Ban ee mann EN INAUGURAL-DISSERTATON 0.00, ERLANGUNG DER DOKTORWÜRDE | Ss DER i Un \ = Honuen PHILosoPHISCHEN FAKULTÄT DER UNIVERSITÄT ZÜRICH ee ch, | VORGELEGT VON 55 ee PAUL GEIGER | ee AUS BASEL. a : BEGUTACHTET VON HERRN PROF. DR. Hans SCHINZ - UND HERRN PROF. Dr. C. HARTWICH, Moulı BASEL | EN x BUCHDRUCKEREI M. WERNER-RIEHM 1901. > % Ai BEITRAG ZUR : KENNTNIS sw JPOHN-PFEILGIFTE,, MIT EINEM ANHANG: PHARMAKOGNOSTISCHE MITTEILUNGEN ÜBER EINIGE ZUR HERSTELLUNG VON IPOH VERWENDETE GIFTPFLANZEN. INAUGURAL-DISSERTATION ERLANGUNG DER DOKTORWÜRDE HOHEN PHILOSOPHISCHEN FAKULTÄT DER UNIVERSITÄT ZÜRICH PAUL GEIGER AUS BASEL. 4 BEGUTACHTET VON HERRN PROF. Dr. Hans -SCHINZ UND HERRN PROF. DR. C. HARTWICH, ga ren nn MEINER LIEBEN MUTTER IN DANKBARKEIT GEWIDMET, V orliegende Arbeit wurde unter Leitung von Prof. -Dr. C. Harrwıcn im Laboratorium der Pharmazeutischen Abteilung der Eidgen. Polytechnischen Schule in Zürich ausgeführt. Ich nehme Anlass, meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. C. HarrwicHh, meinen verbindlichsten Dank aus- zusprechen für die Ratschläge, die er mir erteilt und das unermüdliche Interesse, das er der Arbeit entgegen- gebracht hat. Ebenso bin ich Herrn Prof. Dr. Rup. MaArrın für die mir reichlich zuteil gewordene Unterstützung zu grossem Danke verpflichtet. [NHATTS VERZEICHNIS. Seite Sieleiunen are I I @eschichtesr zes EEE DEE RD EN Fr 5 II. Über den Gebrauch und die lee dies=lpio:hr se er 17 II. Giftigkeit undtphiysmorkorsisiehe \Mikunes a non IVeGesen,mitt el ee a ee re V, Herstellung und Anwendung der Giftpfeile sowie der übrigen zu ihrem Gebrauch notwendigen Utensilien. . . ...2..°28 VI. Geographische Verbreitung des Gebrauches von Ipoh . . . . . 37 VD. Pflanzenverzeichnis: = Bulanzen, dierzur Bereituneedes; Ipoh dienen 2.2.2 .3..2.,.22 2272 2. Pflanzen, die als Gegenmittel genannt werden . . . ee u 3. Pflanzen, die zur Herstellung der Waffen gebraucht werden Be) Alphabetische Anordnung der im Vorstehenden aufgeführten Pflanzen nach ihren® einheimischen? Namen. 7 ee ee 57 VIII: Toxikologische Untersuchung einer Anzahl Pfeilgifte.. .. . . 6 IX. Beschreibung der in Tabelle II aufgeführten Bambusbüchsen, Spatel, Giftpfeile und losen Giftproben, mit Angabe ihrer Abstammung: TBambusbüchsen 2.2 cr en. a nee en 5580 I Spatel na el en ol RNSeBRlassohrpfeille ts ne 2 IV lEose Gittprobene a m re NN ee Nez ANHANG. Pharmakognostische Mitteilungen über einige zur Herstellung von Ipoh verwendete Pflanzen: I Antjarısstoxieanakescht en a 97 II. Derris elliptica Benth. RR 6 : N RE TSS III. Über die Bestandteile einiger ost- asiatischer Stiychnas- Arten OR NE) RBB ER SVIELZENCHNE SC Rn TR ER 99 Zt arunender Abbildungen. non 2 en een Ro8 EINIEIFUNG. Das Studium der Pfeilgifte ist nach mehreren Richtungen höchst interessant. Wir finden, dass seit alter Zeit und an den verschiedenen Orten auf der Erde die Menschen es verstanden haben, die Wirkung ihrer früher primitiven, direkt mechanisch wirkenden Waffen durch Hinzu- ziehen giftig wirkender Pflanzen- und: Tierstoffe zu verstärken. Ich erinnere daran, dass die alten Schriftsteller uns zahlreiche Nachrichten aufbewahrt haben über die Verwendung von solchen Stoffen bei Völkern und Ländern, bei denen sie heute verschwunden sind. Indessen liegt die Zeit auch bei uns noch gar nicht so weit zurück, wie man wohl a priori annehmen möchte; so verwendeten nach dem Zeugnis des Gregor von Tours, des Geschichtsschreibers der Franken, diese letztern im IV. Jahrhundert vergiftete Pfeile im Kampfe gegen OQuintus, den Feldherrn des Kaisers Maximus (Gregoire de Tours «Historia Fran- corum» lib. II cap. IV). Von den Dalmatiern sollen noch im VII. Jahrhundert vergiftete Pfeile verwendet worden sein. Das Gesetz der Bayern von 630 ent- hält Strafbestimmungen gegen den Gebrauch von vergifteten Waffen (Malbec et Bourgeois |55]).* Ferner erinnere ich daran, dass noch jetzt Völker, die von der europäischen Kultur wenig oder gar nicht berührt sind, dergleichen verwenden. Aber auch da ist der Gebrauch vergifteter Pfeile in raschem Abnehmen begriffen und es ist wohl die Zeit nicht mehr ferne, wo das letzte Pfeilgift vor dem Pulver und Blei. verschwunden sein wird. = Die im Text hinter den Autornamen eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf das alphabetisch geordnete Litteraturverzeichnis am Schluss der Arbeit. Süd-Afrika ganz allgemein; nn. ven sie n männern in Kalayari benützt für Ethnolo; g 1894, 8. 272). Wie mir Pros; Dr. H. Schinz mitteilt, Afrika noch zahllose Stämme sich der Pfeilgifte bedienen grenze, wo die Verwendung aufhört, liegt im Osten am Sambesi, Westen an der Nordgrenze des Hererolandes. Ferners sollen im südlichen Centralafrika die Jäger dee a. 0) körner» vergiften und zwar verwenden sie hierzu ihre Pfeilgifte. Wir erkennen darin ein Übergangsstadium vom Gebrauch ve eifteter Pfeile zur Annahme unserer modernen Schusswaffen. Die Zusammensetzung der Pfeilgifte und die Stoffe, die dazu Verwendung gefunden haben, sind ausserordentlich mannigfaltig (vg L. Lewin J53)). Wenn wir beim genauern Eindringen sehen, dass dabei ı cherlei widersinniges Zeug zusammengekocht wurde, so müssen wir doch zugestehen, dass die Menschen es im grossen und ganzen vei standen haben, aus dem ihnen zu Gebote stehenden Material an Pflanzen und Tieren das Geeignetste für ihren Zweck herauszusuchen und sachverständiger Weise zuzubereiten. Unsere Kenntnis der Pfeilgifte und speciell ihrer Zusammen- setzung ist im allgemeinen eine ziemlich unvollkommene. Dies ha seinen Grund darin, dass die Völker, die sie verwenden, meist ängstlich bestrebt sind, ihre Kunst, hauptsächlich dem Europäer gegenüber, zu hüten. ar Oft genug sind in einem Volk oder Stamm auch nur einige wenige im Besitze des Geheimnisses der Zusammensetzung und Zubereitun: (Vgl. von Humboldts Beschreibung der Bereitung des Curare-Gifte Hauff: Alexander von Humboldts Reise in die Aquinoktial- Gegend des neuen Kontinentes Bd. IV, S. 80.) ER Während so manche dieser Gifte, besonders solche, die nur in engerem Kreise verwendet werden, kaum dem Reisenden und durch ihn dem Forscher bekannt geworden sind, haben andere in weiteren. Kreisen ziemlich grosses Aufsehen erregt. | Dies gilt erstens von solchen, deren Verwendung sich auf ein grösseres Gebiet erstreckt; dann von solchen, deren Wirkung eine be- sonders kräftige und energische ist und Endlich von solchen, dere Kraft die Europäer, als sie in diese Gegenden eindrangen, in empfind- licher Weise fühlen mussten. Ich erinnere an das südamerikanische Curare-Gift, über das wir durch Boehms [7] ausgezeichnete Untersuchungen jetzt verhältnis- mässig gut unterrichtet sind; aber noch mehr gilt dies vielleicht für das inn malayischen Archipel und auf der malayischen Halbinsel ge- brauchte /#oh- oder Upas-Pfeilgift. Ich gebrauche im folgenden für das Gift den Namen /foA, der malayischen Ursprungs ist und kurzweg G27/7 bedeutet. Bezeichnungen wie «Ipoh-Gift» sind daher ein Pleonasmus und möglichst zu vermeiden. Die Bezeichnung « Ipoh» oder «Ipo» ist die am meisten verbreitete. Sie findet sich auf Celebes, Borneo und Java und der malayischen Halbinsel. Daneben kommt der Name Upas vor, neben Ipoh auf Java, allgemein auf Sumatra. Bezeichnungen wie « Upas Radja» bedeuten «königliches Gift», aus welcher Bezeichnung ohne weiteres hervorgeht, welchen Wert ihm die Eingeborenen beilegen. Namen wie «Upas Antjar» und «Upas Tieute», «Upas Tjettek» etc. bezeichnen zugleich die hauptsächlichsten Pflanzen, die zu ihrer Bereitung verwendet wurden, wie im nachfolgenden wiederholt ange- führt werden wird. Von diesem Gift drangen, wie ich zeigen werde, die ersten un- sichern Nachrichten schon im Mittelalter nach Europa; genauer wurde es bekannt, als die Holländer jene Gegenden in ihre Gewalt brachten, also circa seit 1742. Trotzdem hat es lange gedauert, bis wir genaueres über seine Zusammensetzung und Herstellung erfuhren; besonders in älteren Zeiten rankt sich um dieses Gift ein reicher Kranz von Sagen und abenteuer- lichen Märchen. Es soll im nachfolgenden meine Aufgabe sein, zunächst die wich- tigsten historischen Nachrichten über jene Pfeilgifte zusammenzustellen und daran die möglichst eingehende chemische Untersuchung einer ganzen Anzahl Sorten desselben anzuschliessen. Veranlassung zu dieser Arbeit gaben mehrere solcher Gifte, die Herr Prof. Dr. Rud. Martin von seiner Forschungsreise auf der ma- layischen Halbinsel bei den Sakais, einem nicht-malayischen Volks- stamme in Perak, gesammelt hat. Über diese Gifte hat Herr Prof. Dr. C. Hartwich bereits eine kurze Mitteilung gelegentlich der Versammlung der Schweizer. Naturf. Gesellschaft in Bern 1898 [36] gemacht. Dies schon sehr reichliche Material wurde weiter vervollständigt durch eine Kollektion solcher Gifte aus der ethnographischen Sammlung: von Zürich, für deren Überlassung ich der Direktion dieser Sammlung zum grössten Danke verpflichtet bin. ‚Weiter. lung de Eidgen. Polytechnikums in Zürich, Von grossem lese waren dann schliesslich « einige . Musten danke, der dieselben selbst im Jahre 1897 eingetauscht hat, wegen der Reichhaltigkeit des Materials, dann aber auch, weil He Schneider in höchst erwünschter Weise durch mündliche itteilung n dasselbe vervollständigen konnte. Allen diesen Herren spreche ich für ke Überlassung des wert- vollen Materials und das mir damit entgegengebrachte höchst ehreı volle Vertrauen meinen ergebensten Dank aus und hoffe nur, dass es mir auf den nachfolgenden Blättern gelingen werde, des Vertrauen zu rechtfertigen. Se In ganz besonderem Masse bin ich aber Herrn Prof. Dr. R. Martin in Zürich zu Dank verpflichtet, der meine Arbeit nicht nu durch Überlassung von Material, sondern noch vielmehr durch freundliche Ratschläge und Nachweise von Litteratur förderte. : Die nachfolgende Arbeit giebt nach einer Zusammenstellung der : wichtigsten litterarischen Nachrichten eine Beschreibung der unter-, > suchten Muster, ihrer Herstellung und Aufbewahrung, sowie der ver- wendeten Waffen und endlich ihrer wirksamen Bestandteile, soweit es. _ möglich war, solche zu ermitteln. Daran schliessen sich Bemerkungen _ über einige bei der Herstellung der Pfeilgifte eine besonders wichtige Rolle spielende Pflanzen, von denen diejenigen über Strychnos viel- leicht über den Rahmen der Arbeit hinausgehen; aber als kleiner Beitrag zur Kenntnis dieser wichtigen Giftpflanzen nicht unwillkommen sein werden. re Zur Erläuterung mögen drei Tafeln mit Abbildungen dienen, die von der Firma Hofer & Cie. in Zürich nach meinen photographischen Aufnahmen reproduziert worden sind. sa I. Geschichte. Wie wir eingangs gesehen haben, hat das Studium der Pfeilgifte nach verschiedenen Richtungen hin das Interesse der Forscher erregt. Vor allen Dingen sind es die Ethnologen, die sich mit dem Studium der Waffen aller derjenigen Völker befassen, deren Sitten und Ge- bräuche sie zu erforschen suchen ; sodann in zweiter Linie fragen die Physiologen und Ärzte nach der giftigen Wirkung der Pfeilgifte und endlich erweckten die Pfeilgifte auch Interesse bei den Chemikern und Pharmazeuten, die sich wiederholt mit der Zusammensetzung von Pfeil- giften beschäftigt haben. Ich erinnere in dieser Beziehung an Bocehms erfolgreiche Arbeit über das südamerikanische Curare. Boehm [7] ist der Erste gewesen, der dieses Pfeilgift, das an Giftigkeit neben Ipoh den ersten Platz behauptet, einer gründlichen chemischen Zlnalyse unter- worfen hat. ; In der englischen « Cyclopaedia of India II» finden wir unter dem Titel « Upas Antiar» die Angabe, dass wir die erste wissenschaft- liche Mitteilung über dieses Thema in «Pennants Outlines of the Globe » (leider hat mir diese Quelle nicht zur Verfügung gestanden und ist auch keine Jahreszahl angegeben) einem gewissen Mr. Foersch zu verdanken haben, der als Arzt der Dutch-E. I. Co. den Antiarisbaum zuerst beschrieben haben soll. Über diesen N. P. Foersch sagt aber Greshoff [32], dass er der Hauptschuldige gewesen, der «so viel unsinniges Zeug» über Antiaris toxicaria in die Welt gestreut hat und ferner, dass dieser «unwürdige Diener Äskulaps» den Antiarisbaum gar nicht geschen habe. Die erste, freilich noch unsichere Nachricht verdanken wir (nach Greshoff) dem Dominikanermönch Jordanus Catalanıi, der 1330 vom Papst Johann XXIH. zum Bischof von Columbum erhoben worden ist. Derselbe spricht in seiner ostindischen Reise von einem Baume der Gewürzinseln, der, wenn er in Blüte steht, jedermann tötet, der es wagt, wo und das von > Lu en. Gift erfahren. Wir verdanken eing & von I der von 1654— 1669, wo er erblindete, am der ni Amboina als «Mitglied des holländischen Rats» und als «Erster Kauf- mann» unermüdlich sammelte. Die Resultate seiner Arbeit sind, soweit sie uns hier interessieren, niedergelegt in dem nach seinem Tode 1741—1755 von Johann Br an, Professor der Botanik in Amsterdam, herausgegebenen Aerbartum a : Ich gebe seine Nachrichten über die das Gift liefernde wichtigste Pflanze (Antiaris) und über das Gift selbst möglichst vollständig wieder. 1681* gelang es Rumphius durch die Güte des Herrn Cops, dem Präsidenten von Makassar auf Celebes, nicht nur Bericht über den Baum, sondern selbst gesammeltes Gift zu erhalten. Dieses bestand in zweierlei Sorten aus verschiedenen Gegenden stammend. Er unterscheidet diese Sorten als weibliche und männliche; letztere ist sehr giftig, erstere entbehrt der Giftwirkung. = Greshoff macht dazu die Bemerkung: «het wijfje» — weiblich — Antiaris in- Sa noxia B]. und «het mennetje» — männliche — Antiaris toxicaria Lesch. Die Stammpflanze der zweiten Sorte nennt er den eigentlichen Giftbaum und giebt davon eine nähere Beschreibung und Abbildung (Herb. Amb. Bd. II). Über das Vorkommen der: Pflanze schreibt er: «De natur heeft deezen schadeligen boom verre van de woningen der menschen afgezondert», und fährt dann fort: «sein eigentliches Vaterland ist Celebes; er wächst auf kahlen Bergen bei den wilden Se Bergbewohnern der Toradjas. Von hier kaufen es (wohl das Gift ge- meint) die Bugis und die von Mandar. Auf Sumatra und Borneo- kommt er ohne Zweifel auch vor, d. h. auf Borneo in Landak und Koetei, überall nur im Gebirge, weshalb das Aussehen dieses Baumes den Strandbewohnern unbekannt ist, wohl auch weil die Dajaks oder Wilden nur den Saft dieses Baumes zu ihnen herbringen. Auf Bali (öst- lich von Java) im Distrikt Batoer, wird dieser Giftbaum auch gefunden». Nun folgt eine längere Beschreibung der Giftbereitung. Er sagt: * Anno 1651 erzählt Jacobus Bontius, der Celebes, Amboina, Borneo, Sumatra und Java beschreibt, noch gar nichts von Pfeilgiften (siehe Wilh. Piso [68]). «Niemand darf sich unterstehen, sich dem Baume so sehr zu nähern, dass er den Saft mit den Händen heraus kann holen, deshalb umbinden die Eingeborenen zuerst Kopf, Hände und Beine mit Tüchern; hernach nehmen sie lange und zugespitzte Bambusrohre, diese mit Gewalt und etwas quer in die Rinde vom Unterstamm stossend (je näher bei der Wurzel, desto kräftiger soll das Gift sein). Vier oder fünf Bambus lassen sie drei oder vier Tage in einem Baume stecken. So läuft denn längs diesem Kanal der blutartige Saft aus, der nach kurzer Zeit hart und bei der ersten Sorte (Antiaris innoxia) rötlich, bei der zweiten (Antiaris toxicaria) schwarz wird. Bloss das vorderste Bambusglied wird voll, den Rest schneidet man ab. Wenn der getrocknete Saft noch etwas weich ist, so wird er in grosse und kleine Klumpen gepackt und mit den Händen zu kurzen Rollen geformt, die gerade in einen Bambus passen. Das Gift heisst malayisch « Upas», auf Celebes durchgehend «Ipoh» (gleichzeitig auch für den Baum geltend, siehe Ridley [74)). Die erstere, rötliche Sorte vom «weiblichen» Baum kommend, wird in der Makassar-Sprache « Patanre sama jang» genannt und malayisch « Makan kawul», d. ı. «Halte dein Versprechen». Rumphius erklärt diesen Ausdruck dadurch, dass das Gift nur von schwacher Wirkung sei und man davon genesen könne, wenn man ein gegebenes Versprechen halte. Das andere von der «heimtückischeren » Sorte, also vom « männ- lichen » Baum, wird in der makassarischen Sprache «Lupa mata ju» und malayisch « Upas radja» genannt (siehe Einleitung), weil der damit Verwundete auf der Stelle umfällt und stirbt. Rumphius lässt alsdann eine genauere Beschreibung der Pfeile und des Blasrohres folgen, auf die ich aber später zu sprechen komme. «Die kräftigste Sorte des Giftes,» sagt Rumphius weiter, «bringt den unvermeidlichen Tod und zwar binnen einer halben Stunde; ja manchmal in weniger als einer Viertelstunde, was die Makassarischen Fürsten zeitweise an Missethätern probiert haben». Interessant ist, wie Rumphius seine Verwunderung darüber aus- drückt, dass dieses furchtbare Pfeilgift innerlich unbeschadet genommen werden kann; eine Thatsache, die uns nicht mehr auffällt, da sie ja auch von andern Pfeilgiften, z. B. dem Curare bekannt ist. Er sagt: «Doch bestand ehedem der Glaube, dass das Ipoh seine Kraft nicht ausüben kann, solange es kein lebend Blut gerochen und dass es zu vielen Dingen kann unbeschadet gebraucht werden, womit in der That ein Geheimnis der Natur zusammenhängt, dass solch ein Feind des mensch- lichen Lebens ohne Schaden vom Leib kann genommen werden. > Rumphius erwähnt dann weiter auch einen Zusatz, wodurch die Einge- bornen glauben die Giftigkeit des Antiaris-Saftes bedeutend zu erhöhen; dieser Zusatz besteht im Safte des Wurzelstockes einer Zingiberacee «Lampu jang» (siehe Pflanzenverzeichnis). Ohne diesen Zusatz soll auch der Saft nicht genügend hart werden, wodurch vermieden wird, dass das Gift der Geschosse leicht an den Kleidern der Feinde abge- streift wird. Wer aber von der Wunde genesen ist, der hüte sich wohl Lampu jang als Gewürz für Speise und Trank zu geniessen. Über seine medizinische Verwendung als Abführmittel drückt sich Rumphius folgendermassen aus: «Eine kleine Pille des unvermischten Ipoh mit. dem Fruchtfleisch der Banane eingenommen, schafft alle Unsauber- keit aus den Därmen.» Folgende Stelle belehrt uns ferner über die Verwendung des Ipoh zur Hirschjagd: «Auch kann man Ipoh derartig zubereiten, dass man Wild, insonderheit die Hirsche, damit schiessen kann und das Fleisch unbeschadet essen mag. Hierzu muss man keines- falls die stärkste Sorte nehmen, damit das Tier nicht plötzlich und sanft stirbt, ohne dass man seine Spur finden kann, sondern das schwächste, wobei man es mit dem Saft von dem Kraut ‚Rameh‘ (siehe Pflanzen- verzeichnis, Rameh — Baehmeria nivea, Urticaceen) vermengt, wodurch die Tiere gewaltig zum Schreien veranlasst werden. Menschen, die durch das schwache Gift verwundet werden, fühlen Feuer und Drehen im Kopf; aber auch solche befinden sich nicht in Lebensgefahr, wenn man gleicher Stund mit passenden Mitteln zu Hilfe kommt». Ich habe absichtlich die interessanten Stellen dieser ersten wissen- schaftlichen Erwähnung in Übersetzung fast wörtlich wiedergegeben. Einmal um zu zeigen, wie gründlich und verhältnismässig objektiv uns dieser ausgezeichnete Mann, der mit so grossem Ruhm als Erster an der Erforschung der von den Holländern neu erworbenen Besitzungen gearbeitet hat, über unser Thema berichtet; dann aber auch, weil sein Herbarium Amboinense nicht überall zugänglich ist. Wie aus vorstehendem hervorgeht, hat Rumphius seine Be- obachtungen 1681 angestellt, sie sind aber erst 1741 mit dem Er- scheinen seines Herb. Amb. nach seinem Tode bekannt geworden. Der Zweite, der ausführlich über unser Gift berichtet, ist Engel- bert Kaempfer [45] aus Lemgo in Westfalen, der als holländischer Schiffsarzt 1689 nach Batavia, 1690 nach Siam und von da nach Japan kam. In seinen 1712 erschienenen « Amaenitates exotice» berichtet er er in dem Kapitel «Gemina Indorum Antidota» über das Gift. Seine Angaben beschränken sich aber bloss auf Wiedergabe von Erzählungen, die er von den Makassaren, den wilden Ureinwohnern im südlichen Celebes, gehört hat, entbehren also der eigenen Beobachtung. Gleich zu Anfang sagt er: «Quis enim, ut omittam cetera, non stupeat celer- rimam malignitatem arborei succi macassariensium, quo infecta tela, ad Ze levissimum sanguinis contactum, subito vitam instar lJucern& extinguit? Est hoc venenum succus lactens et pinguis, qui colligitur ex recens sauciata arbore quadam, indigenis «Ipu», Malayis Javanisque <«Upa >» dicta, in abiditis locis silvarum Insule Celebes, pr&sertim in ejusdem provincia Turasia (bei Rumphius «Toradja» geschrieben) crescente. » Verfasser berichtet dann über die Giftigskeit dieses Baumes fabelhafte Geschichten. Er warnt z. B. davor, sich dem Baum in der Richtung der Windseite zu nähern, und erzählt ferner, dass ein vorüberfliegender Vogel dem Tode verfallen sei, — Märchen, die uns an die von dem Dominikanermönch erzählten erinnern. Die zum Tode verurteilten Ver- brecher, durch welche das Gift zumeist auf Celebes gesammelt werden soll, bedauert er, indem er sagt: «Ex Scylla in Carybdim regredientes magna cautione et circumspectione opus hoc instituunt.» Über die Art des Einsammelns stimmt Kämpfer mit Rumphius überein. Auch er erzählt, dass die Giftsucher mit langen Bambusrohren, die vorne einen spitzen Stahl tragen, ausgerüstet, sich in die Nähe der Giftbäume wagen und dann mit grosser Gewalt diese Speere in die Rinde stossen. Alsdann fliesse der Saft in das zunächst liegende Bambusglied. Die mit dieser Beute Beladenen ziehen sich alsdann gegen den Wind marschierend zurück und suchen baldmöglichst aus der giftigen Athmosphäre der Baumwunde zu gelangen und giessen den gewonnenen Saft in gläserne Gefässe. «Ita narrarunt mihi popu- lares Celebanes, hodie Macassari dicti.» Für uns von besonderer Be- deutung ist wohl ein Postskriptum, womit er seine Erzählung abschliesst: «Certum est, Regem Macassarorum, ceterosque ejus cali Principes, lanceas suas et pugiones (quibus solis armati sunt) laethifero illo succo inficere .. .» und weiter unten: «his telis (es sind Pfeile gemeint) non raro milites ejus terr& armati sunt, qui ea per tenues arundinaceos tubulos (qualibus nostrates pueri utuntur in passericulis petentis) Karz oris explodunt in hostem, ut l&thale spicula corpori infigatur, tremen- dum nudis Indiis, sed quod ab Europx&o militum investiti illuditur.» Wir sehen hieraus, dass es sich also zweifellos um den Gebrauch von Blasrohrpfeilen handelt. Im gleichen Jahrhundert hat unser Thema zum dritten Male einen Autor gefunden in E. W. Martius [57 |, der eine botanische Abhandlung des makassarischen Giftbaumes im Jahre 1792 seiner Dissertation zu Grunde legt. Folgende Verse schickt er als Motto seiner Arbeit voraus: «© Mensch, dem die Natur, den Lebenshauch zu fristen, Aus mehr als tausend Quellen fliesst, O sieh dich wohl vor, weil oft aus ihren Brüsten Sich auch ein tödlich Gift ergiesst. » Als einzige Quellen, auf die sich seine Angaben stützen, erwähnt er zwei andere Dissertationen, die eine von H. Acymelaeus unter dem Vorsitz des berühmten Ritters von Thunberg zu Upsala; die andere zu Paris von Herrn Buchoz verfasst. Diese beiden Disser- tationen sind mir nicht bekannt geworden; ich glaube aber nicht, dass das einen Mangel an meiner Arbeit bedeutet, denn ich finde in der Schrift von Martius nichts, was nicht bei Kaempfer und Rumphius stünde; speciell aus der letzteren Arbeit druckt er ganze Teile wörtlich : ab. Ich kann natürlich nicht entscheiden, ob dies Martius oder seinen Quellen zur Last fällt. Jedenfalls fügt er seiner Arbeit eine verkleinerte Reproduktion der Abbildung von Antiaris toxicaria aus Rumphs Herb. Amb. bei. Greshoff [32] stellt ihn mit dem schon citierten Foersch in eine Linie, indem er sagt, dass beide in gleichem Masse dazu beigetragen haben, jene fabelhaften Geschichten über den Antiaris- baum zu verbreiten, deren Ursprung wir wohl bei Kzmpfer zu suchen haben. Seine Beiträge zur Nomenclatur mögen hier Erwähnung finden. Die Holländer nennen ihn Giftboom oder Makassar'sche Giftboom, einige Spattenboom (spatten — spritzen, vielleicht weil der Saft beim An- schneiden des Baumes herausspritzt), die Makassaren und Celebenen: Ipoh, die Malayen: Caju Upas (Giftholz), die Malakken: Lupa Matta Ju. Mit dem Anfange des XIX. Jahrhunderts beginnen beide, Upas Antiar und Upas Tieute, sowohl das Interesse der Physiologen, als auch der Chemiker auf sich zu ziehen. Dies war hauptsächlich der Fall, als der französische Botaniker M. Leschenault de la Tour. von seinen Reisen in Indien zurückkehrte. Dieser ausgezeichnete Forscher bereiste nämlich zu Anfang des XIX. Jahrhunderts den malayischen Archipel und konnte auf Java über das Gift, sowie über die das Gift liefernden Pflanzen sichere Nachrichten sammeln. Allerhand Märchen und Übertreibungen, auf die wir noch bei Rumphius und Kaempfer gestossen sind, werden durch ihn auf ihr richtiges Mass zurückgeführt. 1510 hat er eine ausführliche Arbeit über seine Beobachtungen veröffent- licht [52]. Dem «Naturaliste voyageur », wie er sich selber nennt, waren die Arbeiten von Rumphius, Foersch, sowie diejenigen von Thun- berg und Acymelaecus wohl bekannt. Er geht mit sorgfältiger Kritik vor, weist z. B. nach, dass die von Rumphius abgebildete Frucht von Antiaris toxicaria nicht von diesem Baum stammen könne. Leschenault war 1805 Augenzeuge auf Java bei der Herstellung von Ipoh, speciell in der Provinz Bagnia-vagni. Die Stadt Banjoe-wangi befindet sich in der Mitte der Ostküste von Java, der Insel Bali gegenüber. II - Leschenault wusste sich ausserdem weitere Ipoh-Proben zu verschaffen von Borneo und Makassar auf Celebes. Seine Forschungen waren, wie er an einem Orte selber sagt, von besonders günstigen Umständen und glücklichen Zufällen unterstützt. So z. B. hatte er das Glück, auf einer Barke von Madura nach Java fahrend, die Bekanntschaft mit einem jener Bergbewohner, die «Orang-dajas » heissen und die das wilde Gebirge nordwestlich von Banjoe-wangi bewohnen, zu machen; in deren Händen ausschliesslich die Fabrikation des Pfeilgiftes jener Gegenden liegt. So gelangte er, bevor er nur den Boden Javas be- treten hatte, schon in den Besitz eines Köchers voll vergifteter Pfeile, sowie von vorrätigem Pfeilgift. Dieser gleiche Eingeborne erzählte ihm auch, dass sie ihr Gift aus der Wurzelrinde grosser Lianen, die sie «Tieute» nennen, gewinnen. Im übrigen möchte ich auf den speciellen Teil verweisen. Leschenaults Hauptverdienst liegt unter anderem wohl darin, dass er es verstand, sofort einen wesentlichen Unterschied zu erkennen zwischen Upas Tieute und Upas Antiar, indem er uns zugleich mit den beiden wesentlichen Giftpflanzen, Antiaris foricaria und Strychnos Tieute bekannt macht und dieselben genau be- schreibt und abbildet. Die beiden Pflanzen tragen seither seinen Autor- namen. Das reichhaltige Material Leschenaults gelangte in Frankreich in die Hände derjenigen Forscher, die am meisten befähigt waren, durch die Untersuchung desselben die Kenntnis dieser interessanten Gifte zu fördern. Ich erinnere daran, dass im Jahre 1816 der Apotheker Sertürner in Hameln an der Weser das erste Pflanzenalkaloid, das Morphin, entdeckt und beschrieben hat. Damit begann jene Epoche der Erforschung der Arzneipflanzen, die so bedeutungsvoll geworden ist. In erster Linie neben Sertürner sind die beiden französischen Chemiker Pelletier und Caventou zu nennen, die im Jahre 1818 die Entdeckung des S’rychnins in den Ignatiusbohnen, den Samen von Strychnos Ignatii Berg, gemacht haben. Das Jahr darauf, 1819, ent- deckten sie das zweite Strychnosalkaloid, das Drucin in der Rinde von Strychnos nux vomica, die als «falsche Angostura-Rinde» vorüber- gehend eine so traurige Berühmtheit erlangte (vgl. Gamper, pag.14|27)). In demselben Jahre entdeckten sie in dem von Leschenault mit- gebrachten Pfeilgift, dem Upas Tieute, die gleichen beiden Alkaloide und ausserdem einen interessanten Körper, das S’rychnochromin, über das ich später noch einige Bemerkungen zu machen haben werde. In dem andern von Leschenault mitgebrachten Gifte, dem Upas Antiar, fanden die beiden Chemiker ein wirksames Prinzip, das sie «Anthiarin» nannten (spätere Autoren schreiben immer Antiarin). Ferner stellten sie durch Versuche fest, dass die physiologische Wir- 12 kung des Upas Antiar von derjenigen des Upas Tieute durchaus ve schieden sei. Wir wissen jetzt, dass das Antiarin ein ausgesprochenes Herzgift ist, Strychnin und Brucin dagegen Krampfgifte sind. Schon eine Reihe Jahre vorher, ungefähr 1808, hatten Magendie und sein Freund Delille mit Upas Tieute Tierversuche angestellt. Nach der Entdeckung des Strychnins stellte sich heraus, dass die von ihnen beobachteten Symptome beim Tierversuch mit Upas Tieute mit denen, die sie später mit Strychnin beobachtet haben, identisch waren. 1838 gelang es Mulder [53], den Antiaris-Saft in seine Bestand- teile zu zerlegen. Er isolierte daraus das Antiarin neben Zucker, Eiweiss, Gummiharz und Wachs. Doch wurde diese Arbeit durch Kiliani 1896 [48] u. a. erweitert (siehe chemischer Teil). Nachdem wir nun schon nach verschiedenen Richtungen hin über die Natur der malayischen Pfeilgifte unterrichtet worden sind, berichtet der Engländer Belcher 1848 [4] über die Giftigkeit des mittlerweile berühmt gewordenen Upasbaumes, dass er auf seinen Reisen nach den ‚Eastern Islands‘ einen Upasbaum gefunden habe, ohne aber von dessen giftigen Ausdünstungen nur das geringste zu bemerken. Er sagt: «Man sieht, dass das Gift darin nicht so rasch tötet, als man bisher geglaubt hat und dass das Gift dieses Baumes nicht so stark ist, wie dasjenige von HZippomane Mancinella in Westindien. » Es sei hier an die Meyerbeer'sche Oper «Die Afrikanerin » erinnert, in der der Librettist die Selica nach Indien versetzt, wo sie in der giftigen Atmosphäre des « Manzanillo- baumes» einen freiwilligen Tod stirbt. Ähnliche Bemerkungen finden sich hie und da in der Litteratur. Z. B. erwähnt Lewin [53] eine Angabe von Mason, wonach Hippomane Mancinella in Burma sogar als Pfeilgift verwendet werden soll, für welche vage Angabe Lewin jedoch die Verantwortung mit Recht zurückweist. Vielleicht sind solche irrtümliche Anschauungen auf eine Mitteilung Leschenaults [52] zurückzuführen, der die angeblich giftigen Ausdünstungen von Antiaris toxicaria mit denjenigen des Manzinellenbaumes von Amerika vergleicht. * Im Jahre 1859 erschien von der Hand des holländischen Forschers van Hasselt [37| eine ausführliche Arbeit, die eine Beschreibung aller J * Mündliche Mitteilungen des Herrn V. Birenstihl, Plantagenbesitzer auf Sumatra, bestätigen die Abwesenheit solch giftiger Ausdünstungen. Derselbe teilte mir persönlich mit, dass er sich schon oft ohne Schaden unter einem Upasbaume aufgehalten habe. Leschenault erzählt darüber, dass die Giftigkeit des Antiarisbaumes individuell ver- schieden wirke auf die Personen, die mit ihm in Berührung kommen. So musste z.B. ein Javaner, den er zum Pflücken von Blüten auf einen solchen Baum klettern liess, “wobei derselbe Stufen in die Rinde hauen musste, wegen Übelkeit und Mattigkeit bei einer Höhe von 25‘ umkehren, während ein zweiter unbehelligt den Gipfel erreichte. ma bisher bekannten Pfeilgifte umfasst. Verfasser unterscheidet nach ihrer geographischen Verbreitung europäische, asiatische, amerikanische und afrikanische Pfeilgifte.e Unter den asiatischen Pfeilgiften unterscheidet auch er zweierlei, «welche jedoch beide Upas genannt und deshalb oft verwechselt werden; doch scheinen auch beide gemengt vorzu- kommen». Van Hasselt unterscheidet ı. Upas Radja, Tieute oder Tjettek genannt. Gift liefernde Pflanze ist Strychnos Tieute Lesch., jene Schlingpflanze, welche bei den Javanern Tjettek genannt wird und besonders an Rubiaceen bis zu 50° hinanklimmt. Verfasser ver- gleicht das fertige Gift nicht mit Unrecht mit Opium, was Farbe und Konsistenz anbelangt. Ihm ist auch bekannt, dass als seine wirksamen Bestandteile Strychnin und Brucin anzusehen sind. 2. Upas Antiar. Über Abstammung, Verbreitung und Bereitung desselben giebt van Hasselt genaue Angaben und bezieht sich auf Pelletier und Caven- tou sowie Möller bei der Besprechung des Antiarins, als dem giftigen Bestandteile von Pfeilgift und Milchsaft. Ausserdem erwähnt er noch ein drittes Gift der Najas oder Rajas, über das er jedoch keine näheren Mitteilungen macht. Im Jahre 1862 hat ein Vergiftungsfall mit Upas Tieute in Europa viel Aufsehen erregt. Die Notiz stammt von Dr. Mannskopf [|56). Der betreffende Patient, ein gewisser Dr. B. aus Wien, nahm inner- lich 3 gr des Giftes ein und es zeigten sich bald alle Erscheinungen einer Strychninvergiftung. Der Schwerkranke konnte jedoch durch Brechmittel und Opium gerettet werden. In seinem Harne gelang es OÖ. Schultze [82] Strychnin deutlich nachzuweisen. Das Gift selbst enthielt 60°—620/, Strychnin. In seinen Reiseskizzen giebt F. Jagor [42] 1866 sehr wertvolle Angaben über die Bereitung des Ipoh auf der malayischen Halbinsel. Derselbe war Augenzeuge und macht die interessante Mitteilung, dass bei der Fertigstellung des aus verschiedenen Pflanzen bereiteten Ex- traktes auch ein mineralisches Gift, nämlich durch Realgar verunreinigtes Arsenik, zugesetzt worden war; allerdings nur ein Stück von der Grösse eines Stecknadelkopfes. Nach ‘Pelletier und Caventou 1824 und ©. Schultze 1866 hat Upas Antiar im Jahre 1868 von neuem zwei Analytiker gefunden in De Vrij und Ludwig [95]. 1876 konstatierte der Engländer M. Foster [23] die physiologische Wirkung des Upas Antiar auf das Froschherz. Über die Bereitung des Pfeilgiftes der Dajavölker auf Borneo ver- danken wir van Leent [51] wiederum eine genaue Beschreibung. Die of the Straits Branchs» (1881): « Arsenik is mixed with. milk iw | Milchsaft gemeint) which is said to be otherwise inert.» Eine ähnliche Erwähnung über einen Zusatz von Arsenik findef sche bei Newbold [60]. Er zählt die verschiedenen Ingredienzien des Pfeil- giftes auf und sagt weiter, dass diese gemischt werden mit rotem Sulfid von Arsen (Realgar) und Leim. Ich muss hier nachholen, dass noch eine dritte Giftpflanze bei der Bereitung von Ipoh eine Rolle spielt, nämlich Derris elliptica Benth. (Papilionaceen), mit dem einheimischen Namen «tuba», deren Wurzel (akar tuba) auch als Fischgift bei den Malayen ausgedehnte Anwendung findet. In der oben genannten Arbeit von Newbold finde ich nämlich die Mitteilung, dass die Tubawurzel auch zur Bereitung von Ipoh, speciell des sogenannten Ipoh «Krohi», be- nützt wird. Ich verweise auf eine Erwähnung Leschenaults im Kapitel über das Vergiften der Pfeile, wo derselbe auch von einer Tuba-Wurzel spricht,. die aber einer Menispermacee angehören soll, während Derris elliptica zu den Papilionaceen gehört. Der Saft dieser Menispermaceen-Wurzel wird zum Aufweichen des eingetrockneten Giftes verwendet. Ein anderes Gift, genannt «Ipoh-Tennik», ist auf die gleiche Weise bereitet, aber ohne Tubawurzel. Mit dem Jahre 1889 beginnt ein allgemeines Interesse für Ipoh sich geltend zu machen. Pharm. Centralhalle 1889, 5.512 wird Derris elliptica und ihre Verwendungen besprochen. Im gleichen Jahre beschäftigte sich Wefers-Bettink wiederum mit der Chemie von Antiaris toxicaria. Dieser Forscher isolierte drei ver- schiedene, physiologisch wirksame Körper, die er Antiarin, Oepain und Toxicarin nennt, auf die er aber nicht weiter eintritt (ich verweise auf den chemischen Teil meiner Arbeit). Mir hat von dieser Arbeit nur ein Referat vorgelegen, welches im «Progres» besprochen wird (siehe Reber [71ı)). 1890 macht Greshoff (Mededeelingen uit's Lands Plantentuin VII. 1890) Mitteilungen über das Derrid (das giftige Prinzip der Derris elliptica) und über die giftigen Eigenschaften einiger Apocyneen, die auch Ingredienzien zur Bereitung des Ipoh liefern sollen. W. €. Brown [12] giebt 1891 Angaben über Pfeilsifte der malayischen Halbinsel, wobei ein neues Gift erwähnt wird, welches «rengas» heisst (siehe Pflanzenverzeichnis). Greshoff, der seiner Zeit Vorstand des chemischen Laboratoriums = vom botanischen Garten in Buitenzorg auf Java war, teilt mit, dass Se Derris elliptica unter den Namen «tuba-root» eine der wichtigsten Drogen des dortigen Handels bildet. Er sagt: -«Auf Java ist sie ein Fischeift; in Borneo bildet sie einen Bestandteil des Siren - Pfeilgiftes und in den Straits Settlements (Distrikt englischer Niederlassungen auf der Ostseite der malayischen Halbinsel zwischen dem 4. und 6. Grad nördlicher Breite) den des malayischen Ipoh. Weitere ausführliche Arbeiten, die aber nichts Neues zu bringen scheinen, finden wir dann 1892 bei L. Wray [ıo1], ferner im Bulletin of Kew No. 58. Beide Arbeiten sind mir im Original nicht zugänglich gewesen. Noch eingehender behandeln das gleiche Thema die Mitteilungen von Hrolf Vaughan Stevens [33]. Dieser Forscher hat die Ver- hältnisse hauptsächlich bei den Sakais und bei den Orang Mentera und Orang Benua auf der malayischen Halbinsel so gründlich studiert, dass er in der Beschreibung der Details bisher unerreicht dasteht. Seine Veröffentlichungen werden daher mehr als hier in den spätern Ab- schnitten Erwähnung finden. Das folgende Jahr 1893 bringt Ralph Stockmann [89] wiederum Mitteilungen über physiologische Versuche, die er mit malayischen - Pfeilgiften angestellt hat. Auch haben ihm Pflanzenproben aus Perak (auf der malayischen Halbinsel) vorgelegen. Unter den Ingredienzien erscheint bei ihm «akar lampong», eine Strychnos- Species, sowie «prual», von der Holmes [41] später zeigte, dass es die Rinde einer Rubiacee ist. In das gleiche Jahr fallen die Studien von H. und G. Santesson, die sich hauptsächlich auf eine neue Strychnos- Art. (Strychnos lan- ceolaris) beziehen, die die wilden Stämme der malayischen Halbinsel «blay-hitam » nennen. Besonders zu erwähnen sind die umfangreichen Arbeiten von L. Lewin [53], in denen er über die chemischen und physiologischen Untersuchungen zahlreicher Giftproben berichtet, die er in erster Linie dem Museum für Völkerkunde in Berlin verdankt. Endlich sei einer Dissertation von Peter Itschert [44] ge- dacht, der unsere Kenntnis über Strychnos Tieute erweitert hat (siehe Anhang). Max Weigt 1895 [97] fixiert die Grenze der Verwendung von Antiaris nach Nordosten, indem er zeigt, dass auf den Philippinen die Rinde von Lunasia philippensis Planch. (Rutaceen) verwendet wird. Im Jahre 1396 veröffentlicht Kiliani [48] eine Analyse des Milch- saftes von Antiaris toxicaria, auf die ich im chemischen Teil zu sprechen komme. rückkehrend, über das Pfeilgift der Kajan, das Da von IL abstammen soll. Über diese Arbeit referiert H. Vogel in der Ab theker-Zeitung 1897 auf Seite 781 ausführlich (siehe analytischer Te Von den Blättern des Upas-Baumes erzählt Kükenthal, dass sie von den Nashörnern unbeschadet gefressen werden; ihre Exkremente solle 2 jedoch für Fische giftig sein. RE In das gleiche Jahr fällt das Erscheinen eines umfangreichen = graphischen Werkes über Borneo von Henry Ling Roth 76). Roth referiert über den Gebrauch von Ipoh auf Borneo sehr ausführlich. Die Arbeit ist durch Abbildungen von zugehörigen Gebrauchsgegen- ständen und Pfeilen, sowie der Antiaris-Pflanze und von Strychnos Tieute reich ausgestattet. ER Aladar Richter [72] 1897 befasst sich eingehend mit der Ana- tomie von Antiaris toxicaria und meldet, dass diese Pflanze mit Strychnos Tieute Lesch. zusammen die berüchtigten Upas-Haine bilde. (2) 1898 macht Greshoff [30) im Verein mit seinem Mitarbeiter Boorsma in seinen Veröffentlichungen interessante phytochemische Mitteilungen über verschiedene Giftpflanzen, die angeblich bei der Be- reitung von Pfeilgift benützt werden,’ auf die ich im speciellen Teil zurückkommen werde. H. E. Th. van Sillevoldt [56] unterwirft ar die Derris elliptica einer chemischen Analyse und stellt das wirksame Prinzip derselben, das Derrid dar. Im Jahre 1900 beschäftigten sich die beiden franzö- sischen Anthropologen Dr. A. Malbec und Henri Bourgeois [55] mit Pfeilgift. Ihre Angaben sind sehr wertvoll, da sie eine ausführliche Aufführung von Giftpflanzen machen und deren geographische Ver- breitung dabei berücksichtigen. a Damit schliesse ich meine historische Übersicht. Die nachge- wiesene Litteratur, bei deren Sammlung ich alle Mühe aufwendete, kann freilich keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen. Es mögen sich besonders in Reisebeschreibungen noch mancherlei Notizen finden, die mir nicht zugänglich waren. Immerhin glaube ich keinen derjenigen Autoren, die unsere Kenntnis über diese Gifte wesentlich bereicherten, übergangen zu haben. Bezüglich der medizinischen und physiologischen Seite der Frage habe ich mich als Laie dieser Wissenschaften selbst- verständlich grosser Zurückhaltung beflissen. Il. Über den Gebrauch und die Herstellung des Ipoh ist man lange Zeit schlecht unterrichtet gewesen. Es hat dies seinen Grund darin, dass die Eingebornen selbst oft gar nicht imstande sind, darüber Auskunft zu erteilen, da die Her- stellung häufig in den Händen einiger weniger liegt, die ihre Kunst unter mysteriösen Zeremonien zu verheimlichen suchen, um des An- sehens willen, das sie bei ihrer Umgebung wegen dieser Kenntnisse geniessen. Andererseits gebrach es den Reisenden oft an dem nötigen botanischen Verständnis, um genügende Aufklärung zu verschaffen. — Zunächst geht aus den Berichten hervor, dass es sich bei dem Ge- brauch dieser Gifte meist nicht um kriegerische, sondern um Jagd- zwecke handelt. Diese Thatsache erweckt zwar im ersten Augenblicke berechtigte Zweifel, indem wir uns unwillkürlich fragen müssen, ob durch die An- wendung vergifteter Pfeile das erlegte Tier zum Genusse noch brauch- bar sei. Dazu ist vor allem hervorzuheben, dass das Ipoh Antiar, innerlich genommen, fast unschädlich ist,* während Ipoh Tieute wegen seines Strychningehaltes allerdings gefährlich werden könnte. Letzteres Gift wird daher auch nur da angewendet, wo es sich um Erlegung schädlicher Raubtiere, wie Tiger (Newbold und Malbec et Bour- geois), eventuell auch um Affen handelt. Andererseits gebrauchen die Eingebornen die Vorsicht, vor dem Genusse des erlegten Wildes die ver- wundete Stelle mit dem Messer herauszuschneiden. Das Derrid, das, wie schon erwähnt, auch als Fischgift ausgedehnte Anwendung findet, ist für den Magen, namentlich nachdem das Tier durch Kochen zu- bereitet wurde, nicht schädlich; es kommt daher in dieser Hinsicht gar nicht in Betracht. * Stevens sagt an einem Ort: «30 Tropfen Ipuh können unbeschadet getrunken werden, ehe der Saft gekocht wurde (es ist gemeint, ehe andere Zuthaten dazugemischt waren).» . [977 18 Da wir von den ungemein geringen Mengen von mineralischen Giften, wie Arsen und Antimon, absehen können, die, wie einige Forscher mitteilen, in Frage kommen könnten, so sind wir berechtigt, : das Ipoh kurzer Hand als Pflanzengift zu bezeichnen (ich bemerke hier vorausgreifend, dass meine Untersuchungen auf Arsen und Antimon resultatlos geblieben sind). Und zwar dürfen wir es auffassen als Aus- züge von giftigen Pflanzen, die durch Erwärmen auf freiem Feuer oder durch die Sonnenwärme bis zur Konsistenz eines dicken, in der Kälte erhärtenden Extraktes eingedickt werden. Nur Antiaris macht mit ihrem Milchsaft eine Ausnahme, da derselbe direkt als Flüssigkeit der Pflanze entnommen wird. Die Anzahl der Pflanzen, die man hierbei verwendet, ist ziemlich -gross und es sind nicht lauter Giftpflanzen im strengen Sinne des Wortes. Die Verwendung von Pfeffer, Tabak, Capsicum, Zwiebel und anderer verhältnismässig unschädlicher Zuthaten ist wohl lediglich wegen des bei ihrem Genusse beobachteten brennenden Geschmackes gebräuchlich und man scheint dadurch Entzündung hervorrufen zu wollen. Es wird aber auch behauptet, dass der Zusatz geschieht, um dem Gifte die gewünschte Konsistenz zu geben (siehe van Hasselt). Solche Stoffe kehren beinahe in allen Rezepten wieder. Auch giftige Kröten, Skorpione und Schlangen müssen ihr Leben dazu hergeben. Auch eine blausäurehaltige Pflanze blieb den findigen Eingebornen nicht unbekannt. Nämlich Pangrum edule Reinw. Doch ist mit Sicher- heit anzunehmen, dass die Blausäure sich beim Kochen verflüchtigt. Dasselbe gilt für die sehr wenig bekannten, aber, soviel wir wissen, entweder flüchtigen oder doch beim Kochen zersetzlichen Gifte der verwendeten Araceen und auch für das Nikotin des Tabakes. Ich gebe die wichtigsten Berichte darüber wiederum in chrono- logischer Reihenfolge (siehe auch Rumphius im geschichtlichen Teil). Wie bereits erwähnt, verdanken wir die ersten sichern Mitteilungen darüber Leschenault [52]. Dieser studierte die Verhältnisse auf Java und Madura, jener kleinen Insel, die nordöstlich Java vorgelagert ist. Schon Leschenault unterscheidet scharf zwei verschiedene Pfeilgifte: Upas Antiar und Upas Tieute. Über das erstere, welches er als das weniger starke Gift bezeichnet, sagt er, dass es aus der «gomme-resine» von Antiaris toxicaria durch Zusammenmischen mit den Samen (graines) von Capsicum fruticosum, Pfeffer, Lauch, den Wurzeln von Kzmpferia Galanga L., malayisch «kontior», von Maranta malaccensis, malayisch «bangle», und Costus arabicus L.,: malayisch «kontjie», hergestellt wird, und zwar, wie er ausdrücklich betont, auf kaltem Wege. Jedes Korn, sagt er, von ee Capsicum fruticosum erzeuge eine kleine «fermentation» und werde, nachdem es an die Oberfläche zurückgekehrt ist, durch ein neues ersetzt. Dem entgegen wird Upas Tieute durch Auskochen der Wurzelrinde von Strychnos Tieute Lesch. hergestellt. Aussser zwei Zwiebeln, Lauch und Pfeffer fügt der Malaye «konkior» hinzu (wahrscheinlich identisch mit kontior = Kzmpferia Galanga L.). Drei Pfund Rinde gab ungefähr 120 gr Gift, also circa 8°. Auch van Hasselt [37] unterscheidet zweierlei Gifte, welche jedoch beide zu- nächst bloss Upas ohne speciellere Bezeichnung genannt, und deshalb oft verwechselt werden. Beide sollen auch gemengt vorkommen. Später macht er freilich den Unterschied zwischen Upas Radja, auch Tieute oder Tjettek einerseits und Upas Antiar andererseits. Er giebt an, dass ersteres durch Auskochen der in Scheiben geschnittenen Wurzel von Strychnos Tieute hergestellt werde. Als Stammpflanze für Upas Antiar spricht auch er Antiaris toxicaria Lesch. an, aus deren Milch- saft das Gift durch Eindicken unter Vermeidung des Kochens her- gestellt wird. Jagor [42] war Augenzeuge einer Giftbereitung auf der ma- layischen Halbinsel. In einem eisernen Kessel wurden gekocht: die feingeschabten Rinden folgender Pflanzen: akar-ipo (= Giftwurzel), zpo-batang (= Baumstammgift); erstere ist nach ihm eine Strynos-Art, letztere Antiaris toxicaria Lesch. Er giebt weiter an, dass zur Ge- winnung eines Theelöffel voll ipo-batang-Saft ein ganzer Baum gefällt wurde. Der Zusatz dieses Saftes zu dem filtrierten Safte von akar-ipo soll ein Coagulum erzeugt haben, wahrscheinlich Ausscheidung eines kautschukartigen Stoffes aus dem Antiaris-Milchsafte, (vgl. meine Be- obachtung im Abschnitt VIII). Hier wird auch der Zusatz einer ge- ringen Menge Arsenik, etwa von der Grösse eines Stecknadelkopfes, erwähnt. Verfasser bemerkt, dass die Giftköche keinen grossen Wert darauf legen. Das klare Filtrat wird eingedampft. Wir sehen daraus, dass auf der malayischen Halbinsel, zum Unter- schied von dem Gebrauche der Javaner, Upas Antiar gekocht wird. Die Dajakvölker auf Borneo, erzählt van Leent [51], unterscheiden: 1. Siren- gift und 2. Ipoh. (Pleyte [66] giebt eine Note Perelears an, wonach die Dajaks das Sirengift aus Strychnos nux vomica bereiten.) Ersterem liegt neben vielen anderen Zuthaten, die später Erwähnung finden werden, der «Sirenboom » — Antiaris zu Grund; während das zweite, neben anderem, aus der Wurzelrinde des Strychnos Tieute gemacht wird. Nun beobachtet man aber bei der weitern Verarbeitung eine Abänderung des Verfahrens, indem die Dajak die Mischung in einer ausgehöhlten Wurzel von Dioscorea hirsuta Bl. rösten (siehe Dragen- 20 dorff [17] S. 137), d.h. eindampfen und noch warm in Bambusröhren. aufbewahren. Wird dieses Gift noch mit dem Pulver der Flügeldecken einer Lytta-Art (Lytta gigantea?) vermischt, so heisst das Gift «man- tallag» (vom gleichnamigen Flusse). Newbold [60| unterscheidet auf der malayischen Halbinsel drei Arten Gift. 1. Ipoh krohi, 2. Ipoh tenui, 3. Ipoh mallaye, von denen die erstern beiden als Grundlage Wurzel und Rinde des Ipoh-Baumes haben. Newbold erklärt Ipoh als Antiaris toxicaria, was jadem Namen nach stimmen würde. Trotzdem erscheint mir diese Bestimmung zweifel- haft, da von Antiaris sonst fast durchweg der Milchsaft (vergl. S. 19 bei Jagor) verwendet wird. Vielleicht ist eher an Strychnos Tieute zu denken. Dem dritten Gifte, Ipoh mallaye soll die Wurzel einer Pflanze «mallaye» zu Grunde liegen, nämlich Thevetia neriifolia Juss. (Apocynacex). Diese giftige Pflanze ist in Westindien heimisch; sie wird aber in Ostindien als Zierpflanze in Gärten kultiviert. Hier erscheint sie zum ersten Male unter den Ipoh-Bestandteilen (siehe Pflanzenver- zeichnis). Nach andern Angaben soll sie auch zum Vergiften von Bogen- pfeilen benützt werden. Eine weitere, sehr ausführliche Beschreibung verdanken wir Mr. ' Wray [102] jun., dem Kurator des Perak Government-Museums. Er giebt uns hauptsächlich genaueren Aufschluss über die Gewinnung des Antiaris-Milchsaftes. Es wurden ihm zwei Bäume gezeigt, die schon mehr- mals angezapft waren, bis zu einer Höhe von 25‘. Die Rinde wird mit tiefen Einschnitten versehen, nach Art der « Häringsknochenmethode», welche eine möglichst grosse Ausbeute gestattet, da der Milchsaft von einem Schnitt in den andern fliesst. Nebenstehende schema- tische Skizze, die dem Journal of the Anthropological Institut of Great Britain XXI. 1892 S. 477 entnommen ist, mag dies am besten veranschaulichen. Am Ende jeder Serie von Einschnitten — es sollen oft 3—4 solcher Serien am gleichen Stamm angebracht werden — ist ein Palmblatt befestigt, das den Saft in einen Bambus führt. Der Saft wird alsdann auf einen Holzspatel gestrichen und mittelst eines zweiten Holzspatels verrieben und über dem Feuer ge- trocknet. 96 gr genügen nach Aussage der Orang Semang, um 100 Pfeile zu vergiften. Der Saft, der bitter und beissend schmeckt, wird an der Luft rasch dunkel und liefert, auf ‘dem Wasserbade getrocknet 29°/, festes Ipoh. Über die Verwendung von Arsen sagt Wray: «Die Ureinwohner in Perak kennen das Arsenik nicht; es kann aber durch Malayen eingeführt worden sein, auch würde Arsen den Genuss der getöteten Tiere ausschliessen. Die Malayen brauchen das Arsen wohl nur zum Damaszieren ihrer Klingen und nicht als Gift.» Verfasser bemerkt ausserdem, dass nur die Ureinwohner in diesen Gegenden vergiftete Waffen gebrauchen. Merkwürdiger Weise wird die Rinde von Antiaris, sowohl von den Orang Semang, als auch von den Orang Sakai zur Herstellung von Bekleidungsstücken gebraucht. Zu diesem Zweck wird die junge geklopfte Rinde entgiftet; dies geschieht durch monatelanges Einlegen in fliessendes Wasser. Es soll aber nur die sehr bastreiche Innenrinde benützt werden; die Aussenrinde wird abgeschabt. [Wray jun. (102) S. 478.| Ein Exemplar eines als «Schürze» bezeichneten Rindenstückes von Antiaris toxicaria befindet sich in der ethno- graphischen Sammlung des Basler Museums. Dieselbe stammt von Ceylon, wo die Rinde «riti» heisst. Manchmal mischen die Orang Semang auch andere Gifte zu dem Ipoh. Die Pflanzen, welche dazu verwendet werden, heissen malayisch elikir» und «gadong». Likir gehört zu den Amorphophallus- Arten; gadong ist ein dorniger, klimmender Strauch, der zu den Dioscoreaceen gehört, (siehe Pflanzenverzeichnis). Die zerschnittenen Knollen werden in Tuchbeutel gegeben und fest gegen einandergeschlagen unter Ver- meidung der Berührung mit der Haut. Der Saft beider Pflanzen wird mit dem Ipoh gemischt und auf einem Holzspatel getrocknet. Die ausgepressten Knollen können ihres grossen Stärkegehaltes wegen auch ge- gessen werden, zu welchem Zwecke man sie durch Auswässern in fliessendem Wasser entgiftet. Wray ist der Ansicht, dass der Zusatz dieser beiden Gifte lediglich den Zweck habe, lokale Entzündung hervorzurufen, um dem verwundeten Tier die Möglichkeit des Entfliehens zu nehmen, ehe das Ipoh zur Wirkung kommt. Die Eingeborenen sollen jedoch darin einig sein, dass reines Ipoh giftiger wirkt, als das Gemisch. Die Orang Sakai mischen kein likir, wohl aber gadong dazu, welches in dem Verhältnis 3 Ipoh auf ı gadong geschieht. Die hügelbewohnenden Orang Sakai benützen im Gegensatz zu denjenigen der Ebene drei Bergpflanzen. Diese drei Pflanzen heissen: I. «ipoh aker», 2. «prual», 3. « Apocynacese: 34. Tabernsgemontana spec. sind sehr giftige Pflanzen, die auf Java auch als Zierpflanzen kultiviert werden (Filet). 34a. Tabernsamontana malaccensis Hook fil. « perachi » (Malayische Halbinsel) auch «prachek» (O. Mentera, [Stevens]), auch «prachet» und «perachet» (mal.? [Ridley]); Wurzelrinde zum Ipoh der Orang Mentera (Stevens). Speciell zum «Ipoh mallaye » (New- 5 bold); findet auch medizinische Verwendung (Ridley, Filet). 2 34b. Tabernemontana sphzerocarpa Bl. « djembiriet » (Filet), «ham- per®-badak» (Hartwich). Vorkommen und Verwendung wie 34a. Sie enthält ein Alkaloid, das als ein starkes Herzgift wirkt und zwar enthalten: Blatter. 02%, | Samen. O,ILl» (Greshoff 1900.) Rinde . 05°» | [Nach Hartwich zwei verschiedene Alkaloide.) Dosis lethalis für einen Frosch — 2 mg (Greshoff). 35. Thevetia neriifolia Juss. (Syn. Cerbera Thevetia L.) «ginjeh » (mal.), «mallaye» (auf der Malayischen Halbinsel). Verwendung findet die Wurzel, die dem «Ipoh mallaye» auf der Malayischen Halbinsel seinen Namen giebt (Newbold, Lewin). Auch als Fisch- gift bekannt (Filet). Die Blätter werden von den Bengalesen als Tabak geraucht (Filet). Samen in Bombay zum Vergiften von Vieh benützt (Greshoft). Enthält ein stickstofffreies gly- cosidisches Herzgift: Thevetin, dem Cerberin sehr ähnlich (Husemann und Hilger, Greshoff). Solanacese: 36. Capsicum spec. Die Früchte sind beliebte Zuthaten zum Pfeil- gift, z. B. auf Java (Leschenault), sowie auf Borneo zum Siren- gift (Van Leent) etc. Wurzel und Rinde(?) verschiedener Capsicumarten sollen ein Alkaloid enthalten. Doch werden meist die reifen Früchte verwendet, die das scharf brennende Capsaiein enthalten. (Von Capsicum longum sollen auch die Früchte alkaloidhaltig sein [Greshoff)). 36a. Capsicum baccatum L. «latsina» (batt.). Sumatra. Verwendet - wird die feingehackte Frucht (F. Kehding). 37. Nicotiana tabacum L. Blätter auf Borneo zum Sirengift ver- wendet (Van Leent), ebenso auf Java zum Ipoh (Leschenault). 5 Verbenacee: 38. Gallicarpa cana L. (Syn: C. dentata Wall.) « putsuk-ring -ring » (batt.) Verwendung der zerhackten Blätter (Kehding). Der Strauch ist im ganzen Malayischen Archipel bekannt als Fisch- gift (Greshoff). Rubiacex: 39. Coptosapelta flavescens Korth. <«prual» (sak.); bildet einen giftigen Bestandteil des Pfeilgiftes auf der Malayischen Halb- insel (Greshoff, Wray). «prual» wurde fälschlich von Newbold und Lewin für eine Lasianthus- oder Urophyllum-Art gehalten. - Enthält ein örtlich die Gewebe veränderndes Prinzip (Lewin). 40. Randia dumetorum Lam. «tuba» (sak.). Die Wurzel wird von den Orang Mentera an Stelle des selten gewordenen Antiaris- saftes zu Ipoh verwendet (Stevens). Die Frucht soll als Brech- mittel und Fischgift gebraucht werden (Dragendorff). b) Pflanzen, die botanisch nicht bestimmt sind. I. butong (sak.), mal. — «betong», wahrscheinlich unbekannte Calamus spec. (Stevens). Saft bei den Orang Pangan. N, . chantong-bada (sak.). Saft bei den Orang Mentera (Stevens). 3. choi-choi (sak.).. Baum, dessen Rinde bei den Orang Pangan verwendet wird. 4. chow (sak... Baum, dessen Früchte bei den Orang Pangan verwendet werden (Stevens). 5. daun-hemona. Aufguss der Blätter oder Rinde zum Ipoh auf Borneo (Van Leent). 6. garsung (sak.) wie 3. 7. kaja-stelek. Ausschwitzungen der Wurzel zum Ipoh (van Leent). Sollte nicht Verwechslung mit kaju-tjettek —= Strychnos Tieute vorliegen? 8. kolompohit (dajak). Die Rinde benützen die Dajaks zum Be- decken der ausgehöhlten Dioscoreaknollen, worin das «siren » eingedickt wird (Van Leent). 9. kree (sak.) wie 3 (Stevens). 10. /endozw (sak.) wie 3 (Stevens). 11. mundess (sak.).. Wurzelrinde bei den Orang Mentera (Stevens). ein. 12. pergho (sak.) wird von Stevens genannt. Der Saft soll dem Ipoh der Orang Pangan zugesetzt werden. Vielleicht ist pergho der Milchsaft von Dichopsis Gutta Benth., also Guttapercha, die nach Ridley in Perak zu Hause ist. — Ich erinnere an die Mit- teilung G. Schneiders, wonach Guttapercha auf Sumatra.dem Ipoh der Orang Battak zugesetzt zu werden pflegt und verweise auf meine eigenen, hinten folgenden Untersuchungen, bei denen ich Guttapercha als Bestandteil des Ipoh häufig gefunden habe. 13. piy-ung (sak.) wie 4 (Stevens); vielleicht = pitjung — Pangium edule. 14. ratoes (born.) klimmender Strauch, im Innern des Landes sehr gemein (H. Ling Roth). 15. rzong (sak.) wie ı (Stevens). 16. sedudo (sak.). Wurzel bei den Orang Pangan (Stevens). 2. Pflanzen, die als Gegenmittel genannt werden. Die Anzahl der Gegengifte ist auffallend gering und sie scheinen immer nur in engem Bezirk benützt zu werden. Die beabsichtigte Wirkung scheint meist eine Brechen erregende zu sein. a) Botanisch bestimmte Pflanzen. Graminexe: 41. Zea Mays L. Mais. « djagong » (mal.), «biralla» (makass.). Die gekauten, unreifen Früchte werden auf die Wunde gelegt (Rumphius u. a.). Amaryllidaces: 42. Grinum asiaticum L. «bakoeng» (mal.), «spatt-wortel» (holl.), «radix toxicaria» (Rumphius).. Abkochung zum innerlichen Gebrauch. Eine grosse, weissblühende, lilienähnliche Pflanze; sehr gewöhnlich am Strande; durch ganz Indien verbreitet (Filet). Auch kultiviert, Blätter und Zwiebeln als Emeticum und Dia- phoreticum (Hartwich). Enthält ein wenig giftiges Alkaloid (Greshoff). Sie ist auch, hauptsächlich var. toxicarium Herb., als Fischgift und Insektengift, sowie als unfehlbares Emeticum auf den ostasiatischen Inseln bekannt (Schr). Papilionacex: 43. Euchresta Horsfieldii Benn. — (Andira Horsfieldii Lesch.). (sundanes.) (batt.) (dajak.) (javan.) — (sak.) = >» _- (mal.) = (kenaboi) = (mal.) == » = » == (batt.) — » = (makassar.) — ? (sak.) == (mal.) — >» 58 Bambusa spec. Cocculus flavescens D. €. ? Ficus politoria Lam. ZeaMays u. 2% Tabernaemontana sphaerocarpa Bl. Alstonia scholaris R. Br. . Dioscorea spec. . Excoecaria Agallocha L. . ? Thevetia neriifolia Juss. Tabernaemontana sphaerocarpa Bl. Antiaris toxicaria Lesch. . Laportea crenulata Gaud. Urtica urens L. Antiaris toxicaria Lesch. . >» » >» Strychnos Wallichiana Benth. Antiaris toxicaria Lesch. . DEZE Di >» » Euchresta Horsfieldii Benn. . Hydrocotyle asiatica L. > Kaempferia galanga L. Carapa malaccensis Lam. > Lophopetalum pallidum Laws. . Antiaris toxicaria Lesch. . Piper spec. » nigrum L. Zingiber spec. Homalonema spec. . Allium sativum L. Capsicum baccatum L. > ? Amorphophallus spec. . Antiaris toxicaria Lesch, . Thevetia neriifolia Juss. . S Antiaris toxicaria Lesch. . Pangium edule Reinw. penaghur perachi pergho piyung pitjioeng (sund.) = poetjoeng poele poele-pandak pohon-oepas = oepas antiar prachek = prachet — perachet — perachi prono-djivo prual putsuk-ring-ring Rameh (makass.) — rami = rumpe ratoes rengas (mal.) — ringas rengut = ringhut ringas ringi-ringi riong rumpe = rami — rameh Sedudo selowung senteng — langi Ternek toeba — tuba tol (mal.) —= tole tuba-aker tuba-boedji (sak.) ? (sak.) » (javan.) » (mal.) Di (mal. ?) (javan.) (sak.) (batt.) (sak.) (born.) (batt ) (mal.) (batt.) » (sak.) » » (mal.) (sundanes.) (sak.) (sak.) (sak.) (mal.) Calophyllum spec. Tabernaemontana malaccensis Hook el. ? ? = pitjung ? Pangium edule Reinw. Alstonia spec. ‚Rauwolfia serpentina Beh Antiaris toxicaria Lesch, , Tabernaemontana malaccensis Hook, Euchresta Horsfieldii Benn. Captosapelta flavescens Callicarpa cana L. Boehmeria nivea Gaudich. N Melanorrhoea Wallichii Hook. Epipremum giganteum Schott. . Melanorrhoea Wallichii Hook. Coix Lacryma L. ? Boehmeria nivea Gaudich. . ? Miquelia caudata King. Homalonema spec. . Antiaris toxicaria Lesch. Randia dumetorum Lam... Coscinium fenestratum Colebr. Derris elliptica Benth.. Tinospora crispa Miers rd + E* VIII. Toxikologische Untersuchung einer Anzahl Pfeilgifte. Ich habe im folgenden die Ergebnisse der Untersuchung einer Anzahl Ipoh-Proben, die mir zur Verfügung standen, mitzuteilen. Im Gegensatz zu Lewin, der die physiologische Probe zur Er- mittlung der Bestandteile an die erste Stelle rückt, habe ich geglaubt, mein Augenmerk in erster Linie auf die ckemische Ermittlung einer Anzahl von Bestandteilen richten zu sollen. Wenn schon nicht Mediciner, habe ich mir doch aus den Ergeb- nissen der Lewinschen Untersuchungen die Ansicht gebildet, dass bei den physiologischen Versuchen die Gefahr vorliegt, nur den Hauptbestand- teil des Giftes, oder nur den am kräftigsten wirkenden aufzufinden;; wogegen die chemische Prüfung völlig objektiv zeigen musste, ob dieser oder jener Bestandteil vorhanden ist. Allerdings musste Verzicht darauf geleistet werden, alle etwa vorhandenen giftigen Bestandteile nachzuweisen und zwar aus dem ein- fachen Grunde, weil unsere Kenntnisse über die Bestandteile der meisten im vorstehenden Pflanzenverzeichnisse aufgeführten Pflanzen mehr wie lückenhaft sind, oder solche ganz fehlen. Ich musste mich daher darauf beschränken, nur eine Anzahl genau bekannter Giftstoffe aufzusuchen, um das meist spärliche und kostbare Material nicht zu gefährden. Freilich konnten dabei die physiologischen Versuche nicht völlig entbehrt werden. Ich verdanke vielmehr denselben, die Herr Privat- docent Dr. M. Cloetta für mich anzustellen die grosse Freundlichkeit hatte, wichtige Aufschlüsse. Ich benütze die Gelegenheit, Herrn Dr. Cloetta noch einmal meinen ergebensten Dank auszusprechen. Bei diesen Tierversuchen handelte es sich aber nicht um den Nachweis von Körpern, die auch chemisch zu fassen waren, oder um 61 eine Aufklärung des Giftes selbst, sondern lediglich nur um die Be- stimmung der Giftigkeit eines ganz bestimmten Körpers, der mir in höchst geringer Menge aufstiess und der mit keinem der bekannten Stoffe identisch zu sein scheint. Über die sehr interessanten Ergebnisse dieser Versuche berichte ich am Schlusse dieses Abschnittes. Die Körper, auf die ich mein Augenmerk bei der chemischen Untersuchung richtete, waren in erster Linie: ı. Das Antiarin, das als Hauptträger der Wirksamkeit des Antiarismilchsaftes bisher gegolten hat; 2. die Strychnosalkaloide, S/rychnin und Drucin; 3. das Derrid, das giftige Prinzip aus der Derris elliptica Benth., und endlich 4. Arsen und Antimon. Die beiden Alkaloide standen mir selbstverständlich rein zur Ver- fügung zum Anstellen von Vorversuchen. Ein Muster (0,19 gr) Antiarin verdanke ich Herrn Prof. Dr. Kiliani in München und ein solches von Derrid Herrn Prof. Dr. Weysman in Leiden. Für den Nachweis arbeitete ich ein Verfahren aus, welches sich an dasjenige von Stas-Otto zur Ausmittelung von Giften eng an- schliesst. Herr Prof. Dr. C. Hartwich [36] hat bereits Mitteilungen über ein solches von ihm angewendetes Verfahren gemacht. Im Laufe meiner Arbeit ergab sich aber die Notwendigkeit, dasselbe in einigen Punkten zu modifizieren. Folgende Eigenschaften der unter I—3 genannten 4 Körper sind es, die dabei in Betracht kommen. Il. ihre Löslichkeit in den verschiedenen Lösungsmitteln. a) Antiarin. I. in kaltem Wasser fast unlöslich, in heissem Wasser löslich; kann daher aus Wasser zwecks Reinigung umkrystallisiert werden (Kilianı). 2. In weinsaurem Wasser löslich. » Alkohol löslich, leicht löslich in 50 °/o Alkohol. » weinsaurem Alkohol leicht löslich. » Äther nicht leicht löslich. Chloroform leicht löslich. » Petrolzther unlöslich. » Methylalkohol löslich. ou anaw 62 b) Strychnin und Brucin. I. In Wasser fast unlöslich. 2. » weinsaurem Wasser leicht löslich. - >» Äther leicht löslich. » Chloroform leicht löslich. > Strychnin löst sich am leichtesten in einem Äther-Chloroformgemisch zu gleichen Raumteilen (C. C. Keller [47)). ©), Dertid. I. In Wasser wenig löslich. » weinsaurem Wasser leicht löslich. D 3. » salzsaurem > » » 4. » Alkohol leicht löslich. 5. >» saurem Alkohol leicht löslich. 6. » Äther leicht löslich. 7. » Chloroform leicht löslich. 8. » Petroläther unlöslich. Diese Eigenschaft der Unlöslichkeit des Derrids in Petroläther kann zur Reinigung des Rohderrids verwendet werden. 0,35 gr Roh- Derrid, dargestellt von Dr. von Sillevoldt, wurden daher aus alko- holischer Lösung mit Petroläther fraktioniert gefällt. Es resultierten 0,280 gr gereinigtes Derrid. Da, wie schon erwähnt, mir beim Antiarin und Derrid von reiner Substanz nur äusserst wenig Material zur Verfügung stand, wurden die Löslichkeitsverhältnisse, soweit sie aus der Litteratur nicht schon be- kannt waren, folgendermassen ermittelt. Ich stellte mir von beiden alkoholische Lösungen her. Davon wurde ein kleiner Teil unter Zusatz von einigen Tropfen Wasser im Reagiercylinder auf dem Wasserbade verdunstet, bis der Alkohol ver- jagt war, wobei sich Derrid und Antiarin in der Kälte ausschieden. Nunmehr wurde zur Trockene verdampft und an dem Rückstand Löslichkeitsversuche mit obigen Lösungsmitteln angestellt, worauf das spärliche Material immer wieder gesammelt werden konnte. Um zu untersuchen, ob Antiarin und Derrid aus saurer Lösung in Äther übergehen, wurden jeweilen 10 cm? einer ı °/sigen Salzsäure den soeben genannten Verdunstungsrückständen zugesetzt, während einiger Minuten umgeschüttelt und vier Stunden der Ruhe überlassen. Die Filtrate wurden im Scheidetrichter mit Äther ausgeschüttelt; die wässerige salzsaure Flüssigkeit vom Äther getrennt und dieser auf dem Wasserbade verdunstet. Die Rückstände gaben die für Antiarin und ee Derrid charakteristischen Reaktionen, von denen nachher die Rede sein wird. Diese Versuche zeigten also die für uns wichtige Thatsache, dass Antiarin und Derrid aus saurer wässeriger Lösung in Äther übergehen. Il. Reaktionen, 1. Farbreaktionen. a) Antiarin. 1. Eisenhaltige konzentrierte Schwefelsäure wird durch eine Spur Antiarin intensiv goldgelb gefärbt (Kilian [48]). 2. Reine konzentrierte Schwefelsäure wird durch Antiarin go/d- gelb; nach einer Stunde tritt starke Fluorescenz ins Grüne auf. 3. Wenig rohe Salzsäure färbt Antiarin, namentlich bei Wasser- badtemperatur o/iven- bis smaragdgrün. Diese Farbe geht in Chloroform über. 4. Konzentrierte Salpetersäure giebt keine Reaktion. 5. Eine wässerige hellgelbe Lösung von Natriumpikrat wird in der Hitze durch Antiarin braun (Wefers-Bettink [5)). Die von Hartwich [36] angegebene orangerote Färbung des Antiarins mit Cer- sulfat und konzentrierter Schwefelsäure tritt mit reinem Antiarin nicht ein. Diese Reaktion beruht, wie ich später zeigen werde, auf einer Verunreinigung mit einem fluavilartigen Körper. b) Derrid. 1. Konzentrierte Salpetersäure wird durch Derrid ge/drot bis ziegelrot gefärbt (von Sillevoldt [86)). Auf Zusatz von Wasser wird das Derrid aus der Lösung rotgelb gefällt. Diese Fällung ist in Äther und Chloroform löslich. 2. Eisenhaltige konzentrierte Schwefelsäure wird durch Derrid an- dauernd Zkzrschrot gefärbt. Antiarin und Derrid werden durch allgemeine Alkaloidreagentien nicht gefällt. ec); Stry.ehnin. I. Kaliumdichromat und konzentrierte Schwefelsäure werden mit Strychnin vorübergehend wzolet£ gefärbt. 2. Vanadinsäure und konzentrierte Schwefelsäure werden mit Strychnin arhaltend kornblumenblau gefärbt. d) Brucin. I. Konzentrierte Salpetersäure wird mit Brucin ge/drof (bis ziegel- rot) gefärbt. 2. Fällungsreaktionen. * Beide Strychnosalkaloide werden durch allgemeine Alkaloid- reagentien (Meyers Reagens, Gerbsäure etc.) gefällt. Ausführung der Reaktionen. a) Antiarin. ad I. Der zu prüfende Rückstand wird mit einem erkalteten Ge- misch von 2 cm? konzentrierter Schwefelsäure und 2—3 Tropfen Ferri- sulfatlösung (Ph. H. II) übergossen. (Diese Mischung ist für jeden Versuch frisch herzustellen.) ad 2. Der zu prüfende Rückstand wird auf einem Uhrglase reich- lich mit konzentrierter Schwefelsäure übergossen und unter öfterem Umrühren mit dem Glasstabe längere Zeit stehen gelassen. Nach I—2 Stunden tritt bei Gegenwart von Antiarin deutliche Fluorescenz ein. ad 3. Der zu prüfende Rückstand wird auf einem Uhrglase mit wenig roher Salzsäure auf dem Wasserbade behandelt, bis diese abgeraucht. -Während des Erkaltens tritt oliven- bis smaragdgrüne Färbung auf. Diese trockene, grüne Substanz ist mit grüner Farbe in Chloroform und Äther löslich. ad 5. «Wenn man ı cm? einer Lösung von Natriumcarbonat (1: 20) mit 3 Tropfen einer kaltgesättigten wässerigen Lösung von Pikrinsäure kocht, so verändert sich die Farbe nicht bemerkenswert; bei Zusatz einer Spur Antiarin geht die Farbe von citronengelb in orangerot (wohl besser gelbbraun bis braun) über». (H. Wefers-Bettink |5].) Zweckmässig ist es, die gekochte Na-Pikratlösung in zwei Teile zu teilen, wovon der eine Teil zum Vergleich der Farbenveränderung zurückgestellt, während der andere Teil für die auszuführende Probe verwendet wird. Diese Reaktion ist sehr scharf und wird durch die Gegenwart von Derrid. nicht beeinträchtigt. b) Derrid. ad I und 2 ist nichts hinzuzufügen. ad 3. Die Reaktion ist genau wie bei Antiarin sub 3 auszuführen. Die Rotfärbung tritt in durchscheinendem Lichte mit reinem Derrid schon nach zwei Minuten auf, während sie durch Antiarin nur wenig verzögert und in der Nuance etwas dunkler wird. one c) Strychnin. ad 2. 2 cm? konzentrierte reine HaSO4 wird im Reagiercylinder mit einer kleinen Messerspitze voll trockener Vanadinsäure umgeschüttelt, bis eine gelb-grünliche Lösung entstanden ist. Beim Übergiessen dieser frisch bereiteten und erkalteten Lösung auf die zu prüfende Substanz tritt bei Gegenwart von Strychnin eine anhaltende kornblumenblaue Färbung ein. Diese Reaktion ist sehr scharf und ist derjenigen mit konzentrierter H2SO4 und K2aCr20- vorzuziehen. Eine Störung der Reak- tion durch Anwesenheit von Brucin konnte nie beobachtet werden. d) Brucin. ad I ist nichts hinzuzufügen. Um zu untersuchen, welche von den angegebenen Reaktionen geeignet sind, Antiarin und Derrid in einem Gemisch neben einander unzweideutig nachzuweisen, wurden folgende Versuche angestellt: Reines Antiarin und Derrid wurden zusammen in wenig Alkohol gelöst, auf verschiedene Uhrgläser verteilt und nach dem Verdunsten des Alkoholes folgende Reaktionen angestellt: I. Konzentr. HNO3 — ziegelrot 2. » H2SO4 — Fe2 (SO4)s — kirschrot 28 » H2SO% — goldgelb m. Fluorescenz 4. Na-Pikratlösung — braungelb 5. mit roher Salzsäure auf dem Wasserbad erwärmt — braun No. ı und 2 zeigen Derrid. No. 3 und 4 Antiarin. No. 5 ist unbrauchbar. Somit konnten die Reaktionen 1—4 als stichhaltige Identitätsreak- tionen angenommen werden. Sollte die Reaktion auf Derrid mittelst konzentrierter H»SO4+ Fe2e(SO4)s durch Verunreinigungen gestört werden, so giebt die Re- aktion mittelst HNOs den Stichentscheid. Wenn wir nun die genannten Eigenschaften der vier Gifte ins Auge fassen, sind wir in den Stand gesetzt, eine Methode zur Auf- findung der einzelnen Gifte neben einander aufzustellen. Es kommen hierbei folgende Gesichtspunkte in Betracht: I. Die Löslichkeit des Antiarins, des Derrid, des Strychnins und des Brucins in weinsaurem Alkohol und weinsaurem Wasser. 9 2. Die Möglichkeit, a) das Antiarin und das Derrid aus weinsaurem Wasser mittelst Äther auszuschütteln, während die beiden Strychnosalkaloide nicht in den Äther übergehen, b) die Strychnosalkaloide aus alkalischer wässeriger Lösung mit Äther auszuschütteln, c) Antiarin und Derrid nebeneinander, sowie d) Strychnin und Brucin nebeneinander durch Identitätsreak- tionen nachzuweisen. Auf diese Thatsachen gründet sich folgende von Hartwichs Ver- fahren etwas abgeänderte Methode. Methode. Die zu prüfende Substanz wird in einem Erlenmeyer (von ca. 50 cm? Inhalt) mit ca. 25 cm? 1°/» Weinsäure enthaltendem Alkohol auf dem Wasserbade am Rückflusskühler während 2-3 Stunden gekocht und nach dem Erkalten filtriert. Das in einer Porzellanschale zur Sirup- konsistenz auf dem Wasserbade eingedampfte Filtrat wird mit destil- liertem Wasser aufgenommen und zach dem Erkalten Atriert. Die so erhaltene klare, weinsaure wässerige Flüssigkeit wird (nach einer Vorprobe auf Alkaloidgehalt mittels Meyers Reagens) in einen cylindrischen Scheidetrichter gegeben, der höchstens bis zur Hälfte mit der Flüssigkeit gefüllt sein darf. Nun wird mit etwa halbsoviel Äther während ı—2 Minuten aus- geschüttelt und der Ruhe überlassen. Nach völliger Trennung der Flüssigkeiten wird der wässerige Teil in einen Erlenmeyer abgelassen und der Äther, der das Antiarin und das Derrid enthält, durch ein trockenes Filter in einen andern Erlenmeyer gegeben. Diese Operation wird mit neuen Mengen Äther so oft wiederholt, bis eine herausgenommene Ätherprobe kein Antiarin und Derrid mehr enthält, d. h., auf einem Uhrglas verdunstet, keinen Rückstand mehr hinterlässt. Dies ist der Fall, wenn konzentrierte Schwefel- säure auf dem Uhrglase keine Färbung erzeugt. Nun wird die wässerige weinsaure Flüssigkeit, die noch viel Äther enthält, auf dem Wasserbade in einer Porzellanschale so lange erhitzt, bis aller Äther verdunstet ist; alsdann mit Natronlauge schwach alkalisch gemacht und von neuem mit Äther im Scheidetrichter ausgeschüttelt. Die vereinigten Ausschüttelungen dienen zur Prüfung auf Strychnin und Brucin. > > 2 Diese Methode weicht von derjenigen, die Hartwich angewendet hat und die sich lediglich auf nur wenige Angaben in der Litteratur stützen konnte, in folgenden Punkten ab: Während Hartwich die Giftprobe mit weinsaurem Wasser anrührte und sofort mit Äther ausschüttelte, ohne zu filtrieren, zog ich vor, mit weinsaurem Alkohol zu ex- trahieren und den Verdampfungs-Rückstand des alkoholischen Auszuges mit Wasser auf- zunehmen. Es war zu erwarten, dass bei diesem Verfahren, das sich eng an das Stas-Otto’sche Verfahren zur Ausmittelung der Gifte anschliesst, schliesslich reinere Lösungen erhalten und Emulsionsbildungen beim Ausschütteln mit Äther vermieden wurden. Weiter wurde, wie der Fortgang der Versuche zeigte, hierbei ein Stoff, den Hartwich mit dem Antiarin zusammen erhielt, zurückgehalten, so dass beide getrennt werden konnten. Der zweite Unterschied besteht darin, dass bei der abgeänderten Methode Derrid neben Antiarin nachgewiesen wird, indem beide aus derselben weinsauren wässerigen Lösung mittels Äther ausgeschüttelt werden. Dass das keine Schwierigkeiten bereitet, zeigten die oben angeführten Reaktionen. Hartwich, dem kein Derrid zur Verfügung stand, sondern, der die hierbei in Betracht kommenden Eigenschaften den nicht zahlreichen Angaben der Litteratur entnehmen musste, suchte das Derrid aus dem in saurem Wasser unlöslichen Rückstand mit Äther zu extrahieren. Da aber das Derrid in saurem Wasser leicht löslich ist, so liegt eben die Gefahr vor, dass es schon bei der ersten Extraktion mit ausgezogen wird. Trotzdem habe ich die Angaben Hartwichs ohne Anstand in meine am Schluss dieses Abschnittes folgende Tabelle aufnehmen können. Ich habe einige der von ihm untersuchten Gifte nachuntersucht und bin zu den gleichen Resultaten ge- kommen. Ferner musste das Derrid bei der Reaktion mit eisenhaltiger Schwefelsäure auf Antiarin sich durch Rotfärbung der Schwefelsäure verraten, die bei Hartwich, wie ich mich durch Einsichtnahme seines Laborationsjournals überzeugte, nie eingetreten ist. Endlich wurde die Reaktion auf Antiarin mittelst Cersulfat und konz. Schwefelsäure fallen gelassen, weil diese, wie schon angedeutet, nicht dem Antiarin, sondern, wie sich später herausstellte, einem fluvialartigen Körper zuzuschreiben ist, der stets neben dem Antiarin auftritt. Um aber diese abgeänderte Methode auf ihre Verwendbarkeit zu prüfen, erprobte ich sie zuerst an einem selbst zusammengesetzten Ge- menge von Antiarin Kiliani 0,05, Derrid von Sillevoldt 0,03, und von beiden Strychnosalkaloiden je 0,05. Als Menstruum verwendete ich 10,0 gr irgend eines indifferenten Drogenpulvers. Zur Analyse dieses künstlichen Giftgemenges wurde die Masse in zwei Teile geteilt, wovon der eine kalt, der andere auf dem Wasserbade extrahiert wurde. Dies geschah, um zu erfahren, ob das Antiarin, als ein Glycosid, durch die Weinsäure in der Wärme nicht zersetzt werde, wodurch die Identitäts- reaktion hätte ausbleiben können. Beide Versuche zeigten jedoch völlig übereinstimmende Resultate. Nachdem sich die Methode bewährt hatte, konnte ich zur Analyse der Pfeilgifte selbst schreiten. Wo mir genügend Material zu Gebote stand, wie bei einigen Bambusbüchsen und Spateln, verwendete ich 5—8 gr Gift; wo mir aber nur wenige Pfeile zu Gebote standen, 68 wurde denselben, indem ich sie mit der Spitze mehrere Tage lang in sauren Alkohohl stellte, alles Gift entzogen. Standen mir viele Pfeile der gleichen Provenienz zur Verfügung, so wurden 20 auf einmal ver- arbeitet. Trotz der Kostbarkeit des Materials wäre Sparsamkeit hier übel angebracht gewesen, da die Sicherheit der Resultate hätte leiden können. Den weitern Verlauf der Untersuchungen habe ich oben geschildert. Ich beschränke mich im folgenden darauf, nur diejenigen Beob- achtungen und Nebenerscheinungen zu erwähnen, die uns erlauben, wichtige Schlüsse zu ziehen. Die Resultate lasse ich am Schlusse dieses Abschnittes in tabellarischer Form folgen. Was mir beim Verlauf der Untersuchungen vor allen Dingen aufgestossen ist, und zwar zuerst bei No. 8,* dem Pfeilgift von Borneo, das war ein gelblichweisser, wachsartiger Körper, der sich beim Auf- nehmen des Verdunstungsrückstandes des weinsauren Alkohols mit kaltem Wasser am Glasstabe festsetzte. Herrn Prof. Hartwich waren eben- falls bei der mikroskopischen Betrachtung des im weinsauren Wasser unlöslichen Rückstandes solche wachsartige Kügelchen aufgefallen. Ich erinnerte mich aber, bei Mulder [58] gelesen zu haben, dass dieser Analytiker ebenfalls einen wachsartigen Körper als Bestandteil des Antiarismilchsaftes gefunden hat. Ich prüfte nun den Körper auf seine Löslichkeit in Alkohol und Äther und fand ihn besonders in der Wärme verhältnismässig leicht in beiden Lösungsmitteln löslich. Somit musste bei der Prüfung Hartwichs auf Antiarin dieser Körper beim Ausschütteln des mit weinsaurem Wasser angeriebenen Pfeilgiftes mit Äther in diesen übergehen. Es war daher von Interesse, zu erfahren, ob er sich bei der Re- aktion auf Antiarin mit konzentrierter Schwefelsäure und Cersulfat mit- beteiligte. Dies war auch wirklich der Fall; ja, konzentrierte reine Schwefelsäure bewirkte dieselbe Rotfärbung des wachsartigen Körpers allein, ohne Cersulfat. Nun wurde dieses «Wachs» allein mit heissem Wasser behandelt, das Wasser abgegossen und eingedampft. Es blieb ein Rückstand, der alle Reaktionen des Antiarins wiedergab, mit Ausnahme der Cersulfat- Schwefelsäure-Reaktion. Das Auswaschen wurde so lange wiederholt, bis das saure Wasser nichts mehr aufnahm, d. h. alles Antiarin aus- gewaschen war. Der wachsartige Körper aber zeigte die Rotfärbung mit Cersulfat + konzentrierte H2SOs, sowie auch mit reiner H»SO,, wie vorher. * Die Nummern der Pfeilgifte beziehen sich auf die am Schlusse dieses Abschnittes folgende Tabelle II. 2 Diese Erscheinung wiederholte sich nun in allen folgenden Fällen, wo Antiarin nachgewiesen werden konnte, fehlte aber da, wo kein Antiarin zugegen war. Wir haben somit Ursache, anzunehmen, dass der wachsartige Körper ein Bestandteil des Antiarismilchsaftes und Träger der genannten Reaktion ist, umsomehr als derselbe Körper auch später in einem Antiarismilchsafte der pharmakognostischen Sammlung Zürichs wieder gefunden wurde. Auf diese Untersuchung werde ich sogleich zurückkommen. An dieser Stelle muss ich aber die Besprechung der Guttapercha des Herrn Gustav Schneider einschalten, da ihre Untersuchung weiteres Licht auf die Natur dieser wachsartigen Substanz wirft. Herr Gustav Schneider in Basel hatte mir eine Substanz über- geben, die er für Guttapercha hielt, und von der er sagte, dass sie auf Sumatra als Zusatz zu Ipoh verwendet werde. Ich habe diese Substanz nach den Angaben von Oesterle [63] untersucht und konstatiert, dass in der That Guttapercha vorliegt. Von den Bestandteilen der Guttapercha interessieren uns nur zwei, nämlich das Aldar und das Aluavıl. Das Alan wird aus alkoholischen heissen Auszügen der Guttapercha durch rasches Abkühlen als körnig-krystallinischer, weisser Niederschlag erhalten. Geschmolzen bildet das reine Alban eine durchsichtige, schwach gelbe, spröde Masse vom Schmelzpunkt 185°, Konzentrierte Salpetersäure löst das Alban unter Entwicklung roter Dämpfe. Ver- dünnen mit Wasser lässt eine gelbliche, flockige Masse ausfallen. Der vom Alban ab- filtrierte erkaltete Alkohol enthält das ZVuavil, eine harzige Masse, die sich in konzentrierter Schwefelsäure mit roter Farbe löst. Zerreibt man Fluavil mit Zucker und fügt konzentrierte Schwefelsäure hinzu, so entsteht (nach 30 bis 40 Minuten) eine rote Färbung.“ Die Reini- gung des Rohfluavils geschieht durch Auflösen in kaltem Alkohol und Fällen mit ver- dünnter Salzsäure. Diese beiden Körper konnten mit Leichtigkeit in Schneiders Substanz konstatiert werden. Es liegt also in der That Guttapercha vor. Nun zeigte sich aber die auffallende Thatsache,“ dass das aus Schneiders Guttapercha isolierte und gereinigte Fluavil dieselbe Rot- färbung mit konz. Schwefelsäure giebt, wie der aus den Pfeilgiften und aus dem eingetrockneten Antiarismilchsafte der pharmakognostischen Sammlung Zürichs isolierte wachsartige Körper. Trotzdem darf letzterer nicht ohne weiteres als reines Fluavil angesehen werden, was aus folgendem hervorgeht. Das aus Guttapercha in oben angegebener Weise dargestellte reine Fluavil hat schon äusserlich keine Ähnlichkeit mit Wachs. Unterwift man jedoch Guttapercha dem gleichen Verfahren, * Diese Reaktionen wurden mit Fluavil, das Herr Apotheker Uhlmann in Zürich aus Guttapercha isoliert hatte, geprüft und als richtig befunden. wie ein antiarinhaltiges Pfeilgift, solchen wachsartigen Körper, der dem « Antiariswachs» absolut ähnlich ist und im Schmelzpunkt (121—124°) übereinstimmt. Diese wachs- artigen Körper aber konnten beide (aus Pfeilgift resp. dem Antiaris- milchsafte und der Guttapercha) mittels Alkohol in Fluavil und Alban gespalten werden. Somit haben wir das « Antiariswachs» ebenso wie das « Wachs» aus Schneiders Guttapercha, als ein Gemenge von Fluavil und Alban auf- zufassen. Die Reaktion mit konzentrierter Schwefelsäure ist aber, wie ich früher zeigte, Eigentümlichkeit des Mxavzls, wirdjedoch durch die Gegen- wart von Alban nicht gestört. — In auffallend reichem Masse fand sich das «Wachs» (also Fluavil und Alban) in dem Gifte des Berliner Spatels No. 15, so dass ich der Ansicht bin, dass hier allerdings ein Zusatz von Guttapercha stattgefunden hat; umsomehr, als die Farbe und Kon- sistenz dieses zähen und klebrigen Giftes vollständig verschieden ist von derjenigen aller übrigen spröden und bröckligen Giftproben. Die Thatsache aber, dass dieses «Wachs» ohne Ausnahme nur in solchen Giften gefunden wurde, die Antiarin enthalten, da aber fehlte, wo Antiarin abwesend ist, ferner der Nachweis desselben Körpers im eingetrockneten Antiarismilchsafte der Pharmakognostischen Sammlung Zürichs und endlich die Angaben Mulders, der von einem wachsartigen Bestandteil des Antiarismilchsaftes spricht, erlauben uns absolut nicht, anzunehmen, dass ein Zusatz von Guttapercha es ist, der die Gegen- wart des «Wachses» allein bedingen kann; sondern zwingen uns viel- mehr, unter Berücksichtigung obiger Versuche, zu der Annahme, dass das «Wachs» als ein gemeinschaftlicher Bestandteil von Antiarismilchsaft und von Guttapercha anzusehen ist; mit anderen Worten, dass der Milchsaft von Antiaris toxicaria Guttapercha oder einen sehr ähnlichen Stoff enthält. Ich weiss wohl, dass Guttapercha mit Sicherheit nur in Sapotaceen nachgewiesen ist, dass dagegen zahlreiche Moraceen, wozu Antiaris gehört, Kautschuk liefern, der chemisch von Guttapercha verschieden ist. Trotzdem kann ich meinen Befund nicht anders als auf Guttapercha deuten, (wobei dieser Begriff im weitesten Sinne zu verstehen ist). Ich will auch darauf aufmerksam machen, dass nach Wiesner [98] p. 358 Castilloa tunu Cerv. in Centralamerika eine Art Guttapercha liefern soll. Wichtiger als dieses Wachs war vielmehr eine andere Neben- erscheinung, die, weil unerwartet, in den Gang der Analyse nicht hinein- passte. In dem gleichen Pfeilgift No. 8 resp. in dessen weinsaurer wäs- seriger Lösung, in dem ich Antiarin sowie das eben besprochene Alban und Fluavil gefunden hatte, erzeugte nämlich Meyers Reagens eine so erhält man allerdings auch einen ER Sa starke Fällung, was auf die Gegenwart eines Alkaloides schliessen liess. Nachdem alles Antiarin ausgeschüttelt war, wurde die Lösung natral- kalisch gemacht und auf Strychnin und Brucin untersucht. Allein keines von beiden konnte nachgewiesen werden, d. h. die Äther- Chloroformmischung, mit der ausgeschüttelt wurde, sowie der Äther, nahmen kein Alkaloid auf; trotzdem erzeugte Meyers Reagens deut- liche Fällung in der weinsauren wässrigen Lösung. Der Versuch wurde wiederholt, aber mit dem gleichen Resultate. Nun wurden verschiedene Ausschüttelmethoden angewendet. Ich versuchte aus natralkalischer und ammoniakalischer Lösung, ausser mit Äther und Chloroform, mit Äthylacetat, Petroläther etc, aber ohne Erfolg den Körper zu isolieren, der diese Fällung mit Meyers Reagens verursachte. Die wässerige, ammoniakalische Lösung wurde daher mit Wein- säure sauer gemacht, auf ein kleines Volumen gebracht, mit ebensoviel Alkohol versetzt und bei Seite gestellt. Nachdem aber dieselbe Er- scheinung sich bei No. 15, I6 und 17 wiederholte, während sie bei No. 9 fehlte, fiel es auf, dass die Fällung mit Meyers Reagens immer nur da auftrat, wo Antiarin zugegen war; während bei No. 9, wo nur Strychnin, und zwar in erheblichen Masse, nachgewiesen wurde, die Fällung mit Meyers Reagens nach Entfernung des Strychnins ausblieb. Es lag daher die Vermutung nahe, dass das fragliche Alkaloid mit dem Antiarin in irgend einem Zusammenhang stehe. Es wurden deshalb 3 gr von demselben Antiarissafte der pharmakognostischen Sammlung (unbekannter Provenienz), der schon früher bei der Prüfung auf « Wachs » Aufschluss gegeben hatte, dem gleichen Verfahren unterworfen. Und in der That erzeugte Meyers Reagens in der weinsauren, wässerigen Lösung deutliche Fällung, während natürlich Strychnin und Brucin ab- wesend waren. : Ich muss hier nachholen, dass Kiliani ausser Axtzarir einen weiteren Bestandteil aus dem Antiarismilchsaft isoliert hat, den er Aztzaro/ nennt und der die Eigenschaft hat, aus natralkalischer Lösung durch Salzsäure gefällt und in weinsaurer Lösung durch ver- dünnte Eisenchloridlösung rot gefärbt zu werden. Nun hatte ich nämlich beobachtet, dass beim Ansäuren der alkalischen Lösung mit verdünnter HC] eine Trübung entstand, die aber durch Zusatz von Meyers Reagens viel deutlicher wurde. Es entstand daher die Aufgabe zu prüfen, in welchem Zusammenhange der alkaloidartige Körper, der durch Meyers Reagens gefällt wurde, mit dem Antiarol Kilianis stehe. (NB. Reines Antiarol stand mir nicht zur Verfügung und über sein Verhalten gegenüber Meyers Reagens geht aus den Mitteilungen Kilianis nichts hervor. Überhaupt wird bei Kiliani kein Körper genannt, der mit Alkaloidreagentien Fällung .giebt.) Da nun aber der fragliche Körper im reinen Antiarissafte der Sammlung auch gefunden worden war, und da das stets gleichzeitige Se Auftreten mit Antiarin auffallen musste, so war es gewiss von grossem Interesse, der Sache näher auf den Grund zu gehen. Es wurde da- her eine neue Menge von Pfeilgift No. 15 in Arbeit genommen. Und zwar, da das Antiarol nach Kiliani direkt in Äther übergeht, so wurde das Gift, ohne anzusäuern, mit Äther ausgeschüttelt. Der Äther wurde abdestilliert und der Rückstand, der im wesentlichen « Antiaris- Wachs» (d. h. Alban und Fluavil) war, wurde auf A»zzaro/ untersucht. Zu diesem Zweck wurde das «Wachs» mit 50°, Alkohol behandelt, dieser verdunstet und der Rückstand mittels FeCls auf Antiarol ge- prüft. Die Reaktion fiel negativ aus. Dagegen gab der in 50 % Alkohol unlösliche Wachsrückstand an weinsaures Wasser in der Wärme wirklich Antiarol ab, indem die Reaktion mit FeClz sehr schön eintrat; aber die Fällung mit Meyers Reagens blieb aus. Somit hat das Antiarol, das dem Gifte durch weinsaures Wasser entzogen werden kann, keinen Anteil an der Fällung, die durch Meyers Reagens entsteht. Andererseits konnte in dem weinsauren wässerigen Auszug des Giftes beides, das Antiarol mit Eisenchlorid und das fragliche Alkaloid, mit Meyers Reagens deutlich nachgewiesen werden. Bei Anordnung des ersten Versuches konnte also durch Behandeln des Giftes mit Äther, ohne Zusatz von Säure, Antiarol isoliert werden, während der fragliche alkaloidische Körper nicht in Lösung ging. Bei Anordnung des zweiten Versuches, durch Behandeln des Giftes mit weinsaurem Wasser, konnten beide, Antiarol und der fragliche Körper, - nachdem das Antiarin entfernt worden war, konstatiert werden. Aus diesen Versuchen geht also hervor, ı. der fragliche Körper findet sich auch im Antiarissafte der pharmakognostischen Sammlung; 2. Antiarol reagiert nicht mit Meyers Reagens, ist daher mit fraglichem Körper nicht identisch. Als ich diesen alkaloidischen Körper in dem Milchsafte der pharma- kognostischen Sammlung Zürich auffand, und da über die Herkunft desselben nichts bekannt war, so war ich zunächst der Meinung, dass es sich gar nicht um den einfachen Milchsaft handle, sondern etwa um ein zusammengesetztes Ipoh. Ich bemühte mich daher, den Körper in ganz einwandfreiem Material aufzufinden. Zu diesem Zwecke wurden je 5 gr Antiarisrinde, die ich dem Rijks-Museum in Leiden verdanke, I. mit weinsaurem Wasser, 2. mit weinsaurem Alkohol auf dem Wasserbade während 2 Stunden digeriert. Bye Auszug I wurde filtriert, auf ein kleines Volumen gebracht und nach Trennung der (durch das Abdampfen) ausgeschiedenen Krystalle, die sich als Kaliumtartrat erwiesen, mit Meyers Reagens versetzt. Es entstand eine deutliche Fällung. Auszug 2 wurde auf dem Wasserbade eingedampft, der Rückstand mit Wasser aufgenommen und das Filtrat mit Meyers Reagens versetzt. Es trat eine deutliche Trübung ein. Somit glaube ich den Beweis geliefert zu haben, dass dieser frag- liche Körper aus dem Upasbaume stammt. Die folgenden Proben er- gaben wieder bestätigende Resultate. In sämtlichen Proben, die Antiarin enthielten, war dieser Körper zugegen, während er stets da fehlte, wo Antiarin abwesend war. Ich habe nun eine Reihe von Versuchen gemacht, um den Körper zu isolieren. Ich will dieselben nicht einzeln anführen; sie sind ohne Erfolg geblieben. Einesteils trägt daran offenbar die Leichtlöslichkeit des Körpers in Wasser die Schuld und andernteils die geringe Menge das mir zu Gebote stehenden Materials. Ich sagte mir daher, dass ich im günstigsten Falle mein Material würde aufbrauchen müssen, um vielleicht eine Farbreaktion aufzufinden, die an und für sich auch nicht viel sagte, und zog es daher vor, einige Versuche anzustellen, um die alkaloidische Natur des Körpers weiter zu beweisen, die Hauptmasse aber lieber dazu zu verwenden, um zu untersuchen, ob der Körper an der Wirkung des Ipoh beteiligt ist. Ich habe daher Versuche mit einigen Fällungsreagentien gemacht und gefunden: In weinsaurer wässeriger Lösung giebt I. Meyers Reagens — weisse Fällung, . Gerbsäure — weisse Fällung, die in starkem Alkohol löslich. ist, beim Verdünnen mit Wasser wieder ausfällt (diese Eigen- schaft kann zur Reinigung des Tannates dienen), 3. Jodjodkaliumlösung — braune Fällung. D Des weiteren musste mir daran liegen, den Körper auf seinen Gehalt an Stickstoff zu prüfen. Dazu verwendete ich einmal eine kleine Menge des mit Gerb- säure erhaltenen Niederschlages und weiter eine kleine Menge des weinsauren Alkaloides. Die Versuche wurden in gewohnter Weise mit festem Kalium ausgeführt, welche Methode auf Bildung von KCN beruht, das seiner- seits wiederum durch Eisenchlorid und Ferrosulfat beim Ansäuren des gekochten Gemisches Berlinerblaubildung verursacht. Io #5 74 Der Niederschlag von Berlinerblau ist in beiden Fällen eingetreten, wodurch die Anwesenheit von Stickstoff bewiesen war. Die Reagentien waren vorher durch einen blinden Versuch auf Reinheit geprüft worden. Für den physiologischen Versuch wurde der Körper, den wir nun- mehr füglich als ein Alkaloid ansprechen dürfen, in folgender Weise gereinigt: Alle bisher beiseite gestellten weinsauren Lösungen, in denen Meyers Reagens, bei Abwesenheit von Strychnin und Brucin, Fällung erzeugte, wurden vereinigt und daraus etwa vorhandenes Antiarin durch Ausschütteln mit Äther entfernt. Während dieser Prozedur, welche lange Zeit in Anspruch nahm, konnte allerdings bei Kontrollversuchen eine schwache Abnahme an Intensität der Fällung mit Meyers Reagens bemerkt werden, so dass eine Gehaltsabnahme der weinsauren wässerigen Lösung offenbar stattgefunden hat, was aber bei der beträchtlichen Menge Äther, die dazu verwendet werden musste, nicht zu verwundern ist. Nachdem schliesslich alles Antiarin entfernt war, wurde die re- sultierende weinsaure wässerige Lösung, die mit Meyers Reagens immer noch stark reagierte, mit Natronlauge genau neutralisiert und mit absolutem Alkohol das entstandene Na-tartrat ausgefällt. Nach dem Stehenlassen über Nacht wurde filtriert, mit absolutem Alkohol nachgewaschen und das. Filtrat zur Trockene verdampft. Auf diese Weise erhielt ich 0,189 gr weinsaures Alkaloid. Diesen Rückstand, der also von den übrigen wirksamen Bestand- teilen des Ipoh nichts mehr enthielt, noch weiter zu reinigen unter- liess ich, um Verluste zu vermeiden. Ich löste ihn vielmehr zu einer 5 'oigen Lösung in Wasser; diese diente nun für die folgenden physio- logischen Versuche. Die physiologische Untersuchung, die im Laboratorium des Herrn Privatdozenten Dr. Cloetta in Zürich ausgeführt wurde, zeigt ein höchst bemerkenswertes Resultat. Mit der Erlaubnis des Herrn Dr. Cloetta lasse ich hier seine Mitteilungen über das Ergebnis seiner Versuche folgen, indem ich bemerke, dass diese mit der obengenannten 5 °/,igen Lösung des weinsauren Alkaloides ausgeführt wurden. Demnach ent- sprechen I,o cm? — 0,05 gr weinsaurem Alkaloid, O2 >22 —E 01005 > >» > ODE E02 > > > Herr Dr. Cloetta schreibt mir unter dem 30. Oktober 1900: «Ich bin erst jetzt dazu gekommen, die Versuche mit Ihrer Sub- stanz abzuschliessen. Es ging daraus folgendes hervor: Der in der a Lösung enthaltene Körper ist als sehr starkes Gift zu bezeichnen. Bei Fröschen ruft die subkutane Injektion von 0,4 cc (NB. der Lösung) schon in 3 Minuten einen vollständigen systolischen Herzstillstand her- vor. Erst viel später schliesst sich dann auch eine schwache allgemeine Lähmung des Tieres an, an der hauptsächlich die Atmung beteiligt ist. Das Gift wirkt also ganz ähnlich wie Digitoxin, nur viel rascher. «Bei Kaninchen ruft eine subkutane Injektion von 0,5 cc nach 3 Minuten eine Herabsetzung der Herzaktion von 200 auf 160 Schläge per Minute hervor. Nach weiteren 3—5 Minuten wird die Aktion wieder stark beschleunigt, bis auf 240 per Minute ganz regelmässig und kräftig; in diesem Stadium beginnt bereits Dyspn®. Ganz plötzlich steht dann das Herz in Diastole still und das Tier stirbt unter krampf- artiger Respiration. Die Vergiftungsdauer beträgt also ca. 6—-8 Minuten. «Es ist diese Substanz also namentlich mit Rücksicht auf die Schnelligkeit des Eintrittes zu den heftigst wirkenden Substanzen zu zählen.» Hiernach blieb es noch offen, zu untersuchen, wie dieses Gift bezüglich seiner Wirksamkeit zu derjenigen des Antiarins sich verhalte. Ich übergab daher Herrn Dr. Cloetta den letzten Rest des noch in meinem Besitze befindlichen Antiarins. Derselbe berichtet über die damit angestellten Versuche folgendermassen: «Die Wirkung des Antiarins ist keine so einheitliche. Es ist auch ein Herzgift, aber die Wirkung ist viel weniger stark ausgesprochen als bei dem Alkaloid. Bei Fröschen ruft eine Gabe von 2 mgr einen systolischen Herzstillstand hervor, aber die Wirkung ist lange nicht so intensiv; Dosen von 0,5—I mgr machen nur etwas unregelmässige Herzaktion. Auch hier traten bei Dosen über 2 mgr Lähmungs- erscheinungen des Tieres auf. Am Warmblüter konnte ich trotz Ver- abreichung grösserer Gaben keine deutliche Wirkung erzielen. Dosen bis zu 7 und 8 mgr blieben ohne jeden Einfluss. Zu weitern Versuchen reicht das Material nicht. Wenn daher auch die beiden Körper ähnlich wirken, so sind sie sicher nicht identisch.» Es geht also aus diesen Versuchen von Dr. Cloetta hervor, dass das Antiarin und mein Alkaloid bezüglich der physiologischen Wirkung nicht identisch sind und weiter, dass mein Alkoloid sicher einen der wichtigsten Bestandteile des Ipoh ausmacht. Freilich erlauben die oben mitgeteilten Zahlen noch nicht, die Giftigkeit des Alkaloides gegen die des Antiarins genau abzumessen, da in dem einen Falle die alkoholische Lösung eines ganz reinen Glycosides zur Verwendung gelangte, in dem andern Falle das weinsaure Salz eines nicht absolut reinen unbekannten Alkaloides. Ich darf hier aber nicht verschweigen, dass H. Vogel [92] S. 781 eine Mitteilung macht über Untersuchungen Kükenthals, die in Betreff der Herzwirkung eines Pfeilgiftes von Borneo viel Ähn- liches mit der Wirkung des hier in Rede stehenden Alkaloides hat. «Das Pfeilgift, das als überaus starkwirkend berüchtigt ist,» sagt Kükenthal, soll innerlich als Heilmittel (!) gegen Fieber verwendet werden. » Kükenthal vermutete Antiarisgift, Leubuscher und Knorr, denen das Gift zur Untersuchung gegeben wurde, konnten aber kein Glycosid nachweisen. Die Untersuchung hat jedoch ergeben, dass es sich wahrscheinlich um ein unbekanntes Alkaloid handelt, dessen Wirkung auf das Herz ähn- lich derjenigen von Digitalis und Strophantus ist. Es liegt hier zweifellos ein Alkaloid vor, das Strychnin und Brucin nicht sein kann. Trotzdem muss ich, obschon eine gewisse Ähnlichkeit in der Wirkung mit meinem Alkaloid nicht abzuleugnen ist, Bedenken tragen, es mit meinem Alkaloid zu identifizieren, da ja nicht anzunehmen ist, dass beiden Untersuchern das Antiarin, das zweifellos vorhanden sein musste, entgangen ist. Endlich sei daran erinnert, dass, wie im geschichtlichen Teil schon angedeutet, Wefers-Bettink |5) im Jahre 1839 aus dem Milch- safte von Antiaris toxicaria drei verschiedene, physiologisch verschieden wirkende Körper isoliert hat, nämlich: Antiarin, Öpain und Toxicarin. Leider ist in dem mir vorliegenden Referat nichts Näheres über die physiologischen Eigenschaften dieser Bestandteile mitgeteilt. Spätere Autoren scheinen diese Arbeit nicht berücksichtigt zu haben. Ich bin daher nicht in der Lage, diese Arbeit zum Vergleiche mit dem von mir gefundenen Alkaloid heranzuziehen. Trotzdem vermute ich, dass Wefers-Bettinks Öpain vielleicht identisch ist mit dem von mir beobachteten Alkaloid, das offenbar eine hervorragende Rolle bei der Giftwirkung des Ipoh spielt und dem ich daher den Namen «/pohrin» geben will. Die Entscheidung darüber, ob diese beiden Körper wirklich identisch sind, kann nur eine neue Untersuchung von zweifellos echtem Antiarismilchsafte geben, die ich in Bälde vorzunehmen hoffe. Nach Abschluss dieser Untersuchungen war jedoch die Aufgabe, die ich mir gestellt hatte, noch nicht vollständig gelöst. Es blieb noch übrig, sämtliche Gifte auf Arsen und Antimon zu untersuchen, da, wie ich früher zeigte, wir in der Litteratur auf Angaben stossen, wo- nach diese mineralischen Gifte da und dort den Pfeilgiften zugesetzt werden sollen und zwar Arsen als Realgar, Antimon als Schwefel- antimon. Zu diesem Zwecke benützte ich die von den Analysen auf- bewahrten Rückstände, denn in diesen mussten etwa vorhandene Mineral- gifte zurückgeblieben sein. Au ® Diese Frage konnte aber vielleicht mit einem einzigen Vorver- suche im Marsh’schen Apparat entschieden werden, indem ich von sämtlichen Rückständen I—2 gr zusammenmischte, die organische Substanz mittels KCIO,;-+-HCl zerstörte und nach geeigneter Vor- bereitung im Marsh’schen Apparat untersuchte. Es wurde keinerlei Spiegel erhalten; ebenso fielen Versuche, die ich mit der HCl-Lösung nach der Zerstörung der organischen Subztanz mit H2S machte, er- folglos aus. Arsen und Antimon fehlten also in sämtlichen Proben. Somit war der chemische Teil meiner Untersuchung abgeschlossen. Die vorliegenden 25 Gifte sind also als reine Pflanzengifte an- zusprechen. Zum Schlusse unterwarf ich die noch bleibenden Rückstände einer weitern Untersuchung unter Zuhilfenahme des Mikroskopes. Es geschah dies, um zu erfahren, ob die mikroskopische Unter- suchung etwa Aufschluss geben könnte über diesen oder jenen Pflanzen- zusatz durch besonders charakteristische Merkmale, wie Pflanzenhaare, Steinzellen, Krystalle etc. Ich gebe die Ergebnisse dieser mikroskopischen Untersuchungen (obgleich sie zur Kenntnis der Pfeilgifte nichts wesentlich Neues bringen) in der nun folgenden Tabelle über die Zusammenstellung der Resultate, indem ich zugleich von der Erlaubnis des Herrn Professor Hartwich Gebrauch mache, auch seine Resultate in dieser Tabelle aufzunehmen. Tabelle II. Zusammenstellung der Resultate der chemischen und mikroskopischen Untersuchung der Pfeilgifte.* nur spurenweises Auftreten. _ + = Anwesenheit, — = Abwesenheit der entspr. Körper. (H = No. Antiarin 2 Derrid. Say Brucin | Ipohin a nl mUDslsonlsans | Alban au Antimon Befund I ae ste =E T = 2 IE + — — — 3 3 I Sr _ (GD) —_ 4 ce Ar — ar —_ 5 ge ale = IE (+) 6 Ir IE — Ir — 2 7 = — _ Sie — — — Steinzellen; prismatische u. oktzdrische Krystalle. Erstere in HCl und Essig- säure ohne CO;»-Entwick- 3 lung lösl. Konc.H2SO« löst beide Arten. Letztere in - HClleicht löslich, unlösl.in- Essigsäure (Öxalat). Nach einiger Zeit krystallisiert Ss CaSO4 aus. 5 GR ale _ _ — ar - braune schollige Massen, keine Krystalle. 9 _ —_ — St: — — _ Steinzellen; 6seitige tafel- förmige Oxalatkrystalle. 10 AR + = — — =E — wie No. 8. I SE Fe — _ _ = — wie No, 8. 12 TE In —_ _ — ae — braune schollige Massen; wenig Oxalatkrystalle. 13 A + _ — n SE — braune Grundnuasse, in der man Krystalle, Gefässe u. einzellige, dickwandige Pflanzenhaare unterschei- den konnte. Lt Era en r— — — keine Krystalle, sonst wie 12. 15 18 ah ar + al (H — wie No. 13. 16 -r als — är = fen) ee wie No. 8. 17 + + ar + + = wieNo.12; Krystalle häufiger. 18 Ar an _— — at — Oxalatkrystalle und Gutta- | perchakügelchen, in Äther- | Chloroform löslich. 19 ala :G = —_ — als _ wie No, 18. 20 A (+) _ — — + — wie No. 8. = Ar n) — — — u) = wie No. 8. 22 air ap) — — - (+) —_ wie No, 8. 23 ae - + | — | wie No. 8. + (H IE == | = — — — hinterliess nur unmerklichen | Rückstand. 25 + + —relest = + — wie bei No, 18; ausserdem | Steinzellen u, Palissaden- | zellen (Samen einer Legu- | | minose?). * Bei No. ı bis No.7 ist das Ipohin nicht berücksichtigt, da dasselbe zur Zeit (1898), da diese Untersuchungen von Hartwich gemacht worden sind, noch nicht bekannt gewesen ist; ebenso wurde nicht auf Arsen und Antimon geprüft. 79 Aus dieser Zusammenstellung ergiebt sich folgendes: In den 25 untersuchten Pfeilgiften wurde Derrid 2mal 8,0820: Brucin > 20,0 29 Strychnin II » Ipohin I2 » Antiarına 21.» 44,0 °/o auf Ipohin wurden nur 19 Giftproben 63,15 0/0 untersucht, wo es in ı2 Fällen mit Sicher- a Aal 84,0 0/o keit gefunden wurde. mit Sicherheit gefunden. Dazu ist zu bemerken, dass das seltene Auftreten von Derrid nicht verwunderlich ist, da die Wurzel von Derris elliptica Benth., wie aus der Litteratur hervorgeht, nur da und dort zu Ipoh verwendet wird. Ferner sehen wir, dass das Brucin nie allein, sondern immer neben Strychnin, dieses aber in 5 von Io Fällen ohne Brucin und zweimal ganz allein gefunden wurde. Dabei sind drei Möglichkeiten denkbar: Die dazu verwendeten Strychnos-Rinden enthalten ı. nur Strychnin, oder 2. Strychnin und Brucin, oder 3. nur Brucin. Rinden letzterer Art werden aber zugleich mit solchen angewendet, die der ersten oder zweiten Kategorie angehören. Dies muss z. B. für Strychnos lanceolaris angenommen werden, die nur Brucin enthält und von der mit Bestimmt- heit behauptet wird, dass sie als «blay-hitam» einen wesentlichen Be- standteil unter den Ipoh-Ingredenzien bilde (siehe Pflanzenverzeichnis und Tabelle des Anhanges). Ipohin konnte in 12 von 19 Fällen mit Bestimmtheit und dreimal nur unsicher konstatiert werden. No. 1—6 sind nicht: auf Ipohin geprüft worden. Wir haben somit 2ı Mal Upas Antiar und 2 Mal Upas Tieute in Händen gehabt. No. 14 und No. 24 gaben unsichere Re- sultate: Ersteres Gift scheint verdorben zu sein; letzterer Versuch scheiterte wohl an der zu geringen Menge (Bruchteile eines Deci- grammes). Was die mikroskopische Untersuchung anlangt, so können wir daraus sichere Schlüsse nicht ziehen. Zahlreiches Auftreten von Guttaperchakugeln liess zuweilen einen Zusatz davon vermuten, indessen enthält der Antiaris-Milchsaft reichlich solche Kugeln. Das Vorhandensein von Krystallen war zu erwarten, wenn man bedenkt, dass Calciumoxalat so ungemein häufig vorkommt. Steinzellen, Pflanzenfasern und Pflanzenhaare, sowie Gefässe gelangen bei der primitiven Herstellungsweise der Pfeilgifte natürlich sehr leicht mit in den roh filtrierten Saft. IX. Beschreibung der in Tabelle Il aufgeführten Bambusbüchsen, Spatel, Giftpfeile und losen Giftproben, mit Angabe ihrer Abstammung. Die mit 7 versehenen Gifte wurden von Professor Rud. Martin von der Malayischen Halbinsel mitgebracht und von Professor C. Hartwich 1898 untersucht. ; £ I. Bambusbüchsen. 1. 7 Kleine Bambusbüchse mit einem Rest Pfeilgift; vom Ingra River in Süd-Selangor. (Sammlung R. Martin.) 9. Kleines Rohrdöschen aus dem Museum Leiden 901/9, ohne Spitze, von -Sudostborneo. Länge — -3 cm; Breite — 1 cm. Beidseikis durch einen Pfropfen verschlossen. Wenig Inhalt (siehe Taf. II, Abbild. No. 4). 15. Hellbraune kleine Bambusbüchse mit Spitze, einem Köcher aus der Sammlung des Herrn G. Schneider entnommen; von der malay- ischen Halbinsel. Wenig Inhalt. Gift braun, bröckelig. Die Büchse wenig verziert (siehe Taf. III, Abbild. No. 3). Länge: mit Spitze = 8,4 cm, Spitze — 2,0'cm, Breite — >,5scia) 16. Braune Bambusbüchse mit Spitze ohne Verzierung aus der Samm- lung der «Geographisch-ethnographischen Gesellschaft in Zürich » von den Bergen von Tapah im südlichen Selangor (Malayische Halbinsel). Wenig Inhalt, wie bei 15. Länge mit Spitze — 20,2 cm, Spitze — 3,4cm, Breite — >2>em: 17. Bambusbüchse mit Spitze (siehe Taf. III, Abbild. No. 2). Provenienz und Inhalt wie 16. ah Mit hübschen Ornamenten verziert; schmutzig braun, stellen- weise angebrannt. Fest verschlossen. Wenig Inhalt. Länge mit Spitze = 17,8cm, Spitze = 3,5 cm, Dicke _ och 19. D 1K@) ar E3 wvı a 7° w -x Pfeil von Tapah (Perak). ar Sı . Bambusbüchse mit Spitze ohne Verzierung, Provenienz wie 16. Grüner Bambus, fast leer, innen schimmelig. Ohne Verzierung. Länge mit Spitze — 27,0 cm, Spitze — 5,0cm, Breite = 2,4 cm. Grünliche Bambusbüchse mit Spitze wie 13 ohne Verzierungen (siehe Taf. II, Abbild. No. 1). Provenienz wie 16. Panse mit Spitze — 25,0cn, Spitze = 5,5 em, Dicke — 2,2.cm: Il. Spatel. . r Holzspatel mit Gift bestrichen aus einer Ansiedelung in den Bergen von Tapah in Perak. (Sammlung R. Martin.) Spatel aus dem «Museum für Völkerkunde» in Berlin der Orang Sinoi auf der Malayischen Halbinsel. Dick mit Gift bestrichen. Schokoladebraun. Lässt sich mit dem Messer als eine zähe Masse herunterschneiden (siehe Taf. II, Abbild. No. 2). Eänse Ao-em, breite _ 95 cm Dicke - 1,0 cm: Spatel aus der Sammlung der «Geographisch - ethnographischen Gesellschaft in Zürich» gleicher Provenienz wie Bambusbüchse No. TO. Dick bestrichen. Rissig, oberflächlich schimmelig. Konsistenz spröde, bröckelig; Farbe des zerriebenen Giftes schwarz (siehe ar I, Abbild. No. 2). Fanse >17 cm Breite unten — 5,5 cm, Breite oben — 6,0 cm, Dicker _-0,5.em. . Spatel aus der Privatsammlung des Herrn Professor Rud. Martin von den Orang Sakai in Perak. In ein Palmblatt verpackt; dünn bestrichen mit einem Gift gleicher Konsistenz und Farbe wie ıı (siehe Taf. I, Abbild. No. 4). lange 100 em, Breite —- 6,z2.cm, Dicke —- 05 Spatel aus Süd-Selangor wie 16. vorn abgerundet, scharfkantig, dünn bestrichen mit sprödem, rissigem, schwarzem Gifte (siche Taf. II, Abbild. No. r). Banse — 21 cm breite —7,3.cm, Dieke — 04cm Ill. Blasrohrpfeile. Aus der Samm- nn Te (eben), | lung R. Martin. T ». >» den Bessisi im südlichen Selangor. II 82 14. Pfeile aus der Sammlung des Herrn G. Schneider in Basel, der dieselben am 3. Oktober 1897 in Durian Kinayang (N. O. Sumatra), einem Dorfe der Karo-battas eingetauscht hat. Einfach, spindel- förmig ohne aufgesetzte Spitze und ohne Verdichtungspfropf. Spitze 3 cm lang mit Gift bestrichen. Banses — >>. em. Dicke — 03 cm, :Gewicht 07,007 20 u. 21. Spindelförmige Pfeile ohne aufgesetzte Spitze von Celebes, [86) D (wahrscheinlich von den Toradjas), aus der Privatsammlung der Herren Dr. F. und P. Sarasin in Basel. Zeigten nach dem Entgiften mehrere cm hinter der Spitze spiralförmige Einschnitte. (No. 20 siehe Taf. I, Abbild. No. 4, 5, ©.) No: 20: Bänge 375m, No. 21:- Länge, — .27,0°cmE Dicke >05 >» Dicke — 019 Gewicht — 4,3. 8r. Gewicht — 1.5500r u. 23. Pfeile aus der Privatsammlung der Herren Dr. F. und P. Sarasin in Basel, von Celebes stammend. Mit aufgesetzten doppelt ein- gekerbten Spitzen aus Bambus. Dieselben sind in den gespaltenen Schaft gesteckt, mit Harz verklebt und mittelst Bast am Grunde um- wickelt. Eine dicke braune, rissige Giftschicht reicht von der Spitze bis weit über die Verbindungsstelle mit dem Schaft (siehe Taf. I, Abbild. No. 8, 9, IT und 13). No-22="Eange —- 90:05 No. 23: Länge > 31,0 cu Breiter — ID Breite — 01.» Gewicht 272,65 or: Gewicht — 2.0.7 Zwei Pfeile aus der gleichen Sammlung und Provenienz, wie 22 und 23. Gespaltene Spitzen. (Eine abgebrochene Spitze ist ab- gebildet auf Taf. I, Abbild. No. 7.) Länge = 45,0 cm, Breite —- 0,4 cm, Gewicht — 26 or Pfeile aus einem Köcher des Museums für Völkerkunde in Basel; dieselben stammen von Westborneo. Spindelförmig, aufgesetzte Spitze, ohne Pfropfen. Spitze 2,5—3 cm vergiftet (siehe Taf. I, Abbild. No. 10). Länge — 27,5 cm, Dicke — 0:25 em, Gewicht” 00, or fo) IV. Lose Giftproben. . T Pfeilgift im Palmblatt (Borneo) aus der Pharm. Sammlung Zürich. Schwarzbrauner Inhalt von erdiger Konsistenz mit wenig ganz kleinen Krystallen (siehe Taf. I, Abbild. No. 5).* * Vergl. Seite 35 unter «Legen». a 7. Pfeilgift von Tumbang hiang (Borneo) am Mittellauf des Kapuas; Volksstamm der Olohngadju, sowie der Danom am Oberlauf des- selben Flusses (beide Stämme gehören zu den Dajaks). Scheint nach den Angaben von Herrn Grabowski, früher Museumsinspektor in Braunschweig, der das Muster aus Borneo mitgebracht hat, einer Bambusbüchse entnommen zu sein. Braune erdige Masse, lässt mit der Lupe kleine Krystalle erkennen. 5. Pfeilgift aus dem Museum in Leiden. 913/8 von der Landschaft Doesun (Borneo). Lose, grau-braune Stücke, die den Abdruck von Blattrippen zeigen. Zum Schlusse fasse ich die Hauptresultate der vorstehenden Unter- suchungen kurz zusammen. 1. Die Verwendung von Ipoh, als dessen Grundlage fast stets Antiaris toxicaria Lesch. zu betrachten ist, ıst mit einer Aus- nahme (Mentawati-Inseln) an den Gebrauch des Blasrohrs ge- bunden. 2. Zur Herstellung des Ipoh von Hinter-Indien und des Malayischen Archipels kommen wesentlich Antiaris toxicarıia Lesch., Strych- nos Tieute Lesch., Strychnos lanceolaris Mig. und andere Spectes, und nur ganz vereinzelt Derris elliptica Benth. in Betracht. 3. Es gelingt mittelst einer einfachen Methode, die giftigen Prin- sipien derselben, wie Antiarin, Ipohin, Strychnin, Brucin und Derrid aus den verschiedenen Pfeugiften zu isolieren. 4. Der Antiarismilchsaft enthält als wirksames Prinzip neben dem Antiarin ein sehr energisch auf das Herz wirkendes Al- kaloid, das Ipohin. 5. Im Antiarismilchsafte konnten Bestandteile nachgewiesen werden, die mit denjenigen der Guttapercha identisch zu sein scheinen. 6. Arsen und Antimon konnten in keinem Pfeilgifte nachgewiesen werden. Wir haben daher die untersuchten Ipoh als reine Pflanzengifte anzusehen. poh &. erstellun | dete Pflanzen. verwen Is von | e Mitteilungen nost r ANHANG, ISC Pharmakognostische Mitteilungen über einige zur Herstellung von Ipoh verwendete Pflanzen. Da in der Litteratur nur lückenhafte Angaben existieren über den Bau einiger zur Herstellung von Ipoh wichtiger Pflanzen und über den mikro-chemischen Nachweis der wirklichen Bestandteile derselben, so mögen folgende Mitteilungen als weitere Beiträge zur Kenntnis der Pfeilgifte dienen. l. Antiaris toxicaria Lesch. Es ist über den Bau der Rinde derselben, die ja für die Bereitung von Ipoh allein in Betracht kommt, nur eine Beschreibung von Al. Richter [72] (somit also an einem nicht sehr leicht zugänglichen Orte) bekannt geworden. Da sich unter den als von Antiaris abstammend bezeichneten Rinden, die ich von verschiedenen Museen erhalten habe, zweifellos diejenigen anderer Pflanzen befanden, so wird es nicht un- willkommen sein, wenn ich eine kurze Beschreibung einer solchen, als echt anzusprechenden Rinde, die mit derjenigen Richters übereinstimmt hier gebe. Wohl das zuverlässigste Material fand ich im Herbarium des Eidgen. Polytechnikums in Zürich. Es befindet sich da ein Zweig, der von einem in Buitenzorg kultivierten Antiarisbaume stammt. Die Achse zeigt folgenden anatomischen Bau: Die Epidermis besteht aus flachen Zellen mit braunem Inhalt, die im Tangentialschnitt rechteckig oder polygonal sind. Sie trägt zahlreiche, einzellige, ziemlich lange Haare mit verdickten Wänden und erweiterter Basis. Unter der Epidermis liegen in den jüngsten Stücken, die ich zur Untersuchung hatte, zwei Lagen stark verdickter Zellen, die A. Richter für sklerotische Korkzellen hält und von denen er annimmt, dass sie aus der Epidermis hervorgegangen sind. An meinen sehr stark ver- trockneten Exemplaren konnte. ich das Verhältnis zur Epidermis nicht deutlich konstatieren, will aber bemerken, dass die an die Epidermis besteht, sondern dass in ihr auch dünnwandige Zellen wahrzunehmen sind mit braunem Inhalt, ähnlich den Epidermiszellen. Bei den übrigen Zellen ist nur ein punktförmiges Lumen geblieben, von dem Tüpfel = ausstrahlen. = Daran schliesst sich das breite Parenchym der primären Rinde, in deren Mitte ein kontinuierlicher Collenchymring verläuft. Nach innen schliessen sich an den Collenchymring der Rinde die primären Fasern, einen breiten lockern Ring bildend. Die einzelnen Fasern lassen eine deutliche Schichtung erkennen. Sie sind im Quer- schnitt etwas unregelmässig, ungefähr wie die Fasern des botanisch verwandten Hanfs. Bis auf ihre primäre Membran sind sie unverholzt, wie auch die gleich zu erwähnenden sekundären Fasern. Die sekundäre Rinde ist noch wenig: ausgebildet, indessen treten doch schon Fasern auf, die, wie gesagt, denen der primären Rinde durchaus ähnlich sind. In der ganzen Rinde kommen ungegliederte Milchröhren vor, sowie Oxalatdrusen; sehr selten auch Einzelkrystalle, die im Längsschnitt axial- gestreckte Gruppen bilden. Markstrahlen sind in der durch das Ein- trocknen stark gepressten Rinde nicht deutlich erkennbar. Im Holz werden sie zwei Zellreihen breie Ihre Zellen ud radialgestreckt, zuweilen getüpfelt. Die Holzstrahlen bestehen vorwiegend aus schwachverdickten Libriformfasern. Parenchym tritt in der Menge zurück; es findet sich nur um die einzelstehenden, selten zu kleinen Gruppen vereinigten weiten Gefässe. Diese sind mit Holztüpfeln versehen und ihre Querwände einfach durchlöchert. Das Mark besteht aus getüpfeltem Parenchym, in dem reichlich Zellen mit braunem gerbstoffhaltigem Inhalt auffallen. Ausserdem enthält das Mark Milchröhren und (nach Richter) Oxalatdrusen, die aber in meinem Muster fehlen. li. Derris elliptica Benth. Diese als Fischgift (tuba) in Indien sehr geschätzte Papilionacee, spielt auch eine gewisse Rolle, wie wir gesehen haben, bei der Be- reitung von Ipoh. Ihre erste Beschreibung giebt Rumphius im IV. Band seines Herb. Amb. unter dem Namen «Tuba Radicum». Chemisch ist die Pflanze untersucht worden von Greshoff [31], derselbe isolierte aus ihr ein giftiges Prinzip, das er Derrid nannte; sowie von Sille- voldt [86]. Botanisch-anatomisch ist die Tubawurzel meines Wissens noch nicht beschrieben worden. Der mikroskopische Querschnitt zeigt folgendes Bild: 89 Zuäusserst erkennt man eine Korkschicht, deren Zellen meist mit einem braunen Farbstoff erfüllt sind. Dicht unter dem Kork in der primären Rinde liegt ein schmaler sklerotischer Ring, der ausschliesslich aus mässig verdickten Steinzellen besteht. Unmittelbar diesem an- gelagert erscheinen kleine Bündel von primären Fasern, die sich aber an der Bildung des Ringes nicht beteiligen. Die sekundäre Rinde zeigt ziemlich regelmässige Anordnung in den Baststrahlen: tangentiale Gruppen stark verdickter Steinzellen und dünnwandiger Weichbast mit Siebröhren wechseln ab. Im Holz befinden sich grosse Gefässe, die meist einzeln, selten zu zweien stehen und reichliches Parenchym, abwechselnd mit stark verdickten Libriformfasern, die den Bastfasern der Rinde völlig gleich gestaltet sind. Im Parenchym der Rinde finden sich, sowie auch in den Mark- strahlen, zahlreiche mit braunem Inhalt gefüllte Zellen, sehr selten Einzelkrystalle von Calciumoxalat. Die Markstrahlen, deren Zellen radial gestreckt und getüpfelt sind, erreichen ausnahmsweise eine Breite von acht Zellen. In der Rinde verbreitern sie sich erheblich nach aussen, so dass die Baststrahlen zwischen ihnen spitz zugekeilt erscheinen. Die Prüfung des Ouerschnittes mit konzentrierter Salpetersäure zeigt, dass das Derrid seinen Sitz hauptsächlich in der Umgebung des sklerotischen Ringes und in den Markstrahilen hat. Die orangerote Färbung tritt im Holz viel schwächer auf. Die Reaktion mit eisenhaltiser Schwefelsäure giebt kein be- friedigendes Resultat, da die sofort eintretende Braunfärbung des ganzen Gewebes jede Erkennung über den Sitz des Derrids verhindert. In der Umgebung des Präparates bemerkt man freilich später eine Rot- färbung; man vermag aber nicht mehr anzugeben, aus welchen Gewebs- teilen dieselbe stammt. Ill. Über die Bestandteile einiger ost-asiatischer Strychnos-Arten. Wie aus den Angaben der Litteratur, sowie aus meinen analy- tischen Untersuchungen der Pfeilgifte hervorgeht, werden nicht selten Strychnos-Arten bei der Bereitung von Ipoh verwendet. In erster Linie kommt dabei S/rychnos Tieute Lesch. wegen ihres hohen Strychningehaltes in Betracht, über deren Verwendung zu Ipoh kein Zweifel besteht; giebt sie doch dem Upas Tieute seinen Namen. Ich mache zunächst einige Angaben über diese Species. an Strychnos Tieute Lesch. Wie schon öfters erwähnt, hat Leschenault diese Pflanze, die er auf Java im Jahre 1805 als einen Bestandteil des Ipoh kennen lernte, zuerst beschrieben. Das von ihm nach Europa gesandte Material wurde von Pelletier und Caventou, den Entdeckern des Strychnins und des Brucins, untersucht und diese beiden Chemiker fanden in der Rinde nur Strychnin. Eine anatomische Untersuchung des Baues der Rinde veröftfent- lichte Peter Itschert [44. Auch er konstatierte mikrochemisch nur Strychnin und zwar nur im Kork, was ziemlich auffallend erscheint, da er ein in Alkohol mehrere Jahre lang konserviertes Materjal untersuchte, wonach man annehmen sollte, dass der Alkohol das Strychnin gelöst und in andere Gewebsteile verbreitet hat. In nachfolgender Tabelle über die chemischen Bestandteile einiger Strychnos-Arten aus Indien sind die Resultate der Untersuchung von fünf verschiedenen, als Strychnos Tieute bezeichneten Mustern aufge- führt, welche wenig mit einander übereinstimmen. Um zu entscheiden, welche von diesen wirklich von Strychnos Tieute Lesch. abstammen, müssen wir die von Pelletier und Caventou aufgestellte Thatsache zu Grunde legen, dass in ihrem authentischen Material nur Strychnin vorhanden war. Danach können nur No. ı aus Bern und No. 2 aus Haarlem als echte Strychnos Tieute-Rinden betrachtet werden. Wie ich besonders betonen will, kann ferner da- nach die im botanischen Garten in Singapore kultivierte Pflanze, von der ich wahrscheinlich zweimal Material untersuchte, das ich durch Professor C. Schröter und Professor R. Martin erhalten habe, nicht Strychnos Tieute sein. Es müssen daher auch die Untersuchungen von Moens [22] (siehe Tabelle) 1866, der neben Strychnin auch Brucin nachwies, mit Material ausgeführt sein, das nicht von Strychnos Tieute Lesch. stammt; wogegen Boorsma [8] 1399 in der Pflanze nur Srychnin und kein Brucin gefunden hat. Meine Bemühungen, an dem mir zu Ge- bote stehenden Material durch mikroskopische Untersuchungen Unter- schiede zwischen den einzelnen Mustern aufzufinden, haben nach einer Richtung Erfolg gehabt; nach einer andern, auf die ich grosse Hoff- nung setzte, haben sie aber vollständig versagt. Was zunächst die letztere anbetrifft, so giebt Solereder [67] S. 616 eine Übersicht über eine grosse Anzahl von Strychnos- Arten nach dem Bau der Rinde, indem er dabei wichtige Abteilungen danach unterscheidet, je nachdem der sklerotische Ring innerhalb oder ausser- halb der primären Bastfasern entsteht. Leider hat mich dieses Merkmal hier und bei nachher zu be- sprechenden anderen Arten völlig im Stiche gelassen, da, wie übrigens schon von Hartwich [34] (S. 73) gezeigt wurde, die primären Fasern so stark zusammengepresst werden, dass sie nicht mehr aufzufinden sind. Ein besseres Resultat lieferte die Untersuchung von Samen, die ich aus Haarlem und Singapore erhielt. Die Untersuchung zeigte, dass es sich um zwei völlig verschiedene Arten handelt. Ich gebe die Unterschiede ganz kurz. Bei den Samen von Singapore misst der Embryo durchschnitt- lich 1,3 cm, wovon 0,6 auf die Cotyledonen und 0,7 auf die Radicula fallen. Der Embryo des Samens aus Haarlem misst dagegen durch- schnittlich nur 0,5 cm, wovon die eine Hälfte auf die Radicula, die andere Hälfte auf die Cotyledonen kommt. Ferner sind die Epidermiszellen des Samens aus Haarlem im Um- riss rundlich polyedrisch und nur zuweilen wenig gebuchtet; wogegen diejenigen des Samens aus Singapore ausserordentlich tiefgebuchtete Wände zeigen und darin an die Epidermiszellen vieler Blätter erinnern. Bei der Besprechung der Bestandteile der untersuchten Giftproben wurde schon erwähnt, dass dabei offenbar ausser Strychnos Tieute Lesch. noch andere Species verwendet zu werden scheinen, wie aus der Verschiedenartigkeit ihrer alkaloidischen Bestandteile ohne weiteres hervorgeht. Von einer dieser Arten wissen wir bereits, dass sie bei der Herstellung von Ipoh Anwendung findet, nämlich von SZrychnos lanceolarıs (mit dem einheimischen Namen «blay-hitam»), die von Santesson [78] untersucht wurde. Zur Entscheidung der Frage, welche anderen Strychnos- Arten etwa in Betracht kommen können, steht uns die von Flückiger [22] semachte Zusammenstellung über die Bestandteile der Strychnos-Arten zur Verfügung. Ich habe mich bemüht, diese Angaben, soweit dies die asiatischen Arten betrifft, durch eigene Untersuchungen und An- gaben aus der neueren Litteratur zu vervollständigen, so dass diese neue Tabelle alle Angaben, die wir bis jetzt hierüber kennen, resümiert. Ich habe bei meinen Untersuchungen zweierlei Verfahren angewendet, nämlich: ı. das rein makrochemische Verfahren im Laboratorium, das, wo immer möglich, quantitativ ausgeführt wurde und D das Verfahren unter dem Mikroskop, das uns erlaubt, den Sitz der Alkaloide, resp. ihre Verteilung auf Rinde und Holz, mit Hilfe von Farbreaktionen zu ermitteln, Die Ausführung des makrochemischen Verfahrens ist diejenige, die bei der Untersuchung von Strychnos-Samen durch C. C. Keller '47| angewendet wurde, und die eine Trennung von Strychnin und Brucin erlaubt. Die Alkaloide sind stets gewichts-analytisch bestimmt worden. In zweifelhaften Fällen, wo z. B. Brucin durch die gleich- zeitige grüne Färbung von Strychnochromin, von dem sogleich die Rede sein wird, verdeckt wird, kann die Reaktion dadurch verschärft werden, dass die Gesamtmenge des Alkaloidgemisches mit 2 cm? Wasser übergossen wird; nach dem Zufügen von 5 Tropfen kon- zentrierter Salpetersäure tritt an den konzentrierteren Teilen zuerst Grün- färbung von Strychnochromin ein, die aber nach dem Umrühren wieder verschwindet. Nun wird die Flüssigkeit in einen kleinen Reagiercylinder gegeben, mit konzentrierter Schwefelsäure unterschichtet und der Dampf- wärme ausgesetzt, wodurch bei nur geringen Spuren von Brucin an der Berührungsfläche der Flüssigkeiten ein deutlicher roter Ring entsteht. Da mir nicht in allen Fällen genügend Material zur Verfügung stand, um beide Alkaloide zu trennen, musste ich mich mehrfach auf die Angabe des Gehaltes an Gesamtalkaloid beschränken. In einigen Fällen musste überhaupt auf quantitative Untersuchung Verzicht ge- leistet werden. Indessen sind meine Resultate, was das Vorkommen der beiden Alkaloide in Rinde und Holz überhaupt betrifft, unter allen Umständen zuverlässig und die Beantwortung dieser Frage war ja die zunächstliegende. Die mikrochemische Methode ist einfach und verhältnismässig leicht ausführbar. Sie beruht auf der Anwendung von Identitätsreak- tionen der beiden Alkaloide, die an mikroskopischen Schnitten während der Beobachtung unter dem Mikroskop ausgeführt werden. Als sehr gute Reaktion auf Strychnin wurde diejenige mit Vanadinschwefelsäure angewendet. Ihre Blaufärbung ist der Violettfärbung mit Kalium- dichromat und Schwefelsäure vorzuziehen, da letztere leicht, nament- lich durch die braune Farbe von verbrannter Substanz, beeinträchtigt wird, was bei der intensiv kornblumenblauen Farbe der Vanadin- schwefelsäurereaktion nicht in demselben Masse der Fall ist. Die Brucin- reaktion mittelst konzentrierter Salpetersäure eignet sich sehr gut zu diesem Zweck, indem sie gar keinen Zweifel entstehen lässt. Dabei tritt aber in gewissen Fällen eine interessante Nebenerscheinung auf, nämlich eine intensive smaragdgrüne Färbung des Korkes gewisser Rinden. Diese bisher mikroskopisch scheinbar noch nie an Strychnosrinden gemachte Beobachtung erinnerte mich an eine Mitteilung von Pelletier und Caventou über einen Körper, den diese Forscher Szrychnochromin 93 (siehe auch Elfstrand [22], 8. 53) nennen, und den sie in einem von Leschenault mitgebrachten Upas Tieut@ unter ähnlichen Be- dingungen fanden, nämlich beim Prüfen eines Alkaloidgemisches auf Brucin mittelst Salpetersäure, das sie aus diesem Pfeilgift isoliert hatten. Ich will hier bemerken, dass mir bei den Untersuchungen meiner Gift- proben nirgends, auch da, wo beide Alkaloide zugegen waren, eine solche Grünfärbung mit Salpetersäure aufgestossen ist. Leider geben Pelletier und Caventou keine weiteren Eigenschaften des Strychno- chromins an. Meine Versuche, dasselbe zu isolieren, sind an der ge- ringen Menge des vorhandenen Materials gescheitert. Was nun die allgemeine Lokalisation der Strychnosalkaloide und des Strychnochromins in Strychnosrinden anbetrifft, so hat sich folgendes herausgestellt: r Strychnın. Das Vorkommen des Strychnins ist fast ausschliesslich auf den Kork beschränkt, während es in der übrigen Rinde stets und im Holz fast immer fehlt. Junge Achsen, die noch mit der Epidermis bedeckt sind und noch keinen Kork besitzen, enthalten kern Strychnin, wennschon Brucin vor- handen ist. Einjährige Achsen mit 1—2 Zellreihen Kork lassen ebenfalls noch kein Strychnin erkennen. Ältere Achsenteile mit 10 —ı2 Zellreihen Kork geben mit Vanadin- schwefelsäure eine grünliche Zone im Kork, die als Strychninzone an- gesprochen werden kann, indem die gelbe Farbe der Vanadinschwefel- säure mit der blauen Farbe, die sie mit spurenweise vorhandenem Strychnin giebt, eine grüne Mischfarbe erzeugt. Strychnochromin, das mit konzentrierter Schwefelsäure, wie ich gleich zeigen werde, eben- falls grün reagiert, war im gegebenen Fall ausgeschlossen, da die Grün- fäarbung mit konzentrierter Salpetersäure ausblieb. 2. Brucın. Dasselbe kommt, abgesehen vom Kork, im ganzen Querschnitt vor und zwar am reichhaltigsten in der sekundären, am wenigsten in der primären Rinde; das Holz hält ungefähr die Mitte. Die einzelnen Elemente, in denen das Brucin sich findet, lassen sich mit Salpetersäure nicht genau unterscheiden, da die rotgelbe Lösung soiort über den ganzen (Juerschnitt sich ausbreitet. Ian 3. Strychnochromin. Dasselbe kommt ausschliesslich im Kork vor. Konzentrierte Schwefelsäure bewirkt Grünfärbung, ebenso konzentrierte Salpeter- säure.. Von besonderem Interesse war, weiter zu erfahren, ob und in welcher Beziehung dasselbe zu den Alkaloiden, speciell dem Strychnin, stehe. Aus beifolgender Tabelle ist ersichtlich, dass folgende drei Fälle diese Frage beantworten: I. Strychnochromin kommt neben Strychnin vor (z.B. in der Rinde von Strychnos Tieute). 2. Strychnochromin fehlt bei Gegenwart von Strychnin (z. B. in der Rinde von Strychnos lanceolaris). mn Strychnochromin kommt in grossen Mengen in vollständig al- kaloidfreien Rinden vor (z. B. Strychnos laurina und Strychnos monosperma). Daraus geht hervor, dass dieser interessante Körper gar nicht an die Gesenwart der Alkaloıde gebunden zu sen scheint. In Bezug auf das Vorkommen von Strychnin im Kork und von Alkaloiden im Kork überhaupt sei hier bemerkt, dass dasselbe bisher nicht häufig beobochtet wurde. Boehm [7] hat bei der Untersuchung der Rinden südamerikanischer Strychnosarten, die zur Herstellung von Curare dienen, Alkaloid im Kork gefunden. Ebenso zeigte Gamper [27] das Vorkommen von Alkaloid im Kork der Rinde von Esenbeckia, einer falschen Angosturarinde. Ich möchte bei dieser Gelegenheit mit aller Reserve eine Hypo- these mitteilen. Man ist im allgemeinen der Ansicht, dass die Alkaloide beim Zerfall des Eiweiss-Moleküls entstehen und als Exkrete zu betrachten sind, die aus dem Stoffwechsel ausgeschieden werden, was freilich vielleicht nicht für alle Fälle zutrifft. Bei der Gattung S7rycknos findet sich das Brucin in den lebenden Teilen der Pflanze; das Strychnin ist dagegen, was die oben erwähnten Arten anbelangt, in der Rinde endgültig nur im Kork abgelagert, wo es vielleicht durch seine Bitterkeit und Giftigekeit der Pflanze gegen Tierfrass Schutz gewährt. \Wenn wir nun die empirischen Formeln der beiden Alkaloide vergleichen, so finden wir, dass das Brucin zwei Methoxylgruppen mehr besitzt, als das Strychnin; mit anderen Worten kann das Brucin 95 als das um zwei Methoxylgruppen vermehrte Strychnin aufgefasst werden. Über die Konstitution der beiden Körper sind wir noch wenig aufgeklärt; wir wissen aber bereits, dass beide nach dem gleichen Schema aufgebaut sind. Man kann sich nun die Vorstellung machen, dass die Pflanze dem beim Zerfall des Eiweisses zuerst entstandenen Brucin zwei Methoxylgruppen entzieht, um sie vielleicht zum Aufbau anderer Stoffe zu verwenden, während der Rest als Strychnin im Kork abgelagert wird. Diese Hypothese bezieht sich selbstverständlich nur auf das Vor- kommen der Alkaloide in der Rinde. Nach Flückiger findet sich Strychnin auch im Holz von Strychnos nux vomica, was ich freilich an &anz authentischem Material nicht habe bestätigen können. Dagegen haben Hartwich und ich es zweifellos im Holz eines als Strychnos Tieute bezeichneten Musters aufgefunden. Ich lasse nun die Tabelle folgen (s. S. 96), die als Fortführung einer von Flückiger (Arch. d. Ph. 1892) gegebenen ähnlichen Zusammen- stellung zu betrachten ist; will aber ausdrücklich bemerken, dass es mir nicht gelungen ist, alle in der Litteratur vorkommenden Pflanzen- namen auf die Bezeichnungen des Index Kewensis zurückzuführen. Es liegt dies daran, dass gegenwärtig so häufig die Autornamen weggelassen werden und dass bei mehrfach vergebenen Namen, wie z.B. bei Strychnos colubrina und Strychnos ligustrina, es einfach zuweilen unmöglich ist, festzustellen, welche Species unter einer Angabe der Litteratur gemeint ist. Daher kommt es auch, das die Ergebnisse verschiedener Unter- suchungen nicht immer übereinstimmen. Um aber doch zu einer Übersicht zu gelangen, setze ich in die erste Kolonne den Namen des Index Kewensis und in die zweite den von den betreffenden Autoren angewendeten Namen. Umstehende Tabelle, die alle Ergebnisse von Untersuchungen re- sümiert, die bisher an indischen Strychnos-Arten (wir kennen deren 26) gemacht worden sind, ist allerdings sehr lückenhaft. Sie gestattet uns nur den Schluss zu ziehen, welche der genannten Species bei der Bereitung von Ipoh sicher nicht in Betracht kommen können. Von Strychnos Tieute Lesch. und Strychnos lanceolaris Miq. wissen wir bestimmt, dass sie verwendet werden; über die Verwendung der übrigen können wir nichts Bestimmtes sagen. Tabelle über die chem. Bestandteile einiger r Strychnos-Arten a 1 ? bedeutet nicht Anker Anmerkung: Die Zahlen bedeuten den Prozentgehalt. —+ bedeutet Anwesenheit, en » Abwesenheit der entspr. Karo + + Zahl = °/ Gehalt an Gesamtalkaloid. i i Strych- ST SER SP ecies-Namen £ 2 zo. ung u Bruein SE Untersucht v nach dem Index Kewensis in der Litteratur | nin chromin| 2 E ı. Strychnos angustifolia Benth.: Samen. 23202: _ — — | Flückiger. 2. Stryehnos colubrina 2 £ | ; { a. d. Ph.Sammlg. Zürich: BRızde 04 3,7 + | Geiger. 4,1 Diszioless 2 = -— 0,34 — ‚Geiger ; » REES (+) IE — | Berdenis von Ber Strychnos bieir- Kon Dre ne rhosa Lesch.: | 25 Wurzel . . — — 2 Flückiger. E Strychnos ligu- FRE strina Zippel . — es -? Dragendorff. 3 Strychnos Ignatii Berg.: a) Wurzelrinde . . ar + + | Geiger. 0,4 SEE byeRmader | ea ? | Flückiger. 1,0 3 Chen | RE — | Flückiger. d) Samen . . . 14 (+) — |Flückiger. - DER + de — ,Ransom (Ph. J.& Tr. 1,72-3,01 1894, 3. 139). e) Dldlten. 2 — _ — | Flückiger. 4. fehlt im Ind. Kewensis. Strychnos javanica: Kurden: S\gle | ai ? Dragendorff. 2,7 5. Strychnos lanceolaris ‚blay-hitam‘: —_— Ar ? C.&G. Santesson. ? Mig. von Prof. Behm in Leipzig Holz u. Rinde — te + | Geiger. 6. Strychnos laurina Wall. aus dem botan, Garten i. Buitenzorg: Andere — —_ + | Geiger, DIN ZEN —_ _ — | Geiger. 7. Strychnos malaccensis Benth.: Rinde . . — =; 2 Dragendorff. Strychnos Gaul- theriana Pierre — ‚hoang-nan‘* von Gehe & Co.: RITZder St- == + | Geiger. | » 2 ? 271 3 Lars Baralt (J 8. Strychnos monosperma d. Ph. 1880, S. 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Spatel von einer Ansiedlung in den Bergen von Tapah im südlichen Selangor, aus der Sammlung der « Geographisch-ethnographischen Gesellschaft Zürich » (vergl. Kapitel IX, II., ı1). = Fig. 4. Spatel der Orang Sakai in Perak; in ein Palmblatt gehüllt, aus der Sammlung Prof. Dr. Martin (vergl. Kapitel IX, II., 17). Fig. 5. Pfeilgift von Borneo, in ein Palmblatt gewickelt, aus der pharmakognostischen Sammlung Zürich (vergl. Kapitel IX, IV., 6). Tafel III. Fig. 1 und 2. Bambusbüchsen von den Bergen von Tapah im südlichen Selangor, aus der Sammlung der «Geographisch-ethnographischen Gesellschaft in Zürich » (vergl. Kapitel IX, I, ı2 und 14). Fig. 3. Bambusbüchse von Central-Sumatra, aus einem Köcher der Sammlung G. Schneider, Basel (vergl. Kapitel IX, I., 10). Fig. 4. Kleines Rohrdöschen von Südost-Borneo, aus dem Rijks-Museum in Leiden (vergl. Kapitel IX, IL, r). Fig. 5. Köcher der Orang Sakai (Perak), aus der Sammlung Prof. Dr. Martin, Zürich (vergl S. 33). Fig. 6. Inhalt des Köchers No. 7: Katzenpelz mit vergifteten Pfeilen. Letztere in ein Palmblatt gewickelt (vergl. S. 34). Fig. 7. Köcher von West-Borneo, aus der Sammlung für Völkerkunde des Museums in Basel (vergl. S. 34). TAFELI 7 RN FIRE ei ae a ee = = 12 D134v1L TAFAH RR HOIUNZ 59 ®4340H r Fe ee N me m 58j81999-yodr sep 9ı IVULSNV a am m m u Buy Bu Sysısun [2] SCAACHEREE NT sa4yoJselg sap UoneugeHg . yodr sep unne4geg ü PAS 4 Zi Al 2 Invı yoniL? ® E + 000000'08:1:qe1sseeyy yodr p Bungtauguen ydeaboag, N134V | | A Fr "X042J WNJIUOOY ER ir Ds ., ern "a ai - - “De ur „ Rot Or RR [4 “