kehlkopf gefahndet wurde).

31. V. Temp. normal, die Hämoglobinurie dauerte im Ganzen 3 Tage: dann zunächst Besserung, doch werden fortgesetzt nur 300 bis 500 g Urin pro Tag entleert.

6. VI. sah ich P. zuerst. Derselbe zeigt gelblich-livide, cyanotische Haut- farbe und wird von schwerster Athemnoth gepeinigt, welche durchaus den All- gemeineindruck cardialen Asthmas macht und den Kranken zwingt, hochaufge- richtet im Bette zu sitzen. Die Herzdämpfung ist nicht verbreitert; über den Ostien unbestimmte systolische, als anämisch gedeutete Geräusche. Pulsschlag unregelmässig, klein, celer; Arterie auffallend leer. Ueber dem unteren Lungen- rand rechts Dämpfung; Athmungsgeräusche rein. Temp. 37,3. Gesicht erscheint etwas gedunsen; sonst keine Oedeme. Ilb-pCt. 33. Zuweilen Würgen und Er- brechen. Urinmenge seit 24 Stunden 60 g, spec. Gew. 1012, 2/s Vol. Eiweiss. Morphium und Chloral selbst zu 0,03 und 3 g ohne jede Wirkung; Aether-Cam- pher etc.

7. VI. Zustand unverändert; 25 ccm Urin.

8. VI. 572 h. a. Exitus letalis.

Die Obduction ergab ausser schweren Veränderungen der Nieren und massiger Dilatation des sehr schwach entwickelten und stark entarteten Herzens, Äzvergrösserung etc. eine fast infantile, zarte Aorta: 5 cm Umfang an der Klappenbasis, was bei einem Hünen von mehr als 6 Fuss Grösse ein ganz beson- deres Missverhältniss darstellt.

•J. R., Schiffszimmermann, gross und sehr kräftig. Seit 5 Monaten (No- vember 94) in Kamerun. 14 Tage nach seiner Ankunft schweres Fieber, das sich mit unveränderter Heftigkeit sehr oft wiederholte.

3. IV. 95. Seit 2 Tagen Kopfschmerzen, Erbrechen, Magenschmerzen. 12 h. m. mit 40,5 ins Hospital. 2 h. p. Temp. 39,6. R. ist leicht benommen, Milzvergrösserung nicht nachweisbar. Im Blut ausserordentlich zahlreiche, kleinste

31

Ringformen von V20— Vis Blutkörpergrösse; 4—6 in jedem Gesichtsfeld; die Blut- körper sind oft doppelt, und selbst dreifach inficirt. Ausserdem linden sich weniger zahlreich kleine, pigmentlose Amöben von Vs Ve Blutkörpergrösse in lebhafter Bewegung. Die Leukocyten führen viel Pigment. 2 h. p., Temp. gefallen, Schweiss; Blutbefund wie 2 h. p.

4. IV. 11 h. a. Temp. normal. Das Blut giebt denselben Befund, wie gestern, nur sind die Parasiten bedeutend spärlicher. 2 g Chinin intramuskulär. Hb-pCt. 67. 4 h. p. Erbrechen, Temp. 38,0; 5 h. p. Temp. 39,6, Urin dunkel- rothbraun, Coagulum von charakteristischer Beschaffenheit, Parasiten wieder äusserst zahlreich, doch im gefärbten Präparat nur solche von circa Vs Blut- körpergrösse zu finden. 6. h. p. Schweiss, Besserung.

5. IV. 6. h. a. Temp. 38,1; 9 h. p. 37,3. Im Blut kein Parasit mehr. Hb-pCt. 62. Der Urin ist 11 h. a. noch rubinroth mit Vs Vol. Coagulum; 6 h. p. zeigt er hellrothgelbe Farbe, 1006 1007 spec. Gew. und keine Spur von Ei- weisstrübung mehr.

6. IV. Temp. unter 37,0; keine Milzvergrösserung; Allgemeinbefinden gut, Appetit ; Hb-pCt. 60; 9 h. a. enthält das Blut vereinzelte, z. Th. pigmentirte Para- siten von Ve V 3 Blutkörpergrösse.

7. IV. Wohlbefinden, Temperatur normal, kein Chinin, Hb-pCt. 56. Im frischen Blut einige ausgebildete Halbmonde mit ruhendem Pigmentkranz in der Mitte.

11. IV. Hb-pCt, immer noch 56, trotz völligen Wohlbefindens seither; des- halb die erbetene Entlassung verweigert.

13. 16. IV. Wieder Fieber mit täglichen Steigerungen bis über 40° C. und dem gewöhnlichen Parasitenbefund.

Am 15. und 16. IV. nach Temperaturabfall je 0,9 g Chinin intramuskulär.

17. IV. Temperatur normal, Wohlbefinden. 9 h. a. Im Blut keine Para- siten, Hb-pCt. 52.

30. IV. Wieder Fieber ; eine Generation z. Th. pigmentirter Parasiten, IV2 g Chinin; nächsten. Tag fieberfrei, kein Chinin. 3. Tag und 5. Tag wieder je ein rudimentärer Anfall, die mit je 1 g Chinin behandelt wurden.

7. 5. Hb-pCt. 66; auf Wunsch, arbeitsfähig entlassen.

Im Mai und im Juni dann noch je ein kleines Fieber.

25. VI. Hb-pCt. 70.

6. VII. Hb-pCt. 70.

Arbeitete bis März 96 ohne Unterbrechung und hat den Arzt nicht wieder in Anspruch genommen.

10. K., Zimmermann; seit 9 Monaten (Juli 94) in Kamerun hat im August und im Oktober schwere, seitdem einige leichte Fieber gehabt und den Arzt seit Oktober nicht mehr consultirt.

7. IV. Fieber, wie seit mehreren Tagen.

8. IV. Erst besser, dann wieder Erbrechen, Temp. 40,0 und 40,8. Trotz- dem 6 h. p. IV2 g Chinin; 8 h. p. Schüttelfrost, Kopfschmerz, Durchfall. 350 g Urin rubinroth mit Stich ins Braune. Der charakteristische Niederschlag beim Kochen nimmt Vs der Flüssigkeitssäule ein. Spec. Gew. 1028.

32

9. IV. K. fieberfrei, Urin enthält kein Eiweiss mein; spec. Gew. 1024. Der Kranke bleibt fieberfrei, ohne Chinin erhalten zu haben.

Am 11. IV. Hb-pCt. 60.

13. IV. entlassen.

18. IV. Wohlbefinden, Hb-pCt. 65.

II.

24. IV. Befindet sich seit einigen Tagen schlecht und hat auch wieder Temperatursteigerungen. 9 h. a. nimmt er deshalb U/2 g Chinin. 3 h. p. Schüttel- frost,; Temp. 39,5. 5 h. p. Temp. 40,5, Aufregung, Beklemmung, Kurzluftig- keit, Ikterus. Es werden 60 ccm Urin entleert, der bei auffallendem Licht schwarz, bei durchfallendem Licht dunkelrubinroth erscheint und grünlich fluorescirt.

Beim Kochen gerinnt fast die ganze Flüssigkeitssäule. 9 h. p. 950 ccm Urin, gefärbt wie 5 h. p., spec. Gew. Gewicht 1016.

V 2 Vol. Niederschlag beim Kochen mit Essigsäure, der Urin enthält keine Cylinder, nur vereinzelte Epithelien der Harnwege.

25. IV. 6 h. a. Temp.: 37,9, Urin heller, noch schwarzroth, doch mit Stich ins Braune. Hb-pCt. 42. 6 h. p. Urin blassrubinroth mit Stich ins Braune, V s Vol. Coagulum, keine Cylinder. 9 h. p. Urin gelbbraun, eiweissfrei. Temp. 37,1.

26. IV. Temp. 36,5. Urinmenge verringert, spec. Gew. 1018, keine Eiweiss- trübung, keine Formelemente. Hautfarbe sehr blass, doch hat der Ikterus nicht zugenommen.

30. V. Temp. blieb normal, Hb-pCt. 55.

7. V. Hb-pCt. 69.

8. V. Wird K. zum Dienst entlassen und bald darauf nach Victoria versetzt, wo er nach Chinin später noch ein leichtes Schwarzwasserfieber und einige leichte uncomplicirte Fieber hatte, die ohne Chinin heilten. K. wagte es nicht zu nehmen, aus Furcht, wieder Schwarzwasserfieber zu bekommen. Im März 96 ist K. noch in Victoria thätig.

II. E., Missionar, 25 30 Jahre alt. Seit 10 Monaten, Juli 94, in Kamerun. Acht Tage nach Ankunft Fieber, das allwöchentlich wiederkehrt; während der freien 3 4 Tage jedesmal morgens und abends je V2 g Chinin genommen, während der Fiebertage keins. Februar 25 erstes Schwarzwasserfieber, 3 g Chinin genommen, später „noch einige“ Schwarzwasserfieber, die immer mit „be- sonders viel“ Chinin (nach Gutdünken) behandelt wurden.

4. V. Seit 8 Tagen Fieber, Kreuzschmerzen. E. sieht äusserst blass und elend aus. Grosse Schwäche, Milz am Rippenbogen .fühlbar, Urinmenge kaum 500 g in 24 Stunden, Urin von normaler Farbe, erweissfrei (10 h. a.).

Bis zum 7. V. wurden täglich 4 g Phenokoll gegeben (aus Sorge vor dem Blutzerfall bei Chiningebrauch), doch dauert das Fieber an und E. verfällt Zu- sehens. Daher d. 7. V. IIV2 h. a. IV2 g Chinin. 1 h. p. Schüttelfrost und Fieber, 4 h. p. Schweiss und Temperaturabfall. Darauf sofort erneuter Anstieg, 41 2 h. p. 38,4, 6 h. p. 39,4, Schweiss; heftiges Erbrechen, intensiver Ikterus. Seit dem Morgen 50 gUrin von tintenschwarzer Farbe entleert; das Coagulum beim

33

Kochen mit Essigsäure ist tiefschwarz und nimmt fast die ganze Höhe der Flüssig- keitssäule ein. Die Milz überragt den Rippenbogen fingerbreit.

8. V. Haut und Conjunc'tiven intensiv citronengelb, Wangen farblos, Lippen blassviolett, Temp normal. Seit gestern kaum 100 cbcm Urin, der beim Kochen ganz gerinnt und schwarze Farbe zeigt. Die Leber, welehe gestern noch völlig normal erschien, ist heute auf Druck und beim Betasten sehr empfindlich, nicht vergrössert. DasErbrechen dauert fort. AbendsZustand unverändert. Temp. normal.

9. V. Die Leberschmerzen haben abgenommen. Urin fehlt ganz. Brechreiz, Ructus und Singultus, Temp. 36,5 37,0, höchste Temp. abends 37,7. Wie an den Tagen zuvor reichlich dunkelbrauner Stuhl, Hb-pCt. 28,5. Patient erhält täg- lich 1 2 Heissluftbäder nach Quincke unter ärztlicher Aufsicht.

10. V. Nacht sehr unruhig, häufiges Erbrechen, doch wird die flüssige Nahrung z. Th. auch behalten. Puls um 100; Temp. normal; Schweiss ; Ikterus verblasst. Im Ganzen 4 cbcm Urin von gelblich blassgrüner Farbe gelassen, der beim Kochen 9/io Vol. Niederschlag giebt. Auf dem Filter durchaus keine Form- elemente.

11. V. Zustand unverändert, 5 cbcm Urin in 2 Portionen entleert. Abends Brechreiz geringer, Pat. geniesst mehr und schwitzt viel, keine Schmerzen mehr. Höchste Temp. 37,5, Puls 120.

12. V. Höchste Temp. 37,5, 7 cbcm Urin, derselbe hat trübbräunlichrothe Farbe und giebt i/s Vol. Coagulum. Allgemeinbefinden etwas besser, kein Er- brechen, etwas Hering genossen, sehr viel Schlaf infolge von Erschöpfung.

13. V. Zustand unverändert, 7 cbcm Urin mit 4/s Vol. Coagulum, Schmerzen in der Nierengegend, Priessnitz.

14. V. Wie gestern; Gesicht ödematös; die 7 cbcm Urin enthalten einige verfettete Nierenepitlielien und Epithelien der Harnwege, keine Cylinder.

15. V. Zustand unverändert.

16. V. Ebenso.

17. V. Etwas besser, doch schmerzt heute der ganze Körper bei jeder Be- wegung, besonders Kreuz- und Nierengegend. Seit gestern 70 cbcm klaren Urin entleert, Farbe hellgelb, spec. Gew. 1008, enthält Vio Vol. Eiweiss.

18. V. Seit gestern Abend 300 cbcm Urin, spec. Gew. 1009. Nur noch Spuren von Eiweisstrübung beim Kochen mit Essigsäure. Auf dem Filter einzelne hyaline Cylinder, verfettete, gequollene und vakuolisirte Nierenepitlielien. Die Schmerzen in der Nierengegend lassen nach.

19. V. 800 cbcm eiweissfreien Urin. Die Kräfte heben sich, obgleich der Appetit noch ganz fehlt.

26. V. Die Esslust hat sich inzwischen eingestellt und Pat. war in die volle lleconvalescenz eingetreten, als Nachts nach einer „kolossalen“ Abendmahlzeit unter lautem Schreien, Erstickungsanfall, Cyanose und in wenigen Minuten der Tod eintrat. Offenbar handelte es sich um eine Lungenembolie.

12. A., Kaufmann. Seit 6 Jahren mit Unterbrechung an der afrikanischen Westküste; jetzt seit 17 Monaten in Kamerun (Hikory-town). In dieser Zeit „kaum Fieber gehabt“ und „kaum Chinin genommen“.

16. und 17. V. leichtes Fieber, etwas Chinin.

A. PI eli n. Tropische Malaria in Kamerun. g

18. V. Erbrechen, hohes Fieber ohne Schüttelfrost, Unruhe. A. ist sehr kräftig gebaut; Züge verfallen ; schwerer Ikterus. Die Milz überragt den Rippen- bogen fingerbreit; die Leber ist ebenfalls etwas vergrössert und druckempfindlich. Bis zum Abend 300 g schwarzrothen Urins, spec. Gew. 1009, beim Kochen mit Essigsäure 1/i Vol. Coagulum.

6. VI. Wurde bald wieder hergestellt, ohne Chinin genommen zu haben.

"25. Yt. Rückfall nach intensivster Besonnung, der gleichfalls ohne Chinin heilte. Seitdem relatives Wohlbefinden, bis A. im Februar 96 heimkehrte.

13. T., Polizeimeister. Seit einem Jahr im Kamerungebiet (Kribi); hat sich die ganze Zeit wohlgefühlt, und „höchstens alle Monate einmal wegen Gefühl von Fieber 1I g Chinin genommen“. Ebenso am 8. VI. 95, wo die Wirkung ausbleibt; deshalb am 9. VI. morgens noch 1 g Chinin. Abends Schüttelfrost, heftiges Fieber, Erbrechen, Kopfschmerz, blutiger Urin in erheblicher Menge. T. nahm während der nächsten Tage je ’/2 g Chinin, Fieber und Hämoglobinurie dauerten dabei bis zum 13. VI.

Am 15. VI. Versuch aufzustehen. Rückfall: Frost, Fieber, Urin dunkelbraun bis 19. VI., wo er wieder hell ist. Während des Rückfalls wurde kein Chinin genommen.

T. wird am 21. VI. nach Kamerun ins Hospital gebracht. Er bietet ein Bild äusserster Schwäche: Flimmern vor den Augen, Klingen der Ohren, Lippen kaum sichtbar gefärbt. Brustorgane gesund; anämische Herzgeräusche fehlen; Milz nicht nachweislich vergrössert; Temp. normal.

22. VI. Hb-pCt. 23, Zustand unverändert. 6 h. p. Temp. 38,8 ohne Störung

des Allgemeinbefindens. Urin braunroth. 4.

23. VI. Temp. morgens normal. Im Blut keine Parasiten; die Bfutkörper zeigen Veränderungen wie bei schwerster Anämie: Megalocyten und Mikrocyten in allen Uebergängen zum normalen; die ersten häufig ganz blass bis schattenhaft. 12 h. m. Schüttelfrost, Temp. 39,6, Erbrechen, Urin braunroth, bald darauf Schweiss. Hb-pCt. 21.

24. VI. 9 h. a. Temp. 36,8, im Blut keine Parasiten; Veränderungen der Erythrocyten wie gestern; braunrother Urin. 12 h. m. Frostgefühl, Temp. 39,0, bleibt so mit geringen Schwankungen bis 6 h. p. 8 h. p. Temp. und Urin normal.

25. VI. Allgemeinbefinden gut, Temp. normal, Urin sehr reichlich, spec. Gew. 1012, eiweissfrei, Arsen und Eisen.

26. VI. Hb-pCt. 19 (war inzwischen wohl noch tiefer gesunken), Urin wie gestern, spec. Gew. 1014.

6. VII. Rasche Reconvalescenz, Hb-pCt. 42,5.

13. VII. Hb-pCt. 56. Kehrt auf Wunsch nach Kribi zurück.

18. VIII. wieder in Kamerun; leichtes Fieber, das mit l1/, g Chinin beseitigt wurde, ohne dass Blutzerfall eintrat.

26. VIII. Hp-pCt. 73. That bis März 96 an verschiedenen Stellen des Schutz- gebiets Dienst und brauchte den Arzt nicht wieder in Anspruch zu nehmen.

14. L., Zimmermann. Seit 7 Monaten November 94 im Kamerungebiet thätig, hatte L. sehr viele sehr schwere Fieber, die aber seine Blutbeschaffenheit relativ wenig schädigten, obgleich L. stets blass und mager war. Der Hämoglobin-

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gehalt des Blutes sank nie unter 70 pCt. und betrag meist 75 78 pCt. Ende April wurde L. nach Edea versetzt; dort hatte er Anfang Juni 2 Tage lang Schwarzwasserfieber. Am dritten Tage danach V2 g Chinin, drei Stunden später Rückfall, der mit Schüttelfrost begann imd zwei Tage dauerte, kein Chinin mehr.

Am 27. Juni wurde L. sehr elend ins Hospital nach Kamerun gebracht. Er hatte dort noch einen leichten Anfall von Schwarzwasserfieber und kehrte bald darauf nach Deutschland zurück.

15. D., Ingenieur. Früher jahrelang am Congo; hat dort schwere Fieber, auch Schwarzwasserfieber, gehabt; das letzte 1884; dann 2V2 Jahre in Kamerun, stets gesund; ebenso während halbjährigen Urlaubs. Jetzt seit Jahr bei gutem 5t ohlsein wieder hier.

28. ATI. 95. D. fühlte sich seit 3 Tagen schlecht und appetitlos; zuletzt auch etwas fieberig; daher abends 1 g Chinin; 3 Stunden später Frost, dann Hitze; Urin tintenschwarz.

Am 29. ATI. morgens Urin klar, eiweissfrei; Andeutung von Ikterus, Temp. blieb normal.

8. IX. Kleines Fieber; mit zweimal je 1 g Chinin beseitigt.

II.

27. 10. Fühlt sich schlecht und fiebrig; Abends 1 g Chinin. 10 h. p. durch heftigen Schüttelfrost aus dem Schlaf erweckt; hohes Fieber, Erbrechen. Urin bräunlich blutrotli, enthält iU ATI. charakteristischen Niederschlags.

28. X. 10 h. a. Temp. noch 38,4; kehrt im Laufe des Tages zur Norm zurück. Urin schon morgens hell, reichlich, eiweissfrei.

D. blieb gesund bis Januar 96, wo er einen ganz ähnlichen Schwarzwasser- fieberanfall durchzumachen hatte, der ohne Chiningebrauch ebenfalls günstig ver- lief. Seitdem hat er bis März 96 kein Fieber wieder gehabt.

16. P., Polizeimeister in Victoria, 30 Jahre circa. Seit 91 mit halb- jähriger Unterbrechung zu Anfang 93 im Kamerungebiet thätig. Hat während des ersten Aufenthalts etwa vierwöchentlich leichtes Fieber gehabt und dann Chinin genommen. Gegen Ende der Zeit hatte P. auch Schwarzwasserfieber. Während seines zweiten Aufenthaltes hier nahm P. jeden Sonnabend prophylaktisch 1 g Chinin und blieb über IV2 Jahre fieberfrei. Erst in den letzten Monaten litt er häufig an Fieber. Mitte Juni 1895 Schwarzwasserfieber, ohne dass in den letzten 10 Tagen Chinin gebraucht war; es dauerte einige Tage; kein Chinin. Drei AATchen später wieder einige leichtere Fieber; P. wagte nicht, Chinin zu nehmen.

22. ATI. Abends nach Kamerun ins Hospital. Temp. 37,9.

23. ATI. Temp. normal. Milz überragt den Rippenbogen zweiquerfingerbreit. Hb-pCt. 30. Nachmittags etwas Kopfschmerz, Temp. 39, kehrt noch am Abend zur Norm zurück.

24. VII. 10 h. a. Temp. normal. Allgemeinbefinden relativ gut. Im Blut spärliche kleine, als Ringe erscheinende Parasiten und pigmentführende, grössere Amöben, sowie Halbmondformen.

26. VII. Temperatur abends 38,3, Zustand sonst unverändert. Hb-pCt. 30.

29., 30., 31. VII. 3 4 g Phenokoll pro die ohne sichtbaren Effect.

36

1. VIII. Hb-pC’t. 32; Blutkörperzahl 1952000 im cmm.

2. 6. VIII. tägliche Temperatursteigerungen bis 39° C. und darüber. Im Blut pigmentirte und jüngere unpigmentirte Parasiten neben einzelnen Halb- monden.

6. VIII. 4 h. p. 0,75 g Chinin, bimuriat. intramuskulär.

7. VIII. Blieb fieberfrei. Im frischen Blut keine Parasiten zu finden.

Hb-pCt. 34,5. 5Va h. p. 1 g Chinin, auf Wunsch per os. 10 h. p. Allgemeinbe- finden noch gut. '

8. VIII. 1 h. a. Frost, Fieber, Erbrechen. Urin- und Stuhldrang. Bis 6 h. a. werden 525 cbcm schwarzrothen Urins unter Brennen in der Harnröhre entleert; derselbe hat ein spec. Gew. von 1010 und bildet beim Kochen mit Essigsäure Vib Vol. des charakteristischen Coagulum. 7 h. a. 76 cbcm, spec. Gew. 1009, Farbe gelbbraun mit Stich ins Rothe; nur noch Spuren von gefärbtem Coagulum. Pat. verfallen , fahl, ikterisch, äusserste Schwäche, Schlafsucht. Temp. 37,1, Puls 125. Hb-pCt. 34,5, Blutkörperzahl 1564000. Bis 9 h. p. steigt die Urin- menge über die Norm und das spec. Gew. sinkt bis 1004, doch bleibt der Urin verfärbt und giebt etwas Niederschlag beim Kochen. Charakteristische Formele- mente liessen sich auf dem Filter niemals nachweisen. 8 h. p. Temp. 38,2, Puls 132. Schwäche, Schlafsucht.

9. VIII. 7 h. a. Temp. 36,8. Schwäche. Ikterus hat zugenommen.

Hb-pCt. 24. 6 h. p. Urin eiweissfrei, gelbbraun. Hb-pCt. 19, Blutkörperzahl

980000. Stuhl goldgelb, wie beim Säugling; offenbar äusserst gallenreich. Milz nicht mehr fühlbar. Dämpfung kaum nachweislich verbreitert. Leber nicht vergrössert.

10. VIII. Haut schmutzigolivengrau, Lippen kaum gefärbt, grosse Mattig- keit. Temp. normal, Puls 120. Anämische Herzgeräusche, sonst Herz normal. Urin überreichlich, gelbbraun, eiweissfrei, spec. Gew. 1009. Hb-pCt. 20. Blut- körperzahl 1012000. Viel Mikro- und Poikilocyten.

14. VIII. Kasche Reconvalescenz bei gutem Appetit. Hb-pCt. 25. Blut- körperzahl 1478000.

191 VIII. Hb-pCt. 39.

22. VIII. Hb-pCt. 43. Blutkörperzahl 1952000.

29. VIII. Leichtes Unwohlsein. Höchste Temp. nachmittags 37,5.

30. VIII. 12 h. m. Frost, Temp. über 40 °C, dann bald Schweiss. Hb-pCt. 56,5. Abends 9 h. p. Temp. normal. 1 g Chinin. Urin normal.

31. VIII. Temp. normal. Allgemeinbefinden gut, kein Fieber wieder.

Geht dann bald nach Hause, weil fast 2 Jahre in Kamerun.

17. v. St., Offic.ier. Seit 5 Monaten in Kamerun; hat einmal leichte Dys- enterie, sonst während zweier Feldzüge nur wenig leichte Fieber gehabt. Nach der Rückkehr vom zweiten im Juni 1895 wieder ein solches, welches nach Chinin- gebrauch in Schwarzwasserfieber überging. Dieses verlief in 24 Stunden günstig,, ohne dass Chinin genommen wurde.

II.

Anfang September 1895 zeigte ein zweiter Malariaanfall nach IV2 g Chinin die Symptome des Schwarzwasserfiebers. Es verlief wie das erste. Seitdem

1

37

ziemlich regelmässig alle 12 bis 15 Tage zweitägiges Fieber, dass v. St. mit je IV2 bis 2 g Chinin beseitigte.

III.

18. und 19. I. 1896. Jagdpartie in die Mangroven ; Uebernachten im Busch ohne Zelt, Durchnässung.

20. I. Uebelbefinden.

21. und 22. I. Malariaanfall mit hohem Fieber; kein Chinin genommen.

23. I. nachts neuer Anfall. 3 h. a. 1 g Chinin. 5 h. a. Schüttelfrost,

hohes Fieber, Erbrechen, Beklommenheit. Leichte Dyspnoe, Cyan ose. 8 h. a. 150 cbcm schwarzrothen Urins, spec. Gew. 1022; V2 Vol. Coagulum beim Kochen mit Essigsäure, enthält keine Formelemente, Temp. 40,0. 12 h. m. die 157 cbcm inzwischen gelassenen Urins zeigen dieselbe Beschaffenheit, wie die vom Morgen; spec. Gew. 1012, V 2 Vol. Coagulum. Viel Erbrechen. Im Blut vereinzelte Para- siten in verschiedenen Entwickelungsstadien. Hb-pCt. 64. Blutkörperzahl 2872000. Starker Schweiss. 6 h. p. Temp. normal. 470 ccm Urin, spec. Gew. 1007, Vs Vol. noch bräunlich gefärbtes Coagulum, vereinzelte feinkörnige Cylinder.

25. I. 6. h. a. 275 cbcm Urin, spec. Gew. 1019, Vs Vol. noch bräunliches Coagulum. Temp. blieb normal, leichter Ikterus. Linker Leberlappen auf Druck und spontan schmerzhaft, Leber nicht vergrössert, die Milz überragt den Rippen- bogen dreiquerfingerbreit. Im Blut keine Parasiten mehr. 12 h. m. 80 cbcm. Urin, eiweissfrei. 6 h. p. 78 cbcm völlig klaren eiweissfreien Urins, spec. Gew. 1022.

26. I. Harnfluthen, Wohlbefinden.

27. I. Die Leberschmerzen verschwinden. Appetit stellt sich ein.

28. I. Wird v. St. auf Wunsch entlassen.

IV.

4. II. Nach kleiner Buschjagd tags zuvor sehr angegriffen. V2 g Chinin genommen. Temp. 38,5.

5. II. Bei völligem Wohlbefinden und normaler Temp. 11 h. a. 1 g Chinin. 2 h. p. Schüttelfrost, Temp. 41,2, Pulsfrequenz 90!! Erbrechen. Urin reichlich, schwarzroth. Sehr bald Schweiss, ohne dass deshalb die Temperatur sinkt. 6 h. p. Urin noch dunkler. 9 h. p. Urin heller. Temperatur unter 38° C. Leichter Ikterus.

6. II. Wohlbefinden. Temp. subnormal; Schwächegefühl. Im Blut keine Parasiten. Hb-pCt. 67. Urin blieb reichlich; vormittags noch wieder stärker ge- färbt, nachmittags strohgelb , spec. Gewicht 1017, kein Niederschlag beim Kochen.

7. II. Der Icterus blasst ab.

15. II. wird v. St. nach Malimba an die See geschickt, wo er sich bei pro- phylaktischem Gebrauch von V2 g Chinin jeden Tag, trotz vieler Jagdunter- nehmungen, rasch und ausgiebig erholt. Bis Mitte März hatte er kein Fieber wieder.

18. S., Lazarethgehilfe. Seit 20 Monaten Anfang 94 in Kamerun; hat zeitweise viel Fieber gehabt und rationell Chinin genommen. Einmal hatte er al- gide Zustände dabei, mit heftigen Durchfällen, Erbrechen, Beklemmungen, hoch- gradigem Angstgefühl, Cyanose und kleinem, frequenten, aussetzenden Puls. Mor- phium, Aether, Campher linderten rasch.

38

24. VIII. Kleines Fieber; nach Abfall 6 h. p. lVa g Chinin bei normaler Temperatur.

25. VIII. Gegen 1 h. a. durch heftigen Schüttelfrost erweckt; dann Hitze- geluhl, Kopfschmerz, Erbrechen. I>ie 1500 ccm Urin aus der Nacht sind schwarz- roth gefärbt. Temp. 38,7. 8 h. a. 225 ccm Urin, noch dunkler, spec. Gew. 1017, giebt im Spitzglas oder auf dem Filter keinen sichtbaren Rückstand. Mit Essigsäure gekocht V2 Vol. Niederschlag. lU/2 h. a. Im Blut keine Parasiten, Hb-pCt. 58, Blutkörperchenzahl 3776600. Temp. 39,5. 4 h. p. Urinmenge 700 ccm, spec. Gew. 1006, Coagulum beim Kochen spärlicher. 6 h. p. Temp. 38,0, Urin reichlich, rubinroth. 9 h. p. Temp. 38,3; Schweiss, Schwächegefühl, Schlafsucht.

26. VIII. 8 h. a. Wohlbefinden, Temp. 36,4. Seit gestern 500 ccm Urin, spec. Gew. 1024, Vs Vol. ungefärbter Niederschlag beim Kochen mit Essigsäure. Der Icterus blasst ab. Hb-pCt. 54. Blutkörperchenzahl 3388000.

27. VIII. Weitere Besserung. Bis 12 h. m. 500 ccm Urin, spec. Gew. 1029, eben wahrnehmbare Trübung beim Kochen mit Essigsäure; auf dem Filter: Schleimausgüsse der gröberen Harncanäle; keine Cylinder oder andere Form- elemente. Icterus verschwunden.

30. VIII. Hb-pCt. 55,5.

Geht Anfang September nach Hause und kehrt im März 96 nach Kamerun zurück, ohne inzwischen Fieber gehabt zu haben.

1!). 11., Arbeiteraufseher. Seit 10 Monaten November 94 in Kamerun. Nach 5 Monaten erstes Fieber, das sich in sehr schwerer Form alle 14 Tage oder noch öfter wiederholte; die Temperaturen überstiegen oft 41° C.

Vom 20. VII. 95 ab wurde deshalb siebentägig 1 g Chinin genommen. Seit- dem blieb II. fieberfrei bis 26. VIII., wo er Tags zuvor sein Chinin zu nehmen vergessen hatte.

II. fiebert am 26., 27. und 28. leicht und that Dienst dabei. Dann am

28. VIII. Nachmittags 1 g Chinin. Nachts heftiger Fieberanfall; unter leichtem Brennen in der Harnröhre wurde schwarzrother Urin entleert.

29. VIII. Morgens war der Kranke bereits fieberfrei und auch der Urin wurde im Laufe des Tages normal.

2. X. Ilb-p.Ct. 66,5.

II. kam später nur noch dreimal wegen leichten Fiebers in ärztliche Behand- lung und wurde im Februar 96 nach Edea versetzt.

20. G., Missionar, kam Juli 91 nach Kamerun; zu Anfang hatte er sehr wenig Fieber; Mitte Februar 93 Schwarzwasserfieber; Mitte Mai 93 Dysenterie. Da dieselbe nicht wich, Ende Juni 93 Heimkehr. Zwei Jahre in der Schweiz; aber trotz längerer Behandlung in der Berner medicinischen Klinik bestand die Dys- enterie fort. Dennoch kehrte G. Mitte Juni 95 nach Kamerun zurück (!!). Sechs Wochen nach Ankunft nahm die Dysenterie wieder acute Form an und sieben- tägig wiederkehrende Malariafieber gesellten sich dazu, die zunächst „bloss mit Schwitzen“ behandelt wurden; 30. VIII. Ausserdem noch -/ 3 g (10 grains) Chinin, 2 Stunden später Schüttelfrost, hohes Fieber, schwarzrother Urin, das Brennen

39

beim Uriniren ist so stark, dass „der Urin kaum gelassen werden kann“. Kein Chinin mehr genommen.

Am 1. IX. Urin wieder hell, doch hat G. weiter tägliche Temperaturen zwischen 38,7 und 40,0° C. Eine schwere Dysenterie dauert fort.

2. IX. Abends erster Besuch. G. ist collabirt; äusserst anämisch. Temp. 39,8. Letzter Zeit pro Tag etwa 20 Stühle von rein blutiger oder blutig-schlei- miger Beschaffenheit; Tenesmus dabei massig.

5. IX. Hb-pCt. 20 ; im Blut keine Parasiten, weshalb das Fieber auf die Dysenterie bezogen wird ; es fällt rasch nach Wismutklystieren und Opium.

11. IX. Pat. transportfähig; kommt ins Hospital.

14. IX. Hb-pCt. 36.

16. IX. Temperatursteigerung bis 39,0° C.

17. IX. Temperatur morgens normal. Im Blut spärliche Jugendformen einer Parasitengeneration. V2 g Chinin.

18. IX. Das Fieber kehrte nicht wieder.

19. X. Blieb fieberfrei. Hb-pCt. 60.

28. X. Stuhlgang seit längerer Zeit völlig normal; Allgemeinbefinden gut. Entlassung.

19. XI. Die Heilung hielt an; inzwischen nur einmal leichtes Fieber; doch kehrt der Kranke aus persönlichen Gründen nach Europa zurück.

21. H., Kaufmann. Seit einem Jahr in Kamerun; vorher 2 Jahre in dem gesunderen Cap Lopez; hat nur wenig leichte Fieber gehabt; so am 5. IX. 95. Nimmt nach Temperaturabfall 2/3 g (10 grains) Chinin. Vier Stunden später Schüttelfrost, hohes Fieber, blutfarbener Urin; sehr grosse Schwäche. Kein Chi- nin mehr.

6. IX. Urin und Temp. völlig normal. Bleiben so.

13. IX. Geheilt entlassen; Hb-pCt. 71.

Blieb gesund bis zu seiner Heimkehr im Februar 96.

22. T., Kaufmann. Seit 18 Monaten in Kamerun; hat öfters meist leichte Fieber gehabt; das erste dauerte 14 Tage. T. nahm jedesmal je 1 2mal 0,6 Chinin.

16. IX. fühlte sich T. unwohl und hatte leichtes Fieber.

17. IX. fieberfrei; Wohlbefinden; 10 grains (2/3 g Chinin). 4 h. p. kühles Bad. 11 li. p. Schüttelfrost; hohes Fieber. 12. h. p. Urin gelassen, der wie Blut aussah. Trinkt viel Sauerbrunnen. Bis zum ärztlichen Besuch am 18. IX. 12 h. m. U/2 1 schwarzrothen Urins producirt. Auf Verlangen weitere 80 cbcm entleert, welche die Farbe frischen arteriellen Blutes zeigen. Beim Kochen sammeln sich die etwa 1/e Vol. Niederschlag an der Oberfläche der Flüssigkeit im Reagensglas und erstarren dort in wenigen Sekunden so fest, dass das Glas sich bis zur Horizontalen umkehren lässt, ohne dass Flüssigkeit ausläuft. Das Coagu- lum zeigt die Farbe von Kaffeesatz und wird bei Zusatz von etwas Essigsäure tief- schwarz. — Temp. 38,7; Puls 110; massiger Icterus. Gastritis. Obstipation. Die Milz überragt den Rippenbogen dreiquerfingerbreit. 2 h. p. Temp. über 40° C. Reichlicher Urin von schwarzrother Farbe. (Es wurden heute 5 1 Sauerbrunnen

40

getrunken und nur einmal erbrochen.) 6 h. p. Temp. 38, G, Puls 132. Seso- l'ium frei. Keinerlei subjective Beschwerden. 10 h. p. Frost und neuer Fieber anstieg.

19. IX. 8 li. a. In der Nacht grosse Unruhe, die es den Wachen unmöglich macht, die Temperatur zu messen; doch keine Delirien. 2 1 Flüssigkeit seit gestern Mittag genommen und 1 1 Urin von schwarzrother Farbe producirt; derselbe zeigt 1013 spec. Gew. und erstarrt beim Kochen mit Essigsäure fast vollkommen. Das Gerinseln zeigt die Farbe von dunklem Milchkaffeesatz. Temp. 40,0; Puls 150. Lieber dem Herzen überall kurzes systolisches Geräusch. 2 h. p. Zustand un- verändert; Puls 146; Temp. 39,7. Coffein; Champagner. 8. h. p. Erbrechen häufiger. Urin weniger reichlich, aber auch weniger stark gefärbt. Temp. 38,7 ; Puls 148.

Auf Brust, Bauch und Stirn treten hirsekorn- bis linsengrosse, bläulichrothe Fleckchen hervor, in deren Mitte sich ein miliariaartiges Bläschen erhebt.

20. IX. 8 h. a. Temp. 38,4; Puls 150. Die 500 g Urin gelblich braunroth; spec. Gew. 1012; 1/2 Vol. Coagulum, das sich noch stark gefärbt zeigt. 2 h. p. Temp. 38,6; Puls 166. Die Milz überragt den Rippenbogen kaum noch 2 finger- breit; das Erbrechen nimmt zu; die Flüssigkeitsaufnahme sinkt; der Kranke ver- fällt. — Morphium, Coffein, Aether. 7 h. p. Temp. 39,3; Puls 150 160; Facies Hippokratica. Hautfarbe fahl-graugelb; Lippen blutlos; 2 Stühle angeblich tief- schwarz. Die Bettwäsche ist durch das Erbrochene intensiv goldgelb gefärbt. Der Urin ist kaum noch gefärbt und enthält Vs Yol.-pCt. Eiweiss.

21. IX. Morgens Temp. 38,5; 11 h. a. 40,2; Puls 150 160; schwach. Milz nicht mehr fühlbar; nach Umfang der Dämpfung kaum noch vergrössert. Die Pe- techien verblassen. Delirien; grosse Schwäche. Im Blut keine Parasiten. Urin gelbbraun; spec. Gew. 1011; V20 Vis Vol. hellgefärbter Niederschlag; auf dem Filter einige Cylinderbruchstücke. 3. h. p. Zustand unverändert. Temp. 40,1 und 40,2; Puls 150 160. Die Aetherinjectionen werden fortgesetzt. 9 h. p. Puls 132; kräftiger, aber schlaff. Extremitäten eiskalt, schweissbedeckt. Schluch- zende Athemzüge. 12 h. m. Tod unter zunehmender Schwäche.

Die Obduction ergab ausser allgemeiner, hochgradigster Anämie sämmtlicher Organe einen rothen Erweichungsherd im rechten Thalamus opticus, vergrösserte Milz (18 : 11 : 4,7), Nephritis, hämorrhagische Gastritis, Herzentartung.

2S. St., Unterofficier. Seit 5 Monaten (April 95) im Kamerungebiet; zuerst 3 Monate in Edea, dann in Kamerun selbst. Vierzehn Tage nach Ankunft schweres Fieber 6 Tage lang; 14 Tage später zweites 4 tägiges Fieber und weiter alle 7 Tage ein kurzer Anfall, oft mit Temperaturen über 41 0 C. In Kamerun kehrten die Attaquen dann 14tägig wieder und waren leichter. Jedesmal nach Ab- fall der Temperatur 1 g Chinin genommen. Hinterher stets sehr matt und schlaff.

14. IX. Befindet sich morgens schon schlecht, geht aber zum Dienst. Abends Fieber; Temp. bis 40,8. Nachts Schweiss, Schlaf.

15. IX. 8 h. a. fieberfrei; 1 g Chinin; 12 h. m. Schüttelfrost; Temp. 40,6; rubinrother Urin in normaler Menge; spec. Gew. 1011; Vs Vol. Coagulum von charakteristischer Beschaffenheit. Grosser Durst; viel Sauerbrunnen. 3 h. p. Schweiss; Temp. fällt; Urin viel heller. 8 h. p. Urin gelbbraun, leichte hell-

41

gefärbte Eiweisstrübung beim Kochen; Temp. 38,2. 10 h. p. Urin reichlich; wieder schmutzig braunroth;. Vio Vol. gefärbter Niederschlag. Massiger Ikterus.

16. IX. Fieberfrei. Der Urin zeigt vormittags noch deutliche Hämoglobin- verfärbung und Niederschlag beim Kochen mit Essigsäure, wird aber bis 3 h. p. überreichlich, blassrothgelb, eiweissfrei und hat ein spee. Gewicht von 1003. Der Ikterus verblasst.

19. IX. St. steht auf und befindet sich wohl.

II.

22. IX. Nachmittags leichtes Fieber.

23. IX. 8 h. a. Temp. 36,4; lg Chinin. ll1/’ h. a. Schüttelfrost. Temp. 41,0° C. ; heftiges Erbrechen; blutfarbener Urin; Schmerzen in Milz und Brust.

24. IX. 6 h. a. Temp. 37,9 ; 9 h. a. 36,4; bleibt normal. Seit gestern Nach- mittag kein Urin mehr.

24. IX. Abends ganz kleine Menge; sieht wie Blut aus.

25. IX. Sah ich den Kranken seit dem Rückfall zum ersten Mal. Haut und Conjunctiven dunkelcitronengelb ; Urin fehlt bis auf einige Tropfen beim Stuhl; keine Oedeme ; keine Kopfschmerzen ; Sensörium frei.

26. IX. Kreuzschmerzen. Oefters Erbrechen. Vormittags 45 ccm. Urin; Farbe grünlichgelb; spec. Gew. 1010; beim Kochen mit Essigsäure Vs Vol. unge- färbter Niederschlag; auf dem Filter: Epithelien, keine Cylinder. Nachmittags noch 25 ccm Urin.

27. IX. Allgemeinbefinden unverändert, 141 ccm Urin im Ganzen, der sich wie gestern verhält.

28. IX. Brechroiz und Rückenschmerzen geringer, Urinmenge 97 ccm im Ganzen, spec. Gew. 1008, Niederschlag beim Kochen mit Essigsäure etwa Vs Vol., Farbe grünlich-gelb. Auf dem Filter Epithelien der Blase und Harnwege, keine Cylinder. Hb-pCt. 25.

29. IX. Zustand unverändert, Urinmenge 120 ccm, spec. Gew. 1009.

30. IX. Fühlt sich etwas besser; Gesicht leicht gedunsen, keine Spur von Knochelödem; Urinmenge 181 ccm, spec. Gew. 1010, Vis Vol. Eiweiss.

1. X. Erbrechen; Nährklystiere von Eiern und Milch. Urinmenge 90 ccm (Kleinigkeit ging ins Closet).

2. X. Das Erbrechen nimmt noch zu, Morphium ist dagegen ganz wirkungs- los, die Nährklystiere werden durch die Würgbewegungen rasch .wieder aüsge- stossen. Schwächezustände. Urinmenge im Ganzen 245 ccm, spec. Gew. 1008 und 1009, Vis Vol. Eiweiss und weniger.

3. X. Fortdauerndes Erbrechen reichlicher Mengen dünnflüssiger, gallig ge- färbter Massen. Urinmenge 71 ccm, verhält sich wie gestern.

4. X. Erbrechen dauert an, daher nichts genossen ; auch die Nährklystiere werden nicht behalten. Singultus. Urinmenge 320 ccm, spec. Gew. 1009, noch etwa V20 Vol. Niederschlag.

5. X. Zustand wie gestern ; Durchfall. Die54ccm Urin verhalten sich wie gestern.

6. X. Zustand dauert unverändert fort, die 54 ccm Urin von heute zeigen kaum noch Eiweisstrübung. Durchfall; etwas Champagner.

7. X. Heftiger Durchfall und Erbrechen, daher lässt sich kein Urin ge- winnen, doch soll derselbe bedeutend reichlicher gewesen sein. Puls 80.

42

8. X. Temp. 35,6, Inihle Extremitäten, Athmung geschieht mit Seufzen und Stöhnen, das Vorhandensein von Schmerzen wird geleugnet. Nachmittags rascher Kräfteverfall: halte Glieder, facies Hippokratica; Stuhl unter sich gelassen; Aether- injectionen; Temp. 36,1, Puls um 90, unregelmässig; Urin fehlt, doch überragt die Harnblase die Schamfuge zweifingerbreit. Nachts Tod. Die Athmung erlöscht vor dem Puls, nachdem sie die C'h eyne-Stokes’sche Form angenommen hat..

Die Obduction ergab neben hochgradiger, allgemeiner Anämie, Verände- rungen der Nieren und Entartung des Herzmuskels, Stauungsödem von Hirn und Lunge, sowie zahlreiche Blutaustretungen in die Schleimhaut von Magen, Jejunum und ®eum. Die Milzmaasse waren : 10 : 8 : 2,8.

24. M., Zimmermann, sehr kräftiger Mensch. Seit 10 Monaten (November 94) in Kamerun, hatte eine sehr grosse Zahl schwerer Fieber, diein der gewöhnlichen Weise mit 1 1 ]/2 g Chinin nach jedem Temperaturabfall behandelt wurden. Im Juni 95 choleriformer Anfall mit algiden Zuständen und schweren Collapsen, seitdem weiter etwa alle 14 Tage Fieber, so den 23. IX. 95.

Erhielt am 24. IX. 7 h. a. bei normaler Temp. und Wohlbefinden U/2 g Chinin. 10 h. a. Schüttelfrost, hohes Fieber, schwarzrother Urin. 4 h. p. der Urin von normaler Farbe und eiweissfrei. So bleibt es.

28. IX. verlässt M. das Bett.

30. IX. Entlassen. Ilb-pCt. 78.

II.

7. X. kommt M. wieder nach Fieberanläll ins Hospital. Temp. 38,5.

8. X. 7 h. a. Wohlbefinden, Temp. normal. 1 g Chinin. 12 h. m.

Schüttelfrost, Temp. 39,3, furehtare Cardialgien, Gallenbrechen. 3 h. p. werden 200 g schwarzrothen Urins unter heftigem Brennen in der Harnröhre tropfenweise entleert; spec. Gew. 1020; beim Kochen mit Essigsäure gerinnt fast die ganze Flüssigkeitssäule; das dicke Sediment enthält reichlich feinkörnige Cylinder und Nierenepithelien, kein Blut, Eiter etc. Morphium, heisse Umschläge. Abends be- findet M. sich besser. Temp. 38,0, 160 ccm Urin von der gleichen Beschaffen-

heit, wie 3 h. p.

9. X. Nachts kein Schlaf; 4 h. a. neuer heftiger Schüttelfrost, hohes Fieber, erneute Beklemmungen, Erbrechen. Urin wie gestern, 750 ccm von 1012 spec. Gewicht. 7 h. a. Temp. 39,3, der Schweiss beginnt. Im Blut fand sich nach langem Suchen noch ein endoglobulärer Parasit von Vs Blutkörpergrösse. 10 h. a. Der spärliche Urin sieht aus wie reines Venenblut. Temp. 38. 11 h. a. Schüttel- frost, Temp. 39,3. 12 h. m. kolossaler Schweiss. 2 h. p. 550 ccm Urin von un- veränderter Beschaffenheit. 4 h. p. Temp. 39,8, der Schweiss hält an. 9 h. p. Temp. 39,5 38,6, Puls 132. 755 ccm Urin. Die hochgradig anämische Haut- farbe wechselt zur ikterischen. Das Brennen beim Uriniren hört auf.

10. X. 6 h. a. Die ganze Nacht Fieber, aber keine Fröste mehr, äusserste Anämie, schwerer Ikterus, 1100 ccm schmutzig-braunrothen Urins. 12 h. m. Temp. 39,3, Puls 132. Urinmenge 620 ccm, spec. Gew. 1012, enthält V 2 Vol. schwarz- braunen Niederschlag. Ilb-pCt. 21. 3 h. p. Temp. 37,5, 6 h. p. Temp. 37,4. Unruhe, viel Erbrechen. Puls 128. 9 h. p. Temp. normal, grosse Schwäche, Puls 128. Urin 1420 ccm, hellrubinroth.

43

11. X. Erbrechen lässt nach, Milch mit Ei als Nährklystiere. Höchste Temp. 37,9. Im Laufe des Tages werden über 3000 ccm strohgelben Urins von 1013 spec. Gew. entleert. Hb-pCt. 14!!

12. X. 6 h. a. Temp, 38,0, Puls 132, Urin reichlich, spec. Gew. 1012, Spur von Eiweisstrübung noch vorhanden. 3 h. p. Temp. 39,6; keine endoglobulären Parasiten; starke Leukocytose. 6 h. p. Temp. unverändert.

13. X. Morgens Temp. 38,6. 3 h. p. 39,3, die Pulsfrequenz fiel vorüber- gehend auf 116, sonst schwankte sie zwischen 128 und 140. Viel Phantasiren; im Blut durchaus keine Parasiten zu finden, auch kein Pigment in den Leukocyten. Urin sehr reichlich, strohgelb; spec. Gew. 1013, nur Spur einer Eiweisstrübung beim Kochen mit Essigsäure. Hb-pCt. 14. Abends Zustand besser, in der Nacht wieder Fieber.

14. X. Vormittags vorübergehend 37,6 und 37,4, abends wieder 39, Puls 138; durch Einlauf grosse Massen rein goldgelben Stuhls herausbefördert, Schweiss. Die Milz überragt den Rippenbogen um gut Zweifingerbreite; Leber nicht ver- grössert. Der Ikterus geht zurück; das Wohlbefinden ist stets am grössten bei höchster Temperatur. Alkohol; sehr viel Milch, die nicht mehr erbrochen wird.

15. X. Temp. morgens 39,8, Puls 140. Trotzdem ist der Kräftezustand ent- schieden gehoben. Hb-pCt. 18,5. - 12% h. p. Starker Schweiss. Temp. 39,0.

Die rothen Blutkörperchen schwanken in ihrer Grösse von bis zum Dreifachen des Normalen, die Megalocyten lassen schon ungefärbt einen grossen, runden Kern sehr deutlich erkennen. Typische endoglobuläre Parasiten fehlen durchaus, ob in einigen Leukocyten einzelne Pigmentstäubchen vorhanden sind, bleibt zweifel- haft. Die Milz ist etwas zurückgegangen.

16. X. 8 h. a. Temp. 38,8; 1 g Chinin innerlich. Das Chinin wurde dem Kranken als Opium suggerirt, und so schlief er zum ersten Mal seit 10X^4 Stunden, 3 Stunden lang. 12 h. m Temp. 39,4, Puls 148. Nahrungsaufnahme noch immer gut; ausser 5 6 Liter Milch, Eiern, Schinken, Weissbrod, jetzt noch 2V2 Flasche Wein pro Tag. 6 h. p. Temp. 38,7, Puls 124. Zur Nacht V2 g Chinin für Opium.

17. X. M. fühlt sich bedeutend besser. Temp. 38,7, Puls 124. 8 h. a. 1 g Chinin für Opium. Schlaf. Abends Temp. 38, Puls 104. Hb-pCt. 30. Vs g Chinin.

18. X. Höchste Temp. 38,3. Allgemeinbefinden sonst viel besser.

19. X. Temp. normal. Hb-pCt. 30.

21. X. Rasch fortschreitende Reconvalescenz. Hb-pCt. 34. Die kernhaltigen Erythrocyten sind verschwunden. M. klagt seit einigen Tagen über Sehstörungen.

24. X. Die heute mögliche Augenspiegeluntersuchung ergiebt beiderseits Netzhautblutungen. Hb-pCt. 42,5.

30. X. Die purpurrothen Verfärbungen in der Netzhaut haben weissliches Colorit angenommen. Sehvermögen wieder hergestellt. Hb-pCt. 45.

31. X. Temp. über 39,0. Allgemeinbefinden wenig gestört, nur Appetit geringer.

1. XI. Temp. überschreitet kaum 38,0. Hb-pCt. 43.

2. XI. Morgens mehrfach Gallenerbrechen. Temp. 40° C. Im frischen Blut spär- liche, kleinste, ringförmige Parasiten. Abends Temp. 38. 1 g Chinin für Opium.

u

3. XL 6 h, a. Temp. 38,2. 9 h. a. Temp. 37,6. Im Blut keine Parasiten mehr vorhanden. 10 h. a. 1 g. Chinin.

4. XI. Morgens 1 g Chinin, blieb zunächst fieberfrei.

7. XI. llb-pCt. 53. Im Laufe des November hatte M. dann noch einen Fieber- anfall mit Temperaturanstieg bis 40° C. durchzumachen; da nur eine Parasiten- generation vorhanden war, so liess sich die Infection mit 1 g Chinin definitiv be- seitigen. Seitdem nahm M. fünftägig ’/ 2 g Chinin und blieb fieberfrei, bis er im December nach Deutschland zurückkehrte.

Sehr b emerkens werth sind in diesem Fall die Temperatur- steigerungen vom 12. 18. X. bei völligem Fehlen der Parasiten, subjectivem Wohlbefinden, überreichlicher Nahrungsaufnahme und intensivster Blutneubildung. Vielleicht hing hier die erhöhte Körperwärme mit letzterer zusammen, und das Sinken derselben nach dem Chiningebrauch mit der dadurch vorübergehend deutlich aufgehaltenen Blutregeneration.

25. C., Pflegeschwester, 37 Jahre alt. Seit 7 Monaten (April 95) in Kamerun thätig, hatte C. während der ersten 2 Monate mit nur kurzen Unterbrechungen be- ständig Fieberanfälle, die sich bei der schwer nervösen Pat. durch starke Magen- affectionen und eine hier sonst unerhörte Widerstandskraft gegen Chinin aus- zeichneten. Seit Mitte Mai 7 tägig 1 g Chinin prophylaktisch. Der Erfolg war un- vollständig, aber immerhin derart, dass die schwer zu beeinflussende C. dadurch veranlasst wurde, ihr Gramm Chinin gegen ärztlichen Rath alle 5 6 Tage zu nehmen. Seitdem kein Fieber von einigem Belang bis October 1895. Der Hb- gehalt des Blutes, welcher nach den ersten 6 8 Wochen auf 59 pCt. gesunken war, bewegt sich schon lange zwischen 70 und 80 pCt. Am 10. X. betrug er 75 pCt. Ende October Erfrischungsfahrt nach Edea und Malimba. Wegen Verdauungs- störung Chininprophylaxe ausgesetzt, gleichzeitig den Magen überladen und viertelstündiges Seebad bekleidet in der Brandung genommen. Schwere Erkältung.

13. XI. Wegen Uebelbefindens das ausgesetzte Chinin ä 2 X V2 g morgens wieder probirt und theilweise erbrochen. 12 h. m. Schüttelfrost, hohes Fieber, Erbrechen. d1/^ h. p. Neuer Schüttelfrost, Temp. 39,0, Erbrechen. Der spär- liche, wie reines Venenblut gefärbte Urin unter Brennen und Schneiden entleert; beim Kochen mit Essigsäure 3/4 Vol. schwarzbrauner Niederschlag. Später Car- dialgien, Präcordialangst, Unruhe, Erbrechen, Durchfall.

14. XI. Die Erscheinungen haben sich gesteigert. 5 h. a. Temp. 38,7. Morphiuminjectionen schaffen vorübergehend mehrfach Erleichterung. Starker Icterus. In der Nacht 450 ccm dunkelrubinrother Urin, spec. Gew. 1017, 2/s Vol. Coagulum; der Bodensatz im Spitzglas fast 0. Mikroskopisch: amorphe Urate, körnige und Epitheleylinder, Epithelien der unteren Harnwege, kein Blut, Eiter, Pigment etc. Im frischen Blut vereinzelte Schatten, Leukocytose. Ein endoglobu- lärer, pigmentirter Parasit von der Grösse eines Erythrocyten. 10 h. a. Temp. 39.0, kein Frost; heftiges Gallenbrechen. 6 h. a. bis 12 h. m. 485 ccm dunkelkirschrothen Urin, der sich verhält wie der frühere; spec. Gew. 1010. Der Icterus nimmt zu. Abends Urinmenge 720 ccm, spec. Gew. 1012. Die Tempe- ratur sinkt.

45

15. XL Temp. normal. Der Urin, welcher Morgens noch kirschroth gefärbt war und Vs Vol. Coagulum zeigte, beträgt bis zum Abend 6 h. p. 620 ccm mit 1013 und 1014 spec. Gew., hat gelbbraune Farbe angenommen und enthält nur noch Spuren von Eiweisstrübung. Der Icterus beginnt zu verblassen. Hb-pCt. 86,5.

16. XL Zuweilen Schwächezustände, sonst allmälige Besserung.

21. XI. Hb-pCt. 41.

22. XI. 9 h. a. Erbrechen, Kopfschmerz, Temp. 38,2. Im Blut ziemlich zahlreiche, pigmentlose, lebhaft bewegliche, endoglobuläre Amoeben von Vs bis 1/s der Grösse des Blutkörperchen. Allerldeinste Ringformen. Nachdem die Temp. 39,0 erreicht hatte, bald Schweiss und Abfall. Abends 1 g Chinin intramuskulär. Einige Stunden später Schüttelfrost, Fieber. Urin blieb normal.

23. XL Temp. normal, 1 g Chinin intramuskulär. Kein neuer Fieberanfall. Das Allgemeinbefinden bessert sich.

27. XL Hb-pCt. 48.

10. XII. Hb-pCt. 61.

Kein Rückfall bis Januar, wo C. Kamerun mit leichtem Fieber verlässt. Kurz nach der Ankunft in Hamburg wieder Fieber, und nach reichlichem Chinin- gebrauch Schwarzwasserfieber, das in Genesung ausging.

26. S., Hiilfs gärtner, Mitte der Zwanzig, klein, kräftig. S. ist seit 9 Mo- naten in Kamerun thätig; vorher befand er sich 1 Jahr in Togo. Hier war er ge- sund, während er in Kamerun eine grosse Anzahl mehr und weniger schwere Fieber durchmachte, die er meist ungenügend behandelte.

3. XI. 95. Choleriforme Gastroenteritis.

4. XI. Beschwerden nach Opium fast verschwunden; doch tritt leichtes Fieber auf. Hb.-pCt.75. Im Blut Vormittags einzelne kleine pigmentlose Amoeben.

5. XI. Bei Wohlbefinden und normaler Temperatur 1 g Chinin. 12 h. m. leichtes Frieren, Temp. 39,3. Die Milz überragt den Rippenbogen fingerbreit. Leber nicht vergrössert. Der Urin sieht aus wie reines Venenblut. Die Tempe- ratur fällt noch am selben Abend.

6. XL Temp. normal. Im Blut keine Parasiten mehr. Leichter Icterus. Urin strohfarben, eiweissfrei. Hb-pCt. 65.

13. XI. entlassen.

17. XI. Nach Buea (in’s Gebirge) versetzt, wo er einige Fieber, angeblich auch ein Schwarz Wasserfieber, durchzumachen hatte, bevor seine Acclimatisation beendet war. März 96 war er noch dort thätig.

27. S., Missionar. Seit etwa 12 Monaten in Kamerun; hat nur leichteFieber gehabt und wenig Chinin genommen, wie er angiebt.

11. XI. fühlt er sich fieberig und nimmt daher 8 h. p. 1 g Chinin. 12 h. m. heftiger Schüttelfrost, hohes Fieber, Urin bleibt hell.

12. XL Morgens Temperatur normal; angeblich kein Chinin wieder ge- nommen. — 12 h. m. neuer Schüttelfrost, hohes Fieber; blutfarbener Urin; Icterus.

13. XI. Der inzwischen unter heftigem Brennen gelassene Urin ist noch dunkler rothgefärbt. Starker Schweiss. 4 h. p. Keine Parasiten im Blut. Beim Kochen mit Essigsäure 1U Vol. Coagulum von schwarzbrauner Farbe.

46

14. XI. Temp. morgens 37,2, Wohlbefinden, starker Ikterus, starker Magen- katarrh. Urin noch hämoglob ingefärbt.

16. XI. Es ging weiter gut, doch zeigt der Urin noch immer Spuren bräun- licher Trübung beim Kochen.

18. XI. Urin hell und beim Kochen klar. Pat. entlassen.

~ II.

19. und 23. XI. Fieber und heftige Kopfschmerzen. Nahm 21. und 23. je V2 g Chinin, worauf Besserung eintrat.

24. XI. 8 h. a. 1 g Chinin bei normaler Temperatur. 11 h. a. Uebel- befinden. 5 h. p. Schüttelfrost, hohes Fieber; schwarzrother Urin. IIV2 h. p. zweiter Schüttelfrost.

25. XI. 12 h. m. Temp. 38,2. Urin reichlich, rubinroth mit Stich ins Braune, Ikterus. Die Milz überragt den Rippenbogen fingerbreit.

26. XI. Der Ikterus verschwindet. Urin kaum noch gefärbt, weniger reich- lich, spec. Gew. 1024, enthält zahlreiche feinkörnige Cylinder und verfettete Epithelien.

28. XI. Urin hell, eiweissfrei. Entlassen.

Hatte Mitte December wieder 2 Malariafieberanfälle mit Schwächezuständen und Collapsen, vertrug aber diesmal das Chinin, ohne dass Schwarzwasserfieber auftrat. Seitdem in Mangamba thätig, wo es ihm gut geht.

28. L., Unterofficier. Seit 18 Monaten (Mitte 1894) im Kamerungebiet auf verschiedenen Stationen thätig und an verschiedenen Expeditionen betheiligt. Hat häufig leichte und schwere Fieber gehabt mit mehrfach über 41,0° C. Temp.; nach Abfall 1 IV2 g Chinin genommen.

Seit 6 Monaten in Buea, wo er Dysenterie hatte und eine Lymphangoitis des Beins mit Bubonen durchmachte.

3. X. Nach kurzem Aufenthalt in Victoria Fieber mit heftigem Erbrechen, Kreuzschmerzen und Temperaturen bis 41,6; das Fieber fällt bis zum Abend.

4. X. 8 h. a. 1 g Chinin. Um 11 Uhr vierstündiger heftiger Schüttelfrost, Temp. 41,3. Athemnoth, Beklemmungen; gleichzeitig reichliches Bluterbrechen und viel Blut in den zahlreichen diarrhoi'schen Stühlen. Zehn Stunden später ist die Temp. normal, doch halten der blutige Urin, das Blutbrechen und die bluti- gen Stuhlgänge noch 3 Tage an. Aeusserste Schwäche.

21. X. L. hat sich wenig erholt und leidet an Sehstörungen, be- sonders rechts.

26. X. Wird L. ins Hospital nach Kamerun gebracht. L. ist sehr matt und schwach, äusserst blass. Kaum zählbarer, sehr schwacher Puls, Temperatur steigt vorübergehend auf 38,3. Die Milz ist unter dem Rippenbogen eben fühlbar. Hb-pCt. 40. Urin reichlich, spec. Gew. 1007, eiweissfrei.

29. X. Die Reconvalescenz schreitet fort, die Sehstörungen dauern an; der Augenspiegel lässt jedoch keine Veränderungen am Hintergrund erkennen.

5. XI. Hb-pCt. 47.

10. XI. 3 h. p. Temp. 40,5, ohne grosse suhjektive Beschwerden.

11. XI. 9 h. a. fieberfrei. Im Blut pigmentirte Parasiten. Kein Chinin riskirt; dennoch blieb L. fieberfrei.

47

14. XI. Hb-pCt. 45.

21. XI. Hb-pCt. 59.

25. XL Hb-pCt. 60.

26. XI. Entlassen.

1. und 2. XII. Starker Fieberanfall mit Schüttelfrost; nimmt je 1 g Chinin nach Fieberabfall und befindet sich seitdem vorzüglich, bis er 14 Tage später Hei math su r 1 aub antritt.

21). J. , Maschinenschlosser. Seit 2 Jahren im Kamerungebiet, zuerst in Victoria, dann seit 3 Monaten in Kamerun selbst. Hatte öfters kleinere Fieber, die er bald mit V2 g, bald mit 2V2 g Chinin pro dosi behandelte. Auch da- zwischen nahm J. noch gelegentlich V2 1 g Chinin.

Am 12. XI. 1895 erkrankte J. an Bord des Dampfers in Viktoria nach An- tritt seines Heimaturlaubs und entsprechendem Alkoholexcess morgens mit Fieber und Erbrechen; abends nach Fieberabfall 1 g Chinin.

13. XL Morgens blutrother Urin. J. wird ausgeschifft und am 15. XL ins Hospital nach Kamerun gebracht. Temp. 3 h. p. 36,8. Urin dunkelrubinroth. Leichter Ikterus.

17. XL Temp. normal. Urin hell, eiweissfrei.

21. XL Die Kräfte haben rasch zugenommen. Hb-pCt. 62.

25. XL Entlassen.

II.

28. und 29. XL wieder Fieberanfälle, die mit Erbrechen und Schüttelfrost einsetzten und unter hohen Temperaturen verliefen.

30. XI. Ins Hospital aufgenommen. 12 h. m. Temp. 40,5. 9 h. p. Temp. 37,4. 1 g Chinin.

In der Nacht zum 1. XI. 1895 Schüttelfrost, schwarzrother Urin. Temp. über 40° C. Morgens Ikterus. Im Verlauf des Tages fällt die Temp. zur Norm und Abends ist auch der Urin hell und eiweissfrei.

6. XII. Wird noch recht elend an Bord des Dampfers gebracht und soll später noch ein schweres Schwarzwasserfieber durchgemacht haben.

30. K. , Zollbeamter. Seit 13 Monaten im Kamerungebiet: 11 Monate im Rio del Rey, 2 in Kamerun selbst. Hatte fast allmonatlich leichtere Fieber, die mit je zweimal V2 1 g Chinin beseitigt wurden; einige Male stieg die Temp. über 41° C. Im ganzen hat K. sich immer wohl gefühlt; er wird am 28. XL wegen seiner enorm blassen Gesichtsfarbe zur Untersuchung geschickt; dieselbe ergiebt keine Anomalien. Hb-pCt. 80.

3. XII. Fieberanfall; derselbe beginnt mit Schüttelfrost und Erbrechen; die Temp. steigt bis 41,3. Abends 38,7; Kopf- und Milzschmerzen.

4. XII. Temp. normal; 12 h. m. IV2 g Chinin; 3 h. p. kühles Bad; kurz darauf Schüttelfrost, Beklemmungen, Dyspnoe, Harndrang, schwarzrother Urin. 7 h. p. Temp. noch 39,5; das Schweissstadium beginnt. Kommt ins Hospital.

5. XII. In der Nacht Schüttelfrost; Temp. nicht gemessen. 9 h. a. neuer Schüttelfrost, Fieber, Präcordialangst, Cardialgien, Erbrechen, grosse Unruhe und Schwäche; Ikterus. Im Blut keine Parasiten. Urin schwarzroth, spec. Gew. 1022,

48

1/i pC't. Niederschlag von der gewöhnlichen Beschaffenheit. Auf dem Filter: Pig- menthäufchen und Bruchstücke feinkörniger Cylinder. 12 h. m. Wieder Schüt- telfrost; Temp. 39,1. Das subjective Befinden hat sich seit einer Morphiumgabe gebessert. 475 ccm Urin von 1007 spec. Gew. Im Spitzglas diesmal reichlicher Bodensatz, der Detritus, Pigment und Cylinderbruchstücke enthält; das beim Kochen mit Essigsäure gebildete schwarzbraune Coagulum nimmt die ganze Höhe der Flüssigkeitssäule im Reagenzglas ein, löst sich aber fast vollkommen bei Zu- satz einiger weiterer Tropfen Essigsäure.

Gegen Abend vierter Schüttelfrost. 6 h. p. Temp. 39,3; profuser Schweiss; Schwäche. 9 h. p. 500 ccm Urin; spec. Gew. 1012; 1/6 Vol. Niederschlag, der sich bei fortgesetztem Kochen ganz löst. Temp. 37,4.

6. XII. Temp. normal; Hautfarbe äussert blass. Urin reichlich; zeigt Nach- mittags die inzwischen fast verschwundene Hämoglobinfarbe noch für kurze Zeit wieder; dann wird er völlig normal.

10. XII. Die Reconvalescenz schritt ungestört fort. Hb-pCt. 27.

Kehrte dann im Januar 96 nach Hause zurück, ohne wieder Fieber gehabt zu haben.

31. D., Bootsmann. War ein Jahr an Bord des damaligen „Nachtigal;< in Ka- merun thatig, trat dann zu Anfang November 95 in den Gouvernementsdienst über und kam nach Edea. Bis dahin hatte D. nur einmal kurz nach seiner Ankunft im Herbst 94 Fieber und nahm damals an Bord des „Cyclop“ (Lazareth-hulk der Kriegsmarine) im Ganzen 10 g Chinin. In Edea einige leichte Fieber; nach jedes- maligem Temperaturabfall je 1 g Chinin.

3. XII. Kommt D. dienstlich nach Kamerun ; er fühlt sich ohne bewussten Grund gemüthlich stark deprimirt; nimmt 9V2 h. a. V2 g Chinin. 12 h. m. nach Rückkehr von kurzer Geschäftsfahrt auf dem Fluss sehr matt; der gelassene Urin ist reichlich, auch in dünner Schicht bei durchfallendem Licht tief schwarzroth, giebt etwas Bodensatz im Spitzglas und beim Kochen mit Essigsäure 4/ 5 Vol. Coa- gulum. Dabei völliges subjectives Wohlbefinden, von leichtem Kopf- schmerz abgesehen. 2 h. p. ins Hospital; Temp. 39,0; Wohlbefinden; Andeutung von Icterus. 6 h. p. Temp. 38,4; Urin reichlich; spec. Gew. 1012; Hämoglo- binfärbung eben noch erkennbar; Coagulum noch gefärbt. 9 h. p. Temp. 37,4, Urin reichlich, fast wasserhell; spec. Gew. 1002; keine Spur von Eiweiss.

4. XII. Fortdauerndes Wohlbefinden; keine Milzvergrösserung; Icterus kaum noch erkennbar. Temp. normal.

9. XII. Entlassen.

II.

10. XU. Soll wieder Fieber haben; wird daher zur Untersuchung ins Labo- ratorium bestellt; dort 3V2 h. p. Temp. 38,3 bei angeblich völligem Wohlbefinden. Im frischen Blut durchaus keine Parasiten zu finden. D. erhält sofort 1 g Chinin. Kaum 5 Minuten später, bevor I). seine Wohnung erreichte, Schüttelfrost; Temp. 41,4; schwarzrother Urin. Wird ins Hospital gebracht.

11. XII. Morgens Urin hell, eiweissfrei; Temp. normal, Hb-pCt. 45. Abends steigt die Körperwärme noch einmal für kurze Zeit auf 40. Während der nächsten Tage nur noch 37,6 38,0° C.

49

17. XII. Hb-pCt. 55; Temp. blieb normal. Den Vorschlag heimzukehren lehnt D. ab.

20. XII. Abends V2 g Chinin; Nachts Schüttelfrost, Fieber.

21. XII. Kurze Temperatursteigerung bis 39,8; die subjectiven Beschwerden waren an beiden Tagen gering. Chinin erhielt D. nicht wieder.

23. XII. Hb-pCt. 65.

25. XII. Entlassen.

III.

3. I. 96. Fieberanfall.

4. I. Die gesunkene Temp. steigt rasch wieder; dennoch Abends IV2 g Chi- nin genommen. IV2 Stunden später fürchterlicher, anhaltender Schüttelfrost (D. ist dadurch aus dem Bett geschleudert worden); Angstgefühl so entsetzlich, dass D. laut nach Hülfe schreit.

5. I. Früh morgens ins Hospital. (Ich war beurlaubt). Temp. 40,3; mit dem beständigen Erbrechen und den unwillkürlichen Stuhlentleerungen werden einige Tropfen blutig-schwarzen Urins herausbefördert; dann wird kein Urin mehr gelassen. Schwächegefühl, schwerer Ikterus. 9 h. p. Temp. noch 39,3.

6. I. Temp. zwischen 37,0 und 36,5; kein Urin.

7. I. Temp. bis 37,5; 40 ccm Urin.

8. I. Temp. bis 37,6; kein Urin.

9. I. Früh morgens „ein wenig Urin“ ins Becken. Abends sah ich den Kranken zuerst.

Gesicht eingefallen; Hautfarbe fahlgrau. Stomatitis. Mehrmals täglich Er- brechen; die Verstopfung wird durch Klystiere bekämpft. Temp. normal; Puls etwas leer, aber kräftig und regelmässig; 80 Schläge in der Minute. Kein Urin.

10. I. Zustand unverändert. 6 h. a. 24 ccm Urin von grünlich-gelb- brauner Farbe; beim Kochen mit Essigsäure V3 Vol. bräunlich gefärbtes Coagulum. 6 h. p. 23 ccm Urin, Temp. normal, Puls 90, schwächer. Keine Milzvergrösse- rung nachzuweisen, keine subjectiven Beschwerden, ausser Schwäche und Er- brechen. Abends und in der Nacht etwas Urin verloren. Die genossene Milch wie alle anderen Speisen wieder erbrochen.

11. I. Zustand unverändert. Im Ganzen 35 ccm Urin von der gleichen Be- schaffenheit, wiegestern; das Coagulum zeigt immer noch Spuren von Braun- färbung; auf dem Filter keine Nierencylinder oder sonstigen Formelemente, bis auf einige gröbere Epithelien. Hb-pCt. 22, Blutkörperzahl 1,248,000. Abends etwas Schlaf und vorübergehendes Schwinden des Brechreizes nach kleinem heissen Punsch.

12. I. Zustand unverändert. Die Nährklystiere lösen Durchfall aus. Die mehrfach versuchten Qui ncke’schen Schwitzbäder werden nicht ertragen; Heiss- wasserbäder besser. Die 58 ccm Urin verhalten sich wie gestern. Gegen Abend trübt sich das Sensorium zeitweise, der Puls wird frequenter und setzt zuweilen aus. Temp. normal. Aetherinjectionen.

13. I. 6 h. a. Puls 90, kräftiger; sonst Zustand unverändert; Urinmenge 55 ccm, verhält sich wie gestern; Coagulum immer noch etwas gefärbt. Blase leer. 5 h. p. Leber und Milz nicht nachweisbar vergrössert. Herzdämpfung nicht verbreitert; erster Herzton sehr leise, zweiter auch über der Herzspitze acoen-

A. Plehn, Tropische Malaria in Kamerun.

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50

tuirt, über der Basis gespalten. Puls 90, klein, leer, regelmässig. Keine Oedeme, leichter Stirnkopfschmerz, Sprache deutlich, Stimmung deprimirt. Die Nährklystiere gehen ins Bett. b'U h. p. wird es dem Kranken nach seiner lauten Versicherung „plötzlich ganz wohl“, während dieAthmung Hach wird und nach 3 Minuten stockt; der Puls bleibt noch kurze Zeit fühlbar.

Pie Obduction ergab im Wesentlichen: Allgemeine Anämie ; Veränderungen der Nieren; Milzvergrösserung (18:11:4,2) die Milz lag der Palpation und Per- kussion unzugänglich, neben der Wirbelsäule, mit der Längsaxe dieser parallel Blutungen in die rechten, in ganzer Ausdehnung leicht verwachsenen Pleura- blätter; Lungenödem; Entartung des Herzmuskels.

32. B., Unterofficier. Seit 18 Monaten Juli 94 im Kamerungebiet; theils an Expeditionen, theils auf der Jossplatte selbst thätig. An schweren Fiebern litt B. seltener, desto öfter an Verdauungsstörungen, die zum Theil auf seine mangelhafte Mundpflege zurückzuführen sind. October 94 mit scorbutartigen Er- scheinungen im Hospital. Den Feldzug durch das Bakoko-Gebiet machte B. grössten theils in der Hängematte mit und kehrte Ende Juni sehr elend nach Kamerun zurück. Am 25. VI. mit hohem Fieber ins Hospital aufgenommen, bot B. das Bild der Malariakachexie: Blasse Schleimhäute, gelbgrauer Teint, starke Abmagerung, grosse Milz (22 : 13), chronischer Magen-Darmkatarrh. Hb-pCt. 37. Unter entsprechender Behandlung erholte B. sich allmälig.

13. VII. Hb-pCt. 54.

20. VII. Hb-pCt. 60. Wird entlassen.

13. XII. Wieder Fieber, wie mehrmals, seit der Entlassung im Juli.

14. XII. Morgens Temp. normal, 1 g Chinin. 6 h.p. Frost, 7 h. p. Temp. 40,5, schwarzrother Urin. 9 h. p. Aufnahme ins Hospital, 360 ccm dunkel- blutrother Urin.

15. XII. 6 h. p. Temp. 37,9; Ikterus; Urin rubinroth; Menge etwa \l/2 Liter; spec. Gew. 1010; enthält 1/4 Vol. schwarzbraunen Niederschlag, der bis zum Abend auf 1/8 Vol. zurückgeht. Das 6 h. a. ziemlich reichliche Sediment im Spitz- glas besteht aus amorphen Uraten und Detritus; keine Nierencylinder. 12 h. m. Temp. 38,6. Der Urin sedimentirt nicht mehr. 3 h. p. Temp. 37,3, bleibt nor- mal. Im Blut 11 h. a. keine Parasiten mehr. Der Ikterus nimmt bis zum Abend zu; die Milz überragt den Rippenbogen zweifingerbreit.

16. XII. Wohlbefinden. Die Milzschwellung geht zurück. Der Ikterus schwindet. Die Urinmenge ist 6 h. a. normal; spec. Gew. 1015; der Urin ist viel heller, zeigt beim Kochen aber noch V20 Vol. gefärbtes Coagulum. 6 h. p. Urin hell, klar; bleibt so, auch beim Kochen mit Essigsäure; Menge geringer; spec. Gew. 1023.

17. XII. Rasche Convalesceuz. Hb-pCt. 41.

23. XII. Hb-pCt. 60, Pat. steht auf. B. hatte in Kamerun dann kein Fieber wieder, ging aber bald nach Deutschland auf Urlaub.

33. M., Zimmermann. Seit 14 Monaten November 94 im Kamerun- gebiet thätig; zuerst auf der Jossplatte selbst, wo er viele und zum Theil schwere Fieber hatte, so dass der Hämoglobingehalt seines Blutes vorübergehend bis auf

51

47 pCt. sank, später in Edea. Dort ging es M. anfangs besser; dann aber stellten sich auch da alle 14 Tage leichtere, zweitägige Fieber ein. Jedesmal danach nahm M. V2 g Chinin; so auch am 1. Januar 1896. Am 8. I. nachts, ohne dass seit dem 1. Chinin genommen war, oder sich sonst eine Ursache finden liesse, Schüttelfrost, Fieber, Erbrechen, Kopf- und Rückenschmerzen. Urin reichlich, blutroth.

Das Fieber dauerte (nach Bericht) zwei Tage, die Rothfärbung des Urins drei Tage. Die Farbe von Haut und Skleren war intensiv citronengelb. Chinin wurde nicht mehr genommen.

17. I. Als M. endlich transportfähig schien, wurde er per Boot aus Edea nach Kamerun ins Hospital gebracht. Fat. ist sehr verfallen. Hautfarbe fahl- graugelb, Conjunctiven schmutzig-citronengelb, Schleimhäute kaum gefärbt. Die Milz überragt den Rippenbogen dreifingerbreit, Leber nicht vergrössert. Appetit und Schlaf vorhanden. Der Urin ist reichlich, klar grünlich-strohgelb, eiweissfrei, spec. Gew. 1008. Temp. blieb normal.

18. 1. Hb-pCt. 27, Blulkörperzahl 1666000.

25. I. Hb-pCt. 37.

30. I. Während der letzten Tage leichte Temperatursteigerungen, den 29. I. bis 39,0; dabei keine wesentlichen Störungen des Allgemeinbefindens. Sehr stark galliger Durchfall. Im Blut keine Parasiten, kein Chinin. Hb-pCt. 31.

31.1. Temp. blieb normal. Im Blut keine Parasiten zu finden. Hb-pCt. 28,5, Blutkörperzahl 1540000. Leichter Ikterus. Morgens und abends je V 2 g Chinin; wird gut ertragen.

1. II. Wohlbefinden, Hb-pCt. 31,5, Blutkörperzahl 1 604000. Reichlicher, stark gallenartiger Stuhl.

8. II. Hb-pCt. 46. M. nimmt 5 tägig V2 g Chinin bei gutem Wohlsein.

17. II. Hb-pCt. 60.

18. II. Hb-pCt. 62, Blutkörperzahl 3180000. Kehrt im März nach Deutsch- land zurück.

34. P., Kaufmann. Seit fast 2 Jahren in Kamerun; hatte viele leichtere und auch schwerere Fieber, die er nach Gutdünken mit Chinin behandelte.

14. I. 96. Nach einer wegen leichten Fiebers genommenen Chiningabe von “/ 3 g Chinin Schüttelfrost, Fieber, Erbrechen, schwarzrother Urin.

Am 25.1. nachmittags Temp. 38,1. Ikterus. Urin gelbbraun mit Stich ins Rothe.

16. I. Wohlbefinden; Temp. normal; rasche Reconvalenscenz. Bis März 96 hat P. ärztlicher Hilfe nicht mehr bedurft.

35. N., Maschinenschlosser, 25 Jahre, mittelgross, kräftig gebaut. Seit 16 Monaten in Kamerun; hat seit Jahresfrist nur leichte Fieber gehabt und etwa alle 14 Tage 1 g Chinin genomnen, „wenn ihm schlecht war“. Ebenso heute, den 31. III. 96 9 h. a., nachdem er morgens noch zum Dienst ging. 11 h. a. Schüttel- frost, hohes Fieber, Erbrechen. 2 h. p. schwarzrother Urin, kurz darauf Schweiss. 3 h. p. Temp. noch 40,5, 6 h. p. 39,9, Beklemmungen, Magenschmerzen. Urin wie vorher. Ikterus. 9 h.p. Temp. 39,1. DieMilz überragt den Rippenbogen 2 finger- breit; Leber nicht vergrössert nicht druckempfindlich. Urinmenge seit 2 Uhr

4*

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760 g, Farbe schwarzroth, spec. Gew. 1015, reichlicher Bodensatz, der ausser amorphen Uraten mitDetritus feinkörnige Cylinder enthält. 2/s Vol. Goagulum ; das- selbe nimmt bei Zusatz von etwas Essigsäure tiefschwarze Farbe an.

1. IV. In der Nacht wieder Schüttelfrost und Temperaturanstieg, erneutes Erbrechen. 6 h. a. Ternp. 38,4, Puls klein, unregelmässig, etwa 120. 9 h. a. dritter Schüttelfrost, Temp. 40,6, Erbrechen. Urinmenge seit gestern Abend 120 ccm. Urin bei durchfallendem Licht in dünner Schicht tiefschwarzroth, bei auffallendem tiefschwarz. Schaum gelblichroth , 2U Vol. Coagulum beim Kochen, spec. Gew. 1008. Auf dem Filter vereinzelte Cylinder, sehr viel Blasen- epithelien, Hb-pCt.64. Im Blut fand sich nach langem Suchen noch ein amöboider Parasit von etwa V12 Blutkörpergrösse. 11 h. a. profuser Schweiss; der Ikterus hat beträchtlich zugenommen, Puls um 100, kräftiger; Temp. 38,4. Urinmenge seit gestern bis Abends 6 h. p. 200 ccm, Farbe unverändert, spec. Gew. 1013, 2lz Vol. Coagulum. Kurz darauf neuer Fieberanstig ohne Frost bis 39,9, Cardi- algie. 9 h. p. Temp. 39,4. 0,01 Morphium subcutan. Reichlicher Schweiss.

2. IV. Haut und Sklerae dunkelcitronengelb ; keine Schmerzen mehr; etwas Dyspnoe; Puls 120, Temp. 38,2. Starker Schweiss; Brechreiz; Zunge belegt. Pat. erhält viel kohlensäurehaltiges Wasser, da die Milch von ihm erbrochen wird. Urinmenge seit gestern abend 800 ccm, spec. Gew. 1013 1011, Farbe schwarz- roth, wie gestern, doch ist ein Stich in’s Braune unverkennbar. Im Blut durch- aus keine Parasiten zu finden, dasselbe lässt keine Veränderungen unter dem Mikroskop erkennen, ausser dass es zahlreiche Mikrocyten führt. Hb-pCt. 49, Blut- körperzahl 2690000. 9 h. p. Temp. 37,8, Puls 100, Urinmenge 430, spec. Gew. 1013, auch sonst Beschaffenheit des Urins wie bisher. Durchfall. Nach lauem Bad Schlaf.

3. IV. In der Nacht wenig Schlaf wegen Magenschmerzen. 6 h. a. Tempi 37,1, .9 h. a. Temp. 36,8. Hb-pGt. 37. Tiefbräunlichgelbe Farbe von Haut und Skleren. Schleimhat von Lippen und Mund kaum sichtbar röthlich gefärbt.

Die Milz überragt den Rippenbogen zweifingerbreit. Leber nicht vergrössert, nicht druckempfindlich. Der Durchfall dauert fort; Abends Leibschmerzen, die 0,01 g Morphium rasch weichen.

Urinmenge bis zur Nacht 1300 ccm, Farbe braungelb mit Stich ins Grün- liche, spec. Gew. 1012. Auf dem Filter leuchtend goldgelbe Nierencylinder und massenhaft amorphe Urate. Die Probe auf Gallenfarbstoff ergiebt auch heute negatives Resultat. V3 Vol. Coagulum. Abends laues Bad, in der Nacht Schlaf.

4. IV. 11 h. a. Hautfarbe grünlich braungelb, auf Armen und Beinen leuchtend goldgelb. Brechreiz geringer, Durchfall dauert an. Milch, Bouillon mit Ei. Urin reichlich, alkalisch; Farbe schwarzgrün fluorescirend ; Schaum gelb - grün, spec. Gewu 1009. Vs Vol. Coagulum. Hb-pCt. 27. Blutkörperzahl 1520000. Im Blut keine Parasiten zu finden. Reichlicher Milchgenuss, Kopfschmerzen. 6 h. p. Temp. 39,1, Puls 104. Urin schwarzbraun mitStich insGrüne; beimKochen bildet sich erst nach Ansäuern VcVol. Coagulum, das schmutzig-smaragdgrüne Farbe zeigt.

5. 1\ . 6 h. a. ln der Nacht kein Schlaf wegen Kreuzschmerzen. Temp. 38,0, Puls um 100. Ikterus beginnt abzublassen. Urin reichlich, verhält sich wie

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gestern, giebt aber starke Gallenfarbstoffreaction. Im Laufe des Tages wird seine Farbe heller und die Menge des Coagulum beim Kochen mit Essigsäure geht zurück. Der Durchfall ist fast verschwunden, der Stuhl dünnbreiig, hell- graugelb. Kein Erbrechen mehr. Hb-pCt. 27,5.

6. IV. Höchste Temp. 37,6. Keine Schmerzen mehr; es stellt sich Appetit ein. Die etwa 2 1 Urin sind von grünlichgelbbrauner Farbe, bei auffallendem Licht braunschwarz, der Schaum ist grüngelb; der Urin enthält reichlich Gallen- farbstoff, beim Kochen mit Essigsäure giebt er aber noch leichte Eiweisstrübung. Der Ikterus verblasst. Hb-pCt. 30.

7. IV. Der Ikterus verschwindet rasch. Der Urin verhält sich wie gestern, nur ist er heller. Hb-pCt. 31. Temp. normal.

8. IV. Weitere Besserung. Stuhl sehr stark gallig gefärbt, Urin 1500 ccm, spec. Gew. 1007, Spur von Eiweisstrübung und Gallenfarbstoffreaction eben er- kennbar. Hb-pCt. 32,5.

9. IV. Temp. normal. Schaum des Urins nicht mehr verfärbt. Gallenfarb- stoffreaction fehlt. Urin eiweissfrei. Appetit und Schlaf gut. Hb-pCt. 32,5. Blutkörperzahl 2 268000.

10. IV. Die Besserung schreitet fort. Hb-pCt. 33,5. Blutkörperzahl 2384000. Nachmittags stieg dieTemperatur ohneFrost und ohne die geringsten subjectiven Beschwerden und erreichte 6 h. p. 39,9. 9 h. p. Temp. bereits wieder unter 39,0. Appetit ungestört.

11. IV. Nachts gut geschlafen, Temp. morgens normal; im Blut keine Parasiten. 12 h. m. : Temp. 38,0. Abends normal.

12. IV. Die Temp. blieb normal, ohne dass Chinin gegeben worden wäre. Allgemeinbefinden fortgesetzt gut. Hb-pCt. 37.

13. IV. Zustand äusserlich unverändert, doch lässt der Appetit nach und der eiweissfreie, reichliche Urin enthält wieder Gallenfarbstoff. Der Stuhl ist sehr stark gallehaltig. Hb-pCt. 39,5.

18. IV. Die Kräfte heben sich nicht in der zu erwartenden Weise. Der Urin ist schwärzlichbraungrün und zeigt Gallenfarbstoffreaction; er ist eiweissfrei, spec. Gew. 1015. Hb-pCt. 45. Blutkörperzahl 1030000 und 1001000. (Es wurden kurz hintereinander 2 Zählungen von je 200 Quadraten vermittels zweier verschiedener Thoma-Zeiss’scher Apparate gemacht, und Controllzählungen mit derselben, frisch bereiteten Kochsalzlösung bei einem Reconvalescenten vor- genommen, deren Resultate zu dem Hb-gehalt in Beziehung gesetzt; hier überein- stimmendes Verhältniss zur Norm ergaben.) Sehr auffallend war (auch für den damals in Kamerun befindlichen Collegen Dr. Döring) eine eigenthümlieh roth- gelbe Verfärbung des Blutes von N., offenbar von gelöstem Blutfarbstoff (vielleicht auch Gallenfarbstoff?) herrührend.

Die ganz un verhältniss massige Verringerung der Blutkörper- zahl kann wohl nur durch eine pathologisch herabgesetzte Wider- standsfähigkeit und Auflösung eines grossen Theils der Erythro- cyten während der Blutentn ahme etc. erklärt werden. Die, welche überhaupt zur Zählung kamen, zeigten keine grössere Neigung zur Auflösung, wie diejenigen des Controlversuchs, wenn sie ihre Gestalt auch viel rascher veränderten als jene.

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Demnach hätten wir es hier mit einer liämogiobinaemie zu tliun, wo der Blutfarbstoff erst nach Umwandlung in Gallenfarbstoff durch die Nieren beseitigt wurde, und auch die übrigen Zerfallsproducte der Erythrocyten die Nieren nicht passirten, denn der Urin blieb in dieser Periode der Krankheit frei von Albuminaten. Der unverhältnissmässig hohe Farbstoffgehalt ist hier auf das gelöste, gewissennassen todte, Hämoglobin zu beziehen. Schon der Kräftezustand des Kranken ent- sprach in keiner Weise einem Gehalt functionirenden Blutfarbstoffes von 45 pCt. ; sehr viel mehr einem solchen von 20 pCt., wie ihn die Million Erythrocyten geben würde.

19. IV. Temp. normal. Urin unverändert. Hb-pCt. 42,5. Wohlbefinden.

26. IV. Die Besserung schritt inzwischen ungestört fort. Der Urin ist frei von Eiweiss und Gallenfarbstoff. Ub-pCt. 56. Blutkörperzahl 3006000. Nach- mittags leichte Temperatursteigerung.

27. IV. Die am Morgen normale Temperatur stieg 9 h. p. bis 40,0. Im Blut fanden sich keine Parasiten.

Die weitere Beobachtung des Kranken durch mich hörte dann auf, doch er- fuhr ich, dass er sich noch wochenlang im Lazareth befand.

Dies wären vom 1. X. 94 IV. 1896 zusammen 53 Erkrankungen an Schwarzwasserfieber mit 5 Todesfällen, also 9,8 pCt. Mortalität. Ausserdem habe ich durch genaue Erkundigungen noch von weiteren 35 Schwarzwasserfiebererkrankungen im angegebenen Zeitraum Kennt- niss erhalten, ohne auf die Behandlung einwirken zu können. Davon starben 15, also 43 pCt. Dass sich hier schwerere Erkrankungen der Kenntniss des Arztes entzogen haben, glaube ich nicht, denn in der kleinen Kolonie laufen alle Beziehungen von auswärts thätigen Beam- ten, Missionaren und Kaufleuten immer wieder im Mittelpunkt zu- sammen, und man erfährt alles. Man wird danach zugeben müssen, dass das Schwarzwasserfieber therapeutischer Einwirkung auch hier zugänglich ist, wo der Arzt seine Hauptaufgabe nicht mit Steudel darin sieht, dem Kranken enorme Chininmengen einzuverleiben.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass von den 5 Verstorbenen drei erst im Stadium ausgebildeter, fast completer Anurie in meine Be- handlung kamen, einer bereits in verzweifeltem Zustande, 36 Stunden vor seinem Tode. Ein zweiter, nachdem die Anurie 5 Tage bestanden hatte. Ich glaubte diese Fälle dennoch in die Statistik aufnehmen zu sollen, weil sie im Krankenhause und ohne Chinin behandelt

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wurden. Vielleicht aber ist es kein Zufall, dass diese drei Patienten die einzigen waren, welche beim Beginn der Krankheit von an- derer Seite Alkohol (Wein und Sekt), No. 8 in grossen Quanti- täten, erhalten hatten. Ich habe zunächst, auch bei Alkoholikern, stets absolute Abstinenz beobachten lassen, resp. Sekt erst in der Reconvalescenz oder im vorgerückten Stadium der Krankheit gegeben.

E. No. 11 hatte die ausserordentlich schwere Krankheit bereits überwunden und empfing schon keine ärztlichen Besuche mehr, als er - offenbar einer Lungenembolie erlag.

Nur No. 22 ging im unmittelbaren Anschluss an den denkbar acutesten Blutzerfall zu Grunde, während die Nieren sich dabei dem Ausscheiden der Zerfallprodukte dauernd gewachsen zeigten. Es han- delte sich hier um eine förmliche Verblutung durch die Harnröhre unter schwerem, alle Symptome des septischen bietendem Fieber. Dies war der einzige Fall (von den choleriformen abgesehen), wo der Zustand von Herz und Puls gleich anfangs in ernster Weise beun- ruhigte und zur Anwendung von Excitantien aufforderte. Die übrigen Erkrankungen gaben dazu nur zuweilen in den letzten Stadien Ver- anlassung. Die Herzthätigkeit auch sehr schwer Kranker war meist relativ wenig afficirt, und die Behandlung konnte sich im wesentlichen darauf beschränken, die Nieren durch Einführen möglichst grosser Mengen von Mineralwässern fleissig zu durchspülen und zu dem Zweck den ohnehin grossen Durst eventuell künstlich noch zu steigern. Wenn der Hämoglobingehalt rasch auf 30 pCt. und darunter sank , dann war der Puls natürlich, der Verminderung an Athmungsorgan ent- sprechend, selbst bei normaler Temperatur recht frequent. Sonst habe ich sehr oft eine im Vergleich zur Temperaturhöhe auffallend niedrige Pulszahl angetroffen. Einmal betrug sie 90 Schläge in der Minute bei 41° C., einmal 80 bei 40,3. Selten überschritt sie 120 Schläge, auch bei Temperaturen über 40° C.

Trotzdem glaube ich nicht, dass die gegebenen Krankheitsbilder beim ( Tnbefangenen den Eindruck erwecken können, als seien die Schwarz- wasserfieber in Kamerun leichter wie in Ostafrika nach SteudeFs Schilderungen. Stendel selbst steht nicht an, zu erklären, dass seine Chinintherapie den Krankheitsverlauf schwerer gestalte. Ob er cs gewagt hätte, Zustände von so verzweifelter Schwere, wie sie über

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die Hälfte meiner Kranken durchmachten, noch „schwerer“ zu gestalten? Ich bezweifle es. Wenn aber ja in Kamerun hätte er wohl selir üble Erfahrungen damit machen müssen; davon, dass die bei symptomatischer Behandlung leichter verlaufenen Fälle ihren Cha- rakter wahrscheinlich sofort verändert hätten, ganz abgesehen.

So komme ich in Bezug auf die Behandlung des Schwarzwasser- fiebers zu dem direct engegengesetzten Resultat wie Steudel, nämlich dass:

1. Chinin überflüssig ist, weil die Gegner, welche es bekämpfen soll, in kurzer Zeit an den Folgen ihrer eigenen Thätigkeit zu Grunde gehen.

•3. Chinin gefährlich ist im höchsten Maasse, weil es besonders geeignet erscheint, neue Paroxysmen von Blut- zerfall hervorzurufen, nachdem die ersten vielleicht glücklich überstanden sind. (Yergl. auch Friedrich Plehn (4).

Dass Recidive, wie Steudel behauptet, bei seiner Behandlung viel seltener wären, konnte ich nicht finden. Wenn doch, dann würde sich das damit erklären lassen, dass der Reconvalescent in Ostafrika, oder gar Europa1) weniger Gelegenheit findet, sich neu zu inficiren, als in Kamerun. Die Disposition für Schwarzwasser- fieber dürfte aber durch StendeFs 123 g in 23 Tagen gegeben, kaum beseitigt werden.

Wie aber lässt sich sonst der Entwickelung dieses gefährlichen Zustandes entgegenwirken ?

Die Antwort ist in meinen Ausführungen grösstentheils schon ent- halten.

Es sei mir gestattet, die Resultate hier noch einmal kurz zu- sammenzufassen:

I. Schwarzwasserfieber wird vorbereitet durch eine grössere Zahl einfacher Malariafieber.

Diese lässt sich herabsetzen:

1. durch Assanirung des Terrains,

1) Steudel erklärt Jeden, der Schwarzwasserfieber einmal Überstand, für dauernd tropen dienstunfähig (6).

2. durch zweckmässige Wohnungsverhältnisse,

3. durch geeignetes persönliches Verhalten; daliin gehört:

a) Zweckmässige Kleidung (ausgiebigster Schutz gegen Sonnen- bestrahlung!)

b) Reichliche, kräftige, abwechslungsvolle Nahrung (mässiger Alkoholgenuss ist statthaft).

c) Thunliehst ausgiebige körperliche Bewegung (jede Art von Sport in diesem Sinne ist nützlich).

d) Vermeiden überflüssiger Schädigung durch Alkohol- und sonstige Excesse, Durchnässtwerden, Erkälten, unnöthiges Nächtigen im Freien etc.

e) Energische Behandlung der ausgebrochenen Fieber mit ernst- haften Chiningaben, ohne durch überflüssig hohe Dosirung den Kranken physisch und psychisch zu schädigen.

f) Nach Umständen Chininprophylaxe.

II. Disposition für Schwarzwasserfieber wird auch geschaffen durch längeren ununterbrochenen Aufenthalt an den Malariaherden der afri- kanischen Westküste, ohne dass viele einfache Fieber zu be- stehen waren.

Also wird der Aufenthalt am Schwarzwasserfieberherd abzukürzen sein. Dies ist um so wichtiger, als die einmal bethätigte Disposition sich selbst nach mehrmonatlichem Urlaub nach Europa nicht immer zu verlieren scheint. Nach den oben gemachten Berechnungen hatte die Dienstzeit der 25 in Kamerun Verstorbenen durchschnittlich 15,4, die der 49 dauernd tropendienstunfähig Heimgesandten 14,1 Monate betragen, während nur 18 der sämmtlichen im Laufe der Zeit nach Kamerun herausgesandten Beamten etc. (bis zum 1. Februar 1896) hierher wieder zurückkehrten. Die bisher übliche Verpflichtungs- dauer von 2 Jahren ist also für Kamerun unbedingt zu lang. Hätte sie 12 Monate betragen, so wäre der grösste Theil der Todten, wie der krank Ausgeschiedenen dem Colonialdienst bewahrt worden. Wie wichtig es, vom Gesichtspunkt der Humanität ganz abgesehen, auch praktisch sein dürfte, die erfahrenen Kräfte sich weiter zu erhalten, darüber brauche ich kein Wort zu verlieren.

Aehnliche Erwägungen dürften die Engländer veranlasst haben,

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die Dienstzeit für ihre Colonien an der afrikanischen Westküste aut 12 Monate festzusetzen, worauf 6 monatlicher Heimat hsurlaub gewährt wird. Die Franzosen haben nach Catrin (17) ihren Tropenärzten die weitgehendste Liberalität im Ausstellen von Urlaubsattesten zur besonderen Pflicht gemacht, und die Spanier auf Fernando Po ver- fahren nach denselben Grundsätzen.

Inwieweit der Aufenthalt auf einer Gesundheitstation an der afri- kanischen Westküste, sei sie nun im Gebirge oder an der See in Irischer und relativ malariafreier Luft gelegen, den Urlaub nach Europa ganz wird zu ersetzen vermögen, muss sich erst zeigen. Vor übertriebenen Hoffnungen möchte ich hier warnen. Aber mit Zuver- sicht darf man erwarten, dass der Termin für die ersten Schwarz- wasserfieber sich wird hinausschieben lassen, wenn die Thätigkeit am Malariaherd selbst rechtzeitig und eventuell wiederholt durch Aufent- halt. in comfortablen, zweckmässig gelegenen und eingerich- teten Gesundheitsstationen unterbrochen wird. Dabei wird es ganz besonders darauf ankommen, den Leidenden in die günstigeren klima- tischen Verhältnisse zu versetzen, bevor die Kräfte wesentlich ge- litten haben. Nur dann erträgt er den Klimawechsel, auch im gün- stigen Sinne, ohne Schaden. Dagegen kann nicht dringend genug da- vor gewarnt werden (10), acut Kranke, die das Fieberstadium viel- leicht kaum überwunden haben, zu transportiren. Diese gehören ins Hospital; mindestens, bis sie ungestützt gehen können und ihr Blut 50 pCt. Hämoglobin aufweist. Das wird auch nach den schwersten Erkrankungen in oft ganz erstaunlich kurzer Zeit erreicht, vorausge- setzt, dass man die Reconvalescenz nicht mit unsinnigen Chiningaben stört. Eine Zunahme von Blutkörperzahl und Hämoglobingehalt um 20 pCt. innerhalb von 7- 8 Tagen, kommt vor, und eine solche von 10 pCt. im gleichen Zeitraum bildet die Regel. Den etwaigen Wün- schen nach sofortigem Klimawechsel , welche gerade die Schwerst- kranken oft energisch äussern, hat der Arzt deshalb mit Schonung und Energie sich zu widersetzen, da sie dem Patienten sicher Scha- den bringen, wenn sie den Arzt auch von der Verantwortung dafür scheinbar befreien.

Ueber chronische Malariaformen in Kamerun ist wenig zu sagen, da das frühzeitige Auftreten des Schwarzwasserfiebers deren

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Entwicklung wohl fast immer zuvorkommt. Meistens ist es nach et- was längerem Aufenthalt hier sein' schwer, oder unmöglich, zu ent- scheiden, ob es sich im einzelnen Falle um ein Rec.idiv bei chroni- scher Infektion, oder um neue Parasiteninvasion handelt. Massige Milztumoren treten gewöhnlich, wenigstens zur Zeit der Fieberattaquen hervor. Sie können aber auch ganz fehlen. So war bei mir selbst nach 23 Fieberanfällen, die ich während 19 Monaten durchmachte, irgend welche Milzschwellung nicht nachzuweisen. Lebervergrösserung war ganz selten. Zweimal Hess sie sich vorübergehend bei Schwarz- wasserfieberkranken nachweisen. Einmal gab starkes Potatorium im Verein mit chronischer Malariainfection dazu Veranlassung. In den übrigen seltenen Fällen, wo ich geringe Leberschwellung fand, war dieselbe nach Maassgabe der mikroskopischen, durch den Verlauf be- stätigen Untersuchung auf acute Hepatitis zurückzuführen. Dass der Hämoglobingehalt des Blutes, ebenso wie die Zahl der rothen Blutkörperchen, beim Europäer in Kamerun regelmässig um 1/4 bis 1/3 des in Europa Formalen reducirt werden, erwähnte ich schon. Ob es sich dabei um Folgen der Einwirkung des Malariagiftes, oder des tropischen Klimas handelt, darüber werden die Untersuchungen noch fortgeführt werden.

Die meisten Europäer, welche einige Zeit in Kamerun gelebt haben, werden „nervös“. Der Grad und die Aeusserungsweise der „Nervosität“ ist je nach Charakteranlage und Temperament sehr ver- schieden. Schwerere psychische Störungen, welche die Zurechnungs- fähigkeit und Verantwortlichkeit der Betreffenden beschränkt hätten, sah ich niemals ohne gleichzeitige körperliche Erkrankung, oder nur im unmittelbaren Anschluss an eine solche. Erweisen sie sich in letzterem Falle einigermassen schwer oder hartnäckig, so halte ich schleunige Heimsendung für unbedingt geboten.

Die nervösen Erscheinungen in der Gesammtheit ihrer wechselnden Aeusserungsformen konnten ganz entschieden als eine Neurasthenie Chlorotischer bezeichnet werden, wie sie [nach Catrin (17)] schon vor Zeiten von alten Tropenpraktikern aufgefasst wurden. Im Wesent- lichen zeigten sie sich als: grosse persönliche Erregbarkeit, auch über Kleinigkeiten, mit Heftigkeitsausbrüchen; leicht verletzliche persönliche Empfindlickeit; rascher Wechsel von heiteren zu trüben Stimmungen;

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grosses Schlafbedürfnis , zuweilen förmliche Schlafsucht; sehr viel seltener Insomnie; Hang zur Unthätigkeit ; zuweilen, wenn die Fieber sich häuften, entwickelte sich weitgehender Indifferentismus. Wechsel von Appetitmangel und Heisshunger, oft auch von Durchfall und Ver- stopfung, ohne dass es sich um Katarrhe der betreffenden Schleim- häute handelte.

Ein kräftiger Mann von 25 Jahren hatte zuweilen hysterische Weinkrämpfe. Oefters treten unbestimmte Schmerzen in verschiedenen Körperth eilen, meist Gliedern und Gelenken auf; auch leiden die Co- lonisten zuweilen an Herzklopfen, das sehr quälend werden kann, selten ist leichtes Knöchelödem. Echte Neuralgien waren sehr selten, traten aber zuweilen als sichere Vorboten kommenden Fiebers in ganz be- stimmten Nerven auf, z. B. im Nervus spermaticus.

Sogenannte larvirte Malariaformen sah ich nie. Ohne deshalb ihr durch so viele zuverlässige Tropenforscher constatirtes Vorkommen leugnen zu wollen, möchte ich doch glauben, dass ihre Domäne wesentlich wird eingeschränkt werden, wenn man erst allgemein für die Diagnose der Malaria in zweifelhaften Fällen den Nachweis des specifischen Erregers fordern wird.

Jene secundären Organ Veränderungen, welche sich nach Catrin (17) aus chronischer Malaria entwickeln können, resp. nach lange Zeit hindurch häufig wiederholten Fieberanfällen entstehen, und als ein Sehrumpfungsprocess der vorher hypertrophirten, congestionirten Organe sich darstellen, sah ich in Kamerun nicht. Sie scheinen einem so späten Stadium der Krankheit anzugehören, dass es der Europäer in Kamerun nicht erreicht, wo sich die Malariainfection in allen ihren Aeusserungsformen durch eine besonders grosse Acuität auszeichnet.

Es mag Demjenigen, welcher sich der Einwirkung jenes mörde- rischen Klimas aussetzt, zum Trost gereichen, dass er, nach den bis- herigen Erfahrungen, wenigstens kein langes Siechthum riskirt.

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Gedruckt bei L. Scliumaclier in Berlin.