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HYDROTHERAPIE

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IM ALTEETHUM.

EINE HISTORISCH-MEDICINISCHE STUDIE

VON

DK JULIAN MÄRCUSE,

Arzt in Mannlieim,

Correspond. Mitglied der Sociötö fran§aise d’Hygiene in Paris.

MIT EINEM VORWORT VON

DB. W. WINTERNITZ,

Regierungsrath, ord. Professor an der. Universität Wien.

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STUTTGART. ^ '

RLAG VON FERDINAND ENKE.

1900.

Verlag von FEROINAN« ENKE in Stuttgart.

Handbuch der praktischen Medicin.

Dnter Redaktion von

Dr. W. Ebstein, und Dr, J. Schwalbe,

Geh. Medicinalrath, o. Professor in Göttingen, Herausgeber der Deutschen raed. Wochenschrift

herausgegeben von

W. Ebstein.

- F ü u f B ä n d e. -

1. Band. Die Krankheiten der Athmnngs- und Kreislanfsorgane.

Bearbeitet von Geh. Medicinalrath Prof. Dr. König in Berlin, Prof. Dr. Lenliartz in Hamburg, Prof. Dr. von Liebermeister in Tübingen, a. o. Prof. Dr. Romberg in Leipzig, a. o. Prof. Dr. Striibing in Greifswald, Prof. Dr. Unverricht in Magdeburg.

Mit 114 Abbildungen, gr. 8. 1899. geh. M. 24. , in Halbfrz. geb. M. 27.

II. Band. Die Krankheiten des Blutes, der blutbereitenden Organe und der Verdauungsorgane.

Bearbeitet von Geh. Medicinalrath Prof. Dr. Braun in Göttingeu, Geh. Medicinalrath Prof. Dr. Ebstein in Göttingen, Prof. Dr. Epstein in Prag, Prof. Dr. Kraus in Graz, Oberarzt Dr. Kfimmell in Hamburg, Prof. Dr. Lauche in Christiana, Prof. Dr. Pel in Amsterdam, Hofrath Prof. Dr. Pribrani in Prag, Privatdocent Dr. Sultan in Göttingen.

Mit 130 Abbildungen, gr. 8. 1900. geh. M. 26.60, in Halbfrz. geb. M. 29.60.

IV. Band. Die Krankheiten des Nervensystems.

Bearbeitet von Geheimrath Prof. Dr. Eulenbnrg in Berlin, Geheinrrath Prof. Dr. Jolly in Berlin, Prof. Dr. Köliiker in Leipzig, Prof. Dr. Nicolaier in Göttingen, Prof. Dr. Obersteiner in Wien, Privatdoc. Dr. Redlich in Wien, Geheimrath Prof. Dr. Schraidt-Rimpler in Göttingen, Prof. Dr. Steinbrügge in Giessen, Prof. Dr. Ziehen in Jena.

Mit 48 Abbildungen, gr. 8. 1900. geh. M. 21. , in Halbfrz. geb. M. 24.

Einbanddecken M. 1.60.

Handwörterbuch der Gesamten Medicin.

Herausgegeben von

I> r. A. Vi 1 1 a r e t .

Kgl. Preuss. Generaloberarzt.

Z-weite, gänzlicli n.eu.'bearToeitete -A-viflage. J—

■-■■■ Zwei Bände.

1. Band. gr. 8. 1899. geh. M. 27.—, eleg. geb. M. 30.—

Der erste Band der neuen Auflage des Handwörterbuches der Gesamten Medicin ist kürzlich erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen; der zweite Band folgt im Laufe dieses Jahres. Das Handwörterbuch sollte um seiner Zuverlässigkeit und Vollständig- keit halber Vorzüge, die von der gesamten Presse rühmend bervorgehoben werden in der Bibliothek keines Arztes fehlen.

HYDROTHERAPIE

IM ALTERTHUM.

EINE HISTORISCH-MEDICINISCHE STUDIE

VON

DB JULIAN MARCUSE,

Arzt in Mannheim,

Correspond. Mitglied der Socifetfe franQaise d’Hygiene in Paris.

MIT EINEM VORWORT YON

DK. W. WIN TER NI TZ,

Regierungsratli, ord. Professor an der Universität Wien.

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STUTTGART.

VERLAG YON FERDINAND ENKE.

1900.

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Druck der Union Deutsche Verlagsgesellscluift in Stuttgart.

Yorwort.

„\on dem meuscliliclien Wissen überhaupt, in jeder Art, existirt der allergrösste Theil stets nur auf dein Papiere, in den Büchern, diesem papiernen Gedächtniss der Mensch- heit. Nur ein kleiner Theil desselben ist in jedem gegebenen Zeitpunkt, in irgend welchen Köpfen wirklich lebendig“ (Schopenhauer).

Dieses papierne Gedächtniss der Menschheit aufzufrischen, ist ein verdienstvolles Werk, das Marcuse unternommen hat. Es ist um so verdienstvoller, wenn es sich dabei um historische Gegenstände handelt, deren Berechtigung es ist, veraltet zu sein. Es ist auch desshalb werthvoll, weil uns die mühevolle Arbeit zeigt, dass Wissen uud Können der Vergangenheit nicht bloss ein Spiegel der Gegenwart sei, sondern dass auch für fruchtbare Arbeitsfelder der Zukunft Anregung und Vorbildliches aus dem Schutte des Alterthums zu heben sei. Es ist Marcuse gelungen, aus verlässlichsten, verhör-

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geilsten und vergessensten Quellen mit wahrem Bienenfleisse und scharfem, retrospectivem Seherblick die Vergangenheit zu beleben.

Wer sein Buch gelesen, dem wird Vieles von dem hier deponirten reichen papiernen Gedächtniss im Kopfe lebendig bleiben,

Wien, im Mai 1900.

Wilhelm Winternitz.

Vorrede des Verfassers.

Als ick ini vergangenen Jahre es unterna‘hm, die Diätetik ini Alterthum zum Gegenstand einer Studie zu machen, folgte ich dem Impuls, den Herr Prof. Dr. v. Leyden, der Be- gründer der modernen Avissenschaftlichen Diätetik, mir gab. Ihm noch einmal den Dank für die erlösende That, die er mit der Einfügung der physicalisch- diätetischen Methoden in Khuik und Therapie der Gegemvart vollführte, auch an dieser Stelle auszusprechen, sei mir gestattet.

Unvollkommen musste aber mein schwacher Versuch bleiben, ein Bild von der Heilkunst des Alterthums zu geben, so lange nicht der natürliche Bruder der Diätetik, die Hydro- therapie, in den Bereich der Darstellung gezogen war. Denn auch sie blickt auf ein tausendjähriges Alter zurück, auch sie war in dem Heilplan der Alten, in der Anwendung der hygienisch - diätetischen Mittel als souveräne therapeutische Maassnahme fest begründet und ausgebildet. Und was ihr an physiologischer Grundlage, an exacter Erforschung fehlte,

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das suchte das künstlerische Vermögen, die natürliche Be- obachtung, der zum Gesetz erhobene therapeutische Stand- punkt des Alterthums , das simplex sigillum veri , zu er- setzen. Dieser alte Fundamentalsatz der Hippocratiker, in der klinischen Entwicklung des neunzehnten Jahrhunderts fast ausgemerzt, beginnt an der Neige desselben von Neuem seinen Siegeslauf in der Inauguration der physicalisch-diätetischen Heilmethoden, und allen voran steht die Hydrotherapie, deren gewaltige Bedeutung erkannt und deren Grundlagen wissen- schaftlich festgestellt zu haben, das geniale Verdienst von Winternitz ist.

Heute ist die Hydrotherapie zum integrhenden Bestand- theil der modernen Therapie geworden, heute ist es dem- gemäss an der Zeit zu erforschen, was sie war und was sie geworden ist!

Mannheim, im Mai 1900.

Dr. Julian Marcuse.

Inlialtsverzeicliniss.

Seite

Vorwort III

Vorrede des Verfassers V

Einleitung 1

Das Wasser und seine Bedeutung bei den orientalischen Völkern . 2

Hydrotherapie bei den Griechen 6

Hydrotherapie bei den Römern 11

Die Thermen der Römer 15

Die Hydrotherapie in den Lehrsystemen des Celsus und Galen . . 29

Nicht bloss die Gegenwart ist’s, die uns belehrt und belehren soll, sondern auch die Vergangenheit; nicht bloss das, was wir sind und beobachten, sondern auch das, was andere sind und leisten. Dies ist der Begriff und der hohe Werth der Literatur. Sie ist das Archiv der Weltgedanken und der Welterfahrung.

Hufeland, Kleine med. Schriften, 183t, p. 117.

In den Urzeiten der Menschheit, als die bildenden Kräfte der Individuen noch rein und ungeschwächt waren, war es die Kraft der Natur allein, die die Störungen der Lebens- harmonie zur Heilung brachte. Das grosse Mittel, über das sie verfügt, um Schädliches meiden und Heilsames aufsuchen zu lassen, ist der Instinkt, den sie schärft, sind die organischen Kräfte, die sie wechselweise walten lässt, bald die eine steigert, die andere schwächt, bald eine in Thätigkeit, die andere in Ruhe versetzt ! Diesen Arzt im Menschen selbst hat die Zeit, da er am deutlichsten sich regte, nämlich das Alterthum, schon früh erkannt und als Heilkraft der Natur verehrt. Der naive Anfang einer Heilkunst basirt auf einem unerschütterlichen Vertrauen auf diese Kraft, die nur noch durch einige einfache, durch den Trieb gefundene oder sonst in Erfahrung gebrachte Mittel unterstützt wurde. „Höchstwahrscheinlich,“ sagtCelsus (Lib. I, praef. 2, 10), „hat ihnen unter allen Hülfsmitteln gegen das Kranksein die verständige Lebensart geholfen, welche weder der Müssiggang noch die Schwelgerei befleckt hat. .Erst diese beiden Eigenschaften haben anfangs in Griechen- land, dann bei uns und bei anderen Völkern zum Verderben geführt. Und daher leitet jene Mannigfaltigkeit der Heil- mittel, die weder in früheren Zeiten noch bei anderen Völkern nothwendig war, in den letzten Jahren bei uns zum begin- nenden Greisenalter über.“

* Zu diesen einfachen und natürlichen Heilmitteln gehörte

in erster Reihe das Wasser, das die Menschen von frühester Marcuse, Hydrotherapie im AUerthum. 1

Zeit an nicht nur als Getränk und Reinigungsmittel, sondern auch als Diätetikum und Heilmittel benutzt haben. Bei sämmt- lichen altorientalischen Völkerschaften tritt uns, wie ich an anderer Stelle schon Gelegenheit hatte zu zeigen, als Haupt- idee der Hygieine die Reinheit entgegen, durch welche Ge- sundheit, Leben und Dauer erlangt werden sollen, und in Verfolg dessen die Anwendung des Wassers als diätetisches und theilweise auch therapeutisches Mittel. In der heiligen Schrift der Juden finden wir die Bäder, ebenso sehr der Ge- sundheit wie der Reinheit dienend, durch religiöse Vorschriften geheiligt (Levitic. 14, 8. 15, 5 etc.) Frauen, Jungfrauen und selbst Königstöchter badeten in Flüssen, die Neu- geborenen wurden mit Wasser abgewaschen. Als Heilmittel finden wir es erwähnt bei Naeman, der vom Aussatz befallen, vom Wasser des Jordan geheilt wird (2 Reg. 5, 10). Ver- schiedene Anwendungsweisen des Wassers treten uns bereits entgegen; In einigen Fällen wurde der ganze Körper gewaschen (Xoöatg), in anderen nur die Hände (vli^?), in anderen wieder wurde der Körper nur mit Wasser bespritzt (pavTLO[j.öc; cf. Epist. ad Hebr. 9, 10. 10, 22); auch Fussbäder werden genannt (Genes. 24, 32. Evang. Job. 13, 5 etc.).

Das Wasser als Getränk war in der Südgluth des Morgen- landes den Bewohnern unentbehrlich: „Zahllos sind die Völker in Afrika wie in Asien, welche nur Wasser trinken und sich einer vorzüglichen Gesundheit erfreuen ; sie haben einen kräf- tigen und elastischen Körper, und besonders an heissen Orten und bei sehr warmem Körper ist der Gebrauch des Wassers äusserst heilsam“ (Prosper Alpinus [de medicina Aegyptiorum]). So finden wir das Wasser allein, als auch in Verbindung mit Brod im alten Testament an vielen Stellen erwähnt, den Gast- freunden wird es zur Erfrischung gereicht, in der Wüste fordern die Juden von Moses ungestüm Wasser.

Der Ganges, der grösste Fluss Indiens, von Gesunden

0 Diätetik im Alterthum. Eine historische Studie. Stuttgart. Ferdinand Enke 1899.

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und Kranken aufgesucht wurde göttlich geehrt, und der Nil von den Aegyptern für eine Gottheit gehalten, die Frauen und Länder befruchtete: „Denn den unfruchtbaren Sandboden Aegyptens überschwemmte er in reicher Fülle mit fettem, feuchtem Schlamm und machte ihn fruchtbar und der Kultur zugänglich,“ desshalb stritten sie mit den Chaldäern, ob der Wassergott oder der Feuergott grösser sei und der W'assergott siegte, denn er war ein Gott, der die Gesundheit stärkte und Heilung brachte. Ueberhaupt war der Gebrauch des Wassers bei den Aegyptern sehr ausgedehnt; dies geht aus den Schriften von Prosper Alpinus über die Medicin der Aegypter, die zu seinen Lebzeiten noch ihre alten Sitten beibehalten hatten, deutlich hervor. „Bäder,“ erzählt er, „von Süsswasser bereitet, „wenden sie sehr häufig an sowohl zur Er- frischung des Körpers, wie zur Reinigung desselben“, und kurz dai'auf, „jene Bäder gebraucht das Volk zum Schmuck des Körpers und um viele Krankheiten, die von der Völle des Bodens hen-ühren, abzuwehren und solche, die sich schon entwickelt haben, zu vertreiben“. lieber die verschiedenen Arten der Bäder sagt er: „Bäder wird man heiss, warm und kalt zu jeder beliebigen Zeit, wann man will, dort finden. Aber meist sind diese Bäder mässig warm. Die warmen haben drei ver- schiedene Temperaturgrade: Die einen sind sehr, die anderen weniger warm, diese nennen die Aerzte warm, jene heiss. Eine dritte Art hält sich in der Mitte zwischen beiden und man bezeichnet sie als mässig warm.“ Dann schildert er auch Dampfbäder und berichtet, dass die Aegypter und vorzugsweise die Frauen zur Reinigung des Körpers sich Bäder bedienen, und dass die meisten von den letzteren auch für eine Fülle des Körpers Sorge tragen, da, je fleischiger und fetter sie sind, sie desto erstrebenswerther für die Männer zu sein glauben. Weiterhin spricht er von dem vortheilhaften Gebrauch der Bäder zu Gesundheitszwecken bei diesen Völkern: „ich weiss nämlich, dass jene Völker den grössten Nutzen von diesen Bädern haben , sowohl um die Gesundheit zu schützen, als um die fehlerhafte Constitution zu bessern und

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von neuem wieclerlierzustellen“ ; schliesslich schildert er den Werth derselben als Schutzmittel gegen Krankheiten und be- spricht in Folgendem die Anwendung der Bäder zur Heilung verschiedener Krankheiten: „Die aus Süsswasser bereiteten Bäder pflegen die Aegypter unseres Zeitalters, nicht anders wie ihre Vorfahren, zur Behandlung verschiedener Krank- heiten anzuwenden. Der Gebrauch der Bäder ist bei ihnen nicht ein einziger, sondern ein vielfacher, indem die einen ein warmes Bad anwenden, die anderen ein kaltes, und während letzteres Galen im X. Buch der meth. med. zur Waschung der Hektiker empflehlt, wandten sie hingegen jene nicht sehr kalten Bäder an. Als sie aber beobachteten, dass davon die Fieberhitze der Hektiker nicht herabgedrückt wurde, schritten sie zum kalten Bad , indem sie ganz allmählig durch alle Wärmegrade hindurch zur Kälte gelangten , nämlich vom warmen zum weniger warmen und von diesem zum kalten und schliesslich zum äusserst kalten. Zuletzt warfen sie den Ge- sammtkörper plötzlich in kaltes Wasser, damit gleichmässig alle Körpertheile davon berührt würden (Tauchbad). Auch bei putridem Fieber i.st die Bäderanwendung bei ihnen sehr häufig: sie wenden nämlich dasselbe sowohl in allen con- tinuirlichen , wie intermittirenden Fieberarten, mit Ausnahme der Pestilenzfieber, aufs Genaueste an, nicht nur im Beginn, sondern auch, wenn es seinen höchsten Stand erreicht hat oder zurückzugehen sich anschickt; bei diesen nämlich tauchen sie die Kranken an einzelnen Tagen vor dem Essen in kalte Bäder und lassen sie darin eine Stunde verweilen.“ Daun spricht er über die verschiedenen Vorsichtsmassregelu beim Gebrauch der Bäder, die die Aegypter ebenfalls beobachteten, und erwähnt eine Art von Bädern, die in ihrer Verbindung von Schweisserregung und darauf folgender Abkühlung des KörjDers eine auffallende Aehnlichkeit mit den Priessnitz’schen Proceduren haben, mit folgenden Worten: „Daher ist beim galligen und brandigen Fieber der Gebrauch jener Bäder mit vollem Recht ein äusserst beliebter. Jene Körper lassen sie vor allem in einer massig warmen Luft ein wenig sich be-

wegen, in der sie zum Schwitzen kommen und in der die Poren der Haut geöffnet werden; dann werden sie mit Veilchen- oder einem anderen Oel eingefettet und schliesslich in er- wärmtes Wasser getaucht und dort lassen sie sie so lange darin, bis das Wasser des Bades jede Wärme verloren hat und die Kranken nun nicht länger ohne Schaden das kalt gewordene ertragen können; aus dem Bad geführt, werden sie mit leinenen Tüchern abgerieben und abgetrocknet, auf ein Bett gebracht, wo sie eine Zeit lang schlafen und dann an Speisen sich erfrischen.“ Diese Art von Bädern hat gegen- über. der Priessnitz’schen Anwendungsart den unleugbaren Vortheil, dass die Gefahren, welche durch den plötzlichen Wechsel starken Schweissaushruches und eisigkalten Bades den Kranken drohen, vermieden werden. „Aber was sollen wir sagen,“ fährt er fort, „von den Melancholikern, welche durch diese warmen Bäder, indem sie auf den ganzen Körper, wie besonders auf die Kranznaht des Schädels Wasser tröpfeln lassen, vollständig geheilt werden?“ Prosper Alpinus führt noch eine grosse Reihe anderer Krankheiten an, gegen die die Aegypter Bäder anwandten, so vor allem auch gegen Augenentzündungen, bei denen sie nicht bloss auf die afficirten Augen, sondern vor allem auf den ganzen Körper durch Aus- trocknung und Beruhigung einzuwirken suchten.

Wasser als Getränk zogen die Aegypter fast allem anderen vor, so berichtet Prosper Alpinus: „Als Getränk benutzen alle Aegypter das sehr wohlschmeckende Wasser des Nil, welches allen anderen an Güte vorgezogen zu werden ver- dient.“ Auch glaubten sie, dass die Ursache ihrer Langlebig- keit auf dem Genuss des Nilwassers beruhe. Allein nicht nur, um den Durst zu löschen und die Gesundheit zu befestigen, sondern auch um Krankheiten zu mildern und zu vertreiben, wurde von ihnen das Wasserti’inken angewandt, während sie zugleich sehr wohl einsahen, dass der unrichtige Gebrauch des Wassers schädlich sein könne. Aus verschiedenen Stellen ist ersichtlich, dass sie das Nilwasser nicht bloss für die Er- nährung, sondern auch für die Fortpflanzung als erspriesslich

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ansahen. Bei alledem ist zu berücksichtigen, dass in Aeg^^pten die Heilkunde ihre ersten Wurzeln gehabt, dass die berühm- testen Vertreter sowohl der Medicin, wie auch aller anderen Wissenschaften einst in Aegypten gelebt haben, und dass ebenso wie die Grundlagen der Diätetik auch die Anwendung des Wassers zu diätetischen und Heilzwecken von Aegypten nach Griechenland und Italien verpflanzt worden ist.

Die Perser tranken in den ältesten Zeiten auch nur Wasser, bis sie den Genuss des Weines kennen lernten (Herodot 1, 71).

Ebenso schätzten die Griechen, die Schönheit und Kraft des Körpers eifrig pflegten, den Gebrauch des Wassers und vor allem die Bäder sehr hoch. So finden wir vielerorts dasselbe erwähnt: Bei Homer die mit ihren Sklavinnen badende Nausikaa (Hom. Odyss. VI, 96), den im Fluss badenden Odysseus (Ibid. VI, 224) etc.; ebenso wandten sie die Bäder der Reinlichkeit wegen an : den Gastfreunden wird warmes Wasser gereicht, hauptsächlich um die Füsse zu waschen, auch die verwundeten Krieger werden mit Wasser erfrischt und geheilt; so lässt Nestor den Machaon von ddr Hecamede mit warmem Wasser abwaschen, und wir vernehmen, dass der verwundete und entkräftete Hector durch die Wogen des Flusses Xanthos geheilt wird. Theocrit er- wähnt, dass 240 Jungfrauen sich in einem Fluss gebadet hätten. Die Tempel des Aesculap, des Gottes der Heilkunst, wurden nicht weit von Flüssen und Quellen, hauptsächhch warmen und heilkräftigen , erbaut ; die Kranken dm-ften das Innere der Tempel nur an hohen Festtagen und nach gehöriger Vorbereitung betreten, darauf wurden Opfer und vorgeschrie- bene Ceremonien veranstaltet, unter denen die Waschungen von höchster Bedeutung waren. Auch im Meerwasser oder in heilkräftigen Quellen, falls solche in der Nähe des Tempels waren, wurden diese vorgenommen. Durch Salbungen und Reibungen wurde die Kraft und Wirksamkeit dieser Waschungen gesteigert und angeblich viele Erfolge erzielt. Die dank- baren Patienten stifteten dem betreffenden Tempel, dem sie ihre Genesung zu verdanken hatten, bekanntlich Votivtafeln.

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Hercules, welcher als Gott der Thermen verehrt wurde, scheint auch als Erfinder des natürlichen Douchebades an Quellen verehrt worden zu sein, denn man sieht diesen Gott auf alten Münzen des ehemaligen sicilischen Badeortes Himera (Isola sacra) dargestellt, wie er einen dicken Wasserstrahl aus dem Rachen eines Löwen auf sich spritzen lässt, und bei dem Herculeskultus Avurden seine Statuen mit Wasser begossen. Die Spartaner schickten Kinder, Greise und Jungfrauen in kalte Bäder, die durch Lycurg’s Gesetzgebung für heilig erklärt waren, und in ganz Griechenland galt das Wort des Euripides: „Alles Uebel wascht das Wasser hinweg“, und das des Pin dar: „Das Beste auf Erden ist das Wasser“.

Die Macedonier sollen das warme Wasser derart gehasst haben, dass selbst die Frauen nach der Geburt mit kaltem Wasser sich wuschen, und die Scythen, an Kälte gewöhnt, badeten gemäss ihren Gesetzen nur in kaltem Wasser. Die alten Italer tauchten gleich anderen Völkern ihre Neu- geborenen in den Fluss, und deren Nachkommen, die Römer, von der Natur mit einem kräftigen Körper ausgestattet, liebten bekanntlich die kalten Bäder ungemein. Ihre auf dem Marsfeld durch Spiele erhitzten und ermatteten Jünglinge stürzten sich in den Tiber, um den Körper zu erfrischen; und diese Bäder vernachlässigten sie selbst dann nicht, als sie durch die Zügellosigkeit der Sitten an Kräften erschöpft, ihren wollustsiechen Körper in Avarme und heisse Bäder tauchten. Zu jener Zeit war es auch, wo der verweichlichte Kaiser Augustus, der den geringsten Luftzug scheute und, um den Körper zu bewegen, sich in eine trockene Wanne setzte, durch eine langwierige Krankheit im höchsten Grade abgezehrt, auf Rath des Arztes Antonius Musa sein mit Fellen tapeziertes Zimmer, sowie die heissen Bäder verliess, kaltes Wasser trank und kalte Begiessungen nahm und dadurch seine Gesundheit wieder erlangte. Auch die alten Germanen badeten in Flüssen und ihre Götter Avurden in wasserreichen Hainen und in der Nähe von Quellen geehrt; daher singt CI au di an: „natos explorat gurgite Rhenus“. Im Winter jedoch badeten sie in Avarmem

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Wasser und später verweichlichten sie ebenso wie die Römer. Die Gallier endlich badeten nicht nur in gesundem, sondern auch in krankem Zustande in ihren heiligen Quellen.

Aufmerksamen Aerzten des Alterthums konnte die heil- same Wirkung des Wassers auf den kranken Organismus nicht entgehen und so wurde dessen Gebrauch bald in die Heilkunde eingefügt. Nachdem schon Pythagoras (530 v. Chr.), der, wenn auch selbst nicht Arzt, doch Diätetiker im vollsten Maasse war, den Gebrauch der kalten Bäder aus Aegypten nach Griechenland verpflanzt und ihn seinen Schülern zur Kräftigung des Geistes wie des Körpers warm empfohlen hatte, finden wir die erste systematische Anwendung des Wassers zu Heilzwecken hei Hippocrates, dem Urquell aller ärztlichen Erkenntniss. Er war es, der aus den Votivtafeln, welche die genesenen Kranken im Tempel des Aesculap auf- hingen, erkannte, dass hauptsächlich durch Flüssigkeiten Heilungen bewirkt werden, und der dementsprechend die An- wendung des Wassers in der Krankenbehandlung bestimmte und für lange Zeiten als maassgebend schuf. Die fundamen- tale Bedeutung, die in seinem Lehrsystem die Diätetik hatte, liess ihn vor allem allgemeine Grundsätze für den Gebrauch der Bäder aufstellen. Die hippocratischen allgemeinen Regeln, dass jede plötzliche Veränderung für den menschlichen Körper schädlich sei, und dass man deshalb nur allmählich von einer Lebensweise und von jeder Gewohnheit zu einer anderen über- gehen dürfe, ferner dass eine gewisse Harmonie in allen zur Lebensordnung gehörigen Verhältnissen statthaben müsse, und dass jede Unmässigkeit nachtheilige Folgen nach sich ziehe, wurden auch auf den Gebrauch der Bäder angewandt und fanden ihren Ausdruck in dem Leitsatz, dass man nur in all- mählichen Nüancen von einer Wärmetemperatur zu einer anderen übergehen dürfe. „Das Baden hilft denen, die es entweder beständig gebrauchen oder sich desselben nur dann und wann bedienen, in sehr vielen Krankheiten“ und „man kann auch mit geringer Vorsicht dem Kranken es gestatten, wenn er in gesunden Tagen das Baden geliebt hat und des-

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selben gewohnt war“ (de vict. rat. in morb. acut. III). Ausser diesen vortrefflichen, für die Heilkunst so folgenreichen Grund- sätzen spielte allerdings bei Bestimmung der Anwendung der Bäder die von den Philosophen der damaligen Zeit vertretene Lehre von den Elementen, den Elementarfeuchtigkeiten im menschlichen Körper und ihrer Veränderung bei Krankheiten eine Rolle, ohne jedoch die unbefangenen Erfahrungen des geübten Beobachters verdrängen zu können. Die hippocratische Schule bestimmt genau, was im Allgemeinen und in einzelnen Fällen vor und nach dem Bade zu thun sei, die Zeit, welche man darin verweilen, wie oft man Gebrauch davon machen dürfe. Sie zeigt die Fälle an, in denen gewöhnliche Bäder, in denen mineralische oder medicamentöse Bäder anzuwenden seien, sie lehrt, dass man weder kurz vor, noch nach dem Essen und Trinken Bäder nehmen, dass man einen rascherp Temperaturwechsel nach denselben vermeiden müsse, dass man nach dem Bade ruhen und den nassgewordenen Kopf mit einem Schwamm Hippocrates ist also der erste, der den Bade- schwamm empfiehlt trocknen solle. Sie bestimmt, wann kalte, wann warme Bäder passend sind und räth im Allgemeinen vor dem Baden mässige Leibesübungen und mehr oder minder starke Frictionen mit oder ohne Oel.

Eine weite Indication fand durch Hippocrates die An- wendung der Bäder in der speciellen Therapie der verschieden- sten Erkrankungen. Als Erster sprach er es aus, dass kaltes Wasser den Körper wärme, dass warmes kühle, er kannte Begiessungen mit kaltem oder warmem Wasser, mit Seewasser oder mit Essig und wandte sie an. Fetten Individuen, die magerer zu werden wünschen, verbietet er das Baden, starke und vollblütige sollen täglich baden, schwächliche nur in grösseren Zwischenräumen. Er empfiehlt das kalte Wasser bei Gelbsucht, Hypochondrie, Rheumatismus, Lähmungen, Geschwülsten, bei der Gicht, dem hitzigen und hektischen Fieber, Lungenentzündung, Augenkrankheiten etc.; er hält Bäder für contrain dicirt bei galligem Zustand, Durchfall, grosser Schwäche, Epilepsie, bei alten Geschwüren, starkem

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Nasenbluten. Die warmen Bäder sind Kindern, die kalten allen denen, die an Nervenkrankheiten oder Kopfweh leiden, schädlich. Für Wassersüchtige empfiehlt er Mineralbäder, bei alten jauchigen Geschwüren alaunhaltige Bäder. Der Ein- fluss der warmen und kalten Bäder auf Respiration und Puls war Gegenstand eines besonderen Studiums der hippocratischen Schule und ihnen wohlbekannt.

Zahlreiche Anwendung fanden die Uebergiessungen. „Warme Begiessung erzeugt Schlaf, bei Ohnmacht nützt eine kalte Begiessung. Das kalte Wasser, das über die Haut und die Gelenke geschüttet wird, hat dieselbe Fähigkeit Avie das Meerwasser, wirkt jedoch durch die mechanische Gewalt und die Wärme kräftiger. Es steht fest, dass eine TJebergiessung reichlicher Mengen kalten Wassers den Schweiss fortnimmt und den Schmerz betäubt. Zuweilen ruft auch beim Starr- krampf in jugendlichem Alter und bei muskulösem Körper eine reichliche TJebergiessung mit kaltem Wasser die Blut- wärme zurück“ (Hippocrates, de liquid, usu pag. 157 u. ff.). Die Behandlung des Starrkrampfes mit kalten Begiessungen lehrt er also: „Nach einer Begiessung mit vielem kaltem Wasser reibe man den Körper mit zarten, reinen und kühlen Decken ab. Auf diese Weise muss der Tetanus wie der Opisthotonus behandelt werden.“ üeber den Nutzen der Be- giessung bei Gelenkleiden sagt er: „Anschwellungen und Schmerzen der Gelenke ohne Geschwürsbildung und gichtische Affectionen mildert und hebt eine reichliche Beffiessunar mit

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kaltem Wasser und löst den Schmerz“. Endlich ertheilt er auch hinsichtlich der Anwendung von Begiessungen während des Badens folgenden Rath: „Wer badet, muss sich ruhig verhalten und selbst nichts thun, andere sollen schnell ihn be- giessen und darauf abreiben“. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass er bei Knochenbrüchen, Verrenkungen und ähnlichen Affectionen kalte Umschläge empfiehlt. Welche Be- deutung bei den Griechen auf die richtige Anwendung der Bäder in Krankheitsfällen gelegt wurde, erhellt daraus, dass die Ver- fasser der hippocratischen Schriften es für besser hielten, sie

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gar nicht als zweckwidrig anzuwenden und dies aus Furcht, die krankhaften Zufälle zu vermehren, statt sie zu vermindern.

Die griechische Medicin hat nach Hippocrates und seinen Schülern in der Hydrotherapie keine Fortschritte mehr gemacht, und es kostete Mühe, die von ihm festgestellten Be- griffe von dem Werth und der Anwendung der Bäder gegen- über den philosophischen Speculationen der dogmatischen Schule zu retten. Noch empfahl zwar Herodicus, der zur Zeit des peloj)onnesischen Krieges lebte, kalte Bäder in Verbindung mit kunstgemässen Frictionen zur Erhaltung, Stärkung und Her- stellung der Gesundheit, allein schon Dionippus aus Cos behielt von allen diätetischen Vorschriften des Hippocrates nur das Wassertrinken in hitzigen Fiebern zurück, und die Schule des Chrysippus verwarf auch dieses. Gegen dieses Vorurtheil kämpfte der um die Diätetik besorgte Stifter einer neuen Schule, Erasistratus, der auch beim Sonnenstich einen kalten, nassen Schwamm auf legen liess, energisch an.

Von den Griechen gingen die Begriffe von dem diäteti- schen und klinischen Nutzen der Bäder und den damit ver- bundenen Frictionen und Leibesübungen auf die Römer über. Nach Vegetius war das Kaltbaden in den ersten Zeiten Roms ein allgemeiner Gebrauch. Hierfür spricht auch die schon oben erwähnte Thatsache, dass die von gymnastischen und militärischen Hebungen auf dem Marsfelde ermüdeten und be- staubten römischen Jünglinge sich in den nahen Tiber stürzten, darin badeten und schwammen.

Unter dem König Lucius Tarquinius Priscus, der in Folge seiner etrurischen Erziehung mit einer feineren Bil- dung den Sinn für feinere Lebensgenüsse erhalten hatte, scheinen die ersten Badeanstalten in Rom errichtet und wahr- scheinlich auch die Fall- und Douchebäder eingeführt worden zu sein. Interessant ist in dieser Beziehung die Mittheilung von Car US (Reise durch Deutschland, Italien und die Schweiz, 1. Theil), der in Rom an einer im alten Tarquinium aus- gegrabenen etruskischen Vase die Zeichnung eines Douche- bades gesehen hat. Ein Umstand mag bei den Römern die

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Erfindung dieser Badeweise frühzeitig veranlasst haben: Be- kanntlich war das Wasser des Tiber und aller Quellen in Rom von jeher schlammig, und man kam daher auf den Ge- danken, entfernte Quellen nach Rom zu leiten. Demnach ist es wahrscheinlich, dass der Gedanke, den Körper mit Wasser, welches aus einer Röhre hervordringt, und von der Höhe herabfällt, zu benetzen, mit Einführung der Wasserleitungen durch den Kaiser Appius Claudius (312 v. Chr.), nach dem auch die erste und älteste Wasserleitung Roms benannt worden, entstanden ist. Durch die Griechen aber, mit denen die Römer seit den Kriegen gegen die Tarentiner und gegen Pyrrhus bekannter wurden, lernten sie auch die Fortschritte in der Anlage und Einrichtung der Bäder kennen. In den damals im Entstehen begriffenen Thermen bediente man sich bestimmter Aufwärter (Aquarii), die aus Muscheln, ausge- höhlten Kürbissen oder aus irdenen Gefässen kaltes oder warmes Wasser über den Körper herabschütteten. Mit As- clepiades von Prusa, einem griechischen, nach Rom einge- wanderten Arzte, beginnt die eigentliche Blüthezeit der Wasser- behandlung in Rom. Er war es, der ganz im Gegensätze zu seinen subtilen atomistisch-mechanischen Ansichten die natur- gemässesten Grundsätze in Bezug auf Therapie aussprach. Sicher, schnell und angenehm zu heilen, war sein Bestreben, Fieber war ihm der wichtigste Heüungsprocess , Diät und Bewegung seine vornehmsten Heilmittel; ausserdem wandte er alle Arten therapeutischer Agentien an , wie Spiele, Spazierengehen, Musik, Declamation etc. Er führte zwar die Weine in den Arzneigebrauch ein, erwarb sich aber auf der anderen Seite durch sein eifriges Verfechten des Kaltbadens den Beinamen cj)uxpoXoDt7]<;. Bei Behandlung der meisten Krankheiten zog er Bäder und kunstgemässe Frictionen allen innerlich gegebenen Arzneien bei weitem vor. Er bestimmte die Indication des kalten Bades in den einzelnen Affectionen, empfahl den innerlichen Gebrauch des kalten Wassers selbst gegen Durchfall und bediente sich der zu jener Zeit be- rühmten Balneae pensiles, über deren Natur die Autoren der

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verschiedensten Meinung sind. Plinius (Plinii hist. nat. c. notis Harduini. Lipsiae 1788. Lib. XXVI, cap. YIII) erzählt dieses mit folgenden Worten: „Auch andere Heilmittel er- sann Asclepiades, indem er bald die Lagerstätten auf hängen liess und durch deren Schaukeln Krankheiten zu bessern und Schlaf herbeizuführen suchte, bald Bäder anordnete, auf den Sinnesreiz der Menschen berechnet, und vieles Andere, dem Hörensagen nach Angenehme und Dankbare. Gross war sein Ansehen und nicht minder sein Ruhm, nachdem er einen un- bekannten Menschen, dessen Leichenbegängniss er begegnete, dem Grabe entrissen und gerettet hatte, so dass man es kaum für möglich hielt, dass in wenigen Augenblicken eine solche ungeheure Wandlung geschehen konnte . . . Viel half dem Asclepiades die allzu ängstliche und übertriebene Sorgfalt der alten Aerzte, wie die Sitte, die Kranken in Kleidungsstücke zu vergraben, auf jede Weise Schweiss hervorzurufen, den Körper am Feuer zu rösten, da ständiger Aufenthalt in der Sonnengluth bei dem in Rom, ja sogar in ganz Italien herr- schenden regnerischen und unbeständigen Wetter schwer war; „Da musste die Bekanntmachung von der Anwendung des Schwebebades anlocken“, und an einer früheren Stelle sagt er: „Die Austernbehälter erfand zuerst von Allen Sergius Orata in Bajae, im Zeitalter des Redners L. Crassius vor dem marsischen Kriege; derselbe, welcher zuerst die pensiles balneas erfunden hat.“ Die Auslegung dieser beiden Stellen des Plinius ist für die Geschichte der Fallbäder von grosser Wichtigkeit. Leider sind aber, wie schon oben erwähnt, die Meinungen, was man unter pensiles balneae zu verstehen habe, sehr verschieden und die Interpretatoren weichen sehr von einander ab. Die einen (Baccius) hielten sie für hängende Wannen, in denen der Badende sitzend geschaukelt werden konnte; dass Asclepiades eine solche Art zu baden. Kranken und Gesunden empfohlen habe, wäre nicht unwahrscheinlich, da er auf das Schaukeln als Heilmittel einen grossen Werth legte. Derselben Meinung ist auch Mercurialis mit dem einzigen Unterschiede, dass ihm zu Folge die Wannen nicht

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auf Rollen, sondern an Stricken befestigt, in der Luft ge- schwebt haben. Andere halten sie für eine Art Sturz- und Regenbäder, wo das Wasser von verschiedener Wärme in die Höhe geleitet wurde und auf die Badenden herabströmte. Sprengel (Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneikunde. Halle 1823, Bd. II), hingegen erklärt den As- clepiades für den Erfinder des Tropf bades, und Osann endlicli nimmt den goldenen Mittelweg an und sagt, dass Asclepiades die Tropf bäder erfunden, rühmt aber auch zugleich von ihm, dass er nach dem Beispiel des Sergius Orata das Schaukeln mit dem Bade zu vereinigen gesucht habe.

Eine andere für die Geschichte der Fallbäder in diesem Zeitraum wichtige Stelle kommt im Seneca vor, die eben- falls auf diese balneae pensiles hindeutet, zugleich aber auch eine weitere Art schwebender Bäder erwähnt, die sich über den Oefen und Wölbungen der römischen Badeanstalten be- funden und anknüpfend au die Asclepiades’schen Hänge- oder Tropf bäder eingerichtet worden zu sein scheinen. Wahr- scheinlich hatte man in Rom zu dieser Zeit Wannen, worin der Badende wie in einer Wiege sich schaukeln lassen konnte; ob diese Wannen nun auf Rollen hin und her beweglich, oder an Seilen aufgehängt waren, dies zu entscheiden ist nicht möglich.

Die Absicht dieses Wiegens des von einer Flüssigkeit um- gebenen Körpers sollte jedenfalls die sein, die Wirkung des Wellenschlags des Seebades hervorzurufen. Moderne baineo- technische Apparate, wie z. B. die Moosdorf’sche Wellenbad- schaukel, beruhen ja auf demselben Princip.

Aus dem Seneca erfahren wir an derselben Stelle die Art der Erwärmung solcher Badezimmer, die mit dem zu- nehmenden Gebrauche warmer Bäder allgemein wurden. In den grossen öffentlichen Thermen befand sich die Heizung in der Mitte des Gebäudes, in den Privatbädern der reichen Römer aber unterirdisch, um den Fussboden und die Bade- flüssigkeit gleichmässig zu erwärmen. Man hatte schon da- mals eine Art Luftheizung; durch thönerne Röhren nämlich, welche durch die Mauer hindurch liefen und sich nicht nur

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durch alle Badezimmer, sondern auch durch das ganze Wohn- gebäude erstreckten, wurde eine gleichmässige Heizung er- zielt. In jedem Zimmer befand sich eine Oeffnung dieser Röhren, welche gewöhnlich die Gestalt eines Löwenkopfes oder eines Delphins hatte und zum Verschhessen eingerichtet war. Wahrscheinlich ist es auch, dass man die aus jenen unterirdischen Oefen hervordringenden Dämpfe durch Ab- kühlung zu Wasser verdichtet, in den oberen Gemächern als Staubregen auf die Badenden rieseln Hess, wie man auch durch Röhren das Wasser von oben herabfallen Hess.

Soviel geht jedenfalls als bestimmt hervor, dass die Römer schon zur Zeit des Asclepiades Begiessungen und Bespritzungen des Körpers mit Wasser von verschiedener Temperatur häufig an wandten. Ob sie künstliche Vorrich- tungen zu Douche- und Regenbädern bereits gehabt haben, Avissen wir nicht bestimmt. Anstatt der letzteren hielten sich manche Schwelger eigens abgerichtete Sklaven, die den Mund mit Wasser füllten und es dann durch die geschlossenen Zähne aus voller Kraft der Lungen auf verschiedene Theile des Körpers herausblasen mussten.

Das leidenschaftHche Bedürfniss zu baden, das die Römer wie kein Volk des Alterthums und i der Neuzeit hatten, ver- hinderte trotz der fortschreitenden Sittenverderbniss und der Zunahme von Ueppigkeit und Schwelgerei den Verfall dieser so ausserordentlich zweckmässigen Haut- und Körperpflege. Weit entfernt davon, das Baden im kalten Wasser zu ver- nachlässigen, legten sie nach wie vor einen grossen Werth darauf, den Körper kalt begiessen zu lassen oder in der Piscina ein paarmal unterzutauchen. Dies beweist vor allem die von keinem Volk der Erde übertroffene Einrichtung des römischen Badewesens, das in einem so innigen Zusammen- hänge mit der Entwicklung der Hydrotherapie im Alter- thum steht, dass wir in kurzen Zügen Formen und Arten desselben an uns vorüberziehen lassen müssen. Die ursprüng- lichen primitiven Anlagen, die, wie in der älteren griechischen Vergangenheit, sich zunächst zur Zeit des Königthums und

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der Republik in Rom fanden, erreichten bereits mit der An- lage der ersten grossen Wasserleitung einen höheren Grad der Entwicklung, die mehr und mehr wuchs, als das Netz der Wasserzuführung sich ausdehnte. Und nicht am wenigsten haben ausser diesen Umständen die in Rom lebenden griechischen Aerzte, die als Kriegsgefangene oder als gekaufte Sklaven dort- hin kamen, zur Einführung der Badeanstalten beigetragen. So erstanden etwa seit dem zweiten punischen Kriege eine Reihe von Bädern, von denen man nun drei Arten unterschied: die eigenen Hausbäder (balnearia), die als Erwerbsquellen errichteten Miethbäder (balneae privatae) und die öffentlichen Bäder (balneae publicae), die auf Kosten des Staates und zuweilen auch aus Stiftungen und Schenkungen begründet und unterhalten wurden; für Unterhaltung und polizeiliche Aufsicht hatten die Aedilen und Censoren zu sorgen. Eine weitere Entwicklung erreichten die Warmbäder durch die im Jahre 89 vor Chr. erfolgte Ein- führung der von C. Sergius Orata erfundenen Luftheizung, worunter man zunächst nur die Anwendung hohler, von den Feuergasen durchzogener Fussböden zu verstehen hat. Die höchste Vollkommenheit erhielt das heisse Luftbad sodann durch die bald folgende Herstellung von hohlen Wänden. Hierdurch wurde der früher zur Erwärmung der Baderäume gebräuchlich gewesene Ofen fast vollständig verdrängt und die Luftheizung bestimmend für die Einrichtung der späteren baulichen An- lagen. Obwohl nach wie vor in Verbindung mit Kaltwasser- bädern führen nun die öffentlichen Badeanstalten auschliesslich den Namen thermae, vom griechischen thermos „die Wärme*'. In balneis salus, Heil allein im Bade, wurde von nun an die Devise des römischen Volkslebens.

Mit dem Aufschwung, den Rom unter den Kaisern nahm, beginnt die Blüthezeit der römischen Thermen , von deren Grösse und Pracht uns heute noch gewaltige Ruinen und kostbare Reste beredtes Zeugniss geben. Die grossen Thermen, die an Zahl 15 mit allem versehen waren, was Luxus und Geschmack jenes Zeitalters forderten, entstanden anfänglich aus der Idee des griechischen Gymnasiums und waren, ihrem

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ursprüngliclien Zwecke zufolge, zur Kultur des Geistes und zu Leibesübungen bestimmt. Hier hatten Redner, Philosophen, Dichter und andere Gelehrte eigene Versammlungssäle, Biblio- theken, Sammlungen von Kunstwerken, gegen jede Witterung- geschützte Hallen, anmuthige Lusthaine und mit hohen Platanen bepflanzte Alleen. Hier waren Plätze, wo Knaben Leibes- übungen Vornahmen, Plätze zum Wettrennen, zum Ringen, zum Ballspiel, zum DiskusAverfen und Teiche zum Schwimmen. Auch für Pflege behaglicher Ruhe, geselligen Lebens und Vergnügungen, sowie für Essen und Trinken war dort ge- sorgt. Alt und Jung, Hoch und Niedrig, Arm und Reich fand sich in den Thermen zusammen, ergötzte sich an Wett- und Ballspielen, an Turnübungen sowie an geistiger Unterhaltung und leiblicher Nahrung. Eine Trennung der Räume nach Standesklassen gab es nicht; selbst Kaiser, insbesondere Hadrian und Commodus, suchten durch öfteren Besuch der Thermen sich beim Volk beliebt zu machen. Das Innere derselben war mit dem auserwähltesten und überschw^äng- lichsten Luxus ausgestattet und von fabelhafter Pracht. Die Wände waren mit den feinsten und seltensten Marmor-, Granit-, Porphyr- und Jaspisarten ausgelegt. Die Fussböden bestanden oft aus dem kunstvollsten Mosaik oder prächtigen Marmorfliessen. Staunenerregende Leistungen der Wölbetechnik, Kuppeln und Kreuzgewölbe von riesigen Abmessungen über- deckten die Hauptsäle , MeisterAverke der Bildhauerei und Malerei waren hier vereint; so fand man in den Ruinen der C arac all a- Thermen den farnesischen Stier, die Gruppe des Laokoon in denjenigen des Titus und die Pferdebändiger in den Constantinischen. Ferner Avurden der farnesische Her- cules, die Hebe in Neapel, der Torso vom Belvedere und viele andere unvergleichliche KunstAverke unter den Trümmern römischer Thermen hervorgezogen.

Die darin vorhandenen Bäder waren von mannigfachster Art; laue, warme, kalte Wannenbäder, heisse Dunstbäder etc. etc. Ausserdem waren noch Zimmer zu besonderen Zwecken bestimmt, z. B. die Salbestube und das Conisterium, Avorin die Marcuse, Hydrotherapie im Alterthum. 2

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Ringer sich salbten, mit Staub bewarfen u. s, w., ferner Ge- bäude zu Wohnungen für Aufseher, worunter der Gymnasiarch, der Palästrophylax , der Agonistarch, der Gymnast und der Pädotriba die vorzüglichsten waren. Die Gymnasiarchen waren die ersten Beamten, standen in grossem Ansehen und ent- schieden in zweifelhaften Fällen als Richter. Der Palästro- phylax scheint die Aufsicht über die Gebäude und Oekonoraie, und der Agonistarch über die athletischen Uebungen geführt zu haben. Der Gymnast und der Pädotriba scheinen in den frühesten Zeiten sehr untergeordnete Dienstleistungen gehabt und sich mit der Anordnung der palästrischen Uebungen und mit dem Einsalben abgegeben zu haben. Man nannte sie auch Alipten oder Jatralipten, weil sie innerhalb ihres Berufskreises Arzneikunst trieben. In späteren Zeiten, besonders nachdem die Medicin mit der Gymnastik verbunden worden war, waren sowohl der Gymnast wie der Pädotriba Männer von gründlichen medicinischen Kenntnissen, welche die Leibes- übungen wie die Bäder in ihren Beziehungen und Wirkungen zum Organismus beurtheilten und dementsprechend individu- alisirend einem jeden das richtige Maass und die Arten der Anwendung vorschrieben. Desivegen rechneten es sich auch hervorragende Aerzte zur hohen Ehre, die Aufsicht über die Leibesübungen und die Bäder in den Gymnasien führen zu dürfen, wie wir dies z. B. von Galen wissen. Ausser diesen Beamten waren noch eine Menge von Aufwärtern, meistens aus Sklaven bestehend, in den Bädern, z. B. diejenigen, die die Kleider bewachten, Ofenheizer, Badbereiter, die, welche kaltes oder warmes Wasser über den Körper schütteten etc. etc.

Neben diesen grossen Luxus- und Vergnügungsbade- anstalten entstanden Volksbäder, von denen Rom zur Zeit, als Constantin seine Residenz nach Byzanz verlegte, 856 besass, und in denen meist unentgeltlich gebadet werden konnte. In anderen Bädern kostete ein Bad für Männer einen Quadrans, das waren ungefähr 5 Pfennige, die der Badewärter in Büchsen sammelte während Frauen mehr zu zahlen hatten und Kinder stets frei waren. Kein Volk des Alterthums oder

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der Neuzeit badete mit solcher Leidenschaft wie die Römer; kein Volk hat so Grosses geschaffen und gebaut, um diese Leidenschaft zu befriedigen. Rom verbrauchte damals täglich etwa 750 Millionen Liter Wasser in seinen Thermen und kleineren Bädern,

Von Rom verpflanzte sich der Badegebrauch in die Pro- vinzen. In den Städten, Dörfern und Kastellen, in den Her- bergen an den römischen Heerstrassen, sowie in den Land- häusern vornehmer Römer war die Anlage von Thermen und Bädern, sowie die Beschaffung guten Wassers stets eine der ersten Aufgaben. So erzählt der jüngere Plinius, dass in einem Dorfe, nahe bei seinem Landgute, drei öffentliche Bäder gewesen, und er sah es als eine grosse Bequemlichkeit an, für den Fall unerwarteter Ankunft oder kurzen Aufenthaltes, der für die Bereitung eigener Bäder keine Zeit liess, jene benutzen zu können. Es scheint sogar rechtskräftig gewesen zu sein, wie wir aus einer Stelle bei Ulpian ersehen, dass man nämlich auf einem gemietheten Landgute wenigstens ein Dunstbad von dem Eigenthümer fordern konnte. Sogar die auf den Grenzen in Garnison liegenden römischen Legionen konnten Bäder und Gymnasien nicht entbehren. Dies beweisen höchst merkwürdige Funde an dem Hadrianswall, der gegen die Germanen aufgeführt worden war. Bei dieser im römischen Reich allgemein verbreiteten Werthschätzung der Bäder kann man sich nicht wundern, dass auch an solchen Orten, die warme oder kalte Quellen enthielten, Thermen erstanden. Die warmen Quellen wurden aus Mangel an physikalischen Kennt- nissen sogar als übernatürliche Ereignisse angestaunt, als heilig angesehen und für göttlichen Ursprunges gehalten. Um sie benutzen zu können, legte man Thermen an. Diesen Orten legten sie den Namen aquae bei, so z. B. Aquae Albulae, Aquae Calidae (Bagnoles und Vichy), Aquae Sextiae (Aix), Aquae Panoniae (Baden bei Wien), Aquae Aureliae (Baden- Baden), Aquae Mattiacae (Wiesbaden), Aquae Grani (Aachen) u. a. Die Zahl der im Römerreich bekannten Heilbäder be- trug etwa 80.

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Alle diese Bäder und Quellen kannten und benutzten die Römer, der berühmteste römische Badeort war jedoch Bajae (früher Aquae Cumanae) am Golfe von Neapel, das alle Kaiser in seinen Mauern sah, und dessen Inschrift lautete: „Qui curat non curatur“; der hier aus der Erde dringende heisse Schwefel- dampf wurde durch Röhren in die Badezellen geleitet und zu Dampfbädern benutzt. Bajae besass ausserdem auch Schwefel- quellen und zwar in so reichem Maasse, dass sich kein anderes Bad mit ihm messen konnte. Das weisslich-trübe Wasser war an manchen Stellen so heiss, dass man bequem darin Fische sieden konnte. Ursprünglich nur Krankenbad, nahm sein Besuch zum Zwecke des Vergnügens, des Genusses und weil es Modebad geworden war, bald zu, ja derart überhand, dass Seneca, Cicero und Andere den reizenden Ort einen Sitz der Ueppigkeit und eine Herberge des Lasters nannten. Das fröhliche Treiben in Bajae überdauerte die Macht- und Glanzperiode des römischen Kaiserreichs, ja bis über das Mittelalter hinaus sind die Bäder von Bajae besucht worden. Heute dagegen bezeugen nur Trümmerhaufen die Stätten, wo Bajae mit seinen prächtigen Bädern und Villen gestanden hat; der einst so belebte Hafen ist versandet, die Umgegend ver- ödet und versumpft, das ganze eine Brutstätte der Malaria geworden.

Die Bauart aller dieser römischen Thermen war nicht gleich, wie aus den Ruinen zu ersehen ist- Indess waren sie alle mit einer hohen, im Viereck gebauten Mauer umgeben, worin zwei kreisförmige concentrische Mauern drei verschiedene Abtheilungen bildeten. Die äussere Abtheilung war zu mannig- faltigen Leibesübungen, die mittlere zu Spaziergängen bestimmt und in der inneren stand das eigentliche Thermengebäude, welches mehrere Eingänge hatte. Der nach der Mittagsseite zu gelegene Eingang hiess Theatridium; hier waren Stufen, auf denen das Volk, insbesondere die Patrizier, sitzend den Spielen und Uebungen zusahen. Diese Stufen gingen um das ganze Gebäude herum, so dass man von ihnen zur Salbstube zum Conisterium, zu den Bädern, zur Palästra gelangen konnte.

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Meistens führte ein Säulengang zum Spbaeristerium (Ballspiel- platz). Die gegen Norden liegende Seite der Thermen war zum Aufenthalt der Philosophen, Gelehrten und Künstler aller Art bestimmt. Hier herrschte heilige Stille , hier waren schattige Plätze, Terrassen, Galerien, Springbrunnen etc. In dieser Abtheilung der Thermen trafen alle diejenigen zu- sammen, die geistige Genüsse liebten. Hier unterhielten sich Gelehrte, lasen und arbeiteten, hier deklamirten Dichter ihre Poeme und quälten, wie Juvenal in seiner ersten Satyr e ver- sichert, oft unbarmherzig die Ohren der Anwesenden. Von hier konnte man auch durch die Platanenallee zur Piscina (Schwimmteich), zu den Gesellschaftssälen der Jugend, zu den Erfrischungszimmern und zu den Bädern gelangen. Die Seiten der Thermen , die gegen Morgen und Abend lagen , waren hauptsächlich zu gymnastischen Leibesübungen bestimmt. Man fand daselbst grosse freie Plätze, im Halbzirkel gebaute Amphi- theater für Zuschauer und die für die Athleten bestimmten Säle und Säulengänge.

Was die innere Einrichtung der römischen Badeanstalten betrifPt, so bestand das regelmässige Bad, von dem sehr richtigen Grundsatz ausgehend , dass Differenzirungen der Wärmetemperatur nur in allmähliger Stufenfolge dem Organis- mus dienlich seien, aus vier Abtheilungen : dem Aufenthalt in erwärmter Luft, dem warmen Wasserbade, dem kalten Wasser- bade und der Abreibung. Diese vier Badformen erfordern mindestens drei Räume: für die dem Wasserbade vorangehende Erwärmung des Körpers das Tepidarium , für das warme Wasserbad das Caldarium und für das kalte Wasserbad das Frigidarium; letzteres diente als Aus- und Ankleideraum für diejenigen, denen es hier nicht zu kalt war, während kranke und empfindliche Personen, welche die Kleider im Warmen ab- und anlegen wollten, das Tepidarium hierzu benutzten, in dem man sich auch abreiben lassen konnte. Bei grösseren Anlagen trat hierzu ein besonderer Aus- und Ankleideraum, das Apodyterium und ein weiterer Raum für die Abreibung (Unctorium). Beide Räume, namentlich der Abreiberaum,

wurden auch für die Palästra benutzt, uni sich in erstereni für die gymnastischen Uebungen vorzubereiten und in letzterem nach deren Beendigung mittelst des Schabeisens Oel und Staub vom Körper zu entfernen. Als eine nicht unmittelbar zum gewöhnlichen Bad erforderliche Einrichtung ist das Laconicum zu betrachten. Das ist das heisse Schwitzbad, das namentlich in der späteren Zeit vielfach allein oder nur in Verbindung mit einem darauffolgenden kalten Wasserbade benutzt wurde. Für das heisse Schwitzbad (auch Sudatorium genannt) waren öfter mehrere Kammern mit allmählig steigenden Wärmegraden vorhanden. Die zum eigentlichen Bade be- stimmten Räume waren meist doppelt vorhanden und in eine Männer- und Frauenabtheilung geschieden ; doch fand sich auch an kleinen Orten die Einrichtung, dass beide Geschlechter dieselben Baderäume zu verschiedenen Stunden benutzten. So schreibt die Lex metalli Vipascensis den Frauen das Baden in der Zeit vom Sonnenaufgang bis zur siebenten Stunde, den Männern von der achten Stunde des Tages bis zur zweiten Stunde der Nacht vor. Unter den späteren Kaisern wurde jedoch auch bei Nacht gebadet; Alexander Severus stiftete hierfür einen Fond, aus dem die Beleuchtung bezahlt wurde. Kaiser Tacitus schaffte später aus Furcht vor nächtlichen Zusammen- rottungen diese Unsitte wieder ab. Die Beleuchtung selbst geschah mittelst Oellampen oder Talglichtern.

Die frühere strenge römische Sitte gestattete weder dem Vater mit dem Sohne, noch dem Schwiegervater mit dem Schwiegersöhne zu baden. Für Frauen galt es anfänglich überhaupt nicht für anständig , öffentliche Bäder zu besuchen, doch schon in der letzten Zeit der Republik schwinden die strengen Sitten, und der Besuch der Bäder seitens der Frauen nahm mehr und mehr zu. Mit der Einführung der griechi- schen Palästra, die wesentlich dazu beitrug, das Schamgefühl zu ersticken, boten die Thermen Gelegenheit zu Ausschwei- fungen aller Art. Die Frauen Hessen sich im Bade nicht nur vielfach von männlichen Sklaven bedienen, sondern sie badeten auch gemeinschaftlich mit Männern. Trotz wiederholter kaiser-

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lieber Gesetze hielten sich diese mixta balnea bis tief in die christliche Zeitrechnung hinein.

In den Bädern mit getrennten Räumen für Männer und Frauen befand sich gewöhnlich die Heizanlage, das Hypo- caustum, in der Mitte; sie bestand aus dem Ofen, vor dem die Kammer zum Heizen liegt. An den Ofen schliessen sich zu beiden Seiten die Caldarien an, dann folgen die Tepidarien und schliesslich am weitesten nach aussen die Frigidarien. Mit zunehmender Entfernung vom Feuer vermindert sich die Wärme, die den Caldarien und Tepidarien durch die unter ihren Fussböden angeordneten Hohlräume suspensurae zuge- führt wird. Das Hypocaustum war in römischen Privathäusern gewöhnlich zu einem doppelten Zwecke bestimmt, zuerst um das Dunstbad zu heizen und zweitens, um bei kalter Witte- rung die verschiedenen Zimmer des Hauses zu erwärmen ; letz- teres war vornehmlich bei den Villen der Fall, die ausserhalb der Stadt auf Anhöhen lagen und mehr der Kälte ausgesetzt waren. Alsdann liefen viereckige thönerne Röhren aus dem Hypocaustum durch die Mauer hinauf und circulirten durch das ganze Gebäude. In jedem Zimmer öffnete sich eine solche Röhre, die man aber nach Belieben verschliessen konnte. Auf diese Weise wurde durch das Hypocaustum das ganze Ge- bäude erwärmt und das über dem Hypocaustum liegende ge- wölbte Zimmer diente zum Dunstbade. Die obere Decke des Hypocaustum bestand aus sehr dicken Ziegelsteinen, die ohne Kalk und nur mit Lehm zusammengefügt waren. Auf diesen Ziegelsteinen lag ein mehr oder weniger dicker Betonanstrich, über dem ein Mosaik- oder Marmorplattenbelag den Fuss- boden der Cella bildete. Pfeiler von Ziegelsteinen unterstützten die Decke, die gleichfalls ohne Kalk verfertigt waren, um bei der grossen Hitze besser zusammenzuhalten. In den Ofen des Hypocaustum wurde durch eine viereckige OefPnung eine hinreichende Menge Kohlen geworfen, durch deren Gluth das Badezimmer und auch auf die oben beschriebene Weise das ganze Gebäude erwärmt wurde. Um die Hitze zu vermehren und anhaltender zu machen, legte man auch nach Vitruv

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metallene Kugeln zwischen die Kohlen. Die Einrichtung zum Erwärmen des Wassers bestand meistens aus drei stufenweise über dem Hauptofen aufgestellten cylindrischen Wasserkesseln. Der der Feuerung zunächst stehende enthielt, wie es in der Natur der Sache lag, heisses Wasser; die Dämpfe dieses heissen Wassers erwärmten den zweiten darüber befindlichen Kessel hinlänglich, um das Wasser darin lauwarm zu erhalten und etwas höher stand der dritte Kessel mit kaltem Wasser, aus dem man durch einen einfachen Mechanismus die unteren Gefässe wieder anfüllte, wenn das Wasser darin verbraucht worden war. Auf diese Weise konnte den verschiedenen Baderäumen Wasser von dem für sie entsprechenden Wärme- grad unmittelbar zugeführt werden.

Um ein Bad zu nehmen, betrat man zuerst das Tepi- darium, entkleidete sich hier, falls man dies nicht etwa schon im Frigidarium oder in einem Apodyterium gethan hatte. Gewöhnlich war es von achteckiger Form , sehr geräumig, hell und zuweilen mit prächtigen Säulengängen geziert. In diesem mit reichlicher Gelegenheit zum Sitzen ausgestatteten Raume setzte man sich zunächst, um zu schwitzen, Hess sich abreiben und salben. Vom Tepidarium begab man sich in das Caldarium, das eine oder mehrere Wannen für das warme Wasserbad enthielt. In älterer Zeit nahm man letzteres in einer zuweilen für eine Person, zuweilen für mehrere Personen bestimmten Wanne. Erst später kam das warme Schwimm- becken in Gebrauch , das öfter in einem besonderen Raume untergebracht war. Zuweilen waren im Caldarium, das immer einen grossen Raum darstellte, Abstufungen, deren einige von der Sonne beschienen werden konnten. Die Wannen, die von geschmackvoller Form und in grossen Thermen von Porphyr, Basalt oder einer anderen kostbaren Steinart waren, befanden sich auf der einen Seite des Caldariums, während auf der anderen, oft mit einer Nische geschlossenen Seite ein er- höhtes , rundes Becken war, das zu kalten Uebergiessungen diente. Man verwandte hierzu ein fiaches Gefäss mit Stiel, mittelst dessen man das Wasser aus dem Becken schöpfte.

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Die Wannen nannte man Baptisteria; in diesen Baptisterien wurden auch die neugeborenen Kinder gewaschen. Dem Ma- c roh ins zufolge geschah dies am achten Tage nach der Ge- burt mit den Mädchen und am neunten mit den Knaben. Diesen Tag nannte man dies lustricus und gab gewöhnlich an ihm dem Kinde einen Namen. Zur Erwärmung oder auch zur Warmhaltung des Wassers in der Wanne hatte man zu- weilen eine eigenthümliche Einrichtung. Sie bestand darin, dass sich an die Wanne eine in der Mauer befindliche Höh- lung anschloss, deren Boden vermuthlich nur aus einer dünnen Metallplatte bestand, so dass die unter ihr hindurchführende Wasserleitung auch das diese Höhlung füllende Wasser der Wanne stets aufs Neue erwärmte. Diese Einrichtung findet sich z. B. im Caldarium der Frauenabtheilung in den grösseren Thermen zu Pompeji. Auch ein bronzener Ofen, der von der Form des römischen Meilenzeigers den Namen Miliarium hat, und in dem das Wasser durch Röhren sich um die Feuerung zog, diente dem gleichen Zweck.

Das Frigidarium enthielt ein Becken (Piscina) für das kalte Bad. In grösseren Thermen waren oft mehrere vor- handen. Wem das Wasser hier in der geschlossenen Halle zu kalt war, konnte das kalte Bad in der allgemeinen Piscina der Palästra nehmen, die unter freiem Himmel lag und von der Sonne erwärmt war. Nach beendetem kalten Bade wurde der Körper in eine Decke gehüllt, mit leinenen, leicht ge- webten Tüchern abgetrocknet und dann mit der Abreibung und dem Einsalben begonnen. Auch vor dem warmen Bade wurden, wie erwähnt, Abreibung und Einölung vorgenommen. Das Oel wurde aus dazu bestimmten Fläschchen von Glas, Elfenhein oder Horn tropfenweise herausgegossen. Einige Hessen sich statt des Salbens striegeln. Es wurde hierzu ein Striegel von Eisen oder bei Vornehmen von Silber, Gold oder Elfenbein benutzt. Um die Wirkung sanfter zu machen, be- strich man sie mit Oel, denn von häufigem Gebrauche dieser Striegel wurde die Haut verhärtet , wund oder mit einer Art Ausschlag behaftet, wie dies beim Kaiser Nero der Fall war.

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S u e 1 0 n erzählt nämlich von ihm, dass er Verhornungen auf der Brust und allerhand Verunzierungen der Haut vom vielen Striegeln gehabt habe. Bei Kranken und schwächlichen Per- sonen wurde statt der Striegel ein Schwamm gebraucht. Strigilis, Oelfläschchen, Salbenbüchse, Kamm und Nadeln, in einem Kästchen vereinigt oder an einem leicht zu öffnenden Ringe hängend, bildeten das Badezeug der Römer, wie wir aus einem völlig erhaltenen pompejanischen Funde ersehen haben.

Noch ist das heisse Schwitzbad zu erwähnen, das in Rom durch Agrippa in Mode kam. Während das laue Schwitz- bad im Tepidarium eine Stärkung und Erholung war, war das heisse Schwitzbad eine angreifende Kur, durch die man die Folgen übermässiger Tafelgenüsse zu überwinden suchte. Der diesem Bade dienende Raum, Laconicum, lag meist neben dem Tepidarium oder dem Caldarium. Nach Vitruv's Vor- schrift war er von kreisförmigem Grundriss mit halbkugel- förmigem Gewölbe. In ihm war, wie der jüngere Plinius an Gallus berichtet, ein kleines Fenster, welches man öffnete, wenn die Hitze zu sehr zunahm. Nach anderen Nachrichten soll oben an der Wölbung unter einem runden Deckenlicht eine Art von metallener, an einer Kette befestigter Scheibe gewesen sein, durch deren Oeffnen man frische Luft erhalten konnte.

Die Reihe der grossen Thermenbauten in Rom eröflnete M. Agrippa mit den nach ihm genannten Thermen des Agrippa, die er in seinem 3. Consulatsjahre 25 v. Chr. er- richten Hess. Ihnen verdankt das weltberühmte Pantheon seine Entstehung. Ursprünglich als Laconicum gedacht, ent- schloss sich Agrippa, den herrlich gelungenen und für den Gebrauch der Menschen zu schönen Bau „Allen Göttern“ als „Pantheon“ zu weihen.

Granitsäulen mit ehernen Kapitälen trugen den mit ver- goldeten Bronzeziegeln gedeckten Kuppelbau und der Dach- stuhl ruhte auf Trägern aus vergoldetem Erze. Durch eine in der oberen Kuppelöffnung angebrachte. Bronzeplatte von

9 m Durclimesser sollte die Temperatur des Badesaales regu- lirt werden. Sein Bad war das erste Roms mit Schwitzbad und Luftheizung, er nannte es geradezu „lakonisches Gym- nasium“. An der Seite von Agrippa’s Anlage errichtete Nero seine Thermen mit höchster Pracht , über welche Martial begeistert ausruft: „Was ist schlechter wohl als Nero, und was schöner als Nero’s warme Bäder?“ Jeder folgende Kaiser ehrte seinen Namen durch neue Thermen- bauten oder wenigstens durch Verschönerung und Vergrösse- ruug schon bestehender, und immer prunkvollere, immer gigantischere Anlagen erstanden. Das Parterre der theil- weise auf den Kesten von Nero’s „goldenem Hause“ auf- geführten — Titusthermen enthält über 100 Baderäume und ein Riesen Wasserbehälter speiste deren Bäder. An diese Thermen fügte Trajan ausgedehnte Frauenthermen durch den Baumeister Apollodorus. Im Jahre 216 n. Chr. er- standen die Thermen des Caracalla, die an Grösse nur von den Thermen des Diocletian, an Schönheit und Pracht aber von keiner Badeanlage der Welt übertroffen worden sind.

Alexander Severus fügte den Säulenumgang hinzu, mit dem sie eine Fläche von 124 bis 140 qm bedeckten. 2300 Personen konnten hier gleichzeitig baden; 1600 Bade- sessel aus polirtem Marmor gehörten zu ihrer Einrichtung. Ihr zweigeschössiger Frontbau enthielt Einzelbäder für Frauen. Das Gewölbe ihres Tepidariums ward durch Vermittlung eherner Gitterbalken von 14 m hohen Granitsäulen getragen. Der Plan der Caracallathermen zeigt in tyjDischer Form die geschickte Raumvertheilung in ihrer labyrinthischen Colossa- lität, er zeigt die charakteristische, annähernd quadratische Grundform mit ihren drei baulichen Abtheilungen: der äusseren mit den Räumen eines Gymnasiums, den Portiken, Exedren und Sälen für Unterhaltung, akademische Vor- lesungen und Discussionen , der mittleren mit Plätzen, Spaziergängen, Parkanlagen oder Alleen, der inneren, dem Kernbau, mit den eigentlichen Baderäumen in mannigfaltig- ster Combination und Entwicklung.

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Von den übrigen grossen Thermenbauten Roms, deren Ruinen mehr oder weniger erhalten sind, sind zu nennen die Thermen des Titus, des Diocletian, des Constantin, die sämmtlich Anlagen von höchste!’ Vollkommenheit und Pracht dar- stellten. Ueberhaupt herrschte zur Zeit der Cäsaren der aus- schweifendste Luxus in den Bädern. Seneca sagt darüber bei Gegenüberstellung der Sitten seiner Zeitgenossen zu denen der Vorzeit Folgendes: „Jetzt dünkt man sich arm und gering zu sein, wenn nicht an den Wänden der Bäder grosse, kost- bare Marmortafeln glänzen, wenn nicht zwischen dem ale- xandrinischen Marmor gemalte numidische Steine stehen, wenn nicht dieser Marmor mit Kunst so gesetzt ist, dass man wahre Gemälde zu sehen glauben sollte, wenn nicht ganze Gemächer mit Glas ausgelegt sind, wenn nicht Steine von Thasus, die man ehedem nur selten in den Tempeln sah, unsere Teiche umschliessen, in denen wir unseren, durch vieles Schwitzen entkräfteten Körper waschen, und wenn nicht das Wasser aus silbernen Hähnen läuft!“ Caligula Ress sogar ein grosses Schiff von Cedernholz bauen, das neben Galerien und Gärten, neben Sälen und zahllosen Gemächern eine Reihe der ver- schiedenartigsten Bäder enthielt.

Dass der Luxus in der Ausstattung der römischen Bäder alles übersteigt, was selbst die reichste Vorstellung sich aus- malen kann, das lehren die lieber lieferungen der römischen Klassiker wie die Kunstwerke , die noch auf unsere Zeiten gekommen sind. Mit den herrlichsten Reliefdarstellungen ge- schmückte Wannen aus Marmor, Basalt, Porphyr, Fussböden aus Mosaik, vergoldete Arabesken, hervorragende enkaustische Gemälde , Meisterwerke der Skulptur und vieles Andere schmückte diese Räume. Der Uebermuth stieg zur Zeit des älteren PI in ius so hoch, dass seiner Versicherung zufolge manche vornehme Damen keine Badezimmer betreten wollten, die nicht mit Silber ausgelegt waren. Alle Geräthschaften waren aus den kostbarsten Stoffen ; so bestanden z. B. die Giesskannen, worin man Wasser holte oder aus denen man sich von dazu bestimmten Aufwärtern überschütten Ress, aus Gold, Silber

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oder korinthischem Erze und stachen sehr von den Muscheln, irdenen Gefässen und ausgehöhlten Kürbissen, die man in den Zeiten der republikanischen Einfachheit gebraucht hatte, ab. Heliogabal Hess die Bäder des Nachts durch prächtige Lampen erleuchten; die verschiedenen Badezimmer erhielten grosse durchsichtige Fenster, die man so anlegte, dass sie die Sonnenstrahlen aufsaugen konnten.

Auch hatten die meisten Badeanstalten Einrichtungen zum Gebrauch von Sonnenbädern; diese Art zu baden haben die Römer von den Griechen gelernt. Letztere setzten sich auf dem Söller ihrer Häuser, auf dem platten Dache nackt den Strahlen der Sonne aus und zwar sowohl gesalbt wie ungesalbt. Diese Sonnenbäder wurden gleich wie die Sand- bäder als diätetische wie als Heilmittel angewandt.

Auch auf die Lage und Umgebung nahm man bei der Errichtung von Bädern Rücksicht. So lag in den öffentlichen Thermen die Piscina dicht vor den Fenstern, und in den Bädern, die der jüngere Plinius in seiner Villa Laurentina hatte, konnte man aus dem zum warmen Bade bestimmten Gemach eine Aussicht herrlichster Art auf das Meer geniessen.

So finden wir in den Thermen alle Stufen und Arten des Badewesens, und trotz des umfassenden Gebrauches der- selben wurde die Anwendung des kalten Wassers, soweit nicht die verschiedenen medicinischen Schulen in ihren wechselnden Theorien und Systemen dasselbe bald in den Himmel hoben, bald zu Boden warfen, kaum vernachlässigt. Zuerst folgten auch die Schüler des Asclepiades ihrem Lehrmeister in der Anwendung der Bäder und Frictionen: So vor allem Themisou, der Gründer der methodischen Schule, der allein schon durch seine theoretischen Anschauungen auf die Wirkungen des kalten Wassers hingeleitet wurde. Die Methodiker nahmen nämlich als Grundursache der Krankheiten Straffheit (Hyper- sthenie, Schlaffheit (Asthenie) oder auch einen wechselnden Zustand von beiden (Mixtum) an und dementsprechend suchten sie bald zu erschlaffen, bald zusammenzuziehen und bald die Mischung der Materie in ihren Verhältnissen zum leeren Raum

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umzuänderii, welch letztere Methode von Thessalus Metasyn- krisis genannt wurde. So gebrauchte Theniison z. B. in einer durch Straffheit entstandenen, also hypersthenischen Pneumonie unter anderen Mitteln auch Dampfbäder. Bei der Wassersucht gebrauchten die Methodiker Bäder von heissem Sande. Ein Schüler Th e m i s o n’s, E u d e m u s, empfahl gegenMagenschmerzen kalte Wasserklystiere. Einen modernen Verhältnissen ähnlichen Aufschwung nahm das kalte Wasser kurz nach dem Tode des Asclepiades durch die berühmte Kur des Antonius Musa, eines Freigelassenen des Kaisers Augustus, dem das Glück zu Theil wurde, eine noch glänzendere Rolle in Rom durch seine Vorliebe für kalte Bäder zu spielen. Kaiser Augustus hatte lange an einer schweren Krankheit gelitten, von der die Geschichtsschreiber keine deutliche Nachricht geben, welche aber eine hartnäckige, mit Abmagerung verbundene Leber- krankheit gewesen zu sein scheint, die die Aerzte des Kaisers mit den, wie schon eingangs erwähnt, damals beliebten hitzigen Mitteln nur noch mehr verschlimmerten. Musa entschloss sich, kalte Bäder anzuwenden und kaltes Wasser trinken zu lassen, womit er ihn herstellte und dafür nicht nur vom Kaiser und dem Senate sehr ansehnlich beschenkt wurde, sondern es wurde auch ihm zu Ehren eine eherne Bildsäule in dem Tempel des Aesculap errichtet und ihm und allen seinen zukünftigen Kunstgenossen erlaubt, einen goldenen Ring als Auszeichnung des Ritterstandes tragen zu dürfen. So gelang es ihm durch die entschlossene Anwendung einer kalten Behandlung das Leben des Herrn und Lieblings der damaligen Welt zu retten, und kurze Zeit darauf den grössten Dichter seines Volkes, Horaz, von langwierigem Augenleiden und nervöser Schwäche zu befreien. Jenes verhalf ihm zu Reichthum und Ehren, wie noch kein Arzt vor ihm sie besass, dieses verewigte seinen Namen in den unsterblichen Versen eines Horaz, und Avas „der begeisterte“ Dichter von ihm singt, beweist unwider- legbar, dass er auch schon kalte Sturzbäder auf den Kopf und den Magen angewendet hat. Dass es an Neidern der Kaltwasserkur nicht gefehlt, sieht man aus Dio Cassius’s

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Vorwurf, Musa habe den Sohn der Octavia, Marcellus, durch kaltes Baden getödtet, während dieser in Wirklichkeit in den Avarmen Bädern zu Bajae gestorben ist. Jahrtausende später wurde dieser ganz unerwiesene Unglücksfall noch dazu benutzt, um Scheu und Furcht vor den kalten Bädern zu verbreiten, wie man aus einem Werke eines Universitäts- lehrers des 17. Jahrhunderts ersehen kann: „Ein altes Heil- mittel nennt nämlich Ettmüller die kalten Bäder, und ausser bei Wasserscheu oder in verzweifelten Fällen von einem vorsichtigen Arzt anwendbar. Antonius Musa rettete durch seine (lo'/poXooaia den Kaiser Au gu s tu s , allein durch glück- lichen Erfolg vertrauensseelig gemacht, tödtet er mit demselben Heilmittel den jungen Marcellus und bedeckte sich mit Schimpf und Schande“. Uebrigens bestand Musa’s Verdienst vorzüglich darin, dass er durch Glückszufälle begünstigt seine Zeitgenossen für das kalte Bad zu gewinnen suchte und das- selbe auf einige Jahre in Mode brachte. An Tiefe und Gründ- lichkeit seiner Forschungen und an einem daraus resultirenden unvergänglichen Werthe übertraf ihn weit Aulus Cornelius Celsus, aus dessen Büchern über die Arzneikunst unläugbar hervorgeht, dass er das kalte Wasser sehr schätzte und es als diätetisches wie therapeutisches Mittel in seinen ver- schiedensten Formen und Arten an wandte. Es ist das erste, fast könnte man sagen, Handbuch der speciellen Hydrotherapie, das uns hier gegenübertritt und welches zeigt, dass auch diese therapeutische Methode, die so gern von gewisser Seite als etwas ganz Neues oder wenigstens neu Ausgebautes hingestellt wird, vor Jahrtausenden schon im Heilplan der Alten längst bekannt und längst erprobt war. Die Stellung des Celsus, die er gegenüber den Methodikern einnahm und seine gewich- tige Betonung, von den Ursachen der Krankheit auch den Heilplan abzuleiten, lässt sich nicht besser charakterisiren als durch seine eigenen Worte, die er (Praef. I) gegenüber einem Beispiel des Cassius gebraucht: „Sogar der hervorragendste Arzt unseres Zeitalters, Cassius, hat, wie wir neulich gesehen haben, einem Fiebernden und von grossem Durst Geplagten

kaltes Wasser eingeflösst, als er erkannte, dass derselbe von einer Trunkenheit sehr gepeinigt werde. Als er es getrunken hatte, schwand durch Schlaf und Schweissausbruch sogleich das Fieber, da er die Gewalt des Weines durch die Mischung gebrochen hatte. Diese günstige Wirkung sah der Arzt voraus, nicht deshalb, weil der Körper zusammengezogen oder erschlafft war, sondern in Folge Bekämpfung der Ursache, die vorausgegangen war.“ Seine allgemeinen Ausführungen leitet er mit folgenden Worten ein: „. . . . daher folgt, dass das kalte Wasser fast bei allen Krankheiten des Körpers, äusserlichen wie innerlichen, acuten wie chronischen, soviel Ursachen und Namen es giebt, vom Kopf bis zur Ferse heilen kann: durch Baden oder Waschen, oder Uebergiessen, oder Eintauchen, oder häufiges Trinken : allein Aveder Begiessen und Tropfbad, noch Ueberschütten und Sturzbäder, noch hef- tiges Eintauchen, sondern allein Baden und Trinken scheint mir hauptsächlich dienlich zu sein. Auf diese Weise nämlich wird das Wasser, milder angewandt, sicherer und angenehmer heilen.“ (Gels. III, 4.) Ebenso wie er die verschiedenen Wärmegrade des Wassers in ihrer differenten Wirkung auf den menschlichen Körper einer genauen Besprechung unter- zieht, ebenso verbreitet er sich auch über die Kraft der ver- schiedenen Wasserarten und über ihre Wirksamkeit des längeren. Weiches Wasser führt nach ihm ab, laues oder sehr kaltes und hartes Wasser, wie es Regen wasser ist, zieht den Bauch, Eisen- und Stahlwasser die Milz zusammen. Durch das kalte Wasser, besonders wenn es so kalt als möglich ist, wird der Körper erfrischt, aber auch getrocknet, und das Blut wird unterdrückt. Den gesunden Menschen legt er ent- sjjrechend seinem gesammten diätetischen System in der An- wendung des kalten Wassers keinerlei Schranken auf, sie können je nach Bedürfniss kalte Bäder nehmen oder in irgend einer anderen Form das kalte Wasser benutzen. Auch können sie bald Wein bald Wasser ohne Nachtheil trinken; dies empfiehlt er zuweilen auch in Krankheiten, „an sich, sagt er, sind weder Wein noch Wasser immer nützlich; beides sind

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Medicaniente , wenn man sie abwechselnd zu sich nimmt“. Die therapeutische Anwendung des Wassers seitens Celsus ist so umfassend, dass wir der Reihe nach seine Medication verfolgen müssen. Vor allem spielte bei ihm die innerliche Darreichung des Wassers eine grosse Rolle; wir finden hier- über folgende Stellen: Wer langsam verdaut, wer den Leib nicht entleert, wer bei noch vollem Magen ohne directe Magen- schmerzen rülpst, soll kaltes Wasser trinken und zwar nöthigen- falls mehrere Gläser hintereinander. Ist Jemand gesättigt, so verdaut er leichter, wenn er das, was er gegessen hat, in einen Trunk kalten Wassers einschliesst. Daher passt Wasser- trinken auch nach dem Erbrechen, wenn der Magen schwach ist. Wenn Jemand im Bad schwach wird oder fastet, soll er ebenfalls durch einen Trunk kalten Wassers erfrischt werden. Er empfiehlt dasselbe weiterhin bei hitzigem und schleichen- dem Fieber, bei Diarrhoe, nach Verwundungen, bei innerlichen Eiterungen, sobald die Eiterproduction nachlässt beginnen soll man jedoch mit lauem Wasser bei blutigem Auswurf, wenn er aus dem Hals oder inneren Theilen kommt, bei grosser Hitze des Magens; bei der Dysenterie, wenn andere Heilmittel, mehrere Tage hinter einander gereicht, nichts ge- nützt haben, zieht ein Trunk kalten Wassers die Geschwüre gut zusammen und bahnt die Gesundung an, bei der Gangrän endlich kann der Kranke kaltes Regenwasser als Getränk nehmen, und beim Tenesmus soll das Getränk kühl und fast kalt sein. Wenn eine Lungenentzündung an Wachsthum zu- nimmt, soll man, soweit es die Verhältnisse zulassen, von allem sich enthalten ausser von kühlem Wasser. Wer nach dem Essen sauer aufstösst, soll kaltes Wasser trinken und dann erbrechen ; wer hin und her schwankt , den belebt ein mit dem Mund aufgenommener und in ihm zurückbehaltener Schluck kalten Wassers. (Celsus, lib. I cap. 1, 2, 3, 4, 5, 8.) Seine Vorschriften bei der Behandlung des acuten Fiebers zeugen von der Klarheit seines medicinischen Denkens; „Bei hitzigem Fieber soll kein Arzneitrank gereicht, sondern der Kranke selbst beim Steigen des Fiebers durch kaltes Wasser Jlarcuse, Hydrotherapie im Alterthum. 3

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erfrischt werden. Es können auch über den Magen in kaltes Wasser getauchte Weinblätter gelegt werden. Auch soll der Kranke in einem grossen Zimmer liegen, damit er recht viel und recht gute Luft einathmen kann , und er soll nicht von zahlreichen Kleidungsstücken umschnürt, sondern nur leicht bekleidet sein. Hat aber die Krankheit ihr höchstes Stadium erreicht, so soll reichlich kaltes Wasser da sein, damit der Kranke seinen Durst völlig löschen kann“ (lib. III cap. 7).

Ferner empfiehlt er im Geiste der damaligen Zeit: „Ist aber die Krankheit auf ihrem Höhepunkt, so muss reichlich kaltes Wasser da sein, damit er über den Durst hinaus trinken kann, und wenn der Leib und das Zwerchfell über Maass voll sind, soll er brechen. Manche wollen kein Brechen erzielen, aber sie wenden kaltes Wasser als Medicament an, soviel als zur Sättigung nothwendig ist. Und zuweilen nach grossem Durst und Schlaflosigkeit, nach reichlicher Sättigung und Zurückgehen der Hitze kommt kräftiger Schlaf, durch den ein starker Schweissausbruch ausgelöst wird : Und dies ist ein vorzügliches Hülfsmittel.

Gurgelungen mit kaltem Wasser empfiehlt er allen Menschen früh beim Aufstehen vorzunehmen, vor allem aber schwäch- lichen Individuen, sowie denen, die an Triefäugigkeit, Stock- schnupfen, fiiessenden Schnupfen, Entzündung der Halsmandeln sowie an blutigem Auswurf leiden ; bei allen diesen Affectionen wendet er auch tägliche kalte Waschungen des Kopfes an. Letztere verordnet er auch beim hektischen Fieber und bei Nervenschmerzen, Waschungen des ganzen Körpers empfiehlt er im Sommer Gesunden sowie allen denen, die an schwächlicher Constitution leiden. Eine grosse Rolle spielen in seinen hydro- therapeutischen Massnahmen kalte Umschläge, die entweder mit einem Schwamm oder einem in Wasser getauchten Lein- tuch gemacht werden. Schwämme lässt er von den Podagra- und Chiragrakranken, bei Kopfschmerzen, zur Vereinigung der Wundränder, nach der Venaesectio etc. auflegen; Leintücher wendet er zur Vernarbung kleiner Wunden, zur Spülung jauchiger Wunden, zur Blutstillung, bei der Behandlung des

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Erysipel und Tlieriom, bei verschiedenen Hautkrankheiten, bei Schwellungen der Uvula, sowie bei Kolikschmerzen an. Auch die Anwendung von Blasen und Schläuchen mit kaltem Wasser oder Schnee oder auch mit warmem Wasser letzteres bei Starrkrampf und Brustschmerzen war zu diesen Zeiten schon bekannt. Eine für die damalige Zeit durchaus nicht unklare Vorstellung von der reflectorischen Wirkung der Kälte auf den Organismus lässt ihn bei der Besprechung der kalten Bäder und Körperwaschungen Folgendes sagen; „Zu- weilen kommt es bei dem von dem kalten Wasser berührten Körper vor, dass ein Schauder entsteht, und damit die Ver- anlassung zu einer neuen Gemüthsbewegung wird, und so kommt es, dass, da der Körper wärmer wird, auch ein Nach- lassen der Krankheit folgt“ (III 9). Nach der Anwendung warmer Bäder, deren Grenzen er ziemlich eng zieht, empfiehlt er kalte Uebergiessungen, und kaltes Wasser als Getränk bei Schwächezuständen in einem solchen Bad.

Selbst Einreibungen mit kaltem Wasser, dem Oel zu- gesetzt ist, lässt er vornehmen. Schwimmen in kaltem Wasser ist nach Celsus dienlich bei Magenleiden hier wird auch eine kalte Douche auf die Magengegend angerathen bei der Gelbsucht, bei Paralyse und zwar bei dieser in Meer- wasser — bei Samenfiuss und Gastromalacie. Kalte Ueber- giessungen des Kopfes beim Sonnenstich (I, 3 Douche), bei Kopfschwäche, Triefäugigkeit, Kopf- und Nervenschmerzen, bei der Melancholie, der Epilepsie, der Schlafsucht. Kalte Uebergiessungen der Magengegend und der Wirbelsäule bei Nervenschmerzen, heftigem Fieber und bei der Gastromalacie. Kalte Uebergiessungen des ganzen Körpers bei Gelenk- schmerzen, beim Morbus cardiacus, bei der Lethargie, Hysterie, beim Samenfluss, bei der Magenruhr. Ein Radikalmittel in Gestalt plötzlichen Hinein Werfens in kaltes Wasser empfiehlt er beim Biss eines tollen Hundes und der damit in Zusammen- hang stehenden Hydrophobie. Dies sind in grossen Zügen die hydrotherapeutischen Vorschriften, die sich bei Celsus finden. Seine Bedeutung für die Hydrothei’apie des Alter-

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tbums liegt einmal in der systematischen und exacten Dar- stellung aller Vorschriften und Regeln für die Anwendung des Wassers am Krankenbett, wie sie umfassender vor ihm niemals aufgestellt worden ist, und zweitens in der Begrün- dung des allein maassgebenden individualisirenden Princips auch bei dem Gebrauch dieses Heilmittels, das ebenso wie alle anderen der Beobachtung und logischen Schlussfolgerung des selbständig denkenden Arztes zu unterwerfen ist. So indivi- dualisirt er aufs Strengste die Anwendung des Wassers, das in seinen physikalischen Eigenschaften , seinen verschiedenen Formen und Arten, wie wir ja gesehen haben, ihm durchaus bekannt war und präcisirt genau auf Grund eines eingehen- den Studiums seiner Wirkungen die Krankheitsfälle, in denen es therapeutisch heranzuziehen ist. Trotz der umfassenden Anwendung des Wassers in der Therapie des Celsus bleibt es doch für ihn im Grossen und Ganzen nur ein Hülfsmittel zu den heilsamen Kräften der Medicamente, während es seine umfassende Bedeutung mehr auf dem Gebiete der Prophylaxe, zum Schutze der Gesundheit und zur Abwehr von Krank- heiten entfaltet. Diese vornehmlich diätetische Anwendung des Wassers steht im vollen Einklang mit dem Grundzug der Anschauungen der Alten, die in ihren hervorragendsten Ver- tretern die Prophylaxis als das Hauptgebot jeder ärztlichen Thätigkeit ansahen, im Anschluss hieran die einfachen natür- lichen Mittel diätetisch wie therapeutisch bevorzugten und den Weg, den die Natur ein schlägt, ängstlich zu verfolgen sich bemühten. Medicus minister naturae!

Das um diese Zeit entstehende Christenthum heiligte den Gebrauch, des Flussbades durch die Taufe als eine Wiederholung jener ägyptischen göttlichen Verehrung des Flussgottes, während in Rom der raffinirte Sinneskitzel neue und verfeinerte Formen des Badens verlangte. So Hessen sich in den mit der übertriebenen Pracht ausgestatteten Thermen die Badenden häufig, nachdem sie daselbst allen erdenkbaren Vergnügungen gefröhnt und stun- denlang heiss gebadet oder geschwitzt hatten, kalt begiessen, eine Gewohnheit, welche diesen Weichlingen nicht selten ge-

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fährlicli und daher von Hadrian durch ein Verbot einge- schränkt wurde. In dieser Zeit war es auch, wo die über- inüthige Genusssucht da^ krystallhelle Wasser der Aquädukte, die bisher die Thermen speisten, verschmähend, Fluss- und Regenwasser zum Baden verlangte. C a 1 i g u 1 a führte als erster Bäder von Avohlriechendem Wasser ein, und Nero liess sogar mit ungeheueren Kosten Seewasser für seine Bäder herbeischaffen. Unter der Regierung dieses Kaisers bekam das kalte Flussbad noch einmal einen mächtigen, allerdings nur kurzdauernden Aufschwung durch einen Arzt, Namens Charmis aus Massilien, der es mit grossem Eifer anwandte und selbst mitten im Winter verordnete. Plinius erzählt hiervon: „Charmis veranlasste , dass selbst zur Winterzeit kalt gebadet werde. Er tauchte die Kranken in die Flüsse. Wir sahen hochbetagte frühere Consuln, wie zur Schaustellung, vor Kälte starrend.“ Welche leidenschaftliche Vorliebe dafür auch den ernsten Seneca ergriffen hatte, erfahren wir von ihm selbst zur Genüge: „Ich begann einen Steuermann zu bitten, er solle mich an irgend einer Küste aussetzen. Er erwiderte mir, es sei schwer und gefährlich. Ich liess aber nicht ab und zwang ihn, ob er wollte oder nicht wollte, am Meeresufer anzulaufen. Eingedenk meiner alten Kunstfertig- keit stürzte ich mich in das Meer, wie es sich für einen Psychrolutes (von '{^o'/pöc = frigidus und Xoöw = lavo) schickt.“ Etwas später finden wir bei Juvenalis und Martialis eine Art Tropfhorn erwähnt, dessen man sich bediente, um wohl- riechende Oele tropfend oder giessend beim Baden anzuwenden, eine Behandlungsart, die auch von den Aerzten der damaligen Zeit oft und gern angewandt wurde. Denn keine medicamen- töse Flüssigkeit, die als Bad in bestimmten Krankheitsfällen zur Anwendung gelangte, genoss grösseres Zutrauen als das Oel. Ganz vorzüglich hielten darauf die melischen und alt- griechischen Aerzte, die sich der Oelbäder in besonders schmerz- haften, mit Krämpfen und Convulsionen verbundenen Krank- heiten bedienten; in den letzteren Fällen, wenn sie im Anschluss an schwere Verletzungen auftraten, gebrauchte Galen die

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Affusion des warmen Oeles über den Kopf, Avährend der Kranke im Oelbade sass. Im Starrkrampf lobte es im Mittel- alter Avicenna, bei Blasensteinen Savanarola.

Der Stifter der eklektischen Schule, Agathinus (80 v. Chr.), war ein grosser Freund der kalten Bäder imd wandte die- selben ebenso wie kalte Douchebäder sehr häufig an; er sagt hierüber; „Die, welche gesund den kurzen menschlichen Lebenslauf vollbringen wollen, müssen sich kalt baden, denn es lässt sich kaum mit Worten ausdrücken, welch hoher Nutzen aus dem kalten Bade resultirt. Ich begiesse selbst mein kleines Söhnchen und die meisten Kinder und habe mir darüber eine feste Anschauung gebildet. Uebrigens ist, wenn man dazu Grelegenheit hat, der Abstieg ins Wasser dem Ueber- gossenwerden vorzuziehen ; aber schon beim ersten Schritt muss man den Körper etwas reiben, dann hineingeheu und sich kräftig bewegen, wiederum herabsteigen und im Schwim- men fortfahren ; dann wenn man das dritte Mal herabgestiegen ist, den Kopf und den Körper bis zur Magengegend unter die Wasserleitungen bringen, oder wenn dies nicht mög- lich sein sollte, sich mit mehreren Krügen Wasser übergiessen und dann mässig reiben.“ Agathinus leitet von den warmen Bädern alle Zufälle von Schwäche und Reizbarkeit her und will sie durch die kalten Bäder, die er, Avie oben geschildert, mit Reibungen und Douchen verbindet, selbst bei Kindern ersetzt wissen. Sein Schüler Archi genes, der zu Trajan’s Zeiten einen grossen Ruf als Arzt genoss und durch die Ein- theilung der Mineralquellen nach chemischen Bestandtheilen bekannt geworden ist, Avandte ebenfalls AÜelfach das Wasser an und erweiterte dessen Indicationen. So erzählt von ihm Galen: „Einige giessen kaltes Wasser in das schmerzhafte Ohr und im Augenblick empfinden sie zwar einen Aveit grösseren Schmerz, kurze Zeit später aber Averden sie vollständig von demselben befreit. Andere handeln AA^eiser und giessen in das andere nicht schmerzhafte Ohr kaltes Wasser, wie Lucius es zu thun pflegt. Yon A r c h i g e n e s heisst es , dass er seinen Lehrer Agathinus Amn Schlaflosigkeit und Irrereden

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durch reichliche Bespritzungen des Hauptes mit einem warmen betäubenden Oele befreit und dieses neue Verfahren /araicoviTjai? genannt habe, das von der £[xßpoyrj darin sich unterscheidet, dass bei letzterer der leidende Theil mit der medicamentösen Flüssigkeit bloss benetzt und darauf mit in dieselbe eingetauchten Tüchern gebäht wird, während bei ersterer nach geschehener Bespritzung die Sache entweder abgethan ist, oder nur noch trockene Tücher auf den be- treflPenden Theil gelegt werden; dadurch eignet sie sich also mehr zur äusserlichen Anwendung narkotischer Mittel auf den Kopf als die Embroche. Noch ist in diese Zeitperiode Aretäus aus Kappadocien zu erwähnen, einer der scharfsinnigsten Aerzte des Alterthums, der bei Gehirnentzündung, starken Kopf- schmerzen und Schwindel Begiessungen des Kopfes mit kaltem Wasser, gegen Melancholie warme Bäder, gegen die Elephan- tiasis und den Aussatz, der damals aus dem Orient sich in ganz Italien verbreitet hatte, Schwefelbäder empfiehlt. Bei hitzigen Fiebern suchte er durch Avarme Bäder die Krisen zu befördern. Ungefähr zu derselben Zeit war Herodot, ein Schüler des Agathinus, Arzt in Rom und wandte vorzüg- lich Leibesübungen, Frictionen und Bäder an. Oel- und See- bäder zog er in den Bereich seiner therapeutischen Wirk- samkeit, mit heissen Sandbädern behandelte er Engbrüstige, Wassersüchtige und Podagrakranke, vor allem aber bevor- zugte er die kalten und warmen Mineralquellen, deren Heil- kraft er in verschiedenen Krankheiten preist. Er eifert gegen den zunehmenden Gebrauch der warmen Bäder, geisselt die Vorurtheile, die man dem kalten Wasser entgegenbringt und empfiehlt Schwimmen im Meere.

Doch Aväre bei der steigenden Verweichlichung, dem Ge- brauche Avarmer Begiessungen und Einreibungen, dem Ver- lassen der alten beAvährten hippokratischen Grundsätze und dem Mangel an Avissenschaftlichem Ernste der Aerzte das kalte Wasser wohl völlig in den Hintergrund getreten, wenn nicht Galen in seiner für die damalige Zeit so ungemein massgebenden Therapie das kalte Wasser, Avie das Avarme,

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nach bestimmten Indicationen angewandt hätte. Ebenso wie er auf die Arzneikunst seiner Zeit und selbst späterer Jahr- hunderte dadurch den mächtigsten und wohlthätigsten Einfluss ausübte, dass er die Erfahrungsregeln des grossen koischen Arztes wieder in Erinnerung brachte, mit ihnen die Grund- ideen philosophischer Systeme, besonders des Plato und Ari- stoteles verband, und daraus ein zusammenhängendes Ganze bildete, so hat er sich auch um den diätetischen und klinischen Gebrauch der Bäder und der damit verbundenen Frictionen und Leibesübungen unsterbliche Verdienste erworben. Diätetik und besonders den regelmässigen Gebrauch der Bäder, Frictionen und Leibesübungen hielt er sowohl zur Erhaltung der Gesund- heit wie zur Verhütung und Heilung der Krankheiten für äusserst wichtig und trennte sie als eigene ärztliche Doktrin von der Gymnastik, zu der sie bis dahin gehört hatte. Er liess die neugeborenen Kinder mit Salz bestreuen, mit Oel reiben und mit lauwarmem Wasser waschen. Bei dem Ge- brauch der Bäder und palästrischen Uebungen nahm er auf die Evolutionen des Organismus in den verschiedenen Lebens- altern Rücksicht, er verbietet zum Beispiel bis zum 21. Jahre die starken Leibesübungen und das kalte Bad, welche er vor der Zeit der organischen Entwicklung für schädlich hielt. Vor allem wandte er sich gegen die unterschiedslose, schablonen- hafte Anwendung der kalten Bäder, deren Anwendung ohne jedwede Individualisirung wieder einmal Mode geworden war, so dass man sogar neugeborene Kinder in kaltem Wasser und in Flüssen badete und sich hierbei auf die damals wegen ihrer Leibesgrösse , körperlichen Stärke und ihres Heldenmuthes berühmten Germanen, die diese Sitte hatten, berief. Galen widersetzte sich enei’gisch diesem excentrischen Gebrauche. Begiessungen des Kopfes und anderer Theile mit warmen medicamentösen Flüssigkeiten, besonders mit Oel, Avandte er häufig an und lehrte die vorsichtige AnAvenduug der warmen Douche an Heilquellen, wovon die Alten indess selten Ge- brauch machten. Heber die Wirkungen kalter Bäder, ihren Gebrauch, und über den Werth plötzlichen Eintauchens in

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kaltes Wasser nacli warmen Bädern findet mau in seinen Schriften überraschende Wahrheiten. Merkwürdig ist die Art, wie er in auszehrenden Fiebern kalte Tauchbäder gebrauchen lässt, Avelches Aetius nach ihm folgendermasseu beschreibt: .,In eine wollene Decke gehüllt, soll der Kranke zum Bad getragen und nachdem der ganze Körper mit lauwarmem, süssem Oel überschüttet ist, in eine Badewanne gestellt werden, ohne dass der Körper oder der Kopf übergossen wird. Von dort aus in das kalte Wasser geführt, soll er sogleich getaucht werden, ohne die mindeste Zeit zu verlieren. Dann ins Bett gebracht, soll man ihn mit weichen Linnen sanft abreiben.“ Das acute Fieber bekämpft er mit Bädern, feuchten Um- schlägen auf die Hypochondrien und den Leib; er erlaubte den Kranken auch kaltes Wasser als Getränk zu nehmen, ja sogar in gewissen Fällen Eiswasser.

Man findet zu Galen’s Zeiten nicht nur Wasserdampf- bäder, Avarme Luftdunstbäder, Sonnen- und Sandbäder, sowie Wannenbäder aller Art, wie Schwefel-, Stahl- und Kräuter- bäder, sondern sogar schon Localdampfbäder für einzelne Glieder oder Körpertheile sehen wir von den römischen Aerzten angewandt. Johann Rhodius liefert von den hierzu ver- wandten Apparaten Abbildungen und Cassiodor erwähnt die Localdampfbäder, Avelche aus heilsamen Kräutern hergestellt und vielfach in Gebrauch gezogen Avurden. Selbst das äusser- liche Bestreichen des Körpers mit Schlamm conform unseren modernen Fangoapplicationen als einem Arzneimittel Avider bestimmte Krankheiten wurde, Avie PI in ins erwähnt, schon damals methodisch angewandt. Er erzählt, Avie man sich sehr nützlich des aus Quellen gewonnenen Schlammes bedient, sich damit bestreicht und ihn durch die Sonnen wärme auf dem Körper trocknen lässt.

Unter den Epigonen Galen’s sind Antyllus zu erwähnen, der ebenfalls ein Freund der Begiessungen und Embrocationen war, vornehmlich aber gegen Hautausschläge SeeAvasser an- Avandte und bei chronischen Krankheiten Baden und Schwimmen empfahl, ferner Cälius Aurelianus, der in seinem Lehrbuch

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der acuten und chronisclien Krankheiten eine Reihe von In- dicationen für die Anwendung der Tauchbäder und Begiessungen stellte. Das kalte Bad empfahl er bei Pleuritis und Peri- pneumonie beim Nachlassen der Krankheit, ausserdem in einer grossen Reihe anderer Krankheiten, das Trinken kalten Wassers und kalte Schwämme auf die Herzgrube im Fieber, Douche- bäder von kaltem oder von Mineralwässern gegen heftige, lang andauernde Kopfschmerzen, bei Lähmungen Begiessungen mit Salz- und Seewasser oder auch Sturzbäder von gewöhn- lichem Wasser; bei der Wassersucht bestätigt er den Erfolg der von Theniison angewandten Begiessungen mit kaltem Wasser oder mit heissem Seewasser, endlich vertheidigt er gegen A s c 1 e p i a d e s die kalten Umschläge bei Blutflüssen und erklärt in der Kolik die Douche aus Mineralwässern und in Blasenleiden kalte Begiessungen für ungemein nützlich. Was Oribasius, der gelehrte Freund Kaiser Julian’s, über kalte Bäder und Begiessungen uns überliefert hat, stammt weniger aus eigener Beobachtung und Erfahrung, als aus Wiedergabe von Anschauungen und Theorien anderer Autoren. Wir erfahren von ihm, wie die Aerzte seiner Zeit über die Wasserbehandlung gedacht, und dass sie es nie gewagt haben. Kranke in bestimmten Fällen mit kaltem Wasser zu begiessen. „Das Wasser, welches nach dem Bad über den Badenden ge- gossen werden soll, muss Avarm gemacht sein, dies pflegen jetzt alle Aerzte zu thun, wenn sie einen schwächlichen Menschen baden; denn sie erlauben ihm nicht, in ein kaltes Bad zu gehen, und begiessen ihn statt dessen mit warmem Wasser. Die Gesunden aber stürzen sich nach einem warmen Bad ins kalte Wasser.“

Von Aetius erfahren wir, dass er Begiessungen mit Gel, mit Arzneigemischen, ja auch mit kaltem Wasser zuweilen angerathen habe, denn er sagt: „Im Sommer wendet man bei sehr hitzigem Fieber eine kalte Bespritzung an. Hüten aber muss man sich vor langem Verweilen, besonders bei denen, die einen empfindlichen Kopf haben. Die Bespritzungen kann inan auch bei Augenschleimflüssen aiiAvenden. Irrigationen ge-

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braucht man, wo man wegen irgend eines Umstandes ein Bad anzuwenden verhindert ist.“ Wahnsinnige soll man fleissig kalt begiessen, im Sonnenstich soll man dasselbe thun, bei Samen- fluss nützen kalte Waschungen ungemein. Auch Alexander von Tralles theilte diese Ansichten: „Die das Bad betreten haben, sollen den Kopf mit kaltem Wasser begiessen; dann wieder in das kalte Bad steigen und aus einer fliessenden Röhre reichlich kaltes Wasser mit dem Kopf auffangen.“ Warm dagegen müssen sich Epileptiker begiessen. Ausser- dem rühmt Tralles an mehreren Stellen kalte Umschläge gegen Blasenbeschwerden, Sodbrennen etc. Mit Aetius stimmt auch Paul von Aegina in vielem überein; er wendet kalte Begiessungen beim Sonnenstich an, lobt das Baden schwacher Augen in fliessendem Wasser, erapflehlt Douchen von kühlen Mineralquellen gegen Anurie und spricht sich im Gregensatz zu Cälius Aurelianus, der trotz seiner sonstigen Vorliebe für das Wasser das Schwimmen im Freien widerrathen hatte, mit folgenden Worten für dasselbe aus : „Ich billige entschieden das Schwimmen im kalten Wasser, was die Grriechen '])U7po- XooG'.a nennen , und glaube , dass es von grosser Bedeutung ist sowohl für diejenigen, die aufs Gerathewohl und ohne jede Lebensordnung dahinleben, als für die, welche von Arbeit und Ernährung den besten Gebrauch machen wollen.“ Be- merkenswerth ist noch seine Behandlung der Parese und der Lähmung nach Apoplexie: Bei ersterer lässt er nach dem 14. Tage des Zufalls vorsichtig kalte Bäder, vom 30. Tage an Douchen amvenden, bei letzterer vom 21. Tage an Bäder, Mit der ersten Periode der Geschichte der Medicin hat auch die Geschichte der Hydrotherapie ihren ersten Cyklus vollendet. In dem umfassenden Bau der Diätetik, der im Alter- thum von Philosophen, Gesetzgebern und nicht zum mindesten von Aerzten aufgeführt war, hatte auch das Wasser seinen hervorragenden Platz. Hier entwickelte es all die Kräfte, die in ihm schlummern, hier brachte es Erfrischung und Er- quickung, Kräftigung und Stärkung. Aus dem einfachen diätetischen Mittel ward bald ein therapeutisches Agens, das

iiii Widerstreit der Meinungen von den einen als Panacee gepriesen, von den anderen als Täuschung und blinder Glaube verdammt ward. Immer wieder aber tauchte es aus der Ver- gessenheit, in die es periodenweise gesunken war, hervor, und immer wieder wurde es in der Hand des denkenden, vor- urtheilsfreien Arztes zu einem mächtigen Hülfsmittel im Kampfe des Organismus gegen Störungen des Wohlbefindens. Noch war aber seine Anwendung in jenen Zeiten ein Ausfluss von Ahnungen und Intuitionen, noch fehlte jede wissenschaftliche Gliederung, jede physiologische Erkenntniss der Wirkungen dieses in der Hand des individualisirenden Arztes so überaus fruchtbringenden, in der Hand des gedankenlosen Charlatanes so trügerischen Mittels. Unsere Zeit ist es gewesen, die diese unsicheren Vorstellungen des Alterthums in objectiv sichere wissenschaftliche Systeme verwandelt, die gesorgt hat, dass jene ehemals ephemere Doktrin zu einer vollberechtigten Dis- ciplin der Heilkunde geworden ist.

WELLCOME LIBRARY

Verlag von FERDINAND ENKE in

Stuttgart.

Biedert, Prof. Dr. Ph., ii. Laiigermaiin, Dr. E., Diätetik und Koclibiicli für Magen- und Darmkranke.

Für Aerzte und Kranke nach eigenen Fjrfahrungen bearbeitet. 8. 1895. geh. M. 3. . In Leinwandbd. geb. M. 4.

Ebstein, (jebeiiiirat Prof. I)r.W.,

bvdideS Attische Seuche.)

^ StudiS. ATif Ainam TiTq

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Mit einem Kärtchen.

Die Pest des Thu-

geschichtlich - medicinische gr. 8. 1899. geh. M. 2.

Fasbeiider, Prof., Dr. H., Entwickelnngslebre, Ge- biirtshülfe und Gynäkologie in den Hippokra- tiscben ScMften. g,.f“'i8“geh.®Ä.-

Fleiner, Prof. Dr.W., Lehrbuch der Krankheiten der

yerdaiiiingsorgane.

Magens. Mit 20 Abbildungen.

1. Hälfte. Krankheiten der Mund- und Rachenhöhle, der Speiseröhre und des gr. 8. 1896. geh. M. 10.—

Fi’oelich, Oberstabsarzt Dr. H., Die Militärinedicin . Homers, s. 1879. geh. m. 2.-

Glax, Prof. Dr. J,, Lehrbuch der Balneotherapie.

Zwei Bände. Mit 99 in den Text eingedruckten Abbildungen, gr. 8. 1900. geh. M. 24.

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II. Band: Specielle Balneotherapie geh. M. 14.—

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Hoffmanii, Prof. Dr. Fr. stitutionskraukheiten.

, Lehrbuch der Con-

Mit zahlreichen Curven. gr. 8. 1893. geh. M. 10.

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graphischeil Pathologie, zweite vollständig neue Bearbei-

2 i 2 tung. Drei Abtheilungen. gr. 8.

1881—1886. geh. M. 38.—. I. Abtheilung: Die allgemeinen acuten Infectionskrankheiten. 1881. geh. M.12. . 11. Abtheilung: Die chro- nischen Infections- und Intoxikationskrankheiten. Parasitäre Krankheiten, Infectiöse Wundkrankheiten und chronische Ernährungs-Anomalien. 1888. geh. M. 12. . III. Abtheilung: Die Organkrankheiten. Nebst einem Register über die, drei Abtheilungen. 1886. geh. M. 14.—

Marciise, Dr. Jul., Diätetik im Altertum.

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Moritz, Prof. Dr. F., Glrimdzüge der Kraiikeii-

erilährUU^’ ^ Tabelle und 1 Tafel in Fai'bendruck. 8. 1898.

geh. M. 9. , in Leinw. geb. M. 10.

Neuburger, Dr. Max, Die historische Entwickeluug der experimentellen Grehiru- u. Bückeumarks- physiologie Yor Floureus. 8. mi. geh. m. lo-

Schiütze, Prof. Dr. Fr., Lehrbuch der NeiTeukrauk-

heiteU Erster Band: Destruktive Erkrankungen des

peripheren Nervensystems, des Sympathicus, des Rücken- marks und seiner Häute. Mit 53 zum Theil farbigen Textfiguren und 4 Tafeln in Farbendruck, gr. 8. 1898. geh. M. 12.

Schwalbe, Dr. med. Jul., (jruiidiiss der specielleu

Pathologie und Therapie. Zweite, vermehrte, zum Theil

2 £ umgearbeitete Auflage.

Mit 59 in den Text gedruckten Abbildungen. 8. 1898. geh. M. 12. , in Leinwand geb. M. 13.

Wernich, Dr. A., und Wehmer, Dr. B., Lehrbuch des öffentlichen (tesuudheitsAveseiis.

geh. M. 18.

Druck der Union Deiitselie Verlagsgceellschaft in Stuttgart.

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