LEITFADEN BEI ZOOLOGISCH-ZOOTOMISCHEN PßÄPARIßÜBÜNGEN. Digitized by the Internet Archive in 2015 https://archive.org/details/b21926104 LEITFADEN BEI ZOOLOGISCH -ZOOTOMISCHEN PRÄPARIRÜBUNGEN FÜR STUDIRENDE VON AUGUST MOJSISOVICS EDLEN von MOJSVÄR, MED. UNIV. Dk., DOC'ENT DER ZOOLOGIE UND VERGLEICHENDEN ANATOMIE AN DER K. K. UNIVERSITÄT UND SUPPLENT DER ZOOLOGIE AN DER K. K. TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZU GRAZ. MIT 110 FIGUREN IN HOLZSCHNITT. LEIPZIG, VERLAG VON WILHELM ENGELMANN. 1879. Alle Rechte vorbehalten. VORWORT. er vorliegende Leitfaden dürfte die Berechtigung seines Erscheinens kaum nachzuweisen haben — indem , so viel mir bekannt, in der deutschen Literatur eine kurz gefasste Schrift ähnliclien Inhalts bisher noch niclit existirte und für solche doch ein gewisses Bedürfniss zu bestehen schien. Der allgemeine Theil desselben enthält eine kurz ge- fasste Darstellung gebräuchlicher Präparations-, Lijections- und Conservirungsmethoden ; er dürfte vielleicht denjenigen Studirenden erwünscht sein, die nicht in der Lage sind, sich praktisch-medizinischen Vorstudien zu widmen, und sich all- gemein über die genannten Methoden orientiren wollen. Im speciellen Theile war ich bemüht, an einer Anzahl typischer Vertreter den Modus secandi zugleich mit einer kurz gefassten Erläuterung der morphologischen Verhältnisse, wie sie sich unter dem Messer entwickeln, darzustellen; selbstverständlich fanden hierbei die Vertebraten die ein- gehendste, Coelenteraten und Protozoen die stiefmütterlichste Behandlung, indem ein Eingehen auf mikroskopische Ver- hältnisse ausserhalb des Planes der Schrift lag. lieber die benutzte allgemeine literatur referirt ein al- phabetisch geordnetes Verzeichniss, — Specialschriften wurden im Texte genannt; wenn ich reichlichere Citate gab, als dies bei Lehrbüchern sonst usuell ist, so hoffe ich hierdurch jenen Studirenden , die sich eingehender zu belehren wünschen, dienlich zu sein. 9 yj Vorwort. Herrn Professor Dr. Victor Carus erstatte ich meinen in- nigsten Dank für die Güte, durch freundliche freiwillige Uebernahme der Correctur der letzten Druckbogen das Er- scheinen dieses Buches zum festgesetzten Termine ermöglicht zu haben. Dem Herrn Verleger habe ich schliesslich wärmstens zu danken für die Bereitwilligkeit, mit der er allen meinen i Wünschen rücksichtlich der Ausstattung des Buches entgegen- kam : — eine grosse Anzahl der zum Theil sehr schwierigen und complicirten Figuren wurde neu geschnitten ; unter ihnen befinden sich 24 nach der Natur gezeichnete; — die übrigen sind theils Copien, theils anderen in * Herrn EngeJmann'% Verlage erschienenen Büchern entnommen. Möchte das Buch seinen bescheidenen Zweck erfüllen! Graz, Ende November 1878. Der Verfasser. « INHALTSVERZEICHNISS. Seite I. Allgemeiner T heil 1 1. Sectionen, Präparationen und Präparirübungen. — Leitende Gesichts- punkte bei denselben. — Vorsichten 1 2. Zoologisch-zootomisches Instrumentarium. — Diverse Utensilien. — Prä- parirbretter und -Tassen. — Führung der Instrumente. — Injections- spritzen, Handhabung derselben 3 Instrumente : I . Scalpelle Messer, 4 2. Scheeren 5 3. Pincetten ' 6 4. Klammerhaken 7 5. Nadeln 8 0. Sonden, Tubuse und Dilatatoren 9 7. Instrumente für Knochenpräparate 10 a. Knochenschaber lü b. Meissel, Hirnschalensprenger (Elevatoria) und Hämmer 10 Präparirbretter und Tassen 11 F ührung der Instrumente 12 Pflege der Instrumente 13 Streichriemen 14 Gebrauch des Streichriemens 14 V Injectionen — Injectionsspritzen — deren Behandlung 15 Injectionsmassen 17 Anhang über Corrosions- und Macerationspräparate 23 3. Lupen und Präparirmikroskope 24 4. Conservirungsmethoden. Auswahl und Behandlang des frischen 'Materials. — Conservirungsflüssigkeiten. — Das Trocknen der Präparate. — Vortheile dieser Methode. — Behandlung von getrocknetem Arbeitsmateriale. — Behandlung von flüssig conservirtem Arbeitsmateriale. — Aufbewahrung und Aufstellung der fertigen Präparate. — Bemerkungen über Präparaten- gläser u. dergl 20 II. Specieller Theil 3S 1. Vertebrata 38 a) Präparation der Knochen 38 Anfertigung von Skeleten 38 b) Präparation der Muskeln, Fascien etc 44 c) Präparation der Nerven und Sinnesorgane 46 Gehirn 46 Allgemeines über Nervenpräparate 48 Präparation der Sinnesorgane 49 ■ Gei'uchsorgane 49 Präparation des Augapfels 50 Präparation des Gehörapparates 52 vm Inhalts verzeichniss. Seite d) Präparation der Gefässe 54 I. Herz 54 Injection mit Unschlitt 57 ,, ,, absolutem Alkohol 58 ,, ,, rother und blauer Wachsmasse 58 II. Gefässe 58 e) Präparation der Eingeweide, Harn- und Genitalorgane ...... (iö 1) Der Respirationstract (iO 2) Der Verdauungstract (ii 3) Präparate über Leber, Pancreas , Thyreoidea, Thymus, Milz und Nebennieren (14 4) Harn- und Genitalorgane (iö Nierenpräparate 05 Präparate von der Harnblase Ii(i ,, über die männlichen Geschlechtsorgane (iii ,, über die weiblichen Geschlechtsorgane (iS 1. A. Präparation der Säugethiere (Kaninchen) (ilj 1. B. ,, ,, Vögel (Taube) !il 1. C. ,, ,, Reptilien 1U7 Schildkröten (Griechische Schildkröte) !07 Crocodilinen (Hechtkaiman) 120 Schlangen (Ringelnatter) 126 I.D. ,, ,, Amphibien i Frosch) 136 1. E. ,, ,, Fische 146 Teleostei (Donaukarpf) 146 Selacliii (Hundshai, .155 Bemerkungen zur Präparation der Petromyzonten und des Lanzettfischchens 162 2. Mollusca 164 2. A. Cephalopoda (Vertreter : Sepia officinalis) Iti4 2. B. Cephalophora (Vertreter : Helix pomatia) 172 2. C. Lamellibranchiata (Vertreter : Anodonta cellensisi 178 3. Arthropoda 1S3 Allgemeines und Conservirung 183 3. A. Insecta (Vertreter : Mclolontha vulgaris) 1S6 3. B. Crustacea (Vertreter: Astacus fluviatilis) 190 4. Vermes 198 4. A. Chaetopoda (Oligochaeta) (Vertreter: Lumbricus terrestris) . . . 199 4. B. Discophora (Vertreter : Hirudo medicinalis) 203 5. Echincdernmta ■ 205 5. A. Hülothuriüidea (Vertreter : Holothuria tubulosa) 205 5. B. Echinoidea (Verti-eter : Toxopneustes lividus) 208 5. C. Asteroidea (Vertreter : Astropecten aurantiacus) 213 0. Coelenterata. — Allgemeines.^ — Conservirung 218 Vertreter : Sagartia Troglodytes Gosse 222 7. Protozoa. — Allgemeines. — Conservirung 223 Nachtrag zum Urcgenitalsystem der Selachier 226 Literaturverzeichniss 227 liegister . . . 229 1. Allgemeiner Tlieil. 1. Seetionen, Präparationen und Präparirübungen. — Leitende Ge- siclitspünkte bei denselben. — Vorsichten. Jede mit Rücksicht auf wissenschaftliche Zwecke erfolgende Zer- gliederung eines Thieres pflegt man gemeinhin mit dem Namen »Section« zu belegen. Je nach den speciellen Zwecken, die man bei der Section im Auge hat. ist die Ausführung derselben eine verschiedenartige; — sie ist eine andere bei jenen Zergliederangen , bei denen es sich um die Erforschung des »situs viscerum«, der topographischen Lagerung der einzelnen Organe zu einander, handelt, als bei solchen, welche behufs Ergründung der Krankheits- und Todesursachen (»pathologische Seetionen«) vorgenommen werden; Avieder andere Fälle betreifen die Zergliederung einer sehr seltenen und werthvollen Thierleiche, welche nebst rein zootomischen noch »systematische« Fragen klarlegen soll, u. s. w. u. s. w. P?* Die »Präparation« (s. str.) besteht in der kunstgemässen Blosslegung, auch Isolirung (»Enthülsung« Hyrtl] der einzelnen Organsysteme, Or- gane etc., gleichviel ob diese nun im Zusammenhange mit der ganzen Leiche oder einzeln für sich dargestellt werden; andernfalls versteht man unter Präparation (Zubereitung) auch die der Aufstellung und Aufbe- wahrung eines Thieres vorhergehende »sachverständige« Behandlung des- selben, z. B. das Trocknen und Aufspannen der Schmetterlinge, Käfer, Krebse etc.; — das Resultat der Präparation ist (ceteris paribus) das »fertige Präparat« — auch so bezeichnet zum Unterschiede von dem »Roh- präparate«, worüber später Näheres. Bemerk. Die »zootomischen« Präparirübungen, die ausschliesslich den Zweck haben, den Studirenden in einer Anzahl typischer Vertreter die wich- tigsten Formengruppen des Thierreichs vorzuführen und sie mit dem modus secandi derselben vertraut zu machen, sollten nicht vor dem 2ten oder 3ten Studiensemester begonnen werden ; bevor der Lernende nicht einen allge- meinen (theoretischen) Einblick, Avenigstens in den »gröberen« Bau der ein- zelnen Organe, deren morphologischen Zusammenhang, und in die verschie- denartigen Gestaltungsverhältnisse der einzelnen Thierklassen gewonnen hat, kann er sich unmöglich mit Erfolg der Praxis der Zootomie widmen. — Mojsisovics, Präparirübungen. \ 2 I. Allgemeiner Theil. An denjenigen Universitäten , an denen allgemeine zootomische Ordinar- coUegien gelesen werden , pflegt dieses wohl auch in der Regel der Fall zu sein — wie dem auch sei, ist unter allen Umständen dem Practicanten aufs wärmste zw empfehlen, vor jeder (einzelnen ) zootomischen Uebungsstunde sich theoretisch über die Anatomie jener Thierklasse zu belehren, aus der ihm ein Repräsentant im Curse vorgelegt wird ; hierdurch erleichtert er sich nicht nvir das Verständniss des zu Sehenden, sondern er setzt auch den Leiter der Präparirübungen in die Lage, auf speciellere wichtige Einzelheiten in der Demonstration einzugehen. Geduld, Rvihe und pedantische Reinlichkeit bei der Arbeit können dem Präparanten nicht genug ans Herz gelegt werden ; gewöhnlich glaubt der Anfänger sich xind dem Demonstrator einen Dienst zu erweisen, Avenn er sich mit möglichster Beschleunigung an die Eröffnung der Leiche macht, die einzelnen Organe, je schneller, je besser auseinander- zerrt und den Rand des Präparirbrettes mit den traurigen Ueberresten derselben garnirt. In der That genügt diese Art von »perscrutatio naturae« Vielen, die Kenntniss einiger lateinischer Namen erhöht die Befriedigimg über die gewonnene »Erkenntniss« der thierischen Organisation — und der »praktisch« gebildete Lehramtscandidat darf sich beruhigt anderen Fächern widmen ! — Jeder Schnitt soll in zweckbewusster AVeise geführt und ja nie ins Blinde hinein der Zusammenhang der Organe gelöst werden ; die Art und die zweckentsprechendste Reihenfolge , in der dies zu geschehen hat , zu bestimmen, ist — dem Anfänger gegenüber — Aufgabe des Docenten. Was in den zahlreichen Hand- und Lehrbüchern über specielle Zergliede- rungskunst des Menschen dem Mediziner so eindringlich empfohlen wird : möglichste Sauberkeit des Präparates, gilt noch mehr für den angehenden Zootomen. Unreinliches, flüchtiges Arbeiten rächt sich stets und von selbst, es benimmt dem Präparanten das wahrhafte Interesse am Objecte und führt auch nie zu dem erhofften Ziele : in einem selbstredenden klaren anatomischen Bilde das im Ensemble vereinigt zu sehen, was der theoretische Vortrag des Lehrers mir mit Worten oder in rascher Demon- stratioir vorführen konnte. Wer behutsam zu Werke geht, benöthigt keine besonderen Vor- sichtsmassregeln für die Section. Sollte aber eine wie immer geartete Verletzung doch stattfinden, so schenke man dieser alle Aufmerksamkeit, zumal, Avenn die Thierleiche einige Tage alt ist oder wenn das in Spiritus conservirte Thier bereits in arger Verwesung begriffen war, als es in den- selben kam. Ich sah Leichenpusteln mit darauf folgenden Lymphdrüsen- schwellungen zu Aviederholten Malen nach Verletzungen an »thierischen« Leichen auftreten, und liegt die Gefahr einer schwereren Erkrankung in diesen Fällen ebenso nahe wie nach Verletzungen an »menschlichen« Leichen. Kräftiges Auspressen, Abspülen in frischem Wasser, Aussau- 1 . Scalpelle (Messer) . 3 gen, rasches Schliessen der Wunde mit Collodium, oder mit Heftpflaster- streifen darf bei der geringsten Verwundung nicht versäumt werden — ist man noch gezwungen , weiter zu arbeiten , so benutzt man zweck- mässig einen sogenannten Kautschuk-Fingerling, den man in verschiede- nen Grössen stets vorräthig haben sollte ; ist die Handwurzel oder die Mittelhand verletzt und lässt sich eine die Fortsetzung der Section ermög- lichende Bandage nicht anlegen, so unterlasse man jede weitere zooto- mische Manipiilation. Kleinere Schnittwunden, die man sich bei der Section frischer Thiere zugezogen hat, schliessen sich rasch , wenn man 8 — 10 Minuten lang den verletzten Theil in ein Gefäss mit absolutem oder 950/q Spiritus hält und hierauf ein leichtes Deckmittel anwendet. Eine eigene Sectionsblouse ist nur in den seltensten Fällen nöthig — liingegen sind sehr praktisch bis zum Ellenbogen reichende Ueberärmel aus schwarzer Wachsleinwand , die über der Handwurzel enge an- schliessen. Um den oft penetranten Gestank etwas zu mindern, empfiehlt es sich die Eingeweidehöhlen sammt intestinis mit verdünnter Carbolsäure- solution zu begiessen;') — zur Reinigung der Hände empfehlen sich nebst Seife und Nagelbürste übermangansaures Kali in sehr verdünnter Lösung oder (nach Bearbeitung sehr fauler Organe) rauchende Salzsäure, die man entweder in einigen Tropfen auf die nasse Hohlhand träufelt und gut verreibt oder die man in etwas grösserer Quantität in ein mit Wasser gefülltes Becken gibt, in dem man sich die Hände wäscht. 2. Zoologiscli-zootomisclies Instrumentarium, — Diverse Utensilien. — Präparirbretter und -Tassen. — Führung der Instrumente. — Injee- tionsspritzen, Handhabung derselben. Die Neuheit der zootomischen Practica an unseren Universitäten lässt es begreiflich erscheinen, dass bisher noch kein industrieller Instru- mentenfabrikant sich mit der Zusammenstellung eines »zootomischen Be- steckes« für Studirende bemühte. Die zumeist üblichen kleinen Sections- •etuis für Mediziner enthalten manch Ueberflüssiges und entbehren oft des Nöthigsten. 1. Scalpelle (Messer). Drei Scalpelle genügen: — 1) ein stark bauchiges, flach geschlif- fenes, mit breitem Rücken , gut geriff"tem massivem Holzgriff'e zur Durchtrennung der oft sehr derben Hautdecke und der knorpelharten Theile; man nennt ein derartiges Messer kurzweg Knorpelmesser. 2) Ein ') Hyrtl empfiehlt eine Lösung von 35Gramm essigsaurer Thonerde auf 210 Gramm destillirten Wassers. 1* I. Allgemeiner Theil. ebenso gestaltetes Messer von bedeutend geringeren Dimensionen für Muskel- und Eingeweidepräparation, und 3) ein kleines scharfspitziges sogenanntes »Augenmesser« Fig. 1 [Grüfe'sches Staarmesser) mit mög- Fig. 1 liehst dünnem Rücken. Bekommt man solches mit Holzgriff — um so besser; für die feinere Präpa- ration kleiner Ihiere leistet ein Augenmesser. solches Instrument ganz Vorzügliches. — Ist man in der Lage, sich opulenter auszurüsten . so vermehrt man zweckmässig die Zahl der convexen Scalpelle , die man in verschiedenen Grössen und »Stärken« wählt. G. H. Meyer empfiehlt langgestielte um namentlich in der Tiefe feinere Arbeiten zu machen, ohne Gefahr zu kleine Messerchen (Fig. 2) Fig. 2. laufen, oberflächlicherliegende Theile zu verletzen. — Die sogenannten doppel- schneidigen Nervenmesser ha- ben mit Recht ihr anatomi- sches Bürgerrecht verloren, — wir brauchen sie nie — hingegen ist zur feineren Prä- paration der Nervenverästi- gung, zur subtilen «Lüftung«, d. h. Wegnahme des die Ner- venbündel und Paquet um- hüllenden Bindegewebes ein gerades scharfspitziges Scalpell recht zweckmässig. Man entbehrt es aber leicht, wenn man sich ein in Figur 3 darge- stelltes schwach convexes , spitziges , in der Klinge circa 8 cm langes Fig. 3. Langgestielte Messerchen zur Präparation in der »Tiefe« nach G. H. Meyer. Leicht eonvexes scharfspitziges Sealpell. 'Is natürlicher Grösse. Messer, dessen Rücken etwas zugeschärft ist, bestellt, welches überdies, da es nicht als plumper Keil wirkt, wegen der dünnen, aber über l cm hohen Klinge auch als »Hirnmesser« für kleinere Wirbelthiere und zur Präparation getrockneter und aufgespannter Membranen dienen kann. G rosse papierdünne Messer mit vorne abgerundeter Schneide sind zur Ausführung von Durchschnitten zumal voluminöser, aufgeblasener und getrockneter Organe , wie Lunge, Magen, und zur Anfertigung von grö- beren Schnittserien durch das Hirn grosser Ihiere unentbehrlich. 5 2. Scheeren. Von grossem Werthe für zootoiaische Präparationen sind — gute Scheeren ! Dass man solche selten findet, ist nicht mir hier allgemeiner Kummer. Die wichtigste Scheere ist die gerade mit einem stumpfen und einem scharf spitzigen lilatte ; die Blätter nicht zu lang und die Griffringe gross, dick und nicht mit scharfen Seitenkanten versehen. Hijrtl^) wählt Scheeren, deren Blätter zur Griff länge sich wie 1 : 31/4 verhalten; von dieser Scheerenform bestellt man zweckmässig zwei Grössen; eine zur Durchtrennung festerer Gewebe und eine feinere (d. h. im lUatt feinere) für die subtilere Behandlung erfordernden Theile ; zur Noth reicht man mit diesen beiden. Eine angenehme Beigabe ist eine an beiden Blättern spitz geschliffene, nach der Scheide gebogene (»Knie-«) Scheere und eine mit breiten, sehr dünnen Blättern versehene, nach der Fläche gebogene Scheere. Wer in der Lage ist, beschafft sich beide Formen in verschie- dener Grösse und Stärke. Grössere anatomische Etuis enthalten noch eine sogenannte Darm- scheere, deren (unteres längeres lilatt in einer stumpfen abgerundeten (»geknöpften«) Spitze endigt ; zum raschen Aufschneiden des Darmcanales grösserer Thiere sind sie ganz vorzüglich, — wir können sie aber in den meisten Fällen entbehren. Vortheilhaft ist es, wenn die Scheerenringe derart an die Griffblätter gefügt sind, dass letztere beim Schliessen der Scheere nicht platt anein- anderliegen, sondern durch einen der Zeigefingergrösse entsprechenden Zwischenraiim getrennt sind; man erzielt dies dadurch, dass man die Ansatzstelle der Branchen nicht an die innere Peripherie der Ringe, sondern auf deren obere (gegen die schneidenden Branchentheile sehende) verlegt. Zur raschen Durchtrennung derberer bis knorpelharter Gewebe be- dienen wir uns der sogenannten Knochenscheeren und -Zangen. So vor- zügliche Dienste derartige gut construirte Scheeren für die Anatomie grösserer Vertebraten leisten , sind sie doch für kleinere Formen zu plump und massig, noch weniger taugen sie zur Eröffnung hartschaliger niederer Thiere (Echiniden, Ästenden, Kruster, beschälter Cephalopho- den u. s. w.), da sie an letzteren stets rissige, splittrige Bruchflächen (von Schnittflächen kann man nicht mehr sprechen) erzeugen. — Ueberdies werden sie in jedem zoologischen Institute oder Cabinete vorräthig ge- halten und zu den Cursübungen nöthigen Falles beigestellt — sie bilden daher kein Inventarstück im Bestecke des Studenten. Für recht zweckdienlich halte ich eine »Zangenscheerenform«, die mir der Instrumentenmacher R. Thürriegl in AVien^) nach einer Zeich- 1) (20). 2) IX. Bezirk, Schwarzs^janierstrasse No. 5. 6 I. Allgemeiner Theil. Präparirzange für hartsclialige, wirbellose Thiere. ifa natürl. Grösse. nnng meines Collegen Dr. A. v. Heider construiite, und die sicli für die oben erwähnte Präparation kalkschaliger und derb chitinhäutiger Thiere bisher wenigstens bewährte. Das obere Blatt dieser Zangenscheere (Fig. 4) ist horizontal, d. h, senkrecht gegen die Längenachse derselben gestellt, ziemlich massiv mit abgerundeter Spitze mid zur Aufnahme des unteren scharf- kantigen aber nicht eigentlich schnei- denden Blattes mit einem oblongen Schlitz versehen ; daher durch jeden Schnitt eine gleich grosse, scharfrandige, oblonge OefF- nung in dem betreffenden Kalk- oder Chitingehäuse erzielt werden kann. Durch Federwirkung öffnen sich bei nachlassendem Drucke der Hand die geschlossenen Branchen , deren untere dann wieder in geeigneter Weise vorgeschoben wird. Das obere Blatt, das nach dem Einstechen des unteren stets auf der Oberfläche des zu durchtrennenden Gehäuses fest und platt aufzuliegen hat, gestattet die fortwährende Fühlung mit dem schneidenden und die für das Präparat ungefährliche Anwendung stärkeren Druckes. Eine gleich- gestaltete Scheere mit sehr scharf schneidendem unterem Blatte konnte bisher noch nicht ausreichend geprüft werden. Freilich muss die Arbeit tadellos sein und selbst bei Kraftanwendung das genügend starke untere Blatt den Schlitz des oberen genau und voll^. ständig ausfüllen. 3. Pincetten. Ueberaus wichtig sind zumal für feinere Präparationen gute Pincetten. »Durch die Erfindung der Pincette« , sagt Hyrtl, «wurde die Anatomie eigentlich erst zur Kunst erhoben«, imd in der That weiss den Werth und die vielfache praktische Anwendung dieses Instrumentes wohl Jeder zu schätzen, der sich eingehender mit anthropotomischen oder zootomischen Arbeiten befasste. Eine brauchbare Pincette, gleichviel ob sie zu gröberen Diensten mit mehr abgestumpften oder zu heikleren mit feinsten Spitzen versehen ist, soll verhältnissmässig lange und zum Festhalten breite, gut geriffte Arme besitzen, soll leicht federn, beim Weglegen weit klaffen und mit scharfen gut in einander greifenden Zähnchen (parallelen Leistchen) zum Fest- halten versehen sein. — Sehr spitze ungezähnte Pincetten taugen zu gar nichts. Da die Stahlpincetten unter den schädlichen Einwirkungen der 4. Klammerhaken. 7 zur Conservirung, Härtung, Maceration etc. in Anwendung kommenden Säuren, Alkalien alsbald unbrauchbar werden, pflegt man sie in solchen Fällen durch feinere Pincetten aus Messing zu ersetzen und bedient man sich, um Präparate aus scharfen Flüssigkeiten herauszufischen, verschie- den grosser Pincetten mit liuchsholzbranchen, die nur oben im federnden Theile durch Stahlbestandtheile vereinigt werden. Zu letzterem Zwecke constrxiirt man sich auch (für feinere Objecte) sogenannte »Präparaten- löffel« — indem man ein rundes Messingstängelchen an einem Ende platt hämmert und rechtwinkelig abknickt. — In der Richtung ihrer Längen- achse, nach der Kante gekrümmte Pincetten finden bei Anlegung von Ligaturen, oder um einen tief unter anderen Gebilden liegenden Nerven oder Gefässstamm zu erfassen, gelegentliche Anwendung. Wo möglich drei — mindestens aber zwei Pincetten gleicher Grösse, aber mit verschieden feinen Spitzen sind unentbehrlich. Sperrpincetten finden beschränkte Anwendung , können aber bei Vivisectionen grösse- rer Thiere oft kaum entbehrt werden — ich empfehle die sogenannte chirurgische Sperrpincette (nach Fricke oder Charriere) . Von Pincetten mit schneidenden Branchen, die eigentlich modificirte Scheeren mit federnder Vorrichtung sind und die gelegentlich bei Insec- tenpräparationen anwendbar sind , sah ich keine Vortheile — vielleicht wegen ihrer noch sehr mangelhaften Construction. die man sich zweck- 4. Klammerhaken. 2um Weghalten resp. Spannen von Weichtheilen bedienen wir uns der sogenannten Doppelhaken (Klammerhaken) mässig aus Drahtstückchen, deren mit der Feile zugeschärfte Spitzen hakenartig umgebogen werden, leicht selbst bereiten kann; Schleifer in Wien hat mir vor Jahren sehrbillig solche mit geriff"- tem Mittelstücke geliefert (Fig. 5). Modificirter EijrtV Klammerhakeu mit gerifftem Mittelstucke. Fig. 6. Englischer Kettenliaken. i|2 natürl. Grösse. Vortrefflich sind die englischen Kettenhaken, deren Zahl beliebig vermehrt wird und die zum Abziehen der bereits isolirten oberflächlichen 8 I. Allgemeiner Theil. Weichtheile beim Präpariren in der Tiefe vielfache Anwendung finden — (Fig. 6) . G. H. Meyer empfiehlt einen sehr zweckmässig modificirten Kettenhaken (Fig. 7); seine Verwerthung ergibt sich von selbst. Fig. 7. Kettenhaken nach G. H. Meyer. Der Doppelhaken mit Griff" ist wohl mit Recht ausser Gebrauch gekommen. 5. Nadeln. a. Stecknadeln. Zumeist bedient man sich der sogenannten Karlsbader Nadeln, die man in verschiedenen Grössen, unlackirt, silber- weiss imd schwarzlackirt i) , beim 'Na.dlex Joseph Müller in Wien, Leopold- stadt, Karmeliterstrasse No. 2, auch als » Insectennadeln « in guter Qualität beziehen kann. Die stählernen Nadeln mit grossen Glasköpfen sind nicht praktisch, da man bei etwas gewaltsamerem Einstechen leicht den Glaskopf durch- und sich die Nadel in den Finger drückt. Besser sind solche aus Schmiedeeisen, deren oberes dünn zusammen- gehämmertes Ende man durch einen grossen gedrechselten Holzknopf treibt, hierauf zweimal winkeHg umbiegt und die Spitze in denselben ein- hämmert; sie sind allerdings nur für sehr »grobe« Präparation grösserer Thiere geeignet. Aus starkem Messingdrahte selbstgefertigte Nadeln, die man sich mit der Feile entsprechend zuschärft und mit einem Oehr oder gedrehtem Knöpf chen versieht, finden vielfache Anwendung. 1) Die schwarzlackirten ziehen keinen Grünspan, sind daher für aufgespiesste Trockenpräparate vorzuziehen. (Martin a. a. O.). 6. Sonden, Tubuse und ])ilatatoren. 9 b. Präparirnadeln müssen avis gutem starkem Stahl gefertigt sein lind sollen nicht fest im Hefte stecken , sondern durch eine Schrau- benmutter in einer Messinghülse fixirt Averden , damit man nach Bedürf- niss feinere (Perlnadeln ) und stärkere Nähnadeln einschieben kann . — Ein derartiger Nadelhalter erspart die Beschaffung eigener Präparirhäk- chen, Lanzettchen, Sicheln u. s. w., die reiner Ballast im Etuis sind, indem man in einem kleinen Schächtelchen die wichtigsten dieser modi- ficirten Nadelformen vereinigt und nach Bedarf einschraubt. 6. Sonden, Tubuse und Dilatatoren. Stärkere Sonden, aus Stahl mit und ohne Oehr, geknöpft oder spatel- artig zugeformt, desgleichen einige feinere aus Neusilber sind unent- behrlich — auch die chirurgische Hohlsonde findet bei subtiler Gefäss- und Nervenpräparation der Wirbelthiere vielfach zw^eckmässige Anwen- dung. Schwarze und weisse Schweinsborsten sind nicht nur, wie Hyrtl sagt, die billigsten und feinsten, sondern auch für manche Zwecke die besten; ihre Verwerthung ist eine vielseitige, ihre Geschmeidigkeit und Festigkeit eignet sie in vorzüglichem Masse zur Exploration dem un- bewaffneten Auge eben noch sichtbarer Gefässlumina , feiner Knochen- hohlgänge, zum Nachweise von Communicationsverhältnissen benach- barter kleinster Hohlräume etc. etc. Ist die Borste zu dick, so spaltet man sie beliebig — nöthigenfalls benutzt man sie zu Ligaturen. Um Schweinsborsten in einem Hohlgange zu fixiren, versieht man sie an einem oder an beiden Enden mit Wachsköpfchen. Die Tubuse zum Aufblasen von Hohlräumen werden von den Instrumentenmachern gewöhnlich aus Messing oder Neusilber hergestellt — zweckmässiger aber sind aus nahe liegenden Gründen solche aus Glas, die man sich in allen beliebigen Grössen und Längen mit oder ohne Ein- schnürung vor der Spitze aus verschieden weiten Glasröhren über der Löthrohrflamme oder über einem grösseren Spiritusbrenner leicht selbst anfertigen kann. Indem man sie in das betreffende Gefäss oder Canälchen einbindet, dienen sie zur Offenhaltung desselben vmd können , ohne wie jene aus Messing, die denn auch zu theuer kämen, das Präparat im Laufe der Zeit anzugreifen, darinnen belassen Averden. Hat man bedeutendere Lumina geöffnet zu erhalten, z. B. die Aorta ascendens eines grösseren Säugers zur Demonstration ihrer Klappen , so bedient man sich entsprechend dicker und Aveiter, an beiden Enden glatt geschliffener Lampencylinder oder abgeschnittener Cylindergläser ; auch Ringe sind aus Glasstängelchen über der Flamme leicht herzustellen und können als Dilatatoren verwendet werden. 10 I. Allgemeiner Theil. 7. Instrumente für Knochenpräparate. a. Sägen. Die zweckmässigste (wenn anch nicht am bequemsten trans- portable) ist die chirurgische Bogensäge, dann die sogenannte Blatt- säge. Mit ersterer reicht man in den meisten Fällen, je nach Bedürfniss schaltet man feinere oder stärkere Sägeblätter ein und spannt dieselben mittelst der Schraube beliebig stark. Hat man hingegen in der Tiefe einer Körperhöhle oder sonst an einem Orte, der wegen des nicht für alle Fälle genügend hohen Bogens der Säge sonst nicht zugänglich wäre, Sägearbeit zu verrichten, so wählt man die übrigens handlichere Blatt- säge, die man in vorne zugespitzten und abgestumpften Formen erhalten kann. b. Knochenschaber. (Fig. 8). In ihrer gebräuchlichsten Form sind sie platt, lanzettförmig mit zwei schneidenden Kanten versehen und in eine ziemlich scharfe Spitze aus- laufend; man erzeugt sie in allen möglichen Grössen; wünschenswerth ist, dass sie aus gutem hartem Stahle und mit starkem, dickem, gut geriff- tem Griffe versehen sind ; — für man- che Knochenpräparationen wird man mehrere Grössen von Hohlmei- seln kaum entbehren können. Aehnliche Verwerthung ^ finden die sogenannten lölfel- artigen Kratzer (Fig. 9). c. Meisel, Hirnschalensprenger (Elevatoria; undHämmer. werden in einem Präparirbesteck für Studirende wohl kaum Aufnahme finden, zudem stellen die meisten Institute derartige Instrumente bei. In den Anatomien bedient man sich zweier Meiselformen , des Sprengmeiseis und Schnitzmeiseis; über ihre Anwendung vergleiche H. G. Meyer »Anleitung zu den Präparirübungen, Leipzig, W. Engelmann 1873«. Für feinere Knochenpräparation bedarf man verschiedener Grössen. Den sogenannten Ilirnschalensprenger sowie den auf beiden Seiten mit Schlagflächen versehenen anatomischen Hammer entbehren wir leicht und ersetzen sie durch billigere und einfachere Instrumente : das Stemmeisen und den Tischlerhammer , die für die gewöhnlichen Arbeiten vollständig ausreichen ; wer zu osteographischen Zwecken Filigranarbeit zu verrich- ten hat, mag sich in raffinirterer Weise equipiren. Fis;. 8. Knoclienscha'ber mittlerer Grösse. Fig. 9. Kratzlöffel, ijs natürl. Grösse. Führung der Instrumente. 11 Zangen verschiedener Art, kleine und grössere, liohrer die durch einen Bogen bewegt werden, ein kleiner Schraubstock, Schnitzmesser, ge- Avöhnliche Scheere und was dergleichen mehr ist, vervollständigen das Inventarium, dessen man bei complicirteren zootomischen Präparationen bedarf — zu reichhaltig kann es Avohl nicht leicht sein. Für die Section kleinerer Thiere, etwa bis zur Grösse eines Lapins, bedient man sich zur Unterlage zweckmässig viereckiger oblonger Bretter mit circa H cm hohem, schief nach aussen gerichtetem Rande ; da Alko- holica Oelfarben angreifen, zumal schwarze Farben milchigweiss trüben, lässt man die Sectionsbretter mit gewöhnlichem Fimiss ein ; sie werden hierdurch dauerhafter und gestatten gründliche Reinigung nach ihrem Gebratiche. — Yortheilhaft ist es, zwei sich kreuzende »Blutrinnen«, die, von den Ecken des Brettes ausgehend, sich in der Mitte zu einer seichten Mulde vereinigen, einschneiden zu lassen ; ein Abzugsrohr, von der Mulde nach unten gehend, lässt das allzureichliche Spülwasser in ein unter dem Tisch befindliches Gefäss rinnen ; natürlich muss ein derartiges Präparir- brett mit der Länge des Ansatzrohres entsprechenden Füssen versehen sein . Seitlich an den 4 Rändern des Brettes bringt man in entsprechenden Abständen 8 — 16 Schraubenhäkchen an, zur Befestigung der Bindfäden, mittelst welcher man das Thier in seiner Lage erhält oder das Präparat in gewisser Spannung erhalten will. pie Präparation grosser Thiere erheischt natürlich eigene Sections- kammern, sofern man mit der Sanitätsbehörde nicht in Conflict gerathen will. Die kleineren Wirbelthierformen (Mäuse, Sperlinge, Kaulquappen, Tritonen etc.) werden ebenso wie die meisten Vertreter der übrigen Typen unter Wasser präparirt, daher man zu diesem Behufe viereckige oder ovale Blechschalen mit ziemlich hohen abstehenden Rändern wählt, die am Boden mit Kork und rothem Wachs ( oder mit einer Masse aus Wachs, Terpentinöl, Unschlitt und Kienruss, oder Rebschwarz etc.) ausgelegt sind; man braucht selbstverständlich mehrere Grössen dieser Schalen; mittelst Nadeln wird das Thier auf seiner Unterlage befestigt. Führung der Instrumente. Eine absolut gültige Weisung, wie ein Instrument zu halten, resp. zu führen ist, lässt sich nicht gut geben ; angeborene Geschicklichkeit und manuelle Fertigkeit des Einzelnen (in anderen Künsten) machen oft jeden Rath überflüssig ; \im aber im Allgemeinen die zumeist beliebten Methoden zu nennen, gelte folgendes. Was zunächst die Führung der 12 I. Allgemeiner Theil. Messer betrifft, so unterscheidet man solche mit freier und solche mit ge- stützter Hand. Bei der ersteren nimmt man das Scalpell in die volle Faust, den Daumen auf der linken ') Griffseite, und durchtrennt in langem gleichmässigen Zuge, ohne abzusetzen, die zu dissecirende Fläche ; eine derartige Schnittführung ist üblich bei allen ausgiebigen Continuitäts- trennungen , so bei dem usuellen Hautkreuzschnitte vor der Eröffnung der Körperhölile. bei Durchtrennung der liauchdecken oder gewaltiger Muskelzüge etc. Bei derartigen Schnitten braucht man das Knorpelmesser, dessen grösste Convexität die eigentlich schneidende Kante ist ; daher der Win- kel, den das Messer mit der zu durchtrennenden Oberfläche einzunehmen hat, kein steiler, sondern der möglichst spitzeste sein muss ; ein anderes ist es bei dem Disseciren mit gestützter Hand ; man hält hier das Scalpell wie eine Schreibfeder und sichert die beabsichtigte Schnittführung mit dem untergelegten kleinen und Ringfinger ; diese Messerhaltung ist die gebräuchlichste bei allen Vorsicht erheischenden Präparationen; hier wirkt hauptsächlich der vordere (d. h. der der Spitze zunächstliegende Theil) der Schneide. Wenngleich hierbei meist kurze Schnitte zu führen sind, so sollen diese doch in einem gewissen ruhigen gleichmässigen Ziige erfolgen und jeder neue Schnitt womöglich die directe Fortsetzung des vorhergehenden sein , und ist vor gewissen »hackenden« und »pickenden« Messerbewegungen, die ein wie von Mäusen angefressenes Präparat er- zeugen, eindringlichst zu warnen. Gelegentlich wird man auch bei freier Schnittführung die »Schreib- federhai timg« bevorzugen müssen, z. B. bei feineren Präparationen in der Tiefe der grossen Körperhöhlen u. s. w. — Derartige Licenzen ergeben sich ja von selbst. (Ueber Arm- und Handlage, sowie Richtung der Schnitte s. im speciellen Theile.) Kleinere Scheeren sollen so gefasst werden , dass der Daumen xmd Mittelfinger (oder Ringfinger) in die entsprechenden Ringe greifen, imd die Branchenieten mit dem Zeigefingerballen, zur Sicherung (Fixirung) des geplanten Schnittes, gestützt werden. Grosse (Darm-) Scheeren hält man wie Papierscheeren. Pincetten hält man schreibfederartig zumeist in der Linken; häufig aiich arbeitet man mit zweien, wobei dann natürlich die der rechten Hand die entgegengesetzte Position einnimmt; grosse starke Pincetten können gelegentlich zum Anspannen grösserer Haut- oder Weichpartien in die volle Faust genommen werden — derartige Kraftkünste vertragen indess nur wenige Pincetten und bedient man sich in solchen Fällen besser der nicht armirten Hand. ') Was in dem Falle »links« ist, wird wohl nicht zweifelhaft sein. Pflege der Instrumente. 13 Der Knochenschaber (schliesslich) wird wie ein Schnitzmesser ge- fasst, wenn es sich um ergiebiges Abkratzen des Periostes vom darunter- liegenden Knochen handelt, man moderire aber bei nachgiebigeren Ihei- len den Druck, denn die scharfe Kante des Schabers reisst zu leicht Fur- chen in den frischen Knochen ; handelt es sich um subtilere Entfernung der Weichtheile, so hält man auch den Knochenschaber wie eine Schreib- feder (oder vollführt leicht bohrende Bewegungen etc.). Die Säge soll in leichten, gleichmässigen Zügen, mit Beachtung des- selben Tempos geführt werden — stösst man auf ein unerwartetes Hinder- niss, so nutzt weder das dem Sägeblatte schädliche Drücken, noch wildes Hin- und Herreissen ; man setze die Säge lieber nochmals vorsichtig ein, nachdem man sich von der Ursache der Unterbrechung überzeugt resp. diese durch andere entsprechende Manipulationen beseitigt hat. Den Sägegriff nimmt man in die volle Faust oder besonders den von kleinen Blattsägen derart *) , dass der Daumen auf der einen Griffseite den neben- einander gestellten Fingern auf der anderen entgegenwirkt; hierdurch erzielt man die oft nöthigen leichten »zierlichen« SägebeAvegungen für- kleinere gebrechliche Knochen. Die Behandlung der übrigen Instrumente ergibt sich von selbst. Pflege der Instrumente. Hauptgrundsatz soll sein : jedes Instrument nur zu dem Zwecke zu benxitzen, für den es bestimmt ist. (Näheres hierüber siehe im »speciellen Theile«.) 2ur Pflege der Instrumente gehört ein feiner Kehlederlappen, weisses, gut ausgewaschenes Linnen , ein Schwämmchen und ein Abziehriemen. Hat man seine Sectionswerkzeuge beschmutzt, so spüle man jedes für sich ordentlich mit Wasser ab , entferne etwa daranhaftende Blut- coagula, Fetzchen von Weichtheilen mit dem angefeuchteten Schwämme und trockne sie vorsichtig mit dem Linnen und nachher mit dem Leder- läppchen. Sägen , Scheeren und Pincetten erheischen besondere Auf- merksamkeit. Die Zähnchen der Sägen sind mit einem kleinen Bürstchen sorgfältig von stets daran haftenbleibenden Knochensplitterchen, Fleisch- theilchen etc. zu reinigen; die Scheeren pflegen zumeist in der Nähe der Nieten rasch einzurosten, wenn man die Trocknung dieses Theiles zu flüchtig besorgt, — ein Uebelstand, der leicht vermieden werden kann. Die Pincetten erheischen ebenso sorgfältige Reinigung ihrer Zähnchen, wie jene der Sägen, Die Klage, dass sonst gut gearbeitete Pincetten nicht fassen, wird häufig überflüssig , wenn der Besitzer die eingetrock- neten Schmutzdepots mit einer Stecknadel gesäubert hat. Auch der ') Wie einen Fiedelbogen. 14 I. Allgemeiner Theil. federnde Theil der Branchen erheischt sorgfältige Reinigung, rostet er ein, so verliert die Pincette die wünschenswerthe Schnellkraft und leichte Fe- derung. Streichriemen. H. G. Meyer (1. c. pag. 14) gibt ein treffliches Recept zur Anferti- gung von Streichriemen. Ich bediene mich seit einer Reihe von Jahren eines von der Firma Ph. J. Goldschmidt (in Wien und Berlin) gelieferten hohlliegenden Riemens, der durch eine gut gearbeitete Stellschraube jede nur wünschenswerthe Spannung erhalten kann; als Beigabe erhält der Abnehmer von der Niederlage die entsprechende Quantität von rother und schwarzer Paste , welche erbsengross alle 3 Monate auf die entspre- chenden Lederflächen mittelst der flachen Hand eingerieben wird. Indess auch hier lässt die Gewohnheit Manches in anderem Lichte erscheinen, Der eine bevorzugt diese Art der Streichriemen — der andere die auf höl- zerne Unterlage geklebten. Das Schärfen auf dem Schleifsteine erfordert viele Uebung — man überlässt es am besten einem tüchtigen Schleifer (die übrigens hier in Graz nicht häufig sind) ; bei vorsichtigem Gebrauche empfiehlt sich, nebst dem sogenannten gelben Stein, der weisse Mississippi- stein; Wasser, Oel oder Glycerin (nach H. G. Meyer) dienen zum Be- nässen. Die Handhabung des Streichriemens erlernt sich indess bald und sollte diese Fertigkeit jedem Präparanten eigen sein. Gebrauch des Streichriemens. Voraus ist zu erwähnen, dass die rothgestrichene Seite des Riemens bei stark abgestumpften Messern in Anwendung kommt; den feineren Schliff" erzielt man mit der »schwarzen« Seite, die daher auch zumeist be- nutzt wird ; das Messer wird mit seiner Fläche so aufgelegt, dass die Spitze nach hinten, die Schneide etwas nach unten sieht und der leicht gehaltene Griff" im Zuge vorangeht; ist man am Ende des Riemens an- gelangt, so legt man das Messer über den Rücken um und führt es in conträrer Richtung zurück, wiederholt diese ganze Procedur bei gleich- massigem Drucke und Tempo etliche Male ; mit einem feinen Leder- lappen reinigt man dann die Klinge und probirt die erzielte Schärfe, indem man vorsichtig die Schneide über den Daumenballen zieht; »klebt« sie, d. h. dringt sie leicht in die oberste Epithelschicht ein, so ist die nöthige Schärfe erzielt. Bemerk. Benutzt man zuerst die rothe Riemenseite, so ist natür- lich die Klinge, ehe sie über die schwarze gezogen wird, gleichfalls mit dem Lederlappen zu reinigen. Für feine mikroskopische Durchschnittsmesser (Rasir-) pflegt man einen eigenen Riemen bereit zu halten. Injectionen — Injectionsspritzen — deren Behandlung. 15 Da alle Instrumente durch die Einwirkung von Meerwasser aufs empfindlicliste angegriffen werden, so empfiehlt es sich, bei Präparationen in demselben entweder ältere abgenutzte Instrumente und statt der sonst üblichen Stahlpincetten solche aus Messing und Holz — Avenn sonst thunlich — zu verwenden, oder andernfalls jedes eben benutzte Instru- ment sofort in destillirtem Wasser abzuspülen , aiifs sorgfältigste zu trocknen und — ehe die Arbeit ruhen soll — mit feinstem Knochenöl zu bestreichen . Dass ähnliche Vorsichten bei Anwendung von Säuren. Alkalien etc. obAvalten müssen, versteht sich von selbst. Injectionen — Injectionsspritzen — deren Behandlung. Der Injection (Einspritziing) bediente man sich in früherer Zeit aus- schliesslich nur zum Studium der lUut- und Lymphgefässe; die neuere Zeit, die uns mit zahlreichen sehr vervollkommneten Methoden und ver- schiedenartigen Injectionsapparaten bereicherte , lehrte die Injection als sin überaus wichtiges Hülfsmittel bei der Untersuchung der verschieden- sten Organsysteme, Organe und Gewebe kennen und wird der angehende Fachmann sich kaum der Erlernung dieser oft recht mühsamen Procedu- ren des Einspritzens warmer (nachher erstarrender; und kalter (bei ge- ivöhnlicher Temperatur flüssig bleibender) »Injectionsmassen« entschlagen können, wenn er anders als selbständiger Forscher thätig zu sein ge- lenkt. Indem wir hier von den complicirteren , zumal für mikroskopische Zwecke üblichen Injectionsmethoden vollständig absehen und auf die lierüber zum Gebrauche für Studirende erschienene Literatur verweisen, svollen wir nur die einfachste, zugleich Avichtigste Form der Injections- ipparate: »die Inj ectionssp ritze« und die gebräuchlichsten Injections- massen näher kennen lernen. Die Injectionsspritze (Fig. 10) besteht aus folgenden wesentlichen rheilen. 1. der Röhre; sie ist bei grösseren Instrumenten meistens aus Messing , bei kleineren aus Neusilber oder Glas mit Metallbeschlä- ^en u. s. Av. ; sie besitzt auf ihrer äusseren Peripherie b c vorspringende Leisten oder Kanten zum entsprechenden Festhalten der Spritze , ihre innere Oberfläche muss genauestens calibrirt und oben mit einem ab- ächraubbaren Deckel {f) versehen sein. 2. Dem Stempel mit Handgrifi'e (e) : der Stempel muss hermetisch schliessen und um so länger sein, je länger das Spritzenrohr ist. Der Stempel selbst besteht aus entsprechend vielen kreisrunden Lederschei- ben, die durch zwei Metallplatten zusammengepresst werden ; die untere iieser Platten kann durch ein Schraubengewinde der oberen genähert 16 I. Allgemeiner Theil. oder, wenn nöthig', von dieser entfernt werden ; durch erstere Bewegung verkürzt sich natürlich die Längenachse des Stempels , die Lederscheiben werden in die Breite gedrückt und hierdurch der Verschluss des Ilohres ein um so vollständigerer. Der Kolbenstiel (d) wird durch ein Schrauben- gewinde an dem Stempel befestigt. Fig. lo. ; Damit der Kolben leicht auf und nieder gleite, durchtränkt man die Lederschei- ben mit Olivenöl oder reibt sie sorgfältig mit Talg ein [Frey] . 3. Dem unteren Endstücke — dem »Mundstücke« der Spritze {(/) — das ent- weder ein [gleich weites cylindrisches, dann am Ende von einem Seidenfaden umwickeltes , oder ein conisch zulaufen- des Röhrchen darstellt. 4 . Den Tubis (Kanülen) . Es sind dies kurze Röhrchen , die mit einer weiteren und einer engeren Mündung versehen sind ; die weitere passt genau auf das »Mundstück« der Spritze , die feinere ist in das zu injicirende Gefäss einzubinden. Es versteht sich, dass man für jede Spritze einiger solcher Tubi von verschiedenem Kaliber, gerader und vor der engen Mündung abgebogener, bedarf ; für mikroskopische Injectionen gewöhn- licher Art bedient man sich solcher Ka- nülen, wie sie in Fig. 10 (2. 3.) darge- stellt sind, andernfalls benöthigt man solche mit seitlichen Flügeln, xim welche die Ligaturfäden zur Fixirung des Tubus geschlungen werden. Gröbere Gefässin- jectionen erheischen Tubi mit Hahn, um '■ bei plötzlichem Absetzen des Spritzenrohres das Aus- (S^^Äfe^-^^ laufen der bereits injicirten Masse zu hindern (Fig. 11). Zur Noth wird man mit einer mittelgrossen, circa 20 cm> f^" i[T^3 langen Spritze reichen, wenn man nur die Injection« Tubnius mit Hahn arterieller Gefässe (von nicht zu winzigen Wirbelthie- ren) beabsichtigt — für alle feineren Arbeiten bedarf* man aber mindestens noch zweier kleinerer Formen, d. h. solcher vont- kleinerem Kaliber , einer im Rohre etwa 9' cm langen inid ^/^ cm im| Durchmesser haltenden, sowie einer sogenannten Pravaz sehen oder' Die Injectionsspritze 1 (nach. Frey .) a Die Röhre njit den vorspringenden Rän- dern 6 u. c undderaabschrauhljaren Deckel/; d Stempel mit Handgriff c; (j Mundstiu-k der Spritze mit einem Sei- denfaden umwickelt. 2 und 3 feinste Canülen. Fig. 11. Injectionen — Injectionsspritzen — deren Behandlung. 17 subcutanen Injectionsspritze ; diese beiden müssen mit nadelscharfen n Einstichkanülen « nebst den früher beschriebenen Tubis versehen sein . Injectionsmassen. 1. Rothe Injectionsmasse für grobe Gefässe, nach Diirchwärmung- auf 35" — 40" R. zu injiciren : 420 Gramm Cerae flav. 385 Seb. vnlg. 210 Olei Terebinth. 210 Cinnob. Die genannten Mengen von gelbem AVachs und Talg werden in einer Pfanne geschmolzen und unter beständigem Verrühren dieser Masse, so- bald sie flüssig geworden, der mit Terpentinöl in einer Reibschale aufs feinste zerriebene Farbstoff beigemischt. Der erstarrte Kuchen ist häufig durch Senken des Farbstoffes am Boden intensiver roth als an seiner Obei-fläche ; es hat dieser Umstand indess keine Bedeutung, um so weni- ger, als beim jedesmaligen Gebrauche ein Stück der Masse ausgeschnitten, geschmolzen und neuerdings sorgfältig verrührt werden muss — eine völlig gleichmässige Vertheilung ist — für bleibend — nur schwer zu er- zielen. Die Masse kann, da sie sehr hart wird, in jedem beliebigen Ge- fässe, in Stücke zerschnitten, aufbewahrt werden. Hyrtl nimmt für grobe Injectionen 4 Theile gelbes Wachs, 2 Theile venetianischen Terpentin und 1 Theil Hirschtalg; dieser Masse wird in geschmolzenem Zustande die entsprechende Menge von mit Terpentinöl abgeriebenem Zinnober einverleibt. Diese Composition soll partienweise durch reines gebrauchtes Linnen geseiht werden — nach ihrem Erkalten besitzt sie eine Consistenz, dass sie den Fingereindruck annimmt, oder für Dauerpräparate: »4 Theile weisses Wachs« (Fräp. Bauer in Tübingen nimmt hiervon 1 Theil; vergleiche dessen Angaben in Martinas »Praxis der Naturge- schichte«. II. Theil. pagg. 99 — 101 und Hyrtl 1. c. pag. 615 u. ff.) »werden mit 2 Theilen Canadabalsam zusammengeschmolzen, und der halberkalteten Mischung 1 Theil mit Mastix-Firniss gut verriebener Zin- nober ziigesetzt«. — Diese Masse wird im Sandbade bei massiger Wärme abgedampft, »bis ein in kaltes Wasser gebrachter Tropfen derselben zAvi- schen den Fingern nicht mehr schmierig zerfährt. Wird der Wachsge- halt dieser Masse auf 2 vermindert und jener des Mastix -Firnisses mit Zinnober auf 2 erhöht, so erhält man eine Mischung , welche für die In- jection kleiner lliiere vortrefflich zu verwenden ist und so weit penetrirt, dass gewöhnlich die Malpighi' sehen Körperchen der Niere und die Tast- wärzchen der Zehen gefüllt werden.« Mojsisovics, Präpaririiliungen. 2 18 I. Allgemeiner Theil. Durch einen kleinen Zusatz von Mennig ist für das allmälig eintretende Hartwerden Sorge zu tragen ; verliert sie nach mehrmaligem Gebrauche so viel von ihren flüchtigen Bestandtheilen, dass sie vollständig hart wird, so ist vor jeder neuen Injection etwas Mastixfimiss zuzusetzen [Hyrtl] . (Die hier mitgetheilten warm anzuwendenden Injectionsmassen kön- nen selbstredend auch mit anderen Farbstoffen versetzt werden. — ) Zu feinen Injectionen bedient man sich nach HyrtTs Vorschrift der im reinsten Zustande käuflichen Malerfirnisse (Kopal- und Mastixfimiss; . welche bis zur Syrupdicke abgedampft und beiläufig mit dem achten Theil Zinnober, der mit demselben Firniss auf dem Reibsteine verrieben wurde, versetzt werden. Um der Masse mehr »Körper« zu geben, setzt man eine geringe Menge von Jungfernwachs zu und empfiehlt sich ferner, dem gebrauchten Zinnober sein halbes Gewicht Mennig, der mit Oliven- oder Mohnöl aufs feinste zerrieben werden muss , zuzusetzen , da die Härtung der Masse hierdurch beschleunigt wird. Für Hautinjectionen vei^flüssigt man die Masse durch rectificirten Terpentingeist. Wegen des hohen Schmelzpunktes aller eingedickten Firnisse ist eine hohe Erwärmung des zu injicirenden Objectes nöthig ; daher eignen sich Harzmassen nicht zur Injection von Fischen. — Man schreitet im Uebrigen zur Injection, wenn die über der Spirituslampe flüssig gewordene Masse »ein dünnes Rauch- wölkchen« von sich aufsteigen lasst. Hoyel' empfiehlt als vorzügliches Hülfsmittel zum Studium der makroskopischen Gefässvertheilung »an mehr begrenzten Gefässbezirken oder an ganzen Cadavern kleiner Thiere«, auch zu Corrosionspräparaten die Schellackmasse. Hoyer übergiesst eine Quantität von gutem Schellack in einer weithalsigen Flasche mit dünnem Boden mit so viel ca. 8OO/0 Alkohol, dass der Schellack gerade bedeckt wird. Nach 24 Stunden wird die Flasche im Wasserbade erwärmt, damit sich der Schellack vollständig löse, und versetze man nach völliger Abkühlung, wenn nöthig, die Lösung abermals mit Alkohol, bis sie die Consistenz eines dünnflüssigen Syrups erhält, und seihe sie dann durch ein Stück- chen von mässig dichtem Mousseline. Man färbt diej Masse durch Bei- mengung einer concentrirten filtrirten alkoholischen Lösung von Anilin- blau, Anilinroth, Anilinviolett oder einer Suspension feingeriebener Farbstoffe in Alkohol. Die schönste Färbung liefern Zinnober, Berliner- blau und gelbes Schwefelarsen, besonders für Dauerpräparate. Eine Mischung der beiden letzteren gibt Grün — ein dauerhaftes Gelb ist frisch gefälltes Schwefelcadmium. »Die mit Wasser fein geriebenen Farbstoffe übergiesst man in Flaschen mit Alkohol , lässt absetzen , giesst den durch das Wasser ver- dünnten Alkohol ab und setzt dafür starken Alkohol zu.« Der feinver- theilte Farbstoff wird der Schellackmasse zugesetzt, bis sie eine intensive Injectionen — lujectionsspritzen — deren Behandlung. 19 Färbung zeigt — die Masse dann nochmals geseiht. Für feinere Gefässe ■wird die stärker mit Alkohol verdünnte Lösung durch Filtrirpapier mittelst eines entsprechend eingerichteten, die Verdampfung des Alkohols verhindernden Trichters filtrirt und hierauf wieder ein Theil des Alkohols bis zur entsprechenden Consistenz der Masse destillirt. Zur Färbung nimmt man Wasserfarben in Zinnkapseln ; zur Beseitigung des Binde- mittels wäscht man sie zunächst in einer grösseren Wasseimenge aus und suspendirt sie dann in Alkohol. Die Massen werden in weithalsigen Stöpselgläsern aufbewahrt, und können jederzeit sofort in Verwendung kommen , die körnigen Farbstoff enthaltenden Lösungen werden zuvor gehörig geschüttelt ; — die Spritzen reinigt man mit gebrauchtem Spiritus. Da die Masse sich sofort conden- sirt, können kleinere Gefässe Avenige Minuten nach erfolgter Lijection präparirt werden; grössere lässt man einige Stunden, selbst Tage liegen. Um die Brüchigkeit der Masse zu vermindem, kann man derselben etwa S^t/o einer gleich consistenten durch Papier oder Mousseline filtrirten alkoholischen Lösung von venetianischem Terpentin zusetzen. Zur Härtung von mit Schellackmasse injicirten Theilen benutzt Hoyer entweder reine Chromsäurelösung oder eine Mischung von Chromsäure und Salzsäure (von beiden 1 Theil auf 250 — 500 Theile Wasser) . Die Schnitte behandelt man mit concentrirtem Glycerin. Ueber die Herstellung der vorwiegend zu histologischen Studien be- nutzten Leimmassen vergleiche irez/ (1. c.) und Orth (1. c.) Kalte Injectionen. Zu solchen bedient sich Hyrtl der früher erwähnten Harzmasse, ■der er etwas Wachs und Minium (Mennige) zusetzt. Ein Stück dieser Masse wird in einer Schale unter allmäligem Aetherzusatze zur Syrupsdicke verrieben , der gewünschte Farbstoff im Verhältniss von 1 : S zugesetzt und das Ganze neuerdings mit so viel Aether verrieben , dass die Mischung vollkommen flüssig ist ; in diesem Zustande wird die Masse schnell injicirt; das Präparat ist durch die Verdunstung des Aethers nach einer Viertelstunde zu weiteren Manipulationen geeignet. Bauer (1. c.) empfiehlt für die Injection kleinerer Thiere eine Masse, die man durch Auflösung feinsten rothen Siegellacks in absokitem Alkohol erhält. Die vor der Anwendung zu schüttelnde Masse muss »ziemlich fette« Tropfen geben. Frey (1. c.) empfiehlt für histologische Zwecke eine von Beale zuerst benutzte Mischung von Glycerin , Wasser und Alkohol. (Näheres siehe daselbst.) Als Farbstoffe für Harzmassen empfiehlt Hyrtl die feinsten in 2* 20 I. Allgemeine!- Theil. dünnwandigen Bleiröhren eingeschlossenen Oelfarben , die man bei der bezüglichen ersten Wiener Firma in vorzüglicher Qualität erhält ; Hyrtl bezog diese »Colours in Tubes-.i bei Winsor und Newton in London W. Rathbone- Place 38. Für Roth nimmt Hyrtl Chinese-Vermilioii , für Gelb Orange Chrom- Yellow, für Grün Emerald-Green und Verdigris, für Weiss Nottingham-White und Cremnitz-White, für Blau eine selbstbe- reitete Mischung von Cremnitz-White und Prussian Blue. Zur Injection mit w^armen Massen eignen sich sämmtliche Wirbel- thiere. Das zu injicirende Thier, welches wo möglich eben getödtet sein soll , Avird in ein seiner Grösse entsprechendes oblonges Blech- oder Thongefäss gelegt und an jener Körperstelle , von der aus man die Injec- tion beabsichtigt (linker Ventrikel , rechter Ventrikel , Aorta , Carotis, Femoralis etc.) eröffnet 2] — je kleiner die Wunde, um so besser; bei sub- tileren Injectionen öffnet man sie, um das stets unangenehme Eindringen von Luft zu verhindern, unter Wasser — übergiesst dann das Ihier derart reichlich mit erwärmtem Wasser, dass keiner seiner Körpertheile frei an der Luft liegt. Die Temperatur des Wassers erheischt einige Aufmerksam- keit , sie darf eine höhere sein bei Warmblütern , sie richtet sich aber auch nach dem Schmelzpunkte der Injectionsmasse , wenngleich sie deren Hitzegrad 3) in den wenigsten Fällen oder eigentlich nie errei- chen darf — vielmehr soll sie der »eingetauchten Hand« kein unange- 1; iJie Firma A. Chramosta Wien, Kärntnerstrasse No. 20, liefert vorzüg'liche Oelfarben der Londoner Firma G. Rowney et Comp., 29 Oxford- Street, and 52 Rath- bone-Place zu folgenden Preisen : Erdfarben a 25 kr. in Tubes, feinere . a 3ü kr. , Crapplacke ä 90 kr. -] »Bevor der Körpertheil, welchei injicirt werden soll, von der Leiche abgetrennt wird , möge man .seine Hauptschlagader oder, wenn er deren mehrere hat (wie der Kopf \ alle blüs.slegen, ohne sie zu eröflf'nen. Oberhalb der Stelle, wo man den Tubus anzubinden gedenkt, unterbinde man diese Arterien auf einem dem Caliber derselben entsprechenden kurzen Holz- oder Glascylinder. Dann schneide man die Arterien mög- j liehst tief unter der Unterbindungsstelle durch , und trenne nun erst den Körpertheil von der Leiche. Jetzt werden die Injectionstubi in die Gefässe gebunden, alles Weitere zur Injection vorgekehrt, die Ligaturen aber erst dann gelöst, wenn das Mundstück der gefüllten Spritze in den Tubus eingesetzt ist. — So kann man .sicher sein , keine Luft vor der Masse zu injiciren. [Hijrtl 1. c. 631 .j 3) Stieda empfiehlt , um das frühe Eintreten der Fäulniss, das durch Einlegen der Leichen inheissesWassei-, aber auch durch die Anwendung trockenerWärme beschleunigt wird, zu verhüten vor der Injection der Wachsmasse ein Gemisch von je 1 Pfd. Garbol- säure, Spiritus, Glycerin und 17 Pfd. Wasser zu injiciren ; nach 24gtündigem Liegen der ' Leiche injicirt man rasch die »recht heisse« und flüssige Wachsmasse (Schwalhe und Hofmann, Jahresbericht etc. 6. Bd. I, pag. 147). — Eine ähnliche Doppelinjection wird in Wien seit langem beliebt; vorerst injicirt man die Rii ding er' sehe Conservi- rungsflüssigkeit (siehe pag. 28), nach 1 — J 1/2 Tagen die erstarrende Masse. — II Injc'.tiün — Injectionsspritzen — deren Behandlung. 21 iiehmes Gefühl erzeugen. Um das Wasserbad auf gleicher Temperatur ; zu erhalten, bedeckt man das Gefäss mit einem Deckel oder Tuche und stellt es auf einen Rost (vergl. HyrtlX. c), unter welchem sich eine Spiritiislampe befindet ; beginnendes Dampfen erfordert augenblicklichen i Zusatz kalten Wassers. Bevor man die Leiche in das Wasserbad legt, führt man den entsprechenden Tubus, dessen Hahn man zuvor schliesst. durch vorsichtig drehende Bewegungen in das Gefässlumen ein , bindet ihn mittelst gewichster seidener Ligaturfäden die in Form einer Schlinge ' um das Gefäss gelegt werden, fest und schlägt dann dieselben einigemal Tim die quer abstehenden Tubusflügel, um das Herausschlüpfen des Tub\rs zu verhindern. — Hat sich das zu injicirende Object entsprechend er- wärmt, so erfordert die Masse sowie die Spritze nochmals einige Auf- merksamkeit. Erstere wird entweder vorsichtig über einer offenen Flamme, besser aber in einem Wasserbade verflüssigt Tind letztere durch rotirende Bewegungen über einer Spirituslampe, aber nicht an der Stelle, wo sich der Stempel befindet, erwärmt, — weniger zweckmässig, aber bequemer ist es, die Lijectionsspritze durch Aufziehen heissen Wassers zu erwärmen ; zuvor überzeugt man sich, ob der Stempel gut eingeölt ist und hermetisch schliesst ; letzteres erkennt man daran . dass der bei zu- gehaltenem Mundstücke emporgezogene Kolben von selbst in seine frühere Stellung zurückschnellt. — Schliesst der Stempel nicht herme- tisch, so versucht man zuerst durch festeres Anschrauben der unteren Stempelplatte einen sichereren Spritzenverschluss zu erzielen , oder man legt den ganzen Kolben für kurze Zeit in heisses Wasser. Da aber letztere Procedur dem Kolben keineswegs vortheilhaft ist, so lässt man ihn zweckmässiger längere Zeit (1/2 — 1 Tag) in kaltem Wasser liegen . Grobe Gefässe gestatten und erheischen eine feste Ligatur, feinere (wie die Blutgefässe zarterer Organe kleiner, besonders wirbelloser Thiere) eine möglichst schonende Behandlung — bisweilen muss der Fingerdruck •des Injectors die Ligatur ersetzen ! I Ist der Tubus ohne Querflügel, so muss die um die ringförmige Tu- i busfurche leicht gezogene Schlinge um so fester gezogen werden. Neuerdings hat W. Flemming (Archiv f. mikr. Anat. Bd. XA\ p. 252 — 255), anstatt des bei wirbellosen Thieren meist unmöglichen Ab- bindens verletzter Gefässe, die Anwendimg eines Gypsbreies empfohlen, •der wiederholt unter leichtem Andrücken aufgetragen wird, so dass er die Canülenröhre mit einschliesst. Auch zu feineren Lijectionen bei Wirbel- ') Hierzu geht man mit der Pincette unter das Gefäss, erfasst den Faden und zieht ihn durch — oder man umsticht das Gefäss mit einer krummen chirurgischen Nadel, durch deren Oehr der Faden gezogen wurde. 22 I. Allgemeiner Theil. thieren kann Gyps in vielen Fällen umständliches endloses Abbinden er- j sparen. — j Kaltblüter 1), zumal Fische, brühen bereits bei relativ sehr mas- siger Temperatur ab ; ich injicire sie in einem lauen Wasserbade von ca. 2&''Celsitis (20"R.); bei höherer Temperatur zerbröckelt die Muskula- tur der Fische unter den Händen und aus diesem Grunde eignen sich auch,iwie^ dies Hyrtl ganz besonders betont, die zum Schmelzen eine^ hohen Hitzegrades bedürftigen Harzmassen nicht zur Injection der -Fische. Bevor man das Mundstück der Spritze in den Tubus einführt, ent- fernt man mit einem Sclmämmchen das bis ziim geschlossenen Hahn — während des Erwärmens der Leiche — eingedrungene Wasser, da durch sonst entstehende Wasserdämpfe der Frfolg der Injection gefährdet ist ( Hyrtl) . Entbehrt der Tubus des Hahnes, so ist das zuvor einzuführende Korkstückchen vorsichtig zu entfernen. Die linke Hand ergreift hierauf den an das zu injicirende Gefäss angebundenen Tubus, die rechte die ge- füllte Spritze, deren Kolben mit der Brust langsam und gleichmässig her- abgedrückt wird; aus diesem Grunde besitzen auch die feinsten Injec- tionsspritzen HyrtT's, eine Länge von 7", und ragt der ganz niederge- drückte Kolben noch 3Y2" aus dem Spritzenrohr hervor. Ein plötzlicher Widerstand erheischt Vorsicht — oft ist es nur ein ge- ringes Hinderniss, wie ein stark abgebogener Körpertheil, was sofort zu er- kennen ist , wenn nach Streckung desselben und bei erneutem Drucke die Masse leicht wieder eindringt ; oder aber die Temperatur der |Masse war im Verhältniss zur Leichentemperatur eine zu hohe und daher zu rasch erstarrt u. s. w. u. s. w. ; solche Zufälligkeiten muss Jeder in eigener Praxis kennen und beseitigen lernen, wie ja auch nicht Jeder von den zahlreichen empfohlenen Injectionsmethoden in gleicher Weise befriedigt sein wird, wie deren Erfinder. Reicht die gewählte Spritzengrösse zur vollständigen Injection nicht aus, so schliesst man den Hahn, füllt die Spritze neuerdings und verfährt wie früher. — Dass die Injedtion gelungen ist, erkennt man an dem Durchschimmern oberflächlich liegender injicirter Gefässe (an kahlen Körperstellen) , bei Fischen an den Kiemen, bei Reptilien führt man einen feinen Hautschnitt an einem der Injectionsstelle fernen Orte, desgleichen bei Vögeln und Säugern an deren Extremitäten u. s. w. Feinere Masse- 1 dringt leicht in die Ramificationen der Ophthalmica (Palpebralis, Frontalis, ') Sehr beachtenswerth scheint eine zuerst von W. Flemminy bei wirbellosen Thieren, speciell bei Bivalven angewandte Methode, »um ausgedehnte Füllungen zu er- reichen, ohne doch durch Absterbenlassen die Gewebe zu verderben«; man legt das ; Thier, nachdem es auf Eis und Salz durchgefroren ist, in schwachlaues Wasser. Die I Muskeln des todten bald nachher schlaffen Thieres leiiäten nach etwa V2 Stunde der In- i! jection keinen Widerstand mehr. [W. i^ten?)«H(/ »Bemerkung zur Injectionstechnik ' bei Wirbellosen.« Arch. f. mikr, Anat. Bd. XV. pag. 252—255.) Anhang über Corrosions- und Macerationspräparate. 23 Dorsalis iiasi etc.) ein und darf in diesem Falle aus ihrem Vorhandensein der Erfolg der Injection, wenigstens in der oberen Körperregion, er- schlossen werden. Nach der Injection erheischt die Reinigung der benutzten Instrumente die penibelste Aufmerksamkeit. Man schraubt den Deckel des Spritzen- rohres ab, zieht den Kolben heraus etc. und reinigt jeden einzelnen Be- standtheil für sich ; etwa anhaftende Injectionsmassen entfernt man durch gelindes Erwärmen im Avarmen Wasserbade oder über der Spirituslampe. Die Tubi werden natürlich erst nach erstarrter Injectionsmasse abge- nommen und je nach der injicirten Masse entsprechend gereinigt; nach der »Talg-Wachsinjection« legt man sie in warmes Wasser, trocknet sie innen durch einen feinen Federbart; in feinröhrige Tubi führt man eine Schweinsborste oder feinen Silberdraht, welche man bis zur nächsten Injection zweckmässig darinnen belässt. Wurde eine Harzmasse injicirt, so reinigt man die Spritze mit Terpentinöl ; Avurde Leim injicirt, so mit heissem Wasser, — damit das Wasser leichter abtröpfeln könne , hängt man die Spritze vertical mit dem Handgriffe nach oben, auf. Die Tubi lässt man nach Harzinjectionen »über einer schwachen Weingeistlampe, mit aufwärts gerichtetem Köhrchen zuerst auslaufen, und dann mit einem in Terjjentingeist getauchten Räumer das Röhrchen ausfegen« (zweckmässig lässt man sie auf einer Avarmen Platte stehend trocknen ( Frey ) . Den dicken Tubtfstheil reinigt man mit einem zusam- mengedrehten alten Leinwandläppchen [Hyrtl] . Wie bei »kalten« Injectionen zu verfahren ist, kann man sich, dem Gesagten zufolge, leicht selbst abstrahiren. Von Wichtigkeit ist es, den zum Beginne der Präparation injicirter Theile geeignetsten Zeitpunkt zu treffen, dieser variirt aber sehr nach der Qualität der gewählten Masse. Wachs- und Harzpräparate stellt man an einen kühlen Ort, reinigt sie unter der kalten Wassertravife und legt sie in ca. 50proc. ungebrauchten oder überAestillirten Spiritus (alter enthält Fettsäuren, die selbst den Knochen die Kalkerde entziehen — man er- kennt ihn an dem Ameisengeruche und an seiner milchigen Trübung bei Zusatz von Wasser) . Wachspräparate können in der kalten Jahreszeit oft schon nach Avenigen Stunden in Angriff genommen Averden — Harz- präparate erfordern bisAveilen tagelange Ruhe, aetherische Injectionen gestatten sofortige Behandlung der Objecte. Anhang über Corrosions- und Macerationspräparate. Injicirte Organe werden solange in coneentrirte oder A'erdünnte Salz- säure (^/ß Salzsäure, Wasser) gelegt, bis ihr nicht injicirtes Parenchym und die Gefässhäute in einen weichen, durch Wasser abspülbaren Brei A'er- wandelt sind — was zurückbleibt, ist kein anatomisches Präparat im engeren 24 I. Allgemeiner Theil. Sinne , sondern ein Abguss der Hohlgänge des Organes oder der Gefäss- ramificationen . Dieser Abguss wird gut ausgewaschen und getrocknet. Hyrtl , der die Corrosionsanatomie zu dem höchsten Ansehen brachte, em- pfiehlt für Corrosionspräparate «jede bis zum völligen Hartwerden abge- dampfte gewöhnliehe Injectionsmasse« ; eine gewisse Festigkeit ertheilt Hyrtl den sonst sehr gebrechlichen Präparaten dadurch, dass er sie in eine Hausenblasenlösung taucht, dann trocknet und dies Verfahren so lange wiederholt, bis die Bäumchen eine ausreichend dicke Leimrinde erhalten. Corrosionsmassen sollen wenig Wachs, nie Fett enthalten. In neuerer Zeit empfahl Hyrtl als Injectionsmasse, eingedampften Mastixfirniss , der mit Wachs im Verhältniss von 6 : 1 zu mischen ist, als Färbemittel : Zinn- ober, Kobalt, Chromgelb, Kremser Weiss, Smaragdgrün. Ueber die von Hoye.r bekannt gemachte Corrosionsmethode vergleiche den Abschnitt über Präparation der Eingeweide etc. im speciellen Theile. Zu Macerationspräparaten eignen sich nur geschmolzene leichtflüssige Metalle. Gebräuchlich ist das über der Siedhitze des Wassers schmelzende iJosra'sche Metall, das aus 8 Theilen Wismuth , 4 Theilen Zinn und 4 Theilen Blei besteht , und welches durch geringen Quecksilberzusatz auf einen noch etwas niedrigeren Schmelzpunkt gebracht werden kann. Hyrtl empfiehlt eine MeatalUegirung aus 2 Theilen Wismuth 1 Theile Blei und Zinn. — Die Masse ist mittelst Trichters in das zu injicirende Gefäss zu giessen und hiebei die Bildung von Luftblasen sorgfältig hintanzuhalten. Um die Maceration zu beschleunigen, setzt man die Präparate in offenen Gefässen ins directe Sonnenlicht. Metallgüsse verwendet man fast nur für die Bronchialramificationen in den Lungen [Hyrtl] . 3. Lupen und Präparirmikroskope. i) Eine kleine Doppellupe in Hornfassung, die man stets bei sich füh- ren kann, imd eine sogenannte Stativlupe zur feineren Präparation von Objecten , die sich ihrer Grösse wegen unter dem Präparirmikroskope nicht untersuchen lassen, sind wie letzteres kaum zu entbehren. Die beste mir bekannt gewordene Stativlupe ist die von Hartnack und Prazmowsky (Paris und Potsdam) construirte verbesserte Brücke - sehe, der jede beliebige Stellung gegeben werden kann und die mit ihrer eleganten Form die wünschen swerthe Stabilität verbindet ; in neuerer Zeit wird sie auch in gleich vollkommener Ausführung von Reichert in Wien'^) und einigen anderen Firmen geliefert. Von den Präparir- 1) Ich empfehle hier nur diejenigen Firmen , deren Erzeugnisse ich aus eigener längerer Praxis schätzen gelernt habe — hiemit sollte keinesfalls anderen Firmen zu nahe getreten werden. 2) VIII Laudongasse 40. liUpen und Präparirmikrüskope. 25 mikroskopen sind die Zeiss'schen (Fig. 12) am meisten verbreitet; sie besitzen nicht nnr vorzügliche Linsen , sondern sind auch im mechani- schen Theile vorzüglich gearbeitet ; ein neues grosses Präparirmikroskop sowie ein durch seine l^illigkeit ausgezeichnetes einfacheres erzeugt Reichert; letzteres besitzt ZAvar keine Stellschraube und entbehrt der lederüberzogenen Präparirbacken, ist aber im optischen Theile so voll- kommen (der Focalabstand beträgt bei einer 120 fachen Vergrösserung 9 mm), dass es jedem Studenten empfohlen werden darf. Neues rräparirmikroskop von Zeiss. ^ Wie immer auch das Präparirmikroskop im mechanischen Theile )eschaffen sein mag — die Hauptsache sind scharfe, gut definirende jinsensysteme , die für unseren Zweck um so höheres Lob verdienen , je grösser ihr Focalabstand ist ; er vor allem bedingt die Brauchbarkeit und len Werth eines derartigen optischen Instrumentes. 26 I. Allgemeiner Theil.. 4. Conservirungsmethoden. Auswahl und Behandlung des frischen Materials. — Conservirungsflüssigkeiten, — Das Trocknen der Präpa- rate. — Vortheile dieser Methode. — Behandlung von getrocknetem Arbeitsmateriale. — Behandlung von flüssig conservirtem Arbeitsma- teriale. — Aufbewahrung und Aufstellung der fertigen Präparate. — Bemerkungen über Präparatengläser u. dergl. Ist man in der Lage, sich frisches Material aus der zu untersuchenden i Thiergruppe auswählen zu können, so bevorzugt man natürlich jene i Exemplare, welche die systematisch und anatomisch wichtigsten Charak- ■ tere in vollendetster Ausbildung zeigen — dies ist aber eine keineswegs immer leichte Aufgabe und erheischt häufig ziemlich eingehende Sach- kenntniss. Hier kann nicht der Ort sein, auf alle die zahlreichen Mo- r mente hinzuweisen , die bei dieser Auswahl in Betracht kommen — die praktische Verwerthung der Kenntnisse aus dem systematischen Theile der Zoologie ist es, die den Suchenden das Gewünschte finden lässt. Um nur das einfachste Beispiel zu nennen, so erwähne ich Folgen- des : Es handle sich um die Untersuchung eines gemeinen Flusskarpfens — eines Thieres, das jederzeit in beliebigen Quantitäten vom Fischmarkte zu erhalten ist; dem ersten Desiderate, das Thier lebend zu erhalten, wird hier leicht entsprochen — schwieriger ist es, ein völlig intactes aus der grossen Menge der meist in einei^ Kufe zusammengepferchten Thiere zu erhalten. So ist in Folge der barbarischen Behandlung die Lippen- schleimhaut meist schon lädirt, hängt in Fetzen herab , die Barteln (die häufig variiren, unsymmetrisch sind) sind verstümmelt. Indess können die sogenannten Eckbarteln überhaupt fehlen — es handelt sich dann darum, genau zu beachten, ob dies eine Folge natürlichen oder künstlichen Defectes ist. — Auch die Flossen und Schlippen sind zu besichtigen , oft sind ersterevielfach eingerissen, die Flossenstrahlen sind gebrochen u. s.av. letztere auf grosse Ausdehnung hin abgeschilfert u. s. f. Die Beachtung dieser im vorliegenden Falle sehr einfachen und leicht zu constatirenden natürlichen oder künstlichen Schäden ist besonders an seltenen Thieren, die weniger allgemein bekannt sind, oft sehr erschwert. Frisch getödtete Thiere, die nicht sofort in Bearbeitung genommen, sondern bis auf weiteres conservirt werden, müssen, wenn sie von einer derberen Hautdecke bekleidet sind, entweder an der Ventralfläche (Wir- belthiere) oder an der Dorsalfläche (Articulaten) oder an sonst entspre- chenden Körperstellen vorsichtig eröffnet und zumal er s tere der Blu- timg wegen stets in süssem Wasser mehrere Stunden »ausgewässert« und dann erst in die Conservirungsflüssigkeit gebracht werden, letztere dringt durch die natürlichen Körperöffiiung'en nicht in genügendem Masse ein i und findet man bei Vernachlässigung dieser Regel selbst in starkem Alkohol (l Conservirungsflüssigkeiten. 27 conservirte Thiere nach xVblauf einer gewissen Zeit aussen gehärtet bez. conservirt und innen verfault') (Wirbelthiere, Arthropoden excl. ihrer kleinsten Vertreter, Echinodermen etc.) . Gewisse Thiere, zumal die in erster Linie in Betracht kommenden Vertebraten, soll man sich in ver- schiedenen Altersstufen verschaffen, ein besonders beim Studium des Skeletes zu berücksichtigender Umstand. (Primordialschädel — knorpe- lige Präformation, in der Jugend getrennte, später verwachsene Knochen- stücke des Schädels, Beckenknochen, »acetabulare« der Vögel, u. s. w. u. s. Av. — ) Auch die Ausbildung der übrigen Organsysteme zumal des Geschlechtssystemes erheischt die Untersuchung jüngerer und alter Exemplare, — von systematischen Rücksichten gar nicht zu reden. Von den in neuerer Zeit bekannt gewordenen Conservirungs- flüssigkeiten wollen wir nur die allgemein wichtigsten hier anführen und verweisen rücksichtlich der übrigen, für histologische Zwecke wich- tigen auf den speciellenTheil, in welchem die für jede einzelne Thierklasse besonders empfohlenen eingesehen Averden können. Die gebräuchlichste und ceteris paribus vorzüglichste Conservirungsflüssigkeit ist der Alko- hol, den wir in drei verschiedenen Stärkegraden benöthigen : den ca 52% zur bleibenden Aufbewahrungsflüssigkeit, den 95 o/o und wasserfreien zum Härten thierischer Gewerbe respective zur ausgiebigen Wasserextraction. — Dermatologen pflegen zur Erhaltung der Farbentöne, welche in Folge der Spirituswirkung sehr bald verloren^ gehen, dem Alkohol AI aun , der in Wasser gelöst wurde, (17,5 Gramm Alaun: 420 Gramm Wasser), bei- zumischen. I Für zootomische Zwecke ist dieser Alaunspiritus vm- brauchbar, da Alaun Kalkbestandtheile auflöst. — Sehr grosse Fleisch- massen erheischen den Zusatz von reinem T an n in [Martin] . Fürs kleinste zarte marine Thierchen (ausschliesslich der kalkschaligen, die durch Glycerin gelöst würden) empfiehlt Gustav Jäger eine Mischung von 1 Theil Alkohol, 1 Theil Glycerin und 1 0 Theilen Seewasser; ein bedeutenderer Zusatz von Alkohol oder Glycerin wird erforderlich, Avenn man grössere Thierchen (kleine Schwimmschnecken, Kruster, Me- dusen etc.) conserviren will. Hier sei die Bemerkung angebracht, dass man frische Seethiere, ehe sie in reinen Alkohol kommen, zweckmässig vorerst zur Wasserentziehung in überdestillirten Spiritus legt, — sie sofort in neuen Spiritus zu legen, der durch sie alsbald unbrauchbar wird, ist unöconomisch , da bekanntlich ein mehrmaliger Wechsel desselben bei allen Meeresthieren , die zu bleibenden Präparaten verarbeitet werden sollen, wegen der sonst eintretenden Fäulniss dringend geboten ist. M Aus diesem Grunde soll man sich die Mühe nicht verdriessen lassen , grössere Thiere überdies mit SOO/o reinem Spiritus von verschiedenen Körperstellen aus zu inji- ciren.) 28 I. Allgemeiner Theil. Der in Triest uikI den istrischen Küstenstädten feilgebotene Sjiiri- tus ist sehr häufig mit Terpentinöl versetzt — eine Beigabe, die nicht Jedermann erwünscht ist ; in solchem Spiritus sind auch häufig die käuf- lichen zootomischen Objecto italienischer Präparatoren conservirt. Für grosse Thiere, an denen längere Zeit gearbeitet wird, empfiehlt Bauer (respective Hyrtl 1. c.) die Injection von SSgrädigem Alkohol, dem essigsaure T h o n e r d e s o 1 u t i o n im ^"erhältnisse von l : 12 bei- gegeben ist. Surrogate für den eigentlichen Weingeist bilden Arak. Kognak, E.\im. Des Gly cerins wurde bei Erwähnung der von G. Jäger empfohlenen Mischung schon gedacht; indess kömmt es auch in reinem Zustande als wichtiges Conservirungsmittel in Betracht (s. unten); ein Nachtheil , dem übrigens durch Zusatz von destillirtem (oder auch Regen-) Wasser und ent- sprechender Quantität reiner Carbolsäure ^) gesteuert wird, ist die arge Verschrumpfung, der die meisten Objecte darinnen anheimfallen. Eine vortreffliche Conservirungsfiüssigkeit gibt die von C. Lauger empfohlene und von Rüdinger zuerst angewandte Mischung von 100 Glycerin, 15 — 17 Carbolsäure und 1 1 Alkohol. An der Wiener Anatomie, [Langer]^ wo ich das Verfahpn zuerst sah, wurden fünf Liter Glycerin mit 2 Liter Carbolsänrelösung gemischt; letztere erzeugte man so, dass lOü Gewichtstheile krystallinischer Carbolsäure in 200 Gewichtstheilen 40 "^0 Alkohols gelöst und wohl durchgeschüttelt wurden. Von einer Arterie aus (Carotis, Femoralis) wurde so lange injicirt, bis nach Durch- dringung des Capillargebietes die Conservirungsflüssigkeit aus der ent- sprechenden Vene wieder ausfloss. — Ganze, zumal grosse Cadaver hat man von mehreren Aesten aus zu injiciren. Die Objecte kommen in ver- schlossene Metallgefässe auf Roste, unter welche die gleiche Flüssigkeit gegossen wird, um das Austrocknen zu verhüten. Auch die Methode Vetters , fertige Präparate mit einer Glycerin- lösung zu durchtränken, wurde ebenda mit Erfolg angewendet. — Die Lösung bereitet man aus 6 Glycerin (spec. Gew. 1,230 — 1,250 und 2S — 30 Grad B.), 1 braunem Zucker, ^/^ Salpeter; die gehörig durchge- rührte Mischung bildet nach einigen Stunden einen Bodensatz. Bis zur völligen Durchtränkung bedarf es, je nach Umständen, eines Zeitraumes von 1 — 3 Wochen, suspendirt dann die Präparate frei in einem 14° R. haltenden Zimmer, um sie zu trocknen ; vortheilhaft ist die Einwirkung der Sonne; nach 6 Wochen bis 6 Monaten (je nach der Grösse des Prä- parates) ist die Austrocknung eine genügende. Lunger conservirt auf diese Art auch die in Alkohol gehärteten Durchschnittspräparate. 1) Auf 40 Gramm Glycer. pur. 10—20 Gramm. Aquae dest. 6 — 8 Tropf. Acid. carb. cryst. sol. Conservirungsflüssigkeiten. 29 (Ueber beide Methoden ist aiisführlich referirt in -oSchwalbe und Hof- mann ^ Jahresberichte etc.« I. Bd. pag. 5 und II. Bd. pag. 6). Leider sehen zumal nach längerem Gebrauche die nach beiden Methoden con- servirten, ursprünglitjh braunen Präparate etwas missfarbig und schmie- rig aus — dafür sind sie aber »unzerreissbar«. — Vetter empfahl zum Firnissen der Präparate Vernis de Tyck (appele Saak) . Die Chromsäure in 1/4, '/2) ^ ^is2"/Q(!) Lösungen ist für gewisse Objecte ein vortreffliches Conservativ; wir gebrauchen sie seit .Jahren nicht nur zur Härtung wirbelloser Ihiere, sondern auch zur provisorischen Aufbewahrung kleinerer Wirbelthiere. Man hat indess die Einwirkung der Chromsäure zeitlich sehr zu beschränken (s. a. pag. 31) ; neuerdings hat Dr. M. Braun in seinen Mittheilungen aus dem Würzburger Zoolo- gisch-zootomischen Institute die grossen Vorzüge der Chromsäure- behandlung ausführlicher erörtert (Zoolog. Anzeiger Nr. 4 pag. 79 — 81). Er empfiehlt, alle für Alkoholconservirung bestimmten Thiere wenigstens für einige Stunden zuvor in 1 % ChromsäurelöSung zu legen. Für wirbel- lose Ihiere |einen Zusatz von Essigsäure [Semper]^ unter Umständen eine Combination von Chrom- und Osmiumsäure etc. Doppelt chromsaures Kali in 5 — 7% Lösungen ist ein ausge- zeichnetes Conservativ für schalenlose kleine Mollusken, Würmer, kleine Qiaallen und dergl. Dessgleichen die Solutio Mülleri, Müller^ Allgenflüssigkeit. Kali bichromici 2 — 2 1/2 Gramm. Natr. sulfur. 1 Aquae dest. 100 ,, Goadby ' s Li q u o r besteht aus 140 Gramm Seesalz, 70 Gramm Alaun, 0,3 Gramm Sublimat, die in 2 1/4 Kilogramm kochenden, sorgfältig filtrir- ten Wassers gelöst werden. Bei sehr zarten Objecten mit gleichem Theile Wasser zu verdünnen; nur anwendbar bei Organismen ohne Kalk- skelet. — Nach Möbius (1. c. 27, p. 432) werden die in solchem Liquor conservirten Thierchen brüchig und zur mikroskopischen Untersuchung untauglich. Farrant\ch.e Flüssigkeit: In 3 5 Gramm destillirten Wassers wei- den unter Kochen 0.11 Gramm weissen Arseniks gelöst. Nach dem Er- kalten mischt man die Lösung mit der gleichen Gewichtsmenge Glycerin und löst hierin wieder dieselbe Gewichtsmenge des besten arabischen Gummi. Diese Flüssigkeit verdunstet wenig und conservirt die zartesten Objecte vortrefflich [G. Jäger). Oiven^^ Liqueur conservatif, 157,5 Gramm Clilornatr. 79 Gramm Alaun. 0,014 Gramm Sublimat. 1680 Gramm Wasser. Für Conservirung kleiner Massen sehr gut [Martin] . 30 I. Allgemeiner Theil. Die trockene Conservirung ') kann sich — wenn hiervon dem Trocknen fertiger anatomischer Präparate abgesehen wird. — nur a^^f das Skelet, respective die Harttheile erstrecken. Man wird bei Wirbel thieren dieses Verfahren indess nur dann wählen , Avenn die sofortige Präpara- tion des Skeletes eines grösseren Thieres nicht thunlich ist und die übri- gens bessere flüssige Aufbewahrung zu umständlich oder zu theuer ist. Um ein Trockenskelet (vergl. hierüber den spec. Theil) herzustel- len, entfernt man mit Skalpell und Scheere sämmtliche Weichtheile mit Ausnahme der ligamentösen Gelenkverbindungen ; nur hat man sehr zu achten, dass beim »Abfleischen« und «Eventriren« nicht Verletzungen knorpeliger Skeletbestandtheile (Rippenknorpel , Abdominalsternum, Schultergürtel der Amphibien etc. i stattfinden. In der kalten Jahreszeit kann ein derartiges Rohskelet an einem zugigen Orte sofort ohne weitere Präservativen getrocknet werden, in der warmen hingegen sind die Bänder der Gelenke, die Gelenkkapseln und dergl. mit Carbolglycerin, oder mit der Becoeur'schen Arsenikseife , die mit Holzspateln aufgestrichen wird, zu behandeln. Martin (1. c. 32) empfiehlt das Natrium arsenicosum, das, im Ueberschusse in kaltem Wasser gelöst, ungleich bessere Dienste als die Becoeur sehe Seife leiste. Kleinere Thiere und einzelne Theile grös- serer Thiere, die für gewisse Zwecke nicht anders als trocken zu conser- viren sind (Bastgeweihe der Hirscharten, nackte Theile mancher Vögel, Vogel- und Insectennester, trockene Insecten, Kruster etc.) legt man, wie Martin angibt, in ein »arseniksaures Bad«, indem die genannte Lösung mit der 2 auch Sfachen Quantität Wasser verdünnt wird; z. B. eine ein- getauchte schwarze Feder muss nach dem Trocknen wie ehedem sein — zeigt sie weisse Flecken, so ist die Solution noch weiter zu verdünnen. 1) Neuestens theilt Dr. 31. Braun (Zoologischer Anzeiger No. 3 pag. 56 — 57) eine zuerst von A. Schmidt angewendete und von Semper modificirte Methode »lieber die trockene Conservation von anatomischen Präparaten der Mollusken« mit. — Die herauspräparirten Organe legt man 7-2 Stunde lang in 4Ü — 50« /c Spiritus, färbt sie dann in dunkler ammoniakalischer Carminlösung oder in j9eaZe'schem Carmin; »je nach der Grösse genügen 3 — 6 — 12 Stunden zur Tinction«. Die in schwach angesäuer- tem Wasser abgewaschenen Präparate werden auf passenden Glasplatten ausgebreitet, in der Zimmerwärme getrocknet , nicht hinzugehörige Theile radirt man nachher mit dem Skalpelle weg, abgerissene Theile ergänzt man durch Tusche , endlich bestreicht man das Ganze mit in Benzin gelöstem Damarlack. -] Der Schädel ist vom Atlas zu trennen behufs Herausnahme des Gehirnes. Mit einem Stück gebogenen Drahtes oder Holzes wird vom For. occ. mag. das Gehirn par- tienweise zerstört ; der Rest durch Wasser (mit Holzasche) herausgespült (M. aut.) 3j 42ö Gramm weisser Seife werden in Wasser zu einem Brei verkocht, zuerst 2J0 Gramm frisch gelöschten Kalkes und dann 420 Gramm Acidi arsenicosi (arseniger Säure), schliesslich 21 ü Gramm Kampher zugesetzt. Diese dickflüssige Seife bewahrt man in gut ' schliessenden weithalsigen Flaschen. Eingetrocknet löst man sie mit schwachem Spiritus oder Wasser. I Das Trocknen der Präparate. 31 Die Haiiptvortheile der trockenen Aufbewahrung von Rohmaterial sind: Bilhgkeit ixnd Eaiimersparniss — ich darf sie aus eigener Erfahrung Jedem empfehlen, der mit eben so bescheidenen Mitteln arbeitet. Bezüglich der weiteren Behandlung von getrocknetem Arbeitsmate- rial darf ich auf den speciellen Theil : «Präparation der Knochen« pag. 38 verweisen; die »Taxidermie« (das Ausstopfen der Thiere) steht diesem iLeitfaden denn doch zu ferne, hingegen ist »die Zubereitung« von Häuten und Bälgen bei den betreffenden Thierklassen einzusehen. Hier will ich nur noch erwähnen, dass Arthropoden, die man trocknen will, izuvor gehörig ausgebreitet, eventuell auf dem Spannbrette den Extremi- täten, Fühlern etc. die entsprechende Lage gegeben werden muss. Wie ich schon vorhin betonte, ist die Conservirung in Flüssigkeiten, wenn es sonst thimlich ist , in allen Fällen die beste Methode ; selbst Vögel, die mit dem vollständigen Federkleide und Intestinis in Alkohol conservirt WTirden, gestatten nachherige »höchste Fructificirung« ihres Leichnams ; nur hat man darauf zu achten, dass die Federn nicht zu sehr derangirt werden, was man durch Einschlagen des Vogels in einen Lein- wandlappen leicht verhindern kann. Wichtig ist es, von Zeit zu Zeit die Conservirungsflüssigkeit zu wechseln, und zwar gilt dies besonders von der Chromsäure und Müller - sehen Flüssigkeit ; abgesehen davon , dass sich in ihnen oft schon vor Jahresfrist dicke, mächtige Schimmellagen bilden , die selbstverständlich durch energisches Auswässern des Präparates entfernt werden müssen, werden die Präparate selbst spröde und brüchig; aus diesem Grunde sollen sie nach circa 6 — S wöchentlich er Einwirkung dieser Solutionen ^ut abgewässert und gereinigt und hierauf in 5 20/9 Spiritus gegeben werden. Aehnliches gilt von den meisten übrigen, nicht alkoholischen Lösun- gen, in welche zu histologischen Zwecken tliierische Organismen einge- legt wurden. Thiere, welche längere Zeit in stärkerem Spiritus aufbewahrt wurden, sind oft derart gehärtet, dass man nicht sofort ihre anatomische Präpara- tion beginnen kann — man legt sie daher für einige Stunden unter die Wassertraufe, unter Avelcher sich die vorherige Geschmeidigkeit der Weichtheile einigermassen wiedereinstellt. Man beachte überhaupt, dass durch vorzeitige Einwirkung zu concentrirten Alkohols frische Prä- parate steif vmd missfärbig werden, deshalb möge HyrtTs Weisung, nach »längerer« Auf bewahrung in Wasser mit schwächstem Spiritus zu be- ginnen und successive zu stärkerem überzugehen, hier noch ganz beson- sondere Erwähnung finden. Eine treffliche Methode besonders für das Studium der Topographie der Eingeweide, der Muskeln, der gröberen Nerven und Gefässe ist die, von I. Allgemeiner Theil. gefrorenen Leichen oder Leichentheilen entsprechende Schnittserien an- zufertigen und die einzelnen Stücke entweder in starkem Alkohol oder nach längerem Verweilen im Glycerinbade trocken zu conserviren. ; Die interimistische Aufbewahrung anatomischer Objecte, die noch | in Arbeit sind, erfolgt zweckmässig für die Zeit, da die Präparation ' feiert, in Thongefässen, deren oberer Rand mit einer Einne zur Auf- j nähme eines gut schliessenden Deckels versehen ist; um den Verschluss ' zu sichern, bestreicht man den Deckelrand mit Hirschtalg oder gewöhn- lichem Unschlitt, der mit einem Spatel glatt gestrichen wird ; kleine Thiere legt man in gewöhnliche Pulverflaschen mit weiten Oeffnungen und gut eingeschliff'enem Stöpsel, der zweckmässig am matten Rande mit weichbleibendem Wachs oder Talg bestrichen wnd durch rotirende l^e- wegung in die Oeffnung der Gläser eingefügt wird; es empfiehlt sich, diesem HyrtV fichen Rathe zu folgen, da schwer zu öffnende Gläser keineswegs immer hermetisch schliessen; sind aber die rauhen Be- rührungsflächen im Flaschenhalse mit Fett gestrichen, so bereitet die Ent- fernung des nun jede schädliche Verdunstung hindernden Verschlusses keine Schwierigkeit. — Andernfalls muss der Flaschenhals oft erst er- wärmt oder in warmes Wasser getaucht worden, damit man den oft wie eingerosteten Stöpsel etwas lockere. Diese bisweilen recht Zeit raubende Procedur kann nicht nur für dasGefäss und das noch werthvollere Object, sondern auch für die Hand des Präparanten die fatalsten Folgen haben. Die Aufbewahrung fertiger Spirituspräparate erfordert etwas mehr Aufmerksamkeit, indem bei der Wahl der Gläser nicht nur auf Raumer- sparniss, sondern auch auf hermetischen Verschluss und möglichste Uebersichtlichkeit des Präparates Rücksicht genommen werden muss, — als viertes Moment hätte noch die Billigkeit zu gelten. Im Allgemeinen soll Regel sein, die Gläser nach der Form der Thiere zu wählen, und nicht umgekehrt sorgfältig ausgearbeitete Präparate mehrfach gebogen und verquetscht in ein beliebiges Gefäss zu stopfen; ferner sollte, ausser wo es unbeschadet der Uebersichtlichkeit des Objectes noch angehen mag, stets jedes Präparat ein Glas für sich allein bean- spruchen dürfen; absohit verwerflich ist es, aus »Raumersparniss« verschie- dene Speeles oder gar Genera in einem Gefässe bleibend aufzubewahren. Einer gewissen Eleganz der äusseren Ausstattung kann selbst dann, wenn man mit den allerbescheidensten Mitteln zu arbeiten gezAvungeu ist, leicht entsprochen werden — nmsomehr, wenn dieselbe dem vor- nehmlichsten ZAvecke : der bequemsten Demonstrirbarkeit des Präparates entgegenkommt. i Bezüglich der Form der Gläser ist die der aufrechten Cylinder »Prä- i paratencylinder« und die der flach -ovalen und viereckigen (oblongen) ! Bemerkungen über Präparatengläser n. dergl. 33 Gläser, die mau in allen Formen, hoch, niedrig, breit nnd schmal, gross und klein erhält, unstreitig die am meisten entsprechende. Die noch sehr gebräuchlichen runden »Pulverflaschen« eignen sich nur für kleinere Ob- jecte, für Thiere aber mit grösseren ebenen Flächen (Schildkröten, Röchen, Schollen, viele Crustaceen [Limulusl etc. und zahlreiche anatomische Präparate) sind sie durchaus ungeeignet, da die durch die Rundung der Gläser entstehende Lichtbrechung »Zerrbilder« erzeugt. Noch einen weiteren Uebelstand der runden Gläser hebt der stets zu citirende Begründer wissenschaftlicher Museologie — Hijrtl hervor. »Steht das Präparat nicht mit seinen hervorragendsten Punkten an die Wand des runden Glases an , sondern schwebt es frei in demselben, so ist es nur durch einen Kunstgriff möglich, dasselbe von allen Seiten zu besehen. Ein frei suspendirtes Präparat nämlich dreht sich nicht mit, wenn das Glas gedreht wird . Man muss das Glas neigen, um das Prä- parat an die Wand desselben anliegen zu machen , iind es nun zugleich mit dem Glase drehen. Dadurch wird aber jene Fläche des Präparates, ■ welche frei bleibt, von der gegenüberstehenden Glaswand so weit ent- 1 fernt, dass die früher erwähnte Verzerrung seiner Ansicht bis zur Carri- catur sich steigert. Sind solche Präparatengläser noch überdies schlecht i verschlossen, gross, und somit auch sammt Inhalt schwer , so wird der beim Neigen des vollen Glases aus den klaffenden Fugen des Verschlusses auslaufende Spiritus die äussere Wand des Glases und die fassende Hand nässen , und das Entschlüpfen des ersteren aus der letzteren ver- : anlassen.« Nicht suspendirte Präparate nehmen in runden Gefässen meistens eine ganz schiefe Lage ein oder liegen, wenn sie weich sind, ganz oder zum Theil platt dem Boden des Gefässes auf, behalten dann diese ver- schrobene Form bleibend und sind eigentlich nur dann genau zu sehen, wenn man sie herausnimmt. Ovale oder viereckige Gläser haben noch den weiteren Vorzug, dass man an Spiritus erspart, was man für ihre Anschaffung mehr bezahlte, und dass man sie selbst bei beschränktem Räume gut sichtbar aufstellen kann. Die nach Angabe Martin! ^ construirten Spirituarien eignen sich Avohl nur für grosse Schaumuseen — der Privatmann wird selten in die Lage kommen, sich ihrer bedienen zu müssen. Hat man sich für eine bestimmte Gefässform entschieden, so ist die erste Sorge auf eine zweckentsprechende Suspension des Präparates ge- richtet, bisweilen gelingt diese ohne weiteres, wenn nämlich das Glas der Präparatenform genau entspricht ; so pflegt man Seeigeldurchschnittf i oder ganze Seeigel in ovalen Gläsern zu bewahren , deren Breitenaxe MojsisoYios, Präpaririitungen. 3 34 I. Allgemeiner Theil. gerade der Hauptaxe des Thieres entspricht; der scheinbare Nach- theil, der für das Präparat durch Abbiegung einiger Stachel entsteht, ivird durch den Yortheil, dass sämmtliche zu demonstrirende Theile platt an den ebenen Glaswänden anliegen , bei weitem überwogen. Bei an- deren Thieren lässt sich aber dieser einfache Fixirungsmodus nicht an- wenden, und muss man trachten, aiif andere Art dem Beschauer eine vortheilhafte Ansicht des Objectes zu verschaffen. Für zarte Thiere , zumal für durchsichtige Coelenteraten, empfiehlt sich unter mehreren anderen Methoden eine von Pagenstecher (Z. f. w. Z. B. 17 pag. 379 ff. ) ausführlich mitgetheilte. Er bediente sich hohler Glasringe, »Glasringschwimmer«, die man sich durch Zuschmelzen der über einander gelegten Enden dünnwandiger, entsprechend gebogener Glasröhren leicht auch selbst herstellen kann ; die Quallen werden auf den Ring gelegt, und die Stiele hängen durch den centralen Raum herunter; damit aber der auf dem Schwimmringe liegende Thierkörper in die Flüssigkeit tauche, werden in passenden Abständen 3—4 solide Glaskugeln am Ringe mittelst entsprechend langer Fäden festgebunden und hierdurch der Ring selbst auf der gewünschten Höhe erhalten. Weniger rathsam sind Glaskugeln mit Oehr oder Häkchen, da sie viel gebrechlicher sind und die Suspension eines zarten Coelenteraten- Thierchens mit Fäden ihr Missliches hat ; eher eignete sich diese Methode für gewisse Anneliden oder Arthropoden. Korkstückchen, als »Schwimmer« verwendet, färben den Spiritus dunkel. Schon vorhin wurde bemerkt , dass die Suspension eines Thieres an einem Fädchen eine ungenügende ist ; wir befestigen es daher an zweien und frägt sich nun, wie diese am Deckel oder Deckelrande zu befestigen seien ; die Fäden unter dem Deckel nach aussen zu führen und durch mehrfache Schlingen am Glashalse zu knüpfen, ist ein uraltes, mit Recht aber aufgegebenes Verfahren; denn wie schon Ruysch (siehe Hyrtl 1. c. 37) hervorhob, wirken Seidenfäden als Dochte, durch welche all- mälig der Spiritiis aussickert, eher entsprächen die von ihm später ange- wendeten Rosshaare zu dem gleichen Zwecke ; aber auch sie empfehlen sich in der Weise angewendet nicht , da der Kittvers chluss an ihrer Aus- trittsstelle aus dem Glase leicht abbröckelt und dann der Verschluss nicht mehr hermetisch ist. — Bei Gläsern mit eingeriebenem Stöpsel ist das Durchführen des Fa- dens zwischen ihm und der matten Glaswand des Halses aus dem gleichen Grunde verwerflich. — Martin befestigt kleinere Gegenstände, die an einem weissen Pfer- dehaare oder Seidenfaden hängen , an der unteren Fläche des Deckels mittelst etwas weichgemachter Guttapercha. Bemerkungen über Präparatengläser u. dergl. 35 Dicke Glasdeckel mit centraler OefFiiimg und oben ausgeschlifFener Mulde zur Aufnahme des durchgezogenen Fadens , der in ihr durch ein Glasstäbchen gehalten und mit Kitt festgedrückt wird , zu wählen, ist etwas kostspielig. Unstreitig die beste Methode der Suspension ist die von Hyrtl angegebene , die ich mit dessen eigenen Worten Aviedergebe : »Die cylindrischen oder viereckigen Solingläser haben einen , nach Ver- schiedenheit der Grösse des Glases, in verschiedener Breite rechtwinkelig umgebogenen und glattgeschliffenen Rand. Die Breite desselben beträgt bei den grössten nur 4 Linien. Bevor die innere Fläche des Glases den umgebogenen Rand erreicht, erweitert sich das Caliber des Glases un- merklich, aber doch stark genug, um ein an beiden Enden schief abge- schnittenes , vierkantig prismatisches Stück Lindenholz aufzunehmen, welches über die Ebene des umgelegten Randes nicht hervorragen, somit mit dem aufgelegten Deckel des Glases nicht in Berührung stehen darf, xnid in welches ich zwei Furchen schneide, in welchen der doppelte Auf- hängefaden (Rosshaarj , der zwei Schlingen zu bilden hat, aufgenommen wird. Die Schlingen müssen so tief in der Furche liegen, dass der Knopf derselben nicht über sie hervorragt. Besser, wenn der Knopf am Präpa- rate angebracht , und der glatte Theil der Schlinge in der Furche des Querholzes liegt. Sind mehrere Aufhänge schlingen nothwendig, wie be- sonders bei breiten Präparaten, so wird für jede derselben auf gleiche Art gesorgt«. Bei aufrechten C'ylindergläsern mit eingeriebenem Stöpsel verfahre ich ähnlich — für Pulverflaschen mit eingebogenem Halse eignet sich das Marti?isc\ie Verfahren, sobald es sich um leichtere Objecte handelt, voluminöse und schwere müssen durch Glasstäbe und Leistchen fixirt werden, doch fallen diese bei jeder unsanften Erschütterimg aus ihrer Lage und das Präparat selbst präsentirt sich avifs vmgünstigste in didak- tischer und ästhetischer Hinsicht. Nicht zu grosse Präparate pflegt man daher auch mit einer festen Unterlage zu versehen und wählt zii solcher 4eckige Tafeln aus Linden- oder Pappelholz, oder solche aus Glas (Kork-, Wachs- und Guttapercha- tafeln sind unbrauchbar). Die Lindenholzbrettchen überzieht man mit schwarzem Taff"et [Hyrtl] und fixirt auf ihnen die Präparate mit den Zähnchen eines feinen Elfenbeinkammes — ; Brettchen aus Pappelholz, die bei Conservirung der mit Insektennadeln festgesteckten Präparate in mindestens 70% (!) Alkohol auch mit Wasserfarbe gestrichen werden können, empfiehlt v. Koch. ') Glasplatten verdienen, soweit diese Art der Befestigung überhaupt anwendbar ist, aus naheliegenden Gründen den Vorzug ; mit einer Feile 1] Nr. 7 pag. 154 des 1. Jahrganges des zool. Anzeigers. 3* 36 I. Allgemeiner Theil. wird ihr Eand zur Aufnahme der das Präparat fixirendeii Fadenschliiige eingekerbt oder die Glasplatte Avird an geeigneten Stellen mit einem Grabstichel (Aiisserer) durchbohrt, und durch das Loch der Faden hin- durchgezogen. Für Präparate, die zum Studium oder zur Demonstration öfters aus ihrem Behälter genommen werden müssen , sind Cylindergläser von der früher geschilderten Form, aber mit gut eingeschliffenem Stöpsel zu em- pfehlen, die rauhe Fläche wird mit Hirschtalg bestrichen, hierdurch wird der Verschluss gesichert und die Oeffnung des Glases erleichtert — ein Zuviel des Talges ist natürlich zu vermeiden. Für flache Gegenstände nimmt man die ovalen und viereckigen Präparatengläser mit möglichst breit abgeschliffenem umgebogenem Rand, auf welchen der aufgeschlif- fene dicke Deckel geklebt wird. Zur Befestigung des Deckels nimmt man entweder das »weichbleibende Wachs« (2/3 Wachs 1/3 Schweinsfett) (da dieses sich aber beim Anfassen des Deckels sehr leicht »verschmiert« und den oberen Theil des Glases verunreinigt, ist es nicht gerade anzu- rathen), oder besser das in jüngster Zeit wieder \o\\ Schreiber ') empfohlene Spermacentpflaster (ca. 1/3 Unschlitt auf 2/3 Wallrath). Als Kitt für das Aufkleben der Deckel empfiehlt Martin aufgelöste Guttapercha bei »fester«, aufgelöstes Gummielasticum bei »leicht zuM gänglicher« Bestimmung. Kautschuk oder Guttapercha wird in kleine Stücke geschnitten und unter continuirlichem [Umrühren über Kohlen- feuer geschmolzen. Der hieraus entstehende zähe Brei wird mit etwa Y3 des GcAvichts Talg oder '/4 Leinöl gemischt und die »knotenfreie« Masse in einer Blechbüchse aufbewahrt. — Für die Aufbewahrung von Präparaten, die »bleibend« verschlossen werden sollen, sind viele Metho- den bekannt geworden, die verschiedensten heute noch üblich. '; WaUrath wird unter massiger Wärme verflüssigt und der geschmolzenen Masse unter beständigem Umrühren so viel Unschlitt zugesetzt, bis es seine Sprödigkeit ver- liert und geschmeidig wird. Man giesst die Masse in eine Form, aus der sie nach dem Festwerden unter gelinder Erwärmung herausgestürzt und sodann in diesem seifen- ähnhchen Zustande aufbewahrt wird. Beim Gebrauche wird der abgeschliffene Rand des Glases und der ihm entsprechende äusserste Umfang der darauf zu passenden Gias- scheil e in nicht zu dicker Schicht mit diesem Pflaster überzogen. Da der Kitt nur auf vollkommen trockenem Glase haftet, ist er vor der Füllung des Gefässes und zwar mit einer flachen Messerklinge gleichmässig aufzutragen. Zum endlichen Verschlusse wird der Deckel, unter Vermeidung allen Schütteins , mässig fest auf die Glasmündung gedrückt und zuletzt die zwischen ihr und Deckelrand vorhandene Furche mittelst des Fingers mit derselben Masse verschmiert. — Dieser Verschluss ist fest und luftdicht. — Durch vorsichtiges Einfuhren eines flachen Messers zwischen Glasrand und Deckel hebt man den letzteren jederzeit leicht ab. (»Herpetologia europaea« pag. 6ü6.) Auch eine klebrig bleibende Masse aus 1 Theil Unschlitt und 1 Theil Kautschuk wird empfohlen [Bauer,. Bemerkungen über Präparatengläser u. dergl. 37 Präparatengläser einfach nur mit Blase zu verbinden ist nicht rath- sam, denn, wie Hyrtl zeigt, platzen derartig hermetisch verschlossene Gefässe » wie Bomben « , wenn sie mit einem Spitzscalpell hastig ange- stochen Averden — überdies ist das Einsinken der Blase zu einer tiefen Grube in kosmetischer Hinsicht zu störend. Man kann aber erstens den auf die früher erwähnte Art hergestellten (leicht zu eröffnenden) Ver- schluss weiter sichern , wenn man über den Glasdeckel, der so stark wie der Boden, aber nicht so gross wie die grösste Peripherie des Glas- randes sein miiss, eine Thierblase spannt, dieselbe unter dem abge- bogenen Rande des Glases mit starkem Bindfaden, den man in mehr- fachen Schlingen umwindet, fest knüpft imd knapp an der Ligatur ab- schneidet — Thierblase und Ligaturfäden werden nun mit Asphalt oder Eisenlack gestrichen. — Zweitens kann man zweckmässig nach HyrtVs Angaben den » einspringenden rechten Winkel« zwischen dem Glasrande und dem einfach aufgelegten Glasdeckel mit ausgewalkten Stängelchen 'entsprechender Dicke, von feinstem Glaserkitt, der durch Zusatz von ('erussa etwas härter gemacht wurde, ausfüllen. Die aufgestrichene Kitt- masse wird mit heissgepresstem Leinöl geglättet und nach ihrer Ein- trocknung mit einer Schicht gelöster Hausenblase überzogen. Es würde ims zu Aveit führen, auch nur auszugsweise alle übrigen von Engländern und Franzosen beliebten Einschliessungsmethoden anzu- führen und wollen wir den allgemeinen Theil hiermit schliessen und den Leser bezüglich einzelner speciellerer Angaben auf den zweiten Ab- schnitt des Büchelchens verweisen. Die Präparatencylinder sind wohl ausnahmslos mit dickem Boden und genügend breiter Basis versehen — die grösseren ovalen und vier- eckigen Solingläser hingegen haben selten ausreichende Stabilität, man versieht sie daher vorsichtshalber und aus Schönheitsrücksichten mit Postamenten aus schwarz gestrichenem Holze ; diese Postamente lässt man sich aus einem ca. 4 cm dicken Stück Brett herstellen, aus dessen oberer Fläche eine Vertiefung ausgestemmt wird, von der Form und ent- sprechenden Grösse des hineinzupassenden Gefasses. Die Etiquetten klebt man knapp unter dem übergebogenem Gefäss- rande oder auf Pappe cachirt am Postamente an. Sie haben zu enthalten: No. Name des Thieres : Präparat : Fundort des Thieres : Datum : IL Specieller Theil. 1. Vertebrata. a. Präparation der Knochen. — Anfertigung von Skeleten. Um Knochen oder Knochencomplexe von den ihnen anhaftenden Weichtheilen zn befreien, bedienen wir uns vornehmlich zweier Metho- den : der Maceration (allmähligen Fänlniss der AVeichtheile unter Wasser} und des Aussiedens — seltener xnid nur bei relativ wenigen Wirbelthieren ergibt die Abfleischung, resp. Präparation frischer Knochen schöne Ee- sultate (Frösche, Tritonen) . Unstreitig die schönsten Knochenpräparate liefert die Maceration;; leider jedoch ist die Anwendung dieser Methode aus sanitären Gründen, nicht immer ennöglicht und in Privathäusern nur auf kleine Thiere er- streckbar. Zur Vorbereitung eines Thieres für die Maceration hat man nach vorsichtiger Abtragung der Hautdecke, sämmtliche gröberen Mus- keln, die gesammten Eingeweide incl. des Hirns und des am leichte- sten zugänglichen Sinnesorganes: des Auges zu entfernen. Bei der Abtragung der Muskulatur ist auf das Vorkommen normaler oder abnormaler Verknöcherungen , die in derselben eingebettet vorkom- men, Rücksicht zu nehmen; ich erwähne nur: rudimentäre Schlüssel- beine (Hund, Katze etc.) , diaphragmatische Knochen (Igel), Herz- knochen (Wiederkäuer), Muskelgräten der Fische, Abdominalsternum (Krokodile) , Ossa marsupialia (Kloaken und Beutelthiere) , accessorische Knochenfortsätze (Hasenschädel) , überdies Ruthen und Kitzlerknochen (Hunde, Bären, viele Aff'en und Halbaff'en etc.), Os entoglossum (Vögel), Augenknochen (Fische, Vögel [Eulen, Specht etc.]), Os siphonium (Rabe), Zungenbeine, Sesambeine, Kniescheibe, rudimentäre Fibulae u. s. w. U. S. AV. Manche dieser Verknöcherungen kann man bei dem Rohskelette be- lassen (z. B. Penis und Beutelknochen), andere, die in keiner festen Ver- bindung mit den Entoskelet sind (Herz und Zwergfellknochen etc.) werden etiquettirt und separat aufbewahrt. — Besondere Vorsicht 1. a. Präpai'ation der Knochen. — Anfertigung von Skeleten. 39 erheischen die bei vielen Thieren knorpelig bleibenden Theile desSkeletes sowie solche Skeletstücke , die nur gewissen Klassen charakteristisch zukommen (z.B. das Os uncinatiim, diskrete Korakoidbeine etc.) Das seiner Weichtheile entblösste Thier bringt man vorerst vmter die Wassertranfe, löst hierauf die unteren Extremitäten ab, sofern man nicht die natürlichen Bänder erhalten haben will, den Kopf vom Atlas und entfernt mit einem Urahtstückchen das Hirn, Auge etc. Damit von der Wirbelsäule während des Fäulnissprocesses nicht etwa einzelne Seg- mente und Epiphysenstücke in Verlust gerathen , zieht man ein Stück Fischbein oder spanisches Eohr durch den Rückenmarkscanal , nachdem vorher entweder das Becken sammt Kreuz und Schwanzbeinen abge- trennt oder durch gewichste Bindfäden in seinem Zusammenhange fixirt wurde. Besondere Aufmerksamkeit erheischen diskret vorkommende Halsrippen, die unteren Bögen und Dornfortsätze an den Schwanz- wirbeln der Cetaceen, der Fischotter, des Fuchses, Schuppen thieres etc., der Krokodile, Saurier und Fische, die sogenannten vorderen Dornfort- sätze der oberen und mittleren Brustwirbel der meisten Vögel , eventuell die Querfortsätze der postsacralen Wirbel, die gegabelten unteren Wirbel- fortsätze der Schlangen, die Sternocostalrippen, rudimentären Becken- knochen (Cetaceen), die Episternalbildungen etc. etc. Dergleichen Vor- kommnisse erfordern die bisweilen etwas zeitraubende Arbeit, jedes dieser Stückchen genau an ihrer Anwachsstelle durch Fäden oder Drähte zu fixiren. Die einzelnen Wirbelsäulenabschnitte, die auf die vorhinerwähnte Weise auf Rohr gefasst oder durch starke Bindfäden vereinigt wurden, kom- men nunmehr mit oder ohne ihre adnexen Theile des Thorax und Beckens in ein im Ueberschusse mit Wasser gefülltes Thon- oder Holzgefäss. Der einzelne Fall entscheidet da über die zweckmässigste Gebahrung; bei kleineren Thieren lässt man gerne so viel als möglich im Zusammenhange ; bei grösseren ist das natürlich oft unmöglich ; beim Abtrennen der Rip- pen mit dem Brustbeine achte man auf die Articulationes costo - spinales, die in der Mehrzahl der Fälle an Wirbelkörpern und Querfortsätzen, in der Minderzahl (Cetaceen) nur an letzteren zu suchen sind ; hierbei sind wieder so vielerlei Uebergänge und Variationen möglich, die wohl ins Auge zu fassen resp. zvi notiren sind ; auch die Reihenfolge der oft ziem- lich gleichgestalteten Rippen, und ob rechte oder linke, ist zu notiren, in- dem an die Möglichkeit eines gänzlichen Zerfallens dieses Skeletab- schnittes selbst bei vorsichtigem Gebahren gedacht werden muss. Die abgetrennten Extremitäten kommen in vier verschiedene Behäl- ter — denn ist schon das Zusammensetzen von carpus oder tarsus eines selteneren Thieres ohne Vorlage von Musterpräparaten und guten Ab- bildungen sehr erschwert , vielleicht in manchen Fällen nur annähernd II. Specieller Theil. möglich, — so ist die richtige Zusammensetzung, sobald sämmtliche Ex- tremitätenknochen isolirt auf einem Haufen liegen, bisweilen nahezu unmöglich. Ich löse daherCarpus und Tarsus, Metacarpus und Metatarsus, sowie die Phalangen grösserer Thiere (Kaninchen, Katzen, Hunde etc.) für sich ab und bewahre sie in eigenen Gläsern ; die kleinerer Thiere erhalte ich in sehr verdünntem Alkohol und bewahre sie, so zu sagen — vor meinen Augen. Beachtung verdienen die Gliedmassen der Fische (Flossen) rück- sichtlich ihrer normalen Stellung und Lage — die Maceration der Fische v überhaupt erfordert ganz besondere Cautelen; so lässt man sie eigent- lich nie ganz ausfaulen, wechselt sehr häufig das Wasser, welches in Inter- vallen mit altem Spiritus zu versetzen ist, löst die locker gewordenen Theile ganz ab, etiquettirt sie genau, um sie später mit Silberdraht oder russischem Leim an der betreffenden Stelle zu befestigen. Petromyzonten. Selachier und Ganoiden erheischen besondere Vorsicht — in eigentliche Maceration dürfen diese gar nicht gerathen , vielmehr legt man sie nach j Ablösung der Haut und der respectiven Hautknochen in sehr wässerigen L Spiritus, der von Zeit zu Zeit zu erneuern ist, sofern man nicht ihre voll-B| ständige Präparation »in einem Zuge« beabsichtigt. F Der Kopf macerirt relativ sehr rasch , zumal jener von jimgen Thie- ren ; sehr leicht lösen sich ab : die Zähne, die ossa pterygoidea und qua- drata der Vögel , die praenasalia der Faulthiere , die lacrymalia, die pe- riotica der Cetaceen etc. ; es ist überhaupt sehr anzurathen bei der Prä- paration des Kopfskeletes, in kürzeren Zeitintervallen den Fortschritt der Maceration zu verfolgen und eher etwas mehr mit Schaber, Kratzer und langstieligen Macerirbürsten zu arbeiten , als es zum völligen Zerfall desselben kommen zu lassen; letzteres riskirt man eher an grösseren Säugern, aber kleine Vögel, Schlangen, Lacertilier giebt man lieber nach einigermassen vorgeschrittener Fäulniss in sehr gewässerten Alkohol, in- dem man so den Zusammenhang in situ naturali erhält. Einige (Bauer) empfehlen, die Gaumenhaut der Eidechsen antrocknen zulassen, um die Dentes palatini und Zahnhöcker in der Schleimhaut zu halten ; bei Frö- M sehen berücksichtige man die den Vomerbeinen ansitzenden Zähnchen, ■ die Columellae entferne man frühzeitig, da sie leicht verloren gehen etc. I Um den bei den vielen (niederen) Wirbelthieren noch bleibend vorhan- M denen Primordialschädel (Selachier, Ganoiden, Esox, Salmo, Rana etc.) freizulegen, entfernt man mit Scalpell und Pincette die Deckknochen von dem in schwachem Spiritus leicht macerirten Kopfe ; da er trocken nicht ') Ist nur bei manchen Formen, von denen man überdies Doubletten besitzt , em- pfehlens Werth. 1. a. Präparation der Knochen. — Anfertigung von Skeleten. 41 t'onserviit -werden kann, komme er sofort in gixten Weingeist; ähnliches gilt von der Cartilago Meckelii im Unterkiefer (Fische, Chelonier) etc. Ich muss bezüglich der hier zn heobachtenden Clantelen aiif den schon in der Einleitung zum allgemeinen Theile gegebenen Rath verweisen : Die Ana- tomie jedes zu präparirenden Thieres durch theoretisches Studium sich genauestens einzuprägen, und im vorliegenden Falle ') sich alle jene Kno- chenverbindungen zu notiren , die nur durch Knorpel- oder Bandmasse hergestellt sind — die Nichtbeachtung dieses Käthes wird selten zum er- Avünschten Resultate führen ! Wie lange man Knochen im Macerirtopfe zu belassen hat, lässt sich allgemein nicht angeben — im Winter Monate, im Sommer oft nur we- nige Wochen lang. Gelinde Wärme, Aiissetzen der Töpfe dem Sonnen- lichte führt eher zum Ziele , der Deckel des Gefässes darf nicht dicht schliessen wnd muss durch Wassernachguss stets dafür gesorgt werden, dass kein Skelettheil frei der Luft ausgesetzt ist ; von Zeit zu Zeit sieht man nach, ob sich mittelst Pincette oder Schaber einige Weich theile gut lösen lassen, wechselt das Wasser, untersucht den Boden des Gefässes nach etwa abgefallenen Skeletstücken etc. — Einige Aufmerksamkeit er- setzt hierbei oft langjährige Praxis — hält man den Zeitpunkt für ge- kommen, so beginne man mit Zuhülfenahme der für die Knochenpräpa- ration (p. 10) empfohlenen Instrumente die Reinigung der einzelnen Knochenstücke, wobei der Rath gelten mag, nie den zweiten Knochen zu beginnen, ehe der erste vollständig von der Beinhaut frei- und im ganzen Umfange blosgelegt ist. — Die Schönheit des Präparates entschädigt für die bisweilen eintönige Arbeit und ermuthigt zu schwierigeren osteogra- phischen Studien. Sind die Knochen gereinigt, mit Wasser abgespült, so legt man sie auf ein in schiefer Lage erhaltenes l^rett — zur « Bleiche «, zeitweise än- dere man die Lage der einzelnen Stücke und trachte, sie vor der d i r e c - ten Einwirkung des Sonnenlichtes zu bewahren, da sie durch dasselbe rissig werden und leicht springen. Wen fettbleibende Knochen irritiren, mag sie mit weissem Thon [Bmier) überstreichen, abwaschen und der Sonnenhitze aussetzen oder in Schwefeläther legen. Ein Unfug aber ist das in einigen Museen übliche »Glätten« der Kno- chen und das Einreiben von Gyps, wie überhaupt jede übei-flüssige Kün- stelei an wissenschaftlichen Präparaten eine Tinverzeihliche Lächerlich- keit ist. ') Bei der Präparation des Kopfskeletes. -) Zur Beschleunigung der Maceration empfiehlt Martin Kali causticum 1 Theil auf 8 Theile Wasser, besonders für Skelete, die lange trocken gewesen und mit Alaun getränkt sind. 42 II. Specieller Theil. Ueber das »Aiissieden« des Skeletes habe ich wenig zu bemerken — in einigen Fällen erzielt man hierdurch recht brauchbare Präparate ä laj minute, schön sind sie selten ; natürlich hat man hierbei noch mehr zul achten, dass die »Knochen« nicht unter den Händen zerfallen; hat man hingegen »Zerlegpräparate« besonders von Köpfen von Reptilien und ge-j wissen Fischen anzufertigen, so empfiehlt es sich, die eben in Arbeit ge- nommenen (vorher in schwachem Alkohol gelegenen) Knochenpartien in Intervallen gelinde zu kochen, um Stück für Stück abzutragen, zu trock- nen, zu etiquettiren und in der entsprechenden Lage auf schwarzem Car-j ton aufzuleimen oder auf Draht gespiesst auf hölzerner Unterlage zu be- festigen. — Vorzügliche, wenn auch nicht immer zuverlässige Präparateure kleinei subtil zu behandelnder Schädel, kleinerer Skelete etc. sind die — Kaul- quappen und Ameisen; die Herbeischaffung und Erhaltimg zumal ersterei ist jedoch an gewisse Bedingungen geknüpft, die nicht Jedermann leicht erfüllen kann. Sehr instructive Präparate erhält man durch Anlegung von Schnitt- serien durch den Schädel, Carpus und Tarsus embryonaler und jungei Thiere ; die »Schnitte« klebt man mit wasserhellem dickflüssigem Gummi arabicum auf rechtwinkelig zugeschnittene Glasplatten; desgleicher versäume man nicht, Sagittal-, Frontal- und Horizontalschnitte durcli das Kopfskelet erwachsener Thiere mittelst der Säge auszuführen. Bemerkung. Gut hergestellte trockene Rohskelete bedürfen bis- weilen gar keiner weiteren Macerations- oder Auskoehungsprocedur. Die eben in Arbeit genommenen abgelösten Skelettheile werden ad hoc be- feuchtet und die anhaftenden trockenen spröden Weichtheile durch Schaben und Bürsten entfernt — eine Manipulation, die selbst vor empfindsamen »Geruchsnerven« stattfinden kann. Ueber die Herstellung respective Aufstellung ganzer Skelete darf ich mich hier kurz fassen : Konnte man die einzelnen Gelenkbänder soweit erhalten, als zum nothdürftigen Zusammenhalten nöthig ist, so hat man einen entsprechend dicken, ausgeglühten Eisendraht in den Rücken- markscanal einzuführen und ihm die der Thiere onfiguration eigenthüm- lichen Krümmungen zu geben; hochbeinige Thiere erhalten zwischen den vorderen und hinteren Extremitäten eine weitere Drahtstütze, die im ersteren Falle zumSternum, im letzteren zur Schambeinfuge reicht, even- tuell auch an beiden Stellen mit dem Wirbelsäulendrahte verbunden wird. Frösche, Salamander, Tritonen, Schlangen, Eidechsen, Krokodile (natürlich nur die kleinsten, ca. 1 — 2' langen Exemplare) benöthigen nur die Drahtstütze in der Wirbelsäule ; man erspart sich in diesen Fällen die übrigen Drähte, indem man die respectiven, rein präparirten Extremitäten I. a. Präparation dei- Knochen. — Anfertigung von Skeleten. 43 i ... n der entsprechenden Stellung trocknet; ein kleines Drahtstückchen gefestigt dann den Scliultergürtel an den rudimentären Rippen (meiste Amphibien) oder am Thorax ^viele Reptilien) . Aehnlich verfährt man 'bei kleinen Säiigern und Vögeln, die übrigens meistens ausgiebigere Stützen verlangen. An das Yorderende des Rückencanaldrahtes steckt man ein zuge- schnittenes Korkstückchen, welches in das Foramen occipitale magnum ^asst; das Hinterende Avird zugeschärft, um den postsacralen Theil der IWirbelsäule, dessen einzelne Segmente mittelst Bohrers »vorgebohrt« Sverden, aufzunehmen. Hat sich der Zusammenhang des Ihorax gelöst, so müssen die Theilstücke, d. h. die Rippen mit den respectiven Wirbel- körpern und Sternalabschnitten durch Drähte vereinigt werden. Durch die gebohrten Knochen wird ein Messingdraht gezogen, der am Ende seines Zieles mittelst der Rundzange zu einer kurzen Spirale gedreht wird. Sind die Rippenknorpel verloren gegangen, so mag die Kunst bisweilen die Phantasie mit weich gekochtem knetbaren Kautschuk, . mit Kork, Leim oder getrockneten und überstrichenen breiten Sehnen aushelfen — besser ist es, die Lücken offen zu zeigen ! Ausgefallene Zähne klebt man mit dickflüssigem Gummi oder rus- sischem (weissem) Leime in die betreffenden Alveolen. Von den mit allem Aufwände von Zeit, Mühe und Raffinement hergestellten Skeleten mit icomplicirten künstlichen Gelenken etc., wie sie in den »Anatomien« iund »Schaumuseen« üblich sind, sehe ich hier völlig ab, ich bemerke nur, dass die künstliche Vereinigung der Extremitätenknochen grösserer Thiere [häufig mehr mechanische Fertigkeit verlangt, als der Einzelne sich während seiner Studienjahre verschaffen konnte — diese erlernt man [auch nicht aus Büchern, sondern durch mehrjähriges eigenes Versuchen lind Bemühen. Noch hätte ich der «Zerlegpräparate« zu gedenken , die für unsere Zwecke die wichtigsten sind ; — ihre Herstellung ist leicht zu erlernen tmd ihr wissenschaftlicher und didaktischer Werth entschädigt reichlich i für die bisweilen etwas zeitraubende, aber nie »gedankenlose« Arbeit. Auf welche von den angegebenen Methoden der Zusammenhang der Skeletbestandtheile gelockert wird, ist hierbei gleichgültig — wesentlich ist die penibelste Reinigung der einzelnen Knochenstücke, deren Flächen, Kanten, Suturen, Zacken, Höcker etc. scharf ersichtlich gemacht werden müssen — Anfängern rathe ich jeden, den eben präparirten getrockneten Knochen sofort zu bezeichnen, um Verwechselungen vorzubeugen. Wie ich schon früher betonte, mögen die rein präparirten Knochen in der ' Reihenfolge, in der sie abgelöst wurden, auf einem schwarzen Carton, ') Natürlich nur bei grösseren Formen nöthig. 44 II. Specieller Theil. einer Glasplatte oder, wenn man eine andere Verwendung für si liat , auf irgend ein Blatt Papier provisoriscli aufgeklebt werden, dam: ihre Zusammengeliörigkeit ersichtlich bleibt. Bei den Knochen de Eumpfskelete? wird über die Art, wie man sie zu gruppiren halj kaum ein Zweifel sein können — in die Mitte (die Längenachse de! entstehenden Figur repräsentirend ) kommen die einzelnen Wirbel Säulenfragmente, seitlich von ihnen die Rippen, Rippenknorpel ode Sternocostalrippen ; zu oberst dieser Figur das Sternum mit den Clavicu lae , eventuell Korakoidbeinen und den Schulterblättern ; der zerlegt ' Beckengürtel lässt sich sehr schön entfalten und hat man nur die Sym physes sacro-iliacae genauer zu beachten. Die Anreihung der Extremi tätenknochen ergiebt sich von selbst imd empfiehlt es sich, die der rechte) Seite (beispielsweise" in der Ansicht von der dorsalen, die der linken ii der volaren respective plantaren Fläche aufzuleimen. Das Kopfskelet ähnlich darzustellen, ist nicht immer gut thunlich am ehesten eignet sich hiezu das der Teleostier , deren eventuell (Salm( Esox) wohlerhaltenes Primordialcranium natürlich separate Aufbe Wahrung in Alkohol erheischt; sehr schöne Zerlegpräparate dieser Ar lassen sich von allen Cyprinoiden herstellen. Die Figur wird mit ihre: äussersten Peripherie eine Art von Halbbogen beschreiben, in welchen sich naturgemäss die Knochen des Kiefergerüstes, die Operciilarknochei und nach innen von diesen die ihnen zunächst liegenden Knochen aus- breiten ; nach vorne (oben i zu folgen die praemaxillaria, nasalia, frontalic etc. bis zum occipitale basilare als letzten Schädelknochen. Natürlich trachtet man für die median gelegenen Knochen nach Mög- lichkeit die Mittellinie (Längsachse) der Figur zu reserviren und such! die sonst über und unter einander liegenden in entsprechenden Flächen zu gruppiren. Das Yisceralskelet wird besser für sich auf einem eigener Carton oder unter dem zerlegten Kopfskelete dargestellt. Das zerlegte Kopfskelet grosser Fische, überhaupt aller grösserer Wirbelthiere kann auch in einer der natürlichen Lage entsprechenderer Weise dargestellt werden , derart dass man die auf verschieden langt Messingdrahte gefassten Knochen entsprechend über und unter einandei lagert, wobei die unten spitz zugefeilten Drähte in ein hölzernes Posta- ment gesteckt werden. b. Präparation der Muskelu, Fascieu etc. Hauptregel für die Muskelpräparation — geltend für sämmtliche Wirbelthiere — ist: die oberflächHchen Gebilde: Haut, subcutanes Bindegewebe , Fett, nie auf grössere Flächen von den darunterliegenden Muskeln abzuheben, als man von letzteren augenblicklich darzustellen 1. b. Präparation der Muskeln, Fascien etc. 45 jeabsiclitigt, — sonst trocknet bei aller Vorsicht das Präparat ein, die Aufmerksamkeit richtet sich auf entlegene Partien, ehe die unter dem llesser befindlichen völlig rein präparirt sind — die Arbeit wird flüchtig ind ihr Product sieht wie von Hühnern genipft aus. Nachdem man mit dem Knorpelmesser die Haut durch einen genü- gend langen Schnitt durchtrennt hat, hebt man vorerst einen kleinen Haut- lipfel mit der Pincette empor, fasst ihn, sobald er nach einigen weiteren Bchnitten Fläche genug bietet, mit der linken Hand derart, dass die ein- gebogenen Finger den freien Kand des Lappens gegen die Hohlhand pressen — hiedurch spannt man den erzielten Lappen und bestimmt. Indem man von links nach rechts weiter greift, die Zugrichtung des mit seiner Schärfe gegen die Haut gerichteten Messers , die stets parallel den Fasern des zu entblössenden Muskels zu verlaufen hat. Einige Schulen lehren Haut, Unterhautbindegewebe , die oberfläch- iiche und die dem Muskel eigene Fascie in einem Lappen abzuziehen — andere hinwieder die schichtenweise Abtragung, da hierdurch die Ausar- beitung des Muskels sorgfältiger und mit geringeren Schwierigkeiten vor sich gehe ; der Anfänger befolge die letztere Regel — Geübteren mag die erstere empfohlen sein. Hat man den zu präparirenden Muskel vor Augen , so hebt man mit der Pincette die Fascie »kegelförmig« empor, idurchtrennt sie mit einem convexen Scalpell und trachtet durch gleich- massige Schnitte dieselbe »ab origine usque ad finem« in einer geraden Linie zu schlitzen, erst dann werden die beiden Lappen der Fascie von ihrem freien Rande aus vom Muskel abgelöst , dessen Insertionspunkte am Knochen möglichst scharf darzustellen sind. Hierbei leisten , zumal [wenn sich viele Sehnen überkreuzen, zum Exstirpiren tiefliegender Fett- Imassen und Bindegewebsfetzen nach der Fläche gebogene Scheeren gute jDienste; es geht aber auch mit dem blossen Messer. Ist ein Muskel frei präparirt, so zieht man ihn mit stumpfem Klammerhaken oder Kettcn- I haken (s. pag. 8) seitwärts ab, um den tiefer liegenden ins Operationsfeld zu bekommen, üass man die Muskel während der Präparation in einer gewissen Spannung zu, erhalten hat, in welche man sie durch Drehen und Wenden des Präparates , Einlegen von Schwämmen , Korkstöpseln und dergleichen leicht versetzt, ist selbstverständlich. Wird die Arbeit unterbrochen , so bedeckt man die biosgelegten Theile mit dem abgelösten Hautlappen, wobei zu bemerken, dass sehnige Partien durch Eintrocknen am meisten leiden — isie werden hart und braun) — daher vorneweg am besten bedacht werden müssen. Zur Anfertigung von Bänder- und Gelenkpräparaten wählt man möglichst gut ausgewässerte Objecte , die man während der Arbeit auf weiches feuchtes Linnen legt , um sie vor Beschmutzung und Austrock- nung zu bewahren ; in den arbeitsfreien Intervallen bringt man sie in 46 II. Specieller Theil. sehr verdünnten; aber reinen Alkohol, der schliesslich, wenn das Präparat fertig ist, durch 52"yQ zu ersetzen ist. I Um Muskelpräparate zu trocknen, imprägnirt man sie (nach Hijrtl] 1 mit Arseniklösung, nachdem man^sie vorher behufs Wasserentziehimg | einen Tag lang in Spiritus gesetzt — vor Ofenwärme ist zu warnen ; je i langsamer die Trocknung an der Luft vor sich geht , um so besser ; um die einzelnen Muskeln in der entsprechenden Lage zu erhalten, stützt man sie diirch Stäbchen von Kork und Schilf; ist das Präparat fertig, so entfernt man die Stützen und bestreicht es mit Firniss. — Zu trocknende' Sehnen und Gelenkpräparate tränkt man mit Terpentinöl [Bauer] , durch welches sie durchsichtig werden. c. Präparation der Nerven und Sinnesorgane. Gehirn. Durch Unterlegen eines dreiseitig prismatischen Blockes \inter den Nacken bei Rückenlage, unter das Kinn bei Bauchlage , wird der Kopf des Thieres in die zur Schädeleröffnung günstigste Lage gebracht. Die Ablösung der Kopfschwarte wird eingeleitet entweder durch zwei sich kreuzende Schnitte, deren einer von der Nasenwurzel zum äusseren Hin- terhauptshöcker und deren anderer — senkrecht auf ersteren — von einem Ohre zum anderen reicht — oder durch einen halbkreisförmigen Schnitt, der in der regio mastoidea der einen Seite beginnend, über den Hinterhauptshöcker zu derselben Gegend der anderen Seite führt. Die vier Hautlappen im ersten u,nd der eine grosse Hautlappen im zweiten Falle werden mit dem Scalpelle soweit abpräparirt , bis sie mit der Hand erfasst und herabgezogen (resp. im zAveiten Falle über das ganze Schädeldach hinweggestülpt) werden können; hierauf markirt man sich mittelst des Knochenschabers die Schnittlinie für die Bogensäge (p. 10), die von dem Augenbrauenbogen zum Hinterhauptshöcker oder zum gros- sen Hinterhauptsloche zu verlaufen hat, und entfernt die hinderlichen noch anhaftenden Weichtheile. Hat dieser Circularschnitt , bis zur harten Hirnhaut geführt, das Schädeldach nicht vollständig gelockert, so sprengt man es mit dem Meissel oder Hirnschalensprenger vollends ab. Hat man es mit kleinen Säugern oder Vögeln zu thun , so schaltet man ein Laubsägenblatt an Stelle des zumeist benöthigten grossen Blattes in den Bogen der Säge ein oder bedient sich eines starken Messers, das die häufig sehr porösen (Hasen, Eulen) oder die knorpehgen (Cyclostomen, Selachier) Schädel leicht durchschneidet. Für sehr dünnwandige Schädel empfehle ich die auf pag. 6 beschriebene Präparirzange ; die Branchen der sonst üblichen Knochenscheere und Knochenzwickzange sind zu mas- siv, letztere Instrumente finden daher hier keine zweckentsprechende Ver- wendung. 1. c. Präparatioii der Nerven und Sinnesorgane. 47 Der Gefahr des Eintrocknens der Hirn-, überhaupt aller Nervenprä- larate ist durch lienässen derselben mittelst eines Schwammes oder gar .urch Präparation unter Wasser (bei kleinen Thieren) vorzubeugen. Nach Freilegung des Gehirns zieht man die Dura mater. soweit sie eicht zugänglich ist, ab, hebt die Vorderlappen der Hemisphären mit der inken Hand oder mit dem von derselben Hand gefassten Scalpellstiele ;mpor, während die rechte mit dem spitzen Nervenmesser die der Reihe lach zur Ansicht kommenden Nervenäste knapp an ihrer Durchtrittsstelle lurch die Hirnbasis durchtrennt, wobei man stets bedacht sein muss, das nit der untergelegten linken Hohlhand immer mehr und mehr emporzu- aebende Gehirn in der Gegend der Sella turcica und des am oberen Rande ies Felsenbeines inserirten Tentoriums, das mit der Scheere abzutrennen st, ja nicht zu zerren. Ist das Gehirn im ganzen Umfange mit seinen j.2 Nervenstämmen frei präparirt, so durchschneidet man, thunlichst weit unten, die Medulla oblongata — falls nicht die Exenteration des Gehir- les im Zusammenhange mit dem Rückenmarke beabsichtigt war. Das Gehirn wird nunmehr behutsam auf eine befeuchtete weiche Unterlage (Watte) gelegt und der Pia mater entledigt, eine Operation, die pornehmhch mit feinen Pincetten imd den Fingern zu geschehen hat, wo- Ibei die spitze Scheere noch zw Abtrennung adhärenter Fetzen in Ver- wendung kommen mag. Ist das Gehirn völlig rein präparirt, so legt man es auf Watte in ein Gefäss mit reinem aber schwachem Alkohol, der von Zeit zu Zeit durch immer stärkeren zu ersetzen ist. Um das Rückenmark darzustellen, kann der Rückgratscanal von vorne (ventrale Seite) oder von hinten (dorsale) eröffnet werden. Die letztere Art ist die bei den Zootomen zumeist übliche ; man durchtrennt zu diesem Behufe die Rückenhaut in der Medianlinie vom Hinterhaupts- höcker bis zum Steissbeine und erweitert den erhaltenen Schnitt durch 4 kurze Querschnitte (2 je seitlich vom Hinterhauptscondyl, 2 je seitlich vom unteren Schnittende), schlägt die nun leicht abtrennbaren Haut- lappen zurück ; hierauf trägt man die spinalen Muskelzüge ab , um sämmtliche Wirbelbogen frei zu bekommen. »Diese werden nun ent- weder mit einer halbspitzen Blattsäge Stück für Stück rechts und links durchsägt und unter Nachilfe von Messer imd Präparirzange abgetragen oder mit Meissel und Hammer dicht an den a\if- und absteigenden Ge- lenkfortsätzen durchhauen, der erste mit der Zange gefasst und, da sie alle untereinander durch die Ligamenta flava zusammenhängen , als ein con- tinuirlicher Streif herausgerissen« [Hyrtl] . Die Wirbel kleiner Säuger, Vögel, Reptilien etc. eröffnet man mit Knochenscheere oder -Zange, die kleinsten Wirbelchen zarter Wirbelthiere mit einer spitzen Scheere. Ist die Medulla spinalis vollkommen blossgelegt, so durchscluieidet man sämmtliche Rückenmarksnerven an ihrer Eintrittsstelle in die be- ^§ II. Specieller Theil. I züglichen Foramina inteivertebralia iiucl das Rückenmark selbst quer j unterhalb des Foramen occipitale magnum — falls nicht Gehirn und Kückenmark bis zum Filum terminale im Zusammenhange dargestellt j wird. Mit Fingern und Pincette fasst man das obere Ende (also mit oder i ohne Gehirn sammt Medulla oblongata) des Eückenmarkstranges und 1 löst durch kurze Scheerenschnitte die Anwachsstellen der harten Hirn- i haut. — Ist derart das ganze Mark frei präparirt, so behandelt man es j Aveiter genau wie das Gehirn. — Will man die Hals-, Lenden- imd j Kreuzbeinnerven - Geflechte im Zusammenhange mit dem Rückenmarke präpariren, so hat man mit der Knochenzange — eventuell mit Meissel und Hammer, bei kleinen Thieren mit der Präparirzange, die Interverce- brallöcher und das Kreuzbein zu eröfihen. Bemerk. Die weitere Behandlung des Centralnervensystemes zum Behufe des eingehenderen Studiums kann ohne detaillirtere anatomische Mit- theilungen, für die abe,r hier kein Platz ist, nicht angegeben werden. Allgemeiiies über Nervenpräparationen. Rücksichtlich der hierbei in Verwendung kommenden Instrumente darf ich auf das im »Allgemeinen Theile« Einzusehende verweisen. Die l^räparation selbst kann sowohl an frischen als auch an längere Zeit in Alkohol, Carbolglycerin etc. conservirten Objecten unternommen werden. Zu empfehlen ist, wenn es angeht, frisches Material zu wählen. Hat man eine umfänglichere Nervenarbeit vor, die längere Zeit in Anspruch nimmt, so erfordert die Behandlung resp. Conservirung des Präparates einige Aufmerksamkeit; wie man schon lange weiss, ist die Einwirkung starken Alkohols auf frische Nervenpräparate deshalb vom Uebel, da die Nerven zu steif, zu »untractabel« werden und zu rasch zu schmutziggelben durchscheinenden Fäden vertrocknen, wenn das Präparat zum Zw^ecke der weiteren xlusarbeitung wieder hervorgeholt wurde ; man kann zwar durch umgeschlagene nasse Ijcinenlappen in etwas dieser Fatalität steuern, doch besser ist es immerhin, die gut ausgewässerten Theile in anfänglich ganz schwachen etwa 24 "/(, Alkohol zu legen und dann im Laufe der Ar- beit durch concentrirteren den Wassergehalt des Präparates wieder her- abzusetzen. Stets sollen Nervenpräparate übrigens unter feuchter Um- hüllung bearbeitet »oder Avährend des Präparirens öfter mit verdünnter spirituöser Lösung von arseniksaurem Natron befeuchtet werden nillyrtl]^ und, bis sie fertig sind, in reines Leinen eingeschlagen im Alkoholbe- hälter liegen. Dieser kann entweder ein gewöhnliches Pulverglas sein oder ein sogenannter Weiugeistkasten , wie ihn HijrÜ empfahl und wie solche in neuerer Zeit, (wenngleich zum Theil in anderer Verwendung) fast in allen Anatomien üblich geworden sind. Es ist dies ein viereckiges Zinkgefäss mit einem zweiten rostartigen ]^)oden imd einem gut schlies- 1. c. Präparation der Nerven und Sinnesorgane. 49 senden Deckel, der mit seinen herabgebogenen Rändern in einen Falz oder eine Rinne passt, die an den freien Gefässrändern verlänft . Wird der Bo- den mit wasserfreiem Spiritus bedeckt und das in feviclite Linnen gehüllte Präparat auf den Rost gelegt, so erhält sich letzteres durch die reich- lich entstehenden Alkoholdiinste. Eine vorzügliche Conservirung für die Interimsaufbewahrung der Nervenpräparate erzielt man durch eine Lösung von Kali bichromicum [Meyer] . Die Präparation besteht darin, dass man den an seiner bindege- webigen Hülle (mittelst Pincette) gefassten Nerven von derselben be- freit ; dies geschieht, mdem man mit dem (pag. 4) hierzu empfohlenen spitzen Messer dieselbe schlitzt vmd im ganzen Umfange des Nerven ablöst. Bei der Freilegung grösserer Nervenplexuse bedient man sich oft mit Vor- theil (ähnlich wie bei der Gefässpräparation) zweier Pincetten, deren Arbeit dann darin besteht, kleine Bindegewebsfalten zu erheben und sorgsam zu zerreissen — (man schont bei einiger Uebung durch dieses scheinbar rohe Verfahren mehr, als man sonst zu schonen im Stande ist) ; die Ränder der Rissöifnung werden nun zunächst dem von ihnen gebil- deten spitzen Winkel neuerdings gefasst und wieder eine kurze Strecke des Nerven durch Zerreissen oder Zerzupfen seiner Scheide blossge- legt U.S.W. Die gerade, spitze und die nach der Schneide gebogene Scheere übernehmen schliesslich" die letzte Säuberung. Die fertigen Nervenpräparate kommen in Spiritiis; — getrocknete, angestrichene und lackirte sind zimieist nur vielbewunderte Musealschau- stücke, an denen selbst der Fachmann oft kaum die Natur von der Kunst zu unterscheiden im Stande ist. Präparation der Sinnesorgane. 1. Geruchs Organe. Bei der Darstellung solcher handelt es sich gewöhnlich nur um die äussere Configuration der knorpeligen rnid knöchernen Nasenbestandtheile ©der um die Formation der Siebbeinlabyrinthe und Nasenmuscheln . — Die Präparation des Nervus olfactorius im Zusammenhange mit der Regio olfac- toria ist eine reine Nervenpräparation. — Die äussere Nase kann man als Spiritus- und als Trockenpräparat herstellen ; man hat in beiden Fällen vorerst die Haut sammt den unter ihr liegenden Weichtheilen sorgfältig abzutragen und bedacht zu sein , die Form der Nasenknorpel in Situ naturali zu erhalten, was durch Einlegen von entsprechend zugespitzten, mit Watte umwickelten Ilolzklötzchen oder (für Trockenpräparate) durch ebenso behandelte Seifenstückchen erzielt wird. Hierauf führt man 2 Sagittalschnitte mittelst der feingezähnten Bogen- säge oder der Blattsäge, deren Rückenleiste zw entfernen ist, je einen Mojsisovics, Präparirülmngen. 4 50 II. Specieller Theil. knapp neben den Nasenflügeln dnrch den harten Gaumen, das Stirnbein bis zum kleinen Keilbeinflügel, und löst durch einen entsprechenden Frontalschnitt die C^ontinuität mit den übrigen Kopfknochen. Zur Demonstration des Nasenseptums führt man zu beiden Seiten des Hahnenkamms 2 Sagittalschnitte durch den harten Gaumen und resecirt die dadurch umschriebene Partie des Kopfes durch einige weitere, durch das Stirnbein und etwa die Keilbeinhöhle gelegte Schnitte. Will man den knöchernen Theil des Septums vom knorpeligen sich scharf abheben lassen, so präparire man die Nasenschleimhaut vorsichtig ab. Horizontal, - Frontal- und in verschiedener Entfernung von der Medi- anebene geführte Sagittalschnitte belehren über das Innere der Nasenhöhle. Bemerk. Um einer Zersplitterung der Nasenmuscheln beim Durch- sägen derselben vorzubeugen , unternimmt man [Hyrtlj diese Operation zweckmässig unter Wasser, zumal wenn die bezüglichen Thierköpfe bereits skeletirt sind. 2. Präparation des Augapfels. Das Studium der Sinnesorgane überhaupt kann nur durch die mikro- skopische Untersuchung derselben gefördert werden, wenn es sich um die Erkenntniss genauerer feinerer Details handelt — in gröberen Umrissen den mechanischen Apparat darzustellen, ist hingegen die Aufgabe der präparirenden Zootomie. Diese Thatsache mag es rechtfertigen, dass wir hier nur jener Unter- suchungsmethoden gedenken, die zur allgemeinen topographischen Orien- tirung über die Hauptconstituentia der »höheren« Sinnesapparate dienen. Die Enucleation des Augapfels erfordert die Off'enhaltung der Lidspalte, die man entweder durch einen «Sperrelevateur« iSnowden] bewirkt oder in Ermangelung eines solchen (oder auch bei kleineren Thieren, bei denen sich die Anwendung eines solchen aus anatomischen Gründen verbietet) dadurch erzielt, dass man durch kurze Hautschnitte vom äusseren und inneren Augenwinkel aus die Lidspalte erweitert und die Lider entsprechend nach oben und unten abpräparirt ; häufig ist auch diese Operation zu umgehen , zu- mal wenn die übrigen Weichtheile der Augenhöhle keine Schonung er- heischen und letztere völlig ausgeräumt, der Bulbus exstirpirt werden darf, in Avelchem Falle die Drüsen der Orbita, das Fett etc. in Einem mit dem Bulbus entfernt werden. Wollen wir hingegen lege artis »enucliren« , so heben wir nach Er- weiterung der Lidspalte an der nasalen Seite ( beim Menschen ) "etwa 3 mm vom Hornhautrande entfernt, eine Bindehautfalte mit der Pincette auf und durchschneiden sie senkrecht fmit der Scheere). führen dann das 1 . c. Präparation der Nerven und Sinnesorgane. 51 Scheereiiblatt in die Wunde ein und durchtrennen die Conjunctiva nach oben und unten immer in einer Distanz von 3 mm vom Homhautrande. dringen sodann mit einem stumpfen »Muskelhaken« hinter die Conjunc- tiva zwischen sie und Tenon" sehe Kapsel ein, hinter die Anheftungsstelle der Sehne des M. rectus intermis, ziehen diese hervor und tragen sie et- was entfernt vom Insertionspunkte ab, um einen Stumpf zu gewinnen, an dem der Bulbus bei den Aveiteren Manipulationen gefasst werden kann. Nun durchtrennen wir die Sehnen der M. M. recti inferior und su- Jjerior knapp am Bulbus und ebenso den M. obliquus sixperior. Ist dies alles durchtrennt, so fassen wir den Bulbus am Sehnenstumpfe des M. rectus int., ziehen ihn etwas nach vor- und schläfewärts und gehen mit einer nach !der Fläche gekrümmten Scheere zwischen Bulbus und nasale Orbitalwand ^it geschlossenen Blättern ein . bis wir den gespannten Nervus opticus tasten, öffnen dann die Scheere und durchtrennen den Sehnerv, aber nicht zu knapp amlkilbus, mit einem starken Scheerenschlage. Ist die Durch- trennung gelungen, so merken wir dies an dem Folgen des Bulbus beim Riehen nach vorwärts, wodurch er ganz aus der Orbita heraustritt. Nun aben wir noch die Sehnen des M. rectvis int. und M. obliquus inferior, owie den lateralen Theil der Conjunctiva zu durchtrennen, um den Bul- bus ganz frei zu bekommen. Frische Bulbi werden am besten unter Wasser in einer mit Wachs usgegossenen Präparirschale untersucht, indem man mit Zeigefinger und aumen der gestützten linken Hand den Bulbus vorsichtig fixirt, mit biner scharfspitzigen feinen Scheere im Aequator des Auges einsticht und biit möglichster Schonung des Glaskörpers Y4 eines Kreisschnittes voll- ■ührt ; die Augapfelhälften werden behutsam mit langen feinen Insecten- ladeln festgesteckt und nunmehr die liesichtigung der blosgelegten Theile nit der Stativlupe vorgenommen, an welche sich die Abtragung der ein- lelnen Schichten des Augapfels (Retina, Chorioidea, -p.^ ^clerotica) schliessen mag; ein instructiveres Bild rhält man von »gefrorenen« Augen, die durch inen die Sehnervenmitte treffenden Längs- (Sagittal-) Schnitt in eine rechte und linke Hälfte zerfällt wei- len; bei diesem Schnitte luxirt man indess leicht die Linse , die din-ch sägenartige Bewegungen eines charf geschliffenen Easirmessers zu halbiren ist ; an ;inem zweiten (gefrorenen) Auge vollführe man einen Aec^XiSritlf de^ vollständigen Aequatorialschnitt, an dessen hinterem Nät''G?ftsIe(mif Segmente (Fig. 13) die Sehnervenpapille Po und die '^opUci'^'^''''^'' ^"^^ Vlacula lutea Ml und an dessen vorderem Segmente - mac^i'a lutea. Fig. 14) die Iris, die Processus ciliares Pcvmd die Ora serrata Ossich sehr leutlich und schön erkennen lassen. (Die Linse ist in Fig. 14 weggelassen.) 52 II. Specieller Theil. Auch in Chromsäure , dann in absohitem Alkohol gehärtete , frisch eingelegte Bulbi oder nach Htjrtl in starker Subliniatlösnng conservirte eignen sich hierzu ; der Schnitt hat in einem Zuge zu geschehen und soll mit einem pag. 4 beschrie- benen dünnblattigen spitzen Scalpell erfolgen; man legt die Schnitthälften dann noch für einige Zeit in absoluten Alkohol und klebt sie hernach an der äussersten Peripherie mit dickflüssigem Gummi be- strichen auf eine Glasplatte — das fertige Präparat bewahrt man in starkem Spiritus. Fe Os Vorderes Segment eines Aeauatorialschnittes des Bulbus vom Menschen. Nat. Grösse (nach Merkel.) Pc = Processus ciliares. 0 s = ora serrata. Bemerkung. Sehr vortheilhaft ist es, den Aug- apfel vorerst in Solutio MüUeri zu legen, dann gut aus- zuwässern, hierauf in starkem Alkohol zu erhärten. Die Schnitthälften bewahrt man in Carbolglycerin (p. 28) (Dr. Birnbacher]. Man beachte in der Sclerotica der Vögel (Fig.' 15), Schildkröten, Lacertilier und Fische den zumeist aus mehreren Knochenplättchen be- stehenden Scleroticalring ; bei einigen Fischen (Thunfisch) stellt die Sclerotica eine fast vollständige knöcherne Bulbuskapsel vor; ferner achte Fig;. 16. Fig. 17. Fig. 18. Auge von Falco chrysae- tos. (Nach W. Süniiiiering Copie nach Gerjeniaur). c = Cornea, i = Iris, s' s' = Seleroticalring, 0 = Nervus opticus, p = Pecten. Auge von Eso.x lucius (nach Geginhniir. Hori- zontalschnitt). c = Cornea, p = Processus falcifor- mis. s' s' = Scleroticalring. Hechtauge im Längs- schnitt ( nach Leuckart) mit der Glandula chorioi- dealis zwischen Sclero- tica und Retina. Hechtauge nach Entfer- nung der Cornea und Iris (nach Leuckart). Die Linse in Verbindung mit der Campanula Halleri und dem Ligamentum Suspensorium (oben), welches bei den Fischea die Zonnla Zinnii ver- tritt. man bei Vögeln und Reptilien auf den im Augengrunde liegenden Fächer, Pecten, auf die Campanula Halleri, das knopfförmige Ende des Processus falciformis und die Chorioidaldrüse im Auge vieler Fische. (Figg. 16. 17. 18.) 3. Die Präparation des Gehörap parates pflegt in zootomischen Cursen nicht im Zusammenhange mit den übrigen, relativ leicht darstellbaren Sinnesapparaten vorgenommen zu werden, abgesehen von seiner äusseren Sphäre und dem bei vielen niederen Wirbelthieren frei zu Tage liegenden Trommelfelle, dessen Abtraguug die C'olumella (Vögel, Reptilien) zur^Ansicht bringt. \ 1. c. Präparation der Nerven nnd Sinnesorgane. 53 Bemerk. Will man einen Einblick in das Gehörorgan der Säuge- thiere gewinnen , so wähle man junge Thiere, denen man entweder durch Abbrechen der mit der Pars petrosa noch nicht verwachsenen Schläfenbein- schuppe nebst dem ihr anhängenden Annulus tympanicus (Träger des Trommel- felles) das Cavum tympani bloss legt [Hyrtlj , oder nach Entfernung der äusseren Weichtheile mit Schonung des Annulus nur das Trommelfell sorg- fältig aiislöst, feine an Kinderköpfen sehr einfache Manipulation) . Bei eini- ger Vorsicht erhält man leicht die Reihe der Gehörknochen Malleus (Ham- mer), Incus (Ambos), Stapes (Steigbügel); in situ. Mit der Präparirzange oder kleinen Knochenzange trägt man hierauf die obere Wand der Trommel- höhle ab. Sehr zu empfehlen sind senkrechte Sägeschnitte ') durch macerirte JTelsenbeine älterer Thiere oder Serien von Horizontalschnitten durch Pyra- mide und äusseren Gehörgang. Zur Präparation des Labyrinthes nehme man entweder embryonale Schläfenbeine oder solche von wenige Tage alten Thieren , die aber 1 Stunde lang in Kalilauge [Hyrtl zu kochen sind. Fig. 19. Schemata zur Erläuterung des Labyrinthes (nach Waldeijer — Copie nach Gegotbaiii }. I. Fisch. II. Vogel. III. Säugethier. U — Utriculus. U C — Anfangstheil der Schnecke, S = Sacculus, C = Schnecke, U S = Utriculus u. Sacculus, . L = Lagena. Cr = Canalis reuniens, K = Kiippelblindsack, R = Recessus labyrinthi. C = Vorhofsblindsack des Schneckencanals. 1) Es werde ein im Schraubstocke festgeklemmtes Schläfebein durch einen senk- rechten Schnitt in zwei Theile zersägt. Die Richtung des Schnittes wird durch eine Linie bestimmt, welche den einspringenden Winkel zwischen dem vorderen Rande der Schuppe und der Spitze der Felsenpyramide mit dem ebenfalls einspringenden "Winkel (zwischen hinterem Schuppenrande und Warzenfortsatz verbindet. Am vorderen dieser beiden Winkel ist darauf zu achten, dass der Sclmitt sich etwas auswärts von dem knTichernen Kanäle hält, welcher zur Aufnahme der Eustachischen Ohrtrompete dient. Dii'ser Schnitt streift nahe an der äusseren Wand der Trommelhöhle, gewährt die volle Ansicht aller Wände derselben« [Hi/rtl]. 54 II. Specieller Theil. Die Knochenkapsel des Labyrinthes 'Fig. 19) Cochlea (Schnecke), Vestibuhim i Vorhofy mit Fenestra ovalis und rotunda, Canales semicir- culares (die 3 Bogengänge; wird durch Absprengen der sie überlagern- den porösen Knochensubstanz dargestellt ; hierbei geht man aus [HtjrÜ] von den Bogengängen, die an der Oberfläche des Felsenbeines als hervor- tretende Wülste leicht zu erkennen sind. Bemerk. Die Bogengänge der meisten Vögel, der Selachier, zumal der Rochen, bei denen sie enorm gross sind , lassen sich leicht darstellen ; desgleichen am gesottenen Gadusschädel [Batier] . Man beachte bei Fischen den Saccus vestibuli s. Saccus lapillorum, der' mit dem Vorhole bald durch einen engen Canal zusammenhängt, bald durch eine schwache Einschnürung unvollkommen von ihm getrennt ist. Sein Inneres ■wird durch ein membranöses Septum in 2 Kammern getheilt , deren eine ein rimdliches Gehörsteinchen «Sagitta« , deren andere ein kleineres, verschieden gestaltetes, »Astericus«, enthält. Im vorderen Theil des Vestibulum liegt der weisse ovale «Lapillus«. Der Steinsack der Amphibien ist mit starker Otolithenmasse gefüllt. Fig. 20. Gehörorgan von Cyprinus carpio. (Nach E. H. Weier a = Ve.stihulum membranaceum, h = Ampulle des hinteren und äusseren halbkreisförmigen Canales. c = Vereinigter vorderer (e) und hinte- rer (d) C'anal, / = Oaualis sinus impar, g = Sinus auditorius impar, h = Claustruni, ikl = Kette der Verhindungsknöchelchen, »1 n = Schwimmblase, Copie nach Gcgenhmir. ) 0 = Luftgang (ductus pneumaticus), pqrs = Dornfortsätze der ersten Wirbel, 1 = Os occipilale basilare, P = Os occipitale laterale, 3. 4 = Os occipitale superius, S = Os petrosum, 7 = Os parietale, 10 = Os alisphenoideum, 11 = Os frontale. Aufmerksamkeit verdient ferner eine knapp an der Wirbelsäule liegende und vom ersten Wirbel beginnende Reihe von »Gehör-Knöchelchen« , die eine Verbindung des häutigen Vorhofs (Perca, Cyprinus etc.) mit der Schwimm- blase herstellen (Fig. 20). (Umbildungen von Rippen: Claustrum (Riegel), Trulla (Kelle) , Norma (Winkelmass) , Ancora (Anker) , Hamüs (Haken) . i d. Präparation der Gtefässe. 1. Herz. Nachdem man sich über die Lage des Herzens, seine Stellung, über die Pericardialverhältnisse , über eventuelle Varietäten in den Haupt- 1. d. Präparation der Gefässe. 55 gefässen orientirt hat, schreitet man zu seiner specielleren Untersuchung; diese beginnt mit der Eröffnung des Herzbeiitels, welchen man hei grös- seren Thieren mit der Hand, bei kleineren mit der Pincette kegelförmig aufhebt, mit einer geraden Scheere der Länge nach schlitzt, und mit Belassung eines kurzen Lappens an den Anwachsstellen 'Aorta, Art. pul- monalis etc.) rundum abträgt. Je nachdem die Präparation des Herzens mit den abtretenden Aesten in sitii oder die Untersuchung des Herzens allein beabsichtigt wird , ist die weitere Manipulation eine verschiedene. Nehmen wir letzteren Fall — es soll das frische Herz hinsichtlich seiner Kammerräume, Klappen etc. für sich untersucht werden. Zu diesem Zwecke durchschneidet man mit einer geraden Scheere , das stumpfe Elatt nach unten, der Reihe nach bei der Aorta descendens beginnend die einzelnen ab- und zutretenden Gefässe, dabei darauf achtend, dass keines zu knapp am Herzen getroffen wird . Bemerk. Eine Unterbindung ist ganz überflüssig. Das Herz mit den Lun- gen im Zusammenhange herauszunehmen und am Präparirbrette die ui-sprüng- liche!?lLage herzustellen, empfiehlt sich mindestens für Anfänger nicht. Hat man das Herz frei, so bringe man es in ein mit Wasser ge- fülltes Becken, säubere es möglichst vom Blute , indem man letzteres von den Ventrikeln aus gegen die Herzbasis zu durch sachtes Compri- miren und Hinwegstreifen zu entfernen sucht. Je nach der Grösse des Herzens ist die Art der Zergliederung eine verschiedene ; kleinere Herzen — etwa von Umfange eines Kaninchen- oder Taubenherzens — öffnet man mit einer spitzen Scheere , indem man nächst der Herzspitze die lateralen Kammerwände vorsichtig perforirt und diesen entlang vorerst bis zum Sulcus transversus (der Querfurche) die Ventrikelhöhlen bloss- legt; ein Wasserstrahl aus der Spritzflasche reinigt die letztere, an deren Innenfläche sofort die »Fleischbalken«, Trabeciilae carneae, sowie die zapfen förmigen Klappenmuskeln, Miisciili papilläres, wahrzunehmen sind. Die sehnigen fadenförmigen Fortsetzungen der letzteren, Chordae tendineae, verlieren sich in den Klappenzipfeln (deren sich beim Säuger 3 in der rech- ten, 2 in der linken Kammer finden) der venösen Ostien ; man bekommt diese Klappenapparate, Valvula tricuspidalis rechts) , Valvula mitralis seu bicuspidalis (links) , deutlich zur Ansicht, wenn man den früher beschrie- benen Scheerenschnitt bis zur Decke der Vorkammerhöhle fortsetzt. Ueber die in die ^^orkammern mündenden Venenstämme hat man sich schon früher orientirt, es erübrigt nur die Besichtigung der an der Innenwand der Vorkammern vorspringenden , meist zarten Kamm- muskeln, Musculi pectinati. Nunmehr dringt man mit der Scheere neuerdings in den rechten, dann in den linken Kammerraum, schiebt die Spitze derselben in das betreffende arterielle Ostium vor und durch- trennt in wenigen vorsichtigen Zügen erstmal den von der vorderen 56 IL Specieller Theil. Wand der rechten Kammer gedeckten Conus arteriosus und den An- fangstheil der Lnngenarterie, und besieht sich die unter Wasser leicht flottirenden 3 Wagentaschenklappen (halbmondförmige Klappen), Val- vulae semihmares, deren freie Ränder, mit einer feinen Pincette erfasst und etwas abgezogen, einen Einblick in die »Tiefe« dieser Taschenräume gestatten ; hierauf geht man mit der Scheerenspitze in den linken Kammer- raum'^und zwar in dem Falle hinter die nun frei zu Tage liegende 2zipfelige Klappe) ein, und eröffnet vom Ostium arteriös, dextrum aus die Aorta ascendens , deren Semilunarklappen zugleich mit den Ostien der nach rechts und links abtretenden Kranzarterien des Herzens besichtigt werden. Bemerk. Das eben Gesagte gilt vom Säugerherz; das etwas abwei- chende Verfahren bei der Untersuchung der übrigen Vertebratenherzen er- giebt sich bei Berücksichtigung der bezüglichen anatomischen Verhältnisse von selbst (siehe übrigens bei den eini^elnen Klassen) . Bei der Zergliederung grösserer (Säuger-) Herzen pflegt man zumeist die von HyrÜ angegebene Reihenfolge in der Untersuchung der ein- zelnen Herzräume einzuhalten, d. h. mit dem rechten Vorhofe zu be- ginnen und mit dem linken Ventrikel zu enden. Wem es bequem er- scheint, mag das Herz in situ eröffnen — andernfalls soll er nach erfolg- ter Präparation der ein- und abtretenden Gefässe und der Astfolge des Aortenbogens das Herz in der früher geschilderten Weise ausheben, die den grossen Gefässen noch anhaftenden Pericardialfetzen und das an der Herzbasis zumal nächst der Ursprungsstelle der Arteria pulmonalis und Aorta bisweilen in sehr beträchtlicher Menge vorhandene Fett entfernen und die zwei letztgenannten Gefässe etwas unterhalb der Theilungsstelle der Pulmonalarterien in horizontaler Richtung diirchschneiden ; dadurch ermöglicht man sich einen sehr instructiven Ijlick von oben auf die halb- mondförmigen Klappen, deren ^'erschluss künstlich durch einströmendes Wasser leicht zu demonstriren ist. — Will man nun — nach HyrtVs, Angabe — die Zergliederung i) vor- nehmen, so hat man »von der oberen Hohlvene nicht ganz bis zur unteren herab einen Längenschnitt durch die vordere Wand der (rechten) "\'or- kammer« zu führen, die »äussere Lefze« dieses Schnittes über der unteren Hohlvene quer einzuschneiden, um einen Einblick in den Innenraum des Atrium dextrum zu bekommen. \ An der Vorkammerscheidewand über der einmündenden Cava in- ferior beachte man die eiförmige Grube, Fossa ovalis mit dem Isthmus Vieussenii; in manchen Fällen, ganz abgesehen von jungen Thieren. findet man statt ihrer ein »Foramen ovale«, ein feiner Schlitz ist übrigens häufig zu sondiren; er leitet in die linke Vorkammer. Nach Besichtigung ') Die Hyrtl übrigens in situ empfiehlt. 1. d. Präparatiün der Gefässe. 57 ler Eustachischen Klappe, einer dasOstium venae cavae inferioris umkrei- lenden niedrigen Falte , der Valvulae Thebesii an der Eintrittsstelle der Vena magna cordis. sowie der in ilirer Zahl wechselnden Foramina The- pesii, ist die vordere Wand der rechten Kammer durch einen »V-Schnitt« KU öifnen, die Spitze des V ist gegen die Herzspitze gerichtet, »sein rechter Bchenkel falle auf den rechten Herzrand ; der linke streife neben dem Bulcuslongitudinalis bis zur Wurzel der Arteria pulmonalis hin«. Den nach pben geschlagenen Lappen durchschneide man quer unter dem Ostium ktrioventriciilare . Hat man die hier zu besehenden (bereits erwähnten) llheile durchgegangen, so durchschneide man längs des in das Ostivim jirteriosum eingeführten linken Zeigefingers mit einer Scheere, das stumpfe Blatt voran , die Wurzel der Arteria pulmonalis in der Weise , »dass der Scheerenschnitt eine Verlängerung des linken Eandschnittes der rechten Kammer ist«. Um die linke Vorkammer zugänglich zu machen , sind Aorta und Pulmonalarterie an ihrer Wurzel zu durchschneiden , die vordere Wand der linken Vorkammer ist durch einen Längenschnitt zu spalten, event. die SchnittöfFnung zu erweitern , nach Besichtigung der Oeffnungen der meistens vier Lungenvenen schreite man zur Untersuchung der linken Kammer. »Ein Längenschnitt links von der vorderen Längenfurche« und »ein ähnlicher links von der hinteren gegen die Spitze des Herzens, über wel- cher sie sich vereinigen, öffne die linke Kammer«. Den dreieckigen Lap- pen trägt man an seiner Basis ab. In das Ostium arteriosum sinistrum, das rechts und vor dem Ostium atrio-ventriculare sinistrum » dem Finger zugänglich ist, Avird das stumpfe Blatt einer Scheere eingeführt« und die Aortenwurzel an ihrer hinteren Wand gespalten etc. [Hyrtl I.e. p. 290 —294). Will man das Herz zur bleibenden Aufbewahrung präpariren, so ist es zweckdienlich, dasselbe vorher nach einer der im folgenden genannten Injectionsmethoden zu behandeln. ot. Die Injection mit Unschlitt, die nach der im allgemeinen Theile für warme Injectionen angege- benen Weise erfolgt, ist, wie die meisten Herzinjectionen, zweckmässig in situ vorzunehmen. Die hierbei noth wendigen Gefässunterbindxmgen richten sich nach dem beabsichtigten Zweck — ganz abgesehen von der Verschiedenheit der Wirbelthierherzen überhaupt. Gewöhnlich unter- bindet man die Vena cava inferior und die nächste Astfolge der Aorta (Subclaviae, Carotiden, Aorta thoracica K die Aorta pulmonalis, und bindet die zweiTubi in der Richtung gegen das Herz in die entsprechenden Herz- venenstämme ein , also den einen in die obere Hohlvene (sind deren zwei, 58 II. Specieller Theil. SO wird die andere nnterbmiden) , den anderen in eine Lungenvene (beim} Menschen in die linke obere) — die übrigen sind natürlich wieder ziii linterbinden. Nach eingetretener Erstarrung des injicirten Talges,' schneidet man das Herz heraus, reinigt es von den Herzbeutelresten, legtl es in Alkohol, in dem es einige Stunden verbleibt, und trocknet es hier- auf (dazu sind mehrere Wochen erforderlich) an einem kühlen Orte. Dann durchschneidet man die Gefässe knapp vor ihren Ligaturen, schneidet viereckige Fenster in die Vorhofs- und Ventrikelwände und hängt das Herz an einem warmen Orte behufs Schmelzung des Talges auf, digerirt das entleerte Herz in warmem Terpentingeist und behandelt es schliess- lich zur vollständigen Entfettung mit Aether, worauf es mit alkoholischer Arsenikkalilösung { Hyrtl) an der Zughift definitiv getrocknet wird. ß. Die Injection mit absolutem Alkohol ist die am wenigsten umständliche und — reinlichste. Das nach Unter- bindung der früher genannten Gefässstämme injicirte Herz legt man in ein im Ueberschusse mit absolutem Alkohol gefülltes Gefäss, in welchem es je nach seiner Grösse Wochen und Monate laug zu verbleiben hat. Bemerk. Vor der Alkohol-Injection ist das Herz durch Wasserinjec- tion vom Blute zu säubern. In die gehärteten Kammerwände schneidet man dann Fenster ein, — das Präparat ist in Spiritus aufziibewahren . y. Die Injection mit rother und blauer Wachsmasse. lieber die Ausführung derselben ist dem bereits Mitgetheilten zu- folge nichts weiter zu bemerken , als dass die blaue Masse in die obere Hohlvene, die rothe Masse in eine Lungenvene injicirt wird. Sobald die Masse hart geworden ist, was durch Eintauchen in kaltes Wasser be- schleunigt wird, trennt man das Herz von den Lungen. Bemerk. Das so injicirte Herz kann durch einen sorgfältig ausge- führten Schnitt , der durch die Mitte der beiden Septa führt in ein rechtes und linkes Herz künstlich getrennt werden. Die getrennten Hälften trocknet man, überstreicht sie mit einer Lösung arsensauren Natrons, bemalt sie überdies mit rother und blauer Farbe und überfirnisst sie — in gleicher Weise verfährt man bei der Conservirung des nicht getrennten Herzens. — 2. Gefässe. Vorbemerkung. Die Präparation der gröberen Gefässramifica- tionen grösserer Thiere gelingt auch ohne vorherige Injection! derselben — die der kleineren Wirbelthiere, überhaupt aller Gefässe kleineren Ca- libers hingegen erfordert, um der Astfolge beim Präpariren stets aiif der Spur zu bleiben, die Injection einer erstarrenden Masse. 1 . d. Präparation der Gefässe. 59 Bemerk. Diese Injectionen, bei denen die im allgemeinen Theile an- geführten Vorsichten zu beachten sind, erfolgen entweder vom Herzen aus durch die betreffenden Herzvenen oder zumal bei kleineren Herzen von den Vorkammern aus, in deren angeschnittene Wände die Kanülen ein- zubinden sind ; hat man nur das arterielle Gefässsystem (des linken Ventrikels) mit Ausschluss der Lungenarterien zu injiciren , so bindet man die Kanüle direct in die Aorta ascendens ein, nachdem man dieselbe an ihrer Austrittsstelle quer abgeschnitten hat. Gefässpräparate grösserer Thiere erheischen oft die Sonderinjection von mehreren Gefässgebieten aus. [j Die Gefässpräparation besteht in einem Ausschälen der Gefässe ans ihrer sie nehst den hegleitenden Nerven umhüllenden Scheide. Hierzu pedarf man zweier gut gezähnter Pincetten, eines spitzen Scalpells und einer geraden spitzigen Scheere. Aehnlich wie hei der Nervenpräparation zerreisst man mittelst der beiden Pincetten die aufgehobenen kleinen Falten der Tunica adventitia und" trägt die schliesslich im ganzen Um- fange abgelösten Fetzen mit der Scheere ab ; ist die Scheide zu derb, so greift man zum schneidenden Instrumente. — Der Vortheil der Präpa- ration mit den Pincetten liegt darin, dass man ohne Gefahr, unreparablen Schaden zu stiften , einzelne Gefässe mitten aus complicirten Nerven- md Venengeflechten heraus darstellen kann. Bemerk. Die endliche Säuberung der Winkel und der tiefliegenden. Gefässe erfolgt mit der krummen Scheere. Zumeist pflegt man nur die Arterien und Nerven zu erhalten und iie Venen einfach abzutragen ; sollen letztere aber im Zusammenhange rät ersteren und den umgebenden Weichtheilen präparirt werden, so ist uich die von den peripheren Aesten aus zu unternehmende Veneninjection löthig, wenn das Präparat getrocknet wird ; bleibt oder wird es ein Spi- ituspräparat, dann mag die postmortale Selbstinjection der Venen aus- •eichen, deren Lumen entsprechend prall zu erhalten — schön sind aber derartige Präparate nicht, wenngleich ihre Ausarbeitung geübtere Hände jrfordert, als die eines Anfängers. Bemerk. Veneninjectionen sind keine gebräuchlichen Schülerarbeiten, wer sich mit ihnen näher vertraut machen will , möge die citirte Literatur einsehen. Die interimistische Conservirung der Gefässpräparate geschieht ent- weder durch Einlegen derselben in reinen 52^/^ Spiritus oder, wie Hyrtl empfiehlt, durch eine jeden dritten Tag zu wiederholende Imprägnirung mit einer alkoholischen Lösung von arsensaurem Natron in sehr geringer Menge, die mittelst eines feinen Glastrichters oder einer Papiertüte zumal in die Muskelfurchen und -Gruben geträufelt wird. Beim Trocknen injicirter Thierleichen oder einzelner injicirter Gefäss- gebiete sind die einzelnen zu ei-haltenden Theile durch Stützen , seifenbe- strichene Papier- und Rosshaarbauschen, Unterlagen und dergl. in die ent- 60 II. Specieller Theil. sprechende Lage zu bringen. Bevor sie zum Trocknen an zugigem Orte aufge-| hängt werden, sind sie neuerlich mit Arsenik zu durchtränken. Die Bemalung j der Nerven und Muskeln geschieht mit Leimfarben ; schliesslich ist äas Präparat mit Mastix zu bestreichen [Hyrtt] . e. Präparatioii der Eingeweide. Harn- und Genitalorgaue. Ueber die Exenteration derselben vergleiche die bezüglichen Ab- i schnitte über die einzelnen Wirbelthierklassen, hier seien nnr ganz allge- mein die gebräuchlichsten Darstelltings- und Conservirungsmethoden ; angeführt. 1. Der Respirationstract. a) Kehlkopf, Luftröhre und Lungen können, nachdem sie sorg- fältig im Zusammenhang isolirt, gereinigt und ausgewässert wurden, in i Spiritus von anfänglich schwächerer Concentration (später stärkerer) con- servirc werden ; will man der stets mehr weniger eintretenden Schrum- pfinig der Lungen vorbeugen, so injicire man sie vom Larynx oder even- tuell oberhalb der Theilungsstelle der Trachea aus mit absolutem Alkohol. Bemerk. Injicirt man die Lungen, so trennt man besser Larynx und oberen Theil der Trachea ab, da die durch die Ligaturen entstehenden Ein- schnürungen in kosmetischer Hinsicht allzu störend sind. b) Kehlkopf und Trachea Averden in arsenikhaltigen Spiritus gelegt, getrocknet und erhalten hierbei durch Einlegen von eingeseifter Watte, Holz- und Korkstückchen das ursprüngliche Lumen. Die Epiglottis stützt man durch ein Stückchen Klebewachs. Die Lungen werden durch einen vor der Trachealbifurcation eingebundenen Tubus mit Luft gefüllt, hier unterbunden und dann zum Trocknen frei aiifgehängt, besonders grosse Lungen legt man zuvor behufs Wasserextraction in Alkohol, kleinere suspendirt man in aufgeblasenem Zustande in Glasbehältern, deren ]^oden ein Schäl chen mit Chlorkalk trägt. Beide Präparate werden, nachdem sie völlig getrocknet, gefirnisst. Bemerk. Schöne Luftröhrenpräparate erzielt man auch durch die Talginjection (über diese vergl. pag. 60) und c) Injection der Lungen sammt Trachea durch eine auch kalt anzu- wendende Mischung von Leinöl, Wachs und Bleiweiss [Hyrtl] . d) Corrosionspräparate. a. Schellackmasse (pag. 18) von solcher CJoncentration, dass sie erst bei leichter Erwärmimg im Wasserbade flüssig wird, injicirt man mit erwärmter Spritze ; um die Brüchigkeit der Masse zu vermindern, setzt man 5 "/q einer gleich consistenten, durch Papier oder Mousseline filtrirten, alkoholischen Lösung von venetianischem Ter- pentin hinzu [Hoyer] . Bemerk. Zur Corrosion verwendet man hier ganz concentrirte (rauchende) Salzsäure. 1. e. Präparation der Eingeweide. Harn- und Genitalorgane. 61 Kleine Präparate verweilen in ihr höchstens einen Tag, grössere eine bis mehrere Wochen. Zur besseren Erweichung legt man das Präparat für einige Zeit in Wasser, bevor man die Weichtheile abschält. Uoyer legt die grösseren Präparate nach der Injection in Porzellansiebe entsprechender Grösse und versenkt sie mit diesen in die Gefässe mit Salzsäure. Die ge- hörige Säureeinwirkung erkennt man daran , dass sich das Präparat an den dünnen Rändern mittelst der Spritzfiasche gut auswaschen lässt — hierauf ersetzt man die Säure allmälig durch Wasser. Die Siebe mit kleineren Prä- paraten überträgt man direct in Gefässe mit Wasser und spült sie durch Heben und Senken der ersteren ab. Die schliessliche E-einigung erfolgt mit der Spritzflasche. Zum Trocknen legt man die gereinigten Präparate auf Fliesspapier und taucht sie schliesslich einige Male in eine schwache Lösung von Mastix in Aether. ß) über die von Hijrtl empfohlenen Corrosionsmethoden vergleiche pag. 23. Luftwege, Arterien und Venen werden durch verschieden ge- jfärbte Massen injicirt. — Die injicirte Lunge muss noch warm in die (!orrosionsflüssigkeit gebracht und die Oberfläche der in Corrosion be- griff'enen Lunge täglich mit einem feinen Wasserstrahl abgespült werden. Bemerk. Besondere Vorsicht hat man bei der Herausnahme der Vogel- Lungen, die tief in den Intercostalräumen eingebettet sind, zu beobachten, desgleichen bei den Lungen der Krokodile und der Chelonier , die an der ganzen Dorsalfläche mit dem Peritoneum mehr weniger verwachsen sind. Schwimmblasen können mit dem Ductus pneumaticus oberhalb dessen Einmündungsstelle in den Darmcanal, nach Unterbindung des unteren Darmstückes vom Oeso- phagus aus, oder abgetrennt vom Darm für sich mit Luft oder Gas ge- füllt werden ; zu letzterem Zwecke (natürlich ist diese Methode für alle weniger voluminösen Hohlgebilde brauchbar) verbindet man den eingebun- denen Tubus mit einem entsprechenden Kautschukrohre , das direct an das Gasrohr gesteckt wird. Durch entsprechende Einstellungen des Hahnes lässt sich der Gasdruck erhöhen und herabsetzen. Die aufgeblasenen und getrockneten Präparate erhalten Fensterein- schnitte oder werden (Lungen) median durchschnitten, gefirnisst oder mit Chlorkalk in Glasbehältern iwie obeni aufbewahrt. 2. Der Ver dauungstract. Die Zunge präparirt man 1) in situ mit den Drüsen der Mundhöhle imd dem Eachen, 2) im Zusammenhange mit einem 1 heile des Ath- mungsapparates (Larynx, Trachea), oder 3) für sich mit dem Zungen- beine. Sämmtliche Zungenpräparate eignen sich nur zur Conservirtmg in Alkohol. Bemerk. Stellt man die Zunge für sich allein dar , so breitet man sie auf einer viereckigen Glasplatte aus, deren eingekerbte Ränder zur Auf- nahme der fixirenden Seidenfäden dienen. Knöcherne Zungenbeine können im Zusammenhange mit dem Kehlkopfe getrocknet werden, knorpelige eignen sich nur für flüssige Conservirung. 62 II. Specieller Theil. Speicheldrüsen. Zur leichteren Präparation derselben sucht man vorerst ihren Ausführungsgang auf und führt eine Borste in den- selben; hat man sich über die Ausdehnung und Form der Drüse orientirt, so werden mit Pincette und spitzer Scheere die anhaftenden Fetzen von Muskelsträngen und Unterhautbindegewebe rein abgetragen und die Grenzen der einzelnen Läppchen in scharfem Contour blossgelegt (Alko- holpräparat; . Bemerk. Hi/rtl empfiehlt die Injection der Drüse mit Quecksilber, das vom Ausführungsgange aus selbst zwischen den Fingern bis in das Drüsenparen- chym getrieben werden kann. Mit mikroskopischer Injectionsmasse injicirte Drüsen lassen sich trocknen. Speiseröhre, Magen, Darm können, zumal bei kleineren Wirbelthieren, leicht im Zusammenhange herauspräparirt und getrocknet werden. Zu dem Behufe spült man ihren Inhalt mit Wasser aus, von dem man eine oder mehrere Injectionsspritzen voll vom Oesophagus aus in den Magen eintreibt ; durch massiges Drücken und durch knetende Be- wegungen imterstützt man hierbei zweckmässig die beabsichtigte Wasser- wirkung, lässt hierauf das ganze Spülwasser per Anum auslaufen, wieder- holt diese Procedur mit reinem Wasser inid lässt schliesslich den ganzen Speisetract einige Stunden in einem Wasserbecken liegen. Aehnlich be- handelt man natürlich die einzelnen Iheilstücke des Darmkanales. 15ehufs Trocknung lässt man das Präparat, nach seiner Entfernimg aus dem Wasserbade, gut abträufeln, führt in den Oesophagus einen Tubus ein, bindet das Endstück des Darms durch eine Fadenschlinge ab lind bläst durch das Mundstück des Tubus so lange Luft ein, bis sämmt- liche Darmabschnitte prall gefüllt erscheinen; unterbricht man Athem- liolens halber diese Operation, so comprimire man mit Daumen und Zeigefinger oder durch einen Quetschhahn das obere (ösophageale Darm- stück knapp hinter dem Tubus, schliesslich legt man daselbst eine (dop- pelte) Ligatur an und suspendirt das aufgeblasene Präparat an einem zugigen Orte. Zweckmässig ist es, wenn der eingebundene Tubus nicht aus Glas, sondern aus Messing und mit Hahn versehen ist. Das Messing- stück wird oben (an seiner weiten Mündung) durch ein Kautschukrohr mit einem beiderseits glatt geschliffenen Glasrohre (dem Mundstücke) ver- sehen ; fällt das Präparat etwas zusammen, hat man nur den Hahn zu ölfnen und nachzublasen — andernfalls erheischt die neuerdings nöthige Tubuseinbindung ein Aufweichen ') der Darmoberfläche im Wasserbade. Das Aufblasen voluminöser Darmstücke (Colon, Coecum, Magen grosser Thiere) erfolgt mit dem Blasebalge oder am Wassergebläsapparate ; die Anlegung der Ligaturen an allen grösseren Darmstücken (auch an grossen Blutgefässen, Aorta, Vena cava, Vena portae etc.) hat in der Art ') Bisweilen auch im ersteren Falle unvermeidlich. 1. e. Präparation der Eingeweide. Harn- und Genitalorgane. 63 i! geschehen, dass man ein entsprechend geformtes Kork- oder Holzstück juch ein Cylinderglas mit dem Boden voraus) in das betreffende Lumen (||tischiebt und über dieses die Ligatur anlegt , da sonst durch zu ener- , sches Zusammenzielien]der Ligaturfäden die betroffenen Wände theils ngeschnitten , theils bei eintretender Trocknung die Luft zu ent- eichen und die Schrumpfung des Präparates beginnen würde. An der Einbindungsstelle des Tubus ist ein zur Aufnahme desselben jitsprechend vorgebohrtes Korkstück zu verwenden. Bemerk. Grosse vielfach gekammerte Magen, klappen- und faltenreiche I Darmstücke gerathen ungeachtet der genannten Cautelen häufig in Fäulniss. wenn man sie nicht zuvor, behufs energischerer Wasserentziehung mit arsenik- j haltigem Spiritus behandelt hat. — Häufiges Nachsehen über den Fortgang I des Trocknungsprocesses ist dringend geboten und durch Einschieben von Klötzchen in faltenreiche Partien dafür zu sorgen, dass die Gesammtober- fläche in genügendem Masse dem Luftzuge ausgesetzt ist. In das getrocknete Präparat schneidet man Fenster ein, einerseits m die innere Darmoberfläche zur Ansicht zu bringen und der Darm- öhle freie Communication mit der äussern Luft zu verschaffen, anderer- jits um etwaige Futterreste, die anders nicht zu entfernen waren, heraus- ehmen zu können. — Unterhalb der Ligaturstellen umschneidet man dt einem sorgfältig ausgeführten Zirkelschnitte das Darmrohr, welches jhliesslich mit einer mehrfachen Firnissschicht belegt wird. Bemerk. Defecte in der Darmwand werden durch sogenannte Achterliga- turen vereinigt, indem man durch die Ränder der Oeffnung kreuzweise Na- deln steckt , deren auseinanderweichende Enden mit starken Seidenfäden durch mehrfache in der Form einer 8 erfolgende Schlingen genähert und durch einen festen Knopf über dem Kreuzungspunkte in der Lage fixirt werden . Bei zarten Därmen behilft man sich mit weissem englischem Pflaster. das7 in schmalen Streifen aufgeklebt und mit einer mehrfachen Collodium- lage versehen, einen luftdichten Verschluss abgiebt. Um einzelneDarmstücke mit den ihre Innenfläche charakterisirenden >rüsen und Fältchen zur Anschauung zu bringen , stülpt man sie um nd zieht sie über ein entsprechend weites Glasrohr (abgeschnittenes Cylinderglas. Lampenrohr etc. oder schneidet sie auf und befestiget e auf viereckiger Glasplatte (wie oben- pag. 35 u. 61). Wachsplatten nd hierzu wie überhaupt zu ähnlichen Zwecken nicht empfehlens- erth, — da sie stets eine flockige Trübung des Alkohols erzeugen. Bemerk. Hyrtl empfiehlt die Injection der Darmstücke mit Leim und Leinölmassen, und Ausbreiten der viereckigen Darmwaijdstücke auf Tafeln von Lindenholz, die mit echtfärbigem schwarzen Taffet übernäht sind ; zum Fest- stecken nehme man nicht der Grünspanbildvmg ausgesetzte gewöhnliche Stecknadeln, sondern Zähne eines feinsten Elfenbeinkammes. — (Vergl. den allgem. Theil i . 64 II. Specieller Theil. 3 Präparate über Leber, Pankreas, Thyreoidea, Thymus, Milz und Nebennieren. Die instruktivsten Präparate über die umfänglichen Anhangsdrüsen des Darmcanales : Leber \ind Pankreas erhält man durch Präparation derselben im Zusammenhange mit demjenigen Darmstücke , in das sich ihre Auslührungsgänge eröffnen, dem Duodenum. In diesem Falle inji- cirt man die gut ausgeAvässerten, rein präparirten Objecte vom Dnodenum aus mit 95% Spiritus oder absolutem Alkohol und legt sie in ein Gefäss, das mit der gleichen Flüssigkeit gefüllt ist. Nach einigen Wochen ist jene Erhärtung des Präparates erzielt, welche ein Einschneiden von Fen- stern in die Darmwand — mithin eine sehr anschanliche Darstellung der oder des einmündenden »Ductus hepaticus« und »Ductus pancreaticus« resp. Ductus choledochus gestattet. Bemerk. Hat man aber nach der vorhin angegebenen Weise das ganze Darmrolir getrocknet, so erübrigt nur die Präparation der beiden Drüsen für sich ; ihre proximal abgebundenen und isolirten Ausführungsgänge lassen sich zwar mit der Gallenbase vom bezüglichen Darmabschnitte aus mit Luft erfüllen, nehmen sich aber getrocknet und präparirt nicht in der Weise günstig aus, dassessich verlohnte (zumal bei seltenen Thieren) , zwei so wich- tige Drüsen wie Leber und Bauchspeicheldrüse diirch Entfernung ihrer Secretionsgänge völlig zu verstümmeln ; in diesem Falle bläst man daher entweder die abgelöste Gallenblase vom Ductus cysticus aus auf (sie fehlt indess öfters ganzj und trocknet sie etc. ; — auch mit absolutem Alkohol behandelt, lassen sich an ihr sehr instructive Längsschnitte durch eine etwa vorhandene Heisier sehe Klappe ausführen u. s. w. — oder man erhält die Continuität der Gallenblase, des Ductus hepaticus und pancreaticus mit den bezüglichen Organen. Das Pankreas lässt sich sehr leicht injiciren — am einfachsten wieder mit Alkohol, — wird dann auf einer Glasplatte aufpräparirt und in einem mit Alkohol gefüllten (Jylinderglase bcAvahrt. Die Leber pflegt man mit oder ohne Gallenblase, nachdem man die Pforte rein auspräparirt hat, einfach in 52% — bO % Weingeist zu con- serviren ; schwierig ist eine günstige Situirung im Präparatenglase — sie darf nirgends einerQuetschung ausgesetzt sein, auch nicht platt am Boden liegen, da sie sonst nach einiger Zeit unliebsame Formveränderungen er- fährt ; man lege sie daher auf reichliche Watte gebettet in niedrige Gläser von entsprechend weitem Durchmesser oder injicire sie (alle ihre Gefässe) nach Hyrtr scher Methode mit erstarrenden Massen, um sie dann wenig- stens ohne störende Formveränderung trocken aufbewahren zu können. Bemerk. Mit ein und derselben Spritze wird zuerst W^achs-, dann feine Harzmasse aufgesogen. Die grossen Räume füllen sich daher mit Wachs. Die Methode ist der topographischen Präparation der Pforte, zumal des Duc- tus venosus Arantii beim Neugeborenen^ wegen, empfehlenswerth. 1. e. Präparation der Eingeweide. Harn- und Genitalorgane. 65 Schilddrüse , Thymus und Nebennieren werden entweder »topogra- phisch« präparirt im Zusammenhange mit den Organen ihrer Umgebung (denen des Respirationsapparates, resp. denen des Harn- und Geschlechts- lapparates), oder sorgfältig abgelöst und auf einer Glas- oder Lindenholz- platte befestigt in Weingeist aufTsewahrt. Bemerk. Ueber die Injection der Schilddrüse vergl. Hyrtl. c. pag. 2S1 . Die Milz behandelt man entweder als Spirituspräparat oder injicirt ^ie (Hyrtl) durch Arterien, löst ihre Tunica propria ab und befreit sie j durch Kneten unter Wasser von ihrer Pulpa, — hierdurch bringt man 'das Balkengewebe ihres Parenchyms zur Anschauung. Aufbewahrung in Weingeist. empfiehlt besonders die Schafmilz, deren Malgiphische Köi-perchen am zahlreichsten und grössten sind. 4. Präparation der Harn- und Genital organe. Ueber die Präparation in situ sowie über die Herausnahme der Harn- und Genitalorgane siehe bei den einzelnen Klassen. Präparate über den gesammten Harn-Geschlechtsapparat in situ wer- den in Alkohol aufbewahrt ; sehr lehrreich für die gröberen anatomischen ^'erhältnisse sind Medianschnitte durch Rumpf und Becken gefrorener Leichen , die nach längerem Verweilen im Glycerinbade getrocknet oder sofort in wasserfreiem Alkohol conservirt werden. a. Nierenprüparate. a. Die Nieren werden nach erfolgter Präparation des austretenden Ureters (beziehungsweise des Nierenbeckens) und der Blutgefässe ihrer fibrösen Kapsel entledigt, von der man einen schmalen Saum am Hilus- rande belassen kann, und als gewöhnliche Weingeistpräparate behandelt. b. Man injicirt die Niere von der Arteria renalis aus so oft mit lauem Wasser, bis dieses aus der Vena ren. ungefärbt abfliesst. Hierauf injicirt man vom Ureter aus das Nierenbecken mit wasserfreiem Alkohol und legt die Niere nach Unterbindung des Ureters in die gleiche Flüssigkeit. Nach 48 Stunden ist sie genügend erhärtet; hieratif legt man sie auf ihre ven- trale Fläche und präparirt den Hilus durch theilweise Abtragung seiner hinteren Lefze mit bogenförmigen Schnitten frei, bis die grossen und kleinen Nierenkelche erscheinen ; durch Entfernung der Blutgefässe und des geringen Bindegewebes erhält man das Nierenbecken rein, trägt dann die hintere Wand des Beckens und der Kelche ab , um die Papillae re- nales ersichtlich zu machen [Hijrtl) . c. Durchschnitte von Nieren, die mit mikroskopischer Injections- masse bis in die Corpuscula Malpighii injicirt wurden, dienen zur De- monstration der Rinden- und Marksubstanz [Hyrtl). Bemerk. Näheres über mikroskopische Injectionen der Nieren siehe 1. c. Hyrtl, Frey, Orth. Mojsisovics, Präpavirübnngen. 5 66 II. Specieüer Theil. d. Wurde die Niere capillar injicirt, nachdem man die Vene unter- bunden hatte, so kann sie getrocknet werden [Hyrtt] . e. Die Corrosion der Niere nach vorhergegangener Injection des Ureters mit gelber, der Arterien mit rother und der Venen mit blauer Masse [Hyrtl] . f. Zrir Demonstration des Beckens und der Kelche injicirt man vom Ureter aus gewöhnliche Wachsmasse ; präparirt die Kelche von hinten her frei; löst aber die Capsula fibrosa nur an der dorsalen Nierenfläche ab, legt die Niere auf die Ventralfläche imd steckt die Zipfel der hinteren Kapselwand mit Nadeln auf der Unterlage fest. Hieraiif trocknet man das Präparat [Hyrtl] . ß. Präparate von der Harnblase. Aufgeblasene und getrocknete Harnblasen sind wenig instructiv, selbst wenn man durch von den Ureteren her eingeschobene Wachs- stückchen die Orificia uret. ofi'en erhalten hat; die Ureteren müssen, nach Unterbindung des Blasenhalses, separat aufgeblasen werden . Empfehlenswerth sind nur Spirituspräparate; diese sollen beim männlichen Geschlechte ausser der Harnblase und den Ureteren , deren Orificia durch eingesteckte Sonden erkenntlich gemacht wurden , noch den prostatischen Theil der Haniblase mit dem Schnepfenkopfe (Colli- cvrlus seminalis), wenn thunlich die ganze Harnröhre, demonstriren. Durch einen am Blasenscheitel beginnenden Medianschnitt macht man die genannten Theile sichtbar — in die Mündungen der Ductus ejacula- torii und eventuell in die des Sinus pocularis führt man feine Borsten ein. Das Präparat wird auf einer viereckigen Glasplatte aufgenäht. Eine von Lauth angegebene Methode der Conservirung der Harn- röhre und Harnblase . die sehr empfohlen zu werden verdient , besteht darin, dass man die Harnblase mit absolutem Alkohol injicirt , dann das Glied hinter der Eichel unterbindet und das Präparat, dem man die ge- wünschte Lage zu geben hat, in ein mit gleicher Flüssigkeit gefülltes Gefäss hängt. Sobald es gehärtet ist , präparirt man die eine Seitenwand weg oder entfernt durch einen entsprechenden Sagittalschnitt die ausser- halb der Medianlinie gelegenen I heile, um das in einem flachen Glase zu suspendirende Präparat en profile zu sehen. y. Präparate Hier die niännlichen Geschlechtsorgane. Für kleine Vertebraten lassen sich Gesammtdarstellungen des raänn4 liehen Geschlechtsapparates zweckmässig mit dem zuletzt beschriebe" nen Blasenpräparate in der Art vereinen, dass man' die in der Bauchhöhle oder in einem eigenen Hodensacke gelegenen Hoden mit den Samenleitern vorsichtig frei präparirt und den Medianschnitt vom prostatischen 1 heil der 1. e. Präparation der Eingeweide. Harn- und Genitalorgane. 67 Urethra aus bis zur Glans penis führt ; das Präparat wird in diesem Falle durch ZAvei an dem freien Rande des median eröffiieten Blasenscheitels hindurchgezogene Seidenfäden suspendirt. Man wähle für solche Prä- parate Gläser von oblongem Querschnitte. Bemerk. Die Glasleiste, auf der das männliche Glied klaffend erhalten wird, muss schmäler sein als das zwischen den üreterenmündungen befindliche spatium ; durch entsprechend untergelegte Lindenholzklötzchen ) bewahrt man die Vesiculae seminales sowie die Prostata vor unliebsamen ) Quetschungen. Eine instructive Aufstellung der gesammten Tlieile des männlichen Geschlechtsapparates für ein Spirituspräparat ist ohne grossen Kosten- i aufwand nur für kleinere Wirbelthiere leicht durchführbar; andernfalls cönservirt man die in zweckentsprechende Complexe getrennten Partien für sich oder verzichtet auf eine anschauliche Darstellung überhaupt. I Der H 0 d ej wird mit einem Stück des Samenstranges herausge- schnitten, seine Hüllen bei den mit Scrotum versehenen Säugern ent- fernt und in der Weise präparirt. dass nach theilweiser sorgfältiger Ab- I tragung der Tunica vaginalis propria der Uebergang der Samengefässe des Hodens in den Kopf des Nebenhodens ersichtlich wird; der andere Hode verbleibe in seiner Scheidenhaut. Durch eine schwarze Unterlage hebt man die zu demonstrirenden Theile. (Spirituspräparat.) t Bemerk. Die schönsten Hodenpräparate sind die durch Quecksilber- injectionen erzielten — sie sind aber auch die schwierigsten. Ausführliches hierüber siehe bei Hyrtl 1. c. pag. 325. Für die Injectionen der Samenkanälchen empfiehlt Gerlach ( siehe Frey 1. c. p. 32S) Gelatine. »Man legt den Hoden in eine schwache Kali- lösung während 4 — 6 Stunden, um die Zellen \ind den ganzen Inhalt der Samenkanälchen möglichst aufzulösen. Dann versucht man, durch Aus- drücken die Masse vorsichtig zu entfernen und wischt das Organ in Was- ser ab. So viel wie möglich zieht man die in dem Drüsenkanalwerk ent- haltene Luft aus und treibt, indem das Organ in warmem Wasser erhalten wird, ganz langsam die Injectionsmasse (mit C'armin oder Chromblei ge- 1 färbt) ein.« Man versäume nicht an einer Reihe von Hoden, die mit ... ' Solutio Mülleri, nachher mit absolutem Alkohol gehärtet Avurden, Quer- I und besonders Mediandurchschnitte auszuführen. Samen blasen können vom Ductus ejaculatorius aus mit Luft ge- füllt und getrocknet oder als Spirituspräparate mit wasserfreiem Alkohol injicirt werden . Die A'orsteherdrüsen präparirt man meistens in situ (siehe oben ; oder trägt sie ab und eröffnet sie durch einen Medianschnitt. (Alkoholpräpa- rate.) Ruthe. In der Ruthe vieler Säuger findet sich ein schon früher er- 5* 68 II. Specieller Theil. wähnter Knochen (Os penis), der am Skelete belassen oder für sich prä- parirt wird, wenn man die Rnthe selbst nicht zu schonen braucht. , Bemerk. Eine kleine Sammlung dieser verschiedengestaltigen , bis- weilen gefurchten, Sförmig gekrümmten oder mit einem Schlitze versehenen, oder vorne gespaltenen Knochen ist, zumal für denjenigen, der sich mit der Bestimmung von Knochenfragmenten befasst, sehr werthvoll. j Die Corpora cavernosa (Schwellkörper) werden durch Medianschnitte des injieirten, gehärteten (unter Umständen gelingt es auch am frischen) Penis zur Ansicht gebracht , nur muss man in letzterem Falle das Prä- j parat tüchtig auswässern und dann sofort in starkem (65 — "OO/o) Spiritus , conserviren. |' Zur Härtung injicirt man absoluten Alkohol von der Rückenvene des Penis ; besser noch sind die von Frey empfohlenen Injectionen mit farb- losem Leim und nachheriges Einlegen in Alkohol. Bemerk. »Eine beliebige Menge feiner Gelatine wird klein geschnitten und mit destillirtem Wasser übergössen, bis der Leim ganz vom Wasser be- i deckt ist. Nach 24 Stunden giesst man den Rest des Wassers von dem in- f zwischen stark aufgequollenen Leime ab und lässt diesen auf dem Wasser- bade in dem aufgenommenen Wasser sich lösen. Wenn man keine Zeit hat, 24 Stunden mit der Zubereitung der Injectionsmasse zu warten, so übergiesst man 1 Theil Leim mit etwa 1 5 Theilen Wasser und kocht die Masse auf dem Wasserbade, bis vollständige Lösung eingetreten ist.« — ( Orth. ) Von Hyrtl werden noch folgende Präparate empfohlen, deren An- fertigung keine erheblichen Schwierigkeiten bereitet : 1) Eine Wachsinjection der Schwellkörper durch die Dorsalvene des ! Penis in der Beckenhöhle. Das im Erectionsturgor befindliche Glied wird vom Schambogen abgelöst. Das Corpus cavernosum urethrae wird mit Eulbus und Glans von den Corporibus cavernosis penis losgetrennt — und beide getrocknet. 2) Man schneidet das Glied mit möglichster Schonung des Bulbus Tirethrae ab, spült es durch die Rückenvene mit Wasser aus, unterbindet dann die Schwellkörper des Penis an ihrer Ablösungsstelle und bläst durch dieselbe Vene Luft ein. Ist der Penis getrocknet, so fertigt man eine Serie senkrechter Querschnitte an, die, auf schwarzer Unterlage be- festigt, das Verhältniss zu einander und das ihrer Betheiligung am Auf- baue des Penis demonstriren. 3) Injection der Dorsalvene mit Corrosionsmasse (siehe hierüber pag. 18, 23). Die Ruthen grosser Säuger, z. B. mancher Cetaceen, werden auch einfach getrocknet ; die Penisschläuche der Schlangen , die derb fibrösen Ruthen der Schildkröten u. s. w. behandelt man am besten als Spirituspräparate . 1. A. Säugetliiere. 69 S. Präparate Uber die tveiblichen Genitalorgane. Bemerk. Ueber die Herausnahme sowie über die Präparation ad hoc siehe nach in den Capiteln über die einzelnen Wirbelthierklassen. Ueber die trockene Aufbewahrung berichtet Hyrtl ^ der nach Lanth's Methode den ganzen weiblichen Genitalapparat behandelte : )'M er es einmal versuchte wird sich für diese Präparationsmethode nicht eingenommen fühlen«. Allgemein pflegt man die weiblichen Genitalien in ihrer Gesammt- heit (excl. des Os clitoridis, das wie der Ruthenknochen behandelt wird) in Alkohol mit oder ohne vorausgegangene Injection derselben mit der gleichen Flüssigkeit zu conserviren. Bemerk. Vor der Injection unterbindet man die Tuben , die Vagina stopft man mit in Gaze eingeschlagenen Rosshaarbauschen ( Hyrtl ] bei grösseren mit Watte bei kleineren) Thieren aus und härtet sie in der zum Uterus richtigen Stellung. Hierauf trägt man ihre eine Seitenwand ab und schneidet in die Uteruswand entsprechende Fenster ein. A. Präparation der Säugethiere. Inspection des Thier es. Bevor man zur ISection schreitet, respective die hierzu erforderlichen Anstalten trifft, hat man das Exterieur, sowie etwa schon äusserlich er- kennbare anatomische Eigenthümlichkeiten des Thieres ins Auge zu fassen. Wir nehmen an, das zu untersuchende Thier gehöre zu einer uns bekannten Species, die aber durch augenfällige Varietäten der verschie- denen Exemplare ausgezeichnet sei. Um den Grad der Variabilität richtig zu beurtheilen , ist es aber nöthig , alle systematisch wichtigen Charaktere der »typischen« Art mit der uns vorliegenden Abart vergleichend zu prüfen. Wir beginnen nach der Bestimmung des Geschlechtes mit dem Grössen- Ausmass ; eine Reihe von Forschern hat zu diesem Behufe eigene Tabellen angegeben , deren Rubriken durch Eintragen der gefundenen Masszahlen einfach auszufüllen sind. Viele derselben sind aber für unsere Zwecke zu umfangreich und zu speciell, wir wollen uns daher an eine von Hartmann (1. c. u. a. O.) gegebene einfache Vorlage halten, die sich aus mehrfachen Gründen empfiehlt. Schema : 1 . Kopflänge (vom Hinterhauptshöcker bis zur Nasenwurzel) . 2. Länge vom Hinterhauptshöcker bis zum hinteren Augen- winkel. 3. Länge vom vorderen Augenwinkel bis ztxr Nasenspitze. 4. Ohrenlänge aussen. 5. Grösste Ohrenbreite. 70 II. Specieller Theil. 6. Horner- oder Geweihläiige an der stärksten Krümmung gemessen. 7. Abstand der Horner oder Geweihspitzen von einander. S. Halslänge im Eücken gemessen. 9. Rückenlänge von der Halsbenge bis zur Schwanzwurzel. 10. Schwanzlänge. 1 1 . Höhe vom Widerrist bis zu Boden. 12. Höhe von der Kruppe bis zum Boden. 13. Kauchlänge zwischen den Insertionen der Vorder- und Hinterbeine gemessen. 14. Vorderbeinlänge von der Insertion bis zum Vorderknie. 1 5. Dieselbe vom Vorderknie bis zur Fusssohle. 16. Hinterbeinlänge von der Insertion bis zum Hinterknie. 17. Dieselbe vom Hinterknie bis zur Fusssohle. 1 8 . Gesammtlänge des Thieres von der Schnautzenspitze bis zur Schwanzwurzel . Bemerk. Ein fester Massstab und ein Bandmass sind hierzu unbe- dingt nöthig. Hartmann empfiehlt zur Ausführung der Masse 2, 3 den Tasterzirkel, für 4, 5, 7 den Stangenzirkel, für 1, 6, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 18 das Bandmass, für 14, 15, 16, 17 den verschiebbaren Massstab. Nachdem man das Thier nach der mitgetheilten Schablone ausge- messen hat, schreite man zur Besichtigung der Körperdecke, ihrer An- hänge etc. Vorerst ist die Farbe und Qualität der Haare zu berücksich- tigen, die bekanntlich nach dem Alter, Geschlecht, der Jahreszeit (Klima) und nach verschiedenen topographischen Verhältnissen (verticale Verbrei- tung etc.) ausserordentlich Variationen nnterworfen ist; — wurde der Befund notirt, so gehe man weiter und sehe nach anderen systematisch verwertheten Eigenthümlichkeiten , Farbe der Nase, Lippen, der Iris (Form der Pupille), Thränengruben, Schnurrborsten und ihre Anordnung, nackter und gefärbter Hautstellen im Gesichte, Backentaschen, Form und Farbe der Hörner oder Geweihe, Form und Stellung des äusseren Ohres (Drüsen, wie: Occipitaldrüsen der Kamele, Talgdrüsen der Antilopen^ Schafe, Hirsche , Gesichtsdrüse der Fledermäuse , Backendrüsen des Murmelthiers, Schläf'endrüse des Elephanten etc.) , hieran mag sich die Besichtigung des Rumpfes schliessen : Zahl, Anordnung und Form der Zitzen (ob pectoral ? ob abdominal l] , Eigenthümlichkeiten der äusseren Geschlechtstheile (Form des penis, seine Glans, ob Ruthen-Knochen vor- handen? eventuell Farbe des Scrotums , Schamlippen, Kitzler etc.), AfteröiFnung (Gesäss , ob nackt und durch Gesässschwielen oder auf- fallende Färbung ausgezeichnet?), Drüsen am Rumpfe (Sacraldrüse des Pecari , Schwanzdrüse des Hirsches , Inguinaldrüsen mancher Nager, Moschusbeutel des Moschusthieres, Präputialdrüsen (Maus, Hamstern, a.), 1. A. Säugethiere. 71 Dammdrüseii (Eiber, Zibethkatze) , Analdrüsen (Nager, Carnivoren, In- sectenfresser etc. etc). An den Extremitäten berücksichtige man Zahl und Form der Zehen, Qualität der Eeschuhung , ob die Fusssohlen nackt oder behaart sind ? ob Krallen, Nägel, Hufe? etc., Afterklauen, Warzen, Klaviendrüsen (Eeh, Schaf etc.] (Schenkeldrüse des Schnabelthieres) etc. vorhanden. A u s f ü h r u n g d e r S e c t i 0 n . In den zootomisch- praktischen Hebungen pflegt als Vertreter der Säugethiere zumeist das Kaninchen Lepus cunicxilus: geAvählt zu werden, welches sich weniger seiner anatomischen Eigenthümlichkeiten als seiner Häufigkeit und Billigkeit wegen für diese Zwecke am besten eignet. Entsprechender wäre es, irgend ein carnivores Säugethier (Hund oder Katze) zu wählen. Aus dem genannten Punkte wollen Avir im Geiste die Section eines Kaninchens ausführen und bei dieser Gelegenheit einige der gebräuch- lichsten Methoden ausführlicher behandeln. Vorbereitungen : Ausser dem Präparirbestecke benöthigen wir ein Präparirbrett. einige Schwämmchen. Nadeln, Bindfaden, einige Glastu- buse, einige Schalen mit Wasser und ein Handtuch. Das mit Aether oder Chloroform getödtete Thier wird in der Rücken- lage am Präparirbrette in der Art befestigt, dass man jede Extremität mit einer Fadenschlinge entsprechend vom Körper abzieht und am l^rett- rande an den Holz-Schrauben oder Häkchen anbindet. Dergestalt erscheint das Thier mehr weniger auf der Mitte des Secir- brettes fixirt, sein Kopf ist zur Linken des Sekanten gelagert , sein hin- teres Körperende zur Rechten. Mit einem nassen Schwämme befeuchtet man vorerst den Pelz des Thieres so , dass die zur Markirung des ersten Haiitschnittes seitlich gestrichenen Haare der Medianlinie kleben bleiben ; ehe man das Knorpelmesser ergreift , suche man den Nabel des Thieres, den man im Schnitte links zu umgehen hat, und fühle, wenn das vorliegende Thier ein Weibchen ist, die Bauch-Beckengegend, ob etwa vorhandene Gravidität besondere Vorsicht bei der Eröffnung der Leibesdecken erheischt. Bemerk. Bisweilen wird man durch pathologische Neubildungen in der Gebärmutter in den schönsten Hoffnungen getäuscht. Hierauf führt man in bekannter Weise (pag. 45) einen Schnitt, der in einem Zuge die Körperdecke vom Kinn an bis zur Schambeinfuge durch- trennt. Die linke Hand erfasst hierauf den Hautlappen der rechten Seite, die rechte trennt ihn mit Schonung der Muskulatur bis zur Achselhöhle einerseits, bis nahe zur Wirbelsäule in der Weichengegend andererseits, mit dem zweitgrössten Scalpelle ab — ein Gleiches geschieht mit dem 72 II. Specieller Theil. linken Lappen. Xor uns liegen von Unterhautbiudegewebe, Fett und Muskulatur bedeckt der Kehlkopf, die Thyreoidea, der Brustkorb und die muskulöse Bauchwand, in deren Mitte ein sehniger Streif als »linea alba« hervortritt. Bemerk. Hat man einen Balg behufs Ausstopfung zu schonen, so führt man 5 weitere Schnitte : an der Beugeseite der Vorderextremitäten je einen bis zur Mittelhand, desgleichen je einen an der medialen Seite über die Ferse zur Planta der Hinterextremitäten ; der fünfte Schnitt ist eine Fort- setzung des ersten Hautschnittes, er geht von der Schamfuge aus mit bogen- förmiger Umgehung der Genitalien und der AfteröfFnung an der Unterseite des Schwanzes entlang bis zu dessen Spitze. — Das Abbalgen beginnt an den Extremitäten, indem man den bis zur Palma resp. Planta geführten Schnitt mit den je an der Beugeseite der Finger (Zehen) bis zu deren Nagelgliedem geführten Medianschnitten verbindet. Braucht man die Nagelphalanx des Skeletes wegen nicht zu schonen, so trennt man sie mit dem vorsichtig abzu- lösenden Balge ab. Die Genitalien erfordern beim Abstreifen einige Auf- merksamkeit, sie sind aus der sie umhüllenden Haut sorgsam auszuschälen; Hodensäcke kann man längs der Raphe spalten, hat man sie jedoch durch einen bogenförmigen Schnitt umgangen, so stülpt man sie über die Hoden hinweg. Das Abbalgen des Kopfes bereitet den Anfängern die meiste Schwierigkeit ; — er kommt zuletzt an die Reihe, wenn der Balg bereits bis über den Nacken abgezogen ist. Hat das Thier Hörner oder Geweihe, so kann man dieselben knapp am Knochen absägen ; schont man dieselben des Skeletes wegen, so führt man (Martin) vom Nacken an einen Schnitt zwischen dieselben und umschneidet sie — durch die entstandene gabelförmige OetF- nung wird der Schädel hindurch gezogen. — Die Ohren trennt man wieder knapp am Knochen ab — : vorzügliche Sorgfalt hat man der Abtrennung der Lider, der knorpeligen Nase und der Lij^pen zu widmen. Der abgelöste Balg ist von Fett und anhaftenden Muskelfetzen zu reinigen und nach der pag. 30 mitgetheilten Methode zu conserviren. (Näheres hierüber, sowie über die Ausstopfung der Säuger siehe in der einschlägigen Literatur.) Bei zootomischen Uebungen erlauben wir uns einige Freiheiten und streifen den Balg nur dann vorsichtig ab , wenn die darunter liegenden Weichtheile in Gefahr gerathen, durch rasche Manipulationen verletzt zu werden. Die Eröffnung der Leibeshöhlen kann nach verschiedener Art — je nach dem beabsichtigten Zwecke — erfolgen. 1) Man eröffnet zuerst die Bauchhöhle, hierauf (ohne Schonung des Skeletes) die Brusthöhle von der ventralen Mittellinie aus. 2) Man trägt die eine Seitenwand knapp am Sternum. an der Linea alba, oben längs der Clavicula, unten längs der Leistenbeuge und an der Wirbelsäule ab, um eine Profilansicht zu bekommen ; hierbei liegt das Thier auf der anderen Seite. Die diesseitige obere Extremität löst man besser ab. 3) Nach Bloslegung der Baucheingeweide trägt man mit Schonung sämmtlicher Zwerchfelladhäsionen eine der beiden Thoraxwände ab. 1. A. Säugethiere. 73 "Wir wollen die Fälle 1 und 3 als die für uns entsprechendsten näher betrachten. ad 1 . Man hebt mit einer starken Pincette die muskulöse Bauchwand 'kegelförmig empor , schlitzt den C'onus mit* dem Messer an der Basis, führt durch den erhaltenen Schlitz den Zeigefinger der linken Hand und drängt durch Anspannen der Bauchwand die Eingeweide zurück, um sie vor ^'erletzungen mit dem Messer zu schützen ; hiei'auf dringt das Messer knapp neben dem Finger so in den Schlitz, dass stets sein Rücken dem letzteren leicht anliegt und seine Schneide nach vorne sieht — der Finger jfolgt dem Zuge, der (mit Umgehung des Nabels nach links) bis zur |Schambeinsym])hyse reicht. Bemerk. Man kann die Ränder der SchlitzöfFnung durch Einführen von Zeige- und Mittelfinger noch besser dilatiren, in welchem Falle das Messer zwischen beiden voran läuft ; bei grösseren Thieren drängt man mit der flachen linken Hand die Eingeweide zurück und hebt die meist dicke Muskel wand mit der vollen Faust empor. Benutzt man bei kleineren Thieren zur Eröffnung der Bauchwand die Scheere, so hat das stumpfe Blatt einzudringen, im Uebrigen gilt das vorhin Gesagte. Dem Medianschnitte folgt ein [resp. eigentlich zwei) Querschnitt, der senkrecht zu ihm jede Seitenwand in ZAvei nahezu egale Lappen trennt (»Kreuzschnitt« der Autoren) . — Sowie die letzteren Schnitte geführt sind, weichen die Intestina seitlich auseinander — zweckmässig ist es daher, die erste Inspection des Situs viscerum nach dem erfolgten Median- schnitte vorzunehmen, indem man die Schnittränder ab- und etwas in die Höhe zieht. Nun fasst man den oberen Lappen jeder Seite und führt längs der durchscheinenden Ili})penbogen einen Schnitt, der die Inser- tionen der muskulösen Bauchwand vom Thorax trennt ; dann dringt man mit dem Messer vorsichtig in den nächsten Zwischenrippenraum, setzt die Knochenscheere. -Zange oder wenn nöthig das Sägeblatt eiir und durchschneidet die Rippen lieber näher zur Wirbelsäule als zum Brust- beine, schont noch die CJlavicula ; verfährt ebenso auf der anderen Seite, durchschneidet hierauf mit schräg nach oben gerichteter Messerschärfe den Zwerchfellansatz an Rippen und Sternum (nachdem die Leber etwas zurückgedrängt wurde) und schlägt letzteres, indem man die im vorderen Mittelfellraume bestehenden bindegewebigen Adhäsionen behutsam löst, sammt den anhängenden Rippenstücken nach oben über, trennt die Brust- bein-Schlüsselbeingelenke (beziehungsweise die Verbindungen des seh- nigen Schlüsselbeins mit dem Sternum) und hebt diese ganze Decke in Einem ab. — Brust und Bauchhöhle liegen nun völlig entblösst vor. ad 3. Die Bauchhöhle wird wie vorhin eröffnet, die Thoraxwand aber in der Art abgetragen , dass mit einstweiliger Belassung des Brust- 74 II. Specieller Theil. beins nur diejenigen Eippenstücke ausgesägt werden, die nicht dem Zwerchfelle Insertionspunkte bieten; man steche daher in dem I. oder 2. Intercostalraum ein und dringe nach abwärts vor, so wird auch der Anfänger sich leichter zurecht finden. Hat man beiderseits diese Mani- pulation vorgenommen, so sieht man die Erusteingeweide in situ und lernt (nebst dem nicht bestehenden vorderen Mittelfellraume) die viel- fache Bedeutung des Diaphragmas auch vom »anatomischen« Standpunkte aus würdigen. Hat man sich von diesem Bilde eine Skizze entworfen , so mag das Sternum abgehoben und zu der später zu schildernden Specialunter- suchung der l^rusteingeweide gesehritten werden. Bemerk. Zumeist herrscht der Usus, mit der Untersuchung der Bauch- organe zu beginnen, hierauf Herz, Lungen etc., und erst zum Schlüsse nach der Entfernung aller dieser Organe die Nieren und Genitalien vorzunehmen. Wir beginnen mit der Untersuchung der Mundhöhle, als dem Aus- gangspunkte des Kespirations- und Verdauungssystemes, und verbinden die Beschreibung der successive in den einzelnen Hauptkörperregionen auftretenden Organe mit deren Topographie. ^) Auf die Besichtigung der mit langen steifen Schnurrhaaren besetzten Lippen und der die Oberlippe auszeichnenden «Hasenscharte« folgt die 2 • 2 Untersuchung der Zähne, die sich nach der Formel: Schneidezähne j — ^, Eckzähne II — - , Praemolare ^ — ^, Molare v. — — 28 beim erwachsenen Thiere anordnen. — Hierauf öffnet man den Mund , reinigt mit einem nassen Schwämm- chen die Mundhöhle, besichtigt den eines Zäpfchens ;Uvula) entbehrenden weichen Gaumen, zieht die Mundhaut seitlich ab und bemerkt einen an ihrer Innenseite bis zu den Backzähnen reichenden l^esatz dichtstehender Haare. Nun durchschneidet man vom Mundwinkel aus die Backe, diuxh- trennt den M. masseter, die Insertionsstelle des Schläfenmuskels am Kronenfortsatz des Unterkiefers , die M. pterygoidei , exarticulirt den Unterkiefer und zieht ihn seitlich und nach unten ab — man übersieht nun folgendes : {| Gleich hinter den Schneidezähnen das Foramen incisivum, von einer mit Schleimhaut überzogenen Membran verschlossen, — das mit zahl- reichen Querrunzeln versehene Gaumengewölbe und dicht hinter den Dentes incisivi posteriores jederseits die längliche Mündung des Nasen- gaumenganges. Im langen weichen Gaumen (Veluni palatinum), unweit ') In monographischer Darstellung hat »Die Anatomie des Kaninchens in topogra- phi.scher und operativer Hinsicht« W. Krause bearbeitet. (Leipzig, W. Engelmann 1S68.) 1. A. Säugethiere. 75 es Kehldeckels , finden sich zwei grubige Vertiefungen : die Mandeln ronsillae) . Die längliche Zunge in ihrer vorderen Hälfte mit sohwammartigen i^'ärzchen (Pap. fungiformes) besetzt, hat im mittleren hinteren Theile , .ne zugespitzt endigende, knorpelharte Platte [Krause)^ jederseits dieser ine Papilla circumvallata. Auf dem Boden der Mundhöhle mündet die etwa 14 mm [Krause) ]mge Glandula subungualis (Unterzungendrüse) und unter ihr, getrennt urch den Kieferzungenbeinrauskel , ist die etwa 5 cm lange Glandula Libmaxillaris (Fig. 21) gelagert, deren x\usführungsgang (»Ductus Whar- jnianus«) sich neben dem Zungenbändchen öffnet. Bemerk. Präparirt man die Wangenhaut vorsichtig ab, so trifft man auf eine ansehn- liche, aus 3 Lappen bestehende Speicheldrüse , die »Glandula parotis« , deren Ausführungs- gang (»Ductus Stenonianus") aus dem vor dem Ohre gelagerten Lappen austritt, eine Strecke weit gerade nach vorne verläuft und sich dem letzten oberen Mo- lar gegenüber in die Backen- schleimhaut einsenkt (Fig. 22). Mit der Präparation der Augenlider Palpebra superior, nferior und der grossen Nick- laut) ist die der Augenhöhlen- [rüsen, der Glandula infraorbi- alis , deren Ausführungsgang lachst dem dritten oberen Jackenzahn in die Mundhöhle lündet, sowie die der Glan- ula lacrymalis und Harde- iana, beide in den Conjuncti- alsack mündend, zweckmässig 11 verbinden. Der hinter dem weichen Gaumen resp. hinter Mund- und Nasen- öhle befindliche Raum ist : der Rachen ; in ihm kreuzen sich die Luft- nd Speisewege ; er steht mit der Aussenwelt in Communication durch ') Radix linguae (Zungenwurzel) nennt man den amZungenbein befestigten Theil — wischen ihr und der Spitze (Apex) liegt der Zungenkörper >C'orpus linguae). Fig. 21. M Kopf von Xepus cuniculus (von unten) nach W. Krause, zur Demonstration der Glandulae snbmaxiUares , deren rechte nach aussen übergelegt wurde. D = Ductus Whartonianus. Weiter rückwärts die Arte- ria suhmaxillaris, dahinter die gleiclinamige Vene. F/a = Vena facialis anterior. XII = Nervus hypoglossus. (Äs = Ramus submentalis sinister aus derArt. max. ext. sin). 7(3 II. Specieller Theil. die Mundhöhle , in die man von ihm aus durch den Racheneingang Isthmus faucium, gelangt, und durch Vermittlung der Nasenhöhlen, derei hintere Oeffnungen , die Choanae , ebenfalls seine vordere Wand durch- brechen ; andrerseits setzt er sich vermittelst des Schlundkopfes (Pharynx in ein hinter der gleich zu erwähnenden Trachea, der Luftröhre, gelagerte> muskulöses Rohr fort: die Speiseröhre (Oesophagus), die, am Halse hintei der Luftröhre links etwas vorstehend, durch die obere Brustapertur ver- läuft, zweitens gelangt man von ihm ^) aus in den durch den Kehldeckel (Epiglottis) überragten Zugang zum Kehlkopfe. Fig. 22. Kopf von Lepus cuniculus dorn, (nacli U'. Krunse). G i = Glandula infraorbitalis. Nf = der aus dem Foramen stylomastoideum austretende Nervus facialis, unter ihm die Glandula paro- tis, deren oberer Tlieil nach unten und vorn zurückgeschlagen ist. Der Ductus Stenonianus ist punlttirt. Vje = Vena jugularis externa (injicirt), theilt .>iich an ihrem oberen Ende in dieVcnae faciales superior und posterior. Letzterer ist relativ gross, ca. 8 mm lang, und aus 7 Knorpeln : zusammengesetzt ( Cartilago thyreoidea , bestehend aus einer rechten I und linken seitlichen Platte , die in der Mittellinie zusammentreten, der ringförmigen (!artilago cricoidea, der rechten vmd linken Cartilago arytaenoidea mit der länglichen Cartilago Santorini an ihrer oberen Spitze , und den winzigen Wrisberg'schen Knorpeln) . Hebt man die Epiglottis empor, so erblickt man zwei mit Schleimhaut bekleidete Paare von parallel und nahe übereinander gelagerten Bändern, von denen die unteren, ca. 5mm [Krmise] lang, von der Hinterfläche des durch ') In .seinen oberen Theil (»der Nasenrachenhöhle) münden die Tubae Eu.stachii. 1. A. Säugethiere. 77 ie seitlichen Schildknorpelplatteu gebildeten Winkels entspringen und ich bis zum vorderen Rande der Giesskannenknorpel erstrecken: die nge Spalte, die sie zwischen sich lassen, ist die wahre Stimmritze, Glottis fera, sie selbst heissen — zum Unterschiede von den zarteren oberen Ligamenta spuria« — wahre Stimmbänder oder Ligamenta glottidis vera. dat man sich die eben erwähnten Verhältnisse besehen, so spaltet man len vom Schlundkopfe (S. str. ) freipräparirten Kehlkopf von hinten ler mit den Blättern einer kleinen spitzen Scheere und besieht sich noch lie zwischen je einem wahren und falschen Stimmbande gelegene Mor- ^agni'sche Bucht. Die an den Larynx sich unmittelbar anschliessende, aus über 40 un- ollständigen Knorpelringen bestehende Luftröhre (Trachea) wird erst lach erfolgter Untersuchung der Brustorgane lospräparirt resp. geschlitzt. Ühe wir die letzteren in Angriff nehmen, interessirt uns noch eine wieder US mehreren Lappen (einem rechten, einem linken und einem mittleren ?heil) bestehende Drüse: die Glandula thyreoidea oder Schilddrüse, eren braunröthliches Parenchym den seitlichen Flächen des Schild- und lingknorpels, sowie den oberen Ringen der Trachea anliegt. B r u s t o r g a n e . Wir haben ihre natürliche Lagerung noch nicht geändert — das »rustbein wird noch durch die fibröse Clavicula einerseits, durch seine nteren Sternocostalgelenke andererseits in seiner Lage fixirt, nur die eitenwände des Thorax sind entfernt, mit ihnen zugleich aber der grösste heil jener serösen Haut, welche, seiner Innenseite dicht anliegend (durch eständige Prodviction einer geringen Quantität wässeriger Flüssigkeit Pleura-Flüssigkeit] ) , der Lunge eine schlüpfrige Oberfläche zuwendet : ie Pleura costalis oder das Rippenfell. — Nur die lichtrothen Lungen, ie mit ihren entsprechenden Flügeln den rechten und linken Thorax- lum , wenigstens in vivo — vollständig ausfüllen , sind frei sichtbar — ivischen beiden in der Mitte des Thorax lagern einstweilen noch ver- eckte Organe — der sie beherbergende Raum heisst »Mittelfellraum«, iavum mediastini ; heben wir jetzt vom Brustbeine etwa Ye seiner Länge on oben gerechnet in der Weise behutsam ab, dass wir mit der Messer- jhärfe nach oben die zahlreichen bindegewebigen Adhäsionen an seiner nteren Fläche lösen, so sind wir in jenem Theile des Mittelfellraumes, er als vorderer Mittelfellraum zum Unterschiede von dem hinter den nun losgelegten Organen befindlichen »hinteren Mittelfellraum« beschrieben ird. Wie schon vorhin bemerkt, existirt thatsächlich ein vorderer Mit- ;lfellraum im Sinne eines »Hohlraumes« nicht, vielmehr finden wir a seiner Statt nebst reichlichem durchsichtigem Bindegewebe bei jungen hieren eine die Herzbasis überlagernde meist längliche , blassröthliche 78 II. Specieller Theil. Fig. 23. 1. A. Säugethiere. 79 rüse, ileieu Function bislang völlig unklar geblieben ist: die Ihymus- üse, bei älteren Individuen deren Eeste, nebst Fett u. dgl.; man trägt e mit der Scheere ab. — Nunmehr das Herz eingeschlossen von inem dünnhäutigen serösen Sacke : ■m Herzbeutel (Fericardium) , vor, wir !ben letzteren mit der Pincette auf, blitzen ihn der Länge nach und ge- ngen in seine Höhle . die ausser dem erzen selbst eine geringe Quantität in »Herzbeutelflüssigkeit« in sich rgt. Die rechte Kammer, "N'orkam- er sammt Aurikeln erblicken wir irerst, die linken gleichnamigen Oe- lde sind noch theilweise verdeckt ig. 24); wir schlagen das Herz mit iner Spitze aufwärts, präpariren den erzbeutel von seinen Anwachsstel- ti am Zwerchfelle 'i und den beiden euren ab und gelangen zu den beider- itigen Lvmgenpforten, den Eintritts- dlen der gleich zu erwähnenden ■onchien, Arteriae pulmonales — den istrittsstellen der Venae pulmonales, irch diese drei letztgenannten Ge- ide entstehen die resp. Lunken- irzeln . Ehe wir weiter gehen, erinnern X mis, dass die Luftröhre bald nach rem Eintritte in den Thoraxraum ;h in 2 nur bei wenigen Säugern 3) Haupt-Aeste (Bronchi) S])altet 3ifurcationsstelle der Trachea« . von ;nen der rechte in die aus 3. bezie- mgsweise aus 4 Lappen Lohns su- rior — medius — inferior, letzterer isitzt einen lobus medialis und late- lis s bestehende rechte Lun^e — der ike in die aus einem Lobus sviperior Herz, Lungen und Trachea von Lepus cuni- culuo (nach W. Kiausff. Aus dem Arcus aortae entspringt der Truu- C'us anonyiuUF, aus welchem die Arteria caro- tis Piuistra und etwas höher oben die Arteria carotis dextra und arteria subclavia dextra abtreten. Der zweite aus dem Aortenbogen entsprin- gende Stamm ist die Arteria subclavia sinittra. A d = Aorta descendens. Unter dem Aortenbogen sieht man die Arteria pulmonalis. Csd = Vena cava superior dextra. Css = Vena Cava superior sinistra (abge- sehnitteui. F.S d = Vena subclavia dextra. Vss = Vena subclavia sinistra. 17 c' = Vena jugularis externa sinistra. Vje = Vena jugularis externa dextra. O'ci = Ganglion cervicale inferius. c »• = Ganglion cardiacum. S b' = Nervi sympathici dexter et sinister. Rc = Eanii cardiaci Kervi vagi dextri et si- nistri F V mit den Nervi sympathici verlaufend. ') Siehe hierüber Siehold und Stannius (Lehrb. d. vergl. Anat. 2. Bd. p. 434) nach nur bei den höheren AfFen und Cetaceen die untere Herzbeutelfläche durch Zell- webe am Zwerchfell befestigt sein soll. 80 II. Specieller Theil. und inferior bestehende, also nur zweigelappte linke Lunge dringt; der Lappenzahl entsprechend zerfallen beide Bronchi alsbald inEamificationen kleineren Kalibers etc. Hinsichtlich der Gefässverhältnisse ist uns ferner bekannt, dass die aus der linken Kammer entspringende Aorta sich in einen aufsteigenden, einen »Bogen« und absteigenden Theil sondert , dass von j ersterem die 2 Kranzarterien des Herzens, vom zweiten die Arterien für Kopf, Hals und die oberen Extremitäten, vom letzten schliesslich alle übri- gen »Körper«-Arterien abtreten — alles vom »Körper« zurückkehrende j Blut sammelt sich im rechten Atrium (für die obere Körperhälfte besitzt das Kaninchen 2 Venae cavae superiores, für die untere die einfache V. c. inferior) , gelangt von hier in die rechte Kammer, aus welcher es durch die Arteria pulmonalis, die sich vor der Trachea in eine rechte und linke spaltet, in die bezüglichen Lungenflügel geführt wird ; wo sie sich theilt, tritt der Ductus Botalli ab , der in den Brusttheil der Aorta descendens mündet — er ist meistens obliterirt. Das in den Lungen arterialisirte Blut tritt durch die Lungenvenen via linke Vorkammer in die linke Herz- kammer. Bemerk. Entweder finden sich eine Vena pulm. comm. dextra und eine sinistra — oder jede von ihnen tritt alsV.p. sup. und inferior — dem- nach vier im Ganzen — gesondert ein. Bemerkenswerth ist der Umstand , dass die erst eine kurze Strecke nach rechts ziehende Aorta über die Pulmonalarterie, beziehungsweise über deren rechten Ast hinwegziehend auf dem linken Bronchus «reitet« und, an der linken Seite der Wirbelsäule hinter dem Oesophagus, rechts an den Milchbrustgang grenzend, z\im Zwerchfell gelangt , welches sie im »Hiatus aorticus« durchbohrt, um als Bauchaorta sich jenseits desselben fortzusetzen . Folgende wichtigste Hauptäste der Aorta ^) sind zu präpariren : ^ 1 ) Der kurze Truncus anonymus, er liegt an der rechten Seite der Luft- röhre, giebt sofort die Arteria carotis communis sinistra und eine kurze Strecke weiter oben die Arteria carotis communis dextra sowie die Ar- teria subclavia dextra ab. — Beide Carotiden ziehen seitlich der Luftröhre bis' zum Unterkieferwinkel , woselbst sie sich je in eine Arteria carotis interna und externa spalten. 2) Die Arteria subclavia sinistra. Die Schlüsselbeinarterien verlaufen hinter und über den gleich- namigen Venen unter den Claviculis in die Achselgruben (Artt. axillares), dann weiter (als Artt. brachiales) zur Ellenbogengrube, unterhalb welcher sie sich in 2 Aeste : eine Art. ulnaris und eine Art. radialis theilen, um schliesslich in der Hohlhand den Arcus volaris zu bilden. ') GefässanomaHen sind keine Seltenheit — stets sollten sie jedoch notirt werden. 1. A. Säugethiere. 81 Von grösseren Venenstämmen hätten wir zn präpariren : die Venae jugnlares externae und internae dextra et sinistra, sowie die beiden Venae svibclaviae. Die äussere Jng\ilarvene verläuft ganz oberflächlich am Halse, vereinigt sich mit der schAvächeren inneren Jugularvene, die hinter der Arteria carotis communis liegt, und der betreffenden Schlüsselbeinvene zur Vena cava superior der entsprechenden Seite. Din-ch das Foramen venae cavae des Zwerchfells steigt empor an der rechten Seite der Speiseröhre entlang die Vena cava inferior, um von unten ihr Blut in die rechte Vorkammer zu ergiessen. Bemerk. Wiewohl die Präparation der Nerven den Gegenstand spe- ciellerer Arbeiten Vorgeschrittener zu bilden hat und in zootomischen Cursen meistens nicht vorgenommen wird, so sei hier zur Vervollständigung des ge- wonnenen Bildes bemerkt, dass man folgende wichtige Nerven leicht mit in Berücksichtigung ziehen kann. 1) Der Nervus vagus dexter läuft hinter der Arteria carotis communis am Halse herab, nachdem er nächst der Carotidentheilung den Ramus car- diacus abgegeben, gibt vor seinem Durchtritte durch die obere Brustapertur den Ramus recurrens ab, läuft rechts vom Oesophagus (siehe oben) in die Brusthöhle zur hinteren Magenwand ; der Nervus vagus sinister liegt seitlich der linken Art. carotis, hinter dem unteren Ende der linken äusseren Jugu- larvene und der linken Hohlvene, gelangt nach Abgabe des Ramus recur- rens vor die Aorta descendens thoracica, steigt oberhalb der linken Pulmo- nalvene herab zum Oesophagus und zieht dann zur vorderen Magenfläche. 2 ; Der Nervus sympathicus mit den zwölf vor den Rippenköpfen liegen- den üanglia thoracica. Das erste Ganglion gibt Fäden zu dem zwischen der Aorta ascendens und Arteria pulmonalis gelegenen Plexus cardiacus. Vom achten an abwärts entsteht von den unteren Ganglien der Nervus splanchni- cus [Krause] . Ist man mit der Präparation so Aveit gekommen, so führe man einen Tubiis in die Trachea, blase durch denselben die Lxingen auf und beachte die Ueberdeckung des Herzens durch die Lungenflügel im Momente der höchsten Inspiration. Nunmehr unterbindet man 1) die Lungenwurzeln, durchschneidet sie hinter der Ligatur, d. h. gegen die Lungen zu; — 2) die drei Hohlvenen durch doppelte Ligaturen, zwischen welchen sie durchtrennt werden, und präparirt das Herz mit der Aorta sammt grossen Aesten und die Pulmo- nalarterie völlig frei — hebt es heraus und legt es bis zur Speciahinter- suchung in ein Schälchen mit Wasser. Hierauf durchschneidet man die vom Diaphragma zu den unteren Lungenlappen ziehenden Ligamente (Ligamentum pulmonale dextrum et sinistrum) und entfernt die Lungen. Ein Gleiches geschieht mit der Trachea, die man der Länge nach spaltet , den Kehlkopf belässt man in situ, bis die Verdauungsorgane absolvirt sind. Mojsisovics, Präparirübiingen. 6 82 II. Öpecieller Theil. Ausser einigen Intercostalnerven , dem Grenz stränge , und einigen Blutgefässen bleibt uns nur der Oesophagus zurück, den wir Yom Pharynx bis zu seiner Durchtrittsstelle durch das Zwerchfell, »dem Fora- men oesophageum«, frei präparirt vor uns haben; nunmehr besehen wir uns den Thoraxraum näher und beachten den für alle Säuger charakte- ristischen völligen Abschluss desselben von der Bauchhöhle durch einen vimfänglichen Muskel : das Zwerchfell, dessen sehniger mittlerer Theil, das »Centrum tendineum«, scharf absticht von der peripheren musku- lösen Partie ; heben wir mit der Pincette einige seiner Mittelpartie noch anhaftende Bindegewebsfetzen auf, so reconstruiren wir seine ursprüng- liche »Kuppe». — Die »Fetzen« sind Reste der Pleuren, von denen die auf der Z^verchfelloberfläche inserirenden Theile als »Pleurae phreni- cae« speciell beschrieben werden. Bauch- un d B e cke n Organe. Die muskulösen Bauchdecken sind bereits durch den Kreuzschnitt durchtrennt und zur Seite geschlagen — rechts oben »dem Diaphragma anliegend« erblicken wir die Leber, links davon — die Mitte und einen grossen Theil des linken Epigastriums einnehmend — den Magen, unter beiden den langen Darmcanal , von dem der riesige Blinddarm den Magen an Inhalt lOmal übertreffend [Krause) , besonders rechts den grössten Raum einnimmt. Bemerk. Man beachte gelegentlichen Situs perversus ; dem Schreiber dieses liegt eben ein derartiger Fall vor. , .. ^ Ist die Harnblase gefüllt, so ragt sie wegen ihrer bedeutenden Grösse auffallend weit in die Bauchhöhle empor ; — wir schlagen nun den ganzen Darmtract einstweilen seitwärts über, die Leber nach oben , ziehen den Magen etwas nach \md erblicken die blassröthliche, bisweilen blauröth- liche längliche Milz, die durch die grosse Curvatur des Magens bisher verdeckt war. Fast knapp neben der Wirbelsäule in der Lendengegend liegen die ungelappten blauröthlichen Nieren ; die rechte meistens etwas höher als diei linke ; einwärts und ein wenig über der Nierenpforte liegt jederseits ein flachgedrücktes, rundliches , weissgelbiiches Gebilde : die Nebenniere. Ehe wir den Darmcanal in seiner ansehnlichen Länge entfalten inid seine grossen Drüsen entfernen , beachten Avir die zu seiner Befestigung in der Bauchhöhle dienenden Bauchfell- (Peritoneal-) Duplicaturen. Be- kanntlich werden die einzelnen Partien des Darmcanales durch solche von der Rückenfläche ausgehende Duplicaturen, die auch die Gefässe mit einschliessen , fixirt und erhalten diese Duplicaturen) je nach den von ihnen suspendirten Theilen die Namen : Mesenterium , Mesocolon, 1. A. Säugethiere. 83 Fig. 25. Mesorectum ; ausser ihnen sind aber noch eine Reihe von »Peritoneal- ligamenten« speciell anch vom Kaninchen [Krause) beschrieben worden, deren wichtigste wir auf- suchen wollen. 1) Das Ligamen- tum Suspensorium he- patis , das Aufhänge- band der Leber (Fig. 23) , zieht in sagittaler Rich- tung vom Zwerchfell zur Leber, deren rech- ten und linken Lappen scheidend. 2) Das kleine Netz tum minus, kommt von der queren Lebergrube und heftet sich an den kleinen Magenbogen , geht über in das Lig. hepato-duodenale von derselben Grube zum Zwölffinger- darm ziehend . 3) Das Ligamentum gastro- lienale i befestigt die Milz an den Magengrund hängt zusammen mit einem vom Zwerchfell zur »Cardia« (Magenmundj ziehenden Lig. phre- nico-gastricum. 4) Das grosse Netz, Omentum majus, zieht vom grossen Magen- bogen zum C'olon transversum. — ^un durchtrenne man das Leberaufhängeband, unterbinde die Speiseröhre knapp unter dem Fora- men oesophageum , durchschneide sie, löse die Anlöthungsstellen des Mesenteriums an der Lendenregion Die Duodenalsclilinge mit dem Pancreas (nach Vi'. Ki-av.se). V = Pylorustheil des Magens. V f = Vesicula fellea mit dem Ductus cysticus, der sich mit den hier ab- geschnittenen Ductus hepatiei dexter und sinister (vergl. Textl zum Ductus choledochus vereint. D \V = Ductus Wirsungiauus (pancreaticus), sich ver- ästelnd im Pancreas, dessen linker oberer querlie- gender Theil sich bis zur Milz erstreckt. und beachte die an der Radix mesen- terii gelegene Masse zusammenhängender Lymphdrüsen — das Pancreas Aselli (3 cm lang. 1 cm breit) [Krause] — und unterbinde schliesslich zweifach den Mastdarm. Ist letzterer auch — zwischen den Ligaturen — durchschnitten, so werden nur mehr nebensächliche Adhäsionen, behufs Herausnahme des abdominalen Theils des Speisetractus, zu überwin- den sein. 6* 84 II. Specieller Theil. Die exenterirten Eingeweide breite man am Präparirbrette in einer so viel als möglich natürlichen Lage aus und beginne die Untersuchung "mit dem Magen, der von der Cardia bis zum muskulösen Pförtner mit der Scheere längs der Curvatura minor aufgeschnitten Avird. Man beachte den einen tiefen Sack bildenden Fundus ventriculi und das etwas abge- schnürte Antrum pyloricum — der hierauf folgende Darmabschnitt ist der ZAvölffingerdarm (Duodenum); er bildet eine einfache bogenförmige Schlinge, »Duodenalschlinge«, die in der sie zusammenhaltenden Mesen- terialfalte das flach ausgebreitete viellappige Pancreas (Bauchspeichel- drüse) trägt; ihr Ausführungsgang (siehe Fig. 25, p. 83) mündet 30 — 40 cm weit vom Pförtner in das untere Querstück i) ; man findet ihn leicht, wenn man die noch unverletzte Schlinge gegen -das Licht hält, die Einführung einer Borste bereitet dann keine Schwierigkeiten. Schnei- det man am freien Eande das Duodenum auf, so be- merkt man seinen Mangel an entwickelten Schleim- hautfalten , erkennt die Mündung des pankreati- schen Ganges und findet weiter oben, dem Pylorus zunächst , die Eintritts- stelle des weiten Ductus choledochus (s. Fig. 2(j), der durch Vereinigung des rechten und linken Leberganges ( Ductus hepaticus 2) sowie des ATisführungsganges der birnförmigen Gallenblase ( Cystis fellea ) , Ductus cysticus , gebildet wird . Die braunrothe Leber zeigt mehrfache, nicht immer egale Lappen, von denen vier als Hauptlappen beschrieben werden ; schlägt man ihren unteren vorderen Rand nach oben , so erkennt man die Fossa transversa (Leberquerfurche), die mit der Fossa longitudinalis (Leberlängsfurche) ')-Des Duodenums. 2) Der Ductus hepaticus führt die Galle aus dem linken Leberlappen ab ; die Aus- führungsgänge der übrigen Lappen, Ductus hepato - cystici, münden successive in den Ductus cysticus {Krause) . D ch = Ductus clioledocbus in das Duodenum mündend. F = Ventricuhis. Vf = Vesicula fellea. 4/i = Arteria hepatica, sich in den neben dem Ductus choledochus verlaufenden Ramus dexter und Ramus sinister theilend. \'p = Vena portarum. Leber und Gallenblase sind nach oben geschlagen, (nach VF. Krause). I . A. Säugethiere. 85 die Form eines [ beschreibt ; in der letzteren liegt die oben erwähnte Gallenblase. Eine genaue Beschreibung der Leberlappen giebt Krause 1. c. pag. 160. Der auf das Duodenum folgende Abschnitt : des Dünndarms Leer- und Krummdarm . Intestinum jejunum et ileum , beginnt ohne scharfe Grenze ; bildet ein mehrfach verknäueltes Rohr von geringem Durch- messer und wird durch das »Dünndarmgekröse« , »Mesenterium« , an der Kadix mesenterii Lendenwirbelsäule) befestigt. Schneidet man ihn am freien Rande auf, so erkennt man die Längsfalten seiner Schleimhaut. Das Ileum geht durch die Valvula coli (lilinddarmklappe) in das enorme Goecum (Blinddarm^ über, dessen verschmächtigter Endtheil »Processus vermiformis« eine an Lymphfollikeln überaus reiche dicke Wand besitzt ; der nunmehr folgende Grimmdarm (Colon) kann in ein »Colon ascendens«, welches eine Schlinge um den Wurmfortsatz bildet, in ein als »Colon transversum« hinter der Curvatura major ventriculi verlaufendes und in ein links von der Bauchaorta herabsteigendes »Colon descendens«, wel- ches in den Mastdarm (Rectum) übergeht, unterschieden werden. Bemerk. Das Colon besitzt in seinem Anfangstheile drelLängsstreifen, Taeniae coli , zwischen ihnen liegen eben so viele Reihen von sackartigen Erweiterungen. Die Colonschleimhaut zeigt solitäre Follikel. — Die Mast- darmschleimhaut ist längsgefaltet [Kra?tse) . Um den ganzen Darmkanal in voller Länge zu entfalten , löst man mit der Scheere, am Duodenum beginnend, sämmtliche Peritonealliga- mente ; man versäume dies nicht . da die einzelnen Darmabschnitte erst so genauer studirt werden können. H a r n - u n d G e n i t a 1 0 r g a n e . Hat man die beiden Harnleiter (Ureteren) vom Hilus renalis (der Nierenpforte) aus abwärts bis zu ihren Mündungsstellen in der Harnblase verfolgt , so mag eine der Nieren ausgelöst und durch einen Median- (Längs-) schnitt gespalten werden ; man findet im Nierenbecken nur eine Papille, demgemäss nur eine Malpighi^sche Pyramide, und hat hier so- mit ein Beispiel einer ungelappten Säugerniere mit nur einer Nierenpy- ramide . Die Genitalien können nur an erwachsenen Kaninchen genauer prä- parirt werden, an den in Cursen zumeist beliebten jungen Thierchen be- gnügt man sich beim Männchen : Hode , dessen Ausführungsgang, Yas deferens und Penis — beim Weibchen : Ovarien, Uterus und Vagina zu präpariren ; über die Präparation dieser Theile selbst ist kaum etwas Be- 86 II. Specieller Theil. Fi" sonderes zu sagen. — Trägt man vorsichtig Haut-und Unterhautbindege- webe der Leisten- und Schamgegend ab , so trifft man beim Männchen im Leistenkanal die (siehe Fig. 27) länglich birnförmigen Hoden (Testi- culi' sammt Nebenhoden Epididy- mis) — die Fortsetzungen der letzteren , die Vasa deferentia, ziehen durch den Leistenring, »Annulus inguinalis« , in die Bauchhöhle und in Form einer Schlinge über die Harnleiter zur »Vesicula prostatica seu Uterus masculinus<( , einer besonders bei Nagern (siehe Fig. 28) entwickel- ten Bildung, die nach Gegenhaur und Krause eher dem Scheiden- theile des Aveiblichen Genitalsinus entspricht, demgemäss die Be- zeichnung )) Uterus masculinus« wenig genau wäre. An grösseren Exemplaren präparirt man sie sowie folgende accessorische Gebilde. 1 ) Die Vesicula prostatica ist eine unpaare, mit zwei Hörnern (Cornua vesiculae prostaticae) ver- sehene, dünnwandige Blase von ca. 3 cm Länge, 1 cm Breite, liegt (Fig. 27) hinter und unter der Harnblase, mündet mit einer 2 — 3mm breiten Spalte mitten am Colliculus seminalis. »Schnepfenkopf« der Harnröhre [Krause) . 2) Die Prostata (Vorsteherdrüse) ist dreilappig, längsoval, gelblich, liegt hinter der Vesicula prostatica und ergiesst ihr zur Verflüssigung (?) des Samens bestimmtes Secret durch mehrere kaum sondirbare, am Sa- menhügel mündende Ductus prostatici. 3) Die Vesiculae seminales i) (Samenblasen) liegen zwischen den vorigen Gebilden , besitzen nach Krause im aufgeblasenen Zustande einen Durchmesser von über 3 — 4 mm, und münden mit gesonderten Orificiis neben den Vasa deferentia in die Harnröhre. Vu = Vesica urinaria. Ypr = Cornua ve.=iculae prostaticae, als kleine runde Höcker oberhalb der Harnblase erscheinend. TT = Testes. Cd = Colon descendens. U = Ureter dexter. U' — Ureter sinister. Aa = Aorta descendens abdominalis , aus welcher die Arteriie sperraaticae interna? entsprin- gen, deren linke läuft bogenförmig 7,umHoden. •Ja = Arteria iliolurabalis sinistra. Mi = Arteria meseraica inferior. SS' = Nervi sj'mpathiei dexter et sinister. Gm) = Ganglion mesentericnm inferius. H = Ende des Nervus hypogastricus sich am lin- ken Vas deferens verlierend, (nach Vf. Krause). ') Ihr Secret, das dem in die Scheide ergcssenen Samen nachfolgt , gerinnt und bildet einen das Wiederausfliessen des Samens hindernden Pfropf. 1. A. Säugethiere. 87 4) Die Glandulae Cowperi (l cm lang, ederseits vor der Prostata und münden in Harnröhre. 5) Die Glandulae praeputiales*) Vorhautdrüsen) ( 1 3 mm lang , 4 — ) mm breit , 2 mm dick, Krause] legen mit ihrer Längsachse quer md seitlich an der Penis wurzel. 6) Die 1 cm lange , 3 — 4 mm )reite Glandula analis 2) liegt in der Söhe des siebenten SchAvanzAvirbels m der lateralen Aussenwand des yiastdarms, ca. 8 mm oberhalb des \.nus Krause) . Der Penis (siehe Fig. 23) hat ;iue lange spitze Eichel (Glans), mtbehrt eines Knochens, ist nach ibwärts gerichtet imd 2,5 cm lang [Krause] . Die enge Harnröhre (Urethra) serfällt in einen prostatischen, einen angen häutigen (membranösen) und kavernösen Theil. Die weiblichen Genitalorgane. Die ovalen weisslichen Ovarien zei- gen bei erwachsenen Thieren eine böckerige Oberfläche , die durch grössere Folliculi Graafiani erzeugt wird. Sie liegen seitlich der Wir- belsäule in einer Höhe mit dem 2 mm breit. Krause) liegen den cavernösen Theil der UJ- Oanalis urogenitalis mit Harnblase von Lepus cuni- culus (nach Gegenbaw). A von hinten, B hintere Wand des Uterus masculinus geöffnet, C seitliche Ansicht. II = Vesica urinaria. u = Ureter. d = Vas deferens. g = Sinus genitali,'?. tig — Canalis urogenitalis. vierten Lumbarwirbel und werden von einer Peritoneal-Spalte , die dem Lig. uteri latum des Menschen ent- spricht, dem »Mesometriuma bedeckt, unter ihm befindet sich die mit Fim- brien (Fransen) besetzte AbdominalöfFnung des Eileiters »Tuba Fallopiae «, der nach abwärts ein engeres Lumen zeigt und nach einigen Windungen 1) Sie besteht [Krause) aus einem bräunlichen medialen und einem weisslichen höckrigen lateralen Theile ; ersterer besteht aus gewundenen Kanälen , die ein stark riechendes Secret absondern, letzterer aus grossen , in Haarbälge einmündenden Talg- drüsen. -) Das Secret der Afterdrüse »hilft offenbar die Oberfläche der harten rundlichen Kothmassen für den Durchtritt durch den Anus geschmeidig zu machen«. Krame 1. c. pag. 172. 88 II. Specieller Theil. in mehr geradem Verlaufe in die zweihörnige Gebärmutter ') (Uterus bi- cornis aut.) eintritt; letztere mündet mit doppeltem äusserem Mutter- munde (Orificium uteri externum) in die 7 — 8 cm lange Scheide (Vagina), deren Eingang von einem Paar (grosser) Schamlippen (labia pudendi majora) umschlossen -wird. Der Kitzler (Clitoris) ist fast so lang aber dün- ner wie der Penis ; die Harnröhre ist weit und kurz. Von accessorischen Drüsen sind zw erwähnen die 1 cm langen, dicht unter dem absteigenden Schambeine gelegenen Glandulae Kartholini, fer- ner die Leisten- oder Vorhautdrüse seitlich vom Introitus vaginae und die an die seitliche Wand des Mastdarms geheftete Analdrüse. Von arteriellen IJlutgefässen hätten wir folgende wichtige Aeste der Bauchaorta aufzusuchen : 1. Die Arteria coeliacagibt ab für die Milz die Art. lienalis, ferner die linke Magenkranzarterie (A. coronaria ventriculi sinistra) und die Leberarterie (A. hepatica) mit ihrem Aste der A. coronaria ventri- culi dextra. 2. Die Art. meseraica superior | 3. Die Art. meseraica inferior | ^armarterien. 4. Artt. spermaticae sinistra et dextra n. Q 5. Artt. renales dextra et sinistra. 6. Art. sacralis media. , ... . f Art. iliaca interna. 7. Art. ihaca communis i . ... Art. iliaca externa. 8. Art. cruralis und deren Astfolge bis zum »Arcus plantaris«. Bemerk. Von den die Arterien begleitenden gleichnamigen Venen dürfen wir absehen : wir haben nur jenes wichtigen Venenstammes zu ge- denken, der sämmtliches venöses, vom Darmcanal kommendes Blut zur Leber leitet: der Pfortader «Vena portae«; sie liegt (siehe Fig. 26) hinter der Leberarterie und dem Ductus choledochus und theilt sich in einen rechten nnd linken Ast ; durch mehrere (nach Krause meistens fünf) Venae hepaticae wird das venöse Leberblut in die Vena cava inferior ergossen. »Der Milchbrustgang mündet in den Vereinigungswinkel der ^"ena jugularis externa und Vena subclavia sinistra« [Krause] . Bemerk. Der Bauchtheil der Nn. sympathici ist zwischen den me- dialen Rändern der Psoasmuskeln zu suchen , mit ihm verbinden sich die 'sieben Lendenganglien. Die Eröffnung der Schädelhöhle erfolgt nach beendigter Präparation der Orbitaldrüsen; an jungen Thier en gelingt sie leicht mit dem Knor- pelmesser oder einem anderen starken convexen Scalpelle, bei älteren Thieren jedoch Avird hierzu eine Knochenzange oder besser eine Blatt- säge verwendet; über die Schnittfiihrung selbst vergleiche pag. 46. Hat ') Entsprechend dem Hodenleitbande beim c5 (Gubernaculum Hunteri) verläuft das runde Gebärmutterband von den Uterushörnern entspringend im Leistencanal. 1. A. Säugethie.re. 89 III das Gehirn auf befeuchteter Watte sorgfältig zurecht gelegt und ! äusserlich bemerkbaren wichtigsten Theile : das fast windungslose )rder- Gross-; hirn mit dem Lohns olfactorius, das Mittel-, Hinter- und Lchhirn von oben — die Tractus optici sammt Chiasma nervorum Opti- mum — den Hirnanhang, Hypophysis cerebri — den grauen Hügel mit m Trichter (Tuber cinereum cum Infundibulo), die Markhügel (Cor- ra mamillaria seu Globuli medulläres) , die ziemlich mächtigen Gros- mschenkel (Pedunculi cerebri) , sowie die, beide Hemisphären des rebelluni (Hinterhirn) verbindende Pons Va- roli, an deren Seiten- ;ile die schwach entwickelten ]irückenarme (Processus s. Crura cere- ili ad pontem) treten und an deren Hinterrand sich das Nachhirn edulla oblongata« schliesst. von unten besichtigt, so mag die auch An- igern zu empfehlende Bestimmimg der 12 Hirnnerven vorgenommen rden . 1 . Nervus olfactorius (Riechnerv) vom Lobus olfactorius abtretend . opticus (Sehnerv) von der Sehnervenkreuzung (»Chiasma nervor. optic.) abtretend. oculomotorius (gemeinschaftlicher Augenmuskelnerv) vom pedunculus cerebri') abtretend. trochlearis (Rollnerv) oberhalb des nächsten erscheinend, trigemnius (dreigetheilter Nerv i an der lateralen Seite des Crus cerebelli ad pontem erscheinend. abducens (äusserer Augenmiiskelnerv) am unteren Rand des Pons Varoli erscheinend. facialis (Antlitznerv) am oberen Rande der Medulla oblon- gata unterhalb der Tarolsbrücke ercheinend. acusticus (Gehörnerv) am lateralen Rande des verlän- gerten Markes erscheinend. glossopharyngeus (Zungenschlundkopfnerv) vom mittleren Strange des verlängerten Markes entspringend, vagus I Lungen-Magennerv mit 5 — 6 Wurzeln vom CJorpus olivare entspringend. accessorius Willisii s. recurrens (Beinerv) mit 10 Wurzel- fäden von den Seitensträngen der Medulla spinalis ent- springend. hypoglossus s. loquens iZungenfleischnerv) vom lateralen Rande des Pyramidenstranges kommend. Nun lege man das Gehirn wieder auf seine Basis und trage das Dach r Hemisphären durch Horizontalschnitte ab , um eine Ansicht der 1; Näheres über Ursprung und Verlauf der Hirnnerven siehe Krause 1. c. pag. 224 40. L2. 90 II. Specieller Theil. Seitenventrikel zu bekommen (siehe Fig. 29): das in den Ventriculu lobi olfactorii sich fortsetzende Vorderhom mit dem Streifenkörpe Coi-jjus striatum, abgegrenzt durch die Stria Cornea von dem Sehhüge Thalamus opticus, das untere Horn mit dem Avohlentwickelten Pes hippo campi maj or , auch Ammonshom genannt ; ein Hinterhorn fehlt i Krause) . - Hinter demStreifenkörpe ^""^S- erblickt man iFig. 29: de: Fomix ; nun durch- schneide man den beid Grosshirn - Hemisphäre: verbindenden Balken Coi pus callosum ^] quer i seiner Mitte und lege sein Hälften nach vor- un rückwärts um [Hyrtl] . - Man erblickt nun die we nig entwickelte, vertical( durchsichtige Scheid( wand Septum pellucidun die , aus 2 parallelen La mellen bestehend , di Vorderhömer trennt un den Ventriculus septi pe lucidi umschliesst. - Nun durchschneidet ma quer den sich präsentirer den Fornix, der ein m: der Basis nach hinten gerichtetes Dreieck bildet, schlägt ihn ebenso wi den Balken auseinander, entfernt die Tela chorioidea, Plexus chorioidev medius (das mittlere Adergeflecht) und zieht die Sehhügel etws auseinander, so gelangt man in den Ventriculus tertius s. medius beachte die Commissura anterior, media und posterior; unter d( ersten den Aditus ad infundibulum (Trichtereingang) , unter der lets teren den Aditus ad aquaeduetum Sylvii iEingangsöffiiung der Syhi sehen Wasserleitung! , die zur vierten Hirnkammer geht. — Zw: sehen der letzteren und der dritten Gehirnkammev liegt das Mittelhii die Corpora quadrigemina (Vierhügel) , die in anteriora und posteriora z scheiden sind. In der Furche zwischen ersteren liegt die Zirbeldrüse, Glai: dula pinealis seu Penis cerebri , von graubräunlicher Farbe und cylindr (jeliirn von Lepus cmniculus (nach Geginhmir). A von oben, B von unten. lo = Lobi olfaotorii. / = Vorderhirn (Grosshirnhemispliären). /// = Mlttelliirn (Corpora quadrigemina). IV = Hinterhirn (Cerebellum). V = Nachhirn (Medulla oblongata). h = Hj'popliysis. 2 — Nervus opticus. 5 = ,, oculomotorius. .5 = trigeminus. 6 = abducens. 7,8= „ facialis tt acusticns. Durch Abtragen des Daches der rechten Hemisphäre, ist der ent- sprechende Lateralventrikel eröffnet, man sieht vorne den Streifen- körper, dahinter den Fornix mit dem Anfang des Pes hippocampi major. 1) Die Umbeugangsstelle seines vorderen Randes heisst das Balkenknie , Ger corporis callosi — siein hinterer Rand Balkenwulst, Tuber seu Splenium corporis callos 1. B. Vögel. 91 r Gestalt; von ihrem Vorderende gehen die Pedunculi glandnlae alis seu Peduncnli Conarii aus, die sich als Taeniae medulläres längs Sehhügeln fortsetzen. — Nun folge die Besichtigung des verlängerten kes mit den durch den Sulcus longitudinalis anterior getrennten Py- den, den etwas lateralwärts von diesen gelagerten Oliven (ein Durch- itt zeigt ihren Markkern Nuclus) und den noch seitlicher zu suchen- strangförmigen Körpern Corpora restiformia , die, weil in die Klein- liemisphären sich einsenkend, auch als Pedunculi cerebelli bezeichnet Len ; durchschneide sodann den die zwei Kleinhirnhemisphären verbin- len Wurm »Vermis« in der Medianlinie, betrachte sein bavimförmig iveigtes Marklager , den xlrbor vitae vermis , dm'chschneide hierauf fcaldas Cerebellum, trage dessen hinteren Theil ab, um die vierte Hirn- mer, den Ventriculus quartus, deren Boden den Namen Eautengrube, ;a rhomboidalis führt, zur Ansicht zu bekommen. Seitlich am oberen e des vierten Ventrikels gewahrt man die Tubercula acustica , an 3m unteren Ende, dem Calamus scriptorius, zwischen den *auseinan- ^eichenden Corpora restiformia die eine dreiseitige Platte (mit der ze nach unten) bildende Lamina cinerea ventriculi quarti. Bemerk. Um die wichtigeren Theile des Gehirns zu studiren und eine orstellung von dem überaus complicirten Baue desselben zu bekommen, ihle man zur Untersuchung Gehirne grösserer Haussäuger : — bei den attischen Uebungen pflegt die Demonstration eines solchen vom Cursleiter xanstaltet zu werden. — Vorgeschrittenen, die bereits histologischen Stu- en oblagen, ist als Hauptwerk Henles »Nervenlehre« :1. c. Nr. 17. III. Bd.) L nennen. B. Präparation der Yögel. Die äussere Inspection hat bei selteneren Thieren mit dem Aus- sen der Totallänge , von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende, Flügelweite und des Abstandes der zusammengelegten Flügel von Schwanzspitze zu beginnen ; hieran schliesst sich ( Hartlaub ) genaue Notirung der Farbe der Weichtheile : Schnabel , Schlund, ge , Wachshaut , Augenring , Iris , Füsse , Flügel und eventueller tter Hautstellen, fleischiger Auswüchse etc. Kann das eben getödtete Thier nicht sofort abgebalgt und untersucht :len , so erheischt die eventuell nöthige Schonung des Gefieders be- lere Vorsichtsmassregeln , die im Wesentlichen darin bestehen, die 3hmutzung desselben durch Blut, Magensaft, Excremente, Harn etc. anzuhalten; zu diesem Behufe verstopft man die Nasenlöcher und Schlund mit Fliesspapier, Werg oder Wolle, letzteren [Martin] auch einem Gemisch von trockenen Sägespänen und Salz; ähnlich ver- iesst man die Kloakenöffnung. Bemerk. Bisweilen ist es räthlich , durch massigen Druck und strei- 92 II. Specieller Thtil. chencle Bewegungen den Kropf zu entleeren , dessen Füllungsgrad unschwf zu constatiren ist. Blutflecke sind mit Fliesspapier oder falls sie schon eingetrocknfl sind, vorsichtig mit einem feuchten Schwämme zu reinigen. Yerletziuij gen, einen Schnitt oder Schusswunden verlegt man mit passend geformte i Papierpropfen. Ueberdies (siehe auch unten; bestreut man blutige unj fette Stellen mit Sägespänen, trockenem Sande, Asche u. dergl. m. ! Um die ^nichtigsten Organisationseigenthümlichkeiten an eineij leicht zu beschaffenden Vogel genauer kennen zu lernen, wollen wir dij Haustaube, Columba livia domestica , wählen , ehe wir aber zur Sectio | schreiten , eine äusserliche Inspection des Yogelkörpers überhaupt voii nehmen. Vorerst interessirt uns das Ectoskelet der Vögel, das fast ausschliess lieh durch eigenartig modificirte epidermoidale Gebilde, die in Gestal verschieden beschaffener »Federn«, horniger Schilder, Platten, Schup, pen etc. auftreten. Vorzugsweise sind es die ersteren, die Federn, di, wir als charakteristische 15il düngen näher zu besehen haben. Allgemeii, bezeichnet man jene Federn, welche die Körpercontoiiren mitbestimme! und die Färbung des Federkleides bedingen, als : Contourfedern (Pennae) j An jeder solchen C'ontourfeder lassen sich unterscheiden: 1) ein dl Federachse bildender Schaft (Scapus) , dessen unteres hohles cylindrische Stück der Kiel, Spule (Calamus) in einer taschenförmigen Hauteinstiii pvmg : im »Federbalge« steckt und dessen freies oberes vierkantiges so lides Stück : die Spindel (Ehachis) sich bis ans Federende erstreckt. De Kiel besitzt zwei Oeffnungen: einen »Umbilicus inferior«, in welchen dii Gefässpapille eintritt, und einen «Umbilicus superior«, an der unterer Seite der Feder, wo der Kiel in die Spindel übergeht. — Seitlich stehei von der Rhachis Fortsätze ab : die Fiederchen oder Strahlen (Radii) , di( sich als schmale Plättchen nächst der Medianlinie (der Rhachis) an- heften ; diese zeigen weitere (spitze) Fortsätze (Radioli) , die seitlich häufig gesägt sind und in Häkchen auslaufen, sich entsprechend in einandei legen und die Zwischenräume der Radii ausfüllen ; hierdurch entstein die Federfahne (Federbart), Vexillum. An der unteren Seite der durcli eine Längenfurclie ausgezeichneten Rhachis findet sich (bei vielen Vögeln) eine Afterfahne, Hyporhachis, die zunächst dem Umbilicus superior be- festigt ist. Bei fehlendem Barte sind die Federn entweder dünn fadenartig ver- längert: Fadenfedern, Filoplumae, oder kürzer, borstenartig : Bart- odei Schnurrborsten, Vibrissae. — Jene kurzen , die Haut unmittelbar be- deckenden Federchen mit weichem Schafte heissen: dünne (Flaumfedern) I 1. B. Vögel. 93 |l pjiiiulae ^) . Meistens sind die Contoxirfedern in bestimmten Reihen oder Gjippen »Pterylae« angeordnet, zwischen denen nackte oder mir mit F'umfedern besetzte Raine »Apteria« liegen. — Die Contourfedern wer- M unterschieden 1) in Schwingen »Remig es«, die längs des unteren K ides der Fliigelknochen inseriren und als » Handschwingen « oder >iL\viugen erster Ordnung und »Arm- (Unterarm-) Schwingen« oder viwingen zweiter Ordnung beschrieben werden; 2) in die den Schwanz i leuden Steuerfedern »Rectrices«; 3) in kleinere, die Wurzeln der r sseren dachziegelartig deckende Contourfedern: Deckfedern »Tee- res«. — Als Schulterfedern » Parapterum « bezeichnet man die am lerarm befindlichen, den eingelegten Flügel von oben her bedeckenden ^lern; als After- oder Eckfliigel »Alula« oder »Ala spuriau einen vom "iimen geti-agenen Büschel kleiner Contourfedern, der bisweilen durch ! eu harten hornigen Sporn (Kralle) »Ala calcarata« ersetzt wird, an der ''igelbeuge. Was das Gefieder der Columbiden betrifft, ist der Mangel an Dunen ischen den Contourfedern und ihr Fehlen axif den meisten Rainen be- irkenswerth. Es finden sich 10 Handschwingen, circa 11 — 15Arm- nvingen und 12 — Ki Steuerfedern vor. Die hinteren Extremitäten 2) der Tauben enden mit Spalt- oder kndelfüssen »Pedes fissi«; am »Tarsusa-Lauf finden sich vorne 6 (meist 9) pre Tafeln, hinten ist derselbe gekörnt oder »netzähnlich« gefeldert. Ausser den schon aus dem praktischen Leben sich ergebenden Re- chnungen der einzelnen Körperregionen, wie : Stirn, Scheitel, Hinter- pt, Wange, Kehle, Nacken, Rrust, lianch, Rücken, Steiss, Bürzel, wanz, hat man in der wissenschaftlichen Ornithologie gewisse äussere keile systematisch noch besonders verwerthet; so am Oberschnabel die rste oder den Rücken »Culmen«, der bisAveilen jederseits durch eine ') Federn , die an der Schaftspitze n SSen »Plumae falciferae«. — Eine Verkü gen die Pinguine etc. Vergl. hierüber dii ■') Bekanntlich unterscheidet man : I. G a n g b e i n e , Pedes gradarii. Schiene bis zur Fussbeuge befiedert. K-lammerfüsse, P. adhamantes, mit 4 nach vorne gerichteten Zehen. Kletterfüsse , P. scansorii, 2 Zehen nach vorne, 2 nach hinten gerichtet. Aeussere oder innere Zehe kann nach vorn und hinten gewendet werden, da- her Kletterfüsse mit äusserer, Klam- merfüsse mit innerer Wendezehe. Wandelfüsse, P. ambulatorii, .'i Zehen it einer Hornschuppe (Bombycilla) enden, mmerung der Schwungfedern zu Schuppen ; citirten Lehrbücher der Zoologie. nach vorne. Die Innenzehe nach hin- ten gerichtet ; Mittel- und Aussenzehe am Grunde verwachsen. d. Schreitfüsse, P. gressorii , die Innen- zehe steht nach hinten, 3 Zehen nach vorne, Mittel- und Aussenzehe bis über die Mitte verwachsen, ß. Sitzfüsse, P. insidentes, 3 Zehen nach vorne, durch eine kurze Bindehaut am Grunde verbunden , Innenzehe nach hinten . 94 II. Specieller Theil. Furche vom Seitentheil »Paratonum« getrennt ist; Kuppe »Dertrum« neni man seine gewölbte Spitze, »Thomium« seinen schneidenden Rand. Di Spitze des Unterschnabels ( Yereinigungsstelle der beiden Unterkiefei äste) heisst »Dille« myxa; »Dillen- oder Kinnwinkel« ist der von den gtj nannten Aesten gebildete Winkel, der Rand von diesem bis zur Dill i heisst Dillenkante »Gonys«. Jene die Schnabelwurzel bedeckende weich 1 Haut nennt man die Wachshaut (C'era, Ceroma) ; zwischen Schnabel, Wurzel und Auge liegt der »Zügel«, »Lorum«. Ausführung der Section'). Um eine seltenere Vogelleiche in dermatologischer und zootomische! Hinsicht zu verwerthen, empfiehlt es sich, das in der Rückenlage fixirt i Thier durch eine unter dem Dillenwinkel beginnenden und bis zu Kloakenöffnung geführten medianen Hautschnitt ^ zu eröffnen , wobei man aber auf möglichste Schonung des Gefieders 15edacht zu nehmen hat indem man zuvor die in der Schnittlinie gelegenen . nur wenig befeuch teten Federn sorgsam zur Seite streicht; etwaige Blutungen werden mii feinen Schwämmchen gestillt und die bereits entblössten Theile : inneii Seite des Balges und die Muskulatur mit feinster Asche , Sand , Säge mehl, Gyps oder dergl. bestreut. Nun streift man vorsichtig — ohm einen weiteren Schnitt in das Federkleid zu führen — die Haut gegei die Seitentheile und den Rücken zu ab, bis der Oberarm einerseits, de /. Spaltfüsse, P. fissi. Innenzehe nach k. Schwimmfüsse, P. palmati, die 3 nacl hinten, die 3 nach vorne gerichteten vorne gerichteten Zehen sind bis zui Zehen sind vollkommen getrennt. Spitze durch eine ungetheilti Schwimmhaut verbunden. II. "Wadbeine, Pedes vadantes. l. Halbe Schwimmfüsse, P. semipalmati, Bi.s zur Hälfte der Schienen befiedert oder Schwimmhaut reicht bis zur Mitte dei unbefiedert — ist der unbefiederte Lauf Zehen. sehr lang, so heissen sie Stelzfüsse, m. Gespaltene Schwimmfüsse, P. fisso- P. grallarii. palmati, ein ganzrandiger Hautsaun !/. Geheftete Füsse, P. colligati, Vorder- läuft an den Zehen hin. zehen an der Wurzel durch eine kurze n. Lappenfüsse, P. lobati, der Hautsaun Bindehaut vereinigt. ist an den einzelnen Zehengliederi /(. Halbgeheftete Füsse, P. semicolligati; lappig eingekerbt. nur Mittel- und Aussenzehe vereinigt. o. Ruderfüsse, P. stegani, die Hinterzehi «. Laufbeine, P. cursorii, 2 — 3 starke ist in die Schwimmhaut mit aufge- Vorderzehen; Hinterzehe fehlt. nommen. i Claus.) ') Die Vorbereitungen hierzu sind übereinstimmend mit den auf pag. 71 (»Sectioi des Kaninchen'^"' angegebenen. Dermatologen pflegen, um schöne Bälge zu erhalten, nie diesen langen Schnit zu führen; am meisten beliebt sind: 1; Hautschnitt vom Brustbeine bis zur Kloake 2) Hautschnitt längs des Brustbeines. 3; Der Aufschnitt unter einem Flügel. 4) Haut schnitt von der Rückenmitte bis gegen die Bürzeldrüse hin (zumal bei »Tauchern«) , Vei gleiche hierüber die citirte Literatur. 1. B. Vögel. 95 (»erschenkel andererseits thiinlichst weit biosgelegt erscheint; man er- glsift hierauf den Flügel am Unterarm , schiebt ihn , während die andere ]|,nd den entsprechenden, bereits abgelösten Theil des Balges fixirt, ggen die Körjjermitte zu und kneipt den überarm knapp vor der Ellen- 1 uge mit der Knochenzange oder Scheere ab ; ähnlich verfährt man an (t unteren Extremität, die in oder vor dem Kniegelenke amputirt wird. ] man mit dieser Manipulation auf beiden Seiten fertig, so umschneide nn die KloakenöfFnung und trenne die letzten Schwanzwirbel mit dem jjdge ab, da man andernfalls leicht ein Ausfallen der Steuerfedern riskirt. Ammehr zieht man leicht den Balg über Rücken und Hals bis zum lopfe ab, untersticht seitlich die Ohrhäute mit einem stumpfen Scalpell 1 d hebt sie durch Aufsetzen des Daumens heraus. Mit gleicher Vorsicht löst man nach Durchschneidung der Bindehaut i s Auges die Lidränder und präparirt den Balg vollends bis zur Nasen- vu'zel frei; der Rumpf ist nun völlig entblösst und frägt es sich, ob nach Herausnahme der Miuid- und Racheneingeweide, der Kopf im Atlasge- jiike abzutrennen und im Zusammenhange mit dem Balge zu behandeln ilcr ob behufs C-'onservirung des Gehirns, die Schädeldecke nach bereits 'kannter Methode abzuheben sei. Im ersteren Falle erweitert man die interhauptsöffnung , um das Gehirn stückweise zu entfernen, enucleirt IS Auge, das später am fertigen Balge in gleicher Weise wie die Schä- ?lhühle mit einem Wergpfropfen auszufüllen ist; bepinselt den Schädel jiwie die Hals- und Kopfhaut mit einer Arseniklösung und stülpt schliess- bh den Balg zurück, der nach Reinigung von anhaftendem Fette mit per einfachen Lösung von arsensaurem Natron oder »mit einer dünnen age von breiartig geschlemmter . mit arsensaurem Natron vermischter honerde« \Hurtlaub) gut bestrichen wird. Bemerk. Einige Aufmerksamkeit erfordert die Vergiftung der Flügel und Fussknoclien. Lassen sich dieselben nicht genügend weit aus der Haut hervorstülpen, so hat man (am Flügel) durch einen an der Innenseite zwi- schen Ulna und Radius bis zum Daumen geführten Schnitt die zu entfernen- den, dann mit Werg zu ersetzenden Weichtheile bloszulegen und die ge- reinigte Haut sammt Knochen mit Präservativ zu bestreichen. An der unte- ren Extremität wird die Haut nach dem Tarsus zu, je weiter je besser, zurück- gestreift, vergiftet und über die mit Werg umwickelte Tibia gestülpt. Befiederte muskulöse Tarsen, sowie muskulöse Zehen erheischen ie Injection von Alaun oder arsensaurem Natron von dem durch einen ängsschnitt eröffneten Ballen, beziehungsweise der Sohle aus nach vor- usgegangener bestmöglichster Abtragung der Weichtheile ; letztere sind urch Wolle zu ersetzen — schliesslich auch die Aussenseite mit Präser- itiv zu bestreichen (Hartlauh). Martin empfiehlt bei kleinen Vögeln, 1) Martin. 96 II. Specieller Theil. Tarsen und Wadenbein mit einem Drahte zu diirclistechen und nacl seiner Entfernung einen Tropfen des letztgenannten Conservativs einzu- träufeln. ]jei grösseren Vögeln iRaben Tauben) wird in den Stichkanai eine mit dem Gifte durchtränkte Feder eingeschoben und erst nacl! einigen Tagen entfernt. Die Beine grosser Vögel sollen, nachdem si(' aufgeschnitten, entfleischt und vergiftet wurden, überdies mit Alaun- pulver bestreut werden. Bemerk. Nasenlöcher, Wachshaut sind gleichfalls mit Präservativ zu bestreichen — desgleichen fleischige Auswüchse, Hautlappen und dergleichen,' in letztere injicirt man zweckmässig einige Pravaz'sche Spritzen voll der Prä- servativlösung oder schält sie aus und bestreicht ihre Innenfläche, die mit Wolle auszufüllen ist, mit der gleichen Solution. Nach Verlauf eines Tages wird der gehörig zusammengelegte Balg mit einem aus Werg geformten Halse von natürlicher Dicke (der mit dem einen Ende fest in die Schädelhöhle eingepasst wird) und einem aus glei- chem Materiale oder aus Heu , Moos etc. gefertigten Rumpfe gestopft, die Flügel in die ihnen entsprechende Lage gebracht , das Gefieder ge- ordnet und bis zum Austrocknen mit einer die Flügel fixirenden leichten Papierbinde umgeben. Bemerk. Einige Dermatologen empfehlen die Conservirung ganzer Vögel in Spiritus. HarÜauh (1. c.) citirt Hancock'^ Methode: dem Vogel einige Tropfen Acidi pyrolignosi mittelst einer Röhre in den Schlund zu träu- feln und die Federn mit derselben Lösung zu saturiren. — Die nach einer Stunde getrockneten Thiere können, in Papier gehüllt, verpackt werden. . Für speciell zootomische Zwecke, zumal für länger währende Ar- beiten an Spiiitusobjecten empfiehlt es sich nicht den Balg abzuziehen, sondern das Federkleid durch vorsichtiges «Rupfen« vollständig zu ent- fernen , da die Federn oft der Präparation hinderlich sind , andererseits aber doch der Schutz der noch nicht blosszulegenden Theile durch die Hautdecke sehr wünschenswerth ist. Ehe wir die Haut durchtrennen, führen wir einen Tubulus in den Kehlkopf, bezüglich bis in die Trachea ein, comprimiren sie durch leichten Druck von aussen , oberhalb der eingeführten Kanülenöffiiung, und be- merken, nachdem wir durch das Minidstück entsprechend viel Luft einge- blasen,' ein Aufschwellen des ganzen Vogelkörpers — durch die noch später zu erwähnenden Luftsäcke ; haben wir dieses Experiment ausgeführt, so Avenden Avir uns zur Eröffnung der Vogelleiche, die wir amzweckmässigsten in der. Weise vornehmen, dass wir nach dem üblichen Medianschnitte vom unteren Brustbeinrande bis zur Kloake , den grossen mid kleinen Brustmuskel (M. pectoralis major und minor) jeder Seite durch sagittale Schnitte durchtrennen, zur Seite schlagen und mit einer spitzen Scheere im letzten oder vorletzten Intercostalraume vorsichtig d. h. nicht tief! eindringen und sämmtliche Costo-Sternocostalgelenke (jede wahre Rippe 1. B, Vögel. 97 t typisch aus 3 Stücken zusammengesetzt : dem Rückentheile , l)or- ilrippe , oder der eigentlichen Eippe mit dem sog. Processus unci- atus und dem Sternaltheile (Sterno-Costahippe) — letzterer verhindet ch fast in rechtem Winkel gelenkig mit der entsprechenden Dorsalrippe iCosto-Stemocostalgelenk«) — durchschneiden; lösen hierauf die |rticulationen im Schultergürtel zwischen Humerus, Schulterblatt und i^orakoidbein, durchtrennen die Muskelzüge, ziehen das nunmehr in seinen ■steren Verbindungen gelockerte Sternum nach einer Seite etwas ab und urchtrennen mit dem Messer — die Schneide nach der inneren Brust- einfläche zugekehrt — die von der Pleura, dem Pericard, dem Diaphrag- la und dem Peritoneum gebildeten Adhäsionen, ebenso die Insertionen er Bauchmuskeln , und heben das ganze Brustbein sammt Korakoid- »einen und der Furcula als ein Stück ab. Wir gewinnen hierdurch inen Ueberblick über die gesammten Thorax- und Baucheingeweide und leachten folgendes : das in der. Mittellinie des Körpers mit seiner Spitze lach hinten und etwas nach unten gelagerte und von den Lungen nicht lingeschlossene Herz ') erscheint eingebettet zwischen den zwei gelb- iraunen Leberlajjpen in der sogenannten »Fossa hepatis cardiaca«, — ein liagerungsverhältniss, dem wir bei Reptilien und Amphibien wieder be- gegnen werden, liei dem Mangel eines muskulösen, ein queres Septum )ildenden Diaphragmas , das nur als eine aponeurotische , dünne, mit iVenigen von den letzten Dorsalwirbeln , Dorsalrippen und Sternocostal- cnochen stammenden fleischigen Köpfen versehen ist, erscheint die Frennung der Brust- von der Bauchhöhle als eine sehr unvollkommene ; las rudimentäre , eines mittleren vereinigenden Theiles entbehrende Zwerchfell legt sich von der Pleura bedeckt an die Bauchfläche der Lungen an, und scheint derart der Erweiterung der Lungen und Bronchien zu dienen und die Luftsäcke gegen die Lungen hin abzuschliessen iCarus) . Unter dem linken Lappen der braunrothen Leber tritt der mächtige Muskelmagen hervor, der seitlich und oben spärlich mit lose anhaftendem Fette bedeckt erscheint. — Der untere Theil des Abdomens zeigt — bei Obensicht des intacten Situs viscerum — nur den in Längsschlingen verlaufenden Theil des Darmcanales. — Wurde die Wegnahme des Sternums sammt adnexen Theilen sehr schonend vorgenommen, so kann man durch abermaliges Aufblasen von der Luftröhre aus die Luftsäcke in sehr instructiver Weise zur Ansicht bringen. Diese Cellulae aereae sind »als grossartige lokale Ausstülpungen der BronchieuAvandung aufzufassen« (F. E. Schulze); sie vertheilen sich im ganzen Riimpfe und dürften soAvohl zur Verminderving des specifi- 1) Dem mittleren Drittel des Sternums ungefähr gegenüber [Wiechel). -] Ein hei'metisch schliessendes Diaphragma besitzt Apteryx. Moj sisovics, Priipariiüliungen. 7 98 II. Specieller Theil. scheu Körpergewichtes dienen, wie zum Wärmeschutze des "\'ogels [Claus] , als auch Luftreservoirs für die Respiration vorstellen. Zwei dieser Liiftsäcke liegen jederseits am Halse (Cell, cervicales), ein dritter, der »interclaviculare« , bildet sich durch \'ereinigung von (Huxley) zwei einander gegenüberliegenden im Winkel des »Schlüssel- beins«, zwei erfüllen die Bauchhöhle, Cell, abdominales, und überdies finden sich noch auf jeder Seite zwei Cell, diaphragmaticae in den hinteren Seitentheilen des Thorax ; ihre Austrittsöffnungen aus der Lunge werden wir nach der Herausnahme der letzteren zur Ansicht bekommen. Ehe man nun zur Speeialuntersuchung der einzelnen Organe über- geht, beachte man das Verhalten der grossen Gefässe ; aus der kurzen Aorta ascendens entwickelt sich sofort der am rechten Bronchus reitende Aortenbogen, aus welchem zwei Trunci brachio-cephalici, ein rechter und ein linker, abgehen; seine Fortsetzung, die Aorta descendens, verläuft dem- nach auch in der rechten Thoraxhälfte nach abwärts; aus jedem Truncus brachio-cephalicus entspringen zwei Gefässe : eine Arteria carotis com- munis und eine Arteria subclavia; erstere spaltet sich nach Abgabe eines die Arteria vertebralis bildenden und eines die Haut des Halses versorgen- den Stammes in eine Arteria carotis externa (facialisi und Arteria carotis interna (cerebralis) ; die Arteria subclavia giebt imter anderen aber klei- neren Aesten eine die Brustmuskeln versorgende Arteria thoracica exter- na (wir haben sie bereits durchschnitten) und als directe Fortsetzungen die Arteria axillaris und Arteria brachialis ab, welche in eine Arteria radia- lis und Arteria ulnaris zerfällt. Die wichtigsten Aeste der Aorta descen- dens thoracica und abdominalis werden wir später antreffen. Bemerk. Das geschilderte Verhalten der Carotiden ist übrigens keines- wegs bei allen Vögeln gleich ; es findet sich, abgesehen von Varietäten, nach Stanniusl. c, bei allen Tag- und Nachtraubvögeln, bei allen Tauben und Hühnern, bei Struthio, Apteryx und etlichen anderen, variirt im übrigen ausserordentlich . Die Verfolgung dieser genannten wichtigeren Aeste bereitet keinerlei Schwierigkeit. — Wir beginnen mit der Untersuchung der Mundhöhle, die durch einen Scheerenschnitt vom Mundwinkel aus besser zugänglich gemacht wird, ziehen den Unterkiefer etwas nach abwärts und erblicken nun am Boden derselben die schmale, spitze, am hinteren Rande mit zwei abstehenden Spitzchen versehene und mit feinen Hornzäckchen be- setzte Zunge — gleich hinter ihr die eine länglich ovale Spalte bildende Stimmritze. An der Mundhöhlendecke fällt uns ein ansehnlich länglicher Spalt mit gezähneltem Schleimhautrande auf — es ist die hier einfache hintere Oeffnung der Nasenhöhle: die Choane. An der Stelle eines Gaumensegels finden wir eine nach unten concav ausgeschnittene, gleich- falls gezähnelte Gaumenleiste. An der hiervon den Giessbeckenknorpeln 1. B. Vögel. 99 gebildeten Stimmritze (Rimula glottidis, , dem »Aditxis ad laryngem siipe- jfiorem« fällt uns der Mangel eines Kehldeckels auf; an ihrem hinteren iande bemerken wir eine etwas vorspringende, mit überaus feinen Ilorn- ipitzchen besetzte Schleimhautfalte, die eine seichte l>ucht überwölbt. — l^it der Besichtigung des oberen , wie bei den Säugern aus 3 Knorpeln )estehenden Kehlkopfs sowie der längsgefalteten Schleimhaut des Oeso- )hag'us beschliessen wir hier die cursorische Untersuchung. I Bemerk. Schweissdrüsen fehlen allen Vögeln. — Von Speicheldrüsen I sind bei der Taube entwickelt : 1] Die Glandula subungualis (lingualis) längs der Seitenfläche der Zunge und unter dieser (sehr gering) . 2) Eine ansehnliche »Oberkieferdrüse« (Parotis) zwischen dem Mundwinkel und dem Gehörgange. 3) Eine grosse Glandula submaxillaris anterior. 4) Eine unbedeutende Glandula submaxillaris posterior [Meckel) . Eine Nasendrüse fehlt den Tauben. In der Orbitalhöhle am äusseren Augenwinkel liegt die Glandula lacrymalis ; am inneren Orbitalrande die »Härder sehe Drüse« , die sich unter der Nick- haut öffnet. Eine Anzahl kleinerer Drüsenbälge hinter den Choanen wurde von Rapj} für Tonsillen angesprochen. Wir wenden jetzt den Kopf der Taube wieder so , dass er auf sein Schädeldach zu liegen kommt, isoliren die Liiftröhre sowie den Oesopha- a;us , imd treffen , indem wir dem Verlaufe der ersteren nach abwärts folgen , in der Nähe der Trachealbifurcation neben den Carotiden zwei etwas abseits von ihr gelagerte, rundlich OA'ale, röthliche Drüschen : -die .brlandulae thyreoideae i); der im oberen Theile muskulösere, mehr cylin- prisch geformte Oesophagus erweitert sich zu einer hier paarigen dünn- [ivandigen, drüsenreichen Aussackung, dem Kröpfe, Ingluvies, der einer- seits als Nahrungsreservoir , andererseits während der Brütezeit zur Secretion einer rahmartigen oder milchähnlichen Flüssigkeit dient , mit der die Jungen während ihrer ersten Lebenstage ernährt werden. — Ohne die Lage der Brusteingeweide wesentlich zu alteriren, heben wir die Herz- spitze empor, durchtrennen die vom Herzbeutel dorsalwärts zum hinteren Rande und in die Tiefe der Lebergrube ziehenden ligamentösen Adhä- sionen, lösen die Peritonealverbindungen der Leber (Ligamentum hepato- gastricum — hepato-duodenale etc.), schlagen die Leber nach oben über und beachten die an der unteren Fläche des grösseren rechten Lappens ausgebildeten drei ziemlich tiefen Längenfurchen, — die Abdrücke des imter ihr gelagerten Theils des Darmconvoluts — der kleinere linke ') Uie bei jungen Thieren wohlentwickelte paarige Thymus liegt neben den Bron- chien und reicht bis über die Mitte der Halslänge. 2) Der mittlere und innerste gehören dem Duodenum an. 7* 1. B. Vögel. 101 jappeii zeigt dorsalwärts einen concaven Ausschnitt, der sich an den bleich zn besprechenden Proventriculus anschmiegt, nnd einen gleich- alls concaven, frontal gestellten Ausschnitt an seiner unteren Fläche, der ich dem mächtigen Muskelniagen, Gigerium, anpasst. Durch seichtere ilinschnitte und Impressionen von einander getrennt, finden sich noch in ;twas variirender Zahl \md Anordnving kleinere Leberläppchen vor. Der ;ben erwähnte Proventriculus ( Vormagen ) , der sich schon äusserlich lurch die mächtige Entwickelung mosaikartig angeordneter Drüschen vom Oesophagus scharf abhebt, geht mittelst der Cardia in den einen plindsack vorstellenden, durch grosse Sehnenflecke ausgezeichneten Mus- ikelmagen über; präparirt man mit der Scheere das an seiner kleinen {Kurvatur angehäiifte Fett ab, so sieht man gleich neben der Cardia leii Pylorustheil des nach hinten absteigenden Zwölffingerdarms . — unmittelbar dahinter, etwas links liegt die längliche dunkelrothe Milz ; wie eingekeilt Hegt von beiden Seiten in der langen , geraden und tief nach abwärts steigenden Zwölffingerdarmschlinge das aus zwei länglichen, ungleich grossen Lappen bestehende gelblich -weisse Pancreas , von dem >ieh auch noch ein Fortsatz bis zur Milz erstreckt. Etwa 1 — l'/2cm unter dem Pylorus senkt sich der obere Ductus hepaticus seu hepato- entericus in das Duodenum — er präsentirt sich ohne weitere Präparation. Allen Taviben fehlt nämlich eine Gallenblase, daher auch ein Ductus choledochus; doch finden sich zwei Leberausführungsgänge vor, dessen imterer schmächtigerer längerer in der Nähe der zwei »ersten« Ductus pancreatici, etwa in der Mitte des zweiten Duodenalabschnittes eintritt, der dritte Pancreasgang mündet am Endtheile des Zwölffingerdarmes. — Varietäten scheinen übrigens auch hier keine Seltenheit zu sein. Bemerk. Die Aufsuchung der genannten Gänge erleichtert man sich dadurch , dass man die Duodenalschlinge gegen das Licht hält , wobei sich die Eintrittsstellen schärfer markiren. Etwas abweichend sind die genannten Verhältnisse beim Huhn (siehe Fig. 31), obwohl es auch bei diesem nicht zvir Bildung eines Ductus cho- ledochus kommt. Durch einen Ductus hepato-cysticus gelangt hier einer- seits die Galle in die Gallenblase [vj") und von ihr durch einen distinct mündenden Ductus cysticus in den Zwölffingerdarm, andererseits durch einen knapp neben ersterem eintretenden Ductus hepaticus, der aus dem mittleren der hier aus drei Lappen bestehenden Leber kommt ; vor beiden senken sich die drei Ductus pancreatici ein (siehe Fig. 31). Der auf das Duodenum folgende weitere Dünndarmabschnitt wird durch zarte Mesenterien innig zusammengehalten, zeigt vorerst noch eine Längsscblinge, dann eine fast spiralige Anordnung imd bildet schliess- lich, ehe er in den kurzen Enddarm (Dickdarm und Mastdarm) übergeht, abermals eine beträchtliche Längsschlinge. Den Uebergang in den Dick- 102 II. Specieller Theil. dann kennzeichnen zwei seitliche kurze Blindsäckchen, die das rudimen- täre, aber paarige Coecum repräsentiren . Nun unterbinden wir zweimal das Rectum etwa 1 cm über seiner Einmündung in die Kloake xmd heben den Darmtract inclusive der Leber aus , belassen aber noch den Magen sammt dem obersten Duodenal- stücke, das vor derEinsenkiing des obe- ren Gallenganges durchschnitten wird, in der l^auchhöhle. — Die Innenfläche des aufgeschnitte- nen, unter Wasser besehenen Dünn- schon vorhin frei präparirten Fig. darms zeigt ansehnliche Zotten : an Hintensiclit von Leber, Magen, Milz u. Zwölf- flngerdarm vonGallus doraesticus (nach Brühl). oc = Oesophagus, p ti = Proventriculus car = C'ardia. ve = Ventriculus. pijl = Pylorus. dd = Duodenum (seine Schlinge ist wegge- lassen). Iihh = Hepar, vf = Vesicula fellea. de = Ductus cysticus. dli = Ductus hepati- cus. Ii = Lien. pjj = Pancreas. 1, 2, 3 = Ductus panereatici. deren Stelle treten gegen das Dünn- darmende zu wellenförmige Längenfal- ten. — Die Blinddärme sind ganz glatt [Meckel] . Jetzt wenden wir uns zur Unter- suchung des Herzens, tragen in schon bekannter Weise das Pericardium ab, beachten die Theilung der Arteria pul- monalis in einen rechten und linken Stamm und die Vereinigung aller Lim- genvenenäste zu einer scheinbar ein- zigen, in den linken Vorhof eintretenden Vena pulmonalis ') ; nun wird mit Schonung der lironchien das Herz ausgehoben , mit Pincette und Scheere rein präparirt und aufgeschnitten (pag. 55). Wir finden das rechte Atrium grösser als das linke und halbbogen- artig die grossen Herzstämme umgreifend ; zwei obere Hohlvenen (Venae cavae sup. und zwar eine stärkere rechte und eine linke) ergiessen das 'Blut von Kopf und oberen Extremitäten, eine kurz vor ihrem Eintritte durch die Vena hepatica (Lebervene) verstärkte Vena cava inferior führt das Blut der unteren Körperhälfte. Bemerk. An Klappen finden sich: zwei einander zugekehrte häutige- halbmondförmige, zum Verschlusse der unteren Hohlvenen; eine eben- solche für die rechte obere und eine muskulöse halbmondförmige für die linke obere Hohlvene [Brü/il] . Der dünnwandige rechte Ventrikel umgreift halbmondförmig den im Horizontalschnitte kreisförmigen, ca. dreimal dickeren linken Ven- trikel, der allein den Apex cordis bildet. ') Die Vena puhnonalis dextra und sinistra treten knapp neben einander mit ge- meinschaftlichem Ostium, das din-ch eine halbmuskulöse Klappe verschliessbar ist, in das Atrium sinistrum ein. 1. B. Vögel. 103 An Stelle eines dreizipfeligen Klappenapparates findet sich am •echten Atrioventrikularostiiim eine halbmondförmige »Muskelklappe« — )der innere freie Kand dieser Klappe ist dem convex vorragenden Septum sngewendet und muss während der Systole der Ventrikel so kräftig an Stlasselhe gedrückt werden, dass die Kammerhöhle von der Vorkammer k'ollständig abgeschlossen und so jeder Kückfluss des lilutes in letztere rerhindert wird« [Stannius] . Die Wandung-en des rechten Kammerraumes sind fast glatt, die des linken — ausgenommen die glatte Oberfläche des Septums — durch die Entwickelung von niedrigen Längswülsten ausge- Izeichnet. — Im linken Ostium atrio-ventriculare findet sich eine Valvula '^ricuspidalis — in beiden arteriellen üstien (Pulmonararterie und Aorta) je drei Valvulae semihmares. Bemerk. 1) Ausser den schon vorhin genannten Aesten der Aorta wären noch zu berücksichtigen : von kleineren : die Arteriae intercostales und Arteriae lumbales , von Hauptästen : die Arteria coeliaca , die Arteria meseraica superior, die Arteriae renales anteriores, die Arteriae crurales, die Arteriae ischiadicae und als directe Fortsetzung der absteigenden Aorta die Arteria sacralis media. — Beachtenswerth für die ganze Klasse der Vögel ist der Umstand, dass die hinteren Extremitäten nicht von einem Stamm der Aorta descendens, sondern von zweien : den Arteriae crurales und ischiadicae versorgt werden. Aus den Arteriae ischiadicae stammen gewöhnlich die Arteriae renales me- diae und aus der Arteria sacralis media die Arteriae renales posteriores ; immer giebt die letztere ab die Arteria meseraica inferior «und zwei seitliche, als Arteriae pudendae internae sich fortsetzende Arteriae hypogastricae, um als Arteria coccygea zu enden« [Stannius] . 2) Die Bildung der oberen zwei Hohlvenen kommt durch die respective Vereinigung der zwei Venae jugulares (deren rechte übrigens stärker ist) mit den zwei Venae subclaviae zu Stande. Ein Nierenpfortadersystem wird von einigen Autoren funter diesen Huxleij] in Abrede gestellt, von Gegenhaur als fraglich bezeichnet, von Anderen ( Carus) behauptet ; — wie dem auch sei, setzt sich die Vena cava inferior »aus zwei aus den Nieren kommenden Stämmen zusammen, welche die Venae crurales aufnehmen und als Fortsetzungen derselben betrachtet werden können. — Ausser den in den Nieren wurzelnden Zwei- gen treten in diese Stämme noch zwei Venae hypogastricae ein, die an der Wurzel des Steisses durch eine Queranastomose verbunden sind, welche von hinten her die Caudalvene ^] aufnimmt und nach vorne eine zur Vena mesenterica ziehende Vena coccygeo-mesenterica abgiebt« [Gegenhaur) . 3) Die zwei Ductus thoracic! ergiessen sich in die Venae jugulares. Speiseröhre , Kropf, Vor- und Muskelmagen können in sitxi unter- sucht werden ; zu dem Behufe durchtrennt man die frei präparirte Speise- •) Bei der Taube, dem Huhn und der Ente finden sich nach Kussmann zwei Venae caudales. 104 II. Specieller Theil. röhre mit der Scheere; stülpt ihre Innenfläche nach aussen und gewahrt ausser der (während der Brutzeit längs nnd quer gefalteten) sonst mehr glatten Schleimhaut des Kropfes ca. 8 grössere und eine beträchtlichere Zahl kleinerer Längsfalten , die sich von seinem unteren Ende bis zin- Einmündung in den Drüsenmagen erstrecken und am Wege dahin allmä- lig niedriger werden. Ein zierliches Mosaik bilden die ansehnlich grossen, aber einfachen Drüsen des länglich-tonnenförmigen Proventriciilus oder Drüsenmagens; ein senkrechter Schnitt mit einem scharfen Scalpelle durch die Dicke seiner Wandung bringt die pallis adenartig nebeneinander gereihten, mit weiten Ostien versehenen Drüschen noch besser zur An- sicht, eine ziemlich beträchtliche Einschnürung trennt den Vor- oder Drüsenmagen vom Muskelmagen, den wir mittelst eines senkrechten Messerschnittes — von der Cardia über den grossen Magenbogen bis zum Pylorus — in zwei fast egale Hälften zerlegen; nachdem sie mit Wasser gut abgespült wurden, werden sie auseinander geklappt, mit der Scheere noch Cardia und Pylorus durchschnitten, dann die rauhe hornartige gelbe »Reibplatte«, welche als erhärtetes Secretionsproduct der Magenschleim- haut zu betrachten ist, abgezogen. Ist man mit der Eesichtigung dieser Theile fertig, so durchschneidet man quer den Oesophagus — etwa unter der Trachealbifurcation. — zieht ihn unter letzterer vorsichtig nach oben und trägt ihn ab; sein unterer. Theil wird mit dem Magen entfernt. Gleich hinter den Lungen treff'en wir tief eingebettet in den von den Fortsätzen und Flügeln des Sacrums gebildeten Gruben die ansehn- lich länglichen Nieren ; während letztere in anderen Fällen in der Me- dianlinie zusammentreff"en , wohl auch verschmelzen , bleiben sie bei Tauben, Hühnern und Raubvögeln [Waffner) nahezu auf Kreuzbeins- breite von einander getrennt. Die Oberfläche der durch zw^ei ziemlich tiefe Quereinschnitte in drei Hauptlappen zerfällten Nieren bietet ein zart höckeriges Ansehen. Unter- gräbt man vorsichtig mit dem Scalpellstiele die Niere, so kann man sie, ohne ihr brarinrothes mürbes Parenchym zu verletzen, ausheben und an ihrer dorsalen Fläche von den Kreuzbeinquerfortsätzen herrührende Ein- schnitte w^ahrnehmen. Der Harnleiter läuft an der medialen Seite der Niere entlang und durchbohrt unterhalb des Mastdarms zwischen den Genitalöffnungen die KloakeiiAvand ; beide münden nahe nebeneinander (Fig. 30). Ehe man zur Untersuchung der Genitalorgane übergeht , beachte man die kleinen röthlich gelben, wie platt gedrückten hirsekornförmigen Glandulae suprarenales, die, am vorderen Nierenrande gelegen, von den Geschlechtsorganen zum Theile verdeckt werden. 1. B. Vögel. 105 \ Bekanntlich verkümmert in der Regel der rechte Eierstock mit finem Eileiter bis auf ein kleines Rudiment und erhält sich nur als ]ydatide (Carits); — hingegen entwickelt sich der linke (siehe Fig. 30) a einem ansehnlichen traubigen Gebilde, das, von einer Falte des Bauch- illes umschlossen, sich über die Medianlinie häufig hinaus vor und über ( n oberen Nierenenden lagert. Die Aufsuchmig des überaus weiten ab- ominalen Ostiums des Eileiters (Trichter, Infundibulum) gelingt mit jiülfe zweier Pincetten sehr leicht — durch Anspannen und Aufheben ;iner freien Ränder demonstrirt man sich die oben breite nach unten ; sich entsprechend verschmälernde Peritonealfalte , die den Oviduct is '/A\r Einmündung in die Kloake in situ fixirt. Man beachte die darm- imlichen Windungen in seinem unteren Stücke, Vagina autor., die Iteralwärts vom linken Ureter in die Kloake mündet. Die paarigen hellgelben bohnenförmigen Hoden — von denen der ! ike meistens grösser ist — liegen unter den röthlichgelben Glandulae i'iprarenales einwärts von den oberen Nierenlappen . mit ihren medialen ändern meist knapp an einander, ihre Ausführungsgänge (Vasa defereii- überkreuzen oben die Ureteren und senken sich dann in vielfach gewam- !nem Verlaufe über die ventrale Nierenfläche hinweg parallel neben den irnleitern herab und treten dann etwas unterhalb und auswärts von 2sen in die Kloake, nachdem sie sich kurz vor ihrem Eintritte in letztere einer birnförmigen Anschwellung (einer Art Vesicula seminalis) er- iiterten. Um die Kloake zu untersuchen, dringen wir in die durch eine ein- jführte Pincette erweiterte OefFnung mit dem stumpfen Ende einer ßheere ein und durchschneiden ihre ventrale Wand in der Medianlinie, ■ehen die beiden erhaltenen Lappen seitlich ab und sondiren die von ner circulären Falte umgebene Rectalmündung , links hinter ihr das )rificium genitale femininum. Bemerk. Vasa deferentia münden auf papillenartigen Schleimhaut- fältchen seitlich und unter dem »After«. Um die Einmündungsstellen der Harnleiter — ohne die faltenreiche Lloakenschleimhaut diirch überflüssige Bohrversuche zu schädigen — . jichter zu finden, darf dem Anfänger empfohlen werden, mit einer fein- oitzi^en Scheere behutsam die Ureterenwände anzuschneiden und durch ie nun erhaltenen Schlitze mit Leichtigkeit je eine Schweinsborste bis LI den gesuchten Ostien vorzuschieben. Hinter den Harnröhrenöffnungen an der dorsalen oberen Kloaken- 'and gelangt man leicht in die von einer vorspringenden Falte umgebene lündung der Bursa Fabricii, eines von drüsigen Wandungen gebildeten ilindsackes, dessen Function bislang keineswegs feststeht. II. Specieller Theil. j Es erübrigt — von den vegetativen Organsystemen — schliesslictl noch die Untersuchung des Respirationssystemes. j Ein (mit der Scheere) längs ihrer dorsalen Fläche geführter Median-; schnitt spaltet die etwas abgeflachte, aus zahlreichen und vollständigen] Knorpelringen bestehende Trachea bis zu ihrer TheiKmg in die beiden! Bronchien, jener Stelle, die bei fast allen Carinaten ') durch Entwicke-l hing eines ( stimmbildenden ) unteren Kehlkopfes ( Larynx broncho- i trachealis seu Syrinx) ausgezeichnet ist. — Man beachte die (von den verschmolzenen letzten Tracheairingen gebildete ) hier dorso - ventral comprimirte Trommel, deren Höhle durch den vom Theilungswinkel der Bronchien vorspringenden »Steg« halbirt wird; zwischen dem letzteren und der medialen Fläche der Bronchien spannt sich die Membrana tym- paniformis interna. Sehr wohl entwickelt ist bei den Tauben die äussere Paukenhaut »Membrana tympaniformis externa« ZAvischen der Trommel. Um die Lungen gut zur Ansicht zu bekommen, trägt man entweder die Dorsalrippen ab, oder man lockert den Zu.sammenhang der Limgen mit der dorsalen Thoraxwand, indem man den Scalpellstiel in die einzel- nen bezüglichen Intercostalräume vorschiebt, deren Wände nach aussen drückt und mit den Fingern der anderen Hand die frei gewordenen Lungenpartien hervorholt. Entsprechend den Litercostalräumen , in die sie eingebettet war, er- «f; scheint die Obei-fläche der hellrothen schwammigen, nicht in Lappen ge- theilten Lunge, wie aufgewulstet. Die Austrittsöffnungen der Luftsäcke aus den Lungen finden sich bei den Tauben 2) in der Siebenzahl vor. Ehe man zur Eröffnung der Schädelhöhle und des Rückenmark- kanales (siehe allgem. Theil pag. 46], die bei jungen Thieren selbst mit einer gewöhnlichen Scheere vorgenommen werden kann , übergeht , be- sichtige man die auf den Spulen der Steuerfedern (über den letzten Cau- dalwirbeln) gelegene Glandula uropygii, Bürzeldrüse, deren beide »Hälften ganz in einen herzförmigen Körper verwachsen « sind ; sie » endigt dem spitzen Schnabel entsprechend in einen zitzenfdrmigen Ausführungs- zapfen « . , ') Die Syrinx kann am Grunde der Trachea von dieser allein , oder auch nur von und in den Bronchien gebildet sein. — Sie fehlt bei Apteryx, Cafniarius, Rhea, Struthio und den amerikanischen Geiern [Huxley). -I cf. Cuvier 1. c. 4. Band pag. 703 : «Die erste Oeifnung liegt nächst der Eintritts- stelle der Arteria pulmonalis in die Lungen, die zweite am oberen Rande derselben an der Rückenfläche, dicht neben dem eintretenden Bronchus ; die dritte und vierte liegen dicht neben dieser. Die fünfte, sechste und siebente liegen an der unteren Spitze der Lungen. Die beiden letzteren vereinigen sich zu einem gemeinschaftlichen Kanal«. 3) MfMi/ Kossinann, «Ueber die Talgdrüsen der Vögel«. Zeitschr. für wiss. Zoologie. 21 . Band pag. 574. 1. C. Reptilien. 107 Bei Untersucliung des (-eiitralnervensystemes beachte 1) Die Avindxmgslose Oberfläche der beiden Grosshirnhemisphären, leren Spitzen sich in die Lobi olfactorii fortsetzen, die Corpora striata Im Boden der Lateralventrikel , Avelch' letztere Aveder ein Unter- noch Einterhorn besitzen, ferner das rudimentäre Corpus callosum. 2) Das den »Wurm« der Säuger repräsentirende Cerebellum (Hinter- rn) mit dessen verkümmerten Seitentheilen »Flocculi« (Kleinhirnhemi- B^hären [Carus's). — Auf dem Durchschnitte zeigt sich der »Arbor vitac«. ■3) Das Fehlen des »Pons Varolii«. 4) Die l^ildung des Sehnerven-Chiasmas aus den »Corpora quadrige- aina« (Mittelhirn), deren Höhle mit der Sylvischen Wasserleitung und lern Yentriculus tertius communicirt. 5) Die »Ihalami optici« helfen den dritten Ventrikel bilden, der mit ien Lateralventrikeln durch das Foramen Monroi in Communication steht. 6) Die zwischen dem Chiasma und der Medulla oblougata gelegene iypophysis cerebri. 7) Die zwischen den Grosshirnhemisphären und dem Cerebelhim gelegene Glandula pinealis. Bemerk. Sie wird häufig mit der Dura mater abgezogen. 8) Ausser dem Sinus rhomboidalis anterior' in der Medulla oblon- fata, den am Lumbaltheile des Rückenmarkes durch »Offenbleiben der n den Centraikanal sich fortsetzenden primitiven Medullarhöhle« [Gegen- mur] entstehenden Sinus rhomboidalis posterior. Von der vorderen Eückenmarksanschwellung , der Intvimescentia ;ervicalis, bildet sich der Plexus brachialis , von der hinteren der Plexus schiadicus. l^ezüglich der Präparation des Augapfels und des Gehörorganes ver- gleiche pag. 51 — 53. C. Präparation der Reptilien. 1. Schildkröten. Die griechische Schildkröte, Testiulo graeca, sowie die sogenannte übanesische : »Tartaruga albanese« der Triestiner, kommt jederzeit und n solchen Massen in den Handel, dass es sich — übrigens auch aus öko- ;iomischen Gründen — empfiehlt, diese Speeles als »Cursobject«zuw"ählen. Die Zählebigkeit der Schildkröten erfordert es, dass man die für die üntersuchvmg bestimmten Exemplare bereits Tags zuvor »abtödtet«, be- ziehungsweise sie in derartig entsprechender Weise behandelt; starker reiner Alkohol, der im Ueberflusse den wohl verschlossenen Schild- kröten-Behälter erfüllt, besorgt allerdings in mehreren Stunden schon die Tödtung des Ihieres, abgebrauchter alter oft nicht einmal nach 24 Stun- 108 II. Specieller Theil. den ! — billiger . daher für die Mehrzahl empfehlenswerther ist es, Schwefeläther und Chloroform zn gleichen Theilen auf Baumwolle zu träufeln und die Thiere den Dämpfen dieser allmälig, aber sicher wirken- den Flüssigkeiten auszusetzen und sie erst unmittelbar vor dem Ge- brauche »auszulüften«. B emerk. Abgesehen von dem, bei zootomischen Uebungen wenigstens, nicht nothwendigen Barbarismus , die noch halblebenden Thiere zu zer- schneiden, stören die bei jeder Berührung auftretenden energischen Muskel- contractionen jede subtilere Manipulation. Die äussere Inspection hat sich bei den Schildkröten vorwiegend auf die Configuration des Panzers und dessen Hornschilder, auf die Anord- nung der Kopfschilder, die übrigens etwas variabel ist. und auf die Form der Extremitäten zu erstrecken. Die bei Testudo graeca elliptische, sehr stark gewölbte Schale (Testai-) besteht, wie bei allen anderen Schildkröten, aus zwei Theilen: der Rückenschale, Carapax oder Testa dorsalis, und der Bauchschale. Plastron oder Testa ventralis. Innige Knochensuturen vereinigen beide Theüe zu einem vollkommen unbeweglichen festen Panzer. Die Zahl und Anordnung der das Schildpadd darstellenden Horn- schilder (Scuta^;) des Panzers entspricht bekanntlich nicht jener der darunter- liegenden Knochenstücke , die theils einer Umgestaltung der \on der "Wir- belsäule ausgehenden Knochen [Claus]. Neural- und Costalplatten Huxley. theils ziemlich ausgiebigen Ossificationen in der Lederhaiit (Nuchal- , Pygal - und Randplatten sowie alle Knochen des Plastrons i ihren Ursprung verdanken. Am Carapax unterscheidet man ■m.l. Kückenscliale von Testudo graeca L. sc. n. = Sfutum nuchale. sc. m. c. = Sciita mai-gino-collaria. sc. in. h = Scuta margino- bracMalia. sc. m. l. = Seuta margino -late- ralia. sc.m.f. = Sjuta margino-femoralia. s. ca. = Scutum s-uiiracautlale. 1. S. 3. 4. + /. //. IV. V. = Discus. /-T= Sc-utaver- tebralia, 1—4 = Scuta costalia. (nach Schreiher. ) (siehe Fig. 32) die in der Median- linie des Rückens gelagerten fünf Wir- belschilder «Scuta vertebralia« , an die sich seitlich je vier costalia anschmie- gen— sie bilden zusammen die Scheibe »Discus«, ' die [nach aussen um- schlossen wird von den »Rand oder Marginalschildern« (Scuta marginaha), ') Vergl. Dr. E. Schreiher »Hei-petologia Europaea«. Braunsohweig 187.5. 2) Areola oder Mittelfeld nennt man jene auffällig glatte oder erhabene Stelle des »Schildes« , von der sein Wachsthum ausgeht; Anwachsstreifen heissen die das Mittel- feld umgebenden Linien. 1. C. Keptilien. — Schildkröten. 109 1 man entsprechend den einzelnen Körperregionen wieder unterschieden i: als: Scutum michale unpaar , Scuta margino -collaria (je eines), J.ita margino-brachialia je zwei), Scuta margino-lateralia je fünf), Scuta ilrgino-femoralia je drei), schliesslich das unpaare Scutum supracaudale. i mma 24. An der ]^auchschale beachten wir die durchaus paarigen Scuta iSlaria, Scuta brachialia, Scuta pectoralia, Scuta abdominalia, Scuta (äfloralia , Scuta analia, Scuta axillaria und Scuta inguinalia (s. Fig. 33) . I Bemerk. Bei einigen Schildkröten ( Thalassochelys ) finden sich zur iVerbindung von Rücken und Bauchschale sogenannte >> Brustrandschilder « |Scuta sterno-lateralia) und zwischen den Kehlschildern ein unpaares Scutum intergulare. Fig. 33. Bauchschale von Testutlo graeca L. c. g. = ScTita gularia. sc. fem. = Scuta femoralia. . br. = Scuta brachialia. sc. an. = Scuta analia. c. p. ' Scuta pectoralia. sc. ax. = cuta axillaria. abd. = Scuta alxlominalia. sc. ing. = Scuta inguinalia. (nach Sclireiber.) Die Dorsalfläche des Kopfes zeigt bei der vorliegenden Art zwei grös- re unpaare Schilder, ein vorderes fronto-nasaleund ein hinteres frontale, as Fronto-nasale folgt dem auf der Schnauzenspitze gelagerten öeckigen einen Internasale — welch' letzterem sich zu Seiten des ersteren je ein ngliches Nasale anschliesst (Figur 34) . Nach hinten erstreckt sich vom rbitalrande bis über das Trommelfell ein grosses SciTtum tympanale, ich vorne unter diesem ein als »Massetericum« bezeichnetes sieben- ;kiges Schildchen. Der noch übrige Raum zwischen Tympanale und rommelfell Avird von zwei kleineren und einem grösseren Schildchen isgefüllt ') 'Schreiber). Der übrige Theil des Kopfes sowie die Kehle sind mit unregelmäs- ') Bei alten Exemplaren erscheint häufig die Beschilderung des Kü])fes durch Ver- hmelzung der einzelnen Schilder vei'wischt {Schreiber] . 110 II. Specieller Theil. sigen polygonalen Schildchen. die Halsliaut »mit kleinen nnd flacher Körnerschnppen" besetzt. An den Beinen sind die polygonalen Schildchen theilweise zu »hor- nigen Schindelsch\ippen ximgehildet«. Die überaus muskelkräftigeii! plumpen Extremitäten enden mit Klumpfussen , deren vorderes Paar mit| fünf und deren hinteres Paar mit vier Krallen ausgestattet ist. — Die Schwanzspitze wird von einem kräftigen, abwärts gekrümmten Nagel umscheidet. Die beiden hornigen Kieferscheiden : Rhinotheca (Oberschnabel) und Gnathotheca (Unterschnabel; »sind immer ungezähnt, bald ganzrandig. l)ald mehr oder weniger gesägt« [Schreibe!-] . Bemerk. Die Conservirung der Schildkröten überhaupt betreffend, wäre zu bemerken , dass sich alle kleineren Formen , nachdem durch einen' entsprechend tiefen Einschnitt unter der vorderen und hinteren Schalen-; apertur für genügenden Eintritt von Flüssigkeit gesorgt ist, zur Aufbewah-. rung in Alkohol eignen ; alle grösseren werden aber aus naheliegenden Gründen trocken conservirt ; man hebt zu dem Behufe auf eine gleich zu erwähnende Art das Plastron ab, exenterirt das Thier vollständig und bringt es dann , um dem bei eintretender Fäulniss beginnenden Abblättern _ des Schildpadds zu steuern, in einen übervoll mit Alaunsalzlösung gefüllten Be- hälter, in dem es 1 — 2 Tage verweilt. Hierauf wird es vergiftet und ge- trocknet [Martin) . Die Section der Schildkröte beginnt mit der etwas mühsamen Pro- cedur des Durchsägens der Schale — und zwar an den lateralen Rändern des Plastrons, am sogenannten Isthmus. Gewöhnlich führt man zwei derart gerade parallele Schnitte mit der Bogensäge aus — in Fällen, wo es sich um besondere Schonung des Schilderdessins handelt , bedient man sich einer Blattsäge, die entsprechend zwischen den Schildern zu führen ist (23). Aufhören des Sägegeräusches mahnt zur Vorsicht — ist der Fall eingetreten, so dringt man mit einem Sprengmeissel oder Stemmeisen in die Sägespalte und sucht durch hebelartige, aber nicht zu kräftige Bewe- gungen das Plastron zu lockern ; ein kleiner Holzkeil erhält das letztere in der erwünschten Lage — nun erfasst man das Vorderende der Bauch- schale mit der linken Hand und durchtrennt mit schräg nach oben — gegen die Innenfläche des Plastrons — gerichteter Messersehneide die an ihr inserirte Haut und Muskulatur ; gleichzeitiges Aufheben der Schale spannt die noch nicht getroffenen Muskeln , nach deren Durch- schneidung man in ähnlicher Art die Befestigungen des hinteren Schalen- endes löst. Das nur mehr du.rch zarte Adhäsionen mit der Bauch- wand zusammenhängende Plastron lässt sich nun leicht abheben. Um eine Totalübersicht über den Situs viscerum zu bekommen, ent- fernt man die noch vorhandenen Fetzen der bei der Schalenablösung be- reits durchtrennten M. M. pyramidales, pectoralis major etc., fixirt die I 1. C. Keptilien. — Schildkröten. III pitlich abgezogenen Extremitäten und erhält durch ein entsprechend der Ibschüssigen Rückenschale unterlegtes Tuch das Thier im stabilen ileichgewichte . Nun Avird das 1 jauchfeil mit einer Pincette gefasst und rit der Scheere abgetragen, eventuell noch die Schambeinsymphysc mit em Messer durchschnitten. — Beabsichtigt man nicht, das Skelet des- elben Thieres post sectionem noch zu verwerthen, so empfiehlt sich zur ,equemeren Präparation der Eingeweide die vollständige Auslösung der Cxtremitäten (siehe Figur 35). Ehe man zur Specialuntersuchung der jinzelnen Organsysteme übergeht, hat man noch die ventrale Halshaut iurch einen Medianschnitt bis zxim Kinnwinkel zu durchtrennen und die irhaltenen Lappen seitlich frei zu präpariren. Die Beseitigung des ober- lächlich gelegenen , quergefaserten Musculus latissimus colli entblösst ann vollends die Eingeweide des Halses. Wir beginnen die Zergliederung mit der Untersuchung der Mund- iöhle, indem wir mit dem stumpfen Blatte einer Scheere in dieselbe ein- ilringen und etwas barbarisch — mit einem Schnitte das Unterkiefergelenk jlurch trennen. — Hat die Exarticulation in schonender Weise zu ge- chelien, so bedienen wir uns eines kleinen Scalpells. — Nun ziehen wir den Unterkiefer etwas herab . reinigen mit einem jchwämmchen die (häufig) mit reichlichem Schleim erfüllte Mundhöhle md beachten folgendes : die herzförmige fleischige Zunge ist mit der nedianen Partie ihrer unteren Fläche am Mundhöhlenboden festge- vachsen, die schief nach oben und aussen abstehenden Seitenpartien hingegen sind frei • — ihre Überfläche ist mit sehr langen, dicht stehenden veichen zottenartigen Papillen besetzt ; unmittelbar hinter dem herzför- nigen Ausschnitte, respective hinter der Eadix linguae liegt der einer fipiglottis entbehrende Aditus laryngis in Form eines länglichen Schlitzes, j Bemerk. Der Larynx entbehrt besonderer Einrichtungen zur Stimm- I bildung ; er besteht aus einem ringförmigen Hauptknorpel, der Cartylago j laryngea, und zwei discreten Cartilagines arytaenoideae. Die Innenwand ist, »abgesehen von einer medianen häutigen Längsfalte und einem unregelmäs- sigen Vorsprunge der Basis jeder Cartilago arytaenoidea, glatt« (35). Ausser der paarigen Glandula sublingualis , die sich innen längs der ünterkieferhälften bis zu deren Vereinigungsstelle erstreckt, scheinen sigentliche Speicheldrüsen zu fehlen (35) . erwähnt wird von Meckel (24) jine Gl. submaxillaris. An den beiden einander zugekehrten Flächen der Hornkiefer beachten rtir eine äussere und eine innere gezähnelte Kante, welche eine ansehn- liche Furche zwischen sich fassen; bei geschlossenen Kiefern greift die innere Kante des Oberkiefers in die untere Furche und die äussere Kante ies Unterkiefers in die obere Furche. Durch diese Kieferbildung ist die Schildkröte befähigt, die abgebissene Nahrung zu zerquetschen, respective zu verkleinern. il2 II. Speeieller Theil. Die Miindhöhlendecke zeigt eine seichte grubige Vertiefung, die von einer vorspringenden Schleimhautfalte umsäumt wird ; in der Grube liegen, ziemlich weit vorne zwischen Ossa vomeris und palatina durch ein läng- liches derbes Septum getrennt, die beiden Choanenmündungen ; die Gaumenschleimhaut ist vor und hinter ihnen von zahlreichen kleinen Ostien einfacher Driisenbälge (35.) perforirt; seitlich und rückwärts von den hinteren Nasenöffnungen erblickt man die durch einen breiten Zwi- schenraum von einander getrennten kleinen rundlich-ovalen Tubae Eu- stachis Die Oesophagealschleimhaut ist leicht längsgefaltet, im übrigen aber glatt und nicht Avie bei Chelonia und Sphargis mit nach dem Magen ge- richteten Stacheln, sogenannten »Schlundzähnchen«, versehen. Bei un- verändertem Situs viscerum überdeckt die auffallend grosse braune Leber einen grossen Theil der Eingeweide ; sie reicht über die ganze Breite der Kiimpfhöhle, lässt indessen über ihrer sehr verjüngten Mittelpartie, die meistens durch 2 Querbrücken, einen oberen und unteren Isthmus, herge- stellt wird, das von einem derben Pericardium eingeschlossene Herz frei; von dem Isthmus aus erstrecken sich ihre oberen Contouren fast halb- bogenförmig zu den Seitenwänden der Rumpfhöhle , — entsprechend dem mit dem Herzbeutel seitlich verwachsenen , grossentheils nur aponeuro- tischen »Musculus serratus magnus« [Bojamcs) ^ der, einem Diaphragma ähnlich, sich vom vorderen Eande des Carapax zum Plastron erstreckt. Löst man, vom oberen Isthmus ausgehend, das Pericardium am oberen Leberrande seitlich von dem ihm angelötheten Bauchfellüberzuge der Leber ab und hebt das Herz am Pericardium mit einer Pincette empor, so bekommt man die hier allerdings unvollkommene »Fossa hepatis car- diaca« (Lebergrube) zu sehen — das Herz wird hier eben nur von den medialen, seiner Form etwas angepassten oberen licberrändem iimgeben, ohne sich eigentlich in die Tiefe der Lebersubstanz selbst einzusenken. Einen nach unten offenen, in der Form äusserst variablen Ausschnitt bil- den die abwärts gerichteten Leberränder — er lässt die stets enorme Harnblase sowie einen kleinen Theil des Darmkanales — beim § die weiten Oviducte lateralwärts — unbedeckt. Häufig werden indess bei weiblichen Thieren die ganzen unteren Eingeweidepartien (exclusive der Harnblase) durch die von Eiern strotzenden Ovarien überdeckt. Hebt man nun den linken Leberlappen etAvas heraus , so folgt der Anfangstheil des an ihn durch ein Ligamentum hepato-gastricum' gehef- teten, durch seine quere Lage ausgezeichneten Magens mit — der etwas aufwärts gebogene Pylorustheil kommt beiläufig unter den medialen Kand des rechten Leberlappens zu liegen ; letzterer ist bedeutend voluminöser als der linke Lappen, häufig — keineswegs aber immer — ist in seine obere Furche die grosse birnförmige Gallenblase eingesenkt ; er birgt die 1. 0. Reptilien — Schildkröten. 113 Duodenalschlinge mit dem Pankreas, sowie den Endtheil des Dünndarms sammt der als »Coecum« beschriebenen Aussackung des Colon. Um eine Fig. :iö. Eingeweide einer männlichen griechischen Schildkröte. i|2 nat. Grösse. Mit theilweiser Benutzung von Carus und Otto (ö) und R. Wuyner (40) nach der Natur gezeichnet von Stud. C.Pressel. Die Bauchschale ist entfernt — die Extremitäten wurden wegen Raummangels nicht gezeichnet. Der Darm- canal ist vom Duodenum an Iiis zum Ende des Grimmdarms nach links herausgeschlagen. Die Lebergreuzen sind punktirt, wie in situ naturali, eingetragen (vergl. hierzu den Text|. Die Cloake ist nahe (etwas rechts von) der ventralen Medianlinie eröffnet; die beiden Lippen sind zur Seite gezogen und mit Nadeln fixirt, die Küthe ist von ihrer ventralen Fläche frei präparirt, etwas gedreht und linkerseits (mit einer Nadel) festgesteckt. Nieren und Hoden wie in Dorsalansicht. tr = Trachea, o e — Oesophagus, br. s. = Bronchus sinister. br. d. — Bronchus dexter. tliijr. = Glandula thyreoidea. v = Ventriculus cordis. atr. s. = Atrium sinistrum. atr. d. = Atrium dextruni. ao. d. = Aorta dextra. ao. s = Aorta sinistra. coel. = Arteria coeliaca. p. d. ' Arteria pulmonalis dextra. p. s. = Arteria pulmonalis sinistra. s. d. = Arteria subclavia dextra. s. s. = Arteria subclavia sinistra. c, c. = Arteriae «arotides. ao. c. = Aorta communis, p d' Pulmo de.xter. ps' = Pulmo sinister. vcntr = Ventriculus iSto- machus). vf = Vesicula fellea in die Lebercoutouren eingezeichnet, duod — Duodenum (Ende), pancr = Pancreas. l = Lien. C= Colon, verdeckt hier den unteren Dünndarm. R = Rectum, du = Vesica urinaria. B. d. = Ren dexter. t. d. = Testiculus dexter. ep = Epididymis, vd = Vas deferens. n = Ureter, cm = Anus. MC, w = Ostia der Ureteren. urg — Blasenhals. pe=: Penis, p. ri. = Samenrinnc. or. cl. — Ge- spaltene äussere C'loakenöfFnung. Mojsisovics, Präparirübungen. 8 II. Specieller Theil. weitere Ansicht des Dannverlaufes zu bekommen, legen wir beide Leber- lappen sammt dem Magen nach oben und erblicken nun nebst 2 querge- lagerten Dünndarmschlingen die Fortsetzung des Colons, das, einen Halb- bogen um das Coecum beschreibend, nach oben, dann, als Colon transver- ; sum den Endtlieil des Duodenums deckend , zur linken Seite zieht , um ! nach einer S förmigen Krümmung als Rectum in die Cloake zu treten. — Nachdem Avir uns in der Weise kurz mit dem Verlaufe des Darmcanales i vertraut gemacht haben , heben wir den ganzen abdominalen Theil des I Verdauungstractes heraus , um seine wichtigsten Details besser und be- quemer am Präparirbrette zu besehen. Zu diesem Zwecke trennen wir den Bauchfellüberzug der Leber vom Pericardium sowie von den functio- nell einem Ligamentum Suspensorium entsprechenden Verwachsungen mit dem oben beschriebenen »Diaphragma« — wohl zu unterscheiden von dem eigentlichen Diaphragma der Chelonier — ab, lösen die Adhäsionen mit dem Peritonealüberzuge der Lungen (aber mit einiger Vorsicht !) — durchschneiden dann die venösen l^lutgefässe , den Oesophagus und das Rectum, achten aber auf die Vereinigungsstelle der beiden Aorten sowie auf ihre Fortsetzung, die Aorta communis (von der Arteria coeliaca, ab- tretend von der linken Aorta, lassen wir ein etwa 1 Centimeter langes Stück), die unversehrt zu bleiben hat. Nach Durchtrennung einiger noch vorhandener Gekrösfalten sind die zu untersuchenden Organe isolirt. — Man findet nun Folgendes : Die Leber besteht aus 2 Hauptlappen, die durch die oben erwähnten Querbrücken verbunden werden; die Anzahl der letztern schAvankt, bald j sind es 2, bald 3; der erstere Fall ist häufiger und findet man dann meist ' einen breiteren oberen und einen schmäleren unteren Isthmus; zwischen beiden bleibt dann eine unregelmässige, auch rundliche Lücke in der Le- bersubstanz, die durch das Peritoneum ausgefüllt wird. — Die Haupt- lappen selbst sind durch seichtere und tiefere Randeinfurchungen in eine ebenfalls inconstante Zahl von kleinen Läppchen und zipfelförmigen An- hängen zerfällt. — Der Ausführungsgang der Gallenblase ist stets weit und leicht zu sondiren — bei »mittelgrossen« Exemplaren der Testud» graeca mündet er etwa 7 Centimeter unter dem Pförtner ins Duodenum j ,j der schwieriger zu sondirende Ductus hepaticus mündet etwas vor ihm und verbindet sich häufig mit ihm durch einen Communicationsast (10. 24). Das gelbliche gelappte Pankreas beginnt unmittelbar hinter dem j Pylorus , liegt der oberen Duodenalwand innig an und entsendet meistens i einen . bisweilen zwei Ductus pancreatici, von denen dann einer getrennt, der andere wie gewöhnlich, mit dem Ductus hepaticus vereint mündet. Bemerk. Der Ductus pancreaticus ist nicht leicht zu finden, — seia |i Verhalten dürfte übrigens sehr variabel sein , anders wären die sich wider- sprechenden ungenauen Angaben vieler Autoren kaum zu erklären. 1. C. Beptilien — Schildkröten. 115 In der Nähe des Pancreas, aufliegend dem Endstücke des Colon transversum, befindet sich die dvmkelrothe grosse Milz. Hat man die genannten Theile besichtigt , so schneide man den Darmcanal in bereits bekannter Weise auf ixnd beachte : 1) Am Magen die derbe dicke Muskelwand, die im cardialen Theile in mehr wellenförmige, im pylorischen Theile in gerade Längsleisten er- I hobene Schleimhaut , sowie die in das Duodenum etwas vorspringende ringförmige Valvula pylori. 2) Die Dünndarmschleimhaut zeigt im Allgemeinen dichtstehende, überaus feine Längenfalten , im Anfangstheil des Duodenums jedoch sind diese durch zahlreiche quere und schiefe Verbindungsbrücken in ein zierliches Maschennetz umgestaltet. 3) Am Uebergange des Dünndarms in den Dickdarm befindet sich 1 gleichfalls eine ringförmige , klappenartig vorspringende Schleimhaut- falte (Valvula coli) — das sackartige rundliche Coecum geht direct über in das Colon. Die Schleimhaut des letzteren ist nahezu glatt — sie wird erst im Rectum und zwar besonders in seinem Endtheile unregelmässig längs gefaltet. Nun wenden wir ims zur Untersuchung der Halseingeweide und des Herzens. Die Trachea ist aus starken Knorpelringen gebildet und (bei dem Genus Testudo) durch auffallende Kürze ausgezeichnet — ihre Bifur- cationsstelle befindet sich (Fig. 35) hoch oben über den grossen Herzge- fässen. Ehe wir sie durchtrennen (was im Zusammenhange mit der Untersvichung der Lunge erfolgt) , führen wir einen Tubulus in die Kehl- ritze und überzeugen uns durch Aufblasen der Lungen von deren enormer Ausdehnung; sie reichen bis zum Becken herab. Nun heben wir das Herz und eröffnen den weiten Pericardialsack und beachten seinen Zu- sammenhang mit der Herzspitze dmch das sogenannte Gubernacvilum cordis'), in welchem ein zur Pfortader führendes kleines Venenästchen verläuft. — Fadenartige Adhäsionen trifft man nicht selten an. Bezüg- lich des Herzens wäre dessen ansehnliche Entwickelung im Breitendurch- messer, seine dorso-ventrale Abflachung , sein stumpfer Apex und die äusserlich vollkommene Trennung der Atrien hervorzuheben. Der äusserlich einfache Ventrikel entsendet drei Trunci arteriosi, die durch innige Verwachsung an ihrem Ursprünge einen «Bulbus« for- miren (35). In der Ventralansicht entspricht der zur linken Seite (des Thieres) gelegene Stamm der Arteria pulmonalis, die sich alsbald in eine rechte und linke spaltet ; der neben ihr gelagerte zieht, ohne einen Ast ') Vergleiche hierüber die treflflichen Untersuchungen von Fritsch »Vergleichende Anatomie des Amphibienherzens« in 3Iüller's Archiv. 1869. 116 II. Specieller Theil. abzugeben, über den linken Bronchus hinweg als Aorta sinistra, der dritte setzt sich nach Abgabe eines kurzen Truncus anonymvis, aus dem sich paarige Arteriae subclaviae, sowie paarige Arteriae carotides entwickeln, über den rechten ISronchus hinweg als |Aorta dextra und vereinigt sich mit der kurz zuvor durch Abgabe einer Arteria coeliaca ') unansehnlich gewordenen linken Aorta zur Aorta communis seu abdominalis 2) . Jede Carotis communis theilt sich in eine Carotis externa und interna nach Abgabe kleiner Arterien für die Muskeln und Eingeweide der Halsgegend. Aus der Aorta communis treten noch ab : paarige Arteriae spermaticae, suprarenales; die Arteriae iliacae, Arteriae renales und Arteriae hypoga- stricac; ihre unpaare mediane Fortsetzung ist die Arteria caudalis. Bemerk. Eine Arteria epigastrica verbindet die Arteria iliaca mit der Arteria subclavia (35). Siehe über das durch mehrere Eigenthümlichkeiten ausgezeichnete arterielle Gefässsystem nBnjamis, Anatome testudinis euro- paeae«, oder die im Wesentlichen auf Bojanus'sche Untersuchungen be- gründete Darstellung von Stannius (35). In das Atrium sinistrum tritt eine Vena pulmonalis ein. Die Vena cava inferior sowie die zwei Venae cavae superiores münden in den mit dem rechten Atrium communjcirenden Sinus venosus. ZAvei Lebervenen münden direct in den Sinus venosus '^j . Jede Vena cava superior entsteht wesentlich durch Vereinigung einer Vena jugularis (Kopf und Hals) und einer Vena subclavia (Vorderextremität.) Ehe man das Herz herausnimmt, besehe man die mitunter ziemlich grosse, rundlich ovale Glandula thyreoidea, die als unpaares Drüschen zwischen den beiden Carotiden dem Oesophagus aufliegt und vom rechten Truncus brachiocephalicus eine kleine Arteria thyreoidea bezieht. Bemerk. Die paarige Thymus findet man über dem Herzen an der Carotis (13). Bei älteren Exemplaren ist sie übrigens oft kaum zu consta- tiren. Ueber die Herausnahme und Section des Herzens ist nichts Wesent- liches dem in früheren Capiteln Mitgetheilten beizufügen. Man beachte die halbmondförmigen Klappen an jedem Ostium arteriosum, das dick- wandige, dorsal gelegene Cavum arteriosum, das weitere ventrale Cavum venosum , aufe welchem alle drei Arterienstämme entspringen ^) ; die ge- 1) respective : eine Arteria cardiaca, eine Arteria gastro-epiploica, eine Arteria me- ssnterica. ') Die beiden Aortenbögen umfassen die Speiseröhre — ihre Vereinigung erfolgt etwa auf der Mitte der AVirbelsäule (24). Vergl. Fig. 35. 3) Vergl. über das Venensystem : 13. 14. 24. 28. 31. 35. ^) Thatsächlich besteht indess eine derartige Beziehung der drei Arterien zu den beiden Hohlräumen, das.s die rechte Aorta vorzugsweise aus dem linken Cavum gespeist wird. Siehe die treffliche Darstellung in 18. 13 u. a. O. 1 . C. Reptilien — Schildkröten. 117 nannten Cava werden getrennt durch ein rudimentäres Septum , welches von der Grenze des Vorkammerseptums aus gegen die Ventrikelwan- dungen in Form von Sehnen- und Fleisch-Trahekeln vorspringt (35), schliesslich constatire das Vorhandensein zweier häutiger Klappen, einer grösseren inneren (rechten) und einer mehr rudimentären äusseren (linken) an den Atrioventrikularostien. Die bequemere Untersuchung des Urogenitalsystems erfordert (falls dieses nicht schon früher geschah, siehe pag. III), die Durchtrennung der Schambeinsymphyse , die meistens mit einem Knorpelmesser ganz leicht gelingt, und eine seitliche Fixirung der Extremitäten, damit man die Blase sammt lilasenhals von der ventralen Fläche aus im Zusammen- hange mit der Kloake präpariren kann. Genügt diese einfache Abduction der Extremitäten nicht, so müssen mit Opferung des l^eckengürtels die Scham- und Sitzbeine mit der Knochenzange oberhalb der Acetabula abgekneipt werden. Präparation der männlichen Urogenitalorgane ') . Wir legen die grosse zweizipfelige Harnblase zur Seite und tragen mit l'incette und Scalpell das Peritoneum der Keckengegend soweit ab, dass ohne Verletzung des Lungenparenchyms sowohl die Nieren wie die im Peritoneum eingesackten Hoden zur Ansicht kommen. Wir finden die grossen, annähernd dreiseitigen, an ihrer Oberfläche mit zahlreichen Win- dungen versehenen, bräunlichen Nieren in der l^eckenhöhle unweit der Kloake mit den medialwärts abtretenden kurzen Ureteren (siehe Fig. 35); mit den lateralen Rändern zum Theil den Nieren aufliegend die fast ovalen, gelblich-weissen Testikel, deren dunkel pigmentirte Nebenhoden in die gleichfalls kurzen Vasa deferentia übergehen. Den Venae renales revehentes liegen die gelben , länglichen, platten Nebennieren auf. Nim erweitern wir die Kloakenöffnung , die im geschlossenen Zu- stande einen von faltenreichen Rändern umsäumten länglichen Schlitz bildet, indem wir die beiden ]3ranchen einer stärkeren Pincette in die- selbe einführen und ihrer Elasticität die Ausweitung des Querdurcli- messers der Kloakenöffnung überlassen, erheben mit einer Pincette die ventrale Wand und schneiden sie etwas links neben der Medianlinie be- 1) Beim Studium der hier einschlägigen Literatur ist eine vorherige genaue Orien- tirung über die Ausdrücke : »oben«, »unten«, »hinten«, »vorne<', »aussen« und »innen« ein- dringlichst zu empfehlen. — Man wii-d nur geringe Uebereinstimmung im Gebrauche derselben bei den einzelnen Autoren finden. 2) Zur Linken des Präparanten ! 118 II. Specieller Theil. hutsam mit einer Schere auf, und fixiren mit einigen starken Nadeln die auseinander geschlagenen Lappen. Die faltenreiche; überaus dehnbare Kloakenschleimhaut ist durch stellenweise Pigmentablagerung dunkel gefleckt ; die dorsale obere Wand verbirgt die leicht zugängliche Rectalöifnung — es empfiehlt, sich eine starke Sonde in ihr liegen zu lassen, um bei Aufsuchung der übrigen Ostien stets über ihre Lage orientirt zu sein. Nun dringen wir in den Blasenhals — derselbe liegt nicht in der Medianlinie, seine Axe bildet vielmehr mit ihr einen nach links und hinten hin offenen Winkel — schneiden ihn soAvie die Blase auf und besehen deren vielfach und unregel- mässig gefältelte Schleimhaut ; knapp vor dem Ausgange des Blasenhalses finden Avir die — durch die Schleimhaut meist verlegten — Ureteren- mündungen , die man deshalb besser von aussen i) her mit einer feinen Borste verfolgt; etwas hinter diesen münden auf je einer winzigen papillenartigen Vorragung die Vasa deferentia. Der Hals der Harnblase wird hierdurch zu einem Sinus urogenitalis (Fig. 35 ; Fig. 36 zeigt die gleichen Theile (bei Chelydra) in der Dorsalansicht 2) . Eine von der Mündung des letzteren ausgehende , am Anfangstheile mit ca- vernösem Gewebe ausgekleidete (13) Rinne (Samenrinne) setzt sich fort auf die Dorsalfläche des grossen männlichen Copulationsorgans (Penis joe in Fig. 35). das an der ventralen Kloakenwand gelegen aus zwei eng mit einander ver- wachsenen, fibrösen, mit Schleimhaut überzogenen Körpern besteht. Ein eigener Muskelapparat inserirt sich an der Rvithe. Das verbreiterte Ende der Ruthe bildet eine durch lappenartige Anhänge ausgezeichnete Eichel. Männliche Urogenitalorgane von Chelydra serpentina (nach Gcijenhaur). Die t'loake ist dorsalwärts eröffnet. r = Nieren, u = Ureteren. v = Blase, t = Hoden, e = Nebenhoden und Vas deferens. ug = Oeffnung des Urogenitalsimis in die Cloalte cl. p = ßuthe. s = Samenrinne. r e= Rectum, cc' = Bursae anales. Weiblicher Urogenitalapparat : Nieren und Ureteren verhalten sich wie beim männlichen Geschlechte ; die zwei symmetrisch gelagerten Ovarien erinnern im entwickelten Zustande an jene der Vögel; jedes 1) Vergl. pag. 105. 2) üeber die Verschiedenheiten im männlichen Genitalapparate der Schildkröten siehe die in 'ib. angezogene Literatur. 1. C. Reptilien. — Schildkröten. 119 stellt eine Platte vor, auf deren freier, der Ventralseite zugekehrter Fläche igich die zahlreichen intensiv gelben, rundlichen Eier entwickeln (39); hier- durch erhalten sie ein traiihiges Ansehen. Sie sind wie die Hoden vom Bauchfelle überzogen, das sich auf die weiten, geschlängelten Oviducte jin Form eines »freien Ligaments« fortsetzt ; die Abdominalöffnungen der Oviducte sind trichterförmig, sehr weit und können durch Dilatation mit einer stumpfen Pincette leicht 'zur Ansicht gebracht werden. Während jdie Wandungen ihres weiteren Anfangstheils dünn und zart sind, ver- dicken sie^ sich gegen das Ende zu ganz augenfällig und ist hier die Schleimhaut ihres sehr verengten Lumens durch beträchtliche Längsfalten- bildungen ausgezeichnet. Der mittlere drüsenreiche Abschnitt ertheilt den Eiern die EiAveissumhüllung und die harte weisse Kalkschale. Ihre durch vorspringende ringförmige Schleimhautfalten ausgezeichneten iKloakenmündungen liegen im Blasenhalse einander gegenüber. — Die kleine Clitoris ist (wie der Penis) mit einer dorsalen Rinne versehen und endet mit einer dunkel pigmentirten, conischen Eichel. Zwei blindsackartige Ausstülpungen der Kloakenwand seitlich vom Rectixm werden als »Bursae anales« beschrieben und häufig nicht ge- funden. Ehe man zur Präparation der Lungen schreitet, erinnere man sich, l.s. = Arteria pulmonalis sinistra. ao. d. = Aorta dextra. u. s. d. = Ar- teria suhclavia dextra. a. an. ' Arteria ano- nyma (mit der Arteria subclavia sinistra ; nicht gezeichnet sind die aus ihr abtretenden Ar- teriae carotides communes dextra et sinistra), fio. s. = Aorta sinistra. a.coei. ' Arteria oeeliaca. sin. = eine von Brühl entdeckte Er- weiterung an der linken oberen Hohlvene ; eine ähnliche findet sich an der gleichseitigen Pulmonalvene. d = rechter Aussenrand des oberen Ventrikels, p = Hinterrand desselben. Die ziemlich derbe Leber besteh aus zwei Lappen , deren rechter um fänglicher ist als der linke, mit dem e durch einen Isthmus verbunden ist ; si ist — ähnlich wie die der Chelonier - 1 J vorwiegend im Breitendurchmesser enti I wickelt; die stets vorhandene Gallen blase liegt im rechten Lappen, ihr Aus i führungsgang vereinigt sich mit denj . Ductus hepaticus oder beide Ductuli I münden getrennt. Meckel' s Angabe, dai| i Verhalten dieser Gänge sei wie »gev| 5 wohnlich bei den Amphibien« , stützl ; nur die Vermuthung , dass diese langt! : noch nicht genügend erörterten Ver-i .; hältnisse ausserordentlich variabel seien ] i Der Magen wird von der Leber nuni s theilweise bedeckt, er liegt mit eineirl grossen Theile seiner ventralen Flächcj frei und reicht mit seiner unteren Cur-ii ; vatur ziemlich weit herab ; er ist nacl i seinem äusseren Ansehen durchauf vogelähnlich, indem seine ausserordent- lich mächtigen MuskehvandungeU;|i 1. C. Keptilien — Crocodilinen. 125 h den Besitz einer dorsalen und ventralen Selmenscheibe ausgezeichnet l ; indem ferner Cardia und Pylorus dicht nebeneinander liegen, ergibt Ii seine Form als die eines plattrundlichen Blindsackes . Der Pylorus führt inen hier massig entwickelten, mit gleichfalls verdickten Wandungen gestatteten »Pylorusmagen« , an den sich der in mehrfache Schlingen ;gte Zwölffingerdarm schliesst. — Für diesen dünnwandigen Abschnitt Dünnda^-ms Averden allgemein als charakteristisch Zotten der ileimhaut, für den zweiten dickwandigen Abschnitt zickzackförmig laufende Falten beschrieben (9. 35. u. a. O.). Ein Coecum fehlt — egen ist eine Grimmdarmklappe in Gestalt eines »kreisrunden Wulstes« banden ("24, 35. u. a. O.), die in den kurzen, mit glatter Schleimhaut sehenen und mit «trichterförmig« verengter Mündung näher der ven- en Wand in die Kloake tretenden Enddarm (Rectum) führt. — Das ikreas liegt dem Duodenum auf und besitzt zwei Ausführvmgsgänge ; Milz (siehe Fig. 38) ist mehr der Mittellinie genähert und hinter 1 Pankreas zAvischen den Zwölffingerdarmschlingen gelagert. Bemerk. Die Suspension des Darmcanales durch ein Mesenterium ist 1 Fig. 38 ersichtlich; bemerkenswerth ist als »Vogelähnlichkeit« die Ein- jhliessung der ITnterleibsorgane in discrete seröse Säcke. Sie sind (35) achgewiesen für die Leber, den vorderen Theil des Magens, für den Py- )rus, die Gallenblase und den vorderen Theil der Cloake. Vom Urogenitalapparate wäre hervorzuheben : Die Lage der grossen hrer Oberfläche spiralig gewundenen Nieren, aus deren unteren Enden tief ins Nierenparenchym eingesenkten Ureteren in den Beckengrund en ; der Mangel einer Harnblase , die Mündung der Ureteren dicht ter dem Rectum in die sehr lang gestreckte Cloake (7. 35. etc.). Vor Ovarien und Hoden liegen die länglichen gelblichen Nebennieren. Die Geschlechtsdrüsen selbst bieten für uns hier keine wesentlich be- kenswerthen Verhältnisse dar. Die Eileiter münden unter einer stark springenden ringförmigen Falte hinter den Ureteren, das heisst, näher Cloakenöfi'nung ; die Vasa deferentia münden e der Ruthe , die ebenso wie die Clitoris als laares, mit Rinne versehenes Copulationsorgan landen ist; bei Lupenbetrachtung erkennt 1 an ihrer Oberfläche einen feinen Stachelbe- ; (5) . Von hervorragendem Interesse sind die der Wurzel der Copulationsorgane mit überaus an Ostien mündenden Peritonealcanäle (siehe .41). Bezüglich der Sinnesapparate ist zu erwäh- : 1) Die mit freiem unteren Rande das Trom- fell deckende, mit Muskeln ausgestattete äus- Fig. 41. Die äussere Cloakenöffnungvom Alligator (nach Cants u. Otto), an = oberer und unterer Win- kel der länglic-hen Cloaken- spalte. 6 = I'enis. c = Oeff- nung des linken Peritoneal- Canales. dd =■ Ostien der paa- rigen Afterdrüsen. 126 II. Specieller Theil. sere Ohrklappe. — 2) Die Commimication der Tuben durch enge Cami mit den pneumatischen Schädelknochen und dem Os articulare des U terkiefers. — 3) Das Vorhandensein zweier horizontaler Augenlid und einer Nickhaut, sowie eines rudimentären Pecten. — 4) das FehL eines Scleroticalringes. — 5) Die an der Schnauzenspitze gelegenen äii seren NasenöfFmmgen sind durch Klappen verschliessbar. Gehirn und Rückenmark wurden in neuester Zeit durch Rabl-Rüc, hard eingehend beschrieben (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 30. Band, pa; 336—373.) Die paarige längliche Thymus reicht vom Herzbeutel bis zum Unte kiefer (13). — Die Glandula thyreoidea ist zweilappig und liegt an d( Ventralseite der grossen Gefässe ausserhalb des Pericards (35). i 3 . S c h 1 a n g e n . ■ Der fusslose , langgestreckte , walzenförmige Körper der Mitglieder dieser Ordnung wird von einer durchaus zusammenhängenden epidei moidalen Hornlage bekleidet , die bekanntlich einige Male im Jahre i »Einem«' abgestreift wird (Häutung) . Der für die verschiedenen Gruppe; äusserst verschiedenartige zierliche Dessin, den dieser abgestreifte »Horn Überzug« darbietet , entspricht ganz bestimmten »regelmässigen Verdick imgen der Lederhaut«, denen entsprechend die einzelnen Felder des Des sins als »Schuppen« , wenn sie sich dachziegelförmig decken , als »Schil der«, wenn sie mit ihren Eändern nahe an einander liegen, systematiscl verwerthet worden. Die Schuppen (Squamae) haben meistens die Form »eines länglichei Sechsecks«, sind entweder glatt oder mit einer die Medianlinie ihrer [ Oberfläche einnehmenden Leiste , dem Kiel (Carina) versehen (Squamae | | carinatae — so bei Tropidonotus) , bedecken ausnahmslos die Dorsalfläche von Rumpf und Schwanz '), »in manchen Fällen auch Kopf und Unter- seite«. — Die Schilder (Scuta) bekleiden den Kopf als sehr verschieden- artig gestaltete (Kopfschilder, Keplialostega) und die Ventralfläche des Körpers (mit einigen Ausnahmen) als einreihige, sechseckig polygonale ~ Bauchschilder, Gastrostega, und als meist zweireihige Schwanzschilder, »Urostega«. Der quere Afterschlitz Avird von zwei, seltner einem Scutum anale bedeckt (1. c); siehe Fig. 42. Die Kopfschilder zeigen bei der Art, die wir ihrer ausgedehnten Heimath wegen als Vertreterin der ganzen Ordnung wählen, bei der ge- meinen Ringelnatter, »Tropidonotus natrix«, folgende Anordnung : an das j Vergl. Schreiher 1. c. pag. 173. 1. C. Reptilien — Schlangen. 127 iipaare Scutum frontale (siehe Fig. 43) schliessen sich die paarigen cuta supraocularia seitlich, die 8cuta parietalia nach hhiten, die Scuta raefrontalia nach vorne ; vor den letzt genannten liegen die Schnauzen- jhilder, Scuta internasalia; alle zusammen bilden den »Hut«, »Pileus«. Fig. 43. ig. -42. ig. 43. ig. 44. ig. 45. se. sUb. Zamenis atrovirens Shaw. Gst. = Gastrostega. Ust. = Urostega. sc. au. = Scuta analia. d = letzte Scliiippenreihe (nach Schreiber). Tropidonotus natrix L. i = Scuta internasalia. pr. - Scuta praefrontalia. / = Scutum frontale, s. 0. = Scuta supraocularia. p. = Scuta parietalia. r = Rostrale (nach Schreiber). Tropidonotus natrix L. r = Scutum rostrale. n = Scutum nasale. /= Scutum frenale. pr.oc. ' Scutum praeoculare. sc. post. ' Scuta postocularia sc.sitp.l. = 7 Scuta supralabialia, darunter die o.sc. = sublabialia. sc.temp. = Scutum temporale (nach Scliniber). Calopeltis Aesculapii Aid. sc. m. = Scutum mentale, sc. sbb. = Scuta suhlabialia. sc. iiif. — Scuta inframaxillaria. sq.gul. = Squamae gulares. (/. = Scutum gulare (nach Schreiber). Die Seitenansicht des Eingelnatterkopfes (Fig. 44) zeigt das impaare lüsselschild, Scutum rostrale, dessen Unterrand einen seichten Ausschnitt ür die bei geschlossenem Munde hervortretende Zunge besitzt; seitlich ügen sich an dieses sieben Scuta supralabialia ; zwischen dem Internasale md dem ersten Supralabiale liegt das mit dem Nasenporus versehene )cutum nasale, angrenzend an das viereckige Scutum frenale ; vor dem ^uge findet sich das hier einfache Scutum praeoculare, hinter dem Auge lind die drei Scuta postocularia gelagert; an die zwei untersten grenzt las dem fünften bis siebenten Supralabiale aufliegende Scutum tem- )orale (1. c.) Als untere Augenschilder Scuta subocularia werden die ;wischen Supralabialia und unterem Augenrande eingeschobenen Schild- ;hen (wie bei Periops) beschrieben [Schreiber- 1. c.) . An der in Fig. 4 5 dargestellten unteren Kopffläche der Aeskulap- ichlange beachten wir das dreieckige Kinnschild, Scutum mentale , da- linter die ersten Unterlippenschilder, Sublabialia, jeder Seite, deren fol- gende, sich in einer Reihe anordnend, bis zum Mimdwinkel vorfinden. 128 II. Specieller Theil. In der Medianlinie der untern Kopffläche stossen die zwei paarigen Kinnenscliilder Scula inframaxillaria zusammen ; indem ihre gemeinsame, rinnenartig vertiefte Nath sich in die des ersten Sublabialpaares fortsetzt, entsteht die sogenannte Kinnfurche , Sulcus gularis. — Hinter den In- framaxillarschildern folgen die Kehlschuppen, Squamae gulares, und das Kehlschild, 8cutum gulare. Mit Schonving der Analschilder und der (zwei) letzten Bauchschildei schlitzen wir die Haut des in der Rückenlage fixirten Thieres seitlich an der Grenze der Bauchschilder entlang auf, führen dann den Schnitt von dem einen Mundwinkel längs heider Unterkieferäste fort bis zu dem der anderen Seite , so dass dann der mit Vorsicht abpräparirte Lappen vorne in eine dem Kinnwinkel entsprechende Spitze ausläuft. Zwischen dem zweit- und drittletzten Bauchschilde wird die Haut quer durchschnitten, der ganze grosse Hautlappen zur Seite geschlagen imd mit einigen Nadeln am Präparirbrette befestigt. Bemerk. Verfügt man über grosse Präparirschalen, so bediene man sich dieser (siehe allgem. Theil) und untersuche unter AVasser. Die Rumpthöhle wird durch einen Scheerenschnitt, der die ventralen Muskeln in der Medianlinie — also zwischen den Rippenenden ! — spal- tet, eröft'net. Um sich das Präparirfeld zu ebnen und einen instructiven Gesammtüberblick zu ermöglichen , löst man hierauf durch vorsichtiges Hinwegstreifen mit dem Finger die der Rumpfhöhle sich innig anschmie- genden Eingeweide so weit von den seitlichen 'Rumpfwänden ab , dass letztere, ohne die Eingeweide (seitlich) zu zerren, mit einer entsprechen- den Zahl kleiner, durch die Intercostalräume gesteckter Nadeln fixirt werden können. Präparirt man unter Wasser , so flottiren dann die an überaus feinen glashellen Peritonealduplicaturen suspendirten Eingeweide über der schwarz pigmentirten Bauchfellauskleidung der RumplTiöhle. — Um die Mundhöhle zu untersuchen, exarticulirt man mit Scheere oder Messer 'ein Kiefergelenk, zieht den bezüglichen Unterkiefer herab, dringt dann mit einem stumpfen Scheerenblatte in den überaus erweite- rungsfähigen Oesophagus ein und schlitzt diesen seitlich 1 — 1 Y2 (Zenti- meter lang auf. — Man übersieht Folgendes : Die feinen Längsfalten der Mundhöhlen- schleimhaut setzen sich — ohne irgend wie durch eine Abgrenzung der Mundhöhle gegen den Schlund zu etwa durch quere Falten unterbrochen zu werden — direct fort in die ansehnlichen Längsfalten der Oesophageal- schleimhaut. — Am 13oden der Mundhöhle liegt, eingeschlossen von einer dünnen Scheide , die plattgediückt-cylindrische, lange' schwarze Zunge, deren Apex in zwei überaus feine Spitzchen gespalten ist. Erfasst man 1. C. Reptilien. — Schlangen. 129 lit einer Pincette die Zunge und zieht sie aus der engen Oeffnung ihrer cheide hervor, so führt man' neben ihr leicht die Spitze einer kleinen cheere in die Scheide ein , schlitzt diese seitlich xmd orientirt sich über iren Zusammenhang mit der Schleimhaut des Mundhöhlenbodens. Ueber ir (der Zungenscheide) lagert sich die bei allen Schlangen weit nach orne (bis in die Mundhöhle) vorgeschobene Kehlspalte : der Aditus la- fngis ; der Larynx selbst bietet , da er keine stimmbildenden Einrich- mgen besitzt, augenblicklich für uns nichts Bemerkenswerthes. Die Choanenmündung ist weit nach vorne gerückt und findet sich in Iner länglichen Grvibe der Mundhöhlendecke vor den Gaumenbeinen. Die zahlreichen kleinen Hakenzähnchen besetzen die Kiefer und en Gaumen, — die zu hinterst stehenden sind um weniges grösser. Etwas subtil ist die Präparation der Kopf- und sogenannten Speichel- rüsen — sie kann überhaupt nur an grösseren Exemplaren instructive .nsichten ergeben ; es sind in dem Falle darzustellen : die dicht unter er Haut gelegenen Ober- und Unterkieferdrüsen (obere und untere Lip- endrüsen), Glandulae labiales superiores et inferiores, die mit mehreren Iisführungsgängen aussen von den entsprechenden Zahnreihen in die [undhöhle münden , ferner die hier grosse Glandula lacrymalis , die vischen dem hinteren Orbitalrande und der Glandula labialis superior egt, sowie die ihr Secret gleichfalls in die Mundhöhle ergiessende »Na- mdrüse« ; es vereinigt sich der Ausführungsgang der letzteren mit dem analis lacrymalis, der vor dem Os palatinummit engem Ostium mündet i) . Nun führe man einen Tubulus in die Kehlritze ein und constatire ie einseitige Entwicklung der Lungen, deren linke nur durch ein kleines, nks von der Herzspitze gelegenes ovales Säckchen repräsentirt wird, ährend die in die Länge gezogene rechte eine beträchtliche Ausdehnung ;igt. Schlitzt man nun die auf ihrer ventralen Fläche durch dunkle iiere Pigmentstreifen ausgezeichnete Trachea und breitet sie etwas gegen as Licht haltend aus, so bemerkt man, dass sie — ausgenommen in ihrer Dersten Partie — aus durchwegs unvollständigen Knorpelringen und var etwa von der Mitte ihrer Länge an, aus Halbringen besteht, die orsalwärts durch eine zarte ausdehnbare Membran vereinigt werden , an er die Entwicklung polygonaler unregelmässiger Zellen oder Maschen Lif respiratorische Funktionen hinweist. Man beachte nun die Eintritts- ;elle des Bronchus in die anfänglich dickwandige sackartige Lunge, eren Oberfläche im vorderen Abschnitt complicirt gebaute, zierliche [aschenräume, im hinteren Abschnitt allmählich einfacher werdende he- 1) Meckel beschreibt noch eine »Zungen- oder Unterzungendrüse — dicht unter der nteren Fläche der Mundhöhle, nahe hinter ihrem vorderen Ende« ; sie soll sich vorn eben der Mündung der Zungenscheide öffnen. — Diivernoy hält sie für zwei knorpe- ge Vorsprünge ; siehe darüber Stannius und v. Siehold (35). Mojsisovics, Präparirüliuiigen. 9 130 II. Specieller Theil. sitzt, um schliesslich als glattwandiger, einfach membranöser Blindsack z\i endigen . Die Lunge ist in grosser Ausdehnung der Leber angeheftet — ihre Isolirving erheischt daher einige Vorsicht. Seitlich von der Luftröhre beachte man ein an die Carotis sich an- schmiegendes, längliches, gelblich-weisses Gebilde: die Glandula Thymus — etwas weiter unten, vor dem Herzen liegt der ventralen Trachealfläche direct auf ein rundliches , feinhöckerig aussehendes, unpaares Drüschen, die Schilddrüse (Glandula thyreoidea) . Nun wende man sich der üntersvichung des Herzens und der grossen Gefässe zu, indem man vorerst mit zwei Pincetten das am äusseren Bavichfellüberzuge der Leber angewachsene Pericardium zipfelförmig auf- hebt, etwas einreisst und mit einer Scheere abträgt : der längliche Ven- trikel zeigt äusserlich keine Furche, die auf eine Trennung in zwei aller- dings sehr unvollkommen geschiedene Käume (Cavum venosum und Cavum arteriosum) bezogen werden könnte, zwischen den beiden ventral auseinandergerückten Atrien liegen die drei aus dem Cavum venosum entspringenden Arterienstämme 2, ; — der in der Ventralansicht oberste, die Aorta sinistra, bildet einen astlosen Bogen, der sich sofort nach unten zur Bildung der Aorta communis fortsetzt ; der unter ihm gelegene Stamm kreuzt sich mit ihm und bildet die Aorta dextra, aus der^) eine starke Arteria carotis communis primaria abtritt, die, unter dem Oesophagus links neben der Trachea hinziehend , nach Abgabe kleinerer Aeste am linken Unterkieferwinkel eine Arteria carotis communis sinistra entwickelt, dann in den Spinalcanal eintretend einen Querstamm bildet, aus dem erst nebst anderen Gefässen die Arteria carotis commimis dextra entsteht *) . Die Fortsetzung der rechten Aorta schlingt sich um die Trachea, nachdem sie zuvor die an der rechten Seite dorsalwärts hinaufsteigende Arteria vertebralis abgegeben, und vereinigt sich mit der der linken (siehe oben) hinter und iinter dem Herzen (vergleiche die etAvas schematisirte Figur 46) über dem Oesophagus. Der »unterste Stamm endlich ist die Arteria pulmonalis , die sich in den verkümmerten linken und den ansehnlichen rechten Ast spaltet. Bemerk. Die Isolirung der genannten Stämme geschieht am vortheil- i haftesten mittelst zweier feiner Pincetten (siehe Gefässpräparation im AUgem. Theil). Von Aesten der Aorta communis wären noch zu beachten: eine be- 1) Näheres siehe bei F. E. Schulze, »Die Lungen«, in Strickers Handbuch der mi- kroskopischen Anatomie, pag. 464 — 488. 2) Nach Stannius besitzt jeder an seinem Ursprünge drei Valvulae semilunares (3.5). Vergleiche dagegen Meckel 24, wonach nur zwei, was ich bestätigt finde. 3) Nach Abgabe der Kranzarterien. 4) Vergl. 3.5. II. Band pag. 227. 1. C. Reptilien. — Schlangen. 131 clBot. rächtliche Zahl von Arteriae liepaticae (10 — 12, Meckel dt. . a. O.), die in [ie Gefässfiirche der Leber eintreten, »indem sie sich von vorn nach hinten [urch Längenbögen vereinigen«, einige Zweige von diesen treten als Arteriae bronchiales« zum vmteren Theil der Lunge , — [Hyrtl); ferner aehrere Arteriae gastricae , eine Arteria meseraica superior , eine Arteria aes. inferior, sechs Arteriae renales (für jede Niere) und paarige Geni- alarterien . Riicksichtlich der ins Herz eintretenden venösen Gefässe wäre zu emerken : In das Atrium sinistrum mündet die klappenlose Vena pulmonalis - in das Atrium dextrum die Vena ava inferior und die Vena jvigularis inistra — in den Sinus venosus die 'ena anonyma, die durch Vereinigung er Vena jugularis dextra und der ubvertebralvenen zu Stande kommt. (Ueber das Nierenpfortadersystem srgl. Gegenhaur 13. 14.) Verfolgt .man, nach Besichtigung er genannten Theile, die enorm aus- ehnbare Speiseröhre, so gelangt man, hne eine cardiaähnliche Einschnü- mg ') zu passiren , in den gleichfalls LUggestreckten Magen , der sich nur iirch sein etwas weiteres Lumen und ie stärkere Längsfaltung seiner chleimhaut als solcher documentirt; i seinem unteren Ende erfahren seine i^'andungen durch Anlagerung stär- erer Musculatur eine beträchtliche erdickimg und weist schliesslich eine ngförmige Einziehung (Pylorus) auf än dahinter beginnenden Dünndarm Xiodenum); dieser wie der Enddarm äsitzen wesentlich längsgerichtete, arch einzelne Querbrücken verbun- äiie , vmregelmässige Schleimhaut- ,lten. Der Dünndarm ist in eine Anzahl von discreten schraubenförmigen (Bindungen (siehe Fig. 48) gelegt, die durch partielle Peritonealadhä- onen2) innig zusammengehalten werden — er streckt sich mehr in 1) Der zur Seite der Leber gelegene Theil wird als »Portio cardiaca« beigchrieben. 2) Von einem eigentlichen Mesenterium kann man nicht sprechen, indem nur die Herz und grosse Gefässe einer Schlange, (halbscliematisch). Theilweise nach Fritsch, r = Ventriculus. ie sich mit den Enden entweder berühren oder je zwei durch einen Hohlraum von einander ge- schieden werden (35) . Die Ovarien erhalten ähn- lich wie Hoden und Vasa deferentia einen Perito- j'fiealüberzug, der sich auf die Oviducte fortsetzt ; letztere beginnen mit einem ziemlich weiten oOstium abdominale«, beschreiben im oberen Ver- jlaufe zahlreiche Windungen und münden neben ^respective etwas hinter den Ureteren in die [loake. Bemerk. In dem uterusartig erweiterten Theile des Oviducts finden sich sackartige kurze Drüschen . Die Eier entwickeln sich zwischen zwei ge- hlossenen , in einander übergehenden Platten ; erst durch das Wachs- ithum und die schliessliche Lösung der Eier aus dem Stroma dehnen sich diese häutigen Platten zu einem Sacke (35), »durch dessen Ruptur die Eier frei werden« (7). — 9i:s. ovd. Weibliche Harn- und Ge- schlechtsorgane von Tropido- notus natrix. OB.d. = Ovarium dextrum. odA. d. = Oviductus dexter. ov. s. = Ovarium sinistrum. ovd. s. = Oviductus sinister. r. s. = Ren sinister. r. d. = Ren dexter. it.u = Ureter, cl. = Cloaca. 136 II. Specieller Theil. Eine vorne befindliche präformirte runde OefFnimg des Ovariums be- schreiben 39, 28. — Die Eier dringen »durch besondere OefFnungen, die vorher in deren Wandung entstanden, aber zu anderen Zeiten sehi' ver- engt sind , hervor und gehen in die Rumpfhöhle über«, woselbst sie der Eileiter aufnimmt. ]>ei den Schlangen befindet sich an dem vorderen Ende je eines Eierstockes .... eine solche Oeffnung [Ratlike 32) . Die sehr rudimentären Copulationsorgane der weiblichen Schlangen stimmen in Lage, Form und Anordnung der Muskeln fast mit den männ- lichen überein, wesentlich verschieden ist nur die Textur ihrer Schleim- haut; es sind kurze, cylindrische, enge, am Ende zugespitzte Kegel (ver- gleiche hierüber die Angabe von Stannius über Trigonocephalus 1. c. pag. 264). l^?ic\\ Rathke (32.pag. 159) verschwinden diese »Geschlechts- glieder« noch während des Fruchtlebens spurlos, üeber ihr Vorhandensein und den Grad ihrer Entwickelung bei Tropidonotus ist mir keine Literatur- angabe geläufig — ich selbst sah sie bislang nicht , suchte sie aber auch noch nicht. Die Nebennieren finden sich als längliche, gelbliche Stränge an der Innenseite der Genitalien, eingeschlossen in die Peritonealtasche — die rechte ist durch einige Aeste mit der Vena cava inferior verbunden und erhält mehrere (2 Paare?) Arteriae suprarenales. — Die kleinere linke liegt an der gleichseitigen Vena renalis revehens dicht dem Vas deferens angeschmiegt. Von dem Sehapparate wäre der Mangel der Augenlider, sowie der Epidermisüberzug des Bulbus, der im Zusammenhange mit der übrigen Epidermis bei der Häutung abgestreift wird, bemerkenswerth ; über Thränendrüse und Thränencanal siehe pag. 129. Die Sclerotica hat keinen Knochenring. Von dem Gehörapparate wäre hier zu erwähnen : der Mangel von Trommelhöhlen und Eustachischen Tuben. Die Fenestra ovalis wird durch eine Columella verschlossen. D. Aiiiphibia. Als einen für unsere Zwecke geeigneten Vertreter der »Amphibia ^vählen wir die Rana esculenta ; sehen wir bei der äusseren Besichtigung dieses Thieres von der ausserordentlich variablen Zeichnung und Fär- bung, welche die äussere Körperbedeckung dieser weitverbreiteten Art darbieten kann, völlig ab, so werden wir doch billig gerade bei der Untersuclumg der Froschhaut, die nicht nur-als Sitz des Tastorganes, sondern auch als secemirendes und respirirendes Organ für das Thier von der grössten Bedeutung ist, etwas verweilen müssen. Besichtigt man 1. D. Amphibien. 137 einige aufgehobene Falten der schlüpfrigen Haut näher, so bemerkt man vorerst, dass sie nur lose dem Körper aufliegt, mit dessen oberfläch- lichst gelegenen Muskeln sie in der That nur an wenigen Stellen verbun- den ist — es kommen hierdurch unifangreiche mit einander communi- cirende Eäume zu Stande, die Lan(/er (vergl. 3) als »Lymphräume« nach- gewiesen hat; man kann sie leicht zur Ansicht bringen, wenn man mit- telst eines unter die Haut eingeführten Tubulus Luft einbläst; wir be- merken ferner, dass die Haut durchaus nicht überall glatt und eben ist. sondern an einzelnen Stellen des Rückens , an der Bauchseite der vor- ; deren und hinteren Extremitäten mit leichten Körnelungen versehen ist, idie am Rücken sogar zu warzenähnlichen Her^'orragungen Averden können. Es entsprechen diese umschriebenen kleinen Unebenheiten I hauptsächlich Gruppen kleiner Drüschen, »Körnerdrüsen« iEngelmmn) . \ deren frisches Secret [Leydig] eine ätzende Wirkung, ähnlich wie das der Krötenparotiden , zu üben vermag. Besonders entwickelt sind diese j Körnerdrüsen längs ZAveier vom Kopf bis zxir Aftergegend seitlich er- streckter Längsleisten. Ausser diesen finden sich über die ganze Haut in sehr beträchtlicher Zahl die viel kleineren »Schleimdrüsen« [Engelmann] vertheilt, die indess ebenso wie die einzelnen »Körnerdrüsen« nur der ' mikroskopischen Untersuchung zugänglich sind , wenngleich letztere schon mit freiem Auge wahrgenommen werden. Ausserdem ist die Haut I der Frösche durch ein reiches Nerven- und Blutgefässnetz ausge- zeichnet. Die männlichen Thiere dieser Art sind durch den Besitz zweier beim Schreien in Gestalt kugeliger, Aveisser Blasen hinter den Mundwinkeln hervortretender »Schall- oder Kehlblasen 2) , die hier durch einen un- paaren Sack unter der Zunge zusammenhängen [Rapp], sowie durch den Besitz einer zur Brunstzeit entwickelten harten Daumenwarze charakte- xisirt. Beachtenswerth wäre noch die dorsalwärts gerichtete, ovale Kloaken- Ii Öffnung am Rückenende, — eine Lage , die durch den Bau des langge- I streckten Beckens bedingt ist. — Hat man das Thier in bekannter Weise gelagert und flxirt, so durch- trenne man, von einer aufgehobenen Hautfalte ausgehend , die Haut in I der Medianlinie — unter der Kloakenöffiiung beginnend bis zum Kinn- i winkel ; die ohnedies nur lose angehefteten Lappen sind rasch abpräpa- Genaue Zusammenstellungen der hierauf bezüglichen Publicationen siehe in (3) '6. Bd. 2. Abth. pag. 347 — 377, ebenda sind auszugsweise Xfl?/(Z<'9's, i'«^eÄ/!aw?j's etc. Untersuchungsergebnisse mitgetheilt. Ueber die Seitenorgane der Froschlarven siehe pag. 368. ■■i) Vergl. Stannius (35), 2. Bd. pag. 179 von der 4. Zeile von unten bis pag. ISO Zeile 1 — \ oben, mit Bvonn 6. Bd. 2 Abth. pag. 529 Zeile 1 — 7 von unten. I 33 11. Specieller Theil. rirt und z\u Seite geschlagen. Nun erfasst man mit einer Pincette die Sehne des am vorderen Schambeinrande entspringenden, dreieckigen, mit meist »fünfzackigen Inscriptiones tendineae« versehenen Musculus rectus ! abdominis , durchschneidet sie mit der Scheere , dringt in die etwas zu erweiternde Oeifnung und durchschneidet in der Linea alba bis zum Processus xiphoideus die ganze muskulöse Bauchwand (Musculus rec- tus abdominis seu pubo-thoracicus (dorso- abdominalis), Musculus ob- liquus externus und M. obliquus internus ( dorso-abdominalis ) , durch- kreuzt diesen »Schnitt durch zwei seitliche, nahe bis zur Wirbelsäule geführte. Bemerk. Ein Theil der vordersten Muskelbündel, des Musculus dorso- abdominalis internus , den man auch als M\isculus transversus beschrieb, reicht, das Peritoneum bedeckend, bis in den vordersten Theil der Rumpf- höhle, umfasst diaphragmaartig den Oesophagus und schlägt sich von hier theilweise über das Pericardium, an dem er sich bis gegen die Mittellinie hin befestigt (3. 7. 35). Die vier Lappen befestigt man zur Seite oder trägt sie ganz ab. Ehe man noch den Schultergürtel in der Medianlinie durchschneidet, präparire man die ihm ventral aufgelagerten Muskelzüge ab und besich- tige die in der Medianlinie gelegenen Theile ; Episternum , das darauf folgende Mittelstück (Mesosternum) , das Corpus sterni (Hypostemum) mit seiner verbreiterten knorpeligen Endplatte , dem sogenannten Processus xiphoides. Dem oberen Ende des Mittelstückes sind seitlich angefügt die ( 'laviculae — gleich unter ihnen die mit verbreiterten medialen Enden versehenen Ossa coracoidea. Scapula und Suprascapulare mögen nach beendigter Section besichtigt werden. Die Durchschneidung der medianen Verbindungsstücke , des Schultergürtels, geschehe mit einer spitzen starken Scheere, doch mit einiger Vorsicht für das zarte Diaphragma und das in der Mittellinie hinter (nicht unter!) dem Os hyoides gelagerte Herz. Nun hebe man die Musculi intermaxillaris anterior und posterior auf (sie bilden den Mundhöhlenboden und überqueren daher die beiden Unter- kieferäste) , trage sie, sowie den die eben durchtrennten medianen Partien des Schultergürtels noch fixirenden M. sterno-hyoideus seu thoracico- hyoideus ^) ab. Der breite Zungenbeinkörper ist nun im vollen Umfange sichtbar — an seinem latei'alen unteren Rande liegt jederseits eine hirsekorngrosse, gelbliche Glandula Thymus ; sie erscheint wie angeheftet an die Vena jugularis externa. Die Glandula thyreoidea, nach. Stanntus unpaar, findet 1) Er -wird als Halstheil des Pubo-thoracicus (Rectus abd.j aufgefasst. »Er ent- springt mit zwei Portionen, einer medialen und einer lateralen« , erstere kommt vom Coracoid, Sternum und »mit einigen Fasern« vom Episternum. Die zweite ist »die un- mittelbare Fortsetzung des Pubo-thoracicus« (3). 1. D. Amphibien. 139 sich nach Leydig als paariger , grosser , grauröthlicher Körper von durch- pchnittlich 4,5 mm Grösse der Zungenveiie oder -Arterie angeheftet oder mit diesen nur durch ein Aestchen verbunden. In ihrer Nähe liegen |iiioch ein oder zwei kleinere l^läschen von übereinstimmender Structur (3) . I|Man findet diese unpigmentirten birnförmigen Bläschen gleich unter der •Irrhymus gelagert. Hat man sich hierüber orientirt , so exarticulire man ein Unter- kiefergelenk, ziehe den Unterkiefer nach der einen Seite ab und beachte die hinter dem Vereinigungswinkel der zahnlosen Unterkieferäste am :Mundhöhlenboden festgewachsene Zunge , deren freies, verbreitertes, Ijhinteres Ende in zAvei spitze seitliche Fortsätze ausgezogen ist. An der f Mundhöhlendecke finden wir seitlich neben den zwei zahntragenden ^'omerplatten die ovalen Choanen ; unmittelbar hinter den zwei Promi- nenzen der Prämaxillen liegen die schlauchförmigen Ausführungsgänge 20. 25) der von Wieclershcim als Schleimdrüse bezeichneten Glandula intermaxillaris ') . die nach sorgfältiger Abtragung der Mvicosa unter Lupenvergrösserung zur Ansicht gebracht werden können. Die ausser- ordentlich lose befestigte weisse Gaumenschleimhaut entbehrt jeglicher als Andeutung eines Velums aufzufassenden Querfaltung — sie besitzt seichte Längenfalten , zumal nächst der Einmündung in den überaiis dehnbaren Oesophagus. Die Ostien der Eustachischen Tuben sind auf- fallend gross, je von einem annähernd dreieckigen Schleimhautrande um- geben ; sie liegen jederseits in der Nähe des entsprechenden Kiefer- ' gelenkes. Das längliche weite Ostium laryngis liegt beiläufig in der- selben Frontalebene mit den Evistachischen Tuben ; — die hintereu f j Zinigenbeinhörner umschliessen den Larynx, in dessen Cartilago laryngo- i trachealis ihre knorpeligen Epiphysen übergehen 2) (3. 35). l^ei Rana esculenta und t^mporaria sind die ausgeschnittenen Spitzen der Cartilagines arytaenoideae durch je einen discreten kleineren Knorpel ausgefüllt. Zwei Paar häutiger Stimmbänder sind vorhanden [Stannius] . , Da eine Luftröhre vollständig fehlt , sind die paarigen Lungensäcke dem Kehlkopfe direct angeschlossen; »der Lungenhals tritt durch das muskulöse Diaphragma in die Bauchhöhle , indem es das liauchfell ein- stülpt. Der eingestülp"te Theil des Bauchfells ist der Lunge dicht ange- schlossen und bekleidet sie unmittelbar« (35.) Die Innenwand der Lun- gen ist durch ein Netzwerk leistenartig vorspringender , ungleich hoher j Erhebungen ausgezeichnet ; hierdurch entstehen successive immer kleiner abgegrenzte polygonale Maschen — schliesslich kleinste Alveoli , deren ') Siehe hierüber R. Wiedersheim , »Die Kopfdrüsen der geschwänzten Amphibien und die Glandula intermaxillaris der Anuren«. Zeitschr. f. wiss. Zoologie. 27. Band, pag. 1—50. '-) Herde, Vergleichend anatomische Beschreibung des Kehlkopfes. Leipzig 1839. [ 140 II. Specieller Theil. Oeffnungen nach dem Hohlraum des Liiugensackes gerichtet sind. gl. \. c. F. E. Schulze.) Bemerk. Kehlkopf, Lungen und Zungenbein mögen zum Schlüsse im Zusammenhange präparirt, die ersten bezüglich aufgeschnitten werden. Unterhalb des , wie schon oben bemerkt , mit dem Pericärdium ver- wachsenen Diaphragmas lagert die durch ein Ligamentum Suspensorium und Ligamentum hepato-gastricum befestigte Leber, letztere ist sehr an- sehnlich , vorwiegend in der Breite entwickelt , schwarz-braun und in zwei Hauptlappen zerfällt , einen kleineren rechten und einen grösseren linken ; letzterer wird durch einen tiefen schrägen Einschnitt abermals in zwei Lappen zerlegt; von denen der laterale den medialen grossentheils überdeckt. Die beiden Haiiptlappen werden durch einen »oberen« schma- len Isthmiis von Lebersubstanz verbunden ; ihm liegt und ZAvar näher zum rechten Lappen die birnförmige Yesicula fellea an ; unter dem lateralen Lappen des linken Hauptlobus ist der ziemlich muskulöse, annähernd cylindrische Magen sitixirt ; seine Richtung ist (wenigstens bei Rana escu- lenta ; keineswegs eine die l^auchhöhle überquerende ; er steigt vielmehr von links oben schräg herab nach rechts unten, schnürt sich am Pförtner- theil merklich ein, um in den eine Strecke weit in gleicher Richtung hinaufziehenden Zwölffingerdarm überzugehen; an letzteren schliesst sich die in wenige Schlingen gelegte kurze Fortsetzung des Dünndarms , der mit scharfer Grenze in das gleichfalls kurze, anfangs sehr weite Rectum übergeht ; der ganze abdominale Theil des Verdatiungstractes wird durch ein zusammenhängendes Mesenterium suspendirt. Das gelbliche langge- streckte Pankreas 'siehe Fig. 50) liegt zwischen dem Pylorustheile des Magens und dem aufsteigenden Duodenalstücke ; sein Ausführimgs- gang vereinigt sich mit den zu einem Ductus choledochus vereinten Duc- tus cysticus imd hepaticus und mündet in «der Nähe des Pylorus ins Duo- denum (Fig. 50;. Die rxuidliche, bisweilen wie plattgedrückte braunrothe Milz liegt vom Mesenterium umschlossen zwischen dem Endstücke des Duodenums und dem Rectum — ganz constant ist ihre Lage übrigens nicht. — Der muskulöse Oesophagus wird nun quer durchschnitten imd durch, Trennung der Peritonealverbindungen der ganze Yerdauungs- tract bis zum Endstücke des Mastdarms abgelöst und herausgeschlagen. Dass die Ablösvmg der Leber mit einiger Vorsicht für Herz, Lungen und für die beim Weibchen hier oben beginnenden Geschlechtsausführungs- gänge zu erfolgen hat, ist selbstsprechend. Schneidet man nun den Darmcanal vom Oesophagus an längs seiner freien Fläche auf, so bemerkt man, dass die mit bedeutenden Längsleisten versehene gerunzelte Magenschleimhaut nach einer übrigens leicht zu übei'sehenden ringartigen Schleimhauteinfaltung sich scharf abgrenzt von i 1. D. Amphibien. 141 der diirch unregelmässige «zickzackförmige oder wellenförmige Verengun- iren« gekennzeichneten Dünndarmschleimhaut. , Bemerk. Oesophagus und stellenweise auch der Magen besitzen [ Flimmerepithel. — Ueber die Cylinder- und Becherzellen des Froschdarmes ; vergleiche auch F. E. Schulze, »Epithel- und Drüsenzellen«, Max Sc/uiUzes ■ Archiv. Band III. 1867; C. Arnstein, »Ueber Becherzellen und ihre Be- ziehung zur Fettsorption und -Secretion«, F^/rc/io«ü's Archiv Band 39. 1867; ' T/i Eimer, ebenda Band 42. 1868. »Ueber Becherzellen«. — Ueber das [ Lymphgefässj'stem des Frosches siehe Langer, Wiener Sitzungsberichte. ! Band 53. 1. Abth. 1866. — Hinsichtlich der übrigen hierher bezüglichen I zahlreichen Arbeiten wäre auf das Literaturverzeichniss (3) zvi verweisen, i 6. Band. 2. Abth. pag. 377 — 379. Ein zarter Eingsanm grenzt das untere längsgefaltete Dünndarmstück von dem innen nahezu glatten Rectum ab, welches mit engem Ostium in die Cloake mündet. Präparation des Urogenitalapparates. I. Vom Weibchen (siehe Figm- 51). Die seitlich der Medianlinie gelagerten, paarigen, symmetrischen Ovarialsäcke , durch das schwarze Ei-Pigment wie schwarz punktirt, sind durch innere Septa in einzelne (je nach der Entwicklung in der Zahl variable) Hohlräume getheilt ; sie ent- Fig. 50. h hh = Leber nach oben gelegt, v. f. — Gallenblase, ti — Magen, ihiod. = Zwölffingerdarm, p = Pancreas. d.h.cy.p = Vereinigter Ausführungsgang von Leber, Gallenblase und Pankreas. e= Milz. behren präformirter Ostia und entleeren die reifen Eier nach erfolgter Ruptur ihres Peritonealüberzuges in die Bauchhöhle ; schlägt man die Lungensäcke zurück , so findet man die Abdominalostien der während ihres ganzen Verlaufes durch eine Bauchfellfalte fixirtcn Oviducte ■j^2 II- Specieller Theii. oben am lateralen Rande der Lungen angeheftet ans Diaphragma ; hat man bisher letzteres geschont, was Eingangs empfohlen wurde, so braucht man es durch seitliches Abziehen des (von uns schon median durch- schnittenen) Schultergürtels nur etwas anzuspannen, um mit Leichtigkeit durch die sofort sichtbare, trichterförmige OefFnung in den Anfangs zart- wandigen Eileiter die Branchen einer kleinen Pincette einzuführen. ; Die Eileiter sind darmälinlich gewunden , häufig ansehnlicher als das dünne Gedärme und durch den Besitz einer aus dicht stehenden cylindrischen Drüsenschläuchen (3) ausgezeichneten »Mittelpartie« zur '\ Secretion der die Eier umhüllenden Gallerthülle befähigt. — Ihr unterster, plötzlich dünnwandiger , durchsichtiger Abschnitt ist zu dem sogenann- ten »Uterus«, obwohl er als solcher nie functionirt, erweitert ; — die bei Eana ') getrennten Eileitermündungen befinden sich auf zwei dicht neben- einander stehenden, schwarz pigmentirten Papillen, die sehr auffallend in den Cloakenraum vorspringen; die Mündungen lassen sich leicht zur Ansicht bringen , zumal wenn man die Cloake dorsalwärts aufschneidet, zu welchem Zwecke sich die Entfernung des Steissbeines als nöthig erAveist. Die plattgedrückten , symmetrisch gelagerten , rothen Nieren , sind circa dreimal so lang als breit, ihr oberes Ende abgerundet, ihr hinteres etwas zugeschärft; ihre medialen Ränder sind in der Medianlinie des Körpers fast bis zur Berührung genähert ; hebt man das ihre Yentralfläche deckende Bauchfell ab , so werden die länglichen orangegelben Neben- nieren , die sich nahe den lateralen Rändern der Niere auflagern , deut- licher sichtbar. Yor den Nieren findet man die paarigen gelblichen, mit langen fingerförmigen Fortsätzen versehenen Corpora adiposa (Fettkörper) . Durch eine kleine Anzahl (ca. 7 — 8) seichterer und tieferer Ein- ■] schnitte, die theilweise auch auf der sonst glatteren Rückenfläche zu con- • statiren sind, erscheint jede Niere in verschieden grosse Lappen zerfällt; der Ureter formirt sich jederseits am lateralen Nierenrande, längs dessen er nach abwärts läuft , um gesondert hinter dem Eileiter seiner Seite in die Cloake zu münden (3). Nach Stamiius (35) mündet er in das Eileiter- ende. Die 6ine ventrale Ausstülpung der Cloakenwand vorstellende Harn- blase erhält durch eine mediane seichte Einschnürung am Scheitel zwei \ rundliche Seitenzipfel; ihr Hals tritt hinter der RectalöfFnung in die j schwarz pigmentirte Cloake , vor deren Mündung zahlreiche Afterdrüsen i gelagert sind. — *) J. W. Spengel, Das Urogenitahystem der Amphibien. 1. Theil: Der anatomische Bau etc. in den »Arbeiten aus dem zoolog. - zootomischen Laboratorium in Würzburg«. 3 Band. 1. Heft. IS"»). 1. 1). Amphibien. 143 2. Der männliche Urogenitalapparat. Die ebenfalls jjymmetrisch gelagerten Hoden finden sich als länglich ovale, imge- ^ppte , gelblich - weisse Gebilde zwischen den ventralen Flächen Ier Nieren, an deren medialen Rändern sie durch eine Fortsetzung ihrer 'eritonealhülle — ein Mesorchium (3) — befestigt werden; ihre Vasa fferentia ziehen , sich durch Anastomosen verbindend , quer zu den me- lialen Nierenrändern, an denen sie ein Längscanal aufnimmt ; aus diesem |btretende Canälchen din-chsetzen die Niere muthmasslich, ohne mit den jfalpifflii sehen Körperchen in Zusammenhang zu treten, und münden in len als »Canalis uro-spermaticus« functionirenden Ureter, Leydiff^ scher [rang , dessen lateralwärts flaschenartig erweitertes unteres Ende als Sa- |aenreservoir aufzufassen ist. In die »äussere Circumferenz« dieses Hohl- aumes münden zahlreiche kiirze Schläuche (3) . Bemerk. Bei Rana temporaria fin- den sich »mächtige verästelte Drüsen- schläuche« (Vesicula seminalis) vor (3i.. Bezüglich des Mülle?-' sehen Ganges, männliche Tube« , Aväre zu bemerken, lass er, wie der Eileiter gelagert, zum la- eralen Lungenrande zieht, dort spitz en- ^.igt und sich unten »an den freien Lap- pen der Samenblase« ansetzt (3). Vergl. lierüber auch 35. Bemerk. Bezüglich der Literatur über die noch keineswegs in allen Punkten klar liegenden Urogenitalverhältnisse der Anuren vergleiche 3. 1. c. Blutgefässsystem. Das Pericard wird median durch- schnitten und an seiner Insertion am Trun- 'cus arteriosus abpräparirt — bei anderen Formen wird noch auf das Vorhandensein 'des Gubernaculum cordis [Fritsch) . das den Apex mit dem parietalen Herzbeutel- blatte verbindet , Rücksicht zu nehmen sein. Die Besichtigung der äusserlich wahrnehmbaren Verhältnisse ergibt fol- gendes : Aus dem einfachen Ventrikel entspringt vom obern rechten Rande ein ansehnlicher »Bulbus arteriosus«, dieser Öieilt sich (Fig. 53) alsbald in zwei Fig. 52. Scliematisclie Darstellung de-s Urogenital- systems der Ampliibien (Triton) nach Gegenbmir. A Weiblich. B Männlich. )• = Niere , auf deren Oberfläche die Nephrostomen ange- deutet sind, sug = Harnleiter. od= Ovi- duct. »i = Müller'scher Gang. iie = Vasa efl'erentia testis (<). oj) = Ovarium. up = ürogenitalmündung. 144 II. Specieller Theil. Stämme , einen rechten und linken , jeder von diesen gibt ab 1 . einen oberen Ast (erster Aortenbogen), Arteria carotis mit der ovalen Glan- dula carotidis und der Arteria hyoideo - lingualis [ Fritsch ) , 2 . eine Aortenwurzel (zweiter Aortenbogen) , deren linke die Arteria coeliaca ent- sendet; sowohl die rechte als die linke Aorta geben (Fig. 54) vor ihrer Herz und Lungen von Rana esculenta (schematisirt). i.ar. — Bulbus avteriosus. oe. = Oesophagus, c.s. = Arteria carotis sinistra. cd. = Arteria carotis dextra. ao.s. = Aorta sinistra. (io.d.=z Aorta dextra. a. = Aorta abdominalis. o.c.s.= Arteria cutanea sinistra. a.c.d. = Arteria cu- tanea dextra. a.p.s. = Arteria pulmonalis si- nistra. a.p.d. = Arteria pulmonalis dextra. v.p.s. = Vena pulmonalis sinistra. v.p.d. — Vena pulmonalis dextra. v.p. = Vena cava in- ferior (postcavalis). v.p.r. = Vena cava supe- rior dextra (praecavalis dextra). p.d. = Pulmo dexter. p.s. = Pulmo sinister. h. = Hepar. Die Richtung des Blutstromes ist durch Pfeile gekennzeichnet. Arteriensystem des Frosches (nach Gegenhanr). ba = Bulbus arteriosus. c = Carotis. C = Glan- dula carotidis (eine Art Wundernetz). / = Arteria hyoideo -lingualis. pp = Arteriae pulmonales. cnt = Arteria cutanea dextra. occ = Arteria oceipitalis. ad = Aorta dextra. as = Aorta si- nistra. a = Aorta abdominalis, m = Arteria coe- liaca. Oes = Arteriae oesophageae. s .s = Arteria subclavia sinistra. sd = Arteria subclavia dextra. Vereinigung zur Abdominalaorta eine Arteria vertebralis , Arteria oeso- phagea und Arteria subclavia ab. Die beiden Aortenwurzeln umfassen den Oesophagus, hinter welchem die genannten Aeste entspringen — sie ver- einigen sich unter dem Herzen, 3. einen Ast (dritter Aortenbogen), der die Arteria pulmonalis sowie eine Arteria cutanea , letztere mit der Ar- teria inframaxillaris und Arteria oceipitalis entsendet. Die Pulmonalvenen treten in einen Stamm vereinigt ins Atrium sinistrum; das venöse Kör- perblut sammelt sich in einem Sinus venosus , der demnach aufnimmt: oben die zwei Venae cavae superiores (praecavales) , unten die Vena cava inferior (postcavalis) sowie zwei gesondert zu seiner rechten und linken Seite mündende Venae hepaticae. Bemerk. Den Untersuchungen von Brücke und Fritsch danken wir die Kenntniss vom Baue des Froschherzens. In Kürze sei hierüber Folgendes mitgetheilt (3) . Nach Fritsch ist der Ventrikel von Trabekeln durchsetzt , die sich bei den 1. D. Amphibien. 145 Batrachiern in ein schwammiges, mit unregelmässigen Höhlen durchsetztes Gewebe auflösen. »Stets befindet sich aber an der Basis des Ventrikels eine gemeinsame Höhle, nach welcher hin die grösseren Alveolen des Trabekel- systemes münden, welche aber ausserdem stets auch untereinander commu- uiciren« (3) . Die Atrioventi'ikularklappe besteht bei Rana aus 2 Trabekelsystemen, einem vorderen und einem hinteren, das mit dem, Vorkammerseptum durch einen Fortsatz; verbunden ist. Der Verschluss wird durch seitliche Vor- sprünge der Atrien vervollständigt. Die Vorhöfe sind äusserlich kaum ge- trennt, innerlich oft nur durch ein sehr rudimentäres Septum. An der Ein- mündungsstelle des Sinus venosus ins Atrium dextrum befindet sich eine starke, der Valvula Eustachii entsprechende Klappe. Der Bulbus arteriosus wird durch eine von seiner Rückenwand ent- springende, die vordere Wand aber nicht vollständig erreichende Leiste der Länge nach in 2 Schenkel gespalten (Spiralklappe) , daher für die linke Aorta »kein besonderes Fach« besteht. Am Ostium arteriosum des Ventrikels befinden sich 3 Valvulae semi- lunäres. Im Arcus aortae befindet sich eine von Brüclie entdeckte Klappe »von der Gestalt einer Ellipse, aus der ein an dem einen Ende ihrer langen Axe osculirender Kreis ausgeschnitten und in der Weise schief an die vordere, obere und hintere Wand angeheftet ist, dass ihr freier Rand gegen das Herz hinzieht und sie sich also , sobald der Blutstrom gegen sie andrängt, aufrichtet und das Lumen des Gefässes theilweise versperrt« (3) . Jeder der 2 aus dem Bulbus entstehenden, äusserlich einfachen Stämme ist inwendig durch häutige Längen-Septa »in 3 vollständig abge- jschlossene Canäle getheilt und jede Scheidewand ist in die Wände der austretenden Gefässe fort- gesetzt.« Seitlich vom After hinter dem Darmbeine liegt je ein »Lymphherz«, desgleichen je eines be- [deckt vom hinteren Theile der Scapula über dem 'Querfortsatze des 3ten Rückenwirbels (35). Der Ductus thoracicus mündet in die Vena subclavia. Bezüglich des Nervensystems vergleiche Fig. 55, seine Präparation ist bereits bekannt. Bemerk. Genaue Angaben über das Frosch- hirn finden sich ausser in 3. 30. 35. 38. im 20. Bande der Zeitschr. f. wiss. Zoologie von L. Stiecla : »Studien über das centrale Nervensystem der Wirbelthiere« pag. 287 u. ff. Mojsisovics, Präparirüljungen. jq Gehirn und Rückenmark des Frosches (nach Gegenbaiir). A von oben. B von unten, a = Lobt olfactorii. b = Vorderhirn. c = Mittelhirn, d = Hinter- hirn, e = Nachhirn, i = In- fundibulum. s = Bautengrube. m = Rückenmark, t = Eilum terminale desselben. 146 II. Specieller Theil. Das rundliche häutige Trommelfell lässt sich chirch vorsichtiges Ab- tragen der äusseren Haut leicht zur Ansicht bringen — an seiner Mitte und am knorpeligen Trommelfellringe mit einem knorpeligen Ende be- festigt, findet sich das als »C'olumella« bezeichnete, die Fenestra ovalis mit der ebenfalls knorjieligen üpercularplatte verschliessende Gehör- knöchelchen. — Ausser Stannius vergleiche die neuen ausgezeichneten Untersuclum- gen von C Hasse »Das Gehörorgan der Frösche«, in Ztschr. für wiss. Zoologie, Bd. 18, pag. 359 u. a. O. publicirt (siehe 3 pag. 309). Ein grosses oberes, dem Bulbus angewachsenes Augenlid, sowie eine Nickhaut sind vorhanden, desgleichen ein lateralwärts vom eintretenden Nervus ojiticus am Bulbus befestigter Musculus retractor bulbi. — Die Sclerotica ist knorpelig; ein Chorioidealfortsatz fehlt. E. Präparation der Fische. 1 . T e 1 e o s t i e r. Als Vertreter der Ordnung der »Teleostei« wählen wir den in Mittel- europa weit verbreiteten Donaxikarpf Cyprinus carpio L. — Er gehört bekanntlich der stets durch den Besitz einer Schwimmblase mit Luftgang ausgezeichneten Unterordnung der »Physostomi« und zwar der mit Fig. 56. 4 Cyprinus carpio (nach Heckel und Kner) zur Demonstration der Flossen und der Seitenlinie. Oben die Rückenflosse (Pinna dorsalisi mit gesügtem Knodienstrahle. Rechts (im Bilde) die (äusserlich) homocerke Schwanzflosse (Pinna caudalis). Zunächst unter ihr die mit einem gezähnelten Knochenstrahle versehene Afterflosse (Pinna analis). Vor dieser die paarigen Bauchflossen (Pinnae abdominales seu ven- trales). Seitlich und unter den Kiemendeckeln die paarigen Brustflossen (Pinnae pectorales). Die Seiten- linie (Linea lateralis) ist an der unteren Grenze des schraffirten Rückens deutlich sichtbar. Bauchflossen versehenen Gruppe »Ph. abdominales« an. In letzterer ist er Hauptvertreter (»Typus«) der Familie der Cyprinoiden; fassen wir die Charaktere seiner »Art« zusammen , so ergäbe sich in Kürze : der mit dicken fleischigen Lippen versehene Mund ist endständig, zahnlos, mit 1. E. Fische. — Allgemeines. 147 Eck- und 2 Oberkieferbarteln, Kopf unbeschuppt, Schlundzähne mit jacher gefurchter Krone, jederseits 1, 1, 3, eine dorsale Flosse mit ver- flngerter Basis und eine anale mit kurzer Basis , jede mit einem ge- ägten Knochenstrahle. Die Höhe des mit cycloiden (dachziegelartig |ch deckenden) grossen Schuppen bekleideten Körpers beträgt nahezu 3 seiner Länge. Für die Systematik ist unter Anderem die Zahl der Flossenstrahlen nd Schuppen von grossem Werthe — diese wird daher in einer Formel egeben, z. B. : {(Dorsale) 3/17—22, ^ (finale) 3/5, r( Ventrale) 2/8, P (Pectorale) 15—16, C (Caudale) 19. — 6/35—38/6. Squ (Squamae) 6/35 — 38/6; die zwischen beiden Strichen befind- shen ZitFern bezeichnen die Zahl der längs der Seitenlinie (Linea late- Iis) liegenden Schuppen, die anderen (6,6) die Zahl der über und unter [er Seitenlinie gelegenen ') . Bemerk. Ueber die Seitenlinie, deren Beziehung zum Nervus lateralis respective den becherförmigen Sinnesorganen, siehe ausser Claus (9) pag. 869 — 870, die Originalarbeiten von Leydig, »Ueber die Schleimcanäle der Knochenfische« Müller's Archiv 1860 und »Ueber das Organ eines sechsten Sinnes«. Dresden 1868; ferner F. E. Schulze, »Ueber die becherförmigen Organe der Fische«, Zeitschr. für wiss. Zoologie. Bd. XII. 1862. pag. 218 — 222. Derselbe, »Ueber die Sinnesorgane der Seitenlinie bei Fischen und ! Amphibien«, Arch. für mikr. Anat. Tom. VI. 1870. — Ueber dieselben i Organe bei Amphibien siehe Malbranc, Zeitschr. für wiss. Zool. 26. Band, pag. 24—86. Allgemein gibt der Hauptstamm der Linea lateralis am Kopfe einen Queren Verbindungsast zu dem der anderen Seite ab und entsendet einen rontalen , infraorbitalen und einen längs des Unterkiefers über dem iiemendeckel hin erstreckten Zweig. Beim Donaukarpfen wird die Seitenlinie »durch gerade Nebenröhrchen mit einfachen Poren gebildet« ; Tow den Kopfkanälen sind der suborbitale und der längs des Praeopercu- um verlaufende Ast besonders entwickelt (1. c. l. Die Section der Fische überhaupt betreffend, wäre Folgendes zu be- merken: Handelt es sich um ein seltenes Thier, dessen Skelet erhalten jleiben muss, so öffnet man dieses durch einen Schnitt, der, vor dem ifter beginnend, seitlich von der ventralen Medianlinie — demnach mit [Jmgehung der Bauchflossen — bis zum Schultergürtel geführt wird ; hat nan derart die Seitenwand eingeschnitten, so kann man sich über weiter loch erlaubte Continuitätstrennungen leicht orientiren. Für zooto- nische Präparationen in der Rumpfhöhle empfehlen sich indess, zumal wenn ein instructiver Anblick der Gesammteingeweide das Hauptdeside- ') Hechel mxA. Kncr , Die Süsswasserfische der österreichischen Monarchie. Leipzig. i''erlag von W. Engelmann. 1858. 10* 148 II. Specieller Theil. rat ist, umfänglichere Abtragungen der Körperwand; man kann in diesem Falle, entweder wie es in Fig. 57 dargestellt ist, durch Weg- nahme einer ganzen Sei- Fig. 57. tenwand ohne Schonung der Rippen und des Kie- mendeckelapparates einer Seite den Situs viscerum zur Ansicht bringen, oder den Fisch in der Rücken- lage durch untergelegte Tücher fixiren und von beiden Seitenwänden etwa die Hälfte entfernen, den Schultergürtel me- dian durchtrennen, um von unten her Herz mit Kiemenarterienstamm frei legen zu können. — Entscheidend ist übri- gens unter allen Umstän- den der Körperbau des Thieres ; so wird man wohl bei einer Roche , einer Scholle kaum in Verle- genheit sein, wie man hier , ohne tiefeingrei- fende Lädirungen des Skeletes, die Rumpfhöhle zu entblössen hat etc. Bemerk. Beab- sichtigt man einen »Knochenfisch« zu skele- tisiren, so ist es im All- gemeinen räthlich, ausser dem Kopfe und Schulter- gürtel auch Afterflosse und Bauchflossen abzu- nehmen, die Anheftungs- stellen der letzteren sich an der Wirbelsäule zu markiren und von der Rumpfmuskulatur so viel zu entfernen , als der zweckmässig zu erhaltende Zusammenhang von Wirbel- säule und Rippen es noch gestattet. Cyprinus carpio in 1/2 natiirl. Gr. gez. Die rechte Körperwand ist abgetragen. c = Herz. 6a = Bulbus arteriosus. a.6>-. = Truncus arteriosus branchialis communis, i?. = Kiemen. 0 c = Oesophagus, v. = „Ventricuhis". /(7i/i7i = Hepar. »./. = Vesiciila fellea. = Ductiis cysticus. l = Lien. d. R. = Darm. a = Anus. S. &'. = Schwimmblase, d.pn. = Ductus pneumaticus. o.an. — Ossieula auditus. R. (oben) = Ken dexter. ur = Ureteren. 0» = Ovarium dextrum. v.u. = Vesica urinaria. o.ii.g. = Papilla urogenitalis. I 1. E. Fische. — Teleostier. 149 Bezüglich der Maceration der Fische ist der allgemeine Theil einzu- sehen, nur wäre noch zu bemerken, dass alle dem Abfallen nahen Skelet- theile besser zuvor abgeschnitten, genau bezeichnet und separat bewahrt werden. Beim Kopfskelete, das man bei einiger Achtsamkeit leicht im Zu- sammenhange erhalten kann, mögen, ehe es fertig präparirt , zum Trocknen ausgelegt wird, alle beweglichen Knochen sowie die des Kiemendeckelappa- rates durch eingeschobene Kork- oder Holzklötzchen dilatirt erhalten wer- den. Das Skelet des Zungenbeines und Kiemenkorbes wird für Studien- zwecke separat dargestellt. Die Skelete von Cyclostomen, Selachiern und Ganoiden werden weckmässig als Spirituspräparate behandelt. Noch zu erwähnen wären die überaus instructiven Präparate, die man ,m besten von gefrornen Fischköpfen durch horizontale und mediane Durchschnitte erzielt ; erstere führt man von der MundölFnung ausgehend längs einer Seitenwand durch den Kiemenkorb so weit, bis die obere, den Schädel umfassende Hälfte seitwärts gelegt werden kann , mit Scalpell oder Scheere durchtrennt man die noch darzustellenden Weichtheile ; das Präparat wird auf einer Glasplatte fixirt oder, wenn seine Grösse dies verbietet, frei suspendirt; die Medianschnitte empfehlen sich zur Demonstration des Primordialcraniums im Zusammenhange mit den Deckknochen (Ganoiden, Esox, Salmoetc). Hat man die Rumpfliöhle nach der einen oder andern Methode er- öffnet, so beachte man ihren Abschluss nach der Mund- und Kiemen- höhle zu durch ein mehr oder weniger häutiges Diaphragma, das von den unteren Schlundkno- pjg 5g chen und vom Schlund- kopfe aus »zu dem gan- zen vorderen Umfange des Schultergürtels sich hinzieht«. — An der Grenze zwischen beiden Höh- len, zwischen den unten und vorne convergiren- den Schlüsselbeinen ist das Herz einge- schlossen von einem ziemlich derben Peri- ■cardium gelagert. Die Seitenwandiingen der geräumigen Mund- höhle werden bekannt- lich (Fig. 58 B durch fünf Spalten durchbrochen, sie bezeichnen den Horizontalschnitt durcli die Kiemenliöhle. A von Scyllium, B von Bai'bus (nach Geyenhanr). ' = Zungenrudiment. o e = Oesopliagus. 6 = Kiemen. S - - Sepia der Kiementaschen, op = Kiemendeckel. 15J II. Spocicller Th 'il. Zugang zu den Athmungsorganen , die, von vier Kiemenbogen getragen, dieselben in Form zweireihiger lanzettförmiger Kiemenblättchen besetzen; der nach der Mundhöhle gerichtete verbreiterte Theil jedes Kiemenbogens ist — um das Eindringen von Nahrungsbestandtheilen und dergleichen in die Kiemenspalten zu verhindern — mit seitlich abstehenden, inein- ander greifenden Rechenzähnchen versehen, ZAvischen denen aber da& Athmungswasser unbehindert zu den Kiemen abfliessen kann. Am vorderen Theile des Mundhöhlenbodens wird die Schleimhaut durch das Os glosso-hyale etwas emporgewölbt — hiedurch entsteht die sogenannte Zunge (^j . Um den hinteren, trichterförmig sich zum Schlünde verengenden Theil der Mundhöhle im Zusammenhange mit dem Darmrohre darzustel- len, tragen wir (bei der seitlichen Blosslegvmg geschah dies schon) den Kiemendeckel ab , durchschneiden mit einer starken Scheere von der MundöfFnvmg ausgehend in horizontaler Richtung die Kiemenbogen der einen Seite , lösen durch einen an der inneren Kante des Schulter gürtels I geführten Messerschnitt das Diaphragma und heben — nicht allzu ängst- lich — den diesseitigen Theil des Schultergürtels vollständig heraus ; nun durchtrenne man den kurzen Oesophagus, reinige ihn mit einem feuchten Schwämme und beachte Folgendes: Die Schleimhaut des Gaumens ist zumal in seiner hinteren Partie überaus weich, »sehr reizbar« — es liegt hier tinter der Schädelbasis zwischen und unter den oberen Ossa pharyngea das sogenannte rothe contractile Gaumenorgan — es besteht (35) aus quergestreiften Muskelfasern und wird durch Vagus- und Glossopharyn- geuszweige innervirt i) . Bemerk. Der Nachweis zahlreicher becherförmiger Organe (Schmeck- becher) in der Gaumenschleimhaut der Fische, besonders durch F E. Schulze, hat über die Function dieser Bildung einiges Licht verbreitet. Der Anfang des kurzen, unmittelbar über dem Herzen liegenden Oe- sophagus ist durch eine über dem Hinterende des Zungenbeines nach hinten etwas vorspringende Querleiste der Schleimhaut markirt , letztere ist unregelmässig längsgefaltet; man beachte ferner die schon Eingangs erwähnten Schlundzähne, denen eine annähernd dreieckige, dem Os occi- pitale basil'are angefügte, unpaare Zahnplatte oben entspricht. Speichel- drüsen fehlen vollständig. Der Magen ist eine nur unansehnliche Erwei- terung des sonst fast gleich weiten Darmcanales, der, etwa doppelt so lang als der Körper, sieben Umbiegungen macht (24) . «Zuerst verläuft er bis zum hinteren Ende der l^auchhöhle, wendet sich dann fast bis gegen das vordere , schlägt sich hierauf bis gegen die Mitte zurück , dann fast bis zum vorderen Ende, hierauf wieder bis zur Mitte, dann wieder nach vom,, 1) Früher hielt man dieses Gebikle für eine Speicheldrüse [Rathke], später für eine- »Schleimdrüsenschicht« [Meckel] . 1. E. Fische. — Teleostier. 151 endlich durch eine lange Windung zum After. Die 3. bis 6. Windung, welche der vordem Hälfte der ]5auchhöhle entsprechen, sind nur halb so lang, als die übrigen«. Zur Suspension des Darmcanales wie der noch zu erwähnenden Drüsen dient das auch die Genitalorgane umschliessende l^auchfell , das freilich die einzelnen Darmschlingen unter sich und mit den Leberlappen durch mehr fadenartige, leicht zerreissbare, zarte Adhä- sionen verbindet 1). Die hellbraune, bisweilen fast gelbliche Leber zerfällt in 3 — 4 grössere Lappen, die meist schmal und langgestreckt, mit ausgezackten Rändern versehen, innig zwischen die Darmwindungen eingefügt erscheinen ; beim Versuche, die einzelnen Lappen zu isoliren, ist Vorsicht anzurathen — das Leberparenchym ist sehr zart und brüchig. Ziemlich versteckt in der Nähe des sogenannten Magens liegt die grosse birnförmige Gallenblase, (leren weiter Ausführungsgang nach Aufnahme der Ductus hepatici sich auf einem »kleinen papillenähnlichen Vorsprunge in den Anfangstheil des Magens« entleert . Bemerk. Gilt im Allgemeinen beim Mangel besonderer Klappenvor- richtungen die Einmündungsstelle des Ductus choledochus als das einzige Criterium zur Unterscheidung von Magen und Duodenum, so dürfen wir hier die besprochene Erweiterung nur als einen »namenlosen« Abschnitt des über- haupt wenig difFerenzirten Darmrohres ansprechen. Ein Pankreas fehlt vollständig ^) . Bemerk. Unter den Teleostiern besitzen nur Hecht, Forelle und Aal eine Bauchspeicheldrüse (28). Die dunkelrothe , unregelmässig gelappte , längliche, ziemlich um- fangreiche, sehr brüchige Milz liegt in der Nähe des Magens , unter- scheidet sich sofort auch durch ihre Färbung von den einzelnen Leber- lappen. — Die Ausmündung des Enddarmes (Rectum) liegt vor jener des Urogenitalapparates ; — eine Cloake existirt daher nicht. An der dorsalen Fläche des Darmcanales — unter den Nieren liegt die durch einen dünnen Hals in 2 Hälften getheilte Schwimmblase ; die hintere am freien Ende zugespitze Hälfte entsendet nahe dem Halse den Ductus pneumaticus, der sich an der Rückenseite des »Oesophagus« nach aussen öffnet. — Von der Basis der vorderen Schwimmblasenhälfte ent- springen 2 dünne strangartige Ligamente, die mit den »Ossicula auditus« ') Nach Rathke ist das Verhalten des Peritoneums von Allersverschiedenheiten ab- hängig; das ursprünglich vorhandene schwinde später durch Resorption (35). 2) Man ahnt schon ihre Gegenwart bei Eröffnung des Schlundes, der häufig von Galle wie tingirt ist. 3) Nach Weber, »Ueber die Leber von Cyprinus carpio etc.« in Meckels Archiv Bd. II. pag. 294, wären Pankreas und Leber verschmolzen, der Ausführungsgang des ersteren dicht neben dem Gallengange. Von widerlegt (24). 152 II. Specieller Theil. oder Webet-'schen (Gehör-) Knochen zusammenhängen (siehe den allge- meinen Theil pag. 54) . Darmtract und Schwimmblase mögen mm ganz herausgeschlagen imd nimmehr die Untersuchung des Urogenitalapparates vorgenommen werden. ! Die paarigen rothbraunen, unter dem Peritoneum symmetrisch ge- lagerten Nieren erstrecken sich längs der Wirbelsäule vom Ende der Rumpfhöhle bis in die Nähe der Schädelbasis, eingesenkt in die Ver- tiefungen zwischen den Rippen ; während sie im Allgemeinen von ziem- j lieh gleicher Breite sind und sich nur vorne und hinten etwas verschmä- i lern, besitzen sie in der zwischen den Schwimmblasenhälften gelegenen | Gegend 2 unregelmässig verbreiterte ansehnliche Lappen, die (auf jeder || Seite eine) den seitlichen Rumpfwänden innig angeschmiegt erscheinen. | Die Ureteren verlaufen (hier) als zwei ziemlich derbe weisse Canälchen I am lateralen Rande jeder Niere und münden in eine geräumige dünn- wandige Harnblase (siehe Fig. 57), aus welcher die kurze Urethi'a hinter dem After nach aussen führt. Die paarigen länglichen , übrigens je nach der Entwickelung ver- schieden geformten Ovarien liegen als vom Peritoneum i) umschlossene «Hohlschläuche« ziemlich frei, seitlich dem Darmcanal auf ; ihre unteren als Oviducte zu bezeichnenden , continuirlich fortgesetzten, canalartigei) Enden vereinigen sich zu einem einfachen Ausführungsgange, der sich vor der Urethralmündung , also gleich hinter dem After auf der soge- nannten Urogenitalpapille nach aussen öffnet 2) . Die nach Geschlechts- reife und Jahreszeit gleichfalls sehr verschieden grossen Hoden sind weissliche, symmetrisch gelagerte, paarige, ebenfalls schlauchförmige Ge- bilde, deren continuirlich mit ihnen verbundene Vasa deferentia, unten zu einem Stamme vereinigt, in der Urogenitalpapille ^) münden. Ihre Lage und ihre Befestigung durch das Bauchfell entspricht jener der Ovarien. Bemerk. Karpfenzwitter wurden gelegentlich beobachtet. Geschlechts- reife Männchen zeigen oft eigenartige Wucherungen der Epidermis : »Warzen- ausschlag« . Als Glandula thyreoidea hat man ein kleines, zwischen dem vorderen Ende des Kiemenarterienstammes und der Copula des Zungenbeinbogens gelegenes Gebilde beschrieben (14, 35). Als Glandulae suprarenales deutet man zwei im Schwanzende der 'j Welches sich in ein zur Seite des Rückens erstrecktes Mesovarium fortsetzt (35). '-) Specielles über die Präparation respective Sondirung der genannten Theile zu sagen, dürfte überflüssig sein; Schweinsborsten lassen sich von der eventuell etwas erweiterten Papille aus mit Leichtigkeit einfüliren. Eine feine Pincette mag die Ostien dann dilatiren. ^ 1. E. Fische. — Teleostier. 153 ieren gelegene weissliche; nnregelniässig rundliclie Körperclien »an der ik-deren Grenze des durch die unteren Wirbelbogen gebildeten Gefäss- inales« (35) . Eine Glandula Thymus Avurde beim Karpfen nicht nachgewiesen. Das Blutgefässsystem wird rücksichtlich seiner allgemeineren "S'er- iltnisse durch die in Fig. 59 gegebene schematische Darstellung erläu- rt — ; aus dem einfachen Ventrikel entspringt der Truncus arteriosus anchialis communis, er führt das rein iuöse Jilut unterhalb der Copulae der ienienbogen zu den letzteren, indem er .derseits 4 längs der (!onvexität der Kie- lenbogen in einer Halbrinne verlaufende rteriae branchiales. die beim Karpfen eistens durch gabelige Spaltimg zweier este entstehen, entsendet. [ Aus diesen Kiemenarterien gehen pensoviele ^'enae branchiales hervor, um Le rechte und linke Aorten wurzel, aus ren A^ereinigung der längs der Wirbel- ,ule verlaufende, sinuös ausgebuchtete ;amm der Aorta communis entsteht , zu rmiren. — Indem die Kiemenvenen sich urch zwei noch ausserhalb der Schädel- öhle gelegene Stämme vorne vereinigen, ildet sich der sogenannte Circulus ce- halicus, der indess bei Cyprinus carpio icksichtlich seiner Ausbildung sehr ariirt; meist aus den Vorderenden der .ortenwurzeln entstehen paarige Arteriae arotides anteriores und posteriores. A on ansehnlicheren Arterien, die aus er Aorta communis hervorgehen, wären u beachten : 1 . Arteriae subclaviae ; 2 . eine Arteria coeliaco-mesenterica ; sie entspricht der Arteria coeliaca und Arteria mesenterica anterior (35); 3. eine Arteria mesenterica posterior. Ihre unpaare Fortsetzung, die Arteria caudalis, verläuft imCanale der Interen Wirbelbogen. Das venöse Blut sammelt sich in einem vorderen Paare symmetri- cher A'enae cardinaies anteriores (s. jugulares s. vertebrales ant.) und inem hinteren Paare asymmetrischer A^enae cardinaies posteriores (verte- Schematiselie Darstellung des Blutkreis- laufes der Fische theilweise nach (2S). A = Atrium. B = Bulhus arteriosus. v = Ventrikel. 6 »• = Truncus arteriosus bran- chialis communis mit den vier Arteriae branchiales. br' = Venae branchiales. ca = Carotides anteriores, cp = Caro- tides posteriores, cph = Circulus cepha- licus. ad — Aorta dextra. as. = Aorta sinistra. aa = Aorta abdominalis, cos.. cad. = Venae cardinaies anteriores (si- nistra et dextra). d.C. = Ductus Cuvieri. cpd, cps = Venae cardinaies posteriores (dextra et sinistra). v.c. = Vena caudalis, neben ihr die Arteria caudalis. Die Pfeile bezeichnen die Richtung des Blutstromes. 154 II. Speeieller Theil. brales post.). — Diese münden je in den queren Ductus Cuvieri ihrer Seite, der ebenso wie die Vena hepatica (sog. Vena cava inferior der Fische) vom Sinus venosus aufgenommen wird ; von letzterem gelangt das Blut durch das geräumige dünnwandige Atrium in den Ventrikel. Bemerk. Die Verhältnisse des Nieren- und Leberpfortader-Kreis- laufes sind in einem der citirten Handbücher einzusehen. Am Herzen unterscheidet man 4 Abtlieilungen, die durchwegs durch Klappen von einander geschieden sind: 1. den Sinus venosus, 2. das Atrium, 3. den Ventrikel, 4. den Bulbus arteriosus. Bemerk. Zwischen Sinus venosus und Atrium befindet sich eine häu- tige Doppelklappe. — Die Innenwand des Atriums ist durch zahlreiche sict durchkreiizende Fleischtrabekel aiisgezeichnet ; an der Ventralfläche des Atriums liegt der dickwandige muskulöse, weniger geräumige Ventrikel, ir dessen Höhle Muskelbündel seiner Innenwand vorspringen, die zahlreicht Vertiefungen (35) zwischen sich fassen. — Das Ostium atrio-ventriculan wird durch 2 freie häutige Klappen verschlossen ; am Ursprung des Bulbus arteriosus liegen 2 Valvulae semilunares »wagentaschenartige« Klappen) Vergleiche hiemit Figur 6 4 Herz von Squatina vulgaris) . (Zentralnervensystem und Sinnesorgane. In der dorsalen Ansicht unterscheidet man am Karpfenhirn folgend« Abschnitte : zu vorderst die kleinen unansehnlichen Lobi olfactorii mii den ihnen zugehörigen Nervi olfactorii. dahinter die fast birnförmigei| Grosshirnhemisphären (Vorderhim), denen sich zwei merklich grösserei rundlich ovale Anschwellungen : Lobi ventriculi tertii und Corpor^ quadrigemina (Lobi optici aut.) (Z wisch enhim v. Maclay) anschliessend ein' hierauf folgender unpaarer, kugelig gewölbter Abschnitt ist das Cere^f bellum (Mittelhim V. Maclay). Die nun beginnende Medulla oblongata bildet zwei auffallend grosse rundliche Lobi posteriores ') , die seitlich dei vierten Ventrikel begrenzen und zwischen sich den rundlichen unpaarei »Lobus impar« (»Tuberculum impar«) fassen. In der ventralen Ansicht bemerkt man an demselben Gehirne ausse:i den schon genannten Theilen : die Nervi optici, die kein Chiasma bilden^ gleich dahinter die grosse Hypophysis (entspringt mit dem Infundibulua vom Boden des Ventriculus tertius), welche von hinten her theilweisi eingeschlossen Avird von den Lobi inferiores , die als untere Anschwel' hingen der Gegend der Lobi optici (35) nach vorne in das Infundibuluni übergehen. Nun folgen hintereinander: angeschmiegt an die Lobi ini feriores die NN. trochleares , dicht dahinter die NN. oculomotori" dann die starken NN. trigemini und faciales , etwas einwärts von diese 1) Vergl. Stieda, «Studien über das centrale Nervensystem der Knochenfische Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 18. pag. 58, 59. — »Lobi nervi vagi« 35. I. Bd. pag. 133. 1. E. Fische. — Selachier. 155 treten von der Medulla oblongata ab die starken NN. acustici; dann folgen die schon erwähnten Lobi posteriores (Lobi nervi vagi) mit NN. Vagi; seitAvärts zwischen den Wurzeln der letztgenannten Nerven treten die NN. glossopharyngei ab. — Noch zu erwähnen wären die von der Mittellinie aus den vorderen Pyramiden der Medulla oblongata entsprin- genden NN. abdncentes (35). Bemerk. Bezüglich des Gehör-') und Sehapparates ist der allgemeine Theil pag. 52, 54 einzusehen. »Die beiden Nasenöffnungen sind durch einen aufstehenden Hautlappen getrennt, die hintere kleinere steht dem Auge genähert« [Heckel und Kner, . 2. Selachier. Mustelus laevis , der glatte Hai des Aristoteles , Mustelus vulgaris und Scyllium canicula sind überaus häufige Erscheinungen am Triester Fischplatze — weicht auch eine der genannten Formen in der Embryo- nalentwicklung von den beiden anderen ab , so sind doch die übrigen unterscheidenden wichtigeren Merkmale vorwiegend nur auf die Flossen- stellung und Zahnbildung bezogen — es ist daher einerlei, welche Art wir für unsere Zwecke bevorzugen. Die äussere Körperbedeckung besteht in allen Fällen aus einer durch Verknöcherung von Lederhautpapillen rauhen chagrinartigen derben Haut, deren Epidermis, grösstentheils abge- rieben, sich nur stellenweise (Nickhaut 7) erhält; man bezeichnet diese mit einer überaus dünnen homogenen schmelzähnlichen Lage bedeckten Haut- knochen als : Placoidschuppen 2) . — Hinsichtlich der Flossen haben wir ausser den wohl entwickelten paarigen Brust- und Bauchflossen eine After- und zwei getrennte Rückenflossen , sowie die durch auffallende Heterocercie ausgezeichnete Schwanzflosse zu beachten. Die auf der ventralen Seite des Kopfes befindliche weite Mundöffiiung bildet einen halbmondförmigen Querschlitz (siehe Fig. 60); mit ihm durch die Nasen- ') Von den Gehörknochen entspräche nach H. Wagner der hinterste giösste dem Hammer iMalleus) , der mittlere dem Ambos flncus) , der vorderste dem Steigbügel (Stapes) . — »Bojanus benennt die Knöchelchen (siehe Parergon ad testudinis anatomen) : 1) Haken (Hamus), der vom Hammer trennbare kleine Fortsatz zur Schwimmblase. 2) Anker (Ancora, Malleus), der säbelförmige Anhang des zweiten Wirbels. 3) Winkel- stab (Norma, Incus), über dem Querfortsatz des zweiten Wirbels. \) Kelle (Trulla. Stapes), umfasst mit seinem löfFelförmigen Ende das Atrium sinus imparis. 5) Becher (Pocillum, Claustrum), umschliesst das Atrium« (39). 2) Sehr ausgebildet ist bei allen Selachiern das System der Seitencanäle ; ausser- dem besitzen sie, zumal die Haie , ein System dünnwandiger , mit glasheller Gallerte gefüllter Röhrchen, die, vorwiegend am Kopfe in der Nähe des Rostrums verlaufend, einerseits mit feinen Poren ausmünden und andererseits mit einer innervirten Ampulle enden. Ausführliches hierüber siehe in 3.5 ; sie sind auch beschrieben in 9. 14. u.a 0.) 156 II. Specieller Theil. rinnen verbunden sind die etwas mehr nach vorne und seitlich gelegenen Nasengruben; eine als »Nasenklappe« beschriebene, grössere Hautfalte bedeckt sie und die Nasenrinnen; eine kleinere derartige Falte legt sich über die hintere Nasengrubenwand. Schlägt man die Nasenklappe zurück, so erblickt man die geräumige tiefe Na- sengrube, deren Schleimhaut von einem Faltensystem getragen wird, das aus einer quer (zur Köperrichtung) gestellten län- geren, sehr ansehnlichen Leiste und einer grossen Zahl theils schräge, theils senk- recht zu dieser, gestellter zarter Seiten- > fältchen besteht. Die nahe der E-ückenfläche seitlich am Kopfe gelegenen Augen besitzen i ausser zwei freien Augenlidern bei den Glatthaien noch eine beweg- liche Nickhaut — gleich hinter den Augen befinden sich die rund- - liehen Spritzldcher — führt man in dieselben eine Sonde ein, so gelangt l man in den Rachenraum. Die Haie eröffnet man durch einen ventralen Medianschnitt, der von der Cloake bis zum Unterkiefer die Haut spaltet, trägt dann eine Seiten- • wand der Rumpflröhle (siehe Fig. 61) vollständig ab; unterlasse aber bis h Fig. 61. Spd. MiisteUis vulgaris juv. Rechte Körperwand abgetragen. Der Dann ist sammt adnexen Drüsen herausge- schlagen, '/j natürl. Grösse. m.i. = Unterkiefer, l. = Zunge, c.o. = Mundhöhle. Sp = Spritzloch. S.bi: = Kiemensäcke, c. = Herz. h.ri. = Uebeigang des Conus arteriosus in den Truncus arteriosus branchialis communis, h.ä. = Rechter Leberlappen, l. = Milz. v. = Magen, paiic = Pancreas. d.p. = Ductus pancreaticus, d.li. = Ductus choledochus. iSp.f?. = Spiraldarm. iJ = Rectum. « = dessen Oeffnung in die Cloake. = Nieren. g = Genitalien, o.u.g. ' ürogenitalostium. Fig. 60. Unterfiäche des Kopfes von Scyllium (nach Geffettbcntr). in = Mundspalte, o = Eingang zur Nasen- grube, n = Nasenklappe in natürlicher Lage. Ji' = Aufgeschlagene Nasenklappe. r = Nasenrinne. Die Punkte bezeichnen die OefFnungen der Schleimcanäle. 1. E. Fische. — Selachier. 157 zur erfolgten Besichtigung des Kiemengerüstes die seitliche Spaltung der Mundhöhle, die zum Schlüsse nach beendigter Präparation des Herzens und Kiemenarterienstammes vorgenommen werden mag. Erhält man durch ein Holzklötzchen die weite Rachenhöhle geöffnet, so erblickt man ohne weitere Präparation Folgendes : die nadelspitzen, dichtstehenden Zähnchen besetzen in mehreren hintereinander liegenden Reihen Ober- imd Unterkiefer; sie sind bei Scyllium »schmächtig, mit einer längeren Mittelspitze xmd meist ein oder zwei kleinen Seitenspitzen« bei Mustelus pflasterartig mit etwas gezacktem Hinterrande. Die Schleimhaut des Mundes ist (hier) ziemlich glatt, vorn etwas der Quere gefaltet — das Zungenriuliment breit, vorn abgerundet 'siehe Fig. 58), fünf längliche Spalten durchbohren die Seitenwände der Mund- höhle und führen in die schräg von vorne nach hint'en ziehenden Kiemen- säcke ; schlitzt man von aussen die ventrale Wand eines Kiemensackes auf, so orientirt man sich über das Zustandekommen der Säcke durch häutige Septa, die vom convexen Rande der Kiemenbogen zur Innen- fläche der äusseren Haut erstreckt sind und durch knorpelige Seitenstrahlen der Kiemenbogen gestützt werden. Die Kiemenblättchen sind an der nach den Sackräumen gerichteten Seite jedes Septums in ganzer Länge festgewachsen ; — »an der dem Zungenbeine angefügten Vorderwand des ersten Kiemenbeutels , soAvie an der Wand des letzten haftet nur eine einzige Kiemenblattreihe (35). Der kurze weite Oesophagus führt in den geräumigen , länglichen dickwandigen Magen , der vor seiner plötzlich und stark verengten Portio pylorica eine kurze blindsackartige Ausstülpung besitzt. — Seine Schleimhaut ist in hohen, dicken, aber keineswegs regelmässigen, sondern durch schräge und quere Züge unterbrochenen Längsleisten aufgewulstet — die besonders vorn am Cardialtheile gegenüber den zarten, aber zahl- reichen Oesophagealfalten sich bemerklich machen. Ein kurzes dünn- wandiges , in wenigen Krümmungen verlaufendes Duodenum führt in einen auffallend erweiterten Darmabschnitt : in den Spiral- oder Klappen- darm ; letzterer ist etwa von der gleichen Länge wie der Magen, und nach unten fortgesetzt in da^ kurze enge Rectum , in dessen Dorsalwand ein birnförmiges , kleines, drüsiges Gebilde, das am Peritoneum befestigt wird, einmündet (?) . Die Rectalmündung liegt in der (hier vorhandenen) Cloake vor dem Urogenitalostium. Mit Ausnahme des Spiraldarms ist der Darmcanal durch ein Mesenterium suspendirt (Vergl. 35). Die Klappe in dem, einem Dünndarmgeschlinge höherer Vertebraten vergleichbaren «Spiraldarme« ist (35) »in der Art schraubenförmig ge- wunden, dass sowohl ihr an der Darmwand befestigter, als auch ihr freier Rand eine Spirale bildet«. 158 II. Specieller TheU. Bemerk. Die von mehreren Autoren beschriebene, ansehnliche, weit vorspringende Valvula pylori kann ich bei Scyllium nicht sehen ; — einen zierlichen Dessin bemerkt man unter Lupenbetrachtung, übrigens auch mit freiem Auge, an der Schleimhaut des Klappendarms : das dünnhäutige Rec- tum ist innen ganz glatt. Die diirch ein Ligamentum Suspensorium befestigte bräunliche, bis- weilen pigmentirte Leber beginnt schon hinter dem Pericardium und be- steht aus einem längeren rechten und einem mit ihm durch einen schmalen Isthmus verbundenen kürzeren linken Lappen, der i Scyllium) noch ein medial liegendes , kurzes, annähernd dreikantiges Läppchen trägt, in dessen Substanz die Gallenblase ein- gebettet ist. — Der Ductus choledochus mün- det (Fig. 61) etwas vor dem Spiraldarm neben dem bis zum Ende von Drüsensubstanz umgebenen Ductus pancreaticus. — Das Pan- kreas besteht aus zwei »brückenartig verbun- denen Lappen«, »liegt unmittelbar hinter dem Magen (35, vergl. hiermit 40. Tab. XXI) , in un- mittelbarer Nähe« 2) der einfachen, länglichen, etwas gelappten Milz. — Eine Scliwimmblase fehlt. — Urogenitalorgane. (Siehe den Nachtrag.) 1. Die Harnorgane. Die Nieren sind lang- gestreckt, paarig, symmetrisch längs der Wir- belsäule gelagert und durch eine von letzterer ausgehende straffe Membran ventralwärts über- zogen, daher »von der eigentlichen« Bauch- höhle gesondert. Die blasenartig erweiterten Ureterenenden münden in eine kurze Urethra, in die beim auch die Vasa deferentia eintreten; sie öffnet sich in der dorsalen Cloakenwand hinter dem Rectum. Bei den hier zu besprechenden Formen bleibt das linke der sonst paarig entwickelten das wohl entwickelte rechte liegt (Fig, 62) sus- Weibliche Geschlechtsorgane von Scyllium canicula (nach R. Waffner), ab = Ovavium ; der Peritoneal- überzug ist theilweise entfernt, cc = Oviducte. d = Abdominal- ostium derselben, e = Eileiter- drüse, die linke e' e' ist aufgeschnit- ten. /= Uterus, der rechte (im Bilde) geöffnet mit einem reifen Eli g und dessen eingedrehten Schnü- ren .ry2. It = Rectum, i = Mündung des rechten Eileiters, k = Flosse, in k- durchschnitten. Ovarien rudimentär Er verläuft bis zu seiner inneren Ausmündung »auf einer kleinen Papille oft eine Strecke weit zwischen den Darmhäuten und besitzt hier Querfalten, welche den Rück- tritt der Galle verhüten« [Stannius] . 2) Ich citirte die Schilderung des Situs dieser Organe wörtlich nach Stannius, da sie — im Gegensatze zu R. Wagners citirter Abbildung — in vollstem Einklänge steht mit der von meinem CoUegen Dr. A. von Heider nach der Natur gezeichneten Abbil- dung in Figur 61 . 1. E. Fische. — Selachier. 159 'lulirt durch eine Peritonealfalte zwischen iiden mit einander vereinigten Oviducten. rmiges Ostium am Leberaufliängebande i-festigt ist. Der erweiterte Endabschnitt ?s Eileiters, der »Uterus«, beginnt unter ner zirkeiförmigen Falte (35) ist innen att und mündet gemeinschaftlich mit dem n- anderen Seite hinter den Ureteren in le Cloake. Zmschen den Eileiterhäuten pgt die Eileiterdrüse ;Fig. 62). Die chleimhaut des Oviductes ist längsge- Itot. Bemerk. Bezüglich der verschieden- artigen Embryonalentwicklung der Haie sind zoologische Handbücher einzusehen. Die Hoden (Fig. 63) sind paarig, leistens klein, vom Bauchfelle überzogen nd weit vorne unter der Leber gelagert; ire Vasa efFerentia ziehen zu einem medial on ihnen gelagerten sogenannten »Neben- oden« , der unmittelbar unter dem Dia- jhragma beginnt. Das vielfach gewun- lene Vas deferens (secundärer Urnie- ^ngang) läuft einwärts von der Niere, be- leckt von einer fibrösenFascie, nach unten ;nd ergiesst sein Secret in die als »Sinus rogenitalis« functionirende Urethra , die ait einer conischen vorspringenden Papille ich in die Cloake ') öffnet. Bemerk. Bezüglich der paarigen knorpeligen äusseren Copulationsorgane (»Pterygopodien«) der Selachier vergleiche Herrn Petri's Abhandlung in Zeitschr. f. vviss. Zool. Bd. 30. pag. 2SS. Das stets ansehnliche Herz liegt vom ierben Pericardium umschlossen der ven- ;ralen Fläche des Kiemengerüstes (Yisce- ralskeletes) und zwar der Copularplatte den an ihren abdominalen deren gemeinsames trichter- Fie. 03. Figur A. Männliche Gesclileclitsorgane von Acan- tliias vulgaris (nach. R. War/ner). aa = Hoden, bb = Samengefässe. cc = Bete testis. dd ■= Vasa efferentia. ee = Nebenhoden, ff = Vasa deferentia. g = dessen Scheide. Figur B. a = Eectnm, c dessen Endstück bei / ge- öffnet. J = drüsiger beuteiförmiger An- hang des Rectums. e = Nieren, dd = strotzend mit Samen gefülltes Vas de- ferens der rechten und linken Seite. §=■ Mündung der Urethra auf der conisch vor- springenden Papille, hh = kreisförmige Hauttalten. t = Bauchflossen mit den Pterygopodien. 1) Zu meinem Bedauern gelang es mir nicht im Laufe des vorigen Sommers, welcher aur Anfertigung der meisten Figuren benutzt wurde, geschlechtsreife Exemplare der ge- aannten Arten zu erhalten. — Dieser Umstand mag die getroffene Wahl der aus einem ilteren Werke entlehnten Figuren um so eher entschuldigen, als rem Semper'^ werth- 160 II. Specieller Theil. Fig. 04. direct auf; über dem exquisit herzförmigen Ventrikel, dessen Basis nach abwärts gekehrt ist, liegt dorsalwärts die dünnhäutige, rundliche Vorkam- mer; eingelagert in einen Einschnitt des letzten Kie- menbogens findet man die in den venösen Sinus mün- denden Ductus Cuvieri. Der Ventrikel ( siehe Fig. 64) besitzt am Ostium atrioventriculare zwei mem- branöse Klappen; seine be- trächtliche Mviskelwand ist nach vorne fortgesetzt in einen durch Gegenhaur näher bekannt gewordenen Kam- merabschnitt : den Conus arteriosus [B Fig. cit.), der durch drei Taschenklappen vom Bulbus arteriosus abge- grenzt erscheint ; hinter diesen liegen bei Mustelus noch drei, bei Scyllium noch zw-ei in Querreihen gestellter Klappen. ( Squatina besitzt fünf solcher Reihen.) Bemerk. Das Ver- halten der vom Trimcus ar- teriosus abtretenden Kie- menarterien ist ein verschiedenes : bald entspringt (Raja) jederseits eine in drei Aeste sich spaltende Arterie , oder es entspringen zwei jederseits , deren erste in zwei Aeste zerfällt (Squatina) etc. ; — die mediane Fortsetzung des Truncus ist regelmässig am Ende gabelig getheilt. — Die »Kiemenarterien treten zwischen je zwei, verschiedenen Säcken angehörige Kiemenblatti'eihen ; die vorderste Zungenbeinkieme erhält ihre eigene Arterie« (35). Die gelappte, graue, überaus weiche Thymus liegt jederseits zwischen den Kiemensäcken und der Rückenmnskulatur. — Die Thyreoidea wird durch eine ziemlich grosse röthliche , rundliche Drüse re2)räsentirt , die hinter dem Unterkiefer vt)r der Kiemenarterie gelagert ist. Ueber die durch Semper näher bekannt gewordenen Nebennieren vergl. dessen im »Anhange« citirte Arbeit. Herz von Squatina vul- garis (nach Gefieniaur). Die vordere Wand des Ventrikels und des Conus arteriosus ist abgetragen. -■1 = Atrium. F = Ventriculus. B = Conus arteriosus. 0 = Ostium atrioventri- culare. 'ta= Arteriae brancliia- les. Gehirn von Mustelus laevis (nach N. ton Mikluclio-Maclay). Ein Stück der oberen Wand des Tractus und Lobus olfactorius ist entfernt, um den Plexus zu sehen. Die Decke der Pedunc. cereb. und des Nachhirns sind entfernt. F. = Vorderbirn (He- misphären) mitdem Ventrikel v. PI. = Plexus des Vorderhirns, ausgedehnt bis in die Erweite- rung des Lobus olfactorius l. t. = Tractus olfactorius. pl. -- Plexus chorioideus. o.=Nervus opticus. Z. = Zwischenhirn (Lobi ventr. III. und Corpora tluadrig.l. oc. = Nervus oculo- motorius. j¥. = Mittelhirn (Ce- rebellum). tr. = Nerven der Trigeminusgrnppe. H. - Hin- terhirn, j '. = gefalteter oberer Abschnitt der Corpora rectifor- mia: r. lt. = Lobi trigemini. N. = Nachbirn (MeduUa oblon- gata)mit dem Ventrikel : n. jl.— Funiculi teretes. ny. = Nerven der Vagusgrnppe. volle Arbeit erst während der Correctur dieses Bogens zugänglich wurde. — Siehe »Anhang«. i' 1. E. Fische. — Selachier. 161 Centrainervensystem (Fig. 65). Die Oberfläche des stets ziemlich umfangreichen Gehirnes besitzt Imcleutnngsweise zarte Windungen. — Auffallend sind die grossen Lobi )lfactorii, Avelche von den Hemisphären durch die stielartigen Tractus jlfactorii getrennt sind , ferner die beträchtliche EntAvicklung des Cere- bellums. Die Nervi optici bilden ein Chiasma mit theihveisem Faser- lustausche. Bemerk. Bezüglich aller eingehenden Details muss aiif die Special- literatur verwiesen werden. Als Vorwiirf für beabsichtigte Präparationen der Kopfnerven mag die vortreffliche, Gegenbmira »Grundriss der vergleichenden Anatomie« entlehnte Figur 66 dienen. Fig. 66. Kopfnerven von Hexanclius griseus (nach Gegtnbuur). Schädelhölile und Rückgratcanal sind eröifnet; das rechte Auge ist entfernt, |links nur das Orbitaldach. ^Die rechtsseitige Labyrinth- und Occipitalregion des t'raniums ist bis auf das Niveau der hier durchtreten- den Nervenstämme abgetragen". 4 = Vordere Schädellücke. JV = Nasenkapsel. iJo = Bulbus olfac- torius. Tr' = Erster Ast des Trigeminus. a = Endzweig desselben auf der Ethmoidalregion. Tr" r= Zweiter Ast. Tr'" = Dritter Ast. tr = Trochlearis. Fa = Facialis. Gp = Glossopharyngeus. Vg = Vagus, i =- Ramus lateralis. .7 = Ramus intestinalis, o s = Musculus obliquus oculi superior. r« = M. rectus internus. »• c = M. rectus externus. »'S = M. rectus superior. S = Spritzloch. = Palato- quadratum. fl'm = Hj-omandibulare. j- = Kiemeustrahlen. 2— 6 Kiemenbogen. bri — i »vi = Kiemen. Mojsisovics, Präparirübungen. 11 162 II. Specieller Theil. B e m e 1" k II 11 g e n zur P r ä p a r a t i o ii der P e t r o m y z o ii t e ii ii n d des Lanzettfisclicheiis. Die abweichenden Formverliältnisse des knorpeligen Kiemenkorbes der Petromyzonteii, Fig. 67 , erfordern eine besondere Rücksichtnahme bei der Eröifnung der llumpfliöhle. Der Hauptschnitt wird in der Me- dianlinie der Bauchfläche geführt; die Fig. G7. Lappen priiparirt man bis zur Dorsalfläche des Thieres vollständig frei — löst dann mit der Scheere die Anheftungsstellen des Kienienkorbes an der C'horda dorsalis. zieht diese behutsam zur Seite und eröff"net den nun sichtbar gewordenen, dem Ductus branchialis communis fest angehefteten Oesophagus. Den hinten geschlossenen gemeinsamen Kiemengang eröffne man von seiner dorsalen Fläche. — Die Ausschä- lung des Herzens aus der Kiiorpelkapsel ist ohne Schwierigkeit ermöglicht. Bemerk. Bezüglich allei- näherer anatomischer Details wird auf die in (9; re- ferirte Literatur verwiesen, hier zu erwäh- nen wäre nur Folgendes : Der windungslose Darm wird nur in seinem Rectalabschnitte durch eine kurze Medianfalte suspendirt. Die ungelappte grünliche Leber umhüllt den Anfangstheil des Darmes und das weiss- lich-graue Pankreas — sie liegt weit nach vorne unter der Knorpelkapsel des Herzens. Eine Gallenblase fehlt : vorhanden bei Am- mocoetes. Die hellrothe Milz liegt zwischen der Herzkapsel und der Eückensaite. — An die innere Circumfereiiz der sieben durch häutige Septa (zwischen denen die ent- sprechenden Kiemeiiarterien verlaufen) ge- trennten Kiemenbeutel sind die Kiemeii- blättchen inserirt. Von den zwei kurzen Gängen jedes Kiemenbeutels führt einer in das Spiraculum externum. der andere in das Spiraculum iiiternum. — Der ge- meinsame Kiemengang ist Eingangs durch zwei (mittelst Kiiorpelplatten. solidirte) Klappen gegen den Kachenraüm zu verschliessbar. Eine Schwimmblase fehlt. — Der Truncus arteriosus branchialis communis liegt vor dem Kie- Kopf und Kiemeiikort von Petromj'zon marinus von der Ventralfläche gesehen (nach Cariis, Otto und irAlton), a = Mund. b = Zunge. cd = Muskel- apparat des Zungenbeines, ee = Sternal- knorpel. / = Knorpelkapsel des Herzens. . g = Mündung der Kiemensäcke. - h = Leber. 1. E. Fische. — Petromyzon — Amphioxus. 163 mengang, gibt vier Arterien ab, spaltet sich weiter vorne gabelig in zwei Aeste, aus denen drei Arterien entstehen, überdies tritt noch ein vorderer Ast in die vorderste Kiemenblattreihe. — Die Venae branchiales bilden einen unpaaren Längsstamm, der nach vorne als Arteria vertebralis impar. nach hinten als Aorta fortgesetzt ist. — Die Carotis commiinis entstellt aus der ersten Kiemenvene. Die lateral liegenden Ausführungsgänge der nahezu Fig- das hintere Drittel der Eumptliöhle ein- nehmenden Nieren vereinigen sich zu einem kurzen, auf der etwas vorsprin- genden Urogenitalpapille hinter dem After mündenden Canale. Stanniusu. A.) Ovarien und Hoden sind unpaar. durch Fäden an der Dorsalwand sus- pendirt. — Die Geschlechtsproducte gelangen in die Bauchhöhle. Die äussere Besichtigung des Lan- zett fisch che ns beschränkt sich — für unsere Zwecke — auf allgemein noto- rische Bildungen : Der Anordnung der Rumpfmuskulatur, des dorsalen und ana- len, in die lanzettförmige Caudalflosse fortgesetzten Flossenkammes, der ven- tralen Lage der ovalen, von einem Knor- pelringe umgebenen MundöfFnung u. s. w. — ^Die Zergliederung des mit Nadeln fixirten Thierchens wird unter Wasser in einem mit Wachs axisgegossenen, flachen Schälchen vorgenommen ; für die etwas subtile Präparation empflehlt sich die Anwendung der B7-ücke'scheu Stativlupe. — Um sich über den Bau des Lanzettfischchens eingehender zu informiren . ist die Anfertigung von Schnittserien , vorzüglich senkrechter Querschnitte (Fig. 6Sj durch in Alkohol Querschnitt durch einen Amphioxus lanceo- latus nicht weit vor dem Porus abdominalis. Vergr. 40. Halbschematisch (nach n'.Roljih). E A. = Elastischer Apparat. /( = Lymph- raum, .sc/t = Innere CUordascheide. sc/n = Aeussere Chordascheide resp. von dieser aus- strahlende Lamellen (Neurapophysen und Hä- raapophysen). n ki «2 JI3 = Hautnerven. Ei = Innere Kiemenhöhlenwand. E2 = Aeus- sere Kiemenliöhlenwand. L i = Ligamenta intermuscularia. 4 = Kiemenhöhle. Lu = Bindegewebshülle des Kiemendarms. D = Darmschleimhaut, i 7; = Leibeshöhle. 0 = Genitalien, ür = (.'analartiger Abschnitt der Kiemenhöhle zur Fortleitung der Geschlechts- producte. N = sog. iS'ieren auf der Baucli- muskulatur. Ni = dieselben an der Unter- seite der Genitalien. R = Raphe. Bc = Bauchcanäle. Sc = Seitencanal. I' = Unterhautgewebe. gehärtete Exemplare unerlässlich. Zur Einbettung empfiehlt Rolpli HoUundermark, als Färbemittel sches Carmin. um das Thier schnittfähiger zu machen, die vorsichtige Injection 1) Ti". Hol'ph, "Untersuchungen über den Bau des Amphioxus lanceolatuS". Leipzig, W. Engelmann. 1876. 164 II. Specieller Theil. einer erstarrenden Masse (siehe 12 und 29) von der Mundspalte aus. — Die allgemeinen Organisationsverhältnisse des Amphioxus sind in 9 sehr übersichtlich , zugleich mit Angabe der hervorragendsten Literatur über denselben, zusammengestellt. 2. Mollusca'). A. C e p h a 1 0 p 0 (1 a. Vertreter: Sepia officinalis . Zur Orientirung wollen wir uns das Thier platt am Präparirbrette ausgestreckt liegend denken ; die im Centrum der Arme befindliche Mundregion bezeichnet uns den »vorderen« Körperpol , das entgegenge- setzte Ende des sackartigen Rumpfes den hinteren Körperpol; ventral liegt der quere schlitzförmige Eingang zm' Mantelhöhle ; dorsal die meist dunkler gefärbte, das Os sepiae einschliessende Mantelpartie. betrachten wir vorerst die äixsserlich erkennbaren Eigenthümlich- keiten dieses dekapoden Tintenfisches : der ovale , dorsoventral abge- plattete Körper trägt an der Peripherie einen langen , schmalen , am Eande etwas gezackten Flossensaum , der nur am hinteren Pole durch einen Einschnitt in zwei solcher Säume getrennt erscheint. Unter den zehn Armen sind zwei sehr auffallend verlängert : die beiden Fangarme ; von den acht übrigen kurzen Armen ist die Basis des vierten Armes linker Seite verbreitert und an Stelle etlicher Saugnäpfe durch Entwickelung eines Maschenwerkes regelmässiger Hautfalten aus- gezeichnet — sie ist »hectocotylisirt«. — Das vordere Körperende ist durch eine seichte, halsartige Einschnürung vom Riimpfe abgegrenzt und trägt seitlich, aber etwas der Dorsalfläche genähert, die grossen x\ugen, deren Cornea von einer engen OefFnung durchbohrt wird ; je eine lidartige Falte lässt sich über den Augen leicht nachweisen. Während die acht genannten kurzen Arme kreisförmig die Mund- öffiiiing umstellen, entspringen die beiden Fangarme zwischen den beiden Entsprechend der in diesem Buche eingehaltenen umgekehrten Typenfolge, müssten sich naturgemäss an die Wirbelthiere die Tunicaten anschliessen, als deren Ver- treter in zootomischen Cursen meist die gemeine Phallusia mammillata zerschnitten wird. Die Präparation der letzteren ist indessen eine derart einfache (Abtragung des Mantels auf einer Seite, mit Schonung der Mund- und Afteröffnung — nachherige Herausnahme und Besichtigung des Eingeweidetractus unter Wasser) , dass eine Beschreibung dersel- ben völlig identisch wäre mit einer Schilderung, die jedes Lehrbuch der Zoologie aus- führlicher enthält. Mollusca. A. Cephalopoda. 165 Fig. ()9. unteren') Armen, jederseits im Grunde einer nnter dem Auge liegenden Tasche, in welche sie zurückgezogen werden können. -%Eine schwimm- hautartige Membrana interbrachialis verbindet die Basen der Arme. Diehalbkngelförmigen, mit einem Eornringe versehenen Sangnäpfe ste- hen ziemlich dicht gedrängt an den inneren verbreiterten Flächen der acht kurzen Arme (in 3 — 4 Reihen) ; sie hän- gen an kurzen Stielchen, sind durch- schnittlich bis zu 2/3 der Armlänge von gleicher Grösse Durchmesser 1 •/.2 — 2 mm) , werden aber im letzten üritttheil plötzlich kleiner, und sind an der Spitze der Arme eben noch mit freiem Auge als solche erkennbar. Die drehrunden glatten Fangarme sind etwa bis zu ^/^ ihrer Länge ohne Saugnäpfe \md tragen erst von hier an auf dem abgeflachten freien Endstücke eine beträchtlichere Zahl derselben, darunter 4 — 5 auffal- lend grosse 2) . Um den im Grunde der Mantel- höhle fixirten Eingeweidesack blos- zulegen , trägt man zweckmässig die ventrale Mantelfläche durch einen etwa 1 cm einwärts vom Flossensaume ge- führten Schnitt ganz ab — man achte aber, bei dem Rümpfende angelangt, auf den leicht zerreissbaren . unmittel- bar vorliegenden Tintenbeutel, dessen Secret in ebenso überflüssiger als unan- genehmer Weise Präparat undPräparir- schale schwarz zu tingiren pflegt. Bemerk. Zur Orientiruno- über den Situs viscerum diene Figur ü9. Diagrainmatischer Längsschnitt durch eine weibliche Sepia (aus HttxU //-Spengel, Grundris.s der Anatomie der wirbellosen Thiere). a = Mundmasse von den Lipjien umgeben, mit den Hornkiefern uud der Zunge, b = Oesopha- gus, c = Speicheldrüse. d = Magen. e = Pylorusblindsack. g = Dünndarm, h = After. i = Tintenbentel. k = Platz für das Körper- herz, l = Leber. n = Lebergang der linken Seite. 0 = Ovari.um. p = Oviduct. q = eine der Oeft'nungen , durch welche die Wasserkam- mern nach aussen münden. }• = eine der Kie- men, s = die um den Oesophagus gruppirteii Hauptganglien. / = Trichter. m = Slantel. Sil = Os Sepiae. 1, S, 3, 4,5 = Arme. ') Bezeichnet man, wie Keferstein , die vordere (beim Schwimmen der Tintenfische meist obere, Fläche als dorsale, die entgegengesetzte als ventrale Fläche, so ergibt sich die Eintheilung der fünf Paare von Armen in: Brachii dorsales seu superiores und ventrales s. inferiores, Brachii laterales superiores et inferiores und Brachii tentaculares — oder in ein erstes, zweites, drittes, viertes Paar der »gewöhnlichen« Arme, die stets von der Rückenseite an gezählt werden. '-) Die grössten Saugnäpfe an den Fangarmen haben an Exemplaren von etwa 14 cm Kumpflänge einen Durchmesser von 7 — S mm. — Man durchschneide einen derartigen 1 m II. Specieller Theil. Nach Abtragung der ventralen Wand erblickt man ohne weitere Fräparation Folgendes : zu hinterst im Eingeweidesack liegt der schon erwähnte, grosse, fast herzförmige Tintenbeutel mit der l^asis nach hinten, der Spitze nach vorne, sein langer und weiter Ausführungsgang mündet in den Enddarra, dessen Oeffnung (Anus) in der Medianlinie befindlich, von vier xinallappen, deren seitliche länger und schmäler sind als die ab- gerundeten mittleren, verschlossen werden kann. — Seitlich und unter- halb des Afters ragen zwei etwa Fis- 70. 1 cm lange, cylindrische, papil- lenförmige Eöhrchen aus dem Eingeweidesacke hervor : die Ureteren; linkerseits ') zwischen Kieme und Ureter, mündet auf einer ähnlichen Hervorragung (welche beim (j^ als Penis bezeichnet wird ) die Ge- schlechtsdrüse. — Rechts und links an jeder Seite liegen die an die Innenfläche des Mantels festgehefteten, annähernd coni- schen Kiemen'^) (Fig. 70), deren freie (ventral, nicht dorsal ge- richtete) Fläche die Kiemen- venen trägt. Nach vorne zu ge- langt man in den geräumigen Trichter, — schneidet man seine ventrale Wand median durch, so erblickt man von der Mündung seines conisch verjüngten, röhrenför- migen Endabschnittes eine von seiner dorsalen Wand frei vorspringende, grosse rundliche Klappe 'das zungenförmige Organ) , zu beiden Seiten der ventralen Trichterwand bemerkt man zwei länglich ovale Vertiefungen, sie sind bestimmt, zwei am Mantelrande liegende Vorsprünge aufzuneh- men, — das »Mantelschloss« zu bilden. 1' Sepia offlcinalis. Centralorgaue des Gefässsystemes uud Kiemen nach Hunter), c = Herz, a = Aorta cephalica. a' — Aorta abdominalis. V — Atrien, Erweiterungen der. i;' = Venae branchiales. cc = Vena Cava anterior, r t" = Venae cavae posteriores, i) i, j)c'= Arteriae branchiales.Aeste der Hohlvenen. )-e = Schwammige Anhänge der Hohlvenenäste — Harnorgane. X = Ansstülpnngen derselben, hr = Kiemen. Saugnapf mit einem Hachen scharfen Messer ; im Grunde des Napfes befindet sich ein »Pfropf" aus Längsmuslieln, durch dessen Contraction der Hohlraum des Napfes ver- gi-össert resp. das Anhaften seines Hornrandes bewerkstelligt wird. ') Was "links" ist, dürfte nach der Eingangs gegebenen Erklärung nicht zweifel- haft sein, wenn man sich erinnert, dass die dorsale Mantelfläche der vorderen (resp. oberen) Fläche entspricht. -) Die innere Mantelhaut überkleidet die Kieme, die überdies durch zwei Muskeln befestigt wird, von denen einer mit der Arteria, der zweite mit der Vena branchialis zieht (3) . 2. Mollusca. A. Cephalopoda. 167 Bemerk. Die nur unter Wasser vorzunehmende Untersuchung der Eingeweide ist keineswegs schwierig, nur erheischt sie einige Achtsamkeit bei der Isolirung der durch feine Bindegewebsadhäsionen fest zusammenge- ballten Eingeweidepartien ; mit der Eröffnung und Abtragung des frei vor- liegenden Theils des »Peritoneums«, die mit der Scheere erfolgen mag, ver- binde man die Präparation der vorhin genannten Ausführungsgänge , im Uebrigen arbeite man nur mit "2 Pincetten und helfe, wenn nöthig, vorsich- tig durch Fingerdruck nach, benutze schneidende Instrumente erst dann, wenn man sicher ist, keine »darunter liegenden« Theile zu verletzen. — Hat die ausströmende Sepia das Präparat verunreinigt, so entferne man lieber den Tintenbeutel vollständig und trachte durch sanften Wasserstrahl und öfteres Wechseln des Wassers das Präparat zu säubern, resp. noch brauch- bar zu machen. Die Entfermmg der ventralen Peritonealpartie legt den rechts vom Tintenhentel gelagerten, rnndlichen, sackartigen Magen theihveise bloss, ferner die über ihm gelagerten, tranbigen, khimpigen Venenanhänge der rechten Seite : die Nieren , die in einen dünnhäutigen Sack eingehüllt, bekannten Ortes ansmünden ; bei ^ finden wir schief znr Medianlinie Sepia ot'ücinalis (nach K(Jtrstein). I. Darmcanal mit Tinteubeutel bi. mb ' Miindmasse. (/b = Ganglion buccale inferius. s' = liintere Speicheldrüsen, oe = Oesophagus. A = Leber, d/; = Ductus hepaticus. V = Magen. v' = Pylorusblinclsack. i = Dünndarm. a = After. g$p = Ganglion .splanchnicum auf dem Magen. II. Medianschnitt durch die Mundmasse, j» » = Unterkiefer, »i = Oberkiefer. y» ii c = Buccalhaut (Membrana buccalis). ml = Lippenhaut (Membrana labialis), x = sog. Geschmacksorgan. rd = Kadula. £ = Eadulasa.-k. s = Speicheldrüse. jrJ = Ganglion buccale superius. esichtigung der dchtigsten Theile des Schlundringes vor- ehmen kann, dürfte keine Schwierigkeiten iereiten ; hat man die papageienschnabel- rtigen Kiefer vorher nie gesehen , so löse pan diese entweder zuvor aus — sie folgen lern Fingerzuge — oder man unterlasse den enkrechten Durchschnitt, führe je seitlich om Unterkiefer (d. i. vom grösseren, vor- tehenden , ventral gelagerten Kiefer; knapp leben seinen hornigen Seitenflügeln einen schnitt durch die Mundmasse — entferne jetzt jlie beiden Kiefer, an deren Stelle entspre- l'hend geformte Muskelvorsprünge liegen ; sie genügen zur Orientirung; nun hat man in |er Medianlinie die durch ihre Vereinigung die »Z\inge« formirenden, senkrecht aufsteigenden, breiten Muskelplatten mit der von ihrer Vorder- seite getragenen Eadula .vollständig isolirt. Ueber das lappige, papillen- iragende Geschmacksorgan (?) vergleiche Fig. 71. — Schlundriug von Sepia officiualis vou • der Seite (nach Garn(r). N = Ganglion cerebrale. A" = Gang- lion pedale. N" = Ganglion visce- rale (parieto-fsplanchnicnm). no = Aorta. oe = Oesophagus. o' = Mundmasse. g = Ganglion huccale superius. g' = Ganglion buccale in- ferius. M = Nervi palliales (Mantel- nerven). 0})' (bezieht sich auf den nach oben gerichteten starken, im Bilde fast medianen) Nervus opticus. NB. Die fehlenden Bezeichnungen konnten an dem für ein anderes Werk (18) bestimmten Gliche nicht mehr nachgetragen wer- den. Die Gehörorgane liegen auf der ventralen Seite , eingeschlossen in len durch knopfförmige Vorsprünge ausgezeichneten »Labyrinthhöhlen« les Kopfknorpels, dicht an der Medianlinie (3); meist werden sie schon )ei der vorhin beschriebenen Präparation der Mundmasse biosgelegt. Dorsalwärts tritt der Nervus acusticus in den ovalen häutigen Gehörsack »häutiges Labyrinth«:; letzterer umschliesst einen höckerigen Otolith. — Ueber die Präparation des Auges ist nichts wesentliches zu bemer- cen, soweit dieselbe für unsere Zwecke in Betracht kommen kann. Ueber seinen Bau vergleiche T^. Hensen, »Ueber das Auge einiger Cephalopoden«, Ztschr. für wiss. Zoologie S.Band, pag. 155 (Taf. XII — XXI); ferner (3) 3. kurze Darstellung in Bd. 2. Abth. (9) und (14). pag. 1374; andernfalls die treffliche 172 II- Specieller Theil, \ ! Zum Schhisse mag das Os sepiae durch seitliche Abtragung de Eückenhaut entblösst werden ; es steckt in einer geschlossenen Mantel i tasche , welche vorne ventralwärts vom mondförmigen Rückenknorpel ' seitlich von dessen hinteren Schenkeln umsäumt wird (3). B. C e p h a 1 0 p Ii 0 r a. ^' e r t r e t e r : Helix pomatia . Frische, d. h. rasch getödtete Cephalophoren überhaupt, sind wege der reichlichen Schleimsecretion zxi zootomischeii Präparationen iiiclil empfehlenswerth ; in Alkohol contrahiren sich die Ihiere allzu, sehr , man pflegt daher die pulmonaten Cephalophoren in einem bis zum dicht -schliessenden Deckel platt mit Wasser vollgefüllten Gefässe zu erträn- ken ; nach etwa 24 bis 36 Stunden sind die Thiere todt und vollkommen ausgestreckt, nun bringt man sie in etwa 50*^/q Spiritus. Durch »Kiemen« athmende Cephalophoren tödtet man in einer schwachen Mülle?''' sche'n Lösung oder in einer ebenfalls sehr verdünnten Lösung von doppelt chromsaurem Kali , die man nach erfolgtem Tode der Thiere wieder mit Alkohol vertauscht. Bemerk. Bei grosser Hitze muss man im erstgenannten Falle dem ausgiebigen Wasserbade etwas Spiritus zusetzen^) . Das Gehäuse entfernt man zweckmässig, ehe die Thiere durch die Wirkung des Alkohols erhärtet sind ; man bedient sich hiezu einer schmalblättrigen Scheere oder der Präparirzange . — Die sehr einfache Manipulation der Ausschälung des Thieres, die freilich nach der Form des Gehäuses entsprechend zu modificiren ist , besteht darin , dass man unter den dorsalen Schalenrand das »Zangenblatt einführt und nun stets entlang der grössten Peripherie der Windungen das Gehäuse durcli- trennt ; sind die Windungen blossgelegt. so ist das Thier bei der Heraus- nahme einfach vor Zen-ung zu behüten. J^evor wir an die Section des Thieres gehen, wollen wir uns über die Körperregionen und über einige der wichtigsten , äusserlich wahrnehni- Taaren Organisationsverhältnisse orientiren. Das artenreiche Genus Helix (Fam. Helicidae. — Unterordnung j)Pulmonata stylommatophora« •^l) ist durch ein sehr entwickeltes spiraliges Gehäuse, welches zur Aufnahme des ganzen Thieres dient, ausgezeichnet, ein präformirter Deckel zum Verschlusse des Gehäuses fehlt, wird aber, besonders im Winter oder auch bei zu grosser Hitze (3), durch das kal- ') Auch empfohlen von Martin. -J Nephropneusta von Iherijiy. 2. Mollusca. B. Cephalophora . 17;$ se ))Epiphragnia< ersetzt. Es sind (Fig. 74) vier retractile (durch Aus- iilpung der Körperwand gebildete, hohle) Tentakel entwickelt, von neu die hinteren Fig. 74. i:i:et.r Augen r.It Heli.\ pomatia von der rechten Körperseite gesehen; das Gehäuse ist entfernt. Zur Orientirung über die Körperregionen. Natürl. Grösse. OS = Mund. m-g- = Orilicium genitale. ath.n.uu. — Athemloch und.. Anus. »■.;>. = Lunge, rx.et.r. = Herz und Niere. r.U. = Leber, m — dorsaler Mantehvulst. tragen . jr Fuss ist gross, liglich und durch e sogenannte «Fuss- irzel« vom Körper gesetzt. Rechter- eits , hinter der undöffnung ( o s ) , ^ffen wir das Orifi- genitale ; auf Irselben ISeite findet h imter dem Man- Irande [m] das in !r Figin- 74 vcL\lath. u. an. bezeichnete Athemloch, sowie die hintere ündung des Darmcanales : der After. Uorsalwärts, das ist an der Decke !r Mantel- oder Lungenhöhle der rechten Seite, liegt die Lunge r.j). — ihinter finden sich Herz und Nieren r. c. et r. und die grosse Leber r. /<., e mit der Zwitterdrüse und etlichen Darmwindungen spiralig eingerollt scheint — resp. die hinteren Windungen des Gehävises fast ausschliess- jh occvipirt. — Vergegenwärtigt man sich die besprochenen Lagerungsverhältnisse, ' wird man kaum im Zweifel sein , durch welche Schnittführungen man e genannten Organe am zweckmässigsten blosslegen soll ; um ein über- tehtliches Bild über die gesammten Eingeweide zur ersten Orientirung- 1 erzielen , empfiehlt es sich , durch einen dorsalen Medianschnitt die jückenhaut zu spalten, die seitlich abpräparirten Lappen knapp am iusse abzutragen , hierauf die Mantelhohle unmittelbar hinter dem Man- [Irande linkerseits zu eröff'nen und diesen Mautelabschnitt nach rechts iaerzuschlagen. Die weitere Fräparation besteht in der vorsichtigen Ent- jllung des gewundenen Körperendes ; man durchtrennt mit einer feinen cheere, in Fortsetzung des früheren Mantelschnittes . den Windungen dgend, die mit einer Pincette zipfelförmig aufgehobene zarte Haut bis u- Spitze der Spirale. Nach Wegnahme der freien dorsalen Körperwand treffen Avir ausser em Schlundkopfe , dem Oesophagus und einem Theil des ^'ormagens in inen losen Pack zusammengeknäuelt die Endtheile der Geschlechtsor- ane. — Ein ansehnlicher paariger Muskel (Musculus columellaris) hinter er Massa buccalis aus der Fussmuskulatur mit vielen Wiirzela entsprin- 174 II- Specieller Theil. geiid, durchsetzt die Körperwand und inserirt sich an der Schalenspindel — er retrahirt den Weichkörper der Schnecke in das Gehänse; als von ihm abg-ezweio-te Muskeläste sind die Musculi retractores tentaculorum.! die Musculi retractores niassae buccalis und einige die Eingeweide xm\er sich und an die KörperAvandung heftende kleinere Muskeln anzusehen (Kefe7-stem] . Hat man die Körperwand unter der Mantelhöhle noch nicht! durchtrennt . so geschehe dieses jetzt — wir entblössen hiebei den Pro- ventriculus mit den ihm aufliegenden grossen, gelappten, weisslichenj Speicheldrüsen — das rechts von ihm gelagerte Vas deferens, nebst dem' als Uterus gedeuteten Abschnitt des Geschlechtsausführungsganges, ferner im gewundenen Abschnitte Eiweissdrüse , Eeceptaculum se- minis etc. — Iheile, die wir unter Wasser durch behutsame Durchtren-i nung der sie vereinigenden zarten Adhäsionen leicht isoliren und die wir im Nachfolgenden noch zu erwähnen haben Averden., Der A e r d a u u n g s t r a c t. Der Eingang in die Mundhöhle Avird von ringförmigen Lippen um- säumt, hinter welchen dorsalwärts ein querer, halbmondförmiger, mit Längsleistchen versehener Kiefer mit nach vorne gekehrter Convexität gelagert ist. — Der Mundraum, in welchen dorsalwärts der Oesophagus eintritt, wird durch die ansehnliche Zunge nahezu ausgefüllt; um die letztere sammt Kadula und dem sie unterlagernden Knorpel zur Ansicht zu bekommen , spalten wir durch einen dorsalen Medianschnitt die Mund- masse und achten hiebei, denselben nicht zu tief zu führen. Bemerk. Die Kiefer sind als cuticulare Bildungen des Mundhöhlenepi- thels aulzufassen. Die von der Unterfläche der Mundhöhle vorspringende Zunge besitzt einen grossen, hinten kuppenartig abgerundeten Knorpel, der, lateral- \ind ventralwärts sich flächenartig ausbreitend, symmetrisch in 4 Zipfel zerfällt und mit der unteren und seitlichen Mundhöhlenmuskulatur zusam- menhängt (3 ! . Die dünne Zungenhaut überkleidet diesen Knorpel, trägt die Radula und ist fortgesetzt in die ventral und nach hinten erstreckte papillen- förmige Zungenscheide. Sehr instructiv ist eine Serie paralleler Querschnitte durch eine ge- härtete Mundmasse — ausser dem schon genannten Medianschnitte : man bediene sich hiezu eines möglichst flachen, d.h. nicht als plumper Keil, wie die meisten gewöhnlichen Rasirmesser, wirkenden »Durchschnittsmessers«. Führt man einen Frontalschnitt vor dem Zungenknorpel durch den Vorder- theil einer Helix, so erhält man ein in topographischer Beziehung sehr lehr- reiches Bild : Mundmasse, — seitlich die kleinen, dorsal die grossen Tentakel, rechts das Geschlechtsatrium. — Radula und Kieferplatte löst man behutsam aus, entfernt daranhängende '\Veichtheile durch Kochen in Kalilaiige , wäscht sie in destillirtem Wasser aus. bringt sie in Alkohol, von diesem in Ter- pentin- oder Nelkenöl, breitet sie unter dem Präparirmikroskope auf einem Objectträger aus und schliesst sie in Damarharz oder Canadahalsam ein. 2. Mollusca. B. Cephalophora. 175 Auf den Oesophagus folgt ein auffallend erweiterter Dannab- chnitt: der Magen p c und v ; ihm aufgelagert sind die Speicheldrüsen *, ieren Ausführungsgänge neben dem OesojihagTis in die Mundhöhle ein- aünden; der in die braune, mehrfach gelappte grosse Leber eingebettete, gewundene Uarm i endet neben dem Athemloch mit dem After a. Genitalorgane. Bei der Entfaltung der Leberlappen beachteten dr ein innig in das Parenchym der Leber eingebettetes, vielfach gelapp- es, gelblich-braunes, drüsiges Gebilde : die Zwitterdrüse, Glandula her- Qaphroditica ; ihr gewundener Ausführuugsgang, der Ductus hermaphro- Fig. 75. T.ä. Anatomie von Helix pomatia (nach Cmier, Copie nach Bronn 3). linke Seite der Mautelhölile wurde gespalten, der Mantel nach rechts hin geschlagen, dann die Körperhöhle eröit'net und alle Eingeweide auseinander gelegt. = Herzkammer, c' = Vorkammer, heide aufgeschnitten, pl = Lunge, a = After, r = Niere. )' = reter. i' = Mastdarm, h, Ii, Ii' = Leber, i = Darm, r und pv = Magen, s, .s — Speicheldrüsen mit Iren Ausführungsgängen, n = Oberes Buccalganglion. n' = Unteres Buccalganglion. tt,tt = Tentakel. IC = Musculus columellaris. ar = Arteria cephalico-pedalis. ^7; = Zwitterdrüse mit dem Zwitterdrüsen- ang. jraZ = Eiweissdrüse. = Prostata. )■ d = Vas deferens. ?ff = Uterus, rs = Receptaculum seminis. i i = Bursa Telae. = Glandulae mucosae. /< = Penis. / = Flagellum. m = Musculus retractor penis. Liticus, besitzt am Ende eine kleine divertikelartige Ausstülpung, die k^'esicula ovoseminalis. und mündet in einen erweiterten Abschnitt, in de^- 176 II. Speci eller Theil. seil Aufangstheil sich die Glandula albuminifera entleert; der bisher ge- meinsame ('anal sondert sich hier in einen mit Ausbuchtungen versehenen »Uterus« und ein engeres, oben noch halb rinnenartig dem Uterus auf- liegendes Vas deferens, dem prostatische Drüsenläppchen angeheftet erscheinen ; erst im unteren Theile bildet das Vas deferens einen dreh- runden, abgeschlossenen Caiial , der in den Penis fortgesetzt ist ; letzterer ist durch den Musculus retractor penis an der dorsalen Körperwand fixirt und nach hinten zu mit dem langen , fadenartigen »Flagellum« versehen. "Während sich in den oberen , als »Uterus« bezeichneten Eileiterabschnitt die kleinen , in seinen Wandungen liegenden Glandulae uterinales ent- leeren, ist der untere drüsenlose Endtheil desselben , »die Vagina«, durch folgende Anhangsgebilde complicirt : 1 . die schon Eingangs erwähnte Samentasche, Receptaculum seminis — ein kleines birnförmiges Bläs- chen, das mit langem dünnem Ausführungsgange, »Stiel«, der Samentasche sich öffnet; er nimmt bei der Begat- tung die Spermatophoren auf; 2. die Schleimdrüsen, Glandulae mucosae; 3 . der Pfeilsack, l^ursa telae — dieser öffnet sich mit papillenförmig vorsprin- gender Mündung neben den Schleim- drüsen. Er enthält, auf einer Papille befestigt , den weissen , kalkigen, spitzen, meist lanzettförmigen Liebes- pfeil ') , der bei der Begattung als »Eeiz- mittel« weit vorgestülpt wird ( 3). Die Eiidabschnitte der männlichen und weiblichen Geiiitalorgaiie, verei- nigen sich schliesslich im Geschlechts- atrium, dessen Mündung rechterseits hinter dem Munde wir schon oben be- sprachen. Herz, Lunge un d N i e r e (Fig. 75) . Das in einem ziemlich derben Peri- cardium eingeschlossene Herz besteht aus einem muskulösen Ventrikel und einem Atrium ; beide sind durch eine •Einziehung an dem mit zwei Klap- pen verschliessbaren Ostium atrioventriculare von einander geschieden. Die aus der Ventrikelspitze entspringende Aorta entsendet: 1. eine Ar- Nprveiisysteni und Endtheile der Gesclileclits- organe von Helix pomatia (nach Ciivier, , Copie nach .3). u e = Oesophagus, s = Speicheldrüsen. )h6 = 5Iassa hucealis. n = oberes Schlundganglion. /»' = unteres Schlundganglion, mc = llusculus columellaris. !(< = lJterus. 6 i = Bursa Telae (Pfeilsackl. (/.»i. = Glandulae mucosae. vd = Vas deferens. ji = Penis. /= Flagellum. tt = Kleine Tentakeln, i'c = Receptaculum seminis. 1) Er ist nach Lci/dig eine cuticulare Bildung des die Innenfläche des Pfeilsackes auskleidenden Cylinderepithels. I 2. Mollusca. B. Cephalophora. 177 teria visceralis (Leber — Genitalorgane) , 2 . eine Arteria intestinalis Magen — Darm), 3. eine Arteria cephalico-pedalis (Kopf — Fnss — C'opulationsorgane) . Das venöse Bhit wird in mehreren Stämmen in den die Lnnge nmgebenden, rechterseits eng dem Mastdarm verbundenen Cir- tnüns venosus ergossen. Von der inneren Seite dieses Ringgefässes treten wulstförmig vorspringende, netzartig über die Lungenfläclie sich verthei- lende Gefässe ab, die sich in einem ansehnlichen Raum, Vena pulmonalis, ^•ereinigen und durch diesen ihr arterialisirtes Blut in die Vorkammer entleeren. Bemerk. Ueber die Liingenhöhle und das durch den Besitz von Ring- muskeln ausgezeichnete Athemloch wurde das Wesentlichste schon vorhin gesagt. Die Lungenhöhle wird als erweiterter Endabschnitt des Ureters auf- gefasst. Form und Lage der Niere sind aus der citirten Figur ersichtlich ; ihr Ausfiihrungsgang, der Ureter, tritt von ihrem oberen Ende ab und öffnet sich in die Lungenhöhle. — Nervensystem. Der Schlundring (Fig. 76^ liegt hinter der Mundmasse, umfasst den Oesophagus sowie die Speicheldrüsengänge und besteht aus einem dor- salen Paar von »Hirnganglien« (Ganglion cerebrale) und den eng verbun- denen, ventralen Fuss- und Visceralganglienpaaren (Ganglion pedale — Ganglion viscerale — n!]. — Die sie unter einander verbindenden Com- missuren Averden als Commissura cerebralis, pedalis und visceralis einer- i seits , als Commissura cerebro-pedalis , cerebro-visceralis und viscero- pedalis andererseits unterschieden (3). Als »Centraiorgane« des sympathischen Nervensystems wurden zwei hinter der Mundmasse gelegene und durch eine Commissur verbundene I Buccalganglien beschrieben ; die von ihnen ausgehenden , zu den Seiten 1 des Oesophagus und Magens verlaufenden feinen Nervi sympathici folgen i den Leberwin düngen und anastomosiren mit den Visceralnerven. — Das Cerebralganglion versorgt die Tentakeln nebst der Kopfhaut; » das Pedalganglion entsendet zwei Nervenpaare nach hinten in den Fuss, ! vom Visceralganglion endlich stammen die für die Haupteingeweide : Darm, Genitalien und Lunge bestimmten Nervenstränge. Bemerk. Genaue Details über Augen und Fühler siehe in 3, woselbst ' die bis 1865 erschienene Literatur zusammengestellt ist ; ferner in W. Flem- ming »Zur Anatomie der Landschneckenfühler« etc. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 22, p. 365 — und H. Simroth »Ueber die Sinneswerkzeuge unserer einheimischen Weichthiere« ebenda Bd. 26, p. 227. Das Gehörorgan ist durch ein mit Flüssigkeit erfülltes Bläschen, »Oto- cyste«, in dem zahlreiche kleine Otoconien eingeschlossen sind, repräsentirt — es liegt unmittelbar hinter dem Ganglion pedale. M oj s i s 0 V i c s , Präpaririiljungen. ]2 178 'II. Specieller Theil. C. Lamellibranchiata. Vertreter: Anodoiita cellensis . Klappmusclieln tödtet man in Alkohol ; untersucht man sie lebend, was namentlich wegen Beobachtung der Herzcontractionen beliebt wird, so führt man vorerst ein Holzklötzchen zwischen die eben geöffneten Schalen; versäimit man den richtigen Moment, so kann man dann nur bei einiger Kraftanwendung und nicht gerade zum Vortheile des Weich- körpers die fest geschlossenen Schalen gewaltsam erbrechen. In beiden Fällen dringt man mit einem starken Scalpelle zw'ischen die genügend dilatirten Schalenhälften und dxirchtrennt , die Messerspitze stets gegen eine der inneren Schalenflächen gerichtet, die mächtigen Schliessmuskeln (Fig. 77 Ii. Seil. — V. Seh.]; behutsam löst man den diesseitigen Mantel- lappen von der bezüglichen Schalenhälfte ab, welche dann mehr weniger Fig. 77. Anodonta cellensis. Natürl. Grösse. Schale, Mantel und Mundlappen linker Seite sind entfernt; linke laterale Kieme ist bei 6 abgeschnitten, von der medialen Kieme ist die äussere Lamelle abgetragen. - Ein Theil der Haut des Fusses ist abprä- parirt. — Der Verlauf des Darracanales ist punktirt. v.Sch. = Vorderer Schliessmuskel. Ii. Seit. = Hinterer Schliessmnskel. os. = Mundspalte in die erweiterte Magenhöhle führend, ffgl.b. = Schlund- (Cerebral-I Ganglion, jri/i.p. = Pedalganglion. jrjrZ.j^.s^. = Parieto- splanchnisches Ganglion. -. = Eothbrauner Körper, a.s. = Atriumsinistrum. ii. = Ventrikel. B.O. = Bojanns' si^he Organe, a = After. A' = Kieme. 5 = Siplio (gespalten), h.ov. = Leber und Ovarium (vergl. Text). gewaltsam über den Schlossrand hinweg abgezogen wdrd ; meistens hebt man auf diese Art die linke Schale ab 'j , legt hierauf den linken Mantel ') Der Raum gestattet nicht, hier eine eingehendere Darstellung der Schaleuver- hältnisse und der von den Conchyliologen eingeführten Nomenclatur, die übrigens der Orientirung wegen wünschenswerth M'äre, wiederzugeben; ich muss daher diesbezüglich auf 3, 7, 9 und 33a. verweisen. — Ganz jJopulär gesprochen, ist (bei Anodontaj das mehr zugespitzte Schalenende das hintere, die MundöfFnung daher am entgegengesetzten stumpfen, breiten Ende zu suchen; hieraus ergibt sich das »Links«. 2. Mollusca. C. Lamellibranchiata. 179 her mul erblickt vorne aufliegend tlem zurückgezogenen beilförmigen 'usse den kleinen Mundlappen, der sich mit dem jenseitigen zur Bildung er die quere MundöfFiiung iimsäumenden Lippen (Ober- und Unterlippe) ereinigt; — rechts, beziehungsweise hinter ihm liegen (in dem Falle) die uken Kiemen — von denen die äussere oder laterale von der inneren der medialen zu unterscheiden ist. Die dorsalen Kiemenränder liegen iahe übereinander befestigt, seitlich des Rumpfes i^Fusses) ; hinter dem- elben verwachsen sie in der Medianlinie unmittelbar mit einander. E rfolgt man diese A'erwachsungsstelle der Kiemen nach hinten . so be- iierkt man . dass für das Zuströmen des Athemwassers ein von dunkel- a aiiuen conischen oder fadenförmigen Papillen besetzter Ausschnitt durch ien hinteren freien Mantelrand hergestellt Avird, »Branchialsipho«, ober- lalb dessen ein kleinerer, rundlicher Ausschnitt, »Analsipho«, vornehm- ich die Ausfuhr von Wasser und Faecalien besorgt. Schon mit freiem Auge bemerkt man, dass jede Kieme durch ein »ystem von feineren, senkrecht gestellten Längsleistchen und ein letztere 'erbindendes System von zahlreichen dicken queren Leistchen hergestellt nrd ; trägt man nun , wie es in Figur 7 7 dargestellt ist, die laterale üeme ab , so erkennt man ferner ihre Zusammensetzung aus zwei La- aellen, die ventralwärts mit einander verwachsen sind , dorsalwärts aber ;ur Bildung eines »Kiemenganges« 2) (9) auseinanderweichen. Von den vier Lamellen jederseits verwachsen die äussersten mit dem y[antel, die beiden mittleren (innere Lamelle der lateralen Kieme und iussere der medialen Kieme) mit einander zur »Kiemenscheidewand« — lingegen endigt die innerste Lamelle frei am Fus?e . — Indem auf diese ^^rt vier Kiemengänge zu Stande kommen , die in der Kloake communi- airen , gelangen die Eier aus der Genitalötfnung (siehe unten) in den inneren« Kiemengang, von diesem zur Kloake und retour durch den iusseren Kiemengang in die Fächer der äusseren Kieme [Posner] . Die beiden Lamellen lassen sich bei einiger Vorsicht leicht isoliren, and beachte man hierbei senkrecht;e, quere Septa, welche den »von ihnen gebildeten« Zwischenraum in eine Anzahl von Fächern »Kiemenfächern«, theilen ; letztere führen das am freien (ventralen) Kiemenrande, durch feine Poren eingetretene Respirationswasser nach den Kiemengängen ^) ; i) Bezüglich des feineren Baues wird auf die allgemeine Literatur verwiesen. -j Was hier als »Kiemengang« bezeichnet wurde, ist auch unter dem Namen >AVas- sercanal«, so bei Broun, geläufig, welcher Autor die zwischen Fuss und »innerem« Kie- menblatte gebildete Rinne als »inneren«, die zwischen innerem und äusserem Kiemen- blatte bestehende, als »äusseren Kiemengang« aufführt (a. a. O.). ^) Vergl. C. Posner, »Ueber den Bau der Najadenkieme«, Archiv f. mikr. Anat. 11. Band (1875), pag. 517— 5G0. *) Die Lamellen sind überdies von mikroskopisch feinen Canälchen siebartig durch- bohrt, welch' letztere gleichfalls reichliche Wasserzufuhr ermöglichen. 12* 180 II. Specieller Theil. am Insertionsrande der Kiemen verlaufen parallel den Kiemengäiigen »jederseits an der Kiemenscbeidewand« eine Arteria branchialis und an der äussersten und innersten Lamelle die zwei Yenae branchiales . — (Eine Erörterung der feineren Gefassramificationen, sowie des Baues der Kiemen würde hier zu weit führen — ich verweise auf 3, 9 und die ange- zogene Specialliteratur.) Trägt man den Mantel ab, so erkennt man ohne weitere Präparation noch folgende Organe : dorsal, etwas vor dem hinteren Schliessmuskel liegt eingeschlossen in ein weites — bei der Abnahme des Mantels aber seiner Dorsalfläche beraubtes — Pericardium, das aus zwei Vorhöfeii imd einer Kammer bestehende längliche Herz ; unter und hinter diesem erstrecken sich bis unter den hinteren Schliessmiiskel paarige, annähernd cylin- drische, grosse Gebilde von intensiv dunkler, fast schwarzer Farbe : es sind die Boj'anus' sehen Organe (die Nieren); nun empfiehlt es sich, die linken Kiemen bis auf einen Insertionsstumpf, der zur Orientirung zweck- mässig belassen wird, sowie die gleichseitigen Mundlappen vollständig zu entfernen und die keineswegs leichte Präparation der im Rumpfe resp. Fusse eingebetteten Organe vorzunehmen. Man beginnt die lilosslegung dieser Theile am besten nächst der schon bekannten MundöfFnung, indem man mit einem kleinen scharfen Scalpell einen seichten Hautschnitt führt, mit einer Pincette einen der freien Hautränder erfasst und — in schon öfter geschilderter Weise — einen Lappen zu gewinnen sucht ; ohne mehr oder weniger erhebliche Verletzungen der die zAvei Darmwindungen um- hüllenden paarigen, traubigen Genitalorgane und der Leber geht es hier- bei wohl selten ab. Aeusserliche Geschlechtsunterschiede bestehen nicht — ausser der durch Färbung der Keimproducte gegebenen — die Ova- rien sind röthlich oder roth. die Hoden gelblich ; die paarigen Genitalöff- nungen liegen dicht neben den Nierenporen (siehe pag. 182). Hinter der Leber, den Herzbeutel dorsal und vorne umfassend, liegt das rothbraune Organ Keber's — eine aus einem Lücken- (Lakunen-) System bestehende, dunkelfärbige Mantelpartie *) (3], ebenda, wo der dorsale »verwachsene Theil des Mantels vorAvärts und seitwärts in den freien übergeht« . Ein sogenannter »Oesophagealabschnitt« '-^'j führt von derMundölfnung zu dem erweiterten, länglich ovalen »Magen« , in welchen sich mit vielen Oeffirungen die ihm, wie schon bemerkt, innig angewachsene Leber ent- ') Siehe Griesbach 1. c. — bestätigt die von ZffWf/cr beschriebene Communication des Atriums mit der rothbraimen Mantelpartie gleicher Seite — durch mehrere mit blossem Auge sichtbare Oeffnungen. Griesbach zeigte auch, dass durch Einstich eines fein aus- gezogenen Glastubus in das rothbraune Organ »das ganze Centraloi'gan des Circulations- apparatei?" aufgeblasen werden kann. -) Thatsäehlich besteht keiner. 2. Mollusca. C. Lamellibranchiata. 18! eert. Will man dem Verlaufe des sich an den Magen scliliessenden. ziem- ich gleichmässig dicken Darmcanales folgen, so mag man theils von der jMimdöffnnng, tlieils von dem dorsahvärts vor dem Herzen frei verlaufen- ilen Recünn aus seine Höhle mit der Scheere blosslegen , wobei selbst- i^erständlich Leber vnid Genitalien vielfach durchschnitten werden. Man indet dann etwa am hinteren Ende des Magens eine kleine seitliche, dindsackartige Ausbuchtung desselben , in welcher der keineswegs an- :ehnliche »Krystall stiel« verborgen ist. Man tastet ihn als einzigen resi- tenteren Körper sofort. Wenngleich an dem nicht injicirten Thiere eine »Gefasspräparation« esultatlos ist, so wollen wir doch in Kürze die wichtigsten Gefäss- tämme namhaft machen. Aus dem Herzen entspringen zwei Aorten: line vordere und eine hintere ; die vordere läuft in der dorsalen Median- inie bis zur Mundgegend und theilt sich rechterseits, ventral und hinter- wärts umbiegend, in zwei Stämme , nachdem sie zuvor paarige Magen- md Leberarterien, eine Mastdarmarterie und etliche Mantelzweige abge- geben. Von den zwei Stämmen entsendet die vordere Arteria pedalis et lallialis : 1 . eine Arterie für den vorderen Schalenschliesser, welche nach Abgabe von Aesten für die Mundlappen jederseits als Arteria pallialis ,nterior in den Mantelsaum tritt , um sich hier mit der Arteria pallialis losterior zur Arteria coronaria pallii zu vereinigen; 2. die »eigentliche« ''uss-Arterie ; der hintere Stamm versorgt den Darm. Die Aorta posterior läuft unter dem Darme, theilt sich gabelig und ieht über den hinteren Schliessmuskel in den Mantelsaum als Arteria tallialis posterior, versorgt den »Perikardial-Theil des Mantels« , Rectum md hinteren Schliessmuskel (nach Langer in 3) . — Ohne hier auf eine leproduction der für oder wider einen geschlossenen Gefässkreislauf [eltend gemachten Thatsachen einzugehen, und ohne die differenten An- ;aben bezüglich der venösen lilutbahnen wiederzugeben, wollen wir nur »etonen, dass die in den grossen, medianen, zwischen den iJo/am/s'schen )rganen gelegenen unpaaren Sinus venosus (Vena cava) ergossene Blut- nasse in die Wiindernetze der Bojanus ^c^xen Organe gelangt, um von hier Lurch die Vasa branchialia afferentia (Art. brauch.) die Kiemen zu errei- ihen, in deren Quersepta die sogenannten »Kammgefässe«, rechtwinkelig -bbiegend, eintreten ; aus den Queranastomosen der letzteren tritt das Blut chliesslich in den »Stäbchenkanal« und von diesem durch die Sinus »ranch. elf. (Venae brauch.) in die Vorkammern des Herzens zurück ') . 1) Zur näheren Instruirung vergl. Knllmann , »Der Kreislauf des Blutes bei den jamellibranchiern , den Apl)'sien und den Cephalopoden«, Zeitschr. f. "wiss. Zoologie. Jand 2(i. pag. 87 — -102 ; Posner 1. c, Bonnet, »Der Bau und die Circulationsverhältnisse ter Acephalenkieme«, Morph. Jahrb. III. Bd. pag. 2S3 — 327, sowie die citirte allge- neine Literatur, besonders 3, 9 und 19. 182 II. Speciellei- Theil. Hat man, wie vorhin angegeben wurde, das Rectum bis zu seiner l'mbiegungsstelle blossgelegt, so eröffne man seine dorsale Wand diu-ch einen Scheerensclmitt, der zugleich die Innenfläche des von ihm durch- bohrten Ventrikels zur Ansicht bringt. Man sieht ein aus sich durch- kreuzenden Bälkchen gebildetes , zierliches Muskelnetzwerk, das gegen i die durch klappenähnliche Vorrichtungen geschiedenen Atrien zu auf- fallend zarter wird. — Nach vorne setzt sich das Herz in zwei das Rec- tum ringförmig umschliessende Schenkel fort, aus deren Vereinigung die Aorta anterior entspringt. — Ist das Herz besichtigt, so folge man dem, Rectum bis zu seiner Ausmündung , bis zu dem hinter dem hinteren Schliessmuskel gelegenen Afterschlitz. Die Bojanus'' sehen Organe . ihre Lage wurde bereits früher besprochen ; um eine Vorstellung von ihrem Baue zu bekommen , eröffnen wir nach Entfernung des Herzens das linksseitige Boj'attus'' sehe Organ von oben, — wir gelangen in einen nahezu glattwandigen , annähernd cylindrischen Hohlraum, die sogenante Vorhöhle, welche derart über der theils durch freie, theils durch miteinander verwachsene Falten 2) ausgezeichneten »Höhle« liegt, dass ihre ventrale Wand (ihr Boden) das Dach der Höhle bil- det, in die sie hinten übergeht; die Höhle communicirt mit jener der an- deren Seite nicht, wohl aber ist sie nach oben \\m\ einwärts durch einen Trichterkanal seitlich und unter Aorta und Rectiim mit dem Herzbeutel in Verbindung gesetzt. — Nach vorne zu, nahe den äusseren Oeffnungeu (Nierenporij , die sich paarig , jederseits eine, vorfinden , entbehren die Vorhöhlen einer trennenden Scheidewand; jeder Nierenporus nun liegt unten, seitlich am Fusse ziemlich weit vome, zwischem dem letzteren mid der medialen Kieme ; sein Ostium wird von einem muskulösen Rande umgeben, es präsentirt sich zugleich mit der diesseitigen Genital- öffnung beim Aufheben der genannten Kieme ; das Bojanus'sche Organ der anderen Seite mag ventralwärts eröffnet werden. Nervensystem und Sinnesorgane. Das vordere Schlund- oder Cerebralganglienpaar liegt durch eine über den Mundspalt hinziehende, strangförmige Commissur verbunden an den Seiten des Mundes, entsendet jederseits einen Nervus labialis,. 1) Vergl. Griesbach, »Ueber den Bau des Bojanus'schen Organs der Teichmuschel«, Archiv für Naturgesch. 43. Bd. pag. 63 — 107. — Jedes S.O. (resp. »jeder Schenkel des B.O.") stellt ein einziges röhrenförmiges Gebilde vor , das am hintei-en Schliessmuskel dadurch eine halbkugelförmige Anschwellung erfährt, dass der daselbst erweiterte Schlauch in vier Windungen gelegt ist, — dann läuft er, »sich auf sich selbst legend«, wieder nach vorne, um frei nach aussen zu münden. 2) Nach Griesbach werden die Gefässnetze der Falten »durch zwei Reihen seitlicher Oeffnungen aus dem Venensinus gespeist. Die obere Reihe desselben, die von feineren '.i. Arthropoda. 183 den Nervus pallialis anterior zum vorderen Mantelabschnitte, an die Kiemen den Nervus branchialis anterior und versorgt den vorderen Schliessmnskel : bisweilen schimmert es durch die Hant — ebenso wie das Ganglion pedale. das sich durch eine C^ommissur mit dem gleichseitigen Schlundganglion verbindet und die Fussmuskeln innervirt; das dritte hintere Kiemen- oder Eingeweide - Ganglienpaar , Ganglion parieto- splanchnicum, ist sehr ansehnlich und durch lange Commissuren mit dem Schlundganglion verbunden, es liegt unter dem hinteren Schliessmuskel und gibt ab den Nervus branchialis posterior, versorgt das Herz, die Bo- jcmtis'fichen Organe, den hinteren Schliessmuskel, entsendet für den hin- teren und mittleren Mantelabschnitt den Nervus pallialis lateralis et poste- rior und die für die Eingeweide bestimmten Nerven. Als Tastapparat functionirt Avohl der Mantelrand , besonders der mit fadenförmigen und conischen Papillchen besetzte Siphonalausschnitt desselben, möglicherweise sind auch die Mundlappen hierher zu rechnen. Die paarigen Gehörbläschen liegen je hinter einem Ganglion pedale, mit dem sie durch einen (übrigens aus dem Cerebralganglion stammen- den) Nerv verbunden sind . 3. Arthropoda. Die Conservirung, beziehungsweise Tödtung der Arthropoden richtet sich erstens nach der Qualität des Chitinskeletes, zAveitens nach dem be- absichtigten Zwecke. Zarthäutige, behaarte oder feinbeschuppte Insecten Avollen anders behandelt sein als Formen mit starrem, festem, chitinigem oder verkalktem Panzer. Für den ersteren Zweck erfreuen sich Benzin, Chloroform, Schwefeläther , oder ein Gemisch von letzterem mit starkem Alkohol zu gleichen Theilen grosser Beliebtheit; man pflegt zumBehufeder Tödtung eine der genannten Flüssigkeiten entweder auf ein Schwämmchen zu träufeln , das an die Unterseite des die entsprechend gewählte Flasche verschliessenden Korkes geklebt wird, oder man benutzt feine Knäuel von Fliesspapierstreifchen, die lose dem Gefässboden aufliegen. A. Gerstücker (27) empfiehlt zur Betäubung der Insecten noch Oeffnimgen gebildet wird, führt in die Vorhöhlenwandung, wogegen die untere Reihe, welche grössere OefFnungen zeigt, in Aeste führt«, die theils parallel angeordnet, theils anastomosirend quer über die Höhlenwand laufen. — Nach Griesbach communicirt der mediane Venensinus mit dem Herzbeutel nicht. ') Vergl. nebst der allg. Literatur besonders v. Jheriny, «Die Gehörwerkzeuge der Mollusken etc. Habilitationsschrift. Erlangen 1876. 184 II. Specieller Theil. Cyankalium ') oder Kirschlorbeerblätter und zumal für grössere zähle- liio'ere Thiere das Eintauchen der sie enthaltenden Gläser in siedendes Wrisser oder Erhitzen derselben über einer Flamme. Für alle oder wenig- stens die meisten andern Formen empfiehlt sich zur Tödtung starker Al- kohol. Dass man bei der Auswahl der Gläser, mit denen man sich bei der Ausrüstung zum Fange zu versehen hat, einigermassen den Form- und Grössenverhältnissen der eventuell zu erbeutenden Thiere Rechnung zu tragen hat, dass mau ferner nicht alle Arten in ein Glas pfercht etc.. versteht sich. Soll die Ausbeute einer Sammlung einverleibt werden, so pflegt man die besonders heiklen Objecte : Fliegen, Hymenopteren, Lepi- dopteren etc. gleich nach dem Fange mit einer in Nicotin getauchten Nadel zu spiessen , die lege artis die rechte Flügeldecke perforirt und zwischen dem zweiten und dritten lieinpaare heraustreten muss. Schmetter- lingen pflegt man noch durch seitlichen Fingerdruck den Thorax zu quet- schen etc. Die gespiessten Insecten werden in gehöriger Entfernung am Boden einer mit Kork oder Insectenpappe belegten Schachtel festgesteckt. Bemerk. Die bei Anlegung einer Sammlung gültigen Weisungen können hier nicht eingehender erörtert werden — ich empfehle die Leetüre des bezüglichen Abschnittes in '27), der Einleitung der meisten entomolo- gischen Hand- und Bestimmungsbücher u. w. dergl. m. Für zootomische Zwecke ist zu sorgen , dass die — wie auch immer getödteten — Arthropoden alsbald in die entsprechende Conservirungs- flüssigkeit eingelegt werden , falls man es nicht vorzieht, sie »frisch« zu untersuchen. Fm aber ein Eindringen der Flüssigkeit (vergl. allg. Theil) zu ermöglichen, hat man das Chitinskelet einzuschneiden ; dies geschieht bei der Mehrzahl der hier in Betracht kommenden Formen auf der Rückenfläche des Thieres ; so breitet man beispielsweise die Flügeldecken eines Käfers vorsichtig aus, erhebt mit der Pincette die Haut des Abdo- mens und schlitzt diese mit einer feinen Scheere ; grosse Thiere (Astacus. Homarus, Eriphia) injicirt man zweckmässig mit der gewählten Flüssig- keit etc. — Alkohol wird, wie schon oben erwähnt, als allgemeinstes und bestes konservativ stets zu wählen sein, wenn nicht histologische Zwecke die Wahl von Chromsäure, M«/^er'scher Lösung, Alkohol mit Eis- essig 2) etc. etc. passender erscheinen lassen. — Letzteres gilt besonders für die mikroskopischen Formen (Cyclops. Daphnia, Polyphemus u. dergl. 1, die natürlich eine besondere, hier allgemein nicht zu erörternde Behand- lung erheischen. 1) Erbsengross in einem Leinenläppchen am Boden des Behälters zu fixiren. -] Rodrich, »Ueber die Präpai-ation der Insecten etc.« , Zeitschr. für Mikroskopie. (1. Heft. pag. 16) 1877, empfiehlt, die in Benzin getödteten Thiere sofort in eine Mischung von 5 Theilen Weingeist, 9 Theilen destillirten Wassers, 1 Theü Eisessig zu legen . 3. Arthropoda. 185 L'eber die Trockiunig kleinerer Arthropoden ist nichts besonderes zw bemerken, grössere müssen eventrirt Averden und in ihre Ilinterleibshöhle lein Streifchen Fliesspapier eingelegt bekommen; grossen Crustaceen i trennt man den Ilinterkörper (Sch-\vanz; ab, entfernt Scheeren und die dickeren Gliedmassen, holt die Weichtheile heraus und bepinselt die ge- [reinigten Skelettheile , nachdem sie mit Wasser ausgespült wurden, mit larseniksa\irem Natron [Möbius 21). — Wurden die einzelnen Theile an einem schattigen, luftigen Orte getrocknet, so bestreiche man sie mit dem jvon Oioen empfohlenen Firniss'). — Sehr zu empfehlen ist die Anfertigung von Zerlegpräparaten ; sie lassen sich von allen jenen Arthropoden, die überhaupt trocken conser- virt werden können . leicht herstellen ; im einfachsten P'alle isolirt man I mit l-'incette und Scheere die einzelnen Skeletbestandtheile , breitet sie ientsprechend, auf einem dunklen Grunde aus und trocknet sie, wie oben angegeben ; meistens lässt aber die Sauberkeit derartiger Präparate Eini- ges zu wünschen übrig , indem die Entfernung der Weichtheile auf die • jerwähnte Art nicht vollständig gelingt ; man pflegt daher entweder die ganzen Thiere oder stückweise ihre einzelnen abgelösten Skeletbestand- theile in einer Abdampfschale in Kalilauge zu kochen ; wie lange dies zu a;eschehen hat , lässt sich freilich allgemein nicht angeben — dies lehrt die Praxis ; bei dieser Manipulation sei man einigermassen behutsam, nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf das zu behandelnde Präparat, hat letzteres lange in der kochenden Lauge zu liegen (viele Kruster) , so v^ergesse man nicht, die verdampfte Flüssigkeit durch Zusatz von vorge- n'ärmtem Wasser stets zu ersetzen , indem andernfalls ein geröstetes Prä- )arat die oft stundenlange Mühe belohnt. — Hat man sich durch öfteres Nachsehen von dem Fortschritte der Maceration überzeugt, sich schliesslich >'on der leichten Isolirbarkeit mit einer — '■ alten — Pincette überzeugt, so 5püle man das Object in Wasser aus und trockne das vollends gereinigte esp. zerlegte Präparat, oder lege es (Mundtheile, Extremitäten, Schwanz- lossen vieler kleiner Kruster etc.) erst in Alkohol von mässiger, dann in iolchen von starker Concentration , hierauf in Nelken- oder Terpentinöl ind breite es schliesslich unter dem Präparirmikroskope auf einer Glas- datte ;Objectträg-er aus , auf dem es, in bereits bekannter Weise, durch ^^anadabalsam oder Damarfirniss fixirt rmd mit einem Deckgläschen be- leckt wii'd ; ganz zweckmässig ist es , das Präparat mit dickflüssigem jjrummi arabicum zuvor anzukleben. In manchen Fällen genügt es , die pbjecte mehrere Tage in öfters zu erneuernder Kalilauge liegen zu lassen. 1) »lOü gr Gummi arabicum und 6 gr Gummi Traganth löse in 1,5 lit Wasser. Hierzu letze 100 gr Weingeist mit 20 Tropfen Thymianöl und \ gr Quecksilberchlorid. Mische jut und lasse abklären. Der klare Theil dient als Firniss, der Bodensatz als Kitt« (27). 186 II. Specieller Theil. War es die Absicht, durch die l^ehandlung mit Kalilauge das Skelet nur durchsichtig zu machen, so ist letzteres natürlich früher zu entfernen, abzuspülen und — das ist empfehlenswerther — in Alkohol zu con- serviren ' ; . A. I u s e c t a. Vertreter: Melolontha vulgaris . Nach der allgemeinen Orientirung über die einzelnen Körperregio- nen : Kopf, Prothorax , Mesothorax , Metathorax und Abdomen, welche Theile man durch Seitwärtsziehen der vom Mesothorax entspringenden Elytren , sowie der am Metathorax inserirten häutigen Hinterfiügel zur Ansicht bekommt , besichtige man die paarigen Reihen von Athem- löchern, Stigmata, die seitlich des Rumpfes, mit dem zwischen Pro- und Mesothorax gelegenen «Prothoraxstigma« beginnend , erstreckt sind. Es würde hier zu weit führen , die Legion von technischen Namen ,. deren sich die Entomologen für die Bezeichnung der in systematischer Hinsicht so wichtigen Skeletbestandtheile zu bedienen pflegen, vollzählig wieder- zugeben''^); wir wollen imr hervorheben, dass die bezüglichen Rücken- partien der drei Brustsegmente als Pronotum , Mesonotum und Metano- tnm , die ventralen Flächen als Prosternum, Mesosternum und Metaster- num aufgeführt werden ; die lateralen Partien der genannten Segmente heissen Weichen (Pleurae), sie zerfallen wieder {Mesothorax und Meta- thorax) in ein vorderes »Schulterblatt«, Episternum, und ein hinteres »Hüft- blatt«, Epimerum. — Da die Elytra den letzten oberen Bauchring (bei Melolontha u. v. a.) nicht bedecken, haben wir hier noch die in einen langen Griffel zugespitzte Afterdecke (Pygidium) . Die dorsale Fläche des Abdomens ist der Rücken (Dorsum) , die ventrale der Bauch (Venter) . — Noch zu erwähnen hätten wir das vom Sternum in den Brustraiim vor- springende gabelförmige »Nervenskelet«, Entothorax. — Jede Extremität ist mit ihrer Hüfte , (Joxa, der »Hüftpfanne«, Aceta- bulum , gelenkig angefügt ; auf die Hüfte folgt der Schenkelring, Tro- ; chanter, diesem der Schenkel, Femur, dann die Schiene, Tibia, hierauf der ') Rodrich 1. c. empfiehlt für Herstellung mikro.gkopischer Präparate Mischungen von Eisessig mit Wasser, die er in 6 Stärkegraden, beginnend mit Acid. glacial. 10, Aquae dest. 90 bis Acid. giac, Aq. dest. ana partes aequal. herstellt. (Nr. 2 = 15:85, Nr. 3 = 20 : SO, Nr. 4 = 25 : 75, Nr. 5 = 35 : 65, Nr. « = 50 : 50). — Näheres siehe daselbst. '-) Näheres siehe in 3, 7, 9, powie in RecUenbacher'a Fauna austrica »Die Käfer». 3. Aufl. Wien 1S74. — oder zum Zwecke erster Orientirung in G. Schach, »Praktische Anleitung zum Bestimmen der Käfer etc.« Stuttgart 187S. ■i. Arthropoda. A. Insecten. 187 (bei Melolontha fünfgliedrige) Fuss, Tarsus, dessen letztes Glied zweiFuss- klaiien, Onychia, trägt. Jede Klane trägt an der Wurzel (im vorliegenden Falle) einen grossen Zahn. Hat rrian die genannten Theile besichtigt, so trägt man Elytren und Hintei-flügel knapp an der Insertionsstelle ab , und entfernt am besten mit einer feinspitzigen Kniescheere das ganze dor-ale Dach bis zum Kopfe; hierauf bringt man das Ihier unter Wasser und fixirt es mit Stecknadeln, die zugleich die lateralen Abdominahvände abziehen; in- dem Avir hier voraussetzen, dass die Präparation eines einzigen Exempla- res zur Orientirung über die -wichtigsten Organe nicht ausreicht, em- pfehlen wir, erst einen ^Maikäfer dorsal, einen zAveiten ventral zu eröffnen, dessen Kopf geschont und zur Darftellung der Fresswerkzeuge reser- virt Avird. Wurde das Kückendach mit einiger Vorsicht abgetragen , so findet man in der Medianlinie zu oberst das Yas dorsale (Fig. 7S i, welches durch die dreieckigen Flügelmuskel an den Dorsalplatten fixirt wird und nach vorne in die fadendünne Aorta fortgesetzt ist. — Gewöhnlich verdecken die zahlreichen , Aveisslichen Tracheenblasen die Eingeweide vollständig ; mit Zuhilfenahme von Präparirnadeln isolirt man indess unter Wasser Fig. TS. Fig. 79. Hei'z von Melolnntlui (nacli BiirmeisterX'opie nach Gc(jenhunr). a = Aorta, ji! = Fliigelnuiskeln, welche die SKani- merränme an die Diirsalplatten be- festigen. Der Pfeil "bedeutet die Richtiaig des während ■1er Diastole durch acht Paare seitlicher Spalt- öffnungen in die Kam- mern eingetretenen Blutstromes. Männliche Geschlechtsorgane von Melolontha vulgaris (nach Strmiss- Dürkheim) . a = Hoden, b ' Samengänge, c = Vas deferens. d = dessen erweiterter Abschnitt (Vesicula seminalis). e = Glandula mucosa, gewundene Anhangsdrüse, deren Secret zur Bereitung der Spermatnphoren dient, e' = deren An- fangstheil. d', /' = Einmündungsstellen von Vas deferens und Glandula mucosa der linken Seite, g = der mehr- fach gewundene Ductus ejaculatorius. h = dessen Scheide, ii' = derselbe im Inneren des Penis von der linken Seite geöffnet, i' = Orificium penis. ./ = „Blind- sack" des Ductus ejaculatorius. m'll'km'" = Penis. m'n'n"iH)n"' = Präputium. nii')i"n = Aeussere häutige Röhre. 188 II. Specieller Theil. den Darmcanal ziemlich leicht . zieht ihn behutsam aus dem Tracheen- labyrinth hervor, Avobei man letzteres natürlich weniger als diesen, der durch gleich zu besprechende, zarte Anhangsgebilde complicirt wird, zu schonen hat. — Es ist sehr anzurathen, die zu isolirenden Tlieile mehr durch behutsames seitliches Auseinanderdrängen mit Nadeln als durch Anfassen mit meist Unheil stiftenden Pincetten , darzu,stellen. Hat man die Darmschlinge frei, so schlage man sie nach aussen, ohne sie aber ab- zutrennen ; man erhält sie durch in einiger Entfernung von dem Rum])fe festgesteckte Nadeln in der passendsten Lage. Nun liegen die Genitaitheile frei vor , die auf ähnliche Art wie der Darm isolirt und durch Entfernung der »Tracheae vesiculosae« deutlich zur Ansicht kommen. Wir haben beim Männchen (Fig. 7 9) jederseits sechs Hoden, deren jeder mit einem besonderen Sainengange in das vielfach gewundene Vas deferens mündet. Letzteres vereinigt sich mit dem der anderen Seite zu dem Ductus ejacnlatorius . der zugleich die paarigen Glandulae mucosae aufnimmt Fig. 80. Weibliche Geschlechtsorgane von Melolontha vulgaris von unten gesehen (nach Strauss-Dürkheimi. a = Cloake. 6 = Musculus levator ani inf. e = M. retrac- tor longus. / = M. retractor brevis. g = M. retractor obliquus. h = M. transversus cloacae. i = M. retractor post. *r, = Vagina. i = M. sphiucter vulvae. m = Scheidendrüse. n = Bursa copulatrix. o = deren Aus- führungsgang, p = Eeceptaculum serainis. p' = Glandula appendicularis. q = gemeinschaftlicher Ausführungsgang, Ductus seminalis. )• = Oviductus. s<<'« = Ovarium. )tx = Aufhängeband des Ovariums. z = Rectum, abwärts geschlagen. und sich in den Penis einsenkt resp. fortsetzt. Siehe Fig 79. Die paarigen Ovarien iin Fig. SO von der ventralen Fläche gesehen) werden durch Bindegewebsstränge [x]. nahe dem Yas dorsale , an der Rückemvand das Abdomens suspendirt. Die zwei Oviducte (Tubaei vereinigen sich zur Vagina [Ik' k), in diese öffnen sich die Kegattimgstasche (Bursa copulatrix) in), und oberhalb dieser die Samen- tasche (Receptaculum seminisi [2)j ■ in deren Ausführungsgang sich die Glandula appendicu- laris (/>') einsenkt; das Secret der letzteren soll zur Verdün- nung des Spermas dienen. Der Darmtract, an dem Oesophagus, Magen, Dünn- darm. Colon undEectum un- terschieden werden, ist durch zwei Paare ihm aufliegender. H. Avthropocla.. A. Insecttn. 189 Fig. 81. langer, vielfach gewuiulener Anhangsdrüsen, Vasa Malpighii, complicirt,. die nach neneren Untersnchiingen ' wohl als Harnorgane angesprochen [werden dürfen , während man (siehe Fig. Sl ehedem die gefiederten, gel- jben , dem Magen anfliegenden als »Le- Iberschlänche«, die unteren, weisslichen Vasa Malpighii als Harnorgane zu deu- iten geneigt war. Das Nervensystem besteht aus dem zweitheiligen supraoesopliagealen grös- seren Gehirnganglion, von dem ausser den Sehnerven noch Nerven für die Antennen abtreten, und dem kleineren, eichfalls im Kopfe gelegenen , infra- öesophagealen Gehirnganglion, das, mit ersterem je durch eine seitliche Com- missur verbunden, den Schlundring for- nairt; es entsendet paarige Nerven für tlie drei Kieferpaare und die Oberlippe 3) . Die ganze, in der ventralen vergl. Fig. 83. manij. maxilla. I Jabium Medianlinie situirte Ganglienkette ist auf drei, allerdings sehr an- sehnliche Ganglien rediicirt, deren erstes, im Prothorax gelegen, Muskel- Mundtlieile eines Käfers, i. = Labnim, Oberlippe. mmii. =Mandil)ula, Oberkiefer. maxilla. = Unterkiefer. p.m. — Palpus maxillaris. ;.('. = Mala interna. I.e. = Mala externa. lahium. = Lippe. g. — Lingua. p.l. = Palpus labialis. «!. = Mentum. Kopf von Melolontha vul- garis vun vorne und unten gesehen ( nach Stranss- ßürkheim). a = Untere seitliche Par- tie des Hinterhauptes. 6= „Basilartheil"u./ = Prae- basilartheil" der Kehle. e =Hinterhauptsloch. d = Augen. {/ = I. Antennen- glied. Ii = Labrum (zwei- lappig), i = Mandibula. /; = Maxilla. l = Palpi maxillares. Labium um- fasst: III = Mentum, n = Zunge und Palpi labia- les ( am Seitenrande des Kinns eingelenkt). Melolontha vulgaris. Darmtraetus 4 mal ver- grössert (nach Strauss-Dürkheim). a, b = Oesophagus, v = Magen. Iilihss — „LeberscMäuche" (?) (Vasa Malpighii). ii --- Darm, g = Einmündung der Yasa Malpighii („Leberschläuehe") in den Dünndarm, ttt't', ?(?(', vv\ xx' = Harngefässe (weisse Malpighi- sche Gefässe). en = Colon. = Rec- tum, a' = After, in = Musculus sphincter ani. n = Ansatzlinie der Rectalmuskeln. ') Vergl. Schindler, Beiträge zur Kenntniss der Malpighi'schen Gefäsi3e der In- äecten. Zeitschr. f. wiss. Zool. 30. Bd. pag. 587 ff. 190 II. Specieller Theil. äste und Nerven für die Yorderfüsse abgibt ; von dem ihm fast unmittelbar angeschlossenen zweiten (»Paare« gehen vorwiegend Nerven ab für die mittleren Beinpaare und für die Flügeldecken, vom dritten Ganglion endlich entspringt strahlenförmig ein Nervenbündel für die Abdominal- organe ' . An die erfolgte Präparation des Nervensystems möge sich jene der Mundtheile anschliessen — diese dürfte unter Berücksichtigung der Fi- guren S"2 und 83 und deren ausführlicher Erklärung keinen erheblichen Schwierigkeiten unterliegen . B. C r u s t a c e a. Vertreter: Astacus fluviatilis. Die gegliederten Anhänge des durch Verschmelzung von 14 Seg- menten gebildeten Cephalothorax (C!ephalogaster Gerst.) sind in der Weise modificirt, dass die ersten drei Paare als Sinnesorgane, die darauf- folgenden sechs als Mundwerkzeuge und die fünf letzten als Schreitfüsse functioniren ; an dieses Kopfliruststück schliesst sich das aus sieben Seg- menten bestehende , gegliederte Abdomen, an dem sich fünf Paare von Schwimmfüssen und die aus den Anhängen des sechsten und siebenten Segmentes gebildete «fächerförmige« ScliAvanzflosse, Pinna caudalis, unterscheiden lassen (Fig. 84) . Die dorsale Fläche des Kopf und hnxst bedeckenden Rückenschildes, Carapax, welches sich lateralwärts bis zu den Basen der Beine erstreckt und die Kiemen einschliesst, Avird durch den am äusseren Antennenstiel endigenden Sulcus cervicalis in eine vordere und hintere Hälfte ge- schieden . Bemerk. Für die Systematik wichtig ist die Unterscheidung einer Reihe von mehr oder weniger scharf ausgeprägten »Regionen«, die durch Furchen und Vertiefungen verschiedener Ar-t am Carapax gebildet werden ; die für uns wesentlichsten sind folgende : 1) Die Stirn- und Augengegend, Regio frontalis et orbitalis, deren erstere, zwischen den Orbitalhöhlen gelegen , durch einen schnabel- artigen spitzen Fortsatz, das dreieckige Rostrum , das seitlich noch mit einem scharfen Stachel bewehrt ist und die Augen fast bedeckt , ausge- zeichnet ist. 1) Bezüglich des Eingeweidenervensj stems und der Sinnesorgane vergl. die allge- meine Literatur nebst Strauss-Diirkheim , Considerations generales sur l'anatomie com- paree des animaux articules etc. Paris 1828. -) Für das Specialstudium ist auf das treffliche Werk von C. Heller, »Die Crusta- ceen des südlichen Europa«, Crustacea Podophthalmia. Wien 1863. zu verweisen. 3. Arthropoda. B. Crustaceen. 191 2) Die länglich viereckige Herzgegend, Regio cardiaca, in der dorsalen Medianlinie der hinteren Carapaxhälfte. 3) Die lateralwärts vorgewölbten Kiemengegenden , Regiones branchiales. 4) Die seitlich des Mundes gelegenen Regiones pterygostomiae. 5) Die zwischen Stirnrand und MundöfFnung gelegene Regio fa- cialis, Gesichtsgegend. "S'on den vorhin genannten modi- ciiten Segmentalanhängen hätten wir u beachten : 1) Die paarigen, von beweglichen weigliedrigen Stielen (Pedunculi ocn- ires) getragenen, frei sichtbaren Augen. 2) Die medialen ( inneren Ji) An- ämien (Antennulae seu Antennae uperiores s. mediales etc. ) treten nter den Augen ab mid tragen auf inem dünnen , dreigliedrigen Schafte wei fein gegliederte Geissein. 3) Die lateralen (äusseren) 2) langen Hihler, »Antennae« (seu Antennae infe- iores s. laterales; , inseriren sich an dem er dem Munde gelegenen flachen vier- ckigen »vorderen Mundschilde«, Epi- tomium ( Sternum des Antennarseg- lentes) , sind frei (»Antennae liberatae«) , esitzen einen ziemlich starken abge- latteten dreigliedrigen Stiel, an dessen »asis ein ihn von oben her deckender, a einen scharfen Stachel ( Spina an- mnalis] auslaufender, ziemlich breiter ilattanhang entspringt. — Die Geissei st lang und vielgliedrig. — Unter dem Epistome liegt die Ixmdhöhle ( Area buccalis ) , hinter .eren vorderem Rand die Gaumenplatte Palatum:; an letzterer befestigen sich Lach rückwärts die mit Mahlzähnen ersehenen Kinnladen (Mandibiüae) (Fig. 85 Ventralansiclit der Gliedraassen von Astacus fluriatilis (nach G egtnbaur). at = metliale oder obere Antennen, at' = la- terale oder untere Antennen. >n d = Man- dibelstück. mp" = Pes maxillaris HI., die übrigen Mundtheile bedeckend. P> — = Sclireitfüs.se. o = Oviductmündung am Ba- salgliede des dritten Sclireitfusspaares. p-— p'^ = ScUwimrafüsse des Abdomens. p<> = Flossenfuss (Pinna caudalis). a = After. vor diesen (r esp, vor dem 1) Auch als »obere«, »erste« odjr »vordere« bezeichnet. ■-) Auch als »untere«, »zweite« oder »hintere« bezeichnet. 192 II. Specieller Theil. Fig. 85. Munde) liegt ein grosser medianer Lappen : die Oberlippe 'Labrum) ; seitlich und hinter dem Munde liegen die zwei kleinen längsovalen Unter- lippen (Labium, Metastoma Htixley] ; auf die Mandibeln folgen das erste ') [innere) , das zweite (äussere) Kieferpaar (Maxillae) , sodann die drei Paare von Kaufüssen (Pedes maxillares) . Das letzte der fünf Sternalsegmente ist mit dem vierten beweglich verbunden. Die drei vorderen Thoraxfüsse sind »Scheerenfüsse«, Pedes cheliformes ; man bezeichnet an ihnen das vorletzte Glied als Carpxis, dessen unbeweglichen spitzen Fortsatz als »Index«, das an der Basis des letzteren eingelenkte Endglied als Pollex. Die Bezeichnung der einzelnen Fussglieder ist eine ähnliche wie jene bei den Insecten: Coxa, Ischium, Femur, Tibia, Tarsus, Dactyhis; an den Scheerenfüssen heisst das dritte Glied Brachium, das nächstfolgende Antibrachium. An den Abdominalsegmenten finden sich (siehe Fig. 84) die schon genannten Schwimmfüsse, deren jeder einen inneren Anhang, »Endopo- dus«, und einen äusseren, »Exopodus«, deutlich erkennen lässt. Um eine instructive Ansicht über den Situs viscerum zu bekommen, trägt man den ganzen Carapax ab, indem man die zwischen seinem Hinterrande und dem letzten Thoraxsegmente ausgespannte Membran mit dem Scalpelle behut- sam durchtrennt, hierauf mit einer Scheere oder der Präparirzange in den Branchialraum dringt, die Seitentheile des Carapax bis zum Orbital- rande durchschneidet und diese beiderseits ge- führten Schnitte durch einen vorderen queren verbindet ; indem man so künstlich eine Tren- nung in das »Tergum« und die »tergalen Pleuren- hälften«, von denen die letzteren sofort abfallen, erzeugt, hat man nur die zarten Adhäsionen, welche noch das »Tergum« fixiren, zu lösen, um die eine Hälfte der in Fig. 86 dargestellten Ein- geweide zu übersehen. Durch seitliche Dxu'ch- trennung sind dann noch die Rückeirplatten der Abdominalsegmente zu m/u Jlundtlieile von Astacus flmiatilis (nach Geyenhaur). III d = Mandibula mit dem Taster iPalpus). mx = erste MaxiUe. inx' = zweite MaxiUe. ni p = Pes maxiUaris I. iitp' = Pes maxiUaris H. mp" = Pes niaxil- larisHI. c = Anhang am zweiten und dritten Kieferfusspaare, in den Schaft „Scapus" und den Geisselanhang, „Flagellum" ge- sondert. ') An den Maxillen und den drei Kieferfusspaaren werden noch unterschieden: 1) das innere, stark behaarte Kaustück (Endognathus), 2) das Mittelstück (Mesognathus) an den Maxillen und dem ersten Kieferfusspaare, 3) das äussere Stück (Exognathus, Tasteranhang). — s. Heller 1. c. 3. B. Crustaceen. 193 Ösen, bei ihrer Abhebung ist aber auf die ganz oberflächlich in der dor- salen Medianlinie verlaufende hintere Körperarterie (Aorta posterior) Rücksicht zu nehmen. Man überblickt (Fig. 86) nun: vorne die paa- •igen grünen Drüsen (jl.v.^ den an- iehnlichen Magen », seitlich die paarige zweilappige grosse Leber Ii; median das unregelmässig )olygonale Herz c, vor iind unter liesem die zwei vorderen Lappen les ventral und nach hinten in einen Iritten (unpaaren) Lappen ver- ichmolzenen Hodens t ^] ; seitlich md hinter dem Herzen die Vasa leferentia ; der dorsalen Fläche des auskulösen Abdomens aufgelagert Len Darm d mit der hinteren Kör- )erarterie a.p. Fig. 86. ■ Astacus fluviatilis nach Abtragung des Ca rapax. 1)2 natiirl. Gr. g.s. = Ganglion supraoesophagenm. Grüne Drüse, t). = Magen, m.m. muskel. h.h. = Leber, c = Herz. Aorta anterior. ( = Hoden. vA. deferentia. 6r = Kiemen. a.p. posterior, ä, = Darm. gl.v.= = Kau- a.a. = = Vasa - Aorta Schematische Darstellung des Circulationsapparates vom Hummer (Homarus) (nach äegenbaur). 0 = Auge. ' a.e. = laterale Antennen, a.i. ■ - mediale Antennen, br = Kiemen, c = Herz. p.c. = Pericar- dium. a.o. — mediane vordere Kbrperarterie. a.a. = Leberarterie. a.p. = hintere Körperarterie. a = Stamm der Baucharterie, a.v. ' vordere Baucharterie. V = Ventraler Venensinus, v.br = Kiemenvenen. Die Richtung des Blutstroraes wird durch Pfeile angedeutet. ') respective Ovariums, das ähnliche Form besitzt. 51 0 j s i .s 0 V i c s , Präparirübun gen. 13 194 II. Specieller Theil. Die erwähnten Lagerungsverhältnisse bestimmen uns die Reihen- folge, in der wir die einzelnen Or- gansysteme zu untersuchen haben. Das Circulationssystem (Fig. 87). Das Herz wird von einem zarten Pericardium (Sinus venosus) um- schlossen und durch sechs Ligamente an dessen Wandung fixirt; ebenso viele, mit nach dem Innenraum des Herzens zu gerichteten Klappen verschliessbare Spaltöffnungen ge- statten den Eintritt des Blutes im Momente der Diastole. Zwei dieser Oeffnungen liegen lateral, zwei nach oben, izwei nach unten. Von den drei Arterien, die aus dem vorderen Herzabschnitte entspringen, wird die in der dorsalen Medianlinie zum Kopfe ziehende als Aorta anterior oder vordere mediane Körperarterie bezeichnet; sie spaltet sich in drei Aeste, versorgt die Augen, die Anten- nen und die vorderen Körperpartien. Die beiden seitlichen (Arteriae hepa- ticae) geben Aeste an Geschlechtsor- gane und Leber ; vom hinteren Herz- ende tritt ein grosser Stamm ab, der sich in eine das Abdomen (Postab- domen ) versorgende Aorta posterior oder hintere Körperarterie und eine ventral und nach vorne ziehende (Bauch-) Arterie theilt ; diese spaltet sich wdeder in einen vorderen und hinteren Ast , deren Verzweigungen hauptsächlich für die Gliedmassen bestimmt sind. Durch Vermittelung eines wohl entwickelten Capillarsystems bilden sich ^'enenästchen, die in mehrere ventrale Räume münden; letztere bilden durch ihre Vereinigung den an der Basis der Kiemen im Ster- Astacus im Längfeduvclisclinitte (uacli HuxUy- Spingel). Der vorne durch die Medianebene gelegte Sehnitt weicht hinten von derselben ah. 7, //, /// = Sterna der drei vordersten Segmente. oe = Oesophagus. Ib = Oberlippe. l = Unterlippe. G = häutiger Theil des Magens. c = Cardiacalknochen. uc = Urocardiacalzahn. cl = Lateraler C'ardiacalzahn. pt = Pterocardiacalknochen. pc = Scheitelfortsatz. p = Klappe zwischen C'ardiacal- und Pylorus- theil. pi = Unterer Elappenapparat des Pylorus. /(' = Mündung der Lebergänge. V — Medianer dorsaler Blindsack des Pylorus. i, = Diinndarni. (ja = Kode. ga' = Vas deferens. h = Gehirnganglien. c = Herz. 00 = vordere unpaare Eörperarterie. aa = Leberarterie (versorgt die Antennen). as = Stamm der Baucharterie. m = vorderer Magenmuskel. 3. B. Crustaceen. 195 nalcanale gelagerten Yentralsinus, der jede Kieme mit einer Arterie ver- sorgt; die Kiemenvenen münden in den Pericardialsinus [Gegenhaur 14). Respirutionssystem. In der durch die Seitenwände des Panzers ge- Hldeten Kiemenhölile, deren spaltförmige EingangsöfFnung sich zwischen dem freien Carapaxrande und den Extremitätenbasen befindet, liegen die annähernd pyramidalen Kiemen angeheftet den Basen der Maxillar- und Thoracalfüsse ; jedem Beine mit Ausnahme des fünften kommt ein Kiemenbündel zu. überdies allen Schreitfüssen und dem letzten Kiefer- fusse eine sogenannte Fadenkieme. Jede Kieme hat einen mittleren Schaft, dem zahlreiche gegen die Spitze zu sich verkürzende feine Kie- menfäden aufsitzen. Das in die Athemhöhle eingedrungene Wasser fliesst seitlich von den Mundtheilen durch einen Canal nach aussen , der durch eine vom »Exognathe« der äusseren Maxille gebildete breite Platte ver- schlossen werden kann. (Näheres siehe in der citirten allgemeinen Literatur.) Verdauungssystem. Die Mundöffhung führt in einen kurzen, aber w^eiten muskulösen Oesophagus (Fig. 88), der sich nahezu tniter einem rechten Winkel in den dorsal gelegenen, weit vorne beginnenden, volumi- nösen Magen einsenkt; an letzterem unterscheiden wir zwei durch eine Einziehung gebildete Partien, eine grosse vordere Pars cardiaca und eine hintere verschmälerte Pars pylorica. Der Pylorusabschnitt setzt sich, nachdem er zuvor noch eine kurze dorsale Blindaussackung gebildet , in den ziemlich gerade nach hinten verlaufenden, fast überall gleichweiten Darmcanal fort, der (siehe Fig. 84) auf der ventralen Fläche der Schwanzflosse nach aussen mündet. — Sehr beachtenswerth ist die Innenfläche des grossentheils häutigen Magen- sackes durch die Entwickelung von sowohl kalkigen wie chitinigen Leisten und verschiedenartig gestalteten Vorsprüngen, die den unter dem Namen des »Magenskeletes« bekannten Kauapparat — bestehend in drei .gegen einander bewegbaren Zahnplatten - — formiren ; dieser ist vorzugs- weise in der hinteren Cardialpartie sowie im pylorischen Abschnitte ent- wickelt, während besonders die vordere Cardialpartie durch einen reich- lichen l^esatz dichtstehender feiner Härchen ausoezeichnet ist. Bemerk. Eine detaillirtere Schilderung der einzelnen Skeletbestand- theile , die mit besonderen , oft etwas complicirt gebauten Namen belegt wurden, ist hier unstatthaft und verweise ich daher auf die in (19j und (39) enthaltenen höchst eingehenden Beschreibungen ; — das für uns Wesent- liche wird aus der Betrachtung der Figuren 88, 89 ersichtlich. Ausser zwei sehr ansehnlichen Muskelpaaren, einem vorderen an den sogenannten »Scheitelfortsätzen« (Fig. 88) einerseits, an der Magendecke andererseits inserirten, und einem hinteren Muskelpaare, welches von den Seiten des Carapax hinter dem Pylorusende entspringt rmd sich vor- 13* 196 II. Specieüer Theil. Fig. 89. wiegend am Pylorusknochen (Fig. 89) anheftet, werden noch andere Muskelzüge beschviehen , die sowohl zur Verkleinerung als zur Erwei- terung des Magenhohlraumes dienen , also für die Ver- richtung des Kaugeschäftes von Wesenheit sind. Unter dem Namen »Krebsaugen« sind zwei scheibenförmige Concre- I mente von kohlensaurem Kalke bekannt, die zumal im Frühjahre und Anfange des Sommers gefunden wer- den ; man sieht sie den la- teralen Flächen des vorderen Cardialabschnittes aufgela- gert — ihre Bedeutung ist noch zweifelhaft. — Die weiten Ductus he- patici bilden sich durch Ver- einigung der Ausführungs- gänge vieler kleiner, büschel- förmig angeordneter l^lind- Magen von Astacus (nach Ht'xUy-SpeiujeV). ^ ^ • ^ Obere Figur: Magen im Längsdiuxlisciinitte. SchläUche Und Senken Slch A = vorderer, B = hinterer Mapenmu.skel. (E = Oesophagus. \ • i -r> t P = Pylorus. cff = C'ardiacalknochen. e«' = Uroeardiacalfort- (Flg. 88) lU den PvlorUStheil satz desselben, öc = Urocardiacalzahn. p;/ = Pylaricalknochen: , der schräge Balken, welcher vom Ende des Cardiacalknochens dcS MagCnS einander gegCU— zum Pyloricalknoehen zieht, ist der Praepj-loricalknochen. p<= . , o o Pterocardiacalknochen. sc = Zygocardiacalknochen mit seinem Übel' ein. grossen lateralen Cardiacalzahn cc. l = kleiner unterer Zahn. • -i i i •• p ^ ^ c = Cardiopyloricalklappe. h = untere mediane Pylonisleiste. bpeiCheldrUSen fehlen. d = obere Pylorusleiste. iip = Uropyloricalknoehen. xy = Schnittlinie; die Vorderfläche des dadurch abgetrennten hinteren , Stückes ist in der unteren Figur abgebildet. ExcretlOllSOroanC. Als (Erklärung der Figuren wörtlich nach 19). . Nieren werden in neuerer Zeit mit ziemlicher Sicherheit die vor dem Magen gelagerten paarigen »grünen« Drüsen *) (Fig. 86) angesprochen; ihre mit einer feinen Borste zu sondirenden Ausführungsgänge findet man leicht je an der Spitze eines am Basalgliede der äusseren Antenne vorspringenden Höckers. Geschlechtsorgane . Um dieselben zur Ansicht zu bringen, hat man das Herz, den Magen, Darm und die Leber abzutragen ; über ihre Form sprachen wir schon oben — Hode wie Eierstock sind dreilappig — so- wohl die vielfach gewundenen Vasa deferentia wie die weiten und kurzen 1) Siehe E. Wassiliew, «Ueber die Niere des Flusskrebses«. Zoolog. Anzeiger- 1. Jahrg. No. 10. pag. 218— 221. 3. B. Crustaceen. 197 Oviducte treten je am lateralen Rande zwischen den paarigen Yorder- lappen wnd dem unpaaren Hinterlappen ab ; erstere (Samenleiter) münden an der Basis des fünften Schreitfnsspaares ; — als männliche Copnlations- organe fnnctioniren die mit einer vorderen Furche versehenen paarigen Anhänge des ersten Abdominalsegmentes ; die Oviducte münden (Fig. 84) medialwärts von der Basis des dritten Schreitfusspaares. Bemerk. Jeder Lappe des Hodens entsteht durch Vereinigung von Sperma bildenden kleinen Blindschläuchen , die in einen centralen Gang münden (19). — Der Eierstock besteht aus drei Blindsäcken, in deren epi- thelialer Auskleidung die Eier zur Entwickelung gelangen. Das Nervensystem des Flusskrebses beginnt mit dem hinter den Augen und Fühlern (siehe Fig. 86) gelegenen grossen Gehirn (oberes Schlundganglion), von welchem starke Nervi optici, ferner Nerven für ■die beiden Antennenpaare , für die »harnblasenartige« Erweiterung des Ausführungsganges der grünen Drüse, für das Gehörorgan und den vor- deren Abschnitt des Carapax abtreten; nach hinten verbindet sich das Gehirn durch zwei mächtige Längscommissuren, welche den Oesophagus zwischen sich fassen und hinter diesem durch eine Quercommissur vereinigt werden , mit dem unteren Schlundganglion , an welches sich die in der ventralen Medianlinie gelagerte Ganglienkette , bestehend aus noch wei- teren fünf thoracalen und sechs abdominalen Knoten, anschliesst. "\'om unteren Schlundganglion werden Mundwerkzeuge und Kieferfüsse ver- sorgt — die nächstfolgenden fünf kleineren Knoten liegen in einem vom Skelete gebildeten C!a- Tiale , entsenden Nerven für die bezüglichen Ex- tremitäten , für die Kie- men , Geschlechtsorgane (von den zwei letzten ab- tretend) und Muskeläste. Die vielunansehnlicheren, abdominalen Ganglien- k:noten sind, bis auf die zwei letzten, durch iin- paare Commissuren ver- bunden; ihre Aeste in- Tierviren die Muskulatur und die bezüglichen Segmentalanhänge ; das letzte, zugleichgrössere Ganglion, versorgt die ScliAvanzflosse. — Bezüglich des Eingeweidenervensystems vergl. Fig. 90, sowie die ausgezeichnete, sehr übersichtliche Beschreibung desselben bei Htixley (19). Fig. 90. a Eingeweidenerven von Astacus (nach Hit'xley-Spencjel). a = Gehirnganglien. 6 = Commissuren, die der rechten Seite durchschnitten und zurüclcgehogen. c - Querstrang, der diesel- ben hinter dem Oesophagus CE verbindet, ddd = unpaarer Nerv. Ii = Ganglion. i = Seitenzweig des unpaaren Nerven , der sich mit dem hinteren lateralen Nerven g verbindet. e = vorderer la- teraler Nerv. /= mittlerer lateraler Nerv. k = Lebernerv. P = Pylorus. C = Cardiaealabschnitt des Magens. (Figur-Erklärung wörtlich nach 19). 198 II. Specieller Theil. Uas Gehörorgan , ausser dem Sehapparate das einzige Sinnesorgan, Avelches genauer bekannt wurde, finden wir in dem Basalgliede jeder me- dialen Antenne in Form einer ziemlicli ansehnlichen , zartwandigen, zwei Millimeter tiefen (19) Grube; ihre Einmündungssteile ist indess durch feine Härchen verdeckt und wird erst sichtbar nach Abtragung der letz- teren ; man bediene sich hierzu einer feinspitzigen Scheere , in die Oeff- nung lässt sich eine feine Sonde (Schweinsborste) leicht einführen. Bemerk. Huxley beschreibt 1. c. das Gehörorgan zugleich mit einer Anweisung, dasselbe aufzufinden und zu präpariren ; er empfiehlt, «die äus- sere und innere Wand des Basalgliedes« zw entfernen und die Weichtheile vorsichtig wegzuschneiden. Man sieht dann den weiten zarten Sack »mit einem engeren Halse der Oefi'nung, deren Lippen mit seinen Wänden zu- sammenhängen«, ansitzen. Der Sack enthält eine schleimige Flüssigkeit, in der «feine sandige Theilchen« (aus Kieselerde ?) suspendirt sind. 4. Würmer. Von den zahlreichen, überaus verschiedenartig organisirten Formen^ die jeweilig unter dem »Tyjjus« der Würmer vereinigt zu werden pflegen, wollen wir nur zwei Vertreter aus der höchststehenden Classe, jener der Ringelwürmer (Annelides) , und zwar als Repräsentanten der ersten Unter- classe (Discophori) den medizinischen Blutegel , und als Repräsentanten der zweiten Unterclasse (Chaetopodes) eine oligochaete Form, den Regen- Avurm, näher betrachten. Von speciellen histologischen Zwecken abgesehen , eignet sich zur Tödtung und Conservirung der meisten Würmer Alkohol in verschie- denen Concentrationsgraden noch immer am besten und zwar — wenig- tens für Anneliden geltend — solcher von nicht unter 60 % \ vorheriges Einlegen in Chromsäure oder Solutio Mülleri (siehe den allgemeinen Iheil gewährt häufig Vortheile, zumal bei Formen, die sich in Alkohol zu rasch und- zu energisch contrahiren. Bemerk. Dies gilt auch besonders für Plattwürmer, die man zweck- mässig nach Dr. H. Oräffes Angabe (27) «zwischen zwei Platten steifen Papiers« legt, deren Ränder durch eine Naht vereinigt werden. Selbstverständlich müssen alle grösseren Anneliden, die für zooto- mische Präparationen bestimmt sind, entsprechend aufgeschnitten wer- den, damit die C'onservirungsflüssigkeit in genügendem Masse eindringe. Bemerk. Will man zum Stxidium des Nervensystemes ganze Anne- liden mit Osmiumsäure- oder Goldchloridlösung behandeln , eine Mani- pulation, die einige Achtsamkeit erheischt, wenn sie keine vergebliche sein soll, so muss das Thier in seiner ganzen Länge gespalten und mit Nadeln 4. Würmer. 199 ausgebi-eitet erhalten werden ; die Lösung muss überreichlich, darf aber nicht stärker als im Verhältniss von 1:800 (Aq. dest.) sein; die Expositionszeit variirt natürlich sehr, von ^ji Stunde bis zu einem Tage, sie richtet sich nach der Intensität des einwirkenden Lichtes etc. ; bräunt sich das Prä- parat, so lege man es in schwach angesäuertes Wasser (1 Tropfen Eisessig auf 500 Gramm Wasser); hierin darf es in kalter Jahreszeit 12 — -24 Stunden belassen werden; nicht so lange in der heissen Jahreszeit. Vom Wasserbade bringe man das Object in Alkohol; wie »stark« man letzteren zu wählen hat, richtet sich natürlich nach dem beabsichtigten Zwecke. Die Unzuverlässig- keit beider Lösungen wird übrigens gelegentlich Jeder erproben , der sich ihrer bedient. Präparation der Annelideu. A. Chaetopodes, Borstenwürmer. Vertreter: Liimbricus agricola Hoffm. An einem durch Alkoliohvirkung etAvas Contrahirten Lumbricus kann man die Anordnung der Chitinborsten in vier Längsdoppelreihen leicht constatiren ; jedem der zahlreichen , schon äiisserlich durch zwei ziemlich tiefe , ringförmige Querfurchen abgegrenzten Segmente ent- sprechen acht solcher Borsten, die zu je zweien theils seitlich, theils ven- tralwärts gerichtet sind. Das vordere Körperende ist an dem conisch zugespitzten Kopflappen, Praestomiura (Oberlippe), leicht zu erkennen — desgleichen die glatte E,ückenfläche, die zu einer gewissen Jahreszeit (Februar bis August) eine ganz besonders auffallende, auch abweichend gefärbte, umschriebene Verdickung, den Sattel ') i »Clitellum«) besitzt ; dieser beginnt meistens am 30. — 33. Segmente und erreicht eine Länge von 17 — 20 mm. Bemerk. Um sich über die Lagerung der einzelnen Organe zu infor- miren, ist es zweckmässig, eine Serie paralleler Querschnitte durch einen ge- härteten Regenwurm anzufertigen und dieselben bei entsprechender Vergrös- serung zu untersuchen. Man erkennt die Zusammensetzung des Haut- muskelschlauchesaus fünf Schichten: der glashellen streifigen Cuticula, der aus Cylinderzellen bestehenden Hypodermis 3) , der Ringmuskelschicht^ In den übrigen Monaten erscheint er zurückgebildet , doch stets deutlich er- kennbar. 2) Ueber den feineren Bau, namentlich der zahh'eichen einzelligen Drüsen, vergleiche Lt'ijdiy, »Ueher Phreoryctes menkeanus«, Arch. f. mikr. Anat. 1SÖ5., R. Horst, Aan- teekeningen op de Anatomie van Lumbricus terrestris L., Tijdschr. der Nederlandsche dierkundige Vereeniging. Deel III. afl. 1. 187G. und A. v. Mojsisuvics, «Kleine Bei- träge zur Kenntniss der Anneliden«. I. Die Lumbricidenhypodermis (besonders die Structm- des Clitellum's betreffend). Wiener Acad. d. Wiss. Tti. Band. l.Abth. 1877. 3' Beachtenswerth ist die freie direete Communication der Leibeshöhle mit der Aussenwelt durch die in der dorsalen Medianlinie befindlichen "Rückenporen« ; je einer findet sich "in jeder intersegmentalen Furche« (Glaparede 1. c. u. a. O.) — überdies die mittelbare Communication durch die Schleifenorgane. 200 I^- Specieller Theil. der Längsmuskelschicht und dem Peritoneiim ; in der Medianlinie des Körpers findet man den Darmcanal gelagert , über ihm das Rückengefäss, unter ihm das Bauchgefäss , in der ventralen Medianlinie das Bauchmark, seitlich die Schleifencanäle. — Sehr instructive Bilder geben Medianschnitte ; besonders schön zeigen sie die Kammerung des langgestreckten Körpers durch vor- springende, intersegmentäre, meist vollständige Septa. i Das Thier wird auf der Bauchfläclie mittelst einiger diirch das vor- | tlere und hintere Körperende gesteckter Nadeln fixirt und selbstverständ- lich unter Wasser untersucht; zu dem Zwecke erhebt man eine Falte des Hautmuskelschlauches mit einer Pincette, schiebt das spitze Blatt einer schräg gehaltenen feinen Scheere behutsam ein und trägt (zuerst auf einer Seite von Segment zu Segment vorschreitend) etwas über den late- ralen ]5orstenreihen die ganze Ilückendecke ab. Auf den ventral (im Peristomium) gelagerten Mund folgt ein mus- kulöser tonnenförmiger Pharynx . an den sich der bis zum dreizehnten Segmente reichende Oeso- phagus anschliesst ; der hin- tere Theil des letzteren ist mit drei Paaren von drüsigen Seitentaschen, dessen gröss- tes vorderstes im elften Seg- mente liegt (siehe Fig. 91). versehen. Die Bedeutung dieser »Kalktaschen« oder Kalkdrüsen ist unbekannt. Auf die Speiseröhre folgt ein erweiterter Abschnitt des Darmtractes, derKropf, dann der Muskelmagen, schliess- lich der im achtzehnten Seg- mente beginnende »eigent- liche« Darm mit seiner als »Typhlosolis« bekannten dorsalen Wandeinstülpung, deren muthmasslicher Zweck eine Vergrösserung der resorbirenden Darmoberfläche ist. Um den Darmcanal frei zu bekommen, hat man sämmtliche an seiner Wand inserirte Septa zu entfernen. — Ist mit Schonung der Schleifencanäle dies ges chehen, so durchschneide man den Oesophagus Fig. 91. Querschnitt durcli das 11. Körpersegment von Lumbrieus agricola Hofim. sj,. ,nach Claparide). mt = Ringmnskelschicht. vil = Längsmuskelscliiclit. vd = Vas dorsale, fn = Vas ventrale. vv = Baucli- strang. a ' Lumen der Speiserölire. b = Seiten- tasclien mit Kalkkrystallen. c = Herzartige Gefäss- sclilmgen. d = Receptacula seminis. e. = Hoden. / = Quersclinitt der gefalteten Samentricliter. Cutieula .sammt Hypodermis entfernt. 1) Genaue Angaben über die feinere Anatomie des Regenwurmes finden sich bei Uaparede, Histologische Untersuchungen über denRegenwurm J.umbricus terre.stris L.) in der Zeitschr. f. man. Zool. 19. Band. pag. 5t)3— 626. Würmer. 201 sowie den Enddarm und hebe ihn von der ventralen Körperwand ab ; bei iieser Operation, die keinesAvegs schw ierig ist und nur etwas Geduld er- leischt, berücksichtige man die Lagerung der Genitalorgane zwischen dem siebenten und sechzehnten Segmente , ausserdem die in der ven- tralen Medianlinie liegende Bauchganglienkette , deren erste Ganglien mit den ZAvei über dem »Pharynx(( im dritten Segmente gelagerten Ge- hirnen durch Commissuren (die den Schlund umfassen), verbunden sind. Die Schleifencanäle 2) (siehe Fig. 92) liegen paarig an der lateralen AVand jedes Segmentes (except. I.) an dem hinteren Segmentalseptum Fig. 92. Fig. 93. Schleifencanül von Lumbricus, massig ver- grössert (nach Gegcubavr). u = Innere Mündung. hhb = heller, in zwei Doppelschleifeu aufgereiliter Canalab- schnitt. cc = Engerer Abst-linitt mit Drü- senwänden. d = Erweiterter Theil, der in d' wieder enger wird und bei d" in den rans- kulösen Abschnitt e sieh fortsetzt. e' = Aeussere Mündung. (Figur-Erklärung wörtlich nach 14.) S.O Die vorderen 1.5 Segmente von Lumbricus agricola Hoffm. — von der dorsalen Medianlinie her er- öffnet ; der grössere Theil des Verdauungstractes ist zugleich mit dem Blutgefässsystem entfernt. (Nach RollestoH.) 1. — 15. = erstes bis fünfzehntes Körpersegment. ph. = die rechte Hälfte des Pharynx ist nach links geschlagen, g.s. = Gehirn, rj.i. = Erstes Ganglion der Bauchkette. S.O. = Segmental ■■ Organe, r.s. = Receptacula seminis. v.s. = Ve- siculae seminales („Hoden"). v.d., r.d'. - Vasa deferentia. i = Hoden — die der anderen Seite sind nicht bezeichnet, or. ' trichterförmige Oeff- nungen der Vasa deferentia. gl.c. = „Capsulo- genous glands". ov. = Ovarium, das der anderen Seite nicht bezeichnet. ovd. = Oviduct mit ab- dominalem weitem Ostium. B.in. = Bauchmark. 1) Augen fehlen, dagegen finden sich, zumal in der Oberlippe weit verbreitet, die von Leydig entdeckten, in neuerer Zeit als »Geschmacksknospen« angesprochenen Sinnes- organe. Siehe Leydig 1. c. und die von mir gegebene Abbildung 1. c. 2j f _ Gegenhaur, »Ueber die sog. Respirationsorgane des Hegemvurmes«. Zeitschr. f. wiss. Zool. Band 4. 1852. pag. 221. •202 II. Specieller Theil. suspendirt. Jeder heginut mit einer wimpeniden trichterförmigen Oei mmg («), verläuft in mehrfachen AVindungen, gliedert sich hierbei i difFerent gebaute Abschnitte und mündet nach aussen in der Nähe d( inneren l^orstenpaares durch den Porus [e') . Genitalorgane Fig. 93) . Im dreizehnten Segmente liegen die zwi 1 ',2 mm langen Ovarien — die von ihnen getrennten Oviducte beginne mit trompetenförmigen weiten Ostien , sind dann als dünne Canäle for gesetzt und münden jederseits auf der l^auchfläche des vierzehnten Seg mentes nach aussen. Im neunten und zehnten Segmente finden sich d: Receptacula seminis , die mit je einer ventralen Oeffnung zwischen dei neunten und zehnten, sowie zwischen dem zehnten und elften Segment münden. — Der männliche Geschlechtsapparat besteht in zwei Hodenpaarei deren Secret sich in den sogenannten Vesiculae seminales weiter en* wickelt; letztere stellen quergelagerte, vielfach ausgebuchtete Säcke vo] die mit den Hoden zusammenhängen (14) . Die mit trichterförmigen Oeffnungen beginnenden zwei Samenauf führungsgänge jeder Seite vereinigen sich zu je einem einfachen, ein, kurze Strecke weit nach rückwärts verlaufenden Vas deferens , welche ' an der Yentralfläche des fünfzehnten Segments ') nach aussen mündet. Bemerk. Der Geschlechtsapparat unterliegt ausserordentlichen Vei schiedenheiten rücksichtlich der Ausbildung , ja sogar des Vorhandensein mancher von den genannten Theilen ; — um dies zu constatiren, braucht ma blos eine beträchtlichere Anzahl gleich grosser Exemplare , die in derselbe Jahreszeit an gleichem Orte gesammelt sind, hierauf zu untersuchen. Bezüglich des Gefässsystemes , das in seinen feineren Details mi mit Hülfe des Mikroskopes studirt werden kann, wird auf die citirti allgemeine Literatur verwiesen. — Zu erwähnen wäre hier blos, dass dii sogenannten zwei Längsstämme durch quere, den Darm umfassendi Aeste verbunden werden. Zu diesen ("\'as dorsale — Vas abdominale) kommt noch ein dritte als »Vas nervosum« beschriebener Längsstamm (siehe Horst l. c. i, welche unter dem Bauchmarke verläuft. — Die queren Getässcommissuren sind in der Genitalgegend zu herz- artigen »Gefässschlingen« (siehe Fig. 91) erweitert. ') Zwei durch »Modificatiunen von Borst enfollikeln« (14) entstandene vorstülpbart Begattungsorgane finden sich an demselben Segmente. 4. Würmer. 203 B. D i s c 0 p Ii 0 r a. Vertreter: Hinido medicinalis . Der breite, fast kreisscheibenförmige Saiignapf entspricht dem «hin- fteren« Körperende — die dunkelgrün gefärbte , schwarz gefleckte Fläche \\ev «ventralen« ; — am vorderen Körperende, eher etwas ventral, liegt die fMundöffnung, dorsahvärts überragt von der vorspringenden , etwas ver- jüngten Oberlippe ; der Rücken zeigt auf olivgrÜTiem Untergrunde rostrothe Ijiingsstreifen, in welche schwarze Flecken eingetragen sind. Bemerk. Hirudo officinalis hat bekanntlich eine ungefleckte, olivgrüne Bauchfläche und rostrothe Längsstreifen auf dem »grünlich« gefärbten Rücken. Der langgestreckte Körper zeigt eine ausgesprochene Querringelnng, lliie aber keineswegs der viel geringeren) Segmentanzahl des Thieres ent- ;pricht (4 — 5 Ringel kommen auf ein Segment) ; an der Oberlippe bemerkt tnan bei Lupenbetrachtung dunkel pigmentirte rundliche Flecken, die, nfeisenförmig gruppirt, sich auf den drei vorderen, dann auf dem fünften ind achten (der 95) Körperringel vorfinden ; es sind die erst durch Leydig's, Jntersuchungen näher bekannt gewordenen Augen. Neben und zwischen ihnen finden sich die freilich nur bei mikroskopischer Untersuchung deutlich erkennbaren Lei/dig^ sehen Sinnesorgane ; — dorsalwärts über Fi^. 94. Sagittalsclinitt durch Hinulo medicinalis (nach Leuckart). a = Jlund. 66 = Aussackungen des Darmcanals. c = After. d = hinterer Saugnapf. ganglien. ff = postoesophageale Ganglienkette, (j g g = Segmentalovgane. e = Gehirn- der Endsaugscheibe liegt der After, zwischen dem 24. und 25. Leibes- ringel die männliche, zwischen dem 29. und 30. Ringel die weibliche Geschlechtsöffnung. « Bemerk. Tödtet man einen Blutegel rasch durch starken Alkohol, so erfolgt eine so energische Contraction des Körpers, dass der lange Penis weit vorgestülpt wird, — auch die Vaginalöffnung ist an solchen Exemplaren sehr o'ut sichtbar. Ehe man den Blutegel aufschneidet, erinnere man sich an die Lagerungsverhältnisse der vorerst in Betracht kommenden Organe : dor- sal liegt in der Medianlinie ein ansehnlicher Blutgefäss stamm (Vas dor- sale), unter ihm der durch viele (elf; Seitendivertikel und paarige, lange, hintere Coecalbildungen ausgezeichnete Darmcanal, unter diesem einge- bettet in den ventralen, medialen Blutgefässstamm das Bauchmark, seit- lich die zwei »lateralen« Blutgefässstämme. 204 II. S Fig. 95. a - Hinulu medicinalis, ven- Sy = Segmentalorgane, tral eröffnet t = Hoden ( in die zwei (nach Rollesion}. heransgesclilagenen OS = Mund. senkt sicli ein blinder gglp. = Erstes und zwei- Fortsatz des bez. tesPaar derinfraoe- Scbleifencanals ein). sophagealen Gang- vd = Vas deferens. Ii"". ep = „Samenblase" (Epi- estehencle Bauchmark, nrahüllt von seiner lunklen l^lutgetassclieide, — ferner die in 16 (auch 17) Segmenten paar- iveise angeordneten, auf der ventralen Fläche mündenden Schleifencanäle md schliesslich die Genitalien. Von letzteren hätten wir Folgendes zu Deachten sieheFig. 95). Jederseits liegen neun (bis zwölf) rundliche Hoden, deren kurze ^Lusführiingsgänge sich in ein laterales , geschlängelt verlaufendes \as ieferens einsenken ; dieses bildet vor dem ersten Hoden diirch Aufknäue- lung den mit drüsigen Wandungen ausgestatteten Nebenhoden (auch als Vesiciila seminalis bezeichnet, 14), der in den Ductus ejaculatorius fort- ' »esetzt ist ; letzterer vereinigt sich mit dem der anderen Seite zur l^ildung fies langen fadenartigen Penis , welchem eine als Prostata beschriebene, nnpaare Drüse angeschlosen ist. Die weiblichen Genitalien bestehen aus einem Paare bläschenförmiger Ovarien, deren kurze Oviducte sich alsbald zu einem gcAvunden verlaufen- den Abschnitt vereinigen, der in eine »Eiweissdrüse« eingebettet ist und jbeim Austritte aus derselben, sich plötzlich zu einer sackartigen Vagina (»Uterus«) erweiternd, an der oben erwähnten Stelle nach aussen mündet. Bemerk. Um die drei als Kiefer beschriebenen, chitinigen, gezähnel- ten Längsleisten des muskulösen Mundes — zum Schlüsse der Präparation — zur Ansicht zu bringen , durchschneide man in der Medianlinie die Unter- lippe und den noch vorhandenen Theil des Oesophagus und breite die er- haltenen Lappen flächenförmig aus. 5. Echinodermata. A. Holothurioidea. Vertreter: Holothuria tubulosa. Die Conservirung der Holothurien, wie aller Echinodermen , erfolgt am besten in Alkohol, — und zwar empfiehlt es sich, wenn man nicht in der Lage ist, die noch lebenden Thiere wenige Stunden nach ihrer Erbeu- tung zu untersuchen, alsbald für eine derartig entsprechende Behandlung der Thiere bedacht zu sein; lässt man sie, selbst in einem reichlich und mit frischem Seewasser gefüllten Kübel über 1 — 2 Tage liegen , so darf man zuversichtlich erwarten, dass die grosse Mehrzahl derselben ihrer üblen Gewohnheit , den ganzen Darmcanal einfach auszuspeien, bereits ') Das Gehirn besteht aus einer »oberen« und »unteren« Portion, die durch Com- missuren vereinigt werden. Näheres hierüber, sowie über die Sinnesorgane, siehe bei Leydiy (22). 206 II. Specieller Theil. gefröhnt hat. Letzteres passirt aiicli häufig an ganz frischen, eben ge- fangenen Exemplaren , die sich beunruhigt oder hin und her geworfer fühlen oder plötzlich in Alkohol kommen. Um dem genannten Uebel- stande zu begeg'nen. ist es räthlich. die noch lebenden Thiere rasch auf- Fia-. 9(j. Holothuria tubulosa der Länge nach aufgesclinitten; die zwei Lappen seitlicli festgesteckt. 'I2 nat. Grösse. A. < = Tentaltelauliänge. Ar. = Kalkring. n». = Eingcanal. /Si.e. = Steincanal, die Poii'sclien Blasen sind bei dieser Ansicht nicht sichtbar, ph. = Pharynx. d.d. d.d. — Darm mit zwei Windungen, p.g. = linke Wasserlunge, am Darm aufgehängt, p.d. = rechte Wasserlunge, an der Körperwand aufgehängt, m.l, tn.l. = Längsniuskeln. cl. = Kloakenmuskeln, a. = After, ov. = Ovarium. -B. Fast ganz geschlossenes Afterende (Copie nach Bronn), p = Füsschen. 1/ = After. C. Ein Mundende mit eingezogenen Tentakeln, welche sich hinten in IJlindsäckchen fortsetzen; der Lauge nach aufgeschnitten (Copie nach Bronn), a = Mund. b = Tentakeln, c = deren hintere Blindfortsätze. zuschneiden und in die bestimmte Flüssigkeit zu legen [oder — für alle Fälle aber nicht empfehlenswerth ! — zwei Ligaturen, je' eine hinter dem Munde und eine vor demjAfter, mit einem dickeren Bindfaden 'zu legen und so die betreffenden Exemplare zu zwingen, sich des für unsere Zwecke so werthvollen Organsystemes nicht vorzeitig und selbständig zu entledigen. ö. Echinodernien. 207 Die Holothurien -werden durch einen einfachen Längsschnitt eröffnet; ier vor dem After zn heginnen nnd hinter dem Mnnde zu enden hat — lie Lappen werden seitlich fixirt nnd die nun biossliegenden Organe be- nimmt, bezüglich untersucht. — Ganz einerlei ist es allerdings nicht, wo imd wie dieser Schnitt zu führen ist, aber bei dem in vielen Fällen wenig- stens bestehenden Mangel einer die Orientirung erleichternden Dorsal- Luid Ventralfläche lässt sich allgemein — in verständlicher Weise — kaum kne Norm fortsetzen. Die Holotliuria tubulosa speciell schneide man längs der heller gefärbten , leicht concaven Körperfläche (Bauchfläche) auf — bediene sich hierzu eines mittelstarken, aber scharfen Messers, ;lessen Schneide unter einem möglichst spitzen Winkel zu der genannten Fläche zu führen ist — man vermeide es. mit der Spitze vorzubohren, und iurchtrenne die allerdings sehr derbe Körperwand lieber allmählig; — Iber Mund und Afterpol (siehe Fig. 96) ist man sofort orientirt und han- lelt es sich dann bloss darum , die zunächst diesen Oeff'muigen gelager- :en Organe bei der Eröffnung des Thieres zu schonen; Anfängern darf da- lier empfohlen werden, etwa in der Körpermitte mit dem Schnitte zu be- ginnen; sie werden dann nicht so leicht die Kloakenwand resp. deren Muskeln und die ziniächst dem Munde [siehe Fig. 96) liegenden Theile ?^erletzen. An dem unter Wasser zu besichtigenden aufgeschnittenen Thiere be- ichten wir folgende Organe : H,. Auf den von zwanzig Tentakeln umstellten und durch einen Eing- nuskel verschliessbaren Mund folgt ein kurzer ovaler Pharynx, der in den iünnwandigen, stets gleich weiten und durch ein Mesenterium suspen- iirten Darm führt; letzterer ist in zwei Windungen gelegt. Er mündet lach HikUmg einer sehr kurzen, etwas erweiterten, mit ansehnlichen jueren Muskelzügen ausgestatteten »Kloake« mit dem endständigen run- ien »After« a nach aussen (siehe Fig. 96). In die Kloake münden zwei iendritisch verzweigte hohle Säcke , deren einer (der linke) von einem Blutgefässnetz umsponnene am Darm, deren anderer (der rechte) an der Körperwand aufgehängt erscheint; sie ragen weit hinein in die Leibes- löhle bis zum vorderen Körperende, werden von der »Kloake« aus mit Wasser gespeist und entleeren dasselbe wieder durch dieselbe. Während jin Theil der Forscher die Frage, ob diese Gebilde eine dem Namen )Wasserlungen« entsprechende Function versehen, offen lässt, erklärt leuerdings (191 dieselben für zweifellose »Excretionsorgane« ; nan glaubt, dass die letzten Verzweigungen der Wasserlungen frei n die Leibeshöhle münden. Das Wassergefässsystem (Ambulacral-System) besteht aus dem Ring- 1) Ueber die CMi'/er'schen Organe siehe Semper. 208 II. Specieller Theil. canal, welcher unterhalb des Kalkringes [Kr.) den Schhmd umfasst undi nach hinten in den dorsalen einfachen Steincanal ;Madreporencanal) fort^ gesetzt ist, durch Oeffnungen an seinem Ende communicirt er mit der Leibeshöhle; als blindsackartige Anhänge sind noch die in Zahl und Ausbildung variivenden Po/^'schen Blasen anzuführen , nach vorne züi treten vom ßingcanale fünf Canäle ab, die sich an der inneren Peripherie^ des Kalkringes in je fünf Aeste theilen, deren )>mittlere« an die Körpe^^i wand treten und zwischen dieser und den fünf Längsmuskeln (m. /.) ak|i «ximbulacral-Gefässstämme« zvim hinteren Körperende ziehen. Die vierl' Seitenäste jedes der fünf Canäle treten in die Tentakel, nachdem sies zuvor (siehe Fig. 96 G) noch einen aussen dem Kalkringe aufliegendenf Blindfortsatz, die »Ampulle« entsendet. Von jedem der fünf Längsstämmei^ treten während ihres Verlaufs nach hinten rechtwinkelig kurze Seiten-)' ästchen ab, deren jedes mit einer unter der Haut gelagerten AmpuUei endigt; auf dieser erhebt sich ein Saugfüsschen (Pedicellus), das ent-i weder auf der Spitze einer Warze — so am Rücken — oder durch eineas Hautporus als cylindrisches Röhrchen vorgestülpt wird, wie am Bauche; (vergl. 3). — Zu beiden Seiten des Darmes verlaufen contractile Blut- gefässe, die sich meist in die Leibeswand hinein erstrecken (19). Der adorale Blutgefässring liegt nach innen vom Nervenring und mit diesem verbunden (14), ebenso liegen die radialen Stämme nach innen von den Nerven. Der Nervenschlundring, Avelcher aussen vom Ringcanale liegt, entsendet fünf Längsstämme, die mit den oben genannten ambulacralen Wassercanälen , und zwar dicht an diesen liegend , zwischen Längs- imd Ringmuskelschicht verlaufen. Die Geschlechtsorgane (Fig. 96) sind büschelförmige, verästelte Schläuche, die am vorderen Körperende liegen und durch einen gemein- samen Ausführungsgang dicht hinter dem Tentakelkranze auf der Dorsal- fläche nach aussen münden. Bemerk. Bezüglich. aller feineren Details, zumal über noch nicht ge- nügend erkannte Organisationsverhältnisse , vergl . die allgemeine Literatur und besonders : Semper »Reisen im Archipel der Philippinen«. Wissen- schaftl. Resultate, Bd. I. Holothurien. B. Echinoidea. Vertreter: Toxopneustes lividus. lieber die Conservirung der Echinen für zootomische ZAvecke gilt das schon im allgemeinen Theile über hartschalige Thiere überhaupt Ge- sagte ganz besonders, dass man nämlich sehr bedacht sein müssse, das Eindringen der betreifenden Flüssigkeit durch entsprechend angebrachte Oeffiiungen nach Möglichkeit zu fördern, indem man andernfalls mu" 5. Echinodenneu 209 einen »matschen« Brei an Stelle der zu präparirenden Eingeweide vor- findet. — Die Oeffnungen bringe man nach sorgfältiger Entfernving der Stacheln seitlich in der Nähe des Peristoms oder (bei den regulären See- igeln) an mehreren Punkten der grössten Schalenperipherie, aber nie am Mund- oder Afterpole an. Das Eröffnen der Schale erfolge langsam mit einem feinen spitzen Knochenschaber oder einem entsprechenden Scheerenblatte durch leicht bohrende Bewegungen — heftiges Einstechen ist sehr vom Uebel ! — Um Seeigel zu trocknen, trägt man die Mundhaut an der Schalenperipherie ab, entfernt das Gebiss und durch die erhaltene OefFmmg sämmtliche Weichtheile, spült dann die Schale gehörig in Süss- wasser aus und lässt sie entweder einige Zeit zur Maceration noch an- haftender Eingeweidepartien in Wasser liegen oder bringt sie, wie Möbius empfiehlt, nach erfolgter Auswässerung für einige Stunden in starken Alkohol , lässt sie an einem schattigen, zugigen Orte trocknen und be- streicht sie mit dem pag. 185 erwähnten Firniss. Bemerk. Ueber die Behandlung des Gebisses wird man nicht im Zweifel sein. Möbius (27) empfiehlt ferner, den Darm seines oft reichlichen Inhaltes an Foraminiferen und Diatomaceen wegen in Alkohol oder getrocknet zu conserviren. Grosse Echinodermen sollen mit Alkohol injicirt werden (Vergl. den allg. Theil). Fig. 97. Diagramm zur Darstellung der Beziehungen der verschiedenen Organsysteme bei einem Echinus. (nach Huxley-Spengd). a = Mund, b = Zähne, c = Lippen, d — Alveolen, e = Epiphysen. / = Aurikeln. ff = Eückzieher und A = Vorzieher der Laterne, i = Steincanal. Ä: = Wassergefässring. i = Poh" sehe Blase, m, K, o = Wassergefäss. p = Amhulacralhlase. = Füsschen. >■ = Stachel, s = Höcker, auf dem derselbe ein- gelenkt ist. t = Pedicellarien. « = After, v = Madreporenplatte. x = Augenfleek. (Figur-Erklärung wörtlich nach 19.) Mojsisovics, Präparirübungen. 14 210 II. Specieller Theil. Fig 08. Nach liesichtigung der äusserlich beachtenswertheii Theile eines Seeigels, der avif" der Mundhaut befindlichen, mit Saiigscheibe versehenen Pedicelli buccales (Mundfüsschen) . der sogenannten Klappenorgane oder Pedicellarien, der Anordnung bezüglich Befestigung der beweglichen Stacheln i Eadioli) auf den »Stachehvarzen«, ferner der auf der Miindhaut in den interambulacralen Einschnitten sich erhebenden zehn baumförmigen hohlen Mundkiemen etc. eröffne man nach Ab- tragung der bezüglichen Stacheln das Thier durch einen längs der grössten Schalenperipherie geführten Horizontal- schnitt und klappe die erhaltenen Hälften, wie es Figur 99 zeigt, auseinander; zur Ausführung des Schnittes bediene man sich entweder einer scharf schneidenden Prä- parirzange (pag. 6) oder einer starken Scheere ; besondere Vorsicht ist beim Ab- heben der einen Schalenhälfte geboten — häufig reisst hierbei der zarte Darm ent- zwei . A. Inneres Peristom untl Kiefergestelle ' von Innen, in Verbindung mit der Speise- röhre, mit Herz und Steincanal von der Vorderseite gesehen (Copie nach Bronn), e = Kinnladen. g = Schaltstücte, Ro- tulae. /i = Bügelstücke, Corapas. l — Quermuskeln. v' (arteriell.) Ringgefäss. u = Herz, r = Oesophagus. B. Zwei Kinnladen, oben auseinanderge- rückt, um den Schlund an seinem An- fange zu sehen, mit dem daran verlaufen- den Ligament (Copie nach Bronn). f = Zähne. a = Lippenartige Schlund- Höckerchen. e = Kinnladen. /' = Oberer zurückgebogener Theil des Zahnes, n = Schlund. «' = Grenze gegen den Oeso- Die Verdauungsorgane beginnen mit der in der Mitte der Mundhaut befindlichen, mit einem Lippensaum versehenen , an- nähernd rundlichen Mundöffnung , aus welcher die Spitzen der fünf meisselartig zugeschärften Zähne frei hervorragen; letztere stecken in fünf keilförmigen hoh- len Alveolen, deren jede eine mediane Treii- nungslinie erkennen lässt, welche auf eine Zusammensetzung aus Hälften hinweist (»Kieferhälften«). An jedem Alveohis unterscheidet man eine obere Epiphyse und einen unteren Hauptabschnitt. Die Epi- physen jedes Alveolenpaares werden innen und oben durch fünf radial gestellte »Schaltstückchen« (Rotulae) (Fig. 98) ge- lenkig verbunden; oben auf den Schalt- stückchen und zwar parallel zu ihnen lie- 1) Eine Beschreibung dieser Gebilde würde hier zu weit führen allgemeine Literatur. siehe die citirte 5, Echinodermen. 211 gen die an ihrem inneren Ende gelenkig befestigten, et^vas gebogenen fünf Bügelstücke (Compas seuEadins) , deren gabelig getlieilte Enden auswärts über die Peripherie der »Pyramidenbasis« hakenartig übergreifen. Diese izwanzig »Hauptstücke« formiren das unter dem Namen »Laterne des Ari- stoteles« bekannte Mundskelet. Als ein- und aufwärts umgeschlagene Fortsetzung des äusseren Peri- stoms erscheint das innere Peristom den sogenannten »Anricularring« formirend, an dessen ringförmig vorspringenden Oehrchen ') (Auriculae) das Mundskelet suspendirt wird. Die Spitze des ganzen annähernd conischen Mundskeletes wird durch •die contractile Mundhaut, seine nach innen gerichtete Basis durch zehn paarige und fünf unpaare , am Auricularringe inserirte Sehnen an den Gabelstücken fixirt. Die paarigen Ligamenta externa treten von den in- Iterambulacralen Ausschnitten des Auricularringes divergirend »zu den äusseren Enden zweier Gabelstücke« . so dass jeder Ast der letzteren seine zwei Ligamente von zwei verschiedenen Literambiilacral- Rän- dern empfängt 2|. Die. fünf mipaaren. radialen Ligamenta externa recta ziehen von den Aurikeln zum inneren Ende der Gabelstücke (3j . Fig. 99. Toxopneustes lividus Desor ((.'opie uin.-li Bioiui). Ganze Schale wagreclit duit-liticlinitteii und mit den Schnittebenen nach oben gewendet, die Ventralhälfte links — Doi'salhälfte rechts. Aus.ser dem Darm mit "iija Umgängen sieht man die Ovarien und die Doppel- reihen der Pedicellen-Bläschen mit dem bezüglichen Wassergefässcanale. C — Doppelreihen der Pedicellen-Bläschen (Ampullen). r = Speiseröhre. s = Darm. t = Mastdarm, f = After, y = PoZi'sche Bläschen. / = Quermuskeln, /i = Bftgelstücke (Compas). !r = „Herz" (soge- nanntes). D = Darmgefäss („arteriell"j. »' = Darmgefäss („venös"). ^ = Oirculns analis. je = Ovarien. — Die Muskeln des ganzen complicirten Apparates sind rascher präparirt als beschrieben, man beachte folgende: (siehe auch Fig. 97) 1) Sie sind Fortsetzungen der Ambulacralplatten. -j Vergl. 3. — Man kann sich von dieser Anordnung der zarten durchsichtigen Xigamente leicht überzeugen, wenn man vorsichtig ein Gabelstück mit der Pincette «mporhebt. 14* 212 II. Specieller Theil. 1 j Fünf Paare von kurzen starken Rückziehmuskeln , welche einwärts von den Aurikeln zur äusseren Kinnladenfläche ziehen. 2) Vom inter- ambulacralen Peristomrande treten fünf Paare langer Kaumuskeln (Vor- zieher i ab ; sie befestigen sich an de*n die seitlichen Pyramidenkanten verbindenden Bogenstücken. 3] (siehe Fig. 98 l] Fünf kurze obere Quer- muskeln zur Verbindung der Gabelstücke. 4) Die Musculi interpyrami- dales in jeder zwei Kinnladen trennenden Spalte'). (Im Ganzen dem- nach fünf.) An den Pharynx (Fig. 98 5), der mit fünf lippenartigen Höckerchen («) beginnt und von fünf an den Eotulae befestigten Sehnenpaaren be- gleitet wird (3), schliesst sich der Oesophagus (r); letzterer führt in den, bedeutend erweiterten, mit einem Blindsacke versehenen und durch ein zartes Mesenteriiim suspendirten DaiTu (Fig. 99), der nach zwei kreis- förmigen Umläufen 2) in den verengerten Mastdarm 3) [t] übergeht. — ? Fig. lüO. Apicalpol der Schale eines Ecbinus (nach Gegeniaiir). a = Amhulacralfelder. e = Interambula- cralfelder. g = Genitalplatten. ig = Intergenitalplatten. m = eine als Madre- porenplatte erscheinende Genitalplatte. X = AfteröfFnung in dem von den Genital- platten umgebenen Apicalfelde. Die Höcker der Platten sind nur auf einem Interambiilacralfelde und einem Ambu- lacralfelde gezeichnet, auf letzterem sind auch die Poren angedeutet, auf den übri- gen vieren weggelassen. (Figur^Erklärung wörtlich nach 14.) Fig. 10! Nervensystem von Toxopneustes livi- dus (nach Krolm — Copie nach Gegentnttr}. Kauapparat entfernt. a = Oesophagus, quer durchschnitten. b = Comniissuren der Nervenstämrae, einen pentagonalen Schlundring for- mirend. c = Ambulacralnerven. rf= Bänder, welche die Spitzen der Pyra- miden des Kauapparates aneinander heften. Die AfteröfFnung der Schale siehe Fig. 100. Das Wassergefässsystem be- steht aus dem den Oesophagus umgebenden Ringcanale (Fig. 97 k), der mit fünf gestielten bläschenförmigen Anhängen, den Po/f sehen Blasen, versehen ist (Fig. 97) ; letztere liegen der die »Laterne« von oben her ') Sie nähern die Kinnladen und comprimiren den Oesophagus (3). 2) Nach Bronn durchläuft er zuerst einen Kreis von »links nach rechts«, dann »auf- wärts umkehrend einen zweiten« von rechts nach links ; jedem Ambulacralfelde ent- spricht ein abwärts, jedem Interambulacralfelde ein aufwärts gehender Bogen. ''j Der After besitzt einen besonderen Muskel, »Motor ani« (3). 5. Echinodermen. schliesi'erAv,eise ich auf die beigegebenen Abbildungen iFigii- ren 108, 109,. In Kürze wollen wir wenigstens einen V ertreter der Coelenteraten, die in Triest häufige Sagartia Troglodytes Gosse 'j etwas näher betrachten. Figur 110 zeigt die Organisation derselben . soAveit diese aus einem Aurelia aurita zur Hälfte von der Unterseite gesehen (nach Gegenhattr). a = Randkörper. t = Randtentakel. b = Mundarme, v = Magenhöhle, gr = Canäle des Gastrovascularsystems, die sich gegen den Rand hin verzweigen und in einen Ringcanal zusammenflies.sen. ov = Ovarien, (wörtlich nach 14|. Sagartia troglodytes Gosse (Va). Längsschnitt mit einem ersten Cyklus von 12 Tentakeln. An der linken Seite sind die Mesenterialfilamente und Genitalor- gane weggelassen. Rechts ein Septura 1. Ord., links solche 2.-5. Ord. Halbschematisch (nach Heider). Si — Si — Septen der 1. — 5. Ordnung (entsprechend dem 1.— h. Tentakeleyklus). Mti. = Mundplatte. Ma. = Mauerblatt. M. ' Muskulatur. L. = Lippe. Lk. = Lippencanal. Mg.= Magenrohr. F. = Fussplatte. K. = Körperhöhle. G. = Ge- nitalorgan. Me. = Mesenterialfilamente. ') Vergl. hierzu die schöne monographische Bearbeitung dieses Thieres durch V. Heider : Sagartia troglodytes Gosse. Ein Beitrag zur Anatomie der Actinien. A. Wiener Academie, Sitzungsber. 1. Abth. 18 1 1 . (j. Coelenteraten. 223 iängsscliiiitte überhaupt ersichtlich .werden kann: die Mundscheibe [Mii) letzt sich direct fort in das Magenrohr [Mg]; der Innenraum des Körpers ohliesst sich durch diese beiden Gebilde sowie durch die Fussplatte [F' nd das Mauerblatt [Ma] ab. Von der Körperwand treten die Septa f/S*' is aSjI ab , sie theilen das Innere in zahlreiche Kammern » Interseptal- jiume«, welche in die centrale Körperhöhle des Thieres frei münden und lach oben mit den bezüglichen »Tentakelhöhlen« in Communication tehen . Die Septa sind dünne , beim lebenden Thiere durchsichtige La- lellen , die grösstentheils durch den Besitz regelmässig angeordneter ängsmuskelbündel ausgezeichnet sind (1. c). Die Septa reichen nur theilweise bis zum Magenrohre , um sich da- jlbst zu inseriren ; die übrigen bleiben von ihrem inneren Mundplatten- mde bis zur Basis frei und zerfallen in mehrere zw den Tentakelreihen in anz bestimmtem A'erhältnisse stehende Gruppen. Je zwei durch die Mus- elanordnung »zusammengehörige Septen entsprechen einem Tentakel«; ie Septenpaare alterniren in der Art, dass zwischen den durch » die ganze reite der oberen Körperhöhle« reichenden, am Magenrohre inserirten, )lche mit nach innen freien Rändern liegen. Erstere nennt man nach L. V. Heider »vollständige«, letztere »unvollständige« Septenpaare. Bemerk. »Den Tentakeln des 1., 2. und 3. Cychis entsprechen voll- ständige, denen der nächsten drei Cyklen unvollständige Septenpaare.« Nächst der Uebergangsstelle der Blundscheibe in das Mauerblatt Fig. 110) finden sich nur vollständige Septen' — je zwei solcher um- bhliessen einen Interseptalraum und communiciren mit einem Tentakel. Im Grunde der Körperhöhle sind die freien Septenränder bedeckt leils von den Mesenterialfilamenten [Me] , — es sind dies an Drüsen und fesselkapseln reiche Gebilde, die als Secretionsorgane functioniren und ohl auch zur Tödtung der Beute wie » zur Yertheidigung durch Entsen- ung nach aussen dienen« — . theils von den Genitalien- (Gj . Der Mund ist eine länglich-elliptische Spalte, begrenzt von den Lip- en [L i ; indem sich die vollständigen Septen nicht in ganzer Länge am lagenrohre inseriren, sondern in der Lippengegend eine Stelle frei lassen, ildet sich der sogenannte Lippencanal [Lk] . — Bei Lupenbetrachtung .•kennt man an der Tentakelspitze eine feine Oeffnung. 7. Protozoa. Um Protozoen zu studiren, legt man sich sogenannte »Cnlturen« an ; iedrige flache, aber stabile Glasschälchen werden mit dem aus einem ^) Deren sind im Ganzen 90. 224 II. Specieller Theil. Sumpfe oder Tümpel (sehr reiche Fundstätten sind die Bassins botanischer Gärten) bezogenen »inhaltsreichen« Wasser gefüllt, zum Schutze vor Staub mit Tüll oder Fliesspapier überdeckt und, nachdem dieselben durch- mustert, mit entsprechenden Etiquetten versehen. ■ — Um Proben aus den Schälchen oder aus nicht zu tiefem Schlammgrunde hervorzuholen, be- dient man sich entsprechend langer Glasröhren, die, vertical gehalten, vor dem Eintauchen am oberen Ende mit dem Finger verschlossen wer- den ; ist man an der erwünschten Stelle angelangt, so hebt man den Fin- ger ab, lässt das Eohr sich entsprechend füllen , umschliesst wieder und lässt in das betreffende Gefäss oder auf den Objectträger abträufeln. — Bei der Untersuchung des Inhaltes seiner ]3eute fertige man , um rascher zu einem Ziele zu gelangen, gleich eine grössere Zahl von Präparaten an, indem man einfach auf je einen Objectträger einen Wassertropfen aus dem bezüglichen Gefässe gibt , mit einem Deckgläschen überdeckt und bei schwacher Vergrösserung besieht. — Es ist räthlich, bei der Suche nach bestimmten Protozoen sich nicht durch andere interessante Erschei- nungen allzusehr fesseln zu lassen ; man erreicht hiedurch wenig. Hat man ein Protozoon länger unter dem Mikroskope zu unter- suchen , so sorge man für genügenden Wasserzusatz mit einem befeuch- teten Fliesspapierstückchen oder einer feinen Pipette etc. — Soll das Präparat längere Zeit vor Eintrocknung bewahrt werden , so fertige man einen Fliesspapierrahmen etwas grösser als das Deckgläschen an, be- feuchte ihn und überdecke das Ganze mit einem gut schliessenden klei- nen Glassturze ; sehr empfehlenswerth ist die Aufbewahrung in hängen- den Tropfen; hiezu bedient man sich entweder eines tief ausgeschliffenen Objectträgers oder einer sogenannten Jodkammer, oder fertigt axis Wachs vier »Füsschen« , die der Deckplattform gemäss am Objectträger befestigt Averden]; auf das Deckplättchen kommt ein Tropfen aus der zu untersuchen- den Flüssigkeit; umgekehrt, d.h. mit dem Tropfen nach unten, wird nun das Deckplättchen auf die Wachsfüsschen , respective auf den Band des betreffenden Eähmchens aufgelegt; rings herum kommt für die provi- sorische Aufbewahrung eine dicke Lage gut befeuchteten Fliesspapiers ; das Ganze wird wie oben mit einem Sturze überdeckt. — " Um Rhizopodenschalen etwa aus einer Grundprobe heraus zu be- kommen, breitet man die letztere zum Trocknen auf einem Blatte Papier oder einem flachen Teller aus ; künstliche Erwärmung derselben , oder Einwirkung intensiven Sonnenlichtes ist hiebei empfehlenswerth. — Während des Trocknens füllen sich die Gehäuse (der Rhizopoden) mit Luft , bleiben daher , wenn man die Probe langsam in feinem Strahle in ein mit Wasser gefülltes Gefäss schüttet, obenauf schwimmend oder steigen an die Oberfläche, während die schweren Sand- und Schlamm- theile untersinken. Mit einem Mullnetze oder feinem Siebe schöpft man 7. Protozoen. 225 He Schalen ab , trocknet sie und schliesst sie nach Durchtränkuug mit N^elkenöl in Canadabalsam ein {F. E. Schulze, Möbius u. A.) . — Abge- iehen von den starren Gehäusen, ist für die bleibende Aufbewahrung der Protozoen leider noch keine sichere Conservirungsmethode bekannt ge- ivorden ; man erhält zwar durch allmähligen Osmiumsäurezusatz gewisse [nfusorien annähernd in ihrer ursprünglichen Form , doch sind die * Schrumpfungen , die in Glycerin fortschreiten , meistens so erhebliche, iass man nach längerer Zeit kaum mehr die Qualität des Thieres sicher lestimmen kann. — Fr. Meyer empfiehlt zur Conservirung der Infusorien lie Anwendung einer Lösung von 1 Tlieil Glycerin, 4 Theilen destillirten tVassers, und auf 1 0 Theile dieser Verdünnung 1 Theil Salicyl-Holzessig- säure. Für eine Aufbewahrung der zarten Sarcodeleiber der Rhizopoden ist nir bislang keine Methode bekannt geworden. — Was schliesslich die mikroskopische Untersuchung der Protozoen selbst betrifft, so ist bezüglich der anzuwendenden Methoden zum Kern- lachweise auf die allgemeine histologische und die ansehnliche Special- iteratur zu verweisen. Mojsisovics, Präparirutningen. 15 Nachtrag zum »Urogenitalsystem der Selachier« pag. 158). 1) Ist ein Uterus masculiuus vorhanden, so vereinigen sich ausnahmslos mit diesem die Ausführungsgänge der Niere und der Lei/dir/' sehen Drüse (vorderer Nierenabschnitt) zu einem auf der Spitze einer Penispapille mit einfacher Oeff- nung mündenden Canale oder Sacke. 2) Bei Scyllium canicula ( Q ) mündet der einfache Harnleiter in das untere Ende der Anschwellung des Lei/ fU ff' sehen Ganges — in die »Harnblase-' , die morphologisch der Samenblase des ,5 entspricht. 3) Bei Scyllium canicula > Q ) »liegt die Mündung des Samenleiters seitlich am Uterus masculinus auf einem flachen Tuberkel« ; »um diesen herum, ihn in einem Bogen von unten her umfassend«, liegen »vier fast ebenso grosse spaltförmige OefFnungen, die direct in ebenso viele hier beständig isolirt bleibende Harnleiter führen.« 4) Bei Mustelus {Q ) u. A. vereinigt sich der mit dem Lei/dig' sehen Gange verbun- dene einfache Harnleiter mit dem der anderen Seite zu einem in der Medianlinie verlaufenden mittleren Harnleiter, welcher auf der Spitze einer von der dorsalen Cloakenwand nach unten vorspringenden Papille zwischen den EileiteröfFnungen mündet. 5) Bei 5 Mustelus vulgaris liegen zwischen 2 einfachen Samenleiteröffnungen »jederseits 6 — 7 sehr kleine, aber doch deutlich bemerkbare Löcher, welche die Oeffnungen der Harnleiter sind«; (mit Ausnahme der vordersten 3 oder 4, die sich zu einem »einzigen« vereinigen, münden also hier alle übrigen Harnleiter getrennt in die Penishöhle). 6) Behandlung mit Chromsäure färbt die sonst schwer erkennbaren Nebennieren der Selachier braunschwarz. Die Nebennieren wiederholen sich, soweit Niere und Leyäig' sehe Drüse vor- handen, paarweise in jedem Segmente ; gelegentlich fällt eine aus oder einige verschmelzen mit einander , so die vordersten sogenannten »Axillarherzen«. In den hinteren Nierenlappen gehen sie »in einen bald weissen , bald hell- oder dunkelgelben Körper über, welcher, zwischen den Enden der beiden Nieren liegend, dicht an der einfachen Caudalvene sitzt«. (Letzterer Abschnitt galt bis- her für die »Nebennieren«.) Näheres siehe in C. Semper »Das Urogenitalsystem der Plagiostomen und seine Bedeutung für das der übrigen Wirbelthiere«. (Arbeiten aus dem zoologisch-zootomischen Institut in Würzburg. 2. Band. 1875. pag. 195—509.) V e r z e i c h n i s s im Texte mit Nummern citirten oder gelegentlich benützten allge- meinen Literatur in alphabetischer Folge der Autorennamen. (Specialarbeiten, Monographien u. dergl. wurden im Texte namhaft gemacht.) 1) F. ir. ^J.?s»iflH«, Quellenkunde der vergleichenden Anatomie. Braunschweig 1847. 2) Bergmann und Leuchart, Anatomisch-physiologische Uebersicht des Thier- reichs. Stuttgart 1855. 3) Bronn, H. G., »Klassen und Ordnungen des Thierreichs« etc. , fortgesetzt von ^J. Gerstäcker, Giehel, C. K. Hnffmann , A. A. W. HuhrecJtt und Se- lenka, 1. — 6. Bd. Leipzig und Heideiberg 1859 — 1878. 4) C. B. Brühl, «Zootomie aller Thierklassen« etc. (1.— 10. Heft;. Wien 1875—1878. 5) C. G. Carus, A. W. Otto und E. (V Alton, » Erläuterungstafeln zur verglei- chenden Anatomie«. Leipzig 1826 — 1S55. 6) /. F. Carus, »Icones zootomicae«. Leipzig 1857. 7) J. V. Carus und C. E. A. Gerstücker, »Handbuch der Zoologie«. Leipzig 1868—1875. 8) J. V. Carus und W. Engehnann, »Bibliotheca Zoologica«. Leipzig 1860 — 1861. 9) C. Claus, »Grundzüge der Zoologie«. Marburg und Leipzig 1876. 10) G. Cucier, »Vorlesungen über vei-gleichende Anatomie«, übersetzt von/. H. Froriep und J. F. Meckel. Leipzig 1809 — 1624. ! 1) L. Franck, »Handbuch der Anatomie der Hausthiere«. Stuttgart 1871. 12; H. Frey, »Das Mikroskop und die mikroskopische Technik«. 4. Aufl. Leip- zig 1873. 13) C. Gegenbaur, »Gmndzüge der vergleichenden Anatomie«. 2. Aufl. Leipzig 1870." 14) Derselbe, »Grundriss der vergleichenden Anatomie«. 2. Aufl. Leipzig 1878. 15) C. 6-7««^, »Excursionsbuch« etc. Wien 1863. 16) A. Gräfe und Th. Sätnisch, »Handbuch der gesammten Augenheilkunde«. 1. Band, Leipzig 1874. 17) J. Henle, »Handbuch der systematischen Anatomie des ^Menschen. Braun- schweig 1855 — 1871. 18) Th. H. Huxley, »A. Manual of the anatomy of vertebrated animal?« London 1871. 19) Derselbe, »Grundzüge der Anatomie der wirbellosen Thiere«. Deutsche Aus- gabe von /. W. Spengel. Leipzig 1878. 15* 228 Literaturvei'zeichniss. 20) J. Hi/rtl, »Handbuch der praktischen Zergliederung.skunst als Anleitung zu den Sectionsübungen und zur Ausarbeitung anatomischer Präparate«. Wien 1860. 21) F. Leijdig, »Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere«. Frank- furt a. M. 1857. 22) Derselbe, »Tafeln zur vergleichenden Anatomie«. Tübingen 1864. 23) P/i. L. Martin, »Die Praxis der Naturgeschichte«. l.Theil: Taxidermie. 2. Theil: Dermoplastik und Museologie. Weimar 1869 — 1870. 24) J. F. Meckel, »System der vergleichenden Anatomie«. Halle 1821—1833. 25) G. II. Meyer, »Anleitung zu den Präparirübungen«. 3. Aufl. Leipzig 1873. 26) J. Fr. Naumann, »Taxidermie« etc. Halle 1848. 27) G. Neinnayer, »Anleitung zu -wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen«. Berlin 1875. 28) A. Nuhn, »Lehrbuch der vergleichenden Anatomie«. Heidelberg 1875 — 1878. 29) J. Or^Ä, »Cursus der normalen Histologie«. Berlin 1878. 30) R. Owen, »On the Anatomy of Vertebrates«. London 1866 — 1868. 31) H. A. Pagenstecher, »Allgemeine Zoologie«. Berlin 1875 — 1877. 32) H. Rathke, »Vorträge zur vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere«. Leip- zig 1862. 33) G. Rolleston, »Forms of animal Life being outlines of zoological Classification based upon anatomical Investigation« etc. Oxford 1870. 33a) Schmarda, »Zoologie«. Wien 1878. 34) Stannius und v. Siebold, »Lehrbuch der vergleichenden Anatomie«. Berlin 1846. 35) Dieselben, »Handbuch der Zootomie«. Ebenda 1854- — 1856. (Bezüglich des descriptiven, zootomischen Details für Fische, Amphibien und Reptilien noch immer unübertrofi'en , gleich ausgezeichnet durch seine Kürze der Darstel- lung wie die Reichhaltigkeit seines Inhalts) . 36) E. O. Schmidt, »Handbuch der vergleichenden Anatomie«. Jena 1876. 37) Fr. Hoßnann und G. Schwalbe, »Jahresbericht über die Fortschritte der Anatomie und Physiologie«. Leipzig 1873 — 1878. 38) R. B. Todd, »Cyclopaedia of Anatomy and Physiology«. London 1858. 39) R. Wagner, H. Frey und R. Leuckart, »Lehrbuch der Zootomie«. Leipzig 1843—1847. 40) i)e?'se^Äe, »Icones zootomicae«. Leipzig 1841. Register. inzelne » Conservirungsflüssigkeiten« suche unter dem gleichen "Collectivnamenn, — ie nur für gewisse Thiergruppen üblichen sind ins Register nicht aufgenommen. — Bezüglich der verschiedenen Organe jedes Thieres — siehe bei diesem. A. ctinia 218. 222. Ugemeiner Theil 1 . lligator siehe Crocodilinen. mphibia Frosch^ 136 — 14(3. Aeussere Inspection, Section 136. 137. Haut 137. Thymus, Thyreoidea 13S. Zunge, Glandula intermaxillaris, Zunge, Kehlkopf, Mundhöhle 139. Lungen 139. Diaphragma, Oesophagus. Leber, Ma- gen, Pankreas 140. Darm 141. Uroge- nitalorgane Q 141. (5 143. Blutgefäss- system 143 — 145. Nervensystem 145. Sinnesorgane 146. Lymphherzen 145. mphioxus (Lanzettfischchenj 103 — 164. nneliden 198—205. nodonta s. Lamellibranchiata. rbeitsmaterial, Behandlung dessel- ben, frisches, getrocknetes, flüssig con- servirtes 26. rseniksaures Natron 30. rthropoda 183—198. Tödtung 183. 1S4. Conservirung 184. Trocknung 185. Zerlegpräparate 185. stacus s. Crustacea. steroidea 213' — 218. i'Astropecteni . Orientirung 214. Skelet214. Section 213. Abhebung des Magens 214. Verdau- ungssystem 216. Wassergefässe 216. Blutgefässe (Herz! 217. Nervensystem 217. stropecten s. Asteroidea. ufbewahrung der Präparate 32. ufstellung der Präfarate 33 — 37. ugapfel iPräparation) s. Sinnesorgane, ussieden der Knochen 41. uswahl frischen Materiales 26. res s. Vögel. B. arbus 149. 5coeur'sche Arsenikseife 30. lutegel s, Discophora. C. Calopeltis 127. Cephalopoda 164 — 172 {Sepia;. Inspection 164 — 165. Section 165. situs viscerum 166. Nieren 167, Verdauungs- canal sammt adnexen Drüsen 167. Ge- nitalien 169. Herz und Gefässe 169 — -170. Mundmasse 170, Schlundring 170. 171. Sinnesorgane 171. Os sepiae 172, Cephalophora 172 — 177 iHelix), Tödtung des Thieres — Entfernung des Gehäuses 172, Inspection 173. Section 173. Situs viscerum 173 — ^174. Verdau- ungstract sammt Anhangsdrüsen 174 — 175. Genitalien 1 75 — 176. Herz, Gefässe, Lunge und Niere 176 — 177. Sinnesor- gane und Nervensystem 177. Chaetopoda iOligochaeta) 199 — 202. (Lumbricus) . Inspection 199. Hautmuskelschlauch 200. Darm 200. Septa 200. Segmental- organe 201, Genitalien 202. Nerven- system 201 . Chelydra 118. Coelenterata 218—223, Conservirungsmethode , allgem, , für Actinien , Quallen, Korallenschliffe, Siphonophoren, Anatomie der Sagartia Troglodytes Gosse. Coluber s, Schlangen. Columba s. Vögel, Conservirung, trockene 30, Trockenskelet 30. 42, Trocknung von Avertebraten 30, 185, Conservirungsflüssigkeiten 27, 29, 183, Alkohol , Alaunspiritus , Alkohol mit Tannin, Jäger's Mischung 27. essigsaure Thonerdesolution 28. Arak, Cognak, Rum, Glycerin, Carbolsäure. Rüdinger'- sche Lösung, Wetters Methode, Gly- cerinbad 28. Chromsäure 29. doppelt chromsaures Kali, Solutio Mülleri, Goad- by's Liquor, Farrant'sche Flüssigkeit, 230 Register. Owen's Liqueur conservatif 29. Os- mium-Essigsäure 29. (s. Coelenterata) . Conservirungsmethoden 26. Corrosionspräparate 24. Hoyer's Methode f24). Crocodilinen 12Ü— 126 (Alligator). Inspection 120. Section 121. Situs vis- cerum 122 — 123. Mundhöhle und deren Organe 121. 122. Kehlkopf, Trachea 122. Lungen 123. Herz und grosse Ge- fässe 123—124. Magen, Leber 124. Darm 125. Pankreas, Milz 125. Uroge- nitalorgane 125. Sinnesorgane undCen- tralnervensystem 125. 126. Thymus, Thyreoidea 126. Crustacea 190 — 198 (Astacus). Inspection 190— 192. Section 192. Situs viscerum 193. Magen, Darm, Leber 195. Gefässe 194. Genitalien 196. Nieren (grüne Drüsen) 196. Nervensystem 197. Sinnesorgane 198. Cyprinus s. Teleostier. D. Desinfectionsmittel 3. Dilatatoren 9. Discophora 203—205 (Hirudo). Section 204. Septa 204. Darm 204. Blutgefässe 203. Genitalien 205. Seg- mentalorgane 205. Nervensystem 205. Sinnesorgane 203. Donaukarpf s. Teleostier. Drüsen s. Vei-dauungstract. E. Echinodermata 205 — 218. Echinoidea 208 — 2 1 4 (Toxopneustes) . Conservirung — Section — Gebiss (Mund- skelet) 209. Muskeln 211. Pharynx, Darm 212. After 212. Blutgefässe 213. Wassergefässe 212. Genitalien 213. Ner- vensystem 213. Eingeweide (Präparation Allgem.) 59. Elevatoria 10. Emys 120. Etiquetten 3,7. F. Fascien s. Muskeln. Fische 146—164. Frosch s. Amphibien. G. Gallus 102. Gefässe (Präparation Allgem.) 58. Gehirn (Präparation Allgem.) 46. Gehörorgan s. Sinnesorgane 49. Genitalorgane (Präparation Allgem.) 66. männliche 66, weibliche 68. Geruchsorgan s. Sinnesorgane. H. Hämmer 10. Haifisch s. Selachier. Harnorgane (Präparation Allgem) 65. Helix s. Cephalophora. Herz (Präparation Allgem.) 54. Hexanchus 161. Hirnschalensprenger 10. Hirudo s. Discophora. Holothurioidea ( Holothuria) 205 — 20S. Conservirung 2o5. Section 207. Situs vis- cerum 207. Darm 207. Wassergefäss- system 207. Wasserlungen (Nieren) 207. Blutgefässe 208. Nervensystem 208. Huhn 102. I. I n j e c t i o n e n 15. Injectionsspritze 15, Behandlung der- selben 21. 23. Warme Injections- massen 17. 57. 58. Kalte Injections- massenl9. Ligaturen21. Injectionder Kaltblüter 22. Präparation injicirter Theile 23. Infusorien s. Protozoa. Insecta 186—190 (Melolontha). Inspection 186. 187. Section 187. Blut- gefässe 187. Genitalien 188. Darm sammt Anhangsgebilden 1 88 — 1 89. Ner- vensystem 1 89. Instrumente 3. Führung derselben 12. Pflege 13. K. Kaninchen s. Säugethiere. Karpf, s. Teleostier. Klammerhaken 7. Klappmuscheln s. Lamellibranchiata. Knochen, Präparation derselben 38. Knochenschaber 10. Korallen s. Coelenterata. Krebse s. Crustaceen. Krokodile 120. L. Lamellibranchiata 178 — 183 (Ano- donta) . Tödtung, Ablösung der Schale 178. 179. Inspection des Weichkörpers 179. Kie- mengänge. Mundlappen. Sipho. Fuss etc. 179. Abtragung des Mantels 180. Section. Situs viscerum 180. Magen. Krystallstiel. Darm. Leber 180. 181. Herz und Gefässe 181. 182. Bojanus' sehe Organe 180. 182. Genitalien 180. 182. Nervensystem und Sinnesorgane 182. 183. Lanzettfischchen 163. Leber s. Verdauungstract. Register. 231 umbricus s. C'haetopoda Oligochaeta. upen 24. M. acerationen 23. 40. ammalia s. Säugethiere. eissel 1 0. I elolontha s. Insecta. («essei- s. Scalpelle. .•Jilz ()5. |ollusca 164 — 183 (Trockene Präparation «derselben 30). iuskeln (Präparation derselben) 49. i ustelus s. Selachier. Jadeln 8. atriiim arsenicosum 30. ebennieren 64. lieren (Präparaüon AUgem.) 48. ierenpräparate 65. O. ligüchaeta 199 — 202. phidia s. Schlangen. P. mkreas s. Verdauungstract. ■tromyzonten-Section 162 — 163. incetten 6. isces s. Fische, räparatengläser 32. i-äparationen im AUgem. 1. räparirl)retter 1 1 . i-äparirmikroskope 24. i-äparirnadeln s. Nadeln, rotozoa 223 — '22b. Culturen (Anlegung derselben). Unter- suchung der Rhizopoden. »Hängende Tropfen". Behandlung und Aufsuchung von Foraminiferen. Infusorien. Conser- ■virung. Q. uallen s. Coelenterata. R. I'egenwürmer s. Chaetopoda. eptilien 107—136. le.spirationstract (Präparation Allgem.) 60. hizopoden s. Protozoa. ingelnatter s. Schlangen, ückenmark (Präparation allgem.) 47. S. gartia s. Coelenterata. Sägen 10. Säugethiere 69—91. Inspection. Aus- mass 69 — 70. Kaninchen. Section 71 — 74. Mundhöhle und deren Organe74 — ■ 75. Speicheldrüsen 75. Brustorgane 77 — 82. Bauch- und Beckenorgane 82—88. Centrainervensystem 88—91. Speciell : Herz und grosse Gefässe 79. 80. Lungen 77. Bauchfell 82. Magen. Pan- kreas. Leber. Darm 84. 85. Milz 82. Harn-undGenitalorgane 85 — 88. Ductus thoracicus S8. Scalpelle 4. Scheeren 5. Scheibenquallen s. Coelenteraten. Schilddrüse 64. Schildkröten 107—120 (Testudo). Inspection. Hautskelet 10^ — 110. Con- servirung (Allgem.) 110. Section Iii). Mundhöhle undderen Organe 1 1 1 — 1 12. Situs viscerum 112. Leber. Pankreas 114. Milz 115 Magen. Darm 115. Herz 115. 117. Gefässe 115. 116. Trachea. Lungen 1)5. 119. Urogenitalorgane vom (5 117. vom Q 118. Bursae anales 119. Nervensystem und Sinnesorgane 120. Schlangen 126 — 136. (Tropidonotusl. Inspection 126. Hautskelet 126 — 128. Section 128. Mundhöhle und deren Or- gane 128. Kopf und Speicheldrüsen 129. Trachea. Lungen 129. 130. Thyreoidea 130. Herz und grosse Gefässe 130. 131. Magen. Darm 131. Leber. Pankreas. Milz 132. Urogenitalorgane 133. 5 134. 9 135. Cloake 134. Q Copulationsor- gane 136. Nebennieren 136. Sinnesor- gane 1 36. Schnecken s. Cephalophora. Schwämme s. Coelenterata. Scyllium s. Selachier. Sectionen 1. Seeigel s. Echinoidea. Seesterne s. Asteroidea. Seewalzen s. Holoihurioidea. Selachier 155 — 161 'Haifische). Inspection 155. Section 156. Mund- und Kiemenhöhle 157. Oesophagus, Magen, Spiraldarm 157. Leber, Pankreas 158. Milz 158. Urogenitalorgane 158 — 159. Herz 159 — 160. Thymus, Nebennieren 160. Centrainervensystem 161. Sinnes- organe 156. Sepia s. Cephalopoda. Sinnesorgane (Präparation Allg.) 49. Siphonophora s. Coelenterata. Skelete 38. Sonden 9. Specieller Theil 38. Spongiae s. Coelenterata. Squatina 160. Stachelhäuter s. Echinodermata. Streichriemen 14. 232 Register. Taube s. Vögel. Teleostei 146 — 15-5 (Cyprinus carpio — Donaukai'pf). Aeussere Inspeclion 146 — 147. Section der Fische im Allgemeinen 147 — 148. Skeletisiren 148. 149. Behandlung der Knorpelskelete 149. Durchschnittsprä- parate 149. Mund- und Kiemenhöhle 149. 15ü. Situs viscerum 150. Magen, Darm 1.50. 151. Leber 151. Milz 151. Schwimmblase 151. Nieren 152. Geni- talien 152. Thyreoidea. Nebennieren 152. Blutgefässsystem (aUgemein) 15,3. von Cyprinus 153 — 154. Centrainerven- system und Sinnesorgane 154 — 155. Os- sicula auditus 155. Testudo s. Schildkröten. Triton 143. Trocknungsmethode 30. Tropidonotus s. Schlangen. Tubuse 9. U. Utensilien, diverse 11. Verdauungstract (Präparation Allg.) 61. 35. a1(Ii Verletzungen 2. Vermes s. Würmer. Verschlussmittel (für Gläser etc. Vögel 91— 1U7. Inspection Ausmass 91. Behandlung. Aeusseres. Skelet. Körperregionen (91 — 94). .Section (Taube) 94. 96. 97. Abbal- gen 95. Conservirung des Balges 95. 96. Speciell : Luftsäcke 97 u. 1 06. Herz und Gefässe 98. 102.103. Speicheldrüsen 99. Kehlkopf 98. Unterer Kehlkopf und Lungen 106. Magen, Darm sammt ad- nexen Drüsen 99—1(12. Milz 101. Nie- ren, Nebennieren etc. 104. lo5. Q Ge- nitalien 105. (5 105. Kloake 105. Bursa Fabricii 105. Glandula uropygii 106. Centrainervensystem und Sinnesorgane 107. Vorsichten (bei der Section) 2.3. W. Weinbergsschnecke s. Cephalophora. Würmer 19S— 205. Wurzelfüsser s. Protozoa. Zamenis 127. Zerlegpräparate 43 (AUgem.) 185 'Arthro- poda). Corrigenda ; Seite 60, 14. Zeile von unten und Seite 61, 13, Zeile von unten, anstatt »Chlorkalk« lies: »Chlorcalcium". Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig.