Diqitized by the Internet Archive in 2010 with funding from Researeh Library, The Getty Research Institute http://www.archive.org/details/beitragezurschon00medi . 8 - Beiträge zur ſchoͤnen Gartenkunſt. Beiträge zur ſchoͤnen Gartenkunſ. * . Von Friedrich Kaſimir Medikus. — Zweite Auflage. I Mannheim, in der neuen Hof- und akademiſchen Buchhandlung, 17 8 3. 5 Re 45 19 75 r 2 N 2 2 2 y 7 * LA u 75 az‘ N 5 0 r Dem Durchlauchtigſten Kurfuͤrſten und Herrn Herrn Karl Theodor, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Ober- und Nieder— Baiern, des heil. roͤm. Reichs Erztruchſeß und Kur— fuͤrſt, zu Guͤlich, Cleve und Berg Herzog, Landgraf zu Leuchtenberg, Fuͤrſt zu Moͤrs, Marquis zu Bergen— opzoom, Graf zu Veldenz, Sponheim, der Mark und Ravensberg, Herr zu Ravenſtein ꝛc. ꝛc. Meinem gnaͤdigſten Kurfuͤrſten und Herrn. Durchlauchtigſter Kurfuͤrſt Gnaͤdigſter Kurfuͤrſt und Herr! Mater Ew. Kurfuͤrſtlichen Durch⸗ laucht hoͤchſtbegluͤckten Regierung haben die ernſteren Wiſſenſchaften eben ſo gut wie die ſchoͤnen Kuͤnſte wieder zu bluͤhen angefangen, und in dieſer heiligen Verbindung iſt den erſtern das Steife und Langweilige, den andern aber das Ueppige und Muthwillige benommen, und beide ſind dadurch auf den Weg geleitet worden, wodurch ſie ſich dem Staate empfehlbar machen. Daher bewun⸗ dert der Fremdling, daß in der naͤm⸗ lichen Stadt, wo Maͤnner mit for⸗ 0 2 ſchendem und gluͤcklichem Auge das Geſtirn beobachten, andere die buͤr⸗ gerliche Geſchichte durch nuͤzliche Wer⸗ ke aufklaͤren, noch andere die Na⸗ turlehre und natuͤrliche Geſchichte und andere Theile der Wiſſenſchaf⸗ ten mit Entdeckungen bereichern, es auch Maͤnner gebe, die in dem einfa⸗ chen griechiſchen Stiele, die Bild⸗ hauerkunſt, Baukunſt, Landſchaft⸗ und Hiſtorienmalerei und die Kupfer⸗ ſtecherkunſt gluͤcklich ausüben, und daß das Gefuͤhl der Muſik eben ſo ſtark ſei, als es gar viele giebt, die mit bewundernswuͤrdiger Faͤhigkeit durch dieſe Sprache der feinſten Em⸗ pfindungen, und durch ihren ſanften Zwang uns noͤthigen, dieſer erreg⸗ ten unausſprechlichen Ruͤhrung mit Wolluſt nachzuhaͤngen. Dies alles ſind die herrlichen Fruͤch⸗ te von dem groſen erhabenen und all⸗ gemeinen Schuze, womit Ew. Kurs fuͤrſtlichen Durchlaucht von jeher diejenigen auf das Huldreichſte, Frei⸗ gebigſte und Gnaͤdigſte unterſtäzt ha⸗ ben, die ihre Seelenkraͤfte, auch ihren Fleis und Eifer einem dieſer Theile der Wiſſenſchaften oder Kuͤnſte ge⸗ widmet haben, ohne eine der andern vorzuziehen, als wodurch bei meh⸗ rern nur Niedergeſchlagenheit und 3 Mißmuth wäre erwecket worden. Mit hoͤchſter Gnade und Wohlwol⸗ len haben Ew. Kurfuͤrſtliche Durch⸗ laucht von jeher jeden Fortſchritt von Wiſſenſchaft und Kunſt gekroͤnet, und allgemeines Beſtreben bei jedem Einzelnen hiedurch rege gemacht, auch fuͤr ſeinen Theil dieſes Hoͤchſten Beifalles wuͤrdig zu werden. Eben dieſe Verbindungen, wor⸗ in die Wiſſenſchaften und ſchoͤnen Kuͤnſte in den Staaten Ew. Kur: fuͤrſtlichen Durchlaucht ſtehen, und wodurch ein feinerer Geſchmack er⸗ wecket worden, der in allen oͤffent⸗ lichen Anſtalten und Einrichtungen mit Macht hervorleuchtet, haben mich dazu bewogen, meine wenigen Kenntniſſe der Kraͤuterwiſſenſchaft zum Behufe der ſchoͤnen Gartenkunſt anzuwenden, um vielleicht einige Grundſaͤze zu entwickeln, wodurch ſolche mehr ein Theil der ſchoͤnen Wiſ⸗ ſenſchaften werden moͤge. Gluͤcklich genug, wenn ich mich hiedurch des gnaͤdigſten Beifalles Ew. Kurfuͤrſt⸗ lichen Durchlaucht nicht unwuͤrdig gemacht, und wenn goͤchſtdieſelbe ge⸗ ruhen wollen, dieſe Fruͤchte meines Nachdenkens als einen ſchwachen Beweis meines unbegraͤnzten Eifers, und des ſteten Bemuͤhens, Erw. Kur: 4 fuͤrſtlichen Durchlaucht nicht zu miß⸗ fallen, anſehen wollen. Ich erſterbe in der tiefſten Ehr⸗ furcht Durchlauchtigſter Kurfuͤrſt Gnaͤdigſter Aurfuͤrſt und Herr Ew. Kurfuͤrſtlichen Durchlaucht se » er 8 unterthaͤnigſt treu gehorſamſter 1783. S. K. Medikus. Vorrede. 1 Biume pflanzen iſt ſo gut als Mah⸗ len. Wie man es nun einem Man⸗ ne ſehr verargen würde, der ſich für einen Mahler ausgeben wollte, ohne einige oder doch nur ſehr ſchwache Kenntniſſe von Zeichnung und Ko⸗ lorit zu haben: ſo denke ich, ſollte man es dem auch ſehr uͤbel aufneh⸗ men, der zum Behufe der ſchoͤnen Gartenkunſt Baͤume pflanzet, die er nicht kennt, und deren Wuͤrkungen er nicht ganz innig fuͤhlt, die ſie her⸗ vorbringen muͤſſen, wenn ſie nun er⸗ ſtarket ſind, und ihren ganzen Wachs⸗ thum vollendet haben. * 5 | Vorrede. Dennoch hat man dieſen wichtigen Theil der Baumkenntniß, ſo viel ich weiß, ganz verſaͤumt, Baͤume auf Geradewohl, oder gar nach falfchen Grundſaͤzen hingeſezet, und dadurch eben dasjenige verfehlt, was man durch Baͤume eigentlich ſo herrlich er⸗ reichen koͤnnte; naͤmlich das Gefuͤhl des Edlen und Erhabenen. — Da⸗ her empfindet der Mann in dem gro⸗ ſen Garten Gottes, in der freien Natur mehr Ruͤhrendes, Entzuͤcken⸗ des und dahin Schmelzendes, als in unſern Gaͤrten, wo er ganz kalt aus⸗ ruft: er iſt ſchoͤn! ſich aber aus die⸗ ſer langweiligen Schoͤnheit hinaus⸗ ſehnt, und erſt fuͤhlt, daß er der frei⸗ athmende Mann ſei, wenn er des Zwanges von Ringmauern, Rabat⸗ ten, abgezirkelten Wegen, poſſier⸗ lich geſchnittenen Bäumen u. d. m. entlediget iſt, und alles dasjenige an⸗ Vorrede. ſtaunen kann, was die Natur in ih⸗ rer zwar ſcheinbaren aber ſchoͤnen Nachlaͤſigkeit Groſes, Erhabenes und Edles hervorgebracht hat. Dieſer Abſicht von Baumkennt⸗ niß iſt eigentlich der kleinere Theil dieſes Werkes, der zweite Abſchnitt gewidmet, den ich dem denkenden und fuͤhlenden Publikum dahin gebe, um durch deren Urtheil zu erfahren, ob mich nicht meine Einbildungskraft getaͤuſchet, oder ob es der Mühe werth ſei, daß andere auf dieſem We⸗ ge fortfahren, dem Gartenkuͤnſtler vorzuarbeiten, damit er mit erfinde⸗ riſchem Geiſte dieſe Gedanken in An⸗ lagen nuzen, und durch ſie in ver⸗ juͤngten Gruppen, groſe und erha⸗ bene Scenen in ſeinen Gaͤrten dar⸗ ſtellen koͤnne. Vorrede. Auch der erſtere Abſchnitt ent⸗ ſpricht, wiewohl entfernter, dieſer Ab⸗ ſicht. Denn eine ſo groſe Wuͤrkung auch immer die vaͤtterlaͤndiſche Eiche, die Maibuche ꝛc. hervorbringen koͤn⸗ nen: ſo iſt es doch gewiß, daß in der Mannichfaltigkeit von Gegenſtaͤnden ein wichtiges Vergnuͤgen beruhe, und daß man daher verbunden ſei, zu Erreichung dieſes Endzweckes die Zahl unſerer Baͤume nach Moͤglich⸗ keit zu vermehren. Ich habe daher in dieſem Abſchnit⸗ te Verſuche von auslaͤndiſchen Baͤu⸗ men bekannt gemacht, die man bis⸗ her noch wenig oder gar nicht an un⸗ ſern Himmelsſtrich anzugewoͤhnen verſucht hat, und wenn es bei man⸗ chen ſcheinen koͤnnte, als haͤtte ich beſſer gethan, dieſe unreifen Verſu⸗ che noch zuruͤckzuhalten: ſo bin ich ei⸗ Vorrede. ner ganz andern Meinung. Verſu⸗ che dieſer Art erfodern eine lange Reihe von Jahren, und was will das Beſtreben eines Mannes da ak lein ausrichten, der mit aller guten Abſicht doch einen fehlerhaften Weg einſchlagen, und dadurch eben das vereiteln kann, was er doch ſo ſehn⸗ lich wuͤnſchet. Es muͤſſen alſo meh⸗ rere Maͤnner gleiche Abſichten hegen. Jeder geht ſeinen eigenen Gedanken⸗ gang, und dadurch kommt der eine auf dem, der andere auf dem andern Wege zum Ziele, alle aber arbeiten dennoch gemeinſchaftlich, und der Er⸗ folg dieſer zerſtreuten Bemuͤhungen find Vermehrung unſerer Landeser⸗ zeugniſſe und Verſchoͤnerung unſeres deutſchen Vatterlandes. Und dies ſe Vervielfaͤltigung von Verſuchen wollte ich eigentlich durch die Bes kanntmachung des erſten Abſchnittes Vorrede. zu erzielen ſuchen, in dem ich oft nur noch Ausſichten zu gluͤcklichern Be⸗ obachtungen eroͤfnet habe. Vorzuͤg⸗ lich aber wuͤnſchte ich auch mehrere un⸗ ſerer gegenwaͤrtigen Verſucher da⸗ durch aufzumuntern, ihre Beobach⸗ tungen bekannt zu machen. Gar vie⸗ le haben ſchoͤne Erfahrungen ange⸗ ſtellt, die nun mit ihrem Tode ſo gut als nicht angeſtellet ſind, und die vielleicht ſo bald nicht wieder bei eines Andern Bemuͤhung ſo gluͤcklich aus⸗ fallen werden, weil dieſer nicht auf die Gedanken und die Art fällt, die Jener wuͤrklich ausfuͤhrte. Daß die⸗ ſer Fall bei der groſen Neigung der Deutſchen, drucken zu laſſen, ſich doch hier ereigne, weiß ich aus meh⸗ rern Beiſpielen: und zwar deswegen, weil dieſe Verſucher meiſt zum groſen Adel gehören, die aus Liebhaberei ſich de nſelben widmen, und denen es nicht Vorrede. darum zu thun iſt, die gewoͤhnlichen Abſichten des Buͤcherſchreibers zu er⸗ reichen. In der angraͤnzenden Gegend unſerer Pfalz iſt wuͤrklich den Herbſt 1781 eine Anlage dieſer Art bei dem Tode ihres erlauchten Beſizers zu Grunde gegangen, der durch eigenen Bau fih manche ſchoͤne Erfahrung ſoll geſammlet haben, die nun alle dahin ſind, da nichts aufgezeichnet worden, und alles durch den Ver⸗ kauf nun zerſtreuet und wahrſchein⸗ lich zernichtet wird. Erfahrungen ſind der ſchoͤnſte Weg, eine Wiſſen⸗ ſchaft in kurzem weit auszudehnen, und man kann ſolcher Erfahrungen nicht zu viel haben, beſonders wenn ſie in mancherlei Gegenden angeſtel⸗ let ſind. Deſto ehender kann man noch die Theorien entbehren, weil erſt dieſe aus der Menge von Erfah⸗ rungen herausgezogen werden muͤſ⸗ Vorrede. ſen, und gar leicht zu entwickeln ſind, wenn man erſt eine wahre Grundla⸗ ge von vielen und unbezweifelten Er⸗ fahrungen hat. Inhalt. Inhalt. Erſter Abſchnitt. Seite Einleitung 3 Anmerkung uͤber die Verſuche, auslaͤndiſche Baͤume und Straͤuche an unſern Himmels⸗ ſtrich anzugewoͤhnen; nebſt Bemerkung, wie verſchiedene von ihnen den 7. und 8. Oſter⸗ monat 1778 im Triebe geſtanden. 14 Verſuche uͤber die beſte Art der Anpflanzung, um auslaͤndiſche Baͤume an unſern Himmels: ſtrich anzugewoͤhnen. 45 Ueber die Angewoͤhnung auslaͤndiſcher Baͤume an unſern Himmelsſtrich. Erſter Brief. Ueber die Schoͤnheit des Pfaͤl— ziſchen Himmelsſtriches go Zweiter Brief. Ueber den Granat-Kirſchlor⸗ beer⸗ und edlen Lorbeerbaum 85 Dritter Brief. Oleander, Therpenthinbaum, Olivenbaum, und virginiſche Perſimon. 102 002 Inhalt. Vierter Brief. Ueber Forſtſaamenſchulen, von bereits bei uns ſaamentragenden ausländiz | ſchen Baͤumen 117 Fünfter Brief. Ueber die Anlage botanifcher Gaͤrten 126 1) Syſtematiſcher Garten einer Hohen Schule. 2) Apothekergarten grofer Städte 137 3) Botauiſcher Garten einer Akademie der Wiſſenſchaften. 183 4) Botaniſcher Luſtgarten eines groſen Herrn. 135 5) Botaniſche Gaͤrten für Manufaktur ſtaͤdte. 138 Sechster Brief. Von der ſchneeweiſen Neſſel, Portulack Melde, der ſtaudichten Salſol und dem ſtachelichten Smilax 140 Siebenter Brief. Von dem Alaternen Rham nus. 150 Achter Brief. Von dem Zyzypfus Rhamn. 156 Neunter Brief. Von der immer gruͤnen Eich | 16 Inhalt. Zehnter Brief. Von dem Arbore americana carica ſimili, und der chineſiſchen Firmia⸗ ne des Herrn Marſigli 169 Eilfter Brief. Welcher einige allgemeine Aus⸗ ſichten enthaͤlt 182 Zwölfter Brief. Ueber die Angewoͤhnung durch Saamen 194 Dreizehnter Brief. Ueber die Winterbewahrung auslaͤndiſcher Baͤume, die man an unſern Himmelsſtrich angewoͤhnen will. 212 Von dem Baue der ſuͤſen Pomeranzenſtaude. I. Abhandlung. Ueber eine wohlfeilere Art, den Bau der Pomeranzenſtaude in Deutſch—⸗ land einzufuͤhren. 228 II. Abhandlung. Kurze Geſchichte uͤber die Einfuͤhrung der Pomeranzen in Italien, und Beſtimmung dieſes Zeitpunktes. 280 Zweiter Abſchnitt. Einleitung 275 I. Ueber die Engliſchen Waͤlder 278 II. Verzeichniß von Stauden zu einem Luſt⸗ haine. 310 00 Inhalt. Erſter Abſchnitt. Hohe Bäume zum Be⸗ bufe eines Luſtwaldes. 319 Zweiter Abſchnitt. Mittelmaͤſige Baͤume. 323 Dritter Abſchnitt. Baumartige Straͤucher. 329 Vierter Abſchnitt. Niedere Straͤucher. 342 III. Ueber die Anlage eines Winter⸗Luſt⸗ waldes. 348 I. Bäume und Straͤucher mit fleifen grünen Blättern. 351 II. Mit biegfamen grünen Blättern. 360 III. Mit ſilberfarbigen Blättern. 364 Nachſchrift zur III. Abhandlung. Ueber die Kaͤlte vom 18. Hornung bis den 27. Lenz⸗ monat 1782; nebſt einigen Beobachtungen uͤber Waͤrmemeſſer, und dem Einfluſſe, den dieſe Kälte auf die, unſerm Himmelsſtri⸗ che anzugewoͤhnenden Baͤume und Straͤucher gehabt hat. 367 2 Ueber Ueber die ſchoͤne Gartenkunſt. Erſter Abſchnitt. Einleitung, D. hier folgenden zwei Abhandlungen und eine Reihe von Briefen betreffen vorzügs lich meine zeitherige Beobachtungen und Er— fahrungen uͤber die beſſere Art und Weiſe, auslaͤndiſche Baͤume und Straͤucher an unſern Himmelsſtrich zu gewoͤhnen. Ich ſchmeichle mir, den Freunden dieſes Theiles der ſchoͤnen Gartenkunſt hierin ganz nene Aussichten era oͤfnet, auch die Art und Weiſe der Angewoͤh⸗ nung ungemein erleichtert zu haben. Bei der gegenwaͤrtigen, leider! überall eingeriſſe⸗ nen ſehr fehlerhaften Methode, die Vermeh— rung der anzugewoͤhnenden auslaͤndiſchen Baͤu— me, durch Ableger, Pfropfen oder Okuliren zu beſorgen, war es eine meiner angenehmſten Obliegenheiten, theils jedermann vor dieſem aͤuſerſt unſichern und gefaͤhrlichen Wege der Vermehrung zu warnen, theils eine ungleich ſichere und minder koſtſpieligere Weiſe bekannt As 4 - Einleitung. | zu machen, wie Deutfchland feine Wald- und Gartenbaͤume mit vielen neuen oft ſehr nuͤzli⸗ chen Arten vermehren koͤnne. Weil es immer ſehr unterrichtend iſt, zu ſehen, welchen Weg der Mann gieng, der eine neue Methode verſuchte: ſo habe ich hier die Abhandlungen in derjenigen Reihe folgen laſſen, in der ich ſie in verſchiedenen Jahren aufgezeichnet, und durch den Druck bekannt gemacht. Denn vielerlei Unglüdsfälle haben mir endlich neue Ausſichten gezeigt; und mei⸗ ne Gewohnhett, jeden abgeſtorbenen Stamm mit ſammt ſeiner Wurzel auszuheben, und lez⸗ tere genau zu beſichtigen, haben mir endlich die Urſache entdeckt, warum Bäume aus heifes ren Gegenden bisher ſo ungern oder gar nicht bei uns ausdauren wollten. Freilich wird in den lezten Briefen manches verbeſſert, was ich in den erſten Abhandlungen als nuͤzlich angab. Auch wird man manchmal auf Wiederholun⸗ gen ſtoſen, die ich nicht vermeiden konnte. Denn ich gieng den aͤuſerſt langſamen Weg der Erfahrung, der uns am ſicherſten der Wahr Einleitung. « heit nähern kaun, der aber auch oft, vorzügs lich bei dem Anpflanzen der Bäume ſehr er muͤdend iſt, da man Jahre lang beobachten muß, ehe man nur eine einige nuͤzliche Wahrheit aufſtellen kann. (50 Gewiß iſt nichts nuͤzlicher, als wenn man jeden abgeſtandenen Baum mit all ſeinen Wur⸗ zeln vorſichtig aus der Erde herausnimmt, weil man da gar oft die Urſache entdecken kann, warum er eigentlich abgeſtanden iſt. Hiedurch wird man von manchem vorgegangenen Fehler unterrichtet, den man bei der Pflanzung ge⸗ macht hatte, und kann ſich bei kuͤnftigen Unterneh⸗ mungen davor huͤten. Doch muß man auch A 3 (Y Freilich find die, welche mit Hypotheſen oder mit dem Scheine ſich begnügen, viel gluͤckli— cher, weil ſie mit einem Sprunge die Wahr— heit erhaſchen, wenigſtens fie erhaſcht zu has ben glauben, nach welcher jener ſich Jahre lang ſehnt, der den einſamen Pfad der Er— fahrung fort wandelt. Aber der Werth zwi— ſchen Hypotheſen und Erfahrungsfortſchritt iſt auch ſchon laͤngſt feſtgeſezet, und Maͤn⸗ ner, denen es nicht um Prunk, ſondern Wahrheit zu thun iſt, haben leztern auser— € wählt 6 Einleitung. hierin nicht fo eilig ſeyn, weil man fonft man: chen Baum durch dies Herausnehmen erſt wuͤrklich toͤdet, der nur noch in einer Art von Stillſtand, Schlaf oder Betaͤubung war, aus welchen ihn die Kraft der Sonnenſtrahlen vielleicht wieder erweckt haben würde, Ich has be hieriber eine ſehr merkwuͤrdige Erfahrung gemacht, die ich hier zu erzaͤhlen am ſchicklich⸗ ſten finde. Im Fruͤhling 1772 erhielt ich von einem Freunde eine neue Art Eſche (Fraxinus, die ich wenigſtens fuͤr eine neue Art halte, aber bisher noch nicht beſtimmen konnte, weil ſie noch nicht gebluͤhet hat) und ſezte ſie ins Freie. Der Baum wollte nicht gedeihen, ich hob ihn alſo im Fruͤhjahr 1774 wieder aus, ſah nach ſeinen Wurzeln, und da ich nichts an ihnen fand, warf ich den Stamm ab und ſezte die Wurzel nebſt den kleinen Ueberbleib⸗ ſeln des Stammes auf eine feuchtere Stelle. Zu meinem groſen Mißvergnuͤgen aber wollte er nicht wachſen. So blieb er das Jahr 1775, 1776 und 1777 ſtehen, ohne daß ich ein Einleitung. 7 Zeichen des Lebens an ihm wahrnehmen konn: te; auſer, daß ich gewiß wuſte, daß der Reſt des Stammes ganz verdorrt geweſen. Da ich der Stelle nicht bedurfte, ließ ich alles in Ru— he. Zu meiner nicht geringen Verwunderung fieng dieſe ſo lang tod geſchienene Wurzel ganz unvermuthet im Brachmonate 1778 mit Hef— tigkeit an, einen neuen Stamm zu treiben. Er wuchs ſehr lebhaft, und iſt nun ein Baum von ungefaͤhr acht Schuh Hoͤhe, ob ich ihn gleich anfänglich als eine Staude wachſen ließ, und erſt im Fruͤhlinge 1780 anfieng, alle Ae ſte auszuſchneiteln, und ihn als Baum wach— ſen zu laſſen. — Wer alſo mit Unterſu⸗ chung der Wurzel eines vermeintlich abgeſtor— benen Stammes zu voreilig iſt, dem kann es, wie ſchon manchem Zergliederer gehen, der das anatomiſche Meſſer zu geſchwind brauchte, um die Urſache des vermeintlichen Todes zu ent⸗ decken. Daß ich manche hofnungsvolle Wur⸗ zel auf dieſe Art zu Grunde gerichtet, kann ich gar nicht laͤugnen. Beſonders kraͤnken mich noch etliche Pomeranzenbaͤume, deren Wurzeln zwei Winter bereits gluͤcklich uͤberſtanden hatten, a 4 8 Einleitung. und die gewiß wieder wuͤrden ausgeſchlagen haben, wenn ich fie in Ruhe gelaſſen haͤtte. Aber ich habe nicht allein abgeſtandene Baͤume und Stauden ausheben laſſen, und genau gepruͤft, ſondern ich ließ auch gar viele herausnehmen, die gegen alle meine Erwar⸗ tung oft krank geworden ſind, oder ſonſt Winters Noth gelitten haben. Bei den meiſten fand ich dann die Urſache in einem fehlerhaften Baue. Haͤtte man dieſe Methode ehender angewendet, fo würde man feine Unterlaffungsfünden dem unguͤnſtigen Klima nicht immer aufgebuͤrdet ha⸗ ben, das oft ſo ganz ſchuldlos iſt; noch viel weniger den Stauden ſelbſt, die zu Zeiten nichts weniger als zaͤrtlich ſind, und ſich gerne an unſern Himmelsſtrich angewoͤhnen wuͤrden, wenn man ihnen nur dasjenige verfchaffen woll⸗ te, was man doch ſchlechterdings jedem Deutz ſchen Waldbaume fuͤr unentbehrlich haͤlt. Viele meiner Verſuche von Baͤumen und Stauden aus einem waͤrmern Himmelsſtriche mißriethen mir auch vom Jahre 1772 bis zu Ende des Jahres 1778, weil ich allen eine of⸗ Einleitung. 9 feubar zu magere und elende Erde gab. Die nordamerikaniſchen Baͤume kommen meiſten— theils, wenigſtens in der Pfalz, in eine gelins dere Gegend, als ihre vatterlaͤndiſche iſt; folg— lich will deren Angewoͤhnung nicht viel ſagen; und ich verlangte alſo ſchlechterdings von ihnen, daß ſie mit der magerſten Erde vorlieb nehmen ſollten. Daß dies aber bei Baͤumen nicht alle— mal anwendbar ſei, die ich aus einem heiſern Himmelsſtriche in unſere kaͤltere Gegend ver— pflanzen will, das habe ich nur zu oft erlebt, und daher im Fruͤhling 1779 einen Theil des Gartens, der zu ſolchen Verſuchen beſtimmt war, wohl zubereiten, auch da ich ſah, daß dies ſehr erleichterte, im Jahr 1780 und 1781 ein gros Stuͤck Feld nach und nach bis auf 12 Schuh Tiefe durcharbeiten und wohl mit Dung bereichern laſſen: denn die noch zaͤrtli— chen Wurzeln eines ſolchen auslaͤndiſchen Bau⸗ mes koͤnnen unmoͤglich mit Nachdruck wachſen, wenn ſie Anfangs nicht volle Nahrung in der Tiefe der Erde finden. Hat man aber auf dieſe Art die Urſtaͤmme kuͤnftiger deutſcher Baͤume gewartet und gepflegt, und haben ſie A 5 10 Einleitung. einmal angefangen, zeitigen Saamen bei uns zu tragen, ſo iſt dieſe koſtſpielige Zubereitung der Erde nicht mehr noͤthig. Vielleicht habe ich hie und da Erfahrungen vorgetragen, die mancher ſehr geſchickte Gaͤrt— ner ſchon weiß. Dies wird die Brauchbarkeit der meinigen gar nicht vermindern; eines Theils, weil fie ſelbſt unter den Gärtnern dur ſerſt felten ſeyn werden, andern Theils, weil dieſe ein Geheimniß aus dieſen Bauarten ma— chen, da die mehreſten, die es wiſſen koͤnnen, auch mit Bäumen handeln. Zudem iſt die ſchoͤ⸗ ne Gaͤrtnerei eine Sache des guten Geſchma⸗ kes, an der jeder Mann von Gefühl Antheil nehmen ſollte, und zwar fo, daß er in dem felbs ſtigen Aubaue Ruhe und Zerſtreuung finden ſollte, deren er nie theilhaftig werden wird, wenn er ewig als Muͤßiggaͤnger in ſeinem Gar⸗ ten nur ſpazieren geht. Arbeit iſt die Selig⸗ keit des Menſchen, die ihm hienieden befchies den iſt, und in welcher er allein die Ruhe fin⸗ det, die das Bewuſtſeyn, ſeine Zeit edel an⸗ gewendet zu haben, gewaͤhren kann. Ewig em⸗ Einleitung. 11 pfindlen zu wollen, ewig die Schoͤnheit der Natur anſtaunen, ewig von dieſen Schoͤn— heiten geruͤhrt werden zu koͤnnen, iſt eine leere Grille, die nicht in der Natur des Menſchen liegt, den der weiſe Schoͤpfer nur zum Gefuͤh⸗ le des Verguuͤgens in der Arbeit geſchaffen hat. Und jene, die in einem ſteten Muͤßiggange dieſem Gefuͤhle nachwallen, haben entweder ſchon ein Ungluͤck erlebt, oder werden es ſicher noch erleben, das in einer gewiſſen Ueberſpan⸗ nung ihrer Gehirnfaſern beſteht. Wer mir dies nicht glauben will, der leſe die herrliche Geſchichte jener Ordensgeiſtlichen, die Bridone mit Aerger anſah, weil ſie nicht in der beftäns digen Bezauberung waren, in welche ihn das herrliche Schauſpiel hineingewiegt hatte: denn es iſt die wahre Geſchichte jener Menſchen, des nen der tägliche Genuß alles gleichgültig macht. Wuͤrde Bridone nur ein halbes Jahr bei dieſen Herren in gleicher Beſchaͤftigung gelebt haben: ſo wuͤrde ihm jenes groſe Schauſpiel eben ſo gleichguͤltig geworden ſeyn, wie ihnen. Wer alſo die Schoͤnheiten der Natur recht fuͤhlen und empfinden will, der muß ſie we⸗ 12 Einleitung. der als Muͤßiggaͤnger anſtaunen, noch viel wes niger in derſelben in einer traͤgen Unthaͤtigkeit herumſchlendern; fondern er muß ſelbſt Hand anlegen und bald durch genaue Beobachtun— gen, () bald durch Zergliederungen die Schoͤn— heiten der Natur entwickeln, bald durch den An⸗ bau die Freude ſich verſchaffen, zu ſehen, wie alles unter ſeinen Haͤnden durch den geſegneten Einfluß des guͤnſtigen Himmelsſtriches ſeiner natuͤrlichen Vollkommenheit ſich naͤhert. — Und jenen edeldenkenden Maͤnnern, die Ruhe und Vergnuͤgen in dem Gartenbaue ſuchen, de⸗ nen habe ich eigentlich meine Bemuͤhungen ge⸗ widmet, nicht den empfindelnden, oder auch nichtsempfindenden Muͤßiggaͤngern. Zulezt habe ich auch eine Abhandlung uͤber den Anbau der Pomeranzen beigefuͤgt, und 0 Was das Studium der Natur auf den Ge⸗ nuß derſelben fuͤr einen herrlichen Einfluß habe, das bemerkte ich oft mit Wolluſt auch bei jenen, die nur zu ihrem Zeitvertreibe ſchoͤ— ne Gegenden zu kleinen Landſchaftszeichnun— gen aufnahmen, und ſich dadurch gewoͤhnt hatten, die Schoͤnheiten der Natur ſogleich mit einem Blicke aufzufinden. Man vergleis che mit ſolchen den gewoͤhnlichen Haufen der f Spaziergaͤnger. Einleitung. 13 wuͤnſche, daß fie viele aufmuntern möge, ſich dieſem Anbaue zu widmen, weil ich gewiß glaube, daß auch jene, die den Gartenbau als Handwerk und ihres Vortheiles wegen treiben, ihre Rechnung und wahren Gewinnſt dabei finden werden. Noch gebe ich nichts weniger, als die Hofnung auf, den Pomes ranzenbaum, wenigſtens als Blumenbaum, bei uns einheimiſch zu machen. Aber auch als Fruchtbaum konnte er auf dieſe hier angeges bene gewiß ganz kunſtloſe Art gar leicht ange⸗ bauet werden. En — 14 Ueber naturaliſirte ri Anmerkung uͤber die Verſuche, auslaͤndiſche Baͤume und Straͤuche an unſern Himmelsſtrich anzugewoͤhnen. (0 Tn den Jahren 1772 wurde in dem hieſi⸗ 5 gen Kurfuͤrſtlichen Garten der Aufang gemacht, die Verſuche anderer von Angewoͤh⸗ nung auslaͤndiſcher Baͤume an unſern Him— melsſtrich ebenfalls anzuſtellen; und in den Bemerkungen der oͤkonomiſchen Geſellſchaft vom Jahre 1774 und 1777 habe ich meine Beob⸗ achtungen daruͤber mitgetheilet. Waͤhrend dieſer Zeit habe ich verſchiedenes wargenom— men, das dieſe Angewoͤhnung ausnehmend er— leichtert, auch bin ich durch Schaden kluͤger geworden; ſelbſt mißlungene Verſuche waren ( Dieſe Abhandlung erſchien zuerſt in den Be— merkungen der Kurfuͤrſtlichen oͤkonomiſchen Geſellſchaft vom Jahr 1778. Die Veraͤnde— rungen die hier dazu gekommen ſind, ſind meiſt mit () eingeſchloſſen. auslaͤndiſche Bäume. 15 lehrreich für mich. Der herrliche Frühling des Jahres 1778, der fo ganz unvermuthet . mit dem Anfange des Oſtermonates mit an⸗ haltendem Sonnenſcheine eingetreten, da wir noch kurz vorher zu Ende des Lenzmonates Schueegeſtoͤber gehabt, hat mich angereizet, hier ganz kurz zu erzaͤhlen, wie verſchiedene Baͤume und Sträucher den 7. und 8. Dflers monat im Safte geſtanden. Die den 16. und 17. des naͤmlichen Monates unvermuthet eins gefallene Kaͤlte, die an dem Weinſtocke und den Fruchtbaͤumen meines Vatterlandes ſo trauri— ge Verwuͤſtung angeſtellet, drohete zwar Dies fen, in fo ſchoͤnem Fruͤhlingsſchmucke daſte— henden auslaͤndiſchen Baͤumen Tod und Ver— heerung. Aber ungeachtet verſchiedene zum Theile hart litten: ſo konnte dieſe gefährliche Witterung ihnen doch nichts anhaben; zum deutlichen Beweiſe, daß ſie gerne mit der Wit⸗ terung unſerer Gegend ſich vertragen, auch die gefaͤhrlichen Zeitpunkte derſelben uͤberſtehen koͤnnen. Freilich waͤre es nuͤzlich geweſen, wenn ich die Eindruͤcke von der Kaͤlte des 16. und 17. Oſtermonates auf die einzelnen hier 16 Ueber naturaliſirte anzufuͤhrenden Staͤmme ebenfalls genau aufge⸗ zeichnet haͤtte; aber der Kummer, ſo viele noch Tags vorher in ſo praͤchtigem Triebe da— ſtehenden Gewaͤchſe ſo ſehr leiden, auch meine Hofnung vielleicht gar vereitelt zu ſehen, hat mich dies uͤberſehen gemacht. Doch wird die Vergleichung, wie ſie den folgenden Sommer geſtanden haben, dieſe Verſaͤumniß erſezen, und eine Ueberſicht uͤber ihr Vermoͤgen, aus zu⸗ dauern, gewaͤhren. Hier will ich nur einiger Baͤume erwaͤhnen, auch zulezt meine mißlun⸗ genen Verſuche ganz aufrichtig vorlegen. Negundo Ahorn. Bemerkungen 1774. S. 136. — 1777. S. 9. Unſern Winter dauert er herrlich aus. Sowohl der maͤnnliche als weibliche Baum ſtanden den 7. Oſtermonat in voller Bluͤthe. Die den 16. eingefallene Kaͤlte hat zwar die Blumen etwas beſchaͤdiget, den Baͤumen aber ſelbſt keinen Nachtheil zugefuͤgt. Schade, daß dieſe Baͤume wegen ihrem heftigen Wuchſe in den erſten Jahren durch ſtarke Windſtoͤſe leicht zerbrochen werden. Der einzige maͤnnliche Baum des hieſigen Gartens verlohr auf dieſe Art auslaͤndiſche Baͤume. r Art den Wonnemonat 1778 ſeine ganze Krone, ſchlug aber nebſt dem groͤſten Theile des Stam⸗ mes bald wieder aus. Er muß alſo entweder unter andere Baͤume verpflauzer, oder es muͤſ— ſen eigene Waͤlder von ihm angeleget werden, als wozu er ſich vorzuͤglich empfiehlet. (Im Nachſommer ſieng dieſer Strunk mit ſeinen neuen Schoͤslingen an zu trauren, und verdarb den Winter darauf ganz; wahrſchein— lich deßwegen, weil die Wurzeln in dem all» zuvielen Safte erſtikten, womit ſie angefuͤllet geweſen. Denn daß er unſere Winter wie ein Waldbaum ausdaure, iſt nun gar keinem Zwei— fel mehr ausgeſezet.) Daß uͤbrigens dieſer Negundo Ahorn von ganz getrenntem Geſchlechte ſei, hat eine neue Erfahrung mich ſattſam überzeugt. Der eis zige weibliche Baum des hieſigen Gartens (denn der Ableger von dem verungluͤckten maͤnnlichen Baume iſt noch nicht fo erſtarket, daß er bluͤ⸗ hen koͤnne) war dies Jahr voller Saamenhuͤl— ſen. Als ich dieſe aber abnehmen, und ſorg— faͤltig eröfnen ließ, war unter dieſer groſen Menge von Huͤlſen nicht eine zu finden, die B 18 Ueber naturalifirte nur eine Spur von einem Saamenkorne in ſich enthalten haͤtte. Dergleichen Beobachtungen ſind dem Anpflanzer immer ſehr wichtig, da— mit er Bäume von verſchiedenem Geſchlechte zus ſammen ſeze, wofern er anders zeitigen Saa⸗ men erhalten will; auch damit er ſich durch leere Huͤlſen nicht anfuͤhren laſſe.) Montpeliſcher Ahorn. Bemerkungen 1774. S. 183. Sehr ausdaurend. Den 8. Oſtermonat meiſt ganz belaubet. Staudichte Amorpha. Bemerkungen 1774. S. 147. Als Baum wollte er den Winter 1776 nicht ausdauren. Ich ließ ihn darauf als Stauz de wachſen, und nun da er aus der Wurzel ungefaͤhr 18 Aeſte getrieben, wovon die mei— ſten ſechs Schuh lang ſind, erhaͤlt er ſich alle Winter bis in die aͤuſerſten Spizen. Als Staude iſt ſie alſo gegen unſern Winter gaͤnz— lich ausdaurend. Bekanntlich hat ſie ſehr klei— ne, in die Rinde eingedruckte, und Winters kaum merkbare Augen. Dies Jahr waren ſie auslaͤndiſche Baͤume. 19 den 7. Oſtermonat ſchon ſtark aufgeloffen, gruͤn, und die meiſten von der Groͤſe einer Erbſe. Die hernach eingefalleue Kaͤlte konnte ihnen nichts anhaben. Stachelichte Aralie. Bemerkungen 1774. S. 149. Dieſe baumartige Staude hat ſich bis izt vortrefflich und immer bis in die Spizen er— halten. Ungeachtet fie nach Miller ſpaͤt zu treiben anfaͤngt; jo waren dennoch den 7ten Oſtermonat ihre Knoſpen ſchon fo weit aufge— ſprungen, daß ſich die Auswickelung der Blaͤt⸗ ter bereits zeigte. Heftige Windſtoͤſe find ih— re groͤſten Feinde, und verbrechen den ſchoͤn⸗ ſten Stamm. Traganth Aſtragalus. Bemerkungen 1774. S. 152. Dieſe von Muͤnchhauſen fuͤr zu zaͤrtlich ge— haltene gar niedrige Staude hat ſich bis izt alle Winter vortrefflich erhalten. Dies Jahr hat ſie abermals ihre alten Blaͤtter unter dem Schnee ausgedauert, die nun durch den Fruͤh— lingsſaft auf das neue belebt ſind. Den 8. B 2 20 Ueber naturalifirte Oſtermonat fiengen die Blumenknoſpen an, ſich in Menge zu zeigen. Auch hat die Kaͤlte des 16. und 17. dieſes ihnen nichts geſchadet. In den Scherben bringen ſie kaum ein oder andere Bluͤthe, im Freien wird die Staude ganz mit milchweiſſen Bluͤthen bedecket, aber noch hat ſie keinen Saamen getragen. Meerportulacks Bacharis. Du Roy ſagt von ihr, ſie halte in einem wohlbeſchuͤzten Stande, und mit Stroh um— wunden, unſere Winter aus. — Hier hat ſie ſeit 1772 unſere Winter ohne alle Bedeckun⸗ gen ausgehalten. Anfaͤnglich hielt ich ſie un— ter dem Meſſer, und da litte ſie gerne von dem Froſte. Seit der Zeit ich ſie aber ohne Schnitt wild wachſen laſſe, dauert ſie bis in die Spi⸗ zen. Den 8. Oſtermonat war die Staude meiſt neu belaubet, und die darauf folgende Kälte für fie ohne Nachtheil. Catalpen Bignonie. Bemerkungen 1774. S. 154: Im Jahre 1777 haben die Baͤume des hieſigen Gartens zuerſt gebluͤhet, und waren auslaͤndiſche Baͤume. 21 damals 14 Schuhe hoch. Dennoch leiden die aͤuſſerſten Spizen jeden Winter ungefähr in der Laͤnge eines Zolles. Dieſen Winter aber hatten ſie ſich gaͤnzlich erhalten, und den 8. Oſtermonat drangen die Blaͤtterknoſpen mit Gewalt hervor. Vielleicht war es eine Folge der Kaͤlte des 16. und 17. Oſtermonates, daß ſie dies Jahr nicht gebluͤhet. (Der in der folgenden Abhandlung beobs achtete und geruͤchte Wurzelſtand iſt Urſach, daß die drei Baͤume des hieſigen Gartens nie zur Vollkommenheit gelangen werden; und weil ihre Wurzeln zu flach laufen, bald von der Kälte, noch mehr aber von Hize und Tro— kene leiden. Ich habe daher im Hornung 1781 einen Stamm ausgehoben, ihn bis auf zwei Schuh abgeworfen, die Wurzeln nach meiner Art ausgeſchnitten, und ihn ſo wieder friſch geſezet. Im Fruͤhling und Vorſommer hat er ganz ſchwach, im Nachſommer ſtaͤrker ge— trieben, und ich hoffe, daß er nun baumartis ge Wurzeln treiben und nicht allein, wie bis⸗ her, blühen, ſondern auch reifen Saamen brinz gen werde. Zu Schwezingen und anderwaͤrts V 3 22 Ueber naturalifirte hat er dies ſchon mehrmals gethan, und ich führe nur dies Beiſpiel an, um andre behuts ſam zu machen, aus ihren einzelnen Erfah— rungen keine allgemeine Folgen zu ziehen: denn an dem Ausdauren der Katalpen Big- nonie iſt gar nicht zu zweifeln.) Wurzelnde Bignonie. Bemerkungen 1774. S. 155, 1777. S. 20. Du Roy beobachtete, daß dieſe in harten Wintern bis auf die Wurzel verfriere. In dem hieſigen Garten, wo ſie an einer Stan— ge hinanklettert, hat ſie bis izt alle ihre Ran— ken bis in die Spizen erhalten, und ſeit dem Jahre 1776 reichlich gebluͤhet. Deu 8. Oſter— monat fiengen ihre Augen an, ſtark aufzulaus fen, und in dieſem Sommer hat ſie zeitige Schotten gebracht. Kletternder Celafter. Bemerkungen 1774. S. 158. Ein alle Winter ausdauerndes Rebgewaͤchs. Den 7. Oſtermonat waren die Blaͤtter bereits einen halben Zoll lang. ausläudifhe Bäume. 23 Siliquaſter Cercis. Canadenſiſcher Cercis. Bemerkungen 1774. S. 167 und 170. Als Baͤume werden ſie manchmal noch mit Muͤhe ausdauern; denn ungeachtet ich ſchon Staͤmme von betraͤchtlicher Hoͤhe gehabt, ſo iſt dennoch, ſelbſt den Staͤmmen die Kaͤlte von 1775 auf 1776 nachtheilig geweſen. Aber als Hecken dauern ſie gut aus. An dem Si⸗ liquaſter zeigten ſich den 7. Oſtermonat die Bluͤthknoſpen; der canadenſiſche aber war mit eben aufſpringenden Bluͤthknoſpen ſchon be— decket. Die darauf folgende Kaͤlte des 16. und 17. Oſtermonats war den Blumen tödlich, auch vieles Laub dorrete ab, aber die Stau— den trieben bald wieder neues Laub nach. (Seit dem Jahre 1776 hat kein Baum der hieſigen Pflanzungen mehr Noth gelitten.) Myrthenaͤhnliche Coriaria. Bemerkungen 1774. S. 177. Bisher hat ſich die Staude in ihren Wur— zeln recht wohl erhalten, auch oft einige von den Aeſten bis in die Halbſcheid ihrer Laͤnge B 4 24 Ueber naturalifirte die Winter ausgedauert. Aber diefen Winter haben ſich alle Aeſte, die meiſt vier Schuh hoch waren, bis in die Spize erhalten, und den 7. Oſtermonat war die Staude voller Blu— menſtraͤuſe. Die darauf folgende Kaͤlte hat die Blumen meiſt getoͤdet, aber die Stauden trieben im Nachſommer abermals neue Blumen. i Niederliegendes Cynanchum. Bemerkungen 1774. S. 179. Dieſes kriechende rebartige Gewaͤchs hat bis izt alle unſere Winter wohl ausgehalten, und iſt, ungeachtet es in Syrien zu Hauſe, dennoch in unſerm Himmelsſtriche vollkommen ausdauernd. Den Sten Oſtermonat fiengen deſſen Augen an, vom Safte zu ſchwellen und aufzulaufen. Schmalblaͤtterichter Eleagnus. Dornichter Eleagnus. Bemerkungen 1774. S. 193 und 196. Beide Baͤume dauern gaͤnzlich alle Winter aus, ungeachtet vorzuglich lezterer fuͤr zaͤrtlich gehalten worden. Den 7. Oſtermonat waren die Blaͤtter bei beiden ſchon eines viertel Zolles auslaͤndiſche Baͤume. 25 lang. Die nachher erfolgte Kaͤlte des 16. und Izten Oſtermonats hat ihre Bluͤtheu vernichtet. Dreiſtachelichte Gleditſia. Bemerkungen 1774. S. 208. Die jungen, aus Saamen erzogenen Bäus me dieſer gar ſchoͤnen Gleditſia haben immer bisher ausgedauert, und alles ſtand ſchon den 7ten Oſtermonat bis in die aͤuſerſten Spizen im Safte. Die nachherige Kälte des 16. und 17. Oſtermonats hat zwar die Blumen getoͤ⸗ det, aber den Baͤumen ſelbſt nichts anhaben koͤnnen. (Eine wichtige Bemerkung über den Wur⸗ zelſtand einer Gleditſia, und den Folgen das von ſiehe in der folgenden Abhandlung.) Granatſtaude. Bemerkungen 1774. S. 210. Als Staude wird der Granat bei uns ge— wiß bald einheimiſch werden. — Dieſen Win: ter hat er bei einer leichten Ueberſchuͤttung von Nußblaͤttern bis in die aͤuſerſten Spizen ſich vollkommen erhalten, und uͤberall zeigten ſich den ten Oſtermonat die Blaͤtterknoſpen im VB 5 26 Ueber naturalifirte herrlichſten Triebe. Freilich war die den 16. und 17. Oſtermonat eingefallene Kälte den zarten Blättern meiſt tödlich, fie wurden ſchwarz und fielen ab, aber die Aeſte trieben neue Blaͤtter. Jedoch ſind keine Blumen zum En ſcheine gekommen. (Ich habe dieſe Staude 1 ausheben laſſen, um ihren Wurzelſtand genau zu beob— achten, und da ich dieſen ſtark und maͤchtig fand, im Jahr 1779 jene in das Freie geſe— zet, von denen in der Folge bei mehrern Ge— legenheiten geſprochen wird.) Niedriger Jasmin. Bemerkungen 1774. S. 216. Dieſe Staude, die nach dem Zeugniſſe des Hru. Philipp Millers viel zaͤrtlicher als der Apothekerjasmin iſt, hat ſich gleichwohl bis— her alle Winter herrlich erhalten, und iſt die— ſen Winter bis in die Spizen gruͤn verblieben. Den 8. Oſtermonat fiengen ihre Blaͤtter an, ſich zu entwickeln. Lorbeerbaum. Bemerkungen 1774. S. 220. auslaͤndiſche Bäume. 27 Der Lorbeer hat noch immer in dem hieſi— gen Garten wenig Wuchs gezeiget, und erhaͤlt ſich zwar ohne Bedeckung als eine niedrige Staude, die jedennoch an den Spizen, viel— leicht auch an den Wurzeln etwas Schaden lei— den mag, weil ihr Wuchs den Sommer uͤber kaum merklich iſt. Den 7. Oſtermonat aber zeigte er ſich in einem ganz ungewöhnlichen freu— digen Triebe, auch hat ihm die nachher gefolgte Kaͤlte vom 16. und 17. Oſtermonat weiter nichts geſchadet. (Die folgenden Abhandlungen werden zeis gen, daß ich hernach mit dem Lorbeer gluͤckli— cher war. Alle die Stauden, von denen hier die Rede iſt, habe ich nachher ausheben laſſen, um ihre Wurzeln zu beobachten, da ſich denn in dem aͤuſerſt verwirrten Wurzelkopfe die Urs ſache fand, warum ſie von keinem freudigen Wuchſe bis hieher geweſen ſind.) Azederachs Melia. Bemerkungen 1774. S. 223. Bisher hat es mir noch nie gegluͤcket, ei— nen Stamm zu erhalten, ſondern er iſt alle⸗ mal bis auf die Wurzel abgeſtorben. Zwar * 28 Ueber naturaliſirte ſchlug die Wurzel zu Anfange des Heumonats wieder aus, und jedesmal im Weinmonat war der Stamm nebſt der Krone alsdann bei fünf Schuh hoch; zum Beweiſe, daß dennoch die Wurzel mit aller Kraft ausdaure. Als Staude mag ſie alſo fuͤr unſere Gegend zu zaͤrt⸗ lich ſeyn. (Meine neuere Verſuche geben mir nun auch Hofnung, daß die Melia mit ihrem Ober⸗ holze ausdaure.) | Canadenſiſches Menispermum. Bemerkungen 1774. S. 226. Dies Rebgewaͤchs, das im Harbkeſchen Garten alle Winter ſeine Reben bis auf die Wurzel verlohr, hat ſolche hier an der Mauer, und einer Mittagsſeite bis in die aͤuſerſten Spi⸗ zen alle Winter wohl erhalten, und den 7. Oſtermonat fieng es an, ſich ſchoͤn zu belauben. Griechiſche Periploca. Bemerkungen 1774. S. 233. Dies alle Kaͤlte ganz geduldig und bis in die aͤuſerſten Spizen ausdauernde Rebgewaͤchs war gleichwohl den 7. Oſtermonat noch ganz ohne Trieb; aber ſeine Natur iſt es, ſpaͤt, aber auslaͤndiſche Baͤume. 29 alsdann mit aͤuſerſter Geſchwindigkeit zu wachſen. Zwergkirſchbaum. Bemerkungen 1777. S. 68. Dieſe Baͤume ſind gegen unſere Kaͤlte ganz unempfindlich, und dies Jahr uͤbertrafen ſie ſelbſt die inlaͤndiſchen Baͤume an Heftigkeit des Triebes: denn den 7. Oſtermonat hat— ten fie ſchon Blätter von der Laͤnge eines Zols les, und die Bluͤthtrauben waren ſchon zwei Zoll lang hervorgedrungen. Freilich hat die Kaͤlte des 16. u. 17. Oſtermonats die Bluͤthen meiſt verſtoͤhrt, und nur wenige Kirſchen find zeitig geworden, aber dem Baume ſelbſt konn⸗ te ſie nichts anhaben. Alaternen Rhamnus. Bemerkungen 1774. S. 258. An der angefuͤhrten Stelle habe ich zwar bemerkt, daß meine Verſuchbaͤume mißra⸗ then waren. In dem Fruͤhlinge 1777 ſezte ich abermals junge Staͤmme auf verſchiedene Plaͤze, und dieſe haben den lezten Winter vollkommen aus-, ja ſogar die alten Blaͤtter beibehalten, die nun mit neuem Safte belebet 30 Ueber naturaliſtrte ſind. Meine erſten Verſuche moͤgen alſo wohl deswegen mißrathen ſeyn, weil ich fie zu Baͤu— men anziehen wollte, und zu ſtark beſchneiden ließ. Jezt, da ſie wild wachſen, haben ſie freilich minder Anſehen, ſind aber deſto dauer— hafter. Den 8. Oſtermonat ſtand eine von dieſen Stauden in voller Bluͤthe. (Auch dieſe Stauden, wovon ich hier ve: de, ſind den folgenden Winter ſamtlich drauf gegangen, und bei genauer nachheriger Unter— ſuchung fand ich, daß ihr ehemaliger Scher— benftand die Haupturſache davon war. Daß fie aber bei ordentlichem Anbaue andauern, wird die Folge zeigen.) Paliuren Rhamnus. Bemerkungen 1774. S. 259. Die fortgeſezten Verſuche bezeugen, daß dieſe von andern für viel zu zaͤrtlich gehaltene Staude unſerm Himmelsſtriche gänzlich ange— meſſen ſei. In den vorigen kalten, auch in dem lezten Winter hat ſie nicht den mindeſten Schaden gelitten, und ungeachtet an ſehr ver⸗ ſchiedenen Orten mehrere Stauden im Garten ſtehen: fo ward doch keine von der Kalte bes auslaͤndiſche Baͤume. 31 ſchaͤdiget, und eine davon iſt uͤber ? Schuh hoch. Dies Jahr waren an vielen Aeſten derſelben den 7. Oſtermonat ſchon die Blaͤtter einen hal⸗ ben Zoll lang. Freilich hat die den 16. und 17. Oſtermonat darauf eingefallene Kaͤlte die— fe Blaͤtter alle abgedorret, aber keiner der Ae— fie litt Noth; fie haben ſich ſaͤmmtlich belau— bet, alle gebluͤhet, und zeitigen Saamen ge— nug gebracht. Zyzypfus Rhamnus. Bemerkungen 1774. S. 263. Der am angefuͤhrten Orte bemerkte Baum hat ſich bisher zwar wohl erhalten, aber die ſehr kalten Winter von 1775, 1776 und 1777 haben ihn dennoch verhindert, in den darauf folgenden Sommern viel Wuchs zu zeigen. Den 7. Oſtermonat ſtand er noch ganz ſtill. Auch hat ihm die nachherige Kaͤlte vom 16. und 17. Oſtermonat nichts geſchadet, weil er noch ſo weit zuruͤck war. Den Sommer hat er ſtark getrieben, viel Bluͤthen gehabt, aber noch keinen Saamen angeſezet. Paviens Roßkaſtanie. Bemerkungen 1774. S. 173. 32 Ueber naturaliſirte Hat bis izt alle Winter ausgedauert, Bluͤ⸗ the genug angeſezet, aber, ſtatt zeitgen Saa— mens, nur leere Huͤlſen geliefert. Vielleicht ruͤhrt es daher, weil wir in Deutſchland meiſt eingeaͤugelte Stämme auf wilden Roßkaſta⸗ nien beſizen; denn bekanntlich iſt dies die all gemeine Klage. Den 7. Oſtermonat war er ganz voll Blaͤtter, die weit uͤber die Haͤlfte ihrer natuͤrlichen Groͤſe herangewachſen waren. Ob ihm der Froſt was geſchadet, entſinne ich mich nicht. So viel iſt richtig, daß er die ſchoͤnſten Bluͤthen gehabt. Binſenfoͤrmiges Spartium. Bemerkungen 1774. S. 276. Der Winter von 1775 — 1776 hat alle meine am a. O. bemerkten Bäume getoͤdet, die doch ſchon vorher fo viele Winter ausge dauert hatten. Ich habe daher die aus der Wurzel neu ausſchlagenden Triebe als Hecke heran wachſen laſſen, aber auch da haben ſie bisher an den Spizen Noth gelitten; zum Bes weiſe, daß eine kraͤnkelnde Wurzel auch bei guten Sommern kein geſundes Holz zeitigen kann. Dies Jahr, den 7. Oſtermonat, aber ſtun⸗ auslaͤndiſche Bäume, 33 ſtunden die geſund gebliebenen Zweige im ſtaͤrk— ſten Triebe, ſo daß ſie ſchon Zweige von eines viertel Zolles Laͤnge getrieben hatten. We⸗ gen dem vortrefflichen Geruche der Bluͤthen, die jenen des weiſſen Jasmines noch uͤbertref— fen, iſt ſie nicht genug zu empfehlen. (Auch bei dieſem zeigte ſich nach genauer Beſichtigung der Wurzel, daß hier die Urſach war, warum ſie bisher noch ſo unbeſtaͤndig geweſen.) 5 Fran zoͤſiſcher Tamarix. Bemerkungen 1774. S. 278. So wenig er bisher als Baum gerathen wollte, ſo herrlich dauert er als Staude aus. Gar viele derſelben haben die Hoͤhe von 8 Schuh, aber dennoch iſt dieſen Winter keiner an den Aeſten verlezet worden. Den 7. Oſter⸗ monat waren alle Aeſte von unten bis oben mit Blaͤtterknoſpen wie beſaͤet, die alle ſchoͤn kegelartig in einander gewunden bereits einen viertels Zoll lang geweſen. Miller behauptet, daß er ſpaͤt treibe, welches ich aber in hieſigem Garten noch nie beobachtet, auch durch dieſe Erfahrung hinlaͤnglich wiederlegt wird. Frei⸗ C 34 Ueber naturaliſirte lich hat die Kaͤlte des 16. und 17. Oſtermo⸗ nats dieſe Blaͤttlein getoͤdet; aber der Stamm trieb gleich friſche nach. Keuſchbaumes Vitex. Bemerkungen 1774. S. 283. Als Staude hat ſie ſich bisher wohl er⸗ halten, und alle Jahre gebluͤhet. Dieſen Win⸗ ter waren alle ihre Aeſte bis in die Spizen geſund, den 8. Oſtermonat die Blaͤtter bereits einen viertel Zolles lang, und alle Nebenaͤſte damit beſezet. Die Kaͤlte des 16. und 17. Oſtermonats aber hat der Staude ſtark zuge⸗ ſezet, alle Blaͤtter abgewelket, und vielen Ae⸗ ſten ſo geſchadet, daß ſie ohne die darauf ge⸗ folgte anhaltende Hize gewiß zu Grund ges gangen waͤren. Aber ſie haben ſich meiſt al⸗ le erholet, und verſchiedene erſt im Brachmo⸗ nate aufs neue zu treiben angefangen. Den⸗ noch iſt dieſe Staude izt als einheimiſch zu be⸗ trachten. Wenn ein ſchneller Froſt einen in vollem Safte ſtehenden Baum oder Staude ſchnell uͤberfaͤllt: ſo leidet er Schaden, und wenn er der ausdauerndſte Baum ſeyn ſollte. Dies war auslaͤndiſche Baͤume. 38 hier der Fall, nicht die Zaͤrtlichkeit der Stau⸗ de ſelbſt, die ohne Muͤhe in den waͤrmern Ge⸗ birgen der Pfalz eine Waldſtaude werden kann.) virginiſcher Wachholder. Bemerkungen 1774. S. 286. Diefer gegen unſere Winter ganz unem⸗ pfindliche Baum iſt eine herrliche Eroberung für uns, weil er das ſchoͤnſte Holz zu Schreis nerarbeit liefert. Den 7. Oſtermonat ſtanden meine Baͤume in voller Bluͤthe. In dem Schwezinger Kurfuͤrſtlichen Garten iſt ein klei⸗ nes Waͤldchen davon, deſſen Baͤume ſchon Saamen genug tragen. Wie ſehr waͤre es zu wuͤnſchen, daß man ſelbigen ſammeln, und auf unfruchtbare Sandwuͤſten ausſaͤen moͤchte. Dieſes, verſchiedene Jahre fortgeſezet, muͤßte bald die Anzahl dieſer herrlichen Bäume vers mehren, und der Pfalz durch die Menge des daher entſtehenden Holzes ein ganz neuer Holz⸗ handel erwachſen. Bekanntlich wird das Holz zu Schreinerarbeit Pfundweis erkaufet. C 2 36 Ueber naturalifirte Nachricht von den bisher mißrathenen Verſuchen. Immer gruͤnende Cypreſſe. Bemerkungen 1774. S. 186. Ich habe zwar ſchon am angefuͤhrten Orte angezeiget, daß meine Verſuche mit den Cy⸗ preſſenbaͤumen meiſt mißrathen waren. Hier will ich noch anführen, daß alle noch übrig gez bliebenen Baͤume in dem Winter von 1775 auf 1776 gaͤnzlich abgeſtorben ſind. Ich ha— be daher auch die Urſache dieſer fehlgefchlages nen Verſuche entdecket, und dieſe will ich hier mittheilen. Der überaus ſchnelle Wuchs, den ich bet dem Cypreſſenbaume wahrnahm, wenn man ihm die unterſten Aeſte mit dem Meſſer von Zeit zu Zeit hinwegnahm, auch die Bemer— kung, daß er uͤbrigens das Beſchneiden gar wohl vertrage, hat mich, aus Begierde, bald groſe Baͤume zu beſizen, verleitet, ſie zu ſehr zu beſchneiden. Die Baͤume wuchſen dadurch bis ſpaͤt in den Herbſt hinein an ihren Gips feln. Dies Holz konnte nicht zeitigen, folg⸗ lich der Winterkaͤlte nicht widerſtehen; und ſo auslaͤndiſche Bäume. 37 verfroren die Baͤume von oben herab. Iſt aber einmal der Wald des Baumes angegrif— fen; ſo leidet die Wurzel ſo ſehr Noth, daß ſie ſich nicht mehr erholen kann, und ſelbſt nach und nach abſtirbt. Ich bin alſo der gewiſſen Meinung, daß die Cypreſſen bei uns endlich doch einheimiſch werden koͤnnen, wenn mehrere ſich Mühe ges ben werden, Verſuche damit anzuſtellen. Iu⸗ deſſen vernkuthe ich, wird das beſte ſeyn, eine Anzahl von 40 — 30 auf einen kleinen Plaz beiſammen in ein Waͤldchen zu ſezen, ſolches in den erſtern Jahren allemal den Winter mit einer Bordwand zu umgeben, die leeren Plaͤze zwiſchen ihnen mit groſem Laube, z. B. Nuß⸗ laube, auszufuͤllen, obenher uͤber die Vord— wand Stangen zu legen, und ſolche mit Rei⸗ ſern zu zudecken. Alles dieſes wuͤrde gegen die Mitte des Oſtermonats wieder hinwegge— raͤumet, und wenn man dann die Stauden, ohne fie mit einem Meſſer zu berühren, wach ſen lies: ſo wuͤrden ſie bald anfangen, Saamen zu tragen, und Bäume dieſes Saamens wuͤr— den, wahrſcheinlicher Weiſe, unfers Himmels⸗ C3 38 Ueber naturalifirte ſtriches ſchon mehr gemöhnet, mit minderer Kunſt darin ausdauern. Und ſo konnten fortgeſezte Verſuche uns endlich einen Baum verſchaffen, der ſo ſehr unſere Aufmerkſamkeit verdienet. (In dem ſechſten der unten folgenden Brie⸗ ſe habe ich zwar von dem nun gluͤcklichern Baue der Cypreſſenbaͤume geredet, doch will ich hier noch anfuͤhren, daß die abgeſtorbenen Baͤume, deren Wurzel ich nachher unterſucht, wegen dem aus den Scherben mitgebrachten verwirrten Wur⸗ zelkopfe darauf gegaugen ſind, welches alſo nebſt dieſer oben angefuͤhrten Urſache eine mitwuͤrkende war. Doch that das Beſchneiden auch vieles: denn einer auf ſeinem Standorte ausgeſaͤeter und aufgegangener Baum, der ſchon ſeit einigen Jahren zu mehrern Schuhen praͤchtig herange⸗ wachſen war, verdarb offenbar aus keiner an⸗ dern Urſache, als weil ich ihn durch das Be— ſchneiden in einem Sommer zu ſchnell von 3 bis zu 6 Schuh in die Hoͤhe getrieben hatte. Noch muß ich hier bemerken, daß ich die Saamen, aus dem der obige Cypreſſenbaum aufgegangen war, durch die Guͤte des Herrn du Hammels erhalten hatte, und daß aus auslaͤndiſche Bäume. 39 dieſem Saamen auf dem naͤmlichen Plaze meh⸗ rere aufgegangen waren, die ich, weil ſie zu dicht ſtanden, ausrauſen lies. In dem Fruͤh⸗ jahre 1776 ſaͤete ich andern, von dem Herrn Abt Gualandris, Bruder des mehrmals bes nannten Paduaniſchen Gelehrten, erhaltenen Saamen, und zwar die Halbſcheid in das freie Land, die andere Halbſcheid in Toͤpfe. Leztere Haͤlfte von Saamen gieng in einem Verlauf von etlichen Jahren ſaͤmmtlich auf, von der erſtern Haͤlfte aber erhielt ich auch nicht einen einzigen Stamm; ungeacht ich jene Stelle zwei ganzer Jahre unberuͤhrt ließ, wo ich den italieniſchen Saamen in das Freie hingeſaͤet hatte. Be⸗ kraͤftigt dies nicht meine Muthmaſung, naͤm⸗ lich daß der Saame in unſerer Gegend, oder in einer unſerm Himmelsſtriche gleichen Gegend reifen muͤſſe, wofern er bei uns im freien Bo⸗ den aufgehen ſoll? S. den 12. Brief unten.) Lentago Viburnum. Bemerkungen 1774. S. 281. Ich habe nur einen einzigen Baum gehabt, der mir in dem Winter von 1775 — 1776 abſtarb. Zwar ſchien er ſich gegen den Som⸗ i 64 40 Ueber naturalifirte mer wieder zu erholen, trieb Blätter, aber da dieſe eine gewiſſe Zeit geſtanden, ſind ſie gegen den Anfang des Erndemonats abgedor- ret, und der Baum war tod. Welches die Ur⸗ ſache dieſes mißrathenen Verſuches ſei, ob es Zaͤrtlichkeit dieſer Art, oder Krankheit dieſes einzelnen Stammes geweſen, weiß ich nicht. Sonſt ſind alle Baͤume, die ich in den Bemerkungen der kurpfaͤlziſchen oͤkonomiſchen Geſellſchaft, und zwar im Jahrgange 1774 und 1776 beſchrieben, noch in dem hieſigen Garten im Freien, auſſer daß mir der Amig⸗ dalus Pumila, und die babiloniſche Weide drauf gegangen. Erſterer verdarb durch den Zufall: denn er dauert ſicher aus; lezterer aber uͤbertrieb ſich im Fruͤhjahre, und da ein kalter Nord feine Säfte auf einmal ſtocken machte: ſo wurde er ſchwarz und ſtarb ab. Beſonders war es, daß der Baum damals einen herrli⸗ chen Mandelgeruch um ſich ausbreitete. — Uebrigens iſt es laͤngſt bekannt, daß die babi⸗ loniſche Weide bei uns einheimiſch ſei. Und die ſchoͤne Allee in dem Darmſtaͤdtiſchen Herz rengarten kann und muß den Unglaubigſten uͤberzeuge n. auslaͤndiſche Baͤnme. 41 Fernere Ausſichten zu Verſuchen. Ich glaube gewiß, daß man ein Recht ha- be, zu verſuchen, alle diejenigen Stauden an unſern Himmelsſtrich anzugewoͤhnen, die Sco— poli in feiner vortrefflichen Flora carniolica als einheimiſch beſchrieben. Freilich naͤhert ſich dieſe Provinz den italieniſchen Graͤnzen; aber ihr Himmelsſtrich iſt dennoch ſo ſehr nicht von dem unſrigen unterſchieden, und es iſt zu glaus ben, was da wild wachſe, das werde wohl bei uns durch Verwendung einiger Aufmerkſamkeit gedeihen, und zulezt ganz einheimiſch werden. Zum Beiſpiele fuͤhre ich einige an. Europaͤiſcher Olivenbaum. Scop. P. I. pag. 8. Du Hammel ſagt von ihm, daß er ihm ſchon lange bei Paris als Zwerg⸗ baum ausdaure, zu Zeiten zwar Aeſte durch den Froſt einbuͤſſe, aber auch in heiſſen Som— mern dagegen Fruͤchte anſeze. Ich habe zwar auch ſchon Verſuche angeſtellt, aber die beiden Baͤume dauerten nur einen Winter aus, und ſtarben den folgenden Winter von 1775—1776. Doch werde ich dieſe Verſuche wiederholen, bis C 5 42 Ueber naturaliſirte her aber habe ich ſolches verſchoben, weil ich gerne friſche Kerne zum Stecken gehabt haͤtte. (S. unten den dritten Brief. Aus den vom Herrn Gualandris erhaltenen, und 1776 geſaͤeten Saamen gieng weder in Toͤpfen noch freien Boden das mindeſte auf. Wahrſchein⸗ lich iſt dieſer Saame zu oͤlicht, um ſich, wenn er nicht bald nach ſeiner Reife geſaͤet wird, lang zu erhalten.) Rosmarin. Ich habe fon oft Staus den davon uͤberwintert; aber weil ich meine bis⸗ herigen Verſuche mit Fleis ganz kunſtlos an⸗ ſtellte, und weder eine ſehr geduͤngte Erde ih⸗ nen widmete, auch fie Winters nicht verwahrs te, ſo ſind ſie im Winter 1775 — 1776 abge⸗ gangen. Aber bei weniger Aufmerkſamkeit dauern ſie gerne aus. Myrthenbaum. Scopoli I. 341. Ich habe mit den Myrthen auch ſchon, aber miß⸗ rathene Verſuche gemacht, indeß hoffe ich es ſo weit zu bringen, daß dieſe uns zur Zierde gereichende Staude ausdauern moͤge. (Erſt im Fruͤhlinge 1781 habe ich neue Verſuche angeſtellt, die wenigſtens zu Anfang auslaͤndiſche Bäume. 43 des Jahres 1782 ſehr hofnungsvoll da ſte⸗ hen.) Terpenthinbaum. Scopoli II. 262. Auch du Hammel hat gluͤckliche Verſuche da⸗ mit angeſtellet, aber die meinigen ſind mir miß⸗ rathen, wahrſcheinlich, weil der Boden zu kalt, und gleich der erſte Winter zu hart war. (S. unten den dritten Brief, aus wel⸗ chem nun erhellt, daß der Baum ſehr gebuls dig unſere Winterkaͤlte ausdaure.) Ich haͤtte noch mehrere dergleichen Baͤume anfuͤhren koͤnnen, aber ich vermuthe, daß die⸗ ſer Fingerzeig den Liebhabern ſolcher Verſu— che hinlaͤnglich ſeyn wird, die andern ſelbſt nachzuſchlagen. Vorzüglich giebt mir dies die angenehmſte Hofnung, daß meine Muthma⸗ ſung in Erfuͤllung gehen werde, weil viele Stauden in dortiger Gegend bereits einheimiſch ſind, die nun durch Verſuche ſolches auch bei uns geworden. Z. B. Rhamnus Paliurus, und * Rh. Zyzypfus. Scopoli I. 164. Rhus Cotinus. Scop. I. 220. * Edler Lorbeerbaum. Scop. I. 282. 44 Ueber natural. ausland. Bäume. * Granatbaum. Scop. I. 341. Pyracanthen Miſpel. Scop. I. 347. Syriſcher Hybiscus. Scop. II. 45. Keuſchbaumes Vitex. Scop. I. 448. Immer gruͤnende Cypreſſe. Scop. II. 249. Rauer Smilax. Scop. II. 264. Stachelichter Ruscus. Scop. II. 269. ꝛc. Freilich iſt es bei denen mit einem Stern⸗ chen bezeichneten noch nicht ſo ganz ausgemacht, daß ſie bereits einheimiſch gemacht ſind, aber es iſt doch die ſtaͤrkſte Hofnung da, daß fie es bald ſeyn werden. Alles hängt von dem ver: einigten Eifer mehrerer Freunde ab, die ſich ſolchen vortrefflichen Bemuͤhungen widmen. II Verſuche uͤber die beſte Art der Anpflanzung, um auslaͤndiſche Bäume an unſern Himmelsſtrich anzugewoͤhnen. () De Angewoͤhnung anslaͤndiſcher Baͤume und Straͤucher an unſern Himmelsſtrich iſt ſeit 20 bis 30 Jahren ein Gegenſtand der deutſchen Gaͤrtnerei geworden, und taͤglich wird die Liebhaberei hierzu unter uns groͤſer. Bei allem dem klagen vernuͤnftige Maͤnner, daß die meiſten dieſer Verſuche blos Taͤndeleien waͤren, indem gar viele von dieſen, an unſern Himmelsſtrich anzugewoͤhnenden Baͤumen und Straͤuchern zwar einige Jahre ſchnell und zum Bewundern dahin wuͤchſen; aber durch einen (Y Erſchien zum erſtenmale in dem Jahrgange 1780 der Bemerkungen der Furfürftl. oͤkono⸗ miſchen Geſellſchaft. 46 Ueber die Angewoͤhnung einzigen kalten Winter alle dieſe Freude ſo zer⸗ nichtet wuͤrde, daß man oft von dieſen Neu⸗ lingen keine Spur mehr in feinen Gärten vor⸗ ſfaͤnde. Sie weiſſagen, und das nicht ohne Wahrſcheinlichkeit, daß dieſe Begierde, aus⸗ laͤndiſche Baͤume bei uns einheimiſch zu ma⸗ chen, bald wieder aufhoͤren werde, wenn dieſe Mode durch eine andere wuͤrde verdraͤngt ſeyn, und daß alsdann Deutſchland abermals einen groſen Verluſt an ausgewandertem baarem Gel⸗ de, an Unkoſten, die die Gaͤrtnerei verurſacht, und an Zeit und Raum wuͤrde erlitten haben. Seit 1772 ſind auch in dem hieſigen kur⸗ fuͤrſtlichen Garten Verſuche angeſtellet wor⸗ den, und da ich ſah, daß wuͤrklich allerlei Uns gluͤcksfaͤlle ſich dabei ereignen: fo war mein ſtetes Beſtreben, Mittel zu erdenken, dieſe neu eingefuͤhrten Baͤume auch fuͤr die Zukunft unſerer Gegend ſichern zu koͤnnen. Meine Verſuche habe ich den Jahrgaͤngen 1774 und 1776 der Bemerkungen der kurpfaͤlziſchen öko⸗ nomiſchen Geſellſchaft bekannt gemacht, und dieſe bezeugen, daß mir noch viele Staͤmme fehlen, welche man anderwaͤrts ſchon als ziem⸗ auslaͤndiſcher Bäume. 47 lich angewoͤhnt angeprieſen, z. B. Maguos lien ꝛc. ꝛc. Die Urſache war, weil ich wuͤrk— lich Bedenken trug, durch Ankaufung dieſer Staͤmme ſo ſchweres Geld nach Frankreich, Holland oder Engelland zu verſenden, ehe ich vernünftiger Weiſe vorausſehen konnte, daß ein ſolcher Stamm auch wuͤrklich in dem hies ſigen Garten in allen kuͤnftigen Zeiten aus⸗ dauern werde. Ich machte daher, auſer jenen durch den Druck bereits bekannt gemachten Er⸗ fahrungen, noch eine Menge anderer Verſuche, und opferte hierzu Stauden oder Baͤume aus den Gewaͤchshaͤuſern auf, die ich theils mehr⸗ mals hatte, oder doch leicht durch Saamen wieder anziehen konnte. Und durch alle dieſe viele, theils gluͤckliche, theils ungluͤckliche Vers ſuche bin ich endlich meinem Zwecke näher ges kommen, naͤmlich die Urſache zu ergründen, warum ſo viele Verſuche gegen alle Erwartung oft fehl ſchlagen; warum ein Baum, der ſchon viele Jahre ausgedauert, unvermuthet der Raub eines kalten Winters werde, und warum in einem Garten oft ein Baum herrlich ausdanert, da er hingegen in den andern alle Winter ver⸗ 48 Ueber die Angewoͤhnung frieret. Dieſe Erfahrungen haben mir endlich den Weg gezeiget, wie man dieſe Baͤume pflanzen muͤſſe, damit fie allen dieſen Wider⸗ waͤrtigkeiten beſſer widerſtehen koͤnnen, und ich ſchmeichle mir, daß Deutſchland dieſe meine Erfahrungen wohl aufnehmen, pruͤfen, erwei⸗ tern, und zu ihrer gaͤnzlichen een hinan fuͤhren werde. Die Haupturſache der bisher ſo oft mißlun⸗ genen Verſuche liegt vorzuͤglich in der Verzagt— heit, womit man ſelbige angeſtellt hat. Au⸗ ſer verſchiedenen nordamerikaniſchen Baͤumen, von deren Vermoͤgen, auszudauern, man ſchon überzeugt war, und deren Saamen man da⸗ her auf der Stelle ausſaͤete, wo die Baͤume ſtehen bleiben ſollten, war man gewoͤhnt oder vielmehr genoͤthiget, den Saamen in lange Kuͤbel auszuſaͤen, die Baͤume hernach zu Er⸗ ſparung des Raumes in Scherben zu verſe⸗ zeu, ſie in denſelben einige Jahre den ganzen Fruͤhling, Sommer und Herbſt in der freien Luft ſtehen zu laſſen, die kalten Wintermona⸗ te aber in Schuz zu bringen, bis ſie erſtarket waren, worauf man ſie dann im Fruͤhlinge aus auslaͤndiſcher Bäume, 40 aus den Scherben in das freie Feld verſezte, und ſie dann fortwachſen ließ. In dieſer Art ihrer Anpflanzung liegt der Grund des gan— zen Verderbens, indem der Baum in ſeiner erſten Jugend gleich eine ſolche Richtung be— kam, die ihm hernach in ſeinem ganzen Wachs— thume hinderlich war. Ich will dieſe Fehler hier kuͤrzlich anzeigen. 1. Bei jedem Baume iſt die Pfalwurzel das vorzuͤglichſte, womit er gerade in die Tie— fe hineindringen, ſich dort ausbreiten, Nah— rung fuͤr ſeinen Stamm, und Schuz vor der Winterkaͤlte ſuchen muß. Dieſe Pfalwurzel wird nun durch das Ausſaͤen in Kübel und Verſezen in Scherben nicht allein in ihrem Wachsthume gehindert, ſondern was das al— lerſchlimmſte iſt, ſie bekommt eine ganz falſche Richtung, und ſtatt ſenkrecht in die Tiefe der Erde zu dringen, iſt ſie auf dem Boden der Scherbe oder des Kuͤbels genoͤthiget, eis nen wagrechten Lauf zu nehmen. Ja ſie ſteigt von da oͤfters wieder in die Höhe, dann wies der herunter, lauft kreisfoͤrmig und hat ſol— che widernatuͤrliche Buͤgungen, die man ſich D 50 Ueber die Angewoͤhnung gar nicht vorſtellen kann, bis man eine ſolche Wurzel von ihrem Grunde ganz entbloͤſet, in flieſſendem Waſſer rein abſpuͤhlet, und dann den widernatuͤrlichen Wuchs betrachtet, den ihr die Scherbe zugezogen. Da nun ein ſol⸗ cher in Scherben gepflanzter Baum mehrere pfalaͤhnliche Wurzeln bekoͤmmt, fo durchkreu— zen ſich dieſe Wurzeln dermaſen, daß eine die andere im Wachsthume hindert, und ſie ſich oft einander durchſchlingen. Wenn nun nach Verlaufe von drei oder vier Jahren ein ſolcher in Scherben oder kleinen Kuͤbeln gepflanzter Baum in die freie Luft koͤmmt: ſo koͤnnen ſei⸗ ne Wurzeln nicht mehr ſenkrecht in die Erde dringen, ſondern ſie kriechen wagrecht in der Oberflaͤche der Erde herum, kommen oͤfters zu Tage wieder heraus, und wenn auch ein oder die andere die natuͤrliche Richtung wieder annimmt, und in die Tiefe der Erde hinein— dringt, ſo verhindert ſie der in der Scherbe ſchon angeſezte Wurzelkopf, daß fie nicht ihre hinlaͤngliche Staͤrke erlangen koͤnnen, um ſo mehr, da die wagrechten durch den beſſern Grund, den ſie an der Oberflaͤche der Erde auslaͤndiſcher Bäume, St finden, in ihrem Wachsthume viel ſchneller ſind, und nach und nach die ſenkrechten ganz verdraͤngen. Ein ſolcher Baum iſt zweierlei Ungluͤcksfaͤllen, denen er beinah nicht entgehen kann, ausgeſezet. Naͤmlich 1) iſt der Wur— zelkopf ſchon bereits in der Scherbe fo verwirrt verwachſen, daß ſich die Wurzeln nicht mehr auseinander finden koͤnnen, und in dieſem Fal⸗ le waͤchſt ein Baum ſo lang fort, bis bei dem Dickwerden der Wurzeln eine die andere vers ſticket, und das Aufſteigen des Nahrungsſaf— tes unmoͤglich macht. Ein ſolcher Baum faͤngt dann an zu kraͤnkeln, ohne daß man die Urs ſache errathen kann, und ſtirbt manchmal ſchon in dem Erndmonate ab: wo nicht, ſo kann man gewiß darauf rechnen, daß der naͤchſte auch gez lindeſte Winter ihn toͤden werde. 2) Iſt aber dieſer Wurzelkopf zum Gluͤcke nicht ſo ver— ſchlungen verwachſen, ſo dringen die meiſten Wurzeln wagrecht in die Oberflaͤche der Erde. Ein ſolcher Baum hat dann freilich einen be— wundernswuͤrdigen ſchnellen Wuchs; aber da dieſe Wurzeln nicht vor der Kaͤlte genug ge— ſichert find; fo kann ein ſchaͤrferer Winter dies Dig 52 Ueber die Angewoͤhnung ſe in der Oberflaͤche herumkriechende Haupt⸗ wurzeln ergreifen, und ſie zu einer Zeit toͤden, wo man gar nicht mehr daran denkt, daß un⸗ ſere Winter einem ſchon lange Jahre ausge- dauerten Baume was anhaben koͤnnten. | Dies iſt nun die Folge von Bäumen, die ſchon mehr unſerm Himmelsſtriche ſich naͤhern, denen unſer Boden, unſere Luft mit allen ihs ren mancherlei Abaͤnderungen nicht ſo ſehr zu— wider ſind. Viel wichtiger ſind die Folgen bei Baͤumen und Stauden, die eines waͤrmeren Himmelsſtriches gleichſam beduͤrfen, und die erſt nach und nach auf eine rauhere Gegend herabgeſtimmt werden muͤſſen, um auch bei uns ausdauern zu koͤnnen. Bei ſolchen ſind die meiſten Verſuche bisher mißlungen, ſo, daß man die Hofnung ihrer Angewoͤhnung aufge— geben, und Otto v. Muͤnchhauſen hat ſie meiſt nur in ſein Verzeichniß gebracht, um ſie als zu zaͤrtlich anzuzeigen, und deutſche Ver⸗ ſucher dafür zu warnen. Denn wenn derglei— chen Baͤume einige Jahre in Scherben ſtehen, wird ihren Hauptwurzeln das Vermoͤgen ge— ſchwaͤcht, an ihren aͤuſerſten Enden fortzuwach— auslaͤndiſcher Bäume, 53 fen. Sie find daher an denſelben wie abge— geſtorben, fo man vorzüglich an jenen zärtlis chen Stauden beobachtet, denen der gute Grund, vorzüglich die Wärme ihres Himmelsſtriches fehlet, um an dieſen wichtigen Theilen wieder erwecket und in neues Leben verſezet zu wer— den. Die Hauptwurzeln ſtehen daher in ihrem Wachsthume ganz ſtille; die Staude gehet den folgenden Winter bei aller Bedeckung zu Grun⸗ de, und wenn man fie dann aus der Erde herz aus zieht: ſo ſind die Hauptwurzeln noch eben ſo, wie man ſie hineingeſezet. Wie iſt es moͤg⸗ lich, daß ſo eine Staude oder Baum an un⸗ fern Himmelsſtrich ſich angewoͤhnen, von ſei— ner Zaͤrtlichkeit was verlieren, und mit unſerm rauhern Himmelsſtriche vorlieb nehmen koͤnne, der mit fo unguͤnſtigen und kraͤnklichen Zufäls len der Erde anvertrauet wird? Er muß zu Grunde gehen; nicht, weil keine Moͤglichkeit da iſt, ihn an ein rauheres Klima anzugewoͤh— nen, ſondern weil ſeine Wurzeln ſo in ihrem Vermögen herabgekommen waren, daß fie nicht mehr ohne kuͤnſtliche Waͤrme, die ihnen nun allerdings fehlet, zu neuem Leben, zu neuer Thaͤtigkeit konnten erwecket werden. 54 Ueber die Angewoͤhnung 2. Der zweite Fehler, den ein Baum oder Staude durch dieſe erſtere Erziehung in Scher— ben oder Kuͤbeln uͤberkommt, find die uͤberhand genommenen kleinen zaſerichten Wurzeln, die die Hauptwurzeln im Wachsthume hindern, ſelbſt wann die oben angezeigten Fehler die Pfalz wurzeln nicht überfallen haben. Es iſt uns glaublich, welche Peſt dieſe kleine zaſerichten Wurzeln jedem Baume ſind. Sie nehmen den Hauptwurzeln das Vermoͤgen zu wachſen, indem ſie rechts und links, auch unter ſich alle Kraft der Erde einſaugen, und wie wahre Raͤuber den aͤchten Wurzeln nichts uͤberlaſſen. Sie mergeln den Boden aus; nehmen nicht al— lein alle Fettigkeit, ſondern auch alle Feuch— tigkeit hinweg, und die Hauptwurzeln ſtecken dann in dem magern und duͤrren Boden, und fie koͤnnen gar nicht gedeihen. Dem Baume ſelbſt ſiehet man dieſes nun im Anfange nicht an, im Gegentheile er waͤchſt durch dieſe Nebenwurzeln fo ſtark, daß oft dem Gärtner ein ſolcher ſchneller Wuchs unbegreiflich iſt: ja dieſe zaſerichten Wurzeln erwachſen zu Zeiten zu einer ziemlichen Staͤrke. Aber in der Folge auslaͤndiſcher Bäume, 55 erſcheinen ihre ſchaͤdlichen Wuͤrkungen. 1) Koͤn⸗ nen fie mit zunehmenden Jahren den Baum nach Verhaͤltniß ſeiner Groͤſe nicht mit Nah— rungsſafte verſorgen; der Baum ſteht ſtill, und ſtirbt fruͤh ab. 2) Die Wurzeln kriechen zu viel in der Oberflaͤche der Erde herum, find zu dünne, und ein kalter Winter töder ſie nebſt dem Baume. 3) Sie können dem nun hers angewachſenen Baume und feiner prächtigen Kro— ne keine Stuͤze verſchaffen; jeder ſtarke Wind reißt ihn um, oder erſchuͤttert ihn doch ſo, daß die Wurzeln oft von Grunde entbloͤſet werden. Ein ſolcher Wind im Winter ruͤttelt den Baum los, und eroͤfnet die Erde, daß die Kaͤlte langs den Wurzeln tiefer in die Erde eindringt, ſie maͤchtiger ergreifet, und toͤden muß: eine Kaͤl⸗ te, die ihnen nichts wuͤrde geſchadet haben, wenn der lockere Stand des Baumes die Erde nicht zur ungelegenſten Zeit wuͤrde eroͤfnet haben. Dieſe Fehler in den Wurzeln waren bis— her die wahre Urſache des zweideutigen Erfol— ges in der Angewoͤhnung auslaͤndiſcher Baͤu— me an unſern Himmelsſtrich; auch des Un— gluͤckes, das ſo manchen wuͤrdigen Verſucher te Da 56 Ueber die Angewoͤhnung masleidig gemacht, oder gar abgeſchroͤcket hat; und hier ruͤhrte es her, daß ein Baum in der einen Gegend herrlich ausdauerte, in vielen andern aber mißlung. Denn wenn Erſterer gluͤcklicher Weiſe alle dieſe Zufaͤlle uͤberwand, und ſich in ſeinen Hauptwurzeln recht ſtellte; ſo konnte er freilich Winter und Beſchwerlich— keiten ausdauern, die die leztern zu Grunde gerichtet haben. Und eben dieſe in den Wur⸗ zeln beobachtete gute oder ſchlechte Beſchaffen— heit iſt die Urſache, warum die durch den Druck bekannt gemachten Verſuche ſich fo widerſpre— chend ſind, und weswegen Deutſchland noch nicht weiß, was denn endlich der wahre Erfolg aller dieſer Bemühungen ſeyn werde. Wahrſchein⸗ lich mag hier und da ein Gärtner dieſen Uebeln vorgebeugt haben. Aber eines Theils iſt die Summe geſchickter Gaͤrtner ſehr klein; andern Theils ſind die meiſten Verſucher Gelehrte ge— weſen, die über ſolche Kleinigkeiten hinwegge— ſchauet haben, oder denen es gar nicht einfiel, daß ſo eine Hinderniß ihre Bemuͤhungen ſtoͤ— ren koͤnne. Wenigſtens iſt es mir bei der gro— ſen Aufmerkſamkeit auf Gaͤrtnerei nicht einge⸗ auslaͤndiſcher Bäume. 57 fallen, bei den Wurzeln den Grund des Uebels zu ſuchen, bis ich endlich durch vielerlei Un— gluͤcksfaͤlle, und durch genaue Beſichtigung der Ungluͤcksfaͤlle dieſe Fehler entdeckt, und auf ihre Hinwegraͤumung ernſtlich nachgedacht habe. Die erſten Baͤume und Stauden erhielt ich durch die guͤtige Vermittelung des Karlsruhi— ſchen Oberhofgaͤrtners Hrn. Miller im Herbſte 1771. Viel zu verzagt, dieſe jungen noch zarten Gewaͤchſe gleich dem kalten Winter in der freien Erde blos zu ſtellen, uͤberwinterte ich ſie in dem Orangeriehauſe in Scherben, und erſt im Fruͤh— linge 1772 ſezte ich fie ins Freie. Es war mir unbegreiflich, warum einige dieſer Baͤume vor und nach zu Grunde giengen, um ſo mehr, da es meiſt ſolche waren, an deren gluͤcklichen Aufkommen beinah nicht zu zweifeln war. Uns ter andern hatte ich daher eine Gleditfia tria- canthos erhalten, die alle Jahr bald mehr bald weniger litt. Etliche Jahre hernach er— hielt ich Saamen von dieſem Baume, den ich in die freie Erde ausſaͤete. Die daraus auf— gegangenen Staͤmme wuchſen, nachdem ich ſie die erſten Winter durchs Einbinden ein wenig D 5. 58 Ueber die Angewoͤhnung verwahrt hatte, auſſerordentlich ſchnell, und litten nachher nie den mindeſten Nachtheil, während der Zeit der Karlsruher Stamm im- mer beſchaͤdigt ward. Dies Jahr 1780 haben dieſe junge Staͤmme haͤufig Saamen gezeiti⸗ get, waͤhrend der erſtere immer den ganzen Sommer noͤthig hatte, um ſich von ſeinen Win⸗ terungluͤcksfaͤllen wohl zu erholen. Und da mir jezt die Urſache dieſer Ungluͤcksfaͤlle bekannt war, ſo wollte ich ſie auch bei dieſem Baume pruͤfen. Ich ließ im Herbſtmonate 1780 die Wurzeln aufraͤumen, und da fand ich gleich eine dicke Wurzel, die in einer Tiefe von ans derthalb Schuh wagrecht fortlief. Dieſe Wur— zel ließ ich abhauen; auf einmal fiel der groſe Baum auf die andere Seite nieder, und als ich auch da aufraͤumen ließ, fand ich eine anz dere, der erſtern gleichlaufende Wurzel. Nach- dem dieſe abgehauen war, konnte ich den Stamm genau betrachten. Da, wo die Pfalwurzel herauskommen ſollte, war er ganz flach wie eine Hand, und auſer den beiden wagrechten Wurzeln hatte er keine. Ungeacht ihrer Dicke waren ſie aber der Kaͤlte zu viel blos geſtellt, auslaͤndiſcher Bäume, 59 und litten deswegen alle Winter Schaden. Hier war alſo der Nachtheil ſichtbar, den der Baum auf Zeitlebens durch Ueberwinterung weniger Monate in Scherben erlitten hatte. Denn die Hauptwurzeln hatten in dieſer kurzen Zeit eine falſche Richtung erhalten, und nun muſte der Baum alle Winter dafuͤr buͤſſen. Haͤtte ich nur dieſen einzigen Stamm im Garten ge— habt, wie es denn bei groſen Baͤumen bei— nah nicht anders moͤglich iſt: ſo waͤre ich vielleicht auf die Gedanken gerathen, die Gle— ditſia ſei gleichwohl fuͤr unſere Gegend noch zu zaͤrtlich; und doch ruhete die ganze Schuld al— lein auf der Richtung der Hauptwurzeln dieſes einzelnen Stammes. Bei einer ſolchen Richtung der Hauptwur— zeln leiden aber die Baͤume nicht allein im Win⸗ ter. Es giebt andere, denen die Sommerhi⸗ ze noch mehr ſchadet. Bekanntlich war der Sommer 1779, vorzüglich der von 1780 heiß und trocken. Der ſchmalblaͤtterichte Eleag— nus, (Eleagnus anguſtifolia); der dornich— te Eleagnus (Eleagnus ſpinoſa) und die Ka⸗ talpen Bignonie (Bignonia catalpa) fiengen 60 Ueber die Angewoͤhnung im Sommer 1779 auf einmal an ihre Blaͤt— ter meiſtens abzuwerfen. Ich ſann auf aller⸗ hand Urſachen nach, die dieſe Erſcheinung moͤch— ten bewuͤrket haben, aber ich konnte keine ent⸗ decken. Dieſen Sommer 1780 warfen ſie noch heftiger ab, ja die da ſtehenden praͤchtigen Blumenſtraͤuche der Bignonien Katalpe konn⸗ ten nicht einmal aufbluͤhen, und die ganze Kro— ne des Baumes drohete abzuſterben. Da ich nun izt mit den Fehlern der Wurzel bekannt war, ließ ich dieſelben aufraͤumen. Auf ein⸗ mal ſtand der Baum locker; die Hauptwur⸗ zeln deſſelben liefen nur in der Oberflaͤche der Erde herum, hatten den Boden ſo ausgeſaugt und ausgetrocknet, daß er ſtaͤubte, und nun brannte die Sonne die ſo flach liegenden Wur⸗ zeln dermaſen, daß der Baum abzudorren ge— noͤthiget war. Ich lies ſogleich die Wurzeln wieder zudecken, den Boden tuͤchtig anfeuchten, und ſezte noch ins Gevierte einen Schuh hohen Haufen Grund auf dies Erdreich über die Wur⸗ zeln. Auf einmal fieng der blaͤtterloſe Baum an, wieder in Trieb zu kommen, und ſich gaͤnz⸗ lich zu belauben. Dem Eleagnus anguſtifo- auslaͤndiſcher Bäume. 61 lia ließ ich die ganze Krone abwerfen, die flas chen Hauptwurzeln bis auf eine abhauen und wegnehmen, unter ihm tief aufraͤumen, und die Vertiefung mit gutem Grunde ausfuͤllen. Dadurch wollte ich dem Baume neue Wurzeln heraus locken, die, wenn der Verſuch geraͤth, gewiß ihre aͤchte Richtung annehmen werden. In wie weit dieſer Verſuch zu Gluͤck ſchlagen werde, wird die Zeit lehren. Den Eleagnus ſpinoſa ließ ich zum Vergleiche mit beiden ganz in Ruhe ſtehen. Dieſe Fehler der Wurzel entdeckte ich zuerſt durch einige Roßkaſtanienbaͤume, die ich wegen meinen bekannten Verſuchen in Scherben hatz te ſezen, und mit Fleiß behandeln laſſen, um fie in den Scherben einzuaͤugeln. Da aber dieſe Einaͤugelung im erſten und zweiten Som— mer mißrieth, ließ ich ſie das Fruͤhjahr ins Freie ſezen, um ſie als Zwergbaͤume anzuzie— hen. Aber wie verwundert war ich, als der folgende Winter ſie ſaͤmmtlich toͤdete. Nun ließ ich die Wurzeln ausgraben, und da fand ich zu meiner groͤſten Verwunderung fie ſaͤmmt— lich nach dem engen Raume der Scherbe wun⸗ 62 Ueber die Angewoͤhnung derbar in einander verſchlungen und verwach— ſen, und nun begriff ich, warum dieſe Roß⸗ kaſtanienbaͤume hatten verfrieren muͤſſen. Da ich nachher alle meine mißrathenen Verſuche auf dieſe Art pruͤfte, fand ich immer, daß die Wurzeln nach dem Modelle der Scherbe ge— formt waren, und daß es ihnen unmoͤglich ge— weſen, neue und gute Wurzeln zu treiben. Nicht zufrieden, mich bei den mißlungenen Verſuchen zu uͤberzeugen, ließ ich auch Baͤu— me und Stauden ausheben, die nun ſeit ih— rem Verſuche im Freien nie Schaden gelitten, die aber dennoch, einige kuͤrzer, andere laͤnger, anfänglich in Scherben geſtanden hatten. Ich fand den Wurzelkopf bei den meiſten nach den Scherben geformet, nur waren die Wurzeln auf der Seite entweder wagrecht oder ſchief in den Boden hineingewachſen. Zur Seltenheit habe ich eine Syringa perſica mit ihrem ſcherben⸗ artig gewachſenen Wurzelkopfe aufgehoben, um ſie denjenigen vorweiſen zu koͤnnen, die ſich nicht davon zu uͤberzeugen im Stande ſind. In der Folge der Zeit muͤſſen alle in ihren Wurzeln ſo mißrathenen Staͤmme verderben, weil die auslaͤndiſcher Bäume. 63 dicker werdenden Wurzeln einander ſelbſt ver— druͤcken und zu Grunde richten. Wegen dem Schaden der zaſerichten Wur⸗ zeln will ich nur eine Erfahrung beibringen, da man ſich durch den Augenſchein leichter davon uͤberzeugen kann. Ich lies im Fruͤhlinge 1777 nach Volkhammers Methode Pomeranzenbaͤu— me in die freie Erde eines Hauſes ſtellen, das im Winter mit Fenſtern verwahrt werden konnte. Die Baͤume dauerten den darauf folgenden und den kuͤnftigen Winter zwar aus, aber es war gar kein Wachsthum in den Staͤmmen. Da nun alle meine Kuͤnſteleien bei ihnen nichts helfen wollten, nahm ich die Staͤmme im Fruͤhlinge 1779 aus der Erde, und da fand ich, daß zwar die zaſerichten Wurzeln friſch, geſund und in Menge wie ein Bart um den obern Theil der Wurzel herum ſtunden, aber die Hauptwurzeln waren ſtrack wie Befenreifer, zwar im Safte, aber ohne allen Trieb, fo daß fie noch die naͤm— liche Laͤnge hatten, die ich ihnen ließ, als ich ſie ins Freie ſezte. Nachdem ich nun durch vieljaͤhrige Verſu— che und durch allerhand Beobachtungen von den * 64 Ueber die Angewoͤhnung Haupturſachen unterrichtet war, warum mir bisher ſo viele Verſuche fehlgeſchlagen waren, und ich nun wohl einſah, warum die meiſten bisher ſo ungluͤcklich geweſen, ſo wandte ich meine ganze Aufmerkſamkeit an, um auf Mit⸗ tel nachzuſinnen, dieſen Faͤllen in Zukunft kraͤf⸗ tigſt zu begegnen. Das Ausſaͤen des Saa— mens auf den Ort, wo der Baum ſtehen blei— ben ſoll, iſt allerdings das beſte Verwahrungs— mittel, wovon ich nun die ſchoͤnſten Erfahrun— gen habe. Unter andern erhielt ich Saamen von dem virginiſchen Diospyros, den ich ge— rade zu in ein Land ins Freie ſaͤete. Der Saas men gieng in Menge auf. Ich lies den folgen den Winter eine Einfaſſung von Bord darum ſchlagen und ſie ſolchergeſtalt verwahren. Frei— lich litten viele der jungen Pflanzen im erſten Winter an den Spizen, ſie erholten ſich aber das kuͤnftige Fruͤhjahr gleich, und wuchſen aus ſerordentlich. Nach Masgab ihres Wachsthu— mes ließ ich immer ſo viel ausropfen, damit die andern Plaz bekaͤmen, und nun habe ich ſeit wenigen Jahren Staͤmme von groſer Schoͤn— heit, wovon ſchon einige maͤnnlichen Baͤume dieſen auslaͤndiſcher Baͤume. 65 dieſen Sommer 1780 gebluͤhet haben. — Wo man alſo des Saamens habhaft werden kann, da iſt das Ausſaͤen auf dem Orte des kuͤnftigen Standplazes das ſicherſte Mittel, auch noch zaͤrtliche Bäume leichter zu überwintern. Aber dieſe Art der Pflanzung findet nicht uͤberall ſtatt, beſonders bei vielen Baͤumen und Stau⸗ den, die noch zur Zeit unfehlbar ihre erſten Jugendjahre wegen ihrer Zärtlichkeit in Win— terhaͤuſern dahin bringen muͤſſen, bis ſie bei mehrerem Erſtarken fo einen Verſuch aushals ten koͤnnen, und bis ſie nach und nach durch Erzielung des Saamens in unſerm Himmels— ſtriche ihre Zaͤrtlichkeit ablegen, und ſich all— maͤhlig an den unſerigen angewoͤhnen. Da ich mir ſchmeichle, daß meine neue Art der Anz pflanzung des Beifalles nicht unwuͤrdig ſei, ſo will ich ſie hier deutlich erzaͤhlen. Derfuche des Jahres 1779 und 1780. Ich nahm verſchiedene Straͤucher, die zum Theile unten noch werden genannt werden, aus den Orangeriehaͤuſern, warf ihnen die ganze Krone ab, und ließ ihnen ungefaͤhr ſechs Zoll Laͤnge des alten Stammes. Darauf befreiete E 66 Uuoebber die Angewoͤhnung ich die Wurzel von allem Grunde, ließ ſie in Waſſer ganz rein abſchwenken, damit mir nicht das geringſte von ihrer Lage und Richtung uns bekannt bleiben moͤgte. Hierauf ließ ich alles von der Wurzel ganz hinweg ſchneiden, was nur die mindeſte Kruͤmmung hatte, nahm ih⸗ nen die meiſten Zaſerwurzeln ebenfalls hinweg, und raͤumte dadurch alle Fehler hinweg, die ſie in der Scherbe uͤberkommen hatten. Man wird ſich leicht vorſtellen, daß das meiſte von Wurzeln wegfiel; auch hatten ſie kaum vier oder fünf Zoll lange Hauptwurzeln, nebſt eis nigen Zaſerwurzeln. Die zu Ende des Offers monates fo verſchnittenen Stauden ſezte ich dar⸗ auf in Scherben, um ſie an einen ſchattigten Ort ſtellen zu können, wo die ſo beleidigten Wurzeln Zeit hatten, ſich zu erholen. Zu Anfange des Brachmonates brachte ich fie hier⸗ auf aus den Scherben in ein friſch und vier | Schub tief wohl rejoltes Feld, wo ſie denn nach Verlauf einiger Wochen anfiengen zu wach— ſen. Anfaͤnglich gieng es langſam, aber im Nachſommer war der Trieb fo heftig, und ſo ſpat in die kalte Jahreszeit hinein, daß ich A—- auslaͤndiſcher Bäume. 67 fuͤrchtete, den folgenden Winter würde alles zu Grunde gehen, weil die jungen, zarten und milchigten Wurzeln der ſie uͤbereilenden Kaͤlte ſchwerlich widerſtehen würden. Ich ließ bierz auf die Stauden mit Stroh umbinden, den ganzen Plaz, worauf ſie ſtanden, ungefaͤhr drei viertel Schuh hoch mit Miſt bedecken, das ganze Land aber noch uͤberdies mit einer ſechs Schuh hohen bretternen Wand umgeben. So ließ ich alles bis zu Ausgange des Oſtermo— nates in Ruhe ſtehen, wo ich die Wand able— gen, die Baͤume entbloͤſen, und den Dung un⸗ tergraben ließ. Bei genauer Beſichtigung fand ich nun, daß bis jezt nur die Mentha canarienfis ganz abgeſtorben, bei den andern die Wurzeln ſich erhalten, der vormjaͤhrige Trieb aber meiſt verdorben war. Ich ließ den Strunk der Men- tha canar. heraus ziehen, und fand, daß er eine Menge gerader Wurzeln meiſt uͤber eine Elle lang getrieben hatte, aber ſie waren ſo von einer ſchwammichten Natur, daß es ih⸗ nen unmoͤglich war, den Winter auszudauern. Die rauhen Winde verdorrten noch einige, die E 2 b 63 Ueber die Angewöhnung bei ihrer Entbloͤſung im Wonnemonate recht friſch geſtanden hatten, z. B. Boſea yerva mora, Arduinia biſpinoſa, Smilax ſalſaparilla; die uͤbrigen wollten aber den ganzen Vorſom⸗ mer nicht recht in Trieb kommen, bis auf den Terpenthinbaum, der ſich am beſten ausnahm. Endlich fand ich die Urſache dieſes Still— ſtandes. Der hieſige Garten hat einen ſteifen Lettenboden, der viele Unbequemlichkeiten für mich hat. Der untergrabene kuͤhle Kuͤhdung lag daſelbſt wie ein Kloz, und obenher waren theils die ausdorrenden Winde, theils die be⸗ ſtaͤndigen heiſen Sonnenſtrahlen den Stauden zuwider. Ich ließ ſogleich den Boden unge— faͤhr vier Zoll hoch mit Sand bedecken und das Land tief graben, damit Dung, Sand und Grund beſſer unter einander kaͤmen. Dies war von erwuͤnſchter Wuͤrkung, und auf einmal fieng alles heftig an zu treiben. Dies Umgra⸗ ben ließ ich nachher noch dreimal wiederholen, und blieb kaum, im Durchmeſſer genommen, vier Zoll von der Staude hinweg, um alle zaſe⸗ richte Wurzeln, wenigſtens in der Tiefe von an⸗ derthalb Schuh, wegſtechen zu koͤnnen. Der Trieb war noch heftiger als im Jahre 1779. auslaͤndiſcher Bäume. 69 Da dieſe Verſuche mehr angeſtellt waren, meine Grundſaͤze zu pruͤfen, als die Zahl der an unſer Klima angewoͤhnter Bäume zu vers groͤſern; fo ſuchte ich vorzüglich ſolche aus, die von verſchiedener Empfindlichkeit gegen unſere Winterkaͤlte ſind. Allen ließ ich die Wurzeln nach der oben gemeldten Art ſehr ſtark beſchnei— den, um ſie zu noͤthigen, auf dieſem ihnen neu angewieſenen Standorte ganz neue und brauchbare Wurzeln zu erzielen; und unter die⸗ ſen zeichneten ſich in einem gluͤcklichen Wachs⸗ thume folgende Stauden aus. 1. Der Terpenthinbaum (Piſtacia tere- binthus.) Bekanntlich wird dieſer Baum uns ter die unſere Winter nicht ausdauernde Baus me gerechnet. Aber ungeacht feiner fo ſehr bes leidigten Wurzel, hat er ſich 1779 im Nach— ſommer ſchoͤn im Wachsthume gezeigt, den Winter bis in die aͤuſerſten Spizen erhalten, im Fruͤhlinge 1780 zuerſt zu treiben angefans gen, und an drei Hauptzweigen an jedem uͤber drei Schuh Laͤnge erhalten. Aller Wahrſchein— lichkeit nach wird er ſich nun gaͤnzlich ange— woͤhnen. 70 Ueber die Angewoͤhnung Die ſtaudenartige Salſola (Salſola fru- ticofa.) Dieſe zaͤrtliche Staude wuchs im Som⸗ mer 1779, weil fie den ihr angemeſſenen Bo; den fand, ſehr ſtark, der groͤſte Theil des Som⸗ mertriebes ſtarb aber den folgenden Winter bis auf eine Laͤnge von ſechs Zoll ab. Im Fruͤhjahre 1780 trieb die Wurzel heftig, und bildete eine groſe Staude von mehr als zwanzig meiſt drei viertel Zoll dicker Ruthen von zwei bis drei Schuh Laͤnge, die im Herbſte zu bluͤhen an— fiengen. | 3. Die Halimus Melde (Atriplex Hali- mus.) Dieſe Staude, die in jedem engliſchen Walde eine vorzuͤgliche Stelle wegen der Schoͤn⸗ heit ihrer Blaͤtter verdient, wollte mir bisher im Ueberwintern nicht zu Gluͤcke ſchlagen, un? geacht ich ſie zu verſchiedenen malen verſuchte. Endlich fand ich auch hier an ihren Wurzeln den Fehler ihres erſten Standortes der Scher— be; und die aͤuſerſt in einander mit unzaͤhligen Kruͤmmungen verſchlungenen Wurzeln hatten ſich ſelbſt verſtickt. Die im Jahre 1779 nach der neuen Art eingeſezte Staude hatte ganz unglaublich getrieben, und den Winter ſich bei⸗ aus laͤndiſcher Bäume, 71 nah bis in die Spizen erhalten. Im Herbſte 1780 waren ihre unterſten Stämme im Durch⸗ meſſer von drei bis vier Zoll, ihre Aeſte von vier bis fuͤnf Schuh, und die Spizen derſelben voll von Bluͤthe. An ihrem jezigen Ausdauern zweifle ich gar nicht mehr. 4. Der ſtachelichte Smilax (Smilax afpe- sa) war von geringem Wachsthume, ob er ſich gleichwohl erhalten, und geſunde Blaͤtter und Ranken getrieben hatte. — Noch habe ich zwei mir unbekannte Stauden verſucht, weil ihre praͤchtigen Blaͤtter in mir den Wunſch erregten, ſie unſerm deutſchen Vaterlande eigen zu machen. Den erſten erhielt ich aus Holland unter dem Namen: 5. Arbor americana carica ſimilis als eis ne Pflanze des heiſeſten Theiles der Treibhaͤu— ſer. Aber ich fand bald, daß dieſe Staude nicht dahin gehoͤre, und ſie muſte alle Winter in Eältere Haͤuſer wandern, bis fie gar im Fruͤhlinge 1779 zu dieſen Verſuchen im Freien beſtimmt ward. Sie hatte einen ganz arti— gen Wuchs, ſtarb aber an ihrem Stamme den Winter bis auf vier Zoll ab. Im Jahr 1780 b E 4 22 Ueber die Angewoͤhnung trieb fie aber gleich im Fruͤhjahr von neuem, und erlangte an zweien Staͤmmen eine Hoͤhe von beinah drei Schuh. 6. Eine andere Gattung gieng mir aus Saamen auf, die ich durch die guͤtige Verwen⸗ dung meines Freundes Herrn Gualandris von Padua erhielt. Herr G. erzaͤhlte mir von einer praͤchtigen Staude, die noch nicht bekannt ſei, die Herr Arduini zu Padua ins Freie zu ſezen verſucht habe, und die gerne daſelbſt ausdaure. Da mir fuͤnf Staͤmmgen aufgien⸗ gen, ſo verſezte ich einen davon 1779 ins Freie. Er hat den Winter eben fo wie Nro. 5 aus⸗ gedauert. Dies Jahr war er zwar ſchwaͤcher im Wachsthume, aber denuoch ſehr ſchoͤn. Ich vermuthe ſehr, daß dieſe zwei Arten entweder ſehr nahe mit einander verwandt, oder gar die naͤmlichen find. Cr) 7. Ceratonia filigua. Als ich fie 1779 ins Freie fezte, war fie ſehr ſtark von Wuch— ſe, erhielt auch den Winter einen Stamm von ungefaͤhr ſechs Zoll Laͤnge, fieng das Fruͤhjahr (J Siehe unten den zehnten Brief. auslaͤndiſcher Bäume. 73 1780 an zu treiben, und hatte bereits zwei ſehr ſchoͤne Blätter. Aber darauf fieng fie an zu trauren, und die Blaͤtter dorrten ab. Es ſcheinet ſonſt ein Zufall ſie uͤberfallen zu haben, und das Ausdauern eines Winters macht al— lerdings Reiz genug, e Wee mit ihr anzuſtellen. Dies waren die vorzuͤglichſten Werſuche die ich mit Stauden anſtellte, deren Wurzeln ich ſo ſtark beſchneiden ließ: denn alle anzufuͤhren, iſt hier meine Abſicht nicht. Indeß fand ich doch, daß auch dieſe Art ihr Gefaͤhrliches has be, weil durch das Verſezen in Scherben zu viel der beſten Zeit verloren gieng, die Pflan— zen erſt im Nachſommer in Trieb kamen, und der Winter eben ſowohl die noch ſchwammich— ten Wurzeln, als auch den noch krautartigen Trieb der Staude uͤbereilte, ſo daß ſie die Ge⸗ fahren deſſelben ſchon weniger ausſtehen konn— ten. Um dieſen Zeitverluſt zu erſparen, und die gluͤckliche Jahrszeit zum Vortheile der neuen Pflanzungen beſſer zu gewinnen, machte ich im Hornung des Jahres 1780 folgenden einzel nen Verſuch. E 3 74 Ueber die Angewoͤhnung 8. Europaͤiſcher Olivenbaum (Olia euro- pen.) Ich nahm einen einzigen Baum aus der Scherbe, warf ihn bis auf anderthalb Schuh Laͤuge ab, entbloͤſete ihn ganz von ſeiner Wur⸗ zel, und beſchnitt dieſe auf die bereits gemeldete Art, ohne die mindeſte Schonung. Darauf ließ ich auf ſeinem kuͤnftigen Standorte eine tiefe Grube machen, ſolche mit gutem Grunde ausfuͤllen, und hierauf den ſo kuͤnſtlich zube— reiteten Baum hineinſezen und angieſen. Herz nach ließ ich den uͤbrig gebliebenen Stamm mit Stroh umwinden; ſezte darum einen Haufen Dung, der Wurzel und Stamm bedeckte, und ſo ließ ich alles bis in die Mitte des Wonne⸗ monates in Ruhe ſtehen. Hierauf raumte ich den Dung und das Stroh hinweg, und nach Verlaufe von einem Monate fieng der Stamm an, an verſchiedenen Orten zu treiben. Ge⸗ gen den Herbſt hatte er 18 Hauptaͤſte, ohne mehrere kleinere Nebenaͤſte getrieben, von wel⸗ chen die meiſten uͤber zwei Schuh lang waren, und herrliches feſtes Holz bis beinah in die Spize hatten. Wie er den Winter ausdau⸗ ern werde, wird nun die Zeit lehren. Ich auslaͤndiſcher Baͤume. 75 vermuthe aber, daß feine Wurzeln eben fo ſtark gewachſen, wie das Oberholz, und eben ſo dicht geworden, folglich iſt auf meiner Seite die Vermuthung ſeines kuͤnftigen Ausdau— erus. (5 Ich glaube alſo mit Recht, daß dieſe Art, Baͤume und Stauden an unſern Himmelsſtrich anzugewoͤhnen, diejenige ſei, auf die man ſich am meiſten verlaſſen kann. Freilich muß man dergleichen Verſuche die erſten zwei oder drei Winter mit der gröften Schonung behandeln: denn die Wurzeln ſind zu ſchwammicht, und es gehoͤren einige Jahre dazu, bis ſie zu feſtem Holze anwachſen. Und überhaupt habe ich er— fahren, daß alle Verſuche in den erſten Jah⸗ ren etwas mißlich ausſehen: daß bei den mei⸗ ſten der Sommertrieb im Winter wieder ab⸗ ſterbe, bis dahin, daß ſich die Wurzeln in der Erde recht ausgebreitet, und ſelbſten ſtark gez worden find, wo dann der Baum ſich auf eins mal in eine ſtarke und aushaltende Krone ſtellt. Das vorzuͤglichſte aber iſt die Hofnung, daß J ]ꝙß ER Eee N ee (*) Siehe unten den dritten Brief. 76 Ueber die Angewoͤhnung ſolche behandelten Baͤume bald bluͤhen, und rei⸗ fen Saamen tragen werden, welcher Saamen ſchon mehr die Natur unſers Himmelsſtriches ſich zu eigen gemacht. Hieraus erzielten Baus me ſind ſchon haͤrter, und ſo gewoͤhnen ſich nach und nach die Baͤume, ſo daß unſere En⸗ kel vielleicht nicht mehr die Muͤhe und das Nachdenken ſich werden vorſtellen koͤnnen, die wir dieſen Verſuchen gegenwaͤrtig widmen. Eben ſo wie es den Neapolitanern gewiß nicht einfällt, ihrem Palladius für fein Nachden⸗ fen zu danken, wodurch er ihnen den Pome— ranzen- und Citronenbaum zu Landesproduk— ten verſchafft hat. Denn die Erfolge desjenigen, der alles dies durch ſein ſcharfes Nachſinnen und durch Beharrlichkeit ſeinem Vaterlande erſchuf, ſind meiſtens noch klein, und dem groͤſten Theile von Menſchen un⸗ merklich. Seine Nachfolger, durch die gluͤck⸗ lichen Verſuche von dem ſichern Ausgange uns terrichtet, machen nun alles im Groſen und ern⸗ den gewoͤhnlich Lob und Ehre davon. Die beſte Art Verſuche anzuſtellen, iſt nun meines Erachtens jene, womit ich den Oliven⸗ ausländifcher Bäume, 77 baum behandelte, nur daß man die fo ausge⸗ ſezten Bäume früher entbloͤſen muß, und we⸗ nigſtens ſchon um jene Zeit, wenn man keine Reifen mehr zu befürchten hat, und der ans genehme Fruͤhling die Erde wieder erneuert. Wenn man alsdann die Erde gleich durch tie— fes Graben mit der Spathen eroͤfnet: ſo wird die Fruͤhlingswaͤrme ſchneller auf die tief lie— genden Wurzeln würken, und ſie zu neuem Triebe erwecken. Auch muß man alsdann we⸗ nigſtens alle vier Wochen einmal dieſen Gar— tenplaz tief umgraben, wodurch das Erdreich der Kraft der Sonne beſſer ausgeſezet, vors zuͤglich aber die zaſerichten Wurzeln abgeſto— chen werden, die die wahren Wurzeln an ihs rem Wachsthume hindern, und den Baum kraftlos erhalten. Bei einer ſolchen Behand: lung iſt zu erwarten, daß das Oberholz auch fruͤhzeitig reifen, und die Winterkaͤlte deſto ehen⸗ der werde ausdauern koͤnnen. a Manchen mag es vielleicht ſchmerzen, daß er feine, dem Baume angezogene Krone ab: werfen ſoll, und wird es lieber verſuchen wols len, ihm ſelbige zu laſſen, und gleichwohl mit 78 Ueber die Angewoͤhnung verſchnittenen Wurzeln zu verſezen. Ob ich zwar wohl wußte, daß dies nicht wohl gera— then koͤnne: ſo machte ich doch dies Jahr mit Pomeranzenbaͤumen die Verſuche, um mich hinlaͤnglich zu uͤberzeugen. Die ſo behandelten Baͤume wollten aber in gar keinen Trieb kom⸗ men, nach und nach fieng die Krone an, abs zudorren, und die Stämme giengen zu Grun de: denn die wenigen Wurzeln koͤnnen un⸗ moͤglich die Krone mit Nahrungsſafte verſor⸗ gen; alles das, was ſie aber dahin abgeben, entziehen ſie ſich ſelbſt, folglich kann auch die Wurzel nicht wachſen, und der ganze Stamm muß verderben. Durch das Abwerfen der Kro— ne bis auf einen kleinen Theil des Hauptſtam⸗ mes wird der Wurzel alle Nahrung zugewen— det, damit ſie rechtſchaffen wachſen koͤnne, und dann treibt ſie ſchon an dem alten Stamme friſche Augen genug, die die alte Krone bald wieder erſezen. Ich hoffe nicht, daß man mir die Ein⸗ wendung machen werde, dieſe Art der Ange— woͤhnung ſei koſtſpielig, und erfordere viele Arbeit. Ich nahm hier zu meinen Verſuchen auslaͤndiſcher Baͤume. 79 blos zaͤrtliche Pflanzen, deren Angewoͤhnung allemal mehr Muͤhe nnd Zeit erfordern, und deren Angewoͤhnung eine wahre Eroberung für unſere Gegend ſeyn wird. Das Vorzuͤglichſte aber, was ich durch dieſe Verſuche erproben woll⸗ te, war eine beſſere Methode der Anpflanzung. Und da ich mit aller Wahrſcheinlichkeit behaup⸗ ten kann, daß dieſe hier vorgetragene die beſte ſei; fo wird nun ein jeder Kenner die Anwen— dung auf jeden einzelnen Baum zu machen wiſſen. Denn Baͤume und Stauden, von denen man ſchon weiß, daß fie meiſt gerathen, darf man nur ſo verſezen, daß man uͤberzeugt iſt, ihre Wurzeln werden ſich weder ſelbſt vers ſticken, noch in der Oberflaͤche der Erde herum kriechen; und wenn man da ſein Augenmerk hingerichtet, wird man die uͤbrige Sorgfalt mit wohl gebautem, wohl geduͤngtem und oͤfters zu grabendem Erdreiche gar nicht noͤthig haben; im Gegentheile, dies würde den Bäumen nach⸗ theilig ſeyn, weil fie bei einer ſolchen Sorgfalt über die Graͤnzen ihrer Natur treiben, und das durch Schaden leiden wuͤrden. 80 Ueber die Schoͤnheit ie Ueber die Angewoͤhnung ausländis ſcher Baͤume an unſern Himmelsſtrich. Erſter Brief an Serrn S* in BR* Ueber die Schoͤnheit des Pfaͤlziſchen Zimmelsſtriches. Si ſind, mein wuͤrdigſter Herr und Freund, begierig, zu vernehmen, wie meine Verſuche, Baͤume an unſern Himmelsſtrich anzugewoͤh— nen, dieſen Winter 1780 — 1781 mir zu Gluͤcke geſchlagen, und ſagen nicht ohne Ur— ſach, daß die paradieſiſche Pfalz der aͤchte, wahre Standort ſei, wo dergleichen Verſuche muͤſten augeftellt werden, weil unſer gemilder— tes Klima zu Herabſtimmung der Empfindlich⸗ keit dieſer auslaͤndiſchen Baͤume das allervor⸗ zuͤglichſte beitragen muͤſte; und weil ſie, wenn ſie bei uns einmal angewoͤhnt waͤren, naͤchſt⸗ dem nach und nach in ganz Deutſchland einheis miſch werden wuͤrden. Freilich laͤßt ſich auch in der Entfernung von einem Lande ſchon vor⸗ theil⸗ des Pfaͤlziſchen Himmelsſtriches. 81 theilhaft urtheilen, in dem Mandeln und Kas ſtanien einheimiſch find, in welchem die Fei— gen ſo oft ihre herrlichen Fruͤchte zeitigen, und welches ſich uͤberhaupt durch einen ſo ho— hen Grad von Fruchtbarkeit auszeichnet. Aber wuͤrden Sie erſt dies Jahr hier geweſen ſeyn, wo uns der Frühling in dem Lenz- und Oſter— monate auf die angenehmſte Art uͤberraſchte; wo die Natur ſchon in ihrer verjuͤngten Pracht zu einer Zeit herrlich da ſtand, in welcher uns ſonſt doch noch zu Zeiten Schneegeſtoͤber, oder untermiſchtes rauhes Wetter den warmen Ofen auſſuchen heiſt: Sie wuͤrden erſtaunt geweſen ſeyn, und die gluͤckſelige Lage eines Landes nicht beneidet, doch angeſtaunt haben, die dem gefuͤl l= vollen und denkenden Manne das gluͤckliche Eden ſo anſchaulich dargeſtellt. Unſere Fluren wa— ren mit dem ſchoͤnſten Schmelze eines Dunkel⸗ gruͤn lebhaft uͤberzogen, die Baͤume mit den herrlichſten Bluͤthen wie uͤberſchuͤttet, unter welchen das junge Laub mit ſeiner hellgruͤnen Farbe durchſchimmerte, um durch ſeine Schat— tirung dieſe Pracht nur deſto ſtaͤrker zu erhoͤ⸗ hen. Die mancherlei Farben dieſer Bluͤthen F 82 Ueber die Schönheit erhielten aber durch die herrlichen Farben der Pfirſichbluͤthe eine auſſerordentliche Schoͤnheit, und das Auge hatte eine Mannichfaltigkeit von Gegenſtaͤnden, die ſolches feſſelten, und einen angenehmen Zauber bewirkten. Wenn Sie ſich dann den gefluͤgelten Bewohner der Luͤfte hiezu mit ſeinem mannichfaltigen Geſange gedenken; ſerner den emſigen Landmann, wie er mit dem waͤrmſten Gefuͤhle von Wonne, mit dem geizig⸗ ſten Fleiſe, und mit der beſten Erwartung ei⸗ nes geſegneten Jahres in allen Feldern ver— ſtreuet, mit Emſigkeit arbeitete, um dieſe frohe Zeit nicht ungenuzt vorbei ſtreichen zu laſſen: fo werden Sie ſich zugleich das mannichfaltige Leben vorſtellen, ſo dies pfaͤlziſche Paradies dies Jahr verſchoͤnerte, und Freude und Won⸗ ne uͤberall ausbreitete. Auch der hieſige kurfuͤrſtliche, unter mei— ner Aufſicht ſtehende Garten, zeichnete ſich die— ſes Jahr auf eine vorzuͤgliche Art aus. Nie habe ich ihn noch in dieſer ſtillen und herrlichen Pracht, als dieſes Jahr, geſehen, weil die ſo vielerlei Baͤume und Stauden nun alle Jahre ſtaͤrker bluͤhen, auch alle Jahre Neue zu bluͤ⸗ des Pfaͤlziſchen Himmelsſtriches. 83 hen anfangen, die durch ihre mannichfaltige Blüs then, an die weder das Aug noch der Geruch gewoͤhnt ſind, eine uͤberraſchende Wuͤrkung hervorbringen. Denn es iſt ganz was anders, einen ſolchen Baum in ſeiner Scherbe oder Kuͤ— bel, und was ganz anders, ihn in freier Erde wachſen und gedeihen zu ſehen; was ganz an— ders, einen an Wurzel und an Stamm ver— kruͤppelten, und einen ſehr hohen ausgewachſe— nen Baum in aller ſeiner Majeſtaͤt des Fruͤh— lingsſchmuckes da ſtolziren zu ſehen. Vorzuͤg— lich zeichnete ſich der Siliquaſter Cercis mit ſeiner praͤchtigen Bluͤthe aus, mit welchen die Baͤume wie uͤberſchuͤttet da ſtanden, und un⸗ ter welchen ſich das junge glaͤnzende Blatt gleichſam nur verſtohlen hervorſtreckte, um feiz ne eigene Schoͤnheit anzuſtaunen. Wann ich dann ſo in der fruhen Morgenſtunde in den vom Thaue erquickten Garten trat, eben wann die Sonne uͤber das Gebirg hervor ſchimmerte, und mit ihrem goͤttlichen Lichte nun jedem Gegenſtande ein anderes Licht und Leben gab, die Baͤume dann ihre von dem Pflanzenſchlafe zuſammen gezogenen Bluͤthen entfalteten, und F 2 84 Ueber die Schoͤnheit ꝛe. auf einmal den in ſich eingeſchloſſenen und die Nacht uͤber angehaͤuften Geruch angenehm, ja entzuͤckend ausbreiteten; nicht wuſte, was ich zuerſt anſehen, wo ich mich zuerſt hinwenden ſollte, da jeder Gegenſtand mich feſſelte, mich jeder anderer wieder da hinweg und zu ſich hin— rief, da fand ich mich gar oft wieder in die gluͤcklichen Zeiten der Jugend verſezet, wo aͤch— tes Gefühl der Naturſchoͤnheiten die Empfins dungen lebhaft erregen, und eine goͤttliche Taͤu— ſchung verurſachen, die nicht ausgedruckt, nur empfunden werden kaun. Verzeihen Sie, mein Freund, daß ich hier abbreche, um dieſe gluͤckliche Zeit noch einmal in all ihrer Staͤrke nach zu fuͤhlen. Es ſind Seligkeiten, die ſo mancher Stadtbewohner gar nicht kennt, der das himmliſche Vergnuͤgen eines ſchoͤnen Mor⸗ gens nicht zu ſchaͤzen weiß, weil er noch nie⸗ mal die Wonne genoſſen, die Sonne hinter dem Gebirge hervor gehen zu ſehen, um den jungen Tag mit ihrem feurigen und alles bele— benden Lichte zu begruͤſen, die Nachtduͤnſte zu vertreiben, und uͤberall Hellung, Wonne und Gedeihen auszubreiten. Ich bin ꝛc. ꝛc. Ueber den Granatbaum. 85 SSS a ng); en Zweiter Brief. Ueber den Granat⸗ Kirſchlorbeer⸗ und edlen Lorbeer⸗ Baum. Sie, mein Freund! werden es mir am al⸗ lererſten verzeihen, daß ich bei meinen Verſu— chen, auslaͤndiſche Stauden an unſern Him— melsſtrich anzugewoͤhnen, auf jene Baͤume oder Stauden vorzuͤglich aufmerkſam war, die ſich durch die Schönheit ihrer Bluͤthen oder Blaͤt— ter für das Aug vorzüglich auszeichnen. Denn ſie dienen zur Lockſpeiſe, dieſen Verſuchen mehrere Freunde und Goͤnner zu verſchaffen. Das Nuzbare, fo nach Verlaufe mehrerer Jah re und gar den Kindern erſt eintraͤglich wer— den kann, findet wenige Liebhaber; die mei⸗ ſten wollen gleich die Fruͤchte ihrer Bemuͤhun⸗ gen einernden, und verlaſſen Verſuche und viel— jaͤhrige Arbeiten, wenn ſie auch noch mit ſo vielem Segen für die Zukunft verbunden wäs ren. Denn es iſt wahrlich eine traurige, aber nichts deſto weniger wahre Bemerkung, daß die meiſten Patrioten mehr mit dem Munde als in der That es ſind. Heiſe Wuͤnſche und F 3 86 Ueber den Granatbaum. eine ſchnell verlodernde Waͤrme taͤuſchen und wiegen ſie in eine angenehme Betaͤubung; aber ſie erwachen bald aus dem ſuͤſen Traume: und ein anderer Gegenſtand feſſelt ſie abermals. So taͤndeln fie von einem Projekte zum an— dern, und die ober Ferne als groſe Patrio— ten geachteten Männer find oft nichts mehr und nichts weniger als angenehme Traͤumer, die ſich zwar immer in den Vergnuͤgungen der Einbildungskraft herum wiegen, aber viel zu fluͤchtig, wankend und unbeſtaͤndig ſind, als daß fie zur Ausführung eines einzigen nuzba⸗ ren Vorſchlages brauchbar waͤren. Will man dieſe fluͤchtige Männer feffeln, und fie auf was nuzbares hinwenden: fo muß man ihrem taͤn— delnden und ſchwaͤrmeriſchen Geiſte was vorle— gen, ſo ihre Einbildungskraft bezaubert. Und auf dieſe Art geraͤth es dann zu Zeiten, daß man dieſe gar zu dichteriſche Maͤnner aus ihren ſchwaͤrmeriſchen Sphaͤren heraus fuͤhren, und zu brauchbaren Männern umbilden kann. Bei den gegenwärtigen oft koſtſpieligen Ver⸗ ſuchen unſerer deutſchen Nazion, auslaͤndiſches Gehoͤlz an unſern Himmelsſtrich zu gewoͤhnen, Ueber den Granatbaum. 87 habe ich mehrmal beklagt, wie allerdings zu fuͤrchten ſei, daß die Zeit und Gelder, die hierauf verwendet worden, all koͤnnten ver— ſchwendet ſeyn, wenn der Taumel der Mode voruͤber ſeyn wuͤrde; ein Fall, der ſich leider! ſchon zu oft ereignet hat. Denn mancher bil— det ſich Wunder ein, was ein engliſcher Wald von allen den nordamerikaniſchen Baͤumen fuͤr ganz unerwartete Reize haben muͤſſe, und in dieſem irrigen Wahne ſpart er keine Koſten, auch fo einen zu haben. Er kauft theuer, pflanz zet ſchlecht; viele Baͤume verderben dadurch, andere zeigen ihm einen Baum, der gar nicht mit ſeinem ſchwaͤrmeriſchen Ideal uͤberein koͤmmt; und nun iſt er auf einmal eben ſo kalt, als er vorhin warm war. Soll alſo die gegenwärtige Mode, oder Seus che, oder wie fie ſonſt wollen, unſerm Vatter⸗ lande erſprieslich ſeyn, ſo muß man auf eine vernuͤnftige Art dahin denken, das Nuͤzliche mit dem Schoͤnen zu vereinigen, und dann darf und kann man hoffen, daß dieſe Liebha— berei ſich erhalten und mit der Zeit wahren Nuzen ſtiften werde. Hierauf gieng ſeit lan⸗ F 4 88 Ueber den Granatbaum. ger Zeit mein Beſtreben, und ich freue mich, daß ich Ihnen vielleicht mit aller Zuverſicht ſagen kann, dieſen Endzweck fo ziemlich evs reicht zu haben. Unter dieſen Straͤuchern, die ſich durch die Schoͤnheit ihrer Bluͤthen und durch das Ange— nehme ihrer Fruͤchte auszeichnen, rechne ich vorzuͤglich den Granatbaum. Schon ſeit dem Jahre 1778 habe ich ihn anzugewoͤhnen geſucht, aber meine erſte Bemuͤhungen mißlungen mir, und wie ich nachher in dem Jahre 1777 (denn fo lange erhielt ſich gleichwohl der erſte Ver: ſuchbaum) ſah, aus ganz zufaͤlligen Urſachen. Ju dem Jahre 1779 wiederholte ich darauf dies ſen Verſuch, nachdem ich vorhero noch mehrere andere angeſtellt hatte, im Groſen. Ich ſezte im Hornung 1779 einen Baum in ein ehemals zum Treiben beſtimmtes, nachher aber zu dieſem Verſuche zurecht gemachtes Haus in die Erde; dreizehen andere Baͤume aber in ein ſehr wohl zubereitetes freies Erdreich. Einige dieſer Baͤu— me, und die nicht gefuͤllt waren, haben noch in dem Herbſte 1779 viele Fruͤchte gereifet, die nach dem Ausſpruche unſerer durchlauchtig⸗ Ueber den Granatbaum. 89 ſten Herrſchaft, auch anderer, den italieniſchen Granataͤpfeln im Geſchmacke wenig oder nichts nachgegeben. Die Baͤume haben ſich den Win— ter darauf wohl erhalten, in dem Jahre 1780 einen ganz artigen Wuchs vorzuͤglich im Nach— ſommer gehabt, den Winter abermals gut aus— gedauert, und ſtehen nun zu Ausgange des Wonnemonates 1781, wo ich Ihnen, mein Freund, dieſe Nachricht ertheile, in einem ſo herrlichen Wuchſe, daß fie alle meine Erwar— tungen weit übertreffen. Der in dem Erdreiche des ehemaligen Treibs hauſes ſtehende Granatbaum iſt nun freilich der allerſchoͤuſte; aber eines Theils iſt er auch ſchon in dem Hornunge 1779 in die Erde ges ſezet worden, da die andern 13 erſt in der Mitte des Brachmonates ins Freie kamen; andern Theils hat er bisher in den ſtrengen Winter⸗ monaten durch die vorgemachten Fenſter noch Schuz vor der Winterkaͤlte gefunden. Dies Jahr hat er ſchon zu Anfang des Wonnemo⸗ nates viele Bluͤthknoſpen gehabt, und gegen— waͤrtig mehrere Früchte angeſezet, auch wuͤr— de er noch viel ſtaͤrker gebluͤhet haben, wenn F 5 90 Ueber den Granatbaum. nicht fein heftiger Wachsthum ihn beſtaͤndig dar⸗ an gehindert. Ein groͤſerer und ſchoͤnerer Baum war vielleicht noch nie in Deutſchland, als die— ſer; und er wuͤrde noch praͤchtiger ſeyn, wenn das daruͤber ſtehende Haus, das im Winter ihm allerdings Schuz gab, in dem Sommer nicht deſto nachtheiliger waͤre, da er die freie Luft, Thau und Regen nicht ſo reichlich ges nieſen kann, als es ſein Wachstum erheiſchet. Bon den übrigen im Freien ſtehenden dreis zehn Bäumen iſt nur einer im Wachsthume zus ruͤck geblieben, und da ich dies Jahr begierig war, zu wiſſen, wie er ſich in ſeinen Wurzeln erhalten: ſo habe ich ihn vor einigen Tagen ausgraben laſſen, und gefunden, daß auch die⸗ ſer ſchwaͤchliche Baum herrliche und ſenkrechte Wurzeln in Menge getrieben hatte; und ich kann alſo gesroft- ſchlieſen, daß die andern zwoͤlf Baͤume ſich ſeit 1779 vortrefflich wer⸗ den bewurzelt haben; eine Haupterforderniß, wenn ein Baum in unſerer Gegend ſich anges woͤhnen ſoll. Auſer einem gut gearbeiteten Gartenlande, und das mit Dung wohl beſtellt war, habe ich Ueber den Granatbaum. 9 dieſen Bäumen im Winter auch noch einigen Schuz gegen die Winterkaͤlte verſchaft. Denn da ein ſolcher Baum in den erſten Jahren auf feinem Standorte ganz neu ſich bewurzeln muß: fe iſt es ganz klar, daß dieſe Wurzeln ſchwach und zart ſind, und man ihnen nicht zumuthen kann, bei dieſer Weichlichkeit die Strenge unſe— rer Winter gleich zu uͤberſtehen. Ich habe alſo einen halben Schuh hohen Umſaz von Dung nm jeden Baum herum geſezet, um das Ein— dringen der Kaͤlte zu hindern, und die Baͤume ſelbſt noch locker mit Stroh umwunden. Ei— nen habe ich aber dieſen Winter von 1780 — 1781 ganz frei ſtehen laſſen, und dieſer hat ſich ebenfalls bis in alle ſeine Spizen, ja beinahe noch beſſer, als die eingebundenen erhalten, und viel fruͤher zu treiben und ſich zu belauben angefangen. Damit Sie ſich aber von der Guͤ— te des Bodens des hieſigen Gartens keinen fal— ſchen Begriff machen, und glauben, daß er eine herrliche Gartenerde habe: jo muß ich Ih⸗ nen ſagen, daß es das gerade Gegentheil iſt. Der Garten hat einen beſchwerlichen Lettenbo— den; das Stuͤck, wo dieſe Baͤume ſtehen, iſt 92 Ueber den Granatbaum. vorzüglich ſehr ungeſchlachtet, und alles meis nes Aufwandes und meiner Muͤhe ungeachtet habe ich ſolches jezt noch nicht bezaͤhmen koͤn— nen. Selbſt in dieſem trockenen Fruͤhjahre iſt das Erdreich voll von Feuchtigkeit, die fols ches kalt und klozig machen. Und dennoch has ben dieſe Granatbaͤume einen herrlichen vor— trefflichen Wuchs in demſelben, der das Aug entzuͤckt; und einer dieſer zwoͤlf Baͤume hat ſchon viele Bluͤthen, die zum Theile aber bald ganz aufbluͤhen werden. Ich glaube alſo gewiß berechtiget zu ſeyn, jedermann aufzumuntern, feine Granatbaͤume aus den Kuͤbeln heraus zu nehmen, um fie in das Freie zu verſezen; wenigſtens diejenigen, die in einer Gegend woh— nen, die mit der hieſigen viel uͤberein koͤmmt. tur muß ich bemerken, daß es im Fruͤhjahre geſchehen muͤſſe, ehe der Granatbaum zu trei⸗ ben angefangen, damit er den ganzen Sommer vor ſich habe, neue und in die Tiefe der Erde gehende Wurzeln zu treiben. Hat der Baum eine ſtarke und hohe Krone, ſo iſt es am rath⸗ ſamſten, dieſe ganz abzuwerfen. Der Baum wuͤrde zu viel Aufwand vom Nahrungsſafte Ueber den Granatbaum. 93 machen muͤſſen, um neue und tiefgehende Wur⸗ zeln zu treiben, und auch dieſe Krone zu erhal— ten, und daher entweder in dem einen oder dem andern zurück bleiben. Da aber die Wurs zel das Vorzuͤglichſte iſt, worauf der Anbauer zu denken hat, ſo muß er ſich mit der Krone nicht lange verweilen. Dieſe wird die Stau— de, wenn ſie ſich einmal recht bewurzelt hat, ſchnell nachtreiben, und dieſer Nachtrieb wird dann viel ausdauernder, als jene durch Oran— gerie, oder andere Winterbehaͤlter verzaͤrtelte Krone ſeyn. Solche in dem Hornunge ins Freie geſezten Baͤume muͤſſen aber bis zu En⸗ de des Oſtermonates mit einem Umſaze von Dung gegen die noch einfallende Kälte verwah— ret werden, auch iſt ein freier Plaz, wo ſie den Bewegungen der Luft ausgeſezet ſind, ih— nen viel zutraͤglicher, als wenn man ſie in der Nachbarſchaft der Gartenmauer, oder gar an ein Gelaͤnder zum Anbinden ſezet. Der Kirſchlorbeerbaum (Prunus Lauro- Ceraſus) iſt ein anderer Strauch, an deſſen Angewoͤhnung ich nun auch nicht mehr zwei— 94 Ueber den Kirſchlorbeerbaum. fele. Dieſe durch feine herrliche und groſe Vläte ter ſich ganz vorzuͤglich auszeichnende Staude hat mir anfaͤnglich gar nicht zu Gluͤcke ſchla— gen wollen, da ich ſie, ohne auf ihren Anbau weitere Mühe zu verwenden, in das Freie vers ſezte. Ich ſah alſo, daß ſie mehrere Sorgfalt erheiſche, und habe in dem Jahre 1779 zur naͤmlichen Zeit und auf das naͤmliche Gar— tenbette, wo die dreizehen Granatbaͤume hinges pflanzet worden, auch vier Kirſchlorbeerbaͤume hingeſezet, und die naͤmliche Aufmerkſamkeit auf ſie, wie auf die Granatbaͤume verwendet. Unter dieſer Pflege haben fie einen unerwars teten Wuchs gehabt. Den ſchoͤnſten davon habe ich dieſen Winter uneingebunden ſtehen laſſen. Bei der ſtrengſten Kaͤlte waren ſeine Blaͤtter ganz dunkelgrün, und er hat ſich bis in die aͤu⸗ ſerſten Spizen ganz auſerordentlich erhalten, und dies Frühjahr ſchon eine Menge Schuh langer Sommerlatten getrieben. Die andern mit Stroh ganz eingebundenen Kirſchlorbeer⸗ baͤume ſind zwar auch bis in die Spizen meiſt friſch geweſen, aber ihre Blätter waren gelblicht und ſchwaͤchlicht, ſelbſt die Stämme haben bis Ueber den Kirſchlorbeerbaum. 95 jezt noch nicht den kraftvollen maͤchtigen Trieb des erſtern. Ich habe hieraus, wie auch aus mehrern Erfahrungen geſehen, daß das Um— winden mit Stroh den Baͤumen mehr ſchaͤdlich als nuͤzlich ſei: denn dieſe Arbeit wird gewoͤhn⸗ lich zu einer Zeit vorgenommen, wann der Saft noch nicht gaͤnzlich zuruͤck getreten iſt. Die Bewegung fehlt alsdann dieſen in dem en— gen Strohhauſe (denn ich laſſe gewoͤhnlich das Stroh nicht um den Baum, ſondern um Reis fe, die an eingeſteckte Stangen befeſtiget find, anlegen) befindlichen Stauden; wodurch wahr— ſcheinlich das Zuruͤcktreten des Saftes gehin— dert wird, der hernach in den Aeſten ſtocket, Schimmel erzeuget, und das Erkranken oder gar das Abſterben der Aeſte befoͤrdert. Deſto weſentlicher iſt vorzuͤglich in den erſtern Jahren der Umſaz mit Dung, weil der Stamm ſelten Noth leidet, wenn die Wurzel von der ein— dringenden Kaͤlte nicht beleidiget wird; eine Eraͤugniß, fo bei den jungen und ſchwammich⸗ ten Wurzeln der erſtern Jahre gar leicht mög? lich iſt, hingegen bei dem Erſtarken derſelben, und bei ihrem tiefer Dringen alle Jahre weni⸗ 96 Ueber den Kirſchlorbeerbaum. ger nothwendig wird, bis ſie endlich dieſer Vorſorge auch gar nicht mehr bedürfen, () Sie ſehen, mein wuͤrdiger Freund, welche Bereicherung es für unſere pfaͤlziſche Gaͤr⸗ ten iſt, zwei ſo merkwuͤrdige Stauden, wie der Granatbaum, und der Kirſchlorbeerbaum find, denſelben verſchaft zu haben. Sie mas chen mir gewiß nicht den Einwurf, daß dieſe Angewoͤhnung doch noch mit Mühe und Kos ſten verbunden ſei: denn Sie wiſſen es am be⸗ fien, daß alles dieſes an die Sorgfalt und Kos ſten bei weitem nicht reiche, die man auch auf den allermittelmaͤſigſten Blumenflor verwen⸗ den muß. Und wenn man denn uͤberdenket, wie kurz gewoͤhnlich die Freude iſt, die man nach ſo langer Sorge und Muͤhe von einem Blumenflore genieſet: ſo hat ein Baum gewiß allemal einen weit erhabnern Vorzug vor allen dieſen Ergoͤzlichkeiten, weil man von ihm vom Fruͤhlinge an bis in den ſpaͤten Herbſt einen beſtaͤn⸗ (*) Meine Erfahrungen im Winter 1781— 1782 haben dieſe Gedanken noch mehr ers weitert und berichtiget. Siehe unten den Brief der hievon handelt, Ueber den edlen Lorbeerbaum. 97 beſtaͤndigen Genuß des Vergnuͤgens einerndet, das mit Mannichfaltigkeit, Schoͤnheit und Nu— zen begleitet iſt. Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen von meiz nen Verſuchen auch einige Nachricht gebe, die ich mit dem edlen Lorbeerbaume (Laurus no- bilis L.) angeſtellt habe. Schon längft ha- ben verſchiedene Gaͤrtner in Heidelberg und an— derwaͤrts Hecken davon gepflanzet, und mit den Blaͤttern einen ſehr nuzbaren Handel getrieben. Aber fie pflegen die Hecken umzu⸗ legen, und die ganze Staude im Winter durch Bedeckung von Miſt vor der Winterkaͤlte zu verwahren. Da ich aber dieſer Vehandlungs— art gar nicht hold bin, weil ich glaube, daß durch das Umbiegen der Stamm zu viel Noth leide, und er endlich doch verderben muͤſſe, wie ich dies bei meinen erſtern Verſuchen wahr— nahm: fo ſezte ich im 1779 ten Jahre auch zwei anſehnliche Staͤmme in das Freie zu den Gras nat⸗ und Kirſchlorbeerbaͤumen; da ich ihnen aber die Krone ließ, ſo vermuthe ich, daß dies Urſache war, warum ſie nicht recht in Trieb kamen. Der eine ſtarb im erſten Winter ſammt G 98 Ueber den edlen Lorbeerbaum. allen Wurzeln ab, der zweite buͤſete aber nur ſeinen Stamm und Krone ein, und trieb in dem Jahre 1780 viele und anſehnliche Neis ſer, die ſich auch den Winter meiſt erhielten, und dieſen Fruͤhling einen artigen Wuchs ha— ben. Noch bin ich nicht im Stande von dem Erfolge dieſer Verſuche eine hinlaͤngliche Nach— richt zu ertheilen. Kuͤnftigen Winter will ich aber dieſe Staude ganz frei ſtehen, und das fol— gende Fruͤhjahr noch mehrere einſezen laſſen, um zu ſehen, ob nicht dieſer edle Lorbeerbaum als Staude angezogen, dauerhaft genug ſei, ohne dieſe kuͤnſtliche Ueberdeckung mit Miſt unſere Winter zu uͤberſtehen. Merkwuͤrdig iſt es mir immer vorgekom— men, daß dieſe und noch andere Baͤume und Stauden, die wir jezt in Deutſchland an uns ſern Himmelsſtrich anzugewoͤhnen ſuchen, nach dem beruͤhmten Gaͤrtner Ph. Miller in Eng⸗ land laͤngſt einheimiſch ſeyn ſollen. Aber der beruͤhmte Lehrer der Kraͤuterkunde zu Cams bridge, Herr Martyn, den ich im verwiche⸗ nen Sommer das Vergnuͤgen hatte, in dem hieſigen Garten verſchiedene male zu ſehen, Ueber den edlen Lorbeerbaum. 99 hat mir dieſe Zweifel einigermaſen aufgeloͤſet: denn nach ihm ſind zwar die Winter in Eng— land wenigſtens eben fo ſtreng als bei uns, die beſtaͤndigen Winde hingegen, die von dem Mee— re herkommen, und das ſeſte Land beſtreichen, verhindern, daß die Kaͤlte nicht ſo tief eindrin— gen koͤnne, indem ſie den Stamm in einer ihm ſehr nuͤzlichen Bewegung erhalten. Dieſer Saz iſt ganz in der Erfahrung gegründet, und ich laſſe auch ſchon einige Jahre alle Staͤmme, die Sommers an Stangen gebunden ſind, ſo bald ſie der Winter entblaͤttert und ihrer Laſt erleichtert hat, losbinden, damit fie in dieſer Freiheit die Winterkaͤlte leichter ausdauern koͤn— nen. Ja ich glaube, die zu groſe Sorgfalt, vor- zuͤglich daß man dergleichen Staͤmme an Mauern zog, war den Verſuch-Baͤumen in Deutſchland meiſt nachtheilig, weil fie in dieſer Lage Winz ters nicht alle die ihnen zur Bewegung erfor— derliche Freiheit hatten, auch im Fruͤhlinge zu früh zu treiben anfiengen, und durch eine un⸗ vermuthet eingefallene Kaͤlte Noth litten, und dann erſt abſtarben, nachdem ſie die heftige Kaͤl⸗ te des Winters gluͤcklich uͤberſtanden hatten. 100 Verzeichniß einiger Stauden Denn gewiß iſt es, daß die heftige Kaͤlte des Winters allen dieſen zaͤrtlichen Baͤumen lang nicht ſo nachtheilig iſt, als die fruͤhe Herbſt— und Fruͤhlingskaͤlte, weil die Saͤfte alsdann leicht in Stockung gerathen, und den Stamm abzuſterben noͤthigen. In dem folgenden Briefe werde ich Ihnen, Mein Freund! noch von andern nun ange— woͤhnten auslaͤndiſchen Baͤumen Nachricht ers theilen, die ſich zwar nicht ſowohl durch die Schoͤnheit ihrer Blaͤtter und Bluͤthen, als vielmehr durch ihre Nuzbarkeit empfehlen. Ins deß werden Sie ſehen, daß wir nun ſchon Baͤume und Stauden in ziemlicher Menge has ben, um einen recht entzuͤckenden Luſtwald an— zulegen, wo jeder einzelne Baum bald durch die Schoͤnheit ſeiner Bluͤthen, bald durch die Schoͤnheit ſeiner Blaͤtter, bald durch beides, oder doch wenigſtens durch ſeinen Wohlgeruch reizet. Denn ein Luſtwald von Siliquaſter 1) —ſtaudichter Amorpfa 2) —Catalpen Big⸗ nonie 3) —baumichte Colutea 4) —örientalifcher 1) Cereis Siliquaſtrum L. 2) Amorpha fru- ticoſa L. 3) ee catalpa L. 4) Co- lutea arborea L. * zu einem Luſtwakde. Tor Colutea 5) —Laburnen und andern Citiſſus 6) —ſchmalblaͤtterichten 7) — und dornichten Eleagnus 8) —ſyriſchen Hibiſcus 9) —verſchie⸗ denen Arten von Jasmin 10) —Pyrakanthen Miſpel 11) — Alaternen 12) —Paliuren 13) und Zyzypfus Rhamuus 14) — Binſenfoͤrmi⸗ gen Spartium 15) —Paviens Roßkaſtanie 16) —Franzoͤſiſcher Tamarix 17) — Wilder Jasmin 18) —Rothbluͤhender Robinie 19) — Granatbaͤume, Kirſchlorbeerbaͤume und edle Lorbeerbaͤume, mit Lauben von griechiſcher Periploca 20) —wurzelnder Biguonie 21) — und noch mehrern andern muͤſte gewiß von ei— ner uͤberraſchenden Schönheit ſeyn, wenn Dies ſer Luſtwald von einem Gartenkuͤnſtler ange— G 3 5) Colutea orientalis L. 6) Cytiffus labur- num L. 2) Eleagnus anguſtifolia L. 8) Eleag- nus fpinofa L. 9) Hibifeus Syriacus L. 10) Jaſminum fruticans, humile &c. &c. II) Mefpilus pyracantha L. 12) Rham- nus alaternus L. 13) Rhamnus paliurus L. 14) Rhamnus Zyzyphus L. 15) Spar- tium iunceum L. 16) Aeſculus pavia L. 17) Tamarix Gallica L. 18) Philadelphus coronarius IL. 19) Robinia hiſpida L. 20) Periploca Graeca L. 21) Bignonia radicans, 102 Ueber die Angewoͤhnung legt wuͤrde, der den Karakter jeder dieſer Baͤu— me genau durchgedacht, und nach denſelben ſei— ne Anlage mit Kenntniß und Geſchmack ans gelegt haͤtte. Ein ſolcher Luſtwald wuͤrde, wenn die Koſten der Anlage, und die Unter— haltung der erſten drei bis vier Jahre uͤberſtan— den ſind, beinahe keinen Aufwand mehr erfo— dern, und von dem erſten Fruͤhlinge an bis in den ſpaͤten Herbſt eine Mannichfaltigkeit von Vergnuͤgen hervorbringen, die keine Blu— menflor zu gewaͤhren im Stande iſt. Ich bin ꝛc. c. —— Heumonat 1781. [er Dritter Brief. Oleander, Terpen⸗ thinbaum, Olivenbaum, und virginiſche Perſimon. n meinem zweiten Briefe habe ich Ihnen uͤber den Granat, Kirſchlorbeer, und edlen Lorbeerbaum meine Verſuche mitgetheilet. Haͤt— ten Sie die Menge und die Pracht aller der Granatbluͤthen geſehen, womit die Baͤume des hieſigen Gartens dieſen Sommer wie über: ſchuͤttet geweſen, Sie würden gewiß geglaulg auslaͤndiſcher Bäume. 103 haben, nicht in einem deutſchen, fondern in eis nem italiaͤniſchen Garten ſich zu befinden. O! wie freue ich mich aller der natürlichen Schöns heiten, deren unſere paradieſiſche Pfalz faͤhig iſt, wenn durch die Emſigkeit ihrer Bewohner ihre natürliche Fruchtbarkeit auf jenen Grad erhoͤhet ſeyn wird, wozu ſie die Guͤte ihres ſanften ſehr gemaͤſigen Himmelsſtriches von der Mutter Natur beſtimmt hat. Denn noch ſind die Erzeugungen mancherlei Gewaͤchſe moͤglich, die man bisher aus dem falſchen Wahne vers nachlaͤſigte, fie gedeiheten in unſerer Gegend nicht, und koͤnnten nicht daſelbſt mit wahrem Vortheile gebauet werden, weil unſer Klima für fie zu rauh und kalt ſei. () — Verſuche, G 4 (Als vor einigen Jahren die Maulbeerplan— tagen, die ſchon laͤngſt in einem groſen Thei— le der Pfalz in dem ſchoͤnſten Stande ſind, auch in den übrigen Oberaͤmtern eingeführt werden ſollten, und befohlen ward, daß je— des Ort eine ſichere Zahl Baͤume jährlich ſe— zen muͤſſe, waren verſchiedene Oberaͤmter in der gewiſſen Meinung, ihre Gegend ſei fuͤr dieſe Baͤume zu rauh. — So gieng es zu allen Zeiten; man war von jeher gegen 104 Ueber die Angewoͤhnung auslaͤndiſche Gewaͤchſe an unſern Himmelsſtrich zu gewoͤhnen, haben daher auch noch einen weit ausgedehntern Nuzen, als ſich mancher bisher alles Neue mit Vorurtheilen eingenommen. Der beruͤhmte Schwed, Jonas Apelblad, der auf ſeiner im Jahre 1775 durch Pom— mern und Brandenburg gethanen Reiſe ſah, daß die im Jahre 1750 befohlene Anpflan— zung der Maulbeerbaͤume ſchon ſolche ſchoͤne Anlagen in Preußiſch-Pommern hervorge— bracht hatte, hat eine merkwuͤrdige, dieſes erlaͤuternde Stelle, die ich hier anführen will. „Wer haͤtte im vorigen Jahrhundert, „und noch zu Anfange des izt laufenden „geglaubt, daß die Seidenwuͤrmer in dem „noͤrdlichen Theile von Deutſchlande fort— „kommen ſollten, wie izt vor Augen liegt? „Sicilien ſogar wurde anfaͤnglich für zu „kalt gehalten, ſelbſt der groſe Sully rieth „dem Koͤnige Heinrich IV. ab, jemals an „eine ſolche Anſtalt in feinem Lande zu den— „ken, und nun iſt ein guter Theil von „Schweden, wenigſtens Schonen, nicht zu „kalt für fie.” S. Bernulli's Sammlung von Reiſebeſchreibungen 1781 dritter Band. S. 29. — Der Fehler war, daß man von jeher durch Gründe a priori entſcheiden woll— te, was doch nur durch Erfahrungen aus— gemacht werden kann. Denn ſo wie die weiſen Maulbeerbaͤume von der Kaͤlte weni— ger leiden, als andere Obſtbaͤume, die 1740 in Schonen ausſtarben, als die Maulbeer— baͤume daſelbſt keinen Schaden litten, f. eben: auslaͤndiſcher Bäume, 105 vielleicht eingebildet, der alle dieſe Bemuͤhun⸗ gen unter die gelehrten Spielwerke mag gerech— net haben. Denn ſie zeigen nicht einmal an, daß dieſe angewoͤhnten Gewaͤchſe weniger Em— pfindlichkeit haben, als man bisher von ihnen gemuthmaſet; ſondern vorzuͤglich, und woran mir viel mehr, als an jenen einzelnen Wahr— heiten gelegen iſt, ſie beweiſen auf das aller— uͤberzeugendſte, wie weit die natuͤrliche Kraft, das der Gegend eigenthuͤmliche Vermoͤgen gehe, wo man dergleichen Verſuche anſtellt. Sie find die natuͤrlichſten Waͤrmemeſſer, und bes ſtimmen mit der groͤſten Genauigkeit, mit der hoͤchſten Evidenz, was Luft und Witterung in einer Gegend vermoͤgen. Der kluge Anbauer G 5 daſelbſt; ſo muß auch die Natur anderer fuͤr zaͤrtlich gehaltener Baͤume erſt durch Erfah- rungen, nicht durch gelehrte Schwaͤzereien ergruͤndet werden. Und ich wuͤnſchte, daß man, ſtatt ſeinen Verſtand an leztern zu pruͤ— fen, ihn ehender dahin anſtrengen moͤchte, beſſere und leichtere Arten der Anpflanzun— gen zu erfinden, als welche das einzige Mit— tel ſind, eine Gegend mit einer Menge neuer Landesprodukten zu verſchoͤnern und zu be⸗ reichern. 106 Ueber die Angewoͤhnung ausl. Bäume. der Erde zieht ſich daraus nuͤzliche Regeln, oder es ſind ihm doch wenigſtens heilſame Winke. Und ſo erwachſen Vortheile aus Dingen, die mancher fuͤr ſehr geringfuͤgig haͤlt. Italien wuͤrde ſich gewiß nicht ſo ſchnell zu dem hohen Grade von Fruchtbarkeit erhoben haben, wenn nicht die Feldherren des Roͤmiſchen Volkes diß fuͤr eine ihrer erſten vatterlaͤndiſchen Pflichten gehalten hätten, alle die Gewaͤchſe der entferns tern eroberten und viel waͤrmern Gegenden in ihr damals noch an Gewaͤchſen ſehr armes und fuͤr wenig fruchtbar geachtetes Vaterland zu verſezen und dort einzufuͤhren. Die erſten Staatsbuͤrger, folglich die denkenden Maͤnner der Nazion, widmeten ihre Tage der Ruhe dem Laudbaue. Und wahrſcheinlich haben die— ſe die Winke der Natur nicht allein verſtanden, ſondern auch mit edlem vaterlaͤndiſchem Eifer | benuzet, und dadurch ſchnell die Güte eines Erdſtriches eingeſehen, der fuͤr ſich zu groſen Fruchtbarkeiten fähig war, und nur die Min: ner erwartete, die dieſe Quelle naturlichen Reich— thumes zu beſchoͤpfen im Stande geweſen. In der gewiſſen Hofnung alſo, daß meine ange— Ueber den Oleander. 107 ſtellten Verſuche noch ungleich mehr, als daß dieſes oder jenes auch bei uns ausdaure, be— weiſen, fahre ich heute fort, Ihnen von eini— gen Stauden meine zeitherigen Erfahrungen mitzutheilen. a Der Oleander, Nerium Oleander L. iſt eine in allen Gewaͤchshaͤuſern laͤngſt bekann— te ſehr ſchoͤn ‚blühende Staude, die einen gro— ſen Theil des Sommers mit ihrer ſchoͤnen dun— kelrothen Bluͤthe eine Zierde der Gaͤrten aus— macht, im Winter aber wegen ihren groſen Raum hinwegnehmenden Kuͤbeln, in den Ge— waͤchshaͤuſern ſehr laͤſtig iſt. Ich habe es da— her mit ſechs Stauden im Jahre 1779 ebens falls verſucht, und fie auf das naͤmliche Gar— tenfeld in das Freie verſezet, wo ich die obi— gen Gewaͤchſe hingethan hatte. Im erſten Soms mer brachten ſie gleich eine Menge von Bluͤ— then und auch vielen Saamen, die aber we— gen der ſpaten Witterung nicht reif werden konnten. Dies war mir nun nicht angenehm, weil ich daraus mit Grund ſchlieſen konnte, daß ſie in dieſem Sommer wenig an neuen Wurs zeln gewachſen ſeyn muͤſten. Den Winter dars 108 Ueber den Oleander. auf erhielten ſie ſich aber, bis auf eine, jedoch nur in ihren Wurzeln, indem das ſtaudenar— tige über der Oberfläche ganz zu Grunde ge— gangen war. Den Sommer 1780 hatten ſie einen unbetraͤchtlichen Wuchs, doch gieng den Winter darauf keine zu Grunde, und dieſen Sommer 1781 ſind ſie im Vorſommer auch wenig gewachſen, deſto ſtaͤrker aber im Nach— ſommer in den Trieb gekommen, und ich zweifle nicht, daß eine oder die andere noch dieſen Herbſt Bluͤthen tragen werde. Nach meiner Meinung wird alſo der Olean— der als ein Krautgewaͤchs in unſerm Himmels— ſtriche wohl ausdauren, und als ein ſolches Bluͤthen und reifen Saamen bringen. Ja ich vermuthe auch ſo gar, daß Gewaͤchſe, die aus Saamen aufgegangen, und auf dem Orte, wo fie gewachſen, ſtehen geblieben find, als Staus den ausdauern werden, weil ſchon eine der meis nigen im lezten Winter einen Schuh langen Stamm durchwintert, der das Frühjahr dar⸗ auf ſtark getrieben. Sollte der Oleander aber auch nur als ein Krautgewachs bei uns zu ſei— ner Vollkommenheit gelangen: ſo waͤre dies Ueber den Terpenthinbaum. 109 ſchon eine wahre Eroberung für die Schönheit unſerer Gaͤrten, und ein groſer Vortheil für unſere Gewaͤchshaͤuſer, weil der dadurch in ih— nen gewonnene Plaz viel nuͤzlicher koͤnnte ans gewendet werden. (0 Der Terpenthinbaum, Piſtacia the- rebinthus L. iſt einer von den Baͤumen, die wahrſcheinlich nun auch werden bei uns einhei— miſch werden, und der ſich beſonderer Vorzuͤge ruͤhmen kann. Er liefert theils das aͤchte Terz penthin, weswegen er unter die wahrhaft nuͤz— lichen Baͤume zu zaͤhlen wäre, wenn man hof— fen koͤnnte, daß er in Deutſchland jemals ſol— chen liefern würde, da er ſelbſt in feinem heis ſen Vaterlande ſehr wenig abgiebt; weswegen auch der Terpenthin von dieſem Baume ſehr rar, theuer und ſelten aͤcht zu haben iſt. Eher waͤre von ſeinen Blaͤttern, die zum Zubereiten des Corduans gebraucht werden, ein Nuzen zu erwarten; aber gegenwärtig kann die Frage noch von nichts als von ſeiner Schoͤnheit ſeyn, () Daß fie noch mehr Vermoͤgen zum Ausdau— ren beſizen, beweiſen neuere Erfahrungen, die in der Folge vorkommen, 110 Ueber den Therpenthinbaum womit er unſere deutſchen Gaͤrten zieren wird, weil ſeine gefiederten, ſteifen und glaͤnzenden Blaͤtter für ein deutſches Aug ein ganz frem: des Anſehen haben. Ich habe in dem Fruͤhlinge 1779 nur ei⸗ nen Stamm hinausgeſezet, der ſich bisher zu meiner nicht geringen Verwunderung ganz voll— kommen bis in die aͤuſerſten Spizen erhalten, alle Sommer einen ſchoͤnen lebhaften Wuchs gezeiget, und nun als eine Staude mit zehn Hauptnebenaͤſten eine Hoͤhe von fuͤnf Schuh hat. Im dem Fruͤhlinge trieb er immer noch früher als unſere Obſtbaͤume, und da er bie: her noch erſt neue Wurzeln ſich verſchaffen muſte, welches jeden Baum in dem Wachs— thume feines Oberholzes aufhält, fo hat er zeitz | 92 dieſer Ruͤckſicht einen unerwarteten Fort⸗ gang gehabt. Ich glaube daher, daß er in | wenig Jahren, ungeacht ſeiner vielen Neben⸗ ö aͤſte, hochſtaͤmmig ſeyn wird, und bin übers ö zeugt, daß er ſich gaͤnzlich angewoͤhnen werde, | beſonders wenn er einmal reifen Saamen trägt, | an deſſen Zeitigung ich gar nicht zweifle, da der Baum fruͤh in Trieb kommt, fruͤh bluͤhet, Ueber den Olivenbaum. 11II folglich auch ſchon laͤngſtens in der Mitte des Herbſtmonats feine Fruͤchte reifen kann. Ich habe daher dies Jahr noch zwei Baͤume, eben ſo in ihren Wurzeln verſchnitten, in das Freie verſezet. Auch der Olivenbaum, Olea europea L. gibt mir nun die ſchoͤnſte Hofnung, daß er bei uns einheimiſch werden konne, da der in dem Fruͤhlinge 1780 in das Freie geſezte Stamm ſich ſo gut bisher erhalten. Im ab— gewichenen Winter verlor er zwar meiſt die den Sommer vorher gewachſenen Sommerlat— ten, aber der Hauptſtamm hat nicht die min— deſte Noth gelitten, und dieſen Sommer ſehr ſtark auf allen Seiten ausgeſchlagen. (0) Ich bin alſo gewiß überzeugt, daß der Oli— venbaum bei uns ausdauern werde, ja auch nuͤzlich werden koͤnne, da die unzeitigen Oli— ven eingemacht, ſo haͤufig als eine Leckerſpeiſe bei uns gekaufet und geſpeiſet werden. Und es wuͤrde ſchon ein nicht unbetraͤchtlicher Vortheil ſeyn, wenn unſere in der Pfalz angewoͤhnten (9) Siehe in der Folge die Erfahrungen, die ſei— ne Kraft, auszudauren, noch ſchoͤner beweiſen. 112 Ueber den virginiſchen Perſimon. Olivenbaͤume fo viel unzeitigsk Oliven abliefern würden, als wir bisher durch den auswaͤrti⸗ gen Handel zum Verkaufe in das Land einges fuͤhrt haben. Ein andersmal werde ich Ihnen, mein wuͤrdiger Freund, noch von mehrern Verſu— chen Nachricht ertheilen, die ich angeſtellt, um Baͤume und Stauden an unſern Himmelsſtrich anzugewoͤhnen, die man bisher für viel zu zarts lich gehalten; diesmal aber zum Beſchluſſe nur noch von der virginiſchen Perſimon, Diofpiros virginiana L. einige Nachrichten ertheilen, Dieſer Baum iſt bekanntlich ſchon gegen die Winterkaͤlte nicht ſo empfindlich, und ſoll er in Engelland gern ausdauren. Ich habe vor verſchiedenen Jahren Saamen in das Freie ge— ſaͤet, und fie find mir fo haͤufig aufgegangen, daß ich gewiß über 200 junge Staͤmmchen aus⸗ gerottet, und gleichwohl auf dem kleinen Plaze acht derſelben ſtehen gelaſſen. Voriges Jahr haben die maͤnnlichen Baͤume, dies Jahr ein weiblicher Baum gebluͤhet; und dieſer hat reichlich Fruͤchte angeſezet, die gegenwaͤrtig ſchon die Groͤ— ſe haben, wie ſie ſolche in ihrem Vaterlande zu Ueber den virginifchen Perſimon. 113 zu erreichen pflegen. Es iſt alſo nicht zu zwei ſelu, daß die Fruͤchte dieſes Baumes bei uns zeitig ( und für den Nachtiſch der Deutſchen eine neue Frucht lieſern werden, die ihnen bis⸗ her unbekannt geweſen. Noch vorzuͤglicher aber ſcheinet mir der Baum ſelbſt zu ſeyn, der einen ganz auſerordentlichen Wuchs hat, und wegen ſeinen groſen, dicken, eifoͤrmigen und ſchwarzgruͤnen Blaͤttern von einer ganz auffal⸗ lenden Schoͤnheit iſt. Verzeihen Sie, Mein Freund, daß ich Sie ſchließlich noch mit einer moraliſchen Lau— ne unterhalte: — denn die zeither angefuͤhrten Verſuche belehren mich noch die zwar laͤugſt bekannte, aber einem grofen Theile von Mens ſchen nicht lebhaft genug eingepraͤgte Wahrheit, naͤmlich daß Beſtaͤndigkeit und Unverdroffens heit Tugenden ſind, die gar vieles Herrliche bewuͤrken, wenn ſie in den menſchlichen Unter: nehmungen einen ſtaͤten Einfluß behalten. Schon ſeit 10 Jahren habe ich Granat-Lorbeer- und Kirſchlorbeer⸗Oleander-Terpenthin-Oliven⸗ &) Sie find wuͤrklich ganz reif geworden. 2 114 Ueber den virginiſchen Perſimon. und noch andere zaͤrtlichen Baͤume an unſern Himmelsſtrich auf gar mancherlei Arten anzus gewöhnen verſucht, aber immer mit dem ungluͤck⸗ lichſten Erfolge, bis endlich jene Verſuche vom Jahre 1779 mir zu Gluͤcke geſchlagen ſind. Welche Menge von oben genannten Baͤumen habe ich ſchon denſelben aufgeopfert; fo aufges opfert, daß ich jezt die Verſuche oft nur mit einzelnen Staͤmmen machen kann, die ich ſonſt jaͤhrlich gewoͤhnlich halbduzendweis anzuſtellen pflegte. Auch muß ich nun manche Arten Baͤume durch friſch verſchriebenen Saamen wieder anzie— hen, die ich auf dieſe Art ganz eingebuͤſet. Wuͤr⸗ den die ſo viele Jahre hindurch mir begegneten Ungluͤcksfaͤlle mich abgeſchroͤcket haben: fo haͤt⸗ te ich jezt die Freude nicht, endlich dennoch meis ne Abſicht erreicht zu ſehen. Aber uͤberhaupt herrſchen noch in dieſem Theile der Gartenkunſt auſerordentliche Vorurtheile. Was ehemals Tournefort, Commelin und mehrere wuͤrdige Männer als auslaͤndiſche Pflanzen in die Treib— haͤuſer verſezet haben, das ſtehet noch in den meiſten Gärten heut zu Tag in denſelben; ob gleich ſeit der langen Zeit es gar nicht ſchwer Ueber den virginiſchen Perſimon. 115 war, zu erfahren, daß viele von ihnen auch mit den kuͤhlern und ungleich wenigern koſtſpie— ligern Orangeriehaͤuſern im Winter zufrieden ſeien. Auf dieſe nämliche Art ſtehen Gewaͤch— ſe in den Orangeriehaͤuſern, die ganz vortreff— lich im Freien gut thun wuͤrden. Aber der groͤſte Theil laͤßt es lieber beim Alten bewen⸗ den, als daß er Pflanzen wagte, deren Ver— luſt er doch mit Saamen wieder erſezen kann. Andere fuͤrchten ſich, das Gewaͤchs moͤchte in ſeinem Werthe verlieren, wenn bekannt wuͤr— de, daß es in einer kuͤhlern Stelle uͤberwintern koͤnne. Daher die Herren Hollaͤnder und die ihnen gleichdenkenden Gaͤrtner den Pflan— zen lieber einen hoͤhern Grad Waͤrme andich— ten, nur damit ſie den Preis im Handel deſto ſtaͤrker erhoͤhen koͤnnen. Andere werden auch durch ihre ſehr laͤcherliche Garten-Inventarien abgeſchroͤcket, hierin nuͤzliche Verſuche zu mas chen, und daher ruͤhren ſo ganz unerwartete Fehler, die einem aufſtoſen, wenn man hie und da Gelegenheit hat, Gaͤrten zu ſehen. Auch ſelbſt der altmodiſche Bau der Treib- und Oran⸗ geriehaͤuſer, die man noch immer mit all den Dig 116 Ueber den virginiſchen Perſimon. Fehlern bauet, wie man ſie vor funfzig oder hundert Jahren gebauet hat, iſt eine groſe Hinz derniß in der Kultur der Pflanzen, und die wahre Urſache, warum eine Menge Gewaͤchſe gleichſam nur vegetiren, die doch alljaͤhrlich Bluͤthe und Saamen tragen ſollten. — Doch die Haupturſach dieſer Vorurtheile iſt, daß man ſich noch nach altdeutſcher Sitte und Brauch mit der Sammlungsſucht abgiebt; zufrieden iſt, wenn man nur die Zahl der Gewaͤchſe und ſein Herbarium vergroͤſern kann, und dieſen wichtigen Theil der Gaͤrtnerei der Obſorge von Leuten uͤberlaͤßt, die meiſt ihre Sachen nur handwerksmaͤſig erlernet haben. Doch was ſoll ich uͤber dieſe Sachen Ihnen mit meinen Klagen laͤſtig fallen, da man ja noch nicht einmal über die Anlage der botani⸗ ſchen Gaͤrten uͤberhaupt nachgedacht hat, ſon— dern fie alle fo einfoͤrmig angelegt, gerad als wenn die Abſicht uͤberall die naͤmliche waͤre. In einem meiner kuͤnftigen Briefe werde ich Ihnen daruͤber meine Gedanken vorlegen, und es Ihrer Pruͤfung uͤberlaſſen, was Sie von demſelben fuͤr wahrhaft gut und uuͤzlich erklaͤren werden. Ich bin ꝛc. ꝛc. Erndemonat 1781. a (o) & 117 a Vierter Brief. Ueber Forſtſaamen⸗ ſchulen von bereits bei uns ſaamentra⸗ genden auslaͤndiſchen Baͤumen. Des ehe ich Ihnen von mehreren Stauden und Baͤumen Nachricht ertheile, die ungeacht ihrer Zaͤrtlichkeit an unſern pfaͤlziſchen Himmel ſich anzugewoͤhnen ſcheinen, muß ich Ihnen zu⸗ voͤrderſt einen Gedanken mitteilen, der mir ſeit einiger Zeit ſehr am Herzen liegt, weil er vielleicht der einzige iſt, alle dieſe Bemuͤhun⸗ gen zu verewigen, und fie dem deutſchen Va— terlande eigen zu machen. Seit vielen Jahren beſchaͤftigen ſich gar viele deutſche Maͤnner, den Landesreichthum durch Verſuche dieſer Art zu vergroͤſern, auch ſind gar viele Baͤume und Stauden ſeit der Zeit bekannt geworden, von denen es nun gar keine Frage mehr iſt, daß ſie bei uns zu ihrer ſchoͤnſten Vollkommenheit gedeihen. Dennoch find dieſe an gewoͤhnten Baͤume ſelten und theuer, und wenn man von den laͤngſt erprobten Baͤu⸗ H 3 118 Ueber Forſtſaamenſchulen men Stämme haben will, fo weiß fie der Lieb⸗ haber nicht leicht zu erhalten. Der ganze Nuzen, den ſie leiſten, iſt alſo, daß fie hier und da die Zierde eines beruͤhmten Gartens ſind; und beinahe ſollte man glauben, die Eiferſucht wache daruͤber, daß dieſe Erobe— rungen ja nicht allgemein werden ſollten, weil fie ſonſt für dieſen Garten nichts eigenthuͤmli— ches mehr waͤren. Ich geſtehe, dieſes nur kleinen Seelen ei— genthuͤmliche Verfahren hat mich von jeher geaͤrgert, um ſo mehr, da eine Nachahmung der engliſchen und hollaͤndiſchen Geldſchrupperei darunter mit verborgen iſt, die jede Kleinig— keit zum Gegenſtande eines wichtigen Handels zu erheben wiſſen. Auch unſere Deutſchen wollen nun von ihren deutſchen Mitbuͤrgeru diejenigen Summen wieder erpreſſen, die fie ehemals mit Gewalt verſchleudert haben. Sie denken alſo nach, wie ſie ſolche Baͤume er— zeugen, von denen ſie hoffen koͤnnen, daß ſie nach Verlaufe einiger Jahre wieder darauf ge— hen, bedienen ſich des natuͤrlichſten Mittels, des Saamens, nicht, fie zu vervielfaͤltigen, von bei uns ſaamentragenden ausl. Bäumen. 119 ſondern bringen ſie durch pfropfen oder oculi— ren auf ihnen unnatuͤrliche Baͤume, verkaufen dieſe, und noͤthigen dadurch den Liebhaber, die naͤmlichen Staͤmme von Zeit zu Zeit 0 nen wieder abzuhandlen. Allerdings iſt weder der Luſtgarten eines groſen Herrn, noch der botaniſche Garten eines Fuͤrſten der Ort, wo dergleichen Baͤume in Menge gezogen werden koͤnnen. Der ſehr bes graͤnzte Raum dieſer Gaͤrten kann nichts mehr faſſen, als einzelne Staͤmme von Arten. Je mehr ein ſolcher Garten Arten aufweifen kann, je beruͤhmter iſt er. Aber von einer Art viele Staͤmme aufzuweiſen, iſt nicht ſeine Sache, weil er ſonſt kein Garten, ſondern ein Wald waͤre. Da aber auch der geſundeſte Baum ſeinen Zufaͤllen, die ihn toͤden, unterworfen iſt: ſo wird man ohne mein Erinnern einſehen, daß eine ſolche Sammlung was ausnehmend Unbeſtaͤndiges ſei, wenn man nicht auf ande— re Mittel denket, dieſe Arten im Lande zu vers vielfältigen. Und dieſes Mittel iſt leicht und gar nicht koſtſpielig. 9 4 120 Ueber Forſtſaamenſchulen Wenn die Baͤume eines ſolchen fuͤrſtlichen Gartens nach und nach zu ihrer Vollkommen— heit gelangen: ſo fangen ſie an, alle Jahre zu bluͤhen und Saamen zu tragen. Freilich wird dieſer Saame nicht immer reif, aber meiſtens wird er doch zu feiner Vollkommenheit gelan— gen. Dieſen Saamen nun zu nuzen, und ihn zur Vervielfaͤltigung der Arten zu verwenden, hat man bisher verſaͤumet, ob gleich dies das natuͤrlichſte Mittel der Fortpflanzung iſt. Denn ihn, wie bisher wohl oͤfters geſchehen, im Gar— ten auszuſaͤen, iſt nicht hinlaͤnglich, weil dor— ten das Aufgehen der Saamen mehr hinder— lich, als vortraͤglich iſt; ja die Staͤmmgen wie Unkraut ausgejaͤtet werden muͤſſen, die nach dem Verhaͤltniſſe des Plazes zu viel aufs gegangen ſind. Man muß alſo in den Forſten dergleichen Plaͤze aufſuchen und auswaͤhlen, wo man die Saamen hinſaͤen kann, die jaͤhrlich in einem ſolchen Garten reif werden. Da dieſer auf wenigen Baͤumen reif werdende Saamen nicht hinlaͤnglich iſt, ganze Forſten anzulegen, ſo muß man die erwaͤhlten Plaͤze nur fuͤr Saa⸗ von bei uns ſaamentragenden ausl. Bäumen. 121 menfchulen anſehen, wo die aufgegangenen Baͤume zu keiner andern Abſicht da ſtehen, als mit der Zeit wieder zum fernern Saͤen Saamen zu liefern. Es waͤre alſo erforderlich, in den Forſten ſolche oͤde Felder aufzuſuchen, die eine gute ſonnenreiche Lage haben, gegen Norden geſchuͤzet find, etwas abhängig liegen und einen guten Waldgrund haben. Jeder Baum⸗Art wuͤrde man ein beſonders abgeſtik— keltes Feld beſtimmen und allemal gleich im Herbſte, wie die Saamen reif find, daſſelbi— ge damit beſaͤen. Faͤnde man den folgenden Sommer, daß die Saamen, es ſei nun durch einen Zufall, durch welchen es wolle, nicht aufgegangen waͤren: ſo wuͤrde man den kuͤnf— tigen Herbſt das naͤmliche Stuͤck Feld mit dem naͤmlichen Saamen beſaͤen; und ſo koͤnnte es nicht fehlen, daß nach Verlaufe einiger Jahre auf dieſem Orte eine herrliche Baumſchule ent— ſtehen muͤſte. Dieſe ſo aufgegangenen Baͤume duͤrften aber ſchlechterdings nicht verſezet werden, ſon— dern muͤſten auf der geſaͤeten Stelle ſtehen blei⸗ ben, damit die Hauptwurzel gar nicht gekraͤn⸗ H 5 122 Ueber Forſtſaamenſchulen ket würde. Denn dieſe jungen Bäume wuͤr⸗ den dennoch in den erſten Jahren von dem ih— nen ungewoͤhnten Himmelsſtriche mancherlei Unfall auszuſtehen haben, ſo ſie nur vermittelſt der Guͤte ihrer Pfalwurzel zu uͤbertragen im Stande ſind. Ja das Oberholz der erſteren Jahre wuͤrde ſo wenig tauglich ſeyn, daß ich allemal rathen muͤſte, nach Verlaufe von drei oder vier Jahren, wenn ſich dieſe Staͤmmchen recht in ihrer Wurzel befeſtiget haben, und er⸗ ſtarket ſind, ihr Oberholz gaͤnzlich hinweg zu ſchneiden, und die Wurzel zu noͤthigen, neue Loden zu treiben, die dann einen ſchoͤnen und geraden Schuß erlangen und zur Verwunde— rung ſchnell wachſen werden. Sind dieſe Baͤu— me nach Verlaufe mehrerer Jahre zu ihrer ge— | hoͤrigen Groͤſe gekommen: fo werden fie dann eine ſolche Menge von Saamen alljaͤhrlich ablie⸗ fern, der zur Anlegung ganzer Forſten hinlaͤng— lich ſeyn wird. Selbſt die Foͤrſter werden in die⸗ ſer Baumſchule den Baum mit allen ſeinen Ei⸗ genſchaften kennen, und einſehen lernen, wo der beſte Ort ſei, jede Art forſtmaͤſig anzupflan⸗ zen. Diejenigen Baumarten, ſo bisher nur von bei uns ſaamentragenden ausl. Bäumen. 123 eine Seltenheit geweſen ſind, und die man zu verlieren befuͤrchten muſte, werden auf dieſe Weiſe nach Verlaufe von hoͤchſtens zwanzig Jah— ren ein Eigenthum des Landes ſeyn, und der Gaͤrtnerhandel mit gepfropften und oculirten Baͤumen fein erwünfchtes Ende erreichen. Da aber mancherlei Umſtaͤnde moͤglich ſind, die dem Aufwachſen und Gedeihen eines Baumes ſich widerſezen koͤnnen und die man eines Theils nicht voraus ſehen kann, oder denen vorzubeu— gen, zu koſtſpielig oder zu beſchwerlich waͤre: ſo wuͤrde ich rathen, auf mehrern ganz verſchie— denen und von ſich entfernten Lagen dergleichen Forſtſaamenſchulen anzulegen, und auf dieſe mannichfaltige Art den Saamen zu benuzen, der in dem Garten einer ſolchen Provinz all— jaͤhrlich zeitig wird. Der Aufwand wuͤrde ganz unbetraͤchtlich ſeyn: denn Anfangs wuͤrde ich rathen, weiter nichts zuthun, als das im Wal— de gelegene Stuͤck durch dreimaliges Ackern in Stand zu ſezen, damit die Saamen einen aufgelockerten Boden vorfinden. Sind die Saas men aufgegangen, und geringe Bord wohlfeil zu haben, fo koͤnnte man eine Vefriedigungss | 124 Ueber Forſtſaamenſchulen wand um das Stuͤck ziehen, theils die Win⸗ terkaͤlte zu vermindern, theils das Wild abzu— halten. Dieſe Wand muͤſte aber allemal im Fruͤhjahre wieder niedergelegt werden, um Sonne, und vorzuͤglich die freie Luft gar nicht abzuhalten. Dann muͤſte man auch vor Win⸗ ter Laub ſcheren, und die Saamenſchule damit bedecken; im Fruͤhjahre aber auch dieſes wies der vorſichtig wegnehmen laſſen. Doch derglei⸗ chen Vorſichten verdienen nicht, daß man ſie weitſchichtig erinnert; ein Forſtmann, der nur einige Liebe zu ſolchen Verſuchen hat, wird ſie ohne mein Erinnern von ſelbſt machen. Herr Forſtmeiſter Rettich zu Lautern, ein ſehr geſchickter, aufmerkſamer und thaͤtiger Forſtmann, wird den Herbſt 1782 in der Ge⸗ gend von Lautern einen Verſuch dieſer Art machen, wozu ich ihm die Saamen des hie— ſigen Gartens ausliefern werde. Da der gans ze Verluſt in einer geringen Auslage, und im Saamen beſteht, der ohnehin jährlich» für“ mich verlohren war: ſo zweifle ich gar nicht, daß der Erfolg dieſer geringen Muͤhe reichlich entſprechen werde. Denn man muß es ſich von bei uns ſaamentragenden ausl. Baͤumen. 125 nicht verdrieſen laſſen, wenn es auch in den erſten Jahren nicht gleich gluͤcken ſollte; und ein jaͤhrliches Nachfaͤen wird endlich von er— wuͤuſchtem Erfolge ſeyn. Auch darf man nicht vergeſſen, daß die Baumſaamen manchmal ein ganzes Jahr im Boden liegen bleiben, ehe ſie keimen; und uͤberhaupt durch fortgeſezten Fleiß dasjenige zu Stande zu bringen ſuchen, von dem man ſich mit aller Wahrſcheinlichkeit den beſten Erfolg verſprechen kann. (5) Wenn Sie, wuͤrdigſter Freund, die man⸗ cherlei Gaͤrten in den verſchiedenen Provinzen Deutſchlandes in Gedanken durchlaufen, in welchen dergleichen an unſern Himmelsſtrich anzugewoͤhnenden Baͤume ſtehen, und die Ber nuzung der Saamen auf dieſe Art in Anſchlag bringen: ſo werden Sie leicht einſehen, was ein gemeinſchaftlicher und anhaltender Fleiß (Y Ich habe zu Ende des Wintermonates 1782 an viele, in ſehr verſchiedenen Gegenden woh— nende Freunde meinen ſaͤmmtlichen Baum— faamen von dem Jahre 1781 ausgetheilet, und werde in Zukunft alle Jahre ſo fortfah— ren, ſie an alle diejenigen zu verſenden, die ſolche im Groſen auszuſaͤen willens ſind, und Gelegenheit darzu haben. 126 Ueber die Anlage in einem kurzen Zeitraume von fünf und zwan⸗ zig Jahren in unſerer Forſthaushaltung fuͤr ei— ne gewuͤnſchte Veränderung hervorbringen wer⸗ de und muͤſſe. Ich bin ꝛc. ꝛc. Fuͤnfter Brief. Ueber die Anlage botaniſcher Gaͤrten. n einem meiner vorhergehenden Briefe habe ich Ihnen verſprochen, meine Gedanken uͤber die Anlage botaniſcher Gärten mitzutheilen, und heute will ich dieſe meine Zuſage erfuͤllen. Mit Verwunderung habe ich oſt angeſehen, daß man ſeit Einführung botaniſcher Gärten in Eu⸗ ropa noch nicht daran gedacht, fie zwecksmaͤ⸗ fig, und jedesmal der Abſicht gemaͤs anzules gen, weswegen ſie eigentlich da ſeyn ſollen; ſondern daß man im Gegentheile nur dahin denkt, alle und jede Saamen anzuſaͤen, deren man nur habhaft werden kann. Daher ent—⸗ ſtehet dann auch gemeiniglich ein ſolches zus ſammen geſtoppeltes Ding, von dem man zulezt nicht weiß, wozu es dienen ſoll, als um botaniſcher Gaͤrten. 127 Staat damit zu machen, und zu ſagen: auch wir haben einen botanifchen Garten! Die Abſicht, warum botaniſche Gaͤrten an⸗ gebaut werden ſollten, ſind maucherlei, und nach dieſen verſchiedenen Abſichten will ich ſie hier, wenigſtens die vorzuͤglichſten, beleuchten. ) Syſtematiſcher Garten einer go⸗ hen Schule. Auf einer ohen Schule wird ein botaniſcher Garten vorzuͤglich deswegen unterhalten, um den daſelbſt Studirenden die Grundſaͤze der Kraͤuterkenntniß beizubringen. Theils will man die Juͤnglinge die Wiſſenſchaft lehren, jedes vorkommende Gewaͤchs ſo pruͤfen zu lernen, daß jeder in der Zukunft ſelbſt ges nau beſtimmen kann, zu welchem Geſchlechte ſolches gehoͤre, und welche Art deſſelben es ſei; theils will man ſie mit dem ſowohl kuͤnſtlichen, als natuͤrlichen Lehrgebaͤude der Kraͤuterwiſ— fenfhaft vertraut machen, und ihnen dadurch eine Ueberſicht uͤber das Ganze verſchaffen. Mehr erlauben die akademiſche Zeit und die vie⸗ lerlei Wiſſenſchaften, die ein Juͤngling da ſtu— diren ſoll, nicht, von der Kraͤuterkenntniß zu erlernen, und wer ſeine anvertrauten Juͤnglin⸗ 128 lieber die Anlage ge mehr lehren will, der lehrt ſie nichts. Nach dieſem Plane ſollte ein Kraͤuterlehrer ſich bes fleiſigen, ſo viel als moͤglich iſt, die Gewaͤchſe bei ſich zu erziehen, die jenen Abſichten ange⸗ meſſen ſind, und vorzuͤglich ſich beeifern, die Pflanzen herbei zu ſchaffen, die die verſchie⸗ denen Lehrgebaͤude deutlich machen. Pflanzen, die vermöge ihrem Baue dem kuͤnſtlichen Lehr⸗ gebaͤude wiederſprechen, oder die als Ausnah⸗ men zu betrachten ſind, ſollte man, wenigſtens verſchiedene von ihnen, anbauen, um den Juͤng⸗ ling fruͤhzeitig mit den Schwürigfeiten bekannt zu machen, die in der Folge der Zeit ſchon ſo manchen abgeſchroͤckt haben, nach zuruͤck ges legtem akademiſchem Laufe das Kraͤuterreich zu ſtudiren. In dieſer Abſicht iſt es alſo aͤuſerſt unbil⸗ lig, wenn man in einem ſolchen Garten von einem Geſchlechte ſo mancherlei Arten antrift, und hingegen von einer Menge von Geſchlech— tern keine einzige Art aufweiſen kann. Ferner iſt es unbillig, wenn man daſelbſt exotiſche Ge⸗ waͤchſe antrift, die vermoͤge des Klima nichts thun, als nur vegetiren. Gewaͤchſe, die in dem botaniſcher Gaͤrten. 129 dem Garten einer Hohen Schule nicht zur Blüs the kommen koͤnnen, ſollte man gar nicht aus pflanzen: denn ein ſolcher Garten ſoll keine Raritaͤtenkammer, ſondern ein philoſophiſcher Garten ſeyn, wo man auf jene Pflanzen den⸗ ken ſoll, die dem Juͤnglinge geſunde Begriffe beibringen koͤnnen. Selbſt iſt es ſchaͤdlich, wenn der Garten ſo reichlich mit unnoͤthigen Pflanzen angeſpicket iſt. Entweder ſchroͤckt die Anzahl den Aufaͤnger ganz von der Wiſſenſchaft hinweg, oder macht ihn zu einem verdruͤßli⸗ chen Nomenclator, der wunders meint, was er gethan, wenn er ſein Gedaͤchtniß mit Namen, und ſein Herbarium mit getrockneten Exemplarien angefüllet hat. Dergleichen Her⸗ ren wiſſen gewoͤhnlich nichts; wie ich es gar oft beobachtet: denn wenn ſie in einen andern Garten kommen, wo die Pflanzen wegen des verſchiedenen Bodens ein groͤſeres oder kleineres Anſehen gewinnen: fo kennen fie ſolche doch nicht, obſchon ſie dieſelben in ihr Herbarium eingeleget haben. Und da auf einer Hohen Schule die Juͤng⸗ linge, fo die Kraͤnterwiſſenſchaft ſtudiren, ges J 130 Ueber die Anlage wohnlich ſich daſelbſt zu kuͤnſtigen Aerzten bilden wollen: ſo ſollte ein Kraͤuterlehrer ſein vorzuͤgliches Augenmerk dahin richten, zu Erz klaͤrung ſeines Lehrgebaͤudes ſich vorzuͤglich jez ner Pflanzen, wenn es moͤglich ſeyn kann, zu bedienen, die in den Apotheken uͤblich ſind. Dies wird unendlich erſprießlicher ſeyn, als wenn man ihnen die ſeltenen chineſiſchen oder ſiberiſchen Pflanzen vorzeigt, die ſie nachher in ihrem Leben nicht mehr gebrauchen. Aber wie ſelten iſt man im Stande, ſich zu jenem wahren philoſophiſchen einfachen Endzwecke herabzuſtimmen, wozu man berufen iſt. Ueber der Begierde zu glänzen, vergißt man das wah⸗ re Nuzbare, und verſehlt den allgemeinen Endzweck, weswegen der Staat einen ſolchen Garten anlegen laſſen. Nach eben dieſem ganz einfachen Plane iſt auch der Garten der Kameral Hohen Schule zu Lautern anzulegen angefangen worden. Ge⸗ waͤchſe, die dem kuͤnftigen Landwirthe, Forſt— wirthe, Technologen, oder Handelsmanne nicht zu wiſſen noͤthig ſind, werden gar nicht darin aufgenommen, hingegen jene deſto ſorgfaͤltiger c . — en un ZU a botaniſcher Gärten, 135 geſammlet, deren Kenntniſſe dort einen Eins fluß haben. Nach dieſen Pflanzen bemuͤht man ſich, die Juͤnglinge mit dem Lehrgebaͤude bekannt zu machen, und die Pflanzen, die er fo kennen gelernt hat, find der Gegenſtand ſeis ner kuͤnftigen Beſchaͤftigungen. 2) Apothekergarten groſer Staͤdte. In groſen Staͤdten ſollten auch Kraͤutergaͤrten ſeyn, und in gar vielen ſind ſchon dergleichen. Ihr Endzweck kann nicht anders ſeyn, als die Aerzte, Apotheker und Wundaͤrzte in der Kennt⸗ niß jener Kraͤuter zu unterrichten, die ſie zur Geſundheit ihrer Mitbürger täglich verſchrei⸗ ben, oder verkaufen. In einem ſolchen Gar: ten ſollten nun ſchlechterdings keine Gewaͤchſe gepflanzet werden, die nicht wuͤrklich officinell ſind, und da auf Sammlung rarer oder neuer Gewaͤchſe bedacht zu ſeyn, waͤre offenbar laͤ⸗ cherlich; und doch iſt dies ein ſehr gemeiner Fehler. Linne's Materia medika waͤre zur Anlage eines ſolchen Gartens ein herrliches Werk; doch muͤſte man vorzuͤglich auf die ein⸗ heimiſchen Kraͤuter den Bedacht nehmen, weil in dieſen die gröbften Fehler begangen werden, 2 — J 2 132 Ueber die Anlage denen durch Anlage eines ſolchen Gartens am beſten vorgebeugt wuͤrde: denn die Kenntniß der Kraͤuter iſt mit vielem Gedaͤchtnißwerke verknuͤpft, und wenn man die Kraͤuter lange Zeit nicht geſehen, fo verſchwindet ihre Kenntuiß nach und nach. Vortreff lich waͤre es daher, wenn der Arzt, oder Apotheker und Wundarzt durch jaͤhrliche Beſuchung ſolcher Kraͤutergaͤrten die officinellen Kraͤuter immer ſich wieder er— neuerte; und herrlich, wenn man den Kraͤu⸗ terweibern beſtimmt vorzeigen koͤnnte, was ſie fuͤr eine Art fuͤr die Apotheken einſammlen ſollten. Und welche Menge von Gewaͤchſen koͤnnte man dann in ſeiner Gegend aufſuchen, und jaͤhrlich den alten Vorrath wegwerfen, und mit neuen erſezen laſſen, die man nun in gar vielen Orten von Materialiſten beſchreibt. Da auch die Apotheker und Wundaͤrzte gern in groſen Staͤdten ſerviren, und keine Gele⸗ genheit ſonſt haben, die Kraͤuterlehre ihres Faches zu ſtudiren: ſo wuͤrde ein ſolcher Gar— ten fuͤr ſie unſchaͤzbar, und hierin zugleich ih— re Hohe Schule ſeyn, beſonders wenn der Vorſteher eines ſolchen Gartens im N botaniſcher Garten. 133 Sommer wochentlich eine Stunde lang eine Vorleſung in demſelben halten wuͤrde. 3) Botaniſcher Garten für eine Aka⸗ demie der Wiſſenſchaften. Ganz anders muß der Kraͤutergarten beſchaffen ſeyn, der zum Behufe einer Akademie der Wiſſenſchaf— ten gepflanzet wird: denn hier iſt die Ab⸗ ſicht, die Kenntniſſe der Kraͤuterwiſſenſchaft zu erweitern, neue Pflanzen durch Saamen, den man aus entfernten Laͤndern erhalten, zu ents decken, ſie philoſophiſch und aͤcht zu beſchreiben, oder auch ſchon bekannte, aber noch nicht bins laͤnglich gepruͤfte Pflanzen genau zu beobachten, und ihren Karakter wohl zu beſtimmen. Terz ner muß die Abſicht eines ſolchen Gartens das hin gehen, die Kultur der Gewaͤchſe zu ſtudi⸗ ren, vorzuͤglich auslaͤndiſche Gewaͤchſe an un— ſern Himmelsſtrich anzugewoͤhnen, und auf dieſe Art die Zahl einheimiſcher Gewaͤchſe zu vergroͤſern. Syſtematiſche Anlage eines ſol⸗ chen Gartens iſt hier, nach meinem Beduͤn⸗ ken, ein Fehler, und ein Juventarium ein wahres Gebrechen: denn dies Jahr kann einem Akademiker ein Geſchlecht mit all ſeinen Arten J 3 134 Ueber die Anlage ſehr wichtig ſeyn, deſſen er nach verſchiedenen Jahren, wenn feine Unterſuchungen daruͤber ges endet find, gar nicht mehr bedarf. Und dens noch das Geſchlecht mit all ſeinen Arten im Gar⸗ ten fortpflanzen zu wollen, iſt zwar der Samm⸗ lungsſucht der Deutſchen angemeſſen, aber gar nicht der Abſicht eines ſolchen Gartens, der eine ungeheure Groͤſe, und alljaͤhrlich einen beträchte lichen Aufwand erforderte, ohne daß dies al— les von Nuzen waͤre. Vernuͤnftiger iſt es alsdann, ein ſolches Geſchlecht mit feinen Ars ten wieder ausgehen, und die Stelle mit aus dern Pflanzen beſezen zu laſſen, die man zu pruͤfen Willens iſt. Ueberhaupt darf hier der philoſophiſche Pruͤfer gar nicht nach gewiſſen Grundſaͤzen eingeſchraͤnket ſeyn, ſondern man muß ihn ſeiner Liebhaberei uͤberlaſſen, und es iſt genug von ihm gethan, wenn er in demje⸗ nigen Theile, den er ſich auserkohren, neue Entdeckungen macht. Ein Namenkenner zu ſeyn, iſt auch ein ſchlechtes Verdienſt fuͤr ihn; aber mit der Gabe, zu beobachten, muß er reichlich ausgeruͤſtet ſeyn, und keinem Syſteme zugethan, muß ihn blos die Wahr⸗ botaniſcher Garten. 135 heit und die genaue Belauſchung der Natur lei— ten. Auch ſollte er vielleicht nie auf Gruͤn— dung eines neuen Syſtemes denken, weil ihn das zu viel von ſeinem Wege, der Natur ge— treu zu ſeyn, ablockt. Dies ſollte man den Kraͤuterlehrern auf Hohen Schulen uͤberlaſſen, die durch den jaͤhrlichen ſyſtematiſchen Vortrag ſich ganz neue Ueberſichten und Blicke verſchaf— fen, die einem Gelehrten fehlen muͤſſen, der nur auf die Berichtigung einzelner Wahrhei— ten bedacht iſt. Kurz, ein akademiſcher Kräus terkenner muß die ihm gegoͤnnte Muſe auf Beobachtungen und Erfahrungen verwenden, und der Kraͤuterlehrer dieſe Erfahrungen ins Ganze einzupaffen wiſſen. Dieſer leztere hat, vermoͤge ſeines Amtes, ſelten hinlaͤngliche Zeit zu beobachten, da ihm der oͤffentliche Vortrag zu viele ſeiner Stunden raubt, und ihn ent— kraͤftet; aber die oft viel Zeit und Muͤhe er⸗ fodernde Beobachtungen Anderer kann er leicht leſen, und fie zu der Summe allgemeiner Kennt⸗ uiffe, das heiſt, in fein Syſtem übertragen. 4) Botaniſcher Cuſtgarten. Will ein groſer Herr zur Verſchoͤnerung ſeines Luſtgar— J 4 136 Ueber die Anlage tens einen Theil deſſelben zu einem Kraͤuter⸗ garten beſtimmen: ſo muß der Anleger deſſel— ben wieder einen ganz andern Plan erkieſen. Hier iſt eben ſo laͤcherlich, dieſe Anlage nach einem Syſteme zu pflanzen, als auf neue Ar⸗ ten verpicht zu ſeyn: denn diejenigen, die ei⸗ nen ſolchen Garten beſuchen, bekuͤmmern ſich weder um das eine, noch um das andere. Aber Pflanzen, die ſich durch ihre natürlichen Schoͤn— heiten empfehlen, die das Auge reizen, oder durch ihre lieblichen Geruͤche, oder durch den Nuzen oder Schoͤnheit ihrer Fruͤchte merk— wuͤrdig ſind, muͤſſen hier geſammlet werden, und die Pracht eines ſolchen Gartens erhoͤhen. Seltene Pflanzen, ſie moͤgen auch uͤbrigens ſo rar ſeyn, als ſie wollen, ſind hier ein be— ſchwerlicher Schaz, und ſie widerſprechen der Ur⸗Idee eines ſolchen Gartens. Jemehr der Gartenkuͤnſtler aber dahin bedacht iſt, ſeine ihm zukommenden Pflanzen ſo zu beſizen, daß man nie in die Anlage tretten kann, ohne von den ſtillen Schönheiten des Pflanzenreiches ge— ruͤhrt zu werden, deſto mehr wird er feine Ab⸗ ſichten erfüllen, die Groſen der Erden aufmerk⸗ botaniſcher Garten. 137 ſam machen und fie angewoͤhnen, dieſe herrli— chen Werke der Schoͤpfung mit Ruͤhrung und Ehrfurcht fuͤr die Allmacht des Schoͤpfers zu betrachten. . Pflanzen, die daher einen widrigen Eins druck machen, wie z. B. der groͤſte Theil von Cereis, die einzige Fakeldiſtel ausgenommen, ſollten daher hier nie eine Stelle finden. Pflan⸗ zen von giftigen Eigenſchaften duͤrften auch hier nicht ſeyn, wenn ſie ſich nicht durch eine aufs ſerordentliche Schoͤnheit empfehlen. Andere mit widrigem Geruche muͤſten gar nicht da ſeyn. Unanſehnliche Pflanzen, die kleine Blätter, keinen ſchoͤnen Wuchs und uͤberhaupt nichts in die Augen Fallendes und nichts fuͤr den Geruch Reizendes haben, ſollten daher auf ewig aus ſo einem Garten verbannt ſeyn, wo nur die Schoͤnheiten der Natur nach Grundſaͤzen eines Landſchaftmalers aufgeſtellt werden muͤſſen. — Von den engliſchen Waͤldern habe ich ſchon zu einer andern Zeit meine Meinung geſagt, und der Beifall, den ein Hirſchfeld, und andere Gartenkuͤnſtler meinen da vorgetragenen Saͤ⸗ zen ertheilt, haben mich uͤberzeugt, daß ſie Js 138 Ueber die Anlage keine leeren Grillen geweſen. Ich hoffe, daß ſie auch in Zukunft in die neueren Gartenan⸗ lagen einen Einfluß haben und manchen ver— hindern werden ſein Geld auf eine unnuͤze Art zu verſchwenden. 5) Botaniſche Gaͤrten fuͤr Manu⸗ fakturſtaͤdte. Noch andere Gaͤrten ſind moͤg⸗ lich, und ich glaube auch, daß hier und da ſchon dergleichen Anlagen beſtehen: denn in einer groſen Stadt, wo Manufakturen und Fabriken bluͤhen, beſonders ſolche, wo Mo— dearbeiten verfertigt werden, ſollte ein botani⸗ ſcher Garten gepflanzet ſeyn, in welchem man ſich bemuͤhen muͤſte, alles, was das Aug Schoͤ⸗ nes in dem Pflanzenreiche entdecken kann, da zu unterhalten. In einem ſolchen Garten ſoll— ten alle diejenigen ſtudiren, die auf neue Deſ— ſius denken muͤſſen. Auch die mancherlei Schattirungen der Farben koͤnnten da am er⸗ ſten der Natur abgelauſcht und in die Werke der Kunſt uͤbergetragen werden. Und alsdann wuͤrde manche Manufaktur nicht ſo chineſiſchen Unſinn, wie bisher, zu Markte bringen und dieſes Studium der Kunſt wuͤrde gewiß zum botaniſcher Gärten. 139 Flore des inländifchen Gewerbes ſehr viel beiz tragen. Doch ich will mich fuͤr diesmal nicht in Zergliederung mehrerer möglichen Gartenanla— gen einlaſſen, weil ſchon hieraus erhellet, wie mannichfaltig das Pflanzenreich bald zum Nu— zen des Buͤrgers, bald zum Vergnuͤgen deſ— ſelben koͤnnte verwendet werden, wenn man über dergleichen Gegenſtaͤnde mehr nachzuden— ken gewohnt waͤre. Auch wuͤrde man ſehen, wie durch dieſes Studium des Pflanzenreiches ſolches in kurzem ſich erweitern muͤſte, weil nun nicht jeder, wie bisher, alles umfaſſen, ſondern ſich nur feinem Theile mit Aufmerk⸗ ſamkeit widmen wuͤrde. — Aber ſo ſehen nun alle botaniſchen Gaͤrten einer dem andern wie ein Ei gleich. Ueberall ſchleppt man ſich mit der laͤcherlichen Aloe, die wohl vor funfzig Jahren noch einigen Werth haben konnte, die aber nun in den Augen eines vernünftigen ars tenbeſizers weder von Werthe noch von Reiz ſeyn kann. In jedem Garten trift man eine Sammlung von Stcorchſchnabeln, Eiskraͤu— teyn, Cereis und dergl. m. an. Oder man 140 Ueber die Anlage botanifcher Gärten. will uur hoͤchſt ſeltene und theuere Pflanzen beſizen, die weiter nichts anders beweiſen, als daß der Beſizer zwar Geld, aber weder philoſophiſche Einſicht, noch Geſchmack habe. Und dadurch, daß jeder das naͤmliche anbaut, bleibt die Wiſſenſchaft ſelbſt in ihren engen Graͤnzen, die Kraͤuterlehre ein Namen-Spiel⸗ werk und das Pflanzenreich ſtiftet dem Buͤr— ger denjenigen Nuzen nicht, den es wahrhaft leiſten wuͤrde. Ich bin ꝛc. ꝛc. [ee ep Sechster Brief. Von der ſchneewei⸗ fen Neſſel, Portulak Melde, der fſtaudichten Salſola und dem ſtachelichten Smilax. Heute will ich Ihnen von einigen Stauden Nachricht ertheilen, die ſich in den Pflanzun⸗ gen und Luſtwaͤldern vorzuͤglich empfehlen und ausnehmend ſchicklich find, fie dahin zu verſe— zen, wo der Gartenkuͤnſtler romantiſche Be— griffe durch ſeine Anlagen erzeugen will. Die ſchneeweiſe Neſſel, Urtica nivea L. hat man bis hieher fuͤr ſehr zaͤrtlich gehal⸗ Von der ſchneeweiſen Neſſel. 147 ten. Miller ſagt, daß ſie in England die freie Luft nicht ausdauerte, ſondern in den Winter⸗ haͤuſern muͤſte ausgewintert werden. Ja der wahrhaft beruͤhmte Jacquin () will fie gar in den Treibhaͤuſern erhalten wiſſen, weil fie nach ihm in den Orangeriehaͤuſern abſtuͤr— be, in erſtern aber ſtaudenartig ſich erhielte. Ich erinnere mich nicht, daß andere Anpflan— zer derſelben erwaͤhnet haͤtten, und glaube al⸗ ſo, daß ſie eine noch ganz unverſuchte Stau⸗ de ſei. N Meine bisherigen Verſuche haben mir aber gezeigt, daß dieſe Pflanze auch ſo gar bei uns im Freien als Staude ausdaure, und daß ſie als eine ſolche zu Verzierung unſerer Gaͤrten das Ih⸗ rige gewiß beitragen werde. Schon vor mehre— ren Jahren habe ich eine derſelben auf eine Stelle des Garteus hingeſezet, wo ich meine erſten Baͤume und Stauden hingebracht hatte; ein ſehr undankbarer Boden, der den ſteifeſten Letten und nie eine Duͤngung erhalten hatte, und der bei der Anlage des Gartens uͤber drei (*) Hortus Vindebon. T. 2 pag. 78 T. 166. 142 Von der ſchneeweiſen Neſſel. Schuh war vertieft worden, um zum Aus⸗ gleichen anderer Theile Grund zu erhalten. In fo einem rohen, ungeſchlachteten und foges nannten toden Boden ſezte ich meine erſtere, an unſern Himmelsſtrich anzugewoͤhnende Baͤu⸗ me, auch einige Jahre nachher dieſe ſchneewei⸗ ſe Neſſel. Den erſten und zweiten Winter ſtarb ſie bis auf die Wurzel ab, trieb aber bald im Fruͤhjahre fo heftig, daß fie einen gros fen Plaz einnahm; und den dritten und fols genden Winter dauerte ſie als Staude aus, und wucherte endlich ſo heftig um ſich, daß ich im Fruͤhluͤnge 1779 genoͤthiget war, ſie auf dieſem Plaze ganz auszurotten, damit ſie mir nicht andere Baͤume erſticken moͤchte, von de⸗ ren Dauer ich noch nicht ſo lebhaft, wie von dieſer, überzeugt war. Dies Jahr 1781 has be ich wieder eine Pflanze in das Freie geſezet, blos um die Unglaubigen zu uͤberzeugen, daß ſie in unſerm Himmelsſtriche ausdaure. Sie hat, ungeacht ich ihre Wurzeln nach meiner Methode ſehr verſchnitten hatte, um alle das Krumme und Verwirrte des in Scherben ſich erzeugten Wurzelkopfes hinweg zu ſchaffen, von der ſchneeweiſen Neſſel. 143 dennoch den lebhafteſten Wuchs gehabt, indem ſie mehr wie funfzehn Hauptaͤſte getrieben, von denen jeder uͤber vier Schuhe lang iſt; ja nun treibt fie ſchon ſeit dem 1. Weinmonate übers all zur Bluͤthe, die gewiß ganz würde aufge— bluͤhet ſeyn, wenn nicht um ſelbige Zeit, nach der ſtarken Hize, eine unvermuthete Kaͤlte ſich eingefunden haͤtte. Saͤmmtliche Aeſte ſind auch, jeder in einer Laͤnge von ein bis zwei Schuh, ganz holzicht, und nur der obere Theil der Staude krautartig. | Hieraus wird man nun ſehen, daß dieſe ſchneeweiſe Neſſel in unſerer Gegend herrlich gedeihe; und dies iſt gewiß keine geringe Ems pfehlung fuͤr ſie, weil ſie unſere Luſtgaͤrten, wenn ſie auf ihren rechten Plaz geſtellet wird, maͤchtig verſchoͤnern muß. Wer ſie noch nicht kennt, darf nur das herrliche Kupfer anſehen, das Jacquin, ganz der Natur getreu, auf dem angefuͤhrten Orte von ihr gegeben, und er wird gewiß von ihrem romantiſchen Anſehen betrof— fen werden: denn die groſen runden und in eine Spize auslaufenden Blaͤtter ſind auf der obern Seite ſchwarz dunkelgruͤn, auf der un⸗ 144 Von der Halimus Melde. tern Seite aber ſchneeweis, mit drei und meh— rern Hauptadern gezieret, die nebſt dem Blat⸗ ſtiele ins blutbrothe fallen. Die Staude ſelbſt iſt ſtark belaubet, und die zwei ſo ſehr gegen einan— der abſtechenden Farben der Blaͤtter machen bei der geringſten Bewegung des Windes einen ganz beſondern Anblick. Auch ſind die Blaͤt⸗ ter bei Tage ganz entfaltet, und unter ſich ges neigt, daher dann die Staude ganz ſchwarz— gruͤn erſcheint. Abends erheben ſie ſich und ſchlieſen ſich zum Pflanzenſchlafe mehr an den Stengel an, und dann ſieht die Staus de weis aus. Eben ſo ſonderbar iſt die Halimus Melde; (Atriplex halimus L.) ein ſehr wild wachfens der Buſch, der ſich weit ausbreitet, zugleich in die Höhe ſteigt, und alſo viel Plaz weg⸗ nimmt. Die Blaͤtter haben eine ſilbergruͤne Farbe, die wie lackirt ausſehen, ſteif und pers gamentartig da ſtehen, und auf beiden Gel ten einerlei Farbe haben. Dieſe beſondere Farbe der Blaͤtter, womit die ganze Staude haͤufig bedecket iſt, und die bald einen, bald zwei a lang find, machen einen beſondern Anblick, Von der Halimus Melde. 145 Anblick, beſonders wenn man den regelloſen Wuchs betrachtet, der der ganzen Staude eis gen iſt. Sie waͤchſt zugleich den Sommer uͤber ſehr ſtark, beſonders wenn ſie einen feuch⸗ ten Boden autrift, und faͤngt dann im Herb— ſte an, an dem Ende der Zweige zu bluͤhen, welcher Bluͤthenſtand alsdann das Seinige zum Romantiſchen der ganzen Staude mit beitraͤgt. Die Spazen ſind dieſer Staude ſehr ge⸗ faͤhrlich, und freſſen immer die Blaͤtter abz ein Schaden, der mich oft aͤrgerte, als ich ſie noch in Scherben zog, weil derſelbe da zu ſicht⸗ bar war. Im Freien empfindet man es we⸗ niger, weil der Wuchs der Staude zu heftig iſt; der Schaden alſo immer gleich erſezet wird. — Ich muthmaſe daher, daß die Blätter als Spei⸗ fe konnten zubereitet werden; aber der Verſuch wuͤrde in unſerm Himmelsſtriche von mindern Verdienſten ſeyn, da es uns an allerhand Gat⸗ tungen von Zugemuͤſen gar nicht fehlt: denn daß dieſe Blaͤtter durch einen beſondern feinen Geſchmack ſich auszeichnen könnten, zweifle ich, weil ſie zu ſchnell wachſen. K 146 Von der Halimus Melde. Ein noch anderes Verdienſt dieſer Staude iſt, daß fie den ganzen Winter uͤber ihre Blaͤt— ter im Freien nicht ablegt. Sie ſehen alsdann eben ſo friſch, wie mitten im Sommer aus; ja manchmal noch ſchöͤner, weil allzuſtarke Trok⸗ kene und Hize die Blaͤtter oft welk machen. Dies iſt ein Vorzug, den ſie mit dem Kirſch— lorbeerenbaume, mit dem Alaternus und noch einigen wenigen gemein hat, und die daher auch ſaͤmmlich eine vorzuͤgliche Aufmerkſamkeit ver⸗ dienen. Gegen unſere Winter ſcheint nun dieſer Has limus () ſehr geduldig zu ſeyn, da er ſolche ſeit 1779 vortrefflich ertragen, und wie ich oben angefuͤhrt, ſeine Blaͤtter bis in den Spi— zen erhalten hat. Bei allem dem vermuthe ich, daß er noch nicht viel verſucht ſei, auſer daß Miller ſagt, man habe ihn ehemals zu Hecken in England anpflanzen wollen, wo ihm aber ſowohl der Froſt als die Hize zuwider gewe⸗ ſen waͤren. Freilich war das auch ein wun⸗ derbarer Gedanke, eine Halimus Melde zu — —ũ (*) Bemerkungen 1780 S. 104. Von der ſtaudenartigen Salſola. 147 einer italieniſchen Hecke anziehen zu wollen, da ihr ganzer Wuchs dieſer Anordnung wider⸗ ſpricht. i Ein eben fo ſonderbares Anſehen, wie die beiden vorhergehenden, hat die ſtaudenartige Salſola (Salſola fruticoſa L.) Eigentliche ausgebreitete Blaͤtter hat ſie keine, aber ſtatt derſelben ganz kurze, beinah rundlichte, etli— che Linien dicke fleiſchichte ſchwarzgruͤne Blaͤtt— lein, die wie Dornen um dieſelben herum ſte— hen, und die Staude von unten bis oben bes kleiden, doch ſo, daß ſie obenher viel dichter ſtehen, und von Farbe noch dunkelgruͤner ſind. Auch behaͤlt die Staude den Winter ihre Blaͤtt— lein, die in der ſtrengen Kaͤlte mit ihrer dun⸗ kelgruͤnen Farbe prangen, und dadurch den Winter verſchoͤnern. Seit 1779 hat ſich dieſe Salſola wohl, und den lezten Winter vortrefflich erhalten. Ich zweifele um ſo weniger, daß ſie bei uns werde einheimiſch werden, ja ich glaube gar, daß man bei ihrem frechen Wuchſe ſie zu Erhal⸗ tung des alkaliſchen Salzes auch bei uns mit Nuzen verbrauchen koͤnne. So viel iſt gewiß, K 2 148 Von dem ſtachelichten Smilax. ſie verdient eine vorzuͤgliche Stelle in den Luſt⸗ gaͤrten, auch deswegen, weil ſie im Fruͤhlinge ſich am erſten erneuert, und ihre Winterblaͤt ter mit neuen vertauſchet. Der ſtachelichte Smilax (Smilax afpe- ra L.) verdient allerdings, daß man feiner hier erwaͤhne. Eigentlich iſt es ein Rebenge⸗ waͤchs, das mit feinen Ranken uͤberall hinklet⸗ tert, die Baͤume umſchlingt, und Waͤlder oder Gebuͤſche dadurch unzugaͤnglich macht. In romantiſchen Anlagen hat ſie daher ein eige— nes Verdienſt. Zudem ſind ihre ſchoͤne dun— kelgruͤne Blaͤtter, ſo wie ihre Reben, ſtark mit Stacheln beſezet, wodurch fie ſich an als les anhaͤngt, was ihr zu nahe kommt. Ihre Blumen haben den angenehmſten Geruch, den man ſich nur vorſtellen kann, und er iſt um ſo reizender, da er zu einer Jahreszeit duftet, wo man wenig wohlriechende Blumen mehr vorfindet, naͤmlich im Herbſte. Sulzer lobt daher die Gegend von Hieres auch deswegen mit allem Rechte, weil man da eine Menge Gewaͤchſe und Baͤume antrift, die in Deutſch⸗ land in Gewaͤchshaͤuſern uͤberwintert werden Von dem ſtachelichten Smilax. 149 muͤſſen, und ſagt unter andern („): „Hoͤchſt angenehm aber werden die Spaziergaͤnge durch eine, in allen Hecken haͤufig wachſende Stau⸗ de mit lieblich riechender Bluͤthe (Smilax aſpera fructu rubente C. B.) womit im Herb⸗ ſte die ganze Gegend parfumirt wird. Ich zweifle gar nicht mehr, daß dieſer Similar in kurzem in den hieſigen Gegenden einheimiſch werden duͤrfe, da er ſich bisher ſo dauerhaft bei mir gegen unſere Winter bewies fen. Zwar war der Wuchs derſelben nicht ſo ſehr betraͤchtlich, auch haben die im Jahre 1779 gepflanzten Stauden noch nicht gebluͤhet, hingegen jene, die ich dies Fruͤhjahr ins Freie brachte, deſto ſtaͤrker. Wahrſcheinlich war ih— nen der erſte Standort zu lettenartig und zu feucht, und ſcheinen ſie einen leichtern und tro— ckenern Boden zu lieben. Ich bin ꝛc. 2c. — Weinmonat 1781. (Tagebuch einer Reife in das mittaͤgige Eu⸗ ropa S. 142. . K 3 + 1 50 na (0o) ꝶ— —A—— Siebenter Brief. Von dem Alster: nen Rhamnus. Die Abſicht dieſer Briefe, mein wuͤrdiger Freund, war bisher, eigentlich zu zeigen, ei— nes Theils, daß unſer pfaͤlziſches Klima nicht ſo ſtreng ſei, um ſolches nicht durch Angewoͤh— nung ſeltener auslaͤndiſcher Stauden, und Baͤu— me ungemein verſchoͤnern zu koͤnnen, andern Theils auch durch mein eigenes Beiſpiel zu be— weiſen, daß mißrathene Verſuche nicht allemal die Zaͤrtlichkeit der Standen, ſondern gar oft die Unerfahrenheit des Pflanzers andeuten. Vielleicht würde der leztere Ausdruck ein wer nig zu hart ſcheinen, wenn dieſe Ungeſchicklich— keit auf einer Kenntniß beruhete, die man ſich durch Fleis haͤtte vorher erwerben koͤnnen. Aber dies iſt nicht moͤglich, und jeder Pflan— zer muß ſich ſelbſt durch feinen Erfindungs⸗ geiſt hierzu die Bahn brechen, und ich tadle eis nen ſolchen nur alsdann, wann er durch ei- gene mißlungene Verſuche dahin gebracht wird, mit einem gewiſſen Starrſinne zu behaupten, Von dem Alaternen Rhamnus. 151 „dies oder jenes kann bei uns nicht gepflanzet „werden: denn ich habe es mit aller Vorſicht „zu wiederholten malen verſucht, und es iſt „mir immer fehl geſchlagen.“ Dieſe ungluͤck— liche Art zu ſchlieſſen, und auf die ſich doch mancher viel zu gut thut, will ich hier durch ein auffallendes Beiſpiel widerlegen. Der Alaternen Rhamnus gehoͤrt unter die Stauden, von denen es eigentlich keine Frage mehr ſeyn ſollte, ob ſie ſich an unſer Klima angewoͤhnen laſſen, oder nicht. Denn nach Miller hat man ſie ehemals in Engelland ſo häufig gebauet, daß man fie zu Hecken gebrauch⸗ te. Und nur weil ſie darzu ſich nicht ſchick— ten, ſind ſie wieder aus der Mode gekommen. Billig ſollte alſo keine Frage mehr ſeyn, ob eine Alaternusſtaude bei uns unſere ſtrengſten Winter nicht ausdauern muͤſſe, die bereits in England ſo haufig gebauet worden, daß fie... Ckel ver⸗ urſachte und aus der Mode kam. Freilich ſagt du Hammel, in der Gegend von Paris leide ſie Schaden, und ſterbe oft bis auf die Wurzel ab. Das war auch mein Schickſal, und wann ich viele Staͤmme einige mal wohl K 4 152 Von dem Alaternen Rhamnus. uͤberwintert hatte, ſo muſte ich dann doch auch wieder erfahren, daß ſie in andern Wintern wieder verdorben waren: daher ruͤhren auch die ſich widerſprechenden Erfahrungen, die ich bis— her von dieſer Staude aufgezeichnet habe. Soll denn alſo in England eine Staude den Winter über im Freien fo vollkommen aus⸗ halten, die bei uns nicht gut thun will? Und ſoll alſo das englaͤndiſche Klima waͤrmer als das unſerige in den waͤrmern Theilen der Pfalz ſeyn? — Dies ſind Fragen, die ich immer ge— troſt mit Nein beantworte. Im Gegentheile glaube ich, daß bei uns Baͤume und Stauden viel ehender ausdauern muͤſſen, als in Eng⸗ land, und wenn alfo diefe glücklicher find, als wir, es nicht von dem englaͤndiſchen Klima, ſon⸗ dern von der mehrerern Geſchicklichkeit der eng⸗ laͤndiſchen Pflanzer abhängt, die durch eine, ein halb Jahrhundert dieſen Verſuchen ſchon gewidmete Zeit hierin mehr Erfahrung haben, als wir Deutſche, die wir erſt ſeit kurzem dars auf unſere Aufmerkſamkeit wenden (0 (0, Ich glaube deswegen nicht, daß die Eng⸗ länder in Pflanzungen der Art mehr Geſchick⸗ Von dem Alaternen Rhamnus. 153 Nach meinen neuern Erfahrungen haͤlt alſo der Alaternus unſere Winter vollkommen aus, und nach meinen aͤltern Erfahrungen iſt er eine ungewiſſe Staude. Das ganze Roͤthſel beſteht darin, daß er das Verſezen nach gewiſſen Jahren ſeines Alters nicht mehr vertraͤgt, das heiſt, daß er alsdann nicht mehr wohl Wurzel ſchlaͤgt, ſondern jene nur erhaͤlt, mit denen man ihn ins Freie geſezet. Er kriecht alsdann mit ſei— nen Haarwurzeln nur in der Oberflaͤche der Erde herum, und ſeine Hauptwurzeln bleiben wie Beſenreiſer ſtehen, ohne ſich nur einiger— maſen zu verlaͤngern; und dieſer Fehler in den Wurzeln iſt die Urſache, warum er endlich doch wieder abſtirbt, nachdem er ſchon ein bis zwei Winter ſich ganz wohl erhalten hatte. Sezt man ihn aber in dem erſten oder hoͤch— ſtens im zweiten Jahre ſeines Alters auf ſei— K 5 lichkeit haben, als wir nicht in kurzer Zeit durch eigenes Nachdenken erlangen koͤnnen; wenigſtens iſt Millers und anderer Gaͤrtner— buͤcher ein ſchlechter Zufluchtsort, was zu lernen. Aber herzhafter find ſie, und wa⸗ sen mehr. 154 Von dem Alaternen Rhamnus. nen Standort ins Freie, ſo treibt die Lebhaf— tigkeit der Wurzeln ſo ſtark, daß die Haupt⸗ aͤſte derſelben bei drei bis vier Schuhe in die Tiefe der Erde, vielleicht noch tiefer dringen, und in dieſem Wurzelſtande auch den ſtrengſten Winter auf das geduldigſte aushalten. Das Stillſtehen der Wurzeln habe ich durch alle diejenigen Standen bewaͤhrt gefunden, die ich nach einem Alter von vier oder mehrern Jahren in das Freie brachte, und die hierauf nach Verlaufe von ein oder mehrern Wintern wieder abſturben. Die Lebhaftigkeit des Wuch— ſes der Wurzeln, wenn ſie ganz jung ſind, ha— be ich ebenfalls geſehen, und dies Beiſpiel will ich jezt anführen. Im Fruͤhjahre 1779 fand der Gärtner ein ſich eben entwickeltes Saamenkorn vom Alaz ternus in einem Grundklumpen, der zu den Vorrathshaufen ſollte gebracht werden. Er zeigte es mir, und ich wies ihm eine Stelle an, wo er dieſen gekeimten Saamen mit ſei— nem Erdklumpen hinbringen ſollte. Die Pflanz ze wuchs fort, aber im Herbſte hatte ich ihrer ganz vergeſſen, und ſie ward alſo ohne alle Von dem Alaternen Rhamnus. 155 Vorſorge den Winter uͤber ſich ſelbſt uͤberlaſſen. Das Fruͤhjahr 1780 war ſie herrlich erhalten, und nun iſt fie eine Staude, die ohne alle Be: deckung bisher vortrefflich daher gewachſen, und in mehrern Aeſten an jedem vier Schuh lang geworden iſt. In dem naͤmlichen Fruͤhjahre 1779 ſezte ich mehr als zo Staͤmmchen Alaternus, die ich aus Saamen gezogen hatte, und nun ſchon drei Jahre alt waren, in eine Linie in das Freie, und von allen dieſen iſt nur ein einzi— ger davon gekommen. Alle Abgeſtorbenen hatten noch die naͤmliche Groͤſe der Wurzeln, wie ich ſie eingeſezet hatte, und dieſe kamen alſo auch mit allen meinen vorhergehenden Ver— ſuch⸗Baͤumen uͤberein. Dieſen Herbſt 1781 war ich begierig zu wiſſen, wie die Wurzelu desjenigen Stammes beſchaffen ſeien, der ſich von den funfzig Baͤumchen allein erhalten hatte. Ich lies ihn alſo ausheben, und fand, daß er mit vielen Hauptwurzeln uͤber drei Schuhe in die Erde hineingedrungen war. Auch dieſe Staude hatte ſeit 1779 gar keine kuͤnſtliche Bes deckung erhalten, ſondern den Winter ohne als len Schuz, wie die erſte, ausgedauert. 156 Von dem Zyzypfus Rhamnus. Sie ſehen alſo wohl, mein wuͤrdiger Freund, daß man bisher ohne alle Urſache die Rauhigkeit unſers Himmelsſtriches angeklaget, der gleich⸗ wohl gelind genug iſt, um noch mit mancher— lei ſowohl ſchoͤnen als nuͤzlichen Gewaͤchſen be: reichert zu werden. Wie gluͤcklich wuͤrde ich ſeyn, wenn dieſe meine Erfahrungen mehrere Freunde unſers Vatterlandes aufmuntern koͤnn⸗ ten, dieſe Verſuche ſelbſt anzuſtellen, und das durch eine Sache allgemeiner zu machen, die bei der Bemuͤhung eines Einzelnen noch immer viel zu wenig Nuͤzliches verſprechen. Ich bin ꝛc. ꝛc. Weinmonat 1781. Achter Brief. Von dem Zysypfus Rhamnus. Der Zyzypfus Rhamnus, oder der Bruſtbeerenbaum, der erſt nach dem Zeugniſ— fe des Plinius () zu Auguſts Zeiten aus Afrika eingeführte worden, ſcheint nun auch (*) Lib. 15. Cap. 14. Von dem Zyzypfus Rhamnus. 157 geradezu ſich an unſern Himmelsſtrich anzuge— woͤhnen. Ich habe zwar nur eine einzige Staus de, aber fie ſtehet ſchon viele Jahre im Freien, und ertraͤgt auf ihrem Standorte unſere Wins ter ganz geduldig. Fruͤchte aber hat ſie noch nie angeſezet, ob ſie gleich ſchon mehrere Jahre ſehr haͤufig gebluͤhet hat. Was hievon die Urs ſache ſei, weiß ich nicht mit Gewißheit zu ſa— gen, aber ich vermuthe, daß ihr Standort die einzige wahre Urſache ſei. Aus einiger Furcht— ſamkeit, die ich damals noch hatte, als ich den Baum aus der Scherbe in das Freie ſezte, ver⸗ pflanzte ich ihn an eine Ecke des Gartens, wo er ſowohl von der gegen Mittag gelegenen Gartenmauer, als von einem Gelaͤnder Schuz hatte, das mit Zwergbaͤumen beſezet iſt. Zwi⸗ ſchen dieſen beiden ſtehet er auf einer Stelle, die keine fuͤnf Schuh Breite hat, wo er folglich der freien Luft zu wenig genieſſet, zu viel eins geſchloſſen iſt, daher beſtaͤndig in Bluͤthen trei⸗ bet, und eben deswegen nicht zu Fruͤchten an⸗ ſezen kann. So viel iſt wenigſtens kei, und durch meine vielfältigen Erfahrungen erhaͤrtet, daß 158 Von dem Zozypfus Rhamnus. nichts das Angewoͤhnen auslaͤndiſcher Baͤume an unſern Himmelsſtrich mehr hindert, als wenn man fie, um ihnen Schuz zu verſchaf— fen, zu nahe an Hecken oder Mauern an⸗ pflanzet, und ſie dadurch des freien Genuſſes der Luft und der daher ruͤhrenden ſo heilſamen Bewegung beraubet. Ich habe daher auch ſeit 1779 angefangen, meine Verſuch-Baͤume auf den freieſten Gartenplaz zu ſezen, und alles hinweg geſchaft, was den Einfluß der Sonne und der Luft nur einigermaſen beſchraͤnken kann, ja ein Bienenhaus ganz abgebrochen, weil ich fand, daß es eine ſchaͤdliche Wirkung in Be— hinderung der Luft bis auf funfzehen Schuh in der Breite ausgedehnet. Ja ich glaube, dieſe Aengſtlichkeit vor der Kälte unſers Him— melsſtriches iſt ſchuld, daß noch viele Baͤume ſchmaͤchtig dahin wachſen, die mit mehrerer Herzhaftigkeit gepflanzet, ſchon laͤngſt die nuͤz— lichſten Baͤume ſeyn muͤſten. Aus eben Dies ſer Urſache habe ich auch verſchiedenen Herren der hieſigen Stadt gerathen, die Feigenbaͤume nicht mehr einzubinden, ſondern fie der Winters kaͤlte blos zu ſtellen, nur daß ich ihnen empfahl, Von dem Zyzypfus Rhamnus. 159 ſie im Herbſte bei Zeiten vom Gelaͤnder loszu— machen. Und ſie haben nicht Urſache gehabt, die Befolgung dieſes Rathes zu bereuen, da ſich dieſe fo behandelten Baͤume nicht nur vor— trefflich erhalten, ſondern im vergangenen und gegenwärtigen Herbſte auch eine Menge Fruͤch— te geliefert haben. Ich ſelbſt habe daher im Jahre 1780 etliche Feigenreiſer auf den freien Plaz des Gartens geſteckt, um dieſen Verſuch noch weiter auszudehnen; und dieſe Reiſer ha— ben bald Wurzel gezogen, den Winter wohl ausgedauert, und nun will ich ſie zu Hochſtaͤm— men anziehen; in der Hofnung, daß fie als ſolche ſich noch beſſer erhalten, und noch reich— licher Fruͤchte liefern werden, als wenn man ſie zu Zwergbaͤumen verkruͤppelt. Ich hoffe, Sie werden mir, mein Freund, dieſe Ausſchweifung verzeihen, weil ſie denn doch immer nicht ſo gar weit von meinem Haupt- zwecke entfernt iſt, und das bisher miß⸗ kannte Zandwerksmaͤſige im Anpflanzen genauer angiebt. Haͤtten unſere Herren Bo— taniſten zeither von dieſem Handwerksmaͤſigen theils edlere, theils gereinigtere Begriffe ge— 160 Von dem Zyzypfus Rhamnus. habt, wir wuͤrden in Anpflanzung auslaͤndi⸗ ſcher Baͤume und Stauden nicht ſo weit zuruͤck ſeyn, als wir es wirklich ſind. Die Griechen und Roͤmer dachten hierin viel kluͤger. Leztere hatten nur einzelne Pliniuſſe, aber deſto mehs rere Varronen und Kolumellen, und dieſe lez⸗ teren ſchufen Italien in das herrliche paradieſi⸗ ſche Gefilde um, nicht die erſteren (() Sie ſehen wohl, mein Freund, daß dies ſer Brief viel zu lang ſei, als daß ich noch viel von den Verdienſten des Zyzypfus Rhamuus hier beifügen, auch das, was er zur Verſchoͤ— nerung unſerer Gaͤrten mit der Zeit leiſten werde, anzeigen duͤrfe. Doch muß ich noch einige Wor⸗ te uͤber die Verſchiedenheit der Meinungen, in (Ich will daraus nichts weniger, als die Kraͤuterkenntniß herabſezen, deren Einfluß. auf das Wohl der Staaten viel zu gros iſt. Aber ich wuͤnſchte, daß jene Gelehrten, die ſich ihr widmen, mehr, als bisher geſchehen, dahin daͤchten, ſie dem Staate wirklich nuͤz— lich und anwendbar zu machen, und nicht, wie bis jezt, beſtaͤndig glauben, ſie haͤtten alles gethan, wenn ſie Pflanzen genau be— ſtimmen koͤnnen. Bon dem Zyzypfus Rhamnus. 161 in Betracht feiner Empfindlichkeit ſagen. Mil⸗ ler, der ſonſt ſein engliſches Klima wegen den vielen daſelbſt wohl gerathenen Verſuchen em— pfiehlet, fand dieſen Zyzypfus Rhamnus, den er zu einem eigenen Geſchlechte machte, den— noch ſehr zärtlich, und ſagte, daß die Staͤm⸗ me davon im harten Winter abſtuͤrben, wenn fie ſchon einige gelindere ausgedauert haͤtten (0) Du Hammel hingegen behauptet, daß er iu der Gegend um Paris die Haͤrte des Winters wenig ſcheue, und Scopoli führt gar nur ganz kurz an, daß er in der Gegend von Goͤrz wachſe. Bei andern gleich zaͤrtlichen Bäumen ſagte er immer, daß fie dorten in den Gaͤrten gepflans zet wuͤrden; hier aber ſcheint es, als wenn er den Zyzypfus fuͤr eine der Gegend nun eigen⸗ thuͤmliche Staude halte. So viel duͤnkt mir wenigſtens gewiß zu ſeyn, daß der Zyzypfus daſelbſt ohne beſondere Mus he Er und dies iſt hinlaͤnglich, um zu 0 Vielleicht, weil er fie an Spalteren zog, um die Frucht zur Reife zu bringen, uͤber welchem Vorſaze er aber Frucht und Strau⸗ cher verlor. | L 162 Von dem Zyzypfus Rhamnus. beweiſen, daß er nicht ſo zaͤrtlich ſei, als ihn Miller angiebt. Ich bin ꝛc. c. — Weinmo⸗ nat 1781. Nachſchrift. Nachdem ich Ihnen, mein wuͤrdiger Freund, dieſe Nachricht vom Zyzypfus nidergeſchrieben hatte, kam ich den 18. Weinmongt fuͤr dies Jahr zum erſtenmal in die herrliche ſchwezin— ger Anlage, ebenfalls zu Verſuchen dieſer Art beſtimmt, von welcher ich Ihnen naͤchſtens ei— nige gewiß ſehr merkwuͤrdige Nachrichten mit— theilen werde. Da ich ſo darin herum irrte, uͤberraſchte mich auf einmal eine Zyzypfusſtau⸗ de in dem herrlichen Schmucke, worin ich ſie wenigſtens nie geſehen, ſie auch vielleicht in freier Erde in Deutſchlandes hieſigen Gegen— den nie geſtanden. Ich weis ganz genau, daß dieſe Staude juͤnger, als jene des hieſigen Gar— tens iſt; dennoch war fie im Wuchſe weit ans ſehnlicher, und prangte mit Fruͤchten, wovon ſchmack und alle Suͤſigkeit italieniſcher Bruſt— beeren, und ich erfuhr nachher, daß der kur- einige reif waren: denn da ich die Fruͤchte verſuchte, hatten fie den wahren ächten Ge⸗ Von dem Zyzypfus Rhamnus. 163 fuͤrſtliche Hofgaͤrtner, Herr Skeel, die zeitiz gen ſchon abgenommen, und bereits wieder ge— ſteckt hatte. Alles dieſes bekraͤftigte meine obi⸗ gen Muthmaſungen ſo ſehr, daß ich Ihnen unmoglich eine Zeile davon ſchenken konnte: namlich daß nicht das pfaͤlziſche Klima, ſon⸗ dern der Standort des Zyzypfus in dem hieſi⸗ gen Garten ihn bisher an dem Fruͤchtentragen gehindert habe. Die Staude des Schwezinger Gartens, die ich mit Fruͤchten antraf, ſtand frei, etwas hoch, und folglich jeder heilſamen Bewegung der Luft und des Windes ausgeſe— zet. Und dieſem Standorte allein ſchreibe ich den mehreren gedeihlichen Wachsthum zu, den der Zyzypfus vor der eingekerkerten Staude des hieſigen Gartens bisher gezeiget hat; und ich hoffe, daß die Freunde dieſer Art Verſuche durch Gegeneinanderhaltung beider Erfahrungen mei— ne ſchon ſo oft gemachte Bemerkung abermals beſtaͤttiget finden werden: nämlich, daß zu den gluͤcklichen Erfolgen ſchlechterdings erforderlich ſei, die Verſuch⸗Stauden jeder Art in der freien Erde ſo zu verſezen, daß ſie des ungehinderten Einfluſſes von Sonne und Luft genieſen koͤn⸗ | 82 364 Von der immer grünen Eiche. nen (5): ja daß es ihnen ſehr ſchaͤdlich fei, fie an Mauern ꝛc. anzupflanzen, um ihnen mehr Waͤrme zu verſchaffen. SAS ng Neunter Brief. Von der immer gruͤ— nen Eiche. Die jezige Jahreszeit, wo die Natur ihren herrlichen Schmuck abgelegt, die Saͤſte zuruͤck getretten ſind, und die meiſten Baͤume ganz entblättert da ſtehen, hat mich auf einen Baum aufmerkſam gemacht, vom dem ich bisher ver— geſſen, Ihnen, mein wuͤrdiger Freund, einis ge Beobachtungen mitzutheilen. Dies iſt die immergruͤne Eiche, die gegenwaͤrtig nebſt noch einigen wenigen Baͤumen von einer uͤberra— ſchenden Schoͤnheit iſt, weil ſie den ganzen Winter mit den ſchoͤnſten Blaͤttern pranger, (Doch muß man mich nicht mißverſtehen, und glauben, daß man alſo dergleichen Ver— ſuch⸗Stauden auf Hügel ſezen dürfe: denn da ſind ſie der Winterkaͤlte zu ſehr blos ge— ſtellt. Ich empfehle nur die Mittelſtraſe. r De en Bon der immer grünen Eiche. 165 und in dieſer traurigen Jahreszeit uns an die Gluͤckſeligkeit des verfloſſenen Sommers wie— der auf das lebhafteſte erinnert, und unſere Sehnſucht nach dem kuͤuftigen Fruͤhlinge er— neuert. Der beruͤhmte du Roy hat uns zwar die Hofnung abgeſprochen, dieſe immergruͤnende Ei— che (Quercus Ilex L.) als einen vatterländis ſchen Baum zu erhalten, aber meine bisheri— gen Verſuche ſcheinen zu beweiſen, daß er ſich hierin wahrſcheinlich mag geirret haben. In dem hieſigen Garten ſtehen drei Baͤume, wo— von zwei ſchon uͤber fuͤnf Jahre auf eine der kaͤlteſten Gegenden, nämlich an einer Bords wand ſtehen, wo es am haͤrteſten frieret, und wo auch der Schnee am laͤngſten liegen bleibt. Ich habe ſie aus Saamen gezogen, und nach— her dorthin verſezet; und weil der Plaz mit zu vielen Baͤumen angefuͤllet geweſen: fo hat dies ſes ihren Wachsthum ſehr verhindert. Gleichwohl iſt der eine ein ſehr ſchoͤner Stamm von fuͤnf Schuh Hoͤhe, der im Durchmeſſer einen Zoll dick iſt, und ſich bisher ohne alle Mitwirkung der Kunſt bis in die Spizen erhalten, und L 3 166 Von der immer gruͤnen Eiche. von unſern Wintern keine Noth gelitten hat. Der andere hingegen iſt ein niedriger Strauch geblieben, der aber gleichwohl ſehr geſund iſt, und der nur das Ausſchueideln erfodert haͤtte, um ihn auch in die Hoͤhe zu ziehen; welches ich aber ſowohl bei dieſem, als dem erſtern, mit allem Fleiſe unterlaſſen habe. Im Fruͤhlinge 1780 habe ich einen dritten Stamm, der im Jahre 1779 aus Saamen auf— gegangen war, auf einen freiern und waͤrmern Plaz des Gartens geſezet. Damals war er kaum fünf Zoll lang, und iſt während der Zeit zu einer Groͤſe von vier Schuhen gewach— fen, ohngeacht ich ihn ſich ſelbſt ebenfalls ganz uͤberlaſſen, und feine Nebenaͤſte gar nicht abs geſchnitten. Im darauf folgenden Winter ver— wahrte ich denſelben mit einem Dungumſaze, weil ich befuͤrchtete, die noch zu zarten Wur⸗ zeln moͤchten durch die Winterkaͤlte beleidiget werden, und da fand ich, daß ein Aſt, der ganz frei geweſen, ſich vortrefflich mit allen Blaͤttern bis in ſeine aͤuſerſten Spizen erhal— ten, die andern aber, die verwahrt geweſen, die Blaͤtter verlohren haben, und erſt im Fruͤh⸗ | 1 { Von der immer grünen Eiche. 167 linge 1781 ſehr langſam neue treiben muſten. Hieraus habe ich nicht ohne Grund geſchloſſen, daß der Baum viel haͤrter ſei, als man ſich bisher vorgeſtellt, und daß er gewiß in den waͤrmern Theilen von Deutſchland ein Wald— baum werden muͤſſe, wenn wir einmal aus ei— genem Saamen denſelben erzielen koͤnnen. Dieſe meine Vermuthung wird nicht allein dadurch beſtaͤttiget, daß der vortreffliche Sco— poli (5 dieſen Baum als einen dem kaͤrnthi⸗ ſchen ganz eigenthuͤmlichen Baum beſchreibet, ſondern vorzuͤglich dadurch, daß Tournefort ihn auf den Schneegebirgen der Inſel Kandia an— getroffen (“*). Denn er ſagt: „Obgleich dies „ſe Berge ſehr kalt ſind, ſo findet man doch „die immer grünen Eichen von einer grofen IR Schönheit daſelbſt, und die Kermeseiche „(Quercus coccifera L.) eben ſo hoch, wie „unſere Eiche.“ Wenn ſie alſo auf den Schneegebirgen der Inſel Kandia wachſen, warum ſollen fie nicht eben fo gut in Deutſch— 4 (5) Flora Carniolica T. 2. pag. 250. (**) Voyage du Levant. pag. 19. a. 268 Von der immer grünen Eiche. land fortkommen koͤnnen, auf deſſen Gebirgen es doch nicht ſo kalt iſt, daß man das ganze Jahr Schnee auf ihnen antreffen koͤnnte. Gewiß muß alſo die immer gruͤne Eiche ein Waldbaum bei uns werden, wenn wir uns aller Gartenkuͤnſten mit Stecken, Ablegern und Pfropfen enthalten, und ihre Eicheln gleich auf den Plaz hinſaͤen werden, wo der Baum ſtehen bleiben ſoll. Freilich wird es dadurch etwas langſamer zugehen; aber wir werden auch unſerm lieben Vatterlande einen Baum verſchaffen, der ihm von auſerordentlichem Wer- the iſt: denn nach dem beruͤhmten du Ham— mel iſt das Holz ſchwer, hart, auſerordentlich ſtark, fault nicht leicht, und kann da vorzuͤg— lich mit dem groͤſten Nuzen angewandt werden, wo eine ſtete Reibung alle andere Holzarten beinah unentbehrlich macht. Daher iſt es im Schiffbaue, bei der Artillerie unentbehrlich, und zu den Achſen der Raͤder unverbeſſerlich. Auch beſizet es viele Elaſticitaͤt, und iſt deswe— gen abermals bei vielen Handwerkern ſehr nuͤz⸗ lich. Wie ſehr verdienet alſo nicht dieſer Baum alle Aufmerkſamkeit jener deutſchen Forſtmaͤn⸗ Von dem Arbore americana, carica &c. 169 ner, die als gute Staatswixrthe wiſſen, unter den Baͤumen die nuͤzlichſten, und die verfäufs lichſten vorzüglich zu pflanzen? Ich bin ꝛc. ꝛc. Windmonat 1781. Zehnter Brief. Von dem Arbore ame- ricana, carica fimili, und der Sir⸗ miane des Herrn Marſigli. Unter jenen Bäumen und Stauden, deren Angewoͤhnung an unfern Himmelsſtrich ich mir bisher aͤuſerſt angelegen ſeyn laſſen, und von welchen ich Ihnen in der Folge noch manches Merkwuͤrdige werde ſagen koͤnnen, hat mich die Beobachtung eines Baumes vorzuͤglich be— ſchaͤftiget, deſſen ganzer Stand von einer uͤber— raſchenden Schönheit if. Was mir das Uns angenehmſte bei ihm war, iſt, daß ich ihn nicht kenne, und daß ich auch nicht weis, ob er den philoſophiſchen Kraͤuterkennern bekannt ſei. Den Stamm habe ich im Herbſte 1773 aus einem hollaͤndiſchen Garten kaͤuflich unter dem Namen Arbor americana, carica fimilis | L 5 170 Von dem Arböre americana, erhalten, und zwar als einen Baum, der Wins ters das Lohbett erfodere. Ich fand ihn her— nach auch in dem Verzeichniſſe der Herren van Hazen, Valkenburg und Kompagnie, Ge— waͤchshaͤndlern von Leiden (), mit der beiges fuͤgten Bemerkung, daß er die naͤmliche Waͤr— me, wie die Ananaſen erfodere, das ganze Jahr in den Treibhaͤuſern bleiben muͤſſe, die Unbeſtaͤndigkeit unſers Himmelsſtriches nicht vertrage, und im Fruͤhlinge in ein erneuertes Lohbett geſezet werden muͤſſe, damit er in Wachs⸗ thum kommen moͤge. Anfaͤnglich, als ich die Staude erhielt, ſezte ich ſie dieſer Weiſung zu Folge in jenen Theil des Treibhauſes, der das Lohbett ent— haͤlt, und der waͤrmſte Ort deſſelben iſt, aber ich fand bald, daß er hier zu warm ſtehe; er muſte alſo nach und nach bis in jene Abthei— lung des Treibhauſes wandern, die den gering— ſten Grad Wärme hat, wo er dann ganz vor— trefflich gut that. Anfaͤnglich ſchrieb ich dies (*) Catalogue Hollandois tant des Arbres & Plantes étrangeres, que des racines & Oignons. Seconde Edition, pag. 10g. carica fimili. 177 der beſſern Einrichtung der hieſigen Haͤuſer zu, die gewiß unendliche Vorzuͤge vor den gewoͤhn⸗ lichen Treibhaͤuſern haben, und alle Hollaͤndi⸗ ſchen weit hinter ſich laſſen. Nachher aber fand ich, daß die ganze Kultur des Baumes noch eben ſo unbekannt ſei, als er ſelbſt iſt. Durch die Guͤte meines Freundes, Herrn Gualandris von Padua, erhielt ich darauf im Jahre 1777 Saamen von einer Staude, die Herr Arduini zu Padua an das italieniſche Klima anzugewoͤhnen bemuͤht geweſen, die er aber auch nicht kannte; wenigſtens daſelbſt un— ter einem falſchen Namen anbauete. Als die— ſe Saamen aufgiengen, war ich uͤber die gro— fe Aehnlichkeit verwundert, welche dieſe pa— duaniſchen unbekannten Pflanzen mit jenem hollaͤndiſchen Baume hatten, ſo daß ich zu ver— muthen anfieng, beide moͤchten einerlei Ge— waͤchs, und nur als Abarten verſchieden ſeyn. Und weil Herr Arduini ſo gluͤcklich war, er— ſtere an ſeinen Himmelsſtrich anzugewoͤhnen: fo gab mir dies um fo mehr Muth, zu verfus chen, ob beide nicht auch den hieſigen ver— tragen koͤnnten, und that es um ſo lieber, 172 Von dem Arbore americana, weil ich gewiß glaubte, der Arbor americana, carica fimilis habe die Natur mehrerer Baͤu— me an ſich, in Toͤpfen nie zu bluͤhen und Saa— men anzuſezen, ſondern in denſelben nur zu vegetiren: denn ſonſt wuͤrden die beruͤhmten hollaͤndiſchen Kraͤuterkenner nicht unterlaſſen haben, ihn naͤher zu pruͤfen, zu benennen und zu beſchreiben. Unter dieſer Ausſicht von Hofnung ſezte ich im Fruͤhlahre 1779 den aus den holläns diſchen Lohhaͤuſern erhaltenen, bei mir auch ſchon einige Jahre in den verſchiedenen Treib— haͤuſern uͤberwinterten Arborem americanam, carica ſimilem in den freien Boden, und die Folge von Jahren hat mich belehrt, daß ich nicht übel gemuthmafer hatte: denn im Som— mer 1779 wuchs er nur zu frech, und ob er gleich dieſen ganzen Sommertrieb, nebſt dem ehemaligen alten Holze, den folgenden Winter bis auf 4 Zoll verlor, fo fieng er doch im Fruͤh— linge 1780 bei Zeiten an, wieder zu treiben, und ſezte ſo dauerhaftes Holz an, daß es den folgenden Winter ſich zum Theile erhielt, ſo daß er im Fruͤhlinge 1781 zwei Setzmme uͤber⸗ carica fimili. 173 wintert, die er den vorhergehenden Sommer | getrieben hatte, und von denen der eine achtz zehen, der andere neunzehn Zolle lang verblies ben, das übrige aber den Winter abermal ver: froren war. Dieſen Sommer 1781 find beiz de uͤber vier Schuhe lang auf das neue ge— wachſen, fo daß er auſſer den ſehr betraͤchtli— chen Nebenaͤſten jezt an zweien Stämmen beiz nah ſechs Schuh hoch iſt; eine gewiß ſehr be— traͤchtliche Hoͤhe fuͤr einen Baum, der ehemals in Scherben und im Lohhauſe geſtanden, und nun ſeit dritthalb Jahren in unſerm Himmels⸗ ſtriche ſo vortrefflich ſich angelaſſen hat. Ge— genwaͤrtig den 24. Windmonat, da ich dieſes ſchreibe, hat er viele ſeiner Blaͤtter bereits abgelegt, welches ein gutes Kennzeichen iſt; iſt auch bis in die Spize mit einem Holze ver— ſehen, das meiſt den Winter ausdauern wird, ob er gleich zu meinem Verdruſſe bis in den ſpaͤteſten Herbſt hinein fortgewachſen war. In der Hofnung, daß ich den Namen die— ſes Baumes noch eher erfahren koͤnnte, als ich durch ſeine Bluͤthen in Stand geſezet wuͤr— de, ihn ſelbſt zu pruͤfen und zu benennen, ha⸗ 174 Von dem Arbore americana, be ich an die drei groͤſten Kraͤuterkenner von Deutſchland, an die Herren Scopoli (*) in Pavia, von Jacquin in Wien, und Murray in Goͤttingen mich gewandt, den beiden leztern jedem ein vollkommenes Blatt geſendet, und ſie gebeten, mir einige Nachricht davon zu er⸗ theilen, wofern ihnen ſolche bekannt waͤre. Beide leztere haben mir geantwortet, daß die⸗ ſer Baum ihnen ebenfalls unbekannt ſei, und beide ſind auf die Vermuthung gefallen, daß es der Carica poſopoſa L. ſeyn koͤnne; eine Vermuthung, der ich aber nicht beiſtimmen kann, weil ich vor einigen Jahren dieſe Carica ( Die jezige groͤſere Entfernung des ſo wahr— haft durch feine beide Auflagen der Flora car- niolica (die beide, welches bei einem Buche was ſeltenes iſt, ſo groſe Verdienſte haben, daß man jede Auflage beſizen muß) wie auch durch ſeine Introductionem in hiſtoriam na- turalem, und durch viele andere Schriften beruͤhmt gewordene Scopoli hinderte mich, ihm ein Blatt zu ſenden. Indeß vermuthe ich von ihm eine ſehr erlaͤuternde Antwort, da es bekannt iſt, daß durch die maͤchtige Unterſtuzung Sr. Excellenz des Herrn Gras fen von Firmian der Garten zu Pavia durch Hrn. Scopoli einer der reichſten an Gewaͤch— ſen geworden. carica fimili. 173 in den hieſigen Treibhaͤuſern gepflanzet habe, wo ſie aber, ohne Bluͤthen und Saamen zu bringen, wieder abgegangen war. Dieſe ka— men nun ſehr genau in Blättern mit der Kup⸗ fertafel des P. Feuville überein, und der Bau und die Geſtalt dieſer Blätter waren gar zu ſehr von dieſem Arbore americana, carica ſimili verſchieden. Freilich macht der Bau in Scherben, und jener in freiem Boden eine gro— ſe Verſchiedenheit, aber Feuville hatte doch ſeine Zeichnung von einem in Lima geſtande— nen Stamme genommen. Es bleibt mir als ſo nichts anders übrig, als die Zeit feiner Bluͤthe oder noch andere naͤhere Nachrichten abzuwarten, ehe ich ihn benennen kann. Der Baum ſelbſt iſt von einer wahren Schoͤn— heit. Die Rinde desjenigen Theiles des Stam⸗ mes, ſo ganz vollkommen zeitiges Holz hat, iſt hellgruͤn, mit untermiſchten kleinen Strichen die ins gelblichte fallen. Der uͤbrige Theil der Rinde, die noch auf dem, vielleicht noch nicht ganz reifen, Holze aufliegt, iſt ganz glatt, mattglaͤnzend und hellgruͤn. Die Blaͤtter ſte— hen an der ganzen Laͤnge des jaͤhrigen Triebes * 176 Von dem Arbore americana, wechſelweis an Stielen, die zwoͤlf bis zwanzig Zoll Länge haben, und aus einem ſehr ſtum— pfen Winkel etwas in die Hoͤhe ſteigen. In der Geſtalt ſind freilich die Blaͤtter noch was verſchieden, wie ich dieſes an den meiſten Baͤu⸗ men beobachte, ehe ſie bluͤhen; weil erſt die Blaͤtter beim Eintritte der Bluͤthe eine beſtim⸗ te Geſtalt annehmen und behalten. Aber ges woͤhnlich find fie unten her herzfoͤrmig, ges hen in beinah gleicher Breite ſo fort, bis ſie oben her ſich in drei Lappen theilen, wovon die aͤuſerſten klein und ſpizig find, der mitts lere aber gros und herzfoͤrmig iſt. Sie ſelbſt ſind gewoͤhnlich zwiſchen zehen bis vierzehen Zoll, vom Einſchnitte an gerechnet, lang, und viers zehen bis ſechzehen Zoll breit, alſo von einer ſehr anſehnlichen und unerwarteten Gröfe, Dieſe Geſtalt und Stand der Blaͤtter nebſt ih⸗ ren Stielen geben dem Baume nebſt der ſchö⸗ nen Rinde ein praͤchtiges Anſehen. Von den Baͤumen, die aus den Saamen des Herrn Gualandris von Padua aufgegan⸗ gen waren, habe ich im Jahre 1779 einen Stamm ebenfalls ins Freie geſezet. Ungeacht er und der Firmiane. 177 er dem erſtern im Wuchſe nicht gleich kam, fo hat er ſich doch die beiden vergangenen Win⸗ ter verhaͤltnißmaͤſig erhalten, und iſt jezt an drei Staͤmmen, ſo alle aus einer Wurzel ſind, ungefaͤhr an jedem zwei Schuh hoch. Das ganze Aeuſere kommt aus nehmend viel mit dem erſtern uͤberein, nur daß die Rinde an dem ganz zeitigen Holze nicht mehr hellgruͤn, ſondern aſchgrau iſt; an dem andern hingegen die glei⸗ che Farbe und Glanz mit den erſten hat. Nach einem Briefe des Hru. Gualandris vom 12. Weinmonat 1781 hat der berühmte Herr Marz ſigli von Padua ihn dies Jahr genau unterſucht, und gefunden, daß er ein ganz neu Geſchlecht ausmache; die Bekanntmachung feiner Beob— achtungen aber dem neuen Theile der akademi—⸗ ſchen Werke vorbehalten, welche naͤchſtens erz ſcheinen werden. Er hat ihn zu Ehren des, durch ſeinen, den Wiſſenſchaften gewidmeten Schuz, wahrhaft unſterblich gewordenen Gra⸗ fen von Firmians Excellenz Firmiane (9 () Nach den lezten Briefen des Herrn Sco— poli heiſt dieſe Staude Firmiana chinenlſis. M 178 Von dem Arbore americana &c. genannt, unter welchem Namen ich ihn denn auch meinem Verzeichniſſe eingeſchrieben: denn dies iſt ein, den Kraͤuterkennern heiliges Vor— recht, daß ſie groſen Maͤnnern dadurch ein Denk— mal ſtiften koͤnnen, indem ſie neu entdeckte Pflan⸗ zen nach ihren Namen nennen. Wenn die Veſtimmungen des Herrn Marſigli, woran ich gar nicht zweifle, richtig ſind, und der Baum ein neues Geſchlecht ausmacht, und nicht nach einem kuͤnſtlichen, folglich blos zufaͤlligen Sy— ſteme einen Namen ſich erworben, ſo haͤtte dem Grafen von Firmian gewiß kein ſchoͤneres und kein bleibenderes Denkmal feiner groſen Vers dienſte, als durch die Benennung dieſes Baus mes nach ſeinem Namen koͤnnen geſtiftet wer— den, weil es alsdann keiner Zufaͤlligkeit uns terworfen iſt, und ſchon die Natur im vorz aus dafür geſorgt hat, daß es durch eine ewis ge Erneuerung durch Saamen für alle kuͤnfti⸗ ge Zeiten dauernd ſeyn moͤge. Sehr merkwuͤrdig iſt es uͤbrigens, daß die— fe Firmiane hier im Freien von einem viel ſchoͤ— nern und muntern Wuchſe ſei, als jene, die ich bisher in Scherben erhalten habe. Von acht und der Firmiane. | 179 Pflanzen, die mir von Saamen aufgegangen ſind, habe ich einen ins Freie, und ſieben in Toͤpfe geſezt. Von leztern habe ich einige im Treibhauſe, einige in den kalten Haͤuſern übers wintert; aber auf beiden Stellen war ihr Wuchs unbetraͤchtlich, und in beiden find mir Staͤm⸗ me verungluͤckt, fo daß ich von obigen ſieben gegenwaͤrtig nur noch drei habe. Als ich die— fen abgewichenen Sommer einen aus der Scherz be heraus nahm, um ſeine Wurzeln zu pruͤ— fen, fand ich, daß ihr Wuchs gar unbetraͤcht— lich war, und muthmaſete daher, daß ihre Stechwurzeln wahrſcheinlich mehr Plaz erfo— dern, als ſie in dem engen Raume eines Topfes vorfinden. Dies iſt eine ſehr gewoͤhnliche Urſa— che, warum ſo viele Baͤume der heiſern Gegen— den in den Treibhaͤuſern ein fo kruͤppelhaftes Anz ſehen haben, und warum viele nach einem blos armſeligen Vegetiren endlich wieder zu Grunde gehen, ohne daß ſie dem Kraͤuterkenner zu was genuzt haͤtten, als ſein Pflanzenverzeichniß zu vergroͤſern. Und eben dieſe gewiß wichtige Be⸗ merkung war eine der Haupturſachen, die mich angetrieben, auf den Anbau der Gewaͤchſe mehr M 2 180 Von dem Arbore americana &c. nachzudenken, als man von einem philoſophi⸗ ſchen Kraͤuterkenner bisher erwartet hat; weil ich dadurch in Stand geſezet worden bin, Baͤu⸗ me oft in Bluͤthen und Fruͤchten zu ſehen, die ſie ſonſt in Deutſchland nur als eine groſe Sel— tenheit, wie die Aloe, hervorgebracht haben. Wie allgemein aber dieſe Vernachlaͤſigung der Kultur ſei, habe ich aus den Briefen des Abtes Seſtini, der gegenwaͤrtig, nach Herrn Blomberg, in Konſtantinopel wohnt, geſehen, indem dieſer während feinem Aufenthalte in Si— cilien ſeine Freunde, meiſt beruͤhmte Naturfor— ſcher, in dem Florentiniſchen ermuntert, ſich zu bemuͤhen, ſicilianiſche Gewaͤchſe ihrer Gegend anzugewoͤhnen, die nach meinen Verſuchen die ſchoͤnſte Hofnung geben, daß ſie bei uns in der Pfalz einheimiſch werden koͤnnen. — Denn die meiſten Botaniſten ſchroͤckt das ausnehmend ab, was zu wagen, da ſie ſehen, daß die Staude bei aller kuͤnſtlichen Verpflegung doch nur ſehr kuͤm⸗ merlich ſich in den Haͤuſern erhalte; find dann mit falſchen Begriffen, theils von der Em— pfindlichkeit der Staude, theils von der Naus higkeit ihres Himmelsſtriches ſo umnebelt, daß und der Firmiane. 181 dies ihnen allen Muth zu einer Unternehmung benimmt. Und doch ſind beides nur Saͤze, von denen ſie ſich erſt durch die Erfahrung un— terrichten koͤnnen, und die ſie gar nicht fo unz philoſophiſch voraus ſezen ſollten. — Wenn ſie viel unternehmen, fo machen fie einzelne Ver- ſuche, und ziehen daraus allgemeine Schluͤſſe, und vergeſſen ganz dabei, daß ihnen noch zur Zeit dasjenige, dieſe Verſuche anzuſtellen fehlt, was man nur durch fortgeſezte Erfahrun⸗ gen erlangen kann, naͤmlich das Handwerks— maͤſige, in ganz gutem Verſtande, oder die beſte und kuͤrzeſte Art, dergleichen Verſuche an⸗ zuſtellen, ſo ſich nur durch die Uebung erlernen laͤſt. Wie viel Verſuche ſind mir anfaͤnglich durch meine Unkunde nicht mißgluͤckt? und noch ſehe ich alle Jahre, daß meine Verzagtheit in dergleichen Verſuchen mich ſehr zuruͤck ſezt, ob ich wohl alle Fruͤhjahre meine Bemuͤhungen mit dem feſten Vorſaze auhebe, herzhafter als in den vorigen Jahren zu ſeyn. Ich bin ꝛc. ꝛc. Windmonat 1781. 182 Ueber die Angewoͤhnung Eilfter Brief. Welcher einige allge⸗ meine Ausſichten enthaͤlt. an den Freiherrn von B** in H**. Noch erinnere ich mich des angenehmen Zeit— punktes mit wahrem Vergnügen, in welchem Sie in der Begleitung zweier wuͤrdiger und verdienſt— voller Maͤnner dieſen Nachſommer den hieſigen botaniſchen Garten ſahen. Man iſt ſelten ſo gluͤck⸗ lich, unter den mehrern, die die Neugierde lockt, Maͤnner zu finden, die mit philoſophiſchem Blicke in die Natur der Dinge einzudringen es wagen. Die mehreſten begnuͤgen ſich an einer trockenen Namenkenntniß, andere ſehen eine ſolche An— lage gar nur als ein ſchoͤnes Spielwerk an, wodurch ein groſer Herr zeigen will, daß er mehr Geld aufwenden koͤnne, als manche an— dere. — Daß man bei ſolchen Gelegenheiten das Ungluͤck hat, zu verſtummen, iſt nur we— nigen gegeben, einzuſehen und zu fühlen. Da— gegen erheitern ſich auch alle Seelenkraͤfte, wenn hie und da ein Mann eintritt, der, vertraut mit ausl. Bäume an unſern Himmelsſtrich. 183 den Geheimniſſen der Natur, mit einer kurzen Ueberſicht zu ſehen im Stande iſt, wohin alle die Abſichten zielen, die die Veſchaͤftigungen des Maunes ausmachen, der ſeine Zeit auf— opfert, um hie und da das Seinige zu mehres rer Aufklaͤrung beizutragen. Unſer Geſpraͤch fiel bald auf die Angewoͤh— nung auslaͤndiſcher Baͤume an unſern Himmels: ſtrich, und zwar weil dieſer Gegenſtand Ihnen auch wuͤrdig ſchien, Ihr Nachdenken auf ſich zu ziehen. Wir kamen bald darin uͤberein, daß die gegenwaͤrtigen muͤhſeligen und mit einer ſtaͤ— ten Aufmerkſamkeit verbundenen Verſuche vor— zuͤglich dahin zielen muͤſten, Saamen von die— ſen Verſuchbaͤumen zu erhalten, die ſchon mehr auf unſern Himmelsſtrich herab geſtimmt, und die alsdann erſt im Stande waͤren, Baͤume hervor zu bringen, die durch ihren Saamen Stammoaͤtter der kuͤnftigen und nun uns eigen gewordener Bäume werden koͤnnten. Ob viel— leicht ein ſehr kalter Winter in der Folge ein und den andern hofnungsvollen Verſuch ver— ſtoͤren koͤnne, auch ob der Baum, bei und eins heimiſch gemacht, noch von dem naͤmlichen edlen M 4 184 Ueber die Angewoͤhnung Gebrauche ſei, den er feinem Vaterlande lei⸗ ſtet, dies war nicht dasjenige, was Ihnen am Herzen lag, weil es wirklich Einwuͤrſe ſind, die wegen gar zu geringer Erheblichkeit keine Beantwortung verdienen, um ſo mehr, da ſie ſchlechterdings nicht durch Gruͤnde, ſondern durch Erfahrungen muͤſſen erörtert werden, und es eine ſehr unnoͤthige zeitverſplitternde Sache iſt, uͤber eine Sache zu reden, die nur die Zukunft entſcheiden kann, wenn man nicht Nebenurſa⸗ che hat, dergleichen Zweifel aufzuſtellen. Wichtiger iſt die Frage, ob wir Deutſche denn ſchon gegenwaͤrtig mit dem Vermoͤgen hin⸗ laͤnglich bekannt ſind, womit unſer Himmels— ſtrich ausgeruͤſtet iſt; und ob nicht Vorurtheile uns glauben machen, daß wir einen kaͤltern Erdſtrich bewohnen, als er es wirklich iſt. Auf zerſtreute einzelne Erfahrungen bauen wir Sys ſteme, und Ausnahmen ſind die Geſeze, wor— nach ſich mancher richtet, der doch weit ſehen will. Wenn die Einwohner von der Provenze deswegen den Oelbaum nicht pflanzen wolls ten, weil es Winter giebt, wo er bis auf die Wurzel verfrieret; wenn viele italieniſche Pros — ausl. Baͤume an unſern Himmelsſtrich. 185 vinzen den Pomeranzenbaum vernachlaͤfigen wollten, weil er zu Zeiten mit ſamt der Wur⸗ zel darauf geht: fo würden dieſe Laͤuder bald eines groſen Reichthumes ſich beraubt ſehen, der ihnen durch den Handel mit dieſen Fruͤchten jährlich zugeführt wird. Auch bei uns leiden die Nußbaͤume ſehr oft, deswegen haͤlt man unſern Himmelsſtrich nicht zu kalt fuͤr ſie. Und was iſt gewöhnlicher, als daß unſere Eich- und Buchbaͤume wegen dem Froſte unbrauchbar ſind. Und doch ſind ſie, ſo lang wir Deutſchland aus g der Geſchichte kennen, unſere Waldbaͤume; ja ſie waren damals ſchon unſere Waldbaͤume, als Deutſchland in ſeiner erſten Rauhigkeit noch ungleich kaͤlter war, als es jezt iſt. Mißrathene einzelne Verſuche beweiſen al— ſo gar nicht, daß der Baum nicht einheimiſch werden koͤnne, und ein kalter Winter, der den Verſucher uͤberfaͤllt, und ihm alle ſeine ſchoͤne Ausſichten, alle ſeine bisherigen Bemuͤhungen vernichtet, iſt nichts weniger als ein Wink der Natur, ſich in Zukunft nicht mehr mit ſo vergeblichen Arbeiten zu beſchaͤftigen. Ja wenn die ganze Ausſicht des Pflanzers auf jenen, M 5 186 Ueber die Angewoͤhnung oder jene Baͤume gegruͤndet waͤre, die er da anpflanzet, dann waͤre ſo was zu folgern noch wahrſcheinlich. Aber dies iſt falſch, grund— falſch. — Dieſer Verſuchbaum iſt der erſte, zugleich der gefaͤhrlichſte, der muͤhſeligſte Theil des Verſuchers; die, aus ſeinem, in unſerm Himmelsſtriche reif gewordenen Saamen auf gegangene Baͤume der zweitere ſchon leichtere Theil der Verſuche; endlich die Baͤume, die aus den Saamen jener Baͤume des zweiten Verſuches aufgegangen ſind, der entſcheidende und leichteſte Theil des ganzen Verſuchs. Ehe und bevor man alſo dieſe drei Grade des Ver— ſuches nicht durchverſucht hat, ſoll man ſich al- les voreiligen Urtheiles ganz enthalten. Und ein kalter Winter, der nur meinen erſten Grad des Verſuches ſtoͤrt, wird mich nie abſchroͤcken, fortzufahren, weil ich ohnehin nicht auf dieſen Baum, ſondern auf ſeinen Saamen meine Hof— nungen gegruͤndet habe. Noch weniger ficht mich an, ob dieſer Baum, bei uns nun einheimiſch gemacht, noch eben ſo nuͤzlich ſei, als er in feinem Vatterlande iſt; weil ich gewiß glaube, daß die Kultur, die wir auf ausl. Bäume an unfern Himmelsſtrich. 187 ihn verwenden, ihn noch mehr veredeln werde. Wo was natürlich fortkommt, da ſchleicht ſich eine natürliche Sorgloſigkeit ein, man uͤberlaͤſt die Sache ſich ſelbſt, und dadurch vermindert ſich der Werth der Fruͤchte. Unſere Kaſta— nienbaͤume koͤnnten ein betraͤchtlicher Gegeu— ſtand des Handels werden, wenn wir nicht ges wohnt waͤren, ſie in der Pfalz auf gemeinen Plaͤzen wachſen zu laſſen, wo niemand Sorge fuͤr ſie traͤgt. Wuͤrden wir, wie verſtaͤndige Gaͤrtner es gewohnt ſind zu thun, ſolche wie Obſtbaͤume fleiſig und ordentlich behandeln, uns ter den verſchiedenen Abarten nur die nuͤzlich— ſten und ſchmackhafteſten anpflanzen: ſo duͤrf— ten wir keine italieniſche Kaſtanien einfuͤhren, im Gegentheil wir wuͤrden durch dieſe Baͤume vieles Geld in die Pfalz bringen. Aber die Leichtigkeit, mit der fie ſich an unſern Him— melsſtrich angewoͤhnen, iſt ſchuld, daß wir ſie wie Eichbaͤume ſich ſelbſt ganz uͤberlaſſen, da— her auch die Kaſtanien vieler Gegenden fo ſchlecht find, daß man fie beinahe vor nichts achtet. Kuls tur veredelt jede Frucht, und Mangel derſel— ben verſchlimmert ſie. Da alſo die Baͤume, 188 Ueber die Angewoͤhnung die wir wegen der Nuͤzlichkeit ihrer Früchte bei uns einzufuͤhren bemuͤhet find, Kultur erheiſchen: fo koͤnnen wir gewiß darauf rechnen, daß fie in unſerm Himmelsſtriche ſich ehender veredeln, und gewiß nicht verſchlimmern werden. Endlich iſt ja noch lang nicht ausgemacht, daß unſer Himmelsſtrich immer der naͤmliche bleiben werde. So wie Kultur jede Frucht ver⸗ edelt: ſo mildert auch eine fleiſige Kultur den Himmelsſtrich. Wie der Fleis des Landman— nes in einer Gegend zunimmt, die oͤden Fels der fi) mindern, die Brachaͤcker weniger rus hen, in eben dem Verhaͤltniſſe mildert ſich der Himmelsſtrich. Deutlicher wird dieſe Milde— rung des Klima in jenen Gegenden, wo die Vevoͤlkerung waͤchſt, und die unzertrennliche Folge davon, die Zertheilung der Grundſtuͤcke und die Vermehrung des Viehſtandes nach ſich zieht. Da wird der Boden mit erhizenden Gas chen geſchwaͤngert, und durch das fleiſige Ar— beiten des Ackers das Anhaͤufen von erkaͤlten⸗ den ſcharfen Salzen in demſelben gehindert. Andere Folgen zu geſchweigen, die eine vers mehrte Bevoͤlkerung auf die Milderung des Kli⸗ ausl. Bäume an unfern Himmelsſtrich. 139 ma's hat. Aber da, wo einzelne Doͤrferchen zerſtreuet auf der Oberflaͤche eines ſolchen Erd— ſtriches liegen, fo daß man oft auf zwei Stun: den Wegs keines antrift, und wo dann der ar— me, im Elend ſchmachtende Bauer mit einem eben ſo, wie er, entkraͤfteten Paar Ochſen bald hie bald da einen Lappen Acker herum reiſet, da iſt Unfruchtbarkeit und Menſchen-Elend zu Hauſe: nicht weil es der allmaͤchtige Schoͤpfer ſo gewollt hat; ſondern weil es an Staatswir— then mangelt, die Einſicht haben, in eine fols che Gegend Leben und Thaͤtigkeit hin zu ver— pflanzen. Einer ſolchen kalten und unfrucht— baren Gegend ſeze man einen Mann von gro— ſer Erfahrung und ausgebreiteter Kenntniß vor, der mit guten und geſunden ſtaatswirthſchaftli⸗ chen Grundſaͤzen ausgeruͤſtet iſt, ſo wird er in Zeit von zehen Jahren dieſe unfruchtbare Ge— gend umſchaffen, den Himmelsſtrich gelinder machen, und zeigen, was der Fleis der Mens ſchen ſelbſt auf die Gegend, die ſie bewohnen, fuͤr einen ſtarken und maͤchtigen Einfluß habe. Freilich haben viele Gegenden eine ganz vorzuͤgliche Anlage, ſchnell durch Kultur vera 190 Ueber die Angewoͤhnung edelt zu werden, bei andern koſtet es mehr Fleis, mehr Geldaufwand, und gehet bei allem dem doch ungleich langſamer. Eine Gegend, die ge— gen Mittag geoͤfuet iſt, und die eine lange Ket— te eines hohen Gebirges gegen die kalten Nord— winde ſchuͤzet, die erfodert wenig Beihilfe, um bald das zu werden, was ſie ſeyn kann. Da— her finden wir auch ſchon in fruͤhen Zeiten un— ſere Bergſtraſe in den Geſchichten als eine herr— liche Gegend ſehr beruͤhmt, und das an Wal— dungen leere Oberamt Alzei kennt man ſchon lange als ein ſehr bewohntes und bebautes Frucht⸗ land. Die wohlgelegenen Gebirge des Ober⸗ amtes Neuſtadt liefern ſchon lange einen edeln Wein, andere noch vorzuͤglichere Gegenden un— ſerer gluͤcklichen Pfalz nicht zu nennen, die durch ihre natürliche Lage ſich ſchnell veredels ten, und nach welchen man das pfaͤlziſche Kli— ma zu beſtimmen pflegt. Aber wo hohes, ge— gen Mittag gelegenes Gebirg das Land aller Kaͤlte oͤfnet, und das Eindringen der frucht— baren Strahlen der Sonne hindert, wo Wal— dungen, ſtehende Suͤmpfe, enge durch hohe Gebirge umſchloſſene Thaͤler ſind, da erfodert * ausl. Baͤume an unſern Himmelsſtrich. 191 es ſchon groſe Einſichten des Staatswirthes, wohluͤberlegte Polizeigeſeze, viel Unterſtuͤzung, vorzüglich Menge von Gelegenheit, alle Pros dukten ſchnell abzuſezen; von Seiten des Ein— wohners viel Kuunſtfleis, viel Aufwand auf den Ackerbau, groſe Maͤſigkeit und Sparſam⸗ keit in Fuͤhrung der Haushaltung. — Leider findet man ſelten dieſe Bedingniſſe ſowohl bei dem Staatswirthe, als bei dem Einwohner beiſammen, daher ſind dieſe Gegenden rauher und ihr Klima unguͤnſtiger. Die Zahl der Men⸗ ſchenhaͤnde, die hier viel noͤthiger, als in den fruchtbaren Gegenden waͤren, fehlet gaͤnzlich; zum Beweis, daß unſere Staatswirthe wenig zur Aufnahme der Gegend, die natürliche Las ge derſelben aber das meiſte gethan habe. Gleiche wohl koͤnnte eine nur 20jaͤhrige anhaltende Eins wirkung des Staatswirthes und des Einwohners eine maͤchtige Veraͤnderung des rauhern Klima hervor bringen. Einige Beiſpiele haben wir be— reits in der Pfalz bei etwelchen Gegenden des Oberamtes Bretten, des Oberamtes Mosbach, vorzuͤglich in ganz neuern Zeiten bei demjeni— gen Theile des Oberamtes Heidelberg, der ums 192 Ueber die Angewoͤhnung ter dem Namen des Odenwaldes bekannt iſt. Die angefangene Einfuͤhrung des Kleebaues hat dort ſchon fo wichtige Veränderungen hervorge⸗ bracht, die zwar noch im Keimen ſind, den ſchoͤnen Tag aber ſo gewiß verſprechen, daß un⸗ ſere Kinder eine Beſchreibung der Gegend, wie ſie noch im Jahr 1765 ausgeſehen, fuͤr ein Maͤhrchen in langen Winterabenden gut zu er⸗ zählen und angenehm zu hören, halten werz den. Sie zeigen, wie ein thaͤtiger, ſich ſchnell entſchlieſender und eben ſo ſchnell ausfuͤhrender Staatswirth, wie Herr von Wrede iſt, dem es an Einſicht nicht fehlt, und der eifrig genug iſt, ſich noch taͤglich neuere zu erwerben, auf das Wohl einer ganzen Gegend wirken koͤnne, wenn es nur einmal ſein Wille iſt, Vatter einer ſol— chen verwaiſten Gegend zu werden, und went er ausdauernden Eifer genug hat, die erſten Schwierigkeiten mit Mannskraft aus dem We⸗ ge zu raͤumen, und Kunſtfleis zu erwecken und zu erhalten, der ſchon die gegenwärtigen Ge⸗ nerationen gluͤcklich macht. War jemals eine guͤnſtige Ausſicht, daß ſich ein groſer Theil Deutſchlandes, in Betracht ſeines / ausl. Bäume an unfern Himmelsſtrich. 193 feines Klima nach und nach, und dennoch ſchnell mildern, die natuͤrliche Fruchtbarkeit deſſelben ſich alſo heben werde, ſo iſt es gegenwaͤrtig, wo jede Landesregierung es nur zu lebhaft fuͤhlt, daß man mit dem alten Schlendrian in Ver— beſſerung der Laͤnder nicht weit komme, und daß ganz andere Wege eingeſchlagen werden muͤſ⸗ ſen, wenn man der Voͤlker und der Untertha⸗ nen Wohl an den Reichthum und die Macht des Landesfuͤrſten anknuͤpfen will. Und eben dieſe Ausſichten ſind eine maͤchtige Triebfeder für mich, in der Angewoͤhnung auslaͤndiſcher Gehoͤlze eifrigſt fortzufahren; und ich hoffe eben ſo gewiß, an den waͤrmſten Theilen der Pfalz den Oelbaum, den Granatbaum, ja ſo gar den Pomeranzenbaum noch zeitige Fruͤchte in freiem Boden tragen zu ſehen, als die Man⸗ del⸗Kaſtanien⸗Feigen⸗ und Pfirſichbaͤume uns die ihrigen im Ueberfluſſe ſchon laͤngſt abliefern. Denn auslaͤndiſche Baͤume anzuziehen, damit ein groſer Herr in ſeinem Garten einen engliſchen Wald anlegen koͤnne, der vielleicht nach dreiſig oder funfzig Jahren, wenn die Mode vorbei iſt, mit eben ſo viel Eifer umgehauen wird, mit 194 Ueber die Angewoͤhnung welchem man ihn gegenwaͤrtig anzieht, das ver⸗ lohnt ſich wahrlich der Muͤhe nicht: um ſo we⸗ niger, da ich glaube, daß unfere in Deutfch- land bekannten und eingefuͤhrten Baͤume der Idee eines engliſchen Waldes weſentlicher entſpre⸗ chen, als ein auslaͤndiſcher Baum, den ich erſt an den Himmelsſtrich angewoͤhnen will, und der vielleicht erſt dann dazu wuͤrde brauchbar werden, wann man gar nicht mehr an englis ſche Wälder denkt, ſondern vielleicht indoſtani⸗ ſche oder otaitiſche Gaͤrten wird anlegen wollen. Ich bin ꝛc. ꝛc. SSS — —— Zwoͤlfter Brief. Ueber die Angewoͤh⸗ nung durch Saamen. In meinem vorigen Briefe bemuͤhete ich mich zu zeigen, daß eigentlich wahre Angewoͤhnung auslaͤndiſcher Baͤume an unſern Himmelsſtrich nur durch Saamen zu erwarten ſei. Baͤume tragen aber nicht gerne Saamen, wenn ſie in Kuͤbeln ſtehen, man muß alſo die erſten Vers ſuchbaͤume mit groſer Sorgfalt an die freie Erz durch Saamen. 195 de angewoͤhnen, um ſie zur Zeitigung ihres Saamens in unſerm Himmelsſtriche zu vermös gen. Hat man dieſen einmal erlangt, ſo hat man ſchon einen groſen Vorſprung in feinem Verſuche gethan: denn nach meiner vielfaͤltigen Erfahrung gehen die Saamen dieſer Baͤume, die in heiſern Gegenden, als die unſerigen, reif ge- worden, nicht gerne oder gar nicht im freien Bo⸗ den auf, und wann man fie in Scherben oder Kuͤ— beln zuerſt anziehen muß: ſo erhalten ſie ſchon eine falſche Richtung der Pfahlwurzel, die alles fuͤr ſie fuͤrchten macht. Die Saamen muͤſſen alſo ſchon fo auf unſer Klima herabgeſtimmt feyn, daß ſie in unſerm Boden aufgehen und auf der Stelle koͤnnen ſtehen bleiben, wofern ſie die Stammvaͤter kuͤnftiger Holzungen werden ſollen. Es giebt aber noch ſehr viele Stauden, die ſchon bei uns gerne Saamen tragen, und die man dennoch bisher nicht verſucht hat, an un— ſern Himmelsſtrich zu gewoͤhnen, ungeachtet viele unter ihnen theils nuͤzlich, theils ſehr ſchoͤn ſind. Ich habe daher in dieſem Jahre 1781 einen Verſuch angefangen, der mir uͤber mein Erwarten gut ausgefallen, und ob ich gleich N 2 196 Ueber die Angewoͤhnung noch nicht mit Gewißheit ſagen kann, wie ſie die ſtrenge Kaͤlte des Wintermonates ertragen werden: ſo habe ich es doch fuͤr ſehr erheblich gehalten, Ihnen zu fagen, mie fie ſich bisher in ihrem Wachsthume gezeigt, und wie ſie die er⸗ ſten beiden Fröͤſte, die ziemlich heftig im Chriſt⸗ monate einfielen, ertragen haben. Hier will ich einige derſelben anfuͤhren, und zwar ſo, daß ich jene zuerſt nennen werde, die den Froſt am beſten ausgeſtanden, um nach und nach zu den mehr empfindlichern zu kommen. 1. Baumartige Lavatere (Lavatera arborea). Verſchiedene Staͤmme dieſer baum⸗ artigen Lavatere giengen auf, und wuchſen mit ſolcher Heftigkeit, daß zwei davon mehr als Mannsgroͤſe, und unten im Durchmeſſer eine Dicke von drei bis vier Zoll erhielten. Ihre groſen ſchoͤnen, dem Anſehen nach ſehr zaͤrtli— chen Blaͤtter ſtanden die Kälte dieſer Taͤge ſehr geduldig aus, kaum daß ſie ſich ein wenig neig⸗ ten. Da ſie einen magern, mehr ſandichten, oder kalkichten Boden erheiſchen: ſo glaube ich, daß in ſolchen der Bau der Lavatere ſehr vor⸗ theilhaft ſeyn muͤſte, weil ihre Blätter ein ſehr durch Saamen. 197 ſchmackhaftes Viehfutter, die Staͤmme aber ein mittelmaͤſig gutes Brandholz liefern koͤnn⸗ ten. Allemal werden ſie jedem Garten zu einer ſehr groſen Zierde gereichen. 2. Aleppiſche Raute (Ruta chalepen- ſis L.) Dieſe der Geſundheit der Menſchen ſehr dienliche, immergruͤne, zwei bis drei Schuh hos he Staude gieng haͤufig aus dem Saamen auf, ſtellte ſich gar ſchoͤn, und ertrug die heftige Kaͤl⸗ te fo ausnehmend geduldig, daß ſich ihre Blaͤt— ter kaum ein wenig beugten. Sie ſcheint alſo, wie die bei uns gewoͤhnliche Raute (ruta gra- veolens L.) die auch in Afrika zu Hauſe iſt, aber alle Kaͤlte ſo geduldig ausdauert, daß ſie auch in Schweden im Freien uͤberwintert, un⸗ ſern Himmelsſtrich zu ertragen. Sie uͤbertrift an Kraͤften, an Schoͤnheit der Blaͤtter, an Hoͤhe der Staude ſelbſt die gemeine Raute um vieles, hat aber auch einen ſtaͤrkern und unan⸗ genehmern Geruch, weswegen ſie vielen nicht angenehm ſeyn moͤchte. | 3. Aethiopiſche Colutea (Colutea fru- teſcens L.) iſt eine aͤuſerſt zierliche Staude, ſowohl wegen dem ſchoͤnen angenehmen Baue N 3 198 Ueber die Angewoͤhnung ihrer Blaͤtter, als auch vorzuͤglich wegen ihren gar ſchoͤnen hochrothen Bluͤthen. Sie verdient alſo als eine Blumenſtaude eine vorzuͤgliche Aufmerkſamkeit. Die aus Saamen geſuͤeten giengen haͤufig auf, wuchſen uͤber vier Schuh hoch, bluͤheten im Nachſommer ſehr haͤufig, und zeitigten noch Saamen. Die heftige Kaͤlte des jezigen Chriſtmonates ertrugen ſie ganz ge— duldig, ſo daß ſich die Spizen der Staͤmme und der Blaͤtter kaum neigten. 4. Afrikaniſches Lycium (Lycium afrum L.) Obgleich der Strauch ſelbſt nicht viel empfehlendes hat, ſo ſind doch ſeine Bluͤ— then anſehnlich. Aus dem Saamen giengen einige Staͤmme auf, die eine Hoͤhe von zwei Schuh und ziemlich zeitiges Holz erhielten. Die Kaͤlte des Chriſtmonates ertrug der Strauch ſo geduldig, daß man an ſeinen kleinen Blaͤttern gar nichts wahrnahm, die er jedoch vorher mei— ſtens ſchon abgeworfen hatte. Du Hammel und Miller merken von ihm an, daß er ſehr empfind⸗ lich ſei, und ſelten die Winterkaͤlte ausdaure. 5. Kapiſche Mal va (Malva capenſis L.) Dieſe Malve, die zu einem ſehr ſchoͤnen durch Saamen. 199 Baume erwaͤchſet, und wegen ihren Bluͤthen, womit ſie einen groſen Theil des Sommers ge⸗ ſchmuͤcket, eine wahre Zierdſtaude iſt, gieng haͤu⸗ fig aus dem Saamen auf, und viele davon much» fen bis zu einer Höhe von vier bis fünf Schus hen, machten ſchoͤnes zeitiges Holz, und geben mir ſehr viele Hofnung, da ſie die Kaͤlte des Chriſtmonates ſo ganz ruhig ertragen. Man hat ſie von jeher fuͤr viel zu zaͤrtlich gehalten, um fie in dieſer Ruͤckſicht zu verſuchen. 6. Baumichte Medicago (Medicago arborea L.) eine Staude, die in mehr als eia ner Abſicht verdient, daß man ſich bemuͤhe, ſie an unſern Himmelsſtrich zu gewoͤhnen, weil ſie eben ſo ſchoͤn als auſerordentlich nuͤzlich iſt, indem ihre Spizen und Blätter das vortreff⸗ lichſte Viehfutter abgeben, und wahrſcheinlich bei uns noch einträglicher feyn werden, als in den heiſen Laͤndern, wo ſie unmoͤglich ſo ſchoͤn belaubet ſeyn kann, wie ſie bei uns ſeyn muͤſte, wenn fie unſere Winter ausdauern ſollte. Milz ler hat unterſucht, ob dieſe Staude wohl der Cytiſſus der Alten ſei. So viel duͤnket mir alle⸗ mal gewiß zu ſeyn, daß ſie in Betracht der N 4 200 Ueber die Angewoͤhnung Nuzbarkeit mit jener ſcheint uͤbereinzukommen; und mehr laͤſt ſich bei den dunkeln Beſchreibun⸗ gen der Alten mit Gewißheit nicht ſagen. Die aus Saamen aufgegangene Stauden wuch⸗ ſen gar ſchoͤn zu einer Hoͤhe von anderthalb Schuh, und waren bei der eingefallenen Kaͤlte im Chriſtmonate immer lebhaft gruͤn und friſch. Bis zu dem 15. Wintermonate 1782, wo ich dieſe Nachricht der Preſſe uͤberliefere, hat ſie ſich im gleichen Grade der Lebhaftigkeit erhal: ten, nur daß ſie bei den ſtrengen Froͤſten in der Nacht ſich gekruͤmmet und unterwaͤrts gebeugt, gegen Mittag aber, beſonders wenn die Sons ne ſchien, ſich wieder gerad gerichtet und ihre Blaͤttlein entfaltet hat. 7. Die harzichte Pſoralea (Pforalea bituminoſa L.) von welcher ich ſowohl die breit⸗ blaͤtterichte, als die ſchmalblaͤtterichte angezos gen, find alle aus Saamen haͤufig aufgegan⸗ gen, meiſt uͤber zwei Schuh hoch gewachſen, haben ſchoͤnes zeitiges Holz erhalten, und den Nachſommer ſtark gebluͤhet, auch Saamen an⸗ geſezet. Den ganzen Chriſtmonat 1781 haben ſie ſich wohl erhalten, aber die eingefallene Kaͤlte durch Saamen. 201 des Wintermonates 1782 hat ihre Blaͤttlein abgedorret. a 8. Corallen Nachtſchattenbaum, (So- lanum pfeudo-capficum) Dieſe Staude iſt den Gartenliebhabern bekannt, wo fie wegen der Schoͤnheit ihrer Fruͤchte angezogen werden. Du Hammel erzaͤhlt uns von ihr, daß ſie im Jahre 1754 ihm ausgedauert, und Miller, daß fie zu Zeiten die Winterkaͤlte uͤberſtuͤnde. Beide halten ſie aber doch für zu zaͤrtlich für ihre Himmelsſtriche, und Otto von Muͤnuchhau— fen will gar nicht, daß man ihren Anbau vers ſuchen ſoll. Die Saamen hievon ſind ſehr haufig auf⸗ gegangen, und ungeacht ſie dick ſtunden, doch über anderthalb Schuh hoch geworden, und bis ſpaͤt in den Herbſtmonat hinein gewachſen. Die Dicke des Stammes war wie ein Gaͤnſekiel, die Rinde dunkelgruͤn wie die Blaͤtter, und beinah der ganze Stamm von einem geſunden Holze. Sie ſtunden vortrefflich bis gegen den 8. Chriſtmonat, wo hie und da einige Blaͤtter anfiengen, ſchwarze Flecken zu bekommen, und ſich am Rande zu runzeln. Die Kaͤlte des N 5 202 Ueber die Angewoͤhnung Wintermonates hat zwar ihre Blaͤtter meiſt abgedorret; aber der Stamm ſelbſt ſcheinet ge genwaͤrtig noch ſehr geſund zu ſeyn. Ich koͤnnte Ihnen noch manche Stauden aufzaͤhlen, deren Saamen ich dies Fruͤhjahr ausgeſaͤet, und die nun mit vieler Hofnung da ſtehen, naͤmlich die Anthillis barba Jovis L. Centaurea ſempervirens L. Hermania hy- ſopifolia L, einige auslaͤndiſche Arten von Ci- ſtis, Salviis, und Teucriis; aber meine Abs ſicht iſt hier nicht, von einzelnen Verſuchen zu reden, ſondern von jenen Folgerungen die ſich zum Behufe einer vernuͤnftigen Gaͤrtnerei da— her leiten laſſen. Es iſt unglaublich, wie weit man noch in dieſem Theile der ſchoͤnen Kuͤnſte zuruͤck iſt. Alle unſere Wiſſenſchaft begraͤnzet ſich auf Gemuͤs- und Blumenbau, und auch darin iſt der groͤſte Theil Gaͤrtner noch weit zuruͤck. Daß alle bereits gebaute Obſtarten aber durch die Kultur jaͤhrlich noch mehr koͤnn⸗ ten veredelt, und im Geſchmacke reiner und angenehmer gemacht werden, daran denkt man eben ſo wenig, als man die Einfuͤhrung auslaͤndiſcher neuer Arten von Baͤumen und durch Saamen. 203 Gewaͤchſen fich angelegen ſeyn laͤſt. Was das leztere anbelangt, ſo ſollte man beinah glau— ben, man fuͤhre die gegenſeitige Abſicht im Schil— de, naͤmlich man gedenke ſo viel als moͤglich iſt, zu verhindern, daß ja kein neuer Baum bei uns einheimiſch werden möge: denn die Gaͤrtner denken auf nichts, als wie ſie dieſe Baͤume durch Pfropfen, Oculiren oder Able— gen vervielfaͤltigen mögen, die gewiſſeſte Mes thode, die eingefuͤhrte neue Art auslaͤndiſcher Hölzer immer fo ſchwaͤchlich, als möglich iſt, zu erhalten, und ſie jedem Ungeftüme des Him⸗ melsſtriches blos zu ſtellen, wo es dann nicht feh⸗ len kann, daß unter den mehrern Jahren ſich ges wiß hie oder da eins ereignet, das dieſe ſchwaͤch— lichen neuen Ankoͤmmlinge gaͤnzlich vertilgen muͤſſe. Ich habe uͤber dieſe ungluͤckliche Gaͤrt— nerpraxis ſchon fo oft geeifert, daß ich fürchte, man moͤchte es hier als eine bloſe Wiederho— lung meiner Lieblingsidee anſehen. Aber wahr— lich die Sache iſt ſo wichtig, daß man ſie nicht oft und nicht laut genug ſagen kaun. Mes nigſtens muß ich jeden Liebhaber der Wahrheit bitten, von ungluͤcklichen Erfolgen ſolcher Baͤu⸗ 204 Ueber die Angewoͤhnung me gar keine Schluͤſſe zu ziehen, weil ſie eben ſo wenig giltig ſind, als wenn ich behaupten woll⸗ te: ein Deutſcher koͤnne in einem heiſen Erd⸗ ſtriche nicht leben, weil ein kraͤnklicher Mann bei ſeiner Ankunft in eine ſolche Gegend ge⸗ ſtorben ſei. Die andere Art der e de ae naͤmlich jene durch Saamen iſt eben ſo mangelhaft, als die erſtere, weil durch dieſelbe bisher nichts als zaͤrtliche und ſchwaͤchliche Stämme find erzo⸗ gen worden. Es iſt nichts ekelhafter, als das ewige Einerlei der milleriſchen Vorſchriften; der ſonſt ein gewiß verehrungswuͤrdiger Gaͤrtner war, deſſen ausgebreiteten Kenntniſſe in der Kraͤu⸗ terlehre alle Achtung verdienen. — Beinah bei jeder Pflanze erzaͤhlt er uns ganz umſtaͤnd⸗ lich, wie man ihren Saamen in einen Topf fetter Erde ſaͤen, ihn auf ein warmes Miſt⸗ beet bringen, fleiſig gieſen und vom Unkrau⸗ te reinigen ſolle; wie man ferner, wenn dann die Pflanzen aufgegangen und ein wenig er— ſtarket ſind, ſie in einzelne Toͤpfe verſezen, abermal auf ein maͤſig warmes Lohbeet brin⸗ gen; bis ſie angeſchlagen, im Schatten halten, durch Saamen. 205 naͤchſtdem nach und nach an die freie Luft, wenn es Pflanzen find, die ſolche ertragen, gewoͤh— nen, oder gar in den freien Boden fezen ſoll, wenn ſie unſerm Himmelsſtriche angemeſſen find. Gewiß der Ueberſezer haͤtte uns den ganzen lezten dicken Band von ſechs Alphabe⸗ ten zu kaufen erſparen koͤnnen, wenn er dies ewige Einerlei hinweg gelaſſen, und dieſe Kul⸗ tur nach Art des Hausvatters und anderer mit. einigen Buchſtaben angegeben haͤtte. Ich fuͤr meinen Theil wuͤrde ihm aber auch dieſe Anzei⸗ gung der Kultur durch Buchſtaben geſchenket haben, weil dieſe Methode nur bei den Pflan⸗ zen der heiſeren Erdſtriche, und die bei uns ſchlechterdings Treibhaͤuſer erfodern, noͤthig und nuͤzlich, bei den andern aber meiſtens uns noͤthig, oder gar ſchaͤdlich iſt. Hier ſchraͤnke ich mich blos auf die Baumzucht ein, und bes haupte, daß z. B. ein Zyzypfus Rhamnus auf dieſe Art gepflanzet, alle moͤgliche Anlage habe, in unſerm Himmelsſtriche nicht ausdau⸗ ern zu koͤnnen. Die Urſache von allem dieſem iſt ſo einfach, ſo in die Augen fallend, daß ich mir zum vor⸗ 206 Ueber die Angewoͤhnung aus den Beifall eines jeden Leſers verſpreche, der anders dieſem Gegenſtande gewogen iſt. Dadurch, daß der Saamen durch kuͤnſtliche His ze zum Keimen genoͤthiget wird, werden ſeine Wurzeln gleich anfänglich verzaͤrtelt, dieſe Ver⸗ zaͤrtelung dauert bis weit in den halben Som— mer hinein, und wann dann die junge zartlis | che Staude auf ihren Standplaz in das Freie gebracht wird: ſo hat ſie einige Zeit zu thun, bis fie ſich an dieſe Stellung gewöhnt. Nun fangt fie an zu wachſen, und wann fie im bes ſten Wuchſe iſt, uͤbereilt fie der Herbſt, end⸗ lich der Winter. Wo ſoll nun dieſe verzärs | telte (und weil ihr ganzer Wuchs jung iſt) krautartige Pflanze Kraft her bekommen, die Haͤrte unſerer Winter zu ertragen? Doch dies iſt nicht alle Hinderniß, die wir dem beſſern Wuchſe der Pflanze entgegen ſezen. Durch das Saͤen und Verſezen in Toͤpfe wird der Haupttheil der Staude, die Pfahlwurzel, ver— lezt, die ſich nachher mit Muͤhe, meiſtens gar nicht mehr, wieder erholet. Und wie wird nicht die Pflanze durch das mehrmalige Vers ſezen in ihrem Wachsthume mit Fleis gehin⸗ durch Saamen. 207 bert, da es ja bekannt iſt, daß fo gar das Ruͤ⸗ cken der Scherbe von einem Plaze auf den an— dern den Wachsthum der Pflanze auf einige Tage ſtoͤhrt. Allen dieſen maͤchtigen Hinderniſſen kann gar leicht vorgebogen werden, wenn man die an unſer Klima anzugewoͤhnenden Baͤume gleich auf den Ort hinſaͤet, wo ſie ſollen ſtehen bleis ben. Da wird die junge Wurzel nicht verzaͤr— telt, nicht aufgehalten, noch weniger verſtuͤm— melt. Die Pflanze waͤchſt fleiſig fort, im Vorſommer meiſt in den Wurzeln, im Nach— ſommer an dieſen und dem Oberholze zugleich. Ruͤckt nun der Winter heran, ſo ſind beide ſchon fo erſtarket, daß ihnen die Kaͤlte weniger aus haben kann, und wenn auch das Oberholz lei— den ſollte: ſo achtet man ſelbiges nicht, ſon— dern ſchneidet es nach Verlauf einiger Jahre im Fruͤhlinge ganz auf dem Boden hinweg, wo dann die kraftvolle Wurzel einen neuen maͤchtigen Stamm in kurzer Zeit treiben wird, der gewiß unferer ganzen Erwartung entfpres chen muß. Baͤume, auf dieſe Art erzogen, werden mit der Zeit unſere Winter gewiß uͤber⸗ 208 Ueber die Angewoͤhnung ſtehen: denn ihre Hauptkraft ſteckt in der Pfahlwurzel, und dieſe iſt nun eben fo maͤch— tig, wie ſie es bei unſern Waldbaͤumen zu ſeyn pflegt. Freilich ſind gegen dieſe Methode noch ei⸗ nige Einwuͤrfe zu machen, die aber meines Er⸗ achtens nicht ſo erheblich ſind, daß ſie die Aus⸗ fuͤhrbarkeit derſelben hemmen koͤnnten. Ich will diejenigen, die mir einfallen, anzeigen, und meine Gedanken daruͤber ganz unpar⸗ theiiſch ſagen. Gar viele Saamen auslaͤndiſcher Baͤume wollen in freiem Boden nicht keimen und auf⸗ gehen, oder fallen gerne wieder um, wenn ſie bereits aufgegangen find. Dies iſt eine Wahrs heit, die mehr die Ungeſchicklichkeit des Pflan⸗ zers, als die Unmoͤglichkeit, auf dieſem Wege Baͤume zu erziehen, beweiſet. Mir iſt es ſelbſt ſo gegangen, folglich mache ich mir gleichen Vorwurf, wie andern Pflanzern. Wenn wir Saamen in Toͤpfe ſaͤen, erwaͤhlen wir einen ſehr bereicherten guten Boden; einen Grund, den man eigentlich zu Erziehung ſchoͤner Blu⸗ men verwendet. Da findet der junge Keim, gleich durch Saamen. 209 gleich wie er ſich entwickelt, Nahrung im Ue⸗ berfluſſe, er ſaugt ſie mit ſeinen noch zarten Wuͤrzelchen ein, und gedeihet. Nun wollen wir gleichen Verſuch in freier Erde machen, und erwaͤhlen die gewoͤhnliche Gartenerde, die in Betracht jener Blumenerde rauh, ungeſchlacht und mager iſt. Feuchtigkeit und Sonnenwaͤr⸗ me entwickeln nun zwar den Keim; aber da er nun mit feinen ſchwachen, zaͤrtlichen, des Ein⸗ ſaugens ohnehin noch nicht gewoͤhnten Wuͤr⸗ zelchen Nahrung ſucht, findet er ſolche ſo aͤuſerſt ſparſam, daß er aus Mangel derſelben ſchon in der Erde abwelket, oder wenn er auch uͤber derſelbigen ſich ſehen laͤſt, doch bald drauf geht. Man verſchaffe alſo den jungen Keimen bei ih⸗ ren erſten Entwickelungen volle Nahrung, und ſie werden gewiß gedeihen. Auch iſt es nicht unmoͤglich in freier Erde jenen ganz zaͤrtlichen Baͤumen, deren Angewoͤhnung vorzuͤglich bes zielet wird, eine kuͤnſtliche Wärme im Anfan⸗ ge zu verſchaffen; ein kleiner Handgriff, den ich dies Jahr verſuchen werde. Endlich iſt es auch ſchlechterdings noͤthig, daß man dieſe Baum⸗ ſorten gleich im Herbſte ſaͤe, weil ihre dickere O 210 Ueber die Angewoͤhnung Schalen bei den meiſten die Winterfeuchtigkeit erheiſchen, um ſich dem Keime im Fruͤhlinge ge— hoͤrig zu oͤſnen. Ohne dieſe Vorſicht verfau— len ſie entweder in dem Boden, oder gehen zu ſpaͤt im Jahre auf, oder, welches noch das bes ſte iſt, bleiben ein ganzes Jahr ruhig in dem ſelben liegen, und keimen erſt das kuͤnftige Jahr: wobei jedoch immer für den Anpflanzer ein ganz zes langes Jahr verloren iſt; ein Verluſt, den der Mann von Kopf nur gar zu ſehr fuͤhlet. Der zwote Vorwurf koͤnnte ſeyn, daß die⸗ ſe Art der Angewoͤhnung gar zu viel Raum erfodere, weil ich verlange, daß der aus Saas men aufgegangene Baum ſchlechterdings auf dem Orte ſtehen bleiben ſoll, wo er gekeimt hat. Dieſem weis ich freilich nicht zu begegnen, au— ſer daß ich glaube, die Wichtigkeit der Sache erfodere dieſen Aufwand wohl. Es iſt ja auch nicht die Sache eines Privatmannes, dieſen Aufwand zu machen, ſondern Verſuche der Art erheiſchen ſchlechterdings die unterſtuͤzen— de Hand eines groſen Fuͤrſten, der ſein Land mit neuen Ankoͤmmlingen vermehren und bes durch Saamen. arx reichern will. Dennoch koͤnnen auch einzelue Verſuche gemacht werden, die ein jeder zu ſei⸗ nem Vergnuͤgen unternehmen kann, und auf welche er ſich einzuſchraͤnken weis. Z. B. ei⸗ ner würde ſich! den Cypreſſenbaum und in feis nem Garten hierzu ein Viereck von 24 Schuh erwaͤhlen, dort den Saamen hinſaͤen, und naͤchſtdem die Bäume ihrem Wuchſe uͤberlaſſen. Findet er mit der Zeit, daß ſie zu dick ſtehen, ſo kann er von denſelben nach Gutbefinden aus⸗ rotten, und ſo wird er ſich auf einem kleinen Plaze ein Waͤldchen erzielen, fo ihm viel Vers gnuͤgen und feiner Gegend zugleich einen nuͤzli— chen Banm eigen machen wird. Ehe ich dieſen Brief ſchlieſe, muß ich hier noch eine Erfahrung anfuͤhren, die Sie gewiß von der Nuͤzlichkeit dieſer Methode uͤberfuͤhren wird. Auf derjenigen Seite, wo ich ſeit vies len Jahren im Sommer die auslaͤndiſchen Pflan⸗ zen hinſtelle, um ſie von dem Wonnemonate an bis in den Herbſt der freien Luft genieſen zu laſſen, fand ich, daß zwiſchen ihrer Reihe und der Wand, an welcher fie ſtehen, im dem ſchma—⸗ len Zwiſchenraume verſchiedene junge Pflanzen, 0 O 3 212 Ueber die Angewoͤhnung durch Saamen. wie ſchon mehrmals, aufgegangen waren, die ich diesmal zu beobachten willens war, und den Plaz von ihnen nicht zu ſaͤubern befahl. Ungeacht nun dieſe Stelle nichts Vorzuͤgliches hat, ſo wuchſen dieſe Pflanzen doch ſo freudig, daß die meiſten Bluͤthen und auch Saamen trugen. Unter allen zeichnete ſich die Mimoſa virgata aus, die auf mehrern Stellen aufs gegangen war, eine Hoͤhe von drei Schuh, und unten her zeitiges Holz, ja fo gar zeitigen Saa— men geliefert hatte. Ich bin ꝛc. ꝛc. S Dreizehnter Brief. Ueber die Win⸗ terbewahrung auslaͤndiſcher Baͤume, die man an unſern Himmelsſtrich angewoͤhnen will. An Herrn Profeſſor S** in L* * Seit verſchiedenen Jahren haben gleicher Eifer zu den naͤmlichen patriotiſchen Abſichten, warme Liebe zu Wiſſenſchaften, Ausbrei⸗ tung und Erweiterung derſelben uns ſo ſehr u Ueber die Winterbewahrung ausl. Baͤume. 213 ſreundſchaftlich verbunden, daß ich es für das Vergnügen meines Lebens halte, Sie gefunden und in die Laufbahn eingeleitet zu haben, wo Sie dem gemeinen Weſen als Gelehrter von ei— ner ſehr vorzuͤglichen und verehrungswuͤrdigen Seite unendlich nuzbar werden muͤſſen, um ſo mehr, da Sie gleich in dem Fruͤblinge Ihres Les bens dieſe Bahn betretten haben, und folglich, (da Ihnen die Gabe der Beobachtung, nebſt Unverdroſſenheit und Genauigkeit eigen iſt) es ſo weit dahin bringen werden, als es einem Sterblichen zu gehen vergoͤnnt iſt. Ich ergreife dieſe Gelegenheit mit Freuden, Ihnen, mein Freund, in den Augen der Welt dieſe Beweiſe meiner vorzuͤglichen Achtung darzulegen, und zugleich das Folgende ihrer Pruͤfung zu unter— werfen. In dem zweiten Abſchnitte dieſes Werkes werden Sie ſehen, daß ich Baͤume und Stau— den zu einem Winter-Luſtgarten empfehle, die man ſelbſt in einigen kuͤhlern Theilen von 9 ) Italien noch mit Matten bedeckt, weil man fie fuͤr ſelbige Gegenden zu zaͤrtlich halt. Aber verſchiedene Beobachtungen haben mich dahin 3 214 Ueber die Winterbewahrung vermocht, die bisherige Vorſorge wider die Kälte dieſen Winter von 1781 — 1782 abzu⸗ aͤndern; und dieſe Erfahrungen will ich Ihnen izt mittheilen. Gewoͤhnlich faͤngt man ſeine Vorſorge, die Gewaͤchſe wider die Winterkaͤlte zu ſchuͤzen, ſchon im Windmonate (November) an, weil man von der Waͤrme Spaniens, Italiens und der mittaͤgigen Provinzen Frankreichs, und von der Empfindlichkeit jener Stauden und Baͤume, die daſelbſt einheimiſch ſind, zu hohe Begriffe hat. Ich halte dies vor einen wah— ren Fehler, wodurch man die meiſten Gewaͤch— ſe zu Grunde richtet. Unſere Wind- und Chriſt⸗ monate find mehr regneriſch, als kalt, und ſel- ten haben wir in dieſer Jahreszeit einen anhal⸗ tenden Froſt. Im Ganzen genommen, koͤn⸗ nen wir alſo die Winter dieſer beiden Monate mit den Wintern jener Laͤnder vergleichen, und feft ſezen, daß die Kälte, die ſich in denſelben ereignen wird, den Baͤumen nicht nachtheilig ſeyn koͤnne. Die Vorſorge, die man alſo den Stauden in dieſer Jahreszeit zuflieſen laͤſt, iſt ihnen nicht auslaͤndiſcher Baͤume. 215 allein ganz unnuͤze, ſondern ich glaube gar, ſie iſt ihnen aͤuſerſt ſchaͤdlich: denn da wir in dem Weinmonate noch gar oft ſolche warme und ſchoͤne Tage haben, die den Pflanzenſaſt in ſeiner ganzen Bewegung erhalten, ſo ver— wahren wir die Stauden zu einer ſolchen Zeit, wo jener noch nicht zuruͤckgetretten iſt und alle Gefaͤſe noch von ſolchem ſtrozen. Wenn wir fie nun in dieſem Zuſtande mit Stroh umwin— den, oder auch nur eine Stroh-Umzaͤumung um ſie machen: ſo benehmen wir der Staude alles Vermoͤgen ſich zu bewegen, oder wir be— rauben ſie der Urſach der Bewegung, naͤmlich des Windes. Durch dieſen Mangel der Be: wegung wird das Zuruͤcktretten des Saftes ges hindert, er bleibt in den Gefaͤſen ſtocken, wird ſcharf, verurſacht Schimmel, weicht dieſelbe los, und verſtoͤrt alſo eben diejenigen Theile, die wir durch das Verwahren mit Stroh zu erhalten ſuchen wollten. Dieſes ſchimmelicht werden der Pe en, ſo auch von dem feuchten Wetter des Wind— und Chriſtmonates mit herruͤhren kann, habe ich mehrmals beobachtet und geſehen, daß die O V 4 216 Ueber die Winterbewahrung verwahrten Aeſte verdorben und ſchwarz wa— ren, waͤhrend der Zeit einzelne Aeſte, die aus dem Stroh herausragten } N und grün ges wefen find, Ich habe alfo dieſen Winter einen Verſuch gemacht, und keinen meiner zaͤrtlichſten Stau— den und Baͤume mit Stroh verwahren, noch das Stuͤck Landes, auf dem ſie ſtehen, mit einer Bordwand umgeben laſſen, und da habe ich mit Vergnügen geſehen, daß auch die be— traͤchtlichen Froͤſte vom Chriſtmonate ihnen gar nichts geſchadet haben; im Gegentheile, daß ſie ſaͤmmtlich friſch und gut geſtanden. Jene Stau⸗ den, die ihre Blaͤtter abwerfen, hatten ein fchös nes und gar gefundes Holz und ſehr friſche Au— gen; andere aber behielten gar ihre Blaͤtter in dem ſchoͤnſten Sommerſchmucke. Daraus has be ich geſchloſſen, daß die Winde des Wind- monates den Baͤumen ſehr erſprießlich und vor: theilhaft ſeien, indem fie das Stocken des Saf— tes verhindern, und dasjenige verduͤnſten mas chen, was ſonſt zum Schaden der Stauden dar⸗ in verbleiben wuͤrde. ausländiſcher Bäume. 217 Nach dieſer meiner Meinung iſt es alfo un: gemein vortheilhaft, die anzugewoͤhnenden Stau⸗ den der Witterung dieſer Monate ganz zu uͤber⸗ laſſen, weil dieſe die beſte Waͤrterin iſt, ſolche ſo zu zubereiten, daß ſie auch die ſtrengere Jahreszeit unſers Wintermonates deſto ſicherer ausdauren koͤnnen. Denn wenn nun kein neuer Saft mehr eintritt, und der übrige ganz aus— geduͤnſtet iſt: ſo kann jede Staude einen hohen Grad Kaͤlte gar leicht ausſtehen, weil das Holz ſelbſt gegen ſolche unempfindlich iſt. Sind aber die Holzgefaͤſe noch mit Feuchtigkeiten an⸗ gefuͤllet, und der Froſt uͤberfaͤllt fie, fo gefrie⸗ ren dieſe Feuchtigkeiten, dehnen ſich durch den Froſt aus, zerſprengen die Gefaͤſe und zerſtoͤ⸗ ren ſolche. — Wenn alſo die Stauden ſchon der Gefahr des Schimmels in den erſten Wins ter⸗Monaten entgangen ſind: ſo koͤnnen ſie doch unmoͤglich der Gefahr des Froſtes entgehen, und die Pflanzen ſind genoͤthiget, aus lauter Vorſorge zu verderben. Ich vermuthe alſo, daß es das ſicherſte ſei, alles Oberholz der Winterkaͤlte ganz blos zu ſtellen und nur dahin zu denken, es alle heil⸗ O 5 218 Ueber die Winterbewahrung ſame Bewegungen genieſen zu laſſen, die die Winde dieſer Jahreszeit ihnen verſchaffen. Deſto mehr Sorgfalt verdienen jene Thei— le, die ihrer Natur nach dieſer heilſamen Be— wegung entbehren muͤſſen, nämlich die Wurs zeln, die in der Tiefe der Erde ſtecken, und dort alle Heftigkeit unſerer Winter fuͤhlen. Wuͤrde eine gemaͤſigte Decke von Schnee unſere Erde die ganze Zeit über vor dem tiefen Eins dringen der Kaͤlte bewahren: ſo waͤre vielleicht auch dieſe Vorſorge nicht ſo noͤthig, aber ſo kann es ſich gar oft ereignen, daß die heftigſte Kaͤlte im Wintermonate einfaͤllt, wo die Erde ganz von dieſem Schuze entbloͤſt iſt. In den Waͤldern hat die Natur durch das Abfallen der Blaͤtter ſchon fuͤr dieſe Decke geſorgt, ſelbſt der Waſen, das Moos, und die Farnkraͤu— ter verſchaffen den Wurzeln einen gewiſſen und ſichern Schuz, ohne welchen ſie gar oft ſehr wuͤrden beleidiget werden. Aus der Aehnlich— keit dieſer Natur-Vorſorge koͤnnten wir uns als ſo damit begnuͤgen laſſen, die Erde, wo dieſe ans zugewoͤhnenden Baͤume ſtehen, mit vielem Lau⸗ be recht dick zu bedecken, und wir wuͤrden da⸗ auslaͤndiſcher Bäume, 219 durch die Wurzeln wohl vor der Kälte verwah⸗, ren; aber ich glaube, noch eine andere Ruͤck— ſicht iſt nothwendig, die durch das Aufſtreuen der Blaͤtter nicht hinlaͤnglich kann erreicht werden. Ein jeder Menſch, der in ein anderes Kliz ma ſich verſezt, hat nach allgemeinen Erfah— rungen darin ſo lang mehr oder weniger zu lei— den, bis er endlich ſeinen Koͤrper auch an die Einfluͤſſe deſſelben angewoͤhnt hat. Noch em: pfindlicher werden ihm dieſe Einfluͤſſe ſeyn, wenn er nicht gehoͤrige Nahrung hat, und er anfaͤnglich Mangel und Noth leiden muß. Eben ſo verhaͤlt es ſich auch mit jenen Baͤumen und Stauden, die wir an unſern Himmelsſtrich angewoͤhnen wollen. Ich habe bei einer ans dern Gelegenheit daruͤber meine Gedanken ſchon geſagt, und gezeigt, daß wir durch eine fette und gute Erde dieſen Neulingen das Ange— woͤhnen an einen kaͤltern Himmelsſtrich erleich— tern muͤſſen. Dies kann nun nicht beſſer ge⸗ ſchehen, als wenn wir dieſe Jahreszeit nuzen, den Wurzeln ſo wohl Schuz vor der Kaͤlte, als auch volle Nahrung zu verſchaffen. Wenn 220 Ueber die Winterbewahrung wir alſo den Boden dieſer Baͤume mit Dung bedecken, ſo werden wir dieſe doppelte Abſicht am beſten erreichen. 5 Nach dieſen Grundſaͤzen habe ich alſo ſchon im Winter 1779 — 1780 jenes Erdreich mit Dung in dem Windmonate belegen laſſen, das mit den Verſuchſtauden beſezet war, das Ober⸗ holz aber hatte ich zugleich mit Stroh verwah—⸗ ret, und noch das Gartenſtuͤck mit einer eige⸗ nen Bordwand umgeben. Im Winter 1780- 1781 verfuhr ich auf die naͤmliche Art, nur daß ich einige Stauden nicht einbinden lies. Dieſen Winter hingegen von 1781 — 1782 habe ich nur die Erde mit Pferdsdunge be— decken, aber nicht eine Staude einbinden, noch das Gartenſtuͤck mit einer Bordwand befriedi— gen laſſen, ſondern habe alles Oberholz der Witterung ganz blos geſtellet. Die zeitheri— gen Erfahrungen dieſes Winters bis auf den 28. Wintermonat haben mir gezeigt, daß die Stauden bei dieſer Behandlung ſich ſehr wohl befunden, ja daß ſie in ihrer Erhaltung alle meine Erwartung uͤbertroffen haben. Dies gab mir den Gedanken, zum Vehufe des Gar⸗ aüslaͤndiſcher Baͤume. 221 tenkuͤnſtlers ein Verzeichniß jener Stauden und Baͤume zu entwerfen, die zu einem Winter⸗ Luſtgarten koͤnnten angewendet werden, und den ich in dem zweiten Abſchnitte mittheilen will. Hier will ich nur einige Beobachtungen aufuͤh— ren, um zu beweiſen, daß das Nichteinbinden vielleicht vorzuͤglicher ſeyn moͤge. Die immergruͤnen Eichen waren von 1779 — 1780 eingebunden. In dieſem Zu⸗ ſtande hatten ſie alle Blaͤtter abgeworfen. 780 — 1781 waren fie auch eingebunden; nur ragten hier und da Aeſte heraus. Die eingebundenen Aeſte hatten alle Blaͤtter verloh— ren, die freiſtehenden aber folche auf das allers ſchoͤnſte bewahret. 1781 — 1782 war kein Stamm eingebunden, und die Baͤume ſtehen auf das allerichonfte belaubet da. Die Kirſchlorbeerbaͤume waren von 1779 — 1780 ſaͤmmtlich eingebunden. In dieſer Lage waren alle Blaͤtter abgedorrt, auch viele Aeſte an ihren Spizen verdorben. Im Winter 1780 — 1781 ließ ich einen Baum frei ſtehen, die andern leicht umwinden. Der ganz frei gebliebene prangte den ganzen Winter mit 222 Ueber die Winterbewahrung den ſchoͤnſten gruͤnen Blaͤttern, kam auch am erſten in Wuchs, und trieb den Sommer 1781 ſehr heftig. Die mit Stroh umzaͤunten hats ten zwar zum Theil ihre Blaͤtter erhalten, aber ſie waren ſehr gebleicht, und die Stauden ka— men ſpaͤt in Trieb, und wuchſen auch lang nicht ſo freudig, als der erſtere ganz frei geſtan⸗ dene Baum. Dieſen Winter von 1781 — 1782 ſind ſie alle ganz frei ſtehen geblieben, und ſind wegen der Schoͤnheit ihrer Blaͤtter eine wahre Zierde des Winters. Einen Olivenbaum hatte ich im Früͤh⸗ linge 1779 in ein ehemaliges Treibhaus in die freie Erde geſezet, welches ich zu dieſer Abſicht beſonders hatte zurichten laſſen. Den Winter 1779 — 1780 ließ ich die Seite des Hauſes mit Glas bedecken, den Oliven— baum noch uͤberdieß mit Stroh umwinden, und wenn die Kaͤlte ſehr heftig war, etwas we⸗ niges Feuer anmachen. Das Fruͤhjahr 1780 waren verſchiedene Zweige von ihm verdorben, und den ganzen Sommer uͤber der Wuchs lang— ſam. Den Winter 1780 20 1781 verwahrte ich den Baum nicht, ließ auch die oberſte auslaͤndiſcher Bäume, 223 Reihe von Fenſtern gar nicht vormachen. Der Baum erhielt ſich recht gut, und war den Som⸗ mer 1781 von herrlichem Wuchſe. Dieſen Winter wurden gar keine Fenſter vorgemacht, der Baum ſich ſelbſt uͤberlaſſen, und da ſteht er ſo vortrefflich, als er irgendwo ſtehen kann. Jenen Stamm, den ich im Fuͤhlinge 1780 ins Freie geſezet hatte, lies ich 1780 — 1781 einbinden. Die meiſten im Sommer 1788 getriebenen Aeſte waren abgeſtorben. Dieſen Winter 1781 — 1782 ſtehet er ganz frei da. Noch ſind alle feine im Sommer 1781 neu ges getriebenen Aeſte bis in die Spizen ganz volls kommen mit allen Blaͤttern erhalten, und nur bei einem ſtarken Froſte neigen ſich des Nachts die Spizen, richten ſich aber bei dem geringſten Sonnenſcheine wieder in die Höhe. Eben fo verhaͤlt es ſich mit einem andern ganz jungen Stamme, den ich erſt im Fruͤhlinge 1781 in die freie Erde geſezet. Den Oleander habe ich ſowohl im Winter 1779 — 1780 als in jenen von 1780 — 1781 wohl verwahren laſſen. Jedesmal iſt mir als les Oberholz abgeſtorben, und ſpaͤt im Fruͤh⸗ 224 Ueber die Winterbewahrung linge haben die Wurzeln erſt neu zu treiben angefangen, und ſind auch jedesmal in ihrem Wuchſe nicht betraͤchtlich geweſen. Dieſen Winter ſtehen ſie ganz frei, und da haben ſie nicht allein noch alle ihre Blaͤtter, ſondern dies ſe find fo gruͤn und friſch, wie jene in den Oran⸗ geriehaͤuſern. Ich koͤnnte noch mehrere Erfahrungen von dieſer Art anführen, aber dieſe find hinlaͤng— lich, um zu beweiſen, daß den Stauden, die man angewoͤhnen will, die eingekerkerte Lage des Winters weit gefaͤhrlicher ſei, als wenn man ſie ganz frei jeder Bewegung und jedem Wetter blos ſtellet. Freilich iſt dieſer Winter bisher noch nicht ſo ſtreng geweſen, dahingegen ſind die Wurzeln ſaͤmmtlicher Verſuchſtauden des hieſigens Gartens auch noch jung, und wenn dieſe einmal mehr erſtarket ſind, werden ſie auch ein Oberholz zeitigen, das noch beſſer alle Gefaͤhrlichkeiten unſerer ſtrengern Winter wird aushalten koͤnnen. Das Einbinden iſt alſo nicht allein dem Oberholze ſehr nachtheilig, ich vermuthe auch, daß es den Wurzeln eben ſo ſchaͤdlich fei. Bis hieher auslaͤndiſcher Baͤume. 225 hieher war es mir immer ein Raͤthſel, warum alle eingebundenen Stauden, ſo wohl jene, deren Oberholz ganz abgeſtorben war, als auch jener, wo ſich ſolches erhalten hatte, im Fruͤh⸗ jahre ſo ſpaͤt in Trieb kamen. Der Fruͤhling 1781 hat mir einigen Aufſchluß darüber gege— ben, indem jene wenige nicht eingebundenen Baͤume fruͤh in Trieb kamen. Ich vermuthe alſo, daß durch das Einbinden der Saft in den Wurzeln ebenfalls ſtocken bleibt, dieſelben ſchad— haft macht; und erſt die Hize der Sonne er⸗ fodert wird, um dies Schadhafte wieder aus— zubeſſern: denn da fie im Nachſommer jedes⸗ mal ſehr heftig in Trieb kamen, ſo muſte ich daraus ſchlieſen, daß nun der Wurzelſtand ſich erſt in ſeiner ganzen Lebhaftigkeit befinde. Sollte dieſe meine Muthmaſung gegruͤndet ſeyn, ſo wuͤrde das Nichteinbinden einen noch andern gewiß nicht zu verachtenden Vortheil verſchaffen, naͤmlich daß der Wuchs der Baͤu⸗ me im ſpaͤten Herbſte nicht ſo lange anhielte, und die Zeitigung des juͤngſten Triebes um des ſto ſicherer zu hoffen ſei: denn es iſt als⸗ dann zu erwarten, daß der Trieb ſich in die Y \ 226 Ueber die Winterbewahrung beiden Jahreszeiten, wie bei andern Baͤumen und Stauden gehörig vertheilen, und nicht blos auf den Nachſommer werde eingeſchraͤnket ſeyn. Ein einziger Zweifel konnte noch übrig ſeyn, naͤmlich daß das Bedecken der Erde mit Dung den Wurzeln ſchaͤdlich ſei. Ich weiß gar wohl, daß beruͤhmte Gaͤrtner, unter andern la Quin⸗ tini (Cap. XXIV. P. 2.) dagegen eifern; aber ich bin zu ſehr von der Nichtigkeit aller dieſer Saͤze uͤberzeugt, als daß ich mir Muͤhe geben moͤgte, fie zu widerlegen. Dung iſt die See⸗ le alles Pflanzenbaues, und die erſte Muͤhe je⸗ des Pflanzers, er ſei welcher er wolle, muß dahin gerichtet ſeyn, daß es ihm an dieſem un— entbehrlichen Mittel der Fruchtbarkeit nicht ge— breche, wofern er feine Mühe und Arbeit will belohnt haben. Noch unentbehrlicher aber iſt dieſe Beduͤngung allen und jeden Stauden und Baͤumen, die man an unſern Himmelsſtrich angewoͤhnen will, weil nur dieſer allein Kraft und Vermoͤgen giebt, in einem rauhern Him⸗ melsſtriche auszudauern, bis ſie zu ſelbigen nach und nach herabgeſtimmt ſind. Daß dieſe Art zu bauen auch in Laͤndern uͤblich ſei, die ver— auslaͤndiſcher Baͤume. 227 moͤge ihrer Polizeieinrichtung ſich bemuͤhen, von uns gar nichts zu wiſſen, naͤmlich in Japan, habe ich aus Kämpfer gelernt: denn die Fleiſi⸗ gen und Aufmerkſamen von ihnen pflegen ihre Theeſtauden jaͤhrlich mit Pferdemiſt wohl zu beduͤngen, ohngeacht ſie ſolche an die Seiten ihrer Aecker pflanzen, die ſie ohnehin gewoͤhnt ſind, ſehr reichlich zu beſorgen, weil ſie wohl wiſſen, daß die Fruchtbarkeit ihrer Felder das von gar ſehr abhange (). (*) Amoenitatum Exoticarum Faſcicul. V. pag. 613. §. 4. — ER =» Von dem Baue der ſuͤſen Pomeranzenſtaude. Erſte Abhandlung vorgeleſen | in der Verſammlung der kurfuͤrſtlichen oͤkono— miſchen Geſellſchaft zu Lautern (). Sie werden ſich, meine Herren, nicht ver— wundern, daß ich ihnen hier von dem Baue der Pomeranzenſtaude meine Erfahrungen vor⸗ lege, indem es eben meine Sache nicht iſt, etwas zu empfehlen, das blos zum Vergnuͤ⸗ gen dienet, ſondern auch das, fo wahren Nu⸗ zen abwerfen kann. Oft habe ich mich verwun⸗ dert, wie manche Freunde des Gartenbaues ſo viel Geld, ſo viel Muͤhe und ſo viel Sorge auf eine Sammlung von Tulipen, von Ra⸗ nunkeln und von Grasblumen verwenden moͤ⸗ () S. Bemerkungen 1776. S. 199 — 256. Von dem Baue der füfen Pomeranzenſt. 229 gen, da eine monatliche Augenluſt die ganze Belohnung all des Geldes und der Muͤhe iſt, die man elf ganzer Monate im Jahre auf eine einzelne Flor verwendet. Ganz anders iſt es mit der Pomeranzenſtaude, die auf mancher— lei Art das ganze Jahr über zum Vergnuͤ— gen gereichet, und endlich durch ihre herrli— chen Fruͤchte alles, was man auf ſie verwen— det, mit Wucher zuruͤck bezahlet. Ihre vortreff— lichen gruͤnen Blaͤtter erquicken das Aug des Beſizers das ganze Jahr uͤber, auch dann, wann die Natur tod iſt. Vom Wonnemona— te bis zu Ende des Sommers durchduͤften ihre Bluͤthen die ganze Gegend mit dem lieblichſten Wohlgeruche, und endlich erfreuen ſie den Ei— genthuͤmer auf das neue durch den goldenen Glanz ihrer Fruͤchte. Und was das ſchoͤnſte iſt: ſo kann man bei ordentlicher Pflege dies alles vom Fruͤhlinge bis in den ſpaͤten Herbſt zu gleicher Zeit genieſen, da man immer zu— gleich Bluͤthe und Fruͤchte auf jedem Baume antrift. Das merkwuͤrdigſte iſt, daß alle die⸗ ſe Schoͤnheiten zugleich nuͤzlich find. Die Bläts ter find eine vortreff liche Arzenei wider vieler P 3 230 Von dem Baue lei ſchwere Krankheiten. Die abgefallenen Bluͤ⸗ then dienen zur Arzenei und zu Wohlgeruchs— Haͤfen, und die Fruͤchte ſind ein Leckerbiſſen, und eins der wuͤrkſamſten Gegengifte wider mancherlei ſchwere Krankheiten. Es iſt alſo wuͤrklich zu verwundern, daß in un⸗ ſerm gemaͤſigten Himmelsſtriche die Pomeranzen blos eine Zierde groſer Gaͤrten ſind, und daß nicht jeder Buͤrger dieſelbe beſizet. Die Haupt⸗ urſache iſt, daß die Gärtner durch ihre Geheim— niſſe den Bau nicht allein ohne Urſache erfchwes ren, ſondern daß wuͤrklich der groͤſte Theil der⸗ ſelben ihren Bau nicht verſtehet, und aus Un⸗ wiſſenheit die Staͤmme zu Grunde richtet. Die naͤmliche Unwiſſenheit trift man vorzuͤglich in den neuen Gaͤrtnersbuͤchern an, von welcher ich weder den la Quintini, noch den Philip Mil⸗ ler ausnehme; Maͤnner, deren Namen ſonſt verehrungswuͤrdig ſind. Dieſe leztern haben ge⸗ wiß ihren Anbau fuͤr ſie zu gering geſchaͤzet, und niemals ſich damit abgegeben; endlich den⸗ noch, weil es die Ordnung ſo erheiſchte, was davon hingeſchrieben, welches den Mangel eis gener Erfahrung gaͤnzlich an der Stirne traͤ⸗ der füfen Pomeranzenſtaude. 23 get. Deswegen will ich nicht ſagen, daß, was ich hier vortragen werde, neu ſei, oder daß nicht rechtſchaffene Gaͤrtner es bereits in Aus— uͤbung bringen; aber ſo viel iſt gewiß, daß der groͤſte Haufen von Gaͤrtnern ihren Anbau nicht verſtehen, und daß die aͤchte Kenntniß deſſel— ben nicht allgemein bekannt ſei, ungeachtet er ſo leicht und natuͤrlich iſt, daß ihn ein jeder Gartenbeſizer in kurzer Zeit ſelbſt lernen und gluͤcklich ausuͤben wird. Unter den Orangenbaͤumen verſtehet man gemeiniglich die Citronen, Citronat, Pome— ranzen und Limonien⸗Stauden. Jede hat wie⸗ der eine Menge von Abarten. Hier aber rede ich blos von der Pomeranzenſtaude, und zwar nur von der mit ſuͤſen Fruͤchten, weil die Ci— tronen und Citronaten ſchon empfindlicher; die Bluͤthen einen ſehr ſchwachen Geruch ausduͤf— ten; auch die Fruͤchte, wegen ſtaͤrkerer Bei— fuhr, ungleich wohlfeiler find. Die Pomeran—⸗ zenſtaude hingegen iſt ungleich dauerhafter, kann ſchon einen ziemlichen Grad Kaͤlte vertra— gen, ihre Bluͤthen haben den herrlichſten und durchdringendſten Wohlgeruch, und die Fruͤch— 9 4 232 Von dem Baue ten ſind wenigſtens bei uns immer noch einmal ſo theuer als die Citronen. Bittere Pomeran⸗ zen, mit allen ihren Spielarten kann man den Fuͤrſtlichen Gaͤrten uͤberlaſſen, weil durch dieſelben in den kleinen Gaͤrten eines Buͤrgers nur unnoͤthiger Weiſe Geld, Zeit und Plaz verſchwendet wuͤrde. Und eben dieſe den Deut⸗ ſchen nicht ungewoͤhnliche Sammlungsſucht mag den nuzbaren füfen Pomeranzenbaum mit ſamt den unnuͤzen Spielarten zugleich aus den Gaͤrten verdraͤngt haben, weil man, wenn die Sammlung vollkommen und der Luſten ge⸗ ſtillet war, dennoch fand, daß dieſe Liebhaberei unnoͤthiger Weiſe viel Geld koſte und nichts ein⸗ trage, wodurch man die ganze Pflanzung ſaͤmmt— lich wieder eingehen ließ. Ich, der ich hier einer Verſammlung von Maͤnnern vorleſe, die nur den Nuzen des Buͤrgers beherzigen, ich muß alſo einen jeden warnen, ſich vor dieſer Sammlungsſucht zu hüten, und ja keine ans dere Baume zu pflanzen, als blos die zwei füfen Arten; und wenn man dieſem Rathe fol⸗ gen wird: ſo darf ich zum voraus verſichern, daß die ſuͤſe Pomeranzenſtaude bei uns bald der füfen Pomeranzenſtaude. 233 ſehr gemein ſeyn werde. Hoͤchſtens rathe ich, einige bittere Pomeranzen- und Citronenbaͤu⸗ me zu halten, weil bei deren Bau dennoch Vortheil heraus kommt, da hingegen bei den andern nichts als Schaden zu erwarten iſt. Zuvoͤrderſt will ich den Anlaß zu dieſer Abhandlung vorlegen. In dem hieſigen Kurfuͤrſtlichen botaniſchen Garten find vor wenigen Jahren, als eine Nes benſache, Pomeranzen- und Citronenbaͤume ans Kernen angezogen, nachher zur gehoͤrigen Zeit eingeaͤugelt, uͤbrigens ſich ſonſt ziemlich uͤberlaſſen worden. Dies Jahr haben fie an: gefangen Fruͤchte zu tragen, und da fand ich, daß fo wohl die bittern als ſuͤſen Pomeranzen und Citronen den beſten Italiaͤniſchen Fruͤch— ten im Geſchmacke nichts nachgaben. Ja, ſie waren ſo voll des allerbeſten Saftes, ihre Schaale fo duͤnn und fo gewuͤrzhaſt, daß fie meine ganze Erwartung uͤbertroffen. Dies hat mich nun in meinem bisherigen Glauben beſtaͤrket, naͤmlich, daß man dieſe Baͤume fuͤr zaͤrtlicher halte, als ſie wuͤrklich ſind, und daß ſie lang jene Vorſorge nicht verlangen, 9 5 234 Von dem Baue womit man ſie behandelt: im Gegentheile, daß dieſe allzu aͤngſtliche Sorge ihrem Wachsthu— me und Gedeihen nur hinderlich ſei. In den Deutſchen Gärten glaubt man, die Pomeranzen erforderten im Winter Hize. Man ſtellte den Baum ſo, daß man ihm dieſe geben konnte, und dennoch war man ungluͤck— lich, und ſelten wollten die Fruͤchte reifen. Ich war vor zwei Jahren in einer ſolchen Gegend, wo der Fuͤrſt vieles auf den Bau dieſer Baͤu⸗ me verwendet, und ich erſtaunte, als ich we— nigſtens dreimal mehr Fruͤchte auf dem Boden als an den Bäumen fand. Als ich dem Gaͤrt— ner ſagte, daß er ſeine Baͤume viel zu warm hielt: erſtaunte er darüber, daß ich dieſem aus⸗ laͤndiſchen Baume ſeine Empfindlichkeit nicht zugeſtehen wollte, und er verſicherte mich, die Sache vortrefflich zu verſtehen. Der Pomeranzenbaum kann einen ziemlis chen Grad Kaͤlte vertragen. In der Gegend von Rom ſtehen ſie ohne alle Bedeckung in freier Erde, und dennoch giebt es Naͤchte, wo es ſtark Eis gefrieret, ohne daß der Baum dadurch Noth leide. Freilich thauet es in dor⸗ der füfen Pomeranzenſtaude. 235 tiger Gegend meiſtens gegen Mittag wieder auf, indeſſen erhellet doch ſo viel, daß ihm ein nicht lang anhaltender Froſt nicht ſo ſchaͤdlich ſei, als ſich viele einbilden. Commelin erzaͤhlet uns, daß einsmals ſeinem Freunde ſeine Baͤu— me ſtark zuſammen gefroren ſeien, worauf der— ſelbe durch eine kaum merkliche Ofenwaͤrme die heftige Kaͤlte im Gewaͤchshauſe nach und nach vermindert, und feine Baͤume gluͤcklich erhalten habe. Ich ſelbſt kenne einen Garten, wo der Gaͤrtner, zu Erſparung des ihm da— zu beſtimmten Holzes, ſeine Baͤume oft zu— ſammen frieren laͤſt, und nur dann, wann der Froſt zu lang anhaͤlt, einige Buͤſchel Reiſer in dem Ofen anzuͤndet, und gleichwohl recht ſchoͤne Baͤume hat. Aus dieſen angezeigten Er— fahrungen erhellet, daß die Pomeranzenſtaude gar nicht ſo zaͤrtlich ſei, als ſich viele einbilden; und dieſes wird auch dadurch klar, weil ſie viel dichteres und haͤrteres Holz, als die Citronen— ſtauden haben. Schwerlich werden wir es aber je ſo weit bringen, daß wir, in der ſonſt ſo geſegneten Pfalz, die Pomeranzenſtaude in freier Erde 136 Von dem Baue bei uns werden uͤberwintern koͤnnen. Der Froſt, der den ganzen Jaͤnner unſere Erde in einem gleichen Grade Kaͤlte meiſtens erhaͤlt, iſt dies ſen Baͤumen toͤdlich. Und geſezt, es waͤre auch durch langwierige Verſuche ſo weit zu bringen, daß dieſe Stauden an unſern Grad Kälte fi) nach und nach angewoͤhnten: fo wer⸗ den ſie doch ſchwerlich je zeitige Fruͤchte brin— gen, und dies iſt doch die Hauptabſicht ihres Anbaues, ohne welche ſie nur fuͤr groſe Herren zur Verzierung der Gaͤrten dienen koͤnnen. In freier Luft werden alſo die Pomeran— zenſtauden bei uns ſchwerlich jenen Nuzen ab: werfen, den ich von ihrem Anbaue zu erwar— ten hoffe; aber mit geringem Aufwande mwers den ſie doch unſere Winter ertragen; und ich glaube nicht zu irren, wenn ich behaupte, daß ihre Fruͤchte alle Koſten reichlich erſezen wer— den, die man auf ihren Anbau verwenden will. Um dieſes zu erhaͤrten, will ich zuvoͤrderſt von ihrer Winterwartung, und nachher von ihrer Sommerwartung reden. Nicht die Waͤrme, ſondern das Licht iſt den Pomeranzenbaͤumen Winters ſehr erſpries⸗ der füfen Pomeranzenſtaude. 237 lich. Dies iſt eine Beobachtung, die ich hier nur, der Kuͤrze wegen, mit meiner Erfahrung erhaͤrten kaun, und auf welcher alles beruhet. Man muß alſo ein Haus fuͤr ſie haben, wo ſie des Winters ſo viel Licht und Hellung ge— nieſen koͤnnen, als es nur immer moͤglich iſt, und dabei werden ſie ſich vortrefflich erhalten. Da man nun in jedem Garten gern ein Gar— tenhaus hat: ſo darf man ſolches nur ſo ein— richten, daß es Licht genug habe: und dann wird dies Gebaͤude des Sommers fuͤr ein Gar— tenhaus, des Winters aber für einen Pome— ranzenſaal dienen koͤnnen. Bei der Anlage eines ſolchen Gartenhau— ſes muß man alſo zuerſt ſeine Lage beſtimmen. Die beſte iſt, wenn es gegen Suͤdoſt gebauet wird. Alle Sonneunſtralen, die in den Winter— monaten, es ſei zu welcher Tagesſtunde es wolle, die Erde ergoͤzen, werden bei dieſer Lage un— fehlbar in das Haus fallen, ſolches erleuchten, erwaͤrmen, und die Duͤnſte vertreiben, und dies iſt ein Vortheil, den keine andere Lage, viel weniger die Lage gegen Suͤden erſezen kann, die von jedem bisher jo hoch geſchaͤzet worden. 238 Von dem Baue Denn bei dieſer ſuͤdlichen Lage gehet nun eins mal der mehreſte Theil der Morgenſonne vers loren, und dies iſt kein geringer Verluſt, be— ſonders zu einer Jahreszeit, wo ohnehin die Sonnenſtrahlen nicht haͤufig ſind, und wo man fie geizig zu benuzen ſuchen muß. | Das zweite, was man bei dem Baue eis nes ſolchen Hauſes zu beobachten hat, iſt, daß die ganze vordere Seite deſſelben von Glas ſei, und daß ſolches vorzuͤglich bis unter die Decke des Zimmers gehen muͤſſe. Hierin hat man bisher auſerordentlich gefehlet, daß man in die Pomeranzenhaͤuſer ordentliche Fenſterboͤgen ges | macht, wodurch die Zimmer zu dunkel gewors | den, und die Baͤume, die ſich durch ihren Wald ohnehin beſchatten, die vordere Reihe von Bäumen ausgenommen, ganz im Dans keln geſtanden ſind. Das Licht faͤllt von oben herein; laͤſt man alſo dieſe Fenſter bis an die Decke gehen: ſo wird das Zimmer uͤberall be— leuchtet ſeyn, wofern man das Zimmer anderſt nicht zu tief macht. | Alles übrige hängt von der Willkuͤhr des Bauherrn ab. Will jemand viele Bäume übers ö ö I der füfen Pomeranzenſtaude. 239 wintern: fo iſt es allemal beſſer, das Zimmer lang als tief zu machen. Je mehr Hoͤhe er demſelben giebt, je beſſer iſt es; will er aber groſe Baͤume haben: ſo muͤſſen ſie inwendig we⸗ nigſtens achtzehen Schuhe hoch ſeyn. In die andern drei Seiten des Zimmers Fenſter zu machen, iſt ganz unnoͤthig, ja allemal beſſer, wenn dieſe drei Seiten geſchloſſen ſind. Das Zimmer wird hell genug und von der allemal gefaͤhrlichen Zugluft bewahret ſeyn. Zur Vorſorge laͤſt man in die hintere Ecke des Pomeranzenſaales einen Ofen ſezen, den man einfeuern kann, wann ein heftiger und anhaltender Froſt ſolches erheiſchen ſollte. Um zu wiſſen, wann dies noͤthig ſei, laͤſt man vor— nen am Fenſter einen Kübel mit Waſſer ſtel— len, und wann auf dieſen eine Eisrinde ans gefroren iſt: ſo darf man erſt mit etwas Feuer die Haͤuſer gelinde erwaͤrmen. In den zehen Jahren, ſeit welchen die Haͤuſer des hiefigen botaniſchen Gartens erbauet ſind, haben gewiß die beiden groſen Orangerieſaͤle noch keine vier Wagen Holz gekoſtet, ohngeachtet hier Ge: waͤchſe uͤberwintert werden, die ungleich zaͤrt— 240 Von dem Baue licher, als die Pomeranzen- und Citronenbaͤu⸗ me ſind: denn es traͤgt ganz auſerordentlich viel zur Waͤrme des Zimmers bei, wenn die drei Waͤnde des Hauſes ganz und ohne Fenſter ſind. Nachts wird die Fenſterſeite inwendig mit einem Vorhange von Haͤnfentuch bedecket, den man in die Hoͤhe rollen und herab laſſen kann. ö Wenn man die Stauden in ein ſolches Zim⸗ mer ſtellet: ſo werden ſie ohne weitere Muͤhe den Winter gluͤcklich durchbringen, wenn man ihnen nur von Woche zu Woche einmal etwas weniges Waſſer giebt, das man in einem Zu⸗ ber beſtaͤndig im Hauſe ſtehen hat. Des Fruͤh— jahres werden ſie bei Zeiten zu bluͤhen anfan⸗ gen, und den Herbſt reife Fruͤchte bringen. Haͤlt man ſie aber in dem Winter zu warm: fo blühen die Bäume das ganze Jahr, uͤber— treiben ſich, werden dadurch entkraͤftet, und koͤunen keine Fruͤchte, wenigſtens keine ſchmack⸗ hafte Fruͤchte tragen. Die Winterwartung iſt alſo ſo unbedeutend, daß ſie gewiß keinen eigenen Waͤrter, noch viel weniger viel Holz erfodert, wie mancher fuͤrch— tet. der füfen Pomeranzenſtaude. 241 tet. So lang, als der Winter gemaͤſiget iſt, darf man gar nicht nach ihnen ſehen, als nur die Woche ein oder zweimal, um ſie ein wenig anzugieſen. Frieret es aber heftig: ſo ſchauet man alle Abend nach, um zu wiſſen, ob viel⸗ leicht ein gelindes Feuer gegen die Nacht noͤ⸗ thig ſeyn moͤge. Und wenn dies abgebrannt iſt, und die Vorhaͤnge herab gelaſſen ſind: ſo kann man ſich getroſt entfernen. Morgens oͤfnet man die Vorhaͤnge, und wann man findet, daß es Eis auf der Buͤtte gefroren hat: ſo kann man abermals ein ſehr gelindes Feuerchen anzuͤnden. Dies alles iſt mit wenig Mühe, und mit beis nahe gar keinen Unkoſten verknuͤpfet. Die groͤſte Schwierigkeit wird alſo wohl der Bau des Gartenhauſes ſeyn, der einigen zu koſtſpielig, andern zu einfach ſeyn wird. Was die Koſten anbelangt: ſo werde ich zu einer andern Zeit zeigen, wie man ein ſolches Gartenhaus ſehr wohlfeil bauen koͤnne, wann ich die Beſchreibung der hieſigen Treib- und Gewaͤchshaͤuſer bekannt machen werde. Was aber das zu einfoͤrmige anlangt: ſo kann man einem ſolchen Saale alle nur moͤgliche innere a 242 Von dem Baue Verzierungen geben, und dies verdienet er um fo mehr, weil keine Lage zu einem Garten: N hauſe vortheilhafter als dieſe iſt: denn den | ganzen Sommer uͤber iſt diefe Seite Nachmit⸗ tags ſonnenfrei, und findet man alsdann in einem ſolchen Saale die angenehmſte Kuͤhlung, die man ſich nur wuͤnſchen mag. Hat man zu gleicher Zeit vor dem Hauſe einen freien Plaz gelaſſen, um die Pomeranzenſtauden im Som— mer dahin zu ſtellen: ſo genieſet man nebſt der unbehinderten Ausſicht in den Garten zugleich den angenehmſten Geruch der Bluͤthen; Vor— zuͤge, deren man bei der izt gewoͤhnlichen Bauart der Gartenhaͤuſer nicht theilhaftig wird, wo man meiſtens in ein Zimmer mit engen Fenſtern ein⸗ geſchloſſen iſt. Aber man opfert gewoͤhnlich fein Vergnuͤgen dem Aeuſerlichen auf, und die Gar⸗ tenhaͤuſer muͤſſen ja in der Mitte des Gartens ſtehen? gerade als wenn ſie fuͤr die Vorbeifah⸗ renden oder Gehenden, und nicht fuͤr die Gar⸗ tenbeſizer da waͤren. Alles dies ruͤhret noch von der ehemaligen Italiaͤniſchen Art her, die Gaͤrten anzulegen, die endlich durch ihre ewige Einfoͤrmigkeit die Liebhaber ermuͤdet hat, und der füfen Pomeranzenſtaude. 243 an deren Statt nun eine edlere Einfalt, und meh⸗ rere Nachahmung der Natur eingetretten iſt. Eben dieſer Italiaͤniſche Geſchmack iſt den Pomeranzenſtauden auch ſehr hinderlich in ih⸗ rer Fruchtbarkeit geweſen. Da muſten dieſe Stauden, die hoͤchſtens zu Zwergbaͤumen be— | ſtimmt find, zu einem geraden Stamme, und oben in eine zierliche Kugel angezogen werden. Auſerdem, daß dadurch ein Pomeranzenbaum von Wien, Berlin und Mannheim wie ein Tropfen Waſſer dem andern gleich ſieht, wel— che ewige Gleichfoͤrmigkeit mich wenigſtens ans ekelt: ſo verſpaͤtet dies Behandeln auch den Nu⸗ zen, den man von einem Baume ziehen kann, und das ewige Schneiteln, und widernatürlis ches Anbinden und Zwingen macht ihn ſchwaͤch⸗ lich. Ich verwundere mich daher gar nicht, daß in den mittaͤgigen Provinzen Frankreichs, wo der Eigenthuͤmer eines maͤſigen Gartens jährlich gewöhnlich 600 bis 800 fl. nur von ſeinen Pomeranzenbaͤumen ziehet, blos auf den Nuzen erpicht, ſolche uͤber dem eingeaͤugelten Auge wachſen laͤſt, wie er will, und die krum—⸗ men ſich ſelbſt uͤberlaſſene Stauden den geras 22 244 Von dem Baue den und gekuͤnſtelten Bäumen weit vorziehet⸗ Aber die Genueſer, die ehemals einen ausge— breiteten und eintraͤglichen Handel mit dieſen ſchoͤn geſtreckten Baͤumen trieben, fanden in dieſem Vorurtheile ihre wahren Vortheile. Dies wird ſich aber jezt von ſelbſt legen, wann man ſich wird überzeugt haben, daß eine Pos meranzenſtaude viel dauerhafter und ungleich eintraͤglicher als ein gekuͤnſtelter und erzwun⸗ gener Pomeranzenbaum ſei. Noch muß ich wegen dem Gartenhauſe er⸗ innern, daß deſſen Glasſeite gegen Suͤdoſt eis ne merkliche Erſparung am Holze ſei: denn die Sonne, die ſich Winters am Horizonte zeiget, wird ganz von den vielen Fenſtern auf⸗ gefangen, und es iſt zum Bewundern, wie gros dieſe holdſelige Wuͤrkung iſt. Selbſt da die meiſte Winterkaͤlte bei heiterm Himmel ein⸗ bricht: ſo erwaͤrmet die Sonne des Tages uͤber die Haͤuſer ſo ſehr, daß Nachts die Kaͤlte nicht ſo heftig ſich darin ausbreiten kann. Der an⸗ faͤngliche Aufwand fuͤr die Glasſeite wird alſo durch die erſparte Winterfeurung bald wieder gewonnen ſeyn, und die Stauden werden bei der füfen Pomeranzenſtaude. 245 dieſer natuͤrlichen Waͤrme viel geſuͤnder ſich be⸗ finden, als bei der kuͤnſtlichen Waͤrme, die ihnen allemal fremd und zuwider iſt, und bei welcher die Fruͤchte haͤufig abfallen. Bis hieher haben fie, meine Herren, gefes hen, daß die Behandlung dieſer Staude hoͤchſt einfach, und daß alle Kuͤnſteleien ihr theils un— nuͤz, theils ſchaͤdlich ſeien. Eben ſo iſt es mit der Erde, worin man ſie verpflanzet. Die Staude liebt Feuchtigkeit und Fettigkeit. Man muß daher einen Leimengrund erwaͤhlen, der mit vielem recht verfaultem Dunge beſchwaͤn— gert iſt; was es für Dung ſei, iſt ſehr gleich» guͤltig, nur muß er gaͤnzlich verweſet ſeyn, weil alles, was in ſeiner Erde noch erſt in Faͤulung gehen muß, die Wurzeln auſtecket und den Baum toͤdlich erkranket. Wenn man den hiezu beſtimmten Grund wohl mit Miſt durchſezet, und ihn zwei Jahre bei fleiſiger Umſezung in einander recht verweſen laͤßt, dieſen nachher vor feinem Gebrauche durchſie⸗ bet: ſo kann es nicht fehlen, die Staude muß herrlich wachſen und reichliche Fruͤchte bringen. 2 3 246 Von dem Baue Noch einfacher iſt ihre Sommerwartung. So bald als im Lenzmonate die mehrere Waͤr⸗ me ſich wieder einſtellet, hebt man auch an, ihn fleiſiger zu gieſen, weil der Baum die Feuch⸗ tigkeit ſehr liebt. So ſchaͤdlich es iſt, ihn zu viel zu gieſen: ſo ſchaͤdlich iſt es, die Wurzeln trocken werden zu laſſen, und nichts gereichet der Staude zu mehrerem Nachtheile, als dies. Die meiſten Baͤume gehen dadurch zu Grunde, wenn man ſie auf einmal heftig gieſet, und nachher den Grund wieder trocken werden laͤſt; denn wenn die Hauptwurzeln einmal trocken ſind: ſo ziehen ſie ſo bald nicht wieder an, und der Baum hebt an zu kraͤnkeln. Fehler ſol⸗ cher Art ſind nicht beſſer gut zu machen, als wenn man die Staude ganz vom Grunde los macht, ſie eine halbe Stunde lang mit ihren Wurzeln in ein von der Sonne erwaͤrmtes Waſ⸗ fer ſezet, naͤchſtdem die toden Wurzeln wegnimmt, ſogleich in fetten Grund wohl verſezet, vierzehen Tage lang in einen ſchattenreichen Ort ſtellet, und alsdann an die Sonne bringt. Der Grund einer Pomeranzenſtaude darf niemals trocken werden, ſondern immer feucht ſeyn, und die der füfen Pomeranzenſtaude. 247 Toͤpfe ſo ſtehen, daß durch ihre untere Loͤcher die Feuchtigkeit durchdringen koͤnne. Man fehs let daher nicht, wenn man von dem 1. Oſter⸗ monate an, taͤglich einer jeden Staude Waſ— fer giebt, und wenn man alsdann die Vor: ſchriſt beobachtet, daß die Wurzel immer ei⸗ nen gleichen Grad Feuchtigkeit haben muͤſſe; und daß eine wohl durchdraͤngte Erde leicht dar⸗ in zu unterhalten iſt: ſo wird ein jeder Abends leicht einſehen, wie viel Waſſer er einer einzel nen Staude zu geben habe. Eben dieſe Neigung der Staude zur Feuch⸗ tigkeit iſt die Urſache, daß fie in den mittaͤgigen Gegenden Europens, an den dem Meere oder den Seen nah gelegenen Orten am beſten ge— deihet. Dies muß alſo unſere Aufmerkſamkeit im Sommer deſto mehr rege halten, damit man ja im Gieſen nicht ſaumſelig ſei. Ja, wenn auch der Regen zu Zeiten lang ausblei— bet: ſo iſt es herrlich, die ganze Staude Abends wohl zu beſprengen und den Wald dadurch zu erquicken. Aber man muß auch nicht zu viel thun, ſonſt faulet die Wurzel und toͤdtet den Baum. Alles dies, das zu viele und das zu 2 4 248 N Von dem Baue wenige, wird man aber leicht vermeiden, wenn man vom 1. Oſtermonat bis gegen Ende des Herbſtmonats taͤglich nachſieht und taͤglich ver— haͤltnißmaͤſiges Waſſer der Staude darreichet. In dem Garten werden die Baͤume Som— mers fo geſtellet, daß fie nirgend Schatten ha— ben und uͤberall der wohlthaͤtigen Sonne ge— nieſen koͤnnen. Im Fruͤhjahre kann man ſie laͤngſtens zu Anfange des Wonnemonats in die freie Luft ſtellen, und ſo lang in den Herbſt hinein ſtehen laſſen, bis die Balſaminen von der Kaͤlte anfangen Noth zu leiden. Fruͤh ſie in die Winterung zu bringen, iſt ſchaͤdlich, weil man die Baͤume ohne Noth verzaͤrteln, und ſie gegen die Winterkaͤlte empfindlich machen wuͤrde. Und auch alsdann, wann man ſie ins Haus bringt, muß man ihnen durch das Of— fenlaſſen der Fenſter ſo lang die freie Luft goͤn⸗ nen, als es nur moͤglich iſt. Aber im Fruͤh⸗ jahre ſind ſie ſchon etwas der Luft entwoͤhnet, und da koͤnnte man fie durch zu frühes heraus⸗ ſtellen leicht ihrer Bluͤthen und ſich der kuͤnf— tigen Hofnung der Fruͤchte berauben. Doch muß man ſchon im Lenzmonate die Fenſter flei⸗ der füfen Pomeranzenſtaude. 249 ſig zu oͤfnen anfangen, und wenn die Baͤume mehr derſelben gewoͤhnet ſind, bald darauf ei— nige Fenſter Tag und Nacht auflaſſen. Dies iſt das Hauptſaͤchlichſte, worauf es bei dem Aubaue dieſer Staude ankoͤmmt. Das übrige find Kleinigkeiten, die man überall aus trift, und womit ich mich gegenwärtig nicht aufhalten will. Nur muß ich erinnern, daß der beruͤhmte Engliſche Gaͤrtner Miller, den faſt alle Neuere blindlings ausſchreiben, viel zu furchtſam bei dem Anbaue ſei, mehr Ar— beit und Vorſorge aurathet, als die Natur des Baumes erheiſchet. — Ich würde gern eine Bez rechnung hier noch beigefuͤget haben, wodurch es klar werden muͤſte, daß es wahrer Vor— theil fei, dieſe Bäume anzubauen; aber gegen⸗ waͤrtig erlaubet es mir die Zeit nicht. Nur ſo viel kann ich uͤberhaupt ſagen, daß ſie ge— wiß den kleinen Aufwand wahrhaft verguͤten, den man auf ſie verwendet. Doch iſt bei den Pomeranzen groͤſerer Gewinnſt, als bei deu Citronen, weil jene durch die ſtaͤrkere Einfuhr im Preiſe ſehr gefallen, und eine gute Citrone bei uns nur 4 kr. koſtet, da hingegen eine Po⸗ 25 250 Von dem Baue meranze 12 kr. gilt, und ſehr geſucht iſt. Und gleichwohl traͤgt ein Pomeranzenbaum mehrere Fruͤchte, und iſt minder empfindlich, als die Citronenſtaude. a Es wuͤrde mir ein wahres Vergnügen ſeyn, wenn ich durch meine Vorleſung es dahin brin⸗ gen koͤnnte, daß mehrere ſich dieſem Anbaue widmen wollten, und nicht glaubten, es waͤre nur die Sache eines groſen Herrn, dergleichen zu erzielen. Ja ich glaube, daß durch den Fleis mehrerer Privatmaͤnner es bald dahin wuͤrde gebracht werden, daß man den Vortheil davon einſehen wuͤrde. Hiedurch wuͤrden nicht allein die Deutſchen Gaͤrten eine neue Zierde erlangen, ſondern es koͤnnte auch vielleicht Geld im Lande bleiben, das nun fuͤr dieſe Fruͤchte haͤufig zum Lande hinaus gehet. ie 22 Zweite Abhandlung. Da ich während dem Abdrucke dieſer Abhands lung noch fürnöthig fand, fie mit einigen Nach— richten zu ergaͤnzen, die mir damals, als ich fie ſchrieb, noch unbekannt geweſen, weil mich der füfen Pomeranzenſtaude. 251 der Zufall, nicht der Vorſaz, zu dem Pomes ranzenbaue hinleitete, und mir vorhin alſo die Nachrichten davon unmerkwuͤrdig geſchienen: ſo will ich ſie hier beifuͤgen, um ſo mehr, da fie den kuͤnftigen Anpflanzern derſelben ſehr aufs munternd ſeyn muͤſſen. Zu Theophraſtes Zeiten war dies Geſchlecht entweder in Klein Griechenland noch gar nicht angebauet, oder doch ſehr unbekannt. Denn er erklaͤret es als ein, blos Medien and Per- ſien eigenthuͤmliches Gewaͤchs (1), das wegen der Beſchaffenheit des Himmelsſtriches anders— wo nicht wachſen koͤnne. Zwar ſcheinet es, daß man zu ſeiner Zeit anfieng, ihren Anbau zu verſuchen, weil er denſelben lehret. Aber ſeine Vorſchrift iſt ſo beſchaffen, daß man wohl ſieht, er habe dieſe Stauden fuͤr ſehr zaͤrtlich und den Griechiſchen Himmel zu rauh fuͤr ſie gehalten (2). Vierhundert und neunzig Jahre ſpaͤter was ren dieſe Bäume, nach dem Zeugniſſe des Pli⸗ nius, in Italien noch nicht einheimiſch (3 Plinius ſchrieb ſeine Werke ungefaͤhr funfzig oder ſechszig Jahre nach Chriſti Geburt, un⸗ »52 Von dem Baue ter dem Roͤmiſchen Kaiſer Nero, alſo zu eis ner Zeit, wo Italien ſchon anfieng, von ſei⸗ ner Wuͤrde und Anſehen ſich herab zu neigen. Wer nun den vatterlaͤndiſchen Eifer der Roͤ⸗ mer kennet, die auf nichts mehr bedacht waren, als ihr Italien mit den Reichthuͤmern ande⸗ rer Laͤuder zu begluͤcken, und dennoch ſieht, daß ſie nach ſo vielen Jahrhunderten es nicht wagten, die Pomeranzen und Citronen bei ſich einheimiſch zu machen, der wird daraus leicht ſchlieſen, wie ſehr zaͤrtlich man dieſe Stauden gehalten: denn an Verſuchen hat es nach dem Zeugniſſe des Plinius hieran nicht gefehlet (4), aber ſie liefen fruchtlos ab, und man glaubte, ſie koͤnnten nirgends, als in Perſien und Me⸗ dien, oder einem eben ſo heiſen Erdſtriche wachſen. Endlich gelang es dem Paladius ihren Anbau in dem Neapolitaniſchen einzufuͤhren. Wann dieſer Paladius eigentlich gelebt, iſt zwar unbekannt, aber alle Muthmaſungen ſtimmen dahin überein, daß er unter der Regierung des Kaiſers Theodoſius oder ſeines Sohnes Honorius ſeine Werke geſchrieben habe. Er der füfen Pomeranzenſtaude. 253 iſt wenigſtens der erſte Schriftſteller, der die Art, die Citronen in Italien zu bauen, geleh— ret, wahrſcheinlich auch der erſte, der denſel— ben verſuchet, weil er den Baum noch fo zärta lich fand, daß er ihn ſelbſt in dem Neapoli⸗ taniſchen gegen die Winterkaͤlte verwahren muſte (5). | Freilich koͤnnte man dagegen einwenden, Paladius ſei, als der erſte Anbauer, noch zu furchtſam geweſen, aber dies iſt gewiß ein Wors urtheil: denn ich bin überzeugt, daß alle Ges waͤchſe, die man aus einer waͤrmern Gegend an eine kaͤltere angewoͤhnen will, ſo lang noch einen befondern Grad von Empfindlichkeit beis behalten, bis man Saamen von den Gewaͤch— ſen erhaͤlt, die ſchon mehrere Jahre in der neu anzugewoͤhnenden Gegend aus gedauert haben; ja ich vermuthe, daß dieſe Empfindlichkeit noch in den erſten Generationen ſich nicht ganz ver⸗ liere, und daß dies die Urſache ſei, warum jezt etwas ohne Kunft für ſich herrlich gedei⸗ het, wo unſere Voreltern alle ihre Aufmerk— ſamkeit aufgebothen, ſolches an unſern Him⸗ melsſtrich anzugewoͤhnen. Und eben dieſe Em⸗ 254 Von dem Baue pfindlichkeit des Citronenbaumes gegen das Neapolitaniſche Klima noͤthigte damals den Paladius, ihn gegen die Winterkaͤlte zu vers wahren, und er hatte dem Baume ja ſchon ges nug abgewonnen, daß er ihn in freier Erde an⸗ pflanzen konnte; eine Sache, die ſeine Vorgaͤn⸗ ger ſo unmoͤglich fanden, daß ſie ja behaupte⸗ ten, er gedeihe nirgend als nur in Medien und Perſien (6). Aber nicht allein die eigenthuͤmliche Em⸗ pfindlichkeit dieſes ganzen Geſchlechtes war die Urſache, daß es ſo ſpat in Italien konnte an⸗ gebauet und einheimiſch gemacht werden. Selbſt Italien war anfaͤnglich nicht das herrliche frucht— bare Italien, das es nachher ward, nachdem nachdenkende Männer voll Vatterlandsliebe fols ches durch ihren anhaltenden Fleis in jene gluͤck⸗ felige Gefilden umſchufen. War nicht Griechen— land, war nicht Italien aufaͤnglich eine rauhe Wuͤſte? Menſchen wohnten in Hoͤhlen, ſie naͤhr⸗ ten ſich von Eicheln, und anderer jezt verabſcheu⸗ ter Koſt, lebten ein unthaͤtiges gefuͤhlloſes Les ben dahin, bis groſe thaͤtige Männer erſtanden, die ſie nach und nach umbildeten, ihre Gefilden der füfen Pomeranzenſtaude. 255 in ein Paradies umſchufen, und ihre Seelen zu einem ſolchen Schwunge erhoben, daß ſie die tiefe und ewige Verehrung aller Zeitalter zum Preiſe davon getragen. Bis alſo die Unfruchtbarkeit des Staliänis ſchen Bodens gebeſſert, die Rauhigkeit des Him— melsſtriches theils durch die Vernichtung der Waͤlder, theils durch den fleiſigen Bau der Felder gemildert ward, bis dahin war es auch den emſigſten Einwohnern Italiens unmoͤglich, dies Geſchlecht bei ſich einheimiſch zu machen. Und nun muſte erſt durch den nachdenkenden Geiſt des Paladius die Empfindlichkeit deffels ben auf den Italiaͤniſchen Boden abgeſtimmt, und daher der Baum noch Winters gegen die Kälte verwahret werden, ehe er ein Einwoh⸗ ner Italiens werden konnte. So muͤſſen oft viele Sachen zuſammen treffen, bis ein gluͤck— licher Erfolg unſere Wuͤnſche bekroͤnet, und der Enkel genieſet oft mit Ruhe und ſonder Mühe, was durch der Voreltern groͤſte Thaͤ⸗ tigkeit und Anſtrengung aller Seelenkraͤfte erſt moͤglich gemacht werden muſte. Und doch iſt oft niemand, der dieſer wuͤrdigen Maͤnner An⸗ 256 Von dem Baue denken der Vergeßlichkeit entreiſet. Sie has ten es, und werden vergeſſen. Wer weiß, was nicht in Deutſchland noch möglich iſt, wenn wir mit eben dem Eifer forts fahren, unſere Gegenden milder zu machen. War es doch ehemals ſo gute Wuͤſte, wie Grie⸗ chenland und Italien. Aber es ward auch um⸗ gebildet, und nun waͤchſt da der edelſte Wein, wo vormals wilde Thiere ihren Wohnſiz hats ten. Vielleicht kann auch der Pomeranzen⸗ baum noch ein Einwohner fuͤr uns werden, wenn wir ihn, wie ehemals Paladius, gegen die Rauhigkeit des Winters zu verwahren ler⸗ nen, und durch Bereicherung des Bodens mit fruchtbar machenden Theilen denſelben veredeln. Denn, daß die Fettigkeit des Bodens keinem Gewaͤchſe ſo noͤthig ſei, vermuthe ich theils aus eigener Erfahrung, theils auch daher, daß Caͤſalpin behauptet (7), die Fruͤchten die⸗ ſes Baumes ſeien erſt in Italien eßbar gewor⸗ den. Gewiß iſt es, daß weder Theophraſt noch Plinius etwas davon melden. Beide ſa⸗ gen ganz beſtimmt, daß man die Aepfel davon nicht ſpeiſe, und daß ſein Nuzen theils in den Arzenei⸗ der füfen Pomeranzenſtaude. 257 Arzeneikraͤften beſtehe, theils zu Wohlgeruͤchen gebraucht werde, oder die Wuͤrmer von den Kleidern abzuhalten (8). — Ich vermuthe da⸗ her ſelbſt, daß durch den Eifer des Paladius und ſeiner Nachfolger, dieſen Baͤumen eine fette Erde zu geben, auch ſie einzuaͤugeln, die Frucht durch alle dieſe kuͤnſtliche Behandlung viel milder als in Perſien und Medien wardz wo ſie ohne alle Kunſt, ohne alle Beihilfe der Menſchen, ſich ſelbſt ſo uͤberlaſſen dahin wuchs, — ja daß Caͤſalpins Vermuthung ganz gegruͤndet ſei, daß die Fruͤchte erſt nach ihrer Einfuͤhrung in Italien eßbar geworden. We⸗ nigſtens weiß ich, daß eine Pomeranze, deren Staude in einer magern Erde waͤchſt, dick— ſchaalig, von wenigem, rauhem und unange— nehmem Geſchmacke ſei. Indeſſen ſcheinet doch Paladius der einzige nicht geweſen zu ſeyn, der die Citronen in Ita⸗ lien gepflanzet, indem er die Bemühungen ana derer (9) anfuͤhret, den Stamm zu behandeln, damit die Fruͤchte ſuͤſer würden. Aber aus der naͤmlichen Stelle erhellet deſto klaͤrer, daß ihre Anpflanzung erſt in dieſe Zeiten falle, weil R 258 Von dem Baue die Früchten damals noch ſcharf, und dem Ger ſchmacke unangenehm waren; man alſo durch kuͤnſtliche Mittel dahin bedacht war, ihnen die— fe Schärfe zu benehmen (10). Und eben dies ſer Schaͤrfe wegen ſagt Virgil von ihnen, ſie haͤtten triſtes ſuccos tardumque ſaporem; das heiſt, einen Icharfen unangenehmen Saft, deſſen Geſchmack man lang nicht von der Zunge wegbringen koͤnnte. Die Kunſt des Anbaues hat nachher dieſe Aepfel ſo gemildert, daß ſie izt unter die herrlichſten Früchte gezaͤhlet wer— den, die das mittaͤgige Europa aufzuweiſen hat, eine Kunſt, die zu den Zeiten des Paladius noch in ihrer Kindheit war, folglich klar be— weiſet, daß ihre Angewoͤhnung an den Ita— liaͤniſchen Himmelsſtrich erſt in ſeine Zeiten falle. Man erlaube mir hier eine Ausſchweifung, die dennoch vielleicht nicht ganz am unrechten Orte iſt. Wenn wir auf den Zeitpunkt zu⸗ ruͤck gehen, wo Italien anfieng, ſeine erſte Bil⸗ dung zu erhalten, wo es durch die Ankunft der Trojaner, vorzuͤglich durch den Bau der Stadt Rom, den Grund ſeiner kuͤnftigen Gröfe zu legen anfieng: fo iſt dies ein Zeitraum von der füfen Pomeranzenſtaude. 259 mehr als tauſend Jahren vor Chriſti Geburt. Von Chriſti Geburt bis zur Theilung des Roe miſchen Reiches in das Abendlaͤndiſche und Morgenlaͤndiſche ſind abermals fuͤnfhundert Jahre, als in welchem Zeitpunkte Paladius gelebet. Jedermann weiß, welche merkwuͤr— dige Veraͤnderung Italien in dieſem Zeitraume erlebet, beſonders wie ſehr man ungefähr drei— hundert Jahre vor Chriſti Geburt, wo die Roͤ— miſche Republik durch gluͤcklich geführte Kriege anfieng ihre Macht und Anſehen zu vergröfern, bemuͤhet war, durch Einführung und Ange woͤhnung der nuͤzlichen Produkten des Auslan— des Italien zu bereichern und in einen Gar— ten umzubilden. In dieſem Zeitpunkte waren die Früchte dieſes Geſchlechtes ſchon im groͤſten Anſehen, wie dies aus den Schriftſtellern und Dichtern ſelbiger Zeiten genug erhellet, und dennoch wollte ihre Anpflanzung nicht gluͤcken, und man glaubte, dieſe Baͤume koͤnnten nir⸗ gend anderſt, als nur in dem gluͤcklichen Me⸗ dien und Perſien wachſen. Funfzehen Jahr— hunderte giengen alſo vorbei, ehe man Italien mit diefem vortrefflichen Gewaͤchſe bereichern 2 260 Von dem Baue konnte, das nun ein wichtiger Nahrungszweig deſſelben iſt, und vorzuͤglich unter jene Pro⸗ dukten gehoͤret, die viel fremdes Geld ins Land einfuͤhren. Sollte dies nicht eine maͤchtige Ermunte⸗ rung fuͤr uns ſeyn, in den Verſuchen, die Zahl der Produkten Deutſchlandes zu vermehren, nicht zu ermuͤden, da oft dasjenige durch Fleis und Nachdenken kann moͤglich gemacht werden, was unſern Voreltern ſchlechterdings nicht ge— rathen wollte. Und wie eingeſchraͤnkt denken nicht die meiſten, die jedem Himmelsſtriche ei⸗ ne beſtimmte Anzahl von Fruͤchten anweiſen, jene mit Verachtung brandmarken, die durch nuͤzliche Verſuche ſich zum beſten des Vatter⸗ landes aufopfern, und durch ihr unzeitiges Hohn— gelaͤchter eine Menge wuͤrdiger Maͤnner von nuͤzlichen Unternehmungen zuruͤck ſchroͤcken. Vieles iſt gewiß noch moͤglich zu machen, wann Aufmunterung, Belohnung, oder ſonſtige Uns terflüzungen nicht mangeln, an welches man izt zu gedenken kaum waget. Und jene ſind als eine wahre Peſt des Vatterlandes zu verabs ſcheuen, die dieſe loͤblichen Bemuͤhungen er⸗ ber füfen Pomeranzenſtaude. 261 ſchweren oder gar vereiteln wollen. Mir duͤnkt es wenigſtens immer, wenn ich fo jemand ves den hoͤre, ich ſei befugt, zu glauben, der Mann verrathe eine erſtaunliche Unwiſſenheit und Stolz, zwei ſehr nah verwandte Eigenſchaften eines unertraͤglichen Menſchen. — Doch ich kehre wieder in mein Gleis zuruͤck. Wann die Citronen und Pomeranzen in Deutſchland eigentlich eingefuͤhret worden, iſt wenigſtens mir nicht bekannt. Seit Karl dem Groſen ward Italien oft entweder unter Deut⸗ ſcher Bothmaͤſigkeit, oder doch ſonſt mit die⸗ ſem Reiche in einer naͤhern Verbindung, und ſo, wie ehemals die Roͤmer bemuͤhet waren, die nuͤzlichſten Gewaͤchſe bei ſich in Italien an⸗ zupflanzen: ſo ſuchten jezt andere Nationen, unter andern auch die Deutſchen, bei dem Ver- falle dieſes mächtigen Reiches ſich mit den na⸗ tuͤrlichen Schaͤzen deſſelben zu bereichern. Es verlohnet ſich weiter nicht die Mühe, dem Ur: ſprung dieſer Einfuͤhrung genauer nachzuſpuͤ— ren, weil die Pomeranzen und Citronen noch immer auslaͤndiſche Gewaͤchſe fuͤr uns ſind, die Winters bisher noch viel Pflege erheiſchen, und R 3 263 Von dem Baue die noch zur Zeit mehr zur Zierde, als zum Nuzen gereichen. Indeſſen ſcheinen fie ſchon zu den Zeiten von 1530 ziemlich gemein ge⸗ weſen zu ſeyn, denn unſer Landsmann, Zie⸗ ronymus Bock, von Bretten gebuͤrtig, ſagt in ſeinem Werke, daß einige Buͤrger von Mez und Strasburg dergleichen in ihren Gaͤrten anpflanzten (11). Mathiolus, der faſt um die naͤmliche Zeit (1340) lebte, fuͤhret uns Erfahrungen an, vermoͤg welchen man in ſeiner Gegend, wo er ſich aufhielt, ſchon weiter gekommen war. Er war lang an dem Kaiſerlichen Hoflager zu Prag, nachher zu Graͤz; war, wie bekannt, ein ſehr beruͤhmter Kraͤuterkenner, den man den Deut⸗ ſchen Dioscorides nannte. Dieſer Mathio— lus erzaͤhlet uns, daß man ſchon damals den Pomeranzenbaum ins Freie geſezet, Win⸗ ters aber das Waͤldchen mit einem hoͤlzernen Haufe bedecket, ſolches bei groſer Kälte einge⸗ waͤrmet, im Fruͤhjahre aber wieder abgelegt, und bis auf den kuͤnftigen Winter aufgehoben habe (12). der füfen Pomeranzenſtaude. 263 Diefe Art, Pomeranzen- und Citronen⸗ baͤume zu uͤberwintern, kam ziemlich in allge— meinen Gebrauch, ſo, daß man dergleichen Haͤuſer in Fuͤrſtlichen Gaͤrten oft antraf, die bei wiederkehrendem Fruͤhlinge auseinander ge— leget, und bis zu dem naͤchſt eintrettenden Wins ter wieder aufgehoben wurden. Die beſte Bes ſchreibung eines ſolchen Hauſes findet man in den Nuͤrnbergiſchen Hesperiden, die der be— ruͤhmte J. Chriſtoph Volkhammer heraus ge⸗ geben. Dieſer wuͤrdige Handelsmann unterhielt ſelbſt einen groſen Citronat-Citronen- und Pome⸗ ranz-Garten, und hatte ein eigenes ſolches Haus, das er in ſeinem Werke genau beſchrie— ben. Auch hatte er ein eigenes Vergnuͤgen, ſie ſelbſt anzupflanzen, und ſein Werk iſt meines Erachtens das beſte, ſo wir bis izt von dieſen herrlichen Fruchtbaͤumen haben. Schade, daß er oft das Fabelhafte in ſeiner Erzaͤhlung bei— behalten wollte, und er dadurch ſeinen nuͤzli— chen Erfahrungen einen Anſtrich gab, die eine Menge Leſer abſchroͤcket, dort das zu ſuchen, was doch wahrhaft nuͤzlich und brauchbar fuͤr ſie iſt. So ſagte er ſchon, daß die Pomeran— R 4 sb. Von dem Baue zen wegen ihrem feſtern Holze dauerhafter, als die Citronen ſeien; daß das Feuer im Winter ihnen zuwider wäre, und fie nur vor Froſt bes wahret werden duͤrften; daß ihre Natur ſie nicht zu Hochſtaͤmmen, ſondern zu Stauden, oder hoͤchſtens zu Zwergbaͤumen beſtimmte; daß die niedern, und nicht die durch Kunſt und Schnitt, ſondern ſich ſelbſt uͤberlaſſenen, oft krummen Staͤmme fruchtbar und eintraͤglich waͤren; daß es beſſer ſei, die Bäume tief, als hoch zu fer zen, weil ſie dann mehr Fruͤchte truͤgen, ja, daß er durch der Gaͤrtner Nachlaͤſigkeit zu Grun⸗ de gegangene Baͤume dadurch gerettet, daß er ſie bis an die Krone in die Erde verſezet, u. d. m. Auch beſchreibt er der Gardſeer Weiſe und Haͤuſer, dieſe Baͤume zu pflegen, als eine, die viel nuͤzlicher ſei, als der Genueſer ihre vers kuͤnſtelte Art, die die Baͤume mehr zum Hai del, als des Fruchttragens wegen zoͤgen. — Es wird gewiß niemand gerenen, ſich mit dies ſes Mannes Erfahrungen bekannt zu machen, und ſich gern durch den Wuſt der Worte durch⸗ arbeiten, die er mehr, um dem Ferrarius zu gleichen, mag hingeſchrieben haben. der füfen Pomeranzenſtaude. 265 Jezt ſcheinen dieſe Winterpomeranzenhaͤu⸗ fer ganz in Abgang gekommen zu ſeyn, wahr: ſcheinlich weil ſie einige Beſchwerlichkeit mit ſich führen. Mir iſt wenigſtens izt keines mehr in Deutſchland bekannt, ob ich gleich daruͤber mehrere Erkundigungen eingezogen. Doch glaube ich, waͤre es unbillig, wenn man ſie ſo ganz eingehen ließ. Denn, wenn man in einen recht fetten guten Grund dergleichen Pomeranzen— baͤume verſezen wuͤrde: ſo muͤſte ja ein ſolches Waͤldchen von ausnehmender Schoͤnheit und Ertrage ſeyn. Die Koſten eines ſolchen Wins terhauſes wuͤrden auch nicht viel ertragen, wenn man nach meinem Vorſchlage die drei Seiten ganz ſchlieſen, und nur die vierte mit Fenſter machen lies. Das Gebaͤlk der drei Seiten, und das Dachwerk muͤſte man inwendig und auswendig mit Brettern zuſchlagen, und deren Zwiſchenraͤume mit Mooſe dicht ausſtopfen. Ein ſolches Haus kann eine ſehr ſtrenge Win⸗ terkaͤlte abhalten, auch, wenn es die Noth er— fordern ſollte, mittelſt eines Ofens leicht ge⸗ heizet werden. R 5 266 Von dem Baue Am allerleichteſten aber wird mein gegebe— ner Vorſchlag auszufuͤhren ſeyn, wenn man die Gartenhaͤuſer zu ſolchen Pomeranzenſaͤlen anwenden wuͤrde. Den Vortheil, der daher fleuſt, jezt zu eroͤrtern, iſt fuͤr gegenwaͤrtigen Endzweck zu weitlaͤuftig. Doch will ich zum Schluſſe diefer Abhand— lung eine Stelle aus des würdigen Sulzers Tagebuche einer Reiſe in das mittaͤgige Euro— pa anführen, die gar deutlich den Vortheil zeigt, den die mittaͤgigen Provinzen von Europa von dem Anbaue dieſer Baͤume ziehen. Siehe S. 138. Beſchreibung der Stadt Hieres. — „Der Handel mit Citronen und Orangen macht „hier ein betraͤchtliches Gewerb aus. Alles „wird hier in Kuͤſten verpackt und verſchickt. „Der Ertrag iſt betraͤchtlich. Man hat mir „einen Garten gezeigt, den ich neun bis hoͤch— „ſtens zehen Morgen, jeden vou hundert und „achtzig Quadrathruthen ſchaͤze; aus dieſem ſol— „len in mittelmaͤſigen Jahren fuͤr acht bis neun „tauſend Livres Citronen und Pomeranzen verz „kauft werden; in ganz fruchtbaren Jahren ſoll „der Ertrag auf vierzehen tauſend Livres geſtie— der füfen Pomeranzenſtaude. 267 „gen ſeyn. Und doch wird das Hundert ſolcher „Fruͤchte nur fuͤr ein Livres oder ſechs Saͤchſiſche „Groſchen (ſieben und zwanzig und einen halben „Kreuzer nach dem 24 fl. Fuſe) verkauft. Aber „auch aus den abfallenden Bluͤthen wird Nuzen „gezogen. Sie werden geſammelt und den „Parfumeurs verkauft.“ Vergleicht man hiemit was Popowitſch ges ſehen, und als wahr befunden: ſo wird man auch ein auffallendes Beiſpiel haben, daß man die Pomeranzen und Citronen in Deutſchland bereits des Nuzens halber gezogen. S. Bes merkungen der Kurfuͤrſtl. oͤkonomiſchen Geſell— ſchaft. Jahrgang 1770. zten Th. S. 212. „Der verſtorbene Feldmarſchall Graf von Se— „keudorf war unſtreitig der beſte Landwirth in „Deutſchland. Sein Garten zu Meiſelwitz „im Altenburgiſchen hat ihm jaͤhrlich mehr eins „getragen, als manchem eine Herrſchaft, und „er verdiente ein Muſter aller Gaͤrten genennt „zu werden, die man nicht ſo wohl zur Pracht, „als zum Nuzen einer wohleingerichteten Land— „wirthſchaft anlegen will. Der Feldmarſchall „hatte Glashaͤuſer für die Pomeranzen-Citro⸗ 268 Von dem Baue „nen- und Limonenbaͤume, deren Unterhaltung „andern Liebhabern nicht wenig koſtet. Er „zog ſie eines nicht geringen Ertrages halber. „Der damalige Gaͤrtner, als ich den Feld— „marſchall beſucht hatte, war ein Karlsruher. „Er verbrennte manchen Winter kein Scheit, „um dieſen auslaͤndiſchen Baͤumen Wärme zu. „verſchaffen, und doch hätte ich beinahe fo viel „Fruͤchte als Laub an denſelben zählen Eönz „nen. Er ſchickte ganze mit dieſem Obſte bela⸗ „dene Fuhren nach Leipzig, wie denn bei mei⸗ „ner Anweſenheit auch eine ſolche anſehnliche „Lieferung geſchehen. Anmerkungen zu obiger Abhandlung. (1) Theophraft: Ereſii Hiſt. Plant. Lib. 4, cap. IV ad finem: Alia vero (Aſia) tum in arborum genere, tum in ſtirpe humili peculiaria gignit. Et omnino plaga ad ex- ortum atque meridiem ſpectans, ut anima- lia ita etiam plantas praeter cetera loca peculiares ferre videtur, ut Media provin- cia, & Perfis tam alia plura, quam ma- lum & Perficam vocant. (2) Theophr. ib. Semen detra&um ve- der füfen Pomeranzenſtaude, 269 re ſulcis ſeritur diligentiffime cultis. Riga- tur deinde quarto, aut quinto die. Cum autem majuscula fuerit, transfertur vere iterum ad molle riguumque ſolum, nec valde tenue, tale enim deſiderat . . . ſe- ritur etiam fictilibus in vaſis perforatis, quem ad modum palma. Haec itaque, ut dictum eſt, Perſidi Mediaeque familiaris habetur. | (3) Plinii fecund. Hift. Mundi Lib. XVIII, cap. 2. Autor eft Theophraſtus .. cun- cta, cura magna perfecutus CCCCXC an- nis ante nos, ut jam in alio loco diximus. (4) Plinii ſecundi Hiſt. Mundi L. XII. cap. 3: De peregrinis arboribus & malo Aſyria. Tentavere gentes transferre ad ſe- fe propter remedii praeſtantiam fictilibus in vaſis, dato per cavernas radicibus ſpira- mento: qualiter omnia tranfiturä longius, ſeri arctiſſime transferrique meminiſſe con- veniet. Ut ſemel quaeque dicantur. Sed niſi apud Medos & in Perſide naſci noluit. (5) Scriptores rei ruſticae. Paladius Febr. XXIV, pag. 107. Edit. Mannh. Fronderè prope ſemper poſſunt, fi tanquam 270 Bon dem Baue citreta tegumentis defendantur a frigore. Hier ſagt er es ganz deutlich, daß es feine Ges wohnheit geweſen, den Citronengarten des Wins ters zu zudecken. Worin dieſe Bedeckung bez ſtanden, giebt er ſelbſt menſ. Mart. X, pag. 86 an, naͤmlich, daß er fie mit Stroh umwunden. (6) Ibid. loc. cit. Mart. X, 141 — 144 handelt ganz von der Pflege der Citronen. Und aus derſelben erhellet auch meines Beduͤnkens, daß er wenigſtens einer mit von den erſten ges weſen, die in Italien ihren Anbau verſucht has ben. Sed ſi quis hoc genus, ut in regione frigida nutriatur, extorquet, loco vel pa- rietibus munito, vel in meridianam par- tem verſo diſponat hanc arborem ſed hiber- nis menſibus tectum ſtramine velet agreſti. Ubi aeſtas refulſerit, aeri arbor nuda & ſe- cura reddatur. Denn aus der Winterbedek⸗ kung, die er hier als nothwendig anführet, und von der er oben geſagt, daß fie in feinen Citro— nengaͤrten gebraͤuchlich geweſen, erhellet, daß man zu ſeiner Zeit das Italiaͤniſche Klima noch für zu rauh gehalten, und man es durch Kunſt ihm abgewinnen muſte, die Baͤume da zu be⸗ der füfen Pomeranzenſtaude. 271 wahren; alſo die ganze Stelle auf Italien ge— he, die er in Betracht Mediens und Perſiens regio frigida nennet. (7) Caeſalpin de Plantis lib. III, cap. 59, pag. 140: Ex quibus affırmare licet, pomum hoc translatum, cultu aut coelo adeo mitigatum eſſe, ut non amplius in- guſtibile ſit, ſed per ſe ſuave tum crudum, tum ſacharo conditum. (8) Theophr. I. c. Pomum ejus non man- ditur, ſed odore praecellit. — Plin. I. c. Malus Aſyria, quem alii vocant Medicam, venenis medetur .. Pomum ipfum alias non manditur; odore praecellit foliorum quoque, qui tranſit in veſtes una conditus, arcetque animalium noxia. Virgilius ſang: Media fert trifles ſuccos, tardumgue [a- worem felicis mali. (9) Autores ruſt. Paladius Editio Mannh. Mart. X, pag. 144: Aliqui men- ſe Februario truncum obliquo foramine ab imo terebrant, ita ut altera parte non ex- eat: ex hoc humorem fluere permittunt, donec poma formentur: tunc foramen lu- 272 Von dem Baueder füfen Pomeranzenſt. to replent: fic, quod eft Medium, fieri dul- ce confirmant. (10) Ibid. 1. e. Feruntur acres medul- las mutare dulcibus, fi per triduum aqua mulſa ſemina ponenda macerentur, vel ovillo lacte, quod praeſtat. (411) Kraͤnterbuch III Th. S. 381, a.— Davon mag man junge Baͤumlein anpflanzen, als etliche Buͤrger zu Mez und Strasburg in den Gärten, mehr Luſts denn Nothdurft hal- ben aufzielen. — Und von Citronenbaͤumen ſagt er S. 380, a. — Etliche Deutſche haben dies Geſchlecht von den Kernen aufgezielet mit fleiſiger Wartung, alſo daß nunmehr auch Baͤumlein zu finden ſind in unſern Landen. (12) Neu vollkommenes Kraͤuterbuch. Sei⸗ te 109. Der Pomeranzenbaum will eine warme Stelle, gut Erdreich und eine fleiſige Warte has ben, darum werden ihm in groſer Herren Gaͤrten hölzerne Haͤuſer gebauet, fo man im Frühling wieder abbrechen, und im Winter durch Feuer in dem Ofen erwaͤrmen kann: denn es iſt dieſem Baume gut, daß er ſeine unbewegliche Stelle habe. S Ueber — Ueber die ſchoͤne Gartenkunſt. Zweiter Abſchnitt. 1 hr —— — Einleitung, R dem erſten Abſchnitte habe ich blos von Pflanzungen auslaͤndiſcher Baͤume und derſelben Angewoͤhnung an unſern Himmelsſtrich gere det: in dem gegenwaͤrtigen aber will ich eine ganz andere Bahn betretten, und meine Ge— danken vorlegen, wie Baͤume und Straͤucher zum Behufe der ſchoͤnen Gartenkunſt anwend⸗ bar werden koͤnnen. Denn da eine Baumfchus le auslaͤndiſchen Gehoͤlzes warlich kein englis ſcher Wald iſt: ſo wollte ich hier in einigen Beiſpielen zeigen, was eigentlich die Abſicht des Gartenkuͤnſtlers ſeyn ſoll, der von einem groſen Herrn den Auftrag erhaͤlt, ihm einen engliſchen Wald anzulegen. Freilich kann ich hie und da leicht geirret haben, denn wie leicht iſt dies in einer Sache moͤglich, wo man der erſte iſt, der neue Ausſichten eroͤfnet, und eine neue Bahn ebnen will. Aber ich glau⸗ be, allemahl viel Nachſicht zu verdienen, da ich das Feld der ſchoͤnen Wiſſenſchaften und Kuͤnſte auf einer Seite bearbeite, an die man S. 3 276 Einleitung. meines Wiſſeus bisher noch nicht gedacht, naͤm⸗ lich den Karakter eines Baumes oder Strau⸗ ches genau zu ſtudieren, und dieſen dem Gar⸗ tenkuͤnſtler zu uͤberliefern, damit er nun An⸗ lagen uͤberdenke, die den mannichfaltig erhas beuen Gegenſtaͤnden angemeſſen ſeyn mogen, weswegen man einen engliſchen Wald wuͤn— ſchet. — Auch empfinde ich gar wohl, daß man auf dieſem Wege viel Unſinn zur Welt brin⸗ gen koͤnne, indem mancher Schwindelkopf dem Baume einen Karakter andichten kann, der ihm nichts weniger als eigen iſt. Aber wer wollte deswegen wohl was nuͤzliches verachten, weil andere Unſinn darüber verbreiten. In dem erſten der folgenden Aufſaͤze habe ich behauptet, daß zu einem engliſchen Walde nichts weniger als ein auslaͤndiſcher Baum er— ſorderlich ſei, im Öegentheil unſere Wald- oder durch langwierige Erfahrung laͤngſt angewoͤhn— ten Summe ſich hierzu am beſten ſchickten. Man wird es alſo hier vielleicht wunderbar finden, daß ich uicht einen einzigen vatterlaͤndiſchen, ſondern blos auslaͤndiſche und bei uns anzugewoͤhnende Baͤume ſchildere. Hierauf habe ich nur eine Einleitung. 277 Autwort, naͤmlich daß in meiner gegenwaͤrti— gen Lage dieſe Baͤume mir bekannter find, als unſere vatterlaͤndiſchen Baͤume. Der tägliche Umgang mit ihnen, da ich ſie pflanze, als Kraͤuterkenner pruͤfe, auch auf ihr phyſiſches Leben ſehr genau acht gebe, hat mich mit ihnen ſo vertraut gemacht, daß ich ſie wie meine be— ſten Freunde kenne; da hingegen unſere Wald⸗ baͤume, um ſie zur gleichen Abſicht zu behand⸗ len, mir fremd ſind. Auch habe ich nur dieſe als Beiſpiele angefuͤhrt, um mich verſtaͤndlich zu machen, was ich eigentlich unter dem Ka⸗ rakter eines Baumes verſtehe; und nun wird es ſchon Maͤnner geben, die unſere Waldbaͤu⸗ me ſtudiren und ſchildern koͤnnen, wenn meine Gedanken mit dem Beifalle der Kenner ſollten gekroͤnt werden. 278 N (0) 9 I. Ueber die Engliſchen Wälder. Die Gartenkunſt iſt eine der angenehmſten der bildenden Kuͤnſte, indem ſie alles vereinet, was die Sinne des Menſchen reizen, und in ſanftes Vergnuͤgen aufloͤſen kann. Aber ſie iſt auch zugleich der Maasſtab, nach welchem man den Geſchmack eines Volkes abmeſſen, und ſei⸗ ne begraͤnzten oder ausſchweifenden, feine fal— ſchen oder gereinigten Begriffe, und ſeinen nach⸗ ahmenden oder ſelbſt erfinderiſchen Geiſt beur⸗ theilen kann. Dennoch iſt von allen bildenden Kuͤnſten keine bisher weniger bearbeitet wor— den, als eben dieſe: und ein Gaͤrtner mit den ſchoͤpferiſchen Gaben eines Landſchaftmalers iſt die ſeltenſte Erſcheinung. Gewoͤhnlich ſind dies Leute, die nichts als graben, pflanzen und giefen koͤnnen, die den Bau der Küchen: gewaͤchſe, ſelten einiger auslaͤndiſchen Pflanzen verſtehen, ja die auch leider meiſtens fo uner— fahren ſind, daß die fruchttragenden Baͤume unter ihren ungeheiligten Händen zu unfruchte - Ueber die Engliſchen Wälder. 279 baren umgeſchaffen werden. Ungerecht waͤre es, wenn man den meiſten unter denſelben dar⸗ uͤber Vorwuͤrfe machen wollte: die Art ihrer Bildung iſt ganz allein Schuld daran, und dieſe hieng von dem wenigen Geſchmacke, oder der mangelnden Unterſtuͤzung ab, die man bis⸗ her einer der angenehmſten aller Kuͤnſte zuflies ſen lies. Der Nachahmungsgeiſt, der unſere groſe, ſelbſtdenkende, aber leider auf eigenes Verdienſt ewig mistrauiſche Nation bisher unterjocht ges habt, war auch in der Gartenkunſt unſere alls gewaltige Tirannin. Lange legten wir unſre Gärten nach franzoͤſiſchem Geſchmacke mit Zir—⸗ kel und Maasſtabe an, dadurch entſtund eine ermuͤdende Gleichfoͤrmigkeit, die Langweil und zulezt Ekel verurſachte. Muͤde dieſes ewigen Einerleies fieng man ſeit einiger Zeit an, nach dem Beiſpiele der Englaͤnder, die Chineſiſchen Anlagen, wenigſtens die von einigen Reiſen⸗ den ihnen angedichteten Gaͤrten den in der Mo— de nun alternden franzoͤſiſchen Gaͤrten vorzu— ziehen; — und die Hügel, die der franzoͤſi— ſche Gaͤrtner mit vielen Koſten in Ebenen S 4 280 Ueber umſchuf, werden nun mit eben ſo viel Koſten in den Gaͤrten wieder aufgefuͤhrt. Berg und Thal iſt nun unſer Wunſch. Gerade Li⸗ nien werden verabſcheuet, und je unregelmaͤſi⸗ ger die Anlage iſt, je mehr ſchaͤzet man den Garten. Ueberall ſuchet man das Ueberra- ſchende, das entweder das Gefallen, das Ent— ſezen, oder das romantiſche Gefuͤhl erwecken ſoll. Eine dem aͤuſerlichen Anſehen nach ver— fallene Bauernhuͤtte, ein Holzſtos zeigen uns zu unſerm Erſtaunen in ihrem Innern die ſchoͤnſten auch öfters die koſtbarſten Gartenhaͤu⸗ ſer. Vom Blize zerſchmetterte, oder ſonſt durch Zufall am Wuchſe verkruͤppelten Bäume werden mit forſchendem Auge in den entferntes ſten Waͤldern ausgeſpuͤrt, und in unſere Gaͤr⸗ ten verpflanzet. Und die Begierde, der Mar tur nachzuahmen, iſt oft ſo ausgeartet, daß wir das Haͤßliche, das Niedrige in derſelben aufſuchen, um ſolche in die unſerm Vergnuͤ⸗ gen beſtimmte Oerter hinzubringen. Gluͤck— lich genug, wenn wir nur mit einem denfenz den Kopfe ſolche Plane entwuͤrfen und ausfuͤhr⸗ ten! Aber leider, die meiſten befolgen gedanz die Engliſchen Wälder. 281 kenleere Entwuͤrfe, Misgeburten, oder ganz planloſes Zeug, und glauben alles gethan zu haben, wenn ſie dieſen den jezt von der herrſchen⸗ Mode aufgetiſchten Namen nur beilegen. Freilich iſt dieſer neumodiſche Geſchmack noch nicht allgemein, aber er drohet unſern Garten eine bevorſtehende Verwuͤſtung. Der franzoͤſiſche Gärtner hieb unbarmherzig den ehr⸗ wuͤrdigen Baum nieder, den ſein ehmaliger Beſizer mit der Pflege eines Vatters genaͤhret hatte, blos deswegen, weil er ihm ſeine Linien hinderte. Wir hauen nun den, mit eben ſo viel Sorgfalt und Muͤhe wieder gros gezogenen Baum nieder, weil er gar zu alltaͤgig in der Linie ſtehet, und weil man nun den franzoͤſi⸗ ſchen Geſchmack ganz aus unſern Gaͤrten ver⸗ bannen will. So baut und reiſt man ewig nie⸗ der, und iſt in ſeinem Gartengeſchmacke eben fo wandelbar, als in feinen Kleidern. Man will ewig das Vergnuͤgen in der Veraͤnderung ſuchen, und findet es nicht, weil man nicht nach Grundſaͤzen, ſondern nach Mode und Vorurtheil, gewoͤhnlich aber ganz 7 0 handelt und nachahmet. S 5 282 Ueber Die Gartenkunſt iſt unlaͤugbar ein Theil der Baukunſt, der aber fein ganz eigenes Stu— dium erfodert. Denn die Einrichtung eines ſchoͤnen Gartens erheiſchet eben ſo viel Nach— denken, eben ſo viel Gefuͤhl fuͤr das Wahre und Schoͤne, als jene, aber es muß noch ein eigenes Studium des Pflanzenreiches und der Landſchaft dazu kommen, und dies iſt es, was den meiſten derjenigen abgeht, die Gärz ten anlegen. Daher iſt ſelbſt, weil dies Stu— dium des Pflanzenreiches ſo ganz unbekannt iſt, die Wirkung eines Gartens von Gartenkuͤnſt— lern angelegt, auf das Gefuͤhl des Beſizers ſo wandelbar, und oft hat der neu angelegte Gar- ten eine Menge von Reizen, die bei dem An⸗ uchſe der Baͤume nach und nach verſchwinden, da doch mit dem Erſtarken der Baͤume ſolche von Jahr zu Jahr erhoͤhet werden ſollten. Der Bau⸗ meiſter eines Gartens ſollte alſo alle diejenigen Gewaͤchſe, die er zur Verſchoͤnerung feines Gar— tens verwenden will, genau nach ihrer Karakteri— ſtik, auch nach dem Ausſehen in ihrer Jugend, und wenn ſie erſtarket ſind, kennen, damit er auf ihre Wirkung ſchlieſen koͤnne, die fie bei klu— ger Verſezung in der Folge der Zeit auf das die Engliſchen Wälder. 283 Herz des empfindſamen Beſizers hervor bringen muͤſſen. Aber da dies Studium ſo gaͤnzlich verſaͤumet wird: fo finden wir fo wenig Gaͤr— ten, die das Herz ruͤhren, und den geſchmack— vollen Kenner befriedigen koͤnnen. Meiſtens ſind ſie mit Zierrathen wunderbar uͤberhaͤuft, oder mit Kunſtſtuͤcken beladen, die auſer den Graͤn⸗ zen des ſchoͤnen Pflanzenreiches liegen. Oder man ſucht Schoͤnheiten in Sachen, die der Na— tur des Pflanzeureiches widerſtreben. Eine Hecke, oder ein Baum, die ich durch das Meſ— ſer oder die Scheere in eine kuͤnſtliche Geſtalt gezwungen, entrinnen nach ihren Naturtrie— ben derſelben in kurzer Zeit, und die ungeſtal— ten Reiſer, die alsdann bald hie bald da her— vorbrechen, beleidigen das Aug viel heftiger, als es der einfoͤrmige, kuͤnſtliche, widernatuͤr⸗ liche Schnitt je haͤtte vergnuͤgen koͤnnen. Laͤſt man aber dem Baume ſeinen natuͤrlichen Wuchs, ſo iſt er an und fuͤr ſich ſelbſt meiſtens ſchon ſo gebildet, daß er zu allen Zeiten Schoͤnheit und Reiz bei ſich hat. Freilich giebt es Philoſophen, die ſich dies Studium auserkohren, und über die Gartens 284 Ueber kunſt geſchrieben haben, und die mit vieler Spiz⸗ findigkeit die Schoͤnheit entwickeln wollen, die wir in dieſen Luſtgefilden anbringen ſollen. Aber die meiſten haben nichts als ontologiſche Wer griffe von der Schoͤnheit uͤberhaupt, ohne daß ſie je daran gedacht haͤtten, die Schoͤnheit in der Natur ernſtlich zu ſtudiren, von der ſie uns doch die beſten Begriffe vorlegen wollen. Man lieſt dieſe Werke, und voll Verdruß, daß man nicht weis, was ſie wollen, legt man ſie auf die Seite. Eben fo giebt es Werke, die von. Gaͤrtnern geſchrieben ſind, denen man zwar eine lange Erfahrung nicht abſprechen kann, die aber fo unlautere Begriffe von der Schoͤu⸗ heit haben, daß ſie eben ſo unfaͤhig ſind, einen edlen Gartenplan zu entwerfen und auszufuͤh— ren, als jene Philoſophen. Wäre es daher nicht zu wuͤnſchen, daß Diez ſe vortreffliche Kunſt auch einmal das unter⸗ ſtuͤzende Aug eines Fuͤrſten auf ſich zöge? Wir haben ſo viele Akademien der Baukunſt, der Malerei, der Bildhauerei, der Zeichenkunſt u. d. m. Aber eine Akademie der Gartenkunſt fehler uns gaͤnzlich, wo Juͤnglinge mit den wahren - 4 ? — — N — r — die Engliſchen Wälder. 285 Regeln ver Schönheit bekannt gemacht wuͤrden, ſolche innigſt ſtudirten, mit der Natur vertraut, und mit eigenen erfinderiſchen Gaben ausgeruͤ⸗ ſtet, uns die angenehme Kunſt lernten, ſchoͤ— ne Gaͤrten anzulegen. So lang uns eine fols che Anſtalt fehlet, werden wir nie den ſchoͤ— nen Endzweck erreichen, daß unſere Gaͤrten unſere Empfindungen reizen und vergnuͤgen. Die meiſten und beruͤhmteſten davon werden im— mer Misgeburten eines kraͤnkelnden Verſtan— des ſeyn. j Ich habe dieſen patriotiſchen Wunſch bei der jezigen allgemeinen Gaͤhrung, engliſche Parks in deutſchen Gaͤrten anzulegen, nicht bergen koͤnnen. Ehemals fuͤllte der Italiaͤner unſere Gärten mit Pomeranzen-und Citronen— baͤumen an, und man war mehr darauf be— dacht, alle nur erſinnliche Abarten von Pomz pelmuß, Limonen und Citronen zu haben, als daß man dieſen Geſchmack nach unſerm Him— melsſtriche, nach der Lage unſerer Gaͤrten und unſeres Vermoͤgens eingerichtet haͤtte. Das Laͤ— ſtige derſelben verdraͤngte ſie endlich, und nun aͤfften uns die Holländer mit einer Menge ſelbſt 286 Ueber erdachter Blumenarten. Der eine war ſtolz darauf, die reichſte Sammlung von Tulipen, der andere von Aurickeln, wieder andere von Ranunkeln, Grasblumen u. d. m. zu haben, und man verwandte Summen Geldes darauf, die ins Verſchwenderiſche fielen, und die der hollaͤndiſche Gaͤrtner ruhig einſtrich, und des Deutſchen von Herzen lachte, der ſo gut war, ſeine eingebildete Waare ihm ſo theuer abzu— kaufen. — Jezt verſchleudert man die mit ſo ſchweren Koſten bisher unterhaltenen Orange— rien, laͤſt die theuer erkauften Blumen nach und nach verderben und ausgehen und laͤuft dagegen in den naͤchſten Wald, um durch da— ſelbſt geholte Waldbaͤume feinen Garten in eis ne Wildniß zu verwandeln. Oder man laͤſt ſich aus England, Holland, Frankreich mit aber⸗ mals ſchweren Koſten auslaͤndiſche Baͤume kommen, die nach einer ſo langwierigen Reiſe um fo eher verderben, da der Verkaͤufer fhon 7 auf eine geheime Art dahin gedacht hat, die gute Kundſchaft fuͤr die kuͤnftigen Jahre nicht zu verlieren. — Daß auch dieſer Geſchmack in Deutſchland nicht lang dauern koͤnne, und bald die Engliſchen Wälder. 287 wieder einer andern Taͤndelei Plaz machen werde, iſt ganz leicht einzuſehen. Denn we— der der Gartenbeſizer, noch der Gaͤrtner, hat von allen dieſen Pflanzungen einige Kenntniſſe. Sie erwarten alſo mit ſchwaͤrmeriſcher Unge— duld alle die eingebildeten Schoͤnheiten, die die— ſe engliſchen Waͤlder hervorbringen werden, und wenn ſie ſich endlich in allen dieſen chimaͤ— riſchen Erwartungen betrogen finden: fo wers den dieſe mit groſen Koſten gemachten Samm— lungen eben ſo ſchnell, als die Orangerie und die Blumenfloren wieder aus der Mode kommen. Gewiß war die Neigung zum Sammeln von jeher ein Nazionalverbrechen unſerer ver— ehrungswuͤrdigen Nazion, mit der ſie ſich oft bei andern Nazionen herabgewuͤrdiget hat. Man wollte alles, alles haben, was nur von der Sache aufzutreiben war, die man ſich zum Gegenſtande ſeiner Sammlung erkieſet hatte, und ungluͤcklicher Weiſe hatte der Sammler von allen den Dingen, die er ſo ſehnlich, ſo begierig zu erhalten ſuchte, gewoͤhnlich nicht die mindeſte Kenntniß. Und dieſes Mangels 268 Ueber der Wiſſenſchaft bedienten ſich andere ſchlimme oder gewinnſuͤchtige Leute, ihnen unter erdichte⸗ tem und hochtrabendem Namen allerhaud ges meines Zeug aufzuhaͤngen, ... daher ges woͤhnlich fuͤr das Aug des Kenners das An— ſchauen der Sammlung ſelbſt die groͤſte Saty⸗ re war, die auf den Beſizer nur haͤtte gemacht werden konnen. Viele unſerer würdigen Schrift⸗ ſteller haben dieſen verkehrten Hang unſerer Na— zion zum Gegenſtande ihres verdienten Spottes gemacht, aber es ſcheint nicht, als ob ſie ihre ſchoͤne Abſicht erreichen würden. In unſern Gaͤrten hat uns dieſe Sammlungswuth eben- falls mächtig beherrſchet, und uns theils laͤ s cherlich gemacht, theils der Nazion ſchon ſo ſehr vieles baares Geld gekoſtet. — Man darf nur auf die Verzeichniſſe unſerer Agrumnen f ein fluͤchtiges Aug werfen, und man wird ſich leicht von dieſer Sammlungswuth lebhaft uͤber⸗ zeugen. — Gewiß, es iſt kein ſchoͤnerer Baum, als ein durch Kunſt und Schnitt nicht verdor⸗ bener Pomeranzen-Citronen- oder Limonien⸗ baum. Seine Blaͤtter, Bluͤthe und Fruͤchte ſind dazu gemacht, das Aug zu erquicken, den N Geruch die engliſchen Wälder, 289 Geruch zu befriedigen, und den Geſchmack zu vergnuͤgen. Es war alſo nichts natuͤrlicher, als dieſe Bäume eben fo gut in unſere Gärs teu einzuführen, wie fie ehemals die Italiener als Fremdlinge bei ſich eingefuͤhrt, und nun ganz an ihren Himmelsſtrich angewoͤhnt haben. Aber ſtatt einiger Baͤume, nach dem horazi— ſchen utile dulci in unſere Gaͤrten aufzunehs men, waren wir nur erpicht, alle moͤgliche Abarten von ihnen zu haben, und der genuefis ſche Gaͤrtner war ehemals eines gewiſſen Ab— ſazes verſichert, wann er nur neue Namen aus geben konnte. Er beobachtete alfo feine Bäus me genau, ſuchte alle widernatuͤrliche Ereigniſſe durchs Einaͤugeln zu erhalten und zu vermehs ren, gab dieſen neue und eigene Namen, und führte fie den Deutſchen als eine groſe Selten— heit ſehr theuer zu. Dadurch haben wir eine unertraͤgliche Menge unbrauchbarer und laͤcher⸗ licher Spielarten bekommen, die, nachdem nun die Liebe zu ſolchen Sammlungen ver— ſchwunden, auch die Neuheit befriediget iſt, uns befuͤrchten macht, daß man den edeln Pomeranzenbaum ſelbſt aus unſern Gaͤrten — * 290 Ueber verdraͤngen werde. — Daß es unſern Blumis ſten nicht beſſer ergangen ſei, als den Orange— rie⸗Sammlern, iſt leider bekannt genug. Daß es unſerer verehrungswuͤrdigen Nazion bei dem aufkeimenden Geſchmacke an Engliſchen Wäls dern abermals, wie bei den Orangerien und Blumen, gehen ſollte, das waͤre ein trauriges Schickſal, das uns gleichwohl leider bevorzu— ſtehen ſcheinet. Die Abſicht der Chineſiſchen oder Engli⸗ ſchen Waͤlder iſt eigentlich, in unſern Gaͤrten Mannigfaltigkeit, durch Hervorbringung laͤnd— licher oder dichteriſcher Scenen, zu veranlaſſen. So wie der Landſchaftmaler durch Zuſammen— ruͤckung oder durch Verbindung einzelner Naß turſchoͤnheiten einen unerſchoͤpflichen Stoff zu den ſchöͤnſten Gemälden hat, die er mit erfin⸗ deriſchem Geiſte nuzt und ordnet: ſo muß hier der Gartenkuͤnſtler ebenfalls erſt dieſe Schoͤu— heiten der Natur ſtudiren, und ſich mit dens ſelben vertraut machen, ehe er es wagen folls te, dergleichen natuͤrliche Gemälde in feinen zu erbauenden Gaͤrten aufzuſtellen, um ſo mehr, da man ſeine Arbeiten nicht ſo leicht die Engliſchen Wälder, 291 hinweg zu raͤumen vermag, wie man das ſchlech— te Gemaͤlde eines Landſchaftmalers aus der Gal— lerie eines Beſizers abhaͤngen kann. Folglich ſollten unſere Gartenkuͤnſtler auſer dem Stu— dium eines Landſchaftmalers auch noch die Ka— raktere der Baͤume ſelbſt ſtudiren, weil dieſe die Farben find, womit fie ihre Gemaͤlde aufs tragen. Aber daran ſcheint man nicht zu deu— ken, ſondern eine Sammlungsſucht beherrſchet uns. Man will nun abermals ſeine Engliſchen Waͤlder mit allen moͤglichen Nordamerikaniſchen oder auslaͤndiſchen an unſern Himmelsſtrich ans gewöhnten Bäumen und Sträuchern beſezen, und wann man hierauf unendliche Summen wird verwendet haben, daun wird man von dies ſen komiſchen Gedanken eben ſo, wie von der Agrumnen und Blumenwuth zuruͤck kommen, und unſer Geldbeutel und Gaͤrten werden einer ewigen Zerſtoͤrung ausgeſezt ſeyn. | Die Vermehrung unferer Holzarten durch Einfuͤhrung Nordamerikaniſcher oder ſonſtiger auslaͤndiſcher Bäume und Straͤucher iſt gewiß eine der edelſten Bemuͤhungen unſers Jahrhun— derts. Wir wuͤrden weder Aepfel, Birne, T 2 292 Ueber Aprikoſen, Pflaumen, Kirſchen, Trauben u. d. m. haben, wenn nicht ehemals die Rise mer bemuͤht geweſen waͤren, dieſe aus allen Welttheilen zu ſammeln, und in Italien an⸗ zupflanzen; und wenn nicht unſere edeln deuts ſchen Vorfahren von dort her fie bei uns eins gefuͤhrt, und durch ihren fleiſigen Bau bei uns einheimiſch gemacht hätten, Aber dieſe Vers mehrung der Holzarten und die Anlegung Eug— liſcher Waͤlder ſind doch zwei aͤuſerſt verſchiedes ne Gegenſtaͤnde, die weiter nichts mit einan⸗ | der Uebereinſtimmendes haben, als daß man j bei beiden Bäume und Stauden aubauet. Erz | ſtere müffen unter den Augen eines wahren Kraͤuterkenners angepflanzet werden, wofern nicht alle dieſe nuͤzliche Verſuche meiſt in laͤp⸗ piſche Taͤndeleien, wie bei den Agrumnen und Blumen ausarten ſoll. Leztere aber erfodern einen erfinderiſchen Gartenkuͤnſtler, zu wel- chem gewiß ein aͤngſtlicher, auf aͤchte Merkma⸗ le aͤuſerſt aufmerkſamer Kraͤuterkenner eben fo I ungeſchickt, als ein Gartenkuͤnſtler es unfehl- bar zu den erſten iſt. Denn die Angewoͤh⸗ nung auslaͤndiſcher Bäume und Stauden an die Engliſchen Wälder, 293 unſern Himmelsſtrich erfodern deswegen einen Kraͤuterkenner, weil dieſer die fremden Baͤu⸗ me genau beſtimmen, und ſich bemuͤhen muß, zu verhindern, daß nicht Spielarten oder gar der naͤmliche Baum unter zweierlei Namen im Lande eingefuͤhrt werde. Bei den Holzarten iſt dies gar leicht moglich, weil ihre Blaͤtter, bis dahin, daß ſie einmal bluͤhen und Fruͤchte tragen, ſich jaͤhrlich meiſtens in ihrer Ge— ſtalt abaͤndern. Daher der bloſe Sammler ohne wahre Kraͤuterkenntniß der groͤſten Betruͤgerei ausgeſezt iſt (“). Ferner muß der Kraͤuter⸗ — x 3 () Die Baͤume und Stauden haben, wie die andern Gewaͤchſe, kein anderes wahres und untruͤgliches Kennzeichen, als ihre Bluͤthen und Fruͤchten, und nur zu Beſtimmung der Arten werden andere Kennzeichen mit zu Hil— fe gerufen. Wer ſie anders ordnet, betruͤgt ſich ſelbſt. Aber die Baumhaͤndler koͤnnen dieſe Art zu pruͤfen nicht ausſtehen, weil dieſe ihren! Betrügereien Graͤnzen ſezet. Viele derſelben ſuchen ihren Gewinſt durch Taͤndeleien zu vermehren, wovon ich hier nur ihr thoͤrichtes Spielwerk mit Baͤumen, die panaſchirte Blaͤtter haben, anfuͤhren will. Dies Kennzeichen eines meiſt kraͤnkeln— den Baumes ſuchen dieſe Herren durch Ein⸗ aͤugely und Pfropfen nach Moͤglichkeit zu ver⸗ 294 Ueber hi kenner die Natur des Baumes beobachten, feia ne Anpflanzung ſelbſt erſt durch mannigfaltige Verſuche erlernen und erproben, damit er die wirklich angewoͤhnten Baͤume durch Mitthei— lung ihrer Saamen, und durch wahren Uns terricht ihrer Anpflanzung in der Gegend ein— führen koͤnne. Geſchieht dieſes nicht (), fo vielfaͤltigen, und den Unwiſſenden als recht ſeltene Baͤume aufzuhaͤngen. — Auf eben dieſe Art durchſucht der Baumhaͤndler ſeine Baͤume mit forſchendem Auge, und wann er an denſelben was Widernatuͤrliches entdeckt: ſo weis er nichts eilfertiger zu verrichten, als das Widernatuͤrliche durchs Pfropfen und Einaͤugeln zu vervielfaͤltigen, und dann dieſe ſo erhaltene Spielarten fuͤr ſchweres Geld dem unwiſſenden Sammler zu verkau— fen. Der Kraͤuterkenner iſt ihm alſo ein Dorn im Auge, weil dieſer durch Offenbahrung des Betruges den Schruppereien Graͤnzen ſezet. ) Gekaufte Baͤume find auch deswegen, wenn fie auch wuͤrklich ſchon acht find, zu Engli— ſchen Waͤldern unbrauchbar, weil ſie entwe— der auf andere wilde Staͤmme gepfropft, oder eingeaͤugelt, oder Ableger von Baͤumen ſind. Leztere bekommen nie eine wahre Wurzel, und ſind alſo zwar fuͤr den Kraͤuterkenner, aber nicht für den Gartenkuͤnſtler; weil ein ſolcher Baum nie zu ſeinem wahren Wuchſe die Engliſchen Wälder. 295 ‚find alle die mit Koſten herbeigeſchaften aus» laͤndiſchen Baͤume ein wahrer Verluſt fuͤr die Staatskaſſe, indem nach Verlaufe von 20 oder 30 Jahren von dieſen ſo theuer angeſchaften Bäumen nichts, ja nicht einmal ihr Namen da ſeyn wird. Alles dies, und noch mehreres hiezu Er— forderliche liegt aber ganz auſer den Graͤnzen des Gartenkuͤnſtlers, hingegen muß dieſer den Baum mit dem beobachtenden Auge eines Lands ſchaftmalers, und mit dem Geiſte eines Dich— ters ſtudiren, und Eigenſchaften, die dem Kraͤuterkenner ganz unbedeutend ſind, ſind fuͤr den Gartenkuͤnſtler von dem hoͤchſten Werthe. Damit ich mich hierin ſo verſtaͤndlich mache, — 2 4 gelangt. Erſtere aber ſind meiſt fuͤr beide unbrauchbar, weil der wilde Stamm das fremde Reis uͤberwaͤltiget, und ſolches, wann es lang genug gekraͤnkelt, toͤdtet. Der Gar— tenkuͤnſtler muß alſo ſchlechterdings auf Saa— menſtaͤmme denken, alle kuͤnſtliche Erzeu— gungen, als ihm ganz unbrauchbar, verwer— fen, und Baͤume, die bei uns nicht aus Saa— men gezogen werden koͤnnen, gar nicht zu ſeinen Pflanzungen verwenden. 296 Ueber als es möglich iſt, will ich einen Verſuch vor⸗ legen, wie ohngefaͤhr der Gartenkuͤnſtler ſeine Baͤume ſtudiren muͤſſe, wenn er dieſelbe auf eine ſchickliche Art zur Anlegung Engliſcher Waͤlder mit Kraft und Geiſt verwenden will. Ich ſchmeichle mir, daß man für dieſen Ver⸗ ſuch alle moͤgliche Nachſicht haben werde, weil ich nur zeigen will, wie der erfinderiſche Gars tenkuͤnſtler ſtudiren koͤnne: nicht, daß ich dieſe Verſuche ſelbſt als ein Muſter eines guten Stu⸗ diums aufſtellen wollte. So viel aber wird doch durch denſelben erhellen, daß ein Engli⸗ ſcher Wald nichts weniger als eine Samm⸗ lung allerhand untereinander gepflanzter Baͤu⸗ me ſei, und daß zur Anlage eines ſolchen nicht juſt ein voller Geldbeutel, ſondern ein Bischen Genie und Kunſt erfordert werde. Auch wird daraus erhellen, daß die Meiſten von den Englaͤndiſchen Parks bisher noch Feis ne wahre Begriffe gehabt, indem dieſe ſelbſi— denkende Nazion durch ſie die edelſten Abſich— ten zu erreichen ſucht, deren freilich ein mit Sammlungswuth Behafteter nicht faͤhig iſt. —— ᷣ — . — — — S — — die Engliſchen Wälder. 297 Karakteriſtik einiger Baͤume. Bei den auslaͤndiſchen Baͤumen verdient der Platanus allerdings eine vorzuͤgliche Stel— le, und ich glaube, ihn nicht wuͤrdiger ſchildern zu koͤnnen, als wenn ich ihn den Baum des Welt⸗ weiſen nenne. Wir haben verſchiedene Ar— ten deſſelben, aber da es ſelbſt bei Kraͤuter⸗ kundigen noch nicht ausgemacht iſt, ob dieſe Ar⸗ ten ſelbſtſtaͤndig, oder gar nur Abarten ſind, fo wäre es laͤcherlich, wenn man in den Waͤl⸗ dern der Groſen auf die Anpflanzung einer an⸗ dern Art, als des ſogenannten Abendlaͤndiſchen daͤchte. Dieſer Baum iſt nach dem Zeugniſſe des Plinius als ein wuͤrdiger Fremdling uͤber das joniſche Meer, und wie er ausdruͤcklich ſagt, wegen feinem ehrwuͤrdigen Schatten, den er von ſich wirft, in Italien eingeführt, und ſo in Ehren gehalten worden, daß man, um ſeinen Wachsthum zu beſchleunigen, ihn ſo gar mit Wein begoß. Heut zu Tage iſt er kein Fremdling mehr in Deutſchland, und man weis aus vielfältiger Erfahrung, daß er uns gemein darin gedeihe, und einen auferordentlis chen Wachsthum habe. Aber das Gefuͤhl von T 5 — we 298 | Ueber ſeiner Schönheit und Majeſtaͤt iſt nicht fo bes kannt, wie er es verdiene, Man ſtopft ihn in Waͤldern unter anderes Gehoͤlz, wo er verſtickt, oder doch wenigſtens nicht in all der Pracht erſcheint, die er auszubreiten faͤhig iſt. Der Platanus iſt ein hoher, von Natur ganz gerade in die Hoͤhe wachſender und mit der herrlichſten Krone gezierter Baum. Da er fuͤr ſich ſelbſt eine groſe Gegend einnimmt, und durch ſeinen ehrwuͤrdigen Schatten den Geiſt zu groſen und erhabenen Gedanken dahin reiſt: ſo iſt es ein wahrer Fehler, wenn man ihn zu dicht ſezet, und dadurch verkruͤppelt. Da er ſchnell im Wachsthume iſt: ſo erheiſchet er einen guten, fetten und feuchten Boden. In einem ſolchen waͤchſt er aber auch zum Erflaus nen ſchnell, und in dem hieſigen kurfuͤrſtlichen Kraͤutergarten ſtehet ein zehenjaͤhriger Baum, der über fünf und dreiſig Schuh Höhe hat. In dem kurfuͤrſtlichen Garten zu Schwe— zingen iſt die neue Anlage einer tuͤrkiſchen Mo⸗ ſchee mit Platanus umſezet, und juͤngſt ſind in Mannheim die Blanken mit ſolchen beſezt worden, die in wenigen Jahren der Stadt die die Engliſchen Wälder. 299 groͤſte Schönheit verfchaffen werden. Doch ſcheint es. mehr feine Natur zu ſeyn, in dem eutfernteften Theile eines Gartens zu ſtehen, da er durch ſeinen majeſtaͤtiſchen Wuchs die Seele zur Stille und Einſamkeit einladet, ſie von dem Getuͤmmel der Staͤdte entfernet, und alsdann in ihr groſe und erhabene Gedanken erzeuget. Plinius iſt ganz voll des Lobes, das er dieſem Baume beilegt, und erzaͤhlt ver⸗ ſchiedene Beiſpiele, die uns von ſeinem Wachs⸗ thume die groͤſten Begriffe geben; und uach dem Aelian bezauberte der Schatten eines ſol— chen recht erwachſenen Baumes den Rerxes dermaſen, daß, als er ihn auf einem ſeiner Kriegszuͤge antraf, er mit ſeiner ganzen Ar— mee einen ganzen Tag bei demſelben verweilte, den Baum feinen Liebling neunte, und ihm zu Ehren eine goldene Muͤnze praͤgen lies. Das Schelen ſeiner Rinde iſt auch eine ganz merkwuͤrdige Erſcheinung an ihm, die in ſeinem Karakter was ganz vorzuͤgliches iſt. So wie der Stamm alle Jahre dicker wird, trock⸗ net die vormjaͤhrige Rinde, ſpringt nach und nach ab, und der Baum ſtehet alsdann fehe 300 a Ueber prachtvoll in feiner neuen und verſchoͤnerten Rin⸗ de da. So wirft der Weiſe, der ſich im Den⸗ ken uͤbet, immer mehr und mehr die alten Vorurtheile ab, und ſein davon befreiter Geiſt erſcheint alsdann in einem viel angenehmern und lieblichern Lichte. Wohl dem Menſchen⸗ geſchlechte, deſſen Maͤnner, nach Art des Pla⸗ tanus von falſchen Begriffen, eingeſogenen Vor⸗ urtheilen und Aberglauben ſich taͤglich entledi— gen und ihren Geiſt daruber erheben. Sie wers den die wohlthaͤtige Stuͤze des Staates ſeyn, und unter ihrem ehrwuͤrdigen Schatten werden ihre Mitbuͤrger ein gluͤckliches und ſanftes Leben verleben. Sie werden der Stolz und die Zierde der Nazion ſeyn, und Juͤnglinge ermuntern, ihrem erhabenen Beiſpiele zu folgen. Wehe aber dem Staate, wo alle dieſe Gebrechlichkei? ten mit altern, und taͤglich feſter mit anwach— ſen. Was kann ein Wald von alten Knorren fuͤr Schoͤnheit erwarten? ö Der Negundo Ahorn iſt ein aus Vir⸗ ginien zu uns gekommener Baum, der ſich durch ſeinen ſchnellen Wuchs auſerordentlich empfiehlt. Seine Aeſte treiben gerad und lang, die Engliſchen Wälder, 301 und erhalten dadurch eine vortreffliche Krone. Aber da die Blaͤtter lang und duͤnne ſind, ſo werfen fie keinen fo ſtarken Schatten. Wenn fie auf einem fetten und feuchten Boden ſtehen, und einmal in der Wurzel erſtarket ſind, wach⸗ ſen ſie oft in einem Jahre fuͤuf bis ſechs Schuh, und ein Baum von zehen Jahren kann leicht dreiſig Schuh Hoͤhe erlangen. Da ſeine jaͤh⸗ rige Triebe, wie die Blaͤtter, hellgruͤn ſind, ſo verurſacht die durch ſie durchblinkende Sonne das angenehmſte Licht, das man ſich nur wuͤnſchen kann. Sie dienen alſo zu muntern Waͤldern, die zum Ergoͤzen und Vergnügen einladen, unter deren Schatten eine angenehme Geſell— ſchaft gern verweilet, weil er nicht gaͤnzlich die freie himmliſche Ausſicht verhindert, auch ſelbſt den ſanften Winden einen angenehmen Durchgang erlaubet. Unter ihnen waͤchſt gern ein friſches zartes Gras, das den Boden wie ein gruͤner Teppich bedecket, und Anmuth und Lieblichkeit verbreitet. Aber eben dieſe Leich⸗ tigkeit des Baumes iſt ihm oft gefaͤhrlich. Ra⸗ ſende Winde erſchuͤttern denſelben, und greifen ihn oft ſo maͤchtig an, daß fie ihn gaͤnzlich abe an 302 Ueber brechen, oder ihn doch zum Theile feiner ſchoͤ⸗ nen Kronen berauben. Seine von ihm anzu: pflanzende Wälder muͤſſen daher ſchon was dich!? | ter beſezet ſeyn, fie ſelbſt aber einer Gegend genieſen, wo die Winde ſie nicht ſo maͤchtig er— greifen koͤnnen. Dennoch iſt er auch hierin ein Vorbild der bei den meiſten gewoͤhnlichen Freundſchaft, die auch jeder Zufall leicht er— ſchuͤttert, oder gar vernichtet, die eben ſo ſchnell, wie der Negundo Ahorn waͤchſt, aber auch oft eben ſo ſchnell, wie er, zerſtoͤret wird. 0 Die babiloniſche Weide hat einen eige⸗ nen merkwuͤrdigen und beſtimmten Karakter, und verdienet daher in mehr als einer Ruckſicht das Aug des Beobachters. Sie erhaͤlt, we— nigſtens in unſerm Himmelsſtriche, die Höhe eines wahren Baumes, iſt bis in die aͤuſerſten Spizen ausdauernd, aber da fie durch ibre ſon— derbare Geſtalt den Wind wie ein Segeltuch auffaͤngt: fo leidet fie von ſelbigem mauchmal Schaden. Seine duͤnnen, von der Krone lang bis auf den Boden herabhaͤngenden, mit Blaͤt— tern Dim beſezten Zweige muͤſſen auch in dem aufgeheitertſten Gemuͤthe Traurigkeit und Weh⸗ die Engliſchen Wälder, 303 muth erwecken, und ich wuͤſte keinen ſchickli— chern Baum, dies Gefuͤhl zu erregen, als eben dieſe babiloniſche Weide. Vermoͤg die— ſes Karakters ſollte man alſo glauben, waͤre dieſelbe aus den Graͤnzen der ſchoͤnen Garten— kunſt verbannet, wo man nur das Erheitern— de, das Angenehme aufſucht, und ſich gewoͤhn— lich in dieſe Gefilde zuruͤckzieht, um da die Ruhe des Geiſtes wieder zu finden, die man ſo oft dem Getuͤmmel der Staͤdte aufopfert. Aber auch die Melancholie hat ihr Bezaubern— des: und wenn der Lacher nach ſo vielen ſo durchgebrachten Stunden ſich gleichwohl leer und oͤde findet, und oft fuͤr Langweil nicht weis, wo er hinaus ſoll, dann ſchwinden dem Traurigen die Tage wie Stunden dahin, und mancher Dichter hat gewiß bei der Dichtung einer Elegie uͤber den Tod ſeiner Geliebten mehr Troſt und Zufriedenheit, als bei allen andern Troſtgruͤnden oder ſonſt möglichen Zer⸗ ſtreuungen, gefunden. Ich wuͤſte daher bei dem aufkommenden Ge⸗ ſchmacke, Monumente wuͤrdiger Maͤnner oder zaͤrtlicher Freunde in die entfernten Theile des 304 Ueber Gartens zu verfezen, keinen wuͤrdigern Baum, als eben dieſe babiloniſche Weide, zu empfeh⸗ len. Ein Waͤldchen von zwanzig bis dreiſig Baͤumen, die aber weit geſezet ſeyn muͤſſen, damit die Krone Plaz habe, ſich recht voll- kommen auszudehnen, und ihre herabhangen⸗ den Zweige ganz frei und ungehindert herab— haͤngen zu laſſen; in deren Mitte, auf einem etwas freiern Plaze, ein einzelner Baum flüns de, unter und hinter deren Zweigen die Urne ſteht, wuͤrden gewiß den Verluſt des Mannes, 5 feine Wuͤrde und Tugend in unſer Gemuͤth zus | ruͤck rufen, und all die Wuͤrkungen hervorbrin⸗ gen, die der Bildhauer durch die Stellung ſeis ner Genien zu erreichen ſucht (5). Ja er ſcheint mir hiezu viel ſchicklicher, als der Cypreſſen⸗ 3 baum, der durch fein duͤſteres Anſehen die uns angenehmen Empfindungen der Traurigkeit ers regt; da hingegen die babiloniſche Weide mehr das zaͤrtliche Mitleiden, und das Gefuͤhl ver⸗ gangener Gluͤckſeligkeiten zuruͤckruft, und uns | in fanfte Wehmuth einwieget. | | Die () Siehe die Titelvignette unſers berühmten h Landſchaftmahlers, Ferdinand Kobels. 1 | 40 i die Engliſchen Wälder, 305 2 Die Gleditſia Triacanthos hat wenig⸗ ſtens in unfern Provinzen einen ſchuellen Wuchs, und erſtarket zu einem hohen Baume. Ich beſize Staͤmme von fuͤnf Jahren, die ſchon über funfzehen Schuh Höhe und eine derſel— ben gemaͤſe Dicke haben. Sie find alſo vor⸗ trefflich, Waͤlder anzulegen, die das Lachen, den Leichtſinn und die Fluͤchtigkeit mit all ih⸗ ren Folgen ausdruͤcken ſollen. Seine Krone iſt nicht ſtark von Aeſten, und an dieſen ſtehen kleine gefiederten Blaͤttlein, die nicht allein eis nen ſehr gemilderten Schatten geben, ſondern auch von dem ſanfteſten Winde in einer ſteten | angenehmen Bewegung erhalten werden, Uns ter denſelben verbergen ſich Stacheln von einer ü gewaltigen Groͤſe und Staͤrke, die zwar die angenehmſts bluthrothe Farbe haben, aber dies jenigen rechtſchaffen ſtechen, die ſich ihnen freund⸗ ſchaftlich nahen. Ihre Bluͤthe duftet einen an⸗ genehmen Geruch, und da ſie haͤufig hervor brechen, ſo breitet er ſich weit herum aus. Ei⸗ nen der Venus gewidmeten Tempel wuͤſte ich daher in keinem ſchicklichern Walde, als in eis nem von Gleditſienbaͤumen aufzufuͤhren, wel— 306 Ueber cher gewiß die Wolluſt mit allen verborgenen und tödlichen Folgen derſelben am wuͤrdigſten und am ſinnlichſten aus druͤcken wuͤrde. Der Eleagnus oder Paradiesbaum hat einen ihm ganz eigenen Karakter. Er waͤchſt bei uns zu einem hohen Baume, vers ! liert aber nie die Eigenſchaft, in der ganzen Länge ſeines Stammes ſtaudenartig auszu⸗ ſchlagen. Seine Aeſte gehen immer gerad in die Hoͤhe, ſind ſchlank, und dicht belaubet. Die Blaͤtter ſind ſchmal und lang, und haben eine ganz ſonderbare graulichte Farbe. Ihre } Krone macht daher einen ganz wunderbaren Eindruck, und das Aug, das nur an das Gruͤ— ne gewoͤhnt iſt, findet was ganz Romantiſches an demſelben. Zugleich ſind ſie voll Bluͤthen, die den herrlichſten, weit um ſich breitenden Ges ruch haben, weswegen man ihn auch in Por— tugall den Paradiesbaum nennet. Eine ande— re Art von ihm hat eben ſo breite, aber noch einmal ſo kurze Blaͤtter, und nimmt ſich nur fuͤr den Kraͤuterkenner aus: denn im Wuchſe und in der Bluͤthe kommen ſie gaͤnzlich mit einander uͤberein. Ein Wald von Eleagnus, die Engliſchen Wälder. 307 mit dem Hypopfaͤ Nhammoides, der ihm an der Farbe der Blaͤtter viel gleichet, koͤnnte zu ſchwaͤrmeriſchen Scenen, die bald in das Wun⸗ derbare, bald in das Entzuͤckende dahin reiſen, uuter den Händen eines dichteriſchen Gartens kuͤnſtlers viel beitragen, beſonders wenn eine | komiſche Gegend mit verborgenen Waſſerfaͤllen dabei bennzer würde. Auch nimmt dieſer Baum mit jedem Boden vorlieb. Rauhe, ſteinigte, hoͤckerichte Gegenden ſind ihm ganz recht, wel— | ches feine Benuzung zum Romantiſchen unges mein erleichtert. Nur muß man ſich merken, daß man Saamenſtaͤmme anpflanze, indem die von geſteckten Reiſern erwachſene Baͤume nur auf der Oberfläche der Erde dahin Eriechens de Wurzeln erhalten. Ich vermuthe, daß ein Gartenkuͤnſtler auf dieſe Art das Eigenthuͤmliche und Entſcheiden⸗ de eines jeden Baumes mit dem ſchaͤrfſten Bes dobachtungsgeiſte erforſchen muͤſſe, ehe er es was gen dürfe, an die Aulage eines wahren eng— liſchen Waldes zu denken. Denn da er nicht allein mit dem Geiſte eines Landſchaftmalers u 2 308 Ueber durch dieſe Zuſammenſezung ganz eigenthuͤm⸗ licher Karaktere wuͤrdige Natur-Sceuen dar⸗ ſtellen, ſondern auch mit dem ſchoͤpferiſchen Ge: nie eines epiſchen Dichters ganze Handlungen und Begebenheiten auf eine wuͤrdige und feier⸗ liche Art abſchildern ſoll: ſo muß er wahrlich vorher die Karakteriſtik feiner Baͤnme ſtudi⸗ ret haben, wofern er nicht alle Augenblicke in das Poßierliche, oder was noch ſchlimmer iſt, in das Abgeſchmackte verfallen will. Wir Deutſchen ſtehen aber fo eben auf dem gefährz lichen Zeitpunkte, bei der Anlage unſerer Gaͤr— ten in dies noch Schlimmere zu verfallen, da wir die aͤuſerſt falſche Vermuthung hegen, ei— ne Sammlung Nordamerikaniſchen Gehoͤlzes, und ein Engliſcher Wald ſei daſſelbige. Ge— ſezt auch, daß dieſer grundfalſche Gedanke in England herrſche, ſo beweiſt er weiter nichts, als daß dies Land auch Menſchen von gemei— nem Schlage enthalte, die gewiß nie das Vor— bild eines denkenden Mannes ſeyn duͤrfen. Vielleicht werde ich kuͤnftig einmal einen Ent: wurf uͤber die Zuſammenſezung ſolcher Scenen mittheilen, und alsdann zeigen, was der deutſchen die Engliſchen Wälder. 309 Nazion vielleicht obliege, wenn ſie beide edeln Gegenſtaͤnde, die Angewoͤhnung auslaͤndiſchen Gehoͤlzes an unſern Himmelsſtrich, und die Anlegung Engliſcher Waͤlder in den Gaͤrten der Groſen wahrhaft erreichen will. Beide vers dienen die Aufmerkſamkeit unſerer denkenden | Nazion, aber beide muͤſſen auf eine ganz ent⸗ gegen geſezte Art erreichet werden. r U. Verzeichniß von Stauden zu einem Luſthaine. Wenn wir die Schönheit des Frühlings zer⸗ gliedern, der mit einem allgemeinen Reize auch den unempfindlichen Menſchen aus feiner Fühls loſigkeit herauszaubert, fo ſehen wir, daß theils die noch kleinen, mit aller Pracht der Ju⸗ gend ausgezierten Blätter, vorzüglich aber die Mannigfaltigkeit der Bluͤthen und ihrer Wohl— geruͤche die mächtigen Wuͤrkungen hervorbrin— gen, die denen, auf die Zukunft minder den- kenden Poeten den Wunſch eines ewig dauern- den Fruͤhlings abgelockt haben. Der Ritter von Linne nennt die Blumenblaͤtter die Vor⸗ haͤnge des Brautbettes, innerhalb welchen die keuſche Natur die Vermaͤhlung vollzieht, auf die der Schöpfer die Dauer des Pflanzenrei⸗ ches ſo weislich gegruͤndet hat, und der lau- ſchende Beobachter bemerket, wie dieſe Vor⸗ Von Stauden zu einem Luſthaine. 311 haͤnge bei mancherlei Bluͤthen in dem zaͤrtlich— ſten Augenblicke des Pflanzenreiches ſich wuͤrk— lich zuſammen ziehen; andere aber ſchon ſo geſtaltet find, daß dieſe keuſche Vereinigung minder merkbar ſei. Die zu dieſer zaͤrtlichen Umarmung beſtimmten Blumentheile, die der Kraͤuterlehrer die Staubfaͤden und Griffel, oder mit, das Gleichniß begreiflicher machenden Worten, die maͤnnlichen und weiblichen Theile nennt, duͤften, je mehr ſie ſich dieſem Augen⸗ blicke naͤhern, deſto mehr die ambroſiſchen Ge— ruͤche aus, die uns die Blumen fo empfehlbar machen. Iſt aber das Werk der Liebe vollzo⸗ gen, der Saame befruchtet, und die Winke der Natur befriediget, ſo welken die Blaͤtter; die Staubfaͤden und Griffel hören auf zu düfz ten, und nun arbeitet der ganze Pflanzenbau gemeinſchaftlich, dasjenige zu einer gehoͤrigen Reife zu vollenden, was bei dem Abſterben der alten Pflanze die Arten von ihrem Unter— gange erretten ſoll. So iſt ein ewiger Lauf der Dinge, die entſtehen, in der Kraft der Jugend der Liebe opfern, naͤchſtdem durch Fruͤchte tragen nuͤzlich werden, und alsdann u 4 312 Von Stauden von dem Schauplaze abtretten, um den folgen⸗ den Generationen in gleichem Wuͤrkungskreiſe nicht hinderlich zu ſeyn. Hier iſt der Plaz nicht, dieſen groſen Plan des Schoͤpfers weiter zu zergliedern; aber wichtig, neu und uͤberraſchend ſind die Bemerkungen des Beobachters, der dieſen Gang der Natur, vorzuͤglich das Ges ſchaͤft der Liebe der Pflanzen naͤher erlaͤutert, und die Grundfeſten darleget, denen wenigſtens das Thier- und Pflanzenreich fein Daſeyn zu verdanken hat. (S. v. Linne fponfalia plantar. Amoenit, Acad. T. I. p. 327 — Koͤhlreuter von 'einis gen das Geſchlecht der Pflanzen betreffenden Verſuchen — und meine Beobachtungen in den Tom. III. phyſ. acad. Palat. pag. 116.) g Vielleicht wird mancher denken, daß dies ein ſehr weit hergeholter Eingang ſei, um von Stauden zu reden, die zu einem Luſthaine zu verwenden find. Aber er irrt ſich. Denn er entz haͤlt den wahren Grundſaz, nach welchem der Gartenkuͤnſtler ſeinen Luſthain pflanzen fol. Da die Pflanzen in jenem Zeitpunkte den maͤch⸗ rigſten Reiz haben, wo fie ſich auſchicken, der 2 e— . 5 en Pe En er N zu einem Luſthaine. 313 Liebe zu pflegen: fo muß der Gartenkuͤnſtler bei der Wahl der Stauden den Bedacht dahin nehmen, daß er jene auswaͤhle, die theils durch die Pracht der Bluͤthen, oder der Wohlgerüs che ſich vorzuͤglich auszeichnen, und auch in der Bluͤthezeit einander ſich ſo folgen, daß eine Staude anfängt, wenn die andere aufhoͤret: man alſo den ganzen Sommer uͤber zu keiner Zeit in die Anlage tretten kann, ohne Bluͤ⸗ then und Wohlgeruͤche darin anzutreffen. — Stauden mit gefuͤllten Bluͤthen, ungeacht ſie mehr ein Werk der Kunft, als des Zufalles ſind, indem ſie gewoͤhnlich aus Saamen er— wachſen, der da gereift, wo der Boden zu reichliche Pflanzennahrung hat, ſind in einem ſolchen Haine ſehr erwuͤnſcht, weil ſie wegen ih— rem fehlerhaften Baue zu dem Werke der Lies be minder, oder gar nicht geſchickt ſind, und ſich deßwegen laͤnger in ihrer Schönheit erhal— ten, auch die Standen ſolche reichlicher herz vorbringen, da fie nicht durch das Saamen— reifen entkraͤftet werden, fo in dem Pflanzen⸗ reiche eben ſo gut wie in dem Thierreiche die Kraft erſchoͤpſet, und der Staude die Schoͤn⸗ U 5 314 Von Stauden heit entzieht, die ſie nun ganz allein zum Nuͤz⸗ lichen verwendet. — Hieraus folgt eine andere Regel, naͤmlich daß man bei der Anlage eines Luſthaines vorzuͤglich auf einen guten Boden ſehen und ihm einen fruchtbaren Standort aus⸗ wählen muͤſſe, den man nach hollaͤndiſcher Gaͤrt⸗ ner Art in einem ſtaͤten Ueberfluſſe von Pflan⸗ zennahrung zu erhalten hat, weil alsdann die Bluͤthen nicht allein einen viel glaͤnzendern, praͤchtiger in die Augen fallenden Schmelz has ben, ſondern auch einen viel feinern und durch⸗ dringernden Geruch ausduͤften. Dies ſind die Hauptgrundſaͤze, die man von Seiten der Gaͤrtnerei einem Gartenkuͤnſtler zu empfehlen hat, die uͤbrigen muß er als ein geſchickter Landſchaftmahler der Natur ablaus ſchen, die am beſten weiß, was den maͤchtig— ſten Reiz auf unſer Gefuͤhl hervorbringen kann. Verlaſſen iſt noch dieſe Bahn, oder wenigſtens ſehr einſam hie und da von einem Sohne der Mutter Natur betretten, aber die Zeit wird ſchon kommen, wo man einſehen wird, daß ein Gartenkuͤnſtler mit dem freien Pinſel eines Laudſchaftmahlers ein viel verehrungswuͤrdi⸗ 3 — zu einem Luſthaine. 385 ger Mann ſei, als jener, der mit le Notre's Linial und Cirkel Plane entwerfen, und uns ſer Gefuͤhl nach mathematiſchen Grundſaͤzen hofmeiſtern und zurecht weiſen will. — So wenig man alſo von mir hier Regeln und Vor— ſchriften zu erwarten das Recht hat: ſo ſei es mir doch erlaubt, ein und anderes als Bruch— ſtuͤck hier anzufuͤhren. Allgemeine Bemerkungen. Bei einem Luſthaine iſt nichts unangeneh— mer, als wenn dem Auge die freie Ausſicht genommen wird. Waldungen von hohen Baͤu— men find eine Mauer, die uns auf eine aͤngſt— liche Art einſperren, und in uns das Gefuͤhl eines Staatsgefangenen erzeugen. Wenn da— her auch ſchon der Gartenkuͤnſtler ſolche Sce— nen anlegt, zu welchen hohe Baͤume erforder— lich ſind, ſo ſoll er doch mit ſolchen Scenen nicht verſchwenderiſch ſeyn, und dem Garten Heiterkeit und Freiheit nicht rauben. Stauden und niedere Baͤume entſprechen alſo der Idee eines Luſthaines um ſo mehr, weil ſie nicht nur dieſe Heiterkeit nicht hemmen, ſondern auch dem forſchenden Auge erlauben, 316 Von Stauden die Schoͤnheit der Bluͤthen in der Naͤhe zu be⸗ trachten, und in der Atmosphaͤre ihres Wohl⸗ geruchs herum zu wandeln. Dennoch ſind einige hohen Baͤume auf ei⸗ nen Klumpen zuſammen geſezet, auch hier von einer uͤberraſchenden Schoͤnheit, beſonders wenn ſich ihr Wald oben her ſo ſchlieſet, daß ſie die Strahlen der Sonne ſehr ſchwach, und mit einem ſehr gemilderten Lichte durchlaſſen, und den Ge⸗ fuͤhlvollen unter ihren erhabenen Schatten die uͤbrigen Schoͤnheiten der Natur mit aller Frei⸗ heit anzuſtaunen erlauben. Ein ſolcher Klum— pen hoher Baͤume uͤbertrift das ſchoͤnſte Gar⸗ tenhaus, deſſen Waͤnde mit den praͤchtigſten Tapeten geſchmuͤckt ſind, und deſſen Platfond der groͤſte Kuͤnſtler gemahlt hat. Denn ſie gewaͤhren uns Freiheit, reine Luft, und Ge⸗ nuß der um uns liegenden lachenden Natur; und zwar zu einer ſolchen Zeit, wo die Macht der Sonnenſtrahlen uns gleichſam aus der Natur in unſere Haͤuſer verbannt, und uns hindert, ſie zu ihrer ſchoͤnſten Zeit zu genieſen. Die aus Saamen gezogenen Acacien (Robinia pfeudo-acacia) find hierzu gar vortrefflich, zu einem Eufthäine, 317 weil fie ſchnell und ſehr hoch wachſen, wegen ihren vielen jedoch kleinen Blaͤttern die Strah⸗ len der Sonne zwar brechen und mildern, aber nicht hemmen, und während ihrer Blüs thezeit einen jasminartigen Geruch ausbreiten. Ein folder Klumpen Baͤume an dem aͤuſer⸗ ſten Ende des Haines zwiſchen Morgen und Mittag gepflanzet, wird gewiß die maͤchtigſte Wuͤrkung hervorbringen. Ueberhaupt duͤnkt mir, ſollten auch die mit⸗ telmaͤſigen Baͤume nicht fo zerſtreut, ſondern meiſt auf kleinen Gruppen dicht beiſammen ſte— hen, weil ſie da nach meinem Begriffe eine beſſere Wuͤrkung hervorbringen, und der Luſt— hain keinem Obſtgarten gleich ſieht. Hie und da ſo Gruppen, allemal auf die tiefſte Stelle des Plazes augebracht, geben dem Haine eine ungemeine Mannigfaltigkeit, ohne daß ſie die Freiheit hemmen, auf deren Genuß man im⸗ mer die groͤſte Ruckſicht nehmen muß. Lauben muͤſſen ſehr ſparſam angebracht werden. So reizend fie auch immer dem Ver⸗ liebten ſind, der ſich gerne mit ſeinem zaͤrtli— chen Gegenſtande der ganzen Welt entziehen, 318 Von Stauden moͤgte, um ſich beiden nur ganz allein zu leben und denen auch ſelbſt die Natur in dieſen felis gen Augenblicken des Lebens tod, oder doch nicht anziehend genug iſt: ſo muß man doch bedenken, daß dieſe Zeiten leider! nicht lang dauren, und daß in all den uͤbrigen Vorfaͤllen Freiheit die Gluͤckſeligkeit des Lebens ausmache. Bedeckte Gaͤnge ſind noch weniger zu billigen, und ſtatt deren wuͤrde ich allemal Alleen von ſehr hohen Bäumen anrathen, die uns beim Spazierengehen den ſo reizenden Schatten eben⸗ falls gewaͤhren, und uns nicht hindern, die Natur um uns herum zu genieſen. Mehr uͤber dieſen Gegenſtand zu ſagen, wage ich nicht. Meine Sache iſt es nur, den Karakter der Stauden und Baͤume anzugeben, und naͤchſtdem es dem Gartenkuͤnſtler zu uͤber— laſſen, wie er ſolche nach Maßgabe ſeines Ges nies und des ihm angewieſenen Plazes verwen⸗ den will und kann. zu einem Be 319 Erſter esch Hohe We zum | Behufe eines Luſthaines. Unter dieſer Benennung verſtehe ich ſolche, die bei uns die Groͤſe der Waldbaͤume er— | langen. | Dreiſtachelichte Gleditſia, Gledit/chia triacanthos. — Acacien Robinie, Robinia pfeudo - acacia. — Von der erſten habe ich ſchon oben S. 30; von der andern aber S. 316 geſprochen, ſo daß ich mich hier kuͤrzer faſſen | kann. Beide empfehlen ſich durch ihren übers aus ſchnellen Wuchs, durch den Wohlgeruch ihrer Bluͤthen, und durch das liebliche Licht, ſo ſie von der Sonne durch ihre Blaͤttlein durch— laſſen. Auch haben dieſer Baͤume Blätter ei— nen herrlichen Karakter, naͤmlich daß fie ſich nach dem Eiufluffe des Lichtes oͤfnen und ſchlie— ſen, und dadurch eine eigene Bewegung erhals ten. Abends ſchlieſen ſie ſich, und oͤfnen ſich wieder morgens, wenn der Tag ſeine gewoͤhn— ö liche Helle hat. Bei Regenwetter, oder bei bes decktem Himmel bleiben fie aber oft lang geſchloſ— 320 Von Stauden fen, und zeigen dadurch etwas den Fuͤhlpflau⸗ zen ſehr aͤhnliches, fo aber auch noch bei meh> reren, vorzuͤglich krautartigen Gewaͤchſen be⸗ obachtet wird. In den Morgen- und Abendſtunden zeigen fie daher etwas Geſellſchaftliches, fo bei Baͤu⸗ men ungemeinen Reiz hat, weil man nicht glaubt, allein zu ſeyn, ſondern einen angeneh— men Umgang zu genieſen, der ſich durch dieſe Bewegung aͤuſert. a Laburnen Cytiſſus, Cytifüs labur- num. Dies tft ein herrlicher Blumenbaum, der in aller Abſicht die Aufmerkſamkeit des Gartenkuͤnſtlers verdienet. Er iſt voller ges rader und in die Hoͤhe wachſender langer Aeſte, um welche ziemlich dicht beiſammen, jedoch wechſelsweis, kurze Knoſpen ſtehen, aus denen viele lange Blattſtiehle buͤſchelweis entſpringen, deren jeder ſich mit einem vortrefflichen dunkel⸗ gruͤnen Kleeblatte endiget. Jeder Aſt iſt al⸗ ſo dicht belaubt, und dies macht, daß zwar die Krone des Baumes ſich nicht weit ausbrei⸗ tet, aber deſto dichter iſt; die Sonne nicht durchlaͤſt, und im Ganzen wenig Plaz einnimmt. Der zu einem Luſthaine. 32 Der Baum empfiehlt ſich alſo ſchon von dieſer Seite, weil er in der Pracht eines ho— hen Baumes daher ſtolziret, ohne jedoch durch ſeine Krone dem Haine die Freiheit zu neh⸗ men. Aber noch vorzuͤglicher iſt er von Sei— ten ſeiner Bluͤthe. Denn aus jedem einzelnen Knoſpen entſpringen im Wonnemonate lange Blumenſtraͤuſer, die fo angenehm herunter hänz gen und ſich den unter ihnen wandelnden Men⸗ ſchen fo freundſchaftlich naͤhern, daß fie ſowohl durch ihre Art herabzuhaͤngen, als auch durch ihre ſchoͤne Goldfarbe den Unempfindlichſten rei⸗ zen und angenehm uͤberraſchen muͤſſen. Da beinah aus jedem Knoſpen ein ſolcher Blumen⸗ ſtraus entſpringt, und jeder Aſt mit ſolchen Kuoſpen dicht beſezet iſt: ſo kann man ſich die Menge der Blumenſtraͤuſer leicht vorſtellen, die dieſen Baum zieren. Es iſt alſo aͤrgerlich, wenn man ſie unter anderes Gehoͤlz gleichſam verſteckt, und ſie dadurch hindert, in all der— jenigen Pracht zu erſcheinen, womit ſie die Na— tur ausgeſchmuͤcket hat. — In einem Luſthai⸗ ne wird alſo hie und da ein Baum, der recht frei ſtehet und mit ſeiner Krone uͤber alle die * 322 Von Stauden andern hinaus ſchauet zu ſeiner Bluͤthezeit von der groͤſten Wuͤrkung ſeyn. — Doch werden auch verſchiedene auf einen dicken Klumpen ge⸗ ſezet, ſo daß ſie in der Ferne nur einen Baum vorſtellen, von groſer Pracht ſeyn. Und die Art ihrer Aeſte, ganz gerad in die Hoͤhe zu wachſen, erlaubt es, die einzelnen dicht zuſam⸗ men zu ſezen. | In der entferntern Gegend eines Luſtſchloſ— ſes zeichnet ſich dieſer Baum auch vorzuͤglich aus, um eigene Luſtwaldungen anzulegen, die nicht allein ungemein reizend, ſondern auch auſerordentlich eintraͤglich ſind. Denn das Holz laͤſt ſich ausnehmend gut glaͤtten, gleicht gar ſehr dem Ebenholze, und verkauft ſich deß⸗ wegen ſehr theuer zu feinen Schreiner-Arbeiten. Da der Baum zugleich auf ſchlechtem Boden waͤchſet: ſo dienet er auch vortrefflich, jene un⸗ fruchtbare Gegenden in der Nähe eines Luſt— ſchloſſes ohne alle Koſten, ja mit dem groͤſten Vortheile zu masquiren, die ſonſt in einer ſol⸗ chen Gegend ein wahrer Mißſtand waͤren. Und da die Rinden die Haaſen locken, ſo kann man Winters in einem ſolchen Walde immer — 2 Ps zu einem Luſthaine. 323 der Jagdluſt genieſen; welches hier auch Be— duͤrfniß iſt, weil ſonſt die Haaſen die Baͤume zu Grunde richten wuͤrden. Der Alpen Cytiſſus gehoͤrt zwar unter die niedrigen Baͤume, aber da er ſich von den erſtern nicht beſonders unterſcheidet, auſer daß ſeine Blumenſtraͤuſer wenigſtens noch einmal fo lang, als des Laburnums feine find: fo will ich deſſen hier nur erinnern. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß er zu Luſthainen noch vorzuͤg— licher ſei, als der erſtere. P eg Zweiter Abſchnitt. Mittelmaͤſig hohe Baͤume. Schmalblaͤtterigter Eleagnus, Eleag- nus angufifolia. Dornichter Eleagnus, Eleagnus [pinofa. Ich habe ſchon S. 306 von dieſem Baume geſprochen, und hier erin— nere ich nur, daß er vermoͤge ſeiner Blaͤtter zwar nicht in einen Luſtwald gehoͤre, wo nur das Angenehme und das Lachende hingepflan⸗ zet werden ſollte. Aber der ausnehmende Wohl— geruch der Bluͤthen, womit ein einzelner Baum * 2 324 Von Stauden eine ganze Gegend durchduftet, erheiſchet doch, daß man ihn hie und da in den entfernten Ge⸗ genden, und wo ſeine grauen Blaͤtter mehr verſteckt ſind, anziehe. Und ein Baum, der mit ſeiner Krone auf dieſe Art unter andere grünen Baͤume verſteckt iſt, macht in der Terz ne eine ganz ausnehmend angenehme Schatti— rung. Nach Sorskoͤhl ſind ſeine Fruͤchte in der Gegend von Konſtantinopel eßbar, und er iſt daſelbſt ein Garten- oder Fruchtbaum. Katalpen Bignonie, Bignonia catal- zd. — Die Katalpen Biguonie iſt ein herrli⸗ cher Baum, der ſchon hoch wird, da ich Stäma me von fuͤnf und zwanzig bis dreiſig Schuh ge— ſehen; doch glaube ich, wird er meiſtens nie— driger bleiben. Er empfiehlt ſich von Seiten der Schoͤnheit ſeiner Blaͤtter, ſeiner Bluͤthen und ſeiner Fruͤchte. Aber allemal duͤnkt mir, drucke er mehr das Scheinen, als das Wuͤrk— liche aus, und ſei das wahre Ebenbild eines Hofmannes, der viel verſpricht, aber wenig zu erfuͤllen gewohnt iſt. f Seine Blätter find herzf örmig, und von aus⸗ nehmender Groͤſe; und ich habe gar viele ger zu einem Luſthaine. 325 ſehen, die mehr als einen Schuh im Durch— ſchnitte hatten. Aber fie find von Baue duͤnn, von Farbe weislecht grün, und haben ein ſchwaͤch— liches Anſehen. Prachtvoll iſt ihr Blumen⸗ ſtraus, und ihre einzelne Bluͤthen glockenfoͤr— mig, zwei Zoll lang und einen halben Zoll breit, oben her in fuͤuf Einſchnitte zertheilet. Von Farbe weis, violet geſprengt, und mit zweien goldenen Streifen verſehen, aber von Baue auch dünn. Auf dieſen folgen fingers⸗ dicke, und cylinderartige Schotten, die oft zwi⸗ ſchen 12 — 20 Zoll Laͤnge haben, ganz ges ſtreckt herunter hängen, und dadurch dem Baus me abermals ein ganz fremdes Anſehen ges ben. In ihnen ſind eine Menge kleiner Saa⸗ men, mit groſen langen federartigen Anſaͤzen verſehen, die abermals auf den obigen Karak— ter gar herrlich paſſen. Die Aeſte des Baus mes breiten ſich weit aus, machen eine Krone von betraͤchtlichem Umfange, und wenige Baͤu⸗ me erheiſchen ſehr vielen Plaz. Ein Garten- kuͤnſtler, der das Scheinen und nicht Seyn ausdrucken will, wird ſich dieſes Baumes wohl bedienen koͤnnen. Nur muß er den niedrig⸗ & 3 326 Von Stauden ſten Plaz ſeines Haines dazu auswaͤhlen, weil eine ſolche Gruppe von Baͤumen die Ausſicht ungemein hemmen wuͤrde. Unangenehm wird es hier nicht ſeyn, zu bemerken, daß die Blu⸗ me dem Beobachter noch eine wichtige Erſchei⸗ nung darbietet, die das Werk der Pflanzen⸗ liebe ungemein erheitert. Das groſe zweilap— pige Stigma iſt aͤuſerſt reizbar, und zieht ſich heftig zuſammen, wenn man einen von dieſen Theilen gelind beruͤhrt, ehe das Liebeswerk vollzogen worden, der Zeitpunkt dieſer Voll⸗ ziehung aber wirklich bevorſteht. Virginiſcher Diospyros, Diospyros virginiana. — Der virginiſche Diospyros zeich— net ſich zwar nicht durch feine beſondere Schoͤn— heit von Bluͤthen aus, dennoch vermuthe ich, daß er in jedem Luſthaine von vorzuͤglicher Schoͤn— heit ſeyn werde: denn der Baum iſt dick bes laubt. Seine Blaͤtter ſind von ſechs bis acht Zoll Laͤnge, ungefähr drei Zoll breit, oval, oben mit einer Spize, am Rande ungezahnt, und auf ihrer obern Seite von einer ungemein liblichen gruͤnen Farbe, ſo dieſen Baum zu einer Gruppe empfiehlt, in welcher er den al⸗ zu einem Luſthaine. 327 lerſchoͤnſten Anblick verurſacht. In dem bie: ſigen Kurfuͤrſtlichen Garten ſtehen auf einem Viereck von ungefaͤhr ſechs Schuh acht Baͤu— me, die aus Saamen daſelbſt aufgegangen, ſchon wenigſtens zehn bis zwoͤlf Schuh Hoͤhe, und am Stamme eine Dicke von mehr als zwei Zoll im Durchmeſſer haben. Dieſe Gruppe iſt den ganzen Sommer über von einer aus⸗ nehmenden Schoͤnheit und der ganze Wuchs ſo freudig, daß man wohl ſieht, wie kein Baum den anderen hindere. Auſerdem erfodert es aber auch die Natur des Baumes, daß er nah bei— ſammen ſtehe: denn er iſt von getrenntem Ges ſchlechte. Und wenn der maͤnnliche Baum nicht dicht neben dem weiblichen ſtehet: ſo ſind wenig oder gar keine Fruͤchte von ihnen zu erwar⸗ ten, weil die beſonders kleine krugartige Geſtalt der Bluͤthe, auch ihr Stand an den Zweigen ihre Befruchtung verhindert, wenn nicht der maͤnn— liche Saame ihnen reichlich zugefuͤhrt werden kann. Ja ich ſchreibe es vorzuͤglich dieſem Stande der Baͤume in dem hieſigen Garten zu, daß ich im Herbſte 1781 eine fo auſeror— dentliche Menge von Fruͤchten erhalten, die * 4 328 Bon Stauden vollkommen zeitig geworden, und den beften Saamen geliefert haben. Eine gluͤckliche Er⸗ fahrung, die viel aͤltere Pflanzer, z. B. Phi⸗ lipp Miller ꝛc. noch nie erlebt haben. Ich wuͤſte wahrhaftig dem Gartenkuͤnſtler keinen beſſern Baum zu empfehlen, um das ruhige haͤusliche Gluͤck auszudrucken, als eben dieſen Diospyros. Seine Aeſte verſchlaͤngen ſich in einander, ohne daß ſie einander hinder— ten, im Gegentheil erheiſchet ihr gemeinſchaft⸗ liches Wohl ihren dichten Stand. In dem⸗ ſelben drucken ſie aber Wohlſtand ohne groſes aͤuſeres Geraͤuſch aus, da ihre Bluͤthen an der | Ränge der Zweige ſtehen, nicht beſonders in die Augen fallen, ſondern gleichſam aufgeſucht werz den muͤſſen, bis endlich der Baum im Herbſte voller, zwar nicht gar groſer, aber durch ihre gelbe Farbe ſtark in die Augen fallender Fruͤch⸗ te iſt, die deſto mehr, und einen lebhaftern Eindruck machen, weil der Baum fruͤh ſeine Blätter ablegt, und gleichſam mit eigener Zu: friedenheit die Fruͤchte aufweiſt, die er in ſtiller ruhiger Eintracht und ohne alles Geraͤuſch den Sommer uͤber angefezer hatte. . ͤ —˙¹ð.F M Te ˙WÜ rt Zr Feen a / | | | | zu einem Luſthaine. 329 Drittter Abſchnitt. W Straͤucher. Unter dieſen verſtehe ich folgende, die viel— leicht in ihrem Vatterlande, auch in Zukunft bei uns als mitttelmaͤſige Bäume koͤnnen ges zogen werden, die aber noch zur Zeit als Straͤu— cher viel gewiſſer gedeihen. Raue Robinie, Kobinia hifpida. Man kann ſich nichts angenehmeres gedenken, als eine recht herangewachfene raue Robinienſtau⸗ de, die ſowohl in Betracht ihrer Blaͤtter als Bluͤthen von einer ungemeinen Schönheit iſt. Zwar iſt der Blaͤtterſtand wie bei der andern Acacien Robinie, naͤmlich ſie ſtehen gefiedert. Aber die einzelnen Blätter find viel angeneh— mer gebaut, mehr oval, auch groͤſer, und von Farbe glaͤnzend gruͤn. Mit ſolchen Blaͤttern iſt die ganze Staude haͤufig bedeckt, ſo ihr ein gar liebliches Anſehen verſchaft. Aber noch reizender ſind ihre herrlichen Blumenſtraͤuſer, die mit bohnenartigen Bluͤthen reichlich beſezet, und deren Blätter ausnehmend ſchoͤn roſenroth find, Nimmt man noch dazu, daß die Rins * 5 330 Von Stauden de der Haupt⸗ und Nebenaͤſte bis auf die rothe | Blumendecke dick mit borſtartigen und ziegel⸗ rothen Haaren beſezet iſt: ſo wird man ſich ſchon von ſelbſt vorſtellen koͤnnen, daß die Staus de von Natur beſtimmt ſei, in einem Luſthai⸗ ne die zaͤrtliche Liebe auszudrucken, die bei al⸗ len ihren glänzenden und roſenfarbichten Auf: tritten dennoch von fuͤhlbaren Unbequemlichkei⸗ ten nicht frei iſt. Ein kleines Waͤldchen, in welches kunſtloſe und mehrere labyrinthiſche Wege auf einen offenen Nafenplaz, mit einer hier alles ausdruckenden Statue einer Venus geziert, fuͤhrte, al gewiß von grofer Wuͤr⸗ kung ſeyn. Der Siliquaſter⸗ und kanadenſiſche Cercis. Cercis ſiliquaſtrum. Cercis canaden- fis — Einen ganz andern Eindruck machen dieſe beide Stauden, obgleich ihre Blaͤtter auch glaͤnzend, und ihre Bluͤthen ſchoͤn roth ſind. — Beide ſind zwar den Kraͤuterkennern, aber nicht dem Gartenkuͤnſtler, verſchiedene Arten, ob zwar auch dieſer den mehr anſehnlichern Siliquaſter vorziehen wird. Auch laſſen ſich beide zu Baͤu— men ziehen, aber ſie gewinnen dadurch nichts ei W u EZ u zu einem Luſthaine. 331 an Schoͤnheit, find aber als Straͤucher viel dauerhafter. Hier in dem kurfuͤrſtlichen Gar⸗ ten fangen ſie mit dem Rebſe an zu bluͤhen, und gehoͤren alſo mit unter die erſten bluͤhenden Stauden. Dieſe Bluͤthen brechen an der gan— zen Laͤnge des Aſtes in kleinen kurzen Büſcheln ſo haͤufig hervor, daß die ganze Staude von unten bis oben mit Bluͤthen bedeckt iſt, wel⸗ ches um fo viel prachtvoller ausſieht, weil die Staude noch nicht belaubt, und die kleinen bohnenartigen Bluͤthen dadurch auf das aller— vortrefflichſte in die Augen fallen. Ihr blut⸗ rother Kelch enthaͤlt eine ins fleiſchfarbene fal— lende wohl geſaͤttigte Bluͤthe, und dieſe beide Farben machen eine ſehr angenehme und ermun⸗ ternde Miſchung. Wie die Blüthen zu ver⸗ welken anfangen, treiben die dunkelgruͤnen herrlich glaͤnzenden herzfoͤrmigen, oder mehr runden Blätter mit Gewalt hervor, und bele— ben die Staude auf eine ganz neue und vor— treffliche Art. Ich glaube alſo, daß der Gartenkuͤnſtler dieſer Staude ſich bedienen ſoll, um lachende, ſorgloſe, gluͤckliche und mit Reichthume geſeg⸗ 332 Von Stauden nete Scenen auszudrucken, als wozu fie ſich um ſo mehr ſchicken, weil wir noch kein Inſekt kennen, die ihre Blaͤtter nagen, ſolche alſo bis in den fpäten Herbſt in ihrer Schönheit ' ſich erhalten. Alsdann findet mau die Stans den mit einem Reichthume von bohnenartigen Schotten bedeckt, die bei den meiſten Abarten von ſchoͤner dunkelrother Farbe ſind, und wahr⸗ lich nichts anders, als eitel Wohlſtand aus: drucken. Ein Gebuͤſch von Siliquaſter, das aber nicht zu dicht gepflanzet ſeyn darf, weil 4 fie ſparricht wachſen, und Luft und Sonne ha- ben wollen, würde gewiß einen forglofen Wer berfluß am beſten ausdrucken. Es iſt daher aͤuſerſt unangenehm, wenn man ſieht, daß der Siliquaſter in manchen Gaͤrten ſo ganz gegen feine Natur ſklaviſch an Gelaͤnder an— geheftet, und unter dem Meſſer gehalten wird; 8 N aber zu erwarten, daß dieſe taͤndelnde, und al⸗ s len Mangel des Geſchmackes verrathende Ver⸗ wendung aus den italiaͤniſchen und franzoͤſeln- den Koͤpfen unſerer Gaͤrtner bald werde ver— bannt werden. | zu einem Luſthaine. 333 Fran zoͤſiſcher Tamarix, Tamarix gal- lica. In den Bemerkungen der kurfuͤrſtlichen oͤkonomiſchen Geſellſchaft Jahrgang 1774. S. 271 habe ich dieſe Staude bereits vor den Gartenkuͤnſtler ſo genau beſchrieben, daß ich mich alſo hier darauf berufen kann. Sie iſt aus⸗ nehmend lieblich und ſuͤß anzuſehen, und wuͤr— de ich dieſe Staude da empfehlen, wo das Ges kuͤnſtelte, Gelekte, und was man unter tire a quatre epingles verſteht, ausgedruckt wer⸗ den ſoll. Denn wahrlich dieſe Staude ſcheint der Petit Maitre in dem Pflanzenreiche zu ſeyn. Sie iſt mit den feinſten, ſchoͤnſten, und dicht auf einander ſtehenden cypreſſenartigen Blaͤt⸗ tern von unten bis in die aͤuſerſten Spizen ge⸗ ziert; Blaͤtter die ſich alſo durch die Feinheit und Regelmaͤſigkeit ihres Baues ſowohl, als durch ihre gar angenehme gruͤne Farbe empfeh— len. Noch zierlicher ſind ihre kleinen niedli— chen Bluͤthen, deren Blumendecken gruͤn, und oben mit fuͤnf roͤthlichten Einſchnitten geſchmuͤckt iſt. Die Blume beſteht aus fuͤnf Blaͤttlein, die auswendig fleiſchfarben, inwendig weislicht ſind, aus deren Mitte fuͤnf Staubfaͤden mit 334 Von Stauden ſchoͤn rothen Staubkolben hervorragen. Mit ſolchen kleinen gepuzten Bluͤthen iſt jeder End⸗ zweig der Staude ſehr reichlich beſezet, ſo daß oft der ganze Aſt von oben herab gerechnet drei viertel Ehl lang, mit ſolchen Bluͤthen fo haus fig beſezet iſt, daß er ganz rothlecht ausſieht, welches denn mit der ſchoͤnen Farbe der Bläts ter eine gar liebliche Schattirung macht. Ein kleines Gebuͤſch von ſolchem franzoͤſiſchen Ta⸗ marix, das inwendig einen kleinen freien Plaz haͤtte, der mit feinem, immer unter dem Schnit⸗ te gehaltenen Waſen bedeckt waͤre, und eine gleich unterhaltene Raſenbank haͤtte, waͤre gewiß ein Adonisplaͤzgen, fo ſuͤß, als man ſich es nur vorſtellen koͤnnte. Granatſtaude, Punica granatum. Sie iſt viel zu bekannt, als daß ich mich mit ihrer Beſchreibung abgeben duͤrfe, nur erinnere ich, daß es ihre Natur ſei, als Strauch, nicht als Baum zu wachſen. Da ich gar nicht daran zweifle, daß der Granat nun bei uns werde einheimiſch bleiben, ſo iſt er dem Gartenkuͤnſt— ler zu Scenen zu empfehlen, die das Praͤchti⸗ ö ge ausdrucken ſollen. Denn man kann ſich zu einem Luſthaine. 335 nichts Majeſtaͤtiſchers vorſtellen, als eine mit Bluͤthen bedeckte Granatſtaude, vorzuͤglich wenn ſie auf einem fetten Boden ſteht. Hat die Staude gefuͤllte Bluͤthen: ſo kommen als⸗ dann gewöhnlich an jedem Endzweige ein Buͤ⸗ ſchel von fuͤnf bis acht Bluͤthen hervor, die alle gros, prachtvoll, und von der ſchoͤnſten Farbe ſind. Sind die Bluͤthen aber einfach . ſo folgt eine Frucht auf ſie, die abermals das Praͤchtige ausdruckt, da ſie nach dem bekann⸗ ten Sprichworte ſich ſelbſten kroͤnet. Ich habe im verwichenen Sommer 1781 gar oft das Verguuͤgen gehabt, zu ſehen, wie herrlich dieſe Staude diene, Scenen vorzuſtel— len, die das Prachtvolle ausdrucken ſollen, da die Sträucher des hieſigen Gartens alle häufig gebluͤht, und mir einen ganz auſerordentlichen Anblick verſchaft haben. Staudichte Amorpha, Amorpſia fru- ticoſa. Dieſer Strauch hat einen mehr trau— rigen, zur angenehmen Eingezogenheit einlas denden, und Empfindungen des Guten herbei⸗ lockenden, als erheiternden Karakter. Aber eben deßwegen glaube ich, daß er in einem Luſt⸗ 336 Von Stauden walde unentbehrlich ſei, wo man auf die An⸗ lage mancherlei Scenen denken muß, um das Einfoͤrmige zu vermeiden, das durch ſolche ſich entgegengeſezte Scenen am erſten erreichet wird. Der Bau der Bluͤthe, und der Bluͤthen— ſtraus hat eine ganz eigene zur ſtillen Melan— cholie einladende Anmuth. Lezterer beſteht aus einer unzaͤhlbaren Menge ſehr kleiner, dicht auf einander, und rund um den Haupt— ſtengel herumſtehender Bluͤthen, die ſehr klein find, aus einem einzigen walzenfoͤrmich zuſam— men gerollten Blatte von roͤthlicht- violeter Farbe beſtehen, das dennoch oben und unten auch beigezogen iſt. Dieſe Farbe der Bluͤthe giebt dem Strauche, nebſt der beſondern gruͤ— nen Farbe der ſchoͤn gefiederten Blätter, ein ſehn ehrwuͤrdiges Anſehen. Wann die Blumenver— maͤhlung bevorſtehet, oͤfnet ſich dieſes der Laͤnge nach zuſammengerollte Blumenblatt, und die Staubfaͤden ſchauen dann mit ihren ſafrangel- ben Staubkolben, mit der ganzen Kraft ihres Befruchtungsvermoͤgens ausgeruͤſtet, ſtolz her- aus, und erhöhen dadurch den Reiz der Blüs the. Iſt aber der Saamenſtaub zur kuͤnftigen Bil⸗ zu einem Luſthaine. 337 Bildung des Saamens verwendet: fo welket der Staubkolben, verliert ſeine Farbe, und das Blumenblatt ſchlieſet ſich wieder, und ins nerhalb demſelben waͤchſet die Schotte, die den Saamen in ſich enthaͤlt. Der ſtolze Stand der Bluͤthe iſt dann verſchwunden, und der An— blick der Staude viel eingezogener. — Wohl— geruͤche duͤnſtet die Bluͤthe nicht aus, der Strauch hat alſo nur Schoͤnheiten fuͤr das Au— ge, aber Schoͤnheiten von ganz eigenen 8 er⸗ habenen Verdienſten. Orientaliſche Colutea, Colutea orien- talis. Die orientaliſche Colutea iſt ein merk— wuͤrdiger Strauch, der durch ſeinen Anblick ein ganz fremdes Gefuͤhl in uns erregt, und daher zu jenen Gartenſcenen ſehr brauchbar iſt, die etwas Ueberraſchendes ausdrucken ſol— len. In Luſthainen iſt er aber auch vortreff— lich, da er eine ſehr erheiternde Geſtalt hat. Er waͤchſt als Strauch, doch beſſer nimmt er ſich aus, wenn man ihn zu einem Baume er⸗ zieht, wo er aber nicht über acht Schuh Höhe zu erhalten pflegt. Seine Aeſte ſind voll von dicken, aber kleinen und gefiederten Blaͤttern, 2 338 Von Stauden von ganz beſonderer hellgruͤner Farbe, und uns geacht der Baum voller Blaͤtter iſt: ſo hindern dieſe doch die Sonne nicht, mit einem gemaͤ⸗ ſigten Lichte durchzuſcheinen, welches die ange— nehmſte Wuͤrkung hervorbringt. Alles dieſes erheben die zu Ende des Wonnemonates haͤufig hervorbrechenden Bluͤthen, die zu den Papi— lionsblumen gehören, und von einer fchönen Farbe ſind. Dann ihr oberer Theil hat eine gemaͤſigte Blutfarbe, die in den gerad aus lau— fenden Adern etwas erhabener, in den Zwi— ſchenraͤumen aber etwas matter iſt. Und zu unterſt find fie mit zwei ſchoͤnen gelben Blak— ken gezieret. Die untere Seite der Bluͤthe iſt hingegen meiſt gelb mit einem matten blutfarz benen Bande umgeben, das in der Mitte des Blumenblattes ſich erweitert, und von da bis zu unterſt mit einer viel erhoͤhtern Blutfarbe auslaͤuft. Dieſe beſonders und ſehr anmuthig geſtaltete Blume, die durch ihre Farbe ſehr hervorſtechend iſt, macht mit der matten hell— gruͤnen Farbe der Blaͤtter einen ganz beſondern Contraſt, und kann nichts anders, als die an— genehmſte Wuͤrkung hervorbringen. zu einem Luſthaine. 339 Ich glaube, daß man auf dieſe Art den Karakter noch mancher hieher gehörenden Staus den entwickeln, viel gluͤcklicher entwickeln koͤn⸗ ne, als ich es in dieſem Verſuche angegeben. Aber bei einigen wird es auch ſchwer halten, ihnen einen feſten und beſtimmten Karakter beis zulegen, da fie unter die gewöhnlichen Gattun⸗ gen gehoͤren, die man uͤberall hingebrauchen kann, ohne daß fie mehr nuzten, als die lee— re Stelle auszufüllen. Bekanntlich find ders gleichen Gattungen dennoch unentbehrlich, weil Sachen von ſehr entſchiedenem Karakter ohne dergleichen Mittelgattungen zu auffallend, und oft von ſchaͤdlicher Wuͤrkung waͤren. Hieher rechne ich: Sprifcher Hibiscus, Hibiſcus ſiria- cue. — Seine papelartigen Bluͤthen werden ihn als eine Zierdſtaude zur Ausfuͤllung leerer Plaͤze in einem Luſthaine um fo mehr empfeh—⸗ len, weil ſeine Bluͤthen bald gefuͤllt, und von gar mancherlei Farben, die Blumenliebhaber daher auf dieſe Spielarten ſehr verpicht ſind, und ſich einer Sammlung von allerhand Mi⸗ ſchungen befleiſigen. Da aber dies ein kindi⸗ D 2 340 Von Stauden ſcher Geſchmack iſt, dem der maͤnnlich denkende Gartenkuͤnſtler mit Macht entgegen zu arbei— ten hat, ſo hoffe ich, daß dieſe Jagd nach Ab— arten ſich bald legen werde, die ohnehin nur von dem Zufalle abhangen. — Auch hoffe ich, daß man doch endlich aufhoͤren werde, ihn in den Orangeriehaͤufern zu uͤberwintern, da er, wenn er auf der Stelle, wo er ausgeſaͤet wird, ſtehen bleibt, in ungleich kaͤltern Gegenden, als das mittaͤgige Deutſchland iſt, gewiß gez deihen wird. Der ſyriſche Hibiscus gehoͤrt alſo zu den Alltagsſchoͤnheiten, und ich vermuthe nicht, daß er zur Bildung eigener Scenen moͤchte brauch— bar ſeyn, es ſei denn, daß der Gartenküͤnſtler die Abſicht habe, das Geſchmackloſe ſolcher All: tagsſchoͤnheiten in ihrer ganzen Laͤcherlichkeit vor— zuſtellen, als wozu er wahrhaft ganz auserle⸗ fen zu ſeyn ſcheint; um fo mehr, da es man— che geben wird, die wegen der Uebereinſtim— mung ihres Karakters mit denſelben ein ſolches Gebuͤſch gar huͤbſch finden werden. Viel edlern Gebrauches iſt der — . ˙. ee I ms S an Pe 5 u zu einem Luſthaine. 341 Kraͤnzleins Philadelphus, Philadel- phus coronarius. Ein Strauch, der ſich vor— züglich zu Luſtwaͤldern empfiehlt. Auſerdem, daß er mit jedem Boden vorlieb nimmt, iſt er auch unendlich dauerhaft, und haͤlt die aller⸗ haͤrteſten Winter ſehr geduldig aus. Unſere Gärtner nennen ihn den wilden Jasmin, fo aber allerdings falſch iſt, und beſchneiden ihn auf eine ganz verkehrte Art zu Kugeln, wel: ches ihm von ſeiner natuͤrlichen Schoͤuheit viel benimmt: denn er muß ganz frei und ſich ſelbſt uͤberlaſſen, zu einem Strauche fortwachſen, da er dann ſelten uͤber ſechs Schuh Hoͤhe erhält. In dem Wonnemonate iſt die Staus de ganz voll von Blumenſtraͤuſern, die an dem Ende des jaͤhrigen Triebes traubenmaͤſig her— vorbrechen. Die Blume ſelbſt iſt gros, weis, und kommt am Geruche, auch an Geſtalt, am mei— ſten mit der Pomeranzenbluͤthe uͤberein, da— her man nichts vortrefflichers als dieſen Geruch im Freien ſich vorſtellen kann. Da dieſer Strauch ſchon laͤngſt in deutſchen Gaͤrten be— kaunt iſt: ſo iſt er bei jenen nicht geachtet, die nichts als das Neue reizet. Aber da diß ! 9 3 342 Von Stauden meiſtens Leute ſind, die ohne Kenntniß handeln, ſo darf man ihren ſchwaͤrmeriſchen Gedanken keinen Beifall geben, ſondern der vernuͤnftige Gartenkuͤnſtler, der die Eigenſchaft eines Baus mes pruͤft, und ſich durch ſo ſchwankendes Ur⸗ theil nicht leiten laͤſt, wird dem Philadelphus wegen ſeines angenehmen Geruches eine vor— zuͤgliche Stelle widmen, und dadurch in ſeinem Haine die beſten Wohlgeruͤche verbreiten. Woll⸗ te man ihn aber zur Bildung von Scenen verz wenden, ſo koͤnnte man ihn gebrauchen, um jene der Unſchuld durch ihn vorzuſtellen. Aber da er nach der Bluͤthezeit nichts Reizendes mehr an ſich hat, ſo wuͤrde er ſich vielleicht am beſten ſchicken, leere Stellen auszufuͤllen, wo er dann durch ſeinen vortrefflichen Geruch eine kurze Zeit ſich unendlich auszeichnen wird. Vierter Abſchnitt. Niedere Straͤucher. Niedere Straͤucher nenne ich jene, die auch in ihrem Vatterlande ſtrauchartig wachſen, und niedrig bleiben. Ich zweifle, ob ſie zu was 4 —— zu einem Luſthaine. 343 mehr, als Zier- oder Wohlgeruchsſtauden, werden dienlich ſeyn, weil fie zu klein find, eis nen Karakter zu entwickeln. Deſto unentbehr⸗ licher werden ſich die meiſten durch die Feinheit ihres Geruches machen, den ſie in der ganzen Gegend ihres Umkreiſes lieblich ausduͤften. Swerg-Amigdalus, Amigdalus pu- mila. Man kann ſich nichts augenehmeres vorſtellen, als eine bluͤhende Staude von dem Zwerg-Amigdalus, da die ſchoͤn gefärbten und gefuͤllten lieblichen Bluͤthen an der ganzen Laͤnge des Aſtes aus eigenen Knoſpen meiſtens paarweis hervorbrechen, und dadurch den gan— zen Aſt zu dem ſchoͤnſten Blumenſtrauſe ma— chen. Seine Bluͤthezeit iſt gleich im Fruͤhlin— ge zu Ende des Oſtermonates, oder auch noch fruͤher, wenn die Witterung guͤnſtig iſt. Strauchigte Colutea, Colutea frute/- cens. Obgleich dieſer Strauch nur einige Jahre dauert: ſo verdient er doch in jedem Luſthaine eine vorzuͤgliche Stelle, weil er ſowohl von Seiten des Wuchſes als der Blaͤtter und Bluͤ— then von einer ganz auffallenden Schoͤnheit iſt. Seine kleinen Blaͤtter ſtehen gefiedert, find gar N 4 344 Don Stauden angenehm graulichtgruͤn von Farbe, und die bohnenartige Bluͤthe, die ſtrausweis waͤchſt, iſt vortrefflich purpurroth. Da er nur einige Jahre dauert, ſo iſt es am beſten, wenn man ihn gleich auf die Stelle hinſaͤet, wo er ſtehen blei⸗ ben ſoll, und wenn er dann einen guten Bo⸗ den antrift, ſo waͤchſet er ſehr freudig, und bringt noch den naͤmlichen Nachſommer Bluͤ— then, und zeitiget Saamen. Emerus Cornille, Coronilla emerus. Die- ſer Strauch zeichnet ſich vorzuͤglich dadurch aus, daß er gleich im Fruͤhlinge mit Bluͤthen wie bedeckt iſt. Sein kleines gefiedertes Laub, das mit den Bluͤthen in Straͤuſern vermiſcht iſt, macht eine vortreffliche Wuͤrkung, die Bluͤthe ſelbſt iſt hellgelb, das oberſte Bluͤthen— blatt aber ſehr angenehm mit drei oder vier blutrothen Streifen geziert. Die Staude hat noch das Empfehlende, daß ſie im Nachſommer zum zweitenmale bluͤht. Die perſiſche Syringe, Syringa per- ſica, iſt eine niedere Staude mit kleinen ey⸗ runden und ſpizig auslaufenden Blaͤttern. Es | giebt noch eine andere Art mit gefiederten Blaͤt zu einem Luſthaine. 345 tern, die zur Abaͤnderung angezogen werden kann. An dem Ende jedes Aſtes treiben fie eis nen oft halben Schuh langen Blumenſtraus, der zwar die Geſtalt unſerer hierlaͤndiſchen ges woͤhnlichen Syringen hat, aber von Farbe ausnehmend ſchoͤn lila oder erhabener Fleiſch— farben iſt. Da ſie unter die erſten bluͤhenden Stauden gehoͤren, auch zugleich einen lieblichen, füslichten Geruch ausduften: ſo verdienen fie in den Luſtwaͤldern eine vorzuͤgliche Stelle. Nach ihrer Bluͤthe verlieren ſie ihre Schoͤnheit; man kann aber, wann man ihnen alsdann den vers bluͤhten Blumenſtraus abſchneidet, ſie auf das neue bluͤhen machen, und ſie bis in den ſpaͤten Herbſt hinein zur Zierde eines ſolchen Haines benuzen. Strauchartiger Jasmin, Nasminum fruticans. Der ſtrauchartige Jasmin breitet zwar durch ſeine Bluͤthen keinen Geruch aus, doch empfiehlt er ſich durch ſeine kleine ſchmale lange kleeartig beiſammen ſtehende fehr dunkel: gruͤne Blätter, und durch feine ſchoͤne goldgel— be jasminartig geſtaltete Blumen, und ver— dienet zur Mannigfaltigkeit in einem Luſtge— 95 346 Von Stauden hoͤlze eine Stelle. Seine rebenartige Stengel muͤſſen an einem Pfahle in die Hoͤhe gebunden werden, wo man jedoch dies Anheften ſo ver— richten muß, daß ihm ſeine natuͤrliche Freiheit nicht benommen wird, der Pfahl ſelbſt auch nicht ins Geſicht faͤllt. Aber alsdann verdient er Achtung, weil er von unten bis oben dunkel⸗ gruͤn, und uͤberall mit Bluͤthen einzeln beſez— zet iſt, die, da ſowohl Blätter als Bluͤtheu von ſehr geſaͤttigter Farbe ſind, ſehr ſchoͤn auf einander abſtechen. | Niedriger Jasmin, Hasminum ſiumile. Dem Gartenkuͤnſtler empfiehlt er ſich vorzuͤglich durch die angenehmere grüne Farbe feiner Blaͤt— ter, ſonſt kommt er viel mit dem ſtrauchartigen Jas mine uͤberein. Seine groſe gelbe Blumen, wie auch ſein, wiewohl ſchwacher doch wohlriechender Geruch zeichnen ihn auch ſonſt noch aus. Apotheker Jasmin, Jasminum ofhci- ua le. Sit wegen dem Wohlgeruche ſeiner Bluͤ— then viel zu bekannt, als daß ich hier etwas mehr thun duͤrfe, als ihn nur nennen. Wohlriechendſter Jasmin, Has minum odloratiſſimum. Da ich weiter unten von ihm re⸗ zu einem Luſthaine. 347 den werde: ſo will ich dieſen herrlichen Strauch hier nur nennen, als einen ſolchen, der ſich durch ſeinen ausnehmenden Wohlgeruch ſehr empfiehlt. Binſenfoͤrmiges Spartium, Spartium junceum. In Pflanzungen iſt er wegen dem Wohlgeruche ſeiner Bluͤthen unentbehrlich, worin er gar viel mit dem Jasmin uͤberein— kommt. Der Stamm hat ſonſt, auſer den vielen gelben bohnenartigen Blumenſtraͤuſern, wenig anziehendes, da er ziemlich blaͤtterlos iſt. Ba. Dehne III. Ueber die Anlage eines Winter: Luſtwaͤldes. An Herrn F. N** in Bx. Mannheim, den 1. Hornung 1782. U: ere vatterlaͤndiſchen Dichter, vorzuͤglich jene, die ſich nach den Meiſterſtuͤcken der Grie— chen und Roͤmer gebildet haben, verſezen uns oft in ihrem dichteriſchen Feuer in Lauben von wohlriechendem Jasmine; laſſen uns in Hainen von Pomeranzen-Citron-Granat- oder Oli⸗ ven⸗Waͤldern luſtwandeln, oder gar in Cy— preſſen-Waͤldern unſerer Traurigkeit nachhaͤn⸗ gen. Freilich haben jene, die die Wuͤrdigkeit des Koſtums zu ſchaͤzen wiſſen, die Scenen ihrer Dichtungen in klein oder gros Griechenland verlegt; viele ſezen ſich aber mit poetiſcher Frei— heit, mehrere aus Unwiſſenheit, über all derz gleichen Bedenklichkeit hinaus, und laſſen den Juͤngling in Sachſen oder Schwaben ſein Maͤd— chen hinter einer Myrthenhecke belauſchen, oder ß ³⁰ 10A * . 8 ir Ueber die Anlage eines Winter-Luſtw. 349 der Liebe und Freundſchaft in Waͤldern von auslaͤndiſchem Gehölze opfern. Gewiß wird es alſo unſern ſchoͤnen Gei— ſtern, die gar wohl wiſſen, daß ein Dichter durch gruͤndliche Wiſſenſchaften ſich muͤſſe aus⸗ gebildet haben, und daß ein wenig mehr als Empfindelei und Leichtigkeit einen Schlußreim zu finden, erfodert werde, auf dieſem Wege Ruhm und Ehre fih zu erwerben, ſehr ans genehm ſeyn, zu erfahren, daß der Zeitpunkt ſich naͤhere, wo auch dieſe Vilder laͤndlicher Scenen auf unſer deutſches Vatterland anwend— bar werden, indem all die Stauden, womit z. B. der Garten einer Dange ausgeſchmuͤckt war, nun auch bei uns einheimiſch zu werden beginnen. | Sie, mein Herr, haben im Herbſte 1781 diejenigen Verſuche mit vieler Aufmerkſamkeit angeſehen, die uns alle dieſe ſchoͤnen Hofnun— gen machen, und die ich in dem hieſigen kur— fuͤrſtlichen, meiner Aufſicht anvertrauten Gar— ten anſtelle. Ihr Vergnuͤgen daruͤber war ſehr gros, weil Sie als ein warmer Freund ihres Vatterlandes, und als ein biderer Pa— 350 Ueber die Anlage triot nichts mit Gleichguͤltigkeit anſehen koͤn⸗ nen, was zur Aufnahme oder zur Zierde deſ— ſelben gereichen kann. Als einem Manne, der mit ſo vorzuͤglichem Fortſchritte das Feld der ſchoͤnen Wiſſenſchaften bearbeitet hat, wird ei— nige Ueberſicht uͤber jene Schoͤnheiten nicht un⸗ angenehm ſeyn, womit dieſe Neulinge auch in der ſtrengeren Jahreszeit unſere Gaͤrten zieren, und ſolche zu Luſtgegenden vielleicht umſchaffen werden. 5 In dem erſten Abſchnitte S. 126 habe ich von botaniſchen Luſtgaͤrten geſchrieben, und im ganz Allgemeinen die Hauptregeln angezeigt, wornach dieſelben angelegt werden koͤnnen. Er⸗ finderiſche Gartenkuͤnſtler wuͤrden uns gewiß mit den ſchoͤnſten Ausfuͤhrungen uͤberraſchen, wenn Kraͤuterkenner ſie vorher mit jenen Baͤumen und Stauden bekannt machen wuͤrden, die von Seiten der Schoͤnheit ihres Wuchſes, ihrer Blaͤtter, ihrer Bluͤthen, und durch ihren Wohlgeruch ſich hierzu vorzuͤglich empfehlen. Hier will ich Ihnen eine Idee von einem Luſthaine ge ben, der mitten im Winter durch das lebhaf— teſte Grüne feiner Blätter unſere Augen erfri⸗ — eines Winter⸗Luſtwaldes. 3511 ſchen, unſer Gemuͤth erheitern, und uns an die verfloſſenen Vergnügen des zuruͤckgelegten Jah⸗ res wieder erinnern und uns aufmerkſam machen kann, die kuͤnftigen uns erwartenden Scenen des ſchoͤnern Jahres mit mehrerer inniger Theils nehmung zu genieſen, und nicht ſo fuͤhllos un— ter den Werken des groſen Schoͤpfers herum— zuſchlendern. Damit aber ein Gartenkünſtler von all dies fen Wen un einen beſſern Gebrauch mas chen koͤnne, will ich hier nach einer gewiſſen Ordnung zu Werke gehen, und dieſe Stauden nach ihrer Groͤſe, vorzuͤglich aber, weil mir dieſe aus eigener Erfahrung noch nicht hinlaͤng— lich bekannt iſt, nach der Farbe, Groͤſe, Bau ꝛc. ihrer Blätter eintheilen, und nur von jenen reden, die ich ſelbſt unter meinen Augen habe. Dieſe ſaͤmmtlichen Erfahrungen gruͤnden ſich auf jene des gegenwärtigen Winters 1781 17825 uud alles befand ſich am 28. Winter⸗ monate 1782 ſo, wie ich es hier angeben werde. I. Steife gruͤne Blaͤtter. 1. Nichts iſt entzuͤckender als der Kirſch⸗ lorbeerbaum, der mit feinen groſen, brei⸗ 352 Ueber die Anlage ten, ſteifen und ganz dunkelgruͤnen Blaͤttern im Winter eben ſo praͤchtig da ſtehet, wie im hoͤchſten Sommer. Er gleicht hierin dem, mit dem Gefuͤhle ſeiner eigenen Kraft wohlbe— kannten Manne, den Gluͤck und Ungluͤck nicht abaͤndern, der immer feinen Pfad fortwan— delt, und, ſeiner eigenen Groͤſe wohl bewuſt, durch Ungluͤcksfaͤlle ſich nicht beugen laͤſt. — Der Baum ſcheint, wenn man ihn darzu ans ziehen will, von ziemlicher Hoͤhe zu werden, in dem hieſigen Garten iſt er ein Strauch von Mannshoͤhe. Wenn es Nachts frieret, zie— hen ſich ſeine Blaͤtter etwas unterwaͤrts und ruͤckwaͤrts, und ſcheinen ſich zu verkuͤrzen. Aber die Helle des Tages, vorzuͤglich Son— nenſchein, benimmt ihm gleich dieſe Wuͤrkung des manglenden Lichtes, und ſie ſtehen dann ausgebreitet und eben ſo ſchoͤn da, wie mitten im Sommer. Da die Staude von unten auf „q V mit Blaͤttern ſtark belaubet iſt: ſo muͤſte ein eigener Hain von ihnen, der aber nicht dicht beſezet ſeyn darf, von der groͤſten Schoͤn⸗ heit ſehn. 27 Die eines Winter-Luſtwaldes. 353 2. Die Blaͤtter der immergruͤnen Ei⸗ che haben wegen dem unordentlich eingekerb— ten Rande, auch wegen den Stacheln, womit derſelbe hie und da beſezet iſt, ein etwas bes ſonderes Anſehen. Das vortreffliche Gruͤne ihrer Blätter aber, fo durch keinen Froſt abge⸗ aͤndert wird, empfehlen ſie ganz vorzuͤglich zu Winterhainen; auch deswegen weil die Blaͤt— ter nicht gar gros ſind, ſie folglich bei einem heitern Wintertage, wenn die Erde durch Froſt gebunden iſt, dem nach freier Luft athmenden Manne die Sonne nicht ganz verdeckt, die in dieſer Jahreszeit, wenn ſie durch den Schatten gruͤner Baͤume durchbricht, ein herrliches und unerwartetets Schauſpiel iſt. Unter meinen drei Baͤumen habe ich doch zweierlei Abarten. Der einen immergruͤnen Eiche Blätter find auf ih⸗ rer untern Seite mit einer ins Graue fallenden zarten Wolle bedecket, obenher etwas blaffer gruͤn; die andere iſt obenher ſchwarzgruͤner auf der andern Seite aber hellgruͤner. Leztere Art iſt viel ſchoͤner, weil ihr Gruͤnes, wornach man ſich in den Wintertagen ſo ſehr ſehnet, von viel entſcheidender Wuͤrkung iff, 3 354 Ueber die Anlage 3. Die Blätter des edlen Corbeerbau⸗ mes (Laurus nobilis) ſind nicht ſo lieb⸗ lich, weil ihre gruͤne Farbe ſich ſchon mehr ins Dunkle neigt, ſelbſt der geſchweifte Rand der Blätter nicht das Freie und Anmuthige der Blaͤtter des Kirſchlorbeerbaumes haben, die einen jeden mit ihrer geraden offenen Stellung ents zuͤcken. Auch moͤchte ich noch nicht ſo gerade zu behaupten, daß die Blaͤtter unſere heftigen Win⸗ ter ausdauern werden. Dies Jahr habe ich die zwei Stauden des hieſigen Gartens uneinges bunden ſtehen laſſen, und ob es gleich im Chriſt— monate 1781 zu zweimalen einige Tage lang ſtark fror, auch im Wintermonate den 11. ziemlicher Froſt war, ſo ſtanden ſie doch auſer— ordentlich ſchoͤn da, und gewiß eben ſo ſchoͤn, als ſie im Sommer zu ſtehen pflegen. 4. Die Blaͤtter der Alaternen (rham- nus alaternus) haben ein heiteres offenes An⸗ ſehen, find lieblich von Farbe, und auch we— gen ihrer Form gar reizend. Sie verdienen daher alle Aufmerkſamkeit des Gartenkuͤnſtlers, der ſie freilich nicht zu italiaͤniſchen Hecken, aber deſto beſſer zu kleinen Gebuͤſchen verwen⸗ eines Winter-Luſtwaldes. 355 den kann, weil die Staude von unten auf mit Blaͤttern gar anmuthig bedeckt iſt. In der Farbe ſind auch Verſchiedenheiten unter ihnen; naͤmlich es giebt einige, deren Staͤmme eine braͤunlichte Rinde, und deren Blätter ein ſtaͤr keres dunkleres, auch glaͤnzenderes Gruͤne ha— ben. Bei andern iſt die Rinde hellgruͤner, die Blaͤtter ſind mehr meergruͤn und am Glanze matter. Erſtere Abart iſt von ſtaͤrkerer Wuͤr— kung, obgleich die Blaͤtter der leztern groͤſſer ſind und deſto ſtaͤrker ins Aug fallen. Dieſe hier genannten vier Arten koͤnnen ſaͤmmt⸗ lich zu Gebuͤſchen von auſerordentlicher Schoͤn— heit angezogen werden: ja die immergruͤnende Ei⸗ che dient gar zu einem Walde, indem ſie ſchon zu einer betraͤchtlichen Hoͤhe anwachſen. Aber es giebt auch noch ganz niedrig bleibende Staus den, die von einer maͤchtigen Schoͤnheit ſind, und von denen ich einige hier anfuͤhren werde. 5. Nichts iſt ſchoͤner als die ganze Staus de des traubenartigen Ruscus (ruſcus ra- cemoſus) der ein niedriger Strauch von zwei Schuh Hoͤhe, und aus einer Menge Zweige zuſammen geſezet iſt, die meiſt aus der Wur⸗ 3 2 356 Ueber die Anlage zel entſpringen, und von unten bis oben mit: ganz kleinen Zweiglein beſezet ſind, an wel— chen wechſelsweis ſechs, oft auch ſieben Blaͤtt— lein ſtehen, die ſchmal und laͤnglicht ſind, in eine Spize auslaufen, und der Laͤnge nach et— was gewunden erſcheinen. Die Hauptaͤſte ſo⸗ wohl als die Nebenaͤſte und die Blaͤtter haben alle einerlei dunkeſgruͤne Farbe, find ganz voll— kommen biegſam, und ſehr geſchickt, ſich um etwas herum zu winden. Ich zweifle daher auch gar nicht, daß nach der Meinung ande⸗ rer kunſtverſtaͤndiger Männer dies diejenige Staude ſei, deren ſich die Griechen und Roͤ— mer bedienten, die Haͤupter ihrer Helden zu zieren, und die man damals Lorbeeren zu netz nen pflegte. Sie fuͤhrt daher auch bei den aͤl— tern Kraͤuterlehrern nebſt noch einigen andern Arten den Namen Laurus alexandrina, und es iſt gar nicht zu zweiflen, daß ſie zu dieſer ehrenvollen Handlung ungleich geſchickter ge— weſen, als die groſen hierzu ganz unſchicklichen Blaͤtter des edlen Lorbeerbaumes, deſſen Zwei⸗ ge auch nicht jene Geſchmeidigkeit haben, um mit ſolcher Zierde und Niedlichkeit zu einer Krone gebraucht zu werden. eines Winter-Luſtwaldes. 357 6. Lange nicht ſo reizend, doch immer zur Abwechſelung ſehr unterhaltend, iſt der ſtache— lichte Ruscus, deſſen Blaͤtter kleiner ſind, myrthenartig ausſehen, auf den vier Ecken um die Zweige herum ſtehen, dieſelben ganz dicht beſezen, mit einer pedantiſchen Steifigkeit da— her ſtrozen, und wie dieſe Herren, die auf ih— re Wenigkeit ſich gar viel einbilden, ſehr ſpi— zig und beleidigend ſind. Der Strauch ſelbſt iſt von Farbe dunkler, bleibt niedrig, und hat die Sonderheit an ſich, daß ſeine Bluͤthen und Fruͤchte auf der Mitte des Blattes hervorbres chen und daſelbſt zeitigen. 7. Ein viel angenehmeres freieres Anſe— hen hat der Zaͤpfleins Auscus (Ruſcus hypogloſſum) der in dem Wuchſe feiner Aeſte und Stand feiner Blaͤtter mit dem traubenars tigen Ruscus etwas uͤbereinkommt, aber doch nicht das edle Anſehen von jenem hat. Die Blaͤtter ſind zwiſchen drei bis fuͤnf Zoll Laͤnge, in der Mitte etwas über einen Zoll breit, enz digen ſich oben und unten in eine Spize, und ſind etwas gewunden. Ein Aſt kann dergleichen Blaͤtter, die etwas entfernt und unregelmaͤſig 3 3 358 Ueber die Anlage ſtehen, zwiſchen ſieben bis vierzehen haben. Bald auf der obern, bald auf der untern Seite kommt in der Mitte des Blattes die Bluͤthe heraus, die unter dem Schuze eines kleinen Blaͤttleins ſtehen, die ſolche wie ein Daͤchlein bedecken. Bald im Fruͤhjahre fangen ſie an zu bluͤhen, wo dann der verwachſene und ſchoͤn violet ausſehende Staubkolben gar angenehm ausſieht. Dieſe drei Ruscus dauern unſere Winter ohne alle Bedeckung aus, ſind in Betracht ih⸗ rer Aeſte und Blaͤtter von Farbe, wie im hohen Sommer, und daher unverbeſſerlich, die leeren Plaͤze auf die anmuthigſte Art aus⸗ zufuͤllen. i 8. Ob die Myrthen ebenfalls ihre Blaͤtter | des Winters beibehalten werden, wird mich erſt eine laͤngere Erfahrung lehren. Bis izt ſtehen einige Stauden, die ich im Hornung 1781 in das Freie geſezet, recht gut, und eis ne von dieſen, die ohne alle Bedeckung damals ausgeſezet ward, ſtehet gegenwärtig am allers ſchoͤnſten. Die zeitherigen Froͤſte haben nicht die mindeſte Veraͤnderung weder auf den Stand WA eines Winter » Luftwaldeg. 359 noch auf die Farbe der Blätter gehabt, und dies giebt mir einige Hofnung, daß unſere Pfalz bald Myrthenhecken werde aufweiſen koͤnnen. 9. Mehrere Hofnung giebt mir der Olean⸗ der (Nerium Oleander L.) So viel iſt ſicher, daß gegenwaͤrtig fünf verſchiedene Stauden in dem hieſigen Garten ſtehen, deren Blaͤtter noch eben ſo gruͤn, und ſo ſteif ſind, als ſie im Sommer waren, und die die bisherigen zum Theil ſchon betraͤchtlichen Froͤſte vortrefflich uͤber⸗ ſtanden haben. Eben fo wenig möchte ich noch auf die Erfah—⸗ rung dieſes Winters bauen, und den Oliven⸗ baum unter jene Baͤume zaͤhlen, die unſere Win⸗ ter vollkommen aushalten, ob er gleich gegenwärs tig noch mit aller Pracht des Sommers da fie: het; vorzuͤglich jener, der im Fruͤhlinge 1779 in die freie Erde in ein Haus geſezet worden, das auf der einen Seite dieſen Winter zum erſtenmal ganz offen iſt. Die Blaͤtter dieſes leztern ſind beinah vier Zoll lang, und bei drei viertel Zoll breit, und von vortrefflicher gez ſunder Farbe. Auch die beiden andern Stau⸗ den, von denen ich den einen im Hornung 34 360 Ueber die Anlage 1780, den andern im Hornung 1781 aus⸗ geſezet, ſtehen ganz vortrefflich da, und ma⸗ chen mir die ſuͤſe Hofnung, daß ſie ferner ſo herrlich den Hornung und Lenzmonat 1782 ausdauern werden. ö U. Mit biegſamen grünen Blättern. 1. Der baumichten Lavatere Blatt zeichnet ſich ganz vorzuͤglich durch Groͤſe, Bau, und Schoͤnheit aus. Bei dem Anfuͤhlen iſt diß Blatt ſo zart, daß man glauben ſollte, die ge⸗ ringſte Kaͤlte wuͤrde es verſtoͤren, aber es dauert harte Froͤſte aus, und wenn es ſchon zu folz chen Zeiten bei Nacht, oder auch in dunkleu Taͤgen zuſammengeſchrumpelt, herabhaͤngend, und vom Froſte getoͤdet zu ſeyn ſcheinet: fo find doch wenige Sonnenſtrahlen hinlaͤng— lich, das oft zwei flache Hand groſe Blatt wies der aufzurichten, auszubreiten, und ihm ſeine natuͤrliche Zaͤrte wieder herzuſtellen. Dieſe Lavatere wuͤrde alſo von der groͤſten Schoͤnheit ſeyn, wenn ſie nur ihrer Natur nach von laͤn⸗ gerer Dauer, auch im Wuchſe mehr ſtrauch⸗ artig, oder gar baumartig waͤre. Aber ſo dauert fie felten laͤnger als zwei bis drei Jahre, eines Winter : Luſtwaldes. 361. und hat an ihrem Wipfel ein krautartiges Ars ſehen. Dieſe Unvollkommenheit wuͤrde ſich al— lerdings aus den Winter-Luſtwaͤldern ver— draͤngen, wenn ſie nicht auf der andern Seite dadurch ſehr wichtig wuͤrde, daß ſie in einem Sommer zu ihrer Groͤſe und Voll— kommenheit heranwaͤchſet, wo ſie dann gleich den erſten Winter mit der prachtvolleſten Schoͤn⸗ heit da ſtehet. Wer alſo dieſe baumartige La— vatere zu feinen Winter-Luſtwaͤldern verwen⸗ den will, muß ihren Saamen im Herbſte auf diejenigen Stellen hinſaͤen, wo fie ſtehen blei— ben ſollen. Der Saame wird im Fruͤhlinge haͤu⸗ fig aufgehen, und wenn man dann diejenigen ausrupft, die zu dick ſtehen, ſo werden die uͤbrigen den Sommer zu einem Walde heran wachſen, der des Winters ſehr ergöͤzend ſeyn wird. Im Fruͤhjahre kann man dann alles umhauen. Von dem ausgefallenen Saamen wird ein neuer Wald aufgehen, und auf dieſe Art dieſer kurz lebende Strauch einen beſtaͤn— dig bleibenden Winterwald bilden, der auch auſer der Schoͤnheit noch ſeinen Nuzen haben kann, wie ich dies Seite 351 bereits geſagt habe. 25 ‚362 Ueber die Anlage 2) Die valentiniſche Coronille, (co- ronilla valentina) habe ich das Fruͤhjahr 1781 in das Freie geſezet, nachdem ich fie ſchon mehr, mal, allemal ohne Erfolg verſucht. Bei der neuen Art der Pflanzung, naͤmlich bei der Be⸗ ſchneidung ihrer Wurzeln, hat fie im Nachſom⸗ mer einen ganz artigen Wuchs gezeigt, und zu meiner nicht geringen Verwunderung dieſen Winter ihre Blaͤtter in der naͤmlichen Farbe erhalten, die ihr ſonſt eigen iſt. Selbſt bei den verſchiedenen Froͤſten dieſes Winters hat ſie ſich zu Nachtszeit beinah gar nicht abgeaͤn⸗ dert, und der geringſte Sonnenſchein war bins laͤnglich, ihr ihre natuͤrliche Stellung wieder zu verſchaffen. Die meergruͤne Farbe ihrer Blaͤtterlein, deren neun mehr oder weniger an einem gez meinſchaftlichen Stiele ſtehen, und von der Groͤſe eines Kreuzers find, geben dem niedrige bleibenden Strauche ein ſehr gutes Anſehen, und werden ihn gewiß ausnehmend empfehlen, wenn er dieſe Eigenſchaft, feine Blätter Wins ters zu erhalten, durch langwierige Erfahrun— gen erproben wuͤrde. Eben ſo merkwuͤrdig iſt eines Winter-Luſtwaldes. 363 3. Die baumartige Medicago, deren Blaͤtterbau und Stellung kleeartig iſt. Ich ha— be im Fruͤhjahre 1781 einen Stamm ausgeſe—⸗ zet, auch ſind mir viele aus Saamen im Freien aufgegangen, die die zeitherigen Froͤſte ganz herrlich ausgedauert haben. Welche Schoͤn— heit wuͤrde dies ſeyn, wenn wir Hofnung ha— ben koͤnnten, Straͤuche von der Art auch im Winter mit ihrem Sommerſchmucke in der freien Erde zu ſehen. Fortgeſezte Verſuche muͤſ— ſen uns dies in der Folge zeigen. 4. Wohlriechendſter Jasmin, (Jas- minum odoratiſſimum L.) In dem Fruͤhlinge 1781 ſezte ich eine Staude hinaus, in der Hofz nung, daß vielleicht ihre Wurzeln ausdauern, und hernach friſch ausſchlagen wuͤrden. Zu meiner nicht geringen Verwunderung aber ſind die noch ſpat im Herbſte getriebenen Zweige bisher bis in die Spizen geſund, ja ſogar belaubt geblieben, und ich zweifle nun nicht mehr, daß wir dieſen herrlichen Geruchſtrauch unſerem Deutſch⸗ lande eigen machen werden. Miller vermu⸗ thete ſchon, daß ſich dieſe Art, wie auch der grosbluͤhende Jasmin in Engelland an einer 364 Ueber die Anlage Wand, und mit Matten bedeckt, Winters er⸗ halten könnte, ob er ſchon keinen Verſuch da— mit gemacht. Ich glaube aber, daß ſie nach meiner Art ganz frei geſezet, viel ehender aus⸗ dauern muͤſſen, weil die Aeſte in der Bewe⸗ gung mehr Sicherheit vor dem Verfrieren fins den werden, als wenn ſie durch Mauer und Matten beſchuͤzet ſind. Unſern Damen wer⸗ den die mancherlei Bluͤthen dieſer ſaͤmmtlichen Jasmin⸗Arten, die nun bei uns ausdauern oder hierzu die allerſchoͤnſte Hofnung geben, gewiß ausnehmend willkommen ſeyn; da ihr feiner Geruch, auch bei verſchiedenen die ſchoͤne weiſe unſchuldige Farbe die Zierde eines jeden Blus meuſtrauſes ſind. III. Silberfarbige Blaͤtter. 1. Halimus Bacharis. Dieſe Bacharis erwaͤchſt zu einem Strauche von ſechs und meh— rern Schuhen, und iſt eine wahre Schoͤnheit in einem Winter⸗Luſtwalde, weil ſie wenig⸗ ſtens bei mir ihre Blaͤtter ohne alle Bedeckung erhaͤlt. Dieſe ſind von Baue ſteif und perga⸗ mentartig, etliche Zoll lang, am Rande oben⸗ her auf eine ſonderbare Art gezahnt, oder viels —— —— 2 —— ͤ U—Aw—— 2 — — eines Winter-Luſtwaldes. 365 mehr ausgehoͤlt; ihre untere Seite iſt ſilberfar— bigt⸗gruͤn, die obere Seite aber mit haͤu⸗ figen weiſen kleinen Duͤpfelchen beſezet. Ge⸗ gen den Herbſt faͤngt ſie an zu bluͤhen; dieſe brechen an den oberſten Spizen der Zweige her⸗ vor, find dann zwar von einer geringen Schoͤn— heit, da fie aber ihre Saamen in der naͤmli⸗ chen Geſtalt erhalten: fo machen dieſe nebſt den Blaͤttern, die in dieſer Gegend kleiner und ganz ſind, einen ganz herrlichen Straus, und dienen der Bacharis zu einer ganz beſon⸗ dern Empfehlung. a 2. Die Zalimus Melde, (Atriplex halimus) hat zwar Blätter von der naͤmlichen Farbe, aber ſie ſind oval, ungefaͤhr ein und einen halben Zoll lang, am Rande ungezahnt und von Baue zart und fanft anzufuͤhlen. Auch iſt der Strauch, der zu einer anſehnlichen Hoͤ— he erwaͤchſt, von unten bis oben mit Blaͤttern haͤufig belaubet, die im ſtrengſten Froſte eben ſo ſchoͤn und natuͤrlich da ſtehen, als im hoͤch— ſten Sommer, ja oft noch ſchoͤner, da die Hi⸗ ze, wenn ſie ſtark iſt, ſo wie die Voͤgel, durch ihr Abfſreſſen den Blättern ſtark zuſezen. 366 Ueber die Anlage 3. Strauchartiger Phlomis, (Phlo- mis fruticoſa L.) hat ebenfalls Blaͤtter, die mit ihrer grauen Farbe einen beſondern An⸗ blick verſchaffen. Ihre groſen zungenartigen, lederartigen wolligten Blaͤtter, mit welchen der obere Theil der Aeſte dick beſezet iſt, haben die Froͤſte des diesjaͤhrigen Winters recht gut aus⸗ gehalten, ob ich gleich die Staude erſt im Fruͤh⸗ jahre 1781 ausgeſezet, und ſie ſich alſo noch nicht gaͤnzlich und ſtark bewurzeln koͤnnen. 4. Die Rosmarinſtaude iſt viel zu be⸗ kannt, als daß ich ſie hier beſchreiben duͤrfe. Die aus Saamen aufgegangenen werden unſere Winter ganz gewiß aushalten, da die Steck⸗ linge bis hieher ſo vortrefflich ausgedauert. eines Winter-Luſtwaldes. 367 Nachſchrift. Obigen Aufſaz uͤber einen Winter⸗Luſtwald habe ich zu Ende des Wintermonates (Jaͤnner) 1782, auf lauter, vor meinen Augen ſtehenden Erfahrungen mich gruͤndend, geſchrieben, und darauf zu Ende deſſelben Aeſte in dem ſchoͤn— ſten und lebhafteſten Grüne, von mehr als 25 belaubten Baͤumen der kurfuͤrſtlichen Akademie vorgezeigt. Die Kaͤlte, die den 11. Hornung darauf mit einem heftigen N. N. W. Winde ganz unvermuthet, und ſehr ſtreng einfiel, der darauf folgende toͤdende Sonnenſchein, und die den 14. Lenzmonat abermals mit Heftigkeit wiederkehrende Kaͤlte, hat allerdings auf dieſe in der Abhandlung benannten Straͤucher einen maͤchtigen Einfluß gehabt, um ſo mehr, weil ich fie weder gegen Kälte noch Sonne verwahs ren, ſondern der Heftigkeit von beiden ausge⸗ ſezet lies. Waͤhrend der Kaͤlte ſelbſt empfand ich kei⸗ ne Abaͤnderung an dem Laube der wintergruͤ— nen Stauden, ausgenommen den 17. Horn., wo ich deutlich merkte, daß das lebhafte Gruͤne der Blaͤtter matt geworden war. Doch war ich 368 Ueber die Anlage noch unbekuͤmmert, weil in der Kälte des Chrifts monates ſich die Blätter beinah eben fo gezei⸗ get, dieſen Eindruck aber in der nachher erfolg⸗ ten feuchten Witterung des Wintermonates gaͤnz—⸗ lich verloren hatten. Ich hofte alſo mit vies ler Wahrſcheinlichkeit, daß die Folgen dieſer Kaͤlte durch die nachherige Witterung wieder koͤnnte vermindert werden. Aber ungluͤckli⸗ cher Weiſe folgte auf dieſe Kaͤlte gleich ein an⸗ haltender Sonnenſchein, der die von Kälte bes leidigten Blätter erſt vollends abdorrete: ſo daß jene Theile der Straͤucher, ſo der Morgen, Mittag und Abendſonne ausgeſezet geweſen, ſo— wohl in ihren Blaͤttern als auch in vielen Rei⸗ fern erſtorben ſchienen; jene aber, die gegen Mit⸗ ternacht, und in dem Schatten eines Dickigt geſtanden, ſich vollkommen erhalten haben. — Auch erblaſten die Blaͤtter nicht gleich in den erſten Tagen, wo die Sonne ſchien, ſondern dieſe Wuͤrkung ereignete ſich ganz langſam: und erſt zu Anfang des Lenzmonates waren die Folgen von ſtrenger Kaͤlte und ausdorren— den Sonnenſcheines vollkommen ſichtbar, ich vermuthe alſo nicht ohne Wahrſcheinlichkeit, daß 3 eines Winter-Luſtwaldes. 369 daß ich die Blaͤtter nebſt allen Reiſern wuͤrde erhalten haben, wenn ich bei einfallender ſchoͤ— ner Witterung die Straͤucher vor der Macht der Sonnenſtrahlen auf eine kurze Zeit verwahrt: und bei dem erſten Regenwetter ſie wieder frei gemacht hätte. | Die Urſach, warum Bäume und Straͤu⸗ cher ihre Blätter vor Winter abwerfen, andes re dieſelbe erhalten, iſt noch nicht entdecket, wenigſtens hat mich dasjenige nicht uͤberzeugt, was verſchiedene berühmte Männer über dies fe Sache als eine ſolche angegeben. Ich vers muthe aber, daß ſich die Blaͤtter in dem naͤm⸗ lichen Zuſtande wie die Staͤmme und Aeſte der Baͤume befinden, und daß ſie ungeacht ihres erheiternden Gruͤnes doch beinah ohne Saft und gleichſam in einem Winterſchlafe ſind, in welchem die Kaͤlte auf ſie nicht weiter als auf jeden andern Koͤrper wirkt, naͤmlich daß ſie ſich bald verkuͤrzen, und dann wieder ausdehs nen. Denn ich habe waͤhrend der Kaͤlte des Hornungs Aeſte von der Coronilla valenti- na, jaſminum odoratiſſimum, Prunus lau- ro · ceraſus, und olea europea abgeſchnitten, Aa 370 ueber die Anlage um zu ſehen, ob ich eine Wuͤrkung der Kaͤlte an ihnen wahrnehmen koͤnnte, ſie darauf un⸗ ter die Baͤume auf den Schnee hingeworfen, und zu meiner Verwunderung gefunden, daß dieſe Aeſte in dem ganz getrennten Zuſtande von ihren Baͤumen ſich vortrefflich gruͤn erhal— ten, und von der Kaͤlte keine Noth gelitten. Andere Aeſte nahm ich in das Studierzimmer des Gartens, das alle Morgen gewaͤrmet wird, und ſtellte fie in das Eck des Fenſters. Auch dort dauert das herrliche Gruͤn fort, ob ſie gleich der Stubenwaͤrme zu Zeiten ausgeſezet geweſen. Hier iſt der Plaz nicht, uͤber dieſe Sache die Reſultate meines Nachdenkens mitzuthei⸗ len. Nur will ich meine Vermuthung eroͤf— nen: naͤmlich, daß ſich die Blaͤtter in jeder Epoche des Winters beinah eben ſo lang erhal— ten, als die Aeſte, woran ſie ſtehen: die ein⸗ zigen beiden Faͤlle ausgenommen, wenn ein heftiger, durchdringender Wind, oder ſtark auf fallende Sonnenſtralen, oder beide zugleich auf den Baum wirken: denn dieſen beiden ſind die Blätter ſtaͤrker als die Aeſte ausgeſezet, da erſtere im Gegentheil dieſen alsdann zum Schuze dies eines Winter⸗Luſtwaldes. 328 nen. Daher muſte die heftige Kälte, die den 1 BE Horn. Abends anfieng, und die ganze Nacht durchdauerte, den an den Baͤumen ſtehenden Blättern vorzüglich empfindlich ſeyn, weil in dies fer ganzen Zeit ein durchſchneidender und gleiche ſam toͤdender Wind aus Nord-Oſt gieng; jenen Blaͤttern aber, die uͤber dem Schnee lagen, nichts ſchaden, weil dieſe von dem durchdrin— genden Winde wenig oder nichts ſpuͤhrten. Und daß dieſe Zuſammenkunft von Umſtaͤnden, und dieſe gemeinſchaftliche Einwuͤrkung verſchiede— ner Urſachen eigentlich den Grad der Kaͤlte be— ſtimmen, nicht einſeitige Beobachtungen mit den Waͤrmemeſſern, habe ich auch vor mein Theil in der Nacht zwiſchen dem 18. und 16. Hornung bemerket: denn in derſelben Nacht konnten die zum Waͤrmen der Treibhaͤuſer bes ſtimmten Maͤnner mit aller Aufſicht und Fleiß den Froſt in den Orangeriehaͤuſern kaum ſteu— ren; eine Beobachtung, die ſeit 1768, als dem Erbau-Jahre derſelben ſich noch niemals ereignet hat, ungeacht die Kaͤlte am 28. Wintermonate 1776 viel ſtrenger ſoll geweſen ſeyn, indem das mals der Waͤrmemeſſer auf der hieſigen Stern⸗ Aa 2 372 Ueber die Anlage warte 17 Grade unter o geſtanden, ſolche aber den 16. Horn. 1782 auf dem naͤmlichen Stand» orte nur 12. 5 unter o geweſen. Denn bei das maliger Kaͤlte war nicht der heftige, gerade auf die Treib- und Orangeriehaus-Fenſter fallen⸗ de N. O. Wind des 15. Hornungs 1782, folg⸗ lich empfand ich die damalige Kaͤlte in den Haͤu— fern lange nicht fo ſtark als dieſe diesjährige, dem Waͤrmemeſſer nach geringere Kaͤlte. Ich mu— fie alſo aus dieſer Ereigniß den ganz richtigen Schluß ziehen, daß durch die Zuſammenkunft mehrerer Urſachen es in derſelbigen Nacht vom 15 — 16. Hornung in dem Garten viel kaͤlter geweſen, als in denjenigen Theilen der Stadt Mannheim, wo man mit Waͤrmemeſſern be— obachtet hatte; eine Sache, die gar leicht mögs lich iſt, weil ſelbſt die verſchie denen Waͤrme⸗ meſſer der Stadt, jene naͤmlich, die ganz vor— trefflich eingerichtet ſind, nach dem Standorte, und der auf denſelben wuͤrkenden Urſachen ge— maͤs, den Grad der Kaͤlte gar ſehr verſchieden angezeigt haben. Es waͤre alſo eine ſehr vortreffliche Sache ges weſen, wenn ich in dieſen kalten Taͤgen des eines Winter⸗Luſtwaldes. 373 Hornungs 1782 ſelbſt im Freien des Gartens den Grad der Kaͤlte haͤtte beobachten laſſen, um ſagen zu koͤnnen, die und die Baͤume und Stauden haben unter der und der Verwah— rung dieſen Grad Kaͤlte ertragen, um auf ihr Vermoͤgen auszudauren, einigen Schluß mas chen zu koͤnnen. Aber leider, ich hatte dies zu thun bisher verſaͤumet. Da ich aber aus dieſen Be⸗ obachtungen fand, daß man ſich auf die Waͤrme⸗ meſſer einer Stadt gar nicht verlaſſen kann, um den Grad der Kaͤlte der umliegenden Gegend darnach zu beſtimmen, indem fie nur den Grad der Kälte ihres Standortes andeuten (): Aa 3 — (0 Es war mir allerdings ſehr auffallend, daß ich, der ich erſt 1o Tage das Wetter mit Waͤrmemeſſern beobachte, eine ſo auffallen— de Wahrheit heraus brachte, die wenigſtens in meinen Augen die Beobachtungen mit Waͤrmemeſſern ſehr vermindern. Denn da die Waͤrmemeſſer nur den Grad Hize und Kaͤlte ihres Winkels, worin ſie aufgehaͤngt ſind, beſtimmen, und man ſchlechterdings nicht ſchlieſen darf, daß es einen Schritt au— fer dieſer Linie ſich eben fo befinde: fo zei— gen ſie Sachen an, woran keinem Menſchen etwas gelegen iſt; was man aber gerne wiſ— 474 Ueber die Anlage fo entſchloß ich mich, dieſe Luͤcke in meinen Beobachtungen ſogleich auszufuͤllen, und henkte den 13. Lenzmonat an einer fünf Zoll breiten Latte, die ich in der Rabatte des den Stau— den naͤchſtgelegenen Standortes ganz frei ein— ſen moͤchte, naͤmlich den Grad der Hize und Kaͤlte einer ganzen Gegend, den koͤnnen fie nicht beſtimmen. Mißtrauiſch in mich ſelbſt, las ich dieſen Nachbericht dem geiſtlichen Herrn Rathe Hemmer vor, und fand, daß er mit mir hierin aus eigenen Erfahrungen ganz uͤbereinſtimmend denke, ja daß er eine hierauf ſich beziehende Stelle bereits einer aka— demiſchen Vorleſung eingerückt, die in dem er» ſten Bande der Ephemeriden der pfaͤlziſchen Witterungsgeſellſchaft naͤchſtens erſcheinen wird. Sie haben die Guͤte gehabt, dieſel— be in einer deutſchen Ueberſezung mir mit— zutheilen: und erlaubt, ſie hier beizufuͤgen. „Zum Standorte meines Waͤrmemeſſers ha— „be ich das noͤrdliche Fenſter eben des Ka— „binettes gewaͤhlet, in welchem der Schwere— „meſſer hängt. Die Nordſeite iſt den übrigen „darum vorzuziehen, weil die daraus we— „hende Luft durchgehends kaͤlter iſt, als die— „jenige, die anderswo herkommt. Es iſt „unglaublich, welchen Unterſchied nicht nur „die Gegend, ſondern faſt jeder etwas ver— „aͤnderte Ort bei dieſen Werkzeugen verur— „ſachet. Ich habe oft zwei, auf das voll— „kommenſte mit einander uͤbereinſtimmende eines Winter-Luſtwaldes. 375 ſchlagen ließ, zwei und einen halben Schuh uͤber der Erde gegen N. Weſt einen ſehr rich— tigen Waͤrmemeſſer auf. Ungluͤcklicher Weiſe vor unſere gute Landſchaft trat in der folgenden Nacht die Kaͤlte auf das neue ein: ſo daß ſie den 10. Morgens um 6 Uhr 8 J unter o, und den 18. und 27. jedesmals Morgens um 6 Uhr 6 uns ter o geweſen. Ich habe dieſe verſchiedene Gra⸗ Aa 4 „Waͤrmemeſſer vor verſchiedene Fenſter des „ſelbigen Gemaches, den einen gegen Nor— „den, den andern gegen Suͤden, in der „freien Luft aufgehenkt, und habe gefun— „den, daß ſie einen, oder auch mehrere Gra— „de von einander unterſchieden waren. „Auch habe ich faſt immer einen nicht ge— „ringen Unterſchied gefunden, wann ſie in „verſchiedener Hoͤhe von der Erde, wiewohl „nach derſelbigen Gegend hiengen. Aber „dieſes iſt vorzuͤglich zu bewundern, daß „ſie fo gar, wann fie an verſchiedenen Waͤn— „den deſſelbigen Zimmers, welches auf allen „Seiten geſchloſſen iſt, und niemal einge— „heizet wird, aufgehenkt werden, merklich „von einander abgehen. — Hieraus erhel— „let nun, daß man niemal uͤberhaupt ſa— „gen koͤnne, in dieſer oder jener Stadt „ſei die Kälte oder Wärme zu dieſer „oder jener Zeit, fo oder fo gros gewe— ſen.“ 376 Ueber die Anlage de von Kälte hierauf mit dem von allen Seiten freien Waͤrmemeſſer der hieſigen Witterungs⸗ Warte verglichen, und gefunden, daß jener des Gartens allemal eine ſtaͤrkere Kaͤlte angezeigt, welcher Unterſchied ſich den 16. und 18. auf 2 78 belaufen ((). Ob ich nun ſchon dieſe ſehr richtige Beobach⸗ tung nicht anwenden darf, um hiedurch die Kaͤlte zwiſchen dem 18. und 16. Horn. zu finden, wie ſie ſich im Garten gezeigt, weil dieſe Art ( Die Kaͤlte erhob ſich mit dem Anfange des 14. Lenzmonates, und dauerte bis den 19. Morgens, wo fie um 6 Uhr noch 2 unter o war. Mittags um 12 Uhr ſtand der Waͤrme⸗ meſſer auf 2, 3/4 uͤber o, und erhielt ſich bis den 23. Nachmittags 3 Uhr, wo der Waͤrmemeſſer abermals auf o herunter ſank. In dieſer Zeit ſtand er den 22. Mittags 12 Uhr, bis den an— dern Tag 12 Uhr, die ganze Zeit beinah gleich auf züber o, welches mir um fo merkwuͤrdi— ger ſchien, da er auch Nachts um ein und 4 Uhr gerad 7 uͤber o anzeigte. Vom 23. Nachmit⸗ tags bis heut den 28. hat er ſich unter o ers halten, ſo daß er wenigſtens 2 unter o, ja den 27. Morgens 6 Uhr auf 6 unter o ſtand. Dieſe in ſo kurzer Zeit auf einander folgen— de Abwechſelung iſt ſonderbar, und gehoͤrt, fo wie die ganze Zeit vom 15. Hornung bis hieher, wie ich weiter unten anzeige, gewiß unter die Phaͤnomene. eines Winter-Luſtwaldes. 377 zu ſchlieſen, hier allerdings falſch wäre, fo bez weiſet ſie mir dennoch, mit obiger Erfahrung der Orangeriehaͤuſer verglichen, daß ſie ſtaͤrker war, als der auf allen Seiten freie Waͤrmemeſ⸗ ſer der Witterungswarte damals anzeigte, der 14 Grad unter o ſtand. — Aus dem obigen wird man nun wiſſen, daß man aus dieſen Beob— achtungen nichts weniger als auf den allgemei⸗ nen Grad der Kaͤlte in der hieſigen Gegend wird ſchlieſen dürfen, (ſ. die Note auf der S. 373.) und in der Ruͤckſicht wurden fie auch nicht ans geſtellt. Aber, das kann ich ſagen, die und die Baͤume des hieſigen Gartens haben den und den Grad Kaͤlte ausgedauert, und das iſt eigentlich dasjenige, was ich zu wiſſen wuͤnſchte. Es iſt zwar gegenwaͤrtig noch zu fruͤh den Eindruck zu beſtimmen, den dieſer gefaͤhrliche Zeitpunkt vom 12. Horn. bis hieher auf die Ver⸗ ſuchbaͤume gehabt hat: doch ſo viel kann ich im Ganzen vorausſagen, daß er lange nicht ſo bes traͤchtlich iſt, als man haͤtte erwarten ſollen, wann man die gefährliche Folge von heftiger Kaͤlte, zerſtoͤrender Sonne, und abermaliger ſtarker darauf folgender Kaͤlte uͤberdenket. Und Aa 8 378 Ueber die Anlage eines Winter⸗Luſtwaldes. da dies ein Phaͤnomen iſt, das dem hieſigen Himmelsſtriche ſehr fremd iſt, und zu den ſel⸗ tenen Begebenheiten gehoͤrt, (ſ. Note S. 373. u. 370.) ſo iſt dieſe Erfahrung, ſtatt mich ab— zuſchroͤcken, eine neue Triebfeder, unermuͤdet in den Verſuchen fortzufahren, weil ich nun gewiß glaube, daß wenigſtens viele unſerer Ges gend bald werden eigen ſeyn. Unter allen Baͤu⸗ men und Stauden hat die Thuja orientalis ſich am dauerhafteſten bis hieher gezeigt, weil ich bei den freiſtehenden Baͤumen nicht die mindeſte Abaͤnderung wahrnehmen kann, hingegen ſcheint die Firmiana chinenſis unter den nicht verdor⸗ benen das meiſte gelitten zu haben, ohngeacht ſich ihr Stamm bis dahin gruͤn erhalten, wo er nur den mindeſten Schuz von dem geringſten Blatte gehabt. Ganz verdorben zu ſeyn ſcheinen die Pomeranzen und Ceratonia Siliqua. Da man erſt im Nachſommer mit aller Gewißheit den wuͤrklichen Nachtheil genau beſtimmen kann, den die Baͤume gelitten, auch ſich dann erſt des Gluͤckes erfreien kann, fo eine Epoche uͤberſtan— den zu haben: ſo will ich mich hier in nichts wei⸗ ters einlaſſen. Index Arborum & Fruticum. Pr monſpeſſulanum. 18. negundo. 106. 17. 301. 302. Aeſculus pavia. 31. Amigdalus pumila. 343. Amorpha fruticoſa. 18. 335. Anthyllis barba jovis. 202 Aralia ſpinoſa. 19. Arbor americana carica ſimilis. 71. 169. Aſtragalus tragacantha. 19. Atriplex halimus. 70. 144. 146. 368. Bacharis halimifolia. 20. 365. Bignonia catalpa. 20. 59. 325. radicans. 22. Celaftrus ſcandens. 22. Ceratonia filiqua. 72. 378. Cercis filiquaftrum. 23. 332. canadenfis. 23. 332. Citrus aurantium. 63. 233. Colutea frutefcens. 197. 343. orientalis. 338. Coriarta myrthifolia. 23. Coronilla emerus. 344. valentina. 362. Cynanchum procumbens. 24. Cytiſſus alpinus. 20. 59. 323. laburnum. 320. Diospyros virginiana. 64. 112. 328. INDEX. Eleagnus anguſtifolia. 24. 59.306. 323.324. fpinofa. 24. 59. 323. Firmiana chinenfis. 72. 171. 177. Gleditſchia triacanthos. 25. 57. 305. 319. 320. Hibiſcus fyriacus. 340. Jaſminum fruticans. 345. humile. 26. 346. officinale. 346. odoratiſſimum. 346. 363. Juniperus virginiana. 35. 3 Lavatera arborea. 196. 360. Laurus nobilis. 26. 97. 354. Lycium afrum. 198. Malva capenſis. 198. Medicago arborea. 199. 363. Melia azederach. 27. Menispermum canadenſe. 28. Myrthus communis. 42. 358. Nerium oleander. 107. 223. 395. Olea europea. 41. 74. 77. III. 222. 35% Periploca graeca. 28. Piſtacia terebinthus. 43. 69. 109. Philadelphus coronarius. 341. 342. Platanus occidentalis. 298. Phlomis fruticofa. 366. — JR WR. Prunus lauro-cerafus. 93. 221. 35I. 35%« nana. 29. Pforalea bituminofa. 200. INDEX, Punica granatum. 25. 88. 102. 334. Quercus ilex. 104. 221. 353. Rhamnus alaternus. 29. 151. 354. paliurus. 20. zyzyphus. 31. 156. Robinia pfeudo-acacia. 316. 319. 330. hifpida. 329. 330. Rosmarinus officinalis. 42. 366. Ruta chalepenfis. 197. Rufcus racemofus. 355. aculeatus. 357. hypogloflum. 357. Salix babilonica. 302. Salfola fruticofa. 70. 147. Smilax afpera. 71. 148. 149. Solanum pfeudo-capficum. 201. Spartium junceum. 32. 347. Syringa perſica. 345. Tamarix gallica. 32. 333. Viburnum lentago. 39. Vitex agnus caſtus. 34. Urtica nivea. 140. 143. SS Verzeichniß der vornehmſten Woͤrter und Sachen. Ablegen, fehlerhaſte Art, auslaͤndiſche Baͤume an unſern Himmelsſtrich anzugewoͤhnen. 3. Ahorn, montpeliſcher 18. Afkacien Robinie, 316.319. geſellſchaftlicher Baum 320. Akademie der Gartenkunſt, Wunſch nach einer. 284. Alaternen Rhamnus 29. 15x. nuͤzlich zu einem Winterhaine 354. Alpen Cytiſſus. ſ. Cytiſſus. Amigdalus, Zwerg, Blumenſtaude 343. Amorpfa, ſtaudichte, 18. Bild der Eingezo— genheit 335. Angewoͤhnung auslaͤndiſcher Baͤume an unſern Himmelsſtrich ſehr noͤthig 91. was dazu erfor— derlich 293. handwerks maͤſige deſſelben ſoll aus geübt werden. 159. 181. ihre verſchiedenen Grade 186. Aralie, ſtachelichte, 19. Arbor americana, carica fimilis. 71. 169. Ausſichten, allgemeine, bei Verſuchen, auslaͤndi— ſcher Baͤume und Straͤucher anzugewoͤhnen. 183. Azederachs Melia. 27. Babiloniſche Weide, Bild des zaͤrtlichen Trau⸗ rens. 302. Bacharis, ſ. Halimus Bacharis. Bäume, durchs Pfropfen oder Oculiren zum Be— hufe eines engliſchen Waldes zu vermehren ſchaͤdlich, 294 *. — wie fie der Gartenkuͤnſtler ſtudiren muͤſſe 295. — abgeſtandene, wie ſie vor⸗ Verzeichniß. ſichtig zu behandeln 5. — zu einem Luſthaine, ihre Erforderniß 313. — Klumpen von Höhen ſtatt eines Gartenhauſes in einem Luſthaine. 316. — aus waͤrmeren Gegenden erfordern ei> nen bereicherten Boden. 9. — auslaͤndiſche, warum ihre Anpflanzung gewöhnlich mißraͤth. 48. — find die beſten Waͤrmemeſſer einer Ges gend. 105. — Einbinden vielleicht nachtheilig. 222. — auslaͤndiſche, wie viele von ihnen den 7. Oſterm. 1778 im Safte geſtanden. 14 — 35. Baumeiſter eines Gartens, was er wiſſen ſollte, 282. f. Gartenkuͤnſtler. Bignonie, ſ. Katalpen. — wurzelnde. 22. Blumen, lächerliche Sammlungsſucht nach Ab— arten. 286. muͤhſelig und koſtſpielig. 96. Catalpen Bignonie. 20. 59. Bild eines Hofman— nes. 325. Celaſter, kletternder. 22. Ceratonia ſtliqua. 72. Cercis, canadenſtſcher, 23. 332. ſ. Siliquaſter. Colutea, aethiopiſche, 197. herrlich zu einem Luſthaine. 343. auf dieſer Stelle iſt fie aus Ver ſehen ſtrauchigte genannt, — orientaliſche. Bild des Angenehmen. 338. Corallen Nachtſchattenbaum. 201. Coriaria, myrthenaͤhnliche. 23. Coronille, valentiniſche, zu einem Winter-Luffs haine. 362. Cynanchum, niederliegendes. 24. Cytiſſus, alpen, 20. 59. 323. Diospyros, virginiſcher, 64. 122. Bild des haͤuslichen Gluͤckes. 328. b Dung iſt bei Pflanzungen von Baͤumen heiſerer Verzeichniß. Gegenden aͤuſerſt noͤthig. 8. 9. 90. — vorzuͤg⸗ lich bei der Winterbewahrung der Wurzeln 219. Saamen erfodern einen bereicherten Boden 208. ob er den Baͤumen ſchaͤdlich ſei. 226. Dung⸗Umſaz um die Wurzeln im Winter ſehr er— ſprieslich 74. 91. 95. Einbinden ſchaͤdlich, 94. 224. hindert die Bes wegung 215, erzeugt Schimmel 215, auch den Wurzeln ſchaͤdlich. 225. Eiche, immergrüne, 164. 221. zu einem Win: terluſtwalde. 353. Eleagnus, dornichter, 24. 59. 323. — ſchmal⸗ blaͤtterichter 24. 59. Bild des Romantiſchen. 306. 323. Geruchbaum. 324. Emerus Coronille, Blumenſtaude zu einem Luſt— haine. 344. Engliſche Waͤlder, und Baumſchule auslaͤndiſches Gehoͤlzes ſehr verſchieden. 292. 296. 30%. aus⸗ laͤndiſche Baͤume darzu zu veredlen, lohnt ſich nicht der Muͤhe. 193. ihren eigentlichen Zweck. 290. Eſche, beſondere Erfahrung ihres langwierigen Wachsthumes-Stillſtandes 6. Feigenbaͤume, Verſuche mit ihnen, fie nicht ein« zubinden, 58. Firmiane, chineſiſche. 72. 171. 177. Fraxinus, ſ. Eſche. Forſtſaamenſchulen auslaͤndiſcher Baͤume. 120. Gaͤnge, bedeckte, in engliſchen Waͤldern nicht zu billigen. 318. Gaͤrten, botaniſche, einer hohen Schule 127. — Apothekergarten 132. — einer Akademie der Wiſſenſchaften 133. — botaniſcher Luſtgarten 135. Verzeichniß. 135. — für Manufakturen. 138. — find bis⸗ her alle einander gleich. 139. Gartenhaus, zugleich ein Orangerieſaal. 237. wie es in dieſer Abſicht zu bauen. 237 — 243. Gartenkunſt, was zu ihrer Kenntniß erfoderlich ſei 282. Gartenkuͤnſtler, 55 ee 282. 290. 292. 295. 307. Gartenmauer, Bi Geländer, ein ſchaͤdlicher Standort vor Baͤume, die man angewoͤhnen will. 93. 99. 158. 163 Gleditſia, dreiſtachelichte, 25. 57. Bild des Leichtſinnes. 305. 319. geſellſchaftlicher Baum. 320. Granatſtaude 25. 88. Menge von Bluͤthen derfels ben 102. Bild des Prachtes. 334. Halimus Bacharis, 20. zu einem Winter-Luſt— haine 365. Salimus Melde, 70. 144. zu einem Winter- Luſtwalde. 146. 365. Hain, ſ. engliſche Waͤlder. Hibiscus, ſyriſcher, Bild der Alltagsſchoͤnhei⸗ ten. 340. Himmelsſtrich, pfaͤlziſcher, Schoͤnheit deſſelben. 80. 190. — ſein Vermoͤgen iſt noch nicht be— kannt, 184. iſt vieler Veredlung faͤhig. 188. welcher vorzuͤglich durch die Kunſt muß vere— delt werden. 191. ſicherſte Pruͤfung deſſelben. 105. Ausſichten, daß er ſich in Deutſchland mildern werde. 193. Jasmin, apotheker, Geruchſtrauch 346. — nie= driger 26. 346. — ſtrauchartiger 345. — wohlriechendſter, 346, 363. Verzeichniß. Keuſchbaumes Vitex. 34. Kirſch lorbeer-baum 93. 221. 351. Bild des gro⸗ ſen Mannes. 352. Klima, ſ. Himmelsſtrich. Kraͤuterkenner, wie er dem Gartenkuͤnſtler vor— arbeiten muͤſſe. 293. 350. Krone der Baͤume beim Verſezen abzuwerfen, iſt noͤthig. 77. 92. Kultur, das beſte Veredlungsmittel der Pflanzen 186. 202. macht das Klima milder. 188. wel⸗ che Gegend leichter durch Kultur zu vered— len 190. welche beſchwerlicher 191. Laburnen Cytiſſus, Blumenbaum. 320. Lavatere, baumichte, 196. zu einem Winter⸗ Luſthaine. 360. Landſchaftmalerei, iſt einem Gartenkuͤnſtler als Vorkenntniß unentbehrlich. 290. Lauben, in engliſchen Waͤldern ſparſam zu pflan— erazen 317. Lentago Viburnum. 39. Licht, iſt den Pflanzen unentbehrlich. 136. Liebe der Pflanzen 310. 326. 327. Lorbeer, edler, 26. 97. zu einem Winter-Luſt— haine. 354. N Luſthain, Grundſaͤze ſeiner Pflanzungen 312. 315. Lycium, afrikaniſches. 198. Malva, Fapifche. 198. Maulbeerbaͤume, koͤnnen viel Kaͤlte vertragen. 103. Medicago, baumichte, 199. zu einem Winters Luſthatne. 263. a f. Halimus Melde. Melia, f. Azederachs Melia. Menispermum, canadenfifhes. 28. Myrthen 42. zu einem Winter⸗Luſthaine. 388. Verzeichniß. Nachahmungsſucht der Deutſchen in Gaͤrten. 279. Nachtſchatten, ſ. Corallen Nachtſchattenbaum. Negundo Ahorn 7. getrennten Geſchlechtes 17. zu angenehmen Luſtwaͤldern 301. Bild der ge— woͤhnlichen Freundſchaft. 302. Neſſel, ſchneeweiſe, 140. zu einem Luſthaine 143. Oberholz der Baͤume ſoll jeder Witterung viel— leicht blos geſtellt werden. 217. ſ. Wurzeln. Oculiren, fehlerhafte Art der Vermehrung aus— laͤndiſcher Baͤume zum Behufe engliſcher Waͤl— der. ſ. Pfropfen. Oleander, 107. 223. zu einem Winter-Luſthai— ne. 395. Olivenbaum, europaͤiſcher gr. 74. 77. 111. 222. zu einem Winter-Luſthaine 359. Panaſchirte Blätter, laͤcherliches Spielwerk. 295“. Paladius, ſeine groſe Verdienſte um die Einfuͤh— rung der Pomeranzenſtaude in Italien. 76. 252. Paliuren Rhamnus. 30. Paviens Roßkaſtanie. 31. Periploka, griechiſche. 28. Perſimon, virginiſcher, ſ. Diospyros. Pfalwurzel, verkruͤppelte, die Haupturſach, war— um auslaͤndiſche Baͤume waͤhrend dem Verſu— chen der Angewoͤhnung mißlingen. 49. Pflanzungen von auslaͤndiſchem Gehoͤlze, eine ge— genwaͤrtige der Nation koſtſpielige Mode. 86. Philadelphus, kraͤnzleins, Geruchſtaude 341. Bild der Unſchuld. 342. Phlomis, ſtrauchartige, zu einem Winter-Luſt— walde. 366. Platanus, abendlaͤndiſcher, Bild des Weiſen, 300, erhebt den Geiſt zu eee 298. 2 Verzeichniß. Pomeranzenſtaude, 63. Vorſchlag zu einer wohl— feilern kuͤnſtlichern Einführung 233. Samm— lungswuth der Deutſchen nach Abarten 285. 288. ihre Einführung in klein Griechenland. 251. in Italien 251 — 260. in Deutſchland 261 — 268. erfodern viel Licht, wie alle Pflanzen 136. kann einige Kaͤlte ertragen. 334. Pfropfen, fehlerhafte Art der Vermehrung aus— laͤndiſcher Baͤume zum Behufe engliſcher Waͤl— der, 3. 118. 203. 294. * das wahre Mittel, Varietaeten und luſas naturae zum Schaden der Wiſſenſchaft fortzupflanzen. 294. Anm. Pſoralea, harzichte, 200. Raute, aleppiſche. 197. Robinie, raue. 329. Bild der zaͤrtlichen Liebe. 330. ſ. Acacien Robinie. Roßkaſtanie, verfrieret wegen mißwachſener Pfal— wurzel. 61. ſ. Paviens Roßkaſtanie. Rosmarin, 42. zu einem Winter- Luſthaine. 366. Ruscus, traubenartiger, wurde bei den Grie— chen und Roͤmern zu Heldenkronen gebraucht, 356. zu einem Winter-Luſthaine, 355. ſtache— lichter, Bild eines Pedanten, 357. Zaͤpfleins, beide zu einem Winter-Luſtwalde. 357. Salſola, ſtaudenartiges. 70. 147. Sammlungswuth der Deutfchen. 116. 287. 291. Saamen ausſfaͤen, beſtes Mittel, auslaͤndiſche Baͤume an unſern Himmelsſtrich zu gewoͤhnen. 64. 120. 207. 181. 195. die gewöhnliche Art iſt fehlerhaft, 204 — 206. erfodern einen fetten Boden. 208. Siliquaſter Cereis, 23. Bild des Reichthu— mes. 332. f Verzeichniß. Smilax, ſtachelichter, 71. 148. Geruchſtrauch. 149. Spartium, binſenfoͤrmichtes, 32. Geruchſtau— de. 347. Stroh umwinden, den Baͤumen vielleicht ſchaͤd— lich. 94. 214. 224. Syringe, perſtſche, 62. Geruchſtaude. 345. Tamarix, franzöfifcher, 32. Bild eines Petit⸗ maitre. 333. Terpenthinbaum, 43. 69. 109. Theeſtaude, wird in Japan auf der Erde mit Dung bedeckt. 227. Tragant Aſtragalus. 19. Treib- und Orangeriehaͤuſer, ihre ehemalige, izt noch übliche Bauart taugt nichts. 115. Verſuche uͤber die Angewoͤhnung auslaͤndiſcher Baͤume erfodern Beſtaͤndigkeit und Unverdroſ— ſenheit, 113. Urſach, weswegen ſo viele miß— rathen, liegt in den Wurzeln 49 — 65. Un⸗ 1 0 ruͤhren oft vom Fehler des Pflanzers ber, 5 Vitex, Fe 34. Viburnum, ſ. Lentago. Wachholder, virginiſcher. 35. Waͤlder, engliſche 278 — 307. zwei Beiſpiele ei— nes ſolchen in einem Luſthaine, 310 — 347. und Winter-Luſtwalde 348. Verzeichniß von Stauden darzu. 100. Waͤrmemeſſer, Baͤume und Straͤucher ſind die beiten einer Gegend. 105. — die Beobachtun— gen mit ſelbigen, zeigen nicht die Waͤrme und Kaͤlte einer Gegend, ſondern blos allein des Standortes an. 373. Bb 3 Verzeichniß. Weide, babiloniſche, ſ. babiloniſche Weide. Winterbewahrung auslaͤndiſcher Baͤume, ſ. Stroh— Einbinden. Witterung die vom 15. Horn. bis den 26. Lenz⸗ monat 1782 iſt ein Phaͤnomen. 376 * 378. Wurzeln, zaſerichte, die Haupturſach ſo vieler mißrathener Verſuche bei Angewoͤhnung von Baͤumen und Stauden. 54. ſ. Pfahlwurzel. Bes ſondere Behandlungsart und Verſuche mit ih= nen, 66. Pruͤfung derſelben bei abgeſtorbenen Baͤumen ſehr noͤthig, 4. 5. 8. muͤſſen Winters ziemlich verwahrt werden. 218. Einbinden des Oberholzes ihnen ſchaͤdlich. 225. Zwerg ⸗Kirſchbaum. 29. FJyzypfus Rhamnus Zr. 156. I *