LEITFADEN
BEI
ZOOLOGISCH-ZOOTOMISCHEN
PßÄPARIßÜBÜNGEN.
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LEITFADEN
BEI
ZOOLOGISCH -ZOOTOMISCHEN
PRÄPARIRÜBUNGEN
FÜR STUDIRENDE
VON
AUGUST MOJSISOVICS EDLEN von MOJSVÄR,
MED. UNIV. Dk., DOC'ENT DER ZOOLOGIE UND VERGLEICHENDEN ANATOMIE AN DER
K. K. UNIVERSITÄT UND SUPPLENT DER ZOOLOGIE AN DER K. K. TECHNISCHEN
HOCHSCHULE ZU GRAZ.
MIT 110 FIGUREN IN HOLZSCHNITT.
LEIPZIG,
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN.
1879.
Alle Rechte vorbehalten.
VORWORT.
er vorliegende Leitfaden dürfte die Berechtigung seines
Erscheinens kaum nachzuweisen haben — indem , so viel
mir bekannt, in der deutschen Literatur eine kurz gefasste
Schrift ähnliclien Inhalts bisher noch niclit existirte und für
solche doch ein gewisses Bedürfniss zu bestehen schien.
Der allgemeine Theil desselben enthält eine kurz ge-
fasste Darstellung gebräuchlicher Präparations-, Lijections-
und Conservirungsmethoden ; er dürfte vielleicht denjenigen
Studirenden erwünscht sein, die nicht in der Lage sind, sich
praktisch-medizinischen Vorstudien zu widmen, und sich all-
gemein über die genannten Methoden orientiren wollen.
Im speciellen Theile war ich bemüht, an einer Anzahl
typischer Vertreter den Modus secandi zugleich mit einer
kurz gefassten Erläuterung der morphologischen Verhältnisse,
wie sie sich unter dem Messer entwickeln, darzustellen;
selbstverständlich fanden hierbei die Vertebraten die ein-
gehendste, Coelenteraten und Protozoen die stiefmütterlichste
Behandlung, indem ein Eingehen auf mikroskopische Ver-
hältnisse ausserhalb des Planes der Schrift lag.
lieber die benutzte allgemeine literatur referirt ein al-
phabetisch geordnetes Verzeichniss, — Specialschriften wurden
im Texte genannt; wenn ich reichlichere Citate gab, als dies
bei Lehrbüchern sonst usuell ist, so hoffe ich hierdurch jenen
Studirenden , die sich eingehender zu belehren wünschen,
dienlich zu sein.
9
yj Vorwort.
Herrn Professor Dr. Victor Carus erstatte ich meinen in-
nigsten Dank für die Güte, durch freundliche freiwillige
Uebernahme der Correctur der letzten Druckbogen das Er-
scheinen dieses Buches zum festgesetzten Termine ermöglicht
zu haben.
Dem Herrn Verleger habe ich schliesslich wärmstens zu
danken für die Bereitwilligkeit, mit der er allen meinen i
Wünschen rücksichtlich der Ausstattung des Buches entgegen-
kam : — eine grosse Anzahl der zum Theil sehr schwierigen
und complicirten Figuren wurde neu geschnitten ; unter ihnen
befinden sich 24 nach der Natur gezeichnete; — die übrigen
sind theils Copien, theils anderen in * Herrn EngeJmann'%
Verlage erschienenen Büchern entnommen.
Möchte das Buch seinen bescheidenen Zweck erfüllen!
Graz, Ende November 1878.
Der Verfasser.
«
INHALTSVERZEICHNISS.
Seite
I. Allgemeiner T heil 1
1. Sectionen, Präparationen und Präparirübungen. — Leitende Gesichts-
punkte bei denselben. — Vorsichten 1
2. Zoologisch-zootomisches Instrumentarium. — Diverse Utensilien. — Prä-
parirbretter und -Tassen. — Führung der Instrumente. — Injections-
spritzen, Handhabung derselben 3
Instrumente : I . Scalpelle Messer, 4
2. Scheeren 5
3. Pincetten ' 6
4. Klammerhaken 7
5. Nadeln 8
0. Sonden, Tubuse und Dilatatoren 9
7. Instrumente für Knochenpräparate 10
a. Knochenschaber lü
b. Meissel, Hirnschalensprenger (Elevatoria) und Hämmer 10
Präparirbretter und Tassen 11
F ührung der Instrumente 12
Pflege der Instrumente 13
Streichriemen 14
Gebrauch des Streichriemens 14
V Injectionen — Injectionsspritzen — deren Behandlung 15
Injectionsmassen 17
Anhang über Corrosions- und Macerationspräparate 23
3. Lupen und Präparirmikroskope 24
4. Conservirungsmethoden. Auswahl und Behandlang des frischen 'Materials.
— Conservirungsflüssigkeiten. — Das Trocknen der Präparate. — Vortheile
dieser Methode. — Behandlung von getrocknetem Arbeitsmateriale. —
Behandlung von flüssig conservirtem Arbeitsmateriale. — Aufbewahrung
und Aufstellung der fertigen Präparate. — Bemerkungen über Präparaten-
gläser u. dergl 20
II. Specieller Theil 3S
1. Vertebrata 38
a) Präparation der Knochen 38
Anfertigung von Skeleten 38
b) Präparation der Muskeln, Fascien etc 44
c) Präparation der Nerven und Sinnesorgane 46
Gehirn 46
Allgemeines über Nervenpräparate 48
Präparation der Sinnesorgane 49
■ Gei'uchsorgane 49
Präparation des Augapfels 50
Präparation des Gehörapparates 52
vm
Inhalts verzeichniss.
Seite
d) Präparation der Gefässe 54
I. Herz 54
Injection mit Unschlitt 57
,, ,, absolutem Alkohol 58
,, ,, rother und blauer Wachsmasse 58
II. Gefässe 58
e) Präparation der Eingeweide, Harn- und Genitalorgane ...... (iö
1) Der Respirationstract (iO
2) Der Verdauungstract (ii
3) Präparate über Leber, Pancreas , Thyreoidea, Thymus, Milz
und Nebennieren (14
4) Harn- und Genitalorgane (iö
Nierenpräparate 05
Präparate von der Harnblase Ii(i
,, über die männlichen Geschlechtsorgane (iii
,, über die weiblichen Geschlechtsorgane (iS
1. A. Präparation der Säugethiere (Kaninchen) (ilj
1. B. ,, ,, Vögel (Taube) !il
1. C. ,, ,, Reptilien 1U7
Schildkröten (Griechische Schildkröte) !07
Crocodilinen (Hechtkaiman) 120
Schlangen (Ringelnatter) 126
I.D. ,, ,, Amphibien i Frosch) 136
1. E. ,, ,, Fische 146
Teleostei (Donaukarpf) 146
Selacliii (Hundshai, .155
Bemerkungen zur Präparation der Petromyzonten und des Lanzettfischchens 162
2. Mollusca 164
2. A. Cephalopoda (Vertreter : Sepia officinalis) Iti4
2. B. Cephalophora (Vertreter : Helix pomatia) 172
2. C. Lamellibranchiata (Vertreter : Anodonta cellensisi 178
3. Arthropoda 1S3
Allgemeines und Conservirung 183
3. A. Insecta (Vertreter : Mclolontha vulgaris) 1S6
3. B. Crustacea (Vertreter: Astacus fluviatilis) 190
4. Vermes 198
4. A. Chaetopoda (Oligochaeta) (Vertreter: Lumbricus terrestris) . . . 199
4. B. Discophora (Vertreter : Hirudo medicinalis) 203
5. Echincdernmta ■ 205
5. A. Hülothuriüidea (Vertreter : Holothuria tubulosa) 205
5. B. Echinoidea (Verti-eter : Toxopneustes lividus) 208
5. C. Asteroidea (Vertreter : Astropecten aurantiacus) 213
0. Coelenterata. — Allgemeines.^ — Conservirung 218
Vertreter : Sagartia Troglodytes Gosse 222
7. Protozoa. — Allgemeines. — Conservirung 223
Nachtrag zum Urcgenitalsystem der Selachier 226
Literaturverzeichniss 227
liegister . . . 229
1. Allgemeiner Tlieil.
1. Seetionen, Präparationen und Präparirübungen. — Leitende Ge-
siclitspünkte bei denselben. — Vorsichten.
Jede mit Rücksicht auf wissenschaftliche Zwecke erfolgende Zer-
gliederung eines Thieres pflegt man gemeinhin mit dem Namen »Section«
zu belegen.
Je nach den speciellen Zwecken, die man bei der Section im Auge
hat. ist die Ausführung derselben eine verschiedenartige; — sie ist eine
andere bei jenen Zergliederangen , bei denen es sich um die Erforschung
des »situs viscerum«, der topographischen Lagerung der einzelnen Organe
zu einander, handelt, als bei solchen, welche behufs Ergründung der
Krankheits- und Todesursachen (»pathologische Seetionen«) vorgenommen
werden; Avieder andere Fälle betreifen die Zergliederung einer sehr
seltenen und werthvollen Thierleiche, welche nebst rein zootomischen
noch »systematische« Fragen klarlegen soll, u. s. w. u. s. w.
P?* Die »Präparation« (s. str.) besteht in der kunstgemässen Blosslegung,
auch Isolirung (»Enthülsung« Hyrtl] der einzelnen Organsysteme, Or-
gane etc., gleichviel ob diese nun im Zusammenhange mit der ganzen
Leiche oder einzeln für sich dargestellt werden; andernfalls versteht man
unter Präparation (Zubereitung) auch die der Aufstellung und Aufbe-
wahrung eines Thieres vorhergehende »sachverständige« Behandlung des-
selben, z. B. das Trocknen und Aufspannen der Schmetterlinge, Käfer,
Krebse etc.; — das Resultat der Präparation ist (ceteris paribus) das
»fertige Präparat« — auch so bezeichnet zum Unterschiede von dem »Roh-
präparate«, worüber später Näheres.
Bemerk. Die »zootomischen« Präparirübungen, die ausschliesslich den
Zweck haben, den Studirenden in einer Anzahl typischer Vertreter die wich-
tigsten Formengruppen des Thierreichs vorzuführen und sie mit dem modus
secandi derselben vertraut zu machen, sollten nicht vor dem 2ten oder 3ten
Studiensemester begonnen werden ; bevor der Lernende nicht einen allge-
meinen (theoretischen) Einblick, Avenigstens in den »gröberen« Bau der ein-
zelnen Organe, deren morphologischen Zusammenhang, und in die verschie-
denartigen Gestaltungsverhältnisse der einzelnen Thierklassen gewonnen hat,
kann er sich unmöglich mit Erfolg der Praxis der Zootomie widmen. —
Mojsisovics, Präparirübungen. \
2
I. Allgemeiner Theil.
An denjenigen Universitäten , an denen allgemeine zootomische Ordinar-
coUegien gelesen werden , pflegt dieses wohl auch in der Regel der Fall zu
sein — wie dem auch sei, ist unter allen Umständen dem Practicanten aufs
wärmste zw empfehlen, vor jeder (einzelnen ) zootomischen Uebungsstunde
sich theoretisch über die Anatomie jener Thierklasse zu belehren, aus der
ihm ein Repräsentant im Curse vorgelegt wird ; hierdurch erleichtert er sich
nicht nvir das Verständniss des zu Sehenden, sondern er setzt auch den Leiter
der Präparirübungen in die Lage, auf speciellere wichtige Einzelheiten in
der Demonstration einzugehen.
Geduld, Rvihe und pedantische Reinlichkeit bei der Arbeit können
dem Präparanten nicht genug ans Herz gelegt werden ; gewöhnlich
glaubt der Anfänger sich xind dem Demonstrator einen Dienst zu erweisen,
Avenn er sich mit möglichster Beschleunigung an die Eröffnung der
Leiche macht, die einzelnen Organe, je schneller, je besser auseinander-
zerrt und den Rand des Präparirbrettes mit den traurigen Ueberresten
derselben garnirt. In der That genügt diese Art von »perscrutatio naturae«
Vielen, die Kenntniss einiger lateinischer Namen erhöht die Befriedigimg
über die gewonnene »Erkenntniss« der thierischen Organisation — und
der »praktisch« gebildete Lehramtscandidat darf sich beruhigt anderen
Fächern widmen ! —
Jeder Schnitt soll in zweckbewusster AVeise geführt und ja nie ins
Blinde hinein der Zusammenhang der Organe gelöst werden ; die Art und
die zweckentsprechendste Reihenfolge , in der dies zu geschehen hat , zu
bestimmen, ist — dem Anfänger gegenüber — Aufgabe des Docenten.
Was in den zahlreichen Hand- und Lehrbüchern über specielle Zergliede-
rungskunst des Menschen dem Mediziner so eindringlich empfohlen wird :
möglichste Sauberkeit des Präparates, gilt noch mehr für den angehenden
Zootomen. Unreinliches, flüchtiges Arbeiten rächt sich stets und von
selbst, es benimmt dem Präparanten das wahrhafte Interesse am Objecte
und führt auch nie zu dem erhofften Ziele : in einem selbstredenden
klaren anatomischen Bilde das im Ensemble vereinigt zu sehen, was der
theoretische Vortrag des Lehrers mir mit Worten oder in rascher Demon-
stratioir vorführen konnte.
Wer behutsam zu Werke geht, benöthigt keine besonderen Vor-
sichtsmassregeln für die Section. Sollte aber eine wie immer geartete
Verletzung doch stattfinden, so schenke man dieser alle Aufmerksamkeit,
zumal, Avenn die Thierleiche einige Tage alt ist oder wenn das in Spiritus
conservirte Thier bereits in arger Verwesung begriffen war, als es in den-
selben kam. Ich sah Leichenpusteln mit darauf folgenden Lymphdrüsen-
schwellungen zu Aviederholten Malen nach Verletzungen an »thierischen«
Leichen auftreten, und liegt die Gefahr einer schwereren Erkrankung in
diesen Fällen ebenso nahe wie nach Verletzungen an »menschlichen«
Leichen. Kräftiges Auspressen, Abspülen in frischem Wasser, Aussau-
1 . Scalpelle (Messer) .
3
gen, rasches Schliessen der Wunde mit Collodium, oder mit Heftpflaster-
streifen darf bei der geringsten Verwundung nicht versäumt werden —
ist man noch gezwungen , weiter zu arbeiten , so benutzt man zweck-
mässig einen sogenannten Kautschuk-Fingerling, den man in verschiede-
nen Grössen stets vorräthig haben sollte ; ist die Handwurzel oder die
Mittelhand verletzt und lässt sich eine die Fortsetzung der Section ermög-
lichende Bandage nicht anlegen, so unterlasse man jede weitere zooto-
mische Manipiilation. Kleinere Schnittwunden, die man sich bei der
Section frischer Thiere zugezogen hat, schliessen sich rasch , wenn man
8 — 10 Minuten lang den verletzten Theil in ein Gefäss mit absolutem
oder 950/q Spiritus hält und hierauf ein leichtes Deckmittel anwendet.
Eine eigene Sectionsblouse ist nur in den seltensten Fällen nöthig —
liingegen sind sehr praktisch bis zum Ellenbogen reichende Ueberärmel
aus schwarzer Wachsleinwand , die über der Handwurzel enge an-
schliessen.
Um den oft penetranten Gestank etwas zu mindern, empfiehlt es
sich die Eingeweidehöhlen sammt intestinis mit verdünnter Carbolsäure-
solution zu begiessen;') — zur Reinigung der Hände empfehlen sich
nebst Seife und Nagelbürste übermangansaures Kali in sehr verdünnter
Lösung oder (nach Bearbeitung sehr fauler Organe) rauchende Salzsäure,
die man entweder in einigen Tropfen auf die nasse Hohlhand träufelt
und gut verreibt oder die man in etwas grösserer Quantität in ein mit
Wasser gefülltes Becken gibt, in dem man sich die Hände wäscht.
2. Zoologiscli-zootomisclies Instrumentarium, — Diverse Utensilien.
— Präparirbretter und -Tassen. — Führung der Instrumente. — Injee-
tionsspritzen, Handhabung derselben.
Die Neuheit der zootomischen Practica an unseren Universitäten
lässt es begreiflich erscheinen, dass bisher noch kein industrieller Instru-
mentenfabrikant sich mit der Zusammenstellung eines »zootomischen Be-
steckes« für Studirende bemühte. Die zumeist üblichen kleinen Sections-
•etuis für Mediziner enthalten manch Ueberflüssiges und entbehren oft des
Nöthigsten.
1. Scalpelle (Messer).
Drei Scalpelle genügen: — 1) ein stark bauchiges, flach geschlif-
fenes, mit breitem Rücken , gut geriff"tem massivem Holzgriff'e zur
Durchtrennung der oft sehr derben Hautdecke und der knorpelharten
Theile; man nennt ein derartiges Messer kurzweg Knorpelmesser. 2) Ein
') Hyrtl empfiehlt eine Lösung von 35Gramm essigsaurer Thonerde auf 210 Gramm
destillirten Wassers.
1*
I. Allgemeiner Theil.
ebenso gestaltetes Messer von bedeutend geringeren Dimensionen für
Muskel- und Eingeweidepräparation, und 3) ein kleines scharfspitziges
sogenanntes »Augenmesser« Fig. 1 [Grüfe'sches Staarmesser) mit mög-
Fig. 1
liehst dünnem Rücken. Bekommt
man solches mit Holzgriff — um
so besser; für die feinere Präpa-
ration kleiner Ihiere leistet ein
Augenmesser.
solches Instrument ganz Vorzügliches. —
Ist man in der Lage, sich opulenter auszurüsten . so vermehrt man
zweckmässig die Zahl der convexen Scalpelle , die man in verschiedenen
Grössen und »Stärken« wählt. G. H. Meyer empfiehlt langgestielte
um namentlich in der Tiefe feinere Arbeiten
zu machen, ohne Gefahr zu
kleine Messerchen (Fig. 2)
Fig. 2.
laufen, oberflächlicherliegende
Theile zu verletzen. —
Die sogenannten doppel-
schneidigen Nervenmesser ha-
ben mit Recht ihr anatomi-
sches Bürgerrecht verloren,
— wir brauchen sie nie —
hingegen ist zur feineren Prä-
paration der Nervenverästi-
gung, zur subtilen «Lüftung«,
d. h. Wegnahme des die Ner-
venbündel und Paquet um-
hüllenden Bindegewebes ein gerades scharfspitziges Scalpell recht
zweckmässig.
Man entbehrt es aber leicht, wenn man sich ein in Figur 3 darge-
stelltes schwach convexes , spitziges , in der Klinge circa 8 cm langes
Fig. 3.
Langgestielte Messerchen zur Präparation in der »Tiefe« nach
G. H. Meyer.
Leicht eonvexes scharfspitziges Sealpell. 'Is natürlicher Grösse.
Messer, dessen Rücken etwas zugeschärft ist, bestellt, welches überdies,
da es nicht als plumper Keil wirkt, wegen der dünnen, aber über l cm
hohen Klinge auch als »Hirnmesser« für kleinere Wirbelthiere und zur
Präparation getrockneter und aufgespannter Membranen dienen kann.
G rosse papierdünne Messer mit vorne abgerundeter Schneide sind zur
Ausführung von Durchschnitten zumal voluminöser, aufgeblasener und
getrockneter Organe , wie Lunge, Magen, und zur Anfertigung von grö-
beren Schnittserien durch das Hirn grosser Ihiere unentbehrlich.
5
2. Scheeren.
Von grossem Werthe für zootoiaische Präparationen sind — gute
Scheeren ! Dass man solche selten findet, ist nicht mir hier allgemeiner
Kummer.
Die wichtigste Scheere ist die gerade mit einem stumpfen und einem
scharf spitzigen lilatte ; die Blätter nicht zu lang und die Griffringe gross,
dick und nicht mit scharfen Seitenkanten versehen. Hijrtl^) wählt
Scheeren, deren Blätter zur Griff länge sich wie 1 : 31/4 verhalten; von
dieser Scheerenform bestellt man zweckmässig zwei Grössen; eine zur
Durchtrennung festerer Gewebe und eine feinere (d. h. im lUatt feinere)
für die subtilere Behandlung erfordernden Theile ; zur Noth reicht man
mit diesen beiden. Eine angenehme Beigabe ist eine an beiden Blättern
spitz geschliffene, nach der Scheide gebogene (»Knie-«) Scheere und eine
mit breiten, sehr dünnen Blättern versehene, nach der Fläche gebogene
Scheere. Wer in der Lage ist, beschafft sich beide Formen in verschie-
dener Grösse und Stärke.
Grössere anatomische Etuis enthalten noch eine sogenannte Darm-
scheere, deren (unteres längeres lilatt in einer stumpfen abgerundeten
(»geknöpften«) Spitze endigt ; zum raschen Aufschneiden des Darmcanales
grösserer Thiere sind sie ganz vorzüglich, — wir können sie aber in den
meisten Fällen entbehren.
Vortheilhaft ist es, wenn die Scheerenringe derart an die Griffblätter
gefügt sind, dass letztere beim Schliessen der Scheere nicht platt anein-
anderliegen, sondern durch einen der Zeigefingergrösse entsprechenden
Zwischenraiim getrennt sind; man erzielt dies dadurch, dass man die
Ansatzstelle der Branchen nicht an die innere Peripherie der Ringe, sondern
auf deren obere (gegen die schneidenden Branchentheile sehende) verlegt.
Zur raschen Durchtrennung derberer bis knorpelharter Gewebe be-
dienen wir uns der sogenannten Knochenscheeren und -Zangen. So vor-
zügliche Dienste derartige gut construirte Scheeren für die Anatomie
grösserer Vertebraten leisten , sind sie doch für kleinere Formen zu
plump und massig, noch weniger taugen sie zur Eröffnung hartschaliger
niederer Thiere (Echiniden, Ästenden, Kruster, beschälter Cephalopho-
den u. s. w.), da sie an letzteren stets rissige, splittrige Bruchflächen (von
Schnittflächen kann man nicht mehr sprechen) erzeugen. — Ueberdies
werden sie in jedem zoologischen Institute oder Cabinete vorräthig ge-
halten und zu den Cursübungen nöthigen Falles beigestellt — sie bilden
daher kein Inventarstück im Bestecke des Studenten.
Für recht zweckdienlich halte ich eine »Zangenscheerenform«, die
mir der Instrumentenmacher R. Thürriegl in AVien^) nach einer Zeich-
1) (20). 2) IX. Bezirk, Schwarzs^janierstrasse No. 5.
6
I. Allgemeiner Theil.
Präparirzange für hartsclialige, wirbellose Thiere. ifa natürl. Grösse.
nnng meines Collegen Dr. A. v. Heider construiite, und die sicli für die
oben erwähnte Präparation kalkschaliger und derb chitinhäutiger Thiere
bisher wenigstens bewährte.
Das obere Blatt dieser Zangenscheere (Fig. 4) ist horizontal, d. h,
senkrecht gegen die Längenachse derselben gestellt, ziemlich massiv mit
abgerundeter Spitze
mid zur Aufnahme
des unteren scharf-
kantigen aber nicht
eigentlich schnei-
denden Blattes mit
einem oblongen
Schlitz versehen ;
daher durch jeden Schnitt eine gleich grosse, scharfrandige, oblonge OefF-
nung in dem betreffenden Kalk- oder Chitingehäuse erzielt werden kann.
Durch Federwirkung öffnen sich bei nachlassendem Drucke der Hand
die geschlossenen Branchen , deren untere dann wieder in geeigneter
Weise vorgeschoben wird.
Das obere Blatt, das nach dem Einstechen des unteren stets auf der
Oberfläche des zu durchtrennenden Gehäuses fest und platt aufzuliegen hat,
gestattet die fortwährende Fühlung mit dem schneidenden und die für
das Präparat ungefährliche Anwendung stärkeren Druckes. Eine gleich-
gestaltete Scheere mit sehr scharf schneidendem unterem Blatte konnte
bisher noch nicht ausreichend geprüft werden.
Freilich muss die Arbeit tadellos sein und selbst bei Kraftanwendung
das genügend starke untere Blatt den Schlitz des oberen genau und voll^.
ständig ausfüllen.
3. Pincetten.
Ueberaus wichtig sind zumal für feinere Präparationen gute Pincetten.
»Durch die Erfindung der Pincette« , sagt Hyrtl, «wurde die Anatomie
eigentlich erst zur Kunst erhoben«, imd in der That weiss den Werth und
die vielfache praktische Anwendung dieses Instrumentes wohl Jeder zu
schätzen, der sich eingehender mit anthropotomischen oder zootomischen
Arbeiten befasste.
Eine brauchbare Pincette, gleichviel ob sie zu gröberen Diensten mit
mehr abgestumpften oder zu heikleren mit feinsten Spitzen versehen ist,
soll verhältnissmässig lange und zum Festhalten breite, gut geriffte Arme
besitzen, soll leicht federn, beim Weglegen weit klaffen und mit scharfen
gut in einander greifenden Zähnchen (parallelen Leistchen) zum Fest-
halten versehen sein. — Sehr spitze ungezähnte Pincetten taugen zu gar
nichts. Da die Stahlpincetten unter den schädlichen Einwirkungen der
4. Klammerhaken.
7
zur Conservirung, Härtung, Maceration etc. in Anwendung kommenden
Säuren, Alkalien alsbald unbrauchbar werden, pflegt man sie in solchen
Fällen durch feinere Pincetten aus Messing zu ersetzen und bedient man
sich, um Präparate aus scharfen Flüssigkeiten herauszufischen, verschie-
den grosser Pincetten mit liuchsholzbranchen, die nur oben im federnden
Theile durch Stahlbestandtheile vereinigt werden. Zu letzterem Zwecke
constrxiirt man sich auch (für feinere Objecte) sogenannte »Präparaten-
löffel« — indem man ein rundes Messingstängelchen an einem Ende platt
hämmert und rechtwinkelig abknickt. — In der Richtung ihrer Längen-
achse, nach der Kante gekrümmte Pincetten finden bei Anlegung von
Ligaturen, oder um einen tief unter anderen Gebilden liegenden Nerven
oder Gefässstamm zu erfassen, gelegentliche Anwendung.
Wo möglich drei — mindestens aber zwei Pincetten gleicher Grösse,
aber mit verschieden feinen Spitzen sind unentbehrlich. Sperrpincetten
finden beschränkte Anwendung , können aber bei Vivisectionen grösse-
rer Thiere oft kaum entbehrt werden — ich empfehle die sogenannte
chirurgische Sperrpincette (nach Fricke oder Charriere) .
Von Pincetten mit schneidenden Branchen, die eigentlich modificirte
Scheeren mit federnder Vorrichtung sind und die gelegentlich bei Insec-
tenpräparationen anwendbar sind , sah ich keine Vortheile — vielleicht
wegen ihrer noch sehr mangelhaften Construction.
die man sich zweck-
4. Klammerhaken.
2um Weghalten resp. Spannen von Weichtheilen bedienen wir uns
der sogenannten Doppelhaken (Klammerhaken)
mässig aus Drahtstückchen, deren
mit der Feile zugeschärfte Spitzen
hakenartig umgebogen werden,
leicht selbst bereiten kann;
Schleifer in Wien hat mir vor
Jahren sehrbillig solche mit geriff"-
tem Mittelstücke geliefert (Fig. 5).
Modificirter EijrtV Klammerhakeu mit gerifftem
Mittelstucke.
Fig. 6.
Englischer Kettenliaken. i|2 natürl. Grösse.
Vortrefflich sind die englischen Kettenhaken, deren Zahl beliebig
vermehrt wird und die zum Abziehen der bereits isolirten oberflächlichen
8 I. Allgemeiner Theil.
Weichtheile beim Präpariren in der Tiefe vielfache Anwendung finden —
(Fig. 6) . G. H. Meyer empfiehlt einen sehr zweckmässig modificirten
Kettenhaken (Fig. 7); seine Verwerthung ergibt sich von selbst.
Fig. 7.
Kettenhaken nach G. H. Meyer.
Der Doppelhaken mit Griff" ist wohl mit Recht ausser Gebrauch
gekommen.
5. Nadeln.
a. Stecknadeln. Zumeist bedient man sich der sogenannten
Karlsbader Nadeln, die man in verschiedenen Grössen, unlackirt, silber-
weiss imd schwarzlackirt i) , beim 'Na.dlex Joseph Müller in Wien, Leopold-
stadt, Karmeliterstrasse No. 2, auch als » Insectennadeln « in guter
Qualität beziehen kann. Die stählernen Nadeln mit grossen Glasköpfen
sind nicht praktisch, da man bei etwas gewaltsamerem Einstechen leicht
den Glaskopf durch- und sich die Nadel in den Finger drückt.
Besser sind solche aus Schmiedeeisen, deren oberes dünn zusammen-
gehämmertes Ende man durch einen grossen gedrechselten Holzknopf
treibt, hierauf zweimal winkeHg umbiegt und die Spitze in denselben ein-
hämmert; sie sind allerdings nur für sehr »grobe« Präparation grösserer
Thiere geeignet.
Aus starkem Messingdrahte selbstgefertigte Nadeln, die man sich
mit der Feile entsprechend zuschärft und mit einem Oehr oder gedrehtem
Knöpf chen versieht, finden vielfache Anwendung.
1) Die schwarzlackirten ziehen keinen Grünspan, sind daher für aufgespiesste
Trockenpräparate vorzuziehen. (Martin a. a. O.).
6. Sonden, Tubuse und ])ilatatoren.
9
b. Präparirnadeln müssen avis gutem starkem Stahl gefertigt
sein lind sollen nicht fest im Hefte stecken , sondern durch eine Schrau-
benmutter in einer Messinghülse fixirt Averden , damit man nach Bedürf-
niss feinere (Perlnadeln ) und stärkere Nähnadeln einschieben kann . —
Ein derartiger Nadelhalter erspart die Beschaffung eigener Präparirhäk-
chen, Lanzettchen, Sicheln u. s. w., die reiner Ballast im Etuis sind,
indem man in einem kleinen Schächtelchen die wichtigsten dieser modi-
ficirten Nadelformen vereinigt und nach Bedarf einschraubt.
6. Sonden, Tubuse und Dilatatoren.
Stärkere Sonden, aus Stahl mit und ohne Oehr, geknöpft oder spatel-
artig zugeformt, desgleichen einige feinere aus Neusilber sind unent-
behrlich — auch die chirurgische Hohlsonde findet bei subtiler Gefäss-
und Nervenpräparation der Wirbelthiere vielfach zw^eckmässige Anwen-
dung. Schwarze und weisse Schweinsborsten sind nicht nur, wie Hyrtl
sagt, die billigsten und feinsten, sondern auch für manche Zwecke die
besten; ihre Verwerthung ist eine vielseitige, ihre Geschmeidigkeit und
Festigkeit eignet sie in vorzüglichem Masse zur Exploration dem un-
bewaffneten Auge eben noch sichtbarer Gefässlumina , feiner Knochen-
hohlgänge, zum Nachweise von Communicationsverhältnissen benach-
barter kleinster Hohlräume etc. etc. Ist die Borste zu dick, so spaltet
man sie beliebig — nöthigenfalls benutzt man sie zu Ligaturen. Um
Schweinsborsten in einem Hohlgange zu fixiren, versieht man sie an
einem oder an beiden Enden mit Wachsköpfchen.
Die Tubuse zum Aufblasen von Hohlräumen werden von den
Instrumentenmachern gewöhnlich aus Messing oder Neusilber hergestellt
— zweckmässiger aber sind aus nahe liegenden Gründen solche aus Glas,
die man sich in allen beliebigen Grössen und Längen mit oder ohne Ein-
schnürung vor der Spitze aus verschieden weiten Glasröhren über der
Löthrohrflamme oder über einem grösseren Spiritusbrenner leicht selbst
anfertigen kann.
Indem man sie in das betreffende Gefäss oder Canälchen einbindet,
dienen sie zur Offenhaltung desselben vmd können , ohne wie jene aus
Messing, die denn auch zu theuer kämen, das Präparat im Laufe der Zeit
anzugreifen, darinnen belassen Averden.
Hat man bedeutendere Lumina geöffnet zu erhalten, z. B. die Aorta
ascendens eines grösseren Säugers zur Demonstration ihrer Klappen , so
bedient man sich entsprechend dicker und Aveiter, an beiden Enden glatt
geschliffener Lampencylinder oder abgeschnittener Cylindergläser ; auch
Ringe sind aus Glasstängelchen über der Flamme leicht herzustellen und
können als Dilatatoren verwendet werden.
10
I. Allgemeiner Theil.
7. Instrumente für Knochenpräparate.
a. Sägen.
Die zweckmässigste (wenn anch nicht am bequemsten trans-
portable) ist die chirurgische Bogensäge, dann die sogenannte Blatt-
säge. Mit ersterer reicht man in den meisten Fällen, je nach Bedürfniss
schaltet man feinere oder stärkere Sägeblätter ein und spannt dieselben
mittelst der Schraube beliebig stark. Hat man hingegen in der Tiefe
einer Körperhöhle oder sonst an einem Orte, der wegen des nicht für alle
Fälle genügend hohen Bogens der Säge sonst nicht zugänglich wäre,
Sägearbeit zu verrichten, so wählt man die übrigens handlichere Blatt-
säge, die man in vorne zugespitzten und abgestumpften Formen erhalten
kann.
b. Knochenschaber. (Fig. 8).
In ihrer gebräuchlichsten Form sind sie platt, lanzettförmig mit zwei
schneidenden Kanten versehen und in eine ziemlich scharfe Spitze aus-
laufend; man erzeugt sie in allen
möglichen Grössen; wünschenswerth
ist, dass sie aus gutem hartem Stahle
und mit starkem, dickem, gut geriff-
tem Griffe versehen sind ; — für man-
che Knochenpräparationen wird man
mehrere Grössen von Hohlmei-
seln kaum entbehren können.
Aehnliche Verwerthung
^ finden die sogenannten lölfel-
artigen Kratzer (Fig. 9).
c. Meisel, Hirnschalensprenger (Elevatoria; undHämmer.
werden in einem Präparirbesteck für Studirende wohl kaum Aufnahme
finden, zudem stellen die meisten Institute derartige Instrumente bei.
In den Anatomien bedient man sich zweier Meiselformen , des
Sprengmeiseis und Schnitzmeiseis; über ihre Anwendung vergleiche H.
G. Meyer »Anleitung zu den Präparirübungen, Leipzig, W. Engelmann
1873«. Für feinere Knochenpräparation bedarf man verschiedener Grössen.
Den sogenannten Ilirnschalensprenger sowie den auf beiden Seiten mit
Schlagflächen versehenen anatomischen Hammer entbehren wir leicht und
ersetzen sie durch billigere und einfachere Instrumente : das Stemmeisen
und den Tischlerhammer , die für die gewöhnlichen Arbeiten vollständig
ausreichen ; wer zu osteographischen Zwecken Filigranarbeit zu verrich-
ten hat, mag sich in raffinirterer Weise equipiren.
Fis;. 8.
Knoclienscha'ber mittlerer Grösse.
Fig. 9.
Kratzlöffel, ijs natürl. Grösse.
Führung der Instrumente.
11
Zangen verschiedener Art, kleine und grössere, liohrer die durch einen
Bogen bewegt werden, ein kleiner Schraubstock, Schnitzmesser, ge-
Avöhnliche Scheere und was dergleichen mehr ist, vervollständigen das
Inventarium, dessen man bei complicirteren zootomischen Präparationen
bedarf — zu reichhaltig kann es Avohl nicht leicht sein.
Für die Section kleinerer Thiere, etwa bis zur Grösse eines Lapins,
bedient man sich zur Unterlage zweckmässig viereckiger oblonger Bretter
mit circa H cm hohem, schief nach aussen gerichtetem Rande ; da Alko-
holica Oelfarben angreifen, zumal schwarze Farben milchigweiss trüben,
lässt man die Sectionsbretter mit gewöhnlichem Fimiss ein ; sie werden
hierdurch dauerhafter und gestatten gründliche Reinigung nach ihrem
Gebratiche. — Yortheilhaft ist es, zwei sich kreuzende »Blutrinnen«, die,
von den Ecken des Brettes ausgehend, sich in der Mitte zu einer seichten
Mulde vereinigen, einschneiden zu lassen ; ein Abzugsrohr, von der Mulde
nach unten gehend, lässt das allzureichliche Spülwasser in ein unter dem
Tisch befindliches Gefäss rinnen ; natürlich muss ein derartiges Präparir-
brett mit der Länge des Ansatzrohres entsprechenden Füssen versehen
sein .
Seitlich an den 4 Rändern des Brettes bringt man in entsprechenden
Abständen 8 — 16 Schraubenhäkchen an, zur Befestigung der Bindfäden,
mittelst welcher man das Thier in seiner Lage erhält oder das Präparat
in gewisser Spannung erhalten will.
pie Präparation grosser Thiere erheischt natürlich eigene Sections-
kammern, sofern man mit der Sanitätsbehörde nicht in Conflict gerathen
will.
Die kleineren Wirbelthierformen (Mäuse, Sperlinge, Kaulquappen,
Tritonen etc.) werden ebenso wie die meisten Vertreter der übrigen Typen
unter Wasser präparirt, daher man zu diesem Behufe viereckige oder ovale
Blechschalen mit ziemlich hohen abstehenden Rändern wählt, die am
Boden mit Kork und rothem Wachs ( oder mit einer Masse aus Wachs,
Terpentinöl, Unschlitt und Kienruss, oder Rebschwarz etc.) ausgelegt
sind; man braucht selbstverständlich mehrere Grössen dieser Schalen;
mittelst Nadeln wird das Thier auf seiner Unterlage befestigt.
Führung der Instrumente.
Eine absolut gültige Weisung, wie ein Instrument zu halten, resp.
zu führen ist, lässt sich nicht gut geben ; angeborene Geschicklichkeit
und manuelle Fertigkeit des Einzelnen (in anderen Künsten) machen oft
jeden Rath überflüssig ; \im aber im Allgemeinen die zumeist beliebten
Methoden zu nennen, gelte folgendes. Was zunächst die Führung der
12
I. Allgemeiner Theil.
Messer betrifft, so unterscheidet man solche mit freier und solche mit ge-
stützter Hand. Bei der ersteren nimmt man das Scalpell in die volle
Faust, den Daumen auf der linken ') Griffseite, und durchtrennt in langem
gleichmässigen Zuge, ohne abzusetzen, die zu dissecirende Fläche ; eine
derartige Schnittführung ist üblich bei allen ausgiebigen Continuitäts-
trennungen , so bei dem usuellen Hautkreuzschnitte vor der Eröffnung
der Körperhölile. bei Durchtrennung der liauchdecken oder gewaltiger
Muskelzüge etc.
Bei derartigen Schnitten braucht man das Knorpelmesser, dessen
grösste Convexität die eigentlich schneidende Kante ist ; daher der Win-
kel, den das Messer mit der zu durchtrennenden Oberfläche einzunehmen
hat, kein steiler, sondern der möglichst spitzeste sein muss ; ein anderes
ist es bei dem Disseciren mit gestützter Hand ; man hält hier das Scalpell
wie eine Schreibfeder und sichert die beabsichtigte Schnittführung mit
dem untergelegten kleinen und Ringfinger ; diese Messerhaltung ist die
gebräuchlichste bei allen Vorsicht erheischenden Präparationen; hier
wirkt hauptsächlich der vordere (d. h. der der Spitze zunächstliegende
Theil) der Schneide. Wenngleich hierbei meist kurze Schnitte zu führen
sind, so sollen diese doch in einem gewissen ruhigen gleichmässigen Ziige
erfolgen und jeder neue Schnitt womöglich die directe Fortsetzung des
vorhergehenden sein , und ist vor gewissen »hackenden« und »pickenden«
Messerbewegungen, die ein wie von Mäusen angefressenes Präparat er-
zeugen, eindringlichst zu warnen.
Gelegentlich wird man auch bei freier Schnittführung die »Schreib-
federhai timg« bevorzugen müssen, z. B. bei feineren Präparationen in der
Tiefe der grossen Körperhöhlen u. s. w. — Derartige Licenzen ergeben
sich ja von selbst. (Ueber Arm- und Handlage, sowie Richtung der Schnitte
s. im speciellen Theile.)
Kleinere Scheeren sollen so gefasst werden , dass der Daumen xmd
Mittelfinger (oder Ringfinger) in die entsprechenden Ringe greifen, imd
die Branchenieten mit dem Zeigefingerballen, zur Sicherung (Fixirung)
des geplanten Schnittes, gestützt werden.
Grosse (Darm-) Scheeren hält man wie Papierscheeren.
Pincetten hält man schreibfederartig zumeist in der Linken; häufig
aiich arbeitet man mit zweien, wobei dann natürlich die der rechten Hand
die entgegengesetzte Position einnimmt; grosse starke Pincetten können
gelegentlich zum Anspannen grösserer Haut- oder Weichpartien in die
volle Faust genommen werden — derartige Kraftkünste vertragen indess
nur wenige Pincetten und bedient man sich in solchen Fällen besser der
nicht armirten Hand.
') Was in dem Falle »links« ist, wird wohl nicht zweifelhaft sein.
Pflege der Instrumente.
13
Der Knochenschaber (schliesslich) wird wie ein Schnitzmesser ge-
fasst, wenn es sich um ergiebiges Abkratzen des Periostes vom darunter-
liegenden Knochen handelt, man moderire aber bei nachgiebigeren Ihei-
len den Druck, denn die scharfe Kante des Schabers reisst zu leicht Fur-
chen in den frischen Knochen ; handelt es sich um subtilere Entfernung
der Weichtheile, so hält man auch den Knochenschaber wie eine Schreib-
feder (oder vollführt leicht bohrende Bewegungen etc.).
Die Säge soll in leichten, gleichmässigen Zügen, mit Beachtung des-
selben Tempos geführt werden — stösst man auf ein unerwartetes Hinder-
niss, so nutzt weder das dem Sägeblatte schädliche Drücken, noch wildes
Hin- und Herreissen ; man setze die Säge lieber nochmals vorsichtig ein,
nachdem man sich von der Ursache der Unterbrechung überzeugt resp.
diese durch andere entsprechende Manipulationen beseitigt hat. Den
Sägegriff nimmt man in die volle Faust oder besonders den von kleinen
Blattsägen derart *) , dass der Daumen auf der einen Griffseite den neben-
einander gestellten Fingern auf der anderen entgegenwirkt; hierdurch
erzielt man die oft nöthigen leichten »zierlichen« SägebeAvegungen für-
kleinere gebrechliche Knochen.
Die Behandlung der übrigen Instrumente ergibt sich von selbst.
Pflege der Instrumente.
Hauptgrundsatz soll sein : jedes Instrument nur zu dem Zwecke zu
benxitzen, für den es bestimmt ist. (Näheres hierüber siehe im »speciellen
Theile«.)
2ur Pflege der Instrumente gehört ein feiner Kehlederlappen, weisses,
gut ausgewaschenes Linnen , ein Schwämmchen und ein Abziehriemen.
Hat man seine Sectionswerkzeuge beschmutzt, so spüle man jedes
für sich ordentlich mit Wasser ab , entferne etwa daranhaftende Blut-
coagula, Fetzchen von Weichtheilen mit dem angefeuchteten Schwämme
und trockne sie vorsichtig mit dem Linnen und nachher mit dem Leder-
läppchen. Sägen , Scheeren und Pincetten erheischen besondere Auf-
merksamkeit. Die Zähnchen der Sägen sind mit einem kleinen Bürstchen
sorgfältig von stets daran haftenbleibenden Knochensplitterchen, Fleisch-
theilchen etc. zu reinigen; die Scheeren pflegen zumeist in der Nähe der
Nieten rasch einzurosten, wenn man die Trocknung dieses Theiles zu
flüchtig besorgt, — ein Uebelstand, der leicht vermieden werden kann.
Die Pincetten erheischen ebenso sorgfältige Reinigung ihrer Zähnchen,
wie jene der Sägen, Die Klage, dass sonst gut gearbeitete Pincetten
nicht fassen, wird häufig überflüssig , wenn der Besitzer die eingetrock-
neten Schmutzdepots mit einer Stecknadel gesäubert hat. Auch der
') Wie einen Fiedelbogen.
14
I. Allgemeiner Theil.
federnde Theil der Branchen erheischt sorgfältige Reinigung, rostet er ein,
so verliert die Pincette die wünschenswerthe Schnellkraft und leichte Fe-
derung.
Streichriemen.
H. G. Meyer (1. c. pag. 14) gibt ein treffliches Recept zur Anferti-
gung von Streichriemen. Ich bediene mich seit einer Reihe von Jahren
eines von der Firma Ph. J. Goldschmidt (in Wien und Berlin) gelieferten
hohlliegenden Riemens, der durch eine gut gearbeitete Stellschraube
jede nur wünschenswerthe Spannung erhalten kann; als Beigabe erhält
der Abnehmer von der Niederlage die entsprechende Quantität von rother
und schwarzer Paste , welche erbsengross alle 3 Monate auf die entspre-
chenden Lederflächen mittelst der flachen Hand eingerieben wird. Indess
auch hier lässt die Gewohnheit Manches in anderem Lichte erscheinen,
Der eine bevorzugt diese Art der Streichriemen — der andere die auf höl-
zerne Unterlage geklebten. Das Schärfen auf dem Schleifsteine erfordert
viele Uebung — man überlässt es am besten einem tüchtigen Schleifer
(die übrigens hier in Graz nicht häufig sind) ; bei vorsichtigem Gebrauche
empfiehlt sich, nebst dem sogenannten gelben Stein, der weisse Mississippi-
stein; Wasser, Oel oder Glycerin (nach H. G. Meyer) dienen zum Be-
nässen.
Die Handhabung des Streichriemens erlernt sich indess bald und
sollte diese Fertigkeit jedem Präparanten eigen sein.
Gebrauch des Streichriemens.
Voraus ist zu erwähnen, dass die rothgestrichene Seite des Riemens
bei stark abgestumpften Messern in Anwendung kommt; den feineren
Schliff" erzielt man mit der »schwarzen« Seite, die daher auch zumeist be-
nutzt wird ; das Messer wird mit seiner Fläche so aufgelegt, dass die
Spitze nach hinten, die Schneide etwas nach unten sieht und der leicht
gehaltene Griff" im Zuge vorangeht; ist man am Ende des Riemens an-
gelangt, so legt man das Messer über den Rücken um und führt es in
conträrer Richtung zurück, wiederholt diese ganze Procedur bei gleich-
massigem Drucke und Tempo etliche Male ; mit einem feinen Leder-
lappen reinigt man dann die Klinge und probirt die erzielte Schärfe,
indem man vorsichtig die Schneide über den Daumenballen zieht; »klebt«
sie, d. h. dringt sie leicht in die oberste Epithelschicht ein, so ist die
nöthige Schärfe erzielt.
Bemerk. Benutzt man zuerst die rothe Riemenseite, so ist natür-
lich die Klinge, ehe sie über die schwarze gezogen wird, gleichfalls mit dem
Lederlappen zu reinigen.
Für feine mikroskopische Durchschnittsmesser (Rasir-) pflegt man
einen eigenen Riemen bereit zu halten.
Injectionen — Injectionsspritzen — deren Behandlung. 15
Da alle Instrumente durch die Einwirkung von Meerwasser aufs
empfindlicliste angegriffen werden, so empfiehlt es sich, bei Präparationen
in demselben entweder ältere abgenutzte Instrumente und statt der sonst
üblichen Stahlpincetten solche aus Messing und Holz — Avenn sonst
thunlich — zu verwenden, oder andernfalls jedes eben benutzte Instru-
ment sofort in destillirtem Wasser abzuspülen , aiifs sorgfältigste zu
trocknen und — ehe die Arbeit ruhen soll — mit feinstem Knochenöl zu
bestreichen .
Dass ähnliche Vorsichten bei Anwendung von Säuren. Alkalien etc.
obAvalten müssen, versteht sich von selbst.
Injectionen — Injectionsspritzen — deren Behandlung.
Der Injection (Einspritziing) bediente man sich in früherer Zeit aus-
schliesslich nur zum Studium der lUut- und Lymphgefässe; die neuere
Zeit, die uns mit zahlreichen sehr vervollkommneten Methoden und ver-
schiedenartigen Injectionsapparaten bereicherte , lehrte die Injection als
sin überaus wichtiges Hülfsmittel bei der Untersuchung der verschieden-
sten Organsysteme, Organe und Gewebe kennen und wird der angehende
Fachmann sich kaum der Erlernung dieser oft recht mühsamen Procedu-
ren des Einspritzens warmer (nachher erstarrender; und kalter (bei ge-
ivöhnlicher Temperatur flüssig bleibender) »Injectionsmassen« entschlagen
können, wenn er anders als selbständiger Forscher thätig zu sein ge-
lenkt.
Indem wir hier von den complicirteren , zumal für mikroskopische
Zwecke üblichen Injectionsmethoden vollständig absehen und auf die
lierüber zum Gebrauche für Studirende erschienene Literatur verweisen,
svollen wir nur die einfachste, zugleich Avichtigste Form der Injections-
ipparate: »die Inj ectionssp ritze« und die gebräuchlichsten Injections-
massen näher kennen lernen.
Die Injectionsspritze (Fig. 10) besteht aus folgenden wesentlichen
rheilen. 1. der Röhre; sie ist bei grösseren Instrumenten meistens aus
Messing , bei kleineren aus Neusilber oder Glas mit Metallbeschlä-
^en u. s. Av. ; sie besitzt auf ihrer äusseren Peripherie b c vorspringende
Leisten oder Kanten zum entsprechenden Festhalten der Spritze , ihre
innere Oberfläche muss genauestens calibrirt und oben mit einem ab-
ächraubbaren Deckel {f) versehen sein.
2. Dem Stempel mit Handgrifi'e (e) : der Stempel muss hermetisch
schliessen und um so länger sein, je länger das Spritzenrohr ist. Der
Stempel selbst besteht aus entsprechend vielen kreisrunden Lederschei-
ben, die durch zwei Metallplatten zusammengepresst werden ; die untere
iieser Platten kann durch ein Schraubengewinde der oberen genähert
16
I. Allgemeiner Theil.
oder, wenn nöthig', von dieser entfernt werden ; durch erstere Bewegung
verkürzt sich natürlich die Längenachse des Stempels , die Lederscheiben
werden in die Breite gedrückt und hierdurch der Verschluss des Ilohres
ein um so vollständigerer. Der Kolbenstiel (d) wird durch ein Schrauben-
gewinde an dem Stempel befestigt.
Fig. lo. ; Damit der Kolben leicht auf und nieder
gleite, durchtränkt man die Lederschei-
ben mit Olivenöl oder reibt sie sorgfältig
mit Talg ein [Frey] .
3. Dem unteren Endstücke — dem
»Mundstücke« der Spritze {(/) — das ent-
weder ein [gleich weites cylindrisches,
dann am Ende von einem Seidenfaden
umwickeltes , oder ein conisch zulaufen-
des Röhrchen darstellt.
4 . Den Tubis (Kanülen) . Es sind
dies kurze Röhrchen , die mit einer
weiteren und einer engeren Mündung
versehen sind ; die weitere passt genau
auf das »Mundstück« der Spritze , die
feinere ist in das zu injicirende Gefäss
einzubinden. Es versteht sich, dass man
für jede Spritze einiger solcher Tubi von
verschiedenem Kaliber, gerader und vor
der engen Mündung abgebogener, bedarf ;
für mikroskopische Injectionen gewöhn-
licher Art bedient man sich solcher Ka-
nülen, wie sie in Fig. 10 (2. 3.) darge-
stellt sind, andernfalls benöthigt man
solche mit seitlichen Flügeln, xim welche
die Ligaturfäden zur Fixirung des Tubus
geschlungen werden. Gröbere Gefässin-
jectionen erheischen Tubi mit Hahn, um '■
bei plötzlichem Absetzen des Spritzenrohres das Aus-
(S^^Äfe^-^^ laufen der bereits injicirten Masse zu hindern (Fig. 11).
Zur Noth wird man mit einer mittelgrossen, circa 20 cm>
f^" i[T^3 langen Spritze reichen, wenn man nur die Injection«
Tubnius mit Hahn arterieller Gefässe (von nicht zu winzigen Wirbelthie-
ren) beabsichtigt — für alle feineren Arbeiten bedarf*
man aber mindestens noch zweier kleinerer Formen, d. h. solcher vont-
kleinerem Kaliber , einer im Rohre etwa 9' cm langen inid ^/^ cm im|
Durchmesser haltenden, sowie einer sogenannten Pravaz sehen oder'
Die Injectionsspritze 1 (nach. Frey .)
a Die Röhre njit den vorspringenden Rän-
dern 6 u. c undderaabschrauhljaren Deckel/;
d Stempel mit Handgriff c;
(j Mundstiu-k der Spritze mit einem Sei-
denfaden umwickelt.
2 und 3 feinste Canülen.
Fig. 11.
Injectionen — Injectionsspritzen — deren Behandlung.
17
subcutanen Injectionsspritze ; diese beiden müssen mit nadelscharfen
n Einstichkanülen « nebst den früher beschriebenen Tubis versehen sein .
Injectionsmassen.
1. Rothe Injectionsmasse für grobe Gefässe, nach Diirchwärmung-
auf 35" — 40" R. zu injiciren :
420 Gramm Cerae flav.
385 Seb. vnlg.
210 Olei Terebinth.
210 Cinnob.
Die genannten Mengen von gelbem AVachs und Talg werden in einer
Pfanne geschmolzen und unter beständigem Verrühren dieser Masse, so-
bald sie flüssig geworden, der mit Terpentinöl in einer Reibschale aufs
feinste zerriebene Farbstoff beigemischt. Der erstarrte Kuchen ist häufig
durch Senken des Farbstoffes am Boden intensiver roth als an seiner
Obei-fläche ; es hat dieser Umstand indess keine Bedeutung, um so weni-
ger, als beim jedesmaligen Gebrauche ein Stück der Masse ausgeschnitten,
geschmolzen und neuerdings sorgfältig verrührt werden muss — eine
völlig gleichmässige Vertheilung ist — für bleibend — nur schwer zu er-
zielen. Die Masse kann, da sie sehr hart wird, in jedem beliebigen Ge-
fässe, in Stücke zerschnitten, aufbewahrt werden.
Hyrtl nimmt für grobe Injectionen 4 Theile gelbes Wachs, 2 Theile
venetianischen Terpentin und 1 Theil Hirschtalg; dieser Masse wird in
geschmolzenem Zustande die entsprechende Menge von mit Terpentinöl
abgeriebenem Zinnober einverleibt. Diese Composition soll partienweise
durch reines gebrauchtes Linnen geseiht werden — nach ihrem Erkalten
besitzt sie eine Consistenz, dass sie den Fingereindruck annimmt,
oder für Dauerpräparate:
»4 Theile weisses Wachs« (Fräp. Bauer in Tübingen nimmt hiervon
1 Theil; vergleiche dessen Angaben in Martinas »Praxis der Naturge-
schichte«. II. Theil. pagg. 99 — 101 und Hyrtl 1. c. pag. 615 u. ff.)
»werden mit 2 Theilen Canadabalsam zusammengeschmolzen, und der
halberkalteten Mischung 1 Theil mit Mastix-Firniss gut verriebener Zin-
nober ziigesetzt«. — Diese Masse wird im Sandbade bei massiger Wärme
abgedampft, »bis ein in kaltes Wasser gebrachter Tropfen derselben zAvi-
schen den Fingern nicht mehr schmierig zerfährt. Wird der Wachsge-
halt dieser Masse auf 2 vermindert und jener des Mastix -Firnisses mit
Zinnober auf 2 erhöht, so erhält man eine Mischung , welche für die In-
jection kleiner lliiere vortrefflich zu verwenden ist und so weit penetrirt,
dass gewöhnlich die Malpighi' sehen Körperchen der Niere und die Tast-
wärzchen der Zehen gefüllt werden.«
Mojsisovics, Präpaririiliungen. 2
18
I. Allgemeiner Theil.
Durch einen kleinen Zusatz von Mennig ist für das allmälig eintretende
Hartwerden Sorge zu tragen ; verliert sie nach mehrmaligem Gebrauche
so viel von ihren flüchtigen Bestandtheilen, dass sie vollständig hart wird,
so ist vor jeder neuen Injection etwas Mastixfimiss zuzusetzen [Hyrtl] .
(Die hier mitgetheilten warm anzuwendenden Injectionsmassen kön-
nen selbstredend auch mit anderen Farbstoffen versetzt werden. — )
Zu feinen Injectionen bedient man sich nach HyrtTs Vorschrift der
im reinsten Zustande käuflichen Malerfirnisse (Kopal- und Mastixfimiss; .
welche bis zur Syrupdicke abgedampft und beiläufig mit dem achten Theil
Zinnober, der mit demselben Firniss auf dem Reibsteine verrieben wurde,
versetzt werden. Um der Masse mehr »Körper« zu geben, setzt man eine
geringe Menge von Jungfernwachs zu und empfiehlt sich ferner, dem
gebrauchten Zinnober sein halbes Gewicht Mennig, der mit Oliven- oder
Mohnöl aufs feinste zerrieben werden muss , zuzusetzen , da die Härtung
der Masse hierdurch beschleunigt wird. Für Hautinjectionen vei^flüssigt
man die Masse durch rectificirten Terpentingeist. Wegen des hohen
Schmelzpunktes aller eingedickten Firnisse ist eine hohe Erwärmung des
zu injicirenden Objectes nöthig ; daher eignen sich Harzmassen nicht zur
Injection von Fischen. — Man schreitet im Uebrigen zur Injection, wenn
die über der Spirituslampe flüssig gewordene Masse »ein dünnes Rauch-
wölkchen« von sich aufsteigen lasst.
Hoyel' empfiehlt als vorzügliches Hülfsmittel zum Studium der
makroskopischen Gefässvertheilung »an mehr begrenzten Gefässbezirken
oder an ganzen Cadavern kleiner Thiere«, auch zu Corrosionspräparaten
die Schellackmasse. Hoyer übergiesst eine Quantität von gutem
Schellack in einer weithalsigen Flasche mit dünnem Boden mit so viel
ca. 8OO/0 Alkohol, dass der Schellack gerade bedeckt wird. Nach
24 Stunden wird die Flasche im Wasserbade erwärmt, damit sich der
Schellack vollständig löse, und versetze man nach völliger Abkühlung,
wenn nöthig, die Lösung abermals mit Alkohol, bis sie die Consistenz
eines dünnflüssigen Syrups erhält, und seihe sie dann durch ein Stück-
chen von mässig dichtem Mousseline. Man färbt diej Masse durch Bei-
mengung einer concentrirten filtrirten alkoholischen Lösung von Anilin-
blau, Anilinroth, Anilinviolett oder einer Suspension feingeriebener
Farbstoffe in Alkohol. Die schönste Färbung liefern Zinnober, Berliner-
blau und gelbes Schwefelarsen, besonders für Dauerpräparate. Eine
Mischung der beiden letzteren gibt Grün — ein dauerhaftes Gelb ist
frisch gefälltes Schwefelcadmium.
»Die mit Wasser fein geriebenen Farbstoffe übergiesst man in
Flaschen mit Alkohol , lässt absetzen , giesst den durch das Wasser ver-
dünnten Alkohol ab und setzt dafür starken Alkohol zu.« Der feinver-
theilte Farbstoff wird der Schellackmasse zugesetzt, bis sie eine intensive
Injectionen — lujectionsspritzen — deren Behandlung.
19
Färbung zeigt — die Masse dann nochmals geseiht. Für feinere Gefässe
■wird die stärker mit Alkohol verdünnte Lösung durch Filtrirpapier
mittelst eines entsprechend eingerichteten, die Verdampfung des Alkohols
verhindernden Trichters filtrirt und hierauf wieder ein Theil des Alkohols
bis zur entsprechenden Consistenz der Masse destillirt. Zur Färbung
nimmt man Wasserfarben in Zinnkapseln ; zur Beseitigung des Binde-
mittels wäscht man sie zunächst in einer grösseren Wasseimenge aus und
suspendirt sie dann in Alkohol.
Die Massen werden in weithalsigen Stöpselgläsern aufbewahrt, und
können jederzeit sofort in Verwendung kommen , die körnigen Farbstoff
enthaltenden Lösungen werden zuvor gehörig geschüttelt ; — die Spritzen
reinigt man mit gebrauchtem Spiritus. Da die Masse sich sofort conden-
sirt, können kleinere Gefässe Avenige Minuten nach erfolgter Lijection
präparirt werden; grössere lässt man einige Stunden, selbst Tage liegen.
Um die Brüchigkeit der Masse zu vermindem, kann man derselben
etwa S^t/o einer gleich consistenten durch Papier oder Mousseline filtrirten
alkoholischen Lösung von venetianischem Terpentin zusetzen.
Zur Härtung von mit Schellackmasse injicirten Theilen benutzt
Hoyer entweder reine Chromsäurelösung oder eine Mischung von
Chromsäure und Salzsäure (von beiden 1 Theil auf 250 — 500 Theile
Wasser) .
Die Schnitte behandelt man mit concentrirtem Glycerin.
Ueber die Herstellung der vorwiegend zu histologischen Studien be-
nutzten Leimmassen vergleiche irez/ (1. c.) und Orth (1. c.)
Kalte Injectionen.
Zu solchen bedient sich Hyrtl der früher erwähnten Harzmasse,
■der er etwas Wachs und Minium (Mennige) zusetzt. Ein Stück
dieser Masse wird in einer Schale unter allmäligem Aetherzusatze zur
Syrupsdicke verrieben , der gewünschte Farbstoff im Verhältniss von 1 : S
zugesetzt und das Ganze neuerdings mit so viel Aether verrieben , dass
die Mischung vollkommen flüssig ist ; in diesem Zustande wird die Masse
schnell injicirt; das Präparat ist durch die Verdunstung des Aethers
nach einer Viertelstunde zu weiteren Manipulationen geeignet.
Bauer (1. c.) empfiehlt für die Injection kleinerer Thiere eine
Masse, die man durch Auflösung feinsten rothen Siegellacks in absokitem
Alkohol erhält. Die vor der Anwendung zu schüttelnde Masse muss
»ziemlich fette« Tropfen geben.
Frey (1. c.) empfiehlt für histologische Zwecke eine von Beale zuerst
benutzte Mischung von Glycerin , Wasser und Alkohol. (Näheres siehe
daselbst.)
Als Farbstoffe für Harzmassen empfiehlt Hyrtl die feinsten in
2*
20
I. Allgemeine!- Theil.
dünnwandigen Bleiröhren eingeschlossenen Oelfarben , die man bei der
bezüglichen ersten Wiener Firma in vorzüglicher Qualität erhält ; Hyrtl
bezog diese »Colours in Tubes-.i bei Winsor und Newton in London W.
Rathbone- Place 38. Für Roth nimmt Hyrtl Chinese-Vermilioii , für
Gelb Orange Chrom- Yellow, für Grün Emerald-Green und Verdigris, für
Weiss Nottingham-White und Cremnitz-White, für Blau eine selbstbe-
reitete Mischung von Cremnitz-White und Prussian Blue.
Zur Injection mit w^armen Massen eignen sich sämmtliche Wirbel-
thiere. Das zu injicirende Thier, welches wo möglich eben getödtet sein
soll , Avird in ein seiner Grösse entsprechendes oblonges Blech- oder
Thongefäss gelegt und an jener Körperstelle , von der aus man die Injec-
tion beabsichtigt (linker Ventrikel , rechter Ventrikel , Aorta , Carotis,
Femoralis etc.) eröffnet 2] — je kleiner die Wunde, um so besser; bei sub-
tileren Injectionen öffnet man sie, um das stets unangenehme Eindringen
von Luft zu verhindern, unter Wasser — übergiesst dann das Ihier derart
reichlich mit erwärmtem Wasser, dass keiner seiner Körpertheile frei an
der Luft liegt. Die Temperatur des Wassers erheischt einige Aufmerksam-
keit , sie darf eine höhere sein bei Warmblütern , sie richtet sich aber
auch nach dem Schmelzpunkte der Injectionsmasse , wenngleich sie
deren Hitzegrad 3) in den wenigsten Fällen oder eigentlich nie errei-
chen darf — vielmehr soll sie der »eingetauchten Hand« kein unange-
1; iJie Firma A. Chramosta Wien, Kärntnerstrasse No. 20, liefert vorzüg'liche
Oelfarben der Londoner Firma G. Rowney et Comp., 29 Oxford- Street, and 52 Rath-
bone-Place zu folgenden Preisen :
Erdfarben a 25 kr. in Tubes,
feinere . a 3ü kr. ,
Crapplacke ä 90 kr.
-] »Bevor der Körpertheil, welchei injicirt werden soll, von der Leiche abgetrennt
wird , möge man .seine Hauptschlagader oder, wenn er deren mehrere hat (wie der
Kopf \ alle blüs.slegen, ohne sie zu eröflf'nen. Oberhalb der Stelle, wo man den Tubus
anzubinden gedenkt, unterbinde man diese Arterien auf einem dem Caliber derselben
entsprechenden kurzen Holz- oder Glascylinder. Dann schneide man die Arterien mög- j
liehst tief unter der Unterbindungsstelle durch , und trenne nun erst den Körpertheil
von der Leiche. Jetzt werden die Injectionstubi in die Gefässe gebunden, alles Weitere
zur Injection vorgekehrt, die Ligaturen aber erst dann gelöst, wenn das Mundstück der
gefüllten Spritze in den Tubus eingesetzt ist. — So kann man .sicher sein , keine Luft
vor der Masse zu injiciren. [Hijrtl 1. c. 631 .j
3) Stieda empfiehlt , um das frühe Eintreten der Fäulniss, das durch Einlegen der
Leichen inheissesWassei-, aber auch durch die Anwendung trockenerWärme beschleunigt
wird, zu verhüten vor der Injection der Wachsmasse ein Gemisch von je 1 Pfd. Garbol-
säure, Spiritus, Glycerin und 17 Pfd. Wasser zu injiciren ; nach 24gtündigem Liegen der '
Leiche injicirt man rasch die »recht heisse« und flüssige Wachsmasse (Schwalhe und
Hofmann, Jahresbericht etc. 6. Bd. I, pag. 147). — Eine ähnliche Doppelinjection
wird in Wien seit langem beliebt; vorerst injicirt man die Rii ding er' sehe Conservi-
rungsflüssigkeit (siehe pag. 28), nach 1 — J 1/2 Tagen die erstarrende Masse. —
II
Injc'.tiün — Injectionsspritzen — deren Behandlung.
21
iiehmes Gefühl erzeugen. Um das Wasserbad auf gleicher Temperatur
; zu erhalten, bedeckt man das Gefäss mit einem Deckel oder Tuche und
stellt es auf einen Rost (vergl. HyrtlX. c), unter welchem sich eine
Spiritiislampe befindet ; beginnendes Dampfen erfordert augenblicklichen
i Zusatz kalten Wassers. Bevor man die Leiche in das Wasserbad legt,
führt man den entsprechenden Tubus, dessen Hahn man zuvor schliesst.
durch vorsichtig drehende Bewegungen in das Gefässlumen ein , bindet
ihn mittelst gewichster seidener Ligaturfäden die in Form einer Schlinge '
um das Gefäss gelegt werden, fest und schlägt dann dieselben einigemal
Tim die quer abstehenden Tubusflügel, um das Herausschlüpfen des Tub\rs
zu verhindern. — Hat sich das zu injicirende Object entsprechend er-
wärmt, so erfordert die Masse sowie die Spritze nochmals einige Auf-
merksamkeit. Erstere wird entweder vorsichtig über einer offenen
Flamme, besser aber in einem Wasserbade verflüssigt Tind letztere durch
rotirende Bewegungen über einer Spirituslampe, aber nicht an der Stelle,
wo sich der Stempel befindet, erwärmt, — weniger zweckmässig, aber
bequemer ist es, die Lijectionsspritze durch Aufziehen heissen Wassers
zu erwärmen ; zuvor überzeugt man sich, ob der Stempel gut eingeölt ist
und hermetisch schliesst ; letzteres erkennt man daran . dass der bei zu-
gehaltenem Mundstücke emporgezogene Kolben von selbst in seine
frühere Stellung zurückschnellt. — Schliesst der Stempel nicht herme-
tisch, so versucht man zuerst durch festeres Anschrauben der unteren
Stempelplatte einen sichereren Spritzenverschluss zu erzielen , oder man
legt den ganzen Kolben für kurze Zeit in heisses Wasser. Da aber
letztere Procedur dem Kolben keineswegs vortheilhaft ist, so lässt
man ihn zweckmässiger längere Zeit (1/2 — 1 Tag) in kaltem Wasser
liegen .
Grobe Gefässe gestatten und erheischen eine feste Ligatur, feinere
(wie die Blutgefässe zarterer Organe kleiner, besonders wirbelloser Thiere)
eine möglichst schonende Behandlung — bisweilen muss der Fingerdruck
•des Injectors die Ligatur ersetzen !
I Ist der Tubus ohne Querflügel, so muss die um die ringförmige Tu-
i busfurche leicht gezogene Schlinge um so fester gezogen werden.
Neuerdings hat W. Flemming (Archiv f. mikr. Anat. Bd. XA\
p. 252 — 255), anstatt des bei wirbellosen Thieren meist unmöglichen Ab-
bindens verletzter Gefässe, die Anwendimg eines Gypsbreies empfohlen,
•der wiederholt unter leichtem Andrücken aufgetragen wird, so dass er die
Canülenröhre mit einschliesst. Auch zu feineren Lijectionen bei Wirbel-
') Hierzu geht man mit der Pincette unter das Gefäss, erfasst den Faden und zieht
ihn durch — oder man umsticht das Gefäss mit einer krummen chirurgischen Nadel,
durch deren Oehr der Faden gezogen wurde.
22
I. Allgemeiner Theil.
thieren kann Gyps in vielen Fällen umständliches endloses Abbinden er- j
sparen. — j
Kaltblüter 1), zumal Fische, brühen bereits bei relativ sehr mas-
siger Temperatur ab ; ich injicire sie in einem lauen Wasserbade von
ca. 2&''Celsitis (20"R.); bei höherer Temperatur zerbröckelt die Muskula-
tur der Fische unter den Händen und aus diesem Grunde eignen sich
auch,iwie^ dies Hyrtl ganz besonders betont, die zum Schmelzen eine^
hohen Hitzegrades bedürftigen Harzmassen nicht zur Injection der -Fische.
Bevor man das Mundstück der Spritze in den Tubus einführt, ent-
fernt man mit einem Sclmämmchen das bis ziim geschlossenen Hahn —
während des Erwärmens der Leiche — eingedrungene Wasser, da durch
sonst entstehende Wasserdämpfe der Frfolg der Injection gefährdet ist
( Hyrtl) . Entbehrt der Tubus des Hahnes, so ist das zuvor einzuführende
Korkstückchen vorsichtig zu entfernen. Die linke Hand ergreift hierauf
den an das zu injicirende Gefäss angebundenen Tubus, die rechte die ge-
füllte Spritze, deren Kolben mit der Brust langsam und gleichmässig her-
abgedrückt wird; aus diesem Grunde besitzen auch die feinsten Injec-
tionsspritzen HyrtT's, eine Länge von 7", und ragt der ganz niederge-
drückte Kolben noch 3Y2" aus dem Spritzenrohr hervor.
Ein plötzlicher Widerstand erheischt Vorsicht — oft ist es nur ein ge-
ringes Hinderniss, wie ein stark abgebogener Körpertheil, was sofort zu er-
kennen ist , wenn nach Streckung desselben und bei erneutem Drucke die
Masse leicht wieder eindringt ; oder aber die Temperatur der |Masse war im
Verhältniss zur Leichentemperatur eine zu hohe und daher zu rasch
erstarrt u. s. w. u. s. w. ; solche Zufälligkeiten muss Jeder in eigener Praxis
kennen und beseitigen lernen, wie ja auch nicht Jeder von den zahlreichen
empfohlenen Injectionsmethoden in gleicher Weise befriedigt sein wird, wie
deren Erfinder.
Reicht die gewählte Spritzengrösse zur vollständigen Injection nicht
aus, so schliesst man den Hahn, füllt die Spritze neuerdings und verfährt
wie früher. — Dass die Injedtion gelungen ist, erkennt man an dem
Durchschimmern oberflächlich liegender injicirter Gefässe (an kahlen
Körperstellen) , bei Fischen an den Kiemen, bei Reptilien führt man einen
feinen Hautschnitt an einem der Injectionsstelle fernen Orte, desgleichen
bei Vögeln und Säugern an deren Extremitäten u. s. w. Feinere Masse- 1
dringt leicht in die Ramificationen der Ophthalmica (Palpebralis, Frontalis,
') Sehr beachtenswerth scheint eine zuerst von W. Flemminy bei wirbellosen
Thieren, speciell bei Bivalven angewandte Methode, »um ausgedehnte Füllungen zu er-
reichen, ohne doch durch Absterbenlassen die Gewebe zu verderben«; man legt das ;
Thier, nachdem es auf Eis und Salz durchgefroren ist, in schwachlaues Wasser. Die I
Muskeln des todten bald nachher schlaffen Thieres leiiäten nach etwa V2 Stunde der In- i!
jection keinen Widerstand mehr. [W. i^ten?)«H(/ »Bemerkung zur Injectionstechnik '
bei Wirbellosen.« Arch. f. mikr, Anat. Bd. XV. pag. 252—255.)
Anhang über Corrosions- und Macerationspräparate.
23
Dorsalis iiasi etc.) ein und darf in diesem Falle aus ihrem Vorhandensein
der Erfolg der Injection, wenigstens in der oberen Körperregion, er-
schlossen werden.
Nach der Injection erheischt die Reinigung der benutzten Instrumente
die penibelste Aufmerksamkeit. Man schraubt den Deckel des Spritzen-
rohres ab, zieht den Kolben heraus etc. und reinigt jeden einzelnen Be-
standtheil für sich ; etwa anhaftende Injectionsmassen entfernt man durch
gelindes Erwärmen im Avarmen Wasserbade oder über der Spirituslampe.
Die Tubi werden natürlich erst nach erstarrter Injectionsmasse abge-
nommen und je nach der injicirten Masse entsprechend gereinigt; nach
der »Talg-Wachsinjection« legt man sie in warmes Wasser, trocknet sie
innen durch einen feinen Federbart; in feinröhrige Tubi führt man eine
Schweinsborste oder feinen Silberdraht, welche man bis zur nächsten
Injection zweckmässig darinnen belässt. Wurde eine Harzmasse injicirt,
so reinigt man die Spritze mit Terpentinöl ; Avurde Leim injicirt, so mit
heissem Wasser, — damit das Wasser leichter abtröpfeln könne , hängt
man die Spritze vertical mit dem Handgriffe nach oben, auf.
Die Tubi lässt man nach Harzinjectionen »über einer schwachen
Weingeistlampe, mit aufwärts gerichtetem Köhrchen zuerst auslaufen,
und dann mit einem in Terjjentingeist getauchten Räumer das Röhrchen
ausfegen« (zweckmässig lässt man sie auf einer Avarmen Platte stehend
trocknen ( Frey ) . Den dicken Tubtfstheil reinigt man mit einem zusam-
mengedrehten alten Leinwandläppchen [Hyrtl] .
Wie bei »kalten« Injectionen zu verfahren ist, kann man sich, dem
Gesagten zufolge, leicht selbst abstrahiren.
Von Wichtigkeit ist es, den zum Beginne der Präparation injicirter
Theile geeignetsten Zeitpunkt zu treffen, dieser variirt aber sehr nach der
Qualität der gewählten Masse. Wachs- und Harzpräparate stellt man an
einen kühlen Ort, reinigt sie unter der kalten Wassertravife und legt sie
in ca. 50proc. ungebrauchten oder überAestillirten Spiritus (alter enthält
Fettsäuren, die selbst den Knochen die Kalkerde entziehen — man er-
kennt ihn an dem Ameisengeruche und an seiner milchigen Trübung
bei Zusatz von Wasser) . Wachspräparate können in der kalten Jahreszeit
oft schon nach Avenigen Stunden in Angriff genommen Averden — Harz-
präparate erfordern bisAveilen tagelange Ruhe, aetherische Injectionen
gestatten sofortige Behandlung der Objecte.
Anhang über Corrosions- und Macerationspräparate.
Injicirte Organe werden solange in coneentrirte oder A'erdünnte Salz-
säure (^/ß Salzsäure, Wasser) gelegt, bis ihr nicht injicirtes Parenchym
und die Gefässhäute in einen weichen, durch Wasser abspülbaren Brei A'er-
wandelt sind — was zurückbleibt, ist kein anatomisches Präparat im engeren
24
I. Allgemeiner Theil.
Sinne , sondern ein Abguss der Hohlgänge des Organes oder der Gefäss-
ramificationen . Dieser Abguss wird gut ausgewaschen und getrocknet.
Hyrtl , der die Corrosionsanatomie zu dem höchsten Ansehen brachte, em-
pfiehlt für Corrosionspräparate «jede bis zum völligen Hartwerden abge-
dampfte gewöhnliehe Injectionsmasse« ; eine gewisse Festigkeit ertheilt
Hyrtl den sonst sehr gebrechlichen Präparaten dadurch, dass er sie in eine
Hausenblasenlösung taucht, dann trocknet und dies Verfahren so lange
wiederholt, bis die Bäumchen eine ausreichend dicke Leimrinde erhalten.
Corrosionsmassen sollen wenig Wachs, nie Fett enthalten. In neuerer
Zeit empfahl Hyrtl als Injectionsmasse, eingedampften Mastixfirniss , der
mit Wachs im Verhältniss von 6 : 1 zu mischen ist, als Färbemittel : Zinn-
ober, Kobalt, Chromgelb, Kremser Weiss, Smaragdgrün.
Ueber die von Hoye.r bekannt gemachte Corrosionsmethode vergleiche
den Abschnitt über Präparation der Eingeweide etc. im speciellen Theile.
Zu Macerationspräparaten eignen sich nur geschmolzene leichtflüssige
Metalle. Gebräuchlich ist das über der Siedhitze des Wassers schmelzende
iJosra'sche Metall, das aus 8 Theilen Wismuth , 4 Theilen Zinn und
4 Theilen Blei besteht , und welches durch geringen Quecksilberzusatz auf
einen noch etwas niedrigeren Schmelzpunkt gebracht werden kann. Hyrtl
empfiehlt eine MeatalUegirung aus 2 Theilen Wismuth 1 Theile Blei und
Zinn. — Die Masse ist mittelst Trichters in das zu injicirende Gefäss zu
giessen und hiebei die Bildung von Luftblasen sorgfältig hintanzuhalten.
Um die Maceration zu beschleunigen, setzt man die Präparate in offenen
Gefässen ins directe Sonnenlicht. Metallgüsse verwendet man fast nur für
die Bronchialramificationen in den Lungen [Hyrtl] .
3. Lupen und Präparirmikroskope. i)
Eine kleine Doppellupe in Hornfassung, die man stets bei sich füh-
ren kann, imd eine sogenannte Stativlupe zur feineren Präparation von
Objecten , die sich ihrer Grösse wegen unter dem Präparirmikroskope
nicht untersuchen lassen, sind wie letzteres kaum zu entbehren.
Die beste mir bekannt gewordene Stativlupe ist die von Hartnack
und Prazmowsky (Paris und Potsdam) construirte verbesserte Brücke -
sehe, der jede beliebige Stellung gegeben werden kann und die mit ihrer
eleganten Form die wünschen swerthe Stabilität verbindet ; in neuerer
Zeit wird sie auch in gleich vollkommener Ausführung von Reichert
in Wien'^) und einigen anderen Firmen geliefert. Von den Präparir-
1) Ich empfehle hier nur diejenigen Firmen , deren Erzeugnisse ich aus eigener
längerer Praxis schätzen gelernt habe — hiemit sollte keinesfalls anderen Firmen zu
nahe getreten werden.
2) VIII Laudongasse 40.
liUpen und Präparirmikrüskope.
25
mikroskopen sind die Zeiss'schen (Fig. 12) am meisten verbreitet; sie
besitzen nicht nnr vorzügliche Linsen , sondern sind auch im mechani-
schen Theile vorzüglich gearbeitet ; ein neues grosses Präparirmikroskop
sowie ein durch seine l^illigkeit ausgezeichnetes einfacheres erzeugt
Reichert; letzteres besitzt ZAvar keine Stellschraube und entbehrt der
lederüberzogenen Präparirbacken, ist aber im optischen Theile so voll-
kommen (der Focalabstand beträgt bei einer 120 fachen Vergrösserung
9 mm), dass es jedem Studenten empfohlen werden darf.
Neues rräparirmikroskop von Zeiss.
^ Wie immer auch das Präparirmikroskop im mechanischen Theile
)eschaffen sein mag — die Hauptsache sind scharfe, gut definirende
jinsensysteme , die für unseren Zweck um so höheres Lob verdienen , je
grösser ihr Focalabstand ist ; er vor allem bedingt die Brauchbarkeit und
len Werth eines derartigen optischen Instrumentes.
26
I. Allgemeiner Theil..
4. Conservirungsmethoden. Auswahl und Behandlung des frischen
Materials. — Conservirungsflüssigkeiten, — Das Trocknen der Präpa-
rate. — Vortheile dieser Methode. — Behandlung von getrocknetem
Arbeitsmateriale. — Behandlung von flüssig conservirtem Arbeitsma-
teriale. — Aufbewahrung und Aufstellung der fertigen Präparate. —
Bemerkungen über Präparatengläser u. dergl.
Ist man in der Lage, sich frisches Material aus der zu untersuchenden i
Thiergruppe auswählen zu können, so bevorzugt man natürlich jene i
Exemplare, welche die systematisch und anatomisch wichtigsten Charak- ■
tere in vollendetster Ausbildung zeigen — dies ist aber eine keineswegs
immer leichte Aufgabe und erheischt häufig ziemlich eingehende Sach-
kenntniss. Hier kann nicht der Ort sein, auf alle die zahlreichen Mo- r
mente hinzuweisen , die bei dieser Auswahl in Betracht kommen — die
praktische Verwerthung der Kenntnisse aus dem systematischen Theile
der Zoologie ist es, die den Suchenden das Gewünschte finden lässt.
Um nur das einfachste Beispiel zu nennen, so erwähne ich Folgen-
des : Es handle sich um die Untersuchung eines gemeinen Flusskarpfens
— eines Thieres, das jederzeit in beliebigen Quantitäten vom Fischmarkte
zu erhalten ist; dem ersten Desiderate, das Thier lebend zu erhalten, wird
hier leicht entsprochen — schwieriger ist es, ein völlig intactes aus der
grossen Menge der meist in einei^ Kufe zusammengepferchten Thiere zu
erhalten. So ist in Folge der barbarischen Behandlung die Lippen-
schleimhaut meist schon lädirt, hängt in Fetzen herab , die Barteln (die
häufig variiren, unsymmetrisch sind) sind verstümmelt. Indess können
die sogenannten Eckbarteln überhaupt fehlen — es handelt sich dann
darum, genau zu beachten, ob dies eine Folge natürlichen oder künstlichen
Defectes ist. — Auch die Flossen und Schlippen sind zu besichtigen , oft
sind ersterevielfach eingerissen, die Flossenstrahlen sind gebrochen u. s.av.
letztere auf grosse Ausdehnung hin abgeschilfert u. s. f. Die Beachtung
dieser im vorliegenden Falle sehr einfachen und leicht zu constatirenden
natürlichen oder künstlichen Schäden ist besonders an seltenen Thieren,
die weniger allgemein bekannt sind, oft sehr erschwert.
Frisch getödtete Thiere, die nicht sofort in Bearbeitung genommen,
sondern bis auf weiteres conservirt werden, müssen, wenn sie von einer
derberen Hautdecke bekleidet sind, entweder an der Ventralfläche (Wir-
belthiere) oder an der Dorsalfläche (Articulaten) oder an sonst entspre-
chenden Körperstellen vorsichtig eröffnet und zumal er s tere der Blu-
timg wegen stets in süssem Wasser mehrere Stunden »ausgewässert« und
dann erst in die Conservirungsflüssigkeit gebracht werden, letztere dringt
durch die natürlichen Körperöffiiung'en nicht in genügendem Masse ein i
und findet man bei Vernachlässigung dieser Regel selbst in starkem Alkohol (l
Conservirungsflüssigkeiten.
27
conservirte Thiere nach xVblauf einer gewissen Zeit aussen gehärtet bez.
conservirt und innen verfault') (Wirbelthiere, Arthropoden excl. ihrer
kleinsten Vertreter, Echinodermen etc.) . Gewisse Thiere, zumal die in
erster Linie in Betracht kommenden Vertebraten, soll man sich in ver-
schiedenen Altersstufen verschaffen, ein besonders beim Studium des
Skeletes zu berücksichtigender Umstand. (Primordialschädel — knorpe-
lige Präformation, in der Jugend getrennte, später verwachsene Knochen-
stücke des Schädels, Beckenknochen, »acetabulare« der Vögel, u. s. w.
u. s. Av. — ) Auch die Ausbildung der übrigen Organsysteme zumal des
Geschlechtssystemes erheischt die Untersuchung jüngerer und alter
Exemplare, — von systematischen Rücksichten gar nicht zu reden.
Von den in neuerer Zeit bekannt gewordenen Conservirungs-
flüssigkeiten wollen wir nur die allgemein wichtigsten hier anführen
und verweisen rücksichtlich der übrigen, für histologische Zwecke wich-
tigen auf den speciellenTheil, in welchem die für jede einzelne Thierklasse
besonders empfohlenen eingesehen Averden können. Die gebräuchlichste
und ceteris paribus vorzüglichste Conservirungsflüssigkeit ist der Alko-
hol, den wir in drei verschiedenen Stärkegraden benöthigen : den ca 52%
zur bleibenden Aufbewahrungsflüssigkeit, den 95 o/o und wasserfreien zum
Härten thierischer Gewerbe respective zur ausgiebigen Wasserextraction.
— Dermatologen pflegen zur Erhaltung der Farbentöne, welche in Folge
der Spirituswirkung sehr bald verloren^ gehen, dem Alkohol AI aun , der
in Wasser gelöst wurde, (17,5 Gramm Alaun: 420 Gramm Wasser), bei-
zumischen. I Für zootomische Zwecke ist dieser Alaunspiritus vm-
brauchbar, da Alaun Kalkbestandtheile auflöst. — Sehr grosse Fleisch-
massen erheischen den Zusatz von reinem T an n in [Martin] . Fürs
kleinste zarte marine Thierchen (ausschliesslich der kalkschaligen, die
durch Glycerin gelöst würden) empfiehlt Gustav Jäger eine Mischung
von 1 Theil Alkohol, 1 Theil Glycerin und 1 0 Theilen Seewasser;
ein bedeutenderer Zusatz von Alkohol oder Glycerin wird erforderlich,
Avenn man grössere Thierchen (kleine Schwimmschnecken, Kruster, Me-
dusen etc.) conserviren will. Hier sei die Bemerkung angebracht, dass
man frische Seethiere, ehe sie in reinen Alkohol kommen, zweckmässig
vorerst zur Wasserentziehung in überdestillirten Spiritus legt, — sie sofort
in neuen Spiritus zu legen, der durch sie alsbald unbrauchbar wird, ist
unöconomisch , da bekanntlich ein mehrmaliger Wechsel desselben bei
allen Meeresthieren , die zu bleibenden Präparaten verarbeitet werden
sollen, wegen der sonst eintretenden Fäulniss dringend geboten ist.
M Aus diesem Grunde soll man sich die Mühe nicht verdriessen lassen , grössere
Thiere überdies mit SOO/o reinem Spiritus von verschiedenen Körperstellen aus zu inji-
ciren.)
28
I. Allgemeiner Theil.
Der in Triest uikI den istrischen Küstenstädten feilgebotene Sjiiri-
tus ist sehr häufig mit Terpentinöl versetzt — eine Beigabe, die nicht
Jedermann erwünscht ist ; in solchem Spiritus sind auch häufig die käuf-
lichen zootomischen Objecto italienischer Präparatoren conservirt.
Für grosse Thiere, an denen längere Zeit gearbeitet wird, empfiehlt
Bauer (respective Hyrtl 1. c.) die Injection von SSgrädigem Alkohol,
dem essigsaure T h o n e r d e s o 1 u t i o n im ^"erhältnisse von l : 12 bei-
gegeben ist.
Surrogate für den eigentlichen Weingeist bilden Arak. Kognak, E.\im.
Des Gly cerins wurde bei Erwähnung der von G. Jäger empfohlenen
Mischung schon gedacht; indess kömmt es auch in reinem Zustande als
wichtiges Conservirungsmittel in Betracht (s. unten); ein Nachtheil , dem
übrigens durch Zusatz von destillirtem (oder auch Regen-) Wasser und ent-
sprechender Quantität reiner Carbolsäure ^) gesteuert wird, ist die arge
Verschrumpfung, der die meisten Objecte darinnen anheimfallen.
Eine vortreffliche Conservirungsfiüssigkeit gibt die von C. Lauger
empfohlene und von Rüdinger zuerst angewandte Mischung von 100
Glycerin, 15 — 17 Carbolsäure und 1 1 Alkohol. An der Wiener Anatomie,
[Langer]^ wo ich das Verfahpn zuerst sah, wurden fünf Liter Glycerin
mit 2 Liter Carbolsänrelösung gemischt; letztere erzeugte man so, dass
lOü Gewichtstheile krystallinischer Carbolsäure in 200 Gewichtstheilen
40 "^0 Alkohols gelöst und wohl durchgeschüttelt wurden. Von einer
Arterie aus (Carotis, Femoralis) wurde so lange injicirt, bis nach Durch-
dringung des Capillargebietes die Conservirungsflüssigkeit aus der ent-
sprechenden Vene wieder ausfloss. — Ganze, zumal grosse Cadaver hat
man von mehreren Aesten aus zu injiciren. Die Objecte kommen in ver-
schlossene Metallgefässe auf Roste, unter welche die gleiche Flüssigkeit
gegossen wird, um das Austrocknen zu verhüten.
Auch die Methode Vetters , fertige Präparate mit einer Glycerin-
lösung zu durchtränken, wurde ebenda mit Erfolg angewendet. — Die
Lösung bereitet man aus 6 Glycerin (spec. Gew. 1,230 — 1,250 und
2S — 30 Grad B.), 1 braunem Zucker, ^/^ Salpeter; die gehörig durchge-
rührte Mischung bildet nach einigen Stunden einen Bodensatz. Bis zur
völligen Durchtränkung bedarf es, je nach Umständen, eines Zeitraumes
von 1 — 3 Wochen, suspendirt dann die Präparate frei in einem 14° R.
haltenden Zimmer, um sie zu trocknen ; vortheilhaft ist die Einwirkung
der Sonne; nach 6 Wochen bis 6 Monaten (je nach der Grösse des Prä-
parates) ist die Austrocknung eine genügende. Lunger conservirt auf
diese Art auch die in Alkohol gehärteten Durchschnittspräparate.
1) Auf 40 Gramm Glycer. pur. 10—20 Gramm. Aquae dest. 6 — 8 Tropf. Acid.
carb. cryst. sol.
Conservirungsflüssigkeiten.
29
(Ueber beide Methoden ist aiisführlich referirt in -oSchwalbe und Hof-
mann ^ Jahresberichte etc.« I. Bd. pag. 5 und II. Bd. pag. 6). Leider
sehen zumal nach längerem Gebrauche die nach beiden Methoden con-
servirten, ursprünglitjh braunen Präparate etwas missfarbig und schmie-
rig aus — dafür sind sie aber »unzerreissbar«. — Vetter empfahl zum
Firnissen der Präparate Vernis de Tyck (appele Saak) .
Die Chromsäure in 1/4, '/2) ^ ^is2"/Q(!) Lösungen ist für gewisse
Objecte ein vortreffliches Conservativ; wir gebrauchen sie seit .Jahren
nicht nur zur Härtung wirbelloser Ihiere, sondern auch zur provisorischen
Aufbewahrung kleinerer Wirbelthiere. Man hat indess die Einwirkung
der Chromsäure zeitlich sehr zu beschränken (s. a. pag. 31) ; neuerdings
hat Dr. M. Braun in seinen Mittheilungen aus dem Würzburger Zoolo-
gisch-zootomischen Institute die grossen Vorzüge der Chromsäure-
behandlung ausführlicher erörtert (Zoolog. Anzeiger Nr. 4 pag. 79 — 81).
Er empfiehlt, alle für Alkoholconservirung bestimmten Thiere wenigstens
für einige Stunden zuvor in 1 % ChromsäurelöSung zu legen. Für wirbel-
lose Ihiere |einen Zusatz von Essigsäure [Semper]^ unter Umständen eine
Combination von Chrom- und Osmiumsäure etc.
Doppelt chromsaures Kali in 5 — 7% Lösungen ist ein ausge-
zeichnetes Conservativ für schalenlose kleine Mollusken, Würmer,
kleine Qiaallen und dergl. Dessgleichen die Solutio Mülleri, Müller^
Allgenflüssigkeit. Kali bichromici 2 — 2 1/2 Gramm.
Natr. sulfur. 1
Aquae dest. 100 ,,
Goadby ' s Li q u o r besteht aus 140 Gramm Seesalz, 70 Gramm Alaun,
0,3 Gramm Sublimat, die in 2 1/4 Kilogramm kochenden, sorgfältig filtrir-
ten Wassers gelöst werden. Bei sehr zarten Objecten mit gleichem Theile
Wasser zu verdünnen; nur anwendbar bei Organismen ohne Kalk-
skelet. — Nach Möbius (1. c. 27, p. 432) werden die in solchem Liquor
conservirten Thierchen brüchig und zur mikroskopischen Untersuchung
untauglich.
Farrant\ch.e Flüssigkeit: In 3 5 Gramm destillirten Wassers wei-
den unter Kochen 0.11 Gramm weissen Arseniks gelöst. Nach dem Er-
kalten mischt man die Lösung mit der gleichen Gewichtsmenge Glycerin
und löst hierin wieder dieselbe Gewichtsmenge des besten arabischen
Gummi. Diese Flüssigkeit verdunstet wenig und conservirt die zartesten
Objecte vortrefflich [G. Jäger).
Oiven^^ Liqueur conservatif, 157,5 Gramm Clilornatr.
79 Gramm Alaun.
0,014 Gramm Sublimat.
1680 Gramm Wasser.
Für Conservirung kleiner Massen sehr gut [Martin] .
30
I. Allgemeiner Theil.
Die trockene Conservirung ') kann sich — wenn hiervon dem
Trocknen fertiger anatomischer Präparate abgesehen wird. — nur a^^f das
Skelet, respective die Harttheile erstrecken. Man wird bei Wirbel thieren
dieses Verfahren indess nur dann wählen , Avenn die sofortige Präpara-
tion des Skeletes eines grösseren Thieres nicht thunlich ist und die übri-
gens bessere flüssige Aufbewahrung zu umständlich oder zu theuer ist.
Um ein Trockenskelet (vergl. hierüber den spec. Theil) herzustel-
len, entfernt man mit Skalpell und Scheere sämmtliche Weichtheile mit
Ausnahme der ligamentösen Gelenkverbindungen ; nur hat man sehr
zu achten, dass beim »Abfleischen« und «Eventriren« nicht Verletzungen
knorpeliger Skeletbestandtheile (Rippenknorpel , Abdominalsternum,
Schultergürtel der Amphibien etc. i stattfinden. In der kalten Jahreszeit
kann ein derartiges Rohskelet an einem zugigen Orte sofort ohne weitere
Präservativen getrocknet werden, in der warmen hingegen sind die Bänder
der Gelenke, die Gelenkkapseln und dergl. mit Carbolglycerin, oder mit
der Becoeur'schen Arsenikseife , die mit Holzspateln aufgestrichen wird,
zu behandeln. Martin (1. c. 32) empfiehlt das Natrium arsenicosum,
das, im Ueberschusse in kaltem Wasser gelöst, ungleich bessere Dienste als
die Becoeur sehe Seife leiste. Kleinere Thiere und einzelne Theile grös-
serer Thiere, die für gewisse Zwecke nicht anders als trocken zu conser-
viren sind (Bastgeweihe der Hirscharten, nackte Theile mancher Vögel,
Vogel- und Insectennester, trockene Insecten, Kruster etc.) legt man, wie
Martin angibt, in ein »arseniksaures Bad«, indem die genannte Lösung
mit der 2 auch Sfachen Quantität Wasser verdünnt wird; z. B. eine ein-
getauchte schwarze Feder muss nach dem Trocknen wie ehedem sein —
zeigt sie weisse Flecken, so ist die Solution noch weiter zu verdünnen.
1) Neuestens theilt Dr. 31. Braun (Zoologischer Anzeiger No. 3 pag. 56 — 57)
eine zuerst von A. Schmidt angewendete und von Semper modificirte Methode »lieber
die trockene Conservation von anatomischen Präparaten der Mollusken« mit. — Die
herauspräparirten Organe legt man 7-2 Stunde lang in 4Ü — 50« /c Spiritus, färbt sie
dann in dunkler ammoniakalischer Carminlösung oder in j9eaZe'schem Carmin; »je
nach der Grösse genügen 3 — 6 — 12 Stunden zur Tinction«. Die in schwach angesäuer-
tem Wasser abgewaschenen Präparate werden auf passenden Glasplatten ausgebreitet,
in der Zimmerwärme getrocknet , nicht hinzugehörige Theile radirt man nachher mit
dem Skalpelle weg, abgerissene Theile ergänzt man durch Tusche , endlich bestreicht
man das Ganze mit in Benzin gelöstem Damarlack.
-] Der Schädel ist vom Atlas zu trennen behufs Herausnahme des Gehirnes. Mit
einem Stück gebogenen Drahtes oder Holzes wird vom For. occ. mag. das Gehirn par-
tienweise zerstört ; der Rest durch Wasser (mit Holzasche) herausgespült (M. aut.)
3j 42ö Gramm weisser Seife werden in Wasser zu einem Brei verkocht, zuerst
2J0 Gramm frisch gelöschten Kalkes und dann 420 Gramm Acidi arsenicosi (arseniger
Säure), schliesslich 21 ü Gramm Kampher zugesetzt. Diese dickflüssige Seife bewahrt
man in gut ' schliessenden weithalsigen Flaschen. Eingetrocknet löst man sie mit
schwachem Spiritus oder Wasser.
I
Das Trocknen der Präparate.
31
Die Haiiptvortheile der trockenen Aufbewahrung von Rohmaterial
sind: Bilhgkeit ixnd Eaiimersparniss — ich darf sie aus eigener Erfahrung
Jedem empfehlen, der mit eben so bescheidenen Mitteln arbeitet.
Bezüglich der weiteren Behandlung von getrocknetem Arbeitsmate-
rial darf ich auf den speciellen Theil : «Präparation der Knochen« pag. 38
verweisen; die »Taxidermie« (das Ausstopfen der Thiere) steht diesem
iLeitfaden denn doch zu ferne, hingegen ist »die Zubereitung« von
Häuten und Bälgen bei den betreffenden Thierklassen einzusehen. Hier
will ich nur noch erwähnen, dass Arthropoden, die man trocknen will,
izuvor gehörig ausgebreitet, eventuell auf dem Spannbrette den Extremi-
täten, Fühlern etc. die entsprechende Lage gegeben werden muss.
Wie ich schon vorhin betonte, ist die Conservirung in Flüssigkeiten,
wenn es sonst thimlich ist , in allen Fällen die beste Methode ; selbst
Vögel, die mit dem vollständigen Federkleide und Intestinis in Alkohol
conservirt WTirden, gestatten nachherige »höchste Fructificirung« ihres
Leichnams ; nur hat man darauf zu achten, dass die Federn nicht zu sehr
derangirt werden, was man durch Einschlagen des Vogels in einen Lein-
wandlappen leicht verhindern kann.
Wichtig ist es, von Zeit zu Zeit die Conservirungsflüssigkeit zu
wechseln, und zwar gilt dies besonders von der Chromsäure und Müller -
sehen Flüssigkeit ; abgesehen davon , dass sich in ihnen oft schon vor
Jahresfrist dicke, mächtige Schimmellagen bilden , die selbstverständlich
durch energisches Auswässern des Präparates entfernt werden müssen,
werden die Präparate selbst spröde und brüchig; aus diesem Grunde
sollen sie nach circa 6 — S wöchentlich er Einwirkung dieser Solutionen
^ut abgewässert und gereinigt und hierauf in 5 20/9 Spiritus gegeben
werden.
Aehnliches gilt von den meisten übrigen, nicht alkoholischen Lösun-
gen, in welche zu histologischen Zwecken tliierische Organismen einge-
legt wurden.
Thiere, welche längere Zeit in stärkerem Spiritus aufbewahrt wurden,
sind oft derart gehärtet, dass man nicht sofort ihre anatomische Präpara-
tion beginnen kann — man legt sie daher für einige Stunden unter die
Wassertraufe, unter Avelcher sich die vorherige Geschmeidigkeit der
Weichtheile einigermassen wiedereinstellt. Man beachte überhaupt,
dass durch vorzeitige Einwirkung zu concentrirten Alkohols frische Prä-
parate steif vmd missfärbig werden, deshalb möge HyrtTs Weisung,
nach »längerer« Auf bewahrung in Wasser mit schwächstem Spiritus zu be-
ginnen und successive zu stärkerem überzugehen, hier noch ganz beson-
sondere Erwähnung finden.
Eine treffliche Methode besonders für das Studium der Topographie
der Eingeweide, der Muskeln, der gröberen Nerven und Gefässe ist die, von
I. Allgemeiner Theil.
gefrorenen Leichen oder Leichentheilen entsprechende Schnittserien an-
zufertigen und die einzelnen Stücke entweder in starkem Alkohol oder
nach längerem Verweilen im Glycerinbade trocken zu conserviren. ;
Die interimistische Aufbewahrung anatomischer Objecte, die noch |
in Arbeit sind, erfolgt zweckmässig für die Zeit, da die Präparation '
feiert, in Thongefässen, deren oberer Rand mit einer Einne zur Auf- j
nähme eines gut schliessenden Deckels versehen ist; um den Verschluss '
zu sichern, bestreicht man den Deckelrand mit Hirschtalg oder gewöhn-
lichem Unschlitt, der mit einem Spatel glatt gestrichen wird ; kleine
Thiere legt man in gewöhnliche Pulverflaschen mit weiten Oeffnungen
und gut eingeschliff'enem Stöpsel, der zweckmässig am matten Rande mit
weichbleibendem Wachs oder Talg bestrichen wnd durch rotirende l^e-
wegung in die Oeffnung der Gläser eingefügt wird; es empfiehlt sich,
diesem HyrtV fichen Rathe zu folgen, da schwer zu öffnende Gläser
keineswegs immer hermetisch schliessen; sind aber die rauhen Be-
rührungsflächen im Flaschenhalse mit Fett gestrichen, so bereitet die Ent-
fernung des nun jede schädliche Verdunstung hindernden Verschlusses
keine Schwierigkeit. — Andernfalls muss der Flaschenhals oft erst er-
wärmt oder in warmes Wasser getaucht worden, damit man den oft wie
eingerosteten Stöpsel etwas lockere.
Diese bisweilen recht Zeit raubende Procedur kann nicht nur für
dasGefäss und das noch werthvollere Object, sondern auch für die Hand
des Präparanten die fatalsten Folgen haben.
Die Aufbewahrung fertiger Spirituspräparate erfordert etwas mehr
Aufmerksamkeit, indem bei der Wahl der Gläser nicht nur auf Raumer-
sparniss, sondern auch auf hermetischen Verschluss und möglichste
Uebersichtlichkeit des Präparates Rücksicht genommen werden muss, —
als viertes Moment hätte noch die Billigkeit zu gelten.
Im Allgemeinen soll Regel sein, die Gläser nach der Form der
Thiere zu wählen, und nicht umgekehrt sorgfältig ausgearbeitete Präparate
mehrfach gebogen und verquetscht in ein beliebiges Gefäss zu stopfen;
ferner sollte, ausser wo es unbeschadet der Uebersichtlichkeit des Objectes
noch angehen mag, stets jedes Präparat ein Glas für sich allein bean-
spruchen dürfen; absohit verwerflich ist es, aus »Raumersparniss« verschie-
dene Speeles oder gar Genera in einem Gefässe bleibend aufzubewahren.
Einer gewissen Eleganz der äusseren Ausstattung kann selbst dann,
wenn man mit den allerbescheidensten Mitteln zu arbeiten gezAvungeu
ist, leicht entsprochen werden — nmsomehr, wenn dieselbe dem vor-
nehmlichsten ZAvecke : der bequemsten Demonstrirbarkeit des Präparates
entgegenkommt. i
Bezüglich der Form der Gläser ist die der aufrechten Cylinder »Prä- i
paratencylinder« und die der flach -ovalen und viereckigen (oblongen) !
Bemerkungen über Präparatengläser n. dergl. 33
Gläser, die mau in allen Formen, hoch, niedrig, breit nnd schmal, gross
und klein erhält, unstreitig die am meisten entsprechende. Die noch sehr
gebräuchlichen runden »Pulverflaschen« eignen sich nur für kleinere Ob-
jecte, für Thiere aber mit grösseren ebenen Flächen (Schildkröten, Röchen,
Schollen, viele Crustaceen [Limulusl etc. und zahlreiche anatomische
Präparate) sind sie durchaus ungeeignet, da die durch die Rundung der
Gläser entstehende Lichtbrechung »Zerrbilder« erzeugt.
Noch einen weiteren Uebelstand der runden Gläser hebt der stets zu
citirende Begründer wissenschaftlicher Museologie — Hijrtl hervor.
»Steht das Präparat nicht mit seinen hervorragendsten Punkten an
die Wand des runden Glases an , sondern schwebt es frei in demselben,
so ist es nur durch einen Kunstgriff möglich, dasselbe von allen Seiten
zu besehen. Ein frei suspendirtes Präparat nämlich dreht sich nicht mit,
wenn das Glas gedreht wird . Man muss das Glas neigen, um das Prä-
parat an die Wand desselben anliegen zu machen , iind es nun zugleich
mit dem Glase drehen. Dadurch wird aber jene Fläche des Präparates,
■ welche frei bleibt, von der gegenüberstehenden Glaswand so weit ent-
1 fernt, dass die früher erwähnte Verzerrung seiner Ansicht bis zur Carri-
catur sich steigert. Sind solche Präparatengläser noch überdies schlecht
i verschlossen, gross, und somit auch sammt Inhalt schwer , so wird der
beim Neigen des vollen Glases aus den klaffenden Fugen des Verschlusses
auslaufende Spiritus die äussere Wand des Glases und die fassende Hand
nässen , und das Entschlüpfen des ersteren aus der letzteren ver-
: anlassen.«
Nicht suspendirte Präparate nehmen in runden Gefässen meistens
eine ganz schiefe Lage ein oder liegen, wenn sie weich sind, ganz oder
zum Theil platt dem Boden des Gefässes auf, behalten dann diese ver-
schrobene Form bleibend und sind eigentlich nur dann genau zu sehen,
wenn man sie herausnimmt.
Ovale oder viereckige Gläser haben noch den weiteren Vorzug, dass
man an Spiritus erspart, was man für ihre Anschaffung mehr bezahlte,
und dass man sie selbst bei beschränktem Räume gut sichtbar aufstellen
kann.
Die nach Angabe Martin! ^ construirten Spirituarien eignen sich
Avohl nur für grosse Schaumuseen — der Privatmann wird selten in die
Lage kommen, sich ihrer bedienen zu müssen.
Hat man sich für eine bestimmte Gefässform entschieden, so ist die
erste Sorge auf eine zweckentsprechende Suspension des Präparates ge-
richtet, bisweilen gelingt diese ohne weiteres, wenn nämlich das Glas
der Präparatenform genau entspricht ; so pflegt man Seeigeldurchschnittf
i oder ganze Seeigel in ovalen Gläsern zu bewahren , deren Breitenaxe
MojsisoYios, Präpaririitungen. 3
34
I. Allgemeiner Theil.
gerade der Hauptaxe des Thieres entspricht; der scheinbare Nach-
theil, der für das Präparat durch Abbiegung einiger Stachel entsteht,
ivird durch den Yortheil, dass sämmtliche zu demonstrirende Theile platt
an den ebenen Glaswänden anliegen , bei weitem überwogen. Bei an-
deren Thieren lässt sich aber dieser einfache Fixirungsmodus nicht an-
wenden, und muss man trachten, aiif andere Art dem Beschauer eine
vortheilhafte Ansicht des Objectes zu verschaffen.
Für zarte Thiere , zumal für durchsichtige Coelenteraten, empfiehlt
sich unter mehreren anderen Methoden eine von Pagenstecher (Z. f. w.
Z. B. 17 pag. 379 ff. ) ausführlich mitgetheilte. Er bediente sich hohler
Glasringe, »Glasringschwimmer«, die man sich durch Zuschmelzen der
über einander gelegten Enden dünnwandiger, entsprechend gebogener
Glasröhren leicht auch selbst herstellen kann ; die Quallen werden auf
den Ring gelegt, und die Stiele hängen durch den centralen Raum
herunter; damit aber der auf dem Schwimmringe liegende Thierkörper
in die Flüssigkeit tauche, werden in passenden Abständen 3—4 solide
Glaskugeln am Ringe mittelst entsprechend langer Fäden festgebunden
und hierdurch der Ring selbst auf der gewünschten Höhe erhalten.
Weniger rathsam sind Glaskugeln mit Oehr oder Häkchen, da sie viel
gebrechlicher sind und die Suspension eines zarten Coelenteraten-
Thierchens mit Fäden ihr Missliches hat ; eher eignete sich diese
Methode für gewisse Anneliden oder Arthropoden. Korkstückchen,
als »Schwimmer« verwendet, färben den Spiritus dunkel.
Schon vorhin wurde bemerkt , dass die Suspension eines Thieres an
einem Fädchen eine ungenügende ist ; wir befestigen es daher an zweien
und frägt sich nun, wie diese am Deckel oder Deckelrande zu befestigen
seien ; die Fäden unter dem Deckel nach aussen zu führen und durch
mehrfache Schlingen am Glashalse zu knüpfen, ist ein uraltes, mit Recht
aber aufgegebenes Verfahren; denn wie schon Ruysch (siehe Hyrtl
1. c. 37) hervorhob, wirken Seidenfäden als Dochte, durch welche all-
mälig der Spiritiis aussickert, eher entsprächen die von ihm später ange-
wendeten Rosshaare zu dem gleichen Zwecke ; aber auch sie empfehlen
sich in der Weise angewendet nicht , da der Kittvers chluss an ihrer Aus-
trittsstelle aus dem Glase leicht abbröckelt und dann der Verschluss nicht
mehr hermetisch ist. —
Bei Gläsern mit eingeriebenem Stöpsel ist das Durchführen des Fa-
dens zwischen ihm und der matten Glaswand des Halses aus dem gleichen
Grunde verwerflich. —
Martin befestigt kleinere Gegenstände, die an einem weissen Pfer-
dehaare oder Seidenfaden hängen , an der unteren Fläche des Deckels
mittelst etwas weichgemachter Guttapercha.
Bemerkungen über Präparatengläser u. dergl.
35
Dicke Glasdeckel mit centraler OefFiiimg und oben ausgeschlifFener
Mulde zur Aufnahme des durchgezogenen Fadens , der in ihr durch ein
Glasstäbchen gehalten und mit Kitt festgedrückt wird , zu wählen, ist
etwas kostspielig. Unstreitig die beste Methode der Suspension ist die
von Hyrtl angegebene , die ich mit dessen eigenen Worten Aviedergebe :
»Die cylindrischen oder viereckigen Solingläser haben einen , nach Ver-
schiedenheit der Grösse des Glases, in verschiedener Breite rechtwinkelig
umgebogenen und glattgeschliffenen Rand. Die Breite desselben beträgt
bei den grössten nur 4 Linien. Bevor die innere Fläche des Glases den
umgebogenen Rand erreicht, erweitert sich das Caliber des Glases un-
merklich, aber doch stark genug, um ein an beiden Enden schief abge-
schnittenes , vierkantig prismatisches Stück Lindenholz aufzunehmen,
welches über die Ebene des umgelegten Randes nicht hervorragen, somit
mit dem aufgelegten Deckel des Glases nicht in Berührung stehen darf,
xnid in welches ich zwei Furchen schneide, in welchen der doppelte Auf-
hängefaden (Rosshaarj , der zwei Schlingen zu bilden hat, aufgenommen
wird. Die Schlingen müssen so tief in der Furche liegen, dass der Knopf
derselben nicht über sie hervorragt. Besser, wenn der Knopf am Präpa-
rate angebracht , und der glatte Theil der Schlinge in der Furche des
Querholzes liegt. Sind mehrere Aufhänge schlingen nothwendig, wie be-
sonders bei breiten Präparaten, so wird für jede derselben auf gleiche Art
gesorgt«.
Bei aufrechten C'ylindergläsern mit eingeriebenem Stöpsel verfahre
ich ähnlich — für Pulverflaschen mit eingebogenem Halse eignet sich das
Marti?isc\ie Verfahren, sobald es sich um leichtere Objecte handelt,
voluminöse und schwere müssen durch Glasstäbe und Leistchen fixirt
werden, doch fallen diese bei jeder unsanften Erschütterimg aus ihrer
Lage und das Präparat selbst präsentirt sich avifs vmgünstigste in didak-
tischer und ästhetischer Hinsicht.
Nicht zu grosse Präparate pflegt man daher auch mit einer festen
Unterlage zu versehen und wählt zii solcher 4eckige Tafeln aus Linden-
oder Pappelholz, oder solche aus Glas (Kork-, Wachs- und Guttapercha-
tafeln sind unbrauchbar). Die Lindenholzbrettchen überzieht man mit
schwarzem Taff"et [Hyrtl] und fixirt auf ihnen die Präparate mit den
Zähnchen eines feinen Elfenbeinkammes — ; Brettchen aus Pappelholz,
die bei Conservirung der mit Insektennadeln festgesteckten Präparate in
mindestens 70% (!) Alkohol auch mit Wasserfarbe gestrichen werden
können, empfiehlt v. Koch. ')
Glasplatten verdienen, soweit diese Art der Befestigung überhaupt
anwendbar ist, aus naheliegenden Gründen den Vorzug ; mit einer Feile
1] Nr. 7 pag. 154 des 1. Jahrganges des zool. Anzeigers.
3*
36
I. Allgemeiner Theil.
wird ihr Eand zur Aufnahme der das Präparat fixirendeii Fadenschliiige
eingekerbt oder die Glasplatte Avird an geeigneten Stellen mit einem
Grabstichel (Aiisserer) durchbohrt, und durch das Loch der Faden hin-
durchgezogen.
Für Präparate, die zum Studium oder zur Demonstration öfters aus
ihrem Behälter genommen werden müssen , sind Cylindergläser von der
früher geschilderten Form, aber mit gut eingeschliffenem Stöpsel zu em-
pfehlen, die rauhe Fläche wird mit Hirschtalg bestrichen, hierdurch wird
der Verschluss gesichert und die Oeffnung des Glases erleichtert — ein
Zuviel des Talges ist natürlich zu vermeiden. Für flache Gegenstände
nimmt man die ovalen und viereckigen Präparatengläser mit möglichst
breit abgeschliffenem umgebogenem Rand, auf welchen der aufgeschlif-
fene dicke Deckel geklebt wird. Zur Befestigung des Deckels nimmt man
entweder das »weichbleibende Wachs« (2/3 Wachs 1/3 Schweinsfett) (da
dieses sich aber beim Anfassen des Deckels sehr leicht »verschmiert«
und den oberen Theil des Glases verunreinigt, ist es nicht gerade anzu-
rathen), oder besser das in jüngster Zeit wieder \o\\ Schreiber ') empfohlene
Spermacentpflaster (ca. 1/3 Unschlitt auf 2/3 Wallrath).
Als Kitt für das Aufkleben der Deckel empfiehlt Martin aufgelöste
Guttapercha bei »fester«, aufgelöstes Gummielasticum bei »leicht zuM
gänglicher« Bestimmung. Kautschuk oder Guttapercha wird in kleine
Stücke geschnitten und unter continuirlichem [Umrühren über Kohlen-
feuer geschmolzen. Der hieraus entstehende zähe Brei wird mit etwa
Y3 des GcAvichts Talg oder '/4 Leinöl gemischt und die »knotenfreie«
Masse in einer Blechbüchse aufbewahrt. — Für die Aufbewahrung von
Präparaten, die »bleibend« verschlossen werden sollen, sind viele Metho-
den bekannt geworden, die verschiedensten heute noch üblich.
'; WaUrath wird unter massiger Wärme verflüssigt und der geschmolzenen Masse
unter beständigem Umrühren so viel Unschlitt zugesetzt, bis es seine Sprödigkeit ver-
liert und geschmeidig wird. Man giesst die Masse in eine Form, aus der sie nach dem
Festwerden unter gelinder Erwärmung herausgestürzt und sodann in diesem seifen-
ähnhchen Zustande aufbewahrt wird. Beim Gebrauche wird der abgeschliffene Rand des
Glases und der ihm entsprechende äusserste Umfang der darauf zu passenden Gias-
scheil e in nicht zu dicker Schicht mit diesem Pflaster überzogen. Da der Kitt nur
auf vollkommen trockenem Glase haftet, ist er vor der Füllung des Gefässes und zwar
mit einer flachen Messerklinge gleichmässig aufzutragen. Zum endlichen Verschlusse
wird der Deckel, unter Vermeidung allen Schütteins , mässig fest auf die Glasmündung
gedrückt und zuletzt die zwischen ihr und Deckelrand vorhandene Furche mittelst des
Fingers mit derselben Masse verschmiert. — Dieser Verschluss ist fest und luftdicht. —
Durch vorsichtiges Einfuhren eines flachen Messers zwischen Glasrand und Deckel hebt
man den letzteren jederzeit leicht ab. (»Herpetologia europaea« pag. 6ü6.)
Auch eine klebrig bleibende Masse aus 1 Theil Unschlitt und 1 Theil Kautschuk
wird empfohlen [Bauer,.
Bemerkungen über Präparatengläser u. dergl.
37
Präparatengläser einfach nur mit Blase zu verbinden ist nicht rath-
sam, denn, wie Hyrtl zeigt, platzen derartig hermetisch verschlossene
Gefässe » wie Bomben « , wenn sie mit einem Spitzscalpell hastig ange-
stochen Averden — überdies ist das Einsinken der Blase zu einer tiefen
Grube in kosmetischer Hinsicht zu störend. Man kann aber erstens den
auf die früher erwähnte Art hergestellten (leicht zu eröffnenden) Ver-
schluss weiter sichern , wenn man über den Glasdeckel, der so stark
wie der Boden, aber nicht so gross wie die grösste Peripherie des Glas-
randes sein miiss, eine Thierblase spannt, dieselbe unter dem abge-
bogenen Rande des Glases mit starkem Bindfaden, den man in mehr-
fachen Schlingen umwindet, fest knüpft imd knapp an der Ligatur ab-
schneidet — Thierblase und Ligaturfäden werden nun mit Asphalt oder
Eisenlack gestrichen. — Zweitens kann man zweckmässig nach HyrtVs
Angaben den » einspringenden rechten Winkel« zwischen dem Glasrande
und dem einfach aufgelegten Glasdeckel mit ausgewalkten Stängelchen
'entsprechender Dicke, von feinstem Glaserkitt, der durch Zusatz von
('erussa etwas härter gemacht wurde, ausfüllen. Die aufgestrichene Kitt-
masse wird mit heissgepresstem Leinöl geglättet und nach ihrer Ein-
trocknung mit einer Schicht gelöster Hausenblase überzogen.
Es würde ims zu Aveit führen, auch nur auszugsweise alle übrigen
von Engländern und Franzosen beliebten Einschliessungsmethoden anzu-
führen und wollen wir den allgemeinen Theil hiermit schliessen und den
Leser bezüglich einzelner speciellerer Angaben auf den zweiten Ab-
schnitt des Büchelchens verweisen.
Die Präparatencylinder sind wohl ausnahmslos mit dickem Boden
und genügend breiter Basis versehen — die grösseren ovalen und vier-
eckigen Solingläser hingegen haben selten ausreichende Stabilität, man
versieht sie daher vorsichtshalber und aus Schönheitsrücksichten mit
Postamenten aus schwarz gestrichenem Holze ; diese Postamente lässt
man sich aus einem ca. 4 cm dicken Stück Brett herstellen, aus dessen
oberer Fläche eine Vertiefung ausgestemmt wird, von der Form und ent-
sprechenden Grösse des hineinzupassenden Gefasses.
Die Etiquetten klebt man knapp unter dem übergebogenem Gefäss-
rande oder auf Pappe cachirt am Postamente an. Sie haben zu enthalten:
No.
Name des Thieres :
Präparat :
Fundort des Thieres :
Datum :
IL Specieller Theil.
1. Vertebrata.
a. Präparation der Knochen. — Anfertigung von Skeleten.
Um Knochen oder Knochencomplexe von den ihnen anhaftenden
Weichtheilen zn befreien, bedienen wir uns vornehmlich zweier Metho-
den : der Maceration (allmähligen Fänlniss der AVeichtheile unter Wasser}
und des Aussiedens — seltener xnid nur bei relativ wenigen Wirbelthieren
ergibt die Abfleischung, resp. Präparation frischer Knochen schöne Ee-
sultate (Frösche, Tritonen) .
Unstreitig die schönsten Knochenpräparate liefert die Maceration;;
leider jedoch ist die Anwendung dieser Methode aus sanitären Gründen,
nicht immer ennöglicht und in Privathäusern nur auf kleine Thiere er-
streckbar. Zur Vorbereitung eines Thieres für die Maceration hat man
nach vorsichtiger Abtragung der Hautdecke, sämmtliche gröberen Mus-
keln, die gesammten Eingeweide incl. des Hirns und des am leichte-
sten zugänglichen Sinnesorganes: des Auges zu entfernen.
Bei der Abtragung der Muskulatur ist auf das Vorkommen normaler
oder abnormaler Verknöcherungen , die in derselben eingebettet vorkom-
men, Rücksicht zu nehmen; ich erwähne nur: rudimentäre Schlüssel-
beine (Hund, Katze etc.) , diaphragmatische Knochen (Igel), Herz-
knochen (Wiederkäuer), Muskelgräten der Fische, Abdominalsternum
(Krokodile) , Ossa marsupialia (Kloaken und Beutelthiere) , accessorische
Knochenfortsätze (Hasenschädel) , überdies Ruthen und Kitzlerknochen
(Hunde, Bären, viele Aff'en und Halbaff'en etc.), Os entoglossum (Vögel),
Augenknochen (Fische, Vögel [Eulen, Specht etc.]), Os siphonium (Rabe),
Zungenbeine, Sesambeine, Kniescheibe, rudimentäre Fibulae u. s. w.
U. S. AV.
Manche dieser Verknöcherungen kann man bei dem Rohskelette be-
lassen (z. B. Penis und Beutelknochen), andere, die in keiner festen Ver-
bindung mit den Entoskelet sind (Herz und Zwergfellknochen etc.)
werden etiquettirt und separat aufbewahrt. — Besondere Vorsicht
1. a. Präpai'ation der Knochen. — Anfertigung von Skeleten.
39
erheischen die bei vielen Thieren knorpelig bleibenden Theile desSkeletes
sowie solche Skeletstücke , die nur gewissen Klassen charakteristisch
zukommen (z.B. das Os uncinatiim, diskrete Korakoidbeine etc.)
Das seiner Weichtheile entblösste Thier bringt man vorerst vmter die
Wassertranfe, löst hierauf die unteren Extremitäten ab, sofern man nicht
die natürlichen Bänder erhalten haben will, den Kopf vom Atlas und
entfernt mit einem Urahtstückchen das Hirn, Auge etc. Damit von der
Wirbelsäule während des Fäulnissprocesses nicht etwa einzelne Seg-
mente und Epiphysenstücke in Verlust gerathen , zieht man ein Stück
Fischbein oder spanisches Eohr durch den Rückenmarkscanal , nachdem
vorher entweder das Becken sammt Kreuz und Schwanzbeinen abge-
trennt oder durch gewichste Bindfäden in seinem Zusammenhange fixirt
wurde. Besondere Aufmerksamkeit erheischen diskret vorkommende
Halsrippen, die unteren Bögen und Dornfortsätze an den Schwanz-
wirbeln der Cetaceen, der Fischotter, des Fuchses, Schuppen thieres etc.,
der Krokodile, Saurier und Fische, die sogenannten vorderen Dornfort-
sätze der oberen und mittleren Brustwirbel der meisten Vögel , eventuell
die Querfortsätze der postsacralen Wirbel, die gegabelten unteren Wirbel-
fortsätze der Schlangen, die Sternocostalrippen, rudimentären Becken-
knochen (Cetaceen), die Episternalbildungen etc. etc. Dergleichen Vor-
kommnisse erfordern die bisweilen etwas zeitraubende Arbeit, jedes
dieser Stückchen genau an ihrer Anwachsstelle durch
Fäden oder Drähte zu fixiren.
Die einzelnen Wirbelsäulenabschnitte, die auf die vorhinerwähnte
Weise auf Rohr gefasst oder durch starke Bindfäden vereinigt wurden, kom-
men nunmehr mit oder ohne ihre adnexen Theile des Thorax und Beckens
in ein im Ueberschusse mit Wasser gefülltes Thon- oder Holzgefäss. Der
einzelne Fall entscheidet da über die zweckmässigste Gebahrung; bei
kleineren Thieren lässt man gerne so viel als möglich im Zusammenhange ;
bei grösseren ist das natürlich oft unmöglich ; beim Abtrennen der Rip-
pen mit dem Brustbeine achte man auf die Articulationes costo - spinales,
die in der Mehrzahl der Fälle an Wirbelkörpern und Querfortsätzen, in
der Minderzahl (Cetaceen) nur an letzteren zu suchen sind ; hierbei sind
wieder so vielerlei Uebergänge und Variationen möglich, die wohl ins
Auge zu fassen resp. zvi notiren sind ; auch die Reihenfolge der oft ziem-
lich gleichgestalteten Rippen, und ob rechte oder linke, ist zu notiren, in-
dem an die Möglichkeit eines gänzlichen Zerfallens dieses Skeletab-
schnittes selbst bei vorsichtigem Gebahren gedacht werden muss.
Die abgetrennten Extremitäten kommen in vier verschiedene Behäl-
ter — denn ist schon das Zusammensetzen von carpus oder tarsus eines
selteneren Thieres ohne Vorlage von Musterpräparaten und guten Ab-
bildungen sehr erschwert , vielleicht in manchen Fällen nur annähernd
II. Specieller Theil.
möglich, — so ist die richtige Zusammensetzung, sobald sämmtliche Ex-
tremitätenknochen isolirt auf einem Haufen liegen, bisweilen nahezu
unmöglich.
Ich löse daherCarpus und Tarsus, Metacarpus und Metatarsus, sowie
die Phalangen grösserer Thiere (Kaninchen, Katzen, Hunde etc.) für sich
ab und bewahre sie in eigenen Gläsern ; die kleinerer Thiere erhalte ich
in sehr verdünntem Alkohol und bewahre sie, so zu sagen — vor meinen
Augen.
Beachtung verdienen die Gliedmassen der Fische (Flossen) rück-
sichtlich ihrer normalen Stellung und Lage — die Maceration der Fische v
überhaupt erfordert ganz besondere Cautelen; so lässt man sie eigent-
lich nie ganz ausfaulen, wechselt sehr häufig das Wasser, welches in Inter-
vallen mit altem Spiritus zu versetzen ist, löst die locker gewordenen
Theile ganz ab, etiquettirt sie genau, um sie später mit Silberdraht oder
russischem Leim an der betreffenden Stelle zu befestigen. Petromyzonten.
Selachier und Ganoiden erheischen besondere Vorsicht — in eigentliche
Maceration dürfen diese gar nicht gerathen , vielmehr legt man sie nach j
Ablösung der Haut und der respectiven Hautknochen in sehr wässerigen L
Spiritus, der von Zeit zu Zeit zu erneuern ist, sofern man nicht ihre voll-B|
ständige Präparation »in einem Zuge« beabsichtigt. F
Der Kopf macerirt relativ sehr rasch , zumal jener von jimgen Thie-
ren ; sehr leicht lösen sich ab : die Zähne, die ossa pterygoidea und qua-
drata der Vögel , die praenasalia der Faulthiere , die lacrymalia, die pe-
riotica der Cetaceen etc. ; es ist überhaupt sehr anzurathen bei der Prä-
paration des Kopfskeletes, in kürzeren Zeitintervallen den Fortschritt der
Maceration zu verfolgen und eher etwas mehr mit Schaber, Kratzer und
langstieligen Macerirbürsten zu arbeiten , als es zum völligen Zerfall
desselben kommen zu lassen; letzteres riskirt man eher an grösseren
Säugern, aber kleine Vögel, Schlangen, Lacertilier giebt man lieber nach
einigermassen vorgeschrittener Fäulniss in sehr gewässerten Alkohol, in-
dem man so den Zusammenhang in situ naturali erhält. Einige (Bauer)
empfehlen, die Gaumenhaut der Eidechsen antrocknen zulassen, um die
Dentes palatini und Zahnhöcker in der Schleimhaut zu halten ; bei Frö- M
sehen berücksichtige man die den Vomerbeinen ansitzenden Zähnchen, ■
die Columellae entferne man frühzeitig, da sie leicht verloren gehen etc. I
Um den bei den vielen (niederen) Wirbelthieren noch bleibend vorhan- M
denen Primordialschädel (Selachier, Ganoiden, Esox, Salmo, Rana etc.)
freizulegen, entfernt man mit Scalpell und Pincette die Deckknochen von
dem in schwachem Spiritus leicht macerirten Kopfe ; da er trocken nicht
') Ist nur bei manchen Formen, von denen man überdies Doubletten besitzt , em-
pfehlens Werth.
1. a. Präparation der Knochen. — Anfertigung von Skeleten.
41
t'onserviit -werden kann, komme er sofort in gixten Weingeist; ähnliches
gilt von der Cartilago Meckelii im Unterkiefer (Fische, Chelonier) etc. Ich
muss bezüglich der hier zn heobachtenden Clantelen aiif den schon in der
Einleitung zum allgemeinen Theile gegebenen Rath verweisen : Die Ana-
tomie jedes zu präparirenden Thieres durch theoretisches Studium sich
genauestens einzuprägen, und im vorliegenden Falle ') sich alle jene Kno-
chenverbindungen zu notiren , die nur durch Knorpel- oder Bandmasse
hergestellt sind — die Nichtbeachtung dieses Käthes wird selten zum er-
Avünschten Resultate führen !
Wie lange man Knochen im Macerirtopfe zu belassen hat, lässt sich
allgemein nicht angeben — im Winter Monate, im Sommer oft nur we-
nige Wochen lang. Gelinde Wärme, Aiissetzen der Töpfe dem Sonnen-
lichte führt eher zum Ziele , der Deckel des Gefässes darf nicht dicht
schliessen wnd muss durch Wassernachguss stets dafür gesorgt werden,
dass kein Skelettheil frei der Luft ausgesetzt ist ; von Zeit zu Zeit sieht
man nach, ob sich mittelst Pincette oder Schaber einige Weich theile gut
lösen lassen, wechselt das Wasser, untersucht den Boden des Gefässes
nach etwa abgefallenen Skeletstücken etc. — Einige Aufmerksamkeit er-
setzt hierbei oft langjährige Praxis — hält man den Zeitpunkt für ge-
kommen, so beginne man mit Zuhülfenahme der für die Knochenpräpa-
ration (p. 10) empfohlenen Instrumente die Reinigung der einzelnen
Knochenstücke, wobei der Rath gelten mag, nie den zweiten Knochen zu
beginnen, ehe der erste vollständig von der Beinhaut frei- und im ganzen
Umfange blosgelegt ist. — Die Schönheit des Präparates entschädigt für
die bisweilen eintönige Arbeit und ermuthigt zu schwierigeren osteogra-
phischen Studien.
Sind die Knochen gereinigt, mit Wasser abgespült, so legt man sie
auf ein in schiefer Lage erhaltenes l^rett — zur « Bleiche «, zeitweise än-
dere man die Lage der einzelnen Stücke und trachte, sie vor der d i r e c -
ten Einwirkung des Sonnenlichtes zu bewahren, da sie durch dasselbe
rissig werden und leicht springen. Wen fettbleibende Knochen irritiren,
mag sie mit weissem Thon [Bmier) überstreichen, abwaschen und der
Sonnenhitze aussetzen oder in Schwefeläther legen.
Ein Unfug aber ist das in einigen Museen übliche »Glätten« der Kno-
chen und das Einreiben von Gyps, wie überhaupt jede übei-flüssige Kün-
stelei an wissenschaftlichen Präparaten eine Tinverzeihliche Lächerlich-
keit ist.
') Bei der Präparation des Kopfskeletes.
-) Zur Beschleunigung der Maceration empfiehlt Martin Kali causticum 1 Theil
auf 8 Theile Wasser, besonders für Skelete, die lange trocken gewesen und mit Alaun
getränkt sind.
42
II. Specieller Theil.
Ueber das »Aiissieden« des Skeletes habe ich wenig zu bemerken —
in einigen Fällen erzielt man hierdurch recht brauchbare Präparate ä laj
minute, schön sind sie selten ; natürlich hat man hierbei noch mehr zul
achten, dass die »Knochen« nicht unter den Händen zerfallen; hat man
hingegen »Zerlegpräparate« besonders von Köpfen von Reptilien und ge-j
wissen Fischen anzufertigen, so empfiehlt es sich, die eben in Arbeit ge-
nommenen (vorher in schwachem Alkohol gelegenen) Knochenpartien in
Intervallen gelinde zu kochen, um Stück für Stück abzutragen, zu trock-
nen, zu etiquettiren und in der entsprechenden Lage auf schwarzem Car-j
ton aufzuleimen oder auf Draht gespiesst auf hölzerner Unterlage zu be-
festigen. —
Vorzügliche, wenn auch nicht immer zuverlässige Präparateure kleinei
subtil zu behandelnder Schädel, kleinerer Skelete etc. sind die — Kaul-
quappen und Ameisen; die Herbeischaffung und Erhaltimg zumal ersterei
ist jedoch an gewisse Bedingungen geknüpft, die nicht Jedermann leicht
erfüllen kann.
Sehr instructive Präparate erhält man durch Anlegung von Schnitt-
serien durch den Schädel, Carpus und Tarsus embryonaler und jungei
Thiere ; die »Schnitte« klebt man mit wasserhellem dickflüssigem Gummi
arabicum auf rechtwinkelig zugeschnittene Glasplatten; desgleicher
versäume man nicht, Sagittal-, Frontal- und Horizontalschnitte durcli
das Kopfskelet erwachsener Thiere mittelst der Säge auszuführen.
Bemerkung. Gut hergestellte trockene Rohskelete bedürfen bis-
weilen gar keiner weiteren Macerations- oder Auskoehungsprocedur. Die
eben in Arbeit genommenen abgelösten Skelettheile werden ad hoc be-
feuchtet und die anhaftenden trockenen spröden Weichtheile durch Schaben
und Bürsten entfernt — eine Manipulation, die selbst vor empfindsamen
»Geruchsnerven« stattfinden kann.
Ueber die Herstellung respective Aufstellung ganzer Skelete darf ich
mich hier kurz fassen : Konnte man die einzelnen Gelenkbänder soweit
erhalten, als zum nothdürftigen Zusammenhalten nöthig ist, so hat man
einen entsprechend dicken, ausgeglühten Eisendraht in den Rücken-
markscanal einzuführen und ihm die der Thiere onfiguration eigenthüm-
lichen Krümmungen zu geben; hochbeinige Thiere erhalten zwischen den
vorderen und hinteren Extremitäten eine weitere Drahtstütze, die im
ersteren Falle zumSternum, im letzteren zur Schambeinfuge reicht, even-
tuell auch an beiden Stellen mit dem Wirbelsäulendrahte verbunden
wird. Frösche, Salamander, Tritonen, Schlangen, Eidechsen, Krokodile
(natürlich nur die kleinsten, ca. 1 — 2' langen Exemplare) benöthigen nur
die Drahtstütze in der Wirbelsäule ; man erspart sich in diesen Fällen die
übrigen Drähte, indem man die respectiven, rein präparirten Extremitäten
I. a. Präparation dei- Knochen. — Anfertigung von Skeleten. 43
i ...
n der entsprechenden Stellung trocknet; ein kleines Drahtstückchen
gefestigt dann den Scliultergürtel an den rudimentären Rippen (meiste
Amphibien) oder am Thorax ^viele Reptilien) . Aehnlich verfährt man
'bei kleinen Säiigern und Vögeln, die übrigens meistens ausgiebigere
Stützen verlangen.
An das Yorderende des Rückencanaldrahtes steckt man ein zuge-
schnittenes Korkstückchen, welches in das Foramen occipitale magnum
^asst; das Hinterende Avird zugeschärft, um den postsacralen Theil der
IWirbelsäule, dessen einzelne Segmente mittelst Bohrers »vorgebohrt«
Sverden, aufzunehmen. Hat sich der Zusammenhang des Ihorax gelöst,
so müssen die Theilstücke, d. h. die Rippen mit den respectiven Wirbel-
körpern und Sternalabschnitten durch Drähte vereinigt werden. Durch
die gebohrten Knochen wird ein Messingdraht gezogen, der am Ende
seines Zieles mittelst der Rundzange zu einer kurzen Spirale gedreht
wird. Sind die Rippenknorpel verloren gegangen, so mag die Kunst
bisweilen die Phantasie mit weich gekochtem knetbaren Kautschuk, .
mit Kork, Leim oder getrockneten und überstrichenen breiten Sehnen
aushelfen — besser ist es, die Lücken offen zu zeigen !
Ausgefallene Zähne klebt man mit dickflüssigem Gummi oder rus-
sischem (weissem) Leime in die betreffenden Alveolen. Von den mit allem
Aufwände von Zeit, Mühe und Raffinement hergestellten Skeleten mit
icomplicirten künstlichen Gelenken etc., wie sie in den »Anatomien«
iund »Schaumuseen« üblich sind, sehe ich hier völlig ab, ich bemerke nur,
dass die künstliche Vereinigung der Extremitätenknochen grösserer Thiere
[häufig mehr mechanische Fertigkeit verlangt, als der Einzelne sich
während seiner Studienjahre verschaffen konnte — diese erlernt man
[auch nicht aus Büchern, sondern durch mehrjähriges eigenes Versuchen
lind Bemühen.
Noch hätte ich der «Zerlegpräparate« zu gedenken , die für unsere
Zwecke die wichtigsten sind ; — ihre Herstellung ist leicht zu erlernen
tmd ihr wissenschaftlicher und didaktischer Werth entschädigt reichlich
i für die bisweilen etwas zeitraubende, aber nie »gedankenlose« Arbeit.
Auf welche von den angegebenen Methoden der Zusammenhang der
Skeletbestandtheile gelockert wird, ist hierbei gleichgültig — wesentlich
ist die penibelste Reinigung der einzelnen Knochenstücke, deren Flächen,
Kanten, Suturen, Zacken, Höcker etc. scharf ersichtlich gemacht werden
müssen — Anfängern rathe ich jeden, den eben präparirten getrockneten
Knochen sofort zu bezeichnen, um Verwechselungen vorzubeugen. Wie
ich schon früher betonte, mögen die rein präparirten Knochen in der
' Reihenfolge, in der sie abgelöst wurden, auf einem schwarzen Carton,
') Natürlich nur bei grösseren Formen nöthig.
44
II. Specieller Theil.
einer Glasplatte oder, wenn man eine andere Verwendung für si
liat , auf irgend ein Blatt Papier provisoriscli aufgeklebt werden, dam:
ihre Zusammengeliörigkeit ersichtlich bleibt. Bei den Knochen de
Eumpfskelete? wird über die Art, wie man sie zu gruppiren halj
kaum ein Zweifel sein können — in die Mitte (die Längenachse de!
entstehenden Figur repräsentirend ) kommen die einzelnen Wirbel
Säulenfragmente, seitlich von ihnen die Rippen, Rippenknorpel ode
Sternocostalrippen ; zu oberst dieser Figur das Sternum mit den Clavicu
lae , eventuell Korakoidbeinen und den Schulterblättern ; der zerlegt '
Beckengürtel lässt sich sehr schön entfalten und hat man nur die Sym
physes sacro-iliacae genauer zu beachten. Die Anreihung der Extremi
tätenknochen ergiebt sich von selbst imd empfiehlt es sich, die der rechte)
Seite (beispielsweise" in der Ansicht von der dorsalen, die der linken ii
der volaren respective plantaren Fläche aufzuleimen.
Das Kopfskelet ähnlich darzustellen, ist nicht immer gut thunlich
am ehesten eignet sich hiezu das der Teleostier , deren eventuell (Salm(
Esox) wohlerhaltenes Primordialcranium natürlich separate Aufbe
Wahrung in Alkohol erheischt; sehr schöne Zerlegpräparate dieser Ar
lassen sich von allen Cyprinoiden herstellen. Die Figur wird mit ihre:
äussersten Peripherie eine Art von Halbbogen beschreiben, in welchen
sich naturgemäss die Knochen des Kiefergerüstes, die Operciilarknochei
und nach innen von diesen die ihnen zunächst liegenden Knochen aus-
breiten ; nach vorne (oben i zu folgen die praemaxillaria, nasalia, frontalic
etc. bis zum occipitale basilare als letzten Schädelknochen.
Natürlich trachtet man für die median gelegenen Knochen nach Mög-
lichkeit die Mittellinie (Längsachse) der Figur zu reserviren und such!
die sonst über und unter einander liegenden in entsprechenden Flächen
zu gruppiren. Das Yisceralskelet wird besser für sich auf einem eigener
Carton oder unter dem zerlegten Kopfskelete dargestellt.
Das zerlegte Kopfskelet grosser Fische, überhaupt aller grösserer
Wirbelthiere kann auch in einer der natürlichen Lage entsprechenderer
Weise dargestellt werden , derart dass man die auf verschieden langt
Messingdrahte gefassten Knochen entsprechend über und unter einandei
lagert, wobei die unten spitz zugefeilten Drähte in ein hölzernes Posta-
ment gesteckt werden.
b. Präparation der Muskelu, Fascieu etc.
Hauptregel für die Muskelpräparation — geltend für sämmtliche
Wirbelthiere — ist: die oberflächHchen Gebilde: Haut, subcutanes
Bindegewebe , Fett, nie auf grössere Flächen von den darunterliegenden
Muskeln abzuheben, als man von letzteren augenblicklich darzustellen
1. b. Präparation der Muskeln, Fascien etc.
45
jeabsiclitigt, — sonst trocknet bei aller Vorsicht das Präparat ein, die
Aufmerksamkeit richtet sich auf entlegene Partien, ehe die unter dem
llesser befindlichen völlig rein präparirt sind — die Arbeit wird flüchtig
ind ihr Product sieht wie von Hühnern genipft aus.
Nachdem man mit dem Knorpelmesser die Haut durch einen genü-
gend langen Schnitt durchtrennt hat, hebt man vorerst einen kleinen Haut-
lipfel mit der Pincette empor, fasst ihn, sobald er nach einigen weiteren
Bchnitten Fläche genug bietet, mit der linken Hand derart, dass die ein-
gebogenen Finger den freien Kand des Lappens gegen die Hohlhand
pressen — hiedurch spannt man den erzielten Lappen und bestimmt.
Indem man von links nach rechts weiter greift, die Zugrichtung des mit
seiner Schärfe gegen die Haut gerichteten Messers , die stets parallel den
Fasern des zu entblössenden Muskels zu verlaufen hat.
Einige Schulen lehren Haut, Unterhautbindegewebe , die oberfläch-
iiche und die dem Muskel eigene Fascie in einem Lappen abzuziehen —
andere hinwieder die schichtenweise Abtragung, da hierdurch die Ausar-
beitung des Muskels sorgfältiger und mit geringeren Schwierigkeiten vor
sich gehe ; der Anfänger befolge die letztere Regel — Geübteren mag die
erstere empfohlen sein. Hat man den zu präparirenden Muskel vor
Augen , so hebt man mit der Pincette die Fascie »kegelförmig« empor,
idurchtrennt sie mit einem convexen Scalpell und trachtet durch gleich-
massige Schnitte dieselbe »ab origine usque ad finem« in einer geraden
Linie zu schlitzen, erst dann werden die beiden Lappen der Fascie von
ihrem freien Rande aus vom Muskel abgelöst , dessen Insertionspunkte
am Knochen möglichst scharf darzustellen sind. Hierbei leisten , zumal
[wenn sich viele Sehnen überkreuzen, zum Exstirpiren tiefliegender Fett-
Imassen und Bindegewebsfetzen nach der Fläche gebogene Scheeren gute
jDienste; es geht aber auch mit dem blossen Messer. Ist ein Muskel frei
präparirt, so zieht man ihn mit stumpfem Klammerhaken oder Kettcn-
I haken (s. pag. 8) seitwärts ab, um den tiefer liegenden ins Operationsfeld
zu bekommen, üass man die Muskel während der Präparation in einer
gewissen Spannung zu, erhalten hat, in welche man sie durch Drehen
und Wenden des Präparates , Einlegen von Schwämmen , Korkstöpseln
und dergleichen leicht versetzt, ist selbstverständlich.
Wird die Arbeit unterbrochen , so bedeckt man die biosgelegten
Theile mit dem abgelösten Hautlappen, wobei zu bemerken, dass sehnige
Partien durch Eintrocknen am meisten leiden — isie werden hart und
braun) — daher vorneweg am besten bedacht werden müssen.
Zur Anfertigung von Bänder- und Gelenkpräparaten wählt man
möglichst gut ausgewässerte Objecte , die man während der Arbeit auf
weiches feuchtes Linnen legt , um sie vor Beschmutzung und Austrock-
nung zu bewahren ; in den arbeitsfreien Intervallen bringt man sie in
46
II. Specieller Theil.
sehr verdünnten; aber reinen Alkohol, der schliesslich, wenn das Präparat
fertig ist, durch 52"yQ zu ersetzen ist. I
Um Muskelpräparate zu trocknen, imprägnirt man sie (nach Hijrtl] 1
mit Arseniklösung, nachdem man^sie vorher behufs Wasserentziehimg |
einen Tag lang in Spiritus gesetzt — vor Ofenwärme ist zu warnen ; je i
langsamer die Trocknung an der Luft vor sich geht , um so besser ; um
die einzelnen Muskeln in der entsprechenden Lage zu erhalten, stützt
man sie diirch Stäbchen von Kork und Schilf; ist das Präparat fertig, so
entfernt man die Stützen und bestreicht es mit Firniss. — Zu trocknende'
Sehnen und Gelenkpräparate tränkt man mit Terpentinöl [Bauer] , durch
welches sie durchsichtig werden.
c. Präparation der Nerven und Sinnesorgane.
Gehirn.
Durch Unterlegen eines dreiseitig prismatischen Blockes \inter den
Nacken bei Rückenlage, unter das Kinn bei Bauchlage , wird der Kopf
des Thieres in die zur Schädeleröffnung günstigste Lage gebracht. Die
Ablösung der Kopfschwarte wird eingeleitet entweder durch zwei sich
kreuzende Schnitte, deren einer von der Nasenwurzel zum äusseren Hin-
terhauptshöcker und deren anderer — senkrecht auf ersteren — von
einem Ohre zum anderen reicht — oder durch einen halbkreisförmigen
Schnitt, der in der regio mastoidea der einen Seite beginnend, über den
Hinterhauptshöcker zu derselben Gegend der anderen Seite führt.
Die vier Hautlappen im ersten u,nd der eine grosse Hautlappen im
zweiten Falle werden mit dem Scalpelle soweit abpräparirt , bis sie mit
der Hand erfasst und herabgezogen (resp. im zAveiten Falle über das ganze
Schädeldach hinweggestülpt) werden können; hierauf markirt man sich
mittelst des Knochenschabers die Schnittlinie für die Bogensäge (p. 10),
die von dem Augenbrauenbogen zum Hinterhauptshöcker oder zum gros-
sen Hinterhauptsloche zu verlaufen hat, und entfernt die hinderlichen noch
anhaftenden Weichtheile. Hat dieser Circularschnitt , bis zur harten
Hirnhaut geführt, das Schädeldach nicht vollständig gelockert, so sprengt
man es mit dem Meissel oder Hirnschalensprenger vollends ab.
Hat man es mit kleinen Säugern oder Vögeln zu thun , so schaltet
man ein Laubsägenblatt an Stelle des zumeist benöthigten grossen Blattes
in den Bogen der Säge ein oder bedient sich eines starken Messers, das
die häufig sehr porösen (Hasen, Eulen) oder die knorpehgen (Cyclostomen,
Selachier) Schädel leicht durchschneidet. Für sehr dünnwandige Schädel
empfehle ich die auf pag. 6 beschriebene Präparirzange ; die Branchen
der sonst üblichen Knochenscheere und Knochenzwickzange sind zu mas-
siv, letztere Instrumente finden daher hier keine zweckentsprechende Ver-
wendung.
1. c. Präparatioii der Nerven und Sinnesorgane.
47
Der Gefahr des Eintrocknens der Hirn-, überhaupt aller Nervenprä-
larate ist durch lienässen derselben mittelst eines Schwammes oder gar
.urch Präparation unter Wasser (bei kleinen Thieren) vorzubeugen.
Nach Freilegung des Gehirns zieht man die Dura mater. soweit sie
eicht zugänglich ist, ab, hebt die Vorderlappen der Hemisphären mit der
inken Hand oder mit dem von derselben Hand gefassten Scalpellstiele
;mpor, während die rechte mit dem spitzen Nervenmesser die der Reihe
lach zur Ansicht kommenden Nervenäste knapp an ihrer Durchtrittsstelle
lurch die Hirnbasis durchtrennt, wobei man stets bedacht sein muss, das
nit der untergelegten linken Hohlhand immer mehr und mehr emporzu-
aebende Gehirn in der Gegend der Sella turcica und des am oberen Rande
ies Felsenbeines inserirten Tentoriums, das mit der Scheere abzutrennen
st, ja nicht zu zerren. Ist das Gehirn im ganzen Umfange mit seinen
j.2 Nervenstämmen frei präparirt, so durchschneidet man, thunlichst weit
unten, die Medulla oblongata — falls nicht die Exenteration des Gehir-
les im Zusammenhange mit dem Rückenmarke beabsichtigt war.
Das Gehirn wird nunmehr behutsam auf eine befeuchtete weiche
Unterlage (Watte) gelegt und der Pia mater entledigt, eine Operation, die
pornehmhch mit feinen Pincetten imd den Fingern zu geschehen hat, wo-
Ibei die spitze Scheere noch zw Abtrennung adhärenter Fetzen in Ver-
wendung kommen mag. Ist das Gehirn völlig rein präparirt, so legt
man es auf Watte in ein Gefäss mit reinem aber schwachem Alkohol,
der von Zeit zu Zeit durch immer stärkeren zu ersetzen ist.
Um das Rückenmark darzustellen, kann der Rückgratscanal von
vorne (ventrale Seite) oder von hinten (dorsale) eröffnet werden. Die
letztere Art ist die bei den Zootomen zumeist übliche ; man durchtrennt
zu diesem Behufe die Rückenhaut in der Medianlinie vom Hinterhaupts-
höcker bis zum Steissbeine und erweitert den erhaltenen Schnitt durch
4 kurze Querschnitte (2 je seitlich vom Hinterhauptscondyl, 2 je seitlich
vom unteren Schnittende), schlägt die nun leicht abtrennbaren Haut-
lappen zurück ; hierauf trägt man die spinalen Muskelzüge ab , um
sämmtliche Wirbelbogen frei zu bekommen. »Diese werden nun ent-
weder mit einer halbspitzen Blattsäge Stück für Stück rechts und links
durchsägt und unter Nachilfe von Messer imd Präparirzange abgetragen
oder mit Meissel und Hammer dicht an den a\if- und absteigenden Ge-
lenkfortsätzen durchhauen, der erste mit der Zange gefasst und, da sie alle
untereinander durch die Ligamenta flava zusammenhängen , als ein con-
tinuirlicher Streif herausgerissen« [Hyrtl] . Die Wirbel kleiner Säuger,
Vögel, Reptilien etc. eröffnet man mit Knochenscheere oder -Zange, die
kleinsten Wirbelchen zarter Wirbelthiere mit einer spitzen Scheere.
Ist die Medulla spinalis vollkommen blossgelegt, so durchscluieidet
man sämmtliche Rückenmarksnerven an ihrer Eintrittsstelle in die be-
^§ II. Specieller Theil.
I
züglichen Foramina inteivertebralia iiucl das Rückenmark selbst quer j
unterhalb des Foramen occipitale magnum — falls nicht Gehirn und
Kückenmark bis zum Filum terminale im Zusammenhange dargestellt j
wird. Mit Fingern und Pincette fasst man das obere Ende (also mit oder i
ohne Gehirn sammt Medulla oblongata) des Eückenmarkstranges und 1
löst durch kurze Scheerenschnitte die Anwachsstellen der harten Hirn- i
haut. — Ist derart das ganze Mark frei präparirt, so behandelt man es j
Aveiter genau wie das Gehirn. — Will man die Hals-, Lenden- imd j
Kreuzbeinnerven - Geflechte im Zusammenhange mit dem Rückenmarke
präpariren, so hat man mit der Knochenzange — eventuell mit Meissel
und Hammer, bei kleinen Thieren mit der Präparirzange, die Interverce-
brallöcher und das Kreuzbein zu eröfihen.
Bemerk. Die weitere Behandlung des Centralnervensystemes zum
Behufe des eingehenderen Studiums kann ohne detaillirtere anatomische Mit-
theilungen, für die abe,r hier kein Platz ist, nicht angegeben werden.
Allgemeiiies über Nervenpräparationen.
Rücksichtlich der hierbei in Verwendung kommenden Instrumente
darf ich auf das im »Allgemeinen Theile« Einzusehende verweisen. Die
l^räparation selbst kann sowohl an frischen als auch an längere Zeit in
Alkohol, Carbolglycerin etc. conservirten Objecten unternommen werden.
Zu empfehlen ist, wenn es angeht, frisches Material zu wählen. Hat man
eine umfänglichere Nervenarbeit vor, die längere Zeit in Anspruch nimmt,
so erfordert die Behandlung resp. Conservirung des Präparates einige
Aufmerksamkeit; wie man schon lange weiss, ist die Einwirkung starken
Alkohols auf frische Nervenpräparate deshalb vom Uebel, da die Nerven
zu steif, zu »untractabel« werden und zu rasch zu schmutziggelben
durchscheinenden Fäden vertrocknen, wenn das Präparat zum Zw^ecke
der weiteren xlusarbeitung wieder hervorgeholt wurde ; man kann zwar
durch umgeschlagene nasse Ijcinenlappen in etwas dieser Fatalität steuern,
doch besser ist es immerhin, die gut ausgewässerten Theile in anfänglich
ganz schwachen etwa 24 "/(, Alkohol zu legen und dann im Laufe der Ar-
beit durch concentrirteren den Wassergehalt des Präparates wieder her-
abzusetzen. Stets sollen Nervenpräparate übrigens unter feuchter Um-
hüllung bearbeitet »oder Avährend des Präparirens öfter mit verdünnter
spirituöser Lösung von arseniksaurem Natron befeuchtet werden nillyrtl]^
und, bis sie fertig sind, in reines Leinen eingeschlagen im Alkoholbe-
hälter liegen. Dieser kann entweder ein gewöhnliches Pulverglas sein
oder ein sogenannter Weiugeistkasten , wie ihn HijrÜ empfahl und wie
solche in neuerer Zeit, (wenngleich zum Theil in anderer Verwendung)
fast in allen Anatomien üblich geworden sind. Es ist dies ein viereckiges
Zinkgefäss mit einem zweiten rostartigen ]^)oden imd einem gut schlies-
1.
c.
Präparation der Nerven und Sinnesorgane.
49
senden Deckel, der mit seinen herabgebogenen Rändern in einen Falz oder
eine Rinne passt, die an den freien Gefässrändern verlänft . Wird der Bo-
den mit wasserfreiem Spiritus bedeckt und das in feviclite Linnen gehüllte
Präparat auf den Rost gelegt, so erhält sich letzteres durch die reich-
lich entstehenden Alkoholdiinste. Eine vorzügliche Conservirung für die
Interimsaufbewahrung der Nervenpräparate erzielt man durch eine Lösung
von Kali bichromicum [Meyer] .
Die Präparation besteht darin, dass man den an seiner bindege-
webigen Hülle (mittelst Pincette) gefassten Nerven von derselben be-
freit ; dies geschieht, mdem man mit dem (pag. 4) hierzu empfohlenen
spitzen Messer dieselbe schlitzt vmd im ganzen Umfange des Nerven ablöst.
Bei der Freilegung grösserer Nervenplexuse bedient man sich oft mit Vor-
theil (ähnlich wie bei der Gefässpräparation) zweier Pincetten, deren
Arbeit dann darin besteht, kleine Bindegewebsfalten zu erheben und
sorgsam zu zerreissen — (man schont bei einiger Uebung durch dieses
scheinbar rohe Verfahren mehr, als man sonst zu schonen im Stande ist) ;
die Ränder der Rissöifnung werden nun zunächst dem von ihnen gebil-
deten spitzen Winkel neuerdings gefasst und wieder eine kurze Strecke
des Nerven durch Zerreissen oder Zerzupfen seiner Scheide blossge-
legt U.S.W. Die gerade, spitze und die nach der Schneide gebogene
Scheere übernehmen schliesslich" die letzte Säuberung.
Die fertigen Nervenpräparate kommen in Spiritiis; — getrocknete,
angestrichene und lackirte sind zimieist nur vielbewunderte Musealschau-
stücke, an denen selbst der Fachmann oft kaum die Natur von der Kunst
zu unterscheiden im Stande ist.
Präparation der Sinnesorgane.
1. Geruchs Organe.
Bei der Darstellung solcher handelt es sich gewöhnlich nur um die
äussere Configuration der knorpeligen rnid knöchernen Nasenbestandtheile
©der um die Formation der Siebbeinlabyrinthe und Nasenmuscheln . — Die
Präparation des Nervus olfactorius im Zusammenhange mit der Regio olfac-
toria ist eine reine Nervenpräparation. — Die äussere Nase kann man als
Spiritus- und als Trockenpräparat herstellen ; man hat in beiden Fällen
vorerst die Haut sammt den unter ihr liegenden Weichtheilen sorgfältig
abzutragen und bedacht zu sein , die Form der Nasenknorpel in Situ
naturali zu erhalten, was durch Einlegen von entsprechend zugespitzten,
mit Watte umwickelten Ilolzklötzchen oder (für Trockenpräparate) durch
ebenso behandelte Seifenstückchen erzielt wird.
Hierauf führt man 2 Sagittalschnitte mittelst der feingezähnten Bogen-
säge oder der Blattsäge, deren Rückenleiste zw entfernen ist, je einen
Mojsisovics, Präparirülmngen. 4
50
II. Specieller Theil.
knapp neben den Nasenflügeln dnrch den harten Gaumen, das Stirnbein
bis zum kleinen Keilbeinflügel, und löst durch einen entsprechenden
Frontalschnitt die C^ontinuität mit den übrigen Kopfknochen.
Zur Demonstration des Nasenseptums führt man zu beiden Seiten
des Hahnenkamms 2 Sagittalschnitte durch den harten Gaumen und
resecirt die dadurch umschriebene Partie des Kopfes durch einige
weitere, durch das Stirnbein und etwa die Keilbeinhöhle gelegte Schnitte.
Will man den knöchernen Theil des Septums vom knorpeligen sich scharf
abheben lassen, so präparire man die Nasenschleimhaut vorsichtig ab.
Horizontal, - Frontal- und in verschiedener Entfernung von der Medi-
anebene geführte Sagittalschnitte belehren über das Innere der Nasenhöhle.
Bemerk. Um einer Zersplitterung der Nasenmuscheln beim Durch-
sägen derselben vorzubeugen , unternimmt man [Hyrtlj diese Operation
zweckmässig unter Wasser, zumal wenn die bezüglichen Thierköpfe bereits
skeletirt sind.
2. Präparation des Augapfels.
Das Studium der Sinnesorgane überhaupt kann nur durch die mikro-
skopische Untersuchung derselben gefördert werden, wenn es sich um die
Erkenntniss genauerer feinerer Details handelt — in gröberen Umrissen
den mechanischen Apparat darzustellen, ist hingegen die Aufgabe der
präparirenden Zootomie.
Diese Thatsache mag es rechtfertigen, dass wir hier nur jener Unter-
suchungsmethoden gedenken, die zur allgemeinen topographischen Orien-
tirung über die Hauptconstituentia der »höheren« Sinnesapparate dienen.
Die Enucleation des Augapfels
erfordert die Off'enhaltung der Lidspalte, die man entweder durch
einen «Sperrelevateur« iSnowden] bewirkt oder in Ermangelung eines
solchen (oder auch bei kleineren Thieren, bei denen sich die Anwendung
eines solchen aus anatomischen Gründen verbietet) dadurch erzielt, dass
man durch kurze Hautschnitte vom äusseren und inneren Augenwinkel
aus die Lidspalte erweitert und die Lider entsprechend nach oben und
unten abpräparirt ; häufig ist auch diese Operation zu umgehen , zu-
mal wenn die übrigen Weichtheile der Augenhöhle keine Schonung er-
heischen und letztere völlig ausgeräumt, der Bulbus exstirpirt werden
darf, in Avelchem Falle die Drüsen der Orbita, das Fett etc. in Einem mit
dem Bulbus entfernt werden.
Wollen wir hingegen lege artis »enucliren« , so heben wir nach Er-
weiterung der Lidspalte an der nasalen Seite ( beim Menschen ) "etwa
3 mm vom Hornhautrande entfernt, eine Bindehautfalte mit der Pincette
auf und durchschneiden sie senkrecht fmit der Scheere). führen dann das
1 . c. Präparation der Nerven und Sinnesorgane.
51
Scheereiiblatt in die Wunde ein und durchtrennen die Conjunctiva nach
oben und unten immer in einer Distanz von 3 mm vom Homhautrande.
dringen sodann mit einem stumpfen »Muskelhaken« hinter die Conjunc-
tiva zwischen sie und Tenon" sehe Kapsel ein, hinter die Anheftungsstelle
der Sehne des M. rectus intermis, ziehen diese hervor und tragen sie et-
was entfernt vom Insertionspunkte ab, um einen Stumpf zu gewinnen,
an dem der Bulbus bei den Aveiteren Manipulationen gefasst werden kann.
Nun durchtrennen wir die Sehnen der M. M. recti inferior und su-
Jjerior knapp am Bulbus und ebenso den M. obliquus sixperior. Ist dies
alles durchtrennt, so fassen wir den Bulbus am Sehnenstumpfe des M. rectus
int., ziehen ihn etwas nach vor- und schläfewärts und gehen mit einer nach
!der Fläche gekrümmten Scheere zwischen Bulbus und nasale Orbitalwand
^it geschlossenen Blättern ein . bis wir den gespannten Nervus opticus
tasten, öffnen dann die Scheere und durchtrennen den Sehnerv, aber nicht
zu knapp amlkilbus, mit einem starken Scheerenschlage. Ist die Durch-
trennung gelungen, so merken wir dies an dem Folgen des Bulbus beim
Riehen nach vorwärts, wodurch er ganz aus der Orbita heraustritt. Nun
aben wir noch die Sehnen des M. rectvis int. und M. obliquus inferior,
owie den lateralen Theil der Conjunctiva zu durchtrennen, um den Bul-
bus ganz frei zu bekommen.
Frische Bulbi werden am besten unter Wasser in einer mit Wachs
usgegossenen Präparirschale untersucht, indem man mit Zeigefinger und
aumen der gestützten linken Hand den Bulbus vorsichtig fixirt, mit
biner scharfspitzigen feinen Scheere im Aequator des Auges einsticht und
biit möglichster Schonung des Glaskörpers Y4 eines Kreisschnittes voll-
■ührt ; die Augapfelhälften werden behutsam mit langen feinen Insecten-
ladeln festgesteckt und nunmehr die liesichtigung der blosgelegten Theile
nit der Stativlupe vorgenommen, an welche sich die Abtragung der ein-
lelnen Schichten des Augapfels (Retina, Chorioidea, -p.^
^clerotica) schliessen mag; ein instructiveres Bild
rhält man von »gefrorenen« Augen, die durch
inen die Sehnervenmitte treffenden Längs- (Sagittal-)
Schnitt in eine rechte und linke Hälfte zerfällt wei-
len; bei diesem Schnitte luxirt man indess leicht die
Linse , die din-ch sägenartige Bewegungen eines
charf geschliffenen Easirmessers zu halbiren ist ; an
;inem zweiten (gefrorenen) Auge vollführe man einen Aec^XiSritlf de^
vollständigen Aequatorialschnitt, an dessen hinterem Nät''G?ftsIe(mif
Segmente (Fig. 13) die Sehnervenpapille Po und die '^opUci'^'^''''^'' ^"^^
Vlacula lutea Ml und an dessen vorderem Segmente - mac^i'a lutea.
Fig. 14) die Iris, die Processus ciliares Pcvmd die Ora serrata Ossich sehr
leutlich und schön erkennen lassen. (Die Linse ist in Fig. 14 weggelassen.)
52
II. Specieller Theil.
Auch in Chromsäure , dann in absohitem Alkohol gehärtete , frisch
eingelegte Bulbi oder nach Htjrtl in starker Subliniatlösnng conservirte
eignen sich hierzu ; der Schnitt hat in einem Zuge
zu geschehen und soll mit einem pag. 4 beschrie-
benen dünnblattigen spitzen Scalpell erfolgen; man
legt die Schnitthälften dann noch für einige Zeit in
absoluten Alkohol und klebt sie hernach an der
äussersten Peripherie mit dickflüssigem Gummi be-
strichen auf eine Glasplatte — das fertige Präparat
bewahrt man in starkem Spiritus.
Fe Os
Vorderes Segment eines
Aeauatorialschnittes des
Bulbus vom Menschen.
Nat. Grösse (nach Merkel.)
Pc = Processus ciliares.
0 s = ora serrata.
Bemerkung. Sehr vortheilhaft ist es, den Aug-
apfel vorerst in Solutio MüUeri zu legen, dann gut aus-
zuwässern, hierauf in starkem Alkohol zu erhärten.
Die Schnitthälften bewahrt man in Carbolglycerin
(p. 28) (Dr. Birnbacher].
Man beachte in der Sclerotica der Vögel (Fig.' 15), Schildkröten,
Lacertilier und Fische den zumeist aus mehreren Knochenplättchen be-
stehenden Scleroticalring ; bei einigen Fischen (Thunfisch) stellt die
Sclerotica eine fast vollständige knöcherne Bulbuskapsel vor; ferner achte
Fig;. 16.
Fig. 17.
Fig. 18.
Auge von Falco chrysae-
tos. (Nach W. Süniiiiering
Copie nach Gerjeniaur).
c = Cornea,
i = Iris,
s' s' = Seleroticalring,
0 = Nervus opticus,
p = Pecten.
Auge von Eso.x lucius
(nach Geginhniir. Hori-
zontalschnitt).
c = Cornea,
p = Processus falcifor-
mis.
s' s' = Scleroticalring.
Hechtauge im Längs-
schnitt ( nach Leuckart)
mit der Glandula chorioi-
dealis zwischen Sclero-
tica und Retina.
Hechtauge nach Entfer-
nung der Cornea und Iris
(nach Leuckart). Die
Linse in Verbindung mit
der Campanula Halleri
und dem Ligamentum
Suspensorium (oben),
welches bei den Fischea
die Zonnla Zinnii ver-
tritt.
man bei Vögeln und Reptilien auf den im Augengrunde liegenden Fächer,
Pecten, auf die Campanula Halleri, das knopfförmige Ende des Processus
falciformis und die Chorioidaldrüse im Auge vieler Fische. (Figg. 16.
17. 18.)
3. Die Präparation des Gehörap parates
pflegt in zootomischen Cursen nicht im Zusammenhange mit den
übrigen, relativ leicht darstellbaren Sinnesapparaten vorgenommen zu
werden, abgesehen von seiner äusseren Sphäre und dem bei vielen niederen
Wirbelthieren frei zu Tage liegenden Trommelfelle, dessen Abtraguug
die C'olumella (Vögel, Reptilien) zur^Ansicht bringt.
\
1. c. Präparation der Nerven nnd Sinnesorgane.
53
Bemerk. Will man einen Einblick in das Gehörorgan der Säuge-
thiere gewinnen , so wähle man junge Thiere, denen man entweder durch
Abbrechen der mit der Pars petrosa noch nicht verwachsenen Schläfenbein-
schuppe nebst dem ihr anhängenden Annulus tympanicus (Träger des Trommel-
felles) das Cavum tympani bloss legt [Hyrtlj , oder nach Entfernung der
äusseren Weichtheile mit Schonung des Annulus nur das Trommelfell sorg-
fältig aiislöst, feine an Kinderköpfen sehr einfache Manipulation) . Bei eini-
ger Vorsicht erhält man leicht die Reihe der Gehörknochen Malleus (Ham-
mer), Incus (Ambos), Stapes (Steigbügel); in situ. Mit der Präparirzange
oder kleinen Knochenzange trägt man hierauf die obere Wand der Trommel-
höhle ab.
Sehr zu empfehlen sind senkrechte Sägeschnitte ') durch macerirte
JTelsenbeine älterer Thiere oder Serien von Horizontalschnitten durch Pyra-
mide und äusseren Gehörgang.
Zur Präparation des Labyrinthes nehme man entweder embryonale
Schläfenbeine oder solche von wenige Tage alten Thieren , die aber 1 Stunde
lang in Kalilauge [Hyrtl zu kochen sind.
Fig. 19.
Schemata zur Erläuterung des Labyrinthes (nach Waldeijer — Copie nach Gegotbaiii }.
I. Fisch. II. Vogel. III. Säugethier.
U — Utriculus. U C — Anfangstheil der Schnecke,
S = Sacculus, C = Schnecke,
U S = Utriculus u. Sacculus, . L = Lagena.
Cr = Canalis reuniens, K = Kiippelblindsack,
R = Recessus labyrinthi. C = Vorhofsblindsack des Schneckencanals.
1) Es werde ein im Schraubstocke festgeklemmtes Schläfebein durch einen senk-
rechten Schnitt in zwei Theile zersägt. Die Richtung des Schnittes wird durch eine
Linie bestimmt, welche den einspringenden Winkel zwischen dem vorderen Rande der
Schuppe und der Spitze der Felsenpyramide mit dem ebenfalls einspringenden "Winkel
(zwischen hinterem Schuppenrande und Warzenfortsatz verbindet. Am vorderen dieser
beiden Winkel ist darauf zu achten, dass der Sclmitt sich etwas auswärts von dem
knTichernen Kanäle hält, welcher zur Aufnahme der Eustachischen Ohrtrompete dient.
Dii'ser Schnitt streift nahe an der äusseren Wand der Trommelhöhle, gewährt die volle
Ansicht aller Wände derselben« [Hi/rtl].
54
II. Specieller Theil.
Die Knochenkapsel des Labyrinthes 'Fig. 19) Cochlea (Schnecke),
Vestibuhim i Vorhofy mit Fenestra ovalis und rotunda, Canales semicir-
culares (die 3 Bogengänge; wird durch Absprengen der sie überlagern-
den porösen Knochensubstanz dargestellt ; hierbei geht man aus [HtjrÜ]
von den Bogengängen, die an der Oberfläche des Felsenbeines als hervor-
tretende Wülste leicht zu erkennen sind.
Bemerk. Die Bogengänge der meisten Vögel, der Selachier, zumal
der Rochen, bei denen sie enorm gross sind , lassen sich leicht darstellen ;
desgleichen am gesottenen Gadusschädel [Batier] .
Man beachte bei Fischen den Saccus vestibuli s. Saccus lapillorum, der'
mit dem Vorhole bald durch einen engen Canal zusammenhängt, bald durch
eine schwache Einschnürung unvollkommen von ihm getrennt ist. Sein Inneres
■wird durch ein membranöses Septum in 2 Kammern getheilt , deren eine ein
rimdliches Gehörsteinchen «Sagitta« , deren andere ein kleineres, verschieden
gestaltetes, »Astericus«, enthält. Im vorderen Theil des Vestibulum liegt der
weisse ovale «Lapillus«.
Der Steinsack der Amphibien ist mit starker Otolithenmasse gefüllt.
Fig. 20.
Gehörorgan von Cyprinus carpio. (Nach E. H. Weier
a = Ve.stihulum membranaceum,
h = Ampulle des hinteren und äusseren
halbkreisförmigen Canales.
c = Vereinigter vorderer (e) und hinte-
rer (d) C'anal,
/ = Oaualis sinus impar,
g = Sinus auditorius impar,
h = Claustruni,
ikl = Kette der Verhindungsknöchelchen,
»1 n = Schwimmblase,
Copie nach Gcgenhmir. )
0 = Luftgang (ductus pneumaticus),
pqrs = Dornfortsätze der ersten Wirbel,
1 = Os occipilale basilare,
P = Os occipitale laterale,
3. 4 = Os occipitale superius,
S = Os petrosum,
7 = Os parietale,
10 = Os alisphenoideum,
11 = Os frontale.
Aufmerksamkeit verdient ferner eine knapp an der Wirbelsäule liegende
und vom ersten Wirbel beginnende Reihe von »Gehör-Knöchelchen« , die
eine Verbindung des häutigen Vorhofs (Perca, Cyprinus etc.) mit der Schwimm-
blase herstellen (Fig. 20). (Umbildungen von Rippen: Claustrum (Riegel),
Trulla (Kelle) , Norma (Winkelmass) , Ancora (Anker) , Hamüs (Haken) .
i
d. Präparation der Gtefässe.
1. Herz.
Nachdem man sich über die Lage des Herzens, seine Stellung, über
die Pericardialverhältnisse , über eventuelle Varietäten in den Haupt-
1. d. Präparation der Gefässe.
55
gefässen orientirt hat, schreitet man zu seiner specielleren Untersuchung;
diese beginnt mit der Eröffnung des Herzbeiitels, welchen man hei grös-
seren Thieren mit der Hand, bei kleineren mit der Pincette kegelförmig
aufhebt, mit einer geraden Scheere der Länge nach schlitzt, und mit
Belassung eines kurzen Lappens an den Anwachsstellen 'Aorta, Art. pul-
monalis etc.) rundum abträgt. Je nachdem die Präparation des Herzens
mit den abtretenden Aesten in sitii oder die Untersuchung des Herzens
allein beabsichtigt wird , ist die weitere Manipulation eine verschiedene.
Nehmen wir letzteren Fall — es soll das frische Herz hinsichtlich seiner
Kammerräume, Klappen etc. für sich untersucht werden. Zu diesem
Zwecke durchschneidet man mit einer geraden Scheere , das stumpfe
Elatt nach unten, der Reihe nach bei der Aorta descendens beginnend die
einzelnen ab- und zutretenden Gefässe, dabei darauf achtend, dass keines
zu knapp am Herzen getroffen wird .
Bemerk. Eine Unterbindung ist ganz überflüssig. Das Herz mit den Lun-
gen im Zusammenhange herauszunehmen und am Präparirbrette die ui-sprüng-
liche!?lLage herzustellen, empfiehlt sich mindestens für Anfänger nicht.
Hat man das Herz frei, so bringe man es in ein mit Wasser ge-
fülltes Becken, säubere es möglichst vom Blute , indem man letzteres
von den Ventrikeln aus gegen die Herzbasis zu durch sachtes Compri-
miren und Hinwegstreifen zu entfernen sucht. Je nach der Grösse des
Herzens ist die Art der Zergliederung eine verschiedene ; kleinere Herzen
— etwa von Umfange eines Kaninchen- oder Taubenherzens — öffnet
man mit einer spitzen Scheere , indem man nächst der Herzspitze die
lateralen Kammerwände vorsichtig perforirt und diesen entlang vorerst
bis zum Sulcus transversus (der Querfurche) die Ventrikelhöhlen bloss-
legt; ein Wasserstrahl aus der Spritzflasche reinigt die letztere, an deren
Innenfläche sofort die »Fleischbalken«, Trabeciilae carneae, sowie die
zapfen förmigen Klappenmuskeln, Miisciili papilläres, wahrzunehmen sind.
Die sehnigen fadenförmigen Fortsetzungen der letzteren, Chordae tendineae,
verlieren sich in den Klappenzipfeln (deren sich beim Säuger 3 in der rech-
ten, 2 in der linken Kammer finden) der venösen Ostien ; man bekommt
diese Klappenapparate, Valvula tricuspidalis rechts) , Valvula mitralis seu
bicuspidalis (links) , deutlich zur Ansicht, wenn man den früher beschrie-
benen Scheerenschnitt bis zur Decke der Vorkammerhöhle fortsetzt.
Ueber die in die ^^orkammern mündenden Venenstämme hat man
sich schon früher orientirt, es erübrigt nur die Besichtigung der an
der Innenwand der Vorkammern vorspringenden , meist zarten Kamm-
muskeln, Musculi pectinati. Nunmehr dringt man mit der Scheere
neuerdings in den rechten, dann in den linken Kammerraum, schiebt
die Spitze derselben in das betreffende arterielle Ostium vor und durch-
trennt in wenigen vorsichtigen Zügen erstmal den von der vorderen
56
IL Specieller Theil.
Wand der rechten Kammer gedeckten Conus arteriosus und den An-
fangstheil der Lnngenarterie, und besieht sich die unter Wasser leicht
flottirenden 3 Wagentaschenklappen (halbmondförmige Klappen), Val-
vulae semihmares, deren freie Ränder, mit einer feinen Pincette erfasst
und etwas abgezogen, einen Einblick in die »Tiefe« dieser Taschenräume
gestatten ; hierauf geht man mit der Scheerenspitze in den linken Kammer-
raum'^und zwar in dem Falle hinter die nun frei zu Tage liegende 2zipfelige
Klappe) ein, und eröffnet vom Ostium arteriös, dextrum aus die Aorta
ascendens , deren Semilunarklappen zugleich mit den Ostien der nach
rechts und links abtretenden Kranzarterien des Herzens besichtigt werden.
Bemerk. Das eben Gesagte gilt vom Säugerherz; das etwas abwei-
chende Verfahren bei der Untersuchung der übrigen Vertebratenherzen er-
giebt sich bei Berücksichtigung der bezüglichen anatomischen Verhältnisse
von selbst (siehe übrigens bei den eini^elnen Klassen) .
Bei der Zergliederung grösserer (Säuger-) Herzen pflegt man zumeist
die von HyrÜ angegebene Reihenfolge in der Untersuchung der ein-
zelnen Herzräume einzuhalten, d. h. mit dem rechten Vorhofe zu be-
ginnen und mit dem linken Ventrikel zu enden. Wem es bequem er-
scheint, mag das Herz in situ eröffnen — andernfalls soll er nach erfolg-
ter Präparation der ein- und abtretenden Gefässe und der Astfolge des
Aortenbogens das Herz in der früher geschilderten Weise ausheben, die
den grossen Gefässen noch anhaftenden Pericardialfetzen und das an der
Herzbasis zumal nächst der Ursprungsstelle der Arteria pulmonalis und
Aorta bisweilen in sehr beträchtlicher Menge vorhandene Fett entfernen
und die zwei letztgenannten Gefässe etwas unterhalb der Theilungsstelle
der Pulmonalarterien in horizontaler Richtung diirchschneiden ; dadurch
ermöglicht man sich einen sehr instructiven Ijlick von oben auf die halb-
mondförmigen Klappen, deren ^'erschluss künstlich durch einströmendes
Wasser leicht zu demonstriren ist. —
Will man nun — nach HyrtVs, Angabe — die Zergliederung i) vor-
nehmen, so hat man »von der oberen Hohlvene nicht ganz bis zur unteren
herab einen Längenschnitt durch die vordere Wand der (rechten) "\'or-
kammer« zu führen, die »äussere Lefze« dieses Schnittes über der unteren
Hohlvene quer einzuschneiden, um einen Einblick in den Innenraum des
Atrium dextrum zu bekommen. \
An der Vorkammerscheidewand über der einmündenden Cava in-
ferior beachte man die eiförmige Grube, Fossa ovalis mit dem Isthmus
Vieussenii; in manchen Fällen, ganz abgesehen von jungen Thieren.
findet man statt ihrer ein »Foramen ovale«, ein feiner Schlitz ist übrigens
häufig zu sondiren; er leitet in die linke Vorkammer. Nach Besichtigung
') Die Hyrtl übrigens in situ empfiehlt.
1. d. Präparatiün der Gefässe.
57
ler Eustachischen Klappe, einer dasOstium venae cavae inferioris umkrei-
lenden niedrigen Falte , der Valvulae Thebesii an der Eintrittsstelle der
Vena magna cordis. sowie der in ilirer Zahl wechselnden Foramina The-
pesii, ist die vordere Wand der rechten Kammer durch einen »V-Schnitt«
KU öifnen, die Spitze des V ist gegen die Herzspitze gerichtet, »sein rechter
Bchenkel falle auf den rechten Herzrand ; der linke streife neben dem
Bulcuslongitudinalis bis zur Wurzel der Arteria pulmonalis hin«. Den nach
pben geschlagenen Lappen durchschneide man quer unter dem Ostium
ktrioventriciilare . Hat man die hier zu besehenden (bereits erwähnten)
llheile durchgegangen, so durchschneide man längs des in das Ostivim
jirteriosum eingeführten linken Zeigefingers mit einer Scheere, das stumpfe
Blatt voran , die Wurzel der Arteria pulmonalis in der Weise , »dass der
Scheerenschnitt eine Verlängerung des linken Eandschnittes der rechten
Kammer ist«.
Um die linke Vorkammer zugänglich zu machen , sind Aorta und
Pulmonalarterie an ihrer Wurzel zu durchschneiden , die vordere Wand
der linken Vorkammer ist durch einen Längenschnitt zu spalten, event.
die SchnittöfFnung zu erweitern , nach Besichtigung der Oeffnungen der
meistens vier Lungenvenen schreite man zur Untersuchung der linken
Kammer.
»Ein Längenschnitt links von der vorderen Längenfurche« und »ein
ähnlicher links von der hinteren gegen die Spitze des Herzens, über wel-
cher sie sich vereinigen, öffne die linke Kammer«. Den dreieckigen Lap-
pen trägt man an seiner Basis ab. In das Ostium arteriosum sinistrum,
das rechts und vor dem Ostium atrio-ventriculare sinistrum » dem Finger
zugänglich ist, Avird das stumpfe Blatt einer Scheere eingeführt« und die
Aortenwurzel an ihrer hinteren Wand gespalten etc. [Hyrtl I.e. p. 290
—294).
Will man das Herz zur bleibenden Aufbewahrung präpariren, so ist
es zweckdienlich, dasselbe vorher nach einer der im folgenden genannten
Injectionsmethoden zu behandeln.
ot. Die Injection mit Unschlitt,
die nach der im allgemeinen Theile für warme Injectionen angege-
benen Weise erfolgt, ist, wie die meisten Herzinjectionen, zweckmässig
in situ vorzunehmen. Die hierbei noth wendigen Gefässunterbindxmgen
richten sich nach dem beabsichtigten Zweck — ganz abgesehen von der
Verschiedenheit der Wirbelthierherzen überhaupt. Gewöhnlich unter-
bindet man die Vena cava inferior und die nächste Astfolge der Aorta
(Subclaviae, Carotiden, Aorta thoracica K die Aorta pulmonalis, und bindet
die zweiTubi in der Richtung gegen das Herz in die entsprechenden Herz-
venenstämme ein , also den einen in die obere Hohlvene (sind deren zwei,
58
II. Specieller Theil.
SO wird die andere nnterbmiden) , den anderen in eine Lungenvene (beim}
Menschen in die linke obere) — die übrigen sind natürlich wieder ziii
linterbinden. Nach eingetretener Erstarrung des injicirten Talges,'
schneidet man das Herz heraus, reinigt es von den Herzbeutelresten, legtl
es in Alkohol, in dem es einige Stunden verbleibt, und trocknet es hier-
auf (dazu sind mehrere Wochen erforderlich) an einem kühlen Orte. Dann
durchschneidet man die Gefässe knapp vor ihren Ligaturen, schneidet
viereckige Fenster in die Vorhofs- und Ventrikelwände und hängt das
Herz an einem warmen Orte behufs Schmelzung des Talges auf, digerirt
das entleerte Herz in warmem Terpentingeist und behandelt es schliess-
lich zur vollständigen Entfettung mit Aether, worauf es mit alkoholischer
Arsenikkalilösung { Hyrtl) an der Zughift definitiv getrocknet wird.
ß. Die Injection mit absolutem Alkohol
ist die am wenigsten umständliche und — reinlichste. Das nach Unter-
bindung der früher genannten Gefässstämme injicirte Herz legt man in
ein im Ueberschusse mit absolutem Alkohol gefülltes Gefäss, in welchem
es je nach seiner Grösse Wochen und Monate laug zu verbleiben hat.
Bemerk. Vor der Alkohol-Injection ist das Herz durch Wasserinjec-
tion vom Blute zu säubern.
In die gehärteten Kammerwände schneidet man dann Fenster ein, —
das Präparat ist in Spiritus aufziibewahren .
y. Die Injection mit rother und blauer Wachsmasse.
lieber die Ausführung derselben ist dem bereits Mitgetheilten zu-
folge nichts weiter zu bemerken , als dass die blaue Masse in die obere
Hohlvene, die rothe Masse in eine Lungenvene injicirt wird. Sobald die
Masse hart geworden ist, was durch Eintauchen in kaltes Wasser be-
schleunigt wird, trennt man das Herz von den Lungen.
Bemerk. Das so injicirte Herz kann durch einen sorgfältig ausge-
führten Schnitt , der durch die Mitte der beiden Septa führt in ein
rechtes und linkes Herz künstlich getrennt werden. Die getrennten Hälften
trocknet man, überstreicht sie mit einer Lösung arsensauren Natrons, bemalt
sie überdies mit rother und blauer Farbe und überfirnisst sie — in gleicher
Weise verfährt man bei der Conservirung des nicht getrennten Herzens. —
2. Gefässe.
Vorbemerkung. Die Präparation der gröberen Gefässramifica-
tionen grösserer Thiere gelingt auch ohne vorherige Injection! derselben
— die der kleineren Wirbelthiere, überhaupt aller Gefässe kleineren Ca-
libers hingegen erfordert, um der Astfolge beim Präpariren stets aiif der
Spur zu bleiben, die Injection einer erstarrenden Masse.
1 . d. Präparation der Gefässe.
59
Bemerk. Diese Injectionen, bei denen die im allgemeinen Theile an-
geführten Vorsichten zu beachten sind, erfolgen entweder vom Herzen aus
durch die betreffenden Herzvenen oder zumal bei kleineren Herzen von
den Vorkammern aus, in deren angeschnittene Wände die Kanülen ein-
zubinden sind ; hat man nur das arterielle Gefässsystem (des linken
Ventrikels) mit Ausschluss der Lungenarterien zu injiciren , so bindet man
die Kanüle direct in die Aorta ascendens ein, nachdem man dieselbe an ihrer
Austrittsstelle quer abgeschnitten hat.
Gefässpräparate grösserer Thiere erheischen oft die Sonderinjection von
mehreren Gefässgebieten aus.
[j Die Gefässpräparation besteht in einem Ausschälen der Gefässe ans
ihrer sie nehst den hegleitenden Nerven umhüllenden Scheide. Hierzu
pedarf man zweier gut gezähnter Pincetten, eines spitzen Scalpells und
einer geraden spitzigen Scheere. Aehnlich wie hei der Nervenpräparation
zerreisst man mittelst der beiden Pincetten die aufgehobenen kleinen
Falten der Tunica adventitia und" trägt die schliesslich im ganzen Um-
fange abgelösten Fetzen mit der Scheere ab ; ist die Scheide zu derb, so
greift man zum schneidenden Instrumente. — Der Vortheil der Präpa-
ration mit den Pincetten liegt darin, dass man ohne Gefahr, unreparablen
Schaden zu stiften , einzelne Gefässe mitten aus complicirten Nerven-
md Venengeflechten heraus darstellen kann.
Bemerk. Die endliche Säuberung der Winkel und der tiefliegenden.
Gefässe erfolgt mit der krummen Scheere.
Zumeist pflegt man nur die Arterien und Nerven zu erhalten und
iie Venen einfach abzutragen ; sollen letztere aber im Zusammenhange
rät ersteren und den umgebenden Weichtheilen präparirt werden, so ist
uich die von den peripheren Aesten aus zu unternehmende Veneninjection
löthig, wenn das Präparat getrocknet wird ; bleibt oder wird es ein Spi-
ituspräparat, dann mag die postmortale Selbstinjection der Venen aus-
•eichen, deren Lumen entsprechend prall zu erhalten — schön sind aber
derartige Präparate nicht, wenngleich ihre Ausarbeitung geübtere Hände
jrfordert, als die eines Anfängers.
Bemerk. Veneninjectionen sind keine gebräuchlichen Schülerarbeiten,
wer sich mit ihnen näher vertraut machen will , möge die citirte Literatur
einsehen.
Die interimistische Conservirung der Gefässpräparate geschieht ent-
weder durch Einlegen derselben in reinen 52^/^ Spiritus oder, wie Hyrtl
empfiehlt, durch eine jeden dritten Tag zu wiederholende Imprägnirung mit
einer alkoholischen Lösung von arsensaurem Natron in sehr geringer
Menge, die mittelst eines feinen Glastrichters oder einer Papiertüte zumal in
die Muskelfurchen und -Gruben geträufelt wird.
Beim Trocknen injicirter Thierleichen oder einzelner injicirter Gefäss-
gebiete sind die einzelnen zu ei-haltenden Theile durch Stützen , seifenbe-
strichene Papier- und Rosshaarbauschen, Unterlagen und dergl. in die ent-
60
II. Specieller Theil.
sprechende Lage zu bringen. Bevor sie zum Trocknen an zugigem Orte aufge-|
hängt werden, sind sie neuerlich mit Arsenik zu durchtränken. Die Bemalung j
der Nerven und Muskeln geschieht mit Leimfarben ; schliesslich ist äas
Präparat mit Mastix zu bestreichen [Hyrtt] .
e. Präparatioii der Eingeweide. Harn- und Genitalorgaue.
Ueber die Exenteration derselben vergleiche die bezüglichen Ab- i
schnitte über die einzelnen Wirbelthierklassen, hier seien nnr ganz allge-
mein die gebräuchlichsten Darstelltings- und Conservirungsmethoden ;
angeführt.
1. Der Respirationstract.
a) Kehlkopf, Luftröhre und Lungen können, nachdem sie sorg-
fältig im Zusammenhang isolirt, gereinigt und ausgewässert wurden, in i
Spiritus von anfänglich schwächerer Concentration (später stärkerer) con-
servirc werden ; will man der stets mehr weniger eintretenden Schrum-
pfinig der Lungen vorbeugen, so injicire man sie vom Larynx oder even-
tuell oberhalb der Theilungsstelle der Trachea aus mit absolutem Alkohol.
Bemerk. Injicirt man die Lungen, so trennt man besser Larynx und
oberen Theil der Trachea ab, da die durch die Ligaturen entstehenden Ein-
schnürungen in kosmetischer Hinsicht allzu störend sind.
b) Kehlkopf und Trachea Averden in arsenikhaltigen Spiritus gelegt,
getrocknet und erhalten hierbei durch Einlegen von eingeseifter Watte,
Holz- und Korkstückchen das ursprüngliche Lumen. Die Epiglottis stützt
man durch ein Stückchen Klebewachs. Die Lungen werden durch einen
vor der Trachealbifurcation eingebundenen Tubus mit Luft gefüllt, hier
unterbunden und dann zum Trocknen frei aiifgehängt, besonders grosse
Lungen legt man zuvor behufs Wasserextraction in Alkohol, kleinere
suspendirt man in aufgeblasenem Zustande in Glasbehältern, deren
]^oden ein Schäl chen mit Chlorkalk trägt. Beide Präparate werden,
nachdem sie völlig getrocknet, gefirnisst.
Bemerk. Schöne Luftröhrenpräparate erzielt man auch durch die
Talginjection (über diese vergl. pag. 60) und
c) Injection der Lungen sammt Trachea durch eine auch kalt anzu-
wendende Mischung von Leinöl, Wachs und Bleiweiss [Hyrtl] .
d) Corrosionspräparate. a. Schellackmasse (pag. 18) von solcher
CJoncentration, dass sie erst bei leichter Erwärmimg im Wasserbade flüssig
wird, injicirt man mit erwärmter Spritze ; um die Brüchigkeit der Masse
zu vermindern, setzt man 5 "/q einer gleich consistenten, durch Papier
oder Mousseline filtrirten, alkoholischen Lösung von venetianischem Ter-
pentin hinzu [Hoyer] .
Bemerk. Zur Corrosion verwendet man hier ganz concentrirte
(rauchende) Salzsäure.
1. e. Präparation der Eingeweide. Harn- und Genitalorgane.
61
Kleine Präparate verweilen in ihr höchstens einen Tag, grössere eine
bis mehrere Wochen. Zur besseren Erweichung legt man das Präparat für
einige Zeit in Wasser, bevor man die Weichtheile abschält. Uoyer legt die
grösseren Präparate nach der Injection in Porzellansiebe entsprechender
Grösse und versenkt sie mit diesen in die Gefässe mit Salzsäure. Die ge-
hörige Säureeinwirkung erkennt man daran , dass sich das Präparat an den
dünnen Rändern mittelst der Spritzfiasche gut auswaschen lässt — hierauf
ersetzt man die Säure allmälig durch Wasser. Die Siebe mit kleineren Prä-
paraten überträgt man direct in Gefässe mit Wasser und spült sie durch
Heben und Senken der ersteren ab. Die schliessliche E-einigung erfolgt mit
der Spritzflasche. Zum Trocknen legt man die gereinigten Präparate auf
Fliesspapier und taucht sie schliesslich einige Male in eine schwache Lösung
von Mastix in Aether.
ß) über die von Hijrtl empfohlenen Corrosionsmethoden vergleiche
pag. 23. Luftwege, Arterien und Venen werden durch verschieden ge-
jfärbte Massen injicirt. — Die injicirte Lunge muss noch warm in die
(!orrosionsflüssigkeit gebracht und die Oberfläche der in Corrosion be-
griff'enen Lunge täglich mit einem feinen Wasserstrahl abgespült werden.
Bemerk. Besondere Vorsicht hat man bei der Herausnahme der Vogel-
Lungen, die tief in den Intercostalräumen eingebettet sind, zu beobachten,
desgleichen bei den Lungen der Krokodile und der Chelonier , die an der
ganzen Dorsalfläche mit dem Peritoneum mehr weniger verwachsen sind.
Schwimmblasen
können mit dem Ductus pneumaticus oberhalb dessen Einmündungsstelle
in den Darmcanal, nach Unterbindung des unteren Darmstückes vom Oeso-
phagus aus, oder abgetrennt vom Darm für sich mit Luft oder Gas ge-
füllt werden ; zu letzterem Zwecke (natürlich ist diese Methode für alle
weniger voluminösen Hohlgebilde brauchbar) verbindet man den eingebun-
denen Tubus mit einem entsprechenden Kautschukrohre , das direct an das
Gasrohr gesteckt wird. Durch entsprechende Einstellungen des Hahnes lässt
sich der Gasdruck erhöhen und herabsetzen.
Die aufgeblasenen und getrockneten Präparate erhalten Fensterein-
schnitte oder werden (Lungen) median durchschnitten, gefirnisst oder mit
Chlorkalk in Glasbehältern iwie obeni aufbewahrt.
2. Der Ver dauungstract.
Die Zunge präparirt man 1) in situ mit den Drüsen der Mundhöhle
imd dem Eachen, 2) im Zusammenhange mit einem 1 heile des Ath-
mungsapparates (Larynx, Trachea), oder 3) für sich mit dem Zungen-
beine.
Sämmtliche Zungenpräparate eignen sich nur zur Conservirtmg in
Alkohol.
Bemerk. Stellt man die Zunge für sich allein dar , so breitet man
sie auf einer viereckigen Glasplatte aus, deren eingekerbte Ränder zur Auf-
nahme der fixirenden Seidenfäden dienen.
Knöcherne Zungenbeine können im Zusammenhange mit dem Kehlkopfe
getrocknet werden, knorpelige eignen sich nur für flüssige Conservirung.
62
II. Specieller Theil.
Speicheldrüsen. Zur leichteren Präparation derselben sucht
man vorerst ihren Ausführungsgang auf und führt eine Borste in den-
selben; hat man sich über die Ausdehnung und Form der Drüse orientirt,
so werden mit Pincette und spitzer Scheere die anhaftenden Fetzen von
Muskelsträngen und Unterhautbindegewebe rein abgetragen und die
Grenzen der einzelnen Läppchen in scharfem Contour blossgelegt (Alko-
holpräparat; .
Bemerk. Hi/rtl empfiehlt die Injection der Drüse mit Quecksilber, das vom
Ausführungsgange aus selbst zwischen den Fingern bis in das Drüsenparen-
chym getrieben werden kann. Mit mikroskopischer Injectionsmasse injicirte
Drüsen lassen sich trocknen.
Speiseröhre, Magen, Darm können, zumal bei kleineren
Wirbelthieren, leicht im Zusammenhange herauspräparirt und getrocknet
werden. Zu dem Behufe spült man ihren Inhalt mit Wasser aus, von dem
man eine oder mehrere Injectionsspritzen voll vom Oesophagus aus in
den Magen eintreibt ; durch massiges Drücken und durch knetende Be-
wegungen imterstützt man hierbei zweckmässig die beabsichtigte Wasser-
wirkung, lässt hierauf das ganze Spülwasser per Anum auslaufen, wieder-
holt diese Procedur mit reinem Wasser inid lässt schliesslich den ganzen
Speisetract einige Stunden in einem Wasserbecken liegen. Aehnlich be-
handelt man natürlich die einzelnen Iheilstücke des Darmkanales.
15ehufs Trocknung lässt man das Präparat, nach seiner Entfernimg
aus dem Wasserbade, gut abträufeln, führt in den Oesophagus einen
Tubus ein, bindet das Endstück des Darms durch eine Fadenschlinge ab
lind bläst durch das Mundstück des Tubus so lange Luft ein, bis sämmt-
liche Darmabschnitte prall gefüllt erscheinen; unterbricht man Athem-
liolens halber diese Operation, so comprimire man mit Daumen und
Zeigefinger oder durch einen Quetschhahn das obere (ösophageale Darm-
stück knapp hinter dem Tubus, schliesslich legt man daselbst eine (dop-
pelte) Ligatur an und suspendirt das aufgeblasene Präparat an einem
zugigen Orte. Zweckmässig ist es, wenn der eingebundene Tubus nicht
aus Glas, sondern aus Messing und mit Hahn versehen ist. Das Messing-
stück wird oben (an seiner weiten Mündung) durch ein Kautschukrohr
mit einem beiderseits glatt geschliffenen Glasrohre (dem Mundstücke) ver-
sehen ; fällt das Präparat etwas zusammen, hat man nur den Hahn zu
ölfnen und nachzublasen — andernfalls erheischt die neuerdings nöthige
Tubuseinbindung ein Aufweichen ') der Darmoberfläche im Wasserbade.
Das Aufblasen voluminöser Darmstücke (Colon, Coecum, Magen grosser
Thiere) erfolgt mit dem Blasebalge oder am Wassergebläsapparate ;
die Anlegung der Ligaturen an allen grösseren Darmstücken (auch an
grossen Blutgefässen, Aorta, Vena cava, Vena portae etc.) hat in der Art
') Bisweilen auch im ersteren Falle unvermeidlich.
1. e. Präparation der Eingeweide. Harn- und Genitalorgane.
63
i! geschehen, dass man ein entsprechend geformtes Kork- oder Holzstück
juch ein Cylinderglas mit dem Boden voraus) in das betreffende Lumen
(||tischiebt und über dieses die Ligatur anlegt , da sonst durch zu ener-
, sches Zusammenzielien]der Ligaturfäden die betroffenen Wände theils
ngeschnitten , theils bei eintretender Trocknung die Luft zu ent-
eichen und die Schrumpfung des Präparates beginnen würde.
An der Einbindungsstelle des Tubus ist ein zur Aufnahme desselben
jitsprechend vorgebohrtes Korkstück zu verwenden.
Bemerk. Grosse vielfach gekammerte Magen, klappen- und faltenreiche
I Darmstücke gerathen ungeachtet der genannten Cautelen häufig in Fäulniss.
wenn man sie nicht zuvor, behufs energischerer Wasserentziehung mit arsenik-
j haltigem Spiritus behandelt hat. — Häufiges Nachsehen über den Fortgang
I des Trocknungsprocesses ist dringend geboten und durch Einschieben von
Klötzchen in faltenreiche Partien dafür zu sorgen, dass die Gesammtober-
fläche in genügendem Masse dem Luftzuge ausgesetzt ist.
In das getrocknete Präparat schneidet man Fenster ein, einerseits
m die innere Darmoberfläche zur Ansicht zu bringen und der Darm-
öhle freie Communication mit der äussern Luft zu verschaffen, anderer-
jits um etwaige Futterreste, die anders nicht zu entfernen waren, heraus-
ehmen zu können. — Unterhalb der Ligaturstellen umschneidet man
dt einem sorgfältig ausgeführten Zirkelschnitte das Darmrohr, welches
jhliesslich mit einer mehrfachen Firnissschicht belegt wird.
Bemerk. Defecte in der Darmwand werden durch sogenannte Achterliga-
turen vereinigt, indem man durch die Ränder der Oeffnung kreuzweise Na-
deln steckt , deren auseinanderweichende Enden mit starken Seidenfäden
durch mehrfache in der Form einer 8 erfolgende Schlingen genähert und
durch einen festen Knopf über dem Kreuzungspunkte in der Lage fixirt
werden .
Bei zarten Därmen behilft man sich mit weissem englischem Pflaster.
das7 in schmalen Streifen aufgeklebt und mit einer mehrfachen Collodium-
lage versehen, einen luftdichten Verschluss abgiebt.
Um einzelneDarmstücke mit den ihre Innenfläche charakterisirenden
>rüsen und Fältchen zur Anschauung zu bringen , stülpt man sie um
nd zieht sie über ein entsprechend weites Glasrohr (abgeschnittenes
Cylinderglas. Lampenrohr etc. oder schneidet sie auf und befestiget
e auf viereckiger Glasplatte (wie oben- pag. 35 u. 61). Wachsplatten
nd hierzu wie überhaupt zu ähnlichen Zwecken nicht empfehlens-
erth, — da sie stets eine flockige Trübung des Alkohols erzeugen.
Bemerk. Hyrtl empfiehlt die Injection der Darmstücke mit Leim und
Leinölmassen, und Ausbreiten der viereckigen Darmwaijdstücke auf Tafeln von
Lindenholz, die mit echtfärbigem schwarzen Taffet übernäht sind ; zum Fest-
stecken nehme man nicht der Grünspanbildvmg ausgesetzte gewöhnliche
Stecknadeln, sondern Zähne eines feinsten Elfenbeinkammes. — (Vergl. den
allgem. Theil i .
64
II. Specieller Theil.
3 Präparate über Leber, Pankreas, Thyreoidea, Thymus,
Milz und Nebennieren.
Die instruktivsten Präparate über die umfänglichen Anhangsdrüsen
des Darmcanales : Leber \ind Pankreas erhält man durch Präparation
derselben im Zusammenhange mit demjenigen Darmstücke , in das sich
ihre Auslührungsgänge eröffnen, dem Duodenum. In diesem Falle inji-
cirt man die gut ausgeAvässerten, rein präparirten Objecte vom Dnodenum
aus mit 95% Spiritus oder absolutem Alkohol und legt sie in ein Gefäss,
das mit der gleichen Flüssigkeit gefüllt ist. Nach einigen Wochen ist
jene Erhärtung des Präparates erzielt, welche ein Einschneiden von Fen-
stern in die Darmwand — mithin eine sehr anschanliche Darstellung der
oder des einmündenden »Ductus hepaticus« und »Ductus pancreaticus«
resp. Ductus choledochus gestattet.
Bemerk. Hat man aber nach der vorhin angegebenen Weise das ganze
Darmrolir getrocknet, so erübrigt nur die Präparation der beiden Drüsen für
sich ; ihre proximal abgebundenen und isolirten Ausführungsgänge lassen
sich zwar mit der Gallenbase vom bezüglichen Darmabschnitte aus mit
Luft erfüllen, nehmen sich aber getrocknet und präparirt nicht in der Weise
günstig aus, dassessich verlohnte (zumal bei seltenen Thieren) , zwei so wich-
tige Drüsen wie Leber und Bauchspeicheldrüse diirch Entfernung ihrer
Secretionsgänge völlig zu verstümmeln ; in diesem Falle bläst man daher
entweder die abgelöste Gallenblase vom Ductus cysticus aus auf (sie fehlt
indess öfters ganzj und trocknet sie etc. ; — auch mit absolutem Alkohol
behandelt, lassen sich an ihr sehr instructive Längsschnitte durch eine etwa
vorhandene Heisier sehe Klappe ausführen u. s. w. — oder man erhält die
Continuität der Gallenblase, des Ductus hepaticus und pancreaticus mit den
bezüglichen Organen.
Das Pankreas lässt sich sehr leicht injiciren — am einfachsten wieder
mit Alkohol, — wird dann auf einer Glasplatte aufpräparirt und in einem
mit Alkohol gefüllten (Jylinderglase bcAvahrt.
Die Leber pflegt man mit oder ohne Gallenblase, nachdem man die
Pforte rein auspräparirt hat, einfach in 52% — bO % Weingeist zu con-
serviren ; schwierig ist eine günstige Situirung im Präparatenglase — sie
darf nirgends einerQuetschung ausgesetzt sein, auch nicht platt am Boden
liegen, da sie sonst nach einiger Zeit unliebsame Formveränderungen er-
fährt ; man lege sie daher auf reichliche Watte gebettet in niedrige Gläser
von entsprechend weitem Durchmesser oder injicire sie (alle ihre Gefässe)
nach Hyrtr scher Methode mit erstarrenden Massen, um sie dann wenig-
stens ohne störende Formveränderung trocken aufbewahren zu können.
Bemerk. Mit ein und derselben Spritze wird zuerst W^achs-, dann feine
Harzmasse aufgesogen. Die grossen Räume füllen sich daher mit Wachs.
Die Methode ist der topographischen Präparation der Pforte, zumal des Duc-
tus venosus Arantii beim Neugeborenen^ wegen, empfehlenswerth.
1. e. Präparation der Eingeweide. Harn- und Genitalorgane.
65
Schilddrüse , Thymus und Nebennieren werden entweder »topogra-
phisch« präparirt im Zusammenhange mit den Organen ihrer Umgebung
(denen des Respirationsapparates, resp. denen des Harn- und Geschlechts-
lapparates), oder sorgfältig abgelöst und auf einer Glas- oder Lindenholz-
platte befestigt in Weingeist aufTsewahrt.
Bemerk. Ueber die Injection der Schilddrüse vergl. Hyrtl. c. pag. 2S1 .
Die Milz behandelt man entweder als Spirituspräparat oder injicirt
^ie (Hyrtl) durch Arterien, löst ihre Tunica propria ab und befreit sie
j durch Kneten unter Wasser von ihrer Pulpa, — hierdurch bringt man
'das Balkengewebe ihres Parenchyms zur Anschauung. Aufbewahrung in
Weingeist. empfiehlt besonders die Schafmilz, deren Malgiphische
Köi-perchen am zahlreichsten und grössten sind.
4. Präparation der Harn- und Genital organe.
Ueber die Präparation in situ sowie über die Herausnahme der Harn-
und Genitalorgane siehe bei den einzelnen Klassen.
Präparate über den gesammten Harn-Geschlechtsapparat in situ wer-
den in Alkohol aufbewahrt ; sehr lehrreich für die gröberen anatomischen
^'erhältnisse sind Medianschnitte durch Rumpf und Becken gefrorener
Leichen , die nach längerem Verweilen im Glycerinbade getrocknet oder
sofort in wasserfreiem Alkohol conservirt werden.
a. Nierenprüparate.
a. Die Nieren werden nach erfolgter Präparation des austretenden
Ureters (beziehungsweise des Nierenbeckens) und der Blutgefässe ihrer
fibrösen Kapsel entledigt, von der man einen schmalen Saum am Hilus-
rande belassen kann, und als gewöhnliche Weingeistpräparate behandelt.
b. Man injicirt die Niere von der Arteria renalis aus so oft mit lauem
Wasser, bis dieses aus der Vena ren. ungefärbt abfliesst. Hierauf injicirt
man vom Ureter aus das Nierenbecken mit wasserfreiem Alkohol und legt
die Niere nach Unterbindung des Ureters in die gleiche Flüssigkeit. Nach
48 Stunden ist sie genügend erhärtet; hieratif legt man sie auf ihre ven-
trale Fläche und präparirt den Hilus durch theilweise Abtragung seiner
hinteren Lefze mit bogenförmigen Schnitten frei, bis die grossen und
kleinen Nierenkelche erscheinen ; durch Entfernung der Blutgefässe und
des geringen Bindegewebes erhält man das Nierenbecken rein, trägt dann
die hintere Wand des Beckens und der Kelche ab , um die Papillae re-
nales ersichtlich zu machen [Hijrtl) .
c. Durchschnitte von Nieren, die mit mikroskopischer Injections-
masse bis in die Corpuscula Malpighii injicirt wurden, dienen zur De-
monstration der Rinden- und Marksubstanz [Hyrtl).
Bemerk. Näheres über mikroskopische Injectionen der Nieren siehe
1. c. Hyrtl, Frey, Orth.
Mojsisovics, Präpavirübnngen. 5
66
II. Specieüer Theil.
d. Wurde die Niere capillar injicirt, nachdem man die Vene unter-
bunden hatte, so kann sie getrocknet werden [Hyrtt] .
e. Die Corrosion der Niere nach vorhergegangener Injection des
Ureters mit gelber, der Arterien mit rother und der Venen mit blauer
Masse [Hyrtl] .
f. Zrir Demonstration des Beckens und der Kelche injicirt man vom
Ureter aus gewöhnliche Wachsmasse ; präparirt die Kelche von hinten
her frei; löst aber die Capsula fibrosa nur an der dorsalen Nierenfläche
ab, legt die Niere auf die Ventralfläche imd steckt die Zipfel der hinteren
Kapselwand mit Nadeln auf der Unterlage fest. Hieraiif trocknet man
das Präparat [Hyrtl] .
ß. Präparate von der Harnblase.
Aufgeblasene und getrocknete Harnblasen sind wenig instructiv,
selbst wenn man durch von den Ureteren her eingeschobene Wachs-
stückchen die Orificia uret. ofi'en erhalten hat; die Ureteren müssen,
nach Unterbindung des Blasenhalses, separat aufgeblasen werden .
Empfehlenswerth sind nur Spirituspräparate; diese sollen beim
männlichen Geschlechte ausser der Harnblase und den Ureteren , deren
Orificia durch eingesteckte Sonden erkenntlich gemacht wurden , noch
den prostatischen Theil der Haniblase mit dem Schnepfenkopfe (Colli-
cvrlus seminalis), wenn thunlich die ganze Harnröhre, demonstriren.
Durch einen am Blasenscheitel beginnenden Medianschnitt macht man
die genannten Theile sichtbar — in die Mündungen der Ductus ejacula-
torii und eventuell in die des Sinus pocularis führt man feine Borsten
ein. Das Präparat wird auf einer viereckigen Glasplatte aufgenäht.
Eine von Lauth angegebene Methode der Conservirung der Harn-
röhre und Harnblase . die sehr empfohlen zu werden verdient , besteht
darin, dass man die Harnblase mit absolutem Alkohol injicirt , dann das
Glied hinter der Eichel unterbindet und das Präparat, dem man die ge-
wünschte Lage zu geben hat, in ein mit gleicher Flüssigkeit gefülltes
Gefäss hängt. Sobald es gehärtet ist , präparirt man die eine Seitenwand
weg oder entfernt durch einen entsprechenden Sagittalschnitt die ausser-
halb der Medianlinie gelegenen I heile, um das in einem flachen Glase
zu suspendirende Präparat en profile zu sehen.
y. Präparate Hier die niännlichen Geschlechtsorgane.
Für kleine Vertebraten lassen sich Gesammtdarstellungen des raänn4
liehen Geschlechtsapparates zweckmässig mit dem zuletzt beschriebe"
nen Blasenpräparate in der Art vereinen, dass man' die in der Bauchhöhle
oder in einem eigenen Hodensacke gelegenen Hoden mit den Samenleitern
vorsichtig frei präparirt und den Medianschnitt vom prostatischen 1 heil der
1. e. Präparation der Eingeweide. Harn- und Genitalorgane.
67
Urethra aus bis zur Glans penis führt ; das Präparat wird in diesem Falle
durch ZAvei an dem freien Rande des median eröffiieten Blasenscheitels
hindurchgezogene Seidenfäden suspendirt. Man wähle für solche Prä-
parate Gläser von oblongem Querschnitte.
Bemerk. Die Glasleiste, auf der das männliche Glied klaffend
erhalten wird, muss schmäler sein als das zwischen den üreterenmündungen
befindliche spatium ; durch entsprechend untergelegte Lindenholzklötzchen
) bewahrt man die Vesiculae seminales sowie die Prostata vor unliebsamen
) Quetschungen.
Eine instructive Aufstellung der gesammten Tlieile des männlichen
Geschlechtsapparates für ein Spirituspräparat ist ohne grossen Kosten-
i aufwand nur für kleinere Wirbelthiere leicht durchführbar; andernfalls
cönservirt man die in zweckentsprechende Complexe getrennten Partien
für sich oder verzichtet auf eine anschauliche Darstellung überhaupt.
I Der H 0 d ej wird mit einem Stück des Samenstranges herausge-
schnitten, seine Hüllen bei den mit Scrotum versehenen Säugern ent-
fernt und in der Weise präparirt. dass nach theilweiser sorgfältiger Ab-
I tragung der Tunica vaginalis propria der Uebergang der Samengefässe
des Hodens in den Kopf des Nebenhodens ersichtlich wird; der andere
Hode verbleibe in seiner Scheidenhaut. Durch eine schwarze Unterlage
hebt man die zu demonstrirenden Theile. (Spirituspräparat.)
t Bemerk. Die schönsten Hodenpräparate sind die durch Quecksilber-
injectionen erzielten — sie sind aber auch die schwierigsten. Ausführliches
hierüber siehe bei Hyrtl 1. c. pag. 325.
Für die Injectionen der Samenkanälchen empfiehlt Gerlach ( siehe
Frey 1. c. p. 32S) Gelatine. »Man legt den Hoden in eine schwache Kali-
lösung während 4 — 6 Stunden, um die Zellen \ind den ganzen Inhalt der
Samenkanälchen möglichst aufzulösen. Dann versucht man, durch Aus-
drücken die Masse vorsichtig zu entfernen und wischt das Organ in Was-
ser ab. So viel wie möglich zieht man die in dem Drüsenkanalwerk ent-
haltene Luft aus und treibt, indem das Organ in warmem Wasser erhalten
wird, ganz langsam die Injectionsmasse (mit C'armin oder Chromblei ge-
1 färbt) ein.« Man versäume nicht an einer Reihe von Hoden, die mit
... '
Solutio Mülleri, nachher mit absolutem Alkohol gehärtet Avurden, Quer-
I und besonders Mediandurchschnitte auszuführen.
Samen blasen können vom Ductus ejaculatorius aus mit Luft ge-
füllt und getrocknet oder als Spirituspräparate mit wasserfreiem Alkohol
injicirt werden .
Die A'orsteherdrüsen präparirt man meistens in situ (siehe oben ; oder
trägt sie ab und eröffnet sie durch einen Medianschnitt. (Alkoholpräpa-
rate.)
Ruthe. In der Ruthe vieler Säuger findet sich ein schon früher er-
5*
68
II. Specieller Theil.
wähnter Knochen (Os penis), der am Skelete belassen oder für sich prä-
parirt wird, wenn man die Rnthe selbst nicht zu schonen braucht. ,
Bemerk. Eine kleine Sammlung dieser verschiedengestaltigen , bis-
weilen gefurchten, Sförmig gekrümmten oder mit einem Schlitze versehenen,
oder vorne gespaltenen Knochen ist, zumal für denjenigen, der sich mit der
Bestimmung von Knochenfragmenten befasst, sehr werthvoll. j
Die Corpora cavernosa (Schwellkörper) werden durch Medianschnitte
des injieirten, gehärteten (unter Umständen gelingt es auch am frischen)
Penis zur Ansicht gebracht , nur muss man in letzterem Falle das Prä- j
parat tüchtig auswässern und dann sofort in starkem (65 — "OO/o) Spiritus ,
conserviren. |'
Zur Härtung injicirt man absoluten Alkohol von der Rückenvene des
Penis ; besser noch sind die von Frey empfohlenen Injectionen mit farb-
losem Leim und nachheriges Einlegen in Alkohol.
Bemerk. »Eine beliebige Menge feiner Gelatine wird klein geschnitten
und mit destillirtem Wasser übergössen, bis der Leim ganz vom Wasser be- i
deckt ist. Nach 24 Stunden giesst man den Rest des Wassers von dem in- f
zwischen stark aufgequollenen Leime ab und lässt diesen auf dem Wasser-
bade in dem aufgenommenen Wasser sich lösen. Wenn man keine Zeit
hat, 24 Stunden mit der Zubereitung der Injectionsmasse zu warten, so
übergiesst man 1 Theil Leim mit etwa 1 5 Theilen Wasser und kocht die
Masse auf dem Wasserbade, bis vollständige Lösung eingetreten ist.« —
( Orth. )
Von Hyrtl werden noch folgende Präparate empfohlen, deren An-
fertigung keine erheblichen Schwierigkeiten bereitet :
1) Eine Wachsinjection der Schwellkörper durch die Dorsalvene des !
Penis in der Beckenhöhle. Das im Erectionsturgor befindliche Glied
wird vom Schambogen abgelöst. Das Corpus cavernosum urethrae wird
mit Eulbus und Glans von den Corporibus cavernosis penis losgetrennt —
und beide getrocknet.
2) Man schneidet das Glied mit möglichster Schonung des Bulbus
Tirethrae ab, spült es durch die Rückenvene mit Wasser aus, unterbindet
dann die Schwellkörper des Penis an ihrer Ablösungsstelle und bläst
durch dieselbe Vene Luft ein. Ist der Penis getrocknet, so fertigt man
eine Serie senkrechter Querschnitte an, die, auf schwarzer Unterlage be-
festigt, das Verhältniss zu einander und das ihrer Betheiligung am Auf-
baue des Penis demonstriren.
3) Injection der Dorsalvene mit Corrosionsmasse (siehe hierüber
pag. 18, 23). Die Ruthen grosser Säuger, z. B. mancher Cetaceen, werden
auch einfach getrocknet ; die Penisschläuche der Schlangen , die derb
fibrösen Ruthen der Schildkröten u. s. w. behandelt man am besten als
Spirituspräparate .
1. A. Säugetliiere.
69
S. Präparate Uber die tveiblichen Genitalorgane.
Bemerk. Ueber die Herausnahme sowie über die Präparation ad hoc
siehe nach in den Capiteln über die einzelnen Wirbelthierklassen.
Ueber die trockene Aufbewahrung berichtet Hyrtl ^ der nach
Lanth's Methode den ganzen weiblichen Genitalapparat behandelte :
)'M er es einmal versuchte wird sich für diese Präparationsmethode
nicht eingenommen fühlen«.
Allgemein pflegt man die weiblichen Genitalien in ihrer Gesammt-
heit (excl. des Os clitoridis, das wie der Ruthenknochen behandelt wird)
in Alkohol mit oder ohne vorausgegangene Injection derselben mit der
gleichen Flüssigkeit zu conserviren.
Bemerk. Vor der Injection unterbindet man die Tuben , die Vagina
stopft man mit in Gaze eingeschlagenen Rosshaarbauschen ( Hyrtl ] bei
grösseren mit Watte bei kleineren) Thieren aus und härtet sie in der zum
Uterus richtigen Stellung. Hierauf trägt man ihre eine Seitenwand ab und
schneidet in die Uteruswand entsprechende Fenster ein.
A. Präparation der Säugethiere.
Inspection des Thier es.
Bevor man zur ISection schreitet, respective die hierzu erforderlichen
Anstalten trifft, hat man das Exterieur, sowie etwa schon äusserlich er-
kennbare anatomische Eigenthümlichkeiten des Thieres ins Auge zu
fassen. Wir nehmen an, das zu untersuchende Thier gehöre zu einer uns
bekannten Species, die aber durch augenfällige Varietäten der verschie-
denen Exemplare ausgezeichnet sei. Um den Grad der Variabilität
richtig zu beurtheilen , ist es aber nöthig , alle systematisch wichtigen
Charaktere der »typischen« Art mit der uns vorliegenden Abart vergleichend
zu prüfen.
Wir beginnen nach der Bestimmung des Geschlechtes mit dem
Grössen- Ausmass ; eine Reihe von Forschern hat zu diesem Behufe eigene
Tabellen angegeben , deren Rubriken durch Eintragen der gefundenen
Masszahlen einfach auszufüllen sind. Viele derselben sind aber für
unsere Zwecke zu umfangreich und zu speciell, wir wollen uns daher an
eine von Hartmann (1. c. u. a. O.) gegebene einfache Vorlage halten,
die sich aus mehrfachen Gründen empfiehlt.
Schema : 1 . Kopflänge (vom Hinterhauptshöcker bis zur Nasenwurzel) .
2. Länge vom Hinterhauptshöcker bis zum hinteren Augen-
winkel.
3. Länge vom vorderen Augenwinkel bis ztxr Nasenspitze.
4. Ohrenlänge aussen.
5. Grösste Ohrenbreite.
70
II. Specieller Theil.
6. Horner- oder Geweihläiige an der stärksten Krümmung
gemessen.
7. Abstand der Horner oder Geweihspitzen von einander.
S. Halslänge im Eücken gemessen.
9. Rückenlänge von der Halsbenge bis zur Schwanzwurzel.
10. Schwanzlänge.
1 1 . Höhe vom Widerrist bis zu Boden.
12. Höhe von der Kruppe bis zum Boden.
13. Kauchlänge zwischen den Insertionen der Vorder- und
Hinterbeine gemessen.
14. Vorderbeinlänge von der Insertion bis zum Vorderknie.
1 5. Dieselbe vom Vorderknie bis zur Fusssohle.
16. Hinterbeinlänge von der Insertion bis zum Hinterknie.
17. Dieselbe vom Hinterknie bis zur Fusssohle.
1 8 . Gesammtlänge des Thieres von der Schnautzenspitze bis zur
Schwanzwurzel .
Bemerk. Ein fester Massstab und ein Bandmass sind hierzu unbe-
dingt nöthig. Hartmann empfiehlt zur Ausführung der Masse 2, 3 den
Tasterzirkel, für 4, 5, 7 den Stangenzirkel, für 1, 6, 8, 9, 10, 11, 12,
13, 18 das Bandmass, für 14, 15, 16, 17 den verschiebbaren Massstab.
Nachdem man das Thier nach der mitgetheilten Schablone ausge-
messen hat, schreite man zur Besichtigung der Körperdecke, ihrer An-
hänge etc. Vorerst ist die Farbe und Qualität der Haare zu berücksich-
tigen, die bekanntlich nach dem Alter, Geschlecht, der Jahreszeit (Klima)
und nach verschiedenen topographischen Verhältnissen (verticale Verbrei-
tung etc.) ausserordentlich Variationen nnterworfen ist; — wurde der
Befund notirt, so gehe man weiter und sehe nach anderen systematisch
verwertheten Eigenthümlichkeiten , Farbe der Nase, Lippen, der Iris
(Form der Pupille), Thränengruben, Schnurrborsten und ihre Anordnung,
nackter und gefärbter Hautstellen im Gesichte, Backentaschen, Form und
Farbe der Hörner oder Geweihe, Form und Stellung des äusseren Ohres
(Drüsen, wie: Occipitaldrüsen der Kamele, Talgdrüsen der Antilopen^
Schafe, Hirsche , Gesichtsdrüse der Fledermäuse , Backendrüsen des
Murmelthiers, Schläf'endrüse des Elephanten etc.) , hieran mag sich die
Besichtigung des Rumpfes schliessen : Zahl, Anordnung und Form der
Zitzen (ob pectoral ? ob abdominal l] , Eigenthümlichkeiten der äusseren
Geschlechtstheile (Form des penis, seine Glans, ob Ruthen-Knochen vor-
handen? eventuell Farbe des Scrotums , Schamlippen, Kitzler etc.),
AfteröiFnung (Gesäss , ob nackt und durch Gesässschwielen oder auf-
fallende Färbung ausgezeichnet?), Drüsen am Rumpfe (Sacraldrüse des
Pecari , Schwanzdrüse des Hirsches , Inguinaldrüsen mancher Nager,
Moschusbeutel des Moschusthieres, Präputialdrüsen (Maus, Hamstern, a.),
1. A. Säugethiere.
71
Dammdrüseii (Eiber, Zibethkatze) , Analdrüsen (Nager, Carnivoren, In-
sectenfresser etc. etc).
An den Extremitäten berücksichtige man Zahl und Form der Zehen,
Qualität der Eeschuhung , ob die Fusssohlen nackt oder behaart sind ?
ob Krallen, Nägel, Hufe? etc., Afterklauen, Warzen, Klaviendrüsen
(Eeh, Schaf etc.] (Schenkeldrüse des Schnabelthieres) etc. vorhanden.
A u s f ü h r u n g d e r S e c t i 0 n .
In den zootomisch- praktischen Hebungen pflegt als Vertreter der
Säugethiere zumeist das Kaninchen Lepus cunicxilus: geAvählt zu werden,
welches sich weniger seiner anatomischen Eigenthümlichkeiten als seiner
Häufigkeit und Billigkeit wegen für diese Zwecke am besten eignet.
Entsprechender wäre es, irgend ein carnivores Säugethier (Hund oder
Katze) zu wählen.
Aus dem genannten Punkte wollen Avir im Geiste die Section eines
Kaninchens ausführen und bei dieser Gelegenheit einige der gebräuch-
lichsten Methoden ausführlicher behandeln.
Vorbereitungen : Ausser dem Präparirbestecke benöthigen wir ein
Präparirbrett. einige Schwämmchen. Nadeln, Bindfaden, einige Glastu-
buse, einige Schalen mit Wasser und ein Handtuch.
Das mit Aether oder Chloroform getödtete Thier wird in der Rücken-
lage am Präparirbrette in der Art befestigt, dass man jede Extremität
mit einer Fadenschlinge entsprechend vom Körper abzieht und am l^rett-
rande an den Holz-Schrauben oder Häkchen anbindet.
Dergestalt erscheint das Thier mehr weniger auf der Mitte des Secir-
brettes fixirt, sein Kopf ist zur Linken des Sekanten gelagert , sein hin-
teres Körperende zur Rechten. Mit einem nassen Schwämme befeuchtet
man vorerst den Pelz des Thieres so , dass die zur Markirung des
ersten Haiitschnittes seitlich gestrichenen Haare der Medianlinie kleben
bleiben ; ehe man das Knorpelmesser ergreift , suche man den Nabel
des Thieres, den man im Schnitte links zu umgehen hat, und fühle, wenn
das vorliegende Thier ein Weibchen ist, die Bauch-Beckengegend, ob
etwa vorhandene Gravidität besondere Vorsicht bei der Eröffnung der
Leibesdecken erheischt.
Bemerk. Bisweilen wird man durch pathologische Neubildungen in
der Gebärmutter in den schönsten Hoffnungen getäuscht.
Hierauf führt man in bekannter Weise (pag. 45) einen Schnitt, der in
einem Zuge die Körperdecke vom Kinn an bis zur Schambeinfuge durch-
trennt. Die linke Hand erfasst hierauf den Hautlappen der rechten Seite,
die rechte trennt ihn mit Schonung der Muskulatur bis zur Achselhöhle
einerseits, bis nahe zur Wirbelsäule in der Weichengegend andererseits,
mit dem zweitgrössten Scalpelle ab — ein Gleiches geschieht mit dem
72
II. Specieller Theil.
linken Lappen. Xor uns liegen von Unterhautbiudegewebe, Fett und
Muskulatur bedeckt der Kehlkopf, die Thyreoidea, der Brustkorb und
die muskulöse Bauchwand, in deren Mitte ein sehniger Streif als »linea
alba« hervortritt.
Bemerk. Hat man einen Balg behufs Ausstopfung zu schonen, so
führt man 5 weitere Schnitte : an der Beugeseite der Vorderextremitäten je
einen bis zur Mittelhand, desgleichen je einen an der medialen Seite über die
Ferse zur Planta der Hinterextremitäten ; der fünfte Schnitt ist eine Fort-
setzung des ersten Hautschnittes, er geht von der Schamfuge aus mit bogen-
förmiger Umgehung der Genitalien und der AfteröfFnung an der Unterseite
des Schwanzes entlang bis zu dessen Spitze. — Das Abbalgen beginnt an den
Extremitäten, indem man den bis zur Palma resp. Planta geführten Schnitt
mit den je an der Beugeseite der Finger (Zehen) bis zu deren Nagelgliedem
geführten Medianschnitten verbindet. Braucht man die Nagelphalanx des
Skeletes wegen nicht zu schonen, so trennt man sie mit dem vorsichtig abzu-
lösenden Balge ab. Die Genitalien erfordern beim Abstreifen einige Auf-
merksamkeit, sie sind aus der sie umhüllenden Haut sorgsam auszuschälen;
Hodensäcke kann man längs der Raphe spalten, hat man sie jedoch durch
einen bogenförmigen Schnitt umgangen, so stülpt man sie über die Hoden
hinweg. Das Abbalgen des Kopfes bereitet den Anfängern die meiste
Schwierigkeit ; — er kommt zuletzt an die Reihe, wenn der Balg bereits bis
über den Nacken abgezogen ist. Hat das Thier Hörner oder Geweihe, so
kann man dieselben knapp am Knochen absägen ; schont man dieselben des
Skeletes wegen, so führt man (Martin) vom Nacken an einen Schnitt zwischen
dieselben und umschneidet sie — durch die entstandene gabelförmige OetF-
nung wird der Schädel hindurch gezogen. — Die Ohren trennt man wieder
knapp am Knochen ab — : vorzügliche Sorgfalt hat man der Abtrennung
der Lider, der knorpeligen Nase und der Lij^pen zu widmen. Der abgelöste
Balg ist von Fett und anhaftenden Muskelfetzen zu reinigen und nach der
pag. 30 mitgetheilten Methode zu conserviren. (Näheres hierüber, sowie
über die Ausstopfung der Säuger siehe in der einschlägigen Literatur.)
Bei zootomischen Uebungen erlauben wir uns einige Freiheiten und
streifen den Balg nur dann vorsichtig ab , wenn die darunter liegenden
Weichtheile in Gefahr gerathen, durch rasche Manipulationen verletzt zu
werden.
Die Eröffnung der Leibeshöhlen kann nach verschiedener Art — je
nach dem beabsichtigten Zwecke — erfolgen.
1) Man eröffnet zuerst die Bauchhöhle, hierauf (ohne Schonung des
Skeletes) die Brusthöhle von der ventralen Mittellinie aus.
2) Man trägt die eine Seitenwand knapp am Sternum. an der Linea
alba, oben längs der Clavicula, unten längs der Leistenbeuge und an der
Wirbelsäule ab, um eine Profilansicht zu bekommen ; hierbei liegt das Thier
auf der anderen Seite. Die diesseitige obere Extremität löst man besser ab.
3) Nach Bloslegung der Baucheingeweide trägt man mit Schonung
sämmtlicher Zwerchfelladhäsionen eine der beiden Thoraxwände ab.
1. A. Säugethiere.
73
"Wir wollen die Fälle 1 und 3 als die für uns entsprechendsten näher
betrachten.
ad 1 . Man hebt mit einer starken Pincette die muskulöse Bauchwand
'kegelförmig empor , schlitzt den C'onus mit* dem Messer an der Basis,
führt durch den erhaltenen Schlitz den Zeigefinger der linken Hand und
drängt durch Anspannen der Bauchwand die Eingeweide zurück, um sie
vor ^'erletzungen mit dem Messer zu schützen ; hiei'auf dringt das Messer
knapp neben dem Finger so in den Schlitz, dass stets sein Rücken dem
letzteren leicht anliegt und seine Schneide nach vorne sieht — der Finger
jfolgt dem Zuge, der (mit Umgehung des Nabels nach links) bis zur
|Schambeinsym])hyse reicht.
Bemerk. Man kann die Ränder der SchlitzöfFnung durch Einführen
von Zeige- und Mittelfinger noch besser dilatiren, in welchem Falle das
Messer zwischen beiden voran läuft ; bei grösseren Thieren drängt man mit
der flachen linken Hand die Eingeweide zurück und hebt die meist dicke
Muskel wand mit der vollen Faust empor.
Benutzt man bei kleineren Thieren zur Eröffnung der Bauchwand die
Scheere, so hat das stumpfe Blatt einzudringen, im Uebrigen gilt das vorhin
Gesagte.
Dem Medianschnitte folgt ein [resp. eigentlich zwei) Querschnitt, der
senkrecht zu ihm jede Seitenwand in ZAvei nahezu egale Lappen trennt
(»Kreuzschnitt« der Autoren) . — Sowie die letzteren Schnitte geführt sind,
weichen die Intestina seitlich auseinander — zweckmässig ist es daher,
die erste Inspection des Situs viscerum nach dem erfolgten Median-
schnitte vorzunehmen, indem man die Schnittränder ab- und etwas in die
Höhe zieht. Nun fasst man den oberen Lappen jeder Seite und führt
längs der durchscheinenden Ili})penbogen einen Schnitt, der die Inser-
tionen der muskulösen Bauchwand vom Thorax trennt ; dann dringt man
mit dem Messer vorsichtig in den nächsten Zwischenrippenraum, setzt
die Knochenscheere. -Zange oder wenn nöthig das Sägeblatt eiir und
durchschneidet die Rippen lieber näher zur Wirbelsäule als zum Brust-
beine, schont noch die CJlavicula ; verfährt ebenso auf der anderen Seite,
durchschneidet hierauf mit schräg nach oben gerichteter Messerschärfe
den Zwerchfellansatz an Rippen und Sternum (nachdem die Leber etwas
zurückgedrängt wurde) und schlägt letzteres, indem man die im vorderen
Mittelfellraume bestehenden bindegewebigen Adhäsionen behutsam löst,
sammt den anhängenden Rippenstücken nach oben über, trennt die Brust-
bein-Schlüsselbeingelenke (beziehungsweise die Verbindungen des seh-
nigen Schlüsselbeins mit dem Sternum) und hebt diese ganze Decke in
Einem ab. — Brust und Bauchhöhle liegen nun völlig entblösst vor.
ad 3. Die Bauchhöhle wird wie vorhin eröffnet, die Thoraxwand
aber in der Art abgetragen , dass mit einstweiliger Belassung des Brust-
74
II. Specieller Theil.
beins nur diejenigen Eippenstücke ausgesägt werden, die nicht dem
Zwerchfelle Insertionspunkte bieten; man steche daher in dem I. oder
2. Intercostalraum ein und dringe nach abwärts vor, so wird auch der
Anfänger sich leichter zurecht finden. Hat man beiderseits diese Mani-
pulation vorgenommen, so sieht man die Erusteingeweide in situ und
lernt (nebst dem nicht bestehenden vorderen Mittelfellraume) die viel-
fache Bedeutung des Diaphragmas auch vom »anatomischen« Standpunkte
aus würdigen.
Hat man sich von diesem Bilde eine Skizze entworfen , so mag das
Sternum abgehoben und zu der später zu schildernden Specialunter-
suchung der l^rusteingeweide gesehritten werden.
Bemerk. Zumeist herrscht der Usus, mit der Untersuchung der Bauch-
organe zu beginnen, hierauf Herz, Lungen etc., und erst zum Schlüsse nach
der Entfernung aller dieser Organe die Nieren und Genitalien vorzunehmen.
Wir beginnen mit der Untersuchung der Mundhöhle, als dem Aus-
gangspunkte des Kespirations- und Verdauungssystemes, und verbinden
die Beschreibung der successive in den einzelnen Hauptkörperregionen
auftretenden Organe mit deren Topographie. ^)
Auf die Besichtigung der mit langen steifen Schnurrhaaren besetzten
Lippen und der die Oberlippe auszeichnenden «Hasenscharte« folgt die
2 • 2
Untersuchung der Zähne, die sich nach der Formel: Schneidezähne j — ^,
Eckzähne II — - , Praemolare ^ — ^, Molare v. — — 28 beim erwachsenen
Thiere anordnen. —
Hierauf öffnet man den Mund , reinigt mit einem nassen Schwämm-
chen die Mundhöhle, besichtigt den eines Zäpfchens ;Uvula) entbehrenden
weichen Gaumen, zieht die Mundhaut seitlich ab und bemerkt einen an
ihrer Innenseite bis zu den Backzähnen reichenden l^esatz dichtstehender
Haare. Nun durchschneidet man vom Mundwinkel aus die Backe, diuxh-
trennt den M. masseter, die Insertionsstelle des Schläfenmuskels am
Kronenfortsatz des Unterkiefers , die M. pterygoidei , exarticulirt den
Unterkiefer und zieht ihn seitlich und nach unten ab — man übersieht
nun folgendes : {|
Gleich hinter den Schneidezähnen das Foramen incisivum, von einer
mit Schleimhaut überzogenen Membran verschlossen, — das mit zahl-
reichen Querrunzeln versehene Gaumengewölbe und dicht hinter den
Dentes incisivi posteriores jederseits die längliche Mündung des Nasen-
gaumenganges. Im langen weichen Gaumen (Veluni palatinum), unweit
') In monographischer Darstellung hat »Die Anatomie des Kaninchens in topogra-
phi.scher und operativer Hinsicht« W. Krause bearbeitet. (Leipzig, W. Engelmann 1S68.)
1. A. Säugethiere.
75
es Kehldeckels , finden sich zwei grubige Vertiefungen : die Mandeln
ronsillae) .
Die längliche Zunge in ihrer vorderen Hälfte mit sohwammartigen
i^'ärzchen (Pap. fungiformes) besetzt, hat im mittleren hinteren Theile
, .ne zugespitzt endigende, knorpelharte Platte [Krause)^ jederseits dieser
ine Papilla circumvallata.
Auf dem Boden der Mundhöhle mündet die etwa 14 mm [Krause)
]mge Glandula subungualis (Unterzungendrüse) und unter ihr, getrennt
urch den Kieferzungenbeinrauskel , ist die etwa 5 cm lange Glandula
Libmaxillaris (Fig. 21) gelagert, deren x\usführungsgang (»Ductus Whar-
jnianus«) sich neben dem Zungenbändchen öffnet.
Bemerk. Präparirt man
die Wangenhaut vorsichtig ab,
so trifft man auf eine ansehn-
liche, aus 3 Lappen bestehende
Speicheldrüse , die »Glandula
parotis« , deren Ausführungs-
gang (»Ductus Stenonianus") aus
dem vor dem Ohre gelagerten
Lappen austritt, eine Strecke
weit gerade nach vorne verläuft
und sich dem letzten oberen Mo-
lar gegenüber in die Backen-
schleimhaut einsenkt (Fig. 22).
Mit der Präparation der
Augenlider Palpebra superior,
nferior und der grossen Nick-
laut) ist die der Augenhöhlen-
[rüsen, der Glandula infraorbi-
alis , deren Ausführungsgang
lachst dem dritten oberen
Jackenzahn in die Mundhöhle
lündet, sowie die der Glan-
ula lacrymalis und Harde-
iana, beide in den Conjuncti-
alsack mündend, zweckmässig
11 verbinden.
Der hinter dem weichen Gaumen resp. hinter Mund- und Nasen-
öhle befindliche Raum ist : der Rachen ; in ihm kreuzen sich die Luft-
nd Speisewege ; er steht mit der Aussenwelt in Communication durch
') Radix linguae (Zungenwurzel) nennt man den amZungenbein befestigten Theil —
wischen ihr und der Spitze (Apex) liegt der Zungenkörper >C'orpus linguae).
Fig. 21.
M
Kopf von Xepus cuniculus (von unten) nach W. Krause,
zur Demonstration der Glandulae snbmaxiUares , deren
rechte nach aussen übergelegt wurde.
D = Ductus Whartonianus. Weiter rückwärts die Arte-
ria suhmaxillaris, dahinter die gleiclinamige Vene.
F/a = Vena facialis anterior.
XII = Nervus hypoglossus.
(Äs = Ramus submentalis sinister aus derArt. max. ext.
sin).
7(3 II. Specieller Theil.
die Mundhöhle , in die man von ihm aus durch den Racheneingang
Isthmus faucium, gelangt, und durch Vermittlung der Nasenhöhlen, derei
hintere Oeffnungen , die Choanae , ebenfalls seine vordere Wand durch-
brechen ; andrerseits setzt er sich vermittelst des Schlundkopfes (Pharynx
in ein hinter der gleich zu erwähnenden Trachea, der Luftröhre, gelagerte>
muskulöses Rohr fort: die Speiseröhre (Oesophagus), die, am Halse hintei
der Luftröhre links etwas vorstehend, durch die obere Brustapertur ver-
läuft, zweitens gelangt man von ihm ^) aus in den durch den Kehldeckel
(Epiglottis) überragten Zugang zum Kehlkopfe.
Fig. 22.
Kopf von Lepus cuniculus dorn, (nacli U'. Krunse).
G i = Glandula infraorbitalis.
Nf = der aus dem Foramen stylomastoideum austretende Nervus facialis, unter ihm die Glandula paro-
tis, deren oberer Tlieil nach unten und vorn zurückgeschlagen ist.
Der Ductus Stenonianus ist punlttirt.
Vje = Vena jugularis externa (injicirt), theilt .>iich an ihrem oberen Ende in dieVcnae faciales superior
und posterior.
Letzterer ist relativ gross, ca. 8 mm lang, und aus 7 Knorpeln :
zusammengesetzt ( Cartilago thyreoidea , bestehend aus einer rechten I
und linken seitlichen Platte , die in der Mittellinie zusammentreten,
der ringförmigen (!artilago cricoidea, der rechten vmd linken Cartilago
arytaenoidea mit der länglichen Cartilago Santorini an ihrer oberen
Spitze , und den winzigen Wrisberg'schen Knorpeln) . Hebt man die
Epiglottis empor, so erblickt man zwei mit Schleimhaut bekleidete
Paare von parallel und nahe übereinander gelagerten Bändern, von denen
die unteren, ca. 5mm [Krmise] lang, von der Hinterfläche des durch
') In .seinen oberen Theil (»der Nasenrachenhöhle) münden die Tubae Eu.stachii.
1. A. Säugethiere.
77
ie seitlichen Schildknorpelplatteu gebildeten Winkels entspringen und
ich bis zum vorderen Rande der Giesskannenknorpel erstrecken: die
nge Spalte, die sie zwischen sich lassen, ist die wahre Stimmritze, Glottis
fera, sie selbst heissen — zum Unterschiede von den zarteren oberen
Ligamenta spuria« — wahre Stimmbänder oder Ligamenta glottidis vera.
dat man sich die eben erwähnten Verhältnisse besehen, so spaltet man
len vom Schlundkopfe (S. str. ) freipräparirten Kehlkopf von hinten
ler mit den Blättern einer kleinen spitzen Scheere und besieht sich noch
lie zwischen je einem wahren und falschen Stimmbande gelegene Mor-
^agni'sche Bucht.
Die an den Larynx sich unmittelbar anschliessende, aus über 40 un-
ollständigen Knorpelringen bestehende Luftröhre (Trachea) wird erst
lach erfolgter Untersuchung der Brustorgane lospräparirt resp. geschlitzt.
Ühe wir die letzteren in Angriff nehmen, interessirt uns noch eine wieder
US mehreren Lappen (einem rechten, einem linken und einem mittleren
?heil) bestehende Drüse: die Glandula thyreoidea oder Schilddrüse,
eren braunröthliches Parenchym den seitlichen Flächen des Schild- und
lingknorpels, sowie den oberen Ringen der Trachea anliegt.
B r u s t o r g a n e .
Wir haben ihre natürliche Lagerung noch nicht geändert — das
»rustbein wird noch durch die fibröse Clavicula einerseits, durch seine
nteren Sternocostalgelenke andererseits in seiner Lage fixirt, nur die
eitenwände des Thorax sind entfernt, mit ihnen zugleich aber der grösste
heil jener serösen Haut, welche, seiner Innenseite dicht anliegend (durch
eständige Prodviction einer geringen Quantität wässeriger Flüssigkeit
Pleura-Flüssigkeit] ) , der Lunge eine schlüpfrige Oberfläche zuwendet :
ie Pleura costalis oder das Rippenfell. — Nur die lichtrothen Lungen,
ie mit ihren entsprechenden Flügeln den rechten und linken Thorax-
lum , wenigstens in vivo — vollständig ausfüllen , sind frei sichtbar —
ivischen beiden in der Mitte des Thorax lagern einstweilen noch ver-
eckte Organe — der sie beherbergende Raum heisst »Mittelfellraum«,
iavum mediastini ; heben wir jetzt vom Brustbeine etwa Ye seiner Länge
on oben gerechnet in der Weise behutsam ab, dass wir mit der Messer-
jhärfe nach oben die zahlreichen bindegewebigen Adhäsionen an seiner
nteren Fläche lösen, so sind wir in jenem Theile des Mittelfellraumes,
er als vorderer Mittelfellraum zum Unterschiede von dem hinter den nun
losgelegten Organen befindlichen »hinteren Mittelfellraum« beschrieben
ird. Wie schon vorhin bemerkt, existirt thatsächlich ein vorderer Mit-
;lfellraum im Sinne eines »Hohlraumes« nicht, vielmehr finden wir
a seiner Statt nebst reichlichem durchsichtigem Bindegewebe bei jungen
hieren eine die Herzbasis überlagernde meist längliche , blassröthliche
78
II. Specieller Theil.
Fig. 23.
1. A. Säugethiere.
79
rüse, ileieu Function bislang völlig unklar geblieben ist: die Ihymus-
üse, bei älteren Individuen deren Eeste, nebst Fett u. dgl.; man trägt
e mit der Scheere ab. — Nunmehr
das Herz
eingeschlossen von
inem dünnhäutigen serösen Sacke :
■m Herzbeutel (Fericardium) , vor, wir
!ben letzteren mit der Pincette auf,
blitzen ihn der Länge nach und ge-
ngen in seine Höhle . die ausser dem
erzen selbst eine geringe Quantität
in »Herzbeutelflüssigkeit« in sich
rgt. Die rechte Kammer, "N'orkam-
er sammt Aurikeln erblicken wir
irerst, die linken gleichnamigen Oe-
lde sind noch theilweise verdeckt
ig. 24); wir schlagen das Herz mit
iner Spitze aufwärts, präpariren den
erzbeutel von seinen Anwachsstel-
ti am Zwerchfelle 'i und den beiden
euren ab und gelangen zu den beider-
itigen Lvmgenpforten, den Eintritts-
dlen der gleich zu erwähnenden
■onchien, Arteriae pulmonales — den
istrittsstellen der Venae pulmonales,
irch diese drei letztgenannten Ge-
ide entstehen die resp. Lunken-
irzeln .
Ehe wir weiter gehen, erinnern
X mis, dass die Luftröhre bald nach
rem Eintritte in den Thoraxraum
;h in 2 nur bei wenigen Säugern
3) Haupt-Aeste (Bronchi) S])altet
3ifurcationsstelle der Trachea« . von
;nen der rechte in die aus 3. bezie-
mgsweise aus 4 Lappen Lohns su-
rior — medius — inferior, letzterer
isitzt einen lobus medialis und late-
lis s bestehende rechte Lun^e — der
ike in die aus einem Lobus sviperior
Herz, Lungen und Trachea von Lepus cuni-
culuo (nach W. Kiausff.
Aus dem Arcus aortae entspringt der Truu-
C'us anonyiuUF, aus welchem die Arteria caro-
tis Piuistra und etwas höher oben die Arteria
carotis dextra und arteria subclavia dextra
abtreten.
Der zweite aus dem Aortenbogen entsprin-
gende Stamm ist die Arteria subclavia sinittra.
A d = Aorta descendens.
Unter dem Aortenbogen sieht man die
Arteria pulmonalis.
Csd = Vena cava superior dextra.
Css = Vena Cava superior sinistra (abge-
sehnitteui.
F.S d = Vena subclavia dextra.
Vss = Vena subclavia sinistra.
17 c' = Vena jugularis externa sinistra.
Vje = Vena jugularis externa dextra.
O'ci = Ganglion cervicale inferius.
c »• = Ganglion cardiacum.
S b' = Nervi sympathici dexter et sinister.
Rc = Eanii cardiaci Kervi vagi dextri et si-
nistri F V mit den Nervi sympathici
verlaufend.
') Siehe hierüber Siehold und Stannius (Lehrb. d. vergl. Anat. 2. Bd. p. 434)
nach nur bei den höheren AfFen und Cetaceen die untere Herzbeutelfläche durch Zell-
webe am Zwerchfell befestigt sein soll.
80
II. Specieller Theil.
und inferior bestehende, also nur zweigelappte linke Lunge dringt; der
Lappenzahl entsprechend zerfallen beide Bronchi alsbald inEamificationen
kleineren Kalibers etc. Hinsichtlich der Gefässverhältnisse ist uns ferner
bekannt, dass die aus der linken Kammer entspringende Aorta sich in einen
aufsteigenden, einen »Bogen« und absteigenden Theil sondert , dass von j
ersterem die 2 Kranzarterien des Herzens, vom zweiten die Arterien für
Kopf, Hals und die oberen Extremitäten, vom letzten schliesslich alle übri-
gen »Körper«-Arterien abtreten — alles vom »Körper« zurückkehrende j
Blut sammelt sich im rechten Atrium (für die obere Körperhälfte besitzt
das Kaninchen 2 Venae cavae superiores, für die untere die einfache V. c.
inferior) , gelangt von hier in die rechte Kammer, aus welcher es durch
die Arteria pulmonalis, die sich vor der Trachea in eine rechte und linke
spaltet, in die bezüglichen Lungenflügel geführt wird ; wo sie sich theilt,
tritt der Ductus Botalli ab , der in den Brusttheil der Aorta descendens
mündet — er ist meistens obliterirt. Das in den Lungen arterialisirte
Blut tritt durch die Lungenvenen via linke Vorkammer in die linke Herz-
kammer.
Bemerk. Entweder finden sich eine Vena pulm. comm. dextra und
eine sinistra — oder jede von ihnen tritt alsV.p. sup. und inferior — dem-
nach vier im Ganzen — gesondert ein.
Bemerkenswerth ist der Umstand , dass die erst eine kurze Strecke
nach rechts ziehende Aorta über die Pulmonalarterie, beziehungsweise
über deren rechten Ast hinwegziehend auf dem linken Bronchus «reitet«
und, an der linken Seite der Wirbelsäule hinter dem Oesophagus, rechts an
den Milchbrustgang grenzend, z\im Zwerchfell gelangt , welches sie im
»Hiatus aorticus« durchbohrt, um als Bauchaorta sich jenseits desselben
fortzusetzen .
Folgende wichtigste Hauptäste der Aorta ^) sind zu präpariren : ^
1 ) Der kurze Truncus anonymus, er liegt an der rechten Seite der Luft-
röhre, giebt sofort die Arteria carotis communis sinistra und eine kurze
Strecke weiter oben die Arteria carotis communis dextra sowie die Ar-
teria subclavia dextra ab. — Beide Carotiden ziehen seitlich der Luftröhre
bis' zum Unterkieferwinkel , woselbst sie sich je in eine Arteria carotis
interna und externa spalten.
2) Die Arteria subclavia sinistra.
Die Schlüsselbeinarterien verlaufen hinter und über den gleich-
namigen Venen unter den Claviculis in die Achselgruben (Artt. axillares),
dann weiter (als Artt. brachiales) zur Ellenbogengrube, unterhalb welcher
sie sich in 2 Aeste : eine Art. ulnaris und eine Art. radialis theilen, um
schliesslich in der Hohlhand den Arcus volaris zu bilden.
') GefässanomaHen sind keine Seltenheit — stets sollten sie jedoch notirt werden.
1. A. Säugethiere.
81
Von grösseren Venenstämmen hätten wir zn präpariren : die Venae
jugnlares externae und internae dextra et sinistra, sowie die beiden
Venae svibclaviae.
Die äussere Jng\ilarvene verläuft ganz oberflächlich am Halse, vereinigt
sich mit der schAvächeren inneren Jugularvene, die hinter der Arteria carotis
communis liegt, und der betreffenden Schlüsselbeinvene zur Vena cava
superior der entsprechenden Seite. Din-ch das Foramen venae cavae des
Zwerchfells steigt empor an der rechten Seite der Speiseröhre entlang die
Vena cava inferior, um von unten ihr Blut in die rechte Vorkammer
zu ergiessen.
Bemerk. Wiewohl die Präparation der Nerven den Gegenstand spe-
ciellerer Arbeiten Vorgeschrittener zu bilden hat und in zootomischen Cursen
meistens nicht vorgenommen wird, so sei hier zur Vervollständigung des ge-
wonnenen Bildes bemerkt, dass man folgende wichtige Nerven leicht mit in
Berücksichtigung ziehen kann.
1) Der Nervus vagus dexter läuft hinter der Arteria carotis communis
am Halse herab, nachdem er nächst der Carotidentheilung den Ramus car-
diacus abgegeben, gibt vor seinem Durchtritte durch die obere Brustapertur
den Ramus recurrens ab, läuft rechts vom Oesophagus (siehe oben) in die
Brusthöhle zur hinteren Magenwand ; der Nervus vagus sinister liegt seitlich
der linken Art. carotis, hinter dem unteren Ende der linken äusseren Jugu-
larvene und der linken Hohlvene, gelangt nach Abgabe des Ramus recur-
rens vor die Aorta descendens thoracica, steigt oberhalb der linken Pulmo-
nalvene herab zum Oesophagus und zieht dann zur vorderen Magenfläche.
2 ; Der Nervus sympathicus mit den zwölf vor den Rippenköpfen liegen-
den üanglia thoracica. Das erste Ganglion gibt Fäden zu dem zwischen der
Aorta ascendens und Arteria pulmonalis gelegenen Plexus cardiacus. Vom
achten an abwärts entsteht von den unteren Ganglien der Nervus splanchni-
cus [Krause] .
Ist man mit der Präparation so Aveit gekommen, so führe man einen
Tubiis in die Trachea, blase durch denselben die Lxingen auf und beachte
die Ueberdeckung des Herzens durch die Lungenflügel im Momente der
höchsten Inspiration.
Nunmehr unterbindet man 1) die Lungenwurzeln, durchschneidet sie
hinter der Ligatur, d. h. gegen die Lungen zu; — 2) die drei Hohlvenen
durch doppelte Ligaturen, zwischen welchen sie durchtrennt werden, und
präparirt das Herz mit der Aorta sammt grossen Aesten und die Pulmo-
nalarterie völlig frei — hebt es heraus und legt es bis zur Speciahinter-
suchung in ein Schälchen mit Wasser.
Hierauf durchschneidet man die vom Diaphragma zu den unteren
Lungenlappen ziehenden Ligamente (Ligamentum pulmonale dextrum et
sinistrum) und entfernt die Lungen. Ein Gleiches geschieht mit der
Trachea, die man der Länge nach spaltet , den Kehlkopf belässt man in
situ, bis die Verdauungsorgane absolvirt sind.
Mojsisovics, Präparirübiingen.
6
82
II. Öpecieller Theil.
Ausser einigen Intercostalnerven , dem Grenz stränge , und einigen
Blutgefässen bleibt uns nur der Oesophagus zurück, den wir Yom
Pharynx bis zu seiner Durchtrittsstelle durch das Zwerchfell, »dem Fora-
men oesophageum«, frei präparirt vor uns haben; nunmehr besehen wir
uns den Thoraxraum näher und beachten den für alle Säuger charakte-
ristischen völligen Abschluss desselben von der Bauchhöhle durch einen
vimfänglichen Muskel : das Zwerchfell, dessen sehniger mittlerer Theil,
das »Centrum tendineum«, scharf absticht von der peripheren musku-
lösen Partie ; heben wir mit der Pincette einige seiner Mittelpartie noch
anhaftende Bindegewebsfetzen auf, so reconstruiren wir seine ursprüng-
liche »Kuppe». — Die »Fetzen« sind Reste der Pleuren, von denen die
auf der Z^verchfelloberfläche inserirenden Theile als »Pleurae phreni-
cae« speciell beschrieben werden.
Bauch- un d B e cke n Organe.
Die muskulösen Bauchdecken sind bereits durch den Kreuzschnitt
durchtrennt und zur Seite geschlagen — rechts oben »dem Diaphragma
anliegend« erblicken wir die Leber, links davon — die Mitte und einen
grossen Theil des linken Epigastriums einnehmend — den Magen, unter
beiden den langen Darmcanal , von dem der riesige Blinddarm den
Magen an Inhalt lOmal übertreffend [Krause) , besonders rechts den
grössten Raum einnimmt.
Bemerk. Man beachte gelegentlichen Situs perversus ; dem Schreiber
dieses liegt eben ein derartiger Fall vor.
, .. ^
Ist die Harnblase gefüllt, so ragt sie wegen ihrer bedeutenden Grösse
auffallend weit in die Bauchhöhle empor ; — wir schlagen nun den ganzen
Darmtract einstweilen seitwärts über, die Leber nach oben , ziehen den
Magen etwas nach \md erblicken die blassröthliche, bisweilen blauröth-
liche längliche Milz, die durch die grosse Curvatur des Magens bisher
verdeckt war. Fast knapp neben der Wirbelsäule in der Lendengegend
liegen die ungelappten blauröthlichen Nieren ; die rechte meistens etwas
höher als diei linke ; einwärts und ein wenig über der Nierenpforte liegt
jederseits ein flachgedrücktes, rundliches , weissgelbiiches Gebilde : die
Nebenniere.
Ehe wir den Darmcanal in seiner ansehnlichen Länge entfalten inid
seine grossen Drüsen entfernen , beachten Avir die zu seiner Befestigung
in der Bauchhöhle dienenden Bauchfell- (Peritoneal-) Duplicaturen. Be-
kanntlich werden die einzelnen Partien des Darmcanales durch solche
von der Rückenfläche ausgehende Duplicaturen, die auch die Gefässe
mit einschliessen , fixirt und erhalten diese Duplicaturen) je nach den
von ihnen suspendirten Theilen die Namen : Mesenterium , Mesocolon,
1. A. Säugethiere.
83
Fig. 25.
Mesorectum ; ausser ihnen sind aber noch eine Reihe von »Peritoneal-
ligamenten« speciell anch vom Kaninchen [Krause) beschrieben worden,
deren wichtigste wir auf-
suchen wollen.
1) Das Ligamen-
tum Suspensorium he-
patis , das Aufhänge-
band der Leber (Fig. 23) ,
zieht in sagittaler Rich-
tung vom Zwerchfell
zur Leber, deren rech-
ten und linken Lappen
scheidend.
2) Das kleine Netz
tum minus, kommt von der queren
Lebergrube und heftet sich an den
kleinen Magenbogen , geht über
in das Lig. hepato-duodenale von
derselben Grube zum Zwölffinger-
darm ziehend .
3) Das Ligamentum gastro-
lienale i befestigt die Milz an den
Magengrund hängt zusammen mit
einem vom Zwerchfell zur »Cardia«
(Magenmundj ziehenden Lig. phre-
nico-gastricum.
4) Das grosse Netz, Omentum
majus, zieht vom grossen Magen-
bogen zum C'olon transversum. —
^un durchtrenne man das
Leberaufhängeband, unterbinde die
Speiseröhre knapp unter dem Fora-
men oesophageum , durchschneide
sie, löse die Anlöthungsstellen des
Mesenteriums an der Lendenregion
Die Duodenalsclilinge mit dem Pancreas
(nach Vi'. Ki-av.se).
V = Pylorustheil des Magens. V f = Vesicula fellea
mit dem Ductus cysticus, der sich mit den hier ab-
geschnittenen Ductus hepatiei dexter und sinister
(vergl. Textl zum Ductus choledochus vereint. D \V
= Ductus Wirsungiauus (pancreaticus), sich ver-
ästelnd im Pancreas, dessen linker oberer querlie-
gender Theil sich bis zur Milz erstreckt.
und beachte die an der Radix mesen-
terii gelegene Masse zusammenhängender Lymphdrüsen — das Pancreas
Aselli (3 cm lang. 1 cm breit) [Krause] — und unterbinde schliesslich
zweifach den Mastdarm. Ist letzterer auch — zwischen den Ligaturen —
durchschnitten, so werden nur mehr nebensächliche Adhäsionen, behufs
Herausnahme des abdominalen Theils des Speisetractus, zu überwin-
den sein.
6*
84
II. Specieller Theil.
Die exenterirten Eingeweide breite man am Präparirbrette in einer
so viel als möglich natürlichen Lage aus und beginne die Untersuchung
"mit dem Magen, der von der Cardia bis zum muskulösen Pförtner mit der
Scheere längs der Curvatura minor aufgeschnitten Avird. Man beachte
den einen tiefen Sack bildenden Fundus ventriculi und das etwas abge-
schnürte Antrum pyloricum — der hierauf folgende Darmabschnitt ist
der ZAvölffingerdarm (Duodenum); er bildet eine einfache bogenförmige
Schlinge, »Duodenalschlinge«, die in der sie zusammenhaltenden Mesen-
terialfalte das flach ausgebreitete viellappige Pancreas (Bauchspeichel-
drüse) trägt; ihr Ausführungsgang (siehe Fig. 25, p. 83) mündet 30 — 40 cm
weit vom Pförtner in das
untere Querstück i) ; man
findet ihn leicht, wenn
man die noch unverletzte
Schlinge gegen -das Licht
hält, die Einführung einer
Borste bereitet dann keine
Schwierigkeiten. Schnei-
det man am freien Eande
das Duodenum auf, so be-
merkt man seinen Mangel
an entwickelten Schleim-
hautfalten , erkennt die
Mündung des pankreati-
schen Ganges und findet
weiter oben, dem Pylorus
zunächst , die Eintritts-
stelle des weiten Ductus
choledochus (s. Fig. 2(j),
der durch Vereinigung
des rechten und linken
Leberganges ( Ductus hepaticus 2) sowie des ATisführungsganges der
birnförmigen Gallenblase ( Cystis fellea ) , Ductus cysticus , gebildet
wird .
Die braunrothe Leber zeigt mehrfache, nicht immer egale Lappen,
von denen vier als Hauptlappen beschrieben werden ; schlägt man ihren
unteren vorderen Rand nach oben , so erkennt man die Fossa transversa
(Leberquerfurche), die mit der Fossa longitudinalis (Leberlängsfurche)
')-Des Duodenums.
2) Der Ductus hepaticus führt die Galle aus dem linken Leberlappen ab ; die Aus-
führungsgänge der übrigen Lappen, Ductus hepato - cystici, münden successive in den
Ductus cysticus {Krause) .
D ch = Ductus clioledocbus in das Duodenum mündend.
F = Ventricuhis.
Vf = Vesicula fellea.
4/i = Arteria hepatica, sich in den neben dem Ductus choledochus
verlaufenden Ramus dexter und Ramus sinister theilend.
\'p = Vena portarum.
Leber und Gallenblase sind nach oben geschlagen,
(nach VF. Krause).
I . A. Säugethiere.
85
die Form eines [ beschreibt ; in der letzteren liegt die oben erwähnte
Gallenblase.
Eine genaue Beschreibung der Leberlappen giebt Krause 1. c.
pag. 160.
Der auf das Duodenum folgende Abschnitt : des Dünndarms Leer-
und Krummdarm . Intestinum jejunum et ileum , beginnt ohne scharfe
Grenze ; bildet ein mehrfach verknäueltes Rohr von geringem Durch-
messer und wird durch das »Dünndarmgekröse« , »Mesenterium« , an
der Kadix mesenterii Lendenwirbelsäule) befestigt. Schneidet man ihn
am freien Rande auf, so erkennt man die Längsfalten seiner Schleimhaut.
Das Ileum geht durch die Valvula coli (lilinddarmklappe) in das enorme
Goecum (Blinddarm^ über, dessen verschmächtigter Endtheil »Processus
vermiformis« eine an Lymphfollikeln überaus reiche dicke Wand besitzt ;
der nunmehr folgende Grimmdarm (Colon) kann in ein »Colon ascendens«,
welches eine Schlinge um den Wurmfortsatz bildet, in ein als »Colon
transversum« hinter der Curvatura major ventriculi verlaufendes und in
ein links von der Bauchaorta herabsteigendes »Colon descendens«, wel-
ches in den Mastdarm (Rectum) übergeht, unterschieden werden.
Bemerk. Das Colon besitzt in seinem Anfangstheile drelLängsstreifen,
Taeniae coli , zwischen ihnen liegen eben so viele Reihen von sackartigen
Erweiterungen. Die Colonschleimhaut zeigt solitäre Follikel. — Die Mast-
darmschleimhaut ist längsgefaltet [Kra?tse) .
Um den ganzen Darmkanal in voller Länge zu entfalten , löst man
mit der Scheere, am Duodenum beginnend, sämmtliche Peritonealliga-
mente ; man versäume dies nicht . da die einzelnen Darmabschnitte erst
so genauer studirt werden können.
H a r n - u n d G e n i t a 1 0 r g a n e .
Hat man die beiden Harnleiter (Ureteren) vom Hilus renalis (der
Nierenpforte) aus abwärts bis zu ihren Mündungsstellen in der Harnblase
verfolgt , so mag eine der Nieren ausgelöst und durch einen Median-
(Längs-) schnitt gespalten werden ; man findet im Nierenbecken nur eine
Papille, demgemäss nur eine Malpighi^sche Pyramide, und hat hier so-
mit ein Beispiel einer ungelappten Säugerniere mit nur einer Nierenpy-
ramide .
Die Genitalien können nur an erwachsenen Kaninchen genauer prä-
parirt werden, an den in Cursen zumeist beliebten jungen Thierchen be-
gnügt man sich beim Männchen : Hode , dessen Ausführungsgang, Yas
deferens und Penis — beim Weibchen : Ovarien, Uterus und Vagina zu
präpariren ; über die Präparation dieser Theile selbst ist kaum etwas Be-
86
II. Specieller Theil.
Fi"
sonderes zu sagen. — Trägt man vorsichtig Haut-und Unterhautbindege-
webe der Leisten- und Schamgegend ab , so trifft man beim Männchen
im Leistenkanal die (siehe Fig. 27) länglich birnförmigen Hoden (Testi-
culi' sammt Nebenhoden Epididy-
mis) — die Fortsetzungen der
letzteren , die Vasa deferentia,
ziehen durch den Leistenring,
»Annulus inguinalis« , in die
Bauchhöhle und in Form einer
Schlinge über die Harnleiter zur
»Vesicula prostatica seu Uterus
masculinus<( , einer besonders bei
Nagern (siehe Fig. 28) entwickel-
ten Bildung, die nach Gegenhaur
und Krause eher dem Scheiden-
theile des Aveiblichen Genitalsinus
entspricht, demgemäss die Be-
zeichnung )) Uterus masculinus«
wenig genau wäre.
An grösseren Exemplaren
präparirt man sie sowie folgende
accessorische Gebilde.
1 ) Die Vesicula prostatica ist
eine unpaare, mit zwei Hörnern
(Cornua vesiculae prostaticae) ver-
sehene, dünnwandige Blase von
ca. 3 cm Länge, 1 cm Breite, liegt
(Fig. 27) hinter und unter der
Harnblase, mündet mit einer 2 —
3mm breiten Spalte mitten am Colliculus seminalis. »Schnepfenkopf« der
Harnröhre [Krause) .
2) Die Prostata (Vorsteherdrüse) ist dreilappig, längsoval, gelblich,
liegt hinter der Vesicula prostatica und ergiesst ihr zur Verflüssigung (?)
des Samens bestimmtes Secret durch mehrere kaum sondirbare, am Sa-
menhügel mündende Ductus prostatici.
3) Die Vesiculae seminales i) (Samenblasen) liegen zwischen den
vorigen Gebilden , besitzen nach Krause im aufgeblasenen Zustande
einen Durchmesser von über 3 — 4 mm, und münden mit gesonderten
Orificiis neben den Vasa deferentia in die Harnröhre.
Vu = Vesica urinaria.
Ypr = Cornua ve.=iculae prostaticae, als kleine runde
Höcker oberhalb der Harnblase erscheinend.
TT = Testes.
Cd = Colon descendens.
U = Ureter dexter.
U' — Ureter sinister.
Aa = Aorta descendens abdominalis , aus welcher
die Arteriie sperraaticae interna? entsprin-
gen, deren linke läuft bogenförmig 7,umHoden.
•Ja = Arteria iliolurabalis sinistra.
Mi = Arteria meseraica inferior.
SS' = Nervi sj'mpathiei dexter et sinister.
Gm) = Ganglion mesentericnm inferius.
H = Ende des Nervus hypogastricus sich am lin-
ken Vas deferens verlierend,
(nach Vf. Krause).
') Ihr Secret, das dem in die Scheide ergcssenen Samen nachfolgt , gerinnt und
bildet einen das Wiederausfliessen des Samens hindernden Pfropf.
1. A. Säugethiere.
87
4) Die Glandulae Cowperi (l cm lang,
ederseits vor der Prostata und münden in
Harnröhre.
5) Die Glandulae praeputiales*)
Vorhautdrüsen) ( 1 3 mm lang , 4 —
) mm breit , 2 mm dick, Krause]
legen mit ihrer Längsachse quer
md seitlich an der Penis wurzel.
6) Die 1 cm lange , 3 — 4 mm
)reite Glandula analis 2) liegt in der
Söhe des siebenten SchAvanzAvirbels
m der lateralen Aussenwand des
yiastdarms, ca. 8 mm oberhalb des
\.nus Krause) .
Der Penis (siehe Fig. 23) hat
;iue lange spitze Eichel (Glans),
mtbehrt eines Knochens, ist nach
ibwärts gerichtet imd 2,5 cm lang
[Krause] .
Die enge Harnröhre (Urethra)
serfällt in einen prostatischen, einen
angen häutigen (membranösen) und
kavernösen Theil.
Die weiblichen Genitalorgane.
Die ovalen weisslichen Ovarien zei-
gen bei erwachsenen Thieren eine
böckerige Oberfläche , die durch
grössere Folliculi Graafiani erzeugt
wird. Sie liegen seitlich der Wir-
belsäule in einer Höhe mit dem
2 mm breit. Krause) liegen
den cavernösen Theil der
UJ-
Oanalis urogenitalis mit Harnblase von Lepus cuni-
culus (nach Gegenbaw).
A von hinten, B hintere Wand des
Uterus masculinus geöffnet, C seitliche Ansicht.
II = Vesica urinaria.
u = Ureter.
d = Vas deferens.
g = Sinus genitali,'?.
tig — Canalis urogenitalis.
vierten Lumbarwirbel und werden
von einer Peritoneal-Spalte , die dem Lig. uteri latum des Menschen ent-
spricht, dem »Mesometriuma bedeckt, unter ihm befindet sich die mit Fim-
brien (Fransen) besetzte AbdominalöfFnung des Eileiters »Tuba Fallopiae «,
der nach abwärts ein engeres Lumen zeigt und nach einigen Windungen
1) Sie besteht [Krause) aus einem bräunlichen medialen und einem weisslichen
höckrigen lateralen Theile ; ersterer besteht aus gewundenen Kanälen , die ein stark
riechendes Secret absondern, letzterer aus grossen , in Haarbälge einmündenden Talg-
drüsen.
-) Das Secret der Afterdrüse »hilft offenbar die Oberfläche der harten rundlichen
Kothmassen für den Durchtritt durch den Anus geschmeidig zu machen«. Krame 1. c.
pag. 172.
88
II. Specieller Theil.
in mehr geradem Verlaufe in die zweihörnige Gebärmutter ') (Uterus bi-
cornis aut.) eintritt; letztere mündet mit doppeltem äusserem Mutter-
munde (Orificium uteri externum) in die 7 — 8 cm lange Scheide (Vagina),
deren Eingang von einem Paar (grosser) Schamlippen (labia pudendi
majora) umschlossen -wird. Der Kitzler (Clitoris) ist fast so lang aber dün-
ner wie der Penis ; die Harnröhre ist weit und kurz.
Von accessorischen Drüsen sind zw erwähnen die 1 cm langen, dicht
unter dem absteigenden Schambeine gelegenen Glandulae Kartholini, fer-
ner die Leisten- oder Vorhautdrüse seitlich vom Introitus vaginae und die
an die seitliche Wand des Mastdarms geheftete Analdrüse.
Von arteriellen IJlutgefässen hätten wir folgende wichtige Aeste der
Bauchaorta aufzusuchen :
1. Die Arteria coeliacagibt ab für die Milz die Art. lienalis, ferner die
linke Magenkranzarterie (A. coronaria ventriculi sinistra) und die
Leberarterie (A. hepatica) mit ihrem Aste der A. coronaria ventri-
culi dextra.
2. Die Art. meseraica superior |
3. Die Art. meseraica inferior | ^armarterien.
4. Artt. spermaticae sinistra et dextra n. Q
5. Artt. renales dextra et sinistra.
6. Art. sacralis media.
, ... . f Art. iliaca interna.
7. Art. ihaca communis i . ...
Art. iliaca externa.
8. Art. cruralis und deren Astfolge bis zum »Arcus plantaris«.
Bemerk. Von den die Arterien begleitenden gleichnamigen Venen
dürfen wir absehen : wir haben nur jenes wichtigen Venenstammes zu ge-
denken, der sämmtliches venöses, vom Darmcanal kommendes Blut zur Leber
leitet: der Pfortader «Vena portae«; sie liegt (siehe Fig. 26) hinter der
Leberarterie und dem Ductus choledochus und theilt sich in einen rechten
nnd linken Ast ; durch mehrere (nach Krause meistens fünf) Venae hepaticae
wird das venöse Leberblut in die Vena cava inferior ergossen.
»Der Milchbrustgang mündet in den Vereinigungswinkel der ^"ena
jugularis externa und Vena subclavia sinistra« [Krause] .
Bemerk. Der Bauchtheil der Nn. sympathici ist zwischen den me-
dialen Rändern der Psoasmuskeln zu suchen , mit ihm verbinden sich die
'sieben Lendenganglien.
Die Eröffnung der Schädelhöhle erfolgt nach beendigter Präparation
der Orbitaldrüsen; an jungen Thier en gelingt sie leicht mit dem Knor-
pelmesser oder einem anderen starken convexen Scalpelle, bei älteren
Thieren jedoch Avird hierzu eine Knochenzange oder besser eine Blatt-
säge verwendet; über die Schnittfiihrung selbst vergleiche pag. 46. Hat
') Entsprechend dem Hodenleitbande beim c5 (Gubernaculum Hunteri) verläuft das
runde Gebärmutterband von den Uterushörnern entspringend im Leistencanal.
1. A. Säugethie.re.
89
III das Gehirn auf befeuchteter Watte sorgfältig zurecht gelegt und
! äusserlich bemerkbaren wichtigsten Theile : das fast windungslose
)rder- Gross-; hirn mit dem Lohns olfactorius, das Mittel-, Hinter- und
Lchhirn von oben — die Tractus optici sammt Chiasma nervorum Opti-
mum — den Hirnanhang, Hypophysis cerebri — den grauen Hügel mit
m Trichter (Tuber cinereum cum Infundibulo), die Markhügel (Cor-
ra mamillaria seu Globuli medulläres) , die ziemlich mächtigen Gros-
mschenkel (Pedunculi cerebri) , sowie die, beide Hemisphären des
rebelluni (Hinterhirn) verbindende Pons Va- roli, an deren Seiten-
;ile die schwach entwickelten ]irückenarme (Processus s. Crura cere-
ili ad pontem) treten und an deren Hinterrand sich das Nachhirn
edulla oblongata« schliesst. von unten besichtigt, so mag die auch An-
igern zu empfehlende Bestimmimg der 12 Hirnnerven vorgenommen
rden .
1 . Nervus olfactorius (Riechnerv) vom Lobus olfactorius abtretend .
opticus (Sehnerv) von der Sehnervenkreuzung (»Chiasma
nervor. optic.) abtretend.
oculomotorius (gemeinschaftlicher Augenmuskelnerv) vom
pedunculus cerebri') abtretend.
trochlearis (Rollnerv) oberhalb des nächsten erscheinend,
trigemnius (dreigetheilter Nerv i an der lateralen Seite des
Crus cerebelli ad pontem erscheinend.
abducens (äusserer Augenmiiskelnerv) am unteren Rand
des Pons Varoli erscheinend.
facialis (Antlitznerv) am oberen Rande der Medulla oblon-
gata unterhalb der Tarolsbrücke ercheinend.
acusticus (Gehörnerv) am lateralen Rande des verlän-
gerten Markes erscheinend.
glossopharyngeus (Zungenschlundkopfnerv) vom mittleren
Strange des verlängerten Markes entspringend,
vagus I Lungen-Magennerv mit 5 — 6 Wurzeln vom CJorpus
olivare entspringend.
accessorius Willisii s. recurrens (Beinerv) mit 10 Wurzel-
fäden von den Seitensträngen der Medulla spinalis ent-
springend.
hypoglossus s. loquens iZungenfleischnerv) vom lateralen
Rande des Pyramidenstranges kommend.
Nun lege man das Gehirn wieder auf seine Basis und trage das Dach
r Hemisphären durch Horizontalschnitte ab , um eine Ansicht der
1; Näheres über Ursprung und Verlauf der Hirnnerven siehe Krause 1. c. pag. 224
40.
L2.
90
II. Specieller Theil.
Seitenventrikel zu bekommen (siehe Fig. 29): das in den Ventriculu
lobi olfactorii sich fortsetzende Vorderhom mit dem Streifenkörpe
Coi-jjus striatum, abgegrenzt durch die Stria Cornea von dem Sehhüge
Thalamus opticus, das untere Horn mit dem Avohlentwickelten Pes hippo
campi maj or , auch Ammonshom genannt ; ein Hinterhorn fehlt i Krause) . -
Hinter demStreifenkörpe
^""^S- erblickt man iFig. 29: de:
Fomix ; nun durch-
schneide man den beid
Grosshirn - Hemisphäre:
verbindenden Balken Coi
pus callosum ^] quer i
seiner Mitte und lege sein
Hälften nach vor- un
rückwärts um [Hyrtl] . -
Man erblickt nun die we
nig entwickelte, vertical(
durchsichtige Scheid(
wand Septum pellucidun
die , aus 2 parallelen La
mellen bestehend , di
Vorderhömer trennt un
den Ventriculus septi pe
lucidi umschliesst. -
Nun durchschneidet ma
quer den sich präsentirer
den Fornix, der ein m:
der Basis nach hinten gerichtetes Dreieck bildet, schlägt ihn ebenso wi
den Balken auseinander, entfernt die Tela chorioidea, Plexus chorioidev
medius (das mittlere Adergeflecht) und zieht die Sehhügel etws
auseinander, so gelangt man in den Ventriculus tertius s. medius
beachte die Commissura anterior, media und posterior; unter d(
ersten den Aditus ad infundibulum (Trichtereingang) , unter der lets
teren den Aditus ad aquaeduetum Sylvii iEingangsöffiiung der Syhi
sehen Wasserleitung! , die zur vierten Hirnkammer geht. — Zw:
sehen der letzteren und der dritten Gehirnkammev liegt das Mittelhii
die Corpora quadrigemina (Vierhügel) , die in anteriora und posteriora z
scheiden sind. In der Furche zwischen ersteren liegt die Zirbeldrüse, Glai:
dula pinealis seu Penis cerebri , von graubräunlicher Farbe und cylindr
(jeliirn von Lepus cmniculus (nach Geginhmir).
A von oben, B von unten.
lo = Lobi olfaotorii.
/ = Vorderhirn (Grosshirnhemispliären).
/// = Mlttelliirn (Corpora quadrigemina).
IV = Hinterhirn (Cerebellum).
V = Nachhirn (Medulla oblongata).
h = Hj'popliysis.
2 — Nervus opticus.
5 = ,, oculomotorius.
.5 = trigeminus.
6 = abducens.
7,8= „ facialis tt acusticns.
Durch Abtragen des Daches der rechten Hemisphäre, ist der ent-
sprechende Lateralventrikel eröffnet, man sieht vorne den Streifen-
körper, dahinter den Fornix mit dem Anfang des Pes hippocampi
major.
1) Die Umbeugangsstelle seines vorderen Randes heisst das Balkenknie , Ger
corporis callosi — siein hinterer Rand Balkenwulst, Tuber seu Splenium corporis callos
1. B. Vögel.
91
r Gestalt; von ihrem Vorderende gehen die Pedunculi glandnlae
alis seu Peduncnli Conarii aus, die sich als Taeniae medulläres längs
Sehhügeln fortsetzen. — Nun folge die Besichtigung des verlängerten
kes mit den durch den Sulcus longitudinalis anterior getrennten Py-
den, den etwas lateralwärts von diesen gelagerten Oliven (ein Durch-
itt zeigt ihren Markkern Nuclus) und den noch seitlicher zu suchen-
strangförmigen Körpern Corpora restiformia , die, weil in die Klein-
liemisphären sich einsenkend, auch als Pedunculi cerebelli bezeichnet
Len ; durchschneide sodann den die zwei Kleinhirnhemisphären verbin-
len Wurm »Vermis« in der Medianlinie, betrachte sein bavimförmig
iveigtes Marklager , den xlrbor vitae vermis , dm'chschneide hierauf
fcaldas Cerebellum, trage dessen hinteren Theil ab, um die vierte Hirn-
mer, den Ventriculus quartus, deren Boden den Namen Eautengrube,
;a rhomboidalis führt, zur Ansicht zu bekommen. Seitlich am oberen
e des vierten Ventrikels gewahrt man die Tubercula acustica , an
3m unteren Ende, dem Calamus scriptorius, zwischen den *auseinan-
^eichenden Corpora restiformia die eine dreiseitige Platte (mit der
ze nach unten) bildende Lamina cinerea ventriculi quarti.
Bemerk. Um die wichtigeren Theile des Gehirns zu studiren und eine
orstellung von dem überaus complicirten Baue desselben zu bekommen,
ihle man zur Untersuchung Gehirne grösserer Haussäuger : — bei den
attischen Uebungen pflegt die Demonstration eines solchen vom Cursleiter
xanstaltet zu werden. — Vorgeschrittenen, die bereits histologischen Stu-
en oblagen, ist als Hauptwerk Henles »Nervenlehre« :1. c. Nr. 17. III. Bd.)
L nennen.
B. Präparation der Yögel.
Die äussere Inspection hat bei selteneren Thieren mit dem Aus-
sen der Totallänge , von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende,
Flügelweite und des Abstandes der zusammengelegten Flügel von
Schwanzspitze zu beginnen ; hieran schliesst sich ( Hartlaub )
genaue Notirung der Farbe der Weichtheile : Schnabel , Schlund,
ge , Wachshaut , Augenring , Iris , Füsse , Flügel und eventueller
tter Hautstellen, fleischiger Auswüchse etc.
Kann das eben getödtete Thier nicht sofort abgebalgt und untersucht
:len , so erheischt die eventuell nöthige Schonung des Gefieders be-
lere Vorsichtsmassregeln , die im Wesentlichen darin bestehen, die
3hmutzung desselben durch Blut, Magensaft, Excremente, Harn etc.
anzuhalten; zu diesem Behufe verstopft man die Nasenlöcher und
Schlund mit Fliesspapier, Werg oder Wolle, letzteren [Martin] auch
einem Gemisch von trockenen Sägespänen und Salz; ähnlich ver-
iesst man die Kloakenöffnung.
Bemerk. Bisweilen ist es räthlich , durch massigen Druck und strei-
92
II. Specieller Thtil.
chencle Bewegungen den Kropf zu entleeren , dessen Füllungsgrad unschwf
zu constatiren ist.
Blutflecke sind mit Fliesspapier oder falls sie schon eingetrocknfl
sind, vorsichtig mit einem feuchten Schwämme zu reinigen. Yerletziuij
gen, einen Schnitt oder Schusswunden verlegt man mit passend geformte i
Papierpropfen. Ueberdies (siehe auch unten; bestreut man blutige unj
fette Stellen mit Sägespänen, trockenem Sande, Asche u. dergl. m. !
Um die ^nichtigsten Organisationseigenthümlichkeiten an eineij
leicht zu beschaffenden Vogel genauer kennen zu lernen, wollen wir dij
Haustaube, Columba livia domestica , wählen , ehe wir aber zur Sectio |
schreiten , eine äusserliche Inspection des Yogelkörpers überhaupt voii
nehmen.
Vorerst interessirt uns das Ectoskelet der Vögel, das fast ausschliess
lieh durch eigenartig modificirte epidermoidale Gebilde, die in Gestal
verschieden beschaffener »Federn«, horniger Schilder, Platten, Schup,
pen etc. auftreten. Vorzugsweise sind es die ersteren, die Federn, di,
wir als charakteristische 15il düngen näher zu besehen haben. Allgemeii,
bezeichnet man jene Federn, welche die Körpercontoiiren mitbestimme!
und die Färbung des Federkleides bedingen, als : Contourfedern (Pennae) j
An jeder solchen C'ontourfeder lassen sich unterscheiden: 1) ein dl
Federachse bildender Schaft (Scapus) , dessen unteres hohles cylindrische
Stück der Kiel, Spule (Calamus) in einer taschenförmigen Hauteinstiii
pvmg : im »Federbalge« steckt und dessen freies oberes vierkantiges so
lides Stück : die Spindel (Ehachis) sich bis ans Federende erstreckt. De
Kiel besitzt zwei Oeffnungen: einen »Umbilicus inferior«, in welchen dii
Gefässpapille eintritt, und einen «Umbilicus superior«, an der unterer
Seite der Feder, wo der Kiel in die Spindel übergeht. — Seitlich stehei
von der Rhachis Fortsätze ab : die Fiederchen oder Strahlen (Radii) , di(
sich als schmale Plättchen nächst der Medianlinie (der Rhachis) an-
heften ; diese zeigen weitere (spitze) Fortsätze (Radioli) , die seitlich häufig
gesägt sind und in Häkchen auslaufen, sich entsprechend in einandei
legen und die Zwischenräume der Radii ausfüllen ; hierdurch entstein
die Federfahne (Federbart), Vexillum. An der unteren Seite der durcli
eine Längenfurclie ausgezeichneten Rhachis findet sich (bei vielen Vögeln)
eine Afterfahne, Hyporhachis, die zunächst dem Umbilicus superior be-
festigt ist.
Bei fehlendem Barte sind die Federn entweder dünn fadenartig ver-
längert: Fadenfedern, Filoplumae, oder kürzer, borstenartig : Bart- odei
Schnurrborsten, Vibrissae. — Jene kurzen , die Haut unmittelbar be-
deckenden Federchen mit weichem Schafte heissen: dünne (Flaumfedern)
I
1. B. Vögel. 93
|l
pjiiiulae ^) . Meistens sind die Contoxirfedern in bestimmten Reihen oder
Gjippen »Pterylae« angeordnet, zwischen denen nackte oder mir mit
F'umfedern besetzte Raine »Apteria« liegen. — Die Contourfedern wer-
M unterschieden 1) in Schwingen »Remig es«, die längs des unteren
K ides der Fliigelknochen inseriren und als » Handschwingen « oder
>iL\viugen erster Ordnung und »Arm- (Unterarm-) Schwingen« oder
viwingen zweiter Ordnung beschrieben werden; 2) in die den Schwanz
i leuden Steuerfedern »Rectrices«; 3) in kleinere, die Wurzeln der
r sseren dachziegelartig deckende Contourfedern: Deckfedern »Tee-
res«. — Als Schulterfedern » Parapterum « bezeichnet man die am
lerarm befindlichen, den eingelegten Flügel von oben her bedeckenden
^lern; als After- oder Eckfliigel »Alula« oder »Ala spuriau einen vom
"iimen geti-agenen Büschel kleiner Contourfedern, der bisweilen durch
! eu harten hornigen Sporn (Kralle) »Ala calcarata« ersetzt wird, an der
''igelbeuge.
Was das Gefieder der Columbiden betrifft, ist der Mangel an Dunen
ischen den Contourfedern und ihr Fehlen axif den meisten Rainen be-
irkenswerth. Es finden sich 10 Handschwingen, circa 11 — 15Arm-
nvingen und 12 — Ki Steuerfedern vor.
Die hinteren Extremitäten 2) der Tauben enden mit Spalt- oder
kndelfüssen »Pedes fissi«; am »Tarsusa-Lauf finden sich vorne 6 (meist 9)
pre Tafeln, hinten ist derselbe gekörnt oder »netzähnlich« gefeldert.
Ausser den schon aus dem praktischen Leben sich ergebenden Re-
chnungen der einzelnen Körperregionen, wie : Stirn, Scheitel, Hinter-
pt, Wange, Kehle, Nacken, Rrust, lianch, Rücken, Steiss, Bürzel,
wanz, hat man in der wissenschaftlichen Ornithologie gewisse äussere
keile systematisch noch besonders verwerthet; so am Oberschnabel die
rste oder den Rücken »Culmen«, der bisAveilen jederseits durch eine
') Federn , die an der Schaftspitze n
SSen »Plumae falciferae«. — Eine Verkü
gen die Pinguine etc. Vergl. hierüber dii
■') Bekanntlich unterscheidet man :
I. G a n g b e i n e , Pedes gradarii.
Schiene bis zur Fussbeuge befiedert.
K-lammerfüsse, P. adhamantes, mit 4
nach vorne gerichteten Zehen.
Kletterfüsse , P. scansorii, 2 Zehen
nach vorne, 2 nach hinten gerichtet.
Aeussere oder innere Zehe kann nach
vorn und hinten gewendet werden, da-
her Kletterfüsse mit äusserer, Klam-
merfüsse mit innerer Wendezehe.
Wandelfüsse, P. ambulatorii, .'i Zehen
it einer Hornschuppe (Bombycilla) enden,
mmerung der Schwungfedern zu Schuppen
; citirten Lehrbücher der Zoologie.
nach vorne. Die Innenzehe nach hin-
ten gerichtet ; Mittel- und Aussenzehe
am Grunde verwachsen.
d. Schreitfüsse, P. gressorii , die Innen-
zehe steht nach hinten, 3 Zehen nach
vorne, Mittel- und Aussenzehe bis über
die Mitte verwachsen,
ß. Sitzfüsse, P. insidentes, 3 Zehen nach
vorne, durch eine kurze Bindehaut am
Grunde verbunden , Innenzehe nach
hinten .
94
II. Specieller Theil.
Furche vom Seitentheil »Paratonum« getrennt ist; Kuppe »Dertrum« neni
man seine gewölbte Spitze, »Thomium« seinen schneidenden Rand. Di
Spitze des Unterschnabels ( Yereinigungsstelle der beiden Unterkiefei
äste) heisst »Dille« myxa; »Dillen- oder Kinnwinkel« ist der von den gtj
nannten Aesten gebildete Winkel, der Rand von diesem bis zur Dill i
heisst Dillenkante »Gonys«. Jene die Schnabelwurzel bedeckende weich 1
Haut nennt man die Wachshaut (C'era, Ceroma) ; zwischen Schnabel,
Wurzel und Auge liegt der »Zügel«, »Lorum«.
Ausführung der Section').
Um eine seltenere Vogelleiche in dermatologischer und zootomische!
Hinsicht zu verwerthen, empfiehlt es sich, das in der Rückenlage fixirt i
Thier durch eine unter dem Dillenwinkel beginnenden und bis zu
Kloakenöffnung geführten medianen Hautschnitt ^ zu eröffnen , wobei
man aber auf möglichste Schonung des Gefieders 15edacht zu nehmen hat
indem man zuvor die in der Schnittlinie gelegenen . nur wenig befeuch
teten Federn sorgsam zur Seite streicht; etwaige Blutungen werden mii
feinen Schwämmchen gestillt und die bereits entblössten Theile : inneii
Seite des Balges und die Muskulatur mit feinster Asche , Sand , Säge
mehl, Gyps oder dergl. bestreut. Nun streift man vorsichtig — ohm
einen weiteren Schnitt in das Federkleid zu führen — die Haut gegei
die Seitentheile und den Rücken zu ab, bis der Oberarm einerseits, de
/. Spaltfüsse, P. fissi. Innenzehe nach k. Schwimmfüsse, P. palmati, die 3 nacl
hinten, die 3 nach vorne gerichteten vorne gerichteten Zehen sind bis zui
Zehen sind vollkommen getrennt. Spitze durch eine ungetheilti
Schwimmhaut verbunden.
II. "Wadbeine, Pedes vadantes. l. Halbe Schwimmfüsse, P. semipalmati,
Bi.s zur Hälfte der Schienen befiedert oder Schwimmhaut reicht bis zur Mitte dei
unbefiedert — ist der unbefiederte Lauf Zehen.
sehr lang, so heissen sie Stelzfüsse, m. Gespaltene Schwimmfüsse, P. fisso-
P. grallarii. palmati, ein ganzrandiger Hautsaun
!/. Geheftete Füsse, P. colligati, Vorder- läuft an den Zehen hin.
zehen an der Wurzel durch eine kurze n. Lappenfüsse, P. lobati, der Hautsaun
Bindehaut vereinigt. ist an den einzelnen Zehengliederi
/(. Halbgeheftete Füsse, P. semicolligati; lappig eingekerbt.
nur Mittel- und Aussenzehe vereinigt. o. Ruderfüsse, P. stegani, die Hinterzehi
«. Laufbeine, P. cursorii, 2 — 3 starke ist in die Schwimmhaut mit aufge-
Vorderzehen; Hinterzehe fehlt. nommen. i Claus.)
') Die Vorbereitungen hierzu sind übereinstimmend mit den auf pag. 71 (»Sectioi
des Kaninchen'^"' angegebenen.
Dermatologen pflegen, um schöne Bälge zu erhalten, nie diesen langen Schnit
zu führen; am meisten beliebt sind: 1; Hautschnitt vom Brustbeine bis zur Kloake
2) Hautschnitt längs des Brustbeines. 3; Der Aufschnitt unter einem Flügel. 4) Haut
schnitt von der Rückenmitte bis gegen die Bürzeldrüse hin (zumal bei »Tauchern«) , Vei
gleiche hierüber die citirte Literatur.
1. B. Vögel.
95
(»erschenkel andererseits thiinlichst weit biosgelegt erscheint; man er-
glsift hierauf den Flügel am Unterarm , schiebt ihn , während die andere
]|,nd den entsprechenden, bereits abgelösten Theil des Balges fixirt,
ggen die Körjjermitte zu und kneipt den überarm knapp vor der Ellen-
1 uge mit der Knochenzange oder Scheere ab ; ähnlich verfährt man an
(t unteren Extremität, die in oder vor dem Kniegelenke amputirt wird.
] man mit dieser Manipulation auf beiden Seiten fertig, so umschneide
nn die KloakenöfFnung und trenne die letzten Schwanzwirbel mit dem
jjdge ab, da man andernfalls leicht ein Ausfallen der Steuerfedern riskirt.
Ammehr zieht man leicht den Balg über Rücken und Hals bis zum
lopfe ab, untersticht seitlich die Ohrhäute mit einem stumpfen Scalpell
1 d hebt sie durch Aufsetzen des Daumens heraus.
Mit gleicher Vorsicht löst man nach Durchschneidung der Bindehaut
i s Auges die Lidränder und präparirt den Balg vollends bis zur Nasen-
vu'zel frei; der Rumpf ist nun völlig entblösst und frägt es sich, ob nach
Herausnahme der Miuid- und Racheneingeweide, der Kopf im Atlasge-
jiike abzutrennen und im Zusammenhange mit dem Balge zu behandeln
ilcr ob behufs C-'onservirung des Gehirns, die Schädeldecke nach bereits
'kannter Methode abzuheben sei. Im ersteren Falle erweitert man die
interhauptsöffnung , um das Gehirn stückweise zu entfernen, enucleirt
IS Auge, das später am fertigen Balge in gleicher Weise wie die Schä-
?lhühle mit einem Wergpfropfen auszufüllen ist; bepinselt den Schädel
jiwie die Hals- und Kopfhaut mit einer Arseniklösung und stülpt schliess-
bh den Balg zurück, der nach Reinigung von anhaftendem Fette mit
per einfachen Lösung von arsensaurem Natron oder »mit einer dünnen
age von breiartig geschlemmter . mit arsensaurem Natron vermischter
honerde« \Hurtlaub) gut bestrichen wird.
Bemerk. Einige Aufmerksamkeit erfordert die Vergiftung der Flügel
und Fussknoclien. Lassen sich dieselben nicht genügend weit aus der Haut
hervorstülpen, so hat man (am Flügel) durch einen an der Innenseite zwi-
schen Ulna und Radius bis zum Daumen geführten Schnitt die zu entfernen-
den, dann mit Werg zu ersetzenden Weichtheile bloszulegen und die ge-
reinigte Haut sammt Knochen mit Präservativ zu bestreichen. An der unte-
ren Extremität wird die Haut nach dem Tarsus zu, je weiter je besser, zurück-
gestreift, vergiftet und über die mit Werg umwickelte Tibia gestülpt.
Befiederte muskulöse Tarsen, sowie muskulöse Zehen erheischen
ie Injection von Alaun oder arsensaurem Natron von dem durch einen
ängsschnitt eröffneten Ballen, beziehungsweise der Sohle aus nach vor-
usgegangener bestmöglichster Abtragung der Weichtheile ; letztere sind
urch Wolle zu ersetzen — schliesslich auch die Aussenseite mit Präser-
itiv zu bestreichen (Hartlauh). Martin empfiehlt bei kleinen Vögeln,
1) Martin.
96
II. Specieller Theil.
Tarsen und Wadenbein mit einem Drahte zu diirclistechen und nacl
seiner Entfernung einen Tropfen des letztgenannten Conservativs einzu-
träufeln. ]jei grösseren Vögeln iRaben Tauben) wird in den Stichkanai
eine mit dem Gifte durchtränkte Feder eingeschoben und erst nacl!
einigen Tagen entfernt. Die Beine grosser Vögel sollen, nachdem si('
aufgeschnitten, entfleischt und vergiftet wurden, überdies mit Alaun-
pulver bestreut werden.
Bemerk. Nasenlöcher, Wachshaut sind gleichfalls mit Präservativ zu
bestreichen — desgleichen fleischige Auswüchse, Hautlappen und dergleichen,'
in letztere injicirt man zweckmässig einige Pravaz'sche Spritzen voll der Prä-
servativlösung oder schält sie aus und bestreicht ihre Innenfläche, die mit
Wolle auszufüllen ist, mit der gleichen Solution.
Nach Verlauf eines Tages wird der gehörig zusammengelegte Balg
mit einem aus Werg geformten Halse von natürlicher Dicke (der mit dem
einen Ende fest in die Schädelhöhle eingepasst wird) und einem aus glei-
chem Materiale oder aus Heu , Moos etc. gefertigten Rumpfe gestopft,
die Flügel in die ihnen entsprechende Lage gebracht , das Gefieder ge-
ordnet und bis zum Austrocknen mit einer die Flügel fixirenden leichten
Papierbinde umgeben.
Bemerk. Einige Dermatologen empfehlen die Conservirung ganzer
Vögel in Spiritus. HarÜauh (1. c.) citirt Hancock'^ Methode: dem Vogel
einige Tropfen Acidi pyrolignosi mittelst einer Röhre in den Schlund zu träu-
feln und die Federn mit derselben Lösung zu saturiren. — Die nach einer
Stunde getrockneten Thiere können, in Papier gehüllt, verpackt werden. .
Für speciell zootomische Zwecke, zumal für länger währende Ar-
beiten an Spiiitusobjecten empfiehlt es sich nicht den Balg abzuziehen,
sondern das Federkleid durch vorsichtiges «Rupfen« vollständig zu ent-
fernen , da die Federn oft der Präparation hinderlich sind , andererseits
aber doch der Schutz der noch nicht blosszulegenden Theile durch die
Hautdecke sehr wünschenswerth ist.
Ehe wir die Haut durchtrennen, führen wir einen Tubulus in den
Kehlkopf, bezüglich bis in die Trachea ein, comprimiren sie durch leichten
Druck von aussen , oberhalb der eingeführten Kanülenöffiiung, und be-
merken, nachdem wir durch das Minidstück entsprechend viel Luft einge-
blasen,' ein Aufschwellen des ganzen Vogelkörpers — durch die noch später
zu erwähnenden Luftsäcke ; haben wir dieses Experiment ausgeführt, so
Avenden Avir uns zur Eröffnung der Vogelleiche, die wir amzweckmässigsten
in der. Weise vornehmen, dass wir nach dem üblichen Medianschnitte
vom unteren Brustbeinrande bis zur Kloake , den grossen mid kleinen
Brustmuskel (M. pectoralis major und minor) jeder Seite durch sagittale
Schnitte durchtrennen, zur Seite schlagen und mit einer spitzen Scheere
im letzten oder vorletzten Intercostalraume vorsichtig d. h. nicht tief!
eindringen und sämmtliche Costo-Sternocostalgelenke (jede wahre Rippe
1. B, Vögel.
97
t typisch aus 3 Stücken zusammengesetzt : dem Rückentheile , l)or-
ilrippe , oder der eigentlichen Eippe mit dem sog. Processus unci-
atus und dem Sternaltheile (Sterno-Costahippe) — letzterer verhindet
ch fast in rechtem Winkel gelenkig mit der entsprechenden Dorsalrippe
iCosto-Stemocostalgelenk«) — durchschneiden; lösen hierauf die
|rticulationen im Schultergürtel zwischen Humerus, Schulterblatt und
i^orakoidbein, durchtrennen die Muskelzüge, ziehen das nunmehr in seinen
■steren Verbindungen gelockerte Sternum nach einer Seite etwas ab und
urchtrennen mit dem Messer — die Schneide nach der inneren Brust-
einfläche zugekehrt — die von der Pleura, dem Pericard, dem Diaphrag-
la und dem Peritoneum gebildeten Adhäsionen, ebenso die Insertionen
er Bauchmuskeln , und heben das ganze Brustbein sammt Korakoid-
»einen und der Furcula als ein Stück ab. Wir gewinnen hierdurch
inen Ueberblick über die gesammten Thorax- und Baucheingeweide und
leachten folgendes : das in der. Mittellinie des Körpers mit seiner Spitze
lach hinten und etwas nach unten gelagerte und von den Lungen nicht
lingeschlossene Herz ') erscheint eingebettet zwischen den zwei gelb-
iraunen Leberlajjpen in der sogenannten »Fossa hepatis cardiaca«, — ein
liagerungsverhältniss, dem wir bei Reptilien und Amphibien wieder be-
gegnen werden, liei dem Mangel eines muskulösen, ein queres Septum
)ildenden Diaphragmas , das nur als eine aponeurotische , dünne, mit
iVenigen von den letzten Dorsalwirbeln , Dorsalrippen und Sternocostal-
cnochen stammenden fleischigen Köpfen versehen ist, erscheint die
Frennung der Brust- von der Bauchhöhle als eine sehr unvollkommene ;
las rudimentäre , eines mittleren vereinigenden Theiles entbehrende
Zwerchfell legt sich von der Pleura bedeckt an die Bauchfläche der
Lungen an, und scheint derart der Erweiterung der Lungen und Bronchien
zu dienen und die Luftsäcke gegen die Lungen hin abzuschliessen iCarus) .
Unter dem linken Lappen der braunrothen Leber tritt der mächtige
Muskelmagen hervor, der seitlich und oben spärlich mit lose anhaftendem
Fette bedeckt erscheint. — Der untere Theil des Abdomens zeigt — bei
Obensicht des intacten Situs viscerum — nur den in Längsschlingen
verlaufenden Theil des Darmcanales. —
Wurde die Wegnahme des Sternums sammt adnexen Theilen sehr
schonend vorgenommen, so kann man durch abermaliges Aufblasen von
der Luftröhre aus die Luftsäcke in sehr instructiver Weise zur Ansicht
bringen. Diese Cellulae aereae sind »als grossartige lokale Ausstülpungen
der BronchieuAvandung aufzufassen« (F. E. Schulze); sie vertheilen sich
im ganzen Riimpfe und dürften soAvohl zur Verminderving des specifi-
1) Dem mittleren Drittel des Sternums ungefähr gegenüber [Wiechel).
-] Ein hei'metisch schliessendes Diaphragma besitzt Apteryx.
Moj sisovics, Priipariiüliungen. 7
98
II. Specieller Theil.
scheu Körpergewichtes dienen, wie zum Wärmeschutze des "\'ogels
[Claus] , als auch Luftreservoirs für die Respiration vorstellen.
Zwei dieser Liiftsäcke liegen jederseits am Halse (Cell, cervicales),
ein dritter, der »interclaviculare« , bildet sich durch \'ereinigung von
(Huxley) zwei einander gegenüberliegenden im Winkel des »Schlüssel-
beins«, zwei erfüllen die Bauchhöhle, Cell, abdominales, und überdies
finden sich noch auf jeder Seite zwei Cell, diaphragmaticae in den hinteren
Seitentheilen des Thorax ; ihre Austrittsöffnungen aus der Lunge werden
wir nach der Herausnahme der letzteren zur Ansicht bekommen.
Ehe man nun zur Speeialuntersuchung der einzelnen Organe über-
geht, beachte man das Verhalten der grossen Gefässe ; aus der kurzen Aorta
ascendens entwickelt sich sofort der am rechten Bronchus reitende
Aortenbogen, aus welchem zwei Trunci brachio-cephalici, ein rechter und
ein linker, abgehen; seine Fortsetzung, die Aorta descendens, verläuft dem-
nach auch in der rechten Thoraxhälfte nach abwärts; aus jedem Truncus
brachio-cephalicus entspringen zwei Gefässe : eine Arteria carotis com-
munis und eine Arteria subclavia; erstere spaltet sich nach Abgabe eines
die Arteria vertebralis bildenden und eines die Haut des Halses versorgen-
den Stammes in eine Arteria carotis externa (facialisi und Arteria carotis
interna (cerebralis) ; die Arteria subclavia giebt imter anderen aber klei-
neren Aesten eine die Brustmuskeln versorgende Arteria thoracica exter-
na (wir haben sie bereits durchschnitten) und als directe Fortsetzungen
die Arteria axillaris und Arteria brachialis ab, welche in eine Arteria radia-
lis und Arteria ulnaris zerfällt. Die wichtigsten Aeste der Aorta descen-
dens thoracica und abdominalis werden wir später antreffen.
Bemerk. Das geschilderte Verhalten der Carotiden ist übrigens keines-
wegs bei allen Vögeln gleich ; es findet sich, abgesehen von Varietäten, nach
Stanniusl. c, bei allen Tag- und Nachtraubvögeln, bei allen Tauben und
Hühnern, bei Struthio, Apteryx und etlichen anderen, variirt im übrigen
ausserordentlich .
Die Verfolgung dieser genannten wichtigeren Aeste bereitet keinerlei
Schwierigkeit. — Wir beginnen mit der Untersuchung der Mundhöhle,
die durch einen Scheerenschnitt vom Mundwinkel aus besser zugänglich
gemacht wird, ziehen den Unterkiefer etwas nach abwärts und erblicken
nun am Boden derselben die schmale, spitze, am hinteren Rande mit
zwei abstehenden Spitzchen versehene und mit feinen Hornzäckchen be-
setzte Zunge — gleich hinter ihr die eine länglich ovale Spalte bildende
Stimmritze. An der Mundhöhlendecke fällt uns ein ansehnlich länglicher
Spalt mit gezähneltem Schleimhautrande auf — es ist die hier einfache
hintere Oeffnung der Nasenhöhle: die Choane. An der Stelle eines
Gaumensegels finden wir eine nach unten concav ausgeschnittene, gleich-
falls gezähnelte Gaumenleiste. An der hiervon den Giessbeckenknorpeln
1. B. Vögel.
99
gebildeten Stimmritze (Rimula glottidis, , dem »Aditxis ad laryngem siipe-
jfiorem« fällt uns der Mangel eines Kehldeckels auf; an ihrem hinteren
iande bemerken wir eine etwas vorspringende, mit überaus feinen Ilorn-
ipitzchen besetzte Schleimhautfalte, die eine seichte l>ucht überwölbt. —
l^it der Besichtigung des oberen , wie bei den Säugern aus 3 Knorpeln
)estehenden Kehlkopfs sowie der längsgefalteten Schleimhaut des Oeso-
)hag'us beschliessen wir hier die cursorische Untersuchung.
I Bemerk. Schweissdrüsen fehlen allen Vögeln. — Von Speicheldrüsen
I sind bei der Taube entwickelt :
1] Die Glandula subungualis (lingualis) längs der Seitenfläche der Zunge
und unter dieser (sehr gering) .
2) Eine ansehnliche »Oberkieferdrüse« (Parotis) zwischen dem Mundwinkel
und dem Gehörgange.
3) Eine grosse Glandula submaxillaris anterior.
4) Eine unbedeutende Glandula submaxillaris posterior [Meckel) .
Eine Nasendrüse fehlt den Tauben.
In der Orbitalhöhle am äusseren Augenwinkel liegt die Glandula lacrymalis ;
am inneren Orbitalrande die »Härder sehe Drüse« , die sich unter der Nick-
haut öffnet.
Eine Anzahl kleinerer Drüsenbälge hinter den Choanen wurde von Rapj} für
Tonsillen angesprochen.
Wir wenden jetzt den Kopf der Taube wieder so , dass er auf sein
Schädeldach zu liegen kommt, isoliren die Liiftröhre sowie den Oesopha-
a;us , imd treffen , indem wir dem Verlaufe der ersteren nach abwärts
folgen , in der Nähe der Trachealbifurcation neben den Carotiden zwei
etwas abseits von ihr gelagerte, rundlich OA'ale, röthliche Drüschen : -die
.brlandulae thyreoideae i); der im oberen Theile muskulösere, mehr cylin-
prisch geformte Oesophagus erweitert sich zu einer hier paarigen dünn-
[ivandigen, drüsenreichen Aussackung, dem Kröpfe, Ingluvies, der einer-
seits als Nahrungsreservoir , andererseits während der Brütezeit zur
Secretion einer rahmartigen oder milchähnlichen Flüssigkeit dient , mit
der die Jungen während ihrer ersten Lebenstage ernährt werden. — Ohne
die Lage der Brusteingeweide wesentlich zu alteriren, heben wir die Herz-
spitze empor, durchtrennen die vom Herzbeutel dorsalwärts zum hinteren
Rande und in die Tiefe der Lebergrube ziehenden ligamentösen Adhä-
sionen, lösen die Peritonealverbindungen der Leber (Ligamentum hepato-
gastricum — hepato-duodenale etc.), schlagen die Leber nach oben über
und beachten die an der unteren Fläche des grösseren rechten Lappens
ausgebildeten drei ziemlich tiefen Längenfurchen, — die Abdrücke des
imter ihr gelagerten Theils des Darmconvoluts — der kleinere linke
') Uie bei jungen Thieren wohlentwickelte paarige Thymus liegt neben den Bron-
chien und reicht bis über die Mitte der Halslänge.
2) Der mittlere und innerste gehören dem Duodenum an.
7*
1. B. Vögel.
101
jappeii zeigt dorsalwärts einen concaven Ausschnitt, der sich an den
bleich zn besprechenden Proventriculus anschmiegt, nnd einen gleich-
alls concaven, frontal gestellten Ausschnitt an seiner unteren Fläche, der
ich dem mächtigen Muskelniagen, Gigerium, anpasst. Durch seichtere
ilinschnitte und Impressionen von einander getrennt, finden sich noch in
;twas variirender Zahl \md Anordnving kleinere Leberläppchen vor. Der
;ben erwähnte Proventriculus ( Vormagen ) , der sich schon äusserlich
lurch die mächtige Entwickelung mosaikartig angeordneter Drüschen
vom Oesophagus scharf abhebt, geht mittelst der Cardia in den einen
plindsack vorstellenden, durch grosse Sehnenflecke ausgezeichneten Mus-
ikelmagen über; präparirt man mit der Scheere das an seiner kleinen
{Kurvatur angehäiifte Fett ab, so sieht man gleich neben der Cardia
leii Pylorustheil des nach hinten absteigenden Zwölffingerdarms . —
unmittelbar dahinter, etwas links liegt die längliche dunkelrothe Milz ;
wie eingekeilt Hegt von beiden Seiten in der langen , geraden und tief
nach abwärts steigenden Zwölffingerdarmschlinge das aus zwei länglichen,
ungleich grossen Lappen bestehende gelblich -weisse Pancreas , von dem
>ieh auch noch ein Fortsatz bis zur Milz erstreckt. Etwa 1 — l'/2cm
unter dem Pylorus senkt sich der obere Ductus hepaticus seu hepato-
entericus in das Duodenum — er präsentirt sich ohne weitere Präparation.
Allen Taviben fehlt nämlich eine Gallenblase, daher auch ein Ductus
choledochus; doch finden sich zwei Leberausführungsgänge vor, dessen
imterer schmächtigerer längerer in der Nähe der zwei »ersten« Ductus
pancreatici, etwa in der Mitte des zweiten Duodenalabschnittes eintritt,
der dritte Pancreasgang mündet am Endtheile des Zwölffingerdarmes. —
Varietäten scheinen übrigens auch hier keine Seltenheit zu sein.
Bemerk. Die Aufsuchung der genannten Gänge erleichtert man sich
dadurch , dass man die Duodenalschlinge gegen das Licht hält , wobei sich
die Eintrittsstellen schärfer markiren.
Etwas abweichend sind die genannten Verhältnisse beim Huhn (siehe
Fig. 31), obwohl es auch bei diesem nicht zvir Bildung eines Ductus cho-
ledochus kommt. Durch einen Ductus hepato-cysticus gelangt hier einer-
seits die Galle in die Gallenblase [vj") und von ihr durch einen distinct
mündenden Ductus cysticus in den Zwölffingerdarm, andererseits durch
einen knapp neben ersterem eintretenden Ductus hepaticus, der aus dem
mittleren der hier aus drei Lappen bestehenden Leber kommt ; vor beiden
senken sich die drei Ductus pancreatici ein (siehe Fig. 31).
Der auf das Duodenum folgende weitere Dünndarmabschnitt wird
durch zarte Mesenterien innig zusammengehalten, zeigt vorerst noch eine
Längsscblinge, dann eine fast spiralige Anordnung imd bildet schliess-
lich, ehe er in den kurzen Enddarm (Dickdarm und Mastdarm) übergeht,
abermals eine beträchtliche Längsschlinge. Den Uebergang in den Dick-
102
II. Specieller Theil.
dann kennzeichnen zwei seitliche kurze Blindsäckchen, die das rudimen-
täre, aber paarige Coecum repräsentiren .
Nun unterbinden wir zweimal das Rectum etwa 1 cm über seiner
Einmündung in die Kloake xmd heben den Darmtract inclusive der
Leber aus , belassen aber noch den
Magen sammt dem obersten Duodenal-
stücke, das vor derEinsenkiing des obe-
ren Gallenganges durchschnitten wird,
in der l^auchhöhle. —
Die Innenfläche des aufgeschnitte-
nen, unter Wasser besehenen Dünn-
schon vorhin frei präparirten
Fig.
darms zeigt ansehnliche Zotten :
an
Hintensiclit von Leber, Magen, Milz u. Zwölf-
flngerdarm vonGallus doraesticus (nach Brühl).
oc = Oesophagus, p ti = Proventriculus car =
C'ardia. ve = Ventriculus. pijl = Pylorus.
dd = Duodenum (seine Schlinge ist wegge-
lassen). Iihh = Hepar, vf = Vesicula fellea.
de = Ductus cysticus. dli = Ductus hepati-
cus. Ii = Lien. pjj = Pancreas. 1, 2, 3 =
Ductus panereatici.
deren Stelle treten gegen das Dünn-
darmende zu wellenförmige Längenfal-
ten. — Die Blinddärme sind ganz glatt
[Meckel] .
Jetzt wenden wir uns zur Unter-
suchung des Herzens, tragen in schon
bekannter Weise das Pericardium ab,
beachten die Theilung der Arteria pul-
monalis in einen rechten und linken
Stamm und die Vereinigung aller Lim-
genvenenäste zu einer scheinbar ein-
zigen, in den linken Vorhof eintretenden Vena pulmonalis ') ; nun wird
mit Schonung der lironchien das Herz ausgehoben , mit Pincette und
Scheere rein präparirt und aufgeschnitten (pag. 55).
Wir finden das rechte Atrium grösser als das linke und halbbogen-
artig die grossen Herzstämme umgreifend ; zwei obere Hohlvenen (Venae
cavae sup. und zwar eine stärkere rechte und eine linke) ergiessen das
'Blut von Kopf und oberen Extremitäten, eine kurz vor ihrem Eintritte
durch die Vena hepatica (Lebervene) verstärkte Vena cava inferior führt
das Blut der unteren Körperhälfte.
Bemerk. An Klappen finden sich: zwei einander zugekehrte häutige-
halbmondförmige, zum Verschlusse der unteren Hohlvenen; eine eben-
solche für die rechte obere und eine muskulöse halbmondförmige für die
linke obere Hohlvene [Brü/il] .
Der dünnwandige rechte Ventrikel umgreift halbmondförmig den
im Horizontalschnitte kreisförmigen, ca. dreimal dickeren linken Ven-
trikel, der allein den Apex cordis bildet.
') Die Vena puhnonalis dextra und sinistra treten knapp neben einander mit ge-
meinschaftlichem Ostium, das din-ch eine halbmuskulöse Klappe verschliessbar ist, in
das Atrium sinistrum ein.
1. B. Vögel.
103
An Stelle eines dreizipfeligen Klappenapparates findet sich am
•echten Atrioventrikularostiiim eine halbmondförmige »Muskelklappe« —
)der innere freie Kand dieser Klappe ist dem convex vorragenden Septum
sngewendet und muss während der Systole der Ventrikel so kräftig an
Stlasselhe gedrückt werden, dass die Kammerhöhle von der Vorkammer
k'ollständig abgeschlossen und so jeder Kückfluss des lilutes in letztere
rerhindert wird« [Stannius] . Die Wandung-en des rechten Kammerraumes
sind fast glatt, die des linken — ausgenommen die glatte Oberfläche des
Septums — durch die Entwickelung von niedrigen Längswülsten ausge-
Izeichnet. — Im linken Ostium atrio-ventriculare findet sich eine Valvula
'^ricuspidalis — in beiden arteriellen üstien (Pulmonararterie und Aorta)
je drei Valvulae semihmares.
Bemerk. 1) Ausser den schon vorhin genannten Aesten der Aorta
wären noch zu berücksichtigen : von kleineren : die Arteriae intercostales
und Arteriae lumbales , von Hauptästen : die Arteria coeliaca , die Arteria
meseraica superior, die Arteriae renales anteriores, die Arteriae crurales, die
Arteriae ischiadicae und als directe Fortsetzung der absteigenden Aorta die
Arteria sacralis media. — Beachtenswerth für die ganze Klasse der Vögel
ist der Umstand, dass die hinteren Extremitäten nicht von einem Stamm der
Aorta descendens, sondern von zweien : den Arteriae crurales und ischiadicae
versorgt werden.
Aus den Arteriae ischiadicae stammen gewöhnlich die Arteriae renales me-
diae und aus der Arteria sacralis media die Arteriae renales posteriores ; immer
giebt die letztere ab die Arteria meseraica inferior «und zwei seitliche, als
Arteriae pudendae internae sich fortsetzende Arteriae hypogastricae, um als
Arteria coccygea zu enden« [Stannius] .
2) Die Bildung der oberen zwei Hohlvenen kommt durch die respective
Vereinigung der zwei Venae jugulares (deren rechte übrigens stärker ist) mit
den zwei Venae subclaviae zu Stande.
Ein Nierenpfortadersystem wird von einigen Autoren funter diesen
Huxleij] in Abrede gestellt, von Gegenhaur als fraglich bezeichnet, von
Anderen ( Carus) behauptet ; — wie dem auch sei, setzt sich die Vena cava
inferior »aus zwei aus den Nieren kommenden Stämmen zusammen,
welche die Venae crurales aufnehmen und als Fortsetzungen derselben
betrachtet werden können. — Ausser den in den Nieren wurzelnden Zwei-
gen treten in diese Stämme noch zwei Venae hypogastricae ein, die an der
Wurzel des Steisses durch eine Queranastomose verbunden sind, welche
von hinten her die Caudalvene ^] aufnimmt und nach vorne eine zur Vena
mesenterica ziehende Vena coccygeo-mesenterica abgiebt« [Gegenhaur) .
3) Die zwei Ductus thoracic! ergiessen sich in die Venae jugulares.
Speiseröhre , Kropf, Vor- und Muskelmagen können in sitxi unter-
sucht werden ; zu dem Behufe durchtrennt man die frei präparirte Speise-
•) Bei der Taube, dem Huhn und der Ente finden sich nach Kussmann zwei Venae
caudales.
104
II. Specieller Theil.
röhre mit der Scheere; stülpt ihre Innenfläche nach aussen und gewahrt
ausser der (während der Brutzeit längs nnd quer gefalteten) sonst mehr
glatten Schleimhaut des Kropfes ca. 8 grössere und eine beträchtlichere
Zahl kleinerer Längsfalten , die sich von seinem unteren Ende bis zin-
Einmündung in den Drüsenmagen erstrecken und am Wege dahin allmä-
lig niedriger werden. Ein zierliches Mosaik bilden die ansehnlich grossen,
aber einfachen Drüsen des länglich-tonnenförmigen Proventriciilus oder
Drüsenmagens; ein senkrechter Schnitt mit einem scharfen Scalpelle
durch die Dicke seiner Wandung bringt die pallis adenartig nebeneinander
gereihten, mit weiten Ostien versehenen Drüschen noch besser zur An-
sicht, eine ziemlich beträchtliche Einschnürung trennt den Vor- oder
Drüsenmagen vom Muskelmagen, den wir mittelst eines senkrechten
Messerschnittes — von der Cardia über den grossen Magenbogen bis zum
Pylorus — in zwei fast egale Hälften zerlegen; nachdem sie mit Wasser
gut abgespült wurden, werden sie auseinander geklappt, mit der Scheere
noch Cardia und Pylorus durchschnitten, dann die rauhe hornartige gelbe
»Reibplatte«, welche als erhärtetes Secretionsproduct der Magenschleim-
haut zu betrachten ist, abgezogen.
Ist man mit der Eesichtigung dieser Theile fertig, so durchschneidet
man quer den Oesophagus — etwa unter der Trachealbifurcation. — zieht
ihn unter letzterer vorsichtig nach oben und trägt ihn ab; sein unterer.
Theil wird mit dem Magen entfernt.
Gleich hinter den Lungen treff'en wir tief eingebettet in den von
den Fortsätzen und Flügeln des Sacrums gebildeten Gruben die ansehn-
lich länglichen Nieren ; während letztere in anderen Fällen in der Me-
dianlinie zusammentreff"en , wohl auch verschmelzen , bleiben sie bei
Tauben, Hühnern und Raubvögeln [Waffner) nahezu auf Kreuzbeins-
breite von einander getrennt.
Die Oberfläche der durch zw^ei ziemlich tiefe Quereinschnitte in drei
Hauptlappen zerfällten Nieren bietet ein zart höckeriges Ansehen. Unter-
gräbt man vorsichtig mit dem Scalpellstiele die Niere, so kann man sie,
ohne ihr brarinrothes mürbes Parenchym zu verletzen, ausheben und an
ihrer dorsalen Fläche von den Kreuzbeinquerfortsätzen herrührende Ein-
schnitte w^ahrnehmen.
Der Harnleiter läuft an der medialen Seite der Niere entlang und
durchbohrt unterhalb des Mastdarms zwischen den Genitalöffnungen die
KloakeiiAvand ; beide münden nahe nebeneinander (Fig. 30).
Ehe man zur Untersuchung der Genitalorgane übergeht , beachte
man die kleinen röthlich gelben, wie platt gedrückten hirsekornförmigen
Glandulae suprarenales, die, am vorderen Nierenrande gelegen, von den
Geschlechtsorganen zum Theile verdeckt werden.
1. B. Vögel. 105
\ Bekanntlich verkümmert in der Regel der rechte Eierstock mit
finem Eileiter bis auf ein kleines Rudiment und erhält sich nur als
]ydatide (Carits); — hingegen entwickelt sich der linke (siehe Fig. 30)
a einem ansehnlichen traubigen Gebilde, das, von einer Falte des Bauch-
illes umschlossen, sich über die Medianlinie häufig hinaus vor und über
( n oberen Nierenenden lagert. Die Aufsuchmig des überaus weiten ab-
ominalen Ostiums des Eileiters (Trichter, Infundibulum) gelingt mit
jiülfe zweier Pincetten sehr leicht — durch Anspannen und Aufheben
;iner freien Ränder demonstrirt man sich die oben breite nach unten
; sich entsprechend verschmälernde Peritonealfalte , die den Oviduct
is '/A\r Einmündung in die Kloake in situ fixirt. Man beachte die darm-
imlichen Windungen in seinem unteren Stücke, Vagina autor., die
Iteralwärts vom linken Ureter in die Kloake mündet.
Die paarigen hellgelben bohnenförmigen Hoden — von denen der
! ike meistens grösser ist — liegen unter den röthlichgelben Glandulae
i'iprarenales einwärts von den oberen Nierenlappen . mit ihren medialen
ändern meist knapp an einander, ihre Ausführungsgänge (Vasa defereii-
überkreuzen oben die Ureteren und senken sich dann in vielfach gewam-
!nem Verlaufe über die ventrale Nierenfläche hinweg parallel neben den
irnleitern herab und treten dann etwas unterhalb und auswärts von
2sen in die Kloake, nachdem sie sich kurz vor ihrem Eintritte in letztere
einer birnförmigen Anschwellung (einer Art Vesicula seminalis) er-
iiterten.
Um die Kloake zu untersuchen, dringen wir in die durch eine ein-
jführte Pincette erweiterte OefFnung mit dem stumpfen Ende einer
ßheere ein und durchschneiden ihre ventrale Wand in der Medianlinie,
■ehen die beiden erhaltenen Lappen seitlich ab und sondiren die von
ner circulären Falte umgebene Rectalmündung , links hinter ihr das
)rificium genitale femininum.
Bemerk. Vasa deferentia münden auf papillenartigen Schleimhaut-
fältchen seitlich und unter dem »After«.
Um die Einmündungsstellen der Harnleiter — ohne die faltenreiche
Lloakenschleimhaut diirch überflüssige Bohrversuche zu schädigen — .
jichter zu finden, darf dem Anfänger empfohlen werden, mit einer fein-
oitzi^en Scheere behutsam die Ureterenwände anzuschneiden und durch
ie nun erhaltenen Schlitze mit Leichtigkeit je eine Schweinsborste bis
LI den gesuchten Ostien vorzuschieben.
Hinter den Harnröhrenöffnungen an der dorsalen oberen Kloaken-
'and gelangt man leicht in die von einer vorspringenden Falte umgebene
lündung der Bursa Fabricii, eines von drüsigen Wandungen gebildeten
ilindsackes, dessen Function bislang keineswegs feststeht.
II. Specieller Theil. j
Es erübrigt — von den vegetativen Organsystemen — schliesslictl
noch die Untersuchung des Respirationssystemes. j
Ein (mit der Scheere) längs ihrer dorsalen Fläche geführter Median-;
schnitt spaltet die etwas abgeflachte, aus zahlreichen und vollständigen]
Knorpelringen bestehende Trachea bis zu ihrer TheiKmg in die beiden!
Bronchien, jener Stelle, die bei fast allen Carinaten ') durch Entwicke-l
hing eines ( stimmbildenden ) unteren Kehlkopfes ( Larynx broncho- i
trachealis seu Syrinx) ausgezeichnet ist. — Man beachte die (von den
verschmolzenen letzten Tracheairingen gebildete ) hier dorso - ventral
comprimirte Trommel, deren Höhle durch den vom Theilungswinkel der
Bronchien vorspringenden »Steg« halbirt wird; zwischen dem letzteren
und der medialen Fläche der Bronchien spannt sich die Membrana tym-
paniformis interna. Sehr wohl entwickelt ist bei den Tauben die äussere
Paukenhaut »Membrana tympaniformis externa« ZAvischen der Trommel.
Um die Lungen gut zur Ansicht zu bekommen, trägt man entweder
die Dorsalrippen ab, oder man lockert den Zu.sammenhang der Limgen
mit der dorsalen Thoraxwand, indem man den Scalpellstiel in die einzel-
nen bezüglichen Intercostalräume vorschiebt, deren Wände nach aussen
drückt und mit den Fingern der anderen Hand die frei gewordenen
Lungenpartien hervorholt.
Entsprechend den Litercostalräumen , in die sie eingebettet war, er- «f;
scheint die Obei-fläche der hellrothen schwammigen, nicht in Lappen ge-
theilten Lunge, wie aufgewulstet. Die Austrittsöffnungen der Luftsäcke
aus den Lungen finden sich bei den Tauben 2) in der Siebenzahl vor.
Ehe man zur Eröffnung der Schädelhöhle und des Rückenmark-
kanales (siehe allgem. Theil pag. 46], die bei jungen Thieren selbst mit
einer gewöhnlichen Scheere vorgenommen werden kann , übergeht , be-
sichtige man die auf den Spulen der Steuerfedern (über den letzten Cau-
dalwirbeln) gelegene Glandula uropygii, Bürzeldrüse, deren beide »Hälften
ganz in einen herzförmigen Körper verwachsen « sind ; sie » endigt dem
spitzen Schnabel entsprechend in einen zitzenfdrmigen Ausführungs-
zapfen « . ,
') Die Syrinx kann am Grunde der Trachea von dieser allein , oder auch nur von
und in den Bronchien gebildet sein. — Sie fehlt bei Apteryx, Cafniarius, Rhea, Struthio
und den amerikanischen Geiern [Huxley).
-I cf. Cuvier 1. c. 4. Band pag. 703 : «Die erste Oeifnung liegt nächst der Eintritts-
stelle der Arteria pulmonalis in die Lungen, die zweite am oberen Rande derselben an
der Rückenfläche, dicht neben dem eintretenden Bronchus ; die dritte und vierte liegen
dicht neben dieser. Die fünfte, sechste und siebente liegen an der unteren Spitze der
Lungen. Die beiden letzteren vereinigen sich zu einem gemeinschaftlichen Kanal«.
3) MfMi/ Kossinann, «Ueber die Talgdrüsen der Vögel«. Zeitschr. für wiss. Zoologie.
21 . Band pag. 574.
1. C. Reptilien.
107
Bei Untersucliung des (-eiitralnervensystemes beachte
1) Die Avindxmgslose Oberfläche der beiden Grosshirnhemisphären,
leren Spitzen sich in die Lobi olfactorii fortsetzen, die Corpora striata
Im Boden der Lateralventrikel , Avelch' letztere Aveder ein Unter- noch
Einterhorn besitzen, ferner das rudimentäre Corpus callosum.
2) Das den »Wurm« der Säuger repräsentirende Cerebellum (Hinter-
rn) mit dessen verkümmerten Seitentheilen »Flocculi« (Kleinhirnhemi-
B^hären [Carus's). — Auf dem Durchschnitte zeigt sich der »Arbor vitac«.
■3) Das Fehlen des »Pons Varolii«.
4) Die l^ildung des Sehnerven-Chiasmas aus den »Corpora quadrige-
aina« (Mittelhirn), deren Höhle mit der Sylvischen Wasserleitung und
lern Yentriculus tertius communicirt.
5) Die »Ihalami optici« helfen den dritten Ventrikel bilden, der mit
ien Lateralventrikeln durch das Foramen Monroi in Communication steht.
6) Die zwischen dem Chiasma und der Medulla oblougata gelegene
iypophysis cerebri.
7) Die zwischen den Grosshirnhemisphären und dem Cerebelhim
gelegene Glandula pinealis.
Bemerk. Sie wird häufig mit der Dura mater abgezogen.
8) Ausser dem Sinus rhomboidalis anterior' in der Medulla oblon-
fata, den am Lumbaltheile des Rückenmarkes durch »Offenbleiben der
n den Centraikanal sich fortsetzenden primitiven Medullarhöhle« [Gegen-
mur] entstehenden Sinus rhomboidalis posterior.
Von der vorderen Eückenmarksanschwellung , der Intvimescentia
;ervicalis, bildet sich der Plexus brachialis , von der hinteren der Plexus
schiadicus.
l^ezüglich der Präparation des Augapfels und des Gehörorganes ver-
gleiche pag. 51 — 53.
C. Präparation der Reptilien.
1. Schildkröten.
Die griechische Schildkröte, Testiulo graeca, sowie die sogenannte
übanesische : »Tartaruga albanese« der Triestiner, kommt jederzeit und
n solchen Massen in den Handel, dass es sich — übrigens auch aus öko-
;iomischen Gründen — empfiehlt, diese Speeles als »Cursobject«zuw"ählen.
Die Zählebigkeit der Schildkröten erfordert es, dass man die für die
üntersuchvmg bestimmten Exemplare bereits Tags zuvor »abtödtet«, be-
ziehungsweise sie in derartig entsprechender Weise behandelt; starker
reiner Alkohol, der im Ueberflusse den wohl verschlossenen Schild-
kröten-Behälter erfüllt, besorgt allerdings in mehreren Stunden schon die
Tödtung des Ihieres, abgebrauchter alter oft nicht einmal nach 24 Stun-
108
II. Specieller Theil.
den ! — billiger . daher für die Mehrzahl empfehlenswerther ist es,
Schwefeläther und Chloroform zn gleichen Theilen auf Baumwolle zu
träufeln und die Thiere den Dämpfen dieser allmälig, aber sicher wirken-
den Flüssigkeiten auszusetzen und sie erst unmittelbar vor dem Ge-
brauche »auszulüften«.
B emerk. Abgesehen von dem, bei zootomischen Uebungen wenigstens,
nicht nothwendigen Barbarismus , die noch halblebenden Thiere zu zer-
schneiden, stören die bei jeder Berührung auftretenden energischen Muskel-
contractionen jede subtilere Manipulation.
Die äussere Inspection hat sich bei den Schildkröten vorwiegend auf
die Configuration des Panzers und dessen Hornschilder, auf die Anord-
nung der Kopfschilder, die übrigens etwas variabel ist. und auf die Form
der Extremitäten zu erstrecken.
Die bei Testudo graeca elliptische, sehr stark gewölbte Schale
(Testai-) besteht, wie bei allen anderen Schildkröten, aus zwei Theilen:
der Rückenschale, Carapax oder Testa dorsalis, und der Bauchschale.
Plastron oder Testa ventralis. Innige
Knochensuturen vereinigen beide Theüe
zu einem vollkommen unbeweglichen
festen Panzer. Die Zahl und Anordnung
der das Schildpadd darstellenden Horn-
schilder (Scuta^;) des Panzers entspricht
bekanntlich nicht jener der darunter-
liegenden Knochenstücke , die theils
einer Umgestaltung der \on der "Wir-
belsäule ausgehenden Knochen [Claus].
Neural- und Costalplatten Huxley. theils
ziemlich ausgiebigen Ossificationen
in der Lederhaiit (Nuchal- , Pygal - und
Randplatten sowie alle Knochen des
Plastrons i ihren Ursprung verdanken.
Am Carapax unterscheidet man
■m.l.
Kückenscliale von Testudo graeca L.
sc. n. = Sfutum nuchale. sc. m. c. = Sciita
mai-gino-collaria. sc. in. h = Scuta margino-
bracMalia. sc. m. l. = Seuta margino -late-
ralia. sc.m.f. = Sjuta margino-femoralia.
s. ca. = Scutum s-uiiracautlale. 1. S. 3. 4. + /.
//. IV. V. = Discus. /-T= Sc-utaver-
tebralia, 1—4 = Scuta costalia.
(nach Schreiher. )
(siehe Fig. 32) die in der Median-
linie des Rückens gelagerten fünf Wir-
belschilder «Scuta vertebralia« , an die
sich seitlich je vier costalia anschmie-
gen— sie bilden zusammen die Scheibe »Discus«, ' die [nach aussen um-
schlossen wird von den »Rand oder Marginalschildern« (Scuta marginaha),
') Vergl. Dr. E. Schreiher »Hei-petologia Europaea«. Braunsohweig 187.5.
2) Areola oder Mittelfeld nennt man jene auffällig glatte oder erhabene Stelle des
»Schildes« , von der sein Wachsthum ausgeht; Anwachsstreifen heissen die das Mittel-
feld umgebenden Linien.
1. C. Keptilien. — Schildkröten.
109
1 man entsprechend den einzelnen Körperregionen wieder unterschieden
i: als: Scutum michale unpaar , Scuta margino -collaria (je eines),
J.ita margino-brachialia je zwei), Scuta margino-lateralia je fünf), Scuta
ilrgino-femoralia je drei), schliesslich das unpaare Scutum supracaudale.
i mma 24. An der ]^auchschale beachten wir die durchaus paarigen Scuta
iSlaria, Scuta brachialia, Scuta pectoralia, Scuta abdominalia, Scuta
(äfloralia , Scuta analia, Scuta axillaria und Scuta inguinalia (s. Fig. 33) .
I Bemerk. Bei einigen Schildkröten ( Thalassochelys ) finden sich zur
iVerbindung von Rücken und Bauchschale sogenannte >> Brustrandschilder «
|Scuta sterno-lateralia) und zwischen den Kehlschildern ein unpaares Scutum
intergulare.
Fig. 33.
Bauchschale von Testutlo graeca L.
c. g. = ScTita gularia. sc. fem. = Scuta femoralia.
. br. = Scuta brachialia. sc. an. = Scuta analia.
c. p. ' Scuta pectoralia. sc. ax. = cuta axillaria.
abd. = Scuta alxlominalia. sc. ing. = Scuta inguinalia. (nach Sclireiber.)
Die Dorsalfläche des Kopfes zeigt bei der vorliegenden Art zwei grös-
re unpaare Schilder, ein vorderes fronto-nasaleund ein hinteres frontale,
as Fronto-nasale folgt dem auf der Schnauzenspitze gelagerten öeckigen
einen Internasale — welch' letzterem sich zu Seiten des ersteren je ein
ngliches Nasale anschliesst (Figur 34) . Nach hinten erstreckt sich vom
rbitalrande bis über das Trommelfell ein grosses SciTtum tympanale,
ich vorne unter diesem ein als »Massetericum« bezeichnetes sieben-
;kiges Schildchen. Der noch übrige Raum zwischen Tympanale und
rommelfell Avird von zwei kleineren und einem grösseren Schildchen
isgefüllt ') 'Schreiber).
Der übrige Theil des Kopfes sowie die Kehle sind mit unregelmäs-
') Bei alten Exemplaren erscheint häufig die Beschilderung des Kü])fes durch Ver-
hmelzung der einzelnen Schilder vei'wischt {Schreiber] .
110
II. Specieller Theil.
sigen polygonalen Schildchen. die Halsliaut »mit kleinen nnd flacher
Körnerschnppen" besetzt.
An den Beinen sind die polygonalen Schildchen theilweise zu »hor-
nigen Schindelsch\ippen ximgehildet«. Die überaus muskelkräftigeii!
plumpen Extremitäten enden mit Klumpfussen , deren vorderes Paar mit|
fünf und deren hinteres Paar mit vier Krallen ausgestattet ist. — Die
Schwanzspitze wird von einem kräftigen, abwärts gekrümmten Nagel
umscheidet.
Die beiden hornigen Kieferscheiden : Rhinotheca (Oberschnabel) und
Gnathotheca (Unterschnabel; »sind immer ungezähnt, bald ganzrandig.
l)ald mehr oder weniger gesägt« [Schreibe!-] .
Bemerk. Die Conservirung der Schildkröten überhaupt betreffend,
wäre zu bemerken , dass sich alle kleineren Formen , nachdem durch einen'
entsprechend tiefen Einschnitt unter der vorderen und hinteren Schalen-;
apertur für genügenden Eintritt von Flüssigkeit gesorgt ist, zur Aufbewah-.
rung in Alkohol eignen ; alle grösseren werden aber aus naheliegenden
Gründen trocken conservirt ; man hebt zu dem Behufe auf eine gleich zu
erwähnende Art das Plastron ab, exenterirt das Thier vollständig und bringt
es dann , um dem bei eintretender Fäulniss beginnenden Abblättern _ des
Schildpadds zu steuern, in einen übervoll mit Alaunsalzlösung gefüllten Be-
hälter, in dem es 1 — 2 Tage verweilt. Hierauf wird es vergiftet und ge-
trocknet [Martin) .
Die Section der Schildkröte beginnt mit der etwas mühsamen Pro-
cedur des Durchsägens der Schale — und zwar an den lateralen Rändern
des Plastrons, am sogenannten Isthmus. Gewöhnlich führt man zwei derart
gerade parallele Schnitte mit der Bogensäge aus — in Fällen, wo es sich
um besondere Schonung des Schilderdessins handelt , bedient man sich
einer Blattsäge, die entsprechend zwischen den Schildern zu führen ist (23).
Aufhören des Sägegeräusches mahnt zur Vorsicht — ist der Fall
eingetreten, so dringt man mit einem Sprengmeissel oder Stemmeisen in
die Sägespalte und sucht durch hebelartige, aber nicht zu kräftige Bewe-
gungen das Plastron zu lockern ; ein kleiner Holzkeil erhält das letztere
in der erwünschten Lage — nun erfasst man das Vorderende der Bauch-
schale mit der linken Hand und durchtrennt mit schräg nach oben —
gegen die Innenfläche des Plastrons — gerichteter Messersehneide die
an ihr inserirte Haut und Muskulatur ; gleichzeitiges Aufheben der
Schale spannt die noch nicht getroffenen Muskeln , nach deren Durch-
schneidung man in ähnlicher Art die Befestigungen des hinteren Schalen-
endes löst. Das nur mehr du.rch zarte Adhäsionen mit der Bauch-
wand zusammenhängende Plastron lässt sich nun leicht abheben.
Um eine Totalübersicht über den Situs viscerum zu bekommen, ent-
fernt man die noch vorhandenen Fetzen der bei der Schalenablösung be-
reits durchtrennten M. M. pyramidales, pectoralis major etc., fixirt die
I
1. C. Keptilien. — Schildkröten. III
pitlich abgezogenen Extremitäten und erhält durch ein entsprechend der
Ibschüssigen Rückenschale unterlegtes Tuch das Thier im stabilen
ileichgewichte . Nun Avird das 1 jauchfeil mit einer Pincette gefasst und
rit der Scheere abgetragen, eventuell noch die Schambeinsymphysc mit
em Messer durchschnitten. — Beabsichtigt man nicht, das Skelet des-
elben Thieres post sectionem noch zu verwerthen, so empfiehlt sich zur
,equemeren Präparation der Eingeweide die vollständige Auslösung der
Cxtremitäten (siehe Figur 35). Ehe man zur Specialuntersuchung der
jinzelnen Organsysteme übergeht, hat man noch die ventrale Halshaut
iurch einen Medianschnitt bis zxim Kinnwinkel zu durchtrennen und die
irhaltenen Lappen seitlich frei zu präpariren. Die Beseitigung des ober-
lächlich gelegenen , quergefaserten Musculus latissimus colli entblösst
ann vollends die Eingeweide des Halses.
Wir beginnen die Zergliederung mit der Untersuchung der Mund-
iöhle, indem wir mit dem stumpfen Blatte einer Scheere in dieselbe ein-
ilringen und etwas barbarisch — mit einem Schnitte das Unterkiefergelenk
jlurch trennen. — Hat die Exarticulation in schonender Weise zu ge-
chelien, so bedienen wir uns eines kleinen Scalpells. —
Nun ziehen wir den Unterkiefer etwas herab . reinigen mit einem
jchwämmchen die (häufig) mit reichlichem Schleim erfüllte Mundhöhle
md beachten folgendes : die herzförmige fleischige Zunge ist mit der
nedianen Partie ihrer unteren Fläche am Mundhöhlenboden festge-
vachsen, die schief nach oben und aussen abstehenden Seitenpartien
hingegen sind frei • — ihre Überfläche ist mit sehr langen, dicht stehenden
veichen zottenartigen Papillen besetzt ; unmittelbar hinter dem herzför-
nigen Ausschnitte, respective hinter der Eadix linguae liegt der einer
fipiglottis entbehrende Aditus laryngis in Form eines länglichen Schlitzes,
j Bemerk. Der Larynx entbehrt besonderer Einrichtungen zur Stimm-
I bildung ; er besteht aus einem ringförmigen Hauptknorpel, der Cartylago
j laryngea, und zwei discreten Cartilagines arytaenoideae. Die Innenwand ist,
»abgesehen von einer medianen häutigen Längsfalte und einem unregelmäs-
sigen Vorsprunge der Basis jeder Cartilago arytaenoidea, glatt« (35).
Ausser der paarigen Glandula sublingualis , die sich innen längs der
ünterkieferhälften bis zu deren Vereinigungsstelle erstreckt, scheinen
sigentliche Speicheldrüsen zu fehlen (35) . erwähnt wird von Meckel (24)
jine Gl. submaxillaris.
An den beiden einander zugekehrten Flächen der Hornkiefer beachten
rtir eine äussere und eine innere gezähnelte Kante, welche eine ansehn-
liche Furche zwischen sich fassen; bei geschlossenen Kiefern greift die
innere Kante des Oberkiefers in die untere Furche und die äussere Kante
ies Unterkiefers in die obere Furche. Durch diese Kieferbildung ist die
Schildkröte befähigt, die abgebissene Nahrung zu zerquetschen, respective
zu verkleinern.
il2
II. Speeieller Theil.
Die Miindhöhlendecke zeigt eine seichte grubige Vertiefung, die von
einer vorspringenden Schleimhautfalte umsäumt wird ; in der Grube liegen,
ziemlich weit vorne zwischen Ossa vomeris und palatina durch ein läng-
liches derbes Septum getrennt, die beiden Choanenmündungen ; die
Gaumenschleimhaut ist vor und hinter ihnen von zahlreichen kleinen
Ostien einfacher Driisenbälge (35.) perforirt; seitlich und rückwärts von
den hinteren Nasenöffnungen erblickt man die durch einen breiten Zwi-
schenraum von einander getrennten kleinen rundlich-ovalen Tubae Eu-
stachis
Die Oesophagealschleimhaut ist leicht längsgefaltet, im übrigen aber
glatt und nicht Avie bei Chelonia und Sphargis mit nach dem Magen ge-
richteten Stacheln, sogenannten »Schlundzähnchen«, versehen. Bei un-
verändertem Situs viscerum überdeckt die auffallend grosse braune Leber
einen grossen Theil der Eingeweide ; sie reicht über die ganze Breite der
Kiimpfhöhle, lässt indessen über ihrer sehr verjüngten Mittelpartie, die
meistens durch 2 Querbrücken, einen oberen und unteren Isthmus, herge-
stellt wird, das von einem derben Pericardium eingeschlossene Herz frei;
von dem Isthmus aus erstrecken sich ihre oberen Contouren fast halb-
bogenförmig zu den Seitenwänden der Rumpfhöhle , — entsprechend dem
mit dem Herzbeutel seitlich verwachsenen , grossentheils nur aponeuro-
tischen »Musculus serratus magnus« [Bojamcs) ^ der, einem Diaphragma
ähnlich, sich vom vorderen Eande des Carapax zum Plastron erstreckt.
Löst man, vom oberen Isthmus ausgehend, das Pericardium am oberen
Leberrande seitlich von dem ihm angelötheten Bauchfellüberzuge der
Leber ab und hebt das Herz am Pericardium mit einer Pincette empor,
so bekommt man die hier allerdings unvollkommene »Fossa hepatis car-
diaca« (Lebergrube) zu sehen — das Herz wird hier eben nur von den
medialen, seiner Form etwas angepassten oberen licberrändem iimgeben,
ohne sich eigentlich in die Tiefe der Lebersubstanz selbst einzusenken.
Einen nach unten offenen, in der Form äusserst variablen Ausschnitt bil-
den die abwärts gerichteten Leberränder — er lässt die stets enorme
Harnblase sowie einen kleinen Theil des Darmkanales — beim § die
weiten Oviducte lateralwärts — unbedeckt. Häufig werden indess bei
weiblichen Thieren die ganzen unteren Eingeweidepartien (exclusive
der Harnblase) durch die von Eiern strotzenden Ovarien überdeckt.
Hebt man nun den linken Leberlappen etAvas heraus , so folgt der
Anfangstheil des an ihn durch ein Ligamentum hepato-gastricum' gehef-
teten, durch seine quere Lage ausgezeichneten Magens mit — der etwas
aufwärts gebogene Pylorustheil kommt beiläufig unter den medialen Kand
des rechten Leberlappens zu liegen ; letzterer ist bedeutend voluminöser
als der linke Lappen, häufig — keineswegs aber immer — ist in seine
obere Furche die grosse birnförmige Gallenblase eingesenkt ; er birgt die
1. 0. Reptilien — Schildkröten.
113
Duodenalschlinge mit dem Pankreas, sowie den Endtheil des Dünndarms
sammt der als »Coecum« beschriebenen Aussackung des Colon. Um eine
Fig. :iö.
Eingeweide einer männlichen griechischen Schildkröte. i|2 nat. Grösse. Mit theilweiser Benutzung von
Carus und Otto (ö) und R. Wuyner (40) nach der Natur gezeichnet von Stud. C.Pressel.
Die Bauchschale ist entfernt — die Extremitäten wurden wegen Raummangels nicht gezeichnet. Der Darm-
canal ist vom Duodenum an Iiis zum Ende des Grimmdarms nach links herausgeschlagen. Die Lebergreuzen
sind punktirt, wie in situ naturali, eingetragen (vergl. hierzu den Text|. Die Cloake ist nahe (etwas rechts
von) der ventralen Medianlinie eröffnet; die beiden Lippen sind zur Seite gezogen und mit Nadeln fixirt,
die Küthe ist von ihrer ventralen Fläche frei präparirt, etwas gedreht und linkerseits (mit einer Nadel)
festgesteckt. Nieren und Hoden wie in Dorsalansicht.
tr = Trachea, o e — Oesophagus, br. s. = Bronchus sinister. br. d. — Bronchus dexter. tliijr. = Glandula
thyreoidea. v = Ventriculus cordis. atr. s. = Atrium sinistrum. atr. d. = Atrium dextruni. ao. d. = Aorta
dextra. ao. s = Aorta sinistra. coel. = Arteria coeliaca. p. d. ' Arteria pulmonalis dextra. p. s. = Arteria
pulmonalis sinistra. s. d. = Arteria subclavia dextra. s. s. = Arteria subclavia sinistra. c, c. = Arteriae
«arotides. ao. c. = Aorta communis, p d' Pulmo de.xter. ps' = Pulmo sinister. vcntr = Ventriculus iSto-
machus). vf = Vesicula fellea in die Lebercoutouren eingezeichnet, duod — Duodenum (Ende), pancr =
Pancreas. l = Lien. C= Colon, verdeckt hier den unteren Dünndarm. R = Rectum, du = Vesica urinaria.
B. d. = Ren dexter. t. d. = Testiculus dexter. ep = Epididymis, vd = Vas deferens. n = Ureter, cm =
Anus. MC, w = Ostia der Ureteren. urg — Blasenhals. pe=: Penis, p. ri. = Samenrinnc. or. cl. — Ge-
spaltene äussere C'loakenöfFnung.
Mojsisovics, Präparirübungen.
8
II. Specieller Theil.
weitere Ansicht des Dannverlaufes zu bekommen, legen wir beide Leber-
lappen sammt dem Magen nach oben und erblicken nun nebst 2 querge-
lagerten Dünndarmschlingen die Fortsetzung des Colons, das, einen Halb-
bogen um das Coecum beschreibend, nach oben, dann, als Colon transver- ;
sum den Endtlieil des Duodenums deckend , zur linken Seite zieht , um !
nach einer S förmigen Krümmung als Rectum in die Cloake zu treten. —
Nachdem Avir uns in der Weise kurz mit dem Verlaufe des Darmcanales i
vertraut gemacht haben , heben wir den ganzen abdominalen Theil des I
Verdauungstractes heraus , um seine wichtigsten Details besser und be-
quemer am Präparirbrette zu besehen. Zu diesem Zwecke trennen wir
den Bauchfellüberzug der Leber vom Pericardium sowie von den functio-
nell einem Ligamentum Suspensorium entsprechenden Verwachsungen
mit dem oben beschriebenen »Diaphragma« — wohl zu unterscheiden von
dem eigentlichen Diaphragma der Chelonier — ab, lösen die Adhäsionen
mit dem Peritonealüberzuge der Lungen (aber mit einiger Vorsicht !) —
durchschneiden dann die venösen l^lutgefässe , den Oesophagus und das
Rectum, achten aber auf die Vereinigungsstelle der beiden Aorten sowie
auf ihre Fortsetzung, die Aorta communis (von der Arteria coeliaca, ab-
tretend von der linken Aorta, lassen wir ein etwa 1 Centimeter langes
Stück), die unversehrt zu bleiben hat. Nach Durchtrennung einiger noch
vorhandener Gekrösfalten sind die zu untersuchenden Organe isolirt. —
Man findet nun Folgendes :
Die Leber besteht aus 2 Hauptlappen, die durch die oben erwähnten
Querbrücken verbunden werden; die Anzahl der letztern schAvankt, bald j
sind es 2, bald 3; der erstere Fall ist häufiger und findet man dann meist '
einen breiteren oberen und einen schmäleren unteren Isthmus; zwischen
beiden bleibt dann eine unregelmässige, auch rundliche Lücke in der Le-
bersubstanz, die durch das Peritoneum ausgefüllt wird. — Die Haupt-
lappen selbst sind durch seichtere und tiefere Randeinfurchungen in eine
ebenfalls inconstante Zahl von kleinen Läppchen und zipfelförmigen An-
hängen zerfällt. — Der Ausführungsgang der Gallenblase ist stets weit
und leicht zu sondiren — bei »mittelgrossen« Exemplaren der Testud»
graeca mündet er etwa 7 Centimeter unter dem Pförtner ins Duodenum j ,j
der schwieriger zu sondirende Ductus hepaticus mündet etwas vor ihm
und verbindet sich häufig mit ihm durch einen Communicationsast (10.
24). Das gelbliche gelappte Pankreas beginnt unmittelbar hinter dem j
Pylorus , liegt der oberen Duodenalwand innig an und entsendet meistens i
einen . bisweilen zwei Ductus pancreatici, von denen dann einer getrennt,
der andere wie gewöhnlich, mit dem Ductus hepaticus vereint mündet.
Bemerk. Der Ductus pancreaticus ist nicht leicht zu finden, — seia |i
Verhalten dürfte übrigens sehr variabel sein , anders wären die sich wider-
sprechenden ungenauen Angaben vieler Autoren kaum zu erklären.
1. C. Beptilien — Schildkröten.
115
In der Nähe des Pancreas, aufliegend dem Endstücke des Colon
transversum, befindet sich die dvmkelrothe grosse Milz.
Hat man die genannten Theile besichtigt , so schneide man den
Darmcanal in bereits bekannter Weise auf ixnd beachte :
1) Am Magen die derbe dicke Muskelwand, die im cardialen Theile
in mehr wellenförmige, im pylorischen Theile in gerade Längsleisten er-
I hobene Schleimhaut , sowie die in das Duodenum etwas vorspringende
ringförmige Valvula pylori.
2) Die Dünndarmschleimhaut zeigt im Allgemeinen dichtstehende,
überaus feine Längenfalten , im Anfangstheil des Duodenums jedoch
sind diese durch zahlreiche quere und schiefe Verbindungsbrücken in
ein zierliches Maschennetz umgestaltet.
3) Am Uebergange des Dünndarms in den Dickdarm befindet sich
1 gleichfalls eine ringförmige , klappenartig vorspringende Schleimhaut-
falte (Valvula coli) — das sackartige rundliche Coecum geht direct über
in das Colon. Die Schleimhaut des letzteren ist nahezu glatt — sie wird
erst im Rectum und zwar besonders in seinem Endtheile unregelmässig
längs gefaltet.
Nun wenden wir ims zur Untersuchung der Halseingeweide und des
Herzens.
Die Trachea ist aus starken Knorpelringen gebildet und (bei dem
Genus Testudo) durch auffallende Kürze ausgezeichnet — ihre Bifur-
cationsstelle befindet sich (Fig. 35) hoch oben über den grossen Herzge-
fässen. Ehe wir sie durchtrennen (was im Zusammenhange mit der
Untersvichung der Lunge erfolgt) , führen wir einen Tubulus in die Kehl-
ritze und überzeugen uns durch Aufblasen der Lungen von deren enormer
Ausdehnung; sie reichen bis zum Becken herab. Nun heben wir das
Herz und eröffnen den weiten Pericardialsack und beachten seinen Zu-
sammenhang mit der Herzspitze dmch das sogenannte Gubernacvilum
cordis'), in welchem ein zur Pfortader führendes kleines Venenästchen
verläuft. — Fadenartige Adhäsionen trifft man nicht selten an. Bezüg-
lich des Herzens wäre dessen ansehnliche Entwickelung im Breitendurch-
messer, seine dorso-ventrale Abflachung , sein stumpfer Apex und die
äusserlich vollkommene Trennung der Atrien hervorzuheben.
Der äusserlich einfache Ventrikel entsendet drei Trunci arteriosi,
die durch innige Verwachsung an ihrem Ursprünge einen «Bulbus« for-
miren (35). In der Ventralansicht entspricht der zur linken Seite (des
Thieres) gelegene Stamm der Arteria pulmonalis, die sich alsbald in eine
rechte und linke spaltet ; der neben ihr gelagerte zieht, ohne einen Ast
') Vergleiche hierüber die treflflichen Untersuchungen von Fritsch »Vergleichende
Anatomie des Amphibienherzens« in 3Iüller's Archiv. 1869.
116
II. Specieller Theil.
abzugeben, über den linken Bronchus hinweg als Aorta sinistra, der dritte
setzt sich nach Abgabe eines kurzen Truncus anonymvis, aus dem sich
paarige Arteriae subclaviae, sowie paarige Arteriae carotides entwickeln,
über den rechten ISronchus hinweg als |Aorta dextra und vereinigt sich
mit der kurz zuvor durch Abgabe einer Arteria coeliaca ') unansehnlich
gewordenen linken Aorta zur Aorta communis seu abdominalis 2) . Jede
Carotis communis theilt sich in eine Carotis externa und interna nach
Abgabe kleiner Arterien für die Muskeln und Eingeweide der Halsgegend.
Aus der Aorta communis treten noch ab : paarige Arteriae spermaticae,
suprarenales; die Arteriae iliacae, Arteriae renales und Arteriae hypoga-
stricac; ihre unpaare mediane Fortsetzung ist die Arteria caudalis.
Bemerk. Eine Arteria epigastrica verbindet die Arteria iliaca mit der
Arteria subclavia (35). Siehe über das durch mehrere Eigenthümlichkeiten
ausgezeichnete arterielle Gefässsystem nBnjamis, Anatome testudinis euro-
paeae«, oder die im Wesentlichen auf Bojanus'sche Untersuchungen be-
gründete Darstellung von Stannius (35).
In das Atrium sinistrum tritt eine Vena pulmonalis ein. Die Vena cava
inferior sowie die zwei Venae cavae superiores münden in den mit dem
rechten Atrium communjcirenden Sinus venosus. ZAvei Lebervenen
münden direct in den Sinus venosus '^j . Jede Vena cava superior entsteht
wesentlich durch Vereinigung einer Vena jugularis (Kopf und Hals) und
einer Vena subclavia (Vorderextremität.)
Ehe man das Herz herausnimmt, besehe man die mitunter ziemlich
grosse, rundlich ovale Glandula thyreoidea, die als unpaares Drüschen
zwischen den beiden Carotiden dem Oesophagus aufliegt und vom rechten
Truncus brachiocephalicus eine kleine Arteria thyreoidea bezieht.
Bemerk. Die paarige Thymus findet man über dem Herzen an der
Carotis (13). Bei älteren Exemplaren ist sie übrigens oft kaum zu consta-
tiren.
Ueber die Herausnahme und Section des Herzens ist nichts Wesent-
liches dem in früheren Capiteln Mitgetheilten beizufügen. Man beachte
die halbmondförmigen Klappen an jedem Ostium arteriosum, das dick-
wandige, dorsal gelegene Cavum arteriosum, das weitere ventrale Cavum
venosum , aufe welchem alle drei Arterienstämme entspringen ^) ; die ge-
1) respective : eine Arteria cardiaca, eine Arteria gastro-epiploica, eine Arteria me-
ssnterica.
') Die beiden Aortenbögen umfassen die Speiseröhre — ihre Vereinigung erfolgt
etwa auf der Mitte der AVirbelsäule (24). Vergl. Fig. 35.
3) Vergl. über das Venensystem : 13. 14. 24. 28. 31. 35.
^) Thatsächlich besteht indess eine derartige Beziehung der drei Arterien zu den
beiden Hohlräumen, das.s die rechte Aorta vorzugsweise aus dem linken Cavum gespeist
wird. Siehe die treffliche Darstellung in 18. 13 u. a. O.
1 . C. Reptilien — Schildkröten.
117
nannten Cava werden getrennt durch ein rudimentäres Septum , welches
von der Grenze des Vorkammerseptums aus gegen die Ventrikelwan-
dungen in Form von Sehnen- und Fleisch-Trahekeln vorspringt (35),
schliesslich constatire das Vorhandensein zweier häutiger Klappen, einer
grösseren inneren (rechten) und einer mehr rudimentären äusseren (linken)
an den Atrioventrikularostien.
Die bequemere Untersuchung des Urogenitalsystems erfordert (falls
dieses nicht schon früher geschah, siehe pag. III), die Durchtrennung
der Schambeinsymphyse , die meistens mit einem Knorpelmesser ganz
leicht gelingt, und eine seitliche Fixirung der Extremitäten, damit man
die Blase sammt lilasenhals von der ventralen Fläche aus im Zusammen-
hange mit der Kloake präpariren kann.
Genügt diese einfache Abduction der Extremitäten nicht, so müssen
mit Opferung des l^eckengürtels die Scham- und Sitzbeine mit der
Knochenzange oberhalb der Acetabula abgekneipt werden.
Präparation der männlichen Urogenitalorgane ') .
Wir legen die grosse zweizipfelige Harnblase zur Seite und tragen mit
l'incette und Scalpell das Peritoneum der Keckengegend soweit ab, dass
ohne Verletzung des Lungenparenchyms sowohl die Nieren wie die im
Peritoneum eingesackten Hoden zur Ansicht kommen. Wir finden die
grossen, annähernd dreiseitigen, an ihrer Oberfläche mit zahlreichen Win-
dungen versehenen, bräunlichen Nieren in der l^eckenhöhle unweit der
Kloake mit den medialwärts abtretenden kurzen Ureteren (siehe Fig. 35);
mit den lateralen Rändern zum Theil den Nieren aufliegend die fast
ovalen, gelblich-weissen Testikel, deren dunkel pigmentirte Nebenhoden
in die gleichfalls kurzen Vasa deferentia übergehen.
Den Venae renales revehentes liegen die gelben , länglichen, platten
Nebennieren auf.
Nim erweitern wir die Kloakenöffnung , die im geschlossenen Zu-
stande einen von faltenreichen Rändern umsäumten länglichen Schlitz
bildet, indem wir die beiden ]3ranchen einer stärkeren Pincette in die-
selbe einführen und ihrer Elasticität die Ausweitung des Querdurcli-
messers der Kloakenöffnung überlassen, erheben mit einer Pincette die
ventrale Wand und schneiden sie etwas links neben der Medianlinie be-
1) Beim Studium der hier einschlägigen Literatur ist eine vorherige genaue Orien-
tirung über die Ausdrücke : »oben«, »unten«, »hinten«, »vorne<', »aussen« und »innen« ein-
dringlichst zu empfehlen. — Man wii-d nur geringe Uebereinstimmung im Gebrauche
derselben bei den einzelnen Autoren finden.
2) Zur Linken des Präparanten !
118
II. Specieller Theil.
hutsam mit einer Schere auf, und fixiren mit einigen starken Nadeln die
auseinander geschlagenen Lappen.
Die faltenreiche; überaus dehnbare Kloakenschleimhaut ist durch
stellenweise Pigmentablagerung dunkel gefleckt ; die dorsale obere Wand
verbirgt die leicht zugängliche Rectalöifnung — es empfiehlt, sich eine
starke Sonde in ihr liegen zu lassen, um bei Aufsuchung der übrigen
Ostien stets über ihre Lage orientirt zu sein. Nun dringen wir in den
Blasenhals — derselbe liegt nicht in der Medianlinie, seine Axe bildet
vielmehr mit ihr einen nach links und hinten hin offenen Winkel —
schneiden ihn soAvie die Blase auf und besehen deren vielfach und unregel-
mässig gefältelte Schleimhaut ; knapp vor dem Ausgange des Blasenhalses
finden Avir die — durch die Schleimhaut meist verlegten — Ureteren-
mündungen , die man deshalb besser
von aussen i) her mit einer feinen Borste
verfolgt; etwas hinter diesen münden
auf je einer winzigen papillenartigen
Vorragung die Vasa deferentia. Der
Hals der Harnblase wird hierdurch zu
einem Sinus urogenitalis (Fig. 35 ;
Fig. 36 zeigt die gleichen Theile (bei
Chelydra) in der Dorsalansicht 2) .
Eine von der Mündung des letzteren
ausgehende , am Anfangstheile mit ca-
vernösem Gewebe ausgekleidete (13)
Rinne (Samenrinne) setzt sich fort auf
die Dorsalfläche des grossen männlichen
Copulationsorgans (Penis joe in Fig. 35).
das an der ventralen Kloakenwand
gelegen aus zwei eng mit einander ver-
wachsenen, fibrösen, mit Schleimhaut
überzogenen Körpern besteht. Ein
eigener Muskelapparat inserirt sich an
der Rvithe. Das verbreiterte Ende der
Ruthe bildet eine durch lappenartige
Anhänge ausgezeichnete Eichel.
Männliche Urogenitalorgane von Chelydra
serpentina (nach Gcijenhaur).
Die t'loake ist dorsalwärts eröffnet.
r = Nieren, u = Ureteren. v = Blase, t =
Hoden, e = Nebenhoden und Vas deferens.
ug = Oeffnung des Urogenitalsimis in die
Cloalte cl. p = ßuthe. s = Samenrinne. r e=
Rectum, cc' = Bursae anales.
Weiblicher Urogenitalapparat : Nieren und Ureteren verhalten sich
wie beim männlichen Geschlechte ; die zwei symmetrisch gelagerten
Ovarien erinnern im entwickelten Zustande an jene der Vögel; jedes
1) Vergl. pag. 105.
2) üeber die Verschiedenheiten im männlichen Genitalapparate der Schildkröten
siehe die in 'ib. angezogene Literatur.
1. C. Reptilien. — Schildkröten.
119
stellt eine Platte vor, auf deren freier, der Ventralseite zugekehrter Fläche
igich die zahlreichen intensiv gelben, rundlichen Eier entwickeln (39); hier-
durch erhalten sie ein traiihiges Ansehen. Sie sind wie die Hoden vom
Bauchfelle überzogen, das sich auf die weiten, geschlängelten Oviducte
jin Form eines »freien Ligaments« fortsetzt ; die Abdominalöffnungen der
Oviducte sind trichterförmig, sehr weit und können durch Dilatation mit
einer stumpfen Pincette leicht 'zur Ansicht gebracht werden. Während
jdie Wandungen ihres weiteren Anfangstheils dünn und zart sind, ver-
dicken sie^ sich gegen das Ende zu ganz augenfällig und ist hier die
Schleimhaut ihres sehr verengten Lumens durch beträchtliche Längsfalten-
bildungen ausgezeichnet. Der mittlere drüsenreiche Abschnitt ertheilt
den Eiern die EiAveissumhüllung und die harte weisse Kalkschale. Ihre
durch vorspringende ringförmige Schleimhautfalten ausgezeichneten
iKloakenmündungen liegen im Blasenhalse einander gegenüber. — Die
kleine Clitoris ist (wie der Penis) mit einer dorsalen Rinne versehen und
endet mit einer dunkel pigmentirten, conischen Eichel.
Zwei blindsackartige Ausstülpungen der Kloakenwand seitlich vom
Rectixm werden als »Bursae anales« beschrieben und häufig nicht ge-
funden.
Ehe man zur Präparation der Lungen schreitet, erinnere man sich,
l.s. = Arteria pulmonalis
sinistra. ao. d. = Aorta dextra. u. s. d. = Ar-
teria suhclavia dextra. a. an. ' Arteria ano-
nyma (mit der Arteria subclavia sinistra ; nicht
gezeichnet sind die aus ihr abtretenden Ar-
teriae carotides communes dextra et sinistra),
fio. s. = Aorta sinistra. a.coei. ' Arteria
oeeliaca. sin. = eine von Brühl entdeckte Er-
weiterung an der linken oberen Hohlvene ;
eine ähnliche findet sich an der gleichseitigen
Pulmonalvene. d = rechter Aussenrand des
oberen Ventrikels, p = Hinterrand desselben.
Die ziemlich derbe Leber besteh
aus zwei Lappen , deren rechter um
fänglicher ist als der linke, mit dem e
durch einen Isthmus verbunden ist ; si
ist — ähnlich wie die der Chelonier - 1 J
vorwiegend im Breitendurchmesser enti I
wickelt; die stets vorhandene Gallen
blase liegt im rechten Lappen, ihr Aus i
führungsgang vereinigt sich mit denj .
Ductus hepaticus oder beide Ductuli I
münden getrennt. Meckel' s Angabe, dai| i
Verhalten dieser Gänge sei wie »gev| 5
wohnlich bei den Amphibien« , stützl ;
nur die Vermuthung , dass diese langt! :
noch nicht genügend erörterten Ver-i .;
hältnisse ausserordentlich variabel seien ] i
Der Magen wird von der Leber nuni s
theilweise bedeckt, er liegt mit eineirl
grossen Theile seiner ventralen Flächcj
frei und reicht mit seiner unteren Cur-ii ;
vatur ziemlich weit herab ; er ist nacl i
seinem äusseren Ansehen durchauf
vogelähnlich, indem seine ausserordent-
lich mächtigen MuskehvandungeU;|i
1. C. Keptilien — Crocodilinen. 125
h den Besitz einer dorsalen und ventralen Selmenscheibe ausgezeichnet
l ; indem ferner Cardia und Pylorus dicht nebeneinander liegen, ergibt
Ii seine Form als die eines plattrundlichen Blindsackes . Der Pylorus führt
inen hier massig entwickelten, mit gleichfalls verdickten Wandungen
gestatteten »Pylorusmagen« , an den sich der in mehrfache Schlingen
;gte Zwölffingerdarm schliesst. — Für diesen dünnwandigen Abschnitt
Dünnda^-ms Averden allgemein als charakteristisch Zotten der
ileimhaut, für den zweiten dickwandigen Abschnitt zickzackförmig
laufende Falten beschrieben (9. 35. u. a. O.). Ein Coecum fehlt —
egen ist eine Grimmdarmklappe in Gestalt eines »kreisrunden Wulstes«
banden ("24, 35. u. a. O.), die in den kurzen, mit glatter Schleimhaut
sehenen und mit «trichterförmig« verengter Mündung näher der ven-
en Wand in die Kloake tretenden Enddarm (Rectum) führt. — Das
ikreas liegt dem Duodenum auf und besitzt zwei Ausführvmgsgänge ;
Milz (siehe Fig. 38) ist mehr der Mittellinie genähert und hinter
1 Pankreas zAvischen den Zwölffingerdarmschlingen gelagert.
Bemerk. Die Suspension des Darmcanales durch ein Mesenterium ist
1 Fig. 38 ersichtlich; bemerkenswerth ist als »Vogelähnlichkeit« die Ein-
jhliessung der ITnterleibsorgane in discrete seröse Säcke. Sie sind (35)
achgewiesen für die Leber, den vorderen Theil des Magens, für den Py-
)rus, die Gallenblase und den vorderen Theil der Cloake.
Vom Urogenitalapparate wäre hervorzuheben : Die Lage der grossen
hrer Oberfläche spiralig gewundenen Nieren, aus deren unteren Enden
tief ins Nierenparenchym eingesenkten Ureteren in den Beckengrund
en ; der Mangel einer Harnblase , die Mündung der Ureteren dicht
ter dem Rectum in die sehr lang gestreckte Cloake (7. 35. etc.). Vor
Ovarien und Hoden liegen die länglichen gelblichen Nebennieren.
Die Geschlechtsdrüsen selbst bieten für uns hier keine wesentlich be-
kenswerthen Verhältnisse dar. Die Eileiter münden unter einer stark
springenden ringförmigen Falte hinter den Ureteren, das heisst, näher
Cloakenöfi'nung ; die Vasa deferentia münden
e der Ruthe , die ebenso wie die Clitoris als
laares, mit Rinne versehenes Copulationsorgan
landen ist; bei Lupenbetrachtung erkennt
1 an ihrer Oberfläche einen feinen Stachelbe-
; (5) . Von hervorragendem Interesse sind die
der Wurzel der Copulationsorgane mit überaus
an Ostien mündenden Peritonealcanäle (siehe
.41).
Bezüglich der Sinnesapparate ist zu erwäh-
: 1) Die mit freiem unteren Rande das Trom-
fell deckende, mit Muskeln ausgestattete äus-
Fig. 41.
Die äussere Cloakenöffnungvom
Alligator (nach Cants u. Otto),
an = oberer und unterer Win-
kel der länglic-hen Cloaken-
spalte. 6 = I'enis. c = Oeff-
nung des linken Peritoneal-
Canales. dd =■ Ostien der paa-
rigen Afterdrüsen.
126
II. Specieller Theil.
sere Ohrklappe. — 2) Die Commimication der Tuben durch enge Cami
mit den pneumatischen Schädelknochen und dem Os articulare des U
terkiefers. — 3) Das Vorhandensein zweier horizontaler Augenlid
und einer Nickhaut, sowie eines rudimentären Pecten. — 4) das FehL
eines Scleroticalringes. — 5) Die an der Schnauzenspitze gelegenen äii
seren NasenöfFmmgen sind durch Klappen verschliessbar.
Gehirn und Rückenmark wurden in neuester Zeit durch Rabl-Rüc,
hard eingehend beschrieben (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 30. Band, pa;
336—373.)
Die paarige längliche Thymus reicht vom Herzbeutel bis zum Unte
kiefer (13). — Die Glandula thyreoidea ist zweilappig und liegt an d(
Ventralseite der grossen Gefässe ausserhalb des Pericards (35).
i
3 . S c h 1 a n g e n . ■
Der fusslose , langgestreckte , walzenförmige Körper der Mitglieder
dieser Ordnung wird von einer durchaus zusammenhängenden epidei
moidalen Hornlage bekleidet , die bekanntlich einige Male im Jahre i
»Einem«' abgestreift wird (Häutung) . Der für die verschiedenen Gruppe;
äusserst verschiedenartige zierliche Dessin, den dieser abgestreifte »Horn
Überzug« darbietet , entspricht ganz bestimmten »regelmässigen Verdick
imgen der Lederhaut«, denen entsprechend die einzelnen Felder des Des
sins als »Schuppen« , wenn sie sich dachziegelförmig decken , als »Schil
der«, wenn sie mit ihren Eändern nahe an einander liegen, systematiscl
verwerthet worden.
Die Schuppen (Squamae) haben meistens die Form »eines länglichei
Sechsecks«, sind entweder glatt oder mit einer die Medianlinie ihrer [
Oberfläche einnehmenden Leiste , dem Kiel (Carina) versehen (Squamae | |
carinatae — so bei Tropidonotus) , bedecken ausnahmslos die Dorsalfläche
von Rumpf und Schwanz '), »in manchen Fällen auch Kopf und Unter-
seite«. — Die Schilder (Scuta) bekleiden den Kopf als sehr verschieden-
artig gestaltete (Kopfschilder, Keplialostega) und die Ventralfläche des
Körpers (mit einigen Ausnahmen) als einreihige, sechseckig polygonale
~ Bauchschilder, Gastrostega, und als meist zweireihige Schwanzschilder,
»Urostega«. Der quere Afterschlitz Avird von zwei, seltner einem Scutum
anale bedeckt (1. c); siehe Fig. 42.
Die Kopfschilder zeigen bei der Art, die wir ihrer ausgedehnten
Heimath wegen als Vertreterin der ganzen Ordnung wählen, bei der ge-
meinen Ringelnatter, »Tropidonotus natrix«, folgende Anordnung : an das
j Vergl. Schreiher 1. c. pag. 173.
1. C. Reptilien — Schlangen.
127
iipaare Scutum frontale (siehe Fig. 43) schliessen sich die paarigen
cuta supraocularia seitlich, die 8cuta parietalia nach hhiten, die Scuta
raefrontalia nach vorne ; vor den letzt genannten liegen die Schnauzen-
jhilder, Scuta internasalia; alle zusammen bilden den »Hut«, »Pileus«.
Fig. 43.
ig. -42.
ig. 43.
ig. 44.
ig. 45.
se. sUb.
Zamenis atrovirens Shaw. Gst. = Gastrostega. Ust. = Urostega. sc. au. = Scuta analia. d = letzte
Scliiippenreihe (nach Schreiber).
Tropidonotus natrix L. i = Scuta internasalia. pr. - Scuta praefrontalia. / = Scutum frontale,
s. 0. = Scuta supraocularia. p. = Scuta parietalia. r = Rostrale (nach Schreiber).
Tropidonotus natrix L. r = Scutum rostrale. n = Scutum nasale. /= Scutum frenale. pr.oc. '
Scutum praeoculare. sc. post. ' Scuta postocularia sc.sitp.l. = 7 Scuta supralabialia, darunter die
o.sc. = sublabialia. sc.temp. = Scutum temporale (nach Scliniber).
Calopeltis Aesculapii Aid. sc. m. = Scutum mentale, sc. sbb. = Scuta suhlabialia. sc. iiif. — Scuta
inframaxillaria. sq.gul. = Squamae gulares. (/. = Scutum gulare (nach Schreiber).
Die Seitenansicht des Eingelnatterkopfes (Fig. 44) zeigt das impaare
lüsselschild, Scutum rostrale, dessen Unterrand einen seichten Ausschnitt
ür die bei geschlossenem Munde hervortretende Zunge besitzt; seitlich
ügen sich an dieses sieben Scuta supralabialia ; zwischen dem Internasale
md dem ersten Supralabiale liegt das mit dem Nasenporus versehene
)cutum nasale, angrenzend an das viereckige Scutum frenale ; vor dem
^uge findet sich das hier einfache Scutum praeoculare, hinter dem Auge
lind die drei Scuta postocularia gelagert; an die zwei untersten grenzt
las dem fünften bis siebenten Supralabiale aufliegende Scutum tem-
)orale (1. c.) Als untere Augenschilder Scuta subocularia werden die
;wischen Supralabialia und unterem Augenrande eingeschobenen Schild-
;hen (wie bei Periops) beschrieben [Schreiber- 1. c.) .
An der in Fig. 4 5 dargestellten unteren Kopffläche der Aeskulap-
ichlange beachten wir das dreieckige Kinnschild, Scutum mentale , da-
linter die ersten Unterlippenschilder, Sublabialia, jeder Seite, deren fol-
gende, sich in einer Reihe anordnend, bis zum Mimdwinkel vorfinden.
128
II. Specieller Theil.
In der Medianlinie der untern Kopffläche stossen die zwei paarigen
Kinnenscliilder Scula inframaxillaria zusammen ; indem ihre gemeinsame,
rinnenartig vertiefte Nath sich in die des ersten Sublabialpaares fortsetzt,
entsteht die sogenannte Kinnfurche , Sulcus gularis. — Hinter den In-
framaxillarschildern folgen die Kehlschuppen, Squamae gulares, und
das Kehlschild, 8cutum gulare.
Mit Schonving der Analschilder und der (zwei) letzten Bauchschildei
schlitzen wir die Haut des in der Rückenlage fixirten Thieres seitlich an
der Grenze der Bauchschilder entlang auf, führen dann den Schnitt von
dem einen Mundwinkel längs heider Unterkieferäste fort bis zu dem der
anderen Seite , so dass dann der mit Vorsicht abpräparirte Lappen vorne
in eine dem Kinnwinkel entsprechende Spitze ausläuft. Zwischen dem
zweit- und drittletzten Bauchschilde wird die Haut quer durchschnitten,
der ganze grosse Hautlappen zur Seite geschlagen imd mit einigen Nadeln
am Präparirbrette befestigt.
Bemerk. Verfügt man über grosse Präparirschalen, so bediene man
sich dieser (siehe allgem. Theil) und untersuche unter AVasser.
Die Rumpthöhle wird durch einen Scheerenschnitt, der die ventralen
Muskeln in der Medianlinie — also zwischen den Rippenenden ! — spal-
tet, eröft'net. Um sich das Präparirfeld zu ebnen und einen instructiven
Gesammtüberblick zu ermöglichen , löst man hierauf durch vorsichtiges
Hinwegstreifen mit dem Finger die der Rumpfhöhle sich innig anschmie-
genden Eingeweide so weit von den seitlichen 'Rumpfwänden ab , dass
letztere, ohne die Eingeweide (seitlich) zu zerren, mit einer entsprechen-
den Zahl kleiner, durch die Intercostalräume gesteckter Nadeln fixirt
werden können.
Präparirt man unter Wasser , so flottiren dann die an überaus feinen
glashellen Peritonealduplicaturen suspendirten Eingeweide über der
schwarz pigmentirten Bauchfellauskleidung der RumplTiöhle. —
Um die Mundhöhle zu untersuchen, exarticulirt man mit Scheere
oder Messer 'ein Kiefergelenk, zieht den bezüglichen Unterkiefer herab,
dringt dann mit einem stumpfen Scheerenblatte in den überaus erweite-
rungsfähigen Oesophagus ein und schlitzt diesen seitlich 1 — 1 Y2 (Zenti-
meter lang auf. —
Man übersieht Folgendes : Die feinen Längsfalten der Mundhöhlen-
schleimhaut setzen sich — ohne irgend wie durch eine Abgrenzung der
Mundhöhle gegen den Schlund zu etwa durch quere Falten unterbrochen
zu werden — direct fort in die ansehnlichen Längsfalten der Oesophageal-
schleimhaut. — Am 13oden der Mundhöhle liegt, eingeschlossen von einer
dünnen Scheide , die plattgediückt-cylindrische, lange' schwarze Zunge,
deren Apex in zwei überaus feine Spitzchen gespalten ist. Erfasst man
1. C. Reptilien. — Schlangen.
129
lit einer Pincette die Zunge und zieht sie aus der engen Oeffnung ihrer
cheide hervor, so führt man' neben ihr leicht die Spitze einer kleinen
cheere in die Scheide ein , schlitzt diese seitlich xmd orientirt sich über
iren Zusammenhang mit der Schleimhaut des Mundhöhlenbodens. Ueber
ir (der Zungenscheide) lagert sich die bei allen Schlangen weit nach
orne (bis in die Mundhöhle) vorgeschobene Kehlspalte : der Aditus la-
fngis ; der Larynx selbst bietet , da er keine stimmbildenden Einrich-
mgen besitzt, augenblicklich für uns nichts Bemerkenswerthes.
Die Choanenmündung ist weit nach vorne gerückt und findet sich in
Iner länglichen Grvibe der Mundhöhlendecke vor den Gaumenbeinen.
Die zahlreichen kleinen Hakenzähnchen besetzen die Kiefer und
en Gaumen, — die zu hinterst stehenden sind um weniges grösser.
Etwas subtil ist die Präparation der Kopf- und sogenannten Speichel-
rüsen — sie kann überhaupt nur an grösseren Exemplaren instructive
.nsichten ergeben ; es sind in dem Falle darzustellen : die dicht unter
er Haut gelegenen Ober- und Unterkieferdrüsen (obere und untere Lip-
endrüsen), Glandulae labiales superiores et inferiores, die mit mehreren
Iisführungsgängen aussen von den entsprechenden Zahnreihen in die
[undhöhle münden , ferner die hier grosse Glandula lacrymalis , die
vischen dem hinteren Orbitalrande und der Glandula labialis superior
egt, sowie die ihr Secret gleichfalls in die Mundhöhle ergiessende »Na-
mdrüse« ; es vereinigt sich der Ausführungsgang der letzteren mit dem
analis lacrymalis, der vor dem Os palatinummit engem Ostium mündet i) .
Nun führe man einen Tubulus in die Kehlritze ein und constatire
ie einseitige Entwicklung der Lungen, deren linke nur durch ein kleines,
nks von der Herzspitze gelegenes ovales Säckchen repräsentirt wird,
ährend die in die Länge gezogene rechte eine beträchtliche Ausdehnung
;igt. Schlitzt man nun die auf ihrer ventralen Fläche durch dunkle
iiere Pigmentstreifen ausgezeichnete Trachea und breitet sie etwas gegen
as Licht haltend aus, so bemerkt man, dass sie — ausgenommen in ihrer
Dersten Partie — aus durchwegs unvollständigen Knorpelringen und
var etwa von der Mitte ihrer Länge an, aus Halbringen besteht, die
orsalwärts durch eine zarte ausdehnbare Membran vereinigt werden , an
er die Entwicklung polygonaler unregelmässiger Zellen oder Maschen
Lif respiratorische Funktionen hinweist. Man beachte nun die Eintritts-
;elle des Bronchus in die anfänglich dickwandige sackartige Lunge,
eren Oberfläche im vorderen Abschnitt complicirt gebaute, zierliche
[aschenräume, im hinteren Abschnitt allmählich einfacher werdende he-
1) Meckel beschreibt noch eine »Zungen- oder Unterzungendrüse — dicht unter der
nteren Fläche der Mundhöhle, nahe hinter ihrem vorderen Ende« ; sie soll sich vorn
eben der Mündung der Zungenscheide öffnen. — Diivernoy hält sie für zwei knorpe-
ge Vorsprünge ; siehe darüber Stannius und v. Siehold (35).
Mojsisovics, Präparirüliuiigen. 9
130
II. Specieller Theil.
sitzt, um schliesslich als glattwandiger, einfach membranöser Blindsack z\i
endigen . Die Lunge ist in grosser Ausdehnung der Leber angeheftet —
ihre Isolirving erheischt daher einige Vorsicht.
Seitlich von der Luftröhre beachte man ein an die Carotis sich an-
schmiegendes, längliches, gelblich-weisses Gebilde: die Glandula Thymus
— etwas weiter unten, vor dem Herzen liegt der ventralen Trachealfläche
direct auf ein rundliches , feinhöckerig aussehendes, unpaares Drüschen,
die Schilddrüse (Glandula thyreoidea) .
Nun wende man sich der üntersvichung des Herzens und der grossen
Gefässe zu, indem man vorerst mit zwei Pincetten das am äusseren
Bavichfellüberzuge der Leber angewachsene Pericardium zipfelförmig auf-
hebt, etwas einreisst und mit einer Scheere abträgt : der längliche Ven-
trikel zeigt äusserlich keine Furche, die auf eine Trennung in zwei aller-
dings sehr unvollkommen geschiedene Käume (Cavum venosum und
Cavum arteriosum) bezogen werden könnte, zwischen den beiden ventral
auseinandergerückten Atrien liegen die drei aus dem Cavum venosum
entspringenden Arterienstämme 2, ; — der in der Ventralansicht oberste,
die Aorta sinistra, bildet einen astlosen Bogen, der sich sofort nach unten
zur Bildung der Aorta communis fortsetzt ; der unter ihm gelegene Stamm
kreuzt sich mit ihm und bildet die Aorta dextra, aus der^) eine starke
Arteria carotis communis primaria abtritt, die, unter dem Oesophagus links
neben der Trachea hinziehend , nach Abgabe kleinerer Aeste am linken
Unterkieferwinkel eine Arteria carotis communis sinistra entwickelt, dann
in den Spinalcanal eintretend einen Querstamm bildet, aus dem erst nebst
anderen Gefässen die Arteria carotis commimis dextra entsteht *) . Die
Fortsetzung der rechten Aorta schlingt sich um die Trachea, nachdem
sie zuvor die an der rechten Seite dorsalwärts hinaufsteigende Arteria
vertebralis abgegeben, und vereinigt sich mit der der linken (siehe oben)
hinter und iinter dem Herzen (vergleiche die etAvas schematisirte Figur
46) über dem Oesophagus. Der »unterste Stamm endlich ist die Arteria
pulmonalis , die sich in den verkümmerten linken und den ansehnlichen
rechten Ast spaltet.
Bemerk. Die Isolirung der genannten Stämme geschieht am vortheil- i
haftesten mittelst zweier feiner Pincetten (siehe Gefässpräparation im AUgem.
Theil).
Von Aesten der Aorta communis wären noch zu beachten: eine be-
1) Näheres siehe bei F. E. Schulze, »Die Lungen«, in Strickers Handbuch der mi-
kroskopischen Anatomie, pag. 464 — 488.
2) Nach Stannius besitzt jeder an seinem Ursprünge drei Valvulae semilunares (3.5).
Vergleiche dagegen Meckel 24, wonach nur zwei, was ich bestätigt finde.
3) Nach Abgabe der Kranzarterien.
4) Vergl. 3.5. II. Band pag. 227.
1. C. Reptilien. — Schlangen.
131
clBot.
rächtliche Zahl von Arteriae liepaticae (10 — 12, Meckel dt. . a. O.), die in
[ie Gefässfiirche der Leber eintreten, »indem sie sich von vorn nach hinten
[urch Längenbögen vereinigen«, einige Zweige von diesen treten als
Arteriae bronchiales« zum vmteren Theil der Lunge , — [Hyrtl); ferner
aehrere Arteriae gastricae , eine Arteria meseraica superior , eine Arteria
aes. inferior, sechs Arteriae renales (für jede Niere) und paarige Geni-
alarterien .
Riicksichtlich der ins Herz eintretenden venösen Gefässe wäre zu
emerken :
In das Atrium sinistrum mündet die klappenlose Vena pulmonalis
- in das Atrium dextrum die Vena
ava inferior und die Vena jvigularis
inistra — in den Sinus venosus die
'ena anonyma, die durch Vereinigung
er Vena jugularis dextra und der
ubvertebralvenen zu Stande kommt.
(Ueber das Nierenpfortadersystem
srgl. Gegenhaur 13. 14.)
Verfolgt .man, nach Besichtigung
er genannten Theile, die enorm aus-
ehnbare Speiseröhre, so gelangt man,
hne eine cardiaähnliche Einschnü-
mg ') zu passiren , in den gleichfalls
LUggestreckten Magen , der sich nur
iirch sein etwas weiteres Lumen und
ie stärkere Längsfaltung seiner
chleimhaut als solcher documentirt;
i seinem unteren Ende erfahren seine
i^'andungen durch Anlagerung stär-
erer Musculatur eine beträchtliche
erdickimg und weist schliesslich eine
ngförmige Einziehung (Pylorus) auf
än dahinter beginnenden Dünndarm
Xiodenum); dieser wie der Enddarm
äsitzen wesentlich längsgerichtete,
arch einzelne Querbrücken verbun-
äiie , vmregelmässige Schleimhaut-
,lten. Der Dünndarm ist in eine Anzahl von discreten schraubenförmigen
(Bindungen (siehe Fig. 48) gelegt, die durch partielle Peritonealadhä-
onen2) innig zusammengehalten werden — er streckt sich mehr in
1) Der zur Seite der Leber gelegene Theil wird als »Portio cardiaca« beigchrieben.
2) Von einem eigentlichen Mesenterium kann man nicht sprechen, indem nur die
Herz und grosse Gefässe einer Schlange,
(halbscliematisch). Theilweise nach Fritsch,
r = Ventriculus. ie sich mit den Enden entweder berühren oder
je zwei durch einen Hohlraum von einander ge-
schieden werden (35) . Die Ovarien erhalten ähn-
lich wie Hoden und Vasa deferentia einen Perito-
j'fiealüberzug, der sich auf die Oviducte fortsetzt ;
letztere beginnen mit einem ziemlich weiten
oOstium abdominale«, beschreiben im oberen Ver-
jlaufe zahlreiche Windungen und münden neben
^respective etwas hinter den Ureteren in die
[loake.
Bemerk. In dem uterusartig erweiterten Theile
des Oviducts finden sich sackartige kurze Drüschen .
Die Eier entwickeln sich zwischen zwei ge-
hlossenen , in einander übergehenden Platten ; erst durch das Wachs-
ithum und die schliessliche Lösung der Eier aus dem Stroma dehnen sich
diese häutigen Platten zu einem Sacke (35), »durch dessen Ruptur die
Eier frei werden« (7). —
9i:s.
ovd.
Weibliche Harn- und Ge-
schlechtsorgane von Tropido-
notus natrix.
OB.d. = Ovarium dextrum.
odA. d. = Oviductus dexter.
ov. s. = Ovarium sinistrum.
ovd. s. = Oviductus sinister.
r. s. = Ren sinister. r. d. = Ren
dexter. it.u = Ureter, cl. =
Cloaca.
136
II. Specieller Theil.
Eine vorne befindliche präformirte runde OefFnimg des Ovariums be-
schreiben 39, 28. — Die Eier dringen »durch besondere OefFnungen, die
vorher in deren Wandung entstanden, aber zu anderen Zeiten sehi' ver-
engt sind , hervor und gehen in die Rumpfhöhle über«, woselbst sie der
Eileiter aufnimmt. ]>ei den Schlangen befindet sich an dem vorderen
Ende je eines Eierstockes .... eine solche Oeffnung [Ratlike 32) .
Die sehr rudimentären Copulationsorgane der weiblichen Schlangen
stimmen in Lage, Form und Anordnung der Muskeln fast mit den männ-
lichen überein, wesentlich verschieden ist nur die Textur ihrer Schleim-
haut; es sind kurze, cylindrische, enge, am Ende zugespitzte Kegel (ver-
gleiche hierüber die Angabe von Stannius über Trigonocephalus 1. c.
pag. 264). l^?ic\\ Rathke (32.pag. 159) verschwinden diese »Geschlechts-
glieder« noch während des Fruchtlebens spurlos, üeber ihr Vorhandensein
und den Grad ihrer Entwickelung bei Tropidonotus ist mir keine Literatur-
angabe geläufig — ich selbst sah sie bislang nicht , suchte sie aber auch
noch nicht.
Die Nebennieren finden sich als längliche, gelbliche Stränge an der
Innenseite der Genitalien, eingeschlossen in die Peritonealtasche — die
rechte ist durch einige Aeste mit der Vena cava inferior verbunden und
erhält mehrere (2 Paare?) Arteriae suprarenales. — Die kleinere linke
liegt an der gleichseitigen Vena renalis revehens dicht dem Vas deferens
angeschmiegt.
Von dem Sehapparate wäre der Mangel der Augenlider, sowie der
Epidermisüberzug des Bulbus, der im Zusammenhange mit der übrigen
Epidermis bei der Häutung abgestreift wird, bemerkenswerth ; über
Thränendrüse und Thränencanal siehe pag. 129. Die Sclerotica hat keinen
Knochenring.
Von dem Gehörapparate wäre hier zu erwähnen : der Mangel von
Trommelhöhlen und Eustachischen Tuben. Die Fenestra ovalis wird
durch eine Columella verschlossen.
D. Aiiiphibia.
Als einen für unsere Zwecke geeigneten Vertreter der »Amphibia
^vählen wir die Rana esculenta ; sehen wir bei der äusseren Besichtigung
dieses Thieres von der ausserordentlich variablen Zeichnung und Fär-
bung, welche die äussere Körperbedeckung dieser weitverbreiteten Art
darbieten kann, völlig ab, so werden wir doch billig gerade bei der
Untersuclumg der Froschhaut, die nicht nur-als Sitz des Tastorganes,
sondern auch als secemirendes und respirirendes Organ für das Thier von
der grössten Bedeutung ist, etwas verweilen müssen. Besichtigt man
1. D. Amphibien.
137
einige aufgehobene Falten der schlüpfrigen Haut näher, so bemerkt
man vorerst, dass sie nur lose dem Körper aufliegt, mit dessen oberfläch-
lichst gelegenen Muskeln sie in der That nur an wenigen Stellen verbun-
den ist — es kommen hierdurch unifangreiche mit einander communi-
cirende Eäume zu Stande, die Lan(/er (vergl. 3) als »Lymphräume« nach-
gewiesen hat; man kann sie leicht zur Ansicht bringen, wenn man mit-
telst eines unter die Haut eingeführten Tubulus Luft einbläst; wir be-
merken ferner, dass die Haut durchaus nicht überall glatt und eben ist.
sondern an einzelnen Stellen des Rückens , an der Bauchseite der vor-
; deren und hinteren Extremitäten mit leichten Körnelungen versehen ist,
idie am Rücken sogar zu warzenähnlichen Her^'orragungen Averden
können. Es entsprechen diese umschriebenen kleinen Unebenheiten
I hauptsächlich Gruppen kleiner Drüschen, »Körnerdrüsen« iEngelmmn) .
\ deren frisches Secret [Leydig] eine ätzende Wirkung, ähnlich wie das der
Krötenparotiden , zu üben vermag. Besonders entwickelt sind diese
j Körnerdrüsen längs ZAveier vom Kopf bis zxir Aftergegend seitlich er-
streckter Längsleisten. Ausser diesen finden sich über die ganze Haut in
sehr beträchtlicher Zahl die viel kleineren »Schleimdrüsen« [Engelmann]
vertheilt, die indess ebenso wie die einzelnen »Körnerdrüsen« nur der
' mikroskopischen Untersuchung zugänglich sind , wenngleich letztere
schon mit freiem Auge wahrgenommen werden. Ausserdem ist die Haut
I der Frösche durch ein reiches Nerven- und Blutgefässnetz ausge-
zeichnet.
Die männlichen Thiere dieser Art sind durch den Besitz zweier beim
Schreien in Gestalt kugeliger, Aveisser Blasen hinter den Mundwinkeln
hervortretender »Schall- oder Kehlblasen 2) , die hier durch einen un-
paaren Sack unter der Zunge zusammenhängen [Rapp], sowie durch den
Besitz einer zur Brunstzeit entwickelten harten Daumenwarze charakte-
xisirt.
Beachtenswerth wäre noch die dorsalwärts gerichtete, ovale Kloaken-
Ii Öffnung am Rückenende, — eine Lage , die durch den Bau des langge-
I streckten Beckens bedingt ist. —
Hat man das Thier in bekannter Weise gelagert und flxirt, so durch-
trenne man, von einer aufgehobenen Hautfalte ausgehend , die Haut in
I der Medianlinie — unter der Kloakenöffiiung beginnend bis zum Kinn-
i winkel ; die ohnedies nur lose angehefteten Lappen sind rasch abpräpa-
Genaue Zusammenstellungen der hierauf bezüglichen Publicationen siehe in (3)
'6. Bd. 2. Abth. pag. 347 — 377, ebenda sind auszugsweise Xfl?/(Z<'9's, i'«^eÄ/!aw?j's etc.
Untersuchungsergebnisse mitgetheilt. Ueber die Seitenorgane der Froschlarven siehe
pag. 368.
■■i) Vergl. Stannius (35), 2. Bd. pag. 179 von der 4. Zeile von unten bis pag. ISO Zeile
1 — \ oben, mit Bvonn 6. Bd. 2 Abth. pag. 529 Zeile 1 — 7 von unten.
I 33 11. Specieller Theil.
rirt und z\u Seite geschlagen. Nun erfasst man mit einer Pincette die
Sehne des am vorderen Schambeinrande entspringenden, dreieckigen, mit
meist »fünfzackigen Inscriptiones tendineae« versehenen Musculus rectus !
abdominis , durchschneidet sie mit der Scheere , dringt in die etwas zu
erweiternde Oeifnung und durchschneidet in der Linea alba bis zum
Processus xiphoideus die ganze muskulöse Bauchwand (Musculus rec-
tus abdominis seu pubo-thoracicus (dorso- abdominalis), Musculus ob-
liquus externus und M. obliquus internus ( dorso-abdominalis ) , durch-
kreuzt diesen »Schnitt durch zwei seitliche, nahe bis zur Wirbelsäule
geführte.
Bemerk. Ein Theil der vordersten Muskelbündel, des Musculus dorso-
abdominalis internus , den man auch als M\isculus transversus beschrieb,
reicht, das Peritoneum bedeckend, bis in den vordersten Theil der Rumpf-
höhle, umfasst diaphragmaartig den Oesophagus und schlägt sich von hier
theilweise über das Pericardium, an dem er sich bis gegen die Mittellinie hin
befestigt (3. 7. 35).
Die vier Lappen befestigt man zur Seite oder trägt sie ganz ab.
Ehe man noch den Schultergürtel in der Medianlinie durchschneidet,
präparire man die ihm ventral aufgelagerten Muskelzüge ab und besich-
tige die in der Medianlinie gelegenen Theile ; Episternum , das darauf
folgende Mittelstück (Mesosternum) , das Corpus sterni (Hypostemum) mit
seiner verbreiterten knorpeligen Endplatte , dem sogenannten Processus
xiphoides. Dem oberen Ende des Mittelstückes sind seitlich angefügt die
( 'laviculae — gleich unter ihnen die mit verbreiterten medialen Enden
versehenen Ossa coracoidea. Scapula und Suprascapulare mögen nach
beendigter Section besichtigt werden.
Die Durchschneidung der medianen Verbindungsstücke , des
Schultergürtels, geschehe mit einer spitzen starken Scheere, doch mit
einiger Vorsicht für das zarte Diaphragma und das in der Mittellinie
hinter (nicht unter!) dem Os hyoides gelagerte Herz.
Nun hebe man die Musculi intermaxillaris anterior und posterior auf
(sie bilden den Mundhöhlenboden und überqueren daher die beiden Unter-
kieferäste) , trage sie, sowie den die eben durchtrennten medianen Partien
des Schultergürtels noch fixirenden M. sterno-hyoideus seu thoracico-
hyoideus ^) ab.
Der breite Zungenbeinkörper ist nun im vollen Umfange sichtbar —
an seinem latei'alen unteren Rande liegt jederseits eine hirsekorngrosse,
gelbliche Glandula Thymus ; sie erscheint wie angeheftet an die Vena
jugularis externa. Die Glandula thyreoidea, nach. Stanntus unpaar, findet
1) Er -wird als Halstheil des Pubo-thoracicus (Rectus abd.j aufgefasst. »Er ent-
springt mit zwei Portionen, einer medialen und einer lateralen« , erstere kommt vom
Coracoid, Sternum und »mit einigen Fasern« vom Episternum. Die zweite ist »die un-
mittelbare Fortsetzung des Pubo-thoracicus« (3).
1. D. Amphibien.
139
sich nach Leydig als paariger , grosser , grauröthlicher Körper von durch-
pchnittlich 4,5 mm Grösse der Zungenveiie oder -Arterie angeheftet oder
mit diesen nur durch ein Aestchen verbunden. In ihrer Nähe liegen
|iiioch ein oder zwei kleinere l^läschen von übereinstimmender Structur (3) .
I|Man findet diese unpigmentirten birnförmigen Bläschen gleich unter der
•Irrhymus gelagert.
Hat man sich hierüber orientirt , so exarticulire man ein Unter-
kiefergelenk, ziehe den Unterkiefer nach der einen Seite ab und beachte
die hinter dem Vereinigungswinkel der zahnlosen Unterkieferäste am
:Mundhöhlenboden festgewachsene Zunge , deren freies, verbreitertes,
Ijhinteres Ende in zAvei spitze seitliche Fortsätze ausgezogen ist. An der
f Mundhöhlendecke finden wir seitlich neben den zwei zahntragenden
^'omerplatten die ovalen Choanen ; unmittelbar hinter den zwei Promi-
nenzen der Prämaxillen liegen die schlauchförmigen Ausführungsgänge
20. 25) der von Wieclershcim als Schleimdrüse bezeichneten Glandula
intermaxillaris ') . die nach sorgfältiger Abtragung der Mvicosa unter
Lupenvergrösserung zur Ansicht gebracht werden können. Die ausser-
ordentlich lose befestigte weisse Gaumenschleimhaut entbehrt jeglicher
als Andeutung eines Velums aufzufassenden Querfaltung — sie besitzt
seichte Längenfalten , zumal nächst der Einmündung in den überaiis
dehnbaren Oesophagus. Die Ostien der Eustachischen Tuben sind auf-
fallend gross, je von einem annähernd dreieckigen Schleimhautrande um-
geben ; sie liegen jederseits in der Nähe des entsprechenden Kiefer-
' gelenkes. Das längliche weite Ostium laryngis liegt beiläufig in der-
selben Frontalebene mit den Evistachischen Tuben ; — die hintereu
f j Zinigenbeinhörner umschliessen den Larynx, in dessen Cartilago laryngo-
i trachealis ihre knorpeligen Epiphysen übergehen 2) (3. 35).
l^ei Rana esculenta und t^mporaria sind die ausgeschnittenen Spitzen
der Cartilagines arytaenoideae durch je einen discreten kleineren Knorpel
ausgefüllt. Zwei Paar häutiger Stimmbänder sind vorhanden [Stannius] .
, Da eine Luftröhre vollständig fehlt , sind die paarigen Lungensäcke
dem Kehlkopfe direct angeschlossen; »der Lungenhals tritt durch das
muskulöse Diaphragma in die Bauchhöhle , indem es das liauchfell ein-
stülpt. Der eingestülp"te Theil des Bauchfells ist der Lunge dicht ange-
schlossen und bekleidet sie unmittelbar« (35.) Die Innenwand der Lun-
gen ist durch ein Netzwerk leistenartig vorspringender , ungleich hoher
j Erhebungen ausgezeichnet ; hierdurch entstehen successive immer kleiner
abgegrenzte polygonale Maschen — schliesslich kleinste Alveoli , deren
') Siehe hierüber R. Wiedersheim , »Die Kopfdrüsen der geschwänzten Amphibien
und die Glandula intermaxillaris der Anuren«. Zeitschr. f. wiss. Zoologie. 27. Band,
pag. 1—50.
'-) Herde, Vergleichend anatomische Beschreibung des Kehlkopfes. Leipzig 1839.
[
140
II. Specieller Theil.
Oeffnungen nach dem Hohlraum des Liiugensackes gerichtet sind. gl.
\. c. F. E. Schulze.)
Bemerk. Kehlkopf, Lungen und Zungenbein mögen zum Schlüsse im
Zusammenhange präparirt, die ersten bezüglich aufgeschnitten werden.
Unterhalb des , wie schon oben bemerkt , mit dem Pericärdium ver-
wachsenen Diaphragmas lagert die durch ein Ligamentum Suspensorium
und Ligamentum hepato-gastricum befestigte Leber, letztere ist sehr an-
sehnlich , vorwiegend in der Breite entwickelt , schwarz-braun und in
zwei Hauptlappen zerfällt , einen kleineren rechten und einen grösseren
linken ; letzterer wird durch einen tiefen schrägen Einschnitt abermals
in zwei Lappen zerlegt; von denen der laterale den medialen grossentheils
überdeckt. Die beiden Haiiptlappen werden durch einen »oberen« schma-
len Isthmiis von Lebersubstanz verbunden ; ihm liegt und ZAvar näher zum
rechten Lappen die birnförmige Yesicula fellea an ; unter dem lateralen
Lappen des linken Hauptlobus ist der ziemlich muskulöse, annähernd
cylindrische Magen sitixirt ; seine Richtung ist (wenigstens bei Rana escu-
lenta ; keineswegs eine die l^auchhöhle überquerende ; er steigt vielmehr
von links oben schräg herab nach rechts unten, schnürt sich am Pförtner-
theil merklich ein, um in den eine Strecke weit in gleicher Richtung
hinaufziehenden Zwölffingerdarm überzugehen; an letzteren schliesst sich
die in wenige Schlingen gelegte kurze Fortsetzung des Dünndarms , der
mit scharfer Grenze in das gleichfalls kurze, anfangs sehr weite Rectum
übergeht ; der ganze abdominale Theil des Verdatiungstractes wird durch
ein zusammenhängendes Mesenterium suspendirt. Das gelbliche langge-
streckte Pankreas 'siehe Fig. 50) liegt zwischen dem Pylorustheile des
Magens und dem aufsteigenden Duodenalstücke ; sein Ausführimgs-
gang vereinigt sich mit den zu einem Ductus choledochus vereinten Duc-
tus cysticus imd hepaticus und mündet in «der Nähe des Pylorus ins Duo-
denum (Fig. 50;. Die rxuidliche, bisweilen wie plattgedrückte braunrothe
Milz liegt vom Mesenterium umschlossen zwischen dem Endstücke des
Duodenums und dem Rectum — ganz constant ist ihre Lage übrigens
nicht. — Der muskulöse Oesophagus wird nun quer durchschnitten
imd durch, Trennung der Peritonealverbindungen der ganze Yerdauungs-
tract bis zum Endstücke des Mastdarms abgelöst und herausgeschlagen.
Dass die Ablösvmg der Leber mit einiger Vorsicht für Herz, Lungen und
für die beim Weibchen hier oben beginnenden Geschlechtsausführungs-
gänge zu erfolgen hat, ist selbstsprechend.
Schneidet man nun den Darmcanal vom Oesophagus an längs seiner
freien Fläche auf, so bemerkt man, dass die mit bedeutenden Längsleisten
versehene gerunzelte Magenschleimhaut nach einer übrigens leicht zu
übei'sehenden ringartigen Schleimhauteinfaltung sich scharf abgrenzt von
i
1. D. Amphibien.
141
der diirch unregelmässige «zickzackförmige oder wellenförmige Verengun-
iren« gekennzeichneten Dünndarmschleimhaut.
, Bemerk. Oesophagus und stellenweise auch der Magen besitzen
[ Flimmerepithel. — Ueber die Cylinder- und Becherzellen des Froschdarmes
; vergleiche auch F. E. Schulze, »Epithel- und Drüsenzellen«, Max Sc/uiUzes
■ Archiv. Band III. 1867; C. Arnstein, »Ueber Becherzellen und ihre Be-
ziehung zur Fettsorption und -Secretion«, F^/rc/io«ü's Archiv Band 39. 1867;
' T/i Eimer, ebenda Band 42. 1868. »Ueber Becherzellen«. — Ueber das
[ Lymphgefässj'stem des Frosches siehe Langer, Wiener Sitzungsberichte.
! Band 53. 1. Abth. 1866. — Hinsichtlich der übrigen hierher bezüglichen
I zahlreichen Arbeiten wäre auf das Literaturverzeichniss (3) zvi verweisen,
i 6. Band. 2. Abth. pag. 377 — 379.
Ein zarter Eingsanm grenzt das untere längsgefaltete Dünndarmstück
von dem innen nahezu glatten Rectum ab, welches mit engem Ostium in
die Cloake mündet.
Präparation des Urogenitalapparates.
I. Vom Weibchen (siehe Figm- 51). Die seitlich der Medianlinie
gelagerten, paarigen, symmetrischen Ovarialsäcke , durch das schwarze
Ei-Pigment wie schwarz punktirt, sind durch innere Septa in einzelne (je
nach der Entwicklung in der Zahl variable) Hohlräume getheilt ; sie ent-
Fig. 50.
h hh = Leber nach oben gelegt, v. f. — Gallenblase,
ti — Magen, ihiod. = Zwölffingerdarm, p = Pancreas.
d.h.cy.p = Vereinigter Ausführungsgang von Leber,
Gallenblase und Pankreas. e= Milz.
behren präformirter Ostia und entleeren die reifen Eier nach erfolgter
Ruptur ihres Peritonealüberzuges in die Bauchhöhle ; schlägt man die
Lungensäcke zurück , so findet man die Abdominalostien der während
ihres ganzen Verlaufes durch eine Bauchfellfalte fixirtcn Oviducte
■j^2 II- Specieller Theii.
oben am lateralen Rande der Lungen angeheftet ans Diaphragma ; hat
man bisher letzteres geschont, was Eingangs empfohlen wurde, so braucht
man es durch seitliches Abziehen des (von uns schon median durch-
schnittenen) Schultergürtels nur etwas anzuspannen, um mit Leichtigkeit
durch die sofort sichtbare, trichterförmige OefFnung in den Anfangs zart-
wandigen Eileiter die Branchen einer kleinen Pincette einzuführen. ;
Die Eileiter sind darmälinlich gewunden , häufig ansehnlicher als
das dünne Gedärme und durch den Besitz einer aus dicht stehenden
cylindrischen Drüsenschläuchen (3) ausgezeichneten »Mittelpartie« zur '\
Secretion der die Eier umhüllenden Gallerthülle befähigt. — Ihr unterster,
plötzlich dünnwandiger , durchsichtiger Abschnitt ist zu dem sogenann-
ten »Uterus«, obwohl er als solcher nie functionirt, erweitert ; — die bei
Eana ') getrennten Eileitermündungen befinden sich auf zwei dicht neben-
einander stehenden, schwarz pigmentirten Papillen, die sehr auffallend in
den Cloakenraum vorspringen; die Mündungen lassen sich leicht zur
Ansicht bringen , zumal wenn man die Cloake dorsalwärts aufschneidet,
zu welchem Zwecke sich die Entfernung des Steissbeines als nöthig
erAveist.
Die plattgedrückten , symmetrisch gelagerten , rothen Nieren , sind
circa dreimal so lang als breit, ihr oberes Ende abgerundet, ihr hinteres
etwas zugeschärft; ihre medialen Ränder sind in der Medianlinie des
Körpers fast bis zur Berührung genähert ; hebt man das ihre Yentralfläche
deckende Bauchfell ab , so werden die länglichen orangegelben Neben-
nieren , die sich nahe den lateralen Rändern der Niere auflagern , deut-
licher sichtbar. Yor den Nieren findet man die paarigen gelblichen, mit
langen fingerförmigen Fortsätzen versehenen Corpora adiposa (Fettkörper) .
Durch eine kleine Anzahl (ca. 7 — 8) seichterer und tieferer Ein- ■]
schnitte, die theilweise auch auf der sonst glatteren Rückenfläche zu con- •
statiren sind, erscheint jede Niere in verschieden grosse Lappen zerfällt;
der Ureter formirt sich jederseits am lateralen Nierenrande, längs dessen
er nach abwärts läuft , um gesondert hinter dem Eileiter seiner Seite in
die Cloake zu münden (3). Nach Stamiius (35) mündet er in das Eileiter-
ende. Die 6ine ventrale Ausstülpung der Cloakenwand vorstellende Harn-
blase erhält durch eine mediane seichte Einschnürung am Scheitel zwei \
rundliche Seitenzipfel; ihr Hals tritt hinter der RectalöfFnung in die j
schwarz pigmentirte Cloake , vor deren Mündung zahlreiche Afterdrüsen i
gelagert sind. —
*) J. W. Spengel, Das Urogenitahystem der Amphibien. 1. Theil: Der anatomische
Bau etc. in den »Arbeiten aus dem zoolog. - zootomischen Laboratorium in Würzburg«.
3 Band. 1. Heft. IS"»).
1. 1). Amphibien.
143
2. Der männliche Urogenitalapparat. Die ebenfalls
jjymmetrisch gelagerten Hoden finden sich als länglich ovale, imge-
^ppte , gelblich - weisse Gebilde zwischen den ventralen Flächen
Ier Nieren, an deren medialen Rändern sie durch eine Fortsetzung ihrer
'eritonealhülle — ein Mesorchium (3) — befestigt werden; ihre Vasa
fferentia ziehen , sich durch Anastomosen verbindend , quer zu den me-
lialen Nierenrändern, an denen sie ein Längscanal aufnimmt ; aus diesem
|btretende Canälchen din-chsetzen die Niere muthmasslich, ohne mit den
jfalpifflii sehen Körperchen in Zusammenhang zu treten, und münden in
len als »Canalis uro-spermaticus« functionirenden Ureter, Leydiff^ scher
[rang , dessen lateralwärts flaschenartig erweitertes unteres Ende als Sa-
|aenreservoir aufzufassen ist. In die »äussere Circumferenz« dieses Hohl-
aumes münden zahlreiche kiirze Schläuche (3) .
Bemerk. Bei Rana temporaria fin-
den sich »mächtige verästelte Drüsen-
schläuche« (Vesicula seminalis) vor (3i..
Bezüglich des Mülle?-' sehen Ganges,
männliche Tube« , Aväre zu bemerken,
lass er, wie der Eileiter gelagert, zum la-
eralen Lungenrande zieht, dort spitz en-
^.igt und sich unten »an den freien Lap-
pen der Samenblase« ansetzt (3). Vergl.
lierüber auch 35.
Bemerk. Bezüglich der Literatur
über die noch keineswegs in allen Punkten
klar liegenden Urogenitalverhältnisse der
Anuren vergleiche 3. 1. c.
Blutgefässsystem.
Das Pericard wird median durch-
schnitten und an seiner Insertion am Trun-
'cus arteriosus abpräparirt — bei anderen
Formen wird noch auf das Vorhandensein
'des Gubernaculum cordis [Fritsch) . das
den Apex mit dem parietalen Herzbeutel-
blatte verbindet , Rücksicht zu nehmen
sein. Die Besichtigung der äusserlich
wahrnehmbaren Verhältnisse ergibt fol-
gendes : Aus dem einfachen Ventrikel
entspringt vom obern rechten Rande ein
ansehnlicher »Bulbus arteriosus«, dieser
Öieilt sich (Fig. 53) alsbald in zwei
Fig. 52.
Scliematisclie Darstellung de-s Urogenital-
systems der Ampliibien (Triton) nach
Gegenbmir.
A Weiblich. B Männlich. )• = Niere , auf
deren Oberfläche die Nephrostomen ange-
deutet sind, sug = Harnleiter. od= Ovi-
duct. »i = Müller'scher Gang. iie = Vasa
efl'erentia testis (<). oj) = Ovarium. up =
ürogenitalmündung.
144
II. Specieller Theil.
Stämme , einen rechten und linken , jeder von diesen gibt ab 1 . einen
oberen Ast (erster Aortenbogen), Arteria carotis mit der ovalen Glan-
dula carotidis und der Arteria hyoideo - lingualis [ Fritsch ) , 2 . eine
Aortenwurzel (zweiter Aortenbogen) , deren linke die Arteria coeliaca ent-
sendet; sowohl die rechte als die linke Aorta geben (Fig. 54) vor ihrer
Herz und Lungen von Rana esculenta
(schematisirt).
i.ar. — Bulbus avteriosus. oe. = Oesophagus,
c.s. = Arteria carotis sinistra. cd. = Arteria
carotis dextra. ao.s. = Aorta sinistra. (io.d.=z
Aorta dextra. a. = Aorta abdominalis. o.c.s.=
Arteria cutanea sinistra. a.c.d. = Arteria cu-
tanea dextra. a.p.s. = Arteria pulmonalis si-
nistra. a.p.d. = Arteria pulmonalis dextra.
v.p.s. = Vena pulmonalis sinistra. v.p.d. —
Vena pulmonalis dextra. v.p. = Vena cava in-
ferior (postcavalis). v.p.r. = Vena cava supe-
rior dextra (praecavalis dextra). p.d. = Pulmo
dexter. p.s. = Pulmo sinister. h. = Hepar.
Die Richtung des Blutstromes ist durch Pfeile
gekennzeichnet.
Arteriensystem des Frosches (nach Gegenhanr).
ba = Bulbus arteriosus. c = Carotis. C = Glan-
dula carotidis (eine Art Wundernetz). / = Arteria
hyoideo -lingualis. pp = Arteriae pulmonales.
cnt = Arteria cutanea dextra. occ = Arteria
oceipitalis. ad = Aorta dextra. as = Aorta si-
nistra. a = Aorta abdominalis, m = Arteria coe-
liaca. Oes = Arteriae oesophageae. s .s = Arteria
subclavia sinistra. sd = Arteria subclavia dextra.
Vereinigung zur Abdominalaorta eine Arteria vertebralis , Arteria oeso-
phagea und Arteria subclavia ab. Die beiden Aortenwurzeln umfassen den
Oesophagus, hinter welchem die genannten Aeste entspringen — sie ver-
einigen sich unter dem Herzen, 3. einen Ast (dritter Aortenbogen), der
die Arteria pulmonalis sowie eine Arteria cutanea , letztere mit der Ar-
teria inframaxillaris und Arteria oceipitalis entsendet. Die Pulmonalvenen
treten in einen Stamm vereinigt ins Atrium sinistrum; das venöse Kör-
perblut sammelt sich in einem Sinus venosus , der demnach aufnimmt:
oben die zwei Venae cavae superiores (praecavales) , unten die Vena cava
inferior (postcavalis) sowie zwei gesondert zu seiner rechten und linken
Seite mündende Venae hepaticae.
Bemerk. Den Untersuchungen von Brücke und Fritsch danken wir die
Kenntniss vom Baue des Froschherzens. In Kürze sei hierüber Folgendes
mitgetheilt (3) .
Nach Fritsch ist der Ventrikel von Trabekeln durchsetzt , die sich bei den
1. D. Amphibien.
145
Batrachiern in ein schwammiges, mit unregelmässigen Höhlen durchsetztes
Gewebe auflösen. »Stets befindet sich aber an der Basis des Ventrikels eine
gemeinsame Höhle, nach welcher hin die grösseren Alveolen des Trabekel-
systemes münden, welche aber ausserdem stets auch untereinander commu-
uiciren« (3) .
Die Atrioventi'ikularklappe besteht bei Rana aus 2 Trabekelsystemen,
einem vorderen und einem hinteren, das mit dem, Vorkammerseptum durch
einen Fortsatz; verbunden ist. Der Verschluss wird durch seitliche Vor-
sprünge der Atrien vervollständigt. Die Vorhöfe sind äusserlich kaum ge-
trennt, innerlich oft nur durch ein sehr rudimentäres Septum. An der Ein-
mündungsstelle des Sinus venosus ins Atrium dextrum befindet sich eine
starke, der Valvula Eustachii entsprechende Klappe.
Der Bulbus arteriosus wird durch eine von seiner Rückenwand ent-
springende, die vordere Wand aber nicht vollständig erreichende Leiste der
Länge nach in 2 Schenkel gespalten (Spiralklappe) , daher für die linke Aorta
»kein besonderes Fach« besteht.
Am Ostium arteriosum des Ventrikels befinden sich 3 Valvulae semi-
lunäres.
Im Arcus aortae befindet sich eine von Brüclie entdeckte Klappe »von
der Gestalt einer Ellipse, aus der ein an dem einen Ende ihrer langen Axe
osculirender Kreis ausgeschnitten und in der Weise schief an die vordere,
obere und hintere Wand angeheftet ist, dass ihr
freier Rand gegen das Herz hinzieht und sie sich
also , sobald der Blutstrom gegen sie andrängt,
aufrichtet und das Lumen des Gefässes theilweise
versperrt« (3) .
Jeder der 2 aus dem Bulbus entstehenden,
äusserlich einfachen Stämme ist inwendig durch
häutige Längen-Septa »in 3 vollständig abge-
jschlossene Canäle getheilt und jede Scheidewand
ist in die Wände der austretenden Gefässe fort-
gesetzt.«
Seitlich vom After hinter dem Darmbeine
liegt je ein »Lymphherz«, desgleichen je eines be-
[deckt vom hinteren Theile der Scapula über dem
'Querfortsatze des 3ten Rückenwirbels (35).
Der Ductus thoracicus mündet in die Vena
subclavia.
Bezüglich des Nervensystems vergleiche
Fig. 55, seine Präparation ist bereits bekannt.
Bemerk. Genaue Angaben über das Frosch-
hirn finden sich ausser in 3. 30. 35. 38. im
20. Bande der Zeitschr. f. wiss. Zoologie von L. Stiecla : »Studien über das
centrale Nervensystem der Wirbelthiere« pag. 287 u. ff.
Mojsisovics, Präparirüljungen. jq
Gehirn und Rückenmark des
Frosches (nach Gegenbaiir).
A von oben. B von unten, a =
Lobt olfactorii. b = Vorderhirn.
c = Mittelhirn, d = Hinter-
hirn, e = Nachhirn, i = In-
fundibulum. s = Bautengrube.
m = Rückenmark, t = Eilum
terminale desselben.
146
II. Specieller Theil.
Das rundliche häutige Trommelfell lässt sich chirch vorsichtiges Ab-
tragen der äusseren Haut leicht zur Ansicht bringen — an seiner Mitte
und am knorpeligen Trommelfellringe mit einem knorpeligen Ende be-
festigt, findet sich das als »C'olumella« bezeichnete, die Fenestra ovalis
mit der ebenfalls knorjieligen üpercularplatte verschliessende Gehör-
knöchelchen. —
Ausser Stannius vergleiche die neuen ausgezeichneten Untersuclum-
gen von C Hasse »Das Gehörorgan der Frösche«, in Ztschr. für wiss.
Zoologie, Bd. 18, pag. 359 u. a. O. publicirt (siehe 3 pag. 309).
Ein grosses oberes, dem Bulbus angewachsenes Augenlid, sowie eine
Nickhaut sind vorhanden, desgleichen ein lateralwärts vom eintretenden
Nervus ojiticus am Bulbus befestigter Musculus retractor bulbi. — Die
Sclerotica ist knorpelig; ein Chorioidealfortsatz fehlt.
E. Präparation der Fische.
1 . T e 1 e o s t i e r.
Als Vertreter der Ordnung der »Teleostei« wählen wir den in Mittel-
europa weit verbreiteten Donaxikarpf Cyprinus carpio L. — Er gehört
bekanntlich der stets durch den Besitz einer Schwimmblase mit Luftgang
ausgezeichneten Unterordnung der »Physostomi« und zwar der mit
Fig. 56.
4
Cyprinus carpio (nach Heckel und Kner) zur Demonstration der Flossen und der Seitenlinie.
Oben die Rückenflosse (Pinna dorsalisi mit gesügtem Knodienstrahle. Rechts (im Bilde) die (äusserlich)
homocerke Schwanzflosse (Pinna caudalis). Zunächst unter ihr die mit einem gezähnelten Knochenstrahle
versehene Afterflosse (Pinna analis). Vor dieser die paarigen Bauchflossen (Pinnae abdominales seu ven-
trales). Seitlich und unter den Kiemendeckeln die paarigen Brustflossen (Pinnae pectorales). Die Seiten-
linie (Linea lateralis) ist an der unteren Grenze des schraffirten Rückens deutlich sichtbar.
Bauchflossen versehenen Gruppe »Ph. abdominales« an. In letzterer ist
er Hauptvertreter (»Typus«) der Familie der Cyprinoiden; fassen wir die
Charaktere seiner »Art« zusammen , so ergäbe sich in Kürze : der mit
dicken fleischigen Lippen versehene Mund ist endständig, zahnlos, mit
1. E. Fische. — Allgemeines.
147
Eck- und 2 Oberkieferbarteln, Kopf unbeschuppt, Schlundzähne mit
jacher gefurchter Krone, jederseits 1, 1, 3, eine dorsale Flosse mit ver-
flngerter Basis und eine anale mit kurzer Basis , jede mit einem ge-
ägten Knochenstrahle. Die Höhe des mit cycloiden (dachziegelartig
|ch deckenden) grossen Schuppen bekleideten Körpers beträgt nahezu
3 seiner Länge.
Für die Systematik ist unter Anderem die Zahl der Flossenstrahlen
nd Schuppen von grossem Werthe — diese wird daher in einer Formel
egeben, z. B. :
{(Dorsale) 3/17—22, ^ (finale) 3/5, r( Ventrale) 2/8, P (Pectorale)
15—16, C (Caudale) 19. — 6/35—38/6.
Squ (Squamae) 6/35 — 38/6; die zwischen beiden Strichen befind-
shen ZitFern bezeichnen die Zahl der längs der Seitenlinie (Linea late-
Iis) liegenden Schuppen, die anderen (6,6) die Zahl der über und unter
[er Seitenlinie gelegenen ') .
Bemerk. Ueber die Seitenlinie, deren Beziehung zum Nervus lateralis
respective den becherförmigen Sinnesorganen, siehe ausser Claus (9) pag. 869
— 870, die Originalarbeiten von Leydig, »Ueber die Schleimcanäle der
Knochenfische« Müller's Archiv 1860 und »Ueber das Organ eines sechsten
Sinnes«. Dresden 1868; ferner F. E. Schulze, »Ueber die becherförmigen
Organe der Fische«, Zeitschr. für wiss. Zoologie. Bd. XII. 1862. pag. 218
— 222. Derselbe, »Ueber die Sinnesorgane der Seitenlinie bei Fischen und
! Amphibien«, Arch. für mikr. Anat. Tom. VI. 1870. — Ueber dieselben
i Organe bei Amphibien siehe Malbranc, Zeitschr. für wiss. Zool. 26. Band,
pag. 24—86.
Allgemein gibt der Hauptstamm der Linea lateralis am Kopfe einen
Queren Verbindungsast zu dem der anderen Seite ab und entsendet einen
rontalen , infraorbitalen und einen längs des Unterkiefers über dem
iiemendeckel hin erstreckten Zweig. Beim Donaukarpfen wird die
Seitenlinie »durch gerade Nebenröhrchen mit einfachen Poren gebildet« ;
Tow den Kopfkanälen sind der suborbitale und der längs des Praeopercu-
um verlaufende Ast besonders entwickelt (1. c. l.
Die Section der Fische überhaupt betreffend, wäre Folgendes zu be-
merken: Handelt es sich um ein seltenes Thier, dessen Skelet erhalten
jleiben muss, so öffnet man dieses durch einen Schnitt, der, vor dem
ifter beginnend, seitlich von der ventralen Medianlinie — demnach mit
[Jmgehung der Bauchflossen — bis zum Schultergürtel geführt wird ; hat
nan derart die Seitenwand eingeschnitten, so kann man sich über weiter
loch erlaubte Continuitätstrennungen leicht orientiren. Für zooto-
nische Präparationen in der Rumpfhöhle empfehlen sich indess, zumal
wenn ein instructiver Anblick der Gesammteingeweide das Hauptdeside-
') Hechel mxA. Kncr , Die Süsswasserfische der österreichischen Monarchie. Leipzig.
i''erlag von W. Engelmann. 1858.
10*
148
II. Specieller Theil.
rat ist, umfänglichere Abtragungen der Körperwand; man kann in
diesem Falle, entweder wie es in Fig. 57 dargestellt ist, durch Weg-
nahme einer ganzen Sei-
Fig. 57. tenwand ohne Schonung
der Rippen und des Kie-
mendeckelapparates einer
Seite den Situs viscerum
zur Ansicht bringen, oder
den Fisch in der Rücken-
lage durch untergelegte
Tücher fixiren und von
beiden Seitenwänden
etwa die Hälfte entfernen,
den Schultergürtel me-
dian durchtrennen, um
von unten her Herz mit
Kiemenarterienstamm
frei legen zu können. —
Entscheidend ist übri-
gens unter allen Umstän-
den der Körperbau des
Thieres ; so wird man wohl
bei einer Roche , einer
Scholle kaum in Verle-
genheit sein, wie man
hier , ohne tiefeingrei-
fende Lädirungen des
Skeletes, die Rumpfhöhle
zu entblössen hat etc.
Bemerk. Beab-
sichtigt man einen
»Knochenfisch« zu skele-
tisiren, so ist es im All-
gemeinen räthlich, ausser
dem Kopfe und Schulter-
gürtel auch Afterflosse
und Bauchflossen abzu-
nehmen, die Anheftungs-
stellen der letzteren sich
an der Wirbelsäule zu
markiren und von der
Rumpfmuskulatur so viel
zu entfernen , als der zweckmässig zu erhaltende Zusammenhang von Wirbel-
säule und Rippen es noch gestattet.
Cyprinus carpio in 1/2 natiirl. Gr. gez. Die rechte Körperwand ist
abgetragen.
c = Herz. 6a = Bulbus arteriosus. a.6>-. = Truncus arteriosus
branchialis communis, i?. = Kiemen. 0 c = Oesophagus, v. =
„Ventricuhis". /(7i/i7i = Hepar. »./. = Vesiciila fellea. = Ductiis
cysticus. l = Lien. d. R. = Darm. a = Anus. S. &'. =
Schwimmblase, d.pn. = Ductus pneumaticus. o.an. — Ossieula
auditus. R. (oben) = Ken dexter. ur = Ureteren. 0» = Ovarium
dextrum. v.u. = Vesica urinaria. o.ii.g. = Papilla urogenitalis.
I
1. E. Fische. — Teleostier.
149
Bezüglich der Maceration der Fische ist der allgemeine Theil einzu-
sehen, nur wäre noch zu bemerken, dass alle dem Abfallen nahen Skelet-
theile besser zuvor abgeschnitten, genau bezeichnet und separat bewahrt
werden. Beim Kopfskelete, das man bei einiger Achtsamkeit leicht im Zu-
sammenhange erhalten kann, mögen, ehe es fertig präparirt , zum Trocknen
ausgelegt wird, alle beweglichen Knochen sowie die des Kiemendeckelappa-
rates durch eingeschobene Kork- oder Holzklötzchen dilatirt erhalten wer-
den. Das Skelet des Zungenbeines und Kiemenkorbes wird für Studien-
zwecke separat dargestellt.
Die Skelete von Cyclostomen, Selachiern und Ganoiden werden
weckmässig als Spirituspräparate behandelt.
Noch zu erwähnen wären die überaus instructiven Präparate, die man
,m besten von gefrornen Fischköpfen durch horizontale und mediane
Durchschnitte erzielt ; erstere führt man von der MundölFnung ausgehend
längs einer Seitenwand durch den Kiemenkorb so weit, bis die obere, den
Schädel umfassende Hälfte seitwärts gelegt werden kann , mit Scalpell
oder Scheere durchtrennt man die noch darzustellenden Weichtheile ;
das Präparat wird auf einer Glasplatte fixirt oder, wenn seine Grösse
dies verbietet, frei suspendirt; die Medianschnitte empfehlen sich zur
Demonstration des Primordialcraniums im Zusammenhange mit den
Deckknochen (Ganoiden, Esox, Salmoetc).
Hat man die Rumpfliöhle nach der einen oder andern Methode er-
öffnet, so beachte man ihren Abschluss nach der Mund- und Kiemen-
höhle zu durch ein mehr oder weniger häutiges Diaphragma, das von den
unteren Schlundkno- pjg 5g
chen und vom Schlund-
kopfe aus »zu dem gan-
zen vorderen Umfange
des Schultergürtels
sich hinzieht«. —
An der Grenze
zwischen beiden Höh-
len, zwischen den unten
und vorne convergiren-
den Schlüsselbeinen
ist das Herz einge-
schlossen von einem
ziemlich derben Peri-
■cardium gelagert. Die
Seitenwandiingen der
geräumigen Mund-
höhle werden bekannt-
lich (Fig. 58 B durch fünf Spalten durchbrochen, sie bezeichnen den
Horizontalschnitt durcli die Kiemenliöhle. A von Scyllium, B von
Bai'bus (nach Geyenhanr).
' = Zungenrudiment. o e = Oesopliagus. 6 = Kiemen. S - - Sepia
der Kiementaschen, op = Kiemendeckel.
15J
II. Spocicller Th 'il.
Zugang zu den Athmungsorganen , die, von vier Kiemenbogen getragen,
dieselben in Form zweireihiger lanzettförmiger Kiemenblättchen besetzen;
der nach der Mundhöhle gerichtete verbreiterte Theil jedes Kiemenbogens
ist — um das Eindringen von Nahrungsbestandtheilen und dergleichen
in die Kiemenspalten zu verhindern — mit seitlich abstehenden, inein-
ander greifenden Rechenzähnchen versehen, ZAvischen denen aber da&
Athmungswasser unbehindert zu den Kiemen abfliessen kann.
Am vorderen Theile des Mundhöhlenbodens wird die Schleimhaut
durch das Os glosso-hyale etwas emporgewölbt — hiedurch entsteht die
sogenannte Zunge (^j .
Um den hinteren, trichterförmig sich zum Schlünde verengenden
Theil der Mundhöhle im Zusammenhange mit dem Darmrohre darzustel-
len, tragen wir (bei der seitlichen Blosslegvmg geschah dies schon) den
Kiemendeckel ab , durchschneiden mit einer starken Scheere von der
MundöfFnvmg ausgehend in horizontaler Richtung die Kiemenbogen der
einen Seite , lösen durch einen an der inneren Kante des Schulter gürtels I
geführten Messerschnitt das Diaphragma und heben — nicht allzu ängst-
lich — den diesseitigen Theil des Schultergürtels vollständig heraus ; nun
durchtrenne man den kurzen Oesophagus, reinige ihn mit einem feuchten
Schwämme und beachte Folgendes: Die Schleimhaut des Gaumens ist
zumal in seiner hinteren Partie überaus weich, »sehr reizbar« — es liegt hier
tinter der Schädelbasis zwischen und unter den oberen Ossa pharyngea
das sogenannte rothe contractile Gaumenorgan — es besteht (35) aus
quergestreiften Muskelfasern und wird durch Vagus- und Glossopharyn-
geuszweige innervirt i) .
Bemerk. Der Nachweis zahlreicher becherförmiger Organe (Schmeck-
becher) in der Gaumenschleimhaut der Fische, besonders durch F E. Schulze,
hat über die Function dieser Bildung einiges Licht verbreitet.
Der Anfang des kurzen, unmittelbar über dem Herzen liegenden Oe-
sophagus ist durch eine über dem Hinterende des Zungenbeines nach
hinten etwas vorspringende Querleiste der Schleimhaut markirt , letztere
ist unregelmässig längsgefaltet; man beachte ferner die schon Eingangs
erwähnten Schlundzähne, denen eine annähernd dreieckige, dem Os occi-
pitale basil'are angefügte, unpaare Zahnplatte oben entspricht. Speichel-
drüsen fehlen vollständig. Der Magen ist eine nur unansehnliche Erwei-
terung des sonst fast gleich weiten Darmcanales, der, etwa doppelt so lang
als der Körper, sieben Umbiegungen macht (24) . «Zuerst verläuft er bis
zum hinteren Ende der l^auchhöhle, wendet sich dann fast bis gegen das
vordere , schlägt sich hierauf bis gegen die Mitte zurück , dann fast bis
zum vorderen Ende, hierauf wieder bis zur Mitte, dann wieder nach vom,,
1) Früher hielt man dieses Gebikle für eine Speicheldrüse [Rathke], später für eine-
»Schleimdrüsenschicht« [Meckel] .
1. E. Fische. — Teleostier.
151
endlich durch eine lange Windung zum After. Die 3. bis 6. Windung,
welche der vordem Hälfte der ]5auchhöhle entsprechen, sind nur halb so
lang, als die übrigen«. Zur Suspension des Darmcanales wie der noch zu
erwähnenden Drüsen dient das auch die Genitalorgane umschliessende
l^auchfell , das freilich die einzelnen Darmschlingen unter sich und mit
den Leberlappen durch mehr fadenartige, leicht zerreissbare, zarte Adhä-
sionen verbindet 1).
Die hellbraune, bisweilen fast gelbliche Leber zerfällt in 3 — 4 grössere
Lappen, die meist schmal und langgestreckt, mit ausgezackten Rändern
versehen, innig zwischen die Darmwindungen eingefügt erscheinen ; beim
Versuche, die einzelnen Lappen zu isoliren, ist Vorsicht anzurathen —
das Leberparenchym ist sehr zart und brüchig. Ziemlich versteckt in der
Nähe des sogenannten Magens liegt die grosse birnförmige Gallenblase,
(leren weiter Ausführungsgang nach Aufnahme der Ductus hepatici sich
auf einem »kleinen papillenähnlichen Vorsprunge in den Anfangstheil des
Magens« entleert .
Bemerk. Gilt im Allgemeinen beim Mangel besonderer Klappenvor-
richtungen die Einmündungsstelle des Ductus choledochus als das einzige
Criterium zur Unterscheidung von Magen und Duodenum, so dürfen wir hier
die besprochene Erweiterung nur als einen »namenlosen« Abschnitt des über-
haupt wenig difFerenzirten Darmrohres ansprechen.
Ein Pankreas fehlt vollständig ^) .
Bemerk. Unter den Teleostiern besitzen nur Hecht, Forelle und Aal
eine Bauchspeicheldrüse (28).
Die dunkelrothe , unregelmässig gelappte , längliche, ziemlich um-
fangreiche, sehr brüchige Milz liegt in der Nähe des Magens , unter-
scheidet sich sofort auch durch ihre Färbung von den einzelnen Leber-
lappen. — Die Ausmündung des Enddarmes (Rectum) liegt vor jener des
Urogenitalapparates ; — eine Cloake existirt daher nicht.
An der dorsalen Fläche des Darmcanales — unter den Nieren liegt
die durch einen dünnen Hals in 2 Hälften getheilte Schwimmblase ; die
hintere am freien Ende zugespitze Hälfte entsendet nahe dem Halse den
Ductus pneumaticus, der sich an der Rückenseite des »Oesophagus« nach
aussen öffnet. — Von der Basis der vorderen Schwimmblasenhälfte ent-
springen 2 dünne strangartige Ligamente, die mit den »Ossicula auditus«
') Nach Rathke ist das Verhalten des Peritoneums von Allersverschiedenheiten ab-
hängig; das ursprünglich vorhandene schwinde später durch Resorption (35).
2) Man ahnt schon ihre Gegenwart bei Eröffnung des Schlundes, der häufig von
Galle wie tingirt ist.
3) Nach Weber, »Ueber die Leber von Cyprinus carpio etc.« in Meckels Archiv
Bd. II. pag. 294, wären Pankreas und Leber verschmolzen, der Ausführungsgang des
ersteren dicht neben dem Gallengange. Von widerlegt (24).
152
II. Specieller Theil.
oder Webet-'schen (Gehör-) Knochen zusammenhängen (siehe den allge-
meinen Theil pag. 54) .
Darmtract und Schwimmblase mögen mm ganz herausgeschlagen
imd nimmehr die Untersuchung des Urogenitalapparates vorgenommen
werden. !
Die paarigen rothbraunen, unter dem Peritoneum symmetrisch ge-
lagerten Nieren erstrecken sich längs der Wirbelsäule vom Ende der
Rumpfhöhle bis in die Nähe der Schädelbasis, eingesenkt in die Ver-
tiefungen zwischen den Rippen ; während sie im Allgemeinen von ziem- j
lieh gleicher Breite sind und sich nur vorne und hinten etwas verschmä- i
lern, besitzen sie in der zwischen den Schwimmblasenhälften gelegenen |
Gegend 2 unregelmässig verbreiterte ansehnliche Lappen, die (auf jeder ||
Seite eine) den seitlichen Rumpfwänden innig angeschmiegt erscheinen. |
Die Ureteren verlaufen (hier) als zwei ziemlich derbe weisse Canälchen I
am lateralen Rande jeder Niere und münden in eine geräumige dünn-
wandige Harnblase (siehe Fig. 57), aus welcher die kurze Urethi'a hinter
dem After nach aussen führt.
Die paarigen länglichen , übrigens je nach der Entwickelung ver-
schieden geformten Ovarien liegen als vom Peritoneum i) umschlossene
«Hohlschläuche« ziemlich frei, seitlich dem Darmcanal auf ; ihre unteren
als Oviducte zu bezeichnenden , continuirlich fortgesetzten, canalartigei)
Enden vereinigen sich zu einem einfachen Ausführungsgange, der sich
vor der Urethralmündung , also gleich hinter dem After auf der soge-
nannten Urogenitalpapille nach aussen öffnet 2) . Die nach Geschlechts-
reife und Jahreszeit gleichfalls sehr verschieden grossen Hoden sind
weissliche, symmetrisch gelagerte, paarige, ebenfalls schlauchförmige Ge-
bilde, deren continuirlich mit ihnen verbundene Vasa deferentia, unten
zu einem Stamme vereinigt, in der Urogenitalpapille ^) münden. Ihre
Lage und ihre Befestigung durch das Bauchfell entspricht jener der
Ovarien.
Bemerk. Karpfenzwitter wurden gelegentlich beobachtet. Geschlechts-
reife Männchen zeigen oft eigenartige Wucherungen der Epidermis : »Warzen-
ausschlag« .
Als Glandula thyreoidea hat man ein kleines, zwischen dem vorderen
Ende des Kiemenarterienstammes und der Copula des Zungenbeinbogens
gelegenes Gebilde beschrieben (14, 35).
Als Glandulae suprarenales deutet man zwei im Schwanzende der
'j Welches sich in ein zur Seite des Rückens erstrecktes Mesovarium fortsetzt (35).
'-) Specielles über die Präparation respective Sondirung der genannten Theile zu
sagen, dürfte überflüssig sein; Schweinsborsten lassen sich von der eventuell etwas
erweiterten Papille aus mit Leichtigkeit einfüliren. Eine feine Pincette mag die Ostien
dann dilatiren. ^
1. E. Fische. — Teleostier.
153
ieren gelegene weissliche; nnregelniässig rundliclie Körperclien »an der
ik-deren Grenze des durch die unteren Wirbelbogen gebildeten Gefäss-
inales« (35) .
Eine Glandula Thymus Avurde beim Karpfen nicht nachgewiesen.
Das Blutgefässsystem wird rücksichtlich seiner allgemeineren "S'er-
iltnisse durch die in Fig. 59 gegebene schematische Darstellung erläu-
rt — ; aus dem einfachen Ventrikel entspringt der Truncus arteriosus
anchialis communis, er führt das rein
iuöse Jilut unterhalb der Copulae der
ienienbogen zu den letzteren, indem er
.derseits 4 längs der (!onvexität der Kie-
lenbogen in einer Halbrinne verlaufende
rteriae branchiales. die beim Karpfen
eistens durch gabelige Spaltimg zweier
este entstehen, entsendet.
[ Aus diesen Kiemenarterien gehen
pensoviele ^'enae branchiales hervor, um
Le rechte und linke Aorten wurzel, aus
ren A^ereinigung der längs der Wirbel-
,ule verlaufende, sinuös ausgebuchtete
;amm der Aorta communis entsteht , zu
rmiren. — Indem die Kiemenvenen sich
urch zwei noch ausserhalb der Schädel-
öhle gelegene Stämme vorne vereinigen,
ildet sich der sogenannte Circulus ce-
halicus, der indess bei Cyprinus carpio
icksichtlich seiner Ausbildung sehr
ariirt; meist aus den Vorderenden der
.ortenwurzeln entstehen paarige Arteriae
arotides anteriores und posteriores.
A on ansehnlicheren Arterien, die aus
er Aorta communis hervorgehen, wären
u beachten :
1 . Arteriae subclaviae ;
2 . eine Arteria coeliaco-mesenterica ; sie entspricht der Arteria
coeliaca und Arteria mesenterica anterior (35);
3. eine Arteria mesenterica posterior.
Ihre unpaare Fortsetzung, die Arteria caudalis, verläuft imCanale der
Interen Wirbelbogen.
Das venöse Blut sammelt sich in einem vorderen Paare symmetri-
cher A'enae cardinaies anteriores (s. jugulares s. vertebrales ant.) und
inem hinteren Paare asymmetrischer A^enae cardinaies posteriores (verte-
Schematiselie Darstellung des Blutkreis-
laufes der Fische theilweise nach (2S).
A = Atrium. B = Bulhus arteriosus. v =
Ventrikel. 6 »• = Truncus arteriosus bran-
chialis communis mit den vier Arteriae
branchiales. br' = Venae branchiales.
ca = Carotides anteriores, cp = Caro-
tides posteriores, cph = Circulus cepha-
licus. ad — Aorta dextra. as. = Aorta
sinistra. aa = Aorta abdominalis, cos..
cad. = Venae cardinaies anteriores (si-
nistra et dextra). d.C. = Ductus Cuvieri.
cpd, cps = Venae cardinaies posteriores
(dextra et sinistra). v.c. = Vena caudalis,
neben ihr die Arteria caudalis. Die Pfeile
bezeichnen die Richtung des Blutstromes.
154
II. Speeieller Theil.
brales post.). — Diese münden je in den queren Ductus Cuvieri ihrer
Seite, der ebenso wie die Vena hepatica (sog. Vena cava inferior der
Fische) vom Sinus venosus aufgenommen wird ; von letzterem gelangt das
Blut durch das geräumige dünnwandige Atrium in den Ventrikel.
Bemerk. Die Verhältnisse des Nieren- und Leberpfortader-Kreis-
laufes sind in einem der citirten Handbücher einzusehen.
Am Herzen unterscheidet man 4 Abtlieilungen, die durchwegs durch
Klappen von einander geschieden sind: 1. den Sinus venosus, 2. das
Atrium, 3. den Ventrikel, 4. den Bulbus arteriosus.
Bemerk. Zwischen Sinus venosus und Atrium befindet sich eine häu-
tige Doppelklappe. — Die Innenwand des Atriums ist durch zahlreiche sict
durchkreiizende Fleischtrabekel aiisgezeichnet ; an der Ventralfläche des
Atriums liegt der dickwandige muskulöse, weniger geräumige Ventrikel, ir
dessen Höhle Muskelbündel seiner Innenwand vorspringen, die zahlreicht
Vertiefungen (35) zwischen sich fassen. — Das Ostium atrio-ventriculan
wird durch 2 freie häutige Klappen verschlossen ; am Ursprung des Bulbus
arteriosus liegen 2 Valvulae semilunares »wagentaschenartige« Klappen)
Vergleiche hiemit Figur 6 4 Herz von Squatina vulgaris) .
(Zentralnervensystem und Sinnesorgane.
In der dorsalen Ansicht unterscheidet man am Karpfenhirn folgend«
Abschnitte : zu vorderst die kleinen unansehnlichen Lobi olfactorii mii
den ihnen zugehörigen Nervi olfactorii. dahinter die fast birnförmigei|
Grosshirnhemisphären (Vorderhim), denen sich zwei merklich grösserei
rundlich ovale Anschwellungen : Lobi ventriculi tertii und Corpor^
quadrigemina (Lobi optici aut.) (Z wisch enhim v. Maclay) anschliessend
ein' hierauf folgender unpaarer, kugelig gewölbter Abschnitt ist das Cere^f
bellum (Mittelhim V. Maclay). Die nun beginnende Medulla oblongata
bildet zwei auffallend grosse rundliche Lobi posteriores ') , die seitlich dei
vierten Ventrikel begrenzen und zwischen sich den rundlichen unpaarei
»Lobus impar« (»Tuberculum impar«) fassen.
In der ventralen Ansicht bemerkt man an demselben Gehirne ausse:i
den schon genannten Theilen : die Nervi optici, die kein Chiasma bilden^
gleich dahinter die grosse Hypophysis (entspringt mit dem Infundibulua
vom Boden des Ventriculus tertius), welche von hinten her theilweisi
eingeschlossen Avird von den Lobi inferiores , die als untere Anschwel'
hingen der Gegend der Lobi optici (35) nach vorne in das Infundibuluni
übergehen. Nun folgen hintereinander: angeschmiegt an die Lobi ini
feriores die NN. trochleares , dicht dahinter die NN. oculomotori"
dann die starken NN. trigemini und faciales , etwas einwärts von diese
1) Vergl. Stieda, «Studien über das centrale Nervensystem der Knochenfische
Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 18. pag. 58, 59. — »Lobi nervi vagi« 35. I. Bd. pag. 133.
1. E. Fische. — Selachier. 155
treten von der Medulla oblongata ab die starken NN. acustici; dann
folgen die schon erwähnten Lobi posteriores (Lobi nervi vagi) mit NN.
Vagi; seitAvärts zwischen den Wurzeln der letztgenannten Nerven treten
die NN. glossopharyngei ab. — Noch zu erwähnen wären die von der
Mittellinie aus den vorderen Pyramiden der Medulla oblongata entsprin-
genden NN. abdncentes (35).
Bemerk. Bezüglich des Gehör-') und Sehapparates ist der allgemeine
Theil pag. 52, 54 einzusehen.
»Die beiden Nasenöffnungen sind durch einen aufstehenden Hautlappen
getrennt, die hintere kleinere steht dem Auge genähert« [Heckel und Kner, .
2. Selachier.
Mustelus laevis , der glatte Hai des Aristoteles , Mustelus vulgaris
und Scyllium canicula sind überaus häufige Erscheinungen am Triester
Fischplatze — weicht auch eine der genannten Formen in der Embryo-
nalentwicklung von den beiden anderen ab , so sind doch die übrigen
unterscheidenden wichtigeren Merkmale vorwiegend nur auf die Flossen-
stellung und Zahnbildung bezogen — es ist daher einerlei, welche Art
wir für unsere Zwecke bevorzugen. Die äussere Körperbedeckung besteht
in allen Fällen aus einer durch Verknöcherung von Lederhautpapillen
rauhen chagrinartigen derben Haut, deren Epidermis, grösstentheils abge-
rieben, sich nur stellenweise (Nickhaut 7) erhält; man bezeichnet diese mit
einer überaus dünnen homogenen schmelzähnlichen Lage bedeckten Haut-
knochen als : Placoidschuppen 2) . — Hinsichtlich der Flossen haben wir
ausser den wohl entwickelten paarigen Brust- und Bauchflossen eine
After- und zwei getrennte Rückenflossen , sowie die durch auffallende
Heterocercie ausgezeichnete Schwanzflosse zu beachten. Die auf der
ventralen Seite des Kopfes befindliche weite Mundöffiiung bildet einen
halbmondförmigen Querschlitz (siehe Fig. 60); mit ihm durch die Nasen-
') Von den Gehörknochen entspräche nach H. Wagner der hinterste giösste dem
Hammer iMalleus) , der mittlere dem Ambos flncus) , der vorderste dem Steigbügel
(Stapes) . — »Bojanus benennt die Knöchelchen (siehe Parergon ad testudinis anatomen) :
1) Haken (Hamus), der vom Hammer trennbare kleine Fortsatz zur Schwimmblase.
2) Anker (Ancora, Malleus), der säbelförmige Anhang des zweiten Wirbels. 3) Winkel-
stab (Norma, Incus), über dem Querfortsatz des zweiten Wirbels. \) Kelle (Trulla.
Stapes), umfasst mit seinem löfFelförmigen Ende das Atrium sinus imparis. 5) Becher
(Pocillum, Claustrum), umschliesst das Atrium« (39).
2) Sehr ausgebildet ist bei allen Selachiern das System der Seitencanäle ; ausser-
dem besitzen sie, zumal die Haie , ein System dünnwandiger , mit glasheller Gallerte
gefüllter Röhrchen, die, vorwiegend am Kopfe in der Nähe des Rostrums verlaufend,
einerseits mit feinen Poren ausmünden und andererseits mit einer innervirten Ampulle
enden. Ausführliches hierüber siehe in 3.5 ; sie sind auch beschrieben in 9. 14. u.a 0.)
156
II. Specieller Theil.
rinnen verbunden sind die etwas mehr nach vorne und seitlich gelegenen
Nasengruben; eine als »Nasenklappe« beschriebene, grössere Hautfalte
bedeckt sie und die Nasenrinnen; eine
kleinere derartige Falte legt sich über die
hintere Nasengrubenwand.
Schlägt man die Nasenklappe zurück,
so erblickt man die geräumige tiefe Na-
sengrube, deren Schleimhaut von einem
Faltensystem getragen wird, das aus einer
quer (zur Köperrichtung) gestellten län-
geren, sehr ansehnlichen Leiste und einer
grossen Zahl theils schräge, theils senk-
recht zu dieser, gestellter zarter Seiten- >
fältchen besteht.
Die nahe der E-ückenfläche seitlich
am Kopfe gelegenen Augen besitzen i
ausser zwei freien Augenlidern bei den Glatthaien noch eine beweg-
liche Nickhaut — gleich hinter den Augen befinden sich die rund- -
liehen Spritzldcher — führt man in dieselben eine Sonde ein, so gelangt l
man in den Rachenraum.
Die Haie eröffnet man durch einen ventralen Medianschnitt, der von
der Cloake bis zum Unterkiefer die Haut spaltet, trägt dann eine Seiten- •
wand der Rumpflröhle (siehe Fig. 61) vollständig ab; unterlasse aber bis h
Fig. 61.
Spd.
MiisteUis vulgaris juv. Rechte Körperwand abgetragen. Der Dann ist sammt adnexen Drüsen herausge-
schlagen, '/j natürl. Grösse.
m.i. = Unterkiefer, l. = Zunge, c.o. = Mundhöhle. Sp = Spritzloch. S.bi: = Kiemensäcke, c. = Herz.
h.ri. = Uebeigang des Conus arteriosus in den Truncus arteriosus branchialis communis, h.ä. = Rechter
Leberlappen, l. = Milz. v. = Magen, paiic = Pancreas. d.p. = Ductus pancreaticus, d.li. = Ductus
choledochus. iSp.f?. = Spiraldarm. iJ = Rectum. « = dessen Oeffnung in die Cloake. = Nieren.
g = Genitalien, o.u.g. ' ürogenitalostium.
Fig. 60.
Unterfiäche des Kopfes von Scyllium (nach
Geffettbcntr).
in = Mundspalte, o = Eingang zur Nasen-
grube, n = Nasenklappe in natürlicher
Lage. Ji' = Aufgeschlagene Nasenklappe.
r = Nasenrinne. Die Punkte bezeichnen
die OefFnungen der Schleimcanäle.
1. E. Fische. — Selachier.
157
zur erfolgten Besichtigung des Kiemengerüstes die seitliche Spaltung der
Mundhöhle, die zum Schlüsse nach beendigter Präparation des Herzens
und Kiemenarterienstammes vorgenommen werden mag. Erhält man
durch ein Holzklötzchen die weite Rachenhöhle geöffnet, so erblickt
man ohne weitere Präparation Folgendes : die nadelspitzen, dichtstehenden
Zähnchen besetzen in mehreren hintereinander liegenden Reihen Ober-
imd Unterkiefer; sie sind bei Scyllium »schmächtig, mit einer längeren
Mittelspitze xmd meist ein oder zwei kleinen Seitenspitzen« bei Mustelus
pflasterartig mit etwas gezacktem Hinterrande.
Die Schleimhaut des Mundes ist (hier) ziemlich glatt, vorn etwas der
Quere gefaltet — das Zungenriuliment breit, vorn abgerundet 'siehe
Fig. 58), fünf längliche Spalten durchbohren die Seitenwände der Mund-
höhle und führen in die schräg von vorne nach hint'en ziehenden Kiemen-
säcke ; schlitzt man von aussen die ventrale Wand eines Kiemensackes
auf, so orientirt man sich über das Zustandekommen der Säcke durch
häutige Septa, die vom convexen Rande der Kiemenbogen zur Innen-
fläche der äusseren Haut erstreckt sind und durch knorpelige Seitenstrahlen
der Kiemenbogen gestützt werden. Die Kiemenblättchen sind an der
nach den Sackräumen gerichteten Seite jedes Septums in ganzer Länge
festgewachsen ; — »an der dem Zungenbeine angefügten Vorderwand des
ersten Kiemenbeutels , soAvie an der Wand des letzten haftet nur eine
einzige Kiemenblattreihe (35).
Der kurze weite Oesophagus führt in den geräumigen , länglichen
dickwandigen Magen , der vor seiner plötzlich und stark verengten
Portio pylorica eine kurze blindsackartige Ausstülpung besitzt. — Seine
Schleimhaut ist in hohen, dicken, aber keineswegs regelmässigen, sondern
durch schräge und quere Züge unterbrochenen Längsleisten aufgewulstet
— die besonders vorn am Cardialtheile gegenüber den zarten, aber zahl-
reichen Oesophagealfalten sich bemerklich machen. Ein kurzes dünn-
wandiges , in wenigen Krümmungen verlaufendes Duodenum führt in
einen auffallend erweiterten Darmabschnitt : in den Spiral- oder Klappen-
darm ; letzterer ist etwa von der gleichen Länge wie der Magen, und nach
unten fortgesetzt in da^ kurze enge Rectum , in dessen Dorsalwand ein
birnförmiges , kleines, drüsiges Gebilde, das am Peritoneum befestigt
wird, einmündet (?) . Die Rectalmündung liegt in der (hier vorhandenen)
Cloake vor dem Urogenitalostium. Mit Ausnahme des Spiraldarms ist der
Darmcanal durch ein Mesenterium suspendirt (Vergl. 35).
Die Klappe in dem, einem Dünndarmgeschlinge höherer Vertebraten
vergleichbaren «Spiraldarme« ist (35) »in der Art schraubenförmig ge-
wunden, dass sowohl ihr an der Darmwand befestigter, als auch ihr freier
Rand eine Spirale bildet«.
158
II. Specieller TheU.
Bemerk. Die von mehreren Autoren beschriebene, ansehnliche, weit
vorspringende Valvula pylori kann ich bei Scyllium nicht sehen ; — einen
zierlichen Dessin bemerkt man unter Lupenbetrachtung, übrigens auch mit
freiem Auge, an der Schleimhaut des Klappendarms : das dünnhäutige Rec-
tum ist innen ganz glatt.
Die diirch ein Ligamentum Suspensorium befestigte bräunliche, bis-
weilen pigmentirte Leber beginnt schon hinter dem Pericardium und be-
steht aus einem längeren rechten und einem mit ihm durch einen
schmalen Isthmus verbundenen kürzeren linken Lappen, der i Scyllium)
noch ein medial liegendes , kurzes, annähernd dreikantiges Läppchen
trägt, in dessen Substanz die Gallenblase ein-
gebettet ist. — Der Ductus choledochus mün-
det (Fig. 61) etwas vor dem Spiraldarm
neben dem bis zum Ende von Drüsensubstanz
umgebenen Ductus pancreaticus. — Das Pan-
kreas besteht aus zwei »brückenartig verbun-
denen Lappen«, »liegt unmittelbar hinter dem
Magen (35, vergl. hiermit 40. Tab. XXI) , in un-
mittelbarer Nähe« 2) der einfachen, länglichen,
etwas gelappten Milz. —
Eine Scliwimmblase fehlt. —
Urogenitalorgane. (Siehe den Nachtrag.)
1. Die Harnorgane. Die Nieren sind lang-
gestreckt, paarig, symmetrisch längs der Wir-
belsäule gelagert und durch eine von letzterer
ausgehende straffe Membran ventralwärts über-
zogen, daher »von der eigentlichen« Bauch-
höhle gesondert. Die blasenartig erweiterten
Ureterenenden münden in eine kurze Urethra,
in die beim auch die Vasa deferentia
eintreten; sie öffnet sich in der dorsalen
Cloakenwand hinter dem Rectum.
Bei den hier zu besprechenden Formen
bleibt das linke der sonst paarig entwickelten
das wohl entwickelte rechte liegt (Fig, 62) sus-
Weibliche Geschlechtsorgane von
Scyllium canicula (nach R. Waffner),
ab = Ovavium ; der Peritoneal-
überzug ist theilweise entfernt,
cc = Oviducte. d = Abdominal-
ostium derselben, e = Eileiter-
drüse, die linke e' e' ist aufgeschnit-
ten. /= Uterus, der rechte (im
Bilde) geöffnet mit einem reifen Eli g
und dessen eingedrehten Schnü-
ren .ry2. It = Rectum, i = Mündung
des rechten Eileiters, k = Flosse,
in k- durchschnitten.
Ovarien rudimentär
Er verläuft bis zu seiner inneren Ausmündung »auf einer kleinen Papille oft eine
Strecke weit zwischen den Darmhäuten und besitzt hier Querfalten, welche den Rück-
tritt der Galle verhüten« [Stannius] .
2) Ich citirte die Schilderung des Situs dieser Organe wörtlich nach Stannius, da sie
— im Gegensatze zu R. Wagners citirter Abbildung — in vollstem Einklänge steht mit
der von meinem CoUegen Dr. A. von Heider nach der Natur gezeichneten Abbil-
dung in Figur 61 .
1. E. Fische. — Selachier.
159
'lulirt durch eine Peritonealfalte zwischen
iiden mit einander vereinigten Oviducten.
rmiges Ostium am Leberaufliängebande
i-festigt ist. Der erweiterte Endabschnitt
?s Eileiters, der »Uterus«, beginnt unter
ner zirkeiförmigen Falte (35) ist innen
att und mündet gemeinschaftlich mit dem
n- anderen Seite hinter den Ureteren in
le Cloake. Zmschen den Eileiterhäuten
pgt die Eileiterdrüse ;Fig. 62). Die
chleimhaut des Oviductes ist längsge-
Itot.
Bemerk. Bezüglich der verschieden-
artigen Embryonalentwicklung der Haie
sind zoologische Handbücher einzusehen.
Die Hoden (Fig. 63) sind paarig,
leistens klein, vom Bauchfelle überzogen
nd weit vorne unter der Leber gelagert;
ire Vasa efFerentia ziehen zu einem medial
on ihnen gelagerten sogenannten »Neben-
oden« , der unmittelbar unter dem Dia-
jhragma beginnt. Das vielfach gewun-
lene Vas deferens (secundärer Urnie-
^ngang) läuft einwärts von der Niere, be-
leckt von einer fibrösenFascie, nach unten
;nd ergiesst sein Secret in die als »Sinus
rogenitalis« functionirende Urethra , die
ait einer conischen vorspringenden Papille
ich in die Cloake ') öffnet.
Bemerk. Bezüglich der paarigen
knorpeligen äusseren Copulationsorgane
(»Pterygopodien«) der Selachier vergleiche
Herrn Petri's Abhandlung in Zeitschr. f.
vviss. Zool. Bd. 30. pag. 2SS.
Das stets ansehnliche Herz liegt vom
ierben Pericardium umschlossen der ven-
;ralen Fläche des Kiemengerüstes (Yisce-
ralskeletes) und zwar der Copularplatte
den an ihren abdominalen
deren gemeinsames trichter-
Fie. 03.
Figur A.
Männliche Gesclileclitsorgane von Acan-
tliias vulgaris (nach. R. War/ner).
aa = Hoden, bb = Samengefässe. cc =
Bete testis. dd ■= Vasa efferentia. ee =
Nebenhoden, ff = Vasa deferentia. g =
dessen Scheide.
Figur B.
a = Eectnm, c dessen Endstück bei / ge-
öffnet. J = drüsiger beuteiförmiger An-
hang des Rectums. e = Nieren, dd =
strotzend mit Samen gefülltes Vas de-
ferens der rechten und linken Seite. §=■
Mündung der Urethra auf der conisch vor-
springenden Papille, hh = kreisförmige
Hauttalten. t = Bauchflossen mit den
Pterygopodien.
1) Zu meinem Bedauern gelang es mir nicht im Laufe des vorigen Sommers, welcher
aur Anfertigung der meisten Figuren benutzt wurde, geschlechtsreife Exemplare der ge-
aannten Arten zu erhalten. — Dieser Umstand mag die getroffene Wahl der aus einem
ilteren Werke entlehnten Figuren um so eher entschuldigen, als rem Semper'^ werth-
160
II. Specieller Theil.
Fig. 04.
direct auf; über dem exquisit herzförmigen Ventrikel, dessen Basis nach
abwärts gekehrt ist, liegt dorsalwärts die dünnhäutige, rundliche Vorkam-
mer; eingelagert in einen
Einschnitt des letzten Kie-
menbogens findet man die
in den venösen Sinus mün-
denden Ductus Cuvieri.
Der Ventrikel ( siehe
Fig. 64) besitzt am Ostium
atrioventriculare zwei mem-
branöse Klappen; seine be-
trächtliche Mviskelwand ist
nach vorne fortgesetzt in
einen durch Gegenhaur näher
bekannt gewordenen Kam-
merabschnitt : den Conus
arteriosus [B Fig. cit.), der
durch drei Taschenklappen
vom Bulbus arteriosus abge-
grenzt erscheint ; hinter
diesen liegen bei Mustelus
noch drei, bei Scyllium noch
zw-ei in Querreihen gestellter
Klappen. ( Squatina besitzt
fünf solcher Reihen.)
Bemerk. Das Ver-
halten der vom Trimcus ar-
teriosus abtretenden Kie-
menarterien ist ein verschiedenes : bald entspringt (Raja) jederseits eine in
drei Aeste sich spaltende Arterie , oder es entspringen zwei jederseits , deren
erste in zwei Aeste zerfällt (Squatina) etc. ; — die mediane Fortsetzung des
Truncus ist regelmässig am Ende gabelig getheilt. — Die »Kiemenarterien
treten zwischen je zwei, verschiedenen Säcken angehörige Kiemenblatti'eihen ;
die vorderste Zungenbeinkieme erhält ihre eigene Arterie« (35).
Die gelappte, graue, überaus weiche Thymus liegt jederseits zwischen
den Kiemensäcken und der Rückenmnskulatur. — Die Thyreoidea wird
durch eine ziemlich grosse röthliche , rundliche Drüse re2)räsentirt , die
hinter dem Unterkiefer vt)r der Kiemenarterie gelagert ist.
Ueber die durch Semper näher bekannt gewordenen Nebennieren
vergl. dessen im »Anhange« citirte Arbeit.
Herz von Squatina vul-
garis (nach Gefieniaur).
Die vordere Wand des
Ventrikels und des Conus
arteriosus ist abgetragen.
-■1 = Atrium.
F = Ventriculus.
B = Conus arteriosus.
0 = Ostium atrioventri-
culare.
'ta= Arteriae brancliia-
les.
Gehirn von Mustelus laevis
(nach N. ton Mikluclio-Maclay).
Ein Stück der oberen Wand des
Tractus und Lobus olfactorius
ist entfernt, um den Plexus zu
sehen. Die Decke der Pedunc.
cereb. und des Nachhirns sind
entfernt. F. = Vorderbirn (He-
misphären) mitdem Ventrikel v.
PI. = Plexus des Vorderhirns,
ausgedehnt bis in die Erweite-
rung des Lobus olfactorius l.
t. = Tractus olfactorius. pl. --
Plexus chorioideus. o.=Nervus
opticus. Z. = Zwischenhirn
(Lobi ventr. III. und Corpora
tluadrig.l. oc. = Nervus oculo-
motorius. j¥. = Mittelhirn (Ce-
rebellum). tr. = Nerven der
Trigeminusgrnppe. H. - Hin-
terhirn, j '. = gefalteter oberer
Abschnitt der Corpora rectifor-
mia: r. lt. = Lobi trigemini.
N. = Nachbirn (MeduUa oblon-
gata)mit dem Ventrikel : n. jl.—
Funiculi teretes. ny. = Nerven
der Vagusgrnppe.
volle Arbeit erst während der Correctur dieses Bogens zugänglich wurde. — Siehe
»Anhang«.
i'
1. E. Fische. — Selachier.
161
Centrainervensystem (Fig. 65).
Die Oberfläche des stets ziemlich umfangreichen Gehirnes besitzt
Imcleutnngsweise zarte Windungen. — Auffallend sind die grossen Lobi
)lfactorii, Avelche von den Hemisphären durch die stielartigen Tractus
jlfactorii getrennt sind , ferner die beträchtliche EntAvicklung des Cere-
bellums. Die Nervi optici bilden ein Chiasma mit theihveisem Faser-
lustausche.
Bemerk. Bezüglich aller eingehenden Details muss aiif die Special-
literatur verwiesen werden.
Als Vorwiirf für beabsichtigte Präparationen der Kopfnerven mag die
vortreffliche, Gegenbmira »Grundriss der vergleichenden Anatomie« entlehnte
Figur 66 dienen.
Fig. 66.
Kopfnerven von Hexanclius griseus (nach Gegtnbuur).
Schädelhölile und Rückgratcanal sind eröifnet; das rechte Auge ist entfernt, |links nur das Orbitaldach.
^Die rechtsseitige Labyrinth- und Occipitalregion des t'raniums ist bis auf das Niveau der hier durchtreten-
den Nervenstämme abgetragen". 4 = Vordere Schädellücke. JV = Nasenkapsel. iJo = Bulbus olfac-
torius. Tr' = Erster Ast des Trigeminus. a = Endzweig desselben auf der Ethmoidalregion. Tr" r=
Zweiter Ast. Tr'" = Dritter Ast. tr = Trochlearis. Fa = Facialis. Gp = Glossopharyngeus. Vg =
Vagus, i =- Ramus lateralis. .7 = Ramus intestinalis, o s = Musculus obliquus oculi superior. r« =
M. rectus internus. »• c = M. rectus externus. »'S = M. rectus superior. S = Spritzloch. = Palato-
quadratum. fl'm = Hj-omandibulare. j- = Kiemeustrahlen. 2— 6 Kiemenbogen. bri — i »vi = Kiemen.
Mojsisovics, Präparirübungen.
11
162
II. Specieller Theil.
B e m e 1" k II 11 g e n zur P r ä p a r a t i o ii der P e t r o m y z o ii t e ii ii n d
des Lanzettfisclicheiis.
Die abweichenden Formverliältnisse des knorpeligen Kiemenkorbes
der Petromyzonteii, Fig. 67 , erfordern eine besondere Rücksichtnahme
bei der Eröifnung der llumpfliöhle. Der Hauptschnitt wird in der Me-
dianlinie der Bauchfläche geführt; die
Fig. G7. Lappen priiparirt man bis zur Dorsalfläche
des Thieres vollständig frei — löst dann
mit der Scheere die Anheftungsstellen des
Kienienkorbes an der C'horda dorsalis. zieht
diese behutsam zur Seite und eröff"net den
nun sichtbar gewordenen, dem Ductus
branchialis communis fest angehefteten
Oesophagus. Den hinten geschlossenen
gemeinsamen Kiemengang eröffne man von
seiner dorsalen Fläche. — Die Ausschä-
lung des Herzens aus der Kiiorpelkapsel
ist ohne Schwierigkeit ermöglicht.
Bemerk. Bezüglich allei- näherer
anatomischer Details wird auf die in (9; re-
ferirte Literatur verwiesen, hier zu erwäh-
nen wäre nur Folgendes : Der windungslose
Darm wird nur in seinem Rectalabschnitte
durch eine kurze Medianfalte suspendirt.
Die ungelappte grünliche Leber umhüllt
den Anfangstheil des Darmes und das weiss-
lich-graue Pankreas — sie liegt weit nach
vorne unter der Knorpelkapsel des Herzens.
Eine Gallenblase fehlt : vorhanden bei Am-
mocoetes.
Die hellrothe Milz liegt zwischen der
Herzkapsel und der Eückensaite. — An
die innere Circumfereiiz der sieben durch
häutige Septa (zwischen denen die ent-
sprechenden Kiemeiiarterien verlaufen) ge-
trennten Kiemenbeutel sind die Kiemeii-
blättchen inserirt. Von den zwei kurzen
Gängen jedes Kiemenbeutels führt einer
in das Spiraculum externum. der andere
in das Spiraculum iiiternum. — Der ge-
meinsame Kiemengang ist Eingangs durch
zwei (mittelst Kiiorpelplatten. solidirte)
Klappen gegen den Kachenraüm zu verschliessbar. Eine Schwimmblase
fehlt. — Der Truncus arteriosus branchialis communis liegt vor dem Kie-
Kopf und Kiemeiikort von Petromj'zon
marinus von der Ventralfläche gesehen
(nach Cariis, Otto und irAlton),
a = Mund. b = Zunge. cd = Muskel-
apparat des Zungenbeines, ee = Sternal-
knorpel. / = Knorpelkapsel des Herzens.
. g = Mündung der Kiemensäcke.
- h = Leber.
1. E. Fische. — Petromyzon — Amphioxus.
163
mengang, gibt vier Arterien ab, spaltet sich weiter vorne gabelig in zwei
Aeste, aus denen drei Arterien entstehen, überdies tritt noch ein vorderer
Ast in die vorderste Kiemenblattreihe. — Die Venae branchiales bilden
einen unpaaren Längsstamm, der nach vorne als Arteria vertebralis impar.
nach hinten als Aorta fortgesetzt ist. — Die Carotis commiinis entstellt
aus der ersten Kiemenvene. Die lateral
liegenden Ausführungsgänge der nahezu Fig-
das hintere Drittel der Eumptliöhle ein-
nehmenden Nieren vereinigen sich zu
einem kurzen, auf der etwas vorsprin-
genden Urogenitalpapille hinter dem
After mündenden Canale. Stanniusu. A.)
Ovarien und Hoden sind unpaar.
durch Fäden an der Dorsalwand sus-
pendirt. — Die Geschlechtsproducte
gelangen in die Bauchhöhle.
Die äussere Besichtigung des Lan-
zett fisch che ns beschränkt sich —
für unsere Zwecke — auf allgemein noto-
rische Bildungen : Der Anordnung der
Rumpfmuskulatur, des dorsalen und ana-
len, in die lanzettförmige Caudalflosse
fortgesetzten Flossenkammes, der ven-
tralen Lage der ovalen, von einem Knor-
pelringe umgebenen MundöfFnung u. s.
w. — ^Die Zergliederung des mit Nadeln
fixirten Thierchens wird unter Wasser
in einem mit Wachs axisgegossenen,
flachen Schälchen vorgenommen ; für
die etwas subtile Präparation empflehlt
sich die Anwendung der B7-ücke'scheu
Stativlupe. — Um sich über den Bau
des Lanzettfischchens eingehender zu
informiren . ist die Anfertigung von
Schnittserien , vorzüglich senkrechter
Querschnitte (Fig. 6Sj durch in Alkohol
Querschnitt durch einen Amphioxus lanceo-
latus nicht weit vor dem Porus abdominalis.
Vergr. 40. Halbschematisch (nach n'.Roljih).
E A. = Elastischer Apparat. /( = Lymph-
raum, .sc/t = Innere CUordascheide. sc/n =
Aeussere Chordascheide resp. von dieser aus-
strahlende Lamellen (Neurapophysen und Hä-
raapophysen). n ki «2 JI3 = Hautnerven.
Ei = Innere Kiemenhöhlenwand. E2 = Aeus-
sere Kiemenliöhlenwand. L i = Ligamenta
intermuscularia. 4 = Kiemenhöhle. Lu =
Bindegewebshülle des Kiemendarms. D =
Darmschleimhaut, i 7; = Leibeshöhle. 0 =
Genitalien, ür = (.'analartiger Abschnitt der
Kiemenhöhle zur Fortleitung der Geschlechts-
producte. N = sog. iS'ieren auf der Baucli-
muskulatur. Ni = dieselben an der Unter-
seite der Genitalien. R = Raphe. Bc =
Bauchcanäle. Sc = Seitencanal. I' =
Unterhautgewebe.
gehärtete Exemplare unerlässlich. Zur
Einbettung empfiehlt Rolpli HoUundermark, als Färbemittel sches
Carmin. um das Thier schnittfähiger zu machen, die vorsichtige Injection
1) Ti". Hol'ph, "Untersuchungen über den Bau des Amphioxus lanceolatuS". Leipzig,
W. Engelmann. 1876.
164
II. Specieller Theil.
einer erstarrenden Masse (siehe 12 und 29) von der Mundspalte aus. —
Die allgemeinen Organisationsverhältnisse des Amphioxus sind in 9
sehr übersichtlich , zugleich mit Angabe der hervorragendsten Literatur
über denselben, zusammengestellt.
2. Mollusca').
A. C e p h a 1 0 p 0 (1 a.
Vertreter: Sepia officinalis .
Zur Orientirung wollen wir uns das Thier platt am Präparirbrette
ausgestreckt liegend denken ; die im Centrum der Arme befindliche
Mundregion bezeichnet uns den »vorderen« Körperpol , das entgegenge-
setzte Ende des sackartigen Rumpfes den hinteren Körperpol; ventral
liegt der quere schlitzförmige Eingang zm' Mantelhöhle ; dorsal die meist
dunkler gefärbte, das Os sepiae einschliessende Mantelpartie.
betrachten wir vorerst die äixsserlich erkennbaren Eigenthümlich-
keiten dieses dekapoden Tintenfisches : der ovale , dorsoventral abge-
plattete Körper trägt an der Peripherie einen langen , schmalen , am
Eande etwas gezackten Flossensaum , der nur am hinteren Pole durch
einen Einschnitt in zwei solcher Säume getrennt erscheint.
Unter den zehn Armen sind zwei sehr auffallend verlängert : die
beiden Fangarme ; von den acht übrigen kurzen Armen ist die Basis des
vierten Armes linker Seite verbreitert und an Stelle etlicher Saugnäpfe
durch Entwickelung eines Maschenwerkes regelmässiger Hautfalten aus-
gezeichnet — sie ist »hectocotylisirt«. — Das vordere Körperende ist durch
eine seichte, halsartige Einschnürung vom Riimpfe abgegrenzt und trägt
seitlich, aber etwas der Dorsalfläche genähert, die grossen x\ugen, deren
Cornea von einer engen OefFnung durchbohrt wird ; je eine lidartige Falte
lässt sich über den Augen leicht nachweisen.
Während die acht genannten kurzen Arme kreisförmig die Mund-
öffiiiing umstellen, entspringen die beiden Fangarme zwischen den beiden
Entsprechend der in diesem Buche eingehaltenen umgekehrten Typenfolge,
müssten sich naturgemäss an die Wirbelthiere die Tunicaten anschliessen, als deren Ver-
treter in zootomischen Cursen meist die gemeine Phallusia mammillata zerschnitten wird.
Die Präparation der letzteren ist indessen eine derart einfache (Abtragung des Mantels
auf einer Seite, mit Schonung der Mund- und Afteröffnung — nachherige Herausnahme
und Besichtigung des Eingeweidetractus unter Wasser) , dass eine Beschreibung dersel-
ben völlig identisch wäre mit einer Schilderung, die jedes Lehrbuch der Zoologie aus-
führlicher enthält.
Mollusca. A. Cephalopoda.
165
Fig. ()9.
unteren') Armen, jederseits im Grunde einer nnter dem Auge liegenden
Tasche, in welche sie zurückgezogen werden können. -%Eine schwimm-
hautartige Membrana interbrachialis verbindet die Basen der Arme.
Diehalbkngelförmigen, mit einem
Eornringe versehenen Sangnäpfe ste-
hen ziemlich dicht gedrängt an den
inneren verbreiterten Flächen der acht
kurzen Arme (in 3 — 4 Reihen) ; sie hän-
gen an kurzen Stielchen, sind durch-
schnittlich bis zu 2/3 der Armlänge von
gleicher Grösse Durchmesser 1 •/.2 —
2 mm) , werden aber im letzten üritttheil
plötzlich kleiner, und sind an der Spitze
der Arme eben noch mit freiem Auge
als solche erkennbar. Die drehrunden
glatten Fangarme sind etwa bis zu ^/^
ihrer Länge ohne Saugnäpfe \md tragen
erst von hier an auf dem abgeflachten
freien Endstücke eine beträchtlichere
Zahl derselben, darunter 4 — 5 auffal-
lend grosse 2) .
Um den im Grunde der Mantel-
höhle fixirten Eingeweidesack blos-
zulegen , trägt man zweckmässig die
ventrale Mantelfläche durch einen etwa
1 cm einwärts vom Flossensaume ge-
führten Schnitt ganz ab — man achte
aber, bei dem Rümpfende angelangt,
auf den leicht zerreissbaren . unmittel-
bar vorliegenden Tintenbeutel, dessen
Secret in ebenso überflüssiger als unan-
genehmer Weise Präparat undPräparir-
schale schwarz zu tingiren pflegt.
Bemerk. Zur Orientiruno- über
den Situs viscerum diene Figur ü9.
Diagrainmatischer Längsschnitt durch eine
weibliche Sepia (aus HttxU //-Spengel, Grundris.s
der Anatomie der wirbellosen Thiere).
a = Mundmasse von den Lipjien umgeben, mit
den Hornkiefern uud der Zunge, b = Oesopha-
gus, c = Speicheldrüse. d = Magen. e =
Pylorusblindsack. g = Dünndarm, h = After.
i = Tintenbentel. k = Platz für das Körper-
herz, l = Leber. n = Lebergang der linken
Seite. 0 = Ovari.um. p = Oviduct. q = eine
der Oeft'nungen , durch welche die Wasserkam-
mern nach aussen münden. }• = eine der Kie-
men, s = die um den Oesophagus gruppirteii
Hauptganglien. / = Trichter. m = Slantel.
Sil = Os Sepiae. 1, S, 3, 4,5 = Arme.
') Bezeichnet man, wie Keferstein , die vordere (beim Schwimmen der Tintenfische
meist obere, Fläche als dorsale, die entgegengesetzte als ventrale Fläche, so ergibt sich
die Eintheilung der fünf Paare von Armen in: Brachii dorsales seu superiores und
ventrales s. inferiores, Brachii laterales superiores et inferiores und Brachii tentaculares
— oder in ein erstes, zweites, drittes, viertes Paar der »gewöhnlichen« Arme, die stets
von der Rückenseite an gezählt werden.
'-) Die grössten Saugnäpfe an den Fangarmen haben an Exemplaren von etwa 14 cm
Kumpflänge einen Durchmesser von 7 — S mm. — Man durchschneide einen derartigen
1 m
II. Specieller Theil.
Nach Abtragung der ventralen Wand erblickt man ohne weitere
Fräparation Folgendes : zu hinterst im Eingeweidesack liegt der schon
erwähnte, grosse, fast herzförmige Tintenbeutel mit der l^asis nach hinten,
der Spitze nach vorne, sein langer und weiter Ausführungsgang mündet
in den Enddarra, dessen Oeffnung (Anus) in der Medianlinie befindlich,
von vier xinallappen, deren seitliche länger und schmäler sind als die ab-
gerundeten mittleren, verschlossen werden kann. — Seitlich und unter-
halb des Afters ragen zwei etwa
Fis- 70. 1 cm lange, cylindrische, papil-
lenförmige Eöhrchen aus dem
Eingeweidesacke hervor : die
Ureteren; linkerseits ') zwischen
Kieme und Ureter, mündet auf
einer ähnlichen Hervorragung
(welche beim (j^ als Penis
bezeichnet wird ) die Ge-
schlechtsdrüse. — Rechts und
links an jeder Seite liegen die
an die Innenfläche des Mantels
festgehefteten, annähernd coni-
schen Kiemen'^) (Fig. 70), deren
freie (ventral, nicht dorsal ge-
richtete) Fläche die Kiemen-
venen trägt. Nach vorne zu ge-
langt man in den geräumigen
Trichter, — schneidet man seine
ventrale Wand median durch,
so erblickt man von der Mündung seines conisch verjüngten, röhrenför-
migen Endabschnittes eine von seiner dorsalen Wand frei vorspringende,
grosse rundliche Klappe 'das zungenförmige Organ) , zu beiden Seiten der
ventralen Trichterwand bemerkt man zwei länglich ovale Vertiefungen,
sie sind bestimmt, zwei am Mantelrande liegende Vorsprünge aufzuneh-
men, — das »Mantelschloss« zu bilden.
1'
Sepia offlcinalis. Centralorgaue des Gefässsystemes uud
Kiemen nach Hunter),
c = Herz, a = Aorta cephalica. a' — Aorta abdominalis.
V — Atrien, Erweiterungen der. i;' = Venae branchiales.
cc = Vena Cava anterior, r t" = Venae cavae posteriores,
i) i, j)c'= Arteriae branchiales.Aeste der Hohlvenen. )-e =
Schwammige Anhänge der Hohlvenenäste — Harnorgane.
X = Ansstülpnngen derselben, hr = Kiemen.
Saugnapf mit einem Hachen scharfen Messer ; im Grunde des Napfes befindet sich ein
»Pfropf" aus Längsmuslieln, durch dessen Contraction der Hohlraum des Napfes ver-
gi-össert resp. das Anhaften seines Hornrandes bewerkstelligt wird.
') Was "links" ist, dürfte nach der Eingangs gegebenen Erklärung nicht zweifel-
haft sein, wenn man sich erinnert, dass die dorsale Mantelfläche der vorderen (resp.
oberen) Fläche entspricht.
-) Die innere Mantelhaut überkleidet die Kieme, die überdies durch zwei Muskeln
befestigt wird, von denen einer mit der Arteria, der zweite mit der Vena branchialis
zieht (3) .
2. Mollusca. A. Cephalopoda.
167
Bemerk. Die nur unter Wasser vorzunehmende Untersuchung der
Eingeweide ist keineswegs schwierig, nur erheischt sie einige Achtsamkeit
bei der Isolirung der durch feine Bindegewebsadhäsionen fest zusammenge-
ballten Eingeweidepartien ; mit der Eröffnung und Abtragung des frei vor-
liegenden Theils des »Peritoneums«, die mit der Scheere erfolgen mag, ver-
binde man die Präparation der vorhin genannten Ausführungsgänge , im
Uebrigen arbeite man nur mit "2 Pincetten und helfe, wenn nöthig, vorsich-
tig durch Fingerdruck nach, benutze schneidende Instrumente erst dann,
wenn man sicher ist, keine »darunter liegenden« Theile zu verletzen. — Hat
die ausströmende Sepia das Präparat verunreinigt, so entferne man lieber
den Tintenbeutel vollständig und trachte durch sanften Wasserstrahl und
öfteres Wechseln des Wassers das Präparat zu säubern, resp. noch brauch-
bar zu machen.
Die Entfermmg der ventralen Peritonealpartie legt den rechts vom
Tintenhentel gelagerten, rnndlichen, sackartigen Magen theihveise bloss,
ferner die über ihm gelagerten, tranbigen, khimpigen Venenanhänge der
rechten Seite : die Nieren , die in einen dünnhäutigen Sack eingehüllt,
bekannten Ortes ansmünden ; bei ^ finden wir schief znr Medianlinie
Sepia ot'ücinalis (nach K(Jtrstein). I. Darmcanal mit Tinteubeutel bi. mb ' Miindmasse. (/b = Ganglion
buccale inferius. s' = liintere Speicheldrüsen, oe = Oesophagus. A = Leber, d/; = Ductus hepaticus.
V = Magen. v' = Pylorusblinclsack. i = Dünndarm. a = After. g$p = Ganglion .splanchnicum auf
dem Magen.
II. Medianschnitt durch die Mundmasse, j» » = Unterkiefer, »i = Oberkiefer. y» ii c = Buccalhaut
(Membrana buccalis). ml = Lippenhaut (Membrana labialis), x = sog. Geschmacksorgan. rd = Kadula.
£ = Eadulasa.-k. s = Speicheldrüse. jrJ = Ganglion buccale superius. 6 = Ganglion buccale inferius.
oe = Oesophagus.
III. Eine einzelne Querreihe von Zähnen aus der Radula (nach Troschel).
I
168
II. Specieller Theil.
mit ihren Ausfühnmgsgängen gestellt und aufgelagertem Ovarium die
Feldilasehenähnlichen Nidamentaldrüsen .
Zur Darstellung des Verdauungskanales und seiner Drüsen tragen
wir jenen Theil des Mantels . der die dorsale Trichterwand formirt (die
ventrale wurde schon zerschnitten) , ah und treffen ihr fest angeheftet so-
fort die zweilappige, mit einer dünnen Memhran überzogene, gelbbraune
Leber; jeder ihrer langen im »Halstheilea beginnenden und weit biä unter
die Kiemenherzen erstreckten Lappen ist am vorderen und hinteren Ende
zugespitzt; die letzteren Enden treten in einem nach hinten offenen
Winkel auseinander, die ersteren vereinigen sich mit ihren medialen
Flächen und überdecken so den zvsäschen ihnen verlaufenden, keineswegs
ansehnlichen geraden Oesophagus. — Die zwei Ductus hepatici treten von
den medianen Flächen der Leber und zwar von deren unteren Hälften
ab, um am Ende vereint in den Pylorusblindsack einzumünden. Gelblich
weisse verästelte Drüsenläppchen, die sich den Lebergängen (Fig. 71) an-
hängen, pflegt man als Pancreas zu deuten; sie sind gerade bei Sepia
sehr entwickelt
Bemerk. Um die letztgenannten Theile zu sehen, löst man den
Tintenbeutel ab und legt die Venenanhänge sammt Kiemenherzen nach
oben.
Aus dem vorderen Ende des Magensackes entspringt unweit vom
Oesophagus ein kurzes Darmrohr, welches sich sofort zu einem dünn-
wandigen . umfangreichen Pylorusblindsacke ausweitet , seine Fort-
Fig. 72.
Sepia officiiialis. I. Männliche Geschlechtsorgane (nacli Z»t(Keruo)/).
< = Testis. j)d = Vas deferens. t)s = Vesicula seminahs. ^j- = Prostata, is^i = Bursa sperraatophorum.
p = Penis mit dem Onficiuin genitale.
II. Weibliche Geschlechtsorgane (nach Milne-Edwards).
a = Anus, i = „Dünndarm", ov = Ovarium (dessen Kapsel aufgeschnitten), od' ' Orificium oviductus.
od = Glandula oviductus. gn = Glandulae nidamentales. gn' = Glandulae nidamentales accessoriae.
2. Mollusca. A. Cephalopoda.
169
Isetzung bildet der im Durchmesser ziemlich gleichbleibende kiirzeDarm,
der nach einer kleinen Schlinge gerade zum After emporsteigt.
Bemerk. Man beachte das grosse Ganglion splanchnicum ; es liegt
ventrahvärts dem Vorderrande des Magens auf.
Indem wir die Präparation aller am vorderen oder Kopfende ge-
lagerten Organe zum Schlüsse vornehmen, wenden wir uns nun zxir
i Untersuchung des Genital- und Gefässsystems.
Von den Aveiblichen Genitalorganen erwähnten wir bereits : die
Lage des von einem Peritonealsacke (»Eierstockskapsel«) umhüllten Ova-
sriums in der hintersten Partie des Eingeweidesackes; je nach seiner Ent-
wickelung drängt das Ovarium mehr oder weniger benachbarte Organe
zur Seite ; häufig findet man nur einen unansehnlichen Beutel vor , an
dessen innerer Oberfläche dasselbe mit den an Stielchen hängenden,
kleinen, noch weisslichen Eiern als »tief und feingelappter« Körper theil-
weise festgewachsen ist.
Bemerk. Die 2 Nidamentaldrüsen umschliessen- je einen Hohlraum,
in welchen eine grosse Zahl von ihren Wänden vorspringender Lamellen
hineinragen ; an Durchschnitten, die man mit Scheere oder Messer anfertigen
kann, lässt sich diese Anordnung leicht constatiren. Diese Drüsen, sowie
die vor ihnen gelagerte dreilappige Glandula nidamentalis-accessoria , »die
aus verschlungenen Canälen gebildet ist« (3) , sondern ein zähflüssiges Secret
ab, dessen Bestimmung die Eikapselbildung ist.
Vor der Oviductmündung liegt die blättrige Eileiterdrüse (Fig. 721 .
Der Hoden hat eine übereinstimmende Lage mit dem Ovarium,
auch er ist umhüllt von einer Peritonealkapsel mit der er an einer Stelle
(Fig. 72) verwachsen ist. Er bildet mit den adnexen Gebilden seines Aus-
führungsganges eine längliche . fest zusammengeballte Masse , besteht
aus verästelten cylindrischen Schläuchen , deren Secret durch Platzen
iderselben in die Hodenkapsel geräth, von der es durch das vielfach ge-
wundene Vas deferens in einen auffallend erweiterten Abschnitt, die
iVesicula seminalis [v s), die hier und bei Loligo [Kef erst ein) mit einem
kurzen l^lindsack versehen ist, überführt wird. Li das Endstück der
Samenblase , die in die geräumige Spermatophorentasche tritt, münden
Izwei prostatische Drüsen. Auf der Spitze einer cylindrischen Papille
(Penis) öffnet sich die Spermatophorentasche.
Gefässsystem Fig. 70.
Zwischen den schon erwähnten Venenanhängen liegt das »Körper-
herz«, ein von vorne nach hinten verlaufender, gebogener, muskulöser
Schlauch, in welchen die beiden Atrien [v v) einmünden. Der nach
vorne, hinter dem Oesophagus ziehende Arterienstamm wird als Aorta
cephalica bezeichnet ; er theilt sich oberhalb der noch zu erwähnenden
Speicheldrüsen (hinter dem Kopfknorpel) in zwei zu den Armbasen
ziehende Aeste. Am Wege dahin versorgt die Aorta cephalica Mantel,
17Ü
II. Specieller Theil.
Leber, Speicheldrüsen und Trichter. ])ie nach hinten gerichtete Aorta
abdominalis sendet Aeste zum Mantel und zu den Flossen. Ein dritter
von der hinteren Herzfläche entspringender Stamm ist die Arteria geni-
talis.
Bemerk. An der Vorhofsmündung wie am Ursprünge der arteriellen
Stämme befindet sich eine halbmondförmige Klappe Keferstein] . — Die bei
Sepia ganz enorm entwickelten schwammigen Venenanhänge sind Ausstül-
pungen der Gefässwand, die, mit kleinen Spaltöffnungen an ihr beginnend,
sich zu unregelmässigen vielfach ausgebuchteten Hohlräumen ausweiten. Ihr
äusserer Zellenbelag secernirt gelblich-violette, harnsäurehaltige Concremente.
Die Mündungen der zwei diese Anhänge umhüllenden dünnhäutigen Harn-
säcke erwähnten wir schon vorhin. — Interessant ist das fast constante Vor^
kommen der durch van Beneden Recherches sur les Dicyemides etc. Bullest
tins de l'Academie royale de Belgique 1876) erst genauer bekannt geworde-
nen Dicyemiden in dem genannten Secrete. Die in Sepia officinalis lebende
Speeles benannte van Beneden: Dicyemina KöUikeriana .
Die centralen Hauptvenenstämme sind in Fig. 70 dargestellt.
Es entsteht die Vena cava anterior aus dem im Kopfe gelegenen
Kingsinus, der nebst kleineren Aestchen die Venae brachiales aufnimmt;
sie theilt sich in zwei Arteriae branchiales, welche, mit den hinteren Hohl-
venen vereinigt, in die sog. Kiemenherzen vi, vcy, einmünden.
Um die Miindmasse im Zusammenhange mit dem Oesophagus dar-
stellen zu können , miiss man den Kopfknorpel spalten, einerlei ob in
der ventralen oder dorsalen Medianlinie ; zur Orientirung ^bei der Präpa-
ration dienen die Figg. 69, 7 1 u. 73. In Fig. 71 I. sehen wir die rundliche
Massa buccalis ausgeschält aus der sie über dem Kopfknorpel fixirenden
Mundhaut [mbr ], desgleichen ist die als Duplicatur der letzteren zu be-
trachtende Lippenhaut ml abgetragen. Ehe man die Mundmasse Avie
in Fig. 71 n. durch einen senkrechten Schnitt halbirt, präparire man das
eine Paar von Speicheldrüsen ; es liegt seitlich vom Oesophagus, bedeckt
von der Leber unterhalb des Kopfknorpels (Loligo und Sepia haben nur
das ventrale oder hintere Paar von Speicheldrüsen entwickelt, vergL
Keferstein (3)); ihr gemeinsamer Ansführungsgang durchbohrt ventral-
wärts die Mundmasse »iind mündet an der dorsalen Seite über der
Radula«.
Der sogenannte Schlundring (Fig. 73) liegt innerhalb des Kopf-
knorpels ; der dorsalen Fläche des Oesophagus lagert das Ganglion cere-
brale auf, über diesem und mit ihm verbunden durch ein Paar Nerven
das Ganglion buccale superius ; seitlich entspringen vom Cerebralganglion
die mächtigen Nervi optici, die je zu einem Ganglion opticum an-
schwellen. Das obere Buccalganglion entsendet zwei den Oesophagus
umgreifende Commissuren zu dem ventralen Ganglion buccale) inferius.'
Das ebenfalls ventral gelegene Pedalganglion üV'l versorgt die Arme und
den Trichter und gibt die NN. acustici ab.
2. Mollusca. A. Cephalopoda.
171
Das ^'iscel•alganglion endlich [N") entsendet zwei starke Nerven,
l^elclie auf der Innenfläche der dorsalen (vorderen) Mantelwand zu den
fressen Ganglia stellata anschAvellen, ferner einen die Vena cava be-
leitenden medianen, sich aber bald theilen-
en Strang vorwiegend für Kiemen i;nd Ge-
italorgane. — Das grosse Ganglion splanch-
icum (am Magen Fig. 71), Avird durch einen
om unteren Buccalganglion abtretenden
Nervus recurrens« gebildet.
Die Durchschneidung der Mundmasse,
ie man nach erfolgter r>esichtigung der
dchtigsten Theile des Schlundringes vor-
ehmen kann, dürfte keine Schwierigkeiten
iereiten ; hat man die papageienschnabel-
rtigen Kiefer vorher nie gesehen , so löse
pan diese entweder zuvor aus — sie folgen
lern Fingerzuge — oder man unterlasse den
enkrechten Durchschnitt, führe je seitlich
om Unterkiefer (d. i. vom grösseren, vor-
tehenden , ventral gelagerten Kiefer; knapp
leben seinen hornigen Seitenflügeln einen
schnitt durch die Mundmasse — entferne jetzt
jlie beiden Kiefer, an deren Stelle entspre-
l'hend geformte Muskelvorsprünge liegen ; sie
genügen zur Orientirung; nun hat man in
|er Medianlinie die durch ihre Vereinigung die »Z\inge« formirenden,
senkrecht aufsteigenden, breiten Muskelplatten mit der von ihrer Vorder-
seite getragenen Eadula .vollständig isolirt. Ueber das lappige, papillen-
iragende Geschmacksorgan (?) vergleiche Fig. 71. —
Schlundriug von Sepia officiualis vou •
der Seite (nach Garn(r).
N = Ganglion cerebrale. A" = Gang-
lion pedale. N" = Ganglion visce-
rale (parieto-fsplanchnicnm). no =
Aorta. oe = Oesophagus. o' =
Mundmasse. g = Ganglion huccale
superius. g' = Ganglion buccale in-
ferius. M = Nervi palliales (Mantel-
nerven). 0})' (bezieht sich auf den
nach oben gerichteten starken, im
Bilde fast medianen) Nervus opticus.
NB. Die fehlenden Bezeichnungen
konnten an dem für ein anderes
Werk (18) bestimmten Gliche
nicht mehr nachgetragen wer-
den.
Die Gehörorgane liegen auf der ventralen Seite , eingeschlossen in
len durch knopfförmige Vorsprünge ausgezeichneten »Labyrinthhöhlen«
les Kopfknorpels, dicht an der Medianlinie (3); meist werden sie schon
)ei der vorhin beschriebenen Präparation der Mundmasse biosgelegt.
Dorsalwärts tritt der Nervus acusticus in den ovalen häutigen Gehörsack
»häutiges Labyrinth«:; letzterer umschliesst einen höckerigen Otolith. —
Ueber die Präparation des Auges ist nichts wesentliches zu bemer-
cen, soweit dieselbe für unsere Zwecke in Betracht kommen kann.
Ueber seinen Bau vergleiche T^. Hensen, »Ueber das Auge einiger
Cephalopoden«, Ztschr. für wiss. Zoologie S.Band, pag. 155 (Taf. XII —
XXI); ferner (3) 3.
kurze Darstellung in
Bd. 2. Abth.
(9) und (14).
pag. 1374; andernfalls die treffliche
172 II- Specieller Theil, \
!
Zum Schhisse mag das Os sepiae durch seitliche Abtragung de
Eückenhaut entblösst werden ; es steckt in einer geschlossenen Mantel i
tasche , welche vorne ventralwärts vom mondförmigen Rückenknorpel '
seitlich von dessen hinteren Schenkeln umsäumt wird (3).
B. C e p h a 1 0 p Ii 0 r a.
^' e r t r e t e r : Helix pomatia .
Frische, d. h. rasch getödtete Cephalophoren überhaupt, sind wege
der reichlichen Schleimsecretion zxi zootomischeii Präparationen iiiclil
empfehlenswerth ; in Alkohol contrahiren sich die Ihiere allzu, sehr , man
pflegt daher die pulmonaten Cephalophoren in einem bis zum dicht
-schliessenden Deckel platt mit Wasser vollgefüllten Gefässe zu erträn-
ken ; nach etwa 24 bis 36 Stunden sind die Thiere todt und vollkommen
ausgestreckt, nun bringt man sie in etwa 50*^/q Spiritus. Durch »Kiemen«
athmende Cephalophoren tödtet man in einer schwachen Mülle?''' sche'n
Lösung oder in einer ebenfalls sehr verdünnten Lösung von doppelt
chromsaurem Kali , die man nach erfolgtem Tode der Thiere wieder mit
Alkohol vertauscht.
Bemerk. Bei grosser Hitze muss man im erstgenannten Falle dem
ausgiebigen Wasserbade etwas Spiritus zusetzen^) .
Das Gehäuse entfernt man zweckmässig, ehe die Thiere durch die
Wirkung des Alkohols erhärtet sind ; man bedient sich hiezu einer
schmalblättrigen Scheere oder der Präparirzange . — Die sehr einfache
Manipulation der Ausschälung des Thieres, die freilich nach der Form
des Gehäuses entsprechend zu modificiren ist , besteht darin , dass man
unter den dorsalen Schalenrand das »Zangenblatt einführt und nun stets
entlang der grössten Peripherie der Windungen das Gehäuse durcli-
trennt ; sind die Windungen blossgelegt. so ist das Thier bei der Heraus-
nahme einfach vor Zen-ung zu behüten.
J^evor wir an die Section des Thieres gehen, wollen wir uns über die
Körperregionen und über einige der wichtigsten , äusserlich wahrnehni-
Taaren Organisationsverhältnisse orientiren.
Das artenreiche Genus Helix (Fam. Helicidae. — Unterordnung
j)Pulmonata stylommatophora« •^l) ist durch ein sehr entwickeltes spiraliges
Gehäuse, welches zur Aufnahme des ganzen Thieres dient, ausgezeichnet,
ein präformirter Deckel zum Verschlusse des Gehäuses fehlt, wird aber,
besonders im Winter oder auch bei zu grosser Hitze (3), durch das kal-
') Auch empfohlen von Martin.
-J Nephropneusta von Iherijiy.
2. Mollusca. B. Cephalophora .
17;$
se ))Epiphragnia< ersetzt. Es sind (Fig. 74) vier retractile (durch Aus-
iilpung der Körperwand gebildete, hohle) Tentakel entwickelt, von
neu die hinteren
Fig. 74.
i:i:et.r
Augen
r.It
Heli.\ pomatia von der rechten Körperseite gesehen; das Gehäuse ist
entfernt. Zur Orientirung über die Körperregionen. Natürl. Grösse.
OS = Mund. m-g- = Orilicium genitale. ath.n.uu. — Athemloch und..
Anus. »■.;>. = Lunge, rx.et.r. = Herz und Niere. r.U. = Leber, m —
dorsaler Mantehvulst.
tragen .
jr Fuss ist gross,
liglich und durch
e sogenannte «Fuss-
irzel« vom Körper
gesetzt. Rechter-
eits , hinter der
undöffnung ( o s ) ,
^ffen wir das Orifi-
genitale ; auf
Irselben ISeite findet
h imter dem Man-
Irande [m] das in
!r Figin- 74 vcL\lath. u. an. bezeichnete Athemloch, sowie die hintere
ündung des Darmcanales : der After. Uorsalwärts, das ist an der Decke
!r Mantel- oder Lungenhöhle der rechten Seite, liegt die Lunge r.j). —
ihinter finden sich Herz und Nieren r. c. et r. und die grosse Leber r. /<.,
e mit der Zwitterdrüse und etlichen Darmwindungen spiralig eingerollt
scheint — resp. die hinteren Windungen des Gehävises fast ausschliess-
jh occvipirt. —
Vergegenwärtigt man sich die besprochenen Lagerungsverhältnisse,
' wird man kaum im Zweifel sein , durch welche Schnittführungen man
e genannten Organe am zweckmässigsten blosslegen soll ; um ein über-
tehtliches Bild über die gesammten Eingeweide zur ersten Orientirung-
1 erzielen , empfiehlt es sich , durch einen dorsalen Medianschnitt die
jückenhaut zu spalten, die seitlich abpräparirten Lappen knapp am
iusse abzutragen , hierauf die Mantelhohle unmittelbar hinter dem Man-
[Irande linkerseits zu eröff'nen und diesen Mautelabschnitt nach rechts
iaerzuschlagen. Die weitere Fräparation besteht in der vorsichtigen Ent-
jllung des gewundenen Körperendes ; man durchtrennt mit einer feinen
cheere, in Fortsetzung des früheren Mantelschnittes . den Windungen
dgend, die mit einer Pincette zipfelförmig aufgehobene zarte Haut bis
u- Spitze der Spirale.
Nach Wegnahme der freien dorsalen Körperwand treffen Avir ausser
em Schlundkopfe , dem Oesophagus und einem Theil des ^'ormagens in
inen losen Pack zusammengeknäuelt die Endtheile der Geschlechtsor-
ane. — Ein ansehnlicher paariger Muskel (Musculus columellaris) hinter
er Massa buccalis aus der Fussmuskulatur mit vielen Wiirzela entsprin-
174 II- Specieller Theil.
geiid, durchsetzt die Körperwand und inserirt sich an der Schalenspindel
— er retrahirt den Weichkörper der Schnecke in das Gehänse; als von
ihm abg-ezweio-te Muskeläste sind die Musculi retractores tentaculorum.!
die Musculi retractores niassae buccalis und einige die Eingeweide xm\er
sich und an die KörperAvandung heftende kleinere Muskeln anzusehen
(Kefe7-stem] . Hat man die Körperwand unter der Mantelhöhle noch nicht!
durchtrennt . so geschehe dieses jetzt — wir entblössen hiebei den Pro-
ventriculus mit den ihm aufliegenden grossen, gelappten, weisslichenj
Speicheldrüsen — das rechts von ihm gelagerte Vas deferens, nebst dem'
als Uterus gedeuteten Abschnitt des Geschlechtsausführungsganges,
ferner im gewundenen Abschnitte Eiweissdrüse , Eeceptaculum se-
minis etc. — Iheile, die wir unter Wasser durch behutsame Durchtren-i
nung der sie vereinigenden zarten Adhäsionen leicht isoliren und die wir
im Nachfolgenden noch zu erwähnen haben Averden.,
Der A e r d a u u n g s t r a c t.
Der Eingang in die Mundhöhle Avird von ringförmigen Lippen um-
säumt, hinter welchen dorsalwärts ein querer, halbmondförmiger, mit
Längsleistchen versehener Kiefer mit nach vorne gekehrter Convexität
gelagert ist. — Der Mundraum, in welchen dorsalwärts der Oesophagus
eintritt, wird durch die ansehnliche Zunge nahezu ausgefüllt; um die
letztere sammt Kadula und dem sie unterlagernden Knorpel zur Ansicht zu
bekommen , spalten wir durch einen dorsalen Medianschnitt die Mund-
masse und achten hiebei, denselben nicht zu tief zu führen.
Bemerk. Die Kiefer sind als cuticulare Bildungen des Mundhöhlenepi-
thels aulzufassen. Die von der Unterfläche der Mundhöhle vorspringende Zunge
besitzt einen grossen, hinten kuppenartig abgerundeten Knorpel, der, lateral-
\ind ventralwärts sich flächenartig ausbreitend, symmetrisch in 4 Zipfel
zerfällt und mit der unteren und seitlichen Mundhöhlenmuskulatur zusam-
menhängt (3 ! . Die dünne Zungenhaut überkleidet diesen Knorpel, trägt die
Radula und ist fortgesetzt in die ventral und nach hinten erstreckte papillen-
förmige Zungenscheide.
Sehr instructiv ist eine Serie paralleler Querschnitte durch eine ge-
härtete Mundmasse — ausser dem schon genannten Medianschnitte : man
bediene sich hiezu eines möglichst flachen, d.h. nicht als plumper Keil, wie
die meisten gewöhnlichen Rasirmesser, wirkenden »Durchschnittsmessers«.
Führt man einen Frontalschnitt vor dem Zungenknorpel durch den Vorder-
theil einer Helix, so erhält man ein in topographischer Beziehung sehr lehr-
reiches Bild : Mundmasse, — seitlich die kleinen, dorsal die grossen Tentakel,
rechts das Geschlechtsatrium. — Radula und Kieferplatte löst man behutsam
aus, entfernt daranhängende '\Veichtheile durch Kochen in Kalilaiige , wäscht
sie in destillirtem Wasser aus. bringt sie in Alkohol, von diesem in Ter-
pentin- oder Nelkenöl, breitet sie unter dem Präparirmikroskope auf einem
Objectträger aus und schliesst sie in Damarharz oder Canadahalsam ein.
2. Mollusca. B. Cephalophora.
175
Auf den Oesophagus folgt ein auffallend erweiterter Dannab-
chnitt: der Magen p c und v ; ihm aufgelagert sind die Speicheldrüsen *,
ieren Ausführungsgänge neben dem OesojihagTis in die Mundhöhle ein-
aünden; der in die braune, mehrfach gelappte grosse Leber eingebettete,
gewundene Uarm i endet neben dem Athemloch mit dem After a.
Genitalorgane. Bei der Entfaltung der Leberlappen beachteten
dr ein innig in das Parenchym der Leber eingebettetes, vielfach gelapp-
es, gelblich-braunes, drüsiges Gebilde : die Zwitterdrüse, Glandula her-
Qaphroditica ; ihr gewundener Ausführuugsgang, der Ductus hermaphro-
Fig. 75.
T.ä.
Anatomie von Helix pomatia (nach Cmier, Copie nach Bronn 3).
linke Seite der Mautelhölile wurde gespalten, der Mantel nach rechts hin geschlagen, dann die Körperhöhle
eröit'net und alle Eingeweide auseinander gelegt.
= Herzkammer, c' = Vorkammer, heide aufgeschnitten, pl = Lunge, a = After, r = Niere. )' =
reter. i' = Mastdarm, h, Ii, Ii' = Leber, i = Darm, r und pv = Magen, s, .s — Speicheldrüsen mit
Iren Ausführungsgängen, n = Oberes Buccalganglion. n' = Unteres Buccalganglion. tt,tt = Tentakel.
IC = Musculus columellaris. ar = Arteria cephalico-pedalis. ^7; = Zwitterdrüse mit dem Zwitterdrüsen-
ang. jraZ = Eiweissdrüse. = Prostata. )■ d = Vas deferens. ?ff = Uterus, rs = Receptaculum
seminis. i i = Bursa Telae. = Glandulae mucosae. /< = Penis. / = Flagellum.
m = Musculus retractor penis.
Liticus, besitzt am Ende eine kleine divertikelartige Ausstülpung, die
k^'esicula ovoseminalis. und mündet in einen erweiterten Abschnitt, in de^-
176
II. Speci eller Theil.
seil Aufangstheil sich die Glandula albuminifera entleert; der bisher ge-
meinsame ('anal sondert sich hier in einen mit Ausbuchtungen versehenen
»Uterus« und ein engeres, oben noch halb rinnenartig dem Uterus auf-
liegendes Vas deferens, dem prostatische Drüsenläppchen angeheftet
erscheinen ; erst im unteren Theile bildet das Vas deferens einen dreh-
runden, abgeschlossenen Caiial , der in den Penis fortgesetzt ist ; letzterer
ist durch den Musculus retractor penis an der dorsalen Körperwand fixirt
und nach hinten zu mit dem langen , fadenartigen »Flagellum« versehen.
"Während sich in den oberen , als »Uterus« bezeichneten Eileiterabschnitt
die kleinen , in seinen Wandungen liegenden Glandulae uterinales ent-
leeren, ist der untere drüsenlose Endtheil desselben , »die Vagina«, durch
folgende Anhangsgebilde complicirt : 1 . die schon Eingangs erwähnte
Samentasche, Receptaculum seminis — ein kleines birnförmiges Bläs-
chen, das mit langem dünnem Ausführungsgange, »Stiel«, der Samentasche
sich öffnet; er nimmt bei der Begat-
tung die Spermatophoren auf; 2. die
Schleimdrüsen, Glandulae mucosae;
3 . der Pfeilsack, l^ursa telae — dieser
öffnet sich mit papillenförmig vorsprin-
gender Mündung neben den Schleim-
drüsen. Er enthält, auf einer Papille
befestigt , den weissen , kalkigen,
spitzen, meist lanzettförmigen Liebes-
pfeil ') , der bei der Begattung als »Eeiz-
mittel« weit vorgestülpt wird ( 3).
Die Eiidabschnitte der männlichen
und weiblichen Geiiitalorgaiie, verei-
nigen sich schliesslich im Geschlechts-
atrium, dessen Mündung rechterseits
hinter dem Munde wir schon oben be-
sprachen.
Herz, Lunge un d N i e r e (Fig. 75) .
Das in einem ziemlich derben Peri-
cardium eingeschlossene Herz besteht
aus einem muskulösen Ventrikel und
einem Atrium ; beide sind durch eine
•Einziehung an dem mit zwei Klap-
pen verschliessbaren Ostium atrioventriculare von einander geschieden.
Die aus der Ventrikelspitze entspringende Aorta entsendet: 1. eine Ar-
Nprveiisysteni und Endtheile der Gesclileclits-
organe von Helix pomatia (nach Ciivier,
, Copie nach .3).
u e = Oesophagus, s = Speicheldrüsen. )h6 =
5Iassa hucealis. n = oberes Schlundganglion.
/»' = unteres Schlundganglion, mc = llusculus
columellaris. !(< = lJterus. 6 i = Bursa Telae
(Pfeilsackl. (/.»i. = Glandulae mucosae. vd =
Vas deferens. ji = Penis. /= Flagellum. tt =
Kleine Tentakeln, i'c = Receptaculum seminis.
1) Er ist nach Lci/dig eine cuticulare Bildung des die Innenfläche des Pfeilsackes
auskleidenden Cylinderepithels.
I
2. Mollusca. B. Cephalophora.
177
teria visceralis (Leber — Genitalorgane) , 2 . eine Arteria intestinalis
Magen — Darm), 3. eine Arteria cephalico-pedalis (Kopf — Fnss —
C'opulationsorgane) . Das venöse Bhit wird in mehreren Stämmen in den
die Lnnge nmgebenden, rechterseits eng dem Mastdarm verbundenen Cir-
tnüns venosus ergossen. Von der inneren Seite dieses Ringgefässes treten
wulstförmig vorspringende, netzartig über die Lungenfläclie sich verthei-
lende Gefässe ab, die sich in einem ansehnlichen Raum, Vena pulmonalis,
^•ereinigen und durch diesen ihr arterialisirtes Blut in die Vorkammer
entleeren.
Bemerk. Ueber die Liingenhöhle und das durch den Besitz von Ring-
muskeln ausgezeichnete Athemloch wurde das Wesentlichste schon vorhin
gesagt. Die Lungenhöhle wird als erweiterter Endabschnitt des Ureters auf-
gefasst.
Form und Lage der Niere sind aus der citirten Figur ersichtlich ; ihr
Ausfiihrungsgang, der Ureter, tritt von ihrem oberen Ende ab und öffnet
sich in die Lungenhöhle. —
Nervensystem.
Der Schlundring (Fig. 76^ liegt hinter der Mundmasse, umfasst den
Oesophagus sowie die Speicheldrüsengänge und besteht aus einem dor-
salen Paar von »Hirnganglien« (Ganglion cerebrale) und den eng verbun-
denen, ventralen Fuss- und Visceralganglienpaaren (Ganglion pedale —
Ganglion viscerale — n!]. — Die sie unter einander verbindenden Com-
missuren Averden als Commissura cerebralis, pedalis und visceralis einer-
i seits , als Commissura cerebro-pedalis , cerebro-visceralis und viscero-
pedalis andererseits unterschieden (3).
Als »Centraiorgane« des sympathischen Nervensystems wurden zwei
hinter der Mundmasse gelegene und durch eine Commissur verbundene
I Buccalganglien beschrieben ; die von ihnen ausgehenden , zu den Seiten
1 des Oesophagus und Magens verlaufenden feinen Nervi sympathici folgen
i den Leberwin düngen und anastomosiren mit den Visceralnerven. —
Das Cerebralganglion versorgt die Tentakeln nebst der Kopfhaut;
» das Pedalganglion entsendet zwei Nervenpaare nach hinten in den Fuss,
! vom Visceralganglion endlich stammen die für die Haupteingeweide :
Darm, Genitalien und Lunge bestimmten Nervenstränge.
Bemerk. Genaue Details über Augen und Fühler siehe in 3, woselbst
' die bis 1865 erschienene Literatur zusammengestellt ist ; ferner in W. Flem-
ming »Zur Anatomie der Landschneckenfühler« etc. Zeitschr. f. wiss. Zool.
Bd. 22, p. 365 — und H. Simroth »Ueber die Sinneswerkzeuge unserer
einheimischen Weichthiere« ebenda Bd. 26, p. 227.
Das Gehörorgan ist durch ein mit Flüssigkeit erfülltes Bläschen, »Oto-
cyste«, in dem zahlreiche kleine Otoconien eingeschlossen sind, repräsentirt
— es liegt unmittelbar hinter dem Ganglion pedale.
M oj s i s 0 V i c s , Präpaririiljungen. ]2
178
'II. Specieller Theil.
C. Lamellibranchiata.
Vertreter: Anodoiita cellensis .
Klappmusclieln tödtet man in Alkohol ; untersucht man sie lebend,
was namentlich wegen Beobachtung der Herzcontractionen beliebt wird,
so führt man vorerst ein Holzklötzchen zwischen die eben geöffneten
Schalen; versäimit man den richtigen Moment, so kann man dann nur
bei einiger Kraftanwendung und nicht gerade zum Vortheile des Weich-
körpers die fest geschlossenen Schalen gewaltsam erbrechen. In beiden
Fällen dringt man mit einem starken Scalpelle zw'ischen die genügend
dilatirten Schalenhälften und dxirchtrennt , die Messerspitze stets gegen
eine der inneren Schalenflächen gerichtet, die mächtigen Schliessmuskeln
(Fig. 77 Ii. Seil. — V. Seh.]; behutsam löst man den diesseitigen Mantel-
lappen von der bezüglichen Schalenhälfte ab, welche dann mehr weniger
Fig. 77.
Anodonta cellensis. Natürl. Grösse.
Schale, Mantel und Mundlappen linker Seite sind entfernt; linke laterale Kieme ist bei 6 abgeschnitten,
von der medialen Kieme ist die äussere Lamelle abgetragen. - Ein Theil der Haut des Fusses ist abprä-
parirt. — Der Verlauf des Darracanales ist punktirt.
v.Sch. = Vorderer Schliessmuskel. Ii. Seit. = Hinterer Schliessmnskel. os. = Mundspalte in die erweiterte
Magenhöhle führend, ffgl.b. = Schlund- (Cerebral-I Ganglion, jri/i.p. = Pedalganglion. jrjrZ.j^.s^. = Parieto-
splanchnisches Ganglion. -. = Eothbrauner Körper, a.s. =
Atriumsinistrum. ii. = Ventrikel. B.O. = Bojanns' si^he Organe, a = After. A' = Kieme. 5 = Siplio
(gespalten), h.ov. = Leber und Ovarium (vergl. Text).
gewaltsam über den Schlossrand hinweg abgezogen wdrd ; meistens hebt
man auf diese Art die linke Schale ab 'j , legt hierauf den linken Mantel
') Der Raum gestattet nicht, hier eine eingehendere Darstellung der Schaleuver-
hältnisse und der von den Conchyliologen eingeführten Nomenclatur, die übrigens der
Orientirung wegen wünschenswerth M'äre, wiederzugeben; ich muss daher diesbezüglich
auf 3, 7, 9 und 33a. verweisen. — Ganz jJopulär gesprochen, ist (bei Anodontaj das
mehr zugespitzte Schalenende das hintere, die MundöfFnung daher am entgegengesetzten
stumpfen, breiten Ende zu suchen; hieraus ergibt sich das »Links«.
2. Mollusca. C. Lamellibranchiata.
179
her mul erblickt vorne aufliegend tlem zurückgezogenen beilförmigen
'usse den kleinen Mundlappen, der sich mit dem jenseitigen zur Bildung
er die quere MundöfFiiung iimsäumenden Lippen (Ober- und Unterlippe)
ereinigt; — rechts, beziehungsweise hinter ihm liegen (in dem Falle) die
uken Kiemen — von denen die äussere oder laterale von der inneren
der medialen zu unterscheiden ist. Die dorsalen Kiemenränder liegen
iahe übereinander befestigt, seitlich des Rumpfes i^Fusses) ; hinter dem-
elben verwachsen sie in der Medianlinie unmittelbar mit einander.
E rfolgt man diese A'erwachsungsstelle der Kiemen nach hinten . so be-
iierkt man . dass für das Zuströmen des Athemwassers ein von dunkel-
a aiiuen conischen oder fadenförmigen Papillen besetzter Ausschnitt durch
ien hinteren freien Mantelrand hergestellt Avird, »Branchialsipho«, ober-
lalb dessen ein kleinerer, rundlicher Ausschnitt, »Analsipho«, vornehm-
ich die Ausfuhr von Wasser und Faecalien besorgt.
Schon mit freiem Auge bemerkt man, dass jede Kieme durch ein
»ystem von feineren, senkrecht gestellten Längsleistchen und ein letztere
'erbindendes System von zahlreichen dicken queren Leistchen hergestellt
nrd ; trägt man nun , wie es in Figur 7 7 dargestellt ist, die laterale
üeme ab , so erkennt man ferner ihre Zusammensetzung aus zwei La-
aellen, die ventralwärts mit einander verwachsen sind , dorsalwärts aber
;ur Bildung eines »Kiemenganges« 2) (9) auseinanderweichen.
Von den vier Lamellen jederseits verwachsen die äussersten mit dem
y[antel, die beiden mittleren (innere Lamelle der lateralen Kieme und
iussere der medialen Kieme) mit einander zur »Kiemenscheidewand« —
lingegen endigt die innerste Lamelle frei am Fus?e . — Indem auf diese
^^rt vier Kiemengänge zu Stande kommen , die in der Kloake communi-
airen , gelangen die Eier aus der Genitalötfnung (siehe unten) in den
inneren« Kiemengang, von diesem zur Kloake und retour durch den
iusseren Kiemengang in die Fächer der äusseren Kieme [Posner] .
Die beiden Lamellen lassen sich bei einiger Vorsicht leicht isoliren,
and beachte man hierbei senkrecht;e, quere Septa, welche den »von ihnen
gebildeten« Zwischenraum in eine Anzahl von Fächern »Kiemenfächern«,
theilen ; letztere führen das am freien (ventralen) Kiemenrande, durch
feine Poren eingetretene Respirationswasser nach den Kiemengängen ^) ;
i) Bezüglich des feineren Baues wird auf die allgemeine Literatur verwiesen.
-j Was hier als »Kiemengang« bezeichnet wurde, ist auch unter dem Namen >AVas-
sercanal«, so bei Broun, geläufig, welcher Autor die zwischen Fuss und »innerem« Kie-
menblatte gebildete Rinne als »inneren«, die zwischen innerem und äusserem Kiemen-
blatte bestehende, als »äusseren Kiemengang« aufführt (a. a. O.).
^) Vergl. C. Posner, »Ueber den Bau der Najadenkieme«, Archiv f. mikr. Anat.
11. Band (1875), pag. 517— 5G0.
*) Die Lamellen sind überdies von mikroskopisch feinen Canälchen siebartig durch-
bohrt, welch' letztere gleichfalls reichliche Wasserzufuhr ermöglichen.
12*
180
II. Specieller Theil.
am Insertionsrande der Kiemen verlaufen parallel den Kiemengäiigen
»jederseits an der Kiemenscbeidewand« eine Arteria branchialis und an
der äussersten und innersten Lamelle die zwei Yenae branchiales . —
(Eine Erörterung der feineren Gefassramificationen, sowie des Baues der
Kiemen würde hier zu weit führen — ich verweise auf 3, 9 und die ange-
zogene Specialliteratur.)
Trägt man den Mantel ab, so erkennt man ohne weitere Präparation
noch folgende Organe : dorsal, etwas vor dem hinteren Schliessmuskel liegt
eingeschlossen in ein weites — bei der Abnahme des Mantels aber seiner
Dorsalfläche beraubtes — Pericardium, das aus zwei Vorhöfeii imd einer
Kammer bestehende längliche Herz ; unter und hinter diesem erstrecken
sich bis unter den hinteren Schliessmiiskel paarige, annähernd cylin-
drische, grosse Gebilde von intensiv dunkler, fast schwarzer Farbe : es
sind die Boj'anus' sehen Organe (die Nieren); nun empfiehlt es sich, die
linken Kiemen bis auf einen Insertionsstumpf, der zur Orientirung zweck-
mässig belassen wird, sowie die gleichseitigen Mundlappen vollständig zu
entfernen und die keineswegs leichte Präparation der im Rumpfe resp.
Fusse eingebetteten Organe vorzunehmen. Man beginnt die lilosslegung
dieser Theile am besten nächst der schon bekannten MundöfFnung, indem
man mit einem kleinen scharfen Scalpell einen seichten Hautschnitt führt,
mit einer Pincette einen der freien Hautränder erfasst und — in schon
öfter geschilderter Weise — einen Lappen zu gewinnen sucht ; ohne mehr
oder weniger erhebliche Verletzungen der die zAvei Darmwindungen um-
hüllenden paarigen, traubigen Genitalorgane und der Leber geht es hier-
bei wohl selten ab. Aeusserliche Geschlechtsunterschiede bestehen nicht
— ausser der durch Färbung der Keimproducte gegebenen — die Ova-
rien sind röthlich oder roth. die Hoden gelblich ; die paarigen Genitalöff-
nungen liegen dicht neben den Nierenporen (siehe pag. 182).
Hinter der Leber, den Herzbeutel dorsal und vorne umfassend, liegt
das rothbraune Organ Keber's — eine aus einem Lücken- (Lakunen-)
System bestehende, dunkelfärbige Mantelpartie *) (3], ebenda, wo der
dorsale »verwachsene Theil des Mantels vorAvärts und seitwärts in den
freien übergeht« .
Ein sogenannter »Oesophagealabschnitt« '-^'j führt von derMundölfnung
zu dem erweiterten, länglich ovalen »Magen« , in welchen sich mit vielen
Oeffirungen die ihm, wie schon bemerkt, innig angewachsene Leber ent-
') Siehe Griesbach 1. c. — bestätigt die von ZffWf/cr beschriebene Communication des
Atriums mit der rothbraimen Mantelpartie gleicher Seite — durch mehrere mit blossem
Auge sichtbare Oeffnungen. Griesbach zeigte auch, dass durch Einstich eines fein aus-
gezogenen Glastubus in das rothbraune Organ »das ganze Centraloi'gan des Circulations-
apparatei?" aufgeblasen werden kann.
-) Thatsäehlich besteht keiner.
2. Mollusca. C. Lamellibranchiata.
18!
eert. Will man dem Verlaufe des sich an den Magen scliliessenden. ziem-
ich gleichmässig dicken Darmcanales folgen, so mag man theils von der
jMimdöffnnng, tlieils von dem dorsahvärts vor dem Herzen frei verlaufen-
ilen Recünn aus seine Höhle mit der Scheere blosslegen , wobei selbst-
i^erständlich Leber vnid Genitalien vielfach durchschnitten werden. Man
indet dann etwa am hinteren Ende des Magens eine kleine seitliche,
dindsackartige Ausbuchtung desselben , in welcher der keineswegs an-
:ehnliche »Krystall stiel« verborgen ist. Man tastet ihn als einzigen resi-
tenteren Körper sofort.
Wenngleich an dem nicht injicirten Thiere eine »Gefasspräparation«
esultatlos ist, so wollen wir doch in Kürze die wichtigsten Gefäss-
tämme namhaft machen. Aus dem Herzen entspringen zwei Aorten:
line vordere und eine hintere ; die vordere läuft in der dorsalen Median-
inie bis zur Mundgegend und theilt sich rechterseits, ventral und hinter-
wärts umbiegend, in zwei Stämme , nachdem sie zuvor paarige Magen-
md Leberarterien, eine Mastdarmarterie und etliche Mantelzweige abge-
geben. Von den zwei Stämmen entsendet die vordere Arteria pedalis et
lallialis : 1 . eine Arterie für den vorderen Schalenschliesser, welche nach
Abgabe von Aesten für die Mundlappen jederseits als Arteria pallialis
,nterior in den Mantelsaum tritt , um sich hier mit der Arteria pallialis
losterior zur Arteria coronaria pallii zu vereinigen; 2. die »eigentliche«
''uss-Arterie ; der hintere Stamm versorgt den Darm.
Die Aorta posterior läuft unter dem Darme, theilt sich gabelig und
ieht über den hinteren Schliessmuskel in den Mantelsaum als Arteria
tallialis posterior, versorgt den »Perikardial-Theil des Mantels« , Rectum
md hinteren Schliessmuskel (nach Langer in 3) . — Ohne hier auf eine
leproduction der für oder wider einen geschlossenen Gefässkreislauf
[eltend gemachten Thatsachen einzugehen, und ohne die differenten An-
;aben bezüglich der venösen lilutbahnen wiederzugeben, wollen wir nur
»etonen, dass die in den grossen, medianen, zwischen den iJo/am/s'schen
)rganen gelegenen unpaaren Sinus venosus (Vena cava) ergossene Blut-
nasse in die Wiindernetze der Bojanus ^c^xen Organe gelangt, um von hier
Lurch die Vasa branchialia afferentia (Art. brauch.) die Kiemen zu errei-
ihen, in deren Quersepta die sogenannten »Kammgefässe«, rechtwinkelig
-bbiegend, eintreten ; aus den Queranastomosen der letzteren tritt das Blut
chliesslich in den »Stäbchenkanal« und von diesem durch die Sinus
»ranch. elf. (Venae brauch.) in die Vorkammern des Herzens zurück ') .
1) Zur näheren Instruirung vergl. Knllmann , »Der Kreislauf des Blutes bei den
jamellibranchiern , den Apl)'sien und den Cephalopoden«, Zeitschr. f. "wiss. Zoologie.
Jand 2(i. pag. 87 — -102 ; Posner 1. c, Bonnet, »Der Bau und die Circulationsverhältnisse
ter Acephalenkieme«, Morph. Jahrb. III. Bd. pag. 2S3 — 327, sowie die citirte allge-
neine Literatur, besonders 3, 9 und 19.
182
II. Speciellei- Theil.
Hat man, wie vorhin angegeben wurde, das Rectum bis zu seiner
l'mbiegungsstelle blossgelegt, so eröffne man seine dorsale Wand diu-ch
einen Scheerensclmitt, der zugleich die Innenfläche des von ihm durch-
bohrten Ventrikels zur Ansicht bringt. Man sieht ein aus sich durch-
kreuzenden Bälkchen gebildetes , zierliches Muskelnetzwerk, das gegen i
die durch klappenähnliche Vorrichtungen geschiedenen Atrien zu auf-
fallend zarter wird. — Nach vorne setzt sich das Herz in zwei das Rec-
tum ringförmig umschliessende Schenkel fort, aus deren Vereinigung die
Aorta anterior entspringt. — Ist das Herz besichtigt, so folge man dem,
Rectum bis zu seiner Ausmündung , bis zu dem hinter dem hinteren
Schliessmuskel gelegenen Afterschlitz.
Die Bojanus'' sehen Organe . ihre Lage wurde bereits früher besprochen ;
um eine Vorstellung von ihrem Baue zu bekommen , eröffnen wir nach
Entfernung des Herzens das linksseitige Boj'attus'' sehe Organ von oben, —
wir gelangen in einen nahezu glattwandigen , annähernd cylindrischen
Hohlraum, die sogenante Vorhöhle, welche derart über der theils durch
freie, theils durch miteinander verwachsene Falten 2) ausgezeichneten
»Höhle« liegt, dass ihre ventrale Wand (ihr Boden) das Dach der Höhle bil-
det, in die sie hinten übergeht; die Höhle communicirt mit jener der an-
deren Seite nicht, wohl aber ist sie nach oben \\m\ einwärts durch einen
Trichterkanal seitlich und unter Aorta und Rectiim mit dem Herzbeutel
in Verbindung gesetzt. — Nach vorne zu, nahe den äusseren Oeffnungeu
(Nierenporij , die sich paarig , jederseits eine, vorfinden , entbehren die
Vorhöhlen einer trennenden Scheidewand; jeder Nierenporus nun liegt
unten, seitlich am Fusse ziemlich weit vome, zwischem dem letzteren
mid der medialen Kieme ; sein Ostium wird von einem muskulösen
Rande umgeben, es präsentirt sich zugleich mit der diesseitigen Genital-
öffnung beim Aufheben der genannten Kieme ; das Bojanus'sche Organ
der anderen Seite mag ventralwärts eröffnet werden.
Nervensystem und Sinnesorgane.
Das vordere Schlund- oder Cerebralganglienpaar liegt durch eine
über den Mundspalt hinziehende, strangförmige Commissur verbunden
an den Seiten des Mundes, entsendet jederseits einen Nervus labialis,.
1) Vergl. Griesbach, »Ueber den Bau des Bojanus'schen Organs der Teichmuschel«,
Archiv für Naturgesch. 43. Bd. pag. 63 — 107. — Jedes S.O. (resp. »jeder Schenkel des
B.O.") stellt ein einziges röhrenförmiges Gebilde vor , das am hintei-en Schliessmuskel
dadurch eine halbkugelförmige Anschwellung erfährt, dass der daselbst erweiterte
Schlauch in vier Windungen gelegt ist, — dann läuft er, »sich auf sich selbst legend«,
wieder nach vorne, um frei nach aussen zu münden.
2) Nach Griesbach werden die Gefässnetze der Falten »durch zwei Reihen seitlicher
Oeffnungen aus dem Venensinus gespeist. Die obere Reihe desselben, die von feineren
'.i. Arthropoda.
183
den Nervus pallialis anterior zum vorderen Mantelabschnitte, an die
Kiemen den Nervus branchialis anterior und versorgt den vorderen
Schliessmnskel : bisweilen schimmert es durch die Hant — ebenso wie das
Ganglion pedale. das sich durch eine C^ommissur mit dem gleichseitigen
Schlundganglion verbindet und die Fussmuskeln innervirt; das dritte
hintere Kiemen- oder Eingeweide - Ganglienpaar , Ganglion parieto-
splanchnicum, ist sehr ansehnlich und durch lange Commissuren mit dem
Schlundganglion verbunden, es liegt unter dem hinteren Schliessmuskel
und gibt ab den Nervus branchialis posterior, versorgt das Herz, die Bo-
jcmtis'fichen Organe, den hinteren Schliessmuskel, entsendet für den hin-
teren und mittleren Mantelabschnitt den Nervus pallialis lateralis et poste-
rior und die für die Eingeweide bestimmten Nerven.
Als Tastapparat functionirt Avohl der Mantelrand , besonders der
mit fadenförmigen und conischen Papillchen besetzte Siphonalausschnitt
desselben, möglicherweise sind auch die Mundlappen hierher zu rechnen.
Die paarigen Gehörbläschen liegen je hinter einem Ganglion pedale,
mit dem sie durch einen (übrigens aus dem Cerebralganglion stammen-
den) Nerv verbunden sind .
3. Arthropoda.
Die Conservirung, beziehungsweise Tödtung der Arthropoden richtet
sich erstens nach der Qualität des Chitinskeletes, zAveitens nach dem be-
absichtigten Zwecke. Zarthäutige, behaarte oder feinbeschuppte Insecten
Avollen anders behandelt sein als Formen mit starrem, festem, chitinigem
oder verkalktem Panzer. Für den ersteren Zweck erfreuen sich Benzin,
Chloroform, Schwefeläther , oder ein Gemisch von letzterem mit starkem
Alkohol zu gleichen Theilen grosser Beliebtheit; man pflegt zumBehufeder
Tödtung eine der genannten Flüssigkeiten entweder auf ein Schwämmchen
zu träufeln , das an die Unterseite des die entsprechend gewählte Flasche
verschliessenden Korkes geklebt wird, oder man benutzt feine Knäuel
von Fliesspapierstreifchen, die lose dem Gefässboden aufliegen.
A. Gerstücker (27) empfiehlt zur Betäubung der Insecten noch
Oeffnimgen gebildet wird, führt in die Vorhöhlenwandung, wogegen die untere Reihe,
welche grössere OefFnungen zeigt, in Aeste führt«, die theils parallel angeordnet, theils
anastomosirend quer über die Höhlenwand laufen. — Nach Griesbach communicirt der
mediane Venensinus mit dem Herzbeutel nicht.
') Vergl. nebst der allg. Literatur besonders v. Jheriny, «Die Gehörwerkzeuge der
Mollusken etc. Habilitationsschrift. Erlangen 1876.
184
II. Specieller Theil.
Cyankalium ') oder Kirschlorbeerblätter und zumal für grössere zähle-
liio'ere Thiere das Eintauchen der sie enthaltenden Gläser in siedendes
Wrisser oder Erhitzen derselben über einer Flamme. Für alle oder wenig-
stens die meisten andern Formen empfiehlt sich zur Tödtung starker Al-
kohol. Dass man bei der Auswahl der Gläser, mit denen man sich bei der
Ausrüstung zum Fange zu versehen hat, einigermassen den Form- und
Grössenverhältnissen der eventuell zu erbeutenden Thiere Rechnung zu
tragen hat, dass mau ferner nicht alle Arten in ein Glas pfercht etc..
versteht sich. Soll die Ausbeute einer Sammlung einverleibt werden, so
pflegt man die besonders heiklen Objecte : Fliegen, Hymenopteren, Lepi-
dopteren etc. gleich nach dem Fange mit einer in Nicotin getauchten
Nadel zu spiessen , die lege artis die rechte Flügeldecke perforirt und
zwischen dem zweiten und dritten lieinpaare heraustreten muss. Schmetter-
lingen pflegt man noch durch seitlichen Fingerdruck den Thorax zu quet-
schen etc. Die gespiessten Insecten werden in gehöriger Entfernung am
Boden einer mit Kork oder Insectenpappe belegten Schachtel festgesteckt.
Bemerk. Die bei Anlegung einer Sammlung gültigen Weisungen
können hier nicht eingehender erörtert werden — ich empfehle die Leetüre
des bezüglichen Abschnittes in '27), der Einleitung der meisten entomolo-
gischen Hand- und Bestimmungsbücher u. w. dergl. m.
Für zootomische Zwecke ist zu sorgen , dass die — wie auch immer
getödteten — Arthropoden alsbald in die entsprechende Conservirungs-
flüssigkeit eingelegt werden , falls man es nicht vorzieht, sie »frisch« zu
untersuchen. Fm aber ein Eindringen der Flüssigkeit (vergl. allg. Theil)
zu ermöglichen, hat man das Chitinskelet einzuschneiden ; dies geschieht
bei der Mehrzahl der hier in Betracht kommenden Formen auf der
Rückenfläche des Thieres ; so breitet man beispielsweise die Flügeldecken
eines Käfers vorsichtig aus, erhebt mit der Pincette die Haut des Abdo-
mens und schlitzt diese mit einer feinen Scheere ; grosse Thiere (Astacus.
Homarus, Eriphia) injicirt man zweckmässig mit der gewählten Flüssig-
keit etc. — Alkohol wird, wie schon oben erwähnt, als allgemeinstes und
bestes konservativ stets zu wählen sein, wenn nicht histologische Zwecke
die Wahl von Chromsäure, M«/^er'scher Lösung, Alkohol mit Eis-
essig 2) etc. etc. passender erscheinen lassen. — Letzteres gilt besonders für
die mikroskopischen Formen (Cyclops. Daphnia, Polyphemus u. dergl. 1,
die natürlich eine besondere, hier allgemein nicht zu erörternde Behand-
lung erheischen.
1) Erbsengross in einem Leinenläppchen am Boden des Behälters zu fixiren.
-] Rodrich, »Ueber die Präpai-ation der Insecten etc.« , Zeitschr. für Mikroskopie.
(1. Heft. pag. 16) 1877, empfiehlt, die in Benzin getödteten Thiere sofort in eine
Mischung von 5 Theilen Weingeist, 9 Theilen destillirten Wassers, 1 Theü Eisessig zu
legen .
3. Arthropoda. 185
L'eber die Trockiunig kleinerer Arthropoden ist nichts besonderes zw
bemerken, grössere müssen eventrirt Averden und in ihre Ilinterleibshöhle
lein Streifchen Fliesspapier eingelegt bekommen; grossen Crustaceen
i trennt man den Ilinterkörper (Sch-\vanz; ab, entfernt Scheeren und die
dickeren Gliedmassen, holt die Weichtheile heraus und bepinselt die ge-
[reinigten Skelettheile , nachdem sie mit Wasser ausgespült wurden, mit
larseniksa\irem Natron [Möbius 21). — Wurden die einzelnen Theile an
einem schattigen, luftigen Orte getrocknet, so bestreiche man sie mit dem
jvon Oioen empfohlenen Firniss'). —
Sehr zu empfehlen ist die Anfertigung von Zerlegpräparaten ; sie
lassen sich von allen jenen Arthropoden, die überhaupt trocken conser-
virt werden können . leicht herstellen ; im einfachsten P'alle isolirt man
I mit l-'incette und Scheere die einzelnen Skeletbestandtheile , breitet sie
ientsprechend, auf einem dunklen Grunde aus und trocknet sie, wie oben
angegeben ; meistens lässt aber die Sauberkeit derartiger Präparate Eini-
ges zu wünschen übrig , indem die Entfernung der Weichtheile auf die
• jerwähnte Art nicht vollständig gelingt ; man pflegt daher entweder die
ganzen Thiere oder stückweise ihre einzelnen abgelösten Skeletbestand-
theile in einer Abdampfschale in Kalilauge zu kochen ; wie lange dies zu
a;eschehen hat , lässt sich freilich allgemein nicht angeben — dies lehrt
die Praxis ; bei dieser Manipulation sei man einigermassen behutsam,
nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf das zu behandelnde Präparat,
hat letzteres lange in der kochenden Lauge zu liegen (viele Kruster) , so
v^ergesse man nicht, die verdampfte Flüssigkeit durch Zusatz von vorge-
n'ärmtem Wasser stets zu ersetzen , indem andernfalls ein geröstetes Prä-
)arat die oft stundenlange Mühe belohnt. — Hat man sich durch öfteres
Nachsehen von dem Fortschritte der Maceration überzeugt, sich schliesslich
>'on der leichten Isolirbarkeit mit einer — '■ alten — Pincette überzeugt, so
5püle man das Object in Wasser aus und trockne das vollends gereinigte
esp. zerlegte Präparat, oder lege es (Mundtheile, Extremitäten, Schwanz-
lossen vieler kleiner Kruster etc.) erst in Alkohol von mässiger, dann in
iolchen von starker Concentration , hierauf in Nelken- oder Terpentinöl
ind breite es schliesslich unter dem Präparirmikroskope auf einer Glas-
datte ;Objectträg-er aus , auf dem es, in bereits bekannter Weise, durch
^^anadabalsam oder Damarfirniss fixirt rmd mit einem Deckgläschen be-
leckt wii'd ; ganz zweckmässig ist es , das Präparat mit dickflüssigem
jjrummi arabicum zuvor anzukleben. In manchen Fällen genügt es , die
pbjecte mehrere Tage in öfters zu erneuernder Kalilauge liegen zu lassen.
1) »lOü gr Gummi arabicum und 6 gr Gummi Traganth löse in 1,5 lit Wasser. Hierzu
letze 100 gr Weingeist mit 20 Tropfen Thymianöl und \ gr Quecksilberchlorid. Mische
jut und lasse abklären. Der klare Theil dient als Firniss, der Bodensatz als Kitt« (27).
186
II. Specieller Theil.
War es die Absicht, durch die l^ehandlung mit Kalilauge das Skelet
nur durchsichtig zu machen, so ist letzteres natürlich früher zu entfernen,
abzuspülen und — das ist empfehlenswerther — in Alkohol zu con-
serviren ' ; .
A. I u s e c t a.
Vertreter: Melolontha vulgaris .
Nach der allgemeinen Orientirung über die einzelnen Körperregio-
nen : Kopf, Prothorax , Mesothorax , Metathorax und Abdomen, welche
Theile man durch Seitwärtsziehen der vom Mesothorax entspringenden
Elytren , sowie der am Metathorax inserirten häutigen Hinterfiügel
zur Ansicht bekommt , besichtige man die paarigen Reihen von Athem-
löchern, Stigmata, die seitlich des Rumpfes, mit dem zwischen Pro- und
Mesothorax gelegenen «Prothoraxstigma« beginnend , erstreckt sind. Es
würde hier zu weit führen , die Legion von technischen Namen ,. deren
sich die Entomologen für die Bezeichnung der in systematischer Hinsicht
so wichtigen Skeletbestandtheile zu bedienen pflegen, vollzählig wieder-
zugeben''^); wir wollen imr hervorheben, dass die bezüglichen Rücken-
partien der drei Brustsegmente als Pronotum , Mesonotum und Metano-
tnm , die ventralen Flächen als Prosternum, Mesosternum und Metaster-
num aufgeführt werden ; die lateralen Partien der genannten Segmente
heissen Weichen (Pleurae), sie zerfallen wieder {Mesothorax und Meta-
thorax) in ein vorderes »Schulterblatt«, Episternum, und ein hinteres »Hüft-
blatt«, Epimerum. — Da die Elytra den letzten oberen Bauchring (bei
Melolontha u. v. a.) nicht bedecken, haben wir hier noch die in einen
langen Griffel zugespitzte Afterdecke (Pygidium) . Die dorsale Fläche des
Abdomens ist der Rücken (Dorsum) , die ventrale der Bauch (Venter) . —
Noch zu erwähnen hätten wir das vom Sternum in den Brustraiim vor-
springende gabelförmige »Nervenskelet«, Entothorax. —
Jede Extremität ist mit ihrer Hüfte , (Joxa, der »Hüftpfanne«, Aceta-
bulum , gelenkig angefügt ; auf die Hüfte folgt der Schenkelring, Tro- ;
chanter, diesem der Schenkel, Femur, dann die Schiene, Tibia, hierauf der
') Rodrich 1. c. empfiehlt für Herstellung mikro.gkopischer Präparate Mischungen
von Eisessig mit Wasser, die er in 6 Stärkegraden, beginnend mit Acid. glacial. 10,
Aquae dest. 90 bis Acid. giac, Aq. dest. ana partes aequal. herstellt. (Nr. 2 = 15:85,
Nr. 3 = 20 : SO, Nr. 4 = 25 : 75, Nr. 5 = 35 : 65, Nr. « = 50 : 50). — Näheres siehe
daselbst.
'-) Näheres siehe in 3, 7, 9, powie in RecUenbacher'a Fauna austrica »Die Käfer».
3. Aufl. Wien 1S74. — oder zum Zwecke erster Orientirung in G. Schach, »Praktische
Anleitung zum Bestimmen der Käfer etc.« Stuttgart 187S.
■i. Arthropoda. A. Insecten.
187
(bei Melolontha fünfgliedrige) Fuss, Tarsus, dessen letztes Glied zweiFuss-
klaiien, Onychia, trägt. Jede Klane trägt an der Wurzel (im vorliegenden
Falle) einen grossen Zahn.
Hat rrian die genannten Theile besichtigt, so trägt man Elytren und
Hintei-flügel knapp an der Insertionsstelle ab , und entfernt am besten
mit einer feinspitzigen Kniescheere das ganze dor-ale Dach bis zum
Kopfe; hierauf bringt man das Ihier unter Wasser und fixirt es mit
Stecknadeln, die zugleich die lateralen Abdominahvände abziehen; in-
dem Avir hier voraussetzen, dass die Präparation eines einzigen Exempla-
res zur Orientirung über die -wichtigsten Organe nicht ausreicht, em-
pfehlen wir, erst einen ^Maikäfer dorsal, einen zAveiten ventral zu eröffnen,
dessen Kopf geschont und zur Darftellung der Fresswerkzeuge reser-
virt Avird.
Wurde das Kückendach mit einiger Vorsicht abgetragen , so findet
man in der Medianlinie zu oberst das Yas dorsale (Fig. 7S i, welches durch
die dreieckigen Flügelmuskel an den Dorsalplatten fixirt wird und nach
vorne in die fadendünne Aorta fortgesetzt ist. — Gewöhnlich verdecken
die zahlreichen , Aveisslichen Tracheenblasen die Eingeweide vollständig ;
mit Zuhilfenahme von Präparirnadeln isolirt man indess unter Wasser
Fig. TS.
Fig. 79.
Hei'z von Melolnntlui
(nacli BiirmeisterX'opie
nach Gc(jenhunr).
a = Aorta,
ji! = Fliigelnuiskeln,
welche die SKani-
merränme an die
Diirsalplatten be-
festigen.
Der Pfeil "bedeutet die
Richtiaig des während
■1er Diastole durch acht
Paare seitlicher Spalt-
öffnungen in die Kam-
mern eingetretenen
Blutstromes.
Männliche Geschlechtsorgane von Melolontha vulgaris
(nach Strmiss- Dürkheim) .
a = Hoden, b ' Samengänge, c = Vas deferens. d =
dessen erweiterter Abschnitt (Vesicula seminalis). e =
Glandula mucosa, gewundene Anhangsdrüse, deren Secret
zur Bereitung der Spermatnphoren dient, e' = deren An-
fangstheil. d', /' = Einmündungsstellen von Vas deferens
und Glandula mucosa der linken Seite, g = der mehr-
fach gewundene Ductus ejaculatorius. h = dessen
Scheide, ii' = derselbe im Inneren des Penis von der
linken Seite geöffnet, i' = Orificium penis. ./ = „Blind-
sack" des Ductus ejaculatorius. m'll'km'" = Penis.
m'n'n"iH)n"' = Präputium. nii')i"n = Aeussere häutige
Röhre.
188
II. Specieller Theil.
den Darmcanal ziemlich leicht . zieht ihn behutsam aus dem Tracheen-
labyrinth hervor, Avobei man letzteres natürlich weniger als diesen, der
durch gleich zu besprechende, zarte Anhangsgebilde complicirt wird, zu
schonen hat. — Es ist sehr anzurathen, die zu isolirenden Tlieile mehr
durch behutsames seitliches Auseinanderdrängen mit Nadeln als durch
Anfassen mit meist Unheil stiftenden Pincetten , darzu,stellen. Hat man
die Darmschlinge frei, so schlage man sie nach aussen, ohne sie aber ab-
zutrennen ; man erhält sie durch in einiger Entfernung von dem Rum])fe
festgesteckte Nadeln in der passendsten Lage.
Nun liegen die Genitaitheile frei vor , die auf ähnliche Art wie der
Darm isolirt und durch Entfernung der »Tracheae vesiculosae« deutlich
zur Ansicht kommen. Wir haben beim Männchen (Fig. 7 9) jederseits sechs
Hoden, deren jeder mit einem besonderen Sainengange in das vielfach
gewundene Vas deferens mündet. Letzteres vereinigt sich mit dem der
anderen Seite zu dem Ductus ejacnlatorius . der zugleich die paarigen
Glandulae mucosae aufnimmt
Fig. 80.
Weibliche Geschlechtsorgane von Melolontha vulgaris von
unten gesehen (nach Strauss-Dürkheimi.
a = Cloake. 6 = Musculus levator ani inf. e = M. retrac-
tor longus. / = M. retractor brevis. g = M. retractor
obliquus. h = M. transversus cloacae. i = M. retractor
post. *r, = Vagina. i = M. sphiucter vulvae. m =
Scheidendrüse. n = Bursa copulatrix. o = deren Aus-
führungsgang, p = Eeceptaculum serainis. p' = Glandula
appendicularis. q = gemeinschaftlicher Ausführungsgang,
Ductus seminalis. )• = Oviductus. s<<'« = Ovarium.
)tx = Aufhängeband des Ovariums. z = Rectum, abwärts
geschlagen.
und sich in den Penis einsenkt
resp. fortsetzt. Siehe Fig 79.
Die paarigen Ovarien iin
Fig. SO von der ventralen
Fläche gesehen) werden durch
Bindegewebsstränge [x]. nahe
dem Yas dorsale , an der
Rückemvand das Abdomens
suspendirt. Die zwei Oviducte
(Tubaei vereinigen sich zur
Vagina [Ik' k), in diese öffnen
sich die Kegattimgstasche
(Bursa copulatrix) in), und
oberhalb dieser die Samen-
tasche (Receptaculum seminisi
[2)j ■ in deren Ausführungsgang
sich die Glandula appendicu-
laris (/>') einsenkt; das Secret
der letzteren soll zur Verdün-
nung des Spermas dienen.
Der Darmtract, an dem
Oesophagus, Magen, Dünn-
darm. Colon undEectum un-
terschieden werden, ist durch
zwei Paare ihm aufliegender.
H. Avthropocla.. A. Insecttn.
189
Fig. 81.
langer, vielfach gewuiulener Anhangsdrüsen, Vasa Malpighii, complicirt,.
die nach neneren Untersnchiingen ' wohl als Harnorgane angesprochen
[werden dürfen , während man (siehe
Fig. Sl ehedem die gefiederten, gel-
jben , dem Magen anfliegenden als »Le-
Iberschlänche«, die unteren, weisslichen
Vasa Malpighii als Harnorgane zu deu-
iten geneigt war.
Das Nervensystem besteht aus dem
zweitheiligen supraoesopliagealen grös-
seren Gehirnganglion, von dem ausser
den Sehnerven noch Nerven für die
Antennen abtreten, und dem kleineren,
eichfalls im Kopfe gelegenen , infra-
öesophagealen Gehirnganglion, das, mit
ersterem je durch eine seitliche Com-
missur verbunden, den Schlundring for-
nairt; es entsendet paarige Nerven für
tlie drei Kieferpaare und die Oberlippe
3) . Die ganze, in der ventralen
vergl.
Fig. 83.
manij.
maxilla.
I Jabium
Medianlinie situirte Ganglienkette ist auf drei, allerdings sehr an-
sehnliche Ganglien rediicirt, deren erstes, im Prothorax gelegen, Muskel-
Mundtlieile eines Käfers,
i. = Labnim, Oberlippe.
mmii. =Mandil)ula, Oberkiefer.
maxilla. = Unterkiefer.
p.m. — Palpus maxillaris.
;.('. = Mala interna.
I.e. = Mala externa.
lahium. = Lippe.
g. — Lingua.
p.l. = Palpus labialis.
«!. = Mentum.
Kopf von Melolontha vul-
garis vun vorne und unten
gesehen ( nach Stranss-
ßürkheim).
a = Untere seitliche Par-
tie des Hinterhauptes. 6=
„Basilartheil"u./ = Prae-
basilartheil" der Kehle.
e =Hinterhauptsloch. d =
Augen. {/ = I. Antennen-
glied. Ii = Labrum (zwei-
lappig), i = Mandibula.
/; = Maxilla. l = Palpi
maxillares. Labium um-
fasst: III = Mentum, n =
Zunge und Palpi labia-
les ( am Seitenrande des
Kinns eingelenkt).
Melolontha vulgaris. Darmtraetus 4 mal ver-
grössert (nach Strauss-Dürkheim).
a, b = Oesophagus, v = Magen. Iilihss —
„LeberscMäuche" (?) (Vasa Malpighii). ii ---
Darm, g = Einmündung der Yasa Malpighii
(„Leberschläuehe") in den Dünndarm, ttt't',
?(?(', vv\ xx' = Harngefässe (weisse Malpighi-
sche Gefässe). en = Colon. = Rec-
tum, a' = After, in = Musculus sphincter
ani. n = Ansatzlinie der Rectalmuskeln.
') Vergl. Schindler, Beiträge zur Kenntniss der Malpighi'schen Gefäsi3e der In-
äecten. Zeitschr. f. wiss. Zool. 30. Bd. pag. 587 ff.
190
II. Specieller Theil.
äste und Nerven für die Yorderfüsse abgibt ; von dem ihm fast unmittelbar
angeschlossenen zweiten (»Paare« gehen vorwiegend Nerven ab für die
mittleren Beinpaare und für die Flügeldecken, vom dritten Ganglion
endlich entspringt strahlenförmig ein Nervenbündel für die Abdominal-
organe ' .
An die erfolgte Präparation des Nervensystems möge sich jene der
Mundtheile anschliessen — diese dürfte unter Berücksichtigung der Fi-
guren S"2 und 83 und deren ausführlicher Erklärung keinen erheblichen
Schwierigkeiten unterliegen .
B. C r u s t a c e a.
Vertreter: Astacus fluviatilis.
Die gegliederten Anhänge des durch Verschmelzung von 14 Seg-
menten gebildeten Cephalothorax (C!ephalogaster Gerst.) sind in der
Weise modificirt, dass die ersten drei Paare als Sinnesorgane, die darauf-
folgenden sechs als Mundwerkzeuge und die fünf letzten als Schreitfüsse
functioniren ; an dieses Kopfliruststück schliesst sich das aus sieben Seg-
menten bestehende , gegliederte Abdomen, an dem sich fünf Paare von
Schwimmfüssen und die aus den Anhängen des sechsten und siebenten
Segmentes gebildete «fächerförmige« ScliAvanzflosse, Pinna caudalis,
unterscheiden lassen (Fig. 84) .
Die dorsale Fläche des Kopf und hnxst bedeckenden Rückenschildes,
Carapax, welches sich lateralwärts bis zu den Basen der Beine erstreckt
und die Kiemen einschliesst, Avird durch den am äusseren Antennenstiel
endigenden Sulcus cervicalis in eine vordere und hintere Hälfte ge-
schieden .
Bemerk. Für die Systematik wichtig ist die Unterscheidung einer
Reihe von mehr oder weniger scharf ausgeprägten »Regionen«, die durch
Furchen und Vertiefungen verschiedener Ar-t am Carapax gebildet werden ;
die für uns wesentlichsten sind folgende :
1) Die Stirn- und Augengegend, Regio frontalis et orbitalis,
deren erstere, zwischen den Orbitalhöhlen gelegen , durch einen schnabel-
artigen spitzen Fortsatz, das dreieckige Rostrum , das seitlich noch mit
einem scharfen Stachel bewehrt ist und die Augen fast bedeckt , ausge-
zeichnet ist.
1) Bezüglich des Eingeweidenervensj stems und der Sinnesorgane vergl. die allge-
meine Literatur nebst Strauss-Diirkheim , Considerations generales sur l'anatomie com-
paree des animaux articules etc. Paris 1828.
-) Für das Specialstudium ist auf das treffliche Werk von C. Heller, »Die Crusta-
ceen des südlichen Europa«, Crustacea Podophthalmia. Wien 1863. zu verweisen.
3. Arthropoda. B. Crustaceen.
191
2) Die länglich viereckige Herzgegend, Regio cardiaca, in der
dorsalen Medianlinie der hinteren Carapaxhälfte.
3) Die lateralwärts vorgewölbten Kiemengegenden , Regiones
branchiales.
4) Die seitlich des Mundes gelegenen Regiones pterygostomiae.
5) Die zwischen Stirnrand und MundöfFnung gelegene Regio fa-
cialis, Gesichtsgegend.
"S'on den vorhin genannten modi-
ciiten Segmentalanhängen hätten wir
u beachten :
1) Die paarigen, von beweglichen
weigliedrigen Stielen (Pedunculi ocn-
ires) getragenen, frei sichtbaren Augen.
2) Die medialen ( inneren Ji) An-
ämien (Antennulae seu Antennae
uperiores s. mediales etc. ) treten
nter den Augen ab mid tragen auf
inem dünnen , dreigliedrigen Schafte
wei fein gegliederte Geissein.
3) Die lateralen (äusseren) 2) langen
Hihler, »Antennae« (seu Antennae infe-
iores s. laterales; , inseriren sich an dem
er dem Munde gelegenen flachen vier-
ckigen »vorderen Mundschilde«, Epi-
tomium ( Sternum des Antennarseg-
lentes) , sind frei (»Antennae liberatae«) ,
esitzen einen ziemlich starken abge-
latteten dreigliedrigen Stiel, an dessen
»asis ein ihn von oben her deckender,
a einen scharfen Stachel ( Spina an-
mnalis] auslaufender, ziemlich breiter
ilattanhang entspringt. — Die Geissei
st lang und vielgliedrig. —
Unter dem Epistome liegt die
Ixmdhöhle ( Area buccalis ) , hinter
.eren vorderem Rand die Gaumenplatte
Palatum:; an letzterer befestigen sich
Lach rückwärts die mit Mahlzähnen
ersehenen Kinnladen (Mandibiüae) (Fig. 85
Ventralansiclit der Gliedraassen von Astacus
fluriatilis (nach G egtnbaur).
at = metliale oder obere Antennen, at' = la-
terale oder untere Antennen. >n d = Man-
dibelstück. mp" = Pes maxillaris HI., die
übrigen Mundtheile bedeckend. P> — =
Sclireitfüs.se. o = Oviductmündung am Ba-
salgliede des dritten Sclireitfusspaares. p-—
p'^ = ScUwimrafüsse des Abdomens. p<> =
Flossenfuss (Pinna caudalis). a = After.
vor diesen (r
esp,
vor dem
1) Auch als »obere«, »erste« odjr »vordere« bezeichnet.
■-) Auch als »untere«, »zweite« oder »hintere« bezeichnet.
192
II. Specieller Theil.
Fig. 85.
Munde) liegt ein grosser medianer Lappen : die Oberlippe 'Labrum) ;
seitlich und hinter dem Munde liegen die zwei kleinen längsovalen Unter-
lippen (Labium, Metastoma Htixley] ; auf die Mandibeln folgen das erste ')
[innere) , das zweite (äussere) Kieferpaar (Maxillae) , sodann die drei Paare
von Kaufüssen (Pedes maxillares) .
Das letzte der fünf Sternalsegmente ist mit dem vierten beweglich
verbunden. Die drei vorderen Thoraxfüsse sind »Scheerenfüsse«, Pedes
cheliformes ; man bezeichnet an ihnen das vorletzte Glied als Carpxis,
dessen unbeweglichen spitzen Fortsatz als »Index«, das an der Basis des
letzteren eingelenkte Endglied als Pollex.
Die Bezeichnung der einzelnen Fussglieder
ist eine ähnliche wie jene bei den Insecten:
Coxa, Ischium, Femur, Tibia, Tarsus, Dactyhis;
an den Scheerenfüssen heisst das dritte Glied
Brachium, das nächstfolgende Antibrachium.
An den Abdominalsegmenten finden sich (siehe
Fig. 84) die schon genannten Schwimmfüsse,
deren jeder einen inneren Anhang, »Endopo-
dus«, und einen äusseren, »Exopodus«, deutlich
erkennen lässt.
Um eine instructive Ansicht über den Situs
viscerum zu bekommen, trägt man den ganzen
Carapax ab, indem man die zwischen seinem
Hinterrande und dem letzten Thoraxsegmente
ausgespannte Membran mit dem Scalpelle behut-
sam durchtrennt, hierauf mit einer Scheere oder
der Präparirzange in den Branchialraum dringt,
die Seitentheile des Carapax bis zum Orbital-
rande durchschneidet und diese beiderseits ge-
führten Schnitte durch einen vorderen queren
verbindet ; indem man so künstlich eine Tren-
nung in das »Tergum« und die »tergalen Pleuren-
hälften«, von denen die letzteren sofort abfallen,
erzeugt, hat man nur die zarten Adhäsionen,
welche noch das »Tergum« fixiren, zu lösen, um
die eine Hälfte der in Fig. 86 dargestellten Ein-
geweide zu übersehen. Durch seitliche Dxu'ch-
trennung sind dann noch die Rückeirplatten der Abdominalsegmente zu
m/u
Jlundtlieile von Astacus flmiatilis
(nach Geyenhaur).
III d = Mandibula mit dem Taster
iPalpus). mx = erste MaxiUe.
inx' = zweite MaxiUe. ni p =
Pes maxiUaris I. iitp' = Pes
maxiUaris H. mp" = Pes niaxil-
larisHI. c = Anhang am zweiten
und dritten Kieferfusspaare, in
den Schaft „Scapus" und den
Geisselanhang, „Flagellum" ge-
sondert.
') An den Maxillen und den drei Kieferfusspaaren werden noch unterschieden:
1) das innere, stark behaarte Kaustück (Endognathus), 2) das Mittelstück (Mesognathus)
an den Maxillen und dem ersten Kieferfusspaare, 3) das äussere Stück (Exognathus,
Tasteranhang). — s. Heller 1. c.
3. B. Crustaceen.
193
Ösen, bei ihrer Abhebung ist aber auf die ganz oberflächlich in der dor-
salen Medianlinie verlaufende hintere Körperarterie (Aorta posterior)
Rücksicht zu nehmen. Man überblickt (Fig. 86) nun: vorne die paa-
•igen grünen Drüsen (jl.v.^ den an-
iehnlichen Magen », seitlich die
paarige zweilappige grosse Leber
Ii; median das unregelmässig
)olygonale Herz c, vor iind unter
liesem die zwei vorderen Lappen
les ventral und nach hinten in einen
Iritten (unpaaren) Lappen ver-
ichmolzenen Hodens t ^] ; seitlich
md hinter dem Herzen die Vasa
leferentia ; der dorsalen Fläche des
auskulösen Abdomens aufgelagert
Len Darm d mit der hinteren Kör-
)erarterie a.p.
Fig. 86. ■
Astacus fluviatilis nach Abtragung des Ca
rapax. 1)2 natiirl. Gr.
g.s. = Ganglion supraoesophagenm.
Grüne Drüse, t). = Magen, m.m.
muskel. h.h. = Leber, c = Herz.
Aorta anterior. ( = Hoden. vA.
deferentia. 6r = Kiemen. a.p.
posterior, ä, = Darm.
gl.v.=
= Kau-
a.a. =
= Vasa
- Aorta
Schematische Darstellung des Circulationsapparates
vom Hummer (Homarus) (nach äegenbaur).
0 = Auge. ' a.e. = laterale Antennen, a.i. ■ - mediale
Antennen, br = Kiemen, c = Herz. p.c. = Pericar-
dium. a.o. — mediane vordere Kbrperarterie. a.a. =
Leberarterie. a.p. = hintere Körperarterie. a =
Stamm der Baucharterie, a.v. ' vordere Baucharterie.
V = Ventraler Venensinus, v.br = Kiemenvenen. Die
Richtung des Blutstroraes wird durch Pfeile angedeutet.
') respective Ovariums, das ähnliche Form besitzt.
51 0 j s i .s 0 V i c s , Präparirübun gen.
13
194
II. Specieller Theil.
Die erwähnten Lagerungsverhältnisse bestimmen uns die Reihen-
folge, in der wir die einzelnen Or-
gansysteme zu untersuchen haben.
Das Circulationssystem (Fig. 87).
Das Herz wird von einem zarten
Pericardium (Sinus venosus) um-
schlossen und durch sechs Ligamente
an dessen Wandung fixirt; ebenso
viele, mit nach dem Innenraum des
Herzens zu gerichteten Klappen
verschliessbare Spaltöffnungen ge-
statten den Eintritt des Blutes im
Momente der Diastole. Zwei dieser
Oeffnungen liegen lateral, zwei nach
oben, izwei nach unten. Von den
drei Arterien, die aus dem vorderen
Herzabschnitte entspringen, wird die
in der dorsalen Medianlinie zum
Kopfe ziehende als Aorta anterior
oder vordere mediane Körperarterie
bezeichnet; sie spaltet sich in drei
Aeste, versorgt die Augen, die Anten-
nen und die vorderen Körperpartien.
Die beiden seitlichen (Arteriae hepa-
ticae) geben Aeste an Geschlechtsor-
gane und Leber ; vom hinteren Herz-
ende tritt ein grosser Stamm ab, der
sich in eine das Abdomen (Postab-
domen ) versorgende Aorta posterior
oder hintere Körperarterie und eine
ventral und nach vorne ziehende
(Bauch-) Arterie theilt ; diese spaltet
sich wdeder in einen vorderen und
hinteren Ast , deren Verzweigungen
hauptsächlich für die Gliedmassen
bestimmt sind.
Durch Vermittelung eines wohl
entwickelten Capillarsystems bilden
sich ^'enenästchen, die in mehrere
ventrale Räume münden; letztere
bilden durch ihre Vereinigung den
an der Basis der Kiemen im Ster-
Astacus im Längfeduvclisclinitte (uacli HuxUy-
Spingel).
Der vorne durch die Medianebene gelegte Sehnitt
weicht hinten von derselben ah.
7, //, /// = Sterna der drei vordersten Segmente.
oe = Oesophagus.
Ib = Oberlippe.
l = Unterlippe.
G = häutiger Theil des Magens.
c = Cardiacalknochen.
uc = Urocardiacalzahn.
cl = Lateraler C'ardiacalzahn.
pt = Pterocardiacalknochen.
pc = Scheitelfortsatz.
p = Klappe zwischen C'ardiacal- und Pylorus-
theil.
pi = Unterer Elappenapparat des Pylorus.
/(' = Mündung der Lebergänge.
V — Medianer dorsaler Blindsack des Pylorus.
i, = Diinndarni.
(ja = Kode.
ga' = Vas deferens.
h = Gehirnganglien.
c = Herz.
00 = vordere unpaare Eörperarterie.
aa = Leberarterie (versorgt die Antennen).
as = Stamm der Baucharterie.
m = vorderer Magenmuskel.
3. B. Crustaceen.
195
nalcanale gelagerten Yentralsinus, der jede Kieme mit einer Arterie ver-
sorgt; die Kiemenvenen münden in den Pericardialsinus [Gegenhaur 14).
Respirutionssystem. In der durch die Seitenwände des Panzers ge-
Hldeten Kiemenhölile, deren spaltförmige EingangsöfFnung sich zwischen
dem freien Carapaxrande und den Extremitätenbasen befindet, liegen die
annähernd pyramidalen Kiemen angeheftet den Basen der Maxillar- und
Thoracalfüsse ; jedem Beine mit Ausnahme des fünften kommt ein
Kiemenbündel zu. überdies allen Schreitfüssen und dem letzten Kiefer-
fusse eine sogenannte Fadenkieme. Jede Kieme hat einen mittleren
Schaft, dem zahlreiche gegen die Spitze zu sich verkürzende feine Kie-
menfäden aufsitzen. Das in die Athemhöhle eingedrungene Wasser fliesst
seitlich von den Mundtheilen durch einen Canal nach aussen , der durch
eine vom »Exognathe« der äusseren Maxille gebildete breite Platte ver-
schlossen werden kann. (Näheres siehe in der citirten allgemeinen
Literatur.)
Verdauungssystem. Die Mundöffhung führt in einen kurzen, aber
w^eiten muskulösen Oesophagus (Fig. 88), der sich nahezu tniter einem
rechten Winkel in den dorsal gelegenen, weit vorne beginnenden, volumi-
nösen Magen einsenkt; an letzterem unterscheiden wir zwei durch eine
Einziehung gebildete Partien, eine grosse vordere Pars cardiaca und eine
hintere verschmälerte Pars pylorica.
Der Pylorusabschnitt setzt sich, nachdem er zuvor noch eine kurze
dorsale Blindaussackung gebildet , in den ziemlich gerade nach hinten
verlaufenden, fast überall gleichweiten Darmcanal fort, der (siehe Fig. 84)
auf der ventralen Fläche der Schwanzflosse nach aussen mündet. — Sehr
beachtenswerth ist die Innenfläche des grossentheils häutigen Magen-
sackes durch die Entwickelung von sowohl kalkigen wie chitinigen
Leisten und verschiedenartig gestalteten Vorsprüngen, die den unter dem
Namen des »Magenskeletes« bekannten Kauapparat — bestehend in drei
.gegen einander bewegbaren Zahnplatten - — formiren ; dieser ist vorzugs-
weise in der hinteren Cardialpartie sowie im pylorischen Abschnitte ent-
wickelt, während besonders die vordere Cardialpartie durch einen reich-
lichen l^esatz dichtstehender feiner Härchen ausoezeichnet ist.
Bemerk. Eine detaillirtere Schilderung der einzelnen Skeletbestand-
theile , die mit besonderen , oft etwas complicirt gebauten Namen belegt
wurden, ist hier unstatthaft und verweise ich daher auf die in (19j und (39)
enthaltenen höchst eingehenden Beschreibungen ; — das für uns Wesent-
liche wird aus der Betrachtung der Figuren 88, 89 ersichtlich.
Ausser zwei sehr ansehnlichen Muskelpaaren, einem vorderen an den
sogenannten »Scheitelfortsätzen« (Fig. 88) einerseits, an der Magendecke
andererseits inserirten, und einem hinteren Muskelpaare, welches von den
Seiten des Carapax hinter dem Pylorusende entspringt rmd sich vor-
13*
196
II. Specieüer Theil.
Fig. 89.
wiegend am Pylorusknochen (Fig. 89) anheftet, werden noch andere
Muskelzüge beschviehen , die sowohl zur Verkleinerung als zur Erwei-
terung des Magenhohlraumes
dienen , also für die Ver-
richtung des Kaugeschäftes
von Wesenheit sind.
Unter dem Namen
»Krebsaugen« sind zwei
scheibenförmige Concre-
I mente von kohlensaurem
Kalke bekannt, die zumal
im Frühjahre und Anfange
des Sommers gefunden wer-
den ; man sieht sie den la-
teralen Flächen des vorderen
Cardialabschnittes aufgela-
gert — ihre Bedeutung ist
noch zweifelhaft. —
Die weiten Ductus he-
patici bilden sich durch Ver-
einigung der Ausführungs-
gänge vieler kleiner, büschel-
förmig angeordneter l^lind-
Magen von Astacus (nach Ht'xUy-SpeiujeV). ^ ^ • ^
Obere Figur: Magen im Längsdiuxlisciinitte. SchläUche Und Senken Slch
A = vorderer, B = hinterer Mapenmu.skel. (E = Oesophagus. \ • i -r> t
P = Pylorus. cff = C'ardiacalknochen. e«' = Uroeardiacalfort- (Flg. 88) lU den PvlorUStheil
satz desselben, öc = Urocardiacalzahn. p;/ = Pylaricalknochen: ,
der schräge Balken, welcher vom Ende des Cardiacalknochens dcS MagCnS einander gegCU—
zum Pyloricalknoehen zieht, ist der Praepj-loricalknochen. p<= . , o o
Pterocardiacalknochen. sc = Zygocardiacalknochen mit seinem Übel' ein.
grossen lateralen Cardiacalzahn cc. l = kleiner unterer Zahn. • -i i i •• p ^ ^
c = Cardiopyloricalklappe. h = untere mediane Pylonisleiste. bpeiCheldrUSen fehlen.
d = obere Pylorusleiste. iip = Uropyloricalknoehen. xy =
Schnittlinie; die Vorderfläche des dadurch abgetrennten hinteren ,
Stückes ist in der unteren Figur abgebildet. ExcretlOllSOroanC. Als
(Erklärung der Figuren wörtlich nach 19). .
Nieren werden in neuerer
Zeit mit ziemlicher Sicherheit die vor dem Magen gelagerten paarigen
»grünen« Drüsen *) (Fig. 86) angesprochen; ihre mit einer feinen Borste
zu sondirenden Ausführungsgänge findet man leicht je an der Spitze
eines am Basalgliede der äusseren Antenne vorspringenden Höckers.
Geschlechtsorgane . Um dieselben zur Ansicht zu bringen, hat man
das Herz, den Magen, Darm und die Leber abzutragen ; über ihre Form
sprachen wir schon oben — Hode wie Eierstock sind dreilappig — so-
wohl die vielfach gewundenen Vasa deferentia wie die weiten und kurzen
1) Siehe E. Wassiliew, «Ueber die Niere des Flusskrebses«. Zoolog. Anzeiger-
1. Jahrg. No. 10. pag. 218— 221.
3. B. Crustaceen.
197
Oviducte treten je am lateralen Rande zwischen den paarigen Yorder-
lappen wnd dem unpaaren Hinterlappen ab ; erstere (Samenleiter) münden
an der Basis des fünften Schreitfnsspaares ; — als männliche Copnlations-
organe fnnctioniren die mit einer vorderen Furche versehenen paarigen
Anhänge des ersten Abdominalsegmentes ; die Oviducte münden
(Fig. 84) medialwärts von der Basis des dritten Schreitfusspaares.
Bemerk. Jeder Lappe des Hodens entsteht durch Vereinigung von
Sperma bildenden kleinen Blindschläuchen , die in einen centralen Gang
münden (19). — Der Eierstock besteht aus drei Blindsäcken, in deren epi-
thelialer Auskleidung die Eier zur Entwickelung gelangen.
Das Nervensystem des Flusskrebses beginnt mit dem hinter den
Augen und Fühlern (siehe Fig. 86) gelegenen grossen Gehirn (oberes
Schlundganglion), von welchem starke Nervi optici, ferner Nerven für
■die beiden Antennenpaare , für die »harnblasenartige« Erweiterung des
Ausführungsganges der grünen Drüse, für das Gehörorgan und den vor-
deren Abschnitt des Carapax abtreten; nach hinten verbindet sich das
Gehirn durch zwei mächtige Längscommissuren, welche den Oesophagus
zwischen sich fassen und hinter diesem durch eine Quercommissur vereinigt
werden , mit dem unteren Schlundganglion , an welches sich die in der
ventralen Medianlinie gelagerte Ganglienkette , bestehend aus noch wei-
teren fünf thoracalen und sechs abdominalen Knoten, anschliesst. "\'om
unteren Schlundganglion werden Mundwerkzeuge und Kieferfüsse ver-
sorgt — die nächstfolgenden fünf kleineren Knoten liegen in einem vom
Skelete gebildeten C!a-
Tiale , entsenden Nerven
für die bezüglichen Ex-
tremitäten , für die Kie-
men , Geschlechtsorgane
(von den zwei letzten ab-
tretend) und Muskeläste.
Die vielunansehnlicheren,
abdominalen Ganglien-
k:noten sind, bis auf die
zwei letzten, durch iin-
paare Commissuren ver-
bunden; ihre Aeste in-
Tierviren die Muskulatur
und die bezüglichen
Segmentalanhänge ; das
letzte, zugleichgrössere Ganglion, versorgt die ScliAvanzflosse. — Bezüglich
des Eingeweidenervensystems vergl. Fig. 90, sowie die ausgezeichnete,
sehr übersichtliche Beschreibung desselben bei Htixley (19).
Fig. 90.
a
Eingeweidenerven von Astacus (nach Hit'xley-Spencjel).
a = Gehirnganglien. 6 = Commissuren, die der rechten Seite
durchschnitten und zurüclcgehogen. c - Querstrang, der diesel-
ben hinter dem Oesophagus CE verbindet, ddd = unpaarer Nerv.
Ii = Ganglion. i = Seitenzweig des unpaaren Nerven , der sich
mit dem hinteren lateralen Nerven g verbindet. e = vorderer la-
teraler Nerv. /= mittlerer lateraler Nerv. k = Lebernerv.
P = Pylorus. C = Cardiaealabschnitt des Magens.
(Figur-Erklärung wörtlich nach 19).
198
II. Specieller Theil.
Uas Gehörorgan , ausser dem Sehapparate das einzige Sinnesorgan,
Avelches genauer bekannt wurde, finden wir in dem Basalgliede jeder me-
dialen Antenne in Form einer ziemlicli ansehnlichen , zartwandigen, zwei
Millimeter tiefen (19) Grube; ihre Einmündungssteile ist indess durch
feine Härchen verdeckt und wird erst sichtbar nach Abtragung der letz-
teren ; man bediene sich hierzu einer feinspitzigen Scheere , in die Oeff-
nung lässt sich eine feine Sonde (Schweinsborste) leicht einführen.
Bemerk. Huxley beschreibt 1. c. das Gehörorgan zugleich mit einer
Anweisung, dasselbe aufzufinden und zu präpariren ; er empfiehlt, «die äus-
sere und innere Wand des Basalgliedes« zw entfernen und die Weichtheile
vorsichtig wegzuschneiden. Man sieht dann den weiten zarten Sack »mit
einem engeren Halse der Oefi'nung, deren Lippen mit seinen Wänden zu-
sammenhängen«, ansitzen. Der Sack enthält eine schleimige Flüssigkeit,
in der «feine sandige Theilchen« (aus Kieselerde ?) suspendirt sind.
4. Würmer.
Von den zahlreichen, überaus verschiedenartig organisirten Formen^
die jeweilig unter dem »Tyjjus« der Würmer vereinigt zu werden pflegen,
wollen wir nur zwei Vertreter aus der höchststehenden Classe, jener der
Ringelwürmer (Annelides) , und zwar als Repräsentanten der ersten Unter-
classe (Discophori) den medizinischen Blutegel , und als Repräsentanten
der zweiten Unterclasse (Chaetopodes) eine oligochaete Form, den Regen-
Avurm, näher betrachten.
Von speciellen histologischen Zwecken abgesehen , eignet sich zur
Tödtung und Conservirung der meisten Würmer Alkohol in verschie-
denen Concentrationsgraden noch immer am besten und zwar — wenig-
tens für Anneliden geltend — solcher von nicht unter 60 % \ vorheriges
Einlegen in Chromsäure oder Solutio Mülleri (siehe den allgemeinen
Iheil gewährt häufig Vortheile, zumal bei Formen, die sich in Alkohol
zu rasch und- zu energisch contrahiren.
Bemerk. Dies gilt auch besonders für Plattwürmer, die man zweck-
mässig nach Dr. H. Oräffes Angabe (27) «zwischen zwei Platten steifen
Papiers« legt, deren Ränder durch eine Naht vereinigt werden.
Selbstverständlich müssen alle grösseren Anneliden, die für zooto-
mische Präparationen bestimmt sind, entsprechend aufgeschnitten wer-
den, damit die C'onservirungsflüssigkeit in genügendem Masse eindringe.
Bemerk. Will man zum Stxidium des Nervensystemes ganze Anne-
liden mit Osmiumsäure- oder Goldchloridlösung behandeln , eine Mani-
pulation, die einige Achtsamkeit erheischt, wenn sie keine vergebliche sein
soll, so muss das Thier in seiner ganzen Länge gespalten und mit Nadeln
4. Würmer.
199
ausgebi-eitet erhalten werden ; die Lösung muss überreichlich, darf aber nicht
stärker als im Verhältniss von 1:800 (Aq. dest.) sein; die Expositionszeit
variirt natürlich sehr, von ^ji Stunde bis zu einem Tage, sie richtet sich
nach der Intensität des einwirkenden Lichtes etc. ; bräunt sich das Prä-
parat, so lege man es in schwach angesäuertes Wasser (1 Tropfen Eisessig
auf 500 Gramm Wasser); hierin darf es in kalter Jahreszeit 12 — -24 Stunden
belassen werden; nicht so lange in der heissen Jahreszeit. Vom Wasserbade
bringe man das Object in Alkohol; wie »stark« man letzteren zu wählen hat,
richtet sich natürlich nach dem beabsichtigten Zwecke. Die Unzuverlässig-
keit beider Lösungen wird übrigens gelegentlich Jeder erproben , der sich
ihrer bedient.
Präparation der Annelideu.
A. Chaetopodes, Borstenwürmer.
Vertreter: Liimbricus agricola Hoffm.
An einem durch Alkoliohvirkung etAvas Contrahirten Lumbricus
kann man die Anordnung der Chitinborsten in vier Längsdoppelreihen
leicht constatiren ; jedem der zahlreichen , schon äiisserlich durch zwei
ziemlich tiefe , ringförmige Querfurchen abgegrenzten Segmente ent-
sprechen acht solcher Borsten, die zu je zweien theils seitlich, theils ven-
tralwärts gerichtet sind.
Das vordere Körperende ist an dem conisch zugespitzten Kopflappen,
Praestomiura (Oberlippe), leicht zu erkennen — desgleichen die glatte
E,ückenfläche, die zu einer gewissen Jahreszeit (Februar bis August) eine
ganz besonders auffallende, auch abweichend gefärbte, umschriebene
Verdickung, den Sattel ') i »Clitellum«) besitzt ; dieser beginnt meistens am
30. — 33. Segmente und erreicht eine Länge von 17 — 20 mm.
Bemerk. Um sich über die Lagerung der einzelnen Organe zu infor-
miren, ist es zweckmässig, eine Serie paralleler Querschnitte durch einen ge-
härteten Regenwurm anzufertigen und dieselben bei entsprechender Vergrös-
serung zu untersuchen. Man erkennt die Zusammensetzung des Haut-
muskelschlauchesaus fünf Schichten: der glashellen streifigen Cuticula,
der aus Cylinderzellen bestehenden Hypodermis 3) , der Ringmuskelschicht^
In den übrigen Monaten erscheint er zurückgebildet , doch stets deutlich er-
kennbar.
2) Ueber den feineren Bau, namentlich der zahh'eichen einzelligen Drüsen, vergleiche
Lt'ijdiy, »Ueher Phreoryctes menkeanus«, Arch. f. mikr. Anat. 1SÖ5., R. Horst, Aan-
teekeningen op de Anatomie van Lumbricus terrestris L., Tijdschr. der Nederlandsche
dierkundige Vereeniging. Deel III. afl. 1. 187G. und A. v. Mojsisuvics, «Kleine Bei-
träge zur Kenntniss der Anneliden«. I. Die Lumbricidenhypodermis (besonders die
Structm- des Clitellum's betreffend). Wiener Acad. d. Wiss. Tti. Band. l.Abth. 1877.
3' Beachtenswerth ist die freie direete Communication der Leibeshöhle mit der
Aussenwelt durch die in der dorsalen Medianlinie befindlichen "Rückenporen« ; je einer
findet sich "in jeder intersegmentalen Furche« (Glaparede 1. c. u. a. O.) — überdies die
mittelbare Communication durch die Schleifenorgane.
200 I^- Specieller Theil.
der Längsmuskelschicht und dem Peritoneiim ; in der Medianlinie des Körpers
findet man den Darmcanal gelagert , über ihm das Rückengefäss, unter ihm
das Bauchgefäss , in der ventralen Medianlinie das Bauchmark, seitlich die
Schleifencanäle. — Sehr instructive Bilder geben Medianschnitte ; besonders
schön zeigen sie die Kammerung des langgestreckten Körpers durch vor-
springende, intersegmentäre, meist vollständige Septa. i
Das Thier wird auf der Bauchfläclie mittelst einiger diirch das vor- |
tlere und hintere Körperende gesteckter Nadeln fixirt und selbstverständ-
lich unter Wasser untersucht; zu dem Zwecke erhebt man eine Falte
des Hautmuskelschlauches mit einer Pincette, schiebt das spitze Blatt
einer schräg gehaltenen feinen Scheere behutsam ein und trägt (zuerst auf
einer Seite von Segment zu Segment vorschreitend) etwas über den late-
ralen ]5orstenreihen die ganze Ilückendecke ab.
Auf den ventral (im Peristomium) gelagerten Mund folgt ein mus-
kulöser tonnenförmiger Pharynx . an den sich der bis zum dreizehnten
Segmente reichende Oeso-
phagus anschliesst ; der hin-
tere Theil des letzteren ist
mit drei Paaren von drüsigen
Seitentaschen, dessen gröss-
tes vorderstes im elften Seg-
mente liegt (siehe Fig. 91).
versehen. Die Bedeutung
dieser »Kalktaschen« oder
Kalkdrüsen ist unbekannt.
Auf die Speiseröhre folgt ein
erweiterter Abschnitt des
Darmtractes, derKropf, dann
der Muskelmagen, schliess-
lich der im achtzehnten Seg-
mente beginnende »eigent-
liche« Darm mit seiner als
»Typhlosolis« bekannten
dorsalen Wandeinstülpung,
deren muthmasslicher Zweck
eine Vergrösserung der resorbirenden Darmoberfläche ist.
Um den Darmcanal frei zu bekommen, hat man sämmtliche an
seiner Wand inserirte Septa zu entfernen. — Ist mit Schonung der
Schleifencanäle dies ges chehen, so durchschneide man den Oesophagus
Fig. 91.
Querschnitt durcli das 11. Körpersegment von Lumbrieus
agricola Hofim. sj,. ,nach Claparide).
mt = Ringmnskelschicht. vil = Längsmuskelscliiclit.
vd = Vas dorsale, fn = Vas ventrale. vv = Baucli-
strang. a ' Lumen der Speiserölire. b = Seiten-
tasclien mit Kalkkrystallen. c = Herzartige Gefäss-
sclilmgen. d = Receptacula seminis. e. = Hoden.
/ = Quersclinitt der gefalteten Samentricliter.
Cutieula .sammt Hypodermis entfernt.
1) Genaue Angaben über die feinere Anatomie des Regenwurmes finden sich bei
Uaparede, Histologische Untersuchungen über denRegenwurm J.umbricus terre.stris L.)
in der Zeitschr. f. man. Zool. 19. Band. pag. 5t)3— 626.
Würmer.
201
sowie den Enddarm und hebe ihn von der ventralen Körperwand ab ; bei
iieser Operation, die keinesAvegs schw ierig ist und nur etwas Geduld er-
leischt, berücksichtige man die Lagerung der Genitalorgane zwischen
dem siebenten und sechzehnten Segmente , ausserdem die in der ven-
tralen Medianlinie liegende Bauchganglienkette , deren erste Ganglien
mit den ZAvei über dem »Pharynx(( im dritten Segmente gelagerten Ge-
hirnen durch Commissuren (die den Schlund umfassen), verbunden
sind.
Die Schleifencanäle 2) (siehe Fig. 92) liegen paarig an der lateralen
AVand jedes Segmentes (except. I.) an dem hinteren Segmentalseptum
Fig. 92.
Fig. 93.
Schleifencanül von Lumbricus, massig ver-
grössert (nach Gegcubavr).
u = Innere Mündung. hhb = heller, in
zwei Doppelschleifeu aufgereiliter Canalab-
schnitt. cc = Engerer Abst-linitt mit Drü-
senwänden. d = Erweiterter Theil, der in
d' wieder enger wird und bei d" in den rans-
kulösen Abschnitt e sieh fortsetzt. e' =
Aeussere Mündung.
(Figur-Erklärung wörtlich nach 14.)
S.O
Die vorderen 1.5 Segmente von Lumbricus agricola
Hoffm. — von der dorsalen Medianlinie her er-
öffnet ; der grössere Theil des Verdauungstractes
ist zugleich mit dem Blutgefässsystem entfernt.
(Nach RollestoH.)
1. — 15. = erstes bis fünfzehntes Körpersegment.
ph. = die rechte Hälfte des Pharynx ist nach
links geschlagen, g.s. = Gehirn, rj.i. = Erstes
Ganglion der Bauchkette. S.O. = Segmental ■■
Organe, r.s. = Receptacula seminis. v.s. = Ve-
siculae seminales („Hoden"). v.d., r.d'. - Vasa
deferentia. i = Hoden — die der anderen Seite
sind nicht bezeichnet, or. ' trichterförmige Oeff-
nungen der Vasa deferentia. gl.c. = „Capsulo-
genous glands". ov. = Ovarium, das der anderen
Seite nicht bezeichnet. ovd. = Oviduct mit ab-
dominalem weitem Ostium. B.in. = Bauchmark.
1) Augen fehlen, dagegen finden sich, zumal in der Oberlippe weit verbreitet, die von
Leydig entdeckten, in neuerer Zeit als »Geschmacksknospen« angesprochenen Sinnes-
organe. Siehe Leydig 1. c. und die von mir gegebene Abbildung 1. c.
2j f _ Gegenhaur, »Ueber die sog. Respirationsorgane des Hegemvurmes«. Zeitschr.
f. wiss. Zool. Band 4. 1852. pag. 221.
•202
II. Specieller Theil.
suspendirt. Jeder heginut mit einer wimpeniden trichterförmigen Oei
mmg («), verläuft in mehrfachen AVindungen, gliedert sich hierbei i
difFerent gebaute Abschnitte und mündet nach aussen in der Nähe d(
inneren l^orstenpaares durch den Porus [e') .
Genitalorgane Fig. 93) . Im dreizehnten Segmente liegen die zwi
1 ',2 mm langen Ovarien — die von ihnen getrennten Oviducte beginne
mit trompetenförmigen weiten Ostien , sind dann als dünne Canäle for
gesetzt und münden jederseits auf der l^auchfläche des vierzehnten Seg
mentes nach aussen. Im neunten und zehnten Segmente finden sich d:
Receptacula seminis , die mit je einer ventralen Oeffnung zwischen dei
neunten und zehnten, sowie zwischen dem zehnten und elften Segment
münden. —
Der männliche Geschlechtsapparat besteht in zwei Hodenpaarei
deren Secret sich in den sogenannten Vesiculae seminales weiter en*
wickelt; letztere stellen quergelagerte, vielfach ausgebuchtete Säcke vo]
die mit den Hoden zusammenhängen (14) .
Die mit trichterförmigen Oeffnungen beginnenden zwei Samenauf
führungsgänge jeder Seite vereinigen sich zu je einem einfachen, ein,
kurze Strecke weit nach rückwärts verlaufenden Vas deferens , welche '
an der Yentralfläche des fünfzehnten Segments ') nach aussen mündet.
Bemerk. Der Geschlechtsapparat unterliegt ausserordentlichen Vei
schiedenheiten rücksichtlich der Ausbildung , ja sogar des Vorhandensein
mancher von den genannten Theilen ; — um dies zu constatiren, braucht ma
blos eine beträchtlichere Anzahl gleich grosser Exemplare , die in derselbe
Jahreszeit an gleichem Orte gesammelt sind, hierauf zu untersuchen.
Bezüglich des Gefässsystemes , das in seinen feineren Details mi
mit Hülfe des Mikroskopes studirt werden kann, wird auf die citirti
allgemeine Literatur verwiesen. — Zu erwähnen wäre hier blos, dass dii
sogenannten zwei Längsstämme durch quere, den Darm umfassendi
Aeste verbunden werden.
Zu diesen ("\'as dorsale — Vas abdominale) kommt noch ein dritte
als »Vas nervosum« beschriebener Längsstamm (siehe Horst l. c. i, welche
unter dem Bauchmarke verläuft. —
Die queren Getässcommissuren sind in der Genitalgegend zu herz-
artigen »Gefässschlingen« (siehe Fig. 91) erweitert.
') Zwei durch »Modificatiunen von Borst enfollikeln« (14) entstandene vorstülpbart
Begattungsorgane finden sich an demselben Segmente.
4. Würmer.
203
B. D i s c 0 p Ii 0 r a.
Vertreter: Hinido medicinalis .
Der breite, fast kreisscheibenförmige Saiignapf entspricht dem «hin-
fteren« Körperende — die dunkelgrün gefärbte , schwarz gefleckte Fläche
\\ev «ventralen« ; — am vorderen Körperende, eher etwas ventral, liegt die
fMundöffnung, dorsahvärts überragt von der vorspringenden , etwas ver-
jüngten Oberlippe ; der Rücken zeigt auf olivgrÜTiem Untergrunde rostrothe
Ijiingsstreifen, in welche schwarze Flecken eingetragen sind.
Bemerk. Hirudo officinalis hat bekanntlich eine ungefleckte, olivgrüne
Bauchfläche und rostrothe Längsstreifen auf dem »grünlich« gefärbten
Rücken.
Der langgestreckte Körper zeigt eine ausgesprochene Querringelnng,
lliie aber keineswegs der viel geringeren) Segmentanzahl des Thieres ent-
;pricht (4 — 5 Ringel kommen auf ein Segment) ; an der Oberlippe bemerkt
tnan bei Lupenbetrachtung dunkel pigmentirte rundliche Flecken, die,
nfeisenförmig gruppirt, sich auf den drei vorderen, dann auf dem fünften
ind achten (der 95) Körperringel vorfinden ; es sind die erst durch Leydig's,
Jntersuchungen näher bekannt gewordenen Augen. Neben und zwischen
ihnen finden sich die freilich nur bei mikroskopischer Untersuchung
deutlich erkennbaren Lei/dig^ sehen Sinnesorgane ; — dorsalwärts über
Fi^. 94.
Sagittalsclinitt durch Hinulo medicinalis (nach Leuckart).
a = Jlund. 66 = Aussackungen des Darmcanals. c = After. d = hinterer Saugnapf.
ganglien. ff = postoesophageale Ganglienkette, (j g g = Segmentalovgane.
e = Gehirn-
der Endsaugscheibe liegt der After, zwischen dem 24. und 25. Leibes-
ringel die männliche, zwischen dem 29. und 30. Ringel die weibliche
Geschlechtsöffnung. «
Bemerk. Tödtet man einen Blutegel rasch durch starken Alkohol, so
erfolgt eine so energische Contraction des Körpers, dass der lange Penis weit
vorgestülpt wird, — auch die Vaginalöffnung ist an solchen Exemplaren sehr
o'ut sichtbar.
Ehe man den Blutegel aufschneidet, erinnere man sich an die
Lagerungsverhältnisse der vorerst in Betracht kommenden Organe : dor-
sal liegt in der Medianlinie ein ansehnlicher Blutgefäss stamm (Vas dor-
sale), unter ihm der durch viele (elf; Seitendivertikel und paarige, lange,
hintere Coecalbildungen ausgezeichnete Darmcanal, unter diesem einge-
bettet in den ventralen, medialen Blutgefässstamm das Bauchmark, seit-
lich die zwei »lateralen« Blutgefässstämme.
204 II. S
Fig. 95.
a -
Hinulu medicinalis, ven- Sy = Segmentalorgane,
tral eröffnet t = Hoden ( in die zwei
(nach Rollesion}. heransgesclilagenen
OS = Mund. senkt sicli ein blinder
gglp. = Erstes und zwei- Fortsatz des bez.
tesPaar derinfraoe- Scbleifencanals ein).
sophagealen Gang- vd = Vas deferens.
Ii"". ep = „Samenblase" (Epi-
(/Lö.= LetztesGanglion. didymis autor.).
fi = Erstes Darmdiver- d.fj. = Ductus ejacula-
tikel. torius.
m.d. = Mitteldarm. pr = Drüse („Prostata").
C = Coecum. p = Penis.
R = Rectum. ov = Ovarium.
a = (hinterer) Saugnapf, r = Vagina.
Bm = Bauchmarli.
Her Theil.
Zur Section leiten wir da
Thier auf den liaucli. fixiren e;
mit einer durch die Oherlippe unc
einer durch die Saugscheibe ge-
steckten Insectennadel, und trager
unter Wasser mit Pincette und
Scheere vorsichtig die Rückenhauf
in grossem Umfange ab ; die Sei-
tenwände werden dann durch Na-
dehi in der passendsten Spaumnig
erhalten.
Bemerk. Die Eröffnung von
der ventralen Fläche aus ist An-
fängern weniger zu empfehlen —
denn meistens wird hierbei das
Bauchmark zugleich mit der Bauch-
decke entfernt, was nicht in unserer
Absicht liegt.
Etwas mühsam ist die — un-
bedingt nöthige — Entfernung der
zahh-eichen zarten , diaphragma-
artigen Septa, welche die einzelnen
Segmente, wenn auch unvollkom-
men abgrenzen . Rückengefäss
und Dai-m (resp. — Oesophagus —
»Magen« sammt Divertikel — die
paarigen Coeca — und Rectum) sind
bald zur Ansicht gebracht . schwie-
riger die übrigen Organe ; vorsich-
tig durchschneide man daher . den
Oesophagus etwa einige Millimeter
hinter der Mundöffnung, desgleichen
das Rectum ebenso weit vor dem
After und präparire den Darm suc-
cessive, ohne das mit der Pincette
erhobene Stück desselben zu sehr
zu spannen, äusserst behutsam mit
einer feinspitzigen Scheere oder
mit dem hierzu sehr geeigneten
»Augenmesser« (pag. 4) ab. Ist
man mit dieser Procedur zu Ende,
so erblickt man — ceteris paribus !
— das in der ventralen Medianlinie
4. Würmer. 205
gelagerte, aus 23 Ganglien •) t>estehencle Bauchmark, nrahüllt von seiner
lunklen l^lutgetassclieide, — ferner die in 16 (auch 17) Segmenten paar-
iveise angeordneten, auf der ventralen Fläche mündenden Schleifencanäle
md schliesslich die Genitalien. Von letzteren hätten wir Folgendes zu
Deachten sieheFig. 95).
Jederseits liegen neun (bis zwölf) rundliche Hoden, deren kurze
^Lusführiingsgänge sich in ein laterales , geschlängelt verlaufendes \as
ieferens einsenken ; dieses bildet vor dem ersten Hoden diirch Aufknäue-
lung den mit drüsigen Wandungen ausgestatteten Nebenhoden (auch als
Vesiciila seminalis bezeichnet, 14), der in den Ductus ejaculatorius fort-
' »esetzt ist ; letzterer vereinigt sich mit dem der anderen Seite zur l^ildung
fies langen fadenartigen Penis , welchem eine als Prostata beschriebene,
nnpaare Drüse angeschlosen ist.
Die weiblichen Genitalien bestehen aus einem Paare bläschenförmiger
Ovarien, deren kurze Oviducte sich alsbald zu einem gcAvunden verlaufen-
den Abschnitt vereinigen, der in eine »Eiweissdrüse« eingebettet ist und
jbeim Austritte aus derselben, sich plötzlich zu einer sackartigen Vagina
(»Uterus«) erweiternd, an der oben erwähnten Stelle nach aussen mündet.
Bemerk. Um die drei als Kiefer beschriebenen, chitinigen, gezähnel-
ten Längsleisten des muskulösen Mundes — zum Schlüsse der Präparation —
zur Ansicht zu bringen , durchschneide man in der Medianlinie die Unter-
lippe und den noch vorhandenen Theil des Oesophagus und breite die er-
haltenen Lappen flächenförmig aus.
5. Echinodermata.
A. Holothurioidea.
Vertreter: Holothuria tubulosa.
Die Conservirung der Holothurien, wie aller Echinodermen , erfolgt
am besten in Alkohol, — und zwar empfiehlt es sich, wenn man nicht in
der Lage ist, die noch lebenden Thiere wenige Stunden nach ihrer Erbeu-
tung zu untersuchen, alsbald für eine derartig entsprechende Behandlung
der Thiere bedacht zu sein; lässt man sie, selbst in einem reichlich und
mit frischem Seewasser gefüllten Kübel über 1 — 2 Tage liegen , so darf
man zuversichtlich erwarten, dass die grosse Mehrzahl derselben ihrer
üblen Gewohnheit , den ganzen Darmcanal einfach auszuspeien, bereits
') Das Gehirn besteht aus einer »oberen« und »unteren« Portion, die durch Com-
missuren vereinigt werden. Näheres hierüber, sowie über die Sinnesorgane, siehe bei
Leydiy (22).
206
II. Specieller Theil.
gefröhnt hat. Letzteres passirt aiicli häufig an ganz frischen, eben ge-
fangenen Exemplaren , die sich beunruhigt oder hin und her geworfer
fühlen oder plötzlich in Alkohol kommen. Um dem genannten Uebel-
stande zu begeg'nen. ist es räthlich. die noch lebenden Thiere rasch auf-
Fia-. 9(j.
Holothuria tubulosa der Länge nach aufgesclinitten; die zwei Lappen seitlicli festgesteckt. 'I2 nat. Grösse.
A. < = Tentaltelauliänge. Ar. = Kalkring. n». = Eingcanal. /Si.e. = Steincanal, die Poii'sclien Blasen
sind bei dieser Ansicht nicht sichtbar, ph. = Pharynx. d.d. d.d. — Darm mit zwei Windungen, p.g. =
linke Wasserlunge, am Darm aufgehängt, p.d. = rechte Wasserlunge, an der Körperwand aufgehängt, m.l,
tn.l. = Längsniuskeln. cl. = Kloakenmuskeln, a. = After, ov. = Ovarium.
-B. Fast ganz geschlossenes Afterende (Copie nach Bronn), p = Füsschen. 1/ = After.
C. Ein Mundende mit eingezogenen Tentakeln, welche sich hinten in IJlindsäckchen fortsetzen; der Lauge
nach aufgeschnitten (Copie nach Bronn), a = Mund. b = Tentakeln, c = deren hintere Blindfortsätze.
zuschneiden und in die bestimmte Flüssigkeit zu legen [oder — für alle
Fälle aber nicht empfehlenswerth ! — zwei Ligaturen, je' eine hinter dem
Munde und eine vor demjAfter, mit einem dickeren Bindfaden 'zu legen und
so die betreffenden Exemplare zu zwingen, sich des für unsere Zwecke so
werthvollen Organsystemes nicht vorzeitig und selbständig zu entledigen.
ö. Echinodernien.
207
Die Holothurien -werden durch einen einfachen Längsschnitt eröffnet;
ier vor dem After zn heginnen nnd hinter dem Mnnde zu enden hat —
lie Lappen werden seitlich fixirt nnd die nun biossliegenden Organe be-
nimmt, bezüglich untersucht. — Ganz einerlei ist es allerdings nicht, wo
imd wie dieser Schnitt zu führen ist, aber bei dem in vielen Fällen wenig-
stens bestehenden Mangel einer die Orientirung erleichternden Dorsal-
Luid Ventralfläche lässt sich allgemein — in verständlicher Weise — kaum
kne Norm fortsetzen. Die Holotliuria tubulosa speciell schneide man
längs der heller gefärbten , leicht concaven Körperfläche (Bauchfläche)
auf — bediene sich hierzu eines mittelstarken, aber scharfen Messers,
;lessen Schneide unter einem möglichst spitzen Winkel zu der genannten
Fläche zu führen ist — man vermeide es. mit der Spitze vorzubohren, und
iurchtrenne die allerdings sehr derbe Körperwand lieber allmählig; —
Iber Mund und Afterpol (siehe Fig. 96) ist man sofort orientirt und han-
lelt es sich dann bloss darum , die zunächst diesen Oeff'muigen gelager-
:en Organe bei der Eröffnung des Thieres zu schonen; Anfängern darf da-
lier empfohlen werden, etwa in der Körpermitte mit dem Schnitte zu be-
ginnen; sie werden dann nicht so leicht die Kloakenwand resp. deren
Muskeln und die ziniächst dem Munde [siehe Fig. 96) liegenden Theile
?^erletzen.
An dem unter Wasser zu besichtigenden aufgeschnittenen Thiere be-
ichten wir folgende Organe :
H,. Auf den von zwanzig Tentakeln umstellten und durch einen Eing-
nuskel verschliessbaren Mund folgt ein kurzer ovaler Pharynx, der in den
iünnwandigen, stets gleich weiten und durch ein Mesenterium suspen-
iirten Darm führt; letzterer ist in zwei Windungen gelegt. Er mündet
lach HikUmg einer sehr kurzen, etwas erweiterten, mit ansehnlichen
jueren Muskelzügen ausgestatteten »Kloake« mit dem endständigen run-
ien »After« a nach aussen (siehe Fig. 96). In die Kloake münden zwei
iendritisch verzweigte hohle Säcke , deren einer (der linke) von einem
Blutgefässnetz umsponnene am Darm, deren anderer (der rechte) an der
Körperwand aufgehängt erscheint; sie ragen weit hinein in die Leibes-
löhle bis zum vorderen Körperende, werden von der »Kloake« aus mit
Wasser gespeist und entleeren dasselbe wieder durch dieselbe. Während
jin Theil der Forscher die Frage, ob diese Gebilde eine dem Namen
)Wasserlungen« entsprechende Function versehen, offen lässt, erklärt
leuerdings (191 dieselben für zweifellose »Excretionsorgane« ;
nan glaubt, dass die letzten Verzweigungen der Wasserlungen frei
n die Leibeshöhle münden.
Das Wassergefässsystem (Ambulacral-System) besteht aus dem Ring-
1) Ueber die CMi'/er'schen Organe siehe Semper.
208
II. Specieller Theil.
canal, welcher unterhalb des Kalkringes [Kr.) den Schhmd umfasst undi
nach hinten in den dorsalen einfachen Steincanal ;Madreporencanal) fort^
gesetzt ist, durch Oeffnungen an seinem Ende communicirt er mit der
Leibeshöhle; als blindsackartige Anhänge sind noch die in Zahl und
Ausbildung variivenden Po/^'schen Blasen anzuführen , nach vorne züi
treten vom ßingcanale fünf Canäle ab, die sich an der inneren Peripherie^
des Kalkringes in je fünf Aeste theilen, deren )>mittlere« an die Körpe^^i
wand treten und zwischen dieser und den fünf Längsmuskeln (m. /.) ak|i
«ximbulacral-Gefässstämme« zvim hinteren Körperende ziehen. Die vierl'
Seitenäste jedes der fünf Canäle treten in die Tentakel, nachdem sies
zuvor (siehe Fig. 96 G) noch einen aussen dem Kalkringe aufliegendenf
Blindfortsatz, die »Ampulle« entsendet. Von jedem der fünf Längsstämmei^
treten während ihres Verlaufs nach hinten rechtwinkelig kurze Seiten-)'
ästchen ab, deren jedes mit einer unter der Haut gelagerten AmpuUei
endigt; auf dieser erhebt sich ein Saugfüsschen (Pedicellus), das ent-i
weder auf der Spitze einer Warze — so am Rücken — oder durch eineas
Hautporus als cylindrisches Röhrchen vorgestülpt wird, wie am Bauche;
(vergl. 3). — Zu beiden Seiten des Darmes verlaufen contractile Blut-
gefässe, die sich meist in die Leibeswand hinein erstrecken (19). Der
adorale Blutgefässring liegt nach innen vom Nervenring und mit diesem
verbunden (14), ebenso liegen die radialen Stämme nach innen von den
Nerven. Der Nervenschlundring, Avelcher aussen vom Ringcanale liegt,
entsendet fünf Längsstämme, die mit den oben genannten ambulacralen
Wassercanälen , und zwar dicht an diesen liegend , zwischen Längs- imd
Ringmuskelschicht verlaufen.
Die Geschlechtsorgane (Fig. 96) sind büschelförmige, verästelte
Schläuche, die am vorderen Körperende liegen und durch einen gemein-
samen Ausführungsgang dicht hinter dem Tentakelkranze auf der Dorsal-
fläche nach aussen münden.
Bemerk. Bezüglich. aller feineren Details, zumal über noch nicht ge-
nügend erkannte Organisationsverhältnisse , vergl . die allgemeine Literatur
und besonders : Semper »Reisen im Archipel der Philippinen«. Wissen-
schaftl. Resultate, Bd. I. Holothurien.
B. Echinoidea.
Vertreter: Toxopneustes lividus.
lieber die Conservirung der Echinen für zootomische ZAvecke gilt
das schon im allgemeinen Theile über hartschalige Thiere überhaupt Ge-
sagte ganz besonders, dass man nämlich sehr bedacht sein müssse, das
Eindringen der betreifenden Flüssigkeit durch entsprechend angebrachte
Oeffiiungen nach Möglichkeit zu fördern, indem man andernfalls mu"
5. Echinodenneu
209
einen »matschen« Brei an Stelle der zu präparirenden Eingeweide vor-
findet. — Die Oeffnungen bringe man nach sorgfältiger Entfernving der
Stacheln seitlich in der Nähe des Peristoms oder (bei den regulären See-
igeln) an mehreren Punkten der grössten Schalenperipherie, aber nie am
Mund- oder Afterpole an. Das Eröffnen der Schale erfolge langsam mit
einem feinen spitzen Knochenschaber oder einem entsprechenden
Scheerenblatte durch leicht bohrende Bewegungen — heftiges Einstechen
ist sehr vom Uebel ! — Um Seeigel zu trocknen, trägt man die Mundhaut
an der Schalenperipherie ab, entfernt das Gebiss und durch die erhaltene
OefFmmg sämmtliche Weichtheile, spült dann die Schale gehörig in Süss-
wasser aus und lässt sie entweder einige Zeit zur Maceration noch an-
haftender Eingeweidepartien in Wasser liegen oder bringt sie, wie Möbius
empfiehlt, nach erfolgter Auswässerung für einige Stunden in starken
Alkohol , lässt sie an einem schattigen, zugigen Orte trocknen und be-
streicht sie mit dem pag. 185 erwähnten Firniss.
Bemerk. Ueber die Behandlung des Gebisses wird man nicht im
Zweifel sein.
Möbius (27) empfiehlt ferner, den Darm seines oft reichlichen Inhaltes
an Foraminiferen und Diatomaceen wegen in Alkohol oder getrocknet zu
conserviren.
Grosse Echinodermen sollen mit Alkohol injicirt werden (Vergl. den
allg. Theil).
Fig. 97.
Diagramm zur Darstellung der Beziehungen der verschiedenen Organsysteme bei einem Echinus.
(nach Huxley-Spengd).
a = Mund, b = Zähne, c = Lippen, d — Alveolen, e = Epiphysen. / = Aurikeln. ff = Eückzieher
und A = Vorzieher der Laterne, i = Steincanal. Ä: = Wassergefässring. i = Poh" sehe Blase, m, K, o =
Wassergefäss. p = Amhulacralhlase. = Füsschen. >■ = Stachel, s = Höcker, auf dem derselbe ein-
gelenkt ist. t = Pedicellarien. « = After, v = Madreporenplatte. x = Augenfleek.
(Figur-Erklärung wörtlich nach 19.)
Mojsisovics, Präparirübungen.
14
210
II. Specieller Theil.
Fig 08.
Nach liesichtigung der äusserlich beachtenswertheii Theile eines
Seeigels, der avif" der Mundhaut befindlichen, mit Saiigscheibe versehenen
Pedicelli buccales (Mundfüsschen) . der sogenannten Klappenorgane oder
Pedicellarien, der Anordnung bezüglich Befestigung der beweglichen
Stacheln i Eadioli) auf den »Stachehvarzen«, ferner der auf der Miindhaut
in den interambulacralen Einschnitten sich
erhebenden zehn baumförmigen hohlen
Mundkiemen etc. eröffne man nach Ab-
tragung der bezüglichen Stacheln das
Thier durch einen längs der grössten
Schalenperipherie geführten Horizontal-
schnitt und klappe die erhaltenen Hälften,
wie es Figur 99 zeigt, auseinander; zur
Ausführung des Schnittes bediene man sich
entweder einer scharf schneidenden Prä-
parirzange (pag. 6) oder einer starken
Scheere ; besondere Vorsicht ist beim Ab-
heben der einen Schalenhälfte geboten —
häufig reisst hierbei der zarte Darm ent-
zwei .
A. Inneres Peristom untl Kiefergestelle '
von Innen, in Verbindung mit der Speise-
röhre, mit Herz und Steincanal von der
Vorderseite gesehen (Copie nach Bronn),
e = Kinnladen. g = Schaltstücte, Ro-
tulae. /i = Bügelstücke, Corapas. l —
Quermuskeln. v' (arteriell.) Ringgefäss.
u = Herz, r = Oesophagus.
B. Zwei Kinnladen, oben auseinanderge-
rückt, um den Schlund an seinem An-
fange zu sehen, mit dem daran verlaufen-
den Ligament (Copie nach Bronn).
f = Zähne. a = Lippenartige Schlund-
Höckerchen. e = Kinnladen. /' = Oberer
zurückgebogener Theil des Zahnes, n =
Schlund. «' = Grenze gegen den Oeso-
Die Verdauungsorgane beginnen mit
der in der Mitte der Mundhaut befindlichen,
mit einem Lippensaum versehenen , an-
nähernd rundlichen Mundöffnung , aus
welcher die Spitzen der fünf meisselartig
zugeschärften Zähne frei hervorragen;
letztere stecken in fünf keilförmigen hoh-
len Alveolen, deren jede eine mediane Treii-
nungslinie erkennen lässt, welche auf eine
Zusammensetzung aus Hälften hinweist
(»Kieferhälften«). An jedem Alveohis
unterscheidet man eine obere Epiphyse und
einen unteren Hauptabschnitt. Die Epi-
physen jedes Alveolenpaares werden innen
und oben durch fünf radial gestellte
»Schaltstückchen« (Rotulae) (Fig. 98) ge-
lenkig verbunden; oben auf den Schalt-
stückchen und zwar parallel zu ihnen lie-
1) Eine Beschreibung dieser Gebilde würde hier zu weit führen
allgemeine Literatur.
siehe die citirte
5, Echinodermen.
211
gen die an ihrem inneren Ende gelenkig befestigten, et^vas gebogenen fünf
Bügelstücke (Compas seuEadins) , deren gabelig getlieilte Enden auswärts
über die Peripherie der »Pyramidenbasis« hakenartig übergreifen. Diese
izwanzig »Hauptstücke« formiren das unter dem Namen »Laterne des Ari-
stoteles« bekannte Mundskelet.
Als ein- und aufwärts umgeschlagene Fortsetzung des äusseren Peri-
stoms erscheint das innere Peristom den sogenannten »Anricularring«
formirend, an dessen ringförmig vorspringenden Oehrchen ') (Auriculae)
das Mundskelet suspendirt wird.
Die Spitze des ganzen annähernd conischen Mundskeletes wird durch
•die contractile Mundhaut, seine nach innen gerichtete Basis durch zehn
paarige und fünf unpaare , am Auricularringe inserirte Sehnen an den
Gabelstücken fixirt. Die paarigen Ligamenta externa treten von den in-
Iterambulacralen Ausschnitten des Auricularringes divergirend »zu den
äusseren Enden zweier Gabelstücke« . so dass jeder Ast der letzteren
seine zwei Ligamente von zwei verschiedenen Literambiilacral- Rän-
dern empfängt 2|. Die. fünf mipaaren. radialen Ligamenta externa
recta ziehen von den Aurikeln zum inneren Ende der Gabelstücke (3j .
Fig. 99.
Toxopneustes lividus Desor ((.'opie uin.-li Bioiui).
Ganze Schale wagreclit duit-liticlinitteii und mit den Schnittebenen nach oben gewendet, die Ventralhälfte
links — Doi'salhälfte rechts. Aus.ser dem Darm mit "iija Umgängen sieht man die Ovarien und die Doppel-
reihen der Pedicellen-Bläschen mit dem bezüglichen Wassergefässcanale.
C — Doppelreihen der Pedicellen-Bläschen (Ampullen). r = Speiseröhre. s = Darm. t = Mastdarm,
f = After, y = PoZi'sche Bläschen. / = Quermuskeln, /i = Bftgelstücke (Compas). !r = „Herz" (soge-
nanntes). D = Darmgefäss („arteriell"j. »' = Darmgefäss („venös"). ^ = Oirculns analis. je = Ovarien.
— Die Muskeln des ganzen complicirten Apparates sind rascher
präparirt als beschrieben, man beachte folgende: (siehe auch Fig. 97)
1) Sie sind Fortsetzungen der Ambulacralplatten.
-j Vergl. 3. — Man kann sich von dieser Anordnung der zarten durchsichtigen
Xigamente leicht überzeugen, wenn man vorsichtig ein Gabelstück mit der Pincette
«mporhebt.
14*
212
II. Specieller Theil.
1 j Fünf Paare von kurzen starken Rückziehmuskeln , welche einwärts
von den Aurikeln zur äusseren Kinnladenfläche ziehen. 2) Vom inter-
ambulacralen Peristomrande treten fünf Paare langer Kaumuskeln (Vor-
zieher i ab ; sie befestigen sich an de*n die seitlichen Pyramidenkanten
verbindenden Bogenstücken. 3] (siehe Fig. 98 l] Fünf kurze obere Quer-
muskeln zur Verbindung der Gabelstücke. 4) Die Musculi interpyrami-
dales in jeder zwei Kinnladen trennenden Spalte'). (Im Ganzen dem-
nach fünf.)
An den Pharynx (Fig. 98 5), der mit fünf lippenartigen Höckerchen
(«) beginnt und von fünf an den Eotulae befestigten Sehnenpaaren be-
gleitet wird (3), schliesst sich der Oesophagus (r); letzterer führt in den,
bedeutend erweiterten, mit einem Blindsacke versehenen und durch ein
zartes Mesenteriiim suspendirten DaiTu (Fig. 99), der nach zwei kreis-
förmigen Umläufen 2) in den verengerten Mastdarm 3) [t] übergeht. — ?
Fig. lüO.
Apicalpol der Schale eines Ecbinus
(nach Gegeniaiir).
a = Amhulacralfelder. e = Interambula-
cralfelder. g = Genitalplatten. ig =
Intergenitalplatten. m = eine als Madre-
porenplatte erscheinende Genitalplatte.
X = AfteröfFnung in dem von den Genital-
platten umgebenen Apicalfelde. Die
Höcker der Platten sind nur auf einem
Interambiilacralfelde und einem Ambu-
lacralfelde gezeichnet, auf letzterem sind
auch die Poren angedeutet, auf den übri-
gen vieren weggelassen.
(Figur^Erklärung wörtlich nach 14.)
Fig. 10!
Nervensystem von Toxopneustes livi-
dus (nach Krolm — Copie nach
Gegentnttr}.
Kauapparat entfernt.
a = Oesophagus, quer durchschnitten.
b = Comniissuren der Nervenstämrae,
einen pentagonalen Schlundring for-
mirend. c = Ambulacralnerven. rf=
Bänder, welche die Spitzen der Pyra-
miden des Kauapparates aneinander
heften.
Die AfteröfFnung der Schale siehe Fig. 100. Das Wassergefässsystem be-
steht aus dem den Oesophagus umgebenden Ringcanale (Fig. 97 k), der
mit fünf gestielten bläschenförmigen Anhängen, den Po/f sehen Blasen,
versehen ist (Fig. 97) ; letztere liegen der die »Laterne« von oben her
') Sie nähern die Kinnladen und comprimiren den Oesophagus (3).
2) Nach Bronn durchläuft er zuerst einen Kreis von »links nach rechts«, dann »auf-
wärts umkehrend einen zweiten« von rechts nach links ; jedem Ambulacralfelde ent-
spricht ein abwärts, jedem Interambulacralfelde ein aufwärts gehender Bogen.
''j Der After besitzt einen besonderen Muskel, »Motor ani« (3).
5. Echinodermen.
schliesi'erAv,eise ich auf die beigegebenen Abbildungen iFigii-
ren 108, 109,.
In Kürze wollen wir wenigstens einen V ertreter der Coelenteraten,
die in Triest häufige Sagartia Troglodytes Gosse 'j etwas näher betrachten.
Figur 110 zeigt die Organisation derselben . soAveit diese aus einem
Aurelia aurita zur Hälfte von der Unterseite
gesehen (nach Gegenhattr).
a = Randkörper. t = Randtentakel. b =
Mundarme, v = Magenhöhle, gr = Canäle
des Gastrovascularsystems, die sich gegen den
Rand hin verzweigen und in einen Ringcanal
zusammenflies.sen. ov = Ovarien,
(wörtlich nach 14|.
Sagartia troglodytes Gosse (Va).
Längsschnitt mit einem ersten Cyklus von 12 Tentakeln. An
der linken Seite sind die Mesenterialfilamente und Genitalor-
gane weggelassen. Rechts ein Septura 1. Ord., links solche
2.-5. Ord. Halbschematisch (nach Heider).
Si — Si — Septen der 1. — 5. Ordnung (entsprechend dem 1.—
h. Tentakeleyklus). Mti. = Mundplatte. Ma. = Mauerblatt.
M. ' Muskulatur. L. = Lippe. Lk. = Lippencanal. Mg.=
Magenrohr. F. = Fussplatte. K. = Körperhöhle. G. = Ge-
nitalorgan. Me. = Mesenterialfilamente.
') Vergl. hierzu die schöne monographische Bearbeitung dieses Thieres durch
V. Heider : Sagartia troglodytes Gosse. Ein Beitrag zur Anatomie der Actinien.
A.
Wiener Academie, Sitzungsber. 1. Abth. 18
1 1 .
(j. Coelenteraten.
223
iängsscliiiitte überhaupt ersichtlich .werden kann: die Mundscheibe [Mii)
letzt sich direct fort in das Magenrohr [Mg]; der Innenraum des Körpers
ohliesst sich durch diese beiden Gebilde sowie durch die Fussplatte [F'
nd das Mauerblatt [Ma] ab. Von der Körperwand treten die Septa f/S*'
is aSjI ab , sie theilen das Innere in zahlreiche Kammern » Interseptal-
jiume«, welche in die centrale Körperhöhle des Thieres frei münden und
lach oben mit den bezüglichen »Tentakelhöhlen« in Communication
tehen . Die Septa sind dünne , beim lebenden Thiere durchsichtige La-
lellen , die grösstentheils durch den Besitz regelmässig angeordneter
ängsmuskelbündel ausgezeichnet sind (1. c).
Die Septa reichen nur theilweise bis zum Magenrohre , um sich da-
jlbst zu inseriren ; die übrigen bleiben von ihrem inneren Mundplatten-
mde bis zur Basis frei und zerfallen in mehrere zw den Tentakelreihen in
anz bestimmtem A'erhältnisse stehende Gruppen. Je zwei durch die Mus-
elanordnung »zusammengehörige Septen entsprechen einem Tentakel«;
ie Septenpaare alterniren in der Art, dass zwischen den durch » die ganze
reite der oberen Körperhöhle« reichenden, am Magenrohre inserirten,
)lche mit nach innen freien Rändern liegen. Erstere nennt man nach
L. V. Heider »vollständige«, letztere »unvollständige« Septenpaare.
Bemerk. »Den Tentakeln des 1., 2. und 3. Cychis entsprechen voll-
ständige, denen der nächsten drei Cyklen unvollständige Septenpaare.«
Nächst der Uebergangsstelle der Blundscheibe in das Mauerblatt
Fig. 110) finden sich nur vollständige Septen' — je zwei solcher um-
bhliessen einen Interseptalraum und communiciren mit einem Tentakel.
Im Grunde der Körperhöhle sind die freien Septenränder bedeckt
leils von den Mesenterialfilamenten [Me] , — es sind dies an Drüsen und
fesselkapseln reiche Gebilde, die als Secretionsorgane functioniren und
ohl auch zur Tödtung der Beute wie » zur Yertheidigung durch Entsen-
ung nach aussen dienen« — . theils von den Genitalien- (Gj .
Der Mund ist eine länglich-elliptische Spalte, begrenzt von den Lip-
en [L i ; indem sich die vollständigen Septen nicht in ganzer Länge am
lagenrohre inseriren, sondern in der Lippengegend eine Stelle frei lassen,
ildet sich der sogenannte Lippencanal [Lk] . — Bei Lupenbetrachtung
.•kennt man an der Tentakelspitze eine feine Oeffnung.
7. Protozoa.
Um Protozoen zu studiren, legt man sich sogenannte »Cnlturen« an ;
iedrige flache, aber stabile Glasschälchen werden mit dem aus einem
^) Deren sind im Ganzen 90.
224 II. Specieller Theil.
Sumpfe oder Tümpel (sehr reiche Fundstätten sind die Bassins botanischer
Gärten) bezogenen »inhaltsreichen« Wasser gefüllt, zum Schutze vor
Staub mit Tüll oder Fliesspapier überdeckt und, nachdem dieselben durch-
mustert, mit entsprechenden Etiquetten versehen. ■ — Um Proben aus den
Schälchen oder aus nicht zu tiefem Schlammgrunde hervorzuholen, be-
dient man sich entsprechend langer Glasröhren, die, vertical gehalten,
vor dem Eintauchen am oberen Ende mit dem Finger verschlossen wer-
den ; ist man an der erwünschten Stelle angelangt, so hebt man den Fin-
ger ab, lässt das Eohr sich entsprechend füllen , umschliesst wieder und
lässt in das betreffende Gefäss oder auf den Objectträger abträufeln. —
Bei der Untersuchung des Inhaltes seiner ]3eute fertige man , um rascher
zu einem Ziele zu gelangen, gleich eine grössere Zahl von Präparaten an,
indem man einfach auf je einen Objectträger einen Wassertropfen aus
dem bezüglichen Gefässe gibt , mit einem Deckgläschen überdeckt und
bei schwacher Vergrösserung besieht. — Es ist räthlich, bei der Suche
nach bestimmten Protozoen sich nicht durch andere interessante Erschei-
nungen allzusehr fesseln zu lassen ; man erreicht hiedurch wenig.
Hat man ein Protozoon länger unter dem Mikroskope zu unter-
suchen , so sorge man für genügenden Wasserzusatz mit einem befeuch-
teten Fliesspapierstückchen oder einer feinen Pipette etc. — Soll das
Präparat längere Zeit vor Eintrocknung bewahrt werden , so fertige man
einen Fliesspapierrahmen etwas grösser als das Deckgläschen an, be-
feuchte ihn und überdecke das Ganze mit einem gut schliessenden klei-
nen Glassturze ; sehr empfehlenswerth ist die Aufbewahrung in hängen-
den Tropfen; hiezu bedient man sich entweder eines tief ausgeschliffenen
Objectträgers oder einer sogenannten Jodkammer, oder fertigt axis Wachs
vier »Füsschen« , die der Deckplattform gemäss am Objectträger befestigt
Averden]; auf das Deckplättchen kommt ein Tropfen aus der zu untersuchen-
den Flüssigkeit; umgekehrt, d.h. mit dem Tropfen nach unten, wird nun
das Deckplättchen auf die Wachsfüsschen , respective auf den Band des
betreffenden Eähmchens aufgelegt; rings herum kommt für die provi-
sorische Aufbewahrung eine dicke Lage gut befeuchteten Fliesspapiers ;
das Ganze wird wie oben mit einem Sturze überdeckt. —
" Um Rhizopodenschalen etwa aus einer Grundprobe heraus zu be-
kommen, breitet man die letztere zum Trocknen auf einem Blatte Papier
oder einem flachen Teller aus ; künstliche Erwärmung derselben , oder
Einwirkung intensiven Sonnenlichtes ist hiebei empfehlenswerth. —
Während des Trocknens füllen sich die Gehäuse (der Rhizopoden) mit
Luft , bleiben daher , wenn man die Probe langsam in feinem Strahle in
ein mit Wasser gefülltes Gefäss schüttet, obenauf schwimmend oder
steigen an die Oberfläche, während die schweren Sand- und Schlamm-
theile untersinken. Mit einem Mullnetze oder feinem Siebe schöpft man
7. Protozoen.
225
He Schalen ab , trocknet sie und schliesst sie nach Durchtränkuug mit
N^elkenöl in Canadabalsam ein {F. E. Schulze, Möbius u. A.) . — Abge-
iehen von den starren Gehäusen, ist für die bleibende Aufbewahrung der
Protozoen leider noch keine sichere Conservirungsmethode bekannt ge-
ivorden ; man erhält zwar durch allmähligen Osmiumsäurezusatz gewisse
[nfusorien annähernd in ihrer ursprünglichen Form , doch sind die *
Schrumpfungen , die in Glycerin fortschreiten , meistens so erhebliche,
iass man nach längerer Zeit kaum mehr die Qualität des Thieres sicher
lestimmen kann. — Fr. Meyer empfiehlt zur Conservirung der Infusorien
lie Anwendung einer Lösung von 1 Tlieil Glycerin, 4 Theilen destillirten
tVassers, und auf 1 0 Theile dieser Verdünnung 1 Theil Salicyl-Holzessig-
säure.
Für eine Aufbewahrung der zarten Sarcodeleiber der Rhizopoden ist
nir bislang keine Methode bekannt geworden. —
Was schliesslich die mikroskopische Untersuchung der Protozoen
selbst betrifft, so ist bezüglich der anzuwendenden Methoden zum Kern-
lachweise auf die allgemeine histologische und die ansehnliche Special-
iteratur zu verweisen.
Mojsisovics, Präparirutningen.
15
Nachtrag
zum »Urogenitalsystem der Selachier« pag. 158).
1) Ist ein Uterus masculiuus vorhanden, so vereinigen sich ausnahmslos mit
diesem die Ausführungsgänge der Niere und der Lei/dir/' sehen Drüse (vorderer
Nierenabschnitt) zu einem auf der Spitze einer Penispapille mit einfacher Oeff-
nung mündenden Canale oder Sacke.
2) Bei Scyllium canicula ( Q ) mündet der einfache Harnleiter in das untere Ende der
Anschwellung des Lei/ fU ff' sehen Ganges — in die »Harnblase-' , die morphologisch
der Samenblase des ,5 entspricht.
3) Bei Scyllium canicula > Q ) »liegt die Mündung des Samenleiters seitlich am
Uterus masculinus auf einem flachen Tuberkel« ; »um diesen herum, ihn in einem
Bogen von unten her umfassend«, liegen »vier fast ebenso grosse spaltförmige
OefFnungen, die direct in ebenso viele hier beständig isolirt bleibende
Harnleiter führen.«
4) Bei Mustelus {Q ) u. A. vereinigt sich der mit dem Lei/dig' sehen Gange verbun-
dene einfache Harnleiter mit dem der anderen Seite zu einem in der Medianlinie
verlaufenden mittleren Harnleiter, welcher auf der Spitze einer von der dorsalen
Cloakenwand nach unten vorspringenden Papille zwischen den EileiteröfFnungen
mündet.
5) Bei 5 Mustelus vulgaris liegen zwischen 2 einfachen Samenleiteröffnungen
»jederseits 6 — 7 sehr kleine, aber doch deutlich bemerkbare Löcher, welche die
Oeffnungen der Harnleiter sind«; (mit Ausnahme der vordersten 3 oder 4, die
sich zu einem »einzigen« vereinigen, münden also hier alle übrigen Harnleiter
getrennt in die Penishöhle).
6) Behandlung mit Chromsäure färbt die sonst schwer erkennbaren Nebennieren der
Selachier braunschwarz.
Die Nebennieren wiederholen sich, soweit Niere und Leyäig' sehe Drüse vor-
handen, paarweise in jedem Segmente ; gelegentlich fällt eine aus oder einige
verschmelzen mit einander , so die vordersten sogenannten »Axillarherzen«. In
den hinteren Nierenlappen gehen sie »in einen bald weissen , bald hell- oder
dunkelgelben Körper über, welcher, zwischen den Enden der beiden Nieren
liegend, dicht an der einfachen Caudalvene sitzt«. (Letzterer Abschnitt galt bis-
her für die »Nebennieren«.)
Näheres siehe in C. Semper »Das Urogenitalsystem der Plagiostomen und seine
Bedeutung für das der übrigen Wirbelthiere«.
(Arbeiten aus dem zoologisch-zootomischen Institut in Würzburg. 2. Band.
1875. pag. 195—509.)
V e r z e i c h n i s s
im Texte mit Nummern citirten oder gelegentlich benützten allge-
meinen Literatur in alphabetischer Folge der Autorennamen.
(Specialarbeiten, Monographien u. dergl. wurden im Texte namhaft gemacht.)
1) F. ir. ^J.?s»iflH«, Quellenkunde der vergleichenden Anatomie. Braunschweig
1847.
2) Bergmann und Leuchart, Anatomisch-physiologische Uebersicht des Thier-
reichs. Stuttgart 1855.
3) Bronn, H. G., »Klassen und Ordnungen des Thierreichs« etc. , fortgesetzt
von ^J. Gerstäcker, Giehel, C. K. Hnffmann , A. A. W. HuhrecJtt und Se-
lenka, 1. — 6. Bd. Leipzig und Heideiberg 1859 — 1878.
4) C. B. Brühl, «Zootomie aller Thierklassen« etc. (1.— 10. Heft;. Wien
1875—1878.
5) C. G. Carus, A. W. Otto und E. (V Alton, » Erläuterungstafeln zur verglei-
chenden Anatomie«. Leipzig 1826 — 1S55.
6) /. F. Carus, »Icones zootomicae«. Leipzig 1857.
7) J. V. Carus und C. E. A. Gerstücker, »Handbuch der Zoologie«. Leipzig
1868—1875.
8) J. V. Carus und W. Engehnann, »Bibliotheca Zoologica«. Leipzig 1860 —
1861.
9) C. Claus, »Grundzüge der Zoologie«. Marburg und Leipzig 1876.
10) G. Cucier, »Vorlesungen über vei-gleichende Anatomie«, übersetzt von/. H.
Froriep und J. F. Meckel. Leipzig 1809 — 1624.
! 1) L. Franck, »Handbuch der Anatomie der Hausthiere«. Stuttgart 1871.
12; H. Frey, »Das Mikroskop und die mikroskopische Technik«. 4. Aufl. Leip-
zig 1873.
13) C. Gegenbaur, »Gmndzüge der vergleichenden Anatomie«. 2. Aufl. Leipzig
1870."
14) Derselbe, »Grundriss der vergleichenden Anatomie«. 2. Aufl. Leipzig 1878.
15) C. 6-7««^, »Excursionsbuch« etc. Wien 1863.
16) A. Gräfe und Th. Sätnisch, »Handbuch der gesammten Augenheilkunde«.
1. Band, Leipzig 1874.
17) J. Henle, »Handbuch der systematischen Anatomie des ^Menschen. Braun-
schweig 1855 — 1871.
18) Th. H. Huxley, »A. Manual of the anatomy of vertebrated animal?« London
1871.
19) Derselbe, »Grundzüge der Anatomie der wirbellosen Thiere«. Deutsche Aus-
gabe von /. W. Spengel. Leipzig 1878.
15*
228
Literaturvei'zeichniss.
20) J. Hi/rtl, »Handbuch der praktischen Zergliederung.skunst als Anleitung zu
den Sectionsübungen und zur Ausarbeitung anatomischer Präparate«. Wien
1860.
21) F. Leijdig, »Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere«. Frank-
furt a. M. 1857.
22) Derselbe, »Tafeln zur vergleichenden Anatomie«. Tübingen 1864.
23) P/i. L. Martin, »Die Praxis der Naturgeschichte«. l.Theil: Taxidermie.
2. Theil: Dermoplastik und Museologie. Weimar 1869 — 1870.
24) J. F. Meckel, »System der vergleichenden Anatomie«. Halle 1821—1833.
25) G. II. Meyer, »Anleitung zu den Präparirübungen«. 3. Aufl. Leipzig 1873.
26) J. Fr. Naumann, »Taxidermie« etc. Halle 1848.
27) G. Neinnayer, »Anleitung zu -wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen«.
Berlin 1875.
28) A. Nuhn, »Lehrbuch der vergleichenden Anatomie«. Heidelberg 1875 — 1878.
29) J. Or^Ä, »Cursus der normalen Histologie«. Berlin 1878.
30) R. Owen, »On the Anatomy of Vertebrates«. London 1866 — 1868.
31) H. A. Pagenstecher, »Allgemeine Zoologie«. Berlin 1875 — 1877.
32) H. Rathke, »Vorträge zur vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere«. Leip-
zig 1862.
33) G. Rolleston, »Forms of animal Life being outlines of zoological Classification
based upon anatomical Investigation« etc. Oxford 1870.
33a) Schmarda, »Zoologie«. Wien 1878.
34) Stannius und v. Siebold, »Lehrbuch der vergleichenden Anatomie«. Berlin
1846.
35) Dieselben, »Handbuch der Zootomie«. Ebenda 1854- — 1856. (Bezüglich des
descriptiven, zootomischen Details für Fische, Amphibien und Reptilien noch
immer unübertrofi'en , gleich ausgezeichnet durch seine Kürze der Darstel-
lung wie die Reichhaltigkeit seines Inhalts) .
36) E. O. Schmidt, »Handbuch der vergleichenden Anatomie«. Jena 1876.
37) Fr. Hoßnann und G. Schwalbe, »Jahresbericht über die Fortschritte der
Anatomie und Physiologie«. Leipzig 1873 — 1878.
38) R. B. Todd, »Cyclopaedia of Anatomy and Physiology«. London 1858.
39) R. Wagner, H. Frey und R. Leuckart, »Lehrbuch der Zootomie«. Leipzig
1843—1847.
40) i)e?'se^Äe, »Icones zootomicae«. Leipzig 1841.
Register.
inzelne » Conservirungsflüssigkeiten« suche unter dem gleichen "Collectivnamenn, —
ie nur für gewisse Thiergruppen üblichen sind ins Register nicht aufgenommen. —
Bezüglich der verschiedenen Organe jedes Thieres — siehe bei diesem.
A.
ctinia 218. 222.
Ugemeiner Theil 1 .
lligator siehe Crocodilinen.
mphibia Frosch^ 136 — 14(3.
Aeussere Inspection, Section 136. 137.
Haut 137. Thymus, Thyreoidea 13S.
Zunge, Glandula intermaxillaris, Zunge,
Kehlkopf, Mundhöhle 139. Lungen 139.
Diaphragma, Oesophagus. Leber, Ma-
gen, Pankreas 140. Darm 141. Uroge-
nitalorgane Q 141. (5 143. Blutgefäss-
system 143 — 145. Nervensystem 145.
Sinnesorgane 146. Lymphherzen 145.
mphioxus (Lanzettfischchenj 103 — 164.
nneliden 198—205.
nodonta s. Lamellibranchiata.
rbeitsmaterial, Behandlung dessel-
ben, frisches, getrocknetes, flüssig con-
servirtes 26.
rseniksaures Natron 30.
rthropoda 183—198.
Tödtung 183. 1S4. Conservirung 184.
Trocknung 185. Zerlegpräparate 185.
stacus s. Crustacea.
steroidea 213' — 218. i'Astropecteni .
Orientirung 214. Skelet214. Section 213.
Abhebung des Magens 214. Verdau-
ungssystem 216. Wassergefässe 216.
Blutgefässe (Herz! 217. Nervensystem
217.
stropecten s. Asteroidea.
ufbewahrung der Präparate 32.
ufstellung der Präfarate 33 — 37.
ugapfel iPräparation) s. Sinnesorgane,
ussieden der Knochen 41.
uswahl frischen Materiales 26.
res s. Vögel.
B.
arbus 149.
5coeur'sche Arsenikseife 30.
lutegel s, Discophora.
C.
Calopeltis 127.
Cephalopoda 164 — 172 {Sepia;.
Inspection 164 — 165. Section 165. situs
viscerum 166. Nieren 167, Verdauungs-
canal sammt adnexen Drüsen 167. Ge-
nitalien 169. Herz und Gefässe 169 — -170.
Mundmasse 170, Schlundring 170. 171.
Sinnesorgane 171. Os sepiae 172,
Cephalophora 172 — 177 iHelix),
Tödtung des Thieres — Entfernung des
Gehäuses 172, Inspection 173. Section
173. Situs viscerum 173 — ^174. Verdau-
ungstract sammt Anhangsdrüsen 174 —
175. Genitalien 1 75 — 176. Herz, Gefässe,
Lunge und Niere 176 — 177. Sinnesor-
gane und Nervensystem 177.
Chaetopoda iOligochaeta) 199 — 202.
(Lumbricus) .
Inspection 199. Hautmuskelschlauch
200. Darm 200. Septa 200. Segmental-
organe 201, Genitalien 202. Nerven-
system 201 .
Chelydra 118.
Coelenterata 218—223,
Conservirungsmethode , allgem, , für
Actinien , Quallen, Korallenschliffe,
Siphonophoren, Anatomie der Sagartia
Troglodytes Gosse.
Coluber s, Schlangen.
Columba s. Vögel,
Conservirung, trockene 30,
Trockenskelet 30. 42, Trocknung von
Avertebraten 30, 185,
Conservirungsflüssigkeiten 27, 29,
183,
Alkohol , Alaunspiritus , Alkohol mit
Tannin, Jäger's Mischung 27. essigsaure
Thonerdesolution 28. Arak, Cognak,
Rum, Glycerin, Carbolsäure. Rüdinger'-
sche Lösung, Wetters Methode, Gly-
cerinbad 28. Chromsäure 29. doppelt
chromsaures Kali, Solutio Mülleri, Goad-
by's Liquor, Farrant'sche Flüssigkeit,
230
Register.
Owen's Liqueur conservatif 29. Os-
mium-Essigsäure 29. (s. Coelenterata) .
Conservirungsmethoden 26.
Corrosionspräparate 24.
Hoyer's Methode f24).
Crocodilinen 12Ü— 126 (Alligator).
Inspection 120. Section 121. Situs vis-
cerum 122 — 123. Mundhöhle und deren
Organe 121. 122. Kehlkopf, Trachea
122. Lungen 123. Herz und grosse Ge-
fässe 123—124. Magen, Leber 124.
Darm 125. Pankreas, Milz 125. Uroge-
nitalorgane 125. Sinnesorgane undCen-
tralnervensystem 125. 126. Thymus,
Thyreoidea 126.
Crustacea 190 — 198 (Astacus).
Inspection 190— 192. Section 192. Situs
viscerum 193. Magen, Darm, Leber 195.
Gefässe 194. Genitalien 196. Nieren
(grüne Drüsen) 196. Nervensystem 197.
Sinnesorgane 198.
Cyprinus s. Teleostier.
D.
Desinfectionsmittel 3.
Dilatatoren 9.
Discophora 203—205 (Hirudo).
Section 204. Septa 204. Darm 204.
Blutgefässe 203. Genitalien 205. Seg-
mentalorgane 205. Nervensystem 205.
Sinnesorgane 203.
Donaukarpf s. Teleostier.
Drüsen s. Vei-dauungstract.
E.
Echinodermata 205 — 218.
Echinoidea 208 — 2 1 4 (Toxopneustes) .
Conservirung — Section — Gebiss (Mund-
skelet) 209. Muskeln 211. Pharynx,
Darm 212. After 212. Blutgefässe 213.
Wassergefässe 212. Genitalien 213. Ner-
vensystem 213.
Eingeweide (Präparation Allgem.) 59.
Elevatoria 10.
Emys 120.
Etiquetten 3,7.
F.
Fascien s. Muskeln.
Fische 146—164.
Frosch s. Amphibien.
G.
Gallus 102.
Gefässe (Präparation Allgem.) 58.
Gehirn (Präparation Allgem.) 46.
Gehörorgan s. Sinnesorgane 49.
Genitalorgane (Präparation Allgem.) 66.
männliche 66, weibliche 68.
Geruchsorgan s. Sinnesorgane.
H.
Hämmer 10.
Haifisch s. Selachier.
Harnorgane (Präparation Allgem) 65.
Helix s. Cephalophora.
Herz (Präparation Allgem.) 54.
Hexanchus 161.
Hirnschalensprenger 10.
Hirudo s. Discophora.
Holothurioidea ( Holothuria) 205 — 20S.
Conservirung 2o5. Section 207. Situs vis-
cerum 207. Darm 207. Wassergefäss-
system 207. Wasserlungen (Nieren) 207.
Blutgefässe 208. Nervensystem 208.
Huhn 102.
I.
I n j e c t i o n e n 15.
Injectionsspritze 15, Behandlung der-
selben 21. 23. Warme Injections-
massen 17. 57. 58. Kalte Injections-
massenl9. Ligaturen21. Injectionder
Kaltblüter 22. Präparation injicirter
Theile 23.
Infusorien s. Protozoa.
Insecta 186—190 (Melolontha).
Inspection 186. 187. Section 187. Blut-
gefässe 187. Genitalien 188. Darm
sammt Anhangsgebilden 1 88 — 1 89. Ner-
vensystem 1 89.
Instrumente 3. Führung derselben 12.
Pflege 13.
K.
Kaninchen s. Säugethiere.
Karpf, s. Teleostier.
Klammerhaken 7.
Klappmuscheln s. Lamellibranchiata.
Knochen, Präparation derselben 38.
Knochenschaber 10.
Korallen s. Coelenterata.
Krebse s. Crustaceen.
Krokodile 120.
L.
Lamellibranchiata 178 — 183 (Ano-
donta) .
Tödtung, Ablösung der Schale 178. 179.
Inspection des Weichkörpers 179. Kie-
mengänge. Mundlappen. Sipho. Fuss
etc. 179. Abtragung des Mantels 180.
Section. Situs viscerum 180. Magen.
Krystallstiel. Darm. Leber 180. 181.
Herz und Gefässe 181. 182. Bojanus'
sehe Organe 180. 182. Genitalien 180.
182. Nervensystem und Sinnesorgane
182. 183.
Lanzettfischchen 163.
Leber s. Verdauungstract.
Register.
231
umbricus s. C'haetopoda Oligochaeta.
upen 24.
M.
acerationen 23. 40.
ammalia s. Säugethiere.
eissel 1 0.
I elolontha s. Insecta.
(«essei- s. Scalpelle.
.•Jilz ()5.
|ollusca 164 — 183 (Trockene Präparation
«derselben 30).
iuskeln (Präparation derselben) 49.
i ustelus s. Selachier.
Jadeln 8.
atriiim arsenicosum 30.
ebennieren 64.
lieren (Präparaüon AUgem.) 48.
ierenpräparate 65.
O.
ligüchaeta 199 — 202.
phidia s. Schlangen.
P.
mkreas s. Verdauungstract.
■tromyzonten-Section 162 — 163.
incetten 6.
isces s. Fische,
räparatengläser 32.
i-äparationen im AUgem. 1.
räparirl)retter 1 1 .
i-äparirmikroskope 24.
i-äparirnadeln s. Nadeln,
rotozoa 223 — '22b.
Culturen (Anlegung derselben). Unter-
suchung der Rhizopoden. »Hängende
Tropfen". Behandlung und Aufsuchung
von Foraminiferen. Infusorien. Conser-
■virung.
Q.
uallen s. Coelenterata.
R.
I'egenwürmer s. Chaetopoda.
eptilien 107—136.
le.spirationstract (Präparation Allgem.) 60.
hizopoden s. Protozoa.
ingelnatter s. Schlangen,
ückenmark (Präparation allgem.) 47.
S.
gartia s. Coelenterata.
Sägen 10.
Säugethiere 69—91. Inspection. Aus-
mass 69 — 70. Kaninchen. Section 71 —
74. Mundhöhle und deren Organe74 — ■
75. Speicheldrüsen 75. Brustorgane
77 — 82. Bauch- und Beckenorgane
82—88. Centrainervensystem 88—91.
Speciell : Herz und grosse Gefässe 79. 80.
Lungen 77. Bauchfell 82. Magen. Pan-
kreas. Leber. Darm 84. 85. Milz 82.
Harn-undGenitalorgane 85 — 88. Ductus
thoracicus S8.
Scalpelle 4.
Scheeren 5.
Scheibenquallen s. Coelenteraten.
Schilddrüse 64.
Schildkröten 107—120 (Testudo).
Inspection. Hautskelet 10^ — 110. Con-
servirung (Allgem.) 110. Section Iii).
Mundhöhle undderen Organe 1 1 1 — 1 12.
Situs viscerum 112. Leber. Pankreas
114. Milz 115 Magen. Darm 115. Herz
115. 117. Gefässe 115. 116. Trachea.
Lungen 1)5. 119. Urogenitalorgane vom
(5 117. vom Q 118. Bursae anales 119.
Nervensystem und Sinnesorgane 120.
Schlangen 126 — 136. (Tropidonotusl.
Inspection 126. Hautskelet 126 — 128.
Section 128. Mundhöhle und deren Or-
gane 128. Kopf und Speicheldrüsen 129.
Trachea. Lungen 129. 130. Thyreoidea
130. Herz und grosse Gefässe 130. 131.
Magen. Darm 131. Leber. Pankreas.
Milz 132. Urogenitalorgane 133. 5 134.
9 135. Cloake 134. Q Copulationsor-
gane 136. Nebennieren 136. Sinnesor-
gane 1 36.
Schnecken s. Cephalophora.
Schwämme s. Coelenterata.
Scyllium s. Selachier.
Sectionen 1.
Seeigel s. Echinoidea.
Seesterne s. Asteroidea.
Seewalzen s. Holoihurioidea.
Selachier 155 — 161 'Haifische).
Inspection 155. Section 156. Mund- und
Kiemenhöhle 157. Oesophagus, Magen,
Spiraldarm 157. Leber, Pankreas 158.
Milz 158. Urogenitalorgane 158 — 159.
Herz 159 — 160. Thymus, Nebennieren
160. Centrainervensystem 161. Sinnes-
organe 156.
Sepia s. Cephalopoda.
Sinnesorgane (Präparation Allg.) 49.
Siphonophora s. Coelenterata.
Skelete 38.
Sonden 9.
Specieller Theil 38.
Spongiae s. Coelenterata.
Squatina 160.
Stachelhäuter s. Echinodermata.
Streichriemen 14.
232
Register.
Taube s. Vögel.
Teleostei 146 — 15-5 (Cyprinus carpio —
Donaukai'pf).
Aeussere Inspeclion 146 — 147. Section
der Fische im Allgemeinen 147 — 148.
Skeletisiren 148. 149. Behandlung der
Knorpelskelete 149. Durchschnittsprä-
parate 149. Mund- und Kiemenhöhle
149. 15ü. Situs viscerum 150. Magen,
Darm 1.50. 151. Leber 151. Milz 151.
Schwimmblase 151. Nieren 152. Geni-
talien 152. Thyreoidea. Nebennieren
152. Blutgefässsystem (aUgemein) 15,3.
von Cyprinus 153 — 154. Centrainerven-
system und Sinnesorgane 154 — 155. Os-
sicula auditus 155.
Testudo s. Schildkröten.
Triton 143.
Trocknungsmethode 30.
Tropidonotus s. Schlangen.
Tubuse 9.
U.
Utensilien, diverse 11.
Verdauungstract (Präparation Allg.) 61.
35. a1(Ii
Verletzungen 2.
Vermes s. Würmer.
Verschlussmittel (für Gläser etc.
Vögel 91— 1U7.
Inspection Ausmass 91. Behandlung.
Aeusseres. Skelet. Körperregionen (91 —
94). .Section (Taube) 94. 96. 97. Abbal-
gen 95. Conservirung des Balges 95. 96.
Speciell : Luftsäcke 97 u. 1 06. Herz und
Gefässe 98. 102.103. Speicheldrüsen 99.
Kehlkopf 98. Unterer Kehlkopf und
Lungen 106. Magen, Darm sammt ad-
nexen Drüsen 99—1(12. Milz 101. Nie-
ren, Nebennieren etc. 104. lo5. Q Ge-
nitalien 105. (5 105. Kloake 105. Bursa
Fabricii 105. Glandula uropygii 106.
Centrainervensystem und Sinnesorgane
107.
Vorsichten (bei der Section) 2.3.
W.
Weinbergsschnecke s. Cephalophora.
Würmer 19S— 205.
Wurzelfüsser s. Protozoa.
Zamenis 127.
Zerlegpräparate 43 (AUgem.) 185 'Arthro-
poda).
Corrigenda ;
Seite 60, 14. Zeile von unten und Seite 61, 13, Zeile von unten, anstatt »Chlorkalk«
lies: »Chlorcalcium".
Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig.