NIMDSANVrSZW IM - = = cr ga" TYar rar, "ara. ar aa. Bat a a ZWWWN MEN EN PURCHASED 1923 FROM GEREVA BOTARIGAL GÄRDEN hr 1393. YINYER WSibson.Iun a m Smrera.a,=.4,6,0.0,a ara a,ara,.a,a.mım Beihefte zum Botanischen Centralblaft. Original-Arbeiten. Herausgegeben Dr. Oscar Uhlworm una Dr. F.G. Kohl in Berlin. in Marburg. Band Xlll. Mit 14 Tafeln und 33 Abbildungen im Text. Jena. Verlag von Gustav Fischer. 1903. er Inhalt. x Seite Therese Prinzessin von Bayern, Auf einer Reise in Westindien und Südamerika ne Pflanzen. Mit 1 Abbildung und Tatel IV... ee al Müller, Über die in Enden im ne 1901 esseranzneilken abeansao Geheeb, Zur Aufklärung einiger exotischer Laubmocse, welche als es novae“ in die Litteratur Eingang fanden, jedoch auf be- reits bekannte Arten zurückzuführen sind. . . . 2. 2.2. ..10 Noack, Blütenbiologische Beobachtungen aus Brasilien. .. . . . .112 Ernst, Mn boncen? Studien. Mit Tafel VI-X. .... ne] Zahl b: ruckner, Diagnosen neuer und ungenügend besc Krebener kali- fornischer Flechten. i . 149 Heinricher, Notwendigkeit des Lichtes und befördernde Wirkung des- selben bei der Samenkeimung. . . 164 Hansgirg, Über die Schutzeinrichtungen dl naar Lerihlkirhen (Mittel- blätter) und der Keimblätter. . . . . 173 Juel, Zur Entwickelungsgeschichte des Smaane von Oynomorium. Mit 5 Abbildungen. . . dd Garjeanne, Buntblätterigkeit her Balkonen. "Mit 7 en 203 Höck, alles in der Pflanzenwelt Mitteleuropas während des leman halben Jahrhundertsy VAL, „un un en all Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. . . . .....23 . 265 Müller, Hepaticologische Fragmente. II. TR i Nabokich, Zur Physiologie des anaöroben lalhe hetans der Haken man . 272 Hildebrand, Binige Be Sue ellsaksahe Bsshaaiemsan . 395 Dibbern, Über anatomische Differenzierungen im Bau der Inflorescenz- achsen einiger diklinischen Blütenpflanzen. Mit 20 Abbildungen. 341 Hallier, Über Hornschuchia, Nees Mosenodendron R. E. Fries, sowie über einige Verwandtschaftsbeziehungen der Anonaceen. . . . . 361 Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. Mit Tafel RI u. XI Sl na 208 Warnstorf, Die europäischen Sniäken. Mit Tafel zum u. 'xm. 227388 Wieler, en ohne Sauerstofe a2 a en nuen dl Hi NN _ Beihefte zum Botanischen Centralblatt. III UNNA ImwAnnnnn Original-Arbeiten. Herausgegeben von Dr. Oscar Uhlworm una Dr. F. 6. Kohl = . In Berlin. ‘. in Marburg. =+ Band XHEE. — Heft 1. Inhalt: Therese Prinzessin von Bayern, Auf einer Reise in Westindien und Südamerika gesammelte Pflanzen. Müller, Über die in Baden im Jahre 1901 gesammelten Lebermoose. Geheeb, Zur Aufklärung einiger exotischer Laubmoose, welche als „species - novae" in die Litteratur Eingang fanden, jedoch auf bereits bekannte Arten zurückzuführen sind. Noack, Blütenbiologische Beobachtungen aus Brasilien. Ernst, Siphoneen-Studien. Jena Verlagvon GustavFischer. 1902. - Verlag von Gustav Fischer in Jena. = Die Beihefte zum Botanischen Gentralblatt — Priginal-Arbeiten = herausgegeben von Dr. Oskar Uhlworm und DrFE. 6. Kohl in Berlin in Marburg welche früher im Verlage der Herren Gebr. Gotthelftin Cassel erschienen, sind mit Beginn des XIl. Bandes in den Verlag von Gustav Fischer in Jena übergegangen und stehen in keinem Verhältnisse zu der „Assoeiation internationale des botanistes*.. Redaktion und Verlag werden Alles aufbieten, um den Herren Bo- tanikern Gelegenheit zu bieten, ihre wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gesamtgebiete der Botanik in schnellster Weise und in bester äusserer Aus- stattung den Fachgenossen der Erde zur Kenntnis zu bringen. m zu erreichen, dass die Arbeiten in allerkürzester Zeit ver- öffentlicht werden können, wird jede eingelaufene Arbeit möglichst so- fort in Druck genommen und ihre Herstellung se beschleunigt werden, dass die Publikation unter Umständen schon innerhalb zweier Wochen erfolgen kann. Aufnahme finden gediegene Originalarbeiten aus allen Diseiplinen der Botanik; sie können in deutscher, englischer oder fran- zösischer Sprache veröffentlicht werden. Die „Beihefte* erscheinen in Zukunft wie bisher in zwanglosen Heften, die in Bände von etwa 35 Bogen Umfang zum Preise von 16 Mark für den Band zusammengefasst werden. Bestellungen nimmt jede Buchhandlung Deutschlands und des Auslands entgegen. ; Botanische Mitteilungen aus den Tropen. Herausgegeben von Dr, A. F. W. Schimper, Professor der Botanik an der Universität Bonn. Heft I: Schimper, A. F. W., Die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen im trop. Amerika. 1838. 97. S. mit 3 Tafeln. Preis: 4 Mark 50 Pf. Heft, II: Schimper, A. F. W., Die epiphytische Vegetation Amerikas. Mit 6 Tafeln. 1883. Preis 7 Mark 50 Pf. Heft III: Schimper, A. F. W., Die indo-malayische Strandflora. Mit 7 Textfiguren. 1 Karte und 7 Tafeln. 1891. Preis: 10 Mark. Heft IV: Schenck, H,, Dr., Privatdozent a. d. Univ. Bonn, Beiträge zur Biologie und Anatomie der Lianen, im besonderen der in Brasilien ein- heimischen Arten. I. Teil: Beiträge zur Biologie der Lianen. Mit 7 Ta- feln. 1892. Preis: 15 Mark. Heft V: Schenck, H., Beiträge zur Biologie und Anatomie der Lianen, im besonderen der in Brasilien einheimischen Arten. H. Teil: Beiträge zur Anatomie der Lianen. Mit 12 Tafeln u. 2 Text-Zinkograph. 189, Preis: 20 Mark. Heft VI: Möller, Alfred, Die Pilzgärten einiger amerikanischer Ameisen, Mit 7 Tafeln u. 4 Holzschnitten. 1893. Preis: 7 Mark. Heft VII: Möller, Alfred, Brasilische Pilzblumen. Mit 8 Tafeln. .1895. Preis: 11 Mark, Heft VIll: Möller, Alfred, Protobasidiomyeten. Untersuchungen aus ‚Brasilien. Mit 6 Tafeln. 1895. Preis: 10 Mark. Heft IX: Möller, Alfred, Phycomyceten und Ascomyeeten. Unter- a Brasilien. Mit 11 Tafeln und 2 Textabbildungen. 1901. reis: ark, n u ı 7 Bee AUG 7- 1923 Auf einer Reise Mare Er in Westindien und Südamerika gesammelte Pflanzen. Von Therese Prinzessin von Bayern (mit Diaonosen neuer Arten von Neger, Mez, Cogniaux, Briquet, Zahlbruckner und O. Hoffmann). Mit 1 Abbildung im Text und Tafel I—V. f Einleitung. Auf einer im Jahre 1898 unternommenen Reise nach Westindien und Südamerika sammelte ich ca. 430 Arten von Pflanzen, welche ‚nachfolgend aufgezählt sind '). Bei der systematischen Zusammenstellung der Oryptogamen hielt ich mich vorwiegend an Englers Syllabus der Pflanzenfamilien. Die Familien der Phanerogamen stellte ich gleichfalls nach Englers Syllabus zusammen, die Gattungen derselben jedoch nach Durands Index Generum Phanerogamorum. Die Arten sind sämtlich alpha- betisch geordnet. Die meisten der von mir gesammelten Pflanzen wurden be- stimmt von Professor Dr. Solereder in Erlangen und Professor Dr. Neger in Eisenach (beide früher in München). Ferner be- teiligten sich an der Bestimmung die Professoren Dr. Radlkofer und Dr. Giesenhagen in München, die Professoren Dr. Engler, Dr. Urban, Dr. OÖ. Hoffmann, ausserdem Dr. Lindau und Dr. Harms in Berlin, Carl Warnstorf in Neuruppin, die Pro- fessoren Dr. Drude in Dresden und Mez in Halle, die Doktoren Hallier und Heering in Hamburg, Major Reinbold in Itzehoe, Dr. Zahlbruckner und Professor Dr. Heimerl in Wien, Pro- fessor Dr. Hackelin St. Pölten, die Professoren Dr. Fritsch und Dr. Palla im Graz, Dr. Christ in Basel, die Professoren Dr. Schinz in Zürich, Dr. Chodat und Dr. Briquet in Genf, ferner Dr. C. De Candolle in Genf, Professor Dr. Cogniaux in Verviers, Pro- fessor Dr. Kusnezow in Jurjew (Dorpat), Dr. Wainio in Hel- 1) Da bei Beginn der Drucklegung neun Pflanzen (1 Zeguminose, 1 Myr- tacee, 3 Umbelliferen u. 4 Ericaceen) noch nicht definitiv bestimmt waren und unter denselben sich mehrere Exemplare einer Art befinden könnten, lässt sich hier die Zahl der gesammelten Arten nur annähernd angeben. Gelingt es nicht mehr, die Namen dieser neun Pflanzen während des Druckes in die Liste der von mir gesammelten Pflanzen einzufügen, so sollen sie in einem Nachtrag gebracht werden. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902, 3 2 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. singfors, Dr. Dusen in Rio de Janeiro (früher in Stockholm), Dr. Reiche in Santiago de Chile und Professor Dr. Sodiro m Quito. Die Diagnosen der neuen Arten, sowie einer bisher noch nicht beschriebenen Art verfassten Professor Dr. Neger, Dr. Zahl- bruckner und die Professoren Dr. Cogniaux, Dr. Briquet und Dr. OÖ. Hoffmann. Sie sind dem Schluss meiner Liste angefügt. Die Beschreibung der neuen Dromeliacee wurde von Professor Dr. Mez schon 1901 im Beiblatt zu Englers Botanischen Jahrbüchern (Band XXX, Nr. 67, S. 10) veröffentlicht und ist hier nochmals abgedruckt. Ich ergreife hiermit die Gelegenheit, all den genannten Herren meinen verbindlichsten Dank für die gütig gewährte Hilfe aus- zusprechen. Die Absicht, Material zur Pflanzengeographie zu liefern, bewog: mich, die gesamte Liste der von mir gesammelten Pflanzen zu ver- öffentlichen. Für manche der schon bekannten Arten ergaben sich nämlich neue Fundorte und einige der schon bekannten Fundorte wurden genauer festgestellt, andere neuerdings bestätigt. Da, wo in meiner Pflanzenliste, bei Angabe der Seehöhe, in welcher ich die einzelnen Arten gefunden habe, zwei Zahlen erwähnt sind, beziehen sich letztere nicht auf die untere und obere Verbreitungsgrenze, innerhalb welcher die betreffende Art vorkommt, sondern auf die annähernd bestimmte Strecke in vertikaler Ausdehnung, innerhalb welcher an einem oder an mehreren Punkten die betreffende Pflanze von mir gesammelt wurde. Da nicht an jedem Fundort Höhen- messungen vorgenommen werden konnten, musste ich mich begnügen, mittelst zum Teil mangelhafter Karten und eines ziemlich un- zuverlässigen Aneroidbarometers die approximative Seehöhe des An- fangs- und Endpunktes des zurückgelesten Weges, auf welchem ich die Pflanze gesammelt, zu bestimmen. Den von mir festgestellten Fundorten sind, zur besseren Übersicht der geographischen Ver- breitung der betreffenden Art, das bisher bekannte Verbreitungs- gebiet, soweit es mir zur Kenntnis gekommen ist, nebst den Quellen, welchen diese Angaben entnommen sind, beigefügt. Die genaue Angabe des Zeitpunktes, an welchem ich die Pilanze gesammelt, hat den Zweck, Material zur Pflanzenbiologie zu liefern. Zü einem klareren Überblick über die von mir berührten Pflanzen- gebiete schicke ich der systematischen Aufzählung der Pflanzen eine kurze Skizze meiner Reiseroute voraus und erwähne zugleich in jedem Abschnitt den allgemeinen Vegetationscharakter und einzelne der mir am charakteristischsten erschienenen Pflanzen. I. Atlantischer Ocean. 1. Von 29° 40° n. Br. u. 40° w. L. von Paris bis 18° 13° n. Br. u. 60° 16° w. L. v. P., den 2.—6. Juni, Durchquerung von schwimmendem Sargassum, welches am dichtesten ungefähr zwischen 29° n. Br. u. 40° 30° w. L. u. 26° n. Br. u. 46° w. L. II. Kleine Antillen. 1. Guadeloupe, den 7. Juni. 2. Martinique, den 8.—10. Juni. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 3 a) Von St. Pierre nach Morne-Rouge und zurück. 0—430 m Seehöhe. b) Von St. Pierre nach Fort de France über das Gebirge. Et- liche 100 m Seehöhe. Regenwald (Baumfarne, Bambuseen, Kletter- palmen, Heliconien, Pterolepis, Wedeha). 3. Trinidad, den 11. Juni. IN Venezuela. 1. Carüpano, La Guayra, Caracas, den 12. und 13. Juni. IV. Columbien. 1. Baranquilla und von Baranquilla den Rio Magdalena auf- wärts bis Honda mit Seitenausflug den Rio Lebrija hinauf und herunter, den 15. Juni bis 4. Juli. Ca. 4—200 m Seehöhe. Gebiet der tierra caliente. Der Küste zu eppomane Mancinella. Am unteren Magdalena Grasfluren mit Prosopis, weiter stromauf- wärts und an den Ufern des Rio Lebrija dichter Urwald (Riesige Bombaceen, Cocos butyracea, Sabal mauritüforme (?), Bactris, Astro- caryum, Phytelephas, Cecropien, Salix, Heliconia Bihai, Bignoniacea, Tillandsia). Kurz unterhalb Honda im Urwald Martinezie, hierauf Gebüschlandschaft (Pavonia, Turnera ulmifolia, Lantana) und ge- schlossene Palmenbestände (Raphia [?]). 2. Von Honda den Westhang der Östcordillere hinauf auf die Hochebene von Bogotä, den 4.—6. Juli. Erste Strecke tierra caliente; ca. 200—1000 m Seehöhe. Zweite Strecke tierra templada; ca. 1000—2000 m Seehöhe. Viel Gebirgs- wald (Cocos Sancona (?), Ceroxzylon, Baumfarne, Chusquea), auf- fallender Blütenreichtum ( Epidendrum, Lantana, Begonia, viel Melastomaceen, Kohleria, Eupatorium), Farnheide (Pteris), Salız Humboldtiana. Dritte Strecke tierra fria; 2000 —2750 m Seehöhe. Anfangs Gebirgswald (Quercus, Bomarea conferta, Salvia!), Tas- conia glaberrima, Castillej7a), hierauf nahezu baumloses Gebiet der Hochebene. (Von den zwischen Baranquilla und Honda, namentlich aber von den in der tierra templada, zwischen Honda und der Hochebene gesammelten sehr saftigen Pflanzen ging trotz Behandelns mit ver- dünntem Alkohol und öfteren Umlegens in frisches Löschpapier, veranlasst durch die Feuchtigkeit der Atmosphäre, ein grosser Teii zu Grunde.) 3. Von Bogotä auf den Monserrate und zurück, den 8. Juli. Tierra fria und Päramo; 2600—3132 m Seehöhe. Zwerg- strauch- und Krautvegetation (Acaena, Oxalıs, zahlreiche Melastoma- ceen, Gaultheria conferta, Arcythophyllum, Siphocampylus, Achyro- cline, Espeletia argentea). (Die hier gesammelten, alpinen Gewächse, ebenso wie die später in der Centralcordillere Columbiens, im interandinen und Päramo- Gebiet Ecuadors und in der Punaregion Perus und Boliviens ge- sammelten Pflanzen liessen sich, dank der trocknenden Eigenschaft der Hochgebirgsluft, mit Leichtigkeit konservieren.) 1) Die zwei hier zuletzt genannten Pflanzen könnten auch noch zum Gebiet der tierra templada gehört haben. 4 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 4. Von Bogotä nach dem 'Tequendamafall und zurück, den 10. und 11. Juli. Tierra fria und baumloses Gebiet der Hochebene. Vom Rand der Hochebene abwärts zu oberst Strauchwuchs, dann üppiger Berg- wald (Tibouchina, Cuphea, Duranta, Solanum, Gnaphalium). See- höhe 2600—2100 m. 5. Von der Hochebene von Bogotä den Westhang der Ost- cordillere hinunter nach Girardot, den 12. und 13. Juli. Vom Rand der Hochebene abwärts, erste Strecke tierra fria; 2600—2000 m Seehöhe. Urwald (Baumfarne, Bocconia frutescens, Fuchsien). Zweite Strecke tierra templada; 2000—1000 m Seehöhe. Vorwiegend Gebüschlandschaft (Bambuseen).. Dritte und längste Strecke tierra caliente; 1000 bis ca. 250 m Seehöhe. Gebüschland- schaft und dichter Wald (Mimosaceen, Cactaceen, Palmen). 6. Von Girardot nach Ibague über die Llanos des Rio Magda- lena, den 14. und 15. Juli. Grössere Strecke tierra caliente; 250—1000 m Seehöhe. Gras- fiuren mit einzelnen Palmen und baumförmigen Meimosaceen. Kleinere Strecke tierra templada; 1000—1300 m Seehöhe. So ziemlich baum- lose Grassteppe (Portulacca pilosa, Sida). 7. Von Ibague den Osthang der Centralcordilleren hinauf bis auf den Päramo des Quindiu und zurück, den 17. bis 22. Juli. Erste, ganz kurze Strecke tierra templada; 1300—2000 m See- höhe (Lantanen, Mimosaceen.. Die zweite, ca. elfmal so lange Strecke tierra fria; 2000—3420 m Seehöhe. Meist lichter Wald (Cerozylon andicola, Oreodoxa frigida, Tibouchina und andere Melastomaceen-Gattungen, Kohleria, .Heliotropium, Salvia noY. spec. häufig, verschiedene Solanaceen, Calceolaria, Fuchsia). Sogar auf der Passhöhe des Päramo noch Waldlandschaft, die Bäume teilweise mit Epiphyten hehangen. (Auf dieser Strecke sammelte ich vier neue Arten: 1 Uredo, 1 Tillandsia, 1 Salvia, 1 Solanum.) 8. Von Ibague über die Llanos des Rio Magdalena nach Am- balema, den 23.—25. Juli. Erste kurze Strecke tierra templada; 1300—1000 m Seehöhe. Vorwiegend Grasfluren. Zweite, längere Strecke tierra caliente; 1000—236 m Seehöhe. Vorwiegend Grasfluren (Acacia Farnesiana, Mimosa pudica); zum Schluss lichter Wald. 9. Von Ambalema über Honda den Rio Magdalena hinunter nach Barangquilla, den 26. Juli bis 3. August. Tierra caliente; 236 — ca. 4 m Seehöhe. Urwald. Gras- fluren. 10. Von Baranquilla über Calamar nach Cartagena und Um- gegend, den 4.—- 8. August. Tierra caliente; 4 — ca. 150 m Seehöhe. Grasfluren und Buschwald. Gegen Cartagena zu höherer Wald (Cecropien, Palmen, Oydista aequwinoctialis). Bei Cartagena selbst seewärts Mangrove- landschaft, landeinwärts streckenweise lichter Wald (Capparis pulcherrima, Ipomoea trifida, Wedelia spec.). 11. Landenge von Panamä, den 10. August. Fan! caliente; 0—70 m Seehöhe. Üppiger tropischer Regen- wald. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 6) V. Ecuador. 1. Umgegend von Guayaquil, den 15. August, den 3.—5. Sep- tember. Ca. 0—4 m Seehöhe. | Trockenes Küstengebiet (Cochlospermum_ vitifolium). Westlich von Guayaquil Mangrovelandschaft (Symbolanthus, Macrantisiphon longiflorus); südlich und östlich Baumsteppe (Prosopis), östlich unter- mischt mit Buschwald und Sumpfstrecken (Ipomoea fistulosa). 2. Von Guayaqul den Rio Guayas aufwärts bis Babahoyo, den 18. August. 0—5 m Seehöhe. Erste Strecke trockenes Küstengebiet mit Baumsteppe, zweite Strecke feuchtes Gebiet am Fuss der Anden, üppigere Vegetation. 3. Von Babahoyo über Balsabamba, den Westhang der West- cordillere hinauf, den 19.—21. August. 5— ca. 3000 m Seehöhe. Erste, ganz kurze Strecke Grasfluren, dann fast ununterbrochen mehr oder weniger üppiger Regenwald (Ungefähr in folgender Reihenfolge aufwärts: Phytelephas, Carludovica, Bactris, Lantanen, Ceroxylon, Cinchona, Begonia, Gnaphalium, Chusquea, Miconia, Calceolaria, Jacobinia colorata, Heliotropium, Fuchsia, Salvia.) 4. Vom Kamm der Westcordillere über Chapacoto nach Gua- randa, den 22. und 23. August. Interandines Gebiet. Ziemlich trocken und vegetationsarım. Cacteen und Agaven, etwas Buschwald (Coursetia dubia, Barna- desia, Mutisia). Ca. 3000—2600 m Seehöhe. 5. Von Guaranda auf den Päramo des Chimborazo nach Chugui- poquio und zurück, den 26. und 27. August. 2700— ca. 4000 m Seehöhe. Erste, kurze Strecke teilweise lichter Wald (unter anderen Podocarpus, Polylepis, Daphnopsis); hierauf baumlose Päramosteppe (in den tieferen Regionen Azorella- und Acaena-Polster, Ranun- eulus, viel Gentiana sedifolia und andere Gentianaceen, Calceolaria ericoides, Erigeron, Achyrochne, Hypochaeris etc., in den oberen ziemlich ausschliesslich Stipa Ichu, vereinzelt Werneria rubigena, Chuguiraga insignis). 6. Von Guaranda den Westhang der Westcordillere über Po- zuelos hinunter nach Babahoyo, den 28.—31. August. Erste Strecke, 2600—3000 m Seehöhe; vegetationsarmes, inter- andines Gebiet (Cereus). Zweite Strecke, 3000—160 m Seehöhe; unterhalb des Kammes der Westcordillere zusammenhängender Regenwald, welcher von ca. 1000 m Seehöhe abwärts überaus üppig wird (Clusia; Kräuter und Sträucher ungefähr wie unter Ecuador Route 3)'). Dritte Strecke, 160—5 m Seehöhe; anfangs hoher Urwald (Zucharis, Bomarea, Ossea), hierauf Gebüschland und Grasfluren von Baumsteppencharakter. (Auf der Tour von Babahoyo zum Chimborazo und zurück sammelte ich drei neue Arten: 1 Miconia, 1 Salvia, 1 Centro- pogon. (?).) 1) Auf dieser Strecke fiel das Packpferd, welches das Herbarium trug, in einen Seitenarm des Rio de Pozuelos und gingen hierdurch manche Pflanzen verloren, andere wurden durch das Wasser arg beschädigt. 6 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. vr Beru. 1. Von Guayaquil der Küste entlang nach Callao, den 6. bis 12. September. Wüste (Porhera hygrometrica). Teilweise Düneniandschaft (Distichlis prostrata), spärliche Kraut- und Strauchvegetation (Mal- vaceen, Baccharis alinifola),;, einzelne baumförmige Mimosaceen ‚(Acacia Aroma); an den Flussufern Sakz Humboldtiana. Wenig über Meeresniveau. 2. Umgegend von Lima, den 14., 18. und 20. September. 140 — ca. 300 m Seehöhe. Wüste und Steppe (Nolana prostrata, Solanum pinnatifidum). In den Flussthälern etwas vegetationsreicher. 3. Von Lima quer über die Anden nach Oroya und zurück, den 16. und 17. September. Küsten- und alpine Wüste. Untere Strecke, 160—3200 m See- höhe; baumförmige Mimosaceen, Cactaceen, Sträucher. Mittlere Strecke, 3200—4100 m Seehöhe; vorwiegend Kräuter (Piqueria artemisioides, Eupatorium, Senecio und andere Compositen, Lupinus bogotensis var.). Obere Strecke, 4160—4775 m Seehöhe und den Östhang hinunter bis 3700 m Seehöhe; Puna mit Polsterpflanzen und Stpa Ichu. (Auf der mittleren Strecke sammelte ich einen neuen Senecio.) 4. Von Oallao die Küste entlang nach Mollendo und Umgegend von Mollendo, den 24.—26. September. Wüste und Steppe. Wenig über Meeresniveau. In der Litoral- region Gymnogongrus vermieularis und Grateloupia schizophylla. 5. Von Mollendo über Arequipa nach Puno am Titicacasee, den 27.—29. September. Untere Strecke, ca. 10—2300 m Seehöhe; Krautsteppe (Ver- bena calcicola, Malvastrum, Cereus, Oenothera albicans) und Sand- wüste, letztere vorherrschend. Obere Strecke, 2300—4470 m See- höhe; Steinwüste mit Cereus-Arten, hierauf Puna mit einzeinen Zwergsträuchern (Zepidophyllum quadrangulare, Senecio graveolens), Stipa Ichu und Lichenen. VII. Bolivien. 1. Von Chililaya am Titicacasee nach La Paz, den 1. und 2. Oktober. Bis an den oberen Thalrand des Kessels von La Paz, strauch- lose, ichubedeckte Puna; 4000 m Seehöhe. Thal von La Paz, einzelne Kräuter und Sträucher (häufig Solanum nov. spec.); 3700—4000 m Seehöhe. 2. Von La Paz bis Oruro, den 3.—5. Oktober. 3800 — ca. 4100 m Seehöhe. Puna. Erste Strecke: Stipa Ichu, Azorella-Polster, Senecıo spinosus, Baccharis microphylla. Zweite Strecke: Abwechelnd Stpa Ichu und Strauchvegetation (Lepidophyllum quadrangulare). Dritte Strecke: Wüste mit vereinzelten Polsterpflanzen. 3. Von Oruro zur chilenischen Grenze bei Oyague, den 6. und 7. Oktober. 3760 m Seehöhe und darunter. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen, 7 Erste Strecke: Puna wie zwischen La Paz und Oruro. Zweite Strecke vorwiegend Lehm- und Salzwüste. VII. Chile. 1. Von der bolivianischen Grenze nach Antofagasta, den 7. und 8. Oktober. 3900 — ca. 2 m Seehöhe. Salz-, Stein- und Erdwüste (Zepsdophyllum eupressinum). Wüste Atacama. In der Küstencordillere spärlich Gras- und Krautvege- tation. 2. Von Antofagasta längs der Küste nach Valparaiso, den 11.—14. Oktober. 1 bis etwa 30 m Seehöhe. Bis Caldera wüstenartig (Mentzelia chilensis var. atacamensis, Oruikshanksia tripartita,. Von da ab etwas Vegetation (Heliotro- pium stenophyllum, Eritriehnum, Solanum maritimum, Senecio Ber- terianus). 3. Von Valparaiso auf den Uspallatapass, den 14.—16. Oktober. Erste Strecke, vom Meeresniveau an bis etwa 1000 und mehr m Seehöhe; abwechselnd Baumsteppe und Hartlaubgehölze. Zweite Strecke, bis ca. 2000 m Seehöhe; fast baumlose andine Region. Vorwiegend Kräuter und Sträucher, Hartlaubgehölze (Podocarpus chilina‘), Cereus und grosse feldkürbisähnliche Zehinocacteae?), Tropaeolum tricolor, Calceolarıa, Haplopappus velutinus). Dritte Strecke bis 3910 m Seehöhe; nahezu vegetationslose, zu dieser Jahreszeit fast vollständig schneebedeckte, alpine Wüste. Bei etwa 3000 oder 3200 m die letzten Pflanzen (Cerastium arvense) im Schnee bemerkbar. IX. Argentinien. 1. Vom Uspallatapass bis Mendoza, den 17. und 18. Oktober. Erste Strecke alpine Wüste; von 3910—3000 m Seehöhe zu dieser Jahreszeit schneebedeckt; von 3000—2300 m Seehöhe an schneefreien Stellen einzelne dornige Zwergsträucher (zu höchst ein noch blätter- und blütenloser Strauch | Composite ?|, weiter abwärts Tetraglochia stricta), zu unterst vereinzelt Graswuchs. Zweite Strecke von 2300—800 m Seehöhe; Kraut- und Strauchvegetation, streckenweise Kraut- und Strauchsteppe (Mecrogenetes Cumingü, Senecio, Suaeda divaricata); in der Sierra de Uspallata Sträucher (Larrea divaricata), Kräuter (Sisymbrium, Eutoca lomarifolia); an Cacteen: Opuntia, Cereus U. a. 3. Von Mendoza nach Buenos Aires, den 19. und 20. Oktober. Kleinere, westliche Strecke, 800—760 m Seehöhe, Strauchsteppe. Grössere, östliche Strecke, 760 bis ca. 2 m Seehöhe, Pampa, vor- wiegend Grasland (z. B. Aristida pallens, mehr oder weniger be- gleitet von Verbena tenera und Descuraima canescens); einzelne Galleriegehölze. X Brasılen: 1. Corcovado bei Rio de Janeiro, den 26. Oktober. Tropischer Regenwald. 300—400 m Seehöhe. 1) Nördlichster der bisher bekannten Standorte. 2) Echinocactus sandillen Gay (??). 8 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Liste der gesammelten Pflanzen. Uryptogamae. Algae. Familie Ulvaceae. 1) Ulva lactuca (L) Le Jol. « rigida Ag. — Mollendo (Süd- peru). September. Nach Rabenhorst (Kryptogamenflora. Meeresalgen II S. 437) und Kützing (Species Algarum p. 476, 477) ist diese Art in der Nord- und Ostsee, dem Adriatischen Meer und dem Atlantischen und Stillen Ocean verbreitet. Familie Fucaceae. 2) Sargassum bacciferum (Turn.) J. Ag. — Atlantischer Ocean. ca. 29% n. Br., 40°, 40° w. L. von Paris. Den 2. Juni. Diese Fucacee ist nach Agardh (Species, Genera et Ordmes Alearum I p. 344), hauptsächlich im Atlantischen Ocean verbreitet, aber auch im Mittelmeer und im Stillen und Indischen Ocean vorkommend. Kuntze (Engler: Bo- tanische Jahrbücher I 220) nennt sie aus allen Meeren. Familie Gigartinaceae. 3) Gymnogongrus vermicularıs (Turn.) J. Ag. (= Chondrus concinuus Kütz.). — Mollendo (Südperu). September. Agardh (l. c. III 1 p. 213) nennt diesen Gymnogongrus von der peruanischen und der chilenischen Küste, ausser- dem vom Kap der Guten Hoffnung. 4) Gigartina contorta Bory. — Salaverry (Nordperu). Sep- tember. Diese Gigartina steht nach Reinbold der @. Lessoniv nahe und hat nach Agardh (I. e. III 1. p. 190) ihren Fund- ort an der chilenischen Küste. Familie Grateloupiaceae. 5) Grateloupia schizophylla Kütz. (forma Grat. Cutleriae Bind.? sec. J. Ag.). — Mollendo (Südperu). September. Agardh (l. c. III 1 p. 155) erwähnt diese Art von der chilenischen Küste. Fungi. Familie Puceiniaceae. = 6) Uromyces Hedysari paniculatı Farl. — Östlich von Mediacion und zwischen Mediacion und El Moral, Quindiupass in der Centralcordillere (Columbien); über 2000 m Seehöhe. Juli. Auf Desmodium mezicanum Wats. gesammelt. Engler und Prantl (die natürlichen Pflanzenfamilien I 1”* S. 58) sagen, dass dieser Pilz auf Desmodium-Arten in Nordamerika vorkommt. 7) Uredo T'heresiae!) Neger nov. spec. — Zwischen El Moral und Machin, Quindiupass, Centralcordillere (Columbien); 2000— 2400 m Seehöhe. Den 18. Juli. Auf Crotalaria anagyroides H., B. et K. (Beschreibung dieser neuen. Art durch Dr. Neger siehe am Schluss des ganzen Aufsatzes). 1) Siehe Figur S. 78. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 9 Familie Dothideaceae. 8. Phyllachora Durantae Rehm. — Tequendama bei Bogotä No) (Columbien); 2000—2500 m Seehöhe. Juli. Diesen Pilz sammelte ich auf Duranta Mutisii L. f. und Duranta triacantha Juss. Lagerheim (Hedwigia 1892 p. 306) hat ihn auf Du- ranta-Blättern in der Nähe von Quito (Ecuador) gefunden. . Dothidea? spec. — Quindiupass, Centralcordillere (Colum- bien). Juli. Auf Blättern einer Cavendishia. „Da keiner der vorhandenen Fruchtkörper reife Sporen enthält, so ist eine Bestimmung der Gattung unmöglich. Der. Mangel eines Gehäuses, die schwarze, knollige Beschaffen- heit des Stromas aber, sowie der ganze Habitus der Frucht- körper lassen darauf schliessen, dass der Pilz in die Familie der Dothideaceae gehört. Zahlreiche Vertreter dieser Familie sind in Südamerika als Parasiten auf den verschiedensten Pfianzen (besonders solchen mit cactusartigen Blättern) weit verbreitet. (Neger.)‘ Familie Melanconidaceae. 10. Corynelia clavata Sacc. (= Endohormidium tropieum Awd. et Rabh.) — Östlich von Ornillo, auf dem Uspallatapass (Chile); ca. 1300 m Seehöhe. Oktober. Diesen Pilz sammelte ich auf Podocarpus chilina A. Rich. Corynelia clavata hat ihren Standort auch auf süd- afrikanischen und neuseeländischen Podocarpusarten (Engler und Prantl: Die natürlichen Pflanzenfamilien I 1 S. 412.) Lichenes. Familie Hymenolichenes. 10h Cora reticulifera Wain. — Zwischen Mediacion und Ibague, Quindiupass (Columbien); 2000—2600 m Seehöhe. An Ab- hängen. Juli. : Diese Lichenenart wurde von Wainio (Etudes sur la classification des Lichenes du Bresil II 241) 1890 aus Bra- silien beschrieben. Nylander (Annales des Sciences natu- relles Serie. IV. Bot. XX. 1863. p. 244) erwähnt vom Quindiu- pass nur Cora pavonia Web. Familie Parmeliaceae. 12. 13. Usnea florida, var. comosa (Ach.) Wain. — Columbien. Juni, Juli oder August. (Nähere Fundortsangaben verloren gegangen). Wainio (l. ec. 13) führt diese Varietät aus Brasilien aus Höhen zwischen 1000 u. 1500man. Nylander hat sie (Ann. Sciences Nat. Serie IV. Bot. XIX. 1863. p. 298 et s. und Serie V. Bot. VII. p. 300 et s.) unter den columbianischen Lichenen nicht genannt. Usnea spec. — Zwischen Alto de Pontezuela und Mediacion, ÖOsthang der Centralcordillere (Columbien); 2000—2600 m Seehöhe. Den 17. Juli. KH I a ea ER ER sn ARRRN ar 10 Therese Prinzessin von Bayeru, gesammelte Pflanzen. Familie Stereocaulaceae. 14. Stereocaulon ramulosum Ach. — Quindiupass, Centralcor- dillere (Columbien); über 3000 m Seehöhe. Juli. Diese Stereocaulon-Art wird im Prodromus Florae Novo- Granatensis (Annales Sciences Nat. Ser. IV. Botan. XIX. 1863. p. 295) aus erossen Höhen angegeben. Musci. Familie Sphagnaceae. 15. Sphagnum medium Sembr. — Quindiupass (Columbien), De- partement Tolima; 3000—3400 m Seehöhe. Juli. Diese in Amerika und Europa weit verbreitete Art scheint, nach Warnstorf, aus diesem Teile Südamerikas bis- her nicht bekannt gewesen zu sein. Hampe (Ann. Sc. Nat. Ser. V. Bot. 1866. p. 334) führt aus Columbien zwei andere Sphagnum-Arten an. Familie Neckeraceae. 16. Prionodon longissimus Ren. et Card. — Zwischen Pucarä urd San Antonio, Westhang der Westcordillere (Ecuador), Wee Guaranda — Babahoyo; 2000—3000 m Seehöhe. Sowohl in Paris, E.G., Index bryologicus 1894—-98, wie im Bulletin de la Societe royale botanique de Belgique. I. 1894. p. 178 sind die Anden von Costarica als Fundort dieser Art genannt. Keines dieser beiden Werke hat mir zur per- sönlichen Einsicht vorgelegen. Filicales. Familie HZymenophyllaceae. 17. Hymenophyllum cihatum Sw. — Quindiupass, Centralcor- dillere (Columbien); 3000—4000 m Seehöhe. Juli. Sturm (Marti Flora brasiliensis I, 2 p. 293) führt diese Art aus Brasilien, Guyana, Venezuela u. Jamaica, Mettenius (Annales Sc. Nat. Ser. V. Botan. 1864. p- 198) speziell von der Hochebene von Bogotä aus 1900 m Seehöhe und Christ (die Farnkräuter der Erde, 19) aus dem ganzen tropischen Amerika bis Chile, aus Afrika und aus dem Himalaya an. Im Kew-Herbar (Hemsley in Biologia centrali-americana.Bo- tany. III. 598) befinden sich auch Exemplare aus Neu-Seeland. Familie COyatheaceae. 18. Oyathea spec. (unvollständiges Exempl.) — oe Ranse im Gebirge oberhalb St. Pierrre auf Martinique (Kleine An- tilen); ca. 400 m Seehöhe. Juni. 19. Acrostychum (Elaphoglossum) nov. spec. (?). — Bergwald zwischen Pucarä und San Antonio, Westhang der West- cordillere (Ecuador), Weg Guaranda — Babahoyo; 2000 — 3000 m Seehöhe. Da an diesem Exemplar die fertilen Wedel fehlen, ist es kaum sicher als nov. spec. zu bezeichnen. Familie Polypodiaceae. 20. Polypodium angustifolium Sw. — Bergwald zwischen Pucara und San Antonio, Westhang der Westcordillere (Ecuador), Weg Guaranda-Babahoyo; 2000—3000 m Seehöhe. - August. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 1l Diese Farnart hat nach Baker (Marti Flora brasiliensis I, 2 p. 530) ein Verbreitungsgebiet, welches sich von Mexiko und Cuba bis Peru und Südbrasilien erstreckt. Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. I. p. 6.) erwähnt Fundorte aus der Provinz Chimborazo (Ecuador), und Christ (die Farn- kräuter der Erde, 96)sagt, dass P. angustifolium im tropischen Amerika nirgends fehlt und dort gemein ist. 21. Polypodium (=Goniopteris=Phegopteris) telragonum Sw. — Urwald bei La Dorada, am mittleren Rio Maedalena (Co- lumbien):; ca. 200 m Seehöhe. Juli. Dieses Polypodium ist nach Baker (Martii Flora bras. I. 2p. 506) von Mexiko bis Peru und Brasilien und auf den Antillen verbreitet, nach Christ (l. c. 269) auch in Florida. Mettenius (l. c. 242) nennt diese Art speziell vom Rio Magdalena aus 100 m Seehöhe. 22. Adiantum macrophylium Sw. — Urwald bei Pacana am Rio de Pozuelos (Westecuador); 475 m Seehöhe. August. Salomon (Nomenclator der Gefässkryptogamen S. 20) nennt als Verbreitungsgebiet dieser Art Ecuador, Brasilien, - Westindien und Mexiko. Mettenius (l. c. 214) führt sie aus Columbien von den verschiedensten Fundorten an, Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. I. p. 16) aus Venezuela, Baker (Martii Flora bras. I, 2 p. 378) ausser aus den obengenannten Ländern auch aus Centralamerika und den Antillen. Christ (l. c. 137) sagt, dass sie von Westindien bis Brasilien ge- mein ist. 23. Adiantum tetraphylium Willd. — Urwald bei Mochila, am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 140 m Seehöhe. Juli. Diese Faınart ist nach Baker (Martii Flora bras. 1, 2, p. 374) und Christ (l. c. 136) im ganzen tropischen Amerika und im tropischen Westafrika verbreitet. Mette- nius (l. c. 214) führt sie aus Muzo in Columbien an. 24. Cheilanthes radiata R. Br. — Corcovado bei Rio de Janeiro (Brasilien). Ende Oktober. Diese Cherlanthes- Art hat nach Baker (Marti Flora bras. I, 2 p. 387) ihre Fundorte im ganzen tropischen Amerika, nach Christ (l. e. 143) von Westindien bis Südbrasilien. 25. Aspidium (= Nephrodium) conterminum Desv. — Gebirgs- wald im Inneren von Martinique (Kleine Antillen), zwischen St. Pierre und Fort de France. Juni. Mettenius (]. ec. 246) erwähnt diese Art aus Colum- bien, Baker (l. c. I, 2p.477) aus Brasilien und dem ganzen übrigen tropischen Amerika; Christ (l. ec. 252) sagt, dass sie im tropischen Amerika bis nach den La-Plata- Staaten und Chile gemein ist. 26. Aspidium (= Nephrodium) patens Sw. — Bergwald zwischen Pucar& und San Antonio, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 2000—3000 m Seehöhe. August. Dieses Aspidium erwähnen Baker (l. c. I, 2 p. 470) und Christ (l. c. 251) aus dem tropischen und subtropischen 12 27 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Amerika, dem tropischen Afrika, von den Inseln des Stillen Oceans und aus Japan, Mettenius (l. c. 247) führt es aus Columbien aus Höhen zwischen 400 und 1800 m an. . Meniscium reticulatum Sw. — Gebirgswald, im Innern von Martinique (Kleine Antillen), zwischen St. Pierre und Fort de France. Juni. Baker (l.c. I 2 p. 564) sagt, dass diese Polypodiacee im ganzen tropischen Amerika verbreitet ist. Familie Gleicheniaceae. 28. Gleichenia (=Mertensia) dichotoma Willd. — Morne-Rouge, bergwärts von St. Pierre auf Martinique (Kleine Antillen); ca. 400 m Seehöhe. Juni. Christ (die Farnkräuter der Erde, 343) führt diesen Farn aus den tropischen und subtropischen Regionen fast der ganzen Erde an und sagt, dass er der gemeinste aller Gleichenien ist. Lycopodiales. Familie Lycopodivaceae. 29. 30. Familie Tezaceae. 31. Lycopodium cernuum L. — Gebirgswald im Innern von Martinique (Kleine Antillen), zwischen St. Pierre und Fort de ‚France. Juni. Dieser weit verbreitete Bärlapp ist aus dem tropischen und subtropischen Amerika, aus Afrika und dem tropischen Asien und aus Polynesien verzeichnet. (Salomon |. c. 224); Braun (Amn. Se. Nat. Ser. V. Botanique. 1865. p. 308) führt ihn aus Columbien an, Kunth (Nov. Gen. et Spee. Plant. I. 35) aus Venezuela und Spring (Marti Flora bras. I, 2 p. 114) aus Brasilien; letzterer sagt, dass er in allen tropischen Ländern sehr gemein ist. Lycopodium complanatum L. — Monserrate oberhalb Bogota (Columbien); zwischen 2700 und 3100 m Seehöhe. Juli. Diese gleichfalls weit verbreitete Lycopodium-Art wächst in Nord- und Südamerika, auf Madeira, in Europa und in Kleinasien (Salomon 1. ce. 225). Braun (l. c. 308) er- wähnt sie aus Bogotäa aus gleichen Höhen wie ich, Spring (l. e. I, 2 p. 116) aus dem brasilianischen Gebirge. Phanerogamae. Conifer.ae. Podocarpus china A. Rich. — Östlich von Ornillo auf dem Uspallatapass (Chile); ca. 1300 m Seehöhe. Oktober. In Strauchhöhe wachsend; häufig. Gay (Historia fis. y pol. de Chile. Botanica. V. 403) sagt, dass diese Podocarpus- Art im Süden Chiles vorkommt. Bisher - nahm man ihre Norderenze bei ca. 35° 20° s. Br., ihre Süd- grenze bei der Provinz Llanquihue an (Reiche: Die Ver- breitungsverhältnisse der chilenischen Coniferen S. 4 und 8. Separatabdruck aus den Verhandlungen des deutschen Wissen- Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 13 schaftlichen Vereins im Santiago. IV); durch meinen Fund ist ihre Nordgrenze bis auf ca. 320 50° s. Br. hinaufgerückt worden. Auf meinem Exemplar fehlt die auf Podocarpus - Arten wachsende, weitverbreitete Corz ynelia clavata Sacc. nicht (siehe weiter oben S. 9.) . Podocarpus Sprucei Parl. — Vor der Passhöhe südlich des Chimborazo (Ecuador); zwischen 3000 und 4000 m Seehöhe. August. - Parlatore (De Candolle: Prodomus XVI, 2 p. 510) ver- zeichnet diesen Podocarpus aus den Anden der Aquatorialzone. Monocotyledoneae. Familie Gramineae. 39. 34, 35. 36. 37. Distichlis prostrata Desv. — Zwischen Chimu und Trujillo (Nordperu) auf Sandboden, unfern der Küste; ungefähr im Meeresniveau. September. Gay (Hist. fis. y polit. de Chile. Botanica. VI. p. 399) führt diese Gramineen-Art aus Valparaiso an, Hemsley (Biolog. centr. am. III. 578) aus Mexiko und von Venezuela bis Chile. H Aristida pallens Cav. — Östlich von San Luiz, in den Ar- eentinischen Pampas. Nach Neger ist dies die häufigste der unter dem Namen „Pampasgras‘ bekannten Gramineen. Doell (Marti Flora bras. II. 3, p. 14) führt A. pallens, welche in verschiedenen Varietäten weitverbreitet ist, aus Brasilien und Uruguay bis Paraguay an, Kunth (Enumeratio Plant. I. 192) ausserdem aus Chile; Tri inius u. Rupprecht (Memoires de l’Acad. de St. Petersb. Ser. VI. T. VIL p. 117) erwähnen sie überdies aus Peru und Mindanao; im Kew Index (I. 187) ist sie auch aus Argentinien angeführt!). Ich sammelte diese Art auch 10 Jahre früher, und zwar in den Campos bei San Paulo (Brasilien). Chusquea spec. — Zwischen Guadualita und Verjel, West- hang der columbianischen Ostcordillere; Departement Cundin- amarca. Gegen 1500 m Seehöhe. Juli. Da an diesem Exemplar die Blüten fehlen, ist eine ge- nauere Bestimmung unmöglich. Chusquea spec. — Zwischen Pocho de Santa Lucia und Las Palmas, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 2000 — 3000 m Seehöhe. August. Da an diesem Exemplar die Blüten fehlen, ist eine Be- stimmung der Spezies ausgeschlossen. Chusguea spec. — Zwischen Balsabamba und Santa Lucia, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 650—2000 m See- höhe. August. Da an diesem Exemplar die Blüten fehlen, ist eine Be- stimmung der Spezies ausgeschlossen. 3 ae zwei Verbreitungsgebiete beziehen sich nur auf die var. murina (A. murina Cav.), welche von nie als eigene Art aufgestellt wird. 14 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Familie Cyperaceae. 38. Cyperus Papyrus L, — Aus einer Cienaga (Tümpel) un- mittelbar bei Baranquilla (Nordeolumbien). Diese aus der östlichen Hemisphäre eingeschleppte Oyperacee bedeckt hier den Wasserspiegel auf weite Strecken. 39. Diehromena cihata Vahl. — Salto de Teguendama bei Bo- gotä (Columbien). Mehr als 2200 m Seehöhe. Juli. Nees (Martii Flora brasiliensis. I. 1, p. 112) erwähnt diese Oyperacee aus Brasilien, von Parä südwärts bis Bahia, und Hemsley (Biologia centrali-americana. Botany. III. 457) ausserdem aus Mexiko, Centralamerika, Columbien bis Chile, Guyana und Westindien. 40. Dichromena pura N. ab Es. — Zwischen Buenavestica und El Moral, Osthang der Centralcordillere (Columbien), Quindiu- pass; ca. 2000 m Seehöhe. Juli. Nees (Martii Flora bras. IT. 1, p. 112) führt diese Art aus San Vincente (Kleine Antillen) u. aus Französisch-Guyana an. Familie Palmae. 41. Bactris (=Gwuihielma) granatensis Dune. — Boca de Saino am mittleren Rio Masdalena (Columbien); ca. 100 Seehöhe. Deim-30. Juni. Nach Karsten (Florae Columbiae Spec. Select. I. p. 127) wächst diese Palme an feuchtwarmen, schattigen Plätzen in Columbien und Venezuela. Ob sie in Brasilien vorkommt, ist zweifelhaft (Karsten |]. ce. I. p. 123. — Drude [Marti Flora bras. III. 2, p. 352]). 42. Martinezia (=Marara) bicuspidata Drude. — Urwald bei La Dorada am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 200 m Seehöhe. Karsten (Flor. Col. Spec. Sel. II. p. 133) giebt diese Palme aus dem westlichen Venezuela, aus 1000 m Seehöhe an. 43. Attalea subgen. Scheelea? (Sch. regia Karst?) oder Cocos subgen. Syagrus? — Urwald bei Mochila am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 140 m Seehöhe. Den 2. Juli. Die in Karsten (l. c. I. T. CLXXVI) abgebildete Scheelea regia, welche für die Palmenvegetation der Magda- lenaufer (Columbien) charakteristisch ist, kommt nach ge- nanntem Autor (l. c. II. p. 145) auch im Caucathal (Columbien) und bis zu 1000 m Seehöhe vor. Familie Araceae. 44. Anthurium Buonaventurae Engler. — Urwald bei Mochila am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 140 m See- höhe. Den 2. Juli. Engler (Botanische Jahrbücher. XXV.S. 363) nennt als Fundort dieser erst im Jahre 1898 publizierten Art den Westen Columbiens. 45. Anthurium pulchellum Engler(?) — Urwald zwischen Pacana und Playa Limon am Rio de Pozuelos (Westecuador); ca. 300—400 m Seehöhe Den 30. August. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 15 46. 48. 49. 5l. 52. Als Fundorte von A. pulchellum giebt Engler (Botanische Jahrbücher VI. 274 und XXV. 377) Höhen von 2000 m im oberen Caucathal (Columbien) an. Mein Exemplar ist zu unvollkommen, als dass es mit Sicherheit bestimmt werden könnte. Monstera pertusa (L.) Vriese. — Urwald bei Boca de Saino am mittleren Rio Magdalena; ca. 100 m Seehöhe. Den 31. Juli. Diese Monstera ist nach Engler (Martii Flora bras. ill, 2. p. 115) und Hemsley (Biologia centrali-americana. Botany. III. p. 427) in den Anden Columbiens, in Costarica, Venezuela, Guyana, Brasilien und auf den Antillen verbreitet. . Philodendron verrucosum Matthieu. — Wald zwischen Pacana und Playa Limon am Rio de Pozuelos (Westecuador); ca. 300—400 m Seehöhe. Den 30. August. Engler (Martii Flora bras. III, 2. p. 139) verzeichnet dieses Phrilodendron aus der Westcordillere Columbiens. Phrlodendron spec. — Urwald bei Mochila, am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 140 m Seehöhe. Den 2. Juli. Der Zustand meines durch Feuchtigkeit teilweise zer- störten Exemplares lässt eine genauere Bestimmung nicht zu. Xanthosoma spec. — Urwald zwischen Playas und Balsa- bamba am Rio Limon (Westecuador); ca. 100—600 m See- höhe. Den 20. August. Da ich nur ein junges Blatt gesammelt habe, ist eine Bestimmung der Spezies nicht möglich. . Syngonium spec. — Urwald bei La Ceiba am Rio Lebrija, Nebenfluss des Rio Magdalena (Columbien); ca. 70 m See- höhe. Ende Juni. Da an meinem Exemplar nur Blätter eines jungen Sprosses vorhanden sind, ist eine Bestimmung der Art nicht ausführbar. Syngonium spec. — Urwald bei Boca de Saino am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 100 m Seehöhe. Den 31. Juli. Da mein Exemplar ein junger Spross ist, ältere Blätter und Blüten fehlen, ist eine nähere Bestimmung ausgeschlossen. Pıistia stratiotess L. — Aus einer Cienaga (Tümpel) bei Baranquilla (Nordcolumbien). Den 16. Juni. Diese Araceen-Art ist nach Engler (Marti Flora bras. III. 2, p. 215, 216. — Engler und Prantl: die natürlichen Pflanzenfam. I. 3, S. 152), im tropischen Amerika, Afrika und Asien verbreitet und reicht auch in das subtropische. Gebiet hinein. Den unteren Rio Magdalena, bez. Brazo de Loba, auf- wärts bis ca. 9° n. Br. sieht man einzelne Pistia im Strome. treiben. Weiter oben konnte ich, wenigstens im Hauptstrom, keine mehr bemerken. Familie Bromeliaceae. 53. Guzmania? spec. — Urwald zwischen Playa Limon und Pozuelos, am Rio de Pozuelos (Westecuador); 200—300 m Seehöhe. Den 30. August. 16 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Wegen Mangels an Blüten ist diese Bromeliacee nicht näher bestimmbar. 54. Tillandsia aloifoha Hook. (= T. flezuosa Sw.). — Caüo de Torcoroma am Rio Lebuin, Nebenfluss des Rio Magdalena (Nordcolumbien); ca. 60—70 m Seehöhe. Den 25. Juni. Hooker (Exotic Flora. III. p. 205) nennt als Fundort dieser Art die Insel Trinidad, Swartz (Prodromus Vegetat. Ind. occidental. p. 56) die Insel Jamaica, Mez (De Candolle: Prodrom. Continuat. IX. p. 670) ausserdem andere von den Antillen, Florida, die Bahamainseln, Curacao, Guyana, Venezuela und Columbien. (1 (Dr | . Tillandsia Augustae regiae Mez. nov. spec. — Osthang der Centralcordillere, Quindiuberge (Columbien). 2000—3000 m Seehöhe. Zweite Hälfte Juli. Diese schöne, epiphytische Bromeliacee, welche ich auf dem (Quindiupass mehrmals antraf, wurde von Professor Dr. Mez im Beiblatt zu Englers Botanischen Jahr- büchern. XXX. 1901 S. 10. beschrieben und ist diese Diagnose am Schluss des gegenwärtigen Aufsatzes nochmals abgedruckt. (Abbildung siehe am Schluss meines Aufsatzes Tafel I.) 56. Tillandsia fascieulat« Sw. (2). — Urwald von Mochila, am mittleren Rio Magdalena (Columbien) ca. 140 m Seehöhe den 2. Juli. Swartz (Prodrom. Veget. Ind. occid. p. 56) führt 7. fasciculata aus Jamaica an, Mez (De Candolle Prod. Cont. IX. p. 683—684) ausserdem aus anderen von den Antillen, aus Florida, von den Bahamainseln, aus Mexiko, Central- amerika, Columbien und Guyana. . Tillandsia spec. (Subgen. Allardtia). — Zwischen Mediacion und Ibague, Ostseite der Centralcordiller (Columbien); See- höhe 1500—2500 m. Den 22. Juli. Dieses Exemplar ist, wie die zwei folgenden T%Wandsia- species, wegen Mangel an Blüten nicht näher bestimmbar. 58. Tillandsia spec. (Subgen. Allardtia). — Urwald zwischen Agua Santo und Pacana, am Rio de Pozuelos (Westecuador); 480—780 m Seehöhe. Den 29. Juli. 59. Tillandsia spec. — Urwald von Mochila am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 140 m Seehöhe. Den 2. Juli. 60. Vrisea heliconioides Lindl. (= Tillandsia helicomioides H.B. K.) — Urwald von Mochila am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 140 m Seehöhe den 2. Juli. Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et. Spec. Plant. I. 234). nennt als Fundort dieser VPrisea gleichfalls die Ufer des Rio Magdalena, Mez (De Candolle: Prodr. Cont. IX. p. 591) ausserdem Holländisch-Guyana und Bolivien. Familie Commelinaceae. 61. Commelina cayennensis Rich. — Morne-Rouge, oberhalb St. Pierre auf Martinique (Kleine Antillen): ca. 400 m See- höhe. Anfang Juni. [sr 1 I Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 17 Grisebach (Flora of the British Westindian Islands p. 524) nennt als Heimat dieser Art die Antillen, das amerikanische Festland von Missouri bis Brasilien, die Galä- pagos und Canarischen Inseln und das tropische Afrika, Ruiz et Pavon (Flora Peruviana et Chilensis. I. p. 44) führen sie auch aus Peru an und Clarke (De Candolle: Suites au Prodromus. III. 145) sagt, dass sie in den warmfeuchten Gegenden der ganzen Erde häufig ist und in Südamerika bis Paraguay südwärts geht. 62. Commelina virginica L. sensu C. B. Clarke. — Baranquilla * (Nordeolumbien), Weg vor der Stadt; etwas über Meeres- niveau. Den 17. Juni (oder Anfang August?) — La Popa bei Cartagena (Nordeolumbien); etwa 30—130 m Seehöhe. Den 8. August. Nach Clarke (De Candolle: Suites au Prodromus. II. 182) ist diese Art vom Golf von Mexiko bis nach Paraguay hinunter verbreitet. Hemsley (Biologia centr. am. Bo- tany. III. 389) erwähnt sie auch von Mexiko nordwärts bis Michigan und New York. 63. Tradescantia hirsuta H. B. K. — Oberhalb Las Palmas, Westhang der Westcordillere (Ecuador) fast auf der Pass- höhe, zwischen Babahoyo und Chapacoto; ca. 3000 m See- höhe. Den 22. August. Diese Art ist von Clarke (De Candolle: Suites etc. III. 299) aus Columbien und Ecuador erwähnt, aus Höhen von 2000 —2750 m. An meinem Exemplar: „Stamina 6 subaequalia, germen 3-loculare, loculis 2-ovulatis! Filamenta- pilosa! (Solereder.)* 64. Commelinacea. — Urwald bei La Dorada am mittleren Rio Magdalena (Columbien). Juli. Dieses Exemplar ist steril und somit nicht bestimmbar. Die Blattbeschaffenheit trifft, nach Solereder, auf keine der in Clarkes Monographie (De Candolle: Suite au Pro- dromus. III. p. 113 sqq.) aufgeführten Arten völlig zu. 65. Commelinacea. — Zwischen La Dorada und Honda, am mitt- leren Rio Magdalena (Columbien) Juli. Dieses Exemplar ist steril, daher nicht bestimmbar. 66. Commelinacea. — Zwischen Verjel und Villeta, Westhang der Ostcordillere (Columbien); ca. 900—1900 m Seehöhe. Den 5. Juli. Dieses Exemplar ist unvollständig und durch Feuchtig- keit zerstört. Familie Pontederiaceae. 67. Eichhornia crassipes (Mart.) Solms-Laubach. (= E. spe- ciosa Kth. = Pontederia azurea Hook. von Sw.) — Cienaga (Tümpel) bei Barangquilla (Nordcolumbien), zusammen mit Cyperus Papyrus L. und Pistia stratiotis L. Etwas über Meeresniveau. Den 16. Juni. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. D) 18 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Solms-Laubach (De Candolle: Suites au Prodr. IV 528) giebt als Verbreitungsgebiet für diese Art das tropische und subtropische Südamerika an: Venezuela, Guyana, Brasilien und Paraguay. Familie Zidaceae. 68. Scylla chloroleuca Kth. — Coquimbo, chilenische Küste. 30°s.Br. Den 13. Oktober. Gay: (Historia de Chile. Botanica. VI. p.108) führt diese Liliacee aus den Centralprovinzen Ohilles: Valparaiso, Sant- iago etc. an. Familie Amaryllideae. 69. Eucharis grandiflora Planch. et Lind. (= E. amazonica Lind.) 70. 7 je — Zwischen Agua Santo und Pacanä, Westhang der West- cordillere (Ecuador), nordöstlich von Babahoyo. In dichtem, feuchtem Urwald. 500—700 m Seehöhe. Den 29. August. Diese Amaryllideenart erwähnen sowohl Planchard et Linden (Flore des Serres. Ser. I. T. IX. p. 255) wie Engler und Prantl (Die natürlich. Pfianzenfamilien. II. 5, S. 111) nur aus Columbien. „Möglicherweise gehört das Exemplar zu der mit E. grandiflora sehr nahe verwandten E. Sanderii Baker (in Bot. Magazine pl. 6676); beide Arten unterscheiden sich wesentlich nur durch die Beschaffenheit der sogenannten Nebenkrone, deren Struktur an vorliesendem Exemplar nicht zu sehen ist. (Solereder.)“ E. Sanderii hat ihren Fundort gleichfalls in Columbien (Bot. Mag. Ser. III. vol. XXXIX). Bomarea conferta Benth. (= B. patacocensis Herb.) !). — Zwischen Villeta und Facatativa am Westhang der Ost- cordillere (Columbien); etwa zwischen 1200 und 2200 m. Den 6. Juli. Herbert (Amaryllidaceae. p. 120) Kunth (Enumeratio plant. V. 814) und Baker (Journal of B. XX. 1882. p. 205) führen diese Bomarea vom Westhang der Anden, aus Colum- bien und aus Ecuador an. . Bomarea spec. (Bomareae floribundae Herb. affınis). — Zwischen Agua Santo und Pacanaä, Westhang der West- cordillere (Ecuador), nordöstlich von Babahoyo; 500—700 m Seehöhe. Den 29. August. Herbert (l. c. p. 116) erwähnt B. foribunda aus der tierra templada der Centralcordillere (Columbien), Kunth (l. c. 806) aus Ecuador. Eine genaue Bestimmung meiner Pflanze ist dadurch ausgeschlossen, dass es mir nur möglich war einzelne Blüten der überaus dichten, fleischigen Inflorescenz zu Konservieren. Die auf hellem Grund dunkelrot(?) gesprenkelten Blüten standen in grossen Dolden beisammen. 1) Nach Kew Index. I. p. 319, 3%. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 19 72. Bomarea selacea Herb. — Zwischen Pucarä und San Antonio, Westhang der Westcordillere (Ecuador), auf steilem Wald- hang; 1600—3000 m Seehöhe. Den 28. August. Diese Bomarea-Art, welche im Kew-Index wohl unbe- rechtigter Weise mit B. tomentosa zusammengezogen wird, erwähnen Ruiz et Pavon (Flora peruana. III. p. 62) aus den peruanischen Anden. Auch von Herbert (l. c. 117) und von Kunth (l. c. 807) wird kein anderer Fundort an- gegeben. Familie Zridaceae. 73. Libertia spec. — Monserrate bei Bogotä (Columbien); ca. 3000 m hoch. Den 8. Juli. Der Habitus meines Exemplares ist der einer ZLibertia, doch da die Blüten fehlen ist eine sichere Bestimmung un- möglich. 74. Sisyrinchium jJunceum E. Meyer. — Ormillo, auf dem Us- pallatapass (Chile); Westhang der Anden. Etwa 1300 m Seehöhe. Den 15. Oktober. Gay (Historia fisicay politica de Chile. Botanica.Vl. p.25) sagt, dass diese Art in ganz Chile sehr gemein ist; und Neger berichtet, dass sie sowohl in den Anden wie im Flachland vorkommt. Familie Musaceae. 75. Heliconia Bihai L. — Urwald am Rio Lebrija, Nebenfluss des Rio Magdalena (Columbien); ca. 70 m Seehöhe. Ende Juni. Blüte gelb. Nach Peterson (Martii Flora brasiliensis. III. 3. p, 17) findet sich diese Musacee in Centralamerika, Columbien, Guyana, Brasilien und auf den Antillen vor. 76. Heliconia spec. — Boca de Saino, mittlerer Rio Magdalena (Columbien); ca. 100 m Seehöhe. Den 30. Juni. Mein Exemplar ist der 7. Schiedeanae Klotsch, von welcher man Fundorte in Mexiko und Guyana kennt (Martii Flora bras. III, 3. p. 19), und der H. dasyantha K. Koch et Bouche, welche in Brasilien und Guyana vor- kommt (Mart. ]. c. III, 3. p. 16), nahestehend. Familie Orchidaceae. 77. Stelis micanthra Sw. (?) — Pucarä, Passhöhe der West- cordiliere (Ecuador), östlich von Babahoyo; ca. 3000 m Seehöhe. Den 28. August. Swartz (Schrader: Journal für die Botanik. I. 240) giebt als Verbreitungsgebiet dieser Art Westindien und Süd- amerika an. 78. Epidendrum cochlidium Lindl. — Tequendama bei Bogotä (Columbien) ; zwischen 2200 und 2500 m Seehöhe. Den 11.Juli. Mueller (Walpers: Annales botanices syst. VI. 393) führt diese Art aus Venezuela und Peru an. I# u 20 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 19. 80. 8 — 82. 83. 84. 85. Epidendrum decipiens Lindl. — Zwischen Guadualita und Verjel. — Zwischen Alto del Trigo und Villeta. — Beide Fundorte am Westhang der Ostcordillere (Columbien); 800—1700 m Seehöhe. Den 5. Juli. Diese Art hat nach Mueller (Walpers: Ann. bot. syst. VI. 391) ihre Heimat in Columbien. Epidendrum elongatum Jacg. (= secundum Jacq.) — Ge- birgswald zwischen St. Pierre und Fort de France auf Martinique (Kleine Antillen). Den 10. Juni. Hemsley (Biologia centr. am. Botany. III. 239) nennt als Verbreitungsgebiet dieser Pflanze Südmexiko, Venezuela und Westindien. . Epidendrum fimbriatum Kth. — Bei Mediacion, Quindiupass in der Centralcordillere (Columbien); ca. 2000 m Seehöhe. Den 17. Juli. In Kunth (Nova Gen. et Spec. Plant. I. 282) sind als Fundort dieser Art die Anden des westlichen Columbiens angegeben, in Mueller (Walpers Ann. bot. syst. VI. 406) ferner die ostcolumbianischen Anden, Venezuela, Ecuador und Peru. Epidendrum quitensium Rchb. fl. — Zwischen Balsabamba und Pocho de S. Lucia, Westhang der Westcordillere (Ecuador); ca. 800-—-1300 m Seehöhe. Den 21. August. Mueller (Walpers. ]. c. VI. 392) nennt als Verbreitungs- gebiet dieser Art Peru und die Anden von Quito. Laelia? spec. — Columbien. (Nähere Standortsangabe ver- loren gegangen). Das Exemplar, an dem die Blätter fehlen, ist nicht näher bestimmbar. Hartwegia spec. — Zwischen Balsabamba und Pocho de S. Lucia, Westhang der Westcordilleren (Ecuador); ca. 800—1300 m Seehöhe. Den 21. August. Uber dieses Exemplar schreibt Cogniaux: La hampe florale ressemble ä celle de Hartwegia purpurea Ldl., mais les feuilles sont tres differentes. Lycaste gigantea Lindl. — Unterhalb Las Cruzes am Quindiu- pass, Centralcordillere (Columbien); Departement Tolima. Ca. - 2600 m hoch. Zwischen dem 18. und 20. Juli. — 2 Exemplare. 86. 87. Bentham (Plant. Hartwegian. 153) erwähnt diese Art aus Ecuador, Mueller (Walpers Ann. bot. syst. VI. 605) ausserdem aus Venezuela. Sobralia setigera Poepp. et Endl. — Oberhalb Ibague, Ost- fuss der Centralcordillere (Columbien); Departement Tolima. Ca. 1500 m Seehöhe. Zweite Hälfte Juli. — 1 Weingeist- und 1 trockenes Exemplar. | Poeppig (Poeppig et Endlicher: Nova Genera et Spec. Plantarum. 1. 54) hat diese Art in Peru gesammelt. Habenaria spec. — Zwischen Balsabamba und Pocho de Santa Lucia, Westhang der Westcordillere (Ecuador); ca. 800—1300 m Seehöhe. Den 21. August. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 21 88. Selenipedium Schlimüi Rehb. fil. — Oberhalb Ibague, Ostfuss der Centralcordillere (Columbien) ; Depart. Tolima. Ca. 1500 m Seehöhe. Zweite Hälfte Juli. Reichenbach (Xenia ÖOrchidacea. I. 125) nennt .als Fundort dieser Art die columbianische Ostcordillere und zwar die Umgegend Ocanas. Dieotyledoneae. Familie Caswarinaceae. 89. Casuarina equisetifoha L. — Hafenplatz und einzelne Punkte bei Fort de France, auf Martinique (Kleine Antillen). Juni. Diese Casuarına, welche aus Madagascar und dem Indischen Archipel stammt, ist nach Duss (Plantes de la Guadeloupe et de la Martinique [Annales de I’ Institut colonial de Marseille. III. p. 191]) auf Martinique und Guadeloupe verbreitet. Familie Piperaceae. 90. Piper lanceaefolium Kth. (= FP. bullosum C. DC.). — Zwischen Ibague& und Mediacion, Centralcordillere (Columbien); ca. 1500—2500 m. Seehöhe. Den 17. Juli. Kunth (Nova Gen. et Spec. Plant. I. 41) nennt als Fundort dieser Priperacee die feuchten Andenwälder und das Amazonasgebiet in Nordwestperu. Familie Salcaceae. 91. Saliz Hlumboldtiana Willd. — Zwischen Villeta und Faca- tativa, Westhang der Ostcordillere (Columbien); ca. 1000— 2000 m Seehöhe. Juli. — Pacasmayo (Nordperuanische Küste). September. — Argentinische Pampa, zwischen Mendoza und Buenos Ayres; ca. 100—600 m. Seehöhe. Oktober. Diese in Südamerika weitverbreitete Weidenart ist von Humboldt (Humboldt et Bonpl. Voyage. II. p. 18) aus Peru, von Gay (Historia fisica y politica de Chile. Botanica. V. 384) aus den Nordprovinzen Chiles bis zum 34° s. Br. und von Leybold (Martii Flora brasiliensis IV, 1. p. 227) ausserdem aus Südbrasilien und Uruguay verzeichnet. Dusen (Bei- träge zur Flora der Ostküste von Patagonien. p. 259 [Svenska Expeditionen till Magellansländerna. III. No. 5]) und Neger haben sie in Argentinien, im Stromgebiet des Rio Negro beobachtet, und nach Ausweis des Königl. Bayerischen Museums, wo sich die betreffenden Collectionen befinden, haben sie gesammelt Moritz Wagner in den Anden von Ecuador, Hieronymusin Cördova (Nordargentinien), Lorentz in Concepcion del Uruguay, Schumann in Mexiko, Sintenis in Portorico und J. D. Smith in Guatemala. Der Kew Index betrachtet die dem Amazonas entlang wachsende 8. Martiana Leybold (Martii Flor. bras. IV, 1.p. 228) als identisch mit 8. Humboldtiana. 22 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Familie Aristolochiaceae. 92. Aristolochia chilensis Miers. — Coquimbo, chilenische Küste 93. 30° s. Br. Den 13. Oktober. Gay (Hist. Chile. Bot. V.p. 330) führt diese Arzstolochia von der Küste der Nord- und Centralprovinzen Chiles an. Aristolochia veraguensis Duch. — Urwald bei La Dorada am mittleren Rio Magdalena (Columbien). Anfang oder Ende Juli. — Duchartre (De Candolle: Prodromus. XV, 1.p.458) und Solereder (Engler: Jahrbüch. X. p. 466) führen diese Art aus Costarica und dem Westen des Departements Panama (Columbien) an. Familie Polygonaceae. 94. 95. Polygonum hydropiper L. — Salto de Tequendama bei Bo- gota (Columbien); über 2200 m Seehöhe. Den 11. Juli. Dieses weitverbreitete Polygonum kommt nach Meissner (De Candolle: Prodromus. XIV. p. 109) und Engler und Prantl (Die natürl. Pflanzenfamilien. III, 1 a. p. 28) sowohl in Nordamerika als auch m ganz Europa vor, nach Kew Index in der gemässigten Zone der nördlichen und süd- lichen Erdhälfte. Polygonacea genus. spec. — Auf der Puna oberhalb La Paz, (Bolivien) ; ca. 4000 m Seehöhe. Den 1. oder 3. Oktober. „NB! Tutenförmige Nebenblätter. Achse: Sklerenchymring im Pericykel. Subepidermale Korkentwicklung. Einfache Gefässperforationen und einfach setüpfelte Holzfasern. Blatt: centrisch. Stomata beiderseits mit mehreren Nachbarzellen. Drusen im Mesophyll, wie in der Rinde. Drüsenhaare mit zweizelligem (die beiden Zellen neben- einander) Stiel und scheibenförmigem, durch Vertikalwände geteiltem Köpfchen in Grübchen der Blattfläche. (Solereder.)“ Familie Chenopodiaceae. 96. Suaeda divaricata Moq. — Uspallata (Westargentinien), nordwestlich von Mendoza am Ostfuss der Anden; ca. 1950 m Seehöhe. Den 18. Oktober. Suaeda divaricata hat nach Moquin (De Candolle: Prodromus. XIH, 2. p. 156) ihre Fundorte in Südamerika z. B. bei Mendoza. Gay (Historia fisicay poltica de Chile. Botanica. V.p. 248) sagt, dass diese Art in Chile selten und in Argentinien häufiger ist. Familie Amarantaceae. 97. Pleuropetalum costaricense Wendl. — Banco am unteren Rio Magdalena (Columbien); ca. 50 m Seehöhe. Den 21. Juni (oder 31. Juli.?). Hemsley (Biologia centrali-americana. III. p. 12) er- wähnt P. costaricense aus Mexiko, Costarica und Ecuador. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 23 Professor Dr. Schinz, Direktor des Botanischen Gartens und der Botanischen Sammlungen der Universität Zürich, teilt folgende Bemerkung zur systematischen Stellung der Gattung Pleuropetalum mit: Pleuropetalum Hooker. „Die Gattung ist von Hooker!) ursprünglich in die Familie der Portulacaceen gestellt worden; Endlicher?) hat sie dann später in die der Amarantaceen versetzt und wurde darin befolgt von Moquin?°), der ganz unnötigerweise den Gattungsnamen änderte, und von Hooker') schliesslich selbst. Ebenso stellt sie Baillon5) zu den Celosieen, auch Hemsley®) betont, dass Pleuropetalum eine echte Ama- rantacee sei und ich selbst”) habe sie ohne Bedenken unter die Amarantaceen aufgenommen. Pax°), der Bearbeiter der Portulacaceen in Engler und Prantls Natürlichen Pflanzen- familien, hatte die Gattung, mit Fragezeichen versehen, auf- genommen, schlägt nun aber in den Nachträgen°) zu dem ge- nannten Werk wiederum Streichung vor. Neuerdings spricht sich nun Lopriore!'®) wiederum für Versetzung von den Amarantaceen zu den Portulacaceen aus, und zwar bestimmen L. zu diesen Vorschlag: die Tracht (kleine Bäume), das Vorhandensein der kleinen zwei Blättchen am Grund der Blüten, die L. als Kelchblätter ansprechen möchte, das Schwanken der Staubblattzahl.. Ich habe dem entgegen- zuhalten, dass die zwei beschriebenen Pleuropetalum-Arten offenbar doch keine Bäume, (wie auch ich irrtümlich in den Natürlichen Pflanzenfamilien angegeben habe), sind, sondern vielmehr kleine Halbsträucher, wie deren der Familie der Amarantaceen nicht fremd sind. Die zwei kleinen Blättchen am Grunde der Blüten haben transversale Stellung und nicht . mediane, für mich sind sie nichts anderes als Vorblätter. Sie als Kelchblätter deuten zu wollen, erscheint mir ge- zwungen. Für die Zugehörigkeit zu den Amarantaceen spricht der Bau des Andröceums, beziehungsweise der Um- stand, dass die Staubblätter am Grunde zu einer Kupula vereinigt sind und endlich der anatomische Bau der Achsen- organe, der insofern abnorm ist, als markständige (schein- bar markständige ?) Leitbündel vorkommen, während die Portulacaceen normal gebaute Achsen besitzen!’). Ich muss es mir an dieser Stelle versagen, auf den anatomischen Bau ) Proc. Linn. Soc. I. (1845), 278. 2) Gen. Suppl. IV. (1847), 44. 3) D. C. Prodr. XIII, 2. (1849), 463. *) Benth. et Hook. Gen. Plant. III. (18380), 24. 5) Hist. des Plantes. IX. (1886), 216. 6) Biol. Centr. Am. III. (1882—1886), 12. 7) Engler und Prantl: Natürliche Pflanzenfam. III, 1a (1895), 97. 8) Engler und Prantl: Natürliche Pflanzenfam. III, 1b (1889), 57. 9) Engler und Prantl: Natürliche Pflanzenfam., Nachtrag (1897), 156. 10) Engler: Bot. Jahrb. XXX. (1901), 8. 11) Solereder, System. Anatomie der Dicotyledonen. (1898), 127. 24 98. 99. 100. ‚Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. der Celosicen näher einzugehen, da ich vorerst auch noch die übrigen Amarantaceen in dieser Hinsicht näher unter- suchen will, immerhin kann ich bemerken, dass mir bis zur Stunde noch keine Amarantacee mit normalem Achsenbau vorgekommen ist !).“ „Pleuropetalum costaricense muss als Autor Wendland haben und nicht Hort. Kew.?); dies hat schon Hooker’°) erkannt und auch zum Ausdruck gebracht.“ Telanthera gomphrenoides Mog. (= 3 ovaia Moq.). — Las Palmas (Ecuador), waldiger Westhang der Westcordillere; ca. 2300—2500 m Seehöhe. Den 22. August. Diese Amarantacee erwähnen Kunth (Nov. Gen. et Spec Plant. II. p. 167) und Moquin (De Candolle: Prodro- mus. XIIL, 2. p. 377) aus Peru. Gomphrena globosa L. — Puerto Berrio am mittleren Rio Magdalena (Columbien). Über 100 m Seehöhe. Den 1. oder 29. Juli. Moquin (De Candolle: Prodr. XIII, 2. p. 409) führt diese nach Hemsley (Biologia centrali-americana. Botany. II. p. 18) aus Indien stammende Art, aus noch anderen asia- tischen Ländern, aus Amerika, den Südseeinseln und Europa an. In Amerika scheint sie als Gartenflüchtling verwildert zu sein (Martii Flora brasiliensis. V, 1. p. 28). Iresine spec. (Iresine elongata H. B. K. affinis.. — Te- quendama bei Bogotä (Columbien); ca. 2200—2500 m See- höhe. Den 11. Jul. Mogquin (De Candolle 1. c. XIIL, 2. p. 344) nennt nach Humboldt und Bonpland (Kunth Se p- 161) Colum- bien als Fundort der /. elongata. Familie Nyctaginaceae. 101. Boerhavia hirsuta Willd. — Baranquilla (Nordeolumbien); waldloses, z. T. kultiviertes, z. T. gestrüppbewachsenes, sonniges Terrain, wenig über Meeresniveau. Den 17. Juni. Hemsley (Biologia centr. am. Botany. HI. p. 4) nennt diese Art aus dem nördlichen Südamerika, aus Westindien, Guyana, den Galäpagosinseln und als fraglich aus Panama; Schmidt (Martii Flora bras. XIV, 2. p. 370) nennt sie ausserdem aus Brasilien und Peru. Familie Phytolaccaceae. 102. Phytolacca bogotensis H. B. K. — Zwischen Mediacion und EI Moral, Osthang der Centralcordillere (Columbien), Quindiupass; ca. 2000 m Seehöhe. Den 17, Juli. Humboldt und Bönpland (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. II. p. 183) geben als Fundort dieser Art die Hochebene von Bol (Columbien) an. 1) Vergl. indessen Solereder ]. c. (1899), 738. 2) Hemsley: Biol. Centr. Am. III. (1882—1886), 12. 3) Bot. Mag. (1383), t. 6674. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 25 103. Portulacca pelosa L. — Zwischen La Dorada und Honda, 104. mittlerer Rio Magdalena (Columbien); ca. 200 m Seehöhe. Den 4. Juli. — Corinto, auf den Llanos des Rio Maeda- lena zwischen Girardot und Ibague (Columbien); ca. 400 bis 1000 m Seehöhe. Den 15. Juli. Nach Rohrbach (Marti Flora bras. XIV, 2. p. 304) ist diese Art vom südwestlichen Nordamerika an bis nach Uruguay hinunter verbreitet. Talinum spec. — Umgegend von Baranquilla (Nordeolum- bien). Den 17. Juni. „Dlattstruktur: Beiderseits Stomata mit Nebenzellen, welche zum Spalte parallel sind. Grosse sternförmige Drusen und Schleimzellen im Mesophyll; sphärokrystallinische Massen. Achse: Emfache Gefässdurchbrechungen. Drusen. Blasig vorgestülpte Epidermiszellen. Ex anatomia Portulacca, 4 n et patria certe, Talinum spec. (Solereder.)“ . Oalandrinia eymosa Philippi. — Taltal, chilenische Küste. 25° 35.8, Br. Den 11. Oktober. Reiche (Flora de Chile. II. p. 340) eiebt für diese Portulaccacee die Provinz Atacama (Nordchile) als Fundort an, und zwar speziell Taltal und Caldera. Familie Caryophyllaceae. 106. 107. Cerastium arvense L. — Vor der Cumbre auf dem Uspal- latapass (Chile); ca. 3200 m Seehöhe. — Letzte vor der Passhöhe von 3937 m von uns bemerkte Pflanze. Sie wuchs auf schneefreien Stellen von höchstens 1 qm Flächeninhalt. Von da ab gegen die Passhöhe zu, war zu dieser Jahres- zeit, Mitte Oktober, das ganze Terrain schneebedeckt. C. arvense L. hat nach Rohrbach (Linnaea. XXXVL. p- 304) seine Fundorte in ganz Chile, somit auch in den Anden Mittelchiles, und ist, nach Neger, eine charakte- ristische Pflanze der höchsten Andengipfel, wenigstens im gemässigten Südamerika. Cerastium mollissimum Poir. « genwinum Rohrb. lusus 1. — Auf dem Päramo des Chimborazo (Ecuador), namentlich vor der Passhöhe zwischen Ganquis und Yaguarcocha; fast 4000 m Seehöhe. Ende August. Rohrbach (Marti Flora bras. XIV, 2. p. 283) giebt als Standort dieser Cerastium-Art die Anden Columbiens, Ecuadors und Perus an, zugleich auch die Umgegend von Buenos Aires, also Meeresniveau. Familie Ranunculaceae. 108. Ranunculus flagelliformis Sm. — Auf einem Tümpel bei Machn am (uindiupass, Centralcordillere (Columbien); 2420 m Seehöhe. Zweite Hälfte Juli. 26 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. De Candolle (Prodromus etc. I. 33) und Triana et Planchon (Prodromus Florae Novo-Granatensis [Annales Sciences Nat. Serie IV. Bot. XVII. p. 12]) nennen als Ver- breitungsgebiet dieser Pflanze Chile und Neugranada. Eichler (Martü Flor. bras. XII, 1. p. 157) sagt, dass sie im tropischen Amerika weitverbreitet ist, und erwähnt sie, ausser in Brasilien, auch in Chile, Peru und Columbien. 109. Ranunculus geoides H. B. K. (?) — Päramo des Chimborazo (Ecuador), hauptsächlich vor der Passhöhe zwischen Gangquis und Yaguarcocha; fast 4000 m Seehöhe. Ende August. Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. V. p. 37) und Hemsley (Biologia centr. am. Botan. I. p. 6) erwähnen diese Ranunkel aus dem mexikanischen Gebirge. 110. Ranunculus spec. — Päramo des Chimborazo (Ecuador); zwischen 3000 und 4000 m Seehöhe. Ende August. Das vorliegende Exemplar einer gelbblühenden Ranunkel ist zu unvollständig, um eine sichere Bestimmung zuzulassen. 111. Ranunculus spec. — Östlich von Mediacion am Quindiupass, Centralcordillere (Columbien); ca. 2000 m Seehöhe. Den 17. Juli. . Da an dem vorliegenden Exemplare, einer gelbblühenden Ränunkel, die euunlslindigen? Blätter fehlen, ist es nicht näher bestimmbar. Familie Papaveraceae. 112. Bocconia frutescens L. — Zwischen Boca del Monte und Tambo, waldiger Westhang der Ostcordillere (Columbien); 2300—2600 m Seehöhe. Den 12. Juli. Hemsley (Biologia centr. am. Bot. I. p. 27) sagt, dass dieser Strauch im tropischen Amerika weitverbreitet ist. Bocconieen mit fiederspaltigen Blättern bemerkten wir in Columbien auch auf dem Osthang der Centralcordillere, und da es in Amerika ausser der D. frutescens nur noch die B. integrifolia giebt, deren Blattform auf die Form der von uns gesehenen Blätter nicht passt, so können diese Sträucher nur D. frutescens L. gewesen sein. Familie Oruciferae. 113. Descurainia canescens Prantl. (= Stisymbrıum canescens Nutt. var.). — Washington, auf der Argentinischen Pampa östlich von Villa Mercedes; unter ca. 34° s. Br., über 400 m Seehöhe. Den 19. Oktober. Reiche (Flora de Chile. I. 120) giebt an, dass die Stammform dieser Crucifere in Chile von den Cordilleren von Coquimbo an bis zur Meerenge von Magalhäes hinunter vorkommt. „Das vorliegende Exemplar gehört zu einer der vielen, bisher noch nicht genauer bearbeiteten Formen der oben genannten polymorphen Art (Solereder).“ Jedenfalls ist es nicht die var. appendieulatum Griseb., welche Hieronymus (Boletin de la Academia de Cordoba. IV. 199. u. 218) auch für Argentinien angiebt. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 27 114. Sisymbrium spec. — Sierra de Uspallata (Westargentinien) ; 115. 116. 1l7R zwischen 1000 und 2000 m Seehöhe. Den 18. Oktober. Diese Crucifere ist m den von uns durchfahrenen Schluchten der Sierra eine charakteristische Pflanze. Wegen Mangels der Blätter ist eine nähere Bestimmung des vorliegenden Exemplares nicht möglich. „Die Pflanze kann auf Grund der in. der Litteratur angegebenen Merkmale — bes. Gestalt der Blätter — mit Sicherheit nicht bestimmt werden. Sie hat zwar eine Eigen- tümlichkeit, welche wohl sehr gut zu ihrer Charakterisierung dienen könnte: nämlich die Hauptachse ist mit farblosen, papillenartigen Haaren besetzt, die Pedicelli hingegen mit Sternhaaren. Dieses Merkmal ist aber nirgends in der Lit- teratur erwähnt.“ „von S. Zintfolium Phil. heisst es: „planta sembrada de pelitos sencillos y estrellados“ (Reiche. I. p. 74), von S. poly- phyllum Phil. „sembrada de papilas trasparentes“ (1. c. 75). Im übrigen dürfte die Pflanze der letzteren Art näher stehen.“ „Beide Arten kommen in der Provinz Tarapaca vor. (Neger.)“ Brassica Rapa L. — Tequendama bei Bogotä (Columbien); ca. 2500 m Seehöhe. Juli. Dieser aus Europa in Columbien eingeführte Kohl wird in Bogota und anderen Orten der tierra fria kultiviert (Triana et Planchon: Prodromus Florae Novo-Granatensis [Annales des Sciences Naturelles. Serie IV. Botanique. XVLH. p- 66). Lepidium ruderale L. — Sierra de Uspallata (Westargen- tinien); zwischen 1000 und 2000 m Seehöhe. Den 18. Ok- tober. Diese Lepidium-Art ist auf den von uns durchfahrenen Strecken eine charakteristische Pflanze. Reiche (Flora de Chile. I. p. 66) sagt, dass diese kosmopolitische Art in Chile sehr selten vorkommt. Eichler (Martii Flora bras. XIII, 1. p. 310) erwähnt die Stammform aus Südostbrasilien und vermutet, dass sie aus der alten Welt eingeschleppt ist. Raphanus sativus L. — Zwischen Villeta und Facatativä (Columbien), auf dem Weg nach Bogotä; ca. 2500—2600 m Seehöhe. Anfang Juli. — Interandines Gebiet, westlich von Chapacoto (Ecuador); ca. 3000 m Seehöhe. Den 22. August. Diese in Columbien und Ecuador eingeführte Rettigart wächst in zahllosen Exemplaren auf der Hochebene von Bogotä längs der nach Facatativa führenden Strasse. Ebenso wächst sie gesellig und auf grösseren Strecken in dem ausser- dem sehr vegetationsarmen interandinen Gebiet unfern von Chapacoto. Sie wird in der tierra fria Columbiens kultiviert (Tri- ana et Planchon: Prodr. Fl. Nov. Gran. [Ann. Siences Nat. Serie IV. Bot. XVII. p. 66]) und vermutlich auch im 28 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. interandinen Gebiet Ecuadors, wie wir sie nach Eichler (Martii Flor. bras. XIII, 1. p. 312) gleichfalls in Südbrasilien sehr häufig kultiviert finden. Familie Oapparidaceae. 118. Oleome spinosa L. — Gloria am unteren Rio Maedalena (Columbien); ca. 60 m Seehöhe. Den 21. Juni oder 31. Juli. Triana et Planchon (Prod. Fl. Nov. Gran. [Ann. Sc. Nat. Serie IV.XVIL.p. 69]) geben als Standort dieser Cap- paridee Nordcolumbien an, Eichler (Martü Fl. bras. XIIL 1. p. 253) sagt, dass sie im ganzen tropischen Amerika, sowohl auf dem Festlande, von Costarica bis zum Wendekreis des Krebses, wie auch auf den Inseln verbreitet ist. „Die Stacheln sind bei der vorliegenden Pflanze nur an der Blattstielbasis des untersten Blattes vorhanden. (Solereder.)“ 119. Capparıs pulcherrima Jacg. — Trockener Buschwald bei Cartagena (Nordeolumbien); etwa 10 m Seehöhe. Anfang August. Diese Capparis-Art ist sowohl von Triana et Plan- chon (l. c. Ser. IV. XVII. p. 80), wie von Eichler (l. c. XIH, 1. p. 276), nach Jacquin (Selectarum stirpum etc), nur aus der Umgegend Cartagenas erwähnt, 120. Craltaeva gynandra L. (?) — Cerrito am Brazo de Loba, unterer Rio Magdalena (Columbien); ca. 30—40 m Seehöhe. Den 20. Juni oder 31. Juli. De Candolle (Prodromus etc. I. p. 243) nennt als Fund- ort von O. gynandra die Insel Jamaica, Grisebach (Flora West. Ind. Islands. p. 17) ausserdem S. Vincent, Guyana, Columbien und Mexiko; Triana et Planchon (l. c. Serie IV. XVII. p. 837) führen zwei Fundorte aus Nordcolumbien an, und Hemsley (Biologia central. am. Bot. I. 45) sagt, dass sie bis Brasilien hinunter vorkommt. „Eine absolut sichere Bestimmung der Crataeva -Arten ist erst nach erneuter Revision der Originale möglich (vergl. die Angaben über Or. gynandra L. und Tapia L. bei Linne, Grisebach, in der Flora brasil. u. s. w.) (Solereder.)“ Familie Orassulaceae. 121. Cotyledon (= Echeveria DC.) spec. — Tequendama bei Bogotä (Columbien); gegen 2500 m Seehöhe. Juli. Da ein beblätterter Spross fehlt, ist es nicht möglich, die Art zu bestimmen. „Die zwar bis 1888 aus Columbien bekannt gewordenen Arten, Cot. bracteolata Bak. und subspicata Bak. (Confer Saunders Refugium botanicum Vol. I, Text zu tab. 56 sqg). sind übrigens von der vorliegenden Art verschieden. - Solereder.)“ Familie Rosaceae. 122. Tetraglochin stricta Poepp. — Uspallatapass (Westargen- tinien) zwischen Puente del Inca und Punta de Vacas; 2300—3000 m Seehöhe. Den 17. Oktober. 124. Famil 129. 130. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 29 Dieser Strauch wird auf obengenannter Strecke an Häufigkeit nur von einem anderen Strauch oder Halbstrauch übertroffen, welcher zur Zeit unserer Reise noch blätterlos war und den Habitus von sSenecio spinosum DC. hat, sich aber anatomisch von ihm unterscheidet. Weddell (Chloris Andina. II. p. 236) bezeichnet die in den Anden Perus, Boliviens und Chiles heimische 7. strieta als Charakterpflanze der Punas. . Polylepis racemosa R. et P. — Schluchten der Puna bei Puno am Titicacasee (Peru); ca. 4000 m Seehöhe. Rindenstücke an Ort und Stelle geschenkt erhalten. Nach Weddell (Chloris Andina. II. 235) hat diese Poly- lepis ihre Heimat in den Anden Perus und Boliviens. Acaena elongata L. — Monserrate bei Bogota (Columbien) ; 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Diese Art ist aus Mexiko, Guatemala, Columbien und Ecuador bekannt (Biologia centrali-americana. Botany. 1. 378. — Weddell: Chloris Andina. II. 239) und dürfte der von Humboldt und Bonpland genannten Fundort ,‚prope sacellum Monserratense‘‘ der gleiche sein, an welchem ich mein Acaena-Exemplar gesammelt habe (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. VI. 183). 5. Acaena spec. — Päramo des Chimborazo (Ecuador); ca. 4000 m Seehöhe. Ende August. Diese Rosacee schliesst sich dicht an den Boden an und bildet ganze Polster. . Rosa spec. — Morne-Rouge bei St. Pierre auf Martinique (Kleine Antillen); ca. 400 m Seehöhe. Anfang Juni. Diese und die zwei folgenden ARosa-Arten sind ver- wilderte Abkömmlinge von Pflanzen, welche aus Europa ein- geführt wurden. . Rosa spec. — Zwischen Mediacion und El Moral auf dem Qindiupass, Centralcordillere (Columbien); ca. 2000 m See- höhe. Den 17. Juli. . Rosa spec. — Zwischen Pocho de Santa Lucia und Las Palmas (Westecuador), Westhang der Westcordillere; ca. 2000 m Seehöhe. Den 21. August. ie Leguminosae. Crotalaria anagyroides H. B. K. — Zwischen El Moral und Machin am Quindiupass, Centralcordillere (Columbien); 2000 bis 2400 m Seehöhe. Den 18. Juli. Kunth (Nova Gen. et Spec. Plant. VI. p. 317) führt als Heimat dieser Pflanze Venezuela an. Bentham (Marti Flor bras. XVI. p. 31) sagt, dass sie in Brasilien vorkommt und über Südamerika weitverbreitet ist, und Hemsley (Biolog. centr. am. I. 225) nennt sie, ausser aus Venezuela, auch aus Südmexiko. Der auf dieser Crotalarıa- Art wachsende Pilz erwies sich als neu und wurde von Dr. Neger als Uredo T’heresiae beschrieben (s. weiter vorn 8. 8). Lupinus bogotensis Benth. var. — Casapalca an der Oroya- bahn, östlich von Lima (Peru); ca. 4000 m Seehöhe. 30 131. 132. 133. 134. 135. 136. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Dieser hellblau blühende Lupinus, der dem L. bogotensis Benth. sehr nahe steht, wächst ziemlich häufig an den West- hängen der Westcordillere über welche die Oroyabahn hin- wegführt. ‚L. bogotensis hat seine Heimat auf der Hochebene von Bogotä (Bentham: Plantae Hartwegianae. p. 168). Lupinus spec. — Quindiupass, Centralcordillere (Columbien) ; 3400 m Seehöhe. Den 19. Juli. Das vorliegende Exemplar ist zu unvollständig, um die Bestimmung der Spezies zu erlauben. | Luginus spec. — Päramo des Chimborazo (Ecuador), haupt- sächlich vor der Passhöhe zwischen Ganquis und Yaguar- cocha. Seehöhe fast 4000 m. Ende August. Da die Blätter fehlen, ist das Exemplar schwer näher bestimmbar. Diese hellblau blühende Zuperus- Art wächst an oben- senanntem Fundort in ziemlich zahlreichen Exemplaren. Trifolium repens L. — Quindiupass, Centralcordillere (Columbien); 2700—3400 m Seehöhe. Den 19. Juli. Diese in Europa auf Wiesen wachsende Klee -Art, hat sich auch nach Amerika verbreitet (De Candolle: Prodromus. 1I. 199.— Marti Flora brasiliensis. XV, 1. p. 36). Coursetia dubia D. C. — Zwischen S. Jose de Chimbo und Guaranda (Interandines Ecuador); 2500—2600 m Seehöhe. Den 23. August. Vorliegende Pflanze ist allem Anschein nach identisch mit der im Berliner Staatsherbar befindlichen ©. dubia DC. (Collection Pl. Hartw2.). De Candolle (Prodromus. H.p. 264) führt diese Pflanze nach Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. VII. 208, 294) aus Südcolumbien an. Sesbania exasperata H. B. K. — Aus einer Cienaga (=Tümpel) unmittelbar bei Baranquilla (Nordcolumbien); wenig über Meeresniveau. Zweite Hälfte Juni oder Anfang August. Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. VI. p. 417) nennt als Heimat dieser Art Venezuela; Bentham (Marti Flora bras. XV, 1. p. 43) und Hemsley (Biolog. centr. am. Bot. I. 262) führen sie ausserdem aus Centralamerika, Columbien, Guyana, Brasilien, die Antillen u. s. w. an. Desmodium azillare DC. (??) — Morne-Rouge oberhalb St. Pierre auf Martinique (Kleine Antillen); ca. 400 m Seehöhe. Den 9. Juni. Da die Blätter fehlen, ist eine sichere Bestimmung aus- geschlossen. De Candolle (Prodromus. II. 333) erwähnt D. axillare aus den Grossen und Kleinen Antillen; Bentham (l. ce. XV, 1. p. 99) und Hemsley (l.c. I. 275. IV. 29) erwähnen es ausserdem aus Mexiko (?), Centralamerika, Columbien, Vene- zuela, Guyana, Brasilien und Peru. Nach Duss (Plantes de la Guadeloupe et de la Martinique [Annales de l’Institut Colonial de Marseille. III. 1896. p. 201] ist dieses Desmo- dium auf Martinique ziemlich häufig. Therese Prinzessin ven Bayern, gesammelte Pflanzen. 3l 137. Desmodium incanum DC. — Morne-Rouge, oberhalb St. 138. 150. 140. 14 142. 143. Pierre auf Martinique (Kleine Antillen); ca. 400 m Seehöhe. Den 9. Juni. — Buenavista am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 150 m Seehöhe. Den 3. Juli. De Candolle (Prod. II. 332) nennt als sicheren Fundort Jamaica und als fraglichen die Insel Mauritius; Bentham (l. e. XV, 1. p. 98) führt an, dass dieses Desmodium von Mexiko bis Brasilien und in Westindien verbreitet ist; Hems- ley (Biolog. centr.-am. I. p. 280) erwähnt, es nach dem Her- barium in Kew, auch aus dem tropischen Afrika und von der Insel Mauritius. ß Desmodium mezicanum Wats. — Östlich von Mediacion und zwischen Mediacion und El Moral am Quindiupass in der Centralcordillere (Columbien); über 2000 m Seehöhe. Den 122. Jul. Diese Art ist, nach einem im Königl. Botanischen Mu- seum in München liegenden Exemplar aus der Collection Pringle (No. 1592), auch in Mexiko gesammelt worden. Sie scheint bisher noch nicht beschrieben worden zu sein. „Der auf den Blättern des D. mexicanum Wats. schma- rotzende Pilz ist die Uredogeneration von Uromyces Kedisari paniculatı Far]. (Neger,)“ Vicia andicola H. B. K. — Päramo des Chimborazo (Eeu- ador); gegen 4000 m Seehöhe. Ende August. Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. VI. 390) führt als Fundort dieser Vicia die Hänge des Antisana (Ostecordillere von Ecuador) an. „Nach der Tafel 562 in H. B. K. Nov. Gen. et Spec. Pl. kommen selten mehr als 6 foliola vor (und nicht, wie es in der Diagnose heisst 7—12). ((Neger.)“ Vicia spec. — Nahezu auf der Passhöhe zwischen Las Palmas und Chapacoto, Ecuadorianische Westcordillere; ca. 3000 m Seehöhe. Den 22. August. Diese Art könnte möglicherweise ein eingeschlepptes, europäisches Unkraut sein. . Mucuna urens DC. — Zwischen Babahoyo und Palmar (Westecuador)); 50—100 m Seehöhe. Den 19. August. Nach Bentham (Martü etc. XV, 1. p. 169) ist diese Lesuminose in Peru, Brasilien, Guyana, Centralamerika, Westindien u. im tropischen Afrika verbreitet, nach Hemsley (Biolog. centr. am. Botany. I. p. 300) ausserdem in Süd- mexiko. Galactia striata (Jacq) Urb. (=Glycine striata Jacg), — Zwischen Guadualita u. Verjel, Westhang der columbianischen Ostcordillere; 800—1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. Diese Art ist nach Urban (Symbolae Antillanae. II. 320 und ff.) im tropischen Amerika weitverbreitet; als näher bezeichnete Verbreitungsgebiete für die Stammform sind zu nennen Mexiko, Columbien und Venezuela. Dioclea spec. — Ufer des Cano bei Santander am Rio Le- brija, Nebenfluss des Rio Magdalena (Columbien); 60—70 m Seehöhe. Ende Juni. 32 144. 145. 146. 147. 148. 149. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. „Die Bestimmung dieser Deoclea ist durch das Fehlen einer vollkommenen Inflorescenz, sowie der Achse, Neben- blätter u.s. w. sehr erschwert. (Neger.)“ Blüte amarantrot. Phaseolus peduncularıs H. B. K. (?) — Zwischen Guadualita und Verjel, Westhang der columbianischen Ostcordillere; 800—1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. Humboldt und Bonpland (Kunth: (Nov. Gen. et Spec. Plant. VI. 350) haben diese Leguminose in Columbien entdeckt, in Kewer Herbarium (Biologia centr. am. Bot. 1. 306 ) ist als Verbreitungsgebiet Centralamerika und das tropische Südamerika genannt. Mein Exemplar konnte nicht sicher bestimmt werden, da der verdorbene Zustand der Blüten keine Analyse der- selben zuliess. Phaseolus trujlensis H. B. K. (=cirrhosus H. B.K.) — Zwischen El Moral und Machin am Quindiupass, Central- cordillere (Columbien); 2000 — 4000 m Seehöhe. Den 18. Juli. Diese von Humboldt und Bonpland in Mexiko und Peru gefundene Leguminose (Kunth Il. ce. VI. 351, 353) ist naeh Hemsley (Biol. centr. am. Bot. I. 303) ausser in Süd- amerika und Südmexiko, auch in Centralamerika, West- und Ostindien und auf den Inseln des Stillen Oceans verbreitet. Phaseolus spec. (an Centrosemae spec... — Zwischen Gua- dualita und Verjel, Westhang der columbianischen Ostcor- dillere; 800—1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. Mein Exemplar ist nicht näher bestimmbar, da an dem- selben die Blätter fehlen. Phaseolus spec. — Zwischen Babahoyo und Palmar (West- ecuador); 50—100 m Seehöhe. Den 19. August. Da an meinem Exemplar die Blüten fehlen, ist es nicht näher bestimmbar. Cassia fistula L. — St. Pierre auf Martinique (Kleine An- tillen). Meeresniveau. Anfang Juni. Dieser in Asien und Afrika heimische und von dort aus nach Amerika verbreitete Baum ist vermutlich aus Östindien nach den Antillen eingeführt worden, woselbst er häufig angetroffen wird (Tussac: Flore des Antilles. IV.p. 9.). Cassia glandulosa L. — Morne-Rouge, im Gebirge hinter St. Pierre auf Martinique (Antillen); ca. 400 m Seehöhe. Den. 9. Juli. De Candolle (Prodromus ete. II. 503) nennt als Heimat ‘ dieser Leguminose die Antillen, Hemsley (Biol. centr. am. ' 150. Bot. 1. 330) Südmexiko bis Peru, Guyana und Brasilien. Prosopis microphylla H. B. K. (2) — Unterer Rio Magdalena, zwischen Remolino und Bodega de S. Iuan (Columbien); etwa 10 m Seehöhe. Den 19. Juni. Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. VI. 243) führt P. microphylia aus Südmexiko, Hemsley (Biolog. centr. americ. Bot. I. p. 355) ausserdem aus Texas, Nordmexiko, Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 33 151. 152. Costarica, Westindien, dem nördlichen Südamerika und den Galäpagosinseln an. Eine absolut sichere Bestimmung meines Exemplares ist durch das Fehlen von Blüten und Früchten ausgeschlossen, Prosopis spec. — Yaguachi bei Guayaquil (Westecuador); Meeresniveau. Den 3. September. „Blatt: Stomata mit Nebenzellen, die zum Spalte parallel sind! Schleimzellen im Mesophyll reichlich, sackartig im Palissadengewebe, rundlich im Schwammgewebe, Blattbau bifazial; einfache einzellige Haare! Drüsen an den Rachis. Gemischter und kontinuierlicher Sklerenchymring im Pericykel. (Solereder.)“ Die Gattung Prosopis liefert die charakteristischen Bäume der Küstensteppe bei Guayaquil, welch letztere W olf (Ecuador p. 419) als Sabana abierta bezeichnet. Mimosa floribunda Willd. — Aus einem Sartenejal !) bei Guayaquil (Westecuador). Meeresniveau. Mitte August oder Anfang September. Bentham (Transactions of the Linnean Society. XXX. 1874—1875. p. 391) giebt Mexiko, Centralamerika, Columbien, Ecuador, Peru und Bolivien als Heimat dieser Mimosa an. „ M. floribunda Willd., M. albida H. B. K. und M. sensitiva L. sind kaum von einander zu unterscheiden, wenigstens bei Mangel an Früchten. (Neger).“ M. albida H. B. K. kommt nach Hemsley (Biol. centr. am. Bot. I. 346) wie foribunda von Südmexiko durch Centralamerika bis Peru hinunter vor, ist nur nicht, wie diese, auch aus Bolivien verzeichnet. M. sensitiva L. führt De Candolie (Prodrom. II. 426) aus Brasilien an, und auch Bentham (Transactions etc. XXX. 390 und Martii Flora bras. XV, 2. p. 305) giebt keine weiteren Fundorte an. 153. Mimosa pudica L. — Zwischen La Dorada und Honda, 154. mittlerer Rio Magdalena (Columbien); ca. 200 m Seehöhe. Den 4. Juli. — Zwischen Guadualita und Verjel, Westhang der columbianischen Ostcordillere; 800—1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. — Corinto, Llanos des Rio Magdalena, zwischen Girardot und Ibague (Columbien); ca. 1000 m Seehöhe. Den 15. Juli. Diese Leguminose ist fast im ganzen tropischen Amerika gemein und ist in das tropische Afrika und Asien einge- wandert (Hemsley: Biolog. centr. am. Bot. I. 349). Acacia Aroma Gill. — (= macracantha Humb. et Bonpl.). — Sandige Ebene von Chimu, bei Trujillo (Nordperu); ca. 70 m Seehöhe. Den 10. September. 1) Unter Sartenejal versteht man in Ecuador ein vielfach zerklüftetes, mit spärlicher Vegetation bedecktes, unebenes Terrain, zu welchem sich im Verano, d. h. in der kühlen und trockenen Jahreszeit, die lehmigen Sabanas (Sabana— grasbedeckte Ebene) umgestalten. — (Siehe Wolf: Ecuador. p.119.397). Beihefte Bot. Centralblatt. Bd. XIII. 1902. 3 34 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Diese Acacia hat nach Bentham (Transactions Lim. Soc. XXX. p. 500) und Hemsley (Biol. centr. am. Bot. I. 354) ihre Fundorte in Südmexiko, Centralamerika, auf den Antillen und im tropischen und subtropischen Südamerika, namentlich auf dessen Westseite. Sie ist charakteristisch für die arten- und individuenarme Vegetation des sandigen Küstenstriches an der Westseite Südamerikas. 155. Acacia farnesiana Willd.e — Llanos des Rio Magdalena, zwischen Cerca de Piedra und Caldas, nordöstlich von Ibague (Columbien); ca. 1000 m Seehöhe. Den 24. Juli. Diese Art ist fast in allen tropischen und subtropischen Regionen der Erde weit verbreitet (Hemsley in Biol. centr. am. Botany. I. 353). Auf diesem Teil der Llanos des Rio Masdalena besteht die kümmerliche Vegetation des überaus trockenen Bodens streckenweise fast einzig aus Acacia farnesiana. 156. Acacia spec. — Fort de France auf Martinique (Kleine Antillen); wenig über Meeresniveau. Anfang Juni. 157. Acacia spec. (an Mimosae spec.?) — Anapoima am Rio Bogota, oberes Rio Magdalenagebiet (Columbien); unterhalb 1000 m Seehöhe. Den 13. Juli. 158. Inga spec. (I. ingoidı Willd. affinis).. — Urwald bei La Dorada, am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 200 m Seehöhe. Anfang oder Ende Juli. Bentham (Marti Flora bras. XV, 2. p. 499) führt Inga ingoides aus Brasilien, Guyana und Westindien an. Familie Geraniaceae. 159. Geranium spec. — Monserrate bei Bogotä (Columbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. „Nachdem die Wurzelblätter fehlen und die Diagnosen der in Betracht kommenden Arten (zunächst Ger. multiceps Turez. und Lindenianum "Turez.) unzwWänglich sind, lässt sich die Art ohne entsprechendes Vergleichsmaterial nicht feststellen. (Solereder.)“ Beide vorgenannten Arten, G. multiceps Turcz. und G. Lindenianum Turez., sind aus der Umgegend Bogotäs und aus Venezuela bekannt. (Bullet. Soc. Nat. Moscou. XXXI. 417.419. — Triana et Planchon: Prodr. Florae Nov. Granat. |Ann. Sciences Nat. Ser. V. Botan. XV. p. 112]). 160. Erodium ceicutarium L’ Herit. — Coquimbo; felsige, vege- tationsarme chilenische Küste. 30 %s. Br. Den 13. Oktober. — S. Pablo am Rio Aconcagua (Chile), Uspallatapass; Gebirgs- wiese. Ca. 1000m Seehöhe. Den 15. Oktober. Nach Reiche (Flora de Chile. I. 288) ist diese Geraniacee von der nordchilenischen Provinz Tarapaca an ungefähr 22 Breitengrade weit nach Süden verbreitet. 161. Pelargonium inquinans Ait. — Soacha bei Bogotä (Columbien): ca. 2500 m Seehöhe. Erste Hälfte Juli. Diese afrikanische Pflanze ist in Columbien nur kultiviert. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 35 Familie Ozabdaceae. 162. 163. 164. 166. 16 —I 168. Ozalıs filiformss H. B. K. — Monserrate bei Bogotä (Co- lumbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Diese Oxalıs hat ihre Heimat im Hochland Columbiens, cuadors und Boliviens (Weddell: Chloris Andina. H. 292). Ozxalıs lineata Gill. — Östlich von Ornillo am "Uspallatapass (Chile); ca. 1500—1700 m Seehöhe. Den 15. Oktober. Gay (Hist. fis. y polit. de Chile. Botanica. I. 440) und Reiche (Flora de Chile. 329) geben als Heimat dieser Pflanze Mittelchile an. Ozxalıs medicaginea H. B. K. (= pichinchensis Benth.) — Monserrate bei Bogota (Columbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Diese Oxaks-Art haben Weddell (Chloris Andina. D. 292) u. Triana (Prodrom. Flor. Novo-Granat. [Annales Sc. Nat. Ser. V. Botan. XVH. 115]) aus den Anden Ecuadors und Columbiens verzeichnet. . Ozalis mollis H. B. K. — Zwischen Mediacion und Las Cruzes am Quindiupass, Centrallcordillere (Columbien); 2000—2500 m Seehöhe. Den 18. Juli. Progel (Martii Flora brasiliensis. XI, 2. p. 478) nennt als Fundort dieser Pflanze die Anden. Humboldt (Kunth. Noy. Gen. et. Spec. Plant. V. p. 187) hat sie in Südcolumbien gesammelt. Ozxalıs scandens H. B. K. — Quindiupass, Centralcordillere (Columbien); ca. 3000 m Seehöhe. Den 19. Juli. — Progel (Martii Flora brasiliensis. XH, 2. p. 478) ver- zeichnet als Heimat dieser Oxzals Peru. Nach Triana (Prodrom. Flor. Novo-Gran. [Annales Sc. Nat. Ser. V. Bota- nique. XVII. p. 115]) haben Humboldt, Triana, Linden. und Hartweg 0. scandens, gleich mir, am Quindiu ge- sammelt. . Oxalis Schraderiana H. B. K. — Zwischen Buenavestica und El Moral auf dem Quindiupass, Centralcordillere (Columbien); ca. 2000 m Seehöhe. Den 21. Juli. Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. V. 183) hat diese Pflanze zuerst in den Wäldern des Quindiu ge- sammelt. Progel (Martii Flora brasiliensis. XH, 2. p. 476) giebt Mexiko als Heimat an. Mein Exemplar ist unvollständig; „doch nach Fundort und Blütenbeschaffenheit die oben genannte Art. (Solereder.)“ Ozalis stricta L. — Tequendama bei Bogotä (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe, den 11. Juli. Diese ursprünglich in Nordamerika heimische Ruderal- pflanze (Martii Flor. bras. XII, 2. p. 479) ist jetzt fast über die ganze Erde verbreitet. Mein Exemplar ist ein kümmerliches. 3*# 36 169. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Oxalis spec. — Zwischen Villeta und Facatativa, Westhang der Ostcordillere (Columbien); 1000—2500 m Seehöhe. Den 6. Juli. Farbe der Blumenkrone schwefelgelb. Familie Tropaeolaceae. 170. Tropaeolum tricolor Lind. — Ormillo am Uspallatapass (Chile), enges Gebirgsthal; ca. 1400 m Seehöhe. Den 15. Ok- tober. Reiche (Flora de Chile. I. 299) giebt als Fundort dieser Tropaeolum-Art das chilenische Gebiet von Taltal südwärts bis etwa 30°s. Br. an, und sagt, dass sie für die Frühlings- flora, also die Flora der Monate Oktober und November, sehr charakterisch ist. Familie Zygophyllaceae. Tal 172. Larrea divaricata Cav. — Sierra de Uspallata (Westargen- tinien); gegen 2000 m Seehöhe. Den 18. Oktober. Engler (Martii Flora bras. XII, 2. p. 74) führt als Heimat dieser Pflanze Argentinien und Chile an und ver- mutet, dass sie auch in Südbrasilien anzutreffen sei. Es ist ein in der Sierra de Uspallata, auf der von der Bahn nach Mendoza verfolgten Strecke, häufiger Strauch. Porliera hygrometrica R. et P. — Payta, nordperuanische Küste; Meeresniveau. Den 7. September. Gay (Hist. fis. y polit. de Chile. Botanica. I. p. 477) führt diese Art aus Chile an, von der Provinz Coquimbo süd- wärts bis zur Provinz Colchagua. Engler und Prantl (Die natürlichen Pilanzenfamilien. III. 4, S. 84) nennen als Verbreitungsgebiet auch Südperu. Diese Porliera war die einzige Pflanze, welche wir in der Sandwüste von Payta bemerkten. ‘ Mein Exemplar wurde von Solereder nach Anatomie und Morphologie bestimmt. Familie Polygalaceae. 173. 174. 175. Monnina denticulata Chod. (affinis M. ade Schlechtd. et Cham.). — Zwischen Playas und Balsabamba (West- ecuador); ca. 100—600 m Seehöhe. Waldige Gegend. Den 20. August. Diese erst 1895 von Chodat beschriebene Art (Bul- letin de l’herbier Boissier. III. p. 135) ist von ihm nur aus Guayaquil (Westeceuador) angeführt. Moninna ytophlaccaefola H. B. K. var. «. — Zwischen Villeta und Facatativä, Westhang der columbianischen Ost- cordillere; ca. 1000—2500 m Seehöhe. Den 6. Juli. Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. V. 323) giebt als Heimat von M. phytolaccaefolia var. « Columbien an. Monnina spec. — Zwischen Pocho de 'S. Lucia und Las Palmas, Westhang der Westcordillere Ecuadors; ca. 1000 bis 2000 m Seehöhe. Den 21. August. Da diesem Exemplar die älteren Blätter fehlen, ist die Penn der Spezies unmöglich. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 37 Familie Sapindaceae. 176. Tripterodendron filieifolium Rdlkf. — Urwald bei Mochila am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 140 m See- höhe. Den 2. Juli. Die monotypische Gattung Tripterodendron ist, nach Radlkofer, bisher nur aus Brasilien bekannt gewesen (Engler und Prantl: Die natürlichen Pflanzenfamilien. III, 5. S. 342), und zwar, wie es scheint (Martii Flora bras. Fasc. CXXIV. p. 634), nur aus Mittelbrasilien. Familie Ampelidaceae. E77: Vitis sicyoides Baker. — Hänge des Corcovado bei Rio de Janeiro (Brasilien); etwa 500 m Seehöhe. Den 26. Oktober. Diese Vitis-Art ist nach Baker (Martii Flora bras. XIV, 2.p. 203) und Hemsley (Biologia centr. am. Bot. I. 203) über das ganze tropische und subtropische Amerika ver- breitet, von Mexiko und den Antillen bis Uruguay und Argentinien. Familie Malvaceae. 178. 149. 180. Malvastrum nov. spec.? — Hänge zwischen Tambo und Posco, Arequipabahn (Südperu); zwischen 300 und 530 m Seehöhe. Den 27. September. Diese reizende, kleine, blaulilablühende Malvacee ist Professor Schumann unbekannt. Wegen Mangel an Früchten lässt sich eine zuverlässige Diagnose dieser vielleicht neuen Art nicht geben. Malvastrum spec. — Taltal, an der chilenischen Küste, unter ca. 25° 30° s. Br. Den 11. Oktober. „Die vorliesende Pflanze gehört nach Stellung und An- ordnung der Samenanlagen, sowie nach Gestalt der Griffel- enden unzweifelhaft in die Gattung Malvastrum, stimmt aber mit keiner der in Reiche: Flora de Chile I 230 be- schriebenen Arten überein. Höchst wahrscheinlich ist sie neu; doch muss von einer definitiven Beschreibung und Namensgebung abgesehen werden, da nur die oberen, der Blütenregion angehörenden Teile vorliegen.‘ „Kinstweilen möge die nachstehende Beschreibung ge- nügen: M. Caule erecto suffruticoso?, pülosofolüs ...... ; fohis .superiorıbus ovatıs, serratolobatis vel undulatıs obtusis, 2—3X15—2 cm, petiolis folha aequantibus, stipulis lan- ceolatis minutis, peduncuhs fohia (incl. petiol.) superantibus, 1— 3 jloris azillarıbus, sohtarüs vel 2—3 fascieulatis; floribus caeruleıs, calyce hirsuto exinvolucrato; corolla maju- scula, calycem bis aequante. (Neger.)“ Sida acuta Burm. var. carpinifola K. Sch. — Corinto, Llanos des Rio Magdalena zwischen Girardot und Ibague (Columbien); etwa 1000 m Seehöhe. Den 15. Juli. Schumann (Martii Flora bras. XII, 3. p. 327) erwähnt die var. carpinıfolia aus Guyana, Brasilien und Paraguay 38 181. 182. 183. 184. 185. 186. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen, und sagt, dass sie eine in den Tropen der ganzen Erde auf Schutt wachsende Pflanze ist. Sida rhombifolia L. var. & typica K. Sch. — Zwischen El Moral und Machin auf dem Quindiupass, Centralcordillere (Columbien); 2000—2400 m Seehöhe. Den 18. Juli. Schumann (Martii Flor. bras. XII, 3. p. 340) und Hemsley (Biolog. centr. am. Bot. I. 106) sagen, dass diese Sida in Süd-, Central- und Nordamerika und auch in der alten Welt verbreitet ist. Sida spinosa L. var. angustifolia K. Sch. — Zwischen Baba- hoyo und Palmar (Westecuador); höchstens etwa 30 m See- höhe. Den 19. August. Schumann (Martii Flora bras. XII, 3. p. 299) giebt als Verbreitungsgebiet dieser Varietät Brasilien, Uruguay, Paraguay, Argentinien, Peru, Mexiko und die Antillen an, ferner die Insel Mauritius und Ostindien, woselbst sie wahr- scheinlich eingeführt ist. Pavonia typhalaea Cav. — Nerviti, unterer Rio Magdalena (Columbien); etwa 30 m Seehöhe. Den 19. Juli. Schumann (Martii Flora bras. XII, 3. p. 484) nennt als Verbreitungsgebiet dieser Pavonia Mexiko, Centralamerika, Columbien, Peru, Paraguay, Brasilien, Guyana, Venezuela und die Antillen. Pavonia spec. — Zwischen La Dorada und Honda am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 200 m Seehöhe. Den 4. Juli. Blüte gelb. Hıbiscus rosa-sinensts L. — Fort de France auf Martinique (Kleine Antillen); wenig über dem Meeresniveau. Hecken- bildend. Erste Hälfte Juni. Diese in Ostindien heimische Malvacee ist nach Duss (Plantes de la Guadeloupe et de la Martinique [Annales de Y’Inst. Colon. de Marseille. III. p. 76]) sowohl auf Martinique wie auf Guadeloupe verbreitet. Gossypium religiosum L. — Chimu bei Trujillo (Nordperu); ca. 70 m Seehöhe. Sandige Ebene. Den i0. September. Nach Schumann (Martii Flora bras. XII, 3. p. 585) wird dieses Gossypium ausser in Peru, in verschiedenen anderen Ländern Südamerikas, in Centralamerika und auf den Antillen kultiviert. Familie Ochnaceae. 187. Sauvagesia erecta L. — Morne-Rouge oberhalb St. Pierre auf der Insel Martinique (Kleine Antillen); ca. 400 m See- höhe. Den 9. Juni. Nach Eichler (Martii Flora bras. XIII, 1. p. 409) ist diese Pfianze von Mexiko bis Südbrasilien und Peru und auf den Antillen, ausserdem im tropischen Afrika und auf den Inseln des Indischen Archipels verbreitet. Duss (Plantes de la Guadeloupe et de la Martinique |Annales de 1’Instit. Colon. de Marseille. III. 108, 109]) sagt, dass sie sowohl Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 39 auf Martinique wie in Französisch Guyana häufig vorkommt und (wenigstens auf Martinique) das ganze Jahr blüht. Familie Guttiferae. 188. Hypericum thesufohum H. B. K. (= multiflorum H. B. K.). — Östlich von Pucarä, auf der Passhöhe der Westcordillere Ecuadors; ca. 3000 m Seehöhe. Den 28. August. Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. V. 148, 150) hat diese Zypericum-Art in Columbien und Ecuador gesammelt; Weddell (Chloris Andina. II. 270) führt Fundorte aus Columbien und aus Bolivien an. 189. Clusia spec. — Zwischen Pucara und S. Antonio, Westhang der Westcordillere Ecuadors; waldiges Gebiet. Ca. 1800 bis 2800 m Seehöhe. Den 28. August. Die Gattung dieser Pflanze ist nach dem Habitus der Blätter und nach den anatomischen Merkmalen bestimmt. Familie Bizaceae. 190. Cochlospermum vitifohum Spreng. (= Wüttelsbachia vitifolia Mart. = Mazximihana hibiscoides Od. Ktze. = Marimilhiana vitifola Krug et Urb.).. — Estero Salado bei Guayaquil (Ecuador); Meeresniveau. Den 15. August und 5. Sep- tember. Diese Bäume der trockenen Küstenregion Ecuadors blühen im August und Anfang September zu einer Zeit, da sie noch keine Blätter entwickelt haben. Nach Urban (Engler: Botanische Jahrbücher. XV. 1892. p. 294) ist diese Dizacee von Mexiko bis Ecuador ver- breitet, nach Warburg (Engler und Prantl: Die natürl. Pflanzenfamilien. III, 6. p. 313) von Südmexiko bis Columbien und auf den Antillen, woselbst sie Urban (Englerl.c.XV. S. 294) nur als gepflanzt erwähnt. Familie Violaceae. 191. Viola arguta H. B. K. — Passhöhe oberhalb Las Palmas, Westeordillere Ecuadors zwischen Balsabamba und Cha- pacoto; ca. 3000 m Seehöhe, Den 22. August. Diese Vrola-Art ist von Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. V. 373) aus Südecuador und von Triana (Prodr. Flor. Nov. Granat. [Ann. Sciences Nat. Ser. IV. Botanique. XVII. p. 122]) aus Südcolumbien und Peru genannt. 192. Viola scandens Wild. — Quindiupass, Centralcordillere (Columbien); ca. 3000 m Seehöhe. Den 19. Juli. Diese Art hat Humboldt (Kunth 1. c. V. 371) in Süd- ecuador gesammelt und erwähnt Triana (Prodr. ete. |Ann. Sc. N. Ser. IV. Bot. XVII. p. 120]) aus den Anden Colum- bien. Hemsley (Biolog. centr, am. Bot. I. 51) nennt als Heimat Südmexiko und Südamerika bis Peru und Brasilien. „Das vorliegende Exemplar weicht von der normalen Form ab durch Wucherungen des epidermalen Gewebes — starke Vergrösserung des Zelllumens — besonders an den Zähnen des Blattrandes, seltener auf der Blattfläche, 40 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. welche in der äusseren Erscheinung an die Kalkablagerungen bei gewissen Sazifraga- Arten erinnern. (Neger.)“ Familie Turneraceae. 193. Turnera ulmifoha L. — Zwischen La Dorado und Honda am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 200 m See- höhe. Den 4. Juli. Diese Turnera-Art ist nach Hemsley (Biolog. centr. am. Botany. I. p. 475) von Südmexiko über Centralamerika bis Peru und Brasilien, ausserdem auf den Galäpagosinseln und den Antillen verbreitet, und hat sich auch in Ostindien eingebürgert. „Sehr charakteristisch sind die grossen Nektardrüsen an Blattbasis und Blattstiel und die an die Blattstiele an- gewachsenen Blütenstiele. (Solereder.)“ Familie Malesherbraceue. 194. Malesherbia humilis Don. — Taltal an der chilenischen Küste; unter ca. 25° 30° s. Br. Den 11. Oktober. — Co- quimbo, chilenische Küste; ca. 30° s. Br. 20—50 m See- höhe. Den 13. Oktober. Gay (Hist. fis. y polit. de Chile. Botanica. II. p. 426) giebt als Fundort dieser Pfianze die trockenen Hügel zwischen Coquimbo und Santiago an; nach Reiche (Flora de Chile. II. 318) dehnt sich ihr Verbreitungsgebiet etwas weiter nach Norden aus. Familie Passifloraceae. 195. Passiflora lunata Willd. — Cano bei Santander am Rio 196. 197. Lebrija, Nebenfluss des Rio Magdalena (Columbien); ca. 70 — 80 m Seehöhe. Uppiges, feuchtes Waldterrain, Fluss- ufer. Den 25. Juni. Nach Masters (Martii Flora bras. XIII, 1. p. 552) hat diese Art ihre Fundorte in Mexiko, Centralamerika, Vene- zuela, Columbien und auf den Antillen. Tacsonia glaberrima Juss. — Zwischen Villeta und Faca- tativa, Westhangz der columbianischen Ostcordillere; ca. 1800—2700 m Seehöhe. Den 6. Juli. Diese Passifloracee hat Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. II. p. 113) im den hochandinen Regionen Süd- und Nordecuadors gefunden, Masters (Martii Flora bras. XIII, 1. p. 540) erwähnt sie ausserdem aus den andinen Regionen Columbiens und Boliviens. Tacsonia manicata Juss. — Zwischen Pocho de S. Lucia und Las Palmas, Westhang der Westcordillere (Ecuador); ca. 1300-2200 m. Den 21. August. Diese Tacsonia-Art hat nach Masters (Martii Flora bras. XIII, 1. p. 539) ihre Fundorte im den Anden Colum- biens, Ecuadors und Perus, nach Triana und Planchon (Prodr. ete. [Ann. Sc. Nat. Ser. V. Botan. XVII. p. 189]) ausserdem in Venezuela. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen, 41 Familie Zoasaceae. 198. Mentzelia chilensis Gay var. atacamensis Urb. et Gilg. — Taltal, chilenische Küste; unter ca. 25° 30° s. Br. Den 11. Oktober. Die Stammform dieser Mentzelia-Art hat nach Gay (Historia fisica y politica de Chile. Botan. II. 432) ihren Fundort in der chilenischen Provinz Coquimbo, die Varietät nach Urban (Monographia Loasacearum. p. 50) den ihrigen in der Atacamawüste. 199. Loasa Humboldtiana Urb. et Gilg. (?) — Zwischen Playas und Balsabamba (Westecuador); ca. 100—600 m Seehöhe. Waldige Gegend. Den 20. August. Loasa Humboldtiana hat ihre Heimat in den Anden Ecuadors (Urban: Monographia Loasacearum. 9. 241). 200. Loasa triphylla Juss. var. papaverifolia Urb. et Gilg. — Pie de San Juan am Quindiupass, Centralcordillere (Colum- bien); ca. 2000 m Seehöhe. Den 20. Juli. Diese Loasa-Art ist nach Gilg (Engler und Prantl: Die nat. Pflanzenfam. IH, 6 Abteil. a. S. 118) in zahlreichen Varietäten von Mexiko bis Peru verbreitet. Speziell die var. papaverifolia führt Urban (Mon. Loas. p. 239, 240) aus den Anden Venezuelas, Columbiens und Ecuadors bis hinunter nach Chile an. Familie Begoniaceae. 201. Begonia martinicensis DC. — Morne-Rouge oberhalb St. Pierre auf Martinique (Kleine Antillen); ca. 400 m See- höhe. Den 9. Juni. Duss (Plantes de la Guadeloupe et de la Martinique [Annales d. U’Inst. Colon. de Marseille. III. 321]) sagt, dass diese Degonia-Art auf Martinique häufig ist, und zwar zwischen 300 und 800 m Seehöhe. Grisebach (Flora of the British West Indian Islands. p. 304) führt sie von S. Vincent auf. Aliphonse De Candolle (Prodromus. XV, 1. p. 294) nennt keine weiteren Fundorte als die schon erwähnten. 202. Begonia Ottonis Walp. (?) — Zwischen Playas und Balsa- bamba (Westecuador); ca. 100—600 m Seehöhe. Waldige Gegend. Den 20. August. Von BD. Ottonis giebt A. De Candolle (Prodromus XV, 1. p. 292) Fundorte aus Venezuela und Columbien an. 203. Begonia spec. mit J Blüten. — Zwischen Guadualita und Verjel, Westhang der columbianischen Ostcordillere; S00 bis 1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. Da dieses Exemplar unvollkommen ist, lässt es sich nicht näher bestimmen. . Familie Oaciaceae. 204. Cactacea. — Coquimbo, chilenische Küste; ca. 30° s. Br. Den 13. Oktober. Da an meinem Exemplar die Vegetationsorgane fehlen, ist dasselbe nicht näher bestimmbar. Blüte rot. 42 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Familie TAymelaceae. 205. Daphnopsis caracasana Meissn. — Zwischen Guaranda und Gankis, interandines Gebiet (Ecuador), Weg zum Päramo des Chimborazo; ca. 3000 m Seehöhe. Den 26. August. Meissner (DeCandolle; Prodr. XIV, 1.p. 521) nennt als Heimat dieses Strauches Columbien. „Achse N. B.: Intraxylaeres Phlo&m, am Innenrande von Bastfasern gestützt. Ausseres Phlo&m mit zahlreichen Bastfasern; N. B.! Bruch des Zweiges davon faserig. In der Achse (Rinde) Drusen, gewöhnliche und styloiden- ähnliche Einzelkrystalle, im Blatt nur Drusen. Subepidermale Korkentwicklung! Spaltöffnungen von ge- wöhnlichen Epidermiszellen umstellt! Im Blatte durchgehende Nerven. N. B.! Einzellige ungleich-zweiarmige Haare. Ex anatomia: Daphnopsis spec. (Fam. Z’hymelaceae). Ex patria et foliorum qualitate (cfr. Kew Index sub. Daphnopsis et De Candolle Prodr. XIV, 1. p. 520 sqg). D. Caracasana Meissn. (Solereder VIII 1900.)“ Familie, Lythraceae. 206. 208. 209. Cuphea antisypkihitica Kth.(?) — Tequendama bei Bogotä (Columbien); 2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Köhne (MartiiFlora bras. XII, 2. p.286) und Engler und Prant! (Die natürl. Pflanzenfamilien. III, 7. p. 9) geben als Verbreitungsgebiet dieser Pflanze die Sierra de Santa Marta in Nordcolumbien, Venezuela und verschiedene Punkte in Brasilien an. . Cuphea dipetala Köhne (=verticillata H. B. K.). — Tequen- dama bei Bogotä (Columbien) gegen 2500 m Seehöhe. Den 11. Jul. Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. VI. 163) nennt als Heimat dieser Pflanze das heisse Peru, De Candolle (Prodr. III. 83) Südamerika, ohne nähere Angabe, und Köhne (Engler: Botanische Jahrbücher. II. 423) die columbianischen Anden und gleichfalls Peru. Cuphea racemosa (L. f.) Spreng. var. & Zropica Cham. et Schlechtd. — Zwischen Villeta und Facatativä, Westhang der columbianischen Ostcordillere; ca. 8S00—2000 m Seehöhe. Den 6. Juli. Ouphea racemosa ist in zahlreichen Varietäten von Mexiko bis Montevideo verbreitet (Köhne in Martii Flora bras. XIII, 2. p. 245). Varietät « kommt in Mexiko, Co- lumbien, Ecuador, Peru, Brasilien und den Antillen vor (Engler: Botanische Jahrbücher. I. 450). Ouphea ‘spec. — Zwischen Playas und Balsabamba (West- ecuador); ca. 100—600 m Seehöhe. Waldige Gegend. Den 20. August. „„(Identisch mit der von Eggers (Flora Am. trop.) unter No. 14091 herausgegebenen (in Ecuador gesammelten) Pflanze, deren Bestimmung noch aussteht). (Neger.)* Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 43 Familie Rhizophoraceae. 210. Rhizophora Mangle L. — Bei Cartagena (Nordcolumbien). Anfang: August. — Estero Salado bei Guayaquil (Westecuador). August, September. Diese Rhrzophora-Art ist von Mexiko bis nach dem südlichen Südamerika hinunter, auf den Antillen, den Inseln des Stillen Oceans und an der afrikanischen Westküste ver- breitet (Engler in Martii Flora bras. XII, 2. p. 427). Das Exemplar aus Columbien ist sehr schlecht erhalten und deshalb eine sichere Bestimmung desselben ausgeschlossen. Familie Combretaceae. 211. Laguncularia racemosa Gaert. £. — Estero Salado bei Guayaquill (Ecuador). August, September. Nach Eichler (MartiiFlor. bras. XIV,2.p. 102) wächst diese Combretacee sowohl an der Ost- wie an der Westküste des tropischen Amerika und an der Westküste des tropischen Afrika. Familie Myrtaceae. 212. Myrtacea — Zwischen La Dorada und Honda, mittlerer Rio Magdalena (Columbien); ca. 200 m Seehöhe. Den 4. Juli. Blüte weiss. Da mein Exemplar weder eine Frucht noch einen be- blätterten Zweig hat, ist es nicht bestimmbar. Familie Melastomaceae. 213. 214. 216. Arthrostemma volubile riana. — Zwischen Guadualita und Verjel, Westhang der Ostcordillere (Columbien); 800—1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. — Zwischen Pocho de S. Lucia und Las Palmas, Westhang der Westcordillere (Feuador); 1300—2000 m Seehöhe. Den 21. August. Diese Melastomacee war nach Cogniaux (De Candolle: Suites au Prodromus. VIl. p. 142) bisher nur aus Columbien bekannt. Brachyotum strigosum Triana. — Monserrate bei Bogotä (Columbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Nach Cogniaux (De Candolle: Suites etc. VII. 160) hat dieses Brachyotum seine Fundorte in den hochandinen Re- gionen Columbiens und Ecuadors. . Pterolepis glomerata Mig. — Morne-Rouge, oberhalb St. Pierre auf Martinique (Kleine Antillen); ca. 400 m Seehöhe. — Gebirgswald zwischen St. Pierre und Fort de France (?) auf Martinique. Anfang Juni. Diese Melastomacee wird. nach Cogniaux (De Öandolle Suites etc. VII. 191) auf den Kleinen Antillen, in Venezuela, Guyana und Brasilien gefunden. Tibouchina Andreana Cogn. — Quindiupass, Centralcordillere (Columbien); ca. 3000 m Seehöhe. Den 19. Juli. Diese Pflanze ist von Cogniaux (De Candolleete. VII. 275) nur aus den andinen Regionen Columbiens verzeichnet. 44 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 217. D DD je) 224. Tibouchina ceiharıs Cogn. — Verjel, Westhang der Ostcor- dillere Columbiens; ca. 1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. — Zwischen El Moral und Machin auf dem Quindiupass, Central- cordillere (Columbien); 2000—2400 m Seehöhe. Den 18. Juli. Als Heimat dieser weissblühenden Melastomacee giebt Cogniaux (De Candolle etc. VII. 257) Columbien und Üostarica an. . Tibouchina grossa Cogn. — Monserrate bei Bogotä (Co- lumbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Cogniaux (De Cand.etc. VII. 275) führt diese 7T7bou- china aus Columbien, Ecuador und Peru an. . Tibouchina lepidota Baill. — Zwischen Villeta und Faca- tativa, Westhang der columbianischen Ostcordillere; ca. 1200—2000 m Seehöhe. Den 6. Juli. — Zwischen Pucarä und San Antonio, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 1600—3000 m Seehöhe. Den 28. August. Als Verbreitungsgebiet dieser Trbouchina werden von Cogniaux (De Candolle etc. VII. 238) Columbien und Ecuador genannt. Ein und derselbe Strauch trägt gleichzeitig Blüten mit roten und Blüten mit violetten Blumenblättern. Cogniaux giebt an (1. c. 238), dass die Petala zunächst tiefrot sind und sich dann violett verfärben. . Tibouchina paleacea Cogn. — Quindiupass, Uentralcordillere (Columbien); gegen 3000 m Seehöhe. Mitte Juli. Cogniaux (De Candolle etc. VI. 238) nennt diese Pflanze nur aus Columbien. Der Vulgärname dieser Melastomacee mit blauroten Blumenblättern ist Maxo. . Monochaetum Hartwegianum Naud. — Östlich von Mediacion auf dem Quindiupass, Centralcordillere (Columbien); 2000— 2500 m Seehöhe. Den 17. Juli. Nach Cogniaux (De Oandolle etc. VII. 394) sind die Fundorte dieser Melastomacee in Costarica, Columbien und Ecuador. . Monochaetum Lindenianum Naud. var. parvifolium Cogn. — Quindiupass, Oentralcordillere (Columbien); gegen 3000 m Seehöhe. Mitte Juli. Diese Varietät ist nach Cogniaux (De Candolle ete. VI. 405) auf Columbien beschränkt. . Monochaetum lineatum Naud.. — Zwischen Villeta und Facatativa, Westhang der Ostcordillere Columbiens; ca. 1000—2200 m Seehöhe. Fundorte dieses rosablühenden Strauches finden sich nach Cogniaux (De Candolle etc. VII. 399) in Columbien, Ecuador und Peru. Monochaetum myrtoideum Naud. — Monserrate bei Bogotä (Columbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Cogniaux (De Candolle etc. VII. 403) führt dieses Monochaetum nur aus Columbien an, Hemsley (Biologia centrali-americana. Botany. I. 420) erwähnt es auch aus Süd- mexiko. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 45 225. Leandra melanodesma Cogn. — Zwischen Mediacion und El Moral auf dem Quindiupass, Centralcordillere (Columbien); ca. 2000 m Seehöhe. Den 17. Juli. Die Fundorte dieser Pflanze sind nach Cogniaux (De Candolle etc. VII. 659) in Mexiko, Guatemala, Columbien und Ecuador. | 226. Leandra spec. — Corcovado bei Rio de Janeiro (Brasilien) ; ca. 500 m Seehöhe. Ende Oktober. 227. Conostegia subhirsuta DU. — Bei St. Pierre auf Martinique (Kleine Antillen); etwas über Meeresniveau. Anfang Juni. Diese Melastomacee ist nach Cogniaux (De Candolle ete. VII. 706) auf den Antillen, in Mexiko, Centralamerika, Columbien, Brasilien und Paraguay gefunden worden. 228. Miconia crocea Naud. — Interandines Gebiet, zwischen Pucar& und Guaranda (Ecuador); ca. 3000 m Seehöhe. Den 28. August. Dieser Strauch hat nach Cogniaux (DeÜandolle etc. VII. 898) seine Fundorte in Columbien, Ecuador und Peru. 229. Miconia ligustrina Triana. — Monserrate bei Bogotä (Co- lumbien); 2700—3100 m Seesöhe. Den 8. Juli. Cogniaux (De Candolle etc. VII. 920) giebt als Ver- breitungsgebiet dieser Melastomacee Columbien, Ecuador und Peru an. 230. Miconia Theresiae Cogn. nov. spec. (sect. Cremanium). — Zwischen Pocho de S. Lucia und Las Palmas, Westhang der Westcordillere (Ecuador), auf dem Weg von Babahoyo nach Guaranda; ca. 1300—2200 m Seehöhe. Den 21. August. (Beschreibung dieser neuen Spezies durch Cogniaux am Schlusse dieses Aufsatzes. Abbildung Tafel II, Fig. 1, 2, 3). 231. Chidemia hirta D. Don. — Zwischen Guadualita und Verjel, Westhang der Ostceordillere Columbiens; S00—1500 m See- höhe. Den 5. Juli. Nach Cogniaux (De Candolleetc. VII. 987) ist diese Melastomacee von Mexiko bis Paraguay und auf den Antillen verbreitet und in Ostasien verwildert. 232. Ossea diversifolia Cogn. (?) — Zwischen Playas und Balsa- bamba, Westhang der Westcordillere (Ecuador); am Rio Limon. 50—600 m Seehöhe. Den 20. August. Ossea diversifoha ist nach Cogniaux (De Candolle etc. VII. 1065) bisher nur aus Columbien bekannt gewesen. Familie Oenotheraceae. 233. Oenothera albicans Lam. — Zwischen Tambo und Posco, Arequipabahn, Westhang der Westcordillere (Südperu). Zwischen 300 und 550 m Seehöhe. Den 27. September. Lamarck (Encyclopedie Methodique. Botanique. IV. 552) giebt Peru als Heimat dieser Pflanze an. Mein Exemplar ist, nach Solereder, zu Oen. albicans zu rechnen, zeigt aber durch die abstehende Behaarung des Fruchtknotens einen Ubergang zu zwei anderen mit Oen. albicans nahe verwandten Arten, nämlich Oen. mollssima C. und odorata Jacq. 46 235. 236. 237. 238. 240. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. . Oenothera epilobifoha H. B. K. — Tequendama bei Bogotä (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Kunth (Nov. Gener. et Spec. Plant. VI. 73) giebt Co- lumbien als Heimat dieser Oenothera an, welche der in Mexiko und Peru vorkommenden O. rosea Ait. nahe steht. Oenothera Tarquensis H. B. K. — Zwischen Las Palmas und der Passhöhe gesen Chapacoto zu, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 2300—3000 m Seehöhe. Den 22. August. — Zwischen Pucara und Guaranda, interandines Gebiet (Ecuador); ca. 3000 m Seehöhe. Den 29. August. Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. VI. 73) nennt als einzigen Fundort dieser Pflanze die Umgegend Quitos (Eeuador). Moritz Wagner sammelte sie im Jahre 1858 am Vulkan Cotopaxi und im Thal von Guaranda südlich des Chimborazo in ca. 2000—2900 m Seehöhe. Fuchsia corymbiflora R. et P. (?) — Zwischen Boca del Monte und Tambo, waldiger Westhang der Ostcordillere (Columbien); 2300—2600 m Seehöhe. Den 12. Juli. Bentham (Plant. Hartweg. p. 176) giebt als Fundort dieser Art die Westhänge des Pichincha an. Fuchsia petiolaris H. B. K. — Quindiupass in der ÜOentral- cordillere (Columbien); ca. 3400 m Seehöhe. Bergwald. Den 19. Juli. Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. VI. 83) giebt als Fundort dieser Art Bogot& (Columbien) an. Fuchsia scabriuscula Benth (?) — Zwischen Las Palmas und der Passhöhe, Westhang der Westcordillere (Ecuador). 2300—3000 m Seehöhe. Den 22. August. Nach Bentham (Plant. Hartweg. p. 177) hat diese Fuchsia ihre Fundorte auf dem Westhange der Anden von Quito. . Fuchsia sessilifolia Benth. — Zwischen El Moral und Machm, Osthang des Quindiupasses, Centralcordillere (Columbien). 2000—2400 m Seehöhe. Den 18. Juli. Bentham (Pl. Hartw. p. 177) nennt als Fundort dieser Art den gleichen wie für corymbiflora R. et P., nämlich die Pichinchahänge. Dr. Neger schreibt über mein Exemplar: „Die Stengel- blätter fehlen, nur die Blätter der Blütenregion sind vor- handen; sieht man von der Grösse der Blätter, welche sich nach dem vorliesenden Material nur unvollkommen beur- teilen lässt, ab, so stimmt die Diagnose obiger Art gut auf die vorliegende Pflanze.“ Fuchsia venusta H. B. K. — Zwischen Villeta und Faca- tativa, Westhang der Ostcordillere (Columbien); ca. 1200— 2400 m Seehöhe. Den 6. Juli. Diese mennigrotblühende FuchsicahatHumboldt(Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. VI. 84) aus Columbien mitgebracht. Auch Bentham (Plant. Hartweg. 179) nennt nur colum- bianische Fundorte. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 47 241. Fuchsia spec. (ex affınitate F. iriphyllae H. B. K. vel um- brosae Benth.) — Zwischen EI Moral und Machin am Ost- hang des @Quindiupasses, Centralcordillere (Columbien); 2000—2400 m Seehöhe. Den 18. Juli. Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. VI. 84) sammelte F. Zriphylla in Columbien, Bentham (Plant. Hartw. 176) F. umbrosa bei Quito (Ecuador). - Eine mit meinem Exemplar übereinstimmende Fuchsia wurde von Moritz Wagner in Cerro del Alto, östliche Anden, gesammelt. Familie Umbelliferae. 242. 243. Eryngium humile Cay. «.—Päramo des Chimborazo (Ecuador); gegen 4000 m Seehöhe. Ende August. Diese Form « hat nach Weddell (Chloris Andina II 201) ihre Fundorte in den hochandinen Regionen Columbiens und in Ecuador am Pichincha und Antisana. Auf dem Päramo des Chimborazo ist dieses Zryngium charakteristisch in der Vegetationsphysiognomie. Umbellifera. — Maquenna, Argentinische Pampa. Oktober. Diese Umbellifera, von welcher im Herbarium nur ein Blatt vorhanden, ist nicht näher bestimmbar. Familie Zricaceae. 244, Gaultheria conferta Benth. — Monserrate bei Bogotä (Co- lumbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Weddell (Chloris Andina. II. 175) führt als Heimat dieser Erzeacee die Anden von Bogota und das Quindiugebirge an, somit ausschliesslich columbianische Andengebiete. Familie Oleaceae. 245. 246. Jasminum Sambac Ait. — Morne-Rouge, oberhalb St. Pierre, Insel Martinique (Kl. Antillen); ca. 400 m Seehöhe. Anf. Juni. Diese Art wird nach Duss (Plantes de la Guadeloupe et de la Martinique [Annales de I’ Instit. Colon. de Marseille. III. p- 392]) auf den französichen Antillen häufig kultiviert. Sie stammt aus Ostindien. x Jasminum spec. — Morne-Rouge, oberhalb St. Pierre, Insel Martinique (Kleine Antillen); ca. 400 m Seehöhe. Anfang Juni. Ausser dem Jasminum Sambac werden nach Duss (l. c. III. 392) noch fünf andere Species Jasminum auf den fran- zösischen Antillen häufig kultiviert, von denen jedoch keine einheimisch ist. Dieselben blühen das ganze Jahr hindurch. Familie Gentanaceae. 247. Symbolanthus verosim. nov. spec. — Estero Salado bei Guaya- quil (Ecuador); Brackwassergebiet. Mitte August oder Anfang September. Nach Professor Dr. Kusnezow in Jurjew (Dorpat) ist diese Pflanze möglicherweise eine neue Art. Da nur unvoll- ständiges Material vorliegt, ist es nicht zweckmässig, einen Namen zu geben. (Eine kurze Diagnose von Dr. Neger folgt am Schluss). 48 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 248. Geentiana diffusa H. B’K. var. « Griseb. — Zwischen Las Palmas und der Passhöhe, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 2300 — 3000 m Seehöhe. Den 22. August. — Zwischen Pucar& und S. Antonio, Westhang der West- cordillere (Ecuador); 2000—3000 m Seehöhe. Den 29. August. Grisebach (Genera et Species Gentianarum. p. 234) und Weddell (Chloris Andina. II. 66) geben als Fundort dieser Art die höheren Anden Ecuadors an; Gilg (Engler: Botan. Jahrbücher. XXH. 328) nennt ausserdem einen colum- bianischen Fundort. 249. Gentiana rupicola H. B. K. — Päramo des Chimborazo, zwischen Ganquis und Yaguarcocha (Ecuador); gegen 4000 m Seehöhe. Ende August. Grisebach (Genera et Spec. Gentian. p. 214) und Weddell (Chloris Andina. I. p. 55) nennen als Heimat dieser Art einzig die hochandinen Regionen Perus. Whymper (Travels amongst the Great Andes of the Equator. p. 352) hat sie am Südhange des Chimborazo gesammelt, und Gilg (Engler: Botan. Jahrbücher. XXIII. 307) führt verschiedene ecuadorianische Fundorte an und als fraglich Columbien. Die Blütenfarbe der vorliegenden Exemplare scheint nicht blau gewesen zu sein. 250. Gentiana sedifoha H. B. K. — Päramo des Chimborazo, vor der Passhöhe zwischen Ganquis und Yaguarcocha (Ecuador); ca. 4000 m Seehöhe. Den 27. August. Diese hellblaublühende Gentiana, welche nachGrisebach (Gen. et Spec. Gent. p. 270) in den hochandinen Regionen Columbiens, Ecuadors und Perus, nach Weddell (Chlor. And. IH. p. 74) ausserdem auf den Anden Boliviens und Chiles wächst, war auf dem Päramo des Chimborazo ziemlich in- dividuenreich vertreten. Auch Whymper (Travels amongst the Great Andes etc. p. 352) hat sie daselbst gesammelt. 251. Halenia gracılıs Griseb. — Päramo des Chimborazo, vor der Passhöhe zwischen Ganquis und Yaguarcocha (Ecuador); ca. 4000 m Seehöhe, den 26. August. Diese Gentianaceen-Art führt Grisebach (Gen. et Spec. Gent. 220) und De Candolle (Prodromus. IX. 139) aus Columbien, Ecuador und Peru, Weddell (Chlor. And. II. p. 76) ausserdem aus Bolivien, ebenfalls aus einer Höhe von 4000 m und Hemsley (Biolog. centr. am. Bot. U. p. 352) überdies aus Südmexiko und Guatemala an. Familie Apocynaceae. 252. Echites microcalye A.D.C. var. glabra A. D. C. (2?) — Öst- lich von Guadualita, Westhang der Ostcordillere (Columbien); etwa 1000 m Seehöhe. Den 5. Juli. A. De Candolle (DeCandolle: Prodromus. VIII. 456) führt die Stammform aus Caracas (Venezuela) und die Varietät von der Insel Trinidad an. Hemsley (Biolog. centr. am. Botany. II. 314) nennt als Heimat von E. mierocalyx Süd- Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. _ 49 mexiko, Centralamerika, Westindien und das tropische Süd- amerika. Das vorliegende Exemplar ist zu schlecht erhalten, um eine vollkommen sichere Bestimmung: zuzulassen. 253. Mandevilla molissima K. Sch. — Zwischen Guadualita und Verjel, Westhang der Östcordillere (Columbien); 800— 1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. III. 170) hat diese Art in Columbien entdeckt und nur da ge- sammelt. Auch Schumann (Engler und Prantl: Die natürlichen Pflanzenfamilien. IV, 2. p. 171) führt sie nur aus Columbien an. Familie Asclepiadaceae. 254. Asclepias curassavica L. — Zwischen Babahoyo und Palmar (Westecuador); 50—100 m Seehöhe. Den 19. August. Diese auf den Antillen heimische und z. B. auf Marti- nique sehr gemeine Art (Duss: Plantes de la Guadeloupe et de la Martinique [Annales de I’Instit. Colonial de Marseille. III. 399]) hat sich nach dem übrigen tropischen und dem subtropischen Amerika und auch nach der tropischen und subtropischen Zone der ganzen übrigen Erde verbreitet. (De Candolle: Prodromus. VIII. 566. — Fournier: AsclEp. Am. [Annales des Sciences Natur. Serie VI. Tome XIV. 370. 371].) Familie Convolvulaceue. 255. Ipomoea (= Pharbitis) acuminata R. et S: — Zwischen Guadualita und Verjel. Westhang der Osteordillere (Co- lumbien); 800—1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. Meissner (Martii Flora bras. VII. 227) nennt als Ver- breitungsgebiet dieser Art die Antillen, Guatemala und Bra- siien; Engler und Prantl (Die natürlichen Pflanzen- familien IV, 3a. p. 32) nennen ausser Westindien, noch Vene- zuela, Guyana und Argentinien. 256. Ipomoea (=Eriospermum) fistulosa Mart. — Yaguachi bei Guayaquil (Ecuador); etwas über Meeresniveau. Den 3. Sep- tember. Meissner (Martii Flora bras. VII. 239) giebt als Heimat dieser Convolvulacea Guatemala und Brasilien an und sagt, dass sie auch ausser Brasilien weit verbreitet ist. Engler und Prantl (Die nat. Pflanzenfam. IV, 3a. p. 29) erwähnen sie aus dem tropischen Amerika und Hemsley (Biologia centr. am. Botany. II. 387) sagt, dass sie in Guatemala, Pa- namä und südwärts bis Brasilien und Peru vorkommt. Diese /pomoea-Art ist eine für die Tembladeras!) charakte- ristische Convolvulacea. 1) Unter Tembladeras versteht man in Ecuador Ebenen, welche das ganze Jahr hindurch überschwemmt und mit Sumpf- und Wasserpflanzen, unter denen riesige Gramineen und Cyperaceen vorherrschen, bedeckt sind. Die Bäume, welche da vorkommen, vorwiegend Weiden und Erlen, siedeln sich am häufigsten am Rande der Tembladeras an; auf letzteren sind zu- weilen Inseln zerstreut. (Siehe Wolf: Ecuador. p. 120.) Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. 4 50 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 257. Ipomoea (= Batatas) trifida G. Don. — La Popa bei Car- tagena (Nordcolumbien); ca. 100—150 m Seehöhe. Den 8. August. Choisy (De Candolle: Prodr. IX. 383) und Meissner (Martii Flora bras. VII. 278) führen, nach Humboldt, diese Art aus den Orinocowäldern an, und Meissner sagt, dass sie vielleicht auch im Amazonasgebiet Brasiliens vorkommt. Hemsley (Biolog. centr. am. Bot. II. 395) nennt sie aus Nicaragua und Peru. . Jacguemontia pentantha G. Don. (= Aniseia Vellosiana P laziflora Meissn.).. — Südlich von Anapoima am Rio Bo- gotä, Westhang der Ostcordillere (Columbien); 200 bis 1000 m Seehöhe. Den 13. Juli. Meissner (Martii Flora bras. VII. 322) nennt als Ver- breitungsgebiet dieser Convolvulacea Venezuela und die Insel Antigua (Kleine Antillen). . Jacguemontia polyantha (Schlechtd.) Hallier f. — Estero Salado bei Guayaquil (Ecuador); Meeresniveau. Mitte August oder Anfang September. Meissner (Martii Flora bras. VII. 297) nennt diese Art unter J. veolacea Choisy var. # canescens Choisy aus Mexiko, Columbien, Venezuela und Westindien; Hemsley, welcher J. polyantha Schlechtd. nicht als var. von violacea Choisy, sondern als Synonym anführt, d. h. die Varietäten aus der Stammform nicht ausscheidet (Biolog. centr. am. Botan. II. 397), erwähnt als Verbreitungsgebiet der J. vio/acea Florida, Südmexiko, Centralamerika und Südamerika südwärts bis Peru und Brasilien. Familie Aydrophyllaceae. 260. 261. Eutoca lomarifohia Philippi in sched. — Uspallata (West- argentinien), Ostfuss der Anden. 1950 m Seehöhe. Den 18. Oktober. Diese Zutoca mit hellblauen Blumenblättern ist charak- teristisch für die Flora längs des die Sierra de Uspallata durchquerenden Bahnkörpers. Das vorliegende Exemplar stimmt, nach Neger, voll- kommen überein mit einer im K. Botanischen Museum zu Berlin aufbewahrten, von R. A. Philippi gesammelten und von ihm als Zomarifolia bezeichneten, aber bisher nicht publizierten Pflanze. (Die Beschreibung dieser Art durch Dr. Neger siehe am Schlusse des Aufsatzes.) Microgenetes Cumingii DC. (= Eutoca Cumingüi Benth). — Uspallata (Westargentinien), Ostfuss der Anden; 1950 m Seehöhe. Den 18. Oktober. | Diese Art wird von Gay (Historia fisica y politica de Chile. Botanica. IV. p. 451) und von De Candolle (Pro- dromus. IX, p. 293) aus Chile angeführt. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 5l Familie Boraginaceae (= Asperifoliaceae). 262 268. 264. 266. 267. 268. 269. . Cordia (= Varronia) rolundifolia R. et P. — Estero Salado bei Guayaquil (Ecuador); Meeresniveau. Mitte August oder Anfang September. Ruiz et Pavon (Flora Peruviana. II. 24) und Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. III. 54) nennen als Heimat dieser Pflanze die niederen Gegenden Westperus. Hemsley (Biolog. centr. am. Bot. II. 369) erwähnt sie aus Central- amerika, von Columbien südwärts bis Peru und von den Galäpagosinseln. Heliotropium indieum L. — Umgegend von Barangquilla (Nord- columbien); etwas über Meeresniveau. Den 17. Juni. — /nterer Rio Magdalena (Nordeolumbien); etwa 10—20 m Seehöhe. Den 19. Juni. Diese über das tropische und subtropische Amerika, das tropische Asien und Afrika verbreitete Boraginacea (De Candolle: Prodromus. IX. 556, 557) ist eines der häufigsten tropischen Unkräuter (Engler und Prantl: Die natürl. Pflanzenfamilien. IV, 3a. p. 96). Heliotropium oppositifotium R. et P. — Quindiupass, Cen- traleordillere (Columbien); 2700—3400 m Seehöhe. Den 19. Juli. De Candolle (Prodromus. IX. 540) giebt als Heimat des H. oppositifolium Peru an. . Heliotropium stenophyllum Hook. et Arn. — Coquimbo, nordchilenische Küste; ca. 30° s. Br. Etwa 20—40 m See- höhe. Den 13. Oktober. Diese Hehotropium-Art ist von Coquimbo südwärts bis Santiago verbreitet (De Candolle, Prodromus. IX. 552. — Gay: Historia fisica y politica de Chile. Botanica. IV. 457). Mein Exemplar wurde von Solereder nach der Dia- snose in De Candolle und Gay bestimmt. Heliotropium spec. — Zwischen Playas und Balsabamba, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 40—600 m See- höhe. Den 20. August. Diese Pflanze ist in den Blättern dem in Peru und Ecuador heimischen, wohlbekannten Hehotropium peruvianum R. et P. ähnlich. Heliotropium spec. — Zwischen Las Palmas und der Pass- höhe gegen Guaranda, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 2300—3000 m Seehöhe. Den 22. August. Pectocarya chilensis D. C. — Coquimbo, nordchilenische Küste; ca. 30° s. Br. Etwa 20—50 m Seehöhe. Den 13. Oktober. Diese Doraginacea ist von Nord- bis Südchile ver- breitet (Gay: Historia fisica y politica de Chile. Botanica IV. 481). Eritrichium clandestinum A. DC. var. angustifohum Clos. — Coquimbo, nordchilenische Küste; unter ca. 30°s. Br. Etwa 20—50 m Seehöhe. Den 13. Oktober. 4* 52 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. E. clandestinum ist, nach Neger, in Chile weit ver- breitet und sehr variierend. Gay (Historia fisica y politica de Chile. Botanica. IV. 463) führt die var. angustifolium aus Mittelchile an. 270. Eritrichium fallax Philippi. — Coquimbo, nordchilenische Küste; unter ca. 30°s. Br. Etwa 20—50 m Seehöhe. Den 13. Oktober. „Diese Art gehört in die merkwürdige Sektion ‚„Zritri- chia amphicarpa‘“, welche dadurch ausgezeichnet sind, dass sie ausser den normalen Früchten noch solche in den Achseln der untersten Blätter bilden.“ „Die Pflanze ist von Philippi bei Serena (Provinz Coquimbo) gesammelt und beschrieben worden (Ann. d.]1. U. de Ch. tom. 90 p. 518). (Neger.)“ Coquimbo ist der Hafen von La Serena, woselbst Phi- lippi das einzige Exemplar, welches er überhaupt ge- sammelt, gefunden hat. (R. A. Philippi: Plantas nuevas chilenas. IV. 518.) Familie Verbenaceae. 271. Lantana camara L. — Puerto Berrio, am mittleren Rio Magdalena (Columbien); über 100 m Seehöhe. Den 1. oder 29. Juli. — DBuenavista am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 150 m Seehöhe. Den 3. oder 29. Juli. Diese nach Schauer (Marti Flora brasiliensis. IX. 256) in Brasilien und nach Duss (Plantes de la Guadeloupe et de la Martinique [Annales de l’Inst. Colon. de Marseille. 464]) auf den französischen Antillen häufig vorkommende Pflanze, wird von Schauer (De Candolle: Prodromus. XI. 598 und Martii Flor. bras. IX. 256) ausserdem auch von anderen An- tillen, aus Guyana, Venezuela, von Hemsley (Biologia cen- tral. am. Botany. II. 527) aus dem südlichen Nord- und aus Centralamerika genannt, und ist nach Hemsley (]. ce. 527) im tropischen Südamerika und Westindien allgemein ver- breitet. An meinem Exemplar aus Puerto Berrio sind, nach Neger, einzelne Blätter durch gallenähnliche Bildungen (Erineum) verunstaltet, welche höchst wahrscheinlich durch Phytopus- Milben verursacht worden sind. 272. Lantana canescens Kth. — Zwischen Verjel und Villeta, Westhang der Ostcordillere (Columbien), 800 — 1900 m Seehöhe. Den 5. Juli. Nach Schauer (Martii Flora bras. IX. p. 266) ist das Verbreitungsgebiet dieser Pflanze Columbien, Venezuela, Brasilien, Mexiko und Cuba, nach Hemsley (Biol. centr. am. Botany. II. 527) ausserdem Guyana. 273. Lantana hirsuta Mart. et Gal. — Zwischen La Dorada und Honda am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 200 m Seehöhe. Den 4. Juli. Diese Zartana mit rotgelben Biumenblättern hat nach Hemsley (Biol. centr. am. Botany. UI. 527) ihre Fundorte in Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen, 53 274. 275. 276. 278. 279. Südmexiko und Nicaragua, nach De Candolle (Prodr. XI 599) auch in Venezuela. Lantana lilacina Desf. (?) — Zwischen Guadualita und Verjel, Westhang der Ostcordillere (Columbien); 800—1500 m See- höhe. Den 5. Juli. Das vorliegende Exemplar scheint, nachZahlbruckner, zur äusserst varlablen Lantana hilacina Desf. zu gehören. Letztgenannte Art nennt Schauer (De Candolle: Prodr. XI. p. 604 und Martii Flora bras. IX. p. 262) aus Venezuela, Mittel- und Südbrasilien.: Lantana rugulosa H. B. K. — Zwischen EI Moral und Machin und zwischen Mediacion und Las Cruzes, Quindiu- pass in der Centralcordillere (Columbien); 2000 —2600 m Seehöhe. Den 18. Juli. Nach Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. II. 211) hat die Lantana rugulosa ihre Heimat im interandinen Ge- biet Ecuadors, nach Schauer (De Candolle: Prodr. XI. p. 602) auch in den columbischen Anden. Lantana trifolia L. (?) — La Dorada am mittleren Rio Magdalena (Columbien); gegen 200 m Seehöhe. Anfang oder Ende Juli. Schauer (Martii Flora bras. IX. p. 265) nennt als Verbreitungsgebiet der Lantana trifolia Brasilien, Guyana, Venezuela, Peru und Westindien, Hemsley (Biol. centr. am. Botany. Il. p. 528) ausserdem Centralamerika und das tropische Südamerika im allgemeinen. . Bouchea Ehrenbergii Cham. — La Popa bei Cartagena (Nordcolumbien); etwa 100—150 m Seehöhe. Den 8. August. Schauer (De Candolle: Prodromus. XI. p. 558) führt als Verbreitungsgebiet dieser V’erberacea Mexiko, Columbien, Venezuela und die Antillen an, Hemsley (Biol. centr. am. Botany. II. p. 531) ausserdem das südliche Nordamerika und Guatemala. Stachytarpheta cayennensis Vahl. — Zwischen Guadualita und Verjel, Westhang der Ostcordillere (Columbien); 800 — 1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. — Zwischen Babahoyo und Palmar, am Fuss der Westcordillere (Ecuador); 5 — 30 m Seehöhe. Den 19. August. Schauer (Martii Flora bras. IX. 201) nennt diese Art aus Mexiko, Venezuela, Guyana und Brasilien, Hemsley (Biolog. centr. am. Botany. Il. 532) ausserdem aus Costarica und Westindien und sagt, dass sie südwärts bis Brasilien vorkommt. Stachytarpheta mutabilis Vahl. — Oberhalb Ibague, am Osthang der Centralcordillere (Columbien), Departement Tolima; ca. 1500 m Seehöhe. Zweite Hälfte Juli. Schauer (De Candolle: Prodromus. XI. 565) führt St. mutabilis aus Venezuela, Guyana und den Antillen, Hemsley (Biol. centr. am. Bot. II. 532) ausserdem aus Mexiko an; letzterer sagt, dass sie auch im tropischen Afrika und Asien weitverbreitet ist. 54 280. 281. 282. 283. 284. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Stachytarpheta spec. — Morne-Rouge, oberhalb St. Pierre auf Martinigue (Kleine Antillen); ca. 400 m Seehöhe. An- fang: Juni. Mein Exemplar ist unbestimmbar, da die Blätter fehlen. Verbena caleicola Walp. — Zwischen Tambo und Posco an der Arequipabahn, Westhang der Westcordillere (Südperu); zwischen 300 und 550 m Seehöhe. Den 27. September. Die Hänge bedeckend. „Die vorliesende Pflanze ist höchst wahrscheinlich die von Walpers (Rep. IV. p. 15, 16) als V. calcicola be- schriebene Art (Fundort der Walperschen Pflanze: Peru, Pampa grande de Arequipa).“ „Die Beschreibung stimmt cut auf die vorliegende Pflanze (abgesehen von einigen wechselständigen Blättern; die Blätter der vorliegenden Pflanze sind z. T. gegenständig, z. T. wechselständig). Diese V. calcicola Walp. wird im Index Kewensis mit V. clavata vereinigt, was, falls die vorliegende Pflanze mit V. calcicola Walp. identisch, un- richtig: ist.‘ „Die Antheren der vorliegenden Pflanze zeigen nämlich nicht eine Spur des die Sektion Glandularia (zu welcher V. clavata gehört) charakterisierenden keulenförmigen An- hängsels. „Demnach muss wohl die V. calercola aufrecht erhalten werden. (Neger).“ Verbena tenera Sprengl. — La Cautiva, östlich von Was- hington, Argentinische Pampa; ca. 34° s. Br. und 450 m Seehöhe. Den 19. Oktober. Nach Schauer (De Candolle: Prodromus. XI. 552. — Martii: Flora bras. IX. 194) wächst diese Pflanze in Südbrasilien und in den La-Plata-Staaten, nach Walpers (Repertorium botanices syst. IV. 13) auch in Chile. Duranta Mulis« L. f. — Tegendama bei Bogotä (Colum- bien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. — Zwischen Boca del Monte und Tambo, waldiger Westhang der Ost- cordillere (Columbien) ; 2000—2600 m Seehöhe. Den 12. Juli. Schauer (De Candolle: Prodromus. XT. 616) giebt als Heimat dieser Art die höheren Regionen Columbiens und Venezuelas an. Der auf dieser Pflanze lebende Pilz ist Phyllachora Durantae Rehm. Duranta triacantha Juss. — Tequendama bei Bogotäa (Co- lumbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Schauer (De Candolle: Prodromus. XI. 616) nennt als Heimat dieser Durania-Spezies Ecuador und Peru. Auch auf dieser Duranta wächst Phyllachora Durantae Rehm. „Die Spinae können bei dieser Art nicht als ein voll- kommen zuverlässiges Merkmal betrachtet werden. Beim Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 55 vorliegenden Exemplar sind dieselben nur andeutungsweise zu erkemien. (Neger).“ Familie Zabvatee. 285. 287. 288. 290. Hyptis glomerata Mart. ap. Schrank. — Zwischen El Moral und: Machin, Osthang der Centralcordillere (Columbien); 2000—2400 m Seehöhe. Den 18. Juli. Bentham (De Candolle: Prodromus. XII, 119), Schmidt (Martii Flora bras. VIII, 1. p. 134) und Briquet (Engler und Prantl: Die natürl. Pflanzenfamilien. IV, 3a. p. 339) erwähnen nur brasilianische Fundorte dieser Art. . Hyptis urticoides H. B. K. — Zwischen El Moral und Machin, Centralcordillere (Columbien); 2000—2400 m See- höhe. Den 18. Juli. Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. II. 258) hat diese Art in Mexiko gefunden; Hemsley (Biolog. centr. am. Bot. II. 545) erwähnt sie aus Südmexiko und Gua- temala. - Das vorliegende Exemplar ist, nach Neger, ein spe- cimen depauperatum, welches sich von typischen Exemplaren dadurch unterscheidet, dass die achselständigen Rispen arm- blütig sind. Salvia orophila Briquet nov. spec. — Zwischen Mediacion und Las Cruzes, Quindiupass, Osthang der Centralcordillere (Columbien); 2000—2700 m Seehöhe. Den 17. und 18. Juli. Sehr häufig auf dieser Strecke. (Die Beschreibung dieser neuen Art durch Briquet folgt am Schlusse. Abbildung Tafel III, Fig. 1, 2, 3.) Salvia palaefoha H. B. K. — Toche-alto am Senne Osthang der Centralcordillere (Columbien); etwa 2500 m Seehöhe. Den 18. oder 20. Juli. Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. II. p. 244) giebt die Anden Südcolumbiens als Fundort dieser Art an, auch Briquet (Engler und Prantl: Die natürl. Pflanzenfam. IV, 3a. S. 278) nennt nur die columbianischen Anden als Heimat dieser Salvra. . Salvia pauciserrata Benth. (?). — Zwischen Villeta und Faca- tativä, Westhang der Ostcordillere (Columbien); ca. 1000 bis 2200 m Seehöhe. Den 6. Juli. Diese Salvoia mit scharlachroter Blumenkrone konnte, nach Briquet, wegen Mangel an entwickelten Blüten nicht sicher bestimmt werden, steht aber jedenfalls der pawev- serrata nahe. Bentham (De Candolle: Prodr. XII. 338) und Bri- quet (Engler und Prantl: Die natür. Pflanzenfam. IV, 3a.p.283) führen Columbien als Heimat von S. pauc:serrata an. Salvia rufula Kth. — Quindiupass, Centralcordillere (Co- lumbien); 2700—3400 m Seehöhe. Den 19. Juli. Diese Art hat Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. H, p. 235) ungefähr am nämlichen Fundort gesammelt wie ich; Briquet (Engler und Prantl:]. c. IV, 3a. p. 283) 56 291. 292. 295. 294. 295. 296. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. führt, gleich Humboldt, keine andere Heimat an als die höheren Andenregionen Columbiens. Salvia scutellaroides H. B. K. — Zwischen Verjel und Vil- leta, Westhang der Ostcordillere (Columbien) ; 800—1000 m Seehöhe. Den 5. Juli. — Quindiupass, Centralcordillere (Columbien); 2700—3400 m Seehöhe. Den 19. Juli. Bentham (De Candolle: Prod. XII. 348) führt diese Salvia aus den andinen Gebieten Columbiens und Ecuadors an, Engler und Prantl (Die nat. Pflanzenfamilien. IV, 3a. p. 284) nennen ausserdem Peru. Salvia Theresae Briquet nov. spec. — Zwischen Pucarä und San Antonio, waldiger Westhang der Westcordillere, auf dem nördlichen Wege von Babahoyo nach Guaranda (Ecuador); 1600—3000 m Seehöhe. Den 28. August. (Beschreibung dieser neuen Art durch Briquet am Schlusse dieses Aufsatzes.. Abbildung Tafel II, Fig. 4, 5.) Salvia spee. — Östlich von Mediacion am Quindiupass, Ost- hang der Centralcordillere (Columbien); 2000—2500 m See- höhe. Den 17. Juli. Scutellaria purpurascens Sw. — Zwischen Guadualita und Verjel, Westhang der Ostcordillere (Columbien); 800 — 1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. Diese Labiate ist nach Swartz (Prodromus Pl. Ind. occ. p. 89), Schmidt (Martii Flora bras. VIII, 1. p. 202), Bentham (De Cand. Prodrom. XII. 416) Duss (Plantes de la Guad. et de la Mart. |Annales de l’Inst. Colon. de Marseille III. p. 460]) und Hemsley (Biolog. centr. am. Botany. I. 569) in Südmexiko, Centralamerika, Venezuela, Brasilien, auf den Antillen und auf Trinidad verbreitet. Prunella aeguinoctialis H. B. K. — Tequendama bei Bogotä (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. II 260) hat diese Pflanze, gleich mir, am Westhang der Ostcordillere gesammelt. Die von Kunth (l. ec. H. 260) beschriebene P. aegw.- noctialis ist, nach Bentham (De Candolle: Prodr. XI. p. 411) var. 8 der Prunella vulgaris L., welche Varietät (l. c. p. 410) in Europa und Asien gemein ist, im tropischen Amerika und in Australien vorkommt und auch in Nord- amerika, aber daselbst selten, gefunden wird. Marrubium vulgare L. (= M. hamatum H. B. K.). — Tequendama bei Bogotä (Columbien); 2200—2400 m See- höhe. Den 11. Juli. — Coquimbo, nordchilenische Küste unter ca. 30°%s. Br.; etwa 20—50 m Seehöhe. Den 13. Ok- . tober. | Dieses, ausser in Europa, auch in Westasien, Nord- afrika und Amerika verbreitete Unkraut (De Candolle: Prodrom. XI. 453), welches in Südamerika sehr häufig vor- kommt, wurde von Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. II. p. 250) und Anderen (Hemsley: Biolog. centr. am. 297. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 57 Botan. II. 571) in Mexiko und von St. Hilaire (Martii Flora bras. VII, 1. p. 199) in Südbrasilien gesammelt. Das von mir in Coquimbo gesammelte Exemplar zeichnet sich durch auffallend starke, wollige Behaarung aus, was jedenfalls auf das überaus trockene Klima dieser Region zurückzuführen ist. Stachys grandidentata Lindl. var. — Taltal, nordchilenische Küste; unter ca. 25° 30‘ s. Br. Den 11. Oktober. Engler und Prantl (Die natürl. Pflanzenfamilien. IV, 3a. p. 264) geben als Fundorte der 82. grandidentata die Insel Fernando Po!) und die chilenischen Anden an. De Candolle (Prodrom. XII. 473) nennt ausschliesslich Chile als Heimat und Gay (Historia fisica y politica de Chile. Botanica. IV. p. 503) sagt, dass S2. grandıdentata in ver- schiedenen Varietäten über Chile weitverbreitet ist. Familie Nolanaceae. 298. Nolana prostrata L. — Monte Cristobal bei Lima (Peru); ca. 170—300 m Seehöhe. Den 20. September. Diese von Dunal (De Candolle: Prodromus. XII, 1. p. 10) aus Peru, von Gay (Historia fisica y politica de Chile. Botanica. V.p. 102) aus Nordchile beschriebene Art, gehört einer Familie an, welche nach Engler und Prantl (Die natürl. Pflanzenfamilien. IV, 3b. p. 2—4) 50 Arten hat und auf Peru, Chile und Bolivien beschränkt ist. Es sind meistens Meerstrandgewächse. Familie Solanaceae. 299. Lycopersicum Humboldtii Duss. — Tequendama bei Bogotä 300. 301. 302. (Columbien) 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Die Fundorte dieser Solanacea giebt Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. III. p. 14) aus Venezuela, Dunal (De Can- dolle: Prodromus. XIH, 1. p. 25) aus Mexiko, Brasilien, St. Helena und den Sandwichinseln an. Solanum caripense K. B. K. — Tequendama bei Bogotä (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Kunth (Nov. Genera et Spec. Plant. III. p. 17) nennt als Heimath dieser Pflanze Venezuela, und auch De Can- dolle (Prodromus. XIII, 1. p. 41) erwähnt keine andere. Die Blumenblätter meines Exemplares scheinen rötlich gewesen ZU Sein. Solanum lycioides L. — Tequendama bei Bogotä (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Diese Solanumart ist bisher nur aus Peru bekannt ge- wesen. (De Candolle: Prodromus. XIII, 1. p. 161.) Solanum maritimum Meyen. — Coquimbo, nordchilenische Küste; unter ca. 30°%s. Br. Etwas über Meeresniveau. Den 13. Oktober. Nach Gay (Historia fisica y politica de Chile. Botanica. V. p. 73) erstreckt sich das Verbreitungsgebiet dieser Art an der chilenischen Küste von Copiapo bis Valparaiso. 1) Ob bei dieser Fundortsangabe nicht ein Irrtum unterläuft? 58 303. 904. 805. 806. 307. 308. 809. 310. 311. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Solanum pinnatifidum R. et P. — Monte Cristobal bei Lima (Peru); etwa 170—300 m Seehöhe. Den 20. September. Dunal (De Candolle: Prodromus. XII, 1. p. 65) führt dieses Solanum nur aus Peru an. Solanum quindiuense A. Zahlbr. nov. spec. — Quindiupass, Centralcordillere (Columbien); 2700—3400 m Seehöhe. Den 19. Juli. (Beschreibung dieser neuen Art durch Dr. Zahlbruckner am Schlusse dieses Aufsatzes. Abbildung Tafel IV, Fig. 1, 2.) Solanum Theresiae A. Zahlbr. nov. spec. — Thal von La Paz (Bolivien), häufig; 3700—3800 m Seehöhe. Erste Tage Oktober. Im lebenden Zustande ist die Farbe der Corolla dieses Solanums ein bläuliches Lila. (Beschreibung dieser neuen Art durch Dr. Zahlbruckner am Schlusse dieses Aufsatzes. Abbildung Tafel V, Fig. 1, 2.) Solanum spec. — Soacha bei Bogota (Columbien); ca. 3400 m Seehöhe. Mitte Juli. Diese Pflanze gehört in die Sect. Pachystemonum Sub- sect. Lycianthes. Eine genauere Bestimmung derselben ist in Anbetracht ihres unvollkommenen Zustandes nicht möglich. Jochroma lanceolata Miers. — Quindiupass (Mediacion?), Osthang der Centralcordillere (Columbien); ca. 2000 m See- höhe. Zweite Hälfte Juli. Diese Solanacea ist nach Weddell (Chloris Andina. I. 99) von Goudot gleichfalls im Quindiugebirge gesammelt worden. Ausser in "Columbien wurde sie auch in Beuador gefunden. (De Candolle: Prodromus. XIII, 1. p. 489). Dunalia solanacea H. B. K. — Quindiupass, Centraleordillere (Columbien); 2700—3400 m Seehöhe. Den 19. Juli. Diese schöne Pfianze ist auf Columbien beschränkt (Engler und Prantl: Die natürl. Pflanzenfamilien. IV, 3b. S. 14. chilense Miers. — Sierra de Uspallata (Westargen- tinien); ca. 2000 m Seehöhe. Den 18. Oktober. Diese Art geben sowohl Dunal (De Candolle: Prodrom. RUE Ep: 514) wie Gay (Historia fis. y polit. de Chile. V. p. 92) und Engler und Prantl (Die natürl. Pilanzen- familien. IV, 3b. S. 14) nur aus Chile an. Datura spec. — Zwischen Verjel und Villeta, Westhang der Osteordillere (Columbien); 900 — 1900 m Seehöhe. Den 5. Juli. Dieses Exemplar ist durch Schimmel ganz zerstört. Browallia demissa 1. — Zwischen Playas und Balsabamba, waldiger Westhang der Westcordillere (Heuador); ca. 100— 650 m Seehöhe. Den 20. August. Bentham (De Öandolle: Prodrom. X .197)u. Hemsley (Bivlog. centr. am. Botany. II. 438) nennen Centralamerika, Westindien, Columbien, Guyana und Brasilien als Ver- breitungsgebit dieser Pflanze. Schmidt (Martii Flora bras. VII, 1. p. 255) erwähnt nur die brasilianischen Fundorte. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 59 Familie Serophulariaceae. 312. 313. 314. 315. 316. 37. Calceolaria ericoides Vahl. — Päramo des Chimborazo (Ecu- ador); an 4000 m Seehöhe. Ende August. Vahl (Emuneratio Plantarum. I. 190) nennt als Heimat dieser Calceolaria Peru(?), Weddell (Chloris Andina II 140) die hochandinen Regionen Ecuadors, speziell der Um- gegend Quitos. Calceolaria glutinosa Heer et Regel. — Zwischen Mediacion und Las Cruzes am Quindiupass, Osthang der Centralcor- dillere (Columbien); 2000—2700 m Seehöhe. Den 17. oder 18. Juli. Schlechtendahl (Linnaea. XIV.p.197) und Hemsley (Biolog. central. am. Botany II 439), nach Schlechten- dahl, führen diese Art aus Guatemala an, auch ist sie schon in Mexiko beobachtet worden, wie es scheint aber noch nicht in Columbien. Die Blüte ist gelb. Calceolaria perfoliata L. f.(?) — Quindiupass, Osthang der Centraleordillere (Columbien); 2700—3400 m Seehöhe. Den 19. Juli. Bentham (De Candolle: Prodromus. X. 211) führt diese Art aus Columbien an. Neger vermutet, dass zu dieser Art ©. Pavoni Benth. aus Peru (D. C. 1. c. XII. 211) und einige andere Arten zu ziehen sein werden. Calceolaria tenwis Benth(?) — Zwischen Pocho de S. Lucia und Las Palmas, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 1500—2300 m Seehöhe. Den 21. August. ©. tenuis ist von Bentham (De Candolle: Prodrom. X. 205) aus Peru angeführt. Das vorliegende Exemplar stimmt, nach Neger, recht sut auf die Beschreibung von (©. Zenwis in DC. Prodr. Im Münchener Herbar existiert kein Exemplar dieser Art, eben- sowenig in der Litteratur eine Abbildung derselben. Calceolaria spec., und zwar entweder (. nudicaulis Benth. oder C. corymbosa R. et P. — Ornillo am Westhang des Uspallatapasses (Chile); ca. 1300 m Seehöhe. : Den 15. Ok- tober. Bentham (De Candolle: Prodromus. X. 208. 210) und Gay (Historia fisica y politica de Chile. Botanica. V. 179. 181) erwähnen C©. nudieaulis aus den chilenischen Anden, CO. corymbosa aus Chile, von Coquimbo südlich bis Valdivia. Da an meinem Exemplare die grundständigen Blätter fehlen, ist es, nach Neger, nicht möglich zu einem ab- schliessenden Urteil über die Spezies, zu der es gehört, zu gelangen. Calceolaria spec. (CO. erenata Lam. aff.).. — Zwischen Pocho de Santa Lucia und Las Palmas, Westhang der Westcordillere (Eeuador); 1500—2300 m Seehöhe. Den 21. August. 60 318. 319. 321. 322. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. ©. crenata wird von Bentham (De Candolle: Prodr. X. 221) aus der Nähe von Quito (Ecuador) verzeichnet. Da an meinem dunkelgelb blühenden Exemplare die unteren Blätter fehlen, ist eine sichere Bestimmung ausge- schlossen. Oalceolaria spec. — Tequendama bei Bogot& (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Eine genauere Bestimmung meines Exemplares ist, nach Neger, in Ermangelung der grundständigen Blätter, absolut unmöglich. Alonsoa caulialata R. et P. — Monserrate bei Bogotä (Co- lumbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. — Tequen- dama bei Bogotä (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. — Ritt von Babahoyo zum Chimborazo (Ecuador), vielleicht westlich von Chapacoto, im inter- andinen Gebiet; 2700—3000 m Seehöhe. Zweite Hälfte August. (Trotz des etwas abweichenden Aussehens dürfte das Exemplar von Ecuador auch zu A. caubalata B. et P. zu zählen sein.) Bentham (De Candolle: Prodromus. X. p. 250) führt als-Verbreitungsgebiet dieser Art Mexiko, Columbien und Venezuela an, Weddell (Chloris Andina. II. p. 133) ausser- dem Ecuador und Hemsley (Biol. centr. am. Botany. I. p. 440) Peru. . Alonsoa incisaefoha R. et P. — Coquimbo, nordchilenische Küste; unter ca. 30° s. Br. Etwa 20—40 m Seehöhe. Den 13. Oktober. Bentham (De Candolle: Prodr. X. p. 250) und Gay (Historia fisica y politica de Chile. Botanica. V. p. 117) nennen nur Chile als Heimat dieser Alonsoa-Art; der Kew Index führt sie aus Peru an und Schmidt (Martii Flora bras. VII, 1. p. 248) aus Ostbrasilien, häl tsie aber daselbst für wahrscheinlich kultiviert. Neger vermutet, dass A. inceisaefohia nicht verschieden ist von A. caubalata. Digitalis purpurea L. — Zwischen Villeta und Facatativa, Westhang der Ostcordillere (Columbien); ca. 1600—2700 m Seehöhe. Den 6. Juli. — Monserrate bei Bogotä (Colum- bien); 2700—3000 m Seehöhe. Den 8. Juli. Diese aus Westeuropa stammende Pflanze ist, nach Neger, in Südamerika weit verbreitet und findet sich ver- wildert sogar in den entlegensten Gegenden der Urwald- region Südchiles. Alectra? spec. — Zwischen Pocho de S. Lucia und La Palmas, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 1500 bis 2300 m Seehöhe. Den 21. August. „Analyse der Blüten unmöglich, weil dieselben total verschimmelt sind.“ „Die sehr charakteristischen Samen mit netzförmiger Testa, in welcher der Same selbst suspendiert erscheint, 324. 325. 326. 327. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 61 lassen darauf schliessen, dass die Pflanze eine Alectra ist oder wenigstens dieser Gattung nahe steht. Eine genauere Bestimmung ist angesichts der fehlenden Blätter unmöglich. (Nesier)).; . Castilleja fissifolia L. f. var. « — Quindiupass, Osthang der Centraleordillere (Columbien); 2700—3000 m Seehöhe. Den 19. Juli. Diese Varietät « ist, nach Weddell (Chloris Andina. II. 119), in Venezuela, Columbien, Ecuador und Peru ver- breitet. var. # divaricata Benth. — Zwischen Villeta und Faca- tativä, Westhang: der Ostcordillere (Columbien); ca. 2000— 2700 m Seehöhe. Den 6. Juli. —- Quindiupass, Osthang der Centralcordillere (Columbien); 2700—3000 m Seehöhe. Den 14. Juli. Varietät &£ hat nach Weddell (l. c. I. 119) ihre Fundorte nur in Venezuela und Columbien. var.?. — Zwischen Pucarä und Guaranda, interandines Gebiet; (Ecuador). Ca. 3000 m Seehöhe. Den 29. August. Weddell (Chloris Andina. II. 118, 119) zieht ver- schiedene von Bentham (De Candolle: Prodromus. X. 533 534) aufgestellte Arten so z. B. divaricata, als var. zu Jissifolia L. £. Castilleja stricta Benth. af. — Monserrate bei Bogotä. (Columbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Weddell (Chloris Andina. II. 418) betrachtet C. strieta Benth. als Synonym mit der Stammform von (©. fissifolia, L. £. u. führt sie (l. c. 419) als solche aus Venezuela, Co- lumbien, Ecuador und Peru an, indessen Bentham (De Candolle: Prodr. X. 534) seine C. strieta nur vom Fuss des Chimborazo erwähnt. Neger sagt, dass ihm bei der grossen Anzahl von in- einander übergehenden Formen der Caszilla)a-Arten eine ganz sichere Bestimmung der vorliegenden Pflanzen nicht möglich gewesen ist. Castilleja tenuiflora Benth.(?). — Tequendama bei Bogotä (Columbien); ca. 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Bentham (De Candolle: Prodr. X. 533) nennt als Verbreitungsgebiet der (©. tenuiflora Mexiko und Guatemala, Hemsley (Biolog. centr. am. Bot. II. 463) nur Südmexiko. Soweit bei der Dürftigkeit des Materiales geurteilt werden kann, ist, nach Neger, die vorliegende Pflanze identisch mit dem Original der C. Zenuiflora Benth. (Pl. Hartwegianae) in Berlin. Castilleja spec. (tenuiflora Benth?). — Tequendama_ bei Bogotä (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. „Neben einzellreihisen, einfachen Deckhaaren die typischen Euphrasiadrüsenhaare. (Solereder.)“ Castilleja spec. — Tequendama bei Bogotä (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. 62 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. „Langgestielte Drüsenhaare mit scheibenförmigem, durch wenige Vertikalwände geteiltem Köpfchen: ausserdem cha- rakteristische Euphrasiendrüsen: | „Die Zweigstructur trifft auf eine Scrophularinee zu. (Solereder.)* 328. Lamourouzxia virgata. H. B. K. — Zwischen S. Jose de Chimbo und Guaranda, interandines Gebiet (Ecuador); 2500—2600 m Seehöhe. Den 23. August. Diese Pflanze führt Bentham (De Candolle: Prodr. X. 541) nur aus der Umgegend (Quitos (Ecuador) an. Meinem Exemplare fehlen die Blätter. Familie Dignonvaceae'). 329. Arrabidaea candıcans DC. — Barrancas am Rio Lebrija, Nebenfluss des Rio Magdalena (Columbien); 50—70 m See- höhe. Den 22. Juni. Bureau und Schumann (Martii Flora brasiliensis. VII, 2. p. 59) erwähnen, dass diese Art in den Wäldern am Rio Magdalena, im brasilianischen Amazonasgebiet. in Guyana und Bolivien verbreitet ist. Die Corollenfarbe des von mir gesammelten Exemplares ist rotlila. 330. Paragonia pyramidata Bureau. — Südwestlich von Ana- poima, am Westhang der Östcordillere (Columbien ); Departement Cundinamarca. 200—1000 m Seehöhe. Den 13. Juli. Diese in Brasilien, Guyana und Venezuela vorkommende Art (Martii Flora bras. VIII, 2. p. 183), ist von Moritz Wagner (Herb. Monac.) in Panama beobachtet worden. 331. Macrantisiphon longiflorus. K. Sch. (= Bignonia guayaqui- lensis DC.). — Estero Salado bei Guayaquil (Westecuador), Meeresniveau. Mitte August oder Anfang September. Bureau und Schumann (Martii Flora bras. VIII, 2. p. 189) nennen Fundorte dieser grellrot blühenden Liane aus Peru und Ecuador, aus letzterem Land, nach Hum- boldt und Ruiz, speziel Guayaqul. Auch Gaudi- chaud (De Candolle: Prodromus. IX. p. 155) hat sie bei Guayaquıil gesammelt. 332. Oydısta aequinoctialis Miers. — Zwischen Calamar und Carta- sena (Nordcolumbien), Departement Bolivar. Mit lichtem Wald bestandene Gegend; wenig über Meeresniveau. Den 4. August. Nach Bureauund Schumann (MartiiFlor. bras. VIII, 2. p. 247) und nach Hemsley (Biologia central. amer. Botany. H. 490) ist das Verbreitungsgebiet dieser Bigno- niacea Nordbrasilien, Guyana, Venezuela, Columbien, Central- amerika und die Antillen. 1) Die Reihenfolge der Bignoniaceengattungen ist, entgegen derjenigen der Gattungen der anderen Familien, nach Engler und Prantl (Die natür- lichen Pflanzenfamilien. IV, 3b. 213 und ff.) zusammengestellt, da Durand (Index Generum Phanerogam.) nicht alle hier vorkommenden Gattungen anführt. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 63 333. Phryganocydia corymbosa Vent. — Cano de Torcoroma am Rio Lebrija, Nebenfluss des Rio Magdalena (Columbien) ; 50—70 m Seehöhe. Den 25. Juni. Diese einzige Art ihrer Gattung ist über Columbien, Venezuela, die Insel Trinidad, Brasilien und Argentinien verbreitet. (Martii Flora bras. VIII, 2. p. 250.— Hems- ley: Biolog. centr. am. Botany. H. 492). Diese Liane mit rotlila Corollen sahen wir auf hoch- überschwemmtem Terrain inmitten des Wassers blühen. 334. Stenolobium molle Seem. (an sambucifolium Seem.?) Zwischen Verjel und Villeta, Westhang der Ostcordillere (Colum- bien); S00—1800 m Seehöhe. Den 5. Juli. Engler und Prantl (Die natürl. Pflanzenfamilien IV, 3. b. p. 240) nennen als Verbreitungsgebiet dieser Pflanze Mexiko bis Peru, und Hemsley (Biolog. centr. am. Botany H. 492) fügt noch Chile hinzu. 335. Beignoniacea (?) — Zwischen Verjel und Villeta, Westhang der Ostcordillere (Columbien); 800—1800 m Seehöhe. Den 5.2.Jhul. „Gefiedertes Blatt! In den Blattrhachis nur kleine hendyoedrische und stäbchenförmige Krystalle; einfache Gefässdurchbrechungen. Blattbau bifazial; kleinere Nerven durchgehend. NB! Deckhaare ein- oder mehrzellig, im zweiten Fall baumartig verästelt. Scheibenförmige , kurzgestielte Aussendrüsen ; ihre Köpfchen nur durch Vertikalwände geteilt. (Solereder.)“ Familie Gesneriaceae. 336. Kohieria elongata (H. B. K.) Hanst. non Regel (= Brachyloma elongatum Hanst.). — Zwischen Ibague und Mediacion, Osthang der Centralcordillere (Columbien); 1500 — 2500 m Seehöhe. Den 17. Juli. — Zwischen Mediacion und EI Moral, Osthang etc. (Columbien); über 2000 m See- höhe. Den 17. Juli. Das eine der zwei Exemplare, welche zwischen Ibague und Mediacion gesammelt wurden, ist, nach Fritsch, eine Form mit auffallend kurzen Blütenstielen. K. elongata wird von Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. 1.318) als fraglich aus Ecuador angegeben. Hans- tein (Linnaea XXIX.p. 533. 576) nennt diese Art aus Co- lumbien und zwar speziell aus den Quindiubergen, woher auch die von mir gesammelten Exemplare stammen. 337. Kohleria spicata (H. B.K.) Oersted (= Isoloma spicatum Den.). — Zwischen Verjel und Villeta, Westhang der Ost- cordillere (Columbien); 800—1800 m Seehöhe. Den 5. Juli. — Zwischen Balsabamba und Pocho de Santa Lucia, West- hang der Westcordillere (Ecuador); 700—1500 m Seehöhe. Den 21. August. Mein Exemplar aus Ecuador ist, nach Fritsch, eine Form mit mehr als drei wirtelständigen Blättern. 64 338. 339. 340. 341. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. I. 316) hat K. spicata am Fuss der Centralcordillere (Columbien) gefunden; jetzt ist sie auch aus Mexiko, Costarica, Vene- zuela und Ecuador bekannt (Engler und Prantl: Die natürlichen Pflanzenfamilien. IV, 3 b. p. 178). Aus dem Münchener Herbarium liegt, nach Neger, die gleiche Pflanze als /soloma spec. von Kerber (No. 73) in Mexiko ge- sammelt vor. Episcia melittifolia Mart. — Morne-Rouge, oberhalb St. Pierre auf Martinique (Kleine Antillen); ca. 400 m Seehöhe. Anfang Juni. Grisebach (Flora of British Westindia p. 462) und Duss (Plantes de la Guadeloupe et de la Martinique I anales de l’Institut Colonial de Marseille. III. p. 431]) ühren diese Gesneriacea von den Antillen, Engler und Prantl (Die natürl. Pflanzenfam. IV, 3b. p. 169) ausser- dem aus Guyana an. Gesneriacea. — Zwischen Las Palmas und Passhöhe, West- hang der Westcordillere (Ecuador); 2300—3000 m Seehöhe. Den 22. August. Nach Fritsch ist diese Pflanze wegen Mangels der Blumenkrone unbestimmbar. Gesneriaceae (ex anatomia). — Urwald zwischen Pacana und Playa Limon, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 200—470 m Seehöhe. Den 30. August. Gesneriacea (?). — Zwischen Verjel und Villeta, Westhang der Östecordillere (Columbien); 900—1900 m Seehöhe. Den 5. Juli. „Flores monstrosi! (Solereder.)‘ Dieses Exemplar hat durch Schimmel sehr gelitten. Familie Acanthaceae. 342. 343. 344. Thunbergia grandiflora Boxb. #** cuspidata N. ab Es. — Morne-Rouge oberhalb St. Pierre auf Martinique (Kleine Antillen); ca. 400 m Seehöhe. Anfang Juni. Diese aus Ostindien stammende Pflanze wird, nach Duss (Plantes de la Guadeloupe et de la Martinique [Annales de l’Inst. Colon. de Marseille. FII. 428. 429]), nebst einigen anderen T’hunbergia-Arten sowohl auf Guadeloupe wie auf Martinique kultiviert und hat sich daselbst ein- gebürgert. Ruellia obtusa N. ab Es. — Unterer Rio Magdalena (Nord- columbien).. Wenig: über dem Meeresniveau. Den 19. Juni. — La Popa bei Cartagena (Nordcolumbien); 50—150 m Seehöhe. Den 8. August. Nees ab Esenbeck (De Candolle: Prodromus. XI. p- 153) erwähnen als Fundort dieser Art ausschliesslich Columbien, und zwar speziell Cartagena. Dicliptera multiflora Juss. — Zwischen Babahoyo und Palmar (Westecuador); 5 — 30 m Seehöhe. Den 19. August. 345. 346. 347. 348. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 65 Nach Nees ab Esenbeck (De Candolle: Prodro- mus. XI. p. 486) und nach Lindau (Engler und Prantl: Die natürl. Pflanzenfamilien. IV, 3b. p. 333) ist diese .Di- cliptera von Mexiko bis Ecuador verbreitet. Ruiz et Pavon (Flora peruvian. et chilens. I. p. 10) und Vahl (Enumeratio Plantarum. I. 160) nennen auch Peru als Hei- mat. In der Biologia centrali americana (Botany. I. 525) ist nur Südmexiko erwähnt. Nach Neger passt die in De Candolle (I. c. 486) gegebene Beschreibung durchaus auf die vorliegende Pflanze. Sanchezia (= Ancylogyne) munita N. ab. Es. — Urwald bei Boca de Saino am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. etwas über 100 m Seehöhe. Den 30. Juni. Diese rotblühende Sanchezia-Art ist von Engler und Prantl (Die natürlichen Pflanzenfamilien. IV, 3b. p. 294) nur aus Brasilien und von Nees ab Esenbeck (Martii Flora bras. IX.p. 64) nur aus dem (brasilianischen?) Ama- zonasgebiet erwähnt. Jacobinia colorata (N. ab Es.) Lindau (= Sericographis colorata N. ab Es. in Bentham Plantae Hartwegianae p- 148). Zwischen Las Palmas und der Passhöhe, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 2300—3000 m Seehöhe. Den 22. August. In Bentham Plant. Hartweg. p. 148 und auch in De Candolle (Prodromus. XT. p. 364) wird diese Art nur aus den südecuadorianischen Anden erwähnt. Acanthacea. — Östlich von Guadualita, Westhang der Ost- cordillere (Columbien); mehr als 1000 m Seehöhe. Den 32 Juli. Das vorliegende Exemplar ist durch Schimmel fast ganz zerstört. Acanthacea. — Zwischen Pacanä und Playa Limon, waldiger Westhang der Westcordillere (Ecuador); 200—460 m See- höhe. Den 30. August. Das vorliegende Blatt ist nicht näher bestimmbar. Familie Rubvaceae. 349. 350. Manettia meridensis K. Sch. — Zwischen El Moral und Machin, Osthang der Centralcordillere (Columbien); 2000 bis 2400 m Seehöhe. Den 18. Juli. Schumann (Martii: Flora brasiliensis. VI, 6. p. 179) giebt als Fundort dieser Art einzig die Provinz Merida in Venezuela an. Arcythophyllum (= Hedyotis) nitidum H. B. K. — Monser- rate bei Bogotä (Columbien) 2700-3100 m Seehöhe. Den 6. Juli. Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. III. 306) hat diese Art in der Umgegend von Bogotä gesammelt. Weddell (Chloris Andina. II. 44) erwähnt auch einen vene- zolanischen Fundort. Beihefte Bot. Centralblatt. Bd. XIII. 1902. 5 66 sol 358. 306. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. . Hamelia patens Jacq. — Morne-Rouge, oberhalb St. Pierre auf Martinique (Kleine Antillen); 430 m Seehöhe. Den 9. Juni. — Baranquilla (Nordcolumbien), etwas über Meeres- niveau. Den 17. Juni. — Zwischen Verjel und Villeta, Westhang der Ostcordillere (Columbien); 900—1900 m See- höhe. Den 5. Juli. Diese Pflanze, welche auf Martinique selten zu sein und auf Guadeloupe gar nicht vorzukommen scheint (Duss: Plantes de la Guadeloupe et de la Martinique [Annales de I’ Institut Colonial de Marseille. III. 331]), ist nach Schumann (Martii Flora bras. VI, 6. p. 322) und Hemsley (Biologia centr. am. Botany. II. 34) in Florida, Mexiko, Centralamerika, auf den Antillen, in Columbien, Venezuela, Brasilien, Ecuador und Peru verbreitet. . Oruikshanksia tripartita Philippi. — Taltal, nordchilenische Küste; ca. 25° 30° s. Br. Den 11. Oktober. Philippi (Florula Atacamensis. p. 26) nennt als Fund- orte dieser gelbblühenden Pflanze verschiedene Punkte der Atacamawüste (Chile), unter anderen auch Taltal. Palicourea costata Benth. — Zwischen Boca del Monte und Tambo, waldiger Westhang der Ostcordillere (Columbien), auf dem Wege von Bogotä nach Girardot; 2000— 2600 m Seehöbe.e Den 12. Juli. Humboldt (Kunth: Noy. Gen. et Spec. Plant. III. 286) hat diese Art am Orinoco und Rio Negro gesammelt. 4. Pahicourea nov. spec. — Zwischen Las Palmas und der Passhöhe gegen Chapacoto zu, auf dem Wege nach Gua- randa; waldiger Westhang der Westcordillere (Ecuador). 2300—3100 m Seehöhe. Den 22. August. Professor Schumann in Berlin hat diese Pflanze als nov. spec. bestimmt. Eine Beschreibung derselben ist zweck- los, da die Blätter fehlen. . Uruparia tomentosa (Willd.) K. Sch. (= Cephaöhs tomen- tosa Willd.).. — Wald hinter Port of Spain auf der Insel Trinidad; Meeresniveau. Den 11. Juni. Diese Rubiacee hat nach Müller-Argoviensis (Martii Flora bras. VI, 5. p. 371) ihre Fundorte am ÖOrinoco, in Guyana und in Brasilien, nach Grisebach (Flora of the British Westindian Islands. p. 346) und Hemsley (Biolog. centr. am. Botany. II. 53) ausserdem auf Trinidad, in Mexiko und über Centralamerika südwärts bis Peru. Divodia rigida Cham. et Schlecht. var. — Tequendama bei Bogota (Columbien).. 2200—2500 m Seehöhe. Den 11.Juli. Schlechtendahl (Linnaea. HI. p. 341), Grisebach (Flora Brit. Westind. Islands p. 348), Schumann (Martii Flora bras. VI, 6. p. 32) und Hemsley. (Biolog. centr. am. .Botany. U. p. 55) geben D. rigida aus Guatemala, den Antillen und von Venezuela südwärts bis Uruguay an; Schumann (]l. ce.) nennt als Verbreitungsgebiet ausserdem die Gesellschaftsinseln. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 67: Das vorliegende Exemplar stimmt mit keiner der in Schumann (l. ce.) beschriebenen Varietäten überein. 357. Borreria laevis Griseb. — Morne-Rouge, oberhalb St. Pierre Rn maue (Kleine Antillen); ca. 400 m Seehöhe. Den 9. Juli. Das Verbreitungsgebiet dieser Borreria sind nach Schumann (Martii Flora bras. VI, 6. p. 44. 403) und Hemsley (Biol. centr. am. Botany. II. p. 59) die Antillen, Centralamerika, Venezuela, Guyana, Ecuador und Peru. ‚Duss (Plantes de la Guadeloupe et de la Martinique |Annales de I’Institut Colonial de Marseille. III. p. 348]) sagt, dass sie auf Martinique häufie vorkommt. Familie Cucurbitaceae, 358. Momordica Charantia L. — Zwischen La Dorada und Honda, mittlerer Rio Magdalena (Columbien); etwas unter 200 m Seehöhe. Den 4. Juli. Diese in den tropischen und subtropischen Gegenden der ganzen Erde vorkommende Pflanze ist in Amerika jedenfalls eingeschleppt worden. (De Candolle: Suites au Prodromus. HI. p. 437”. — Engler und Prantl: Die natürlichen Pfianzenfamilien. IV, 5. p. 24). Familie Campanulaceae. 359. Centropogon surinamensis (L.) Pre. — Zwischen Playas und Balsabamba, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 100—600 m Seehöhe. Den 20. August. Hemsley (Biolog. centr. am. Botany. I. p. 264) sagt, dass diese Art auf den Antillen und von Panama südwärts bis Peru und Brasilien vorkommt. Nach Kanitz (Martii Flora bras. VI, 4. p. 134) ist sie über Brasilien weit ver- breitet. 360. Centropogon (?) uncinatus A. Zahlbr. nov. spec. — Zwischen Babahoyo und Parämo des Chimborazo (Westecuador); zweite Hälfte August. (Die nähere Fundortangabe ist durch die auf S. 5. Anmerk. 1. erwähnte Beschädigung des Her- bars verloren gegangen). (Beschreibung dieser neuen Art durch Dr. Zahl- bruckner siehe am Schlusse dieses Artikels. Abbildung Tafel III, Fig. 4, Tafel V, Fig. 3.) 361. Siphocampylus ferrugineus G. Don. — Quindiupass, Central- cordillere (Columbien); 2700—3400 m Seehöhe. Den 16. Juli. De Candolle (Prodromus. VII. 403) nennt als Heimat dieser Art die kalten Regionen Columbiens, speziell die Umgegend Bogotäs. 362. Siphocampylus Columnae (Mutis) G. Don. — Monserrate bei Bogotä& (Columbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den Ss. Juli. Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. Lil. 236) hat Sephocampylus Columnae bei Bogotä gesammelt, und auch De Candolle (Prodromus. VII. 398) führt Keinen anderen Fundort an. 5* 68 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. „Die vorliegenden Campanulaceen scheinen, ihrem Blütenbau nach zu urteilen, ornithophil zu sein. Wahr- scheinlich wird die Bestäubung durch Kolibris vermittelt. (Neger.)“ Familie Compositae. 363. Piqueria artemisioides H. B. K. — Umgegend von S. Mateo 369. 366. 368. an der Oroyabahn, Westhang der Westcordillere (Peru); 3200 m Seehöhe. Den 16. September. Humboldt hat diese Art zuerst im interandinen Ge- biet von Mittelecuador entdeckt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. IV. 120). In DeCandolle (Prodromus. V.p. 105) ist sie ausser aus Ecuador auch aus Peru erwähnt. In der Umgegend von S. Mateo sahen wir Piqueria artemisioides individuenreich vertreten. . Ophryosporus triangularıs Meyen. — Coquimbo, nordchile- nische Küste; unter ca. 30%s. Br. Etwa 20-50 m Seehöhe. Den 13. Oktober. Meyen (Reise um die Erde. I. 402) hat diesen Strauch in der Provinz Atacama (Chile) entdeckt. Stevia Benthamiana Hieron. — Tequendama bei Bogotä (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Als Fundorte dieser Art giebt Hieronymus (Engler: Botanische Jahrbücher. XXVIN. S. 561) das Caucathal (Co- lumbien) und die Umgegend Quitos (Ecuador) an. Eupatorium azangaroense GC. H. Schultz Bip. — Päramo des Chimborazo, unterhalb der Passhöhe zwischen Ganquis und Yaguarcocha (Westecuador); gegen 4000 m Seehöhe. Ende August. Weddell (Chloris Andina. I. 217), Hieronymus (Engler: Botan. Jahrb. XXVHI. 574) und Sodiro (Engler l. ce. XXIX. 13) führen als Heimat dieser Art die andinen Regionen Venezuelas, Ecuadors, Perus und Boliviens an. . Eupatorium conyzordes Vahl. — Zwischen Villeta und Faca- tativd, Westhang der columbianischen Ostcordillere; ca. 1000—2000 m Seehöhe. Den 6. Juli. De Candolle (Prodromus. V. p. 143) nennt als Ver- breitungsgebiet dieser Art Mexiko, Cuba und Brasilien, Hemsley (Biologia centr. am. Botany. II. 94) Nordmexiko bis Costarica; Klatt (Engler Botan. Jahrb. VII. 34) und Hieronymus (Engler ]. c. XIX. 45) führen Columbien an, und letzterer (Engler 1. c. XXVIHI. 564) erwähnt ausserdem Ecuador. Baker (Martii Flora bras. VI, 2. p. 277) fügt diesen Ländern noch Peru und Argentinien bei. Die Corolla des vorliegenden Exemplares ist lila. Eupatorium humile (Benth.) Hieron. (= Conoclinium humile Benth.) — Monserrate bei Bogotä (Columbien) ; 2700—3100m Seehöhe. Den 8. Juli. Bentham (Plantae Hartwegianae. p. 200) giebt als Fundort dieser Art die Cordillere bei Bogotä an. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 69 369. Eupatorium Klattianum Hieron. (= E. umbrosum Klatt). — Zwischen Guadualita und Verjel, Westhang der Ost- cordillere (Columbien); 800—1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. Hieronymus (Engler: Botan. Jahrb. XX VIII. 573) giebt von dieser Art keinen Fundort an; Klatt (Engler 1. c. VIll. 36) nennt das Departement Cundinamarca (Columbien) als Heimat derselben. 370. Eupatorium obscurifolium Hieron. — Zwischen Playas und Balsabamba, Westhang der Westcordillere (Ecuador); ca. 50—650 m Seehöhe. Den 20. August. — Zwischen Balsa- bamba und Pocho de Santa Lucia, Westhang der West- cordillere (Ecuador); 650—1500 m Seehöhe. Den 21. August. Als Fundorte dieser erst im Jahre 1901 publizierten Pflanze nennt Sodiro (Engler: Botan. Jahrb. XXIX. 9) den Westhang der Anden bei Cuenca (Ecuador) und die subandinen Regionen des Chimborazo (Ecuador). 371. Eupatorium pichinchense H. B. K. — Zwischen Las Palmas und der Passhöhe, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 2300—3000 m Seehöhe. Den 22. August. Von dieser Art sind in der Litteratur Fundorte bisher nur aus Ecuador erwähnt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. IV. 95. — Hieronymus in Engler, Botan. Jahrb. XXVIIL 974.= Sodiro m Enoler 1. ce. XXIX. 13). 372. Eupatorium stoechadifolium. L. f. — Monserrate bei Bogotä (Columbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Als Heimat dieses Zupatoriums nennt Linne (Suppl. Plant. 355) Südamerika ohne nähere Fundortsangabe; Hieronymus (Englers Bot. Jahrb. XXVIII. 569) erwähnt als solche den Rand der Hochebene von Bogotä (Columbien). 373. Eupatorium virgatum Schrad. — Zwischen El Moral und Machin, Osthang der Centralcordillere (Columbien); 2000 bis 2400 m Seehöhe. Den 16. Juli. Hieronymus (Engler: Botan. Jahrb. XIX. 45) nennt als Fundort dieser Art Pocho im Departement Cundina- marca (Columbien). In De Candolle (Prodromus. V. 159) ist sie nur im allgemeinen aus Südamerika angeführt. 374. Haplopappus parvifohus (DC) A. Gray (= Pyrrocoma parvi- - folia DC.). — Coquimbo, nordchilenische Küste; unter ca. 30° s. Br. Etwa 30—60 m Seehöhe. Den 13. Oktober. Diese Art hat nach De Candolle (Prodromus. V. 351) und nach Gay (Historia fisica y politica de Chile. Botanica. IV. 63) ihre Fundorte in den Cordilleren Nord- und Mittelchiles. 375. Haplopappus velutinus Remy. — Ornillo auf dem Uspallata- pass (Chile), Westhang der Anden; etwa 1300 m Seehöhe. Den 15. Oktober. Gay (Historia fisica y politica de Chile. Botanica. IV. 58) giebt als Heimat dieser Art die chilenischen Anden, von der Provinz Coquimbo südwärts bis zur Provinz Col- 70 376. 877. 378. 379. 380. 381. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. chagua, an. Auch Weddell (Chloris Andina. I. 209) nennt kein anderes Verbreitungsgebiet. Das vorliegende Exemplar ist von Solereder nach der Beschreibung in Gay (l. c. 57) bestimmt. Lepidophyllum (= Polycladus) cupressinum Philippi. — Puna zwischen Uyuni und Calama, etwa bei Ascotan (Nord- chile); ca. 4000 m Seehöhe. Den 7. Oktober. Philippi (Florula Atacamensis. p. 34) führt diese Art aus ziemlich bedeutender Höhe aus Nordchile an, von einem etwas südlicher gelegenen Fundorte als derjenige ist, an welchem ich mein Exemplar gefunden habe. „Ich halte die vorliegende Pflanze nach der Blüten- analyse und den sonstigen Merkmalen für Polycladus cu- pressinus; auch der Fundort stimmt. Die zweite, in Anales de la Universidad de Chile. Bd. 34. 1873. p. 492 Polycladus-Art, P. abietinus Philippi, weicht von den vor- liesenden durch den Besitz deutlicher Zungenblüten ab. (Sollereder), Lepidophyllum quadrangulare Benth. Hook. (= Dolichogyne lepidophylia Wedd.).. — Zwischen Arequipa und Puno, namentlich gegen die Passhöhe von Crucero alto, 4470 m Seehöhe, und zwar hauptsächlich westlich von letzterer (Südperu). Den 29. September. — Auf der Puna südlich von La Paz (Bolivien), nördlich und südlich von Ayoayo; ca. 4000 m Seehöhe. Den 3. und 4. Oktober. Diese charakteristische Punapflanze hat nach Weddell (Chloris Andina. I. 182) ihre Fundorte in Südperu, Nord- chile und Nordbolivien, namentlich südlich des Titicaca- Sees. Erigeron pellitus Wedd. — Päramo des Chimborazo (Ecuador); 3500 bis gegen 4000 m Seehöhe. Ende August. Sodiro (Engler: Botan. Jahrb. XXIX. 20) nennt als Verbreitungsgebiet dieser Composite die andinen Regionen Eeuadors, Hieronymus (Engler l. c. XIX. 49) die hoch- andinen Regionen Columbiens, Klatt (Engler ]. c. VIII. 38) die hochandinen Regionen dieser beiden Länder, und Weddell (Chloris Andina. I. 190) ausserdem diejenigen Venezuelas. Erigeron sulcatus Meyen var. columbiana Hieron. — Mon- serrate bei Bogotä (Columbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 6. Juli. . Diese Varietät erwähnen Hieronymus (Engler: Botan. Jahrb. XXVIH. 586) und Klatt (Engler 1. c. VIH. 38) aus der andinen Region Cundinamarcas (Columbien). Baccharias alnifola Meyen et Walp. — Zwischen Chimu und Trujillo, nordperuanische Küste; Sandboden. Etwas über Meeresniveau. Den 10. September. . B. alnifolia hat Meyen (Nov. Act. Acad. Caes. Leop.- Carol. Nat. Cur. XIX. Suppl. I. p. 264) in Arequipa (Peru) entdeckt. | Baccharis floribunda H. B. K. — Tequendama bei Bogotä (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. — Aus 383. 384, 386. 387. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 71 der Strauchvegetation des Chimborazo, oberhalb Ganquis (Westecuador); etwas über 3000 m Seehöhe. Ende August. Diese Baccharis erwähnten Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. IV. 50) und Klatt (Engler: Botan. Jahrb. VIII. 39) aus den columbianischen Anden. . Baccharis microphylla H. B. K. var. # Incarum Wedd. — Puna oberhalb und westlich von La Paz (Bolivien); ca. 4000 m Seehöhe. Den 3. Oktober. Weddell (Chloris Andina. I. 171) nennt als Heimat dieser Varietät von B. microphylla die Hochlandsregionen Perus und Boliviens, als fragliche Heimat Venezuela, und sagt, dass es eine jener Pflanzen ist, welche in Bolivien unter dem Namen T7ola gehen und zum Heizen der Ofen verwendet werden. Achyrocline celosioides DC. — Monserrate bei Bogotä (Co- lumbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Diese Art wird von Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. IV. 61) und von De Candolle (Prodromus. VI. 221) nur aus Südecuador angeführt. Achyrocline Hallii Hieron. — Monserrate bei Bogotäa (Co- lumbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Von dieser erst im Jahre 1901 beschriebenen Art (Hie- ronymus in Englers Botan. Jahrb. XXVII. 594) war als Fundort bisher nur der Tunguragua (Ecuador) bekannt. . Achyrochne saturoides Lam. var. candicans (DC.) Baker (?). — Päramo des Chimborazo (Ecuador); ca. 3800 m Seehöhe. Ende August. Baker (Martii Flora bras. VI, 3. p. 116) führte diese Varietät aus Caräcas, Britisch Guyana und Rio de Janeiro an; De Candolle, welcher sie als selbständige Art auf- gestellt hat (Prodromus. VI. 221), giebt, nach Humboldt, als ihre Heimat das interandine Gebiet Ecuadors an. Gnaphallum cheiranthifolium Lam. — Zwischen Balsabamba und Pocho de Santa Lucia, Westhang der Westcordillere (Ecuador); 700—1500 m Seehöhe. Den 21. August. — Zwischen Pucara und San Antonio, Westhang der West- cordillere (Ecuador); 1500—3000 m Seehöhe. Den 28. August. Hoffmann (Engler und Prantl: Die natürlichen Pflanzenfamilien. IV, 5. p. 188) giebt als Heimat dieser Art das tropische und aussertropische Südamerika an. Die Farbe der Hüllkelche des vorliegenden Exemplares aus dem erstgenannten Fundorte ist ein dunkles Strohgelb, des vorliegenden Exemplares aus dem zuletzt genannten Fundorte ein lichtes Strohgelb. Gnaphalium lanuginosum H. B. K. — Tequendama bei Bogotä (Columbien); 2200 — 2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Diese Art wird von Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. IV. 66) und von Klatt (Linnaea. XLII. 129) aus den perua- 72 388. 389. 390. 391. 392. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. nischen Anden, von Weddell (Chloris Andina. I. 145) und von Sodiro (Engler: Botan. Jahrb. XXIX. 31) ausser- dem aus Ecuador angeführt. Die Farbe der Hüllkelche des vorliegenden Exemplares ist ein lichtes Gelbrosa. Gnaphalium puberulum D. C. — Coquimbo, nordchilenische Küste; unter ca. 30° s. Br. Etwa 20—50 m Seehöhe. Den 13. Oktober. Gay (Historia fisica y politica de Chile. IV. 223) nennt als Verbreitungsgebiet dieser Art einige der mittleren Pro- vinzen Chiles, und De Candolle (Prodromus. VI. 224) er- wähnt ausser Chile auch Brasilien als Heimat. Nach Solereder ist das vorliegende Exemplar sicher die oben genannte Art; es unterscheidet sich von den typischen Exemplaren dieser Art durch die stärkere tomentose Be- haarung der Stengelteile und nähert sich hierin dem, nach Gay (l. ce. IV. 222), ebenfalls in a vorkommenden G. eitrinum Hook. et Arn. (= G. cheiranthifolium Lam.), ist jedoch von der zuletzt genannten Art durch die Be- haarung der Blätter weit verschieden. Gnaphalium tenue H. B. K. — Tequendama bei Bogotä (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Dieses Gnaphalium erwähnt Hemsley (Biologia centr. am. Botany. II. 138) als fraglich aus Mexiko. Hierony- mus (Engler: Botan. Jahrb. XXVIII. 596) führt es aus Ecuador an. Die Farbe der Hüllkelche des vorliegendes, 45 c. hohen Exemplares ist ein lichtes Strohgelb. Espeletia argentea Humb. et Bonpl. — Monserrate bei Bogotä (Columbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Weddell (Chloris Andina. I. 65) nennt als Heimat dieser Kspeletia-Art die Anden Columbiens und Venezuelas; Hieronymus (Engler: Botan. Jahrb. XXVIlI. 599) führt Columbien an. Heliopsis canescens H. B. K. — Zwischen Guadualita und Verjel, Westhang der Ostcordillere (Columbien); 800 — 1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. — Zwischen Villeta und Facatativä, Westhang der Ostcordillere (Columbien); 1000 — 2200 m Seehöhe. Den 6. Juli. Diese von Humboldt in Südecuador entdeckte Com- posite (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. IV. 166) ist nach Hemsley (Biolog. centr. am. Botany. II. 156) in Mexiko und von Columbien bis Peru verbreitet. Isocarpha divaricata Benth. — Aus einem Sartenejal!) bei Guayaquil (Westecuador); Meeresniveau. Mitte August oder Anfang ‚September. Bentham (Hinds: The Botany of the Voyage ofH.M.S. Sulphur [Botanical Descriptions by. G. Bentham] p. 110) giebt die Insel Puna bei Guayaquil, Sodiro (Engler: Botan. ') Siehe weiter oben $. 33, Anmerk. 1. 393. 394. 395. 896. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 73 Jahrb. XXIX. 34), ausser der Umgegend Guayaquils, auch Babahoyo und Hieronymus (Engler: l. e. XXVIII. 604) die Küste bei Balao als Fundort dieser Art an. Hemsley . (Biolog. centr. amer. Botany. II. 167) nennt Centralamerika, Columbien und Peru als ihr Verbreitungsgebiet. Wedelia carnosa Rich. — Morne-Rouge, oberhalb St. Pierre; 430 m Seehöhe. — Gebirgswald zwischen St. Pierre und Fort de France; etliche 100 m Seehöhe. Beide Fundorte auf Martinique (Kleine Antillen). Anfang Juni. Grisebach (Flora of the British Westindian Islands. p. 371) giebt‘ als Verbreitungsgebiet dieser Art Westindien und Panama bis Pernambuco an; Baker (Martii Flora bras. VI,3. p. 179 u. ff.) erwähnt sie jedoch nicht aus Brasilien. Engler und Prantl (Die natürl. Pflanzenfamilien. IV, 5, p- 235) nennen als Heimat Westindien, Centralamerika und Florida. Duss (Plantes de la Guadeloupe et de la Marti- nique |Annales de l’Institut Colonial de Marseille. III. 366, 367]) sagt, dass sie sowohl auf Guadeloupe wie auf Marti- nique häufig vorkommt. Wedelia frutescens Jacg. — La Popa bei Cartagena (Nord- columbien); ca. 100—150 m Seehöhe. Den 8. August. Jacquin (Selectar. Stirp. American. Historia. p. 218) nennt als Fundort dieser Pflanze Cartagena, Duss (Plantes de la Guadel. et dela Mart. [Annales de l’Inst. Colon. Marseille. III. 366]) erwähnt sie aus Martinique und Hemsley (Biol. centr. am. Botany. II. 170) aus Columbien, Venezuela, Guyana und Westindien. „Die vorliegende Pflanze stimmt völlig mit der Art- diagnose und Abbildung bei Jacquin überein; Jacquin hat sein Exemplar auch bei Cartagena gesammelt. (Solereder).“ Melanthera deltoidea Rich. in Michx. — Morne-Rouge ober- halb St. Pierre auf Martinique (Kleine Antillen); 430 m Seehöhe. Anfang Juni. Grisebach (Flora of the British Westindian Islands. p. 372) giebt Westindien und Mexiko bis Venezuela und Ecuador, Hemsley (Biologia centr. am. Botany. II. 182) ausserdem Centralamerika und den nördlichen Teil von Süd- amerika als Verbreitungsgebiet dieser Pflanze an; Hoff- mann (Engler und Prantl: Natürl. Pflanzenfamilien. IV, 5. p. 236) nennt als Heimat Westindien und das Küstengebiet des karibischen Meeres. Duss (Plantes de la Guadel. et de la Martinique [Annales de l’Inst. Colon. Marseille. III. 367, 368]) sagt, dass M. deltoidea auf den französischen Antillen gemein ist. Spianthes americana (Mut.) Hieron. — Tequendama bei Bogotä (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Diese Art erwähnen Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. 1V. 164) aus der Umgegend Bogotäs, Klatt (Engler: Botan. Jahrb. VIII. 44) aus dem südcolumbischen und Sodiro 14 397. 898. 400. 401. 402. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. (Engler 1. ec. XXIX. 42) aus dem nordecuadorianischen Andengebiet. Die vorliegende Pflanze hat eine gelbe Blumenkrone. OÖ. Hoffmann schreibt über mein Exemplar: „Forma achaeniis, etiam disci, margine interiore parce pilosis.“ Bidens fruticulosa Meyen et Walp. — Zwischen Villeta und Facatativa, Westhang der Ostcordillere (Columbien); ca. 1800—2700 m Seehöhe. Den 6. Juli. Weder in Nov. Act. Ac. Caes. Leop. Carol. Nat. Cur. (XIX. Suppl. 271) noch in Walpers Repertorium bot. syst. (VI. 168), noch in Weddell (Uhloris Andina. 1. 69) ist ein anderer Fundort angegeben als die Hochebene von Tacora (Peru). Bidens rubrfolia H. B. K. — Monserrate bei Bogotä (Üo- lumbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Hieronymus (Engler: Botan. Jahrb. XIX. 55 und XXVII. 614) führt als Heimat dieser Art nur Südcolumbien an, Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. IV. 186) als fraglich Ecuador. „Zur gleichen Art wie das Exempiar von Monserrate, eehört wohl auch eine am Quindiu in der columbianischen Centralcordillere zwischen 2600 und 3400 m Seehöhe, den 19. Juli, gesammelte Bidens, deren Zustand eine vollkommen sichere Bestimmung nicht zulässt. . Galinsoga hispida Benth. — Tequendama bei Bogotä (Co- lumbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Juli. Bentham (Hinds: The Botany of the Voyage of H.M.S. Sulphur [Botanical Descriptions by G. Bentham] p- 119) giebt Columbien, Ecuador und Peru als Verbreitungs- gebiet dieser Pflanze an, Hemsley (Biolog. centr. am. Botany II. 205) ausserdem Südmexiko und Centralamerika. Tridaxz Trianae Hieron. — Monserrate bei Bogotä (Co- iumbien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. — Te- quendama bei Bogota (Columbien); 2200—2500 m Seehöhe. Den 11. Jul. Diese erst 1896 publizierte Art war bisher nur aus Südeolumbien und nur von einem einzigen Fundort bekannt (Hieronymus in Englers Botan. Jahrb. XXI. 351). Helianthea. — Zwischen Guadualita und Verjel, Westhang der Ostcordillere (Columbien); 800—1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. Das vorliegende Exemplar befindet sich im so jugend- lichem Zustand, dass, nach Hoffmann, nicht einmal die Gattung mit Sicherheit zu bestimmen ist. Bahia ambrosioides Lag. — Coquimbo, nordchilenische Küste; unter ca. 30° s. Br. Etwa 50—100 m Seehöhe. Den 13. 0kıober. Gay (Historia fisica y politica de Chile. Botanica. IV. 257) nennt als hauptsächliches Verbreitungsgebiet dieser Bahia-Art die Centralprovinzen Chiles. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 75 403. Senecio Berterianus Colla.. — Coquimbo, nordchilenische Küste; unter ca. 30° s. Br. Etwa 20-50 m Seehöhe. Dieser Senecio wird von Colla (Memorie della R. Aca- demia di Torino. XXX VII. 32) aus Chile, von Gay (Historia fisica y politica de Chile. Botan. IV. 185) speziell von der sandigen Küste Mittelchiles, unter anderen von La Serena (bei Coquimbo) angeführt. 404. Senecio graveolens Wedd. — Zwischen Arequipa und Puno, namentlich gegen die Passhöhe von Crucero alto, 4470 m Seehöhe, und zwar hauptsächlich westlich von letzterer (Südperu). Den 29. September. Weddell (Chloris Andina. I. 111) giebt als Heimat dieser Sezecio-Art Nordbolivien an und zwar Höhen, welche ungefähr der Höhe von Crucero alto entsprechen. Hierony- mus (Engler: Botan. Jahrb. XXVIII. 633) nennt als Fund- ort die Berge bei Arequipa und Höhe von 4000—5000 nm. 405. Senecio hakeifolius Bert. (?) — Uspallata (Westargentinien), nordwestlich von Mendoza; ca. 2000 m Seehöhe. Den 18. Oktober. S. hakeifolius ist nach Gay (Historia fis. y polit. de Chile. Botan. IV. 177) in Nord- und Mittelchile häufig und geht in den Anden ziemlich hoch hinauf. Eine sichere Artbestimmung vorliegender Pflanze ist wegen Mangels an Blüten nicht möglich. Dieser Halbstrauch ist bei Uspallata häufig. 406. Senecio Moritzianus Klatt. — Zwischen Guadualita und Verjel, Westhang der Östcordillere (Columbien); 800 bis 1500 m Seehöhe. Den 5. Juli. — Zwischen Villeta und Facatativa, Westhang der Ostcordillere (Columbien); 1000 bis 2200 m Seehöhe. Den 6. Juli. Klatt (Leopoldina. XXIV. 1888 p. 127) nennt als Heimat dieser Art die Provinz Trujillo in Columbien'). 407. Senecio pulchellus DC. — Monserrate bei Bogotä (Colum- bien); 2700—3100 m Seehöhe. Den 8. Juli. Dieser Senecio wird nur aus Columbien, aber sowohl aus der tierra fria, wie aus der tierra caliente angeführt (De Candolle: Prodromus. VI. 421. — Weddell: Chloris Andina. I. 100. — Klatt in Englers: Botan. Jahrb. VIII. 49. — Hieronymus in Englers Bot. Jahrb. XIX. 67, XXXVII. 633). 408. Senecio sonchoides H. B. K. — Zwischen Balsabamba und Pocho de Santa Lucia und zwischen Pocho de Santa Lucia und Las Palmas, Westhang der Westcordillere (Ecuador); ca. 700—2000 m Seehöhe. Den 21. August. Humboldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. IV. 139) hat diese Pflanze in Peru gesammelt. „Nach der Beschreibung ist diese Art krautig und auf- recht; doch machen die Humboldtschen Originalexemplare !) Es ist hier wohl der frühere Staat Trujillo gemeint, welcher jetzt zu Nordwestvenezuela gehört. 76 „412. 409. 410. 411. 413. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. im Berliner Botan. Museum mit ihren harten, oberwärts stark gebogenen Zweigen durchaus den Eindruck einer strauchigen, kletternden Pflanze. — Synozys Sinclavrii Benth., Bot. Voy. Sulph. 120 (Senecio Sinclairü Hieron. in Engl. Bot. Jahrb. XIX. 68) ist vermutlich dieselbe Art; die Unterschiede in der Beschreibung sind gering und durch die Veränderlichkeit, welche namentlich kletternde Pflanzen so häufig zeigen, vollkommen erklärlich. Auch zeigt S. son- choides ganz dieselben spitzen Verlängerungen der Griffel- schenkel, welche Bentham veranlassten, seine Art zu Synoxzys zu stellen. — Zu erwähnen ist noch, dass 8. son- choides von Peru (Guanacabamba), S. Senclairiw von Co- lumbien veröffentlicht, die letztere jedoch von Hieronymus auch aus Ecuador nachgewiesen ist. (O. Hoffmann).“ Senecio spinosus DC. — Chacote (?)!), auf der bolivianischen Puna zwischen La Paz und Ayoayo (Nordbolivien); ca. 4000 m Seehöhe. Den 3. Oktober. Diese Art wird von De Candolle (Prodromus. VI. 420) und Weddell (Chloris Andina. I. 115) nur aus Peru er- wähnt. Senecio Theresiae OÖ. Hoffm. nov. spec. — Unterhalb Casa- palca an der Oroyabahn (Mittelperu), Westhang der Anden; ca. 4000 m Seehöhe. Den 16. September. (Die Beschreibung dieser nov. spec. durch O. Hoff- mann siehe am Schlusse dieses Aufsatzes. Abbildung Tafel IV, Fig. 3, 4, 5). Werneria nubigena Wedd. emend. var. B latifolia Wedd. (= W. disticha H. B. K.).. — Päramo des Chimborazo (Ecuador); ca. 3800 m Seehöhe. Ende August. Weddell (Chloris Andina. I. 81) führt als Verbreitungs- gebiet dieser Werneria die Paramo- und Punaregionen von Ecuador, Peru und Bolivien an. Barnadesia arborea H. B. K. (?) oder B. polyacanthıa Wedd. (?). — Westlich von Chapacoto, interandines Gebiet (Ecuador); ca. 2800 m Seehöhe. Den 22. August. Barnadesia arborea hat nach Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. IV. 13) und nach De Candolle (Prodromus. VII p. 3) ihre Fundorte in den kalten Andenregionen Eeuadors, B. polyacantha nach Weddell (Chloris Andina. I.) in den Andenhöhen von Nordbolivien. „Nach den Diagnosen allein, ohne Einsichtnahme der Originale, ist eine sichere Unterscheidung der Mehrzahl der Barnadesia-Arten nicht möglich. (Solereder.)‘“ Mutisia grandiflora Humb. et Bonpl. (?). — Nahe der Pass- höhe der Westcordillere, westlich von Chapacoto, inter- andines Gebiet (Ecuador); ca. 3000 m Seehöhe. Den 22. August. Humboldt undBonpland (Plant. equin. I. 177) und De Candolle (Prodromus. VII. 5) geben als Fundort dieser Art 1) Ist im Herbar sicher verschrieben und soll zweifellos Chacoma heissen: 414. 415. 416. 417. 418. 419. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 77 die Quindiuberge in Columbien an, woselbst sie nach Hum- boldt (Kunth: Nov. Gen. et Spec. Plant. IV. 12) im Ok- tober blüht. Klatt (Engler: Botan. Jahrb. VIII. 50) nennt als Fundort auch Yascual (Ecuador?)t). Onoseris purpurata Wild. — Urwald bei La Dorada am mittleren Rio Magdalena (Columbien); ca. 190 m Seehöhe. Anfang oder Ende Juli. Sowohl Kunth (Nov. Gen. et Spec. Plant. IV. 6) wie De Candolle (Prodromus. VII. 34), Klatt (Engler: Botan. Jahrb. VIII 51) und Hieronymus (Engler. 1. c. XIX. 69, XXVII. 651) führen nur Columbien als Heimat dieser Pflanze an. Chuguiraga insignis Humb. et Bonpl. emend. Wedd. & ge- nuina Wedd. — Päramo des Chimborazo (Ecuador); ca. 3800 m Seehöhe. Ende August. Die Ch. insigmis var. « genuina ist in Weddell (Chloris Andina. I. 3) nur vom Antisana (Ecuador) genannt. Klatt (Engler: Botan. Jahrb. VIII. 51) führt von OR. insignis auch den Chimborazo und Pichincha (Ecuador) als Fundort an, Sodiro (Engler ]. c. XXIX. 75) den Pichincha, Anti- sana etc. Perezia pungens Less. — Päramo des Chimborazo (Ecuador) ; ca. 3800 m Seehöhe. Ende August. Weddell (Chloris Andina. I. 43) führt als Heimat dieser Pflanze die hohen Andenregionen Ecuadors, Perus und Boliviens an. Hiypochaeris (= Achyrophorus) quitensis Schultz Bip. — Päramo des Chimborazo (Ecuador); ca. 3500 m und mehr Seehöhe. Ende August. Die Fundorte dieser Art sind nach Weddell (Chloris Andina. I. 219) in den hochandinen Gebieten Columbiens, Ecuadors und Perus. Hieronymus (Engler: Botan. Jahrb. XXVIII. 658) erwähnt ecuadorianische und columbianische Fundorte. Taraxacum officinale Wieg. — Zwischen Villeta und Faca- tativä, Westhang der Ostcordillere (Columbien); ca. 1000 bis 2400 m Seehöhe. Den 6. Juli. Diese in ganz Deutschland und überhaupt weit über die Erde verbreitete Composite ist in Columbien wahrschein- lich eingewandert. Hemsley (Biolog. centr. am. Botany. 11. 261) erwähnt sie in Nordamerika als in den Rocky Moun- tains einheimisch. Composite. — Päramo des Chimborazo, vor der Passhöhe zwischen Ganquis und Yaguarcocha (Ecuador); ca. 3600 m Seehöhe. Ende August. Der Hüllkelch dieser Pflanze ist dunkelgelb. 1) Der Zeitpunkt, in welchem, nach Klatt (l. c. 50), diese Pflanze in Yascual gesammelt wurde, verglichen mit den Zeitpunkten, in welchen die übrigen Lehmannschen Pflanzen an anderen Fundorten gesammelt wurden, lässt schliessen, dass Yascual in Ecuador liegt. 78 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 420. Composite. — Zwischen Arequipa und Puno, gegen die Pass- höhe von Crucero alto, 4470 m Seehöhe, und jenseits der Passhöhe, doch häufiger von Arequipa aufwärts (Südperu). Den 29. September. „EKndodermale Harzgänge im Anschluss an den Bast- teil der Leitbündel in Blattnerven und Achse, in der letzteren nach aussen von den Bastfasergruppen des Pericykels. Oxalsaurer Kalk O. Langgestielte Drüsenhaare mit scheibenförmigem bis kugeligem, (durch wenige Vertikalwände geteiltem Köpfchen. (Solereder).“ 421. Composite (?). — Uspallatapass (Argentinische Anden) ; 3000 m Seehöhe. Den 16. Oktober. Dieser dornige, noch blätterlose Zwergstrauch war, nach Überschreiten der zu dieser Zeit schneebedeckten Cumbre, die erste Pflanze, welche wir auf argentinischer Seite antrafen. „Kaum bestimmbar! „Dem Aussehen nach sehr ähnlich dem auf der Puna bei La Paz gesammelten Senecio spinosus DC., nach Stand- ort und Anatomie aber verschieden davon! (Solereder).“ Diagnosen der neuen Arten von Dr. Neger, Dr. Mez, Dr. Cogniaux, Dr. Zahlbruckner, Dr. Briquet und Dr. OÖ. Hoffmann. Uredo Theresiae noV. Spec. Beschrieben von Professor Dr. Neger. Sori hypophylli, minutissimi, vix conspieui, maculis indeterminatis flavescentibus insidentes, pauci in acervulum irregularem congesti, hemisphaerici, 0,5 mm diam., epidermide diu tecti. 29 905 Uredo Theresiae Neger. a. Ein Blättchen von Crotalaria anagyroides von unten gesehen, mit zahlreichen Sporenhäufchen. (Nat. Grösse.) b. Einzelne Sporen von Uredo Theresiae. Vergr. 40). Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 79 Sporae ovoidae, obovatae vel globosae, 18—22 x 16—20 u, episporio tenui, breviter echinulato, achroo praeditae, poris germinatio- nis numerosis (5—7) sed vix conspicuis instructae, paraphysis mixtae. Habitat in foliis Crotalariae anagyroides H. B. K. Ab U. Crotalarıae Diet.‘) magnitudine et colore sporarum, nec non numero pororum recedens. Bemerkung: Auf Crotalaria wurden bisher nur 2 Rostpilze ge- es Aecidium Crotalariae P. Henn. und Uredo Orotalariae Diet. (re.)2 Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass die vorliegende Uredo zu einem anderen auf Papilionaceen schmarotzenden Rostpilz (etwa Uromyces, Ravenelia, oder dergl.) gehört. Dies lässt sich aber an der Hand der zu wenig charakteristischen Uredosporen nicht er- mitteln. Es ist daher nötig, den Pilz selbständig zu benennen. Vielleicht gelingt es später einmal, seine Zugehöriskeit, falls er nicht eine isolierte Uredo darstellt, zu ermitteln. Fundort: Zwischen El Moral und Machin auf dem Quindiu- Dass, Centralcordillere von Columbien; ca. 2000—2400 m Seehöhe. I. Tillandsia Augustae regiae NOV. SPec. Beschrieben von Professor Dr. Mez (und bereits veröffentlicht in Engler: Botanische Jahrbücher XXX. 1891. Beiblatt Nr. 67, p. 10). . (Abbildung siehe Tafel I, Fig. 1, 2, 3). Statura minore, foliis rosulatis, glabriusculis; imflorescentia laxius- cule bipinnatim panniculata; spieis 2 (—3)- floris, optime pinnatis, inferioribus patentibus omnibus quam bracteae primariae brevioribus vel summis ea aequantibus; bracteolis florigeris quam sepala brevi- oribus, obtuse carinatis; sepalis subaequaliter liberis. Acanulis, florifera ad 0,35 m alta. Folia pulcherrima, in viridi elegantissime rubropieta + 20 dense subutrieulatimque rosulata, basi in vaginam magnam, ovato-ovalem dilatata, lingulato-Imearia, apicem subacutum versus breviter angustata, + 0,18 m longa medio ad 28 mm lata, ut videtur vix rigida. Scapus validus, erectus, vaginis multis omnino foliaceis erectis vel superioribus suberectis, internodia optime superantibus dense involutus, glaber, folia subaequans. In- florescentia quam in affinibus speciebus multo latior nullo modo eylindrica dicenda, + 0,15 m longa (bracteis computatis) ad 80 mm diam. metiens; bracteis primarliis amplissimis, inferioribus mediisque breviter foliacei ssummis e latissime ovato triangulo-acutiusculis, satis concavis, propter situm patentem vel superiorum subpatentem nullo modo imbricatis; spieis omnibus manifeste stipitatis, axi ultra florem ultimum semper longe producto bracteas nonnullas steriles procreante; bracteolis florigeris glabris, laevibus, satis navicularibus, nec imbri- catis nec axes obtegentibus, + 12 mm longis, apice rotundatis. Flores plane sessiles, suberecti, non nisi fructiferi cogniti; sepalis dorso glabris, laevissimis, ad 15 mm longis, elliptieis, apice late truncato- rotundatis minuteque asymmetrice emarginatis. Petala cum genitalibus 1) Hedwigia tom. 38 pag. 257. ?), Deren keine mit dieser Art übereinstimmt. 80 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. ienota. Capsula perlonga (30 mm), Erlade ul neue apice acutius- cula nec rostrata, laevis. Columbia, in Quindiu montibus, reg. temp. (2000—3000 m): Serenissima princepsfemina Theresa Bajuvariae (V. in spirit. vini cONSETY.) Obs. Species pulcherrima distinctissimaque, ex aflinitate T. ionochromae, 1. biflorae, numine serenissimae inventricis in honorem matris denominata. Miconia Theresiae nov. Spec. ‘ Beschrieben von Professor Dr. Cogniaux. (Abbildung siehe Tafel II, Fig. 1, 2, 3.) M. Theresiae (sect. Oremanium); fere glaberrima; foliis ovato- oblongis, obtusiuseule breviterque acuminatis, basirotundatis, remotius- cule minuteque denticulatis, 5-nerviis, nervibus subtus basi setuloso- barbatis exterioribus paulo distincetis; paniculis parvis, laxis, pluri- floris; floribus 8-meris, longiuscule pedicellatis; calyce late campanulato, dentibus minutis, remotis, triangulari-subulatis; antheris biporosis. Rami sraciles, obscure tetragoni, superne leviter compressi. Petiolus gracillimus, supra leviter furfuraceo-puberulus, circiter 1 cm longus. Folia rigidiuscula, siecitate lurida, 5—7 cm longa, 17 bis 27 mm lata. Paniculae 5—6 cm longae; pedicelli subfiliformes, 2—4 mm longi. Calyx 4 mm longus et latus. Petala subrotundata, 3 mm longa. Antherae fere 2 mm longae. Stylus subfiliformis, glaber, 4—5 mm longus, stigmate capitellato. Uette espece est tres voisine du M. crocea Naud., dont elle se distingue facilement par sa panicule beaucoup plus läche et bien moins multiflore, ainsi que par ses fleurs un peu plus grandes et plus longuement pedicellees. Fundort: Zwischen Pocho de Santa Lucia und Las Palmas, Westhang der Westcordillere Ecuadors; ca. 1300—2200 m See- höhe. August. Symbolanthus nov. spec.? (ex affinitate Symbolanthi calygoni Gris.) Beschrieben von Professor Dr. Neger. S. caule glabro (vel scabriusculo?), foliis ovato-oblongis apieulatis, adultis 8—9 cm longis, 3—4 cm latis, supra scabriusculis, obscure viridibus, subtus laevibus, pallidioribus, calycis quinquepartiti, seg- mentis anguste-lanceolatis, corolla calycem duplo superante, genitalia aequante (?) Ditfert a S. calygono Griseb. lobis calycinis angustioribus nec non antheris dorso hirsutissimis. Fundort: Estero Salado bei Guayaquil; Westecuador. Brack- wassergebiet. August oder September. Futoca lomariifolia Phil. in sched. Beschrieben von Professor Dr. Neger. Eu. annua(?) pubescens caule simplici vel superne parce ramoso, foliis inferioribus . . . - . ?, caulinis erectis, 5—6 cm longis, ambitu oblongo-lanceolatis, pinnatopartitis, pinnis 3—5 — jugis, serratis vel Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 8l plus minus profunde 3—5 — partitis, pinnis terminalibus majoribus, foliis summis brevioribus minus partitis — subintegris; racemis 3—5, multifloris, floribus sessilibus, calyce ca 5 mm longo, corolla calycem bis aequante. Habitat in via Uspallata, Andium centralium argentino-chilensium. Floret m. Octobri. Das vorliegende Exemplar stimmt vollkommen überein mit einer im K. Botan. Museum zu Berlin aufbewahrten, von Dr. R. A. Philippi gesammelten und von ihm als E. lomarifolia bezeichneten, aber bisher nicht publizierten Pflanze. Salvia orophila NOV. spec. Beschrieben von Professor Dr. Briquet. (Abbildung siehe Tafel III Fig. 1. 2. 3.) Frutex ramis erectis, rufo-tomentellis, internodiis mediocribus. Folia late elliptico vel ovato-lanceolata, apice acuminata, marginibus infra medium convexioribus, basi in petiolum rufo-tomentellum ex- tenuata, supra breviter pubescentia, subtus densius pubescentia vel rufo-tomentella, sordide viridia; nervatio reticulata, reti subtus aliq. prominulo, paginam superiorem alig. fodiente; serratura constans ex dentibus suberenatis, parvis, crebris, intus rectiusculis, extus convexis, culminibus peracutis prorsus versis. Spicastrum mediocre, verticillastris confertis 6 floris, bracteis deciduis. Pedicelli dense breviter pubes- centes. Calix tubuloso- campanulatus, purpurascens, nervis ad 2, prominulis, superne evanidis, breviter sparsim patule pilosulus, prae- sertim ad nervos margine ciliolatus; labrum ovatum, apice breviter apiculatum; labioli dentes 2 ovati, subito subulati alte connati. Co- rolla purpurea, extus villosa; tubus cylindricus tenuis modice exsertus; labrum leviter curvulum subintegrum; labioli labro brevioris lobi laterales ovati, medius obovatus major. Staminum filamenta brevia vix ultra articulationem protensa, pollinatoria elongata, sub labro corollino adscendentia et ultra eum exserta, loculos lineares gerentia, rectiaria longa remiformia haud appendiculata. Stylus villosus ex- sertus, inaequaliter bifidus, ramo postico recurvo subulato longiore. Internodia suppetentia 3—4 cm longa. Foliorum lamina super- fiei ad 7x4 cm, petiolus ad 1 cm longus; dentium culmina 0,5 — 1 mm alta et 1—2 mm distantia. Spicastrum (suppetens) 8 cm longum, pedicellis 2—3 mm longis. Calicis 6—7 mm longi, tubus 5 mm profundus, lobi 2 mm alti. Corolla calieis os circa 7—10 mm excedens; labrum fere 5 mm longum. Stamina labrum ad 3 mm ‚excedentia, antheris 2,5 mm longis. Columbia: Inter Mediacion et Las Cruzes, in jugo Quindiu. 2000—2700 m alt. Floret Julio. (Frequens). Cette plante est fort voisine des 8. rufula Kunth et S. fok- mensis Kunth, particulierement de la derniere. Elle nous parait s’en Ecarter par ses feuilles acumindes (simplement aigues dans la description de Kunth), ses verticillastres rapproches (ecartes dans le S. tolimensis) et ses etamines exsertes (incluses dans la plante de Humboldt). Le S$. tolimensis a aussi ete decrit sur des echantillons provenants du massif du Quindiu. Peut-etre des materiaux plus com- plets viendront-ils dans la suite, accentüuer les rapports qui existent Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. 6 82 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. entre la plante recoltee par la princesse Ther&se et celle de Hum- boldt. Pour le moment nous n’osons pas les identifier. Salvia Theresue nov. spec. Beschrieben von Professor Dr. Briquet. (Abbildung siehe Tafel II Fig. 4. 5.) Frutex ramis undique lutescenti-tomentosis, internodiis mediis mediocribus. Folia ablonga, apice acuta vel breviter acuminata, marginibus leviter convexiusculis, basi rotundata, petiolo undique lutescenti-tomentoso limbo ter breviori aucta, crasciuscula, rugosa, supra cinereoviridia tomentella, subtus tomento sordide lutescente obtecta; nervatio reticulata tomentum subtus areolans et paginam superiorem alig. fodiens; serratura constans ex crenis parvis vel dentibus extus gibbis quoque parvis crebris. Inflorescentia mediocris, axe pedicellisque ferrugineo-pilosis, pilis erispulis nune glanduliferis; verticillastri dorsiventraliter dispositi 2—6 flori. Calix undique glan- duloso-pilosus, pilis crispulis nune colore lutescente adpersis, tubu- losus, striatus, lobis 3 ovatis apice acutiusculis. Corolla tubulosa ex sicco phoeniceo-purpurea, extus pilosula; tubus pulchre exsertus, eylindrieus; labrum rectiusculum intesrum; labiolum labro brevius, deflexum, lobis lateralibus ovatis rotundatis, medio obovato majori. Staminum pollinatoria elongata, longe exserta, sub labro corollino ascendentia, loculos lineares gerentia, rectiaria remiformia. Stylus glaber longe exsertus, inaequaliter bifidus, ramo postico recurvo subulato longiore. Internodia suppetentia 3 cm longa. Foliorum lamina superficie circa 6 x 2 cm, petiolus ad 2 em longus; erenarum culmina 0,1 — 0,5 mm alta et 0,5 — 1 mm distantia. Spicastrum 10 cm longum, verticillastris dissitis, bracteis caducis; pedicelli 5—6 mm longi. Calieis 1,3 cm longi tubus 1 cm profundus, lobi 3 mm alti. Corolla calicis os 1,3—1,5 cm excedens, labro 5 mm longo, labiolo 3 mm longo. Genitalia labrum 5—6 mm excedentia; antherarum loculo fertili 3 mm longo. Ecuador: Inter Pucar& et San Antonio, via Guaranda -Babahoyo in declivitate oceidentali Andium oceidentalium. 1600—3000 m alt. Floret Augusto. Cette espece appartient a la section Calosphace S Longıflorae, et se place au voisinage des S. glandulifera Cav., hirta Kunth, Haenkia Benth., Sprucer Briq., avicularıs Brig. et pseudo-avi. eularıs Brig. Elle differe: du $. glandulifera par ses feuilles oblon- gues, finement creneledes; du S. hirta par ses dents calicinales, ovees et acutiuscules; du S8. Huenkei par ses feuilles finement crenelees et ses verticillastres pauciflores non läches; du S. Sprucei par ses feuilles aiguös du sommet et son calice pres de deux fois plus court; des S. avicularis et pseudo-avrcularıs par la forme du calice et la corolle plus petites; enfin elle s’ecarte de toutes ces especes collec- tivement par le tomentum jaunätre qui recouyre l’appareil vegetatif. Solanum quindiuense NOV. Spec. Beschrieben von Dr. A. Zahlbruckner. (Abbildung siehe Tafel IV Fig. 1. 2.) Caule fruticoso, terete, striatulo, pilis adpressis trigosisque vestito; foliis alternantibus, solitarüs (vel. superioriebus nonnihil geminis et Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 83 dein inaequalibus?), infimis minoribus, breviter petiolatis, ovatis vel ovato- -ellipticis, basiin petiolum angustatis, apice acuminatis, in margine integris, chartaceis, supra strigoso- pilosis, fusco- -yiridescentibus, opacis, subtus ochraceis, secus nervaturam strigoso-pilosis, caeterum villosis, nervatura supra impressa, subtus prominente, costa crassiuscula, nervis secundariis 7—9, sub angulo acuto subareuatim ascendentibus et ante marginem furcato- annexis; floribus magnis, solitariis, pedun- eulis alarıbus intrafoliaceus, gracilibus, sat longis, arcuatim erectis, strigoso-pilosis; calyce obeonico - -campanulato, extus dense strigoso- piloso intus glabro, tubo subearioso, truncato, 10-dentato, dentibus filiformibus, tubo brevioribus; corolla regularis, alba (?), obeonica, 5- partita, lobis oblongo-lanceolatis, apice acutiusculis, extus pilosis, tubo corollae eirce 3-plo longioribus, nervis longitudinalibus 3; staminibus 5, liberis, filamentis tubo corollae adnatis, trianeulari- subulatis, carnosulis, tubo corollae brevioribus, antheris oblongo - ellipsoideis, filamentis subaequalibus, poris terminalibus, anticis; ovario subgloboso, slabro; stylo recto, filiformi et glabro, staminibus parum longiore, stigmate vix capitato, bacca matura non visa. Columbia: in jugo Quindiu. 2700—3400 m alt. Floret Julio. Petiolus strigoso-pilosus, 6—8 mm longus. Lamina foliorum 9—10 cm longa et 3—3,5 cm lata, internodiis multo longiore, ala- bastra ovalia. Tubus calyeis 5—6 mm altus, dentibus 2—-2,5 mm longis. Tubus corollae 8S—10 mm altus, lobis 16—18 mm loneis et 4—6 mm latis. Antherae dorso fuscescentes, caeterum pallide ochraceae. Die durch ihre grossen Blätter auffällige Pflanze, welche trotz des mangelhaften Materiales als neu erkannt werden konnte, gehört in die Section Pachystemon, Subsection Zycianthes, 8 2. Polymeris x x Lobanthes im Sinne Dunals. Sie steht dem Solanum lineatum R. et Pav.!) zunächst, unterscheidet sich von diesem sofort und leicht durch die Blattform und grossen Blüten. Solanum zylopiae- fohum Dun.?), dessen Diagnose auf unsere Pflanze scheinbar passt, steht in keiner näheren Beziehung zu Solanum quindiuense, wovon ich mich nach Einsicht in die Originalien überzeugen konnte. Solanum T'heresiae nov. Spee. Beschrieben von Dr. A. Zahlbruckner. (Abbildung siehe Tafel V Fig. 1. 2.) Caule fruticoso, erecto, tereti, viridi et glabro, ramulis lateralibus sat numerosis, brevibus, paueifoliatis. versus apicem incano-pulveru- lento tomentosis; foliis sat longe petiolatis, alternantibus, oblongis vel oblongo - lanceolatis, plus minus recurvis, coriaceis, supra primum pulverulento-tomentosis, demum glabrescentibus, subtus glabris, basi in petiolum sensim angustatis, apice acutis; in margine integris et tenuiter revolutis, costa crassiuscula, nervis secundariis haud con- spicuis; inflorescentia cymoso-paniculata, i in ramulis terminalibus, laxis, paucifloris; pedunculis, pedicellis calyeibusque pulverulento-tomentosis: calyce 5- u, lobis parvis, SERISLR DIE et obtusiuseulis; corolla 1) Flora Paana Vol. II. 1799, pag. 31, Tab. CLVIII, Fig. 6. 2) Dun. apud DC. Prodr. Vol. Xu, Ai . pag. 119. _ Ge 84 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. subcampanulato-cyathiformi, non plicata, calyce multo longiore, vio- lacea, extus pulverulento-tomentosa, tubo brevissimo, lobis ovalibus. Bolivia; in valle La Paz. 3700—3800 m alt. Floret Octobri. Rami laterales ereetiusculi. Folia internodiis multo longiora; petiolo S—15 mm longo, non alato; lamina supra nitidula, viridi, normaliter medio amplissima, 3—5 cm longa et 8—14 mm lata; costa subtus prominula, nervis secundaris 6—10, sat distantibus, arcuatim, ascendentibus. Inflorescentia iteratim dichotoma; pedicellis seminis, basi articulatis et ibidem in partibus pedicelli ürceolato- incrassatis insertis, filiformibus, 9—12 mm longis, post anthesin apice parum incrassatis; alabastri subglobosis vel ovalibus, apice rotundatis; calyce subcampanulato, regulari, fere usque ad medium fisso, lobis e sinubus rotundatis assurgentibus, subpatentibus, 2—3 mm longis et basi circa 1,5 mm latis; corolla regulari (non bilabiato) lobis acutius- eulis, costa eonspicua, 10—12 mm longis et 5—6 mm latis; stami- nibus 5, aequalibus, filamentis brevissimis, circa 1 mm longis, "antheris obloneis, 4 mm longis et 1,5 mm latis, Juteis, mox rimis longitudina- libus antice dehiscentibus; stylo antheris paulum longiore, erecto, versus basin leviter pulverulento-tomentoso, stigmate clavato-globoso, bifido et glabro. Bacca (juvenilis, haud matur a) globosa, nigra, -glabra, 4 mm in diam. Solanum T'heresiae gehört nach Dunals Gruppirune der Gattung in die Section Pachystemon, Subsection Micranthes und steht daselbst dem Solanum pulverulentum Pers.!) (Syn. Solanum angustifolium R. et Pav.2) zunächst. Von diesem unterscheidet sich die als neu erkannte Art durch den Habitus, durch die stets an der Spitze kurzer Seitenäste stehenden, niemals seitenständigen Blütenstände, kürzeren, ganzrandigen, am Rande zurückgerollten, auf der Obenseite pulverigen Blätter. Ein ferneres Unterscheidungsmerkmal läge ferner auch in der Offnungsweise der Antheren, doch ist hier zu bemerken, dass das von Rusby°) herausgegebene Exemplar des Solanum pulveru- lentum Pers. ebenfalls der Länge nach sich öffnende Antheren zeigt. Centropogon(?) uncinatus NOV. spec. Beschrieben von Dr. A. Zahlbruckner. (Abbildung siehe Tafel II, Fig. 4. Tafel V, Fig. 3). Caule in parte superiore glaberrimo, nitido, laevi et parum flexuoso; foliis alternis, petiolatis— petiolo 10—12 mm longo, glabro— internodiis longioribus, subereeto-patentibus, ovatis vel ovato-oblongis, basi in petiolum angustatis, apice acuminatis, viridibus, membranaceis, utrinque glabris, supra nitidulis, in margine dentibus crebris acutis angustisque suberectis, parvis, inaequalibus numitis, costa crassius- cula, nervis secundariis 7—9 sub angulo semierecto assurgentibus, la- mina 6,5— 7,5 cm longa et 1,5—2,2 cm lata; floribus solitariis, axilla- ribus(?), longe pedicellatis, pedicello tereti, glabro, 7,5 cm longo, ebracteolato; receptaculo globoso, 0,7”—-0,9 cm in diam., glabro, lobis 1) Pers., a plantar. I. 1305. pag. 223; Dun. apud DC. Prodr. XII, 1. pag. ’) R. et Bar Flora Peruv. II. 1799. pag. 33, tab.- CLXIII, Fig. 6 non ©) Plantae Bolivianae a. M. Bang lectae no. 9. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. 35 calycinis distantibus, receptaculo duplo circa longioribus, subulatis, acutis, uncinatis, glabris, in margine dentibus parvis utrinque, 1—2 patentibus ornatis; corolla e basi paulum latiore leviter constricta et dein versus faucem sensim dilatata, 4, 2—4, 4 cm longa et fauce 1 cm lata, sanguinea, glabra, lobis incurvis, 2 superioribus majori- bus, tubo staminum in parte superiore hirto; tubo antherarum prui- nosulo, dorso pilis sparsis et in vertice setulis munito; antherarum 2 minoribus apice penicillatis. Fructus ignotus. Ecuador: Zwischen Babahoyo und dem Päramo des Chimborazo. August. Eine durch die Form der Kelchzipfel auffallende Art, deren Diagnose jedoch, nach incompletem Material!) entworfen, in vielen Stücken einer Ergänzung bedarf. Senecio Theresiae NOV. Spec. Beschrieben von Professor Dr. OÖ. Hoffmann. (Abbildung siehe Tafel IV, Fig. 3. 4. 5.) Fruticosa erecta valde ramosa undique glabra, ramis sulcatis usque ad apicem foliatis; foliis sessilibus pinnapartitis, rhachi lineari, segmentis in utroque latere 3—4 margine revolutis linearibus ob- tusis, simplicibus vel hince inde grosse dentatis, infimis saepius brevioribus; foliis supremis in bracteas inflorescentiae simplices sqamiformes transeuntibus; capitulis homogamis parvulis 25-floris, ad apices ramulorum corvmbosis, corymbis paniculam amplam irre- gularem foliatam formantibus; involucri late campanulati, bracteis paucis brevibus ovatis calyculati squamis 10 sordide purpureis plerumque albo - marginatis subacutis apice paulo sphacelatis et minutissime velutinis; receptaculo plano areolato; floribus longe ex- sertis; corollis luteis, e tubo in limbum paulo longiorem et subduplo latiorem sensim dilatatis, EImbi laciniis nervo mediano percursis; styli ramis truncatis; ovariis pubescentibus. Der vorliegende Zweig ist 20 cm lang, am Grunde 4 mm dick. Die Blätter erreichen eine Länge von 35 mm; die Abschnitte werden bis 6 mm lang und (ohne die zurückgerollten Ränder) wenig über 1 mm breit. Auch der bis 1Y, mm breite Teil der Blatt- spindel zwischen den einzelnen Abschnitten ist im trockenen Zustande zurückgerollt. Die Hülle ist 5 mm hoch und breit. Die Blättchen des Aussenkelches sind kaum 1 mm lang und, wie die eigentlichen Hüllbläiter an der Spitze dunkel gefärbt. Die Hüllblätter zeigen die bei Senecio so häufige sehr fein sammetartige Behaarung der Spitze. Die Blüten ragen noch um 4—5 mm aus der Hülle hervor. Die Blumenkronen sind 6 mm lang; eben so lang ist zur Blütezeit der weisse Pappus. Reife Früchte fehlen. Peru: Unterhalb Casapalca an der Oroyabahn; ca. 4000 m Seehöhe. September. In der Tracht nähert sich die Pflanze am meisten S. elavifolius Rusby, welche sich jedoch von ihm durch strahlblütige Köpfchen und ungeteilte Blätter unterscheidet. ') Vergl. Anmerkung S. 5. 86 Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Alphabetisches Register. Acacia Aroma Gill. 6. 33. farnesiana Willd. 34. spec. 34. „ spec. 34. Acaena elongata L. 29. "spee29: Acanthacea 65. n N Achyrocline celosioides DO. 71. Hallii Hieron. 71. saturoides Lam. var. can- dicans Baker 71. Acrostychum spec. 10. Adiantum macrophyllum Sw. 11. „ tetraphyllum Willd. 11. Alectra spec, 60. Alonsoa caulialata R. et P. 60. n incisaefolia R. et P. 60. Anthurium Buonaventurae Engler. 14. ie pulchellum Engler. 14. Arcythophylium nitidum H. B. K. 65. Aristida pallens Cav. 13. Aristolochia chilensis Miers. 22. n veraguensis Duch. 22. Arrabidaea candicans DC. 62. Arthrostemma volubile Triana 43. Asclepias curassavica L. 49. Aspidium conterminum Desv. 11. patens Sw. 11. ” 2 Baccharis alnifolia. Meyen et Walp. 6. 70 floribunda H. B. K. 70. microphylla H.B.K 8 In- carım Wedd. 5. 71. Bactris granatensis Drude. 14. Bahia ambrosioides Lag. 74. j Barnadesia arborea H. B. K. oder polyacantha Wedd. 76. Begonia Martinicensis A. DC. 41. Ottonis Walp. 41. 5 spec. 41. Bidens fruticulosa. Meyen et Walp. 74. » rubifolia H. B.K, 74. Bignoniacea. 63. Bocconia frutescens L. 3. 26. Boerhavia hirsuta Willd. 24. Bomarea conferta Bth. 3. 18. spec. B. floribunda affinis 18. 5 setacea Herb. 19. Borreria laevis Griseb. 67. Bouchea Ehrenbergii Cham. 53. Brachyotum strigosum Triana 43. Brassica Rapa.L. 27. Browallia demissa L. 58. ” n n Cactacea 41. Calceolaria ericoides Vahl. 5. 59. glutinosa Heer et Regel 59, perfoliata L. f. 59. n n Calceolaria tenuis Benth, 59. spec. 59. spec. 59. ” spec. 60. ı Calandrina cymosa Philippi 25. Capparis pulcherrima Jacq. 5. 28. Cassia fistula L. 32. n ” |» .. glandulosa L. 32. ı Castilleja fissifolia L. 61. strieta Benth aff. 61. tenuiflora Benth(?) 61. spec. 61. e spec. 61. Casuarina equisetifolia L. 21. Centropogon surinamensis Presl. 67. - uncinatus Zahlbr, 67. 84. Cerastium arvense L. 25. mollissinum Poir. a genui- num Rohrb. 25. Ceroxylon andicola Humb. et. Bonpl. 4. Cheilanthes radiata R. Br. 11. Chuquiraga insignis Humb. et Bonpl. « genuina Wedd. 5. 77. Chusquea spec. 13. spec. 13. n spec. 13, | Cleome spinosa L. 28. Clidemia hirta D. Don 45. Clusia spec. 39, Cochlospermum vitifolium Spreng15.39. Cocos butyracea Mart. 3. „ Sancona Karst 3. Commelina cayennensis Rich. 16. virginica L, 17. ea 17. 17. il, n ” n ” e2] » Commelinaec ” Composite 77. n 18. . 78. Conostegia hirsuta DC. 45. | Cora reticulifera Wain. 9. Cordia rotundifolia R. et 51. Corynelia clavata Sacc. 9. Cotyledon spec. 28. ' Coursetia dubia DC. 5. 30. Crataeva gynandra B.(?) 28. Crotalaria anagyroides H.B.K. 29, Cruikshanksia tripartita Philippi 7. 66, Cuphea antisyphilitica Kth(?) 2. aiseıe Köhne 42. racemosa Spr. var. « tropica Cham. et Schlechtd. 42. “ spec. 42. | Cydista aequinoctialis Miers 4. 62, Cyperus Papyrus L. 14. n n ı Daphnopsis Caracasana Meisen 42. Datura spec. 58. Descurainia canescens Prantl var. 7.26. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Desmodium axillare DC.(? ?) 30. 5 incanum DC. 31. 5 mexicanum Wats. 31. Dichroma ciliata Vahl 14. ” pura N. ab Es. 14. Dieliptera multiflora Juss 64. Digitalis purpurea L. 60. Dioclea spec. 31. Diodia rigida Cham. et Schl. 66. Distichlis prostrata Desv. 6. 15. Dothidea (?) 9. Dunalia solanacea H.B.K, 58. Duranta Mutisii L. f. 9. 54. triacantha Juss. 9. 54. Echites mierocalyx A. DC. var. glabra A.DC. 48. Eichhornia crassipes (Mart.) Solms Laubach 17. Epidendrum cochlidium Ldl. 19. decipiens Ldl. 20. a elongatum Jacq. 20. " fimbriatum Kth. 20. 8 quitensium Rchb. fil. 20 Episcia melittifolia Mart 64. Erigeron pellitum Wedd. 70. sulcatus Meyen var. colum- biana Hieron. 10. Eritrichium clandestinum A. DC. var. angustifolium Olos. 51. 5 fallax Phil. 52. Erodium cicutarium Lem. 34. Eryngium humile Cav. «. 47. Espeletia argentea Humb. et EReRD: 1 n 7 b] Eucharis grandiflora 18. Eupatorium azangaroense C.H. Schultz Bip. 68. conyzoides Vahl 68. humile (Benth). Hieron. 68, Klattianum Hieron. 69. obscurifolium Hieron. 69. ehhr SoSe sous stoechadifolium L. f. 69. e virsatum Schrad. 69. Eutoca lomarifolia Phil. 7. 50. 80. Fuchsia corymbiflora Benth. 46. petiolaris H. B. K. 46. scabriuscula Benth. 46. sessilifolia Benth. 46. venusta H B. K. 46. spec, ex aff. triphyllae H. B, K. 41. 2 Ss 37373 Galactia striata (Jacq.) Urban. 31. Galinsoga hispida Benth. 74. Gaultheria conferta Benth. 47. Gentiana diffusa H. B. K, var. « Griseb. 48. Gentiana rupicola H. B. K. 48. ei sedifolia H. B. K. 5, 48. Geranium spec. 34. Gesneriacea 64. : 64. pichinchense H. B.K. 69. 87 Gigartina contorta. Bory 8. Gleichenia dichotoma Willd. 12. Gnaphalium cheiranthifolium Lam, 71. lanuginosum H. B. K. 71. | puberumlum H. B.K, 72. | s tenue H. B. K. 72. Gomphrena globosa L. 24. Gossypium religiosum L. 38. ' Grateloupia schizophylla Ktz. 6. 8. ‚ Guzmania (?) spec. 15. ıGymnogongrus vermicularis Turn. J. Ag. 6. 8. 7 n ' Habenaria spec. 20. Halenia gracilis Griseb. 43. Hamelia patens 2 66. Haplopappus parvifolius (DC.) A. Gray. 69. a velutinus Remy. 7. 69. Hartwegia spec. 20. Helianthea spec. 74. Heliconia Bihai L. 3. 19. n spec. 19. Heliopsis canescens H. B. K. 72. Heliotropium indicum L. 51. oppositifolium 51. stenophyllum Hook et Arn. 7. 51. spec. 51. n spec. 5l, Hibiscus rosa-sinensis L. 38, Hippomane Mancinella L. 3. Hymenophyllum ciliatum Sw. 10. Hypericum thesiifolium H. B. K. 39. ı Hypochaeris quitensis Schultz. Bip. 77. Hyptis glomerata Mart. ap. Schrank 55. urticoides H. B. K. 55, er] ” n n Inga spec. I. ingoidi Willd. aff. 34. Ipomoea acuminata R. et Schl. 49. | fistulosa Mart 4. 49. , trifida Don. 4. 50. , Iresine spec. 24. Isocarpha divaricata Benth. 72. Jacobinia colorata N. ab Es. 5. 65. ' Jacquemontia penthantha Don. 50. polyantha (Schl.) Hallier £090. n 2 Sambaec Ait. 47. 5 spec. 47. | Jochroma lanceolata Miers. 58. ' Jasminum ' Kohleria elongata Haust. 63. | R spicata Decn. 64. Laelia spec. 20. Laguncularia racemosa Gaertn. f. 43. Lamourouxia virgata H.B.K. 62. Lantana camara L. 52. canescens Kth. 52. hirsuta Mart. et Gal. 52. lilacina Desf. 53. rugulosa H.B.K. 53. | 5 trifolia L.(?) 53. Larrea divaricata Cav. 7. 36. n n n n 88 Leandra melanodesma Cogn, 45. 4 spec. 45. Lepidium ruderale L. 27. Lepidophyllum cupressinum | 3, ON | quadrangulare Benth. Bud. „ Libertia spec. 19. Loasa Humboldtiana Urb. et Gilg. 4, triphylla Juss var. papaverifolia | Urb. et Gilg. 41. Lupinus bogotensis Bth. var. 6. 29. = spec. 30. R spec. 30. Lycaste gigantea Ldl. 20. Lycium chilense Miers. 58. Lycopersicum Humboldtii Dun. 57. Lycopodium cernuum L. 12. a complanatum L. 12. n Macrantisiphon longiflorus K. Sch. | 5. 9. Malesherbia humilis Don 40. Malvastrum nov. spec. (?) 37. n spec. 31. Mandevilla mollissima K. Sch. 49. Manettia meridensis K. Sch. 65. Marrubium vulgare L. 56. Martinezia bicuspidata Drude. 14. Melanthera deltoidea Rich. in Michx, 13. Mentzelia chilensis Gay var. ata- camensis Urb. et Gilg. 7. 4. Miconia crocea Naud. 45. ligustrina Triana, 45 „ Theresiae Cogn. 45. 80. Microgenetes Cumingii DC. 7. 50, Mimosa Horibunda Willd. 33. = pudica L. 33. Mormodica Charantia L. 67. Monnina denticulata Chodat. 36. phytolaccaefolia H.B.K.var. e 36. ” ” spec. 36. Monochaetum Hartwegianum Naud. 44. Lindenianum Naud. var parvifolium Cogn. 44. lineatum Naud. 44, n myrtoideum Naud. 44, Monstera pertusa (L.) Vriese. 15. Mucuna arens DC. 31. Mutisia grandiflora Humb. et Bonpl.(?) 16. n ” Nolana prostrata L. 6. 57. Oenothera albicans Lam. 6. 45. epilobifolia H.B.K. 45. = arquensis H.B.K. 46. Onoseris purpurata Willd. 77. n Ophryosporus triangularis Meyen 68. Oro frigida Be K. 4. | Ossea diversifolia. Cogn. (?) 47. | Oxalis filiformis H. B.K. 35. lineata Gillies. 35. ” Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Oxalis medicaginea H.B.K. 35. mollis H. B. K. 55. „ seandensH.B.K.35. „ Schraderiana H.B.K. 55. „ strieta L. 35. n„ spec. 36. | Palicourea costata Bth. 66. -, spec. nov. 6b. Paragonia pyramidata Bureau. 62. Passiflora lunata Willd. 4. Panonia typhalaea Cav. 38. spec. 38. ” | Pectocarya chilensis DC. 51. Pelargonium inquinans Ait. 34. Perezia pungens Less. 77. Phaseolus peduncularis H.B.K. 32. trujilensis H.B.K. 32. spec. 32. 5 spec. 32. Philodendron verrucosum Matthieu 15. spec. 15. n ” Phrysanocydia corymbosa Vent. 63. Phyllachora Durantae Rehm. 9. 54. Phytolacca bogotensis II. B.K. 24. Piper lancaefolium Kth. 21. Piqueria artemisioides H. B.K. 6. 68. Pistia stratiotes L. 15. Pleuropetalum costaricense Wendl. 22. Podocarpus chilina A. Rich. 7. 12. 4 Sprucei Parl. 15. Polygonacea 22. Polygonum hydropiper L. 22. Polylepis racemosa R. et P. 29. Polypodium augustifolium Sw. 11. a tetragonum Sw. 11. Porliera hygrometra R. et P. 6. 36. Portulacca pilosa L. 4. 25. Prionodon longissimus Ren. et 3 Prosopis microphylla H.B.K. 32, 1: spec. 33. Prunella aequinoctialis H. B. K. 56. Pterolepis Slomerate Mig. 43. ı Ranunculus Nagelliformis Sm. 25. geoides H.B.K.(?) 26. spec. 26. .n spec. 26. Raphanus sativus L. 27. Rhizophora Mangle. L. 43. Rosa spec. 29. spec. 29. ” ” S spec. 29. Ruellia obtusa N. ab Es. 64. Sabal mauritiiforme Griseh. 3. Salix Humboldtiana Willd. 3. 6. 21. ıSalvia orophila Brig. 55. 81 „ palaefolia H.B.K. 155. pauciserrata Benth (?) 155. » rufula Kth. 155. scutellaroides H.B.K. 56. Theresae Brig. 56. 82. Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Salvia spec. 82." e Sanchezia munita Nees 65. Sargassum baceiferum (Turn.) J. = Sauvagesia erecta L. 38. Scheelea regia Karst (?) 14. Sceutellaria purpurascens Sw. 56. Seylla chloroleuca Kth. 18. Selenipedium Schlimii Rchb. f. 21. Senecio Berterianus Colla. 7, 75. graveolens Wedd. 6. 75. hakeifolius Bert. (?) 75. Moritzianus Klatt. 75. pulchellus DC. 75. sonchoides H.B.K. 75. spinosus DC. 6. 76. P heresiae O. Hoffm. 76. 85. Sesbania exasperata H. B. K. 30. Sida acuta Burm. var, carpinifolia K. - Sch. 37. Sida rhombifolia L. var. typica a2 Sn „ sSpinosa L. var. angustifolia K, Sch. 38. Columnae G. Don. 67. A ferrugineus G.Don. 67. Sisymbrium spec. 27. Sisyrinchium junceum Meyer. 19, Solanum caripense H. B. K. 57. “ lycioides L. 57. 2 maritimum Meyen 7. 57. pinnatifidum R. et P. 6.58. quindiuense Zahlbr. 58. 8. Thheresiae Zahlbr. 58. 83. = spec. 58. Sphagnum medium Limp. 10. Spilanthes americana (Mut.) Hieron, 73. Stachys grandidentata Lindl. var. 57. Stachytarpheta cayennensis Vahl. 53. mutabilis Vahl. 53. er spec. 54. Stelis mierantha Sw (?) 19. Stenolobium molle Seem. 63. Stereocaulon ramulosum Sch. 10, Stevia Benthamiana Hieron. 68. Stipa Ichu Kth. 5. 6. Suaeda divaricata. Moq. 7. 22. Symbolanthus ver. nov. spec. 47. 80. Syngonium spec. 15. spec. 15. Siphocampylus n 7 7 Erklärung 89 slaberrima Juss. 3. 40. | r manicata Juss. 40. ı Talinum spec. 25. Taraxacum offieinale Wigg. 77. Telanthera gomphrenoides Mogq. 24. Tetraglochin strieta Poepp. 7. 28. Thunbergia grandiflora Roxb. $ * * cuspidata N. ab Es. 64. Tibouchina Andreana Cogn, 43. | ciliaris Cogn. 44. grossa Cogn. 44. lepidota Baill, 44. en paleacea Cogn. 44. ' Tillandsia aloifolia Hook. 16. | Augustae regiae Mez. 16. fasciculata Sw. (?) 16. spec. 16. spec. 16. n spec. 16. | Tradescantia hirsuta H.B.K, 11. | Tridax Trianae Hieron. 74. Trifolium repens L. 30. | Tripterodon filicifoium Radlk. 37. | Tropaeolum tricolor Lind], 7. 36. 'Turnera ulmifolia L. 6. 40. | Taesonia n b>) n 7 7 ” Ulvya lactuca Le. Jol. @ rigida Ag. 8. ı Umbellifera 47T. , Uredo Theresiae Neger 8. 78. ı Uromyces Hedysari paniculati Farl. 3. Uruparia tomentosa (Willd.) K. Sch. 66. ı Usne aflorida, var. comosa (Ach.) Wain. 9, n speed. Verbena caleicola Walp. 6. 54. 7 tenera Spr. 7. 54, ı Vicia andicola H. B. K. 31. „ spec. 31. Viola arguta H. B. K. 39, | „ seandens Willd. 39. ı Vitis sieyoides Baker. 37. ‚ Vrisea heliconioides Lindl. 16, Wedelia carnosa Rich. 73. | » EZrutescens Jacq. 73. | Werneria nubigena Wedd. emend var. | ß latifolia Wedd. 5. 76. Xanthosoma spec. 15. der Tafeln. Tafel I. Fig. 1. Tillandsia Augustae regiae Mez nov. spec. Habitusbild. 2/3 der natür- lichen Grösse. Fig. 2. Desgleichen. Aufgesprungene Fig. 3. ” Kapsel; 3 mal vergrössert. Einzelner Blütenstand; 3 mal vergrössert. 90 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Povm- or [SY2 SO} - Therese Prinzessin von Bayern, gesammelte Pflanzen. Tafel II._ . Miconia Theresiae Cog. nov. spec. Habitusbild in natürlicher Grösse. . Desgleichen. Junge Blüte; stark vergrössert. Ältere Blüte: stark vergrössert. . Salvia Theresae Brig. nov. spec. Habitusbild in natürlicher Grösse. . Desgleichen. Einzelne Blüte; 3mal vergrössert, nach aufgeweichtem Material gezeichnet. Tafel IH. . Salvia orophila Brig. nov. spec. Habitusbild in natürlicher Grösse. . Desgleichen. Blütenknospe; stark vergrössert. Unterlippe; aus der Blütenknospe präpariert. 5 Centropogon (2) uncinatus A. Zahlbr. nov. spec. Junger Zweig in natürlicher Grösse. Tafel IV. . Solanum quindiuense A. Zahlbr. nov. spec. Zweig in natürlicher Grösse. . Desgleichen. Blüte; 3 mal vergrössert. b a Theresiae O. Hoffm. nov. spec. Habitusbild in natürlicher rösse . Desgleichen. Blütenköpfchen; stark vergrössert. R Einzelne Blüten; aufgeschnitten, stark vergrössert. Tafel V. . Solanum Theresiae A. Zahlbr. nov. spec. Zweig in natürlicher Grösse. . Desgleichen. Blüte; nach Entfernung der beiden vorderen Lappen und Krone nach Herbarmaterial gezeichnet, stark vergrössert. . Centropogon uncinatus A. Zahlbr. Blüte; in 2 maliger Vegrösserung. Berichtigungen. Seite 3, Zeile 20 von oben fällt das Fragezeichen weg. „ 9, Zeile 25 von oben fällt das Fragezeichen weg. 1 RL, | | IN Dg ymygprinun) uspsuugog unz yeplog euar erg paanderhougT "EUSP UTASOSITAEISNG) UoA Degaen 2 PA) f Be; re 3 PR F Ki beihefle zum Botanischen Centralblatt Bd IM % 7 DE graphiev.E.Schaal, Jena, Litho Beihefte zum Botanischen Gntralblatt BAM ‚Gustav Fischerin dena. Lithographie v.E.Schaal, Jena KR a Berheite Ren (entralblatt Bd IH 5 Verlag von w Fischerin Jena. Lithographie v.E.Schaal, Jena. LOE#2 Taf 3. Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bd AM “euap Teeips TA aryderontg "EUSPUTIOUOSLTAEISNA UoA begaaı, Über die in Baden im Jahre 1901 gesammelten Lebermoose. Von Karl Müller in Freiburg im Breisgau. Zum fünften Male berichte ich hier über die hepaticologischen Jahresergebnisse in Baden. Da sich unter dem im vorigen Jahre gesammelten Material mehrere kritische Pflanzen befanden, konnte bisher diese Liste nicht veröffentlicht werden. Meine vorjährigen Funde stammen hauptsächlich wiederum aus dem Feldbergebiete, daneben habe ich aber auch die Gegenden südlich vom Belchen und nördlich vom Kandel, die ich vorher nur flüchtig besucht hatte, - einer eingehenderen Untersuchung unterworfen. Die Resultate meiner zahlreichen vorjährigen Touren sind recht interessant, denn es haben sich nochmals neue Arten für die badische Flora ergeben. Daneben konnten mehrere schon früher gesammelte Pflanzen richtig gestellt werden und erwiesen sich z. T. ebenfalls als neue Bürger unserer Flora. Wie bisher, finden sich zu allen nachstehend angeführten Stand- orten auch Belegexemplare in meinem Herb. Hep. Bad., welches jetzt schon weit über 1500 Convoluten von verschiedenen Stand- orten enthält. Bei einzelnen Arten habe ich auch diagnostische Bemerkungen beigefügt, wenn ich es für notwendig erachtete. 1. Fegatella conica Corda. Auf Erde neben dem Bächlein am Wege vom Zweribachfalle nach St. Märzen (19. V. 01 C. M.). Am Fusse einer Felswand an der Grüblewand am Feldsee (13. X. 01 C. M.). Am Fusse einer feuchten Felswand im obersten Haslachthale am Rohrhardsberg (3. XI. 01 C. M.). 2. Aneura palmata Dum. Auf faulem Holze am Südufer des Feld- sees (23. X. 01 C. M.). Auf morschem Holze im Wehrathale bei Wildenstein mit Buzbaumia indusiata (9. IV. 00 C. M.). Auf an Holze am Hörnleberg bei Waldkirch (2. VIII. 00 C. M.). 3. Aneura multiida Dum. Am Rande eines kleinen Bächleins an der Grüblewand kurz unterhalb des Felsenweges (13. X. 01 C. M.). 4. Metzgeria furcata Ldbzg. An Felsen am Wege vom Hirsch- sprung nach dem .‚Spähnplatz‘“ am Feldberg (28. IV. 01 C.M.). 92 9. 10. 11. 12. Müller, Über die in Baden im Jahre 1901 gesam. Lebermoose. An Laubholz am Wege von Badenweiler nach Haus-Baden (30. IV. 01 C. M.. An Felsen unter der „Gfällwand“ im St. Wilhelmerthale (16. V. 01 C.M.). . Metzgeria conjugata Ldbg. An einem Ahorne unterhalb der „afällwand‘“ im St. Wilhelmerthale (16. V. 01 C. M.). Am Atersbachwasserfalle am Wege von Waldkirch nach dem Kandel (19. V.01 C.M.). An einem Gneisfelsen am Wege vom Hinter- waldkopf nach Hirschsprung (7. VI. 01 C. M.). An Felsen an dem Bächlein neben dem Wege vom Zweribachfalle nach St. Märgen (19. V. 01 C. M.). An Felsen in der Alpersbach- schlucht zwischen Posthalde und Höllsteig (19. IX. 01 C. M.). An feuchten Felsen an einem Fusspfad vom hintersten „Napf“ nach dem Stübenwasen (16. X. 01 ©. M.). An feuchten Felsen im on Teile des Haslachthales am Rohrhardsberg: (3. XI. 01 C.M.). Metzgeria pubescens Raddi. An Felsen am Schlösschen Bronnen im Donauthale, am Wege nach Beuron (16. IX. 01 C. M.). Pellia epiphylla Dil. An Erdabhängen neben dem Wege vom a nach dem „Spähnplatz“‘ am Feldberge (28. IV. 01 C. M.). Gymnomitrium concinnatum Corda. An feuchten Felsen an der Grüblewand am Feldsee, neben einem kleinen Bächlein (13. X. 01 C. M.). Anm. Stephani giebt in seinem Werke ‚Species Hepa- ticarum“ Bd. II. pag. 6 aus dem „Schwarzwald (Alex. Braun)“ Gymnomitrium corallioides Nees an. Ich glaube sicher, dass hier ein Irrtum vorliegt, denn bei meinen vielen Touren am Feldberge konnte es mir nie gelingen, diese alpine Art auf- zufinden. Gymnomitrium obtusum (Labg.) Pearson dürfte sich viel- leicht im Gebiete noch vorfinden. Dass Herr Prof. Schiffner die Pfi. für Baden nachgewiesen habe (vergl. „Lotos‘“ 1900. Nr. 7. Bem. bei Gymn. odtusum), beruht auf einer Verwechs- lung mit Pflanzen aus den Vogesen vom Rothenbacherkopf. Marsupella Funckü Dum. An einem Steine am Nordabhange des Baldenwegerbucks (Mittelbuck) am Feldberge (23. VII. 01 C. M.). Marsupella Ehrhartii Corda. An Felsen an einem Seitenbäch- lein des Zastlerbaches, unterhalb der Zastlerhütte (28. IV. 01 C. M.). An Steinen am Atersbach, am Wege von Waldkirch nach dem Kandel ce. fr. (19. V. 01 C. M.). An Felsen am Nordabhange des Mittelbucks am Feldberge (22. VIII. 01 C.M.). An feuchten Gneisfelsen in der Alpersbachschlucht zwischen Posthalde und Höllsteig (19. IX. 01 C. M.). Alveularia scalaris Corda. Auf Erde im Wehrathale (9. IV. 00 C.M.). An Felsen und auf Erde an dem Wege vom Hirsch- nach dem „Spähnplatz“ am Feldberge (28. IV. 01 I VE) Aplozia hyalina Dum. Auf Erde im Wehrathale beim Hirsch- sprung (9. IV. 00 C. M.). Auf Erde im südlichen Murgthale 13. 14. 15. 16. 17. Müller, Über die in Baden im Jahre 1901 gesam. Lebermoose, 93 (10. IV. 00 C. M.). Auf Erde im Albthale oberhalb Tiefen- stein (10. IV. 00 C. M.). Aplozia atrovirens Dum. Unter den verschiedensten Bezeich- nungen ist diese Pflanze schon lange aus den Stadtgräben in Überlingen bekannt. Es gelang mir kürzlich, unter meinem Herbarmaterial auch eine neue Varietät für Baden nachzu- weisen. var. sphaerocarpoidea (De Not.) Massalongo. Pflanzen bedeutend grösser als bei der typischen Form, habituell sehr einer kleinen Aplozia riparia gleichend. Stengel niederliegend, 1—2 cm lange Blätter, weit grösser als beim Typus, 1 mm lang und 0,8 mm breit, sonst gleichgestaltet, auch im Zellnetz, am Stengel sehr schräg, an sterilen Sprossen fast vertikal inseriert, locker gestellt, mit den Blatträndern sich berührend, an fertilen Sprossen fast horizontal angeheftet und dichter stehend. Hüllblätter vom Perianth abstehend, gehöhlt. Peri- anth keulenförmig bis birnförmig, bis zu '/; m 5 Lappen geteilt, an der Mündung rasch mer hg Zellen wie beim Typus. Kapsel auf kurzem, nur etwa 1 mm aus dem Perianth herausschauendem Stiele. Kapselklappen mit zahlreichen, ringförmigen Verdickungsleisten. Sporen wie beim Typus. Elateren: Unter den normalen, die wie beim Typus gestaltet sind, finden sich ab und zu kurze, plumpe, gabelig verzweigte Elateren, mit dicht gewundenem, doppeltem Spiralbande. Diese Varietät scheint annähernd die gleiche Verbreitung zu besitzen, wie die Aplozia atrovirens. An Molassefelsen des Stadtgrabens zu Überlingen (Ostern 1898. "Th. Herzog) ce. fr. et . Aplozia sphaerocarpa Dum. Am Wege vom Rohrhardsberg nach Schonach c. per. (2. VII. 00 C.M.). An Sandstein an einer Quelle an der Kniebisstrasse (Griesbach-Kniebis) (3. VIII. 00 C. M.) c. per. An Felsen neben einem Bächlein am Nord- abhange des Baldenwegerbucks (Mittelbuck) am Feldberge (22. VID. 01 C. M.). An Steinen in dem Bache, der von der Rufenhütte nach dem Bärenthal abfliesst. c. fr. (26. V. 01 C. M.). Aplozia riparıa Dum. Schon vor längerer Zeit fand ich im Wutachthale eine kritische Pflanze, die nun Herr Professor Schiffner als var. rivularıs Bern et dieser Art erkannt hat. var. rivularis Bernet. Cat. des Hep. de S-Ou. de la Suisse p. 59.._ An Steinen neben der Wutach unterhalb „Räuberschlössle“ c. per. c. fr. et. f (14. VIII. 1899 C. M.). Neu für Baden! Aplozia lanceolata Dum. An feuchten Felsen neben der Blauen- strasse ca. 900 m (25. VII. 01 C.M.). Aplozia autumnalis (De Cand.) Heeg. An Granit an dem Fuss- wege von Schloss Bürgeln nach Sitzenkirch (30. IV. 01 C. M.). 94 18. 19. 26. 27. Müller, Über die in Baden im Jahre 1901 gesam. Lebermoose. Lophozia Müller Dum. An Gneisfelsen in der Alpersbach- schlucht zwischen Posthalde und Höllsteig (19. IX. 01 C. M.). An feuchten Felsen neben dem grossen Wasserfalle am Seebuck (13. X. 01 C.M.). Anm. Die Standorte, die ich früher unter der Bezeichnung „Jungermannia turbinata Raddi“ publiziert habe, scheinen eben- falls hierher zu gehören, da Lophozia turbinata (Raddi) Steph. eine südliche Pflanze ist, die bei uns nicht vorkommt. Lophozia Hornschuchiana (Nees). An grasigen Stellen neben dem Bächlein, das zwischen Baldenwegerbuck und Mittelbuck nach dem Rinken hin abfliesst (15. VII. 00 C. M.). Lophozia alpestris (Schleicher) Steph. Auf Erde im oberen Glotterthale (16. IV. 01 C.M.). Mit Diplophyll. albicans auf Erde über Felsen an der Nordwand des Belchen (25. VIII. 01 C. M.). An Felsen an der Waldstrasse im „Napf“ bei der Brücke (16. 72012074) . Lophozia ventricsa Dum. Auf morschem Holze neben dem Hebelweg am Südabhange des Feldberges (22. IV. 60 C. M.). An feuchten Gneisfelsen an dem Fusswege auf der Nordwand des Belchens (25. VIII. 01 C. M.). 2. Lephozia inflata (Huds.) Howe. Auf Moorboden auf der Grenz- linie südlich vom roten Schliff bei der Hornisgrinde (9. VIII. 00 C. M.). . Lophozia bicrenata Dum. An Felsen im Albthale zwischen Tiefenstein und Immeneich (10. IV. 00 C. M.). . Lophozia gracilis (Schleicher) Steph. An feuchten Sandstein- felsen im Walde beim Hermersberg oberhalb Petersthal (3. VII. 00 C. M.). An Granitfelsen im hinteren Griesbachthale unter- halb Martinskapelle bei Triberg (30. IX. 01 C. M.). mit Sphen. minutus und Blepharost. trichophylium. 25. Lophozia incisa Dum. Auf morschem Holze am Wege vom Feldsee nach dem Rinken (7. VII. 01 C.M.). Auf faulem Holze an dem Fusswege vom Adler im Bärenthale nach Titisee (29. IX. 01 €. M.). Auf faulem Holze bei der Weisstannenhöhe (29. IX. 01 C. M.). Auf faulem Holze neben dem grossen Wasserfalle am Feldsee (13. X. 01 C.M.). Lophozia barbata Dum. An Felsen an der „Gfällwand* im St. Wilhelmerthale (16. V. 01 C. M... An Steinblöcken am untersten Teile der Seewand am Feldsee (13. X. 01 C. M.). An feuchten Felsen unterhalb der „Hohbruck“ im St. Wilhelmer- thale (16. X. 01 C. M.). An trockenen Felsblöcken an der „Grüblewand“ am Feldsee (13. X. 01 ©. M.). Lophozia quinquedentata Dum. An Felsen am Wege vom Zweribachfalle nach St. Märgen (19. K. 01 C.M.). An einem ‘ Felsen neben dem Bache, der von der Rufenhütte nach dem Bärenthale abfliesst (26. V. 01 C.M.). An Felsen in der Alpers- bachschlucht zwischen Posthalde und Höllsteig (19. IX. 01 C.M.). Auf einer Mauer an der Strasse im oberen Teile des Haslach- thales am Rohrhardsberg (5. XI. 01 C. M.). An Felsen am untersten Teile der „Grüblewand“ am Feldsee (13. X. 01 C. M.). 28. 29. 0. 31. Müller, Über die in Baden im Jahre 1901 gesam. Lebermoose. 95 An Felsblöcken am Wege vom hintersten „Napf“ nach dem Stübenwasen (16. X. 01 C.M.). Lophozia Floerkei (Web. et Mohr) Steph. Auf Moorboden an der Grenzlinie, zwischen Zuflucht und Roter Schliff, in einer Jugendform (9. XII. 00 C.M.). An Felsen unter der „Gfäll- wand‘ im St. Wilhelmerthale (16. V. 01 C.M.). An Felsen am grossen Wasserfalle am Seebuck (13. X. 01 C. M.). Sphenolobus minutus (Crautz) Steph. An trockenen Felsen am Wege vom Zweribachfalle nach St. Märgen (19. V. 01 C. M.). Im hinteren Griesbachthale an Granitfelsen in der Waldschlucht unterhalb Martinskapelle bei Triberg (30. IX. 01 C. M.). Sphenolobus exsectus (Schmid) Steph. An Felsen am Wege vom Hirschsprung nach dem „Spähnplatz“ am Feldberge (28. IV. 01 C. M.). An Granitfelsen im hinteren Griesbachthale unter- halb Martinskapelle bei Triberg (30. IX. 01 C. M.). Sphenolobus exsectaeformvis (Breidler) Steph. An einem faulen Baumstumpfe im Hinderzartner Moore. ca. 900 m (9. IV. 98 C. M.). Auf einer Mauer neben der Strasse im oberen St. Wilhelmerthale bei ca. 650 m (15. V. 98 C. M.). An Granit- felsen im Schwarzathale (26. V. 99 C.M.). Auf Erde in einem Sumpfe im obersten Yachthale (3. XI. 01 C.M.). Diese seltene Pflanze wurde in Steiermark zuerst auf- gefunden, dann auch in Salzburg, England und Böhmen. Vor einigen Jahren konnte ich die Pflanze in den Vogesen zum ersten Male in Deutschland nachweisen. In Norddeutschland wurde sie dann auch z. T. recht häufig auf Moorboden ge- sammelt. — Von den genannten Standorten liegt die Pflanze aus Baden in meinem Herbar. Sie ist bei uns gewiss weit seltener als Sphen. exsectus, von welcher sie sich durch doppelt so grosse Zellen unterscheidet. 32. Anastrepta Orcadensis Schfn. Zwischen Moosen auf einem 33. 34. Gneisblocke neben dem Wege Krinne -Belchen (25. VII. 01 ©. M.). An feuchten Gneisfelsen an dem Wege auf der Nordseite des Belchen (25. VII. 01 C.M.). Auf Granitblöcken im hinteren Griesbachthale unterhalb Martinskapelle bei Triberg, hier und da Massenvegetation bildend (30. IX. 01 C.M.). Leioscyphus Taylorı Mitten. Auf Moorboden am Wege vom Rohrhardsberg nach Schonach \2. VII. 00 C. M.). Plagiochila asplenioides Dum. Am Wege vom Hirschsprung nach dem „Spähnplatz“ am Feldberge (28. IV. 01 C.M.). An der Strasse von Haus-Baden nach Schloss Bürgeln (30. IV. 01 C. M.). Auf Erde am Wege von Badenweiler nach Haus-Baden (30. IV. 01 C.M.). An Steinen am Atersbach, am Wege von Waldkirch nach dem Kandel (14. V. 01 C. M.). An Steinen neben dem Bächlein am Wege vom Zweribachfalle nach St. Märgen (19. V. 01 C. M.). An Wurzeln am Wege vom Stübenwasen nach dem Notschrei. 1220 m (21. VIII. 02 C. M.). Auf Erde an einem Wege vom Nonnenmattweiher nach dem Kohlgarten (25. VIH. 01 C. M.). An Felsen oberhalb des Nonnenmattweihers am Kohlgarten (25. VIII. 01 C. M.). Zwischen Laubmoosen auf 96 39. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. Müller, Über die in Baden im Jahre 1901- gesam. Lebermoose. Granit im hinteren Griesbachthale unterhalb Martinskapelle bei Triberg (80. IX. 01 C.M.). Lophocolea bidentata Nees. Auf Erde neben einem Wege bei der Bodlesau bei Freiburg (8. XII. 00. C.M.). Auf Erde am Wege von Badenweiler nach Haus-Baden (30. IV. 01. C.M.). Lophocolea heterophylia Nees. Auf morschem Holze unterhalb der Zastlerhütte (28. IV. 01. C.M.). Auf morschem Holze am Wege von Waldkirch durch Atersbach nach dem Kandel (19.-2V2072C. M.). Chiloscyphus polyanthus Corda. An Steinen in dem Bächlein neben dem Wege vom Zweribachfalle nach St. Märgen c. fr. (19. V. 01. C.M.). An Steinen am Atersbach neben dem Wege von Waldkirch nach dem Kandel (19. V. 01. C.M.). Chiloscyphus pallescens Nees. ‚Diese Pflanze wird gewöhn- lich nur als Form des Ch. polyanthus aufgefasst, weil sie bis- her von dieser nur durch die gezähnten Hüllblätter unterschieden wurde. Da sie sich aber auch durch das grössere Blattzellnetz von Ch. polyanthus gut unterscheidet, abgesehen von der be- trächtlicheren Grösse, wird man ihr wohl schwerlich den Art- wert absprechen können. Neu für Baden! Am Hirschsprunge im Höllenthale, auf einem faulen Baum- stamme auf der linken Bachseite, gegenüber dem untersten Tunnel, mit Aplozia lanceolata c. fr. cop. (1898. C. M.). Anm. In den Lebermossen Badens von J. B. Jack wird ein Standort dieser Pflanze am Grenzacher Horn angeführt, der allerdings politisch schon zu der Schweiz gehört. Abgesehen davon ist es sehr zweifelhaft, ob jene Pflanze wirklich OA. pal- lescens ist, denn Nees hat, wie es scheint, manche Formen des Ch. polyanthus zu Oh. pallescens gezogen. Unser Standort im Höllenthale ist somit der erste sichere aus Baden. Cephalozia bicuspidat« Dum. An nassen Felsen neben einem Bächlein am Nordabhange des Mittelbuck am Feldberge (22. VII. 01. C. M.). Auf Erde oberhalb Waldkirch am Wege nach dem Atersbachthale (19. V. 01. C.M.). Cephalozia Lammersiana Spruce. An dem Fusswege vom Adler im Bärenthale nach Titisee (29. IX. 01. C. M.). Cephalozia serriflora Lindbg. Auf faulem Holze am Wege vom Zweribachfalle nach St. Märzen (19. V. 01. ©. M.). Cephalozia connivens Spruce. Diese Art liegt mir aus Baden bis jetzt nur von einem Standorte vor: An einem Moorgraben auf dem Moore beim Plattenhofe bei St. Peter (12. VI. 1898. C. M.). Wahrscheinlich gehören hierher auch die Pflanzen vom Moorboden am Titisee, an Moorgräben auf den Hornisgrinden und auf dem Regnatshauser Torfbruche, in Jacks Lebermoosen Badens pag. 54 aufgeführt, von denen ich aber noch keine Exemplare gesehen habe. Alle übrigen Standorte, die unter Cephalozia connivens publiziert wurden, gehören jedoch zu der folgenden Art. Cephalozia connivens ist bei uns offenbar sehr selten und nur auf Torfmooren zu finden. Cephalozia media Läbg. Von Oeph. connivens unterscheidet sich diese für Baden neue Art sehr leicht durch die sehr kleinen 44. 45. 46. 47. Müller, Über die in Baden im Jahre 1901 gesam. Lebermoose.. 97 (h—!/; so gross wie bei (©. connivens) Blattzellen und durch die Gestalt der Perianthmündung. Bei C. connivens ist sie wimperig gezähnt, hier nur sehr schwach gezähnt bis crenuliert. Diese Art wächst mit Vorliebe an feuchten Felsen und auf morschem Holze. Auf morschem Holze am Wege vom Rinken nach dem See- buck (Felsenweg) ca. 1200 m (9. X. 98. O. M.). Auf und zwischen Felsblöcken im hintersten Zastlerthale.. 790 m (23. X. 1898 C. M.). An Felsen auf der Nordseite des Belchen mit Anastrepta (20. XI. 98. Herzog). Mit anderen Moosen am Wege von Öttenhöfen nach dem „Hohenfels“ an der Hornisgrinde (29. VIII. 1899 ©. M.). An feuchten Gneisfelsen an dem Fuss- wege an der Nordwand des Belchen (25. VIII. 01. C.M.). Auf an Holze an einem Wege am Köhlgarten (25. VII. 01. . M.). Cephaloziella trivialis Schfn. n. sp. Da mit der Bezeichnung „Cephaloziella divaricata‘“ keine Verständigung mehr möglich ist, hat Herr Prof. Schiffner einen neuen Namen einge- führt mit ausreichender Diagnose. — Leider bin ich in die schwierige Gattung COephaloziella noch zu wenig eingearbeitet, um mein Cephaloziella-Material aus Baden selbst bestimmen zu können. Ich kann deshalb hier nur eine, von Herrn Professor Schiffner freundlichst bestimmte Pflanze anführen: Zwischen Gras auf dem Fahrwege von Kirchzarten auf den Giersberg, in der Nähe der Kapelle c. fr. (29. VII. 1898 C. M.). Cephaloziella bifida (Schreb.) Schfin. Auf Lehmboden bei den Schanzen am Mooswalde bei Freiburg c. pr. et c. fr. (III. und XII. 1898 C. M.) det. Prof. Schiffner. Nowellia curvifoha Mitten. Auf morschem Holze mit anderen Lebermoosen im Wehrathale unterhalb 'Todtmoos-Au (9. IV. 00. C. M.). Auf faulem Holze an dem Bächlein neben dem Wege vom Zweribachfalle nach St. Märgen (19. V. 01. C. M.). Cincinnulus trichomanis Dum. Auf Erde am Wege vom Zweri- bachfalle nach St. Märgen (19. V. 01. C. M.). Neben dem Bächlein, das von der Rufenhütte ins Bärenthal abfliesst (26, V. 01. C. M.). Auf einem Fusswege vom Rinken nach dem Raimartihof am Feldsee (21. VII 01. ©. M.). Am Wege Stübenwasen-Notschrei, beim Hirschkopf. 1220 m (22. VII. 01. C. M.).. Am Fusswege von der Krinne nach dem Belchen zwischen Moosen (25. VIII. 01. C. M.). var. Neesiana C. Mass. Am Feldsee auf Waldboden im untersten Teile der Schlucht, durch welche der grosse Wasser- fall herabkommt (13. X. 01. C. M.). Auf Erde neben dem Fusswege vom Adler im Bärenthale nach Titisee (29. IX. 01. C. M.). Anm.: Die Untersuchungen über die Beziehungen dieser Art mit C. Müllerianus Schffn. sind noch lange nicht abge- schlossen, denn nach meinen Untersuchungen sind bei vielen Exemplaren, die Herr Prof. Schiffner zu C. irichomanis bringt, die Blattzellen ebenso klein, wie bei ©. Müllerianus und der Habitus auch der gleiche. Bevor in dieser Sache Sicherheit er- Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. 7 98 48. Müller, Über die in Baden im Jahre 1901 gesam. Lebermoose. langt ist, will ich hier keine Standorte anführen, die ich zu €. Müllerianus bringen würde. Cineinnulus calypogea (S. ©. Lindbg.) Autöcisch. Pflanze zart, bläulichgrün, sehr durchsichtig, schwachglänzend, trocken glanzlos. Stengei 2—5 cm lang, dünn, mehr oder weniger schlaff, auf dem Boden aufliesend oder zwischen Moosen aufsteigend, bis zur Spitze mit sehr langen, weissen, büschelweise an der Anwachsungsstelle der Amphigastrien entspringenden Rhizoiden besetzt. Blätter dem Stengel fast völlig vertikal angeheftet, zu '/,; ihn umfassend, mit breiter Basis angeheftet, wenig: herablaufend, nicht dicht stehend, mit den Rändern kaum übereinanderliegend, breiteiförmig, 1,5—1,8 mm lang und 1 mm breit, an der Spitze durch kleine mond- förmige Bucht in 2 kleine, wenigzellige Zähne ge- - teilt, oder durch tiefen bis !/, der Blattlänge erreichenden, spitzwinkeligen Ausschnitt in zwei eiförmige, zuge- spitzte bis abgerundete Lappen geteilt. Die Grösse des Ausschnitts an ein und derselben Pflanze sehr variabel. Manche Pflanzen zeigen kaum angedeuteten Ausschnitt und nur stumpfe Höcker statt Zähnen. Unterblätter in spitzem Winkel vom Stengel-abstehend, mit der Spitze hie und da etwas gegen den Stengel gekrümmt, flach ausgebreitet, verhältnismässig sehr klein, weit breiter als lang (0,45 mm lang und 0,7 mm breit), am Stengel sehr entfernt stehend, mindestens in Abständen ihrer eigenen Länge, über den Stengel auf beiden Seiten nicht sehr viel hinüberragend, daran kurz herab- laufend, bis über die Mitte, fast stets aber bis zur Basis durch spitzwinkeligen Einschnitt geteilt. Lappen zugespitzt-eiförmig, von einander abstehend, ganzrandig oder am äusseren Rande noch mit je einem Höcker oder Zahn. ‚Zellen ziemlich gleichgross, regelmässig länglich - sechseckig, 25 x 35 w diam. Blattzellen durchweg regelmässig sechseckig, sehr dünnwandig, mit nicht verdickten Ecken, sehr chlorophyll- reich, mit zahlreichen kleinen, ovalen, hellsrauen Olkörpern an- gefüllt, an der Blattspitze 25—30 w diam., in der Blattmitte 35x50 w diam., an der Blattbasis 40x60 „u diam. Cuticula glatt, am Blattgrunde hie und da punktiert rauh. Weit seltener als ©. trichomanis ist die Pflanze, doch dürfte sie sich mit der Zeit noch in mancher Flora nachweisen lassen, weshalb ich hier eine Diagnose, nach den badischen Exemplaren angefertigt, beigefügt habe. Es giebt Formen des C©. trichomanis, die im Habitus und in der Lappenform der Unterblätter mit C. calypogea annähernd übereinstimmen. Solche Pflanzen unterscheiden sich von C. calypogea durch die gar nicht, oder nur vereinzelt eingeschnittenen Hauptblätter und durch den nicht bis zur Basis gehenden Aus- schnitt der Unterblätter. Aus Baden ist mir diese Art bis jetzt von folgenden Stellen bekannt. Auf Erde-an einem Fusswege am Abhange des Kreuz- kopfs nach Merzhausen bei Freiburg. (5. HI. 02C.M.) Feuchter Waldboden bei St. Ottilien ca. 350 m. (Juli 1896 Herzog) det. 49. 51. Müller, Über die in Baden im Jahre 1901 gesam. Lebermoose.. 99 C. Müller. An einem Hohlwege beim Jägerhäusle bei Freiburg. (ec. per. et Z (20. IH. 02 C. M.) Cineinnaulus swecicus (Amell und Perrsson sub. Kantia) n. sp. Pflanzen vom Feldsee und vom Zastlerloch stimmen mit der kürzlich publizierten Originaldiagnose einer schwedischen Pflanze, trotz der weit auseinander liesenden Standorte recht gut überein, so dass ich nicht zögere, meine Pflanzen mit dem Arnell—Perrsson Namen zu bezeichnen. Auf faulem Holze im Walde beim Feldsee, auf dessen West- seite (13. X. 01 C.M.) Mit Aneura latifrons Ldbg. auf morschem Holze neben der Rinkenstrasse, wo sie bis an das „Zastlerloch“ herankommt. (Feldberg). (22. V. 1898 C. M.) Neu für Mittel- europa! Die wichtigsten Merkmale der Feldbergpflanzen will ich hier zusammenfassen. Stengel bis 1 cm lang, 0,25 mm diam., verzweigt, mit sehr langen, gelblichen, zwischen den Unterblättern hervorkommen- den Rhizoiden besetzt, auf dem Substrat niederliegend, nicht sehr daran haftend. Blätter herzförmig bis breit eiförmig, ı mm lang und fast ebenso breit, mit abgerundeter Spitze, die selten zwei höckerartige Zähnchen zeigt. Unterblätter ver- hältnismässig sehr gross, sich dachziegelig deckend, fast kreisrund, 0,5—0,6 mm breit, bis zur Mitte mit rechtwinkeliger Bucht in zwei breite, eiförmige, zugespitzte Lappen geteilt, die am äusseren Rande manchmal mit stumpfem Höcker oder Zahne versehen sind. Zellen an der Blattspitze 18—20 u diam., rundlich, in den Ecken dreieckig verdickt, in der Mitte regel- mässie sechseckig mit schwach verdickten Ecken, 24x35 w diam., an der Basis 20x40 uw diam., in den Ecken kaum ver- diekt. Cuticula punktiert rauh oder glatt. Mastigobryum trilobatum Nees. An faulem Holze in der Alpers- bachschlucht zwischen Posthalde und Höllsteig. (19. IX. 01 C.M.) An Granitfelsen in der Waldschlucht unterhalb Martins- kapelle (hinteres Griesbachthal) bei Triberg. (30. IX. 01 C. M.). Auf faulem Holze neben dem Fusswege vom Adler im Bärenthale nach dem Titisee (29. IX. 01. C. M.). Auf Wald- boden im oberen Teile der Schlucht am Feldsee, über die der Felsenweg mit einer Geländerbrücke führt. (13. X. 01 C. M.). Auf Waldboden im obersten Teile des Haslachthales am Rohr- hardsberg (3. XI. 01. C. M.). Mastigobryum deflexum Nees. An Felsen am Wege vom Hirsch- sprung nach dem „Spähnplatz“ am Feldberge (28. IV. 01.C. M.). An Steinen an einem Seitenbächlein des Zastlerbaches unterhalb der Zastlerhütte. (28. IV. 01. C. M.). An trocknen Felsen am Wege vom Zweribachfalle nach St. Märgen. (19. V. 01. C.M.). In tiefen Polstern an Granitfelsen in der Waldschlucht unter- halb Martinskapelle (hinteres Griesbachthal) bei Triberg. (30. IX. 01. C. M.). An feuchten Felsen neben dem grossen Wasser- falle am Seebuck (13. X. 01. C. M.). An feuchten Felsen an der „Grüblewand“ am Feldsee unterhalb des Felsenweges mit Frssı- dens osmundoides (13. X. 01. C. M.). An feuchten Felsen an dem Fusswege vom hintersten „Napf“ nach dem Stübenwasen 7F 100 Müller, Über die in Baden im Jahre 1901 gesam. Lebermoose., (16. X. 01. C.M.). An Felsen im obersten Teile des Haslach - thales am Rohrhardsberg (3. XI. 01. C. M.). 52. Lepidozia reptans Nees. An Granitfelsen im Hintergriesbach- thale unterhalb Martinskapelle bei Triberg (30. IX. 01. C.M.). Auf faulem Holze an einem Wege vom hintersten „Napf‘“ nach dem Stübenwasen c. fr. (16. X. 01. C. M.). 53. Lepidozia trichoclados Ö. Müller. An nassen Felsen auf der Nordseite des Belchen neben dem Fusswege in Gesellschaft von Anastrepta Orcadensis, Cephalozia media und Lophozia ventri- cosa (25. VIH. 01. C. M.). Der erste badische Standort ausser- halb des Feldberggebietes! 54. Blepharostoma trichophyllum Dum. Auf morschem Holze unter- halb der Zastlerhütte (28. IV. 01. C. M.). Auf Waldboden am Köhlgarten (25. VIIL 01. C. M.). 55. Piihdium cikare Hpe. Am Wege von der Krinne nach dem Belchen an Felsen (25. VIIL 01. C. M.). An Felsblöcken an - der „Grüblewand“ am Feldsee (13. X. 01. C. M.). 56. Plihdium pulcherrimum Hype. An einer Tanne am Wege Stübenwasen-Notschrei, beim Hirschkopf. 1220 m (22. VII. 01. ©. M.). Auf Granitfelsen in der Waldschlucht im hinteren Gries- bachthale unterhalb Martinskapelle bei Triberg c. per. (30. IX. 01. C. M.). An Tannen im Walde: auf der Nordseite des Stüben- wasens (16. X. 01. C. M.). 57. Trichocolea tomentella Nees. An Steinen an dem Bächlein am Wege vom Zweribachfalle nach St. Märgen (19. V. 01. C.M.). 58. Diplophyllera albicans Trev. Auf Erde oberhalb Waldkirch am Wege nach dem Atersbachthälchen (19 V. 01. C. M.). Auf Erde am Wege vom Zweribachfalle nach St. Märgen (19. V. 01. C. M.). An einem Wege am Köhlgarten, oberhalb des Nonnen- mattweihers (25. VII. 01. C. M.). An feuchten Felsen in der Alpersbachschlucht zwischen Posthalde und Höllsteig (19. IX. 01. ©. M.). An Granitfelsen im Hintergriesbachthale unterhalb Martinskapelle bei Triberg (30. IX. 01. C. M.). An Felsen neben der Waldstrasse im „Napf‘‘ (hinteres St. Wilhelmerthal) (16. X. 01. C. M.). Im obersten Teile des Haslachthales am Rohrhardsberg, an Felsen (3. XI. 01. C. M.). 59. Diplophylleia taxifoha Trev. An Felsen am Seebuck neben dem grossen Wasserfälle (13. X. 01. C. M.). An Felsen am unter- sten Teile der „Grüblewand‘“ am Feldsee (13. X. 01. C. M.). 60. Scapania compacta Dum. Die Pflanze aus dem Hartwalde bei Karlsruhe, die in den Leberm. Badens von Dr. Jack als hierher gehörend aufgeführt wird (nach Nees Naturg. der europ. Leberm.) Bd. II. p. 425 ist eine Scapanıa curta nach den Standortsoriginalen im Herbar Jack und Herbar Nees. Die echte Scapania compacta wurde daher von mir zum ersten Male für Baden nachgewiesen. An Granitfelsen im oberen Schwarza- thale ca. 700 m (26. V. 1899 C©.. M.). 61. Scapania subalpina Nees. An nassen Gneisfelsen am Seebuck des Feldberges (14. Sept. 1865 Jack)! Im Herbar Jack als „Seapania undulata ß. rivularıs und Scap. nemorosa“ bezeichnet! An feuchten Felsen und auf sumpfiger Erde neben dem Sumpfe 63. 64. 65. 66. 67. Müller, Über die in Baden im Jahre 1901 gesam. Lebermoose. 101 kurz unterhalb des Feldbergturmes, an der Zastlerwand (7. VI. ORSEA ME var. u Scap. undulatam transcendens. In dem Sumpfe unterhalb des Feldbergturmes, an der Zastlerwand (7. VII. 01. ©. M.). Die Pflanze ist äussert interessant, da sie ge- nau in der Mitte zwischen Scap. subalpina und Scap. undu- - lata steht. Sie hat eine grasgrüne Farbe, wie die letzte Pflanze, zeigt aber völlig gleich grosse Blattlappen, so dass ich sie zu Scap. subalpina stelle. Sie wird in den Hep. europ. exsicc. von Prof. Schiffner seinerzeit ausgegeben werden. Scapania irkigua Dum. Auf grasigen Stellen bei der alten Saat- schule am Wege vom hintersten ,Napf‘“‘ nach dem Stübenwasen (16. X. 01. C. M.). Auf feuchter Erde bei dem kleinen Moore bei Alpersbach (10. XI. 01. C. M.). Scapania dentata Dum. An Steinen und an Holz an dem Bäch- len am Wege vom Zweribachfalle nach St. Märgen (19. V. 01. C. M.). An Steinen in dem Bächlein, das in den Nonnenmatt- weiher fliesst (25. VIIL 01. C. M.). Auf Erde im Menzen- schwanderloch unterhalb Gasthaus „Jägermatte‘“ (26. V. 01. C. M.). var. speciosa Nees. Auf feuchten Gmneisfelsen am Wege vom Feldsee nach dem Rinken (7. VII. 01. ©. M.). Scapania undulata Dum. An einem Bächlein an der „Grüble- wand‘‘ am Feldsee, unterhalb des Felsenweges (13. X. 01.0. M.). An Steinen in einem Bächlein im obersten Yachthale bei Elzach Bper 1. X12 0.02 M)). var. ambigua DeNot. Es ist noch fraglich, ob De Notaris mit seiner Varietät dieselbe Pflanze meinte, wie nachstehende: An feuchten Granitfelsen im Bärenthale neben der Poststrasse unterhalb der, Jägermatte (29. IX. 01. C.M.). Die Pflanze bildet einen Übergang zu Scap. dentata. Scapania umbrosa Dum. Auf Erde neben dem Wege vom Zweribachfalle nach St. Märgen (19. V. 01.C.M.). Auf faulem Holze an einem Wege am Köhlgarten (25. VIII. 01. C. M.). Auf Granit in der Waldschlucht unterhalb Martinskapelle (hinteres Griesbachthal) bei Triberg (30. IX. 01. ©. M.). Scapania aequiloba Dum. An Gneisfelsen am Hirschsprunge, am Fusse der grossen Wand neben dem Seitenbächlein, das aus einer Schlucht auf der linken Höllenbachseite herabkommt. BD) m 22 al (d Alm), Scapania aspera Bernet. „Mit Jung. barbata var. quin- quedentata an Kalkfelsen im Donauthale bei Messkirch (12. Juni 1861 Jack)“ Krypt. Bad. Nr. 795 A. Leberm. Badens p. 15. Beidemal als Scapania nemorosa bezeichnet! Neu für en Bei der Durchsicht der Gattung Scapania des Herbars Jack fand ich Exemplare vom obigem Standorte. Sie gehört unbe- dingt zu Scapania aspera. Schon der Habitus lässt das erraten. In den Kryptogamen Badens wurde sie unter No. 795 A aus- gegeben (No. 795 B ist die ächte Scapania nemorosa Dum.) — 102 Müller, Über die in Baden im Jahre 1901 gesam. Lebermoose. Der Standort „Donauthal bei Messkirch“ ist unbestimmt, doch weiss ich von Dr. Jack selbst, dass er die Gegend von Beuron meinte. Sie scheint hier jedoch selten zu sein, denn ich selbst fand sie bei zweimaligem, allerdings nur oberflächlichem Besuche, noch nie an diesem Standorte. 68. Scapania nemorosa Dum. Auf Erde neben der Strasse von Haus - Baden nach Schloss Bürgeln (30. IV. 01. C. M.). An Felsen neben dem Bache, der von der Rufenhütte ins Bären- thal abfliesst (26. V. 01.C. M.). An Felsen in der Alpersbach- schlucht zwischen Posthalde und Höllsteig (19. IX. 01. C. M.). An Granitfelsen im Hintergriesbachthale unterhalb Martinskapelle bei Triberg (80. IX. 01. C. M.). Auf der Mauer neben der Strasse Hohbruck —,,Napf“ in St. Wilhelm (16. X. 01. C. M.). An einer Mauer neben der Strasse im oberen Teile des Haslach- thales bei Rohrhardsberg (3. XI. 01. C. M.). An der Strasse unterhalb der Hohbruck im St. Wilhelmerthale mit Frullania tamarisci (16. X, 01. C. M.). 69. Radula complanata Dum. An Buchen neben dem „Hebelwege‘ auf der Südseite des Feldbergs c. fr. (12. V. 01. C. M.). An einem Ahorne im Walde unter der Seewand am Feldsee. (7. VII. 01. ©. M.). An feuchten Felsen an der Blauenstrasse, ca. 300>m (25. VII. 012 CM): 70. Radula Lindbergiana Gottsche. Auf Gras an der Zastlerwand am Feldberge, ca. 1400 m & (28. IV. 01. C. M.). An Felsen bei dem zweitobersten Wasserfalle unterhalb Todtnauberg (12. V. 01.C.M. £ et ce. fr. An feuchten Felsen am unteren Zweribachfalle (19. V. 01. C. M.) c. fr. An sonnigen Felsen beim Zweribachfalle, am Wege nach dem Bauernhaus unterhalb des Falles (19. V. 01. C. M.).. An Felsen im Walde unter der Seewand am Feldsee (7. VII. 01. C. M.). An feuchten Felsen an der Seewand auf der Nordwestseite (7. VII. 01. C.M.). An Felsen neben einem Bächlein am Nordabhange des Mittelbucks am Feldberge (22. VII. 01. C. M.).. An einer Buche an dem Fusswege auf der Nordseite des Belchens (25. VIII. 01. C. M.). An Buchen an der Strasse von Überlingen nach Heiligenberg bei einem Weiher c. fr. cop. (10. IX. 01. C. M.). Am Hirsch- sprung an Felsen in dem Kamin vom Bache bis zur Fahnen- stange (Juli 1899 C. M.). An Felsen am grossen Wasserfalle am Seebuck (13. X. 01. C. M.). An Felsen an der „Grüble- wand“ am Feldsee, neben einem Bächlein c. fr. cop. und an anderen Felsen steril und & (13.X. 01. C.M.). An der Fels- wand beim obersten Hirschsprungtunnel (15. X. 01. C. M.). 71. Madotheca laevigata Dum. An einem Gneisfelsen am Wege vom Hinterwaldkopf nach Hirschsprung (7. VI. 01. C. M.). 72. Madotheca platyphylla Dum. An Laubholz neben der Strasse von Badenweiler nach Haus-Baden ce. fr. (30. IV 01.C.M.). An Buchen am Wege von der Bildtanne (Hinterwaldkopf) nach Hirschsprung (7. VII: 01. C. M.) e. fr. :An altem Laubholz und humosen Felsen an der „Grüblewand‘‘ am Feldsee (13. X. 01. C. M.). An Steinen oberhalb des Nonnenmattweihers am 73. 74. 75. Müller, Über die in Baden im Jahre 1901 gesam. Lebermoose. 103 Köhlgarten (25. VIH. 01. C. M.). An einem Ahorne an sonniger Geröllhalde zwischen den beiden oberen Tunneln am Hirsch- sprunge (16. X. 01. C. M.). An Felsen am Schlösschen Bronnen im Donauthale, am Wege nach Beuron (16. IX. 01. C. M.). Madotheca Baueri Schfin. An Laubholz im Walde neben der Strasse von Badenweiler nach Haus-Baden (30. IV. 01. C. M.). An einem Ahoıne oberhalb der Station Hirschsprung, am Wege nach dem Feldberge (28. IV. 01. C. M.). An einem Ahorn im Buchenwalde, an dem Fusspfad vom hintersten Teile des „Napf“ nach a Stübenwasen, in prachtvollen, 18 cm tiefen Rasen! ex. 01. CM). ee rivularıs Nees. An Steinen in einem Seitenbächlein des Zastlerbaches, unterhalb der Zastlerhütte (28. IV. 01. C.M.). An Steinen im Walde im Atersbachthälchen, am Wege von Waldkirch nach dem Kandel (19. V. 01. C. M.). An Steinen . in einem Bächlein, das in den Nonnenmattweiher fliesst (25. VII..01. C. M.). An Gneisfelsen am Wege von Station Hirsch- sprung nach dem Hinterwaldkopf (7. VIL 01. ©. M.). An Felsen an einem Bächlein an der „Grüblewand“ am Seebuck (13. X. 01. C.M.). An feuchten Felsen an dem Fusswege vom hintersten „Napf‘‘ nach dem Stübenwasen (16. X. 01. €. M.). var. simpliecior Zelterstedt (= _M. Levier: Jack). An einem Felsen oberhalb des Nonnenmattweihers an dem Wege nach dem Köhlgarten (25. VII. 01. C. M.) det. Prof. Schiffner! Neu für Baden!: a Anm.: Die Varietät simplicior hat habituell sehr viel Ahnlich- keit mit Madotheca laevigata. Sie ist olivengrün, weit kräftiger als M. vivularıs. Die Pflanze ist 5—6 mm breit, M. rivularıs dagegen nur 3—4 mm, sie ist wenig verzweigt, die Aste stehen nicht, wie bei M. rivularıs sparrig in einer horizontalen Ebene ab, sondern unregelmässig bald über, bald unter dieser Ebene. Der Stengel ist schlaff, daeram Rande nur eine Reihe brauner, kaum verdickter Zellen besitzt, während M. rivularis stets 3—4 Reihen stark verdiekter Rindenzellen aufweist und deshalb stets einen fleischigen, starren Stengel besitzt. Die Blätter stimmen in der Form mit der typischen Mad. rivu- larıs genau überein, sie zeigen gegen die Basis ebenfalls einen stumpfen Zahn. Zellnetz wie bei M. rivularıs in Gestalt und (Grösse. Jch bin noch nicht ganz davon überzeugt, dass diese Pflanze nur als Varietät behandelt werden darf. Die Unterschiede im Bau des Stengels sind so charakteristisch, dass beide Arten vielleicht besser getrennt zu lassen sind. Lejeunea serpylhifola.Lib. An Felsen unterhalb der „Gfäll- wand“ im St. Wilhelmerthale (16. V. 01. C. M.). An Felsen neben dem Bächlein am Wege vom Zweribachfalle nach St. Märgen (19. V. 01. C. M.). An feuchten Felsen neben der Blauenstrasse. 900 m. (25. VIII. 01. C. M.). In der Alpers- bachschlucht zwischen Posthalde und Höllsteig (19. IX. 01. C. M.). An feuchten Felsen neben dem grossen Wasserfalle am Seebuck (13. X. 01. C. M.). 104 Müller, Über die in Baden im Jahre 1901 gesam. Lebermoose. 76. Frullania dilatata Dum. An sonnigen Felsen an der Strasse von Haus-Baden nach Schloss Bürgeln (30. IV. 01. C. M.). An Laubholz am Wege von Badenweiler nach Haus-Baden (30. IV. 01. C. M... An Buchen am Wege vom Hinterwaldkopf nach Hirschsprung (7. VII. 01. C. M.). 77. Frullania fragihifoha Tagl. An Tannen an dem Fusswege unterhalb der Holzschlägermatte am Schauinsland (22. XII 01. C. M.). 78. Frullania tamarisı Dum. An einer Felswand oberhalb des Nonnenmattweihers am Köhlgarten (25. VII. 01. C. M.). An Felsen im obersten Yachthale bei Elzach (3. XI. 01. C. M.). An einer Mauer neben der Strasse im obersten Teile des Has- lachthales am Rohrhardsberg (3. XI. 01. €. M.). Freiburg i. Bg., den 29. Mai 1902. Zur Aufklärung einiger exotischer Laubmoose, welche als „species novae“‘ in die Litteratur Eingang fanden, jedoch auf bereits bekannte Arten zurückzuführen sind. Von Adalbert Geheeb, Freiburg i. Br. Schon vor mehr als zwanzig Jahren wurde ich gefragt, was Entodon Pwiggarii Geheeb und Hpe. sei, oder wo die Beschreibung von Mniadelphus Geheebii Hype. zu finden ist, ohne dass ich diese Fragen hätte beantworten können. Weder in Hampes „Enume- ratio muscorum hactenus in provinciis brasiliensibus Rio de Janeiro et Säo Paulo detectorum“, noch in Hampes hinterlassenem Manuskript, welches ich meinen „Additamenta ad Enumerationem muscorum etc.“ („Flora“. 1881) zu Grunde legte, ist eine Auskunft über diese rätselhaften Moosspezies zu finden! Als ich ganz kürzlich von einem namhaften Spezialisten des Aus- landes wieder um die soeben genannten Moose angesprochen wurde, sing ich daran, sämtliche Briefe Hampes, die ich aufbewahrt, zu durchsuchen, und endlich war die Sache aufgeklärt: Es waren provi- sorische Namen, welche Hampe in einem späteren Briefe wieder veränderte, nachdem er die Identität der beiden Moose mit schon bekannten Arten gefunden zu haben glaubte. Wie aber gelangten solche interimistische Benennungen in die Öffentlichkeit? Hier führte mich der „Index bryologicus“ von E. G. Paris auf die rechte Spur, indem er bei den oben genannten Moosen Jägers „Adum- bratio florae muscorum“ 1. p. 775 und 773 als Quelle eitiert — und die Schuppen fielen mir von den Augen! Sowohl mit meinem unvergesslichen Kollegen Dr. Aug. Jäger, als auch mit dem Ober- landesgerichtsrat Fr. Sauerbeck, welcher nach Jägers Tode die Adumbratio zur Vollendung führte, stand ich in eifrigem Tausch- verkehr. Ja, jetzt erinnere ich mich, dass ich jene prächtigen Moose aus S. Paulo stets mit besonderem Vergnügen meinen Freunden mit- teilte, keineswegs in der Absicht, die etwaigen spec. novae sofort in die Adumbratio aufzunehmen, sondern nur, um Freude zu machen. Es ist klar, dass ich leider versäumt hatte, die beiden irr- tümlichen Bestimmungen später zu verbessern, und so mussten sie, zu meinem Bedauern, in dem genannten Mooswerke Aufnahme finden. 106 Geheeb, Zur Aufklärung einiger exotischer Laubmoose, etc. Indem ich nun heute, nach so langer Zeit, das Versäumte nachzu- holen mich beeile, benutze ich die Gelegenheit, noch andere Moose, die bis heute in der Litteratur ein sehr zweifelhaftes Artenrecht behaupten, zur Sprache zu bringen, nachdem ich über dieselben von meinem ausgezeichneten Freunde Dr. V. F. Brotherus und dem scharfsichtigen Mr. Ernest S. Salmon in Kew belehrt worden bin. — 1. Entodon Puiggarü Geheeb et Hpe. (in litt.) Jaeg. Adumbr. II. p. 775. von Apiahy, S. Paulo, Brasilien, sub Nr. 165 leg. et misit Juan J. Puiggari, April 1878, ist identisch mit Erythrodontium longisetum (Hook.) C. Müll. und wurde von Hampe („Enumeratio“,. p- 57) als „Pilerigynandrum longisetum; Neckera Hook. Muse. exot. tab. 43‘ aufgenommen und mit ziemlich ausführlicher Be- schreibung versehen, die jedoch schon aus ©. Müllers Synopsis II., p. 99, bekannt ist. Im Februar 1879 sammelte nochmals Puiggari das schöne Moos in grossen, fruchtstrotzenden Rasen, und diese voll- ständiger entwickelten Exemplare mögen wohl Hampe überzeugt haben, dass er sich in der Probe Nr. 165 vom April 1878 geirrt hatte. Damals teilte mir der unvergessliche Dr. Hampe das be- treffende Moos in der Originalpflanze mit, welche Hooker abbildete: „in monte Quindiu in Cordillera de los Andes de Cundinamara leg. Bonpland in herb. Humboldt.“ Ich habe dieses ehrwürdige Moos soeben nochmals untersucht und es genau übereinstimmend gefunden mit dem S. Paulo-Moose Nr. 165, für welches sich dieSynonyme nun wie folgt gestalten: Erythrodontium longisetum (Hook.) ©. Müll. im Linnaea, 1878 bis 1879, p. 434. Neckera longiseta Hook. Musc. exot. tab. 43; Brid. Bryol. univ. H. p. 228; C. Müll. Synops. II. p. 99; Schwgr. Suppl. 11T. I. 2, tab. 230. Leptohymenium longisetum Hype. in „Musci florae Novo-Grana- tensis‘‘, p. 88, Paris, 1868; Bescherellle Prodr. Bryologiae mexican. p. 101. Isothecium longisetum Schpr. in herb. Liebmann. Entodon longisetus Mitt. Musc. Austro-american. p. 523. Entodon Puwiggarü Geheeb et Hpe. (in litt. 1878). Pterigynandrum longisetum Hope. in „Enumeratio“ 1879, p. 57. 2. Mniadelphus Geheebi Hpe. (in litt.) Jaeg. Adumbr. I. p-. 773 von Apiahy, S. Paulo, Brasilien, sub Nr. 29 leg. J. J. Puig- gari, 1878, 1879—1881, ist von Hampe, nach brieflicher Mit- teilung von 1879, in Adelothecium bogotense Mitt. umgeändert und in seiner „Enumeratio“ p. 53 mit Mittens Diagnose (Muse. austro- amer.p. 391) veröffentlicht worden, unter HinzufügungderSynonyme: „Hookeria bogotensis, Pterygophyllum Hp e. in muscis Novo-Grana- tensibus.“ Das Moos von S. Paulo scheint dort häufig zu sein an Baum- stämmen, doch immer steril; besonders schöne Exemplare, im August 1879 gesammelt, tragen weibliche Blüten. Zu meinemBefremden hat Dr. Carl Müller in den nach seinem Tode von der Redaktion der „Hedwigia“ (Band XXXIX. 1900) veröffentlichten Symbolae ad Bryologiam Brasiliae et regionum vicinarum p. 269 den von Hampe kassierten Namen wieder aufgenommen als „Dis- Geheeb, Zur Aufklärung einiger exotischer Laubmoose, etc. 107 tichophyllum (Adelothecium) Geheebii Hype. Hb., sub Adelothecio. — Adelothecium bogotense Hpe. prius in .„‚„Enumeratione Muscorum hactenus in provincüs Rio de Janeiro et Säo Paulo detectorum‘“ 1879, p. 53, nec Hookeria (Pterygophyllum) bogotensis Hpe. in Prodr. fl. Novo-Granatensis, p. 96 cum descriptione“. — C. Müller führt neben den Puiggarischen Stationen von S. Paulo noch zwei von E. Ule 1894 entdeckte Standorte der Provinz Rio de Janeiro an und bemerkt zum Schluss: ‚An species praecedens nova Ham- peana ab Adelothecio bogotensi revera diversa sit, fructus hucusque ienotus solum dijudicabit, folia vix recedunt nisi acumine. longiori acutato. Specimina speciei ulterioris in Venezuela collecta folia rubrinervia ostendunt. An species propria? Genus ipsum, ut editum est, peristomio simplici incompletum a cl. Mitten forsan observatum est. Ego quidem Adelothecü species pro Distichophyllis exlimbatis densiretibus puto; pro museis, qui fructum rarissime procreant.* — Adelothecium bogotense Mitt., das ich sowohl von Caracas (hb. Al. Braun), als von Neu-Granada (hb. Hampe) besitze, habe ich soeben wieder untersucht und mit den mehrfach in S. Paulo von Puiggari gesammelten Exemplaren verglichen, ohne dass es mir möglich wurde, auch nur den geringsten Unterschied aufzufinden. Wenn ©. Müller in obiger Anmerkung von der rötlichen Blattrippe der Venezuela-Pflanze spricht, so kann ich entgegenen, dass an dem Puiggarischen Moose die Blattnerven, je nach dem Alter der Pflanze, vom hellen Gelbgrün bis zum Braungelben und Röt- liehbraunen spielen! Bekanntlich hat Mitten sein Genus auf das von Weir entdeckte Fruchtexemplar gegründet. So lange ein solches aus S. Paulo nicht aufgefunden wird, dürfte es besser sein, Adelothecium Geheebii Hpe. einzuziehen, resp. es als Synonym zu A. bogotense Mitt. zu stellen! — In derselben posthumen Abhand- lung C. Müllers (Hedwigia, Bd. XXXIX, 1900) ist p. 282 eine Hookeria aus S. Paulo als neue Art beschrieben, die ich unmöglich als solche anerkennen kann, nämlich: 3. Hookeria (Euhypnella) pseudo-pihfera C. Müll. n. sp. Es ist dasselbe Moos, das von Hampe als Hookeria pilifera Hook. et Wils., forma major bezeichnet und unter diesem Namen in meine „Additamenta“ p. 34 aufgenommen worden ist. Ich entsinne mich genau, dass das in prachtvollen, grossen Fruchtrasen von Puiggari sub Nr. 633 gesammelte Moos von C. Müller, dem ich es mitteilte, beanstandet wurde, doch Hampe bemerkte hierzu: ‚„ Hookeria pili- fera Hook. et Wils., durch feuchteren Standort verlängert, kaum als Varietät anzusehen!“ — Eine Hookeria (Lamprophyllum) aureo-purpurea C. Müll. n. sp., in demselben Hefte p. 278 beschrieben, muss, wenn sie wirk- lich eine neue Art ist, entschieden anders benannt werden, da ja schon 1881 aus S. Paulo Hookeria (Lamprophyllum) aureo-purpurea Geheeb et Hpe. beschrieben worden ist („Flora“, 1881, p. 409). Ob das C. Müllersche Moos mit letzterem identisch ist, kann nur ein Originalexemplar entscheiden. — Nachdem Brotherus die mustergültige monographische Bearbeitung der Gattung Syrrhopodon in Engler-Prant| ‚Die natürlichen Pflanzenfamilien‘‘ veröffent- licht hatte, fand ich in meiner Sammlung zwei Arten, deren Namen mir fremd waren: 108 Geheeb, Zur Aufklärung einiger exotischer Laubmoose, etc. 4. Syrrhopodon undulatus C. Müll. in Ule Bryoth. brasil. Nr. 10 ist, nach Brotherus, $. Gaudichaudi Mont.! 5. Syrrhopodon piriformis C.Müll. mn Rehmann Musc. austro- afvican. Nr. 488 ist, nach Brotherus, von S. pomiformis (H. ook.) Hpe. nicht verschieden! — Im Jahre 1875 kamen durch Vermittelung des Dr. Kayser die ersten australischen Moose aus der Umgebung von Sydney in meinen Besitz, einige Jahre später sandte mir Alex. Braun Moose zur Be- stimmung, die aus Queensland als Packmoos an den Berliner bota- nischen Garten gelangt waren. Beide kleine Sammlungen wurden von Dr. C. Müller Halens. bestimmt, und ich hatte nichts Eiligeres zu thun, als die Resultate dieser Untersuchungen an die Revue bryologique zu senden (1876 p. 2 und 1877 p. 43), die Be- schreibung der neuen Arten durch C. Müller selbst bald in Aus- sicht stellend. Leider ist eine Veröffentlichung der Diagnosen jener spec. novae nie erfolet. Erst nach Jahren, nachdem die reichen Sendungen aus dem Herbare zu Melbourne, die ich gemeinsam mit meinem scharfsichtigen Freunde Brotherus zu studieren das Glück hatte, über so manche früher mir unklare Moosart Licht verbreiteten, kamen auch fehlerhafte Bestimmungen aus früherer Zeit zu Tage, z.B) 6. Thamrium perpusillum C. Müll. (Revue bryol. 1877, p. 43). Dieses Moos ist weit entfernt von T’Aamnium, stellt vielmehr sterile Pflänzchen dar des alten bekannten Aypnum excavatum Tayl. (1844), = Camptochaete excavata (Tay].) Jaeg., schon in C. Müllers Synopsis 1. p. 229 beschrieben! Seltsamer Weise ist diese zier- liche Art in Mittens „Australian mosses“ (1882) aufzunehmen ver- gessen worden. Sie scheint in Neu-Süd-Wales nicht selten zu sein, woher ich sie von verschiedenen Fundorten erhielt, in besonders schönen Fruchtexemplaren vom Mt. Dromedary. — 7. Meteorium dieladioides C. Müll. (Revue bryol. 1876, p. 4) ist zu streichen und gehört als sterile Form zu Pilotrichella tricho- phoroides Hpe. (Linnaea 1874, p. 668). Im Habitus zeigt das Moos von Sydney allerdings eine gewisse Ahnlichkeit mit Meteorium di- clados Schpr. aus Mexiko. — Madeira-Moose habe ich bereits 1886 in „Flora“ p. 345 bis 350 besprochen, und ich war schon damals bemüht, einige wenig bekannte Arten aufzuklären und Synonyme hinzuzufügen. Doch sind, bis zum heutigen Tage, in der Litteratur noch einige fälsch- lich als eigene Arten aufgefasste Formen zu finden, die ich beseitigen möchte, z. B.: 8. Fissidens obtusulus C. Müll. (herb.), in C. Müllers „Genera muscorum frondosorum‘“ (Leipzig, 1901) p. 64 erwähnt, ist von Fissidens asplenioides Hdw. nicht verschieden! Der grosse Spe- cjalist in der schwierigen Gattung F%ssidens, Herr R. Ruthe, hat schon vor 20 Jahren die von meinem Kollegen R. Fritze auf Madeira von vier Stationen aufgenommenen Proben jenes F. odtusulus C. Müll. auf das sorgfältigste untersucht, jedoch war es ihm, wie mir, unmöglich, diese nur steril beobachteten Formen von dem viel- gestaltigen Fessidens asplenioides Hdw. abzutrennen. In seiner be- deutungsvollen Arbeit „Ein Beitrag zur Flora von Madeira, Tene- riffa und Gran -Canaria‘ (Österreich. botan. Zeitschrift, 1901, Nr. 4) Geheeb, Zur Aufklärung einiger exotischer Laubmoose, et. 109 hat Herr Professor Dr. V. Schiffner ebenfalls Fissidens aspleniordes Hdw. steril von mehreren Stationen derselben Insel nachgewiesen. 9. Hypnum wuncinulatum Jur. (1866) habe ich von dem Ent- decker, Prof. Dr. L. Kny, in der Originalpflanze zur Ansicht er- halten und die Identität mit ZH. (Oupressina) canariense Mitt. er- kannt. Für dieses schöne und interessante Moos, welches Limpricht in „Laubmoose“ p. 473 in ausgezeichneter Weise von neuem be- schrieben hat, sollte der ältere Name, ZH. subcupressiforme Hpe., vorzuziehen sein, da das Moos, nach Müllers Mitteilung, unter diesem Namen bereits in Hampes Herbar lag, als Mitten (1863) sein Hypnum canariense veröffentlichte. — 10. „Hyocomium‘‘ madeirense Schpr. in Mandon, Pi. Madeir. Nr. 40 ist offenbar ein Schreibfehler und soll heissen „Zylo- comium‘“! Durch E. Bescherelles unerschöpfliche Liebenswürdig- keit erhielt ich obiges Moos in der fruchtenden Origimalpflanze, die von Hylocomium Berthelotianum Mont. in nichts verschieden ist. Zu diesem schönen Moose, das ausser Madeira und Teneriffa auch die Azoren bewohnt, gehören folgende Synonyme: Hylocomium Berthelotianum (Mont.) Par. 1894. Ctenidium Berthelotianum Mitt. 1870. Eurhynechium Berthelotianum Jaeg. Adumbrat. II. p. 427. Hypnum Berthelotianum Mont. 1841; C. Müll. Synops. II. p- 375. Hypnum Hochstetteri Schpr. im Seubert Fl. Azor. (?) Hylocomium madeirense Schpr. in Mandon, Pl. Mad. Nr. 40 11. Neckera elegans Jur. (1866) habe ich schon 1886 (Flora, p. 348), im Einverständnis mit Dr. C. Müller, für identisch mit Neckera intermedia Brid. erklärt, indessen hat neuerdings Herr Dr. Schiffner (l. c. p. 12) Bedenken erhoben in Bezug auf den Blütenstand, der für N. intermedia einhäusig, für N. elegans zwei- häusig sein soll. Hier kann nur ein Originalexemplar der Bridel- schen Neckera intermedia Aufschluss geben. Herr Dr. Schiffner vermutet, dass die Angabe „monöcisch‘“* für letztere Art einfach unrichtig sei. — Herr Ernest S. Salmon in Kew, welchem in neuerer Zeit die. systematische Bryologie so viele interessante Beobachtungen an kritischen Moosen des Kew Herbariums verdankt, hat im „Journal of botany‘ eine Anzahl teils verkannter, teils ungenügend bekannter Spezies aufgeklärt, aus welchen wir die wichtigsten hier anreihen wollen. 12. Helmsia collina Boswell (Journ. of bot. XXXIL, 1894, p. 82) aus Neu-Seeland ist die männliche Pflanze von Leptostomum macrocarpum R. Br.! — 13. Philoerya aspera Hagen et Jensen, eine ae neue Gattung beschriebene Polytrichacee aus Grönland, nur steril gesammelt, hat: Herr Salmon in einer Originalprobe untersucht und auf Grund sorgfältigster Studien besonders der anatomischen Verhältnisse als zur Gattung Zyellia gehörend erkannt. Verfasser vermutet, dass es Lyellia crispa R. Br. sei, welche neuerdings auch in China ent- deckt worden ist. — 110 Geheeb, Zur Aufklärung einiger exotischer Laubmoose, etc. 14. Pogonatum paucidens Besch. aus China hat sich als Form von Pogonatum microstomum R. Br. herausgestellt! — 15. Anomodon Toccoae Sulliv. et Lesq. Dieses lange Zeit nur aus Nordamerika bekannte Moos, zuerst steril an den Toccoa- Fällen in Georgia entdeckt, ist jetzt, nach Belegexemplaren im Kew Herbarium, auch aus Süd-Amerika, Afrika und von zahlreichen Stationen Asiens bekannt geworden, doch, weil meist steril, vielfach verkannt worden. Es haben sich die Synonyme dieser, wie es scheint, nur in Indien fertil aufgefundenen Art (als Anomodon devolutus Mitt.) bedeutend angehäuft, von Herrn Salmon nun zu- sammengestellt, wie folgt: en Toccoae Sulliv. et Lesq. 1856. A. devolutus Mitt. Musc. Ind. or. 1859. Neckera (Papillaria) sciuroides Hpe. Enum. musec. brasil. 1879. Thamnium Toccoae (Sulliv. et Lesq.) Kindb. 1897. Anomodon flagelligerus GC. Müll. Nuov. Giorn. bot. ital. 1897. A. janeirensis C. Müll. (herb.); Index bryol. Suppl. 1900, p. 14. A. robustus Rehm. Musc. austro-afr. Nr. 639 et 639b. Neckera nepalensis Tayl. (Mss.) (ide Sull. et Lesq.) Anomodon Taylori Sulliv. et Lesq. (Mss.). Leskea revolubilis, L. gyrata et L. circinata Wils. (Mss.). Anomodon fuseinervis C. Müll. (Mss.). A. rubiginosulus C. Müll. (Mss.). A. Teysmannı Hype. (Mss.). — 16. Anomodon tristichus Schpr. (Mss.) in Jaeg. Adumbrat. II., p. 306 ist identisch mit Triyuetrella tristicha C. Müll. (Österreich. bot. Zeitschr. 1897), Synonym: Zygodon tristichus C. Müll. 1855. — 17. Eucamptodon pihferus Mitt. Musc. austro-amer. p. 69. Zu diesem wenig gekannten, nur iı..West-Indien und auf den Fidschi-Inseln beobachteten Moose gehören folgende Synonyme: Holomitrium cavifolium Schpr. in Husnot, Pl. des Antilles Nr. 192 (1868). Holomitrium pihferum Besch. (Florule bryol. des Antilles francaises, 1876). Solmsia inflata Hpe. (Mss.); C. Müll. Gen. Muse. frond. 1901, . 251. : Dieranum infiatum Schpr. (herb.). — 18. Dienemon rugosus (Hook.) Schwgr. — Nach Salmons Studium von Schimpers Originalen im Kew Herbarium sind zu dem genannten neuholländischen Moose auch zwei Formen aus Tahiti als Synonyme zu ziehen und, was am überraschendsten ist, auch das von C. Müller 1858 aufgestellte Dienemon Banksü! Eine Original- probe dieser letzteren Art, aus dem botan. Museum zu Berlin be- zogen, hat Herrn Salmon von ihrer Identität mit D. rugosus über- zeugt. Pür diese Art sind nun folgende Synonyme zu verzeichnen: Leucodon rugosus Hook. Musc. exot. I. tab. XX. Dienemon rugosum Schwgr. Suppl. (1823); Brid. Bryol. univy. (1827); C. Müll. Synops. (1849). Dicnemon Banksü C. Müll. Bot. Zeit. (1858). Geheeb, Zur Aufklärung einiger exotischer Laubmoose, etc. 111 Eucamptodon Banksii C. Müll. Genera musc. frond. 1901, p- 248. Dieranum densifolum Web. et Mohr (Mss.) (fide C. Müll.). Dienemon giganteum Schpr. (herb.). Holomitrium procerrimum Schpr. (herb.). — 19. Hypnum (Isothecium) lentum Mitt. aus Nordamerika, in Jaegers Adumbratio II. p. 376 als Homalothecium lentum Mitt. aufgefasst, ist identisch mit Seleropodium caespitosum Wils.! — Endlich klärt uns Herr Salmon, nach Untersuchung der Ori- ginalpfianze, ein kritisches europäisches Moos auf: 20. Barbula Blytti Schpr. Synops. ed. II. ist ohne Zweifel eine Form von Amphoridium Mougeotü Br. eur. Blütenbiologische Beobachtungen aus Brasilien. Von Fritz Noack in Gernsheim. Die in den folgenden Zeilen enthaltenen blütenbiologischen Beob- achtungen machte ich während meines Aufenthaltes in Campinas im Staate Sao Paulo. Wenn es mir auch nicht möglich war, sie zu einer den Gegenstand erschöpfenden Untersuchung zu gestalten, so halte ich sie doch für interessant genug, um hier kurz darüber zu berichten. 1% Extranuptiale Nektarien bei zwei Crotalariaarten. Einige im Garten der landwirtschaftlichen Versuchsstation zu Campinas zu Futterzwecken angebaute Exemplare von Crotalaria anagyrioides lenkten zuerst meine Aufmerksamkeit auf eine eigen- tümliche Art der Nektarausscheidung. Solange nämlich diese Pflanzen blühten, wurden sie eifrig von einer schwarzen Ameise besucht, der Ahnlichkeit nach zu urteilen vielleicht von derselben Art, welche sich in den Cecropien ansiedelt. Zuerst glaubte ich, die Pflanzen seien mit Blatt- oder Schildläusen beset:t, denen die Ameisen ja be- kanntlich gern Besuche abstatten. Eine genauere Besichtigung er- gab jedoch, dass dies nicht der Fall war, dass die Ameisen vielmehr durch eine Honigausscheidung der Pflanzen selbst angelockt wurden, nämlich durch Nektartröpfchen, welche unter den Blütenstielen ab- gesondert wurden. Solange die Blüten der genannten Crotalariaart geschlossen sind, stehen an der Stelle, wo später die Nektartröpfchen hervorquellen, kurze, borstenartige Deckblättchen, die aber alsbald, nachdem sich die Blüten geöffnet haben, bis auf einen kurzen Stumpf abfallen. Die so entstehende Blattnarbe übernimmt nun die Funktion eines Nektariums. Das den Nektar absondernde Zellgewebe zeigt sich unter dem Mikroskope nicht auffallend verschieden von der Trennungsschicht einer beliebigen Blattnarbe. Die oberste Zelllage besteht aus abgerundeten Zellen mit etwas aufgequollenen Aussen- wänden und darunter liegen mehrere, parallel dazu gefächerte Zell- reihen. Bentham erwähnt bereits in Martius, flora brasiliensis. XV, I. S. 31, dass die Deckblättchen von Crotalaria anagyrioides ab- fallen: bracteae setaceae, in racemo juniore saepius comosae, per anthesin caducae, aber die Nektarausscheidung wird nicht erwähnt. Die durch den Nektar angelockten Ameisen schützen, wie es scheint, nicht nur die Blüten, sondern die ganze Pflanze vor ungebetenen Gästen. Näherte man sich den blühenden Pflanzen bei der Be- Noack, Blütenbiologische Untersuchungen aus Brasilien. 113 trachtung allzu sehr, so richteten sich die „Schutzameisen“ auf und streckten dem vermeintlichen Angreifer drohend die Kieferzangen entgegen. Nachdem schon eine Anzahl der Pflanzen verblüht war, wurde das Crotalariabeet im Versuchsgarten von den bekannten Blattschneiderameisen heimgesucht, aber nur die verblühten Exemplare wurden angegriffen. Mit der Blüte hörte auch die Ausscheidung von Nektar auf und die honigsuchenden „Schutzameisen‘‘ stellten natür- lich ihre Besuche ein. Die von ihren Verteidigern im Stiche ge- lassenen Pflanzen wurden alsbald von den Blattschneidern vollständig entblättert. Schliesslich blieb noch eine einzige Pflanze mit einem blühenden Seitenzweige übrig, auch diese völlig kahl bis auf den noch blühenden Zweig. Die reifenden Früchte wurden von den Blattschneiderameisen nicht angegriffen. Eine ähnliche Nektarausscheidung konnte ich bei einer zweiten, in der Umgegend von Campinas auf den Campos wildwachsenden Crotalariaart, höchst wahrscheinlich C. striata D. C., beobachten. Auch bei dieser Pfianze fiel mir sofort der Besuch verschiedener Ameisenarten auf, die sich in der Blütenregion zu schaffen machten. Unter jeder Blüte steht bei dieser Art ein borstenförmiges Deckblatt, ausserdem etwas höher zu beiden Seiten des kurzen Blütenstieles zwei weitere, dem ersten gleichgestaltete; alle drei fallen schon ab, bevor sich die Blüte öffnet, und die Blattnarben scheiden dann eine Zeit lang wie bei Crotalarıa anagyrioides Nektar ab. Merkwürdiger- weise fielen aber bei der Pflanze, an der die Beobachtungen ge- macht wurden, sogar ein Teil der Blüten ab, und auch aus den kurzen, stenen bleibenden Stümpfen der Blütenstiele drangen dicke Nektartropfen hervor. Die Ausscheidung war so reichlich, dass sich auf dem die Blütenstiele überziehenden Zuckersafte Russtaupilze an- gesiedelt hatten, dieselben Pilze, welche sich sonst auf dem durch Pflanzenläuse abgeschiedenen Honigtaue anzusiedeln pflegen. Man darf wohl auch in diesem Falle annehmen, dass die durch den Nektar zu regelmässigem Besuche angelockten Ameisen den Pfianzen einen gewissen Schutz gewähren. 2. Wasserausscheidung in den Blütenkelchen von Datura suaveolens Humb. et Bonpl. Datura suaveolens ist ein im Staate Säo Paulo weit verbreiteter, baumartiger, 2—5 m hoher Stechapfel, der sich schon aus der Ferne durch seine grossen, weissen, einzeln von den Zweigen herabhängen- den Blüten bemerkbar macht. Die eine Länge von 42 cm erreichende Blumenkrone ist an der Basis eng cylindrisch, erweitert sich in der oberen Hälfte allmählich trichterförmig zu emem kurz fünfzähnigen Rande von etwa 15 cm Durchmesser und wird im ersten Drittel ihrer Länge von dem etwas aufgeblasenen Kelche umschlossen. Wesen der auffallenden Blüten wird der Baum von den Brasilianern Trompeterbaum genannt. Offnet man den Kelch einer Blütenknospe an seiner Spitze, so fliesst eine ziemlich beträchtliche Wassermenge heraus. Aus der Familie der Solananaceen sind meines Wissens bis jetzt nur drei Gattungen bekannt, in denen Arten mit „Wasser- kelchen‘ vorkommen, nämlich Necandra, Janulloa und Jochroma. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. 8 114 Noack, Blütenbiologische Untersuchungen aus Brasilien. Die von Lagerheim') beschriebenen Wasserkelche von Jochroma macrocalyx haben eine gewisse Ahnlichkeit mit denen von Datura suaveolens, aber sie enthalten auch nach dem Aufblühen noch Wasser, was bei dem Trompeterbaume nicht der Fall ist. Der Kelch des Trompeterbaumes öffnet sich beim Aufblühen ziemlich weit durch einen einseitigen Schlitz an der Spitze, und das darin befindliche Wasser verschwindet dann fast vollständig, während bei Jochroma sich der Kelchrand fest an die Röhre der Blumenkrone anschliesst und so das Wasser zurückzuhalten vermag. Doch bleibt wenigstens der Grund der Kelchhöhlung auch bei der offenen Daturablüte feucht. Nur die während der feuchten Jahreszeit ausgebildeten Blüten ent- hielten Wasser, bei trockener Witterung entwickelten sich die Blüten nur sehr mangelhaft und kamen nur teilweise zum Aufblühen. Die Wasserausscheidung scheint bei Datura und Jochroma auf demselben Wege stattzufinden. Im Inneren des Kelches befinden sich bei dem Trompetenbaum zahlreiche Drüsenhaare mit vielzelligem Köpfchen und kurzem einzelligem Stiele, wie sie Lagerheim aus dem Kelche von Jochroma und Treub2) aus dem von Spathodea campanulata be- schreibt; und es ist wohl wahrscheinlich, wie die genannten Botaniker in den beiden anderen Fällen annehmen, dass auch hier diese Drüsen- haare das Wasser ausscheiden. Sie kommen übrigens bei Datura suaveolens auch auf der Aussenseite der Blumenkrone neben längeren mit nur einzelligem Köpfchen und vielzelligem Stiele und einfachen Borstenhaaren vor, während sich auf der Innenseite der Blumen- krone nur die Borstenhaare finden. Ob diese zweite Form der Drüsenhaare sich auch an der Wasserausscheidung beteiligt, bedarf jedenfalls noch einer genaueren Untersuchung. Andere Wasseraus- scheidungsorgane konnte ich nicht auffinden. Die kurzgestielten Drüsenhaare mit vielzelligem Köpfchen kommen auch auf der Aussen- seite des Kelches vor, doch sind sie hier seltener, mangelhafter ent- wickelt und das Köpfchen ist öfters ıar einzellig. !) Zur Biologie der Jochroma macrocalyx Benth. (Ber. Deutsch. Bot. Ges. 1891. 384—351.) 2) Ann. jard. bot. Buitenzorg. VIII. 38—46. Die ai Siphoneen - Studien. Von A. Ernst, Zürich. Mit Tafel VI—X. 1. Dichotomosiphon tuberosus (A. Br.) Ernst, eine neue oogame Süsswasser-Siphonee. Die Gattungen Botrydium und Vaucheria ausgenommen, sind wir über den Entwickelungsgang und die Fortpflanzungsverhältnisse aller andern Grünalgen, die in der Unterklasse der Siphoneae im natürlichen Systeme zusammengefasst werden, nur mangelhaft unter- richtet, obschon viele derselben von jeher das Interesse der Botaniker in Anspruch genommen haben. Die Siphoneae umfassen die verschiedenartigsten Formen, welche nur in einem Merkmal übereinstimmen, in der Einzelligkeit bei meistens weit fortgeschrittener äusserer Differenzierung. Die Ver- einigung der unter sich näher verwandten Gattungen zu natürlichen Familien hat bis jetzt besonders darum noch nicht in wünschens- werter Weise durchgeführt werden können, weil die Fortpflanzungs- organe, welche bei den niederen Pflanzen die wichtigsten Kriterien zur systematischen Einordnung liefern, bei vielen Sephoneen nur teilweise, bei anderen gar nicht bekannt sind. Dies letztere gilt im besonderen von einer grösseren Anzahl der meerbewohnenden Formen, wie z. B. Caulerpa, Udotea, Ripocephalus, Microdietyon etc. Von anderen Gattungen wie Derbesia, Halimeda, Valonia, Anadyomene sind ungeschlechtliche Zoosporen beschrieben worden und für einige weitere Gattungen Dryopsis, Oodium und Acetabularia ist, allerdings nicht völlig sicher, ähnlich wie bei dem landbewohnenden Doirydium die Bildung von kopulierenden Gameten festgestellt. Von allen anderen Sziphoneen unterscheidet sich daher die be- sonders im Süsswasser, in einzelnen Arten auch im Brackwasser vorkommende Gattung Vaucheria durch ihre ausgeprägt oogame geschlechtliche Fortpflanzung, die bei allen genau be- schriebenen Arten festgestellt worden ist. Die geschlechtlichen Fortpflanzungsorgane von Vaucheria sind die Oogonien und die Antheridien. Die Antheridien sind meistens kurze, hornförmige, oft schneckenförmig: gewundene oder hakig: gebogene Zellen, die ent- weder am Fadenende oder an kurzen Seitenzweigen gebildet und vom übrigen Thallus frühzeitig durch eine Membran getrennt werden. Sie 8* 116 Ernst, Siphoneenstudien. enthalten im reifen Zustande die aus den Zellkernen entstandenen Spermatozoiden, unverbrauchtes Protoplasma und ebenfalls vollkommen erhaltene Chlorophylikörner. Der gesamte Antheridieninhalt wird meistens in Form einer Blase durch eine, infolge Membranverquellung an der Antheridiumspitze sich bildende Offnung entleert. Die mit zwei Zilien ausgerüsteten kleinen Spermatozoiden werden frei und sammeln sich vor der Empfängnisstelle der gleichzeitig reifen Oogo- nien in grösserer Zahl an. Die Oogonien sitzen dem Thallusfaden entweder stiellos seit- lich auf oder stehen in Ein- oder Mehrzahl mit den Antheridien zusammen auf besonderen Fruchtästen, deren Spitze immer vom Antheridium eingenommen wird. Sie sind nur bei wenigen Arten kugelige, bei den meisten vielmehr schief- oder mehr oder weniger breiteiförmige Zellen, die auf einer Seite sich in charakteristischer Weise stark wölben, auf der anderen dagegen weniger konvex, ZU- weilen sogar konkav sind. Die Spitze des Oogoniums wird vor der Befruchtung nach dieser Seite hin, in einen kurzen, häufig stark ge- krümmten Schnabel, das Empfängnisorgan, ausgezogen. Durch Quellung löst sich an dessen Spitze die Membran auf, während gleichzeitig der Inhalt des Oogoniums, häufig unter Ausstossung des Vacuoleninhaltes und des Protoplasmas der Schnabelpartie sich zum Ei zusammenzieht. Dieses wird nach der Aufnahme eines Sperma- tozoids zur Oospore, welche mit einer mehrschichtigen Membran ausgerüstet ist. Im Innern enthält die Oospore ausser dem Proto- plasma und dem Befruchtungskern zahlreiche, oft zu wenigen grossen Kugeln verschmelzende Ol- und Fetttröpfchen und charakteristische, rotbraune bis schwarze Flecken, die Degenerationsprodukte der auf- gelösten Chlorophylikörner. Die Keimung der Oospore findet nach einem mehr oder weniger lang dauernden Ruhestadium statt. Im folgenden soll nun eine andere Süsswasser - Siphonee mit ähnlicher oogamer Fortpflanzung beschrieben werden, die sich aber in ihrem übrigen Baue nicht an Vaucheria, sondern eher an einige meerbewohnende Stphoneen anschliesst. Unter dem Namen Vaucheria tuberosa Al. Braun seiebt Kützing!) von einer der vielen von ihm neu aufgestellten Spezies folgende Beschreibung: „V. coelomatibus dichotomis, raro tri-tetrachotomis, ramis basi constrictis, stolonibus lateralibus apice in clavam nodoso -oblongam dilatatis, immersis.“ Mit dieser Beschreibung charakterisiert Kützing eine sterile Alge, die er im Herbarium von Al. Braun vorfand und als deren Standort er angiebt: „In einem schattigen Bächlein bei Grandson. Sept. 1848. A. Braun.“ Braun selbst scheint die von ihm aufgefundene und benannte Alge nicht näher untersucht zu haben, wenigstens habe N in keiner seiner Abhandlungen eine Andeutung hierfür ge- unden. Kützings Diagnose dieser Alge findet sich in allen späteren Algenwerken wieder, bisweilen vervollständigt durch den einen oder ı) Kützing, F, T., Tabulae phycol. Bd. VI. 1856. pag. 23. Tafel 65 Fig. a und b. „ig Serien hen Ernst, Siphoneenstudien. 117 anderen Zusatz aus der Arbeit von Walz!), welcher bei der Ab- fassung seiner Monographie der Gattung Vaucheria die Braunsche Exsiccatensammlung nachuntersuchte. An der von Kützing als "Vaucheria tuberosa bezeichneten Alge konstatiert er eine Reihe wichtiger Abweichungen von den bereits bekannten Vaucheria-Arten und bespricht dieselben im allgemeinen Teil seiner Arbeit mehrmals ziemlich ausführlich. Es wird sich später noch Gelegenheit bieten, auf diese Angaben von Walz zurückzukommen. Da die von ihm versuchte Einteilung der Vaucherien vollständig auf den Bau und die Anordnung der Geschlechtsorgane gegründet ist und die von Braun gesammelte Alge steril war, schliesst sie Walz auf Grund der Abweichungen im vegetativen Bau den voll- ständig bekannten Arten „als ungenau bekannte, aber sicher gute Art“ an. Er giebt von ihr die folgende Beschreibung (]. c. pag. 153): . „Thallus mit ächt zwei- und mehrgabeliger Verzweigung; die Aste an ihrer Basis mit einer schwachen Einschnürung. Vermehrung durch Tuberkeln, welche durch Anschwellung meistens seitliche Aste bilden und durch Abschnürung abfallen. Ausserdem zeichnet sie sich von allen anderen Vaucheria-Arten durch den reichen Stärke- mehlgehalt aus. Bei Grandson in der Schweiz, am Neufchäteler und Zürichersee von Prof. A. Braun gefunden.“ In den beiden grösseren Algenwerken von Rabenhorst?) und De Toni°) findet sich nach der Untersuchung von Walz die Kützingsche Diagnose Vaucheria tuberosa Al. Braun folgender- massen erweitert: „Flagellis subterraneis, apice tuberoso-tumidis, granulis amyla- ceis repletis praedita; thallo dichotomo, nonnunquam tri-tetrachotomo. ramulis basi constrictis.‘“ Walz und nach ihm auch Rabenhorst und De Toni geben ausser dem von Kützing erst erwähnten Standort bei Grandson noch den Zürichersee an, was wahrscheinlich auf einer Ver- wechselung mit irgend einer anderen von Braun in Zürich ge- sammelten Vaucheria beruhen muss, wenigstens ist jetzt im Her- barium von Braun nach einer gütigen Mitteilung von Prof. Dr. G. Hieronymus diese Alge nur von einem Standort vorhanden, den Braun angiebt als Onnens (1. d, Nähe von Grandson) Cant. de Vaud. a la poissine. 9. u. 11. Sept. 1848. Wiederum in sterilem Zustande wurde die gleiche Alge später noch an drei verschiedenen Standorten inNordamerika aufgefunden und von Wolle*) unter Hinweis auf die Kützingsche Diagnose von Vaucheria tuberosa A. Br. folgendermassen beschrieben: 1) Walz, I., Beitrag zur Morphologie und Systematik der Gattung ‘Vaucheria D. C. (Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. V. 1866—67.) 2) Rabenhorst, L., Flora europaea Alg. aqu. dulcis et subm. 1864 bis 1868, III. pag. 272. 3) De Toni, J. B., Sylloge Algarum. Vol. I. Sect. 1. Chlorophyceae. ag. 406. ne #) Wolle, Fr., Freshwater Algae of the Un. States o. A. pag. 154. und Taf. 126. Fig. 9—14. 118 Ernst, Siphoneenstudien. „Flagella subterranean, apices swollen, tuber-like. Filaments dichotomous, three or four, or more times divided; branches regularly 'constrieted at the base of the divisions and often intermediately ; lateral stolons non infrequent, repeatedly constrieted, bead-like, much enlarged at the ends. Neither oogonia nor antheridia have been observed. Hab.: Lake Michigan, four miles from Chicago from a depth of six fathoms by Prof. S. A. Forbes, in Marshes in Georgia by Capt. I. D. Smith, and from small pools on the banks of the Susquehanna Harrisburg, Pa.“ Die von Wolle nach diesen drei Standorten unterschiedenen Varietäten sind, wie ich später zeigen werde, nur Wachstumsformen und keineswegs erbliche Varietäten. Durch einen glücklichen Zufall bin ich ebenfalls in den Besitz dieser Grünalge gelangt, und es ist mir durch sorgfältige Kultur derselben gelungen, reichliches Untersuchungsmaterial zu nn und an demselben die vollständige Entwickelung zu ver- olgen. Anlässlich des internationalen Botanikerkongresses in Genf im August 1901 machte ich in der Umgebung der Stadt einige algo- logische Exkursionen. In einem Graben des Sumpfes von Örevin, am Fusse des M. Saleve fand ich Netella tenuissima (Desv.) Coss. et Germ. Der wahrscheinlich während längerer Zeit trocken gelesene Graben hatte nur wenige Tage vorher kleine Wasser- mengen erhalten. Die in dichten Rasen stehenden Pflänzchen der kleinen Nitella waren infolge der Trockenheit vollständig abgestorben, und nur wenige frische grüne Spitzen waren in dem gelben Rasen wahrzunehmen. Aus diesem Grunde hob ich einige Rasenstücke nebst dem anhaftenden Schlamme aus, 2 der Hoffnung, aus den im Schlamme vorhandenen Oosporen und noch lebenden Wurzelteilen neue Pflänzchen heranziehen zu können. Die Schlammstücke wurden in zwei Aquarien von 15 cm Höhe und 30 X 15 cm Grundfläche gebracht. In den folgenden Monaten fand hauptsächlich in der einen Kultur eine üppige Entwickelung der schönen Nitella statt; im andern Gefässe entwickelte sich ausser der Nitella eine andere Alge, allem Anscheine nach eine Vaucheria. Meine besondere Aufmerksam- keit zog dieselbe erst auf sich, als im Dezember 1901 an den Enden der Fäden auffallend grosse Geschlechtsorgane sichtbar wurden. Die genauere Untersuchung der Alge ergab nun auf Grund der Übereinstimmung in der Beschaffenheit des Thallus ihre Identität mit der von Kützing, Walz u. s. w. beschriebenen Vaucheria tuberosa A. Br. Andererseits zeigten sich neben der an Vaucheria erinnernden Art der geschlechtlichen Fortpflanzung, so viele andere Merkmale, welche Vaucheria fremd sind, dagegen bei Vertretern anderer Siphoneen- Familien sich vorfinden, dass es wünschenswert erschien, diese Alge einlässlich zu studieren und zu beschreiben. Ihre Kenntnis wird es vielleicht ermöglichen, einige der Siphoneen- familien zu einer enger zusammengehörenden Gruppe zu ver- einigen. In den nachfolgenden Bemerkungen möchte ich zunächst nr Darstellung des Baues und der Entwickelung dieser Alge geben. | Ai da 0 a ci 3 Mn U u u a zu Ernst, Siphoneenstudien. 119 I. Die Vegetationsorgane. Die zu beschreibende Alge zeichnet sich schon in ihrem Habitus dadurch aus, dass die einzelnen Pflänzchen sich während ihres Wachstums nicht zu einer dichten Watte oder einem gleichmässigen Rasen verflechten, wie man es an den im Freien vorkommenden sowie bei den kultivierten Vaucherien gewöhnlich sieht. Auch in Kulturen mit dicht gedrängt stehenden Pflänzchen kann man, mit blossem Auge wahrnehmen, dass jedes derselben mit seinen Asten für sich selbständig senkrecht vom Substrat aufwärts wächst. Je nach dem Untergrunde und den Ernährungs- und Beleuchtungs- verhältnissen erreichen die Pflänzchen verschiedene Höhe. In den Kulturen, die ich bis Mitte Juli 1902 mit den verschiedensten Varia- tionen in Ernährung und Belichtung angelegt habe, erhielt ich haupt- sächlich auf Lehmuntergrund Pflänzchen, welche mit einer Länge von 1,5—2 cm ihr Längenwachstum mit der Bildung von Ge- schlechtsorganen abschlossen, während unter günstigeren Liebens- bedingungen Kulturen mit 6-8 cm hohen Pflanzen erzielt wurden, ohne dass die Bildung der Geschlechtsorgane erfolgte. Der Thallus dieser Siphonee bildet wie bei den Vaucherien nur eine einzige, schlauchartige und in allen, nicht in das Substrat ein- dringenden Teilen, chlorophyliführende Zelle. Sie unterscheidet sich aber von Vaucheria, wie aus den citierten Diagnosen hervorgeht, äusserlich sofort durch die regelmässige Art der Verzweigung, welche am Fadenscheitel durch Di-polychotomie erfolet. Da, wie auch die anderen Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen werden, diese Alge nicht in eine der bereits beschriebenen Siphoneen - Gattungen eingereiht werden kann, benenne ich die neue Gattung nach ihrer charakteristischen Verzweigungsart als. Dichotomosiphon. Man schrieb früher infolge ungenauer Beobachtung einer grösseren Anzahl von Vaucheria - Arten dichotomische Ver- zweigung zu; genauere Untersuchungen haben aber, wie auch Walz l. ce. pag. 129 anführt, gezeigt, dass bei allen Vaucherien die Aste auf der ganzen Länge der Fäden, auch unter- halb ihrer Spitze, nie aber an der Spitze selbst gebildet werden. Bei dieser Verzweigungsart kann es allerdings geschehen, dass ein unter der Spitze hervorwachsender Ast durch intensives Wachstum den Hauptspross zur Seite schiebt und dadurch etwa eine falsche Dichotomie erzeugt. Dies ist nach Solms-Laubach)) auch der Fall bei Vaucheria dichotoma D.C., die sich etwas häufiger verzweigen soll als die übrigen Arten, bei welcher aber ebenfalis von eigentlicher Dichotomie nicht die Rede sein kann. Vaucheria-Fäden mit wiederholt gabeliger Teilung, die durch gallertig aufgequollene Querwände in eine Anzahl Glieder zerlegt sind, wurden dagegen von Stahl?) im sog. Gongrosirastadium von Vaucheria geminata beschrieben, welches früher von Kützing?’) unter dem Namen Gongrosira dichotoma dargestellt und beschrieben worden war. ) Solms-Laubach, H., Über Vaucheria dichotoma D. C. (Bot. Zeitg. Jahrg. 25. 1867. pag. 361—366.) 2) Stahl, E., Über die Ruhezustände d. Vaucheria geminata. (Bot. Zeitg. Jahrg. 37. 1879. pag. 129—137.) 3) Kützing, F. T., Tab. phys. Bd, IV. Taf. 98. 120 Ernst, Siphoneenstudien. Die Fadendicke ist innerhalb gewisser Grenzen von den Kultur- bedingungen abhängig. Dies wird am besten durch die Beschreibung eines der angestellten Versuche gezeigt. Am 29. Juli 1902 wurden kräftie wachsende Pflänzchen aus einer Torfkultur, die sich durch lange Gliedersegmente und eine Fadendicke von 51—70 u aus- zeichneten, in 0,35% Nährlösung verbracht und die Kultur ans Fenster gestellt, aber vor direktem Sonnenlicht geschützt. Am 4. August konnten die in der Nährlösung neu entstandenen Spross- teile deutlich von den vorher vorhandenen unterschieden werden. Die Messung ergab (Fig. 7 und 8, Taf. VI), dass die Dicke der Fäden um die Hälfte des früheren Durchmessers zugenommen, in vielen Fällen sogar sich verdoppelt hatte und sich nun innerhalb der Grenzen von 75—105 u bewegte. Dabei war an vielen Sprossen (Fig. 7, Taf. VI) der Übergang des dünneren Fadens in den jüngern diekern Teil ein allmählicher; bei anderen (Fig. Ss, Taf. VI) war der in der Nährlösung erfolgte Zuwachs vom älteren Faden durch eine scharfe Einschnürung getrennt. Als Mittelwert der Fadenbreite ergab sich aus allen Kulturen 70—90 u; diese Zahlen fand ich auch bei Messungen an der von Braun bei Onnens gesammelten Pflanze, von welcher mir durch Herrn Prof. Hieronymus aus dem Berliner bot. Museum eine Probe zur Ulitersuchung übermittelt worden war. Den grobfädigen Vaucheria- Arten kommt ungefähr dieselbe Fadenbreite zu; nach Götz!) beträgt sie nämlich für die Arten e/avata, uncinata und De baryana ebenfalls 60—100 wu. Die einzige Vaucheria dichotoma D. C. hat beträchtlich diekere Thallusfäden; sie erreichen nämlich nach Walz und Solms-Laubach oft einen Durchmesser von 200 u. Die Länge der zwischen den einzelren Verzweigungsstellen ge- legxenen Segmente des Zellschlauches ist je nach der Gesamtlänge der Pflänzchen verschieden. Sie schwankt zwischen Bruchteilen eines Millimeters bei kleinen, schwächlichen Pflänzchen, bis zu 2 cm bei gut ausgebildeten Pflanzen einer Nährlösungskultur. Die lan- sen Fadenglieder zeigen die eigentümliche Erscheinung, dass sie regelmässig durch ringförmige Einschnürungen in Segmente ge- teilt sind, welche gleichsam den Zellen eines Zellfadens, z. B. einer Cladophora entsprechen. An den Einschnürungsstellen ist die Mem- bran bei älteren Pflanzen (Fig. 2 und 5, Taf. VI) in Form eines nach innen angelegten Ringes verdickt und meistens gelb oder braun ge- färbt. Die gleiche Art der Einschnürung und häufig noch stärkere Membranverdickungen (Fig. 3 und 4, Taf. VI) finden sich auch an den Verzweigungsstellen. An kräftig wachsenden Pflanzen lässt sich der Vorgang der dichotomischen Zweigbildung meistens sehr leicht verfolgen. Ein Faden schwillt an seinem Ende kolbenförmig an; an entgegen- gesetzten Stellen des Vorderrandes entstehen dann, wie schon Walz am Herbarmateriale Brauns beobachtet hat, gleichzeitig je eine Papille mit enger Ansatzstelle (Fig. 6, Taf. VI). Unmittelbar über dem Ansatze verbreitern sich dieselben beim weiteren Wachstum 1) Götz, H., Zur Systematik der Gattung Vaucheria D.C. speziell der Arten der Umgebung Basels. (Flora. Bd. 83. 1897. p. 8°—134.) Ernst, Siphoneenstudien. 121 rasch zur normalen Fadenbreite. An einem genau gemessenen Faden betrug z. B. die durchschnittliche Breite 90 «; vor. der letzten dicho- tomischen Verzweigungsstelle 132 w; die beiden Aste hatten 100 w von der Ansatzstelle entfernt, bereits wieder eine Dicke von 82 u. Bald nach der Zweigbildung erfolgt an der eingeengten Stelle die Anlage von Verdickungsschichten der Membran. (Fig. 3 und 4, Taf. VI), durch welche die Kommunikation der Zweige mit dem unteren Fadenseemente auf einen oft engen Kanal reduziert wird. Diese Art der Bildung von Zweigen mit eingeengter Basis und verdickter Membran stimmt mit ähnlichen Vorgängen bei einer grösseren Anzahl von Meeres- Siphoneen überein, die auch bereits für einige derselben, besonders ausführlich für Codium von Küster!) beschrieben worden sind. Bei Codium setzt sich der dichotomisch verzweigte dicke Thallus aus zwei Arten von Fäden zusammen, aus den englumigen in longitudinaler Richtung verlaufenden Achsenschläuchen und den senkrecht von ihnen abgehenden, zahlreichen, unter sich parallelen Palissadenschläuchen, welche als Ausstülpungen der ersteren an- gelegt werden. Unweit der Abgrenzungsstelle eines Palissaden- schlauches von seinem Achsenschlauche beginnt die Membran eine breite, ringförmige Verdickung mit deutlicher Schichtung zn bilden. Diese Verdickungsschichten bestehen, wie ich es auch bei Dichotomo- siphon gefunden habe, alle aus Öellulose. Während aber bei letzterer Alge auch bei stärkstem Wachstum dieser Membranschichten immer noch ein enger Kanal für den Protoplasten erhalten bleibt, schreitet bei Codium die Ringbildung immer weiter, bis schliesslich ein voll- ständiger Verschluss und damit eine Trennung der Protoplasten von Palissaden- und Markschlauch erfolgt. Im vergangenen Frühjahr habe ich in Neapel Gelegenheit gehabt, bei zwei anderen Codeiaceen, bei Udotea und Halimeda diese Ringbildung an den Verzweigungs- stellen einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen, über welche ich an anderer Stelle berichten werde. Bei der Gattung Bryopsis, etwas weniger ausgeprägt bei Derbesia findet an der Ubergangsstelle der Fiedern in die Achse eine ähnliche Celluloseringbildung statt; bei den in Sporangien sich umwandelnden Fiedern erfolgt aber der definitive Abschluss nicht wie bei Codium durch die Bildung weiterer Membranschichten, sondern, wie zuerst von Pringsheim!) konstatiert wurde, durch einen Protoplasmapfropf. Die ringförmigen Membranverdickungen, die an den Ver- zweigungsstellen und an den Einschnürungsstellen längerer Seg- mente zwischen zwei aufeinanderfolgenden Verzweigungen bei Dichotomosiphon auftreten, sind also, wie der Vergleich mit Codium zeigt, als Querwände aufzufassen, welche auf halber Ent- wickelung stehen bleiben und zwischen den aufeinander- folgenden, Zeilen entsprechenden Gliedern, einen breiten Porus offen lassen. 1) Küster, E., Zur Anatomie und Biologie der adriatischen Codiaceen. Flora. Bd. 85. 1898. pag. 170—188.) 2) Pringsheim, N., Uber die männlichen Pflanzen und die Schwärm- sporen der Gattung Bryopsis. (M. ber. d. Akad. d. Wiss. z. Berlin. Mai 1871. d. I. der ges. Abhandlg. pag. 118.) 122 Ernst, Siphoneenstudien. Die ersten Verzweigungen eines jungen Pflänzchens sind immer diechotomisch. Erst nachdem eine gewisse Mächtigkeit erlangt worden ist, im besonderen aber, wenn es sich vor der Bildung der Sexualorgane darum handelt, eine möglichst grosse Anzahl von Zweigspitzen zu erzeugen, tritt an Stelle der dichotomischen die trichotomische bis pentachotomische Verzweigung. Die trichotomische Verzweigung kommt in der Regel da- durch zu stande, dass am verbreiterten Ende eines Fadens ausser zwei seitlichen noch eine mittelständige Papille gebildet wird (Fig. 8, Taf. VI und Fig. 42, Taf. IX). Bei der tetrachotomischen Ver- zweicung können verschiedene Variationen eintreten; in einzelnen Fällen wird das Fadenende so breit angelegt, dass an demselben in sleichmässiger Entfernung von einander 4 Papillen sich auswölben können (Fig. 41, Taf. IX). Gewöhnlich bilden sich aber ‚an einer solchen Verzweigungsstelle zunächst zwei etwas breitere Aste, die ganz kurz bleiben und sich sofort wieder teilen, so dass also durch eine doppelte Dichotomie (Fig. 23, Taf. VII) mit verkürzten Gliedern zweiter Ordnung scheinbar eine Tetrachotomie gebildet wird. Wenn bei der zweiten Teilung nur der eine der beiden kurzen Aste sich dichotomisch teilt, der andere aber ohne Teilung zu einem einzigen Faden auswächst, entsteht die in Fig. 53, Taf. X dar- gestellte, uneigentliche Trichotomie. Beispiele für Pentacho- tomie sind ziemlich selten. Zu dem beschriebenen Spitzenwachstum und der an der Spitze erfolsenden Zweigbildung werden die nötigen Baustoffe ausschliess- lich von den zuletzt gebildeten Segmenten geliefert. Die älteren Teile sind infolge der häufig auftretenden Verstopfung oder des Verschlusses der engen Verbindungskanäle verhindert, die durch Assimilationstätigkeit in ihnen im Uberflusse erzeugten Inhalts- bestandteile an die jüngeren Teile abzugeben. Da ihnen auch inter- kalares Wachstum zur Volumenvergrössung fehlt, findet das Wachs- tumsbestreben ihrer vom übrigen Plasmaschlauche getrennten Proto- plasten eine Auslösung in der Bildung von Seitensprossen. An irgend einer Wandstelle eines solchen isolierten Fadensesmentes, meistens aber in der Nähe der dichotomischen Verzweigungsstelle (Fig. 17 und 20, Taf. VII) bildet sich eine halbkugelige oder sack- artige Ausstülpung der Membran ungefähr vom Durchmesser des Fadens selbst. Der Zellinhalt dringt in dieselbe vor, und an der Spitze der Ausstülpung entsteht eine Protoplasmakappe, die ich später für den gewöhnlichen Sprossscheitel noch zu beschreiben habe. An diesen seitlichen Erweiterungen des Fadens entstehen dann wiederum regelmässig di-polychotom sich verzweigende Fäden. Unter bestimmten Bedingungen bilden sich an Stelle dieser neuen Zweigsysteme die Organe der ungeschlechtlichen Fortpflanzung, die schon Kützing und Walz an der von Braun gesammelten Pflanze beobachtet haben. Bei der normalen dichotomischen Verzweisung kommt es nicht selten vor, dass von den beiden Papillen nur die eine zu einem Faden auswächst, während die andere (Fig. 4, Taf. VI) im Wachs- tum auf dem Stadium einer kurzen, kuecligen oder tylindrischen Papille zurückbleibt, an welcher die Membran häufig nach Art der Membranverdickungen an den Einschnürungsstellen verdickt und Ernst, Siphoneenstudien. 123 dunkel gefärbt wird. An diesen Papillen findet später in der Weise eine Weiterentwickelung statt, dass an ihnen ebenfalls aus einer seitlichen Hervorwölbung sich ein neuer Spross entwickelt. Eine interessante Variation der Sprossbildung an älteren Faden- segmenten erhielt ich, wenn gut ernährte oder in Nährlösung be- findliche Pflanzen in die Dunkelkammer verbracht wurden. Bereits nach zwei Tagen waren an zahlreichen älteren Segmenten die seit- lichen Ausstülpungen wahrzunehmen, aus welchen aber nicht wie bei normaler Belichtung nur ein oder zwei gewöhnliche Sprosse, sondern eine grössere Anzahl ihren Ursprung nahmen. Durch starkes Wachstum und rasch aufeinanderfolgende Teilungen bildete sich an der Ausstülpung zunächst ein scheinbar völlig unregelmässig geformter Körper, an welchem an deutlichen Ansatzstellen sich eine grössere Anzahl (8—20) Äste entwickelten, die bei weiterem Wachstum sich durch regelmässige Dichotomie in kurze Segmente von höchstens ı mm Länge gliederten (Fig. 2, Taf. VI). Schon nach dem vierten Tage konnten auf diese Weise an den älteren Sprossen entstandene Miiaturpflänzchen von blossem Auge erkannt werden. Zwei der kleineren sind in den Fig. 18 und 19, Taf. VIII dargestellt. Diese Pfiänzchen enthalten ebensoviel Chlorophylikörner wie die am Lichte gebildeten Sprosse; wiederum ein Beweis dafür, dass das Chlorophyll nicht bei allen Pflanzen unter denselben Bedingungen erzeugt wird und namentlich bei Algen, Schimper') hat dies im besonderen für Chara, Nitella und Vaucheria schon 1885 experimentell nach- gewiesen, vom Licht unabhängig ist. Die Zellmembran ist an jüngeren Thallusteillen dünn und farblos. An den älteren Partieen bildet sich eine sekundäre Wand- schicht, welcher an den Einschnürungs- und Verzweigungsstellen noch weitere, braungefärbte Schichten aufgelagert werden. Sowohl die ursprüngliche Membran als auch die späteren Verdickungs- schichten geben ausschliesslich Cellulosereaktion. Sie lösen sich in konzentrierter Schwefelsäure in einigen Minuten, in konzentrierter Chromsäure fast augenblicklich auf. Mit Jod und Schwefelsäure behandelt, quellen sie auf und färben sich blau, mit Chlorzinkjod dagegen nicht violett, sondern schwach gelblich; die verdickten Partieen bleiben dabei unverändert. Bei Einwirkung von konzentrierter Kalilauge erfolgt eine starke Quellung der Membran, wobei sich von der inneren, sekundären Schicht die primäre Membran in Form von Blasen abhebt. Eine . Cuticularisierung derselben hat, wie die Reaktionen ergaben, nicht stattgefunden; die gequollenen Schichten färben sich mit Häma- toxylinlösung gleichmässig blau. Der Zellinhalt besteht aus einer dicken Plasmaschicht, welche der Membran anliegt und in vereinzelten Strängen den axial- gestreckten Zellsaftraum durchzieht. Der Membran grenzt der Plasmaschlauch mit einer feinkörnigen, fast farblosen Schicht an; nach innen folgt auf dieselbe derjenige Teil, welcher die grösste Menge der Zellkerne, Chlorophyll- und Stärkekörner führt. Der ') Schimper, A. F. W., Untersuchungen über die Chlorophylikörper. (Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. XVI. 1885. Sep.-Abdr. pag. 159.) 124 Ernst, Siphoneenstudien. zentrale Saftraum wiederum ist von einer kern- und körnerärmern Schicht umgeben. Die körnerfreie, äusserste Protoplasmaschicht hat eine ver- schiedene Mächtigkeit, je nachdem sie wachsende oder ausgewachsene Partieen der Zellwand bekleidet. An den Scheiteln der Schläuche, sowohl der grünen als der in das Substrat eindringenden rhizoiden- artigen, bemerkt man eine dicke Schicht grauen Protoplasmas, in welchem viele kleine Körnchen wahrzunehmen sind; erst in einiger Entfernung vom Scheitel (Figur 9, Taf. VI) sind dem Protoplasma auch Chlorophyll- und Stärkekörner eingebettet. Eine solche Lokali- sierung erösserer körnerfreier Plasmamassen am Sprossscheitel lässt sich auch an Meeressiphoneen wie Bryopsis!), Derbesia, Halımeda, Caulerpa u. a. wahrnehmen. Die innerste Plasmaschicht ist in den jüngern Teilen der Pflanze in lebhafter Rotation begriffen, welche besonders der mitwandernden Chlorophyll- und Stärkekörner wegen, sehr leicht beobachtet werden kann. Diese Mitwanderung der Körner lässt erkennen, dass die Rotation des Protoplasmas sich durch die Kanäle der Einschnürungs- und Verzweigungsstellen hindurch bis zur Spitze der jüngsten Faden- teile erstreckt, was deutlich beweist, dass wenigstens in jüngern Stadien nicht nur ein morphologisch sondern auch physio- logisch einheitlicher Protoplast vorhanden ist. Bei den Vaucherien lässt sich keine Protoplasmaströmung beob- achten (s. a. Götz. 1. c. pag. 89); bei vielen andern Sephoneen ist sie dagegen leicht wahrzunehmen, so z. B. bei Derbesia, Udotea, Acetabularia und Caulerpa bei welcher Pflanze im besondern sie von Janse?) einlässlich studiert worden ist. Von besonders differenzierten Zellbestandteilen im Protoplasma sind die Zellkerne und Chlorophyllkörner, sowie die Assimi- lationsprodukte der letztern, grosse Stärkekörner, die wichtigsten. Wie die andern Siphoneen®) enthält auch Dichotomosiphon in allen Thallusteilen eine sehr grosse Zahl winziger Zellkerne, welche besonders in der mittleren Protoplasmaschicht zwischen den Chloro- phylikörnern verteilt sind, in kleiner Zahl auch in den innern, in Rotation begriffenen Plasmaschichten sich vorfinden. Eine Eigen- bewegung dieser Kernchen, wie sie Klebs und Götz (Götz. c. pag. 90) innerhalb der vegetativen Zelle von Vaucheria beobachtet haben, konnte ich nicht wahrnehmen. Dagegen sah ich dieselben sich lebhaft im Protoplasma bewegen, wenn ich den Inhalt unreifer Oogonien aus der Membran herausdrückte. (Fig. 15, Taf. VID. Die Chlorophylikörner von Dichotomosiphon sind grösser als diejenigen der Vaucheriaarten, erreichen aber mit einer Länge von 6—9 w nicht die Grösse der bekannten, spindelförmigen Chloroplasten von Bryopsis.*) Die Gestalt der Körner ist je nach der Häufigkeit ihres Vorkommens in den einzelnen Fäden verschieden. In den chlorophyllarmen Fadensegmenten, welche dem Substrate aufliegen 1) Berthold, G., Studien über Protoplasmamechanik. 1886. pag. 267. 2) Janse, J. M., Die Bewegungen des Protoplasma von Caulerpa proli- fera. (Jahrb. f. wiss. Bot. XXI. 1890. pag. 163— 234.) 3) Schmitz, Fr., Untersuchungen über die Zellkerne der Thallophyten. (Sitzgsbr. d. niederrhein. Ges. f. Natur- u. Heilkunde zu Bonn. 1879. pag. 349.) 2) Schimper, A. ML W., \.e. pag..8. Ernst, Siphoneenstudien. 125 oder als Rhizoiden in dasselbe eindringen, sind sie ovale (Fig. 11, Taf. VII), in jungen, im Dunkeln entstandenen Sprossen häufig runde Scheibchen (Fig. 12, Taf. VII) und in den mit Chlorophyll und Stärke angefüllten Teilen des Thallus, wie in Fig. 13, Taf. VII dargestellt ist, langgestreckt spindelförmig. Besonders häufig werden in solchen Fäden auch Teilungsstadien mit hantel- oder biskuitförmiger Ge- stalt beobachtet. Ausser den Chlorophylikörnern zeigt die mikroskopische Beob- achtung im Protoplasma aller Teile der Pflanze, in den Rhizoiden, den assimilierenden grünen Fäden, wie auch in den geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Fortpflanzungszellen zahlreiche Stärke- körner. Von den drei frühern Beobachtern von Dichotomosiphon Kützing, Walz und Wolle hat nur Walz diese bedeutsame Er- scheinung wahrgenommen und im allgemeinen Teil seiner schon mehr- fach citierten Arbeit pag. 129 auf diesen Unterschied zwischen „Vaucheria tuberosa A. Br.“ und den andern Vaucheriaarten auf- merksam gemacht!). Die Stärkekörner von Dichotomosiphon sind rundliche oder ovale Scheiben von 5—9 u Durchmesser. Von der scheibenförmigen Ge- stalt kann man sich leicht überzeugen, wenn man den Inhalt eines Thallusfadens oder noch besser eines Oogoniums im einen Tropfen Wasser entleert. Die frei liegenden Körner sind alle von ihrer Breit- seite zu sehen; bei leichtem Druck auf das Deckglas geraten sie in schwankende Bewegung und kippen bei stärkern Bewegungen des Wassertropfens plötzlich um. Auch in dichtgedrängten Haufen sind nicht selten einzelne Körner von ihrer Schmalseite zu sehen (Fig. 16, Taf. VII). Eine Schichtung der Körner konnte selbst bei stärkster Vergrösserung nicht deutlich wahrgenommen werden. Die gebräuchlichen Jodlösungen verleihen den Körnern eine schöne Blaufärbung. Quellung und Lösung derselben zu Kleister, der sich ebenfalls mit Jod blau färbt, erfolgt beim Erhitzen; lang- same Quellung wird bewirkt durch Kalilauge; Quellung und gleich- zeitige Blaufärbung ist die Folge der Einwirkung von conzentr. Chlorzinkjodlösung oder von conzentr. Schwefelsäure und Jodtinktur. Als Amyloplasten wirken in den grünen Fäden in erster Linie die Chlorophylikörner selbst. In jedem der letzteren wird, vielleicht erst nachdem es in einem gewissen Alter seine Teilungs- fähigkeit verloren hat, ein Stärkekoın angelegt. Sein Wachstum scheint auf die \Veise stattzufinden, dass die von innen nach aussen folgenden Stromaschichten des Chlorophylikornes durch Stärkesub- stanz substituiert werden. Bei der Vergrösserung des eingeschlossenen. Stärkekornes verschwindet zugleich nach und nach aus den äussern Schichten des Chlorophylikornes der grüne Farbstoff (Fig. 14 Taf. VID), so dass die Stärkekörner zuletzt (nach vollständiger Substitution der Chlorophyllkornsubstanz) völlig farblos sind. 1) Walz glaubte, auch noch bei der von ihm als V. sericea Lyngb. be- schriebenen V. ornithocephala Agardh einige wenige Stärkekörner wahrge- nommen zu haben; Götz, der die letztere Yaucheria auch untersuchte, fand bei derselben, wie bei allen andern von ihm untersuchten Arten, nicht die ge- ringste Spur von Stärke, sondern ausnahmslos die charakteristischen Fett- und Oltropfen. (l.c. pag. 9%.) 126 Ernst, Siphoneenstudien. Infolge dieser Bildungsweise der Stärkekörner zeigen die Chloro- phylikörner gegenüber Jodlösungen verschiedenes Verhalten. Die völlig stärkefreien, teilungsfähigen Chlorophylikörner jüngerer Seg- mente werden durch dieselben gelbbraun gefärbt. Das Vorhanden- sein eines zentralen Stärkekernes in sonst noch grün gefärbten Körmern zeigt sich durch eine grau-blaugrüne Färbung durch Jod- verbindungen an, und bei weiterer Substitution des Stromas durch Stärke giebt das Korn immer deutlicher die typische Stärkereaktion. Solche Umwandlungsstadien von Chlorophyll- in Stärkekörner findet man besonders zahlreich in Sprossen, deren Längenwachstum aus irgend einem Grunde eingestellt worden ist und die noch keinen Seitenzweig zu bilden begonnen haben. ’ In den Rhizoiden und auch in andern chlorophyllärmern Fäden der Pflänzchen findet man häufig ausser den grossen Stärke- körnern, welche aus Chlorophylikörnern hervorgegangen sein können, noch zahlreiche kleinere, ebenfalls farblose. Da sie kleiner sind als die neben ihnen liegenden Chlorophylikörner, können sie nicht durch Umwandlung von solchen entstanden sein. Sie müssen daher ent- weder als Abschmelzungsstadien grösserer Körner oder als junge, von Leucoplasten gebildete Körner aufgefasst werden. Das letztere erscheint mir. wahrscheinlich, da ich häufig an einer Seite derselben ein stark lichtbrechendes Bläschen wahrnahm, auch an solchen Körnern, die mit den innern Plasmaschichten in Rotation begriffen waren. Am fixierten Material ist es mir indessen bis jetzt nicht ge- lungen, die Leucoplasten durch Färbung unzweifelhaft nachzuweisen. Durch die Bildung von Stärke als Reservematerial, von welcher zudem der grösste Teil als erstes sichtbares Assimilationsprodukt in den Chlorophylikörnern selbst entsteht, unterscheidet sich Dicho- tomosiphon, wie die nachfolgenden Bemerkungen zeigen werden, wesentlich von den Vaucheriaarten, zeigt dagegen, wie es bereits für andere Merkmale hervorgehoben worden ist, auch hierin eine Ubereinstimmung mit einigen Meeressiphoneen. Für Vaucheria haben die bis jetzt veröffentlichten Unter- suchungen keine Anhaltspunkte über das erste Assimilationsprodukt geliefert. Klebs'!) dessen schöne physiologische Untersuchungen über die Vaucherien wohl allgemein bekannt sind, sagt daher (Uber die Beding. ... . pag. 37). „Leider sind gerade für Vaucheria die Kenntnisse über die chemische Zusammensetzung äusserst gering. Wir kennen nicht einmal die Produkte der Assimilation. Stärke kommt nicht vor; im Zellsaft habe ich vergeblich Zucker nachweisen wollen, und die Bedeutung der Fetttröpfchen, die im Plasma sich finden, ist leider auch nicht klar.“ Diese Fett- oder Öltröpfchen wurden früher von Borodin?) als eigentliches Assimilationsprodukt betrachtet, das in seiner Be- deutung als Reservestoff und Zellstoffbildner der Stärke ähnlich sei, in derselben Beziehung zum Lichte stehe, d. h. unter denselben Be- !) Klebs, G., Zur Physiologie der Fortpflanzung von Vaucheria sessilis. (Verh. d. naturf. Ges. in Basel. Bd. X. 1892. pag. 45—72.) — —, Die Bedingungen der Fortpflanzung bei einigen Algen und Pilzen. Jena 1896. pag. 1—132. ?2) Borodin, J., Über die Wirkung des Lichtes auf die Entwicklung von Faucheria sessilis. (Bot. Zeitg. Jahrg. 36. 1878. pag. 514.) Ernst, Siphoneenstudien. 127 dingungen wie die Stärke gebildet und wieder aufgelöst werde. Schimper!) dagegen fasste später im Gegensatze zu Borodin diese Oltröpfchen als aus einer, aus dem Stoffwechsel der Zelle ausge- tretenen Substanz bestehend, auf. Gegen die Auffassung Schimpers spricht einmal die von Klebs (l. e. pag. 38) beobachtete Thatsache, dass lebhaft im Lichte, lang- sam im Schatten oder in vollständiger Dunkelheit wachsende Pflanzen nur wenige kleine Fetttröpfchen zwischen den CÖhlorophylikörnern enthalten, während bei der Kultnr von Vaucheria in 2°), Rohr- zuckerlösung bei heller Beleuchtung eine so reichliche Bildung von Fett erfolgt, dass es in grossen Kugeln nicht nur das Plasma, sondern auch den Zellsaft erfüllt. Diese aufgespeicherten Fettmengen können durch Kultur in Nährlösungen wieder zum Verschwinden gebracht werden. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Fetttropfen wirklich als Reservematerial aufgefasst werden müssen, liegt in der Beob- achtung verschiedener Forscher, z. B. von Walz?2), Woronin?), Oltmanns?®) u. a., dass sie namentlich in den Tragfäden der Ge- schlechtsorgane massenhaft auftreten, in die Oogonien einwandern und erst bei der Keimung der Oosporen aufgelöst werden. Dass dieses Fett aber nicht,wie Borodin annimmt, Assimilations- produkt der Vaucheriazelle ist, wies Klebs dadurch nach, dass auch nach wochenlanger Verdunkelung nicht alles Fett aus den Fäden verschwindet. Er führt dies darauf zurück, dass Vaucheria das Fett nicht nur aus den direkt assimilierten, sondern auch aus allen andern verwertbaren organischen Stoffen, z. B. aus dem Inhalte älterer, absterbender Teile, zu bilden befähigt ist. Er kommt daher zu dem Schlusse, „dass bei Vaucheria das Fett nicht Produkt der Assimilation noch der Degeneration ist, sondern dass es durch Um- wandlung der organischen Stoffe überhaupt entsteht und als Reserve- stoff dient.“ Mit Vaucheria ‚stimmen noch einige andere Siphoneen in der Bildung von fettem Ol als Reservematerial überein. Bei Botrydium granulatum Wallroth’) u. $) enthalten die im obern grünen Teile des Pflänzchens vorkommenden scheibenförmigen Chlorophylikörner in jugendlichen Stadien in einer kegelförmigen mittleren Vorwölbung ein deutliches Pyrenoid. In den Chromatophoren älterer Pflänzchen ist dieses dagegen nicht mehr nachweisbar. Trotz der Anwesenheit eines Pyrenoids in den Chlorophylikörnern bildet Botrydium nicht, wie man erwarten sollte, Stärke, sondern in Übereinstimmung mit den Vaucherien immer fettes Ol. Im Gegensatze zu Botrydium ent- hält der von Rostafinski und Woronin mit jenem in einem Ent- wicklungsgang vereinigte Protosiphon botryoides Klebs in dem !) Schimper, A. F. W., Untersuchungen über die Chlorophyllkörper. (Jahrb. f. wiss. Bot. X VI. 1885. pag. 187. d. Sep. Abdr.) Walz, I, liespag. 13% 3) Woronin, M., Beitrag zur Kenntnis der Vaucherien. (Bot. Zeitg. 1369. pag 140.) A 4) Oltmanns, Fr., Über die Entwicklung; der Sexualorgane bei Vaucheria. (Flora. Bd. 80. 1895. pag. 391.) R 5) Rostafinski und Woronin, Uber Botrydium granulatum. (Bot. Zeitg. 1877.) u 6) Klebs, G., Über die Bedingungen der Fortpflanzung ..... Protosiphon Klebs und Botrydium Wallroth. pag. 224. 128 Ernst, Siphoneenstudien. wandständigen, netzförmig durchbrochenen aber einheitlichen Chloro- phylikörper eine grössere Anzahl von Pyrenoiden, die immer von einer Hülle aus kleinen Stärkekörnchen umgeben sind. Bei Kulturen in verdünnten Nährlösungen beobachtete Klebs ferner zahlreiche, dem Chromatophor eingelagerte Stärkekörnchen; fettes Ol kommt da- geren in gesunden Kulturen von Protosiphon nur in kleinen Tröpf- ChenvoraE Fettes Ol neben Stärke findet sich ausserdem noch bei der wenig bekannten, auf Arisarum vulgare schmarotzenden Phyllosiphon Arısariı Kühn!). Alle übrigen Siphoneen führen als sichtbares Assimilationsprodukt und Reservematerial Stärke, die entweder an Pyrenoiden gebunden innerhalb der Chromatophoren enthalten ist, oder in Gestalt grösserer freier Körner im Protoplasma auftritt. Das erstere ist der Fall bei Bryopsis, dessen langgestreckte Chloroplasten ?1°) 1—4 grosse Pyrenoiden enthalten, dann auch bei den Valoniaceen, deren Pyrenoiden bei einigen Arten in sie besonders kennzeichnende Gruppierungen angeordnet sind. Bei den Dasyeladaceen enthalten die Chromatophoren je ein kleines Pyrenoid, daneben bildet aber freie Stärke einen allgemein vorkommenden Zellbestandteil. Pyrenoidenlose Chromatophoren endlich und freie, grosse Stärke- körner im Protoplasma finden wir bei den Caulerpaceen. Sie wurden zuerst von Derbes et Solier‘!) bei Caulerpa prolfera nachge- wiesen und beschrieben: „Entre les fils sont repandus de nombreux srains de chlorophylle et des corpuscules plus grands incolores, dont la plupart affectent la forme d’un segment de cercle. En traitant par Tiode ce liquide et les corpuscules qu’il contient, les grains de chlorophylle ne changent pas de couleur; les gros grains incolores bleuissent comme une substance amylacee“. Auch Janse°) con- statierte in den Schläuchen von Caulerpa das Vorkommen von zahl- reichen Stärkekörnern, die in den Rhizoiden so häufig waren, dass sie die Wahrnehmung der Protoplasmaströmungen erschwerten. Janse stellte die Grösse der Körner zu 3,5 u fest. Besonders schön entwickelt und in grosser Menge fand ich bei einer dieses Frühjahr angestellten Untersuchung die Stärkekörner bei den Oodiaceen, namentlich bei Halimeda und Udotea; es gelang mir, ihre Entstehung in den Chlorophylikörnern ebenfalls nachzu- weisen. Die von mir neu aufgestellte Siphoneengattung Dichotomosiphon stimmt also in der Gestaltung der Chlorophylikörner und in der Bildung von Stärke als Assimilationsprodukt am meisten mit den Codiaceen überein, mit welchen sie auch, wie schon gezeigt worden ist, durch die Gestaltung der Thallusfäden, deren dichotomische Ver- zweigung, Segmentation u. Membranverdickungen sich verwandt zeigt. 1) Wille, N., Chlorophyceae Teil I., Abteilg. 2. pag. 126 v. natürl. Pflanzenfamilien v. Engler-Prant]. 2) Schmitz, Fr., Die Chromatophoren der Algen. (Verh. d. naturhist, Vereins d. pr. Rheinlande. Bd. 40. 1883. pag. 43 u. 101.) ATS ehumpler, A. EB. SW. Lepaer us *) Derbe&s et Solier, Sur les organes reproducteurs des algues. (Ann, d. sc. nat. Bot. Serie IIl T. XIV. 1850. Fig. 13. Taf. 32 u. pag. 265.) 5) Janse, J. M., Die Bewegungen des Protoplasmas von Caulerpa prohfera. (Jahrb. f. wiss. Bot. XXI]. 1890. pag. 172.) Ernst, Siphoneenstudien, 129 U. Die Fortpflanzung, Man nahm früher mit Pringsheim!), dem Entdecker der Be- fruchtung bei den T’hallophyten, bei den von ihm untersuchten Pflanzen Vaucheria, Oedogomium, Bulbochaete, Saprolegnia, Achlya, Pythium u. a. allgemein einen regelmässigen Wechsel von geschlecht- lich und ungeschlechtlich sich fortpflanzenden, auch in ihrer vege- tativen Gestaltung mehr oder weniger verschiedenen Generationen an. Für Vaucheria im speziellen wurde dies durch Dippel?2) be- stätigt, dann aber bereits von Walz (l. c. pag. 140) in Zweifel ge- zogen. Die unermüdlichen Forschungen von Klebs?) haben aber für eine grössere Anzahl von Algen und Pilzen, wohl am sichersten gerade für Vaucheria den Nachweis erbracht, dass die beiden Fort- pflanzungsarten nicht in regelmässigem Wechsel stehen, sondern durch bestimmte Variationen der Lebensbedinsungen willkürlich in beliebiger Aufeinanderfolge hervorgerufen werden können. Die Zoosporen, die ungeschlechtlichen Fortpflanzungszellen der grösseren Zahl der Vaucheriaarten, werden unfehlbar und in grosser Zahl erzeugt, wenn man einen während mehrerer Tage feucht und hell kultivierten Vaucheriarasen mit reinem Wasser über- giesst, eine in 0,2—0,25 °/, Nährlösung kultivierte Alge in reines Wasser überführt oder endlich, imdem man Wasser- oder Nährlösung- kulturen verdunkelt. Am sichersten führt natürlich die Kombination dieser Methoden zum Ziel. Die Aplanosporen, welche bei Vaucheria geminata, hamata, racemosa und uncinata an Stelle der beweglichen Zoosporen sich bilden, werden bei diesen Arten durch längere Kultur unter un- günstigen Lebensbedingungen hervorgerufen. So bewirkte Klebs ihre Bildung in Kulturen auf feuchter Erde und in relativ trockener Luft oder in Rohrzucker- und Maltoselösungen. Die Organe der geschlechtlichen Fortpflanzung, die Oogonien und Antheridien erzeugte Klebs bei Vaucherra repens und auch bei andern Vaucheriaarten mit grosser Sicherheit in 4—5 Tagen, nachdem er einen Vaucheriarasen in einer 2—4 °/, Rohr- zuckerlösung bei heller Beleuchtung kultiviert hatte. Da auch Dichotomosiphon, ähnlich Vaucheria, geschlechtliche und ungeschlechtliche Fortpflanzung aufweist, versuchte ich dieselben durch ähnliche Variationen der Lebensbedingungen zu veranlassen. Da meine Versuche sich nur über kurze Zeit erstrecken, bin ich erst in der Lage einige vorläufige Mitteilungen zu machen. Sowohl die Bildung der ungeschlechtlichen, als diejenige der geschlechtlichen Fortpflanzungszellen nimmt bei Dechofomosiphon Im Vergleich zu Vaucheria eine längere Zeitdauer in Anspruch. Während sich bei der letztern innerhalb 24 Stunden die vollständige Bildung der Geschlechtsorgane sowie der Befruchtungsakt abspielt, 1) Pringsheim, N., Über die Befruchtung und Keimung der Algen und das Wesen des Zeugungsaktes. (Monatsber. d. Akad. d. Wiss. Berlin. 1855.) — -—-, Untersuchungen über Befruchtung und Generationswechsel der Algen. (Monatsber. d. Akad. d. Wiss. z. Berlin. 1856 u. 57.) 2) Dippel, L., Über die Fortpflanzung von Vaucheria sessilis. (Flora XXIX. 1856.) 3) Klebs, G., Die Bedingungen der Fortpflanzung bei einigen Algen u. Pilzen. Jena 1896. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902 9 130 Ernst, Siphoneenstudien. dauert das Wachstum der Oogonien, sowie die gleichzeitig statt- findende Entwickelung der Spermatozoiden in den Antheridien von Dichotomosiphon 2 Tage. Schon aus diesem Grunde können Ver- änderungen der Lebensbedingungen nicht so rasch und sicher wie bei Vaucheria eine Reaktion der Pflanze auslösen. Meine bisherigen Versuche scheinen auch die Vermutung zu rechtfertigen, dass die Variationen der Kulturbedinsungen (Knop’sche Nährlösung in ver- schiedener Conzentration, Zuckerlösungen, Beleuchtungsverschieden- heiten) nur das vegetative Wachstum beeinflussen und die Bildung der beiderlei Fortpflanzungszellen unter ähnlichen, jetzt noch nicht festgestellten Bedingungen erfolgt. Ein Umstand, welcher diese Annahme rechtfertigt, liegt im Verhalten zweier Kulturen, die gleichzeitig mit dem gleichen Material angelegt worden waren, die eine auf Lehm, die andere auf Torf unter im übrigen völlig gleichen Bedingungen. Die auf Lehm- untergrund wachsenden Pflänzchen blieben klein und wenig verzweigt; am 2. Juli 1902 fand an einer Anzahl derselben die Bildung von Geschlechtsorganen statt; gleichzeitig entstanden auch einige Tuber- keln; nachdem alle Fortpflanzungszellen tragenden Sprosse der Kultur entnommen worden waren, wuchs dieselbe wieder weiter und erzeugte am 5. August zum zweiten Male beiderlei Organe. Die durch den Torf gebotenen verschiedenen Nährverhältnisse der andern Kultur bewirkten in derselben die Bildung eines dichten Rasens von wohl 5 mal längern und reich verzweisten Fäden, an welchen erst am 28. Juli die ersten geschlechtlichen Fortpflanzungszellen auf- traten. Während aber in der Lehmkultur an den untern Teilen der Pflanze Tuberkeln, also ebenfalls für ein Ruhestadium eingerichtete Zellen entstanden waren, hatten sich in der Torfkultur an den seit- lichen Ausstülpungen der untern Fadensesmente, wie auch an den Rhizoiden zahlreiche neue grüne Sprosse gebildet. 1. Die geschlechtliche Fortpflanzung. Die Organe der geschlechtlichen Fortpflanzung, die Oogonien und Antheridien entstehen bei Dichotomosiphon terminal, jedes Organ einzeln am Ende eines besondern kurzen Endzweiges. Bei den Vaucherien sind die Stellungsverhältnisse der Geschlechtszellen am Thallus verschieden, stimmen aber bei keiner Art mit dem zu schildernden Verhalten von Dichotomosiphon überein. Bei einer Artengruppe bilden sich, wie bereits einmal erwähnt worden ist, die beiderlei Organe auf demselben Thallusfaden, die Oogonien zumeist sitzend, die Antheridien mit einem kurzen Stiel versehen, der zum Thallusfaden schief oder senkrecht steht; bei einer weitern Gruppe von Vaucheriaarten sitzen beiderlei Organe auf einem gemeinschaft- lichen Fruchtträger, dessen Ende von einem Antheridium einge- nommen wird. Nur bei zwei Arten, bei Vaucheria piloboloides Thur. und V. De Baryana Woronin!), zeigen die ausgebildeten Oogonien und Antheridien ein ähnliches Stellungsverhältnis wie Dichotomo- !) Woronin, M., Beitrag z. Kenntnis d. Vaucherien. (Bot. Zeitg. 1869. pag. 121—144 u. 153—162.) — —, Vaucherıa De Baryana n. sp. (Bot. Zeitg. Jahrg, 38. 1830. pag. 120 4) Y p- ( g pag Ernst, Siphoneenstudien. 131 siphon, das aber auf andere Weise zu stande kommt. Das Ende eines Fruchtastes wird bei ihnen nämlich zu einem Antheridium, mit dessen Bildung das Längenwachstum des Astes abschliesst. Bevor dies eintritt, erscheint auf seiner halben Höhe eine seitliche Ausstülpung, die sich im der Folge zu einem gestielten Oosonium ausbildet. Die beiden Organe halten dann in ihrer weitern Entwickelung Schritt, und zur Zeit der Befruchtung ist der Seitenast mit dem Oogonium so weit gewachsen, dass die Mündungen der beiden Organe auf der- selben Höhe nahe nebeneinander zu liegen kommen. Im ersten Stadium der Bildung der Geschlechtsorgane entstehen am Ende eines Fadens 2—5 Zweige, welche langsamer wachsen, als die gewöhnlichen, vegetativen, und infolgedessen kurz bleiben, häufig aber etwas dicker sind als die sterilen Fäden (Fig. 41, Taf. IX). Schon in diesen jüngsten Stadien lässt sich erkennen, welche der ange- legten Zweige männliche, welche weibliche Organe erzeugen werden. Die weiblichen Aste sind vielfach etwas länger und stärker entwickelt und an ihrem Ende schwach keulenförmig angeschwollen. Die Anzahl der entstehenden Antheridien übertrifft diejenige der Oogonien bei weitem. Ein Spross mit tri- oder tetrachotomischer Verzweisung trägt an 2—3 seiner Astchen gewöhnlich je ein An- theridium; an einem, seltener an zweien ein Oogonium. Mehr als zwei Oogonien habe ich nie an einem Sprosse gresehen, während es häufig vorkommt, dass alle 3 oder 4 Zweige Antheridien gebildet haben. Die geringere Zahl der Oogonien ist, abgesehen von der Notwendigkeit der Produktion einer grössern Anzahl männlicher Ge- schlechtszellen, auch infolge des zu ihrer Bildung erforderlichen grossen Materialaufwandes leicht begreiflich. In ihrer Gestalt und auch in ihrer Entwicklung stimmen die Oogonien und Antheridien von Dichotomosiphon in vielen Punkten mit den entsprechenden Organen von Vaucheria überein, für welche sie nach der Untersuchung von Pringsheim!) an Vaucheria sessilis, - noch von zahlreichen andern Forschern, De Bary?), Schenk‘), Walz®), Woroninö), Behrens®), Oltmanns”’) für eine Reihe andrer Arten beschrieben worden sind. Ich kann mich ‚daher mit der Beschreibung der am lebenden Objekte wahrnehmbaren Vor- sänge kurz fassen, um so mehr, als ich gedenke, diese Entwickelung später eingehend auf Grund von Untersuchungen am fixierten Material in einer besondern Arbeit zu schildern. 1) Pringsheim, N., Über die Befruchtung und Keimung der Algen. (V. sessilis) (Ges. Abhandlgen. Bd. I. pag. 1—14.) 2) De Bary, A.. Uber den geschlechtlichen Zeugungsprozess bei den Alsen. 7 aversa). (Ber. ü. d. Verh. d. nat. Ges. zu Freiburg. 1856. pag. 215—229. 3) Schenk, A., Allg. Mitteilungen: III. Entwicklung der Fortpflanzungs- organe u. Befruchtung v. Vaucheria geminata. (Verh. d. phys.-med. Ges. in Würzburg. Band VII. 1858. pag. 247—252.) *) Walz, J.,1. ce. (V. sericea, terrestris, hamata u. pachyderma.) 5) Woronin, W., Beitrag zur Kenntnis der Vaucherien. (Bot. Zeitg. 1869. pag. 121—144 u. 153—162.) 6) Behrens, J., Einige Beobachtungen über die Entwicklung des Oogons Sn SE Oosphäre von Vaucheria. (Ber. d. d. bot. Ges. Bd. VILI. 1890. pag. —318.) a | == 7) Oltmanns, Fr., Über die Entwickelung der Sexualorgane bei Vaucherva. (Flora Bd. 80. 1895. pag. 385—420.) 9* 132 Ernst, Siphoneenstudien. a. Die Entwickelung der Oogonien. Das keulenförmige Ende der kleinen, zu Oogonienträgern be- stimmten Zweiglein (Fig. 42, Taf. X.) wird durch rasches Wachs- tum zu einem kugeligen Gebilde (Fig. 48 und 49, Tafel X), wobei Protoplasma, Chlorophyll- und Stärkekörner in grosser Menge aus dem Tragspross in dasselbe aufgenommen werden. Bei Anwendung stärkerer Vergrösserungen ist bei der mikroskopischen Beobachtung die lebhafte Protoplasmaströmung deutlich wahrzunehmen, durch welche in den Tragsprossen den Oogoniumanlagen die Chlorophyll- und Stärkekörner zugeführt werden. Ahnliche Protoplasmabe- wegungen, welche den Zweck haben, einem bestimmten Organ, die in. andern Teilen der Pflanze vorkommenden Inhaltskörper zuzu- führen, sind in gleichem Masse von Schmitz!) bei Halimeda be- obachtet worden, wo er zur Zeit der Sporangienbildung das Plasma ebenfalls gegen die Sporangienanlagen hin in lebhafter Bewegung fand. Wenn das kugelige Organ etwa 250 w Durchmesser erreicht hat, erfolgt sein Wachstum nicht mehr gleichmässig nach allen Seiten hin. Die letzte Volumvergrösserung kommt durch starkes Wachstum der einen Hälfte zu stande, so dass die Anlage ihre Kugelgestalt. verliert. Die so erzeugte etwas stumpf kegelförmige Partie der Oogoniumoberfläche befindet sich auf der dem gebogenen Tragfaden zugekehrten Seite, etva um 90° des Umfanges von der Ansatzstelle des Oogoniums abstehend.. Wie das übrige Oogonium ist auch diese vorgewölbte Partie zunächst so vollständig mit Chloro- phyll und Stärke erfüllt (Fig. 50 und 51, Taf. X), dass sie eben- falls dunkelgrün erscheint. Während der letzten Entwickelungs- stadien zieht sich ein Teil des Protoplasmas mit den Stärkekörnern und der grössern Menge der Chlorophylikörner aus dieser Vorwölbung zurück (Fig. 52 und 53, Taf. X), so dass sie fast farblos wird. Sie vertritt den Schnabel der typisch gebauten Vaucheriaoogonien. Die Membran über derselben unterscheidet sich nicht von derjenigen, die den übrigen Teil des Oogoniums umgiebt. Unmittelbar unter dem Scheitel der Hervorwölbung bildet das Protoplasma eine linsenförmige, stark lichtbrechende Ansammlung (Fig. 54, Taf. X). Das Oogonium bedarf zu seiner vollständigen Entwickelung mindestens 2 Tage; bei Vaucheria clavata, fluitans und aversa nach Oltmanns (l. ec. pag. 407 und 412) findet sie dagegen in weniger als 24 Stunden statt. Das ausgewachsene Oogonium von Dechotomosiphon hat nun folgende Dimensionen: Durchmesser in der Richtung der Empfängnispapile 290—315 u. N) senkrecht zum ersten 275—280 u. An Grösse werden diese Oogonien nur von denjenigen der Vaucheria dichotoma D. C., übertroffen, welche nach Solms-Laubach bis zu 500 w Durchmesser haben; alle andern Vaucherien dagegen weisen bedeutend kleinere Oogonien auf. Nur bei Vaucheria terrestris und geminata erreichen die Oosporen noch eine Grösse von mehr als 100 1) Schmitz, Fr., Über die Bildung der Sporangien bei der Gattung Halimeda. (Niederrhein. Ges. in Bonn. Bd. XXXII. 1880. pag. 140.) Ernst, Siphoneenstudien. 133 Während bei vielen Vaucherien, im besonderen bei den von Oltmanns untersuchten Arten die Querwand, welche das Oogonium vom Thallus trennt, schon frühzeitig auftritt und ihrer Bildung eigen- tümliche Plasmabewegung en vorausgehen (Oltmanns 1. c. pag. 397), findet bei Dichotomosiphon die Isolierung des Oogoniums meistens unmittelbar vor der Befruchtung statt. b. Die Entwickelung der Antheridien. Die Antheridien entstehen gleichzeitig ebenfalls durch Spitzen- wachstum ihrer Tragsprosse, aber durch eine weniger starke Meta- morphose derselben. Die zum Antheridium werdende Partie eines solchen Zweiges ist meistens etwas schmäler als der sterile Teil. Schon während des Wachstums erfolgt eine starke Krümmung des Astchens, so dass die Spitze des Antheridiums der Verzweigungs- stelle und damit auch dem hängenden Oogonium genähert wird. (Figur 40 und 42, Tafel IX). Die Mehrzahl der Antheridien eignen sich infolge dieser Krümmungen nicht zur genauern Beob- achtung der später in ihnen vorgehenden Veränderungen; am besten können diese an den wenigen, vollständig gestreckten Antheridien (Fig. 45, Taf. X) verfolgt werden. Nach der Bildung der fertilen Ästchen sind zunächst die im Tragsprosse aufgespeicherten Inhaltsstoffe gleichmässig in alle, Oo- conien oder Antheridien tragenden Ästchen eingetreten; "nach dem rasch erfolgten Wachstum der männlichen Zweige wandert zu- nächst aus der zum eigentlichen Antheridium werdenden Partie (Fig. 44, Taf. VIII), später auch aus dem sterilen Abschnitt ein Teil des Inhaltes in den Traefaden zurück und wird ebenfalls den Oogoniumanlagen zugeführt. Schon frühzeitig, wenn diese letztern kaum Kugelgestalt ge- wonnen haben, wird das Antheridium von seinem Stiel durch eine Querwand abgetrennt. Diese ist zunächst dünn und farblos (Fig. 45, Taf. X). Bald nachher wird sie von der Stielzelle aus verdickt (Fig. 44, Taf. IX; Fig. 46, Taf. X) und erhält wie die Zellwand an den Einschnürungs- und Verzweigungsstellen eine gelbliche, gelb- braune und zuletzt rotbraune Färbung. Das Antheridium ist nun eine 130—170 w lange und 35—50 w breite Zelle, die von ihrem Träger abgeschnürt zu sein scheint. Das Protoplasma dieser Zelle bildet einen Wandbeleg, der an der Spitze und an der Querwand eine grössere Mächtigkeit hat. In den innern Schichten enthält es zahlreiche Zellkerne, sowie Chlorophyll- und Stärkekörner, und umgiebt eine Anzahl Vakuolen. Durch das Vorkommen von Stärke in den Antheridien unter- scheidet sich Dichotomosiphon wiederum von, Vaucheria, bei welcher vor der Abtrennung des Antheridiums die Oltropfen aus demselben wieder in den Tragfaden zurückwandern. Vor der Bildung der Spermatozoiden vereinigen sich die Vakuolen des Innern, so dass schliesslich nur deren zwei, grössere, vorhanden sind, von denen die eine am vordern, die andere am hintern An- theridienende gelesen ist. Der grösste Teil des protoplasmatischen Inhaltes zieht sich während der Vakuolenvereinigung mit den Kernen, vielen Chlorophyll- und Stärkekörnern, (Fig. 45, Taf. X), in dem frei 134 Ernst, Siphoneenstudien. werdenden mittleren Teil des Antheridiums zusammen, so dass hier ein dichter Pfropf entsteht. Dieser nimmt etwa '!,—!/, der An- theridienlänge ein, grenzt mit einer feinen Plasmaschicht der Seiten- wand an und springt in den vorderen und hinteren Vakuolenraum mit einer konvexen Rundung vor. Die peripherischen Schichten dieses Pfropfes werden in der Hauptsache von den Chlorophyll- und Stärkekörnern eingenommen; die inneren, mehr farblosen, enthalten die Kerne, das Centrum bildet wiederum eine Vakuole. Im Wand- belage, der während dieser Umänderungen im ganzen Antheridium erhalten bleibt, sind namentlich in den dickeren Partien an der Querwand und an der Spitze des Antheridiums (Fig. 45 und 46, Taf. X) ebenfalls Chlorophyll- und Stärkekörner vorhanden. wie im Oogonium wird auch im Antheridium an der Spitze, wo später die Auflösung der Membran erfolgt, eine körnerfreie Plasmakappe gebildet. c) Die Befruchtung. Die Oogonien und Antheridien öffnen sich gleichzeitig und aut dieselbe Weise. An den Oogonien wird an der Spitze der farblosen Hervor- wölbung, jedenfalls durch die Thätigkeit der erwähnten Plasma- ansammlung „die Membran durch Verquellung langsam aufgelöst; ein Durchreissen der Membran oder das Abwerfen eines Deckelchens habe ich beim Uffnungsprozesse nie wahrgenommen. Bei vielen Vaucherien wird nach dem Öffnen des Oogoniums das im Schnabel enthaltene Protoplasma vom übrigen Inhalt ab- getrennt und häufig in Form einer Kugel ausgestossen. Es ist dies z. B. für V. geminata, hamata, terrestris, sessilis u. a. beobachtet worden. Der übrige Inhalt des Oogoniums zieht sich zur kugeligen Eizelle zusammen, wobei die Chlorophylikörner und Öltropfen nach innen verlagert werden und sich um das ganze Ei eine körnerfreie Plasmaschicht bildet. Der Inhalt der centralen Vakuole wird während dieser Umlagerung entleert, so dass das Ei nicht mehr den ganzen Oogoniumraum ausfüllt. Am stärksten ist die Inhalts- kontraktion infolge der Anwesenheit einer grossen Vakuole, bei Vaucheria aversa!); die freie Eikugel liegt bei dieser Art am Grunde des Oogoniums oder schwimmt in der hellen Flüssigkeit, mit welcher das Oogonium infolge der Ausstossung des Zellsaftes erfüllt ist. Im Oogonium von Dichotomosiphon ist dagegen keine grössere Vakuole vorhanden; fast der gesamte Raum ist mit Protoplasma, Chlorophyll und Stärke ausgefüllt. Bei der Eibildung erfolgt daher keine Kontraktion des Inhalts, sondern einfach eine Inhaltswande- rung, welche eine körnerfreie äusserste Plasmaschicht schafft, die sich an der offenen Stelle schwach nach aussen vorwölbt. Auch an den Antheridien wird die Membran an der Spitze allmählich aufgelöst und es quillt zunächst das im vorderen Teil des Antheridiums enthaltene Protoplasma heraus und ‚rundet sich vor der Mündung zu einer kleinen Kugel ob. Hierauf fliesst der Inhalts- !) De Bary, A., Über den geschlechtlichen Zeugungsprozess bei den Algen. (Ber, üb. die Ver. d. nat. Ges. zu Freiburg. 1856. pag. 215— 229.) „Ernst, Siphoneenstudien. 135 pfropf, der die Mitte des Antheridiums anfüllt, nach. Häufig sind in demselben die Spermatozoiden in Gestalt heller, sich bewegender Punkte wahrnehmbar. Beim Austritt aus der engen Antheridien- öffnung: bleibt diese ganze Masse von ihrer äusseren zähen Plasma- haut umschlossen und nimmt im Wasser Kugelgestalt an. Durch Quellung und Auflösung der einschliessenden Plasmaschicht wird den Spermatozoiden der Weg frei gemacht, und sie schwärmen nun lebhaft aus der Plasmakugel aus. Die Spermatozoiden sind wie bei Vaucheria sehr klein und bewegen sich vermittelst zweier Zilien. Da meistens 1—3 Antheridien mit einem Oogonium zusammenstehen und mit ihrem vorderen Ende demselben häufig noch genähert sind, die Entleerung derselben auch gleichzeitig erfolgt, sieht man oft eine grössere Zahl der rasch beweglichen Spermatozoiden vor der geöffneten Empfängnispapille des Oogoniums. Sie- prallen bei ihren stossartigen Bewegungen an die hervorragende Plasmawand der offenen Papille an, ziehen sich wieder von derselben zurück, um nachher von neuem gegen dieselbe vorzustossen. Nachdem eines derselben in das Plasma des Eies eingedrungen ist, beginnt die äusserste Plasmaschicht des letzteren sofort eine feine Membran aus- zuscheiden, die schon nach einigen Minuten, besonders an der vor- her freien Empfängnisstelle, deutlich sichtbar ist (Fig. 55 und 56, Taf. X). Gleichzeitig wandern in den vorher farblosen Empfängnis- fleck aus den benachbarten Plasmamassen Chlorophyll- und Stärke- körner ein, so dass der Inhalt der jungen Oospore bald eine gleich- mässige, dunkle Färbung zeigt. d) Die Oospore. Beim Ausreifen der Oospore zieht sich ihr Inhalt von der erst gebildeten Membran zurück und umgjiebt sich mit einer neuen Mem- bran. Ein ähnliches Verhalten beschreibt Walz für die von ihm beschriebene V. pachyderma. Nach der Befruchtung umgiebt sich die das Oogonium fast gänzlich ausfüllende Oospore zunächst mit einer Membran, die ebenfalls der Oogoniummembran anliegt, nach- her aber dreischichtig wird. Hierauf zieht sich der Oosporeninhalt zusammen und umgiebt sich mit einer neuen Membran, die wiederum mehrschichtig wird. Die Oospore von Dichotomosiphon ist vollkommen kugelförmig;; ihr Durchmesser beträgt 250—280 «. Die nach der Inhaltskontrak- tion entstehende Membran ist dreischichtig. Es lässt sich dies be- sonders schön durch Einwirkung von konzentrierter Kalilauge nach- weisen. Die mittlere der drei Schichten quillt am stärksten auf, was die Trennung der Schichten zur Folge hat. Die gequollenen Membranen färben sich, nachdem sie in Wasser ausgewaschen worden sind, mit Hämatoxylin gleichmässig blau; Cuticularisierung ist nicht vorhanden. Vor der Keimung zieht sich der Sporeninhalt oft noch mehr zusammen; es werden infolgedessen je nach dem Grade der Zusammenziehung neue Membranschichten gebildet, die den übrigen anliegen, oder, wenn nur auf einer Seite der Spore eine Zusammenziehung erfolgte, gegen dieselben den leergewordenen Raum abgrenzen. Im Sporeninhalt gehen bei Vaucheria zu Beginn der Ruheperiode immer verschiedene Umänderungen vor. Die Chlorophylikörner ver- 136 Ernst, Siphoneenstudien. schwinden, die Öltröpfehen vereinigen sich zu wenigen grossen Kugeln ; der ganze Inhalt wird durchsichtiger, und die Degenerationsprodukte des Chlorophylls sind bei einzelnen Arten als rote, braune oder schwarze Punkte oder grössere Flecken in bestimmter Weise zwischen den Fettkugeln angeordnet. Bei Dichotomosiphon erscheint während des ganzen Ruhestadiums der Oospore ihr Inhalt gleichmässig dunkelgrün. Die Stärkekörner, der Hauptbestandteil desselben, sind 6—9 u gross. Die Chlorophyll- körner sind nach der Membranbildung aufgelöst worden. Ihre Sub- stanz ist im Protoplasma gleichmässig verteilt, so dass dasselbe als eine feinkörnige, hellgrüne Masse erscheint (Fig. 15, Taf. VID). Die Oosporen bleiben in den Oogonien eingeschlossen, und diese selbst lösen sich nicht vom übrigen Sprosse ab. Auch die Membran der entleerten Antheridien bleibt noch monatelang erhalten. Die.Quer- wand wird bedeutend ‚verdickt und wölbt sich in das Antheridium vor (Fig. 47, Taf. X). Ahnliche verdickte und braungefärbte Scheide- wände der Oogonien und Antheridien fand Wor onin') bei Vaucheria De Baryana. Am Tragsprosse des Antheridiums entsteht meistens unmittelbar hinter der Querwand eine Ausstülpung (Fig. 47, Taf. X), welche in seltenen Fällen wieder zu einem Antheridium wird, gewöhnlich aber sich zu”einem neuen, dichotomisch verzweigten, vegetativen Faden fortsetzt (Fig. 39, Taf. IX), so dass also trotz der Bildung der endständigen Geschlechtsorgane das weitere Längenwachstum der Pflanze nicht vollständig beendigt wird. Auch hinter den Oogonien entstehen, allerdings weniger häufig, ähnliche Prolifika- tionen, welche manchmal so genau die Richtung des ursprünglichen Astes einschlagen, dass man bei flüchtiger Betrachtung dem Oogo- nium eine ähnliche Stellung am Faden zuschreiben könnte, wie den seitlich am Tragfaden sitzenden Oogonien und Antheridien vieler Vaucheria-Arten. Die Keimung der Sporen ist bei Vaucheria von Prings- heim sechs Monate, von Walz und Götz dagegen bereits vier Wochen nach der Befruchtung beobachtet worden. Trotz zahlreicher Versuche mit Nährlösungen, Austrocknen der Sporen etc. ist es mir bis jetzt (7 Monate nach Bildung der Sporen) noch nicht gelungen, ihre Keimung zu veranlassen. Auch in den Kulturen, in denen sich aus den Tuberkeln zahlreiche neue Pflanzen entwickelt haben, sind die Oosporen noch unversehrt an den alten, abgestorbenen Astchen vorhanden. Der Inhalt einer Anzahl der- selben ist hingegen hellgrün geworden, was vielleicht als ein An- zeichen baldiger Keimung betrachtet werden kann. 2. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung. Ausser der oogamen geschlechtlichen Fortpflanzung zeigt Dicho- tomosiphon eine eigentümliche ungeschlechtliche Fortpflanzung, wie sie bis jetzt noch bei keiner Siphonee gefunden worden ist. Die Organe derselben, nach deren Form Braun die Pflanze als „V. tube- 1) Woronin, M., Vaucheria De Baryana n. sp. (Bot. Zeitg. Jahrg. 38. 1880. pag. 450. Fig. 10, 12.) Ernst. Siphoneenstudien. 137 rosa“ bezeichnete, entstehen meistens am Ende einer Vegetations- periode. Während zur Zeit kräftigen Wachstums die ächten Seiten- zweige, die ihren Ursprung in der Nähe der dichotomischen Ver- zweigungsstellen nehmen, sich gleich den anderen Sprossen ent- wickeln, bilden sich unter besonderen Bedingungen an denselben Stellen unverzweigte, rhizoidenähnliche Ausläufer von geringem Durchmesser. Sie haben ungleiche Länge und Form. Nicht selten zeigen sie, wie bereits Walz beobachtet hat, fast regelmässig an- einander gereiht, kugelige oder ovale Anschwellungen (Fig. 27—29, Taf. VIII); vielfach kommen solche Anschwellungen nur an der Ursprungsstelle des Rhizoids oder an seinem vorderen Ende vor, wo dann die später gebildeten an Grösse die älteren übertreffen und einen allmählichen Übergang zu der keulenförmigen Endanschwellung bilden. Einige Versuche, unmittelbar vor Abschluss der Arbeit an- gestellt, haben ergeben, dass diese Bildung von rosenkranzartigen Rhizoiden besonders leicht an Pflanzen erfolgt, die nicht im Wasser frei wachsen, sondern einem festen aber feuchten Untergrunde auf- liegen. | Sie stimmen darin also überein mit dem von Stahl!) für Vaucheria geminata beschriebenen Gongrosirastadium, welches Stahl an einem auf feuchtem Lehm entstandenen Rasen entwickelt ge- funden hatte. An den Enden der seitlichen Ausläufer bilden sich die manch- mal fast gerade gestreckten, oft unregelmässig gekrümmten An- schwellungen (Fig. 28 und 29, Taf. VIII), die wir mit Walz als Tuberkeln oder Brutkeulen bezeichnen wollen. Sie entstehen durch allmähliche Verbreiterung des dünnen Fadens auf das Viel- fache seines Durchmessers (Fig. 26, Taf. VIII), der bei weiterem Wachstum beibehalten wird. Häufig sind die Brutkeulen durch Ein- schnürungen, ähnlich den Fadensegmenten zwischen den Ver- zweigungsstellen, gegliedert. Ihre Länge ist verschieden; sie schwankt zwischen 0,5—5 mm; die Breite beträgt 0,2—0,4 mm. An denjenigen Exemplaren der Pflanze, die mir aus dem Herbarium Braun zur Untersuchung überlassen worden waren, fand ich acht solcher Tuberkeln, deren Länge 0,6—2,5 mm und deren Breite eben- falls 0,2—0,4 mm betrug. Die Tuberkeln werden so dicht mit Protoplasma, Chlorophylil- körnern und Stärke angefüllt, dass sie ähnlich den Oosporen dunkel- grün erscheinen. Ein grösserer Vakuolenraum ist in ihnen nicht vor- handen. Die Chlorophylikörner werden nicht, wie es in den Oosporen der Fall ist, aufgelöst, sonderen bleiben während der folgenden Ruhe- periode in ihrer Form erhalten. Die ersten Tuberkeln, die an einer grösseren Pflanze auftreten, werden von den untersten Segmenten aus angelegt, welche dem Substrat aufliegen. Der Inhalt der Brutkeulen wird nicht erst in denselben durch Neubildung erzeugt, sondern besteht aus einem, aus den anderen Fadenteilen mit seinen Zellkernen, Chlorophyll- und Stärkekörnern auswandernden Protoplasten. Es lässt sich daher auch immer in dem rhizoidenähnlichen Teile des Seitenzweiges eine 1) Stahl, E., Über die Ruhezustände von Vaucheria geminata. (Bot. Zeitg. Jahrg. 37. 1879. pag. 129—131.) 138 Ernst. Siphoneenstudien. deutliche Protoplasmaströmung wahrnehmen, welche dem an- schwellenden Ende die Chlorophyll- und Stärkekörner zuführt. Während des Wachstums der eigentlichen Brutkeule werden häufig auch die kleinen kugeligen Anschwellungen der Seitenzweige dicht mit Körnern vollgepfropft. Später vermindert sich ihr Inhalt wieder, da bei normaler Entwickelung der gesamte Inhalt des Fadens in die Endanschwellung hineinwandert, welche dann vom entleerten Fadenteille durch eine dicke, braungefärbte Wand abgeschlossen wird (Fig. 35, Taf. VIII. Es erfolgt aber weder die von Walz vermutete Abschnürung der Tuberkeln vom übrigen Faden noch der Zerfall des letzteren in die einzelnen Anschwellungen. Nachdem durch die Erzeugung einer Anzahl der langgestielten erösseren und inhaltreichen Keulen der Inhalt des segmentierten Fadens zum grossen Teil erschöpft ist, kommt es nachträglich noch vielfach zur Bildung von kleineren, ganz kurz gestielten Tuberkeln; es hat den Anschein, als wolle auch der letzte Rest des lebenden Protoplasmas sich aus den langgestreckten dünnwandigen Röhren hinaus in kleinere widerstands- fähigere Zellen zusammendrängen (Fig. 30—34, Taf. VII). Während der Vegetationsperiode konnte ich die Bildung von Brutkeulen leicht durch das im folgenden Beispiel beschriebene Ver- fahren erhalten. Am 28. I. 1902 wurde ein kleiner Rasen der Pflanze in 0,25 % Nährlösung gebracht und am Licht kultiviert. Es bildeten sich an den Spross-Ende;i infolge kräftigen Wachstums zahl- reiche neue Zweige. Am 5. II. 1902 wurde die Kultur in Nähr- lösung in die Dunkelkammer gebracht. Bis zum 10. II. erfolgte an zahlreichen Segmenten die Bildung einer grösseren Anzahl der kugeligen Anschwellungen, von denen ein Teil die in den Fig. 18 und 19, Taf. VII gezeichneten Sprosssysteme bildeten, während andere an der Spitze eines langen Rhizoids bereits junge Brut- keulen von 1—2 mm Länge erzeugt hatten. Auch an den Enden gewöhnlicher Sprosse entstehen etwa brut- keulenförmige Anschwellungen, namentlich wenn während einer ge- wissen Zeit das Wachstum ausgesetzt hatte. Die in diesem Falle entstehenden Anschwellungen (Fig. 25, Taf. VIII) unter- scheiden sich aber von den eigentlichen Tuberkeln dadurch, dass in ihnen keine Aufspeicherung: von Inhaltsbestandteilen, sondern durch seitliche Aussprossung sofort die Neubildunge von regelmässig ver- zweigten Fäden erfolgt. Von den Brutkeulen, die Ende Januar bis Mitte Februar 1902 entstanden waren, keimten die meisten Ende April; diejenigen da- gegen, welche durch ungünstige Aussenbedingungen am Austreiben ne wurden, erhielten sich noch weitere 3 Monate keimungs- fähig. Bei der Keimung der Tuberkeln entstehen an denselben durch Membranausstülpungen neue Sprosse. Es scheint der ganzen Oberfläche gleichmässig die Fähigkeit zum Auswachsen erhalten zu sein. Sehr häufig geht ein erstgebildeter Schlauch (Fig. 34 und 38, Taf. VII) von der Spitze der Tuberkel aus, seltener entsteht er am Grunde derselben neben dem entleerten Tragfaden oder an den mittleren Partien der Keule. In Fig. 1, Taf. VI ist eine Brutkeule gezeichnet, welche mit der Vegetationsspitze nach unten im Sub- Ernst, Siphoneenstudien. 139 strat steckt. Es bildete sich an ihrer Spitze ein dünnes farbloses Rhizoid, neben dem Tragfaden der Tuberkel und auch noch an einer anderen Oberflächenstelle ein nach oben gehender grüner Spross. Für eine ausgiebige Vermehrung der Pflanze sorgen nament- lich die dünnen Rhizoiden, die oft eine beträchtliche Länge er- reichen. An denselben treten nämlich unregelmässige An- schwellungen mit Papillen auf (Fig. 1, Taf. VI und Fig. 21, Taf. VII), von denen sich jede wiederum zu einem Rhizoid oder einem nach oben gehenden dichotomisch verzweigten grünen Sprosse entwickeln kann. Indem an jeder von diesen Knotenstellen immer mehrere Rhizoiden gebildet werden, welche das Substrat durchziehen, und an denen sich der eben geschilderte Vorgang vielfach wieder- holt, können von wenigen keimenden Keulen aus grössere Flächen vollständig mit jungen Pflänzchen überdeckt werden. So habe ich in meinen Kulturgläsern schöne gleichmässige Pflanzendecken er- halten, obschon ich in jedes derselben nur einige wenige Fadenstücke mit Tuberkeln gebracht hatte. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Tuberkeln und die nachfolgende Vermehrung durch reiche Sprossbildung an den Rhi- zoiden ermöglichen also die rasche Ausbreitung dieser Stphonee bei günstigen Lebensverhältnissen. Vielleicht ist diese Art der Fort- pflanzung infolge ihrer Zweckmässigkeit in der freien Natur vor- herrschend. Hierfür spricht der Umstand, dass die Alge von Braun mit diesen Tuberkeln aber ohne Geschlechtsorgane, dann auch in Nordamerika dreimal ohne die geringste Spur von geschlechtlichen Fortpflanzungszellen gefunden worden ist. Da die Oosporen und auch die Membranen der Oogonien und Antheridien monatelang an den Pflanzen erhalten bleiben, so hätten jeweilen an den gefundenen Pflanzen noch Reste der Sexualorgane gefunden werden müssen, wenn solche überhaupt während der vorangegangenen 6 Monate gebildet worden wären. Für die grosse Bedeutung der Tuberkeln für die Fortpflanzung spricht auch das Ergebnis meiner Kulturen, die fast ausschliesslich aus denselben hervor- gegangen sind. Die mit den Tuberkeln ausgestreuten, an denselben Fäden vorkommenden Oosporen haben jetzt noch nicht gekeimt, während an den aus den Brutkeulen entstandenen Pflanzen schon längst neue Oosporen gebildet worden sind. Ich hoffe, in einer späteren Arbeit auf Grund weiterer Ver- suche, genauere Angaben über die Fortpflanzungsbedingungen und das Verhältnis der beiden Fortpflanzungsarten zu einander machen zu können. III. Stellung von Dichotomosiphon im System. Wie aus der Beschreibung von Dichotomosiphon hervorgeht, weist diese Stphonee Merkmale verschiedener bereits beschriebener Siphoneen-Gattungen auf und kann deshalb nicht ohne weiteres in eine der in den neueren Algensystemen von Rabenhorst, De a oder Engler-Prantl aufgestellten Familien eingereiht werden. 140 Ernst, Siphoneenstudien. Durch die oogame geschlechtliche Fortpflanzung nähert sich Dichotomosiphon der Gattung Vaucheria, für welche bis jetzt allein eine solche Fortpflanzung bekannt ist. Die ausgewachsenen Geschlechtszellen, die Antheridien und Oogonien stimmen in ihrer Form und Entwickelung vielfach mit denjenigen von Vaucheria überein, unterscheiden sich von denselben aber im besonderen durch ihr Stellungsverhältnis an den vegetativen Thallusteilen. Beiderlei Organe sind immer akrogen, und nicht nur die Ge- schlechtszellen selbst, sondern schon ihre Tragzweige werden gleich- zeitig angelegt, während in der Gattung Vaucheria das Antheridium vor dem Oogonium gebildet wird. Ebenso sind m der letzteren Gattung nur bei wenigen Arten die Antheridien, nie aber die Oogo- nien akrogenen Ursprungs. Bei den genauer untersuchten Vaucheria- Arten gehen Entwickelung der Geschlechtsorgane und Befruchtung innerhalb 24 Stunden vor sich; bei Dichotomosiphon nimmt die Ent- wickelung dieser Organe allein 2—3 Tage in Anspruch. Die Oosporen von Vaucheria sind im Ruhezustand fast farblos und durchsichtig; die Zersetzungsprodukte der Chlorophylikörner bilden bei den einzelnen Arten charakteristische, rotbraune bis schwarze Flecken; bei Dichotomosiphon erscheint der gesamte In- halt der Oospore, wie schon derjenige des Oogoniums vor der Be-- fruchtung gleichmässig dunkelgrün bis schwarz. Eine grössere Anzahl charakteristischer Merkmale der vege- tativen Gestaltung von Dichotomosiphon fehlen innerhalb der Gat- tung Vaucheria vollständig; ich erinnere an die di-polychotomische Verzweigung, die Einschnürungen der Aste über den Verzweigungs- stellen sowie die Segmentierung längerer Fäden durch ähnliche ring- förmig eingeengte Partien, die Membranverdickungen und an den ohne vorherige Verletzung erfolgenden oft vollständigen Verschluss an den eingeengten Partien. Während ferner bei Vuucheria das unmittelbare Assimilations- produkt unbekannt ist, als Reservestoff dagegen die fett- oder ölhaltigen Kugeln aufzufassen sind, die sich besonders reichlich in den fertilen Sprossen anhäufen und den Oosporen als Reserve- material eingelagert werden, kommen in allen Teilen von Dicho- tomosiphon Stärkekörner vor. Die meisten derselben entstehen innerhalb der Chlorophylikörner, übertreffen dieselben später oft an Grösse; m den farblosen Rhizoiden entstehen sie wahrscheinlich durch farblose Stärkebildner. Die ungeschlechtlichen Fortpflanzungszellen, die Tu- berkeln, unterscheiden sich wesentlich von den Zoosporen und Aplanosporen der Vaucheria-Arten. Sie sind Akineten!), welche nur in den Gongrosirazellen von Vaucheria geminata einiger- massen ein Analagon haben. Zoosporen und Aplanosporen von Vaucheria entstehen in Endanschwellungen gewöhnlicher Thallus- zweige und sind Zellverjüngungen; bei Dichotomosiphon dagegen entstehen die Tuberkeln am Ende von rhizoidenartigen Seiten- zweigen, Eine Zellverjüngung findet in ihnen nicht statt; an einer oder mehreren Stellen der Membran können entweder sofort oder nach einem Ruhestadium durch Ausstülpung neue Fäden erzeugt werden. 1) s. a. Goebel, K., Grundzüge d. Systematik u. spez. Pflanzenmorpho- logie. 1882. pag. 36. Ernst, Siphoneenstudien. 141 In gewissem Sinne stimmt die Keulenbildung überein mit der Fähigkeit eines Botrydiumpflänzchens, bei ungünstigen Lebens- bedingungen die lebende Substanz aus den oberirdischen grünen Teilen in besondere Partien der im Substrat enthaltenen Rhizoiden zurückzuziehen, denn auch bei Dichotomosiphon wird fast der ge- samte Inhalt der dichotomisch verzweigten Schläuche bei schlechten Kulturverhältnissen in den Endanschwellungen dieser rhizoidenartigen Ausläufer angesammelt. Mit den beiden Gattungen Bryopsis und Derbesia, welche schon von Nägeli!) mit Vaucheria zusammengestellt wurden, zeigt Dicho- tomosiphon keine besonderen Ubereinstimmungen. Die Verzweigungs- art jener beiden Gattungen ist eine andere, und dann enthalten ihre Chlorophylikörner Pyrenoiden, an welche die Stärkebildung ge- bunden ist. a Eine auffallende Ahnlichkeit zeigt Dichotomosiphon in vielen Merkmalen dagegen mit den Gattungen AZahmeda, Codium und im besonderen mit bis jetzt noch nicht beschriebenen Jugend- stadien von Udofea, die ich dieses Frühjahr in Neapel gefunden habe und in einer der folgenden Arbeiten zu beschreiben gedenke. Auch bei diesen Gattungen finden wir die dichotomische Verzweigung der Fäden, die Einschnürungen, Membranyerdickungen, pyrenoiden- lose Chlorophylikörner und grosse, im Innern der Chlorophylikörner entstehende, später freie Stärkekörner. Zum Schlusse möchte ich noch unter Berücksichtigung aller we- sentlichen Eigenschaften die Diagnose von Dichotomosiphon geben. Siphoneen-Gattung: Dichotomosiphon N. 8 Thallus einzellig, aus freien grünen und im Substrat verlaufen- den dünnen, farblosen Schläuchen (Rhizoiden) bestehend; erstere di- polychotomisch verzweigt. Ausser dieser normalen Endverzweigung Bildung von Seitenzweigen an älteren Fadensegmenten. Aste an der Basis auf die Hälfte des Durchmessers ringförmig eingeschnürt; längere Fadenglieder zwischen den Verzweigungsstellen durch ähn- liche Einschnürungen zellenartig segmentiert. Membran an den Ein- schnürungsstellen, ebenso die Querwände zur Abgliederung der Fort- pflanzungszellen durch Bildung sekundärer Membranschichten ver- dickt und in älteren Stadien braun gefärbt. Assimilationsprodukt und Reservematerial: Stärke, die im allen Teilen der Pflanze, im besonderen auch in den Rhi- zoiden und den Fortpflanzungszellen vorkommt. Ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Brutkeulen, die am Ende rhizoidenartiger Seitenzweige gebildet werden, voll- ständig mit Reservestoffen angefüllt sind und meistens nach voraus- gegangenem Ruhestadium Keimen. Geschlechtliche Fortpflanzung: Bildung von akrogenen Oogonien und Antheridien an den Endzweigen derselben Trag- sprosse. Oospore kugelig, mit dreischichtiger Membran, nach einem Ruhestadium keimend. Dichotomosiphon tuberosus (A.Br.) Ernst. Einzige Spe- zies. Pflänzchen je nach den Nährbedingungen 2—10 cm hoch. 1) Nägeli, C., Die neueren Algensysteme. Zürich 1847. 142 Ernst, Siphoneenstudien. Durchmesser der grünen Fäden bei ungünstigen Wachstumsbe- dingungen 40—65 u, Maximaldicke bei Kultur ın Nährlösungen 90—112 «a. Mittlere Dicke: 70—95 u; Länge der zwischen auf- einanderfolgenden Verzweigungsstellen gelegenen Fadenglieder eben- falls nach den Nährbedingungen zwischen !Jn—25 mm schwankend. Tuberkeln gerade gestreckt oder keulenförmig gebogen, 0,5—5 mm lang 0,2—0,4 mm breit. Antheridien 130—170 „ lang und 35—50 w breit, gerade gestreckt oder mehr oder weniger gebogen, an der Spitze häufig etwas verbreitert. Oogonien kugelis, auf der dem Tragsprosse zugekehrten Seite zu einer farblosen Empfängnispapille ausgezogen. Durchmesser 290 —320 u. Oospore kugelförmig, im Oogonium eingeschlossen bleibend, dunkelgrün und undurchsichtig. Durchmesser 250—280 u. Die von Wolle genannten Varietäten (intermedia und minor) sind, wie aus seiner Beschreibung hervorgeht, nur auf Grund des äussern Habitus der gefundenen Pflanzen aufgestellt worden und stützen sich weder auf Messungen noch auf anderweitige genauere Untersuchungen. Sie sind infolge dessen nur als Wachstumsformen aufzufassen, deren Abweichungen von der typischen Form innerhalb der von mir, bei Veränderung der Kulturbedingungen konstatierten Variationsmöglichkeiten liegen. Syn.: Vaucheria tuberosa. Al. Braun. Kützing, F. 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Die Spitze dagegen ist in ein langes, chlorophyllarmes Rhizoid ausgewachsen, das in einiger Entfernung eine unregelmässige seitliche Anschwellung; bildete, von welcher neue Rhizoiden und ein nach oben wachsen- der Spross ausgegangen sind. 38:1. Fig. 2. Schlauchstück mittypisch ausgebildeter dichotomischer Verzweigung;; Einschnürung der Aste über der Gabelungsstelle und an den Seg- menten; Membranverdickungen. Die Chlorophyll- und Stärkekörner sind schon bei der Vergrösserung deutlich von einander zn unter- scheiden. 140:1. u. Fig, 3 u. 4. Gabelungsstellen mit der Einschnürungsstelle der Äste und den braun gefärbten, rinsförmigen Membranverdickungen. In Fig. 4 ist der eine der beiden Aste auf dem Stadium einer kugeligen Papille stehen geblieben. Inhalt der Zelle: Chlorophylikörner und grosse, farblose Stärkekörner. 510:1. Einschnürungsstelle an einem Schlauchsegmente einer ältern Pflanze. Die Membran, besonders aber die verdickten Partien derselben sind braun gefärbt. Der Protoplast ist an der eingeensten Stelle durch die Bildung einer den Porus abschliessenden Wand getrennt worden; über derselben liegt in der schmalen Partie ein Pfropf abgestorbenen Protoplasmas. 510:1. Fig. 6. Zweigbildung an einem rasch wachsenden Faden; das Endstück des- selben verbreitert sich, und an zwei entgegengesetzten Punkten | bilden sich papillenartige Ausstülpungen mit engem Verbindungs- stück. 140:1. Fig. 7 u.8. Fig. 7 dichotomische, Fig. 3 trichotomische Verzweigung. Die beiden gezeichneten Fadenenden sind fast doppelt so dick als der untere Teil des Fadens; sie sind während der Zeit vom 29. Juli bis 4. Aug. 1902 an Fäden entstanden, die aus einer dünnfädigen aber kräftigen Torfkultur in 0,35 %%, Nährlösung verbracht und ans Fenster gestellt worden waren. Wie in Fig. 7 dargestellt ist, kann der Übergang, vom ursprünglichen Durchmesser in die neue Breiten- dimension ein allmählicher sein: in andern Fällen (Fig. 8) setzt sich der in der Nährlösung entstandene breitere Teil des Schlauches durch eine Einschnürung vom ältern Teile des Sprosses ab. 40:1. Fig. 9. Wachsendes Fadenende mit der chlorophyll- und stärkefreien Plasma- partie am Scheitel. 510:1. Fig. 10. Chlorophyll- und stärkearmes Fadenstück von bedeutendem Durch- messer aus einer bei schwacher Beleuchtung; gezogenen Torfkultur. 510:1. SU Fig. arkelayall: Fig. 11. Stück eines rhizoidenähnlichen Fadens, der dem Substrat auflag; er enthält nur wenige Ohlorophylikörner, dagegen viele Stärkekörner von 6—9 u Länge und 3—5 u Breite. 510:1.. Fig. 12—14. Verschiedene Formen der Chlorophylikörner; Fig. 12 scheiben- förmige aus einem jungen im Dunkeln gewachsenen Sprosse; Fig. 13 langgestreckt spindelförmige, teilweise in Teilung begriffene Körner; Fig. 14 zeigt die Umwandlung einiger Ohlorophylikörnrr in Amylum- körner; die ursprüngliche grüne Färbung derselben nimmt mit der Vergrösserung, des centralen Stärkekornes immer mehr ab. 980:1. Fig. 15. Fig. 16. Fig. 17. Fig, 18 Fig. %. Fig. 21. Fig. 22. Fig. 23. Fig. 24. Fig. 25. Fig. 26. Ernst, Siphoneenstudien. 145 Einige Stärkekörner in dem durch Zerfall der Chlorophylikörner zu kleinen grünen Körnchen grün gefärbten Plasma des Oosporenin- haltes. 980:1. Stärkekörner aus einer Oospore, teils von der Breit-, teils von der Schmalseite. 980:1. Bei der Übertragung von Fäden aus einer Torfkultur in eine 0,35 %/, Nährlösung starben nicht selten die letzten Endästchen ab; unmittel- bar unter der Verzweigungsstelle entstand hierauf ein neues Spross- system mit den, für die Nährlösungskulturen charakterischen, ge- drungenen und an den Verzweigungsstellen stark eingeschnürten Segmenten. 38:1. u. 19. Adventivsprosssysteme mit schön dichotomischer Verzweigung und deutlich eingeschnürten Segmenten. Aus einer Torfkultur waren am 28, Januar 1902 Sprosse in eine 0.25 °/, Nährlösung ge- bracht worden; bis zum 5. Wehe. fand ausschliesslich an den Spitzen der Sprosse ein geringes Längenwachstum statt. Am 5. Februar wurde nun die Kultur in Nährlösung in die Dunkelkammer ge- bracht, und bis zum 10. Febr. bildeten sich an den ältern Schlauch- segmenten durch seitliche Sprossung die neuen Sprosssysteme, aus tiefgrünen Fäden bestehend; andere seitliche Auszweigungen hatten Rhizoidencharakter und begannen an ihrem Ende eine Tuberkel zu bilden. (In Fig. 19 sind ausser einem Adventivsprosssystem noch 2 Rhizoidenansätze eingezeichnet.) 38:1. Bildung eines Seitenzweiges unmittelbar über der Gabelungsstelle; der andere Tochterast hat bereits einen Seitenzweig mit unregel- mässiger Verzweigungsart erzeugt. 38:1. Am Ende eines nicht mehr weiterwachsenden Schlauches ist durch seitliche Verzweigung ein kurzes Rhizoid hervorgegangen, das an seinem Ende in eine unregelmässige, in Papillen auswachsende An- schwellung übergeht; durch Auswachsen der Papillen bilden sich teils grüne Sprosse, teils engere Rhizoiden, die nach einigem Längen- wachstum wieder ähnliche Anschwellungen mit zahlreichen Ver- zweigungen bilden können. 38:1. Stark verbreitertes Sprossende, an welchem die beiden Tochtersprosse dis seitwärts angelegt worden sind. 38:1. Doppelte dichotomische Verzweigung; die zweite Teilung hat nicht in Geselben Ebene stattgefunden. 38:1. Junges Pflänzchen aus einer Lehmkultur, das aus einer Tuberkel entsprosste, die am Grunde noch erhalten ist. 1:1. Tafel VIN. Es kommt gelegentlich während einer Wachstumsperiode vor, dass einzelne Sprosse eine Zeit lang in einenn Ruhezustand verharren und bei wieder eintretendem, frischem Wachstum eine grössere End- anschwellung bilden, welche aber nicht wie die auf der gleichen Tafel dargestellten Tuberkeln mit Stärke und Chlorophyll angefüllt wird, wie diese aber durch eine braune, dicke Querwand vom übrigen Faden ran werden kann. Ohne vorherigen Ruhezustand treibt eine solche Anschwellung einen oder zwei seitliche Fortsätze; in dem in dieser Figur dargestellten Fall gliedert sich dieser Fortsatz bald in einen schmälern rhizoidenartigen Ast und einen breiteren, der sich in einiger Entfernung bereits wieder dichotomisch geteilt hat. 140:1. Rhizoidenartige Auszweigung mit 12facher Länge des in der Figur dargestellten Stückes, hat an ihrem Ende durch starke Anschwellung eine Tuberkel zu bilden begonnen. In dem dünnen Schlauche war . deutlich eine Protoplasmaströmung gegen die Endanschwellung, hin wahrzunehmen; an derselben nahmen auch Chlorophyll- und Stärke- körner teil. Die junge Tuberkel hat an der fortwachsenden Scheitel- artie, wie alle jungen Sprosse, eine farblose Protoplasmaansammlung;; Mer ältere Teil ist bereits dicht mit Chlorophyll- und Stärkekörnern angefüllt; die letztern verändern auch ahrena des spätern Ruhe- stadiums innerhalb der Keule ihre Form nicht. 140:1. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. 10 146 Ernst, Siphoneenstudien. Fig. 27. Endstück eines Schlauches mit zwei Tuberkeln tragenden Seiten- Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. zweigen. Der Stiel der einen ist sowohl in der Nähe des Haupt- sprosses als unmittelbar vor der Endanschwellung durch kleine An- schwellungen rosenkranzartig aufgetrieben. 18:1. 25 u. 29. Zwei grössere, ausgewachsene Tuberkeln, wovon die in Figur Ss. 29 dargestellte von S-förmiger Gestalt. Fast das .gesamte in dem Seitensprosse enthaltene Protoplasma zieht sich nach und nach in die Endanschwellung zurück, wobei die verschiedenen Stationen des Rückzuges durch Querwandbildung markiert werden können. Die Keule selbst ist vollständig mit Chlorophyll und Stärke ne und infolgedessen von dunkelgrüner bis schwarzer Farbe. Endanschwellung durch Einschnürungen ähnlich den gewöhnlichen Sprossen in längere und kürzere Segmente geteilt. 38:1. 31—33. An vielen Sprossen entstehen nach der Bildung der grossen, 34. 35. IT. 38. 39. 40. 42. immer unse een Tuberkeln kleinere, kurzgestielte, in welche sich noch der letzte Rest des in dem dichotomisch geteilten Sprosse vorhandenen Protoplasmas mit seinen andern Inhaltsbestandteilen zurückzieht. 38:1. Tuberkel von unregelmässiger Gestalt; im Stielteil ist eine Quer- wand gebildet worden, bevor der Inhalt vollständig in den ange- schwollenen Teil ausgewandert war, Sowohl an der Spitze, als auch in dem mit dem alten Sprosse noch in Verbindung stehenden Teil der seitlichen Auszweigung hat die Bildung je eines jungen Sprosses begonnen. 38:1. Ansatzstelle einer Brutkeule an das Rhizoid, zwei kleine kugelige Anschwellungen des letzteren sind ebenfalls noch mit Stärke- und Chlorophylikörnern erfüllt. Die zweite Anschwellung gegen den latten Teil des Rhizoids durch eine Membran abgeschlossen. 140:1. eimungsstadium einer am 13. Febr. 1902 ausgestreuten Tuberkel, gezeichnet am 4. Mai 1902. Aus der Tuberkel ist am vorderen Ende ein neuer Spross entstanden, dann aber noch ein seitlicher, der sich bald nach seiner Anlage dichotomisch teilte. 38:1. Tafel IX. Habitusbild eines getrockneten, fertilen Sprosses aus einer Torf- kultur mit zahlreichen Oogonien und Antheridien vom 25. Juli 1902. Die hängenden, kugeligen Oogonien sind mit blossem Auge sehr deutlich wahrzunehmen. 1:1. Teil einer fertilen Pflanze nach Befruchtung. Die sämtlichen An- theridien sind entleert; ihre Membran aber noch vollständig er- halten. In den Oogonien haben sich die Oosporen gebildet. Un- mittelbar hinter einem Antheridium (rechts oben in der Zeichnung) hat sich der Tragzweig seitlich fortgesetzt, wieder dichotomisch verzweigt und Oogonien und Antheridien gebildet. 38:1. Spross-Ende mit Oogonien und Antheridien; durch Prolifikation ist der Tragzweig zweier der letzteren weiter gewachsen und hat sich in einem Falle schon wieder dichotomisch verzweigt. Prolifikationen der Tragzweige der Oogonien sind bedeutend seltener; in der Regel dagegen der 'Tragfaden hinter dem Oogonium bauchig an. Sl: Doppelte dichotomische Verzweigung; von den 4 Astchen bildeten zwei Oogonien und zwei Antheridien. Die Antheridien tragenden Äste krümmen sich während ihrer Entwickelung immer so, dass ihre Spitze in die Nähe des Oogoniums zu liegen kommt. 85:1. Erstes Stadium der Bildung; der Geschlechtsorgane; der ganze Spross ist durch reichen Chlorophyll- und Stärkegehalt dunkelgrün gefärbt. Die der Bildung der Geschlechtszellen vorausgehende letzte Spross- verzweigung; erzeugt meist 3 oder 4, seltener 5 gleichlange, end- ständige Aste. 140:1. Bei der Differenzierung der Geschlechtsorgane an den Enden der in Fig. 41 dargestellten kurzen Zweige geht die Entwickelung der Oogonien neben derjenigen der Antheridien einher; die letzteren Sind indessen früher in ihrer endgültigen Gestalt gebildet. Ihre Fig. 43. Fig. 44. Fig. 45. Fig. 46. Fig. 47. Fig. 48— Ernst, Siphoneenstudien. 147 Tragsprosse werden bei der Bildung des zum eigentlichen Antheri- dium werdenden Teils etwas schmäler und krümmen sich den- jenigen Asten zu, deren Spitze zum Oogonium wird. Der Oogonium- tragende Ast wächst zunächst noch in die Länge und schwillt hierauf an seinem Ende keulenförmig an. Die Endanschwellung er- scheint bereits in den allerersten Stadien durch reichen Stärke- und Chlorophyligehalt fast schwarz; aus dem antheridientragenden Zweige wandert ein Teil des Inhaltes in den Tragspross zurück und wird ebenfalls dem Oogonium zugeführt. 140:1. Junges Antheridium; ein Teil seines Inhaltes ist wieder aus- gewandert, so dass es heller erscheint, als der übrige Teil des Sprosses. Die Querwand ist noch nicht gebildet worden. 140:1. Antheridium durch eine Querwand von dem Tragsprosse abgetrennt. In seinem Innern hat sich bereits der grösste Teil des Inhaltes zu einem centralen Pfropf zusammengezogen; der Tragspross ist teil- weise entleert worden, so dass auch bei schwacher Vergrösserung en Chlorophyllkörner isoliert im Plasma wahrzunehmen sind. 140:1. Tafel X. Antheridium in der Richtung des Tragzweiges gerade gestreckt. Abtrennung durch eine Querwand bereits eingetreten; dieselbe ist noch dünn und farblos. Der Hauptteil des Antheridiuminhaltes beginnt sich zu einem Pfropf in der Mitte des Antheridiums zu- sammenzuziehen; vor und hinter demselben entsteht je eine Vakuole, die von der Membran durch den Protoplasma Swandbeles getrennt ist. Derselbe hat an den beiden Enden besondere Mächtigkeit und ertuplt hier auch noch reichlich Chlorophyll- und Stärkekörner. 31071. Fast ausgereiftes Antheridium; die Querwand wird bereits durch Anlagerung von Verdickungsschichten verstärkt und färbt sich gelb- braun. Am vorderen Ende hat sich unter der Membran eine licht- brechende helle Kappe aus feinkörnigem Protoplasma gebildet, welche wohl die Auflösung der Membran zur Zeit der Reife be- sorgt. Der centrale Pfropf, aus Protoplasma, Zellkernen, Stärke- und Chlorophylikörnern bestehend, hat sich auf einen kleinen Raum zusammengezogen. Er liegt der Seitenwand an und ragt in den vorderen und hintern Vakuolenraum vor. 510:1. Querwand, welche das Antheridium vom Tragzweige trennt, nach der Entleerung des. Antheridiums stark verdickt und in dasselbe vorgewölbt. Hinter der Querwand treibt der Tragzweig eine Papille, den Beginn einer Prolifikation. 510:1. 53. Aufeinanderfolgende Entwickelungsstadien des Oogoniums vom 15.—17. Juli 1902. Bald nachdem die erste Anlage des Oogoniums in Form einer keulenförmigen Anschwellung des Zweig-Endes er- kennbar ist, wird sie infolge der Stärke- und Chlorophylispeicherung dunkel gefärbt. Das Wachstum schreitet nur langsam fort; die Endanschwellung gewinnt zunächst Kugelform und nimmt an Durchmesser zu, bis dieser ca. 250—270 u beträgt. Hierauf wölbt sich die Oogoniumanlage nach einer Seite und zwar fast ausnahms- los der dem Tragfaden zugekehrten, stärker aus, so dass in dieser Richtung ein um etwa 20 u grösserer Durchmesser entsteht. Die letzten Veränderungen vor der Befruchtung gehen an der vorgewölbten Partie, welche dem Schnabel des Vaucheriaoogoniums entspricht, vor sich. Die Chlorophyll- und Stärkekörner werden von dieser Stelle zurückgezogen, und es bildet sich hier eine grössere An- sammlung von Protoplasma, welche namentlich an der Spitze der breiten Empfängnispapille eine dichte Schicht bildet. An dieser Stelle wird zur Ermöglichung der Befruchtung die Membran auf- gelöst; die Bildung einer Querwand zwischen Oogonium und Trag- en findet gleichzeitig mit dem Öffnen des Oogoniums und der ibildung statt. In Fig. 52 und 54 sind noch 3 verschiedene Formen von An- theridien dargegestellt. Fig. 53 links zeigt ein Antheridium, in 10* 148 Fig. 55. Fig. 56. Fig. 57. Ernst, Siphoneenstudien. welchem der sonst mittelständige Plasmaptropf an der Querwand anliegt; dieses Fehlen der hintern Vakuole ist, namentlich in kür- zern Antheridien, nicht selten. 140:1. Spitze des Oogoniums unmittelbar nach der Befruchtung. Nach dem Offnen des Oogoniums findet bei der Eibildung keine Ausstossun von Protoplasma statt; der gesamte Inhalt des Oogoniums wir ins Ei einbezogen. Nach der Auflösung der Membran am Papillen- scheitel wölbt sich das Ei an der offenen Stelle schwach nach aussen vor. Unmittelbar nach dem Eindringen eines Spermatozoids um- giebt sich das Ei mit einer feinen Membran, welche der Oogonien- membran anliegt. 510:1. Oogonium mit Oospore etwa eine Stunde nach Auflösung der Papillenwand. In die vorher farblosen Protoplasmamassen der Em- Man sind bereits Chlorophyli- und Stärkekörner einge- ungen. (gez. am 17. Juli 1902. 5h. p. m.) 140:1. Oogonium mit ausgereifter Oospore. Die Membran der letztern ist dreischichtig; der Inhalt erscheint völlig schwarz und undurch- sichtig. Die Oogoniummembran ist gelblich und weist zahlreiche unregelmässige Pältchen auf. 140:1. Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bd.XxII. m zZ F 1Q ( A.Emst d Verlag von Guste Tafel 6. scher in Jena. Eith.Anst:v.Werner& Winter, Frankfurt®M. \# Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bd.xIl. Verlag von. Gusf Tafel 7. Ta\ t.v.Werne Lith Anst ä- her in Jen jsc Ta, Be “ Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bd.XI. i \ e nr Verlag von Gustäg Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bd XI. Tafel 9. ischer in Jena kur Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bd.xIl. Tafel 10. 510, Fischer in Jena. Botanischen Gentralblatt. eu a are Original-Arbeiten. Herausgegeben Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. F. 6. Kohl in Berlin. in Marbure. Band XITaE. — Heft 2. Mit 12 Abbildungen im Text. Inhalt: Zahlbruckner, Diagnosen neuer und. ungenügend beschriebener kali- fornischer Flechten. Heinricher, Notwendigkeit des Lichtes und befördernde Wirkung desselben bei der Samenkeimung. Hansgirg, Über die Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter (Mittel- blätter) und der Keimblätter. Juel, Zur Entwickelungsgeschichte des Samens von Cynomorium. Mit. 5 Abbildungen. Garjeanne, Buntblätterigkeit bei Polygonum. Mit 7 Abbildungen, Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas während des letzten halben Jahrhunderts. VD. Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. Jena Verlagvon GustavFischer. 1902. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Die Beihefte zum Botanischen Centralblatt — 0riginal-Arbeiten = herausgegeben von Dr. Oskar Uhlworm und Dr. FE. 6. Kohl | z in Berlin in Marburg welche früher im Verlage der Herren Gebr. Gotthelftin Cassel erschienen, sind mit Beginn des XIl. Bandes in den Verlag von Gustay Fischer in Jena übergegangen und stehen in keinem Verhältnisse zu der „Association internationale des botanistes*. Redaktion und Verlag werden Alles aufbieten, um den Herren Bo- tanikern Gelegenheit zu bieten, ihre wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gesamtgebiete der Botanik in schnellster Weise und in bester äusserer Aus- stattung den Fachgenossen der Erde zur Kenntnis zu bringen. m zu erreichen, dass die Arbeiten in allerkürzester Zeit ver- öffentlicht werden können, wird jede eingelaufene Arbeit möglichst so- fort in Druck genommen und ihre Herstellung so beschleunigt werden, dass die Publikation unter Umständen schon innerhalb zweier Wochen erfolgen kann. Aufnahme finden gediegene Originalarbeiten aus allen Diseiplinen der Botanik; sie können in deutscher, englischer oder fran- zösischer Sprache veröffentlicht werden. Die „Beihefte* erscheinen in Zukunft wie bisher in zwanglosen Heften, die in Bände von etwa 35 Bogen Umfang zum Preise von 16 Mark für den Band zusammengefasst werden. Bestellungen nimmt jede Buchhandlung; Deutschlands und des Auslands entgegen. (Goebel Dr. K., Prof. an der Universität München, Organographie ’ der Pflanzen insbesondere der Archegoniaten und Samen- pflanzen. Erster Teil: Allgemeine Organographie. Mit 130 Ab- bildungen im Text. 1898. Preis: 6 Mark, Zweiter Teil: Specielle Organographie. 1. Heft: Bryophyten. Mit 128 Abbildungen im Text. 1898. Preis: 3 Mark 80 Pf. Prometheus 1899, Nr. 495 (27): ... Die Darstellung ist klar und fesselnd, die Abbildungen reichlich, wohl gewählt und originell, so dass wir nur sagen können: wir beneiden, nicht ohne wehmütigen Rückblick auf das, was vor 50 Jahren in dieser Richtung; zu Gebote stand, die heutige Jugend, welche, mit solchen Lehrbüchern ausgerüstet, der Pflanzenwelt näher treten kann, Ernst Krause, Pharmaceutische Zeitschrift 1898, Nr .52: ... Über die lichtvolle Bearbeitung der Bryophyten durch Goebel wird jeder Botaniker und Specialist sehr erfreut sein. PS: Biologisches Centralblatt 1399, Nr. 7: ... Die stark ausgeprägte Eigenart in der S.chreibweise verleiht jedenfalls der Darstellung eine Frische und Lebendig- keit, welche das Interesse des Lesers auch bei eingehenden Detailschilderungen nicht erkalten lässt. Goebels Buch ist auchfürden FachmannnichtnureinNachschlagewerk, sondern ein Buch, das man vom Anfang bis zu Ende mit Genuss und Nutzen durchlesen kann... ... Die in den Kapitelüberschriften genannten Dinge bilden dabei ge- wissermassen nur die Krystallisationscentren, um welche sich in freier Folge die Darstellung der fremden und eigenen Beobachtungen angliedert. Die stattliche Zahl von 128 zum grossen Teil neuen Textfiguren erleichtert das Verständnis des Textes. Giesenhagen. Zweiter Teil: Specielle Organographie. 2. Heft: Pteridophyten und Samenpflanzen. Erster Teil: 1900. Preis: 7 Mark. Zweiter Teil (Schluss des Ganzen), Mit 107 Text- abbildungen. 1901. Preis: 5 Mark. Diagnosen neuer und ungenügend beschriebener kalifornischer Flechten. Von Dr. Alexander Zahlbruckner. Seit mehreren Jahren sendet mir Herr Dr. H. E. Hasse (Sol- diers Home, Los Angeles) die Ergebnisse seiner lichenologischen Sammelthätigkeit. Schon früher fand ich unter den mir übermittelten Flechten mehrere neue Arten, deren Beschreibung im Jahre 1900 !) der Öffentlichkeit übergeben wurden. Auch die neuerlichen Sendungen enthielten nebst einigen für Süd-Kalifornien bisher noch nicht ver- zeichneten Lichenen?) mehrere Arten, die ich als neu anzusehen ge- zwungen bin; ihre Diagnosen sollen in den folgenden Zeilen mitge- teilt werden. Ausserdem sind beigeschlossen die ausführlichen Be- schreibungen einiger von Hasse gesammelten und von Nylander’) als neu erkannten, jedoch nur kurz charakterisierten Arten. Arthopyrenia (sect. Anisomeridium) parvula A. Zahlbr. nov. sp. Thallus epiphloeodes, tenuis, 100—110 u crassus, cinereo- vire- scens, opacus. submembranaceus, plerumque maculas sat parvas (circa 1 cm latas) formans, in margine linea tenuissima obscura cinctus, KHO--, Ca Cl, O,—, ecorticatus, fere homoeomericus; gonidiis chroo- lepoideis, cellulis concatenatis, ellipsoideis vel ellipsoideo-oblongis vel etiam subglobosis, 9—16 u longis, membrana sat angusta; hyphis medullaribus eirca 1’8 « crassis, non amylaceis. 1) Bullet. Torrey Botanic. Club. Vol. XXVilI. 1900. pag. 642—647. (Für die vielen und groben Druckfehler dieser Arbeit kann ich, da mir seiner Zeit keine Korrekturbogen zugesendet wurden, die Verantwortung nicht über- nehmen.) 2) Als neue Bürger der Gebiete wurden konstatiert: Lecidea plana Lahm, auf Granitfelsen, Santa Monica [Hasse no. 567); Leptogium rhyparodes Nyl., auf Tonschiefer im Santa Monica Gebirge [Hasse no. 623]; Opegrapha vulgata Ach., auf Quercus agrifoha, Santa Monica [Hasse no. 772] und Pertusaria globulifera (Tuen.), auf Coniferenrinde im San Gabriel Gebirge [Hasse no. 579]. 3) Nylander apud Hasse: Lichenes of Southern California. Second edition. Los Angeles (B. R. Baumgardt et Co.) 1398. 8%. und Nylander; Lichenes Ceylonenses et Additamentum ad Lichenes Japoniae. (Acta societ. scient. fennic. Tom. XXVI. No. 10. 1900). In der letzten Arbeit werden in den Fussnoten als neu genannt: Caloplaca subpyracella A. Zahlbr. (Lecanora subpyracella Nyl.), Lecanora subolivascens Nyl., Acarospora obpallens (Nyl.) A. Zahlbr. und Lecanora gyalectoides Nyl., welche möglicherweise die Aufstellung einer neuen Gattung begründen wird. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. 11 150 Zahlbruckner, Diagn. neu. u. ungenüg. beschrieb, kaliforn. Flechten. Apothecia minuta, 0:2—0'3 mm lata, dispersa vel rarius appro- ximata, subsessilia, globosa vel ovoideo-globosa, nigra vel opaca, basi a thallo leviter eincta, monocarpica; vertice demum Neviter impresso et punctiformi-pertuso; perithecio recto, integro, fuligineo, basi paulum angustiore; nucleo pallido, oleoso (guttulis oleosis minutis), J luteo; paraphysibus filiformibus, eirca 1°5 u crassis, connexo-ramosis, eseptatis, guttulis oleosis parvis impletis; ascis cylindrico-clavatis, apice rotundatis, conniventibus, paraphysibus brevioribus, 80—90 longis et 9—11 w latis, membrana modice incrassata, 8 sporis, sporis in ascis uniserialiter dispositis, hyalinis, ovoideis, uniseptatis, cellulis in- aequalibus (superiore majore latioreque), 14—16 u longis et 5—6 m latis, membrana tenui cinctis. Pyenoconidia non visa. Ad corticem Umbellulariae californicae, Soldiers Home prope Los Angeles [Hasse no. 759.]. Von den übrigen Arten der Sektion Arısomeridium zeichnet sich Arthopyrenia parvula durch die Kleinen Sporen aus; ferner ist sie durch das geschlossene Gehäuse und die einreihig in den Schläuchen angeordneten Sporen leicht zu erkennen. Hassea A. Zahlbr. nov. gen. Thallus crustaceus, uniformis, hyphis medullaribus substrato affıxus, rhizinis destitutus, homoeomericus, ecorticatus, gonidiis nosto- caceis, glomerulosis. Apothecia pyrenocarpica, simplicia, gonidiis hymenialibus nullis, perithecio recto, fuligineo. Paraphyses laxe ra- moso -Connexae, parum conspicuae. Asci 8 spori. Sporae bacillares, simplices et hyalinae. Pycnoconidia ignota. Hassea bacıillosa A. Zahlbr. Syn. Verrucaria bacillosa Nyl. apud Hasse, Lich. South. Cali- fornia, edit. 2a (1898) pag. 19. Thallus crustaceus, effusus, leproso—furfuraceus, subareolato- rimosus, sordide et obscure olivaceo-fuscus, madefactus fere nigricans linea obscuriose non cinctus, sat tenuis, KHO—, Ca Cl, O,—, ecorti- catus, gonidiis nostocaceis, cellulis glaucescentibus glomerulosis vel glo- meruloso-subcatenatis, membrana tenuissima, gelatina inclusis; hyphis medullaribus tenuibus, eirca 1 w crassis, ad perithecia sat dense contextis. Apothecia sessilia, dispersa, minuta, 0 °2—0 3 mm lata, conico- semiglobosa, atra nitidaque; perithecio recto, dimidiato, fuligineo, pseudoparenchymatico, ostiolo punctiformi, haud conspicuo, demum leviter impresso; nucleo pallido, J haud mutato; paraphysibus laxis, parce ramosis et connexis, tenuibus, vix 1 w crassis, flexuosis parum con- spicuis; periphysibus simplicibus, dense congestis, subarcuatis, tenuibus, vermiculari-filiformibus, 35 —40 wlongis; ascis paucis, oblongo-cuneatis, rectis vel modice curvatis, 43—48 u longis et 8—10 w latis, mem- brana non incrassata, 8 sporis; sporis in aseis verticaliter sitis, hya- linis, simplieibus, bacillaribus, rectis vel subrectis apieibus rotundatis et levissime latioribus 30—40 w longis et 1’8—2'1 u latis. Pyenoconidia non visa. Ad saxa arenacea in montibus Santa Monica [Hasse no. 914]. Zahlbruckner, Diagn. neu. u. ungenüg. beschrieb. kaliforn. Flechten. 151 Die Gonidien gehören dem Nostocaceen-Typus an und zeigen genau jene Form, welche Schwendener!') für Pannaria rubiginosa var. coeruleobadia auf Tafel X, Figur 9 abbildet. Die Gonidienzellen liegen geknäuelt in einer gallertigen Masse und bilden nur kurze, 3—4 gliedrige Ketten oder liegen in den Knäueln mitunter auch sehr unregelmässig verteilt. Die Knäuel besitzen unter dem Mikro- skope betrachtet eine gelblich-grünliche Farbe, die Zellen, isoliert je- doch einen für die Nostocaceen charakteristischen grau-bläulichen Farbenton. Ausser diesen Gonidien, welche die Hauptmasse des Lagers bilden, finden sich in und auf dem Thallus noch vereinzelt Algen den Gattungen Palmella, Gloeocapsa und Scytonema ange- hörend, dieselben gehören jedoch genetisch nicht als Algenceomponenten dem Lager der Hassea an. Ihrer systematischen Stellung nach gehört das neue Genus in jene Familie der Reihe der pyrenocarpen Lichenen, deren Gattungen durch die Nostocaceen- oder Scytonema-Gonidien ihres Lagers, ferner durch die einfachen und „eraden Apothecien charakterisiert sind. Diese Familie umfasst ausser der Gattung Fassea noch die Genera Eolichen Zuk. Placothehum. Müll. Arg. mit unberindetem, und Cor:- scium Wainio und Pyrenidium Nyl. mit berindetem Lager. Diese Familie, für welche ich den Namen Pyrenidiaceae in Vorschlag bringe, ist demnach weiter gefasst als Nylanders Tribus der Pyrenidei?), welche nur auf die berindete Gattung Pyrenidium be- gründet ist. Eine Gruppierung der berindeten und unberindeten Gattungen zu je einer Familie halte ich nicht für nötig. Ein solcher Vorgang ist gewiss berechtigt bei einer Reihe thallodisch höher ent- wickelter Flechten, hier erscheint er mir nicht angemessen und zwar hauptsächlich in Anbetracht der thallodischen Verhältnisse der Collemaceen. Bei diesen, welche ebenfalls Nostocaceen als Algen- componenten besitzen, wechselt die Berindung des Lagers ungemein und es ist schwer, die Gattungen nach diesem Merkmale auseinander zu halten. Das Gesagte beweist die von Nylander creirte Gattung Collemodium und Wainios Sektion Collemodiopsis der Gattung Collema, welche direkte Ubergänge von Collema zur Gattung Leptogium aufweisen. Das anatomische Merkmal der Berindung des Lagers, welches bei anderen Flechtengruppen sich nicht nur vor- teilhaft zur Begrenzung die Gattungen, sondern auch zur Charakte- risierung der Familien verwenden lässt und mit Recht dazu benutzt wird, versagt bei den Collemaceen. Aus diesem Grunde wollte ich auch die kleine, nur wenige Gattungen umschliessende Familie der Pyrenidiaceen nicht weiter zergliedern. Mieroglaena sychnogonoides A. Zahlbr. nov. sp. Thallus epiphloeodes, tenuis, 70—80 w crassus, effusus, subver- ruculosus, cinerascens, opacus, in margine Iinea obscuriore non einctus, KHO-—, Ca Cl, O,—, ecorticatus, gonidiis palmellaceis, glomerulosis, globosis, S—13 u in diam., hyphis sat dense contextis, non amylaceis. Apothecia minuta, 0 °3—0°5 mm lata, dispersa, depresso-semi- globosa, in parte inferiore thallo cineta, rufescenti-einerascentia vel !) Untersuchungen über den Flechtenthallus. Teil II. = apud Crombie in Journal of Botany. New Series. Vol. III (1874) pag. 331. 1b 152 Zahlbruckner, Diagn. neu. u. ungenüg. beschrieb. kaliforn. Flechten. carneo-rufescentia, opaca, minute umbilicata, monocarpica; perithecio globoso, decolore, molli, ex hyphis tenuibus dense contextis fonmato, J vinose lutescente, recto; ostiolo punctiformi, nigricante; nucleo pallido, J luteolo, gonidia hymenialia non continente, paraphysibus tenuissimis, eirca 1 u crassis, filiformibus, sat laxe connexo-ramosis, guttulis minimis oleosis impletis; ascis subeylindrieis vel oblongo-clavatis, apice rotun- datis, rectiusculis, 90—110 w longis et 17—20 w latis, membrana incrassata, 4-sporis; sporis in ascis uniserialiter et oblique dispositis, hyalinis, ellipsoideis vel oblongo-ellipsoideis, murali-divisis, loculis sub- cubieis, verticalibus 7—8, horizontalibus 2, halone non cinctis, 20—34 u longis et 9—11 u latis. Pyenoconidia non visa. Ad er Quercus agrifoliae in montibus Santa Monica [Hasse no. 778. Microglaena Hassei A. Zahlbr. nov. sp. Thallus epiphloeodes, sat tenuis, 0°17—0°2 mm crassus, vi- rescenti-vel olivaceo-cinerascens, opacus, subverruculoso - inaequalis, effusus, continuus vel irregulariter rimulosus, in margine linea obseu- riore non einctus, KHO—, Ca Cl, O,—, ecorticatus; gonidiis palmel- laceis, in glomerulis irregularibus vel hinc inde confluentibus dispositis, globosis, 7—10 u in diam.; hyphis medullaribus dense contextis, 1—1°4 „ crassis, J leviter vinose rubescentibus. Apothecia simplicia, solitaria, sessilia vel subsessilia, subhemi- sphaerica, minuta, 0 °2—0°3 mm lata, pro maxima parte thallo ob- ducta et demum solum vertice nigro nitidoque punctiformi libera ; perithecio recto, dimidiato, olivaceo fusco, KHO—, non celluloso; ostiolo punctiformi; nucleo pallido, non oleoso, J fere immutato, gonidia hymenialia non continente; paraphysibus connexo - romosis, filiformibus, eirca 1°5 w crassis, eseptatis, persistentibus; periphy- sibus deficientibus; ascis copiosis, clavatis, rectis vel paulum curvatis, apice rotundatis, membrana versus apicem incrassata, 90—110 uw longis et 20—30 w latis, 8-sporis; sporis in ascis subbiserialibus, e hyalino olivaceis et demum fuscis, ellipsoideis vel ovoideo-ellipsoideis, murali-divisis, ad septa leviter constrictis, loculis subcubieis verticalilus 8—10, horizontalibus 2—4, septis parum distinctis, episporio tenui, 20—34 u longis et 9—13 u latis, N O, aeruginosis. Pycnoconidia non visa. | Ad corticem Juglandis cahifornicae in Montibus Santa Monica Hasse.] Von der vorhergehenden Art kann die vorliegende durch die achtsporigen Schläuche und durch die bald gefärbten grösseren Sporen leicht unterschieden werden. Endocarpon wilmsordes A. Zahlbr. nov. Sp. Thallus plagulas formans rotundas, rotundatas vel parum elon- gatas, plerumque discretas, rarius confluentes, 3—8 mm latas, ra- diatim crescescentes, in centro primum areolato-rimosus, areolis mi- nutis, subangulosis et convexis, deliqguescentibus, epilithinus, tenuis, 0°28—0'3 mm crassus, subtartareus, spadiceus, opacus, KHO—, CaCl, O,—, pseudoparenchymaticus, ex hyphis verticalibus, transversim Zahlbruckner, Diagn. neu.-u,. ungenüg. beschrieb. kaliforn. Flechten. 153 septatis et fere moniliformibus, leptodermaticis formatus; gonidiis pleurococcoideis, S—-13 uw in diam. Apothecia in verrucis thallinis solitaria vel bina, immersa, minuta, vertice nigricante; ostiolo haud visibili; perithecio obscure fusco, dimidiato, minute pseudoparenchymatico; nucleo pallido, globoso, J cupreo; gonidiis hymenialibus globosis, dilute virescentibus, 3°5—4 w in diam., membrana tenuissima cinctis; periphysibus distinctis, fili- formibus, 17—20 u longis et 3—3°6 w crassis, apice subelavatis, suttulis minutis oleosis impletis; ascis saccato—vel ovali—clayatis, rectis, 8S0—100 u longis et 29—32 u latis, membrana versus apicem in- crassata, bisporis, spora superiore normaliter majore; sporis hyalinis, demum oliyaceo-fuscescentibus, ovoideis vel oblongo-ovoideis, in medio hine inde parum angustioribus, murali-divisis, loculis subglobosis, verticalibus S—10, horizontalibus 3—5, halone angusta circumdatis, 35—44 u longis et 14—21 u latis, J. lutescentibus. Pyenoconidia non visa. Ad saxa argillaceo-schistosa in montibus Santa Monica. [Hasse 1104 187.) Eine durch die Wachstumsweise des Lagers auffallende Art. Endocarpon Monicae A. Zahlbr. nov. Sp. Thallus effusus, tenuis, circa 0°1 mm crassus, olivaceo - cinera- scens, opacus, rimuloso-squamulosus, squamulis sterilibus minutis, 0°1—-0'2 mm latis, plus minus convexis vel subverruculosis, ambitu irregularibus, verrucis fertilibus majoribus, 0°2—0'3 mm latis et magis convexis, KHO—., Ca Cl, O,—, pseudoparenchymaticis; gonidiis pleurococcoideis, 6—11 « in diam. Apothecia in verrucis thallinis solitaria vel bina, subimmersa, vertice nigro opacoque, deplanato, circa 0'1 mm lato, ostiolo haud visibli; perithecio fuligimeo, dimidiato; nucleo pallido, globoso, 240—270 w in diam., J e coeruleo fulvescente; gonidiis hymenialibus numerosis, globosis, dilute viridibus, 3—4 u latis, membrana tenuis- sima einctis; paraphysibus mox confluentibus; periphysibus distinctis, 3:5—3'8 u crassis, leptodermaticis, tenuiter septatis, cellulis cylin- drieis; ascis saccato-clavatis vel clavatis, 120—140 « longis et 24—28 u latis, membrana in vertice Jeviter incrassata, bi- vel tri- sporis; sporis ovalibus, ovali-oblongis vel oblongis, medio hinc inde leviter constrietis, quoad formam et magnitudinem variabilibus, mox obscure fucsis, murali — divisis, cellulis verticalibus 8—14, horizon- talibus 4—5, in seriebus + irregularibus dispositis, membrana tenui cinctis, 26—55 w longis et 10—26 u latis. Pyenoconidia non visa. Ad saxa argillacea in montibus Santa Monica |Hasse no. 758.] Von Endocarpon wilmsordes unterscheidet sich die vorliegende Art durch den ausgebreiteten, kein radiäres Wachstum aufweisendes und anders gefärbtes Lager, durch den abgeflachten Scheitel des Peritheeiums und durch die frühzeitig dunkel gefärbten Sporen. Dermatocarpon (sect. Endopyrenium) acarosporoides A. Zahlbr. nov. sp. Thallus squamulosus, squamulis bullato-subverruculosis, subrotun- datis, integris, fissis vel lobatis, sat crassis, fuscis et nitidis, primum 154 Zahlbruckner, Diagn. neu. u. ungenüg. beschrieb. kaliforn. Flechten. plus minus diseretis, demum crustam bullato-verrucolosam continuam formantibus, KHO—, Ca Cl, O,—; inferne rhizinis nullis, $upra corticatus; gonidiis pleurococcoideis; hyphis medullae substrato affixus. Apothecia in squamulis normaliter solitaria, rarius bina, immersa, vertice nigricante, punctiformi, depresso-umbilicato; perithecio globoso, pallido; paraphysibus indistinetis; hymenio J vinose rubente; ascis ventricosis, basi cuneatis, 80 « longis et 24 w latis, S-sporis; sporis simplicibus, hyalinis, globosis vel subglobosis, 10—12 uw in diam. Pyenoconidia terminalia, oblongo-cylindrica, recta, 3—4 u longa et 1—1'5 u lata. Ad saxa granitica, Palm Springs, circa 550 m s. u. [Hasse no. 286.] Habituell gleicht Dermatocarpon acarosporoides dem Dermatocarpon contumescens A. Zahlbr. (Endocarpon contumescens Nyl. in Flora, 1878, pag. 341, Flagey, Lich. alger. exsicc. no. 271!), unterscheidet sich von diesem ausser durch den Glanz des Lagers noch durch die Sporenform. Opegrapha (sect. Pleurothecium) Umbellulariae A. Zahlbr. nov. sp. Thallus maculas formans determinatas, subrotundatas vel irre- sulares, 4—10 mm latas, discretas, epiphloeodes, tenuis, 70—90 w crassus, glaucescenti-albidus, submembranaceus, hine inde desqua- mescens, laevigatus, tenuiter longitudinaliter fissus, subopacus, in margine linea obscuriore non cinctus, KHO—, Ca Cl, O,—, ecorticatus, ex hyphis non amylaceis sat dense contextis formatus; zona goni- diali in inferiore parte thalli sita, gonidiis chroolepoideis, cellulis sub- globosis vel late ovalibus, 6—15 u longis, membrana sat tenui cinctis. Apothecia sessilia, nigra, epruinosa, set brevia, anguste oblonga, 0’5—0°8 mm longa et 0°1—0°25 mm lata, recta vel leviter flexuosa, normaliter dispersa et radiatim non disposita, apieibus sub- obtusis, labiis erectis, tenuibus, disco rimaeformi, rarius hinc inde paulum dilatato, nigro, madefacto rufescenti-fusco; perithecio basi deficiente, fuligineo; hypothecio sat crasso, hymenio crassiore vel sub- aequali, pallido, J dilute coeruleo; hymenio non oleoso, 60—70 u alto, J cupreo-rufescente; paraphysibus filiformibus, simplicibus, esep- tatis, apicem versus fuscescentibus et haud crassioribus; ascis ob- longo-clavatis, hymenio paulum brevioribus, membrana apice leviter incrassata, 8 sporis; sporis in ascis subbiserialiter dispositis, dacty- loideo-oblongis, apicibus rotundatis, rectis vel subrectis, in medio vel rarius ad septa leviter constrictis, hyalinis, 3 septatis, 12—15 u longis et 3°5 w latis, cellulis cylindrieis, subaequilongis, membrana tenui, halone non praeditis. Conceptacula pycnoconidiorum punctiformia, globosa nigra niti- daque, semiimmersa, perithecio dimidiato, fusco, non celluloso; ful- cris exobasidüs; basidiis lageniformi-subulatis, simplicibus, dense con- gestis, 10—13 w longis; pyenoconidiis oblongo-eylindrieis, apicibus rotundatis, rectis, 3°5—4 u longis et 1 w latis. Ad corticem Umbellulariae californicae in montibus Santa Monica [Hasse no. 672 et 775.] Zahlbruckner, Diagn. neu. u. ungenüg. beschrieb. kaliforn. Flechten. 155 In die Sektion Pleurothecium Müll. Arg. gehörig, zeichnet sich die als neue erkannte Opegrapha durch ‚den membranösen Thallus und durch die vierzelligen Sporen aus. Arthonia lecanactidea A. Zahlbr. nov. sp. Thallus epiphloeodes, tenuis, effusus, subisabellino-albidus, opacus, tartareus, primum continuus, dein leviter rimulosus vel areolatus, in margine linea obscuriore non limitatus, KHO luteo - aurantiacus, Ca Cl, O,—, ecorticatus, tamen strato 40—50 u alto ex hyphis dense conglutinatis formato, gonidia non continente tecto; hyphis medul- ribus J rufescentibus; gonidiis chroolepoideis, cellugis concatenatis, subglobosis vel ellipsoideis, 10—18 w longis, membrana sat tenui einctis. Apothecia numerosa, saepe approximata, e thallo erumpentia, in juventute thallo tenuissime et accessorie eincta, demum adnato-sessilia, minuta, primum concaviuscula, demum modice convexa, rotundata, ovalia vel subangulosa, sicca livido-nigricantia vel nigra, cinereo- pruinosa, madefacta rufofusca; amphithecio indistincto; epithecio egranuloso, violaceo-nigericante; hymenio 75-- 85 „ alto, in parte superiore olivaceo-nigricante, KHO haud mutato, caeterum pallido, J rufescente; paraphysibus tenuissimis, circa 1°5 « crassis, dense con- nexo-ramosis, flexuosis, eseptatis, apice parum crassioribus, hypothecio pallido, fuscescenti-lutescente, gonidia non continente; ascis ellipsoideo- cuneatis, hymenio subaequilongis, 8 sporis; sporis hyalinis, bilocu- laribus, ovali-oblongis vel dactyloideo-oblongis, apieibus rotundatis, halone tenui cinctis, 10—13 u longis et 3°5—4 u latis, cellulis sub- aequalibus Conceptacula pyenoconidiorum punctiformia, semiimmersa, nigra; perithecio fusco, dimidiato, non celluloso; fulcris exobasidiis; basidis lageniformi-subulatis, verticillatis; pycnoconidiis curvatis vel falcatis, versus apices paulum angustioribus, 5—11 w longis et circa 1 w latis. Ad corticem ramulorum Zyew californici prope San Pedro ad ora maris [Hasse no. 728.] Die vorliegende Arthonia ist eine der interessantesten Glieder der an Sclerolichenen so reichen Lichenenflora der californischen Meeresküste. Ausserlich der europäischen Leeanactis amylacea (Ehrh.) ungemein ähnlich, hat sie mit den Arten dieses Genus nichts zu thun. Innerhalb der Gattung Arthonia ist sie der Sektion Conian- gium einzureihen, findet jedoch daselbst keine ihr verwandtschaftlich näher stehende Art. _ Arthonia pruinosella Nyl. apud. Hasse, Lich. South. Californ., editio 22 (1898), pag. 16. Thallus endophloeodes, macula pallido vel albido indicatus, KHO—, Ca Cl; 0,— Apothecia minuta, 0'1—0°2 mm lata, sessilia, rotundata, ob- longa vel subdifformia, primum albido-pruinosula, demum nuda et atra; disco plano; epithecio olivaceo; hypothecio pallido, ex hyphis dense conglutinatis formato; hıymenio 53—56 u alto, J. vinose rube- scente; paraphysibus tenuibus, connexo-ramosis; ascis numerosis, OVa- 156 Zahlbruckner, Diagn. neu. u. ungenüg. beschrieb. kaliforn. Flechten. libus, 28—32 u longis et 15—19 w latis, membrana apice incrassata, 8 sporis; sporis fusiformibus, apieibus rotundatis, hyalinis, 3 septatis, 14—16 u longis et 5—5"5 « latis, cellulis subaequalibus. Conceptacula pyenoconidiorum punctiformia, nigricantia, sub- immersa; perithecio olivaceo, dimidiato, non celluloso; fuleris exo- basidis; basidiis lageniformi-subulatis; pyenoconidiis bacillaribus, rectis vel subrectis (levissime curvatis), apieibus obtusis, 4—-5°5 w longis et 0:7—0°9 w latis. Ad corticem Cordiae in montibus Santa Monica |Hasse no 875] et ad corticem G’rindeliae ad Soldiers Home prope los Angeles [Hasse|. i Arthonia Rhoidis A. Zahlbr. nov. sp. Thallus tenuissimus, epiphloeodes, effusus, rosaceo-albidus, opacus, homoemericus, ex hyphis tenuibus dense contextis J dilute violaceis formatus, KHO—,, Ca. Cl., 0,—. Apothecia depresso -innata, maculiformia, ambitu irregularia, 0°2—0°8 mm lata, planiuscula, atra, plus minus caesiopruinosa, immarginata, scabriusceula; epithecio granuloso, nigrescente, KHO in violaceum vergente; hypothecio pallido, angustissimo; hymenio angusto pallidogue, 70—80 uw alto, J e coeruleo fulvescente; paraphysibus flexuosis, ramoso-connexis, torulosis; ascis ovali-cuneatis, 35—50 w longis et 14—17 u latis, membrana apice leviter incrassata, 8 sporis; sporis ellipsoideo-oblongis vel dactyloideo-oblongis, rectis vel subrectis, decoloribus, 2 septatis, cellula suprema caeteris majore latioreque, septis tenuibus, halone non circumdatis, 12—18 uw longis et 5—5°5 u latis. Conceptacula pyenoconidiorum minuta, nigra, solum vertice emersa; pyenoconidiis oblongo - bacillaribus, rectis vel levissime curvatis, 5—5'5 .u longis et circa 1 w latis. a Jsland, ad corticem ramulorum Rkordıs laurinae. |Hasse n0. 925. Innerhalb der Sektion Euarthonia Wainio, wohin unsere Pflanze gehört, sind Arten mit fleckförmigen schwarzen Apothecien und kon- stant dreizelligen Sporen selten. Solche Arten sind Arthonia bisep- Zata Wainio, Etud. Lich. Bresil IL, 1890, pag. 159, von welcher sich die kalifornische Flechte durch bereifte Apothecien und viel grössere Sporen unterscheidet und die kubanische Arthonia biseptella Nyl. apud Willey, Synops. Gen. Arthon., 1890, pag. 29, welche ebenfalls viel klemere Sporen besitzt. Die ebenfalls dreizellige Sporen aufweisende blattbewohnende Arthonia trilocularıs Müll. Arg. aus Madagaskar kann nicht zum Vergleich herbeigezogen werden. Platygrapha plurilocularis A. Zahlbr. n. sp. Thallus epiphloeodes, erustaceus, sat tenuis (120—180 w altus), effusus, inaequalis vel subverruculosus, subpulverulentus, continuus vel versus centrum rimulosus, albidus, opacus, esorediatus, isidis destitutus, KHO—, Ca Cl, O, erythrinosus, in margine Iinea nigricante cimetus, cortice ex hyphis tenuibus dense intricatis formato, hyphis medullaribus crebre contextis, leptodermatieis, non amylaceis, gonidiis zonam formantibus contiguam, chroolepoideis, concatenatis et glome- ratis, cellulis ovalibus vel ellipsoideis, 7—14 uw longis, membrana medioeri cinctis. Zahlbruckner, Diagn. neu. u. ungenüg. beschrieb. kaliforn. Flechten. 157 Apothecia sessilia, plerumque approximata, 1’5—2 mm lata, e rotundato irregulariter inciso-lobata; disco planiusculo, primum dense caesiopruinoso, demum minus pruinoso et nigricante; margine thallino crassiusculo, albido, inflexo, subintegro inaequalique; parathecio tenui nigroque; epithecio crassiusculo 9—20 « alto, subgranuloso, niericante, KHO—. NO,—; hypothecio crasso, fuligineo; hymenio pallido, KHO dilute olivaceo, guttulis oleosis impleto, 80—100 « alto, J. vinose rubente, paraphysibus ramosis, crebre connexis, 15—1'8 uw latis, eseptatis; ascis hymenio aequilongis, oblongis, membrana in parte superiore incrassata, 8-sporis; sporis in ascis verticaliter dis- positis, anguste fusiformibus, apice rotundatis, subrectis, hyalinis, transversim 11—13 septatis (cellulis cylindrieis), 46—56 uw longis et 5—5'5 w latis, J lutescentibus, membrana tenui cinctis. Pyenoconidia modice arcuata, tenuia, 16—19 u longa et circa 0°5 u lata. Catalina Jsland, ad corticem Raäoidis integrifoliae |Hasse no. 920.] Habituell einer Dirina, insbesondere der Dirina ceratoniae Fr. ähnlich, unterscheidet sich die vorliegende Art von allen anderen Spezies der Gattung Platygrapha durch die weitgehende Septierung der Sporen. Heppia Hassei A. Zahlbr. nov. sp. Thallus adpressus, tenuis, 0°3 mm crassus, olivaceus, opacus, squamosus, squamis parvis, circa 1 mm in diam., rotundatis, lobulato- crenulatis vel irregularibus, approximatis, rarius discretis, in margine leviter adscendentibus, totus homoeomericus, pseudoparenchymaticus, pseudocellulis anguloso-rotundatis, 5—8 w in diam., rhizinis et hypo- thallo distincto destitutus; gonidiis seytonemaceis, cellulis coeruleo- virescentibus, KHO olivaceis, anguloso-subglobosis, 5—5°5 w latis, glomeruloso-concatenatis. Apothecia in squamulis solitaria, immersa, non scutata; disco rufescenti-fusco, primum punctiformi, dein dilatato, 1 mm circa lato, scabriusculo; margine thallino integro tenuique; hypothecio angusto, ex hyphis irregulariter contextis formato, luteolo; excipulo angusto, ex hyphis paralellibus, tenuiter septatis composito; hymenio dilute roseo, 120—170 u alto, J e coeruleo mox vinose rubescente; ascis numerosis, ventricoso-saccatis, rectis vel leviter curvatis, 100—120 w longis et 22—27 w latis, membrana apice calyptratim incrassata; epithecio rufescente; paraphysibus gelatinam sat firmam percurrentibus, simpli- eibus, eirca 3 w crassis, septatis, apice parum latioribus; sporis in ascis numerosis, ovalibus, decoloribus, simplicibus, 5--7 u longis et 3°5—4 uw latis, episporio tenuissimo cinctis. Ad saxa granitica, Palm Springs [Hasse no. 817 et 827]. Die Art gehört in die Sektion Solorinaria W ainio. Heppia conchiloba A. Zahlbr. Thallus substrato parte centrali innatus, foliaceus, 6—15 mm in diam., radiato-lobatus, lobis conchiformibus, auriculatim confertis, marginibus granuloso - seabridis, siceus coriaceo- cartilagineus, cer- vino-murinus, opacus, madefactus prasino-virescens, usque 0.3—0°5 158 Zahlbruckner, Diagn. neu, u. ungenüg. beschrieb. kaliforn. Flechten. mm crassus, superficie punctulato-granulosus, subtus undiqug hyphis hypothallinis creberrimis, thallo loneioribus, ramosis et intricatis, 9—10 w crassis, leptodermaticis , septatis (cellulis 17—20 w longis) vestitus; superne pseudoparenchymaticus, gonidiis destitutus, pseudocellulis rotundato-angulosis, sat magnis, 10—18 u longis, mem- brana modice crassa, in seriebus 3—5 horizontalibus dispositis; stratum medullare totum gonidia continens, ex hyphis verticalibus, leptodermaticis, ramosis, 5—5°5 w crassis, septatisque (cellulis usque 17 w longis) formatum; gonidia scytonemea, glaucescenti-virentia, cellulis magnis, 8—12 « in diam., glomeruloso -concatenatis. Apo- thecia et pycnoconidia non visa. Ad terram argillaceo-sabulosam, Palm Springs, in lateribus ori- entalibus montium San Jacinto [Hasse no. 823 pr. p.] Psorotichia sguamulosa A. Zahlbr. nov. sp. Thallus ex squamulis formatus parvis, 0°3—1 mm latis et circa 0°4 mm crassis, congestis, sinuato-vel rotundato - difformibus, planiu- sculis, in margine paulum assurgentibus, confluentibus vel subimbri- catis, fusconigris, madefactis obscure olivaceo-fuscis, subtus palle- scentibus, rhizinis destitutus; homoeomericus, hyphis leptodermaticis, crebre ramosis, septatis, hince inde toruloso -inaequalibus, 35—5 w crassis, cellülis 5—11 w latis, cylindricis vel submoniliformibus; sonidiis gloeocapsoideis, copiosis, in centro thalli glaucescentibus, ver- sus marginem thalli oliyaceis, KHO—. Apothecia minuta, 0° 350.4 mm lata, verrucis thallinis immersa; disco rufescente, opaco, concaviusculo; margine thallino integro, persistente; hypothecio fuscescenti-lutescente, ex hyphis dense con- textis formato, subtus zona tenui hyalina, quae in latere apotheciorum usque ad superficiem thalli assurgit; paraphysibus conglutinatis, simplicibus, in parte superiore rufescenti-fuscis, tenuiter septatis, 1:9—2'3 w crassis, apice haud incrassata; hymenio 70—120 w alto, J. pallide coeruleo, demum vinose lutescente; ascis cylindrieis vel ob- longo - clavatis, 60—100 w longis et 10—21 w latis, 12—16 sporis; sporis simplieibus, hyalinis, ellipsoideis, 9—12 w longis et 5—6 u latis, membrana tenui. Pyenoconidia non visa. Ad saxa granitica, Palm Springs [Hasse no. 822]. Bilimbia gyalectiformis A. Zahlbr. nov. Sp. Thallus effusus, crassiusculus, circa 0°5 mm altus, irregulariter rimulosus, in superficie subpulverulento-leprosus et inaequlis, ochraceo- cinereus, opacus, in margine linea obscuriore non limitatus, made- factus mollis, fere subarachnoideus, KHO—, Ca C1,0,—, ecorticatus, strato medullari substrato affıxus; gonidiis palmellaceis, glomeratis, zonam continuam angustamque in parte superiore thalli sitam forman- tibus, magnis, usque 25 w im diam.; hyphis non amylaceis, sat dense contextis. Apothecia dispersa, immersa, gyalectiformia, minuta, circa 1 mm lata, nigra, opaca, thallo accessorie plus minus eincta; margine pro- prio nigro, inflexo, crassiusculo, subgranuloso - radiatim fisso; disco subplano, nierofusco, opaco et nudo; excipulo fuligineo, sat angusto, integro, non solum in latere sed etiam sub hypothecio evoluto; hypo- Zahlbruckner, Diagn, neu. u. ungenüg. beschrieb. kaliforn. Flechten. 159 thecio et parte interiore excipuli pallido, ex hyphis tenuissimis dense contextis formato, 24—27 u crasso, J. luteo; epithecio subgranuloso, fusco, NO;—; hymenio pallido, 100—110 « alto, J praecedente coerulescentia fulvescente; paraphysibus filiformibus, circa 15 w crassis, sat dense contextis, simplicibus, eseptatis, apice leviter capi- tatis et fuscis; ascis hymenio aequilongis, oblongis vel oblongo-cunea- tis, 8-sporis; sporis oblongo-ellipsoideis vel dactyloideo -oblongis, utrinque rotundatis, rectis, hyalinis, 3 septatis, 19—26 w longis et 5—8 u latis, cellulis cylindrieis, guttula unica sat magna impletis, in margine integris vel ad septa leviter constrietis, membrana tenui einctis. Pycnoconidia non visa. Ad terram nudam, Palm Springs in montibus San Jacinto [Hasse no. 824]. Eine durch die gyalektenartigen Apothecien ganz auffällige Art. Bemerkenswert ist die Berandung der Früchte. Das kohlige Gehäuse umschliesst die Früchte nicht nur seitlich, sondern umgrenzt auch das Hypothecium nach unten mit einer allerdings dünnen, doch deut- lichen dunklen Schichte.e. Das Hypothecium ist auch seitlich ent- wickelt und steigt am Innenrande des kohligen Gehäuses mit dem- selben über den Rand der Fruchtscheibe empor. Die thallodische Berandung der Früchte ist nur eine scheinbare, und ergiebt sich aus dem Umstande, dass die Apothecien in das Lager eingesenkt sind. Lecidea (sect. Biatora) granulosa Schaer. var. phyllizans A. Zahlbr. noy. var. Thallus in margine lobatus, lobis subcartilagineis, rotundatis, ineisis vel inciso-crenatis, in centro plicato-verruculosus, cinerascenti- albidus, subpulverulentus, KHO lutescens, Ca Cl, O, bene erythrinosus, nunguam leproso-fatiscens. Apothecia primum plana, disco livido- vel ochraceo-fuscescente, demum nigricantia et immarginata. Conceptacula pyenoconidiorum copiosa, ubique in superficie thalli sita, punctiformia, globosa nigra, madefacta fuscescentia, semiimmersa; perithecio dimidiato ; fuleris exobasidiis; basidiis anguste lJageniformibus, dense congestis, subverticillatis vel verticillatis, pycnoconidis bis vel ter longioribus; pycnoconidis bacillaribus, medio hine inde parum angustioribus vel uno apice leviter latioribus, rectis vel subrectis, apieibus obtusis, 7—9 w longis et 1’2—1'5 u latis. Ad terram inter muscos et Oladontias in declivibus oceidentalibus montium San Gabriel, ce. 1300 m [Hasse no. 734]. Lecantia turicensis (Hepp.) var. californica A. Zahlbr. nov. var. A planta typica (Hepp, Flecht. Europ. no. 8) differt thallo epilithico haud evoluto, apotheciis parum minoribus, normaliter prui- nosis, madefactis fuscis et sporis angustioribus, 10—12 u longis et 35—4 u latis. Ad saxa calcarea in montibus Santa Monica [Hasse no. 742]. 160 Zahlbruckner, Diagn. neu. u. ungenüg. beschrieb. kaliforn. Flechten. Lecania toninioides A. Zahlbr. nov. sp. R Thallus squamulosus, squamulis congestis, parvis, 0°4—-0'8 mm latis et 0°18—0°24 mm crassis, rotundatis, rotundato-angulosis vel sinuato - lobatis, concaviusculis vel subplanis, glaucescenti - nigri- cantibus, opacis, in margine tenuiter albis et parum adscendentibus, rhizinis destitutis, hyphis medullaribus substrato affıxis; cortice superiore subamorpho, crassiusculo, inaequali et pallido, cortice in- feriore crassiusculo, ex hyphis perpendicularibus parce ramosis, trans- versim septatis, pachydermaticis formato, superne olivaceo-nigricante, KHO violascente; gonidiis palmellaceis, zonam continuam sat amplam formantibus, 8—16 uw latis. Apothecia dispersa, sessilia, 1—1'5 mm lata; disco e plano mox convexo, umbonato-inaequali, nigricante, leviter glaucescenti- pruinoso, opaco et scabriusculo; margine thallino tenuissimo, albo, subintegro, demum depresso, ex hyphis radiantibus transversim sep- tatis pachydermaticis formato; epithecio tenui, subgranuloso, obscuro; hypothecio pallido, crasso, obconico, pallido, ex hyphis formato pachy- dermatieis dense intricatis septatisque, gonidia pauca continente, zonae gonidiali crassiusculae imposito; hymenio pallido, sat angusto, 70—90 u alto, J coeruleo; paraphysibus arcte conglutinatis, simpli- cibus, apice eapitatis et cinnamomeo-fuscescentibus; ascis oblongo- clavatis, hymenio aequilongis, 8-sporis; sporis oblongis vel fusiformi- oblongis, hyalinis, rectis vel leviter curvatis, primum simplieibus et guttulis oleosis pluribus impletis, demum tenuiter et parum conspicue uniseptatis, 15—24 w longis et 4—5 u latis. Conceptacula pycnoconidiorum immersa minuta, fuleris exobasidiis, basidiis dense congestis, sat brevibus, plerumque bifidis; pyenoconidüs arcuatis vel hamatis, 16—20 w longis et circa 1 u latis. Ad terram nudam prope Santa Monica [Hasse no. 915]. Lecanora (sect. Aspicilia) glaucopsina Nyl. apud Hasse, Lich. South. Californ., edit. 2a (1898) pag. 12. Thallus ex squamulis formatus continuis vel subimbricatis, in- ciso— vel sinuato -lobatis, suberenatis vel subverruciformibus, leviter rugulosis vel subplanis, parvis, 0°2—0°4 mm latis, m margine hine inde parum ascendentibus, rhizinis destitutis, 0°18—0'21 mm erassis, sat mollibus, glauco vel aeruginoso-cinereis subtus albis, KHO—, Ca Cl, O,—, corticatus, cortice pseudoparenchymatico, 22—26 w alto, pseudocellulis subglobosis vel anguloso-globosis, 5—9 u latis; medulla alba, hyphis non amylaceis; gonidiis protococcoideis, 8—16 u in diam., zonam subcontiguam formantibus. Apothecia sessilia, parva, vix 1 mm lata; disco e concaviusculo supplano, nigro, opaco et epruinoso; margine angusto integro, sub- flexuoso, cinerascenti-nigricante, persistente; excipulo pseudoparen- chymatico, gonidia pauca continente; hypothecio pallido, ex hyphis dense contextis formato ; hymenio in parte inferiore decolore, in parte superiore olivaceo-fuscescente, 170— 190 w alto, J coeruleo; paraphy- sibus filiformibus, conglutinatis, apicem versus sensim et modice latio- ribus et submoniliformiter septatis; ascis oblongo-clavatis, hymenio parum brevioribus, 8-sporis, membrana non incrassata; sporis hyalinis, Zahlbruckner, Diagn, neu. u. ungenüg. beschrieb. kaliforn. Flechten. 161 simplicibus, oblongo- vel lati ovalibus, 21—26 u loneis et 10—17 u latis, membrana tenui cinetis. Conceptacula pyenoconidiorum semigloboso-emersa, minuta, nigra; perithecio dimidiato; fuleris exobasidiis; basidiis lageniformi-subulatis, subverticillatis, pycnoconidüs brevioribus; pycnoconidiis longiusculis, filiformibus, subrectis, apieibus retusis, 21—26 w longis et 1 w latis, Ad saxa argillacea in montibus Santa Monica [Hasse no. 629] et ibidem etiam ad saxa granitica [Hasse no. 917]. Acarospora epilutescens A. Zahlbr. nov. sp. Thallus e squamulis rotundis, rotundatis vel sublobatis, confertis vel rarius dispersis, cretaceo-albis, madefactis lutescentibus, tenuiter pulvinatis, 0°5—2 mm latis, 0'2—0'3 mm crassis formatus, KHO et Ca Cl, O, leviter lJutescens; medulla alba, J —, superne corticatus; gonidiis palmellaceis, 15—18 uw latis. Apothecia normaliter solitaria, rarius 2—3, disco immersso, nigro, opaco, madefacto fusco, scabrido, 0°3—0'8 mm lato, margine sat crasso, integro vel subintegro, inflexo; hypothecio pallido; hymenio 170—180 u alto, J praecedente coerulescentia imprimis in parte superiore vinose rubescente; paraphysibus tenuibus, conglutinatis, tenuiter septatis, apice clavatis et lutescenti-fuseidulis; ascis ovali- vel ellipsoideo-cuneatis, hymenio parum brevioribus, polysporis; sporis ovoideis, hyalinis, simplicibus, 4 « longis et 2—3 u latis. Pyenoconidia non visa. Ad saxa granitica, Palm Springs [Hasse no. 816]. Die Oberfläche der Thallusschuppen ist mehr oder weniger durch zierliche, kurze, schwarze Striche gezeichnet. Unter dem Mikroskope erweisen sich dieselben teils aus dunklen torulösen Hyphen, teils aus pseudoparenchymatischen braunen Gebilden zusammengesetzt und ge- hören wahrscheinlich einem nicht zur völligen Entwickelung ge- langten parasitischen Pilze an. Acarospra peltastica A. Zahlbr. nov. Sp. Thallus rosulas dispersas vel subconfluentes, subrotundatas, sat parvas, 2—4 mm latas et 0°5—0'8 mm crassas formans, rimoso- areolatus, areolis paucis, polygonis, subpyramidalibus, vertice planis, osseo-albus, tartareo-cartilagineus, KHO et Ca Cl, O,—, supra corticatus, inferne hyphis medullaribus substrato affiıxus; medulla alba, J.—; gonidiis palmellaceis, 9—18 uw in diam. Apothecia 1—3 in rosulis thalli, immersa, parva, vix 0°5 mm lata; disco atro et opaco; hypothecio tenui, lutescenti-albido; hyme- nio pallido, J primum coeruleo, demum sordide vinoso; paraphysibus conglutinatis, tenuibus, eseptatis; ascis saccato-vel oblongo- ovoideis, hymenio paulum brevioribus, 114—120 uw longis et 20—28 u latis, polysporis; sporis globulosis vel late ovalibus, hyalinis, simplicibus, 4—5 u in diam. Pyconconidia non visa. Ad saxa granitica, Palm Springs [Hasse no. 662.] Acarospora obpallens A. Zahlbr. Syn.: Lecanora obpallens Nyl. apıd Hasse in Bullet. Tortey Botanic. Club. Vol. XXIV. 1897. pag. 446 et Lichen. Ceylon. in 162 Zahlbruckner, Diagn. neu, u. ungenüg. beschrieb. kaliforn. Flechten. Acta societ. scient. fennic., vol. XXVL, No. 10, 1900, pag. 31 notul. Hasse, Lichens South. Californ., edit. 2a, 1898, pag. 13. ‘ Thallus dilute castaneus vel castaneus, nitidulus, cartilagineus, squamulosus, squamulis discretis, sed plerumque approximatis, rotun- datis, convexiusculis, inaequali-rugulosis, 1—1'5 mm Jlatis et 0:2—0'3 mm crassis, subtus fuscis, rhizinis destitutis, gompho brevi latiusculo substrato affixis, KHO—, Ca Cl, O,—, utrinque pseudo- parenchymatice corticatis, cortice superiore circa duplo crassiore, strato amorpho tecto, gonidiis sub cortice superiore zonam continuam formantibus, palmellaceis, 10—18 uw latis; medulla alba, ex hyphis laxiusculis, 3°5—4 w crassis, ramosis et tenuiter septatis leptoder- matieis non amylaceis formata. Apothecia in squamulis thallinis solitaria, immersa; disco e concaviusculo demum plano, usque 1 mm lato, nigricante, leviter glaucescenti-pruinoso; margsine thallino prominente, crassiusculo, ru- guloso-crenulato; epithecio granuloso; amphithecio pallido, ex hyphis longitudinalibus dense contextis formato; hypothecio pallido, sub- indistincte et sat grosse pseudoparenchymatico; hymenio pallido, 160—180 u alto, J praecedente coerulescentia levi vinose rubente; paraphysibus dense conglutinatis filiformibus, supra obscure fuseis, KHO pallidioribus, simplieibus, eseptatis, apice capitatis; ascis saccato- clavatis, apice rotundatis, hymenio subaequilongis, myriosporis; sporis ovalibus, oblongis vel oblongo-bacillaribus, apieibus rotundatis, hya- linis, simplicibus, 3—6 u longis et 1’4—1'7 u latis, membrana tenuissima einctis. Pyenoconidia non visa. Ad terram nudam in montibus Santa Monica prope Soldiers Home, Los Angeles [Hasse no. 687]. Acarospora reagens A. Zahlbr. nov. sp. Thallus squamulosus, squamis rotundatis, irregularibus vel prae- sertim versus marginem thalli lobulatis, continuis vel subdiscretis, 3—5 mm latis, crassiusculis, 0°5—0'7 mm latis, cinerascenti-albus, madefactus cinereus, opacus, dense albido-pulverulentus, KHO ferru- gineus, Ca Cl, O,—, superne corticatus, inferne nigricans, errhizinosus, medulla alba, J—; gonidiis palmellaceis, sat magnis, 12—25 u in diam., in parte superiore thalli pseudoparenchymatica sita. Apothecia in squamulis solitaria vel plura, thallo immersa, vel parum prominentia, sat magna, 1—1'8 mm lata, disco planiusculo ve] modice convexo, fuscoatro, opaco et nudo, madefacto rufescente; margine thallino integro, albo; hypothecio pallido, ex hyphis dense contextis formato; hymenio J intense coeruleo; paraphysibus con- glutinatis, articulatis, crassiusculis, apice clavatis et rufescentibus; ascis oblongo -cuneatis, 120—140 w longis et 27—30 u latis, poly- sporis; sporis simplicibus, hyalinis, globulosis, 5—6 u in diam. Conceptacula pycnoconidiorum thallo immersa, ovalia vel amphorae- formia, perithecio pallido, ostiolo minutissimo; fulcris exobasidiis, basidiis simplieibus, rectis, tenuibus, 16—18 w longis; pycenoconidiis late ovalibus vel subglobosis, 1’8—2 w longis. Ad terram nudam, Palm Springs [Hasse no. 815]. Zahlbruckner, Diagn. neu. u. ungenüg. beschrieb. kaliforn. Flechten. 163 Habituell gleicht die als neu erkannte Art einer weisslagerigen Acarospora Schleicheri, doch ist sie von dieser schon wegen der mit Kalilauge hervorgerufenen Reaktion des Lagers zu trennen. Ausserlich einigermassen ähnlich, doch gänzlich verschieden sind Acarospora pleiospora A. Zahlbr. (Syn.: Lecanora pleiospora Nyl. apud Hasse in Bull. Torrey Botanic. Club, vol. XXIV, 1897, pag. 446) und Acarospora pleistospora A. Zahlbr. (Syn.: Lecanora pleisto- spora Nyl..l. Ss. c.). Parmelia sphaerosporella, Müll. Arg. in Flora vol. LXXIV (1891) pag. -378; Wainio in Memoir. Herb. Boissier, no. 5 (1900) pag. 4. Thallus superne ochroleuco-fiavicans vel glaucescenti-stramineus, opacus, intus albus, inferne albido-ochraceus vel ochraceo-testaceus, rugosus, nitidulus, usque ad apicem laciniarum rhizinis brevibus in- crebris ochraceo-testaceis obsitus, expansus, usque 7 cm latus, sat irregulariter lobatus, lobis adpressis, oblongis vel oblongo rotundatis et minute crenatis, eciliatis, axillis acutis, in centro substrato minus arcte adhaerens, superne subplicato-vel granuloso-rugosus, esorediatus et isidiis destitutus, KHO extus immutatus, intus ochraceo-flavescens, Ca C1,0,=, 0°18—0'23 u crassus, membranaceo-subcoriaceus; cortice superiore angustissimo, 9—11 a alto, indistincte pseudoparenchymatico; cortice inferiore pseudoparenchymatico, pallido, 20—28 mw crasso; sonidiis globosis, 16—20 w in diam.; hyphis medullaribus 3°5—4 w crassis, laxe contextis; non amylaceis, membrana mediocri. Apothecia in centro thalli sat copiosa, parmelioidea, sessilia vel subpodicellata. usque 7 mm lata, cupuliformia, imperforata; disco pallido, primum thallo concolore, demum alutaceo, concavo opacoque; margine sat tenui — crenulato vel integro, eciliato; excipulo extus sranuloso vel granuloso-ruguloso, gonidia continente; hypothecio pallido, S0—10 u alto, strato gonidico imposito; hymenio angusto, 53—55 u alto, decolore, versus apicem olivaceo-fuscescente, J coeruleo; epithecio egranuloso; paraphysibus increbris, simplicibus, eseptatis, apice clavatis; ascis clavatis vel oblongo-clavatis, apice obtusis, 8-sporis, hymenio subaequilongis; sporis in ascis subbiserialibus, hyalinis, simpli- cibus, globosis vel ellipsoideo-globosis, 6—8 u longis et 6 w latis, membrana tenuissima einctis. Conceptacula pyenoconidiorum subsessilia, nigra; perithecio dimi- diato, olivaceo-nigrescente, non celluloso; fuleris exobasidiis, ramosis, ramis hinc inde subfasciculatis, erectis; basidiis lageniformi-subu- latis, pycnoconidüs bifusiformibus rectis, 7—8 w longis et vix 1 w latis. Ad ramos Pini Lambertianae prope Mariposa in montibus Sierra Nevada [|Hasse no. 745]. Das Lager der kalifornischen Stücke ist etwas grünlicher, als die Originale Müllers. Die Hasseschen stellen offenbar eine Schattenform dar. Notwendigkeit des Lichtes und befördernde Wirkung desselben bei der Samenkeimung. Von Prof. E. Heinricher, Innsbruck. Den wenigen bekannten Fällen, in denen das Licht bei der Samenkeimung von ausgesprochenem Einfluss ist,: habe ich in einer vorläufigen Mitteilung!) einen der prägnantesten beigefüst, der Veronica peregrina L. betrifft. Schon im Jahre 1899 hatte ich ein breiteres. Manuskript fertiggestellt, das die mit dieser Pflanze angestellten Versuche behandeln sollte, als mich ein in gewisser Be- ziehung abweichendes Ergebnis zu neuen, weiteren und langwierigen Versuchsreihen bewog. Diese ergeben, wie ich hoffe, manche wesentliche Aufklärung, worüber die noch im Laufe dieses Jahres vermutlich erscheinende Abhandlung nachzusehen sein wird.?2) An- dererseits war ich bestrebt, nachzuweisen, dass ein solcher Einfluss des Lichtes eine verbreitetere Erscheinung ist. Den Zusammenhang mit den biologischen Verhältnissen dürfte seinerzeit eine Arbeit eines meiner Schüler einigermassen aufklären, den ich anregte, die Arten der Gattung Veronica von diesem Gesichts- punkte aus zu untersuchen. Der Gedanke, den ich hegte, dass bei besonders lichtbedürftigen Pflanzen auch die Samenkeimung in grösserem oder geringerem Masse vom Lichte gefördert sein könnte, dürfte zum Teil seine Be- rechtigung haben. Als solche Pflanzen erschienen mir vor allem die Epiphyten und die Succulenten. Das Material, das ich von solchen bisher prüfte, ist allerdings nicht gross; es fällt auch einigermassen schwer, sich hier solches in grösserer Menge zu verschaffen. Die vor- läufig erzielten Resultate sind jedoch nicht ohne Interesse, und viel- leicht gelingt es mir, bei einem geplanten Besuche Buitenzorgs, den Gegenstand in breiterer Weise zu verfolgen. Ich bespreche die Versuche nach den Familien gruppiert. I. Bromeliaceae. Zum ersten Versuche wurde die Pitcairnia maidifoha, Decsn., deren Samen durch ihr geringes Gewicht ausgezeichnet sind und !) „Ein Fall beschleunisender Wirkung des Lichtes auf die Samen- En (Ber. d. D. Bot. Ges. Jahrg. 1899. Bd. XVII. p. 308.) 2) Dort wird auch die ganze einschlägige Litteratur aufgeführt werden, wovon ich in dieser kleineren Mitteilung absehe. Heinricher, Notwendigkeit des Lichtes u. befördernde Wirkung etc. 165 infolgedessen von jedem Luftzug leicht emporgewirbelt werden, ver- wendet. Eine Bedingung zum Epiphytismus ist dadurch gegeben. Die Samen besitzen einen Luftsack, der in zwei spitze Anhängsel ausläuft und gleichen ganz den Nepenthes-Samen, von denen Göbel in seinen pflanzenbiologischen Schilderungen Bd. H., p. 98, eine Ab- bildung gegeben hat. Den Samen fehlt aber ein guter Haftapparat, wie er denjenigen der 7’rllandsıeen, mit dem sogenannten „falschen Pappus“ eigen ist'), weshalb die Pifcasrnia-Arten auch seltener als Epiphyten, zumeist aber als Erd- und Felsbewohner angetroffen werden. Die Gattung ist deshalb auch in dem Schimper’schen?) Verzeichnis der Epiphyten nicht enthalten; er nennt sie sogar eine ob ihrer Organisationsverhältnisse aus der Genossenschaft der Epi- phyten ausgeschlossene Gattung), führt dagegen die Arten derselben als charakteristische Felsbewohner ?) auf. Ahnlich klingt die allgemeine Bemerkung, die Mez) der Gattung in dieser Hinsicht beifügt. Er sagt: ‚Species terrestres vel saxicolae, rarissime nec constanter epiphytae.‘ Die Versuchsdaten über Pitcairnia maidifoha sind folgende: Anbau der Samen (reichlich) auf sterilisiertem Flusssand in 2 Töpfen, am 28. H. 1902. Beide Töpfe kommen in ein Zimmer- gewächshaus, der eine wird mit einem mit schwarzem Papier über- zogenen weiten Präparaten-Cylinder bedeckt. Temperatur: Wohn- zimmertemperatur mit fortschreitender Jahreszeit sich erhöhend. In der belichteten Kultur sind am 21. TV. schon zahlreiche Keimlinge vorhanden. Am 15. IV. waren noch keine bemerkbar, die Keimung muss sich zwischen 16.—21. IV. vollzogen haben. In der Dunkelkultur kein Keimling. In dieser trat überhaupt kein Keimling auf, solange sie verdunkelt blieb, nämlich vom 28. IH. bis 21. V. An diesem Tage wird die Verdunkelung aufgehoben. Am 7. VI. tritt plötzlich massenhaft Keimung ein. Es lässt sich demnach sagen: 1. Die Samen von Pitcairnia maidifolia keimen ohne Licht überhaupt nicht. (Bekanntlich ist ein solches Verhalten bisher nur für die Samen von Vescum album festgestellt.) 2. Wahrscheinlich verhalten sich die Samen vieler Bromeliaceen (namentlich der epiphytischen Trllandsieen) gleich. 3. Die Samen bedürfen, um zu keimen, auch wenn die übrigen Bedingungen zur Keimung: Feuchtiekeit und Temperatur, schon früher gegeben waren — doch noch einer durch längere Zeit stattfindenden Belichtung. Nachdem die Samen der im Lichte stehenden Kultur „ekeimt hatten, blieben, wie aus den oben kurz gegebenen Kulturdaten her- vorgeht, die der Dunkel-Kultur einen vollen Monat unter gleichen 1) Auch die Samen einer solchen (der Name, unter welchem ich sie er- hielt, war sicher falsch) wurden in den Versuch einbezogen, erwiesen sich aber leider als nicht keimfähig. Abbildungen solcher Samen finden sich bei Hildebrand, in Bot Zte. 1872, Taf. IV, Fig. 20 u. 21; Natürliche Pflanzen- familien, II. 4, d 38 etc. J „Die epiphytische Vegetation Amerikas.“ Jena (Gustav Fischer) 1888, Dre m.182, - #1. c. p. 103. ‚Unter den charakteristischen Felsbewohnern Westindiens und Brasiliens seien u. a. Pitcairnia angustifolia und andere Arten derselben Gattung erwähnt.“ 5) Monographiae Phanerogamarum. Vol, IX, Parisiis 1896. p. 346, Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. 12; 166 Heinricher, Notwendigkeit des Lichtes u. befördernde Wirkung etc. Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen — nur dem Lichtmangel ausgesetzt, ohne Lebensäusserung. Aber selbst nach Aufhebung der Verdunkelung trat die Keimune erst spät, nach 17tägiger Belichtung ein. Auch bei der Keimung der ursprünglich schon ans Licht ge- stellten Kultur verflossen von der Zeit des Anbaues bis zur Keimung ungefähr anderthalb Monate. Dieses in dem Falle noch grössere Intervall ist aber einerseits wohl darauf zurückzuführen, dass hier erst die Samenquellung sich abspielen musste, die bei der nach lan- ger Verdunkelung exponierten Kultur schon vorhanden war, anderer- seits ist auch die zu Anfang der Versuche (März, April) geringere Zimmertemperatur ohne Zweifel mit zu berücksichtigen. Zu einer zweiten Versuchsreihe wurden die Samen zweier Dyekia-Arten D. rariflora Schult und D. sulphurea C. Koch, ge- wählt. Zu bemerken ist hierbei, dass die Samen der ersteren Art ziemlich schwer sind und keine Verbreitungseinrichtungen erkennen lassen, die für den Epiphytismus sprechen;!) auch die Samen von Dyckia sulphurea, obzwar leicht und mit breitem Flügelrand ver- sehen, sind gegenüber jener von Pitcairnia maidifoha und gegen- über den mit „falschem Pappus“ ausgestatteten Samen der Trlland- sieae noch verhältnismässig schwer zu nennen. Es war von vornherein anzunehmen, dass die Samen der ersten Art keiner epi- phytischen Pflanze angehören, die der letzteren aber einer solchen, die rücksichtlich der Samen noch zum mindesten einen geringeren Grad der Anpassung an den Epiphytismus verrät. Diese Auf- fassung scheint in den vorhandenen Standortsangaben ihre Bestäti- gung zu finden. In der Bearbeitung der Bromeliacee von (Ü. Mez?) findet sich für Dyckia rariflora angegeben: inter Ouro-Preto Soro- rocabamque in pascuis altis, für Dyckia sulphurea: in saxis ad flumen Itajahy prope Encano. Darnach währen beide Arten nicht epiphy- tisch,?) Dyckia sulphurea aber wohl in der Regel grösserem Licht- senuss ausgesetzt als D. rarıflora. Dyckia rarıjlora | Dyckia sulphurea Tag der K . Keimung Licht Dunkel Licht Dunkel | a en 0 r 2a 1, WW, 4. 1l 0) | 0 e s 1a v : 2 6 0 in Have | 12 0 E 5 S Y Kulturen scartiert. 1 N EEE 24, NV. 16 7 E 28. N. 16 : SE 25 NIE 16 MW E E 4. V1. 16 1: 33 1) Die richtige Bestimmung der Art ist allerdings zweifelhaft, weil ich in den Natürl. Pflanzenfamilien. II. 4. p.38, die Abbildung eines Samens von Dyckia rariflora finde, welche einen breiten Flügelanhang, entsprechend jenen der Dyekia sulphurea, zeigt; die Samen einer Dyckia sind es aber jedenfalls. 2) Monographiae Phanerogamarum. Vol. IX. Parisiis 18%. 3) Dem entspricht auch eine Angabe bei Schimper;l. c. p. 82 heisst Heinricher, Notwendigkeit des Lichtes u. befördernde Wirkung etc. 167 Die Versuchsergebnisse giebt die Tabelle auf p. 3 wieder: Tag der Aussaat: 2. V. 1902: in 4 mit sterilisiertem Flusssand beschickte Töpfehen werden je 40 Samen angebaut. Beide Dyckien vermögen demnach im Dunkeln zu keimen, doch während bei Dyckiarariflora die Verzöge- rung der Keimung bei Dunkelkultur nur gering ist, nur 2 Tage beträgt, ist sie bei Dyckia sulphurea viel aus- sesprochener und beträgt 13 Tage. Während in der Licht- kultur von Dyckia sulphurea schon nahezu alle Samen, die überhaupt zur Keimung schritten (15 von 16), am 21. V. gekeimt hatten, hebt der Beginn der Keimung in der Dunkelkultur erst nachher, den 23. V., an. Die Art also, die nach ihrem Samenbau eher geeignet erscheint, eventuell zum Epiphytismus überzugehen, zeigt sich in ihrer Keimung wieder vom Lichte in be- trächtlichem Masse beeinflusst. In einer dritten Versuchsreihe wurden die Samen zweier BDro- meliaceen verwendet, die jedes Flugapparates entbehren, ziemlich schwer sind und im beerenartigen Früchten sich entwickeln. Es sind dies Aechmea coerulesceens Bak. (Pironneava Luddemanniana C. Koch) und Acanthostachys strobilacea Kl. (Hohenbergia strobilacea R. et S.).. Ob es Epiphyten sind, kann ich nicht entscheiden; für erstere Pflanze dürfte dies eher zutreffen. Mez sagt, l. c.p. 178, über die Gattung „saepissime epiphytae, rarius terram colunt“. Schimper hingegen führt an, dass die Gattung viele exclusive Bodenbewohner zählt, während andere ebenso häufig auf Bäumen wie auf Felsen wachsen. Acanthostachys strobilacea, deren Samen in unserem Gewächshaus reiften, hat histologisch ausgeprägten Xerophyten-Charakter. Der etwas schleimige und fadenziehende Beereninhalt erscheint mir aber kaum geeignet, die recht grossen und schweren Samen epiphytisch zu befestigen. Nachstehend die Versuchstabelle: Angebaut wurden von Aechmea coerulescens je 70 Samen in 2 Töpfe am 14. VI. von Acanthostachys strobilacea 25 (Lichtkultur) und 21 (Dunkelkultur) Samen am 19. VI. Tag der Aechmea coerulescens [Acanthostachysstrobilacea m Keimung Licht Dunkel Licht | Dunkel SANT. | b) | 9 3 Sy T. 3 19 S DI N. 2 3 20 Br 3. VL. 3 20 =BS 4. VH. 1 2 3 20 u | 6. VM. 3 4 3 | 20 ET vH. 4 6 3* 20 a8 NV. 8 I 3 Kultur = 3 vll. 3 | aufgelassen. N es: „während die schon deshalb (wegen des Mangels besonderer Anpassungen zum Aufsammeln des Wassers) aus der Genossenschaft der Epiphyten aus- geschlossenen Gattungen wohl meist in Felsspalten wachsen, wie Dyeckia, Pitcairnia u. s. w.“ elrersp: 102. *) Die Samen der Lichtkultur wurden nunmehr dunkel gestellt. **) Kulturen scartiert. 12 168 Heinricher, Notwendigkeit des Lichtes u. befördernde Wirkung etc. ä Man sieht aus der voranstehenden Tabelle, dass bei diesen Bromeliaceen das Licht keinen beschleunigenden Einfluss auf die Keimung übt, sondern eher die Dunkel- heit. Für Acanthostachys strobilacea tritt dies sogar recht auffällig hervor. Von 21 Samen hatten vom Keimungsbeginn (30. VI.) bis 2. VH. 20 Samen gekeimt, während am Lichte am 7. VI. nur 3 von 25 Samen Keimlinge ergaben. Ich konnte vermuten, dass in der Dunkelkultur noch günstigere Feuchtigkeitsverhältnisse geherrscht haben — und brachte die Lichtkultur nun ins Dunkle unter den gleichen Recipienten, unter welchen sich die Parallelkultur befunden hatte. Auch hier erhob sich die Zahl der Keimlinge bis 3. VII. nicht; es macht direkt den Eindruck, als ob das Licht hier schädi- send einwirken und die Keimfähigkeit zerstören würde. Die Er- scheinung ist eine so auffallende, dass sich ihre weitere Prüfung empfehlen dürfte. Bezüglich Aechmea coerulescens, von der es wahrscheinlicher ist, dass sie eine epiphytische oder felsenbewohnende Pflanze ist, sei noch darauf hingewiesen, dass wir aus den Schimper’schen Epi- phyten-Studien wissen, dass auch unter den Epiphyten das Licht- bedürfnis ein sehr verschiedenes ist, dass es einige schattenliebende Arten giebt, die die Stämme und unteren Aste besiedeln ‚grüne Bromeliaceen“ (Arten von Vriesca, Nidularıum), während die „grauen Bromeliaceen‘‘ der Savannen nur in den Kronen des Tropen-Urwaldes zu finden sind.') Nach diesen Modalitäten dürfte auch der Einfluss des Lichtes bei der Keimung ein verschiedener sein. Asclepiadeen und Cacteen. Auch die Succulenten sind vorwiegend Pflanzen, die stark inso- lierte Standorte einnehmen und auch diesen ihr xerophytisches Ge- präge verdanken. Ich verschaffte mir von Haage und Schmidt einige Samen von Cacteen und einer Stapela. Wenn auch mit ge- ringen Samenmengen gearbeitet wurde, so dürften die Ergebnisse doch ziemlich klar erscheinen. Die Versuchs-Samen gehörten folgen- den Arten an: Stapelia variegata Linn., Echinocactus Grossei?), Echinopsis Rohlanditi hort. (nach Schumann Il. c. = E. tubiflora X E. ozygone). Die von anderer Seite bezogenen Samen von Opuntia Camanchica Eng. et Bigel haben bisher leider nicht ge- keimt. Nachstehend sind die Ergebnisse tabellarisch zusammengestellt. Aussaat der Samen in mit sterilisiertem Flusssand gefüllte Töpfchen, am 28. Mai 1902. Die Zahl der verwendeten Samen ist in den Rubriken „Licht, Dunkel‘ links beigefügt. (Tabelle umstehend.) Man sieht: Stapelia varıegata zeigt sich vom Licht oder Dunkel bei der Keimung unabhängig; hingegen erfährt die Keimung der geprüften Cacteen durch das Licht eine bemerkens- werte Beschleunigung, die bei Echinocactus 5 Tage, bei Echinopsis 7 Tage betrug. Diese Thatsache dürfte ziemlich sicher sein, wenn auch bei Kchinocactus die Keimfähiekeit der Samen im allgemeinen eine schlechte war. Prägnanter tritt sie allerdings 1) Schimper, 1. c. p. % u. 91, 2) Die Art ist bei Schumann ‚„Gesamtbeschreibung der Cakteen“. Neu- damm 1899, nicht vertreten, ebensowenig im Index Kewensis. Heinricher, Notwendigkeit des Lichtes u. betördernde Wirkung ete. 169 bei Echinopsis — die ein gutes Keimprozent lieferte, hervor. Am 11. VI. steht den 11 Keimlingen der Lichtkultur erst 1 Keimling Tas der j 2 Eehinocactus Echinopsis rung ae veraznle Grossei Rohlandii = on, t Temp. za Ger Ticht | Dunkel | Licht | Dunkel | Licht | Dunkel Keimling.| 14 | 14 5 E3 25 13 2. v1. Ban vurg | | 21,4 SEN: 8 10 | | 21,2 4. VI. a AR FI EN 1 N) 22,0 5. VI. IKONa 12 ee) EN SERPZU 20 22,0 5 N Kulturen scartiert. i | d 1 | H >13 SSVT. 4 0 De eh) 20,0 9. v1. 5 2 N ANEENN) 19,3 10. VI h) 3 ul | 0 19,0 1.VI 5 3 11 1 18,8 13. VI. BAR A 13 5 18,4 VI. 5 4 13 6 17,4 21. I. 5 4 13 6 17,0 24, VI. 6 4 16 6 17,6 6. VII 6 4*) 19 $*) 21,8 8. VII. 6 4 19 8 23,2 14. VH. 6 5 20 11 20,2 17. VH 6 5 2) 14 26. VO 6 5 22 15 3. VII 6 5 23 18 in der Dunkelkultur gegenüber. In der Dunkelkultur steigt die Zahl der Keimlinge langsam; am 6. VII. erreicht ihre Zahl erst 8 in der Dunkelkultur, während die Lichtkultur 19 zählt. Es ist sehr wahr- scheinlich, dass auch das Keimprozent in der Dunkelkultur kleiner ausfiele, so wie das für Veronica peregrina unter bestimmten Be- dingungen von mir festgestellt wurde. Darüber wird meine später folgende Abhandlung über obige Veronica Aufklärung bringen. Eben solchen Erfahrungen mit dieser Pflanze folgend, wurden am 6. VH. die beiden Dunkelkulturen von Echinocactus und Echinopsis ans Licht gebracht. Die berührten Erfahrungen gehen dahin, dass Samen, die im Dunkeln nicht mehr keimen würden, durch Lichtexposition doch noch ziemlich rasch zum Keimen gebracht werden. Wenn nun auch wahrscheinlich ist, dass auch im Dunkeln noch einzelne Samen von Echinopsis nach dem 6. VU. gekeimt hätten, so wäre dies sicher nicht so reichlich geschehen, wie es bei der nachträglichen Licht-Exposition der Fall war. Wir sehen am 3. VII. in der ursprünglichen Lichtkultur 23 Keimlinge vorhanden, in der ursprünglichen Dunkelkultur, die seit 6. VII. aber auch an das Licht gebracht war, 18. Es tritt also nach und nach ein ziemlicher Ausgleich im Keimprozent in beiden Kultnren ein, der sehr möglicherweise, bei weiterer Beobachtung der Kulturen, noch vollständiger geworden wäre"). ı *) An diesem Tage wurden die früheren Dunkelkulturen ans Licht ge- bracht. !) In der That waren am 9. VIII. in der ursprünglichen Dunkelkultur schon 21 Keimlinge vorhanden, 170 Heinrichler, Notwendigkeit des Lichtes u. befördernde Wirkung etc. Die Licht-Exposition der erstlich dunkel gehalteneh Kultur von Echinocactus hat nur eine nachträgliche Keimung ergeben. Die Zahl der Keimlinge in den beiden Kulturen beträgt am 3. VIII. 6 be- ziehungsweise 5. Die Keimprozente differieren auch hier nicht be- trächtlich — übereinstimmend sprechen diese Zahlen auch dafür, dass das verwendete Saatgut minderwertig war. Bei den durch Lichteinfluss in der Keimung eine auffällige Be- schleunigung erfahrenden Samen der Cacteen ist noch auf ein Mo- ment die Aufmerksamkeit zu lenken. Es ist von anderer Seite her- vorgehoben worden, dass ein solcher Einfluss besonders bei kleinen Samen bemerkbar wird, die arm an Reservestoffen sind.!) In den meisten bisher bekannten Fällen trifft dies zu. Allgemeine Giltig- keit dürfte diesem Satze aber kaum zukommen. Eine Ausnahme liest schon bei der Mistel vor. Und auch die zierlichen, mit Deckel versehenen Samen von Echinocactus und Echinopsis sind gar nicht so klein, sie erreichen z. B. gut die Grösse von Mohnsamen und der meisten Cruciferen. Andererseits giebt es sehr kleine und leichte Samen, die bei der Keimung vom Lichte vollständig unabhängige sind. So z. B. diejenigen der Weiden. Am 7. VI. gesammelte Samen von Sahkz purpurea wurden am 9. VI. in 2 mit sterilisiertem Flusssand gefüllte Töpfchen ausgesäet. Der eine Topf verblieb am Lichte, der zweite wurde in volle Dunkelheit gebracht. Schon am 10. VI. fanden sich in beiden Töpfen massenhaft Keimlinge. ?) Aizoaceae und Portulacaceae. Auch die Mesembrianthemum-Arten und Portulaca oleracea L. konnten als lichtliebende, stark insolierte Standorte bewohnende Pflan- zen angesehen werden. Es wurden daher mit 3 Arten ersterer Gattung und mit Por- tulaca oleracea entsprechende parallele Keimversuche im Licht und im Dunkeln ausgeführt. Die Aussaat erfolgte auf sterilisiertem Flusssand am 14. VI. 1902; jeder Topf wurde mit 50 Samen be- schickt. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Erfolge der Kultur. M. M. pinnatifidum [pomeridianum Tag der Portulaca |M. obliguum ep, e o To ee a re. I | | TS a | | 16,2 Tv 31 eg 100) 89 ) 3 19165 230, ya, 15] a4 are nl 1 aa ee Sana 17 18 7 6 Dale makehl. Re IS 17,0 >». vı.| 19) 09| m 2 ee Ne 23. VL 2 | 9 2 3 Se ae 24. VL | 16 | 2 2 | 9 Se 5. VL. | | 29 | 3919| 19 | 15 1) Cieslar, „Unters. über den Einfluss des Lichtes auf die Keimung Es nn. (Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur - Physik. Bd. V1. 1893. p. 29. 2) Erwähnenswert scheint mir die Tatsache, dass die Keimblätter von Salix im Dunkeln vollständig grün werden und auch lange grün bleiben. Bis 20. Vl., so lange die Kulturen beobachtet wurden, war dies der Fall. *) Kulturen aufgelassen, Heinricher, Notwendigkeit des Lichtes u. befördernde Wirkung ete. 171 Man sieht, dass bei den untersuchten Mesembrianthemum-Arten und Portulaca oleraceae eine begünstigende Wirkung des Licht nicht vorliest. Lässt man M. pinnatiiidum wegen des überhaupt ganz schlechten Keimerfolges ausser Betracht, und beschränkt man sich auf die beiden andern Arten der Gattung und Portulaca oleracea, so ist klar, dass eher eine begünstigende Wirkung der Dunkelheit als des Lichtes resultiert. Diese Beschleunigung der Keimung im Dunkeln dürfte aber in Wirklichkeit auf etwas grössere Feuchtig- keit zurückzuführen sein; die Dunkelkultur hatte einen niedereren Recipienten übergestülpt als die Lichtkultur, und dieser schloss auch unten fester ab, so dass der Feuchtigkeitsgehalt m dem Falle ofien- bar etwas bedeutender war als in der Lichtkultur. Droseraceae. Da ich keimfähiges Saatgut von Drosera capensis L. besass, (welche Pflanze ich soeben anderer Zwecke halber studiert habe), und weil die Drosera-Arten entschieden auch sehr lichtliebende Pflanzen sind und überdies auch die Kleinheit und das geringe Gewicht der Samen, welches Büsgen!) für das einzelne Korn von Drosera rotundi- Folia mit ?/;o, mgr berechnete, zu einem Versuche einlud, wurde auch diese Pflanze in die Untersuchung einbezogen. Am 14. VI. wurden 2 mit sterilisiertem Flusssand gefüllte Töpfehen mit zahlreichen Samen der Drosera capensis beschickt, der eine an das Licht, der andere in die photographische Dunkel- kammer und hier noch unter einen Dunkel-Recipienten gebracht. In der Lichtkultur zählte ich am 1. VH. die ersten 10 Keimlinge, in der Dunkelkultur war keiner zu finden. Am 6. VII. waren in der Lichtkultur 49 Keimpflänzchen nachgewiesen, in der Dunkelkultur noch keines. Weiterhin keimten am Lichte noch viele Samen — ihre Zählung wurde unterlassen — in der Dunkelkultur war aber auch am 1. August, — also einen vollen Monat nach Beginn der Keimung in der Lichtkultur — keine Keimung erfolgt. Am 1. VIII. wurde die Dunkelkultur ans Licht gebracht. Der Erfolg dieses Verfahrens ist noch abzuwarten. Doch scheint es schon jetzt sicher, dass sich die Samen von Droser« capensis so verhalten werden, wie diejenigen von Pitcairnia maidıfolia, d.h., dass sie ohne Licht überhaupt nicht zu keimen vermögen.) Die Temperatur schwankte während der Dauer des mit Drosera capensis angestellten Versuches zwischen 16,2 - 24,2 C; im allgemeinen dürfte sie eine günstige ze- nannt werden können. Zusammenfassung der Ergebnisse. 1. Bei vielen lichtliebenden Pflanzen, die stark inso- lierte Standorte bewohnen, scheint das Licht einen sehr bedeutenden Einfluss auf die Keimung auszuüben. Doch lässt sich nicht generell ein solcher Einfluss nachwei- sen, es giebt auch lichtliebende Pflanzen, die im Dun- 1) „Die Bedeutung des Insektenfanges für Drosera rotundifolia.“ (Bot- Zeitung 1883. Nr. 35 u. 36.) 2) Die Kultur stand vom 1. VIIL—20. VIII. am Lichte; Keimung trat keine ein. 172 Heinricher, Notwendigkeit des Lichtes u. befördernde Wirkung etc. N keln ebenso schnell und gut keimen wie am Lichte (Mesembrianthemum-Arten, Portulaca oleracea, Sta- pelia variegata), ja solche, wo die Dunkelheit sogar, wie es scheint, befördernd wirkt (Acanthostachys stro- bilacea Kl.) 2. Dieser Einfluss des Lichtes geht, wie festgestellt wurde, für die Samen von Piicairnia maidifolia und von Drosera capensis So weit, dass sie bei vollem Licht- entzug überhaupt nicht zu keimen vermögen. Bisher war ein Solcher Einfluss des Lichtes nur für die Samen- keimung unserer Mistel bekannt. 3. Es ist anzunehmen, a die gleichen Beziehungen des Lichtes zur Keimung der Samen noch für sehr viele Pflanzen gelten. Solches as sich. für einen grossen Teil der lichtbedürftigen Epiphyten der Savannen ver- muten. Die meisten Tillandsieen aus der Familie der Bromeliaceen dürften sich beider Keimung wie Pitcairnia maidifolia verhalten. 4. Die Samen von Pitcairnia maidifolia bedürfen ferner, um zukeimen, auch dann noch eine längere Ein- wirkung des Lichtes, wenn die übrigen zur Keimung nötigen Bedingungen: so Feuchtigkeit und Temperatur — schon früher vorhanden gewesen sind (Vgl. p. 3). Für Drosera capensis dürfte Ahnliches gelten; doch geht hier, wie der Versuch gelehrt hat, die Keimfähigkeit der Samen verloren, wenn bei sonst günstigen Keimungs- bedingungen, die Verdunkelung zu lange gewährt hat. 8. In anderen Fällen beschleunigt das Licht nur die Keimung in mehr oder minder prägnanter Weise So betrug das Intervall zwischen dem Auftreten der ersten Keimlinge in der Lichtkultur einerseits und der Dunkel- kultur andererseits für die geprüfte Eehinocaetus-Art 5 Tage, für Echinopsis 7 Tage, für Dyckia sulphurea 13 Tage. 6. Angehörige der gleichen Familie, ja der gleichen Gattung verhalten sich — wie ja übrigens vorauszu- setzen war — rücksichtlich der Abhängigkeit der Samen- keimung vom Lichte, sehr verschieden. Illustriert wird diese Thatsache in den vorliegenden Versuchen für die Familie der Bromeliaceen. Pitcairnia maidifolia (und wahrscheinlich ein Grossteil der Tillandsieen) ohne Licht gar nicht keimend, Dyekia rariflora durch die Dunkelheit nur wenig (2 Tage), Dyckia sulphurea stark (13 Tage) in der Keimung verzögert, Aechmea coeru- lescens ohne erkennbaren Unterschied zwischen der Keimung am Lichte oder im Dunkeln, Acanthostachys hingegen mit sehr bemerkenswerter Beschleunigung der Keimung und Erhöhung des Prozentsatzes der Keim- linge im Dunkeln, während dasLicht hier direkt schäd- lichen Einfluss speziell auf die Keimfähigkeit der Samen zu besitzen scheint. Innsbruck, Botanisches Institut, den 3. August 1902. Über die Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter (Mittelblätter) und der Keimblätter. Von Prof. Dr. A. Hansgirg in Prag. ÄrN Wie die völlig entwickelten Laubblätter, deren verschiedene Schutz- vorrichtungen im ersten Teile meiner Phyllobiologie') ausführlicher besprochen wurden, so sind auch die jungen, aus oberirdischen oder aus unterirdischen Knospen hervorgehenden Blätter (Mittelblätter) und die ersten Blätter der Keimpflanzen, insbesondere die über die Erdoberfläche emporgehobenen Keimblätter (Kotyledonen) durch be- sondere Schutzeinrichtungen gegen schädliche äussere Einflüsse auf mannigfaltige Art geschützt. (Mehr über die Schutzmittel und die Biologie der Keimblätter und junger Mittelblätter siehe in diesbezüg- lichen Arbeiten von Areschoug, Clos, Ch. Darwin, Engler, Göbel, Haberlandt, Holm, Jöhnsson, Irmisch, Kerner, Krabbe, Lubbock, Nobbe, Raciborski, Reiche, Schlickum, Vanderberghe, Vries, Winkler, Wydler u. a.) Obwohl die ersten über der Erdoberfläche ergrünten Blätter der Siphonogamen (resp. die eins, zwei oder mehrere Kotyledonen der Monoecotylen, Dicotylen und Gymnospermen) inbetreff der Transpira- tion und Assimilation mit den vollkommen ausgewachsenen Laub- blättern mehr oder weniger übereinstimmen, mitunter auch mit diesen gleich funktionieren, nicht selten auch noch zu anderen Funktionen dienen, so zeigen sie doch immer, was ihre Schutz- vorrichtüngen, Form und Gestalt betrifft, bei weitem weniger Mamnigfaltiskeit, als die völlig entwickelten Laubblätter und er- reichen nicht einmal den Formreichtum etc. der jungen Mittel- blätter. Mit Hinweis auf die über die Form und die Schutzmittel der Kotyledonen abhandelnden Arbeiten, bemerke ich hier bloss, dass an den Keimblättern und jungen Laubblättern viele von den im ersten Teile meiner Phyllobiologie beschriebenen Schutzvorrichtungen, insb. die Regulatoren der Verdunstung, verschiedene Trichombildungen (Deck-, Rauh-, Drüsen-Brennhaare, Borsten, Stacheln etc.), Nuta- tionen (insb. die — auffallenden nyctitropischen Bewegungen, durch welche die Keimblätter sich selbst und die zwischen ihnen geborgenen Sprossblätter vor Wärmeverlust durch nächtliche Ausstrahlung etc. 1) Phyllobiologie nebst Übersicht von 61 Siphonogamen-Familien. Leip- zig 1903. 174 Hansgirg, Schutzeinriehtungen der jungen Laubblätter etc. i schützen) u. s. w. meist einfacher und nie so hochgradig kombiniert ausgebildet sind, wie an den völlig ausgewachsenen Laubblättern. Trotzdem die Keimblätter wie auch die jungen Laubblätter inbetreff der verschiedenen Schutzmittel, resp. Anpassungen an klimatische und edaptische Verhältnisse sowie durch ihre anato- mische Struktur etc. auf einer verhältnismässig viel tieferen Ent- wickelunesstufe stehen, als die vollständig entwickelten Laubblätter, so ist doch für den Schutz der Kotyledonen und der jungen Mittel- blätter stets genügende Vorsorge getroffen, und man kann nicht selten auch schon an ganz primitiven Blättern nach ihrer mehr hygro-, xero-, sclero- oder chylophilen Struktur auf die Natur des Standortes und nach dem mehr oder weniger zarten und krautigen, saftigen oder trockenen, derben, fleischigen, häutigen Ausbau dieser Blätter lässt sich öfters auch auf die mehr oder weniger entwickelte hygro-, xero- oder halophytische u. a. Natur der Keimpflanze schliessen. Da jedoch die Aufgaben und Arbeiten der Keimblätter (auch der blattähnlichen Kotyledonen) im ganzen viel einfacher sind, als bei den vollkommen ausgewachsenen Mittelblättern, so finden sich auch an den ersteren bloss die wenig komplizierten und einfachen Schutzmittel gegen übermässige Verdunstung, intensive Insolation, Hitze, Kälte, Anprall des Windes, Regens, Tierfrass u. s. w. vor, und es fehlen selbkstverständlich die vollkommensten und kompliziertesten zoophilen, zoophoben und die Trocken -Schutzvorrichtungen etc., welche die völlig angewachsenen Laubblätter vieler Siphonogamen charakterisieren. Doch lassen sich schon an den Keimblättern einiger Pflanzen wie an den jungen Mittelblättern nicht selten die Urformen der meisten im zweiten Teile meines vorher genannten Werkes auf- sezählten phyllobiologischen Typen nachweisen, welche jedoch, wie l. c. erwähnt wurde, bezüglich ihrer Kombinationen und Progressionen eine Stufenfolge zeigen, die der phylogenetischen Entwickelung ent- spricht. Wenn schon die Progression in der Entwickelung etc. der Kotyledonen nie so hohe Stufen erreichte, wie die Entwickelung der Schutzvorrichtungen etc, der jungen und der vollkommen aus- gewachsenen Laubblätter, so kommen doch an den Keimblättern der ein-, zwei- oder mehrkeimblätterigen Pflanzen (mit Ausschluss der parasitären Formen, welche gar keine Keimblätter entwickeln) die Anfangsstufen dieser Entwickelung vor, resp. es bilden die durch ihre laubähnlichen, breiten, saftigen etc. oder linealischen, schmalen, trockenhäutigen u. ä., succulenten, am Rande eingerollten, + stark gerunzelten, gefalteten, herabegekrümmten oder eine vertikal auf- rechte Stellung (Kanten- und Profilstellung) einnehmenden, zu- sammengeklappten Kotyledonen, welche oft durch manniefaltige Trichombildungen, wachs-, firniss- oder mehlartige u. a. Überzüge, durchsichtige Punktierung, verschiedene Sekretionsorgane und Exkret- behälter, Anthokyanbildung etc. charakterisiert sind, an den Pfianzen- keimlingen der Siphonogamen gewissermassen die Vorstufen der einzelnen, im zweiten Teile meiner Phyllobiologie beschriebenen biologischen Typen der völlig entwickelten Laubblätter. Am wenigsten sind an den Keimblättern und an jungen Laub- blättern die verschiedenen Wind-, Regen-. zoophilen und zoophoben Hansgirg, Schutzvorrichtungen der jungen Laubblätter et. 175 Blattcharaktere entwickelt (bez. sie fehlen vollständig) und selbst- verständlich kommt es an diesen Blättern, so lange sie jung sind, auch nie zu einer starken Cuticularisierung der Oberhäute, wie z. B. an vollkommen ausgewachsenen Lederblättern. Dafür treten aber bei diesen Blättern (insb. an jungen Mittel- blättern) öfters die sogenannte Vorläuferspitze, die häutigen Ver- breitungen und knorpeligen Verdickungen des Randes, sowie die langen, wimperartigen Trichome, Seidenhaare etc. auf, welche die am meisten des Schutzes bedürfenden Blattteile, wie das vergehende wollige u. a. Jugendkleid dieser grünes Gewebe enthaltenden Blätter, vor schädlichen äusseren Einflüssen etc. bewahren. Vor allem sind jedoch diese Blätter, wie alle jungen auf- sprossenden Pflanzenteile durch ihre grössere Lebenszähigkeit, Rege- nerationskraft und ihr stärker ausgebildetes Anpassungsvermögen an die klimatischen und edaptischen Verhältnisse ausgezeichnet, durch welche sie nicht selten auch wiederholte starke Tremperatur- veränderungen, Verletzungen, längere Zeit andauernde Veränderungen in der Befeuchtung, Beleuchtung etc. leichter (ohne zu Grunde zu sehen) vertragen, als die älteren, völlig ausgewachsenen Blätter. Was die biologischen Typen der Keimblätter betrifft, so be- merke ich hier bloss, dass über die verschiedenen Formen des Schutzes dieser meist flachen oder plankonvexen, seltener mannig- faltig gefalteten (Compositen, Oruciferen, Lythraceen, Dipterocarpa- ceen U. a.), zerknitterten (Aceraceen), am Rande mehr oder weniger stark nach innen oder nach aussen eingerollten, umgeschlagenen oder sewellten, nicht selten + stark verdickten und fleischisen (Zygo- phyllaceen, Burseraceen u. a.) oder reduzierten, rudimentären bis sanz fehlenden (Parasiten, viele Epiphyten) Blätter mehr in den diesbezüglichen Arbeiten von Göbel (Pflanzenbiologische Schilde- rungen. 1889 u. a.), Haberlandt (Die Schutzeinrichtungen in der Entwickelung der Keimpflanzen. 1877), Kerner (Pflanzenleben. 1. 1896), Lubbock (A contribution to knowledge of the seedlings. 1892), Winkler (Beobachtungen an Keimpflanzen etc. 1878—82) u. a. nachzulesen ist. Wie die jungen aus den ober- oder unterirdischen Knospen hervortretenden Laubblätter (Mittelblätter) sich bei zahlreichen im nachfolgenden beispielsweise angeführten Arten der Siphonogamen und der foliosen Asiphonogamen durch besondere aktive Krümmungen vor äusserer Gefahr schützen, so erfolgt auch an den Keimblättern dieser Pflanzen dieselbe Art von Schutzbewegungen, welche ich ihrer eigenen biologischen Bedeutung entsprechend als embryotropische Krümmungen bezeichnet habe (vergl. des Verf.’s Abhandlung in der Osterr. Botan. Zeitschrift. Wien 1902. Juliheft). Wo diese merkwürdigen Bewegungen der Keimblätter weniger nötig oder ganz überflüssig geworden, so z. B. an zahlreichen Pflanzen mit hypogäischen oder mit im Samen stecken bleibenden Kotyle- donen, da treten sie nur schwach auf oder sie fehlen gänzlich, was wohl damit zu erklären ist, dass die auf latenten, erblichen An- lagen beruhenden embryotropischen Krümmungen der oft stark varlierenden Arten den veränderten Lebensverhältnissen gemäss all- mählich modifiziert wurden (bez. ganz aufhörten). 176 Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter ete. Bezüglich der embryotropischen Krümmungen des Keimblatt- stammes (Hypokotyls),. dessen Länge, wie bekannt, stefs mit der Länge des Keimblätterstieles in Korrelation steht, sodass an Keim- pflanzen mit verlängertem Hypokotyl die Kotyledonen kurzgestielt oder sitzend sind und umgekehrt — was hauptsächlich von den Wirkungen der Gravitation, Beleuchtung ete. auf die Keimpflanze (resp. ihr Hypokotyl und dessen Seitenorgane) abhängt — möge hier bloss bemerkt werden, dass sie erst dann erfolgen, wenn die Keimlinge nach erfolgter Befestigung durch die Wurzel mit ihrem Hopokotyl aus dem Samen hervorwachsen und mit dem hypokotylen Teile die Erde durchbrechen, indem das Hypokotyl bald in einem Bogen nach abwärts wächst (Liliaceen, Commelinaceen u. a.), bald senkrecht in die Erde hinabdringt (Palmen, Cycadeen u. a.) oder sich nach aufwärts krümmt (wie bei vielen Sumpf- und Wasser- pflanzen, Uyperaceen u. a.). Diese embryotropischen Krümmungen des Keimblattstammes sind wie die embryotropischen Bewegungen der Kotyledonen, der Plumula ete. als eine Fortsetzung der schon im Samen, solange dieser noch in der Mutterpflanze sich befindet, zustande kommenden, im schlafenden Keimling ruhenden, aktiven Bewegungen anzusehen, welche Krümmungen, da sie vollständig unabhängig vom Lichte, Schwerkraft etc. .erfolgen, zu den spontanen (autonomen) erblichen Nutationen der Pflanzen gehören. So sind z. B. bei vielen Malpighiaceen (Byrsonima, Dinaman- dra, Pterandra u. a.), Punicaceen etc. die Kotyledonen schon im Samen uhrfederartie zusammengerollt. Bei einigen Umbelliferen (Smyrnium), Caryophyllaceen (Agrostemma), Bixaceen (Maximilhianea), Köberliniaceen (Köberlinia), Compositen (Helichrysum) etc. sind die Keimblätter schon innerhalb der Samenschale mehr weniger oder stark eingerollt, hufeisenförmig gekrümmt oder bogenförmig herab- gekrümmt. Erst bei der Keimung der dikotylen Samen, wenn das Hypo- kotyl sich verlängert oder der stielartige Teil der Keimblätter sich streckt, beschreibt dieser Teil oft eine knie-, bogen- oder s-förmige Krümmung, mittelst welcher die Keimblätter sich durch die Erde nach oben Bahn brechen. Später, wenn die Keimpflanze sich oberirdisch weiter entwickelt, verschwindet wieder diese embryotropische Krümmung des sich auf- richtenden Hypokotyls vollständig und die zuerst mit der Oberseite sich berührenden Keimblätter rücken auseinander, so dass sie mit ihrer oberen Seite, welche meist keine oder wenig Spaltöffnungen und eine nicht stark cuticularisierte Oberhaut besitzt, dem Lichte zugewendet sind. Weiter mag hier noch erwähnt werden, dass zwischen den Pflanzenarten, deren Hypokotyl eine aktive embryotropische Krüm- mung ausführt (Beispiele siehe in des Verf.’s vorher genannten Ab- handlung) und den dieser Bewegungen unfähigen Keimpflanzen auch Übergänge existieren, und dass inbetreff der Ausbildung von Schutz- einrichtungen der Keimblätter und der jungen Mittelblätter nicht bloss bei den Xerophyten und den Hygrophyten, dann bei den Pflanzen der trockenen und sonnigen Standorte und der schattigen, durchnässten Lokalitäten, sondern auch zwischen denjenigen Arten, Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter et, 177 welche im Waldinnern, in schattigen vor Durchnässung geschützten Gebieten ete. und welche an offenen Sumpflandschaften, Fluss- gestaden, Bächeufergeländen, feuchten Wiesen u. a. gedeihen, sich ein —- ausgesprochener Gegensatz nachweisen lässt (doch erreicht die Mannigfaltigkeit und Hochgradigkeit der Schutzeinrichtungen dieser Blätter nie die Höhe der völlig ausgewachsenen Laubblätter). Übersicht der mir bekannten biologischen Haupttypen der aus unter- und oberirdischen Knospen stammenden jungen Laubblätter. 1. Aspidium:-Typus. Den ersten Typus der an unter- und ober- irdischen Sprossen sich entwickelnden jungen Blätter (Wedel) bilden die durch spiralige (uhrfederartige) Zusammenrollung des Blattstieles und der ganzen Blattspreite (auch deren Segmente) nach innen charakterisierten jungen Blätter (Wedel) der meisten Pieridophyten, z. B. zahlreicher Arten aus der Gattung Adıiantum, Alsophila, Aneimia, Angiopteris, Anisopteris, Aspidium, Asplenium, Balancium, blechnum, Ceterach, Ceratopteris, Cibotium, Cyathea, Davallia, Dickosnia, Didymochlaena, Diplasium, Gleichemia, G'ymnogramme, Hemionitis, Lygodium, Notholaena, Onoclea, Polypodium, Pteris, Scolopendrium und anderer teils baum- teils krautartigen Farn- kräuter oft mit riesig grossen (meterlangen) Blättern (Wedeln), welche im Knospenstande zu einem kleinen, meist kugeligen, durch Schuppen etc. volständig bedeckten Knäuel zusammengerollt sind. Zu diesem Typus gehören auch die Prlularia- und Marsilea- Arten, an welchen letzteren die Blattstiele nur schwach spiralie eingerollt oder bogenförmig herabgekrümmt sind und die Blättchen sich mit ihrer Oberseite vollständig decken (die vier Marszlea- Blättchen sind im Knospenzustande wie bei den Klee- und Sauerklee- arten buchartig zusammengelegt und oft mit Behaarung ete. geschützt). Ausser der spiraligen Einrollung nach innen, durch welche die beiden Seiten der jungen Blätter (Wedel) geschützt sind, kommen an den Sonnenfarnen wie auch bei zahlreichen Schattenfarnen der Pteridophytern die Einrollung am Rande (Pferis), verschiedene Trichombildungen (Bekleidung mit Schuppen, Deck-, Drüsen- und Borstenhaaren u. a.), wachs-, firniss- und mehlartige Uberzüge und andere Schutzmittel zur Ausbildung. So sind z.B. die jungen Blätter der von Prof. Wettstein!) im tropischen Südamerika entdeckten neuen Aneimia-Art (A. flagell- ‚Formis) nicht bloss durch die spiralige Einrollung des ganzen Blattes nach innen, sondern auch durch Anthokyanbildung und Behaarung geschützt, welche an den völlig ausgewachsenen Blattzipfeln meist ganz verschwindet, während die spiralige Einrollung am oberen Ende (Spitze) des langen, keine Blattzipfel tragenden Flagellums, so lange es mit der Spitze in die Erde sich nicht versenkt, sich erhält. Bei den meisten Farnkräutern sind die jungen Blätter (Wedel) durch mannigfaltig (gelb, braun, schwarz, grauweiss etc.) gefärbte Schuppen oder Haare bedeckt. Bei COhrisodium (Acrostichum) eri- nıtum sind die braun- bis fast rabenschwarzen, wimperartigen 1) An dieser Stelle sage ich Herrn Prof. Dr. R. v. Wettstein für die mir erwiesene Freundlichkeit etc. meinen besten Dank. 178 Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter etc. -— Trichome an jungen Blättern viel dichter als an alten Wedeln ge- stellt. Bei Gymnogramme-Arten ist der Blattstiel und die ganze Blattfläche an jungen und älteren Blättern mit einem goldgelben oder silberweissen mehlartigen Staube versehen. Bei Pieris aquilına ist die untere Fläche der am ganzen Rande zurückgeschlagenen Wedel, dem Standorte entsprechend, = dicht bis wollig behaart u. 8. W. Während bei den meisten mit einfach bis mehrfach gefiederten und bei den ungeteilten (Asplenium musaefolium, Scolopendrium- Arten u. a.) Blättern die Blattfläche und der Blattstiel uhrfeder- artig nach innen eingerollt ist, so dass die Ober- und Rückseite vor schädlichen äusseren Einflüssen gleich gut geschützt sind, treten bei einigen epiphytischen Farnkräutern (Platycerium-Arten u. a.), bei welchen dieser Schutz weniger nötig oder ganz überflüssig wird, keine derartigen embryotropischen Krümmungen auf. So wachsen die jungen Blätter (Wedel) aller von mir in einigen Prager, Wiener, Berliner Warmhäusern untersuchten Platycerium- Spezies mit der nicht eingerollten Spitze aufwärts gerichtet (spitz- hoch), bei einigen Pieris- und Polypodium-Arten (Polypodium lingua, Pteris aquilina, cretica u. a.) eriolet an den jungen die Erdoberfläche durchbrechenden Blättern statt einer spiraligen Einrollung des ganzen Blattes nach innen, bloss eine haken- oder bogenförmige Herab- krümmung der Spitze der Wedel. Bei Angiopteris Teysmanniana fand ich bei den meisten Exem- plaren die ganzen Wedel nach innen knäuelartig zusammengerollt; bloss an einem Exemplare des Schönbrunner Palmenhauses bei Wien waren die Hauptsegmente nach aussen, die Blattzipfel und Seiten- nerven jedoch wie bei anderen Farnkräutern spiralig nach innen eingerollt. In der den Farnkräutern am nächsten stehenden Familie der ÖUycadaceen sind bei allen von mir untersuchten Zamia- und Ence- phalartos-Arten die jungen Blätter mit ihrer Spindel (Rhachis) spiralie nach innen eingerollt, die Segmente der einfach gefiederten Blätter jedoch Hach ausgebreitet (nicht wie bei den Cycas-Arten eingerollt), der Spindel zweireihig genähert oder anliegend und sich gegenseitig deckend. Die dichte, meist wollige u. a. oft rost- oder rotbraun gefärbte Behaarung der jungen Cysadeen - Blätter verliert sich nach erfolgter CÖuticeularisierung an den vollkommen ausge- wachsenen, meist starr-lederartigen, oberseits ganz kahlen und stark glänzenden Blättchen der Cycadeern an der Oberseite vollständig. Bei Cycas revoluta, circinalıs u. a. bleibt die Spindel der später oft meterlangen Blätter auch im Knospenzustande gerade, dafür tritt jedoch die spiralige Einrollung nach innen an den Blattsegmenten (Fiedern) auf. Bei Cycas pectinata ist nach Darwin (Das Bewegungsvermögen der Pilanzen. 1881. p. 47) an den Keimpflanzen der Stengel herab- gekrümmt und die Blättchen spiralig nach innen eingerollt. Noch ist hier zu erwähnen, dass an jungen Cycadeen- Blättern sowie bei den Farnkräutern zuerst die unteren und zuletzt die obersten Segmente sich entfalten (entrollen) und auswachsen, wie bei den gefiederten dikotylen Blättern. Hingegen bilden die Palmen Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter et. 179 eine Ausnahme, da bei ihnen die Laubblätter von der Spitze aus sich öffnen (entfalten) und ausbreiten. Eine spiralige Zusammenrollung der jungen, aus der Erde her- vorspriessenden Laubblätter und laubblattartigen Oladodien charakter- isiert, so viel mir bekannt, unter den Dykotylen bloss einige Drosera- ceen und ZLentrbulariacen. So sind z. B. die jungen Blätter von Drosera pinnata, graminifolia, obovata, villosa, dichotoma, Adelae u. a., dann von Drosophyllum lusitanicum ähnlich wie bei den Pteridophyten uhrfederartiv zusammengerollt. Bei Drosera capensis trilit man jedoch, wie bei einigen terres- trischen Utricularia- Arten (U. montana in den Wiener Warmhäusern) die jungen aus der Erde an das Tageslicht emporgewachsenen Blätter (bez. Cladodien) bloss an der Spitze schwach spiralig nach innen ein- gerollt oder am Gipfel — stark haken- oder bogenförmig herabge- krümmt. Was die Gymnospermen (Consferen) betrifft, welche phylo- genetisch eine ältere Stufe darstellen, als die Mono- und Dikotylen, so unter scheiden sich weder die jungen Laubblätter noch die Keim- blätter bezüglich ihrer Schutzvorrichtungen wesentlich von den ein- fachen Formen der Dikotylen. Bei den einkeimblätterisen Pflanzen, welche mit den Dikotylen eine fast parallel verlaufende, nicht von dieser abzweigende Reihe bilden, sind die jungen aus ober- oder unterirdischen Knospen hervor- spriessenden Blätter meist tutenförmie zusammengerollt, ihre obere und untere Seite schützend. Oft sind die jugendlichen Blätter der Monokotylen noch durch Knospenschuppen bedeckt und mit Wachs- überzügen, Anthokyanbildung, Behaarung etc. geschützt. Das Durch- brechen der Erdoberfläche wird den jungen monokotylen Blättern durch die hornartige, konische oder kapuzenförmige Spitze der unter- sten Blattspreite erleichtert. 2. Zum Convallaria-Typus der tutenförmis zusammen- gerollten Blätter gehören zahlreiche Arten aus nachfolgenden mono- kotylen Gattungen: Aglaonema, Alocasia, Alpinia, Anthurium, Arum, Bambusa, Calathea, Colchicum, Colocasia, Convallaria, Chamaecla- don, Coix, Costus, Curcuma, Curmeria, Diefenbachia, Dracaena, Eulalia, Funkia, Gigantochloa, Globba, Haemanthus, Heliconia, Homalonema Houttuynia, Imperata, Lasiagrostis, Maranta, Musa, Phalarıs, Philodendron, Rhodea, Saccharum, Schismattoglottis, Spathi- carpa, Trieyrtis und die meisten Amaryllidaceen, Araceen, Cannaceen, Gramineen, Juncaceen, Liliaceen, Musaceen, Zingiberaceen u. a., dann einige Orchidaceen etc. Von zweikeimblätterigen Pflanzen nähern sich diesem Typus bloss einige Leguminosen (Lathyrus, Pisum, Vrcia Faba), Ranuneu- laceen (Caltha), Umbelliferen (Bupleurum Yalcatum u. a.), Compo- siten, Ficus-, Ceeropia-Arten etc. mit mehr weniger tutenförmig zu- sammengerollten juneen Blättern oder Blättchen. Dass auch bei den Monokotylen die Entwickelung der Schutzmittel der jungen Blätter einer Progression unterlag, bezeugen am besten die Palmen und Uyclanthaceen, bei welchen die jungen Blätter nicht tutenförmig zu- sammenger ollt, sondern fächerförmig zusammengefaltet sind. Sonst wachsen auch diese monokotylen Blätter mit der Spitze vertikal aufrecht und sind auf dieselbe oder ähnliche Art vor schädlichen Einflüssen geschützt wie bei dem Convallaria-Typus. € 180 Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter ete. 3. Zum Palmen-Typus der fächerförmig zusammengefalteten jungen Blätter gehören z. B. Areca, Calamus, Carludovica, Ohamae- rops, Chamaedorea, Cocos, Elais, Euterpe, Kentia, Latanıa, Licuala, Seaforthia, Trachycarpus, Wallichia und andere Palmen und Cyelan- thaceen. Von Gruminaceen nähert sich diesem Typus bloss Panicum plicatum wit längs gefalteten und nach aussen (rhododendronartig) eingerollten Blättern. Auch unter den Dikotylen giebt es diesem Typus entsprechende Formen der + stark längs der Mittelrippe öfters auch längs der Seitenrippen gefalteten jungen Blätter, so z. B. bei einigen Arten aus der Gattung Alnus, Betula, Corylus, Coluria, Fagus, Humulus, Kerria, Rubus, Ulmus, Verbena, Viburnum u. a. (z. B. bei Vrbur- num lantana mit stark gefalteten, hingegen bei V. Zentago mit nicht. gefalteten, sondern am Rande nach innen eingeroliten jungen Blättern). Wie an den aus oberirdischen Knospen sich entfaltenden jungen Blättern mit fächerförmig gefalteter Blattfläche, so sind auch an den aus unterirdischen Knospen hervorspriessenden Blättern vieler Mono- und Dikotylen die jugendlichen zarten Blätter durch Knospen- schuppen, Nebenblätter, Scheiden, Behaarung ete. geschützt und ver- lieren erst später (öfters auch im völlig aussewachsenen Zustande nicht ganz) die Faltung durch Auseinanderrücken der vorspringenden Ausbuchtungen etc. Auch die Behaarung etc. verschwindet nach und nach, so dass die vollkommen entwickelten Blätter an ihrer Oberfläche meist fast oben ganz flach und kahl sind. Dem Palmen-Typus der gefalteten jungen Blätter nähern sich auch zahlreiche dikotyle Pflanzen mit gefiederten oder zefingerten Laubblättern, deren Teilblättchen oder Segmente fieder- oder fächer- artig an der gemeinsamen Spindel (bez. Blattstiele) zusammengestellt sind, resp. an den gefiederten Blättern sich paarweise decken oder nähern, an den gefingerten Blättern fächerartig angeordnet sind, wobei die einzelnen Blätichen oder Segmente meist noch längs der Mittelrippe buchartig zusammengeklappt sind. Zu solchen Dikotylen mit palmenartig gefalteten, durch kombi- nierte Schutzmittel geschützten jungen Blättern gehören z. B. zahl- reiche Leguminosen (z. B. Astragalus, Baptisia, Cassia, Glyeyrrhiza, Lathyrus, Mimosa, Pısum, Schizolobium, Trifolium u. a.), Rosifloreen (Sorbus, Sanguisorba, Alchemilla ete.), Oxalidaceen (Ozahs), Juglan- daceen (Tuglans), Cupuliferen (Fagus, Castanea, Quercus), Betulaceen (Corylus, Alnus, Betula, Carpınus, Ostrya) etc. Oft sind die jungen Blätter bei zahlreichen siphonogamen Pflanzen auch aus den soeben erwähnten Familien durch verschiedene Knospen- decken, oberirdische Niederblätter und andere Schutzmittel gegen schädliche äussere Einflüsse geschützt. So kommen bei Amicia, Pısum, Lathyrus und ähnlichen Leguminosen, Magnolia, Lirioden- dron und anderen Magnoliaceen, Ficus, Cecropia, Artocarpus U. a. Moraceen, dann bei Rumex, Polygonum, Fagus, Quercus, Ulmus, Corylus, Oinchona, Begonia, Tilia, Begonia, Dalechampia, Geum etc. mehr oder weniger grosse, haut-, papier- bis fast lederartige, schuppen- oder laubblattartige, grün, rötlich, gelblich, braun etc. gefärbte, zarte und etwas durchscheinende oder robuste und derbhäutige, kahle oder behaarte, bleiche oder durch Anthokyan bis schmutzig violett Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter et, 181 gefärbte Nebenblätter (stipulae bez. ochrea) vor, welche die Knospen- decken ersetzen. In diesen aus je zwei oder mehreren, seltener bloss aus einem Blättchen bestehenden kapsel- oder schalenförmigen, die jungen Blätter vollständig umschliessenden Nebenblätterhülle, welche oft verhältnis- mässig viel grösser sind als diese (Amica, Liriodendron, Cinchona u. a.) letzteren, finden die buchartig zusammengeklappten, kahlen oder behaarten (Castilloa elastica), mit ihrem Stiele stark herab- sekrümmten (Amicia, Liriodendron) jungen Blätter Schutz vor schädlicher Verdunstung, Wärmeverlusten, intensiver Insolation etc. Bei den COoniferen sind wieder die jungen Blätter zu zweien oder mehreren bündelweise von einer gemeinsamen, gelbbraun, schmutzig grau etc. gefärbten schuppenartigen Knospendecke voll- ständig umhüllt, welche bei den P’sewdotsuga- Arten an den sich streckenden Frühlinsstrieben bei der Entfaltung der Blätter aus den Winterknospen fast in der Mitte zerrissen (bei den Picea-Arten jedoch an der Basis abgetrennt) wird und die Spitze der jungen Blätter noch einige Zeit kappenartig bedeckt. Bei den Pinus-Arten öffnet sich jedoch die Knospenhülle bloss an der Spitze, wo die sich verlängernden jungen Blätter heraus- wachsen und die schuppenartige Knospendecke schützt noch längere Zeit den basalen Teil der Blätter. Weiter möge hier noch erwähnt werden, dass die — leder- artigen, braun, gelb- oder rotbraun u. ä. gefärbten Knospenschuppen (oberirdischer Niederblätter) auf ihrer Aussenseite wie die ersten aus den Knospen hervorbrechenden jungen Blätter nicht selten auch durch firmissartige u. a. Uberzüge mehr oder weniger klebrig sind und nicht selten auch grössere Mengen von Gerbstoffen enthalten, welche nicht bloss zur Verminderung der Transpiration, sondern auch als ein chemisches Schutzmittel gegen Tierfrass dienen. Ahnliches gilt auch von der Anthokyanbildung, welche insb. die jungen rot, violett u. ä. gefärbten Blätter einiger Myriaceen (Eucalyptus, Jambosa, Psidium etc.), Rosifloreen (Prunus, Photinia), Malvaceen(Goethea) Saxifragaceen (Sazifraga), Celastraceen (Cassine), Ounoniaceen ( Davidsonia), Sterculiaceen ( Theobroma, Sterculia) Punica- ceen (Punica), Anacardiaceen ( Pistacia), Vitaceen (Vitis), Umbelliferen (Hydrocotyle), Sapindaceen (Serjania), Aceraceen (Acer), Leguminosen (Acacia), Marcgraviaceen (Marcgravia), Magnoliaceen (Tasmannia), Symplocaceen ( Symplocos), Begoniaceen (Begonia), Acanthaceen, Gesneraceen (Sinningia), Gentianaceen (Othophora), Bricaceen (T’hx- baudia, Vaccinium, Agapetes), Phytolaccaceen ( Ledenbergia, Phytolacca), Moraceen (Artocarpus), Salicaceen (Salix), Euphorbiaceen (Jathropha, Phyllanthus, Buphorbia u. a.), Polygonaceen (Antigonon, Rumez), Araceen (Anthurium), Bromeliaceen u. a., dann der von Kerner (Pflanzenleben. I. 1896. p. 470) aufgezählten Pflanzenarten charak- terisiert. (Vergl. auch in meiner Phyllobiologie den Oyclamen-T ypus.) In Bezug auf die teils conversen teils adversen Anpassungen der jungen Blätter, welche auch an vollkommen ausgewachsenen Laub- blättern entwickelt sind, verweise ich hier auf die im zweiten Teile meiner Phyllobiologie kurz beschriebenen biologischen Typen der mit verschiedenen Haarbildungen (Graphalium-, Elaeagnus-, Eehium-, Silene-, Urtica-Typus), mit Wachs- und Firnissüberzügen (Hoya- Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902 13 182 Hansgirg, Schutzvorrichtungen der jungen Laubblätter etc. und Escallonia-Typus) versehenen oder die dauernde vertikale Profil- oder Kantenstellung einnehmenden ( Eucalyptus- und Jris- Typus) oder durch mehr oder weniger starke Runzelung (Salvia-T'ypus) oder Einrollung (Erica-Typus) ausgezeichneten Blätter, mit der Bemerkung, dass salviaartige Runzelblätter bei zahlreichen Zabcaten, Verbenaceen, G'unnera-, Primula-, Piper-, Pilea-, Plectranthus-, Rheum-, Urtica-Arten (z. B. an Urtica penduhiflora, Gunnera scabra u. a.) vorkommen und dass die Runzelung der jungen, aus den Knospen hervortretenden Blätter nicht selten mit + starker Einrollung am Rande kombiniert ist. Wie bereits erwähnt wurde, sind schon an jungen im Knospen- zustande befindlichen Laubblättern mannisfaltig kombinierte Schutz- vorrichtungen vorhanden; so ist die ganze chlorophyllgrüne Blatt- fläche oft durch + starke Faltungen, Runzelungen (Caprifokaceen, Verbenaceen, Primulaceen, Sazxifragaceen, Aceraceen u. a.), Haar- bildungen (Salicaceen, Proteaceen, Cupuliferen, Compositen, Labiaten, Serophulariaceen, Plantaginaceen, Rosifloreen, Sazifragaceen, Gutti- ‚Feren, Phytolaccaceen etec.), Schülfern oder mit mehligen und kleiigen, staubartigen Überzügen (Pieridophyten, Chenopodiaceen u. a.), durch- sichtige Punktierung etc. geschützt. Wo diese Schutzmittel, welche für die jungen Blätter eine + hohe biologische Bedeutung haben, später teilweise oder ganz über- Hüssig werden, da verschwinden sie (z. B. die rote Färbung, wollige Bekleidung, firnissartige Uberzüge, vertikal aufrecht oder senkrecht abwärts gerichtete Stellung der Blattspreite etc.) früher oder später vollständig, so dass die vollkommen ausgewachsenen und alten Blätter meist ganz kahl, grün gefärbt und horizontal gestellt sind und ihre Oberfläche dem einfallenden Lichte voll ausgesetzt ist. In betreff der biologischen Haupttypen der jungen Dikotylen- Blätter sei hier bemerkt, dass besondere, im zweiten Teile meiner Phyllobiologie nicht beschriebene Schutzvorrichtungen bloss bei einigen, die Erdoberfläche durchbrechenden Laubblättern zur Entwickelung gelangten. Bei den aus oberirdischen Knospen hervorgehenden jungen Mittelblättern stimmen die Schutzeinrichtungen der jungen Blätter mit denen der völlig ausgewachsenen Laubblätter auch darin — überein, dass der Grad ihrer Ausbildung der Stufenfolge ihrer genetischen Enntwickelung entspricht. 4. Zum Peltiphyliwm - Typus der die Erde nicht mit der Spitze, sondern mit dem convexen, knie-, haken- oder bogenförmig: sekrümmten Endteile der jungen Laubblätter durchbrechenden Mittel- blätter gehört Peltiphyllum peltatum (Sazxifraga peltata), Tolmiea Men- ziesvi, einige Mitella- und Teeldima-Arten, alle mir bekannten Oxal:s- Arten mit nyktitropischen drei-, vier- oder mehrzählisen Blättern, Dichondra argentea (hingegen bei D. repens mit bloss buchartig zu- sammengeklappten, jedoch nicht herabgekrümmten jungen Blättern), Soldanella alpina, montana u. a. Von Ranunculaceen einige Anemone-, Delphinium- und Aconitum -Arten (auch die von Prof. Wettstein in Südamerika gesammelte neue Anemone-Art, mit drei- oder vier- teiligen Blättern, welche, wie ich an den Exemplaren in den Warm- häusern des Wiener Botan. Gartens mich überzeugt habe, im Knospen- zustande auch durch Anthokyanbildung und Behaarung geschützt sind.) Von Berberidaceen: Epimedium rubrum, sagittatum, alpınum, Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter etc. 183 macranthum, pinnatum auch var. colchicum u. a. Von CUrueiferen nach Kerner (l. c. p. 335) auch Dentaria enneaphylla; von Legu- minosen nach der Angabe desselben Autors auch Orodus vernus. Von Rosaceen: Sangwsorba media, canadensıs auch var. sitchensis, offieinalis, S. tenuifolia, Spiraea digitata, tomentosa U. a. An allen soeben genannten zum Peltiphyllum-Typus gehörenden Pflanzen mit längs der Mittelrippe zusammengeklappten jungen Blättern ist die Blattspitze der ihre Oberseite schützenden Laub- blätter erdwärts gerichtet. Erst wenn der knieförmig oder hakig einwärts gekrümmte Blattstiel mit den abwärts gerichteten Spitzen der Blattspreite aus der Erde hervorgetreten, steckt sich der früher umgebogene Blattstiel gerade und die ganze Spreite entfaltet sich zu einer mit der Bodenoberfläche fast oder ganz parallelen Scheibe. 5. Aralia-Typus. Wie bei den zum Peltiphyllum-Typus ge- hörigen Pflanzen an den jungen aus unterirdischen Knospen auf- sprossenden Blättern eine + starke embryotropische Herabkrümmung der Blattspitze erfolgt, so kommt auch an jungen aus oberirdischen: Knospen sich entfaltenden, zum Arala -Typus gehörenden Blättern nachfolgender Pflanzenarten eine aktive Herabkrümmung des Blatt- stieles zu stande. Wie an den jungen Blättern der Arabia (Fatsia) Japonica (A. Steboldir), welche in den geschlossenen und soeben geöffneten Knospen vertikal aufrecht mit senkrecht emporgerichteten Blattstielen und Blattspitzen gestellt sind, der Blattstiel unter der Spreitenbasis an den schon aus der Knospe ganz entschlüpften Blättern eine bogen- oder hakenförmige Herabkrümmung ausführt, durch welche die bei Beginn der Entwickelung durch Behaarung beschützte Blattspreite mit ihrer Spitze erdwärts gerichtet wird, um später nach erfolgter Entfaltung etc. an den völlig ausgewachsenen Blättern, deren mit gut kutikularisierter Oberhaut versehene transpirierende Blattfläche ihre jugendliche Bekleidung schon verloren hat, in ihre fixe Licht- lage mittelst einer zweiten aktiven Krümmung zu übergeben, so wird auch an jungen Blättern von Drassaiopsis speciosa (Macropanaz glomerulatum), Trewesis palmata, einiger Hedera-Arten und ähn- licher Araliaceen die zarte Blattspreite mit ihrer Spitze der Erde zugewendet. Hingegen findet bei Araha ocellata, papyrifera, Kercho- viana, Kaschmiriana, Chabrierü, trifohiata, filicifolia, spinosa, edulis, Browniü, racemosa, Veitehü, Acanthopanax sessiiflorus, Oreopanaz Sanderianus, Cussonia spicata und anderen Araliaceen mit sommer- oder immererünen Laubblättern keine vertikale Herabkrümmung der jungen Blätter statt, sondern die aus oberirdischen Knospen hervor- tretenden jungen Blätter gehen aus ihrer vertikal aufrechten Knospen- lage allmählich in ihre fast horizontale fixe Lichtlage über. Ahnliche Differenzen in betreff der embryotropischen Schutz- krümmungen der jungen Blätter kommen auch in der Gattung Be- gonia und in anderen Siphonogamen-Gattungen vor. So krümmen sich z. B. bei Begonia diadema, guttiata, rex, De- gonia species indet. IV in Horto .Botan. Berol., Begonia gogoiensis (schwächer) u. a. die jungen an oberirdischen Knospen hervor- brechenden Blätter sich zuerst mit ihrer Spitze meist vertikal herab, während: sie bei Deyonia tomentosa, ulmifolia, argyrostigma, hispida u. a. ohne eine Herabkrümmung auszuführen, allmählich mit 13* ; 184 Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter ete. ihrer Oberseite dem einfallenden Lichte sich zuwenden. Zum Aralia- Typus gehören von Dicotylen: Abutilon (auch A. Avicenae mit herab- gekrümmten Kotyledonen), Acer, Aesculus, Akebia (auch A. quinata), Albizzia versicolor, Amicia, Angelica Pancicü, Ampelopsis, Aristo- lochia, Astilbe, Anona cherimolia, squamata (bei A. reticulata schwächer), Anodendron panieulatum, Astilbe rivularıs, Astrapaea mollis, Averrhoa, Bauhinia, Biophytum, Bixa orellana, Bombaz, Bursera, Carica papaya, Cassia brasiliensis, fistula, (Caesalpinia, Capparis paradoza, Ceropegia peltata, Cecropia, Cedrella microcarpa, Cerba pentandra, Chrysophyllum cainito, Cinnamomum dulce, zeyla- nicum, (Cola vera, Chorisia insignis, Combretum Jacguini, (roton eluteria, tiglium, Culcasia scandens, Cupania, Davidsonia pruriens, Daphnidium gracıle, Desmodium gyrans, Dombeya natalensis, Wallichü, Amaliae, Durio zibethinus, Entelea arborescens, Enterolobium, Ery- thrina, Euphorbia longana, Guurea velutina, Hevea brasiliensis, Hernandia sonora, Hura crepitans, Homalanthus populneus, Jpomoea palmata, Jatropha (Manthot), Landolphia, Machaerium Jirmum, Marlea begoniaefoha, Marsdenia condurango, verrucosa, Othophora spectabihis, Pavonia, Piper nigrum, tiliaefohum, ornatum, medium, auritum, Bredemeyerei (hingegen bei P. (Artanthe) decurrens, U. a. mit nicht herabgekrümmten jungen Blättern), Parıtium abutvloides, Paullinia sorbilis, Passiflora alata, Pavonia (schwach), Physostigma venenosum, Peucedanum longifolium, ruthenicum, officinale, Pithe- coctenium, Pithecolobium, Pterospermum acerifolium, diversifohum, Ozxalis, Rhopala corcovadensis, Rhus toricodendron, Quercus, Sando- ricum indicum, Serjania, Simaruba, Sophora tetraptera, Japonica, Sterculia : foetida, regia, Sterculia Sp. indet. aus China, Steripoma clematidea, Sirophantus gratus, Sparmannia africana, Stiftia chry- santha, Swietenia mahagoni, Tamarindus, Theobroma cacao, Tila, Tipuana speciosa, Wistaria chinensis, Vitis gongyloides, Zantedeschea und andere Arten aus den vorher genannten Gattungen. Von Monocotylen können zum Araha-Typus folgende Araceen gerechnet werden: Anthurium hybridum (subsignatum X inter- medium), fissum, erystallınum, parvum, Prochaskianum, variab.le, Kalbreyeri (hingegen sind die jungen Blätter von A. egregium, Marti- anum, podophyllum u. a. nicht herabgekrümmt), Caladium - Arten, Philodendron gloriosum, micans U. a. Noch ist hier zu erwähnen, dass die jungen Blätter der vorher genannten, zum Arala-Typus gerechneten Pflanzenarten nicht bloss durch die Herabkrümmung und die nachfolgende Aufwärtskrümmung zum Lichte, sondern auch zumeist noch durch andere Schutzvorricht- ungen, wie z. B. durch dichte Behaarung von verschiedener Länge, Farbe, Starrheitet., Faltung, Runzelung, buchartige Zusammenklappung der Blatthälften (bei allen vorher genannten Zeguminosen, Anona-, Chrysophyllum-Arten u. a.), Anthokyanbildung, firnissartige u. a. Überzüge etc. vor äusseren Einflüssen geschützt sind. Den soeben kurz erwähnten aktiven Krümmungen der jungen Laubblätter stehen in biologischer Beziehung die bogen- oder haken- förmigen Herabkrümmungen und späteren Aufrichtungen der mit jungen Blättern bedeckten (seltener auch Blütenknospen tragenden) aus der Erde hervorsprossenden Sprossgipfel nachfolgender siphono- und asiphonogamen Arten nahe: von Pferidophyten an Selaginella Hansgirgs, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter etc. 185 grandıs und arborea; von Dicotylen an Euphorbia esula, cyparissias, paralias, Mercurialıs perennis, ovata, Pulsatilla-, Helleborus-, Ane- mone-, Corydalıs-Arten u. a. Auch an oberirdischen Sprossgipfeln von Soldago rugosa, multi- flora, canadensis u. a. (jedoch nicht bei S. petiolaris mit aufrechtem Sprossgipfel), Zelicteres corylıfolıa, Hovenia dulcis, Ampelopsis-, Ulmus-, Vitis-Arten u.a. kommt eine ähnliche Herabkrümmung mit späterer Aufrichtung der mit jungen Blättern bedeckten Sprossgipfel zu stande. (Von anderer biologischen Bedeutung sind die Nutationen der Sprossgipfel an Schlingpflanzen und die Herabkrümmung mit an Aufrichtung des Gipfels an Blütenstengeln und Blütenstand- achsen). 6. Auf eine besondere, von dem Peltiphyllum- Typus wesentlich abweichende, Art erfolgt das Durchbrechen der Erdoberfläche bei jungen Blättern von Zydrophyllum virginieum, canadense, Acanthus mollis und anderen zum Hydrophylium-Typus gehörigen Pflanzen. Die aus unterirdischen Knospen mit herabgekrümmtem Gipfel der Blattspindel emporwachsenden fiederteiligen oder fiederig-gespaltenen Blätter sind durch eigentümliche Buckel und blasenförmige Wülste an den obersten, schirmartig herabgeschlagenen, ihre Unterseite schützenden Blattlappen versehen, während bei den zum Peltiphyllum- Typus gehörigen, ihre Oberseite schützenden jungen Blättern der convexe, knieförmig gebogene Teil der Rhachis mit der Rückseite der Blattspreite die Erdoberfläche durchbricht. Erst später, wenn der hakig umgebogene Teil der Blattspindel oder des Blattstieles über der Oberfläche sich befindet, streckt er sich gerade, und die zuerst abwärts (schirmartig u. a.) herabgeschlagenen Endlappen etc. der Blattspreite entfalten sich, richten sich mit ihrer Oberseite gegen das einfallende Licht und bilden zuletzt an völlig ausgewachsenen Blättern eine mit der Erdoberfläche nahezu parallele Fläche. Doch erfolgen bei den zwei zuletzt genannten biologischen Typen der jungen Blätter die soeben kurz beschriebenen embryotropischen Krümmungen nicht bei allen Arten einer und derselben Gattung gleichartig und gleich energisch. So führen z. B. die im Knospen- zustande befindlichen, aus der Erde hervorbrechenden jungen Blätter verschiedener Acanthus- Arten (z. B. A. spinosus, latifolwus, cande- labrum u. a.) viel schwächere (oder gar keine) embryotropische Krümmungen aus als bei Acanthus mollis. Ahnliches gilt auch von verschiedenen, bei den übrigen biologischen Typen der jungen Blätter beispielsweise angeführten Arten aus einer und derselben Gattung. 7. Bei den zum Podophyllium-Typus von mir vereinigten Pflanzenarten (Podophyllum peltatum, Emodi, Diphylleia cymosa, Eranthıs hiemalis, Hydrocotyle umbellata, einigen Coriusa- und anderen Hydrocotyle-Arten etc.) durchbricht der Gipfel des steif äufrecht wachsenden Blattstieles, an welchem die zurückgeschlagene, gefaltete Spreite mit ihrer vorzüglich geschützten Unterseite angeschmiest ist, die Erdoberfläche, und erst wenn die ganze Blattspreite aus der Erde herausgekommen ist, wird sie nach und nach wie ein halb oder zu- letzt als ein ganz geöffneter Sonnenschirm aufgespannt, so dass an völlig entwickelten Blättern die dem Lichte zugewendete Blattfläche nicht selten mit der Erdoberfläche fast oder ganz parallel ge- stellt ist. 186 Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter ete. 8. Bei dem achten, dem Peltiphyllum-Typus am nächsten stehen- den Typus, welcher durch Asarum europaeum, canadense u. a. gut repräsentiert ist (Asarum-Typus) sind die jungen, längs der Mittel- rippe zusammengeklappten, ihre Oberseite schützenden Blätter mit ihrer keilförmigen Spitze emporgerichtet und drängen, indem sie mit ihrer Spitze durch die Erde an das Licht emporzukommen suchen, diese auseinander. Während bei den zum Asarum-, Podophyllum-, Peltiphyllum- und Aspidium-Typus gehörigen Pflanzen die jungen Blätter sich selbst den Weg: durch die Erde bahnen und die Erdoberfläche durch- brechen, übernehmen bei zahlreichen Arten, deren unterirdische Knospen mit Niederblättern eingehüllt sind, diese letzteren die soeben erwähnte Arbeit und schützen beim Durchbohren der Erde die von ihnen eingehüllten zarten Laubblätter gegen äussere Beschädigungen. Auch die Schuppen und schuppenartigen Nebenblätter, welche an oberirdischen Knospen die jungen Blättchen gegen die Sonnenstrahlen, schädliche Verdunstung etc. schützen, haben ähnliche biologische Be- deutung und werden, sobald die Pflanze derselben weiter nicht be- darf, abgeworfen, resp. sie verwelken und fallen ab. Zu den unter den Siphonogamen am meisten verbreiteten phyllo- biologischen Typen gehört der Prunus-, .Asclepias-, BRhododendron- und Daphne-Typus. 9. Was den Prumus-Typus betrifft, so sind die jungen zu diesem durch Prunus avium, cerasus u. a. repräsentierten Typus ge- hörigen Blätter mit ihren Blatthälften buchartig zusammengeklappt, so dass sich diese vollständig decken, ihre Oberseite vorzüglich schützen und so platt an einander liegen, dass die Ränder beider Hälften oft fest an einander schliessen. Von Diecotylen gehören zu diesem Typus zahlreiche Arten aus nachfolgenden Gattungen: Acacia, Achras, Alyssum rostratum (hin- gegen bei A. ochroleucum, corymbosum u. a. mit Übergängen zum Asclepias-Typus, Aegopodium, Althaea, Ampelopsis, Albizzia, Anagyris, Antiaris, Artocarpus, Aristolochia, Astragalus, Banksia speciosa, (hin- gegen gehören die jungen Blätter von B. Huegelli zum Asclepias- Typus), Dauhinia, Baptisia, Bonaveria, Brachysema, Brachychiton, Brezia, Brucea ferruginea, Capparis, Cassia, Calystegia, Caragana, Caesalpinia, Ceratonia, Cicer, Citrus, Chorizema, Chrysophyllum, Chrysanthemum, Clematis, Coluria, Convolvulus, Coronilla, Coto- neasier, Corylopsis spicata, Qucurbita foetidissima, Oydonia, Cytisus, Dalechampia, Datisca, Desmanthus, Desmodium, Dorstenia, Ente- rolobium, Exochorda, Fragaria, Galega, Genista, Geum, Gülenia, Gleditschia, Globularia, Glyeyrrhiza, Grevillea robusta u. a., Gunnera, Guajacum, Hakea conchifoha (hingegen gehört H. repanda und glabella zum Asclepias -T'ypus), Habrothamnus, Hedysarum, Hera- cleum, Hibiscus, Hippocrepis, Hovea, Hovenia, Humulus, Hymenaea, Jacaranda, Jasminum, Jeffersonia, Jndigofera, Juglans, Kalanchoe, Kennedya, Kerria, Lavatera, Ledenbergia, Lespedeza, Liquidambar, Lobelia, Lupinus, Magnolia, Malva, Marcgravia, Melianthus, Melı- lotus, Medicago, Mimosa, Napoleona imperiahs mit schwach herab- gekrümmten jungen Blättern, Nerllia, Nephelium, Neviussia, Ono- Drychis, Ononis, Orobus, Ozxalis, Passiflora, Pelargonium australe, Phaca, Photinia, Pomaderris, Potentilla, Porlieria, Pisum, Psidium, Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter etc. 187 Psoralea, Pultaenea, Quisquahs, Rhamnus infectoria, BRhodorrhiza, Rhus, Ribes, Rosa, Salvia, Schizolobium, Sidalcea, Sorbus, Sophora, Stadmannia, Swainsonia, Symplocos, Syringa, Theophrasta, Thun- bergia, Trichocladus crinitus, Trigonella, Trifolium, Verbena, Vibur- num, Witis u. a. Vom Monocotylen mit prunusartigen, längs der Mittellinie zusammengeklappten jungen Blättern seien hier beispiels- weise foleende Familien und Gattungen angeführt: Likaceen, (Hlemero- callis, Veratrum, Phormium), Amaryllidaceen (.Hypozis), Orchidaceen (Cypripedium, Huntleya u. a.), Pandanaceen, (Pandanus), Gramina- ceen (Glyceria, Eleusine) U. a. Wie bei allen in diesen Zeilen angeführten biologischen Typen der jungen Blätter, so sind auch bei dem Prunus-Typus zum Schutze der zarten unausgewachsenen, Chlorophyll enthaltenden Teile der jugendlichen Mittelblätter noch verschiedene, oft mit einander kom- binierte Schutzvorrichtungen ausgebildet. So sind z. B. öfters an den zum Prunus-Typus gehörigen, im Vorhergehenden genannten Pflanzen die jungen Blätter nicht selten noch durch Knospenschuppen oder Nebenblätter, Trichombedeckungen der mannigfaltigsten Art, Fal- tungen nach den Haupt- und Seitennerven, wachs- und firnissartige Uberzüge u. a. geschützt. 10. Die zum Aselepias - Typus gehörigen jungen Blätter, welche unter den sSiphonogamen noch häufiger vorkommen als die prunusartigen, längs der Mittelrippe zusammengeklappten jugend- lichen Blätter sind mit der ganzen Fläche in den meist kegelförmigen ober- (seltener unter-) irdischen Knospen an einander gedrückt, sich gegenseitig oder paarweise deckend. Solche mit ihrer Spitze vertikal aufwärts wachsende, ganz flache oder + konvexe, mit den Rändern sich berührende oder umfassende oder dachziegelartig deckende, durch Behaarung und andere vorher erwähnte Schutzmittel versehene junge Laubblätter kommen bei nachfolgenden siphonogamen (meist dieotylen) Arten und Gattungen vor: Abeha floribunda, Acalypha, Achillea (auch A. ptarmica), Ala- manda, Apocynum, Arabis, Araucaria und bei den meisten Ooniferen (auch bei Salisburya |Gingko] biloba, deren junge Blätter am Rande bloss schwach einwärts gekrümmt und spärlich behaart sind), Ardutus, Atropa, Blephilea, Bougainvillea, Brachystelma, Bryonia, Buxus, Callicarpa, Cannabis, Calycanthus, Campanula, (ampylobotrys, Catalpa, Centaurea molhs, Unieus, Clethra arborea, Olidemia, Colleo- neura, Collinsonia, Coleus, Coffea arabica, Correa speciosa, Corraria myrtifolıa, Corokia, Crowea saligna, Cyathodes, Uynanchum (auch bei ©. Welfordi mit schön entwickelter Vorläuferspitze an den jungen Blättern), Daphnidium, Deutzia, Dieyrta, Diyitalıs, Dipsacus, Draba, Echeveria, Elaeagnus, Eriostemon, Erythroxylon, Eucalyptus, Eurybia, Evonymus nana, Fokea capensis, Galium, Gaura, Genista tinctoria, Gratiola, Glechoma, Grenovia, Gynopogon, Forsylhia, Fuchsia, Heli- anthus, Hydrangea, Hypericum, Hyoscyamus, Impatiens, Iva, Leuca- dendron cinereum, Linaria, Litorella, Lonicera, Lopexia, Luculia, Lyeium, Lychnis, Lycopus, Lysimachia thyrsiflora, Lythrum, Mas- carenhasia, Medinilla, Melaleuca, Melastoma, Mentha, Melodinus, Melissa, Monarda, Myrtus und die meisten Myrtaceen, Nepeta, Nieotiana, Oenothera, Origanum, Pachysandra, Paulownia, Passerina, Peperomia, Pentstemon, Philadelphus, Phlomis, Phlox, Physalis, Phyto- 188 Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter etc. lacca, Pimelea, Pimenta, Plectranthus glaucocalyx, Ptelea, Punica, Reseda, Rogiera, Rosmarinus, Royena lucida, Rubia, Sarcococca pruniformis, Satureja, Salvia sclarea, Scutellaria , Scrophularia, Sedum, Seller a, Sülphium, Smithiantha, Solidago, Stach, 'yS sericea, spectabilis, Stellaria, Strychnos, Str obilanthes, Thymus, Trachelos- permum, Tropaeolum, Umbilicus, Verbascum, Veronica, Wernonia, . Whitfieldia. Von Monocotylen nähern sich dem Asclepias-Typus einige Aloe-, Amaryllis-, Astelia-, Ismene-, Tradescantia-Arten u. a. Auch bei den zu diesen Typus gehörigen Pflanzen giebt es Über- gänge zu anderen in diesen Zeilen kurz beschriebenen biologischen Typen der jungen Blätter, insb. zum Convallaria-Typus und zu den Rollblättern-Typen. 11—12. Bei zahlreichen mono- und dicotylen Pflanzen sind die spitzhoch wachsenden jungen Blätter wie bei den vollkommen aus- gewachsenen Rollblättern am Rande mehr oder weniger stark nach aussen oder nach innen eingerollt und bloss auf einer oder an beiden Seiten —- dicht behaart. Von den tutenförmig zusammengerollten Blättern (Coxvallaria-Typus) unterscheiden sich die Rollblätter haupt- sächlich durch die an beiden Seitenrändern erfolgende Einrollung der Blattfläche.oft bis zur Mittelrippe, so dass der mittlere Teil des Blattes nicht eingerollt (aufrecht und gerade) bleibt. Zum 11. Rhododendron-Typus der nach auswärts, resp. nach der Rück- oder Unterseite + stark eingerollten jungen Blätter gehören ausser zahlreichen Ahododendron-Arten (bei R. Havum mit schwacher Einrollung) noch folgende Decotylen: Alfredia cernua, Antigonon leptopus, Banksıa collına, formosa, Uunninghamit, quereci- Folie, obligua (hingegen bei B. australis, Solanderi, latifolia, dryan- drordes u. a. mit prunusartic zusammengeklappten jungen Blättern), Bergenia (schwach), C(ampylobotrys robusta, Chartolepis Biebersteini', schizolepis, Correa cardinalis (hingegen bei Ü. speciosa mit nicht ein- gerollten, zum Aselepias - Typus gehörigen jungen B.), Echinacea serotina (schwach), Gerbera nivea. Grevillea elegans, ferruginea, pubes- cens, rosmarinifolia (hingegen bei G. Forsteri und longifoha mit prunusartig (buchartig) zusammengeklappten jungen Blättern, welche bei der zuletzt genannten Art auch schwach herabgekrümmt sind), Jurinea ambigua, Ligularıia speciosa, Lavandula, Ledum, Metro- sideros albida, Nardosma fragrans, Nerium, Parietaria (schwach), Petasites niveus, albus, fragrans, Primula (schwach), Polygonum chinense, Stieboldit, cuspidatum, Laxmanni, viviparum, bistorta, Rumex mazximus, longifolius, hydrolapathum und die meisten Polygonaceen, Salız, Saussurea Candolleana, discolor, Senecio doria, Fuchsü u. a., Sinningia, Stachys orientalıs, offieinalis, Tussilago farfara, Xan- thozyllum Bungeanum. Von Monoeotylen führe ich hier beispielsweise die Crocus-Arten an. Zum 12. Daphnme-Typus gehören alle am Rande einwärts, resp. nach der Oberseite eingerollten jungen Blätter, z. B. folgender Dicotylen: Adenocarpus, Ammobium, Anchusa, Artanthe decur Tens, Begonia, einige Centaurea-Arten, Caltha, Chelidonium (schwach), Centradenia, Ceratostigma plumbaginoides, "Daboevia, Daphne alpina, cneorum, mezereum, laureola, BDlagayana (schwächer), Diervillea sessulFolia und canadensıs (schwach), Diospyros virginiana, Doroni- Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter etc. 189 cum, Erigeron bellidifohus, Eryngium aquaticum, Escallonia, Eu- phorbia auch mit Übergängen zum Convallaria-Typus bei E. cerato- carpa, Euryale, Evonymus americana, vulgaris, Heritiera hitoralis (schwach), Hieracsum, Hippomane manecinella, Jaborossa integrifolia (mit stark [bis zur Mittelr ippe] eingerollten, die Erde spitzhoch durch- brechenden jungen Blättern), Jnula helenium, macrocephala, glandu- losa (grandıflora), Kalmia, Lamium, Lappa, Laportea, Lecythis, Ligustrum, Lippia (schwach), Lobelia syphilitica, Marrubium, Matthiola (schwächer), Melandryum, Menyanthes, Musschia Wollastoni, Muilge- dium cacahiaefolium, macrophyllum u. a. (hingegen bei M. prenan- thoides mit nach aussen (rhododendronartig) eingerollten jungen B.), Nepenthes auch mit UÜbergängen zum Convallaria - Typus, Nuphar, Nymphaea, Pavonia intermedia, Pirus, Plantago (schwach), Plumbago europaea, Phylica acerosa, Prenanthes (schwach), Pulmonaria oblonga, rubrau.a., Rhamnus spathulaefolia, Rrhaponticum, Sambucus, Sanchezia, Saururus. cernuus, Sazifraga Strachei, Securinega, SiTene, ‚Solanum, Sonchus paluster, Solidago latifolia, Splitgerbera Japonica, Statice lati- Folia, limonium, caspica, Gmelini, sareptana, tomentella, myriacantha, Syringa, Tarchonanthus camphoratus, Teucrium, Thea (incl. Camel), Vaccinium uliginosum, Vülarsia, Vıburnum lentago, Viola, Weigeha (schwach). Von Monocotylen gehören oder nähern sich dem Daphne-T'ypus einige Arten aus der Gattung Alısma, Commelina, Dichorisandra, Gigantochloa, Limnocharis, Ornithogalum, Potamogeton, Sagittaria, Tradescantia U. a. In den soeben genannten monoco/ylen Gattungen kommen auch Übergänge vom Convallaria-Typus zum Daphne-Typus vor, wie unter den Dicotylen z. B. in der Gattung Alyssum, Brachyglottis, "Oentaur eQ, Corokia, Nepenthes, Primula, Whitlavia u. a. Bemerkenswert ist der Umstand, dass die jungen Blätter der meisten mono- und dicotylen Wasserpflanzen an den Rändern nach innen bis zur Mittelrippe eingerollt sind, so z. B. bei den Nymphaea- ceen, Butomaceen, Araceen (Pistia schwach), Hydrocharitaceen (auch Hydromystri IT: rianea) U. a. Bei den Salvinia-Arten nähern sich die jugendlichen Blätter jedoch mehr dem Prunus-Typus. Bei den Pontederia-Arten ist die Blattspreite um die Blattstiele älterer Blätter convallariaartig zusammengerollt. Dass auch zwischen anderen biologischen Typen der jungen Blätter Übergänge (resp. keine scharfe Grenzen) existieren, wird auch aus nachfolgenden Beispielen ersichtlich. So nähern sich die jungen Blätter einiger Zikaceen, Bromeliaceen, Agave-, Jucca-Arten und ähn- licher Monocotylen mehr dem Asclepias- als dem Convallaria-T'ypus. Unter den Dieotylen kommen wieder öfters Übergänge vom Asclepias- zum Rhododendron- oder Prunus- Typus vor (z. B. bei Boceonia, Neviusia, Rhodotypus, Spiraea u. a.). Ebenso giebt es Übergänge zwischen den convolutiven und den gefalteten jungen Blättern, z. B. in der Familie der Myristicaceen, in welcher bei einigen Gattungen die unausgewachsenen Blätter ein- gerollt, bei anderen mit konduplikativer Knospenlage charakterisiert sind. Ähnliches gilt auch von einigen Umbelliferen(Aegopodium, Angela, Astilbe, Astrantia, Berula, Oryptotaenia, Dorema, Eryngium, Heracleum, 190 Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter etc. Ligusticum, Tommasinia U. a.), Ranunculaceen (Trollius, Delphinium etc.), Campanulaceen (Lobelia), Compositen, Euphorbiaceen, Legumi- nosen, bei welchen oft auch verschiedene Kombinationen der einzelnen im Vorhergehenden aufgezählten biologischen Typen der jungen Mittel- blätter auftreten, so z. B. in der Gattung Bonaveria, Caragana, Oladrastıs, Galega, Glycyrrhiza, Medicago, Melilotus, Mimosa, Robinia excl. A. pseudoacantha var. monsphylla, Soja, Tetragonolobus, T’rigo- nella, Viera und ähnlicher Deguminosen; von Rosaceen: Agrimonia, Alchemilla, Aremonia, Fragaria, Geum, Potentilla, Poterium, Rubus, Sanguisorba U. a.; von Malvaceen (Althaea, Malva, Sidalcea), Sapindaceen ( Serjania, Stadmannia), Simarubaceen (Simaruba), Ounoniaceen (Davidsonia), Anonaceen (Anona), Moraceen (Humulus), Tuglandaceen (Tuglans) etc. Dass auch in einer und derselben Gattung nicht selten ver- .schiedene biologische Typen der jungen Mittelblätter oder deren Kombinationen zur Ausbildung gelangten, will ich hier durch An- führung nachfolgender Beispiele konstatieren. In der Gattung Lathyrus und Pisum sind die jungen Blätter (Blättchen) nicht bloss convallariaartig zusammengerollt, sondern auch im Knospenzustande von + grossen Nebenblättern bedeckt. Während aber bei Lathyrus abyssinicus, tingitanus, heterophylius, Pisum maritı- mum und anderen Arten aus diesen zwei DLeguminosen - Gattungen die jungen Blättchen convallariaartig zusammengerollt sind, findet man bei Pisum Jomardi die jungen paarweise sich deckenden Blätt- chen prunusartig zusammengeklappt wie bei den meisten Zeguminosen mit gefiederten Blättern und bei Lathyrus latıifohius, rotundifolius u. a. erfolgt blos eine daphneartige Eimrollung der jungen Blättchen am Rande. In der Gattung Desmodium (D. gyrans, penduliflorum), Lespedeza (L. bicolor, polystachya) erfolgt wie bei vielen anderen Leguminosen (Pithecolobium Saman, Tamarindus indica, Machaerium Jirmum, Erythrina erista galli, Dolichos lablab) eine auffallende (meist vertikale) Herabkrümmung der jungen Blätter mit prunusartig zu- sammengeklappten Blättchen; hingegen tritt an den unausge- wachsenen Blättern von Desmodium canadense, Dolichos catjang, Lespedeza trichocarpa ähnlich wie bei Zupinus mutabilis, Thermopsis- Arten und anderen Leguminosen eine vertikale Aufrechtstellung, bei den Donaveria-Arten eine fächerartise Zusammenstellung: der prunus- artig zusammengeklappten und partiell herabgekrümmten Blättchen auf. Auch in der Gattung O.zalis und bei anderen Ozahidaceen sind grössere Differenzen bezüglich der embryotropischen Krümmungen der jungen Blätter vorhanden. Während in der Gattung Ozalıs an den nyktitropischen Blättern eine = starke Herabkrümmung des Blattstieles und fächerförmige Zusammenstellung der jungen oft durch Behaarung etc. geschützten und prunusartig geschlossenen Blättern zu stande kommt, sind die unausgewachsenen Blättchen (nicht die Blattstiele) der Biophytum-Arten mit nyktitropischen, einfach ge- fiederten Blättern vertikal herabgekrümmt. Ahnliche Unterschiede, welche auch für die Systematik nicht ohne Bedeutung sind, habe ich auch bei einigen Araceen, Gramineen und Orchidaceen nachgewiesen. So hat z.B. Anrthurium Fontanesei die jungen Blätter daphne- (nicht convallaria)-artig wie andere Ara- Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter etc. 191 ceen bis zur Mittellinie zusammengerollt; die jungen Blätter von Panicum plicatum sind fast rhododendronartig (nicht convallariaartig wie bei anderen G’ramineen) eingerollt und längs gefaltet; bei zahl- reichen Orchidaceen sind die jungen Blätter mehr od. weniger convalla- riaartig zusammengerollt (Coelogyne, Uypripedium etc.), bei anderen nähern sie sich mehr dem Prunus-Typus (Odontoglossum, Oncidium, Oymbidium), öfters mit Übergängen von jenem Typus zu diesem. Schliesslich sei hier noch auf die merkwürdige Knospenlage und die Schutzkrümmungen der jungen Blätter der Rheum-, Coccoloba- und Magnolia-Arten hingewiesen, welche (z. B. bei R. rhaponticum, C. rugosa, M. purpurea, Alexandrina) von besonderem biologischem Interesse sind. Nachtrag zu meinen Neuen Beiträgen zur Pflanzenbiologie etc. im XII. Bande, 2 dieser Beihefte. Zu den auf Seite 249 angeführten Geraniaceen-Arten, deren Blütenstiele dem Ozraks-Typus entsprechende gamo- und karpo- tropische Krümmungen ausführen, gehört weiter noch Erodium Vetteri, Pelargonium villosum, triste, tetragonum var. mit nach der Anthese karpotropisch sich schliessenden Kelchblättern. Zum Dauecus-T'ypus auch Thapsia villosa. Zum Fragaria-Typus (vergl. 251) gehören von Lentibulariaceen noch Utricularia reflexa, albocoerulea, scandens und reticulata,; hin- gegen verhalten sich die Blütenstiele von UT. arcuata u. a. ganz akarpotropisch. Von KEuphorbiaceen mit karpotropisch sich ver- haltenden Blütenstielen sei hier noch Homalanthus popuineus, von Gesneriaceen die durch ihre Anisophyllie merkwürdige Columnea labellosa (auch bei CO. picta ist eine auffallende Anisophyllie ent- wickelt), von Scrophulariaceen ( Linaria pilosa), von Taccaceen (Schizo- capsa plantaginea), von Butomaceen (Limnocharis flava), von Alisma- ceen (Sagıttaria chinensis), von Liliaceen (Jphigenia Schlechteri, deren Blütenstiele zur Fruchtzeit + stark karpotropisch herabgekrümmt sind, und Agapanthus praecox, africanus var. medius mit vertikal herabgekrümmter Frucht (nicht Fruchtstielen). Dem Aloe-Typus ähnliche gamo- und karpotropische Krümmungen der Blütenstiele erfolgen unter den T’accaceen weiter noch an Ataccia cristata, deren zuerst grün gefärbtes Perigonium während und nach der Anthese seine ursprüngliche dunkelgrüne Farbe in eine schmutzig violette bis bräunliche verändert. Von karpotropischen Scrophularia- ceen gehört hierher vielleicht auch Serophularıa ebulifolia, Herminii und Digitalis thlaspi, von Campanulaceen die durch ihre succulenten und stark milchenden Laub-, Deck- und Perisonblätter auffallende Campanula Vidalü. Bloss gamotropische Krümmungen der Blattstiele habe ich weiter (vergl. S. 255) noch an einigen Orchidaceen (Coelogyne nitida, Phayus grandıfohius), Liliaceen (Bravoa geminiflora), Ericaceen (Erica cerin- thoides, E. Vieteriae reginae, E. Aitonia turgida und einigen anderen in den Gewächshäusern zu Schönbrunn nächst Wien kultivierten E.- Formen, dann an einigen Campanulaceen beobachtet. 192 Hansgirg, Schutzvorrichtungen der jungen Laubblätter etc. Hydrokarpische Krümmungen der Blütenstiele kommen (vergl. S. 256) an Ranunculus coenosus, Hydranthelium egense (Scrophularia- ceen) und Limnanthemum niloticum (Gentianaceen) Vor. Karpotropische Schliessbewegungen der Kelchblätter führen weiter (vergl. S. 259) folgende Ericaceen aus: Irhododendron oval folium, Nuttalii, Andromeda japonica; von Gesneriaceen (Koellikeria argyro- stigma), von Serophulariaceen (Linaria prlosa, Veronica parviflora, Pentastemon elegans, campanulatum var. und Pentastemon sp. indet. in Horto Botan. Berol.), Myrsinaceen (Jacguinia aurantiaca, Ardisia solanacea, colorata mit vertikal herabgekrümmten Blütenknospen und steif abstehenden, nicht herabgeschlagenen Fruchtstielen und A. kumckıs; alle vier Arten wie die nachfolgenden Pelargonium-Spezies mit agamo- tropischer Blütenhülle), von Geraniaceen (Pelargonium ardens, pelta- tum, exstipulatum, carnosum u. a.) Zu den Selene-Arten, deren Kelch- mündung nach. der Anthese offen bleibt (sich nicht Karpotropisch schliesst) gehört weiter (vergl. S. 258) auch sSuene tunetana und arenarvoides. Beim Verblühen sich schliessendes und während der Fruchtzeit — lange Zeit die reifende Frucht schützendes Perigonium besitzen von Liliacen auch Albuca Holubiana, Chlorophytum inornatum, Bulbine prostrata, Allium neapolitanum, Agapanthus - Arten; von Pontederiaceen alle Pontederia, von Butomaceen (Limnocharis), von Alısmaceen (Sagittaria), von Marantaceen (Thalia-Arten), von Jrida- ceen (Sisyrinchium), von Commelinaceen (Cochliostema Jacobeana), von Bromeliaceen (Billbergia thyrsoidea und viridıflora, Aechmea miniata und ‚fasciata, deren während der Anthese blau gefärbtes Perigonium beim Verblühen eine rote Farbe erhält (vergl. S. 275), und deren Perigonzipfel ihre Knospenlage wieder annehmen); von Crassulaceen auch Ootyledon Scherdeckeri u. a. C.-Arten, von Passı- floraceen die meisten Passiflora-Arten. Von Siphonogamen-Arten mit vor, während oder nach der An- these zurückgeschlagenen Kelch-, Deck-, Hüll- oder Nebenblättern führe ich hier noch (vergl. S. 263) folgende an: Zuphorbiaceen (Pyenocoma T'honneri), Rosaceen (Rubus aegeus), Bixaceen (Erythro- spermum phytolacoides), Geraniaceen (Pelargonium vespertinum, loba- tum, villosum, ardens u.a.) Melastomaceen (Medinilla), Pittosporaceen | Pittosporum revolutum, mit während der Anthese wie bei C’hloro- phytum inornatum (Liliaceen) reflexen Kronenblättern], Gesneraceen (Rhytidophyllum stipulare mit wie bei Davidsonia pruriens persistenten und zurückgeschlagenen Nebenblättern!), Liliaceen ( Albuca Erlange- riana mit reflexen Bracteen), Alismaceen (Sagittaria chinensıis). Ephemere oder pseudoephemere Blüten besitzen weiter (vergl. S. 266) von Zingiberaceen (Cienkowskia Kirkiüi, Globba maritima und coccinea), von Marantaceen (Thalia dealbata), von Orchidaceen (Sobralia sessilis und macrantha), von Bromeliaceen die vorher ge- nannten Billbergia- und Aechmea-Arten, von Pontederiaceen (Ponte- deria montevidensis), von Melastomaceen (Sonerila), von Convolvula- ceen (Convolvulus oleifolius), Stsyrinchium californicum U. a. Jrida- !) Bei Amicia zygomeris fallen die nach der Entfaltung der Blätter zurückgeschlagenen (reflexen) grossen Nebenblätter bald ab. Hansgirg, Schutzeinrichtungen der jungen Laubblätter etc. 193 ceen, von Leguminosen (Vigna sinensis), von Loganiaceen (Spigelia splendens). Periodisch sich öffnende und schliessende Blüten habe ich ferner (vergl. S. 267) an Nelumbo lutea, speciosa (Nymphaeaceen), Sonchus pinnatus (Compositen) und Tulipa Juliae und Kolpakowskiana (Lila- ceen) konstatiert. Agamotropisch sich verhaltende Blüten kommen (vergl. S. 269) bei folgenden Mono- und Dicotylen vor: Amarylhidaceen (Curculigo recurvata, Haemanthus eurysiphon mit während der Anthese stark reflexen und Haemanthus Catherinae mit bloss schwach oder nicht herabgekrümmten Perigonzipfeln), Orchidaceen (T’hunia u. a.), Lilia- ceen (Gloriosa simplex, virescens, Ayapanthus praecox, africanus U. a., dann Aniphofia-Arten), Polygonaceen (Mühlenbeckia adpressa), Capri- Folhiaceen (Diervilla sessihifolia u. a.), Asclepiadaceen (Ceropegia gemmi- fera), Aristolochiaceen (Aristolochia grandiflora), Gesneriaceen (Köllı- keria, Rhytidophyllum), Compositen (Eupatorium atrorubens, pallescenes calaminthifohum, Stecia eupatoria, Gonospermum fruticosum, Hele- nium mericanum, Jzodia achilleoides), Solanaceen (Dunalia brachy- stemon, Saracha viscosa, Fabiana imbricata), Euphorbiaceen (Eu- phorbia aphylla, Uapaca Heudelotii), Oleaceen (Ligustrum coriaceum u. a.), Autaceen (Colonema album, Erythrochiton brasiliense, Ravenia spectabilis), Cunoniaceen (Davidsonia pruriens), Orueiferen (Corono- pus violaceus), Aquifoliaceen (Jlex cassine u. a.), Ebenaceen (Dios- pyros Cargilla), Bhamnaceen (Trymalium spathulatum) Capparida- ceen (Capparis villosa), Magnohiaceen (Liriodendron), Celastraceen (Elaeodendron zylocarpum, Cassine capensis), Myrtaceen (Tristania, Backhousia, Astartea u. a.), Sterculiaceen (Thomasia solanacea), Bixaceen (Kiygelaria africana). Bloss passiv (in Folge der Last) während der Fruchtzeit herab- sekrümmte Blütenstiele sind weiter auch bei Pedaliophyton- und Jmpatiens-Arten vorhanden. Mit nyktitropischen (auffallende Schlafbewegungen ausführenden) Laubblättern sind weiter (vergl. S. 272) noch folgende Leguminosen versehen: Diocles lasiocarpa, Albizzia amara, Entada abyssinica, Dichrostachys Richardiana, Malesherbia humilis, Sophora tetraptera, Smithia setulosa, Oytisus proliferus, Leguminosen sp. indet. aus Süd- Asien (ex Coll. Dr. Maron) in Horto Botan. Berol. Milletia sp. indet. von Togo in Horto Botan. Berol., Mimosa delicatula. Von Marantaceen einige seltene (bez. neue) Arten in den Warmhäusern des Berliner und Wiener Botan. Gartens. Knotenförmige axile Anschwellungen habe ich weiter (vergl. S. 276) bei einigen Acanthaceen, insb. bei Strobilanthes antsophyllus mit grossen, braun gefärbten Gelenken und $. «sophyllus mit Kleineren, srünen Gelenken, dann bei einigen einheimischen Polygonaceen (zZ. B. Polygonum lapathifolium var. nodosum) beobachtet. Zur Entwickelungsgeschichte des Samens von Cynomorium. Von Prof. Dr. H. O. Juel in Upsala (Schweden). Mit 5 Abbildungen im Texte. Bei Hammam-Lif am Golfe von Tunis fand ich am 6. März 1901 einige junge Exemplare von Cynomorium coccineum, an Wurzeln von Arthrocnemum macrostachyum parasitierend. Ich grub sie aus und führte sie dann mit mir auf der Reise. Sie blieben am Leben und entwickelten sich weiter anderthalb Monat lang, so dass ich während dieser Zeit eine Reihe von verschiedenen Entwickelungs- stadien der Blüten präparieren konnte. Die jüngsten Blütenstadien präparierte ich sogleich in Tunis. Am 15. März bestäubte ich in Palermo eine Anzahl reifer Narben an einem Exemplare und be- zeichnete mir die Stelle, so dass ich am 19. März in Neapel einige bestäubte Blüten fixieren konnte. Nach meiner Rückkehr in Upsala präparierte ich am 1. April, also 16 Tage nach der Bestäubung, wieder eine Anzahl jener Blüten. Zur Samenreife gelangten die Blüten nicht, weil die Exemplare sechs Wochen nach der Einsamm- lung abzusterben anfingen. Indessen hatte Herr Professor Dr. A. Borzi die Güte, mir einige mit reifen Samen reichlich versehene, in Trapani im Juni gesammelte Exemplare von Oynomorium ZUZU- senden, wodurch es mir möglich wurde, auch den reifen Samen zu studieren. Zur Fixierung benutzte ich Chrom-Osmium-Essigsäure, nach dem Rezepte Hofs zubereitet (Bot. Centralbl. 76, S. 67). In den späteren Entwickelungsstadien der Blüten wird die Einbettung in Paraffin wegen der Undurchdringlichkeit der äusseren Gewebeschichten er- schwert. Diese Objekte mussten fast eine Woche lang in ge- schmolzenem hartem Paraffin verweilen, ehe es überhaupt möglich wurde, Schnitte vom Nucellus zu bekommen. Um Schnitte von den reifen Samen zu bekommen, wurden diese zuerst einen Tag: lang in Wasser eingeweicht und dann in Spiritus aufbewahrt. Aus diesem wurden sie direkt in geschmolzenes hartes Paraffin gebracht und liessen sich dann am Mikrotom mit schief gestelltem Messer leicht in 20 w dicke Schnitte zerlegen, welche in Glyceringelatine ein- geschlossen wurden. Zur Untersuchung von Oynomorium wurde ich durch den Ge- danken veranlasst, dass vielleicht bei dieser Gattung eine ähnliche Juel, Zur Entwickelungsgeschichte d. Samens v. Cynomorium. 195 apogame Embryobildung stattfinde, wie sie Treub bei Palanophora nachgewiesen hat. Indessen haben Pirotta und Longo') die Blütenentwickelung, die Embryosackbildung und die Befruchtungs- vorgänge bei U’yromorium untersucht und gezeigt, dass die Embryo- bildung hier in der typischen Weise, als Folge eines Befruchtungs- aktes, stattfindet. Wenn auch durch jene Arbeit die Entwickelungs- geschichte der Samenanlage im ganzen schon bekannt ist, so giebt es doch eine Stufe in der Entwickelung, welche dort nur flüchtig und in einem Punkte nicht korrekt dargestellt wird, nämlich die die Tetradenteilung, und diese will ich daher etwas eingehender be- schreiben. Auch in ein paar anderen Punkten bin ich zu anderen Resultaten, als diese Verfasser, gelangt. Die Morphologie und die Entwickelung der Blüte von Cyno- morium sind von mehreren Verfassern behandelt worden. Ich be- schränke mich darauf, die schöne Abhandlung Weddells?), einen Aufsatz von Caruel?) und die Arbeit von Pirotta und Longo zu eitieren. Die Embryosackmutterzelle ist schon in einem sehr jungen Ent- wickelungsstadium, wo die Samenanlage nur einen nach unten ge- richteten Höcker bildet, zu erkennen, indem sie ihre Nachbarzellen etwas an Grösse übertrifft. Ihr Kern, der nur wenig grösser ist, als die übrigen Kerne der Samenanlage, hat einen grossen Nucleolus, und die übrige Kernsubstanz besteht aus Körnchen, die durch ein Netzwerk von dünnen Fäden verbunden sind. Etwas später, wenn das Integument zu erscheinen beginnt, ist die Mutterzelle erheblich grösser geworden und ebenso ihr Kern. Die Chromatinsubstanz erscheint jetzt in der Gestalt eines grossen oder mehrerer kleineren, zusammengehäuften Klumpen. Indessen zeisen einige Präparate neben diesen Klumpen auch dünne, ge- knäuelte Chromatinfasern, und ich glaube daher, dass die Klumpen durch das Zusammenfliessen von Fadenknäueln entstanden sind, und dass dieses Stadium eigentlich einer Synapsis entspricht. Später erscheint das Chromatin als dünner gleichdicker Faden, der sowohl an der Kernwand als im Kernraume liest. Endlich findet man ihn in dickere, unregelmässige Stücke und dieselben verbindende sehr dünne Fäden differenziert. Wahrscheinlich be- zeichnet dieses Stadium die Ausbildung der Chromosomen. Hierauf sollte die Diakinese folgen, aber dieses Stadium scheint in meinen Präparaten nicht vertreten zu sein. Die Kernteilung in der Embryosackmutterzelle habe ich zwei- mal gefunden (Fig. 1a und b). An den betreffenden Samenanlagen ist das Integument so weit entwickelt, dass es den Nucellus eben überragt oder sich über dessen Spitze zu schliessen anfängt. Die Chromosomen haben einen dicken und plumpen Bau und ihre An- zahl kann mit ziemlich grosser Sicherheit als zwölf angegeben werden. Die vegetativen Kerne im Nucellus zeigen eine weit ) Pirotta e Longo, Osservazioni e ricerche sulle Cynomoriaceae Eich. eon considerazioni sul percorso del tubo pollinico nelle Angiosperme inferiori. (Annuario R. Ist. bot. Roma 9. 1901.) 2) Weddell, Mömoire sur le Cynomorium coccineum. (Archives du Mu- seum d’histoire naturelle. Paris. 10. 1858—61.) 3%) Caruel, Osservazioni sul Cynomorium. (N. Giorn. bot. Ital. 8. 1876.) 196 Juwel, Zur Entwickelungsgeschichte d. Samens v. Cynomorium. grössere Chromosomenzall. In der in Fig. 1e abgebildeten Kern- figur sind 22 Chromosomen sichtbar. Wahrscheinlich sind ein paar Stäbchen weggeschnitten, so dass die wirkliche Anzahl 24 ist. Fig. 1. a und b Embryosackmutterzellen mit Kernspindeln (heterotypisch). ec Embryosackmutterzelle in eine kleine und eine grosse Tochterzelle geteilt. d Kernspindeln in beiden Tochterzellen (homöotypisch). e Kernplatte einer vegetativen Kernspindel im Nucellus, in Polansicht, mit numerierten Chromo- somen. f Nucellus nach der Tetradenteilung. g Tetrade, die unterste Zelle ist der Embryosack. — Vergrösserung in f 425, sonst 1000. Die Teilung des Zellkerns in der Embryosackmutterzelle kann demnach als eine heterotypische gelten, wenn auch eines der Kri- terien dieser Teilungsform, nämlich die Diakinese, nicht dargebracht werden konnte. Juel, Zur Entwickelungsgeschichte d. Samens v. Cynomorium. 197 Die Kemfigur liegt dem Scheitel des Nucellus etwas genähert, und die Scheidewand, die dann gebildet wird, teilt die Mutterzelle in eine kleinere apikale und eine weit grössere basale Tochterzelle (Fig. 1c). Die beiden Kerne durchlaufen zuerst ein Spiremstadium und führen dann gleichzeitig den zweiten Teilungsschritt aus (Fig. 1d). Die Kernspindel der grösseren Zelle ist longitudinal, diejenige der kleineren dagegen transversal gerichtet (in Fig. 2d ist der Nucellus etwas schief durchschnitten, so dass die untere Spindel fast in der rt Fig. 2. a Samenanlage mit fast kugeligem Nucellus und vier Kernen im Embryosack. Die plasmareichen Gewebe der Chalaza und der Mikropylar- region sind dunkler gehalten. b Samenanlage mit befruchtungsreifem Em- bryosack. Im Chalazagewebe, in der Endodermis und im Mikropylargewebe („Kegel“) sind die Kerne eingezeichnet worden, um diese dunkler er- scheinenden Gewebe hervorzuheben. — Vergrösserung; 110. Polansicht erscheint). Die homöotypische Natur dieser Teilung ist daran zu erkennen, dass die Chromosomen in den Kernplatten aus Paaren von parallel gelagerten Stäbchen bestehen. In beiden Teilungsschritten sind die Kernfiguren von Höfen dichteren und grobkörnigen Cytoplasmas umgeben (Fig. 1a und d), ein Verhältnis, das in den Pollenmutterzellen verschiedener Pflanzen beobachtet worden ist.!) Durch die zweite Teilung wird die basale Zelle durch eine Quer- wand in eine grössere basale Tochterzelle, den Embryosack, und !) Vergl. Juel, Die Kernteilungen in den Pollenmutterzellen von He- merocallis ete. (Jahrb. wiss. Bot. 30. 1897.) — Lawson, On the development of the karyokinetic spindle in the pollen-mother-cell of Cobaea scandens. (Proc. Calif. Ac. of Sc. 3. Ser. Bot. 1. 1898.) — Lawson, Origin of the cones of the multipolar spindle in Gladiolus. (Bot. Gaz. 30. 1900.) — Byxbee, The development of the karyokinetic spindle in the pollen-mother-cells of Zavatera. (Proc. Calif. Ac. of Se. 3. Ser. Bot. 2. 1900.) Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. 14 198 Juwel, Zur Entwickelungsgeschichte d. Samens v. Cynomorium. eine kleinere scheibenförmige Zelle, die in der Mitte der 'Tetrade liegt, geteilt. Die terminale Zelle teilt sich dagegen durch eine Längswand in zwei neben einander liegende Tochterzellen (Fig. ıf und g). Diese sonst nur selten beobachtete Anordnung der Tetraden- zellen in der Samenanlage dürfte bei Oynomorium regelmässig vor- kommen; ich habe sie in 20 Präparaten konstatiert. Pirotta und Longo (a. a. O., S. 104) fanden die Embryosackmutterzelle nur in Fig. 3. Altere Samenanlage. Integument sehr reich an Stärkekörnern, die nicht gezeichnet sind. ed Endodermis. n Nucellargewebe. es Endosperm. an Antipoden, nur eine im Schnitte vorhanden, die beiden anderen mit Punkten hineingezeichnet. em giebt die Lage des in einem entfernteren Schnitte liegenden Embryos an. — Vergrösserung 110. drei Tochterzellen geteilt. Wahrscheinlich haben sie eine vierte un übersehen, welche von der obersten, kleinen Zelle verdeckt wurde. Die hierauf folgenden Entwickelungsstadien sind schon von Pirotta und Longo beschrieben worden, und meine Beobachtungen stimmen mit den ihrigen vollkommen überein. Die Ränder des In- tegumentes schliessen sich, so dass die Mikropyle schwindet, und entwickeln sich an dieser Stelle zu einem, von ihnen „cono“ (Kegel) Juel, Zur Entwickelungsgeschichte d. Samens v. Cynomorium. 199 senannten, Gewebekörper, durch welchen der Pollenschlauch zu wachsen hat, um den Nucellus zu erreichen. Der reife Embryosack hat einen typischen Bau. Gegen die Antipoden grenzt er sich scharf ab, so dass diese sozusagen ausserhalb desselben zu liegen kommen (Fig. 2b). Wie oben erwähnt wurde, hatte ich einige Blüten bestäubt und vier Tage nach der Bestäubung fixiert. In einigen dieser Blüten konnte ich im „Kegel‘‘ Pollenschläuche wahrnehmen. In ein paar Embryosäcken glaube ich die in eine Synergide eingedrungenen :generativen Kerne gesehen zu haben, aber die Bilder waren nicht deutlich genug, um darüber sicher zu entscheiden. In keinem Falle war die Teilung der Eizelle oder des Centralkernes eingetreten. Unter den 16 Tage nach der Bestäubung fixierten Blüten gab es recht viele, in welchen keine Befruchtung stattgefunden hatte, ‚Pollenschläuche konnten hier nicht entdeckt werden, und der Ei- ‚apparat schien zu verkümmern. Des ungeachtet waren diese Em- bryosäcke ziemlich viel zugewachsen. Auch die Antipoden waren grösser geworden und traten gegen das Nucellargewebe sehr distinkt hervor. Andere jener bestäubten Blüten waren dagegen wirklich be- fruchtet worden. Im ‚Kegel‘ konnte ich wenigstens in ein paar Fällen Reste von Pollenschläuchen entdecken, wenn diese auch so lange nach der Befruchtung natürlich ziemlich zerdrückt waren. In einem Embryosack fand ich ein zweizelliges Embryo und eine vom Centralkerne gebildete grosse Kernspindel. Die übrigen enthielten ein aus wenigen oder zahlreichen Zellen gebildetes Endosperm und ein kleines, beinahe kugelrundes Embryo (Fig. 3 und 4). Nur in ‘einem fand ich neben dem wohlentwickelten Embryo einen unge- teilten Centralkern. Im Betreff der Antipoden weichen meine Resultate von den- jenigen Pirottas und Longos ab. Sie behaupten, dass die Anti- poden nach der Befruchtung sich teilen und ein besonderes Gewebe bilden, dessen weiteres Schicksal sie jedoch nicht verfolgen konnten (a. a. O., S. 106). In meinen Präparaten aber finde ich sie ungeteilt neben dem Endosperm liegen, wie die Fig. 3 und 4a, b zeigen sollen. Der in Fig. 3 abgebildete Schnitt zeigt ausserhalb des elliptischen Umkreises des Endospermkörpers eine grosse, etwas llachgedrückte Zelle (an), die weder dem Endosperm, noch dem Nu- cellus angehört, sondern offenbar eine Antipodenzelle ist. Die an- erenzenden Serienschnitte enthalten die beiden anderen Antipoden, welche ich in das Bild in entsprechender Lage mit Punkten ein- getragen habe. Dass diese Zellen die den Antipoden zukommende Lage einnehmen, geht aus der Lage des Embryos am entgegen- gesetzten Ende des Endosperms hervor. Es liest im Präparate um viele Schnitte vom abgebildeten Schnitte entfernt, ist aber im Bilde mit dem Zeichenapparate projiziert worden (em). Fig. 4 stammt von einem Objekte, das zuerst winkelrecht zur Medianebene der Samen- anlage geschnitten wurde. Der in a dargestellte Schnitt kommt zuerst in der Reihe und zeigt drei grosse Zellen, die Antipoden. Um einige Schnitte tiefer folgt b, der eine Partie des Endosperms enthält; seine Zellen sind kleiner als die drei Antipoden. Dann wurde das Objekt um seine Längsachse um 90 Grad gedreht, und 14* 200 Juel, Zur Entwickelungsgeschichte d. Samens v. Cynomorium. eine neue Serie verfertigt. Dieser gehört der in c abgebildete Schnitt, welcher an einem medianen Längsschnitt der Samenanlage das Endosperm, das Embryo und das Mikropylargewebe vorführt. Es ist deutlich, dass jene drei grossen Zellen am basalen Ende des Endosperms lagen und nichts als die Antipoden sein können. Das- selbe Verhältnis finde ich noch in anderen Präparaten, und ich glaube daher nicht an die angebliche Teilung der Antipoden bei Oynomorium. Das Verhalten des Nucellus während der Entwickelung der Samenanlage scheint mir auch einer Erwähnung wert zu sein. Zur Zeit der 'Tetradenteilung hat er einen geringen Umfang, indem er ausser der Tetrade nur aus 2—3 dieselbe bekleidenden Zellschichten besteht (Fig. 1f). Während der Kernteilungen im Embryosacke nimmt der Nucellus besonders im basalen Teil an Umfang zu und Fig. 4, Aus einer älteren Samenanlage, in a und b winkelrecht zu ihrer Medianebene geschnitten, in e geht die Schnittfläche durch die Medianebene. ed die das Nucellargewebe umschliessende Endodermis. es Endosperm, in € das Embryo enthaltend. an Antipoden. m das Mikropylargewebe. — Ver- srösserung 110. wird fast kugelförmig (Fig. 2a). Etwa zur Zeit der Befruchtung ist er viel grösser geworden, sowohl durch Vermehrung der Zellen als durch Volumenzunahme derselben. Die Zellen im Nucellus sind jetzt sehr arm an plasmatischem Inhalt. Die an den Nucellus grenzende innerste Schicht des Integumentes ist als kleinzellige und dünne, aber plasmareiche Endodermis (auch Mantelschicht oder Tapete genannt) entwickelt (Fig. 2b). Der Zuwachs des Nucellus durch Volumenzunahme seiner Zellen hält noch lange an, so dass er in dem durch Fig. 3 und 4 dar- gestellten Stadium einen gewaltigen, ellipsoidischen Gewebekörper bildet. Seine Zellen sind sehr gross, dünnwandig und fast leer an Öytoplasma. Auch Stärke ist m diesem Gewebe nicht vorhanden. Da es aber ohne Zweifel als Nährgewebe für das Endosperm und den Embryo fungiert, so muss es wohl flüssige Nahrungsstoffe ent- halten, die ihm durch die Chalaza und vielleicht auch durch die Juel, Zur Entwickelungsgeschichte d. Samens v. Cynomorium. 201 Endodermis zugeführt werden. Eine andere Aufgabe dieses Gewebes besteht darin, durch das Wachstum seiner Zellen einen grossen Raum zu schaffen, welchen später das Endosperm ausfüllen wird. ‘+ Im Integumente sind zu dieser Zeit alle Zellen mit Stärke- körnern beinahe vollgepfropf. Ob das Integument hier vorüber- gehend als Nährgewebe für die inneren Organe fungiert, scheint mir doch zweifelhaft, denn jene Stärkemengen können sehr wohl für die Fig. 5. Reifer Same, ein Teil eines medianen Längsschnittes. p Frucht- ‚wand, i das zur Samenschale entwickelte Integument, dessen innerste Zell- reihe eine anscheinend homogene Schicht bildet. en Endosperm. em Em- bryo. m Mikropylarregion. — Vergrösserung 110. spätere Ausbildung der Samenschale gespeichert sein. Geringere Stärkemengen sind übrigens auch im Perikarp vorhanden. Die spätere Entwickelung der Samenanlage hatte ich nicht Ge- legenheit zu untersuchen. Der reife Same ist schon mehrmals beschrieben worden. Eine gute Beschreibung und korrekte Abbildungen finde ich nur bei Weddell (a. a. O.).. Ich will nur einige Details im Bau des Samens hervorheben, und füge hier eine Skizze eines Schnittes aus dem Samen bei (Fig. 5). 202 Juwel, Zur Entwickelungsgeschichte d. Samens v. Cynomorium. Die Samenschale dürfte aus dem ganzen und nur wenig ver- änderten Integumente hervorgegangen sein. Die Zellwände sind ziemlich dünn, nur die äusseren Epidermiswände sind ein bisschen verdickt. Alle Zellen der Samenschale sind von einer völlig ho- mogenen, halb durchsichtigen, braunrötlichen Substanz gänzlich aus- gefüllt. Wahrscheinlich ist diese auf Kosten der früher in diesem Gewebe gespeicherten Stärke produziert worden. Dass es dieser eigentümliche Zellinhalt ist, welcher der Samen- schale ihre hornartige Konsistenz und ihre Resistenzfähigkeit ver- leiht, geht schon aus ihrem Aussehen an den Schnitten hervor, denn die Spuren, welche das schief gerichtete Messer an der Oberfläche dieser Inhaltsmassen zurückgelassen hat, lassen auf eine zähe, gummi- artige Konsistenz schliessen. Nach Weddell (a. a. O., S. 296) ent- halten diese Zellen „une assez grande quantit& de matieres resi- neuses“. Harzartig ist diese Substanz indessen nicht, denn von absolutem Alkohol, Chloroform und Terpentin wird sie nicht gelöst. Auch gegen andere Reagentien ist sie sehr resistent. Eisessig, Salzsäure, kalte Kalilauge rufen in derselben keine Veränderung hervor. Konzentrierte Chromsäure löst sie nicht, konzentrierte Schwefelsäure nur langsam. Aber in kochender Kalilauge wird sie: sogleich zu einer braunen Flüssigkeit gelöst, während die leeren Zellwände unverändert zurückbleiben. Die innerste Zellreihe der Samenschale ist zu einer fast ho- mogenen, rotbraunen Schicht verquollen, in welcher die einzelnen Zellen nach Behandlung mit Kalilauge zum Vorschein kommen. Ich vermute, dass diese Schicht aus der Endodermis sich entwickelt hat. An diese Schicht grenzt unmittelbar das Endosperm. Es geht hieraus hervor, das der Nucellus während der Reifungsperiode des: Samens gänzlich resorbiert wird. Nach Pirotta und Longo (a. a. O., S. 107) sollte dagegen die Sache sich ganz anders verhalten. Sie beschreiben, wie eine Verkorkung der Zellwände zuerst in der Mikropylarregion anfängt und sich dann auf die Endodermis aus- dehnt und besonders auf deren innere Wände. „Die Verkorkung- schreitet von der Peripherie gegen die Mitte hervor, so dass anfangs eine centrale Gruppe von Zellen übrig bleibt, die erst dann ver- korkt wird, wenn der Embryo und das Endosperm völlig ent- wickelt worden sind. Zu dieser Zeit sind somit Endosperm und Embryo von einer Art verkorkten Hülle gänzlich umschlossen.“ Das: (Gewebe, das nach dieser Angabe verkorkt wird, kann nur der Nu- cellus sen. Aber dieser ist, wenn das Endosperm und der Embryo- völlig entwickelt sind, nicht mehr vorhanden. ‚Jener Beschreibung muss offenbar ein früheres Entwickelungsstadium zu Grunde gelegen haben. Da muss es aber recht sonderbar vorkommen, dass die Zell- wände im Nucellus zuerst verkorkt werden, da sie doch später: gänzlich resorbiert werden sollen. Im Endosperm sind alle Zellwände stark verdickt. In den äusseren Schichten sind die Zellräume gross und führen einen reichen Inhalt von Fett und Proteinstoffen. In den inneren Schichten sind: die Wände wellig und unregelmässig verdickt, so dass die Zell- ‚räume nur als zackige Spalten erscheinen (Fig. 5). Buntblätterigkeit bei Polygonum. Von Dr. Anton. J. M. Garjeanne in Amsterdam. AN (Mit 7 Abbildungen im Text.) Buntblätterige Pflanzen gehören, wenigstens unter den wild- wachsenden Gewächsen, zu den selteneren Erscheinungen. Wenn man hin und wieder eine buntblätterige Pflanze auffndet, so wächst dieselbe meist ganz vereinzelt unter zahlreichen grünen Exemplaren. Im vergangenen Monat konnte ich eine epidemische Buntblätterigkeit konstatieren, und zwar bei den folgenden Polygonum-Arten: Poly- gonum pallidum, P. persicaria und P. nodosum. Die Pflanzen wuchsen aut einer projektierten Strasse im S. W. von Amsterdam. Der ursprüngliche Boden ist sehr moorig, es strecken sich dort ausgedehnte, aus T'orfmoor entstandene Wiesen aus, welche aber zur Bebauung ganz ungeeignet sind. Die projektierten Strassen werden daher mit einer etwa 1'/, m dicken Sandschicht erhöht, auf deren Oberfläche man schwarze Erde ausstreut, um den Einfluss des Windes zu milderen. Diese aufgebrachte Erde ist nun in der erwähnten Strasse sehr humusreich und bietet daher den Pflanzen eine eünstige Unterlage. Es haben sich denn auch die verschiedensten Pflanzen angesiedelt, hauptsächlich gewöhnliche Ruderalpflanzen, da- neben aber auch Arten, welche mit dem Sande aus den Seedünen oder von der Haide herangeführt worden sind. Die obengenannten Po/ygonum- Arten, welche überhaupt in der Umgegend von Amsterdam sehr häufig sind, wachsen sowohl oben auf der Strasse, wie auf den Abhängen in sehr guten Exemplaren, doch sind die auf den Abhängen wachsenden Individuen entschieden viel kräftiger. Die Arten sind gleich verbreitet, nur P. pallidum ist oben allgemeiner als auf den Abhängen. Auf einer Oberfläche von kaum 500 qm habe ich 213 bunt- blätterige Exemplare gefunden, davon gehörten 121 zu P. pallidum, 64 zu P. nodosum und die übrigen 28 zu P. persicaria. Nachdem ich alle diese Pflanzen weiter untersucht hatte, fand ich noch ein buntblätteriges Exemplar von P. Convolvulus auf etwa 800 m Ent- fernung vom Standort der übrigen bunten Pflanzen. Dieses Auf- treten der Buntblätterigkeit an einem einzigen Exemplar kann wohl ganz zufällig sein und mit der allgemeinen Erscheinung an den anderen Arten und an anderer Stelle in keiner Beziehung stehen. Das Aussere der Pflanzen war sehr verschieden, es war aber auffallend, dass die buntblätterigen Exemplare entschieden schwächer 204 Garjeanne, Buntblätterigkeit bei Polygonum. und kleiner waren als die grünen Pflanzen. Dies ist um so merk- würdiger, als in den meisten Fällen die bunten Blätter an sehr üppig wachsenden Exemplaren gefunden wurden, wie dies auch in der gärtnerischen Praxis wohlbekannt ist. Unter den von mir gesammelten buntblätterigen Pflanzen be- finden sich sehr grosse und schön entwickelte, die ganze Flora aber ist, zumal an den Abhängen sehr luxuriös, es finden sich von ver- schiedenen Arten Exemplare von mehr als zweifacher normaler Grösse. Obwohl also die buntblätterigen Exemplare im Vergleich mit Indi- Figur I. 3); bunte Polygonum, von oben gesehen. viduen von anderen Fundorten besonders kräftig aussehen, so stehen sie doch den grünen Pflanzen von derselben Stelle im der Ent- wickelung und Grösse nach. Unter den normal aussehenden buntblätterigen Exemplaren be- finden sich auch die, welche am schönsten bunt sind. Ihre bunten Blätter stehen fast m keiner Beziehung den grünen nach, die auf den normalen Blättern so oft vorhandenen braunen Flecken finden sich ebenfalls vor (und zwar in roter Farbe) etc. (Fig. IV.) Ausser bunten Blättern fanden sich auch Exemplare mit teil- weise bunten Stengeln vor. Es waren hauptsächlich die Stengel- Spitzen, welche am schönsten bunt waren. Nur in einigen wenigen Garjeanne, Buntblätterigkeit bei Polygouum. 205 Fällen (in Vergleich mit der grossen Menge bunter Exemplare) war der Stengel ganz chlorophylllos (oder wenigstens anscheinend chlorophyll- los), bei den allermeisten Pflanzen war der Stengel nur bunt gestreift. Schliesslich kamen auch bunte Blüten vor. Im Verhältnis zu der Zahl der untersuchten Exemplare habe ich nur wenige Blüten gesehen, und zwar weil die allermeisten Pflanzen nur noch Knospen trugen. Es wäre wohl sehr interessant gewesen, einen Teil der bunten Exemplare stehen zu lassen und durch künstliche Bestäubung reine Samen zu gewinnen, allein ich habe darauf verzichtet, und zwar, weil in der Natur auch reine Früchte entstehen (sehr häufig findet Selbst- Figur II. 2; bunte Polygonum, von oben gesehen. bestäubung statt) und weil ein Verlorengehen der Pflanzen wegen des schnellen Fortschreitens der Bebauung in diesem Viertel zu be- fürchten war. Ein UÜberpflanzen der Exemplare in Töpfe ist mir leider nicht gelungen, die Pflanzen welken ausserordentlich schnell und, obwohl meine Wohnung kaum 5 Minuten vom Fundort entfernt ist, erholte sich keine der Pflanzen, welche ich auf das sorgfältigste mitgenommen hatte. Von den 213 bunten Pflanzen waren 208 gelbbunt, nur 5 weiss- bunt. Wie bei allen gelbbunten Pflanzen zeisten sich unter dem Mikroskope noch sehr zahlreiche Chlorophylikörner, welche nur -bleicher gefärbt waren; bisweilen war die grüne Farbe überhaupt nicht mehr zu unterscheiden. 206 Garjeanne, Buntblätterigkeit bei Polygonum. In weitaus den meisten Fällen trug der Hauptstengel die bunten Blätter, nur 38 Exemplare wurden gefunden, wobei sich bunte Zweige vorfanden. Es muss aber gleich bemerkt werden, dass vielleicht auch unter den 175 übrigen Pflanzen solche mit bunten Zweigen waren; es war dies aber nicht immer genau zu sehen, weil einige Exem- plare nur unvollständig gesammelt worden waren. Figur ID. Figur IV. Geschecktes Polygonum-Blatt. Buntes Blatt mit hellrotem Fleck. In den folgenden Zeilen möchte ich die bunten Pflanzen noch einer genaueren Betrachtung unterwerfen. 1. Bunte Blätter. Von den etwa 1100 bunten Blättern, welche sich an den ge- sammelten Pflanzen vorfanden, sind nur 131 vollständige frei von Garjeanne, Buntblätterigkeit bei Polygonum, 20% ‚grünen Flecken, Streifen ete. Mit einigen wenigen Ausnahmen sind diese vollständig weisslichgelben Blätter kleiner als die normalen und auch kleiner als die unvollständig bunten. Etwa 900 Blätter sind zur Hälfte gelblichweiss, zur anderen Hälfte grün. Diese Form der Erscheinung war also hier, wie auch in anderen bekannten Fällen, die normale. Zumal bei kräftig ent- wickelten Pflanzen waren die beiden Hälften des Blattes ungleich gewachsen, die grüne Hälfte ist länger geworden, und daher ist die Spitze des Blattes sichelförmig gekrümmt. Bei den kleineren Blättern Figur V. Eunte Blüten. Rechts unten normale Blüten. Figur VI. Bunte Blüten, die linken Reihen normal. waren die bunten und grünen Hälften einander gleich, das Blatt hatte dann also die gewöhnliche Form. Der Hauptnerv des Blattes war entweder vollständig grün oder sanz bunt. Bei den, scheinbar ganz chlorophylllosen Nerven sind zwar im subepidermalen Parenchym noch einige Chlorophylikörner vorhanden, sie sind aber bleicher als die normalen Chlorophylikörner. Nur an der Seite der grünen Blatthälfte hat sich auch in dem Nerv normales Chlorophyll entwickelt, doch ist die Menge so gering, dass sich auswendig nichts davon bemerken lässt. Sehr schön war die sektoriale Entwickelung der Buntblätterig- keit. Nur 31 Exemplare trugen in allen Orthostichen bunte Blätter, bei allen übrigen nicht ganz rings um den Stengel. 208 « Garjeanne, Buntblätterigkeit bei Polygonum. Soweit mir das möglich war, habe ich die Zahl der bunten Örthostichen bestimmt. Sehr häufig gelingt dies nicht oder nur sehr schwierig, da durch die Entwickelung von Seitensprossen und häufig damit verknüpften Torsionen des Stengels die Stellung der Blätter nicht immer klar zu erkennen ist. Von den 213 Exemplaren lieferten daher 40 keine genügend sicheren Resultate, bei den 173 übrigen standen die bunten Blätter in alle 5 Orthostichen bei 31 Ex. oder bei fast 18°)o „ z „ „ 34 Ex. „ „ „ 18% „ 3 99 „ 68 Ex. 2) >) „ 40% 3) 2 „ „ 30 Ex. „ ” „ 18% „ 1 „ 0 Ex. „ „».» 6% Hieraus ergiebt sich, dass Pfllanzem mit nur einem bunten Blatte sehr selten waren (im ganzen kaum 5°), der gefundenen Exemplare); weiter, dass Pflanzen mit fünfreihigen, vierreihigen und zweireihigen bunten Blättern gleich (oder fast gleich) häufig sind, und endlich, dass dreireihige bunte Blätter weit häufiger vorkamen. In diesem letzten Figur VII. Früchte, normal, total bunt und gescheckt. Falle ist also etwa die Hälfte des Stengels mit bunten Blättern be- setzt, der bunte Sektor misst etwa 144°, oder besser (wenn man sich jedes Blatt mitten in einen Sektor gestellt denkt) 216°. Fig. I stellt eine bunte Pflanze mit 3 bunten Orthostichen von oben gesehen vor, im ganzen sind 5 bunte Blätter sichtbar, wovon eins total chlorophylllos ist: Figur II zeigt eine in gleicher Weise gezeichnete Pflanze mit 4 bunten ÖOrthostichen, zwei Blätter sind total bunt, die übrigen zum grössten Teile. Nur in einem Falle standen die bunten Blätter ganz regellos um den Stengel gruppiert, und eben in diesem Falle waren auch die Blätter ganz von den übrigen in Beziehung auf die Art und Weise der Buntheit verschieden. Indem namentlich die Blätter der übrigen Exemplare zur Hälfte bunt waren oder nur einen oder einige wenige scharf begrenzte grüne Flecken besassen, waren die Blätter der er- wähnten Pflanze unregelmässig gescheckt, wie in Figur III wieder- gegeben ist. Wie schon früher erwähnt, hat sich der dunkele Fleck auf dem Blatte in vielen Fällen sehr gut erhalten. Er ist blutrot und meist Garjeanne, Buntblätterigkeit bei Polygonum. 209 scharf umschrieben. Figur IV stellt ein vollkommen buntes Blatt vor mit dem roten Fleck in schöner Entwickelung. Bei den Pflanzen mit gefleckten Blättern konnte die Grösse des bunten Sektors fast nie bestimmt werden, denn sie gehörten zu den üppigsten und am reichsten verzweigten. Abgesehen von der Farbe sind alle bunten Blätter vollkommen normal, kein einziges zeigt wirklich pathologische Charaktere. Sie sind nur etwas weniger resistenzfähig als die grünen Blätter, sie welken und kräuseln in trockener Luft sehr schnell. 2. Bunte Stengel. In vielen Fällen war der Stengel normal grün, wenn sich auch bunte Blätter an demselben vorfanden, in anderen Fällen aber zeigte sich das sektoriale Bunt sehr deutlich. Im ganzen habe ich bei 71 Pflanzen bunte Stengelstücken beobachtet. An den Stengelknoten war der Unterschied zwischen dem grünen und chlorophyllarmen Teil meistens kaum merkbar, die Internodien zeigten aber die bunte Streifung recht klar. Sehr häufig war der chlorophyllarme Teil röt- lich gefärbt, an den Knoten trat die Färbung (gleich wie bei normalen Pflanzen) am deutlichsten hervor. Querschnitte des Stengels zeigten unter dem Mikroskope das Vorhandensein von Chlorophylikörnern auch in den bunten Sektoren. nur die subepidermalen Chlorophylikörner fehlten dort oder sie waren nur sporadisch vorhanden. Die rötliche Färbung rührte von rotem Zellsaft her in oder hart unter der Epidermis. Vollständig bunt war der Stengel in den meisten Fällen, wo die Blätter der 5 Orthostichen bunt waren. Jedoch mit Ausnahmen. Zwei Exemplare trugen total bunte Blätter, der Stengel war aber hell grün. - Am deutlichsten trat die bunte Streifung in der Blütenregion auf. Figur V und VI, welche auf bunte Blüten Beziehung haben, zeigen zugleich die gelbe und grüne Färbung der Stengelhälften. 3. Bunte Blüten. In einigen Fällen trugen die Pflanzen auch bunte Blüten. Eigent- lich ist die Bezeichnung ‚bunt‘ hier nicht genau (ebensowenig wie bei „total“ bunten Blätter) denn die Blüten waren entweder normal gefärbt (grünlich oder rosa) oder sie besassen eine gelblichweisse Färbung. In keinem einzigen Falle waren alle Blüten eines Blütenstandes bunt, stets war ein bunter Sektor von geringerem oder grösserem Umfang vorhandem. So zeigt Figur V einen Blütenstand, welcher auf einem halbbunten Stengel sitzt, wovon aber nur wenige Blüten normal sind, in Fig. VI ist das sektoriale Bunt in der Blütenregion schön zu sehen. Auch die Früchte der bunten und normalen Blüten waren ver- schieden. Die normalen Früchte der besprochenen Polygonum-Arten sind bei der Reife tief schwarz. Die Früchte der bunten Blüten zeigten jedoch eine sehr hellbraune Farbe, etwa wie halbwegs reife Apfel- samen. Der Unterschied ist sehr charakteristisch. 210 Garjeanne, Buntblätterigkeit bei Polygonum. Einige Früchte zeigten deutlich ihre Entstehung aus „Bastar- dierung‘“‘ zwischen bunten und normalen Blüten. In vier bunten Blüten hatten sich vollkommen schwarze Früchte entwickelt, in einem Falle war die Fruchtwand schwarz und hellbraun gescheckt. In Figur VII sind diese Früchte dargestellt. Die Ursache dieser Epidemie von Buntblätterigkeit ist nicht zu erforschen. Der Umstand, dass gerade die höher gestellten Blätter bunt waren, während die untersten Blätter mit nur einer einzigen Ausnahme grüne Farbe zeigten, veranlasste mich, nachzusehen, ob vielleicht zu wenig Eisen im Boden vorhanden war. Von vorn- herein war dies wohl nicht wahrscheinlich, denn die allermeisten Exemplare auf dem Standort der bunten Pflanzen waren doch ganz normal, und weiter ist es bekannt, dass günstige Beleuchtung für die Entstehung von bunten Blättern günstig ist, wodurch eben das Vorkommen der bunten Blätter an der Stengelspitze erklärt werden konnte. Die Analyse zeigte, dass im Boden nicht merkbar weniger Eisen vorhanden war wie in dem der benachbarten projektierten Strassen, wo doch alle Polygonum grün waren. Die Beleuchtung der bunten Exemplare ist keine andere wie die der erünen, denn bunte und grüne Pflanzen wuchsen ganz durcheinander: Gerade das Vorkommen von bunten Blättern bei ver- schiedenen Polygonum-Arten führt zu dem Gedanken, dass äussere Umstände die Ursache der Anomalie seien. Wenn nur eine einzige Art bunte Blätter zeigte, so könnte man noch annehmen, dass alle Exemplare einem einzigen bunten Individuum entstammten. Ich habe gemeint, diese bunten Polygonum etwas ausführlicher beschreiben zu dürfen, da eine epidemische Buntblätterigkeit meines Wissens noch nicht angetroffen wurde. Zwar scheinen die Poly- gonum-Arten sehr zu epidemisch auftretenden Abweichungen zu neigen, wie u. a. das Auftreten von Vergrünungen zeigt. Amsterdam, im Juni 1902. Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas während des letzten halben Jahrhunderts. vn‘) Von Dr. F. Höck in Luckenwalde. Nachträge zu früheren Teilen. Neue Arten: X. Cirullus colocynthis: Sahara, Orient, Süd-Afrika, selten i. d. Mittelmeerländern. XI. Cofea arabica: Trop. Afrika. Br Straussberg 1896 (Graebner n. Aschersons briefl. Mitt.). L Triest 1854 (Winkler in herb. Ascherson). XI. Stevia ovata: Mexiko, Argentinien. Schw Waadt: Sebellion (Favrat B. S. Vaud. Se. Nat. XXVI, 1891 pag. XIV). XII. Guizotia abyssinica (G. oleifera): Habesch. Schw Zürich: Zwischen Dufourstrasse und Zürichhorn im Hora- bach und Kiesgrube östlich v. Centralfriedhof (Theilung, B. hb. Boiss. 2 ser. 2 vol., 1902, pag. 3522). Neue Standorte:?) 152. Amorpha fruticosa. R Bonn: Rheinufer bei Rüngsdorf Wirtgen Ber. d. Bot. G., 17 S. (36). 169. Fragaria indica: L Görz (Ascherson, briefl.) 166. Rubus odoratus: Schw Zürich verw. am Bach beim Schul- haus in Oberhinntnau (Theilung a.a. O., p. 133). 212. Sedum aizoon. Mr Kirche in Meisenheim a. d. Nahe (von Geisenheyner an Ascherson gesendet). 256. Cephalaria syriaca: L Triest 1854 am Meere und in einem Steinbruch nach Opeina hin (M. Winkler in herb. P. Ascherson). 279. Solidago serotina: L Monfalcone schon 1854 (M. Winkler in hb. P. Ascherson). 1) Über den letzten Teil dieser Arbeit (Bd. XII. S.44) wurde versehent- lich V statt VI gedruckt. 2) Dort sind auch neue Standorte der bisher aus der Schw schon be- kannten Rudbeckia hirta, Matricaria suaveolens, Coreopsis tinctoria, Fragarıa indica, Brassica lanceolata, Lepidium virginicum u. L. apetalum genannt. ®) Bei 169 Fragaria indica ist der Standort Bozen zu streichen (vgl. Dalla-Torre u. Sarnthein, 1. Ber. über d. Fl. v. Tirol, Vorarlberg. und Liechtenstein. S. 14; er ist auf einen Lesefehler aus Bolzon zurückzuführen. 212 Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. 280. Soldago canadensis: Pm mehrf. verw. z. B. bei Stettin u. Cöslin (Paul, briefl.). 293. Bidens melanocarpus: Pm Stettin 1899 häufig an der Oder (Paul, briefl.). 316. Artemisia annua. Pm Stettin: Vorgarten in der Moltke- strasse (Paul, briefl.. Op Tapiau: (Fritz Tischler, Ber. Preuss. Bot. V. 1901 und 1902, S. 49.) 333. Brechthites hieracifohius: Sl Proskau; We Forst 1901 (Aderhold nach Ascherson Ber. De 20, S. 134.) 339. COentaurea depressa. L Triest: St. Andrea ( Campo Marzio) 1854 (M. Winkler in herb. P. Ascherson.) 351. Oentaurea iberica: He Ilversgehofen: Kiesgrube (Reinecke B. V, Thür. XVI, S. 18.) vl. 361. Lobelia erinus: S. Afrika: eingebürgert auch in Australien. Sw Hamburg: Auf d. v. Spreckelsenschen Gartenlande am Flott- becker Weg (Timm), Hammerbrook (Schmidt, Progr. Arbeit, S. 24). Me Schwerin: Gartenland a. d. kleinen Karausche (Toepffer, Arch. d. Vereins Me., 53, 1899, S. 163). Br Mitunter in Gärten und an Zäunen mit ausgeworfener Garten- erde etc. verw. (Büttner, Fl. adv. march., S. 44). He Häufig bei Hannover verw. (Mejer, I. v. Hannover, S. 103). B Nürnberg: Gartenflüchtig bei Forsthof aufgetreten, sodann im Grase auf dem St. Johanniskirchhof (Schwarz, Fl. v. N.-Er- langen, S. 801). 362. L. inflata: N. Amerika, Hudsonsbai bis Saskatchewan und bis Georgia u. Arkansas (Syn. N. Am. II, 1, p. 8). He Hannover: Unter dem Beuther Berg: hospitierend gefunden (Brandes m Mejer a. a. O.). 363. L. bicolor: Heimat? He Vielfach bei Hannover hospitierend (Mejer a. a. O.). 364. Campanula carpathica: Karpathen (Engl.—Pr. IV, 5, S. Hl). Br Zuweilen an Mauern etc. völlig verw. Potsdam: Terrassen- mauern in Sanssouci (Büttner, Fl. adv. march., S. 44), Grund- mauer der Kolonaden bei Sanssouci (Boss. eb.), Bötzow in Gras- gärten (Grantzow eb.), Schwiebus: herrschaftl. Garten von Schoen- feld (Golenz eb.). 365. C©. strigosa: Südöstl. Kleinasien, Syrien. A Br Rüdersdorf 1894 (R. u. OÖ. Schulz, Verh. Brand. 38, sa): 366. Ü. medium: S. W. Europa. B Nürnberg: Stadtgarten beim Sternthor, Landstrasse bei St. Jobst sartenflüchtig (Schwarz, aa. 08 “S: 809). N wi an der Technik seit Jahren verw. (Höhnel, Öst. B. 2. ara, SL Aaı) | 367. v accimum macrocarpum: Ostl. N. Amerika. NI Feuchte Dünenthäler: Terschelling, Vlieland, Texel u. bei dem Helder (Heukels, Schoolfl. 9. druk, S. 426). Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. 213 Ns Moor zwischen Winzlar u. Hagenburg seit Jahren einge- bürgert (Brandes, Fl. d. Prov. Hannover, S. 260, vgl. Schmal- hausen, Ber. d. Bot. G. L,,S. 14). 368. Olethra alnifolia: Ostl. N.-Amerika. Ni Bei Amersfoort u. Ruurlo verw. (Heukels eb., S. 437). 369. Kalmia angustifoha: Ostl. N.-Amerika. He Warmbüchener Moor, seit Jahren eingebürgert (Brandes, Neue Beiträge und Veränderungen zur Flora der Prov. Hannover, S. 38). # 370. Halesia tetraptera: Ostl. N.-Amerika. Ni Heemserbosch bei Hardenberg (v. Eeden, Ned. Kr. A. 6 deel 336). 371. Syringa persica: Persien, Afghanistan, Kaschmir. 0s Halle: Burg Giebichensein verw. (E. Hallier, D. b. M. III, 1885, S. 17). T Schlosfelsen b. Ried unweit Bozen, völlig verw. (Hauss- mann, 1458). 372. Jasminum fruticans!) Mittelmeerländer. L Selten auf Gartenmauern und in aufgelassenen Uampaenen verw., so in Monastero, Pirano an der Strasse zum Friedhofe, in Salvore, Umago, Carcauzze u. Visinada (Pospichal, Fl. d. österr. Küstenlandes II., 472). 373. Cynanchum (Vincetoxieum) nigrum: Von Portugal durch S.-Europa bis Transkaukasien (Schumann im Engl|.-Pr. Natürliche Pflanzenfam. IV., 2, 252), verw. in N.-Amerika. Be Sehr selten verw. (Crepin, Manuel 5. edit. 170) z. B. en (Adriaensen u. Haeck, Jaarb. Dodonaea. IV., 1892, p. 240). Br Verw. Potsdam: Pfaueninsel (Fintelmann), Spandau: Gatow 1882 (Bartke) Büttner Fl. adv. march., S. 44 (vel. )D). 374. Asclepias syriaca: Heimisch im östl. Nordamerika, sich dort und auch in anderen Erdteilen weiter ausbreitend mfolge von Anbau und Verwilderung. Ni Haarlem verw. (Heukels Schoolfl. 9 druk. 439). Ns Bei Haltern am Lippeufer in grosser Menge seit langer Zeit (Reuss, Ber. d. b. G. IV., 1886, S. CLXXNI). Sw Hamburg: Auf dem v. Spreckelsenschen Gartenland am Flottbecker Weg 75 (C. Timm in I. Schmidt, Programmarb., S. 24). Me Stellenw. verw. (Krause, Fl. v. Me. 171) z. B. Schwerin: Friedhof v. Neu-Zittow in Menge (Wilhelms bei Töpffer, Arch. d. Naturg. 53, 1899, S. 161); schon viel früher in der Gegend (vergl. Bot. J. IX., 1881, 2, 555). Wp Thorn, Tuchel (vergl. Abromeit, Fl. v. Ost- u. Westpr., p. 544). Si Gleiwitz (Jung ck, vgl. Bot. J. XVII, 1889, 2, 237). Br Potsdam: Pfaueninsel, Drachenberg; Tegel, Lychen, Rheins- berg, Jüterbog, Beelitz, Lichterfelde, Züllichau, Eberswalde, Möglin, ) Das dieser Art sicher nahe stehende, hinsichtlich seiner Heimat nicht‘ sicher geklärte (Vorderasien?) J. humile ist auch verw. in L (Eichengestrüpp rw. Montona u. Caroba beobachtet. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. 15 214 Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. Landsberg (sämtlich bei Büttner, Fl. adv. march. 44), noch an anderen Orten später. Ms Neuhaldensleben: Forsthaus Eiche (Maass bei Büttner a0): W Bielefeld: Berglust (Beckhaus-Hasse, Fl. v. W., S. 626). Bd Im Walde u. a. d. Strasse zw. Hesselhurst u. Eckartsweier in Menge (Klein-Seubert, Fl. v. Bd., S. 299). B Moosach u. Schleissheim b. München (Prantl, Exeursions- HESPEBT an): T Soll bei Zams im Ob.-Innthal verw. vorkommen (Hauss- mann 582). St Unterhalb Radkersburg an d. Strasse nach Luttenberg sehr häufiz (Maly 120). M Verw. zuweilen ausserh. d. Gärten z. B. im Meartitzer Weingebirge (Schlögl, Progr. d.k.k. Real- u. Obergymn. zu Ung.- Hradisch 1875/76 vgl. Bot. J. IV., 1876, 1171), vorüberg. Park v. Gross-Ullersdorf (Oborny 513). 375. Periploca graeca: Mittelmeerländer. T In Haussmanns Garten .‚wie verwildert“ (Haussmann 582). era Apocynum androsaemifolium: Brit. Columbia bis N.-Mexiko und im O. von Neu-England bis N.-Carolina. Me Schwerin: Weinberg (Ruben, Meckl. Arch. XLII, 44). Wp Konitz in einem Garten seit vielen Jahren wie wild wach- send (Praetorius nach Abromeit FI. v. O.- u. W.-Pr. S. 545.) Br Rathenow: Nennhauser Park, nicht blühend, sondern sich durch Rhizome vermehrend (Plöttner, Verh. Brand. 40, S. XLVII). 377. Phlox panmieulata‘!) L. (accuminata Pursh). Pennsyl- vanien bis Illinois, Louisiana u. Florida (Gray, Syn. N.-Am. II, 10129), W Attendorn, völlig verw. an einem Ackerrande bei der Schlacht (Forck, Jahresber. d. Gymn. z. A. 1890/91, vgl. Ber. d. b. @. 9, 1891, S. 130). B Verw. Wiese bei Entenbere (Schwarz, Fl. v. Nürnberg- Erlangen, S. 844). Bö Als Gartenflüchtling in der Fasanerie b. St. Antonsbad bei Leitomischl (Celakovsky, Prodr. 307). Im Gebüsch des hinteren Thales in St. Prokop 1880 (Velenovsky b. Celakovsky Prodr. 824). 378. Ph. Drummondü: Texas (Gray, Syn. N.-Am.II, 1, 134). Schw Genf 1879 (Deseglise, B. S. B. Belge. XXI, 1, 109). 379. Gilia (Collomia) grandiflora: Felsengebirge v. 48° n. Br. bis Nevada u. Kalifornien; eingeschleppt auch in Dänemark und Grossbritannien. Ns Bremen: um 1852 während mehrerer Jahre in Menge bei Hastedt am Rande der Wesermarsch, am Fusse der Dünen, und des Deiches (Bitter, N. V. Bremen XI, 285). Bremervörde (Alpers, nach Aschersons Aufz.). : ı) Ein Blendling, dieser Art ist wahrscheinlich Ph. hybrida hort.: Me Schwerin: Weinberg im Schlossgarten (Ruben, Meckl. Arch. XLII. 44). Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas et. 215 Me Malchin: Stöcksaaltannen b. Basedow seit 20 Jahren, neuer- dings wegen Heranwachsen des Waldes verschwunden (Struck, Arch. Fr. Naturg. Me. 28, 1874, S. 141), an einer anderen Stelle wieder (eb. Bd. 20, S. 170), auch in Ludwigslust beobachtet (Krause, Fl. v. Me. S. 172). Wp Thorn: Zwischen Grünhof u. Ziegelei Przzysiek am Ab- hange 1883 (Preuss, Phys. Ok. Ges. Königsberg XXV, 77, Hohn- feldt XXV, 55, Fröhlich 1881, XXIII, Sı), südl. Waldrand bei Grünhof (Fröhlich XXIV, 80). SI Glogau: Schiessplatz b. Zerbau (Tappert in Fiek, FI. v. SI., S. 303), Hirschberg: Bertelsdorf (Alt in Sehube, Ergebn. Durchforsch. schles. Fl. 1901, S. 12). Br Potsdam: Pfaueninsel, 1859 O. Reinhardt (Büttner etwa 1882); Sanssouci in d. Nähe d. Mausoleums 1860 (0. Rein- hardt); Luckau: neuer Kirchhof in Hohenbucko (Matthias); Berlin: Hasenheide (Hanstein 1859); später i. d. Bergbrauerei von Ascherson gesehen, jetzt wohl verschwunden; Spree bei Ost- end (Rietz nach Aschersons Aufzeichn.).. Sorau: Schutthaufen 1875 (Struve nach Büttner, Fl. adv. march. 45). Ms Neuhaldensleben: Hundisburg bei der Elsterburg (Maass in Büttner, Fl. adv. march., S. 45). 0s 1875 schon Greiz, Zeulenrode, seitdem an so vielen Orten, dass ihre Einzelaufzählung wertlos ist. He 1872 Meisdorf (Preussing, Aschersons Aufzeichn.), Apfelstaedtgebiet (Ortlepp, Allgem. bot. Zeitschr. 1901, Nr. 4). Tambach (vgl. Bot. J. XVIIL, 1890, 2, 346) schon 1842 bei Erfurt (Verh. Brand. 1875 Sitzber. S. 56) später wie in Os an zahlreichen Orten, stellenweise eingebürgert. R u. Mr ebenfalls von zahlreichen Orten, darunter Neuenahr schon 1876 völl. eingebürgert (Bot. J. VI, 1876, 2, 608). Bd Neustadt: Küchengarten:; Freiburg: z. B. im alten Kirch- hofe das gemeinste Unkraut (Seubert-Klein, Exceursionsfl. v. Bd. S. 300). Wb Rottweil (vel. B. J. IX. 1881, 2, S. 582); Ellwangen, Haiger- loch, Trilfingen, Altoberndorf (Kirchner-Eichler, Excursionsfl. v. Wb., S. 305). B Nürnberg: bei der Hermhütte (Schwartz, Fl. v. Nrnb.-Erl. S. 955). Schw Basel (Binz, Verh. Nat. Ges. Basel 1901, S. 384). Bö Prag 1879 (Celakovsky, Prodr. 824), Marienbad (Bail, Naturf. Ges. Danzig, N. F. III. R. A. 11. Heft 54) u. a. a. ©. 380. G. (C.) linearis. Neu-Braunschweig bis Saskatschewan u. Vancouver, nordw. bis Ft. Franklin am Mackenzie, südw. bis Kali- fornien, Colorado, Minnesota, Dakota n. Nebraska. 0s Am Reissberg, Hirschstein u. a. d. Turnhalle bei Greiz (Ludwig, Ber. d. b. G. III, 1885, S. CII), Meissen: Königsweg (Schlimpert, eb. XVIL, 1899, S. (64)). 381. @. (C.) coceinea :, Chile. 0s und He Reissberg, Hirschstein b. Greiz (mit vor.), Dresden: Koswig (Wünsche, Excursionsflora f. d. Kgr. Sachsen, 6. Aufl., nicht in der 8. Aufl., also wohl verschwunden). 15* 216 Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. E Mühlhausen: geg. Pulversheim, bei Sennheim, Sundhofen (Scherer, Ber. d. b. G. 17, 1899 S. (64) bei Pulversheim an der Thur schon vor 1852 (Kirschleser Fl. d’Als. I. S. 529) von Bau- mann ausgesät. Schw Basel (Binz, Verh. naturf. Ges. Basel 1901, S. 384). 382. Güia achrlleaefohia: N.-W.-Amerika. Be (Löwen: Moulin Bodart [Suttor)). Sw Wandsbeck, Dampfmühle I. (Schmidt, D. b. M. XIV, 53) gefunden. 383. Phacelia tanacetifolia: Kalifornien, eingeschl. auch in der Normandie u. i. Ungarn. Be Löwen: Moulin Bodart (Suttor nach Aschersons Aufz.). NI Arnheim: Rheinufer (Kok-Ankersmit 1893, Ned. Kr. N 6 deel 505). Ns Bremen 1894: bei Oberneuland auf Schutt (Klebahn bei Bitter N. V. Bremen XIII, 285). Sw Altona: Bauplatz des Centralbahnhofs 1891 (Timm, Ber. d. b. G. X, S. (86)); Uetersen: Neue Mühle 1896 (Christiansen n. Aschersons Aufzeichn.). Pm Stettin: Felder an der Falkenwalder Chaussee (Winkel- mann, Ber. d. b. Ges. 17 S. (64)). Wp Danzig (Gramberg), Deutsch-Krone (Lützow n. Abro- meit, El. v. ©.- u. W.-Pr. S. 568). Op Insterburg (Geffers u. Gruber, vgl. Abromeit eb.). Ps Staykowo, Kr. Czarnikau (Ascherson briefl.) SI Liegnitz: Töpferberg (Fiek, Ber. d. b. G. VII, 1889, S. [86]), Jauer: Girlachsdorf (Fiek u. Schube, Ergebn. Durchf. schles. Phan.-Fl. 1897, S. 23). Acker bei Poischwitz (Scholz in Fiek u. Schube, Eroebn. Durchf. schles. Phan.-Fl. 1895, S. 19). Ober- glogau: an Zäunen bei der Windmühle (Richter in Schub e, Ergebn. Durchf. d. schles. Phan.- u. Gefässkryptog.-Fl. i. J. 1901, S. 12). Br Steglitz (Jacobasch, vergl. Bot. J. XI, 1883, 2, 282). Freienwalde: Alt-Ranft viel verw. 1886 (Kunow, Ber. d. b. G. VH, S. LXXXVII); Rüdersdorfer Kalkberge massenhaft verw. (Hees, Löske, Schulz eb. X, S. [72]). Luckenwalde (Bernau 1890, Höck 1898). Ruppin: Wuthenow (Warnstorf n. Verh. Brand. 35 in ‚Ber. d. b. G. 17, 8. [64]), Wildparkstation (Bolle nach Aschersons Aufzeichn.) Os Dresden: Strehlen (Schorler u. Wobst, Isis 1895, Ber. d. b. G. XVII, S. [64)). He Eisenach: Wenigenlapitz verw. (Bliedner, Mitteil. Thür. Bot. V. 13/14, 1898, S. 16), Kreiensen: b. d. Kalköfen (Peter, Fl. v. Süd- Hannover, S. 215). R Elberfeld: Mettmann (Schmidt, Ber. d. b. @. 18, S. [43]). E Metz: Ars (Hempel, Mich.-Progr. Metz 1898, Ber. d. b. G. 18, 8. [43]). Wb Rottenburg: im Rommelsthal bei Obernau (Kirchner- Eichler, Exeursionsfl. v. Wb., S. 305)., B Nürnberg: beim Zellengefänemis (S chwartz, Fl. v. Nürnb.- Erl., S. 95); Regensburg: zwischen der Bahn u. der neuen Kaserne (Petzi, Allg. bot. Zeitschr. VI, 30). Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. 217 O0 Ried (Vierhapper, Ber. d. b. G. X [108]).- Bö Wittingau: nächst dem Teiche Svet 1891 nach gr. Über- Sen erschienen (Celakovsky, Ber. d. b. @. X, 1892, S. [97]) 383. Ph. congesta: Texas, verw. auch in Ungarn. Br Neuzelle: Priorsberg (Galleen. Büttner, FI]. adv. march., S. 49). 384. Ph. whitlavia (Whitlavia grandiflora): Kalifornien (Syn. N.-Am. IL 1, 64). N Rijswijk (Heukels, Schoolfl. 9 druk, 442). Sw Hamburg: Eppendorf (Laban b. Schmidt, Progr. 52). Br Bahrhof Köpenick (Ascherson briefl.). 385. Hydrophyllum canadense: Canada bis zu den Bergen von Carolina und westw. zum Mississippi. Syn. N.-Am. II, 1, 155). 81 Gröditzberg auf Schutt (Aschersons Aufzeichn.). 386 H. virginianum: Von Alaska nach Quebec südw. bis Oregon, Neu-Mexiko, Louisiana und Georgia. Be Thal der Vesdre zw. Dolhain und Pepinster (Halin, B.S. B. Bele. XXXIV, I, 147). 387. Nemophila insignis: Kalifornien (Gray, Syn. oki, IM, 1, 156). A Vereinzelt, aber vor längerer Zeit (Krause, Fl. v. Me. Ss DV.). 388. N. Menziesi Hook. et Arn. (= N. atomaria Fisch. et Mey.): Kalifornien, Oregon (Gray a. a. O.). NI Nordbrook verw. (Heukels, Schoolfl. 9 druk, S. 443). 389. Ipomoea sessihifoha: Indien. Bd Mannheim (Lutz n. Ascherson, Verh. Brand. XXX, S. XXXI.). 390. Pharbitis purpurea Ascherson (= P%. hispida Choissy): Trop. Amerika, nordwärts bis Mexiko sicher, vielleicht gar bis Kali- fornien und Texas urwüchsig, dagegen im atlantischen Nordamerika nur verw. (Gray, Syn. N.-Anm. II, 1, 210). Br Potsdam: Sanssouci verw. (Büttner, Fl. adv. march. S. 45). Os Verw. bei Naundorf b. Kötzschenbroda (Wünsche, Pflanz. Sachsens, S. 279). B Verw. bei München (Prantl, Exeursionsfl. f. d. Kgr. B,, S. 398); gartenflüchtig auf Schutt b. d. Rohrersmühle u. b. Erlangen aufgetreten (Schwarz, Fl. v. Nürnberg-Erlangen, S. 246). Schw Genf 1874 (Deseglise, B. S. B. Belg. XXII, 1, 111). T Bei Bozen und Riva auf Ackern und an Wegen (Graebner n. Ascherson briefl. 391. Convolvulus!) hirsutus: S.-Europa, einzeln auch in Nord- Amerika. !) Von C. (Calystegia) sepium ist die var. americana (Convolv. davurieus auect., nicht Herbert) in Ns (Celle: Nöldeke, Fl. v. Lüneburg 278), Sw (Ham- burg: Schmidt, Progr. 24), Me (Schwerin: Krause, Fl. v.Me, 8.171), Br (Büttner, Verh. Brand. XXV. 4), Sl Goldberg, Os (Löbau: Wünsche, Pi Sachsens) verw. beobachtet. 218 Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. L Triest: Campo Marzio seit 1840 (Marchesetti, Soc. Adr. VII, 164). 392. ©. tricolor: Mittelmeerländer. Br Gartenflüchtig bei Berlin schon 1842 (Ascherson briefi.). Schw Genf 1875 (Deseglise, B. S. B. Belg. XXII, I, 116). 393. Quscuta arabica: Agypten, Arabien. Br Berlin: Auf d. Versuchsfelde d. Acclimatisationsvereins zu Moabit 1864 (A. Braun in Büttner, Fl. adv. march., S. 45). 394. ©. Gronovi (früher fälschlich für ©. cesatiana oder O. racc- mosa gehalten): Neu-Schottland u. Neu-Braunschweig bis Florida südwärts, Arkansas u. Texas westw., auch für Kaschmir, Oberitalien und Polen angegeben. a Deutsch-Krone 1893 (Abromeit, FI. v. O.- u. W.-Pr., S. 566). SI 1869 im Breslauer bot. Garten auf Astern als kaum zu ver- tilgendes Unkraut, aber jetzt wieder verschwunden (Schube, Ergebn. d. Durchf. d. schles. Fl. im J. 1899, S. 14). Br Armeburg: Elbufer 1893 u. 94 (Graebner, N. V. Danzig NO RER SV). He Apfelstädt (Ortlepp, Allg. bot. Zeitschr. 1901, S. 105). R u. Mr Mainufer b. Frankfurt (Dürer in Dosch, FI. 3. Aufl., 615). Zw. Oberrad u. Offenbach in Weidengebüsch 1. 8. 83 (Dürer, Sennholz n. Aschersons Aufzeichn., da von ihm selbst gesehen), am Main schon 1881 (Haussknecht nach Ascherson briefi.) dort eingebürgert, Bingerbrück, Rheinufer m Weiden (Kobbe), Sinzig, Ahrmündung, Weiden verwüstend (Geisenheyner u. Melsheimer, Corr. Rheinl. Westf. V. XLI, 89, 90, Ber. d. b. @. IIL, S. CXVIID; 1890 zw. Siegmündung u. Königswinter (Wirtgen. Ber. d. b. G. IX, S. [135)]). B Auf Salix; Schweinfurt, Wertheim, Miltenberg, Aschaffen- burg (Prantl, Excursionsfl. S..398); Bamberg (Harz in Ber. d. b. G. XVII, S. 64), 1892 Würzburg (Landauer n. Aschersons Aufz., dort von ihm selbst gesehen) u. a. a. O. 395. Hehiotropium curassavieum: N. u. S.-Amerika, weit ver- breitet, auch auf den Hawaii-Inseln, Kapland, Marokko u. Algerien, sowie in Spanien und eingebürgert auch bei Montpellier. L Triest: Campo Marzio 1878 (Marchesetti, Soc. Adr.VIl, 164; in Pospichal, Fl. d. österr. Küstenl. nicht genannt, also wohl längst wieder verschwunden.) 396. Lappula patula: Vorderasien, N.-Afrika (Gürke in Nat. Pflanzenfam. IV, 3a, 107); eingeschleppt in S.- Russland u. Ungarn. Sw Hamburg: Holstenbrauerei (J. Schmidt), Wandsbeck a (vgl. Ber. d. b. G. IX, S. [126]), 1901 (Ascherson riefl.). Wp Danzig: Westerplatte, auf Ballast (Lützow 1889, N. G. Danzig N. F. VIII, III). Br Köpenick (Taubert, Verh. Brand. XXVII, 24); Rüders- dorf (Behrendsen, Ber. d. b. G. VII, S. CXII]). R Kreuznach: Schuttstelle am Naheufer (Geisenheyner,.Ber. d DASS): H Frankfurt (Dürer, Ber. d. b. G. IX, S. [124)). Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas et. 219 B München: Südbahnhof (Prantl, Excursionsfl. f. B., S. 404). 397. Omphalodes linifoha: Algerien, Spanien, Portugal, Frank- reich. Br Zuweilen in und an Gärten auf Schutt verw. (Büttner, Fl. adv. march. p. 45). B Nürnberg verw. (Prantl, Excursionsfl., S. 405; vel. auch Schwarz, Fl. v. Nürnberg-Erlangen, S. 855). 398. O. coelestina (Cynoglossum coelestinum). Heimat? He Erfurt: Ilversgehofen: Kiesgrube (B. V. Thür. 13/14, 1889, S. 120). W Seelbach (Beckhaus, vergl. Bot. J. XI, 1883, 2, 295; nicht aber in Beckhaus-Hasse, Fl. v. W.). 399. Oynoglossum Wallichii: Nordindien. Sw Helgoland (Gätke, Brody, neuerdings nicht mehr, nach Ascherson, Wissenschaftl. Meeresforschung N. F. IV, 127). Op Königsberg an, einer Gartenmauer der Klapperwiese 1889 (Vanhoeffen, Phys. Okon. Gesellsch. XXXT, 18); Nasser Garten an Gartenzäunen (Böttcher 1891 in Abromeits Fl. v. O.- u. Nyt- lei, alas) 0 Ried: Schutt bei eimer Brauerei (Vierhapper, Ber. d. b. ERS Hosı]): 400. Anchusa undulata: Mittelmeerländer. Br Rüdersdorf (Behrendsen, Verh. Brand. XXXVIUI, S. 89). 401. A. procera: S.- Russland, Galizien. Br Köpenick (Conrad, Ascherson), Rüdersdorf (Behrendsen 3.3.20.). 402. A. (Caryolopha) sempervirens: S.-W.-Europa auf den britischen Inseln eingeschl. Be Lüttich (vgl. Bot. J. IL, 1110), Ayenneux, Chercq, Wald Goffin b. Mons (Wesmael, vgl. Bot. J. X, 1882, 2, S. 545). Sw Helgoland (Gätke b. Ascherson, Wissenschaftl. Meeres- forsch. a. a. O.); Altona: Flottbeckerweg verw. (C. T. Timm in Prahls Krit. Fl. v. Sw. IH, 153). 403. A. ochroleuca: Südrussland, Rumänien. Be Huy (vgl. Bot. J. XVIIL, 1890, 2, 364). Ns Bremen: 1899 an einer Mühle (Focke b. Bitter, N. V. Bremen XIII, 286). Sw Uetersen: Neue Mühle 1888 (Christiansen in Prahls Krit JR. v. Sw., Bd. I. 153). Br Putlitz: Brennerei in Laaske (Jaap, Ber. d. b. G. 1887, S. LXXXVID; Moabit: Borsig-Mühle 1896 (R. Schulz, Verh. Brand., B. 38, S. IL). B Nürnberg: Auf Schutt bei Forsthof 1895 u. 1896 (Schult- ‚heiss in Schwarz, Fl. v. Nürnbg.-Erlangen, S. 856). 404. A. Barrelieri: S.-O.-Europa bis Ungarn und Oberitalien westwärts. N Seit 1889 in einem abgetriebenen Föhrenbestand zwischen Wiener Neustadt u. Steinbrückl, offenbar aus Ungarn eingeschleppt (Beck, Fl. v. N. 965). 405. A. aggregata: Griech. Inseln, Attica, Sicilien. NI Deventer (Heukels Schoolfl. v. N. 9 druk. 446). 220 Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. 406. Nonnea (Anchusa) lutea: Spanien bis Persien. SI Breslau: Schutt des bot. Gartens (Vogt in Fieks EI. v. SI., 8. 308). He Erfurt: Kiesgrube b. Ilversgehofen (Rudolph, B. V. Thür. Ne Ins DS, Ö); Ba Heidelberg: Kiesgrube (Lutz, Ber. d. b. G. VI, S. CXXIX). B Würzburg (Landauer, Ber. d. b. G. VI, S. CXXXD); Er- langen: Bot. Garten verw. u. Schlossgarten (Schwarz, Fl. v. Nürnb.- Erl., S. 858). Schw Zürich: Klusburg (Hottingen am Züricherberge) schon seit 28 Jahren eingebürgert (Schinz-Keller, Fl. d. Schw. S. 412); dazu gehörig wohl Rebberg (Steiger, Verh. Gesellsch., Basel 12, 1900, S. 376). N Wien (Keller, vgl. Bot. J. III, 658). 407. N. rosea: Krim und Kaukasus, verw. auch in Pennsyl- vanien. Br Frankfurt: Früher verw. auf Bueks Berg, jetzt wohl aus- gerottet (Huth, Fl. v. Frankf., 2. Aufl., S. 111). Ms Dessau: auf Schutt östl. vom Luisium 1859 (Engel in Aschersons FI. v. Brandenbe. I, 440). W Einnral auf einem Runkelrübenfelde bei Op-Herdicke (Beck- haus-Hasse, Fl. v. W., S. 727). He Arnstadt: seit 1880 unter der Eisenbahn am Geraufer, Kies- grube b. d. Schwarzen Brücke und städt. Pflanzgarten hinter der Is) (von Haussknecht 1882 bestimmt; Hoppe, Irmischia 1719): B Nymphenburg (Prantl, Excursionsfl., S. 406). Nürnberg 1882 an einem Erdhaufen zw. Lichtenhof u. Dutzendteich aufgetreten (Schwarz), 1885 bei Bayreuth (Eisenbarth), auch bei Kulmbach 1885 (Harz) (Schwarz, Fl. v. Nürnb.-Erl., S. 857). Bö Marienbad (Seehaus, Gelakovsky, Prodr., p. 305). 408. Amsinckia lycopsoides: Kalifornien und Oregon (eingeschl. auch in Frankreich und England), früher z. T. für A. angustifohia und Zithospermum apulum gehalten. Be Löwen beim Moulin Bodart (B. S. B. Belg. 22, p. 74), Diest (&hysebrechts, B.S. B. Belg. 39, 1900, p. 41, u. a. a. O.). NI Deventer (Kok-Ankersmit 16, 7, 79, Aschersons Aufz.) u.a. a. 0. Sw Hamburg: Winterhuder Alsterufer 1886 (Timm, Ber. d. b. G. V, S. CHD. Lübeck 1902 (Prahl n. Aschersons Aufz.). Br Oranienburg 1893 (b. d. Weigelschen Dampfmühle) (Neu- bauer), Tegel 1895 u. 1896 (R. u. OÖ. Schulz, Verh. Brand. 38, S. 99), 1896 bei der Köpenicker Dampfmühle (R. u. O. Schulz eb.), Forst (Decker eb. Bd. 41, S. 232). Ba Mannheim: Rheinau am Turnplatz (Lutz, B. V. Baden ], 186 (1885), Ber. d. b. @. IV, S. CLXXXV). E Strassburg 1882 (Petry, Philom. I, 2, 38). Schw? Lithospermum apulum 1874: Genf (Deseglise, B. S. B. Belg. XXL, 1, S. 110). 409. Trachystemon (Psilostemon) orientalıs: Türkei, Kleinasien. Wb Stuttgart im Hohenheimer Friedhof verw. (Kirchner- Eichler, Exeursionsfl. f. Wbg., S. 307). Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. 221 410. Symphytum'!) cordatum: Karpathenländer. Ps Rawitsch verw. (Pfuhl, Zeitschr. d. bot. Abteil. Ps. III, 40). nn Einmal Ullersdorf b. Warmbrunn (Fiek, Fl. v. Schles., S. 309). Br Freienwalde: Brunnenthal (Kunow, Ber. d. b. @. 1886, S. LXXXVI. 411. S. Zauricum: S.-Russland. Sw Apenrade; Lundtoft verw. (Borst n. Lange, Haandbog i. d. a El: 4. Ude, 8.477 in’ Prabl,; Krit. El. v. Sw. IS. 153). 412. S. asperrimum: Kaukasien, Armenien. Sw Ausacker 1867 (Hansen), Christiansfeld 1872 (Prahl, Krit. Fl. II, 153), Helgoland (Gätke n. Ascherson, Wiss. Meeres- forsch. 128). Me Schwerin: 2. Grünhausgarten verw. (Ruben, Meckl. Arch. XLI, 26), Rostock (Krause, FI. 173). Br Potsdam: Pfaueninsel seit mindestens 20 Jahren (0. Rein- hardt n. Büttner, Fl. adv. march. 45). He Eisenach: Hinter dem Karthausgang schon Jahre lang (Bliedner, Mitteil. Thür. V. 13/14, 1899, S. 16), Braunschweig: Cellerstr. 63, Helmstedt (Bertram, Fl. v. Braunschw., 4. Aufl.), Rübeland: bei der Hermannshöhle viel 1900 (Ascherson briefl.), .„Sachsa (Oswald, B. V. Thür. N. F. VII, 25). B?) München: Hof u. Grasplatz d. tierärztl. Hochschule (A de in Ber. Bayr. Bot. Ges. VII, 1, 1900, $. 199). 413. Lysium chinense: China, Japan; eingebürgert auch in Australien u. Neu-Seeland. B Nürnberg (Büchner, Ber. d.b. G. VII, 1889, S. [107]; vel. auch Bot. J. XVII, 2, 248). L In Hecken beim Stabilimento tecnico in Triest, auf d. Kastell in Görz und in Cormons an mehreren Stellen verw. (Pospichal, F]. d. österr. Küstenld. II, 503). 414. L. rhombifolium: China. Wp Thorn (vgl. Ber. d. b. G. 10, 1892, S. [67]), Marienwerder (Abromeit, Fl. v. O.- u. W.-Pr., S. 581). Op Königsberg, Braunsberg (Abromeit, Fl. v. O.- u. W.-Pr.). SI Proskau: Remise der Seminargärtnerei (Ber. d. b. G. 9, sd as. 117); He Rudolstadt: Schloss (Ascherson, vgl. auch Bot. J. 20, 2, 8. 48). R Kreuznach: Hecke am ÖOranienhof (Geisenheyner, Ber. d. b. G. 7, 1889, S. |99]); Bonn, Rheinufer b. Mehlem (Wirtgen, Berrd b. G. 17, 82|65]): 1) Echtum plantagineum, das schon Koch unter dem Namen E. viola- ceum uns nennt, kommt noch fast alljährlich bei Triest vor (Pospichal, a. a. O. II. 522), ist aber meist mit Serradella verschl. beobachtet, in Me (Krause, Fl. 176), Br (Büttner, Fl. adv. march. 45), Sl (Fiek, FI. 310) und He (Nordhausen: Naumburg; Gross-Furra, Sterzing vergl. Vocke- Anselrodt. Fl. v. Nordh. 120). 2) Das von Prantl, Excursionsfl. v. B. genannte $. asp. ist S. peregri- num, ebenso das angebaut und verw. unter dem gleichen Namen für Holz- wickede (nach Demandt in Beckhaus-Hasse, FI]. v. Westfalen) genannte, ebenso Be bei Chastres (S. B. Belg. 22, 1, 73.) Ä 222 Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. H Darmstadt (Ber. d. b. G. 7, 1889, S. [101)). M Oppenheim: Landskron (Ber. d. b. G. 17, 8. |65]). B Nürnberg: auf d. Stadtmauer beim Mohrenthor, bei St. Peter und Forsthof als eingebürgert zu betrachten (Schw arza Hl YE Nürnberg- Erlangen, S. 869). 415. Solanum Iycopersicum: Heimisch in Südamerika, bes. in Peru, doch wie wild nordwärts bis Süd-Texas, verw. z. B. auch in Agypten und Italien. Be Thal der Vesdre (Michel, vgl. Bot. J. X, 1882, 2, 543). Sw Hamburg: auf Schutt, unbeständig (Timm in Prahls Krit. Rz SwalE 150): Pm Stettin (Paul, briefl.). Wp Danzig: Westerplatte auf Schutt. (Abromeit, Fl. v. O.- u. W.-Pr., S. 589). Op Königsberg (Abromeit eb.). SI Mitunter vorübergehend verw. (Fiek, Fl. v. Sl., S. 314). Br Sommerfeld: an der Lubst (Weise) und Angermünde (A. Braun nach Ascherson, FI. v. Br., S. 451), Frankfurt (Huth nach Büttners Fl]. adv. march. 46), Berlin: Bahnhof Bellevue ayulbierit, ID DM): Os verw. (Wünsche, Pfl. Sachsens, S. 305). He Döhren (Alpers, N. V. Lüneburg XIV). Wb Vorübergehend verw. (Kirchner-Eichler, Excursionsil. v. Wbg., S. 332), Heilbronn (Engel, Jahresber. d. Ver f. Naturk. in Wttbe. 56, 1900, S. 517). B Nürnberg: Vielfach verschl. (Schwarz, Fl. v. Nürnb.-Erlgn. S. 872), München (Ber. Bayr. Bot. Ges. VII, 1, 1900, S. 199). Schw Genf 1874 (Deseglise, B. S. B. Belg. XXII, I, 110), Zürich: Tiefenbrunnen u. Aussersihl (Theilung, B. hb. Boiss. II, 1902, p. 352). L Häufig verw. (Pospichal, Fl. d. österr. Küstland. II, 502), bes. Capodistria u. Isola (Marchesetti, Fl. Trieste. 391). T Verw. (Haussmann 618). S Leopoldskron (Fritsch, Ber. d. b. G. XVII, S. [65)). 0 Linz (Murr, D. b. M. 12, 1894, S. 64). Bö Bydiov auf Gartenschutt wie verw. (Pospichal n. Gela- kovsky, Prodr. 825). 416. S. melongena: Südl. Asien, verw. auch in Ägypten. L Auf Gartenauswurf und Schutt verw. (Pospichal, Fl. d. österr. Küsten]. II, 500). 417. 8. pyracanthum: Madagaskar. B Nürnberg: Gartenflüchtig: Forsthof 1893, Sündersbühl 1894, Weg nach Leyh 1896 (Schwarz, Fl. v. Nürnbe. -Erlen., S. 872). 418. S. heterodozum (eitrullifohum): Texas, Neumexiko, Mexiko, Japan, eingeschl. auch in Italien und Dalmatien. Br Kottbus: Branitz (Fürst Pückler nach C. Koch) und Boitzenburg 1858 (Zander) (Ascherson, FI. v. Br. I, 454), Pots- dam: Schuttplatz b. Bornstädt (Matz nach Büttner, Fl. adv. march. ». 46). R Kreuznach (Ascherson, Fl. v. Br. I, 454). L Pola: gegen S.-Michele u. bei d. Militärbaracke unter Fort Max (Freyn, Z.- b. G., Wien XXVJH, 384 [146)). Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. 225 419. S. rostratum: Ursprünglich von Nebraska bis Texas und Mexiko, jetzt aber viel weiter, eingewandert auch in die östl. Union, verschl. auch bei Kopenhagen und in Gr.-Britannien. Be Löwen: Moulin Bodart 1894 (Suttor n. Aschersons Aufzeichn.); weitere Standorte: B. S. B. Belg. XXXIV, U, 139); Luxemburg: Wolferdingen 1893 (Suttor, vel. Verh. Brand 38, > 98) NI Tilburg, Middelburg, Rotterdam (Heukels Schoolfl. 9. druk. 251. vol auch! N. K. Ay 3% ser. I, 285). Ws Billerbeck 1892 (Ra ve.) Sw Hamburg: Eppendorf 1893 (Dietrich nach Aschersons Aufz., vgl. auch D. b. M. 1895, S. 111). Dampfmühle bei Wands- beck 1901 viel (J. Schmidt n. Ascherson briefl.). Pm Stettin 1901 (Paul, briefl.). SI Glogau: Oderufer (Scholz) und Breslau: Poln. Peterwitz; Jauer (Schube, 1895, 73. Ber. Schles. Ges. IIb, 86). Br Verschiedene Standorte um Berlin (vgl. Ascherson in Verh. Brand. XXXV, S. XLIII u. Naturw. Wochenschrift 1894, S. 17—22 u. 1895, S. 177 u. 179, ferner Behrendsen, Verh. Brand. XXXVIH, S. 99 u. Ascherson eb. XL, S. 60) u. a. Neuanlage des Botan. Gartens bei Dahlem (Lange u. Graebner n. Ascherson briefl.) Os u. He Magdeburg, Hafengelände 1899 (Fitschen, Nat.V. Magd. 1900, S. 147); Zwickau (Wünsche, Pfl. Sachsens, S. 306); ausserdem Greiz 1893 (Dietel u. Ludwig), Bautzen 1893 u. 1894 (Neumann) (vgl. Verh. Brand. XXXVII, S. 99). R Kreuznach 1886 (Geisenheyner) u. Elberfeld 1895 (Heit- mann, Verh. Brand. XXXVIIL, 99), nach Ascherson auch bei . Oberhausen u. St. Goarshausen. KRheidt 1893 u. 94 (Goeters) (Aschersons Aufzeichn.). H Darmstadt: Eberstadt 1893 (Rehn u. Lettmann nach Aschersons Aufzeichn.); Nassau: Biebrich 1892 (Vigener, Verh. Brand. XXXVII, S. 99), Wiesbaden 1894 (Leonhardt eb.). E Strassburg 1892 (Petry, Verh. Brand. XXXVII, S. 100), zw. Metzeral u. Münster i. Gregorienthal 1893 (Nebel eb.), Mühl- hausen: Ablaufkanal 1884 u. Ringbahn 1896 (Nebel eb.). Bd Mannheim 1892—1896 alljährlich, aber doch anscheinend nicht fest angesiedelt (Ascherson bei Behrendsen eb.). B Nürnberg: Sept. 1893 in einer weissblühenden Form unterm Centralfriedhof (Schultheiss), typisch gelb Okt. 1899 blühend in St. Johannis (Schultheiss bei Schwarz, Fl. v. Nürnberg-Erlang.., S. 873); Forsthof 1899 (Schultheiss a. a. O. S. 955). Schw Baselland: Liestal (n. Aschersons Aufz.) Neuchatel: Champ de Moulin 1894 (Schelling, Verh. Brand. 38, S. 100). Bö Jungbunzlau (Miler n. Podp£ra, Ost. b. Z. 1900, S. 215). 420. S. trifiorum: Saskatschewan bis Neumexiko (Gray, Syn. N. Am. II, 1, 227). Sw Hamburg: Winterhuder Bruch (Jaap, Ber. d. b. G. 10, 1892, S. (86)). Br Tegel: Humboldtmühle (Ascherson, Naturw. Wochenschr. 1894, S. 18, Behrendsen, Verh. Brand. 38, S. XLVI]). He Döhren: Wollwäscherei (Alpers, N. V. Lüneburg XIV). Bd Mannheim 1892 (Bähr, Ber. d. b. G. X, S. |82]). 224 Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas ete. 421. S. gwineense: Tropen beider Erdhälften. Sw Bei den Altonaer Wasserwerken unterhalb Blankenese 1891 auf Kaffeeabfällen !) (Prahl, Ber. d. b. G. X, S. [86)). 422. S. sisymbrüfohium: Heimisch in Brasilien und Argentinien, verw. auch in der südl. Union. Br Tegel: Humboldtmühle 1896 (Behrendsen, Verh. Brand. XXXVIH, S. XLVD; danach als Gartenflüchtling schon 1893 im rheinisch - westfäl. Bezirke. 423. Nicandra physaloides: Peru, gartenflüchtig auch in allen anderen Erdteilen beobachtet, z. B. in Europa: in Ungarn, Russland und Italien. Be Lüttich (Bot. J. II, 599, IV, [1169)). NI An Wegen und Zäunen (Heukels Schoolfl. 9. druk. S. 457). Ns Bissendorf, Celle, Hudemühlen (Nöldeke, Fl. d. Fürstent. Lüneburg, S. 277), Waldhausen, Stade, Verden (Brandes, Fl. d. Prov. Hannover, S. 284ff.), Bremen zuerst 1850 (Focke), später manchmal an Bahnhöfen und im Garten der Moorversuchsstation (Bitter, N. V. Bremen XIII, 286). Sw Meist einzeln und unbeständig, aber zahlreich bei Farchau unweit Ratzeburg (Reinke in Prahls Krit. Fl. v. Sw. II, 156). Me In Gärten, an Wegen und auf Schutt verw. sehr zerstreut (Warnemünde) (Krause, Meckl. Fl., S. 186). Pm Kolberg: Anlagen (Ascherson briefl.). - Wp u. Op Thorn, Kulm, Gr.-Lessen, Marienwerder, ne (b. Tiegenhof), Danzig, Neustadt, Oliva, Tuchel, Braunsberg, Sensburg u. a. (Abromeit, Fl. v. O.- u. W.-Pr., S. 589). Ps verw. z. B. Inowrazlaw (Pfuhl, Die bisher in der Prov. Ps. nachgewiesenen Gefässpfl., S. 41). SI Grünberg, Freistadt, Liegnitz, Parchwitz, Breslau, Myslowitz (aka, mE well, ıS6 SulS), Br Häufig verw., in Gärten als Unkraut, stellenweise dem Kultur- terrain völlig entrückt und eingebürgert, 64 Standorte (Büttner, Fl. adv. march., S. 46); auch mehrfach bei Luckenwalde (Höck). Os Auf Schutt in Gärten ganz verw. (Wünsche, Pfl. Sachsens S. 304). He Erfurt, Weimar, Rossleben (Ilse, Jahrb. d. kgl. Akad. gemeinnütz. Wissensch. zu Erfurt IV, 1866, S. 208), Eschwege 1876, Nordhausen b. Bielen 1880 (Peter, Fl. v. S. Hannover, S. 234), Helmstedt, Emmerstedt (Dauber, Ber. d. b. @. 17, S. [66)). W Ofters in Grasgärten, an Wegen hospitierend z. B. Lünern, Annen, Wattenscheid (Beckhaus-Hasse, Fl. v. W., S. 640). H Oberhessen (Dosch-Scriba 3. Aufl. 220). R Kreuznach (eb.); nicht selten verw. namentlich im Moselthal (NEDSCN, IR a I 310). Mr Rheinhessen (Dosch-Scriba eb.). Bd verw. (Neuberger, FI. v. eure j. Br., $. 188), Müll- heim: gegen Hügelheim (Baume artner, Ber. d.b. je 17, 8. [66]). ') Ebenda wurde $. nodiflorum beobachtet, das Gray (Syn. N. Am. H, 1. 228 als Varietät zu S. nigrum zieht, das in Nord-, Mittel- u. Süd-Amerika verbreitet ist. Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. 225 Wb Zuweilen auf Schutt und Gartenland verw. (Kirchner- Eichler, Exceursionsfl. f. Wttbg. u. Hohenzollern, S. 333). B Verw. Moosach b. München, Deggendorf, Metten, Passau, Wendelstein b. Nürnberg (Prantl, Exceursionsfi. f. d. Kgr. B., S. 401), unbeständig an mehreren Orten, auch bei Erlangen (Schwarz, Fl. v. Nürnbg.-Erlang., S. 874). Schw Schutt (Schinz-Keller, Fl.d. Schw., S. 447), Genf 1873 DIESeslhser BD. 5. BI Belo SR, 1,7170), Basel (Binz, Verh. nat. Ges. Basel 1901, S. 381), L Hat sich auf d. Campo Marzio in Triest dauernd ange- siedelt, ehemals sehr zahlreich, gegenwärtig bloss bei dem Heizhause des Staatsbahnhofes (Pospichal, Fl. d. österr. Küstenland. II, 496) Süd-T eingebürgert (vel. B. J. I, 660), Bozen häufig (Hauss- mann 619); Nord-T Dingeshofen b. Brixlegsg (Haussmann 1465). 0 Linz (Murr, D. b. M. 12, 1894, S. 64). N Ybbs (Wettstein, Sitzungsber. d. zool.-bot. Ges. Wien 1886, S. 35, vgl. Ber. d. b. G. V, S. OXXXV]). 424. Physalıs peruviana: Heimisch im gemäss. und wärmeren Amerika, (nicht mehr in der Union), jetzt in wärmeren Ländern weit verbreitet, z. B. im Gefolge der Kinabaumzucht. N Kühaue bei Klosterneuburg 1865 (Schreyersn. Blümmel, Allgem. bot. Zeitschr. VI, 107). 425. Ph. angulata: Weit verbreitet in den Tropen, nordwärts bis zu den mittleren atlantischen Staaten der Union u. Japan, süd- wärts bis Argentinien. Sw Hamburg: Kaffeeabfälle bei Blankenese 1895 (Schmidt, D’h.M. XIV, 53). He Göttingen: Bot. Garten viel, doch jetzt verschwunden (Peter, Fl. v. Süd-Hann. 235). 426. Ph. pubescens: Trop. Amerika und nordw. bis Kalifornien und Neu-York, auch in Java und Italien eingebürgert, in Ungarn 1901 beobachtet, Sw Hamburg: Kaffeeabfälle bei Blankenese 1895 (Schmidt, DEIB. IM. XIV, 153): 427. Scopolia lurida: Mittl. Himalaya (Engl.-Pr. IV, 3b, 11). SI Reinerz, einige Male (Uechtritz sen., Milde bei Fiek, Ray2291.18.315). 428. Nicotiana!) suaveolens: Australien. 1) Schon bei Koch wird sie als angebaut genannt, findet sich aber jetzt auch verw.: N. tabacum: In Südamerika heimisch. (Wettstein b. Engl.—Pr. IV, 3b, 32). Verw.; Schw Genf 1879 (Deseglise, B. S. B. Belg. XXTII, 1, 110). N. rustica: In Südamerika und Mexiko heimisch (Wettstein, eb). Verw. un verschleppt: Ns Hudemühlen, Steinwedel (Nöldeke, Fl. v. Lüne- urg, 217). > Hamburg, auf Schutt (Timm in Prahls Krit. Fl. II. 156). Me Einzeln verw. (Krause, Meckl. Flora. 187). Sl Auf Schutt und Kulturland vorübergehend und meist einzeln verw. (Fiek, Fl. v. Sl. 317). Br Gärten, Zäune, Schutt verw. (Büttner, Fl. adv. march. 47). He Hannover: Schutt (Brandes, FI. S. 286). B Verw. (Prantl, Excursionsflora. 402), vgl. auch Schwarz, 876. Schw Genf (Deseglise, a. a. O.). N Schutt, Brachen, Gärten verw, (Beck, 96). Bö Opöeno 1891, mehrere Expl. verw. (Ber. d. b. G. 10. 1892. S. [97]\. 226 Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. B Gartenflüchtig auf Schutt am Mögeldorfer Wege 1874 auf- getreten (Schultheiss in Schwarz, F]. v. Nürnberg -Erlangen, S. 877). 429. N. persica: Heimat? In Persien angebaut (Wettstein bei Enzl.-Pr., IV,73b,22): sw Hamburg (Schmidt, D. b. M. XIV, 54). 430. N. longiflora: Chile (Wettstein a. a. O.). Sw Hamburg (Schmidt, D. b. M. XV, 183). 431. Petunia nyetaginiflora: S.- Amerika, eingeschl. auch in N.- Amerika. Sw Hamburg: Schutt an der Aussenalster (C. Timm n. Schmidts Programmarbeit, S. 25). Br Zuweilen auf Schutt etc. verw. (Ascherson, FI. d. Pr. Br., S. 460). Schw Genf (Deseglise, B. S. B. Belg. XXI, 1, 110). 432. P. violacea: S.- Brasilien (verw. in Frankreich). Sw Hamburg: auf .d. v. Spreckelsenschen Gartenland (Schmidts Progsrammarb. 25). Wp u. Op Auf Schutt verw. (Abromeit, Fl., S. 592). SI Niederschlesien (Schube, Verbreitg. d. Gefässpfl.). Br Zuweilen einzeln verw. (Ascherson, FI. d. Pr. Br., S. 460). B Nürnberg: Gartenflüchtig auf Sand nahe dem Centralfriedhof aufgetreten (Schwarz, Fl. v. Nürnb.-Erlang., S. 877). Schw !) Genf 1832 (Deseglise, B. S. B. Belg. XXII, 1, 110). 433. Browallia vıscosa: Trop. Amerika (Wettstein b. Engl.- Pie, 1% Bl. 87): Me Schwerin: in einem Garten verw. (Klett n. Aschersons Aufzeichn.). 434. Schizanthus pinnatus: Chile (Wettstein b. Engl.-Pr. IV, 3108.56) Ns en Kleefelder b. Nienstedt 1877 (Weimer b. Bitter, N. V. Bremen XIII, 8.'285). Br Müncheberg; im Park von Trebnitz verw. (Ascherson, Rd. »Pr>VBr2 Binl., S. 40). 435. Verbascum virgatum: Süd- und Westeuropa. Br?) Tegel: Humboldtmühle 1896 (Ascherson, Behrendsen und Conrad, vgi. Schulz, Verh. Brand. XXXVIHIL S. XLV]). 436. V. ovalıfohium: Südrussland, Westasien, eingeschl. auch am Port Juvenal b. Montpellier. Br Berlin: Tegelerstrasse (Aschersons Aufz.). 437. Calceolaria pinnata: Peru. N] Zwolle (Heukels FI. v. Nl. 9. druk. 459). !) Mandragora vernalis, die in T bei Rovereto verw. beobachtet wurde (Sarnthein, vgl. Ber. d. b. G. 9. 1891. S. 164), ist wahrscheinlich von Koch als M. offieinarum eb. 2. p. 585 gemeint, weil Koch anführt, dass sie einst in der Schweiz und Tirol gebaut wurde, und auch Sarnthein die Be- merkung hinzufügt, dass seine Pflanze am Anfang des vor. Jahrh. von einem dortigen Kuraten dort gebaut sein soll. 2) Hierher gehört auch nach Aschersons jetziger Ansicht wahrschein- lich die von ihm in seiner Fl. v. Berl. $. 466 u. II. S 112 unter dem sicher falschen Namen Celsia Barnadesii von Berlin (Seegerscher Holzplatz 1857 [Bolle] genannte Pflanze. : Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. 227 Sw Husum ee rzon, Schr. d. naturw. Ver. f. Sw., Bd. 2, Heft 1, S. 100). Sı Reichenstein: Maifritzdorf (Aschersons Aufz.). E Zabern (Walter 1901 n. Aschersons Aufz.). 438. Pentastemon laevigatus (P. digitalis):. Pennsylvanien bis Florida und weiter westwärts. Op Lötzen: Orlowen gartenflüchtig auf einer Wiese 1898 (Allg. bot. Zeitschr. IV, 206). Br Züllichau: Padligar (Riese, Verh. Brand. VII, 146), Pots- dam (Aschersons Aufz.). 439. Collinsia bicolor: Kalifornien. Ms Neuhaldensleben: en am Eiskeller verw. (M. Schulze n. Ascherson, Fl. d. Pr. Brand., S. 469). 440. Linaria pelosa: Italien. Schw Freiburg (Wilezek, Ber. d. b. G. VI, S. CL). 441. L. dalmatica: Balkanhalbinsel. L Campo Marzio (Triest) (Marchesetti, Soc. Adr. VII, 164). 442. L. spartea: Süd-Westeuropa (Marokko?). Br Mehrfach auf Serradellafeldern eingeschl.: Beeskow: Lamitsch 1865 (Vogel), Schwiebus: Schönfeld 1866 (Golenz, Büttner, Fl. adv. march., p. 48). 443. L. bipartita: Iber. Halbinsel, Nordwestafrika. BeVel. B2S..B. Beleg 34, p. 117. Sw Zuweilen einzeln u. unbeständig als Gartenflüchtling (Prahl, Reply. Sw. II, S. 159). Me In und bei Gärten beobachtet in bezw. bei Hagenow, Schwerin, Bützow, Ribnitz (Krause, Meckl. Fl., S. 190). Op Memel (Kühnemann, Jahresber. d. Preuss. bot. Vereins 1898/99, 8. 30). SI Striegau: Ufer des Striegauer Wassers (Zimmermann n. Aschersons Aufz.). Br In Gärten auf Schutt ete. verw. schon nach Aschersons Fl. v. Brand., sieben Standorte neuerdings Potsdam: Wackermanns- höhe wieder verschwunden, dafür aber Sicilianischer Garten (Bütt- ner, Fl. adv. march., p. 48). W Girkhausen (Schemmann in Beckhaus-Hasse, FI. v. W., S. 653). : Bö Bürgstein 1852 verw. (Malinsky n. Celakovsky Prodr. 323), Pisek nächst der Schwimmschule (Velenovsky eb., S. 826). 444. L. saxatıhis: Portugal. Sw Altona: Flottbecker Weg auf verlass. Gartenland (C. IE. Timm in Prahls Krit. Fl. v. Sw. H, 159). SI Liegnitz (Gerhard) Sandfelder bei Zabrze 1865 viel (Nagel) (Fiek, FI. v. SI. 314). 445. L. purpurea: Heimisch in Italien und Sicilien, eingeschl. auch in Frankreich und England. SI Falkenberg (Plosel in Fieks FI. v. Sl. 324). Schw Eingeschl. (Nyman Conspect. fl. eur. 539). Bö Auf dem Plan zw. Josefsstadt und Alt-Pless 1878 ziemlich . reichlich, vielleicht durch Militär eingeschl., 1879 nicht wieder (Fleischer, Celakovsky, Prodr. 827). 228 Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. 446. Antirrhimun asarina, Nordspanien, Süd- und Mittel- frankreich, eingebürgert in der Normandie. Os An den Mauern des Schlosses zu Hainewalde und bei Kemnitz bei Bernstadt, am Fusse des Oybin bei Zittau, auf Mauern bei Krummhennersdorf bei Freiberg verw. (Wünschs, Pfi. Sachsens, S. 312). 447. Mimulus luteus: Alaska bis Kalifornien, Chile, Argentinien, Patagonien; in Europa schon 1824 in England, 1815 in Schottland, ferner auch in Irland, in Skandinavien bis Finmarken, in den Kar- pathenländern und in d. russisch. Ostseeprovinzen beobachtet. Ni Doortrecht, Haarlem (Heukels School. v. Nl. 9. druk. 459). Ns An der Hunte bis Oldenburg; sowie in Menge am neuen Kanal bei Drilaker Moor (Fricke); an der Este bei Altkloster un- weit Buxtehude massenhaft, ebenso bei Celle in den Eisenbahngräben, bei Petersburg und an der Harburger Chaussee bei Klein -Hehlen, seit etwa 1870; sich immer weiter ausbreitend (Buchenau, Fl. d. nordwestl. Tiefebene, S. 444). Sw Bei Apenrade, Itzehoe, Lübeck, Altona verw. (Prahls Bigd.zErzsye 2.Aul, 82202, Pm In Hinterpommern an Ufern eingebürgert, z. B. bei Wuster- barth bei Polzin, Köslin (Müller, Fl. v. Pomm., S. 285). Wp Oliva 1880 (Schumann, Westpr. J. B. V. 3. Ber.), Löbau: Kl.-Heide (Witt, Phys. Okon. Ges. XXIV, 78), Schwetz 1885 (Grütter, eb. XXVI). Ps Strzalkowo (Ritschl, Linnaea XXVIII, 590). - SI Rux bei Kapsdorf (Schneeweissn. Uechtritz, Ber. 1885). Riesengebirge und Grafschaft Glatz an vielen Orten mehrfach ein- gebürgert (Fiek Fl. v. Schles. S. 325) Br Potsdam: Havelinsel östlich der langen Brücke (Boss), Baumgartenbrück 1857 (Sanio), Luckenwalde: an der Nuthe dies- seits Kolzenburg 1855') Ritter, Ascherson); Altdöbern: Schmidts- teich, jetzt ausgerottet (Holla); Boitzenburg: am Spring bei der Töchterschule (Becken, Seel). Sämtlich schon in Ascherson, Fl. v. Brand., S. 474f. Nach Büttner (Fl. adv. march. 48), später noch Lieberose, Frankfurt, Müllrose und Arnswalde. Ms Zerbst: Wegränder im Garten neben dem Schiesshause (Schneider, Fl. v. Magdebe., 2. Aufl., S. 185). Os An Ufern eingebürgert, z. B. bei Bernbruch bei Kamenz, bei Kaditz b. Dresden, im Bielergrund unterhalb Hermsdorf, bei Edle Kröne, bei Frauenstein, Sayda, Chemnitz, in Lindenau, bei Schneeberg, Plauen (Wünsche, Pfl. Sachsens 313), Meissen: Eisen- giesserei a. d.-Tribisch (Schlimpert, D. b. M. XI, S. 60). He Cölleda: am Mühlwehre an Gothmannshausen; Erfurt: zw. Kathol. Hochheim u. d. Gera; Schleusingen: an den Gräben von Schleus.- Breitenbach bis zur Bleiweissmühle; Schmalkalden: im Drusenthal (weit von menschlichen Wohnungen entfernt) (Ludwig, n. Vogel, Fl. v. Thür., S. 64f.), Spiegelthal b. Zellerfeld, Andreas- 1) Noch 1894 vereinzelt bei Lindenberg (etwa !, km davon), dagegen in den folgenden Jahren von mir vergeblich gesucht, obwohl ich ein grosses Stück des Nutheufers zur Blütezeit des M. 1. abging. Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas et. 229 berg, Oderfeld, Lauterberg, Scharzfeld (Brandes, Fl. d. Provinz Hannover, S. 293), Osnabrück verw. (Buschbaum, FI. d. Reg.- Bez. Osnabrück, 2. Aufl., S. 209). W Hattingen am Ruhrufer bis Niederwengern 3 Expl. Auch zahlreich in Wiesengräben bei Holzen unweit Schwerte (Schem- mann). Schwerlich beständig (Beckhaus-Hasse, Fl. v. W). R Bach Schrump oberhalb Hatzenport a. d. Mosel (Wirtgen, Abh. R. W. V. 1869, 71); rheinabwärts von Rees (Feld, D.b.M. 1 Ss 1R). E tn u..a. (Kirsehleger El. Als. I, 585). Bd Schappach bis Wolfach in Menge; Triberg, Gengenbach, Offenburg (Seubert-Klein, Exceursionsfl. f. Bad. 316). Wb Ellwangen (im Goldrain), Calw. (Thalmühle, Teinach), (Ulm 1892) Ried: Neufra; Saulgau: Dörtchenmühle (Kirchner-Eichler, Excursionsfl. für Wb. u. Hohenz., S. 338). B Hier und da verw. z. B. Tegernsee (Prantl, Excursionsfl. f. d. Kgr. Bay., S. 416), Deffernik im Bayr. Wald schon lange (Zeyss, D. b. M. IN, 1381). Schw St. Blaise b. Neuchatel (Paris, Ber. d. b. G XVvl. S. [67)). v Zillerthal in einem Wiesengraben (Woynar, D. b. M. III, 141). 2 S Verw. (Fritsch, Excursionsfl. f. Österr. 494). K Feldkirchen, Paternion, Winklern (Pacher, Ber. d. b. G. BAIL, S. [67]). 0 Steyr: Roseneck (Zimmeter, VII. Jahresber. Linz [1876]). Bö Versch. Orte (Celakovsky, Prodr. 326, 827). M Teltsch: auf einer neuen Teichwiese am Wege nach den Stade. Amlagen (Hormanek, Ber. d. b. G. IV, S..CCh,, Saar: Cikhay (Hanatek, Ber. d. b. G. 17, S. [67)). 447. Mimulus!) moschatus: Brit. Kolumbien bis Kalifornien und Utah, eingebürgert auch in Victoria und in England. Be Thal der Vesdre (vgl. Bot. J. X, 2, 543). Ns Bremen: 1876 einmal auf Schutt am Centralbahnhof (Bitter, Abh. N. V. Bremen XIII, 286). Si Oberlangenbielau am Ufer des Biele (Fiek u. Pax, Ber. d. b. G. VII, 1889, [S. 86]), Goldberg: Mühlgraben beim Brückenkret- scham in Röchlitz (Leisner n. Fiek u. Schube, Ergebn. d. Durchf. d. schles. Phan.-Fl. in J. 1893, S. 14). Br Wrietzen: Hinter Kuhz (Altmann n. Aschersons Aufz.). Ms Altenhausen: Plattenbruch (Maass n. Aschersons Aufz.). Os Göltzschthal, Penig (Wünsche, Fl. d. Kgr. Sachs., 4. Aufl., S. 302 n. Aschersons Aufz., in der mir zu Gebote stehenden 6. und 8. Aufl. ohne Standort, daher wohl dort verschwunden), Dresdener Heide: Radeberger Strasse (Schorler u. Wobst, Isis, Abhandl. 1895). E An der Fecht zw. Münster und Günsbach aus dem Garten von Hartmann verw. 1854 (Kirschleger, Fl. d’Als. I, 474 mit M. luteus). 1) M. hybridus Hort., also wahrscheinlich ein Bastard von M. luteus, wurde Me (Kl. Karausche) von Toepffer (Arch. N. Fr. Me. 53. 1899. 163) verw. beobachtet. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902, 16 230 Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc, Bö Zw. Aussergefild und Bergreichenstein; Rosenberg (Cela- kovsky, Prodr. 827), Moldauufer zw. Weltrus und Mühlhausen (Celakovsky, Ber. d. b. G. VI, 1888, S. CXXXV]), Teplitz: Judendorf (Laube, Ber. d. b. G. 17, S. [67]) u. a. a. O. 449. Digitalis lanata‘): Karpathenländer, nördl. Balkanhalbinsel. N Sehr selten und vorübergehend, Weingartenränder zwischen Kutzelsdorf und Aichbügel 1853; verw. in der aufgelassenen Anlage d. Hirschbahn b. Weissenbach a. d. Triesting 1888 (Beck, FI. v. N. 1047). 440. Veronica gentianordes: Vorderasien, Kaukasus. Verw.ohne Standortsangabe genanntinAscherson-Graebner, Fl. d. nordostdeutschen Flachlandes, S. 638. 451. V. syriaca: Syrien. Me Schwerin: Kl. Karausche (Toepffer, Arch. Meckl. LHI, 1899, 153). 452. V. ceratocarpa: Daghestan. Be Hersselt (Prov. Antwerpen) eingebürgert (van Haesendonk nach Thielens, vgl. Bot. J. I, 639). N Wiener botanischer Garten (Fritsch, vgl. Bot. J. XXI, 1893, 2, 40). | S massenhaft (Fritsch, eb.). 453. Hebenstreitia dentata: 'Trop. u. südl. Afrika. Be Antwerpen; Westmalle (Baguet, B.S.B. Belg. XXI, 1, 75). 454. Proboscidea lutea (Martynia montevidensis): Südbrasilien, Paraguay, Uruguay (Engl.-Pr. IV. 3b, 269). Sw Hamburgs: Wollkämmerei am Reiherstieg (Schmidt und Ascherson nach Aschersons Aufz.). Br Nauen: Lietzower Amtsgarten 1862; Wernitz und Berge 1865 (Grantzow), (Büttner, Fl. adv. march. 49). 455. Verbena bonariensis: Heimisch in Südamerika, jetzt aber eingeschleppt in allen Erdteilen und teilweise fest eingebürgert, so in Südafrika, Australien und auf den Hawailinseln. Sw Blankenese: Kaffeeabfälle bei den Wasserwerken (Schmidt, Ber 0.202. 629021892752|80])): 456. V. Lamberti: Heimat? (Eine Art dieses Namens wird von Gray mit folgender vereint, doch nicht V. Zamberti Ker.). Br Nauen: Chausseegraben, Wernitz gegenüber verw. (Grantzow 1866 in Büttner, Fl. adv. march. 50). 457. V. aubletia: Florida bis IDlinois, Arkansas, Neumexiko u. Mexiko (Gray, Syn. N. Am. H, 1, 337). B Nürnberg; gartenflüchtie beim Deumentenhof (Schultheiss in Schwarz, Fl. v. N.-Erlangen, S. 974). 458. Monarda?) punctata: New-York bis Wisconsin und süd- wärts bis Florida und Texas (Engl.-Pr. IV, 3a, 289). 1) Von Nyman nach Maly auch für Mähren genannt, aber nicht von Oborny und von Fritsch, Excursionsfl. f. Osterr.; daher wohl irrtümlich. 2) Origanum majorana aus Nordafrika, das Koch nur als gebaut nennt, findet sich neuerdings stellenweise verw., so in Schw (Schinz-Keller, Fl. d. Schw. 439). L Verw. an Mauern, z. B. auf dem Grettaberge unterhalb der Osteria „alla scarpa“ bei Triest (Pospichal, Fl. d. österr. Küstenl. II. 563). M Verw. hier und da, aber nur sehr vorübergehend (Oborny, 389). Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas et, 231 a T Mühlau: Rauchsche Fabrikbahn (Murr, D. b. M. 20, 1900, al). 459. Salvia nutans!): Südosteuropa (bis Ungarn). Br Frankfurt eingeschl. beim Proviantamt 1890—93, immer nur i—2 Expl. (Huth, Fl. v. FEr., 2. Aufl., S. 126). 460. 8. lanceolata: Nebraska bis Texas und südwärts bis Florida und Mexiko. Ns Bremen: einmal an einer Mühle 1894 (Bitter, N. V. Bremen XIH, 287). T Mühlau: an der Rauchschen Fabrikbahn (Murr, D. b. M. XX, 1902, S. 51). 461. 8. horminum: Apenninen- und Balkanhalbinsel. Sw Helgoland (Gätke n. Ascherson, Wissenschaftl. Meeres- forsch. IV, -1, 128). . WW Münster: Grasfeld bei der Havichhorster Mühle (Holt- ann, Ber. d. b. G. MEIN) 1890, 8. [129]). L Ehedem viele Jahre hindurch auf dem Campo Marzio bei Triest an einer buschigen Stelle in Menge. Als diese 1883 für die Anlage der Ausstellungsgebäude planiert wurde, erschien die Pflanze im nächsten Jahre auf einer verschont gebliebenen Böschung, später am Hafen; jetzt aber ist sie wahrscheinlich verschwunden (Pospi- chal, Fl. d. österr. Küstenland. II, 560). ’ 462. S. napifolia: Kleinasien, Cos, Constantinopel. IL Im neuen Hafen zu Triest seit mehreren Jahren, aber stets nur in wenigen Expl. (Pospichal, eb., 561). 463. Nepeta grandiflora: Kaukasus. Sw Schmiedendorf bei Lütjenburg (Prahl, 1867) (Prahl, Krit. Fl. v. Sw. II 168), dort noch 1900 in ziemlich vielen Exemplaren (eerimnse, DD. M. XIX, S. 128); Lübeck: "zahlreich verw. in Schlutupp 1894 (Friedrich in Progr. d. Katharineums zu Lübeck 1895, 8. 31). Op Sensburg (n. Aschersons Aufz.). ‚SI Niederschles. Bergland (Schube, Verbr. Gefässpfl. i. Sl. Su). Br Nauen: Königshorst im Brunnengarten 1869 (H. Schulze); Ruppin: Wald bei Radensleben früher ein grosses Exemplar (Jahn) (Ascherson, Fl. v. Br. I, 520; Werneuchen: Seefeld (Schlegel nach Büttner, Fl. adv. march. 49). Os Leipzig: Plagwitz gebaut, auch wohl hie und da verwildert (Wünsche, Pfl. Sachsens, S. 293). Bö Brezina (Maloch n. Aschersons Aufz.). 464. N. sıbirica: Altai. . Br Wrietzen: Park von Kunersdorf (Schäde in Ascherson, 12laıy. Br. I, 520). 465. N. veranica: Südrussland, Rumänien, Galizien, Ungarn. Ni Hertogenbosch: Stationsgebäude 1901 (Wakker, N. K. A. 6 deel 73 u. 506). ») Die als $. pendula aus Siebenbürgen genannte Art ist nach Ascher- s.ons Aufz. 8. silvestris nutans.. Ob die unter gleichem Namen von Triest (Pospichal, Fl.d. österr. Küsten. II, 559) genannte, sich gleichfalls obiger Art oder der echten südwestrussischen $. pendula anschliesst, kann nur eine genaue Vergleichung der Exemplare zeigen. 16% 232 Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. Br Tegel: Humboldtsmühle 1901 (R. Schulz als N. parviflor« n. Aschersons Aufz.). 466. Dracocephalus parviflorus: Süd-Kanada bis Nord-Mexiko. NI Moerdijk (Heukels Schoolil. 477). 467. D. thymiflorus: Nord- u. Osteuropa, Sibirien. NI Verviers, Löwen (Baguet n. Aschersons Aufz.). Sw Husbye in Angeln, mit fremdem Klee- und Grassamen (Hansen), Kiel: Neumühlen (v. Fischer-Benzon 1888, Prahls Krit. Fl. v. Sw. H, 168); Wandsbeck: Dampfmühle 1896 (J. Schmidt, D.-b.M. XIV, 53); noch 1901 von Ascherson dort gesehen. Me Einmal als eingeschl. Unkraut bei Carlow im. Fürstentum Ratzeburg beobachtet (Krause, Meckl. Fl., S. 182). Pm Swinemünde: Festungseräben (Ruthe n. Aschersons Aufzeichn.). B Wp Konitz 1895 (Praetorius, Phys. Okon. Ges. XXXVII, 42); Marienwerder: Eisenbahndamm nach Marienau seit 1892 (Scholz, Phys. Okon. Ges. XXXVHI, 62; Rehberg, Schr. nat. Ges. Danzig 1901, 8. 31 Op a (vgl. Bot. Jahresber. II, 1874, S. 1112), Caymen (eb. VII, 2, 244). SI Görlitz in d. Ponte (n. Fiek u. Schube, Res. Durchf. schles. Phan. Fl. 1889 im Ber. d. b. G. VIII, 1890, S. |116)). Br Berlin: Nürnberger Strasse (Lehmann) und Rüdersdorfer Kalkberge 7. Sept. 1887 (Löske, Ber. d. b. Ges. VIII, S. CXID; Tegel 1895 (R. u. O. Schulz, Verh. Brand. 38, S. 100); Köpenick (Ascherson briefl.); Gräningen (Plöttner.n. Aschersons Aufz.). Os Bautzen, Weissnausslitz im Klee einmal (Rostock in Isis 1889 als D. nutans, vel. Ber. d. b. G. IX, 1891, S. [122)). B Bayreuth: Oschenberg (Schwartz, Fl. v. Nürnbe.-Erlang., S. 956). Vorübergehend bei Dinkelscherben (Prantl, Exceursionsfl. f. d. Kor. B. 446). N Prater bei Wien (Österr. bot. Zeitschr. 1897, 8. .230). 468. D. nutans: Östl. Russland, Sibirien. Br Wandsbeck: Dampfmühle (0. Schmid, Db MEXX, 1896, 8. 53). E Sablon (Friren, vgl. Bot. Jahresber. VIL, 2, 254). 469. Physostegia imbricata: Texas bis Orcyon; wohl nicht in Virginien verschieden. 'W Mühlenteich bei Dülmen (Cossack im V. Ber. Westfälisch. Provinzialverein. f. Nat. u. Kunst 1876, S. 104, vgl. Bot. J. IV, 1171). ‚470. Lallemantia iberica!): Kleinasien und Syrien bis Nord- persien. Br Rüdersdorf (1894 R. u. ©. Schulz, 1895 Conrad, Verh. Brand. XXXVII, 89). He Erfurt: Kieserube bei Ilversgehofen (Rudolph, B. V. Thür. N. -E. IX, n 1) Nach Aschersons Auifz. gehören wahrscheinlich zu dieser Art die unter dem Namen Z. peltata genannten Funde von: Sw Hamburg: Aussenalster (Laban in Prahls Krit. Fl. 1 Aufl. I. 168; noch unter eleichem Namen. 2. Aufl. 194). B Nürnberg: 1890 auf Schutt b. Schniesling; (Schultheissi in Schwarz, Fl. v. Nürnbs.- - Erlang. S. 950). Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. 233 471. Wiedemannia orientalis: Kleinasien, Syrien, Armenien. Br Rüdersdorf 1894 und 1896 (R. u. OÖ. Schulz, Verh. Brand. XXXVII, S. 89). 472. Lamium longiflorum: Südfrankreich, Korsika, Mittelitalien, nördl. Balkanhalbinsel, Nordwestafrika. 'W Witten, auf Schutt, unbeständig (Schemmann, Verh. naturh. V. Rheinl. u. Westf. XLI nach Ber. d. b. G. IV, S. CLXXH). 473. Stachys lanatus (Jacqu. non Crantz): Heimisch wohl nur von Persien bis zur Balkanhalbinsel, eingeschleppt auch in Frank- reich, Spanien und Ungarn, wie auch schon in Nordamerika. Wp Konitz (Praetorius, vgl. Bot. J. XIV, 2, 417), Dirschau am Deich, wieder verschwunden (Scholz, Veg. d. preuss. Weichsel- geländes, S. 27). W Bielefeld im Menge verw. auf dem alten Kirchhof (Beck - haus-Hasse, Fl. v. W. 711). Schw Seit 1814 auf einem Hügel bei La Sarraz (Waadt) verw. (Schinz-Keller, Fl. d. Schw. 431). L An Weinbergrändern bei Gradisee oberh. Wippach (P ospi- chal, Fl. d. österr. Küstenl. H, 591). 474. S. pubescens: Unteritalien und Balkanhalbinsel bis Persien. L Campo Marzio bei Triest (Marchesetti Soc. Adr. VH, 165). 475. 8. (Betonica) grandiflora: Pontus, Armenien und Persien bis zum Kaukasus (Engl.-Pr. IV, 3a, 261). He Eingebürgert am Rande des Hainichwaldes unweit Mühl- hausen, an einer Stelle, wo eine Grenzmauth d. ehemal. freien Reichs- stadt bestand (Müller, Fl. v. Nordwestthüringen II, 98). 476. Süderitis!) remota: Balkanhalbinsel. Sw Hamburg: Diebsteich 1885 (Dinklagen. Prahls Krit. Fl. vaSw. I, 171). 477. Moluecella laevis: Kleinasien, Syrien, Babylonien (Engl- Dr 32V. 3a, 258). Br Pankow bei Berlin (Hayn n. Aschersons Aufz.). Os Glauchau 1885 (Hesse, Ber. d. b. G. UI, S. CH). 478. Seutellaria columnae: Italien, Balkanhalbinsel, Ungarn. Be Mauer in Go&e (Durand, B. S. B. Belg. XXIV, DH, 143). NI var. gussonei: Haarlem (Heukels, Schoolil. v. Nl. 9 druk. 482). Pm Am Rugard bei Bergen auf Rügen früher beobachtet; war wohl nur angepflanzt (Aschersons Aufz.). 479. S. altissima: Macedonien, Ungarn, Russland, eingeschl. auch in Dänemark. Pm Rügen: Putbus: Fürstl. Küchengarten (Paeske, Verh. Brand. XX. nn. Aschersons Aufz.). 1) S. hyssopifohia (aus Südwesteuropa), die Koch mit 8. scordiordes ver- eint, die aber nach Nyman von dieser zu trennen ist, wird von Peter (Fl. v. Südhannover 224) als bei Göttingen angesät, aber eingebürgert genannt. Leonurus cardiaca var. villosus wird von Wandsbeck (Dampfmühle 1901), Marienwerder (auch aus Op) und Crimderode (in Südhannover, hier völlig eingebürgert) als eingeschleppt genannt; da der eigentliche L. c. bei uns heimisch, kann dies nur nebenbei erwähnt werden. 2354 .Höck, Ankömmlinge in der Pflanzenwelt Mitteleuropas etc. Br Potsdam: Paretz (Brasch, Ber. d. b. G.VHI, 1890, S. [113]); Friesack: viel verw. im Kleessener Park (Plöttner, Verh. Brand. Rn aS. ID). Ms Park von Erxleben (Schneider, Fl. v. Magdeburg, 2. Aufl., S. 205). St Graz: Schlossberg (Krasan, Ber. d. b. G. X, 1892, S. [118)). N Schlosspark von Bruck a. d. Leitha 1884; Laxenburg 1891 (v. Kundrath n. Beck, Fl. y. N., S. 1005). 480. S. albida: Balkanhalbinsel, Ungarn. He An der Gera bei Arnstadt seit etwa 8—10 Jahren (Hoppe, Irmischia I, 52 [1881]; auch noch 1882, III, 13). 481. Primula cortusioides: Ostrussland, Südsibirien, Japan (Pax in Engl. J. X, 168). Br Landsberg: Grosser Kirchhof (Paeske n. Büttner, Fl. adv. march. 50); Altlandsberg: Freersdorfer Fliess 1891 (Verh. Brand. XXXIV, S. XXH). 482. Gomiolimon callınus: Balkanhalbinsel. B 1890 adv. auf Schutt bei Schnieglng (Schultheiss in Schwarz, Fl. v. Nürnbg.-Erlang. 989). 483. "Plantago paiagonica var. aristata: Präriengebiet Nord- amerikas (die Art jedenfalls auch in dem südl. Südamerika). Ns Bremen in 5 Expl. am verläng. Österdeich (Bitter, N. V. Bremen XIII, 288). Sw Hamburg (Aschersons Aufz.). He Koburg: Bahnhof Kl.-Walbur 1898 (Appel n. Ascher- son Aufz.). 'Wb Die Samen unter Kleesaat gefunden (Kirchner n. Ascher- sons Aufz.) 484. P. depressa: Sibirien u. Mongolei (Engl.-Pr., IV, 3b, 370). ii München: Südbahnhof (Prantl, Excursionsfl. f. d. Ker. Bay. 456). Die proteolytischen Enzyme der Hefe. Von Prof. Dr. Th. Bokorny (München). Die technischen Pilze erweisen sich immer mehr als Träger und Erzeuger wertvoller Enzyme, welche nicht bloss lösend auf die Eiweissstoffe und Kohlehydrate der Nahrungsmittel einwirken, sondern auch wohlschmeckende und wohlriechende Stoffe durch ihre enzy- matische Thätigkeit erzeugen. Eine wahre Fundgrube von Enzymen stellt die Hefe dar. Mittels des Gärungsenzymes (oder -Plasmas?) verwandelt sie Glykosen in Alkohol und Kohlensäure und erzeugt nebenbei geringe Mengen von andern Stoffen, nicht bloss von Glycerin und Bernsteinsäure, sondern auch von sehr angenehm duftenden Stoffen, deren Anwesenheit in den mit Hefe hergestellten Nahrungs- und Genussmitteln nicht unter- schätzt werden darf. Durch ihre Diastase vermag die Hefe Stärke zu verzuckern und so für die Gärung vorzubereiten. Das Invertin der Hefe spaltet den Rohrzucker und macht ihn damit gärungsfähig. Die Maltase oder Glykase verwandelt den Malzzucker in Dextrose, welche dann sofort von dem Gärungsferment ergriffen und in der erwähnten Weise abgebaut wird. Manche Hefearten enthalten ein Enzym, welches den Milchzucker spaltet und dadurch der Gärung zuführt (Milchzuckerhefen, Kefir). Aber auch sehr wertvolle proteolytische Enzyme er- zeugt die Hefe; sie sind bei der technischen Anwendung des Hefe- pilzes von grösserer Bedeutung, als man gewöhnlich annimmt, und tragen nicht bloss zur Lösung der Eiweissstoffe, sondern auch zum Wohlgeschmack bei. Zunächst sei erwähnt, warum der Verfasser, entgesen dem herrschenden Gebrauch, von mehreren proteolytischen En- zymen spricht. Die Hefe, unter welcher Bezeichnung in der Folge immer Press- hefe zu verstehen ist (und zwar zumeist Brauerei-Presshefe, gewöhn- lich, wenn nichts anderes angegeben ist, Presshefe aus der Spaten- brauerei in München), übt eine mehrfache proteolytische Wirkung aus, die nicht wohl einem einzigen Enzym zugesprochen werden kann. Man kann die’ Versuchsbedingungen so setzen, dass keine Albumose, sondern nur Pepton, das Endprodukt der peptischen Ver- 236 Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. dauung entsteht; und so, dass nur Albumose (neben weitgehenden tryptischen Spaltungsprodukten) gebildet wird. Das erklärt sich wohl am besten in der Weise, dass man ein peptisches und ein tryptisches Enzym nebeneinander in der Hefe annimmt. Ferner hat die Hefe die Fähigkeit, das leimgebende Gewebe des Fleisches in Leim zu verwandeln, was ent- weder dem peptischen Enzym zugeschrieben werden muss, weil das Magenpepsin auch diese Wirkung hat, oder einem besonderen Enzym. Verfasser neigt der Ansicht zu, dass in beiden Fällen, sowohl bei der Leimbildung durch das Magenpepsin als durch die Hefe, ein besonderes leimbildendes Enzym thätig ist. Denn es ist nicht ganz wahrscheinlich, dass ein und dasselbe Enzym so verschiedene Aktionen ausführt, wie die Peptonisierung oder Tryptisierung von Muskel- u und die Erzeugung von Leim aus dem Bindegewebe des eisches. Bei den verzuckernden Enzymen wenigstens wird eine ziemlich strenge Trennung beobachtet. Das eine Enzym spaltet Rohrzucker, aber nicht Malzzucker oder Milchzucker; das andere hydratisiert den Malzzucker, aber nicht den Rohrzucker etc. Dem entsprechend wird wohl auch bei den proteolytischen Vorgängen eine der mannig- faliigen Wirkung entsprechende Vielheit von Enzymen anzu- nehmen sein. Hervorgehoben sei übrigens ausdrücklich, dass Verfasser bis jetzt keinen gelungenen Versuch gemacht hat, die betreffenden Enzyme von einander zu trennen. Dass die Hefe proteolytische Enzyme enthält, erkennt man schon an der beim Stehen ohne Nahrungszufuhr eintretenden „Selbst- verdauung der Hefe“, die neben der ‚Selbstgärung‘‘ einhergeht (früher beides zusammen „Selbstgärung‘‘ genannt). Durch erstere werden Eiweissspaltungsprodukte erzeugt, und zwar zum Teil andere, als sie sich m der normalen Hefe vorfinden; durch letztere werden die in der Hefe aufgespeicherten Kohlehydrate vergoren. Freilich tritt diese spaltende Thätigkeit unter andern als nor- malen Umständen ein, nicht in einer normal arbeitenden Hefezelle; letztere lässt ihr Reserve-Glykogen unvergoren und ihr Reserve- eiweiss grösstenteils ungespalten. Die chemische Untersuchung der frischen Presshefe ergiebt auch faktisch ein anderes Resultat als die der ausgehungerten Hefe, was auf das rasche Auftreten oder Wirksamwerden von verdauenden Enzymen in der „Hungerhefe“ zurückgeführt werden muss. Während frische, wohlgenährte Hefe beim Auskochen mit Wasser meist nur Körper vom Charakter der Propeptone und Peptone er- kennen lässt, weist Hungerhefe viel weitergehende proteolytische Spaltungsprodukte auf, nämlich Tyrosin, Leucin und Hexonbasen (Kutscher, Hoppe Seylers Zeitschr. physiol. G. 1901). Auch die Untersuchung des Bieres, in das ja ebenso wie Alkohol und Kohlensäure auch die aus der Körpersubstanz der Hefe stam- menden Abbauprodukte hineingehen müssen, bestätigte die an der gut ernährten Hefe gewonnenen Resultate vollkommen. Denn es 'Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. 237 gelang Kutscher in keinem Falle, im Bier die so charakteristischen stickstoffhaltigen Abbauprodukte der Hungerhefe nachzuweisen. In der lebenden kräftigen Hefezelle herrscht also nicht dieselbe proteolytische Thätigkeit wie ih der ausgehungerten oder durch vor- sichtiges Trocknen getöteten (siehe unten). „Hungerhefe“ erhält man, wenn man Hefe ohne Nahrungszufuhr längere Zeit feucht hält (bei höherer Temperatur). Kutscher schreibt hierüber (a. a. 0. p. 59): „Eine sehr auffällige Erscheinung vollzieht sich an gewaschener lebender Hefe, sobald man grössere, feucht gehaltene Mengen der- selben bei höherer Temperatur sich selbst überlässt. Sie entwickelt dann, auch bei Abwesenheit von Zucker, längere Zeit reichlich Alkohol und Kohlensäure. Diesen Prozess, bei dem die Hefe jene flüchtigen Spaltungsprodukte, die wir auch bei der Vergärung des Zuckers durch Hefe entstehen sehen, auf Kosten ihrer eigenen Leibes- substanz erzeugen muss, hat man als Selbstgärung bezeichnet. Der Vorgang ist seit langer Zeit bekannt und von Thenard, Pasteur und anderen Forschern, namentlich aber von Bechamp und Schützenberger näher studiert worden. Bechamp und Schützenberger erkannten bereits, dass sich die „Selbstgärung“ aus zwei getrennt verlaufenden Vorgängen zu- sammensetzen muss, da es bei der „Selbstgärung‘“ nicht bloss zur Bildung von Kohlensäure und Alkohol kommt. Denn sie beobachteten, wie sich mit dieser Erscheinung eine Reihe anderer chemischer Reaktionen verbindet, durch die sich in der Selbstgärung über- lassenen Hefe weit mehr in Wasser lösliche, diffusible Substanzen bilden, wie in frischer Hefe vorhanden sind. Als ‚solche löslichen Substanzen wurde von Bechamp und Schützenberger ein dem Eiweiss nahestehender Körper, der die erösste Ahnlichkeit mit dem Hemialbumin besass, das Schützen- berger erhielt, wenn er verdünnte, siedende Schwefelsäure auf Albumin einwirken liess, dargestellt. Weiter gewannen sie aus dem wässerigen Extrakt der der Selbstgärung überlassenen Hefe T'yrosin, Leucin, Butalanin, ferner die Alloxurbasen, Carnin, Sarkin, Xanthin, und Guanin. Alle diese Körper fasst Schützenberger als un- mittelbare Derivate albuminoider Substanzen auf.“ Kutscher selbst arbeitet mit einer durch Toluolwasser ge- töteten oder geschwächten Hefe. „Möglichst frische Brauereihefe wurde mit eiskaltem Wasser gewaschen, bis dasselbe farblos ablief. Darauf wurde sie nach der Angabe E. Fischers unter Toluolwasser gebracht und bei ca. 38° sich selbst überlassen. Zunächst tritt eine lebhafte Gärung und Gasentwicklung ein, die bei den verschiedenen Proben verschieden lange Zeit währen kann, in der Regel aber nach 24—48 Stunden völlis: erloschen ist. Jetzt beginnt die Hefe sich zu sedimentieren und nach einigen Tagen steht eine klare, deutlich sauer reagierende Flüssigkeit über einem dünnen Bodensatz der toten Hefezellen. Zu- nächst giebt die Flüssigkeit noch lebhafte Biuretreaktion, doch ver- schwindet diese in ca. 8—14 Tagen vollkommen oder bis auf Spuren. Während man die Flüssigkeit ziemlich schnell frei von biuretgebender Substanz erhält, ist dies bei dem Rückstand nicht der Fall. Er giebt die Biuretreaktion weit länger, und auch dann, wenn man ihn 238 Bokorny, Die proteelytischen Enzyme der Hefe. öfter aufrührt, gelingt es zuweilen nicht, einen Rückstand zu be- kommen, der keine Biuretreaktion mehr zeigt. Ich habe derartige Proben nicht weiter verarbeitet, sondern nur solche benutzt, in denen sowohl Flüssigkeit wie Rückstand schnell von biuretgebender Substanz frei wurden, da ich hoffen konnte, in diesen Proben keine schmierigen Zwischenprodukte anzutreffen, welche die Isolierung der krystallinischen Verdauungsprodukte hindern mussten. Um genügend von den einzelnen Verdauungsprodukten zu erhalten, ist es notwendig, mindestens 3—4 Liter frischer Hefe zu verarbeiten. Durch eingehende chemische Untersuchung der „Selbstverdauungs- produkte“ fand Kutscher, dass sich bei der „Selbstgärung‘‘ der Hefe neben den schon bekannten stickstoffhaltigen Produkten, den Sarkinbasen, dem Leuein, Tyrosin, auch Ammoniak, Histidin, Arginin, Lysin, Asparaginsäure und eine Substanz von der Formel C, H,N, 0, nachweisen lassen. Wenn man die Hefe bei gewöhnlicher Temperatur vorsichtig trocknet, so dass keine Fäulnis eintritt, was meist durch blosses Ausbreiten der in dünne Scheiben geschnittenen Presshefe auf einem Bogen Papier möglich ist, so erhält man die Hefe schliesslich in ziemlich harten Brocken, welche beim Pulverisieren ein gelblich- weisses, mehr oder weniger stark, nicht unangenehm duftendes Pulver siebt. Diese pulverige, luftrockene Hefe hat während des langsamen "Trocknens eine „Selbstverdauung‘ erlitten. Denn, mit lauwarmem Wasser ausgezogen, liefert dieselbe eine Flüssigkeit, welche beim Kochen viel weniger Gerinnsel aufweist, als wenn man die Hefe plötzlich mit Mitteln, die keine Gerinnung hervorrufen, tötet und dann extrahiert. Wie nun die Hefe ihr eigenes Eiweiss unter Um- ständen verdaut, so proteolysiert sie auch eiweisshaltiges Material, das ihr von aussen dargeboten wird, wie folgende Versuche zeigen. Sowohl tierisches als vege- tabilisches Eiweiss werden angegriffen. Quantität der durch Hefe bewirkten Proteolyse. Um die Menge des verdauten Eiweisses zu bestimmen, wurden tierische oder pflanzliche Materialien von bekanntem Eiweissgehalt mit Hefe und Säure zusammengebracht und bestimmte Zeit bei ge- wisser Temperatur stehen gelassen. Die Menge der angewandten Hefe betrug in der Regel circa 10 Prozent des zur Verdauung gelangenden eiweisshaltigen Materiales, wenn trockne Hefe verwendet wurde; circa 30 Prozent aber, wenn frische Presshefe genommen wurde. Das genannte Verhältnis erklärt sich daraus, dass die frische Presshefe in der Regel etwa ?/; Wasser und !/, Tr ockensubstanz enthält. Warum zwischen eiweisshaltigem Material und trockner Hefe das Verhältnis 10:1 gewählt wurde, dafür lässt sich eine andere als eine roh empirische Begründung nicht angeben. Die Ausbeute an Verdauungsprodukten war grösser bei An- wendung von 10 Prozent trockener Hefe als von nur 5 Prozent. Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. 239 Noch grössere Quantitäten Hefe als 10 Prozent zu nehmen, erwies sich nicht als nötig. Auch wäre die Verunreinigung des Endproduktes mit Stoffen der Hefe selbst eine zu grosse geworden. Die Säure-Quantität wurde verschieden gewählt, sie schwankte, je nach dem zu erreichenden Ziele, von 0,2 bis 1,5 ja sogar 2 Prozent. Dabei wurde meist eine ziemlich starke Mineralsäure ange- wandt, meist Phosphorsäure, manchmal Schwefelsäure, bisweilen auch organische Säuren. Uber diesen Punkt folgen später eingehendere Mitteilungen. Die Temperatur hat natürlich auch einen grossen Einfluss auf den Verlauf der Proteolyse. Gewöhnlich wurde, um viel Verdauungesprodukt zu erhalten, die Temperatur 35—409 gewählt. Nur zur Erreichung besonderer Zwecke kamen auch niedere Temperaturen zur Anwendung (siehe auch hierüber weiter unten). Nach geschehener Verdauung wurde die Masse mit heissem Wasser ausgezogen, wenn nicht die beabsichtigte Fortsetzung der Verdauung etwa eine Auswaschung mit nur lauwarmem Wasser (zur Schonung der proteolytischen Enzyme) erforderte. Das Extrakt wurde mit Kreide oder Kalk neutralisiert und eineedampft, dann nach dem Filtrieren im ganzen mit Alkohol gefällt; der Nieder- schlag (nach dem Trocknen) probeweise in Wasser gelöst und mit Ammonsulfat im Überschuss gefällt, um die Albumosen zu ersehen, oder mit Zinkvitriolkrystallen im Überschuss versetzt; der Nieder- schlag mit Zinkvitriol enthält auch die Albumosen; die Peptone sind im Filtrat (mit Phosphorwolframsäure nachweisbar). Um die Quantität der Verdauung zunächst an Pflanzeneiweiss zu prüfen, hat Verf. schon früher (siehe Wettend. Zeitschr. 1. Juni 1901) Erbsenmehl mit trockener Presshefe oder auch mit frischer Presshefe unter Zugabe von 0,5 % Schwefelsäure längere Zeit (3 Tage) bei 30° verdauen gelassen. Es wurden auf 100g Erbsen- mehl 4—6 g Albumose-Pepton erhalten (beim Eindampfen der filtrierten Verdauungsflüssigkeit); das Produkt hatte geelbbräunliche Farbe, war pulverisierbar und besass, besonders bei Anwendung frischer Hefe, einen intensiv bitteren Geschmack. Bei Lösung in Wasser und Zusatz von Zinkvitriol starker Niederschlag. Im Filtrat vom Zinkvitriol-Niederschlag rief Phosphorwolframsäure einen starken Niederschlag hervor. Also war neben Albumose auch Pepton ge- bildet, worden. Ubrigens soll nicht in Abrede gestellt werden, dass man die Versuche auch so einrichten kann, dass bloss Albumose, kein Pepton entsteht, daneben aber ziemlich viel Produkte einer weiter gehenden Spaltung (einfache Amidokörper) Verdaut man Erbsenmehl in ähnlicher Weise mit Pepsinglycerin und 0,5 prozentiger Schwefelsäure, so erhält man aus 100 & Erbsen- mehl 8 & eines sehr bitter schmeckenden Pulvers; die Quantität des Verdauungsproduktes ist also hier grösser, wahrscheinlich deswegen, weil das tierische Pepsin überhaupt kräftiger wirkt. Neuere Verdauungsversuche mit Hefe sind folgende zum Teil an tierischem Eiweiss ausgeführte Experimente: 240 Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. Versuch 1. 508g Fleischfuttermehl (Abfall der Liebig- schen Fleischextraktfabrikationen) wurden mit 100 ccm einer 0,5 pro- zentieen Phosphorsäure 2 Tage lang stehen gelassen, bei 35° und unter Zusatz von 5 g trockner Hefe. Nach Verlauf dieser Zeit wurde die Mischung aus dem Brutofen herausgenommen und unter- sucht. An der Oberfläche zeigte sich eben Schimmelanfang, Geruch unangenehm. Die Verdauung war offenbar schon etwas weit gegangen. Die Masse wurde filtriert, der Rückstand noch ein paarmal auf dem Filter ausgewaschen; das Filtrat-Waschwasser wurde mit Kalk nahezu neutralisiert, dann eingedampft. Eine Probe der konzen- trierten Lösung gab, mit Zinkvitriol übersättigt, keinen so kräftigen Niederschlag von Albumosen, wie erwartet; im Filtrat dieses Nieder- schlages rief Phosphorwolframsäure sehr starken Niederschlag von Pepton und anderen Stoffen hervor. Die übrige konzentrierte Lösung wurde in die 5Sfache Menge 90prozentigen Alkohls ge- gossen; es entstand nur ein schwacher Niederschlag, der halb- flüssige Beschaffenheit hatte, während sonst (bei kürzerer Versuchs- dauer, siehe folgende Versuche) in Alkohol ein dicker, weisser, sich rasch zusammenballender Niederschlag (von Albumosen und Leim)!) gebildet wird. Eine Wägung nach verausgegangener Trocknung wurde hier nicht vorgenommen wegen der geringen Menge des Alkoholniederschlages. Offenbar hatten die proteolytischen Fermente der Hefe, welche merkwürdigerweise auch in ziemlich stark saurer Lösung wirken (nach Geret und Hahn sogar bei 0,2% Säuregehalt am besten), eine Zerspaltung des Fleischeiweisses bis zu Pepton und weiter bis zu einfachen Amidokörpern hervorgerufen. Versuch 2. 508 Fleischfuttermehl wurde ebenso be- handelt wie bei 1, aber mit 0,2prozentiger Phosphorsäure und nur 1 Tag lang. Die konzentrierte Lösung ergab, in Alkohol gegossen, fast keinen Niederschlag, und dieser wenige Niederschlag war halb- flüssig. Mit Zinkvitriol ziemlich geringer Niederschlag; im Filtrat davon rief Phosphorwolframsäure sehr starken Niederschlag hervor. Hier war also auch die Zerspaltung des Eiweissmoleküles schon sehr weit gegangen, über die Albumosestufe hinaus. Versuch 3. 50 g Fleischfuttermehl mit 0,5 prozentiger Phosphorsäure und 5 & trockner Hefe 24 Stunden stehen gelassen bei 35°. Die eingedampfte Lösung gab mit Alkohol starke Fällung; mit Zinkvitriol starken Niederschlag, in dessen Filtrat Phosphorwolf- ramsäure keinen Niederschlag mehr hervorrief. Also war die Spaltung nicht bis zur Peptonstufe gegangen. Resultat der Alkoholfällunge: 5,22 eines gelblichen Pulvers (nach der völligen Trocknung). Versuch 4 50. Fleischfuttermehl wurden mit 1pro- zentiger Phosphorsäure und 5g trockner Hefe 24 Stunden bei 350 stehen gelassen. Kein Pepton! Resultat der Alkoholfällung 4,8 2 eines geschmacklosen gelblich- weissen Pulvers (Albumose). 1) Da manches Fl.-Futtermehl schon von vornherein Leim enthält (in Folge starker Erhitzung bei der Fabrikation?), so muss in solchen Fällen ein entspr. Abzug von der Menge des Alkoholniederschlages gemacht werden. Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. 241 Versuch 5. 502 Fleischfuttermehl mit 5 & trockener Hefe und 0,5 prozentiger Phosphorsäure 24 Stunden bei 15° stehen gelassen. Resultat der Alkoholfällung nur 0,75 & eines geschmacklosen Pulvers. Bei gewöhnlicher Temperatur geht also die Hefe- verdauung viellangsamer. Nach Geret und Hahn, wie auch nach meinen eigenen Beobachtungen ist 40° die günstigste Tiempe- ratur. Versuch 6. 50g Fleischfuttermehl wurde mit 150 ccm 0,5 prozentiger Phosphorsäure und 5 & trockner Hefe nur 3 Stunden lang bei 35° stehen gelassen. Beim Eindampfen der Lösung schied sich viel geronnenes Eiweiss aus, ein Zeichen, dass die Verdauung nicht weit fortgeschritten war. Resultat der Alkoholfällune: 1,4 & gelblichweissen, geschmack- losen Pulvers. Versuch 7. 502g Fleischfuttermehl mit 150 ccm 1pro- zentiger Phosphorsäure und 5g trockner Hefe 3 Tage lang verdaut bei 20°. Nur Spur von Peptonbildune. Resultat der Alkohollösung: 1 @. Versuch 8. Wie vorhin, aber 5 Tage Verdauungszeit. Resultat der Alkoholfällung 0,9 g. Nun folgen Versuche mit vegetabilischen Mehlen, zunächst Erbsenmehl. Da das Erbsenmehl an sich schon wasserlösliche Stoffe enthält, die zum Teil keine Eiweissstoffe sind, und diese bei oben erwähnten Versuchen mit in Lösung gehen und wohl auch grossenteils in den Alkoholniederschlag eingehen, so machte ich einen Versuch mit aus Erbsenmehl gewonnenem Erbseneiweiss. Versuch 9. 1kg rohes Erbsenmeh| wurde in 10 Liter Kali- wasser von 0,1 prozentigem Kaligehalt 2 Tage lang digeriert; die Lösung, unter Zusatz von Essigsäure bis zur schwach sauren Reaktion gekocht und filtriert. Der Filtrierrückstand, der aus dem geronnenen Eirbseneiweiss (etwa 100 & trocken) bestand, wurde mit 30 & trockener Hefe und 10 & Phosphorsäure versetzt und bei 35° 24 Stunden lang stehen gelassen. Die Masse wurde dann mit heissem Wasser ausgezogen, die Lösung eingedampft und im konzentrierten Zustand in 90 prozentigen Alkohol gegossen. Alkohol-Fällung: 8,2 g. Versuch 10. 1kg rohes Erbsenmehl wurde wieder mit 10 Liter 0,1 prozentigen Kaliwassers ausgezogen; die erhaltene Lösung sab beim Ansäuern und Erhitzen 777 & Gerinnsel von circa 14 Proz. Trockensubstanz, also ungefähr 108 & trocknes Eiweiss. Dieses wurde nun mit genügenden Mengen Phosphorsäure (so- dass die Stärke der Säure nach dem Vermischen ungefähr 1 Prozent betrug) versetzt, dann wurden 30 g lufttrockne Hefe nach gehörigem Aufweichen in Wasser in die Masse hineingerührt. Nach 24stündigem Stehen der Mischung im Brutofen bei 35° wurde die Lösung durchs Filter gegossen, der Rückstand mit heissem Wasser einigemale ausgelaugt. 242 Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. Die eingedampfte Lösung ergab nun beim Fällen mit Alkohol und Trocknen des Niederschlages circa 12 g eines weisslichen Pulvers von schwachem, angenehmen Geschmack. Dasselbe bestand aus Albumose. Die verhältnismässig geringe Ausbeute veranlasste mich, an der- selben Eiweissmasse von neuem eine Verdauung mit Hefe vorzu- nehmen; denn es war möglich, dass durch die Ansammluns: von Ver- dauungsprodukten eine weitere Einwirkung des Enzymes verhindert wurde. Es ist ja bekannt, dass die Enzyme allmählich unwirksam werden, wenn ihre eigenen Produkte nicht rechtzeitig entfernt werden. Das ausgewaschene Erbseneiweiss wurde deshalb nun von neuem mit 50g trockner Hefe und 1prozentiger Phosphorsäure ver- setzt und 24 Stunden lang bei 35° stehen gelassen. Nach dem Auswaschen mit lauwarmem Wasser, Eindampfen, Fällen mit Alkohol ergab sich 2,3 & Albumose. Da diesmal mit lauwarmem, nicht mit heissem Wasser aus- gewaschen worden war, so durfte angenommen werden, dass das verdauende Enzym der Hefe noch nicht unwirksam geworden war. Der Rückstand wurde desshalb unter erneutem Zusatz von etwas Säure, aber ohne neuen Hefezusatz, noch 72 Stunden lang bei 20° stehen gelassen. Durch Auslaugen mit heissem Wasser, Eimdampfen der Lösung, Fällung mit Alkohol wurde nur 0,6 g eines Albumosen-Pulvers er- halten. Alle 3 Alkoholfällungen des Versuches 10 zusammengenommen ergeben also 12 + 2,8 + 0,68 = 15,4 g& Albumose. Nicht berücksichtigt sind bei diesem, wie bei den vorausgehenden Versuchen, die im Alkohol gelöst bleibenden Produkte. Dasselbe sind scharf schmeckende und riechende Substanzen, deren Natur noch nicht aufgeklärt wurde; sie betragen z. B. bei den Fleischfuttermehlversuchen circa 2—3 Prozent des angewandten Fleischmebles. Je länger die Einwirkung dauert, desto mehr von diesen Pro- dukten ist da. Eine geringe Menge dieser Produkte ist immer auch im der Alkoholfällung enthalten, sowohl bei den Fleischmehl- als bei den Erbsenmehl- und anderen Versuchen; sie verleihen dem aus Alkohol ausfallenden Pulver den charakteristischen, bei ganz geringer Menge angenehmen, in etwas grösserer Quantität schon zu scharfen, Heisch- extraktähnlichen Geschmack. Versuch 11. 2008 Sojabohnenmehl (roh gemahlen) wurden mit 1 Liter Kaliwasser von 0,1 Prozent stehen gelassen (2 Tage bei gewöhnlicher Temperatur, unter mehrmaligem Aufrühren). Die Lösung wurde dann abgegossen und abgepresst. Sie war trüb von Fetttropfen und äusserst langsam filtrierend, weshalb auf eine Filtration verzichtet wurde. Unter Zusatz von 5 ccm einer 25prozentieen Phosphorsäure, wobei starke Eiweissausscheidung erfolgte, wurde dann eingedampft, bis alles nur noch 400 cem ausmachte. Vie Gerinnsel war aus- geschieden. Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. 243 Nun setzte ich soviel Phosphorsäure zu, dass die freie Säure eirca 0,5% betrug, ausserdem 20 g trockene Hefe, und liess das Ge- misch 24 Stunden bei 35—40° stehen. Hierauf wurde in der gewöhnlichen Weise mit Wasser ausge- waschen, das letztere aber nur lauwarm angewendet, um die Hefe für eine allenfallsige zweite Verdauung wirksam zu erhalten. Die eingedampfte, mit Kreidepulver neutralisierte Lösung ergab bei direkter Eintrocknung!) 9,7 g eines bräunlichgelben Pulvers von starkem, aber nicht unangenehmem Geschmack. Die chemische Untersuchung ergab, dass dasselbe grossenteils aus Albumosen bestand; ausserdem waren jene färbenden und schmek- kenden Nebenprodukte der Verdauung da, welche bei allen Versuchen mit Hefe auftreten. Der Rückstand von der ersten Verdauung des Sojaeiweisses (des Gerinnsels, das beim Eindampfen und Ansäuern jener oben ge- nannten, schwach alkalischen Lösung aus rohem Sojamehl entstand), wurde nun einer zweiten Verdauung unterworfen, um die Ausbeute zu erhöhen. Es wurde dem Rückstand nochmal Phosphorsäure (5 ccm einer 25prozentigen Phosphorsäure auf die etwa 100 ccm betragende Masse) beigegeben, aber keine neue Hefe, weil die früher zugemischte noch in wirksamem Zustande vorhanden sein musste. Nach 2tägigem Stehen bei 35—40° wurde die Masse mit heissem Wasser ausgewaschen, die erhaltene Lösung, unter Zusatz von Kreide- pulver, eingedampft bis auf einen’kleinen Rest; dieser dann in Al- kohol gegossen. Es ergab sich 1,2 g trocknes Albumosenpulver. Zusammen erhielt ich also aus 200 g Sojamehl 9,7+12 g = 10,9 g albumosenhaltiges Pulver, eine verhältnismässig geringe Menge, wenn man bedenkt, dass im Sojamehl über 30 Prozent Eiweiss ent- halten sind, dass ferner in dem ersten Alkoholniederschlag (9,7 g) auch die wasserlöslichen Bestandteile des Sojamehles zum Teil ent- halten sein mussten. Eine noch geringere Ausbeute erhielt ich bei folgendem Versuch mit rohem Sojabohnenmehl: Versuch 12. 1000 g rohes Sojamehl wurde mit 1 Liter 0,1 prozentigen Kaliwassers 12 Stunden lang extrahiert. Da die Flüssigkeit dann sehr langsam filtrierte, wurde dieselbe dekantiert, der Rückstand ausgepresst, die vereinigten Flüssigkeiten dann gekocht unter Zusatz von Essigsäure, bis zur schwach sauren Reaktion. Es trat starke Ausscheidung von Eiweiss ein, welche sich schliesslich zu einem grobkörnigen Gerinnsel vereinigte und auf dem Trichter möglichst von der anhängenden Flüssigkeit befreit wurde. Auch das Fett, das sich bei der ersten Erwärmune: inner- halb einer an der Oberfläche der Flüssigkeit auftretenden Haut an- sammelte, konnte bei dieser Gelegenheit entfernt werden, da es sich auf dem Trichter nach obenhin sonderte. Das erhaltene Gerinsel betrug circa 1000 & mit 25,2°o Trocken- substanz, enthielt also 252 & Trockensubstanz (grösstenteils Eiweiss). 1) Hier wurde direkt eingetrocknet, nicht mit Alkohol gefällt, weil der Geschmack der konzentrierten Lösung ein milder war, diese also nicht zu- viel Nebenprodukte, neben Albumose, enthielt. 244 Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe, Nun wurde dieser Eiweissbrei mit 100 g frischer Presshefe und 40 cem einer 25 prozentigen Phosphorsäure + 40 cem Wasser ver- setzt, so dass der Säuregehalt ungefähr 1 Prozent betrug. Die Mischung wurde 48 Stunden lang bei 400 stehen gelassen, dann in der mehrfach beschriebenen Weise fertig gemacht (unter Ver- meidung heissen Waschwassers.) Die eingedampfte, mit Kreide neutralisierte Lösung ergab mit Alkohol einen starken Niederschlag, der beim Trocknen 7,5 g eines gelblichweissen Pulvers von keinem ausgesprochenen Geschmack lieferte. Das Pulver gab die ausschliesslichen Reaktionen einer Albumose; mit Ammonsulfat im, Überschuss starken Niederschlag; mit Zink- vitriolkrystallen im Überschuss ebenfalls, im Filtrat davon keinen Niederschlag mit Phosphorwolframsäure (ächte Peptone also. nicht vorhanden). Die Biuretreaktion trat sehr schön ein etc. Wegen der geringen Ausbeute liess ich den Eiweissrückstand nochmal 60 Stunden bei 35° stehen, diesmal ohne jeden Zusatz; die noch vorhandene Hefe musste, weil ihr Verdauungsenzym nicht durch heisses Auswaschen der Masse vernichtet war, von neuem wirken. Faktisch erhielt ich bei der Alkoholfällung nochmal 2,2 g eines Albumosenpulvers, das aber einen eigentümlichen Geschmack hatte; auch waren beim Trocknen des Alkohol-Niederschlages auf Fliess- papier nadelförmige Krystalle zu bemerken (wahrscheinlich Tyrosin, das bei der tryptischen Verdauung neben Albumosen und aus diesen bei weiter gehender enzymatischer Wirkung entsteht). Die 2. Verdauung hatte also wiederum sehr wenig: ergeben. Im ganzen war aus den 1000 g Sojamehl nur 7,5+2,2 & Al- koholfällung erhalten worden, eine viel geringere Menge als beim vorigen Versuch. Als Ursache hierfür mag erstens die diesmal ganze 48 Stunden währende erste Verdauung angesehen werden; länger als 24 Stunden dauerde Einwirkung der Hefe liefert immer geringere Alkoholnieder- schläge, wie ich später fand, wahrscheinlich deswegen, weil Produkte aus den anfänglich entstandenen Albumosen gebildet werden, die nicht durch 70—80 prozentigen Alkohol gefällt werden. Ferner ist es nicht unmöglich, dass die Hefe von geringerer proteolytischer Kraft war (es war frische Presshefe.) Versuch 13. Rapskuchen wurde zu einem feinen Mehl zer- mahlen, von diesem wurde zunächst die direkt wasserlösliche Sub- stanz bestimmt. 500 & Rapskuchenmehl ergaben 85 & einer bräun- lichen, in Wasser auflöslichen Masse. Es war also nötig, das Mehl vor der Verdauung mit Wasser zu extrahieren, um nicht zuviel Nicht- Verdauungsprodukte in die Alkoholfällung "zu bekommen. 500 & Rapskuchenmehl wurden mit Wasser ausgekocht. Zu dem von der Lösung befreiten und ausgewaschenen Rückstand wurden 50 2 trockner Spatenhefe hinzugefügt, ferner '/, Liter einer 0,5 prozentigen Phosphorsäure. Die Masse wurde dann 21 Stunden lang bei 35° stehen gelassen. Sie roch schliesslich stark nach Senföl. Also war trotz des Auskochens das Myrosin (Senföl abspaltende Enzym der Rapssamen) noch nicht ganz abgetötet worden. Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. 245 Nach dem Stehen bei 35° wurde die Masse mit warmem Wasser ausgezogen, das Filtrat eingedampft und schliesslich in Alkohol ge- LOSSen. Die Alkoholfällung betrug 17 g einer nach dem Trocknen pul- verisierbaren Masse, welche die Biuretreaktion gab, mit schwefel- saurem Ammon oder Zinkvitriol im Überschuss aus der wässerigen Lösung ausgefällt wurde und nur wenig Pepton enthielt, also haupt- sächlich aus Albumose zu bestehen schien. Der Rückstand von dieser ersten Operation, das einmal mit Hefe verdaute Rapsmehl, wurde nun zum zweiten Male mit trockner Hefe (40 g) und °/, prozentiger Phosphorsäure angesetzt und bei 35° stehen gelassen. Da das Senfmehl schädigend auf die Enzyme einwirkt nnd beim ersten Verdauungsversuch starker Senfölgeruch aufgetreten war, so erschien es mir nicht unwahrscheinlich, dass nochmal eine Peptoni- sierung in erheblichem Masse eintreten könnte. Faktisch erhielt ich nach 24 stündigem Stehen der Masse durch Auswaschen derselben und Eindampfen des Filtrates, dann Alkohol- fällung, nochmals 9 g Albumose. Der Rückstand von dieser zweiten Operation wurde nun noch- mal mit Hefe (40 g) und '/„prozentiger Phosphorsäure 24 Stunden lang bei 35° verdaut. Das Filtrat hiervon ergab (eingedampft) 9 g Alkoholfällung; also eine dritte nicht unbeträchtliche Peptoniserung. Das veranlasste mich, noch einen vierten Verdauungsversuch (mit derselben Rapsmehlportion) anzustellen, in der gleichen Weise wie vorhin. Nun ergaben sich aber so geringe Mengen wasserlösliche Sub- stanzen, dass ich auf deren Gewinnung verzichtete. Die Masse war erschöpft, mehr Albumose war aus dieser Rapsmehlportion nicht mehr zu gewinnen mittels Hefe. 500 g ausgekochtes Rapsmehl hatten also 17+9+9=35 & Peptonisierungsprodukt (meist Albumose) ergeben, d. i. 7 Prozent des Mehles. Wenn man aber bedenkt, dass Rapsmehl 24 Prozent Eiweiss enthält, so erscheint diese Menge Albumose immer noch ziemlich gering. Rechnen wir auch die Verdauungsprodukte hinzu, die nicht in die Alkoholfällung eingehen, sondern in demselben gelöst bleiben (das sind färbende, stark schmeckende Substanzen), und schlagen wir die- selben zu etwa 10 g an, so wäre das Verdauungsprodukt mit 45 g pro 500 & Rapsmehl doch noch auffallend wenig. Es scheint, dass die Hefe mit ihren proteolytischen Enzymen nur einen kleinen Teil der Eiweissstoffe des Rapsmehles zu peptoni- sieren vermag; der Rest ist unangreifbar für sie. Versuch 14. Ein weiterer Versuch mit Rapsmehl wurde so angestellt, dass nur die Eiweissstoffe des Rapsmehles der Einwirkung von Hefe preisgegeben wurden. 200 g Rapskuchenmehl wurden mit 1 Liter Kaliwasser von 0,1% 2 Tage lang: bei gewöhnlicher Temperatur digeriert. Dadurch wurden die Eiweissstoffe grossenteils extrahiert. Beihefte Bot. Centralblatt. Bd. XIII. 1902. 17 246 Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe, Die Flüssigkeit wurde dann abgepresst und der Saft noch filtriert. Das Filtrat wurde unter Zusatz von 5 cem Phosphorsäure von 25% eingedampft bis auf 200 cem. Das dabei ausgeschiedene Gerinnsel wurde nun mit 0,5 prozentiger Phosphorsäure und 20 & trockner Hefe angesetzt und 24 Stunden bei 35—40° stehen gelassen. Die Masse wurde dann ausgewaschen, das Filtrat eingedampft und im konzentrierten Zustand in Alkohol gegossen. Zuvor aber wurde eine kleine Menge der konzentrierten Flüssigkeit mit Zink- vitriol geprüft; es ergab sich ein starker Albumosen- Niederschlag; im Filtrat von diesem war mit Phosphorwolframsäure etwas Pepton nachweisbar. Die Alkoholfällung ergab 9,1 g einer schwach gelbbräunlichen, fast geschmacklosen (nur schwach aber nicht unangenehm schmek- kenden) Masse, d. i. 4,5 Prozent. Wenn wir die erhaltenen Resultate über blicken, so fällt zunächst durchweg der seringe Prozentsatz des verdauten Eiweisses auf; ferner die Unmöglichkeit, durch Hefeverdauung wesentlich grössere Mengen oder gar das ganze Eiweiss zu proteolysieren, auch wenn die Verdauungsprodukte des ersten Verdauungsversuches völlig ent- fernt werden. Es wird zwar von verschiedenen Autoren nicht immer in gleichem Sinne darüber geurteilt, ob die Spaltungsprodukte an sich einen schäd- lichen Einfluss auf die Fermententwicklung ausüben. Bei manchen Enzymen wird sogar eine restlose, spaltende Thätig- keit beobachtet, wie beim Labferment, bei welchem freilich ein plau- sibler Grund für die Unschädlichkeit der enzymatischen Produkte in der Unlöslichkeit des letzteren gefunden werden kann; dasselbe wird durch Ausscheidung aus der Lösung verhindert, auf das Enzym schädlich einzuwirken. Dagegen ist die restlose Spaltung des Rohrzuckers durch die Jnvertase nicht auf solche Weise zu erklären. Auch das tierische Trypsin, welches bekanntlich Albumosen und dann Amidokörper aus den genuinen Eiweissstoffen bildet, also wasser- lösliche Produkte, stellt sich jener Anschauung über die Schädlich- keit der Verdauungsprodukte entgegen; ebenso die Pepsinverdauung. Letztere kann zwar sistiert werden, aber nicht durch Inakti- vierung des Enzymes, sondern durch den Verbrauch der Salzsäure. Manche tryptische Zersetzungen von Eiweisskörpern Können so- weit durchgeführt werden, dass nur minimale Quantitäten eines wahr- scheinlich aus Verunreinigungen bestehenden Rückstandes hinter- bleiben und die Lösung absolut keinen genuinen Eiweisskörper, ja nicht einmal mehr Albumosen enthält (Kutscher, Oppen- heimer.. .). | Trotzdem habe ich zunächst bei meinen Versuchen den Ge- danken gefasst, die proteolytischen Enzyme der Hefe könnten des- wegen aufhören zu arbeiten, weil sich die Verdauungsprodukte in schädlichem Grade anhäufen. Dabei hatte ich nicht die Albumosen und Peptone im Auge, die ja unschädlich für jedes Protoplasma, darum wohl auch für Enzyme sind, sondern einige Aulmoluln der Spaltung, Hexonbasen u. del. Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. 247 Allein durch Entfernung all dieser Produkte wurde nichts ge- wonnen, wie die wiederholten Verdauungen unter Zusatz neuer Hefe- und Säuremengen zeigen. Zusammenstellung der quantitativen Resultate: un Zur Ver- Hefe- Ver- An- Alkohol- Dot 73 dauung |mengein mpe- fällung in duke = 5,=| darge 0, desan- dauungs- gewandte %/, desan- | P1O en 2 zZ, 'botenes Ei- Ei i ratur Alkohol lösl. a) | weiss- | gew. Ul- zeit Säure gew. Ei- Subst d > } material |weissmat. weissmabl| 0 j Fällung;) Fleisch- 10% 0,5 proz : 1 futter- trockene | 48 Std. | Phos- 350 Sn _ mehl Hefe | phorsäure Fällung Sa | 0,2 proz. a 2 > ss 24 Std. | Phos- 390 nr — | Iphorsäure | | 0,5 proz. 6,4%, 3 „ 5 94 Std. | Phos- 350 des — phorsäure Mehles | | 1 proz. I6% | 4 5 24 Std. | Phos- 390 des | _ phorsäure Mehles | 0,5 proz. | 5 ® | n 24 Std. | Phos- 150 1,50% — phorsäure 6 ” 3 Std. E2) 39° 2,8 0o TER 1 proz. 7 5 72 Std. | Phos- 200 20) —_ phorsäure | a a | 2 20 | 1,8% _ Eiweiss | ca. 20% ca. 1 proz. | ea. 8% | 9 Mo trockene a Phos- 350 des Ei- — mehl Hefe lang phorsäure | weisses ( erste Ver- casa „ » dauung 24 Sr 350 des Ei- SER, | Std. lang | weisses ) | zweite. Ver- 10 2) | „ dauung 24 = 390 2,5% —_ | | Std. lang : | | | dritte Ver- . | Z „ dauung 12 » 20 0,6% | ar Std. lang | Eiweiss | 40 Proz. | erste Ver- | 0,5 proz. fast 20%, | von roh. |trockene | dauung24 | Phos- 35—409 — des Ei- je seh! Sojamehl| Hefe | std. lang |phorsäure weisses sk na ae Su | | zweite Ver- y | „ | „ dauung 48 „ 35—4009 2,4 in — | Std. lang N | = 248 . Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. > Gesamtes % | Zur Ver- | Hefe- 7 Alkohol- 3 ,| denn Imengein| Ye | An |... ‚Hältung in] Verdauungs- Bel» en %/, desan- |dauungs- |gewandte empe- |o, desan- ik h en 5 weiss-- | gew. Ei- zeit Sä ratur gew. Ei- S B: Br na x > | material |weissmat. Sure weissmaf,. Falla R (| Eiweiss 40%], | erste Ver- | ]proz. 3.0805 | ausrohem| frische | dauung48 | Phos- 400 des Ei- _ 3 ] Sojamehl| Hefe | Std. lang \phorsäure weisses zweite Ver- » „ dauung 60 s 350 0,88%, — l Std. lang usgelkoch. 100% !erste Ver-| 0,5% 3,4% es trockene | dauung 21 | Phos- 990 des == mehl Hefe | sta. lang |phorsäure Mehles | zweite Ver- 3 l n „ dauung 24 m) 350 1,8% = J Std. lang 13 Er TOR | dritte Ver- 2 „ „ dauung 24 „ 350 1,8 0, = Std. lang | vierte Ver- unbe- dauung 24 5 350 |stimmbar _ n ” E | Std. lang wenig Einweiss’ ca. 200%, | 24 Std. 2 14 aus Raps-| trockene las = 350 4,500 — ikuchenm.| Hefe | Was die Produkte der Verdauung anlangt, so ist bei den meisten der bis jetzt beschriebenen Versuche — mit + 0,5-1- prozentiger Phosphorsäure und 24stündiger Digestion bei 35 —40° — Albumose (Propepton) das Hauptprodukt gewesen. Pepton ist meist nur in geringer Menge nachzuweisen gewesen. Daneben sind immer auch färbende und stark schmeckende Sub- stanzen entstanden, die ebenfalls durch Wasser aus der Digestions- masse ausgezogen wurden und bei der später (nach dem Eindampfen) folgenden Fällung mit Alkohol zum grossen Teil in den Alkohol übergingen. Ich rechne, dass diese Stoffe eirca !/, bis !/, soviel betragen als die ausgefällte Albumose. Das eingedampfte wässerige Extrakt der Digestionsmasse hat durch diese Stoffe immer einen starken Geschmack, während die Albumosen bekanntlich geschmacklos sind. Meist ist dieser Geschmack zu scharf, als dass man die betr. Flüssigkeit geniessen könnte, mitunter aber doch nicht allzu scharf zum Genusse. ; Durch das Fällen mit Alkohol wird, wie gesagt, ein grosser Teil dieser Stoffe entfernt. Das ausfallende Pulver enthält nur noch geringe Mengen derselben, bisweilen auch gar keine mehr. In letzterem Falle ist die Albumose geschmacklos. In ersterem hat sie einen angenehmen fleischextraktähn- lichen Beigeschmack. Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. 249 Dass solche Stoffe von Fleischextraktgeschmack von der Hefe erzeugt werden, ersehen wir auch aus einem Versuch, diese Stoffe technisch zu gewinnen und als Fleischextrakt in den Handel zu bringen. Nach dem D. Reichspatent 120346, 1901, ist ein Verfahren zur „Gewinnung eines dem Fleischextrakt an Geschmack ähnlichen Ex- traktes aus Bierhefe, Presshefe oder Weinhefe, ohne Selbstgärung“ patentiert worden. Die Hefe wird zuerst durch Sieben oder Ausschleudern ge- reinigt, unter Zusatz von 1 Prozent kohlensaurem Ammon. Nach eventueller Entbitterung wird diese Hefe dann trocken gepresst. Diese Hefe wird nun mit 5—10°/o Kochsalz vermischt, wobei als- bald „Verflüssigung“ der Masse eintritt, mdem Wasser und eiweiss- artiger Inhalt aus den Zellen austritt. Die Selbstgärung, die sonst eintreten würde, wird durch die Salzzugabe unterdrückt. „Chloride wirken stark gärungshemmend.“ Die „verflüssigte“ Hefemasse wird im Keller einige Zeit stehen gelassen, dann 2—3 Stunden lang bei 50° © digeriert, hierauf rasch zum Sieden gebracht (1—2 Stunden lang.) Nun wird abgepresst und mit heissem Wasser ausgewaschen. Die erhaltene Flüssigkeit wird bei mässiger Hitze eingedampft, bis sich auf der Oberfläche eine Salzhaut gebildet hat. Dann lässt man absetzen und filtriert das Extrakt ab, das schliesslich eine salben- oder syrupähnliche Konsistenz hat. Durch längeres Stehen an der Luft wird der Wohlgeschmack des Extraktes erhöht. Aubry, der das Verfahren ausgearbeitet hat, sieht die wohl- schmeckenden Stoffe der Hefe als Eiweissstoffe an. Da bis jetzt keine Eiweissstoffe von ausgesprochenem Geschmacke bekannt sind, so wird man hieran einstweilen, bis der Beweis ge- liefert ist, zweifeln dürfen. Wahrscheinlicher ist es, dass es sich um Spaltungsprodukte der Eiweissstoffe handelt, welche durch die proteolytische Thätigkeit von Hefeenzymen entstanden sind. Solche Produkte von starkem Geschmack, die beim Eindampfen der wässerigen Lösung „Braten- oder Fleischextrakt-Geruch“ ver- breiten, bilden sich nun auch, wenn man andere Eiweissstoffe durch Hefe verdauen lässt (Erbseneiweiss.) Es wäre von grossem Interesse, diese Stoffe einmal genau zu untersuchen. Vorläufig kann ich nur verweisen auf die schon erwähnte Ar- beit von Kutscher, welche die Produkte der „Selbstverdauung“ der Hefe beschreibt; ferner die Arbeiten von Böchamp und Schützenberger. Es wurden gefunden: Tyrosin, Leucin, Butalanien, Carnin, Sarkin, Xanthin, Guanin, Ammoniak, Histidin, Arginin, Lysin, As- paragin-Säuren und eine Substanz von der Formel (, H,N,O.. Es ist nicht wahrscheinlich, dass genau dieselben „Endprodukte“, welche bei der „Selbstverdauung‘“ entstehen, auch aus andern Ei- weissstoffen durch die Hefeverdauung: entstehen; mindestens wird das Quantitätsverhältnis der entstehenden Endprodukte ein verschiedenes 250 Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. sein, je nachdem man die Hefe auf Fleischeiweiss, Erbseneiweiss, Rapseiweiss etc. einwirken lässt. Denn sowohl bei der physiologischen Proteolyse als bei der Säureproteolyse ist bekannt, dass verschiedene Eiweisskörper ver- schieden gespalten werden. Es braucht hier nur erinnert zu werden an die verschiedene Spaltung, welche die Eiweisskörper in den keimenden Samen durch tryptische Enzyme erleiden. E. Schulze und andere Forscher haben nachgewiesen, dass bald diese, bald jene Amidokörper vorwiegen, einzelne manchmal ganz fehlen, andere prädominieren, Die chemische Proteolyse (mit Säuren) hat auch gezeigt, dass die Spaltungsprodukte stark variieren können. Die durch Hefe bewirkte Proteolyse verglichen mit der durch tierisches Pepsin und Trypsin bewirkten, sowie mit der Säureproteolyse. Zunächst interessierte mich der Zeitpunkt des Auftretens von echten Peptonen. In diesem Sinne wurde ein vergleichender Versuch mit Hefe einerseits, Magen-Pepsin andererseits angestellt. Versuch 15. 165 g ausgekochtes Rindfleich wurde mit 10 & trockner Hefe und 330 cem einer !/, prozentigen Phosphorsäure bei 30° aufgestellt. Nach 1 Stunde wurde eine kleine Probe herausgenommen, mit Wasser ausgekocht, das Filtrat nach dem Eindampfen mit Zinkvitriol auf Albumose, das Filtrat hiervon mit Phosphorwolframsäure auf Pepton geprüft. Die Albumosenprobe gab positives, die Peptonprobe negatives Resultat. Nach 2 Stunden dasselbe Resultat. Nach 3 Stunden ebenso, nur noch mehr Albumose. Nun wurden die Albumosen ausgewaschen, der Rückstand dann wieder mit Hefe und Phosphorsäure angesetzt und abermals bei 30° 4 Stunden lang aufgestellt. Nun noch kein Pepton. Das Filtrat von einer kleinen Portion der Versuchsmasse gab beim Eindampfen eine Lösung, welche keine Spur von bitterem Geschmack hatte, aber Fleischextrakt ähnlich- schmeckende Stoffe enthielt. Nach im ganzen 7 Stunden war also noch kein echtes Pepton gebildet worden. Nach weiteren 8 Stunden wurde der Versuch beendiet und die ganze Portion auf Albumosen und Peptone geprüft. Es hatte sich viel Albumose, aber noch kein Pepton gebildet! Binnen 15 Stunden trat also hier noch keine Peptonbildung ein. Versuch 16. 165 g ausgekochtes Rindfleisch wurden mit einer genügenden Menge Pepsin und 330 ccm 0,5 prozentiger Phosphor- säure bei 30° aufgestellt. Nach 1 Stunde war noch kein Pepton, wohl aber etwas Albu- mose da. Nach 2 Stunden ebenso. Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe, 251 Nach 3 Stunden geringe Mengen Pepton neben viel Albumose. Noch kein deutlicher bitterer Geschmack merkbar. Nun wurden die Albumosen ausgewaschen, der Rückstand noch- mals mit Hefe und Säure 4 Stunden lang bei 30° angesetzt. Jetzt, nach 7 Stunden im ganzen, war eine ziemlich beträcht- liche Quantität Pepton nachzuweisen (mit Phosphorwolframsäure im Filtrat des Zinkvitriolniederschlages).. Auch hatte die Lösung: einen deutlich bitteren Geschmack. Durch das tierische Pepsin wird also rascher Pepton gebildet als durch die proteolytischen Enzyme der Hefe. Auch unterscheidet sich die Verdauung mit Hefe sehr deutlich durch die ziemlich bald erfolgende Bildung jener noch Fleischextrakt ähnlich, bald aber auch scharf schmeckenden, stark färbenden Sub- stanzen, welche die aus der Verdauungsmischung erhaltene Lösung gelb bis dunkelrot erscheinen lassen und auch dem durch Alkohol- fällung erhaltenen Pulver noch eine schwache Färbung verleihen können. Bezüglich der Quantität der Verdauung ist das tierische Pepsin der Hefe weit überlegen. Zwar erscheint es unmöglich, genaue Vergleiche anzustellen, weil niemand wissen kann, wieviel proteolytisches Enzym in einer gegebenen Menge Hefe enthalten ist. Dennoch wird es von einigem Interesse sein, die beiden Enzym-Wirkungen neben einander zu stellen. Versuche über die „quantitative Pepsinwirkung“ wurden neue- stens von Fr. Krüger an Pepsin aus dem Magen angestellt (Zur Kenntnis der quantitativen Pepsinwirkung“)'). Als Proteinstoff diente käufliches Eiereiweiss, aus dem für jede Versuchsreihe eine Lösung bereitet wurde, deren Konzentration in jedem einzelnen Falle bestimmt wurde. Die Fermentlösung fertigte Krüger aus Pepsin. German. Witte an, indem er 1 g desselben in 100 ccm Wasser löste. Die einzelnen Proben enthielten die gleichen Mengen ein und der- selben Eiweisslösung und die gleichen Mengen normaler Salzsäure; nur die Mengen der Fermentlösung wechselte. Das Gemisch wurde stets bis auf 50 cem mit Wasser aufgefüllt und im Thermostaten 20—24 Stunden bei Körpertemperatur stehen gelassen. Die Summe der Verdauungsprodukte wurde aus dem Rest des unverdaut ge- bliebenen Eiweiss bestimmt. Zu diesem Zwecke wurde die Ver- dauungsprobe nach der angegebenen Zeit mit 7-Natronlauge genau neutralisiert, nach Zusatz eines Tropfens sehr verdünnter Essigsäure aufgekocht und das koagulierte Eiweiss auf einem gewogenen Filter gesammelt, erst mehrfach mit heissem Wasser, dann mit Alkohol, endlich mit Ather ausgewaschen und bei 110—120° C bis zur Ge- wichtskonstanz getrocknet. Die Differenz zwischen der zum Versuch genommenen und der gefundenen Eiweissmenge giebt die Summe der gebildeten Verdauungsprodukte. Versuch 1. Die Eiweisslösung enthielt 7,08 Prozent Eiweiss. Auf jede Probe kamen 25 cem von dieser Lösung und 5 ccm —-Salz- säure. Die einzelne Verdauungsprobe wies somit 1,77 & oder, da sie 50 ccm entsprach, 3,56 Prozent Eiweiss auf. 1) Zeitschrift f. Biologie. Bd. 41. 3. u. 4. Heft. 252 Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. No. Pepsinlösung Gefundenes Verdautes Proz. verdautes der Probe in ccm Eiweiss ing Eiweiss in g Eiweiss 1 1 1,06 0,71 4,5 2 3 0,79 0,98 3, 4 3 6) 0,61 1,16 66,5 4 10 0,40 1,37 77,4 5) 20 0,23 1,54 87,0 Versuch 2. Es wurde Pepsin auf geronnenes Eiweiss ein- wirken gelassen. Zunächst wurde eine Eiweisslösung präpariert, für jede Probe je 25 ccm in ein 50 ccm fassendes Kölbchen abgemessen und in diesem auf dem Dampfbade längere Zeit erhitzt und dann noch aufgekocht. Nach dem Abkühlen erhielt jede Probe 5 ccm 7-Salzsäure und die unten angegebenen Quantitäten 1 prozentiger Pepsinlösung. Zuletzt wurde bis auf 50 ccm Wasser aufgefüllt und das Gemisch wie bei den anderen Versuchen etwa 24 Stunden im Thermostaten bei Körpertemperatur stehen gelassen. Die ursprüng- liche Eiweisslösung enthielt 5,84 Prozent Eiweiss, jede Probe mithin 1,46 g. No. Pespinlösung Gefundenes Verdautes Proz. verdautes der Probe in ccm Eiweiss ing Eiweiss in g Eiweiss il 2 0,41 1,05 71,9 2 4 0,36 1,10 75,6 3 r 8 0,29 1,17 S0,1 4 16 0,19 1,28 87,7 Binnen 24 Stunden werden durch tierisches Pepsin bei Körper- en (37°) bis zu 87 Prozent der vorhandenen Eiweisses ver- daut. Auch bei Fütterungsversuchen hat man gefunden, dass im Magen und Darm nahezu das ganze verfütterte Eiweiss (Fleisch-) binnen einigen Stunden verdaut wird; es gehen nur geringe Reste davon ab. Also haben wir es in der Hefe mit einer wesentlich anderen proteolytischen Wirkung zu thun; denn dieselbe geht niemals über eine gewisse niedere Grenze hinans; alles Eiweiss wird nie verdaut, ob man nun Fleisch oder vegetabilische Nahrung darbietet; minde- stens vier Fünftel, oft neun Zehntel und noch viel mehr bleiben un- verdaut, auch wenn man den Verdauungsversuch oft wiederholt (siehe obige Tabelle) unter Entfernung der Spaltungsprodukte. Auch die Anwendung anderer Säure-Arten und Mengen als die in obigen Versuchen angegebenen bedingt keine stärkere Proteolyse. Was die Verdauungsprodukte anlangt, so ist schon oft hervor- gehoben worden, dass bei der gewöhnlichen Versuchsanstellung (24- stündiger Digestion bei 35—40° unter Zusatz von !/),—1 Prozent Säure) hauptsächlich Albumosen, daneben stark schmeckende und färbende Körper entstehen, die jedenfalls weitergehende Spaltungs- produkte darstellen; auch krystallisierende (nadelförmige) Spaltungs- produkte, einfache Amidokörper (Tyrosin, Leucin) wurden von dem Verfasser (wie früher von Geret) mehrfach beobachtet. Peptone treten nur in geringer Menge auf oder gar nicht, wenn gewisse Bedingungen eingehalten werden. Da die Peptone häufig einen bitteren Geschmack haben, so ist diese Eigenschaft der proteolytischen Hefefermente praktisch von Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. 253 Wichtiekeit. Wenn sich durch Hefeverdauung so leicht bitter schmeckende Stoffe bilden würden, wie durch Pepsinverdauung, so würde die Hefe kaum die weitgehende Verwendung zur Bereitung von Nahrungsmitteln gefunden haben. Nach Geret sollen echte Peptone durch die proteolytischen En- zyme der Hefe überhaupt niemals gebildet werden. Verfasser ist darüber auf Grund einiger Versuche anderer An- schauung (siehe folgendes Kapite!). Geret machte weiterhin die Beobachtung, dass zugesetzte Albu- mosen durch die proteolytischen Enzyme der Hefe rasch weiter zer- setzt werden. So dürfen wir also wohl die Albumosen zum Teil oder ganz als Zwischenstadium bei der Verdauung von Eiweissstoffen aus Hefe an- sehen. Dass sie als Zwischenstufe aufzufassen seien, scheint mir “auch aus der Beobachtung hervorzugehen, dass man gelegentlich wenig Albumose erhält, und dass bei längerer Versuchsdauer als der gewöhnlichen die Albumosen abnehmen. Die Verdauung durch tierisches Pepsin ist nach verschiedenen Forschern, namentlich Kühne, mit der Peptonbildung abgeschlossen, während die tryptische Verdauung über die Peptonstufe hinaus bis zu einfachen Amidokörpern geht. Kühne gelangte zu folgender schematischer Darstellung der Wirkungsweise beider Enzyme: Pepsinwirkung auf Albumin Antialbumose " Hemialbumose Antipepton Antipepton Hemipepton Hemipepton Trypsinwirkung auf Albumin — mn Antialbumose Hemialbumose Antipepton Antipeton Hemipepton Hemipepton. ms mm Amide (Leuein, Tyrosin) Amide Amide Amide etc. In beiden Fällen wird also aus dem Eiweissmolekül ein Produkt von noch eiweissähnlicher Beschaffenheit gebildet, das einer weiteren proteolytischen Spaltung nicht zugänglich ist, Antıalbumose, dann Antipepton. Der andere Teil des Eiweissmoleküles wird in Produkte von weiterer Abbaufähigkeit zerlegt; erst bei den einfachen Amido- körpern, Leucin, Tyrosin, macht hier die Proteolyse Halt. Vielleicht ist die geringe Ausbeute bei der Hefeverdauung dar- auf zurückzuführen, dass die Eiweisskörper des Fleisches oder der vegetabilischen Mehle in 2 Bestandteile zerlegt werden, wovon der eine, weitaus grössere für das Hefeenzym unangreifbar ist. Oder es wird nur ein bestimmter Eiweissstoff angegriffen, der andere nicht. Ubrigens macht man bei der Säure-Proteolyse ähnliche (aber doch etwas bessere) Erfahrungen hinsichtlich der Ausbeute. Folgendes sind einige Mitteilungen über Säureproteolyse, die a erst jüngst in der Chemiker-Zeitung publiziert hat (1902, E26 no TR): 254 Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. „Die Säure-Proteolyse tritt in namhaftem Grade erst beim Kochen ein, bleibt aber beim Stehen in der Kälte bei längerer Ver- suchsdauer nicht aus, wie folgender Versuch beweist: 500 & Reste von zerkleinertem Ochsenfleisch wurden mit 500 ccm einer 5proz. Schwefelsäure übergossen und in einer bedeckten Porzellanschale 22 Monate lang stehen gelassen in einem ungeheizten Zimmer. Ein Verderben des Fleisches durch Bakterien und eine hierdurch bedingte Peptonisierung war natürlich gänzlich ausgeschlossen, weil einer so starken Säure (5-proz.) kein Pilz Trotz zu bieten vermag, nicht ein- mal der so säurefeste Schimmel, welcher bekanntlich organische Sub- strate mit 1 Prozent und sogar 2 Proz. Säure, sei es auch Mineral- säure, im Laufe der Zeit besiedelt. Das Fleisch sah nach dieser langen Zeit noch ziemlich unverändert aus; nur war die rote Farbe desselben einer blassrötlich-grauen gewichen, indem der Farbstoff desselben durch Säuren zerstört wird, was übrigens schon beim ersten UÜbergiessen geschieht; jede Säure ruft sofort diese Veränderung her- vor. Auch die Verquellung des Fleisches, die zu beobachten war, tritt gleich anfangs in Folge von Acidalbuminbildung ein; sie wird auch durch alle Säuren hervorgerufen, besonders deutlich durch ver- dünnte (etwa 5proz.) Essigsäure. Nun wurde momentan aufgekocht, wobei sich das Fleisch völlig verflüssigte, ein Zeichen, dass auch die Fleischfaser völlix in Acidalbumin übergegangen, vielleicht noch weiter verwandelt war. Sonst verflüssigt sich nur bei lange an- haltendem Kochen das ganze Fleisch samt der Fleischfaser, bei einer Kochdaüer, die natürlich hier vermieden werden musste, um nicht eine Peptonisierung durch die Kochhitze herbeizuführen. Bei einmaligem raschem Aufkochen war nicht zu befürchten, dass eine erhebliche Peptonisierung eintreten werde. Nach dem Aufkochen wurde mit Baryt neutralisiert, filtriert, dann die Lösung eingedampft. Sie hatte nun eine bräunlichgelbe Färbung und gab mit gesättigter Ammoniumsulfatlösung, desgleichen mit gesättigter Zinkvitriollösung im grossen Überschuss versetzt, einen starken Niederschlag (Albu- mosen); das Filtrat vom Zinkvitriolniederschlage ergab mit Phosphor- wolframsäure einen starken Niederschlag, also waren auch Peptone und vielleicht noch weitergehende Spaltungsprodukte in erheblicher (Quantität gebildet worden. Der konzentrierte Saft wurde nun in eine 10fache Menge von 90proz. Alkohol gegossen. Es ergab sich 13,5 & trockene gelblichweisse Pepton-Albumosenmasse. Rechnet man das Fleischeiweiss zu 18 Proz. des frischen Fleisches, so ergiebt sich, dass mindestens ein Sechstel desselben peptonisiert worden ist. Weitere Versuche über die Wirkung kalter verdünnter Säuren sind folgende: a) 20 & frisches Ochsenfleisch wurden mit 5proz. Salzsäure 7 Wochen lang bei Sommertemperatur stehen gelassen. Die Flüssigkeit zeigte dann nach kurzem Aufkochen, Neutralisieren, Filtrieren beträchtlichen Gehalt an Peptonisierungsprodukten. Wurde der Versuch mit nur Iproz. Salzsäure angestellt, so ergab sich nach 7 Wochen in der Flüssiekeit nur die Anwesenheit von Fleischextrakt- bestandteilen, kaum etwas von peptonischen Stoffen. b) 20 & Rind- fleisch wurden 9 Wochen lang mit 2proz. Schwefelsäure bei Sommer- temperatur stehen gelassen. Es trat merkliche Peptonisierung ein: auch bei Anwendung 1proz. Schwefelsäure trat Peptonisierung ein. Da schon nach 4- bis 5tägigem Stehen in der Regel Schimmel sich Bokorny, Die proteolytische Enzyme der Hefe. 255 einstellt, selbst bei 2proz. Säure, so war es nötig, ein Schimmel ab- haltendes Mittel zuzusetzen; Schimmel würde ja für sich schon pep- tonisierend wirken. c) 107 g Fleischpulver wurden mit 300 ccm einer 4prozentigen Schwefelsäure übergossen und 4 Wochen lang (im Sommer) stehen gelassen. Beim Neutralisieren, Filtrieren, Eindampfen der Flüssigkeit ergab sich eine ziemlich beträchtliche Menge einer peptonischen Masse, ca. 10 g. Beim Kochen mit verdünnten Säuren erhält man. schon in kurzer Zeit beträchtliche Peptonisierung: 100 & Fleischfuttermehl wurden mit 400 ccm einer 1proz. Schwefelsäure versetzt und 9 Std. lang gekocht. Beim Neutralisieren, Filtrieren, Eindampfen ergaben sich 17 & Peptonmasse. Sowohl beim Stehen in der Kälte, wie beim Kochen liefert die Behandlung der Eiweiss- stoffe mit verdünnten Säuren in der Regel Peptone neben Albumose; erstere können dem Produkt einen bitteren Geschmack verleihen. Über die Einwirkung kochender Säuren auf Eiweissstoffe sind sehr viele Beobachtnngen gemacht worden. H. Hlasiwetz und J. Habermann haben verschiedene Eiweisskörper (Casein, Albumin, Legumin und Pflanzeneiweiss) durch Lösen in Salzsäure unter Zu- satz von Zinnchlorür und darauf folgendes 3tägiges Kochen am Rück- flusskühler zersetzt. Es bildeten sich als Endprodukte Glutamin- säure, Asparaginsäure, Leucin, Tyrosin und Ammoniak !. Von Ritt- hausen ist die Glutaminsäure schon früher unter den Zersetzungs- produkten des Conglutins (aus Lupinensamen) gefunden worden?). E. Fischer hat aus den unkrystallisierbaren Rückständen der oben erwähnten Eiweisszersetzung durch Salzsäure zwei neue Basen, Lysin und Lysatinin, isoliert. Auch geringe Mengen Phenylamidopropion- säure wurden gefunden. Die Spaltung des Eiweiss bei 3tägigem Kochen mit starker Salzsäure ist eine so weitgehende, dass sie mit der peptischen Eiweissverdauung nicht verglichen werden kann; sie gleicht vielmehr der tıyptischen Eiweisszersetzung. Um eine der peptischen ähnliche Eiweissspaltung zu bekommen, muss man mit verdünnten Säuren kürzere Zeit kochen: Es wurde Hühnereiweiss gereiniet durch Auflösen in Wasser und Kochen dieser Lösung unter Zusatz von 2 Tropfen Schwefelsäure. Das Coagulum wurde ge- waschen und zwischen Fliesspapier getrocknet. Je 2 g davon wurden nun mit 4proz. Schwefelsäure, Salzsäure, Bromwasserstoff- säure, Oxalsäure, Essigsäure 2 Std. lang gekocht. Die chemische Einwirkung schien zuerst bei Salzsäure, dann Bromwasserstofisäure, hierauf bei Schwefelsäure, dann bei Oxalsäure einzutreten. Essig- säure schien sich ganz inaktiv zu verhalten, trotzdem löste sich etwas Eiweiss auf. In den ersteren 4 Fällen trat teilweise Lösung der Sub- stanz und feine Verteilung des Ungelösten ein; ein Teil des Albu- mins leistete der 4proz. Säure Widerstand, löste sich nicht. Die Lösung in Salzsäure war etwas bräunlich gefärbt und filtrierte rasch, die in Bromwasserstoffsäure zeigte ganz schwache Färbung und filtrierte ebenfalls gut. Die Lösung in Schwefelsäure filtrierte weniger gut, sehr langsam die oxalsaure Lösung; bei letzterer blieb ein sehr starker Rückstand auf dem Filter, bei Schwefelsäure auch ein ziem- lich starker, bei Bromwasserstoff und Salzsäure ein viel schwächerer 1) Lieb. Ann. Chem. 1873. 169. 2 Journ. prakt. Chem. 1866, 99. 256 Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. Rückstand. Die sauren Lösungen wurden neutralisiert, dann (nach dem Filtrieren) mit Zinkvitriolkrystallen im Überschuss versetzt und 24 Std. lang stehen gelassen. Es bildete sich in allen Fällen ein Albumoseniederschlag. Im Filtrat rief Phosphorwolframsäure einen Niederschlag hervor, ein Zeichen, dass auch Pepton gebildet worden war (nur der Oxalsäureversuch machte hiervon eine Ausnahme). Ein quantitativer Versuch des Verfassers mit kochender ver- dünnter Mineralsäure ist folgender: Versuch 17. 100 g Fleischfuttermehl wurden mit 200 ccm einer 2prozentisen Phosphorsäure versetzt und dann 9 Stunden lang unter Vermeidung des Wasserverlustes durch Verdunstung gekocht. Nach Ablauf dieser Zeit wurde die Flüssigkeit abfiltriert, mit Kreide neutralisiert, eingedämpft, nochmals filtriert, endlich bis zum Trocknen gebracht. Es ergab sich eine gelblich gefärbte, pulverisierbare Masse, welche grösstenteils aus Albumose bestand. Menge: 17 g. Der Rückstand von dieser ersten Operation wurde nochmal 30 Stunden lang mit 2prozentiger Phosphorsäure gekocht. Beim Neutralisieren und Filtrieren erhielt ich dann eine stark bräunlichgelb gefärbte Flüssigkeit, welche beim Eindampfen leim- ähnlich roch. Es war also bei dieser zweiten Operation auch das Bindegewebe des Fleischmehles angegriffen worden. Die färbenden Stoffe, die hierbei entstanden, bedürfen noch der Untersuchung. Die Trockensubstanz, welche sich aus dieser zweiten Aus- kochung ergab, betrug 18 2. Die Masse war in Wasser löslich, die Lösung gab mit Ammon- sulfat im Überschuss starken Niederschlag (Albumose und Leim), im Filtrat hiervon noch kräftigen Niederschlag mit Phosphorwolfram- säure, der von Peptonen und andern Produkten weitergehender Spaltung gebildet wurde. Nun wurde ein neuer Versuch -angestellt mit Anwendung von Schwefelsäure. Versuch 18: 100 & Fleischfuttermehl wurden mit 350 ccm einer 2prozentigen Schwefelsäure 6 Stunden lang gekocht, ebenfalls unter Vermeidung einer Selbstkonzentration der Säure durch Ver- dunstung. Die Masse wurde dann filtriert und ausgewaschen. ... Die Flüssigkeit, die so erhalten worden war, wurde dann mit Atzbaryt bis zur vollständigen Neutralisation versetzt und nochmals filtriert, da sich die Schwefelsäure als schwefelsaurer Baryt abge- setzt hatte. Nun wurde das Filtrat eingedampft; die konzentrierte Lösung, die beim Erkalten nicht zu einer Gelatine erstarrte, wurde dann in Alkohol gegossen. Resultat der Alkoholfällung 13,5 & eines gelblichen Pulvers, welches keinen bitteren Geschmack hatte, aber Pepton enthielt. Denn die konzentrierte Lösung des Pulvers gab zwar mit Ammon- sulfat sowie mit Zinkvitriol reichlichen Niederschlag; im Filtrat von letzterem Niederschlag aber rief Phosphorwolframsäure einen be- trächtlichen Niederschlag: hervor. Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. 257 Da die Albumosen durch Zinkvitriol vollständig ausgefällt werden, so müssen ausser diesen auch Peptone entstanden sein und vielleicht geringe Mengen noch niedriger stehender Produkte. Wenn wir bedenken, dass das rohe Fleischfuttermehl 72,5 Prozent Proteinstoff enthält (ausserdem 10,6 °/, Wasser, 12,3%0, Fett, 3,8°/, Asche, 0,9 stickstofffreie Extraktstoffe), so ist die Aus- beute bei 6stündigem Kochen, ebenso die im vorigen Versuch bei wiederholtem Kochen (zuerst 9 Stunden, dann 30 Stunden lang) doch eine verhältnismässig geringe, wenn auch erheblich bessere als bei der Hefe-Proteolyse. Ob sich bei noch längerem Kochen noch wesentlich mehr Ei- weiss peptonisieren lässt, vermag ich nicht zu sagen. Versuche zur Trennung der verschiedenen proteolytischen Wirkungen in der Hefe. Die Leimbildung aus dem Bindegewebe des Fleisches oder Fleischfuttermehles durch Hefe ist etwas so regelmässig Eintretendes, dass fast kein einziger Versuch unter den vielen, die ich mit rohem Fleischfuttermehl anstellte, ein leimfreies Produkt lieferte. Das rohe Fleischfuttermehl enthält noch alle Stoffe des Fleisches, mit Ausnahme der Fleischextraktsubstanzen, die bekanntlich keine Eiweissstoffe sind; und auch das Fett ist zum erossen Teile durch das erfolgte Auskochen entfernt. Neben den Muskelfasern enthält das Fleisch bekanntlich auch Bindegewebe; letzteres giebt bei langem Kochen Leim. Es ist nun interessant, dass die Hefe dieselbe Umwandlung schon bei gewöhnlicher Temperatur oder wenig darüber hervorruft. Die bei 24stündiger Verdauung mit Hefe und '/, bis 1proz. Phosphorsäure entstebende Lösung hat die Eigenschaft, zu einer Ge- latine zu gestehen. Um zu erfahren, wieviel der entstehende Leim. ungefähr beträgt, wurden Versuche mit leimfreiem Fleischmehl gemacht; zur Ent- leimung des Fleischmehles giebt es verschiedene Methoden. Durch Vergleich dieser Resultate mit den früher erhaltenen musste sich ersehen lassen, wie viel der Leim bei den Versuchen mit rohem Fleischmehl ausmacht. Versuch 19: 50 & leimfreies Fleischfuttermehl wurden mit 5 g trockner Hefe und 100 ccm einer Iprozentigen Phosphor- säure versetzt und 24 Stunden zunächst bei Zimmertemperatur, dann noch 24 Stunden bei 35 —40° stehen gelassen. Das 24stündige Stehen bei Zimmertemperatur, hat, wie ich aus anderen Versuchen weiss, nur eine sehr geringe Verdauung zur Folge. Also ist hauptsächlich der zweite Tag massgebend gewesen und die Verdauung hat eigentlich nur 24 Stunden gewährt, wie in den meisten früheren Versuchen. Die Masse wurde dann mit lauwarmem Wasser ausgezogen, das Filtrat eingedampft; die konzentrierte Lösung, welche mit Ammonsulfat im Überschuss Albumosen-Niederschlag gab, ebenso mit Zinkvitriol (im Filtrat von letzterer Fällung nur Trübung mit Phos- phorwolframsäure), wurde dann mit Alkohol gefällt. 258 Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. Resultat der Alkoholfällung: 0,9 & eines weisslichen Albumosen- ulvers. ä Der Rückstand wurde nochmals mit etwas Phosphorsäure bei 35° 24 Stunden lang angesetzt (diesmal ohne Hefezusatz, weil die erste Hefe noch wirksam sein musste). Weitere Behandlung wie vorhin. Resultat der Alkoholfällung 0,2 & Albumose. Nun wurde das Fleischmehl noch ein drittesmal mit etwas Säure angesetzt; ebenfalls 24 Stunden bei 35—40°. Weitere Behandlung wie vorhin. Resultat der Alkoholfällung 0,35 g Albumose. Alles zusammen genommen, ergab der Versuch mit 50 & leim- freiem Fleischfuttermehl also nicht mehr als 1,45 g Albumose, was 2,90 Prozent gleichkommt. Die Proteolyse ist also eine geringe, wenn das Fleischmehl leimfrei ist. Rechnen wir die Gesamt-Proteolyse bei rohem (leimhaltigem) Fleischfuttermehl zu durchschnittlich 9 Prozent Alkoholfällung (siehe obige Zusammenstellung), so macht der Leim, da die Alkohol- fällung fast ganz aus Albumose und Leim besteht, circa 6,1 Prozent. Eine stärkere Proteolyse erhielt ich mit leimfreiem Fleischmehl bei einem längere Zeit, nämlich 9 Tage im ganzen währenden Ver- such, der mir zugleich auch den Beweis lieferte, dass man die Proteolyse so leiten könne, dass nur Peptone, keine Albumose und auch nicht andere Produkte in erheblicher Menge er- halten werden. Versuch 20. 50g leimfreies Fleischmehl wurden mit 20 8 frischer Presshefe und 100 ccm einer 1,5 prozentigen Phosphor- säure versetzt (stärkere Säure wurde genommen, um den Schimmel und die Bakterien bei der langen Versuchszeit abzuhalten). Obenauf wurde noch etwas Salicylpulver gestreut, um den Schimmel zu verhüten. Nach 3tägigem Stehen bei 32—400, dann 6tägigem Stehen bei gewöhnlicher Temperatur wurde der Versuch beendigt und die Masse ausgewaschen, das Filtrat mit Kreide neutralisiert, einge- dampft, nochmals filtriert; die konzentrierte Lösung in Alkohol gegossen. Es ergaben sich 3,6 & eines schwach bitter schmeckenden Pulvers, welches sich in Wasser löste; die Lösung gab sehr schöne Biuret- reaktion, aber kaum einen Niederschlag mit Ammonsulfat oder Zink- vitriol, sehr starken Niederschlag mit Phosphorwolframsäure. Also waren keine Albumosen da oder nur Spuren, dafür aber reichlich Pepton. Die Ausbeute betrug 7,2 Prozent, also viel mehr als bei den Versuchen, die vorher angestellt waren. Auswahl der Art und Menge von Säure bei der Proteolyse durch Hefe. Dass die saure Reaktion günstig ist für die meisten proteolyti- schen Vorgänge, nicht bloss peptische sondern auch tryptische, dürfte aus folgender Zusammenstellung hervorgehen, die ich einem Aufsatz von mir in Wettend. Zeitschr. Spir.-Ind. 1. April entnehme. Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. 253 „Es ist von Gerat und Hahn wiederholt hervorgehoben worden, dass ein proteolytisches Enzym in der Hefe vorkommt, welches am stärksten bei Gegenwart beträchtlicher Säuremengen wirkt; dabei scheint dieses Enzym in seiner Wirkung nicht den peptischen, sondern den tryptischen zu gleichen (nach G. u. H.). Dass das peptische Ferment des tierischen Magens zu seiner Wirkung die Gegenwart von Säure verlangt, ist bekannt. Hier geht aber die proteolytische Spaltung merkwürdigerweise bloss bis zu Pepton, die tryptischen Fermente spalten das Eiweiss bis zu ein- fachen Amidokörpern wie Leuein und Tyrosin. Ausser bei Wirbel- tieren wurde das Pepsin oder ein pepsinähnliches Ferment bei zahl- reichen Wirbellosen gefunden; völlig vermisst wurde ein solches nur bei Pflanzentieren (Coelenteraten). Ausserhalb des Magens wurde es in den Brunnerschen Drüsen, ferner im Speichel gefunden, dann im Eidotter. Das Magenpepsin aus Schweine- oder Hunde- oder Kälbermagen wirkt am besten bei ca. 0,2 Prozent Säuregehalt. In Lupinenkeimlingen fand Green ein proteolytisches Enzym, das nur bei Gegenwart von Säure wirkt und bei der Spaltung neben Peptonen Leuecin und Tyrosin liefert. Ebenso in keimenden Samen von Recinus communis. Aus den Blättern von Drosera rotun- difolia, einer fleischfressenden Pflanze, haben Reess und Will ein eiweissverdauendes Enzym mit Glycerin ausgezogen, das bei Zusatz von verdünnter Salzsäure am besten wirkt. Auch in dem Safte der Kannen von Nepenthes, einer anderen fleischfressenden Pflanze, wurde ein proteolytisches Enzym gefunden, das durch Säurezusatz wirksamer wird; die Spaltung ergiebt keine echten Peptone, aber Leuein. Im gewöhnlichen Schimmel (Aspergillus) fand Maifitano ein isolierbares Enzym, das in sauerer Lösung wirkt. In allerjüngster Zeit ist nun von S. G. Hedin und S. Row- land eine „Untersuchung über das Vorkommen von proteolytischen Enzymen im Tierkörper“ erschienen (Hoppe-Seylers Zeitschr. für physiolog. Chemie. Bd. 32. 1901. p. 531 f.), welche zu dem Resultate selangt, dass in allen von ihnen untersuchten Thierarten die Milz, die Lymphdrüsen, die Nieren und die Leber proteolytische Enzyme enthalten, welche am stärksten in saurer Lösung wirken. Die Skelettmuskeln besitzen auch ein proteolytisches Enzym, das indessen relativ schwach ist und keinen deutlichen Unterschied in Bezug auf die Wirkung im saurer, neutraler oder alkalischer Lösung darbietet. Dagegen nähert sich ein im Herzmuskel ge- fundenes Enzym in Bezug auf seine Wirkung den oben erwähnten Organ-Enzymen. Die Untersuchungen wurden mit dem Presssaft von den Organen oder Geweben ausgeführt. Vor und nach dem Versuch wurde die Menge der durch Gerbsäure nicht fällbaren Stickstoffverbindungen bestimmt Durch überschüssige Gerbsäure werden bekanntlich echte Eiweissstoffe gefällt, nicht aber die Peptone oder die Endprodukte der Eiweissverdauung (Hexobasen und Monamidosäuren). Die Untersuchung wurde jedesmal vorgenommen: 1. in mit Essigsäure (zu 0,25 Prozent) oder einer anderen Säure versetzten Saft; | 260 Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. 2. in dem Presssaft ohne irgend eine Zugabe (schwach saurer Lösung); 3. in neutraler und 4. in alkalischer Lösung. Die Digestion wurde bei Körpertemperatur vorgenommen, in Gegenwart von Toluol, zur Verhinderung von Bakterienwirkung. Bei den ersten Versuchen wurde mit Natriumkarbonat neutralisiert und alkalisch gemacht. Da es sich aber herausstellte, dass in ge- wissen Fällen, z. B. bei dem Muskelsatt, die Reaktion während der Digestion sich änderte, so dass die neutralisierte und sogar die alkalisierte Lösung in 16 Stunden schwach sauer wurde, so wurde bei allen späteren Versuchen für die Herstellung der neutralen und alkalischen Reaktion ein Überschuss von Calciumkarbonat resp. Magnesiumoxyd gebraucht (wegen der Unlöslichkeit dieser Karbonate im neutralen oder alkalischen Wasser, wodurch eine Vermehrung der Alkalizität durch überschüssiges Karbonat nicht eintritt, wäh- rend doch die neuauftretende Säure prompt neutralisiert wird). Als zu verdauendes Eiweiss wurde Fibrin angewendet. Beispielsweise wurde mit Pferdenieren folgendes Resultat er- halten: Gesamtstickstoff 625. Mit Gerbsäure nicht fällbarer Stickstoff Vor Nach 20 Std. | Nach 4 Tagen der Digestion | Digestion Digestion Mit Essigsäure . 88 aan Ohne Zusatz . — 20,0 | 25,8 Mit Ca CO; — | 14,3 | 19,2 Mit MsO . — | 95 | 95 Zusatz von Calciumkarbonat oder Magnesiumoxyd, wodurch die Ansäuerung verhindert wurde, hatte also einen ungünstigen Einfluss auf die Entstehung solcher Stickstoffverbindungen, die durch Gerb- stoff nicht gefällt werden, wie Pepton, Endprodukte. Säurezusatz ist also diesem proteolytischen Enzym günstig. Ebenso schien es mir durchaus mit den proteolytischen Enzymen der Hefe zu sein. Einige eigene Erfahrungen über die beste Ansäuerung bei der Hefeproteolyse sind folgende: Nimmt man die Säure weniger stark als 0,5 prozentig, so erhält man wenig Albumose, dagegen viel von solchen Stoffen, die durch Ammonsulfat oder Zinkvitriol nicht gefällt werden. Versuch 21. 100g Fleischfuttermehl wurden mit 300 cem einer 0,2prozentigen Phosphorsäure und 15 g trockner Hefe 24 Stunden lang bei 35° eehalten. Dann wurde ausgewaschen, filtriert; das Filtrat unter Zusatz von Kreide eingedampft, nochmals filtriert, dann in Alkohol gegossen. Resultat der Alkoholfällung: Sehr gering, nicht wägbar. Versuch 22. 100 g Fleischfuttermehl wurden ebenso mit 0,5prozentiger Phosphorsäure und trockner Hefe behandelt. Resultat der Alkoholfällung: 6,4 g. Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. 261 Versuch 23. Alles ebenso wie im vorigen Versuch; nur statt 0,5prozentiger Phosphorsäure 1prozentige. Resultat der Alkoholfällung: 9,6 g. Versuch 24. Alles ebenso wie vorhin, nur statt Phosphor- säure 0,5prozentige Schwefelsäure. Ergebnis der Alkoholfällung: 7,2 g. In diesem Pulver war neben Albumose auch Leim enthalten, wie bei den Versuchen mit Phosphorsäure. Versuch 25. Alles wie oben, aber als Säure 0,8!) prozentige Weinsäure. Ergebnis der Alkoholfällung: 6,4 g eines angenehm fleischextrakt- artig, nicht bitter schmeckenden Pulvers. Wir können sagen. dass die Auswahl der Säure ziemlich gleich- gültig ist in Bezug auf Ausbeute. Hingegen ist es nicht ratsam, schwächere als 0,5 prozentige Säure anzuwenden, wenn man das mit Alkohol fällbare Produkt haben will. lprozentige Säure wirkt nicht weniger günstig (in Bezug auf Quantität der Proteolyse) als 0,5 prozentige. Wechsel der enzymatischen Kraft. Uber diesen interessanten Punkt liegen nur wenige Beobach- tungen vor. An Hefe habe ich noch keine übereinstimmenden Resultate er- halten. Ich kann also hierin nur die Erfahrungen anderer, die zum Teil an anderen Enzymen als den proteolytischen gemacht wurden, an- führen (siehe auch Verf. m Wettend. Zeitschr. Spir.-Ind. 1. Sept. 1902). In seinen „weiteren Untersuchungen über die tryptischen Enzyme der Mikroorganismen‘ Centralbl. f. Bakteriologie, hat Fermi be- obachtet, dass viele Bakterien, wenn sie auf eiweisshaltigen Nähr- boden gezogen werden, ein trypsinartiges, gelatineverflüssigendes Enzym reichlich ausscheiden, während die Enzymbildung bei Bouillon- Kulturen geringer war. Auf eiweissfreiem Nährboden schieden dieselben überhaupt kein Enzym aus. Bei Ernährung mit unor- ganischen Stickstoffverbindungen und Glycerin wurde unter 18 unter- suchten Arten bloss von zweien (BD. prodigiosus und B. pyocy- aneus) ein gelatineverflüssigendes Enzym sgebildet;. von diesem letzteren aber wurde auch keine Verflüssigung bewirkt, wenn sie anstatt mit Glycerin mit Kohlehydraten als Kohlenstoffquelle ernährt wurden. Manniternährung dagegen hatte wieder die Bildung jenes proteolytischen Enzymes zur Folge. Bei Asparagin-Ernährung unter- blieb wieder die Bildung des proteolytischen Enzymes etc. Man sieht, dass die Enzymausscheidung je nach den Ernährungsbedingungen sehr schwankend ist. Nach E. Duclaux bildet Aspergellus, der bekannte Schimmel- pilz, ein proteolytisches Enzym, wenn man ihn anf Milch (also Kasein) wachsen lässt. (Traite de microbiologie. T. II, 1899). Bei " Etwas mehr wurde genommen, weil die Weinsäure eine schwächere Säure ist als Phosphor- und Schwefelsäure. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. 18 262 Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe, Ernährung mit milchsaurem Kalk oder Zucker bildet er kein prote- olytisches Enzym. An einem technischen Pilze Javas, Monihia sitophila Sacc., welcher dort zur Herstellung eines Leckerbissens aus Erdnusssamen („Ontijom‘) benützt wird, hat F. A. F. C. Went in neuester Zeit ähnliche Beobachtungen gemacht, und diese auch auf andere Enzyme ausgedehnt. Jener Pilz enthält 10 verschiedene Enzyme und lässt sich leicht auf Reis ziehen. Auch ein tryptisches Enzym bildet er unter Umständen. Went fand, dass einigermassen ansehnliche Mengen des proteo- lytischen Enzyms nur bei Ernährung mit Proteinsubstanzen (Pepton, Kasein) gebildet werden. Bezüglich der Diastase hat Went keine so grosse Abhängiekeit von der Ernährung des Pilzes konstatieren Können. Er fand, dass sowohl bei Ernährung mit 5prozentiger Glykose + 0,5prozentigem salpetersaurem Ammoniak, als auch bei Ernährung mit 5 Proz. Glycerin + 0,5 Proz. Kaliumsalpeter oder5 „ Kaiuummalat + 0,5 „, a oder 5 ,„ Natriumlaktat + 05 „ ix oder 5 ,, Natriumacetat + 0, 5 4 von Moniha ein diastatisches Enzym ausg; eschieden wird, wenn auch nicht gleich viel, am meisten bei Natriumacetat. Auch bei Ernährung mit 5 Proz. Pepton und desgleichen mit 2,5 Proz. Raffinose (+ 0,5 Proz. salpetersaurem Ammoniak) wird das tryptische Enzym gebildet. Lander, Brunton und Mac Fadyen fanden, dass derselbe Pilz, der beim Züchten auf Stärkekleister Diastase ausschied, bei Kultur auf Fleischbrühe dies aber nicht that. Hingegen bildete er im letzteren Falle ein peptonisierendes Enzym. Die Nahrung bildet also auch hier einen Anreiz zur Enzym- absonderung. Pfeffer fand, dass bei mehreren Schimmelpilzen die Aus- scheidung der Diastase von ähnlichen Bedingungen abhängt. Nach Katz macht Penscillium glaucum von seiner hohen Be- fähigung zur Formierung von Diastase keinen Gebrauch, wenn der Gehalt der eiweissfreien oder eiweisshaltigen Nährlösung an Rohr- zucker oder Dextrose 1'/, Prozent beträgt. Hier wirkt also die An- wesenheit des Spaltungsproduktes schädlich, eine Beobachtung, die auch sonst an Enzymen gemacht wurde. Bezüglich der Malzdiastase haben manche Forscher ähnliche Beobachtungen gemacht. Während Gerstenembryonen die in Gelatine eingebetteteten Stärkekörner angriffen und lösten, geschah dies nicht, sobald der Gelatine eine kleine Menge assimilierbarer Zucker zu- gesetzt wurde. Die Stärkekörner blieben dann solange unangegriffen, als noch Zucker vorhanden war. Man kann das auch so auffassen, als sei der Hunger der Anreiz zur Enzymabscheidung. Zuerst ist Stärke ausserhalb des Embryos da, aber kein Zucker; die Stärke kann nicht als solche in den Embryo eindringen, also befindet er sich in einem Zustande des Kohlehydrathungers. Er sondert Diastase ab. Beim zweiten Ver- such ist neben Stärke auch Zucker in der Umgebung des Embryos Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. 263. da. Der Zucker dringt leicht in den Embryo ein, letzterer leidet keinen Kohlehydrathunger, also bildet er keine Diastase. Mit den Beobachtungen am oben genannten tryptischen Enzym steht das freilich nicht in Einklang, denn dort wird gerade in einer Auflösung von 5 Prozent Pepton, das gewiss diosmierbar und assi- "milierbar ist, und eindringen kann, viel proteolytisches Enzym ge- bildet. Trotz reichlicher gelöster Proteinnahrung sendet der Organis- mus hier sein eiweisslösendes Enzym aus. Bei Caseinernährung liegt es freilich anders, denn das Casein dringt nicht ein. Wortmann hat auch (Untersuchungen über das diastatische Ferment der Bakterien. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 6. 1882. p- 287) gefunden, dass die Bakterien auf Stärke nur einwirken, wenn ihnen ausser dieser keine benutzbare Kohlenstoffverbindung zu Gebote steht. Eiweissstoffe begünstigen nach Krabbe (Untersuchungen über das Diastaseferment. Jahrb. f. wissensch. Bot. Bd. 21. 1890. pag. 564) die diastatische Wirkung der Bakterien auf intakte Stärke- körner. Hier begegnen wir also wiederum der günstigen Wirkung der Eiweissstoffe auf die Enzymbildung. Sollte nicht das Eiweiss als direkt enzymlieferndes Nährmaterial in Betracht kommen, da die Enzyme ja Eiweissstoffe sind, und in der Zelle leicht zu wenig disponibler Eiweissstoff für eine ausgiebige Enzymausscheidung vorhanden sein kann? Uber die Invertinbildung hat Fernbach an verschiedenen Hefearten Versuche angestellt und gefunden, dass die Zuckerart, welche als Nahrung geboten wurde (Maltose oder Saccharose) von keinem oder sehr geringem Einfluss auf die Enzymbildung ist, während die Stickstofnahrung sehr wichtig ist. Durch Zusatz von 2 Prozent Pepton zum Malzextrakt konnte eine sehr energische Enzymbildung erzielt werden. Also wiederum dasselbe! Proteinstoffernährung be- günstigt die Enzymbildung. Bezüglich des für die Bierfabrikation so wichtigen Enzymes Maltase stellte Went in der schon oben genannten Arbeit fest, dass die Hefe bei verschiedener Kohlenstoffernährung nur dann Maltase abscheidet, wenn bestimmte Kohlehydrate in der Nähr- flüssigkeit vorhanden sind. Am günstigsten wirkte Dextrin, dann Raffinose, Maltose, dann Stärke; Saccharose wirkte fast 20mal ge- ringer. Milchzucker gar nicht. Die Maltaseabscheidung wurde er- kannt an der Rotationsänderung, welche das Filtrat in der mit dem Reizstoff einige Zeit in Berührung gewesenen Pilzkultur an einer 10 prozentigen Maltoselösung hervorrief. Auch Eiweissstoffe regen die Abscheidung der Maltase an. Es zeigte sich überhaupt, dass nur bei Gegenwart von Kohle- hydraten oder Proteinstoffen das Enzym Maltase (Maltoglukase von Went genannt) abgeschieden wird. Die Konzentration des Dextrins oder der Glukose etc. beträet am besten 5—10 Prozent. T . Bei geringerer Konzentration ist die Enzymabscheidung geringer, bei 20 Prozent ebenfalls wesentlich schwächer. 19 264 Bokorny, Die proteolytischen Enzyme der Hefe. Überblicken wir die bis jetzt gefundenen Tatsachen, so lässt sich die in der Überschrift gestellte Frage mit ja beantworten. So sehr auch die Einzelheiten differieren, lässt sich doch manches Gemeinsame und Brauchbare herausschälen. Der Pilzorganismus produziert unter gewissen Ernährungs- bedingungen kein oder wenige Enzym, unter andern sehr viel. Ernährt man Monika mit reinem Milchzucker, so bildet sie eine Maltase. Reicht man Dextrin oder Maltose als Kohlenstoffnahrune, so erfolgt eine starke Maltase-Abscheidung in die umgebende Flüssiekeit. Rohrzucker hingegen hat eine geringe Wirkung. Eiweissstoffe sind hier wie anderwärts günstig. Pepton (2 Prozent) befördert die Inver us nsechSidnnes aus Hefe, desgleichen die Diastasebildung in Bakterien. Es ist gewiss von grossem Interesse, diesen Verhältnissen ne nachzugehen. Es wäre aber für jeden Pilz und für jedes Enzym eine eigene Versuchsreihe nötig, übertragen kann man die Resultate des einen Versuches nicht ohne weiteres auf einen anderen Fall. Nur so viel lässt sich vielleicht im allgemeinen schon jetzt sagen, dass Proteinstoffe und Kohlehydrate, also die besten Nähr- stoffe, am ehesten Aussicht auf Erfolge gewähren. - Nachschrift: Wer die Leimbildung aus dem Bindegewebe des Fleisches durch Hefeenzyme einfach und sicher beobachten will, der stelle etwa 50 gr eines 2 Stunden lang ausgekochten Ochsenfleisches mit 2—3 gr an der Luft kalt getrockneter Hefe und 50 cc einer 0,5 prozentigen Salzsäure nach gutem Durchmischen #4 Stunden lang bei 35° auf. Die durch Auswaschen mit heissem Wasser erhaltene, nei- tralisierte und filtrierte Lösung giebt beim Eindampfen Gelatine, während nach dem 2stündigen Kochen des rohen Fleisches mit Wasser kein Leim nachzuweisen war. Beihefte zum Botanischen Gentralblatt. r MEI IOARAATARI NN ann Original- Arbeiten. Herausgegeben von Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. F. 6. Kohl in Berlin. in Marburg. 2 Band XHau. — Heit 3. Mit 20 Abbildungen im Text. Inhalt: Müller, Hepaticologische Fragmente II. Nabokich, Zur Physiologie des ana&roben Wachstums der höheren Pflanzen. Hildebrand, Einige systematische und biologische. Beobachtungen. Dibbern, Über anatomische Differenzierungen im Bau der Inflorescenz- achsen einiger diklinischen Blütenpflanzen. Jena Verlagvon GustavFischer. 1902. “= Verlag von Gussar Klecher in Jeı ae > Die Beihefte zum Botanischen Centralbatt —> 0riginal-Arbeiten = herausgegeben von Dr. Oskar Uhlworm und Dr. F. 6. Kohl in Berlin in Marburg welche früher im Verlage der Herren Gebr. Gotthelftin Cassel erschienen, sind mit Beginn des. XIl. Bandes in den Verlag von Gustav Fischer in Jena übergegangen und stehen in keinem Verhältnisse zu der „Association internationale des botanistes*. Redaktion und Verlag werden Alles aufbieten, um den Herren Bo- tanikern Gelegenheit zu bieten, ihre wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gesamtgebiete der Botanik in schnellster Weise und in bester äusserer Aus- stattung den Fachgenossen der Erde zur Kenntnis zu bringen. m zu erreichen, dass die Arbeiten in allerkürzester Zeit ver- öffentlicht werden können, wird jede eingelaufene Arbeit möglichst so- fort in Druck genommen und ihre Herstellung so beschleunigt werden, dass die Publikation unter Umständen schon innerhalb zweier Wochen erfolgen kann. Aufnahme finden gediegene Originalarbeiten aus allen Diseiplinen der Botanik; sie können in deutscher, englischer oder fran- zösischer Sprache veröffentlicht werden. Die „Beihefte* erscheinen in Zukunft wie bisher in zwanglosen Heften, die in Bände von etwa 35 Bogen Umfans zum Preise von 16 Mark für den Band zusammengefasst werden. Bestellungen nimmt jede Buchhandlung Deutschlands und des Auslands entgegen. Goebel Dr. K., Prof. an der Universität München, Organographie ’ der Pflanzen insbesondere der Archegoniaten und Samen- pflanzen. Erster Teil: Allgemeine Organographie. Mit 130 Ab- bildungen im Text. 1898. Preis: 6 Mark. Zweiter Teil: Speeielle Organographie. 1. Heft: Bryophyten. Mit 123 Abbildungen im Text. 1893. Preis: 3 Mark 80 Pf. Prometheus 1899, Nr. 495 (27): ... Die Darstellung ist klar und fesselnd, dieAbbildungen reichlich, wohl gewählt und originell, so dass wir nur sagen können: wir beneiden, nicht ohne wehmütigen Rückblick auf das, was vor 50 Jahren in dieser Richtung zu Gebote stand, die heutige Jugend, welche, mit solchen Lehrbüchern ausgerüstet, der Pflanzenwelt näher treten kann. Ernst Krause, Pharmaceutische Zeitschrift 1893, Nr 52: ... Über die lichtvolle Bearbeitung der Bryophyten durch Goebel wird jeder Botaniker und Specialist sehr erfreut sein. RB. Biologisches Centralblatt 1899, Nr. 7: ... Die stark ausgeprägte Eigenart in der Schreibweise verleiht jedenfalls der Darstellung eine Frische und Lebendisg- keit, welche das Interesse des Lesers auch bei eingehenden Detailschilderungen nicht erkalten lässt. Goebels Buch ist auch fürdenFachmannnichtnurein Nachschlagewerk, sondern ein Buch, das man vom Anfang bis zu Ende mit Genuss und Nutzen durchlesen kann... ... Die in den Kapitelüberschriften genannten Dinge bilden dabei ge- wissermassen nur die Krystallisationscentren, um welche sich in freier Folge die Darstellung der fremden und eigenen Beobachtungen angliedert. Die stattliche Zahl von 123 zum grossen Teil neuen Textfiguren erleichtert das Verständnis des Textes. Giesenhagen. Zweiter Teil: Specielle Organographie. 2. Heft: Pteridophyten und Samenpflanzen. Erster Weil: 19VV. Preis: 7 Mark. Zweiter Teil (Schluss des Ganzen). Mit 107 Text- abbildungen. 1901. Preis: 5 Mark. Hepaticologische Fragmente. Il. Von Karl Müller in Freiburg im Breisgau. Mit der Zeit sammeln sich bei jedem Floristen eine Anzahl von interessanten Funden an, die aus den verschiedensten Gegen- den stammen und deshalb schwierig bei anderer Gelegenheit, als serade in einem besonderen Artikel, veröffentlicht werden können. Schon im Jahre 1900 habe ich in den Beiheften zum Bot. Central- blatt solche fragmentarische Fundortsverzeichnisse zu publizieren be- sonnen und setze sie nun fort. Die meisten Lebermoose stammen aus den Vogesen und aus den Alpen. Sehr viele habe ich selbst gesammelt, sehr viele verdanke ich der Güte Th. Herzogs. Auch eine kleine Sammlung, von Herrn Röll in Darmstadt erhalten, fand hier Aufnahme. Elsass. In meiner Zusammenstellung der Lebermoose aus dem Reichs- lande Elsass-Lothringen (1900) habe ich versprochen, über weitere Funde von Zeit zu Zeit zu berichten. Auf mehreren Touren haben sich wirklich auch eine Anzahl interessanter Arten auffinden lassen und zahlreiche neue Standorte zu schon von hier bekannten Arten. In meiner früheren Schrift habe ich 105 Arten aufgeführt. Dazu kommen jetzt noch Gymnomitrium obtusum, damals nur als Varietät betrachtet, Scapania uliginosa, die ich aufzunehmen über- sah, ferner Scapania rosacea und Scapania paludosa. Die Nummern vor den einzelnen Arten stimmen mit denen in meiner ersten, oben genannten Abhandlung überein. 12. Marchantia polymorpha L. Auf Sumpfboden am Aufstiege vom Fischboedle nach den Spitzenköpfen am Hohneck (22. VH. 1902 C.M.) ce. fr. 16. Aneura pinguis Dum. An bemoosten Felsen beim Fisch- boedle am Hohneck (22. VIH. 1902. C. M.). 18. Metzgeria conjugat« Ldbg. An Felsen in der Schlucht am oberen Ende des Schiessrotriedweihers (18. VIII. 1900. C. M.). 106. Gymnomitrium obtusum (Ldbg.) Pearson. Neu für Südwestdeutschland! An den Gipfelfelsen des Rotenbacherkopfs, ca. 1300 m (5. VUI. 1899. C. M.). — Die Standortsbezeichnung „Rotabac“ in „Stirpes krypt. Voges. Rhen.“ Nr. 439 ist, wie ich nachträglich merkte, dieselbe, wie Rotenbacherkopf. In den „Hep. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. 19 266 Müller, Hepaticologische Fragmente. TI. europ. exdelsicc.“ von Prof. Schiffner wird die Pflanze von hier ausgegeben werden. 28. Marsupella Funckii Dum. Auf Erde bei der Hohlandsburg südlich von Colmar (18. IV. 1902. C. M.). 29. Alicularıa scalarıs Corda. Auf Erde am Wege vom Schwarzen-See nach dem Gazon de Faing, c. fr. (3. VI. 1900. (2 NUDE H Leioscyphus anomalus Mitten. Auf dem Moore zwischen dem Schwarzen- und Weissen-See (3. VI. 1900. C. M.). 32. Jungermanma crenulata Dum. var. gracıllima. In dem Waldthale, das südlich von den 3 Exen gegen Herlisheim aus- mündet, reichlich auf lehmiger Erde an Wegrändern (i8. IV. 1902. C. M.) e. fr. cop.! Auf Waldwegen bei der Hohlandsburg südlich von Colmar (18. IV. 1902. C. M.). 33. Jungermanmia obovata Nees. Auf Erde an der Seewand am Weissen-See (9. VI. 1900. C. M.). 35. Jungermannia sphaerocarpa Hook. An nassen Granitfelsen an der Seewand am Weissen -See, c. fr. cop. (4. VI. 1900. C. M.). 39. Jungermannia autumnals Decand. Auf Felsen beim Schiess- rotriedweiher am Hohneck (22. VII. 1902. ©. M.). 41. Sphenolobus exsectaeformis (Breidler) Stephani. Auf Erde an einem Wege in den Bergen oberhalb Winzenheim, südlich von Colmar (18. IV. 1902. C. M.). 48. Lophozia Wenzehi (Nees) Steph. An der schon bekannten Stelle, am Wege von Tanneck nach der Schlucht, an einer Sumpf- stelle am 4. VI. 1800 auch mit zahlreichen ausgetretenen Früchten “ gesammelt. 51. Lophozia incisa Dum. An Felsen an der Seewand am Weissen-See (3. VI. 1900. C. M.). 53. Lophozia Floerkei Schtn. Auf Grasboden am Aufstiege vom Fischboedle nach den Spitzenköpfen am Hohneck (22. VHI. 1902. C. M.). 54. Lophozia Iycopodioides Steph. Am Nordabhange des Hoh- necks sehr schön (23. VIII. 1902. C. M.). 55. Lophozia barbata Dum. Auf Erde am Wege vom Schwarzen- See nach dem Gazon de Faing (3. IV. 1900. C. M.). An Felsen beim Fischboedle am Hohneck (22. VIII. 1902. C. M.). 56. Lophozia quinguedentata (Thed.). Mit Perianthien auf Erde am Wege vom Schwarzen-See nach dem Gazon de Faing (3. VI. 1900. ©. M.). An Felsen am Nordabhange der Spitzenköpfe beim Hohneck (18. VII. 1900. C. M.). Mit Sphen. exsectaeformis am Abhange der Hohlandsburg nach Winzenheim, südlich von Colmar (18. IV. 1902. C. M.). 57. Anastrepta orcadensis Schfn. An einem schattigen Fels- blocke am Aufstiege vom Fischboedle nach den Spitzenköpfen am Hohneck (22. VIII. 1902. C. M.). An Granitfelsen auf der Nord- seite des Hohnecks (23. VIII. 1902. C. M.). 58. Plagiochila asplenioides Dum. In tiefen Rasen an der See- wand am Weissen-See, ca. 1250 m (4. VI. 1900. C. M.). An Felsen in der Schlucht am oberen Ende des Schiessrotriedweihers beim Hohneck ce. per. (18. VIII. 1900. C. M.). Müller, Hepaticologische Fragmente. I, 267 62. Chilosceyphus polyanthus Corda. Auf Steinen in einem Bäch- lein an dem Fusswege vom Schiessrotriedweiher nach dem Hohneck c. fr. (19. V. 1900. C.M.). Auf Steinen an einem Bächlein beim Fischboedle am Hohneck (22. VIII. 1902. C. M.). 76. Mastigobryum deflexum Nees. An Felsen in der Schlucht zwischen Hohneck und Spitzenköpfen, am oberen Ende des Schiess- rotriedweihers (18. VIII. 1900. ©.M.). An den Felsen am Roten- bacherkopf (23. VIII. 1902. C.M.). An Felsen beim Fischboedle am Hohneck (22. VIII. 1902. C. M.). An schattigen Felsen am Aufstiege vom Fischboedle nach den Spitzenköpfen am Hohneck (22. VII. 1902. C. M.). 77. Mastigobryum trilobatum Nees. An Felsblöcken an der Seewand am Weissen-See (2. VI. 1900. C. M.). 80. Blepharostoma trichophyllum Dum. Mit Früchten an Felsen am Wege vom Schwarzen-See nach dem Gazon de Faing (3. VI. 1900. C. M.). 81. Ptihdium ciliare Hampe. var. ericetorum: An Felsen am Nordabhang der Spitzköpfe beim Hohneck (18. VIII. 1900. C. M.). 82. Ptihdium pulcherrimum Hampe. An Felsen an der See- wand am Weissen-See (2. VI. 1900. C.M.). Neu für Elsass! 83. Trichocolea tomentella Nees. Auf Sumpfboden am Aufstiege vom Fischboedle nach den Spitzenköpfen am Hohneck (22. VI. 1902. C. M.). 84. Diplophylleia albicans Trev. Auf Erde am Wege vom Schwarzen-See nach dem Gazon de Faing. Ö-Rasen (3. VI. 1900. C. M.). An Felsen auf der Nordseite des Hohnecks (23. VIII. 1902. C. M.). 86. Scapania nemorosa Dum. Auf Erde am Wege vom Schwarzen-See nach dem Gazon de Faing (3. VI. 1900. C. M.). Am Felsen beim „Fischboedle“ am Hohneck (2. VI. 1892. Dr. Winter). 87. Scapania dentata Dum. An einer Felswand am Fusse des Felsabsturzes am Rotenbacherkopf (23. VIII. 1902. C. M.). var. ambigua. Auf Sumpfboden am Aufstiege vom Fisch- boedle nach den Spitzenköpfen am Hohneck (22. VILI. 1902. C. M.). 107. Scapania uliginosa Dum. Auf Sumpfboden an der Seewand am Weissen-See mit Scapania dentata Dum. zusammen (9. VIH. 1899. C. M.). Neu für Elsass- Lothringen! 38. Scapania undulata Dum. Mit Früchten an Felsen in einer Rinne an der Seewand am Weissen-See (9. VI. 1900. ©. M.). An Felsen am Fischboedle am Hohneck (22. VII. 1902. €. M). 108. Scapania paludosa C. Müll., Frib. n. sp. Var. Voge- siaca C. Müll. Auf Sumpfboden am oberen Ende des Schiessrotried- weihers am Hohneck (18. VIII. 1900. C. M.). Auf Sumpfboden am Aufstiege vom Fischboedle nach den Spitzenköpfen am Hohneck (22. VIII. 1902. C. M.). Auf Sumpfboden am Fusse des Fels- absturzes am Rotenbacherkopfe (23. VIII. 1902. C. M.). 89. Scapania irrigua Dum. Am oberen Ende des Schiessrotried- weihers am Hohneck (22. VIII. 1902. C. M.). Auf Erde am Ufer des Fischboedleweihers am Hohneck (22. VIII. 1902. C. M.). 19* 268 Müller, Hepaticologische Fragmente I. 90. Scapanmia helvetica Gottsche. Am gleichen Standorte am Hohneck, an dem ich 1899 eine Scapania sammelte, die ich jetzt zu Scap. irrigua bringe, habe ich am 18. VII. 1900 auch die typische Pflanze gefunden, teilweise sehr schön fruchtend. 109. Scapania rosacea Dum. Auf Erde an Wegen in den Bergen bei der Hohlandsburg, oberhalb Winzenheim, südlich von Colmar (18. IV. 1902. C.M.). Neu für Elsass - Lothringen! 93. Scapania umbrosa Dum. Sehr schön fruchtend an Granit am Wege vom Schwarzen-See nach dem Gazon de Faing (3. VI. 1900. ©. M.). Hochvogesen: am Klinzkopf (3. VI. 1892. Dr. Winter). 93. Scapanıa compacta Dum. Hochvogesen, Hohneck, an Felsen am „Fischboedle‘ (2. VI. 1892. Dr. Winter)! 94. Radula complanata Dum. An Laubholz in der Schluch. am oberen Ende des Schiessrotriedweihers (18. VIH. 1900. C. M.). 95. Radula Lindbergiana Gottsche. An Felsen am Nordabhange der Spitzköpfe gegen das Hohneck (18. VIH. 1900. C. M.). 96. Madotheca rivularıs Nees. Mit Früchten an Steinen in einem Bächlein an dem Fusswege vom Rotriedweiher nach dem Hohneck (19. V. 1900. C. M.). An Felsblöcken am Schrötter-Weg vom Weissen-See nach dem Reisberg, bei ca. 1200 m (3. VI. 1900. C.M.). An Felsen im Bache in der Schlucht zwischen Hohneck und Spitzköpfe, am oberen Ende des Rotriedweihers (18. VIH. 1900. C.M.). An Steinen im Bächlein am Abkürzweg vom Col de Bram- mont nach Wildenstein (19. VIII. 1900. ©. M.). An Felsen beim Schiessrotriedweiher am Hohneck, am Wege nach den Spitzenköpfen, reichlich (22. VIII. 1902 ©. M.). An Granitfelsen auf der Nordseite des Hohnecks (23. VIII. 1902. ©. M.). 97. Madotheca platyphylia Dum. An Bäumen in den Bergen oberhalb Winzenheim, südlich von Colmar (18. IV. 1902. C. M.). 98. Madotheca laevigata Dum. An einer Felswand beim Auf- stiege von Fischboedle nach den Spitzenköpfen am Hohneck (22. VIII. 1902. C. M.). 100. Lejeunea serypyliifola Lib. An Felsen in der Schlucht zwischen Spitzenköpfen und Hohneck, am oberen Finde des Schiess- rotriedweihers (18. VIII. 1900. €. M.). 103. Frullania tamarısci Dum. An Felsen in den Bergen ober- halb Winzenheim, südlich von Colmar (18. IV. 1902. C.M.). Rhöngebirge. Nachstehende Arten, die ich von Herrn Prof. Dr. Röll ın Darmstadt zur Bestimmung zugesandt erhielt, sind zwar nicht selten, werden hier aber doch angeführt, weil das Rhöngebirge in hepati- cologischer Beziehung noch wenig bekannt ist. Jeder neue Beitrag zur Kenntnis der Lebermoosflora kann daher erwünscht sein. Die Exemplare nachstehender Arten befinden sich im Herbar Röll. Marsupella emarginata Dum. Milseburg (23. IX. 1900. Röll). Jungermannia alpestris Schleich. Kuppe der Milseburg (23. IX. 1900. Röll). Jungermannia barbata Schreb. Milseburg (23. IX. 1900. Röll) en Floerkee W. et M. Milseburg (23. IX. 1900 Röl). Müller, Hepaticologische Fragmente. II. 269 Plagiochila aspleniordes Dum. Milseburg (23. IX. 1900. Röll). Diplophylleia albicans Tres. Milseburg, nahe der Kuppe (23. IX. 1900. Röl)). Milseburg, Westseite (23. IX. 1900. Röll). Erzgebirge. Jungermannia Floerkei W. et M. Kranichsee bei Karlsfeld (27. IX. 1894. Roll)! Cephalozia fluitans Ldbg. Kranichsee bei Karlsfeld c. per. (27. IX. 1894. Röll)! Tirol. Marsupella aquatica. Zillerthaler Alpen, Berliner Hütte, 2500 m (19. -VII. 1897. Röl)! Alicularia compressa (Hook). Zemmthal, Berliner Hütte (19. VII. 1897. Röll)! Schweiz. Marchantia polymorpha L. Auf Erde am Wege vom Grimsel- hospitz nach der Passhöhe (1. VIII. 1902. C. M.). Preissia commutata Nees. Märenblanken am Tödi, ca. 1750 m (12. X. 1900. Herzog)! An einem Kalkbande an dem Saumwege vom Maderanerthale nach der Hüfihütte (29. VI. 1901. C. M.). An Felsen neben dem Reichenbachfalle bei Meiringen (29. VII. 1902. C. M.)! Aneura palmata Dum. Auf morschem Holze im Maderanerthale (30. VI. 1901. C. M.). Metzgeria pubescens Raddi. Abhang des Speer gegen Stein, an Nagelfiuhfelsen (28. VI. 1900. Herzog)! Moerckia Blyttii Gottsche. Auf Erde an einem Bächlein beim Pavillon Dollfus am Oberaargletscher (1. VIII. 1902. ©. M.) c. per. Pellia calyeina Raddi. Ufer der Sihl bei Zürich c. fr. (17. IV. 1900. Herzog)! Lorzerdobel auf Molasse bei Zürich, c. fr. (29. IV. 1900. Herzog)! Gymnomitrium revolutum Schfn. An Gneisfelsen des Salbi- tschyn, ca. 2500 m (12. V. 1900. Herzog)! Gymnomitrium concinnatum Corda. An Felsen am obersten Teile des Guspisthales am Gotthard (9. VII. 1901. C. M.). An Granitfelsen beim Pavillon Dolfus am Oberaargletscher (1. VIH. 1902. C.M.). Gymnomitrium corallioides Nees. Auf erdbedeckten Gneisfelsen auf der Nordseite des Düssistocks, ca. 2600 m (30. VI. 1901. C.M.). Marsupella emarginata Dum. Eitzlithal auf Gneis, ca. 1400 m (21. X. 1900. Herzog)! Felsbaud unter dem Faulensee im Erst- felderthale, ca. 1650 m (11. XI. 1900. Herzog)! Marsupella aquatica Schfn. An Granitfelsen, die vom Wasser überspült sind, am „Nägelisgrätlii“ am Rhonegletscher (6. VIII. 1901. ©. M.). Marsupella erythrorhiza Schffn. Auf Sumpfstellen am „Nägelis- grätli“ am Rhonegletscher (6. VIII. 1901. C. M.). Auf erdbedeckten Granitfelsen unterhalb des Orsinosees (5. VIII. 1901. ©. M.). Auf Erde an einem Bächlein beim Pavillon Dollfus am Oberaargletscher 270 Müller, Hepaticologische Fragmente. II. (1. VIII. 1902. C. M.). Auf sandiger Erde auf dem Grimselpass (2. VII. 1902. C. M.). Alicularia compressa (Hook.) Nees.. ÖOchsenblanken auf Gneis (11. X. 1900. Herzog)! Auf Sumpfstellen am ‚„Nägelisgrätli‘“ neben dem Rhonegletscher in quadratmetergrossen, tiefen Rasen (6. VIII. 1901. C.M.). In einem Bächlein beim Pavillon Dollfus am Oberaar- gletscher (1. VIII. 1902. C. M.). Jungermannia riparia Tayl. An Kalkfelsen über der Grappli- Alp, ca. 1500 m (28. X. 1900. Herzog)! Jungermannia obovata Nees. An triefenden Felsen am Band unter dem Faulensee im Erstfelderthale (11. XI. 1900. Herzog) ! Lophozia gracilis Steph. Göscheneralp, ca. 1900 m (2. VI. 1900. Herzog)! Auf faulem Holze im Maderanerthale c. per. cop. in Gesellschaft von Ceph. leucantha, Loph. inciısa, Scap. umbrosa (30. VI. 1901. C. M.). Lophozia incisa Dum. Auf faulem Holze im Maderanerthale (30. VI. 1901. C.M.). Auf Erde im Saflischthale im oberen Wallis (8. VII. 1901. C.M.). An nassen Granitfelsen zwischen Hospitz und Grimselpass (2. VIII. 1902. C. M.). Lophozia lycopodioides Steph. Auf Erde unterhalb des Orsino- sees (5. VIII. 1901. ©. M.). Auf Gneisblöcken im Maderanerthale (29. VI. 1901. C.M.). Sphenolobus politus (Nees.) Steph. Ochsenblanken auf Gneis (11. X. 1900. Herzog)! Göscheneralp, 18—1900 m (2. VI. 1900. Herzog)! An Felsen auf der Nordseite des Düssistocks im Made- ranerthale, ca. 2600 m (30. VI. 1901. C. M.). Pleuroclada albescens Spruce. Auf Erde unterhalb des Orsino- sees (5. VII. 1901. ©. M.). Auf Erde zwischen Örsinosee und Orsinopass (5. VIII. 1901 ©. M.). Auf Erde beim Pavillon Dollfus am Oberaargletscher (1. VIII. 1902. C.M.). Auf Erde auf dem Grimselpasse (2. XIII. 1902. C. M.). Anthelia Juratzkana Trev. Auf Erde unterhalb des Orsinosees (5. VIII. 1901. ©. M.). Auf Erde beim Pavillon Dollfus am Ober- aargletscher (1. VII. 1902. C.M.). Auf Erde auf der Grimsel- passhöhe (2. VIII. 1902. C. M.). Mastigobryum deflexum Nees. Maderanerthal an Gneisfelsen, ca. 1900 m (9. X. 1900. Herzog und 29. VI. 1901. C.M.). Felli- thal auf Gneis im Kanton Uri, ca. 1500 m (21. X. 1900. Herzos;)! Cephalozia leucantha Spruce Auf faulem Holze im Made- ranerthale c. per. in Gesellschaft von Loph. incise, Loph. gracilıs, Aneura palmata Scap. umbrosa (30. VI. 1901. C. M.). Neu für die Schweiz! Lepidozia trichoclados C. M. Göscheneralp, ca. 18 bis 1900 m (2. VI. 1900, Herzog)! Murgthal am Wallensee, ca. 1000 m (19. VI. 1900. Herzog)! Neu für die Schweiz! Scapania Bartlingii Nees. An Schieferfelsen bei Thusis (2. VII. 1898. ©. M.). Im Thurthale bei Nesslau (28. IV. 1900. Herzog)! Seapania aeguiloba Dum. Ufer der Thur bei Ebnat, Moiasse (28. IV. 1900. Herzog)! An Felsen am Wege von Meiringen nach Bad Rosenlaui (29. VII. 1902. C. M.). An einem Kalkbande an dem Pfade vom Maderanerthale nach der Hüfihütte (29. Vl. 1901. ©. M.). Müller, Hepaticologische Fragmente. 1]. 271 Scapania irrigua Dum. Auf sumpfger Stelle neben einem Pfädchen von Andermatt nach dem Felsenthal (4. VIII. 1901. ©. M.)! Scapania dentata Dum. Auf Sumptboden am „Nägelisgrätli‘ neben dem Rhonegletscher (6. VIH. 1901 C. M.)! An Felsen vom Grimselhospitz nach der Passhöhe c. fr. (1. VIII. 1902. C. M.). Scapania subalpina Nees. An einem Granitblocke am Ufer der Göschenerreuss, ca. 1300 m (12. V. 1900. Herzog)! Eginenthal, 16—1700 m (17. VIII. 1899. Kneucker)! Von Lauterbrunnen nach Wengernalp (11. VUIl. 1891. Dr. Winter)! Scapania umbrosa Dum. Auf faulem Holze im Maderanerthale (30. VI. 1901. ©. M.). Scapania aspera Bernet. Lauterbrunnen am Trimmelbachfalle (11. VII. 1891. Dr. Winter)! Scapania undulata Dum. An Steinen in einem Bächlein im Felsenthale bei Andermatt, ca. 1500 m (9. VII. 1901. C.M.)! Auf Sumpfboden am „Nägelisgrätli“ am Rhonegletscher (6. VIII. 1901. C. M.)! Auf Steinen in einem Bächlein beim Pavillon Dollfus am Öberaargletscher (1. VIII. 1902. ©. M.). Lejeunea calcarea Lib. An Kalkfelsen auf der Grapplialp, 1450 m (28. X. 1900. Herzog)! Frullania dilatata Düm. An trockenen Felsen unterhalb der Schwendialp, ca. 1500 m (12. V. 1900. Herzog)! Frankreich. Preissia commutata Nees. Genf, Fort de l’Ecluse. An einem Wege auf einer Mauer, ca. 400 m (22. VI. 1902. E. Werner)! Freiburg im Breisgau, 26. September 1902. Zur Physiologie des anaeroben Wachstums der höheren Pflanzen. Von je Nabokich. In unseren vorausgegangenen Mitteilungen ') sprachen wir uns in ganz bestimmter Weise für die Möglichkeit des Wachstums der höheren Pflanzen in der sauerstofffreien Atmosphäre aus. Es wäre jedoch entschieden unrichtig, zu glauben, dass wir die Frage über das anaörobe Wachstum bereits für endgültig gelöst be- trachtet haben oder noch betrachten. Es ist im Gegenteile unum- sänglich nötig, zuzugestehen, dass noch weitere, nicht geringe An- strengungen erforderlich sind, bevor es gelingen wird, uns von einer sanzen Reihe von Zweifeln zu befreien, die, obgleich vielleicht nicht immer begründet und berechtigt, dennoch experimenteller Prüfung bedürfen. Im gegenwärtigen Zeitpunkte bedauern wir besonders den Um- stand, dass unsere Versuche bis jetzt noch in keinem anderen La- boratorium wiederholt worden sind, wobei möglicherweise neue, folgenreichere und überzeugendere Beiträge für den Beweis der fakultativen Anaörobiose der höheren Pflanzen gefunden worden oder diejenigen Irrtümer aufgeklärt worden wären, welche bei der Anstellung der Versuche. unsererseits übersehen worden sein konnten. In Erwartung einer solchen Nachprüfung unserer Versuche, hielten wir es für angebracht, eine Zeit lang nicht zu antworten auf die kritischen Bemerkungen der H. H. Prof. A. Wieler, Godlewski und Polzeniusz, welche versuchten, den von uns erhaltenen Fakten eine nach unserer Ansicht unrichtige Auslegung zu geben, jedoch nicht die Möglichkeit besassen, unsere Resultate experimentell nach- zuprüfen. Unterdessen nahmen unsere Untersuchungen ununterbrochen ihren Fortgang, gaben weitere Resultate und führten Schritt für Schritt zu einer ganzen Reihe unabweisbarer Fragen, deren successive Lösung uns von höchster Wichtigkeit erschien zum Verständnis der zu er- forschenden Prozesse. Dieser Umstand veranlasste uns, die ver- sprochene ausführliche Publikation, in welcher wir ausser der Dar- stellung unserer eigenen Untersuchungen uns vorgenommen hatten, die Litteratur der in Betracht kommenden Fragen genauer zu be- 1) Journal für experimentelle Landwirtschaft. 1900. Heft VI; daselbst 1901. Heft IV; Berichte d. d. .Bot. Gesell. 1901. Heft 4. Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 273 rücksichtigen und auf Grund des gesamten vorhandenen faktischen Materials eine Reihe von Betrachtungen allgemeinen Charakters aus- zusprechen, — auf eine mehr oder weniger absehbare Zeit zu ver- legen. Seit Veröffentlichung unserer zweiten im Druck erschienenen Mitteilung war aber bereits mehr als anderthalb Jahr vergangen, und obgleich wir während dieses letzteren in verschiedenen gelehrten Gesellschaften neue Resultate vortrugen, so haben wir doch in dieser Zeit im ganzen nur wenige Zeilen im Druck veröffentlicht, und zwar im „Journal des XI. Kongresses der Naturforscher und Arzte zu St. Petersburg.“ Wir wollen daher jetzt diese Lücke teilweise ausfüllen und anstatt der versprochenen ausführlichen Publikation den hier folgen- den kurzen Arbeitsbericht unserer Untersuchungen während des verflossenen Jahres vorlegen. Hierbei hielten wir es für angebracht, die oben erwähnten kritischen Bemerkungen der H. H. Wieler, Godlewski und Polzeniusz mit m Betracht zu ziehen, zugleich mit denen der- jenigen Autoren, welche ihre Gegenbemerkungen und Zweifel ge- legentlich mündlicher Mitteilungen äusserten. Auf diese Weise ge- linst es uns vielleicht, ein gewisses Misstrauen gegen die von uns mitgeteilten Fakta zu zerstreuen, ein Misstrauen, welchem wir mehr- fach begegneten, welches aber um so begreiflicher ist, je unerwarteter die gemeldeten Resultate erschienen '). Prof. A. Wieler schrieb in seiner bekannten Arbeit: „Die Be- einflussung des Wachsens durch verminderte Partiär-Pressung des Sauerstoffs“ im Jahre 1882: „Es bestätigt sich, dass die Pflanzen, mit Ausnahme gewisser Gärung und Fäulnis erregender Pilze den atmosphärischen Sauer- stoff zum Wachstum nicht entbehren können. Dieses hört mit seiner Entfernung sofort auf. „Allerdings ist die Menge Sauerstoff, welche das Wachstum noch zu unterhalten vermag, sehr gering. Seine Grenze liegt für: a) Hehanthus annuus ... zwischen 0.000 000 000 019 und 0.00 029 Volumenprozenten Sauerstoff in Bezug auf den Rauminhalt des Apparates, was einem Sauerstoffgehalt von 0.000 000 000 0003 bis 0.005 cem gleichkommt. b) Vieia Faba . ... 0.000 000 000 019 Volumenprozente gleich 0.000 000 0003 cem Sauerstoff. ....“ 2) 1) Der Inhalt dieser Arbeit entspricht vollkommen denjenigen Vorträgen, welche vom Verfasser in den russischen gelehrten Gesellschaften gehalten wurden, und zwar: 1. Über Bedeutung des Zuckers für anaörobes Wachstum. (XI. Versammlung der Naturforscher zu Petersburg, Sitzung der Botanischen Sektion, 23. Dezember 1901). 2. Zur Physiologie desanaöroben Wachstums. (Naturforscher- Gesellschaft zu Warschau, Sitzung der Biologischen Abteilung, 27. Februar 1902.) 3. Über die Ursachen der Absterbungserscheinungen im sauerstofffreien Medium und über die anaäörobe Sal- eterreduktion durch Samen. (Daselbst, 26. April 1902.) 2) cf.: Untersuch. a. d. Bot. Inst. z. Tübingen. Bd. I. Heft 2. p. 223. 274 Nabokich, Zur Physiologie d. anaeroben Wachstums d. höh. Pflanzen. Dies sind die früheren Ergebnisse der A. Wielerschen Unter- suchungen. In unseren Mitteilungen sprechen wir die Ansicht aus, dass diese Behauptungen des Autors von der Unentbehrlichkeit des Sauerstoffes und von der Anteilnahme kleiner Mengen des Gases beim Wachstumsprozese nicht nur an sich unwahrscheinlich, sondern auch ohne genügende Gründlichkeit gemacht worden sind. Wir wiesen darauf hin, dass die Methode Wielers an vielen Mängeln litt und nicht gestattete, irgend welche bestimmte Schlüsse nach dieser oder jener Richtung zu ziehen. Selbst die Konstruktion des Wielerschen Apparates mit seinen Kautschukschläuchen und Hähnen, Gefässen und Gläsern giebt vor allem dem Forscher über- haupt keine Garantie gegen das Verhandensein einer bedeutend grösseren Quantität des Gases während des Versuches, als Wieler solche ausgerechnet hatte. Andererseits erschienen uns Versuche selbst mit noch viel sauerstoffärmerer Atmosphäre nicht überzeugend, Versuche, welche den Grund zu den Folgerungen über die unbedingte Unentbehrlichkeit des Sauerstoffs für das Wachstum lieferten. Unter der Anzahl ihrer Mängel wiesen wir z. B. auf die Möglichkeit des Austrocknens der Sämlinge während der Dauer des Versuches hin, auf die unzulängliche Zeitdauer des letzteren und schliesslich auf die Nichtberücksichtigung der Ernährung der Pflanzen durch orga- nische Substanzen. Dieses letztere Versehen erschien übrigens für die damalige Zeit begreifbar und entschuldbar. Zum Beweise für unsere kritischen Bemerkungen führten wir die Resultate einiger Versuche an, welche deutlich für die Möglichkeit eines anatroben Wachstums sprechen, falls nur die eben aufeezählten Bedingungen erfüllt werden. In der gegenwärtigen Zeit will Wieler die Richtiekeit unserer Entgegnungen durchaus nicht anerkennen. In seiner Antwort-Schrift: „Beeinflussung des Wachsens etc.“ (cf. Berichte der Deutsch. Botan. Gesellsch. Bd. XIX. Heft 6) macht er nicht nur den Versuch, seine Arbeit gegen alle unsere Entgegnungen zu verteidigen, sondern äussert hierbei zur Lösung des Problems höchst wesentliche Ansichten be- züglich des besonderen Charakters der von uns beschriebenen Wachs- tumserscheinungen. „Nach Untersuchungen von Nabokich — schreibt er — sollen phanerogame Pflanzen unter bestimmten Kulturbedingungen auch ohne Sauerstoff wachsen können. Sollte sich bei einer Nachprüfung: dieser Versuche die Richtigkeit des Faktums herausstellen, so würden diese Untersuchungen ein bedeutendes Interesse beanspruchen können, indem sie vielleicht die Möglichkeit bieten, einen tieferen Einblick in die Beziehungen des Wachstums zum atmosphärischen Sauerstoff zu er- halten. Bisher ist auf Grund der über diesen Punkt angestellten Versuche angenommen worden, dass Wachstum phanerogamer Pflanzen nur bei Gegenwart von Sauerstoff erfolet. Diese Ansicht scheint mir durch die Versuche von Nabokich durchaus nicht widerlegt zu sein; denn er hat bei seinen Versuchen Kulturbedingungen eingehalten, welche, selbstverständ- lich von dem fehlenden Sauerstoff abgesehen, durchaus abweichend sind von den Bedingungen, unter welchen die Pflanzen sonst zu wachsen pflegen. Man kann sich wohl vorstellen, dass die Abhängiekeit des Wachsens vom atmosphärischen Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 275 Sauerstoff eine indirekte ist, und dass demnach unter bestimmten Umständen auch ein Wachstum ohne Sauerstoff statthaben könnte. So könnten sich die Ergebnisse der Versuche von Nabokich mit denen der Versuche älterer Forscher sehr gut vereimigen lassen. Nabokich scheint allerdings anderer Meinung zu sein. Da m seinen Versuchen die Pflanzen ohne Sauerstoff wachsen, müssen sie auch unter anderen Umständen ohne Sauerstoff wachsen können. Gegenteilige Ergebnisse sind also falsch oder durch fehlerhafte Methoden erhalten worden. Auf S. 222 und 223 wird eine ganze Reihe von möglichen Fehlerquellen namhaft gemacht, ohne zu prüfen, ob sie wirklich in den Arbeiten der erwähnten Autoren vorhanden ge- wesen sind, und ohne dass der Autor sich der Mühe unterzieht, auch nur eine einzige der Methoden nachzuprüfen.‘“ Weiter widerlegt Wieler Schritt für Schritt unsere Kritik seiner Arbeit, verteidigt seine Untersuchungsmethode und gelangt schliesslich zu folgender Schlussfolgerung: „Wer meine Arbeit sorgfältig durchsieht, wird wohl zu dem Schlusse kommen, dass ihre Ergebnisse wertvoll und brauchbar sind, bis der Nachweis erbracht ist, dass die phanerogamen Pflanzen auch unter ihren normalen Lebensverhältnissen bei vollem Sauerstoffentzug zu wachsen vermögen.“ (p. 368.) Aus diesen Citaten kann man den eigenartigen Ansichtspunkt verstehen, welchen Wieler gegenwärtig einzunehmen wünscht: Er will die Verschiedenheit der Thatsachen durch die besonderen Kultur- bedingungen der Pflanzen bei den alten und neuen Versuchen er- klären. Bedauerlicher Weise lässt er jedoch die Frage vollständig beiseite, worin er denn eigentlich den wesentlichen Unterschied in den Kulturbedingungen erblickt, und welcher neuzugekommene Faktor seiner Meinung nach eigentlich hier eine Rolle spielt. An- statt sich über diese Frage, welche höchst wesentlich für seine ganze Verteidigung ist, klar und deutlich auszusprechen, beschränkt er sich auf die blosse Behauptung, dass unsere Bedingungen ausserordentlich scharf von den gewöhnlichen — normalen — abweichen. Wir sind vollständig damit einverstanden, dass die Bedingungen unserer Kulturen wirklich stark verschieden sind von denjenigen des Herrn Prof. Wieler, aber daraus geht noch lange nicht hervor, dass die sogenannten „normalen“ Bedingungen scharf von den unsern verschieden sein müssen, oder dass einzig und allein nach der Methode Wielers die Frage über das normale ana@robe Wachstum entschieden werden kann und muss. In der That, was ist unter „normalen Bedingungen“ bei der Kultur der Pflanze in der sauerstofffreien Atmosphäre zu verstehen? Wie es uns scheinen will, vor allem doch nur solche, unter welchen den Pflanzen die Wasser- und Nährmaterialzufuhr als gesichert er- scheint. Wieler, und nach ihm auch einige andere Experimentatoren, hielten es für möglich, die höheren Pflanzen ohne einen einzigen Tropfen Wasser zum Wachsen zu bringen, indem sie sich auf die problematische, wasserdampfgesättigte Atmosphäre beschränken. Trotz der kategorischen Versicherung Wielers von der „gesät- tigten“ Atmosphäre bei seinen Versuchen (p. 367), erlauben wir uns dennoch nochmals darauf hinzuweisen, dass er nicht die Mög- lichkeit hatte, diese Bedingung auf irgend eine Weise zu kontrol- 276 Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. lieren und deshalb kaum irgend ein Recht zu seinen Versicherungen hat, besonders, wenn man das Verhandensein des Vakuums und des Wasserstoffstromes in seinen Röhren in Betracht zieht. Wenn er andererseits wirklich zufällig den ganzen Versuch in dampfgesät- tieter Atmosphäre vollführte, wozu natürlich vor allem eine (nicht vorhandene) absolut konstante Temperatur unbedingt erforderlich ge- wesen wäre, so folgt hieraus überhaupt noch nicht, dass seine Ob- jekte nicht an Wassermangel gelitten hätten. Wie bekannt, wird eine, wenn auch nur.sehr schwache, Verdunstung sogar in einer Atmosphäre beobachtet, auf deren Wasserdamptsättigung alle Be- mühungen des Experimentators konzentriert gewesen waren (Ver- dunstungs-Versuche.) Derartige Verluste nach 15 — 20 stündiger Kultur können sehr leicht Verkürzungen des wachsenden Teils der Sämlinge hervorrufen, infolge einer gewissen Schwächung der Turgor- spannung. Aber das ist noch wenig; wir kennen in der Litteratur kategorische Hinweise, dass die Sämlinge in der sauerstofffreien Atmosphäre ihren Turgor nicht beibehalten können, und man kann Wieler daran erinnern, dass in dieser Richtung z. B. Prof. Pal- ladin schon im Jahre 1886. seine Beobachtungen gemacht hat. Aber wenn man im allgemeinen annehmen kann, dass der Turgor der Zellen in der sauerstofffreien Atmosphäre abgeschwächt erscheint, so wird die Frage der Wasserzufuhr um so wesentlicher. Herr Prof. Wieler nimmt diese Frage aber sehr leicht. Gelegentlich unserer Hinweise auf die Möglichkeit des Welkens und des Auf- hörens des Wachstums in seinen Röhren, schreibt er: „Irgend eine Andeutung auch nur über Welken findet sich bei mir nicht. Dahin- gegen habe ich deutlich angegeben, dass die Zufuhr von Sauerstoff durch Hinzufügung von etwas Wasser (?) oder etwas Sägemehl (!) einen Zuwachs herbeiführte, und dass die Zehanthus- Pflanzen, an die atmosphärische Luft gebracht, weiter wachsen.“ (368.) Wieler ist augenscheinlich so sehr von der ausserordentlichen Wirkung seiner ausgerechneten Trillionstel von Sauerstoff überzeugt, dass er bereit ist, eben diesen, aber nicht dem Wasser als solchem den ganzen Erfolg bei der Einbringung von „etwas Wasser“ oder „etwas Sägemehl“ in die Röhren zuzuschreiben. Das Sägemehl wurde wahrscheinlich in angefeuchtetem Zustande in Anwendung gebracht, obgleich dies unaufgeklärt bleibt. Uberhaupt ist es uns unverständlich, warum der Autor zur Einführung des Sauerstoffs den indirekten Weg wählt, indem er auf seine Löslichkeit im Wasser und sein Anhaften an die Sägespäne rechnet. Wäre es nicht einfacher, in die Röhre eine kleine Gasblase einzuführen, wobei natürlich der umständliche Weg: der Sauerstoffentziehung nicht aufs neue zu machen wäre, wie dies Wieler bei seinen originellen Methoden unzweifehaft thun musste. Wenn Wieler spezielle Versuche über die Einführung von „etwas Wasser etc.“ nicht gemacht hat und seine nicht- beschriebenen, positiven Versuche in Betracht zieht, so ist es klar, dass wir hier der Erklärung der sich widersprechenden Fakten seiner Arbeit begegnen, einer Erklärung, gegen welche sich ernsthafte Ent- gegnungen machen lassen. Wir müssen hier darauf hinweisen, dass Wieler uns mit Un- recht im Verdacht wissentlicher Entstellungen des Textes seiner Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh, Pflanzen. 277 Arbeit sowie eigenmächtiger Voraussetzungen hat. Bezüglich des jetzt verneinten Welkens giebt er in seiner Arbeit deutliche Hinweise, obgleich er die Erscheinung wiederum auf höchst eigenartige Weise zu erklären versucht. Auf Seite 200, wo die kritisierten Sauerstoff- entziehungs-Versuche beschrieben sind, schreibt er folgendes: „Der Aufenthalt in einem sauerstofffreien Medium muss schliesslich immer einen merklichen Nachteil für die Pflanzen herbeiführen .... Es ist anzunehmen, dass auf diese Ursache, auf den schliesslichen Mangel an Sauerstofi, die Erscheinung zurückzuführen ist, dass manche Pflanzen bei der Beobachtung im luftverdünnten Raum zu Grunde sehen. Auch erklärt sich als pathologisches Phänomen vielleicht der Umstand, dass bei Messungen vielfach Ver- kürzungen anstatt Verlängerungen der wachsenden Teile bei ungeändertem Wasserdampfgehalt des Apparates Statt haben.“ Grade angesichts einer solchen Angabe halten wir es für sehr wünschenswert, dass der Autor zu der Beschreibung der Funda- mentalversuche seiner Arbeit auch Ziffernmaterial hinzufügt, und nicht nur allein Schlussfolgerungen. Wir hatten weder die entfernteste Absicht noch Veranlassung gehabt, gegen Wieler den Vorwurf irgend welcher Verheimlichung zu erheben, falls er solches aus irgend welchem Grunde anzunehmen beliebt. Ebenso ist der Autor mit seiner Annahme sehr im Irrtum, dass wir danach trachteten, die in seiner geschätzten Arbeit dargelesten Fakta wissentlich zu entstellen („sogar unter Entstellung der Thatsache‘“ — schreibt er —). Wir haben in der That einen kleinen Unachtsamkeitsfehler übersehen, in- dem wir in unserer kurzen Wiedergabe das Wort „Pflanzen“ durch den Ausdruck „Stengelabschnitte“ ersetzten. Wir arbeiten selbst immer mit Abschnitten, welche wir den ganzen Pflanzen mit Wurzel aus dem Grunde vorziehen, weil aus dem Wurzelsystem sehr schwierig die Spuren von Sauerstoff zu entfernen sind; bei Versuchen wie die Wielerschen erschienen uns Stengelabschnitte auch deshalb be- quemer, weil sich hierbei der Prozess der Sauerstoffentziehung ohne Kochen vollziehen lässt. Selbstverständlich stand es Wieler frei, „ganzen Pflanzen‘ den Vorzug zu geben, aber von alledem ist auf der fraglichen Seite 200 keine Rede. Die Hinzufügung des das sanze Missverständnis aufklärenden Adjektivums ‚ganze‘ geschah seinerseits erst im Jahre 1901. In dieser, wie es uns scheint, nun aufgeklärten und begreiflichen Verwechselung unwesentlicher Worte liegst nun die ganze Entstellung von Thatsachen, auf welche Herr Wieler aus irgend welchem Grunde sich veranlasst fand, in so scharfer Form in seiner Entgeenung hinzuweisen. Nach dieser Abweichung kehren wir wieder zu unserm Thema zurück. Man kann also nicht umhin, die Zufuhr von flüssigem Wasser zu den Pflanzen als eine wesentliche Bedingung zu betrachten bei Aufstellung von Versuchen über das 'anaörobe Wachstum. Hin- sichtlich dieses Punktes nähern sich unsere Versuchsbedingungen zweifellos viel mehr den normalen, als diejenigen der Wielerschen Methode oder seiner Nachfolger. Wir sind überhaupt höchst er- staunt darüber, warum eine ganze Reihe von Erforschern des Wachs- tums bestrebt waren, dasselbe nicht im flüssigen Substrate, sondern in der dampfgesättisten Atmosphäre zu untersuchen. Wenn wir uns 27S Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. der höchst lehrreichen, vergleichenden Versuche von J. Sachs über den Einfluss des gasförmigen, flüssigen und festen Mediums auf den Ver- lauf des Wachstums erinnern, so muss man unwillkürlich eben dem flüssigen den unbedingten Vorzug geben, welch letzterem, nebenbei gesagt, es durchaus nicht so schwer hält, bis zu einem genügenden Vollkommenheits-Grade den Sauerstoff zu entziehen. Die Sachsschen Versuche könnten wir durch unsere Beobachtungen bestätigen und glauben nicht, dass man sie bezweifeln kann; viel wahrscheinlicher ist, dass man sie einfach vergessen hat. (cf. Gesamt-Abhandle. Bd. IT. p. 799.) Hierbei ist noch folgender Umstand in Betracht zu ziehen: Die Pflanzen entwickeln in der sauerstofffreien Atmosphäre Alkohol, welcher nicht anders als nachteilig auf den Wachstumsprozess ein- wirken kann. Wenn der Alkohol unter normalen Lebensbedingungen, d. i. an der Luft, entwickelt wird, so wird derselbe augenscheinlich sofort weiter oxydiert oder zum Krnährungsprozess verwendet und spielt daher für das anaerobe Wachstum nicht die Rolle eines hinderlichen Agens. Wie hat man sich nun bei anaöroben Ver- suchen zu verhalten? Durch die Kultur der Sämlinge im flüssigen Substrate hofften wir gerade, der Pilanze teilweise behilflich zu sein, sich von den schädlichen Alkohol-Ansammlungen in den Geweben zu befreien, da der Alkohol augenscheinlich die Fähigkeit besitzt, sehr leicht aus den Geweben in das Substrat zu diffundieren. Es ist klar, dass wir auch in dieser Beziehung mehr danach strebten, uns den normalen Bedingungen zu nähern, als Wieler solches that. Gehen wir zu den Nährstoffen über. Wieler kann doch un- möglicherweise zu glauben geneigt sein, dass die von uns angewendete Zuführung von Zucker in das Substrat dazu berechtigt, bei unsern Versuchen besondere, von den normalen scharf abweichende Be- dingungen zu erblicken. Wir sind gerade entgegengesetzter Ansicht, und zwar aus folgenden Gründen. Als Objekte aller Versuche über die Anaörobiose erscheinen gewöhnlich etiolierte Sämlinge, und die Versuche selbst werden im Dunkeln ausgeführt. All’ dies ist bei weitem nicht normal, wenn man die tägliche Thätiekeit der höhern Pflanze an der Luft in Betracht zieht. Diese assimiliert, bildet Kohle- hydrate, setzt sie m Zucker um, und das Alles gewiss nicht dazu, um ihn unverwertet zu lassen. Durch die Einführung von Zucker in das Substrat versuchen wir eben, der Pflanze den nicht statt- findenden Assimilationsprozess zu ersetzen und auf solche Weise die Bedingungen der anaöroben Versuche den normalen Verhältnissen zu nähern. Wir streben doch gemeinschaftlich mit Wieler danach, das Wachstum zu erforschen; diese komplizierte Funktion der Pflanze ist vor allem eng verbunden mit dem Bedürfnisse.bestimmten Materials. Was für einen Grund sollten wir haben, die Pflanze, welche wir auf- zuziehen beabsichtigen, geflissentlich hungern zu lassen und auf diese Weise sie schon im voraus der Möglichkeit zu berauben, diejenige Funktion erfolgreich zu erfüllen, welche der Beobachter zu erforschen wünscht? Mit hungernden Pflanzen, denen noch dazu das Wasser entzogen, ist es freilich nicht schwer, negative Resultate zu erhalten; was können aber diese letzteren zur Lösung des Problems beitragen, ausser überflüssigen Zweifeln und vergeblicher Kraftvergeudune ? H. Wieler wundert sich. und macht es uns sogar zum Vorwurf, Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d, höh, Pflanzen, 279 dass wir seine Versuche nicht wiederholen wollten. Aber wir dachten doch nicht im entferntesten daran, an der Richtigkeit seiner Beob- achtungen über das Aufhören des Wachstums zu zweifeln, wir wiesen und weisen nur auf die Ziel- und Nutzlosigkeit derartiger Versuche hin für die Lösung der Frage, über die Ana£robiose der höheren Pflanzen. Und eben in dieser Überzeugung muss man den Grund des Umstandes suchen, dass wir bis jetzt die Röhren oder den ganzen Apparat des H. Wieler nicht angewendet haben, umsomehr, als Kontrollwiederholungen seiner Versuche bereits mehrfach gemacht worden sind. Bei dieser Gelegenheit wollen wir hier daran erinnern, dass diese Versuchswiederholungen durchaus nicht immer zu ver- neinenden Resultaten über das Wachstum in der sauerstofffreien Atmosphäre geführt haben, obgleich bei allen Versuchen die Wachs- tumszunahmen gleich Null blieben. Einige Anzweifelungen kann man bereits bei Correns finden. Neuerdings veröffentlichte Herr Flerow (Moskau) in den „Arbeiten des Botanischen Gartens der Universität Jurjew“') folgende Bemerkungen: „Gelegentlich des Referates über die Arbeit A. J. Nabokichs „Uber die Möglichkeit des Wurzelwachstums in der sauerstofifreien Atmosphäre“ kann ich mitteilen, dass ich in meiner Arbeit „Der Einfluss des Sauerstoffs auf das Wachstum‘ (1895), welche infolge nicht von mir abhängen- der Umstände leider bis jetzt noch ungedruckt geblieben ist, zeigte, dass nach der Entfernung des Sauerstoffs das Wurzelwachstum bei Erbsen (3tägige Sämlinge) noch einige Zeit, wenn auch mit Ver- zögerung, fortdauert. Die Messung geschah vermittelst des Katheto- meters.“ Wir fügen hier, nach den Worten des Herrn Flerow, noch hinzu, dass die Versuche gerade in Wasserstoff, nach einer der Wielerschen analogen Methode, angestellt wurden. Was für weitere Bedingungen unterscheiden unsere Versuche von den ‚normalen“, wie sie Herrn Wieler wünschenswert er- scheinen? Man kann auf das Vorhandensein des Vakuums in unseren Ver- suchen hinweisen, welches doch in vielen der vorangegangenen Ver- suche vorhanden war, sowie endlich auf unser Operieren mit Stengel- abschnitten. Diese letztere Eigentümlichkeit fordert kaum eine Rechtfertigung und Wieler ist wahrscheinlich damit einverstanden, unsere Abschnitte für ebensolche gewöhnliche Pflanzen anzusehen, als seine „ganzen Pflanzen.“ Bleibt noch das Vakuum. Auf Grund der Versuche Wielers selbst, Schaibles und A. kann man annehmen, dass der aufzehobene Atmosphärendruck an sich selbst den Wachstumserscheinungen gün- stiger ist, als die gewöhnliche Luft. Ist nicht hierin die ganze Ur- sache der Resultatsverschiedenheiten zwischen den alten und neuen Beobachtungen zu suchen? Und noch weiter: Die Sämlinge ent- wickeln Gase, diese Gase verbreiten sich in der Leere und können die Gewebe auseimanderdehnen. Bei Versuchen, ähnlich den unseren, ist auf diese Weise eine künstliche Streckung der Sämlinge denkbar, die aber absolut nichts mit der Wachstumszunahme gemein hat. Diese letztere Erklärung haben wir von vielen unserer russischen 1) „Arbeiten des Botan. Gartens der Universität Jurjew‘‘ Bd. II, ne IV, 1901. p. 232. 250 Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh, Pflanzen. Kollegen hören müssen, aber wir können uns mit derartigen Er- klärungen der Thatsachen durchaus nicht einverstanden erklären. Alle wesentlichen Messungen (vor und nach dem Versuche) führen wir an der Luft aus, folglich muss die Hypothese neben der Streckung auch mit der Thatsache des Fixierens der Streckung rechnen. Weiter zeigen unsere Versuche, dass das stärkere Wachs- tum an den jüngeren Teilen der Stengelabschnitte beobachtet wird, in der unmittelbaren Nähe der Meristem-Gewebe, wo man am wenig- sten Raum für die Ansammlung der wirkenden Gase erwarten kann. Auch dies ist noch nicht genug: Die hypothetische Streckung unter Beihilfe des Druckes der Gase tritt aus irgend welchen Gründen nur an denjenigen Stellen des Sämlings auf, an welchen auch anaörobe Reizerscheinungen beobachtet werden; die Streckung ist aus irgend- welchem Grunde immer von Krümmungen begleitet, welche voll- ständige analog sind den geotropischen Krümmungen der Sämlinge an der Luft. Die Hinfälligkeit der besprochenen Auslegung unserer Versuche ist auch noch aus der Erwägung ersichtlich, dass, wenn die Gase wirklich fähig wären, eine Streckung der Gewebe des Sämlings hervorzurufen, diese Streckung in einer ganz anderen Richtung erscheinen müsste, nicht längs der Achse des Sämlings, sondern perpendikulär zur Achse, und ferner eine Anschwellung und eine mit dieser verbundene Verkürzung des Stengelabschnittes hervorrufen müsste. In diesem Falle kann man die Sämlinge nur mit einem durch Gas- resp. Wasserdruck aufgeblasenen Kautschuk- schlauch vergleichen, wobei als Kanal für die Gasaufnahme die Ge- fässe der Pflanze erscheinen würden. Irgend welche Anschwellungen haben wir jedoch niemals an den Sämlingen beobachtet, und es dürfte auch in Zukunft schwerlich jemandem gelingen, solche zu konstatieren, weil die Gase, wie wir das bereits beschrieben haben, leicht nach aussen entweichen. Um jede Bedenklichkeit bezüglich des Vakuums zu beseitigen, stellten wir eine ganze Reihe von anaöroben Kulturen bei gewöhn- lichem Druck auf; die Resultate waren genau die gleichen: Das Wachstum setzte sich fort und blieb nicht niedriger, als bei den Versuchen im Vakuum. Diese Versuche mit Wasserstoff besassen für uns noch eine andere Bedeutung, ausser der Kontrollwiederholung der Resultate Wielers, Correns’, Detmers und A., aber darauf kommen wir noch weiter unten zurück und wollen dort erklären, was für eine Rolle im Verlaufe der anaöroben Versuche noch eine Eigentümlichkeit unserer Methode das Kochen im Vakuum, spielt. Da diese letztere Manipulation Wieler wohl kaum in Betracht gezogen haben konnte, so können wir ihn daher hier ganz beiseite lassen. Wenn wir aus allem Obengesagten das Endresultat ziehen, so erscheint es klar, dass wir uns weder für berechtigt gehalten haben oder noch für berechtigt halten, unsere Kulturbedingungen als irgend welche ‚besondere‘ oder „anormale‘“ anzusehen. Daraus ist ohne weitere Erläuterungen auch unser Bestreben verständlich, das Miss- lingen der alten Versuche einerseits durch methodische Irrtümer der Experimentatoren zu erklären, andererseits durch .die mangelhafte Anpassung ihrer Methoden zur Lösung der Frage des anaeroben Wachstums. Nabokich, Zur Physiologie d. anaeroben Wachstums d. höh, Pflanzen. 281 Früher fügten wir noch hinzu, dass im Schicksale unseres Prob- lems noch die vorgefassten Anschauungen über die Bedeutung des Sauerstoffs eine grosse Rolle gespielt haben, und wiesen unter anderem darauf hin, dass die Arbeit des Herrn Wieler, welche bis jetzt noch als eine fundamentale dasteht, einen bedeutenden Einfluss auf die endgültige Befestigung dieser vorgefassten Anschauungen ge- habt hat. Herr Wieler fühlt sich gekränkt durch diesen unsern Hinweis und meint, dass wir mit Unrecht ihn für die Irrtümer anderer Au- toren verantwortlich machen. Obgleich wir dieser Bemerkung völlige Gerechtigkeit widerfahren lassen, können wir trotzdem auch jetzt nicht umhin, den grossen Einfluss seiner Arbeit auf alle nachfolgen- den Bearbeitungen der strittigen Frage im Verlaufe von vollen zwanzig Jahren zu konstatieren. Einige Autoren beschäftigten sich, anstatt die Frage über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit des ana&roben Wachstums zu lösen, mit dem Aufsuchen derjenigen mini- malen Wielerschen Dosen von Sauerstoff, welche noch unbedingt not- wendig sind für das Wachstum, für die verschiedenen Reizerscheinungen, die Plasmabewegungen u. s. w. Diese Autoren arbeiteten in einem der bestausgestattetsten Laboratorien Europas, d. h. sie besassen die Möglichkeit, die genauesten Untersuchungsmethoden anwenden zu können, was natürlich die Autorität der Resultate beträchtlich er- höhte, und sie alle fanden die gesuchten minimalen Sauerstoffquanten derartig übereinstimmend mit einander, dass sie diese annähernde Übereinstimmung der ausgerechneten Zahlen manchmal in der Reihe der überzeugenden Beweise für die Richtigkeit ihrer Schlussfolge- rungen und Beobachtungen anführten. Einige Autoren hielten es sogar für möglich, sich des Hekanthus als eines empfindlichen Reak- tivs auf Sauerstoff zu bedienen. Wie soll man all’ dies verstehen ? Es ist klar, dass die Forscher hier in einen Zauberkreis ge- rieten, aus welchem es keinen Ausweg gab; für uns aber ist es un- zweifelhaft, dass Wieler mehr als alle anderen dazu beigetragen hat, diesen Ring auf volle zwanzig Jahre vermittelst seiner Aus- führungen und Schlussfolgerungen zu schliessen. Die Sache ist die, dass in der erwähnten Reihe von Publikationen folgende Art und Weise zu urteilen, als Richtschnur angenommen wurde: Wenn beim Versuche Wachstum, Krümmungen etc. nicht beo- bachtet werden, so ist hier folglich die genügende Menge des unent- behrlichen Sauerstoffs schon nicht mehr vorhanden; wenn aber bei einem andern Versuche Wachstum etc. noch beobachtet wurden, so erklärte sich dies aus den übrig gebliebenen Spuren von Sauerstoff. Da aber die definitive Entscheidung über die völlige Abwesenheit oder Gegenwart von Sauerstoff stets mit anderweitigen Schwierig- keiten verbunden ist, so ist hieraus begreiflich, dass in der genannten Schule von Physiologen für jeden Fehlversuch diese oder jene Er- klärung: stets schon im voraus bereit gehalten wurde, wobei für den Experimentator die Arithmetik mit ihren Proportionslehren und De- zimalstellen zur Hilfe herbeigeholt wurde. Wir haben weiter oben schon ein Beispiel der Rechenkunst Wielers angeführt. Aber wir sollten nicht vergessen, dass im Falle Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. 20 282 Nabokich, Zur Physiologie d, anaeroben Wachstums d. höh, Pflanzen. des Einverständnisses mit seinen Ausführungen der heutige Physiologe seine Apparate einfach zur Seite stellen und ein für alle Mal auf jedes Experiment über die Ana6robiose verzichten müsste, weil er bis jetzt nicht imstande ist, in seinem Apparate 0.00000000019 ccm. oder dergl. Sauerstoff zurückzuhalten. — Pfeffer, als Leiter der behandelten Arbeiten, war sich augen- scheinlich zum Teil der ausgangslosen Lage bewusst, in welche die ganze Frage durch die Arbeiten seiner Schüler gebracht worden war. Wenigstens drückt er sich in der zweiten Ausgabe seiner Physiologie etwas anders aus, als dies Wieler that. Er schreibt: Eine volle Beseitigung des Sauerstofis aus der Pflanze erfordert eine gewisse Zeit, und deshalb ist bei schneller Sistierung einer Funktion schwer zu sagen, ob die fragliche Thätigkeit den völligen Sauerstoff- mangel ein wenig überdauerte. Sicherlich ist das öfters der Fall. Vielleicht vermögen z. B. die Keimpflanzen von Zehianthus annuus eine kurze Zeit ohne freien Sauerstoff zu wachsen. Wenigstens thun sie das nach Wieler in merklicher Weise in einer Luft, die höchstens noch 0.0003 Volproz. O, enthält, in der also die intra- molekulare Atmung neben der auf ein Minimum, vielleicht auch ganz reduzierten Sauerstoffatmung thätig ist. Unter diesen Bedingungen, ja vielfach schon dann, wenn der Sauerstoffgehalt auf 0.5 Prozent sinkt, ist in anderen Keimpflanzen eine Wachstumsbewegung nicht mehr zu bemerken (581, B.C. 1). Hier sehen wir, dass Pfeffer, indem er auf die Atmung Be- zug: nimmt, damit selbst die höchst wichtige Frage hervorhebt über die Arbeit, welche eine minimale Sauerstoffmenge hervorrufen kann, und natürlich sogleich zu der Voraussetzung von der Möglichkeit des anaöroben Wachstums kommt. Allerdings spricht sich der ge- nannte Autor höchst vorsichtig und unbestimmt aus, aber die Ver- suche Wielers konnten freilich auch kein Material zu anderen. Schlussfolgerungen liefern; uns aber ist hier von Wichtigkeit, zu be- merken, gestützt auf eine der allerersten Autoritäten der heutigen Physiologie, dass bei der Entscheidung des Problems über die Be- deutung des Sauerstoffs für das Wachstum es unerlässlich ist, nicht nur einfach mit den Spuren des Gases, sondern auch mit denjenigen Mengen von Energie zu rechnen, welche die fraglichen Überreste von Sauerstoff bei der Verbrennung organischer Substanzen hervor- rufen können. Wieler wollte im Jahre 1882 diese Frage nicht anregen, und suchte zu derselben Zeit nachzuweisen, dass die intramolekulare Atmung erst nach der vollständigen Entfernung des Sauerstoffes auf- tritt (ibid. p. 223). Die folgenden Arbeiten Jentys, Stichs u. a. verwarfen diese Annahme. Es zeigte sich, dass die Gärung bereits überhand nimmt bei 2-.5°%, atmosphärischen Sauerstofs.. Warum will Wieler gegenwärtig nicht mit diesen Thatsachen rechnen und erhebt nicht die Frage über die Quelle der Energie für die von ihm beobachteten Wachstumserscheinungen bei geringen Spuren von Sauer- stoff? Er hätte sich daran erinnern müssen, dass das Wachstum der Pflanzen in seinem ‚„hermetischen‘‘ Apparate nicht zwei oder drei Minuten, sondern ganze Stunden, ganze Tage, sogar drei Tage (Vicia Faba) fortdauerte. Ist es möglich, dass für einen Zeitraum Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 283 von 73 Stunden zum Wachsen nicht mehr als 0,0001998 ecm Sauer- stoff ausreichend geblieben sein sollten? Es ist klar, dass sich hinter derartigen Angaben irgend ein bedeutendes Missverständnis verbergen muss. Dieses Missverständnis glauben wir weiter oben aufgeklärt zu haben. Wenden wir uns jetzt zu den Bemerkungen von E. Godlewski und Polzeniusz! In unseren ersten Mitteilungen wiesen wir darauf hin, dass das "Vorhandensein der Samenhaut der Erbsen demjenigen schwachen Wachstum der Würzelchen hinderlich ist, welches an dem genannten Objekte beobachtet werden konnte. Da die genannten Autoren bei ihren Untersuchungen über die intramolekulare Atmung auch Erbsen anwendeten, aber gar keine Wachstumserscheinungen bemerken konnten, so sprachen wir die Vermutung aus, dass im gegebenen Falle wahrscheinlich die Samenhülle die Rolle des hemmenden Agens spielte. Damals konnten wir nur die sehr kurzen vorläufigen Bemerkungen der Autoren in Betracht ziehen. Seit dem Druck unserer Mitteilungen ist inzwischen die vollständige Publikation der höchst bemerkenswerten Untersuchungen Godlewskis und Polze- niusz erfolgt. In dieser Arbeit über das Wesen und die Rolle der intramolekularen Atmung gehen die Autoren noch gänzlich von der veralteten Ansicht aus. dass die Gärung nicht fähig ist, den höheren Pflanzen die Energie für das anaörobe Wachstum zu liefern. Bei der Korrektur des polnischen Textes hatten die Herren Godlewski und Polzeniusz jedoch inzwischen von unserer Arbeit Kenntnis ge- nommen, und beeilten sich sogleich, in einer besonderen Nachschrift ihre Ansicht über die neuen Fakten darzulegen. Wir müssen die Ansichten beider Autoren, welche so fruchtbringend die Lösung der- selben Frage bearbeiten, welcher auch wir im wesentlichen unsere Untersuchungen widmen, umsomehr in Betracht ziehen, als sich hier in derWertschätzung der Fakten eine sehr ernste Meinungsverschieden- heit bemerkbar macht. „Die Beobachtungen des Herrn Nabokich — schreiben die genannten Autoren — sind ohne Zweifel höchst interessant; jedoch soll man ihre Bedeutung (?-donislosci) nicht allzusehr überschätzen, weil es sich hier vielleicht um eine zufällige (?) Wachstumserscheinung handeln kann, welche schnell aufhört, während das Leben der Pflanzen ohne Sauerstoff noch sehr lange fortdauern kann. Dass dem so ist, zeigen deutlich unsere Versuche mit Erbsen. Wie wir gesehen haben, dauert das Leben und eine sehr energische intramolekulare Atmung hier wochenlang fort, trotzdem gelang es jedoch nicht, ein, wenn auch nur langsames, aber länger (?) fortdauerndes Wachstum sicher festzustellen. In den ersten Tagen (!) liess sich allerdings eine gewisse Verlängerung des Säm- lings bemerken, indem derselbe aus der Samenschale heraustrat und ein wenig aus derselben hervorragte, aber im weiteren Verlaufe des Versuches vergrösserte er sich schon überhaupt nicht mehr.“ Weiter weisen die Autoren darauf hin, dass die Samenschalen bei ihren Versuchen nicht hinderlich sein konnten, weil dieselben bei vielen Samen von selbst abgeworfen wurden, und trotzdem half dies dem Wachstum nicht. Schliesslich bemerken die Autoren, dass auch der Zuführung von 20* 284 Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen, Zucker keine grosse Bedeutung zugeschrieben werden kann, da nach ihren Beobachtungen zwischen dem Wachstum im Wasser und dem- jenigen in Zuckerlösung kein wesentlicher Unterschied konstatiert wurde. „Deshalb — so schliessen die Autoren — verbleiben wir trotz des Interesses an den Beobachtungen Nabokichs der Über- zeugung, dass die bei intramolekularer Atmung der Pflanzen frei werdende Energie nicht wirksamerweise von diesen Pflanzen zu ihrer Weiterentwickelung verwendet werden kann.“ !) Alle diese Bemerkungen sind uns gänzlich unverständlich ge- blieben. Erstens ist es,uns ganz unklar, weshalb Godlewski und Polzeniusz vor der Überschätzung der „Bedeutung“ unserer Ver- suche warnen und sie doch als interessant betrachten? Unverständ- lich ist uns gleichfalls, warum die von uns beschriebenen Wachstums- erscheinungen „zufällige“ genannt werden. Wir sind ferner höchst erstaunt über die Behauptung Godlewskis und Polzeniusz, dass das Wachstum in der sauerstofffreien Luft schnell aufhört, das Leben jedoch noch lange fortdauert. In unseren Mitteilungen haben wir ganz andere Beziehungen zwischen Leben und Wachstum ge- zeigt. Diese Behauptung der Autoren stützt sich faktisch auf die Beziehung: zu den Kotyledonen der Erbse, welche wirklich sehr un- empfindlich gesen sauerstofffreie Atmosphäre sind, aber sollten die Autoren eine derartise Unempfindlichkeit thatsächlich auch an den Keimlingen der Erbse beobachtet haben? Mit demselben Objekte arbeitend, haben wir im Gegenteil die feste Überzeugung gewonnen, dass die Würzelchen bereits am dritten Tage absterben, oder, bei Reinkulturen, etwas später, und zu gleicher Zeit ist wahrzunehmen, so sehr dies auch Godlewski und Polzeniusz bestreiten, dass dann auch ihr schwaches Wachstum aufhört. Jedenfalls kann von einem wochenlangen Weiterleben der Keimlinge in den ana&öroben Kulturen keine Rede sein. Es scheint uns, dass die Autoren bei der Diskus- sion dieser Frage einen Unterschied machen sollten zwischen dem Verhalten der Kotyledonen, welche bei der Erbse an der Luft nicht weiterwachsen, und dem Verhalten der Pflänzchen selbst, welche einer höchst energischen Atmung fähig sind und folglich mehr als die Kotyledonen der Gefahr der Selbstversiftung in der sauerstoff- freien Atmosphäre ausgesetzt sind. Uberhaupt setzt uns noch der Umstand in Erstaunen, dass die Beobachtungen der Autoren über die, wenn auch nur schwachen, so doch immerhin unzweifelhaften Wachstumserscheinungen ihrer Objekte in der sauerstofffreien At- mosphäre erst im Nachtrage und nach dem Erscheinen unserer Arbeit veröffentlicht werden, während im Texte selbst und in der vorläufigen Mitteilung davon kein Wort gesagt wird. Erst dieser Umstand gab uns Veranlassung, früher nach der Erklärung der Verschiedenheit in den Resultaten zu suchen und die Rolle den Samenschalen zuzuschreiben, obgleich wir bei unseren Kulturen auch mitunter beobachteten, dass die Würzelchen fähig sind, die Schale zu durchbrechen, trotz der Abwesenheit des Sauerstoffs.?2) Daraus folgt 1) GodlewskiE.i. PolzeniuszF. „Über die intramolekulare Atmung etc.“ (Osobne odbicie z. T. XLI. Serya B. Rozpraw Wydz. matematyczno- BE Akademii Umicjetnosci w Krakowie. 1901. pp. 36° — 367 178—80). 2) cf: Journal d. experimentellen Landwirtschaft. 1900. Nr. VI. p. 665. Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh, Pflanzen. 285 aber überhaupt noch nicht, dass die Samenschalen wirklich dem Wachstum nicht hinderlich sind. Die Berufung beider Autoren auf das freiwillige Abwerfen der Samenschalen verliert jegliche Bedeutung. Die Sache ist die, dass, wenn auch das Abwerfen beobachtet wird, dasselbe doch zu spät eintritt, oft erst nach dem Absterben der Sämlinge, und das ist sehr begreiflich, weil das Abwerfen durch den Druck des sich ansammelnden Gases unter der undurchbrochenen Samenschale bedingt wird, was natürlich längere Zeit erfordert. Daher ist es nicht zu verwundern, wenn die Autoren an derartigen Exemplaren kein besseres Wachstum beobachten konnten, aber es ist für uns überhaupt nicht verständlich, weshalb auf dieselben irgend welche Aufmerksamkeit zu verwenden nötig war. Zum Schlusse wundern wir uns auch über das etwas skeptische Verhalten Godlewskis und Polzeniusz bezüglich der Ernährung der Sämlinge mit Zucker. Wenn sie keinen Unterschied bemerkten zwischen der Entwickelung in Wasser und derjenigen in Glykose- Lösung, so kann man doch nicht umhin, daran zu erinnern, dass sie gar keine Messungen vorgenommen haben und überhaupt augen- scheinlich weit entfernt waren von der Erkenntnis der Wachstums- Prozesse. Indessen haben sie dennoch die wohlthätige Einwirkung des Zuckers auf den Gärungsprozess bemerkt, ungeachtet der Reservevorräte von Kohlehydraten in den Objekten selbst. Es scheint uns, dass die Autoren sich etwas zu sehr beeilt haben, und zwar ohne genügende Veranlassung, mit ihrer Verneinung des Umstandes, dass die Gärungsprozesse irgend welche Rolle im Wachstumsvorgange spielen. Es fällt uns dies ganz besonders in die Augen bei der Lektüre ihrer Auseinandersetzungen über die Bedeutung der intramolekularen Atmung. !) Die Thatsache der endgültigen Verwirklichung der intramole- kularen Atmung mit Alkoholgärung sollte doch vor allem auf den Gedanken der Utilisierung der Gärungsenergie auch bei den Wachs- tumsprozessen führen. Liefert nicht die Alkoholgärung die unent- behrliche Energie für die Entwickelung der Hefen? Weiter unten werden wir noch auf diese Frage zurückkommen, hier wollen wir nur die Herren Godlewski und Polzeniusz fragen, wie sie die von ihnen konstatierte Verlängerung der Erbsenwurzel erklären wollen, wenn sie der Ansicht sind, dass die Gärung keine Energie für das Wachstum der höheren Pflanzen liefert? Durch unsere Versuche ist deutlich gezeigt worden, dass es sich hier nicht um eine Auf- schwellung und auch nicht um eine Vergrösserung des Turgors handelt, und dass die Verlängerung von einer bemerkbaren Krüm- mung begleitet ist. Woher stammt also die Energie für diese un- zweifelhaften Erscheinungen einer physischen Arbeit? Wir möchten hier noch bei einer Entgegnung stehen bleiben, welche wir wiederholt bei der Diskussion unserer Darlegungen an- hören mussten. Man machte uns direkt darauf aufmerksam, dass unsere Art und Weise der Messung mit Hilfe von Zirkel und Lineal eine ziemlich grobe sei, wodurch die von uns angeführten Angaben jeglicher Glaubwürdigkeit beraubt würden. Es ist dies eine sehr 1) cf: ebenso Referat Czapeks in Bot. Zeitg. 1902 und Referat in der „Naturwissensch. Rundschau“. 1901. 2836 Nabokich, Zur Physiologie d. anaeroben Wachstums d. höh. Pflanzen. ernste Entgegnung, die aber kaum irgendwie gerechtfertigt ist. Solange die Wachstumszunahme der Sämlinge, wie bei Wielers Versuchen, 1 mm nicht überschreitet, ist es allerdings wünschenswert, statt des Zirkels das Kathetometer mit Horizontalmikroskop anzu- wenden. Aber schon bei solchen Objekten wie 2—3tägige Erbsen- sämlinge, die für Messungen ganz besonders gut geeignete Objekte sind, kann man mit Hilfe des Zirkels sehr bequem 1 mm lange Wachstumszunahmen abmessen, und es ist nichts leichter, als am Lineal Längen von ca. 0,2 mm abzulesen, und zwar mit aller wünschenswerten Genauigkeit. Wir schlagen den etwa hieran Zweifelnden vor, einige Messungen vorzunehmen. Die Schwierig- keiten in der Genauigkeit der Messungen steigern sich beim Arbeiten mit stärkeren Objekten, welche keine scharf abgegrenzten Endpunkte haben. Aber auch hier kann man bei einiger Übung leicht eine Genauigkeit von ca. 0,2—0,3 mm erreichen. Wir haben die Ge- nauigkeit unserer eigenen Messungen wiederholt auf folgende Weise kontrolliert: Wir nehmen die in unseren Kulturen gewöhnlich ge- bräuchlichen Abschnitte des Hypokotyls von Helianthus annuus, in einer Länge von ungefähr 45—50 mm; 10—15 Exemplare solcher Abschnitte wurden genau gemessen, dann durcheinander geworfen und aufs neue einer Messung unterworfen. Als Resultate erhielten wir zwei Zahlenreihen, welche in ihrer Summe und im Mittel durch- aus miteinander übereinstimmten; in jedem Zahlenpaare aber betrug die Schwankung nicht mehr als 0,3 mm und verteilte sich gleich- mässig nach beiden Seiten. Solche Versuche überzeugten uns, dass unsere Methode beim Arbeiten mit mittleren Grössen des Zuwachses für die betreffenden Zwecke vollständig ausreichend ist. Wenn es aber mitunter vorkommt, dass wir nicht mit dem Mittel der einzelnen Messungsserien zu rechnen haben, sondern mit der absoluten Wachs- tumszunahme jedes einzelnen Exemplares, so ist auch hier die Ge- fahr eines Irrtums infolge der angewandten Messungsmethode eine äusserst geringfügige: Wir notieren fortwährend Wachstumslängen von ca. 1 cm, und die Messungsfehler überschreiten kaum jemals 0,5 mm. Hierbei ist jedoch noch eine Bemerkung zu machen. Es ist nicht schwer, die Messungen mit der von uns gezeigten Genauig- keit bis 0,2—0,3 mm an geraden Abschnitten zu machen; es kommen aber in den Kulturen Wachstumskrümmungen vor, welche die Messung erschweren; es ist dann unerlässlich, die Pflanzenabschnitte zuvor serade aufzurichten, was natürlich ohne besondere Schwierigkeiten gelinst. Wenn es auch manchmal vorkommt, dass das zu messende Exemplar leicht gekrümmt ist, so ist dabei zu berücksichtigen, dass dieselben Messresultate ergeben, welche kleiner sind, als bei nicht- gekrümmten Objekten; es kann folglich im gegebenen Falle ein Fehler durchaus nicht zur gänzlichen Ignorierung unserer Schlussfolgerungen über das anaörobe Wachstum Veranlassung geben. Die von uns gleichfalls gehörte Annahme, dass wir bei der Aufrichtung der Säm- linge dieselben in die Länge dehnen, wäre doch nur bei einem Grade von Skeptizismus zulässig, von welchem hier überhaupt keine Rede sein kann. Es ist notwendig, auf die wesentliche Verschiedenheit hinzuweisen zwischen den Pflanzenabschnitten, welche sich an der Luft, und den- jenigen, welche sich in der sauerstofffreien Atmosphäre gekrümmt Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 287 haben. Die Krümmungen der Sämlinge in der a@roben Kultur pflegen häufig derartig beträchtlich und der Turgor sowie die Ge- webespannung so gross zu sein, dass ein Geradestrecken des frischen Sämlings oft nur mit grossen Schwierigkeiten ausführbar ist und nicht selten zum Abbrechen des Pflanzenabschnittes führt. An den anaörobiosen Sämlingen ist nichts derartiges zu beobachten. Die Krümmungen sind hier verhältnismässig gering und nicht kompliziert, die Gewebespannung ist, wenigstens am zweiten Tage der Kultur, eine so schwache, dass es leicht ist, den Sämlingen jede beliebige Lage zu geben. Dieser Umstand erleichtert die Messung sehr und gestattet, dieselbe genau und schnell auszuführen. Schnelligkeit und für unsere Zwecke genügende Ge- nauigkeit durch die Zirkelmessung sind Eigenschaften, welche man aus irgend welchem Grunde. überhaupt nicht genügend zu schätzen geneigt ist in den oben angeführten Entgegnungen über die Grobheit unserer Methode der Wachstumsberechnung. Wir haben mit unserer Messungsmethode die Möglichkeit, nicht nur die Zahl der Versuche, sondern auch die Anzahl der zu messenden Objekte bei jeder Kultur zu vergrössern, sowie ferner noch die Möglichkeit, eine Reihe gleich- zeitiger Parallelkulturen anzustellen mit Abschnitten desselben Alters, einer und derselben Aussaat. Das ist ein unschätzbarer Vorzug, und schon um seinetwillen allein kann man vom Gebrauch des Katheto- meters Abstand nehmen. Andererseits will es uns scheinen, dass die Vorzüge der mikroskopischen Messung und sogar die grösste Ge- nauigkeit durch Messung mit dem Kathetometer mit dem Horizontal- Mikroskop sehr überschätzt werden. Hiermit kann man allerdings eine fast absolut genaue Ausrechnung irgend einer zu messenden Zone erreichen, aber damit hört auch der ganze Vorzug des Mikro- skopes auf. Alle Messungen erfordern nicht nur einen verhältnis- mässig grossen Zeitaufwand, sondern bedingen auch einen grossen Zeitverlust für die vorläufige Fixierung der Objekte. Eine geringe Biegung des zarten Sämlings, oder, noch schlimmer, eine Krümmung desselben veranlasst schon einen grossen Messungsfehler, welcher noch grösser wird, wenn man das natürliche Wachstum und die Turgorschwankungen der Objekte in Betracht zieht sowohl während der vorbereitenden Operationen, als auch während der Messung selbst, bei einer grösseren Anzahl zu untersuchender Objekte. Daraus folgt, dass die Kathetometermessung, trotz der Vollkommenheit und der Kostspieligkeit des Apparates, durchaus nicht für die Fehlerlosigkeit der Ergebnisse garantiert und dazu dem Experimentator noch grosse Umstände macht. Bei unseren Versuchsbedingungen ist das Katheto- meter fast unanwendbar, was schon deswegen begreiflich ist, weil wir mit Abschnitten im zugeschmolzenen Kolben, im flüssigem Sub- strate, arbeiten. Man könnte freilich wohl einen Ausweg finden und die angeführte Messungsmethode benutzen, aber wo bleibt die Garantie für bessere Resultate? Infolge der Umständlichkeit der Methode würde die Zahl der Versuche und die Anzahl der zu messenden Objekte in jeder Kultur herabgesetzt werden müssen und würde, wie schon bemerkt, die gleichzeitige Aufstellung einer Serie von Vergleichungskulturen unmöglich machen. Und wie soll man zu ‚alledem noch mit den Krümmungen verfahren ? Um zu zeigen, wie sehr beschwerlich die Anwendung des Katheto- meters ist, sei hier auf die Wielerschen Untersuchungen hingewiesen, 288 Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d. höh. Pflanzen. welche ungefähr die Arbeitszeit eines Jahres erforderten. Nach der Zusammenstellung des gesamten frischen Materials zu urteilen, welches in besonderen Tabellen am Ende der Arbeit aufgeführt ist, kann man daraus ersehen, dass der Autor im ganzen nur an 30 Exemplaren Messungen angestellt hat, wobei alle untersuchten Pflanzenarten und alle Versuchsmodifikationen mitinbegriffen sind. Unsererseits aber wurden täglich nicht weniger als 50 Exemplare, und manchmal noch mehr, gemessen. Unter solchen Umständen ziehen wir den Gebrauch des Zirkels und Lineals unbedingt vor, welche schon in den Händen von Sachs und seiner zahlreichen Schüler eine so wichtige Rolle bei der Begründung der heutigen Lehre vom Wachstumsprozesse gespielt haben. Gehen wir nun zu einer kurzen Darlegung der Resultate unserer Untersuchungen während des verflossenen Arbeitsjahres über. Die Hauptaufgabe einer ununterbrochenen Reihe von Versuchen bestand nach alter Weise darin, möglichst viele überzeugende Beweise zu- sammenzubringen für das Auftreten des anaöroben Wachstums bei den höheren Pflanzen. Sehr bald überzeugten wir uns jedoch, dass einzig und allein durch Vervollkommnung der Untersuchungsmethode es.sehr schwierig ist, dem angegebenen Ziele auch nur einigermassen erfolgreich näher zu kommen. Wir arbeiteten mit der Wasserpumpe in verschiedenen Laboratorien, mit verschiedenem Wasserdruck; da- rauf gingen wir zu der Mendelejewschen Quecksilberpumpe über, mit einer Kapazität bis 20 Kilo Quecksilber; wir vertauschten sie mit der Kombination einer Wasserpumpe mit einer ununterbrochen wirkenden Quecksilberpumpe nach R. Münke, vereinigten später diese letztere mit der Luftpumpe und blieben endlich bei derselben stehen, wobei wir u. a. auch das besondere System der Luftpumpe mit Olklappen (Fabrik von Max Kohl, Chemnitz i. S.) probierten. Alle diese Bemühungen, eine völlige Sauerstoffentziehung hervorzu- rufen, fügten jedoch den zuerst erhaltenen Resultaten nichts Neues hinzu, und so gelang es uns nicht, den Wachstumsprozess in der sauerstofffreien Atmosphäre aufzuhalten. Wie wir gleich sehen werden, machten wir auch noch andere Versuche, um ein und dieselben Re- sultate zu erhalten; so verringerten wir u. a. Schritt für Schritt die Dimension der Kolben, und verlängerten die Zeitdauer des Kochens, aber alle diese Bemühungen verhalfen uns nicht dazu, zur Be- stätigung der alten Versucha zu gelangen. So blieb uns nur übrig, unseren Bemühungen eine andere Rich- tung zu geben. Indem wir uns mit dem Vorhandensein der ana&roben Wachstumserscheinungen aussöhnten, entschieden wir uns für die Erforschung der Physiologie, d. h. wir suchten die Abhängigkeit der wahrgenommenen Erscheinungen durch verschiedene äussere Faktoren und die Eigenschaften der Pflanzen selbst zu erklären. Hierbei war bis zu einem gewissen Grade zu erhoffen, dass, falls wir es wirklich mit einem neuen Prozesse zu thun haben, es uns vielleicht gelingen dürfte, auch einige seiner spezifischen Charakter- eigenschaften wahrzunehmen und damit zugleich ein tieferes Ver- ständnis über das Wesen der beobachteten Erschemungen zu ge- winnen. Auf diese Weise erkannten wir die Notwendigkeit der Ausführung einer ganzen Anzahl von Parallel-Kulturen, aber hierbei stellten sich einige bedeutende Schwierigkeiten entgegen, welche zu Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh, Pflanzen. 289 besiegen es nicht sogleich und nicht vollständig gelang. Zunächst mussten wir unter Gleichheit der Bedingungen bemüht sein, auch die gleichen Resultate zu erhalten, um nachher, den einen oder den andern Faktor wechselnd, seinen Einfluss kennen zu lernen. Wer sich mit Wachstumsuntersuchungen beschäftigte, der weiss, dass es sogar an der Luft sehr schwierig ist, von zwei parallelen Messungs- Serien, bei sonstiger Gleichheit der Versuchsbedingungen, gleiche Resultate zu erhalten. Die Wachstumserscheinungen sind überhaupt viel zu kompliziert, als dass der Experimentator bei jedem Versuche imstande wäre, alle einflussreichen Faktoren vorher in Betracht zu ziehen; dazu kommt noch, dass das anaörobe Wachstum für uns noch eine gänzlich dunkle Erscheinung war. Es wird somit, glauben wir, niemandem sonderbar vorkommen, wenn wir gestehen, dass wir auch bis jetzt noch nicht der Lösung des obenerwähnten Problems bis zu einem solchen Grade näher ge- kommen sind, als uns solches wünschenswert erschien. Trotzdem ist es uns doch gelungen, manches davon zu verstehen und aufzuklären und mit eben diesen Resultaten wollten wir die Interessenten in nachfolgenden Ausführungen bekannt machen. Die Anzahl unserer Versuche ist aber inzwischen derartig angewachsen, dass es uns zur Zeit nicht möglich ist, hier das Protokoll jedes einzelnen Ver- suches mitzuteilen. Wir sehen uns daher genötigt, in dieser vor- läufigen, allerdings auch etwas umfangreich gewordenen Mitteilung, uns darauf zu beschränken, einige Durchschnittsangaben aus jeder Kultur- Serie aufzuzählen, sowie einige wenige Beispiele von Einzelfällen, was aber nur von sehr geringer Bedeutung für den Verlauf der Sache ist, weil die Resultate der Mehrzahl der Versuche, wenigstens der in der zweiten Arbeitsperiode angestellten, derartig einander nahe kommen, dass der Abdruck aller Messungen jedes Kulturergeb- nisses nur als überflüssiger Ballast erscheinen würde. 1. Prüfung einiger Methoden zur Entfernung des Sauerstoffs. Eine vorwurfsfreie Methode zur Entfernung des Sauerstoffs bildet unzweifelhaft eine Hauptbedingung für eine erfolgreiche Unter- suchung der Ana@robiose. Nach längeren Probeuntersuchungen, auf deren Charakter wir hier weiter nicht einzugehen brauchen, ent- schlossen wir uns bereits gegen Ende des Jahres 1900 zu der Kulturmethode in zugeschmolzenen Kolben, wobei die Entfernung des Sauerstoffs vermittelst der Pumpe und durch Kochen des Substrates im Vakuum im Wasserbade erfolgte. Die Einzelheiten dieser Me- thode sind von uns früher schon in aller Ausführlichkeit beschrieben worden. Wir erinnern hier nur nochmals daran, dass die angegebene Methode sich durch einige unersetzliche Vorzüge auszeichnet. Zu- nächst bietet sie dem Untersucher vollständige Garantie dafür, dass irgend welches Eindringen von Sauerstoff aus der umgebenden Luft ausgeschlossen ist. Zweitens ist zu bedenken, dass der ganze Prozess der Entfernung des Sauerstoffs hier äusserst einfach ist und in wenigen Minuten ausgeführt werden kann. Dabei ist die Vollständig- keit der Sauerstoffentfernung eine ausserordentlich hochgradige, weil man vermittelst einer guten Pumpe ein fast völliges Vakuum er- 290 Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. reichen kann; das Kochen seinerseits aber ist ein höchst wirksames Mittel, mit dessen Hilfe, wie bekannt, man die Luft vollständig, so- gar bei atmosphärischem Drucke, entfernen kann. Neben der Schnelligkeit der Arbeit ist auch ihre Reinlichkeit besonders hervor- zuheben; wir wenden überhaupt nicht fortwährend Kautschuke, Hähne, Pfropfen und Quecksilber an, deren Gebrauch immer mit der Einführung einer beträchtlichen Quantität von Luft in die Kulturen verbunden ist, welche in kondensiertem und deshalb schwer zu be- seitigendem Zustande auf der rauhen Oberfläche des Kautschuks und der Pfropfen, zwischen diesem und dem Glase, an den geölten Stellen der Hähne, zwischen Glas und Quecksilber, eintritt. Bis jetzt hatten wir danach gestrebt, auch die Anwendung von inerten Gasen zu vermeiden, weil eine „änzliche Reinigung der letzteren von anderen, oft schädlichen Beimischungen immer mit Schwierigkeiten verbunden und mitunter überhaupt nicht ausführ- bar ist. Aber einige schon aus den verausgegangenen Auseinander- setzungen verständliche Erwägungen gaben uns Veranlassung, uns dem Wasserstoff als einem der Mittel zur Entfernung des Sauer- stoffes aus der Kultursphäre zuzuwenden. Vom Wasserstoffe des Kippschen oder eines ähnlichen Apparates, welcher stets Sauerstoff und schädliche Beimischungen enthält, musste von vornherein Abstand genommen werden. Wir wandten uns da- her an die Fabrik von Dr. T. Elkan in Berlin mit dem Ersuchen, uns einen Ballon komprimierten Wasserstoffs ohne eine Spur von Sauerstoffbeimischung zu senden. Mit diesem Gase haben wir nun gearbeitet, wobei wir besondere Destillationskolben mit zwei ange- schmolzenen Röhren anwendeten, von denen die eine bis auf den in- wendisen Boden des Kolbens führte. Die Seitenröhrchen wurden vor dem Versuche zu möglichst weiten Kapillaren ausgezogen und nach der Sauerstoffentziehung in Form eines weiten Halses zuge- schmelzen. Wir teilen hier die Resultate des typischen Versuches mit, welcher nach der Detmerschen Vorschrift (Pfl. physiol. Prac- ticum. Aufl. $ 100) mit der Abänderung ausgeführt wurde, dass wir anstatt des Probierglases mit Pfropfen und nur einigen wenigen Tropfen Wasser unsere Kolben anwendeten mit 80 ccm. Glykoselösung. I. Versuch im Wasserstoff: Kolben mit einer Inhaltsfassung von circa 200 cem; — 80 cem einprozentiger Glykoselösung; 14 Hypokotyl-Abschnitte von Helian- thus annuus von eirca 48—49 mm Länge mit auf 3/, verkürzten Samenlappen. Kulturdauer 35 Stunden. Ein ununterbrochener und starker Strom von Wasserstoff wurde 2'/, Stunden lang zugelassen, worauf der Kolben zugeschmolzen wurde. Massangabe der Hypokotyle in mm. vor dem Versuche: nach dem Versuche: Wuchszunahme: 49,6 58,7 9,1 48,3%; 55,9 7,6 48,0. 55,0 | 7,0 48,7 55,7 7,0 49,2 | 53,8 4,6 Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 291 vor dem Versuche: nach dem Versuche: Wuchszunahme: 48,9 55,7 6,8 49,4 55,4 6,0 49,2 Behr 8,5 49,3 54,3 5,0 48,9 53,2 4,3 48,8 51,8 3,0 50,0 56,6 6,6 48,7 51,7 3,0 49,2 55,5 6,3 Summa des Wachstums: — 83.3 mm Durchschnittlicher Wuchs: = re Besondere Bemerkung: Schwache Biegungen erschienen bereits 21/, Stunden nach der Messung. Wenn man die Resultate dieses Versuches mit den folgenden vergleicht, welche auf die gewöhnliche Methode im Vakuum ange- stellt wurden, so ist es schwer, irgend welchen wesentlichen Unter- schied im Charakter des Wachstums zu finden. Allerdings zeigten sich hier die Krümmungen früher, aber es ist das auch begreiflich, weil man durch den Wasserstoff-Strom allen Sauerstoff nur allmäh- lich entfernen kann, und für das Auftreten der Biegungen an den Sämlingen (welche, wie wir hinzufügend bemerken, 1 Stunde vor dem Versuche abgeschnitten wurden) gewöhnlich ein 2—4 Stunden währendes Verbleiben derselben in Sauerstoffs-Luft genügend ist. Trotz alledem war jedoch die Wachstumszunahme der Sämlinge nicht grösser, als bei vielen anderen Kulturen. Wiederholungen des Ver- suches ergaben dieselben Resultate. Um den Prozess der Sauerstoffentziehung zu beschleunigen und auf diese Weise mit einem Male das schwache aörobiose Wachstum während der Dauer der Wasserstoffzuführung zu beseitigen, ver- änderten wir die Methode in folgender Weise: Nach der Zuführung eines starken Wasserstoffstromes wurde aus dem Kolben alles Gas ausgepumpt und das Substrat mit den Sämlingen einer Kochung unterworfen, hierauf wurde das Vakuum aufs neue mit Wasserstoft gefüllt, letzteres abermals ausgepumpt und der Kolben wieder dem Kochen unterworfen. Diese Manipulation wurde 3—5 Mal wiederholt, worauf schliesslich das Vakuum zum letzten Male mit Wasserstoff gefüllt und die Kapillare zugeschmolzen wurden. Auf diese Weise gelang es, die Periode zwischen Messung und völliger Entfernung des Sauerstoffes stark abzukürzen und auf lange Zeit die Krümmungsbildung bei den Sämlingen zu verhindern; aber das Wachstum war auch bei diesen Kulturen im Verlaufe von 35 Std. ein sehr beträchtliches, obgleich die Füllung des Vakuums kaum eine wünschenswerte Injektion der Sämlinge und eine Sub- mersion derselben auf den Boden des Kolbens bedingt. Wir teilen hier die Wachstumszunahmen bei einer solchen Kultur mit: II. Versuch im Wasserstoff, mit welchem das Vakuum nach vielmals wiederholtem Kochen ausgefüllt wurde: . Kolben von circa 200 ccm. Fassungsraum; Substrat: 100 cem einprozentige Glykoselösung. 14 Hypokotyl-Abschnitte von Helan- 292 Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d.höh. Pflanzen. thus annuus von circa 48—49 mm Länge, mit auf ?/, gekürzten Samenlappen. Kultur-Dauer 36 Stunden. Massangabe der Hypokotyle in mm. vor dem Versuche: nach dem Versuche: Wuchszunahme: 48,7 53,3 4,6 mm 48,8 53,4 4,6 „ 48,1 51,8 31 „ 49,0 52,8 3,8 5 482° 53,2 3,0 48,5 53:5 9,0 48,6 54,0 9,8 48,5 53,1 4,6 „ 49,3 53,3 4,0 „ 48,7 55,7 70 ,„ 48,0 54,0 6,0 48,6 52,8 42 „ 49,0 54,1 51 , Summa des Wachstums: — 76,6 mm Durchschnittlicher Wuchs: = 48 „ Es ist zweifellos, dass man bei diesem Versuche keine auch nur irgend wie in Betracht kommende Spur von Sauerstoff argwöhnen kann, dennoch hätte eine solche im Wasserstoff selbst enthalten sein können. Deshalb stellten wir noch eine Reihe von Kulturen an, deren Sauerstoffentziehung wir auf die angegebene Weise vollzogen, nur mit dem Unterschiede, dass das definitive Zuschmelzen unmittelbar nach dem letzten Kochen des Substrates im Vakuum erfolgte, ohne Füllung des letzteren mit Wasserstoff. III. Versuch, kombiniert im Vakuum. Kolben von circa 200 ccm Fassungsraum. Substrat: 100 ccm einprozentige Glykoselösung. 24 Hypokotyl-Abschnitte von Aelian- thus annuus von circa 48—49 mm Länge, mit auf ?/, gekürzten Samenlappen. Kulturdauer 36 Stunden: Nr. Wachstums- | Nr. Wachtums- der Pflanze. zunahme: | der Pflanze: zunahme: 1 7,3 | 13 8,1 8,8 | 14 25 3 7,7 15 9,6 4 6,2 | 16 10,2 5 6,0 17 2,8 6 7,2 18 6,9 7 4,8 ıL8 7,0 8 3,9 | 20 8,5 9 7,6 | 2a 6,8 10 zet 22 9,4 11 4,0 23 5,9 12 8,2 | 24 9,2 Summa des Wachstums: — 166,6 mm Durchschnittlicher Wuchs: = 6,9055 Nabokich, Zur Physiologie d, anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 293 Alle diese Wachstumszunahmen sind so bedeutend, dass hier natürlicherweise von irgend welchen Irrtümern bei der Messung etc. nicht die Rede sein kann. Besonders lehrreich ist die Summe der Wachstumszunahmen, welche sich in einigen Centimetern ausdrücken lassen. Dem Ergebnis von 8S—10 Centimeter Wuchszunahme im zu- geschmolzenen Kolben nach 35—40stündiger Kultur begegnen wir in unsern Protokollen als einer ganz gewöhnlichen und fort- während sich wiederholenden Erscheinung, ganz unabhängig davon, welche Methode der Sauerstoffentziehung wir anwendeten. Wir führen a einige dieser Ergebnisse, in einer Tabelle zusammenge- fasst, auf: 1. Summen der Wachstumszunahmen in den anaöroben Kulturen nach 34-538 Stunden: Be Fassungs- | Quantität | Mil Summa der - * an a ke der ı Wachstumszunahme Nr. |des = = | a SR © Sämlingsabschnitte, in Millimetern. cm. . I 1 80 40 3 La. 2 Be] 30 24 2 3 150 70 24 = 4 140 60 20 a Bi 110 so 24 124.0 67. 120 60 39 128,3 7 600 | 300 47 130,3 8 150 60 20 142,9 DO ON 60 30 1432 11 150 | 70 | 48 164,5 12 - 200 | 100 24 166,6 etc. Wie ist nun eine derartige Längenzunahme der Sämlinge in unseren Kulturen zu erklären? Wir geben uns der Hoffnung hin, dass die nachfolgenden Auseinandersetzungen der erhaltenen Resultate die etwa aufsteigenden Zweifel erklären werden. Hier wollen wir nur hervorheben, dass die Längenzunahme der Sämlinge keinesfalls durch Vergrösserung vermittelst Turgorerhöhung erklärt werden kann. Wir scheiden die Sämlinge stets zur rechten Zeit ab und bewahren sie bis zur Messung während einer Zeitdauer von wenigstens 30—60 Minuten m Wasser auf. Ausserdem ist es auch nicht ein einziges Mal vorgekommen, dass wir zum Versuche Sämlinge verwendet haben, welche auch nur einigermassen an Wassermangel oder durch trockene Atmosphäre gelitten hätten. Das fortwährende Bedürfnis einer grossen Menge gesunden und schnell wachsenden Materials nötigte uns, für einen geeigneten Raum zur Anzucht desselben aus Samen zu sorgen. Uber alles dieses lohnt es sich übrigens weiter nicht zu sprechen, denn wenn es auch unter gewissen Bedingungen möglich wäre, an der Richtigkeit unserer Erklärung der Erscheinungen zu zweifeln und, im Gegenteile, die ganze Rolle zufälligen Turgor- schwankungen zuzuschreiben, so ist dies doch nur bis zu einem ge- wissen Grade auf diejenigen Sämlinge anwendbar, welche am Ende des Versuches im lebenden, turgescenten Zustande gemessen wurden. 294 Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. Sehr oft aber sterben die schnell wachsenden Exemplare in der sauerstofffreien Atmosphäre noch vor der Ofinung des Kolbens ab, ihre absolute Länge überschreitet aber trotzdem die erste Messung um 3—6 mm. Es ist klar, dass man eine solche Erscheinung nicht durch hypothetische und grundiose Schwankungen von Turgor-Span- nungen erklären kann. Wir werden es in der Folge bei der Mehrzahl der Fälle mit Versuchen zu thun haben, welche mit Hilfe unserer einfachen Methode des Kochens ohne jegliche Vermittelung inerten Gases ausgeführt wurden. Man kann annehmen, dass die mitgeteilten Fakta und Erwägungen hinreichend überzeugend sind, um mit der Wahl der angewendeten Methode der Sauerstoffentziehung einver- standen zu sein. 2. Einfluss von Sauerstoffspuren auf das Wachstum. Es war unmöglich, dass uns diese Frage nicht beunruhiste, trotz aller Unwahrscheinlichkeit der Wielerschen Voraussetzungen. Die Sache ist die, dass diese Voraussetzungen aus irgend welchem Grunde als allgemein angenommenen erhoben und in einer ganzen Serie von Arbeiten und Handbüchern als erwiesen und unzweifelhaft dar- gestellt wurden; es war also infolgedessen unmöglich, mit ihnen nicht zu rechnen. Die experimentelle Widerlesung der Wielerschen Lehre stellt sich jedoch als sehr schwierig heraus, da wir keine Mittel zur will- kürlichen Regulierung des Sauerstoffgehaltes in den Kulturen besitzen, wenn beim Versuche die ganze Menge des fraglichen Gases die Quantität eines Kubikcentimeters nicht überschreitet. Man ist daher schliesslich genötigt, seine Zuflucht zu Beweismitteln aus dem Gegen- teile zu entnehmen, umsomehr, als der nach der Aufnahme der Sauer- stoffspuren auftretende ana&robe Wuchs jeden Einfluss des Sauer- stoffs maskiert. Wir stellten vor allem eine Reihe von Parallelkulturen an, von denen ein Teil ana&rob war, während die andern absichtlich so viel Spuren von Sauerstoff enthielten, dass man dieselben annähernd bestimmen konnte. Wir führen hier einen Versuch an, welcher aus einer Reihe solcher Vergleichskulturen besteht: IV. Versuch mit Spuren von Sauerstoff. Es wurden 5 Kolben genommen mit einem Fassungsraum von je ca. 100 ccm, wobei in jeden 30 cem Wasser gegossen und je 6 Exemplare Helianthus, etwa 42—43 mm lang, hineingethan wurden. Kolben Nr. 1 wurde völlig sauerstofffrei gemacht durch ener- gisches Kochen des Substrates im Vakuum, im siedenden Wasserbade, während der Dauer von 6 Minuten. Als Kriterium völliger Ent- fernung des Sauerstoffs diente ein analoger Kontrollversuch mit Phos- Duan, Man kann also demgemäss hier die Sauerstoffmenge = 0 be- rachten. Kolben Nr. 2 wurde nur eine Minute dem Kochen unterworfen, um die Luft grösstenteils aus dem Substrate und dem Vakuum zu entfernen. Da die Entleerung der Atmosphäre 2 mm Quecksilber- stand erreichte, so können wir hier folglich auf nicht mehr als Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 295 0,02 cem zurückgebliebenen Sauerstoffs rechnen. (Die Berechnung geschah nach der Proportion: 760:2 = 14:x.) .. Kolben Nr. 3 wurde nur leicht erwärmt zur Entfernung des Uberschusses an Gasen im flüssigen Substrat; das Vakuum erreichte hier gleichfalls 2 mm. Die Berechnung nach der oben angegebenen Formel ergab nicht mehr als 0,03—0,04 ccm Sauerstoff. Kolben Nr. 4. Eingegossen wurden 30 ccm einprozentige Glykoselösung, ein Kochen oder Erwärmen wurde überhaupt nicht vorgenommen, sondern es fand nur eine Entladung der At- mosphäre auf 3 mm statt. Folglich kann man in diesem Falle ausser 0,055 ccm Sauerstoff im Vakuum noch eine gewisse Quantität dieses Gases im Substrate voraussetzen. Kolben Nr. 5 wurde zugeschmolzen ohne vorheriges Aus- pumpen der Luft; es blieben darin ca. 14 cem Sauerstoff zurück. Die Versuchsdauer betrug bei sämtlichen Kolben 20 Stunden. Wachstumszunahme der Hypokotyle von Helianthus annuus in mm. Sauerstoffquantitäten in den Kolben 1-6 in cem. Der | 1. h ö 5. 6. h weniger als eirca mehr als i Keine | 0.02 0,03—0,04 | 0,06 , circa 14 unbegrenzt 1,5 1,0) 1,4 12 6,8 6,1 1,2 1,4 1,4 0,6 7,4 1,8 1,0 13 1,3 0,7 82 10,1 0,8 1,2 0,8 0,8 4,9 11,8 0,8 1,0 0,5 0,5 5,2 8,2 0,2 0,8 0,7 5 4,7 10,0 Duchschnitts-Wachstum: 0,9 mm | 1,3 1,0 Ba 6,2 290 I Auf Grund dieses Versuches muss man zu dem Schlusse ge- langen, dass Spuren von Sauerstoff, welche die Wielerschen um das vielfache überschreiten, auf das Wachstum bei Zehanthus keinen irgend wie bemerkbaren Einfluss ausüben. Wir führen hier noch einen analogen Versuch an, welcher mit grösseren Sauerstoffquanti- täten in den Kulturen, als bei den oben angeführten, und mit sehr jungen Sämlingen (cf. weiter unten) angestellt wurde. Wir nahmen 3 Kolben, von denen der erste durch Kochen gänzlich von Sauer- stoff befreit wurde; der zweite und dritte wurde ebenfalls zur völligen Entfernung der Luft aus dem Substrate erhitzt und darauf in die- selben soviel Luft wieder gelassen, als aus dem Vakuum bei 10 mm Quecksilber eindringen konnte. Der Fassungsraum des zweiten Kolbens betrug nicht mehr als 90 ccm, und es wurden 35 cem Glykose- lösung hineingegossen; der dritte Kolben erhielt 100 ccm Glykose bei einem Fassungsraume von ca. 200 cem. Auf Grund dieser An- gaben konnten die Kolben bei 10 mm Entleerung in ihrem Vakuum 296 Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 0,15 und 0,28 cem reinen Sauerstoff enthalten. Zur Vervollständigung wurden zu diesen drei Kulturen in einprozentiger Glykose noch zwei aörobe Kulturen mit ganz gleichartigen Sämlingen in Glykose und in Wasser angestellt. Die Objekte erreichten nach 21 Stunden die folgenden Grössen: V. Versuch; Helianthus annuus. Wachstumszunahmen in Millimetern. | 1.08} 9, | Nr 5. | INrmrein-);, | - Pflanzen | ohne | bei 0,15 ccm | bei 0,28 cem prozentiger | """ en | | an der | Sauerstoff | Sauerstoff | Sauerstoff | ee nr | Luft ee ee Ko 2 3,0 12 18 52 9,7 3 4.0 31 3,3 32 81 4 4,0 3.0 3,0 2,3 82 5 2,8 32 2.4 4,1 6,0 6 1,7 2,0 32 62 11.0 | u 42 50 62 9,0 3 u 1,9 4,7 12 81 a | a 3,0 a on Ne en Be oe Durchschn.- e | a ‘ l Wachstum; | 3,5 mm 27mm | 40 mm 5.4 mm | 8,5 | | | | Es ist nicht schwer, die oben angeführten Versuchsresultate zu verstehen und sich zu erklären. Zu diesem Zwecke genügt es, die- jenige Sauerstoffmenge zu subtrahieren, welche von unsern Versuchs- objekten im normalen Atmungsprozesse verbraucht wird. Vermittelst der eudiometrischen Methode überzeugten wir uns, dass die Anzahl von Helianthus-Sämlingen, welche wir gewöhnlich zu unseren Kulturen gebrauchen, pro Stunde von 0,1 bis 0,7 ccm Sauerstoff der Luft ent- nimmt. Die Sauerstoffreste aber, welche infolge schwacher Arbeit der Pumpe oder ungenügenden Kochens in den Kolben zurückbleiben können, erreichen niemals diese Ziffer, wie dies eine einfache Nach- rechnung zeigt. Mit unserer grossen Luftpumpe kann man nun aber ein Vakuum von 1 mm Quecksilber erzielen. In diesem Falle kann in den grösseren Kolben, in welche gewöhnlich eine ziemlich be- trächtliche Anzahl von Objekten placiert wird, nicht mehr als 0,05 cem Sauerstoff übrig bleiben, und auch nur unter der Be dingung, dass ein Kochen überhaupt nicht angewendet wird; Ver- suche ohne Kochen haben wir aber niemals für zulässig gehalten, und thun es auch jetzt nicht. Es ist klar, dass die erwähnten Spuren von Sauerstoff, selbst wenn sie in unseren Kulturen vorhanden sein würden, der Pflanze nur für wenige Minuten ausreichen würden, und für einen solchen Zeitraum ist es schwer, das aörobe Wachstum zu konstatieren, selbst mit Hilfe der allerbesten Messungsmethoden. - Wir würden alle diese Erwägungen hier gar nicht angeführt haben, wenn wir nicht bis in die allerneueste Zeit öffentlichen Be- Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 297 hauptungen begegnet wären, dass schon Spuren von Sauerstoff, die sogar von Phosphor nicht mehr angezeigt werden, unsere Resultate hervorrufen können. Alles dies wäre noch begreiflich und bis zu einem gewissen Grade zulässig, wenn unsere Versuche nur von kurzer Zeitdauer wären und nicht mehr als eine Stunde, oder zwei, sogar fünf Stunden dauerten. Man braucht aber nur einige Messungen zu machen, um zu sehen, dass nach derartigen Zeiträumen keine Spuren von Entwickelung zu bemerken sind. Wir wiesen, im Gegenteile, schon in unseren ersten Mitteilungen auf eine höchst interessante Eigenschaft des anaöroben Wachstums hin: Dasselbe erscheint nie- mals als unmittelbare Fortsetzung der an der Luft stattgehabten Prozesse; die Vertauschung der a&roben Atmosphäre mit der anaö- roben hat stets für eine gewisse Zeit einen vollständigen Stillstand in der Weiterentwickelung zur Folge, und wenn dann nachher die anaerobe Entwickelung eintritt, so nimmt die Intensität derselben nur allmählich zu und erreicht eine bedeutende Schnelligkeit erst am zweiten Tage der Kultur. Sollte es wirklich möglich sein, dass die Pflanze im Laufe von 10 bis 15 und mehr Stunden sich die in Rede stehenden Sauerstoffspuren aufspart, um nachher aus ihnen die bedeutende Energie zu schöpfen, welche sich in centimeterlangem Wachstum dokumentiert? Wir gehen sogleich zu dem erwähnten, eigenartigen Verlaufe des anaöroben Wachstums über. 3. Anaörobes Wachstum in verschiedenen Kulturperioden. Zur, Lösung der aufgestellten Frage begaben wir uns zuerst an die periodischen Messungen der ausgewählten Sämlinge im Innern des Kolbens, zu welchem Zwecke die Pflanzenabschnitte in den cylind- rischen Hals des Gefässes gebracht wurden, und hier, durch das Glas hindurch, wurde ihre Länge bestimmt. Derartige Messungen können natürlich nicht Anspruch auf besondere Genauigkeit erheben, immerhin aber gaben sie genügendes Material zur richtigen Be- urteilung des zeitweiligen Wachstumsstillstands in der ersten Kulturperiode, umsomehr, als die letzte Messung infolge Auftretens von starken Krümmungen in der gewöhnlichen Weise an der Luft nach dem Öffnen der Kolben stattfand. Einige Ergebnisse, welche von dem für den gegebenen Fall vorzüglich geeigneten Objekte — Zea Mays — erhalten wurden, haben wir bereits früher ver- öffentlicht. Eine volle Bestätigung unserer früheren Ausführung kann man auf einem ganz anderen, etwas komplizierteren, aber auch genaueren Wege erhalten. Hierzu sind nur Parallel- Kulturen aufzustellen nötig, deren Öffnung in verschiedenen Zeiträumen, vom Momente der Ent- fernung des Sauerstoffs an gerechnet, stattfinden muss. Alle die- jenigen Kulturen, welche im Verlaufe der ersten 24 Stunden endigen, nennen wir kurzfristige, im Gegensatz zu den Versuchen, welche nicht weniger als 34 Stunden andauern, und die wir als lang- fristige bezeichnen. Was für einen Unterschied beobachtet man nun zwischen diesen beiden Kultur-Serien ? Zunächst teilen wir hier einen typischen Vergleichs-Versuch mit, bestehend aus zwei Kulturen mit je zehn Helanthus-Keim- lingen. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. >1 298 Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. VI. Hypokotyl-Abschnitte von Helianthus annuus in einprozentiger Glykose-Lösung; Kolben von ca. 150 cem Fassungs- raum; Zimmertemperatur von ca. 19° C. 1. Geöffnet und gemessen nach 2. Geöffnet und gemessen nach 23 Stunden. 35 Stunden. Masse der Sämlinge und der Wachstums-Zunahme in mm. vor dem nach dem Wachstums- | vor dem nach dem Weachstums- Versuche: Versuche: zunahme: | Versuche: Versuche: zunahme: 48,2 50,1 1,9 48,6 52,9 3,9 48,6 50,3 | 49,0 60,7 11,7 48,2 50,2 2, 48,9 54,9 9,6 48,2 50,0 1,8 48,7 54,5 3,8 48,6 51,3 2,7 49,0 52,7 3,7 48,3 49,8 1,5 28,8 93,7 4,9 48,2 49,8 1,6 46,7 59,7 9,0 48,6 52,8 4,2 48,3 51,8 3,9 47,7 50,7 3,0 49,0 54,2 9,2 48,6 51,0 2.4 48,5 96.8 8,3 Summe des Wachstums — 22,8 mm | Summe des Wachstums —= 61,6 mm Durchschnittl. Wuchs = 2,3 „ | Durchschnittl. Wuchs = 6,2 „ Wir ersehen aus diesem Versuche, dass ein und dieselben ganz gleichaltrigen Versuchsobjekte in den letzten 12 Stunden des anaöroben Lebens im aligemeinen stärker an Länge zunahmen, als in den ersten 24 Stunden. Dieser Versuch macht ohne weitere Erläuterungen die nachfolgende vergleichende Tabelle verständlich, in welcher nur das durchschnittliche Wachstum und die für die Charakteristik der Kulturen wichtigsten Momente angegeben werden: 2. Kurzfristige Versuche; Helianthus annuus: : Dauer der Anzahl Durchschnitt- b harak 2 ee Kultur in der Versuchs- | liches Wachs- Nr. Substrates Stunden objekte tum in mm 1. Wasser 23 10 0,3 2: ” 20 6 185 3. s 20 6 0,9 4, 5 15 7 1,6 5. e 14 5 1,4 6. Fon 14 7 11 T. 10/n ige Glykose 24 10 1,2 8. R 24 | 6 1,5 3) 5 23 | 10 0,5 10. 2 23 10 2,3 3u18 a 23 10 Da! 12. Mt 20 6 | 0,8 13. R 19 1 11 14, # 14 11 1 15. 2 14 11 1,5 16. a 12 jul 0,9 IE N 12 15 0,7 Durchsenhittlicher Wuchs—1,2 mm. Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 299 Ein ganz anderes Wachstumsbild geben die Kulturen, welche bei 18—20° C. in einer Zeitdauer von 35—45 Stunden unterhalten wurden. In den nachfolgenden Auseinandersetzungen begegnen wir einer grossen Anzahl derartiger Kulturen; wir teilen hier eine ver- gleichende Tabelle von Durchschnitts-Versuchen mit, welche als Ver- vollständigung der vorhergehenden dienen kann: 3. Langfristige Versuche; Helianthus annuus. 2 Dauer der Anzahl | Durchschnitt- us de Kulturen in | der Versuchs- liches Wachs- D= DZ Stunden | objekte | tum in mm 1. | 10%hige Glykose | 45 | 10 | 5,3 or \ | 45 10 | 25 3, £ | 39 12 45 4. R 38 12 a) H% # By 10 4,6 6. = 36 10 52 zu E 36 10 7,0 8. { 36 10 13 9. v 35 10 41 10. N | 35 10 62 11 R 34 10 3.8 12 = 34 12 32 13 + 34 112 41 “ | Durchschnittlicher Wuchs —4,7 mm. Auf Grund der mitgeteilten Versuche müssen wir zugeben, dass beim Vertauschen der a@roben Atmosphäre mit der anaeroben ein längerer Stillstand im Wachstum eintritt, welches letztere in der sauerstofffreien Atmosphäre sich erst allmählich verstärkt und ein gewisses Maximum erst in der zweiten Kulturperiode erreicht. Wir werden hier nicht weiter theoretisieren über die Ursache der beobachteten Erscheinung, sondern gleich einige weitere Hinweise zu derselben Frage anführen. In einigen sehr seltenen Fällen machten wir die Beobachtung, dass die Sämlinge noch nach Verlauf von 45—48 Stunden keinerlei Krümmungen aufwiesen; die Messung derartiger Kulturen ergab gleichfalls, dass der Wuchs hier ausserordentlich geringfügig ge- blieben war. Wir wären geneigt gewesen, diese Erscheinung der gänzlichen Abwesenheit der unentbehrlichen Spuren von Sauerstoff zuzuschreiben, wenn diese Kulturen mit einer besonderen Methode der Entfernung des Sauerstoffs angestellt gewesen wären, und liessen dabei eine ausserordentlich sonderbare Eigentümlichkeit ausser acht: Ungeachtet eines 48 stündigen Aufenthaltes in der sauerstofffreien Atmosphäre blieben alle Sämlinge am Leben und bei vollem Turgor, als wenn die Hypokotyle soeben erst von ihren Wurzeln abgeschnitten worden wären. Hierzu ist zu bemerken, dass die Sämlinge gewöhnlich viel früher, bei starkem Wuchse nicht später als nach 38 Stunden, immer zu Grunde gehen. Diese Beobachtung veranlasste uns, mit der Ofnung schwachwachsender Kulturen noch einige Stunden zu 21* 300 Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d. höh. Pflanzen. warten, und wir sahen zu unserem Erstaunen, dass schliesslich auch bei diesen Kulturen ein unzweifelhafter Wachstumsprozess aufzutreten begann, d. h. es zeigten sich Krümmungen und ziemlich bedeutende Längenzunahme der Sämlinge. So waren bei dem einen Versuche, bei welchem die Eröffnung nach 43 Stunden erfolgte, alle Sämlinge lebendig, ergaben aber nur eine Wachstumszunahme von nicht über 0,2—0,3 mm: Eine zu gleicher Zeit aufgestellte andere Kultur mit verspäteter Entwickelung wurde erst nach 55 Stunden gemessen, nachdem in ihr sich bereits beträchtliche Krümmungen gezeigt hatten; die Wachstumszunahme betrug hier bis 2 und sogar 3 mm, aber die Sämlinge waren noch lebendig und besassen folglich noch Möglich- keit und Zeit zur Weiterentwickelung. Eine andere verspätete Kultur wurde nach 53 Stunden geöffnet, und zwar gerade im Mo- mente der eintretenden Absterbungserscheinungen; die Sämlinge konnten hier schon nicht mehr weiter wachsen, ihre bisherige Wachs- tumszunahme betrug aber ohnehin im Durchschnitt circa 4 mm. — Wir sind genötigt, solche Kulturen vorläufig als zufällige zu be- zeichnen, weil sie nur als seltene Beispiele unter einer grossen An- zahl normal verlaufender Kulturen beobachtet wurden, und alle unsere Bemühungen, sie nach Wunsch zu schaffen, bis jetzt noch erfolglos waren. Indessen ist die beschriebene Erscheinung einer sehr lange anhaltenden Wachstumsverzögerung und einer ungewöhnlichen Wider- standsfähigkeit der Sämlinge gegen die sauerstofffreie Atmosphäre im höchsten Grade interessant und verdient die ernsteste Erforschung. Vielleicht gelingt es unseren ferneren Untersuchungen, die näheren Gründe dieser Erscheinungen aufzuklären und ein Verfahren kennen _ zu lernen, um das anaörobe Leben der Pflanze konservieren zu können, was vor allem für die Aufstellung einer regelrechten T’heorie des anaöroben Wachstums von Interesse wäre. Zum Schlusse wollen wir bemerken, dass man mit Hilfe von Temperaturerniedrigung (10-—-12° C.) leicht eine Verzögerung des schnellen Wuchses erreichen und auf längere Zeit das Leben der Sämlinge unter den Bedingungen der Anaerobiose erhalten kann, aber diese Erscheinung wird man wohl kaum mit den oben angeführten Eigentümlichkeiten verwechseln können, die sich in einer für alle Lebensfunktionen unserer Objekte höchst günstigen Temperatur darstellten. ‘4. Die Abhängigkeit des anaöroben Wachstums von | der Individualität und dem Charakter der Mutterpflanzen. Bei der Aufstellung: von vergleichenden Kulturen ist diese Frage von kapitaler Bedeutung, weil eine misslungene oder nachlässige Aus- wahl der Objekte widersprechende Resultate zur Folge hat. Diese Frage bietet jedoch zu ihrer Lösung keine geringen Schwierigkeiten dar. Man kann eine beträchtliche Anzahl ganz gleichartiger (nach Aussehen, Alter und Erziehung) Abschnitte auswählen, und dennoch werden sie auch an der Luft höchst ungleichmässig wachsen. Alle Erforscher des Wachstums klagen über diese Schwierigkeit, welche sie nötigt, eine ausserordentlich grosse Anzahl von Parallelversuchen an- zustellen und bei den Endergebnissen zu den Durchschnittsdaten zu greifen. Direkte Versuche, oft ohne jede Vermittelung der "Theorie, lehren indes den Forscher, einen Ausweg aus dieser schwierigen Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d. höh. Pflanzen. 301 Lage zu finden. Bei unseren ersten Versuchen begegneten wir fort- während einer gewissen, allerdings recht unbedeutenden Anzahl von Objekten, welche überhaupt jeglichem anaöroben Wachstum abgeneigt waren, andere Exemplare wuchsen gar nicht oder sehr ungleich- mässig und schwach. Jetzt aber beobachten wir in unseren Kulturen ein ganz entgegengesetztes Bild: Nicht wachsende Exemplare kommen überhaupt nicht mehr vor, und die vorhandenen variieren verhält- nismässig unbedeutend, so dass zur Erhaltung von übereinstimmen- den Durchschnittsresultaten nur eine grosse Anzahl von Muttersäm- lingen und eine sorgfältige Auswahl unter den Abschnitten erforder- lich ist. Mitunter kann man sogar eine geradezu erstaunliche Gleich- mässigkeit des Wachstums bei einer grossen Anzahl von Exemplaren in den Kulturen beobachten. Als Beispiel führen wir hier die folgende Reihe von Wachstumszunahmen an, welche durchaus keine Ausnahme darstellt: a es er 6,5—1,8 mm. Von welchen Grundsätzen soll man sich nun bei der Auswahl des Materials für die anaöroben Versuche leiten lassen? Wir können hier nur einige Stützpunkte hervorheben und die Resultate spezieller Versuche über den Einfluss des Alters der Sämlinge auf ihre Lebensthätigkeit in der sauerstofffreien Atmosphäre mitteilen. Als erste Grundregel gilt bei unsern Kulturen, zu den vergleichen- den Versuchen nur Abschnitte von ganz gleichartigen Wachstums- zonen der Mutterexemplare zu verwenden. Es ist das nicht schwer zu erreichen, indem man die Abschnitte ganz gleich lang schneidet, bei Helianthus annuus zZ. B. von der hufeisenförmigen Krümmung in der Nähe der Kotyledonen an gerechnet. Bei Kolben von 120—150 ccm verbleiben wir bei einer Länge von 47—49 mm, und für Kolben von einer Inhaltsfassung. von S0—100 cem bei einer Länge von 42—45 mm. Hierbei ist zu beachten, dass die Länge der Hypo- kotyl-Abschnitte an und für sich keine grosse Rolle bezüglich der Grösse der zu erhaltenden Wachstumszunahmen spielt. So haben wir die Möglichkeit, zwei Reihen von durchschnittlichen Wachstumszu- nahmen unter einander zu vergleichen, von denen die erstere bei der Kultur von Abschnitten von 47—50 mm und die andere von Ab- schnitten erhalten wurde, welche im ganzen nur 24—34 mm lang waren. Die Mutterexemplare waren annähernd gleichaltrig. 4. Durchschnittliche Wachstumszunahmen von Helvanthus annuus nach 34—38 Stunden. Abschnitte von 47—50 mm Länge: 24—34 mm Länge: 4,5 mm 5,6 mm 2,9 FR) 4 2) 46 „ 45 „ 5,2 FR) 9,9 „ 7,0 ” 4,4 „ 1,3 „ 9,2 ” 302 Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen, Abschnitte von | 47—50 mm Länge: | 24—34 mm Länge: 4,7 mm 1,9 mm 6,2 „ 4,4 e) 3,8 PR) | 2,2 ” 3,2 D 3,9 „ zZ 2 2 ee) 4,4 ” „ „ 4,8 mm | 4,2 mm Die erste Gruppe ergiebt im Durchschnitt eine Wachstumszu- nahme von circa 10°, der allgemeinen Länge, die zweite eine solche von 140/,; der absoluten Grösse nach sind aber alle Wachstumszu- nahmen einander ausserordentlich nahe kommend. Die Ursache einer solchen Charaktererscheinung ist nicht schwer zu finden: Bei Hehan- thus befindet sich nämlich die Zone des grössten Wachstums in un- mittelbarer Nähe der Kotyledonen und beträgt nicht mehr als 3 cm Länge; der der Wurzel naheliegende Teil des Hypokotyls ist im Gegensatze hierzu in der sauerstofffreien Atmosphäre ausserordentlich schwachwüchsig, wovon wir uns wiederholt durch direkte Versuche, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen, überzeugten. Ausser diesem Umstande muss man auch das allgemeine Alter der Mutterexemplare berücksichtigen. Am besten sind für die ana- erobe Entwickelung die jüngsten Sämlinge und die jüngste Zone des Hypokotyls geeignet. Wenn man die Wachstumszunahme in %/o°o der allgemeinen Länge der Sämlinge ausdrücken will, so erhält man augenscheinlich die grössten Zahlen bei den Abschnitten des ge- krümmten dünnen, noch gelblichen Teiles des Sämlings, zwischen Kotyledonen und Hypokotyl. Wenn man also die zur Messung be- sonders gut geeigneten Abschnitte von sehr jungen Exemplaren mit vertikal stehenden Kotyledonen, d. h. noch vor dem Auftreten der Krümmung, nimmt, so kann man oft eine Verlängerung derselben um 2, 3 und sogar 4 Millimeter beobachten, was immer mehr als 20—25°% des Wachstums beträgt. Wachstumszunahmen von 2 und 3 mm kann man gleichfalls an sehr jungen Würzelchen konstatieren, sodass sie in der sauerstofffreien Atmosphäre fast einer doppelten Vergrösserung fähig: sind. Mit dem Alter nimmt die Intensität des Wuchses schnell ab. Wir stellten eine Reihe von Parallelkulturen auf, bei welchen wir in einen und denselben Kolben ganz gleich lange Abschnitte von verschiedenartigen Mutter-Hypokotylen brachten. Um das Unter- einandermischen der ungleichaltrigen Pflanzen zu verhindern, wurden sie durch besondere Zeichen in Form von Ausschnitten auf den halbabgeschnittenen Kotyledonen markiert. Die durchschnittlichen Wachstumszunahmen dieser Kulturen sind in folgender Tabelle zu- sammengefasst, wobei man über das Alter der Mutterexemplare nach den beigegebenen gemeinschaftlichen Längenmassen der Hypokotyle vor dem Versuche urteilen kann : Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 303 5. Durchschnittliche Wachstumszunahme; Heliantihus annuus. Hypokotyl-Abschnitte von Sämlingen Lfde.| Anzahl der Sämlinge in einer Länge von: Nr. in der Kultur. 30—50 mm | 70-90 mm | 120-150 mm junge | mittel alte alte 1 ee | 4,4 | 3,3 2 13+14+13 4,4 4,5 2,7 3 8+8-+3 4,5 3,9 2,4 4 13+13-+13 5,9 1uK) 2,2 6) 23+12+12 | 4,4 2,2 a 6 10+10 | 4,9 — | 1,2 7 8+7 | 5,3 _ R Re ; 5 A| 32 | a Alle diese Ergebnisse müssen noch vervollständigt werden durch Beobachtungen über die Lebensfähigkeit der verschiedenen Zonen des Hypokotyls und über die Widerstandsfähigkeit verschiedenaltriger Sämlinse in der sauerstofffreien Atmosphäre. Bei der Kunst der Erzielung gleichartiger Wachstumszunahmen spielt diese Frage eine grosse Rolle, denn nur bei rechtzeitiger Eröffnung der Kulturen, d. h. vor dem Eintreten des Absterbeprozesses, kann man gutes Material erhalten. Aber gerade hierbei stellen sich die meisten Schwierigkeiten entgegen, weil es bei zu voreiliger Eröffnung un- möglich ist, starke Längenzunahmen zu erhalten; eine Verspätung von 1—2 Stunden aber hat das Verderben der Sämlinge und eine Verkürzung derselben um 2—3 Millimeter zur Folge. Das Absterben tritt gewöhnlich schnell ein, vollzieht sich aber dennoch nicht auf einmal, was die Möglichkeit giebt, die Kulturen zu verfolgen. Zuerst stirbt die Zone des Hypokotyls ab, welche un- mittelbar an die hufeisenförmige Krümmung des jüngsten Teiles des- selben angrenzt; hierauf nimmt dieser letztere eine schwarzbraune Färbung an und stirbt ab, schliesslich verbreitet sich der Absterbe- prozess allmählich nach unten fort und nähert sich dem Wurzelteile des Hypokotyls. Am widerstandsfähigsten erweisen sich die Koty- ledonen und, augenscheinlich, die eben erst anschwellenden Samen von Helianthus mit einem Würzelchen von 2—3 mm. Wenn man verschiedenaltrige Exemplare in Betracht zieht, so beobachtet man hier keine ganz analoge Aufeinanderfolge im Vergleich zu dem vor- stehend beschriebenen Absterbeprozesse. Zuerst sterben die jungen Sämlinge ab, und die alten zeigen sich am widerstandsfähigsten. Aus den Protokollen der ersten fünf Versuche, welche als Ma- terial zu der oben angeführten Tabelle dienten, können wir nach- stehende Aufzählung der abgestorbenen Exemplare unter den Säm- lingen jeder Gruppe angeben: 6. Prozente der toten Exemplare von Helianthus nach 34—36 Stunden anaeroben Lebens: Bezeichnung: | Junge: Mittleren Alters: Alte: Anzahl aller Exem- } : 3 plare in 5 Versuchen: | 69 58 55 Prozente der abge- 2 storbenen Exemplare: | 63,7 | 20,7 9,1 304 Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d. höh. Pflanzen. Diese Beobachtungen kann man noch durch den Hinweis da- rauf ergänzen, dass auf die Grösse der Wachstumszunahme die Dicke der Mutterexemplare der Hypokotyle einen gewissen Einfluss ausübt; dünne Exemplare, wie man sie aus den schwächeren Samen erhält, wachsen in der Regel etwas kräftiger, als stärkere Individuen. Die gleiche Erscheinung kann man auch an der Luft wahrnehmen. Dieser Umstand gestattete uns, etwas weniger anspruchsvoll in Bezug auf die Samen von Zelianthus zu sein; anfänglich liessen wir es uns angelegen sein, nur die vollwichtigsten und kräftigsten Samen zur Anzucht zu verwenden, obgleich die Anzahl derselben in dem gewöhnlichen Einkaufsmaterial ziemlich unbedeutend ist. 5. Das Verhalten zur Temperatur. Die Mehrzahl unserer Kulturen stellten wir bei gewöhnlicher Zimmertemperatur auf, welche wir im Winter sorgfältig auf eirca 19°C unterhielten. Diese Temperatur erwies sich für unsere Ver- suchsobjekte — Hlelianthus annuus und Zea Mays — bei weitem nicht als optimale. Das Optimum ihres anaöroben Wachstums liegt augenscheinlich ungefähr zwischen 25—27° C, wie solches in der Litteratur (Sachs) angegeben wird. Interessiert durch das Auftreten einer Wachstumsverzögerung im Augenblicke der Vertauschung der aöroben mit der anaeroben Atmosphäre, machten wir den Versuch, die anaörobe Entwickelung durch Temperaturerhöhung der umgebenden Atmosphäre zu be- schleunigen. Zuerst wurde ein Versuch bei 33 —34°C angestellt; diese Tem- peratur liegt dem Optimum sehr nahe und ist jedenfalls für das Wachstum an der Luft nicht weniger günstig, als eine Zimmertem- peratur von 16—18°C. Wie verhält sich nun zu ihr das anadrobe Wachstum? Die Resultate der im Tihermostate bei 33—34° C befindlichen Kulturen erwiesen sich als sehr traurige. An Zea Mays konnten wir auch nicht eine Spur von Wachstum konstatieren, und schon im Verlaufe der ersten 15 Stunden starb er ab. Das Hypokotyl von Helianthus erwies sich als widerstandsfähiger, das durchschnittliche Wachstum erreichte hier 1,2; 2,4, 1,4 mm etc., aber die Pflanzen starben trotzdem schnell und noch vor Ablauf eines vollen Kultur- tages ab, in einem Falle sogar schon nach 13—14 Stunden. Über- haupt zeioten sich bei der Ausführung derartiger Kulturen gewisse Schwierigkeiten. Es erwies sich, dass mit den Sämlingen keine Reinkulturen zu erzielen waren, und dass eine Temperaturerhöhung im höchsten Grade eine Bakterienentwickelung im Substrate be- günstigte; es mischte sich also bei den Versuchen ein sehr unan- genehmer Nebenfaktor ein, welcher imstande war, alle Resultate zu maskieren. Bei der gewöhnlichen Laboratoriumstemperatur war die Bakterienentwickelung im Laufe der ersten zwei Tage in der Regel eine sehr schwache, sodass wir fast niemals Gelegenheit hatten, übelriechenden Kulturen zu begegnen. Wir gingen hierauf zur Untersuchung des Einflusses der opti- malen Temperatur von 26—27°C über. Die Bakterien wirkten hier weniger nachteilig auf die Resultate, entwickelten sich aber dennoch Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 305 ziemlich energisch, besonders in Zuckerlösungen. Man kann daher auch diese Versuche noch nicht als endgültige betrachten. Vielleicht gelingt es uns in Zukunft, einige zur Kontrolle dienende Reinkulturen mit erwachsenen Sämlingen anzustellen, einstweilen teilen wir eine vergleichende Tabelle von Durchschnittszuwachsen mit, die aus einer ganzen Reihe von ausführlichen Versuchen zusammen- _ gestellt ist und welche immerhin gestattet, einige Schlussfolgerungen zu ziehen; bei der Mehrzahl dieser Kulturen wurden Zea und Hehan- thus gemeinschaftlich kultiviert. 7. Durchschnittliches Wachstum in mm bei 26—27° C. N Zeitd Zea Mays Helianthus annuus. 1% eitdauer e 2 des Ver- in Durchschnitt]. Durchsebnittl. Suches- Stunden) Wachstums- |Zustand:|| Wachstums- | Zustand: = 3 zunahme: zunahme: | Versuche in Wasser: en 24 02 lebend || ii lebend 2 | 3 0,3 | y 3,3 5 f > 2 = 0 2 5 21 0,0 tot I) tot 6 19 0,5 lebend 92,0 lebend 7 16 1,7 | halbtot 1,4 sr 3 16 0,1 lebend LET, hr e) 15 | 0,0 tot or 8 10 14 | 0,3 lebend 0,4 E 11 13 | 0,7 e Da 5 12 a 02 n 2,8 Basar Versuche in 1°, Glykose: 3 24 | ja | lebend 2,1 lebend 14 23 | 1,5 | „ 3,9 h, 16 > E = 2 i 7 21 0,0 tot 0,0 tot 18 19 0,7 lebend 2,5 lebend 19 16 1,6 tot 19 tot 20 16 0,5 lebend il lebend 2 15 0,2 5 12 halbtot 2 2 | a m 0,9 lebend | | ; ; 2,2 | 5 Bahn 12 | 02 | N 04 KM: Zur Erklärung dieser Tabelle fügen wir noch hinzu, dass, un- geachtet der kurzen Kulturperiode, kaum ein zu vorzeitiges Öffnen hierbei angenommen werden kann, wodurch das schwache Wachs- tum bewirkt worden wäre. Im Gegenteile, einige Versuche waren eher zu lange ausgedehnt. Wir haben aber oben gesehen, dass bei 19°C sogar an abgestorbenen Sämlingen fortwährend eine Wachs- tumszunahme von 5 und mehr mm konstatiert werden konnte. Was sehen wir nun bei der sogenannten Optimal- Temperatur? Zea ver- weigert fast jegliches Wachstum, sowohl im Wasser, als auch in Glykoselösung. Helianthus ist etwas widerstandsfähiger, was wir 306 Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d, höh, Pflanzen. auch oben bei 33—34° C. gesehen haben. Aber auch bei diesem Objekte zeichnet sich das Wachstum bei weitem nicht durch seine Beträchtlichkeit aus. Dazu kommt noch die ausserordentlich ver- kürzte Lebensthätigkeit; ein Teil der Kulturen stirbt bereits im Laufe der ersten Tage ab. Wir glauben nicht, dass diese charakteristische Erscheinung einzig und allein durch die Einwirkung der Bakterien zu erklären ist, welche schädliche Stoffwechselprodukte im Substrate hervorbringen Wir haben mehrfach Gelegenheit gehabt, Versuche mit starkgären- den Lösungen von Glykose, Pepton oder Asparagin bei 13—200 C. aufzustellen, und dennoch zeigten sich in diesen Kulturen sehr be- trächtliche Wachstumszunahmen an unseren Pflanzen. Augenscheinlich besitzt das ana&robe Wachstum sein besonderes Temperatur-Optimum, welches von demjenigen der normal-verlaufen- den Entwickelung an der Luft abweicht. Man kann allerdings hier wohl kaum von einer unmittelbar un- günstigen Einwirkung erhöhter Temperatur sprechen. Die Ursache liegt wahrscheinlich in der Anhäufung von Stoffwechselprodukten oder in einer andern Richtung der chemischen Prozesse im Plasma; un- zweifelhaft aber wird eine derartige schädliche Einwirkung auch an der Luft beobachtet bei einer Temperatur, welche sich dem Maxi- mum nähert. Jedenfalls ist die Lehre vom Optimum eine bedingte und streng an bestimmte Entwickelungsphasen und bestimmte Be- dingungen der äusseren Atmosphäre gebunden. Eine Bestätigung unserer Ansichten kann man auch in der Thatsache der Verkürzung der Lebensthätigkeit bei erhöhter Temperatur erblicken, was be- sonders scharf aus den obenangeführten Versuchen ersichtlich ist. Bis jetzt haben wir stets nur die Resultate zweier Kulturserien von verschiedener Zeitdauer miteinander verglichen. Dies hat seine Berechtigung, wenn man danach strebt, möglichst grosse absolute Wachstumszunahmen in der sauerstofffreien Atmosphäre zu erzielen und allein zu diesem Zwecke die günstigsten Temperaturen zu suchen. Also, eine Temperatur von 26—270 C. ist als keine günstige zu bezeichnen zur Ausführung von Wachstumsversuchen mit Heli- anthus und Zea in der sauerstofifreien Atmosphäre, wenn man die Absicht hat, möglichst erhebliche Grössen des absoluten Wachstums zu erhalten. Mit diesen oben angeführten Ergebnissen ist es jedoch noch nicht möglich, eine auch nur einigermassen befriedigende Lösung der Frage über das Verhalten des anaöroben Wachstums zu den so- genannten Optimal-Temperaturen zu erreichen. Dies kann man nur durch eine Reihe von Parallel-Versuchen erzielen, welche mit der grösstmöglichsten Sorgfältigkeit und Gleichheit ihrer Zeitdauer an- gestellt werden müssen. Es ist dies von ganz besonderer Wichtig- keit für die Lösung derjenigen Hauptfrage über die Ursachen der Wachstumsstockung in den ersten Stunden des anaeroben Lebens, welche durch unsere vorangegangenen Beobachtungen zur Diskussion gestellt wurde. Wenn man die durchschnittlichen Wachstumszunahmen bei Zeli- anthus bei 26—27° Ö. mit denjenigen vergleicht, welche wir in den so- genannten kurzfristigen Kulturen (vergl. Tab. 2) erzielten, so ist schon aus dieser Zusammenstellung ersichtlich, dass man mit Hilfe Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 307 der Temperaturerhöhung der Atmosphäre die anaörobe Entwickelung beschleunigen und die Periode völligen Wachstumsstillstandes beim Ubergang von den aöroben zu den anaöroben Bedingungen beträcht- lich abkürzen kann. Zu demselben Ergebnisse führen auch die speziell angestellten Versuche. Aus den vorangegangenen Auseinandersetzungen ist bekannt, dass die älteren Sämlinge in der sauerstofifreien Athmosphäre wider- standsfähiger sind, als die jüngeren. Dieser Umstand veranlasste uns, eine Serie von Parallel-Kulturen in verschiedenen Temperaturen mit Abschnitten von Sämlingen zu machen, welche bereits bis auf 80—120 mm herangewachsen waren. Die Resultate dieser Versuche führen wir in folgender Tabelle auf: 8. Durchschnittliche Wachstumszunahmen von Hebhanthus in mm. — Abschnitte von Sämlingen von S0—120 mm, 1°%% Glykose. Nr. der | Zeitdauer Wachstumszunahme | Anzahl der Parallel- in | bei C: Sämlinge Kultur: | Stunden: | 16-18 | 6-27 in jeden Kolben: 12 09 rer 1, 1 — — | 0,7 1,2 15 2 19 In 1,4 17 3 24 12 2,0 10 w_ — 1,5 2,1 6 4 | 29 1,7 0,8 19 5 | 36 22 — 19 | lebendige |, oe | | Wie nicht anders zu erwarten, waren die Wachstumszunahmen hier unbedeutend, interessant ist es aber, dass sie bei 26—27° C. eine Länge von 2 mm im Verlaufe von 24 Stunden erreichten, während bei 17° C. hierzu eine Zeitdauer von nicht weniger als 36 Stunden erforderlich war. Wenn man die Versuche mit jungen Sämlingen macht, so ge- lingt es, sogar schon im Verlaufe von 12 Stunden bei 26° C©. sehr beträchtliche Wachstumszunahmen zu erhalten; als Beispiel wollen wir nachstehend einen Versuch ausführlich anführen: VO. Helianthus annuus; 1-prozentige Glykose; 26° C im Thermostate. Wachstumszunahmen in mm nach 12 Stunden Kultur: Vor Nach Wachstums- 2 nd: men dem Versuche: | dem Versuche: zunahme: Ad 1 31,4 38,7 03 lebend 2 31,3 37,8 6,5 a 3 31,3 7,7 6,4 5 4 32 | 35,2 4,0 # 5 | 31,2 | Sal 38 g 6 | 31,1 34,7 3,6 „ 7 30,9 | 34,5 3,6 ., 8 | 30,3 | 34,3 3,5 ;; 9 | 30,8 34,2 3,4 „ 10 30,8 34,2 3,4 Fr 11 30,7 34,1 3,4 r Durchschnittlicher Wuchs: = 4,4 mm 308 Nabokich, Zur. Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen- Um mit dieser Frage abzuschliessen, führen wir nachstehend noch einige Durchschnittsergebnisse aus den Parallel - Kulturen in ver- schiedenen Temperaturen an, sowohl für Helianthus, als auch für Zea: 9. Durchschnittliche Wachstumszunahmen in mm bei verschiedenen Temperaturen der Atmosphäre: Pflanzen und Temperaturen der Versuche: Zustand Zeitdauer | dr der Kultur in u len 25-260 0 | 18-900 | 2-15 C Sämlinge. 5 ; —_ | 2,2 | _ | alle lebend Helianthus: | 3,9 | 2,6 | A 2 nach 26 Stunden | | 33 | 2,9 | RT, | E a „ Zur | 4,9 FE „ „ 9 „ | Ten DIE 5,6 „ Zea Mays: | nach 16 Stunden 1,8 | 0,9 | — a De FD) 3,0 | 2,8 | en | | ” 1 Es ist also die Annahme wirklich berechtigt, dass es mit Hilfe von Temperaturerhöhung gelingt, den Verlauf des ana£robiosen Wachstums zu beschleunigen. Aus dieser Thatsache geht deutlich hervor, dass die Wachstumsstockung bei der Umwechselung der a&roben Atmosphäre zur anaöroben nicht in unmittelbarem Zusammen- hange steht mit der schädlichen Einwirkung des Wechsels der Be- dingungen als solche, sondern wahrscheinlich in dem Stoffwechsel wurzelt, welcher bei den Sämlingen in der sauerstofffreien Atmosphäre a und welcher die für das Wachstum unentbehrliche Energie iefert. Wir haben bis jetzt ausschliesslich die konstanten Temperaturen im Laboratorium oder im Thermostate im Auge gehabt, aber un- zweifelhaft spielen auch die Temperaturwechsel eine gewisse Rolle bei den Wachstumserscheinungen, wenn auch die Rolle der Temperatur- schwankungen vorläufig als noch nicht endgültig aufgeklärt betrachtet werden muss (Sachs, Pedersen, Koeppen, Haberlandt, Detmer u a.). Diese Frage erschien uns jedoch als eine höchst wesentliche, vor allem in methodologischer Beziehung. Wie bekannt, besteht eines der Mittel zur Entfernung des Sauer- stoffs bei uns im Kochen des Substrates mit den Pflanzen im Vaku- um. Um ein Überhitzen der Flüssigkeit zu vermeiden, welches vom Augenblick der Entfernung der aufgelösten Gase an bemerkbar wird, wenden wir ein häufiges Abkühlen des Kolbens in Wasser mit Eisstücken oder Schnee an; daher erfordert der Prozess der Sauer- stoffentfernung ein fortwährend wechselndes Überführen des Kolbens aus den Dämpfen des kochenden Wassers in eiskaltes Wasser und umgekehrt, wobei der Verschluss der Ableitungsröhre (zur Luftpumpe) nur im Moment der grössten Energie des kochenden Substrates ge- öffnet wird. Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d,. höh. Pflanzen. 309 Bei Beobachtung der nötigen Vorsicht ist es leicht, jegliche auch nur einigermassen in Betracht kommende Überhitzung zu ver- meiden; jedenfalls stieg bei der ganz ausserordentlich grossen Mehr- zahl unserer Versuche die Temperatur des Substrates, selbst auf die allerkürzeste Zeit, kaum bis 35° C., am häufigsten schwankte sie zweifelsohne innerhalb der Grenzen von 10—30°, da wir die Ab- kühlung absichtlich längere Zeit ausdehnten, als das Kochen. Beeinflusst nun eine derartige T'emperaturschwankung die weitere Entwicklung der Pflanzen? Man kann schon a priori bezweifeln, dass diese Schwankungen im Verlaufe weniger Minuten auf das Schicksal der Keimlinge Einfluss haben könnten. Die Frage verlangt aber experimentelle Erforschung. Diese letztere wurde unter Mitwirkung und Unterstützung mehrerer Herren ausgeführt, wobei der Einfluss verschiedener Temperaturwechsel nicht nur auf die Sämlinge von Helianthus und Zea, sondern auch auf keimende Samen von secale, Triticum, Hordeum und Pisum untersucht wurde. Im letzteren Falle wurde die Einwirkung einer 10—15 Minuten dauernden Er- wärmung bis zu verschiedenen Temperaturen in den Ganzen von 30—120° C. ausprobiert. In Bezug auf das uns hier besonders interessierende Objekt — Hehanthus — wurde die Wirkung von Wasser untersucht, welches bis auf 34°, 38°, 45°, 48° und 529 C. erwärmt oder bis auf 0° C. abgekühlt wurde. Die Dauer der Ein- wirkung: überschritt nicht 5—10 Minuten, was völlig der möglichen . Einwirkung unter unseren Versuchs-Bedingungen entspricht. Die Resultate unserer zahlreichen Versuche zeigen ziemlich über- einstimmend, dass eine schädliche Wirkung auf alle Wachstums- prozesse erst bei einer Temperatur von mehr als 40° C. eintritt, wo- bei dadurch, ungeachtet der kurzen Einwirkungsdauer, der Wuchs oder die Keimung auf sehr lange Zeit unterbrochen werden kann. Das Material dieser Untersuchungen wird in einer besonderen Arbeit veröffentlicht werden, hier teilen wir nur eine Tabelle von Durchschnittsergebnissen für Zelianthus mit, welcher von uns per- sönlich sowohl in aöroben, als auch anaöroben Kulturen untersucht wurde: 10. Durchschnittliche Wachstumszunahmen von Helianthus annuus bei veränderlichen Temperaturen. 5 Minuten lange Einwirkung des Wassers von 0 0 30 20 Charakter 199 ©. 3300. 480 C. 520.C, der Durch- Durch- Durch- Durch- Anzahl schnitt- Anzahl a Anzahl gehalt, Anzahl BERHNT ENERS e iche che ‚ Atmosphäre: der |Wachs-] der |Wachs-5 der |Wachs-] der |Wachs- Ver- | tums- | Ver- | tums- | Ver- | tums- | Ver- | tums- ZU- ZU- ZU- ZU- snels nahme suis nahme Sure nahme Bun nahme anaörobe = | 1212455 10 4,9 6 19 — — 1%, Glykose | Me | Wasser oder | | 6,5 4 1,7 4 | 0,5 1°), Glykose an der Luft 310 Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d, höh, Pflanzen. Diese Tabelle zeigt ziemlich deutlich, dass eine Temperaturer- höhung bis zu 40° C. auf das Wachstum keine irgendwie bemerk- bare Wirkung ausübt. Jede weitere, wenn auch nur ganz kurze Zeit andauernde Temperaturerhöhung zeigt jedoch schon einen scharfen Einfluss auf die Entwickelung für die ganze folgende Zeit. Also, bei Versuchen mit Kochen im Vakuum darf eine gewisse Vorsicht nicht ausser acht gelassen werden, umsomehr, als das sehr erklärliche Bestreben, eine möglichst vollständige Entfernung des Sauerstoffes zu erzielen, leicht zu einer Verstärkung des Koch- prozesses und zu einer längern Zeitdauer desselben verleitet. Wir haben uns aber davon überzeugt, dass das Aufleuchten des Phos- phors sogar schon durch ein sehr schwaches Kochen verhindert werden kann, was auch nicht weiter verwunderlich ist, in Anbetracht der bedeutenden Dampfspannung bei 20—300 ©. Wir können hierbei zur Vermeidung des Überhitzens anem- pfehlen, besondere Aufmerksamkeit nicht nur auf ein gutes Ar- beiten der Pumpe, sowie auf ein sorgfältiges Abkühlen des Kolbens, sondern auch auf den Gebrauch eines möglichst weiten Kapillars der Ableitungsröhre zu verwenden. Der Verschluss des Kapillars durch Wassertropfen hat stets: eine beträchtliche 'Temperaturerhöhung des kochenden Substrates zur Folge. 6. Die Bedeutung des Zuckers in den Wachstums- prozessen. Für diese Frage haben wir uns am allermeisten interessiert, weil wir aus den Resultaten der entsprechenden Versuche eine Vor- stellung über die Energiequelle des ana&öroben Wachstums zu er- halten hofften. Ausserdem wiesen auch noch .einige andere Er- wägungen auf die Wichtigkeit der gegebenen Frage bei der Be- sründung der Lehre von der anaöroben Entwickelung der höheren Pflanzen hin. Die Kontrollversuche der Kulturen unserer Abschnitte an der Luft in den Zuckerlösungen verschiedener Konzentrationen zeigten nämlich, dass nicht nur starke, sondern auch ganz schwache (1— 2°) Lösungen fähig waren, den aöroben Wuchs von Helianthus und Zea aufzuhalten. Junge Sämlinge, die noch reich an Vorräten von Kohiehydraten sind, haben natürlich noch kein besonderes Be- dürfnis nach neuer Zufuhr derselben, dabei besitzen Lösungen vo Rohr- oder Traubenzucker keine geringe osmotische Energie, welche imstande ist, die Streckungsprozesse der Objekte aufzuhalten und ihr Wachstum zu verzögern. Von der Uberführung in die sauerstofffreie Atmosphäre an steigert sich jedoch das Bedürfnis an Kohlehydraten beträchtlich ; man kann das annehmen auf Grund der Ergebnisse der Unter- suchungen über den verdoppelten Materialverlust in der sauerstoff- freien Atmosphäre (Palladin.) Wie ist nun das Verhalten unserer Pflanzen zu den schwachen Zuckerlösungen unter diesen besonderen Existenzbedingungen? Wenn es gelingen würde, darzulegen, dass der ana@robe Wuchs in den Zuckerlösungen energischer vor sich geht, als bei sonst ganz gleichen Bedingungen im Wasser, so würde dadurch nicht nur die Hypothese über die Energiequelle des anaöroben Wachstums — durch Alkohol- Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d. höh. Pflanzen. 311 gärung des Zuckers — bestätigt, sondern es wäre damit auch die willkürliche Erklärung unserer Wachstumszunahmen durch Turgor- schwankungen in den Geweben der Pflanzen umgestossen. Daraus ist verständlich, warum wir bei der Untersuchung der Wirkung des Zuckers nicht die Methode von Parallel-Kulturen in isotonischen Lösungen anwendeten und für die Versuche nur Säm- linge auswählten, welche man nicht im entferntesten als hungrige bezeichnen konnte. Mit hungrigem Material kann man in Zucker allerdings bedeutend grössere Wachstumszunahmen erzielen, als in der entsprechenden isotonischen Lösung von Kochsalz oder Salpeter, aber die Resultate derartiger Versuche würden uns keine irgendwie lehrreichen Schlussfolgerungen gestatten, umsoweniger, als man die Unterschiede zwischen den Wachstumszunahmen auch noch durch die spezifische Wirkung des neutralen Salzes erklären könnte. Es drohte uns aber noch eine andere Gefahr: Einander widersprechende Re- sultate, — was bei unserer Anstellungsweise des Versuches und der verhältnismässig schwachen Wirkung der zu untersuchenden osmo- tischen Kraft durchaus erklärlich erschien. Es zeigte sich aber, dass wir diese Gefahr überschätzt hatten. Augenscheinlich ist die Rolle des Zuckers in den Prozessen des anaöroben Wachstums eine so bedeutende, dass selbst, ungeachtet der selbständigen Vorräte von Kohlehydraten in den Sämlingen, und der ungünstigen Wirkung der osmotischen Eigenschaften der Lösung, man dennoch in der sauerstofffreien Atmosphäre in den meisten Fällen ein besseres Wachstum im Zucker beobachten kann, als im Wasser. An der Luft aber tritt die Erscheinung in gerade entgegengesetzter Rich- tung auf. Wir wollen diese höchst interessanten Beziehungen durch die entsprechenden Angaben veranschaulichen: 11. Wachstumszunahmen in Wasser und Zucker an der Luft: Hypokotyle von Helianthus annuus. | | | Me 3 | Zeitdauer | Temperatur Durchschnittliche en a SE in des Ver- | ‚Wachstumszunahme Wachstums- | Differenz = zZ nd end in 1 prozentiger zunahme in Eu uden \ suchesin een, Zuckerlösung | Wasser i| 72 = 150.0. 8,3 | 13,4 — 5] 2 12 150 ©. 10,7 11,5 —0,8 >| 39 190 C. 14,4 19,4 — 5,0 4 36 190 C. 10,5 1 — 0,7 5) 35 nr IR: 8,4 10,1 — 1,7 6; 13 260 C. 9,0 SE — 0,7 7 13 12,260.@: 6,3 | I — 3,4 8 | 13 209022 6,3 | 7,4 — Il 9 | 13 260 C. | 4,6 | 74 238 | Hypokotyle von Zea Mays: u, Ba AR 14,2 1 a — 0,8 En le Rue | 13,0 12150 — 2,0 Dr 210.0. | 4,0 | 7,8 — 3,8 13 12 ae \ 4,6 8,3 — 4,6 312 Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. Die Wachstumsstockung in Zuckerlösung an der Luft äussert sich noch schärfer, wenn man Kohlehydratlösung in 2—3 Prozent Konzentration anwendet, jedoch wird durch eine derartige Lösung: auch das ana6robe Wachstum abgeschwächt. Bleiben wir bei diesem letzteren stehen. Die erste Probeserie von Zelianthus- und Zea-Kulturen in ein- prozentiger Zuckerlösung und in Wasser zeigte sofort den Vorzug des ersteren Substrates; aber diese Versuche wurden zu verschiedenen Zeiten angestellt und erforderten eine Kontrollierung, daher lassen wir sie ganz ausser acht. Die Resultate einer ganzen Serie von Spezial-Versuchen teilen wir aber jetzt in nachfolgender Ver- gleichstabelle mit: 12. Durchschnittliche Wachstumszunahmen in Wasser und Zucker, ohne Luft. Zea Mays!) Helvanthus annuus!) 1 prozentige | l prozentige ö = 5 Differenz 5 =) Differenz $ = \Glykose oder! 2 einen Glykoseoder a en < = elnmznleen- > | des Zuckers Is Auzmeleen- E | des Zuckers | lösung: | lösung | DE) 2,2 13 + 0,9 3,7 | 1,8 —+1,9 11, 2. | 1,5 0.5 +10 3,8 1.1.9 + 1,9 2. 3.1 09 0,7 102 2,3 | 3,0 on 3 4. | 2,1 2,8 — 0,7 3,5 17.249 + 0,6 4. 5.1 1,4 0,6 + 0,8 2,1 ı 1,7 +1,0 D 6.1 '14 —ı\ = 4,6 122 + 2,4 6. T.| 2,8 0,7 | +21 4,1 | 3,5 + 0,6 Le 8 | 0,6 0,4 0,2 2,2 | 2,0 +02 8 | 2,4 1,6 + 0,8 6,8 | 3,9 +2,83 9. 10. | 12 0,6 +0,6 41 | 0.8 + 53,6 10. 11. | 0,5 0,2 + 0,3 2,8 | 0,8 +1,17 ul 12. | 0,3 0,9 —0,6 an | 2,2 —11 12, 13. | 0,6 0,4 +02 2,1 ı 15 +06 13. 14. | 0,8 0,6 + 0,2 2,2 1359) +03 14. 0,3 | 0,2 +01 15. x 1,0 aba —0,1 16. !) Bei den Versuchen Nr. 1—14 1.8 12 +06 IE wurden Zea und Helianthus gemein- 14 | 12 +02 18. schaftlich kultiviert. 33 97 = 0,6 19. Bei allen Versuchen dienten als Material Sämlinge mittleren Alters von einer Länge von circa 70—100 mm. Im letzter Zeit entschlossen wir uns, derartige Versuche nochmals zu wiederholen und wählten für die Kulturen noch jüngere Sämlinge aus, wodurch sich viele der vorangegangenen Versuche nicht besonders auszeichneten. Die Anzahl der neuen Kulturen ist keine bedeutende, aber sie be- stätigen vollkommen die früher gemachten Erfahrungen. Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d.höh. Pflanzen. 313 13. Durchschnittliche ana&örobe Wachstumszunahmen in Wasser und Glykose: Hypokotyle von Hebanthus annuus'). N | | Lfde Dauer des | Anzahl der | einprozen- | Differenz Nr “ | Versuchesin |Sämlinge in |tige Glykose- Wasser | zu Gunsten Stunden |jeder Kultur lösung des Zuckers sl. 37 15 1,7” mm 1,1mm —+0,6 2. 37 14 3,0 1,4 +21 5% 36 13 4,2 1,5 + 2,7 4. 36 14 4,8 1.3 +3, D. 35 14 6,0 6,2 — 02 6. 36 13 5,7 9,1 +36 Wenn man die Tabellen 11, 12 und 13 mit einander vergleicht, so springt der auffallende Unterschied zwischen den aöroben und den anaöroben Kulturen in ihrem Verhalten zu einem und demselben Substrate scharf in die Augen. Alles dies zwingt. uns, dem Zucker eine ganz bestimmte und höchst wichtige Rolle in der Realisation des anaöroben Wachstums- prozesses zuzugestehen. Eine gewisse Bestätigung der Schlussfolgerung kann man auch aus dem Verhalten der Sämlinge zu höheren Konzentrationsgraden von Zuckerlösungen ersehen. Wir teilen hier die Wachstumszunahmen eines Versuches mit, der aus einer Reihe von Parallelkulturen , besteht: VII. Hypokotyle von Aelianthus annuus nach 30 Stunden. Längenzunahme oder Verkürzung in mm. lprozentige | 3prozentige | 4prozentige | 5prozentige | 6 prozentige Pflänze Glykose Glykose Glykose Glykose Glykose in der sauerstofffreien Atmosphäre in der Luft de + 3,5 +21 +1,0 —0,4 +0,3 2. +33 +11 +08 —0,9 +0,35 3. +33 —11 + 0,8 —0.8 +02 4. +52 +11 — 0,4 —1,0 + 0,3 5. + 3,0 +13 — 0,5 — 1,1 — 0,4 6. +29 +1, — 0,7 — 1,8 + 0,0 2. + 2,8 +15 — 0,7 —1,8 + 0,0 8. +2,7 +11 — 0,7 — 2,6 —+0,0 2. +22 + 0,8 —13 — 5,0 — 0,7 10. +23 — 0,3 —1,3 — 2,6 — 0,6 11. - 1,7 _ — — — 0,1 12. +13 — = — — 1,8 1) Bei Versuch Nr. 1 wurden alte, bei allen andern junge Sämlinge ver- wendet. Beihefte Bot. Centralblatt. Bd. XIII. 1902. 22 314 Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d. höh. Pflanzen. Wir sehen hier, dass sogar bei einer 3—4 prozentigen Glykose- lösung ein gewisses, unbedeutendes Längenwachstum der Sämlinge möglich ist, andererseits kann man das aörobe Wachstum, so stark es auch sein mag, schon durch eine 5—6 prozentige Lösung zum Stillstand bringen. Bei einem der Versuche beobachteten wir nach 24 Stunden ein völliges Aufhören des Wachstums an der Luft bei 4 prozentiger Glykoselösung, während in derselben Lösung ganz gleichartige Sämlinge in der sauerstofffreien Atmosphäre noch ein gewisses, allerdings sehr schwaches Wachstum zeigten. Wir wollen hier nicht unerwähnt lassen, dass die Plasmoly- sierung und Verkürzung fast ausschliesslich am unteren Teile des Hypokotyls auftritt. Seine Spitze bleibt, sogar in den allerstärksten Konzentrationen, in der sauerstofffreien Atmosphäre vollständig elastisch. Eben diese Zone des Hypokotyls ist der Sitz des Wachs- tums, weshalb man die Versuche mit verschiedenen Zuckerkonzen- trationen mit sehr kurzen Abschnitten machen muss. 7. Über die Ursachen des Todes der Sämlinge in der sauerstofffreien Atmosphäre. Dem aufmerksamen Beobachter des ana&roben Wachstums fällt unwillkürlich die eigenartige Abhängigkeit zwischen den Weachs- tumserscheinungen einerseits und der Empfindlichkeit der Pflanzen gegenüber der sauerstofffreien Atmosphäre andererseits in die Augen. Diese Beziehungen gestalten sich hier nämlich in der Weise, dass die Objekte, welche am meisten zur anaöroben Entwickelung fälıig sind, sich zu gleicher Zeit auch als die am allerwenigsten widerstands- fähigen erweisen und, die Gegenteile, die schwachwüchsigen Exem- "plare derselben Spezies, desselben Alters ete., sich als viel lebens- fähiger zeigen. Diese auf den ersten Blick sonderbare Wechsel- beziehung lässt sich beinahe in jeder Kultur beobachten, welche bis zu dem Auftreten der ersten Symptome des Absterbens unterhalten wird. Die am meisten in die Länge gewachsenen Sämlinge erweisen sich m der Regel auch als die am meisten hinfällisen. Bei der Er- örterung der Frage über die Rolle des Alters der Sämlinge haben wir bereits auf eine derartige Abhängigkeit hingewiesen; so kon- statierten wir, dass am schnellsten die starkwüchsigen jungen Säm- linge oder die jüngsten Zonen jedes Keimlings absterben. Aber auch genau dieselbe Erscheinung beobachtet man bei jedem Wechsel der äusseren Bedingungen; wir bemerkten bereits, dass eine das Wachstum beschleunigende Temperaturerhöhung eine beträchtliche Verkürzung der anaöroben Lebensperiode nach sich zieht, und wollen hier noch hinzufügen, dass eine ebensolche un- sünstige Einwirkung auf die Lebenstähiskeit in der sauerstofffreien Atmosphäre auch durch die Hinzufügung von Glykose, — welche andererseits wieder das Wachstum ausserordentlich begünstigt, — zum Substrate hervorgerufen wird. Alle diese Erscheinungen lassen sich ohne besondere Schwierig- keiten von dem Standpunkte aus erklären, dass der den Sämlingen die Energie zur Entwickelung liefernde anaerobe Prozess zugleich auch als die Ursache des Absterbens der Sämlinge in der sauerstoff- freien Atmosphäre auftritt. Wenn man zugiebt, dass die intra- molekulare Atmung als Kraftquelle für das anaörobe Wachstum Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d. höh. Pflanzen. 315 dient, so ist in der That auch die Todesursache der Objekte höchst begreiflich. Je intensiver der Atmungsprozess verläuft, je mehr also von der für das Wachstum unentbehrlichen Energie frei wird, desto mehr häufen sich auch die Wechselprodukte an, welche man als im höchsten Grade giftig anerkennen muss (Kohlensäure, Alkohole etc.) Diese angeführte Auffassung von den Todesursachen der Pflanzen in der sauerstofffreien Atmosphäre erschien, wie man zugestehen muss, in allen unseren Arbeiten als diejenige fundamentale Hypothese, welche die Forschung von ihren allerersten Schritten an beeinflusste. Wie wir gesehen haben, wurde unsere Voraussetzung Schritt für Schritt von einer ganzen Reihe von Thatsachen und Beobachtungen bestätigt, aber wenn wir uns dieser Frage ernstlich zuwenden, so muss zugegreben werden, dass in einer solchen Lösung des Problems noch sehr viel Unausgesprochenes und Hypothetisches liegt, was Kontroll-Versuche und Spezial-Untersuchungen erfordert. Es unter- liest keinem Zweifel, dass wir es hier mit einer Frage von grösster Wichtigkeit und noch dazu mit einer sehr komplizierten Frage zu thun haben, umsomehr, als der Prozess der intramolekularen Atmung an sich selbst noch schwach und unvollständig erforscht ist. Es genügt, hier daran zu erinnern, dass der Streit über das Wesen der intramolekularen Atmung bis jetzt noch nicht als abgeschlossen zu betrachten ist. Alles dies veranlasst uns natürlich, eine Reihe besonderer Ver- suche aufzustellen, mit Hilfe deren wir genauere und nähere Hin- weise über die Todesursachen unserer Objekte in der sauerstofffreien Atmosphäre zu erlangen hofften. Bei diesen Versuchen wollen wir jetzt verweilen, obgleich dieselben noch nicht abgeschlossen und teil- weise vielleicht noch unvollkommen sind. Bei der Anstellung des Experimentes, das uns gestatten soll, der unmittelbaren Lösung des Problems näher zu treten, zogen wir den Umstand in Berück- sichtigung, dass das am meisten erforschte und schädlichste Produkt der intramolekularen Atmung — der Alkohol — die Fähigkeit be- sitzt, aus den Geweben in die umgebende Atmosphäre zu diffun- dieren und ausserdem imstande ist, aus dieser letzteren sehr leicht zu verflüchtigen. Diese Eigenschaften des Alkohols erlaubten uns, solche Sämlings - Kulturen anzustellen, aus welchen der Alkohol durch Kochen im Vakuum periodisch entfernt werden konnte. Das Experi- ment würde weit vollkommener gelungen sein, wenn die ganze Kulturperiode im ununterbrochen kochenden Substrate bei einer Temperatur von 25—27°C. hätte vorgenommen werden können. Einen solchen Versuch konnten wir aber nicht ausführen, und so beschränkten wir uns auf wiederholtes Kochen des Substrates mit den Sämlingen innerhalb gewisser Zeitintervalle.. Wenn Idee und Charakter des Versuches in dieser letzteren Form auch nicht kompli- ziert erscheinen, so ergaben sich in der Praxis dennoch bedeutende Schwierigkeiten. Zunächst konnten wir lange Zeit keine wirklich einwandsfreien Hähne auftreiben, welche trotz des vollkommenen Vakuums absolut keine Luft durchliessen. Die Sache ist die, dass die Schmier- oder Reibeflächen der Hähne durch jede Kochung sehr angegriffen wurden, was den allerbesten Hahn unverwendbar machte. Es gelang, die Schwierigkeiten dadurch zu beseitigen, dass das Öffnen und Schliessen des Hahnes des Ableitungsrohres auf ein 99% 316 Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d. höh. Pflanzen. Minimum eingeschränkt wurde, zu welchem Zwecke im Moment der Abkühlung während des Kochens ein Kautschukschlauch mit Quetsch- hahn als Ableitungsrohr fungierte. Nach dem Kochen diente er auch noch als Verschluss, weil das ganze Rohr bis zum Glashahne mit Wasser angefüllt war und durch den Quetschhahn verschlossen wurde. Eine andere Schwierigkeit bestand darin, dass es manchmal nicht gelingen wollte, den Kolben zum Kochen zu bringen, ungeachtet der möglichst starken Erhitzung und des vollkommenen Vakuums (Verstopfung?), während doch der ganze Erfolg des Versuches von einem intensiven Kochen abhing. Die letzte Schwierigkeit endlich bestand in der Wahl des ge- eigeneten Momentes der Offnung der Kolben und dem Messen der Ob- jekte; es musste Fürsorge getroffen werden, die Sämlinge trotz der langen Zeitdauer der Kulturen lebendig: zu erhalten. Aus all’ diesem ist begreiflich, dass aus einer ganzen Reihe von Versuchen viele sich als zweifelhaft erwiesen bezüglich etwaigen Zutritts von Sauerstoff, oder sie waren während des Kochens über- hitzt, oder endlich zu spät geöffnet. Trotzdem gelang es uns nach vielen Missversuchen doch, einige Parallelkulturen anzustellen. die wir nach unserer persönlichen Überzeugung als einwandsfrei be- trachten konnten. Bei eben diesen wenigen Kulturen, welche wir als vertrauenswürdig ansehen, wollen wir jetzt stehen bleiben: 14. Einfluss des periodischen Kochens des Substrates; Helianthus annuus bei 26°C. ohne periodisches Kochen 2 bis 5maliges Kochen nm 2 | a |&80 ER 2 S 5 3 El 3 Zustand der Säm- = E E 3 Zustand der Säm- | © 2| 358 | 228 linge nach dem SS |aad linge nach dem @ SZ Enees 33 |35s o | 38 |38s3 Versuche za |Es8 Versuche Az I 025 2,3 | alle Exemplare le- | 36 2,2 | lebend, bei einig. | 1. bendig. waren die Spitzen an den Kotyle- donen abgestorb. 20229 2,7 | alle tot. 29 3,2 | lebend, schwache | 2. Spuren des Ab- sterbens. 302 35 | lebend, aber mit | 34 3,9 | lebend, sehrschw. | 3. deutlichen An- Spuren des Ab- zeichen des Ab- | sterbens. sterbens. 4.| 36 2,0 | alle tot. 36 4,0 | 4 Exempl. leben- | 4. dig; bei (Spuren des Absterbens ; 1 tot. Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, wurden alle Versuche bei 26°C. angestellt; wir wissen bereits, dass bei diesen Bedingungen die Sämlinge nicht mehr als 30 Stunden aushalten, was auch durch die Kontroll- Versuche ohne periodisches Kochen bestätigt wurde. Ein ganz anderes Bild zeigen die Kolben, welche einem 2—5 maligen Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 317 Kochen unterworfen wurden. Hier bleiben die Sämlinge unzweifel- haft länger am Leben, als in den gewöhnlichen Kolben. In einigen Fällen gelingt es unzweifelhaft, das anaörobe Leben von Helian- thus um 8—12 Stunden zu verlängern, allen Anzeichen nach be- schränkt sich aber auch hierauf der Einfluss des periodischen Kochens des Substrates mit den Sämlingen; wie aus der Tabelle ersichtlich, ist es überhaupt nicht gelungen, die Energie des Wachs- tums einigermassen zu erhöhen. Die Zuwachse blieben fast von der- selben Höhe, wie bei vielen gewöhnlichen Kulturen. Wenn in der Tabelle ein Unterschied zu beobachten ist, so erklärt sich der- selbe daraus, dass die Kontrollsämlinge der zweiten und vierten Versuche im toten Zustande gemessen wurden. Zur endgültigen Lösung der Frage sind allerdings unsere Versuche noch nicht aus- reichend und steht hierin noch sehr viel Arbeit bevor, wozu noch kommt, dass derartige Versuche sehr empfindlich und mühevoll sind. rotzdem wagen wir die Annahme auszusprechen, dass es mit Hilfe des Kochens des Substrates, und zwar sogar eines ununterbrochenen, überhaupt schwerlich gelingen dürfte, ein sehr starkes Wachstum in der sauerstofffreien Atmosphäre zu erzielen. Der Tod der Säm- linge ist augenscheinlich doch nicht ganz so sehr vom Alkohol ab- hängig, als uns dies anfänglich erschemen wollte. Wir bemerken hier zunächst, dass die Verlängerung der Lebensperiode durch Kochen nicht durch die Entfernung schädlicher Stoffwechselprodukte der Pflanze selbst, sondern durch die Entfernung von Substanzen erklärt werden kann, welche durch im Substrate verbreitete Mikroorganismen gebildet werden; ferner muss man ausser dem Alkohol auch die Kohlen- säure in Betracht ziehen, welche zuerst durch das Kochen entfernt wird. Es ist ferner daran zu erinnern, dass einige derartige Ver- suche mit Zea und Phaseolus uns keine einigermassen günstigen Resultate ergaben. Zum Schlusse müssen wir noch auf eine unserer Meinung nach für die Lösung der ganzen Frage sehr wesentliche Beobachtung aufmerksam machen. Der Prozess des Absterbens der Sämlinge in der sauerstofffreien Atmosphäre im allgemeinen zeigt nämlich einige Eigentümlichkeiten, die im ersten Augenblicke wenig verständlich sind. In einer der Arbeiten von Prof. Chudiakoff (Landwirtsch. Jahrb. Bd. 23, p. 357) wurde auf Grund von Versuchen über die Atmung darauf hingewiesen, dass die Erscheinung des Absterbens und der Reduktion der Kohlensäureausscheidung bei Helianthus und andern Pflanzen schon nach 7—9 Stunden Aufenthalt in der sauer- stofffreien Atmosphäre beobachtet wird. Wir können eine derartige Beobachtung bestätigen, aber nur ausschliesslich in Bezug auf die normale Atmung. In der That, wenn man Atmungsversuche auf diejenige übliche Weise anstellt, welche in den letzten 15 Jahren alleemein angewendet wird, d.h. nach der sogenannten Pfeffer- Pettenkoferschen Methode, so nimmt die Ausscheidung von CO, durch die Sämlinge allmählich ab und erreicht nach 10— 15 Stunden kaum die Hälfte der Intensität, welche in den ersten 3—4 Stunden beobachtet wurde. Wir erklären uns diese Erscheinung vollständig durch den Umstand, dass die Anwendung der oben- erwähnten Methode ein Arbeiten bei fast gänzlicher Abwesenheit von tropfbar flüssigem Wasser erfordert, weil das Wasser die 315 Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. Kohlensäure sehr energisch absorbiert, und daher deren Anwesenheit die Genauigkeit und Vollständigkeit der Subtraktion des ausge- schiedenen Gases stark erschwert. Der Experimentator ist daher genötigt, sich mit einem Strome, wie man sagt, mit Wasser- dampf gesättigter Luft zu begnügen und andererseits Sämlinge zu verwenden, deren Oberflächen sorgfältig abgetrocknet worden sind. Die Folgen einer derartigen Handhabung des Versuches zeigen sich ausserordentlich schnell, nicht nur im Sinken der Atmungsenergie, sondern auch im äusseren Aussehen der Sämlinge und in ihren Wachstumserscheinungen. Messungen ergaben, dass die Objekte aller Versuche fast gänzlich jegliches Wachstum verweigerten, nach 48 Stunden erreichen die Wachstumszunahmen kaum einige Milli- meter, während doch nach Versuchen in flüssigem Substrate die Säm- linge innerhalb dieser Zeit eine Längenzunahme von 10—20 mm auf- weisen müssten. Ausserdem kann man schon zu Anfang des zweiten Versuchstages ein Braunwerden an den Sämlingen sowie überhaupt Spuren von Gewebeerkrankungen wahrnehmen. Es scheint uns, dass auf die erwähnten Erscheinungen in der Litteratur über diese Frage aus irgend welchem Grunde viel zu wenig Aufmerksamkeit verwendet worden ist, und doch könnten sie Veranlassung geben, in vielen Fällen von der Anwendung der obenerwähnten Untersuchungsmethode Ab- stand zu nehmen, ungeachtet aller ihrer sonstigen Vorzüge. Einzig und allein solchen Unzulänglichkeiten der Untersuchungsmethode schreiben wir die oben angegebenen Ergebnisse der Beobachtungen Prof. Chudiakoffs zu. Unsere Beobachtungen über das Verhalten der Sämlinge in der sauerstofffreien Atmosphäre stehen in starkem Widerspruche zu seinen Schlussfolgerungen. Zuerst fangen die Sämlinge nach 8—10 Stunden erst an zu wachsen, worauf das Wachstum noch im Laufe vieler Stunden zu- nimmt, um eine besondere Intensität nach 25—30stündigem Aufent- halte der Pflanzen in der sauerstofffreien Atmosphäre zu erreichen. Vor dieser Zeit haben wir an unsern Objekten niemals irgend welche Anzeichen des Absterbens bemerkt, alte Sämlinge aber — und manchmal auch sehr junge — halten, wie wir oben gezeigt haben, ohne Schaden noch länger aus, bis 40 und sogar 50 Stunden. Nach Ablauf der genannten Frist jedoch (in allen behandelten Fällen wird eine Temperatur von 18—20° C. an- genommen) tritt die Erscheinung des Absterbens ein, welch letzteres so rasch vorwärts schreitet, dass nach 3—5 Stunden, manch- mal auch eher, die Sämlinge völlig tot sind. Auf diese Weise be- reitet sich das Absterben in der sauerstofffreien Atmosphäre nicht allmählich vor, sondern tritt im Gegenteil .mit ausserordentlicher Schnelliskeit auf, wobei der Anfang dieser Absterbungserscheinungen sich in der Regel an den Moment höchst energischen Wachstums der Objekte anschliesst. Ein solcher Charakter der Erscheinung kam uns seiner Zeit völlig unerwartet vor. Wir waren auf Grund einer langen Reihe von Litteraturangaben im voraus überzeugt, dass die sauerstofffreie Atmosphäre für die höheren Pflanzen schädlich ist, und dass, wenn man bei Abwesenheit von Sauerstoff irgend welches Wachstum erwarten Kann, solches nur in den ersten Stunden des Lebens der Sämlinge unter den Bedingungen der Anaerobiose ge- schehen könne, sowie dass dieses angenommene Wachstum stufen- Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 319 weise mit jeder Stunde schwächer werden müsse, infolge allmählichen Absterbens des Plasmas (Wieler, Correns, Palladin, Chudia- koff und viele andere.) Die Nichtübereinstimmung der neuen Fakta mit den alten Beobachtungen musste natürlich den Glauben an die Richtigkeit der theoretischen Erklärung der Absterbungserscheinungen durch Alkoholansammlung in den Geweben der Sämlinge zerstören, weil diese Erklärung in ihrem ganzen Umfange aus den von uns kritisierten Behauptungen entsprang. Dies alles veranlasste uns, an die Lösung der Frage über die Einwirkung des Alkohols von einer anderen Seite heranzutreten; es erschien uns nämlich vorteilhaft, direkt aufzuklären, welche Al- kohol-Konzentrationen fähig sind, das Wachstum unserer Objekte aufzuhalten und zum Stillstand zu bringen. Andererseits stellte sich uns die Möglichkeit dar, bis zu einem gewissen Grade von Genauig- keit diejenige Alkohol -Quantität zu berechnen, welche sich in den Sämlingen nach der Periode der anaörobiosen Kultur bildet. Wenn der Alkohol als das hauptsächlichste Agens der Verzögerung auf- tritt, so würde man ein Ubereinstimmen der Grössen der ersten und der zweiten Reihe erwarten und aus der Zusammenstellung der be- treffenden Zahlen diese oder jene Schlussfolgerung ziehen können über die Rolle des Alkohols in den Prozessen des ana&roben Wachs- tums und in Bezug auf die Todeserscheinungen der Sämlinge. Zunächst führen wir hier einige Versuche von Sämlinsskulturen an der Luft in verschiedenen Konzentrationsgraden von Alkohol auf: 15. Wachstumszunahmen von Helianthus an der Luft nach 48 Stunden: Lfde. | 1 us | Alkohol: Nr. der | Wasser a == Y Glykose: | ersuche | | 1,—10/g | 2-21, Oo | 4—50%9 I. 10,1 mm 6,5 mm 4,2 mm 2 6,02mm32R 2 3,9 mm 1I JRlACH, Sur 5, a Sl, SEC Il. Io, — 15:98 60 , 20, Eine derartige Widerstandsfähigkeit des Helianthus gegen Al- kohol war für uns eine vollständige Überraschung: Das Wachstum hörte erst bei einer Konzentration von nicht unter 10% auf, aber auch sogar in dieser letzteren ergab Zea nach 13 Stunden bei 27°C. eine Wachstumszunahme von 7 mm im Durchschnitt aus einer Reihe von Messungen. Was für Konzentrationen werden in den Sämlingen infolge der intramolekularen Atmung geschaffen ? Wenn wir uns der Litteratur zuwenden, so u. a. der anfangs erwähnten Arbeit von Godlewski und Polzeniusz, oder der kürz- lich erschienenen Publikation von Maze, so kann wan dort Angaben finden über Alkoholbildung in Quantitäten von 10 bis 25% im Ver- 320 Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen, hältnis zum Trockengewicht des Objekts. Derartige Berechnungen sind aber für unsere Fälle gänzlich unanwendbar. Wenn wir die schädlich wirkenden Konzentrationen als solche in Betracht ziehen, so ist es besser, die Berechnungen auf das Lebendgewicht zu machen, von der Voraussetzung ausgehend, dass die Pflanze fast ausschliess- lich aus Wasser besteht. Auf diesem Wege erhalten wir Ziffern, welche im Verhältnis zur Wirklichkeit etwas niedriger sind, weil die Quantität der Trockensubstanz mitunter bedeutend zu sein pflegt; aber ein solcher Irrtum kann nicht zu einer allzu niedrigen Schätzung führen, und man hat immer die Möglichkeit, ihn in jedem Spezial- falle zu berechnen und die entsprechende Berichtigung eintreten zu lassen. Irgend welche unmittelbaren Berechnungen des Alkohols speziell für unsere Objekte sind noch von niemandem angestellt worden, und wir selbst besassen nicht die Möglickeit, diese Frage zu untersuchen. Eine derartige Arbeit ist jedoch für unsere Zwecke ganz entbehrlich. Wir glauben, dass nach den Arbeiten Palla- dins, Godlewskis und anderer Autoren man mit vollem Rechte Kollektiv-Schlussfolgerungen hinsichtlich des Alkohols nach der aus- geschiedenen Kohlensäure ziehen kann. Von solchen Ergebnissen machten wir Gebrauch, indem wir u. a. in den Versuchen des Herrn Prof. Chudiakoff Bedingungen fanden, welche auf unsere Fälle und Objekte passten (Vergl. Landw. Jahrb. 1894, Bd. 23, p. 378 u. folge... Verweilen wir bei den Versuchen XTIT und XIV, welche von Herrn Chudiakoff mit 150 Sämlingen von Helianthus annuus, und den Versüchen XV bis XVII, welche mit 200 Exemplaren von Zea Mays angestellt wurden. Die Resultate der Bestimmungen von CO, des Herın Chudiakoff und unserer Berechnungen auf Alkohol kann man in folgender Ta- belle vereinigen: 16. Quantität von Alkohol und Kohlensäure bei der Gärung: Quantität 0%, des | Tem- Ver- des, Leben ar Raum- | in CO, |Quantität Alkohols perat. Suehes 5 ar N Su inhalt |nach der von |v.Lebend- | in °C. Plate derselben a CO; nach | gewicht im Pflanzen |(pag. 378) halben |,g Stund.| nach 48 Ver- in ccm |. Stunde Und.| Stunden | suche a XII. | 31,58 | 35 ccm | 6,0 me | 0,576 8 | 1,83%, | 200 C. nrams \ SIv. | 320,2%|035° 0 100, | 00r0 23.0600, [25%0) ER XV. | 880 8 | 80 cem |15,8 mg | 1417 5 | 1,61%, | 200 €. | Xvi. |'9001,71980%, #259. 7,° 219,05 Fassung Sa.c. EN XV 87,005) I8on Klang ao 850, | An, Was sehen wir nun aus dieser Tabelle? Wir ersehen daraus, dass bei der intramolekularen Atmung in den Pflanzen sich keine solche Menge von Alkohol ansammeln kann, welche man als unbe- dinst tötlich wirkend ansehen müsste. Die bei der Ausrechnung er- haltenen Alkoholprozente sind unbedingt übertrieben, weil wir alle Berechnungen auf Grundlage der Ergebnisse der ersten Stunden für Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 321 zwei Tage und sogar für eine Temperatur von 35—40° C. an- stellten. Man kann aber den Prozentsatz des angenommenen Alkohols noch vergrössern, wenn man anstatt der Ergebnisse der intramole- kularen Atmung die Zahlengrössen von CO, benützt, welche im nor- malen Atmungsprozesse ausgeschieden wird. Nach den Angaben Chudiakoffs vergrössern sich hierbei alle Zahlen bei Helianthus um das Doppelte, bei Zea aber um das 1'/, fache. Die Alkohol- prozentsätze von 3,6 und 3,2 für die Temperatur von 20° C. kann man jedoch, nach unseren Versuchen, nicht als tötliche betrachten. ‘Wir machten den Versuch, den Kohlensäuregehalt der normalen Atmung an denjenigen Objekten zu bestimmen, mit welchen wir bei der Wachstumsuntersuchung arbeiten. Hierbei zeigte sich, bei sehr hoch angenommenen Berechnungen, dass die Kotyledonen von Hel- anthus bei 18° C. nach 48 Stunden nicht mehr als 2, 12% Alkohol (nach dem Lebendgewicht) ansammeln können, die Hypokotyle aber nach derselben Zeitperiode im ganzen nur 0,40%, die sanzen Sämlinge ohne Wurzeln nach 48 Stunden nicht mehr als 1,4° Alkohol. Alle diese, wenn auch nur annähernd genauen Berechnungen legen dennoch sehr überzeugend dar, dass mit der Einwirkung des angesammelten Alkohols das Absterben der Pflanzen in der sauerstoff- freien Atmosphäre noch nicht völlig erklärt werden kann. Es ist allerdings die Annahme denkbar, dass der Alkohol im Moment seiner Bildung zerstörender wirkt, als in der Lösung, aber eine solche An- nahme ist wenig geeignet, die aufsteigenden Zweifel zu zerstören. Es muss hierbei u. a. auch die Thatsache in Betracht gezogen werden, dass der Alkohol in die umgebende Flüssigkeit zu diffundieren fähig ist, wodurch die Zahlen derjenigen wahrscheinlichen Konzen- tration, welche in den Geweben der zu untersuchenden Objekte als denkbar angenommen werden können, noch mehr herabgesetzt werden. Wir glauben nicht, einen Fehler zu begehen, wenn wir diese wahr- scheinliche Konzentration für das Hypokotyl auf Bruchteile von Prozenten einschätzen, während das normale Wachstum noch in Lösungen vor sich geht, welche bis 2° Alkohol enthalten. Diese Differenz ist unzweifelhaft viel zu gross, und nur diese Nichtüber- einstimmung kann Veranlassung geben, die Lösung des ganzen Prob- lems in einer anderen Richtung zu suchen. So ist also die Frage über das Aufhören des anaöroben Wachs- tums und die Ursachen des Todes der Pflanzen unter den Bedingungen der Anaörobiose eine höchst rätselhafte für uns. Eine ganze Reihe sehr übereinstimmender Beobachtungen weist uns unzweifelhaft auf die Verbindung der Erscheinungen des Wachstums und des Ab- sterbens mit den anaöroben Stoffwechselprozessen hin, das reich- lichste und schädlichste Produkt der letzteren, der Alkohol, zeigt sich indessen bei weitem nicht so gefährlich, als solches anfänglich angenommen wurde. Noch weniger konnte man die Erklärung aller dieser Erscheinungen in der Vergiftung der Pflanzen durch Kohlen- säure suchen, und dies ist so sehr begreiflich (Atmungsversuche, wobei der Tod eintritt bei völliger Entfernung von CO,; Vorhandensein des Vakuums in unsern Kolben), dass es dazu keiner weiteren Be- weise bedarf. Eine Reihe von Fakten und Erwägungen veranlasste 322 Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d. höh. Pflanzen. uns, unsere Aufmerksamkeit nicht auf die Hauptprodukte, sondern auf diejenigen zweiten Ranges, auf die Nebenprodukte des ana- eroben Stoffwechsels, zu richten. Wir hatten aber bis jetzt weder Zeit noch Möglichkeit, zu der experimentalen Bearbeitung einer Frage zu schreiten, welche so ausserordentlich kompliziert und schwierig schon allein aus dem Grunde ist, weil die Nebenprodukte der Gärung bei den hölıeren Pflanzen bis jetzt noch gänzlich un- untersucht geblieben sind. Indessen ist es uns doch gelungen, ge- wisse Beobachtungen zu machen, bei welchen wir in ganz kurzen Umrissen verweilen wollen. Durch die Arbeit von Maze war festgestellt worden, dass bei der Keinung von Samen in Wasser eine Bildung von Athyl Aldehyd, eines Produktes von unzweifelhafter Schädlichkeit, beobachtet wird. Der Autor schreibt der Vergiftung der Pflanzen durch Aldehyd eine grosse Wirkung zu, aber man kann seine Ergebnisse nicht als be- sonders überzeugend anerkennen, umsoweniger, als im allgemeinen die Aldehydbildung eine sehr geringe ist und während einer längeren Kulturperiode bei einer beträchtlichen Anzahl von Samen nur wenige Millieramm beträgt. Bei Reinkulturen mit Zutritt, von Sauerstoff beobachteten wir selbst mitunter den Geruch des Athyl-Aldehyds, den wir aber niemals in anaöroben Reinkulturen von Prsum sati- vum zu konstatieren vermochten. Godlewski und Polzeniusz lassen gleichfalls das Aldehyd gänzlich unerwähnt; wir neigen deshalb zu der Ansicht, dass Aldehyd nur bei abgeschwächtem Luftzutritt ge- bildet wird und vielleicht als Produkt einer chemischen Einwirkung des Sauerstoffs auf den sich bildenden und diffundierenden Alkohol auftritt, d. h. es ist möglich, dass die Bildung von Athyl- Aldehyd unabhängig von der Thätigkeit des Plasmas der Pflanzen stattfindet. Die Frage eıfordert natürlich eine experimentelle Prüfung. Was die übrigen hypothetischen Gärungsprodukte der höheren Pflanzen anbelangt, so können wir uns hier nur auf die Beob- achtungen der beiden oben genannten polnischen Autoren berufen. Sie schreiben, dass „die Menge derselben im allgemeinen und die der flüchtigen Produkte im besonderen, keine grosse ist.“ (p. 248, ibid.) Der Charakter der Produkte selbst bleibt aber ganz unauf- geklärt. Godlewski und Polzeniusz bestätigen nur die alten Beobachtungen Brefelds, dass der durch die höheren Pflanzen ge- bildete Alkohol mehr fuselhaltig ist (p. 244) als derjenige der typischen Hefegärung. In diesem Umstande liegt vielleicht die be- sonders schädliche Wirkung des Alkohols verborgen, aber auch diese Frage erfordert unbedingt spezielle Untersuchungen. Wir hoffen, dass es uns in nächster Zeit gelingen wird, auch bezüglich dieser Frage entsprechende Versuche anzustellen. Mit dieser Bemerkung wollen wir mit der Frage über die Rolle der nebensächlichen Wechsel- produkte der intramolekularen Atmung abschliessen und am Ende nur noch darauf hinweisen, dass, so gering auch die Quantität dieser letzteren sein möge, sie dennoch eine sehr wesentliche Rolle zu spielen imstande sein könnten. Davon haben wir uns besonders überzeugt durch unsere Spezialversuche mit Sämlingskulturen in schwachen Oxalsäure-Lösungen. Infolge gewisser Erwägungen hielten wir es für vorteilhaft, die Rolle des Säuregehaltes des Substrates auf den aöroben und den anaöroben Wuchs aufzuklären und fügten Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d. höh. Pflanzen. 323 daher der Lösung eine unbedeutende Quantität Oxalsäure hinzu, eines Produktes von unzweifelhaft vegetabilischer Abstammung. Es erwies sich, dass 0,1—0,05’/o Oxalsäure im Verlaufe von wenigen Stunden (5—8) die Sämlinge zu Grunde richten und deren Ent- wickelung: völlig vernichten. Es ist möglich, dass auch Bernstein- säure oder andere Säuren, deren Bildung nach Analogie der Alkohol- särung auch im Plasma der höheren Pflanzen vermutet werden kann, eine ganz ähnliche Rolle spielen. Um nun für diesmal mit der Frage über die Todesursachen der Pflanzen in der sauerstofifreien Atmosphäre zu schliessen, bleibt uns noch übrig, auf einige nachfolgend in Betracht gezogene Möglich- keiten und Erscheinungen aufmerksam zu machen. 8. Über Salpeterreduktion und die Bildung von sal- petriger Säure durch die Samen unter den Bedingungen der Anaäörobiose. In allen vorangegangenen Auseinandersetzungen hielten wir es für möglich, die Fragen von der Voraussetzung aus zu behandeln, dass in der sauerstofifreien Atmosphäre der Stoffwechsel sich aus- schliesslich in Gestalt des Prozesses der Alkoholgärung der Kohle- hydrate äussert. Diese Auffassung hat einen ersten Stützpunkt für sich in einer Reihe voraufgegangener Untersuchungen, welche der Anaörobiose der höheren Pflanzen gewidmet waren. Ein solcher An- schauungspunkt ist jedoch schwerlich vollständig gerechtfertigt, ob- gleich uns bis jetzt nicht ein einziges, auch nur einigermassen er- forschtes und unzweifelhaftes Faktum bekannt ist, welches auf eine Reihe anderer Gärungen im Plasma der höheren Pflanzen hinwiese. Indessen begegnet man dennoch in der Litteratur der betreffenden Frage gewissen Hinweisen auf die Möglichkeit derartiger Prozesse, auf welche wir nicht umhin konnten, ernste Aufmerksamkeit zu ver- wenden. Hierzu bewog uns eine ganze Reihe von Überlegungen all- gemeinen Charakters, und zwar trat als Grundgedanke und als Ausgangspunkt aller unserer Arbeiten die Erwägung, dass die heutige Physiologie der höheren Pflanzen viel zu wenig Aufmerk- samkeit auf das Aufsuchen derjenigen Eigenschaften und Eigentüm- lichkeiten des Stoffwechsels richtet, welche geeignet wären, das Plasma der grünen Pflanze mit demjenigen der Mikroorganismen und Pilze in nähere Beziehung zu bringen. Andererseits sehen wir in einer ganzen Reihe von mikrobiologischen Untersuchungen, wie sich mit jedem Tage immer neue und neue Typen des Stoffwechsels und von Energiequellen eröffnen, und noch dazu solche, wie sie gänzlich unbekannt sind bei einer ganzen Serie von andern Organismen, ‘welche auf einer viel höheren Stufe der Entwickelung und Organi- sation stehen. Eine derartige Arbeitsrichtung bildet natürlich ein starkes Hinder- nis für unsere Vorstellungen von der Einheitlichkeit des Ursprungs der Organismen und zwingt uns, der Idee zuzuneigen, dass in der Natur eine Reihe von selbständigen physiologischen Typen existiert, ‘welche untereinander nichts Gemeinschaftliches haben und vielleicht sogar Eigenschaften besitzen, deren vereinte Existenz im Plasma ‚eines und desselben Organismus logisch undenkbar ist. ‚324 Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d. höh. Pflanzen. Wir haben augenblicklich nicht die Möglichkeit, auch nur einiger- massen ausführlich bei derartigen, im höchsten Grade interessanten, aber zugleich auch sehr komplizierten Fragen verweilen zu können; wir wollen nur bemerken, dass es uns fruchtbringender erscheint, im gegebenen Momente vorläufis auf dem Standpunkte der Einheit- lichkeit der physiologischen Eigenschaften der lebenden Zelle der verschiedenen Organismen stehen zu bleiben. Bei einer solchen Vor- aussetzung kann man die beobachteten Unterschiede als die Resultate der Anpassung an ungleiche Existenzbedingungen betrachten und an- nehmen, dass diese Anpassungen eine weitgehende Spezialisierung gewisser physiologischer Eigenschaften verursachen zum Nachteile einer Reihe anderer, obgleich das Urplasma auch die Fähigkeit zu ausserordentlich vielseitiger Thätigkeit besitzt. Die angegebene Voraussetzung bleibt natürlich eine hypothetische, sie erscheint uns aber nützlich als Arbeitshypothese, welche bereits nicht wenige wichtige Entdeckungen ins Leben gerufen hat und als solche auch in Zukunft förderlich sein kann. Hier steigt vor allem eine Reihe von Fragen über diejenigen verborgenen Eigenschaften des Plasmas auf, die von der dominieren- den Entwickelung der fundamentalen Funktionen der grünen Pflanze unterdrückt werden, welch letztere dazu angepasst ist, ihren ge- samten Entwickelungscyklus an der Luft und im Lichte zu ver- bringen. Den Einfluss dieser beiden Faktoren, des Lichts und der Luft (des Sauerstoffs), kann man bis in alle Einzelheiten des Auf- baues der höheren Pflanzen verfolgen und zugleich auch im Charakter der physiko-chemischen Prozesse, welche sich in deren Plasma voll- ziehen. Es genügt, an den morphologischen und anatomischen Auf- bau der Assimilationsorgane und die Entwickelung des Durchlüftungs- systems einerseits, an die Erscheinung der Photosynthese, an die Verbrennung der Kohlehydrate und Eiweissstoffe andererseits zu er- innern, um die ungeheure Rolle des Lichtes und des Sauerstoffs im Leben, im Bau und in den Verrichtungen der höheren Pflanzen zu verstehen. Die Erkenntnis dieser Beziehungen schliesst jedoch noch nicht gänzlich die Möglichkeit einer Erscheinung anderer Art aus, nämlich, dass die höheren Pflanzen, ähnlich wie die Mikroorganismen, befähigt sind, ihre Lebensthätigkeit auf Kosten einer Reihe von Gärungen bei voller Abwesenheit des Lichts und des Sauerstoffs der Luft zu unterhalten. Die Auffindung derartiger Eigenschaften bei der grünen Pflanze hat immer, und thut es noch heute, grosse Schwierig- keiten gemacht, aber wenn man an den Inhalt der zahlreichen physiologischen Untersuchungen denkt, welche im Laufe der letzten 25—30 Jahre gemacht worden sind, so ist es nicht schwer, zu er- sehen, dass die bedeutende Mehrzahl derselben gerade der Frage über die Unabhängigkeit der höheren Pflanzen von Licht und Luft gewidmet sind, wobei die Untersuchungen in der genannten Richtung eine ganze Reihe der auffallendsten Re- sultate ergaben, obgleich jeder neue Schritt auf hartnäckigen Wider- stand stiess, was allerdings hauptsächlich durch die Unvollkommen- heit der experimentellen Arbeiten bei den erwähnten schwierigen Fragen bedingt wurde. Wir erinnern hier an die besonders scharf hervortretenden Fakta der Entdeckung der Anaerobiose bei den höheren Pflanzen — der intramolekularen Atmung, der Konstatierung Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 325 der Synthese der Stärke und der Eiweisssubstanzen bei Abwesenheit des Lichts, der Chlorophylibildung im Dunkeln bei den Koniferen und Algen, der Plasmabewegung und des Wachstums bei Abwesen- heit des Sauerstoffs bei den Oharaceen, der Ausscheidung des Wasser- stoffes bei den Mannit enthaltenden Pflanzen, und der Zersetzung des Salpeters zu salpetriger Säure in der sauerstofffreien Atmosphäre, sowie schliesslich der Konstatierung der Prozesse der Alkoholgärung. Bis jetzt jedoch ist, streng genommen, noch nicht eine einzige dieser mehrfach debattierten Fragen als endgültig gelöst zu betrachten, und es erscheint uns inzwischen als höchst wahrscheinlich, dass zukünftige Untersuchungen nicht nur die Möglichkeit des Auftretens von Al- kohol- oder Wasserstoffgärung in der sauerstofffreien Atmosphäre bestätigen werden, sondern auch die anaörobe Synthese des Ei- weiss bei den höheren Pflanzen und einen besonderen Prozess der Säurebildung unter den Bedingungen der Anaärobiose nachweisen werden. Auf diese beiden letzteren Fragen kommen wir gelegent- lich unserer nächsten Publikation zurück, hier wollen wir jetzt einige Beobachtungen über die Erscheinungen der Reduktion des Salpeters durch die Samen darlegen, welche es uns gelang im letzten Halb- jahre unserer Arbeit über die Anaörobiose der höheren Pflanzen zu machen. Das Schicksal dieser Frage in der Spezial-Litteratur ist sozu- sagen ein sehr bedauerliches, trotz ihres hohen theoretischen In- teresses. Die Möglichkeit der Reduktion des Salpeters im Plasma der höheren Pflanzen wurde bereits zur Zeit Boussingaults ver- mutet, aber die Entwickelung der Lehre über die denitrifizierenden Mikroorganismen verzögerte die Untersuchung dieser Frage bezüg- lich der höheren Pflanzen. Im Jahre 1887 verneinte Molisch die Möglichkeit der Erscheinung. Im Jahre 1890 zeigte Laurent je- doch sehr deutlich, dass die Salpeterreduktion durch Sämlinge, Samen und Knollengewebe bei völliger Abwesenheit von Bakterien beob- achtet wird. Später arbeiteten Breal und Jegunoff (1893) über dieselben Frage, konnten aber keine Reinkulturen der höheren Pflanzen erzielen, wobei augenscheinlich dem letztgenannten Autor die Arbeit Laurents unbekannt geblieben war. Im Jahre 1897 nahm Jodin dieselbe Frage aufs neue auf und gelangte zu dem kategorischen Schlussresultate von der Unmöglichkeit des Auftretens der Salpeterreduktion in Reinkulturen von Samen; dieser Autor überging aber die Arbeit Laurents mit Stillschweigen. Im Jahre 1901 wurde die Salpeterreduktion durch Samen in reiner Kultur aufs neue entdeckt von Godlewski und Polzeniusz. Nach Aufstellung nur eines einzigen Versuches, und indem sie sich auf die verneinende Arbeit Jodins beriefen, hielten es beide Autoren nicht für möglich, ihre Beobachtungen für einiger- massen hinreichend zu betrachten zur Lösung der streitigen Frage. Ebenso wie Jegsunoff übergehen auch diese beide Autoren die Untersuchungen Laurents mit völligem Stillschweigen. Auch Pfeffer ignoriert dieselben in seiner „Physiologie“ (Bd. 1., p- 558) a erinnert nur an die negativen Resultate der Versuche von olisch. 326 Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. Alles dies!) veranlasste uns, zur selbständigen Bearbeitung des Problems zu schreiten. Wir richteten unsere Aufmerksamkeit vor allem auf die Prüfung der alten Versuche Laurents und hierauf auf die Frage über die Ausscheidung und Zusammensetzung der Gase bei den Reduktionsprozessen. Die Methode unserer Untersuchungen und die erhaltenen Re- sultate wollen wir hier im folgenden in kurzen allgemeinen Umrissen wiedergeben: Der Schlüssel zur Lösung der Frage liegt in der Erhaltung reiner Kulturen. Die Experimente Laurents waren die ersten Probeversuche in der angegebenen Richtung, und augenscheinlich eben deswegen wurden sie ungläubig aufgenommen. Zur gegen- wärtigen Zeit, nach den Arbeiten von Laurent, Duclaux, Maz&, Godlewski und Polowzoff ist kaum noch an der Möglichkeit der Erhaltung von sterilen Kulturen der höheren Pflanzen zu zweifeln. Die Methode ist in jetziger Zeit so allgemein bekannt, dass es kaum notwendig ist, sie in allen ilıren Einzelphasen zu beschreiben. Zur Abtötung der Mikroorganismen wandten wir Sublimatlösungen von 1:1000 oder Bromlösung von 1:500 und 1:1000 (nach dem Volu- men) auf die Dauer von z0 oder 30 Minuten an. Die Flüchtigkeit des Broms, seine relative Unschädlichkeit für die Samen (tötlich wirken erst Konzentrationen unter 1: 250) und seine tötliche Wirkung gegen Bakterien — alles dies sind sehr bedeutende Vorteile, welche dem Brom den Vorzug geben vor den Sublimatlösungen, die ver- hältnismässig viel schwieriger auszuwaschen sind. Reinkulturen kann man mit Hilfe von Brom oder Sublimat jedoch nur in dem Falle erhalten, wenn man die sorgfältigste Aufmerksamkeit auf die Auswahl der Samen verwendet. Jede Verletzung, jede Schwarzfleckig- keit, jeder Ausschlag und dergl. birgt in sich eine grosse Gefähr- dung für den späteren sterilen Zustand der Kulturen. Wenn man hingegen diese angegebene Bedingung aufmerksam berücksichtigt, so gelingt es ohne Schwierigkeiten und ohne Arbeitsverlust, reine Kul- turen zu erhalten. Alle Versuche, ohne Ausnahme, gelingen in diesem Falle. Dabei ist zu beaclıten, dass wenn man ein System von 2 oder 3 Kolben mit Syphons autstellt, man sich damit gänzlich das Überführen der Samen aus einem Kolben in den andern erspart. Zwei grössere Kolben enthalten sterilisiertes Wasser und 0,5 bis 1,0° Salpeter, der kleinere dient als Aufnahmegefäss für das "Brom und die Samen; dieser letztere Kolben ist von derselben Art, wie bei allen vorhergehenden Versuchen, d.h. ein sogenannter Destillier- kolben mit einem seitlichen Ableitungsröhrchen, welches in eine Kapillare ausgezogen ist. Nach allen Manipulationen der Ausspülung mit einem Antisepticum und einer Waschung bleibt nur noch übrig, den durch die Brom- oder Sublimatlösung nass gewordenen Pfropfen 1) Laurent: „Ann. de l’Inst. Pasteur“. T. IV. 1890. Breal: „Comptes Rendus“, 1893. Jodin: „Annales agronomiques“. 1897. Jetschunotf: „Aörobe Denitrifikation etc.“ (Berichte des Landw. Inst. zu Novo-Alexandria. 1394.) [Russ.]. Godlewski und Polzeniuzs. (Jbid.) has Molisch: Sitzungsberichte d. Wiener Akad. Bd. 45. 1887. 1. Abt- p. } Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 327 mit dem Syphon herauszuziehen und durch einen trockenen, steri- lisierten Wattepfropfen zu ersetzen, über welch letzteren man sofort eine Schicht von Mendelejewschen Kitt giesst oder den Hals unterhalb der Watte zuschmilzt. Wenn man einen anderen Destillier- kolben in Reserve hat, so wird derselbe kurz vor der letzteren Mani- pulation mit den Samen und der Bromlösung gefüllt, damit hierauf, nach Beendigung der Ausspülung des vorhergehenden Kolbens, zur Ausspülung des letzteren geschritten werden kann, wobei der oben erwähnte Wattepfropfen mit dem Syphon, welcher mit dem steri- lisierten Wasser und der Salpeterlösung in Verbindung gebracht wird, in den zweiten Kolben gesteckt wird. Auf diese Weise können wir auf einmal zwei, drei oder vier sterile Kulturen an- fertigen. Bezüglich der Entfernung des Sauerstoffs bemerken wir, dass wir es nicht für bequem fanden, den Wasserstoff-Strom oder das Kochen im Vakuum anzuwenden; beide Manipulationen ver- ursachen eine gewisse Trübung des Substrates mit dem Samen, eine Trübung aber stört in der Folge eine Kontrolle der Sterilität der Kultur. Deshalb muss man sich auf ein möglichst sorgfältiges und andauerndes Auspumpen der Luft vermittelst der Luftpumpe be- schränken, worauf man den Kolben zuschmilzt. Alle Experimente wurden in der Weise ausgeführt, dass auf 100—150 ccm einer Lösung von KNO, (0,5 Prozent) ungefähr 50 bis 60 trockene Samenkörner von Pisum sativum genommen wurden. Die Beurteilung der Sterilität der Kultur geschah auf Grund der Durchsichtigkeit der Lösung, wobei nach der Reaktion auf HNO, die Kulturen noch auf weitere Zeit (bis auf 10—20 Tage) unter- halten und beobachtet wurden, um sich zu überzeugen, dass nicht etwa kurz vor der Kontroll-Reaktion irgend welche Thätigkeit fremder Mikroorganismen auftrat. Dies war für uns von grosser Wichtigkeit wegen der kurzen Zeitdauer einiger unserer Versuche und in Anbetracht dessen, dass bei einigen Kulturen die Reaktion auf salpetrige Säure in periodischen Zeiträumen von je 24 oder 48 Stunden stattfand. Das Umimpfen des Sulstrates kann kaum als eine irgendwie über- zeugende Manipulation betrachtet werden, weil dieser oder jener Ausgang des Unimpfens der durchsichtigen Lösung immer entweder durch eine zufällige Sterilität der Tropfen oder durch Infektion während des Umimpfens selbst erklärt werden kann, was besonders leicht der Fall bei allen Versuchen mit anaeroben Kulturen sein kann, die überhaupt als komplizierte und schwierige bezeichnet werden müssen. Andererseits ıuft jede absichtliche Infizierung der Lösung nach 24—30 Stunden stets eine Trübung derselben hervor. Ausser den sterilen Kulturen stellten wir auch eine ziemlich grosse Anzahl von Versuchen mit anaöroben und aöroben Bakterien im Substrate an, um die Thätigkeit der Mikroorganismen schärfer hervortreten zu lassen. Solche Versuche wurden häufig von uns parallel und gleichzeitig mit den sterilen angestellt, was das beste Mittel ist zur Kontrollierung der Reinheit der Lösungen von HNO.. Bei der Auswahl der Reaktion auf HNO, blieben wir zuerst beim Gebrauch von JK bei Anwesenheit löslicher Stärke und schwacher Schwefelsäure stehen. Diese Reaktion ist ausserordent- lich empfindlich und augenscheinlich nicht durch das Vorhandensein gewisser organischer Substanzen, welche aus dem Samen diffundieren, 328 Nakobich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. markiert. Ausserdem gestattet sie, die Kulturen auf das Vorhanden- sein von Bromspuren und auf das mit deren Gegenwart verbundene Auftreten von Bromwasserstoff zu kontrollieren, welch letzterer an sich eine Salpeterreduktion hervorrufen kann. Die Anwendung der obengenannten Reaktion setzt eine successive Hinzufügung von JK, von Stärke und schliesslich von H,SO, voraus; bei Anwesenheit von Brom tritt aber die Reaktion (blaue Färbung) sofort nach dem Hinzufügen des JK und der Stärke, d.h. noch vor dem Zugiessen von H, SO, auf. Ein solcher Fall wurde jedoch kein ein einziges Mal beobachtet, folglich waren alle Kulturen frei von Spuren von Br. oder HBr. und die Reaktion konnte durch Nebenursachen nicht hervorgerufen worden sein. Diese Methode der Konstatierung von HNO, hat jedoch den Nachteil, dass die Reaktion mit Stärke allzu empfindlich und, so zu sagen, eindrucksvoll ist; freilich wurde das Substrat vor dem Ver- suche stets von uns auf die Anwesenheit von HNO, kontrolliert und eine negative Reaktion erhalten, aber es handelt sich darum, dass die Abwesenheit der Färbung in der Probeflüssigkeit nur kurze Zeit andauerte (20—20 Minuten), später trat öfters eine schwache Färbung ein, welche sich allmählich verstärkte. Die Erscheinung ist durch verschiedene Ursachen zu erklären, sie beraubt aber den Untersucher der definitiven Überzeugung von der gänzlichen Ab- wesenheit von HNO, oder aber veranlasst ihn, nach Nebenursachen zur Aufklärung jeder entscheidenden Reaktion zu suchen. Wir hielten es daher für notwendig, die Versuche noch auf eine andere Weise zu kontrollieren, nämlich durch Metaphenylendiamin bei der Anwesenheit von H, SO, (vergl. König: Unters. der Landw. Stoff. p. 572). Diese Reaktion ist ebenfalls höchst empfindlich und . zeigt schon 0,3 mg. oder sogar noch weniger HNO, an, aber sie wird durch Neben-Agentien, z. B. Eisensalze, organische Substanzen, Bakterien etc., gar nicht maskiert. Die Resultate der qualitativen Berechnung von HNO, stellen wir in einer allgemeinen Tabelle zusammen, in welcher einige der von uns angestellten Versuche zusammengruppiert worden sind. Zur Erklärung der Tabelle bemerken wir folgendes: In den Horizontalrubriken werden diejenigen Ergebnisse ange- führt, welche die Charakterisierung der Einrichtung und des Aus- sangs jeden Versuches zeigen, wobei die Anwesenheit (+) oder Abwesenheit (—) von Bakterien und Sauerstoff markiert ist. ferner enthalten sie die Zeitdauer in Stunden vom Beginn des Versuches an bis zum Moment der qualitativen Reaktion auf HNO, sowie schliess- lich die Resultate dieser letzteren. Die Bemerkung „nein“ entspricht denjenigen Fällen, in welchen eine Färbung nach Hinzufügung des Reaktivs entweder überhaupt nicht auftrat, oder sich erst nach Ver- lauf vieler Minuten zeigte (Reaktion mit JK und Stärke). Die Bezeichnung ‚Spuren‘ entspricht denjenigen Fällen, in welchen die Reaktion nicht mit einem Male auftritt und die Färbung eine sehr schwache bleibt (violett für JK, blassgelb für Diphenylen- diamin); die Bemerkung „viel“ bezeichnet diejenigen Fälle, bei welchen in den Kulturen Substrate beobachtet wurden, von denen 2—3 Tropfen mit unsern Reaktiven eine sofortige scharfe Färbung (von lebhaft gelb bis rot oder von dunkelblau bis schwarz) ergaben. Nabokich, Zur Physiologie d. anaöroben Wachstums d. höh. Pflanzen. 329 17. Versuche mit Prsum sativum nach der Salpeter- Reduktion: BE |Bakterien Sauerstoff „ Zeitdauer Resultate der = 3 De. | in Stunden ualitativen . 8 | Beobachter | {+ ; (+ . |vom Beginn a Es | et, Mann x bis zur Reaktion auf an | Reaktion HNO; 1. | Jakimoff ee viel 2] » == Se 24 viel 3% ” — 2. 24 viel 2 E MS u 24 viel 3, „ -- — 24 | viel 6. Nabokich e on 24 | viel 7. lu = 24 viel S. + _ 12 | nein *) nn 1 24 | nein *) „ | — En | 48 | Spuren =) I n + 2 12 | viel | % I + 24 | viel 10. | Jakimoff — == 24 | nein | » ea a 48 | Spuren BR 5) _ — 48 nein 19: " 0 u 48 nein Er „ Ve re nein en. -Nabokich. | 7 er | 48 nein 15. | . - | a Spuren 16 EN 24 nein b) | eG + 48 | nein a = SF 12 nein == = 34 Spuren 1X ” ar == 24 | nein " go -- 48 Spuren „ „= — 120 Spuren 18, „ Te 120 | Spuren 19. n a 120 | viel n. „ EEE N 120 viel al: „ Sa me | 120 | viel | - a 120 | viel 93. „ | = ar, 120 | viel 2 » Eier or 2 nein | ” | FE, == 48 | nein » Karen | 120 Spuren 05, — | 168 viel ” TE | ar 24 nein 96. n = or 166 viel 2) | Jan a 240 | viel =) I | * Die Samen neuen Einkaufs enthalten augenscheinlich keine denitri- fizierenden Bakterien. **) Hier kann man auch die vielen positiven Versuche zurechnen, welche speziell für das Studium des Gaswechsels angestellt wurden. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1902. 233 330 Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d. höh, Pflanzen. Die Reaktion durch das Nesslersche Reaktiv auf -NH, ergab gar keine entscheidenden Resultate, und sie wird deshalb in der Tabelle überhaupt nicht erwähnt. Die Betrachtung der Tabelle führt unbedingt zu folgenden Schlüssen: 1. Bei der Keimung von Samen in der sauerstofffreien Atmo- sphäre wird eine Salpeter-Reduktion auch dann beobachtet, wenn das Substrat und die Samen völlig frei von Bakterien waren. 2. Salpeter- Reduktion durch die Lebensthätigkeit der Samen tritt augenscheinlich nur bei Abwesenheit des Sauerstoffs auf. Aörobe Reinkulturen von Samen zeigen in den ersten 24—48 Stunden niemals Reduktionserscheinungen, und wenn letztere später bei Luftzutritt dennoch beobachtet werden (nach 40—120 Stunden), so augenschein- lich nur deshalb, weil die Samen allen im Substrat gelösten Sauer- stoff aufgenommen haben und zum anaöroben Stoffwechsel übergehen. 3. Bei Anwesenheit von Bakterien tritt die Reduktion schon nach Verlauf von 24 Stunden auf, ganz unabhängig von dem Vor- handensein oder der Abwesenheit des Sauerstoffs. Diese Ergebnisse stimmen nahezu überein mit den Schluss- folgerungen Laurents, welche vor 12 Jahren gemacht wurden, aber aus irgendwelchem Grunde keinen Glauben fanden; zugleich sind auch die Widersprüche der Resultate Jodins leicht auf klärbar; seine Kultur war keine anaörobe! In quantitativer Beziehung muss bezüglich der Samen zugestanden werden, dass sich hier die Salpeter- Reduktion verhältnismässig in sehr schwachem Grade äussert, und wenn es gelungen ist, sie ohne jeden Zweifel zu konstatieren, so ist dies nur der Empfindlichkeit der Reaktion auf HNO, zu verdanken. Daher erfordern die Be- obachtungen Laurents und seine Berechnungen der Menge des frei werdenden Sauerstoffs eine weitere Nachprüfung. Was den Charakter der Gase anbetrifft, welche in den sterilen Kulturen der Samen in den Salpeter lösungen ausgeschieden werden, so existiert hierüber in der Litteratur nur die einzige Hinweisune Godlewskis und Polzeniusz, welche bei ihrem einzigen Versuche die Bildung: irgend eines Gases aus dem Salpeter in einer Quantität bis 6,3 ccm beobachteten. Bei der Nachprüfung dieser Beobachtung der polnischen Au- toren gelangten wir zu folgendem Resultate: Wenn man die Kulturen nach Verlauf von 120—160 Stunden seit Besinn des Versuches öffnet, wenn die Reduktion sich bereits in beträchtlichem Grade zeigt, die Samen aber noch lebendig: sind, so ist zu diesem Zeitpunkte keine auch nur irgendwie bedeutende Quantität von Gasen bemerkbar, welche nicht von der Natronlösung absorbiert worden wäre. In allen unseren Versuchen erfolgte eine vollständige Absorbierung mit Ausnahme kleiner Bläschen, die nach der Messung Bruchteile eines Kubikzentimeters ergaben. Die Quantität der thätigen Samen war bei unseren Versuchen etwas grösser, als diejenige in dem Versuche von Godlewski und Polzeniusz, und deshalb hätten wir, nach ihren Angaben berechnet, eine Quantität von nicht weniger als 5—10 cem fremder Gase in ihren Kulturen erwarten können. Nabokich, Zur Physiologie d. ana&roben Wachstums d. höh, Pflanzen. 331 Etwas anders verhält sich die Sache in denjenigen Fällen, in welchen die Kulturen nach dem Tode der Samen, d.h. nach Verlauf von 200—240 Stunden geöffnet werden. In derartigen Fällen gelang es uns thatsächlich, uns von der Bildung fremden, nicht absorbierten Gases zu überzeugen, immerhin aber nur in sehr geringen. Quanti- täten, welche 2—3 ccm nicht überschreiten, sodass sein Gehalt in der Gasmischung kaum 1—2 Prozent erreichen würde, während Godlewski den Gehalt des fraglichen Gases auf 5,45 Prozent schätzt; dieses Gas wurde nicht durch Pyrogallol, resp. Natronlösung absorbiert. Diese vorläufigen Beobachtungen veranlassten uns, zu einer ausführlicheren Untersuchung der Frage über die Gasausscheidung in den Reduktionsprozessen des Salpeters überzugehen, wozu es uns wünschenswert erschien, die Untersuchungsmethode etwas abzuändern und statt Versuche an Samen, solche an Sämlingen anzustellen, bei welchen alle Prozesse viel energischer auftreten. Davon wollen wir später besonders berichten. In den vorstehenden Auseinandersetzungen haben wir einen kurzen Bericht über die Resultate gegeben, welche wir im Laufe des letzten Jahres durch experimentelles Arbeiten. erhalten haben. Mit der Reihe der behandelten und oben aufgezählten Fragen ist der Cyelus von Untersuchungen jedoch noch lange nicht abgeschlossen, mit dessen Hilfe wir in nächster Zeit erhoffen, etwas mehr Licht in das dunkle Bereich des anaeroben Lebens der höheren Pflanzen zu bringen. So zahlreich auch die beschriebenen Versuche waren, so sind ihrer immer noch zu wenige, um zu einem einigermassen kate- gorischen und unzweifelhaften Endresultate zu gelangen. Darum schien und scheint es uns noch unumgänglich notwendig, bevor wir uns zur vollständigen Veröffentlichung unseres Materiales entschliessen, die grosse Anzahl von Versuchen über viele sich scharf markierende Fragen noch weiter fortzusetzen, oder neue in Angriff zu nehmen und bereits angefangene zum Abschluss zu bringen. So interessierte uns im Verlaufe der Arbeit ganz besonders die Frage über die Stickstoff-Ernährung der Pflanze in der sauer- stofffreien Atmosphäre, wobei wir nicht nur den Einfluss der ent- sprechenden Substanz (Asparagin, Pepton etc.) auf den Verlauf des anaeroben Wachstums dringend zu erforschen wünschten, sondern auch das Problem des Einflusses des Sauerstoffes auf die Synthese der Eiweissstoffe zu lösen. Eine beträchtliche Reihe von Versuchen sowohl in der einen als auch der anderen Richtung, welche beiläufig erwähnt, unter Mitwirkung des Herrn Pankoff ausgeführt wurden, konnte leider nach dem Abgang des Letzteren vom Institute nicht mehr recht- zeitig abgeschlossen werden, später aber stellten sich uns Schwierig- keiten entgegen infolge Mangels an geeignetem Material. Wir mussten daher die Fortsetzung der betreffenden Versuche bis zum Beginn des neuen Wintersemesters hinausschieben. Ausserdem ist hier noch hinzuzufügen, dass die Frage von der Rolle der Stick- stoff-Ernährung sich als eine sehr schwierige erwies infolge der Hindernisse durch Mikroorganismen, weswegen viele Versuche zu widersprechenden Resultaten führen und wir wahrscheinlich ge- 23° 332 .Nabokich, Zur Physiologie d. anaeroben Wachstums d. höh. Pflanzen. zwungen sein werden, in diesem Bereiche ausschliesslich mit so- genannten Reinkulturen, d. h. vorzugsweise mit Samen zu arbeiten. In noch grösserer Schwierigkeit würden wir uns bei der Frage über die Zell- und Kernteilung in der sauerstofffreien Atmosphäre befinden, wenn nicht Prof. W. J. Belaäjeff sich bereit erklärt hätte, unsere Objekte in Bezug: auf die Karyokinese zu untersuchen. Wir hoffen, in allernächster Zeit in dieser Beziehung ganz bestimmte Resultate zu erhalten. Ohne die Lösung der soeben aufgezählten Probleme (die Stick- stoff-Ernährung, die ana&robe Synthese des Eiweiss und seiner Zersetzungsprodukte, die anaärobe Kern- und Zellteilung) halten wir es nicht für möglich, auch nur einigermassen erfolgreich die übrigen Fragen unserer Untersuchungen zu behandeln, wobei ausser- dem noch die völlige Unerforschtheit der Prozesse der intramole- kularen Atmung bei den höheren Pflanzen in Betracht gezogen werden muss. Unter Berücksichtigung alles dieses bitten wir, unsere vor- liegenden Mitteilungen nur als vorläufige zu betrachten; ihr aus- schliesslicher Zweck ist nur der, die Interessenten mit dem Verlaufe, dem Plane und den Methoden unserer Arbeit bekannt zu machen. Aber auch dieses Ziel konnten wir aus mancherlei Gründen im ge- sebenen Momente nicht in genügender Vollkommenheit und Gründ- lichkeit erreichen. Zum Schlusse ist es uns eine angenehme Pflicht, allen den zahlreichen Herren unseren wärmsten Dank auszusprechen, welche in dieser oder jener Weise uns bei der Ausführung unserer Ver- suche behilflich waren. Ohne diese freiwillige Mitwirkung wäre es uns nicht möglich gewesen, die meisten unserer sogenannten Parallel- kulturen auszuführen. Ausserdem fühlen wir uns Herrn Prof. P. F. Barakoff zu lebhaftestem Danke verpflichtet, welcher bereit- willigst alle möglichen Hilfsmittel und Apparate des an Mitteln nicht reichen Laboratoriums zu unserer Verfügung stellte, in welchem wir unsere Arbeiten ausführten, sowie gleichfalls Herın Prof. N. P. Mischkin für die gütigst erteilte Erlaubnis der unbeschränkten Benutzung der sehr wertvollen Luftpumpe. Nowo-Alexandria, Akademie für Land- und Forstwirtschaft, den 15. April 1902. Einige systematische und biologische Beobachtungen. Von Prof. Dr. Friedrich Hildebrand in Freiburg ı. 12, 1. Zur Kenntnis von ZLinum perenne und Linum austriacum. In fast allen botanischen Gärten findet man unter dem Namen Linum perenne das Linum austriacum kultiviert, woher es gekommen ist, dass bei dem Unterlassen der Nachuntersuchung,, ob die Be- nennung der betreffenden Pflanzen die richtige sei, man die Be- obachtungen, welche über den Dimorphismus des eigentlichen Linum austriacum angestellt worden sind, auf das Linum perenne bezogen hat. Nur im botanischen Garten von Stockholm fand ich das richtige Zinum perenne neben dem Linum austriacum kultiviert, und nahm sogleich Samen von dem ersteren mit, aus denen im botanischen Garten zu Freiburg i. B. Pflanzen erwuchsen, welche mir Gelegenheit aben, die beiden oft miteinander verwechselten Pflanzen näher zu untersuchen. Von den Resultaten dieser Unter- suchung dürften einige von Interesse sein und zur näheren Kenntnis und Unterscheidung der beiden, auf den ersten Anblick fast gleichen Arten dienen, wenn auch schon Garcke in seiner Flora von Deutsch- land, 17. Auflage, S. 116 dieselben kurz angeführt hat. Die hauptsächlichen Verschiedenheiten liegen nicht nur in der Richtung der Fruchtstiele und der Intensität der Blütenfarbe, sondern auch namentlich in der Form der Kelchblätter. Bei Linum austria- cum sind nämlich die Kelchblätter nicht auffallend unter einander verschieden, wenn auch die äusseren etwas schärfer zugespitzt sind, als die inneren. Alle, von langgestreckter eilanzettlicher Form, decken sich an ihrer Basis mit ihren Rändern nur sehr wenig. Bei Linum perenne sind sie hingegen von sehr verschiedener Gestalt: Die beiden äusseren sind viel schmaler, als die beiden inneren, und das in der 2/, Spirale als drittes stehende Blatt hat eine im Mittel zwischen den beiden ersten und den beiden letzten Kelchblättern stehende Form. Die beiden äusseren laufen in eine schwach ab- gerundete Spitze aus und sind länger als breit; die beiden inneren sind hingegen am Ende stark abgerundet und zeigen hier in der Mitte sogar manchmal eine seichte Einbuchtung, aus welcher eine schwache Stachelspitze hervortritt; sie sind breiter als lang. Ihre von den beiden äusseren Kelchblättern abweichende Form wird da- 334 Hildebrand, Einige systematische und biologische Beobachtungen. durch hervorgebracht, dass sie rechts und links einen membranösen Flügel besitzen. Bei dem in der Spirale als drittes stehenden Kelch- blatt ist dieser Flügel hingegen nur an der einen Seite ausgebildet. Durch diese Verschiedenheiten der Kelchblätter, welche namentlich auch an den ausgebildeten Früchten sich noch sehr deutlich zeigt, kann man die beiden in Rede stehenden Arten sehr leicht von ein- ander unterscheiden. Weniger charakteristisch ist die Verschieden- heit der Blütenfarbe; dieselbe tritt aber doch sehr deutlich hervor, wenn man die beiden Arten nebeneinander hält, da das Blau von Linum perenne intensiver ist als das von Linum austriacum. Die Richtung der Spirale bei den Kelchblättern, sowie die Windungsrichtung der Blumenblätter ist bei beiden Arten in gleicher Weise verschieden, ganz ähnlich wie bei den Ozals-Blüten. Es dürfte von Interesse sein, auf diesen Punkt etwas näher einzugehen. In den Blüten beider Arten ist die Spirale der nach der ?/, Stellung angeordneten Kelchblätter entweder eine linksläufige oder eine rechts- läufige, wodurch von dem dritten Blatt entweder die linke oder die rechte Seite ungedeckt nach aussen liegt. Die Drehung der folsen- den Blumenblätter richtet sich dann stets nach der Spiralrichtung der vorhergehenden Kelchblätter: Ist diese eine linksläufige, so sind auch die Blumenkronblätter links gewunden, ist sie eine rechtsläufige, so ist auch die Windung der Blumenkronblätter die gleiche. Anders verhält es sich hingegen mit der Drehungsrichtung bei den auf ein- ander folgenden Blüten ein und desselben Blütenstandes, worüber nähere Untersuchungen angestellt wurden: Manchmal folgen mehrere in gleicher Richtung gewundene Blüten aufeinander; in anderen Fällen wechseln Blüten der einen mit Blüten der anderen Windungs- richtung in ganz unregelmässiger Weise ab. Es liegt hier einer von denjenigen Fällen vor, wo eine ganz bestimmte, charak- teristische Eigenschaft als solche von gar keinem Nutzen für den Träger ist. Denn für die Bestäubung der Blüten der beiden Zinum- Arten ist es doch ganz gleichgültig, ob die Windungs- richtung von Kelch und Blumenkrone eine rechts- oder eine links- läufige ist. Ein noch auffallenderes Verhältnis dieser Art zeigen die konstant sich nach bestimmten Richtungen windenden Stengel ge- wisser Pflanzen; denn es dürfte wohl kaum jemand herausklügeln können, weswegen für den Hopfen die Rechtsdrehung der Stengel, für die Bohnen die Linksdrehung die vorteilhaftere sei. Diese charakteristischen Eigenschaften sind für den Träger derselben als solche vollständig nutzlos, und können sich daher nicht im sogenannten Kampf ums Dasein her- ausgebildet und befestigt haben. In Bezug auf den Dimorphismus verhalten sich die Blüten der beiden Lenum - Arten ganz gleich. Von Linum austriacum (unter dem Namen Linum perenne untersucht) sind sie bekannt. An dem eigentlichen Linum perenne dürften hingegen kaum direkte Beob- achtungen und Experimente angestellt worden sein, so dass die in den letzten Jahren im Freiburger botanischen Garten angestellten hier noch kurz angeführt werden mögen. Aus den im Stockholmer botanischen Garten abgenommenen Samen des Zinum perenne gingen nach sofortiger Aussaat im Sep- tember 1900 mehrere Pfianzen auf, von denen einige schon im Hildebrand, Einige systematische und biologische Beobachtungen. 335 Sommer 1901 zur Blüte kamen. Diese erwiesen sich alle als kurz- griffelig, und es setzte nun keine der Blüten Frucht an, ungeachtet die Bienen dieselben eifrig besuchten und auch die Bestäubung mit dem in der Nähe kultivierten Zinum austriacum nicht ausgeschlossen war. Erst in diesem Sommer, 1902, erschien ein langeriffeliges Exemplar, welches nun bei dem starken Bienenbesuch viele Früchte ansetzte, von denen aber dann später eine grosse Anzahl, wahr- scheinlich infolge des ungünstigen Wetters, im Wachstum zurück- blieb. Ehe die Blüten des langeriffelisen Exemplares aufgingen, blieben diejenigen der kurzgriffeligen Exemplare ganz fruchtlos, und sie setzten erst dann Früchte an, als sie mit den Blüten des lang- eriffelioen Exemplares bestäubt werden konnten. Jedoch war dieser Fruchtansatz ein verhältnismässig nur sehr geringer, was vielleicht von der schwierigeren Bestäubbarkeit der in den Blüten tiefer liegenden Narben herrührte. Die sich ausbildenden Früchte waren denen von Linum austria- cum, abgesehen von den Kelchen, in der Form sehr ähnlich, von mehr oder weniger kugeliger Gestalt, standen aber stets an straffen Stielen ganz aufrecht, ein Merkmal, durch welches sich sehr leicht das echte Linum perenne von dem unter diesem Namen in den Gärten kultivierten Zinum austriacum unterscheiden lässt. 2. Über Polygonum perfoliatum. Es ist Polygonum perfoliatum eine in vieler Beziehung sehr interessante Pflanze und weicht in mehrfacher Weise sehr von anderen Arten der Gattung Polygonum ab: Sie klettert durch Wider- haken, bildet, wenigstens bei uns, nur kleistogamische Blüten, und ihre Früchte sind dadurch fleischig, dass die Perigonalblätter sich Hleischig ausbilden und die harte Nuss ganz einhüllen. Es sind dies Eigenschaften, welche es geeignet erscheinen lassen, auf diese Pflanze etwas näher einzugehen, welche nicht sehr bekannt zu sein scheint, denn sonst würden ihre Eigentümlichkeiten wohl hier und da angeführt oder von den botanischen Gärten ihre Samen von dem Freiburger mehr verlangt worden sein, in dessen Samenverzeichnis sie seit Jahren aufgeführt wird. Ihre Samen wurden im Jahre 1895 aus dem botanischen Garten von Tokio bezogen, gingen dann im Spät- herbst auf und wurden nach Überwinterung im Kalthause im Früh- jahr 1896 ins freie Land gesetzt, wo die Pflanzen ungeheuer stark wuchsen und Schösslinge von der Länge mehrerer Meter bildeten, an denen im Sommer die ersten Blütenknospen und bald darauf die ersten Früchte erschienen, durch welche die Art jahraus, jahrein im Garten frei aufgegangen ist und durch ihre klimmenden Zweige, sowie namentlich die türkisfarbenen Früchte die Aufmerksamkeit der Gartenbesucher auf sich zieht. Während die übrigen Arten der Gattung Polygonum entweder einen kräftigen Stengel haben, welcher in sich zum aufrechten Wachstum hinlänglichen Halt hat, andere einen dem Boden auf- liegenden Stengel besitzen, und noch andere durch einen Winde- stengel sich emporranken, so hat Polygonum perfoliatum, bei ganz schwachem, haltlosem Stengel eine andere Eigentümlichkeit, durch welche sie sich in aufrechter Lage halten kann, nämlich sehr scharf- 336 Hildebrand, Einige systematische und biologische Beobachtungen. spitzige Widerhaken, welche sich namentlich an den Blattstielen finden und bewirken, dass die ganzen Aste dem Vorbeistreifenden sich fest anheften und schwer von den Kleidern loszulösen sind; sogar an den Händen haften sie fest an, was sich auch soeben bei der Nachuntersuchung sehr unangenehm bemerklich machte. Hier- durch kommt es, dass man schwer einen Teil der Pflanze loslösen kann, ohne andere aus dem Zweiggewirr mit loszureissen. Denn die üppig wachsenden Pflanzen heften sich nicht nur an der ihnen zuerst gebotenen strauchigen Stütze an, sondern verkletten sich auch später zu einem dichten Gewirr untereinander. An den unteren Teilen des drehrunden, grünen, etwa 2 mm dicken Stengels der Pflanze finden sich enweder gar keine oder nur spärliche Widerhaken, welche aber dann am Stengel stärker auftreten, wenn derselbe Blütenstände trägt. Die Blätter stehen an ihm 2—3 cm von einander entfernt. Die Scheide (Ochrea) an der Basis ihres Stieles zeigt eine sehr eigen- tümliche Form, welche den Grund zu dem Namen der Art gegeben hat. Dieselbe besteht nämlich im einer rings um den Stengel, an welchem das Blatt ansitzt, geschlossenen und dieser eng anliegenden, etwa 1 mm hohen, fast farblosen, nur von einigen grünen Adern durchzogenen Röhre, an welche sich ein grüner Kragen anschliesst, der bis zu einer Breite von 12mm auswächst. Dieser Kragen steht zuerst mit seiner Fläche beinahe senkrecht, in der Richtung des Stengels und des jungen Blattstieles, nimmt dann aber später eine mehr oder weniger horizontale Lage an. Er ist fast kreisrund, ab- gesehen von seinem morphologischen Gipfel, welcher zwischen Stengel und Blattstiel liegt, indem er hier in eine verschieden stark hervor- tretende Spitze ausgezogen ist. Überhaupt gleicht dieser Kragen sehr der Blattspreite von Bupleurum rotundifolum, nur ist er be- deutend kleiner als diese. Die Blattstiele, zu denen die beschriebene kragenartige Ochrea gehört, erreichen eine Länge bis zu 5cm und gehen allmählich aus ihrer ursprünglichen senkrechten Lage in die horizontale über. Sie sind es nun hauptsächlich, welche die für die Pflanze charakte- ristischen Widerhaken tragen, welche an ihnen ringsum ziemlich gleichmässig verteilt sind. Die Blattspreiten stehen im Knospenzustande in gleicher Weise aufrecht, wie der Blattstiel, und ihre Ränder sind nach der Mittel- rippe zu auf ihrer Unterseite gegeneinander umgerollt; beim Ent- falten stellen sie sich dann allmählich, wie der Stiel, horizontal, bis sie endlich an ihrer Basis sich derartig umbiegen, dass sie bei der horizontal gewordenen Lage des Blattstieles mehr oder weniger senkrecht zu dieser, also auch zum Horizont stehen. Die Gestalt der Spreiten ist ungefähr die eines gleichseitigen Dreiecks, dessen obere, bis 10 cm lange Seite in der Mitte eine seichte Einsenkung zeigt, die beiden anderen Seiten sind bis zu 9 cm lang. Der Stiel sitzt aber nicht dicht am Rande der Spreite an, sondern auf der Unterseite dieser, etwa !/, mm von der oberen Einsenkung entfernt. Von ihm aus geht ein Mittelnery zur Spitze des Blattes und rechts und links ein Seitennerv zu den beiden anderen Ecken des Dreiecks. Auch diese drei Hauptnerven tragen Widerhaken, jedoch weniger, als der Blattstiel. Noch weniger Widerhaken finden Hildebrand, Einige systematische und biologische Beobachtungen. 337 sich auf den feineren Seitennerven, durch welche die Hauptnerven der Spreite untereinander verbunden sind. In der Achsel der unteren Blätter bilden sich vegetative Seiten- zweige aus; ist die Pflanze mehr und mehr erstarkt, so gehen diese Seitenzweige in Blütenstände aus. An diesen, die Blütenstände tragenden Seitenzweigen, stehen manchmal in der Achsel des ersten Blattes, dessen Spreite noch normal ausgebildet ist, 1—2 Blüten. In anderen Fällen geht, abgerückt vom Blütenstande, diesem ein -Blatt voraus, von welchen Stiel und Spreite ganz, ausnahmsweise nur bis zur Bildung eines kleinen Zöpfchens, unterdrückt sind, und von welchen nur die kragenförmige Ochrea ausgebildet ist, in deren Achsel 1—2 Blüten stehen. Die meisten Blütenstände beginnen mit einer mehr oder weniger ringgeschlossenen, oder an einer Seite offenen kragenförmigen Ochrea, in deren Achsel 1—2 Blüten stehen; dann folet der ährig erscheinende Blütenstand mit 10—20 Blüten, von denen jede aber das Ende einer sehr kurzen Seitenachse ist, welche in der Achsel eines kleinen, zugespitzten, schuppigen Hochblattes sitzt, und an welcher rechts und links zwei häutige Blättchen sich befinden, in deren Achsel hier und da noch eine weitere Blüte steht. Ursprünglich stehen die Blütenstände aufrecht, in der Richtung des Sprosses, dessen Ende sie sind, später werden sie aber durch einen Seitenspross, welcher aus der Achsel eines der ihnen vorher- sehenden Laubblätter entspringt, im Wachstum überholt und zur Seite gedrückt, so dass sie wie seitenständig erscheinen; sie sind dies aber ebensowenig, wie die Blütenstände bei Vitıs etc. Die Blütenknospen, welche an den im Frühjahr aufgegangenen Pflanzen im Juli zu erscheinen beginnen, und deren weitere Bildung ununterbrochen bis zum Frost fortdauert, haben im Freiburger botanischen Garten im Laufe der verschiedenen aufeinander folgenden 7 Jahre, in denen die Pflanze beobachtet wurde, sich niemals ge- öffnet, weder die zuerst erschienenen noch die, manchmal, bei aus- bleibendem Frost, bis in den November hinein sich bildenden, so dass bei dem grossen Wechsel der Temperatur in diesen verschiedenen Jahrgängen und verschiedenen Zeiten des Jahres die Vermutung nahe liest, dass auch in ihrer japanischen Heimat diese Pflanze nur kleistogame Blüten trägt, was aber immerhin noch festzustellen wäre. In den Blütenknospen besteht das Perigon aus 5 grünlichen Blättchen, deren Gipfel abgerundet ist, und welche sich niemals von einander biegen, so dass Staubgefässe und Pistill stets in ihnen ein- geschlossen bleiben, und daher eine Fremdbestäubung niemals — wenigstens bei uns — möglich ist. Die 8 Staubgefässe zeigen auf sehr kurzen Filamenten Antheren, deren beide Hälften durch das Konnektiv weit voneinander getrennt sind. In der Mitte der Knospen sitzt der kugelise Fruchtknoten, dessen kurzer Griffel oben drei- spaltig wird; die einzelnen drei Zweige endigen mit dickem Narben- kopf, dessen Oberfläche nur wellig ist und ganz ohne Papillen, im Zusammenhang damit, dass hier ein Fangapparat für den Pollen ganz unnötig geworden ist. Es liegen nämlich die Antheren so eng der Narbe an, dass der Pollen aus ihnen unmittelbar an diese ge- lanst, was schon in den kleinen, ganz unscheinbaren Knospen ge- schieht, wo er seine Schläuche treibt und also die Befruchtung kleistogam vor sich geht. 338 Hildebrand, Einige systematische und biologische Betrachtungen. Infolge derselben schwellen die Perigonalblätter stark an und werden fleischig, wobei sie bis zum vollständigen Auswachsen der Frucht, welche bei kugliger Gestalt einen Durchmesser von 4 mm erreicht, grünlich bleiben, worauf sie sich allmählich dunkelhimmel- blau färben, so dass sie wie Türkisen an der Pflanze erscheinen und in ihrer Ansammlung bis zu 18 derselben neben den, mit dem Hafthaken versehenen vegetativen Teilen ein auffallendes Aus- sehen verleihen. Diese fleischigen Früchte enthalten eine kugelige, nicht drei- kantige, glänzende, schwarze Nuss, deren Schale eine sehr harte ist. Dennoch keimt der in der Nuss enthaltene Same sehr leicht und gut, auch ohne dass er durch den Darmkanal eines Vogels hin- durch gegangen ist, was der Umstand zeigt, dass die im Freiburger botanischen Garten unter dem Gebüsch, welches die Pflanzen von Polygonum perfohatum jährlich bilden, niedergefallenen Früchte im nächsten Frühjahr immer leicht keimten. Dies Keimen geschieht aber immer nur dieht um die Büsche herum, niemals an andern Stellen des Gartens, ein Beweis dafür, dass bei uns die Vögel nicht von den so verlockend aussehenden Früchten des Polygonum per- foliatum zum Genusse derselben angezogen werden. Es wurde an denselben niemals ein Vogel beobachtet und die Früchte hingen bis zum selbständigen Abfallen in Menge an den Pflanzen. Die blaue Farbe der Früchte scheint für unsere Vögel kein Anlockungsmittel zu sein, wie- dies auch die Früchte von COhlerodendron fachdum im Freiburger botanischen Garten jährlich zeigen, deren türkisblauer Glanz noch durch die umgebenden roten Kelche erhöht wird. Neben den eigentümlichen Klimmhaken und den kleistogamen Blüten des Polygonum perfohatum ist die fleischige Ausbildung des Perigsons an den Früchten der Pflanze insofern von besonderem In- teresse, als U. Dammer in seiner sehr eingehenden Arbeit über die Verbreitungsausrüstungen der Polygonaceen (Englers Jahrbücher. 1892. 8. 279) sagt, dass die Hleischige Ausbildung der Fruchthüllen bei einer Anzahl von Polygonum - Arten nur eine sehr geringe sei. Lebende Exemplare der Polygonum perfohkatum scheinen hiernach demselben nicht vorgelegen zu haben, welche interessante Pflanze allen botanischen Gärten hiermit zur Kultur empfohlen wird. 3. Über die Blattbildungen bei Parkinsonia aculeata. Über die Blätter von Parkinsonia aculeata wird von De Can- dolle in seinem Prodromus. II. S. 486 gesagt, dass dieselben pinnata, einfach gefiedert, seien, und dieser Ansicht schliesst sich auch Reinke in seinen interessanten und sehr eingehenden Untersuchungen über die Assimilationsorgane der Zeguminosen (in Pringsheims Jahr- büchern. XXX. S. 99) an, wenn auch seine Fig. 71 ein doppelt ge- fiedertes, aus 4 gefiederten Spindeln zusammengesetztes Blatt zeigt, von welchen letzten 3 gekürzt sind. Es heisst nämlich im Text: „Die Blätter tragen im Frühsommer zahlreiche kleine Fiederchen an der abgeplatteten Spindel, später fallen diese Blättchen ab, und die Oberfläche der Spindel funktioniert dann als alleiniges Assimilations- organ“. Da die Untersuchungen von Reinke allem Anschein nach an getrocknetem Material, welches nicht vollständig war, gemacht worden sind, so hat sich hier, wie in der Diagnose von De Can- Hildebrand, Einige systematische und biologische Beobachtungen. 339 dolle ein kleiner Irrtum eingeschlichen, wie sich an Pflanzen zeigte, welche ich teils frisch im botanischen Garten von Genua vor Jahren beobachtete, teils aus Samen zog, welche aus den botanischen Gärten von Lissabon und Rom stammten. Die Blätter sind näm- lich nicht einfach, sondern doppelt gefiedert, und man hat aller Wahr- scheinlichkeit nach die 4 dicht nebeneinander, scheinbar in der Achsel eines Dornblattes stehenden gefiederten Seitenspindeln für 4 einfach gefiederte Blätter eines Kurzzweiges gehalten. An und für sich ist ja diese Richtigstellung von gar keiner be- sonderen Bedeutung, doch scheint es von Interesse, auf die Sache etwas näher einzugehen, um hierbei die UÜbergangsstufen der Blätter von Parkinsonia aculeata zu besprechen, wie sie sich von den einfach gefiederten der Keimlinge bis zu den, mit 4 gefiederten Spindeln versehenen der erwachsenen Pflanze ausbilden. Die keimende Pflanze zeigt 2 sitzende Kotyledonen von läng- lich oblonger Gestalt, 25 mm lang, 10 mm breit, an der Spitze und Basis abgerundet. Darauf folgen meist 2 einfach gefiederte Blätter mit 3—4 Fiederpaaren und schwach am Ende zugespitzter Spindel. An der Basis des Blattstieles ist am ersten dieser einfach gefiederten Blätter keine Spur von Nebenblättern vorhanden, welche erst am zweiten einfach gefiederten Blatte als 2 ganz schmale Zipfelchen auftreten. & Nun folgen an den beobachteten Keimlingen meist Übergangs- stufen zur Doppelfiederung. Eine derselben trug an der noch lang- gestreckten Hauptspindel des Blattes an der Basis 2 ganz kleine Nebenblättchen, dann folgte ein Paar einfacher Fiederblättchen; von dem nächsten Paar war nur das eine Blättchen einfach, das andere durch eine gestreckte Spindel vertreten, welche 3 Paare Fiederblätt- chen trug und mit einem einpaarigen Fiederchen endigte. Da- ran schlossen sich 2 gegenüberstehende Spindeln mit je 4 Paaren von Fiederblättchen, aber ohne Endblättchen. Die Hauptspindel des ganzen Blattes ging in eine kleine Spitze aus. Dies Blatt war also besonders dadurch interessant, dass es zu gleicher Zeit einfach- und doppeltgefiedert war und dabei die seitlichen Spindeln paarig oder unpaarig: gefiedert. Ähnliche Bildungen kommen übrigens auch an Arten von Gleditschia Vor. Nun erschien, wie dies auch an den jungen Sprossen der zurück- geschnittenen Pflanzen der Fall war, eine mehr oder weniger grosse Anzahl von doppelt gefiederten Blättern folgender Art: Die ganz kurze Hauptspindel geht in eine dornige, stechende Spitze aus, welche vom Stiel der Pflanze horizontal absteht. An seiner Basis trägt dieser Blattstiel rechts und links je ein dorniges Nebenblättchen, ‚und über diesen rechts und links eine Blattspindel zweiter Ordnung, welche unten mit einem wulstigen Gelenk an der Hauptspindel des Blattes angegliedert ist und 7—8 Paare von Fiederblättchen trägt, am Ende in eine kurze, scharfe Spitze ausgehend. Nach verschiedenen, sogleich noch zu berührenden Übergangs- stufen treten dann die Blätter auf, wie sie sich auch weiter an der erwachsenen Pflanze fast ausschliesslich zeigen. Die Hauptspindel dieser Blätter geht an ihrer Spitze in einen grossen und scharfen Dorn aus und trägt an seiner Basis rechts und links die etwas weniger stark ausgebildeten, dornigen Nebenblätter. Zwischen dem 340 Hildebrand, Einige systematische und biologische Beobachtungen. Ansatz dieser und dem Enddorn des Blattes ist dessen Hauptspindel sehr kurz und trägt an jeder Seite 2 unten wulstig gegliederte, ge- fiederte Seitenspindeln, welche so dicht aufeinander folgen und auch manchmal derartig gespreizt voneinander stehen, dass sie den Ein- druck machen, als ob sie die 4 einfach gefiederten Blätter eines kurzen Seitensprosses seien, welcher in der Achsel eines in einen Dorn umgewandelten Blattes stehe. In Wirklichkeit ist aber dieses scheinbare Dornblatt das Ende einer Blattspindel, welche an sich die 4 geefiederten Seitenspindeln trägt, was man auch daran leicht er- kennen kann, dass in der Achsel dieses doppelt gefiederten Blattes die Anlage zu einem Seitenspross sich zeigt. An den Blättern der noch nicht sehr alten Pflanzen sind die Fiederblättchen der 4 Seitenspindeln noch ziemlich gut ausgebildet, etwa S mm lang und 4 mm breit, bei älteren Pflanzen werden sie immer kleiner und kleiner, bis manchmal, aber durchaus nicht immer — ein blühender Zweig aus dem botanischen Garten von Genua zeigt noch ganz gut ausgebildete Fiederblättchen — ihre Bildung fast ganz unterbleibt, und das Blatt nur aus 4 blättchenlosen Seiten- spindeln besteht, wie dies Reinke |. c. schon angegeben, welcher allerdings nach seinem Text, nicht nach seiner Abbildung, diese 4 Seitenspindeln für 4 einzelne Blätter gehalten zu haben scheint. In seltenen Fällen kommt es vor, dass die Blätter nicht 4, sondern 6 Seitenspindeln bilden — wie sich dies manchmal auch bei Mimosa pudica beobachten lässt — aber besonders interessant sind die Ubergangsstufen zwischen den Blättern mit 2 gefiederten Seiten- spindeln und den mit 4 gefiederten Seitenspindeln versehenen, wie letztere meist an den erwachsenen Pflanzen auftreten. Nur einer dieser Fälle sei hier angeführt, da er ein besonders irreleitendes Aussehen hatte. Das betreffende Blatt machte nämlich den Eindruck, als ob es ein dreizählig doppelt gefiedertes sei, mit einer endständigen und 2 seitenständigen gefiederten Spindeln, und als ob dieses Blatt das erste eines in der Achsel eines Dornblattes stehenden Kurz- zweiges sei. Die Sache verhielt sich aber ganz anders. Es hatten sich nämlich unterhalb des Enddornes des Blattes nicht nur 2 seiten- ständige mit Fiederblättchen versehene Spindeln gebildet, sondern unterhalb einer von diesen noch eine dritte, an der einen Seite der Hauptspindel des Blattes, und diese dritte Spindel hatte die eine der beiden gleichwertigen oberen Spindeln beim Wachstum so in die Höhe gedrückt, dass dieselbe wie eine endständige gefiederte Spindel aussah, und die tiefer eingefügte einzelne Seitenspindel den Ein- druck machte, als ob sie der ursprünglich höher als sie stehenden gerade gegenüber stände. Es lag hier also ein scheinbar dreizähliges doppelt gefiedertes Blatt vor, ein Fall, wie er in Wirklichkeit sich kaum bei einer Pflanze finden dürfte, und welcher, wie viele andere Fälle zeigt, dass Ahnliches im Pflanzenreiche auf sehr verschiedenem Wege hervorgebracht werden kann. Über anatomische Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen einiger diklinischen Blütenpflanzen. Von Hermann Dibbern sh in Berlin. Mit 20 Figuren im Text. In dem Bau der Tiere und Pflanzen ist durchgängig die That- sache zu beobachten, dass die Organe, wie auch die sie bildenden Gewebe und deren Elemente einem bestimmten Zwecke, ihrer phy- siologischen Funktion, in mehr oder weniger vollkommener Weise angepasst sind. So lösen z. B. die Kronen unserer Laubhölzer, grade wie die Kiemen der Fische, das Problem, auf kleinem Raum eine möglichst grosse Oberfläche zu entfalten, und schaffen auf diese Weise die Bedingung für einen bedeutenden Stoffaustausch zwischen der Pflanze und dem sie umgebenden Medium, der Luft. Der Bau jedes einzelnen Blattes ist im allgemeinen von demselben Prinzip beherrscht, und auch die speziell der Assimilation dienenden Ge- webselemente ordnen sich ihm unter, wie das die Chlorophylikörner führenden Palissadenzellen vieler Blätter schön beweisen. Schwendener hat in seinem „Mechanischen Prinzip‘ gezeigt, wie die Festigkeit, welche zu den ersten Erfordernissen im Bau der Pflanze gehört, durch ganz spezifische Gewebselemente erzeugt wird, die je nach den Bedürfnissen verschieden stark entwickelt und in der Regel so angeordnet sind, dass sie bei Kleinstem Materialaufwand die grösstmögliche Festigkeit, die je nach Erfordernis Druck-, Zug-, Biegungs- oder Schubfestigkeit sein kann, bedingen. Nun kann frei- lich ein solches Prinzip, wie. das der möglichst grossen Festigkeit bei geringstem Materialaufwand mit andern Prinzipien, etwa ernährungs- physiologischen, oder mit Eigentümlichkeiten des Wachstums, die wir nicht näher erklären können, in Wettbewerb treten. Dann kommen Kompromisse zustande, bei welchen eine im allgemeinen als zweckmässig anerkannte Konstruktion vielleicht durch eine solche ersetzt werden muss, die einem sonst rationeller Weise herrschenden Prinzip nur noch unvollkommen oder überhaupt nicht mehr ent- spricht. Etwas Derartiges tritt ein bei den Dikotyledonen als eine Folge des unbeschränkten Dickenwachstums derselben. Dies un- beschränkte Dickenwachstum fordert die Anlage der Festigkeits- 342 Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc. elemente innerhalb des Verdickungsringes. In jugendlichen Organen schliesst nun dies Verhalten eine Konstruktion, wie sie vom bau- wissenschaftlichen Standpunkt aus als zweckmässig bezeichnet werden muss, nicht aus; aber mit zunehmendem Wachstum tritt die un- vermeidliche Folge ein, dass statt des zweckmässigen Hohlcylinders ein massiver entsteht. Sehen wir aber die Wachstumsverhältnisse als gegeben und notwendig an, so ist jene Anordnung der Festig- keitselemente trotz der damit verbundenen Materialverschwendung wiederum als zweckmässig zu bezeichnen; denn lägen diese Elemente ausserhalb des Kambiums, so wäre ihr Zusammenhang preisgegeben ; sie könnten also den Zweck nicht erfüllen, dem sie dienen. Sieht man nun von derartigen scheinbaren Unzweckmässiskeiten ab, die übrigens als solche verschwinden, wenn man sie als die ara le a8 A, f ) Lıl Ne n ad &” i II il mil / «lm le Figur 1. Folge notwendiger Kompromisse betrachtet, so kann man wohl sagen, dass jedes Organ in spezifischer Weise den Leistungen angepasst ist, die es zu verrichten hat, und dass da, wo die Leistungen vari- ieren, sich diese Variationen im anatomischen Bau wiederspiegeln. Dies für die Inflorescenzachsen einiger «iklinischen Gewächse nach- zuweisen, soll der Zweck folgender Untersuchungen sein: 1. Typha Laxmann«. Die Anordnung der Blüten entspricht derjenigen von T. angustifoha; die weiblichen Blüten stehen also 2—4 cm unterhalb der männlichen. Der Bau der Hauptachse ist in verschiedener Höhe ein ungleichartiger. Ein 4—5 mm unterhalb des weiblichen Blütenstandes ent- nommener Querschnitt zeigt einen fast kontinuierlichen und ziemlich peripher gelegenen Bastring in einer Stärke von 5—8 Zelllagen. Im Ringe selbst bemerkt man einzelne kleine Gefässbündel. Von Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen ete. 343 innen her legen sich die äusseren, ringsherum mit starken lokal- mechanischen Belegen versehenen Gefässbündel an ihn an. Die Ge- samtzahl der Bündel beträgt etwa 60 —70 (Fig. 1). Ein um 6 mm höher, also an der Stelle gelegener Schnitt, wo die Hauptachse noch nicht ringsherum mit Blüten besiedelt ist, zeigt im wesentlichen noch dasselbe anatomische Bild. Jedoch bemerkt man auf der bereits mit Blüten versehenen Seite im Bastring selbst eine grössere Anzahl von Gefässbündeln, wie sie vereinzelt schon der zuerst beschriebene Schnitt aufwies, und die sich auf Längs- schnitten als Blattspurstränge erweisen. Diese Einlagerung von —S - >—e NE 7 F G 7 [0) A} G j WE) = / oO EN NN ; DAL, IM WEDS [0) x RR as \ 2 KNHSDZIE, Q vH, D IHM A) ARE AU) NN f 7] N li I\\\ K\ \ Nu} N NO, \ fl I’ NUN \* | a) Figur 2. Gefässbündeln in den mechanischen Ring nimmt in dem Masse zu, als sich die Achse vollständiger mit Blüten besiedelt, und zwar so, dass z. B. an der Stelle, wo nur noch der halbe Umkreis der Achse blütenfrei ist, auch nur noch der dem blütenfreien Bogenstück parallel laufende Abschnitt des Bastringes in seiner Kontinuität erhalten ist, während die andere Hälfte desselben vielfach durchbrochen, ja in einzelne Gefässbündel mit ausserordentlich starken mechanischen Belegen aufgelöst erscheint (Fig. 2). In der Mitte des weiblichen Blütenstandes ist der mechanische Ring vollständig verschwunden. An seiner Stelle finden sich Gefässbündel von normalem Bau und im allgemeinen normaler Lage, die nur ausgezeichnet sind durch : besonders starke ringsherum gehende mechanische Belege, welche auf 344 Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc. der Leptomseite oft bis zu fünf Zelllagen aufweisen. Die Gesamt- zahl der Gefässbündel ist um etwa 20 gewachsen (Fig. 3). Von der Mitte des weiblichen Blütenstandes an findet nach dessen oberem Ende hin eine successive Wiederherstellung des mechanischen Ringes dadurch statt, dass sich die äusseren Bündel mehr und mehr ein- ander nähern, bis sich die leptomseitigen Belege zum Ringe er- eänzen und die Bündel wiederum von innen her an diesen angelehnt erscheinen. In dem blütenfreien Teil zwischen männlichem und weiblichem Blütenstand ist demnach der Bau der Achse wieder ein. N NN I Ind ll, SID) o o 0 r 7 D 5 o RT CR — 72 (@) & ES | r \ IN Me 7 © & 6) 9 —_ We o Kar), INN_1 27 Oo & e N AN normaler; aber in der Region des männlichen Blütenstandes wieder- holen sich abermals die oben beschriebenen Veränderungen, nur mit dem Unterschiede, dass die Reduktion des ohnehin nicht so starken Bastringes nicht eine so vollständige ist, dieser vielmehr nur als ein häufig durchbrochener erscheint. Fassen wir die Resultate kurz zusammen, so ergiebt sich im wesentlichen folgendes: Die vegetative Achse zeigt in den blütenfreien Regionen einen vielen Monokotylen, beispielsweise den Zelaceen, Orchideen und Divoskoreen, und auch manchen Dikotylengruppen eigenen anato- mischen Bau, speziell in Himsicht auf das mechanische System: es ist das System des einfachen Hohleylinders mit eingebetteten oder Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc, 345 angelehnten Mestomsträngen. Innerhalb der Blütenresionen findet aber eine Auflösung des Ringes statt, dergestalt, dass seine Ele- mente als mechanische Belege neuer, als Blattspuren aufzufassender Mestomstränge weiter fungieren. Diese Erscheinung: lässt sich aus zweierlei Gründen erklären. Einmal dürfte das in den Blütenregionen gesteigerte Bedürfnis der Nahrungszufuhr in radialer Richtung eine Durchbrechung des Bast- ringes wünschenswert machen. Damit im Einklang stände der Um- stand, dass jene Durchbrechung eine vollständigere ist in der Region des weiblichen Blütenstandes, wo genanntes Bedürfnis zweifelsohne ein grösseres ist, und ferner auch die Thatsache, dass die Auflösung des Ringes nicht plötzlich, sondern allmählich in dem Masse erfolgt, als sich die Besiedelung der Hauptachse mit Blüten vollzieht. Ge- rade dieser letztere Umstand weist aber auch auf eine zweite Er- klärungsmöglichkeit hin, nämlich auf die aus dem mechanischen Prinzip. Speziell in der Region des weiblichen Blütenstandes ist infolge des dichten Zusammenstehens der Blüten die Biegungsfestig- keit der Achse erhöht, dagegen nicht die Zugfestigkeit. Für diese kommt nun aber die Anordnung der mechanischen Elemente nicht Figur 4. in Betracht, sondern nur die Gesamtmasse derselben. Jene Erhöh- ung der Biegungsfestigkeit durch die weiblichen Blüten, soweit longitudinaler Druck in Frage kommt, macht eine Reduktion des Bastringes angängig, und da dessen Elemente, wie wir gesehen haben, als mechanische Belege einzelner Bündel weiter existieren, so wird den unveränderten Ansprüchen an die Zugfestigkeit auch fernerhin senügt. Von diesem Gesichtspunkt aus erklärt sich ebenfalls die Thatsache, dass die Auflösung des Ringes von der Seite her er- folgt, von welcher aus die Besiedelung der Achse mit Blüten statt- findet, und dass schliesslich dort, wo diese Besiedelung eine voll- kommene ist, auch die Reduktion des Ringes bis zum völligen Ver- schwinden desselben als solchem vorgeschritten ist. :: Welches von diesen beiden Prinzipien, das ernährungsphysio- logische oder das mechanische, die anatomische Gestaltung beherrscht, oder ob vielleicht beide zusammen wirken, ist schwer zu entscheiden. Es muss genügen, gezeigt zu haben, dass neben den in den Blüten- resionen veränderten Bedingungen, sowohl mechanischen als auch ernährungsphysiologischen,, gewisse Veränderungen im anatomischen Bau der Achse einhergehen, welche diesen Bedingungen sehr wohl entsprechen. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XII. 1902. 24 346 Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc. 3. Typha angustifolia verhält sich in allen Einzelheiten genau wie vorige. 3. Typha latifolia liess a priori ein abweichendes Verhalten vermuten in Bezug auf die Wiederherstellung des Ringes zwischen weiblichem und männlichem Blütenstand, da diese nicht wie bei den unter 1. und 2. beschriebenen Arten um etwa 4 cm von einander entfernt sind, sondern unmittelbar aneinander anschliessen. Jedoch zeigt sich am oberen Ende der weiblichen Blütenähre die Tendenz zur allmählichen Wiederherstellung des Bastringes, und zwar er- scheinen wiederum Teile desselben zuerst dort, wo die Besiedelung mit Blüten zuerst aufhört. Auf der Grenze zwischen weiblichen und männlichen Blüten ist der mechanische Ring, wenn auch nicht ganz so vollständig wie bei 7. Laxmanı und T. angustifoha rt, of ISINSN II RUN Au III I S STRR IR [®) \) 0 S X © N LO IS ® 27095 SIR nes ( oe 2 Q Q ERS I | NYONYÜ DE ); ER 3 7 I 7 Ss » RES De SR a Figur 5. zwischen denselben, wiederum vorhanden, um dann, schon in ge- ringer Entfernung von dieser Grenze, abermals zu verschwinden. An einem einzelnen Exemplar von 7. Jatifolia fand sich folgende erwähnenswerte Erscheinung: In halber Höhe des weib- lichen Blütenstandes war dadurch eine Art Einschnürung entstanden, dass ein schmales Stück der Hauptachse von Blüten unbesetzt ge- blieben war, sodass die weibliche Ahre aus zwei unmittelbar über- einander befindlichen Ahren zusammengesetzt zu sein schien. Und gerade an diesem blütenfreien Teil der Achse, an einer Stelle, wo unter normalen Verhältnissen ein ‘vollständiges Verschwinden des Ringes zu konstatieren war, fanden sich die Bündel, welche ober- halb und unterhalb der Einschnürung, wie beschrieben, vollständig voneinander isoliert waren, so aneinander gerückt, dass ihre mecha- nischen Belege, namentlich die starken äusseren, einen ziemlich ge- schlossenen Ring bildeten. Dies Wiederauftreten des Ringes an Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc, 347 einer Stelle, wo ein Abbrechen der Achse besonders leicht möglich gewesen wäre, Scheint sehr dafür zu sprechen, dass es im erster Linie Festigkeitsverhältnisse sind, die das Verschwinden und Wieder- auftreten des Bastringes bedingen. 4. Sparganıum ramosum (erectum) zeigt einen ähnlichen Bau der vegetativen Achse, wie T’ypha. Es ist ein Bastring vorhanden, an den sich sowohl von aussen als auch von innen her Gefässbündel anschliessen. Der Ring tritt jedoch nur in einer Stärke von zwei bis drei Zelllagen auf, die einzelnen Zellen sind nicht sehr verdickt, und die mechanischen Belege sind bei weitem nicht so stark, wie bei ZTypha; namentlich zeigen die centralen Bündel dickwandige Bastzellen nur auf der Leptomseite. Ein wesentlich abweichendes Bild zeigt jedoch der unterhalb einer weiblichen Blütenähre ent- nommene Querschnitt der Blütenachse, selbst schon im Blütenstadium Obwohl sie Achse zweiten Grades ist, zeigt sie einen 4+—5 Zelllagen starken, aus sehr dickwandigen Elementen bestehenden Bastring; Figur 6. Figur 7. die Gefässbündel, auch die inneren, haben ringssherum gehende starke mechanische Belege; zwischen Leptom- und Hadromteil erscheint bisweilen eine Wand von stärker verdickten Zellen, die sich links und rechts an den äusseren Belag anschliesst, als sollte eine Aus- steifung der Bastscheide erzielt werden. An den äusseren Bastring lesen sich überdies abwechselnd von innen und von aussen her einzelne Bündel so fest an, dass ihre Bastbelege Teile des Bast- ringes zu sein scheinen; und da gerade diese Bündel auch an der dem Ring abgekehrten Seite starke und zahlreiche Bastzellen auf- weisen, macht es den Eindruck, als trage der Bastcylinder ab- wechselnd innen und aussen radial orientierte Rippen, die natürlich seine Festigkeit sehr erhöhen müssen (Fig. 4). Nur wenig oberhalb des weiblichen Blütenstandes, also zwischen männlichen und weiblichen Blüten, hat die Stärke der Achse plötz- lich sehr beträchtlich abgenommen; ihre Querschnittsgrösse beträgt etwa nur ‘/, von der des zuerst beschriebenen Schnittes; auch das anatomische Bild des Querschnitts zeigt ein ganz anderes Aussehen. Der mechanische Ring ist zwar vorhanden, jedoch beträchtlich 24* 348 Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc. schwächer; namentlich fehlen den einzelnen Bündeln die überaus starken, ringsherum gehenden mechanischen Belege, welche die Bündel unterhalb des 2 Blütenstandes auszeichnen; nur auf der Lep- tomseite bleiben einzelne mechanische Zellen. In den nächstfolgen- den Abschnitten zwischen je zwei männlichen Blütenständen wird der Ring immer undeutlicher; bald suchen nur noch einzelne Bast- zellen mit schwachverdickten Wänden eine Art Brücke zwischen je zwei Gefässbündeln herzustellen, bis schliesslich in den letzten Inter- nodien jede Andeutung eines Ringes verschwindet und die Gefäss- bündel sämtlich isoliert daliegen. An diesem Verhalten der Blüten- achse im aufeinander folgenden Internodien ist hauptsächlich merk- würdig der auffallende Unterschied zwischen den unterhalb und oberhalb des weiblichen Blütenstandes gelegenen Querschnitten, um so merkwürdiger, als dieser Unterschied nicht etwa ganz allmählich entsteht, sondern sich auf Querschnitten zeigt, die nur um wenige Millimeter nach unten resp. oben vom weiblichen Blütenstand ent- i Figur 8. Figur 9. fernt liegen. Man kann also sagen, dass derjenige Teil der Achse, welcher die Last des weiblichen Blütenstandes und also des Frucht- standes zu tragen hat, von spezifisch anatomischem Bau ist, der- gestalt, dass die Ausbildung seiner mechanischen Elemente ihn eben zum Tragen einer grösseren Last befähigt. In ebenso auffallender Weise unterscheiden sich die Schnitte aus der weiblichen Blütenachse von 5. Sparganıum sımplex von denen, welche in gleicher Höhe aus der männlichen Achse, die eine solche nächst höherer Ordnung ist, entnommen sind. Und hier ist die Differenz in der Ausbildung der mechanischen Elemente um so auffallender, als die Querschnittsgrösse der weiblichen Achse nur etwa !/,; von der der männlichen beträgt. 6. Ricinus communis. Zwei Schnitte aus jugendlichen, in gleicher Höhe inserierten weiblichen und männlichen Achsen zeigen. schon einige Verschiedenheit hinsichtlich des Kollenchyms, welches in der einen ovalen Querschnitt besitzenden weiblichen Achse stärker ent- wickelt ist, namentlich an den Langseiten des Ovals. In vor- gerückteren Stadien tritt dieser Unterschied in der Ausbildung des Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen et, 349 Kollenchyms an verschiedenen Orten des Querschnitts der weiblichen Achse deutlicher hervor. Die Langseiten des Ovals besitzen dick- wandiges und englumiges Kollenchym, die Schmalseiten weitlumiges und dünnwandiges. Da die ascendente Achse so orientiert ist, dass die Langseiten nach oben resp. unten zeigen, so muss die Anordnung der die Festigkeit wesentlich erhöhenden Elemente als eine bei gleichem Materialaufwand höheren Anforderungen der Biegungs- festirkeit entsprechende bezeichnet werden, indem durch sie eine den I-Trägern ähnliche Konstruktion erzielt wird (Fig. 5); dergleichen war bei den, einen kreisrunden Querschnitt zeigenden männlichen Blüten- Veg. Achse. Figur 10. stielen nicht zu bemerken. Zur Zeit der Fruchtreife zeigt überdies der weibliche Blütenstiel einen Libriformring in einer Stärke von 8— 9 Zelllagen, der ebenfalls bis zu einem solchen Grade in der männlichen Achse nicht zur Entwickelung kommt: denn selbst in Achsen, deren Blüten bereits verblüht waren, zeigte er sich nur undeutlich. , Eine beachtenswerte Verschiedenheit zeigen 2 und d' Blüten- stiel hinsichtlich einer Einschnürungsstelle, welche bei den männ- lichen Blütenstielen in der Mitte, bei den weiblichen aber unmittel- bar unter dem Fruchtknoten gelegen ist. Ein radialer Längsschnitt zeigt, dass die Einschnürung so tief geht, dass das zwischen rechter und linker Einschnürung gelegene Stück der Achse gleich jener 350 Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc. selbst ist. Zu beiden Seiten, also oberhalb und unterhalb jener Stelle, ist der Blütenstiel polsterartig verdickt. Schnitte durch das Polster des männlichen Blütenstiels zeigen, dass das Kollenchym von der Peripherie nach innen gerückt ist und den Gefässbündelring un- mittelbar umgiebt, während sich ausserhalb desselben dünnwandige und radial gestreckte Zellen befinden. Erstere Erscheinung tritt nun zwar auch in den Polstern des weiblichen Blütenstieles auf; jedoch verschwindet nicht gleichzeitig das periphere Kollenchym, sondern bleibt neben dem englumigen, die Gefässbündel umgebenden bestehen. Ich vermute, dass diese Einschnürungsstellen in Beziehung stehen zur Ablösung der betr. Blütentele.e. Da ich aber Beobachtungen darüber nicht habe machen können, so kann ich eine Erklärung über die Verschiedenheit des Auftretens der Stelle und des Ver- haltens des Kollenchyms nicht geben. 7. Urtica pilulifera. Die weiblichen Ähren sind kugelig, lang- gestielt und abwärts gebogen; die männlichen Ahren mehr aufrecht. Der Querschnitt der weiblichen Blütenachse zeigt normales Leit- dä Figur 11. gewebe. Markstrahlen fehlen und centrales Mark ist in so geringem Masse vorhanden, dass ein radial geführter Längsschnitt nur eine einzige Markzellreihe aufwies. Die Bündel bilden also einen stark zusammengezogenen, geschlossenen Ring; der Hadromteil ist bis ins Centrum vorgeschoben und vom Leptomteil durch einen aus 6 bis 8 Zellreihen bestehenden Libriformring, in den nur einzelne Hadrom- elemente, besonders Gefässe hineingelagert sind, getrennt. Der Libriformring ist in älteren Stadien, wie die Färbung mit Phloro- glucin und Salzsäure nachweist, verholzt. In der mehrschichtigen primären Rinde findet sich dem Leptom unmittelbar aufgelagert ein Kranz von weitlumigen und stark verdickten Bastzellen. Unter der Epidermis sind 1—2 Reihen Kollenchym entwickelt (Fig. 6). Ein Schnitt durch die männliche Achse zeigt ein in mehrfacher Hinsicht abweichendes Bild. Das Kollenchym ist stärker entwickelt. Die Gefässbündel sind nicht so weit ins Centrum vorgeschoben, sodass ein deutliches, schon auf dem Querschnitt zu konstatierendes Mark vorhanden ist. Auffallend ist ferner das durchgängige Fehlen der dem Lepton aufgelagerten Bastzellen; höchstens finden sich diese Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc. 3al vereinzelt in der Rinde; in keinem Fall waren sie in der deutlichen kranzartigen Anordnung, in der sie sich in der weiblichen Achse finden, nachzuweisen. Das Libriform bildet, wie in den weiblichen Blütenstielen, einen geschlossenen Ring, jedoch nur in einer Stärke von drei Zelllagen (Fig. 7). Die Achsen der weiblichen Blütenstiele erweisen sich demnach durch die bedeutende Kontraktion des Gefässbündelringes, durch die kräftige Entwickelung des Libriforms, das Vorhandensein von Bastzellen mit erheblichem Querschnitt als besonders zugfeste Kon- struktionen gegenüber den männlichen Blütenstielen, und sind daher mehr als diese befähigt, einen schwereren, hängenden Blütenstand, wie ihn die kugelige Ahre von Ü. prlulifera repräsentiert, zu tragen. 8. Urtica dioica. Die Stammachsen der männlichen und weib- lichen Pflanze sind ohne bemerkenswerte Unterschiede. Die Blütenachsen sind dorsiventral gebaut. In der weiblichen Achse findet sich, wie bei U. pilulifera ein Starker, geschlossener Aussehen. Figur 13. Figur 14. und zahlreiche Gefässe führender Libriformring, welcher vom Leptom vollständig umschlossen wird, sodass Markstrahlen fehlen; dagegen ist ein deutliches centrales Mark vorhanden. Bastzellen sind nicht sehr zahlreich entwickelt (Fig. 8). Die männliche Achse zeigt da- gegen deutlich durch Markstrahlen von einander gesonderte Gefäss- bündel mit nur schwachem Libriform; dasselbe bildet also keinen geschlossenen Ring (Fig. 9). An der weiblichen Achse ist bemerkens- wert die ungleichartige Entwickelung sowohl des Libriformringes als des Leptoms. Beide Elemente sind an der konvexen Seite erheblich stärker entwickelt als an der konkaven. Die Unterschiede in der Entwickelung der beiden Achsen sind hier zwar gering, zeigen aber doch, wie bei dem folgenden Beispiel, deutlich den stärkeren Bau der fruchttragenden Achse. 9 u. 10. Bryonia alba und B. dioica zeigen in männlichen und weiblichen Blütenachsen nur geringwertige Unterschiede in der Stärke des in der Rinde vorhandenen Sklerenchymringes und in der Ausbildung des Kollenchyms. In der weiblichen Achse von B. dioica ist dieser Sklerenchymring in einer Stärke von zwei bis drei Zell- lagen vorhanden und hebt sich infolge des besondern Lichtbrechungs- 352 Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc. vermögens der verdickten Zellwände deutlich von den übrigen Zellen ab, während der Querschnitt einer schon im Stadium des Verblüht- seins befindlichen männlichen Achse keinerlei verdickte Sklerenchym- zellen zeigt; nur Form und Lage gewisser in der Rinde gelegener Zellen deuten auf das Vorhandensein eines Sklerenchymringes hin, der jedoch mit Sicherheit erst auf Längsschnitten zu konstatieren ist. Das Kollenchym ist sowohl bei Bryonia alba als auch bei dioica in der weiblichen Achse stärker entwickelt. 11. Cucumis sativa. “Die vegetative Achse besitzt wie bei Bryona einen rindenständigen Sklerenchymring; dieser fehlt voll- ständig in den Blütenachsen. Statt dessen besitzen die äusseren Leptompartieen der bikollateralen Bündel starke Bastbelege, welche Figur 15. Figur 16. das ganze Leptom hufeisenförmig umgeben. Diese lokalen Bast- gruppen fehlen andererseits in der vegetativen Achse. Männliche und weibliche Blütenachsen unterscheiden sich hinsichtlich der quantitativen Entwickelung sowohl des Kollenchyms als auch der lokalmechanischen Belege; letztere bestehen in der männlichen Achse aus einer geringen Anzahl von Zelllagen und umspannen überdies das Leptom nicht so vollständig, wie das in der weiblichen Achse der Fall ist. Der Unterschied im Bau der vegetativen und der Inflorescenz- achse erklärt sich aus dem verschiedenen Festigkeitsbedürfnis der- selben. Erstere ist eine kletternde oder liegende und wird daher auf Biegungsfestiskeit nur in geringem Grade in Anspruch genommen, welche schon erreicht wird durch den peripher gelegenen Sklerenchm- rine und durch die in den Stengelrippen zahlreich vorhandenen Kollenchymzellen, welch’ letztere den Inflorescenzachsen fehlen. Diese Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc. 353 sind stielrund. Da die Früchte hängen, so wäre auch die periphere Anordnung der festen Elemente im Fruchtstiel von keinem besonderen Vorteil; im Gegenteil, die vorteilhafteste zugfeste Konstruktion ist die, bei welcher die zugfesten Elemente möglichst in einem centralen Strange vereinigt sind. Mann kann daher sagen, dass da, wo Biegungsfestigkeit erzielt werden soll, die mechanischen Elemente centrifugale Tendenz haben, während sie centripetale Tendenz zeigen, wenn es sich um Herstellung zugfester Konstruktionen handelt. In der Fruchtachse von C. satıva äussert sich diese centri- petale Tendenz in der Anordnung der zugfesten Elemente, in dem Zusammenrücken der Gefässbündel zu einem einzigen, mehr central gelegenen Ringe, und in dem Auftreten der sklerenchymatischen Zellen in Form mechanischer Belege dieser Bündel. Figur 17. 12. Sedum Rhodiala (Rhodiala rosea.) Die Rinde der vege- tativen Achse ist wie bei allen Succulenten kräftig entwickelt. Die Gefässbündel besitzen gut ausgebildetes Libriform, das durch inter- fascikuläre mechanische Zellen zu einem kontinuierlichen mechanischen Ringe ergänzt wird. Der Durchmesser dieses Ringes beträgt, von seinen äussersten Zellen an gemessen, etwa ?/;, des Gesamtdurch- messers, sodass der Ring eine immerhin peripher zu nennende Lage hat und somit der ascendenten Pflanze das nötige Mass von Biegungs- festigkeit zu leihen vermag (Fig. 10). Die weibliche Blütenachse, deren Gesamtdurchmesser etwa nur den 6. Teil des oben beschriebenen Querschnitts der vegetativen Achse beträgt, besitzt dennoch einen ebenso starken, d.h. aus eben- soviel, wenn nicht noch mehr Zelllagen bestehenden Libriformring, der aber durch die mehr dem Centrum genäherte Lage der Gefäss- bündel so stark zusammen gezogen ist, dass sein Durchmesser, wiederum von der äussersten Zelllage an gemessen, nur 1/, des Ge- 354 Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc. samtdurchmessers beträgt (Fig. 11). Dass dennoch der Ring ebenso stark sein kann, als der der vegetativen Achse, rührt von dem fast vollständigen Verschwinden des Markes her. Wir haben es also hier wieder mit einer zugfesten Konstruktion zu thun, die in Anbe- tracht des Umstandes, dass die Früchte in spätern Stadien schwach überhängen, als zweckmässig zu bezeichnen ist. In der männlichen Blütenachse ist der Gefässbündelring dagegen nicht so stark zusammen gezogen; das Libriform ist, was die ein- zelnen Zellen, als auch was die Gesamtmasse anlangt, erheblich schwächer entwickelt, und diese 'Thatsachen entsprechen der ge- ringeren Inanspruchnahme dieser Achse in Bezug: auf Festigkeit. 13. Mercurialis annua. Die weiblichen Blüten sind fast sitzend; die Inanspruchnahme des Blütenstiels auf Biegungsfestigkeit ist also Figur 18. eine äusserst geringe, und demgemäss findet sich in ihm gar kein peripherisches, mechanischen Zwecken dienendes Gewebe. Die Zug festigkeit scheint durch die Lage der Gefässbündel erhöht zu werden, welche eine so centrale ist, dass das Mark bis auf wenige Zellen verschwindet. Ganz anders verhält sich die langgestreckte und aufrechte Achse des männlichen Blütenstandes. Ihr Querschnitt ist nicht wie der der weiblichen kreisrund, sondern zeigt die Gestalt eines vierarmigen Kreuzes, hat also 4 Flügel. In den Flügeln ist das Kollenchym ver- stärkt. Ihnen sehr genähert, also möglichst peripher, liegt je ein Gefässbündel, welches zwischen Leptom und Hadrom kräftiges Libri- form besitzt, das im Endstadium der Entwickelung durch inter- fascikuläre Sklerenchymzellen zu einem mechanischen Ringe ergänzt wird. Die männliche Blütenachse ist also gegenüber der weiblichen Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc. 355 entschieden biegungsfest gebaut, entsprechend ihrer weit grösseren Länge und aufrechten Stellung. 14. Aruncus silvestris. Die weibliche und männliche Blüten- achse zeigen nur geringwertige quantitative Unterschiede. Der all- gemeine Bau ist in beiden vollständig derselbe. 15. Quercus Robur. Der wesentliche Unterschied der beiden Achsen besteht darin, dass in der hängenden männlichen Blütenachse der Gefässbündelring erheblich enger zusammengezogen ist. 16. Carex Hornschuchiana. Die vegetative Achse zeigt hin- sichtlich der mechanischen Elemente den vielen Cyperaceen eigenen Bau nach dem System der zusammengesetzten peripherischen Träger. Die sehr starken äusseren Gurtungen der Hauptträger lehnen sich Figur 19. unmittelbar an die Epidermis an, während ihre inneren Gurtungen soweit als möglich nach dem Centrum hin vorgeschoben sind; die die Füllung herstellenden Mestombündel besitzen ausserdem eine Schutzscheide. Zwischen diesen Hauptträgern befinden sich mehr nach innen gelegene Nebenträger, deren Füllungen wiederum reine Mestom- bündel sind (Fig. 12). Die Inflorescenzachsen sind völlig abweichend gebaut. Zunächst sind sie nicht wie der Halm hohl. Das centrale Gewebe der männlichen Ahrenspindel zeigt auf dem Querschnitt dickwandige, mit zahlreichen Tüpfeln versehene Zellen von kollenchymatischem Aussehen; im Längsschnitt erweisen sie sich von rechteckiger Ge- 83856 Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc. stalt; die zahlreichen Tüpfel sind rund; mit Phloroglucin und Salz- säure geben sie keine Farbreaktion. Dies centrale Gewebe ist umgeben von einer Gewebepartie, die sich auf dem Querschnitt von jenem nur durch das engere Lumen ihrer Elemente unterscheidet, sich aber mit Phlorogluein und Salz- säure rot färbt. Wie aus Längsschnitten hervorgeht, sind dies aber Zellen, die sich durch ihre langgestreckte Gestalt und schief ge- stellten Tüpfel als mechanische kennzeichnen. Sie umfassen, zwischen den Gefässbündeln hindurch rippenartig nach aussen gehend, die möglichst peripher gelegenen grossen Mestomstränge und gehen an der Aussenseite derselben in typischen Bast über (Fig. 13). In der weiblichen Achse sind die Bündel nicht so peripher ge- lagert. Der innerhalb derselben verbleibende Raum ist vollständig veget. Achse. Figur 20. von den oben als mechanische Zellen gekennzeichneten ausgefüllt, sodass also auf dem Querschnitt die in der männlichen Achse central gelegenen Zellen von kollenchymatischem Aussehen fehlen. Jene mechanischen Zellen umfassen in festen Rippen nach aussen gehend die Mestombündel und bilden einen ganz peripher gelegenen festen mechanischen Ring, In Querschnitten dieser Achse färben sich dementsprechend alle Zellen bei Behandlung mit Phlorogluein und Salzsäure rot (Fig. 14). Während also die. männliche Spindel nur peripher gelegene mechanische Zellen zeigt, bestehen bei der weiblichen auch die cen- tralen Partieen aus solchen, und dies findet seine Erklärung darin, dass letztere überhängt, erstere aufgerichtet ist. Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen ete, 357 17. Carex dioica. Der anatomische Bau des Halmes gleicht im ganzen dem von (. Hornschuchiana. Die dreikantigen Inflores- cenzachsen besitzen einen peripheren Ring mechanischer Zellen, der in der weiblichen Achse stärker gebaut ist, als in der männlichen. Der Ring legt sich an einer Seite des dreikantigen Querschnitts fest an die Epidermis an, während auf den beiden andern zwischen ihm und letzterer noch Rindenzellen vorhanden sind. Manche der den Gefässen näher gelegenen mechanischen Zellen zeigen innenseitig stärkere Wandungen, oft derart, dass ins Zelllumen wulstartige Ver- diekungen hineinragen. Zwischen den Gefässbündeln hindurchgehend, setzen die Elemente des Ringes sich fort nach innen, dabei allmäh- lich in jene Zellform übergehend, wie sie der centrale Teil der männlichen Blütenachse von ©. Hornschuchiana enthält. 18. Reibes alpinum. Die Gefässbündel der weiblichen Blüten- achse bilden einen geschlossenen Kreis, da Markstrahlen fehlen. Das kräftig entwickelte Leptom zeigt auf dem Querschnitt einzelne zer- streut liegende, grosslumige Zellen; sie kommen in Längsreihen in einer Anzahl von drei bis vier vor; die Endzellen einer solchen Reihe sind zugespitzt. Das Leptom ist von einem kontinuierlichen Bastring umschlossen, der aus drei bis vier Zelllagen besteht, und dessen Elemente recht erheblich verdickt sind. Diese Bastzellen zeigen auf Längsschnitten quergestellte Poren, sind also sogenannte dynamische Zellen; sie verkürzen sich beim Austrocknen um etw& a Uber ihre funktionelle Bedeutung habe ich nichts feststellen önnen. Die männliche Blütenachse bietet im Querschnitt ein Ähnliches Bild; jedoch lassen sich Bastzellen aus ihm mit Sicherheit nicht konstatieren, wohingegen der Längsschnitt zeigt, dass solche, und zwar wiederum dynamische, vorhanden sind, aber nach Zahl und Stärke in geringerem Grade ausgebildet. Die Annahme, dass vielleicht noch eine Weiter- entwickelung stattfinden könne, ist von der Hand zu weisen, da die untersuchten Achsen solche waren, deren Blüten bereits verblüht waren, und in denen bereits teilweise Schrumpfung der Zellen sich zeigte. 19. Betula pubescens. Vergleicht man (Querschnitte aus der hängenden männlichen und der aufrechten Fruchtkätzchenachse, so fällt sofort auf, dass die Gefässbündel der ersteren enger zusammen- gezogen sind und dass das Markgewebe demnach von geringerem Umfange ist, obschon deutliche Markstralen vorhanden sind (Fig. 15). In der weiblichen Achse dagegen sind die Bündel, obwohl der Peripherie mehr genähert, so nahe an einander gelagert, dass die Markstrahlen fast verschwinden; sie werden umschlossen von einem nahezu kontinuierlichen, aus drei, ja vier Zelllagen gebildeten Bast- ring, dessen Elemente bis zum Verschwinden des Lumens verdickt sind (Fig 16). Dieser Bastring fehlt der männlichen Kätzchenachse; dahin- gegen ist in ihr das Libriform kräftiger entwickelt und der Innen- seite der Bündel möglichst nahe gerückt. Die männliche Achse zeigt also gegenüber der weiblichen, welche ein entschieden biegungsfest gebautes Gebilde darstellt, eine Hinneigung zur Herstellung einer zugfesten Konstruktion, wie sie einem hängenden, im Winde spielen- den Organ besonders angemessen ist. 358 Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc. 20. Saliz nigricans. Das Verhältnis der beiden Blütenachsen ist hier das umgekehrte wie bei Betula. Die weibliche Achse hat stark zusammengezogene, innenseitig mit kräftigem Libriform, aussen mit Bast versehene Bündel und zeigt demnach die Tendenz zur Bildung einer zugfesten Konstruktion; an der Erzielung derselben scheinen auch die zunächstgelegenen Markstrahlen durch Verdickung ihrer Wände teilzunehmen (Fig. 17). Dagegen ist der Kreis der Gefässbündel in der männlichen Achse ein mehr peripher gelegener; Festigkeitselemente sind im ihm nur mässig entwickelt (Figur 18); überhaupt ist die quantitative Entwickelung der Gefässe eine derart geringere, dass man auf den ersten Blick den Querschnitt einer weiblichen Achse von dem einer männlichen unterscheiden kann. Die weibliche Achse macht einen kräftigen, wenn man so sagen darf, kompakten Eindruck; die Gefässbündelelemente bilden die vorherr- schenden Gewebepartieen; die männliche Achse ist zart; die vorherr- schenden Elemente sind Mark- und Rindenparenchym. Eine ober- flächliche Schätzung der Gesamtmasse der Gefässbündelelemente in beiden Achsen ergiebt ein zu Gunsten der weiblichen Achse aus- schlagendes Verhältnis von 5:3, sodass da, wo das grössere Leitungs- bedürfnis vorhanden ist, die grössere Leitungsfähigkeit im ana- tomischen Querschnittsbilde sofort in die Augen springt. 21. Humulus lupulus. Eine bemerkenswerte Verschiedenheit im Bau der beiden Achsen ist nicht vorhanden. 22. Hydrocharis mors. ranae. Weder in der weiblichen noch in der männlichen Achse sind, wie das bei so vollkommenen Wasser- pflanzen gewöhnlich ist, mechanische Elemente vorhanden. Auch im übrigen ist der Bau der Achsen derselbe; nur hinsichtlich der Quer- schnittsgrösse weichen sie von einander ab; die der weiblichen be- trägt ungefähr das doppelte von der der männlichen Achse; auch sind die Gefässbündel der weiblichen Achse etwas mehr dem Centrum genähert. 23. Sagittarıa sagittifoha. Alle drei Achsen, vegetative, weib- liche Blütenachse und männliche sind, obwohl sie alle das anatomische Querschnittsbild typischer Wasserpflanzen liefern, doch nicht uner- heblich von einander verschieden. Die männliche Achse zeigt zunächst die geringste Anzahl von Luftgängen; das parenchymatische Gewebe ist zartwandig; die Ge- fässbündel haben meristematisches Aussehen und sind nur von Paren- chymscheiden umgeben, ohne irgend welche mechanischen Elemente zu besitzen. In der weiblichen Achse dagegen haben die etwas dem Centrum genäherten Gefässbündel ringsherumgehende, starke Bast- belege, aus ein bis drei Zelllagen bestehend. Um diese herum findet sich eine Parenchymscheide, von der zahlreiche Zellflächen ausstrahlen, deren Elemente diekwandiger sind, als die der männlichen sowohl als auch der vegetativen Achse, sodass die Gefässbündel wie eine nach allen Richtungen mit starken Seilen befestigte Stange unver- rückbar festgelegt zu sein scheinen (Fig. 19). Die vegetative Achse zeigt zartwandiges Parenchym. Von den Gefässbündeln haben nur diejenigen, welche in dem unterhalb der Epidermis gelegenen, aus etwa drei Zelllagen bestehenden Rindenparenchym gelesen sind, deutliche, durchweg aber nur an der Aussenseite befindliche Bast- Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen etc. 359 belege; die mneren Bündel zeigen dagegen nur einzelne schwache Bastfasern oder gar keine mechanischen Elemente (Fig. 20). Die weibliche Blütenachse erweist sich also als die von allen dreien am stärksten gebaute; gegenüber der männlichen um so mehr, als sie von geringerer Länge ist, als diese. In der vegetativen Achse sind die mechanischen Zellen vorspringenden Punkten der Peripherie gegenüber gelagert, also möglichst peripher; sie scheinen aber, da sie wegen des mangelnden festen Füllgewebes als T-Träger kaum aufzufassen sein dürften, mehr dem Zerreissen des lockeren Gewebes der Achse, die sich meist doch in stehenden oder schwach flutendem Wasser befindet, vorbeugen zu sollen. Fassen wir das Resultat der Untersuchungen kurz zusammen, so können wir sagen, dass 1) in den Blütenresionen die anatomischen Verhältnisse des Achsenbaus andere sind, als ausserhalb derselben; dass 2) diese Abweichungen sich hauptsächlich auf diejenigen Ge- webselemente beziehen, welche der Festigkeit dienen, also auf das mechanische System im Schwendenerschen Sinne; dass 3) sie um so grösser sind, je mehr die Inanspruchnahme der Inflorescenzachse durch das Gewicht der Gesamtheit der Blüten abweicht von der Inanspruchnahme der vegetativen Achse, und dass endlich 4) auch die Achsen der männlichen und weiblichen Blütenstände differieren, wiederum hauptsächlich in Hinsicht auf das mechanische System, und zwar um so mehr, je verschieden- artiger die männlichen und weiblichen Achsen hinsichtlich ihrer Stellung und ihres Gewichts sich verhalten. Berlin, Botan. Institut der Universität, Juni 1902. Figuren - Erklärung. Figur 1. Zypha Laxmannii. Querschnitt unterhalb des © Blütenstandes. Figur 2. Z’ypha Laxmannii. Querschnitt aus der Achse des © Blütenstandes an der Stelle. wo dieselbe erst teilweise mit Blüten be- siedelt ist. Figur 3. Typha Laxmannii. Querschnitt aus der Mitte des @ Blütenstandes. Figur 4. Sparganium ramosum. Teil eines Querschnitts durch die Trag- achse des © Blütenstandes im Fruchtstadium. Figur 5. Rhicinus communis. Querschnitt durch die @ Blütenachse. aa Kollenchym. Figur 6. Urtica pilulifera. Querschnitt durch © Blütenachse. a Libriform mit stark verdickten Zellwänden; b Bast. Figur 7. Drtica pilulifera. Querschnitt durch $ Blütenachse. a, Libriform mit schwach verdickten Zellwänden. Figur 8. Urtica divica. Querschnitt durch die $ Blütenachse. a Labri- form, stark verdickte Zellwände. 1 Lepton. Figur 9. Urtica dioica. Querschnitt durch $ Blütenachse a, Libriform. schwach verdickte Zellwände; 1 Leptom. 360 Dibbern, Über Differenzierungen im Bau der Inflorescenzachsen ete. Figur 10. Fisur 11. Figur 12. Figur 13. Figur 14. Figur 15. Figur 16. Figur 17. Figur 18. Figur 19. Figur 20. Sedum Rhodiola. Teil eines Querschnitts aus der vegetativen Achse. a Libriform. Sedum Rhodiola. Querschnitt aus © DBlütenachse,. a Libriform. Vergröss. wie bei Fig. 10. Carex Hornschuchiana. Querschnitt aus vegetativer Achse. Carex Hornschuchiana. Querschnitt aus Spindel der $ Ahre. aGe- fässbündel. b Zellen von auf dem Querschnitt kollen- chymatischem Aussehen. Carex Hornschuchiana. Querschnitt aus © Ährenspindel. a Ge- fässbündel. Betula pubescens. Querschnitt aus $& Kätzchenachse. a Libriform mit stark verdickten Zellwänden. Betula puhescens. Querschnitt aus @ Kätzchenachse. a Libri- form mit schwach verdickten Zellwänden, b Bast. Saliz nigricans. Querschnitt aus @ Achse. a Libriform. Salıx nigricans. Querschnitt aus $ Achse. a, schwaches Libri- form. Sagıttaria sagittifolia. Querschnitt durch ein Gefässbündel der ö Blütenachse. b Bast. Sagittaria sagittifolia. Querschnitt durch ein Gefässbündel der vegetat. Achse. b Bast. _ Beihefte Botanischen Gentralblatt. Original- Arbeiten. Herausgegeben von Dr. Oscar Uhlworm wa Dr. F. 6. Kohl in Berlin. in Marburg. rm Band XIIE — Heft 4. Mit 4 Tafeln. Inhalt: Hallier, Über Hornschuchia Nees und Mosenodendron R. E. Fries, sowie über einige Verwandtschaftsbeziehungen der Anonaceen. Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. Mit Tafel XI u. XU. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. Mit Tafel XIII u. XIV. Wieler, Wachstum ohne Sauerstoff. Jena Verlagvon GustavFischer. 1903. "Verlag von Gustav Fischer in Jena. 5 ie Beihefte zum Botanischen Contralblatt. == Priginal-Arbeiten —— herausgegeben von Dr. Oskar Uhlworm und Dr. F. 6. Kohl in Berlin in Marburg: wrelche früher im Verlage der Herren Gebr. Gotthelftin Cassel erschienen, sind mit Beginn des XIl. Bandes in den Verlag von Gustav Fischer in Jena übergegangen und. stehen in keinem Verhältnisse zu der „Association internationale des botanistes*. Redaktion und Verlag werden Alles aufbieten, um den Herren Bo- tanikern Gelegenheit zu bieten, ihre wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gesamtgebiete der Botanik in schnellster Weise und in bester äusserer Aus- stattung den Fachgenossen der Erde zur Kenntnis zu bringen. Um zu erreichen, dass die Arbeiten in allerkürzester Zeit ver- öffentlicht werden können, wird jede eingelaufene Arbeit möglichst so- fort in Druck genommen und ihre Herstellung so beschleunigt werden, dass die Publikation unter Umständen schon innerhalb zweier Wochen erfolgen kann. Aufnahme finden gediegene Originalarbeiten aus allen Diseiplinen der Botanik; sie können in deutscher, englischer oder fran- zösischer Sprache veröffentlicht werden. Die „Beihefte“* ‘erscheinen in Zukunft wie bisher in zwanglosen Heften, die in Bände von etwa 35 Bogen Umfang: zum Preise von 16 Mark für den Band zusammengefasst werden. Bestellungen nimmt jede Buchhandlung Deutschlands und des Auslands entgegen. Bus en, ", M., Professor an der Grossh.-Sächs. Forstlehranstalt in 8 a Bau und Leben unserer ELLE Mit 100 Abbildungen. 1897, Preis: 6 Mark. Der Honigtau. Biologische Studien an Pflanzen und Pflanzenläusen. Mit 2 lithogr. Tafeln. 1891. Preis: 3 Mark. Christ, &- #. Base, Die Farnkräuter der Erde. Beschreibende 3 Darstellung, der Geschlechter und wichtigeren Arten der Farn- _ pJanzen mit besonderer Berücksichtigung der Exotischen. Mit 291 Ab- bildungen. 1897. Preis: 12 Mark. ., 2. 0. Prof. der Botanik in München, Die Giesenhagen, 7 a are Niphobolus. Eine Monographie. Mit 20 Abbildungen. 1901, Preis: 5 Mark 50 Pf. Goebe] Dr. K., Prof. an der Universität München, Organographie ’ der Pflanzen insbesondere der Archegoniaten und Samen- pflanzen. Erster Teil: Allgemeine Organographie. Mit 130 Ab- bildungen im Text. 1898. Preis: 6 Mark. Zweiter Teil: Specielle Organographie. 1. Heft: Bryophyten, Mit 128 Abbildungen im Text. 1398. Preis: 3 Mark 80 Pf. 2. Heft: Pteridophyten und Samenpflanzen. Erster Teil. Mit 173 Abbildungen im Text. 1900. Preis: 7 Mark. Zweiter Teil (Schluss des Ganzen). Mit 107 Textabbildungen. 1901. Preis: 5 Mark, Soeben erschien : a. Dr. 6., Professor an Dr. H.. Professor än der Karsten, der De Bonnu. Schenck, Technischen Hochschule Darmstadt, Vegetationsbilder. Erstes Heft. Preis für Ab- nehmer des ganzen Werkes: 2 Mark 50 Pf, im Einzelverkauf: 4 Mark. Inhalt: H, Schenk, Vegetationsbilder aus Südbrasilien, Tafel 1. Tropischer Regenwald bei Blumenau, S.-Catharina. Tafel 2. Tro- ischer Regenwald bei Blumenau, S.-Catharina. - Tafel 3. Cocos omanzoffiana bei Blumenau, S- Catharina. Tafel 4.. Cecropia aden- opus (Ameisenbäume) bei Blumenau, S.-Catharina. Tafel 5 . Epi- phytenvesetation bei Blumenau, 8. Catharina. Tafel 6. Araucarien- wald, Hochland von Parana. Über Hornschuchia Nees und Mosenodendron R. E. Fries, sowie über einige Verwandtschaftsbeziehungen der Anonaceen. Von Hans Hallier mn Hambure. Nachdem die 1821 von Nees aufgestellte brasilianische Gattung Hornschuchia lange Zeit bei den Sapındaceen, Sapotaceen, Ebenaceen, Styraceen, Olacineen und Lardizabaleen umhergeirrt und von Bent- ham und Hooker endlich zu den Anonaceen gebracht wurde, ist dieselbe auch 1897 im Nachtrag zu Engler und Prantl’s Natür- lichen Pflanzenfamilien noch unter den incertae sedis auf- geführt worden. In meiner Abhandlung über den Stammbaum der Blütenpflanzen (1901) habe ich nun den Nachweis geliefert, dass die Ansicht Bentham’s und Hooker’s die richtige ist und dass Zorn- schuchia nach der Tracht und nach dem ganzen Bau von Blüte und Frucht zweifellos zu den Anonaceen gehört. Zwei Jahre früher sprach sich übrigens auf Grund anatomischer Befunde auch Sole- reder, worauf ich erst nachträglich aufmerksam wurde, in seiner System. Anatomie der Dicotyledonen (Stuttgart 1899) S. 41 da- hin aus, dass Hornschuchia zu den Anonaceen gehöre. Durch den Umstand, dass Hornschuchia bis in die neueste Zeit nicht mit Sicherheit als Anonacee erkannt worden ist und daher in den Handbüchern, wenn überhaupt, dann nur versteckt und anhangs- weise bei dieser Pflanzenfamilie erwähnt wurde, ist wohl R. E. Fries hinreichend entschuldigt, wenn er Hornschuchia neuerdings unter neuem Namen nochmals als neue Gattung beschreibt, und es verdient sogar Anerkennung, dass er die eigenartige Pflanze im Gegensatz zu früheren Forschern sogleich als Aronacee erkannte. Als mein Blick beim Durchblättern seiner Bearbeitung südameri- kanischer Anonaceen!) auf die Abbildung: seiner Gattung Mosenoden- dron fiel, da kam mir sofort die Abbildung von Hornschuchia Bryo- trophe Nees in der Flora Brasiliensis VII, Taf. 7 in Erinnerung. Zumal das Blütendiagramm zeigt in beiden Abbildungen eine fast 1) Rob. E. Fries in Kongl. Svenska Vetenskaps-Akad. Handl. XXXIV, 5 (1900). Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1903 25 362 Hallier, Über Hornschuchia Nees und Mosenodendron R. E. Fries etc. vollkommene Übereinstimmung. Der einzige Unterschied besteht da- rin, dass für Zornsehuchia die Staubblätter in der Zeichnung intrors, für Mosenodendron jedoch extrors angegeben sind. Wie die Durch- sicht des beiderseitigen Textes lehrt, beruht diese Verschiedenheit darauf, dass das Diagramm von Hornschuchia in Bezug auf die Richtung der Staubblätter falsch ist; gleich Mosenodendron besitzt auch Hornschuchia extrorse Antheren. Gehen wir nun von der Betrachtung ihrer schematischen Dar- stellung zur Blüte selbst, wie sie sich uns in natura darbietet, über, so finden wir auch hier wieder eine vollkommene UÜberein- stimmung der beiden mit einander verglichenen Gattungen. Hatte ich in erwähnter Abhandlung die stammständigen, blattlosen, langen, rutenartigen, unregelmässig verzweigten Blütenzweige von Horn- schuchia mit den Ausläufern von Aberemoa rhizantha (Eichl.) R. E. Fries verglichen, so braucht Fries für sein Mosenodendron den- selben Vergleich. Der Kelch ist in beiden Gattungen niedrig: becher- -förmig und lässt nur undeutlich durch kleine Zähnchen erkennen, dass er sich aus drei Blättern zusammensetzt. Auf ihn folgen, alles in regelmässiger Wechselstellung, zwei dreigliedrige Kreise schmaler, lineal-lanzettlicher, aussen dicht behaarter Kronblätter, zwei drei- gliedrige Kreise extrorser Staubblätter und ein Kreis von drei freien Fruchtblättern. Die Staubblätter haben noch jene alte, den Anona- ceen eigentümliche, an die Gymnospermen erinnernde, nur erst wenig differenzierte -Form: der Staubfaden ist äusserst kurz und noch nicht gegen das Konnektiv abgegliedert; das letztere verlängert sich je- doch über den beiden lang linealischen Pollenfächern nicht, wie bei den meisten Ancnaceen, den Platuneen und Cycadaceen, in einen breiten, abgestutzten Fortsatz, sondern in eine kurze Spitze. Be- sonders bemerkenswert ist es ferner, dass beide Gattungen jene feine Querfächerung der Pollenfächer zeigen, wie sie auch noch bei einigen anderen Anonareen beobachtet worden ist.) Auch die schmal bandförmigen, eines Griffels entbehrenden, stark behaarten, einem kurz säulenförmigen Blütenboden aufsitzenden Fruchtblätter zeigen in beiden Gattungen eine fast vollständige Übereinstimmung;; darauf, dass die Samenknospen bei Horuschuchra zweireihig sein sollen, für Mosenodendron aber einreihig gezeichnet wurden, ist wohl nicht allzuviel Gewicht zu legen. Schliesslich zeigt auch die Frucht in beiden Gattungen eine überraschende Übereinstimmung: Von den drei Fruchtblättern sind nur noch zwei erhalten geblieben und haben sich zu zylindrischen oder spindelförmigen, beider- ends zugespitzten Balgfiüchten entwickelt; aber auch von diesen beiden ist das eine beträchtlich im Wachstum zurückgeblieben und wird von dem anderen um mehr als das Doppelte an Länge über- troffen. Kann die Abbildung der Samen von Hornschuchia, von denen Martius nur unreife vorgelegen haben, keinen Anspruch auf Klarheit und Deutlichkeit machen, so lässt sich doch beim Vergleich mit demjenigen von Mosenodendron erkennen, dass auch bei Horn- schuchia der Same den für Mosenodendron abgebildeten, längs des 1) Über den Bau des Staubblattes der Anenaceen und der Angiospermen überhaupt vergl. S. 32—45 meiner Abhandlung über die Morphogenie und Phylogenie der Kormophyten (Hamburg 1902) und Ber, Deutsch. bot. Ges. XX. (1902). S. 477. Hallier, Über Hornschuchia Nees und Mosenodendron R. E. Fries etc. 363 Rückens verlaufenden Rhaphewulst und die vielen Aronaceen-Samen eigentümliche Querfurchung besitzt. Zumal die deutlichere Abbil- dung des Samens von Mosenodendron liefert einen weiteren Beweis dafür, dass die beiden Gattungen zweifellos zu den Anonaceen ge- hören. Im Bau von Blüte und Frucht aber zeigt sich, wie wir soeben gesehen haben, eine derartige Übereinstimmung, dass man die beiden Gattungen unbedingt miteinander vereinigen muss. Ja, geht man weiter und zieht man auch die Vegetationsorgane mit in die Be- trachtung hinein, so könnte man sich zumal mit Rücksicht auf die überraschende Übereinstimmung der Früchte in Bezug auf die rela- tive Grösse der beiden Teilfrüchte fast zu dem Glauben verleiten lassen, dass auch die den Beschreibungen zu Grunde liegenden Exemplare dieselben sind. Das letztere ist nun nicht der Fall. Stimmen die Blätter in beiden Abbildungen in Bezug auf den un- gleichseitig herzförmigen Blattgrund und die Aderung mit einander überein, so sind sie doch bei Mosenodendron stumpf, bei Hornschuchia Bryotrophe hingegen in eine kurze Spitze verlängert. Ferner sind die Teilfrüchte bei Mosenodendron schlanker, als bei Hornschuchia, was wohl durch jugendlicheres Alter bedingt sein mag. Werden für Hornschuchia Bryotrophe nur Exemplare vom Fürsten Maxim. zu Wied und von Luschnath erwähnt, so gründet sich Fries’ Beschreibung von Mosenodendron insigne auf ein Sello’sches Exem- plar des Berliner Herbars. Demjenigen, der in der Lage ist, die Originalexemplare mit einander zu vergleichen, muss es also über- lassen bleiben, zu entscheiden, ob nur die Gattungen oder auch die entsprechenden Arten mit einander zu vereinigen sind. Sprach ich in meiner Abhandlung über den Stammbaum der Blütenpflanzen (1901) die Ansicht aus, dass Hornschuchia in die Nähe der Anonaceen-gattung Xylopıa gehört, so ist auch Fries nicht minder im Recht, wenn er sagt, dass Hornschuchia bezügl. Mosenodendron nach dem Bau der Staubblätter, welche zugespitzt, aher nicht mit breitem, abgestutztem Scheitelstück versehen sind, zu den Mrliuseen zu stellen sei. Fries selbst hebt indessen hervor, dass sich auch in denjenigen Anroraceen-sippen, die sich durch breit abgestutzte Staubblätter auszeichnen, vereinzelte Ausnahmen mit zu- gespitzten Staubblättern finden. Ich zweifle daher daran, dass die scharfe Trennung der Miluseen von den Uvarieen und Xylopieen und überhaupt die bisherige Einteilung der Aronaceen eine natür- liche ist. Vergleichen wir die verschiedenen Bearbeitungen der Familie von Miquel, Prantl, Boerlage, R. E. Fries, Engler und Diels u.s.w. mit einander, so tritt uns in der Umgrenzung der Sippen und Gattungen eine hochgradige Unsicherheit und Ver- schiedenheit der Auffassung entgegen, und es ist auffallend, dass serade für diese durch einen so klaren und übersichtlichen Bau von Blüte und Frucht, andererseits aber auch durch eine Fülle von Unter- scheidungsmerkmalen ausgezeichnete Familie noch kein befriedigendes, stabiles System gefunden worden ist. Wie in so vielen anderen Familien, so würde sicher auch hier eine eingehende und gleich- mässige Berücksichtigung der morphologischen und anatomischen 25* 364 Hallier, Über Hornschuchia Nees: und Mosenodendron R.E. Fries etc, Verhältnisse'), im besonderen der verschiedenartigen Ausbildung: von Staubblatt, Griffel und Narbe, des Baues von Achse und Blatt, der Samenschale und vielleicht auch des Blütenstaubes wertvolle Ergeb- nisse für die Systematik liefern. Zumal aber der Versuch, die Ent- wickelung der einzelnen Sippen und Gattungen von solchen in Blüte und Frucht noch mehr oder weniger magnoliaceen-artigen?) Gattungen, wie Anona, Aberemoa, Anonidium, Pachypodanthium, Cyathocalyz, Artabotrys, Xylopia, Rollinia, Hexalobus, Isolona und Monodora, bis hinauf zu solchen in der Blüte stark reduzierten Formen, wie Bocagea, Hornschuchia, Mezzettia u. a., zu verfolgen und die gene- tischen Beziehungen der Sippen und Gattungen in Form eines Stammbaumes darzustellen, dürfte sich vielleicht als überaus lehr- reich und fruchtbringend erweisen. Schon bei Aderemoa und in verwandten Gattungen begegnet uns eine anfänglich durch inniges Anschmiegen an die eine kom- pakte, kugelige Masse bildenden Geschlechtsorgane hervorgerufene Neigung zu konvexer Ausbildung des unteren Teils der inneren Kronblätter, eine Eigentümlichkeit, die schliesslich in der hauben- artigen Ausbildung der Blumenblätter von Oxymitra, Artabotrys, Orophea, Goniothalamus, Mitrephora u. S. w. ihren höchsten Grad erreicht und mit zu den gewichtigsten Beweismitteln für die nahe Verwandtschaft der Anonaceen mit den Buettnerieen gehört. Auch in den an Anazxagorea, Xylopia und andere Anonaceen erinnernden Balgfrüchten von Sierculia verraten sich aufs deutlichste die engen Beziehungen der Sierculiaceen zu den Anonaceen. Erst aus solchen aufspringenden Balgfrüchten haben sich offenbar die beerenartigen Früchte der übrigen Anonaceen und schliesslich die unförmigen, ver- wachsenblättrigen Früchte von Anona, Ararocarpus (Icon. Bogor. Taf. 40), Isolona (Engler u. Diels, Monogr. afr. Anon. Taf. 27) und Monodora entwickelt. Wie das schon bei Arten der Magnobaceen- gattung ?) Kadsura, der Fall ist so, sind auch bei den Anonaceen stets nur noch neun Blütenhüllblätter vorhanden, von denen meist nur die äusseren drei kelchartig entwickelt sind. Bei den Malvalen hingegen finden wir im allgemeinen noch fünf Kelchblätter und fünf Kronblätter, im ganzen also zehn Blütenhüllblätter. Demnach kann diese Ordnung nicht aus Anonaceern entstanden sein, sondern- ist offenbar von Formen abzuleiten, welchenoch 2 X 3 Kelchblätter und 2X 3 Kronblätter, im ganzen also zwölf Blütenhüllblätter besassen. Es mögen das Formen gewesen sein, welche zwischen den heutigen Anonaceen und den älteren, noch durch zahlreiche Perigonblätter ausgezeichneten Magnoliaceen eine Mittelstellung einnahmen.) Von Ubereinstimmungen im anatomischen Bau ist besonders hervorzuheben, dass sich (nach Solereder’s System. Anat. d. Dicotyl.) die für die Malvalen charakteristische Schichtung des Bastes auch bereits bei den Anonaceen findet. Durch dieselbe Eigentümlichkeit sind auch die Dipierocarpaceen ausgezeichnet, auf deren nahe Be- ziehungen zu den Malvalen ich bereits: auf S. 37 und 38 meiner 1) Über den anatomischen Bau des Blattes der Anonaceen hat H. Beyer Jüngst eine Arbeit in Engler’s Jahrb. XXXI. (1902). S. 516—555 veröffentlicht. 2) Über die Abstammung der Anonaceen von den Magnoliaceen vgl. S.32— 35, 105 u. 107 meiner Abhandlung über die Phylogenie der Kormophyten. ' 3) Vgl. H. Hallier, Kormophyten (1902). S. 105 u. 107. Hallier, Über Hornschuchia Nees und Mosenodendron R. E. Fries etc. 365 Abhandlung über die Tubifloren und Ebenalen (1901) hingewiesen habe. Sie sind aus Engler’s unnatürlicher, heterogener Gruppe der Theineen zu entfernen und geradezu den Malvalen zuzurechnen. Auch die Ebdenalen, zu denen ich gegenwärtig nur noch die Ebena- ceen, Scytopetalaceen, Sapotaceen und Convolvulaceen rechne, während die Styracaceen (mit Symplocos) und die Dichapetaleen (gleich den Trigonvaceen, Meliantheen, Cunoniaceen, Quiinaceen, Euceryphia, den meisten Ternstroemiaceen u. S. w.) in die formenreiche Familie der ‚Rosaceen gehören, lassen sich von den Malvalen nur schwer ge- trennt halten. Von anatomischen Eigenschaften ist für diesen grossen Verwandtschaftskreis der Malvalen auch noch das häufige Vorkommen von Stern-, Schild- und Büschelhaaren charakteristisch, man ver- gleiche z. B. die Schildhaare von Aderemoa- und Durio-Arten. Bei den durch aufspringende Balgfrüchte ausgezeichneten X ylopia- Arten scheint das Aufspringen, wie die Abbildungen!) zeigen, stets längs des Mittelnerven, also dorsal, zu erfolgen, wie bei Magnolia. Gerade hierdurch verrät Xylopia hauptsächlich ihre Zugehörigkeit zu der oben erwähnten Gruppe älterer, den Magnoliaceen noch be- sonders nahe stehender Anonaceen. Anders bei Anazagorea (Fl. Bras. XII, 1, Taf. 5, Fig. IV; Icon. Bogor. Taf. 51)! Hier springt die einsamige Balgfrucht ähn- lich, wie bei Manglietia, Michelia und Hakea, von der Spitze her längs der Bauch- und der Rückennaht zweiklappig auf; man kann sie daher schon als eine kleine ZLeguminosen- Hülse betrachten, denn auch die letztere Familie steht den Aronaceen noch sehr nahe und hat ohne Zweifel gleichfalls ihren Ursprung in deren unmittelbarer Nachbarschaft genommen. Besonders deutlich kommt diese nahe Verwandtschaft noch zum Ausdruck bei solchen alten, auch den Connaraceen noch sehr nahe stehenden polykarpischen Mimoseen, wie Affonsea, Archidendron und Hansemannia; man vergleiche z.B. die gekröse-artig hin- und hergewundenen Teilfrüchte von Archi- dendron Vaillantüi in Engler und Prantl, Natürl. Pflanzen- fam. III, 3, S. 103, Fig. 58 D mit denen der Anonacee Polycerato- carpus m Engl. und Diels, Monogr afr. Anon. Taf. 23! Die Ahnlichkeit solcher polykarpischer Hülsenfrüchte mit den Balg- früchten von Anonaceen, Paeonia, Decaisnea, Connaraceen, Sterculia, den Hamamelidaceen Cercidiphyllum?) und Myrothamnus u. Ss. w. liegt klar auf der Hand, und auch die Connaraceen und Leguminosen sind. also trotz ihrer Fiederblätter?) mit den Anonaceen zweifellos aufs engste verwandt. Ausser der Frucht ist es vornehmlich auch der häufig in einem becherförmigen, fleischigen, scharlachroten Arillus sitzende Same, welcher diese Verwandtschaftsbeziehung aufs deut- lichste verrät. Solche Arillargebilde finden sich bekanntlich nicht nur bei Xylopia, Hornschuchia (nach Fries) und anderen Anona- eeen (F}. bras. XIII, 1, Taf. 13), sowie bei vielen Cornaraceen und Leguminosen, sondern auch bei den Myristiceen, die ich schon auf S. 302 meiner Betrachtungen über die Verwandtschafts- En !) Martius, Flora brasil. XIII, 1, Taf. 13; Engleru, Diels, Monogr. afrik. Anonaceen; (1901). Taf. 22. 2) Siehe Solereder in Ber. Deutsch. bot. Ges. XVII. (1900). Taf. 28. 3) Die Morphogenie des Fiederblattes der Connaraceen und Leguminosen habe ich kurz berührt auf S. 45 meiner Abhandlung über die Kormophyten. 366 Hallier, Über Hornschuchia Nees und Mosenodendron R, E. Fries etc. beziehungen der Ampelideen (Batavia 1896) als in Blüte und Frucht stark reduzierte Anonaceen hingestellt habe, bei den den Anonaceen ebenfalls noch ziemlich nahe stehenden Dilleniaceen, z. B. Tetracera, ja andeutungsweise sogar auch noch bei den mit den Leguminosen und der Rosaceen-Sippe der Trigonieen verwandten Polygalaceen und überhaupt in zahlreichen den Polycarpieae noch nahe stehenden Pflanzenfamilien. Ye Auf Seite 201 meiner Arbeit Uber Kautschuklianen ( Ham- burg 1900) und auf S. 96 meiner Abhandlung über die Tudrfloren und KEbenalen bezeichnete ich die Arzistolochiaceen als Verwandte der Passifloraceen und Cucurbitaceen, doch bin ich seitdem in dieser Ansicht stark erschüttert worden zu gunsten der an den gleichen Stellen hervorgehobenen Anklänge der Aristolochiaceen an die Ano- naceen, und gegenwärtig wollen mir die ersteren nicht mehr als blosse Anverwandte, sondern geradezu als direkte Abkömmlinge ausge- storbener Anonaceen erscheinen. Von der grossen Ordnung der Passifloralen und Campanulaten unterscheiden sich die Aristolochia- ceen schon durch ihre stets in allen vorhandenen Blattkreisen drei- zähligen Blüten ganz erheblich und gerade auch durch dieses Merk- mal verraten sie ihre nahe Verwandtschaft mit den Anonaceen be- sonders deutlich. Ferner zählen die kletternden, in der Tracht den Passifloraceen und Cucurbitaceen am nächsten kommenden Arzsto- lochta-Arten gerade zu den jüngsten Gliedern der Familie, die bei der Frage nach den verwandtschaftlichen Beziehungen zu anderen Pflanzenfamilien am wenigsten in Betracht kommen. Und doch zeigen auch diese jüngeren Ar:stolochiaceen noch sehr deutliche Beziehungen zu einer der älteren Anonaceen -Gattungen, nämlich zu Monodora. Auch in dieser Gattung kommen nach Eng- ler u. Diels a. a. O. S. 84 Klettersträucher vor; auch hier hängen die augenfälligen, grossen Blüten einzeln an langem, dünnem Stiel. An letzterem befindet sich ein einziges Vorblatt, welches in Form und Stellung demjenigen von Aristolochia Sipho und anderen Arisio- lochven überraschend ähnelt. Bei manchen Aristolochien, so z. B. bei dem von Ule künstlich erzeugten, auch im Hamburgischen Botanischen Garten bereits zur Blüte gelangten Bastard der A. dra- siliensis und A. macrura'), ist der herabhängende mediane Lappen der Blütenhülle, die offenbar den drei äusseren Blumenblättern der Anonaceen entspricht, ganz ähnlich wellig gekräuselt, wie die äusseren Blumenblätter der meisten Monodora-Arten. Auch die netzförmige Aderung dieser bei Aristolochia höher hinauf, bei Monodora nur am Grunde verwachsenen Kronblätter ist in beiden Gattungen anscheinend sehr ähnlich. Ferner sind, wie bei vielen Arzstolochia-Arten, so nach Engler u. Diels S. 86—90 auch bei den meisten Monodora- Arten diese Kronblätter auf hellem, meist gelbem Grunde rot ge- fleckt. Nach S. 84 desselben Werkes werden sie beim Trocknen schwarz, wie das ebenfalls auch bei vielen Arzstolochia-Arten der Fall ist. Fast noch deutlicher, als bei diesen grossblumigen Aristolochien und Monodora, verraten sich die Beziehungen der Arzistolochraceen zu den Anonaceen in der eigenartigen, mit Asarum nahe verwandten ») E. Ule in Ber. Deutsch. bot. Ges. XVII. (1899). S. 35, Taf. 3. Hallier, Über Hornschuchia Nees und Mosenodendron R.E. Fries etc. 367 Gattung Saruma Oliv. in Hook. Icones Taf. 1895. Bei ihr finden wir noch eine doppelte, wechselständige Blütenhülle, nämlich eine äussere, verwachsenblättrige, derjenigen von Asarum gleichende, von Oliver als Kelch bezeichnete, und eine innere, freiblättrige, offenbar der rudimentären inneren Blütenhülle von Asarum canadense entsprechende, in der Aderung: aber derjenigen von Arzstolochia- und Monodora-Arten ähnelnde Das Merkwürdigste aber ist, dass die Frucht von Saruma noch halb oberständig ist und noch aus sechs freien, nur am Grunde verwachsenen, längs der Bauchnaht auf- springenden Balgfrüchten besteht, also derjenigen von Anazagorea, den Helleboreen, Illicium, und Abutilon noch einigermassen vergleich- bar ist. Auch die Samen von Saruma erinnern durch ihre quer gerunzelte Oberfläche und ihre stark hervortretende Rhaphe an die- jenigen vieler Anonaceen. Nach Solereder in Engler u. Prantl, Natürl. Pflanzenfam. HI, 1, S. 264 sind die Blütenstaubkörner bei den Aristolochiaceen kugelig, mit körnig oder warzig verdickter Exine, ohne Spalten und Poren, ganz ebenso beschaffen also, wie nach Beyer a..a. O. S. 547 — 548 diejenigen der meisten Anonacen. Nach Prantl in den Nat. Pflanzenf. III, 2, S. 27 sollen zwar die Pollenkörner von Arona eine Keimpore besitzen, doch hat Beyer von einer solchen nichts erwähnt. Von Trichomen kommen bei den Aristolochiaceen nach Solereder’s System. Anatomie nur aus einer Zellreihe bestehende Deckhaare vor, wie sie auch bei den Anonaceen verbreitet sind. Überall also eine weitgehende, auf eine enge Verwandtschaft beider Familien hinweisende Übereinstimmung! Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. ’) by F. E. Fritsch, B. Sc., Ph. D. (Kew). (With plates XI, XI.) 1. Introductory remarks. The early stages in the development of Stigeoclonium are much better known, than in many other genera of filamentous Algae, for instance Oedogonium, in which the fate of the oospore is still obscure in the majority of the species. Little attention had even until recently (cp. Lemmermann 98, Schefferle 01 and Fritsch 028) been paid to the germination of the zoospore in the latter genus, althoush apparently there is sufficient variation in the mode of development. This neglect is probably due to the much greater interest, attached to the adult structure in Oedogonium, which has tended to distract the attention of algologists and to make a very cursory description of the germinating zoospore the only information, vouchsafed concerning the young plant. Several important papers, which contain observations on the germination of the zoospores in Stigeoclonium and on the structure of the young plants, have been published. Of these a few may be briefly mentioned at once: Cienkowski in 1876 in a paper, entitled „Uber Palmellen-Zustand bei S’ygeoclonium“ describes the formation of the basal horizontal portion?) (Sohle) in Stig. stellare Kütz. (cp. Cienkowski 764, p. 18, Tab. I, figs. 1, 2, 3, 9). According to him this is formed by the sermination of a number of zoospores, which on the cessation of activity had come to lie close together. This composite origin of the basal portion has not, however, been confirmed by later observations. In Berthold’s „Untersuchungen über die Verzweigung einiger Süsswasseralgen“, published in 1878 the horizontal portion is de- scribed as originating in two different ways (cp. Berthold 78, p. 199, etc.; Tab. XV and XVD): in the first case the zoospore ger- minates to form an upright filament, from the lowermost cell of !) From the Jodrell Laboratory, Royal Botanic Gardens, Kew. 2) As a rule the young plant in Stigeoclonium consists of a creeping fila- mentous portion, from which vertical branches are given off into the sur rounding medium. Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. 369 which an irregularly branching filament, creeping: on the substratum, is formed. From the cells of the procumbent portion further ver- tical branches subsequently arise. This type of development he found in Si. variabıle and St. flagelliferum. — In the second case the germinating zoospore grows out on both sides to form a creep- ing filament, which branches several times on the substratum; from the basal portion thus formed all the vertical branches arise. To this second type Berthold reckons 8%. Zubricum and Sue undeter- mined, strongly-branched species. In 1891 Gay published his „Recherches zur le developpement et la classification de quelques Algues vertes“, in which Sizgeo- elonium is discussed rather fully. He remarks in connection with the two modes of germination, described by Berthold (cp. Gay 91, p. 41):* Les deux modes de germination des zoospores decrits par M. Berthold s’observent notamment chez le Stigeoclonium variabıle. La macrozoospore (fig. 45) se fixe par son extremite etroite; les quatre eils disparaissent. La plantule unicellulaire prend une forme allongee, attenude aux deux extremites; elle possede encore le point rouge dit oculiforme (Fig. 46). Dans la plupart des Chaetophorees, V’aceroissement se continue uniquement par l’extr&mite superieure de la cellule qui donnera naissance par des cloisonnements successifs au thalle vegetatif; l’extremite inferieure forme l’appareil fixateur; c’est ainsi que les choses se passent, par exemple, chez le Si:igeo- - clorium amoenum (fig. 47). Il n’en est pas de mäme chez d’autres especes. Chez le Stig. variabıle') la plantule unicellulaire s’allonge a la surface du substratum par ses deux extremites, qui sont le ‚siege d’un accroissement d’egale valeur. Il se forme ainsi une sorte de rhizome (fig. 48, 49 et 50), dont les cellules courtes, plus ou moins renflees, emettent des rameaux dresses. (Ceux-ci donneront naissance aux thalles vegetatifs.....“ Gay’s figure 47c, representing a young plant of Si. amoenum, cannot be said to show an „appareil fixateur“, since the lowermost cell of the upright filament only differs from those above it in having a somewhat irregular shape. Neither is the basal cell of the simple, upright young filament in any way modified in the young plants of Stig. insigne, figured by Nägeli (55, Tab. I, figs. 18—22). Nevertheless Berthold (78, p. 200) thinks it possible, that these figures merely show early stages in his first type of development. I shall return to this subject below. In the year immediately succeeding the appearance of es S treatise, Huber published a paper (Huber 924, p. 322, 323), in which he remarks that „beaucoup d’especes de Stigeoclomium forment, en germant, un rhizome rampant „plus ou moins ramifie, sur lequel naissent des rameaux dresses, qui se ramifient & leur tour et con- stituent le thalle dresse* (Berthold’s second type!). In the same year Huber published a second paper entitled „Contributions a la connaissance des Chaetophorees Epiphytes et endo- phytes et de leurs affinites.“ Here (Huber 92®, p. 274, etc.) & ') Inasmuch as Gay commences this paragraph with the remark that the two kinds of germination of the zoospores, described by Berthold, may be observed in St. variabile, it is remarkable that in what follows he’ ey de- scribes one method for this species. 370 Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. species of Alga is described, inhabiting Lemna gibba both epiphyti- cally and endophytically, and, especially under the latter conditions, presenting many points of resemblance to the genus Endoclonium, established by Szymanski in 1878 (cp. Szymanski 78, p. 18). However Huber shows that „malgre les analogies nombreuses avec le genre Endoclomum, cette algue endophyte et Epiphyte du Zemna gebba peut, A l’etat adulte, rentrer tout aussi bien dans les nom- breuses varietes du Stiyeoclonium tenue Rabenh. (p. 277).“ It is in fact a Stigeoclonium. At another point in the same paper Huber remarks: „, . les resultats de mes recherches. .. tendent & demontrer que les genres Stigeoclonium et Endoclonium different encore moins qu’on ne le croyait jusqu’ici, qui y a m&me quelque difficulte & trouver des caracteres distinctifs entre les deux genres.“ Later Klebs (96, p. 399, foot-note) advocates the inclusion of the genus Endoclonium in Stigeoclonıum, as Hansgirg (86, p. 68) had done ten years previously.'!) Finally I may already mention here that Berthold in the paper above referred to (78, p. 201) describes a species (Stig. faretum Berth.), which is curious in the extent to which branching takes place in the basal portion. „Die Keimung erfolgt wie bei St. lubricum?), die junge Sohle verzweigt sich aber von Anfang an sehr reichlich, aus einer Zelle entstehen häufig drei, sogar vier Zweige, so dass von Anfang an eine pseudoparenchymatische Scheibe angelest wird (Tafel 2, Figur 1, 5, 3, 2), deren Zellen dann sehr schön in radial verlaufenden Reihen angeordnet sind.“ — Möbius (88, p. 239) describes a similar form from Porto Rico, growing on leaves of Potamogeton occidentalıs. The object of these introductory remarks has been to show the considerable variety existing in the outward appearance of the early stages in the development of a Stige:clonium. "The young plants usually (not invariably though, as will be shown below), have a creeping basal portion, but this may vary very much in the extent of its development and nm a few remarkable cases is sometimes endophytic. The results, embodied in the present paper, are in part merely confirmatory of earlier observations. For my investigations I chiefly employed three species of Stigeoclonium, all of which were obtained from the artificial waters of the Royal Botanic Gardens at Kew. These species were purposely chosen as distinet from one another as possible, and althoush the genus Stigeoelonium undoubtedly in- cludes many bad species, these three are deserving of specific separation.e The three were, as far as could be determined, ‚Stig. variabile Näg., Stig. nanum (Dillw.) Kütz. and a form closely resembling Stig. faretum Berth.°). 1) Hansgirg (loc. eit.) places Endoclonium as a second section of the genus, the first section being Zustigeoclonium and including all the forms up till then described as Stigeoclonium. In the second section Hansgirg places a single species, Sf. pygmaeum Hansg., which he later (95, p. 217) unites with St, farctum Berth. as var. pygmaeum Hansg. 2) that is according to Berthold’s second type. 3) Of these three species the first had rather narrow, rectangular cells whose length generally considerably exceeded the diameter; branching was not very abundant, many of the branches terminated in a hair with a blunt Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. 371 In the following pages I shall first discuss the ordinary type of young plant, then the specially modified epiphytic type and finally certain endophytic forms. 2. The ordinary type of young plant. If any species of Stigeoclonium is retained in culture for some days, zoospores are formed and in a short time large numbers of young plants are to be found attached to every available object present in the water. Lacking that a number of zoospores frequently form a radial group, floating freely in the water, as is often the case in Oedogonium (cp. Fritsch 02®, p. 474); the young plants developed from these zoospores however rarely succeed in passing the 3- or 4-celled stage. The zoospore on coming to rest generally assumes an elongated elliptical shape, pointed and colourless at both ends (cp. Tab. XI, fig. 22; also Wille 90, p. 87, fig. 52D) and in this state often shows some resemblance to certain species of Characıum. The mode, in which this develops further, depends on the species, — especially upon the degree of branching and the extent to which the hairs are developed. Species, which have well-developed hairs, usually begin to form them very early; as an example I will describe the ger- mination of the zoospores in an undetermined species from a tank in the Herbaceous Department at Kew. The elongated, unicellular structure, formed by the zoospore on coming: to rest, commences to put out & colourless protuberance at the end opposite to that, at which it is attached. This protuberance rapidiy lengthens and becomes segmented, so as to form a long multicellular hair. Soon after the commencement of the formation of the hair, the chloro- phyll-containing portion of the cell beneath the just-described pro- tuberance becomes two-celled by the formation of a transverse wall. In this species branching took place at an early stage; the young upright filament then consisted of about three lower cells, filled with dense chlorophyll, the two succeeding ones had sparing contents and led off into the absolutely colourless cells of the hair-tip, the whole young plant consisting of about nine cells. The lowest cell first showed signs of branching, putting out a lateral process, which rapidly increased in size. When this had become distinct, the cell next above began to form a branch, which was developed either on the same or on the opposite side. !) apex. In Sig. nanum (Dillw.) Ktz. on the other hand the cells were much broader, and usually somewhat barrel-shaped; their length was about twice their diameter. The filaments were very abundantly branched and ended bluntly, no hairs being developed. The third species had quite a special structure of its own andas it will be described fully in the third part of this paper, it is unnecessary to say more about it here. Stig. variabile was ob- tained from the Victoria Regia Tank, St. nanum from the pond, wliilst the third species was found growing on leaves of Vallisneria spiralis in the middle tank ot the water-lily house. i) cp. the figures of this species, given in Annals of Botany. Vol. XVI. 1902. p. 411. Fig. 22, 3 and 4. ıthink it very probable that these young plants belong to Stıg.tenue Rabh. The red cells, described on p. 410—412 and ee in Fig. 22, 3 are undoubtedly due to the action of a member or the Chytridiaceae, as also are the red cells in the Aphanochaete, referred. to at the same place. 372 Fritsch, Observations on the young, plants of Stigeoclonium Kütz. In species, however, in which the hairs are less strongly deve- loped, no indication of them is to be found in the young forms at all (cp. Tab. XI, figs. 18, 20); and only in the later stages do the ends of the br anches elongate and develop into hairs. Sig. varia- bile very frequently shows the type of young plant, figured on Tab. XI, fig. 18. The upright, 4—5 celled filaments are at this stage as yet unbranched; their somewhat acute apex is bent round in a curious fashion, so as to form a kind of hook. This bent portion later on develops into a hair. Branching usually commences at an’early stage, if the adult filaments are at all rich in branches (cp. the description just given of the germination of an undetermined Siigeoclonium). In sStig. nanum, which is very abundantly branched in the adult stage, this character soon becomes manifest in the young plant (Tab. XII, figs. 26 at a and 29). Figs. 27 and 28 on Tab. XII however show that in some cases branching of the upright filaments does not become apparent so early. In the majority of cases a creeping basal portion is developed, usually arising in the species, which I examined, according to the first type of development, described by Berthold (ep. p. 22); in some cases, however, it originated previous to the formation of any upright filaments (Berthold’s second type). My investigation was concerned not so much with the development of the young plant, as with its ultimate structure, and the remarks that follow are there- fore confined to this latter point. The basal portion, corresponding to the „Sohle“ of Cienkowski, may attain a varied degree of development. In Sig. variable it does not usually reach any very considerable size. Apart from the fact, that this species frequently develops no basal portion whatever, (a point, which shall be discussed more fully immediately), this latter when present senerally only consists of from three to five cells (Tab. XI, figs. 17 and 20); as is shown by the figures the cells of this basal portion are in addition mostly dead and empty by the time the upright filaments are well developed. In Tab. XII figs. 30, 31 and 32, all of Sig. variabıle, show that in some cases the basal portion may attain to more importance. In Fig. 30 it is 6-celled and slightly branched; from either end a rhizoid is developing and two upright filaments are being given off. In Fig. 31 the basal portion is 6-celled, whilst in Fig. 32 it is even 9-celled. In all these cases the cells of the base are still living and do not differ in any ‘ way from those of the upright filaments, both being filled with large quantities of food-material. After these young plants of St. variable had been kept in doors for some weeks it was found, that the base, as well as the upright filaments, were encased in a thick, colourless mucilaginous sheath. This on either side of the filament reached a thickness, often exceed- ing the diameter of the cells. Although generally quite distinct without the application of any artificial agency, it stood out very clearly, when the young plants were placed in water, coloured dark brown by the addition of a few drops of Indian ink. The dark fluid was separated from the filaments by a colourless area of con- siderable width. The mucilage, enveloping the filaments, stained Fritsch, Obseryations on the young plants of Stigeoclonium Kütz, 373 very readily with methylene blue, taking on very much the same colour as the cell-walls.. In the stained condition it showed no special structure, although its outer edge was generally somewhat frayed in appearance'); its continuity was frequently slightly inter- rupted opposite the transverse walls of the filament. The cell-walls of the filaments themselves were quite distinet and apparently un- altered; no mucilage was formed between the successive cells, their transverse partitions remaining quite thin. Owing to this the fila- ments retained their original appearance with the exception that the cells were rather more barrel-shaped than usual in this species. Schröder, who has recently published an excellent treatise on the mucilaginous structures, oceurring in Algae, in the case of : Stigeoclonium (Schröder 02, p. 145) refers to Cienkowski’s work (ep. Cienkowski 76P), in which the following passage occurs (p. 539): ,„|Die Wände können dick mehrschichtig sein, dann sind die Lumina der Zellen sphäroidalisch, von einander durch mächtige Schichtenbildung entfernt (Fig. 13)], oder die Wände bleiben dünn, und die fest an einander schliessenden Glieder behalten ihre cylin- drische Form. In beiden Fällen kann eine breite, sämmtliche Glieder umhüllende Gallertschicht erscheinen ...... “ This description agrees well with the phenomena observed in Sig. variable. Such a strong development of mucilage was only observed in this species. In Stig. nanum the creeping, basal portion was often better developed (Tab. XI, fig. 25; Tab. XII, fig. 26, 27, 28). The cells of ‘ tkis part of the young plant are in this species often considerably swollen, as compared with those of the upright branches; this is particularly evident in Figs. 25 and 27. These cells have a parietal chloroplast, which is connected at different points by strands passing right across the cavity of the cell; a considerable portion of the cell-cavity thus remains quite colourless. "The cells of the uprieht filaments have a similar parietal layer with usually a little bridge of chlorophyll across the middle. In each cell one or more usually two pyrenoids are to be found. Vertical branches are very abundant in this species, almost each cell of the base, developing one (Fig. 25, 27); these upright filaments, as already mentioned, frequently branch very early, as shown in Fig. 26 (at a) and in Fig. 29. The base itself is usually but slightly branched. Many of the plants of Stig. nanum from the pond at Kew, were observed to originate from amongst a group of protococcoid cells (Tab. XII, figs. 28, 29), which undoubtedly constituted one of the forms in the life-history of this species?). "There was no trace of mucilage around these cells. Cienkowski (76®, p. 546) showed that in Stigeoclonium the individual cells of a filament often become free by the loosening of the contact between them, and that these cells further divide in: various directions to form palmelloid or proto- coccoid groups. In his own words we meet with „alle möglichen Übergänge von einer starken Gallertbildung zu einem kaum merk- 1) The neilklline blue did not appear to causelany shrinkage of the mucilage, as Schröder so frequently observed it. 2) cp. also Kützing (43. p. 253), where he remurks of the delicate Stig. stellare: „Seiner Entstehung geht immer die Bildung von ERRETESTE" artigen Kügelchen voraus“; see his Tab. 9, fig. 374 Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. baren Aufquellen der Wände und zuletzt zu einer unveränderten Zellwand.“ Palmelloid groups which probably belonged to the same form were also observed ın the same water, but their cells were not found in connection with young plants of Stigeoclonium. This. would agree with Cienkowski’s observation that ‚je weniger das Stigeoclomum in der Auflösung seiner Glieder vorgeschritten ist, desto leichter treiben seine Zellen Schläuche, dagegen an der äusser- sten Grenze der Umformung angelangt, im vergallerteten Zustande, verlieren sie in den allermeisten Fällen diese Eigenschaft“. (loc. eit p. 549). Famintzin (71, p. 265) had shown that the proto- coccoid cells, derived from Stigeoclonium, were capable of immediate germination; whereas Cienkowski showed that the palmelloid cells usually gave rise to microgonidia and these then to the young plant. Gay (loc. cit. Fig. 57) figures young plants of Stig. nanum, which possess a creeping basal portion, whose cells are considerably more swollen than those of the upright branches. His Fig. 58 shows the base in surface view; the cells then appear rounded-polygonal in outline and have thick membranes. The same observer also figures the young plants of Stig. variabile (Figs. 48—50); these have a basal creeping portion (‚rhizome germinatif‘), in which again the cells, relative to those of the upright part of the plant, are much dis- tended. This scarcely concurs with my observations, which is pro- bably due to our in reality examining different species. I have already twice referred to the fact, that especially in St. variabile the young: plants often exhibited no creeping portion what- ever (cp. Tab. XI, figs. 15 and 18). In such upright filaments the basal cell is generally specially modified (Fig. 15), although it is often so densely surrounded by a mass of brownish-red matter!), that this point is not easy of observation (cp. Figs. 13, 18). A single upright filament with a modified attaching-cell basally was also sometimes observed in Si. farctum (Figs. 12, 13), although the usual type of young plant is here entirely different. The modified basal cell is not at all unlike that found in some species of Oedo- gonium, although relatively much smaller. Kützing (53) figures such basal cells in a number of species of Sigeoclonium; on Tab. 4, fig. Ild for St. stellare;, on Tab. 7, fig. II for S1. radıans Kütz.; on Tab. 8, fig. I for St. fascieulare Kütz. and fig. II for St. protensum Kütz. However neither Berthold (78) nor Gay (91) figure anything of the kind. The basal cell, being thus especially modified, and having more- over often lost its contents (see. fig. 15) there seems little proba- bility of its later on growing out to form a horizontal base; at all 1) This brownish-red matter has already been referred to in the case of Oedogonium (Fritsch 02B, p.473) and it was tbere shown to consist of some salt of iron with the help of the characteristic Prussian blue reaction. Be- sides occurring to some extent near the points of attachment of young plants of Stigeocionium, 1 have also observed it in many other places, — notably at the points of attachment of Synedra splendens and Characium Sieboldi to other filamentous Algae. It would thus seem as though this substance played an important part in the adhesion of one Alga to another, possibly acting as a kind of cement. “ Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. 375 events in my cultures I never observed anything of the kind. It would seem therefore, as though in addition to the two types of development, described by Berthold (cp. p. 1, 2), a third occurs, in which by the germination of the zoospore an uprieht filament with a basal cell, specially modified for attachment, is formed. Possibly the Stig. amoenum, figured by Gay (91, Fig. 47c), belongs to this type, although the basal cell is scarcely modified. Nägeli’s (55, Tab. IH, figs. 18—22) figures of Stg. insigne are drawn from too early stages, as are also those of Thuret (50, Pl. 18, Fig. 15) for Stig. protensum Kütz, to be able to settle this point; in the latter species, however, a basal cell is figured by Kützing, as already mentioned. In St:g. nanum young plants of the type, shown in Tab. XI, fies. 22—21 were sometimes observed; in these the lowest eell of the young upright filaments entirely resembled the others, but at the point of its adhesion to the C/adophora, on which it was growing, a eranule of the red matter above mentioned was often present. I was not successful in following up the further fate of these young plants. In si. variabıle the basal cell often grows out into a number of rhizoids (Tab. XI, figs. 19, 21), which may ultimately become multiceillular and grow to a great length (Fig. 16). Such rhizoids also ar se from cells above the base (Tab. XI, fig. 19; Tab. XI, fig. 32, R); they may grow out in all directions and are frequently - present in considerable number. Although in the young stage the cell-contents in these rhizoids resemble those in the main filaments (Tab. XII, fig. 32) they are later on either quite empty or the proxim- al cells may have a little contents; the distal ones are always quite empty, being usually longer and narrower than the former (cp. also Cienkowski 76#, p. 539, Tab. IX, fig. 8). In general appearance they are not unlike the branches terminating in hairs (ep. especially Tab. XII, fig. 32 R), but the longer ones usually possess an irregular, almost undulating outline (Tab. XII, fig. 30)') They should be considered as modified descending branches of the ordinary type. — Not infrequently the rhizoids are branched (Tab. XT, fig. 16), but mostly only near the base. The excessive formation of rhizoids in St. variabile in some cases (Fig. 16) may have been due to the existence of slightly abnormal conditions. In the other species with a well-developed basal portion such rhizoids were only rarely ob- served (cp. fig. 7 for Stig. farctum; figs. 28 and 29 for Stig. nanum, where they are however quite short). Berthold (78, p. 201) remarks that such rhizoids are rarely met with in nature; this is also my experience, those, just described in St. varıabıle, appearing only after the Alga had been kept indoors for several weeks. Gay (91, p. 42, 43), however, found that they were always present in St. amoenum and St. nanum. His description of the rhizoids quite coincides with that, I have just given; he says: „on peut les considerer morphologiquement comme des ra- meaux adaptes a une nouvelle fonction........ Ds sont simples (fig. 51a) ou peuvrement ramifies (fig. 52a, b). Is different des rameaux vegsetatifs; plus gräles, ils s’attenuent peu & peu vers leur 2) cp. also Chodat (02, p. 321, Fig. 235). 376 Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. sommet et sont plus ou moins inflechis, contournes en divers sens.“ In the species, observed by Gay, however, the cells of the rhizoids must have preserved their contents better than in 87. variabile, for he remarks (loc. eit.): „Les cellules des rhizines conservent leur activite physiologique, quelque greles et decolorees qu’elles soient.“ The cells of the rhizoids can grow out and form a new vertical branch. The rhizoids figured by Kützing (53) are of rather a lan nature; Tab. 2, fig. IVd shows one of these m St. Zhermale, whilst Tab. 8, fig. IT shows a similar one in St. protensum. They are relatively very much smaller than any observed by Gay or myself, and are further much branched; they rather .resemble some of the branched rhizoids found in Oedogonium. Wolle (87) also figures short branched rhizoids: in & number of species; on Plate C, fig. 1 for Si. fastigiatum; and on Plate CI, figs. 8, 9 for St. uniforme var. gracıle. Other genera of Chaetophoraceae form rhizoids, very similar to those of Stigeoclonium. (cp. Borge 94, Pl. I, fig. 52, for Dra- parnaldia.) 3. The specially modified epiphytic type. During the whole of this summer an epiphytic species of Stigeoclonium occurred in great abundance on the leaves of a specimen of Wallisneria spiralis, contained in the middle tank of the water-Äily house at Kew.!) This form ditfered very considerably from the usual type, found in Stigeoclonium and I think it will be well to describe it immediately and then to discuss its connection with the epiphytic species of this genus, already established. The first striking point about this species is the extraordinary degree of development attained by the base, which constitutes a very important part of the whole plant. This basal portion (Tab. XI, fig. 14) was usually slichtly concavo-convex in shape, and always branched to a great extent. These branches were all firmly appressed to the substratum and were frequently so closely packed, that their cells almost formed a parenchymatous disc (Tab. XI, figs. 5 and 11). The vertical branches nearly always originated on the convex side (cp. figs.), branching being very rare on the lower side; since the vertical branches usually arose from the central portion of the delicately-branched base, they radiated outwards in a more or less characteristice manner. The cells of the base were ordinarily polygonal through mutual pressure, especially when aggregated so densely as to form a compact, parenchymatous disc. T'heir contents were rich and scarcely vacuolar, a single pyrenoid being always very distinet. In the vertical branches on the other hand, in which the cells were to a slight extent barrel-shaped, the cell- contents were more vacuolar and not infrequently provided with two pyre- noids (Tab. XI, fig. 14). The mode of development of such a plant is as follows: the zoospore on coming to rest assumes an elongated, sometimes slightly 1) Large numbers of the epiphytie individuals were obtained by scrap- ing .off the green filamentous scum, covering.the Vallisneria-leaves. Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. 377 irregular shape (Tab. XI, fig. 1). It then either grows out to form an unbranched filament (fig. 2) or it commences to branch almost at once (figs. 3, 4). Ultimately we always obtain a well-branched, more or less radiate, discoid base, as shown im fig. 5. At this stage, at which the base consists of between ten and twenty cells, vertical branches have not yet originated. Fig. 6 shows a young branch at h, which has arisen from one of the cells of the basal portion and is as yet only two-celled; its elongated, narrow cells contain only absolutely colourless protoplasm, (indicated by shading in the figure). Young plants with more fully -developed upright branches are shown in figs. 8 and 9. The cells of these branches are elongated and very narrow, and the transverse walls separating them are only seen on careful observation; the broad plugs of proto- plasm (shaded), which constitute the colourless contents of each cell, are far more likely to be taken for transverse partitions in a cur- sory examination. These colourless branches can only be compared to the hairs found in this and other species of Stigeoclonium, SO that here we have a creeping basal portion, which can produce hairs alone in lieu of upright branches; the resemblance to Aphano- chaete is very great. (cp. West & West 02, Pl. 17, Fig. 11)t). Normally, however, in the species under discussion the upright branches have a different appearance, consisting of typical chloro- phyll-containing cells below, which apically pass over into the colour- less, much elongated cells of the hair (Figs. 11 and 14); these latter have quite lost their contents. The hairs themselves end bluntly. Finally the fact, that the upright branches, although often of con- siderable length, are absolutely unbranched, is of great impor- tance. The ‚fact, that in epiphytic species of Stigeoclonium with a strongly -developed basal portion only hairs may be developed in place of vertical branches, has before now been remarked upon by Huber (92%, p. 323), according to whom „il n’est pas rare que, dans les premiers stades du developpement des formes epiphytes du genre Stigeoclonium, chez lesquelles le thalle rampant est tres deve- loppe, celui-ci fournisse (quelquefois a cöte de rameaux dresses ordi- naires) des rameaux dresses entierement transformes en poils pluri- cellulaires. La cellule basilaire de ces rameaux a encore conserve plus ou moins son caractere vegetatif, mais, des deux cellules qui resultent de ses divisions la superieure se transforme constamment en cellule de poil.‘“ Such young plants would, (especially if examined {rom dry or otherwise preserved material) in no respect?) differ from those species of Aphanochaete (or Herposteiron Näg.). which have been described as possessing distinctly septate hairs. It is m fact my opinion that these species are merely arrested stages in the de- velopment of epiphytic species of Stigeoclonium. W. West and G. S. West (02, p. 130) remark in connection with the ZHerposteiron crassisetum, vecently described by them, that .‚this species is cha- ; !) Chodat (02, p. 301, Fig. 216) figures a plant of St. flagelliferum, which has a well-developed base, from which a few short upright branches have arisen, as well as a 6-celled elongated hair. ?) Species of the genus Aphanochaete frequently form a base, resembling that shown in my figures. Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1903. 26 378 Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz, racterized by the stout filamentous setae, which very much resemble the branches of a Chaelophora or a Stigeorlonium. The setae are also narrower at their point of attachment to the cells than for some distance away from the base‘ (cp. my fig. 11). It seems to me very probable, that this species in reality belongs to Stigeo- clonium, representing a stage in the development of an epiphytic species. This may also very probably be the case with the Zerposteiron polychaete of Hansgirg (see Hansgirg 88c, Pl. XII, figs. 1—5). The plants’shown in Hansgirg’s fiss. 1—3’show considerable resem- blance to a young plant of Stigeoclonium‘) of the type, figured on Pl. XII, fig. 27; his fig. 5 (cp. also Hansgirg 93, p. 218), however, does not exactly recall anything I have seen in Stigeoclonium, al- though coinciding to some extent with the description of Huber cited above. But Huber’s remarks scarcely indicate the formation of an upright branch (entirely transformed into a hair) on each cell of the base, as in Hansgirg’s figure 5. It should be men- tioned, that Hansgirg (88®, p. 215, foot-nete) himself considers the species of Herposteiron Näg. as stages in the development of cer- tain species of Chaetophora and Stigeoclonium, whilst Aphanochaete (with unseptate, sheathed hairs) is regarded by him as a form in the life-history of species of Coleochaete. Although very possibly this view is correct for the species with septate hairs (HZerposteiron Näg.). I think that the genus A»hanochaete (including the species with unseptäte hairs) is well-established and not a stage in the life-history of any other form. There is thus considerable reason for regarding Hansgirg’s Herposteiron polychaete as a young form of some member of the Chaetophoraceae.e On the other hand there are some analogies to Aphanochaete, which become more striking, if we disregard the dis- tinet septation of the hairs. It seems extremely doubtful to me whether the septation in the hairs was really as distinet as Hans- sirg figures it, since when he first described the species in question (Hansgirg S6, p. 25%; also 884, p. 398), he regarded the hairs as unseptate. But for this point Hansgirg’s Fig. 5 (loc. cit.) agrees with a species of Aphanochaete, occurring commonly in England; and possibly Figs. 1—-3, resembling young Stigeoclonia, have no real connection with the form in Fig. 5 at all. In the early part of this year the species of Aphanochaete, just referred to as occurring commonly in England, formed the sub- ject of one of my algological notes (Fritsch 024, p. 403). At the time I identified it with Hansgirg’s species, describing it as Aphanochaete polychaete (Hansg.) Fritsch, since I consider that Aphanochaete has priority over Herposteiron (cp. also Klebahn 93, p- 294). For the reasons stated above I have somewhat modified my views on this subject aud have now come to the conclusion that it will be best to give this species a new name, and not to confound it with Hansgirg’s form. It may very possibly correspond to the A. repens Braun, described by Huber (92%, 327), which has al- most spherical cells and which can moreovyer develop several hairs !) cp. also Fritsch 02A, p. 404 et seq., where a full discussion of the genera Aphancchaete and Herposteiron will be found. Fritsch, Observations on the young plants ot Stigeoelonium Kütz. 379 on each cell; these do not however according to him exist simul- taneously, but succeed one another, a new hair being formed, when the old one gets broken off, so that ultimately there may be seve- ral hair-bases to each cell. To a certain extent this is also the case in my species, although I frequently saw two fully-developed hairs on a cell. Huber’s A. repens and the form, that I am dis- eussing, differ from the typical A. repens Braun, which has small cells, which are transversely stretched and in which a single hair is inserted at the extremity of each cell (cp. Wille 90, p. 95, Fig. 58A). I have not yet settled upon a suitable name for the new species, which shall, however, be named and described shortly. The Aphanochaete question has caused me to diverge from the epiphytic species of Stigeoclonium, with whose description I commen- eed this part of my paper. I propose now to discuss the affinities of this latter form. Berthold (78, p. 201) was the first to describe an epiphytie Stigeoclonium with a strongly-developed base. The zoospore here germinates according to Berthold’s second type, but .‚die junge Sohle verzweigt sich von Anfang an sehr reichlich, aus einer Zelle entstehen häufig drei, sogar vier Zweige.“ 'This results in the for- mation of a pseudo-parenchymatous disc, whose cells are arranged in radial rows. The upright branches, which are developed from the cells of this disc, are closely placed and are occasionally branched (loc. eit. Tab. 2, fig. 4). Between these branches are seattered long septate hairs, which originate basally from a cell with a small quantity of chlorophyll. This is the Sig. faretum of Berthold. In 1858 Möbius (88, p. 239) describes an epiphytic Stäigeo- elonium, growing on the leaves of Potamogeton occidentalhs; this species forms „Coleochaete-ähnliche Scheiben, welche einen Durch- messer bis zu 0,5 mm erlangen können. Die Scheiben entstehen da- durch, dass die vom Mittelpunkt nach allen Seiten ausstrahlenden Fäden mit ihren Verzweigungen in einer Ebene und ziemlich dicht nebeneinander liegen (Fig. 3a, Tab. IX).“ The cells then grow out into short (1—3 celled) upright branches, which are apparently un- branched, and which in a few cases were seen to terminate in & eolourless hair. No name is given to this plant, which is described as Stigeoclonium Spec.; nor is reference made to Str. Farctum Berth. Finally Hansgirg (86, p. 69) described a new species, Stigeo- clonium pygmaeum,,in which the ‚niederliesende, dem Substrat fest angedrückte Aste zu Coleochaete-ähnlichen, unregelmässigen Scheiben verwachsen.‘ The upright branches, whose cells attain only about half the diameter of those of the base, are generally branched immediately above the base; the branches often terminate in hairs. The Alga, which grows epiphytically on (more rarely endo- pbytically in‘) Lemna minor and various other aquatic plants, is strongly encrusted with calcium carbonate. Hanseirg later (93, p- 217) unites Stig. pygmaeum with Stig. faretum Berth. as var. pygmaeum Hans2. Iı cp. the fourth part of this paper, p. 13. 380 Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. If the species, which I have described on p. 9 and 10, be compared with the epiphytic species just discussed, it will be seen. that it does not agree absolutely with any one of them. It comes nearest to the Sig. faretum of Berthold, differing from it chiefiy in the absence of branching in the upright filaments and in the relatively small number of upright branches formed; nor de according to Berthold these vertical filaments in Stiy. farctum normally terminate in hairs, although septate hairs were formed at the ends of the majority of the upright branches in his cultures. Nevertheless there is a great resemblance between my form and St. farctum Berth. and I therefore propose to establish it as a variety of Berthold’s species. In consequence of the absence of branching in the upright filaments I shall call it S7. faretum Berth. var. simplex nov. var. Some of Cienkowski’s figures (76%, Pl. I, fig. 9) indicate a development of the basal portion equivalent to that of the species just discussed; and it would seem as though the base is not rarely considerably developed in Stigeoclonium, although this is not always connected with a reduction in the vertical portion, as in Strg. farctum var. simplex. 4. Certain other forms (in part endophytiec) possibly "connected with Stigeoclontum. In the introductory remarks mention has already been made ot the fact that species of Stigeoclonium have been observed to occur in intimate connection with certain endophytic forms (cp. P. 3). Huber (92®, p. 274—278) describes at considerable length a species, found growing in and on Zemna gibba. The epiphytic portion, whose filaments could however also penetrate into the cells of the Lemna and there form an „agglomeration compacte de cellules vertes (Pl. VIII, fig. 6),“ was in the fully-developed state indistinguish- able from Steg. tenue Rabh. The true endophytic portion, con- sisting of large cells, could not be definitely included in the life- cycle of the epiphytic portion just described. Huber once observed the emission of zoospores from one of these large cells; on germi- nation they gave rise to „Alaments tres minces, qui correspondent probablement a l’etat epiphyte“ (loc. eit. p. 277). T'he epiphytie portion, the vertical flaments of which were in the: adult branched state so much like St. tenue Rabh., has a base (Huber, Pl. 8, fie. 7) not unlike that of the St. farctum, described above. Except for the occurrence of the large endophytic cells, (whose connection with the epiphytic portion can scarcely be regar- ded as definitely established), there is indeed little to distinguish Huber’s form from the other epiphytic species of Stigeoclonium. For the fact of its being occasionally endophytie is nothing very striking. The Stig. pygmaeum of Hansgirg (86, p. 69), which this author ineludes in the genus Eindoclonium, there regarded as a sub-section of Stigeoclonium, is according to him occasionally also endophytic in the plants, on which it is generally only an epiphyte. Hanseirg, in later (93, p. 217) uniting his species to St. furctum Fritsch, Observations on the young, plants of Stigeoclonium Kütz. 381 Berth., evidently also recognised the connection between the purely epiphytic type and the forms, which now and then may live endo- phytically. Klebs (96, p. 399, foot-note) has also advocated the inclusion of the genus Endoclonium in Stigeoclonium. Im his opinion the Endoclonium polymorphum of Frank (83, p. 365—374) is only a Stigeoclonium, which Frank brings into connection with a proto- coccoid form !} without sufficient proof. The epiphytie species, which I discussed in the third part of this paper, was never observed to live endophytically. On the other hand I have observed a certain Alga, living within the membrane of Cladophora and which seems possibly to be connected with the ‚Sf. nanum from the pond. It occurred in the same water side bv side with this latter species. Some of the filaments of the C’/adophora, referred to, presented a very remarkable appearance, evident already under a low power of the microscope. The original contents of the COladophora-cells were entirely hidden — often on all sides of the filament — by a compact, parenchymatous stratum, composed of large cells of rounded- polygonal shape (Pl. XII, fie. 35). In most cases these cells mereiy formed a single layer, but at some poimts twö or three layers occurred one above the other; the extreme was reached. when the cells were aggregated into a compact mass, which bulged out from the Cladophora-filament to such an extent, as to exceed the diameter of the latter. The cells of the Alga apparently adhered very close- ly to the Cladophora, for pressure on the cover-glass, as well as protracted teasing, never resulted in the loosening of any portion of the parenchymatous stratum. In many cases it was quite evident, that the cells, forming this stratum, were actually situated within the walls of the cells of the Cladophora (cp. Tab. XII, figs. 33, 34), — between the cuticle and the inner layers of the membrane. Probabiy the cuticle is burst off later on (cp. Huber 92®, p. 323, foot-note), and the cells of the endophyte then appear to be epiphytic: in many cases at all events there was no membrane, distinguishable outside them. In the early stages, — in which distinet, branched filaments eould be made out?), — the chlorophyll formed a thin parietal layer in these cells; the central portion of the cell remained almost colour- less, except for a few connecting strands of chlorophyll- containing protoplasm. Later on, however, the chloroplast forms an irregular, eontracted mass in each cell, oceupying a central or lateral position (Tab. XII, fig. 36); it also takes on a darker, brownish-green tint. To this is due the curious appearance of the Cladophora in some places; under a lower power of the microscope its filaments are seen to be dotted all over with brown masses, which, when examined 1) In the original description of Endoclonium by Szymanski the endo- and epiphytic portions are not described as nearly so distinetas inFrank’s species. 2) These filaments later on give rise to the parenchymatous siratum in just the same way as the parenchymatous base is formed in the epiphytic species (e. g. St. farctum, see part III), — that is by continuous branching and ultimate coalescence of the branches. 382 Fritsch, Observations on the young; plants of Stigeoclonium Kütz. with a higher objective, turn out to be the chloroplasts in the ceils of the endophyte. With the change in colour and arrangement of the chlorophyll a thickening of the cell-walls goes hand in hand. The cells of the Uladophora in most cases appear quite healthy and still retain their rich green contents; in a few cases, however, the contents had lost colour, though I am not prepared to attribute this to the action of the endophyte. These latter cases admitted of a better examination of the endophyte, and most of my figures were made from such specimens. The form, I have just described, comes near to Zntocladia (Endoderma) gracilıs of Hansgirg (88c, p. 499). This Alga, grow- ine on Cladophora fracta Wahl var. gossypina (Kütz.) Rabh., is either endo-or epiphytic. It consists of creeping, branched fila- ments, which frequently become united to form a parenchymatous stratum or & compact mass of irregular shape. "The chloroplast is at first parietal, whereas later on it only occupies a part of the cell- wall; this latter remains thin. However the cells of Ent. gracilıs Hansg. are cylindrical, 2—3.5 u, only rarely 4 w in diameter, whereas they are 2—3 times as long. In this respect they differ very con- siderably from those of my form, in which the cells are usually ai- most isodiametric (Tab. XIL, fig. 35) their diameter being 20—30 «; where the individual filaments can still be distinguished, the cells are occasionally seen to be somewhat oblong (Tab. XII, Fig. 36), al- though their diameter considerably exceeds that of the cells n Hans- girg’s Species. In the Endoderma leptochaete, described by Huber (92#, p. 320) he remarks that „L’epaisseur des cellules vegstetfVes est tres vari- able (de 5 & 15 w), de m&me leur longueur. Dans les filaments allonges elles sont generalement plus longues que larges, tandis que dans les filaments formant un thalle compact elles sont plus ou moins renfl&es ou presque spheriques (Pl. XV, fig. 2).“ At the same place another species, Zndoderma Jadinianum Huber, is described (loc. eit. p. 322); I extract the following from the description: „Les cellules sont larges de 10 & 20 „, rarement de 20 a 30 w generale- ment plusieurs fois plus longues que larges. Le chromatophore a la forme d’une plaque parietale a bord generalement peu decoupe et occupant la face dorsale de la cellule. ..... Par suite d’une rami- fieation abondante ou quand plusieurs thalles se rencontrent, il se forme ungecoussiner ecelulaner 2.0. 25 = khertie= 12 one 15 of Huber, (exhibiting the „coussinet cellulaire“), shows consider- able resemblance to what I frequently found in my form. However both the species of Zndoderma last discussed were found to develop delicate, unseptate hairs, when cultivated for some time (cp. Huber 92®B, p. 320 and 323), and although Ihave had my form under in- vestigation for some weeks, I have observed nothing of the kind. Lemmermann (95, p. 31), who found an Alga, which he believed to be possibly identical with the Znd. Jadinianum of Huber, also mentions nothing concerning hairs. Bi Although I consider it possible that the species of Endoderma, I have described above, may correspond to Z. Jadinianum Huber, I am at present not in a position to affirm this with certainty. I hope, that continued observation of this curious form will settie all Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. 383 doubt in the near future. At this spot I only wish to draw atten- tion to the very great similarity in the cell-stıueture, occasionally existing between this species of Endoderma and the basal ereeping portion of the young plants in Sig. nanum, which, as already men- tioned above, occurred in the same water side by side. Ifthe des- eription of the cell-contents of the Endoderma, given on p. 14 be compared with that, given of the cell-contents of the base of Stig. nanum On pP. 6, it will be seen how great the similarity is. Since I never found any direct connection between the two, however, this is only to be regarded as a suggestion of what may possibly be the case. Later observations must show whether there is any true foundation for this theory. There is one other point, which I can already put forward in support of the probability of such a connection. Side by side with the large-celled Endoderma there occurred another form, whose cells absolutely resembled those of the former in structure, but differed from them in their minute size; their diameter did not usually exceed 4—7 u (cp. Tab. XI, figs. 37, 38). These cells were arranged, so as to form a compact, parenchymatous stratum, just as in the form, first described; their chloroplasts, which were a fresh green in the young stage, later on contract and take on a brownish colour (Fig. 37). Apparently this form was always epiphytic, although its small size made the endophytice character difficult of determination. It seems probable that this Alga is specifically distinct from the large-celled form, since no intermediate stages with regard to the size of the cells were observed. T'he important point about it is, that certain of these epiphytic cells, were observed to grow out directly into vertical filaments, in every way resembling those of a Stigeoclonum (Fig. 37); these filaments had often attained a considerable length and were branched in the manner, usually found in Stigeoclonium (Fig. 38). In fact there was nothing in the vertical portion to dis- tinguish it in any way from this genus; the species, which I was not able to determine, was apparently distinct from the 8%. nanum, occurring in the same water. Hansgirg (86, p. 66) has described a variety epiphyticum of St. tenue Kütz. as follows; „Hauptäste und Verzweigungen nieder- liegend, ihrem Substrate fest angedrückt, zu kleineren oder grösseren, . öfters weit ausgebreiteten scheibenförmigen, parenchymatischen Zell- flächen verwachsen, mit fadenförmig ausgezogenen Rändern.“ This form, which according to Hansgirg is frequently developed from the type in cultures kept indoors for several weeks, seems io show considerable resemblance to the epiphytic form just described; al- though in the absence of figures of Hansgirg’s variety it is impos- sible to state this with any certainty. The fact, that the small-celled form, (so much resembling the large-celled Endoderma except as regards the size of the cells), was found in connection with a Stigeoclonium, has been brought forward, as a slight confirmation of the possibility of the existence of a con- nection between this latter genus and the genus Erndoderma. I hope, that my further investigations on the subject will tend to cast more light on this interesting -case. 384 Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. 5. Summary. A brief summary of the more important results, published in this paper, is added: 1) In species of Stiyeoclonrum, possessing well-developed hairs, these usually begin to develop at a very early stage. 'The same is the case with the branching, which becomes apparent at an early stage, if the adult plant is at all strongly branched. 2) The development of the base varies very much in the different species and also to some extent within the limits of each species. In some cases it may be quite absent, the young plant being then attached by a specially modified basal cell, frequently aided by rhizoids subsequently. j 3) This latter type of young plant has not previously been properly described. It must be regarded as arising by a third mode of development, differing from the two, previously described by Berthold. 4) The formation of rhizoids varies in abundance in the different Species. 5) The cells of the protococcoid groups, frequently arising by the degeneration of the Stigeoclonium-tilaments, are capable of grow- ing out directly into a new plant, as Famintzin had already shown. 6) Under-certain conditions the filaments of Stigeoelonium may become encased in a wide mucilaginous sheath; this does not in- volve any displacement of the cells of the filament. 7) A new yarlety (var. simplex) of the S7. farctum of Berthold, characterised chiely by the absence of branchinge in the upright filaments, is described. 8) The close resemblance between such epiphytic species of Stigeoclonium and the species of MHerposteiron, which have been des- cribed as pussessing distinetly septate hairs, is shown. Itis my be- lief that these latter plants äre merely stages in the life-history of epiphytic Stegeoclonia. 9) Certain endophytic and epiphytic forms, apparently belonging to the genus Endoderma Laag. are described, namely a large-celled and a small-celled form. The possibility of a connection between the former and st. nanum is suggested, whilst the cells of the latter form were found to grow out directly into true Stigeoclonium- filaments. Finally it remains for me to express my obligations to my friend Mr. L. A. Boodle F. L. S., who has been kind enough te examine many of the forms, depieted in my figures, and to discuss with me my interpretation of them. Jodrell Laboratory, Kew,, Bo Rritsch. November 20th, 1902. Fritsch, Observations on the young plants of Stigeoclonium Kütz. 385 8» &ı References to Literature. . Berthold (78): Untersuchungen über die Verzweigung einiger Süss- wasseralgen. (Nov. Act. Ac. Leop.-Carol. XL. 1818.) . 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Figs. 1—14, Stigeoclonium farcetum Berth. var. simplex nov, var. Figs. 1-5. Early stages in the formation ofthe base, which is already well- developed in Fig. 5. Each cell contains a single pyrenoid. Fig. 6. A two-celled hair, originating from one of the cells of the creeping, base, is seen at h. Its colourless, protoplasmic contents are indica- ted by shading: Fig. 7. A small base, some of the cells of which have liberated their con- tents as zoospores; a rhizoid is being given off below. Figs. 38, 9. The basal portion is relatively small and in each case bears a single, several-celled hair. The colourless, protoplasmie contents of the hair (p) are indicated by shading. Fig. 10. Base of the same kind, as that shown in figs. 8, 9, but bearing a normal upright filament with chlorophyll-containing cells. Figs. 11, 14. The basal portion is well-developed and bears a number ot upright branches on the side, which is slightly convex; these arise chiefly from its centre and from there radiate outwarts. The lowest cells of these branches are often narrower at the point of attach ment to the base than higher up in the filament. Apically (Fig. 14) the cells of these branches gradually pass over into narrower, colourless hair-cells. The cells of the upright filaments frequently contain two pyrenoids. Figs. 12, 13. An abnormal method of germination. An single upright fila- ment, whose basal cell is specially modified for attach ment, has been forıned. In Fig. 13 this basal cell is surrounded by a gra- nular mass of brownish-red matter. Figs. 15—21, Stigeoclonium variable Näg. Fig. 15. Single upright filament with modified basal cell. Both the lower e cells have lost their contents and are dead. Fig. 16. Upright branched filament, from the lowest cell of which a num- ber of branched rhizoids are given off. The cells of these latter are very poor in contents. Fig. 17. A 5-celled basal portion, consisting of dead and empty cells, and from which three branches are given oft. Fig. 18. A type of young plant, commonly found in this species; the simple, upright filaments have their apex curiously bent. T'he base of the filaments is surrounded by a dense mass of brownish-red matter (r., Fig. 19. Lower part of a filament, from which rhizoids are developing. The basal cell has developed three, one of these being unicellular. An- other rhizoid goes off from a cell higher up in the same filament. Fig. 20. Three-celled base, frequently tound in this species. The central cell has given rise to an upright filament, whilst the other two ar dead. Fig. 21. Simple upright filament, the lowest cell of which has developed a number of unicellular rhizoids. Figs. 22—25, Stigeoclonium nanum (Dillw.) Kütz. Figs. 22—24. Stages in the development of the first upright filament. The irregular line indicates the limit of the membrane of the 'Cladophora, on which tbe zoospore had cometo rest, In Figs. 22and 24, gisa | Beihefte zum Botanischen Centralblatt Ba. XIIT. P. Weise, Lith. ‚Jena. Verlag von Gustav Fischer, Jena. Fritsch del, Taf. XI. P. Weise, Lith.,Jena. Verlag von Gustav Fischer, Jena. \ } Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bd. XIII. Trnisch dell Fritsch, Obseryations on the young plants of Stigeoclonium Kütz, 387 granule of the brownish-red matter, ocurring at the point of attach- ment of the young filament. Fig. 25. Swollen-celled creeping base, commonly met with in this species, Fig. Fig. Fig. Fig. 26. 27. 28. Almost each celi has developed an upright branch. Plate XII (The magnification is mentioned for each figure). Figs. 26—29, Stigeoclonium nanum (Dillw. Kütz.) Young plant of the same type, as that shown in fig. 25. Again almost each cell develops an upright branch; at a one of these is branched immediately above its origin. (X 3%.) Thesame type as in Fig. 26. The cells of the base are very much swollen, as compared with those of the upright branches, of which there is one to each basal cell. (X 390.) Creeping basal portion, only one of whose cells has grown out into an upright filament; this is extendet into a short rhizoid below. On the lett isseen a group of protococcoid cells, from one of which this young plant has probably been derived. (X 420.) Two, considerably-branelched young plants, arising from a group ot protococcoid cells. (X. 4U0.) Figs. 30—32, Stigeoclonium variabıle Näg. In Figs. 30, 31 and 32 the base and the upright filaments are encased in a thick mucilaginous sheath. The cells of the base are living and rich in contents. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Ss. 31. 32. Basal creeping portion, terminating at either extremity in a rhizoid and developing two more or less upright branches. (X 420.) Basal creeping portion with a single upright branoh. (X 420.) 9-celled base, from which a single upright filament arises.. Risa young rhizoid, which has been developed from one of the cells ot this flament. (X 420,) Figs. 33—36, Endoderma spec. (Jadinianum Hub.?) 33. 38. Individual seen in optical sektion. The filaments are seen to be endophytic, since they are enclosed by the cuticle of the Cladophora (X 360.) Endophytic filaments, growing below the cuticle of the Cladophor (X 2%.) Portion of the parenchymatous stratum, formed by the endophyte, seen in surface view. Cell-contents omitted. (X 290.) Portion of the endophyte, in which its filamentous nature is still recognisable, seen in surface view. In each cell a contracted chloroplast is apparent. (X 2%.) Figs. 37—38. Endoderma spec.? Shows optical section of the small-celled form, as well as surface view of the parenchymatous stratum. One of the epiphytic cells has grown ont into a Stigeoclonium-Alament. (X 420.) A similar form, treated with Eau de Javelle to make it more dis» tinct. Many of the epiphytic cells have grown out into filaments of Stigeoclonium. (X 42U.) Die europäischen Harpidien. Eine bryologische Studie von Mittelschullehrer ©. Warnstorf, Neuruppin. Mit Tafel XHT u. XIV. 1. Litterarisches. Seit dem Erscheinen der Synopsis Muscorum europaeorum von W. Ph. Schimper i. J. 1876 ist die schwierige Sekt. Harpidıum Sulkv. der Gattung Hyprum von verschiedenen hervorragenden Bryologen zum Gegenstande eingehender Untersuchungen gemacht worden. Unter diesen verdient in erster Linie Dr. Ö. Sanio in Lyck (Ostpreussen) genannt zu werden, welcher in der Zeit von 1880—1887 nachfolgende Aufsätze veröffentlichte : 1. Commentatio de Harpidiis europaeis inducta (Botan. Centralbl. 185). Gratisbeilage. Nr. 1I.) 2. Additamentum in Hypni adunci cognitionem. (Bot. Centralbl. Bd. V. 1881. Nr. 3, p. 3—9 ) 5. Additamentum secundum in Harpidiorum cognitionem. (Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1883. eo. 15, p. 425-440.) 4. Beschreibung der Harpidien, welche vornehmlich von Dr. Arnell während der schwedischen Expedition nach Sibirien i. J. 1876 gesam- melt wurden. (Bihang till K. Svenska Vet.-Akad. Handlinsar. Bd.X, 1835. Nr. 1). 5. Bryolog. Fragmente. I. (Hedwisgia. 18857, p. 8$7—109.) 6. Bryolog. Fragmente. (Il. 1. c. p. 129—169.) 1. Bryolog. Fragmente. III. (l.c. p. 194—214.) Leider wurde Sanio durch seinen i. J. 1891 erfolgten Tod daran gehindert, seine Untersuchungen über die europäischen Harpe- dien zum Abschluss zu bringen. Soweit indessen aber die von ihm publizierten Arbeiten erkennen lassen, hat er diese so überaus poly- morphe Gruppe des Genus Aypnum in folgende Sektionen zerlegt: 1. Harpidia erannulata San. Botan. Centralbl. XIH. no 13. Hierher rechnet er nur eine Art: Hypn. fluitans (L.) San., Bot. Centralbl. XII. p. 426 (1883) sed non San. in Com- ment. p. 3 (1880). Ausser den zahllosen Formen des einhäusigen wahren H. flu:i- tans (Dill.) L. werden in dieser Kollektivspecies die nicht weniger zahlreichen Formen des zweihäusigen H. ezannnulatum. Gümb. und des H. pseudostramineum C. Müll. vereinigt, wodurch zur Be- zeichnung einer bestimmten Form nicht nur das lateinische und griechische Alphabet, sondern noch verschiedene Sternchen und Kreuze gebraucht werden, so dass häufie A Namen zu schreiben C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 389 sind. Zum Exempel ist 4. erannulatum var. orthophylium (Milde) nach Sanio = H. flutans (L.) 8. exannulatum b. acutum *"*"" orthophyllum (Milde). Man sieht, zu welchen Unzuträglichkeiten ein solches Zusammenwerfen so vieler heterogenen Elemente führt. 2. Harpidia inter media San. in Bot. Centralbl. XIII. p. 431 1883). Diese Sekt. umfasst ebenfalls nur eine Art: HZ. intermedium (Lindb.) San., zu welcher 7. Cossoni Schpr. u. H. revolvensSw. als Varietäten gezogen werden. 3. Harpidia distincta San. Fraem. II. in Hedw. Bd. 26. p. 151. (1887). In dieser Sektion unterscheidet Sanio zwei Haupttypen: 4. uncinatum Hedw. mit ZH. orthothecioides Lindb., H. contiguum Nees, H. fertile Sendt. und 7. Molendoanum Schpr. als Varietäten und Z. callichroum Brid. 4. Harpidia adunca San. Bot. Centralbl. XIII. no. 13 (1883) emend. San. Fragm. II. (1887). Hier werden unter 7. aduncum. Hedw. folgende Artentypen placiert: HZ. polycarpum Bland., H. Kneiffii Schpr. Coroll. p. 135 (1856), 7. pseudofluitans Klinggr., H. tenue Klinggr., A. capillifohium Warnst., HZ. Sendineri Schpr., H. Wilsoni Schpr., H. Iycopodioides Schwgr., 4. brevifolium Lindb., H. hamifolium Schpr. und H. tur- gescens Schpr., während unter dem Namen AH. !ycopodioides (nec. Schwgr. nec. Br. eur.) San. Comm. p. 22 (1880) die Formen des H. vernicosum Lindb. vereinigt werden. Dass auch bier wieder die verschiedensten Dinge besonders unter der Kollektivspecies aduncum zusammengewürfelt werden, bedarf keines Beweises, und selbst der gewiegteste Bryologe (von Anfängern ganz abgesehen) wird sich unmöglich in diesen sinnverwirrenden labyrinthischen Sanio "schen Formenreihen zurecht zu finden ver- mögen. Dazu kommt ausserdem noch sein Dogema von den bei Harpidium vermeintlich vorkommenden Bastarden, welches ebenso- wenig Licht über die chaotisch ineinander übergehen zu scheinenden Formen verschiedener Typen zu verbreiten geeignet sein dürfte als die unendlichen Formenreihen seiner angenommenen sechs Kollektiv- species. (Vergl. Limpricht, Kryptogamenfl. v. Deutschl. 4. Bd. Abt. 3. p. 364-365). — Sehr eingehend hat sich ferner F. Renauld, ein ausgezeich- neter französischer Bryologe, mit den Zarpidien beschäftigt. Der- selbe hat folgende darauf bezügliche Arbeiten veröffentlicht: 1. Revision de la section Harpidium du genre Hypnum. (Bull. de la Soc. d’Emulation du Doubs. 1880.) 2. Classification syst. de la section Harpidium du genre Hyp- num de la flore francaise. (Revue bryol. 1881. p. 73—82.) 3. Section Zarpidium in Husnot, Muscologia Gallica p. 367—395. Mit 9 Tafeln Abbildungen. Da die letztere Arbeit sich auf die beiden vorhergehenden kleineren Aufsätze gründet und die bei weitem wichtigere ist, so will ich nur diese einer kurzen Besprechung unterziehen. ° Im all- gemeinen steht der Verfasser noch auf dem Standpunkte Schimpers, den dieser in der Synopsis von 1876 einnimmt. Zu Aypn. adun- cum Hedw. werden gerechnet: 1. Gruppe ‚Zypicum“ mit den 390 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. Schimperschen Varietäten ienue und gracilescens; 2. Gruppe „Kneif- ‚Ri und den Formen Kreiffii Schpr., polycarpum (Bland.) und :zter- medium Schpr.; 3. Gruppe „pseudofluitans Sanio“. — H. Sendtneri Schpr. wird anerkannt und hierzu Var. giganteum Schpr. Syn. ed. I, — H. hamifolium Schpr. ex p. als Varietät gezogen, während M. Wiisoni Schpr. als Subspeeies figuriert. Auch ZH. /yeopodiordes Schwgr., H. uncinatum Hedw., H.vernicosum Lindb., H.scor- pioides L. und H. capillifolium Warnst. werden vom Verfasser als gut begrenzte Typen betrachtet. Bei H. fluitans L. finden sich folgende Gruppierungen: 1. Gruppe „Amphibium“ mit Varietät submersum Schpr., 2. Gruppe „falcatum“ mit Varietät falcatum Schpr., 3. Gruppe „exannulatum‘‘ mit Varietät purpurascens Schpr.; 4. Gruppe „Rotae“. Unter „Incertae sedis‘ wird H. pseudo- stramineum C. Müll. aufgeführt. Zu dem einhäusigen H. revol- vens Sw. zieht Verfasser das zweihäusige A. vntermedium Lindb. und HZ. Cossoni Schpr. als Formen. Ausserdem werden zahlreiche neue und verschiedene Saniosche Formen beschrieben, und aut beigegebenen Tafeln hauptsächlich Blattumrisse und Andeutungen des Zellnetzes gegeben, welche sehr wohl geeignet sind, den Text wirksam zu unterstützen. Im Jahre 1893 erschienen „Die Leber- und Laubmoose West- und Östpreussens“ von H. v. Klinggraeff. In diesem Werke ver- sucht Verfasser neue Anschauungen über Harpidium Sullw. zur Geltung zu bringen, indem er eine Reihe von Formen, die bisher als Varietäten betrachtet worden waren, zu Arten erhebt. Dies ist be- sonders der Fall in Sekt. I. „Aduzca‘‘, in welcher H. Kneiffir Schpr., H. tenue (Schpr.), 7. polycarpum Blaud., H. pseudo- fluitans (Sanio), H. aduncum Schpr., H. Sendtneri Schpr., H. hamifolium Schpr., H. capillifolium Warnst. und H. Wilson Schpr. zu denjenigen Species dieser Gruppe gestellt werden, welche stark hervortretende Blattflügelzellen, nicht gefurchte Blätter und punktiert gestrichelte Peristomzähne aufweisen. Zu Sekt. II: „/nter- media‘ rechnet Verfasser H. intermedium Lindb., HZ. Cossont Schpr. und 47. revolvens Sw. In der IIl. Sekt. „Zxannulata‘ stehen: 7. exzannulatum Gümb., H. fluitans Hedw., wozu H. pseudostramineum (. Müll. als Varietät gestellt wird, und H. aurantiacum (Sanio)., Die folgende Sekt. IV. „Uncinata“ umfasst nur das HZ. uncinatum Hedw. mit den beiden Schimperschen Varietäten plumosum und plumulosum. Das HA. scorpioides wird von den Harpidien losgelöst und als Scorpidium Schpr. hinter Harpidium eingereiht. Ohne Zweifel bedeutet der von Klinggraeff unternommene Versuch, mehr Klar- heit in diese schwierige Pflanzengruppe zu bringen, einen entschie- denen Fortschritt und verdient alle Anerkennung. Allein da seine Beschreibungen sich in der Regel nur auf eine gewisse Form unter vielen Abänderungen, welche bei seinen Arten gefunden werden, be- zieht, seine Diagnosen nicht eingehend genug sind und Formen wenig oder gar keine Beachtung finden, so wird man in den aller- meisten Fällen nicht imstande sein, irgend eine einheimische Zarpr- dienform nach seinem Buche mit Sicherheit unterzubringen. Endlich erschien 1. J. 1898 in Kryptogamenfl. von Deutschland Bd. IV, Abt. III die mit Spannung erwartete Bearbeitung der Har- C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 391 pidien von G. Limpricht. Letzterer acceptiert zwar im grossen und ganzen nur die Anschauungen Klinggraeffs; allein durch die auch alle anatomischen Verhältnisse berücksichtigenden, ins Detail sehenden Beschreibungen steht diese Arbeit hoch über der Kling- graeffschen. Indessen trotzdem er ausser den bereits von Kling- graeff als Species angesehenen, in Deutschland vorkommenden Typen noch H.contiguum Nees, H.purpurascens (Schpr.) und H. H. Schulzei Limpr. als Arten aufgenommen und von ausser- deutschen Typen Z. orthothecioides Lindb., H. brevifolium Lindb., H. latifolium Lindb. et Arnell und 7. tundrae (Arnell) beschreibt, so bleiben dennoch zahlreiche Formen des Gebiets un- erledigt, und wer sich eingehender mit den Harpidien beschäftigen will, der wird bald genug inne werden, dass er auch mit der sonst so ausgezeichneten Limprichtschen Bearbeitung nicht auszukommen vermag. So erging es mir, als ich aus Anlass der Abfassung einer Moosflora von Brandenburg anfıng, mich näher mit diesen in ähn- licher Weise wie die Sphagna zum Polymorphismus neigenden Moosen zu beschäftigen, und es blieb mir weiter nichts übrig, als möglichst viele europäische Harpidien, ganz besonders aber die Originalformen der Autoren zu untersuchen, um mir so nach und nach ein selb- ständiges Urteil über bisher publizierte Species und deren Varietäten bilden zu können. Ausser meiner eigenen grossen Harpidium- kollektion standen mir für diesen Zweck zur Verfügung: 1. Eine grosse Sammlung von F. Renauld mit Proben aus den Pyrenäen, Frankreich, England, Deutschland und Amerika, welche fast alle seine Originale enthält; 2. eine schöne Sammlung von J. Breidler aus Steiermark; 3. eine sehr umfangreiche Sammlung von H. Lindberg mit Proben besonders aus den nördlichen Teilen Europas und aus Sibirien, welche ausserdem viele Saniosche und S. ©. Lindberg- sche Bestimmungen aufweist; 4. eine sehr grosse Kollektion von Dr. Zickendrath (Moskau) mit Proben aus verschiedenen Teilen Russlands und Deutschlands. Endlich erhielt ich kleinere Sendungen von Löske und Oster- wald (Brandenburg), Zschacke (Anhalt) und Janzen (Originale von Sanio). Allen genannten Herren sei für das mir erwiescne freundliche Entgegenkommen an dieser Stelle mein allerverbindlichster Dank zum Ausdruck gebracht. — 2. Allgemeines. Alle Harpidien, mit vielleicht alleiniger Ausnahme des 7. une:- »atum, sind ausgesprochene Hydrophyten, welche im nördlichen und mittleren Europa in Gräben, Tümpeln, alten verlassenen Toorfgruben, auf Hochmooren usw. häufie Massenvegetation bilden und in den “ebirgen bis hoch in die alpine Region aufsteigen. Sobald durch Austrocknen des Standortes Wassermangel eintritt, stellen sie fast immer ihr Wachstum ein und verkümmern, während Formen, denen während ihrer Entwickelungsperiode stets genügend Wasser zur Verfügung: steht, üppig gedeihen und oft in Grösse und Gestalt so bedeutende Abweichungen vom Typus zeigen, dass man geneigt ist, sie für eigenartige, besondere Typen zu halten. Abgesehen aber 392 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. von dem durch den Standort bedingten Polymorphismus dieser Moose, wird ihr Erkennen oft noch dadurch besonders erschwert, da:s viele Formen (vorzüglich in der Kneiffiigruppe) am unteren Teile der Stämmehen ganz anders gestaltete Stamm- und Astblätter besitzen als oberwärts. Gewöhnlich sind die Stengelblätter der jüngsten oberen ‚Jahrestriebe von den unteren Stammblättern ausserdem auch oft noch in der Grösse eanz verschieden, so zwar, dass bald die oberen, bald die unteren als die grössten erschemen. Die Hetero- phyllie ist unstreitig m der Aneiffiwgruppe am markantesten, wes- halb es als eine überaus schwierige Aufgabe erscheint, hier die einzelnen 'T'ypen auseinander zu halten. Aber die Blätter sind nicht nur inbezug auf Gestalt und Grösse ausserordentlichen Schwan- kungen unterworfen, sondern sie sind auch mehr oder weniger ver- änderlich hinsichtlich der Stärke und Länge ihrer Blattrippe sowie des Zellnetzes. Durch alle diese schwankenden Verhältnisse wird nun ein überaus grosser Formenreichtum geschaffen, wie er in ähn- licher Weise nur bei den Torfmoosen angetroffen wird. Bei den letzteren hat es Decennien gedauert, bevor man zu einem einiger- massen befriedigenden Abschluss über die einzelnen Formenkreise sekommen ist und so, meine ich, werden auch noch Jahre vergehen, ehe man bei fortgesetzter Beobachtung in der Natur über gewisse. Harpidium formen zur vollen Klarheit gelangen wird. Die Harpidien, mit Ausnahme des Hypn. vernicosum, be- besitzen in ihrem Stämmchen einen wenigzelligen Centralstrang, welcher sich von dem weiten Grundgewebe mehr oder weniger deut- lich abhebt. Das letztere geht allmählich nach der Peripherie des Stengels hin in einen aus mehreren Lagen verdickter, enger bis substereider Zellen bestehenden mechanischen Ring über, welcher gewöhnlich kurz, aber fälschlich als Rinde bezeichnet wird. In den meisten Fällen besteht die äusserste Zellschicht aus den engsten und dickwandigsten Zellen; doch kommen auch Fälle vor, besonders- in der Zulermedium- und Uncinatumgruppe, wo an die engen, dick- wandigen Zellen sich noch eine besondere Epidermisschicht legt, welche aus etwas weiteren, dünnwandigen Zellen besteht, ähnlich wie z. B. bei Philonotis und Sphagnum. Die Verästelung der Stämmchen ist sehr verschieden; oft fehlt sie ganz, und dann er- scheinen die Stengel mehr oder weniger fadenförmig, oder sie sind oben geteilt, oder mit kurzen oder längeren, abstehenden bis auf- strebenden Asten regel- oder unregelmässig, gleichmässig oder nur streckenweise besetzt, werden bei schwimmenden Wasserformen oft ausserordentlich lang und nehmen stengelähnliche Form an. Die >Stamm- und Astspitzen erscheinen sehr häufix hakenförmig oder sichelförmig gebogen, ebenso wie die Stamm- und Astblätter. Doch finden sich in Gruppen mit vorherrschend sichelförmig gekrümmten Blättern, wie z. B. bei 7. uncinatum, H. exannulatum, H. fluitans auch Formen mit geraden, aufrechten Stamm- und abstehenden Ast- blättern. In der Anerfrigruppe fehlen Sichelblätter oft gänzlich. Wie bereits erwähnt, ist die Grösse und Form der Blätter sehr ver- schieden; in den allermeisten Fällen laufen sie aber. in eine kurze oder längere scharfe Spitze oder Pfrieme aus, die bei HZ. capelli- Folium und H. Rotae durch die lang austretende starke Rippe oit noch bedeutend verlängert wird. Bei H. simplieissimum sind C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 393 sie in der Regel eiförmig und kurz gespitzt, dabei ausserordentlich hohl und gefaltet; ähnliche Form besitzen auch die Stammblätter von Z. latifolium und annähernd auch die von dem typischen H. Iycopodioides. In eine schmale stumpfliche Spitze laufen die Stammblätter von Z. pseudostramineum aus, während die Stengel- blätter des A. tundrae in ihrer Form auffallend an die Blätter von Anomodon viticulosus erinnern, da sie wie diese über der Mitte in eine fast zungenförmige, meist breit abgerundete Spitze ausgehen. Starke Längsfalten zeigen die allermeisten Formen von A. unci- natum, schwächere das 7. vernicosum; angedeutet finden sie sich indessen auch bei 7. ezannulatum und anderen Typen. Eine eigentliche Blattserratur wird nur in der Uncinatum- und Exannu- latumgruppe angetroffen und zwar ist sie in der Regel gegen die Blattspitze hin am schärfsten ausgeprägt. Die Blattrippe ist in der Knerffü- und Intermediumgruppe gewöhnlich schwach ausgebildet und verschwindet oft in oder bald über der Blattmitte, dasselbe gilt von H. uncinatum. Dagegen ist sie in der Aduncumgruppe bei H. Sendtner: kräftig und bis in die Pfrieme eintretend ; während H. capillifolium die stärkste und oft als lange Granne aus- tretende Rippe besitzt. In der Ezannulatumgruppe besitzen die Formen des Z. fluitans fast immer schwächere Nerven als die des HA. exannulatum, bei A. Rotae wird die Rippe fast so kräftig wie bei AH. capellifolium und tritt hier auch als lange Borste aus wie bei letzterem. Sehr selten wird bei einzelnen Typen verschiedener Gruppen eine Gabelrippe bemerkt. Das Zell- netz der Stammblätter ist innerhalb einer Sektion nicht nur, sondern auch bei dem Formenkreise derselben Art sehr veränderlich inbezug auf das Verhältnis der Länge zur Breite der Laminazellen und hin- sichtlich der Stärke ihrer Längswände, sowie der Tüpfelung der- selben. Im allgemeinen schwankt das Verhältnis der Länge zur Breite der Stammblattzellen zwischen 4 :1 und 30:1; am häufigsten begegnet man den Verhältnissen von 8:1, 10:1, 12:1 und 15:1; viel seltener sind die Verhältnisse 4:1, 5:1 und 6:1 oder 20:1, 25:1 und 30:1. Zartwandige, ungetüpfelte Laminazellen, und zwar bis zum Blattgrunde, trifft man besonders in der Kneiffiigruppe an; dickwandige und meist getüpfelte Zellen dagegen häufig in der Intermedium- und Ezannulatumgruppe In den beiden letzten Sektionen sowohl als auch in der Aduncum- und Uncinatum gruppe nimmt die Stärke der Längswände im den allmählich kürzer und weiter werdenden Zellen gegen die Blattbasis nach und nach zu, und im demselben Masse wird auch ihre Tüpfelung stärker. Be- sondere Aufmerksamkeit verdienen die sogenannten Blattflügelzellen der Harpidien, da sie in vielen Fällen ein ausgezeichnetes Merkmal zum Erkennen gewisser Formen abgeben. In einer Gruppe, näm- lich bei der Sektion Intermedia fehlen diese eigentümlichen Zellen entweder gänzlich wie bei ZH. vernicosum, oder sie beschränken sich auf 2—3, etwas erweiterte, dünnwandige Zellen am äussersten Rande des Blattgrundes wie bei FH. intermedium und FH. revolvens. In der Aduneumgruppe bilden sie fast immer eine gut begrenzte, auf- seblasene, mitunter deutliche Ohrchen bildende Gruppe dick- wandiger und getüpfelter Zellen, welche nur 'J;—!/, der Laminahälfte einnehmen und niemals bis zur Rippe Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1903. 97 394 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien, reichen, während sie in den Formen der ZAneiffügruppe meist dünnwandig, sowie ungetüpfelt vorkommen, mitunter vom übrigen lockeren, basalen Zellnetz nicht oder undeutlich differen- ziert sind und fast stets die Rippe erreichen. In der Exannu- latumgyuppe lassen sich die Formen von 77. fuitans und A. exannu- lZatum, welche häufig völlig steril vorkommen, am besten durch die verschiedene Ausbildung der Blattflügelzellen auseinander halten, worüber weiter unten das Nähere gesagt werden wird. Sehr charakteristisch für die zuletzt erwähnte Gruppe sind die in Stamm- und Astblättern (selten auch Perichaetialblättern) ein- gelagerten Rhizoideninitialen. Dieselben finden sich vorzugs- weise in der Blattspitze, seltener an den oberen Seitenrändern resp. am Rücken der Rippe und sind etwas erweiterte, dünnwandigere, meist leere, selten durch eine Querwand geteilte Zellen, welche da- durch (besonders in der Biattspitze) sich von den Maschen des übrigen Zellnetzes deutlich abheben. Nicht immer sind diese Initialen am Rücken der Blattspitze oder der Rippe oder am Rande des Blattes zu Rhizoiden ausgebildet 1. treten aber z. B. bei gewissen Formen des 4. Auitans manchmal in solcher Anzahl auf, dass man Mühe hat, die Blätter aus dem Gewirr derselben unverletzt heraus- zupräparieren. Wahrscheinlich dienen diese Blattrhizoiden da, wo sie zur Ausbildung gelangen, der Nahrungsaufnahme und Anheftung, kaum aber der vegetativen Vermehrung. Wäre letzteres der Fall, dann hätte ich bei den Hunderten von Fällen, die ich zu beobachten Gelegenheit hatte, sicher einmal auch Blattrhizoiden vorgefunden, an denen entweder direkt oder durch Vermittelung von Protonema junge Pflänzchen angelest worden wären. Aber nichts Derartiges ist mir vor Augen gekommen. Rhizoiden am Stämmchen fehlen für gewöhnlich, treten aber überall da auf, wo Stengel zufällig auf eine feuchte, feste anorga- nische oder organische Unterlage geraten und sich niederlesen. In solchen Fällen bilden die liegenden Stämmchen durch Kontaktreiz !) oft zahlreiche büschelförmige Rhizoiden, welche der Pflanze zur Be- ° festigung und zur Nahrungsaufnahme dienen. Sogenannte Paraphyllien fehlen den Harpidien keineswegs gänz- lich, sondern treten vereinzelt in der Nähe der Aste auf. Es sind das oft ziemlich breite, abgerundete, am oberen Rande krenulierte, rippenlose Blättchen mit rhomboidischen Zellen, oder sie bilden ein ungleichseitiges, stumpfwinkliges Dreieck, dessen längste Seite un- regelmässig gezähnt erscheint wie bei 47. Rotae. Dieselben sind als primäre Blättchen der Astanlagen zu betrachten. Die Mehrzahl der Harpidien ist zweihäusig und bleibt entweder wegen Nichtanlesung von Geschlechtsorganen oder ungünstiger Ver- teilung der Geschlechter allermeist steril. Diese für die Verbreitung der Pflanzen sehr unvorteilhaften Verhältnisse suchen die Harpedien dadurch auszugleichen, dass sie häufig in den Achseln der oberen Stammblätter kleine, ovale Brutknospen bilden, welche aus zarten, eiförmigen, ungerippten, dicht zusammenschliessenden Blättchen mit rhomboidischem Zellnetz bestehen und jedenfalls der vegetativen 1) Auch das Auswachsen der Rhizoideninitialen in den Blättern wird von Correns auf Kontaktreiz zurückgeführt, C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 395 Vermehrung dienen. Bei Hypn. aduncum und Hypn. capiülifolium habe ich ausserdem an gewissen Stamm- und Astspitzen ovale Ver- dickungen beobachtet, welche als Anguillula- Gallen anzusprechen sind. Innerhalb der sehr dicht übereinander gelagerten sehr zarten, hohlen, breit-eiförmigen, an der Spitze abgerundeten, rippenlosen Blättehen mit rhombischen, äusserst dünnwandieen Zellen finden sich Kolonien kleiner Alchen (Nematoden), welche diese Blattdeformationen an den Spitzen der Stengel und Aste verursacht haben. Es steht deshalb ausser Zweifel, dass diese dicken, ovalen Endknospen eine pathologische Erscheinung sind und auf keinen Fall als Brutknospen der vegetativen Vermehrnng dienen. Bereits Sanio scheint diese von ihm als zwiebelartige Brutknospen angesprochenen Gallenbil- dungen bei gewissen Harpidien beobachtet zu haben, denn er be- schreibt in Fragm. II. Hedw. 1887. p. 159 solche bei Hypn. pseudo- uitans aus dem Kreise Angerburg (Östpreussen) wie folgt: „An den Stengel- und Astspitzen entstehen wie bei anderen Wasserpflanzen fleischige Brustknospen, wahrscheinlich für Jahrhunderte lange Dauer.(?) Dieselben sind dunkelgrün, oval oder abgerundet eiförmig - oder eiförmig, die Blätter oval oder kurz eiförmig, mit abgesonderter Spitze, nervenlos, mit viel weiterem Zellnetze.“ Wie ersichtlich, stimmt diese Beschreibung Sanios ganz mit der meinigen überein, wie ich sie von den Anguillula-Gallen gegeben. Höchstwahrschein- lich sind diese kleinen, weissen, kaum 0,7 mm langen Alchen, von denen nur wenige eine Galle bewohnen, von Sanio übersehen worden, und er hat deshalb diese Gallenknospen als Brutknospen ge- deutet. Ähnliche Bildungen scheinen auch H. Schulze bei Hypn. aduncum w. Blandowii d. intermedium (Schpr.) San. vorgelegen zu haben, über welche er im Bot. Centralbl. 1887, no. 38, p. 382 be- richtet. In tiefen Tümpeln auf der weissen Wiese im Riesengebirge sammelte Dr. Schmidt in Leipzig am 26. Juni 1899 ein Hypnum mit unzähligen Anguillula-Gallen an den Stammspitzen, welches mir vom Garteninspektor Mönkemeyer zur Beurteilung übermittelt wurde. Die in den dicken, eiförmigen Endknospen lebenden Alchen sind auf- fallend grösser als diejenigen, welche ich bisher in der Aduncum- sruppe gesehen, und haben nicht nur eine Deformation der Blätter in der Scheitelregion der Stämmchen, sondern der ganzen Pflanze verursacht.- Auf den ersten Blick glaubt man eine Form von Hypn. elodes vor sich zu haben, so fein und zart sind die langen mit schmalen, abstehenden Blättern besetzten gallentragenden, stengel- ähnlichen Sprosse, und nur die untersten, z. T. bereits abgestorbenen Stammfragmente mit sichelförmigen Blättern lassen auf eine Har- pidiumform schliessen. Das Zellnetz dieser Blätter stimmt ganz mit HAypn. fluitans überein, so dass also in diesem Falle durch Nematoden verursachte Gallenbildung bei dieser Art vorliegt, wo sie bisher nicht beobachtet worden ist. Es ist dies überhaupt wohl das erste Mal, dass ein Moos durch tierische Parasiten in seinen Vege- tationsorganen in dem Masse deformiert erscheint, dass man es kaum wiederzuerkennen vermag. (Vergl. Mönkemeyer, Hypnum flutans L. mit Anguillulagallen in Beibl. zur Hedwigia. 1902. no. 1, p. 2 mit Abbild. und H. Ross, Die Gallenbildungen (Cecidien) Bayerns in Mitteil. d. Bayr. Bot. Ges. 1902. no. 25, p. 260 und 262.) — Die vegetative Vermehrung ist bei den Harpidien, ganz be- sonders in der Aneiffui- und Aduncumgruppe offenbar eine über- ir 396 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. aus starke und wird, soweit meine Beobachtungen reichen, nur durch in den Winkeln der oberen Stammblätter entstehenden Brut- knospen, sowie durch Adventivknospen vermittelt, welche an älteren niederliegenden Stammteilen entstehen. Erstere finden sich nur an den oberen jüngsten Stammteilen und fallen jedenfalls, nach- dem sie einen gewissen Reifezustand erlangt haben, ab, um dann im nächsten Frühjahre im Schlamme unter Wasser zu keimen und neue Pflänzchen zu erzeugen. Wenn im Hochsommer in Gräben und Tümpeln Wassermangel eintritt, dann legen sich die sonst auf- rechten Zarpidien zur Seite und bedecken oft als dichte verfilzte Schicht den Schlammboden, indem sie dabei zugleich ihre Vegetation einstellen. Nur Adventivknospen werden in diesem Ruhezustande an den älteren, bald der Verwesung anheimfallenden Teilen der Pflanze angelegt, die dann im kommenden Frühling in den wieder mit Wasser gefüllten Gräben und Tümpeln zu neuen Pflanzen aus- sprossen. In den meisten Fällen bewahrt aber auch die End- knospe, welche durch die dicht zusammengedrängten Blätter ge- nügend geschützt wird, den Winter hindurch ihre Lebensfähigkeit, sodass sich die schon im April und Mai noch unter Wasser befind- lichen neuen Triebe als Gipfelsprossen darstellen, während die vor- jährigen unteren Stammteile meist schon teilweise oder gänzlich von Asten und Blättern entblösst erscheinen. Über die Blütenverhältnisse und geschlechtliche Vermehrung der Aarpidien wird im speziellen Teil bei den einzelnen T'ypen berichtet werden, hier sei nur kurz soviel bemerkt, dass die Sporenreife bei uns in der norddeutschen Tiefebene im Mai, die Geschlechtsreife für die nächstjährige Generation im Hochsommer erfolgt, sodass also ein befruchtetes Archegonium zur Entwickelung des Sporogons und der reifen Sporen einen Zeit- raum von 9—10 Monaten beansprucht. 3. Systematisches. Im Beiblatt zur Hedwigsia 1899, no. 1, p. 3—8 wird von G. Roth der Versuch gemacht, die grosse Familie der Aypnaceen, zu welcher bis zum Jahre 1879 nach Jaeger und Sauerbeck 7422 Species gehörten, aus praktischen Gründen in mehrere kleinere Familien zu zerlegen, und zwar in folgende: 1. /sotheciaceuae, zu welcher 4 Unterfamilien: Zescuraeae, Oylindrothecieae, Orthothecieae und /sothecieue gerechnet werden; 2. Brachytheciaceae mit den Unterfamilien: Drachystegiae und Eustegiae; 3. Amblystegiaceue; 4. Hypnaceae mit 2 Unterfamilien: Plagriothecieae und Hypneae; 5. Dendroideaceae mit den Unterfamilien: Oryptocarpae, Ortho- carpae und Camptocarpae. — Die Amblystegiaceen, welche uns hier besonders interessieren, werden wie folgt charakterisiert: Astmoose mit unregelmässig verästelten Stengeln, allseitig rund beblätterten Asten und kaum verschiedenen Stengel- und Astblättern, mit nur selten austretender einfacher Rippe. Blattzellen je nach den Gattungen verschieden, teils nur verlängert rhombisch oder rhom- boidisch bis linear, teils eng linearisch bis wurmförmig, bald vor- zugsweise parenchymatisch, bald nur prosenchymatisch, jedoch stets glatt und mit mehr oder weniger erweiterten Blattflügelzellen. Kapsel auf glatter Seta emporgehoben, verlängert ellipsoidisch bis cylindrisch und melır oder weniger gekrümmt, mit ausgewölbter Basis kurz kegelirem, halbreif mehr parabolisch kegeligem, C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 397 mit Warze oder Spitzchen versehenem Deckel. Peristomzähne auf- wärts meist mit treppenartigen Rändern. Inneres Peristom mit nicht oder nur ritzenförmig durchbrochenen Fortsätzen und voll- ständigen, seltener rudimentären Wimpern. — Zu dieser Familie werden folgende Gattungen gebracht: 1. Amblystegium. Bryol. europ.; 2. Cratoneurum (Schpr.); 3. Campylium (Schpr. ex p.); 4. Drepanocladus C. Müll. und 5. Calliergon (Sulliv.).. — Wir haben es hier nur mit dem Genus Drepanocladus ©. Müll. zu thun. Schon Limpricht weist in Kryptogamenfl. v. Deutschl. Bd. IV. Abt. III. p.364 darauf hin, dass der Name Harpidium Sulliv. (1856) und einer gleichnamigen Flechtengattung Körbers in Systema Lichenum germania p. 157 (1885) kollidiert, deshalb aufzugeben und dafür der viel ältere Name Drepanocladus (Sichelast) C. Müll. zu substituieren sei. Derselbe wird von C. Müller zum erstenmale in Synopsis Muse. frond. Pars sec. p. 321 als Subsections- name für eine Gruppe der Aypnaceen gebraucht, in welcher ausser den wahren Harpidien: H. uncinatum, H. fluitans, H. aduncum und FH. revolvens auch noch H. riparium (Amblyst. riparium) und FA. paradoxum Hook. et Wils. mit rauhem Kapselstiel Aufnahme gefunden haben. Wenn man nun auch ev. Amdlystegium riparium als ein zu Drepanocladus gehöriges Glied betrachten könnte, so ist das für H. paradoxzum wegen der rauhen Seta von vornherein aus- geschlossen. Will man also den übrigens gut gewählten Müller- schen Namen acceptieren, so kann es nur mit dem Zusatz ex p. ge- schehen. Im übrigen ist zu vergleichen, was Limpricht in Kryptogamenfl. v. Deutschl. Bd. IV. Abt. II, p. 864—365 über die Auffassung der Harpidien von Sanio sagt. Da die Harpidien unter den Arten der bisherigen Gattung Hypnum eine inbezug auf Lebensweise und anatomischen Bau gut begrenzte Gruppe bilden, so steht dem gewiss nichts entgegen, wenn man das Subgenus Drepanocladus von nun an als Genus gelten lässt, wie es bereits von Karl Müller-Halle in den letzten Jahren seines Lebens geschehen ist. DrepanocladusC. Müll. Syn. II, p. 321 ex p. (1851) Synonym: Harpidium Sulliv. Musci et Hep. (1851), U. S. p. 73 (1856). Zarte bis sehr grosse in lockeren oder dichteren Rasen wachsende Sumpf- und Wassermoose (excl. Drep. uncinatus). Stämmchen niederliegend und aufsteigend oder aufrecht, bisweilen flutend; meist unregelmässig oder regelmässig dicht oder weitläuftig fiederartig, seltener fast ganz astlos: Stengel- und Astspitzen in der Regel hakiz oder sichelförmig gekrümmt. Stengel nur Rhizoiden im Kontakt mit festem Subtrat entwickelnd; Blattrhizoiden aus Initialen an der Spitze, den Seitenrändern und am Rücken der Rippe nur bei den Verwandten des Drep. exzannulatus. Vermehrung auf vegetativem Wege durch achselständige Brutknospen sowie durch Adventivknospen. Centralstrang armzellig und nur bei Drep. vernicosus fehlend. Mechanischer Ring aus 2—4 Lagen verdickter, meist gelbwandiger, substereider Zellen bestehend, eine einschichtige, aus dünnwandigen Zellen bestehende Epidermis nur bei Drep. intermedius, Drep. revolvens und Drep. uncinatus aus- gebildet. Stamm- und Astblätter gleichartig, nur in der Grösse ver- 398 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. schieden, an demselben Stengel dimorph, allermeist haken- bis sichel- förmig einseitswendig gekrümmt, seltener aufrecht oder sparrig ab- stehend, aus meist verengter und etwas herablaufender Basis ei- bis fast dreieckig- oder herzförmig-lanzettlich und kurz bis sehr lang pfriemenförmig zugespitzt, in seltenen Fällen breit-eiförmige und kurz gespitzt, flach oder hohl und im Pfriementeile nicht selten rinnig, mitunter längsfaltig und sägezähnig. Rippe einfach, selten gegabelt, dünn und bis zur Blattmitte reichend oder stärker und bis in die Pfrieme fortgeführt oder sehr stark und als Borste austretend. Blattzellen meist 6—15, selten nur 4 oder bis 30 mal so lang: wie breit, dünnwandig und nicht getüpfelt oder mit verdickten Wänden und mehr oder weniger deutlich getüpfelt, nach der Blattbasis kürzer, breiter und meist parenchymatisch, gewöhnlich stärker ver- dickt und mit deutlicherer Tüpfelung. Besondere Blattflügel- zellen fast immer ausgebildet, nur in seltenen Fällen gänzlich fehlend oder durch wenige hyaline Zellen angedeutet, dünn- oder dickwandig, meist aufgeblasen, vom übrigen Zellgewebe gut ab- gesetzt und nicht oder bis zur Rippe reichend, mitunter Öhrchen bildend. Perichaetialast selten wurzelnd, öfter aber mit einem kleinbeblätterten Astchen am Grunde; Hüllblätter aufrecht, mit ein- facher dünner oder stärkerer Rippe, meist längsfaltig, Seta dünn, glatt und lang bis sehr lang. Kapsel cylindrisch, etwas gekrümmt und übergeneigt, entdeckeit unter der Mündung gewöhnlich ein- geschnürt. Peristom ähnlich wie bei Amöblystegium; Zähne des äusseren nach oben breit hyalin-gesäumt, in der unteren Hälfte aussen entweder mit oder ohne Querstreifung, letztere selten und undeutlich. Fortsätze des Innenperistoms nicht oder sehr schmal ritzenförmig durchbrochen. Wimpern knotig. Blütezeit im Hoch- sommer bis gegen den Herbst hin; Sporenreife in der norddeutschen Tiefebene im Mai und anfangs Juni des nächsten Jahres. Übersicht der europäischen Drepanocladus-Arten. I. Sämtliche Blätter ganzrandig, selten durch vorspringende Zellecken undeutlich gezähnelt: Integrifolva. *= Stammblätter mit einer Gruppe meist aufgeblasener differenzierter Blattfügelzellen. A, Pflanzen zart bis kräftig, grün oder gelbgrün, unten gebräunt, niederliesend, aufsteigend oder aufrecht, meist unregelmässig, seltener fast regelmässig fiederartig oder ganz einfach. Stammblätter in der Grösse sehr .veränderlich und häufig dimorph; aus etwas ver- engter und herablaufender Basis dreieckig-lanzettlich, bald länger, bald kürzer zugespitzt und fast flach oder aus nicht herablaufender Basis länglich-oval, sehr hohl, kurz zugespitzt und nicht selten mit einigen Längsfalten, in der Regel aufrecht abstehend bis an- gedrückt, seltener fast sparrig.oder einseitighakenförmig. Rippe fast stets einfach, dünn und in der Blattmitte oder am Grunde der Pfriemenspitze endend. Zellen dünnwandig, nicht getüpfelt, in dem Verhältnis der Länge zur Breite sehr veränder- lich, in den längeren Blättern länger, in den kürzeren Blättern kürzer; C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 399 Basalzellen mit wenig verdickten und nicht oder sehr schwach getüpfelten Wänden. Blattflügelzellen allermeist sehr zahlreich, dünnwandig (nur in älteren Blättern gebräunt und etwas diekwandig) und bis zur Rippe selten bis zur Mitte der Laminahälfte reichend oder das ganze basale Zellnetz sehr locker ohne deutlich differenzierte Blattflügelzellen. — Zweihäusig; meist steril: Kneiffii-Gruppe. a. Stamm- und Astspitzen schwach hakig gekrümmt oder gerade; Stengelblätter meist dimorph; untere schmaler und länger zugespitzt, obere meist breiter, kürzer und mit kurzer Spitze, fast flach, ohne Längsfalten, aufrecht-abstehend, seltener angedrückt oder fast sparrig; aus etwas verengter herablaufender Basis dreieckig- lanzettlich, Blattflügelzellen stets die Rippe erreichend, Astblätter kleiner, meist abstekend, nicht einseitswendis, Fiederung des Stengels in der Regel unregelmässis. Zw eihäusig; selten fruchtbar. Manche Formen habituell an Am- blystegium riparium erinnernd: 1. Drep. Kneiffi (Schpr.)‘) b. Stamm- und Astspitzen sichelförmig, wie auch die Stengel- und Astblätter; erstere meist in eine kürzere oder längere rinnige Pfrieme verschmälert, aus etwas herablaufender Basis schmal-lanzettlich. Blattflügelzellen wie bei voriger bis zur Rippe reichend. Fiederung des Stengels sehr häufig regelmässig. — Zweihäusig; öfter fruchtbar. — Im Habitus Drep.fluitans oder kleinen Formen des Drep. aduncus oder Am- blystegium filicinum ähnlich: 2. Drep. polycarpus (Bland.) ?) c. Stamm- und Astspitzen gerade oder schwach hakig gebogen. Stengelblätter gleichgestaltet, gross, aus verengter herablaufender Basis lang dreieckig-lanzettlich, locker, auf- recht abstehend, bis fast sparrig, fast flach, ohne Längs- falten. Blattflügelzellen eine sehr grosse, die Rippe er- reichende Gruppe bildend. Fiederung des Stengels sehr regel- mässig; Pflanze meist unter Wasser oder schwimmend und die Ast- blätter stets sparrig abstehend. Zweihäusig; bisher nur steril bekannt: 3. Drep. pseudofluitans (Sanio). d. Pflanzen meistsehrschlaffund fast astlos; Stamm- blätteran der Stengelspitze zu einer dicken, ovalenKnospe zusammengewickelt, entweder gleichgestaltet oder dimorph; im ersteren Falle eiförmig, hohl, mit kurzer, breiter Spitze und in der Regel mit einigen Längsfalten, nicht herab- laufend, anliegend oder flatterig abstehend; Rippe sehr dünn, 1) Synonyme: Hypn. Kneiffii (Br. eur.) Schpr., Coroll. p. 135. (1856). — Amblyst. Kneiffii Br. eur. fasc. 55/56, Mon. p. 17, t. 11 (1855). — Stereodon Kneiffii Mitt. in Linn. Proc. — Bot. VIII, p. 43 (1864). — Hypn. aduncum Yy. Kneiffii Schpr., Synops. 2. ed. p. 727 (1876). — Hypn. aduncum y. Hampei c. Kneiffii Sanio, Bot. Centralbl. V, p. 94 (1>°1). 2) Synonyme: Aypn. polycarpon Bland.in sehed., Voitin Sturm Deutschl. Fl. II, 14 Hft, mit Abbild. (1813). — Hypn. aduncum y. polycarpum Br. eur. fasc. 57/61. Mon. p. 36, t. 24, £. y. 1-4 (1854). — Hypn. psilocaulon Card. in Rev. Bryol. 1883. — Hypn. aduncum «. Blandowii ce. polycarpon Sanio, - Comm. p. 11 (1880) z. T. — Amblystegium polycarpum (Bland.) Vent. u. Bottini, Enum. p.11 (1884) z. T.— Hypn. tenue (Schpr.) v. Klinggr., Leber- und Laubm. West- u. Ostpr. p. 272. (189) z. T. — Hypn. madüense Warnst., All- gem. Bot. Zeitschr. 1900, p. 19. 400 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. einfach und bis über die Blattmitte fortgeführt oder kürzer und gegabelt; im letzteren Falle die Blätter der jüngsten Sprosse lanzettlich. Blattflügelzellen meist nur bis zur Mitte der Laminahälfte reichend und bisweilen von dem übrigen Zell- netze nur undeutlich differenziert. Zweihäusig; bisher nur steril be- bekannt. — Habituell noch am meisten an Aypn. cordifolium oder A. stramineum erinnernd: 4. Drep. simplicissimus (W.) Warnst. B. Pflanzen zart bis sehr kräftig, grün, gelbgrün bis gebräunt, regel- oder unregelmässig fiederästis. Stammblätter fast immer gleichgestaltet, aus etwas verengster und herablaufender Basis ei- lanzettlich, mit kürzerer oder längerer rinniser Pfriemenspitze, selten mit schwachen Längsfalten, stets mehr oder weniger (wie auch die Astblätter) einseitig sichelförmig. Rippe kräftig und bis in die Pfrieme oder dünn bis zur Blattmitte fortge- ‚führt, seltener sehr stark und als Granne austretend. Zellen der Lamina bald dünn-, bald derbwandig, mit oder ohne Tüpfel, nur die Basalzellen meist mit dicken, stark getüpfelten Wänden. In den Blattflügeln eine kleine oder grössere Gruppe diekwandiger, getüpfelter, etwa bis zur Mitte der Laminahälfte reichender Zellen, selten letztere dünnwandig und die Rippe erreichend. -— Zweihäusig; meist steril: Adunceus-Gruppe. 7 Rippe kräftig, stets einfach, bis weit in die Pfrieme oder bis zur Spitze des Blattes reichend, selten als Granne austretend. Blattflügelzellen deutlich differenziert: Orassicostata. a. Rippe ausserordentlich stark, nach oben wenig schwächer, bis zur Spitze fortgeführt und die Pfrieme fast ausfüllend oderalslange Granne austretend; Blattflügel- zellen zahlreich, bis gegen die Rippe reichend: 5. Drep. capillifolius (Warnst.) b. Rippe schwächer, bis weit in die Pfrieme reichend, nie- mals austretend, Blattflügelzellen nur bis zur Mitte der Laminahälfte reichend: 6. Drep. aduncus (Hedw.)!) ec: Rippe stets stärker als bei b, aber schwächer als bei a, in die Pfrieme ein- aber niemals austretend; Blatt- flügel eine sehr kleine, meist deutlich Öhrchen bildende Gruppe gelb- und derbwandiger, getüpfelter Zellen, welche meist nur !/, der Laminahälfte einnehmen und von den derbwandigen, getüpfelten übrisen Basalzellen kaum verschieden sind. — Meist sehr stattliche, robuste Pflanzen: 7. Drep. Sendtneri (Schpr.)?) jr Rippe dünn bis sehr dünn, meist einfach, seltener gegabelt, bis zur Blattmitte reichend (selten noch kürzer) oder bis in die Pfrieme eintretend: Tenwicostata. 1) Synonyme: Hypn. aduncum Hedw., Descer.IV., p. 62, t. 24 (1797). — Hypn. aduneum &. legitimum b. vulgare Sanio, Comm. p.15 (1830). 2) Synonyme: Aypn. Sendtneri Schpr. Bryol eur. Suppl. III u. IV (1866). — Hypn. Wilsoni Schpr. in litt, Lorentz Bryol. Notizb. (1865,. — Hypn. hamifolium Schpr., Synops. 2. ed. p. 732 (1876). C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 401 &. Blattflügelzellen nicht deutlich differenziert. a. Pflanzen sehr robust; Stammblätter sehr breit eiförmig, kurz oder länger pfriemenförmig zugespitzt, 5—6 mm lang und 1,5 mm breit; Rippe stets in die Pfrieme auslaufend: 8. Drep. Iycopodioides (Schwgr.)!) b. Pflanzen habituell der vorigen ähnlich, aber viel kleiner; Stammblätter aus verengter Basis breit-eiförmig und nach oben mehr oder weniger plötzlich zu einer kurzen, rinnig hohlen Spitze zusammengezogen, die grössten etwa 1,72 mm lang und 0,86 mm breit; Rippe sehr dünn, entweder einfach und in oder bald über der Blattmitte schwindend oder kürzer und gegabelt: 9. Drep. latifolius (Linjdb. u. Arnell). c. Habituell Drep. Sendtneri oder Drep. intermedius ähnlich. Stammblätter ei-lanzettlich, allmählich in eine längere, rinnig hohle Pfrieme verschmälert, bis 2,63 mm lang und 0,6 mm breit; Rippe wie bei b: 10. Drep. brevifolsus (Lindb.). ß. Blattflügelzellen deutlich differenziert; eine kleine, auf- seblasene Gruppe rechteckiser oder polysonaler, er- weiterter, schwach getüpfelter Zellen bildend, die !,—1J5 der Daminahälfte einnehmen. Stammblätter in der unteren Hälfte breit rundlichoval und über der Mitte plötzlich durch die rinnigs zusammenneigenden Ränderin eine längere Pfrieme auslaufend, etwa 1,3 mm lang und 0,86 mm breit. Rippe meist dünn bis sehr dünn, einfach oder (selten) gegabelt, bis zur Blattmitte oder wenig darüber reichend. Pflanze meist zart und Drep. vernicosus noch am ähnlichsten: 11. Drep. subadancus (Warnst.), == Stammblätter durchaus ohne differenzierte Blattflügelzellen, oder letztere nur durch 2—3 hyaline, dünnwandige, erweiterte Zellen angedeutet. C. Pflanzen zart bis sehr kräftig, gelbgrün, bräunlich oder pur- purn gescheckt, meist unregelmässig fiederästig. Stammblätter fast immer gleichgestaltet, ausgezeichnet einseitig sichelförmig bis fast schneckenförmig eingerollt, aus kaum herablaufender Basis ei-lanzettlich und in eine kürzere oder längere hohle Pfrieme verschmälert, mit oder ohne Längsfalten. Rippe dünn und am Grunde der Pfrieme erlöschend oder stärker und in die Pfrieme eintretend. Liaminazellen sehr eng, diekwandig und getüpfelt. — Ein- und zweihäusig; selten fertil; Intermedius-Gruppe. Stammblätter mit dünner Rippe. &. Stammblätter aus aufrechtem Grunde nur mit der oberen Hälfte sichelförmig gekrümmt, längsfaltig, Blatt- 1) Synonyme: Hypn. Iycopodioides Brid. Sp. Musc. II, p. 227 (1812). emend. Schwgr. Suppl. I. 2. p. 300 (1816). — Hypn. rugosum (non L.) Sw, Disp. Musc. frond. suec. p. 57 (1199). — Hypn. scorpioides (non L.) Schultz, Fl Starg. p. 328 (1806). — Hypn. aduncum var. rugosnm Hook. et Tayl, Muscol. brit. 2, ed. p. 186 (1327). — Amblyst. Iycopodioides De Not., Cronaca II. p. 23 (1867). — 402 ©. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. flügelzellen durchaus fehlend; Stämmehen ohne Üentral- strang und differenzierte Epidermis: 12. Drep. vernicosus (Lindbk.).') $. Stammblätter vom Grunde an sichelförmig gekrümmt, ohne Falten, Blattflügelzelen durch 2—3 erweiterte, dünnwandige, hyaline Zellen angedeutet; Stämmchen mit Centralstrang und differenzierter Epidermis. au. Rasen grün, gelbgrün bis gebräunt, selten etwas Rot beigemischt, meist ohne Firnisglanz. Zweihäusig; selten fertil: 13. Drep. intermedius (Lindb.)2). ßß. Rasen meist purpurn bis. schwarzrot, mit Firnis- glanz. Einhäusig; meist fertil: 14. Drep. revolvens (Sw.)?). T Stammblätter mit sehr starker Rippe, vom Grunde an sichelförmig gekrümmt, ohne Falten; Blattflügelzellen fehlend; Stämm- chen mit Centralstrang, aber ohne differenzierte Epidermis. Zweihäusig: 15. Drep. latinervus (Arnell), II. Sämtliche Blätter gesägt, selten ganzrandig: Serratifolia. D. PHlanzen meist zart und regelmässig fiederästig, selten kräftiger und fast einfach, grün oder gelbgrün, niemals rot; fast stets xero- phil, seltener hygrophil. Stammblätter eilanzettlich, ohne Rhi- zeideninitialen, wie die Astblätterin der Regel ausgezeichnet einseitig sichelföürmig gekrümmt, seltener fast aufrecht, in eine lange, hohle, fast immer gesägte Pfrieme verschmälert und mit starken Längsfalten; an den Blattflügeln nur mit wenigenhyalinen, dünnwandigen, quadratischen und poly- gonmalen Zellen, welche oberhalb von mehreren Reihen kleiner, quadratischer oder polygonaler, verdickter Zellen begrenzt werden. Stämmchen mit Centralstrang und differenzierter Epidermis. — Einhäusig; fast immer fertil: Uncinatus-Gruppe. Nur 1 europäische Art: 16. Drep. uncinatus (Hedw.). E. Pflanzen zart bis robust und regel- oder unregelmässig fieder- ästig, grün, gelbgrün, braun, grün und rot gescheckt bis ganz purpurn; hygro- und hydrophil. Stammblätter nach Grösse und Form sehr verschieden, eilanzettlich, kurz und scharf oder stumpflich zugespitzt bis lang und schmal pfriemenförmisg, .!) Synonyme: Hypn. vernicosum Lindk. in Hartm. Skand.‘F]. 8. ed. p. 17 (1861). — Stereodon vernicosus Mitt. in Linn. Proc.-Bot. VIII, p. 43 (1864). — Hypn. pellucidum Wils. in Naturalist (1865). — Amblyst. verni- cosum Lindb. Muse. Skand. p. 33 (1879). — Hypn. Iycopodioides (nec Schwgr. nec Br. eur.) @. vernicosum Sanio, Comm. p. 23 (1880). 2) Synonyme: Aypn intermedium Lindb. in Hartm. Skand, FI. 9. ed. (1864). — Hypn. Sendinerö Schpr. olim, Rab., Bryoth. eur. no. 646, 757, 850. — Amblyst. intermedium Lindb. Muse. Skand. p. 33 (1879). — Hypn. revolvens var. intermedium Renauld in Rey. bryol. 1881, p. 79. — Hypn. inter- medium «a. verum Sanio, Addit. Bot. Centralbl. XIII, p. 431 (1885). — Hypn. Cossoni Schpr., Muse. cur. nov. fasc. III und IV, Hypnum p. 5 t. 5 (1866). 1) Hypn. revolvens Sw., Disp. musc. frond. suec. p. 101, t. 7, fig. 14 (1799). Hypn. aduncum var. revolwens Web. et Mohr, Taschenb. p. 301 in adnot. (1807). Amblyst. revolvens De Not; Epil' p. 140 (1869). -- Hypn. in- termedium var. revolvens Sanio, Bot. Centralbl. XIII, p. 432 (1883). Amblyst. intermedium var. 8 revolvens Vent. et Bottini, Enumerat. p. 12 (1854). — Zypn. revolvens f. typica exel. var. Renauld in Husrot, Muscgall. p. 391 (1894). C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 403 meist gesägt; häufig mit Rhizoideninitialen an der Spitze und den oberen Rändern, seltener auch am Rücken der Rippe; schwach oder stark einseitig-sichelförmig ge- krümmt, aber auch aufrecht und gerade, nicht selten mit einzelnen schwachen Längsfalten. Rippe dünn und bis zur Blatt- mitte reichend oder stärker bis sehr stark und bis zur Spitze fortgeführt, selten als lange gezähnte Borste aus- tretend. Blattflügelzellen meist zahlreich, fast immer deutlich differenziert und häufig bis zur Rippe reichend. Stämmchen mit Centralstrang, aber ohne differenzierte Epi- dermis. — Ein- und zweihäusig: Exzannulatus-Gruppe. f Stammblätter mit sehr kräftiger, alslange, gezähnelte Borste austretender Rippe, schmal lanzett-pfriemen- törmig, 5-—-7 mm lang und etwa 0,6 mm breit, meist steif auf- recht, gegen die Stengelspitzen pinselförmig gehäuft und schwach sichelförmig; an den Seitenrändern klein gezähnt; in den basalen Zellecken schwach geöhrt und mit einer grossen, scharf abgesetzten Gruppe hyaliner, dünnwandiger, aufge- blasener, rektangulärer Zellen, welche gegen die Rippe hin allmählich kürzer werden, dieselbe aber meist nicht ganz er- reichen und von denen die längsten an den Rändern häufig septiert sind. Zellen der Blattmitte äusserst eng, dünnwandig, nicht getüpfelt und 20—30 mal so lang wie breit. Pflanze schmutzig bis rotbraun, untergetaucht: 17. Drep. Rotae (De Not.)!). T $Stammblätter mit dünner oder kräftiger, niemals aus- tretenden Rippe. a. Stammblätter an den Blattflügeln nicht herablaufend. «a. Stammblätter gleichgestaltet, dicht gedrängt, meist schwach sichelförmig gebogen und trocken mit spiralig gedrehten Spitzen, schmal lanzettlich, etwa 5 mm lang und 1 mm breit, allmählich lang und fein zugespitzt, fast bis zum Grunde (an der Spitze stärker) gesägt, ohne Längsfalten. Rippe rotbraun, nicht sehr kräftig, bis weit in die Pfrieme fortgeführt, aber nie austretend. Zellen sehr eng, mit verdickten und getüpfelten Längswänden, abgesehen von den Basalzellen durchschnittlich 15 —20 mal so lang wie breit; eigentliche Blattflügelzellen fehlen; Basal- zellen meist in 2 Reihen, erweitert, kurz rechteckig poly- gonal, gelb bisrotgelb oder braunrotmit stark verdickten, getüpfelten Wänden, die sich von beiden Seiten von den Rändern bis zur Rippe hinziehen, die randständigen öfter durch eine Querwand geteilt. — Zweihäusig? Pflanze untergetaucht, sehr robust, rot- braun, durch bis 5 cm lange dicke Aste, besonders oberwärts, regel- mässig einfach gefiedert: 1) Synonyme: HAypn. exannulatum (stenophylium) Wils. Muse. brit. exsicc. no. 407. — Hypn. fluitans < stenophyllum (Wils.) Schpr., Synops. 1. ed. p. 610 (1860). — Ambiyst. Rotae De N ot., Cronaca II, p. 24 (1867). — Hypn. exannulatum 7 Rotae (De Not.) Pfeffer, Bryogeogr. Stud. p. 37 (1869). — Hypn. fluitaus ß Rotae Sanio, Comm. p. 4 (1880). — Hypn. purpurascens var. y. Rotae (De Not.) Limpr., Kryptogamenfl. v. Deutschl., Bd. IV., Ab- teilung 3, p. 420 (1898). — Hypn. trichophylium Warnst., Allgem. Bot. Zeitschr. 1899, Beiheft p. 39. 404 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 18. Drep. pseudorufescens (Warnst.)!) ß. Stammblätter fast immer gleich gestaltet, selten die oberen kürzer und mit stumpflicher Spitze, trocken meist Hatterig abstehend und spiralig gedreht oder einseitig schwach bis stärker sichelförmig, selten oberwärts aufrecht abstehend oder anliegend, schmal lanzettlich und mit langer Pfriemenspitze oder ei- lanzettlich und mit kürzerer, breiterer Spitze, 1,5—3,5 mm lang und 0,45—1 mm breit, an den Seitenrändern fast stets deut- lich gesägt, seltener ganzrandig oder undeutlich gegen die Spitze gezähnt, ohne Längsfalten. Rippe gelbgrün, seltener bräun- lich oder rötlich, meist dünn und bis zum Grunde der Pfrieme reichend, oder etwas kräftiger und weit im die Pfrieme eintretend, selten nur bis zur Blattmitte fortgeführt oder noch kürzer und dann häufig gegabelt. Zellen der Lamina in der Mitte etwa 15—25 Mal so lang wie breit, seltener kürzer oder länger, bald dünn-, bald derbwandig, nicht oder kaum getüpfelt; in der Spitze, oft auch an den Seitenrändern mit weiteren, helleren Rhizoideninitialen (mitunter auch solche am Rücken der Rippe !), die nicht zu selten zu braunen Rhizoiden auswachsen. Blattflügel- zellen bald mehr, bald weniger ausgebildet, eine kleine oder grössere, die Rippe aber meist nicht erreichende Gruppe etwas aufgeblasener, erweiterter, quadratischer bis rechteckiger dünnwandiger und leerer oder derb- und z. Th. braunwandiger Zellen, die sich in 1 oder 2 Reihen bis gegen die Rippe erstrecken und durch mehrere Reihen engerer Übergangszellen oberhalb mit dem übrigen Zellnetz ver- bunden sind, sodass eine scharfe Grenze zwischen Blattflügel- und Laminazellen nur in den seltensten Fällen bestimmt her- vortritt. — Einhäusig; Blüten aber sehr häufig nicht zur Ent- wickelung kommend. Piüanzen nach Stärke, Habitus und Färbung ausserordentlich vielgestaltig; letztere geht von Gelbgrün in Braun und Rotbraun über: 19. Drep. fluitans (L.)‘) b. Stammblätter an den Blattflügeln deutlich herablaufend, in der Regel gleich gestaltet, selten die oberen kürzer und stumpf- spitzig, aufrecht oder schwach sichelförmig einseitig, bald locker stehend, bald dicht gedrängt, breit eilanzettlich und in eine kurze oder längere schmale, scharfe bis breite, stumpfe Spitze auslaufend, öfter aber auch schmal lanzett-pfriemenförmig; an den Seitenrändern bald mehr, bald weniger gesägt, seltener: iast ganzrandig; 1,5—3,5) mm lang und 0,5—0,8 mm breit. Rippe gelbgrün bis rot, meist kräftiger als bei voriger und bis zum Grunde der Pfrieme oder bis fast zur Blatt- spitze fortgeführt, nie als Borste austretend. Zellen der La- mina durchschnittlich 6—10, seltener 15—20 mal so lang wie breit, bald dünn-, bald derbwandig und oft deutlich getüpfelt; in der !) Synonyme: Hypn. pseudorufescens Warnst,, Allgem. Bot. Zeitschr. 1899, Beiheft p. 37. — HAypn. exannulatum var. purpurascens f. robusta Warnst. in Herb. (1892). 2) Synonyme: Hypn. fluitans (Dill.) L.. Flor. suec. 2. ed. p. 899 z. T. (1755.) — Amblyst. flwitans De Not., Cronaca I, p. 24 (1867). — Hypn. pseudostramineum C. Müll. Bot. Zeit. 1855, p. 500. — Hypn. aurantiacum (Sanio) v. Klinggr., Leber- u. Laubm. West- und Ostpr. 189%, p. 278. — Hypn. H. Schulzei Limpr., Kryptogamenfl. v. Deutschl., Bd. IV, Abt. 5, p- 428 (1898). — Hypn. bohemicum Warnst., Allgem. Bot. Zeitschrift. 1899, Beiheft p. 38. C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 405 Spitze häufig mit Rhizoidenininitialen. Blattflügelzellen stets eine vom übrigen Zellnetz scharf begrenzte, herablaufende Gruppe bildend, welche die Rippe in der Regel nicht erreichen, in der Nähe der Ränder 2- bis 5stockig auftreten und zum grössten Teil rechteckig, dünnwandig und hyalin, seltener gelb oder rot gefärbt sind. — Zweihäusig, aber die Blüten häufig nicht zur Entwickelung kommend. Pflanzen zart bis robust, gelbgrün, gelb und rot ge- scheckt oder ganz rot: 20. Drep. ezxannulatus (Gümb.)') Beschreibung einiger Drepanocladus-Formen, welche z. T. hinlänglich, z. T. unvoliständig bekannt sind. Vorbemerkung; Nachdem ich mich bereits ein volles Jahr lang un- unterbrochen eingehend mit den europäischen Harpidien beschäftigt und vor- liegende Arbeit im grossen und ganzen fertig gestellt hatte, erging an mich vonseiten der Kommission für die Kryptogamenflora der Mark das dringende Ersuchen, nun ernstlich an die Bearbeitung einer Moosflora der Provinz Brandenburg heranzutreten. Da ich diesem Wunsche zu entsprechen mich für verpflichtet hielt, so mussten meine speziellen Yarpidien-Studien vorläufig abgebrochen werden und die geplante Monographie der europäischen Harpı- dien musste ein Torso bleiben. Wenn ich trotzdem diese unvollständige Ar- beit der Öffentlichkeit übergebe, so geschieht es in der Überzeugung, auch dadurch etwas zur Klärung dieser schwierigen, so überaus polymorphen Hypnaceen-Gruppe beizutragen. 1. Drepanocladus pseudofluitans (v. Klinggr.). Synonyme: Hypn. aduncum ß. pseudofluitans «. paternum Sanio, Comment p. 8 (1830). — Hypn. aduncum ß. pseudojluitans Sanio in Hedwigia 1887, p. 158 z. T. — Hypn. pseudoflıntans (Sanio) v. Klinggr., Leber- und Laubm. West- und ÖOstpr. p. 273 (1893) sed non Limpr., Kryptogamenflora v. Deutschl. Bd. IV, Abt. 3, p. 408. — Sammlungen: Rabenh., Bryoth. europ. no, 1198. Taf. XIII. Fig. 12. Hydrophyt. Pflanze meist kräftig, vollkommen unterge- taucht und je nach der Wassertiefe 20—30 cm lang, meist aufrecht in lockeren, anfangs oberwärts grünen bis gelbgrünen, später gelbbräun- lichen, trocken weichen oder etwas starren Rasen, seltener schwimmend. Stämmchen durch kurze oder längere aufrecht bis wagerecht abstehende, meist sparrig beblätterte, an der Spitze nicht hakig ge- krümmte Aste regelmässig gefiedert; im Querschnitt rundlich, Centralstrang wenigzellig, Grundgewebe weiss, gegen die Peripherie mit 4 Lagen enger mechanischer Zellen, von denen die beiden inneren Lagen gelbwandig und schwach verdickt, die beiden äusseren dagegen sehr stark verdickt (substereid) sind und orangefarbene Wände be- sitzen. Die Stengelspitze erscheint meist aufrecht, seltener sehr schwach sichelförmig gekrümmt. Stammblätter fast gleichartig, aus herablaufendem, verengstem Grunde breit lanzettlich, in der oberen Partie des Stengels etwa 5 mm lang und 1 mm breit, allmählich in eine lange, scharfe Spitze verschmälert, fast flach, ohne Längsfalten, ganzrandig. Rippe gelb, dünn, weit unter der Spitze am Grunde der Pfrieme erlöschend. Zellen eng und dünnwandig, nicht getüpfelt, 10— 20 mal so lang wie breit; am Grunde des Blattes eine sehr grosse bis zur Rippe reichende, an den Seitenrändern bis 2) Synonyme: Hypn. exannulatum (Gümbel) Bryol. eur. fasc. 57—6l, p. 34, t. 33 (1854). — Amblyst. exannulatum De Not. Epil. p. 142 (1868). — Hypn. tundrae (Arnell) Jörg. in Christ. Vid. Selsk. Forh. 1894, no. 8. — Hypn. purpurascens (Schpr.) Limpr., Kryptogamenfl. v. Deutschl., Bd. IV, Abt. 3, p. 418 (1893). 406 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 5stockige Gruppe dünnwandiger, meist rechteckiger, z. T. aufgeblasener und anfänglich Chloroplasten einschliessender Zellen, welche oberwärts gegen die Laminazellen scharf abge- srenzt sind. Astblätter fast sparrig abstehend, etwas schmäler, 4—4,5 mm lang und 0,6—0,7 mm breit, in der Form den Stammblättern ganz ähnlich und die herablaufende Blattflügelzellgruppe wie dort bis zur Rippe reichend. — Zweihäusig; aber die Blüten fast stets verkümmert oder fehlgeschlagen, sodass Sporogone bis jetzt nicht bekannt sind. Gern in kalkhaltigen Wiesengräben vollkommen unter Wasser, aber auch in Tümpeln schwimmend. In unserem Gebiet erscheint die Pflanze in den vom Winter her noch reichlich Wasser führenden Gräben oft massenhaft schon im April und erreicht im Mai ihre höchste Entwickelung. Wenn die Gräben gegen den Sommer hin ihr Wasser durch Verdunstung verlieren, dann legen sich die dichtstehenden Stämmchen nieder, bilden auf dem Grunde der Gräben dichte, ver- worrene, wattenartige Überzüge und stellen während der Trockenperiode ihr Wachstum ein. — Mir ist dieser Formenkomplex von folgenden Standorten bekannt geworden: 1. Deutschland: Östpreussen, Lyck, Zielaser Wald (Sanio). — Brandenburg, Erkner, Flakensee; sumpfige Vertiefung der Löcknitz- wiesen; Rüdersdorfer Kalkberge in tiefen Gräben mit Kalkgrund (Löske); Kriensee bei Rüdersdorf (Osterwald); Torflöcher bei Pots- dam (A. Braun); Pritzwalk, Ausstich an der Eisenbahn; Perleberg, Sumpfwiesen am Jeetzbach (Jaap); Wittenberge, Altstädter Wiesen (Joh. Warnstorf); Spandau, Brieselang, auf dem Hirnschnitt einer feuchtstehenden Pappel (Löske); Neuruppin, sehr häufig in den Gräben der Mäschewiesen vor Storbek und Krenzlin!!; Strausberg, Erlen- bruch bei Esgersdorf; Brodewin, in einem thonigen Sumpfloch (Löske). — Altmark, bei Salzwedel in einem kleinen Teiche schwimmend (Schliephacke). — Bayern, Augsburg, im Haspelmoor mit Aypn. giganteum (Holler). — Hessen, Laubach (Roth). — Baden, Ober- schaffhausen (Goll). 2. Österreich: Wien, Sumpf bei Kaiser-Ebersdorf (no. N D)5 un einem halb ausgetrockneten Tümpel des alten Donaubettes (no. 2); im Prater am „Heustadelwasser“ (no, 14) (Breidler). — Steiermark, Niederwölz, auf dem Moos, 760 m (no. 25); Possnitzthal bei Pettau, 225 m (no. 9); Tümpel bei Pettau (no. 10); am rechten Drauufer, 215 m (no. 12); Sumpfwiese bei Pragerhof, 250 m (no. 12) Breid- ler). — Kärnten, Sumpfwiese bei Klagenfurt (no. 17) (Breidler). — Galizien, bei Chrzanow iu dem Fontainenbassin des Gutsparkes in Cieszkowica schwimmend (Schliephacke). 3. Italien: Mailand, in Gräben (no. 139) (Artaria). 4. Frankreich: Stenay (Meuse) (Renauld und Cardot); Haut Saöne & Larret (Renauld). 5. England: Bei Southport (Wheldon) Hb. Renauld. 6. Nord-Amerika: Montana, Mt. Kavalli (Röll) Hb. Renauld. 1) Unter den nachfolgenden Nummern sind mir Proben von den er- Rn Standorten durch : meinen alten Freund Breidler zugesandt worden. C. Warnsdorf, Die europäischen Harpidien. 407 Dadurch, dass Sanio in Bryol. Fragm. II (Hedwigia 1887, p. 153) sein Aypn. aduncum ß. pseudofluitans «. paternum emendierte und hierzu auch eine Pflanze zog, die von Everken in einer Mergel- grube bei Sagan gesammelt wurde, ist der ursprüngliche Charakter des Hypn. pseudofluitans zum grossen Teil aufgehoben worden. Und da die Beschreibung von Hypn. pseudoflurtans bei Limpricht in Kryptogamenfl. v. Deutschl., Bd. IV, Abt. 3, p. 408 sich nur auf die Everkensche Pflanze von Sagan, die in Bryoth. siles. unter no. 144 als Aypn. flwitans forma ausgegeben ist, bezieht, so ist es vollkommen zweifelhaft, welche Pflanze anfänglich Sanio unter seinem Hypn. adun- cum ß. pseudofluitans w. paternum verstanden hat. Meine Auffassung dieses Formenkomplexes deckt sich übrigens nach den von Renauld erhaltenen Proben vollkommen mit dessen Ansicht. Ohne an dieser Stelle detallierte Angaben über die einzelnen Formen dieses Typus zu machen, will ich doch nicht unterlassen, noch einige allgemeine kurze Bemerkungen über dieselben anzuschliessen. Zunächst fällt es auf, dass gewisse untergetauchte Formen im trockenen Zustande weich und biegsam bleiben, andere, so besonders die schwimmen- den Formen, starr und fragil werden. Es liesse sich demnach ev. eine Scheidung in formae molliculae und formae rigidulae vor- nehmen. Unter der ersten Gruppe fallen dann wieder oberwärts regelmässig fiederästige (pinnatae) und fast astlose oder nur hin und wieder kurze Aastchen tragende Gestalten auf, die man als f. sub- simplex bezeichnen könnte. Untergetauchte, frei im Wasser schwim- mende, rigide Formen werden oft sehr lang und zeigen entweder ver- längerte unregelmässige Aste wie z. B. bei no. 1198 in Rabenh. Bry- oth. europ. aus Galizien leg. Schliephacke, die auf dem Etikett mit Hypn. aduncum var. laxifolium, forma natans Jur. in litt. bezeichnet ist oder die Aste sind verhältnismässig kurz, regelmässig und stehen starr rechtwinkelig vom Stengel ab, wie an einem Exemplar Schliep- hackes aus einem kleinen Teiche bei Salzwedel. Beide als var. natans zu bezeichnende Formen lassen sich als f. longiramosa und f. breviramosa unterscheiden. — Eine von Löske in Brieselang unweit Spandau auf dem Hirn- schnitt einer alten, feucht stehenden Pappel gesammelte Form hat zahl- reiche lange Rhizoidenbüschel aus der Unterseite des dem Substrat fest anliegenden Stämmchens entwickelt, und es ist, da andernfalls alle Rhizoidenbildung am Stengel unterbleibt, mehr als wahrscheinlich, dass dieselbe nur durch Kontaktreiz mit der Unterlage ausgelöst worden ist. 2. Drepanocladus simplicissimus (Warnst.). Synonym: Hypnum simplieissimum Warnst., Allgem. Bot. Zeit- schr. Jahrg. 1899, Beiheft no. 1, p. 39. — Sammlungen: Limpricht, Bryoth. siles. no. 144 sub. A. fluitans forma. (Taf. XII, Fig. 15; Taf. XIV, Fig. 1.) Pflanzen sehr weich und schlaff, je nach dem Standort bald schwächer bald stärker und in der Tracht oft einfachen laxen Formen von Hypn.cordifolium oder H. siramineum ähnlich, Stengel sehr dünn, im Querschnitt rundlich oder stumpf kantig, ohne deutlich hervortretenden Centralstrang, Grundgewebe sehr locker, Rinde aus zwei Reihen enger, verdickter, gelblicher Zellen be- stehend. Stämmchen entweder ganz einfach und astlos oder oberwärts unregelmässig geteilt, resp. durch eine 408 ©. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. Anzahl Gipfelsprosse fast büschelästig (Bryoth. sil. no. 144), unter Wasser aufrecht und bis 15 cm lang, an ausgetrockneten Stellen niederliegend und viel kürzer bleibend, Stammblätter in der Grösse sehr verschieden, entfernt gestellt und fattrig abstehend oder unten anliegend und oberwärts abstehend, wenn gleichgestaltet, dann eiförmig, sehr hohl, längsfaltig, mit kurzer, scharfer Spitze, ganzrandig, nicht herablaufend, mit dünner, ein- facher, über der Blattmitte erlöschender oder mit kürzerer gegabelter Rippe; sie erreichen die respektable Grösse von etwa 5 mm Jänge und 2 —21/, mm Breite und sind an der Stammspitze stets zu einem dicken aufrechten Schopfe zusammengewickelt. An Formen mit dimorphen Stammblättern, sind nur die untersten sehr hohl, eiförmig und kurz gespitzt, die oberen an jugendlichen Sprossen dagegen schmal lanzettlich und flatterig ab- stehend. Zellen der Blattmitte 10—15, in der Spitze nur 4—5 mal so lang wie breit, an den Seitenrändern 2—3 Reihen etwas enger, gegen die Blattbasis allmählich weiter und kürzer, zu beiden Seiten der Rippe kurz rechteckig und schwach getüpfelt, an den nicht herablaufenden Blattflügeln eine Gruppe hyaliner, meist aufgeblasener, rechteckiger resp. quadratischer, dünn- wandiger Zellen, welche häufig nach oben hin gegen das übrige Zellnetz nicht scharf abgegrenzt sind. Blüten und Sporogone unbekannt. 1. Var. immersus Warnst. Im Wasser schwimmend; Stämmchen fast astlos und wie die Blätter sehr weich und schlaff, letztere gleich- gestaltet, breit oval, kurz zugespitzt, flatterig abstehend, sehr gross, bis 5 mm lang und 2—21/, mm breit. 2. Var. diversifolius Warnst. — Syn.: Hypn. pseudofluitans Limpr. (von Sanio) in Kryptogamenfl. v. Deutschl Bd. IV, Abt. 3, p- 408. — Bryoth. siles, no. 144. In diehten, sehr weichen, oben gelblichen bis 15 cm hohen Rasen, nur mit den Stammspitzen über Wasser. Stengel dünn und sehr schlaff, meist astlos, selten mit sparsamen kurzen Astchen. Die untersten Stammblätter anliegend, länglich-eiförmig, kurz gespitzt, hohl, mit deutlichen Längsfalten und dünner, weit vor der Spitze verschwindenden Rippe; Zellen in der Blattmitte 6— 10 mal so lang wie breit, in der Spitze noch kürzer; Blätter der langen Gipfelsprossen länger, schmal lanzettlich, wenig hohl, meist ohne Falten, mit lang ausgezogener feiner Spitze, flatterig abstehend und ihre Laminazellen 15 — 25 mal so lang wie breit, 3. Var. ienuus Warnst. — Syn. Hypn aduncum var. clavatum Ruthe in Hb. Kleine bis sehr kleine niederliegende, aufstrebende oder aufrechte Form weniger feuchter Standorte, aber auch in Sümpfen. Tracht von H. stramineum. Stämmchen nur wenige (bis 5) cm hoch oder höher, fast ganz einfach; Stammblätter gleich gestaltet, eilanzett- lich, die unteren kleiner als die oberen, letztere etwa 1,7 mm lang und ungefähr 1 mm breit und an der Stammspitze zu einem dicken Schopf zusammengewickelt, sämtliche Blätter aufrecht anliegend und gedrängt oder flatterig aufrecht-abstehend und entfernt gestellt; ihre Laminazellen 10— 15 mal so lang wie breit. In tiefen Sümpfen schwimmend oder untergetaucht und geschlossene dichte Rasen bildend, aber auch auf feuchtem Boden und auf dem C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 409 Hirnschnitt alter, feucht stehender Stubben. Bisher nur von wenigen Punkten aus Europa bekannt, aber häufig entweder übersehen oder für Hypn. KHneiffir var. pungens H.Müll.‘) gehalten worden. — Var. «. Russland: Moskau, Butirki tiefer Sumpf beim Chutor und in Tümpeln auf der Heide zwischen Butirki und Astankino von Dr. Zickendrath und Valentin Heyden gesammelt. Var. #. Schlesien: Sagan, steril in einer Mergelgrube auf der Reinitzhöhe im Mai 1867 von Staatsanwalt Everken gesammelt und im Bryoth. siles. no. 144 als A. fuitans Hedw. forma ausgegeben. — var.y. Italien: Mailand, Castellazzo d’Arconate; Prov. Como, Mt. St, Eustichio leg. F. Aug. Artaria! — Frankreich: Tarn et Garonne a Monteich leg. Dr. Jeanbernat! Wurde mir von Renauld unter dem Namen Hypn. aduncum Hedw. (Kneiffii) var. pungens H. Müller gesandt, — Deutschland: Hessen, Laubach in Tümpeln alter Lehmgruben (Roth!); Kreis Hofgeismar, in Wiesengräben bei Beberbach (©. Grebe!); Brandenburg, Sandhügel an der Oder bei Pise unweit Bärwalde (Ruthe!); Nauen, Röthehof (Österwald!); Chorin, Stabhütterbrüche auf einem nassen Holzquerschnitt mit Ambl. riparium und A. Juratzkanum (Löske!). Prov. Sachsen, Schönebeck a. d. Elbe am Wiedernholz (Fr. Müller!); Pommern, Swinemünde (Ruthe!) In Kryptogamenfl. v. Deutschland Bd.IV, Abt. 9, p. 408 beschreibt Limpricht unter dem Namen Fypn. pseudojluitans (Sanio) Klinggr, eine Pflanze, welche er in Bryoth. sil. no. 144 seinerzeit als 7. furitans forma ausgegeben hatte, und er citiert hierzu als Synonym Hypn. aduncum P pseudofluwtans w paternum Sanio. Indessen nach einer beträchtlichen Anzahl Originalexemplare Sanios, welche mir von den verschiedensten Seiten zugegangen, ist das wahre Hypn. pseudofluitans (Sanio) eine ganz andere Pflanze, als die in Bryoth. sil. no. 144 ausgegebene. Dieselbe hat, wie der Name an- deutet, thatsächlich mit gewissen Formen von HZ. fluitans Ahnlichkeit, nicht aber, wie Limpricht angiebt, mit pseudostramineum. Dieser Vergleich passt eher zu Hypn. simplieissimum, wozu no. 144 der Bryoth. sil. ohne Zweifel gehört. Diese Pflanze verrät sich besonders durch ihre im basalen Stengelteile länglich-eiförmigen, kurzspitzigen, hohlen, gefurchten und dicht anliegenden Blätter, wovon Limpricht in der Beschreibung nichts erwähnt. Die Abbildung, welche er unter Fig. 411a 1. c. p. 409 giebt, ist ein Stammblatt eines Gipfelsprosses, also aus der oberen Stengelregion, welches in der Form von jenen unteren Blättern aber bedeutend abweicht. Iu der ganzen Äneifrü- Gruppe ist mir keine Form vorgekommen, welche durch so hohle, eiförmige und kurz zugespitzte Blätter, die an den Stammspitzen der gleichblätterigen Formen zu einem geraden, dicken Schopf zusammen- gewickelt sind, so ausgezeichnet wäre wie FH. simplicissimum. Zum Schluss will ich nicht unerwähnt lassen, dass Sanio in Hedwigia 1887 1) Hypn,. Kneiffii var. pungens H. Müll., Westf. Laubnı. no. 247, besteht nach dem mir vorliegenden Exemplar aus etwa 6 cm langen, fadenförmig dünnen, aufrechten und fast ganz astlosen Sprossen, welche sämtlich aus dem Gipfel älterer, niederliegender Stamm- teile entspringen. Die Blätter der letzteren sind gross, breit, lanzettlich, sehr schlaff und allmählich lang zugespitzt, während die Blätter der jüngsten Sprosse, wenn auch in der Form von jenen nicht verschieden, doch viel kleiner sind, dicht gedrängt stehen und den Sprossen dicht anliegen. Beihefte Bot. Centralblatt. Bd. XIII. 1903. 38 410 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. p- 158 sein Aypn. aduncum ß pseudofluitans (in Comm. p. 8) emendiert und hierzu auch die von Everken bei Sagan in einer Mergelgrube 1867 gesammelte, in Bryoth. sil. no. 144 ausgegebene Pflanze rechnet, und es ist deshalb ganz erklärlich, wenn Limpricht dieselbe als wahres H. pseudofluitans (Sanio) beschreibt. Um Irrtümer zu ver- meiden, hätte es sich aber empfehlen dürfen, als Synonym nicht Hypn. aduncum ß pseudofluitans « paternum Sanio, Comment. p. 8 (1880), sondern nur FH. aduncum # pseudofluitans Sanio emend. Hedw. 1887, p. 158 anzuführen. Ganz gewiss hat Sanio unter seiner forma pseudofluitans sehr heterogene Hlemente vereinigt, indess steht soviel fest, dass 7. aduncum ß pseudofluitans « paternum (1880), von dem von Limpricht beschriebenen H. pseudofluitans (Sanio) ganz verschieden ist. Zu Drep. simplieissimus sind ohne Zweifel auch Formen zu ziehen, welche bisher Hypn. Kneiffrii var. pungens zugerechnet wurden. 3. Drepanocladus capillifolius (Warnst.) — Synonyme: Hypn. capilhifolium Warnst. in Bot. Zeitung 1877, p. 478. — Hypn. aduncum 5 Schimperi Sanio Comm. p. 19, (1880) ampl. Bryol. Fragm. II. (Hedw. 1887 p. 167). — Hypn. scoparium Brid, Muscol. recent. Suppl. II, p. 213; Stereodon fluitans 6 scoparium Brid. Bryol. univ. II, p. 628. — Dichelyma longinerve Kindb. nach Renauld. Hydrophyt. In meist grünen, seltener gelbgrünen geschlossenen Rasen oder auch vereinzelt unter anderen Wasser- und Sumpfmoosen, besonders gern mit Drep. pseudofluitans und Drep. Kneiffi. Pflanzen bald zart und niedrig, bald robust und bis 30 cm lang, durch kürzere oder längere Aste meist regelmässig gefiedert und Stamm- sowie Astspitzen hakig bis stark sichelförmig gekrümmt. Centralstrang armzellis, Grundgewebe hyalin, mechanischer Ring dreischichtig, Zellen desselben gelb- und diekwandig, die peri- pherische Lage substereid. Stammblätter gross, bis 7 mm lang und etwa 1 mm breit, entweder aufrecht bis bogig-sparrig abstehend, oder mehr oder weniger einseitig sichelförmig, ohne Längsfalten, aus verschmälerter, schwach herablaufender Basis breit lanzett- pfriemenförmig, mit geschlängelter, haarähn- licher Spitze, allermeist ganzrandig und wenig hohl. Rippe sehr stark, nach oben wenig schwächer und entweder bis in die äusserste Spitze fortgeführt oder als lange, nicht gesägte Granne austretend. Zellen dünnwandig, 6—10, aber auch 15 — 25 mal so lang wie breit, gegen die Basis des Blattes recht- eckig, etwas verdickt und schwach getüpfelt, sämtlich chlorophyllreich ; an den Blattflügeln eine grosse Gruppe etwas aufgeblasener erweiterter, kurz- oder verlängert-rechteckiger und polygonaler, anfangs dünnwandiger, später verdickter, brauner, getüpfelter chlorophyllhaltiger Zellen, welche bis gegen die Rippe reichen, Astblätter nach Form und Richtung den Stammblättern ähnlich, nur viel schmäler, noch bis gegen 5 mm lang. — Zweihäusig; & Pflanze mir bis jetzt un- bekannt; © Blüten mit bis 7 Archegonien und langen Paraphysen; Hüllblätter lanzettlich, mit dicker, bis zur Spitze fortgeführter Rippe. Perichactialast nicht wurzelnd, aber am Grunde mitunter mit einem kleinblättrigen Astchen; innere Hüllblätter breit lanzettlich, zusammengewickelt, ganzrandig, mit dicker, als Borste aus- C. Warnstorf, Dle europäischen Harpidien. 411 tretender Rippe, längsfaltig. Kapsei auf etwa A cm langer blassrötlicher Seta etwas gekrümmt und übergeneigt, olivengrün bis gelbbräunlich mit spitzkegelförmigem Deckel. Ring 2—-3reihig. Zähne des äusseren Peristoms am Grunde verschmolzen, schön dunkelgelb, unten schmal, nach oben breit hyalin gesäumt, weiss und stark papillös; aussen in dem gefärbten Teile quer gestreift; Innenlamellen sehr eng stehend. Inneres Peristom bleich; Fort- sätze kaum oder sehr schmal ritzenförmig durchbrochen, wie die knotigen Wimpern papillös. Zellen der Urnenepidermis um die Mündung in mehreren Reihen klein und quer breiter als lang, am Rücken rectangulär, auf der Bauchseite quadratisch und polygonal oder kurz rechteckig, wenig verdickt; Spaltöffnungen im Halsteile ziemlich zahlreich mit schmal elliptischem bis ritzenförmigem Porus. Sporen olivengrün, 12 — 16 uw diam. (Vergl. Sanio in Hedw. 1887, p. 108—.109). In kalkhaltigen Wiesengräben, Carex- und Torfsümpfen der Tief- ebene; bisher in Deutschland von wenigen Punkten bekannt und fast immer völlig sterl. Ostpreussen: Lyck ce. fr. (Sanio!); Pr. Eylau (Janzen); Pommern: Usedom, in alten verwachsenen Torflöchern der Moorwiesen mit H. Kneiffii (Ruthe fil.!); Brandenburg: Neuruppin, in Gräben und Carexsümpfen an verschiedenen Stellen; von mir hier im Sumpfe des „Krideldik“ 1877 in Gesellschaft von H. giganteum und Drep. pseudofluitans entdeckt. Bärwalde: Schuhmacherpfuhl bei den Cablows (Ruthe fil.). Triglitz: Alte, verlassene Mergelgrube auf Ackern links an der Chaussee nach Pritzwalk © (Jaap!!); Eberswalde: Erlenbruch (Buchholz!) Spandau: Finkenkrug, Lasszinswiesen mit Drep. Sendineri var. hami- ‚Folius und Drep. lycopodioides (Löske!); Rüdersdorf: Sumpfrand des Kriensees (Löske!); Bernburg (Anhalt): Wulfener Bruch (Zschacke!). Schlesien: In einem Teiche beim Dorfe Tschechnitz unweit Kattern; bei Nimkau; zwischen Petersdorf und Schweinern unweit Breslau; Klarenkranst beiOels (H. Schulze). Nach Renauld auch bei Eichstätt (Bayern?) in Hb. Boissier; in Schweden und Sibirien leg. Arnell. Finnland: Karelien leg. Harald Lind- berg! Ausserdem aus Nordamerika von Idaho, Washington Territory, Vancouver (Röll!) und aus Columbien (Macoun) bekannnt. Von allen Formen der Aduncusgruppe durch die sehr starke, nach oben wenig verdünnte, bis in die äusserste Spitze fortgeführte oder als lange, glatte Granne austretende Rippe leicht zu unterscheiden. Eine gleich starke Rippe, welche auch als lange glatte Pfrieme aus- tritt, besitzt in der Exannulatumgruppe nur Drep. Rotse = Hwypn. trichophyllum Warnst. aus Lappland, welches aber durch gesägte Blätter und den Bau der Blattflügelzellen verschieden ist. Hiypn. barbeyi Ren. et Card. (Bull. de l’Herbier Boissier Tome II, no. 1. Janvr. 1894), welches dem Drep. capillifolius nahe steht, besitzt in der Mitte quer-, trocken längsfaltige Blätter und wurde in den Anden Bolivias in einer Meereshöhe von 5000 m gesammelt. — Im Juni 1879 sammelte ich hier in Carextümpeln der Mäsche Exemplare, welche gegen die Stammspitzen hin öfter dicke, ovale Knospen am Ende kurzer Aste oder in den Blattachseln zeigten. Die äusseren Blätter derselben sind breit-eiförmig und gehen plötzlich in eine kürzere oder längere, meist geschlängelte Spitze über, und die kräftige Rippe reicht bis gegen die 98% 412 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. Spitze. Die Laminazellen sind derbwandig, kurz-rhomboidisch bis sechsseitig. Die innersten Blättchen sind schmal-lanzettlich und von kurzen paraphysenartigen, oft gebräunten Haargebilden begleitet. Wie es scheint, sind diese Knospen keine pathologische, durch Nematoden hervorgerufene Erscheinung, wie ich sie bei Drep. aduncus und Drep. uitans beobachtet habe, sondern dienen wahrscheinlich der vegetativen Vermehrung der Pflanze. Bis jetzt lassen sich folgende Formen unterscheiden: 1. Var. faleatus. — Meist kräftig und durch kurze oder etwas längere Äste regelmässig gefiedert. Stamm- und Astspitzen sowie sämtliche Blätter einseitig hakig oder sichelförmig ge- krümmt; Stammblätter 2,70—3 mm lang und 0,86—1 mm breit. Lyck (Sanio!); Usedom (Ruthe!); Rüdersdorf (Löske!) Neu- ruppin!! 2. Var. squarrosus. — Wie var. 1; nur die Stammblätter srösstenteils allseitig sparrig zurückgekrümmt, gegen die Spitze hin aufrecht flatterig abstehend oder undeutlieh hakig; Astblätter entweder flatterig oder aufrecht abstehend bis schwach einseitig gekrümmt. Bärwalde (Ruthe!); Neuruppin!!; Finkenkrug bei Spandau (Löske!); Tschechnitz bei Kattern (Schulze!). Hierher gehört auch Hyp. aduncum TC Schimperi b. Lindbergii Sanio Addit. sec. p. 151. Diese Pflanze, welche ich durch Renauld aus Nordamerika (Monte Canada leg. Canby) erhielt, ist eine Form, deren ältere Stammteile am Gipfel lange, meist ganz einfache, sparrig und lax beblätterte Aste getrieben haben, wie das öfter auch bei anderen Arten vorkommt. 3. Var. lazifolius. — Untergetaucht, aufrecht, bis 30 cm lang, unterwärts mit bis 8 cm langen stengelähnlichen Asten, die nach oben allmählich kürzer werden und fiedrig angeordnet sind. Stamm- und Astspitzen schwach hakig oder gerade; sämtliche Blätter locker und flatterig aufrecht abstehend. Stammblätter bis 7 mm lang und 1 mm breit, alle mit lang austretender, dicker Rippe, am Rande kaum merklich gezähnelt. Blattflügelzellen der Stammblätter aufgeblasen, dünnwandig, mitunter hyalin, nicht bis zur Rippe, die der Astblätter bis zur Rippe reichend; in den älteren Blättern des unteren Stengelteiles mit bräunlichen, verdickten und getüpfelten Wänden. Laminazellen 10, aber auch 15—20 mal so lang wie breit. Neuruppin: In Wiesengsräben vollkommen unter Wasser!! 4, Var. angustifolius, — Pflanzen sehr schwächlich, 5 bis 10 cm lang, unten von Asten und Blättern entblösst, oberwärts durch kurze Aste fast büschelförmig verzweigt, an den Spitzen schwach hakenförmig gekrümmt. Stamm- und Astblätter fast gleich, schmal- und langpfriemenförmig, mit dicker, lang austretender Rippe, etwa 5 mm lang und 0,5 mm breit. Astblätter dicht, aufrecht-abstehend.. Blattflügelzellen etwas verdickt und bis zur Rippe reichend. Laminazellen der Blattmitte 16—25 mal so lang wie breit. Form eines minder nassen Standorts. Bernburg (Zschacke!) 5. Var. gracilescens. Ganze Pflanze äusserst zart, etwa 15 cm lang und wunregelmässig ästig; Stamm- und Astblätter schmal > ©. Warnstorf, Die europäischen Harpidien, 413 lanzettlich und flatterig abstehend; die dieke Rippe als Borste austretend. Nordamerika: Rocky Mountains, Columbia Falls, am 24. Juli 1893 leg. R. S. Williams. Die Exemplare von diesem Standorte besitzen reife Sporogone, so dass ich in der Lage war, nach denselben eine vollständige Beschreibung anzufertigen, die sich, wie vorauszusehen war, aber nicht überall mit Sanios Angaben in Hedw. 1887, p. 108—109 deckt. Letzterer fand seinerzeit nur ein einziges Mal ein noch unreifes Sporogon, welches er im Zimmer zur Reife brachte. Aypn. aduncum T Schimperi « capilli- fohum #* Woarnstorfii Sanio Beschreib. p. 60 (Original in Hb. Janzen!) ist ein Gemisch von Drep. pseudofluitans mit einzelnen Stämmchen von Drep. capıllıifohus v. squarrosus. Die Pflanze von Wien: Feuchte Schottergrube b. Münchendorf 6. 6. 1868 leg. Juratzka, welche Limpricht als Aypn. capillifolium bestimmte, ist nur eine Form von Drep. aduncus. 4. Drepanocladus lycopodioıdes (Schwer.) Synonyme: ZP/ypn. lycopodioides Brid. Sp. Musc. II. p. 227 exclus. synonym. plurim. (1812). — Hypn. lycopodioides Schwgr. emend. Suppl. I. p. II. p. 300 (1816). — Amblystegium Iycopodioides De Not. Cronaca II. p. 23 (1867). — Hypn. Iycopodioides # verum Sanio Comm. (1880). — Hrypn. aduncum © molle « Wilsoni Sanio ex. p. Beschreibung der Harp. p.36 (1885). Sammlungen: Rabenhorst, Bryoth. eur. no. 752a, b, 914, 1200. — H. Müller, Westf. Laubm. no. 307. — Jack, Leiner u. Stizb., Krypt. Badens no. 767. — De Notaris, Erbar. crittog. ital. no. 103. — Limpricht, Bryoth. siles. no. 288. — Eiben, Laubm. Ostfrieslands no. 124. — Husnot, Musc. Gall. no. 447. — Thiele, Laubm. der Mittelmark no. 166. — Warnstorf, Märk. Laubm. no. 3. — Pflanzen robust, an trockeneren Standorten niedrig, in tiefen Sümpfen oder im Wasser bis 30 cm lang, in der Tracht einem sehr kräftigen FHypn. Sendtneri und ‚Scorpidium ähnlich; oberwärts meist gelbbräunlich, seltener grün, nach unten dunkelbraun. Stämmchen ent- weder fast einfach, wenig und unregelmässig beästelt oder mehrfach in längere Aste geteilt. Oentralstrang nur durch wenige Zellen ange- deutet, mechanischer Ring vierschichtig, Zellen der beiden äusseren Lagen substereid, ihre Wände sehr verdickt und gelb oder orange- farben. Stammblätter gross, 3—4, seltener 5-65 mm lang und 1,3—1,5 mm breit, dicht stehend, mehr oder weniger hakenförmig einseitswendig und gedreht, längsfaltig, mitunter teilweis auch quer- wellig, sehr hohl, aus verengter, wenig oder kaum herablaufender Basis breit eilanzettlich, mit kürzerer oder lang ausgezogener rinniger Pfriemenspitze, ganzrandig, nur gegen den Blattgrund mit zahnartig vortretenden Zellecken. Rippe gelb, dünn und in die Pfrieme ein- tretend. Zellen der Lamina meist dünnwandig oder, besonders gegen die Spitze hin, deutlich verdickt, schwach getüpfelt und in der Blatt- mitte 6—8, aber auch 10—15, vereinzelt sogar bis 20 mal so lang wie breit, gegen die Basis kurz rechteckig, mit sehr verdickten und stark getüpfelten Längswänden, die oft als Öhrchen hervor- tretenden Blattflügelzellen nicht oder kaum von den [4 414 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. letzteren differenziert. Astblätter kleiner, sonst wie die Stamm- blätter. — Zweihäusig; Perichaetialast kurz, nicht wurzelnd, innere Hüllblätter breitlanzettlich, kurz zugespitzt, ganzrandig oder am Grunde der Pfrieme gezähnelt, längsfaltig und mit dünner, bald kurzer, bald längerer Rippe. Kapsel übergebogen, gekrümmt - walzenförmig, entleert unter der Mündung eingeschnürt. Deckel hochgewölbt, mit Spitzchen. Ring dreireihig, sich nicht abrollend. Zellen der Urnen- epidermis gelb- und diekwandig, auf der Oberseite unregelmässig rec- tangulär bis verlängert 5- und 6seitig, an der Unterseite quadratisch und polygonal. Zähne des äusseren Peristoms goldgelb, unterwärts schmal, nach oben breit hyalin gesäumt; aussen in den unteren ?/, quer- gestreift, oben papillös, die Spitze hyalin, Lamellen der Innenfläche dicht stehend. Fortsätze des inneren Peristoms schmal, blassgelb, äusserst schwach papillös und sehr eng ritzenförmig durchbrochen ; Wimpern von Zahnlänge und knotis. Sporen hellbräunlich, fast glatt, 12—15 m diam. Sporogonreife in der Ebene im Mai, Nur in Centraleuropa durch die Ebene und niedere Bergregion ziemlich verbreitet, in Nord- und Südeuropa, sowie im Alpengebiet selten; aus der Auvergne und den Vogesen nach Renauld nicht bekannt. In Steiermark im Dürnberger Moor b. Neumarkt (1000 m) und in Krain auf einer Sumpfwiese bei Laibach (300 m) von Breidler gesammelt. Aus Belgien nur von Ost-Flandern (leg. E. de Keyser) bekannt. Scheint auch in Ost-Europa sehr selten zu sein, denn von meinem Freunde Zickendrath in Moskau, welcher das weite russische Reich nach verschiedenen Richtungen bryologisch erschlossen hat, er- hielt ich bis jetzt keine Probe. Über die geographische Verbreitung dieser Art in Deutschland und der Schweiz vergleiche Limpricht, Kryptogamenfl. v. Deutschl. Bd. IV., Abt. 3, p. 400. Nach den vom Amtsgerichtsrat Faber in Schönebeck a.d. Elbe unter tiefen Sand- schichten eines abgebauten Steinbruchs aufgefundenen fossilen Resten zweier Hypna, welche ich als Hypn. lycopodioides und Scorpidium scorpiordes erkannt, zu urteilen, müssen diese beiden Arten in Deutsch- land ein hohes Alter besitzen und schon in der prädiluvialen Periode in Sümpfen vorhanden gewesen sein. — Aus der Mark Brandenburg sind folgende Standorte bekannt: Triglitz (Prignitz): Moorheidewiesen (Jaap!!) Meyenburg: Torfmoor (Jaap!); Rheinsberg: Menz (Dr. Winter); Lindow: Heidemoorwiesen im Schwanenpuhl!!; Neu- ruppin: Sumpfwiesen beim Gänsepfuhl c. fr.!!; Nauen: Königshorst (H. Schulze); Berlin: Jungfernheide c. fr. (Ruthe), Kl. Plötzensee (Bauer), Spandauer Bock (A, Braun!), Lasszinswiesen b. Finkenkrug mit H. Sendineri var. hamifohum (Löske!); Bernau: Zepernick (Osterwald!); Königs-Wusterhausen: Gr. Köris mit Scorpidium ; Johannisthal: In Eisenbahngräben sehr zahlreich (Löske!); Pots- dam: Torfgräben, Werder gegenüber; Brandenburg a. d. Havel: Wusterwitz (Dr. Winter nnd Hechel); Eberswalde: Sumpf beim Gr. See c. fr. (Buchholz!); Bärwalde (Ruthe fil}); Soldin: Schildberg (v. Flotow!); Kottbus; Straupitz; Golssen: Reich- walde (Rabenhorst); Trebbin (A. Braun!); Forst: Koyne!!; Guben (Ruff); Neudamm: Karrbruch (Itzigsohn); Sommerfeld (Schulz!); Schwiebus: Galinenluch bei Blankensee (0. Rein- hardt!). — Prov. Posen: Kr. Meseritz, Sumpfwiese bei Tirschtiegel (Miller!). C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien, 415 Diese Art liebt Kalksümpfe sowie Torf- und Wiesengräben, kommt aber auch auf nassen Heidemooren vor. Von dem ähnlichen Scorpidium durch länger zugespitzte Blätter mit langer, bis in die Spitze eintretender Rippe leicht zu unterscheiden. Durch längsfaltige Blätter und viel dünnere Rippe von Hypn. Sendineri var. Wüsoni verschieden. Andert wenig ab. Limpricht unterscheidet: Var. permagnus Kryptogamenfl. v. Deutschl. Bd. IV. Abt. 3, p- 399 (1898). Stammblätter allmählich lang pfriemenförmig zu- gespitzt, 5—6 mm lang und 1,5—1,3 mm breit; Rippe etwas kräftiger als gewöhnlich; Zellen der Blattmitte 10—15, aber auch 20 mal so lang wie breit. ; In tiefen Moorsümpfen. — Triplitz (Jaap!). 5. Drepanocladus latifolius (Lindb. et Arnell). Synonyme; Hypnum latifolium Lindb. et Arnell m Musci Asiae borealis I, p. 120 (1890). — Hypn. Iycopodioides var. brevifolium Berggr. in Hb. Lindberg. (Taf. XIV, Fig. 5). Im Habitus noch am ersten an schwächliche Formen von Aypn. scorpioides oder HI. Iycopodioides erinnernd. Pflanzen schön gelb oder unten schwarzbraun und nur die Spitzen gelb, bis 5 oder 6 cm hoch, einfach oder wenig geteilt und armästie. Stammblätter dicht ge- drängt, schwach oder stark sichelförmig einseitswendig gebogen, breit eiförmig, ganzrandig, sehr hohl, am Grunde durch eingeschlagene Blattfügel sehr verengt, deutlich schwach längsfaltig und nach oben mehr oder weniger plötzlich zu einer kurzen, rinnig-hohlen Spitze zusammengezogen, in der Grösse ver- änderlich, die grössten 1,72 mm lang und 0,86 mm breit, die kleinsten 1 mm lang und 0,7 mm breit; Rippe sehr dünn, entweder ein- fach und meist in oder über der Blattmitte schwindend oder kürzer und gegabelt; an den ausgehöhlten Blattflügeln eine Gruppe quadratischer und rectangulärer, gelb- und dickwandiger, stark getüpfelter Zellen, welche von den übrigen basalen Zellen nicht verschieden sind; die übrigen Zellen der Lamina mit sehr dicken’ Längswänden, welche besonders in der unteren Blatthälfte zahlreiche Tüpfel aufweisen und in der Mitte des Blattes durchschnittlich 6—8, seltener bis 10 mal so lang sind wie breit, — Spitzbergen: Augustabay leg. 1861 Malmgren sub Aypr. brevifohum Lindb. — Sibirien: Jenisei bei Saostwoskoje (69° 40° nördl. Br.) und bei Tolstoinos (70% 10° nördl. Br.). Letzere Pflanze liegt im Lind- bergschen Herbar unter dem Namen Ambl. Iycopodioides (Neck.) var. brevifolium Berggr. An den sibirischen Standorten wurde diese schöne Art 1876 von Arnell gesammelt. Das Exemplar von Saostwoskoje besitzt viel kleinere Blätter als die Proben der übrigen Standorte und kann als f. microphylla bezeichnet werden. In Hedwigia 1887 p.163 zieht Sanio zu seinem H. aduncum d molle a Weüsoni*brevifolium Lindb. auch Exemplare aus Sibirien von Tolstoinos. Nun liegen aber im Lindbergschen Herbar von diesem Standorte zwei ganz verschiedene Pflanzen: A. latifolum verum und H. latinerve, von welchen beiden aber keine dem wahren H brev.- Folium zuzurechnen ist. — Das H. latıfolium gehört seinem ganzen Blattzuschnitt nach in die nächste Verwandtschaft des H. Iycopodiordes 416 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. und ist stets sehr leicht an den breit bis rundlich eiförmigen, sehr hohlen, oben plötzlich in eine kurze, rinnig-hohle Spitze zusammen- gezogenen Stammblättern zu erkennen. 6. Drepanocladus brevifolius (Lindb.). Synonyme: Hypnum brevifolium Lindb., Spitzb. Mossor p. 541 (1866). — Hypn. aduncum d molle a Wilsomi * brevifohum Lindb., Sanio Bryol. Fragm. I. in Hedw. 1887, p. 163. (Taf. XIV, Fie. 2.) Im Habitus dem Drep. Sendtneri oder Drep. intermedius ähnlich. Pflanzen kurz, etwa 4—5 cm hoch, unterwärts schwarzbraun, oberwärts gelblich, einfach oder spärlich und unregelmässig ästig. Stammblätter ei-lanzettlich, bis 2,63 mm lang und 0,6 mm breit, allmählich in eine längere rinnig-hohle Pfrieme verschmälert; dicht einseitig-sichelförmig; Rippe sehr dünn, entweder einfach und bis etwa zur Blattmitte reichend oder gabelig und kürzer; Basalzellen gelbwandig, sehr verdickt und getüpfelt, an den Blattflügeln ausgehöhlt, aber ihre Zellen von den übrigen Zellen des Blattgrundes nicht verschieden; Laminazellen diekwandig und schwach setüpfelt, meist S—10 mal, seltener bis 15 mal so lang wie breit. Diese Beschreibung bezieht sich auf eine Probe im Lindbergschen Herbar, welche S. Berggren auf Spitzbergen in der Adventbay 1868 sammelte und auch Sanio seinerzeit vorgelesen hat. Damit stimmt aber die Beschreibung von 4. aduncum d molle a Wilsoni * * Berg- gren. Sanio, welches Limpricht in Kryptogamenfl. v. Deutschl. Bd. 1V, Abt. 3, p. 430 als Synonym zu H. brevifohum stellt, bei Sanio ]l. c, nicht überein, denn hier heisst es: Folis .... ex sub- rotundo-ovato abrupte breviter et anguste lancealatis .... — Von Drep. Sendtnerı und Drep. intermedius, deren Blattform an die des Drep. brevifolius noch am meisten erinnert, sofort durch die äusserst feine, einfache oder gegabelte Rippe zu unterscheiden. 7. Drepanocladus latinervus (Arnell.) Synonyme: Hypnum latinerve Arnell n. sp. in Hb. Lind- berg. — H. aduncum Ö molle a Wilson‘ *** Holleri j Jeneseiense (Some); he, 2UNY, Die, 3, In Tracht und Grösse wie Drep. intermedium oder Drep. Sendtner:. Pflanzen unten schwarzbraun, oben gelblich, glanzlos, etwa 3—5 cm hoch, fast einfach oder spärlich mit vereinzelten Asten. Oentralstrang wenigzellig, Zellen des Grundgewebes gegen die Peripherie hin allmählich verenst und diekwandig, die beiden äusseren Zellschichten sehr eng und dickwandig, Epidermis fehlend. Stamm- blätter gedrängt sichelförmig, ei-lanzettlich, wenig über 1 mm lang und !/, mm breit, allmählich in eine kürzere, rinnig-hohle Pfrieme ver- schmälert, besondere Blattflügelzellen fehlen; Basalzellen sämtlich rectangulär, gelb- oder braunwandig, sehr stark verdickt und getüpfelt; Laminazellen dickwandig, schwach getüpfelt, 6—10 mal so lang wie breit, gegen die Seitenränder deutlich enger; Rippe sehr stark; stets einfach und bis in die Pfrieme fortgeführt. Das übrige unbekannt. In Sibirien am Jenisei bei Tolstoi (70° 10° nördl. Br.) am 25. August 1876 von Arnell gesammelt. (Hb. Lindbers!) C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 417 Steht meiner Ansicht nach in der Mitte zwischen Drep. inter- medius und Drep. Sendineri,; an ersteres erinnert das basale Zellnetz, an letzteres die starke, bis in die Pfrieme reichende Rippe. Kann weder mit Drep. brevifolius noch mit Drep. latifolius zusammengeworfen werden, sondern bildet einen gut charakterisierten nordischen Typus für sich. 8. Drepanocladus uncinatus (Hedw.) Synonyme: Hypnum wuncinatum Hedw. Deser. IV p. 65, t. 25 (1797). — Hypn. aduncum L. Hb. nach Schpr. u. Lindb.- Ambiyst. aduncum Lindb. Musci scand. p. 33 (1879). Sammlungen: Breutel, Musci frond. exs. n0.81. — Rabenh,, Bryoth. eur. no. 548, 792, 1195, 1242. H. Müller, Westf. Laubm., no. 125. — H. v. Klinggr., Unio itin. cypt. 1864 no. 12. — Jack, Lein. u. Stizb., Kryptog. Badens no. 396. — Wart- mann u. Schenk, Schweizer Kryptog. no. 195. — De Notaris, Erbar. crittog. ital. no. 1104. — Warnstorf, Märk. Laubm. no. 104. — Thiele, Laubm. der Mittelm. no. 165." — Limpricht, Bryoth. siles. no. 290. — Berggren, Plantae in itin. Suecorum polaribus collectae no. 134c. Xero- und Mesophyt, selten Hygrophyt! Tracht meistens von Drepanocladus fluitans, selten von Camptothecium, in lockeren oder dichteren, gelbgrünen, selten bräunlichen, flachen oder bis 10 cm hohen Rasen. Stämmchen aufrecht oder niedergestreckt, im letzteren Falle dann häufig mit büschelförmigen Rhizoiden, regel- oder unregelmässig fiederästig, selten einfach oder fast einfach, mitunter oberwärts vielfach geteilt; Stengel- und Astspitzen stark sichelförmig, hakig oder auch (aber sehr selten) gerade. Centralstrang wenigzellig, Grundgewebe : hyalin oder gelblich, der mechanische Ring 4 —5 schichtig, Zellen der Aussenschicht erweitert, dünnwandig und hyalin (sphagnoide Epidermis); zwei darunter liegende Zellschichten stereid. — Stammblätter in der Regel stark sichelförmig eingekrümmt, seltener hakig oder auf- recht, in der Grösse sehr veränderlich, nicht oder wenig herablaufend, aus dem am Grunde wenig verengten, eiförmigen unteren Teile allmählich lang rinnig-pfriemenförmig, gewöhnlich klein gesägt und mit deutlichen Längssfalten; die dünne Rippe bis in die Pfrieme eintretend. Blatt- zellen meist etwas derbwandig, in der Mitte der Lamina 6—8, aber auch 10—15, selten bis 20 mal so lang wie breit, nur gegen Blatt- basis, wie auch die sehr verdickten, kurz rechteckigen Basalzellen deutlich getüpfelt; am tiefsten Grunde der Blattflügel nur mit wenigen hyalinen, dünnwandigen, quadratischen und polygonalen Zellen, welche nach oben von mehreren Reihen kleiner, quadratischer oder polygonaler verdickter Zellen umschlossen sind. Astblätter nach Form und Bau ganz ähnlich, nur kleiner. Rhizoideninitialen sind dem Blatt- gewebe nicht eingelagert; sehr selten entspringen Rhizoiden- büschel aussen am äussersten Grunde der Rippe. — Einhäusig; g' Blüten an Stengeln und Ästen; Hüllblätter eiförmig, mit langer, feiner Spitze, die inneren rippenlos, Antheridien mit längeren Para- physen untermischt. Perichaetialast gross, nicht oder schwach wurzelnd; innere Hüllblätter sehr lang-lanzettlich, in eine lange gesägte Pfrieme auslaufend, stark längsfaltis und mit dünner, etwa 418 C.Warnstort, Die europäischen Harpidien. bis zur Mitte reichender Rippe Kapsel aus verschmälertem Halse eylindrisch, mehr oder weniger geneigt und eingekrümmt bis aufrecht, entdeckelt unter der Mündung verengt; Zellen der Urnenepidermis klein, diekwandig und quadratisch bis polygonal. Deckel gewölbt- kegelförmig. Ring dreireihig, sich nicht zurückrollend. Zähne des äusseren Peristoms gelb, aussen mit medianer Zickzacklinie, quergestreift, deutlich gegen die weisse, papillöse Spitze treppenförmig gesäumt; Fortsätze des inneren blassgelben, zart papillösen Peristoms ritzenförmig durchbrochen und wie die knotigen Wimpern von. der Länge des äusseren Mundbesatzes. Sporen olivenfarbig, gekörnelt und 12—15 w diam. gross, selten grösser. — Geschlechts- reife je nach der Lage des Standorts vom Juli bis zum Herbst, Sporenreife im nächsten Jahre vom Mai bis Juli. Sowohl auf anorganischem als auch auf organischem Substrat, an feuchten schattigen Felsen, erratischen Blöcken, auf steiniger, feuchter Erde, Humus-. Wald- und Heidemoorboden, auf Mauern, Stroh- und Schindeldächern, an Laub- und Nadelholzstämmen, faulenden Baum- stubben und Wurzeln von der Tiefebene bis in die alpine Region in Nord- und Mitteleuropa weit verbreitet. In Tirol: Nockspitze im Langtauferer Thal (Ober-Vintschgau) noch bei 3010 m (J. Breidler). Aus der Mark bisher nur von wenigen Punkten bekannt: Freienwalde; Buckow (Löske und Osterwald); Berlin (Grunewald leg. Lucas); Königshorst, auf einem Strohdache (H. Schulze); Grünwalde bei Mückenberg (Jakobasch); Neuruppin (Warnsdorf); Triglitz (Jaap); Brüsenwalde (Warnstorf); Bärwalde (R uthe); Sommerfeld (Warnstorf). Abänderungen: A. Pflanzen kräftig, einfach oder unregelmässig kurz- ästig, oberwärts mitunter in längere Aste geteilt, meist aufrecht. 1. Var. subjulaceus (Br. eur. 1854). Synonyme: Hypn. ortho- thecioides Lindb. Spitzb. Mossor p. 540 als Subsp. (1866). — Hypn. unicatum var. strietum Schlieph. in litt. (1885). — Hypn. uncinatum ß suetum * orthothecioides Sanio in Hedw. 1887, p. 152. — Hypn. unicatum var. subjulaceum f. orthothecioides Renauld in Husnot, Musc. gall. p. 378 (1894). Kräftigste Form und in der Tracht (besonders bei geraden, auf- rechten Stengelblättern) einem Campto- oder Orthothecium ähnlich. Stämmchen bis 8 cm hoch, meist aufrecht, einfach oder unregelmässig kurzästig, mitunter oberwärts mehrfach geteilt. Stammblätter breit- lanzettlich, etwa 3 mm lang und 0,8—1 mm breit, steif aufrecht oder hakig einseitig gekrümmt wie Stengel- und Astspitzen, stark längs- faltig, ganzrandig oder nur in der Pfrieme gezähnt. Innere Perichaetial- blätter mit dünner, weit in die Pfrieme eintretender Rippe. Kapsel aufrecht oder geneigt und schwach gekrümmt. F- orthophylla. — Stammblätter dicht und steif aufrecht an- liegend; Stengelspitzen gerade. Spitzbergen; Kobbe- und Brandewynebay leg. 1868 S. Berg er en! F. subfaleata. — Stammblätter gedrängt, stets mehr oder weniger hakig bis fast sichelförmig einseitig gebogen; ebenso die Stengel- spitzen. C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 419 Lappland: Tsipnovolok; Semiostroff; Kantalaki (Brotherus!); Kvikk- jokki (Nymann!). — Norwegen: Nordkap (Brotherus!); Lille Elve- dale (Gebr. Krause!) c. fr. — Salzburg: Stubenkogel bei Mittersill im Pinzgau 2530 m (Breidler!); Schweiz: Graubünden, am Ufer des Roseggbaches (Dr. Graef!); „ad terram circa lacum montis Cenisii‘“ (Arcangeli!). Nach der Beschreibung der var. subjulaceum bei Limpricht, Kryptogamenfl. v. Deutschl., Bd. IV, Abt. 5, p. 387 ist es ausser allem Zweifel, dass 7. orthotheciordes Lindb. mit dieser Form iden- tisch ist, denn dieselbe passt fast Wort für Wort auch auf letztere Pflanze. Dass ZH. orthotheciorides nicht einmal als Subspecies, ge- schweige denn als Species aufgefasst werden kann, beweisst eine nur einigermassen eingehende Untersuchung und Vergleichung mit anderen Formen des vielgestaltigen H. uncinatum. Sie ist höchstens charakte- ristisch durch ihren robusten Bau, armverzweisten Stengel, aufrechte oder schwach sichelförmige Stammblätter und gerade bis wenig ge- krümmte Kapseln und findet sich auch in Sibirien und Nordamerika. 2. var. subsimplex Warnst. Schwächer als vorige, Stämmchen aufrecht, einfach oder unregel- mässig mit vereinzelten kurzen Astchen besetzt, bis 5 cm hoch und meist in gedrängten gelblichen oder gebräunten Rasen. Stammblätter stark einseitig sichelförmig wie auch Stengel- und Ast- spitzen, 1,8—2 mm lang und 0,46—0,5 mm breit, ‘ ganzrandig oder undeutlich gezähnt, mit oder ohne Längsfalten. Insel Grimsey nördlich von Island (Wendl!); Salzburg: Grosseck bei Zederhaus im Lungau 2420 m und Kareck bei St. Michael 2470 m (Breidler!); Steiermark: Schöneck in den Sölker Alpen 2540 m und Weberspitz bei Donnersbachwald 2300 m (Breidler!); Tirol: Rotten- kogel bei Windischmatrei 2750 m; Nockspitz im Langtauferer Thal 3010 m; Mittereck bei St. Valentin 2900 m (Breidler!). — Sehr schöne gebräunte Rasen erhielt ich auch aus Grönland, bei Neuherren- hut von Missionar Spindler gesammelt. B. Pflanzen ziemlich kräftig bis sehr zart, niemals einfach, sondern mehr oder weniger fiederästig, aufrecht oder nieder- liegend, 3. var. alpınus (Ren.) — Synonym: A. uncinatum var. subjula- ceum forma alpina Ren. in Husn. Musci gall. p. 379 (1894): Zierlicher und weniger kräftig als var. subjulaceus. Stengel auf- recht, bis 10 cm hoch, durch kürzere oder längere Aste meist fast regelmässig fiederästig, daher von federartigem Habitus. Stammblätter gross,. etwa 3 cm lang und 0,75 cm breit, in eine sehr lange hohle, mehr oder weniger gesägte, aufrechte, hakige bis sichel- förmige Pfrieme auslaufend und stark faltig. Kapsel aufrecht oder geneigt und etwas gekrümmt. Norwegen: Lille Elvedale (Gebr. Krause!); Brandenburg: Trig- litz, Moorheide zwischen Heidekraut (Jaap!); Harz: Felsblöcke im Ilsethal (Eckler!); Sächsische Schweiz: In einem quelligen Graben (Rabenhorst!); Bayern: Reichenhall (A. Braun!); Ungarn: Zips, an einem quellisen Waldsaume im Bronyiszkoer Gebirge (Kalchbrenner in Bryoth. europ. no. 1195!); Salzburg: Rescheskogel bei Mittersill 2160 m; Schieferfelsen an der Radstädter Tauernstrasse 1370 m; 420 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. Tirol: Gipfel des Katalberges bei Windischmatrei 2630 m; Friaul: Montagna di Nevea bei Chiusaforte 1200 m; Steiermark: Aich, "Wald in Seewigbachgraben 850 m; Kalwang, Wald im Gotsthal 1000 m; Schladming, Steinkarzinken 2500 m; Leoben, Gössgraben 900 —1000 m; Schwanberg, Brandlalm 1500 m; Hohentauern, auf einem Bretter- dache 1265 m (Breidler!); Oberitalien: Alpe Sobretta 1800 m (Haus- mann!); Pizzo Marona am Langensee 1540 m (Artaria!). Ausser- dem noch vom Montblane (Payot), von Villard d’Arene (Ravaud) und aus den Pyrenäen (Gautier) bekannt. 4. var. abbreviatus (Br. eur. 1854). — Synonym: H. unci- natum var. subsulcatum Warnst. in Hedw. 1887, p. 55. In dichtgedrängten, niedrigen, gelbgrünen oder gelbbräunlichen, glänzenden, weichen Rasen. Stengel meist aufrecht und unregelmässig ästig, an der Spitze oft nur schwach sichelförmig gebogen. Stamm- blätter aus eiförmiger Basis lang und pfriemenförmig zugespitzt, sichel- förmig gekrümmt, in der Pfrieme weitläufig schwach gesägt und nur mit wenigen schwachen Längsfalten. Norwegen: Lurö, Lurö-Tind (A. Krause!). — Russland: Moskau, Holzdach eines Pferdestalles auf Gut Troitzki (Zickendrathl!). — Nor- derney: In Dünenthälern (Dr. F. Müller!), — Alsäu: Gipfel des Wildengundkopfs auf Liasschiefer 1950 m (Holler!). — Tirol: Gschlöss bei Windischmatrei ca. 1600 m (Breidler). In Kryptogamenfl. v. Deutschl., Bd. IV, Abt. 3, p. 387 wird als Synsanym zu war. abbreviatus statt var. subsulcatus fälschlich var. subjulaceus Warnst. aus Hedw. 1887, p. 55 citiert! 5. var. gracilescens (Br. eur. 1854). — Syn.: H. aduncum var. gracılimum Berggren (1875). Sehr zierliche, schlanke, bis 10 cm hohe, aufrechte Sumpf- form mit fast regelmässigen dünnen Fiederästchen, welche in der Tracht zarten Gestalten von Drep. aduncus nahe kommt. Stamm- und Astblätter mehr oder weniger sichelförmis wie die Stengel- und Astspitzen, schwachfaltig oder faltenlos, ganzrandig oder oberwärts un- deutlich gezähnt. Lappland: Halbinsel Kola, Kookenniemi „in turfoso“ (Hjelt et Hult!). — Norwegen: Dovre, Kongsvold (Hult!), — Schweden: Medelpad (Arnell!). Letztere Pflanze liest im Hb. Lindberg unter dem Namen FH. uncinatum ß. suetum ** medium 7 brevifohum Sanio und zwar mit dem Vermerk auf dem betreffenden Convolut: det. Sanio! — Steiermark: Krungler Moor bei Mitterndorf ca. 800 m; am Rottenmanner Tauern 1150 m (Breidler!), — Kärnten: Gipfel des Stanziwurten bei Heilisenblut 2700 m (Breidler!). — Sibirien: Jenisei, Tolstoinos (70° 101 nördl. Br.) (Arnelll). Die Form von letzterem Standorte benannte Berggren in Musc. et Hepat. Spets- berg, 1375, p. 86 mit var. gracıllimum, welche nur wenig schwächer ist als die Formen der europäischen Standorte. Dadurch, dass in den Rasen einzelne Stämmchen von Bryum pseudotriquetrum eingesprengt sind, dokumentiert sie sich als Hygrophyt. Die Stammblätter dieser Form sind etwa 1,70 mm lang und 0,57 mm breit, stets ganz- randig und faltenlos! Dass die var. gracılescens besonders Sümpfe bevorzugt, ergiebt sich auch daraus, dass zwischen den Rasen vom Krungler Moor in Steiermark sogar Hypn. stramineum wächst. Eine überaus winzige, bräunliche, etwa 4 cm hohe Form mit z. T. dicht C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien, 421 anliegenden Blättern am Stamm und der unteren Hälfte der dünnen Astchen (f. teres) sammelte Hult in Finnland bei Enare! 6. var. plumosus (Schpr. 1860). Pflanzen ziemlich kräftig und flachrasis. Stämmchen niederge- streckt, lang kriechend und dem Substrat oft durch reichliche Rhi- zoidenbüschel, die der Unterseite der Stengel entspringen, fest ange- heftet, fiederästig. Stammblätter 3—4 mm lang, hakenförmig, aus ei- förmigem Grunde rasch sehr lang pfriemenförmig, geschlängelt bis fast kreisförmig. Kapsel trocken eingekrümmt, ceylindrisch. Die häufigste Form und von der Ebene bis 2300 m in den Stei- rischen Alpen emporsteigend; ich besitze Proben von folgenden Stand- orten: 1. Deutschland. Brandenburg: Sommerfeld (Lausitz), Baudacher Heide!!; Schermeisel, Kiefernstumpf (Paul); Angermünde, an einem err. Block am Schwarzen See (R. u. O. Schulz); Boitzenburg, Wald- bruch nördlich von Brüsenwalde!!; Neuruppin, Birkenschonung vor Altruppin!!; Gross-Langerwisch (Prignitz), auf einem feucht liegenden Steine; Laasker Krümmel, am Grunde von Salz aurita; Grosse Horst bei Wolfshagen am Grunde einer Birke; Sagast auf Steinen (Jaap). — Hamburg: Reinbeck im Sachsenwalde mit Dier. majus (Oster- wald); Sachsenwald, bei Möhnsen auf einem Stein im Graben (Jaap). Borkum: Kievitsdelle (F. Müller). — Wesergebirge: Steinbrüche bei Eschershausen (Mönkemeyer). — Rheinprovinz: Derschlag, an über- Huteten Felsen (Bräucker). — Oberbayern: Arzbachthal bei Tölz (Holler), — 2. Osterreich. Steiermark: Hochlautsch bei Miznitz, 1500 m (no. 169); Rakowetzer Wald am Bachergebirge, 1000—1200 m (no. 170); Kienberg bei Leoben, ca. 1000 m (no. 174); Alpe Reichenstein bei Vordernberg, 1800—2000 m (no. 175); Plettenthalhöhe bei Puster- wald, 2200 m (no. 182); Tastenberg bei Schladming, ca. 900 m (no. 186); Amachkogel bei St. Johann am Tauern, 2300 m (no. 207) (Breid- ler). — Tirol: Niederdorf in trockenem Nadelwald, 1200 m (Kalkhoff). 3. Russland. Nowgorod, Kreis Borowitschi und Tscherepowski (Antonow); Moskau: Bogoradsk Wald (Zickendrath), — Lappland; Kantalak (Brotherus). 4. Schweden. Smaland: Borkeryd (Arnell). 7. var. plumulosus (Br. eur. 1854). Wuchs und Habitus wie bei voriger Form, nur in allen Teilen kleiner; dicht fiederästig und häufig durch Rhizoidenbüschel dem Sub- strat fest anhaftend. Stammblätter 2—3 mm lang und bis 0,6 mm breit, minder lang zugespitzt, fast kreisförmig gekrümmt. Seta kurz. Kapsel klein. Viel seltener als no. 6. Von folgenden Standorten sind Belags- exemplare in meinem Herbar. 1. Deutschland. Brandenburg: Neuruppin, Sandsteinfassung eines Grabes auf dem alten Friedhof und an einer alten Erle an der Chaussee vor Storbeck!!; Westfalen: Höchste Gipfel des Sauerlandes bei 800 m an Buchenrinde (Grebe); Thüringen: Schmücke (Schliep- hacke); Bayern: Waldmünchen (Böhmerwald) auf den höheren Fels- a) des Cerchowstockes ca. 900 m (Progel); Baden: Feldbers Goll). — 422 ©. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. Österreich. Friaul, Montagna di Nevea zwischen Raibl und ecke, 1200 m (no. 202); Steiermark: In der Höll’ bei Weichsel- boden an Fichtenstämmen, ca. 800 m (no. 203); Wald im Buchgraben bei Wald, ca. 1300 m (no. 204); Logarthal in den Sannthaler Alpen, 800 m (mo. 206) (Breidler). — 3. Bosnien: Kruscica, im Hochwald an Baumrinde (Brandis). 4. Pyrenäen: Monts Maudits, 2130 m (Jeaubernat). 5. Norwegen: Ohne genauen Standort (A. Krause). 6. Russland: Provinz Wladimir, Torfmoor bei Berendiejewo (Ziekendrath). * Aypnum symmetricum Ben. et Card. ist nur eine plumose oder plumulose Form von Drep. uncinatus mit vollommen auf- rechter cylinderischer Kapsel aus Nordamerika (Oregon leg. H. Ho- well) und (Washington Territory leg. RölN. 8. var. contiguus (Nees). — Hypn. conliguum Nees Mecr., Hüben., Muscol. germ. p. 676 (1833). — Hypn. Solmsianum Schpr. in litt., Milde, Bryol. sil. p. 347 (1869). — Hypn. uncinatum var. contiguum Limpr. in Kryptogamenfl. v. Schles. I, p. 66 (1876). — Hypn. uncinatum y. plumulosum | 7 j graeilescens * "* contiguum Sanio, Fragm. I. p. 25 (1887). — Von allen bekannten Formen die kleinste und zarteste, in der Grösse etwa wie Aypn. Sommerfeltü. Stämmchen bis 5 cm lang, kriechend, unterseits hier und da mit Rhizoidenbüscheln, zerstreut mit aufrechten oder ausgebreiteten, etwa 3 mm langen, hakenförmigen Äst- chen besetzt. Stamm- und Astblätter einseitig sichelförmig; erstere schmal eilanzettlich, allmählich sehr lang pfriemenförmig, 1—2 mm lang und etwa 0,5 mm breit, nicht oder schwach längsfaltig und ganz- randig. Nach Limpricht (Kryptogamenfl. v. Deutschl., Bd. IV, Abt. 3, p- 391) an Baumrinden (Fichten, Knieholz, Rotbuchen, Birken u. s. w.) und an behauenem Holze, besonders an Wasserrinnen, durch die Berg- region der Sudeten, der mitteldeutschen Gebirge und der Alpen ver- breitet und häufig mit Frucht. Ich besitze diese Form nur von einem einzigen Standorte aus Steiermark: Im Leistengraben bei Steinach an einem Baumstrunk leg. Breidler (no. 205). — Meine Angabe in Moosil. d. Prov. Brandenb., Verh. Bot. Ver. Brandenb. XXVII, p. 77, dass sie hier bei Neuruppin auf einem Grab- steine vorkomme, ist zu streichen und auf var. plumulosum zu über- tragen. — ‘Wenn eine so verbreitete Art wie Drep. uncinatus, die von der Ebene bis ins Hochgebirge sowohl auf organischem wie unorganischem Substrat vorkommt, so zahlreichen auffallenden Abänderungen unter- worfen ist, so ist das kaum verwunderlich, wenn man erwägt, wie ver- schiedenen klimatischen und Substrat-Verhältnissen die Pflanze an den einzelnen Standorten ausgesetzt ist. Dieselben Erscheinungen der Polymorphie wiederholen sich mehr oder minder bei fast allen gemeinen, weit verbreiteten Moosen; man denke nur an AHypn. cupressiforme und Ceratodon purpureus! 9. Drepanocladus subaduncus Warnst. in litt. (1901). Syndnyme: Hypn. aduncum ß. gracilescens Bryol. eur. Vol. V], tab. 605, var. 8. — Hypn. adumcum &. legitimum u. gracilescens C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 423 Sanio, Comm. p. 14 (1880). — Hwypn. tenue ß. gracilescens v. Klinggr., Leber- und Laubmoose West- und ÖOstpreussens p. 272 (1898). — Hypn. polycarpum var. y. gracılescens (Br. eur.) Limpricht, Kryptogamenfl. von Deutschl., Bd. IV, Abt. 3, p. 413 (1898). (Taf. SEN HiE) 13; Par 'VIX, Ries 0). Hygrophyt! In Grösse und Habitus schwächlichen zierlichen, Formen von Drep. intermedius und Drep. vernicosus oder auch sehr gracilen Pflanzen des Drep. aduncus ähnlich. Rasen locker, weich und oben gelbgrün. Stämmchen meist aufrecht, 10—12 cm hoch, selten länger, unregelmässig oder fast regelmässig fiederästig; Centralstrang wenig- zelligs, der mechanische Ring aus 3—4 Schichten gelbwandiger, ver- diekter, englumiger Zellen zusammengesetzt; Epidermis fehlt. Sämt- liche Blätter, sowie auch die Stengel- und Astspitzen ausgezeichnet einseitig sichelföürmig,. Stammblätter fast gleichgestaltet, häufig trocken schwach querrunzelis und auch im feuchten Zustande nicht selten mit einigen deutlichen Längsfalten; die untere Hälfte breit rundlich- bis länglich-oval, dann über der Mitte häuäg plötzlich durch die rinnig zusammenneisenden Ränder in eine ziemlich lange, stark hakenförmig zurückgebogene Pfriemenspitze auslaufend, etwa 1,3—1,5 mm lang und 0,86 mm breit, ganzrandig und entweder mit dünner, ein- facher, seltener gegabelter, höchstens bis zur Blattmitte reichender, gelblicher Rippe oder die letztere etwas kräf- tiser und bis in den unteren Teil der Pfrieme fortge- führt. An den nicht oder kaum herablaufenden, oft deutlich geöhrten Blattflügeln eine kleineaufgeblaseneGruppe rechteckiger oder polygonaler erweiterter, schwach getüpfelter Zellen, die etwa 1,1, der Laminahälfte einnehmen und vom übrigen Zellnetz scharf abgesetzt sind. Zellen der Blattmitte 6—8, seltener nur 3—4 mal so lang wie breit, dünnwandig und nicht ge- tüpfelt; die Basalzellen parenchymatisch kurz rechteckig, dickwandig und deutlich getüpfel. Astblätter kleiner und schmaler, ihre Rippe kürzer und schwächer, z. T. oft undeutlich. Rhizoideninitialen im Blattgewebe fehlen. — Zweihäusig; o Blüten stammständig auf kurzem seitlichen Aste; nach Limpricht am Fusse des Perichaetiums zahlreiche Innovationen. Hüllblätter zahlreich, die inneren schmal lanzettlich mit aufrecht abgebogenen pfriemlichen Spitzen, ganzrandig, rippenlos oder zartrippig, deutlich längsfaltig. Archegonien 8—10 mit Paraphysen untermischt. Sporogone mir nicht bekannt. Gern in feuchten Ausstichen, kalkhaltigen Sumpfwiesen und Gräben, nicht selten, aber nicht so gemein wie Drep. Kneiffii oder Drep. »seudoflurtans. Ist mir von folgenden Punkten bekannt; 1. Deutschland: Brandenburg, Lagow, am Rande eines Wald- tümpels am Bechensee (Paul!); Rüdersdorf, feuchte Stelle am Krien- kanal und Kalksümpfe im Krienbruch (Löske!); in einem Sumpfloch der Rüdersdorfer Kalkberge viel (Österwald!); Biesenthal, in einem thonigen Ausstich (Löske!); Neuruppin, in kalkhaltigen Gräben und ‚Wiesen, in alten Thongräben, quelligen Abhängen u. s. w. verbreitet!!; Triglitz, Gräben in den Heidewiesen und Putlitz, am Zieskenbach (Jaap!). 2. Österreich: Steiermark, Gleizer Thal bei Deutschlandsberg (no. 33)1); Graz, sumpfige Wiese bei Mariatrost, 400 m (no. 336); !) Unter nachfolgenden Nummern habe ich Exemplare von Breidler erhalten. 424 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. Irdning, Moorgrund im Ennsthale 640 m (no. 39); Neumarkt, Dürn- berger Moor, 990 m (no. 37); Gratwein, Schirdinggraben 456 m (no. 32); Windischfeistritz, Teich bei Weidisch (no. 35); Schöder, Rotten- manner Wiesen, 940 m (no. 42). — Niederösterreich, Wien, in einer nassen Schottergrube bei Münchendorf (no. 3); auf einer Bergwiese bei Reckowinkel im Wiener Walde (no. 43) (Breidler!). 3. Finnland: Valkjärvi, auf feuchten Wiesen zwischen Carices (H. Lindberg!) In der Prignitz sammelte Jaap auf dem feuchten Boden einer Sandgrube im Kiefernwalde eine bis 25 cm lange, niederliegende Form, welche durch Kontaktreiz mit dem Substrat ziemlich zahlreiche Stamm- rhizoidenbüschel entwickelt hatte, die aufrechten Formen stets fehlen. Offenbar hat diese Form anfänglich längere Zeit aufrecht im Wasser vegetieren können und sich erst später, nach Austrocknung des Stand- orts, niederlegen müssen, wie das häufig auch bei anderen Harpidien vorkommt. Schlussbemerkungen. Es dürfte zunächst auffallend sein, dass ich 2 Eormen: Hypn. Wüsoni Schpr. und Hypn. hamifolium Schpr., die in neuerer Zeit sowohl von Klinggr. als von Limpricht als selbständige Arten aufgefasst und beschrieben worden sind, ohne weiteres als Syno- nyme zu Drep. Sendtneri (Schpr.) bringe. Und doch, wenn man diese 3 vermeintlichen Species eingehend mit einander vergleicht und anatomisch prüft, so muss man zu dem Schluss gelangen, dass sie sämtlich dem gleichen Formenkreise angehören. Schon Schimper, der Autor der 3 in Rede stehenden Typen, beschreibt sein früheres Hypn. Wüsoni in Synops. ed. 2, p. 731 als Zypn. Sendineri var. ß. Welsoni, und Limpricht betont in Kryptogamenfil. v. Deutschl. Bd. IV. Abt. 3, p. 394 von Hypn. Wüsoni ausdrücklich: „Verhält sich zu Hypn. Sendtneri, wie Hypn. Cossoni zu Aypn. intermedium“, damit die nahe Verwandtschaft von Aypn. Sendtneri und Hypn. Welsoni einerseits und von Hypn. intermedium und Hypn. Cossont andrerseits ausdrücklich anerkennend. Und in der That besteht der ganze Unterschied von Aypn Wiülsoni und Hypn. Sendtneri im Grunde genommen in nichts weiter als in der Grösse beider: Hypn. Wilsoni wird stets kräftiger und besitzt durchweg längere Stamm- und Astblättee. Mit Aypn. hamifolum endlich erreicht dieser Formenkreis seine höchste Entwickelungsstufe, und es gehören hier- her tlie meist vollkommen untergetauchten, gelb- bis schwarzbraunen, robustesten Formen des Hypn. Sendtneri. (Taf. XII. Fig. 14). Da der anatomische Befund bei Untersuchung des Aypn. Cossoni der gleiche ist wie bei Hypn. intermedium, so kann ersteres nur als eine viel kräftigere Form des letzteren aufgefasst werden. Würde man dem Hypn. Cossoni Artenrechte zugestehen, so müsste das selbst- verständlich erst recht z. B. mit einer überaus robusten, Autenden und laxblätterigen Form von Hypn. vernicosum geschehen, die Lind- berg als var. d gigas unterschieden. Letztere ist habituell von dem gewöhnlichen Hypn. vernicosum so abweichend, dass man sie auf den ersten Blick unmöglich als dahin gehörig zu erkennen vermag; C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 425 nur die eingehendste anatomische Untersuchung lässt keinen Zweifel darüber, wohin dieselbe zu stellen sei. Obgleich Milde in Bryol. sil. p. 348 schon 1869, €. Müller in „Natur“ 1881 p. 416 und neuerdings auch Klinggraeff in Leber- und Laubm. West- und Ostpr. p. 278 (1893) das Aypn. pseudostramineum C. Müll. (Bot. Zeit. 1855. p. 500) als Form von dem so überaus polymorphen Drep. fluitans (L.) erkannten, hat Limpricht in Kryptogamenfl. v. Deutschl. Bd. IV. Abt. 3. p. 422 dennoch wieder das Artenrecht desselben durch eine eingehende Be- schreibung und Abbildung zu begründen gesucht. Dasselbe stimmt aber nach einem Müllerschen Originale aus der Dölauer Heide mit Drep. fluitans in folgenden Punkten überein: 1. in der dünnen, meist bald über der Blattmitte schwindenden, seltenen kürzeren Rippe; 2. in den quadratischen bis kurz rechteckigen, vom übrigen Zellge- webe nicht scharf abgesetzten Blattflügelzellen, sowie in den übrigen Laminazellen; 3.in den an der Blattspitze und an den Seitenrändern auftretenden Rhizoideninitialen, die nicht selten zu Rhizoiden aus- wachsen und 4. in dem einhäusigen Blütenstande — Von gewöhn- lichen Formen desselben weicht die Pflanze nur ab durch oberwärts etwas kürzere, meist in eine wenig lang ausgezogene, häufig stumpf- liche Spitze verschmälerte Stammblätter, die aufrecht abstehen oder anliegen, und nicht sichel- und hakenförmige Stengel- und Astspitzen. Da die Blätter an älteren Stammteilen lang und fein zugespitzt sind, so kann man das Hypn. pseudostramineum C. Müll. als eine Form von Drep. fluitans mit dimorphen Stammblättern betrachten, und dasselbe würde dann zu Drep. fluitans in demselben Verhält- nisse stehen, wie etwa das weiter unten zu besprechende Aypn. tun- drae zu Drep. exannulatus. In den Verh. des Bot. Ver. Brandenb. Jahrg. 1866. p. 61 betont schon H. Müller gelegentlich einer aus- führlichen Darlegung des Verhältnisses zwischen Hypn. pseudostra- mineum und Drep. fluitans, dass sich an den von ihm in der Samml. Westf. Laubm. unter no. 306 herausgegebenen Exemplaren des Hypn. pseudostramineum an älteren Stengelteilen die Eigentümlich- keiten der flustans- Blätter, an den Blättern der letzten Jahrgänge alle Eigentümlichkeiten der pseudostramineum-Blätter finden. Auch hat H. Müller damals schon bei beiden Pflanzen die dem Blattge- webe an den Blattspitzen und Seitenrändern eingelagerten eigen- tümlichen Rhizoideninitialen wahrgenommen. Auch Hypn. H. Schulze Limpr., Kryptogamenfl. v. Deutschl. Bd. IV. Abt. 3. p. 428 (1898) ist als Art unmöglich zu halten, sondern hat mehr als Hochmoorpflanze höherer Gebirge und nördlicher Breiten dem Formenkreise des Drep. fluitans zu verbleiben, da es in keinem anatomischen Merkmal von dem letzteren abweicht. Die fast immer in gedrängten Rasen wachsenden Pflanzen sind meist oberwärts rötlich braun bis grün und rötlich gescheckt, die Stamm- blätter stehen dicht gedrängt meist einseitig sichelförmig, ihre bräun- liche bis rötliche Rippe ist etwas kräftiger und länger als bei ge- wöhnlichen Formen von Drep. fluitans, und die Blattflügel bilden eine kleine, convexe Gruppe derbwandiger, gelbgefärbter Zellen, die von den anstossenden Laminazellen nur undeutlich getrennt sind. (Taf. XiII, Fig. 7). Wuchs, Färbung, kräftigere Rippe u. s. w. können aber unmöglich bei so vielgestaltigen Gewächsen, wie die Harpidier Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XIII. 1903. 29 426 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. es sind, allein das Artenrecht einer Form begründen. Übrigens sah ich auch aus der Ebene, z. B. bei Wittenberge a. d. Elbe auf Sumpfwiesen von meinem Sohne Johannes gesammelte Exemplare von Drep. fluitans mit auffallend starker, weit in die Pfrieme ein- tretender Rippe, die aber im übrigen (besonders habituell) mit Zypn. H. Schulzei gar keine Ähnlichkeit besitzen. Anfänglich unterschied ich diese Form als Drep. serrulatus, musste mich indessen beim fort- schreitenden Studium der zahllosen flurtans - Formen, die mir aus ganz Europa zur Verfügung standen, sehr bald überzeugen, es in diesem Falle auch nur mit einer solchen zu thun zu haben. In der Allgem. Bot. Zeitschr. 1899. Beiheft. p. 38 wird vom Verf. ein Hypn. bohemicum n. sp. veröffentlicht, welches Schulze im Riesengebirge in den Quellsüimpfen des Weisswassers unweit der Wiesenbaude am 4. Septbr. 1892 sammelte. Die Pflanze wächst in bis 25 cm tiefen, oben gelbgrünen Rasen; die Stämmchen sind unter- wärts fast astlos und nur gegen die sehr schwach sichelförmig ge- bogene Spitze mit wenigen, sehr kurzen, zarten Astchen besetzt. Die etwas entfernten, flatterig abstehenden, bis schwach sichelförmig sekrümmten, schmal lanzettlichen, etwa 3 mm langen und 0,4 mım breiten Stammblätter gegen die Spitze gesägt und mit gelblicher, dünner, bis zur Mitte fortgeführter Rippe. An der Blattbasis zu beiden Seiten der Rippe in der Regel mit einer Reihe grosser, bräunlicher, rechteckiger, „nicht getüpfelter Zellen, die gegen die Ränder oft 2stöckig werden und von den übrigen Laminazellen nicht scharf ab- gesetzt sind, sodass eine eigentliche Blattflügelzellgruppe zu fehlen scheint. — Diese mir von Schulze seinerzeit als Zypn. pseudo- stramineum übersandte Pflanze ist ebenfalls nur eine in den tiefen Moorsümpfen höherer Gebirge wachsende Form des Drep. fluitans. Wegen der üppigen Entwickelung der vegetativen Organe war die Bildung der Geschlechtsorgane ganz unterblieben und eine Ent- scheidung über den Blütenstand deshalb unmöglich. — Ebenso ge- hört das Aypn. aurantiacum (Sanio) v. Klingegr. (Leber- und Laubm. West- und Ostpr., p. 278, 1893) ganz unzweifelhaft zu Drep. fluitans, denn die orange gefärbten Peristomzähne, wodurch sich dasselbe von dem letzteren unterscheiden soll, kann man doch nicht im Ernst als genügenden Ditferenzierungspunkt zwischen beiden gelten lassen wollen. Dagegen fand sich in der grossen Kollektion Harpidien, welche mir Dr. Harald Lindberg in dankenswerter Weise zur Unter- suchung überlassen hatte, unter dem Namen Amödlyst. flwitans var. brachycarpum H. Lindberg eine in mancher Beziehung von Dre». flwitans so abweichende Form, dass es vielleicht gerechtfertigt sein möchte, sie als Drep. brachycarpus (H. Lindb.) von Drep. fluitans abzuzweigen. Nachfolgende ausführliche Beschreibung mag meine Ansicht rechtfertigen. Pflanzen sehr zierlich und klein, aufrecht, unregelmässig beästet und in dichten, kompakten, bis etwa 5 cm hohen, oben gelblichen Rasen. Stämmchen mit wenig zelligem Öentral- strange, sehr lockerem Grundgewebe und 2--3 Reihen engerer, ver- dickter, roter mechanischer Zellen. Stammblätter klein, nicht berablaufend, etwa 1,14 mm lang und 0,42 mm breit, eilänglich C. Warnstorf, Die europäjschen Harpidien. 427 lanzettlich, mit kurzer und breiter. oder verlängerter schlanker, scharfer, in der Regel deutlich gesägter Spitze, dicht gedrängt, die unteren entweder aufrecht oder sämtlich schwach sichelförmig ge- bogen, wie auch die Stamm- und Astspitzen; ohne Längsfalten. Rippe sehr dünn und kurz vor oder in der Blattmitte schwindend. Zellen ausserordentlich enge und mit sehr verdickten, getüpfelten Längswänden; in der Mitte der Lamina etwa 15—20 mal so lang wie breit; Basalzellen erweitert, quadratisch und kurz rektangulär, eine eigentliche Blattflügel- zelleruppe fehlend. Aus dem Rücken der Blattspitze und der Rippe, sowie auch nicht selten aus den Seitenränden mit dicken, braunen Rhizoiden, welche aus eingelagerten Initialen entspringen und sich gegenseitie so mit einander verflechten, dass die Stämm- chen sich nur schwer trennen lassen. Astblätter schmal lanzettlich, mehr oder weniger einseitig sichelförmig, mit sehr dünner, stets vor der Mitte erlöschender Rippe. — Einhäusig; < Blüten sehr zahlreich, dick knospenförmig. Perichaetialastam Grunde reichlich mitRhizoiden. Hüllblätter scheidig zusammengewickelt, breit oval, oben plötzlich zu einer kurzen oder auch längeren Spitze zusammengezogen, in den oberen ®/, der Lamina mit unregelmässig verteilten Rhizoideninitialen, die mit- unter in den äusseren Perichaetialblättern zu Rhizoiden ausgewachsen sind. Rippe äusserst zart, kaum bis zur Mitte fortgeführt. Kapsel auf etwa 4—5 cm langer Seta aufrecht oder wenig geneigt, hochrückig, kurz. 1,5—2 mm lang, entdeckelt, unter der Mündung nicht verengt, glatt. Zellen der Urnenepidermis Kkollenchymatisch 4- bis 6seitig, nicht selten quer breiter als lang. Zähne des äusseren Peristoms unten blassgelb, aussen zart quer gestrichelt, ungesäumt, Innenlamellen sehr dicht gestellt; oberwärts hyalin, fast glatt oder schwach papilös, breit hyalin treppenförmig gesäumt. Inneres Peristom bleich, kaum papillös, Fortsätze nicht oder äusserst-schmal ritzenförmig durchbrochen; Wimpern?; Sporen olivengrün, 10—23 w diam. (Taf. XIII, Fig. 10). In Finnland bei Sakkola (Isthmus Karelicus) am 22. Juni 1879 reichfruchtend von Harald Lindberg gesammelt. Eine andere sehr auffallende Form des Drep., fluitans wurde von H. Lindberg in Norwegen bei Lille Elvedal auf der Alpe Gravala in der subalpinen Region gesammelt, die ich in meinem Herbar als var. intermedius bezeichnet habe. — Diese Pflanze wächst in dichtgedrängten, bis 6 cm hohen, schön gelblichen Rasen und erinnert habituell an gewöhnliche schwächliche Formen von Drep. exannulatus. Stammblätter klein, kurz eilanzettlich, meist einseitig sichelförmig, mit kurzer, meist rinnig hohler Spitze, etwa 1,30 mm lang und 0,63 mm breit, kaum gesägt, mit dünner, über der Blatt- mitte schwindender Rippe. Blattflügelzellen etwas verdickt und meist gebräunt. Zellen der Lamina S—10 mal so lang wie breit mit etwas verdickten Wänden ganz wie bei Drep. exannulatus. Astblätter kleiner, sichelförmig, mit sehr kurzer Rippe. Stamm- und Astblätter fast am ganzen Stämmchen mit aus den Spitzen, Seitenrändern und dem Rücken der Rippe hervorgehenden vielen langen, braunen Rhizoidenbüscheln, die eingelagerten Initialen ent- 29° 428 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. springen und sich gegenseitig so verschlingen, dass man oft Mühe hat, die einzelnen Blätter unbeschädigt herauszupräparieren. Ein- häusig; Perichaetialast wurzelnd. Hüllblätter breit oval, oben plötz- lich zu einer kurzen, aufgesetzten Spitze zusammengezogen, die inneren rippenlos. Sporogone mit roter, unten rechts, oben links gedrehter, bis 5 cm langer Seta und etwa 3 mm langer, fast auf- rechter bis schwach gekrümmter, ein wenig geneigter Kapsel. Sporen olivengrün, bis 25 w diam. — Die eiförmigen, kurz zugespitzten Stammblätter mit kürzeren Laminazellen erinnern sofort an Drep. exannulatus, während der einhäusige Blütenstand, sowie das basale Zellnetz der Stengelblätter auf Drep. fluitans hinweisen. Endlich sei noch einer sehr kräftigen nordischen Wasserform von Drep. flıntans: var. luzurians Warnst. in Herb. gedacht, welche H. Lindberg in Finnland bei Jorvis, Järvikyla am 5. Juli 1899 sammelte. Pflanze im Wasser schwimmend, sehr robust, weich und schlaff, unten gebräunt, oberwärts gelbgrün. Stämmchen bis 25 cm lang, vom Grunde an regelmässig fiederästig; die unter- sten Aste oft bis 13,cm lang und stengelähnlich ge- fiedert, nach oben die Aste allmählich kürzer und einfach. Stammblätter sehr gross, 4,3 mm lang und 0,73 mm breit, weit aufrecht abstehend bis schwach sichelförmig, schmal lanzettlich, in der lang pfriemenförmig ausgezogenen Spitze scharf gesägt. Rippe dünn, bis in die Pfrieme eintretend. Blattflügelzellen in den älteren Blättern gebräunt und deutlich verdickt. Zellen der Lamina wenig verdickt, nicht getüpfelt, ziemlich weitlichtig und 20 bis 30 mal so lang wie breit. Astblätter schmäler, geschlängelt abstehend. Astspitzen schwach sichelförmig. Sämtliche Blätter trocken deutlich querrunzelig und glänzend. Blüten unbe- haart! In Kryptogamenfl. v. Deutschl. Bd. IV, Abt. 3, p. 418 scheidet Limpricht das Hypn. exannulatum var. purpurascens Milde (Bryol. sil. p. 349, 1869) als Hypn. purpurascens (Schpr.) 2. Sp. aus dem Formenkreise des vielgestaltigen Drep. exannulatus ab und erläutert seine eingehende Beschreibung durch 3 Textfiguren. Und gewiss, wenn die von Limpricht für seine neue Art ange- gebenen Merkmale: „Rasen purpurn und grün gescheckt bis völlig purpurn, stark glänzend“ und weiter: „Rippe pur- purn, an derkonvexenBlattbasis, eine Querreiheleerer, aufgeblasener, anfänglich farbloser, später von der Rippe her braunrot gefärbter, nicht getüpfelter, rectan- gulärer Zellen, die gegen die Ränder hin sich ver- längern und hier höchst selten durch eine oder zwei Querwände geteilt sind“, wirklich bei allen Formen zutreffend, überhaupt nur einigermassen konstant wären, so liesse sich nichts dagegen ein- wenden, wenn ein so umfangreicher Formenkreis, wie der des Drep. ezannulatus auf diese Weise entlastet würde. Indessen schon durch Einbeziehung der beiden Varietäten: brachydiciyon Renauld und Rotae (De Not.) macht Limpricht selbst die für AZypn. purpuras - cens aufgestellten Charaktermerkmale vollkommen illusorisch. Ferner zeigen Limprichtsche Originale nicht einmal immer die für Hypn. Purpurascens eigentümlich sein sollenden Basalzellen der Stammblätter, C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. 429 sondern ich fand sie oft genug: so, wie es Taf. XIII, Fig. 9 dar- stellt, d. h., die ausgebildeten Blattflügelzellen bildeten eine von den übrigen Laminazellen scharf abgesetzte, nicht ganz bis zur Rippe reichende Gruppe, wie sie genau so bei Drep. exannulatus häufig wiederkehrt. (Vergl. Taf. XIII, Fig. 3). — var. dbrachydietyon Ren. ist eine wenig kräftige, grünliche oder rötliche bis 8 cm hohe Form von Drep. exannulatus mit auffallend starker, unter der Spitze ver- schwindender Blattrippe und der Blattflügelzellgruppe von Drep. exannulatus. — Var. Rotae (De Not.), die schon Limprichtl. c., p. 422 nur mit Reserve zu Aypn. purpurascens zieht, ist eine, so- wohl von diesem als auch von Drep. exannulatus gut differenzierte Form, der thatsächlich Artenrechte zukommen. Diese Pflanze wurde von mir unter dem Namen Zypn. trichophyllum n. sp. im Allgem. Bot. Zeitschr. 1899. Beiheft. p. 39 nach Exemplaren beschrieben, welche Apotheker W. Baur in Donaueschingen am 20. Aug. 1897 auf einer Sumpfwiese am Ufer des Karasjoki in Lappland in Ge- sellschaft von Drep. fluitans und Eypn. giganteum gesammelt. — Stammblätter aufrecht abstehend und grösser als die Astblätter; letztere sehr schmal und flatterig abstehend. Sämtliche Blätter schmal lanzett - pfriemenförmig, bis 7 mm lang, ohne Längsfalten, gegen die Stengel- und Astspitzen pinselförmig gehäuft und nur an den ersteren sehr schwach sichelförmig gebogen, an den flachen Seitenrändern klein gezähnt. Laminazellen sehr schmal linealisch, 10—20 mal so lang wie breit; an den meist schwach geöhrten Blattflügeln eine grosse Gruppe hyaliner, aufgeblasener, rechteckiger, dünnwandiger Zellen, welche sich beiderseits meist bis gegen die Rippe hinziehen und in der Richtung dorthin allmählich verkürzen, gegen die Ränder hin zuweilen 2- bis 3stöckig: werden und von den übrigen Laminazellen scharf abgesetzt sind (Taf. XIII, Fig. 1). Die im Alter dunkel schwarzbraune, in der Jugend gelbgrüne, überaus kräftige Rippe verschmälert sich nach oben wenig und tritt als lange, meist gesägte steife Borste aus (Taf. XIV, Fig. 6), — Diese Pflanze ver- dient zweifellos Artenrechte und ist das wahre Drep. Rotae(DeNot.). Harald Lindberg sammelte in Finnland bei Valkjärvi im See Mielisjärvi eine sehr üppige, schwimmende, dunkelgrüne Wasserform dieser Art, die in seinem Herbar als Aypn. fluitans var. serratum Lindb. lag. — Hypn. purpurascens Limpr. dagegen ist nach wie vor als var. purpurascens von Drep. ezannulatus aufzufassen, da auch nicht ein einziger durchgreifender Unterschied zwischen beiden vorhanden ist. — Ahnlich, wie mit Zypn. purpurascens, verhält es sich auch mit Hypn. tundrae (Arnell) Jörg. in Christ. Vid. Selsk. Forh. 1894. no. 8. — Die zarten, grünen oder gelbgrünen, 6—7 cm hohen, unregelmässig gefiederten Pflanzen erinnern habituell ent- weder an Aypn. stramineum oder an ein orthophylles Drep. exannu- latus. Die oberen, aufrechten oder an den jüngsten Sprossen ab- stehenden Stammblätter sind an den Blattflügeln herablaufend und gehen aus der eiförmigen unteren Hälfte über der Mitte in eine breite, meist zungenförmig stumpfe, am äusser- sten Ende gewöhnlich hakignachinnen gebogene Spitze aus; die unteren Blätter sind eilanzettlich wie bei typischem Drep. ezannulatus; sie sind etwa 1,7 mm lang und 0,7 mm breit, ihre Rippe ist dünn und verschwindet weit vor der Spitze oder gegen 430 C. Warnstorf, Die europäischen Harpidien. dieselbe. Das Zellnetz, sowie die herablaufende grosse Blattflügel- zelleruppe ganz wie bei Drep. exannulatu. — Nach Limpricht (Kryptogamenfi. v. Deutschl. Bd. IV. Abt. 3. p. 566 soll das Hypn. tundrae mit Hypn. purpurascens nächstverwandt sein; worauf Limp- richt diese Aussicht stützt, ist mir unerfindlich. Vollkommen bei- stimmen aber kann man ihm, wenn er meint, dass sich dasselbe zwanglos mit Drep. erannulatus var. orthophylius (Milde) vereinigen lasse; es würde dann als f. tundrae (Arnell) Warnst. zu be- zeichnen sein. Nach meiner Ansicht ist diese Pflanze nichts weiter als eine ähnliche Form von Drep. exannulatus, wie Hypn. pseudo- stramineum von Drep. fluwitans. Im Herb. H. Lindbergs fand sich ein von Arnell am 17. Aug. 1896 im Dalecarlien bei Osmundsberg gesammeltes und von ihm als Aypn. ezannulatum var. orthophyllum Milde bestimmtes Exemplar welches von dem Hypn. tundrae aus Sibirien nicht zu unterscheiden war. Nur sind die Blätter z. T. etwas weniger breit- und stumpfspitzig als bei Proben vom Jenisei leg. Arnell und Sahlberg, zeigen indessen aber auch häufig die eigentümlich hakenförmig eingekrümmten Blattspitzen. Ein anderes Exemplar im Lindbergschen Herbar (Norwegen: Tromsöamt, 1. Aug. 1891 leg. Arnell) ist richtiges Aypn. tundrae, während eine Probe aus dem arktischen Norwegen (22. Juli 1892 leg. Jörgen- sen) echtes Drep. exannulatus ist und ein 3. Exemplar (Norwegen: Nordlandsamt, 12. Aug. 1893 leg. Hagen) zu Hypn. stramineum var. patens (Lindb.) gehört. (Taf. XIII, Fig. 2; Taf. XIV, Fig. 4). Erklärung der Figuren. Tafel XIII. Vergr. 1:180. Fig. 1. Blattlügelzellgruppe von Drep. Rotae. Fig. 2. Desgl. von Hypn. tundrae.. Fig. 5. Desgl. von Drep. exannulatus. . Desgl. von Hypn. H. Schulzei (Oxiginal Limprichts!) . Desgl. von Hypn. purpurascens (Original von Limpricht!) . Desgl. von Drep. fluitans var. brachycarpus- Fig. 11. Desgl. von Drep. pseudorufescens. Fig. 12. Desgl. von Drep. pseudofluitans. Fig. 13. Desgl. von Drep. subaduncus. Fig. 14. Desgl. von Drep. Sendineri. Fig. 15. Habitusbild von Drep. simplieissimus var. immersus nat. Grösse. 1 2 3 Fig. z 5, 6, 8. Desgl. von Drep. fluitans. Re) 10 Tafel XIV. Vergr. 1:25. . a. oberes, b. unteres Stammblatt von Drep. simplieissimus. . Zwei Stammblätter von Drep. brevifolius. . Zwei Stammblätter von Drep. latinervus. Zwei obere Stammblätter von Hypn. tundrae. . Zwei Stammblätter von Drep. latıfolius. a. 1 Stammblatt, b. 1 Astblatt, von Drep. Rotae. a. 2 Stammblätter, b. 1 Astblatt, c. i Perichaetialblatt von Drep. subaduneus. . 1 Stammblatt von Drep. pseudorufescens. 1e5 1 je} AISTOPODH 65] me Q [0 e) Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bd_XlL x Taf 13 Dat Warnstum. Verlag von Gustav Fischerin Jena. Thographie v.E.Schaal, Jena & WEITET a HERR BE Taf. 14 _ Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bal ML Jena. ed = Äh, cha 7) er Githograpse v.E..S Verlag von Gustav Fischer in Jena. Wachstum ohne Sauerstoff. Von Prof. Dr. Wieler, vv“ Herr Nabokich hat sich gemüssigt gesehen, seine interessante Abhandlung „Zur Physiologie des anaöroben Wachstums der höheren Pflanzen“ mit einem Angriff auf eine von mir im Jahre 1883 ver- öffentlichte Untersuchung ‚Die Beeinflussung des Wachsens durch verminderte Partiärpressung des Sauerstoffs‘“ ') zu verbrämen. Ich be- daure diesen Angriff um so mehr, weil er?) es bereits früher für gut befand, in derselben Sache seine Pfeile gegen mich zu schleudern, und weil die Meinungsverschiedenheit, welche zwischen uns besteht nicht durch Worte, sondern lediglich durch das Experiment beseitigt werden kann. Ich?) wies in meiner Erwiderung auf den ersten An- griff bereits darauf hin und machte es damals Herrn Nabokich zum Vorwurf, dass er meine in ausserordentlich leichter und ein- facher Weise ausführbaren Versuche nicht nachgeprüft hatte, bevor er in so heftiger Weise gegen mich losfuhr. Ich glaube, der wissen- schaftliche Anstand hätte ihm wohl gebieten müssen, die Nachunter- suchung vorzunehmen oder, wenn er es nicht wollte, wenigstens in einer neuen Veröffentlichung seine Angrifislust etwas zu zügeln. Denn Herr Nabokich mag noch so viele Worte machen, er mag seinen Spott, seine Ironie noch so sehr spielen lassen, damit beweist er die Unrichtigkeit meiner Versuche nicht, das kann höchstens durch eine Wiederholung derselben geschehen. Er ist von der Schlech- tigkeit meiner Untersuchung so durchdrungen, dass er eine Nach- prüfung meiner Methode für absolut überflüssig hält. Eine andere Frage ist, ob auch andere Forscher so urteilen. Berauscht von dem Erfolge seiner Methode, hält er es für überflüssig, meine Unter- suchung nachzuprüfen, erhebt aber den Anspruch, dass seine Ver- suche sofort nachgemacht werden müssen. Wunderbare Konsequenz! Es liegt mir fern, hier dem Angriff des Herrn Nabokich in allen Einzelheiten nachzugeben, es liegt mir lediglich daran, den Kern der Kontroverse hervorzuheben, namentlich für diejenigen Leser, denen meine Arbeit nicht bekannt sein sollte. Als ich meine Untersuchungen begann, war auf Grund bekannter Thatsachen die Ansicht der Wissenschaft, dass der Sauerstoff zum 1) Untersuchungen aus dem Botanischen Institut zu Tübingen. I. ?) Wie die Fähigkeit der höheren Pflanzen zum anaeroben Wachstum zu beweisen und zu demonstrieren ist. (Ber. d. d. bot. Ges. Bd. XIX.) 3) Ber. d. d. bot. Ges. Bd. XIX. Heft 6. p. 366. 432 Wieler, Wachstum ohne Sauerstoff. Wachsen notwendig sei. Unbekannt war noch, wie weit die Partiär- pressung desselben sinken durfte, ehe das Wachstum eingestellt wurde. Mit dieser Frage wollten sich meine Untersuchungen be- schäftigen. Die Versuchsanstellung bestand nun darin, dass die zu untersuchenden Pflanzen unter eine luftdicht schliessende, ca. 1'/, Liter fassende Glocke gebracht wurden, welche ausgepumpt und luftdicht abgeschlossen werden konnte. Entweder blieben die Pflanzen im Vakuum, oder es wurde Wasserstoff nach dem Auspumpen ein- geleitet. Die Untersuchungsobjekte steckten mit ihren Wurzeln, so- weit es Keimpflanzen waren, in feuchten Sägespänen oder tauchten mit denselben in etwas Wasser, (S.198). Wider alles Erwarten zeig- ten die ersten Versuche, dass die Verdünnung viel weiter getrieben werden musste, als erwartet worden war. So ergab sich bei Heli- anthus annuus ein so ungeheuer geringer Sauerstoffgehalt, bei dem noch Wachstum stattfand, dass der Gedanke nahegelegt wurde, es könnte Wachstum ohne Sauerstoff statthaben. Da befürchtet wurde, dass in den Apparat unkontrollierbare Mengen Sauerstoff aus den Geweben der Fflanze, aus den Sägespänen oder aus dem Wasser ge- langt sein könnten, sah ich mich zur Entscheidung der Frage, ob Wachstum ohne Sauerstoff möglich ist, nach einer einwandsfreieren Methode um. „In eine dampfgesättigte Röhre von 16 mm Durch- messer und 60 ccm Inhalt wurden eine oder mehrere mit Marken versehene Pflänzen gebracht. Darauf ward die Röhre mit einem doppelt durchbohrten Gummistopfen verschlossen, durch den ein langes und ein kurzes Glasrohr geführt waren. Durch das erstere stand der Apparat mit dem Wasserstoffentwickelungsapparat, durch das zweite mit der Wasserluftpumpe in Verbindung. Der Apparat ward so in ein Gefäss mit Quecksilber gestellt, dass die Verschlüsse untergetaucht waren, um jedes Eintreten von atmosphärischer Luft zu verhindern. Alsdann ward zu gleicher Zeit aüusgepumpt und Wasserstoff eingeleitet, und zwar so lange, bis man annehmen konnte, dass alle Luft ausgetrieben sei. Die Verbindungsröhren zwischen dem Wasserstoffapparat und der Pumpe wurden unter Quecksilber herausgenommen und durch Glasstäbe ersetzt, so dass dasselbe nicht in die Röhre eindringen konnte. Während des ganzen Versuches, auch während des Auspumpens, wurden die Pflanzen im Dunkeln gehalten. Die Messung wurde mit dem horizontal gelegten Mikro- skop ausgeführt.“ (S. 200). Diese Methode war gewählt worden, weil man bei ihr mit grösserer Wahrscheinlichkeit darauf rechnen konnte, allen Sauerstoff zu verdrängen. Es mag gestattet sein, auch die Ergebnisse dieser Versuche hier wörtlich anzuführen. „Es ergaben die mit neun Helanthus-Pflanzen angestellten Versuche, dass bei gänziichem Ausschluss des Sauerstoffes kein Wachstum stattfindet, und zwar hört dieses sofort auf, sobald der‘ Sauerstoff abgesperrt ist. Das Wachstum beginnt sogleich wieder, wenn die Pflanzen in atmosphärische Luft kommen, vorausgesetzt, dass sie nicht zu lange ohne Sauerstoff zugebracht haben. Führt man jedoch eine von den oben erwähnten Fehlerquellen ein, indem man Sägespäne oder Wasser in die Röhre bringt, und somit etwas Sauerstoff bietet, so lässt sich ein freilich unbedeutender Zuwachs kon- statieren. Gleiche Resultate ergaben auch die Versuche mit Sau- bohne und Kürbis.“ (S. 200). Aus diesen Versuchsergebnissen habe Wieler, Wachstum ohne Sauerstoff. 433 ich den Schluss gezogen, dass die Pflanzen ohne Sauerstoff nicht wachsen können, da ich irgend eine Fehlerquelle für das Ausbleiben des Wachstums nicht verantwortlich machen konnte. Hier liegt der Gegensatz zu Nabokich. Nach seinen Untersuchungen tritt bei Abwesenheit von Sauerstoff Wachstum auf. Wenn die Richtigkeit seiner Versuchsergebnisse vorausgesetzt wird, so sind doch nur zwei Fälle möglich. Entweder meine Versuchsergebnisse sind irrig, her- vorgerufen durch Fehlerquellen, welche ich übersehen habe, oder aber sie sind richtig. dann müssen sich die Pflanzen unter verschie- denen Versuchsbedingungen ungleich verhalten. Die Sachlage scheint mir vollständig klar zu sein, und man kann darüber ohne jegliche Erregung diskutieren. Herr Nabokich hält eine Nachprüfung meiner Versuche nicht für notwendig, ich hingegen bin der Meinung, dass man daran nicht vorüber kommt, wenn sich die Richtigkeit seiner Versuchsergebnisse bestätigen sollte, denn in allen Versuchen anderer Forscher, wo es sich um Wachstumsvorgänge im sauerstofffreien Raum handelt, waren die Versuchsbedingungen den meinigen ähn- licher als denen von Nabokich. So möchte ich z. B. darauf hin- weisen, dass Wortmann im sauerstofffreien Raum an Keimwurzeln keine geotropische Krümmung beobachten konnte, während Nabokich derartige Krümmungen an abgeschnittenen Keimstengeln in seinen sauerstofffreien Zuckerlösungen beobachtete. Obgleich Herr Nabo- kich es nicht für nötig befindet, die vorstehend beschriebenen Ver- suche nachzumachen, um die eventuellen Fehlerquellen aufzudecken, so glaubt er doch nicht ruhig an denselben vorübergehen zu können, sondern sucht sie auf Grund von allerlei Veröffentlichungen in der Litteratur zu bemängeln. So klammert er sich namentlich an den dampfgesättigten Raum, den ich in meinen Versuchen benutzt habe. Wenn ich ihn richtig verstehe, bestreitet er, dass Wachstum im dampfgesättigten Raum überhaupt stattfindet. Dem widersprechen aber alle sonstigen Erfahrungen. Ich erinnere z. B. an die Klino- statenversuche, wie sie für Vorlesungszwecke mit Keimpflanzen aus- geführt werden. Ich könnte auf die Aıbeit von Frank Schwarz über die Wurzelhaare der Pflanzen hinweisen oder auf die Er- fahrung, die wohl jeder Forscher selbst auf diesem Gebiete gemacht hat. Ich möchte es der Unerfahrenheit des Herrn Nabokich zu- schreiben, wenn er in dem dampfgesättigten Raum eine Schwierig- keit erblickt. Wie wird denn ein solcher dampfgesättigter Raum hergestellt? Einfach im der Weise, dass man etwas Wasser in den Behälter eintreten lässt, das in demselben verdunstet. Der dampfgesättigte Raum schliesst doch die Gegenwart von etwas tropf- bar flüssigem Wasser nicht aus, Weshalb die Temperatur konstant sein muss, ist auch nicht ersichtlich. Beim Sinken der Temperatur wird eine dampfgesättigte Atmosphäre immer dampfgesättigt bleiben, beim Steigen der Temperatur kann sie sich wieder sättigen, indem etwas Wasser verdampft. Warum eine Röhre von dem von mir ange- wandten Kaliber unter diesen Umständen nicht stets dampfgesättigt sein soll, ist nicht einzusehen. Also dieser Einwand von Nabokich scheint mir nicht stichhaltig zu sein, jedenfalls müsste seine Be- hauptung erst bewiesen werden. Die Keimpflanzen, welche bei voll- ständigem Ausschluss von Sauerstoff, also in dem Versuch mit der Röhre, zur Untersuchung gelangten, haben niemals Verkürzungen 434 Wieler, Wachstum ohne Sauerstoff. gezeigt, denn dann wären die Versuche überhaupt für diese Frage nicht verwertbar gewesen. Es kommt eben Herrn Nabokich gar nicht darauf an, Bemerkungen, welche sich auf die Versuche in dem grossen Apparat beziehen, einfach auf diese Versuche auszudehnen, was z. B. von dem bei ihm auf Seite 277 gesperrt gedruckten Satz eilt. Es finden sich in der Darstellung meiner Versuche gar keine An- haltspunkte, dass in der Röhre bei vollständigem Sauerstoffausschluss Mangel an Feuchtigkeit gewesen ist, und es kann die Einführung von etwas feuchten Sägespänen oder etwas Wasser auch nicht einen Ein- fluss auf die Feuchtigkeit ausgeübt haben. Das Wachstum muss dem zugeführten Sauerstoff zugeschrieben werden. Können die Keim- pflanzen im dampfgesättigten Raum überhaupt wachsen, so müssen sie auch in demselben wachsen, wenn ihnen der Sauerstoff entzogen ist, falls sie ohne ihn zu wachsen vermögen. Herr Nabokich klagt hinsichtlich des anaöroben Wachstums der höheren Pflanzen über vorgefasste Anschauungen, und derselbe Herr Nabokich ist so verrannt in seine eigenen Ansichten und seine Versuchsanstellung, dass er annimmt, dass auch ich mit Stengelteilen experimentiert habe, weil er es gethan hat. Nun ist in meiner Ar- beit immer von Pflanzen, niemals von Pflanzenteilen die Rede (Seite 199, 200, 201, 202, 203, 204). Anstatt dass sich Herr Nabokich seines Versehens wegen entschuldigt, nachdem ich ihn auf seinen sonderbaren Ifrtum aufmerksam gemacht habe, sucht er sein Ver- sehen nur noch zu beschönigen und mich lächerlich zu machen. Da- bei hat er allerdings übersehen, wie lächerlich er selbst wird. „Selbst- verständlich stand es Wieler frei, ganzen Pflanzen den Vorzug zu geben, aber von alledem ist auf Seite 200 keine Rede. Die Hinzu- fügung, des das ganze Missverständnis aufklärenden Adjektivums „ganze‘ geschieht seinerseits erst im Jahre 1901.“ Nun berücksich- tige man, dass meine Arbeit 20 Jahre vor der des Herrn Nabo- kich erschienen ist, und man wird wohl nur ein erstauntes Kopf- schütteln für Derartiges haben. Die Angabe, die er auf Seite 200 nicht finden kann, habe ich in dem oben herangezogenen Passus gesperrt drucken lassen, damit er sie nun nicht übersehen kann. Helianthus-Pflanzen, Herr Nabokich, sind keine Stengelabschnitte! Wenn es für Herrn Nabokich gleichgültig war, ob er mit Stengel- teilen oder. ganzen Pflanzen experimentierte, so war für meine Ver- suchsanstellung die intakte Pflanze erforderlich, schon mit Rücksicht auf die Ernährungsverhältnisse, und ich muss Gewicht darauf legen, dass in dieser Beziehung über meine Versuchsanstellung keine Verdunkelungen Platz greifen. Nicht minder komisch wie bei der Beschönigung seines Ver- sehens wirkt Herr Nabokich, wenn er die Beschwerlichkeit in der Anwendung des Kathetometers dadurch demonstrieren will, dass er anführt, dass ich zu meinen Untersuchungen ungefähr ein Jahr ge- braucht hätte. Was in aller Welt hat diese aus dem Schlusswort meiner Arbeit geschöpfte Notiz mit der Messmethode zu thun? Ob ich die Objekte mit einem Lineal oder mit dem Kathetometer messe, deshalb dauert doch der Versuch ganz gleich lange, eben so lange, wie ich ihn für meine Zwecke notwendig erachte. Der Nachteil des Kathetometers gegenüber der Linealmessung besteht nur darin, dass man in einem Versuche immer nur eine beschränktere Anzahl von Wieler, Wachstum ohne Sauerstoff. 435 Objekten verwenden kann. In meinen Versuchen konnte ich bis zu 7 Exemplaren auf einmal benutzen. Im Anschluss an seine obige Be- merkung: macht Herr Nabokich sich wieder einer falschen Angabe schuldig. Ich habe nicht, wie er angiebt, in allen Versuchen zu- sammen 30 Pflanzen, sondern 80 gemessen. Wer die Exemplare in den anhangsweise meiner Arbeit beigefügten Tabellen zusammen- zählt, wird finden, dass es 80 sind. Ein weiterer Beleg, wie mangel- haft Herr Nabokich die Arbeit, die er angreift, gelesen hat. Bei sorgfältiger Durchsicht meiner Arbeit wird er auch selbst finden können, dass ich auf die einzelnen kleinen Werte an Sauer- stoff, welche ich berechnet habe, und die es ihm besonders angethan haben, gar kein Gewicht lege. Ich hätte die Zahlen auch weglassen können; da ich sie aber doch einmal berechnen musste, konnte ich sie auch anführen. Wie ich über den Wert dieser kleinen Zahlen denke, geht wohl am besten aus meiner Bemerkung auf S. 202 über Helianthus annuus hervor. „Dieser individuellen Differenzen wegen liest die Grenze zwischen zwei- und fünfmaligem Auspumpen, nach welchem in dem ganzen Apparate 0,00 464 und 0,000000000301 ccm . aus der Luft stammender Sauerstoff sein würde, der sich aber auf ein Volumen von 1400—1700 ccm verteilt. Da diese Mengen so gering sind, dass sie ohne Fehler gleich Null gesetzt werden können, so muss das Wachsen durch geringe Mengen Sauerstoff veranlasst sein, die allmählich aus den Sägespänen und dem diese durchdringen- den Wasser in den Luftraum. abgingen, und es hat nichts UÜber- raschendes, dass den Sägespänen selbst durch mehrmaliges Evakuieren der augenscheinlich absorbierte Sauerstoff nicht ganz entzogen werden konnte. Auch wurden jedenfalls verschwindend geringe Mengen Sauerstoff mit dem Wasser in den Apparat geführt. Die so dispo- nible Menge Sauerstoff ist jedenfalls wechselnd und unberechenbar. Immerhin kann soviel mit Bestimmtheit gesagt werden, dass die Hebianthus- Pflanzen noch mit verschwindend kleinen Mengen von Sauerstoff etwas Wachstum zu unterhalten vermögen. Dass bei völligem Ausschluss von Sauerstoff kein Wachstum stattfindet, wurde vorhin durch Experimente erwiesen, in denen der Apparat ein geringes Volumen fasst und deshalb die in demselben restierende Gesamtmenge von Sauerstoff leichter auf ein bedeutungsloses Mini- mum gebracht werden konnte.“ Um so berechtigter schien die An- nahme, dass Fehlerquellen das Wachstum veranlasst hatten, da bei andern Pflanzenarten das Wachstum bereits bei einem viel höhern Sauerstoffgehalt zum Stillstand kommt. Nachdem ich aber festge- stellt hatte, dass ohne Sauerstoff kein Wachstum möglich sei, war es von untergeordneter Bedeutung, ob das Wachstum bei etwas höherem oder geringerem Sauerstoffgehalt sistiert wird, genug, dass selbst noch sehr geringe Mengen Sauerstoff dasselbe zu unterhalten vermögen. Die Heftigkeit seines Angriffs gegen mich begründet Herr Nabo- kich damit, dass ich es verschuldet habe, wenn während zwanzig Jahren vorgefasste Anschauungen über die Bedeutung des Sauer- stoffs für das Wachstum eine grosse Rolle gespielt haben. „Es ist klar, dass die Forscher hier in einen Zauberkreis gerieten, aus welchem es keinen Ausweg gab; für uns aber ist es unzweifelhaft, dass Wieler mehr als alle andern dazu beigetragen hat, diesen Ring Are 436 Wieler, Wachstum ohne Sauerstoff. auf volle zwanzig: Jahre vermittelst seiner Ausführungen und Schluss- folgerungen zu schliessen.“ (S. 281.) Ich nehme diese Bemerkungen für das, was sie sind, Phrase. Hätte meine Arbeit eine wissen- schaftliche Autorität verfasst und die Ergebnisse lediglich kraft seiner Autorität 20 Jahre in Geltung gehalten, dann könnte man vielleicht den Verfasser tadeln; dahingegen habe ich meine Aus- führungen und Schlussfolgerungen ganz knapp und anspruchslos ge- halten. Wenn dennoch meine Untersuchungen bis vor kurzem un- widersprochen geblieben sind, so kann ich annehmen, dass die von mir benutzte Methode und die Ausführung der Versuche auf alle späteren Forscher überzeugend gewirkt haben. Sollten sie aber nicht einwandsfrei sein, so bin ich nicht dafür verantwortlich zu machen, wenn sich in dem Laufe von 20 Jahren kein Botaniker eefunden hat, der ihre Mängel entdeckte, und dass es dem Genie des Herm Nabokich vorbehalten geblieben ist, sie in ihrem ganzen Umfange aufzudecken. Im Laufe von 20 Jahren hat unsere Wissenschaft bedeutsame Fortschritte gemacht, und es könnte nicht sonderlich überraschen, wenn man auch hinsichtlich der vorliegenden Streitfrage von einer vertiefteren Erkenntnis aus mit vervollkommneten Methoden zur Modifikation meiner Versuchsergebnisse gelangte. Wir haben für solche Erscheinungen vielfache Beispiele in unserer Wissenschaft. Ich erinnere nur an dass Assimilationsproblem. Indem die Wissenschaft fortschreitet, fällt ihr auch die Aufgabe zu, die Gründe aufzudecken, aus denen frühere Forscher gefehlt haben, aber ein Auftreten, wie es Herrn Nabokich beliebt, ist der Wissenschaft unwürdige und der Sache selbst eher nachteilig als förderlich, was er sich in seinem jugendlichen Ungestüm wohl nicht klar gemacht hat. Wie ich schon oben hervorhob, können Worte in dieser Streitfrage nichts entscheiden, hier kömmt es auf Versuche an. Ehe solche nicht vorliegen, habe nn keine Veranlassung, wieder auf diesen Gegenstand zurückzu- ommen. $ ARE 4, x) 2 7 x SH MEER el Di 3 435